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Full text of "Sitzungsberichte und Abhandlungen der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis in Dresden"

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Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 


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Herausgegeben 


(Mit  4 Tafeln  und  8 Abbildungen  im  Text.) 


Dresden. 

In  Cofnmission  von  Wamatz  & Lehmann,  König!.  Sachs.  Hofbuchhändler, 


1898. 


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Inhalt  des  Jahrganges  1892. 

I.  Sitzungsberichte. 

I.  Section  für  Zoologie  S.  B und  25.  — Ebert,  R.:  Das  Auge  des  Grotten- 

olois  S.  25.  — Schiller,  K.,  und  Thiele,  J.:  Neue  Bereicherungen 
der  sächsischen  Fauna  S.  25.  — Thiele,  J.:  lieber  Wurmmollusken 
S.  3;  das  Auge  niederer  Wirbelthiere,  die  primitivsten  Metazoen  S.  25. 
— Vetter,  B.:  Verstorbene  Zoologen,  über  Rotatorien  S.  4;  erstes 
Menschenalter  der  Darwin’schen  Theorie,  Auge  der  Vetromyzon- Larve, 
Modell  der  Steinkoralle  S.  25.  — Neue  Litteratur  S.  3. 

II.  Section  für  Botanik  S.  4 und  25.  — Drude,  0.:  Plankton-Expedition, 
Besetzung  botanischer  Lehrstühle,  verstorbene  Botaniker,  Führung 
durch  den  neuen  K.  Botanischen  Garten  S.  5;  Bereicherungen  der  sächsi- 
schen Phanerogamen-Flora  S.  25;  Wüstenpflanzen  und  Succulenten  S. 
29;  Demonstration  von  Succulenten  im  K.  Botanischen  Garten  S.  30.  — 
Fritz  sehe,  F.:  Vorkommen  von  Pirola  chlorantha  und  von  Epipogum 
Gmelini  S.  29.  — Naumann,  A.:  Mikroskopische  Unterscheidung  der 
Hölzer  S.  5;  Arten  der  Gattung  Botrychium  S.  29.  — Schiller,  K.: 
Bereicherung  der  sächsischen  Kryptogamen-Flora  S.  28.  — Vetter,  B.: 
Plankton-Expedition  S.  5.  — Neue  Litteratur  S.  29.  — Zusammen- 
kunft mit  dem  thüringisch-botanischen  Verein  in  Gera  im  Juni  1892  S.  6. 

III.  Section  für  Mineralogie  und  Geologie  S.  6 u.  30.  — Bergt,  W.: 
Gebirgsdruck  und  seine  Wirkungen,  Kiesel-Oolithe  aus  Pennsylvanien  S. 
31.  — Engelhardt,  H. : Kreidepflanzen  aus  Böhmen,  Tertiärpflanzen 
aus  Schlesien,  fossiler  Giftzahn  S.  8.  — Francke,  H. : Tektonisches 
Modell  von  Dr.  R.  Schäfer  S.  30;  Besprechung  neuer  mineralogisch- 
geologischer Werke  S.  31;  Quarzporphyr  und  Orthoklas  (Mondstein) 
aus  Schlesien  S.  32.  — Geinitz,  H.  B.:  Krystalle  von  Kochsalz  und 
von  Hydrohalit,  Geweihe  des  diluvialen  Riesenhirsches  S.  7;  neue  Auf- 
stellung des  K.  Mineralog.-geolog.  und  prähistor.  Museums  S.  8;  Stru- 
delloch im  Lomnitzkessel,  Katastrophe  von  St.  Gervais  S.  30;  Meteor- 
stein von  Ensisheim,  Gletschertöpfe  aus  Californien,  neue  Entdeck- 
ungen am  Ichthyosaurus  S.  31;  Frau  Prof.  Zschau  f S-  30.  — Z sc  hau, 
E. : Zeolithe  aus  dem  Syenit  des  Plauen’schen  Grundes  S.  7 ; gangartige 
Kluftausfüllungen  im  Syenit  des  Plauen’schen  Grundes  S.  31.  — Neue 
Litteratur  S.  7 und  8.  — Excursion  in  die  Bahn-,  Weisseritz-  und 
Hafen-Anlagen  bei  Dresden-Friedrichstadt  S.  8. 

IV.  Section  für  prähistorische  Forschungen  S.  8 u.  32.  — Deichmüller, 
J. : Gefäss  mit  Graphitmalerei  von  StetzschS.  10;  Urnenfeld  am  Berliner 
Bahnhof  in  Dresden  S.  12;  vorgeschichtliche  Sammlungen  Italiens  S. 
32;  Vorlagen  S.  11.  — Döring,  H. : Burgwälle  von  Alt-Oschatz  und 
Leckwitz  S.  8;  slavische  Herdstelle  in  Köblitz  S.  11;  prähistorische 
Funde  aus  der  Lausitz  S.  33;  Vorlagen  S.  10  u.  11.  — Ebert,  O.: 
Vorlagen  S.  11.  — Geinitz,  H.  B.:  QuatrefagesfS.il.  — Peuckert, 
A. : Vorlagen  S.  11.  — Neue  Litteratur  S.  11.  — Excursion  nach 
Cossebaude  und  Stetzsch  S.  12. 

V.  Section  für  Physik  und  Chemie  S.  12  u.  34.  — Förster,  B : Demon- 

stration des  Modells  einer  Gesteinsbohrmaschine  S.  34.  — Helm,  G.: 
Schwankungen  der  Erdachse  S.  12;  Polhöhenbeobachtungen  S.  34.  — 
Hempel,  W.:  Kohlenstoffbestimmung  im  Eisen,  neuer  Messapparat 
für  Gase,  Verbrennung  in  Kohlensäureatmosphäre  S.  15.  — Krone,  H. : 
Das  Problem,  in  natürlichen  Farben  zu  photographiren  S.  34.  — Ex- 
cursion zur  Besichtigung  des  Blasewitz-Loschwitzer  Elbbrückenbaues 
S.  34. 

VI.  Section  für  Mathematik  S.  16  u.  35.  — Krause,  M.:  Bestimmung  von 
Curvenlängen  durch  elliptische  Integrale  S.  16.  — Rittershaus,  Tr.: 
Zahnradübersetzungen  mit  unrunden  Rädern  S.  16.  — Rohn,  K.:  Kno- 
tenpunkte bei  den  Flächen  3.  Ordnung  S.  16;  Singularitäten  bei 
Steiner’schen  Flächen,  geometrische  Bemerkungen  zu  dem  Mannes- 
mann’schen  Walzverfahren  S.  35.  — Ulbricht,  R.:  Graphisch- analy- 
tische Behandlung  elektrischer  Wechselströme  S.  16.  — Witting,  A.: 


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Ueber  speeielle  Steiner’sche  Mächen  und  deren  Modelle  S.  35.  — 
Zeuner,  G.:  Zur  Thermodynamik  der  Atmosphäre  S.  16. 

TU.  Hauptversammlungen  S.  16  u.  35.  — Veränderungen  im  Mitglieder- 
bestände S.  19  u.  37.  — Beamte  der  Isis  im  Jahre  1893  S.  38.  — 
Kassenabschluss  für  1891  S.  17  u.  21.  — Voranschlag  für  1892  S.  17 
u.  22.  — Purgold-Stiftung  S.  18.  — Freiwillige  Beiträge  zur  Gesell- 
schaftskasse S.  37.  — Geschenke  für  die  Bibliothek  S.  18.  — Verleg- 
ung der  Bibliothek  S.  17.  — Bericht  des  Bibliothekars  S.  39.  — Lese- 
zirkel S.  17.  — Ausfall  von  Hauptversammlungen  S.  18.  — Brehm- 
S chl egel-Denkmal  S.  17.  — Kilias-Denkmal  S.  36.  — Drude,  0.: 
Culturfähigkeit  von  Deutsch- Westafrika  S.  18;  Frithjof  Nansens 
Nordpolar-Expedition  S.  36;  Reizerscheinungen  im  Pflanzenreich,  Vor- 
lagen S.  37.  — Geinitz,  H.  B.:  Zweite  Wasserwerksanlage  für  Dres- 
den S.  36.  — H artig,  E.:  Auseinandersetzungen  zwischen  Wort,  Be- 
griff und  Gegenstand  S.  17.  — Naumann,  A.:  Ueber  die  Zwergbirke 
S.  18.  — Ritters  haus,  Tr.:  Anlage  elektrischer  Strassenbahnen  S. 
36.  — Rohn,  K. : Abhängigkeit  der  Kugelanzahl  von  ihrer  Anordnung 
in  einem  Hohlwürfel  S.  17  u.  36;  Gewichtsverhältnisse  bei  Füllung  eines 
Cylinders  mit  grossen  oder  kleinen  Kugeln  S.  17;  Acht-Damen-Problem 
auf  dem  Schachbrett,  Vorgänge  beim  Mann  esmann’scben  Walz  ver- 
fahren S.  36.  — Ulbricht,  R. : Fortschritte  in  der  Anwendung  der 
Elektrizität  für  Eisenbahnzwecke  S.  35.  — Vater,  H.:  Ursachen  der 
Verschiedenheit  der  Krystalle  derselben  chemischen  Verbindung  S.  18. 
Excursion  nach  Dittersbach  S.  18. 

II.  Abhandlungen. 

Bergt,  W. : Ueber  einen  Kieseloolith  aus  Pennsylvanien,  mit  Tafel  IV,  S.  115. 

Drude,  0.:  Aufruf  zur  Anstellung  neuer  phänologischer  Beobachtungen  in 
Sachsen  und  Thüringen.  S.  104. 

Drude,  0.,  und  Naumann,  A.:  Die  Ergebnisse  der  in  Sachsen  seit  dem 
Jahre  1882  nach  gemeinsamem  Plane  angestellten  pflanzen-phänologi- 
schen  Beobachtungen  II.  Theil.  S.  76. 

Engelhar  dt,  H.:  Ueber  neue  Tertiärpflanzen  von  Grünberg  in  Schlesien.  S.  37. 

Geinitz,  H.  B.:  Bericht  über  die  neue  Aufstellung  in  dem  K.  Mineralo- 
gischen Museum  zu  Dresden.  S.  3. 

Geinitz,  H.  B.t  Bohrversuche  für  eine  neue  Wasserwerksanlage  auf  Tolke- 
witzer  Flur  bei  Dresden.  S.  58. 

Meyer,  A.  B.:  Ueber  Bernstein-artiges  prähistorisches  Material  von  Sizilien 
und  über  Barmanischen  Bernstein.  S.  49. 

Meyer,  A.  B. ; Aquila  rapax  (Temm.)  von  Astrachan,  nebst  Bemerkungen 
über  verwandte  Formen,  besonders  Aquila  boeki  Hom.  S.  67. 

Naumann,  A. : Mittheilungen  über  die  sächsischen  Exemplare  des  Botry- 
chium  rutifolium  A.  Br.,  mit  Tafel  III.  S.  41. 

Reibisch,  P.:  Die  conchyliologische  Fauna  der  Galäpagos-Inseln,  mit 
Tafel  I — II  und  einer  Karte  im  Text.  S.  13. 

Reibisch,  Th.:  Verzeichniss  der  bisher  in  den  diluvialen  Mergeln  von 
Cotta  bei  Dresden  aufgefundenen  Conchylien.  S.  8. 

Reiche,  K. : Ueber  habituelle  Aehnlichkeiten  generell  verschiedener  Pflan- 
zen, mit  2 Abbildungen  im  Text.  S.  33. 

Thiele,  J. : Die  primitivsten  Metazoen.  S.  54. 

Thiele,  J.:  Ueber  das  Kriechen  der  Schnecken.  S.  72. 

Z sch  au,  E.:  Bemerkungen  über  den  Quarz  im  Syenit  des  Plauen’schen 
Grundes.  S.  60. 


Die  Autoren  sind  allein  verantwortlich  für  den  Inhalt  ihrer 

Abhandlungen. 


Die  Autoren  erhalten  von  den  Abhandlungen  50,  von  den  Sitzungs- 
berichten auf  besonderen  Wunsch  25  Separatabzüge  gratis,  eine  grössere 
Zahl  gegen  Erstattung  der  Herstellungskosten. 


2i aturwi ssen scha ftli ch en  Gesellschaft 


in  Dresden, 


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I.  Section  für  Zoologie. 


Erste  Sitzung  am  21.  Januar  1892.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  B.  Vetter. 
— Anwesend  16  Mitglieder. 

Dr.  J.  Thiele,  Assistent  am  K.  Zoologischen  Museum  in  Dresden, 
überreicht  zwei  seiner  Abhandlungen:  „Die  Stammesverwandtschaft  der 
Mollusken“  und  „Ueber  Sinnesorgane  der  Seitenlinie  und  das  Nervensystem 
von  Mollusken“  als  Geschenke  für  die  Bibliothek  der  Gesellschaft  und 

hält  dann  einen  durch  zahlreiche  makro-  und  mikroskopische  Objecte 
und  Zeichnungen  erläuterten  Vortrag  über  Wurmmollusken. 

Unter  Wurmmollusken  sind  die  Amphineuren  von  Jhering’s  zu  verstehen,  eine 
Bezeichnung,  die  weniger  darum  gewählt  ist,  weil  diese  Thieie  in  ihrem  äusseren 
Habitus  zum  Theil  Wurmähnlichkeit  zeigen,  als  vielmehr  wegen  ihrer  Organisations- 
verhältnisse, die  in  mehrfacher  Hinsicht  sehr  von  denen  der  eigentlichen  Mollusken 
ab  weichen. 

Die  Gruppe  der  Amphineuren  besteht  aus  den  zwei  Ordnungen  der  Solenogastres 
oder  Aplacophora  und  der  Cliitonidae  oder  Polyplacophora. 

Die  Erster  en  sind  wurmförmig,  von  einer  mehr  oderweniger  mächtigen  gallertigen 
Cuticularschicht  mit  eingelagerten  Spicula  bedeckt,  die  gewöhnlich  eine  ventrale  Rinne 
mit  einem  zugeschärften  Fältchen  freilässt,  und  mit  ausstülpbarem  Rüssel,  der  meist 
eine  schwache  Reibplatte  enthält,  versehen.  Der  Darm  zeigt  regelmässige  seitliche 
Aussackungen  oder  einen  hinteren  Blindsack  ( Ghaetoderma ),  der  Enddarm  führt  in 
eine  Kloake,  in  welcher  Kiemen  liegen,  die  bald  gut  entwickelt,  bald  kaum  wahr- 
nehmbar sind.  Auch  münden  in  diese  Kloake  die  Urogenitalorgane  aus,  deren  vorderer 
Theil  die  Keimstoffe  erzeugt,  während  der  hintere  in  ein  Pericard  und  Nephridien 
(Nieren!  umgewandelt  ist;  in  manchen  Fällen  finden  sich  Copulationsorgane,  von 
denen  der  doppelte  Penis  besonders  auffällig  ist.  Zwittrigkeit  ist  Regel.  Das  Nerven- 
system besteht  meist  aus  einem  Schlundringe  mit  verschiedenen  Anschwellungen  und 
4 Längsstämmen,  2 ventralen  und  2 seitlichen,  welche  bald  getrennt  verlaufen,  bald 
durch  zahlreiche  Commissuren  Zusammenhängen ; hinten  liegt  über  dem  Darme  eine 
gangliöse  Anschwellung,  in  welche  die  seitlichen  Stämme  auslaufen ; ausserdem  findet 
sich  noch  ein  kleiner  Schlundring.  Als  Sinnesorgane  können  teutakelartige  Fäden 
in  der  Mundhöhle,  keulenförmige  Fortsätze  der  Hypodermis  in  der  Cuticularschicht. 
eine  hintere  dorsale  Einsenkung  und  wahrscheinlich  die  ventrale  Hautfalte  angesehen 
werden.  Der  Hautmuskelschlauch  besteht  aus  einer  Längs-,  einer  Ringmuskelschicht 
und  zwei  Diagonalfaserschichten;  zwischen  den  Darmsäcken  liegen  regelmässige 
Querbündel,  die  von  der  Bauchmitte  nach  den  Seiten  verlaufen.  Das  arterielle  Gefäss- 
system  ist  dorsal  gelegen. 

Die  Chitonen  zeigen  durch  den  ventralen  Kriechfuss,  der  aus  der  ventralen 
Muskulatur  hervorgegangen  ist  und  der  von  einem  mit  Cuticula  und  Stacheln  oder 
Platten  bedeckten  „Mantel“  umgeben  wird,  durch  die  Kalkschale,  die  aus  8 hinter 
einander  gelegenen  Stücken  besteht,  äusserlich  mehr  Aehnlichkeit  mit  Gastropoden. 
Dazu  kommt  das  Vorhandensein  einer  gut  entwickelten  Radula,  eines  subradularen 
Sinnesorgans,  das  auch  bei  Dentalien  vorkommt,  von  vorderen  Eingeweideganglien, 
der  gewundene  Darm  mit  deutlicher  Leber  — alles  Merkmale,  die  auf  nahe  Ver- 
wandtschaft mit  den  eigentlichen  Mollusken  hinweisen,  unter  denen  namentlich  die 
ältesten  Gastropoden  (Prosobranchier)  mit  den  Chitonen  noch  manche  weiteren  Züge 
theilen;  so  ist  vor  Allem  die  Form  des  Nervensystems  mit  den  strickleiterförmigen 
Pedalsträngen  hervorzuheben. 


4 


Diesen  übereinstimmenden  Merkmalen  stehen  aber  sehr  einschneidende  Unter- 
schiede gegenüber,  so  die  Vielzahl  der  articulirenden  Schalenstücke,  die  ausser  den 
bei  anderen  Mollusken  vorhandenen  Schichten  noch  eine  weitere  enthalten  und  die 
von  den  „Aestheten“  durchzogen  werden,  der  stacheltragende  Körperrand,  unter  dem 
jederseits  eine  Reihe  zahlreicher  Kiemen  steht,  von  denen  jede  einzelne  einer  solchen 
entspricht,  wie  sie  bei  Mollusken  fast  immer  höchstens  in  der  Zweizahl  Vorkommen,  und 
die  ganz  anders  innervirt  werden.  Die  seitlichen  Nervenstämme  der  Amphineuren,  ebenso 
das  Subradularorgan,  der  kleine  Schlundring  und  noch  manches  andere  Organ  finden 
nur  bei  einigen  niederen  Mollusken  Aequivalente,  die  sich  in  der  phyletischen  Reihe 
bald  rückbilden. 

Mit  den  Solenogastres  stimmt  vor  Allem  'die  Beschaffenheit  des  Nervensystems 
der  Chitonen  überein , beiden  fehlen  die  bei  den  eigentlichen  Mollusken  verbreiteten 
Sinnesorgane  (am  Kopfe  Tentakel  und  Augen,  Otocysten,  Kiemensinnesorgane)  gänz- 
lich, sie  haben  ein  mediodorsales  arterielles  Gefäss,  neben  welchem  die  Keimdrüsen 
liegen,  und  ventrale  lacunäre  Blutbahnen;  endlich  eine  mit  Hypodermisfortsätzen  und 
Stacheln  verbundene  starke  Cuticula. 

Dass  die  Solenogastres  im  Ganzen  primitiver  sind,  beweist  das  Verhalten  der 
Keimdrüse,  des  Darmtractus,  der  Muskulatur  und  das  Vorkommen  von  Organen, 
welche  die  Solenogastres  in  erwachsenem  Zustande,  die  Chitonen  nur  als  Larven 
zeigen  (vordere  Fussdrüse,  Bauchrinne). 

Die  Amphineuren  nehmen  eine  Mittelstellung  zwischen  Würmern  und  Mollusken 
ein,  namentlich  zeigen  sie  mit  Polycladen  durch  die  Darmsäcke  mit  dazwischen  ver- 
laufenden Muskelbändern,  die  eine  Metamerie  andeuten,  den  dorsalen  nach  vorn 
gerichteten  Blinddarm,  den  Hautmuskelschlauch,  die  Structur  des  Nervensystems 
Uebereinstimmungen , mit  polychäten  Anneliden  durch  die  Form  des  Darmes,  die 
cuticularisirte  Haut  mit  zum  Theil  überraschend  ähnlichen  Stacheln,  die  Bauchrinne, 
die  Anordnung  des  Nervensystems  (Seitenlinie),  das  dorsale  Gefäss.  Die  Anneliden 
stehen  jedenfalls  höher,  wie  hauptsächlich  durch  die  vollkommene  Metamerie  der 
aus  den  Keimdrüsen  hervorgegangenen  Leibeshöhle  dargethan  wird. 

Auch  die  Larven  der  Amphineuren  zeigen  grosse  Aehnlichkeit  mit  denen  von 
Polycladen,  Polychäten  und  Mollusken,  und  es  kann  nach  Allem  nicht  zweifelhaft 
sein,  dass  die  Wuimmollusken  Uebergangsformen  von  niederen  Würmern  zu  Mollusken 
darstellen,  ähnlich  wie  es  von  Peripatus  unter  den  Arthropoden  allgemein  ange- 
nommen wird. 


Zweite  Sitzung  am  17.  März  1892.  Vorsitzen  der:  Prof.  Dr.  B.  Vetter. 
— Anwesend  32  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  gedenkt  zunächst  mehrerer  kürzlich  verstorbener 
Zoologen,  giebt  biographische  Notizen  über  E.  Brücke,  II.  W.  Bates, 
N.  Moseley  und  P.  PI.  Carpenter  und 

hält  dann  einen  Vortrag  über  Rotatorien. 

Die  darin  berührten  Beziehungen  der  Räderthiere  zur  Trochophora- 
Larve  erklärt  Dr.  J.  Thiele  in  der  Discussion  für  zweifelhaft. 


II.  Section  für  Botanik. 


Erste  Sitzung  am  4.  Februar  1892.  (In  Gemeinschaft  mit  der 
Section  für  Zoologie.)  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  0.  Drude.  — Anwesend 
39  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  hält  unter  Vorlage  der  einschlagenden  Schriften*) 


*)  Brandt:  Ueber  die  biologischen  Untersuchungen  der  Plankton-Expedition. 
1889;  Hackel:  Plankton-Expedition.  1890;  Hensen:  Die  Plankton-Expedition  und 
HäckeTs  Darwinismus.  1891. 


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eineu  Vortrag  über  Namen,  Zustandekommen,  Zweck  und  Methoden 
der  Plankton-Expedition. 

In  einem  weiteren  Vortrage  berichtet  Prof.  Dr.  B.  Vetter  über  die 
der  Plankton  - Expedition  vorhergehenden  ähnlichen  Bestre- 
bungen und  über  die  zoologischen  Erfolge  der  Expedition.  Der 
Vortragende  zweifelt  die  Genauigkeit  der  Hensen’schen  statistischen  Me- 
thoden an,  gestützt  auf  die  Einwände  Häckel’s. 


Zweite  Sitzung  am  24.  März  1892.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  0.  Drude. 
— Anwesend  40  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  giebt  zunächst  einen  Ueberblick  über  die  Verände- 
rung in  der  Besetzung  der  botanischen  Lehrstühle  und  über  ver- 
storbene Botaniker,  unter  Ueberreichung  eines  von  ihm  verfassten 
Nekrologs  von  Prof.  Schenk  (aus  den  Ber.  der  deutsch,  bot.  Ges.). 

Hierauf  hält  Dr.  A.  Naumann  einen  Vortrag  über  die  mikrosko- 
pische Unterscheidung  der  Hölzer. 

Der  Vortragende  bespricht  nach  Erörterung  der  chemischen  Zusammensetzung 
des  Holzes  die  mikroskopischen  Unterschiede  der  mono-  und  dicotylen  Hölzer 
und  erläutert  an  der  Hand  des  Noll’schen  Demonstrationsapparates  die  Jahres- 
ringbildung. Nachdem  die  anatomischen  Elemente  des  Holzes,  Gefässe,  Trachei'den, 
Parenchym,  Markstrahlen  erklärt  sind,  wird  deren  physiologische  Function  beleuchtet. 
Des  Weiteren  geht  der  Vortragende  auf  die  technischen  Eigenschaften  des  Holzes 
ein,  um  dann  Genaueres  über  die  mikroskopische  Unterscheidung  der  einzelnen 
Holzarten  mitzutheilen.  Am  Schlüsse  des  durch  Vorlage  von  Tafeln  und  Holzproben 
illustrirten  Vortrags  weiden  die  mikroskopischen  Eigenschaften  an  Glasphotogrammen 
mittelst  Sciopticons  erläutert. 


Dritte  Sitzung  am  2.  Juni  1892  (im  botanischen  Garten).  Vor- 
sitzender: Prof.  Dr.  0.  Drude.  — Anwesend  53  Mitglieder  und  Gäste. 

An  diesem  durch  die  Gunst  der  Witterung  ausgezeichneten  Tage 
fanden  sich  im  neuen  K.  Botanischen  Garten  eine  stattliche  Anzahl 
von  Freunden  und  Jüngern  der  scientia  amabilis  zusammen,  um  an  der 
von  Prof.  Dr.  0.  Drude  geleiteten  Besichtigung  dieses  neu  errichteten 
und  nunmehr  seiner  Vollendung  nahen  Institutes  theilzunehmen. 

Von  dem  erhöhten  Standpunkte  des  Alpinums  aus,  welches  über  die  Neuanlagen 
einen  ausgezeichneten  Ueberblick  gewährt,  erläuterte  Prof.  Dr  0.  Drude  die  Prin- 
cipien,  nach  welchen  der  neue  botanische  Garten  angelegt  ist.  Er  soll  nicht  nur 
eine  einfache  systematische  Zusammenstellung  der  Gewächse  aufweisen,  sondern  soll 
zugleich  in  die  Florenreiche  und  in  die  hauptsächlichsten  pflanzengeographischen 
Formationen  Mitteleuropas  einführen. 

Ganz  besondere  Freude  gewährte  allen  Theilnehmern  das  Alpinum  mit  seinen 
im  reichen  Blüthenschmucke  stehenden  niedlichen  Saxifragen,  Gentianen  und  Alpen- 
stauden, von  ganz  besonderem  Interesse  war  ein  auf  der  Höhe  im  kleinen  Massstabe 
angelegtes  Krummholzmoor,  wie  es  uns  in  unserem  sächsischen  Vaterlande  in  Zinn- 
wald  oder  Reitzenhain  entgegentritt.  Von  dem  vorzüglichen  Gedeihen  dieser  Anlage 
legten  die  Blüthen  von  Eriphorum  vaginatum  und  Andromeda  polifolia,  sowie  die 
männlichen  Kätzchen  der  Pinus  montana  ein  erfreuliches  Zeugniss  ab. 

Weiteres  freudiges  Interesse  erregte  der  Hinweis,  dass  auf  dem  Rieselfelde  des 
Alpinums  die  Linnaea  borealis,  gleichsam  den  Geburtstag  des  Altmeisters  der  Botanik 
(28.  Mai)  feiernd,  ihre  reizenden  Blüthen  entfaltet  hatte. 

Ein  interessanter  Rundgang  durch  den  Garten  machte  zum  Schluss  die  An- 
wesenden mit  der  Bestimmung  der  verschiedenen  Quartiere  bekannt  (Ref. : N a um a nn.) 


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Die  Zusammenkunft  in  Gera  mit  dem  thüringisch-botanischen  Verein 
und  die  daran  angeknüpften  botanischen  Excursionen. 

Am  Dienstag,  den  7.  Juni  1892,  fand  sich  ein  Dutzend  Isis- 
Mitglieder,  verstärkt  durch  correspondirende  Mitglieder  aus  dem  Vogtlande 
und  aus  Reuss,  welche  zum  Theil  auch  dem  Thüringer  Verbände  gleich- 
zeitig angehörten , im  Hotel  Frommater  zu  Gera  mit  den  unter  Prof. 
Hausknecht’s  Präsidium  vereinigten  Thüringer  Vereinsgenossen  zu  gemein- 
samer Sitzung  und  nachher  zu  fröhlichem  Mahle  zusammen.  Der  jetzige 
Vorsitzende  unserer  Gesellschaft,  Prof.  Dr.  K.  Rohn,  hatte  es  sich  nicht 
nehmen  lassen,  sich  auch  an  diesem  speciell  der  Botanik  gewidmeten 
und  vom  Vorstande  der  botanischen  Section  geführten  Ausfluge  zu  betheiligen. 

Ueber  die  wissenschaftlichen  Mittheilungen  wird  später  der  thüringische  Vereins- 
bericht referiren;  hier  sei  nur  erwähnt,  dass  von  Seiten  der  „Isis“  Vorträge  von  Prof. 
Dr  0.  Drude-Dresden  und  Dr.  med.  F.  Naumann-Gera  erfolgten,  welche  auf  unsere 
Gesellschaftsschriften  nachwirken  werden. 

Am  8.  Juni  früh  bewegte  sich  eine  stattliche  Excursion  unter  Führung  unseres 
liebenswürdigen  correspondirenden Mitgliedes  Marinestabsarztes  a.  D.  Dr  F.  Naumann 
von  der  Eisenbahnstation  Crossen  bei  Gera  zum  Mühlberge  hinauf  und  von  da 
auf  dem  Ostufer  der  Elster  nach  Köstritz,  um  die  interessante  Hügelflora,  den  letzten 
Grenzposten  der  im  Saalegebiet  so  viel  reicher  entwickelten  thüringischen  Genossen- 
schaften gegen  Sachsen  hin,  aufzunehmen,  insonderheit  die  Charakterarten  Lithosper - 
mum  purpureo-coeruleum , Melica  ciliata,  Viola  mirabilis,  dazu  Orchis  fusca,  variegata , 
Anthericum  etc.  Bei  dieser  Gelegenheit  wurde  in  Asperula  tinctoria  am  Mühlberge 
ein  die  Flora  des  Elsterthales  wesentlich  bereichernder  neuer  Fund  gemacht. 

Von  Köstritz  aus  wanderten  die  Isis-Mitglieder  westwärts  durch  das  hohe  Wald- 
gebiet, dessen  Sandsteinboden  das  reiche  Saalethal  von  den  Elsterthal  - Höhen  ab- 
scheidet, nach  Klosterlausnitz,  wo  Potentilla  ( Tormentilla)  procumbens  Sibth.  in  den 
Gräben  entwickelt  ist  und  von  Prof.  Hausknecht  demonstrirt  wurde.  Am  andern 
Morgen  (9.  Juni)  traf,  wiederum  von  Gera  kommend,  der  unermüdliche  treue  Führer 
Dr.  Naumann  bei  dem  kleiner  gewordenen  Kerne  der  Isis  - Excursion  ein,  um 
mit  ihr  zur  Saale  bei  Göschwitz,  südlich  Jena,  zu  fahren,  von  wo  unser  altes  Mit- 
glied Apotheker  Jonas  aufgebrochen  war,  um  mit  Dr.  Naumann  zusammen 
hier  die  Führung  in  dem  durch  Natur-  wie  Botanisir  - Schönheiten  ausgezeichneten 
sonnenheissen  Muschelkalkgebiete  za  übernehmen,  die  uns  sogar  den  seltenen  Anblick 
von  blühendem  Himantoglossum  gewählte.  Am  Abend  über  Gera,  wo  sich  die  Gesell- 
schaft mit  lebhaftestem  Danke  von  Dr.  Naumann  verabschiedete,  südwärts  in 
das  Vogtland  zurückgekehrt,  übernachteten  die  Isis -Mitglieder  in  Elsterberg  und 
wurden  am  andern  Morgen  in  liebenswürdigster  Weise  durch  die  vogtländischen 
correspondirenden  Mitglieder  Prof.  Ludwig-Greiz,  Dr.  B achmann- Plauen  und  Civil- 
ingenieur  Artzt- Plauen  verstärkt,  welche  nunmehr  in  das  Elster-  und  Triebthal  die 
Führung  übernahmen,  wo  namentlich  der  herrliche  Standort  von  Saxifraga  decipiens 
hohes  Interesse  erregte.  Viele  Seltenheiten  für  die  dortige  Gegend  wurden  an  das 
Licht  gezogen,  da  bekanntlich  Herr  Artzt  als  eifriger  Florist  des  Vogtlandes  nichts 
unaufgespürt  lässt.  So  hatte  sich  auch  hier  noch  ein  reich  lohnendes  botanisches 
Interesse  mit  den  landschaftlichen  Schönheiten  vereinigt,  um  auch  diesen  letzten 
Excursionstag  zu  einem  bedeutsamen  zu  machen,  bei  dem  höchstens  das  eine  Be- 
dauern sich  geltend  machen  konnte,  nämlich  dass  die  Excursion  zu  frühzeitig  zu- 
sammengeschmolzen war  , um  die  seltene  Führung  zugleich  einem  grösseren  Jünger- 
kreise der  Scientia  amabilis  zu  Nutzen  weiden  zu  lassen.  Bei  Schluss  der  Excursion 
dachten  alle  Theilnehmer  mit  festem  Vorsatz:  „Vivat  sequens“.  (Ref. : Drude.) 


III.  Section  für  Mineralogie  und  Geologie. 


Erste  Sitzung  am  18.  Februar  1892.  Vorsitzender:  Geh.  Hofrath 
Dr.  Geinitz.  — Anwesend  32  Mitglieder. 


7 


Prof.  E.  Z schau,  der  seit  Jahrzehnten  unermüdliche  Forscher  im  Ge- 
biete des  Plauenschen  Grundes  verbreitet  sich  eingehend  über  die  von  ihm 
im  Syenit  dort  beobachteten  Zeolithe,  insbesondere  den  Laumontit, 
Phillipsit,  Analzim,  Hatrolith  und  Stilbit,  und  erläutert  seinen 
Vortrag  durch  zahlreiche  Fundstücke. 

Per  Vorsitzende  legt  eine  grosse  Anzahl  schöner  Kry stalle  von 
Kochsalz  vor,  sogenannte  Schüsselchen  oder  Trichter,  welche  er  Herrn 
Salinendirector  Bergrath  Bückert  in  Salzungen  verdankt.  Von  besonderem 
Interesse  erscheinen  auch  die  von  dem  Letzteren  beigefügten  Krvstalle  des 
Hyd  rohalit  = Na  CI  -|-  4 H20,  welcher  in  monoklinen  Tafeln  krystallisirt. 

An  die  letzteren  schliesst  Bergrath  Rückert  die  Bemerkung  an,  dass  dieselben 
bei  — (7°—  8°)  R.  an  der  Oberfläche  stehender  oder  langsam  fliessender,  fast  gesät- 
tigter, 26procentiger  Soole  mit  1.204  spec  Gew.,  im  Freien  an  der  Oberfläche  aus- 
krystallisiren  und  ganze  Flächen  der  schönsten  wasserhellen  Nadeln,  Tafeln  und 
Säulen  bilden,  die  aber  noch  unter  0 0 zerfliessen,  indem  sich  das  chemisch  gebundene 
Wasser  vom  Chlornatrium  trennt  und  letzteres  als  mehlartiger  Brei  zurückbleibt. 
Durch  rasches  Austreiben  des  im  Hydrohalit  gebundenen  Wassers  auf  einer  ungefähr 
zur  Kirschrothglut  erhitzten  Blechtafel  gelingt  es,  die  Form  der  Krystalle  zu  erhalten, 
wenn  auch  manches  Bruchstück  verloren  geht,  falls  die  Temperatur  nicht  richtig 
getroffen  ist.  Die  übersandten  Stücke  sind  zum  Theil  8 Jahre  alt. 

Jene  Salz- Schüsselchen  oder  Trichter,  deren  pyramidale  Flächen  den  Flächen  eines 
Pyiamidenwürfels  entsprechen,  krystallisiren  aus  einer  stark  mutterlaugenhaltiger 
Soole  bei  einer  Temperatur  von  40 — 45°  R.  aus.  Die  grössten  dieser  Art,  welche 
fast  flach  erscheinen,  erzeugt  man  in  den  holländischen  Salzraffinerien,  welche  eng- 
lisches Steinsalz  in  Seewasser  auflösen  und  wieder  versieden.  Man  benutzt  sie,  um 
schichtenweise  zwischen  Käse  oder  Fische  gelegt  zu  werden,  zum  Einsalzen  derselben, 
was  gleichmässiger  und  günstiger  wirken  soll,  als  ein  schichtenweises  Einstreuen  von 
feinem  Salz. 

Das  in  der  Mutterlauge  bei  deren  Ansammlung  in  Bassins  noch  vorhandene 
Chlornatrium  scheidet  sich  bei  gewöhnlicher  Temperatur  in  compacten  Würfeln  aus, 
welche  dem  Steinsalze  gleichen,  und  auch  Fasersalz  bildet  sich  öfters,  wenn  Soole 
aus  einer  leckenden  Pfanne  in  die  Fugen  des  Mau  er  Werkes  der  Feuerung  dringt. 
Schliesslich  noch  die  Bemerkung,  dass  Kochsalz  aus  einer  phosphorsäurehaltigen 
Lösung  in  Octaedern  auskrystallisiren  soll. 

Zur  weiteren  Vorlage  gelangt  durch  den  Vorsitzenden  eine  schätz- 
bare Schrift  von  H.  Credner:  „Die  geologischen  Verhältnisse  der  Stadt 
Leipzig“,  mit  geologischen  Profilen.  Sonderabdruck  aus  der  Festschrift: 
Die  Stadt  Leipzig  in  sanitärer  Beziehung.  Leipzig  1891. 

Es  steht  zu  erwarten,  dass  mit  Hülfe  der  vielen  in  den  letzten  Jahren 
gemachten  neuen  Aufschlüsse  und  in  Folge  der  Bemühungen  des  von  Seiten 
der  geologischen  Landesuntersuchung  mit  Aufnahme  des  Dresdener  Bodens 
betrauten  Landesgeologen  Dr.  R.  Beck  auch  für  unser  Dresden  eine  ähn- 
liche Arbeit  bald  veröffentlicht  werden  kann. 

Der  Vorsitzende  lenkt  die  Aufmerksamkeit  noch  auf  einige  neue  Funde 
von  Geweihen  des  diluvialen  Riesenhirsches,  welche  von  Prof. 
A.  Nehring  genau  untersucht  worden  sind.  (Vergl.  Sitzungsbericht  der 
Ges.  naturf.  Freunde  zu  Berlin,  vom  20.  Oct.  1891.  — Potonie,  Natur- 
wiss.  Wochenschrift,  24.  Januar  1892.  — Deutsche  Jäger -Zeitung,  7. 
Febr.  1892. 

Diese  in  der  Gegend  von  Klinge  unweit  Cottbus  und  bei  Worms  a.  Rh.  aufge- 
fundenen Geweihe  weichen  von  dem  in  dem  Dresdener  Museum  befindlichen  irischen 
Riesenhirsch  Cervus  euryceros  Aldr.  oder  Megaceros  Hibernicus  Owen,  der  Art  ab,  dass 
Prof.  Nehring  sie  als  besondere  Art  Cervus  Ruffii  Nehr.  oder  mindestens  als  Cervus 
megaceros  var.  Ruffii  Nehr.  von  dem  normalen  Riesenhirsch  geschieden  hat. 


8 


Schliesslich  wird  eine  Schrift  von  Dr.  W.  Luzi:  „Zur  Kenntniss  des 
Graphitkohlenstoffes“  (Ber.  d.  Deutsch,  ehern.  Ges.,  XXIV,  Hft.  19,  1891) 
besprochen. 


Zweite  Sitzung  am  21.  April  1892.  Vorsitzender:  Geh.  Hofrath 
Dr.  Geinitz.  — Anwesend  24  Mitglieder. 

Die  Sitzung  wird  durch  den  Vorsitzenden  mit  einem  Berichte  über 
die  neue  Aufstellung  in  dem  K.  Mineralogischen  Museum  zu 
Dresden  eröffnet  (vergl.  Abhandl.  I),  woran  sich  ein.  Bericht  des 
Dr.  Deichmüller  über  die  neue  Anordnung  der  prähistorischen  Abtheilung 
dieses  Museums  schliesst. 

Oberlehrer  H.  Engelhardt  spricht  über  eine  Sammlung  böhmischer 
Kreidepflanzen  des  geologischen  Instituts  der  deutschen  Universität 
Prag,  über  welche  von  ihm  eine  Abhandlung  erscheinen  wird,  über  neue 
Tertiärpfla nzen  von  Grünberg  i.  Schl,  (vergl.  Abhandl.  V)  und  über 
einen  fossilen  Giftzahn  (vergl.  Zoolog.  Anzeig.,  1892,  Nr.  386). 

Zur  Vorlage  und  Besprechung  gelangen: 

W.  Bergt:  Beitrag  zur  Petrographie  der  Sierra  Nevada  de  Santa  Matta.  Wien  1888; 

0.  C.  Marsh:  Recent  Polydactyle  Horses;  Discovery  of  Cretaceous  Mammalia; 
the  Skull  of  Torosaurus  (Am er.  Journ.  of  Science,  Yol.  XLIII,  1892); 

L.  Rütimeyer:  Die  eoeäne  Säugethierwelt  von  Egerkingen.  Zürich  1891; 

H.  Reu  sch:  Norges  Geologiske  Undersögelse  (in:  Det  nordlige  Norges  geologi 
med  bidrag  of  Dr.  Teilet  Dahll  og  0.  A.  Corneliussen),  Kristiania  1892,  welche 
Schrift  auf  geologischer  Karte  und  in  Profilen  das  Vorkommen  von  jurassischen 
Kohlen  auf  der  Insel  Andoen  nachweist. 


Exeursiou. 

Auf  Wunsch  •verschiedener  Mitglieder  wurde  am  29.  Juni  1892  eine 
Excursion  zu  den  neuen,  sehr  interessanten  Bahn-,  Weisseritz-  und 
Hafenanlagen  bei  Cotta  und  Friedrichstadt  unternommen. 

Unter  der  ausgezeichneten  Leitung  der  Herren  Regierungsbaumeister  Toller  und 
Frommhold,  sowie  der  des  Herrn  Stadtbauin spector  Vetters  wurden  die  Anlagen, 
sowie  die  mit  ihnen  in  Verbindung  stehenden  Maschinen,  auch  die  zum  Tlieil  inter- 
essanten geologischen  Vorkommnisse  und  Funde  einer  eingehenden  Besichtigung 
unterworfen.  An  dem  Ausflug  nahmen  22  Mitglieder  Theil. 


IV.  Section  für  prähistorische  Forschungen. 


Erste  Sitzung  am  14.  Januar  1892.  Vorsitzender:  Dr.  J.  Deich- 
m filier.  — Anwesend  28  Mitglieder. 

Lehrer  H.  Döring  erstattet  Bericht  über  die  von  ihm  an  den  Burg- 
wällen  von  Alt-0 schätz  und  Leckwitz  a.  d.  E.  vorgenommenen  Aus- 
grabungen und  Beobachtungen. 

Der  schon  von  Preusker,  Schuster  und  Behla  erwähnte  Burgwall  von 
Alto  schätz  liegt  l1^  km  südlich  von  der  Stadt  Oschatz,  nahe  bei  dem  Dorfe  Alt- 
oschatz, auf  einem  Felsvorsprunge  von  etwa  25  m Höhe,  und  wird  vom  Döllnitzbache 
umflossen.  Nach  0.  zu  flacht  sich  die  Höhe  ab  und  geht  in  ein  Plateau  über.  Im 
N.  und  W.  gewähren  die  berasten  Steilgehänge  und  im  g.  die  senkrechten  Wände 


9 


ler  in  den  Porphyrfelsen  hineingetriebenen  Steinbrüche  einen  natürlichen  Schutz. 
Auf  einem  zwischen  dem  1.  und  2.  Steinbruche  stehengebliebenen  Kamme  führt  ein 
schmaler  Pfad  zur  Höhe  hinauf,  die  nach  0.  hin  gegen  das  sich  anschliessende  Pla- 
teau durch  drei  Wälle  gegen  fein  dliche  Annäherung  geschützt  war.  Der  erste  Wall 
hat  eine  Länge  von  60  m,  der  zweite  von  100  m und  der  dritte  von  180  m.  Die 
Höhe  des  ersten  Walles  betrug  5 m,  die  des  zweiten  7 m,  während  der  dritte  Wall 
eingeebnet  wurde  und  nur  noch  als  flache  Welle  im  Ackerlande  zu  erkennen  ist. 
Der  Raum  zwischen  dem  ersten  und  zweiten  Walle  steht  ebenfalls  unter  dem  Pfluge, 
während  der  Innenraum  und  die  beiden  Wälle  berast  sind.  Die  Ackerfläche  gehört 
zum  Besitze  des  nahe  gelegenen  Berggutes.  Auf  den  benachbarten  Feldern  wurden, 
nach  Preusker,  ehemals  Urnen  gefunden,  die  uns  leider  nicht  erhalten  sind.  Es 
lässt  sich  sonach  auch  nicht  feststellen,  ob  und  in  welcher  Beziehung  sie  zu  der 
sogenannten  Schanze  und  ihren  Bewohnern  gestanden  haben.  General  Schuster*) 
bezeichnet  das  Land,  in  welchem  der  Burgwall  liegt,  als  Osterland  und  hält  deshalb 
für  wahrscheinlich,  dass  hier  ein  alter  Opferplatz,  der  Ostara  geweiht,  gelegen  habe. 
Die  Bezeichnung  „ Osterland“  ist  nicht  eine  Flurbenennung,  sondern  gilt  lediglich  für 
die  von  der  Schanze  21/*  km  westlich  gelegene  Ruine;  zudem  dürfte  dieselbe  eher 
von  dem  Gebiete  des  Osterlandes,  das  nahe  grenzte  und  seit  dem  12.  Jahrhunderte  im 
Besitze  der  Meissner  Markgrafen  stand,  abzuleiten  sein. 

Nach  den  oben  angeführten  Andeutungen  Schuster’s  scheint  genannter  Autor  an- 
zunehmen, dass  der  Burgwall  zu  Altoschatz  germanischen  Ursprunges  sei.  Der 
Vortragende  vermag  sich  dieser  Meinung  nicht  anzuschliessen,  er  hält  vielmehr  die 
Slaven  für  die  Erbauer  desselben.  Infolge  der  durch  den  fortschreitenden  Stein- 
bruchbetrieb wiederholt  vorgenommenen  Abschürfungen  war  es  dem  Vortragenden 
ermöglicht,  die  auflagernde  Culturschicht  in  ihrem  Aufbau  kennen  zu  lernen  und 
derselben  zahlreiche  Fundstücke  zu  entnehmen.  Die  dem  Porphyrfelsen  auflagernde 
Bodenschicht  war  in  einer  zwischen  0,80—2,40  m wechselnden  Mächtigkeit  aus  Hu- 
mus, Asche,  Holzkohle,  gebrannten  Lehmbrocken,  Thierknochen  und  Gefässscherben 
gebildet.  An  den  letzteren,  welche  der  Vortragende  auf  Tafeln  geordnet  vorlegt, 
war  aufs  Deutlichste  der  von  Virchow  als  Burgwalltypus  bezeichnete  Habitus  zu  er- 
kennen. Es  zeigte  sich  das  charakteristische  slavische  Wellenornament  in  der  ver- 
schiedensten Anordnung,  bald  flach,  bald  steil,  3-  bis  12fach  gezogen.  Ausser  diesem 
Ornament  traten  noch  als  Verzierungen  auf:  wagerecht  und  senkrecht,  sowie  in 
schräger  Kreuzung  gezogene  Parallelstreifen,  ferner  Strich-  und  Punktornamen fce  und 
schräggestellte  Nageleindrücke.  An  allen  Gefässscherben  zeigte  sich  der  vorspringende, 
nach  aussen  umgelegte  Rand.  Das  Material  war  grob  und  von  meist  grauer,  selten 
weisser  Farbe.  An  keinem  der  Scherben  wurde  eine  Spur  von  Henkel  entdeckt.  — 
Die  Vorgefundenen  Thierknochen  erwiesen  sich  als  von  Rind,  Ziege,  Schwein  und 
Pferd  herrührend. 

Die  bis  2,40  m mächtigen  Ab  fällschichten  mit  slavischen  Culturresten  sprechen 
entschieden  für  eine  lang  andauernde  Benutzung  des  Burgwalles  durch  die  Slaven; 
da  selbst  in  den  dem  Felsen  direct  auflagernden  Bodenschichten  bis  jetzt  nichts 
anderes  als  nur  slavische  Reste  gefunden  wurden,  so  darf  wohl  mit  einigem  Rechte 
vermuthet  werden,  dass  die  Slaven  die  Erbauer  des  Walles  gewesen  sind. 

Der  slavische  Ortsname  Oschatz  (urkundlich  zuerst  Ossec  1065)  giebt  uns  leider 
keinen  Anhalt  bei  Beantwortung  der  Frage  nach  den  Erbauern  des  Walles,  da  weder 
die  Ableitung  von  Wossec  = Espe*'*),  noch  die  von  oseku  — Verhau***)  in  clirecte 
Beziehung  zum  Wall  gebracht  werden  kann. 

Der  Vortragende  berichtet  ferner  über  den  zwischen  Meissen  und  Riesa  auf  dem 
rechten  Elbufer  gelegenen  Burgwall  von  Leckwitz.  Dieser  vom  Volksmunde 
ebenfalls  als  Schwedenschanze  bezeichnete  Wall  erhebt  sich  auf  einer  felsigen  Gneis- 
höhe, deren  Steilwände  der  Elbe  zugekehrt,  also  nach  W.  gerichtet  sind,  während 
im  N.,  O.  und  S.  die  natürlichen  Gehänge  offenbar  durch  Menschenhand  zur  steilen 
Wallböschung  erhöht  wurden.  Da  der  Höhenzug  sich  in  nördlicher  Richtung  fort- 
setzt und  also  vom  N.  her  eine  Annäherung  der  Feinde  am  ehesten  zu  befürchten 
war,  so  erhöhte  man  nach  dieser  Seite  hin  die  Umwallung  ganz  bedeutend.  Die 
Schanze  ist  85  m lang  und  44  m.  breit  und,  vom  Fusse  des  Felsens  im  Steinbruche 
gemessen,  18  m hoch.  Die  Böschungen  sind  berast  und  die  südliche  ist  mit  Busch- 
werk bewachsen,  während  der  Innenraum  der  Schanze  unter  dem  Pfluge  steht.  Um 

*)  Die  alten  Heidenschanzen  Deutschlands,  1869. 

’■'*)  C.  S.  Hoffmann,  Chronik  von  Oschatz. 

*‘*)  Dr.  Hey,  Die  slavischen  Ortsnamen  des  Königreichs  Sachsen. 


10 


eine  Einfahrt  zu  gewinnen,  wurde  der  Wall  auf  der  Nordseite  durchbrochen  Im  0. 
liegt  l km  entfernt  das  Dorf  Leckwitz. 

Preusker* **)),  welcher  die  Schanze  bereits  erwähnt,  hält  sie  für  vorslavisch, 
also  germanisch.  Er  deutet  den  Ortsnamen  Leckwitz  (urkundlich  Gleekewitz)  mit 
,,alte,  im  Ruin  befindliche  Warte“.  Nach  Dr.  Hey  ist  jedoch  Gleekewitz  abzuleiten 
von  gledkovici  = „die  Leute  an  der  Warte“. 

Dem  Vortragenden  war  es  vergönnt,  mit  gütiger  Bewilligung  des  Eigenthümers, 
Gasthofbesitzer  Jentzsch  in  Leckwitz,  auf  dem  Innenraum  der  Schanze  an  einigen 
Punkten  einzugraben.  Dabei  zeigte  sich  die  den  Gneisfelsen  bedeckende  Culturschicht 
sehr  reich  an  Beimengung  von  Asche,  Holzkohle  und  gebrannten  Lehmbrocken,  ferner 
waren  mehrfach  Thierknochen  (von  Rind  und  Schwein)  und  Gefässscherben  darin 
eingebettet. 

Es  zeigte  sich  ganz  in  Uebereinstimmung  mit  den  Scherben  vom  vorhergenannten 
Burgwall  zu  Altoschatz  der  Burgwalltypus  hinsichtlich  der  Verzierungen,  der  Form, 
der  Farbe  etc.,  sodass  auch  diese  Reste  als  slavische  bezeichnet  werden  müssen. 
Von  besonderem  Interesse  war  ein  auf  dem  Leckwitzer  Burgwall  gefundener  Hand- 
mühlstein aus  Granit.  Da  Scherben  aus  den  tieferen  Schichten  denselben  Charakter 
zeigten,  so  muss  man  wohl  annehmen,  dass  der  Wall  ein  Bauwerk  der  slavischen 
Periode  ist.  Er  mag,  wie  der  Handmühlstein  vermuthen  lässt,  welcher  anscheinend 
lange  Zeit  in  Gebrauch  war,  eine  bewohnte  Stätte  gewesen  sein. 

Der  Vortragende  legt  von  beiden  mehrerwähnten  Burgwällen  Modelle  aus  Thon 
vor.  Er  spricht  sodann  über  die  noch  ungelöste  Frage  nach  dem  Zwecke  der  alten 
Burgwälle  und  bringt  die  Ansichten  der  verschiedensten  Autoren,  welche  Forschungen 
im  Dienste  dieser  Frage  unternahmen,  zum  Vortrag.  In  ausführlicherer  Weise  ge- 
denkt er  der  Ansicht  des  Dr.  Behla*'*),  welcher  einen  vermittelnden  Standpunkt  ein- 
nimmt. Hiernach  sind  die  Rundwälle  nicht  als  eigens  dazu  angelegte  Zufluchtsstätten 
aufzufassen.  Damit  wird  nicht  bestritten,  dass  die  Bevölkerung  in  Zeiten  der  Noth 
sowohl  in  der  vorgeschichtlichen , als  in  der  geschichtlichen  Zeit  dorthin  geflüch- 
tet ist. 

Die  Ansicht,  dass  die  Rundwälle  nur  als  militärische  Befestigungen  anzusehen 
seien,  ist  einseitig.  Die  Wälle  lassen  sich  überhaupt  nicht  einem  einheitlichen  Zwecke 
unterordnen,  ihre  Bestimmung  war  eine  verschiedene.  Die  Rundwälle  waren  haupt- 
sächlich Versammlungsorte  für  religiöse  Angelegenheiten.  Da  aber  nach  der  reli- 
giösen Anschauung  der  Urzeit  nichts  unternommen  wurde,  ohne  durch  Opferung  die 
Götter  zu  befragen,  so  wurden  sie  auch  zu  Gerichtssitzungen  und  politischen  Volks- 
berathungen benutzt.  Der  kriegerische  Zweck  ist  davon  unzertrennlich  und  wird 
bewiesen  durch  das  Aufbewahren  der  kriegerischen  Feldzeichen  und  Fahnen  in  hei- 
ligen Hainen  unter  dem  Schutze  der  Priester.  Diese  Feldzeichen  und  der  Tempel- 
schatz bedurften  des  Schutzes  und  sind  der  Grund,  warum  wir  die  Heiligthümer  an 
sichern  Plätzen  finden.  Wie  Garz  und  Arkona  zeigen,  wurden  sie  in  Zeiten  der  Noth 
von  selbst  zu  Vertheidigungsplätzen  Da  Bekehrung  und  Unterwerfung  für  die 
Heiden  dasselbe  bedeutete,  so  spielten  die  Wälle  in  der  Bekehrungszeit  eine  mehr 
kriegerische  Rolle.  Und  in  dieser  Zeit,  wo  es  galt,  die  Heiligthümer  und  sich  selbst 
zu  schützen,  mag  auch  diese  oder  jene  Anlage  aus  rein  militärischen  Gründen  er- 
richtet worden  sein,  ln  einigen  Rundwällen  haben  neben  Tempel  und  Götzenbild 
auch  die  Priesterwohnungen  gestanden. 

An  der  sich  anschliessenden  Discussion  über  den  Zweck  der  Burgwälle 
betheiligen  sich  Lehrer  A.  Jentsch,  Geh.  Hofrath  Dr.  Geinitz  und  Haupt- 
mann G.  Woldermann. 

Durch  Lehrer  H.  Döring  werden  weiter  vorgelegt:  aus  dem  Urnen- 
felde von  Stetzsch  mehrere  grössere  Gefässe,  aus  dem  Urnenfelde  von 
Löbtau  eine  Reihe  von  Gefässen  und  mehrere  Bronzenadeln,  von  Bau- 

4fL  • 

meister  Schreiber  in  Löbtau  gesammelt,  sowie  Steingeräthe,  welche  in 
der  Nähe  dieses  Urnenfeldes  aufgefunden  wurden. 

Dr.  J.  Deichmüller  bespricht  ein  zweites  Gefäss  mit  Graphit- 
malerei aus  dem  Urnenfelde  von  Stetzsch,  welches  Herr  0.  Traut- 


*)  Blicke  in  die  vaterländische  Vorzeit,  1841,  Bd.  III,  S.  126. 

**)  Dr.  R.  Behla,  Die  vorgeschichtlichen  Rund  wälle  im  östlichen  Deutschland,  1888. 


11 


manu  neuerdings  der  K.  Prähistorischen  Sammlung  zum  Geschenk 
gemacht  hat. 

Aus  derselben  Sammlung  kommen  zur  Ansicht:  ein  Steinhammer  von 
Serkowitz  bei  Dresden,  ein  Steinbeil  aus  dem  Forstrevier  Seligstadt 
bei  Stolpen  und  ein  ähnliches,  welches  zwischen  Schmilka  und  Schöna 
aus  der  Elbe  gebaggert  worden  ist,  ferner  ein  Armring  und  eine  Zier- 
scheibe aus  Bronze  von  der  Rackeier  Schanze  bei  Baruth  und  die 
Zeichnung  eines  in  Weifa  bei  Bischofswerda  ausgegrabenen  Steinbeils. 

Geh.  Hofrath  Dr.  Geinitz  gedenkt  des  in  Paris  verstorbenen  fran- 
zösischen Anthropologen  Quatrefages  und  bespricht  den  1.  Jahrgang 
der  „Revue  mensuelle  de  Fecole  d’anthropologie  de  Paris“,  1891,  mit 
Abhandlungen  von  Broca,  Laborde,  Lefevre  und  G.  de  Mortillet. 


Zweite  Sitzung  am  10.  März  1892.  Vorsitzender:  Dr.  J.  Deich- 
müller.  — Anwesend  21  Mitglieder. 

Durch  Geh.  Hofrath  Dr.  Geinitz  werden  besprochen: 

J.  Prestwich:  On  the  primitive  characters  of  the  Flint  implements  of  the  Chalk 
Plateau  of  Kent,  1892; 

F.  Ratzel:  Die  afrikanischen  Bögen,  ihre  Verbreitung  und  Verwandtschaften,  nebst 

einem  Anhänge  über  die  Bögen  Neu-Guinea’s,  der  Veddah  und  der  Negritos. 
Leipzig  1891; 

H.  Schurtz:  Die  Wurfmesser  der  Neger,  ein  Beitrag  zur  Ethnographie  Afrikas. 
Leiden  1889; 

G.  de  Mortillet:  Classification  palethnologique.  Revue  mens,  de  l’ecole  d’anthro- 

pol.  de  Paris,  1,  1891; 

W.  Conwentz:  Notizen  über  das  Vorkommen  von  Taxus  baccata  und  Trapa  na- 
tans  L.,  mit  Abhandl.  von  A.  G.  Nathorst. 

Lehrer  H.  Döring  erläutert  Zeichnungen  von  Gefässen  aus  dem 
Urnenfelde  von  Coswig  und  Funde  aus  einer  spätslavischen  Herd- 
stelle in  Köblitz  bei  Cunewalde. 

In  Köblitz  bei  Cunewalde,  im  Thale  zwischen  Czorneboh  und  Bileboh  wurde 
während  des  Sommers  1890  auf  dem  Felde  des  Fabrikbesitzers  E.  Kalauch  zum 
Zwecke  des  Wegebaues  Erde  entnommen,  bei  welcher  Gelegenheit  man  auf  Asche, 
gebrannten  Lehmbewurf  und  Scherben  stiess.  Die  Fundstelle  liegt  an  der  von  der 
Bautzen-Spremberger  Chaussee  abzweigenden  Strasse,  gegenüber  dem  Kalauch’schen 
Fabrikgrundstück,  am  Eingänge  zu  einem  Hohlwege , der  als  Feldweg  dient.  Die  bis 
etwa  3 m über  das  Niveau  der  Strasse  emporragende  Erdwand  bestand  bis  21|2  m 
aus  Lehm  und  zu  ca.  *|a  m aus  schwarzer  Erde,  welche  mit  Asche,  Brocken  von 
Holzkohle,  gebranntem  Lehmbewurf  und  Scherben  durchsetzt  war.  Beim  Nachgraben 
in  der  oberen  Schicht  wurden  eine  Anzahl  Gefässscherben  gesammelt,  die  deutlich 
das  Wellenornament  zeigten.  Einige  der  gefundenen  Scherben  waren  von  geringerer 
Stärke  und  aus  feinem,  weissem  Material  geformt,  sodass  man  nur  ein  verhältniss- 
mässig  geringes  Alter  der  prähistorischen  Reste  annehmen  darf.  Es  liesse  sich  dem- 
nach die  Fundstelle  als  spätslavische  Herdstelle  deuten. 

Institutslehrer  A.  Peuckert  legt  Steingeräthe  von  Pottenstein  im 
fränkischen  Jura, 

Taubstummenlehrer  0.  Ebert  Steinbeile  von  Ober- Gohlis  unterhalb 
Dresden  und  das  nun  abgeschlossene  Werk  von  M.  Hörn  es:  „Die  Ur- 
geschichte der  Menschheit“,  Wien  1891,  vor. 

Dr.  J.  Deichmüller  macht  Mittheilung  von  der  Aufdeckung  eines 


Urnenfeldes  in  Dresden-Friedriehstadt,  zwischen  dem  Berlinei 
Bahnhof  und  der  Cottaer  Strasse,  zu  beiden  Seiten  der  Waltherstrasse. 

Die  durch  Vermittelung  des  K.  Finanzministeriums  von  dort  in  die  K.  Prähisto- 
rische Sammlung  gelangten  Gefässe  zeigen  vorwiegend  den  Typus  der  Strehlener 
Urnen,  einzelne  erinnern  an  Formen,  wie  sie  das  Museum  in  grosser  Zahl  aus  dem 
der  frühesten  La  Tene-Zeit  angehörigen  Urnenfelde  von  Stetzsch  besitzt.  Es  ist 
nicht  ausgeschlossen,  dass  sich  an  der  sehr  ausgedehnten  Fundstelle  zwei  getrennte, 
in  verschiedenen  Perioden  angelegte  Gräberfelder  befunden  haben. 

Exeursion. 

Am  12.  Mai  1892  besichtigten  21  Mitglieder  unter  Führung  von 
Lehrer  H.  Döring  die  auf  der  Liebenecke  bei  Cossebaude  befindlichen 
Gefässe  aus  den  Urnenfeldern  von  Stetzsch  und  von  Coswig,  sowie 
die  von  denselben  Gräberfeldern  durch  Taubstummenlehrer  0.  Ebert  in 
Stetzsch  zusammengestellte  Sammlung  von  Gefässen. 


V.  Section  für  Physik  und  Chemie. 


Erste  Sitzung  am  7.  Januar  1892.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  G.  Helm. 
— Anwesend  42  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  G.  Helm  spricht  über  die  Schwankungen  der  Erdachse. 

Genaue  Untersuchungen  über  die  Aenderung,  welche  die  Polhöhe  eines  Ortes  im 
Laufe  der  Zeit  erleidet,  sind  in  das  Arbeitsprogramm  der  Internationalen  Erdmessung 
aufgenommen  worden,  wozu  Fergola  18S8  in  Rom  die  Anregung  gab;  besonders  ist 
die  Angelegenheit  in  der  letzten  Zeit  zur  wissenschaftlichen  Tagesfrage  geworden, 
da  zu  ihrer  Klarstellung  eine  astronomische  Expedition  nach  Honolulu  ausgeführt 
wurde. 

Um  sich  über  die  Bewegung  des  Erdkörpers  zu  orientiren,  muss  man  sich  zu- 
nächst die  beiden  Sätze  der  theoretischen  Mechanik  vergegenwärtigen,  die  gewöhnlich 
als  Satz  von  der  Erhaltung  des  Schwerpunkts  und  Satz  von  der  Erhaltung  der 
Flächen  bezeichnet  werden.  Diese  Sätze  werden  von  dem  Vortragenden  ausgesprochen, 
die  einschlagenden  Begriffe  entwickelt  und  durch  Versuche  an  zwei  Apparaten  er- 
läutert, die,  im  Wesentlichen  nach  Mach  (Mechanik,  S.  271  u.  275)  construirt,  aus 
der  physikalischen  Sammlung  der  K.  Techn.  Hochschule  von  Herrn  Geh.  Hofrath 
Toepler  freundlichst  für  diese  Demonstration  zur  Verfügung  gestellt  worden  waren. 
Die  angegebenen  Sätze  ermöglichen  es,  die  Drehbewegung  der  Erde  für  sich  allein 
zu  betrachten,  ohne  Rücksicht  auf  das  Fortschreiten  ihres  Schwerpunkts  im  Raume, 
und  lassen  erkennen,  dass  die  Drehbewegung  der  Erde  als  eine  Drehung  um  eine 
durch  den  Schwerpunkt  gehende  Achse  von  im  Raum  unveränderlicher  Richtung  auf- 
gefasst werden  kann,  so  lange  die  äusseren  Kräfte,  die  Anziehungen  von  Sonne  und 
Mond,  nicht  merkliche  Drehmomente  ausüben.  Diese  nur  durch  solche  Drehmomente 
zu  verändernde  Achse  heisst  die  unveränderliche  Achse  U der  Erde. 

Diese  im  Raume  feste  Achse  bewegt  sich  aber  in  Bezug  zum  Erdkörper  oder 
dieser  gegen  sie.  Wird  zunächst  die  Erde  als  starrer  Körper  angesehen,  so  kann 
man  sich  über  ihre  Bewegung  um  den  Schwerpunkt  mittels  des  von  Poinsot  in  die 
Mechanik  eingeführten  Trägheitsellipsoids  geometrische  Klarheit  verschaffen.  Das 
Trägheitsellipsoid  des  Erdkörpers  weicht  gewiss  nur  wenig  von  der  Gestalt  eines  ab- 
geplatteten Rotationsellipsoids  ab.  Die  Bewegung  jedes  Körpers  um  seinen  Schwer- 
punkt kann  nun  unter  den  angegebenen  Voraussetzungen  als  gleitungsfreies  Jlin- 
wälzen  des  Trägheitsellipsoids  auf  einer  zur  unveränderlichen  Achse  senkrechten  Ebene 
beschrieben  weiden.  Dieses  Ergebniss  der  Poinsot'schen  Theorie  wird  vom  Vortra- 
genden durch  einige  Versuche  an  der  Schwungmaschine  erläutert,  indem  z.  B.  ein 
Messingreif,  der  an  einem  Faden  hing,  in  Rotation  um  diesen  versetzt  wurde.  Hier- 
nach sind  an  der  Erde  auch  unter  den  einfachsten  Voraussetzungen,  — - dass  sie 


13 


nämlich  ein  starrer  Körper  sei,  ein  Rotationsellipsoid  zum  Trägheitsellipsoid  habe 
und  keinen  äussere»  Drehmomenten  unterliege,  — zweckmässiger  Weise  drei  Achsen 
zu  unterscheiden:  die  unveränderliche  Achse  U,  deren  Richtung  im  Raume  verharrt, 
ferner  eine  Achse,  die  im  Erdkörper  festbleibt,  mit  diesem  aber  um  jene  sich  dreht, 
etwa  die  Achse  T des  grössten  Trägheitsmoments,  endlich  die  Rotationsachse  R,  auf 
der  alle  im  Augenblick  in  Ruhe  befindlichen  Punkte  des  Erdkörpers  liegen  und  die 
sich  in  Hinsicht  auf  U,  wie  in  Hinsicht  auf  T bewegt.  Alle  Lagen,  die  R der  Reihe 
nach  im  Erdkörper  einnimmt,  liegen  auf  einem  Rotationskegel  um  T,  und  alle  Lagen, 
die  R im  Raume  einnimmt,  auf  einem  Rotationskegel  um  U. 

Um  nun  die  Dauer  eines  solchen  Umlaufs  der  Achse  R zu  bemessen,  muss  auf 
die  Differentialgleichungen  des  rotirenden  starren  Körpers  zurückgegangen  werden, 
die  Euler  aufgestellt  hat.  Ist  C das  grösste  Trägheitsmoment  der  Erde,  also  das 
in  Bezug  auf  die  Achse  T oder  auf  die  kleine  Halbachse  des  Trägheitseliipsoids,  fer- 
ner A das  kleinste  Trägheitsmoment  der  Erde,  also  ein  auf  eine  äquatoreale  Achse 
bezogenes,  und  hat  die  Winkelgeschwindigkeit  der  Erde  um  R nach  der  Achse  T 
und  zwei  zu  einander  senkrechten  äquatorealen  Achsen  die  Componenten  io,  oq,  oq, 
so  ist 

. dcüj  rr,  . . . doq  doj 

A -jjr  = “ (C— A)w.  oj2  , A = (C— A)w.  oq  , — = 0. 

Demnach  ändert  sich  w nicht,  und  es  ist 

C A 

c-q  = / cos  — — — m.  't — r),  oq  = y cos  — — 

A A 

wo  unter  / und  r Integrationsconstanten  zu  verstehen  sind.  Die  Rotationsachse  R 
umwandert  also  die  Achsen  T und  U in  der  Zeit 

2t i C-A 

Z — : — r — 

(!)  A 

Die  Vergleichung  dieses  Ergebnisses  der  theoretischen  Mechanik  mit  der  Er- 
fahrung ist  nur  möglich,  wenn  man  das  Verbältniss  der  Trägheitsmomente  der  Erde 
kennt.  Physik  und  Technik  bestimmen  Trägheitsmomente  durch  Beobachtungen  an 
Drehbewegungen.  Ueber  die  Trägheitsmomente  der  Erde  lässt  sich  auf  diesem  Wege 
kein  Aufschluss  gewinnen,  wohl  aber  kann  man  aus  den  Anziehungen,  die  zwischen 
der  Erde  und  der  Sonne  oder  dem  Monde  wirken,  die  Kenntniss  jener  Grössen  er- 
langen. Die  Trägheitsmomente  haben  nämlich  noch  in  einem  anderen  Zusammen- 
hänge Wichtigkeit  für  die  Mechanik,  als  in  der  Drehungstheorie.  Die  von  irgend 
einem  Punkte  auf  einen  Körper  ausgeübte  Anziehung  lässt  sich  in  erster  Näherung 
duich  die  Anziehung  seines  Schwerpunkts  ersetzen,  wenn  in  diesem  die  Masse  des 
Körpers  vereinigt  gedacht  wird.  In  zweiter  Näherung  ist  die  anziehende  Kraft  von 
den  Hauptträgheitsmomenten  des  Körpers  abhängig.  Wenn  also  Sonne  und  Mond 
auf  die  Erde  anziehende  Kräfte  ausüben,  die  nicht  genau  durch  den  Erd  Schwerpunkt 
gehen,  so  wird  man  aus  deren  Wirkungen  auf  die  Trägheitsmomente  der  Erde 
schiiessen  können.  Würden  die  auf  die  Erde  ausgeübten  Kräfte  durch  ihren  Schwer- 
punkt gehen,  so  würden  sie  kein  Drehmoment  um  ihn  ausüben,  also  die  oben  ein- 
geführte unveränderliche  Achse  U ihre  Richtung  im  Raume  nicht  verändern.  That- 
sächlich  aber  ändert  die  Erdachse  ihre  Richtung  im  Raume,  d.  h.  die  Achse  U ist 
in  Bewegung,  wie  die  Erscheinungen  der  Präzession  und  Nutation  zeigen.  Aus  den 
Beobachtungen  über  diese  folgt  die  Grösse  der  sie  verursachenden  Drehmomente  und 
hieraus  hat  sich  ergeben 


M.  (t-  t), 


C-A 

' C 


0,003272, 


also 


C— A 
A 


= 0,003283  = 


1 

304,0 


Es  folgt  weiter  z = — - 304,6  oder  z — 304,6  Sterntage  = 303,8  mittlere  Tage. 

O) 

In  einem  Jahre  beschreibt  also  die  Achse  T um  LI  einen  Bogen  von  432°, 8. 

Die  ersten  Beobachtungen  zur  Bestätigung  dieses  Ergebnisses  unternahm  P eters 
1842/43  in  Pulkowa.  Es  ergab  sich,  dass  die  Polhöhe  von  Pulkowa  periodisch  ver- 
änderlich war  und  zwar  so,  wie  die  Theorie  es  verlangt,  als  ob  sich  die  Rotations- 
achse R um  die  in  der  Erde  feste  Achse  T der  grössten  Trägheit  in  einem  Kreis- 


14 


kegel  bewegte  und  auf  diesem  im  Jahre  um  431  °,5  fortwanderte.  Der  Winkel  zwischen 
T und  R ergab  sich  yy",  was  nach  unseren  obigen  Bezeichnungen  das  Verhältniss 

~ geben  würde  (1"  entspricht  auf  der  Erdoberfläche  rund  30  m).  Daraus  folgt 

weiter  auf  Grund  der  vorhin  skizzirten  Poinsot’schen  Drehungstheorie  und  der  Eigen- 
schaften der  Ellipse,  dass  der  Winkel  zwischen  U und  R verschwindend  klein  ist. 
Hiernach  braucht  man  von  den  oben  eingeführten  drei  Achsen  die  beiden  U und  R 
nicht  weiter  auseinanderzuhalten,  während  ihre  Abweichung  gegen  die  dritte  T für 
die  heutige  Beobachtungskunst  nicht  mehr  zu  vernachlässigen  ist. 

Die  von  Peters  gefundene  Grösse  dieser  Abweichung  hat  sich  aber  bei  späteren 
Beobachtungen  von  Gylden  und  Nyren  in  Pulkowa  nicht  wieder  ergeben,  auch 
Maxwell’s  Berechnungen  aus  Greenwicher  Beobachtungen  und  andere  Untersuch- 
ungen führten  auf  abweichende  Resultate. 

Diese  Abweichungen  erklären  sich  nicht  durch  Berücksichtigung  der  bisher  ver- 
nachlässigten Umstände,  dass  die  Erde  kein  starrer  Körper  ist,  also  Ebbe  und  Fluth 
zeigt,  dass  ihr  Trägheitsellipsoid  ein  wenig  vom  Rotationsellipsoid  abweicht,  oder 
dass  äussere  Drehmomente  wirken.  Auch  plötzliche  Massenverschiebungen,  wie  sie 
durch  Erdbeben  herbeigeführt  werden  können,  erwiesen  sich  der  Theorie  nach  von 
zu  geringem  Einflüsse  auf  die  Lage  der  Erdachse,  um  jene  Abweichungen  in  den 
Beobachtungen  zu  erklären.  Dass  säculare  Veränderungen,  wie  z.  B.  eine  allmähliche 
Vergletscherung  Grönlands,  die  Erdachse  verlegen  können,  auch  hiermit  die  Hebung 
und  Senkung  der  Meeresküsten  im  Zusammenhang  steht,  ist  nicht  ausgeschlossen 
(vergl.  Helmert,  Theorien  der  höheren  Geodäsie,  II,  S.  445  ff.),  doch  reicht  das 
Beobachtungsmaterial  für  weitergehende  Schlüsse  nicht  aus  und  führt  jedenfalls  nicht 
auf  periodische  Aenderungen  des  Winkels  RT,  wie  sie  durch  die  Beobachtungen  an- 
gedeutet scheinen. 

Periodische  Massen  Verschiebungen,  also  meteorologische  Vorgänge,  ändern  zwar 
das  Trägheitsellipsoid  periodisch,  aber  der  Einfluss  auf  die  Lage  der  Achse  schien 
nur  gering.  So  berechnet  Helmert,  dass  eine  Schneebedeckung  der  Continente 

oberhalb  45°  der  Breite  in  einer  Höhe , die  yy  m Regenhöhe  entspräche,  doch  höch- 
stens nur  yoo  Secunde  Achsenverschiebung  bewirken  würde.  Neuerdings  (Lamp, 
Astr.  Nachr.,  3014)  ist  auch  auf  die  mit  den  Verschiebungen  der  barometrischen 
Maxima  parallel  gehenden  Verschiebungen  der  grossen  Meeresströmungen  hingewiesen 
worden,  als  auf  jährliche  Massenverlegungen  im  Erdkörper  von  grösserem  Betrage. 

Andererseits  bestätigen  sich  die  Vermuthungen  nicht,  dass  etwa  die  Berechnungen 
der  hier  in  Frage  kommenden  feinen  astronomischen  Beobachtungen  auf  zu  un- 
sicheren Voraussetzungen  beruhten;  insbesondere  erwiesen  sich  die  möglichen  Un- 
sicherheiten in  der  Aberrationsconstante,  sowie  in  der  Berücksichtigung  meteoro- 
logischer Schwankungen  der  Luftschichtung  und  daher  der  Refraction  als  zu  gering, 
um  die  Abweichungen  zwischen  den  verschiedenen  Beobachtungsreihen  zu  erklären. 
Neue  Beobachtungen,  die  von  vornherein  auf  möglichste  Berücksichtigung  solcher 
Fehlerquellen  Bedacht  nahmen,  ergaben  in  der  Zeit  vom  Herbst  1884  bis  Frühling 
1885  eine  Abnahme  der  Polhöhe  von  0",4  in  Berlin  und  0",8  in  Pulkowa  (Küstner, 
Astr.  Nachr.,  2993),  in  der  Zeit  von  Anfang  October  1889  bis  Ende  Januar  1890 

eine  Abnahme  von  rund  y Secunde  in  Berlin,  Potsdam  und  Prag  (Alb recht,  Be- 
richt in  Verh.  d.  Int.  Erdmessung  1890;  Albrecht,  Astr.  Nachr.,  3010). 

Eine  schöne  Aufklärung  des  Sachverhalts  ist  jüngst  durch  eine  theoretische  Be- 
merkung gelungen.  Wenn  ein  Körper,  der  durch  seine  inneren  Kräfte  zu  Schwing- 
ungen von  der  Schwingungszahl  N befähigt  ist,  durch  äussere,  peiiodisch  veränder- 
liche Kräfte  zu  Schwingungen  von  der  Schwingungszahl  N'  gezwungen  wird,  so  er- 
folgen diese  mit  um  so  geringerer  Amplitude,  je  grösser  die  Abweichung  der 
Schwingungszahlen  N und  N'  ist,  während  bei  N = N'  die  Amplitude  mit  den 
wiederholten  Anregungen  von  aussen  unbegrenzt  wächst.  Würde  eine  Anregung 
die  Amplitude  A ertheilen,  so  erzeugen  die  immer  wiederholten  Anregungen  die 
Amplitude 

N2 

N2  - N/2'  A‘ 

Das  wird  im  Vortrag  für  einen  einfachen  Fall  theoretisch  entwickelt  und  an  dem 
Beispiel  eines  Pendels,  dessen  Aufhängepunkt  in  geeignetem  Tempo  hin-  und  her- 
geführt wurde,  erläutert. 


15 


Radau  hat  nun  diese  Erwägung  auf  die  Bewegung  der  Erde  angewendet,  deren 
Achse  R sich  in  308,8  Tagen  um  die  im  Erdkörper  feste  Achse  T dreht,  während 
meteorologische  Veränderungen  sich  im  Allgemeinen  in  865,24  Tagen  wiederholen. 
Da  nun  803,8.6  sich  von  365,24.5  nur  um  3,4  unterscheidet , so  verhalten  sich  die 
Perioden  der  beiden  Veränderungen  nahe  wie  5 : 6 und  N2— N/2  nahe  N2,  die 
Amplitude  der  Achsenschwankung  wird  also  3,3  mal  so  gross,  als  die  der  sie  er- 
regenden Veränderung.  Jene  von  Helmert  berechneten  2 Hundertelsecunden  Achsen- 
ablenkung, die  durch  einmalige  Massenänderung  herbeigeführt  würden,  werden 
also  bei  periodischer  Wiederholung  ihrer  Verursachungen  zu  einer  Polhöhenschwank- 
ung vom  6,6fachen  Betrage,  von  0,18  Secunden  jährlich,  vervielfältigt. 

Eine  genauere  Rechenschaft  über  den  Vorgang  gewähren  die  Differentialgleich- 
ung der  Bewegung,  wie  sie  sich  für  den  Fall  geringer  Schwankungen  der  Gestalt  und 
Lage  des  Trägheitsellipsoids  im  Erdkörper  ergeben.  Hat  die  Achse  grösster  Trägheit 
einmal  die  Lage  T0  und  legt  man  zu  dieser  Richtung  senkrecht  eine  Projectionsebene 
E,  so  wird,  falls  die  Achse  T längs  eines  Meridians  infolge  meteorologischer  Vor- 
gänge hin-  und  herschwankt,  von  ihr  in  der  Ebene  E eine  Gerade  in  dar  Länge  2c 
beschrieben.  Ist  diese  I-Achse,  die  zu  ihr  durch  T0  gelegte  Senkrechte  ??-Achse  eines 
Coordinatensystems  der  Ebene  E,  so  beschreibt  die  Achse  R und  mit  ihr  U auf  der 
Ebene  eine  Epic}Tkloide 


cos 


271 


308,8 


(1  + T)  + 3,3  c.sin 


2 7T 


365,24 


rj  — k sin 


2 71 

3033” 


(t  -4—  t)  — j—  2,7  c.cos 


27T 


365,24 


wo  k der  mit  dem  oben  benutzten  % proportionale  Radius  des  Kreises  ist,  den  R 
um  T beschreiben  würde,  wenn  T ruhte.  Für  dieses  Ergebniss  Radau’ s (Comptes 
rendus,  1890)  ist  in  weiterer  Ausführung  der  Untersuchungen  dieses  Forschers  von 
Hel  mert  (Astron.  Nachr.,  3014;  eine  graphische  Darstellung  gegeben  worden,  die 
der  Vortragende  vorlegt.  Sie  zeigt,  dass  die  Schwankung  der  Achse  in  aufeinander- 
folgenden Jahren  recht  verschieden  ausfallen  kann.  Dies  veranlasste  dazu,  mit  der 
geplanten  Expedition  nach  Honolulu  nicht  länger  zu  zögern.  Nach  vorläufiger  Mit- 
theilung wird  das  Ergebniss  dieser  Expedition  eine  endgültige  Bestätigung  der 
Achsenschwankung  sein,  da  die  Polhöhenveränderungen  in  .Honolulu  in  entgegen- 
gesetztem Sinne  auftreten  als  gleichzeitig  in  Deutschland. 


Zweite  Sitzung  am  3.  März  1892.  Vorsitzender : Prof.  Dr.  G.  Helm. 
— Anwesend  35  Mitglieder  und  Gäste. 

Prof.  Dr.  W.  Hernpel  spricht  über  die  Kohlenstoffbestimmung 
im  Eisen  auf  gasvolumetrischem  Wege  und  über  einen  neuen 
Messapparat  für  Gase,  welcher  an  einem  praktischen  Beispiele  er- 
läutert wird. 

Im  Anschluss  hieran  führt  der  Vortragende  ein  neues  Experiment 
vor  zum  Nachweise,  dass  unter  gewissen  Umständen  auch  in  einer 
Kohlensäureatmosphäre  eine  Verbrennung  erhalten  blei- 
ben kann. 

Unter  gewöhnlichen  Verhältnissen  erlischt  bekanntlich  eine  Flamme,  wenn  man 
sie  in  einen  mit  Kohlensäure  gefüllten  Raum  bringt.  Diese  Erscheinung  wird  da- 
durch naohgewiesen,  dass  aus  einer  Glasröhre  ausströmender  Wasserstoff*  entzündet 
und  die  Mündung  der  Röhre  in  einen  mit  Kohlensäure  gefüllten  Glascylinder  ein- 
gesenkt wird. 

Die  Flamme  erlischt  jedoch  nicht,  wenn  man  den  Wasserstoff*  aus  einem  weiss- 
glühenden Brenner,  also  stark  erhitzt,  in  die  Kohlensäureatmosphäre  ausströmen  lässt. 

Um  den  Wasserstoff*  auf  eine  hinreichend  hohe  Temperatur  zu  bringen,  benutzt 
der  Vortragende  den  zwischen  Kohlenelektroden  sich  bildenden  elektrischen  Licht- 
bogen. In  einer  elektrischen  Bogenlampe  wird  die  obere  Kohle  durch  einen  hohlen 
Kohlencylinder  ersetzt,  der,  nach  unten  glockenförmig  erweitert,  über  die  untere 


Kohle  übergreift  und  in  dessen  Höhlung  oben  ein  Gaszuführungsrohr  hineinragt. 
Der  ganze  Apparat  steht  in  einem  weiten  mit  Kohlensäure  angefüllten  Gascylinder. 
Wird  nun  Wasserstoff  zugeleitet  und  der  elektrische  Strom  geschlossen,  so  kann 
man,  zumal  durch  die  getroffene  Anordnung  der  grelle  Lichtbogen  dem  Auge  ver- 
deckt bleibt,  den  unteren  Rand  des  Hohlcylinders  von  einer  schwachleuchtenden 
Flamme  deutlich  umsäumt  erblicken. 


VI.  Section  für  Mathematik. 


Erste  Sitzung  am  11.  Februar  1892.  Vorsitzender:  Geh.  Rath 
Prof.  Dr.  G.  Zeuner.  — Anwesend  12  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  hält  einen  Vortrag:  „Zur  Thermodynamik  der 
Atmosphäre“. 


Zweite  Sitzung  am  21.  April  1892.  Vorsitzender:  Geh.  Rath  Prof. 
Dr.  G.  Zeuner.  — Anwesend  9 Mitglieder. 

Baurath  Prof.  Dr.  R.  Ulbricht  spricht  im  Anschluss  an  seine  Ver- 
öffentlichung: „Ueber  Wechselstromverzweigungen“,  elektrotechn.  Zeitschr. 
1892,  Hft.  12,  über  die  graphisch-analytische  Behandlung  elek- 
trischer Wechselströme  und  erläutert  seine  Auseinandersetzungen  durch 
die  Vorführung  eines  interessanten  Experimentes,  durch  welches  gezeigt 
wird,  dass  bei  Leitern  mit  Selbstinduction  durch  Einschaltung  eines  Con- 
densators  an  gewissen  Punkten  der  Leitung  grössere  Potentialdifferenzen 
auftreten  können,  als  sie  die  im  Stromkreise  vorhandene  elektromotorische 
Kraft  erzeugt. 

Dritte  Sitzung  am  19.  Mai  1892.  Vorsitzender:  Geh.  Rath  Prof. 
Dr.  G.  Zeuner.  — Anwesend  8 Mitglieder. 

Prof.  Dr.  K.  Rohn  spricht  über  die  Knotenpunkte  bei  den 
Flächen  dritter  Ordnung,  unter  Vorführung  von  zahlreichen  Gyps- 
modellen  derartiger  Flächen. 

Vierte  Sitzung  am  16.  Juni  1892.  Vorsitzender:  Geh.  Rath  Prof. 
Dr.  G.  Zeuner.  — Anwesend  9 Mitglieder. 

Prof.  Dr.  M.  Krause  behandelt  die  Bestimmung  von  Curven- 
längen  durch  elliptische  Integrale. 

Jm  Anschluss  daran  erwähnt  Prof.  Tr.  Rittershaus,  dass  bei  einigen 
Problemen  von  Zahnradübersetzungen  mit  unrunden  Rädern  man  auf 
elliptische  Integrale  geführt  wird;  derselbe  zeigt  auch  eine  Anzahl  von 
Modellen  merkwürdiger  Zahnradübersetzungen  und  Bewegungsmechanis- 
men vor. 


VII.  Hauptversammlungei]. 

Erste  Sitzung  am  28.  Januar  1892.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  K.  Rohn. 
— Anwesend  ?A  Mitglieder. 

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17 


Geh.  Begierungsrath  Prof.  T)r.  E.  H artig  spricht  über  Auseinander- 
setzungen zwischen  Wort,  Begriff  und  Gegenstand,  erläutert  an 
Beispielen  aus  der  Technik. 


Zweite  Sitzung  am  25.  Februar  1892.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  K.  Bohn. 
— Anwesend  18  Mitglieder. 

Zur  Vorlage  gelangt  ein  Aufruf  zu  Beiträgen  für  ein  Denkmal  für 
Christian  Ludwig  Brehm,  Alfred  Brehm  und  Prof.  Schlegel,  welches 
diesen  um  die  Erforschung  der  Thierwelt  verdienten  Männern  in  Altenburg 
errichtet  werden  soll. 

Geheimrath  Prof.  Dr.  G.  Zeuner  erstattet  Bericht  über  den  Kassen- 
ahschluss für  das  Jahr  1891  (s.  Anlage  A,  S.  21),  mit  dessen  Prüfung 
Bankier  A.  Kuntze  und  Hauptmann  a.  D.  G.  Woldermann  beauftragt 
werden. 

Mitgetheilt  wird  ferner,  dass  sich  die  Einrichtung  des  Lesezirkels 
(vergl.  Sitzungsber.  der  Isis  1891,  S.  13)  bewährt  hat  und  der  Gesellschaft 
Unkosten  aus  demselben  nicht  erwachsen  sind. 

Der  Voranschlag  für  das  Jahr  1892  (s.  Anlage  B,  S.  22)  wird 
einstimmig  genehmigt. 

Prof.  Dr.  K.  Bohn  behandelt  nun  die  Frage  der  Abhängigkeit  der 
Anzahl  der  Kugeln,  die  sich  in  einem  Hohlwürfel  unterbringen 
lassen,  von  ihrer  Anordnung  darin. 

Dabei  wird  die  Voraussetzung  gemacht,  dass  die  Seite  des  Würfels  sehr  gross 
sei  im  Vergleich  zu  dem  Durchmesser  der  unter  sich  gleichen  Kugeln.  Ist  die 
Würfelseite  gleich  dem  n- fachen  Kugeldurchmesser,  so  ist  die  Zahl  der  Kugeln  n3, 
wenn  die  Kugeln,  d.  h.  ihre  Mittelpunkte,  wie  die  Ecken  eines  Würfels  angeordnet 
sind.  Sind  sie  dagegen  wie  die  Ecken  eines  Tetraeders  angeordnet,  so  ist  die  Zahl 

der  Kugeln  gleich  n3]/‘2.  Ebenso  gross  wird  die  Zahl  bei  Anordnung  der  Kugeln 
wie  die  Ecken  eines  Octaüders.  Dabei  sind  geringere  Potenzen  vernachlässigt. 

Auf  eine  Anfrage  des  Herrn  G.  Woldermann  über  die  Gewichts- 
verhältnisse bei  Füllung  eines  Cylinders  mit  kleinen  oder  mit 
grossen  Kugeln  bemerkt  der  Vortragende: 

Eine  Hohlkugel  oder  ein  Hohlwürfel  fasst  dem  Gewichte  nach  etwas  mehr,  wenn 
man  kleine  Kugeln  nimmt,  als  wenn  die  Kugeln  grösser  sind,  da  an  den  Begrenzungs- 
flächen der  schädliche  Raum  im  ersteren  Falle  etwas  geringer  wird. 


Dritte  Sitzung  am  31.  März  1892.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  K.  Bohn. 
— Anwesend  33  Mitglieder. 

Nach  Prüfung  des  Kassenabschlusses  vom  Jahre  1891  durch  die 
Bevisoren  wird  dem  Kassirer  Decharge  ertheilt. 

Dr.  Fr.  Baspe  theilt  mit,  dass  das  für  die  Aufstellung  der  Bibliothek 
in  der  K.  Technischen  Hochschule  bisher  zur  Verfügung  gestellte  Zimmer 
infolge  nothwendiger  Umbauten  gekündigt,  vom  Bectorat  der  Hochschule 
aber  zur  Unterbringung  der  Bücher  ein  anderer  Baum  angeboten  worden  sei. 

Nach  längerer  Debatte  wird  dieses  Anerbieten  mit  Dank  angenommen 
und  die  Verlegung  der  Bibliothek  in  den  neuen  Baum  genehmigt. 

2 


18 


Gleichzeitig  wird  eine  aus  Prof.  Dr.  0.  Drude,  Oberlehrer  H.  Engel- 
hardt, Geh.  Hofrath  Dr.  Geinitz,  Dr.  F.  Raspe,  Prof.  Dr.  K.  Rohn 
und  Privatus  K.  Schiller  zusammengesetzte  Commission  gewählt,  welche 
über  die  Zukunft  der  Bibliothek  berathen  und  der  Gesellschaft  hierüber 
Bericht  erstatten  soll. 

Die  von  der  früheren  mineralogischen  Gesellschaft  in  Dresden  der 
Isis  als  Geschenk  angebotene  Bibliothek  wird  dankend  angenommen. 

Der  thüringische  botanische  Verein  ladet  zur  Betheiligung  an 
seiner  Frühj  ahrsv  er  Sammlung  in  Gera  ein.  Es  wird  beschlossen,  dieser 
Einladung  möglichst  zahlreich  zu  folgen.  (Vergl.  S.  6). 


Yierie  Sitzung  am  28.  April  1892.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  K.  Rohn. 
— Anwesend  20  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  eröffnet  die  Sitzung  mit  der  Mittheilung,  dass  das 
von  dem  am  18.  December  1891  verschiedenen  Mitgliede  Bergingenieur 
Alfred  Purgold  in  Gotha  der  Isis  testamentarisch  bestimmte  Legat  von 
600  Mark  von  den  Hinterbliebenen  übergeben  worden  ist. 

Der  Verewigte,  dessen  Thätigkeit  in  unserer  Isis  so  viel  zu  deren 
Gedeihen  beigetragen  hat  (s.  Nekrolog,  1891,  S.  33),  hat  durch  dieses 
hochherzige  Geschenk  bewiesen,  mit  welchem  Interesse  er  bis  zu  seinem 
Tode  den  Bestrebungen  unserer  Gesellschaft  gefolgt  ist.  Wir  sind  ihm  für 
dieses  Zeichen  treuer  Anhänglichkeit  zu  dauerndem  Danke  verpflichtet, 
sein  Andenken  wird  in  unserer  Mitte  für  alle  Zeiten  fortleben! 

Prof.  Dr.  0.  Drude  spricht  über  die  Culturfähigkeit,  von  Deutsch- 
Westafrika. 

Dr.  A.  Naumann  giebt  Mittheilungen  über  die  Zwergbirke  vom 
Fichtelberge  und  legt  blühende  Zweige  derselben  vor. 


Fünfte  Sitzung  am  30.  Juni  1892.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  K.  Rohn. 
— Anwesend  23  Mitglieder. 

Statt  der  im  Juli  und  August  abzuhaltenden  Hauptversammlungen  wird 
eine  Excursion  in  Aussicht  genommen. 

Prof.  Dr.  H.  Vater  spricht  über  die  Ursachen  der  Verschieden- 
heit der  Krvstalle  derselben  chemischen  Verbindung. 


Excursion. 

Am  26.  Mai  1892  unternahmen  19  Mitglieder  einen  Ausflug  nach 
der  „Schönen  Höhe“  bei  Dittersbach,  wo  eine  kurze  Hauptver- 
sammlung zur  Erledigung  geschäftlicher  Angelegenheiten  abgehalten 
wurde.  Hierauf  wurde  das  Wesenitzthal  durchwandert  und  zuletzt  die 
Basaltformation  des  Kegels,  auf  dem  Stolpen  gelegen  ist,  in  Augenschein 
genommen. 


19 


Veränderungen  im  Mitgliederbestände. 

Gestorbene  Mitglieder: 

Am  14.  October  1890  verschied  in  Jena  Dr.  phil.  Robert  Schmidt, 
correspondirendes  Mitglied  der  Isis  seit  1857.  — 

Am  7.  Januar  1892  starb  im  Alter  von  55  Jahren  der  durch  seine 
vortrefflichen  Schriften  über  das  Studium  der  europäischen  Herpetology 
bekannte  Zoolog  Dr.  phil.  Graf  Alexander  P.  Ninni,  Director  des 
Museums  der  Stadt  Venedig,  correspondirendes  Mitglied  der  Isis  seit 
1868.  — 

Am  10.  Januar  1892  starb  in  Dresden  im  76.  Lebensjahre  Dr.  med. 
et  phil.  Hermann  Reinhard,  Geh.  Medicinalrath  und  Präsident  des 
Landes-Medieinalcollegiums  a.  D. 

Geboren  am  15.  November  1816  in  Dresden  bereitete  sich  der  Verewigte  für 
das  medicinische  Studium  auf  der  Kreuzschule  und  der  Fürstenschule  vor  und  bezog 
dann  die  Universität  Leipzig.  1844  liess  er  sich  in  Bautzen  als  Arzt  nieder,  wurde 
Mitte  der  18ri0er  Jahre  zum  Medicinalrath  und  Beisitzer  der  K.  Kreisdirection  daselbst 
ernannt  und  1865  als  Geh.  Medicinalrath  in  das  neugeschaffene  Landes -Medicinal- 
collegium  berufen,  als  dessen  Präsident  er  von  1872  bis  1888  sich  grosse  Verdienste 
um  das  Medicinalwesen  Sachsens  erwarb  und  von  Sr  Maj.  dem  Könige  durch  Ver- 
leihung hoher  Orden  ausgezeichnet  wurde.  Als  Abgeordneter  Sachsens  nahm  er 
hervorragenden  Antheil  an  der  Bearbeitung  der  Pharmacopoea  germanica.  Auch 
durch  seine  entomologisclen  Forschungen  hat  sich  der  Verewigte  einen  bedeutenden 
Namen  erworben.  Unserer  Gesellschaft  gehörte  er  seit  1869  als  Ehrenmitglied  an.  — 

Am  11.  Januar  1892  verschied  in  Dresden  Privatus  Otto  König, 
wirkliches  Mitglied  seit  1891.  — 

Am  15.  Januar  1892  verschied  im  Alter  von  79  Jahren  in  Padua 
Freiherr  Achille  de  Zigno,  Ehrenmitglied  seit  1860. 

Der  Verewigte  war  in  wissenschaftlichen  Kreisen  allgemein  bekannt  durch  seine 
wichtigen  geologischen  und  paläontologischen  Arbeiten,  die  mit  dem  Jahre  1841  be- 
ginnend erst  mit  seinem  Tode  geendet  haben.  Die  berühmteste  seiner  Schriften  ist 
die  „Flora  fossilis  formationis  oolithicae“,  zahlreiche  weitere  Resultate  seiner  Forsch- 
ungen sind  im  Jahrbuch  der  K.  K.  geologischen  Reichsanstalt  in  Wien  niedergelegt. 
Achille  de  Zigno  war  einer  der  Männer,  welche  1861  ihre  gewichtige  Stimme  gegen 
eine  Vereinigung  der  K.  K.  geologischen  Reichsanstalt  mit  der  Kais.  Akademie  der 
Wissenschaften  in  Wien  erhoben  und  welchen  dieses  für  die  geologische  Durch- 
forschung der  österreichischen  Monarchie  so  bedeutungsvolle  Institut  seine  Selbstän- 
digkeit verdankt.  — 

Am  27.  Februar  1892  starb  in  Freiberg,  81  Jahre  alt,  der  früher  als 
Professor  an  der  dortigen  Bergakademie  wirkende  Bergrath  F.  W.  Fritsche, 
Ehrenmitglied  seit  1868.  — 

Am  16.  März  1892  starb  in  Wien  im  75.  Lebensjahre  Dr.  Karl 
Aberle,  K.  K.  Regierungsrath  und  Professor  a.  D. , correspondirendes 
Mitglied  seit  1876.  — 

Am  8.  April  verschied  in  Dresden  Oberbaurath  und  K.  Wasserbau- 
Director  Moritz  W.  Schmidt,  wirkliches  Mitglied  seit  1873.  — 

Am  18.  April  1892  starb  Dr.  August  Todaro,  Senator  und  Director 
des  botanischen  Gartens  in  Palermo,  correspondirendes  Mitglied  seit  1876.  — 

Am  27.  April  1892  verschied  der  Kais.  Russische  Wirkliche  Staats- 
rath Dr.  Eduard  August  von  Regel,  Director  des  botanischen  Gartens 
in  Petersburg,  correspondirendes  Mitglied  seit  1854.  — 


2* 


20 


Am  4.  Mai  1892  verlor  unsere  Gesellschaft  durch  den  Tod  ihr  ältestes 
Ehrenmitglied  Dr.  Karl  August  Dohrn,  langjährigen  Präsidenten  des 
entomologischen  Vereins  in  Stettin.  Der  Isis  gehörte  der  Verewigte  seit 
dem  Jahre  1845  als  Ehrenmitglied  an.  — 

Am  26.  Mai  1892  starb  in  Dresden  Bürgerschuloberlehrer  Louis 
Bald  auf,  wirkliches  Mitglied  seit  1872.  — 

Am  20.  Juni  1892  verschied  Prof.  Dr.  E.  C.  Schübeler,  Director 
des  botanischen  Gartens  in  Christiania,  Ehrenmitglied  seit  1871. 


Neu  aufgenommene  wirkliche  Mitglieder: 

Altenkirch,  Gust,  Gand.  d.  höh.  Schulamts  in  Dresden,  am  26.  Mai  1892; 
Dudensing,  Gust.,  Dr.  phil.,  Gymnasiallehrer  in  Dresden,  am  25.  Februar 
1892; 

Lauterb  ach,  Cam.,  Oberst  z.  D.  in  Dresden,  am  31.  März  1892; 

Mie,  Gust.,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  in  Dresden,  am  26.  Mai  1892. 

Aus  den  correspondirenden  in  die  wirklichen  Mitglieder  ist  über- 
getreten : 

Hefelmann,  Rud.,  Dr.  phil.,  Chemiker  in  Dresden. 


Neu  ernannte  correspondirende  Mitglieder: 


Lohrmann,  Ernst,  Dr.  phil.,  Gymnasiallehrer  in  Schneeberg,  ' 
Stevenson,  J.  J.,  Professor  an  der  University  of  New-  - 
York, 


am  28. 
Januar  1892. 


Kassenabschluss  der  ISIS  vom  Jahre  1891. 

ie*  Position.  Ausgabe. 


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Dresden,  am  23.  Februar  1892.  H.  Warnatz,  z.  Z.  Kassirer  der  Isis. 


22 


Voranschlag 

für  das  Jahr  1892. 


Mark 

1.  Gehalte 660 

2.  Inserate 75 

3.  Localspesen 130 

4.  Bnehbinderarbeiten  200 

5.  Bücher  nnd  Zeitschriften 550 

6.  Sitzungsberichte  und  Drucksachen  . . . 1100 

7.  Insgemein 130 

Summa  Mark  2845. 


Sitzungsberichte 

der 

nat  urwissenschaftliclien  G esellsclia  ft 


in  Dresden. 


1892. 


) 


25 


I.  Section  für  Zoologie. 


Dritte  Sitzung  am  13.  October  1892.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  B. 
Vetter.  — Anwesend  20  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  spricht  über  das  erste  Menschenalter  der  Dar- 
winschen Theorie. 


Vierte  Sitzung  am  1.  December  1892.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  B. 
Vetter.  — Anwesend  18  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  R.  Ebert  giebt  im  Anschluss  an  eine  in  der  Zeitschrift  für 
Zoologie  veröffentlichte  Arbeit  von  Schlamp  einen  Bericht  über  das 
Auge  des  Grottenolms,  Proteus  anguineus  Laur. 

Hieran  schliessen  sich  Bemerkungen  von  Dr.  J.  Thiele  über  das  Auge 
niederer  Wirbelthiere 

und  von  Prof.  Dr.  B.  Vetter  über  die  Bildung  des  Auges  bei 
der  Larve  des  Petromyzon. 

Dr.  J.  Thiele  hält  einen  Vortrag  über  die  primitivsten  Metazoen 
(vergl.  Abhandl.  VIII)  und  legt  hierzu  eine  Arbeit  von  F.  E.  Schulze 
über  Triehoplax  adhaerens  vor. 

Privatus  K.  Schiller  bringt  zur  Vorlage  Oligoneura  rhenana  Imh. 
und  Centroptilum  tenellum  Alb.,  welche  bisher  in  Sachsen  noch  nicht  auf- 
gefunden worden  sind  und  die  er  von  Herrn  Feurich  in  Göda  bei  Bautzen 
mit  mehreren  Lestes- Arten  erhielt,  die  sich  als  L.  sponsa  Hans  und  L. 
virens  Charp.  erwiesen.  Die  Larve  von  Oligoneura  rhenana  Imh.  ist  auch 
in  der  Elbe  entdeckt  worden. 

Ebenfalls  als  neu  für  Sachsen  bezeichnet  Dr.  J.  Thiele  Acicula  polita 
Hartm. 

Zum  Schluss  bespricht  Prof.  Dr.  B.  Vetter  ein  von  Osterloh  her- 
gestelltes Modell  der  Steinkoralle. 


II.  Section  für  Botanik. 


Vierte  Sitzung  am  3.  November  1892.  Vorsitzender:  Prof.  Dr. 
0.  Drude.  — Anwesend  34  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  legt  die  Belegexemplare  der  hauptsächlicheren  in 
diesem  Jahre  zur  Beobachtung  gelangten  Bereicherungen  der  Flora 

1* 


26 


Saxonica  vor  und  bespricht  die  Bedeutung  derselben  vom  pflanzengeogra- 
phischen Standpunkte  innerhalb  der  mitteldeutschen  Flora.  Dieselben  sind: 

1.  Stachys  alpina  L,  aufgefunden  vom  Lehrer  Hof  mann  (Döbeln)  im 
Zsckopauthal  bei  Waldheim,  eingesendet  von  dem  glücklichen  Finder  an 
den  Vorsitzenden.*) 

Es  ist  dies  unter  den  Novitäten  wohl  unstreitig  die  interessanteste,  eine  phane- 
rogarne  Waldpflanze,  welche  sich  nicht  in  Cultur  befindet  und  sich  nicht  zu  Ver- 
schleppungen eignet,  von  welcher  auch  kein  wanderndes  Vordringen  bekannt  geworden 
ist,  und  welche  hier  zum  ersten  Male  im  Königreich  Sachsen  aufgefunden  ist.  Ihre 
Feststellung  in  Sachsen  ist  von  um  so  grösserer  floristischer  Bedeutung,  als  der  neue 
Standort  die  bis  dahin  in  Mitteldeutschland  getrennten  Standorte  des  Ostens  und 
Westens  überbrückt:  sie  ist  bekannt  aus  dem  Eulengebirge,  von  der  hohen  Mense, 
dem  Glatzer  Schneeberg,  im  Altvatergebirge  am  Leiterberg,  Altvater  selbst,  Brünnei- 
heide, im  grossen  und  kleinen  Kessel,  aus  den  Beskiden,  aus  den  Prerauer  Karpathen 
,, selbst  schon  im  niedrigen  Hügelgebiete“  (Oborny);  im  Riesengrunde  des  Riesen- 
gebirges hat  Uechtritz  den  früheren  Wimmer’sclien  Standort  nicht  wiedergefunden, 
neuere  Angaben  sind  dem  Ref.  unbekannt;  im  böhmischen  Mittelgebirge  kommt  sie 
mehrfach  vor:  in  der  Bergregion  des  hohen  Göltsch,  am  Kreuzberg  bei  Leitmeritz, 
am  Zinkenstein,  Kleis,  und  nahe  der  sächsischen  Grenze  bei  Falkendorf  unweit  Tetschen, 
aus  dem  Erzgebirge  aber  giebt  Celakovsky’s  Flora  nur  den  Kriesdorfer  Grund  bei 
Osseg  an,  ausserdem  den  Blösslingberg  und  Wölfling  bei  Abertham.  Im  Westen 
nennt  die  Thüringer  Flora  keinen  Standort  für  diese  Stachys- Art;  aber  Garcke  giebt 
einen  dem  Ref.  vordem  unbekannt  gebliebenen  am  westlichen  Abhange  des  Ober- 
harzes bei  Lutter  am  Barenberg  (Seesen)  an,  und  im  südlichen  Hannover  ist  nun  das 
merkwürdige,  nicht  kleine  Ausbreitungsgebiet  der  Stachys  alpina  in  den  Muschelkalk- 
Buchenwäldern  um  Göttingen,  bei  Hildesheim  und  Hameln,  wo  sie  Ref.  häufig  in 
Gesellschaft  von  Helleborus  viridis , Bupleurum  longifolium , Cephalanthera-  und  Epi- 
pactis- Arten  gesammelt  hat;  in  Hessen  (Cassel,  Marburg,  Biedenkopf,  Biber  am 
Spessart  etc.)  wird  sie  häufiger,  im  fränkischen  Jura  scheint  sie  noch  recht  selten, 
während  sie  in  den  nördlichen  Kalkalpen  bis  1620  m und  in  der  sich  daran  an- 
schliessenden bayrischen  Hochebene  verbreitet  ist.  Nach  allem  Gesagten  erscheint 
der  neue  sächsische  Fundort  als  im  Anschluss  an  das  östliche  Verbreitungsgebiet  der 
Stachys  alpina  in  Mitteldeutschland  befindlich,  da  zumal  das  ganze  Saalegebiet  keinen 
Standort  aufzuweisen  hat,  was  bei  der  Gegenwart  sowohl  im  fränkischen  Jura  als 
im  Muschelkalkgebiet  in  Süd-Hannover  disharmonisch  ist.  Die  Species  liebt,  ihrem 
Namen  zum  Trotz,  gewiss  die  niedere  Bergregion  mehr  als  die  an  die  Waldgrenze 
streifenden  Höhen;  sie  braucht  daher  nicht  als  ein  Relict  aus  kälteren  Perioden  an- 
gesehen zu  werden,  sondern  nur  als  Pflanze  von  sporadischer  Verbreitung, 
ohne  dass  es  möglich  wäre,  einen  plausiblen  Grund  für  diese  Verbreitungsform,  die 
ja  oft  genug  in  den  Pflanzenarealen  enthalten  ist,  anzugeben. 

2.  MyriopJiytttwi  alterniflorum  DC.,  aufgefun  den  von  Apotheker  S c h 1 i m - 
pert  (Meissen-Cölln)  in  Gemeinschaft  mit  Herrn  Fritzsche  (Kötzschen- 
broda) in  einem  Kanal  zwischen  Sieglitz  und  Streuben. 

Diese  interessante  Wasserpflanze  bewohnt  der  Hauptsache  nach  das  atlantische 
Europa  (Britannien,  sogar  Island  und  das  skandinavische  Küstengebiet,  Holland,  Frank- 
reich und  Spanien),  und  ihre  Entdeckung  schliesst  sich  daher  an  diejenige  von 
Helosciadium  inundatum  Koch  an,  über  welche  — nördlich  der  sächsischen  Landes- 
grenze in  der  Umgebung  von  Ruhland  — wir  nach  ihrer  Entdeckung  durch  Herrn 
Alwin  Schulz  (Königsbrück)  der  Gesellschaft  Isis  vor  zwei  Jahren  auf  Grund  unserer 
persönlichen  Aufnahme  berichten  konnten.  In  Deutschland  bewohnt  das  genannte 
Myriophyllum,  von  den  bekannteren  Arten  M.  veriicillatmn  (incl.  pectinatum)  und 
31.  spicatum  durch  die  feinen  Blattzipfel  und  die  in  eine  zerstreutblüthige  nickende 

*)  Auch  an  dieser  Stelle  soll  denjenigen  Herren,  welche  die  hier  zu  nennenden 
Novitäten,  ebenso  wie  früher,  durch  ihre  freundliche  Einsendung  an  den  Unterzeich- 
neten oder  an  Dr.  Naumann  zur  dauernden  Aufbewahrung  im  Herbar  der  Flora 
Saxonica  im  Kgl.  Polytechnikum  gelangen  liessen,  ein  aufrichtiger  herzlicher  Dank 
abgestattet  sein.  Es  ist  anders  nicht  möglich,  ein  authentisches  reiches  Florenmaterial 
als  Grundlage  wissenschaftlicher  Arbeit  vollzählig  zusammen  zu  bringen. 


27 


Aelire  aufgelösten  Blüthenquirle  zarterer  Beschaffenheit  leicht  unterschieden,  den 
Süd  westen,  ist  aber  auch  noch  häufig  in  Westpreussen  und  findet  sich  dazwischen 
in  Pommern,  Brandenburg,  Braunschweig  und  Hannover,  Holstein;  es  bildet  also 
eine  südöstliche  Vegetationslinie  und  könnte  als  solche  den  von  Grisebach  in  seiner 
classischen  Studie  über  die  Yegetationslinien  im  nordwestlichen  Deutschland  genannten 
(unter  denen  zwei  Helosciadium- Arten  auftreten)  beigefögt  werden.  Die  Entdeckung 
dieser  Art  in  Sachsen  ist  also  von  grossem  Interesse,  obwohl  bei  der  leichteren  Ver- 
scbleppungsweise  von  Wasseipflanzen  eher,  als  bei  der  erstgenannten  Entdeckung 
einer  neuen  Art,  daran  zu  denken  wäre,  dass  vielleicht  erst  in  jüngerer  Zeit  diese 
Aieal-Erweiterung  entstanden  ist. 

Die  Rügenden  Notizen  beziehen  sich  nicht  auf  neue,  der  Flora  Saxo- 
nica  jetzt  zuerst  einzuverleibende  Species,  sondern  auf  einige  interessantere 
Standorte  solcher  Arten,  welche  bei  ihrem  sporadischen  Vorkommen  in 
Sachsen  erhöhte  Bedeutung  haben.  Da  ist  zuerst  zu  nennen  ein  neuer 
Standort  von 

3.  Epipogum  aphyllum  Sw.  ( Epipogium  Gmelini  Rieh.),  der  merkwür- 
digen, zarten  und  bleich  wachsgelben  Orchidee,  welche  bislang  aus  Sachsen 
nur  von  dem  einen  Standorte  in  der  Bautzner  Gegend  (vom  Pichow  bei 
Dretschen,  vergl.  Isis,  Abh.  1889,  S.  7)  bekannt  war  (von  welchem  das 
Herbar  der  Flora  Saxonica  jetzt  ausgezeichnete  Belegexemplare  durch  den 
Erwerb  der  Lodny’schen  Sammlung  erhalten  hat),  und  zu  dem  der  Vor- 
tragende einen  zweiten  oberlausitzer  Standort  im  Quellgebiet  der  Wessnitz 
am  Südhange  des  Valtenberges  zwischen  Nieder-Neuldrch  und  Steinigt- 
Wolmsdorf  unweit  der  böhmischen  Grenze  auf  seiner  diesjährigen  Studien- 
reise hat  hinzufügen  können. 

Sie  befindet  sich  daselbst  in  einem  sehr  feuchten  Fichtenwald  der  unteren  her- 
c}rnischen  Formation,  wo  die  junge  Wessnitz  zwischen  moosbewachsenen  Granitblöcken 
sich  versteckt  hinwindet  und  auch  in  einem  so  trocknen  Sommer,  wie  der  diesjährige 
war,  für  das  noth wendige  Nass  sorgt.  Von  Phanerogamen  befinden  sich  zwischen 
der  hohen  Moosdecke  von  Polytrichum,  Mnium , Plagiochila  asplenioides  etc.  und 
stellenweise  Sphagnum  hier  nur  die  Farne  der  Dryopteris-G enossenschaft,  hauptsächlich 
aber  Aspidium  spinulosum  in  mächtigen  Exemplaren.  Ob  der  Epipogum- Standort 
reich  an  Exemplaren  ist,  lässt  sich  einstweilen  nicht  entscheiden;  ich  fand  am  11. 
August  nur  2 kleine  Exemplare.  Bedenkt  man  aber,  dass  die  Hauptblüthezeit  dieser 
Orchidee  Mitte  Juli  ist,  und  dass,  wie  ich  mich  selbst  an  den  Buchenwald-Standorten 
von  Epipogum  in  der  Göttinger  Flora  wiederholt  früher  überzeugen  konnte,  nach  den 
ersten  kräftig  entwickelten  Blüthenstengeln,  welche  öfter  zu  mehreren  aus  einem 
Rhizom  hervorbrechen  und  in  kleinen  Rudeln  beisammen  stehen,  nur  noch  verein- 
zelte Schwächlinge  Ende  Juli  über  der  Laubdecke  zu  erscheinen  pflegen,  während 
die  normalen  Blüher  dann  schon  verwelkt  sind,  so  besagt  diese  geringe  Zahl  noch 
wenig  gegen  die  Annahme,  dass  der  Wessnitz-Standort  gleichwie  der  andere  eine 
sichere  Ernte  berge;  zumal  war  ja  dieser  vergangene  Hochsommer  überhaupt  arm 
an  Orchideen. 

Epipogum  aphyllum  gehört  zu  denPflanzen,  welche  bei  weiter Gesammtverbreitung 
von  den  Pyrenäen  bis  Sibirien  überall  selten  zu  sein  scheinen  und  in  allen  Local- 
floren mit  vereinzelten  Standorten,  an  diesen  sogar  gleichsam  unbeständig,  aufgeführt 
werden.  Schön heit’s  Flora  von  Thüringen  giebt  keinen  Standort  dafür  an,  im 
Harz  wächst  es  unterhalb  des  Brockens  und  in  der  Buchenwaldregion,  häufiger  ist 
es  im  südhannoverschen  Muschelkalk-Gebiet  vom  Deister  bis  nach  Hessen  (Giessen) ; 
bei  Warnsdorf  ist  der  dritte,  Sachsen  nahegelegene  Lausitzer  Standort,  Marienbad 
birgt  einen  am  Südhange  des  Erzgebirges,  der  Kubany  im  Böhmerwalde,  Carlsbrunn 
einen  solchen  im  Gesenke,  Glatzer  Schneeberg  und  Zackenfall,  andere  Standorte  in 
den  Sudeten,  dazu  solche  in  Mähren.  Auch  in  Norddeutschland  kommt  es  als  grosse 
Seltenheit  vor:  zerstreut  in  schattigen  Buchenwäldern  von  Schleswig-Holstein  und  in 
Dänemark  fehlt  es  in  dem  Lüneburger  Heidegebiet  sammt  südlich  sich  anschliessen- 
den (Jebergangswaldungen,  ist  aber  vom  südlichen  Norwegen  bis  England  ( — Watson’s 
Topographical  Botany , p,  386,  bezeichnet  es  am  einzigen  Standorte  im  mittleren 


28 


Severn-Gebiet  als  ,, extinct ?”),  und  von  Schweden  bis  zum  mittleren  Finnland  zerstreut; 
dazu  kommen  für  Europa  noch  alpine  Standorte,  solche  in  Etrurien,  Ungarn,  Sieben- 
bürgen und  im  mittleren  Russland. 

4.  Potentilla  canescens  Bess.,  hat  Apotheker  Schlimpert  ebenfalls 
an  einem  neuen  und  für  die  sächsische  Flora  sehr  interessanten  Standort 
in  der  Meissner  Gegend  entdeckt. 

Diese  für  Sachsen  sehr  seltene  Pflanze  hat  ihr  Hauptverbreitungsgebiet  in  Ost- 
Europa.  Sie  findet  sich,  in  Deutschland  sehr  zerstreut  vor.  Unser  Herbarium  der 
Flora  Saxonica  weist  sächsische  Exemplare  vom  Schlossberg  bei  Schwarzenberg,  von 
Berggiesshübel,  von  Weischlitz  bei  Plauen  i.  Y.  und  Grossstein  bei  Kuppitz?  auf. 

5.  Drosera  longifolia  L.,  aufgefunden  von  Assistent  Dr.  A.  Naumann 
auf  dem  Kranich see-Moor  bei  Carlsfeld  und  am  sogenannten  „Kleinen 
Kranichsee”  bei  Sauersack  auf  seiner  diesjährigen  Studienreise. 

Diese  Pflanze  findet  sich  in  spärlicher  Anzahl  am  Rande  der  tiefen  Tümpel, 
die  man  als  „Moos-Schwimmgründe”  bezeichnen  könnte,  und  welche  gerade  den  Torf- 
mooren um  Carlsfeld  ihren  eigenthümlichen  Charakter  verleihen.  Sie  wächst,  be= 
gleitet  von  Drosera  rotundifolia,  versteckt  in  den  Polstern  von  Sphagnum  teres,  mollus- 
cum  und  cymbifolium.  Der  genauere  Standort  am  Kranichsee-Moor  ist  durch  folgende 
Beschreibung  gegeben:  Dort  wo  der  Grenzgraben  eine  Biegung  von  SW.  nach  NO. 
macht,  findet  sich  der  Grenzstein  f 3.  Geht  man  von  diesem  90  Schritte  in  östlicher 
Richtung  und  von  hier  senkrecht  zu  dieser  80  Schritte  nach  der  böhmischen  Seite 
zu,  so  stösst  man  auf  die  tieferen  von  Drosera  longifolia  umgebenen  Tümpel. 

6.  Betula  nana  L. , aufgefunden  vom  Vortragenden  im  Jahre  1888 
auf  einem  Torfmoore  bei  Fribus  in  Böhmen,  ebenso  von  Dr.  Naumann  1892. 

Auf  diesem  stark  im  Abbau  begriffenen  Moore  findet  sich  Betula  nana  geradezu 
Bestand  bildend  vor,  ganz  wie  an  dem  von  Dr.  Naumann  in  diesem  Jahre  besuchten 
Torfstich  am  Spitzberg  bei  Gottesgab. 

Genauer  charakterisirt  ist  der  Fribuser  Standort  durch  folgende  Angaben:  An  der 
Strasse  Eibenstock-Fribus  läuft  der  Rohlabach.  Wo  sich  derselbe  von  der  Strasse 
ab  nach  Osten  wendet,  liegt  westlich  desselben  gegenüber  einem  Hause  (Schank- 
wirthschaft)  der  von  der  880  m Curve  durchschnittene  Torfstich. 

Bemerkt  sei  noch,  dass  sich  dieser  und  der  oben  angegebene  Standort  von 
Dr.  longifolia  L.  in  dem  Prodromus  der  Flora  von  Böhmen  von  Celakovsky  noch 
nicht  angegeben  finden. 

7.  Pirola  chlorantha  L.  hat  Postverwalter  Benz  aus  dem  südwest- 
lichsten Sachsen  in  der  Umgebung  von  Brambach  eingesendet. 

Da  die  sächsische  Excursionsflora  von  Wünsche  diese  Pirola- Art  ausdrücklich 
als  im  Erzgebirge  fehlend  angiebt,  so  ist  auf  diesen  für  den  Ref.  neuen  Standort  um 
so  mehr  Gewicht  zu  legen,  als  ja  im  Allgemeinen  die  Waldflora  des  Brambacher  Ge- 
bietes einer  mittleren  Region  im  Erzgebirge  entspricht,  dabei  aber  die  bekannten 
vogtländischen  Eigenthümlichkeiten  für  sich  hat.  — 

Diese  Ergänzungen  zur  sächsischen  Phanerogamen-Flora  übertrug  Herr 
K.  Schiller  auf  das  kryptogamische  Gebiet  durch  Vorlage  eines,  leider  nur 
steril  gefundenen  höchstinteressanten  Laubmooses,  des  von  ihm  in  der  säch- 
sischen Schweiz  gefundenen  Dicranodontium  aristatum  Schimp. 

Da  dieses  bisher  in  Deutschland  nur  an  den  Quadersandsteinfelsen  der  Sudeten 
und  des  Heuscheuergebirges  gefundene  Moos,  obwohl  es  an  günstiger  Stelle  die  Fels- 
wände in  auffälliger  Weise  dicht  überkleidet,  wegen  der  Aehnlichkeit  mit  anderen 
Gattungen  der  Dicranaceen  leicht  verwechselt  und  wegen  der  Sterilität  unbeachtet 
bleiben  kann,  ist  es  bisher  aus  dem  sächsisch -böhmischen  Sandsteingebirge  nicht 
bekannt  geworden.  Sicher  kommt  es  aber  daselbst  an  mehreren  Localitäten  vor,  denn 
Dr.  A.  Schultz  hat  es  in  diesem  Jahre  im  Edmundsgrunde  in  Böhmen  entdeckt, 
während  die  vorgelegten  Exemplare  im  Polenzgrunde  in  Sachsen  gesammelt  worden  sind. 


29 


Darauf  giebt  Dr.  A.  Naumann  unter  Vorlage  entsprechender  Abbild- 
ungen und  getrockneter  Exemplare  eine  kurze  Charakteristik  der  Arten 
der  Gattung  Botrychium. 

Prof.  Dr.  0.  Drude  bespricht  als  neuere  botanische  Litteratur-Erschein- 
ungen  folgende  Schriften: 

M.  Willkomm:  Das  Herbar; 

A.  B.  Frank:  Lehrbuch  der  Botanik,  Bd.  I.  Berlin  1892; 

H.  Warnecke:  Lehrbuch  der  Botanik  für  Pharmaceuten  und  Mediciner.  Braun- 
schweig 1892; 

A.  Zimmermann:  Die  botanische  Mikrotechnik.  Tübingen  1892; 

A.  Famintzin:  Uebersicht  der  Leistungen  auf  dem  Gebiete  der  Botanik  in  Russ- 
land i.  J.  1890.  Petersburg  1892; 

J.  Briquet:  Les  Labiees  des  Alpes  maritimes.  Geneve  et  Bale  1891; 

E.  Warmin g:  Lagoa  Santa  (Kgl.  Dänische  Akademie  1892). 

Zum  Schluss  giebt  Herr  F.  Fritzsche-Kötzschenbroda  noch  eine  Mit- 
theilung über  das  Vorkommen  von  Pirola  chlorantha  L.  in  der  Lössnitz 
und  schildert  des  Näheren  den  Standort  von  Epipogum  Gmelini  Rieh,  bei 
Sassnitz  (Rügen). 


Fünfte  Sitzung  am  8.  December  1892.  Vorsitzender:  Prof.  Dr. 
0.  Drude.  — Anwesend  32  Mitglieder. 

Der  Bibliothekar  der  „Isis“,  Herr  K.  Schiller,  legt  ein  als  Geschenk 
eingegangenes  zweibändiges  Werk  vor:  J.  Lubbock,  „A  contribution  to  our 
Knowledge  of  Seedlings“,  welches  von  hohem  Werthe  zu  sein  scheint,  in- 
dem eine  vergleichende  Keimungsgeschichte  von  jeher  als  systematisches 
Bediirfniss  empfunden  worden  ist. 


Prof.  Dr.  0.  Drudfe  hält  den  angekündigten  Vortrag  über  W^üsten- 
pflanzen  und  Succulenten. 

Nach  einer  kurzen  Charakteristik  der  diese  Pflanzen  repräsentirenden  drei  pflanzen- 
geographischen Gebiete  der  Wüsten,  Wüstensteppen  und  Tropengebiete  mit  xero- 
phytischer  Vegetation  bespricht  Redner  die  hauptsächlichsten  Schutzmittel  der  Pflanzen 
gegen  Dürre  und  erörtert  den  Begriff  der  Succulenz.  Hierauf  schildert  er  die  beiden 
Heimathscentren  der  Succulenten,  deren  Maximum  an  zwei  Stellen  der  Erde  liegt:  Süd- 
afrika (Karoo  etc.)  und  Südamerika  (Mexikanisches  Hochland-Salzgebiet  von  Utah). 
Dazu  kleinere  Gebiete:  Somali,  Sokotra,  Canaren  etc. 

Die  Hauptformen  der  Stamm-  und  Blattsucculenz  entsprechen  der  verschieden- 
artigen Anpassungsmöglichkeit,  welche  die  Systemgruppen  ausnutzen,  indem  sie  ent- 
weder den  Stamm  in  oberirdische,  korkgeschützte  Knollenstärame  verwandeln,  oder 
normal  wachsende  Stengel,  bez.  Blätter  oder  seltener  beides  zugleich  mit  den  Eigen- 
schaften succulenter  Gewebe  ausrüsten.  Beispiele  für  Knollenstamm:  Testudinaria ; 
für  Stammsueculenz:  Cacteen,  Euphorbia ; für  Blattsucculenz:  Aloe , Sempervivum\  für 
doppelseitige  Succulenz:  Kleinia  unter  den  Compositen. 

Es  gelangt  zur  Besprechung  folgende  Liste  der  hauptsächlichsten  Succulenten 
(C  bedeutet  Capland,  M Mexiko): 


Monocotyledonen. 


Dicoty  ledonen. 


Liliaceen:  Anthericeen -Bulbine  C. 

Aloineen-AZoe,  Haworthia,  Gas- 
teria  C. 

Amaryllideen : Agaveen-  Agave,  Four - 
croya  M. 

Dioscoreaceen:  Testudinaria  C. 


Crassulaceen  C M. 

Cactaceen  M.  Amerika.  [Bhipsalis  auch 
in  Afrika  (Madagaskar).) 
Mesembrianthemaceen  C. 

Portulaceen  5 Gattungen. 

Euphorbiaceen:  Euphorbia  Afr.  C. 
Asclepiadeen:  Stapelia,  Huernia  C. 
Compositen:  Kleinia  (ähnlich  Senecio), 
Hertia  [Othonna)  C. 


30 


Die  Ertragungsfähigkeit  dem  Klima  gegenüber  ist  bedeutend;  die  Succulenten 
vermögen  auch  im  ungünstigen  Wüstensteppenklima  noch  grosse  Pflanzenmassen  zu 
erzeugen  und  dabei  mächtige  Mengen  von  Flüssigkeit  aufzuspeichern.  Dabei  haben 
sie  besondere  Schutzeinrichtungen  gegenüber  fressenden  Thieren  nöthig:  Bestachel- 
ung,  Bedornung,  Kalkoxalat  in  der  Epidermis  eingelagert,  Gerbstoff,  Milchsaft  etc. 

Die  Organmetamorphose  der  Stachelpolster  der  Cacteen  bildete  den  letzten  Ab- 
schnitt des  Vortrages.  — 

Hieran  knüpfte  sich  am  10.  December  1892,  Nachm.  3 Uhr,  eine  von 
der  botanischen  Section  zahlreich  besuchte  Demonstration  von  Succu- 
lenten im  neuen  botanischen  Garten,  wo  diesen  interessanten  Pflan- 
zen ein  hübscher  Eckpavillon  der  neuen  Anlage  von  Schauhäusern  ein- 
geräumt ist  und  wo  die  wichtigslen  Yertreter  der  genannten  Familien  in 
Auspflanzung  zwischen  Tuffsteinen  und  in  lehmig-sandiger  Erde  mit  Kalk- 
mergel gemischt  hoffentlich  zu  guter  Entwickelung  gelangen  werden. 


III.  Section  für  Mineralogie  und  Geologie. 


Dritte  Sitzung  am  20.  October  1892.  Vorsitzender:  Geh.  Hofrath 
Dr.  Geinitz.  — Anwesend  38  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  eröffnet  die  Sitzqng  mit  der  Trauerbotschaft  von  dem 
Hinscheiden  der  Gattin  eines  der  ältesten  und  treuesten  Mitglieder  der 
Isis,  des  Herrn  Prof.  E.  Z schau,  und  fordert  zur  Theilnahme  an  deren 
Bestattung  auf. 

Er  berichtet  ferner  im  Aufträge  des  gleichzeitig  anwesenden  Herrn 
R.  Kramsta  über  ein  von  dem  Letzteren  beobachtetes  Strudelloch  im 
Lomnitzkessel  im  Biesengebirge , dessen  Entstehen  mit  einem  alten 
diluvialen  Gletscher  in  Verbindung  gebracht  werden  kann. 

Eine  genauere  Beschreibung  davon  hat  Herr  R.  Kramsta  in  dem  „Wanderer 
im  Riesengebirge,  Hirschberg  1892,  Nr.  120“  veröffentlicht;  eine  Anzahl  Photographien 
von  dort  dienen  zur  Erläuterung.  Auf  die  wichtigen  älteren  Forschungen  von  Prof. 
Parts ch,  Gletscher  der  Vorzeit  in  den  Karpathen  und  in  den  Mittelgebirgen 
Deutschlands,  der  einen  Lomnitzgletscher  hervorhebt,  und  die  neuesten  von  Prof. 
G.  Berendt,  Spuren  einer  Vergletscherung  des  Riesengebirges  (Jhrb.  K.  preuss.  geol. 
Landesanst.  f.  1891),  wird  eingehend  verwiesen,  ebenso  wie  auf  das  Vorkommen 
ähnlicher  Strudellöcher  oder  Riesentöpfe  in  der  sächsischen  Schweiz  und  mehreren 
anderen  Gegenden,  für  die  man  nicht  gerade  die  Mitwirkung  eines  Gletschers  in 
Anspruch  zu  nehmen  braucht. 

Im  Anschluss  hieran  lenkt  der  Vorsitzende  noch  die  Aufmerksamkeit 
auf  die  traurige  Katastrophe  von  Saint-Gervais  am  12.  Juli  1892 
und  bespricht  die  Ursache  davon  nach  der  Darstellung  von  J.  Vallot, 
A.  DelebecqueundL.  Duparyin  einem  darüber  veröffentlichten  Schriftchen, 
Genf  1892. 

Hierauf  erläutert  der  Assistent  für  Mineralogie  und  Geologie  an  der 
K.  Technischen  Hochschule  in  Dresden,  Dr.  H.  Francke,  das  in  neuester 
Zeit  von  dieser  Anstalt  erworbene  tektonische  Modell  des  Dr.  R.  Schäfer 
in  München,  welches  auch  von  hier  aus  für  geologische  Vorlesungen  an- 
gelegentlichst empfohlen  werden  kann.  Den  Vertrieb  dieses  instructiven 
Modells  hat  die  Firma  Barth  & Co.  in  München,  Louisenstrasse  36,  über- 
nommen. 


31 


Den  Haupt  vor  trag  in  dieser  Sitzung  hält  Dr.  W.  Bergt,  welcher  seit 
1.  Mai  d.  J.  seine  Thätigkeit  der  Untersuchung  der  petrographischen  Samm- 
lung des  K.  Mineralogisch -geologischen  und  prähistorischen  Museums  in 
Dresden  widmet,  über  Gebirgsdruck  und  seine  Wirkungen,  mit  be- 
sonderer Beziehung  auf  die  Gesteine  der  Umgegend  von  Dresden. 


Vierte  Sitzung  am  15.  December  1892.  Vorsitzender:  Geh.  Hofrath 
Dr.  Geinitz.  — Anwesend  23  Mitglieder. 

Unter  Vorlage  eines  neuerdings  an  das  K.  Mineralogische  Museum 
gelangten  Bruchstückes  giebt  der  Vorsitzende  einige  Mittheilungen  über 
den  berühmten  Meteorstein  von  Ensisheim  im  Eisass,  gefallen  am 
19.  November  1492; 

ferner  über  die  auch  in  Californien  beobachteten  Strudellöcher  oder 
Gletschertöpfe,  sogen.  Postholes,  am  Mokelumne  River  Canon  (vergl. 
Am.  Journ.,  December  1892,  p.  454,  PI.  IX); 

sowie  über  die  neuesten  Entdeckungen  an  einem  Ichthyosaurus  im 
Lias  von  Holzmaden  (vergl.  Geol.  Mag.,  1892,  Nr.  XI,  p.  517),  wodurch 
die  zuerst  von  Owen  gemachte  Beobachtung  der  an  dem  Schwänze  der 
Ichlhyosauren  oft  vorkommenden  Umknickung  Erklärung  findet. 

Hierauf  hält  Prof.  E.  Z sch  au  einen  eingehenden  Vortrag  über  gang- 
artige  Kluftausfüllungen  im  Syenit  des  Plauen’schen  Grundes 
(vergl.  Abhandl.  X). 

Dr.  W.  Bergt  berichtet  über  die  vor  Kurzem  von  Geo.  R.  Wieland, 
State  College,  Pennsylvania,  an  H.  B.  Geinitz  zur  Begutachtung  einge- 
sandten Kiesel-Oolithe,  sogen.  Siliceous  Oolites,  two  miles  N.  W.  von 
State  College,  Centre  Cy.,  Penn.,  wahre  Analoga  für  die  Karlsbader  Erbsen- 
steine (vergl.  Abhandl.  XV). 

. Dr.  H.  Franc ke  legt  noch  folgende  neu  erschienene  mineralogisch- 
geologische  Lehr-  und  Lesebücher  vor,  unter  kurzem  Hinweis  auf  deren 
Inhalt: 

Eberhard  Fraas,  Scenerie  der  Alpen.  Leipzig  1892. 

Nach  einem  allgemeinen  Theil,  welcher  Gebirgsbildung  und  die  Einwirkung 
dieser  auf  die  Gesteine,  d.  i.  die  Lehre  von  der  Dynamo-  und  Contactmetamorphose 
behandelt,  werden  die  Gebirgsarten  selbst,  soweit  sie  an  der  Zusammensetzung  und 
Entstehung  der  Alpen  theilnehmen,  charakterisirt  gemäss  den  geologischen  Formationen. 
Das  Buch  ist  für  naturwissenschaftliche  Alpenreisende  bestimmt,  die  nicht  blos  die 
interessante  Flora  und  Fauna  beobachten  und  sammeln,  sondern  auch  den  Blick  für 
die  so  vielfach  noch  räthselhaften  geologischen  Erscheinungen  im  Gebirge  schärfen 
wollen. 

Ad.  Knop,  Der  Kaiserstuhl  im  Breisgau.  Eine  naturwissenschaftliche 
Monographie.  Leipzig  1892. 

Das  Buch  ist  nicht  blos  für  Naturwissenschaftler  im  engeren  Sinne  berechnet 
und  deshalb  etwas  weitläufig  geschrieben.  Es  giebt  z.  B.  Einleitungen  in  die  allge- 
meine Chemie  und  Geologie.  Es  enthält  der  Hauptsache  nach  Mineralogisches  und 
Geologisches,  berücksichtigt  aber  auch  Hydrographie , Agronomie,  Statistik,  Historie, 
Botanik  und  Zoologie.  Ein  letzter  Abschnitt  dient  als  geologischer  Excursionsführer 
in  den  Kaiserstuhl.  Angehängt  ist  noch  eine  gute  Karte  im  Kupferstich.  Manches 
vom  Inhalte  hat  der  Verfasser  schon  in  Fachzeitschriften  niedergelegt,  etliches  aber 


32 


hier  zum  eisten  Male  veröffentlicht,  sodass  auch  der  Fachgeologe  das  Buch  als  ein 
Quellenwerk  betrachten  darf. 

H.  Rosenbusch,  Mikroskopische  Physiographie  der  petrographisch 
wichtigen  Mineralien.  3.  Aufl.  Stuttgart  1892. 

P.  Klockmann,  Lehrbuch  der  Mineralogie,  für  Studirende  und  zum 
Selbstunterricht.  Stuttgart  1892. 

Das  Werk  gehört  in  die  Reihe  der  von  der  VerlagsbandlungF.  Enke  herausgegebenen 
naturwissenschaftlichen  Lehrbücher  und  giebt  alle  wissenschaftlich  feststehenden 
Thatsachen  in  modernem  Gewände.  Die  Krystallsysteme  werden,  wie  auch  ander- 
wärts, der  Erleichterung  wegen,  nicht  nach  Symmetrieaxen , sondern  nach  Symmetrie- 
ebenen definirt.  In  dem  schon  1 xj2  Jahr  früher  erschienenen  allgemeinen  Theile,  um- 
fassend Krystallographie , Physik  und  Chemie,  sind  einige  Abschnitte  der  Lehre  von 
den  Lagerstätten  und  der  Entwickelung  der  Mineralien  gewidmet.  Der  zweite,  physio- 
graphische  Theil  befolgt  dasselbe  Classificationssystem  wie  die  übrigen  neueren  Werke, 
nämlich  das  Berzelius-Rose’sche,  und  ist  bei  aller  Kürze  und  Gedrängtheit  sehr  reich- 
haltig, sodass  ihn  der  Verfasser  auch  bei  Sammlungsarbeiten  gebraucht  zu  sehen 
wünscht.  Bei  der  Aufzählung  der  Fundorte  sind  die  geologisch -petrographischen 
Verhältnisse  berücksichtigt.  Angehängt  sind  noch  zwei  Abschnitte  über  nutzbare 
Mineralien  und  Bestimmungstabellen. 

Dr.  H.  Francke  legt  ferner  vor  im  Aufträge  des  Herrn  R.  Kramsta: 

Quarzporphyr  von  Erdmannsdorf,  südlich  von  Hirschberg,  Schlesien, 
grosse  weisse  bis  2 cm  lange  und  1 cm  breite  Orthoklaseinsprenglinge  in 
schwarzer  Grundmasse  zeigend,  auf  angeschliffener  Fläche  besonders  schön 
aussehend ; 

Individualisirte  Orthoklas masse  aus  dem  Granitit  zwischen  Hirsch- 
berg und  Lomnitz,  Schlesien,  mit  bläulichem  Lichtscheine  senkrecht 
zum  Klinopinakoid,  besonders  auf  ocPoc. 

Von  dieser  Oertlichkeit  sollen  die  sogen.  Mondsteine  noch  nicht  gesammelt 
worden  sein.  Zum  Vergleich  werden  bekannte  Vorkommnisse  herumgereicht:  Orthoklas 
mit  Lichtschein  von  Frederiksvärn  (Breithaupt’s  Mikroklin)  und  Adularkrystall 
(Mondstein)  aus  Tirol.  Ueber  das  Wesen  dieser  bläulichen  Lichterscheinung,  die 
identisch  mit  der  sogen.  Farbenwandlung  des  Labradorits  ist,  sind  die  Acten  noch 
keineswegs  geschlossen. 


IV.  Section  für  prähistorische  Forschungen. 


Dritte  Sitzung  am  10.  November  1892.  Vorsitzender.  Dr.  J. 
Deich müller.  — Anwesend  22  Mitglieder. 

Unter  Vorlage  zahlreicher  Zeichnungen  berichtet  Dr.  J.  Deichmüller 
über  die  von  ihm  im  April  und  Mai  d.  J.  besuchten  vorgeschichtlichen 
Sammlungen  Italiens. 

Ueberreste  der  frühesten  Bewohner  Siziliens  enthält  die  Universitätssamm- 
lung in  Palermo,  in  welcher  die  Funde  aus  den  Höhlen  in  den  die  Stadt  um- 
gebenden Kalkbergen,  namentlich  im  Monte  Pellegrino,  aufgestellt  sind.  Prächtige 
Reste  von  Elephas,  Rhinoceros,  Hippopotamus  etc.  und  mit  ihnen  zusammen  gefundene 
Steingerätbe  ältester  Form  weisen  darauf  hin,  dass  der  Mensch  Sizilien  bereits  zur 
Diluvialzeit  bewohnte. 

Auch  das  Museum  der  Stadt  Syrakus  bewahrt  zahlreiche  menschliche 
Kunstproducte  aus  Höhlen  und  anderen  Wohnstätten  der  Steinzeit,  an  welche  sich 
die  schönen  Funde  aus  den  Gräberfeldern  der  vorhellenischen  und  der  hellenischen 
Zeit  anschliessen. 


Die  für  das  Studium  der  Vorgeschichte  Italiens  bedeutendste  Sammlung  ist  das 
Museum  Kircherianum  in  Rom,  eine  von  dem  Jesuitenpater  Kircher  in  der  2. 
Hälfte  des  17.  Jahrhunderts  begründete  ethnographische  Sammlung,  von  welcher  1876 
eine  vorgeschichtliche  Abtheilung  abgetrennt  wurde,  die  unter  Leitung  vonPigorini 
zu  der  hervorragendsten  derartigen  Sammlung  Italiens  umgestaltet  worden  ist.  Die 
chronologische  und  geographische  Aufstellung  der  Gegenstände  ermöglicht  es,  ein 
klares  Bild  von  der  allmählichen  Entwickelung  der  Cultur  auf  der  apenninischen 
Halbinsel  zu  empfangen.  Zu  den  ältesten  Objecten  gehören  auch  hier  die  Funde 
aus  den  Höhlen  Siziliens,  Sardiniens  etc.  und  von  anderen  steinzeitlichen  Wohnplätzen 
Ober-  und  Mittelitaliens.  An  die  reichhaltigen  Ansammlungen  von  Artefacten  aus 
den  Pfahlbauten  der  Seen  und  den  Terramaren  der  Niederungen  Oberitaliens  und  der 
Emilia  schliessen  sich  prächtige  Funde  aus  den  Nekropolen  der  Bronzezeit,  während 
Depot-  und  Einzelfunde  den  Uebergang  zu  der  Eisenzeit  vermitteln,  die  durch  zahl- 
reiche schöne  Funde  aus  Brand-  und  Skelettgräbern  aus  allen  Theilen  Italiens  ver- 
treten ist. 

Im  archaeologischen  Museum  in  Florenz  sind  es  namentlich  die  Funde 
aus  der  Etruskerzeit,  unter  diesen  an  erster  Stelle  die  Gräberschätze  von  Vetulonia, 
welche  die  Aufmerksamkeit  des  Prähistorikeis  in  Anspruch  nehmen  und  deren  über- 
sichtliche Anordnung  das  Studium  der  eigenartigen  Cultur  jenes  Volkes  ausser- 
ordentlich erleichtert. 

Das  Museo  civico  in  Bologna  enthält  die  werthvollen  Ergebnisse  der  Aus- 
grabungen auf  den  Gräberfeldern  in  der  Umgegend  der  Stadt,  die  reichhaltigen 
Funde  aus  den  Arnoaldi-,  den  Certosa-  u.  a.  Gräbern,  an  welche  sich  der  grosse 
Depotfund  von  San  Francesco  anschliesst,  der  durch  die  ausserordentlich  grosse  An- 
zahl der  ihn  zusammensetzenden  Objecte  überrascht. 

Lehrer  H.  Döring  spricht  über  prähistorische  Funde  aus  der 
Lausitz. 

Der  Vortragende  weist  zunächst  auf  den  der  Lausitz  eigenthümlichen  Reichthum 
an  Erinnerungszeichen  aus  vorgeschichtlicher  Zeit  hin,  der  seit  langer  Zeit  die  Blicke 
der  bedeutendsten  Alterthumsforscher  auf  jene  Landschaft  gelenkt  und  eine  reiche 
Litteratur  darüber  hervörgerufen  hat. 

Ueber  seine  auf  dem  bekannten  Gräberfelde  von  Klein-Saubernitz  vor- 
genommenen Ausgrabungen  erstattet  der  Vortragende  Bericht  und  legt  einige  der 
gehobenen  Grabgefässe  vor;  von  besonderem  Interesse  ist,  dass  unter  den  Knochen- 
resten aus  einer  Kinderurne  zwei  gebrannte  Thierknochen  gefunden  wurden,  von 
denen  einer  durchbohrt  war. 

Im  Anschlüsse  hieran  werden  einige  graphitirte  Beigefässe  vom  Gräber felde 
Zschorna  bei  Löbau  und  Rackel,  sowie  ein  Deckelgefäss  von  Milkel  vorgelegt. 

Vortragender  berichtet  ferner  über  die  von  ihm  besuchten  Burgwälle  der 
Oberlausitz  und  führt  an:  die  Erdwälle  auf  dem  Proitzschenberg  bei  Bautzen, 
den  Wall  in  den  Promenaden  an  der  „weiten  Bleiche*1,  den  Wall  von  Doberschau, 
die  slavische  Herdstelle  in  Köblitz,  die  Wälle  von  Blösa,  Daranitz,  Kumschütz, 
Belgern,  Rackel,  Gröditz,  Lauske  und  Niethen;  die  Steinwälle  auf  dem  Hochstein 
und  dem  Schmoritz  und  die  verschlackten  Wälle  auf  dem  Stromberg  bei  Weissen- 
berg  und  dem  Löbauer  Berg,  von  denen  verschlackte  Gesteine  zur  Ansicht  gelangen. 

Ueber  einen  von  ihm  neuaufgefundenen,  in  der  Litteratur  der  Alterthums- 
forschung noch  unbekannten  Wall  macht  der  Vortragende  folgende  Mittheilungen: 

Zwischen  den  Ortschaften  Klein- Saubernitz  und  Wartha  auf  der  Ortsflur  Klein- 
Saubernitz  liegt  im  ebenen  Wiesengrunde  von  Nadelholz  umgeben  ein  kleiner  länglich- 
runder Burgwall.  Derselbe  ist  von  einem  flachen,  reichlich  2 m breiten  Graben  umgeben 
und  hat  einen  Umfang  von  180  Schritt.  Der  vom  Graben  umschlossene  kleine  Hügel 
zeigt  eine  unregelmässig  wellige  Oberfläche.  Es  wurde  an  mehreren  Punkten  ein- 
gegraben und  dabei  aus  dem  lockeren  aschereichen  Boden  Holzkohle  und  Gefäss- 
bruchstücke  zu  Tage  gefördert.  Die  aufgefundenen  Gefässscherben  zeigen  den  sla- 
vischen  Charakter,  wie  er  allgemein  als  Burgwalltypus  bekannt  ist. 

In  den  Ueberlieferungen  des  Volkes  wird  die  Oertlichkeit  als  „Raubschlösschen“ 
bezeichnet  und  dabei  fälschlich  angenommen,  dass  hier  eine  Raubritterburg  gestanden 
habe.  Die  im  Volksmunde  ebenfalls  gebräuchliche  Bezeichnung  „Radisch“  (wendisch: 
„hrodzizko“)  ist  auf  slavischen  Ursprung  zurückzuführen  und  bedeutet  „kleine  Burg“. 

Nach  alledem  ist  anzunehmen,  dass  der  Burgwall  ehemals  von  den  Slaven  in 
der  sumpfigen  Niederung  angelegt  wurde.  Es  sei  dahingestellt,  ob  derselbe  als  heid- 


nische  Cultusstätte,  als  Vertheidigungsplatz  oder  als  Zufluchtsort  dienen  sollte.  Wir 
dürfen  ihn  als  eine  slavisclie  Sumpfburg  ans  der  Zeit  des  9.  oder  10.  Jahrhunderts 
betrachten. 

Nach  Mittheilungen  des  Lehrer  Immisch  wurde  auf  Anregung  der  verstorbenen 
Gräfin  Bertha  zur  Lippe  im  Jahre  1855  am  ,, Raubschlösschen“  eine  Ausgrabung  vor- 
genommen und  dabei  ein  Dolch  nebst  verschiedenen  Waffenresten  aufgefunden,  welche 
Funde  zur  Aufbewahrung  nach  Schloss  Baruth  bei  Bautzen  gelangten. 

Yon  den  an  das  „Raubschlösschen“  sich  knüpfenden  Volks  sagen  sind  folgende 
zwei  bemerkenswerth : Eine  Schatzsage  berichtet  davon,  dass  am  ursprünglichen 
Standorte  des  „Schlösschens“  eine  Braupfanne  voll  Geld  vergraben  sei.  Ueber  die 
Einnahme  und  Zerstörung  des  „Raubschlösschens“  erzählt  eine  andere  Sage,  dass 
durch  dass  Burgfräulein,  welches  vom  Schlosse  nach  Klein-Saubernitz  zu  Tanze  ging, 
der  geheime  Zugang  verrathen  und  so  das  Eindringen  der  Feinde  und  die  Zerstörung 
der  Burg  ermöglicht  wurde. 

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V.  Section  für  Physik  und  Chemie. 


Dritte  Sitzung  am  17.  November  1892.  Vorsitzender:  Prof.  Dr. 
G.  Helm.  — Anwesend  32  Mitglieder  und  Gäste. 

Prof.  Dr.  G.  Helm  legt  eine  inzwischen  in  den  Astronom.  Nachricht, 
veröffentlichte,  von  Prof.  Dr.  Albrecht  ausgeführte  graphische  Uebersicht 
der  Ergebnisse  vor,  welche  die  gleichzeitig  in  Berlin,  Strassburg,  Prag 
einerseits  und  in  Honolulu  andererseits  angestellten  Polhöhenbeobach- 
tungen geliefert  haben.  Sie  bestätigen  endgültig  die  Schwankungen  der 
Erdachse  (vergl.  Sitzungsber.  Isis  1892,  S.  12). 

Docent  H.  Krone  spricht  über  das  Problem,  in  natürlichen 
Farben  zu  photographiren. 

Oberfinanzrath  B.  Förster  demonstrirt  das  Modell  einer  Gesteins- 
bohrmaschine, welches  von  seinem  Sohne,  Bergstudent  Förster,  unter 
Hilfe  von  Schmiedemeister  Schuitze  in  Zauckerode  angefertigt  worden  und 
als  Geschenk  für  die  Bergakademie  in  Freiberg  bestimmt  ist. 

Oberfinanzrath  B.  Förster  giebt  zunächst  einen  Ueberblick  über  die  Geschichte 
der  Gesteinsbohrmaschinen  und  die  Art  ihres  Betriebes.  Hiernach  erscheint  es  am 
vortheilhaftesten,  Gesteinsbohrmaschinen  mittels  Kraftübertragung  auf  elektrischem 
Wege  zu  betreiben;  gegenüber  den  durch  Stoss  arbeitenden  sind  Bohrmaschinen  mit 
rotirendem  Bohrer  vorzuziehen,  weil  bei  letzteren  eine  grössere  Ausnutzung  der  zu- 
geführten Kraft  stattfindet.  Als  besonders  neu  ist  die  von  Schmiedemcister  Schuitze 
angegebene  dauerhafte  Einsetzung  der  Diamanten  in  die  Bohrkrone  hervorzuheben. 
Zum  Entfernen  des  Bohrstaubes  wird  Wasser  verwendet,  welches  der  Bohrstelle  im 
Inneren  des  Bohrers  zugeführt  Avird.  Der  Bohrer  selbst  kann  das  Gestein  nicht  allein 
in  horizontaler,  sondern  in  jeder  beliebigen  Richtung  angreifen  und  wird  während 
des  Bohrens  durch  Hand  vorwärts  geschoben,  während  der  ganze  Bohrapparat  mit 
dem  Elektromotor  auf  Schienen  vor  Ort  gefahren  werden  kann. 

Das  Modell  wird  am  Schlüsse  des  Vortrags  in  Thätigkeit  vorgeführt. 


Excursion. 

An  Stelle  der  im  Mai  ausgefallenen  Sitzung  trat  eine  Excursion  am 
7.  Juli  1892,  die  der  Besichtigung  des  Blasewitz-Lo  schwitz  er  Elb- 
Brückenbaues  gewidmet  war,  welche  Herr  Geh.  Finanzrath  Kopeke 
freundlichst  gestattet  hatte.  Gegen  20  Mitglieder  betheiligten  sich  unter 
der  Führung  der  den  Bau  leitenden  Ingenieure. 


VI.  lection  für  Mathematik. 


Fünfte  Sitzung  am  13.  Oetober  1892.  Vorsitzender:  Geh.  Rath 
Prof.  Dr.  G.  Zeuner.  — Anwesend  7 Mitglieder. 

Oberlehrer  Dr.  A.  Witting  spricht  über  einige  specielle  Steiner’sche 
Flächen  und  über  die  Anfertigung  von  Modellen  derselben. 

Prof.  Dr.  K.  Rohn  macht  im  Anschluss  an  die  vorgelegten  Modelle 
einige  Bemerkungen  über  Singularitäten  bei  Steiner’schen  Flächen. 


Sechste  Sitzung  am  8.  December  1892,  Vorsitzender:  Geh.  Rath 
Prof.  Dr.  G.  Zeuner.  — Anwesend  11  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  K.  Rohn  hält  einen  Vortrag:  „Geometrische  Bemerkungen 
zu  dem  Mannesmann  ’schen  Walz  verfahren“.  Zur  Erläuterung  seiner 
Auseinandersetzungen  legt  Vortragender  Zeichnungen  und  Modelle  vor, 
sowie  aus  der  technologischen  Sammlung  der  K.  Technischen  Hochschule 
entnommene  Proben  von  Eisenröhren,  welche  nach  dem  genannten  Ver- 
fahren hergestellt  worden  sind. 


VII.  Hauptversammlungen. 


Sechste  Sitzung  am  6.  Oetober  1892.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  K 
Rohn.  — Anwesend  45  Mitglieder  und  Gäste. 

Baurath  Prof.  Dr.  R.  Ulbricht  spricht  über  die  Fortschritte  in 
der  Anwendung  der  Elektricität  für  Eisenbahnzwecke. 

Vortragender  giebt  zunächst  einen  Ueberblick  über  die  Anwendung  der  Elektri- 
cität im  Eisenbahnwesen,  die  sich,  sowohl  chronologisch  als  sachlich,  in  vier  Stufen 
sondern  lässt:  1.  Das  elektrische  Nachrichtenwesen  als  nächstliegendes,  aber 
auch  losestes  Mittel  zur  Verbindung  der  Betriebsstellen.  Es  hat  durch  die  Einfühlung 
des  Telephons  nur  erst  eine  mässige  Erweiterung  erfahren,  da  man  den  bewährten 
Morseapparat  nicht  aufgeben  mag  und,  namentlich  in  Deutschland,  auf  das  hierbei 
zu  erhaltende  Document  grossen  Werth  legt.  2.  Die  elektrische  Controle  von 
Betriebseinrichtungen  hat  einen  bedeutenden  Aufschwung  genommen,  namentlich 
durch  die  vom  Vortragenden  näher  erläuterte  Controle  der  Eahrgeschwindigkeiten 
mittels  Streckencontacten  und  elektromagnetischen  Registriruhren.  8.  Die  elek- 
trische Abhängigkeit  der  Betriebs einrichtungen  unter  einander  oder  von 
dem  Willen  des  Dienstleitenden  ist  in  den  letzten  Jahren  zu  hoher  Vollkommenheit 
gelangt  und  erstreckt  sich  namentlich  auf  Weichen,  Signale  und  ähnliche  Einrich- 
tungen auf  Grund  der  elektrischen  Blocksysterae,  deren  Wirkung  Vortragender  an 
dem  Modell  eines  Siemens’schen  Blockwerks,  sowie  an  dem  Modell  einer  mit  Block- 
werken verbundenen  Signal-  und  Weichenstellerei  erläutert.  Auch  die  Bremsung  der 
Züge  wird  mit  Vortheil  elektrisch  vom  Führer  abhängig  gemacht,  indem  man  eine 
elektromagnetische  Einwirkung  auf  die  Ventile  der  pneumatischen  Bremsen  aller  ein- 
zelnen Wagen  herstellt  und  hierdurch  eine  von  Stössen  befreite  gleichzeitige  Bremsung 
erzielt.  Eine  gleichzeitig  elektrische  und  pneumatische  Leitungskuppelung  wird  vor- 
gezeigt. 4.  Der  unmittelbar  elektrische  Betrieb  von  Bahneinrichtungen 
beginnt  erst  sich  zu  entwickeln.  Die  Starkstromtechnik  hat  die  Mittel  gegeben, 
Krahne,  Schiebebühnen,  Aufzüge,  Fahrzeuge  u.  s.  w.  zu  treiben  und-  die  für  die 
Sicherheit  und  Raschheit  des  Bahnhofsverkehrs  überaus  wichtige  intensive  Beleuch- 
tung herzustellen.  Vortragender  zeigt  das  Modell  einer  rein  elektrischen  Weichen- 


36 


Stellvorrichtung  und  spricht  sich  dahin  aus,  dass  in  dieser  und  ähnlichen  Richtungen 
erhebliche  Veränderungen  zu  erwarten  sind,  sobald  man  allgemein  gelernt  haben  wird, 
mit  der  Elektricität  als  Transmissionsmittel  zu  rechnen.  Von  Interesse  ist  die  Frage, 
ob  der  elektrische  Betrieb,  welcher  sich  bereits  im  Tramverkehr  stark  einbürgerte, 
auch  im  Eisenbahngrossbetrieb  Eingang  finden  wird. 

Vortragender  behandelt  den  Fall  des  elektrischen  Betriebes  einer  Bahn  von  den 
Verhältnissen  der  Leipzig-Dresdner  Eisenbahn.  Hierzu  würde  eine  in  der  Mitte  an- 
geordnete Maschinenstation  für  etwa  5 — 6000  Pferdekräfte  genügen.  Die  Anlagekosten 
an  sich  würden  nicht  bedenklich  fallen.  Der  elektrische  Betrieb  kommt  jedoch  erst 
dann  voll  zur  Geltung,  wenn  für  den  Personenverkehr  hohe  Geschwindigkeiten  ein- 
geführt werden  können  und  diese  bedingen  getrennte  Gütergleise  und  für  die  Schnell- 
verkehrgleise flache  Curven.  Es  ist  deshalb  nicht  wahrscheinlich,  dass  in  nächster 
Zeit  vorhandene  Vollbahnen  für  den  elektrischen  Betrieb  eingerichtet,  wohl  aber, 
dass  neue  für  denselben  gebaut  werden.  Für  die  Strecke  Wien-Pest  liegt  ein  auf 
elektrischen  Trambetrieb  gerichtetes  Project  für  250  km  Geschwindigkeit  pro  Stunde 
vor.  Zwischen  St.  Louis  und  Chicago  (400  km)  wird  eine  viergleisige  elektrische 
Bahn  für  160  km  Geschwindigkeit  gebaut.  Interessant  sind  die  von  Crosby  für 
derartige  Betriebe  angestellten  Versuche  zur  Feststellung  des  Luftwiderstandes.  Er 
findet  und  drückt  dies  in  einer  empirischen  Formel  aus,  dass  die  Luftwiderstände 
nicht  in  dem  potenzirten  Verhältniss  mit  der  Geschwindigkeit  wachsen,  welches  zu 
erwarten  gewesen  wäre.  Gleichwohl  spielen  bei  einer  Geschwindigkeit  von  z.  B, 
250  km  die  Luftwiderstände  eine  so  bedeutende  Rolle  im  Energieverbrauch,  dass  da- 
gegen der  Einfluss  mässiger  Steigungen  zurücktritt. 


Siebente  Sitzung  am  21.  October  1892.  Vorsitzender:  Prof.  Dr. 
K.  Rohn.  — Anwesend  28  Mitglieder. 

Zur  Mittheilung  gelangt  ein  Aufruf  zu  Beiträgen  für  ein  Kilias- 
Denkmal  in  Chur. 

Prof.  Tr.  Rittershaus  spricht  über  die  Anlage  elektrischer 
Strassenbahnen. 

Prof.  Dr.  K.  Rohn  giebt  ergänzende  Mittheilungen  zu  seinen  früheren 
Vorträgen  über  die  Abhängigkeit  der  Anzahl  glei  chgrosser  Kugeln 
in  einem  Hohlwürfel  von  ihrer  An  Ordnung  darin  (Sitzungsber.  Isis 
1892,  S.  17)  und  über  das  „Acht-Damenu-Problem  auf  dem  Schach- 
brett (Abhandl.  Isis  1889,  Nr.  VII). 


Achte  Sitzung  am  24.  November  1892.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  K. 
Rohn.  — Anwesend  20  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  spricht  über  die  Vorgänge  beim  Walzverfahren 
der  Gebrüder  Mannesmann. 

Geh.  Hofrath  Dr.  Geinitz  giebt  einen  kurzen  Bericht  über  die  Vor- 
arbeiten zu  einer  zweiten  Wasserwerksanlage  für  Dresden  auf 
Tolkewitzer  Flur  auf  dem  linken  Elbufer,  welche  er  auf  Einladung  des 
Herrn  Stadtrath  Teucheram  16.  November  d.  J.  durch  eigene  Anschauung 
näher  kennen  gelernt  hat  (vergl.  Abhandl.  IX). 

Die  hierauf  vorgenommene  Neuwahl  der  Beamten  der  Gesellschaft 
für  das  Jahr  1893  ergiebt  das  auf  S.  38  zusammengestellte  Resultat. 

Prof.  Dr.  O.  Drude  berichtet  noch  über  Frithjof  Nansen’s  neu 
geplante  Nordpolar-Expedition. 


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Neunte  Sitzung  am  22.  December  1892.  Vorsitzender:  Prof.  Dr. 
K.  Hohn.  — Anwesend  29  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  0.  Drude  bringt  eine  Kapsel-tragende  Baumwollenpflanze 
aus  dem  hiesigen  K.  Botanischen  Garten  zur  Ansicht 

und  hält  einen  Vortrag:  „Neues  über  Reizerscheinungen  im 
Pflanzenreich“. 


Veränderungen  im  Mitgliederbestände. 

Gestorbene  Mitglieder: 

Am  29.  Juli  1892  verschied  Dr.  Ottomar  Noväk,  Professor  der 
Geologie  und  Palaeontologie  an  der  K.  Böhmischen  Karl -Ferdinands -Uni- 
versität in  Prag,  correspondirendes  Mitglied  der  „Isis“  seit  1882. 

Am  14.  September  1892  starb  im  47.  Lebensjahre  Civilingenieur  Dr. 
Rudolf  Proell  in  Dresden,  wirkliches  Mitglied  seit  1878. 

Am  4.  October  1892  starb  in  Dresden  Privatus  Hugo  Schickert, 
wirkliches  Mitglied  seit  1868. 

Am  31.  October  1892  verschied  in  Grosspriesen  bei  Aussig  im  71. 
Lebensjahre  der  pensionirte  Bergdirector  Albin  Castelli.  Unserer  Gesell- 
schaft gehörte  der  Verewigte  seit  1877  als  correspondirendes  Mitglied  an. 

Neu  aufgenommene  wirkliche  Mitglieder: 

Stöhn,  Gust.,  Gerichtsvollzieher  in  Dresden,  am  27.  October  1892. 


Freiwillige  Beiträge  zur  Gesellschaftskasse 

zahlten:  Dr.  Amthor,  Hannover,  3 Mk.;  Oberlehrer  Dr.  Bachmann,  Plauen 
i.  V.,  3 Mk.  50  Pf.;  K.  Bibliothek,  Berlin,  3 Mk.;  naturwiss.  Modelleur 
Blaschka,  Hosterwitz,  3 Mk.;  Ingenieur  Carstens,  Berlin,  3 Mk.;  Docent 
Dr.  Doss,  Riga,  3 Mk.;  Privatus  Eisei,  Gera,  3 Mk.;  Oberlehrer  F renk el, 
Pirna,  3 Mk.;  Sanitätsrath  Dr.  Friederich,  Wernigerode,  3 Mk.;  Prof.  Dr. 
Hibsch,  Liebwerd,  3 Mk. ; Oberlehrer  Dr.  Köhler,  Schneeberg,  3 Mk.; 
Apotheker  Dr.  Lange,  Rinteln,  3 Mk. ; Oberlehrer  Dr.  Lohrmann,  Schnee- 
berg, 3 Mk.  5 Pf.;  Prof.  Dr.  Ludwig,  Greiz,  3 Mk.  5 Pf.;  Oberlehref 
Naumann,  Bautzen,  3 Mk.;  Stabsarzt  Dr.  Naumann,  Gera,  3 Mk.;  Prof. 
Dr.  Nit  sehe,  Tharandt,  3 Mk. ; Rentier  Osborne,  München,  3 Mk. ; Dr. 
Reiche,  Constitucion,  Chile,  3 Mk.  5 Pf.;  Dr.  Reidemeister,  Schönebeck, 
3 Mk.;  Oberlehrer  Seidel  I,  Zschopau,  3 M.;  Oberlehrer  Seidel  II,  Zscho- 
pau, 3 M.;  Rittergutspachter  Sieber,  Grossgrabe,  3 M.  20  Pf.;  Fabrik- 
besitzer Siemens,  Dresden,  100  M. ; Oberlehrer  Dr.  Sterzei,  Chemnitz, 
3 M.;  Student  Steuer,  Strassburg  i.  E.,  3 M.;  Dr.  Wohlfahrt,  Freiberg, 
3 M.;  Oberlehrer  Wolff,  Pirna,  3 Mk.;  Oberlehrer  Dr.  Wünsche,  Zwickau, 
3 Mk.  — In  Summa  184  Mk.  85  Pf.  H.  Warn  atz. 


38 


Beamte  der  Isis  im  Jahre  1893. 

Vorstand. 

Erster  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  G.  Helm. 

Zweiter  Vorsitzender:  Dr.  Fr.  Raspe. 

Kassirer:  Hofbuchhändler  H.  Warn  atz. 

Directorium. 

Erster  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  G.  Helm. 

Zweiter  Vorsitzender:  Dr.  Fr.  Raspe. 

Als  Sectionsvorstände:  Dr.  J.  Deichmüller, 

Prof.  Dr.  0.  Drude, 

Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  H.  B.  Geinitz 
Prof.  Dr.  M.  Krause, 

Prof.  Dr.  B.  Vetter, 

Prof.  Dr.  E.  Zetzsch e. 

Erster  Secretär:  Dr.  J.  Deichmüller. 

Zweiter  Secretär:  Oberlehrer  K.  Vetters. 

V erwaltungsrath. 

Vorsitzender:  Dr.  Fr.  Raspe. 

1.  Privatus  F.  Illing, 

2.  Privatus  H.  Putscher, 

3.  Maler  A.  Flamant, 

4.  Fabrikant  E.  Kühn scherf, 

5.  Civilingenieur  und  Fabrikbesitzer  Fr.  Siemens, 

6.  Geheimrath  Prof.  Dr.  G.  Zeuner. 

Kassirer:  Hofbuchhändler  H.  Warnatz. 

Bibliothekar:  Privatus  K.  Schiller. 

Secretär:  Oberlehrer  K.  Vetters. 

Seetions-  Beamte. 

I.  Section  für  Zoologie. 

Vorstand:  Prof  Dr.  B.  Vetter. 

Stellvertreter:  Institutsdirector  Th.  Reibisoh. 

Protokollant:  Dr.  J.  Thiele. 

Stellvertreter:  Institutsdirector  A.  Th  tim  er. 

II.  Section  für  Botanik. 

Vorstand:  Prof.  Dr.  0.  Drude. 

Stellvertreter:  Oberlehrer  A.  Wobst. 

Protokollant:  Dr.  A.  Naumann. 

Stellvertreter:  Dr.  B.  Schorler. 

111.  Section  für  Mineralogie  und  Geologie. 
Vorstand:  Geh.  Hofrath  Dr.  H.  B.  Geinitz. 

Stellvertreter:  Oberlehrer  H.  Engelhardt. 

Protokollant:  Lehrer  A.  Zipfel. 

Stell  Vertreter:  Lehrer  L Meissner. 


39 


IV.  Section  für  prähistorische  Forschungen. 
Vorstand:  Dr.  J.  Deichmüller. 

Stellvertreter:  Lehrer  H.  Döring. 

Protokollant:  Taubstummen lehrer  0.  Ebert. 

Stellvertreter:  Lehrer  A.  J ent  sch. 

V.  Section  für  Physik  und  Chemie. 
Vorstand:  Prof.  Dr.  E.  Zetzsch e. 

Stellvertreter:  Privatdocent  Dr.  J.  Freyberg. 

Protokollant:  Dr.  R.  Blochmann. 

Stellvertreter:  Oberlehrer  Dr.  0.  Schulze. 

VI.  Section  für  Mathematik. 

Vorstand:  Prof.  Dr.  M.  Krause.  \ 

Stellvertreter:  Oberlehrer  Dr.  A.  Witting. 

Protokollant:  Dr.  R.  Blochmann. 

Stellvertreter:  Oberlehrer  J.  von  Vieth. 


Redactions  - Comite. 

Besteht  aus  den  Mitgliedern  des  Directoriums  mit  Ausnahme  des  zweiten 
Vorsitzenden  und  des  zweiten  Secretärs. 


Bericht  des  Bibliothekars. 


Im  Jahre  1892  wurde  die  Bibliothek  der  „Isisu  durch  folgende  Zeit- 
schriften und  Bücher  vermehrt : 

A.  Durch  Tausch. 

I.  Europa. 

1.  Deutschland. 

Altenburg : Naturforschende  Gesellschaft  des  Osterlandes.  — Mittheil.,  n. 
F.,  5.  Bd.  [Aa  69.] 

Annab  er g - Buchholz : Verein  für  Naturkunde. 

Augsburg : Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Schwaben  und  Neuburg. 
Bamberg  : Naturforschende  Gesellschaft. 

Berlin:  Botanischer  Verein  der  Provinz  Brandenburg. 

Berlin  : Deutsche  geologische  Gesellschaft  — Zeitschr.,  Bd.  43,  Hft.  3 und  4; 
Bd.  44,  Hft.  1 und  2.  [Da  17.] 

Berlin:  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte.  — 
Verhandl.,  Juli  1891  bis  Juni  1892.  [G  55.] 

Bonn:  Naturhistorischer  Verein  der  preussischen  Rheinlande,  Westfalens 
und  des  Reg.-Bez.  Osnabrück.  — Verhandl.,  48.  Jhrg.,  2.  Hälfte; 
49.  Jhrg.,  1.  Hälfte.  [Aa  93.] 

Braunschweig:  Verein  für  Naturwissenschaft. 

Bremen  : Naturwissenschaftlicher  Verein.  — Abhandl.,  Bd.  XII,  Hft.  2.  [Aa  2.] 

2 


4U 


Breslau  : Schlesische  Gesellschaft  für  vaterländische  Cultur.  — 69.  Jahresber., 

1891,  mit  einem  Ergänzungshefte : Litteratur  der  Landes-  und  Volks- 
kunde der  Provinz  Schlesien.  [Aa  46.] 

Chemnitz'.  Naturwissenschaftliche  Gesellschaft. 

Chemnitz : K.  Sächsisches  meteorologisches  Institut.  — Jahrbuch,  IX.  Jhrg., 
1.  Hälfte.  [Ec  57.] 

Danzig : Naturforschende  Gesellschaft.  — Festschrift  zur  Feier  des  150-jähr. 

Bestehens  der  naturforsch.  Gesellschaft  am  2.  Jan.  1893.  [Aa  80.] 
Darmstadt : Verein  für  Erdkunde  und  mittelrheinischer  geologischer  Verein. — 
Notizblatt,  4.  Folge,  12.  Hft.  [Fa  8.] 

Donaueschingen : Verein  für  Geschichte  und  Naturgeschichte  der  Baar  und 
der  angrenzenden  Landestheile. 

Dresden : Gesellschaft  für  Natur- und  Heilkunde.  — Jahresber.,  1891  — 92. 
[Aa  47.] 

Dresden : K.  mineralogisch-geologisches  Museum.  — Mitth.,  Hft.  11.  [Db  51.] 
Dresden:  K.  zoologisches  Museum.  — Ornithologische  Beobachtungsstationen 
im  Königreich  Sachsen,  6.  Ber.,  1890.  [Bf  59.] 

Dresden : K öffentliche  Bibliothek. 

Dresden:  Verein  für  Erdkunde. 

Dresden : K.  Sächsischer  Alterthumsverein.  — Neues  Archiv  für  sächs. 

Geschichte  und  Alterthumskunde,  Bd.  XIII,  Hft.  1 — 4.  [G  75.] 
Dresden:  Oekonoraische  Gesellschaft  im  Königreich  Sachsen.  — Mittheil., 
1891—92.  [Ha  9,] 

Dresden:  K.  thierärztliche  Hochschule.  — Bericht  über  das  Veterinärwesen 
im  Königreich  Sachsen,  36.  Jhrg.  [Ha  26.] 

Dresden : K.  Sächsische  technische  Hochschule.  — Die  Bibliothek  der  tech- 
nischen Hochschule  Dresden  im  Jahre  1891.  [Je  101.  | 

Dürkheim. : Naturwissenschaftlicher  Verein  der  Rheinpfalz  „Pollichia“.  — 
Festschrift  zur  50-jährigen  Stiftungsfeier  1892.  [Aa  56.] 

Elberfeld:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Emden:  Naturforschende  Gesellschaft. — 76.  Jahresber.,  1890  91.  [Aa  48.] 

Erfurt:  K.  Akademie  gemeinnütziger  Wissenschaften.  — Jahresber.,  Hft.  17. 
[Aa  263.] 

Erlangen:  Physikalisch- medicinische  Societät.  — Sitzungsber.,  24.  Hft. 

1892.  [Aa  212.] 

Frankfurt  a.  M.  : Senckenbergische  naturforschende  Gesellschaft.  — Bericht 
für  1892.  [Aa  9a.] 

Frankfurt  a.  M. : Physikalischer  Verein.  — Jahresber.  für  1890  — 91.  [Eb  35.] 
Frankfurt  a.  O. : Naturwissenschaftlicher  Verein  des  Regierungsbezirks 
Frankfurt.  — „Helios“,  10.  Jhrg.,  Nr.  1 — 6.  [Aa  282.] 

Freiburg  i.  Br. : Naturforschende  Gesellschaft. 

Gera:  Gesellschaft  von  Freunden  der  Naturwissenschaften.  — Jahresber. 
für  1889-92  [Aa  49.] 

Giessen:  Oberhessische  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde.  — Bericht 28. 
[Aa  26.] 

Görlitz:  Naturforschende  Gesellschaft, 

Görlitz:  Oberlausitzische  Gesellschaft  der  Wissenschaften.  — Neues  Lau- 
sitzisches  Magazin,  Bd.  67,  Hft.  2;  Bd.  68,  Hft.  1.  [Aa  64.  | 

Görlitz : Gesellschaft  für  Anthropologie  und  Urgeschichte  der  Oberlausitz. 
— Jahresber.,  Hft.  2.  [G  112.] 


41 


Greifswald : Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Neu -Vorpommern  und 
Rügen.  — Mittheil.,  23.  Jhrg.,  1891.  [Aa  68.] 

Greifswald : Geographische  Gesellschaft. 

Güstrow : Verein  der  Freunde  der  Naturgeschichte  in  Mecklenburg.  — 
Archiv,  45  Jhrg.  [Aa  14.  | 

Halle  a.  S. : Naturforschende  Gesellschaft.  — Berichte  über  die  Sitzungen 
1888-1891.  [Aa  24.] 

Halle  a.  S. : Kais.  Leopoldino-Carolinische  deutsche  Akademie.  — Leopoldina, 
Hft.  XXVII,  Nr.  23—24;  Hft.  XXVIII,  Nr.  1—20.  [Aa  62.] 

Halle  a.  S.:  Verein  für  Erdkunde.  — Mittheil.,  Jhrg.  1891  — 92.  [Fa  16.] 
Hamburg : Naturhistorisches  Museum.  — Jahrb.,  Jhrg.  VIII — IX.  [Aa276.] 
Hamburg:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Haynburg:  Verein  für  naturwissenschaftliche  Unterhaltung. 

Hanau  : Wetterauische  Gesellschaft  für  die  gesammte  Naturkunde. 
Hannover : Naturhistorische  Gesellschaft.  — 40.  und  41  Jahresber.  [Aa  52.] 
Hannover : Geographische  Gesellschaft. 

Heidelberg : Naturhistorisch-medicinischer  Verein.  — Verhandl.,  n.  F.,  Bd.  IV, 
Hft. '5.  [Aa  90.] 

Karlsruhe:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  - 
Kassel:  Verein  für  Naturkunde. 

Kassel:  Verein  für  hessische  Geschichte  und  Landeskunde. 

Kiel:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Schleswig-Holstein.  — Schriften, 
Bd.  IX,  2.  Hft.  [Aa  189.] 

Königsberg  i.  Pr.:  Physikalisch  - ökonomische  Gesellschaft.  — Schriften, 
32.  Jhrg.,  1891.  [Aa  81.] 

Königsberg  i.  Pr.  : Altertums  - Gesellschaft  Prussia.  — Sitzungsber., 
47.  Vereinsjahr,  1891—92.  [G  114.] 

Landshut : Botanischer  Verein.  — Bericht  12.  [Ca  14.] 

Leipzig : Naturforschende  Gesellschaft. 

Leipzig : K.  Sächsische  Gesellschaft  der  Wissenschaften.  — Berichte  über 
die  Verhandl.;  mathem.-physikal.  Klasse,  1891,  III — V;  1892,  I — III. 
[Aa  296.] 

Leipzig:  K.  Sächsische  geologische  Landes  Untersuchung. 

Lübben:  Niederlausitzer  Gesellschaft  für  Anthropologie  und  Urgeschichte.  — 
Mittheil.,  Bd.  II,  Hft.  3-6.  [G  102.] 

Lübeck : Geographische  Gesellschaft  und  naturhistor.  Museum.  — Jahresber. 

für  1889 — 91.  [Aa  279a.]  — Mittheil.,  zweite  Reihe,  Hft.  1 — 3.  [Aa  279b.] 
Lüneburg:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  das  Fürstentum  Lüneburg. 
Magdeburg:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  — Jahresber.  und  Abhandl., 

' Jhrg.  1891.  [Aa  173  ] 

Mannheim  : Verein  für  Naturkunde. 

Marburg  : Gesellschaft  zur  Beförderung  der  gesammten  Naturwissenschaften. 
Meissen:  „Isis“,  Verein  für  Naturkunde. 

Münster:  Westfälischer  Provinzialverein  für  Wissenschaft  und  Kunst. 
Neisse:  Wissenschaftliche  Gesellschaft  „Philo mathie“. 

Nürnberg:  Naturhistorische  Gesellschaft.  — Jahresber.  für  1888,  nebst 
Abhandl.,  VIII.  Bd.,  Bg.  5 — 7.  [Aa  5.] 

Offenbach:  Verein  für  Naturkunde.  — 29.-32.  Ber„  1887—  91.  [Aa  27. | 
Osnabrück:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Passau:  Naturhistorischer  Verein. 


2* 


42 


Regensburg : Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Regensburg  : K.  Bayerische  botanische  Gesellschaft.  — Mittheil.,  Hft.  III, 
1890  — 91.  [Aa  295.] 

Reichenbach  i.  V. : Vogtländischer  Verein  für  Naturkunde. 

Reutlingen : Naturwissenschaftlicher  Verein.  — Bericht,  1883—89.  [Aa309.] 
Schneeberg : Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Stettin  : Ornithologischer  Verein.  — Zeitschr.  für  Ornithologie  und  prakt. 
Geflügelzucht,  Jhrg.  XVI.  [Bf  57  ] 

Stuttgart : Verein  für  vaterländische  Naturkunde  in  Württemberg.  — Jahres- 
hefte, Jhrg.  48.  [Aa  60.] 

Stuttgart : Württembergischer  Altertumsverein.  — Württemberg.  Viertel- 
jahreshefte für  Landesgeschichte,  n.  F.,  1.  Jhrg.,  Hft.  1 — 2.  [G  70.] 
Tharand : Bedaction  der  landwirtschaftlichen  Versuchsstationen.  — Land- 
wirthsch.  Versuchsstationen,  Bd.  XL,  Hft.  2 — 6;  Bd.  XLI,  Hft.  1—4. 
[Ha  20.] 

Thorn:  Coppernicus  - Verein  für  Wissenschaft  und  Kunst  — Mittheil., 
Hft.  VII.  [Aa  145.] 

Ulm:  Verein  für  Mathematik  und  Naturwissenschaften.  — Jahreshefte, 
4.  Jhrg.  [Aa  299.] 

Ulm:  Verein  für  Kunst  und  Altertum  in  Ulm  und  Oberschwaben.  — 
Mitteil.,  Hft.  3.  [G  70.] 

Weimar : Thüringischer  botanischer  Verein.  — Mittheil.,  n.  F.,  2.  Hft. 
[Ca  23.] 

Wernigerode:  Naturwissenschaftlicher  Verein  des  Harzes.  — Schriften,  VI. 
Bd.,  1891.  [Aa  289.] 

Wiesbaden:  Nassauischer  Verein  für  Naturkunde.  — Jahrbücher,  Jhrg.  45. 
[Aa  43.] 

Würzbur q : Physikalisch  - medicinische  Gesellschaft.  — Sitz ungsber.,  Jhrg. 
1891.  [Aa  85.] 

Zwickau:  Verein  für  Naturkunde.  — Jahresber.  1891.  [Aa  179.] 

2.  Oesterreich-Ungarn. 

Ristritz : Gewerbeschule. 

Rrünn:  Naturforschender  Verein.  — Verhandl.,  Bd.  XXIX,  und  9.  Ber. 

der  meteorol.  Commission  1889.  [Aa  87.] 

Budapest : Ungarische  geologische  Gesellschaft.  — Földtani  Közlöny,  XXL 
köt.,  12.  füz.;  XXII.  köt.,  1 — 10.  fiiz.  [Da  25.] 

Budapest : K.  Ungarische  naturwissenschaftliche  Gesellschaft,  und:  Ungarische 
Akademie  der  Wissenschaften.  — Mathemat.  und  naturwissenschaftl. 
Berichte,  Bd.  8 und  9.  [Ea  37.] 

Graz:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Steiermark. 

Hermannstadt:  Siebenbürgischer  Verein  für  Naturwissenschaften.  — V erhandl. 
und  Mittheil.,  XLI.  Jhrg.  [Aa  94.] 

Iglo:  Ungarischer  Karpathen  - Verein.  — Jahrbuch,  XIX.  Jhrg.,  1892. 
[Aa  198.] 

Innsbruck : N aturwissenschaftlich-medicinisch er  Verein. 

Klagenfurt:  Naturhistorisches  Landes-Museum  für  Kärnthen.  — Jahresber. 
für  1891.  [Aa  42.] 

Krakau:  Akademie  der  Wissenschaften.  — Anzeiger  1891,  Nr.  10;  1892. 
Nr.  1-9.  [Aa  302.] 


43 


Laibach : Musealverein  für  Krain. 

Linz:  Verein  für  Naturkunde  in  Oesterreich  ob  der  Enns. 

Linz : Museum  Francisco-Carolinum.  — 50.  Bericht  nebst  der  44.  Lieferung 
der  Beiträge  zur  Landeskunde  von  Oesterreich  ob  der  Enns.  [Fa  9.] 
Prag : Naturwissenschaftlicher  Verein  „Lotos“.  — Jahrb.  für  Naturwiss., 
n.  F.,  Bd.  XII.  [Aa  63.] 

Prag : K.  Böhmische  Gesellschaft  der  Wissenschaften.  — Sitzungsber., 
mathem.-naturw.  Cl„  1891.  [Aa  269.]  — Jahresber.  für  1891.  [Aa  270.] 
— Abhandl.,  VII.  Folge,  Bd.  4.  [Aa  271.] 

Prag : Gesellschaft  des  Museums  des  Königreichs  Böhmen.  — Pamätky 
Archaeologicke,  dilu  XV,  ses.  4 — 8.  [G  71.] 

Prag : Lese-  und  Redehalle  der  deutschen  Studenten.  — Jahresber.  für 
'1891.  [Ja  70.] 

Pressburg:  Verein  für  Natur-  und  Heilkunde.  — Verhandl.,  n.  F.,  Hft.  7. 
[Aa  92.] 

Reichenberg  : Verein  der  Naturfreunde.  — Mittheil.,  Jhrg.  23.  [Aa  70.] 
Salzburg  : Gesellschaft  für  Salzburger  Landeskunde.  — Mittheil.,  XXXI.  Bd. 
[Aa  71.] 

Temesvdr  : Südungarische  Gesellschaft  für  Naturwissenschaften.  — Termes- 
zettudoraänyi  Füzetek,  XV.  köt.,  3 — 4.  füz.;  XVI.  köt.  [Aa  216.] 
Trencsin : Naturwissenschaftliche  Gesellschaft  für  das  Trencsiner  Comitat. 
Triest : Museo  civico  di  storia  naturale. 

Triest:  Societä  Adriatica  di  scienze  naturali.  — Bolletino,  Vol.  XIII,  p. 
1—2.  [Aa  201.] 

Wien:  Kais.  Akademie  der  Wissenschaften.  — Anzeiger,  Jhrg.  1891,  Nr. 

25-27;  1892,  Nr.  1-18.  [Aa  11.] 

Wien:  Verein  zur  Verbreitung  naturwissenschaftlicher  Kenntnisse.  — Bd. 
XXXI.  [Aa  82.] 

Wien : K.  K.  naturhistorisches  Hofmuseum.  — Annalen,  Bd.  VI,  Nr.  3 
und  4;  Bd.  VII,  Nr.  1—3.  [Aa  280.] 

Wien : Anthropologische  Gesellschaft.  — Mittheil.,  Bd.  XXI,  Hft.  4—6; 
Bd.  XXII,  Hft.  1-5.  [Bd  1.] 

Wien : K.  K.  geologische  Reichsanstalt.  — Abhandl.,  Bd.  XVI,  Hft.  2.  — 
Verhandl.,  1891,  Nr.  15—18;  1892,  Nr.  1—10.  [Da  16.]  — Jhrb., 
Bd.  42,  Hft.  1.  [Da  4.] 

Wien : K.  K.  geographische  Gesellschaft.  — Mittheil.,  XXXIV.  Bd.  (n.  F. 
XXIV.  Bd.)  [Fa  7.] 

Wien:  K.  K.  zoologisch-botanische  Gesellschaft.  — Verhandl.,  Bd.  XXXIV 
bis  XLI;  Bd.  XLII,  1. — 3.  Quartal.  [Aa  95.] 

3.  Rumänien. 

Bukarest:  Institut  meteorologique  de  Roumanie.  — Annales,  tome  V, 
1889.  [Ec  75.] 

4.  Schweiz. 

Basel:  Naturforschende  Gesellschaft.  — Verhandl.,  Bd.  9,  Hft.  2.  [Aa  86.] 
Bern:  Naturforschende  Gesellschaft.  — Mittheil,  1891,  Nr.  1265—78. 
[Aa  254.] 

Bern:  Schweizerische  naturforschende  Gesellschaft.  — Verhandl.  der  74. 
Jahresversamml.  zu  Freiburg,  1891.  [Aa  255.] 


44 


Chur : Naturforschende  Gesellschaft  Graubündcns.  — Jahresber.,  n.  F., 
Jhrg.  XXXY.  [Aa  51.] 

Frauenfeld : Thurgauische  naturforschende  Gesellschaft.  — Mittheil.,  Hft.  10. 
[Aa  261.] 

Freiburg  : Society  Fri bourgeoise  des  Sciences  naturelles. 

St.  Gallen : Naturforschende  Gesellschaft.  — Bericht  für  1889  — 90.  [Aa  23.] 
Lausanne : Societe  Yaudoise  des  Sciences  naturelles.  — Bulletin,  3.  ser., 
yoI.  XXVII,  no.  105;  vol.  XXYIII,  no.  106-108.  [Aa  248.] 
Neuchat el : Societe  des  Sciences  naturelles. 

Schaff  hausen : Schweizerische  entomologische  Gesellschaft.  — Mitth.,  Yol. 
YIII,  Hft.  9.  [Bk  222.] 

Sion : La  Murithienne,  societe  Yalaisanne  des  Sciences  naturelles.  — Bulletin, 
fase.  XIX— XX.  [Ca  13.] 

Zürich : Naturforschende  Gesellschaft.  — Vierteljahrsschr.,  Jhrg.  36,  Hft.  2 — 4; 

Jhrg.  37,  Hft.  1—2,  mit  Generalregister  zu  Jhrg.  1 — 36.  [Aa  96.] 
Zürich:  Schweizerische  botanische  Gesellschaft.  — Berichte  1891,  Heft  1 
und  2.  [Ca  24.] 

5.  Frankreich. 

Amiens : Societe  Linneenne  du  nord  de  la  France. 

Bordeaux:  Societe  des  Sciences  physiques  et  naturelles. 

Cherbourg:  Societe  nationale  des  Sciences  naturelles  et  mathematiques.  — 
Memoires,  tome  XXYII.  [Aa  137.] 

Courrensan:  Societe  Franqaise  de  botanique.  — Revue  de  botanique. 

Bulletin  mensuel,  tome  IX,  no.  103 — 1 06.  [Ca  18.] 

Dijon:  Academie  des  Sciences,  arts  et  belles  lettres.  — Memoires,  4.  ser., 
tome  2.  [Aa  138.] 

Le  Mans:  Societe  d’agriculture,  Sciences  et  arts  de  la  Sarthe.  — Bulletin, 
tome  XXY,  fase.  2 —3.  [Aa  221.] 

Jjyon:  Societe  Linneenne. 

Lyon:  Societe  d’argriculture,  d'histoire  naturelle  et  des  arts  utiles. 

Lyon:  Academie  nationale  des  Sciences,  belles  lettres  et  arts. 

Paris:  Societe  zoologique  de  France.  — Bulletin  pour  l’annee  1889,  tome 
XYI,  no.  5,  7,  9 und  10;  tome  XVII,  no.  1,  5 und  6.  [Ba  24.] 

6.  Belgien. 

Brüssel:  Societe  malacozoologique  de  Belgique. 

Brüssel:  Societe  entomologique  de  Belgique. 

Brüssel:  Societe  royale  de  botanique  de  Belgique. 

Gembloux:  Station  agronomique  de l’etat.  — Bulletin,  no.  50  und  51.  [Hb  75.] 
Lüttich:  Societe  geologique  de  Belgique. 

7.  Holland. 

Gent:  Kruidkundig  Genootschap  „Dodonaea“.  — Botanisch  Jaarboek, 
4.  Jhrg.,  1892.  [Ca  21.] 

Groningen:  Naturkundig  Genootschap.  — 90.  und  91.  Yerslag  over  1890 
und  1891.  [Je  80.] 

Hartem:  Musee  Teyler.  — Arcbives,  ser.  2,  tome  111,  part.  7.  [Aa  217.] 
Hartem:  Societe  Hollandaise  des  Sciences.  — Archives  Neerlandaises,  tome 
XXY,  livr.  5;  tome  XXVI,  Jivr.  1—3.  [Aa  257.] 


45 


8.  Luxemburg, 

Luxemburg:  Societe  de  botanique. 

Luxemburg : Institut  royal  grand-ducal.  — Publications,  tomeXXl.  [Aa  l 44.] 
Luxemburg : Observations  meteorologiques  faites  ä Luxemburg  de  1884—88, 
5.  vo'l.  [Ec  72.] 

9.  Italien. 

Brescia : Ateneo. 

Catania:  Accademia  Gioenia  di  scienze  naturale.  — Atti,  ser.  IV,  vol. 

8 und  4.  — Bullettino  mensile,  fase.  XXIII — XXIX.  [Aa  149.] 
Florenz:  R.  Instituto. 

Florenz:  Societä  entomologica  Italiana.  — Bullettino,  anno  XXIII,  1891, 
anno  XXIV,  trim.  1-2.  [Bk  193.] 

Mailand:  Societä  Italiana  di  scienze  naturali.  — Atti,  vol.  XXX,  no 
1—2.  [Aa  150.] 

Mailand:  R.  Instituto  Lombardo  di  scienze  e lettere.  — Rendiconti,  ser.  2, 
vol.  XXIV.  [Aa  161.]  — Memorie,  vol.  XVI,  fase.  3;  vol.  XVII, 
fase.  1.  [Aa  167.] 

Modena:  Societä  dei  naturalisti.  — Atti,  ser.  3,  vol.  X,  fase.  2;  vol.  XI. 
[Aa  148.] 

Padua:  Societä  Veneto -Trentin a di  scienze  naturali.  — Bullettino,  tomo 
V,  no.  2.  [Aa  193  b.] 

Parma:  Redazione  dell  Bullettino  di  paletnologia  Italiana.  — Bullettino, 
ser.  II,  anno  XVII,  no.  8 — 12;  anno  XVIII,  no.  1 — 8.  [G  54.] 
Pisa:  Societä  Toscana  di  scienze  naturali.  — Memorie,  vol.  VI,  fase.  3 — . 

Processi  verbali,  vol.  VIII  (bis  3.  VII.  92.)  [Aa  209.] 

Born:  Accademia  dei  Lincei.  — Atti,  rendiconti,  ser.  5,  vol.  I,  sem.  1; 
sem.  2,  fase.  1 — 10.  — Rendiconto  delTadunanza  solenne  dei  5.  VI. 
92.  [Aa  226.] 

Pom:  R.  Comitato  geologico  dTtalia.  — Bollettino,  1891,  no.  4;  1892, 
1 — 2.  trim.  [Da  3.] 

j Rom:  Redazione  delle  Rassegna  delle  scienze  geologiche  in  Italia.  — 
Rassegna,  anno  1;  anno  II,  fase.  1—2.  [De  220.] 

Turin:  Societä  meteorologica  Italiana.  — Bollettino  mensuale,  ser.  II,  vol.  XI, 
no.  12;  vol.  XII,  no.  1 — 11.  [Ec  2.] 

Venedig:  R.  Instituto  Veneto  di  scienze,  lettere  e arti 
Verona:  Accademia  d’agricoltura,  arti  e commercio.  — Memorie,  ser.  III^ 
vol.  LXVII,  no.  1-2.  [Ha  14.] 

10.  Grossbritannien  und  Irland. 

Dublin : Royal  geological  society  of  Irland. 

Fdinburg:  Scottish  meteorological  society.  — Journal,  3 ser.,  no.  VIII.  [Ec 3.] 
Glasgow:  Natural  history  society.  — Proceedings  and  transactions,  vol.  III, 
p.  2.  [Aa  244. ] 

Glasgow:  Geological  society. 

Manchester:  Geological  society.  — Transactions,  vol  XXI,  p.  12  — 20; 
vol.  XXII,  p.  1—2.  [Da  20.] 

Newcastle-upon-Tyne:  Tyneside  naturalists  field  club,  und:  Natural  history 
society  of  Northumberland , Durham  and  Newcastle-upon-Tyne.  — 
Transactions,  vol.  XI,  p.  1.  [Aa  126.] 


46 


11.  Schweden,  Norwegen. 

Bergen : Museum.  — Aarsberetning  for  1890.  [Aa  294,] 

Christiania : Universität.  — Den  Norske  Nordhavs-Expedition  1876  — 78, 
Bd.  XXI,  Zoologi:  Crinoida,  Echinida  ved  Danielssen.  [Aa  251.] 

Christiania : Foreningen  til  Norske  fortidsmindesmerkers  bevaring.  — Aars- 
beretning  for  1890.  [G-  2.]  — Kunst  og  haandverk  fra  Norges  fortid, 

Hft.  10;  Supplement  III.  [G  81.] 

Stockholm : Entomologiska  Föreningen.  — Entomologisk  Tidskrift,  Arg.  12, 
Nr.  1-4.  [Bk  12.] 

Tromsoe : Museum.  — Aarshefter,  XIY.  [Aa  243.] 

12.  Russland. 

E katharinenhur g : Societe  Ouralienne  d’amateurs  des  Sciences  naturelles.  — 
Bulletin,  tome  XIII,  livr.  1.  [Aa  259.] 

Helsingfors:  Societas  pro  fauna  et  flora  fennica.  — Herbarium  musei  fenici. 
[Cd  110.] 

Kharkow:  Societö  des  naturalistes  ä l’universite  imperiale. 

Kiew:  Societe  des  naturalistes.  — Memoires,  tome  X,  livr.  3 — 4;  tome  XI, 
livr.  1 — 2.  [Aa  298.] 

Moskau : Societe  imperiale  des  naturalistes.  — Bulletin,  annee  1891,  no. 
2-4;  1892  no.  1—2.  [Aa  134] 

Odessa : Societe  des  naturalistes  de  la  Nouvelle-Russie.  — Memoires,  tome 
XYI;  tome  XXYII,  p.  1.  [Aa  256.] 

Petersburg : Kais,  botanischer  Garten.  — Acta  horti  Petropolitani,  T.  XI, 
fase.  2;  T.  XII,  fase.  1.  [Ca  10.] 

Petersburg : Comite  gdologique.  — Bulletins,  vol.  IX,  no.  9 und  10;  vol. 
X,  no.  1— 9;  vol.  XI, no.  1 — 4.  [Da  23.]  — Memoires,  vol.  XI,  no.  2; 
vol.  XIII,  no.  1.  [Da  24.] 

Petersburg : Physikalisches  Centralobservatorium.  — Annalen,  Jhrg.  1890, 
Th.  2.  [Ec  7.] 

Riga:  Naturforscher- Yerein.  — Correspondenzblatt,  Nr.  XXXY.  [Aa  34.] 


II.  Amerika. 

1.  Nord-Amerika. 

(Canada,  Yereinigte  Staaten,  Mexiko.) 

Albany:  New  York  state  museum  of  natural  history. 

Baltimore:  John  Hopkins  university.  — University  circulars,  vol.  X,  no. 
94-  96;  vol.  XI,  no.  97 — 100;  vol.  XII,  no  101.  [Aa  278.]  — Amer. 
journal  of  mathematics,  vol.  XIY,  no.  1.  [Ea  38.]  — Amer.  Chemical 
journal,  vol.  XIII,  no.  7 — 8;  vol.  XIY,  no.  1.  [Ed  60.]  — Studies 
in  hi  stör,  and  politic.  science,  9.  ser.,  no.  IX— XII;  10.  ser.,  no.  I — III. 
[Fb  125  ] — Amer.  journal  of  philology,  vol.  XII,  no.  2 — 3.  [Ja  64.] 
Boston:  Society  of  natural  history.  — Proceedings,  vol.  XXY,  p.  II.  [Aa  111.] 
Boston:  American  academy  of  arts  and  Sciences.  — Proceedings,* new  ser., 
vol.  XYIII.  [Aa  170.] 

Buffalo:  Society  of  natural  Sciences.  — Bulletin,  vol.  Y,  no.  3.  [Aa  185.] 
Cambridge:  Museum  of  comparative  zoology.  — Annual  report  for  1890  — 
1891.  — Bulletin,  vol.  XXII;  vol.  XXIII,  no.  1 — 3.  [Ba  14.] 


Bavenport : Academy  of  natural  Sciences.  Sny  ; ' v, 

Halifax  v,  Nova  Scotian  Institute  of  natural  Science.  —-  Proceedings  and 
transactionsy  2.  ser*,  vol.  I,  p.  1.  [Aa  304.]  . — : • .• A 

Madison:  Wisconsin  Academy  of  Sciences,  arts  and  letters.  — Transactions, 
vol.  VIII,  1888  -91..  [Aa  206.]  : 

Mexiko : Sociedad  cientifica  „Antonio  Alzate“.  — Memorias,  tomo  Y;  tomo 
YI,  cuad;  1— 2,  [Aa  291]  y. 

Milwaukee : Wisconsin  natural  history  society. 

Montreal : Natural  history  society.  — Canadian  record  of  Science,  vol.  1Y, 
no.  8;  vol.  Y,  no.  2 — 3.  [Aa  109.] 

New-Haven : Connecticut  academy  of  arts  and  Sciences.  - 
New- York:1  Academy  of  Sciences.  — Annals,  vol.  Y,  extra  no.  1-f— 3;  vol. 
YI,  no.  1-  6.  [Aa  101. | — Transactions,  vol.  X,  no.  2—8;  vol.  XI, 
no.  1--5.  [Aa  258.] 

New-York : American  museum  of  natural  history.  .... 

Philadelphia : Academy  of  natural  Sciences.  — Proceedings,  1891,  p.  III; 
1892,  p.  I [Aa  117.] 

Philadelphia : American  philosophical  society.  — Proceedings,  vol.  XXIX, 
no.  136;  vol.  XXX,  no.  137—138.  [Aa  283.] 

Philadelphia : Wagner  free  institute  of  Science. 

Philadelphia : Zoological  society.  — Annual  report  20.  [Ba  22.] 
Pochester  : Academy  of  Science.  — Proceedings,  vol.  I,  broch.  1 — 2.  [Aa  312..] 
Pochester : Geological  society  of  America.  — Bulletin,  vol.  I — II.  [Da  28.] 
Salem:  Essex  Institute.  — Bulletin,  vol  21,  no.  7 — 12;  vol.  22,  no.  1 — 12. 

[Aa  163.]  ' ' , 

Salem:  Peabody  academy  of  Science.  y .y;  y 

San  Francisco : California  academy  of  Science.  — Proceedings,  2.  ser.,  vol. 
III,  p.  1.  [Aa  112.]-  : . ' . - 

St.  Louis:  Academy  of  Science.  — Transactions,  vol.  Y,  no.  3— 4;  vol.  YI, 
no.  1.  [Aa  125.] . : 

Topeka:  Kansas  academy  of  Science.  , y , 

Toronto:  Canadian  institute.  — Transactions,  vol.  I — II.  [Aa  222b.]  \ 

Washington:  Smithsonian  institution.  — Annual  report,.  1889  ^ july  1890. 
[Aa  120.]  - Catalogue  of  prehistoric  works  east  of  tbe  Rocky  Mountain s^ 
Omaha-  and  Ponke-letters ; bibliography  of  the  Algonquian  languages 
[Aa  120b.]  — Report  of  the  Nation  al-museum,  ending  YI,  1889.  [Aa  120c.] 
Washington:  United  States  geological  survey.  — X.  annual  report,  1888 
to  1889.  [De  120a.]  — Bulletin,  no.  62—65,  67—81.  — Mineral 
resources  of  the  United-States,  1889—90.  [Db  81.]  V 

Washington:  Bureau  of  education.  -•  Report  of  the  Commission  of  edu* 
cation  for  the  year  4 888  — 89.  [Je  103.]  — Circulars  of  inform ation^ 
1891,  no.  2,  4,  8,  9.  [Je  104.]  yf  r y ; y 

2,  Süd- Amerika. 

(Argentinien,  Brasilien,  Chile,  Costarica.)  , , 

Buenos- Air  es:  Museo  nacionah  — - Anales,  entr.  XYIII.  [Aa  147] 

Buenos- Aires  : Sociedad  cientifica  Argen tina.  — Anales,  tomo  XXXII,  entr 
4 — 6:  tomo  XXXIII;  tomo  XXXIY,  entr.  1.  [Aa  280.1 
Cordoha:  Academia  nacional  de  ciencias.  : ; 1 : s r\ 

Pio  de  Janeiro:  Museo  nacional.  . , y 


48 


San  Jose : Museo  national  del  repüblica  de  Costa  Rica. 

Säo  Paulo : Commissäo  geographica  e geologica  da  provincia  de  S.  Paulo. 
La  Plaia : Museum.  — Sur  la  fondation  et  son  developpement.  — Revista, 
tomo  I;  tomo  II,  entr.  1—2.  [Aa  308.] 

La  Plata : Redaction  der  Revista  argentina  de  historia  natural.  — Revista 
argent.,  1891,  tomo  I,  entr.  1 — 6.  [Aa  307.] 

Santiago  de  Chile : Deutscher  wissenschaftlicher  Verein.  — Verhandl.,  Bd. 
II,  Heft  4.  [Aa  286.] 


511.  Asien. 

Batavia : K.  natuurkundige  Vereeniging.  — Natuurk.  Tijdschrift  voor  Neder- 
landsch  Indie,  Deel  51.  [Aa  250.] 

Calcutta : Geological  survey  of  India.  — Records,  vol.  XXIV,  p.  4;  vol. 
XXV,  p.  1 — 3.  [Da  11.]  — Memoirs,  vol.  XXIII.  [Da  8.]  — Palae- 
ontologia  Indica,  ser.  XIII,  vol.  IV,  p.  2.  [Da  9.] 

Tokio\  Deutsche  Gesellschaft  für  Natur-  und  Völkerkunde  Ostasiens  — 
Mittheil.,  Bd.  V,  Heft  47—50,  und  Supplem.  2 — 3 zu  Bd.  V.  [Aa  187.] 


IV.  Australien. 

Melbourne : Mining  department  of  Victoria.  — Reports  and  statistics  for 
the  quarder  ended  30.  sept  1891.  — Annual  report  of  the  secretary 
for  mines,  1891.  [Da  21.] 


B.  Durch  Geschenke. 

Ardissone,  Fr.:  L’organismo  vivente.  1892.  [Ab  81.] 

Averill,  C.  K.  von:  List  of  birds  found  in  the  vincinity  of  Bridgeport, 
Connecticut.  1892.  [Bf  64.] 

Boettger,  0.:  Katalog  der  Batrachier- Sammlung  im  Museum  der  Sencken- 
bergischen  naturforschenden  Gesellschaft  in  Frankfurt.  1892.  [Bg  28.] 
Brower:  The  source  of  the  Mississippiriver.  [Fb  131.] 

Brusina,  Sp. : Fauna  fossile  terziaria  Markusevec.  in  Croazia.  1892. 
[Dd  82b] 

Conwentz , H.:  Die  Eibe  in  Westpreussen.  [Cd  106.] 

Conwentz,  C.:  Untersuchungen  über  fossile  Hölzer  Schwedens.  1892. 
[Dd  136b.] 

Conwentz,  C.  : Geographische  Verbreitung  von  Trapa  natans.  Sep.  [Cd  109.] 
Credner,  H.:  Die  geologischen  Verhältnisse  der  Stadt  Leipzig.  Sep.  1891. 
[De  137 e] 

c Credner,  1L : Die  geologische  Stellung  der  Klinger  Schichten.  Sep.  1892. 
[De  137  f.] 

Bathe,  E.:  Zur  Frage  der  Discordanz  zwischen  Culm  und  WaJdenburger 
Schichten  im  Waldenburger  Becken.  Sep.  1892.  [De  196  d.] 

Bathe,  E.:  Strahlsteinschiefer  in  der  Gneissformation  des  Eulengebirges. 
Sep.  1892.  [De  19ße.] 

Bathe,  E.:  Geologische  Beschreibung  der  Umgebung  von  Salzbrunn.  1892. 
[De  196  f.] 


49 


Deichmüller , J.  V.:  Vorgeschichtliche  Funde  bei  Nerchau  - Trebsen  in 
Sachsen.  1892.  [G  119.] 

Doss,  B. : Ueber  den  Meteoriten  von  Misshof  in  Kurland,  und  die  Ursachen 
der  Schallphaenomene  bei  Meteoritenfällen  im  Allgemeinen.  Sep.  1892. 
[Db  89  c.] 

Doss,  B. : Ueber  eine  zufällige  Bildung  von  Pseudobrookit,  Hämatit  und 
Anhydrit  als  Sublimationsproducte.  Sep.  1892.  [Db  89  d.] 

Drude , Ö. : Nekrolog  von  A.  Schenk.  Sep.  1891.  [Jb  70.] 

Engelhardt,  H.:  Ueber  böhmische  Kreidepflanzen.  Sep.  1892.  [Dd  94k.] 
Fawcett,  W.:  Economic  plants  in  Jamaica  (Geschenk  des  Herrn  Blaschka). 
[Cd  107.] 

Galle,  J.  G. : Bericht  über  die  Thätigkeit  der  geographischen  Gesellschaft 
zu  Breslau  im  Jahre  1891.  [Ea  29e.] 

Gaea : Natur  und  Leben.  Jhrg.  28,  Nr.  2 — 12.  [Aa  41.] 

Gebirgsverein  für  die  Sächsische  Schweiz : Ueber  Berg  und  Thal,  Nr.  166 
bis  178.  [Fa  19.] 

Geinitz.  E.:  Mittheilungen  aus  der  Grossherz.  Mecklenburgischen  geologischen 
Landesanstalt.  I.  Brunnenbohrungen.  Sep.  1892.  [De  217.] 

Gümbel,  W.  von : Geologische  Bemerkungen  über  die  warme  Quelle  des 
Brennerbades.  Sep.  1892.  [De  168  b.] 

Hermite : Geologie.  Explication  de  l’epoque  quaternaire  sans  hypotheses. 
1891.  [De  216.] 

Hibsch,  J.  E.:  Kurze  Uebersicht  des  allgemeinen  geologischen  Aufbaues 
des  böhmischen  Mittelgebirges.  Sep.  1892.  [De  188  d.] 

Hibsch,  J.  E.\  Die  Insel  älteren  Gebirges  und  ihre  nächste  Umgebung 
im  Elbthale.  nördlich  von  Tetschen.  Sep.  1891.  [De  188e.] 

Jentzsch,  A.:  Höhenschichtenkarte  von  Ost-  und  Westpreussen.  3 Blatt. 
[De  114  s;] 

Jentzsch,  A.:  Geologische  Grundlagen  des  Bodens  von  Ost-  und  West- 
preussen. Sep.  1892.  [De  114  t.] 

Kap  ff,  B. : Deutsche  Vornamen  mit  den  von  ihnen  abstammenden  Geschlechts- 
namen. 1889.  [Ja  74.] 

Kloes : Ueber  die  geologischen  Verhältnisse  des  Untergrundes  der  Städte 
Braunschweig  und  Wolfenbüttel.  Vortrag.  1891.  [De  218.] 

Koenen,  C.\  Zum  Verständniss  der  Auffindung  fossiler  Säugetier-  und 
Menschenreste  im  Neanderthal.  Sep.  1892.  [Da  139.] 

Koenen,  C.:  Aufdeckung  einer  vorgeschichtlichen  Niederlassung  und  eines 
fränkischen  Gräberfeldes  in  Meckenheim.  Sep.  1892.  [G  121a.j 
Koenen,  C.:  Aufdeckung  eines  römischen  Castells  bei  Westhausen  am 
Niederrhein.  Sep.  1892.  [G  121b.] 

Lallement,  G.  A.:  El  Paramillo  de  Uspallata.  1890.  [Db  92.] 

Liebe,  Th.:  Vogelschutz  im  Walde.  Sep.  1892.  [Bf  55k.] 

Liebe,  Th.:  Mandelkrähen  im  Nistkasten.  Sep.  1892.  [Bf  551.] 

Liebe,  Th.:  Ferneres  über  die  Gilbdrossel.  Sep.  1891.  [Bf  55m.] 

Liebe,  Th.:  Bei  Schnabelmissbildung  noch  gute  Gesundheit.  Sep.  1892. 
[Bf  95n.| 

Liebe,  Th.:  Der  Schwarzspecht  und  die  Culturen.  Sep.  1892.  [Bf  55 o.] 
Louis,  St. : Missouri  botanical  garden.  — Third  annual  report.  1892.  [Cd  108.] 
Louis , St.:  Academy  of  Science.  — The  total  eclipse  of  the  sun,  Januarv 
1,  1889.  [Ea  *41.] 


50 


Liibbock,  John:  A contribution  to  our  knowledge  of  seedlings.  1892.  [Cc63.] 
Minneapolis : Minnesota  academy  of  natural  Sciences.  — Bulletin,  vol.  III. 
[Aa  306.  j 

Ornboni,  G. : Brutto  fossile  di  Pino.  Sep.  1892.  [Dd  126c.] 

Ottawa : Docurnents  relatifs  ä Punification  de  l’heure.  Sep.  1891.  [Ec  79.] 
Petengi,.  J.  S.  von : 0.  Hermann,  ein  Lebensbild.  [Jb  71.] 

Petermann  et  Graftiau:  Recherches  sur  la  composition  de  Patmosphere. 
P.  1.  [Ed  66] 

Petermann,  A : Contribution  ä la  question  dePAzote.  2.  Note,  1892.  [Hb  75.] 
Petersburg : Russ.  Kais,  minera log.  Gesellschaft.  — Verhandle  2.  Ser.,  Bd.  28. 
[Ha  29.] 

Pungur  Gyula:  Histoire  naturelle  des  Gryllides  de  Horigrie  (Ungarisch 
mit  französischem  Auszug).  1891.  [Bk  238.] 

Raleigh:  Elisha  Mitchell  scientific  society.  — Journal,  vol.  VII,  p.  2; 
; ■ vol.  VIII.  [Aa  300.] 

Eeusch,  H.:  Bomeloen  ogKarmoen  med  omgirelser  geologisk  beskrevne  1888. 
[De  219.] 

Eomanes,  G.  J.:  Darwin  und  nach  Darwin.  Bd.  1.  (Geschenk  des  Herrn 
Prof.  Vetter.)  [Bd  33.] 

Eomanowsky , G.  D.:  Der  palaeontologische  Charakter  der  sedimentären 
Gesteine  Tjan-Schan’s  und  der  Turan’schen  Ebene.  [De  166  ] 
Rostock,  M.:  Capnodes  Schilleri,  eine  neue  deutsche  Perlide.  Sep.  1892. 
[Bk  237.] 

Sandberger,  F.  von : Geologische  Skizze  der  Umgebung  von  Würzburg. 
[De  209  b.] 

Schneider,  0.:  Der  aegypti sehe  Smaragd.  1892.  [G  120.] 

Schuhe.,  E. : Eauna  Saxö-Thuringica.  Amphibia.  Sep.  1891.  [Bg  27  b.] 
Stossich,  M.\  I distomi  dei  Mammiferi.  Sep.  1892.  [Bm  54m.] 

Stossich,  M. : I distomi  degli  Uccelli.  Sep.  1892.  [Bm  54n.] 

Stossich,  M.:  Helminti  veneti.  N.  S.  Sep.  1892.  [Bm  54f.] 

Semran,  A.\  Die  Grabdenkmäler  der  Marienkirche  zu  Thor n.  [G  122.] 
Thiele,  J.:  Die  Stammesverwandschaft  der  Mollusken.  Sep.  1890.  [Bi  88a.] 
Thiele,  J : Ueber  Sinnesorgane  der  Seitenlinie  und  das  Nervensystem  von 
Mollusken.  Sep.  1890.  [Bi  88  b.] 

Toronto:  The'  benefactors  of  ' the  university  of  Toronto.  1892,  [Je  114.] 
Valle  di  Pompei:  II  rosario  e la  nuova  Pompei.  — Anno  VIII,  Nr.  11  — 
anno  IX,  Nr.  10.  [Ja  71.] 

Wien:  K.  K.  naturhistorisches  Hofmuseum.  — Franz  v.  Hauer’s  70.  Ge- 
burtstag. Sep.  1892.  [Jb  69.] 

Ausserdem  sind  uns  durch  die  Güte  des  Kgl.  Landes-Medicinalcollegiums 
eine  Anzahl  älterer  Werke  von  der  aufgelösten  „mineralogischen  Gesell- 
schaft in  Dresden“  zugewiesen  worden,  über  die  ein  besonderes  Ver- 
zeichniss vorhanden  ist. 


C.  Durch  Kauf. 

Abhandlungen,  herausgegeben  von  der  Senckenbergischen  naturforschenden 
Gesellschaft  zu  Frankfurt  a.  M.,  Bd.  XVII;  Bd.  XVIII,  Heft  1.  [Aa  9.] 
Annals  .and  magazine  of  natural  history,  ser.  6,  no.  48 — ^60.  [Aa  102.] 
Antiqua,  Jahrg.  IX,  Nr.  8 — 12;  Jahrg.  X,  Heft  1,  2.  [G  91. J 


51 


Anzeiger  für  Schweizer  Alterthüraer,  Jahrg.  XXV.  [G-  1.] 

Anzeiger,  zoologischer,  Jahrg.  XV.  [Ba  21.] 

Archiv  für  Pharmacie,  Bd.  229,  Heft  8,  9.  [H  1.] 

Bronris  KJassen  und  Ordnungen  des  Thierreichs,  Bd.  II,  Abth.  2,  Lief. 
6 — 8 (Coelenterata);  Abth.  3,  Lief.  15,  16  (Echinodermata) ; Bd.  III, 
Lief.  1,  2 (Mollusca);  Bd.  IV,  Lief.  18  — 23  (Vermes);  Bd.  V,  Abth.  2, 
Lief.  32  - 34  (Crustacea);  Bd.  VI,  Abth.  5,  Lief.  37—39  (Mammalia). 
[Bb  54.] 

Iledwigia,  Bd.  30,  Nr.  6;  Bd.  31,  Nr.  1,  2.  (Ca  2.] 

Jahrbuch  des  Schweizer  Alpenclubs,  Jahrg.  27.  (Fa  5.] 

Jahrbücher  für  wissenschaftliche  Botanik,  Bd.  23.  Nr.  4;  Bd.  24,  Nr.  1,  2. 
[Ca  3.] 

Monatsschrift,  deutsche  botanische,  Jahrg.  9,  Nr.  10-12;  Jahrg.  10,  Nr. 
1—8.  [Ca  22.] 

Nachrichten,  entomologische,  Jahrg  8.  | Bk  235.]  (Vom  Isis-Lesezirkel.) 
Natur,  (Halle),  Jahrg  41.  |Aa  76.]  (Vom  Isis-Lesezirkel.) 

Nature,  vol.  46  und  47  (no.  1155 — 1206).  [Aa  107.] 

Palaeontographical  society,  vol.  XLIII  und  XLIV.  [Da  10.] 

Prähistorische  Blätter,  Jahrg.  IV.  [G  112.] 

Wochenschrift,  naturwissenschaftliche,  Bd.  VII.  [Aa  311.]  (Vom  Isis-Lese- 
zirkel.) 

Zeitschrift  für  die  gesammten  Naturwissenschaften,  Bd.  64,  Nr.  4 — 6;  Bd. 
65,  Nr.  1—3.  [Aa  98.] 

Zeitschrift  für  Meteorologie,  Bd.  9,  Nr.  12;  Bd.  10.  [Ec  66.] 

Zeitschrift  für  wissenschaftliche  Mikroskopie,  Bd.  VIII,  Nr.  3,  4;  Bd.  IX, 
Nr.  1,  2.  [Ee  16.] 

Zeitschrift  für  wissenschaftliche  Zoologie,  Bd.  53,  Nr.  3,  4 und  Supplem.; 

Bd.  54;  Bd.  55,  Nr.  1—6.  [Ba  10.] 

Zeitschrift,  Oesterreichische  botanische,  Jahrg.  42.  [Ca  8.] 

Zeitung,  botanische,  Jahrg.  50.  [Ca  9.] 

Geschlossen  am  28.  December  1892. 

C.  Schiller, 
Bibliothekar  der  „Isis”. 


Zu  bequemerer  Ausnutzung  unserer  Bibliothek  ist  für  Mitglieder  der 
Isis  ein  Lesezirkel  eingerichtet  worden.  Gegen  einen  jährl.  Beitrag  von 
3 M.  können  eine  grosse  Anzahl  Schriften  bei  Selbstbeförderung  zu  Hause 
gelesen  werden.  Anmeldungen  nimmt  der  Bibliothekar  entgegen. 


Abhandlungen 

der 

naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 


in  Dresden, 


1892 


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I.  Bericht  über  die  neue  Aufstellung  in  dem  Königl. 
Mineralogischen  Museum  zu  Dresden. 

Yon  Dr.  H.  B.  Geinitz,  Director. 


Es  ist  unserem  letzten  Jahresberichte  schon  entnommen  worden,  dass 
das  Jahr  1891  für  das  Königliche  Mineralogische  Museum  ein  erinnerungs- 
reiches bleiben  werde,  da  eine  gänzliche  Umgestaltung  und  neue  Auf- 
stellung der  geologischen  und  prähistorischen  Sammlungen  darin  durchge- 
führt worden  ist. 

Durch  Ueberweisung  des  Wallpavillons  und  einer  Bogengalerie  zu 
den  bisherigen  überfüllten  Räumen  war  eine  Möglichkeit  zur  Ausbreitung 
und  instructiveren  Aufstellung  der  naturwissenschaftlichen  Schätze  ge- 
geben, und  selbst  ein  lang  entbehrtes  grösseres  Arbeitszimmer  hat  sich  noch 
glücklich  anschliessen  lassen. 

Jetzt  ist  in  dem  Wallpavillon  eine  stattliche  prähistorische  Sammlung 
aufgestellt,  welche  zumeist  unserem  vaterländischen  sächsischen  Boden 
entstammt  und  ein  neuer  Anziehungspunkt  für  Dresden  geworden  ist. 

Die  durch  Wendeltreppen  damit  verbundenen  Bogengalerien  haben 
die  geologischen  Sammlungen  in  der  Weise  aufgenommen,  dass  beide 
Zweige  derselben  je  einen  idealen  Durchschnitt  der  Erde  darstellen,  deren 
unterste  oder  älteste  Gesteine  an  den  Wallpavillon  angrenzen,  während 
sich  die  jüngeren  Ablagerungen  weiter  und  weiter  davon  entfernen.  Die 
bisherige  Bogengalerie  K enthält,  wie  früher,  die  sedimentären  Ablagerungen 
der  Erdrinde  mit  ihren  organischen  Ueberresten  oder  Versteinerungen  und 
ist  demnach  eine  geologisch-paläontologische  oder  historisch-geo- 
logische Sammlung,  welche  mit  der  Glacialzeit  oder  dem  Diluvium,  den 
Torfmooren  und  anderen  jungen  geologischen  Gebilden  ihren  Abschluss 
erreicht,  oder  auch  bei  dem  Eintritte  von  der  mineralogischen  Sammlung 
aus  ihren  Anfarg  nimmt. 

Hier  haben,  wie  früher,  neben  den  Resten  von  ausgestorbenen  oder 
zurückgedrängten  Thieren  auch  die  gleich alterigen  Reste  der  frühesten 
Menschen  und  deren  Kunstproducte  aus  der  älteren  und  zum  Theil  auch 
der  jüngeren  Steinzeit  den  gebührenden  Platz  behalten  müssen.  Die  geo- 
logische Sammlung  schliesst  aber  ab  mit  dem  Auftreten  der  Bronce,  des 
Eisens,  der  Urnen  und  anderer  irdenen  Geräthe,  welche  das  Hauptmaterial 
für  die  prähistorische  Sammlung  in  dem  Wallpavillon  geliefert  haben. 

Der  in  der  neuen  Bogengalerie  L sich  hinziehende  Zweig  der  geologischen 
Abtheilung  ist  eine  Sammlung  von  Gebirgsarten,  welche  gleichfalls  ihrem 
Alter  und  ihrer  Entstehung  nach  geordnet  ist,  dabei  aber  hinreichend 


Ges . Isis  in  Dresden,  1892.  — Abli.  1. 


4 


Gelegenheit  bietet,  den  petrographischen  Charakter  ihrer  Bestandteile  und 
technischen  Werth  zu  beurteilen.  Hier  wurden  die  geschichteten  Ge- 
birgsarten,  von  dem  alten  Gneisse  an  aufwärts,  an  den  Seiten  des  Saales 
aufgestellt,  dagegen  die  massigen,  sogenannten  eruptiven  Gesteine,  welche 
die  ersteren  zu  verschiedenen  Zeiten  durchbrochen  haben,  von  dem  alten 
Granit  an  aufwärts,  längs  der  Mitte  des  Saales. 

Hie  unter  dem  mathematischen  Salon  befindlichen  Räume  wurden 
am  19.  Mai  dem  Publikum  wieder  zugänglich  gemacht,  was  für  die  sich 
anschliessende  Bogengalerie  K erst  am  3.  August  erreicht  werden  konnte. 

Hie  Räume  des  WalJpavillons  und  der  neuen  Bogengalerie  L sind  für 
das  grössere  Publikum  bis  jetzt  noch  geschlossen  geblieben,  doch  steht  ihrer 
Eröffnung  nichts  Wesentliches  mehr  entgegen. 

Hie  mineralogische  Abtheilung  des  Museums  ist  von  grösseren  Ver- 
änderungen jetzt  unbehelligt  geblieben,  nur  hat  sie  im  Anschluss  an 
ihren  bisherigen  Raum  noch  einen  kleinen  Zuwachs  erhalten,  welcher  für 
KrystaJlmodelle  und  für  Erzgänge  benutzt  werden  konnte.  Auch  dem  lang- 
gefühlten Bedürfniss  nach  einem  kleinen  Laboratorium  ist  durch  Ent- 
fernung einer  unbenutzten  Freitreppe  abgeholfen  worden. 

Hen  Mitgliedern  unserer  Gesellschaft  Isis  gegenüber  mögen  hier  noch 
einige  Mittheilungen  über  die  Art  der  Durchführung  der  jetzigen  Auf- 
stellung folgen. 

Hiese  ganze  Umgestaltung  hat  noth wendiger  Weise  mit  der  Her- 
stellung der  neuen  und  alten  Räume  des  Museums  durch  Maurer,  Zimmer- 
leute, Maler,  Anstreicher,  Tischler,  Schlosser  u.  a.  Schritt  halten  müssen, 
auch  erforderten  sämmtliche  Gegenstände,  bevor  sie  aus  einem  Raume  in 
den  anderen  transportirt  wurden , wenigstens  eine  trockene  Reinigung, 

womit  mehrere  Hilfsaufseher  seit  dem  2.  Februar  1891  fast  unaufhörlich 
beschäftigt  waren,  während  zahlreiche  Schränke  einer  Ausbesserung  durch 
den  Tischler  unterworfen  wurden. 

Hie  grossen  Uebelstände  in  der  alten  geologischen  Sammlung,  welchen 
dieselbe  eine  lange  Reihe  von  Jahren  hindurch  in  den  früheren  kalten 
und  feuchten  Räumen  ausgesetzt  war,  sind  noch  lange  nicht  über- 

wunden. In  den  alten  Räumen  verquollen  die  Schränke  und  mussten 
wiederholt  abgehobelt  werden,  um  die  Kästen  öffnen  zu  können  und  die 
Schränke  zu  schliessen,  in  den  jetzigen  warmen  und  trockenen  Räumen 
sind  die  Schränke  geschwunden  und  es  mussten  schon  zahllose  Spalten, 
welche  den  Staub  einliessen,  wieder  geschlossen  werden.  Galt  es  früher, 

den  Moder  zu  entfernen,  so  hört  auch  jetzt  noch  immer  der  Kampf 

mit  dem  Staube  nicht  auf,  welcher  die  in  Wandschränken  und  Pult- 
schränken befindlichen  Gegenstände  von  neuem  bedeckt.  Nur  die  bei  der 
früheren  Uebersiedelung  des  Museums  in  die  jetzigen  Räume  im  Jahre 
1878  angefertigten  Glaspultschränke  und  Glaspulttische  haben  sich  besser 
bewährt  und  entsprechen  den  Anforderungen.  Es  musste  daher  unser 
Streben  darauf  gerichtet  sein,  nach  und  nach  viele  jener  älteren  Glaspult- 
schränke, sowie  auch  die  meisten  in  der  geologischen  Sammlung  (Galerie  K) 
befindlichen  Wandschränke  durch  neue  staubdichte  Schränke  zu  ersetzen, 
wozu  indess  immer  noch  beträchtliche  Mittel  gehören.  Für  die  jetzigen 
dringendsten  Bedürfnisse  an  Mobiliar  für  unsere  neueste  Aufstellung 
musste  die  von  der  Generaldirection  der  Königlichen  Sammlungen  und 
den  hohen  Ständekammern  verwilligte  Summe  von  22,000  Mk.  genügen. 


5 


Nach  Beginn  der  neuen  Aufstellung  am  2.  Februar  1891  mit 
Eeinigung  von  Sammlungsgegenständen,  konnte  der  erste  Transport  von 
alten  Glaspultschränken  mit  ihrem  Inhalte  in  die  neue,  erst  seit  dem 
5.  Februar  für  uns  zugängliche  Galerie  L,  jenseits  des  Wallpavillons,  am 
20.  Februar  1891  erfolgen,  um  hier  für  die  neue  petrographische 
Sammlung  oder  Sammlung  von  Gebirgts arten  Materialien  herbei  zu 
führen. 

Ende  Februar  1891  wurden  auch  die  beiden,  in  dem  Saale  F unter 
dem  Mathematischen  Salon  befindlichen  Permoser  sehen  Statuen  des  Apollo 
und  der  Minerva  entfernt  und  in  das  Königl.  Albertinum  versetzt,  wodurch 
ein  lange  entbehrter  Raum  für  die  neue  geologische  Aufstellung  ge- 
wonnen wurde. 

Während  der  ganzen  Aufstellungsarbeiten  im  Jahre  1891  bis  Anfang 
1892  ist  es  gelungen,  wenigstens  den  beschränkten  Eintritt  in  die  Samm- 
lungen keinen  Tag  zu  unterbrechen,  was  sich  dadurch  ermöglichen  liess, 
dass  die  in  dem  ersten  Saale,  oder  Galerie  0,  des  Museums  befindliche 
Mineralogische  Abtheilung  keinen  wesentlichen  Veränderungen  aus- 
gesetzt  war,  nur  hat  sie  zu  ihrem  bisherigen  Raume  noch  einen  kleinen 
Zuwachs  erfahren  durch  Aufstellung  eines  Pultschrankes  für  Ivrystall- 
modelle  am  Ende  der  Galerie  0 und  durch  Aufstellung  von  Erzgängen 
in  dem  nächstfolgenden  Raume  Fa,  welcher  zugleich  den  Meteoriten- 
schrank enthält. 

Die  baulichen  Herstellungen  in  den  unter  dem  Königl.  Mathematischen 
Salon  befindlichen  Räumen  Fa,  F und  Fb  begannen  am  6.  März  1891 
und  wurden  bis  zum  9.  Mai  1891  soweit  durchgeführt,  dass  Riesenhirsch 
und  Höhlenbär  und  andere  Thiere  der  Diluvialzeit  hier  wieder  einziehen 
konnten  und  dass  schon  vom  19.  Mai  1891  an  hier  das  grössere  Publikum 
wieder  Zutritt  fand. 

Weit  grössere  Schwierigkeiten  traten  uns  in  der  langen  Bogengalerie 
K,  zwischen  dem  Mathematischen  Salon  und  dem  Wallpavillon  entgegen, 
einerseits,  weil  die  hier  befindliche  geologische  Sammlung  in  zwei 
Theile  geschieden  werden  musste,  andererseits  aber  in  Folge  der  darin  vor- 
zunehmenden baulichen  Veränderungen  ohne  eine  vorherige  Entfernung  des 
hier  angehäuften  Mobiliars. 

Die  Theilung  dieser  umfangreichen  Sammlung  ist  in  der  anscheinend 
geeignetsten  Weise  so  erfolgt,  dass  die  neue  geologische  Haupt- 
Sammlung  mit  den  Versteinerungen  eine  historisch-geologische,  die 
andere  davon  abgetrennte  eine  petrographisch-geologische  Sammlung 
oder  Sammlung  der  Gebirgsarten  bildet.  Hierdurch  sind  beide  Samm- 
lungen, welche  sich  von  Anfang  an  bis  zu  ihrem  Ende  gegenseitig  er- 
gänzen, selbständig  und  in  sich  abgeschlossen.  Beide  stellen  Durch- 
schnitte der  Erdrinde  dar,  deren  tiefste  und  älteste  Ablagerungen  sich 
in  der  unmittelbaren  Nähe  des  Wallpavillon  D befinden,  während  sich 
die  jüngeren  Ablagerungen  bis  zum  Quartär  einerseits,  und  den  bis  zu 
den  jüngsten  vulkanischen  Gesteinen  andererseits  weiter  und  weiter  davon 
entfernen. 

An  die  zwei  jüngsten  Enden  dieser  beiden  Reihen,  welche  für  die 
geologische  Abtheilung  in  dem  Saale  F,  unter  dem  Mathematischen 
Salon,  für  die  petrographische  Abtheilung  aber  an  dem  Ende  der  langen 
Bogengalerie  L,  jenseits  des  Wallpavillons  liegen,  schliesst  sich  unmittel- 


6 


bar  die  Aufstellung  der  prähistorischen  Abtheilung  in  dem  schönen 
Wallpavillon  D an,  welcher  durch  Wendeltreppen  mit  den  Galerien  K und 
L in  directer  Verbindung  steht. 

Die  räumlichen  Schwierigkeiten,  die  bei  der  neuen  Aufstellung  der 
geologischen  Sammlung  in  der  Bogengalerie  K zu  überwinden  waren,  be- 
standen im  Wesentlichen  darin,  dass  ausser  13  für  die  petrographische 
Sammlung  verwendeten  Glaspultschränken,  sämmtliche  andere  Schränke  in 
dem  Saale  verbleiben  mussten,  während  der  Abrüstung  durch  Zimmerleute, 
vom  20.  Mai  1891  an  bis  zum  15.  Juni,  während  der  Arbeiten  der 
Maurer,  Maler  und  Anstreicher,  was  das  wiederholte  Verschieben  und  Rücken 
der  inhaltsschweren  Schränke  durch  Chaisen  träger  und  zugleich  eine  Aus- 
besserung vieler  Schränke  nöthig  machte.  Erst  am  20.  Juli  1891  waren 
sämmtliche  alten  und  zur  Ergänzung  dienenden  neuesten  Schränke  der 
geologischen  Sammlung  nach  Anstrich  des  ganzen  Saales  und  seines  Fuss- 
bodens  an  ihre  richtige,  vorläufig  bleibende  Stelle  gebracht,  und  es  konnte 
das  Publikum  am  3.  August  1891  nun  auch  in  der  Galerie  K seinen. 
Einzug  halten.  So  hatten  demnach  die  gesammten  Veränderungen  in  den 
alten  Räumen  0,  F,  Fa  und  Fb  und  K,  vom  Eingänge  in  das  Museum 
an  bis  an  den  Wallpavillon  im  Ganzen  nur  6 Monate  in  Anspruch  ge- 
nommen. 

Die  Aufstellung  der  neuen  petrographischen  Sammlung  oder  Samm- 
lung von  Gebirgsarten  in  der  Bogengalerie  L,  jenseits  des  Wallpavillons, 
ist  durch  die  vor  dem  Einzuge  schon  fertig  gestellten  Räume  wesentlich 
erleichtert  worden.  Jene  13  aus  der  alten  geologischen  Sammlung  ent- 
nommenen Pultschränke  fanden  sofort  an  den  Wänden  ihren  Platz,  während 
alle  neuen  Glaspultschränke  und  Glaspulttische  längs  der  Fenster  und 
längs  der  Mitte  angeordnet  wurden. 

Von  da  an  galt  es  aber,  das  gesammte  disponible  Sammlungsmaterial, 
das  in  nur  oberflächlich  gereinigtem  Zustande  herbeigeführt  worden  war, 
und  noch  immer  ergänzt  wird,  in  den  zahlreichen  Schränken  in  geeigneter 
Weise  zu  vertheilen.  Hierbei  wurde  zunächst  das  schon  Eingangs  hervor- 
gehobene Princip  durchgeführt,  die  geschichteten  Gesteine  ihrem  Alter 
nach,  von  dem  ältesten  Gneisse  an  aufwärts,  in  den  an  den  Fenstern 
stehenden  Glaspultschränken  unterzubringen,  dagegen  die  massigen, 
eruptiven  Gesteine,  welche  die  Schichtgesteine  zu  verschiedenen  Zeiten 
durchbrochen  haben,  von  dem  alten  Granit  an  aufwärts,  in  den  Glaspult- 
tischen längs  der  Mitte  der  Galerie  anzuordnen. 

Der  in  den  alten,  längs  der  Wände  aufgestellten  Glaspultschränken 
frei  werdende  und  der  Beschauung  zugängliche  Raum  ist  vorzugsweise 
für  verschiedene  Localsammlungen  verwendet  worden,  wie  für  Chaussee- 
materialien des  Dresdner  Bezirkes,  die  von  Professor  Dr.  G.  Laube  auf 
seiner  berühmten  Polarfahrt  unter  den  schwierigsten  Verhältnissen  in 
Grönland  gesammelten  Gesteine,  für  Gesteinssuiten  aus  Thüringen,  dem 
Harze,  von  Westdeutschland,  aus  dem  Vulkangebiete  des  Laacher  See’s, 
Sammlungen  aus  Afrika  und  anderen  Welttheilen  durch  Herrn  Graf 
W.  Schlieffen  auf  Schlieffenberg  und  Frau  Gräfin  Schlieffen,  geb. 
von  Jagow,  die  bekannten  Reisenden  Dr.  Holub,  Dr.  Pieschel,  Dr. 
A.  Sttibel,  Hofrath  Dr.  A.  B.  Meyer  u.  A. 

Nach  einer  allgemeinen  Vertheilung  der  Sammlungsgegenstände  konnte 
der  zweite  Act  in  der  Behandlung  der  petrographischen  Sammlung  be- 


7 


ginnen,  die  neue  Etiquettirung  der  nach  Tausenden  zählenden  Exem- 
plare, zunächst  soweit  dieselben  zur  Anschauung  offen  liegen.  Diesem 
Geschäfte  hat  sich  von  Anfang  October  1891  an  bis  Ende  April  1892 
Herr  Oberlehrer  W.  Morgenstern  nach  Anleitung  des  Directors  mit 
grossem  Eleisse  und  vieler  Sachkenntnis  als  wissenschaftlicher  Hilfs- 
arbeiter unterzogen.  Hierbei  wurden  auch  sämmtliche  zur  Ansicht  gelangte 
Gesteine  auf  nassem  Wege  gereinigt,  wodurch  dieser  neuen  Sammlung 
zugleich  ein  elegantes  Ansehen  verliehen  worden  ist. 

Da  zu  unserem  Bedauern  Herr  Oberlehrer  W.  Morgenstern  von  Ende 
April  d.  J.  an  in  eine  andere  Stellung  berufen  worden  ist,  so  wurde  für 
die  Weiterentwickelung  der  petrographischen  Sammlung  statt  seiner  eine 
neue  wissenschaftliche  Kraft  erforderlich,  welche  in  Herrn  Dr.  Walther 
Bergt  gefunden  worden  ist.  Mit  dessen  Thätigkeit  am  Museum  von  An- 
fang Mai  an  beginnt  der  dritte  und  jedenfalls  längste  Abschnitt  in  der 
Behandlung  der  neuen  Sammlung  durch  Revision  und,  soweit  nöthig,  durch 
mikroskopische  und  chemische  Untersuchung  des  Einzelnen  und  durch 
Fortsetzung  der  Reinigung  und  Etiquettirung  im  Allgemeinen. 

Die  prähistorische  Abtheilung  des  Kgl.  Mineralogisch-geologischen 
und  prähistorischen  Museums  hat  erst  jetzt  durch  Hinzutreten  des  Wall- 
pavillons sich  entfaltet  und  ihre  verdiente  Würdigung  erfahren. 

Sie  war  früher,  wie  bekannt,  in  den  Räumen  Fa,  F,  unter  dem  Mathe- 
mathischen  Salon  und  an  verschiedenen  anderen  unzugänglichen  Stellen 
zusammengedrängt,  jetzt  ist  nur  die  ältere  und  ein  Theil  der  jüngeren 
Steinzeit  mit  den  Pfahlbauten  der  älteren  Torfmoore  in  dem  Saale  F ver- 
blieben, als  Schluss  der  geologischen  Gruppen,  oder  als  oberstes  Glied 
unserer  geologischen  Sammlung.  In  den  Torfmooren  liegt  die  Grenze 
zwischen  geologischen  und  prähistorischen  Zeiten. 

Der  künstlerisch  prachtvolle  Wallpavillon  hat  nun  Alles  aufgenommen, 
was  sich  an  die  jüngere  Steinzeit,  nach  oben  hin  an  die  moderne  Zeit 
anschliesst.  Seine  Ausstattung  an  Mobiliar  besteht  aus  7 grossen  eisernen 
Schränken  aus  der  rühmlichst  bekannten  Fabrik  der  Herren  Aug.  Kühn- 
scherf & Söhne,  welche  den  grossen  Vortheil  gewähren,  dass  sie  staub- 
dicht sind,  mehreren  früher  im  Saale  F schon  vorhandenen  Glaspulttischen 
und  einigen  neuen  Glaspultschränken.  Die  Anordnung  des  gesammten 
wissenschaftlichen  Materials  in  diesen  Schränken  ist  durch  den  Directorial- 
assistenten  Dr.  Deichmüller  durchgeführt  worden,  dessen  Bericht  darüber 
hier  vorliegt. 

So  ist  denn  die  neue  Aufstellung  unseres  K.  Mineralogisch-geologischen 
und  prähistorischen  Museums  jetzt  so  weit  gefördert,  dass  nicht  nur  die 
alten,  sondern  auch  die  neuen  Räume  dem  grossen  Publikum  zugänglich 
gemacht  werden  können,  und  es  wird  sie  alle  erfreuen,  dass  dies  nach 
einer  Verordnung  der  Generaldirection  der  Königlichen  Sammlungen  für 
Kunst  und  Wissenschaft  vom  16.  April  d.  J.,  vom  1.  Mai  1892  an,  ausser 
an  den  bisherigen  Eintritts  tagen,  künftig  auch  Sonntags  von  11 — 1 Uhr 
Vormittags  geschehen  wird. 


II.  Verzeichnis»  der  bisher  in  den  diluvialen  Mergeln 
von  Cotta  bei  Dresden  aufgefundenen  Conchylien. 

Von  Direetor  Th.  Reibisch. 

Behufs  der  Anlegung  eines  grossen  Dresdner  Centralbahnhofes  musste 
auch  der  untere  Lauf  der  Weisseritz  einer  besonderen  Regulirung  unter- 
worfen werden.  Beim  Ausstechen  der  verschiedenen  Bodenschichten  zeigten 
sich  oft  sehr  reiche  Lager  von  Conchylienresten , die  natürlich  die  Auf- 
merksamkeit der  Geologen  in  Anspruch  nahmen , weil  die  verschiedenen 
Arten  solcher  Conchylienreste  oft  mannigfache  Schlüsse  auf  die  Entstehung 
und  das  verhältnissmässige  Alter  der  Erdschichten  und  ihrer  Formen 
zulassen. 

Zur  Untersuchung  und  Bestimmung  hat  ein  sehr  reichhaltiges  Material 
Vorgelegen.  Um  dessen  Herbeischaffung  sind  vorzüglich  der  K.  S.  Landes- 
geolog Herr  Dr.  R.  Beck  und  die  Herren  Lehrer  Döring  und  Ebert 
eifrig  bemüht  gewesen.  Tn  zweifelhaften  Fällen  hat  Herr  S.  Clessin  in 
Ochsenfurth  seine  Bestimmungen  und  Ansichten  mit  freundlichster  Bereit- 
willigkeit ertheilt. 

Ueber  die  allgemeinen  Lagerungsverhältnisse  derjenigen  Schichten, 
welche  die  Reste  der  im  Weiteren  aufgeführten  Fauna  führen,  theilt  mir 
Herr  Sectionsgeolog  Dr.  R.  Beck  aus  seinen  bei  der  Landesaufnahme 
hierüber  gemachten  Erfahrungen  das  Folgende  mit: 

„Das  Dorf  Cotta  bei  Dresden  liegt  im  Mittelpunkte  eines  Sumpfes 
oder  sumpfigen  Sees  der  jüngeren  Diluvialzeit.  In  diesen  hinein  wurden 
lange  Zeiten  hindurch  von  Südwest  her  die  von  zahlreichen  Rinnsalen 
aufgenommenen  mergeligen  Yerwitterungsproducte  des  Pläners  einge- 
schwemmt, welcher  die  Gehänge  der  Gegend  zwischen  Leutewitz  und 
Rossthal  zusammen  setzt.  Sie  bildeten  in  dem  flachen  Becken  des  Sees 
Schichten  von  mergeligem  Sande,  von  Mergel  und  von  Moormergel,  deren 
Mächtigkeit  in-  der  Mitte  des  Bassins  am  grössten  ist,  während  sie  an  den 
Rändern  desselben,  sowie  auch  in  der  Umgebung  einer  inselartig  durch- 
ragenden Partie  älterer  Ablagerungen  (Pläner  und  Diluvialkies),  welche 
beim  Bau  der  grossen  Bahnunterführung  aufgeschlossen  war,  schwächer 
werden  und  endlich  sich  auskeilen.  Die  Sumpfschichten  lagern  theils  direct 
dem  thonig-mergelig  verwitterten  Labiatus-Pläner  auf,  theils  ruhen  sie  auf 
diluvialen  Weisseritzkiesen.  Dahingegen  lässt  sich  aus  Brunnenprofilen, 
besonders  im  südlichen  Theile  des  Dorfes  Cotta  entnehmen,  dass  am  Stid- 
und  am  Westrand  des  Beckens  die  Sumpfablagerungen  von  bis  zu  1 m 
mächtigem  lössartigen  Gehängelehm  stellenweise  überlagert  werden. 


Ges.  Isis  in  Dresden,  1892 . — Abh.  2. 


9 


Zugleich  mit  der  kalkigen  Bachtrübe  wurden  jenem  Becken  die  Ge- 
häuse zahlreicher  Landschnecken  zugeführt,  welche  an  den  nahen  Berg- 
abhängen lebten.  Sie  vermischten  sich  mit  den  Gehäusen  der  Süsswasser- 
schnecken, welche  im  Sumpfe  selbst  hausten,  oder  derjenigen  Arten,  die 
an  den  Bändern  des  Gewässers  wohnten. 

Die  gesammte,  in  ihrer  horizontalen  Verbreitung  bis  1,3  km  im 
Durchmesser  erreichende  Ablagerung  grenzt  am  heutigen  Schusterhause 
bis  ganz  nahe  an  die  Elbe.  Es  ist  mindestens  möglich , wenn  nicht  wahr- 
scheinlich , dass  auch  in  jungdiluvialer  Zeit  die  Elbe  zeitweilig  dicht  bei 
dem  Cottaer  Sumpfe  vorbeifloss,  und  dass  bei  Hochwasser  alsdann  dieser 
vorübergehend  aus  dem  Strome  Ansiedler  erhalten  konnte.  Hierauf  deuten 
vielleicht  die  auffällig  selten  gefundenen  Beste  von  Unionen  und  Ano- 
donten  hin.  Im  Allgemeinen  aber  spricht  die  Eauna  von  Süsswasser- 
schnecken sowohl,  als  auch  der  petrographische  Charakter  der  Cottaer 
Ablagerungen  für  eine  durchaus  lacustre,  nicht  fluviatile  Entstehung  der- 
selben, für  einen  Absatz  in  ruhigem  Becken. 

Die  Ablagerung  gliedert  sich  in  folgender  Weise:  Zuunterst  lagert 
ein  lichtgrauer  Mergel,  der  an  seiner  Basis  häufig  in  einen  licht- 
grauen oder  gelblichen , mergeligen  feinen  Sand  oder  auch  in  einen  reinen 
Sand  mit  Glimmerschüppchen  übergeht.  Dieser  Mergel  nebst  Mergel- 
sand erreicht  eine  Maximalmächtigkeit  von  2,5  m.  Zwischen  Cotta  und  dem 
Schusterhause  ist  dem  lichtgrauen  Mergel  eine  unregelmässig  umgrenzte 
grössere  Partie  von  Kalktuff  eingeschaltet,  in  welchem  Herr  Taubstummen- 
lehrer  Ebert  neben  Blättern  und  Stengeln  monocotyler  Sumpfpflanzen, 
worunter  anscheinend  auch  Sparganium , ganze  Lagen  von  dem  incrustirten 
Gewirr  einer  Chara  auffand.  Die  organische  Substanz  dieser  Pflanzen  - 
reste  ist  völlig  verschwunden.  Auf  dem  lichtgrauen  Mergel  ruht  allent- 
halben ein  lichtbrauner,  im  feuchten  Zustand  fast  schwarzer,  an  humosen 
Bestandteilen  sehr  reicher  Moormergel,  der  bis  zu  1,5  m Mächtigkeit 
anwächst.  Eine  genaue  Beschreibung  aller  dieser  Ablagerungen  wird  in 
den  Erläuterungen  zu  Section  Dresden  der  geologischen  Specialkarte  des 
Königreiches  Sachsen  erfolgen.“ 

Das  folgende  Yerzeichniss  soll  die  Arten  des  „Moormergels“  (obere 
Schicht)  und  des  „weissen  Mergels“  (untere  Schicht)  zunächst  von  Cotta 
bei  Dresden  aufzählen,  und  die  dritte  Bubrik,  Bemerkungen,  unter  Anderem 
auch  auf  das  Vorkommen  der  vorgenannten  Arten  im  Löss-  und  Kalktuff 
Sachsens  aufmerksam  machen. 

Von  älteren  Autoren  haben  den  Cottaer  Mergel  erwähnt : A.  v.  G utbier , 
Div  Sandformen  der  Dresdner  Haide,  1865,  S.  38,  welcher  die  Ablagerung 
miv  zum  Löss  rechnete,  und  C.  A.  Jentzsch,  Ueber  das  Quartär  der 
Gegend  von  Dresden,  Halle  1872,  S.  89  und  S.  95.  Beide  scheinen  nur 
die  oberste  Schicht,  den  Mo.ormergel,  untersucht  zu  haben.  Das  von 
Letzterem  aufgeführte  Conchylienverzeichniss  gründet  sich  auf  Material  aus 
dem  K.  Geologischen  Museum  in  Dresden  und  auf  eigene  Kunde. 


10 


Moormergel. 


Bemerkungen. 


Hyalinia  cellaria  Müll. 

radiata  Aid  er. 
crystallina  Müll. 
,,  fulva  Müll. 
Zonitoides  nitida  Müll. 
Patula  rotundata  Müll. 

„ rüder  ata  Stud. 

„ pygmaea  Drap. 

Helix  aculeata  Müll. 
lamellata  Jeffr. 


pulchella  Müll. 
costata  Müll. 


}} 


obvoluta  Müll. 
personata  Lam. 
bidens  Cbemn. 
sericea  Drap. 
hispida  L. 


)> 

V 


fruticum  Müll. 
incarnata  Müll. 
lapicida  L. 
arbustorum  L. 


V 


)) 

V 


hortensis  Müll. 


nemoralis  L. 
pomatia  L. 


Hyalina  fulva  Müll. 


Helix  pulchella  Müll. 
„ tenuilabris  Br. 


Buliminus  tridens  Müll. 


„ montanus  Drap. 
Cionella  lubrica  Müll. 

„ lubrica  var.  minima 
Siem. 

Pupa  doliolum  Brug. 


Cionella  lubrica  Müll. 

,,  lubrica  var.  minima 
Siem. 


Ausser  den  angeführten  Vitri- 
niden  fanden  sich  nicht  selten 
Kalkplättchen  von  Nackt- 
schnecken im  Moormergel. 


Lebend  in  Sachsen  noch  nicht 
gefunden  ; bisher  nur  von  den 
nordischen  Ländern  Europas 
bekannt.  Südgrenze  in  den 
deutschen  Küstengebieten. 


Lebend  nicht  in  Sachsen,  wohl 
aber  in  Theilen  des  südwestl. 
Deutschland  und  bei  Halle 

a.  S. 


Ueberall  im  Löss.  Die  Form, 
welche  daselbst  vorkommt, 
ist  wahrscheinlich  diejenige, 
welche  Clessin  Helix  terrena 
nennt  und  für  die  Stamm- 
form von  H.  hispida  L.  u. 
H.sericeaDrap. hält.  (K  o b e 1 1, 
Nachrichtsblatt  d.  deutsch, 
malakozool.  Gesellsch.,  1874, 
S.  46.) 


Ueberall  im  Löss;  daselbst  aber 
etwas  kleiner  als  im  Kalktu  ff, 
während  sie  im  Moormergel 
dieselbe  Grösse  hat,  wie  die- 
jenigen, welche  jetzt  noch  in 
derselben  Gegend  leben 

Die  Varietäten  00000,  12845, 
12  8 45,  123  45,  12345,  sind 
noch  deutlich  unterscheid- 
bar. 

Besonders  die  Var.  00800. 

Auch  im  Kalktuff  von  Rob- 
schütz  b.  Meissen. 

Auch  im  Löss  von  Prohlis  b. 
Dresden. 


Löss  b.  Meissen  (Engelhardt). 


11 


Moormergel. 

Weisser  Mergel. 

Bemerkungen. 

Pupa  muscorum  L. 

Pupa  muscorum  L. 

U eberall  im  Löss.  — „Im 

Moormergel  allerdings  ziem- 
lich bauchig , wie  die  Art 

auf  sehr  feuchten  Fundorten 

„ columella  Benz. 

sich  findet  u.  in  diluvialen 
Schichten  die  Regel  bildet.“ 
(Clessin.) 

Findet  sich  auch  im  Löss  von 

v ( Vertigo ) antivertigo 

Dr. 

„ ( Vertigo)  pygmaea  Dr. 

var.  quadridens  Wett. 
,,  ( Vertigo) pusilla  Müll. 

„ „ angustiorJeffr. 

Pupa  Genesii  Gredl. 

Prohlis  b.  Dresden. 

Lebend  nicht  in  Sachsen,  aber 

Clausilia  laminata  Mont. 

„ biplicata  Mont. 

„ pumila  Ziegl. 

Succinea  putris  L. 

Succinea  putris  L. 

in  Südtyrol.  „Zur  diluvialen 
Gruppe  der  Pupa  parieden- 
tata  gehörig.  Die  Art  wurde 
von  mir  auch  in  einem  viel- 
leicht gleich alterigen  Torf- 
lager bei  Katzenhausen, 
Dinkelscherben,  Kr.  Schwa- 
ben in  Bayern,  gefunden“. 
(Clessin.) 

Auch  im  Kalktuff  von  Rob- 

„ Pfeifferi  Rossm. 

,,  oblonga  Drap. 

„ oblonga  Drap. 

schütz  b.  Meissen. 

Ueberall  im  Löss. 

Carychium  minimum  Müll. 
Limnaect  stagnalis  L. 

„ \sa\elongataC\ess. 

Nur  kleine  Bruchstücke. 

„ ovata  Drap. 

Limnaea  ovata  Drap. 

„ pereger  Müll. 

„ pereger  Müll. 

Auch  im  Kalktuff  v.Robschütz. 

„ palustris  Müll.  typ. 

„ „ var.  cor- 

vus  Gm. 

„ palustris  Müll. 

v. 

var.  diluviana  n.  v. 
„ palustris  Müll, 

var.  gracillima  n.  v. 

„ truncatula  Müll. 

,,  glabra  Müll. 

„ truncatula  Müll. 

„ „ var. 

turrita  Cless. 

Aplexus  hypnorum  L. 
Planorbis  marginatus  Dr. 

,,  rotundatus  Poiret. 

„ contortus  L. 

Planorbis  contortus  L. 

„ crista  L.  var. 

„ Rossmaessleri  Aug. 
„ crista  L.  var.  nau- 

nautileus  L. 

• tileus  L. 

„ ( Segmentina ) ni- 

tidus Müll. 

* I 

* > 


12 


Moorm  ergel. 

Mi  '■  iS  ' 

1 

Weisser  Mergel. 

Bemerkungen. 

Valvata  piscinalis  Müll. 

„ cristatci  Müll. 

Bytliinia  tentaculata  L. 
Anodonta  sp.? 

Unio  sp.? 

Sphaeridium  cnrneum  L. 
Pisidium  fossarinum  Cless. 

„ n.  sp.  teste  Cless. 

Pisidium  nitidum  Jen. 

„ n.  sp.  teste  Cless. 

Nur  Bruchstücke. 

Nur  Bruchstücke. 

Was  die  Parallelisirung  der  Cottaer  Schichten  mit  solchen  anderer 
Punkte  der  Umgebung  lind  aus  anderen  Gegenden  betrifft,  so  schliesst 
aus  den  angeführten  paläontologischen  Ergebnissen  Herr  Dr.  R.  Beck  nach 
einer  Mittheilung  an  den  Verfasser  das  Folgende: 

„Die  für  den  weissen  Mergel  von  Cotta  so  charakteristische  Pupa  columetta 
Benz,  wurde  von  mir  neben  Pupa  muscormn  L.,  Succinea  öblonga  und 
Helix  hispida , deren  Bestimmung  Sie  kürzlich  freundlichst  bestätigten,  in 
einem  geschichteten,  sandigen  Lehm  aufgefunden,  welcher  den  lössartigen 
Gehängelehm,  den  Vertreter  des  ächten  Gehängelösses,  bei  Prohlis  süd- 
östlich von  Dresden  unmittelbar  unterlagert.  Ferner  ist  Pupa  cohmeüa 
ein  Leitfossil  für  den  Sandlöss  des  Rheinthaies  bei  Strassburg,  welcher 
dort  mit  den  sogenannten  Vogesensanden  die  jüngere  Abtheilung  der  Löss- 
formation unterlagert,  (Vgl.  hierüber  E.  Schumacher,  Die  Bildung  und 
der  Aufbau  des  oberrheinischen  Tieflandes,  Strassburg  1890,  S.  297  ff.) 
Durch  die  Freundlichkeit  des  Herrn  Schumacher  erhielt  ich  Exemplare 
von  dort,  welche  mit  den  unserigen  völlig  identisch  waren.  Mit  dem 
oberrheinischen  Sandlöss  (vgl.  ferner  A.  Andreä,  Der  Diluvialsand  von 
Hangenbieten  im  Untereisass.  Abhandl.  zur  geol.  Specialkarte  von  Eisass- 
Lothringen,  Bd.  IV,  H.  2,  Strassburg  1884)  hat  unser  Cottaer  weisser 
Mergel  ausser  der  mehrfach  genannten  Spec.ies  noch  die  folgenden  ge- 
meinsam: 

Helix  tenuilabris  Braun. 

Succinea  obloncja  Drap. 

Limnaea  pereger  Müll. 

Planorbis  Bossmaessleri  Auersw. 

Was  nun  aber  den  Moormergel  betrifft,  so  lässt  der  zoologische  Aus- 
weis Spielraum  zwischen  dem  jüngeren  Diluvium  und  dem  Alluvium.  Die 
geologischen  Lagerungsverhältnisse  sprechen  für  das  Erstere.  Er  scheint 
ein  Aequivalent  des  lössartigen  Gehängelehms  zu  sein,  von  dem  er 
stellenweise  noch  überlagert  wird.  Die  aus  unserem  Gehängelöss  bekannten 
Schnecken  fehlen  auch  im  Moormergel  nicht.“ 


III.  Die  concliyliologische  Fauna  der  tialäpagos-Iuseln. 

Von  Paul  Keibisch. 

(Mit  Tafel  I und  II.) 


Die  in  jüngster  Zeit  besonders  wieder  durch  Dr.  Georg  Baur  aus 
New-York  bekannter  gewordenen  Galäpagos-Inseln*)  mit  ihrer  ganz  eigen- 
tümlichen Flora  und  Fauna  verdienen  in  letzterer  Beziehung  ganz  her- 
vorragendes Interesse,  besonders  in  conchvliologischer  Hinsicht.  Sind  es 
doch  von  allen  Landthieren  wohl  zumeist  die  Schnecken,  die  durch  ihr 
geringes  Fortbewegungsvermögen  als  das  conservative  Element  in  der 
Gesammtfauna  betrachtet  werden  dürfen.  Dieser  Gesichtspunkt  nun  lässt 
uns  das  Studium  dieser  Thiergruppe  wohl  in  sehr  vielen  Fällen  als  mass- 


*)  Im  16.  Jahrhundert  von  den  Spaniern  entdeckt  und  vorher  niemals  von  Menschen 
bewohnt. 


o * 
o 


Qes.  Isis  in  Dresden,  1892.  — Abh.  8. 


14 


gebendes,  bei  der  Betrachtung  der  faunistischen  Entwickelung  eines  Gebietes 
überhaupt  und  noch  besonders  eines  solchen  erscheinen,  wie  es  die  Gruppe 
der  Galäpagos-Inseln  in  ihrer  Abgeschlossenheit  vom  südamerikanischen 
Continente  bez.  anderen  in  Frage  kommenden  Inselgruppen  darbietet.  Ist 
es  schon  von  grösstem  Interesse,  dass  nicht  nur  amerikanische,  sondern 
auch  polynesische  Formen  vertreten  sind,  so  beweist  die  Mannigfaltigkeit 
derselben  mit  einer  ganzen  Anzahl  von  Uebergangsformen  untereinander, 
sowie  die  eigenartige  Ausbildung  jener  auf  den  einzelnen  Inseln  des 
Archipels  eine  lange  und  ungestörte,  nur  von  geologischen  und  klimatischen 
Yerhältnissen  beeinflusste  Entwickelung  jener  Thiere. 

Weitaus  am  zahlreichsten  ist  das  Genus  JBulimulus  Leach  vertreten, 
dessen  Arten  mit  Ausnahme  zweier  neuen  ausgesprochen  amerikanische 
Charaktere  aufweisen.  Im  Gegensätze  hierzu  zeigen  die  beiden  Species 
der  vielleicht  von  JBulimulus  zu  trennenden  Gruppe  Pelecostoma  nov.  sect. 
mit  ihrer  eigentümlichen  Spindellamelle  unverkennbare  Anklänge  an  die 
Achatinellen  ebenso  wie  Buliminus  ( Bhaphiellus ) achatinellinus  Forbes. 
Das  Genus  Pupa  Drp.,  in  zwei  Arten  vertreten,  steht  in  nächster  Be- 
ziehung zu  der  equatorianischen  Pupa  ( Leucochila ) Wolfii  Miller.  Die  im 
Jahre  1877  auf  Chatham-Island  entdeckte  Succinea  ( Tapada)  Bettii  Smith 
steht  der  von  der  Insel  Mas-a-Fuera  bekannten  Succinea  rubicunda  Pfr. 
sehr  nahe,  was  auf  eine  Verschleppung  mittels  Baumstämmen  durch 
Meeresströmungen  schliessen  lässt.  Ausser  diesen  Generibus  findet  sich 
noch  eine  Helicina  Lam. 

Von  nur  wenigen  Arten  war  der  Aufenthalt,  also  die  Insel  bekannt. 
Den  gewissenhaften  Forschungen  des  Herrn  Dr.  Theodor  Wolf,*)  ehe- 
maligen Staatsgeologen  der  Republik  Ecuador,  verdanken  wir  die  ge- 
nauere Kenntniss  derselben,  sowie  eine  ganze  Anzahl  neuer  höchst  in- 
teressanter Formen,  deren  Vergleichung  mit  anderen  manche  Anhalte- 
punkte für  die  Entstehung  der  Galäpagos-Inseln  geben  werden. 

Das  mir  von  Herrn  Dr.  Theodor  Wolf  zur  Bearbeitung  überlassene 
Material  nebst  biologischen  Notizen,  von  ihm  in  den  Jahren  1875  und 
1878  gelegentlich  längeren  Aufenthaltes  auf  den  Galäpagos-Inseln  ge- 
sammelt, dürfte  allerdings  kein  vollständiges  Gesammtbiid  der  conchyliolo- 
gischen  Fauna  jener  Inselgruppe  darstellen,  da  sich  der  grösste  Theil  der 
Ausbeute  z.  Z.  noch  in  Stuttgart  befindet.  Leider  habe  ich  das  mir  von 
Herrn  Prof.  Dr.  Miller  daselbst  bereitwilligst  zugesicherte  Material  noch 
nicht  erhalten,  weshalb  etwaiges  Neue  in  einem  Nachtrage  veröffentlicht 
werden  soll,  dessen  Bearbeitung  ich  mir  als  Ergänzung  dieser  Arbeit 
hiermit  ausdrücklich  Vorbehalte. 

Im  Folgenden  ist  mit  der  Beschreibung  der  neuen  Arten  eine  Auf- 
zählung der  bisher  bekannten  verbunden. 

I.  Buiimulus  Leach. 

1.  Buiimulus  ( Naesiotus ) eschariferus  Sow. 

Bulinus  eschariferus  Sow.  Concli.  III,  f.  85. 

Bulimus  eschariferus  Pfr.  Symb.  II,  p.  45. 

„ „ Pfr.  Mon.  Hel.  viv.  II,  p.  115. 

„ „ Reeve.  Conch.  ic.,  PL  XX,  sp.  121. 

„ „ ( Naesiotus ) Pfr.  Vers.,  p.  160. 

*)  cf.  Ein  Besuch  der  Galäpagos-Inseln,  von  Dr.  Theodor  Wolf.  Heidel- 
berg 1879.  ✓ 


Bulimulus  eschariferus  ( Omplialostyla ) Ad.  Gen.,  p.  161. 

„ ,,  ( Naesiotus ) Cless.  Nomencl.,  p.  254. 

Hab.  Chatham-Island  (Darwin). 

2.  Bulimulus  ( Naesiotus ) unifasciatus  Sow.  — Taf.  I,  Fig.  1. 

Bulinus  unifasciatus  Sow.  in  Proc.  Zool.  Soc.  1833,  p.  37. 

„ „ Müll.  Synops.,  p.  25. 

,,  „ Sow.  Conch.  III,  f.  55. 

Bulimus  unifasciatus  Lam.  ed.  Dh.  118,  p.  277. 

„ „ Pfr.  Mon.  Hel.  viv.  II,  p.  195. 

„ ,,  Reeve.  Conch.  ic.,  PI.  XXIII,  sp.  149. 

„ „ ( Leptomerus ) Pfr.  Vers.,  p.  160. 

Bulimulus  unifasciatus  ßpck  ind.,  p.  67,  N.  65. 

„ „ ( Omplialostyla ) Ad  Gen.,  p.  161. 

„ „ ( Naesiotus ) Cless.  Nomencl.,  p.  254. 

Hab.  Charles-Island  (Cuming,  Wolf). 

Von  dieser  Art  liegt  nur  1 Stück  vor,  ohne  Epidermis  und  anschei- 
nend todt  gesammelt.  Die  Binde  ist  kaum  noch  zu  erkennen. 

3.  Bulimulus  ( Naesiotus ) nucula  Pfr.  — Taf.  I,  Eig.  2. 

Bulimus  nucula  Pfr.  in  Proc.  Zool.  Soc.,  9.  Dec.  1851. 

„ ,,  Pfr.  Mon.  Hel.  viv.  III,  p.  415. 

,,  „ ( Naesiotus ) Pfr.  Vers.,  p.  161. 

Bulimulus  nucula  ( Omplialostyla ) Ad.  Gen.,  p.  161. 

„ „ ( Naesiotus ) Cless.  Nomencl.,  p.  254. 

Hab.  Charles-Island  (Wolf). 

Von  den  3 Stück  ist  nur  eins  vollständig.  Diese  Art  ist  die  kleinste 
des  zur  Gruppe  des  Bul.  nux  Brod.  (sp.  1 — 6)  gehörigen  Eormenkreiscs. 

4.  Bulimulus  ( Naesiotus ) verrucosus  Pfr. 

Bulimus  verrucosus  Pfr.  in  Proc.  Zool.  Soc.  1855,  p.  116. 

„ „ ( Naesiotus ) Pfr.  Vers.,  p.  161. 

,,  ,,  Pfr.  Mon.  Hel.  viv.  IV,  p.  475. 

Bulimulus  verrucosus  ( Naesiotus ) Cless.  Nomencl.,  p.  254. 

Hab.  Galäpagos  (teste  Pfeiffer  1.  c.). 

5.  Bulimulus  (Naesiotus)  asperatus  Albers.  — Taf.  1,  Eig.  3. 

Bulimus  asperatus  Albers  in  Malak.  Bl.  IV,  1857,  p.  98. 

„ „ Pfr.  Mon.  Hel.  viv.  IV,  p.  475. 

,,  „ Pfr.  Novit,  conch.  IV,  t.  133,  f.  8,  9. 

Bulimulus  asperatus  ( Naesiotus ) Cless.  Nomencl.,  p.  254. 

Hab.  Charles-Island  (Wolf). 

Sämmtliche  5 Stück  sind  ohne  Epidermis,  kreideweiss  und  anscheinend 
todt  gesammelt,  ebenso  wie  der  unter  Nr.  21  beschriebene  Bulimulus 
nudus  nov.  sp. 

6.  Bulinmlus  (Naesiotus)  nux  Brod. 

Bulimus  nux  Brod.  in  Proc.  Zool.  Soc.  1832,  p.  125. 

,,  „ Müll.  Synops.,  p.  24.. 

„ ,,  Sow.  Conch.  III,  f.  37. 

Bulimus  nux  Lam.  ed.  Dh.  116,  p.  276. 

„ ,,  Pfr.  Mon.  Hel.  viv.  II,  p.  183. 

,,  „ Reeve.  Conch.  ic.,  PI.  XXIII,  sp.  150. 

,,  ( Naesiotus ) Pfr.  Vers.,  p.  161. 

Buliminus  nux  Beck,  ind.,  p.  70,  N.  27. 

Bulinmlus  mix  { Omplialostyla ) Ad  Gen.,  p.  161. 

„ ,,  ( Naesiotus ) Cless.  Nomencl.,  p.  254. 

Hab.  Charles-Island  (Cuming,  Wolf). 

,,300 — 600  Fuss  Höhe,  ziemlich  trockene  Zone,  zu  Tausenden  an  Ge- 


16 


büschen  und  Steinen.“  (Wolf).  Nur  in  wenigen  unvollendeten  Exemplaren 
gesammelt. 

7.  Bulimulus  (Naesiotus)  inSkdkatus  Pfr.  — Taf.  I,  Eig.  4 a. 

Bulimus  incrassatus  Pfr.  in  Proc.  Zool.  Soc.  1852,  p.  157. 

,,  .,  Chemn.  ed  II,  Bul.  N.  88,  t.  30,  f.  13,  14. 

,,  ,,  Pfr.  Mon.  Hel.  viv.  III,  p.  415. 

„ ,,  (Naesiotus)  Pfr.  Vers.,  p.  161. 

Bulimulus  incrassatus  ( Omphalostyla ) Ad.  Gen.,  p.  161. 

„ „ ( Naesiotus ) Cless.  Nomencl.,  p.  254. 

Hab.  Cbatham-Island  (Wolf). 

„Feuchte  Region,  900  — 2000  Fuss,  an  Gebüsch  nicht  selten.  Zu- 
sammen mit  Bulimulus  chemnitzioides  Forbes  und  terebra  nov.  sp.“  (Wolf), 
var.  sidcatus.  — Taf.  I,  Fig.  4 b,  c. 

Char.  T.  conica,  arcuatim  striata,  evidenter  sulcata,  cinereo-fusca; 
anfractus  7 plani;  apertura  subsemiovalis,  marginibus  interdum  callo  co- 
arctante  procidente  junctis. 

Long.  17,25,  diam.  maj.  fere  10,  min.  9 mm. 

Apert.  long.  8,5,  lat.  extus  5,75  mm. 

Hab.  Charles-Island  (Wolf). 

Gehäuse  kegelförmig,  bögig  gestreift,  stark  gefurcht,  röthlich-grau ; 
die  Furchen  sind  deutlicher  ausgeprägt,  als  die  Streifung;  7 flache  Um- 
gänge; Mündung  annähernd  halbeiförmig,  durch  einen  zuweilen  sehr 
kräftig  hervortretendeu , die  Mündung  verengenden  Callus  ausgezeichnet 
(Pig.  4 c). 

var.  nuciformis  Petit.  — Taf.  I,  Fig.  4d. 

Bulimus  nuciformis  Petit.  Journ.  Conch.  1853,  p.  365,  t.  XI,  f.  7. 

,,  „ (Naesiotus)  Pfr.  Vers.,  p.  161. 

,,  ,,  Pfr.  Mon.  Hel.  viv.  IV,  p.  411. 

Bulimulus  nuciformis  ( Naesiotus ) Cless.  Nomencl.,  p.  254. 

Hab.  Galäpagos  (Hanet-Clery),  Charles-Island  (Wolf). 

Von  dieser  Form  liegen  2 charakteristische  Stücke  bei;  mehrere  an- 
dere bilden  Uebergänge  zum  Typus  und  zur  var.  sulcata , weshalb  die 
Form  kaum  als  Varietät,  geschweige  denn  als  Species  bestehen  kann;  sie 
ist  nur  das  äusserste  Glied  eines  vielverzweigten  Formenkreises,  welchem 
möglicherweise  auch  Bu1.  nux  Brod.  angehört.  — Der  Typus,  wie  ihn 
Pfeiffer  1.  c.  beschreibt,  im  Chemnitz  leidlich  abgebildet,  zeichnet  sich  durch 
blassgelbe  Höcker  auf  braunem  Grunde  aus,  welche  unterhalb  der  Naht 
am  ausgeprägtesten  sind. 

8.  Bulimulus  (Naesiotus)  ustulatus  Sow.  — - Taf.  I,  Fig.  5. 

Bulinus  ustulatus  Sow.  in  Proc.  Zool.  Soc.  1833,  p.  72. 

,,  „ Müll.  Synops.,  p.  27. 

,,  ,,  Sow.  Couch.  HI,  f.  42. 

Buliminus  ustulatus  Beck  ind.,  p.  70,  N.  28. 

Bulimus  ustulatus  Lam.  ed.  Dh.  124,  p.  279. 

,,  „ Pfr.  Mon.  Hel.  viv.  II,  p.  217. 

„ „ Reeve,  PI.  XXI,  sp.  130. 

,.  „ Chemn.,  t.  62,  f.  16 — 18. 

„ „ (Naesiotus)  Pfr.  Vers.,  p.  160. 

Bulimulus  ustulatus  ( Omphalostyla ) Ad.  Gen.,  p.  161. 

„ „ (Naesiotus)  Cless.  Nomencl.,  p.  254. 

Hab.  Charles-Island  (Cuming,  Wolf). 

Die  Art  ist  nur  in  einem  der  im  Reeve  1.  c.  gegebenen  Abbildung 
gleichkommenden  Stücke  da.  Die  im  Chemnitz  1.  c.  ausgeführte  Abbil- 


17 


düng  ist  wohl  zu  dunkel;  übrigens  herrscht  bei  dieser  Art  die  Bänder- 
zeichnung, nicht  die  Streifung  vor. 

9.  Bulimulus  ( Naesiotus ) invalidus  nov.  sp.  — Taf.  I,  Fig.  6. 

Char.  T.  profunde  rimata,  elongato - conica , solida,  plicoso- striata, 
fusca,  pallide  unifasciata;  spira  turrita,  acuta;  anfractus  fere  7 subplani, 
ultimus  convexiusculus ; nucleus  nigrescens,  gracillime  costuiatus;  apertura 
trapezialis,  obliqua,  intus  caerulea;  peristoma  simplex,  marginibus  callo 
nitido  junctis,  dextro  superne  arcuato,  columellari  patente  dilatato  angulatim 
adnato. 

Long.  14,2,  diatn.  maj.  7,3,  min.  fere  7 mm. 

Apert.  long.  7,5,  lat.  4,3  mm. 

Hab.  Charles-Island  (Wolf). 

Gehäuse  tief  geritzt,  verlängert -kegelförmig,  derb,  zart,  bogenförmig- 
rippenstreifig,  braun,  mit  matter  Nahtbinde;  Gewinde  thurmförmig,  spitz; 
7 wenig  gewölbte  Umgänge,  der  letzte  etwas  weiter  ausgebogt;  Wirbel 
schwarzbraun,  zart  gerippt;  Mündung  trapezförmig,  schräg,  innen  blassblau; 
Mundsaum  einfach,  am  rechten  Rande  nach  aussen  abgeschrägt,  ebenso 
wie  bei  der  vorigen  und  den  beiden  folgenden  Arten,  weshalb  dieselben  zu 
einem  Formenkreis  mit  Bul.  ustulatus  Sow.  als  Typus  zusammenzufassen 
sind.  Die  Nabelgegend  wird  durch  den  vorgezogenen  Spindelrand  wenig 
verdeckt. 

10.  Bulimulus  (Naesiotus)  venustus  nov.  sp.  — Taf.  I,  Fig.  7. 

Char.  T.  profunde  rimata,  conica,  solida,  irregulariter  strigata  vel 
plicata,  nitida,  sordido-lutea-lnteo-unifasciata;  sutura  simplex,  luteofasciata; 
anfractus  63/4—  embrionales  fusci  graciliter  costati,  3.-5.  subplani  inerte 
lineis  spiralibus  notati,  ultimus  parum  inflatus,  prope  aperturam  breviter 
descendens;  apertura  subvertiealis,  semiovalis,  intus  albida;  peristoma 
simplex,  margine  dextro  parum  incrassato  superne  arcuato,  basi  cum 
columellari  dilatato  subtorto  plicato  canalem  formans. 

Long.  13,3  (11,8),  di  am.  maj.  7 (6),  min.  6,4  (5,5)  mm. 

Apert.  long.  6 (5),  lat.  4,2  (3,5)  mm.  , 

Hab.  Charles-Island  (Wolf). 

Gehäuse  tief  geritzt,  kegelförmig,  festschalig,  unregelmässig  gestreift 
oder  gefältet,  glänzend,  schmutziggelb  mit  hellerer  Nahtbinde;  Naht  einfach, 
gelb  gesäumt;  von  den  63/4 — 7 Umgängen  sind  die  embrionalen  zierlich 
rippenstreifig  und  stark  angedunkelt,  vom  3.  bis  5.  zeigen  die  fast  ebenen 
Umgänge  undeutliche  Spirallinien,  der  letzte  ist  wenig  aufgetrieben  und 
fällt  an  der  Mündung  schräg  ab;  die  wenig  schräge  Mündung  stellt  an- 
nähernd einen  Kreisausschnitt  von  120°  dar;  Mündung  innen  weisslich 
bis  blassviolett;  der  einfache  Mundsaum  ist  am  rechten  Rande  kaum  ver- 
dickt, oben  leicht  geschweift;  der  Spindelrand  ist  wenig  gedreht  und  bildet 
an  der  Basis  eine  kräftige  Ecke  mit  dem  Aussenrande.  Die  verbreiterte 
Spindel  verdeckt  den  Nabel  nur  wenig. 

Die  zwei  in  der  Grösse  verschiedenen  Gehäuse  zeigen  gleiche  Ver- 
hältnisse; das  kleinere  ist  heller,  die  Ränder  der  Nahtbinde  sind  jedoch 
dunkler  gefärbt,  so  dass  die  Zeichnung  sehr  an  mul . ustulatus  Sow.  er- 
innert, dem  die  Art  übrigens  sehr  nahe  steht. 


18 


11.  Bulimulus  (. Naesiotus ) calvus  Sow.  — Taf.  I,  Fig.  8. 

Bulinus  calvus  Sow.  in  Proc.  Zool.  Soc.  1833,  p.  72. 

„ ,,  Müll.  Synops.,  p.  27. 

„ „ Sow.  Conch.  III,  f.  41. 

Buliminus  calvus  Beck  ind.,  p.  70,  N.  29. 

Bulimus  calvus  Lam.  ed.  Dh.  123,  p.  179. 

,,  „ Pfr.  Mon.  Hel.  viv.  II,  p.  225. 

,,  „ Beeve.  Conch.  ic.,  Pl.  XX,  sp.  126. 

„ „ Chemn.  ed.  II,  Bul.  N.  327,  t.  62,  1.  37,  38. 

„ „ ( Naesiotus ) Pfr.  Aers.,  p.  161. 

Bulimulus  clavus  ( [Omphalostyla ) Ad.  Gen.,  p.  161. 

,,  calvus  ,,  Cless.  Nomencl.,  p.  254. 

Hab.  James-Island  (Cuming),  Charles-Island  (Wolf). 

Diese  Art  kennen  wir  nun  von  zwei  Inseln  ebenso  wie  den  Formen- 
kreis des  Bul.  nux  Brod.  zuzüglich  des  Bul.  incrassatus  Pfr.  — Einzelne 
Stücke  zeigen  eine  mehr  gedrungene  Form  und  fast  kreisrunde  Mündung, 
infolge  dessen  der  letzte  Umgang  stark  eingeschnürt  erscheint.  Die  Nabel- 
gegend  ist  durch  den  erweiterten  Spindelrand  mehr  verdeckt  als  beim 

Typus.  Auch  sind  derartige  Exemplare  etwas  kleiner,  aber  dunkler  ge- 
zeichnet, sowie  auch  innen  schön  violett  gefärbt.  Yermittelnde  Ueber- 
gangsformen  sprechen  für  die  Unhaltbarkeit  einer  Varietät. 

Die  im  Chemnitz  1.  c.  gegebene  Abbildung  ist  zu  dunkel. 

12.  Bulimulus  ( Naesiotus ) Jacöbi  Sow. 

Bulinus  Jacobi  Sow.  in  Proc.  Zool.  Soc.  1833,  p.  74. 

„ ,,  Müll.  Synops.,  p.  29.  , 

„ „ Sow.  Conch.  III,  f.  45. 

Buliminus  Jacobii  Beck  ind.,  p.  70,  N.  32. 

Bulimus  Jacobi  Lam.  ed.  Dh.  127,  p.  281. 

„ „ Pfr.  Mon.  Hel.  viv.  II,  p.  98. 

,,  „ Reeve.  Conch.  ic.,  Pl.  XXI,  sp.  135. 

„ „ ( Naesiotus ) Pfr.  Vers.,  p.  160. 

Bulimulus  Jacobi  (Omphalostyla)  Ad.  Gen.,  p.  161. 

„ „ ( Naesiotus ) Cless.  Nomencl.,  p.  254. 

Hab.  James-Island  (Cuming). 

13.  Bulimulus  (Naesiotus)  pallidus  nov.  sp.  — Taf.  I,  Fig.  9. 

Char.  T.  anguste  umbilicata,  orato-conica,  solidula,  arcuatim  striata, 
prope  aperturam  plicata,  lineis  granulosis  spiralibus  notata,  subpellucida, 
opaca,  luteo-cinerea , pallide  albocincta;  spira  acnminata;  sutura  profunda; 
anfractus  fere  7 convexi,  embrionales  graciliter  costulati , ultimus  sutura 
profundiore  sejunctus;  apertura  obliqua,  ovalis,  paulum  ampliata,  intus 
albida;  peristoma  simplex,  marginibus  callo  nitido  junctis,  margine  dextro 
arcuatim  rotundato,  parum  ampliato,  intus  lamella  alba  limbato,  collumel- 
lari  reflexo  patente. 

Long.  12,7,  diam.  maj.  6,6,  min.  5,7  mm. 

Apert.  long.  5,  lat.  extus  fere  4 mm. 

Hab.  Albemarle- Island  (Wolf).  — „200  bis  800  Fnss  Höhe,  ziemlich 
trockene  Zone,  an  Gebüschen  und  Steinen“.  (Wolf.) 

Gehäuse  eng  genabelt,  gewölbt,  kegelförmig,  ziemlich  festschalig,  bogig 
gestreift,  nach  der  Mündung  zu  gefältelt,  mit  einer  Anzahl  sehr  feiner 
gekörnelter  Spirallinien,  ziemlich  durchscheinend,  matt,  schmutzig-gelb  mit 
blasser  Nahtbinde;  Gewinde  zugespitzt;  Naht  tief;  annähernd  7 Umgänge, 
stakt  gewölbt,  die  embrionalen  zierlich  gerippt,  der  letzte  durch  eine  tiefere 
Naht  getrennt;  die  Mündung  ist  schräg,  oval  und  nach  aussen  ein  wenig 


19 


erweitert,  innen  weiss;  der  Mnndsaum  ist  einfach,  der  Aussenrand  bogig 
gerundet  und  schwach  zurückgeschlagen,  an  der  Innenseite  mit  einer 
wreissen  Lamelle  belegt;  der  Spindelrand  ist  zurückgebogen,  doch  verdeckt 
er  kaum  den  Nabel  und  ist  durch  einen  glänzenden  Callus  mit  dem 
Aussenrande  verbunden. 

Von  den  4 Stücken  ist  nur  eins  vollendet. 

14.  Bulimulus  (. Naesiotus ) cinereus  nov.  sp.  — Taf.  I,  Fig.  10. 

Char.  T.  umbilicata,  subconica,  tenera,  longitudinaliter  et  spiraliter 
granulöse  striata,  obsolete  cinerea;  spira  obtuso-acutiuscula;  sutura  pro- 
funda;  anfractus  6 convexi,  aequaliter  accrescentes;  apertura  obliqua,  ob- 
longo-rotundata;  peristoma  callo  tenui  juncto,  simplex,  acutum,  paulum 
ampliatum,  margine  dextro  arcuato-rotundato,  columellari  dilatato  reflexo 
prominente. 

Long.  10,  di  am.  maj.  6,  min.  5,3  mm. 

Apert.  long.  4,3,  lat.  extus  3,4  mm. 

Hab.  James-Island  (Wolf). 

Gehäuse  offen  genabelt,  stumpf  kegelförmig,  ziemlich  dünnschalig, 
sehr  zierlich  gekörnelt,  schmutzig  aschfarben;  Gewinde  mässig  stumpf; 
Naht  kräftig  und  tief,  ohne  Sculptur;  die  6 gewölbten  Umgänge  steigen 
gleichmässig  an;  Mündung  schräg,  fast  oval;  Mundsaum  einfach,  scharf, 
wenig  erweitert;  Mündungswand  mit  zartem  Callus  belegt,  Aussenrand 
bogig  gerundet,  der  verbreiterte  Spindelrand  stark  vorgezogen  und  den 
Nabel  nicht  einengend. 

Die  zwei  leidlich  erhaltenen  Stücke  sind  vollständig  ausgebildet.  Diese 
Art  bildet  innerhalb  der  Gruppe  Naesiotus  mit  den  beiden  vorhergehenden 
einen  eigenen  Formenkreis,  welcher  dem  westlichen  Theile  des  Archipels 
angehört. 

15.  Bulimulus  (Naesiotus)  rugulosus  Sow.  — Taf.  I,  Fig.  11  a,  b. 

Bulinus  rugulosus  Sow.  Couch.  III,  f.  87. 

Bulimus  rugulosus  Pfr.  Mon.  Hel.  viv.  II,  p.  118. 

,,  „ Reeve.  Conch.  ic.,  PI.  XX,  sp.  128. 

„ ,,  Desh.  Traite  elem.  Conch.,  p.  99,  N.  117,  t.  142  A,  f.  9 — 11. 

„ „ ( Naesiotus ) Pfr.  Vers.,  p.  160. 

Bulimulus  rugulosus  ( Omphalostyla ) Ad.  Gen.,  p.  161. 

,,  ,.  ( Naesiotus ) Cless.  Nomencl.,  p.  254. 

Hab.  Chatham-Island.  (Cuming,  Wolf.) 

„300—600  FusSj,  Gebüsche,  Felsen,  unter  Steinen,  gemein.  Spielt 
hier  ganz  die  Rolle  wie  Bul.  nux  Brod.  auf  Charles.“  (Wolf.) 

Die  vorliegenden  7 Stück  sind  zumeist  recht  gut  erhalten.  Dieselben 
besitzen  im  Gegensatz  zu  der  bei  Pfeiffer  T.  c.  wie  bei  Reeve  1.  c.  ge- 
gebenen Diagnose  nur  7 bis  reichlich  71/2  Umgänge.  Auch  sind  die  Ge- 
häuse nicht  bräunlich  - olivenfarben,  sondern  schön  rothbraun  gefärbt. 
Uebrigens  sind  die  von  Wolf  gesammelten  Stücke  kleiner,  als  bei  Pfeiffer 
angegeben;  das  grösste  misst  in  der  Länge  18,  das  kleinste  nur  15,5  mm. 
Die  Abbildung  im  Reeve  ist  zu  schlank,  wie  auch  der  Wirbel  zu  spitz. 

16.  Bulimulus  (Naesiotus)  ventrosus  nov.  sp.  — Taf.  I,  Fig.  12  a,  b. 

Char.  T.  late  rimata,  oblongo-ovalis,  tenera,  nitida,  arcuatim  striata, 
lineis  granulosis  spiralibus  gracillime  notata,  sericea,  pallide  lutescens, 
fascia  pallidiore  cincta;  spira  acutiuscula;  sutura  plicose-marginata ; anfractus 


20 


6 2/s — 7 1/2  convexi,  embrionales  costulati,  cluo  Ultimi  ventrose  intlati;  co- 
lumella  subrecta;  apertura  obliqua,  protracta,  ovalis,  intus  nitens;  peri- 
stoma  simplex,  marginibus  callo  nitido  junctis,  dextro  rotundato,  expanso, 
eolumellari  reflexo  patente. 

Long.  17,5  (16,8),  di  am.  maj.  8,3  (7,3),  min.  7,2  (6,3)  mm. 

Apert.  long.  7,5  (6,6),  lat.  5,2  (4,6)  mm. 

Hab.  Barrington-Island  (Wolf). 
ß.  T.  plicata,  nitidissima,  pallide-fusca. 

Hab.  Chatham-Island  (Wolf). 

„Gemein  auf  der  ganzen  Insel  (Barrington-Island).  Vertritt  Bul.  nux 
Brod.,  rugulosus  Sow.  und  Wolfi  nov.  sp.  der  anderen  Inseln.“  (Wolf.) 

Gehäuse  kräftig  geritzt,  verlängert-eiförmig , zart,  bogig  gestreift,  mit 
körneligen  Spirallinien  sehr  zierlich  gezeichnet,  seidenglänzend,  blass 
gelblich  mit  hellerer  Nahtbinde;  Gewinde  ziemlich  spitz;  Naht  runzelig  be- 
säumt; Umgänge  62/3 — 7 1/2 , gewölbt,  die  embrionalen  fein  gerippt,  die 
beiden  letzten  aufgetrieben;  Spindel  fast  gerade;  Mündung  schräg,  infolge 
dessen  oben  vorgezogen,  oval,  innen  glänzend;  Mundsaum  einfach,  Mün- 
dungswand mit  zartem,  glänzendem  Callus  belegt;  Aussenrand  wenig  er- 
weitert, Spindelrand  umgeschlagen  und  verbreitert. 

Drei  erwachsene  und  ein  unvollendetes  Stück  von  Barrington-Island; 
zwei  ebenfalls  unvollendete  von  Chatham-Island.  Die  letzteren  sind  ge- 
fältelt, glänzen  lebhafter  und  sind  dunkler  gefärbt. 

Auch  diese  Art  kennen  wir  somit  von  2 Inseln;  immerhin  zeigt  aber 
jede  der  Formen  ihre  Eigenthümlichkeiten  besonders  in  Färbung  und  Glanz. 

Die  Art  scheint  in  ihren  Formverhältnissen  nicht  constant  zu  sein, 
wie  dies  die  beiden  Figuren  veranschaulichen. 

17.  Bulimulus  (. Naesiotus ) galapaganus  Pfr. 

Bulimus  Galapaganus  Pfr.  in  Proc.  Zool.  Soc.  1854,  p.  58. 

„ „ ( Naesiotus ) Pfr.  Vers.,  p.  160. 

„ „ Pfr.  Mon.  Hel.  viv.  IV,  p.  503. 

Bulimulus  Galapaganus  ( Naesiotus ) Cless.  Nomencl.,  p.  254. 

Hab.  Galäpagos  (teste  Pfeiffer  J.  c.). 

Die  unter  15 — 17  aufgezählten  Arten  bilden  eine  Untergruppe,  welche 
sich  auf  den  Osten  des  Archipels  beschränkt.  Dies  dürfte  sich  auch  für 
Bai.  galapaganus  Pfr.  bestätigen,  über  welche  Art  allerdings  eine  genauere 
Fundortangabe  bisher  fehlt. 

18.  Bulimulus  (. Naesiotus ) acutus  nov.  sp.  — Tat.  I,  Fig.  13. 

Char.  T.  profunde  rimata,  elongato-conica,  tenera,  opaca,  arcuatim 
striata,  lineis  granulosis  spiralibus  notata,  obsolete  rufeseens,  pallide  fusco- 
bicincta;  spira  acuta;  sutura  linealis;  anfractus  7 1/2  plani  aequaliter  accres- 
centes,  embrionales  gracillime  costulati,  ultimus  ad  aperturam  paulum 
ascendens;  apertura  parum  obliqua,  semiovalis;  peristoma  simplex,  mar- 
ginibus basi  compressis  subparallelis,  dextro  superne  leviter  arcuato,  eo- 
lumellari expanso  reffexo  adnato;  columella  leviter  torta,  basi  angulum 
form  ans. 

Long.  13,  diain.  maj.  fere  6,  min.  5,25  mm. 

Apert.  long.  5,  lat.  extus  3,6  mm. 

Hab.  Chatham-Island  (Wolf). 

„900  — 2000  Fuss.  Feuchte  Orte,  Baumstämme  etc. ; sehr  häufig.“  (Wolf)* 


21 


Gehäuse  tief  geritzt,  schlauk,  kegelförmig,  zart,  matt,  bogig  gestreift 
mit  körneligen  Spirallinien  gezeichnet,  schmutzig,  graubraun,  mit  zwei 
wenig  dunkleren  Binden;  Gewinde  spitz;  Naht  kaum  vertieft,  linienförmig; 
die  71/2  Umgänge  sind  flach  und  steigen  gleichmässig  an,  die  embrionalen 
sehr  zierlich  gerippt,  der  letzte  an  der  Mündung  ein  wenig  ansteigend. 
Die  Mündung  ist  nur  wenig  schräg,  halbeiförmig;  Mundsaum  einfach, 
gerade;  Aussenrand  und  Spindelrand  annähernd  gleichlaufend,  vereinigen 
sich  in  einem  Winkel  an  der  Basis.  Spindel  umgeschlagen  und  verbreitert, 

Yon  dieser  Art  liegen  nur  2 Stück  vor,  davon  eins  noch  unvollendet. 

19.  Bulimulus  ( Naesiotus ) curtus  nov.  sp.  — Taf.  1,  Big.  14. 

Char.  T.  profunde  rimata,  ovato-conica,  tenera,  pellucida,  nitida,  plicis 
irregularibus  ramulosis  sculpta,  lutescens  vel  rufescens,  interdum  pallide 
unifasciata;  spira  obtuso-acutiuscula;  sutura  vix  impressa,  rugulosa;  an- 
fractus  7 — 7 1/2  subplani,  embrionales  gracillime  costulati,  ultimus  sutura 
profundiore  sejunctus;  apertura  subrecta,  semiovalis,  intus  subnitens; 
peristoma  simplex,  rectum,  marginibus  subparallelis  callo  nitido  junctis, 
dextro  superne  leviter  areuato,  columellari  plicose  torto  prope  umbilicum 
patente  reflexo  adnato. 

Long.  10,  25  (8,7),  diam.  maj.  5 (4,1),  min.  4,2  (3,8)  mm. 

Apert.  long.  4,25  (3,5),  lat.  3 (2,7)  mm. 

Hab.  Chatam-Island  (Wolf). 

„900 — 2000  Fuss.  Feuchte  Orte,  Baumstämme  etc.;  sehr  häufigu. 
(Wolf.) 

Gehäuse  tief  geritzt,  gewölbt  kegelförmig,  zart,  durchscheinend,  glänzend, 
mit  unregelmässigen  verästelten  Fältchen  geziert,  gelblich  oder  hellbraun, 
bisweilen  mit  einer  blassen  Nahtbinde.  Gewinde  ziemlich  spitz.  Naht 
wenig  vertieft,  fein  runzelig.  7—  72/2  schwach  gewölbte  Umgänge  bilden 
das  Gehäuse,  die  embrionalen  sehr  fein  gerippt,  der  letzte  durch  eine 
tiefere  Naht  abgeschnürt.  Die  fast  gerade  Mündung  ist  halbeiförmig  und 
innen  glänzend.  Der  Mundsaum  ist  einfach,  geradeaus  mit  fast  gleich- 
laufenden Rändern,  die  auf  der  Mündungswand  durch  einen  glänzenden 
Callus  verbunden  sind.  Der  Aussenrand  ist  oberhalb  schwach  gekrümmt; 
der  Spindelrand  mit  deutlicher  Falte,  erweitert,  wenig  zurückgeschlagen. 

Diese  Art  bildet  mit  der  vorhergehenden  einen  eigenen  Formenkreis, 
der  sich,  soweit  bis  jetzt  bekannt,  nur  auf  Chatam-Island  findet. 

20.  Bulimulus  ( Naesiotus ) rugiferus  Sow. 

Bulinus  rugiferus  Sow.  in  Proc.  Zool.  Soc.  1883,  p.  36. 

,,  ,,  Müll.  Synops.,  p.  25. 

„ ,,  Sow.  Conch.  III,  f.  40. 

Cochlicellus  rugifer  Beck  ind.,  p.  63,  N.  11. 

Bulimus  rugiferus  Lam.  ed.  Dh.  117,  p.  276. 

,,  ,,  Pfr.  Mon.  Hel.  viv.  II,  p.  115. 

,,  .,  heeve.  Conch.  ic.,  PI.  XX,  sp.  118. 

,,  ,,  ( Naesiotus ) Pfr.  Vers.,  p.  160. 

Bulimulus  rugiferus  ( Omphalostyla ) Ad.  Gen.,  p.  161. 

„ „ ( Naesiotus ) Cless.  Nomencl.,  p.  254. 

Hab.  Jacob-Island  (Cuming). 

21.  Bulimulus  ( Naesiotus ) nudus  nov.  sp.  — Taf.  I,  Fig.  15. 

Char.  T.  (in  calcem  versa)  elongato-conica,  fusiformis,  perforata,  soli- 
dula,  irregulariter  plicata  vel  costata,  albide  unifasciata;  spira  acuta;  sutura 


22 


raediocris,  nodulosa;  anfractus  8^4  convexi,  aequaliter  accrescenies ; nucleus 
laevis  (?);  apertura  paulum  obliqua,  semiovalis;  peristoma  simplex,  mar- 
ginibus  callo  tenui  junctis,  dextro  superne  angulariter  adnato,  cum  colnmellari 
stricto  arcuatim  juncto. 

Long.  fere  18,  di  am.  maj.  8,  min.  7,25  mm. 

Apert.  long.  abunde  6,  lat.  4 mm. 

Hab.  Charles-Island  (Wolf). 

Gehäuse  schlank,  spindelförmig,  durchbohrt,  ziemlich  festschalig,  un- 
regelmässig gefältelt  bezw.  gerippt,  mit  weisslicher  Nahtbinde.  Gewinde 
spitz;  Naht  seicht,  leicht  höckerig  besäumt;  Umgänge  8x/4,  gewölbt  und 
gleichmässig  ansteigend;  Wirbel  glatt  (?).  Mündung  wenig  schräg,  halb- 
eiförmig; Mundsaum  einfach,  geradeaus;  Aussenrand  oben  winkelig  an- 
schliessend, Spindelrand  gerade.  Spindel  nur  wenig  umgeschlagen,  die 
Nabelgegend  kaum  verengend.  Mündungswand  mit  einem  dünnen  Callus  belegt. 

Von  den  beiden  stark  calcinirten  Gehäusen  ist  das  eine  noch  leidlich 
gut  erhalten.  Der  Form  nach  steht  die  Species  zwischen  Bul.  sculpturatus 
Pfr.  und  rugiferus  Sow. ; sie  unterscheidet  sich  von  diesen  besonders  durch 
bedeutendere  Grösse  und  weniger  ausgesprochene  Sculptur. 

22.  Bulimulus  {Naesiotus)  sculptur atus  Pfr. 

Bulimus  sculpturatus  Pfr.  in  Proc.  Zool.  Soc.  1846,  p.  29. 

„ „ Pfr.  Mon.  Hel.  viv.  II,  p.  183. 

,,  ,,  Reeve.  Conch.  ic.,  PI.  XX,  sp.  125. 

,,  „ ( Naesiotus ) Pfr.  Vers.,  p.  161. 

Bulimulus  sculpturatus  ( Omphalostyla ) Acl.  Gen.,  p.  161. 

„ ,,  ( Naesiotus ) Cless.  Nomencl.,  p.  254. 

Hab.  Galäpagos  (Darwin). 

23.  Bulimulus  ( Naesiotus ) Darwini  Pfr. 

Bulimus  Darwini  Pfr.  in  Proc.  Zool.  Soc.  1846,  p.  29. 

„ ,,  Pfr.  Mon.  Hel.  viv.  II,  p.  199. 

„ „ ( Naesiotus ) Pfr.  Vers.,  p.  161. 

,,  Darwinii  Reeve.  Conch.  ic.,  PI.  XX J,  sp.  136. 

Bulimulus  Danvini  ( Omphalostyla ) Ad.  Gen.,  p.  157. 

„ „ ( Naesiotus ) Cless.  Nomencl.,  p.  254. 

Hab.  Galäpagos  (Darwin). 

24.  Bulimulus  (. Naesiotus ) Wolfi  nov.  sp.  — Taf.  II,  Fig.  1 a,  b. 

Char.  T.  ventroso-conica,  perforata  vel  umbilicata,  solida,  subnitida, 
lutescens,  arcuatim  strigata,  apud  aperturam  nodoso-plicata,  albide  unifasciata; 
spira  ventrosa,  acutiuscula;  sutura  subprofunda;  anfractus  7 lineis  spira- 
libus  tenerrime  sculpti,  ultimus  sutura  profundiore  sejunctus,  in  produc- 
tione  fasciae  magis  minusve  sulcatus  ibique  utrimque  nodoso-plicatus; 
nucleus  graciliter  striatus;  apertura  obliqua,  quinquangularis,  tridentata; 
peristoma  callosum,  marginibus  callo  incrassato  albo  junctis,  dextro  sinuoso 
basi  cum  columellari  obliquo  angulum  formans.  Dens  columellaris  tinem 
efficit  rugae  spiralis  a nucleo  orientis,  item  parietalis  paulo  restans,  tertius 
sulcam  respondet. 

Long.  13,  25 — 14,  diam.  maj.  abunde  8,  min.  7,5  mm. 

Apert.  long.  6,  lat.  extus  4,7  mm. 

Hab.  Indefatigable-Island  (Wolf). 

„An  Lavafelsen,  unter  Steinen  etc.  Spielt  die  Rolle  wie  Bul.  nux 
Brod.  auf  Charles-Island  und  Bul.  rugulosus  Sow.  auf  Chatam-Island“.  (Wolf.) 


23 


Gehäuse  bauchig  kegelförmig,  durchbohrt  bezw.  genabelt,  derb,  schwach 
glänzend,  blass,  aschgelb,  bogig  gestreift,  nahe  der  Mündung  unregelmässig 
höckerig  gefältelt,  mit  blasser  schmaler  Nahtbinde.  Gewinde  bauchig, 
ziemlich  spitz  verlaufend.  Naht  wenig  vertieft;  Umgänge  7,  mit  feinen 
Spirallinien  geziert;  der  letzte,  durch  die  tiefer  einschneidende  Naht  stärker 
abgeschnürt,  ist  an  der  Stelle  der  Nahtbinde  mehr  oder  weniger  gefurcht 
und  daselbst  beiderseits  knotig  gefältelt  (Fig.  1 b).  Wirbel  fein  gestreift. 
Mündung  schräg,  fünfeckig,  dreizähnig.  Der  verdickte  Mundsaum  ist 
durch  einen  starken  weissen  Callus  verbunden.  Der  Aussenrand  ist  oben 
wie  unten  eingewickelt  und  bildet  an  der  Basis  mit  dem  schrägen,  mässig 
verbreiterten  Spindelrande  ebenfalls  eine  scharfe  Ecke.  Der  Columellar- 
zahn  stellt  das  Ende  einer  Spindelfalte  dar,  ebenso  entspringt  der  etwas 
zurücktretende  Parietalzahn  weiter  oben;  der  dritte  Zahn  entspricht  dem 
Ende  der  oben  erwähnten  Furche  auf  dem  Aussenrande. 

Zwei  erwachsene  und  ein  unvollendetes  Stück.  Die  Art  steht  dem 
Bul.  Darwini  Pfr.  sehr  nahe,  unterscheidet  sich  aber  von  diesem  bei 
einem  Umgänge  mehr  durch  geringere  Grösse,  schwach  hervortretende 
Sculptur  und  das  Vorhandensein  eines  dritten  Zahnes  auf  dem  Aussenrand. 

25.  Bulimulus  ( Naesiotus ) Simrothi  nov.  sp.  — Taf.  II,  Fig.  2. 

Char.  T.  ovato-conica,  perforata  vel  umbilicata,  subsolida,  cinerascens, 
ramose  strigata,  pallide  unifasciata,  apud  aperturam  fasciae  loco  suicata 
ibique  nodoso-plicata;  spira  ventrosa,  acutiuscula;  sutura  subprofunda, 
crenata;  anfractus  62/4  convexi,  ultimus  sutura  profundiore  sejunctus; 
nucleus  tenerrime  striatus;  apertura  perobliqua,  quinquangularis;  peristoma 
simplex,  rectum,  margine  dextro  paulo  infracto  infra  angulato,  columellarem 
strictum  retorsum  petens. 

Long.  fere  9,  diam.  maj.  5,67,  min.  5,4  mm. 

Apert.  long.  4,5,  lat.  abunde  3 mm. 

Hab.  Albemarle-Island  (Wolf). 

„1000— -2000  Fuss.  Feuchte  Region,  nicht  gemein.“  (Wolf.) 

Gehäuse  bauchig  kegelförmig,  durchbohrt  bezw.  genabelt,  ziemlich  fest- 
schalig,  gelbgrau,  ästig  gestreift,  mit  blasser  Nahtbinde,  an  deren  Stelle 
nahe  der  Mündung  eine  Furchung  eintritt,  welche  beiderseits  kräftig  her- 
vortretende knotenartige  Falten  zeigt.  Gewinde  aufgetrieben,  spitz  ver- 
laufend; Naht  gekerbt,  wenig  vertieft;  Umgänge  6 1/4 , gewölbt,  die  obersten 
zierlich  gestreift,  der  letzte  durch  eine  tiefere  Naht  mehr  abgeschnürt. 
Mündung  sehr  schräg,  deutlich  fünfeckig;  Mundsaum  einfach,  geradeaus, 
am  Aussenrande  zwischen  den  beiden  scharfen  Ecken  etwas  eingekniffen; 
Spindel  gerade,  zurückgeschlagen,  bildet  mit  dem  Aussenrand  an  der  Basis 
eine  deutliche  Ecke. 

Diese  interessante  Art  ist  nur  in  drei  Stücken  vorhanden,  welche  zudem 
noch  nicht  völlig  erwachsen  sein  dürften.  Ein  Stück  ist  deformirt,  was 
auch  bei  mehreren  anderen  Arten  zu  beobachten  ist,  so  z.  B.  Bul.  curtm 
nov.  sp.,  bei  welch’  letzterem  sich  ebenfalls  die  Umgänge  dichter  äuf- 
winden,  so  dass  das  Gehäuse  auffallend  gedrungen  erscheint;  nicht  immer 
ist  eine  äussere  Verletzung  nachzuweisen. 

Der  Formenreichthum  dieser  Gruppe,  welche  wiederum  engere  Formen- 
kreise unter  sich  darbietet,  ist  in  seiner  Mannigfaltigkeit  ein  erneutes 


24 


Zeugniss  für  die  stete  Anpassung  an  die  örtlichen  und  klimatischen  Ver- 
hältnisse. Eine  weitere  Erforschung  der  einzelnen  Inseln  dürfte  noch 
manche  interessante  Aufschlüsse  ergeben,  was  besonders  von  der  grössten 
aber  noch  verhältnissmässig  wenig  untersuchten  Insel  Albemarie  gilt,  von 
welcher  nur  zwei  Vertreter  der  Gruppe  Naesiotus  Albers  bekannt  sind. 
Der  Formenkreis  des  Bid.  nux  Brod.  (sp.  1 — 11)  beschränkt  sich  auf 
Charles-Island  und  Chatam-Island,  auf  letzterer  bisher  nur  in  zwei  Arten 
beobachtet;  dagegen  sind  hier  einschliesslich  der  Insel  Barrington  die  For- 
menkreise des  Bul.  rugulosus  Sow.  und  curtus  nov.  sp.  nur  auf  Chatam 
vertreten.  Die  unter  Bul.  JDarwini  Pfr.  als  Typus  zusammenzufassenden 
Formen  (sp.  20 — 25)  finden  sich,  soweit  genauere  Angaben  vorliegen,  nur 
auf  den  westlichen  Inseln  Charles,  Indefatigable,  James  und  Albemarle, 
auf  welch’  letzteren  beiden  auch  noch  der  Formenkreis  des  Bul.  Jacoln 
Sow.  (sp.  12 — 14)  hinzukommt. 


26.  Bulimulus  ( Pleuropyrgus ) terebra  nov.  sp.  — Taf.  II,  Fig.  3. 

Char.  T.  perforata,  turrita,  gracilis,  laevis,  nitida,  solidula,  strigis 
sericeis  tenerrime  ornata,  unicolor  corneo-fuscus;  spira  elongata,  subulata, 
acutiuscula;  sutura  Simplex;  anfractus  abunde  15  convexi  aequaliter 
accrescentes,  ultimus  ad  aperturam  inflatus  parumque  ascendens;  colu- 
mella  subrecta,  retorsa;  apertura  parum  obliqua,  basi  rotundata  compressa, 
ad  suturam  augulata;  peristoma  simplex,  margine  dextro  parum  expanso, 
columellari  superne  dhatato,  reflexo  adnato. 

Long.  18—19,  diam.  maj.  4,67,  min.  4 mm. 

Apert.  long.  3,33,  lat.  2,25  mm. 

Hab.  Chatam-Island.  (Wolf.) 

„900 — 2000  Fuss.  Feuchte  Region,  an  bemoosten  Felsen  und  unter 
Steinen;  häufig.“  (Wolf.) 

Gehäuse  durchbohrt,  thurmförmig,  schlank,  glatt,  glänzend,  ziemlich 
festschalig,  zart  seidenartig  gestreift,  dunkel  hornfarben.  Gewinde  ge- 
streckt, pfriemenförmig,  ziemlich  spitz.  Naht  einfach.  Reichlich  15  gleich- 
mässig  ansteigende  Umgänge  bilden  das  Gehäuse,  der  letzte  ist  nach  der 
Mündung  zu  aufgetrieben  und  schwach  ansteigend.  Spindel  fast  gerade, 
umgeschlagen.  Mündung  nur  wenig  schräg,  an  der  gerundeten  Basis  ver- 
engt; Mundsaum  einfach  mit  nur  wenig  erweitertem  Aussenrand;  Spindel- 
rand nahe  der  Nabelgegend  verbreitert  und  umgeschlagen. 

Die  Art  liegt  nur  in  4 Stücken  vor,  wovon  blos  eins  gut  erhalten.  Im 
Gegensätze  zur  folgenden  Art  ist  das  Gehäuse  glatt,  durchbohrt,  der  letzte 
Umgang  nahe  der  Mündung  ansteigend;  auch  ist  die  Mündung  an  der 
Basis  zusammengedrückt. 

27.  Bulimulus  ( Pleuropyrgus ) chemnitmoides  Forbes.  — Taf.  II,  Fig.  4. 

Bulimus  chemnitzioides  Forbes  in  Proc.  Zool  Soc.  1850,  p.  55,  t.  9,  f.  6. 

„ „ Chemn.  ed.  II,  Bul.  N.  118,  t,  81,  f.  21—23. 

„ „ Pfr.  Mon.  Hel.  viv.  III,  p.  303. 

„ „ ( Naesiotus ) Pfr.  Vers.,  p.  160. 

Bulimulus  chemnitzioides  ( Omphalostyla ) Ad.  Gen.,  p.  161. 

„ „ ( Pleuropyrgus ) Giess.  Nomencl.,  p.  254. 

Hab.  Chatam-Island  (Wolf). 

„300—600  Fuss,  an  Felsen  und  unter  Steinen  mit  Bul.  rugulosus 
Sow.  Häufig.“  (Wolf.) 


25 


Die  Art  ist  dreibindig;  die  oberen  zwei  liegen  oberhalb  der  Naht, 
das  dritte  färbt  die  Nabelgegend.  Durch  Verschmelzung  der  beiden  oberen 
Binden  erscheinen  die  Gehäuse  viel  dunkler  gezeichnet.  Von  jeder  Bänder- 
varietät liegen  3 Stück  vor. 

28.  Bulimulus  (. Pleuropyrgus ) lima  nov.  sp.  — Taf.  II,  Big.  5. 

Char.  T.  perforata,  turrita,  parum  ventricosa,  gracilis,  costata,  nitida, 
tenera,  albida,  pellucida,  fusco-bicincta;  spira  acutissima;  sutura  crenata; 
anfractus  fere  11  convexi,  aequaliter  accrescentes , ultimus  ad  aperturam 
ventrosus,  tres  primi.  laeves  idem  ultimus;  columella  subrecta,  retorsa; 
apertura  perpendicularis,  subovalis,  parum  ampliata,  basi  rotundata;  pe- 
ristoma  simplex,  margine  dextro  leviter  arcuato  parum  expanso,  colu- 
mellari  superne  dilatato,  reflexo,  adnato. 

Long.  11,  diam.  maj.  3,5,  min.  3 mm. 

Apert.  long.  2,75,  lat.  intus  1,75  mm. 

Hab.  Chatam-Island.  (Wolf.) 

„Mit  Bul.  terebranov.  sp.,  selten,  nur  2 Exemplare  mitgebracht.“  (Wolf.) 

Gehäuse  durchbohrt,  thurmförmig,  etwas  aufgetrieben,  zierlich,  gerippt, 
glänzend,  weisslich , durchscheinend,  mit  zwei  chocoladenbraunen  Binden. 
Gewinde  sehr  spitz  verlaufend.  Naht  gekerbt.  Umgänge  fast  11,  gewölbt, 
gleichmässig  ansteigend,  der  letzte  nahe  der  Mündung  aufgetrieben,  die 
drei  obersten  glatt,  ebenso  wie  die  Gegend  zunächst  der  Mündung.  Spindel 
ziemlich  gerade,  umgeschlagen ; Mündung  senkrecht,  annähernd  eiförmig, 
der  Aussenrand  Avenig  verbreitert,  Basis  gerundet;  Spindelrand  oberhalb 
verbreitert. 

Diese  niedliche  Art,  nur  in  einem  Stück  vertreten,  zeichnet  sich  durch 
die  geringere  Anzahl  der  Umgänge  und  geringere  Grösse  vor  den  beiden 
anderen  der  Gruppe  Pleuropyrgus  Mart.  aus. 

Die  eben  erwähnte  Gruppe  beschränkt  sich  nach  den  bisherigen  Unter- 
suchungen auf  die  Insel  Chatam. 


Pelecostoma  nov.  sect.  gen.  Bulimuli  Leach. 

Char.  T.  elongato-conica,  perforata,  tenera,  nitidissima;  anfractus 
aequaliter  accrescentes;  apertura  obliqua,  securiformis;  peristoma  simplex, 
rectum;  testa  notatur  ruga  columellari  a nucleo  aperturam  petente.  Sectio 
praecedenti  continuatur.  — Typus:  Bul.  canaliferus  nov.'sp. 

Gehäuse  schlank  kegelförmig,  durchbohrt,  zart,  stark  glänzend;  Um- 
gänge gleichmässig  zunehmend;  Mündung  schräg,  beilförmig;  Mundsaum 
einfach,  geradeaus;  die  Arten  kennzeichnen  sich  durch  eine  vom  Wirbel 
ausgehende  Spindelfalte,  die  im  Gaumen  aufhört  oder  bis  zur  Mündung  vortritt. 

Die  Gruppe  steht  nach  Pleuropyrgus  Mrts.  und  ist  wie  diese  auf 
Chatam-Island  beschränkt. 

29.  Bulimulus  (Pelecostoma)  canaliferus  nov.  sp.  — Taf.  II,  Fig.  6. 

Char.  T.  elongato-conica,  fusiformis,  usque  ad  nucleum  perforata, 
tenera,  nitidissima,  subtiliter  arcuatim  striata,  lutescens  vel  corneo-fusca, 
fasciis  fuscis  latis  bicincta;  spira  acuta;  sutura  linealis;  anfractus  8y2  bis 
10  plani  aequaliter  accrescentes,  basi  compressis;  nucleus  laevis,  fuscus; 
apertura  obliqua,  a latere  compressa,  angusta,  securiformis;  peristoma 
simplex,  marginibus  callo  nitido  junctis,  dextro  superne  angulatim  adnato, 


26 


basi  cum  columellari  subincrassato  angulum  formans;  perforatio  excavatione 
spirali  canaliforme  dentem  a nucleo  apeiluram  petendem  formans. 

Long.  10  (8),  diam.  maj.  4,25  (3,75),  min.  4 (3,5)  mm. 

Apert.  iong.  3,5  (3),  lat.  2 (1,75)  mm. 

Hab.  Cbatam-Island.  (Wolf.) 

„900—2000  Fuss,  im  Moos,  an  Schattenpflanzen,  besonders  Farren, 
sehr  häufig“.  (Wolf.) 

Gehäuse  verlängert  kegelförmig,  spindelförmig,  bis  zum  Wirbel  durch- 
bohrt, zart,  stark  glänzend,  zierlich  bogig  gestreift,  gelb  bis  bräunlich 
hornfarben,  mit  zwei  breiten  braunen  Bändern  gezeichnet;  Gewinde  spitz; 
Naht  linienförmig.  Umgänge  8!/2  — 10,  flach,  ganz  gleichmässig  zunehmend, 
an  der  Basis  zusammengedrückt;  Wirbel  glatt,  braunroth.  Mündung 
schräg,  von  der  Seite  her  zusammengedrückt,  eng,  beilförmig;  Mundsaum 
einfach,  Mundränder  durch  einen  glänzenden  Callus  verbunden;  Aussen- 
rand  an  der  Mündungswand  eingewinkelt,  an  der  Basis  mit  dem  Spindel- 
rande eine  scharfe  Ecke  bildend.  Die  in  der  Durchbohrung  umlaufende 
canalförmige  Spindelfalte  lässt  sich  am  besten  mit  den  Zügen  eines  Gewehr- 
laufes vergleichen. 

Die  Art  weist  bedeutende  Unterschiede  in  Zahl  der  Umgänge  und 
Grösse  auf;  die  oben  angegebenen  Maasse  entsprechen  der  grössten  bezw. 
kleinsten  Form  unter  4 erwachsenen  Stücken. 

30.  Bulimulus  {Felecostoma)  cymatoferus  nov.  sp.  — Taf.  II,  Fig.  7. 

Char.  T.  exigua,  conico-turrita,  perforata,  tenera,  diaphana,  glaberrima, 
nitidissima,  concolor  lutescens;  spira  acutiuscula;  sutura  mediocris;  an- 
fractus  abunde  6 convexi  aequaliter  accrescentes ; apertura  obliqua,  subovalis, 
intus  nitida;  peristoma  simplex,  margine  dextro  paulum  ainpliato,  columel- 
lari leviter  torto,  basi  rotundatum ; columella  ruga  spirali  limbata,  aperturam 
testae  adultae  non  attingente;  alia  ruga  spiralis  albida  in  parie  aperturali 
simplici  medio  eveniens  aperturam  attingit. 

Long.  2,75  bis  3,  diam.  maj.  1,5,  min.  1,33  mm. 

Apert.  long.  1,  lat.  vix  1 mm. 

Hab.  Chatam-Island.  (Wolf.) 

Gehäuse  klein,  kegelförmig  gethürmt,  durchbohrt,  dünnschalig,  durch- 
scheinend, ganz  glatt  und  stark  glänzend,  gelblich  hornfarben;  Gewinde 
ziemlich  spitz;  Naht  massig  vertieft;  reichlich  6 Umgänge,  gewölbt  und 
gleichmässig  ansteigend.  Mündung  schräg,  annähernd  eiförmig,  innen 
glänzend ; Mundsaum  einfach  mit  schwach  erweitertem  Aussenrande  und  leicht 
gedrehtem  Spindelrand,  an  der  Basis  gerundet.  Spindel  mit  einer  Spiral- 
lamelle belegt,  welche  beim  erwachsenen  Gehäuse  die  Mündung  nicht 
erreicht.  Eine  zweite  ebenfalls  weisse  Spirallamelle  tritt  auf  der  Mitte  der 
Mündungswand  auf,  und  läuft  bis  an  die  Mündung  vor.  Bei  unvollendeten 
Exemplaren  herrscht  die  Spindellamelle  vor,  im  letzten  Umgänge  verflacht 
sie  sich  aber  schnell  und  verschwindet  dann  gänzlich. 

Die  Gruppe  Felecostoma  nov.  sect.  steht  den  Achatinellen  sehr  nahe 
und  es  erscheint  fraglich,  ob  dieselbe  als  solche  unter  Bulimulus  Leach. 
bestehen  kann.  Leider  sind  die  Weichtheile,  wie  bei  allen  übrigen  Arten, 
so  auch  hier,  durch  Ameisen  etc.  zerstört,  so  dass  vorläufig  allein  mit 
den  Gehäusecharakteren  gerechnet  werden  muss. 


27 


II.  Buliminus  Ehrenbg. 

31.  Buliminus  (. Rhaphiellus ) achatinellinus  Forbes.  — Taf.  II,  Fig.  8. 

Bulimus  achatinellinus  Forbes  in  Proc.  Zool.  Soc.  1850,  p.  56^  t.  9,  f.  5. 

„ „ Chemn.  ed.  II,  Bul.  N.  112,  t.  31,  f.  19,  20. 

„ „ Pfr.  Mon.  Hel.  viv.  III,  p.  429. 

„ „ ( Rhaphiellus ) Pfr.  Vers.,  p.  160. 

Bulimulus  achatinellinus  ( Omphalostyla ) Ad.  Gen.,  p.  161. 

Bulimina  achatellina  ( Rhaphiellus ) Cless.  Noraencl.,  p.  300. 

Hab.  Galäpagos  (Cuming),  Chatham-Island  (Wolf). 

Das  von  mir  abgebildete  Stück,  leider  das  einzige,  weicht  in  ver- 
schiedenen Punkten  mehr  oder  weniger  von  der  in  Pfeiffer ’s  Mon.  1.  c. 
gegebenen  Diagnose  ab. 

Die  Länge  beträgt  nur  19  gegen  22  mm,  der  Durchmesser  9 gegen 
11  mm;  ebenso  sind  die  Mündungsverhältnisse  entsprechend  kleiner. 
Dabei  weist  aber  unser  Gehäuse  1/2  Umgang  mehr  auf  (8Y2)*  Die  im 
Chemnitz  1.  c.  gegebene  Abbildung  ist  allerdings  sehr  wenig  geeignet,  zum 
Vergleich  herangezogen  zu  werden.  — Freilich  zeigt  unser  Stück  am 
letzten  Umgang  eine  Verletzung,  die  auch  in  der  mit  Portraitäbnlicbkeit 
ausgefübrten  Abbildung  angegeben  ist.  Nur  eine  Vergleichung  mit  den 
Forbes’schen  Originalexemplaren  kann  hier  entscheiden.  Ueber  das  Vor- 
kommen bemerkt  Wolf: 

„900 — 2000  Fuss,  an  bemoosten  Felsen,  scheint  selten,  konnte  kein 
lebendes  gutes  Exemplar  finden“. 

III.  Pupa  Drp. 

32.  Pupa  ( Leucochila ) munita  nov.  sp.  — Taf.  II,  Fig.  9. 

Cbar.  T.  profunde  rimata,  ovato-cylindracea,  apice  obtuso,  tenera, 
diaphana,  laevis,  opaca,  pallide  cornea  vel  albicans;  sutura  mediocris;  an- 
fractus  5 — convexi,  apertura  subverticalis , rotundata,  callosa,  plica 
bituberculata  in  tränte  parietis  aperturalis,  alteraque  columellari  parum 
restante,  praeterea  4 denticuli  magis  minusve  debiles  in  margine  dextro; 
peristoma  marginibus  latis  reflexis  callo  rotundato  junctis. 

Long.  2,5,  diam.  fere  1,5  mm. 

Apert.  long.  1,  lat.  fere  1 mm. 

Hab.  Albemarl e-Island  (Wolf). 

„An  Gebüsch  in  der  Nähe  des  Meeresufers.“  (Wolf.) 

Gehäuse  tief  geritzt,  eiförmig  cylindrisch,  mit  stumpfem  Wirbel,  dünn- 
schalig, durchscheinend,  glatt,  matt,  blass  bornfarben  bezw.  weisslicb;  Naht 
mässig  vertieft;  5 — ö1/2  gewölbte  Umgänge;  Mündung  fast  senkrecht,  rund, 
wulstig,  mit  einer  zweihöckerigen  Lamelle  auf  der  Mündungswand,  ferner 
einem  einfachen  etwas  zurücktretenden  Spindelzabne,  sowie  4 kleineren 
Zäbncben  im  Aussenrande,  die  aber  mit  Ausnahme  des  der  Parietallamelle 
gegenüberstehenden  häufig  fehlen.  Der  breite  Mundsaum  ist  umgeschlagen 
und  durch  einen  gerundeten  Callus  verbunden. 

Die  Art  steht  der  in  der  Provinz  Guayaquil  in  Ecuador  häufigen 
Pupa  Wolfii  Miller  sehr  nahe,  welche  zum  Vergleiche  Taf.  II,  Fig.  11 
abgebildet  ist. 

33.  Pupa  ( Leucochila ;)  clausa  nov.  sp.  — Taf.  II,  Fig.  10. 

Char.  T.  profunde  rimata,  ovato-cylindracea,  apice,  obtuso,  tenera, 
laevis,  opaca,  pallide  cornea  vel  albicans;  sutura  subprofunda;  anfractus 

4 


28 


42/s  convexi;  apertura  subverticalis , rotundata,  dentibus  numerosis  coarc- 
tata;  dens  parietalis  bisulcus  in  faucem  descendens,  idem  columellaris ; in 
margine  dextro  juxta  dentem  perlongum  validum  utrimque  2 dentes  de- 
biles; peristoma  marginibus  parum  dilatatis  vix  reflexis  callo  rotundato  junctis. 

Long.  2,2,  di  am.  1,25  mm. 

Apert.  long.  0,9,  lat.  0,8  mm. 

Hab.  Indefatigable-Island  (Wolf). 

„An  Gebüschen  in  der  Nähe  des  Meeresufers.“  (Wolf.) 

Gehäuse  tief  geritzt,  eiförmig  eylindrisch,  mit  stumpfem  Wirbel,  dünn- 
schalig, glatt,  matt,  blass  hornfarben  bezw.  weisslich;  Naht  ziemlich  tief; 
42/3  gewölbte  Umgänge;  Mündung  fast  senkrecht,  rund,  durch  zahlreiche 
Zähne  verengt;  der  zweitheilige  Parietalzahn  zieht  sich  tief  in  den  Schlund 
hinab,  ebenso  der  Spindelzahn;  im  Aussenrande  stehen  neben  dem  kräftig 
entwickelten  Mittelzahne  (gegenüber  dem  Parietalzahn)  beiderseits  2 klei- 
nere Zähnchen,  welche  bisweilen  fehlön.  Der  Mundsaum  ist  wenig  er- 
weitert und  kaum  umgeschlagen,  durch  einen  gerundeten  Callus  verbunden. 

Die  Art  ist  eine  weitere  Entwickelungsform  der  Papa  Wolfii  Milk, 
zu  welcher  Pupa  munita  nov.  sp.  von  der  Insel  Albemarie  hinüberleitet. 


IV.  Succinea  D rp. 

34.  Succinea  ( Tapada ) Bettii  Smith. 

Succinea  Bettii  Smith  in  Proc.  Zool.  Soc.  1877,  p.  72,  t.  XI,  f.  8. 

Hab.  Chatham-Island  (A.  Smith  1.  c.). 

35.  Succinea  ( Tapada ) Wolfi  nov.  sp.  --  Taf.  II,  Eig.  12  a,  b. 

Char.  T.  ovata  vel  auriformis,  ventrosa,  perfragilis,  pellucida,  evidenter 
striata,  succinea  vel  subfusca;  spira  brevis,  apice  acutissimo;  anfractus 
abunde  3 convexi,  ultimus  inflatus;  sutura  profunda;  columella  arcuata; 
apertura  obliqua,  ovalis,  superne  rotundata,  marginibus  callo  tenerrimo 
junctis,  dextro  ampliato,  columellari  pertorso  recedente. 

Long.  11,  diam.  maj.  7,75,  min.  5 mm. 

Apert.  long.  6,35,  lat.  4 mm. 

Hab.  Chatham-Island  (Wolf). 

„900—2000  Fuss,  feuchte  Region;  an  Schattenpflanzen,  zwischen  Moos, 
an  Felsen,  häutig.“  (Wolf.) 

Gehäuse  oval  bezw.  ohrförmig,  bauchig,  sehr  zerbrechlich,  durch- 
scheinend, kräftig  gestreift,  bernsteinfarben  oder  röthlichbraun;  Gewinde 
kurz,  mit  sehr  spitzem  Wirbel;  Umgänge  reichlich  3,  gewölbt,  der  letzte 
aufgetrieben;  Naht  tief;  Spindel  geschweift;  Mündung  schräg,  eiförmig, 
oben  gerundet;  Ränder  durch  einen  feinen  Callus  verbunden,  Aussenrand 
erweitert,  Spindelrand  stark  gedreht  und  zurücktretend. 

Yar.  producta.  — Taf.  II,  Fig.  12  c. 

Char.  T.  elongata,  turrita,  fusca,  spira  ablonga,  apice  acutissimo;  an- 
fractus 3 2/3  convexi,  ultimus  inflatus;  apertura  truncato-ovalis ; peristoma 
fusco-limbatum,  marginibus  subparallelis,  dextro  superne  arcuato,  columellari 
deflecto,  basi  rotundatis. 

Long.  10,25,  diam.  maj.  5,  min.  3,5  mm. 

Apert.  long.  6,35,  lat.  4 mm. 

Hab.  Ibidem  (Wolf). 


29 


Gehäuse  langgezogen,  thurmförmig,  braun,  mit  verlängertem  Gewinde 
und  sehr  spitzem  Wirbel;  32/3  gewölbte  Umgänge,  der  letzte  aufgetrieben; 
Mündung  gedrückt  eiförmig;  Mundsaum  rostfarben  berändert  mit  ziemlich 
gleichlaufenden  Rändern;  Aussenrand  oben  bogig  gerundet,  Spindelrand 
an  der  Basis  stark  ausgebogen. 

Succinea  Wolfi  nov.  sp.  unterscheidet  sich  von  S.  Bettii  Smith  vor- 
nehmlich durch  den  oben  gerundeten  Aussenrand  (apertura  superne  ro- 
tundata),  an  welcher  Stelle  die  letztere  im  Gegensätze  hierzu  verschmälert 
erscheint  (apertura  superne  angustata,  Smith  1.  c.),  was  auch  die  daselbst 
gegebene  Abbildung  bestätigt. 

Unsere  var.  producta  ist  nur  in  einem  Stück  vorhanden;  sie  fällt 
auf  durch  ihre  ausserordentlich  schlanke  Form  und  % Umgang  mehr. 


Y.  Helicina  Lam. 

36.  Helicina  Wolfi  nov.  sp.  — Taf.  II,  Fig.  13. 

Char.  T.  depressa,  lenticularis,  tenuiuscula,  confertim  striata,  corneo- 
fulva;  spira  brevis,  acutiuscula;  sutura  linealis;  anfractus  4y2  plani, 
regulariter  accrescentes ; apertura  obliqua,  transverse  triangularis;  eolumella 
Simplex,  retrorsum  in  callum  nitidum;  peristoma  rectum.  — Operculum 
semiovale,  rubellum. 

Diam.  maj.  3,5,  alt.  2,6  mm. 

Apert.  lat.  1,7,  alt.  1,5  mm. 

Hab.  Chatham-Island  (Wolf). 

„900—2000  Fuss,  feuchte  Region;  an  Schattenpflanzen  zwischen  Moos, 
an  Felsen  häufig“.  (Wolf.) 

Gehäuse  gedrückt,  linsenförmig,  zart,  dicht  gestreift,  bräunlich  horn- 
farben;  Gewinde  kurz,  ziemlich  spitz;  Naht  linienförmig;  Umgänge  41/ 2, 
flach,  regelmässig  zunehmend;  Mündung  schräg,  schief,  dreieckig;  Spindel 
einfach,  in  den  glänzenden  Gallus  übergehend;  Mundsaum  geradeaus.  — 
Deckel  halbeiförmig,  röthlich. 

Auch  für  dieses  Genus  bilden  die  Galäpagos  - Inseln  eine  Brücke 
zwischen  polynesischen  und  amerikanischen  Arten. 


Zur  bequemeren  Uebersicht  sei  noch  eine  Zusammenstellung  der  nun- 
mehr bekannten  Arten  gegeben: 

I.  Gen.  Bulimulus  Leach. 

Sect.  Naesiotus  Alb. 

1.  eschariferus  Sow.  Chatham-Island  (Darwin). 

2.  unifasciatus  Sow.  Charles-Island  (Cuming,  Wolf). 

3.  nucula  Pfr.  Charles  Island  (Wolf). 

4.  verrucosus  Pfr.  Galäpagos  (t.  Pfr.  1.  c.). 

5.  asperatus  Alb.  Charles-Island  (Wolf). 

6.  nux  Brod.  Charles-Island  (Cuming,  Wolf). 

7.  incrassatus  Pfr.  Chatham-Island  (Wolf), 
var .sulcatus  Charles-Island  (Wolf). 

„ nuciformis  Pet.  Charles-Island  (Wolf). 

8.  ustulatus  Sow.  Charles-Island  (Cuming,  Wolf). 

9.  invalidus  nov.  sp.  Charles-Island  (Wolf). 

4* 


30 


10.  venustus  nov.  sp  Charles-Island  (Wolf). 

11.  calvus  Sow.  James-Island  (Cuming),  Charles-Island  (Wolf). 


12.  Jacobi  Sow.  James-Island  (Cuming). 

13.  pallidus  nov.  sp.  Albemarle-Island  (Wolf). 

14.  cinereus  nov.  sp.  James-Island  (Wolf). 


15.  nigulosus  Sow.  Chatham-Island  (Cuming,  Wolf). 

16.  ventrosus  nov.  sp.  Barrington-Island  (Wolf), 

var.  ß.  Chatham-Island  (Wolf). 

17.  galapaganus  Pfr.  Galäpagos  (t.  Pfr.  1.  c.). 


18.  acutus  nov.  sp  Chatham-Island  (Wolf). 

19.  curtus  nov.  sp.  Chatham-Island  (Wolf). 


20.  rugiferus  Sow.  James-Island  (Cuming). 

21.  nudus  nov.  sp.  Charles-Island  (Wolf). 

22.  sculpturatus  Pfr.  Galäpagos  (Darwin). 

23.  Darwini  Pfr.  Galäpagos  (Darwin). 

24.  Wolfi  nov.  sp.  Indefatigable-Island  (Wolf). 

25.  Simrotm  nov.  sp.  Albemarle-Island  (Wolf) 


Sect.  Pleuropyrgus  Mrts. 

26.  terebra  nov.  sp.  Chatham-Island  (Wolf). 

27.  chemnitzioides  Forb.  Chatham-Island  (Wolf). 

28.  lima  nov.  sp.  Chatham-Island  (Wolf). 


Sect.  Pelecostomci  nov.  sect. 


29.  canaliferus  nov.  sp. 

30.  cymatoferus  nov.  sp. 

II.  Gen.  Buliminus  Ehrenbg. 
Sect.  Bliaphiellus  Pfr. 

31.  achatinellinus  F 

III.  Gen.  Pupa  Drp. 

Sect.  Leucochila  Mrts. 

32.  munita  nov.  sp. 

33.  clausa  nov.  sp. 

IY  Gen.  Succinea  Drp. 

Sect.  Tapada  Stud. 

34.  Bettii  Smith. 

35.  Wolf  nov.  sp. 
var.  producta. 

Y.  Gen.  Helicina  Lam. 

36.  Wolf  nov.  sp. 


Chatham-Island  (Wolf). 
Chatham  Island  (Wolf). 


Chatham-Island  (Wolf). 


Albemarle-Island  (Wolf). 
Indefatigable-Island  (Wolf). 


Chatham-Island  (t.  Smith  1.  c.). 
Chatham-Island  (Wolf). 
Chatham-Island  (Wolf). 


Chatham-Island  (Wolf). 


n 


31 


Es  waren  demgemäss  bisher  bekannt  18  Arten;  im  Ganzen  wurden 
von  Dr.  Wolf  gesammelt  (ungerechnet  der  noch  in  Stuttgart  auf  bewahrten) 
28  Arten,  darunter  17  neu. 


Bei  einer  kritischen  Musterung  der  Formen  fällt  deren  eigenartiges 
Verhalten  bezüglich  der  Localität  zu  ihren  betreffenden  Faunengebieten 
ganz  besonders  auf.  So  finden  sich  die  den  polynesischen  Formen  an- 
schliessenden Bidimulus  canaliferus  nov.  sp.,  cymatoferus  nov.  sp.  und 
Bulimihus  achatin ellinus  Forb.  auf  der  östlichsten  Insel  Chatham,  hin- 
gegen die  Verwandten  der  Pupa  Wolfii  Miller  von  Ecuador  auf  den  west- 
lichen Inseln  Albemarie  und  Indefatigable,  und  zwar  so,  dass  die  der 
genannten  Art  am  nächsten  stehende  P.  munita  nov.  sp.  auf  Albemarie 
und  die  weniger  ähnliche  P.  clausa  nov.  sp.  auf  Indefatigable,  also  dem 
Festlande  näher,  vorkommt.  — Für  ein  derartiges  Uebergreifen  der  Formen 
ist  keine  erschöpfende  Erklärung  zu  finden.  Nach  der  jetzigen  Richtung 
der  Meeresströmungen  können  wir  uns  das  Auftreten  von  polynesischen 
Formen  nicht  deuten;  jedenfalls  ist  es  nicht  ausgeschlossen,  dass  zur  Zeit 
einer  Besiedelung  mit  diesen  die  Meeresströmungen  ganz  andere  gewesen 
sind  als  heutzutage.  Für  die  Beurtheilung  der  amerikanischen  Formen 
wäre  es  von  grossem  Interesse,  die  Fauna  der  westlich  von  Chile  gelegenen 
Inseln  Mas-a-fuera,  Juan  Fernandez,  Felix  und  Ambrose  eingehend 
zu  erforschen,  da  diese  Inseln  vom  peruanischen  Humboldtstrom  berührt 
werden,  welcher  weiter  nördlich  von  der  Küste  von  Peru  in  gerader 
Richtung  auf  die  Galäpagos-Inseln  zuströmt.  Die  von  Smith  hervorgehobene 
Aehnlichkeit  der  Succinea  Bettii  Smith  mit  der  auf  Mas-a-fuera  lebenden 
Succinea  rubicunda  Pfr.  lässt  diese  Annahme  als  berechtigt  erscheinen. 

Noch  zu  erwähnen  ist  eine  eigenartige  Convergenz  der  Charaktere  von 
Bid.  Wolfi  bezw.  B.  Simrothi  und  den  beiden  Species  von  Pupa.  Auf 
Indefatigable-Islan d finden  sich  der  kräftig  gezähnte  Bid.  Wolfi  und 
die  mit  vielen  Zähnchen  und  Lamellen  ausgestattete  Pupa  clausa ; auf 
Albemarie- Island  zeigt  Pupa  munita  eine  viel  schwächere  Bezahnung 
und  Bul.  Simrothi , dem  Bid.  Wolfi  sehr  nahe  stehend,  charakterisirt  sich 
durch  den  Mangel  jeglicher  Zahnbildung.  Dieser  Umstand  lässt  auf  grössere 
Trockenheit  des  betreffenden  Standortes  bei  Indefatigable -Island  als  bei 
Albemarle-Island  schliessen. 

Wohl  selten  wird  man  Localitäten  finden,  welche  es  infolge  ihrer  Ab- 
geschlossenheit gestatten,  von  den  vorhandenen  Formen  Folgerungen  auf 
die  Bildungsursachen  und  Einflüsse  zu  machen,  welche  im  Grossen  und 
Ganzen  die  Veranlassung  zu  den  verschiedenartigen  Wandelformen  gegeben 
haben,  wie  dies  bei  der  Fauna  der  Galäpagos-Inseln  der  Fall  ist. 


Tafelerklärung. 


Tafel  I. 

Tafel  II. 

Fi  g- 

1. 

Bulimulus  unifasciatus  Sow. 

Fig. 

1. 

Bulimulus  Wolfi  nov.  sp. 

Fi  g. 

2. 

B.  nucula  Pfr. 

Fig. 

2. 

B.  Simrothi  nov.  sp. 

Fig. 

3. 

B.  asperatus  Alb. 

Fig. 

3. 

B.  terebra  nov.  sp. 

Fig. 

4 a. 

B.  incrassatus  Pfr. 

Fig. 

4. 

B.  chemnitzioides  Forbes. 

Fig. 

4b, 

c. 

B.  incrass.  var.  sulcatus. 

Fig. 

5. 

B.  lima  növ.  sp. 

Fig. 

4d. 

B.  incrass.  var.  nuciformis 

Fig. 

6. 

B.  canaliferus  nov.  sp. 

Petit. 

Fig. 

7. 

B.  cymatoferus  nov.  sp. 

Fig. 

5. 

B.  ustulatus  Sow. 

Fig. 

8. 

Buli minus  achatinellinus  For- 

Fig. 

6. 

B.  invalidus  nov.  sp. 

bes.  (?) 

Fig. 

7. 

B.  venustus  nov.  sp. 

Fig. 

9. 

Pupa  munita  nov.  sp. 

Fig. 

8. 

B.  calvus  Sow. 

Fig. 

10. 

P.  clausa  nov.  sp. 

Fig. 

9. 

B.  pallidus  nov.  sp. 

Fig. 

11. 

P.  Wolfii  Miller. 

Fig. 

10. 

B.  einer eus  nov.  sp. 

Fig. 

12a, 

b.  Succinea  Wolfi  nov.  sp. 

Fig. 

11a, 

b. 

B.  rugulosus  Sow. 

Fig. 

12  c. 

S.  Wolfi  var.  producta. 

Fig. 

12a, 

b. 

B.  ventrosus  nov.  sp. 

Fig. 

13. 

Helicina  Wolf  nov.  sp. 

Fig. 

13. 

B.  acutus  nov.  sp. 

Fig. 

14. 

B.  curtus  nov.  sp. 

Fig. 

15. 

B.  nudus  nov.  sp. 

IV.  lieber  habituelle  Aeliiilichkeiten  generell 
verschiedener  Pflanzen. 

Von  Dr.  K.  Reiche. 


Wenn  verschiedene  Arten  derselben  Gattung  in  der  Summe  ihrer 
äusseren  , dem  unbefangenen  Blick  sich  darbietenden  Merkmale , also  in 
ihrem  Habitus,  nahe  überein  stimmen , so  kann  darin  bei  der  phylogene- 
tischen Verwandtschaft  der  betreffenden  Arten  nichts  Bemerkenswertes 
liegen  , zumal  da  die  Grenzen  derselben,  besonders  in  den  polymorphen 
Typen,  bisweilen  fliessende  und  daher  bis  zu  gewissem  Grade  conventio- 
neile sind.  Etwas  anders  liegen  die  Verhältnisse,  wenn  wir  habituelle 
TJebereinstimm ungen  oder  doch  Aehnlichkeiten  über  den  Rahmen  einer 
Gattung  hinaus  in  eine  andere  übergreifen  sehen , wobei  letztere  nicht 
einmal  immer  derselben  Familie  anzugehören  braucht.  Dann  ist  die  Aehn- 
lichkeit  sicherlich  nicht  mehr  der  Ausdruck  einer  inneren  Stammesverwandt- 
schaft, sondern  sie  ist  eine  rein  äusserliche,  repraesentative , aber  doch, 
wie  wir  sehen  werden,  nicht  ganz  uninteressante. 

Ich  lasse  zunächst  eine  kleine  Liste  von  Gewächsen  folgen , welche, 
paarweise  der  gleichen  Familie  angehörig,  die  habituelle  Aehnlichkeit  deut- 
lich darzuthun  vermögen,  bis  zu  dem  Grade,  dass  sie  von  Anfängern  ohne 
genauere  Untersuchung  überhaupt  nicht  als  verschieden  erkannt  werden. 
Cardamine  amara  — Nasturtium  officinale  (Cruciferen). 

Myosotis  sparsiflora  — Omphalodes  scorpioides  (Borragineen). 
Asperula  arvensis  — Sherardia  arvensis  (Stellaten). 

Campanula  patida  (weissblüthige  Rasse)  — Wahlenbergia  linarioides 
(Campanulaceen). 

Chrysanthemum  inodorum  — Anthemis  arvensis\  n 
Inula  britannica  — Pulicaria  dysenterica  \ l^0mP0Sltenk 
Malachium  aquaticum  — Stellarm  nemorum  (Caryophylleen). 
Selinum  carvifolium  -—  Thysselinum  palustre  ) ( 

Chaerophyllum  aromaticwm  — A egop o diump odagragriaj  ^ u m Dei  llei  eD  )• 
Älopecurus  pratensis  — Phleum  pratense  (Gramineen). 

In  diesen , mit  einer  einzigen  Ausnahme  der  deutschen  Flora  ent- 
lehnten Beispielen  betrifft  die  Aehnlichkeit  Standort  und  Grösse  des  Ge- 
wächses, Verzweigung  und  Blattform , Gestalt  und  Farbe  der  Blüthe  — 
also  alle  der  sinnlichen  Wahrnehmung  sich  zunächst  darbietende,  von  der 
Phytographie  als  unwesentlich  betrachtete  Merkmale.  Eine  genauere  Ana- 
lyse von  Blüthe  und  Frucht  rechtfertigt  dann  nachträglich  die  generische 
Trennung. 

Seltener  sind  die  Fälle,  wo  derartige  Aehnlichkeiten  von  Vertretern 
weit  verschiedener  Familien  repräsentirt  werden;  da  alsdann  noth wendiger 


Ges.  Isis  in  Dresden,  1898.  — Abli.  4. 


34 


weise  der  Blüthenbau  bedeutende  Abweichungen  aufweist,  so  kann  die 
Analogie  der  beiden  verglichenen  Arten  keine  so  vollständige  sein;  noch 
am  reinsten  ausgeprägt  finde  ich  sie  zwischen 

Monsonia  speciosa  (capensische  Geraniacee)  — Pulsatilla  (gross- 
blüthige,  europäische  Spec.). 

Wendtia  gracilis  (chilenische  Geraniacee)  — - Potentilla  (keine  be= 
stimmte  Art,  sondern  der  Gesammteindruck). 

Hier  lässt  sich  die  Aehnlichkeit,  ohne  der  Künstelei  zu  verfallen,  trotz 
der  grossen  oder  mittelgrossen  Blüthen  noch  aufrecht  erhalten.  Dies  wird 
um  so  mehr  der  Fall  sein,  als  die  Blüthen,  bei  sonstiger  Uebereinstimm- 
ung  in  den  Vegetation sorganen , klein  und  unscheinbar  werden  , weil  sie 
dann  trotz  ihres  abweichenden  Baues  die  Gesammterscheinung  nicht  be- 
einflussen. Für  diesen  Fall  mögen  die  hier  nebeneinander  gestellten  Ra- 
nuncidus  miser , Ranunculacee  (Fig.  2)  und  Boivlesia  tripartita , Umbellifere 
(Fig.  1),  zur  Erläuterung  dienen. 


Häufig  kommt  es  vor,  dass  in  den  Vegetationsorganen  eine  weit- 
gehende Uebereinstimmung  herrscht,  dass  die  betreffenden  Gewächse  also  im 
nichtblühenden  Zustand  als  einander  nahestehend  betrachtet  werden  können, 
während  ein  Blick  auf  die  Blüthe  genügt,  sie  auseinander  zu  halten;  so 


35 


Eryngium  spec.  ...  Cirsium , Carduus  (allgemein:  „Disteln^). 

Viola  rosulata  und  Verwandte  . . . Nassauvia , gewisse  Saxifragen 
mit  grundständiger  Blattrosette. 

Euphorbia  spec.  . . . Cactaceen  (Cereus)  . . . Stapelien. 

Ueberhaupt  sehen  wir,  dass  gewisse  allgemeine  Züge  der  äusseren 
Form  gern  wiederkehren ; das  letzte  der  obengenannten  Beispiele  beweist 
es  schon;  den  Compositen  und  ümbelliferen  ähnliche  Formen  finden  wir 
unter  den  Monocotylen  durch  die  Eriocauleen  repräsentirt , und  einige 
australe  Arten  von  Eryngium  machen  einen  ganz  monocotylen  Eindruck 
nicht  nur  im  äusseren,  sondern  auch  im  anatomischen  Aufbau  ihrer  Vege- 
tationsorgane. Fiederpalmen,  Baumfarne  und  Cycadeen  sind  Schopfbäume 
mit  gefiederten  Blättern  aus  sehr  verschiedenen  Klassen  des  Systems. 
Derartige  übereinstimmende  Organisationen  können  z.  Th.  in  Abhängigkeit 
von  gleichen  Lebensbedingungen  vom  Finalstandpunkte  aus  verständlich 
gemacht,  aber  nicht  erklärt  werden;  so  die  Reihe  Euphorbia  spec.  — Cac- 
teen  — Stapelien , welche  sämmtlich  blattlose  Succulenten  der  Tropen 
und  Subtropen  sind;  in  anderen  Fällen  sind  es  morphologische  Ueber- 
einstimmungen,  welche  wir  nur  als  Thatsache  hinnehmen  können. 

In  den  vorstehenden  Ausführungen  handelt  es  sich  um  gemeinsame 
Züge  des  äusseren  Aufbaues,  während  die  Blüthen  wesentliche  Unterschiede 
zeigten.  Aber  es  kommt,  wiewohl  seltener,  vor,  dass  die  Blüthen  in  ihrer 
äusseren  Configuration  (trotz  aller  Verschiedenheit  der  systematischen  Zu- 
gehörigkeit) einander  sehr  nahe  kommen,  während  die  Vegetationsorgane 
gar  nicht  vergleichbar  sind. 

So  sind  z.  B.  die  Blüthen  von  Alisma  plantago  und  Banunculus 
aquatilis  nur  unwesentlich  durch  ihre  Grösse*)  und  die  Gliederzahl  ihrer 
Blattkreise  verschieden  — wenn  wir  vom  morphologischen  Detail  absehen. 
Letzteres  kommt  aber  für  die  Biologie  der  Blüthe  gar  nicht  in  Betracht; 
beide  Blüthen  werden  nach  Kirchner**)  in  ganz  derselben  Weise  bestäubt 
(von  Dipteren)  oder  sind  bei  ausbleibendem  Insectenbesuch  autogam.  — 
Die  Blüthe  der  überaus  zierlichen  Conanthera  bifolia  R.  et  P.,  welche  in 
Chile  vorkommt,  erinnert  auffällig  an  die  von  Solanum  dulcamara\  dass 
sie  ßzählig  ist , während  die  andere  dem  özähligen  Typus  folgt , erklärt 
sich  aus  der  respectiven  Zugehörigkeit  zu  den  Liliaceen  und  den  Solana- 
ceen , und  ist  wiederum  biologisch  belanglos.  Den  Grad  der  Ueberein- 
stimmung  kann  man  aus  folgender  Gegenüberstellung  erkennen: 


Conanthera  bifolia. 

Perigon  ßzählig,  Zipfel  bis  zum  Grunde 
frei,  etwas  zurückgebogen,  dunkelblau. 
Stb.  6,  mit  kurzen,  am  Grunde  zusammen- 
hängenden Stf.  und  laugen,  gelben,  zu 
einem  Kegel  zusammengeneigten  A.;  ihre 
Oeffnung  durch  einen  Porus  an  der  Spitze. 


Solanum  dulcamara. 

Kione  tief  5theilig,  ausgebreitet  oder 
etwas  zurückgebogen;  dunkelblau.  Stb.  5 
mit  kurzen,  am  Grunde  zusammenhängen- 
den Stf.  und  langen,  gelben,  zu  einem  Kegel 
zusammenneigenden  A. ; ihre  Oeffnung  er- 
folgt durch  einen  Porus  an  der  Spitze. 


Die  Aehnlichkeit  der  Conanthera  mit  einem  Solanum  wird  dadurch 
noch  ausgesprochener,  dass  zur  Blüthezeit  die  Laubblätter  fast  ganz  ver- 


*)  Alisma  ranunculoides  und  Banunculus  Flammula  sind  einander  im  abgeblühten 
Zustande,  wo  die  Zahl  und  Farbe  der  Petalen  nicht  mehr  zum  Unterschiede  zu  ver- 
werthen  sind,  an  den  moorigen  Teichufern  des  nordwestlichen  Deutschlands  zum  Ver- 
wechseln ähnlich!  (Anm.  d.  Red.). 

**)  Kirchner:  Flora  von  Stuttgart,  pg.  183  und  264. 


trocknet  sind;  so  hebt  sich  also  nur  der  Schaft  mit  seiner  Blüthenrispe 
ungefähr  fusshoch  über  den  Boden. 

Es  wurde  schon  oben  beiläufig  bemerkt , dass  die  Ursachen  dieser 
habituellen  Anklänge  und  Uebereinstimmungen  innere , morphologische, 
also  unserer  Erkenntniss  unzugängliche  sind.  Immerhin  lassen  sich  an 
diese  Erscheinung  einige  allgemeine  Betrachtungen  knüpfen. 

Es  sind  aus  dem  Thierreich  zahlreiche  Fälle  bekannt,  wo  eine  Art 
von  einer  zweiten  einer  anderen  Gattung  in  ihrer  äusseren  Erscheinung 
nachgeahmt  wird,  wodurch  sie  alle  die  Yortheile  geniesst,  welche  die  erstere 
etwa  im  Kampf  ums  Dasein  durch  ihre  Leibesform  oder  Farbe  gewinnt. 
Zu  dieser  als  Mimicry*)  bezeichneten  und  allgemein  bekannten  Erscheinung 
giebt  es  im  Pflanzenreich  kein  Analogon  und  kann  es  keines  geben,  weil 
sich  das  Leben  der  sesshaften  Pflanze  unter  ganz  anderen  Bedingungen 
abspielt , als  das  des  ortwechselnden  Thieres.  Aber  versuchen  wir  einmal 
den  widerstrebenden  Gedanken  zu  vollziehen,  dass  eine  Pflanze  wie  ein 
Thier  auf  Nahrungserwerb  auszugehen  hätte,  so  müssen  wir  zugeben,  dass 
dann  die  habituelle  Aehnlichkeit  der  oben  genannten  Pflanzenpaare  der 
natürlichen  Auslese  eine  Handhabe  bieten  würde , jene  Analogien  mehr 
und  mehr  in  der  Richtung  zu  steigern,  in  welcher  sie  sich  der  einen  Art 
als  günstig  erweisen.  Und  da  wir  ferner  keinen  Grund  zu  der  Annahme 
haben , warum  habituelle  Analogien  nicht  eben  auch  im  Thierreich  sich 
finden  sollten,  so  könnten  wir  in  ihnen  einen  möglichen  Ausgangspunkt  (ich  sage 
nicht  den  einzig  möglichen)  der  als  Mimicry  bezeichneten  Lebensäusserung 
erblicken.  Wir  hätten  uns  dann  vorzustellen,  dass  rein  morphologische 
Uebereinstimmungen  oder  doch  Anklänge  dem  Kampf  ums  Dasein  dienst- 
bar gemacht,  d.  h.  in  bestimmter  Richtung  gesteigert  würden.  Eben  diese 
Anschauung  macht  uns  aber  gleichzeitig  zur  Pflicht,  jede  formelle  Ana- 
logie generisch  verschiedener  Thiere  nicht  ohne  das  entscheidende  Beob- 
achtungsmaterial für  einen  Fall  von  Mimicry  zu  erklären;  er  könnte  sehr 
wohl  auch  auf  blosser  repräsentativer  Aehnlichkeit  beruhen. 

Constituciön  (Chile),  October  1891. 


*)  J.  Thallwitz:  Ueber  Mimicry;  diese  Berichte  1890,  Abhdlg.  3, 


37 


Y.  Ueber  neue  Tertiärpflanzen  von  Grünberg  in  Schlesien. 

Von  H.  Engelhardt. 


Die  Kenntniss  von  den  in  den  Schichten  der  Tertiärformation  der 
Provinz  Schlesien  eingebetteten  Pflanzenresten  ist  bisher  eine  im  Verhält- 
niss  zur  Grösse  des  Gebietes  geringe  geblieben.  Wohl  hat  uns  Göppert 
in  seinen  „Beiträgen  zur  Tertiärflora  Schlesiens“,  noch  mehr  in  „Die  ter- 
tiäre Flora  von  Schossnitz  in  Schlesien“  einen  Einblick  in  die  Pflanzen- 
welt, welche  während  der  Tertiärzeit  Schlesien  belebte,  thun  lassen,  doch 
umfassen  diese  Arbeiten  nur  einige  Localitäten,  nicht  das  ganze  Gebiet. 
Die  wenigen  Bemerkungen,  welche  mir  über  „Tertiärpflanzen  von  Kunzen- 
dorf  bei  Sagan  in  Schlesien“  (Sitzungsb.  d.  Isis  in  Dresden,  1877,  Heft  I) 
und  über  „Tertiärpflanzen  von  Grünberg  in  Schlesien  aus  dem  Provinzial- 
Museum  zu  Königsberg  in  Pr.“  (Schriften  d.  physik.-ökon.  Gesellschaft, 
1866)  zu  machen  vergönnt  waren,  konnten  nur  wenig  zur  Bereicherung 
des  Wissens  über  besagten  Gegenstand  beitragen.  Darum  muss  jeder  neue 
Fund  mit  Freude  begrüsst  werden.  Herr  Bergwerksdirector  Schröder 
hatte  einen  solchen  im  Grünberger  Gebiete  gemacht  und  seine  mit  grosser 
Sorgfalt  gesammelten  Fossilien  Herrn  Bergrath  von  Rosenberg  über- 
mittelt, welcher  die  Güte  hatte,  sie  mir  zur  Bestimmung  zuzusenden.  Sie 
sind  reich  an  Zahl,  zeigen  aber  die  schon  mehrfach  erwähnte  Eigentüm- 
lichkeit, dass  sie  nur  wenigen  Arten  zugewiesen  werden  können.  Doch 
setzen  sie  uns  in  die  Lage,  unsere  Kenntniss  zu  erweitern,  weshalb  ich 
mich  zu  Bemerkungen  über  dieselben  berufen  fühle.  Sie  stammen  theils 
aus  dem  Liegenden  der  Kohle,  theils  aus  der  Kohle  selbst,  die  meisten 
fanden  sich  jedoch  in  dem  Thone  des  Hangenden. 

Aus  dem  unter  der  Kohle  befindlichen  Thone  sind  vorhanden: 

Poacites  laevis  Heer. 

Ein  Blattspreiten  stück. 

Andromeda  protogaea  Ung. 

Ein  Blatt 

Cassia  phaseolites  Ung. 

Ein  Blättchen. 

Aus  der  Kohle  stammen: 

Pinus  (Abies)  sp. 

Eine  Anzahl  Zapfen.  Diese  sind  am  Grunde  17  mm.  breit,  die  voll- 
ständigen 55  mm.  lang.  Nach  oben  werden  sie  immer  schmäler  und  enden 
in  gebogener  Spitze.  Sie  stehen  Pinus  (Abies)  Mac  Glurii  Heer  sehr 
nahe. 

Ges.  Isis  in  Dresden,  189g.  — Abli.  5. 


38 


Ainus  gracilis  Ung. 

Ein  wohlerhaltenes  Zäpfchen. 

Symplocos  radobojana  Ung. 

Eine  Frucht.  Sie  sticht  durch  ihr  Gelbbraun  vom  Dunkelbraun  der 
Kohle  ab. 

Nyssa  Orniihöbroma  Ung. 

Eine  Menge  Früchte. 

Juglans  Goepperti  Ludw. 

Eine  Frucht,  2,2  cm.  breit,  3 cm.  hoch. 

Aus  dem  hangenden  Thon  fanden  sich  vor: 

Pteris  oeningensis  Ung. 

Ein  grösseres  und  zwei  kleinere  Fiederstücke. 

Pteris  Gaudini  Heer. 

Ein  vereinzelter  Fieder. 

Phragmites  oeningensis  Al.  Br. 

Breite  Blattstücke  mit  schön  ausgeprägter  Nervatur  und  kleine  Blatt- 
fetzen. Ausserdem  kleine  flachgedrückte  Halmstücke  mit  wohlerhaltenen 
Knoten  und  an  denselben  befindlichen  Wurzelnarben.  Wurzelzasern. 

Arundo  Göpperti  Münst.  sp. 

Mehrere  recht  grosse  Rhizomstücke  mit  vielen  grossen  Wurzelnarben. 
Kleinere  mit  conischen,  an  der  Spitze  abgeflachten  Enden. 

Junens  retr actus  Heer. 

Halm  stücke. 

Samen  eines  Gypergrases. 

Glyptostrobus  europaeus  Heer. 

Lange,  vielfach  verästelte  Zweigstücke.  Einzelne  Zweigelchen.  Zäpfchen, 
noch  an  Zweigstücken  befestigt,  meist  aber  isolirt,  in  Länge  von  2 cm 
und  etwas  darüber,  geschlossen  und  geöffnet.  Sehr  häufig! 

Betula  prisca  Ett. 

Blätter,  Kätzchen.  Häufig! 

Bettda  Brongniarti  Ett. 

Blätter.  Weniger  häufig  als  vorige! 

Ainus  Kefersteinii  Göpp.  sp. 

Gestielte  und  quergespaltene  Zäpfchen.  Blätter.  Nicht  selten! 

Ainus  gracilis  Ung. 

Zwei  Fruchtstände  mit  Zäpfchen. 

Quercus  sp. 

Ein  Blatt,  dem  beiderseitig  der  Rand  fehlt.  Im  übrigen  erinnert  es 
an  Qu.  Klipsteinii  Ett. 

Carpinus  grandis  Ung. 

Eine  wahre  Musterkarte  schöner  Blätter.  Häufig  auch  männliche 
Kätzchen  mit  noch  erhaltenen  Staubgefässen. 

Ficus  tiliaefolia  Al.  Br.  sp. 

Massenhaft  Blätter  in  allen  Grössen.  Auf  einem  Blattstücke  eine  Galle. 
Salix  angusta  Heer.  (?) 

Ein  Blattstück,  welches  wahrscheinlich  hierher  gehört 


39 


G-ardenia  Wetderi  Heer. 

Früchte  und  Frachtschalen.  Alle  zeigen  einen  dicken,  seitwärts  ge- 
wendeten Stiel. 

Andromeda  protogaea  Ung. 

Blätter  und  Blattstücke.  Die  meisten  lang,  nur  eins  klein. 

Nyssa  Ornithobroma  Ung. 

Zwei  Früchte,  welche  einige  Millimeter  länger  sind  als  die  von  Unger 
abgebildeten. 

Rhamnus  Gaudini  Heer. 

Ein  ausgezeichnet  erhaltenes  Blatt.  Eine  Anzahl  Blattstücke.  Ein 
Stengelstück  mit  Dorn. 

Rhamnus  Rossmässleri  Heer. 

Ein  Blatt. 

Juglans  mlinica  Ung. 

Ein  grosses  Blatt. 

Rhus  Pyrrhae  Ung. 

Ein  Blättchen  mit  schön  erhaltener  Nervatur,  die  bis  ins  Einzelnste 
verfolgt  werden  kann. 

Nerium  sp. 

Nur  der  Grundtheil  eines  Blattes.  Ist  N.  Sarthacense  Sap.  ähnlich. 

Carpolites  nitens  Heer. 

Zwei  Samen. 

Carpolites  sp. 

Nicht  selten!  Breitgequetschte  Früchte  mit  dünner  holziger  Schale 
und  Fruchtstieleindruck.  — 

Wenn  man  bedenkt,  dass  innerhalb  der  Kohlenlager  ausser  den  Hölzern 
nur  wenig  Fossilien  gefunden  werden,  so  dürfte  die  geringe  Zahl  der  aus 
den  Grünberger  und  anderen  schlesischen  bekannt  gewordenen  genügen, 
die  schlesischen  Braunkohlen  als  mit  denen  der  sächsischen  Lausitz  gleich- 
alterig  zu  erklären. 

Mehr  Artenreste  haben  uns  die  über  ihnen  befindlichen  Thone  überliefert. 
Fragt  man  nach  den  Stufen,  aus  welcher  sie  bisher  bekannt  geworden  sind, 
so  zeigt  sich,  dass  beinahe  alle  vom  Oberoligocaen  bis  zum  Obermiocaen, 
ja  ein  nicht  unbeträchtlicher  Theil  sogar  bis  ins  Pliocaen  hinein  vorhanden 
gewesen  sind  und  lässt  sich  darum  hieraus  kein  Schluss  auf  ihr  Alter 
machen.  Besser  ergeht  es  uns  nicht,  wenn  wir  diejenigen  Species  heraus- 
heben, die  sich  durch  auffällige  Anzahl  ihrer  Reste  besonders  bemerklich 
machen  und  deshalb  wohl  auch  in  der  Vegetation  vorherrschend  waren, 
denn  von  ihnen  sind  anderwärts  welche  an  oligocänen,  andere  an  miocänen 
Fundorten  in  gleicher  Weise  vorgefunden  worden.  Es  bleibt  uns  deshalb 
nichts  übrig,  als  den  Charakter  der  vorweltlichen  Vegetation  im  Ganzen  zu 
bestimmen,  sie  mit  den  Gliedern  der  jetztweltlichen,  welche  ihr  entsprechen, 
zu  vergleichen  und  deren  Verbreitungsgebiete  als  massgebend  für  die  da- 
maligen klimatischen  Verhältnisse  gelten  zu  lassen.  Da  stellt  sich  denn 
sofort  heraus,  dass  die  durch  die  neuen  Funde  in  weiterer  Ausdehnung 
bekannt  gewordene  Flora  einen  miocaenen  Charakter  aufweist,  denn  sie 
zeigt  ein  Gemisch  von  Vertretern  der  warmen  und  der  gemässigten  Zone 
auf.  Betrachten  wir  aber  das  Verhältniss  beider  zu  einander,  so  macht 


40 


sich  ein  ganz  bedeutendes  Vorherrschen  der  letzteren  geltend,  was  auf  ein 
jüngeres  Alter  innerhalb  des  Miocaen,  auf  eine  Annäherung  an  das  Pliocaen 
hinweist.  Sollten  sich  bei  weiterer  Ergänzung  des  Materiales  bei  Neufunden 
— ich  zögere,  auf  Grund  der  geringen  Zahl  der  Petrefacten  schon  jetzt 
eine  ganz  bestimmte  Meinung  auszusprechen  — die  Proportionen  nicht 
ändern,  so  könnte  der  die  Kohle  deckende  Thon  auf  Grund  der  in  ihm 
geborgenen  Florenreste  als  obermiocaen  bezeichnet  werden. 


Zusatz. 

Bei  dem  Interesse,  das  man  neuerdings  den  Tertiärpflanzen  Schlesiens 
zuwendet,  will  ich  nicht  versäumen,  über  solche  aus  dem  Thone  von 
Ullersdorf  eine  Mittheilung  zu  machen.  Durch  Herrn  Bergrath  v.  ßosen- 
berg  kamen  mir  Zeichnungen  von  solchen,  die  von  dem  Gutsbesitzer 
Starke  daselbst  herrührten  und  in  dem  Nachlasse  des  Geheimrath  Prof. 
Göppert  vorgefunden  worden  sind,  zu  Gesicht.  Letzterer  bezeichnet  sie 
als  „sehr  treu  angefertigtV  Leider  scheinen  blos  5 Tafeln  erhalten  ge- 
blieben zu  sein.  Indem  ich  alle  Bruchstücke  als  unbestimmbar  weglasse, 
nenne  ich  die  Namen  der  Fossilien: 

Taf.  1.  Grewia  crenata  Ung.  sp. , Populus  mutabilis  Heer,  Populus 
Gaudini  Heer  (?),  Rhododendron  retusum  Göpp.  (?),  Salix  Integra 
Göpp.,  Salix  media  Heer. 

Taf.  2.  Juglans  bilinica  Ung. 

Taf.  3.  Carpinus  grandis  Ung.,  Carpinus  ostryoides  Göpp. 

Taf.  4.  Glyptostrobus  europaeus  Heer,  Salvinia  Mildeana  Göpp.,  Betula 
prisca  Ett. , Betula  Brongniartii  Ett.  (Göppert  bezeichnete  ein 
Spitzenbruchstück  mit  Betula  caudata). 

Taf.  5.  Ficus  tiliaefolia  Al.  Br.  sp.,  Myrica  rugosa  Göpp.,  Carpinus 
grandis ♦ 

Noch  ist  Taf.  18  vorhanden  mit  der  Unterschrift  Göpperts:  „Flora  der 
Miocänformation  zwischen  der  mittleren  Elbe  und  der  oberen  und  unteren 
Oder“.  Sie  enthält  folgende  Abbildungen  von  aus  der  Braunkohle 
stammenden  Fossilien: 

Anona  cacaoides  Zenk.  sp.,  ilfa(/^o^a-Fruchtstand,  Potamogeton  geni- 
culatus  Al.  Br.  (?),  Rossellinia  congregata  Beck  sp.  (vgl.  Abh.  d.  Ges. 
Isis  in  Dresden,  1887,  IV),  Livistma  Geinit zi  Engelk.,  Nyssa  Ornitho- 
broma  Ung. 


YI.  Mittlieilungen  über  die  sächsischen  Exemplare  des 

Botrychium  rutifolium  A.  Br. 

Von  Dr.  Arno  Naumann. 

(Mit  Tafel  III.) 


In  dem  1888er  Jahrgange  der  Isis-Abhandlungen  findet  sich  eine  Notiz, 
nach  welcher  Herr  Gartenin spec-tor  Posch arsky  das  für  Sachsen  neue 
Botrychium  rutaceum  Sw.  = Botrychium  rutifolium  A.  Br.  am  grossen 
Winterberg  aufgefunden  hat. 

Der  Güte  des  Finders  verdankt  unser  Herbarium  der  Flora  Saxonica 
(Botanische  Sammlung  der  K.  Technischen  Hochschule)  eine  Anzahl  von 
Exemplaren,  die  ganz  zweifellos  der  obengenannten  Art  zugehören  und 
von  folgender  Etikette  begleitet  sind: 

Botrychium  rutaceum  Sw .=.  Botrychium  matricarioides  W.  Sachs.  Schweiz: 
Grosser  Winterberg  an  grasigen  Wegen.  9.  Sept.  1888. 

Bei  der  Durchmusterung  unseres  sächsischen  Botrychium-  Materials  fand 
sich  ein  Botrychium*) , das  in  folgender  Weise  etikettirt  war: 

Osmunda  ramosa  = Botrychium  matricarioides  Willd.  Sturm,  germ.  fase.  6 
— in  der  sächsischen  Schweiz  gefunden  1802,  desgleichen  im  Blase- 
witzer  Hölzchen. 

Auch  dieses  Exemplar  ist  mit  Sicherheit  als  Botrychium  rutifolium 
A.  Br.  anzusprechen. 

So  ist  bereits  von  dem  damaligen  Sammler  das  von  Ascherson  für 
synonym  mit  Osmunda  ramosa  Roth  gehaltene**)  rutaceum  Willd.  durchstrichen 
und  ganz  richtig  durch  matricarioides  Willd.  ersetzt  worden. 

An  Abbildungen  des  B.  rutifolium  A.  Br.  waren  mir  zum  Vergleiche 
zugänglich: 

Flora  danica,  tab.  18,  obere  Figur; 

Sturm:  Deutschlands  Flora,  6; 

Schkuhr:  Handbuch  der  kryptogam.  Gewächse,  Tab.  155  a. 

Die  Exemplare  stimmten  mit  denselben  gut  überein. 

Ausserdem  fanden  sich  gelungene  Abbildungen  in  den  Werken  der 

*)  Wahrscheinlich  aus  der  Sammlung  des  Justizamtmann  Rodig  in  Schwarzen- 
berg (später  in  Stolpen),  die  mit  dem  Biener’schen  Nachlass  an  uns  gekommen  ist. 

**)  Meiner  Ansicht  nach  lassen  die  Beschreibungen  von  Roth:  Tentamen  Florae 
Germaniae,  1788,  pag.  444,  Nr.  2,  und  Borckhausen:  Römer’s  Archiv  für  Botanik 
I,  3,  pag.  8,  Nr.  3,  auch  bei  Vergleich  mit  den  von  Borckhausen  aufgeführten  Ab- 
bildungswerken keinen  Grund  erkennen,  der  diese  Synonymie  stützt.  Im  Gegentheil 
scheint  mir  die  Abbildung  in  Clusi:  Historia  rarior.  plant.,  Antwerpen  1601,  auf 
welche  sich  der  von  Borckhausen  citirte  Caspar  ßauhin  (Pin.  p.  355)  bei  Lunaria 
racemosa  ramosa  mojor  rückbezieht,  viel  eher  ein  B.  rutifolium  A.  Br.  zu  sein. 


Ges.  Isis  in  Dresden,  1892.  — Abh.£6. 


42 


älteren  Autoren,  welche  schon  frühzeitig  diese  Species  sowie  matricariae - 
folium  A.  Br.  von  B.  lunaria  als  Arten  zu  scheiden  wussten. 

Die  Aufzählung  dieser  Antiqua  unterlasse  ich,  da  dieselben  vollkommen 
erschöpfend  in  Milde ’s  vorzüglicher  Arbeit:  Botrychiorum  Monographia*), 
pag.  56 — 60  und  pag.  150  aufgeführt  sind. 

Bei  genauer  Prüfung  der  oben  erwähnten  Exemplare  von  B.  ruti - 
folium  A.  Br.  nach  dem  von  Luerssen  in  seinen  „Farn  pflanzen“  ange- 
gebenen Merkmalen  fanden  sich  einige  Abweichungen,  die  mich  dazu  ver- 
anlassten,  einen  Yergleich  mit  den  in  Europa  einheimischen  Botrychien 
anzustellen.  Hierzu  bot  unsere  Sammlung  europäischer  Farne  insofern 
Gelegenheit,  als  bis  auf  B.  simplex  alle  Arten  in  mehreren,  meist  schwe- 
dischen**) Exemplaren  vertreten  waren.  Gleichzeitig  fand  sich  in  der 
botanischen  Bibliothek  der  K.  Technischen  Hochschule  eine  ziemlich 
vollständige  Botrychien-Literatur  vor,  mit  welcher  ich  mich  eingehend 
beschäftigte. 

Neben  den  bereits  genannten  Werken  waren  es  besonders  die  vor- 
züglichen Diagnosen  in  Döll’s  Bheinischer  Flora,  1843,  pag.  24,  25,  und 
in  Hartman’s  Handbok  i.  Skandinaviens  Flora,  Stockholm  1871,  pag.  542 
bis  546,  sowie  vornehmlich  die  ausführlicheren  Abhandlungen  von  Prantl: 
Systematische  Uebersicht  der  Ophioglosseen***)  und  Beiträge  zur  Systematik 
der  Ophioglosseenf).  Die  vorzügliche  systematische  Uebersicht  dieser  letzt- 
genannten Schriften,  sowie  die  in  Milde’s  Monographie  pag.  96  und  Botan. 
Zeitung  1864  und  1867  angegebene  Eintheilung  habe  ich  etwas  gekürzt, 
und  nur  bezogen  auf  europäische  Botrychien,  in  Folgendem  übersichtlich 
nebeneinander  gestelltff). 


Prantl. 

Sectio  I:  Eubotrychium . 
Blätter  immer  unbehaart,  Spalt- 
öffnungen auf  beiden  Blattseiten,  Holz- 
körper undeutlich  gereiht. 

A.  Fruchttheil  nahe  der  Basis  der 
sterilen  Spreite  entspringend. 


Milde. 

I:  Eubotrychium. 

Basis  des  Blattstieles  völlig 
geschlossen,  die  Knospe  um- 
schliessend,  alle  Secundärseg- 
mente  catadrom,Oberhautzellen 
mit  geraden  Wänden. 

a.  Affinia. 

Die  sterile  Spreite  fast  in  der  Mitte 
der  Pflanze  gelegen,  Spaltöffnungen 
auf  beiden  Seiten  der  sterilen  Spreite, 
Knospe  unbehaart. 


lunaria-boreale-lanceolatum-matricariaefolium. 


*)  Verhandlungen  der  K.  K.  zoologisch  - botanischen  Gesellschaft  in  Wien, 
XIX.  Bd. 

**)  v.  Angström. 

***)  Jahrbuch  d.  K.  Bot.  Gartens  zu  Berlin,  Bd.  III. 

f)  Berichte  d.  deutsch,  bot.  Gesellschaft,  Bd.  I. 
ff)  Klinsmann  unterscheidet  in  d.  bot.  Zeitung,  1852,  pag.  377,  die  Botrychien 
der  deutschen  Flora  sehr  einfach,  wenn  auch  unwissenschaftlich: 

A.  Unfruchtbarer  Wedel  dem  Stengel  angewachsen 

lunaria-matricariaefolium. 

B.  Unfruchtbarer  Wedel  wurzelständig 

rutaefolium  — Kannenbergii  Kl.  (==  simplex  Hitchc.  cf.  Luerssen: 
Farnpflanzen,  pag.  577,  und  Lasch:  Botan.  Zeitg. , 1856,  pag.  606.) 


/ 


43 


B.  Fruchttheil  unterhalb  der  Mitte 
des  Blattstieles  entspringend. 


b.  Ternata. 

Die  sterile  Spreite  gestielt, 
nahe  der  Basis  eingefügt,  bei 
völliger  Entwickelung  gedreit. 

* Knospe  glatt , Spaltöffnungen 
beiderseitig. 

Simplex. 


Sectio  II:  Phyllotrichium. 

Die  jungen  Blätter,  oft  auch 
die  älteren  behaart,  Spaltöff- 
nungen nur  auf  der  Unterseite, 
Holzkörper  deutlich  gereiht, 
a.  Ternata. 

Fruchttheil  unterhalb  der 
Mitte  des  Blattstieles  entsprin- 
gend. Stiel  mit  1 Gefässbündel. 

1)  Spreite  krautig,  ungesäumt  (nur 
exotische  Botrychien). 

2)  Spreite  fleischig,  infolge 
der  Dicke  der  Epidermis 
etwas  schwielig  berandet. 


& 


Knospe  behaart. 
Spaltöffnungen  nur  auf  der 
Unterseite. 


rutifolium  A.  Br. 


b.  Cicutaria. 

Blätter  mehrreihig,  Fruchttheil  aus 
der  Basis  oder  seltener  der  Spreiten- 
rippe entspringend , im  Blattstiele 
mehrere  Gefässbündel,  Scheide  offen. 


II : Osmundopteris. 

Die  die  Knospe  einschliessende 
Blattstielbasis  durch  einen  längsver- 
laufenden langen  Spalt  geöffnet  — 
Knospe  behaart  — Wände  der  Ober- 
hautzellen geschlängelt,  Spaltöffnun- 
gen auf  der  Unterseite. 


mrginianum. 


Aus  dieser  Nebeneinanderstellung  ergiebt  sich  für  JB.  rutifolium  A.  Br. 
folgende  ausführliche  Diagnose : 

„Blattstiel  an  der  Basis  völlig  geschlossen.  Knospe  be- 
haart, Spuren  der  Behaarung  auch  an  den  älteren  Blättern 
erkennbar.  Blätter  bei  völliger  Ausbildung  gedreit,  infolge 
der  Dicke  der  Epidermis  schwielig  berandet.  Alle  Secundär- 
segmente  catadrom.  Blattstiele  mit  einem  Gefässbündel. 
Die  Zellenwandungen  der  Oberhaut  nicht  geschlängelt,  Zellen 
rechteckig.  Spaltöffnungen  nur  auf  der  Unterseite.  Frucht- 
theil unterhalb  der  Mitte  des  Blattstieles  entspringe nd.  Holz  - 
körper deutlich  gereiht.“ 

Bei  einem  Vergleich  mit  dieser  aus  beiden  Aufzählungen  gewonnenen 
Diagnose  fand  sich  nun,  dass  bei  dem  Exemplare  des  Jahres  1803  eine 
deutliche  Trennung  in  2 Gefässbündel  stattgefunden  hatte  (Taf.  III, 
Fig.  1,  a — e),  ganz  besonders  auffallend  bei  dem  Stiel  des  fertilen  Wedels 
(Fig.  1,  e).  Eine  deutliche  Neigung  zu  dieser  Theilung  zeigte  auch  eines 
der  von  Poscharsky  aufgefundenen  Exemplare  (Fig.  2,  a — e,  cf.  Figuren- 


44 


erklärung  S.  45);  wenn  auch  bei  beiden  Exemplaren  die  Gefässbündel 
nicht  so  entfernt  von  einander  gelegen  sind,  wie  bei  B.  lunaria  (Fig.  3). 

Beide  Exemplare  führten  ferner  auch  auf  der  Oberseite  Spalt- 
öffnungen (Fig.  8),  wenn  auch  in  weit  geringerer  Anzahl,  als  auf  der 
Unterseite. 

Behaarung,  Fiederung  und  Nervatio  Cyclopteridis  (cf.  bezüglich  Fig. 
4,  6,  7)  entsprechen  völlig  den  Diagnosen  und  Abbildungen,  welche  Luerssen 
von  Botrychium  rutifolium  A.  Br.  giebt. 

Die  Trennung  eines  Gefässbündels  in  2 ist  an  und  für  sich  nicht  ver- 
wunderlich (besonders,  wenn  sie  schon  im  Stipes  getrennt  angelegt  sind), 
lässt  es  aber  doch  bedenklich  erscheinen,  die  Einzahl  des  Gefäss- 
bündels als  Diagnosenmerkmal  anzugeben.  Giebt  doch  auch  Milde 
in  seiner  Monographie,  pag.  109  bei  B.  lunaria  das  Verschmelzen  zweier 
Leitbündel  in  eines  und  pag.  154  bei  B.  rutifolium  A.  Br.  das  Auftreten 
von  2 Leitbündeln  statt  des  einen  an.  — Weit  bedenklicher  noch  scheint 
es  mir  nach  dem  Beobachteten,  als  Merkmal  des  B.  rutifolium  anzugeben: 
„Spaltöffnungen  nur  auf  der  Unterseite“;  um  so  mehr,  als  dies  bei  Prantl’s 
Uebersicht  als  einer  der  Sectionscharaktere  verwendet  wird.  Gewiss  sind 
bei  dem  Auftreten  der  Spaltöffnungen  auch  hier  Besonniings-  und  Feuch- 
tigkeitsverhältnisse*), sowie  die  Stellung  der  fleischigen  Spreite  massgebend. 

Ausser  den  behandelten  Abweichungen  zeigt  sich  an  dem  Exemplar 
von  1802  noch  eine  interessante  Monstrosität. 

Die  Pflanze  trägt  neben  dem  fertilen  Wedel  von  11  cm  Länge  (Taf. 
III,  Fig.  5b)  noch  2 fruchtbare  Abschnitte  von  je  8 cm  Länge  (Fig.  5a2, 
a 3),  welche  an  der  Bhachis  des  5,5  cm  langen  sterilen  Wedels  (Fig.  5 a1) , 
entspringen.  Somit  scheint  diese  Monstrosität  übereinzustimmen  mit  der 
von  Milde:  Botan.  Zeitg.,  1858,  pag.  350  angegebenen,  worin  gesagt  ist: 

„Von  B.  rutaefolium  A.  Br.  besitze  ich  jetzt  ein  Exemplar  einzig  in 
seiner  Art.  Einem  sterilen  Blatttheil  sind,  durch  kleine  Zwischenräume 
getrennt,  3 fructificirende,  vollkommen  ausgebildete  angewachsen.“ 

Am  Schlüsse  möchte  ich  noch  die  rein  floristische  Bedeutung  meiner 
Mittheilungen  her  vor  beben. 

Besonders  den  sächsischen  Botanikern  wird  es  von  Interesse  gewesen 
sein,  zu  wissen,  dass  bereits  86  Jahre  vor  dem  erfreulichen  Funde 
des  Herrn  Garteninspector  Poseharskv  das  Botrychium  rutifolium 
A.  Br.  als  Bürger  unseres  sächsischen  Landes  (in  seinen  heutigen 
politischen  Grenzen  genommen)  aufgefunden  worden  ist.**) 

Diese  Thatsache  nimmt  dem  Funde  des  Jahres  1888  nichts  von  seiner 
Bedeutung,  dürfte  aber  eine  erneute  Aufforderung  sein,  die  floristischen 
Forschungen  auch  auf  die  Urkunden  auszudehnen,  wie  sie  uns  in  den 
älteren  Herbarien,  Manuscripten  und  Florenwerken  überliefert  sind. 

Ganz  ähnlich  verhält  es  sich  mit  einem  älteren  sächsischen  Fundorte 
des  B.  matricariaefolium  A.  Br. 

Aus  den  mir  von  0.  Wün sche-Zwickau  freundlichst  übersandten 
„Beiträgen  zur  Flora  von  Sachsen,  IIU***)  ersah  ich,  dass  zu  den  von 

*)  cf.  Czech:  Botan.  Zfcg.,  1869,  pag.  821. 

**)  0.  Wünsche  in  seinen  „Filices  8axoniae“  giebt  nur  an: 

Hengstberg  bei  Böhmisch -Zwickau,  am  Roll  bei  Niemes,  im  reussischen 
Vogtlande  a.  d.  Ruhmühle  bei  Ebersdorf. 

***)  Sonderabdruck  a.  d.  Jahresber.  des  Vereins  für  Naturkunde  zu  Zwickau,  1891. 


45 


Sachsen  bereits  bekannten  Standorten*)  des  B.  matricariaefolium  A.  Br.  = 
B.  rutaceum  Willd.  noch  ein  von  A.  Schulz-Königsbrück  bei  Schwepnitz 
entdeckter  hinzu  gekommen  ist.  Die  mir  von  Herrn  Schulz  gütigst  über- 
sandten Exemplare  gehören  der  Normalform  Milde  an. 

In  Schkuhr’s  Handbuch  der  kryptogamischen  Gewächse,  Wittenberg 
1809,  finden  sich  auf  Tab.  155  unter  dem  Namen  B.  rutaceum  2 Ab- 
bildungen, von  denen  Fig.  b.  unzweifelhaft  B . matricariaefolium  A.  Br. 
darstellt.  Der  zugehörige  Text,  pag.  157  lautet:  „Ebenso  verschieden  sind 
folgende  zwey  Exemplare  auf  gegenwärtiger  Tab.  155  gegeneinander,  wovon 
das  grössere,  Fig.  a,  in  Oberschlesien  in  der  Gegend  bei  Oppeln,  das  andere 
kleinere  aber,  Fig.  b,  in  der  Dresdener  Gegend  gesammelt  wurde“. 

Sonach  ist  B.  matricariaefolium  A.  Br.  schon  vor  dem  Jahre 
1809  in  unserer  Dresdener  Gegend  aufgefunden  worden. 


Erklärung  zu  Tafel  III. 


Fig.  1,  a — d. 

a. 

b 

c u.  d. 

Fig.  2. 


a, 


Fig.  3. 
Fig.  4. 
Fig.  5. 


Fig.  6. 
Fig.  7. 
Fig.  8. 


b. 

c. 

d,  e. 


ar 

b. 


Wedel. 


Botrychium  rutaceum  von  1802. 

Querschnitt  durch  den  Stipes. 

„ ,,  „ sterilen  \ 

„ „ „ fertilen  / 

Botrychium  rutaceum  von  1888. 

Querschnitt  durch  den  Stipes. 

v v sterilen  \ wP(iei 

„ „ fertilen  / WeaeL 

Querschnitt  durch  den  Blattstiel  von  B.  lunaria. 

Junges,  behaartes  Blatt  von  1. 

Verzweigungen  des  Exemplares  1. 

sterile  Spreite,  a2,  a3  fertile  Segmente  der  sterilen  Spreite, 
eigentlicher  fertiler  Wedel. 

Fieder  erster  Ordnung. 

„ zweiter  Ordnung  mit  Nervatio  Cyclopteridis. 

Eine  Spaltöffnung  der  Oberseite. 


*)  cf.  0.  Wünsche:  Filices  Saxoniae,  pag.  22. 


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Abhandlungen 

der 

naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 


in  Dresden, 


1892. 


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—— — - — 


49 


VII.  lieber  Bernstein -artiges  praehistorisches  Material 
von  Sizilien  und  über  ßarmanischen  Bernstein. 

Von  A.  B.  Meyer. 


Sizilien. 


Ich  habe  im  Bull,  di  paletnologia  ital.  1887,  anno  XIII,  No.  1 e 2,  p. 
21—24,  bereits  eine  kleine  Mittheilung  über  dasselbe  Thema  gemacht,  be- 
titelt: „Deir  ambra  preistorica  lavorata  di  Sicilia“,  und  zwar  über  eine  Perle 
von  Crichi  und  eine  von  Randazzo.  Beide  verhielten  sich  wie  Ostsee- 
Bernstein,  indem  sie  4,87,  resp.  6,01  °/o  Bernsteinsäure  entwickelten.  Ich 
muss  jedoch  den  Irrthum  berichtigen,  dass  ich  die  Perle  von  Crichi  als 
'sizilisch  ansah,  da  dieser  Ort  bei  Catanzaro  liegt,  wie  ich  auch  S.  23  an- 
führte, aber  übersah,  dass  dies  in  Calabrien  ist!  Baron  Paolo  Yaglia- 
sindi-Polizzi  in  Randazzo  sandte  mir  neuerdings  eine  Perle  aus  einem  r 
praehistorischen  Grabe  von  dort,  deren  Untersuchung  jedoch  ein  anderes 
Resultat  förderte.  Dr.  P.  Oster  in  Aachen  hatte  die  Güte,  die  Analyse 
zu  machen;  sie  ergab: 

C = 68,02  %,  H = 9,6  °/0,  Asche  = 0,5  % 
und  es  konnte  keine  Bernstein  säure  entwickelt  werden,  die  Perle  ver- 
hält sich  in  dieser  Beziehung  daher  wie  der  in  Sizilien  roh 
vorkommende  Simetit,  im  Gegensätze  zum  Succinit  von  der  Ostsee, 
der  viel  Bernsteinsäure  (bis  8 °/0)  entwickelt. 

Ferner  übersandte  mir  Prof.  P.  Orsi  einige  Perlen  aus  der  sikulischen 
Nekropole  von  Castelluccio  bei  Noto,  die  Dr.  F.  Oster  ebenfalls  so 
freundlich  war  zu  untersuchen.  Er  theilte  mir  darüber  das  Folgende  mit: 
„Es  ist  keine  einheitliche  Substanz.  Die  kleinen  undurchsichtigen  Stücke 
ergaben : 


I II 

C = 48,27  % 29,23  °/0 

H = 8,19  „ 10,17  „ 

Asche  = 5,80  „ 11,11  „ 


Nur  ein  kleines  durchsichtiges  Stück  schien  annähernd  die  procentische  Zu- 
sammensetzung des  Bernsteins  zu  besitzen.  Es  ergab: 

C ===  83,11  %,  H = 11,30  °/0,  Asche  nicht  wägbar. 

Da  das  Gewicht  dieses  Stückes  nur  0,058  gr  betrug,  so  konnten  weitere 
Versuche  mit  demselben  nicht  gemacht  werden.  In  den  übrigen  (undurch- 
sichtigen) kleinen  Stücken  war  Bernstein  säure  durch  Ueberdestilliren 
nicht  nachweisbar.  Die  Asche,  schaumig  und  weiss,  bestand  aus  wenig 


3 


Oes,  Isis  in  Dresden,  1892.  — Abli.  7. 


50 


Kieselsäure  und  Magnesia  und  viel  Thon  erde  und  Kalk.  Eine  gleichzeitig 
vorgenommene  Untersuchung  mit  durchsichtigem  baltischem  Bernstein  ergab : 

C = 78,25  °/o,  H = 10,51  %,  Asche:  keine. 

Die  Substanz  der  Perle  verhält  sich  auch  beim  Erhitzen  anders,  als  baltischer 
Bernstein.  Während  letzterer  sich  vor  dem  Destilliren  auf  bläht  (schaumig 
schmilzt),  verkohlen  die  undurchsichtigen  Theile  der  Perle  langsam.“ 

Hierzu  bemerkte  Prof.  Arzruni  in  Aachen:  „Die  undurchsichtigen, 
der  Peripherie  der  Perle  angehörenden  Theile  verhalten  sich  chemisch  ver- 
schieden von  den  durchsichtigen,  centralen.  Da  die  Analysen  der  ersteren 
im  Ganzen  62,26  bezw.  50,51  °/0  ergeben  haben,  so  muss  der  Rest  eine 
Substanz  sein,  die  weder  fest  ist  (Asche),  noch  Kohlenstoff  bezw.  Wasser- 
stoff — er  kann  also  event.  nur  aus  Stickstoff  oder  Sauerstoff  bestehen. 
Ich  vermuthe  das  Letztere,  da  entschieden  bei  den  undurchsichtigen  Partieen 
eine  Umwandlung,  wahrscheinlich  Oxydation,  vorliegt.  Dass  die  Umwand- 
lung nicht  gleichmässig  ist,  d.  h.  die  undurchsichtigen  Theile  nicht  homogen 
sind,  beweisen  die  beiden  von  einander  so  sehr  abweichenden  Analysen. 
Dass  Durchsichtiges  und  Undurchsichtiges  ebenfalls  verschieden  ist,  ersieht 
man  aus  der  dritten  Analyse,  bei  der  das  Fehlende  Sauerstoff  sein  dürfte.“ 
Da  dieses  Resultat  nun  wenig  befriedigend  war,  so  sandte  Prof.  Orsi 
von  den  gefundenen  4 Perlen  weiteres  Material:  „Die  länglichen  durch- 
löcherten Perlen  waren  von  dunkelbrauner  Farbe  und  schwach  durchschei- 
nend; dabei  von  weisslichen  Stellen  (Aschenbestandtheilen)  durchsetzt,  an 
der  Kruste  mehr  als  im  Innern.  Ein  ausgesuchtes,  klares,  inneres  Stück 
zeigte  einen  Kohlenstoffgehalt  von  69,27  % und  nur  2,22  °/0  Asche;  ich 
erhielt  je  nach  Auswahl  der  Stücke  2,22  — 3,23  — 4,11  °/o  Asche.  Ein 
höherer  Kohlenstoffgehalt  war  nicht  nachzuweisen.  Um  jedoch  zu  einem 
bestimmten  Resultate  zu  gelangen,  habe  ich  die  Perlen  zerrieben  und  von 
der  Durchschnittsprobe  Analysen  ausgeführt.  Man  konnte  sie  ohne  Mühe 
zu  einem  feinen,  hellbraunen  Pulver  zerreiben,  während  baltischer  Bernstein 
(Succinit)  kaum  zu  zerreiben  ist  und  selbst  Krusten  desselben  die  grosse 
Sprödigkeit  bewahren.  Die  Analyse  ergab: 

Asche  4,1 1 °/0  [Succinit  0,08  — 0,12  %,  aber  nur  aus  grösseren  Mengen] 


Kohlenstoff  67,24  „ | 
Wasserstoff  6,12  „ [ 
Sauerstoff  22,43  „ | 
Schwefel  0,10  „ [ 


17 


n 


v 


78  - 80  %] 

7 - 10  »/„] 

10  °/0  ad  max.] 

0,26  - 0,42  %] 

100,00%. 

Bernsteinsäure  war  nicht  nachweisbar.  Das  zu  diesen  Perlen  ver- 
wandte Harz  enthält  auch  einen  krystallinischen  Körper,  der  beim  Subli- 
miren  Krystallsterne  bildet.“  (Oster.) 

Keinenfalls  ist  dieses  baltischer  Bernstein.  In  Bezug  auf  nicht  zu 
entwickelnde  Bernsteinsäure  ist  das  Harz  mit  Simetit  übereinstimmend*); 
die  von  Helm  und  Conwentz  (Malpighia  I,  fase.  II,  1886)  gegebenen 
Analysen  des  rohen,  in  Sizilien  gewonnenen  Bernsteins  (Simetit)  weichen 
allerdings  ab,  auch  enthält  dieser  nur  0,2  bis  0,3  % Asche,  dennoch  ist 
sicher  anzunehmen,  dass  die  Perlen  von  Castelluccio  aus  einheimischem 
Materiale  gefertigt  worden  sind. 

*)  Simetit  entwickelt,  wenn  man  grössere  Mengen  in  Arbeit  nimmt,  0,4%  Bern- 
stein sän  re. 


51 


Bemerkens werth  ist  es,  dass  ein  Rohst ück  eines  Harzes,  das  Prof.  Orsi 
mir  einsandte  und  von  dem  er  angab:  „Fu  trovato  nelle  montagne  della 
valie  del  Tellaro,  in  mezzo  allo  terra  di  una  area  incolta  presso  la  necro- 
poli  sicula  di  Tremenzano,  a due  chilometri  da  quella  di  Castell uccio.  E 
certo  un  pezzo  grezzo  ed  indigenou,  sich  nach  Dr.  Oster  ähnlich  wie  bal- 
tischer Bernstein  verhielt  und  daher  keinenfalls  das  Rohmaterial  zu  den 
praehistorischen  Perlen  von  Castelluccio  abgegeben  hat.  Es  zeigte  denselben 
Kohlen-  und  Wasserstoffgehalt  wie  baltischer  Bernstein,  es  war  ebenso 
durchscheinend  (im  Gegensätze  zu  den  praehistorischen  Perlen),  fast  durch- 
sichtig, kaum  zerreibbar,  reich  an  Bernsteinsäure  und  frei  von  Asche.  Es 
wäre  immerhin  interessant,  weiterem  derartigem  Rohmaterial  in  jener  Gegend 
nachzuspüren,  da,  wenn  wirklich  auf  Sizilien  ein  Rohbernstein  gefunden 
wird,  der  dem  baltischen  nahe  steht,  ähnliche  praehistorische  Funde  keinen 
Rückschluss  auf  Import  von  der  Ostsee  gestatten. 


Barma. 

Ueber  Bernstein  aus  Barma  findet  man  in  der  europäischen  Literatur 
nur  spärliche  Angaben  und  Stücke  sind  in  unseren  Sammlungen  nicht  zu 
finden;  selbst  das  British  Museum  besitzt  keine,  wenigstens  nicht  bis  vor 
Kurzem.  Da  ich  in  über  Barma  handelnden  Werken  bei  Gelegenheit  meiner 
literarischen  Studien  über  Jadeit  und  Nephrit  das  Bernsteinvorkommen  im 
rohen  und  bearbeiteten  Zustand  erwähnt  fand,  so  bat  ich  Herrn  Prof. 
Wood-Mason  vom  Calcuttaer  Museum,  mir  davon  zum  Yergleiche  mit 
europäischem  Bernstein  und  bernsteinartigen  Harzen  verschaffen  zu  wollen, 
welche  Bitte  der  Genannte  zu  erfüllen  freundlich  genug  gewesen  ist.  Ich 
hatte  auch  Gründe,  an  etwaige  praehistorische  Beziehungen  zu  denken,  wo- 
rauf ich  jedoch  hier  nicht  eingeh en  will.  Ehe  ich  aber  das  Resultat  der 
chemischen  Untersuchung  des  barmanischen  Bernsteins  mittheile,  möchte 
ich  die  mir  bekannt  gewordenen  literarischen  Angaben  über  ihn  zusammen- 
stellen. 

Mehrfaches  findet  sich  in  J.  Anderson’s  „Report  on  the  Expedition 
to  Western  Yunan“  (Calcutta  1871),  so  S.  49,  dass  nach  Col.  Symes  im 
Jahre  1795  Bernstein  nebst  anderen  Artikeln  von  Barma  nach  Yünnan  ex- 
portirt  wurde;  S.  55,  dass  zuerst  im  Jahre  1835  die  Bernstein-Minen  mit 
den  Augen  europäischer  Intelligenz  untersucht  worden  seien;  S.  63,  dass 
der  Mogungfluss  etwa  80  englische  Meilen  durch  ein  Hügelland  fliesse, 
welches  Bernstein,  Jade,  Gold,  Kohle  etc.  berge;  S.  65,  dass  die  Minen  1050 
Fuss  hoch  über  dem  Meeresspiegel  lägen,  südwestlich  von  der  Meinkum- 
Ebene  im  Hukong-Thale ; dass  man  Löcher  von  3 Fuss  Durchmesser  und 
6 bis  40  Fuss  tief  grabe  (folgt  eine  kurze  Beschreibung  der  Schichten),  dass 
man  jedoch  nicht  viel  gewinne;  dass  der  in  Momien  am  geschätzteste  Bern- 
stein vollkommen  klar  sei,  von  Farbe  wie  sehr  dunkler  Sherry;  dass  ein 
dreieckiges  Stück  davon  von  einem  Zoll  Länge  und  einem  Zoll  im  grössten 
Durchmesser  etwa  5 Rupien  in  Momien  koste;  dass  man  buddhistische 
Rosenkränze,  Fingerringe,  Pfeifenmundstücke  und  Knöpfe  daraus  fertige  und 
kleine  Figuren  als  Schmuck  an  Ketten  für  Shans  und  Chinesen  daraus 
schnitze;  dass  viel  Handel  damit  getrieben  werde  und  dass  früher  viele  Bern- 
stein-Arbeiter in  Momien  gewesen  wären,  aber  jetzt  nur  noch  wenige,  etc. 

3* 


52 


(z.  B.  S.  107,  108).  Kürzere  Angaben  inH.  Yule’s  „Mission  to  Ava  in  1855“ 
(1858,  p.  147)  und  in  F.  Mason  und  W.  Theobald’s  „Burma“  (1882,  p. 
15)  sind  reproducirt  in  E.  Balfour’s  „Cyclopaedia  of  India“  (3.  ed., 
1885,  vol.  I,  p.  89)  sub  „Amber“.  Hier  heisst  es  u.  A. : „The  Burmese, 
perhaps  more  than  any  other  nations,  use  it  . . . Dr.  Hooker  teils  us 
(Hirn.  Journ.  II,  194),  that  the  lumps  of  amber  forming  the  necklaces  of 
the  women  of  Sikkim  are  procured  in  East  Tibet,  but  he  surmises  that  they 
are  brought  from  Burma,  where  Dr.  Bayfield  first,  and  since  bis  time 
Yule,  teils  us  that  it  is  found  in  the  valley  of  Hukong,  which  takes  its 
Burmese  name  of  Phyendwen  from  the  amber  mines  [payen=Bernstein,  dwen 
=Grube],  near  the  sources  of  the  Kyendwen,  in  lat.  26°  20'  N.,  and  long. 
96°  E.,  and  close  to  the  Assam  border“  (folgt  Beschreibung  der  Gruben 
und  Preiscourant  in  Ava).  In  Barma  heisst  nach  derselben  Quelle  Bern- 
stein „ambeng“. 

Ganz  neuerdings  hat  Dr.  F.  Noetling  eingehendere  Mittheilungen 
über  die  Fundstätten  gemacht  (Rec.  of  the  Geol.  Survey  of  India,  1892, 
XXY,  130)  unter  dem  Titel  „Preliminary  Report  on  the  economic  resources 
of  the  Amber  and  Jade  mines  area  in  Upper  Burma“.  Er  untersuchte 
Minen  5 englische  Meilen  südwestlich  von  Maingkhwan  arö  Nangotiemaw- 
Hügel,  der  früher  einer  Flussterrasse  angehörte;  andere  liegen  in  der  Nähe 
westlich  von  Lalaung.  Der  Bernstein  wird  im  Tertiär,  wahrscheinlich  im 
unteren  Miocän  gefunden.  „Das  erhärtete  Harz  sammelte  sich  im  Laufe 
der  Jahrhunderte  in  den  Bernstein-Fichtenwäldern  an  und  wurde  allmählich 
durch  den  Regen  fortgeschwemmt;  da  es  von  niedrigem  specifischem  Ge- 
wichte war,  so  schwamm  es  in  den  Flüssen  zum  Meere,  das  seiner  Zeit 
ganz  Ober -Barma  bedeckte,  und  sank  darin  hier  und  da  nieder.  Der 
Bernstein  wurde  dann  von  dem  Niederschlage  des  Meeres  bedeckt,  und 
dieser  Process  dauerte  eine  lange  Zeit,  bis  die  Bernstein  führenden  Schichten, 
wie  sie  jetzt  in  einer  Dicke  von  nicht  weniger  als  600  Fuss  zeigen,  gebildet 
waren.“  Es  hängt  daher,  wie  verständlich,  nur  vom  Glück  ab,  ob  man 
auf  Bernstein  in  diesen  Schichten  stösst  oder  nicht.  Man  findet  ihn  in 
Klumpen  bis  zu  Mannskopfgrösse  und  abgeschliffen  wie  Strandgeschiebe. 
Die  Farbe  variirt  von  hellgelb  bis  dunkelbraun  in  verschiedenen  Graden 
durchscheinend,  meist  dunkel  röthlich  braun,  wie  dunkler  Madeira  mit 
eingeschlossenen  ganz  kleinen  Holzfragmenten.  Durchscheinende  Stücke  sind 
mehr  röthlich.  Honiggelber  wird  von  den  Eingeborenen  am  meisten  ge- 
schätzt, in  grösseren  Stücken  ist  dieser  selten.  Der  Barma-Bernstein  fluo- 
rescirt  wie  der  sizilianische.  Der  Farbe  und  der  Fluorescenz  wegen  dürfte 
dieser  Bernstein  nach  Dr.  Noetling  in  Europa  wenig  geschätzt  werden. 

Die  mir  vorliegende  Probe  barmanischen  Bernsteins  ist  von  hellbrauner 
Farbe,  glänzend,  durchscheinend,  in  dünnen  Schichten  durchsichtig  und 
fluorescirt,  sie  ist  spröde,  hart,  sehr  schwer  zerreiblich ; nach  gütiger  Unter- 
suchung des  Herrn  Dr.  F.  Oster  in  Aachen  von  folgender  Zusammensetzung: 

Kohlenstoff  80,36  °/0 
Wasserstoff  10,54  „ 

Sauerstoff  8,16  „ 

Schwefel  0,10  „ 

Asche  0,84  „ 

Sa.  TÖ0,00  %. 

Bei  trockener  Destillation  wurde  2 °/0  Bernsteinsäure  entwickelt. 


53 


Dieser  barmanische  Bernstein  ähnelt  daher  dem  Ostsee-Bernstein  (Succinit) 
in  Bezug  auf  die  Bernsteinsäure,  wenn  auch  Succinit  mehr,  nicht  unter 
3 °/0  und  bis  8 %,  enthält,  während  Simetit  gar  keine  oder  aus  grösseren 
Mengen  0,4  °/0  entwickelt;  er  ähnelt  dem  sizilischen  (Simetit)  in  Bezug 
auf  die  Fluorescenz,  wenn  auch  der  baltische  hin  und  wieder  diese  Eigen- 
schaft zeigt:  „Unter  dem  Ostseebernstein  kommen  gut  fluoreseirende  Stücke 
sehr  selten  vor,  namentlich  nicht  so  schöne,  wie  unter  dem  sizilianischen. 
Schwach  fluoreseirende  sind  häufiger“  (Helm:  Sehr.  Natf.  Ges.  Danzig 
Bd.  VI,  Heft  1,  sub  X).  Der  Schwefelgehalt  des  barmanischen  (0,1  %) 
ist  sehr  gering  gegenüber  dem  des  sizilischen  (0,52  °/0  bis  2,46  °/0);  im 
Ostsee-Bernstein  ist  0,42  °/o  nachgewiesen.  Der  Aschegehalt  ist  relativ 
gross  (0,84  °/o)  gegenüber  dem  des  Simetit  (0,2  — 0,3  °/o)  und  Succinit 
(0,08-0,12  %). 

Weitere  Untersuchungen  des  barmanischen  Bernsteins,  namentlich 
seiner  hellen  Varietäten,  haben  zu  erweisen,  ob  er  sich  in  seinem  physi- 
kalischen und  chemischen  Verhalten  dem  Succinit  noch  mehr  nähert,  so 
dass  bei  praehistori sehen  Funden  in  Süd-Europa  eventuell  nicht  ohne  Weiteres 
auf  baltische  Herkunft  zu  schliessen  wäre,  denn  mit  den  anderen  bekannten 
Producten  Hinterindiens  könnte  möglicherweise  auch  der  barmanische  Bern- 
stein nach  dem  Westen  gekommen  sein. 


54 


VIII.  Die  primitivsten  Metazoen*). 

Von  Dr.  J.  Thiele. 


Neben  die  Reiche  der  Thiere  und  Pflanzen  hat  Haeckei  das  der  Pro- 
tisten oder  Ur wesen  gestellt  und  wir  werden  ihm  darin  am  besten  folgen, 
denn  wenn  auch  manche  der  Protozoen  (so  die  Infusorien)  mehr  den 
Thieren,  andere  (die  chlorophyllhaltigen  besonders)  mehr  den  Pflanzen 
ähnlich  scheinen,  so  ist  doch  nach  unseren  heutigen  phylogenetischen  An- 
schauungen darin  eine  starke  Stütze  für  die  Aufrechthaltung  des  Protisten- 
reiches gegeben,  dass  sowohl  die  Metazoen,  wie  die  Metaphyten  aus  gleichen 
oder  ganz  ähnlichen  Formen  hervorgegangen  sind.  Als  solche  sehen  wir 
volvoxartige  Colonien  von  Flagellaten  an,  kugeliche  Körper,  deren  Zellen  in 
der  Peripherie  gelegen  sind  und  durch  ihre  Geissein  die  Bewegung  des 
Ganzen  bewerkstelligen;  von  diesen  Körperzellen  verschieden  sind  Keim- 
zellen, die  auf  geschlechtlichem  oder  ungeschlechtlichem  Wege  für  Neubil- 
dung von  Colonien  sorgen. 

Was  diese  Wesen  von  den  Metazoen,  eigentlichen  Zellstaaten,  unter- 
scheidet, ist  die  gleichmässige  Ausbildung  aller  somatischen  Zellen,  alle 
können,  wenn  es  erforderlich  ist,  Nahrung  aufnehmen,  sie  bewegen  durch 
ihre  Geissein  die  Colonie,  scheiden  Secrete  und  Excrete  aus  und  sind  gleich- 
mässig  sensibel  und  contractil.  Bei  Metazoen  dagegen  ist  Arbeitsteilung 
eingetreten , es  sind  Organe  entstanden.  Der  Regel  nach  sind  diese  in  3 
Schichten  angeordnet,  dem  äusseren  hauptsächlich  animalischen  Ectoderm, 
dem  inneren  der  Ernährung  dienenden  Entoderm  und  dem  dazwischen  ge- 
legenen Mesoderm,  in  welchem  vor  Allem  die  Keimstoffe  erzeugt  werden. 

Es  giebt  nun  eine  Anzahl  sehr  einfacher  Thierformen,  von  denen  man 
lange  zweifelhaft  gewesen  und  es  zum  Theil  noch  ist,  wohin  sie  gestellt  werden 
müssen.  Ganz  neuerdings  erst  ist  von  Frenz el  die  Salinella  entdeckt,  ein 
mit  Mund-  und  Afteröffnung  versehenes  schlauchförmiges  Wesen,  dessen 
Wand  von  einer  einzigen  bewimperten  Zellschicht  gebildet  wird.  Es  fehlt 
hier  jede  Beziehung  zu  dem  Grundplan  der  Metazoen,  und  man  kann  das 
Wesen  diesen  nicht  einordn en;  am  besten  wird  es  vorläufig,  bis  seine  Ent- 
wickelung erforscht  sein  wird,  als  Protozoencolonie  anzusehen  sein,  die  zu 
Metazoen  keine  phyletische  Beziehung  zeigt. 

Weiter  hat  man  ähnlich  wie  Salinella  zu  „Mesozoen“,  die  zwischen  Pro- 
tozoen und  Metazoen  stehen  sollen,  gerechnet  die  parasitischen  Dicyemiden 
und  Orthonectiden ; ihnen  fehlt  wie  den  Cestoden  ein  Entoderm,  die  Ecto- 
dermzellen  nehmen  die  Nahrung  auf,  welche  ihnen  der  Wirth  darbietet. 
Hatschek  vergleicht  sie  mit  Larven  von  Cölenteraten,  was  darum  unrichtig 
ist,  weil  bei  diesen  die  innere  Zellschicht  die  Anlage  des  Entoderms  darstellt, 

*)  Aus  einem  Vorträge  in  der  „Isis“  am  1.  December  1892. 

Ges , Isis  in  Dresden,  1892,  — Abh,  8, 


55 


während  dieselbe  bei  jenen  durchaus  als  Mesoderm  angesehen  werden  muss.  Die 
genannten  Thiere  sind  wohl  zweifellos  in  Folge  des  Parasitismus  stark,  man 
kann  sagen  aufs  Äusserste  rückgebildet;  die  Muskelfasern  und  die  Trennung 
der  Geschlechter  von  Orthonectiden,  auch  der  Dimorphismus  der  Embryonen 
von  Dicyemiden  weisen  auf  nicht  ganz  niedrige  Organisation  hin. 

Zu  den  einfachsten  Thieren  gehört  ferner  Schulze’s  Trichoplax.  Prof, 
von  Gr  aff  ist  für  eine  gewisse  Verwandtschaft  dieses  Thieres  mit  acölen 
Turbellarien  eingetreten,  er  hat  Spuren  eines  ventralen  Hautmuskelschlauches 
wahrgenommen;  er  hält  die  „Glanzkugeln“  für  Homologa  der  Hautdrüsen, 
vergleicht  die  contractilen  Parenchymzellen  den  dorso ventralen  Muskelfasern 
und  fasst  die  grünlichen  Knollen  als  Zoochlorellen  auf.  Das  wären  ja 
einige  U eberein  Stimmungen , die  allerdings  nicht  unwichtig  sind,  doch  das 
Fehlen  eines  Nervensystems  und  der  Genitalorgane  bleibt  doch  noch  ein 
tiefgreifender  Unterschied. 

Die  acoelen  Turbellarien  sind  auch  von  ziemlich  einfachem  Bau;  von 
Graff  hält  ihre  Organisition  für  primitiver  als  die  von  Polycladen  und  sieht 
den  Trichoplax  als  niedrigsten  Repräsentanten  derselben  an,  welcher  direct 
zu  den  Gasträaden  hinführe.  Es  lässt  sich  aber  doch  mancher  Grund  da- 
gegen anführen,  das  verschwommene  Nervensystem,  der  Drüsenapparat 
und  namentlich  das  eigen thümliche  Körperparenchym  erscheinen  mir  durch- 
aus nicht  als  Zeichen  primitiver  Organisation.  Man  braucht  meiner  Ansicht 
nach  zwar  die  heutigen  Polycladen  nicht  als  Stammeltern  der  Acoelen  an- 
zusehen, jedoch  halte  ich  das  umgekehrte  Yerhältniss  für  noch  unwahr- 
scheinlicher; man  wird  hier,  wie  es  auch  sonst  meist  das  einzige  Mögliche 
ist,  sich  einfach  vorstellen  dürfen,  dass  die  Stammformen  ausgestorben 
sind,  und  dass  der  eine  Zweig  in  dieser,  der  andere  in  jener  Hinsicht  die 
ursprünglicheren  Yerhältnisse  bewahrt  hat.  Die  Acoelie  kann  ich  nur  als 
Degenerationserscheinung  ansehen  und  glaube,  dass  die  Zoochlorellen  nicht 
unwichtig  sind  für  die  Auffassung  dieser  Eigentümlichkeit,  dieselben  dienen 
den  Thieren  direct  oder  indirect  zur  Ernährung,  und  manche  der  Acoelen 
nehmen  daher  gar  keine  andere  Nahrung  auf;  es  ist  ein  ähnliches  Yerhältniss 
wie  bei  den  Flechten.  Wie  hier  der  Pilz,  so  ist  dort  der  Wurm  gewisser- 
massen  als  Parasit  der  Algen  anzusehen,  und  die  Ernährungsorgane  konnten 
sich  wie  bei  den  vorher  genannten  echten  Parasiten  rückbilden.  Auch 
Trichoplax  lebt,  wie  es  scheint,  völlig  auf  Kosten  der  Zoochlorellen. 

Yon  all  diesen  Formen  scheint  es  mir  kaum  möglich  , sie  an  die 
Wurzel  des  ganzen  Stammes  der  Metazoen  zu  stellen.  Weit  eher  würde 
das  von  zwei  anderen  Thieren  anzunehmen  sein,  die  Haeckel  neben  den 
Dicyemiden  als  Gasträaden  bezeichnet  hat,  es  sind  unter  den  Cölenteraten 
die  einfachsten  Polypen  und  Schwämme,  Hydra  und  Ascon.  Wenn  diese 
Formen  wirklich  als  primitiver  angesehen  werden  dürfen,  als  ihre  Ver- 
wandten, so  fragt  es  sich  noch,  ob  sie  in  der  Stammesgeschichte  anderer 
Thiere  eine  Rolle  gespielt  haben.  Yon  den  Schwämmen  kann  das  wohl 
Niemand  behaupten,  ihre  Organisation  ist  so  ganz  eigenartig,  ihre  festsitzende 
Lebensweise  mit  der  dadurch  bedingten  Ausbildung  complicirter  Skelettheile 
und  die  Art  der  Nahrungsaufnahme  ist  so  ganz  anders  als  bei  anderen 
Thieren,  dass  sie  als  deren  Stammeltern  sicher  nicht  angesehen  werden 
dürfen.  Yon  Hydra  dagegen  ist  das  sehr  vielfach  angenommen,  ich  will 
indessen  vorläufig  nur  auf  den  Mangel  von  flimmernden,  beweglichen  Larven, 
auf  ihre  festsitzende  Lebensweise  und  den  Aufenthalt  im  süssen  Wasser 


56 


hinweisen  als  Merkmale,  die  es  nicht  unwahrscheinlich  machen,  dass  hier 
secundäre  Erscheinungen  vorliegen. 

Endlich  wende  ich  mich  zum  dritten  Typus  im  Kreise  der  Cölenteraten, 
den  Ctenophoren.  Was  in  dieser  Gruppe  von  allergrösstem  Werth  ist,  das 
ist  die  Thatsache,  dass  die  höheren  Formen  unter  ihnen  Jugendstadien 
durchmachen,  die  vollkommen  den  Cydippiden,  der  niedersten  Gruppe, 
ähnlich  sind,  ja  diese  Larven  können  nach  Chun  sogar  geschlechtsreif  sein. 
Es  sind  also  die  „Lobaten“,  hei  denen  solche  „Dissogonie“  vorkommt,  zwei- 
mal geschlechtsreif,  einmal  im  Cydippidenstadium,  das  andere  Mal  als 
fertige  Thiere.  Hierdurch  ist  in  unzweideutigster  Weise  die  hohe  Ent- 
wicklungsfähigkeit der  Cydippiden  erwiesen. 

Von  ihnen  wäre  festzustellen,  ob  sie  sich  aus  anderen  Metazoen,  etwa 
festsitzenden  Thieren  ähnlich  der  Hydra  entwickelt  haben.  Ihre  Ontogenie 
weist  klar  nach,  dass  das  nicht  der  Fall  ist,  sie  entwickeln  sich  ganz  direct 
und  verlassen  den  Eltern  ähnlich  die  Eihüllen.  Daher  wird  jetzt  auch  mehr 
und  mehr  angenommen,  dass  sie  einen  eigenen  Stamm  der  Cölenteraten  bilden. 

Sehr  wichtig  ist  die  Thatsache,  dass  manche  Flimmerlarven  sowohl 
von  Cölenteraten  wie  von  Bilateralthieren  mit  Cydippiden  weitgehende 
Aehnlichkeiten  zeigen.  So  sind  bei  Larven  von  Anthozoen  die  Cilien  in 
mehreren  Meridianen  stärker,  am  aboralen  Pol  steht  ein  Schopf  längerer 
Cilien  und  oft  bilden  sich  zwei  Tentakel  früher  als  die  anderen  aus,  sodass 
diese  Larven  wie  sehr  einfache  Kippenquallen  aussehen.  Auch  die  er- 
wachsenen Anthozoen  zeigen  eine  Reihe  Aehnlichkeiten  mit  den  Ctenophoren, 
sodass  man  jene  unter  den  Cnidariern  als  nächste  Verwandte  der  letzteren 
ansehen  darf  (Chun).  Daraus  folgt,  dass  die  Anthozoen  die  primitivsten 
Cnidarier  sein  dürften,  während  Hydra  rückgebildet  ist.  Ich  will  auf  die 
Zwischenstadien  nicht  näher  eingehen,  sondern  nur  hervorheben,  dass  die 
Septen  wohl  hauptsächlich  als  Träger  der  Keimstoffe  Bedeutung  haben  und 
dass  sie  daher  bei  den  Hydroidpolypen  sich  rückbilden  konnten,  weil  in 
ihren  Stöcken  sich  besondere  Geschlechtstbiere,  die  Medusen,  ausbildeten. 
Weiter  werden  diese  schwimmenden  Thiere  nicht  mehr  ausgebildet,  be- 
sonders beim  Uebergang  in  süsses  Wasser  (Cordylophora) , sondern  sie 
bleiben  als  Geschlechtsknospen  am  Stock  sitzen.  Weitere  Vereinfachung 
des  Stockes  führt  schliesslich  zur  Hydra  hin,  die  als  höchst  abgemagertes 
und  überhaupt  degenerirtes  Geschöpf  schwerlich  so  entwickelungsfähig  ist, 
wie  man  es  ihr  zugetraut  hat. 

Mit  den  Schwämmen  kann  es  sich  möglicher  Weise  ähnlich  verhalten; 
es  sei  nur  erwähnt,  dass  manche  etwas  complicirtere  Formen  weit  mehr 
Aehnlichkeit  mit  Ctenophoren  zeigen,  als  der  erwähnte  Ascon^  so  nament- 
lich ein  Kieselschwamm  Tetilla  radlata\  hier  ist  am  oberen  Ende  ein 
trichterförmiger  Hohlraum  vorhanden,  von  dem  4 weite  Kanäle  entspringen, 
die  sich  weiterhin  gabeln,  also  genau  wie  die  Gefässe  von  Ctenophoren. 
Ueber  die  Frage,  ob  solche  Verhältnisse  nicht  vielmehr  als  die  primitivsten 
anzusehen  sind,  scheinen  mir  die  Acten  noch  keineswegs  abgeschlossen, 
wenn  es  auch  am  bequemsten  sein  mag,  dieser  Frage  aus  dem  Wege  zu 
gehen  und  das  Einfachste  für  das  Primitivste  zu  nehmen. 

Endlich  ist  die  Frage  am  wichtigsten  von  allen,  ob  auch  die  Bilateral- 
thiere  aus  Ctenophoren  hervorgegangen  sein  können.  Das  ist  in  der  That 
der  Fall.  Es  hat  hauptsächlich  A.  Lang  das  Verdienst,  auf  die  Beziehungen 
der  Polycladen  zu  Ctenophoren  hingewiesen  zu  haben,  und  neuerdings 


hl 


hat  sich  auch  Hatschek  angeschlossen.  Sowohl  die  Entwickelungsgeschichte 
wie  die  vergleichende  Anatomie  stimmen  damit  aufs  Beste  überein;  die 
„Müller’sche  Larve“  kann  als  eine  getreue  Wiederholung  des  phyletischen 
Ctenophoren Stadiums  ( Charistephane)  angesehen  werden.  Den  Organismus 
der  polycladen  Turbellarien  kann  man  mit  Haeckel  den  Cölenteraten  zu- 
rechnen, da  die  Gefässe  nach  demselben  Typus  wie  bei  diesen  gebaut 
sind.  Durch  die  Annahme  kriechender  Lebensweise  sind  zwar  manche 
Umwandlungen  bedingt,  doch  kann  fast  jedes  Organ  ohne  Schwierigkeit 
aus  dem  entsprechenden  von  Ctenophoren  abgeleitet  werden,  einige,  wie 
die  Ausführungsgänge  der  Keimdrüsen  und  die  Wassergefässe,  sind  neu- 
gebildet; dass  diese  aus  Theilen  des  Gastrovasculärsystems  entstanden  sind 
(Hatschek),  halte  ich  nicht  für  wahrscheinlich. 

Wenn  wir  in  dieser  Weise  die  übrigen  Thiere  von  den  niederen 
Ctenophoren  herleiten  können,  so  wäre  noch  zu  berücksichtigen,  ob  und 
wie  diese  aus  Flagellaten-Colonieen  hervorgegangen  sein  mögen.  Ich  bin 
überzeugt,  dass  das  ganz  gut  anzunehmen  ist,  und  zwar  etwa  in  der 
Weise,  dass  eine  volvoxartige  Colonie  reichlich  ernährt  wurde  und  in  Folge 
dessen  zahlreiche  Zellen  amöboid  wurden  und  ins  Innere  krochen,  die  sich 
nach  und  nach  in  unregelmässiger  Weise  um  einen  inneren  Hohlraum 
wahrscheinlich  mit  mehreren  Oeffn ungen  gruppirten.  Es  wird  sich  allmählich 
eine  Polarität  ausgebildet  haben,  was  bei  runden  und  freischwimmenden 
Thieren  schon  durch  die  geringste  Störung  des  Gleichgewichtes  erreicht 
wurde.  Eine,  wahrscheinlich  die  grösste  Oeffn ung  wurde  zur  Aufnahme 
von  Nahrung  verwendet,  und  nach  und  nach  bildete  sich  am  Gegenpol, 
der  wohl  bei  der  Fortbewegung  voranging,  ein  sensibles  Centrum  aus. 
Nehmen  Avir  nun  an,  dass  sich  im  Lauf  der  Zeit  der  innere  Raum  regel- 
mässiger gestaltete,  was  für  die  fernere  Erhaltung  des  Gleichgewichtes  und 
die  Beweglichkeit  von  Nutzen  sein  musste,  und  dass  an  den  Ausbuchtungen 
dieses  Raumes  die  Geisselzellen  sowie  die  Keimzellen  besser  ernährt  und 
daher  grösser  wurden,  so  kommen  wir  den  niederen  Ctenophoren  schon 
ziemlich  nahe.  Erklärlicher  Weise  waren  die  Uebergangsformen  einerseits 
sehr  entwickelungsfähig,  andererseits  weiterer  Umbildungen  so  bedürftig, 
dass  zwischen  Flagellaten-Colonieen  und  den  niedersten  heute  lebenden 
Metazoen  ein  recht  bedeutender  Unterschied  vorhanden  ist,  der  durch 
keine  lebende  Form  ausgefüllt  wird.  Dass  aber  keine  andere  geschlechts- 
reife  Thierform  unter  den  heutigen  Metazoen  dem  Urmetazoon  näher  steht, 
als  die  Cydippiden,  das  scheint  mir  aus  einer  Zusammenfassung  der  That- 
sachen  klar  hervorzugehen. 

Dass  die  ersten  Metazoen  nicht  so  kümmerliche  Wesen  wie  die  Hydra 
waren,  halte  ich  für  nothwendig  anzunehmen,  wo  sollten  sie  die  Kraft 
hergenommen  haben,  ihre  Mitwesen  im  Kampf  ums  Dasein  zu  überwinden. 
Ein  Mesoderm  wird  von  vornherein  gut  ausgebildet  gewesen  sein,  das  aus 
solchen  amöboiden  Zellen  entstanden  ist,  wie  sie  auch  das  Epithel  der 
Gastralhöhle  darstellen,  freilich  durfte  der  Körper,  so  lange  er  die  pelagische 
Lebensweise  beibehielt,  nicht  zu  schwer  werden. 

Wenn  wir  denn  die  niederen  Ctenophoren  als  diejenigen  Metazoen 
ansehen  dürfen,  welche  am  meisten  eine  primitive  Organisation  beibehalten 
haben,  so  wird  es  uns  klar  werden,  dass  nicht  immer  einfache  Organisation 
ein  Beweis  für  ursprüngliche  Zustände  ist,  die  Stammesentwickelung  geht 
vielmehr  oft  von  complicirteren  zu  einfacheren  Formen. 


58 


IX.  Bohrversuclie  fiir  eine  neue  Wasserwerksanlage 
auf  Tolkewitzer  Flur  bei  Dresden. 

Von  H.  B.  Geinitz. 


Wie  aus  dem  ersten  Berichte  des  Baurath  Salb  ach  darüber  vom 
8.  November  an  den  Rath  der  Kgl.  Haupt-  und  Residenzstadt  Dresden  zu 
ersehen  ist,  sind  auf  dem  durch  einen  beigefügten  Situationsplan  näher 
ersichtlichen  Areal  35  Bohrungen  ausgeführt  worden,  welche  die  Boden- 
schichten bis  zu  der  in  einer  Tiefe  von  15  bis  16  m lagernden  undurch- 
lässigen Grundschicht  des  PI  än  er  m erg  eis  (sogen,  blauen  Letten)  auf- 
geschlossen haben.  Durchschnittlich  wurde  auf  dem  Hauptterrain  an  der 
Tagesoberfläche  unter  Wiesen-  und  Ackerboden  von  0,5  m Stärke  eine 
Lehmdecke  gefunden,  welche  an  einzelnen  Stellen  eine  Mächtigkeit  von 
über  2 m besitzt,  während  dieselbe  an  tieferen  Stellen,  zum  Theil  abge- 
hoben, noch  eine  Stärke  von  0,6  m hat.  Unter  dieser  Lehmdecke  folgt, 
mehrere  Meter  mächtig,  lehmiger,  undurchlässiger  Sand,  dann  reiner  lehm- 
freier Sand,  in  zunehmender  Tiefe  mit  Kies  vermischt , dann  gröberer  Kies 
mit  grossen  Steinen  (wie  Basalt  und  Gneiss  oder  Granit)  bis  zu  der 
zwischen  15  und  16  m liegenden  Grundschicht  des  Plänermergels  (oder 
sogen,  blauen  Letten).  Diese  undurchlässigen  Grundschichten  des  Pläner- 
mergels, welche  ihre  Zugehörigkeit  zu  dem  turonen  Mittelpläner  keinen 
Augenblick  verkennen  lassen,  zeigen  nach  den  genaueren  Profilen  des  Bau- 
rath Salb  ach  eine  schwache  Neigung  in  der  Richtung  des  Elbthaies  und 
scheinen  sich  noch  unter  dem  Elbstrome  hin  weiter  fortzusetzen. 

Darauf  lagern,  wie  schon  gezeigt,  die  wasserführenden  Kies-  und 
Sandschichten,  deren  grosser  Reichthum  an  vorzüglichem  Wasser  sowohl 
bei  den  Bohrungen  selbst,  als  auch  am  16.  November  aus  dem  grösseren 
ziemlich  fertig  gestellten  Versuchsbrunnen  überzeugend  hervortrat. 

Das  auf  dem  Terrain  dieser  zweiten  grossen  Wasseranlage  gewonnene 
Wasser  hat  sich  nach  der  von  der  chemischen  Centralstelle  für  öffentliche 
Gesundheitspflege  (Dr.  H.  El  eck)  und  von  Dr.  Erwrin  Kayser,  vereidetem 
Chemiker  und  Sachverständigen  bei  den  Kgl.  Gerichts-  und  Verwaltungs- 
behörden Dresdens,  ausgeführten  chemischen  Untersuchungen*)  als  völlig 
brauchbares,  gutes  Trink-  und  Nutzwasser  herausgestellt,  welches  6 — 7 
sogen,  deutsche  Härtegrade  besitzt. 

Dem  sicheren  praktischen  Blicke  des  Baurath  Sa  Ibach  aber  ist  es  zu 
danken,  dass  für  unser  sich  riesenhaft  vergrösserndes  Dresden  ein  neuer 
ergiebiger  Zufluss  von  gutem  Trinkwasser  aufgeschlossen  worden  ist,  ge- 

*)  Vergl.  Beilagen  zu  dem  ersten  Berichte  S albach’s  vom  8.  Nov.  1892. 

&0S.  it*&  w Drssdsn,  1892.  — Abh.  9. 


59 


rade  hier  auf  den  Fluren  von  Tolkewitz  , wo  derselbe  niemals  versiegen 
wird,  so  lange  überhaupt  noch  atmosphärische  Feuchtigkeit  in  den  Boden 
eindringt  und  von  den  im  Süden  und  Südosten  von  Dresden  sich  hin- 
ziehenden Höhen  aus  auf  den  Schichten  des  nach  dem  Elbthal  einfallen- 
den Plänermergels  als  Grundwasser  herabläuft.  Dass  diese  Senkung  der 
Schichten  auf  der  linken  Elbseite  im  Zusammenhang  steht  mit  der  ganz 
bedeutenden  Aufrichtung  der  Granit-  und  anderen  Gesteinsmassen  auf  der 
rechten  Elbseite,  ist  unzweifelhaft.  Von  der  Grösse  dieser  Niederkenkung 
der  Schichten,  jener  seit  lange  bekannten  und  auch  von  Herrn  von  Dechen*) 
beschriebenen  Hauptverwerfung , die  sich  in  unserem  Elbthale  in  der 
Richtung  der  Grenzlinie  von  NW  nach  SO  eine  bedeutende  Geltung  ver- 
schafft hat,  gewinnt  man  eine  Vorstellung  durch  folgende  Thatsachen.  Die 
Fortsetzung  des  sogen,  unteren  cenomanen  Quadersandsteines  an  der 
goldenen  Höhe  u.  s.  w.  im  Süden  von  Dresden  ist  nicht  nur  bei  den 
Tiefbohrungen  in  den  artesischen  Brunnen  Dresdens  unter  einer  sehr 
mächtigen  Plänerdecke  nachgewiesen  worden,  sondern  es  erscheint  dieser 
cenomane  Quadersandstein  auch  auf  der  rechten  Seite  der  Elbe  wieder  in 
der  bedeutenden  Höhe  bei  dem  Dorfe  Weissig,  was  einer  Niveauveränderung 
von  mehreren  hundert  Metern  entspricht. 

Bei  derartigen  geologischen  Verhältnissen  aber  ist  auch  die  Möglichkeit 
nicht  ausgeschlossen,  dass  die  Gewässer,  welche  man  jetzt  auf  dem  rechten 
Elbufer  in  dem  ersten  ergiebigen  Wasserwerke  Dresdens  aus  den  Elb- 
Kieslagern  bezieht,  einen  gleichen  oder  ähnlichen  Ursprung  von  den  be- 
nachbarten Höhen  auf  dem  linken  Elbufer  haben,  wie  jene  von  Tolkewitz, 
während  man  gewöhnt  ist,  den  Zufluss  der  Grundwässer  auf  der  rechten 
Seite  der  Elbe  auch  von  der  letzteren  Seite  aus  anzunehmen.  Die  Ent- 
scheidung dieser  Frage  hängt  indess  noch  von  weiteren  Beobachtungen 
und  Aufschlüssen  ab.  — Schliesslich  ist  noch  hervorzuheben,  dass  die  in 
allen  Bohrlöchern  bei  Tolkewitz  Vorgefundenen  Schichten  von  Lehm  und 
lehmigem  Sand  das  Eindringen  des  Oberwassers  in  die  darunter  liegenden 
das  Grundwasser  führenden  Schichten  verhindern,  so  dass  sie  für  letztere 
einen  sicheren  Schutz  bei  Ueberfluthung  durch  Hochwasser  des  Elbstromes 
gewähren. 


> 


*)  Vgl.  Sitzungsberichte  d.  niederrhein.  Ges.  f.  Natur-  u.  Heilkunde,  3.  Jan.  1881, 


60 


X.  Bemerkungen  über  den  Quarz  im  Syenite  des 

Plauen’schen  Grundes. 

'Von  E.  Zs  eh  au. 


Das  hier  Gegebene  ist  eine  Ergänzung  und  auch  Fortsetzung  eines 
früheren  Aufsatzes  (Isis-Festschrift  1885,  S.  49)  und  bezieht  sich  auf 
neuere  Vorkommnisse,  sowie  auf  solche,  die  früher  nicht  erwähnt  wurden, 
weil  etwas  Bestimmtes  nicht  gesagt  werden  konnte.  — 

Eine  gangartige  Kluftausfüllung  des  Syenits,  im  letzten  Bruche  an 
der  Strasse  vor  Potschappel  (1892),  etwa  1 m lang  und  noch  weniger 
tief  und  3 — 15  cm  mächtig,  der  begrenzende  Syenit  stark  zersetzt,  bestand 
zum  grössten  Theile  aus  einer  ziemlich  grossblättrigen  Masse  von  heller 
Farbe.  Die  Blattflächen  meist  gleichlaufend  mit  der  äusseren  Begrenzung, 
aber  auch,  besonders  in  den  engeren  Theilen,  in  steiler  Stellung  zu  der- 
selben, so  dass  vollständige  Gangstücke  nur  von  den  schmäleren  Theilen 
durch  Schlagen  erhalten  werden  konnten. 

Die  Flächen  der  Blätter  zeigten  oft  eine  feine  Streifung  mehr  oder 
weniger  deutlich  und  zwar  nach  3 Richtungen,  so  dass  wenigstens  oft 
kleine  Dreiecke  deutlich  zu  erkennen  waren.  Aehnliches  war  mir  be- 
kannt von  den  basischen  Flächen  unserer  Kalkspäthe,  und  ich  nahm  des- 
wegen an,  dass  die  Masse  nur  aus  übereinander  gelagerten  basischen 
Kalkspäthen  bestehe.  Der  Querbruch  zeigte  auch  die  glänzenden  Spaltungs- 
streifen des  Kalkspaths,  aber  zwischen  denselben  feinkörnige  Streifen  von 
grosser  Härte. 

Weitere  Aufklärung  wurde  erlangt,  wenn  das  Mineral  mit  Salzsäure 
behandelt  war.  Es  ergab  sich,  dass  der  Kalkspath  in  verhältnissmässig 
geringer  Menge  vorhanden  war  und  nur  in  Gestalt  dünner  Blätter,  die 
meist  in  einer  Richtung  liegen.  Es  kommt  ja  vor,  dass  die  Blätter  sich 
kreuzen  und  in  anderen  beliebigen  Richtungen  liegen.  Die  Blätter  des 
Kalkspaths  sind  eben  oder  schwach  gebogen  und  überträgt  sich  dies  auch 
auf  das  zwischengelagerte  Mineral,  den  Quarz.  Einmal  wurde  beobachtet, 
dass  die  Blätterkrümmung  in  sich  selbst  zurücklief,  so  dass  eine  Art 
Linsengebilde  erschien. 

Der  Kalkspath  ist  immer  weiss,  der  Quarz  in  dünnen  Blättern  weiss, 
der  Glanz  beider  etwas  perlmutterartig  vor  und  nach  Behandlung  mit 
Salzsäure.  In  grösseren  dichten  Partien  erscheint  der  Quarz  grau,  und 
da,  wo  dieselben  an  den  Kalkspath  grenzen,  zuweilen  bräunlich. 

.Nach  Wegnahme  des  Kalkspaths  zeigen  die  Quarzplatten,  besonders 
die  dichten  bräunlichen,  dieselbe  Dreieckzeichnung  wie  der  Kalkspath. 
An  den  Kanten  stärkerer  Blätter  sind  die  Quarze  zuweilen  gut  aus* 

1 &ts.  Isis  in  Dresden,  1892.  — ■ Abh.  10. 


61 


krystallisirt.  Auch  an  den  Kanten  dünnerer  Blätter  bemerkt  man  Krystalle, 
aber  dieselben  erscheinen  wie  flach  gedrückt. 

Aus  Allem  mag  wohl  hervorgehen,  dass  der  (basische)  Kalkspath  das 
Formbestimmende  für  das  Ganze  gewesen  ist.  Das  Vorkommen  schliesst 
sich  darnach  an  das  früher  erwähnte  (1885,  Festschr.)  an,  von  dem  ge- 
sagt wurde,  dass  der  Kalkspath  Einkerbungen  und  gleichsam  Zusammen- 
drückungen der  Quarzkry stalle  bewirkt  habe. 

Mikroskopische  Untersuchungen  können  möglicherweise  noch  weiteres 
ergeben,  denn  es  scheinen  in  den  dünnen  freigemachten  Quarzblättern 
noch  andere  Dinge  vorhanden  zu  sein.  Schon  mit  der  Lupe  oder  mit 
schwachem  Mikroskope  konnten  rhomboidal  gestaltete  Kry Ställchen  und 
andere  nadelartige,  sternförmig  gruppirte  beobachtet  werden,  wenn  auch 
nur  in  wenigen  der  betrachteten  Blätter.  Hoffentlich  bringen  Dünnschliff- 
beobachtungen noch  weitere  erfreuende  Aufklärung  über  die  mineral- 
bildende Thätigkeit  des  chemisch  - physikalischen  Laboratoriums  unseres 
Syenits.  Hinreichendes  Material  ist  vorhanden. 

Als  seltener  Begleiter  der  Kalkspath-Quarzmasse,  an  der  Grenze  der- 
selben, mag  noch  erwähnt  werden: 

Ein  graugrünes  feinkörniges  Mineral,  welches  durch  Salzsäure  theil- 
weise  zersetzbar  war.  Die  Analyse  ergab,  nach  Aufschlüssen  mit  Soda: 

Kieselsäure  = 81,57  °/o 

Eisenoxyd  = 2,73  „ (dürfte  meist  Oxydul  sein) 
Thonerde  = 8,76  „ 

Kalkerde  = 0,45  „ 

Magnesia  = 3,19  „ 

Wasser  = 2,74  „ 

99,44  °/o. 

Die  fragliche  Substanz  dürfte  demnach  nichts  anderes  sein  als  ein 
Gemenge  von  Quarz,  wahrscheinlich  kleine  Krystalle  (ritzt  Feldspath),  und 
einer  grünerdeartigen  Masse,  die  als  Abkömmling  einer  thonerdehaltigen 
Hornblende  zu  betrachten  sein  könnte.  Aehnlich  aussehende,  selbst- 
ständig auftretende,  meist  nur  mit  Kalkspath  und  etwa  auch  Syenitbrocken 
vergesellschaftete  KJ uftausfüllungen  wurden  am  selben  Orte  wiederholt 
beobachtet. 

Durch  das  Vorkommen  der  blättrigen  Kalkspath-Quarzmasse  ist  viel- 
leicht auch  eine  Art  Schlüssel  für  eine  schon  viel  früher  (1883)  be- 
obachtete Erscheinung  gegeben: 

Enge  Klüfte  und  kleine  Hohlräume,  auch  in  ganz  gesundem  Syenite 
sind  zuweilen  mit  einem  derben  unscheinbaren  Kalkspathe  vollständig 
ausgefüllt , sie  werden  wenig  oder  garnicht  beachtet,  denn  der  Kalkspath 
hat  für  gewöhnlich  keinen  Werth,  wenn  er  nicht  etwa  durch  auffallende 
Gestaltung  sich  auszeichnet.  Für  unseren  Syenit  ist  aber  die  Sache  von 
einiger  Bedeutung,  denn  nach  Wegnahme  des  Kalkspaths  mit  einer  Säure 
kommen  zuweilen  die  eigentlichen  Syenitmineralien  zum  Vorscheine, 
wenn  auch  nur  meist  höchst  bescheiden  in  Grösse  und  Schönheit  der 
Gestalt,  sie  bilden  gleichsam  Ausblühungen  auf  dem  Gesteine.  Hier 
mögen  nur  genannt  werden:  Feldspath,  Hornblende,  Pistazit,  Quarz,  Chlorit 
und  (sehr  selten)  Titanit. 

Eine  solche  Kluftdruse  zeigte  als  bedeutendstes  einen  liegenden 
bräunlichen  Quarzkrystall , etwa  8 mm  lang.  Eine  der  Säulenflächen 


62 


deutlich  convex,  die  daneben  befindliche  concav,  die  bezeichnende  Quer- 
streifung nicht  vorhanden.  Auch  eine  der  Pyramiden  flächen  sehr  schwach 
concav  (nach  P.  Groth).  Es  kann  wohl  auch  hier  eine  Beeinflussung  des 
Quarzes  durch  krummblättrigen  Kalkspath  angenommen  werden. 

Der  deckende  Kalkspath  ist  auch  die  Ursache , dass  solche  Kluft- 
drusen wohl  erhalten  geblieben  sind. 

In  dem  letzten  Bruche  vor  Potschappel  wird  der  Abbau  voraussicht- 
lich noch  manches  Beachtenswerthe  zu  Tage  fördern.  Für  jetzt  sei  von 
daher  noch  Folgendes  berichtet: 

Eine  sich  mehrere  Meter  lang  erstreckende,  nur  einige  Centimeter  starke 
Kluftausfüllung  bestand  da,  wo  sie  am  vollkommensten  ausgebildet  war, 
an  beiden  Seiten  aus  krystallinischem  stänglichen  Quarze,  die  Axen  senk- 
recht zu  den  Kluftflächen,  die  Mittelfüllung  dagegen  aus  einem  dunkel- 
graugrünen  talkigen  Minerale,  sehr  weich,  Pulver  hell  grünlich  grau. 

Die  Analyse  dieser  weichen  Masse  ergab : 

Kieselsäure  =41,11  % 

Thonerde  = 9,39  „ 

Eisenoxydul  = 24,23  „ 

Kalkerde  = 3,89  „ 

Magnesia  = 9,60  „ 

Natron  = 0,25  „ 

Wasser  =10,23,, 

98,70  V 

Man  hat  es  hier  also  wohl  mit  einem  grünerdeartigen  Produkte 
der  Zersetzung  der  Hornblende  zu  thun.  Das  Mineral  war  durch  Salzsäure 
vollständig  aufschliessbar.  Durch  Oxydation  des  Oxyduls  ist  das  Mineral 
stellenweise  schmutzigroth  geworden.  Auch  der  Quarz  wird  ein  Erzeugniss 
der  Syenitzersetzung  sein. 

In  Bezug  auf  Gangbildungen  ist  der  Bruch  oberhalb  der  Garnison- 
mühle, am  linken  Ufer  unmittelbar  an  der  Strasse  gelegen,  wohl  von  her- 
vorragender Bedeutung.  Mehrere  bedeutende  Zerreissungen  oder  Absonder- 
ungen des  Gesteins,  die  im  Allgemeinen  recht  winkelig  zur  Thalrichtung 
gehen,  haben  Gelegenheit  zu  Gangausfüllungen  gegeben,  die  auf  lange 
Strecken  sich  verfolgen  lassen.  Durch  die  Ganggebilde  ist  dem  Wasser 
u.  s.  w.  viele  Gelegenheit  geboten,  auf  das  Gestein  einzuwirken,  und  ist 
dasselbe  daher  auch,  besonders  an  den  Ganggrenzen,  meist  stark  verändert. 
Yor  Allem  die  Hornblende  ist  stark  zersetzt,  und  die  Farbe  des  Gesteins 
geht  aus  dem  röthlichen  oder  röthlich violetten  in  ein  fahles  Graugrün  über. 
Andere  Färbungen,  z.  B.  ein  übles  Braunroth,  fehlen  nicht.  Die  Wände 
der  Gänge  mit  grünlichen  und  bräunlichen  thonigen  Zersetzungsprodukten 
(Grünerde!)  bekleidet.  — Einer  der  Gänge  bat  Anlass  zu  einem  ziemlich 
weit  getriebenen  Yersuchsbaue  gegeben.  Es  ist  wohl  kaum  zu  ermitteln, 
wann  dies  geschehen.*) 

— h-, I . ä ; ! ■ i ' ■ . 

*)  Bergmännische  Versuchsbaue  sind  an  mehreren  Stellen  des  Grundes  gemacht 
worden,  z.  B.  hinter  dem  Felsenkeller,  überall  da  wo  das  Gestein  anders  geartet  war 
und  etwas  an  einen  Gang  erinnerte.  Ich  entsinne  mich  wohl  in  einem  Notizhefte 
meines  Grossvaters,  eines  alten  fleissigen  Dorfschulmeisters  im  Leipziger  Kreise  vor 
50  Jahren  gelesen  zu  haben:  So  du  in  dem  Plauen’ sehen  Grunde  von  da  und  da  aus- 
, gehest,  findest  du  einen  Baum  (oder  anderes  Merkmal),  von  dem  wende  dich  gegen 
Mittag  etwa  100  Schritte  weit,  so  findest  du  einen  Gang  mit  köstlichem  Talk,  in  dem 


i 

t 


63 


Die  die  Gänge  ausfallenden  Mineralstoffe  sind  Quarze  und  Carbonspäthe, 
auch  anderes  kommt  dazu,  wie  gelegentlich  erwähnt  werden  soll. 

Die  gegenwärtige  Betrachtung  gilt  einem  Gange,  der  durch  die  Bruch- 
arbeiten (1892)  zerstört,  oder  wenigstens  der  Beobachtung  entzogen  ist. 
Der  Gang  hatte  eine  wechselnde  Mächtigkeit  bis  zu  20 — 25  cm.  Die 
Gangmasse  bestand  an  den  Seiten  aus  einem  späthigen  leberfarbenen 
oder  auch  fleischrothen  Calcite,  etwa  1 — 3 cm  stark.  Die  Mittelfüllung 
war  ein  graues  feinkörniges  Gestein  mit  spärlich  eingestreuten  gänzlich  zer- 
setzten Syenitbrocken.  Nach  der  Farbe  konnte  man  den  begrenzenden  Spath 
für  einen  Eisenspath  halten,  es  ist  aber  nur  Ealkspath;  derselbe  zeigte  sich, 
wenn  auch  selten,  mit  (rauh)  ausgebildeten  Ery  stallflächen  in  die  graue 
Mittelmasse  einragend,  also  seine  frühere  Entstehung  gegen  die  Mittel- 
füllung beweisend. 

Der  Ealkspath  wurde  in  schwacher  Salzsäure  gelöst,  es  blieb  ein 
etwas  faseriger  bräunlicher  Rückstand,  der  sich  als  ein  Eisenoxydhydrat 
auswies.  Mikroskopisch  zu  beobachten  war  mir  nicht  vergönnt,  so  wurde 
nur  der  Wassergehalt  bestimmt,  derselbe  betrug  9,23  — 9,48%. 

Der  rothe  Eisenoxydrückstand  war  etwas  manganhaltig. 

Nach  dem  Wassergehalte  zu  schliessen  wäre  also  der  begrenzende 
leberfarbene  Ealkspath  durch  Göthit  gefärbt. 

Die  graukörnige  Hauptgangmasse  hatte  Y.  G.  = 2,64;  sie  gab  einen 
Glühverlust  = 0,65  %.  Im  Diamantmörser  zerfällt  sie  alsbald  zu  ziemlich 
feinem  Pulver.  Härte  über  6. 

Die  Analyse  ergab: 

Eieselsäure  = 95,64  % 

Thonerde  = 3,31  „ 

Ealkerde  = 0,23  „ 

Wasser  = 0,65  „ 

99^3%7 

Demnach  wäre  die  graue  Gangmasse  wesentlich  ein  Quarz , wahr- 
scheinlich ein  Aggregat  kleiner  Erystalle,  beigemengt  zersetzte  Silicate  des 
Syenits,  von  welchem  kleinere  und  grössere  Brocken  in  den  Gangraum 
gefallen  und  durch  den  Quarz  umhüllt  worden  sind.  Dass  die  Masse 
nicht  dicht  krystallinisch  erscheint,  könnte  wohl  dadurch  erklärt  werden, 
dass  während  des  Absetzeus  des  Quarzes  zu  wenig  Ruhe  geherrscht,  und 
ein  dichteres  und  geordneteres  Zusammenschliessen  der  kleinen  Erystalle 
verhindert  wurde.  Die  hereinbröckelnden  Syenitstückchen  könnten  wohl 
die  bedingende  Ursache  gewesen  sein.  In  dem  porösen  Quarze  konnte 
die  Zersetzung  des  Syenits  leicht  erfolgen. 

Auch  an  anderen  Orten  des  Plauen’schen  Grundes,  so  im  letzten  Bruche 
vor  Potschappel , in  mehreren  Brüchen  unterhalb  Döltzschen;  beim  Forst- 
hause, ja  vielleicht  an  allen  Stellen,  wo  das  Gefüge  des  Syenits  weniger 
grossmassig  ist,  können  ähnliche  quarzreiche  Eluftausfüllungen  beobachtet 
werden , welche  die  Zeichen  weniger  ruhigen  Ausbildens  an  sich  tragen, 
und  deshalb  den  Quarz  als  ungeordnete  Theile  enthalten.  — Die  Farbe 

sind  Granaten,  die  lassen  sich  fletzen  (breitschlagen?)  u.  s.  w.  — Der  Enkel  hat  die 
Plauen’sche  Erbschaft  unbewusst  angetreten  und  den  Grund  durchstöbert  wie  kaum 
ein  anderer  Mensch,  aber  die  Köstlichkeit  blieb  versagt ; das  einzig  „fletzige4  war  ge- 
diegen Kupfer,  das  die  alten  Wühler  schwerlich  gefunden  haben,  denn  es  tritt  nur 
auf  in  höchst  unbedeutenden  Nestern  im  frischen  Gesteine. 


64 


dieser  Dinge  kann  eine  äusserst  verschiedene  sein,  je  nach  der  Menge  der 
mechanisch  und  chemisch  zugeführten  Umwandlungsprodukte  des  Syenits. 
Yorwaltend  sind  düstere  graue,  unrein  grüne,  rothe  und  braune  Farben. 
Selten  sind  in  diesen  Kluftgebilden  wohl  ausgeprägte  Mineralien  anzutreffen, 
nur  wenn  vielleicht  nach  Absatz  der  Hauptmasse  durch  Verschieben,  Aus- 
trocknen, Auswaschen  u.  s.  w.  neue  Hohlräume  entstanden,  können  wohl 
kleine  Quarzdrusen,  Carbonatkrystalle  u.  s.  w.  möglich  geworden  sein. 
Einige  Male  wurde  beobachtet,  dass  die  Gangmasse  mit  feinfaserigen  Ara- 
gonitschnüren durchzogen  war,  ein  schichtenweises  ruhiges  Absetzen  der 
Gangmasse  andeutend. 

Wesentlich  verschieden  von  den  vorerwähnten  Vorkommnissen  sind 
diejenigen  gangartigen  Quarzgebilde,  die  alsbald  kry stallinischen 
Bau  erkennen  lassen.  Diese  letzteren  sind  mehr  zu  Hause  in  einem  nur 
wenig  oder  gar  nicht  zersetzten  Syenite,  und  der  Quarz  ist  fast  immer  be- 
gleitet von  Epidot.  — Der  Epidot  durchzieht  manche  der  Syeuitmassen 
in  zahlreichen,  meist  sehr  dünnen  Schnüren;  werden  diese  Bänder  breiter, 
so  tritt  als  Mittelglied  Quarz  hinzu,  immer  aber  wird  der  Pistazit  als  das 
ältere  anzusehen  sein.  Man  könnte  versucht  sein,  diese  Gebilde  als  zum 
Syenit  gehörig  zu  betrachten,  sie  als  Ausscheidungen  desselben  anzusehen. 
Primäre  Nebengebilde. 

DiePistazitbänder  zeigen  auf  den  Ablösungsflächen  zuweilen  hübsche  und 
deutliche  Gleitstreifen  (Rutschflächen).  Dies  ist  besonders  da  zu  beobachten, 
wo  das  Gestein  gleichsam  aus  keilartigen  Stücken  zusammengesetzt  ist, 
also  mehrfache  Bewegungsrichtungen  gestattet;  leider  aber  hindert  dieser 
Zustand  handliche  Belegstücke  zu  erhalten.  Die  Epidotmasse  ist  meist 
sehr  zersetzt  und  hellfarbig.  Die  Quarzbänder  scheinen  durch  die  Gleit- 
bewegungen nicht  verändert;  sie  sind  entweder  durch  den  Epidot  geschützt 
gewesen,  oder  aber  es  hat  während  und  nach  der  Quarzbildung  mehr 
Ruhe  in  der  Gebirgsmasse  geherrscht. 

Wenn  hier  und  auch  anderwärts  keine  besondere  Örtlichkeit  für  das 
Berichtete  angegeben  wird,  so  ist  der  Grund  dafür:  dass  die  meisten  der 
eigentümlichen  Vorkommnisse  durch  den  Bruchbetrieb  bald  zerstört 
werden.  Es  ist  aber  immer  Hoffnung  vorhanden,  dass  neue,  den  früheren 
ähnliche  Dinge  zum  Vorschein  kommen,  um  abgegebenes  Urtheil  daran 
zü  prüfen: 

Schon  in  früheren  Betrachtungen  über  den  Quarz  des  Syenits  (Festschr., 
1885,  S.  50)  wurde  das  gangartige  Auftreten  des  Minerals  erwähnt,  und 
mag  noch  kurz  Folgendes  zugefügt  werden:  In  dem  ersten  Bruche  unter- 
halb Döltzschen  (nördlichster)  wurde  (1886)  ein  Quarzgang,  oder  vielmehr 
eine  Gruppe  schmaler  paralleler  Schnüre  und  Bänder  von  Pistazit  und 
Quarz  beobachtet,  in  Gesammtheit  nur  etwa  10  cm  mächtig,  zwischen 
denen  Syenitbänder  vorhanden  sind.  Der  Syenit  ist  durch  parallele  Klüfte 
getrennt,  die  schmälsten  sind  nur  mit  Pistazit,  die  breiteren  durch  Quarz 
mit  Pistazitrand  erfüllt  worden.  In  dem  Quarze  finden  sich  auch  Syenit- 
trümmer, dieselben  sind  aber  immer  durch  Pistazit  umrandet.  Der  Pista- 
zit ist  meist  nicht  scharf  ausgeprägt,  er  erscheint  gewöhnlich  nur  als 
grünliche  Färbung  des  Quarzes.  Die  Syenitbänder  sind  auch  zuweilen 
quer  durchbrochen,  so  dass  der  Quarz  zweier  Bänder  zusammenhängt. 
Als  unwesentlicher  Nebengemengtheil  tritt  in  dem  Quarze  Kalkspath  auf. 


65 


Während  in  dem  letzterwähnten  Vorkommen  eine  Quarzgangbildung 
gleichsam  als  eine  ganz  vollendete  erscheint,  giebt  es  auch  andere,  in 
denen  die  Hohlräume  des  Gesteins  durch  den  Quarz  nur  oberflächlich 
überkleidet,  nnd  die  zahlreichen  Svenittriimmer  nur  ebenso  oberflächlich 

1 V 

mit  Quarz  überrrindet  und  durch  denselben  an  einander  und  an  die  Kluft- 
fläche angekittet  sind,  so  dass  das  Ganze  ein  rauhes  löcheriges  Haufwerk 
ist.  Der  Quarz  ist  immer  klein-krystallinisch,  und  von  unreiner,  vielleicht 
durch  eingemengten  Syenitstaub  dunkel  grauröthlicher  Farbe.  Die  Quarz- 
rinden sind  auf  dem  Bruche  zuweilen  wie  hornsteinartig.  Bemerkenswerth 
bleibt  hierbei,  dass  epidotische  Masse  fehlt.  Dieses  unfertige,  jedenfalls 
neuere  Syenittrümmergestein  wurde  besonders  in  dem  oberen  Bruche 
hinter  der  Garnisonmühle  gesehen. 

Am  letztgenannten  Orte  wurden,  in  engen  Klüften  ohne  Syenittrümmer, 
hornstein artige  1 — 2 cm  starke  graurothe  oder  braune  Quarzrinden  mit 
kleindrusiger  gekerbter  Oberfläche  angetroffen.  Die  Kerbung  anscheinend 
durch  flache,  auf  der  Kante  stehende  Schwerspathkrystalle  hervorgerufen. 
Ein  ganz  ähnliches  Gebilde  wurde  im  oberen  Bruche  beim  Forsthause  ge- 
funden. So  noch  hier  und  da  wird  man  Aehnliches  finden  können,  und 
die  Eindrücke  werden  sich  nicht  nur  auf  Schwerspath,  sondern  mitunter 
auch  auf  Kalkspath  zurückführen  lassen.  — Es  ist  schade,  dass  dieser  neue 
Quarz  sich  zum  grössten  Theile  vor  dem  Verschwinden  der  Späthe  absetzte 
und  gestaltete,  denn  wäre  die  Fortführung  der  Späthe  mit  der  Quarzbildung 
gleichzeitig  erfolgt , so  würde  wohl  die  Entstehung  hübscher  wirklicher 
Pseudomorphosen  möglich  gewesen  sein. 

Alle  die  bis  jetzt  erwähnten  Vorkommnisse  des  Quarzes  sind  vielleicht 
nur  bemerkenswerth  durch  ihr  Verhältniss  zum  Hauptgesteine  oder  zu  den 
Begleitmineralien,  äusserlich  Angenehmes  bieten  sie  nicht.  Ganz  leer  ist 
aber  das  Schönheitsgefühl  in  Bezug  auf  den  Quarz  auch  in  den  letzten 
Jahren  nicht  ausgegangen. 

In  dem  unteren  Bruche  hinter  der  Garnisonmüble  wurde  vor  einigen 
Jahren  eine  bedeutende,  wie  stockförmige  Abänderung  des  Syenits  bloss- 
gelegt, die  im  Gefüge  und  in  der  Zusammensetzung  wesentlich  von  dem 
gewöhnlichen  Gesteine  abweicht,  aber  doch  mit  demselben  innig  verwachsen 
ist.  Das  Gefüge  der  Varietät  ist  granitisch  körnig,  keine  Spur  von  gleich- 
gerichteten Feldspathkrystallen,  die  unseren  Syenit  so  sehr  auszeichnen. 
Der  Feldspath  tritt  sehr  zurück,  die  Hornblende  herrscht  vor,  zu  welcher 
sich  wohl  auch  Augit!  gesellt.  Ja  dieses  dunkle  Hornblendegestein  wird 
weiterhin  gar  zu  einem  Epidotsyenite,  der  fast  nur  aus  schwarzer  Horn- 
blende als  Hauptmasse  und  hübsch  grünen  körnigen  Epidotpartien  besteht. 
In  dem  körnigen  Hornblendegesteine  wurden  verhältnissmässig  oft  Zeolith- 
ausscheidungen angetroffen , die  basische  Natur  desselben  gleichsam  be- 
scheinigend. In  dem  Gesteine  konnte  makroskopisch  kein  Quarz  bemerkt 
werden.  Der  Quarz  wurde  nur  angetroffen  an  den  Grenzen  oder  in  Klüften, 
und  nur  da,  wo  das  Gestein  nicht  mehr  frisch  war.  Auch  ist  der  Quarz 
stets  begleitet  von  Kalkspath,  zu  dem  zuweilen  auch  Schwerspath  sich  gesellt. 
Alles  deutet  darauf  hin,  dass  der  Quarz  nur  ein  Zersetzungsprodukt  sein 
kann. 

Auf  dem  Syenite  zunächst  sitzt  Kalkspath,  älteste  Gestalt  Skalenoeder, 
seltener  Schwerspath.  Auf  dem  Kalkspathe  kleine  Botheisensteinkugeln, 

4 


66 


mitunter  wohl  auch  sehr  kleine  Eisenglanzblättchen.  Der  Schwerspath 
trägt  nichts  von  dem  Eisenminerale;  dann  folgt  der  Quarz.  An  den  Be- 
rührungsstellen mit  den  Späthen  ist  der  Quarz  wie  abgeschnitten,  höchstens 
in  den  Kalkspath  tritt  er  noch  in  Spuren,  als  zusammengedrückte  Gestalt 
ein,  zum  Zeichen,  dass  die  Bildung  des  Quarzes  begann,  ehe  die  des  Kalk- 
spaths  beendet  war. 

Der  Quarz  bildet  hübsche,  wenn  auch  nur  kleine  Doppelpyramiden, 
meist  nur  einseitig  vollkommen  gestaltet.  Die  Säule  ganz  kurz  oder  fehlend. 
Das  Angenehmste  dieses  Quarzes  ist  die  schöne  dunkelbraune,  schwarz- 
erscheinende Farbe;  hellere  braune  oder  violette  amethystartige,  meist  un- 
vollkommenere Kry stalle  sind  seltener.  Die  dunklen  Quarze  sind  zuweilen 
noch  ausgezeichnet  durch  eingewachsenen  strahligen  Göthit,  dessen  Nadeln 
mitunter  auch  aus  den  Quarzkrystallen  heraustreten.  Auf  dem  Quarze 
sitzt  wieder  ein  Kalkspath.  Dieser  letztere  hat  den  Quarz  nicht  gestört, 
denn  nach  Wegnahme  mittelst  Säure,  anders  sind  die  Quarze  nicht  gut 
frei  zu  erhalten,  zeigen  sie  sich  mit  reinen  Flächen,  während  der  ältere 
Kalkspath  deutliche  Eindrücke  zurücklässt.  Ebenso  wie  der  ältere  Kalk- 
spath verhält  sich  der  Schwerspath  zum  Quarze.  — Zu  bemerken  ist  noch, 
dass  der  schwarz  erscheinende  Quarz  schon  durch  schwaches  Glühen  voll- 
ständig farblos  oder  weiss  wird. 

Ein  etwas  ähnliches  Vorkommen  wie  das  letzterwähnte,  fand  sich  in 
dem  Bruche  oberhalb  der  Garnisonmühle  am  linken  Ufer.  Die  Quarzkrystalle 
mit  mehr  ausgebildeter  Säule  und  bedeckt  mit  gelbem  Dolomit.  Der  unter- 
sitzende Kalkspath  säulig  mit  flachem  Rhomboeder,  zuweilen  zeitig  er- 
scheinend, dolomitisirt.  Auch  hier  zwischen  Kalkspath  und  Quarz  eine 
dünne  Rotheisenerzlage. 

Nette  kleine  ganz  farblose  Quarze  auf  Dolomit  wurden  im  vorerwähnten 
Bruche,  und  noch  häufiger  im  oberen  Bruche  beim  Forsthause  im  Trümmer- 
syenite gefunden. 

Chalzedon.  Dieser  Quarz  ist  bis  jetzt  nur  sehr  selten  beobachtet 
worden.  Er  fand  sich  als  sehr  dünner,  aus  zwei  getrennten  Schichten  be- 
stehender Ueberzug  auf  einer  Kalkspathdruse  des  Trümmersyenits  im  oberen 
Bruche  beim  Forsthause.  Die  untere  Lage  besteht  wie  aus  aneinander 
gestellten  unregelmässigen  Blättchen,  die  obere  ist  gleichmässig.  Farbe 
weiss,  milchig.  Am  gleichen  Fundorte  wurde  der  auf  Kalkspath  aufsitzende 
Chalzedon  als  ungefähr  1 mm  dicke  Lage,  bedeckt  mit  kleinen  farblosen 
Qu  arzkrv  stallen  an  getroffen . 


67 


XI.  Aquila  rapax  (Temm.)  von  Astrachan, 

nebst  Bemerkungen  über  verwandte  Formen,  besonders 

Aquila  boeki  Hom. 

Von  A.  B.  Meyer. 


Seebohm  hat  den  lohfarbigen  Adler,  Aquila  rapax , von  Astrachan 
aus  Henke’s  Sammlung  aufgeführt1),  da  aber  sonst  nirgend  Russland  als 
Verbreitungsgebiet  der  Art  genannt  und  den  russischen  Ornithologen  nach 
Pleske’s  mündlicher  Mittheilung  ein  russisches  Vorkommen  unbekannt 
ist2),  so  war  eine  Prüfung  der  Seebohm ’schen  Bestimmung  angezeigt. 

Das  in  Frage  kommende  Exemplar  (Nr.  11862.  Mus.  Dresd.),  ein 
Weibchen,  ist  1874  im  Herbste  bei  Astrachan  erlegt  worden.  „Hier  kommt 
Aquila  clanga  Pall,  häutig  vor3);  diese  Art  brütet  an  den  niedrigen  Ufer- 
rändern der  Salzseen  in  der  Steppe,  wo  sie  etwa  1 m hoch  über  dem  Salz- 
spiegel Reisernester  von  Steppenpflanzen  auf  baut;  sie  benutzt  mit  Vorliebe 
auch  stehengebliebene  Heuhaufen;  man  findet  die  Nester  an  den  Ufer- 
rändern in  Entfernung  von  einigen  hundert  Schritten  von  einander;  sie 
nistet  auch  auf  einzelstehenden  Kirgisenlehmhütten,  die  die  Bewohner  im 
Sommer  stets  verlassen”  (Henke’s  mündliche  Mittheilung).  Da  das  Nisten 
einer  anderen  Art  dort  nicht  bekannt  ist,  so  war  vorerst  zu  prüfen,  ob 
nicht  eine  individuelle  Abänderung  von  A.  clanga  vorliegen  könne.  Es 
sei  die  Beschreibung  des  seltenen  Exemplares  vorausgeschickt. 

Allgemeine  Charakteristik:  Kopf, Hals  hellrostbräunlich  (Ridg- 
way  III,  13  Mars  Brown4),  Unterseite  etwas  heller  (R.  III,  20  Cinna- 
mon),  Oberseite  braun  mit  heller  Zeichnung. 

3)  „Ibis”  1882,  206  (s.  auch  meine  Anmerkung  in  Z.  f.  ges.  Orn.  1884,  208). 

2)  Sarepta  wurde  1.  c.  von  Seebohm  ebenfalls  als  Fundort  angegeben,  und 
zwar  nach  einer  mündlichen  Mittheilung  Henke’s;  dieser  aber  hält  die  Bezeichnung 
„Sarepta”  durch  Möschler  (von  dem  in  Sarepta  ansässigen  Rückbeil  gesammelt) 
für  unzuverlässig,  da  die  betreffenden  Exemplare  meist  aus  der  Kalmückensteppe 
stammen. 

3)  „Am  häufigsten  von  allen  Hügeladlern”.  Menzbier  („Ibis”  1884,  306)  meint, 
die  Art  brüte  auf  den  bewaldeten  Inseln  der  Wolga  bis  50°  südlich  und  wahrscheinlich 
südlicher.  Nach  Henke  brütet  sie  keinesfalls  so  weit  südlich  wie  das  Wolgadelta, 
sondern  „nur  östlich  und  westlich  von  der  unteren  Wolga  in  den  Steppengebieten 
der  Kirgisen  und  Kalmücken , wo  sie  an  den  zahllosen  Zieselmäusen  verschiedener 
Arten,  wie  auch  an  Erinaceus  auritus,  deren  stachelige  Haut  man  bei  ihren  Nestern 
findet,  reichliche  Nahrung  haben.  Im  Wolgadelta  findet  man  die  Art  nur  auf  dem 
Zuge,  und  zwar  im  Herbste  massenhaft,  im  Frühjahr  weniger”.  Zu  den  „Hügeladlern” 
dieses  Steppengebietes,  die  mit  Vorliebe  auf  Hügeln  nisten,  rechnet  Henke  in  erster 
Linie  A.  clanga  und  mogilnik  (wie  schon  der  Name:  mogila=  Grabhügel  besage), 
ferner  A.  rapax , glitschi  und  chrysaetus  und  auch  den  Schlangenadler  Circaetus  gallicns , 
sowie  den  wilden  Adlerbussard,  Buteo  ferox. 

4)  R.  Ridgway:  A Nomenclature  of  Colors  for  Naturalists,  1886. 


Oes.  Isis  in  Dresden,  1892, 


Abk.  11. 


4* 


68 


Maasse:  Total  etwa  660  mm 
Flügel  535  „ 
Schwanz  270  „ 
Schnabel  41  ,, 

Mundspalte  55  „ 
Schnabelhöhe  25  „ 
Tarsus  100  „ 
Mittelzehe  55  „ 
Kralle  28  „ 

Innenzehe  35  „ 
Kralle  33  „ 

Aussenzehe  35  „ 
Kralle  21  „ 

Hinterzehe  30  „ 
Kralle  32  ., 


(gerade,  nicht  über  den  Bug  gemessen) 


(bis  zur  Befiederung) 
(in  gerader  Linie) 

(in  gerader  Linie) 

(in  gerader  Linie) 

(in  gerader  Linie). 


Einzelbesckreibung : Kopf,  Nacken,  Hals  und  ganze  Unter- 
seite, Hosen,  Tarsen  hellrostfarben,  vom  Kopfe  zum  Hinterhals  inten- 
siver. Kopf  und  Hinterhalsfedern  mit  dunklen  Kielen  und  kleinen  schwärz- 
lichen Spitzchen,  Avelche  letzteren  nach  dem  Rücken  zu  mehr  oder  weniger 
verschwinden.  Zügel  und  Superciliarstreif  schwarz,  aber  sehr  schmal. 
Ohrdecken  ein  wenig  mehr  ins  Braune  ziehend.  Federn  der  Brust  mit 
schwach  angedeuteten  bräunlichen  Spitzen,  Federn  des  Bauches  mit  dunk- 
leren breiten  verwaschenen  Mittelstreifen  und  schwarzen  Kielen  an  diesen 
Stellen,  darunter  auch  einzelne  Federn  mit  isabellfarbener  Endhälfte.  Hie 
längsten  hinteren  Hosenfedern  dunkel,  hell  gerandet,  die  kürzeren  oben 
sehr  rostfarben,  Tarsenbefiederung  distal  allmählich  heller  werdend. 
Mantel  und  mittlere  Flügeldeckfedern  braun,  breit  hellockerfarben 
verwaschen  gerandet.  Scapularen  dunkler  braun,  die  kürzeren  mit  hell- 
ockerfarbenen  Innenrändern;  hierdurch  entstehen  auf  der  Oberseite  2 dunkle 
convergirende  Streifen  von  der  Schulter  bis  zu  den  Tertiärschwingen.  Hie 
kleinen  Flügeldecken  variiren  mit  Ockergelb  und  Ro stroth.  Schwingen 
schwarzbraun  mit  violettem  Schimmer,  die  Secun daren  und  die  grossen 
Flügeldecken  mit  hellen,  z.  Th.  grau  überlaufenen  Spitzensäumen  oder 
Flecken.  Unterseite  der  Schwingen  schwärzlich,  die  Primären  an 
der  Basis  allmählich  in  Weiss  übergehend,  schwache  Andeutung  von  Quer- 
bänderung hier  und  da  vorhanden.  Grosse  Unterflügeldecken  schwarz- 
grau mit  weisser  Basis,  die  übrigen  wie  die  Oberseite.  Axillaren  röthlich 
braun,  roströthlich  gesäumt.  Rücken  hellrostfarben.  Bürzel  dunkelbraun, 
obere  Schwanzdecken  weisslich  mit  braunen  Schaftstrichen.  Schwanz 
oben  schwarzgrau  mit  schwarzen  Kielen  und  dunklen  Kielstreifen,  an  den 
Spitzen  mit  hellen  Säumen,  unten  graubräünlich  mit  schwach  angedeuteter 
Querbänderung.  Schnabel  hellkornfarben  mit  schwarzem  Spitzendrittel. 

Ausführlichere  Beschreibungen  von  A.  rapax  liegen  sonst  wenig  vor, 
Sharpe5)  beschrieb  kein  Männchen;  das  obige  Weibchen  differirt  mit 
Sharpe’s  Beschreibung  eines  solchen6).  Grosse  Aehnlichkeit,  wenn  auch 
nicht  volle  Uebereinstimmung,  zeigt  der  Yogel  von  Astrachan  mit  den  Ab- 


6)  Cat.  Brit.  Mus.  Birds  I,  242,  1874. 

G)  Ygl.  auch  A.  Anderson  in  Proc.  Zool.  Soc.  1871,  687  ( naevioides  Cuv.) 


69 


bilduugen  von  Temminck7)  und  Lilford8),  wodurch  die  Bestimmung 
„ rapax ” schon  ziemlich  sicher  gestellt  wird. 

Eine  so  grosse  Ueb  er  ein  stim  mun  g auch  mit  vielen  Charakteren  von 
A.  clanga  vorliegt,  was  ja  nicht  zu  verwundern  ist,  da  die  in  Frage 
kommenden  Formen  doch  nur  als  subspecifisch  coordinirt  aufgefasst  werden 
können,  so  müsste  man  doch  immer  eine  individuelle  rothe  Abänderung 
annehmen,  wie  sie  sonst  gänzlich  unbekannt  und  auch  nicht  wahrscheinlich 
ist.  Es  liegt  hierzu  aber  um  so  weniger  Anlass  vor,  als  die  rothe  Form 
von  rapax , wie  die  Abbildungen  zeigen,  ja  bekannt  ist. 

Herr  Prof.  W.  Blasius  in  Braunschweig  sandte  mir  mit  dankens- 
werthester  Liberalität  die  folgenden  Exemplare  aus  der  dortigen  und  aus 
der  Homey er’schen  Sammlung  zum  Vergleiche: 

3 Exemplare  von  Aquila  vindhiana  Frankl,  von  Etawah  und  „Indien“, 
1 Exemplar  „ ,,  fulvescens  Gray  vom  Pundschab, 

1 „ „ ,,  boelci  Hom.  von  Thorn  (typus), 

1 „ „ „ glitschi  Ssew.  (ohne  Fundort). 

A.  vindhiana °)  kann,  wie  ein  directer  Vergleich  lehrt,  nicht  in  Betracht 
kommen10).  Ebensowenig  A.  fulvescens , wenn  auch  die  Unterscheidung 
schon  schwieriger  ist.  Die  Abbildung  von  Menzbier11)  hat  zwar  viel 

Aehnlichkeit  mit  dem  Astrachaner  Exemplar,  allein  sie  ist  im  Ganzen  viel 
zu  matt  und  in  der  Zeichnung  zu  unbestimmt,  um  damit  identificirt  werden 
zu  können.  Gray’s  Abbildung12)  differirt  noch  viel  bedeutender  und  stellt 
es  sicher,  dass  fulvescens  nicht  vorliegt;  ebensosehr  differirt  das  Exemplar 
Nr.  27  der  Home  y er’schen  Sammlung,  das  aber  sehr  gut  mit  der  Gray’schen 
Abbildung  übereinstimmt.  Sharpe13)  identificirt  vindhiana  und  fulvescens , 
allein  abgesehen  davon,  dass  nur  coordinirte  Subspecies  vorliegen  können, 
scheint  es  gerechtfertigter,  diese  Formen  vorläufig  auseinander  zu  halten.  Es 
lässt  sich  daher  auch  nicht  beurtheilen,  was  Sharpe  eigentlich  als  ad.  fern.14) 
beschrieben  hat;  mit  seiner  Beschreibung  stimmt  der  Astrachaner  Yogel  eben- 
sowenig überein.  Gurney15)  sagt,  rapax,  vindhiana  und  fidvescens  seien 
3 verschiedene  und  gute  Arten,  theilt  also  Sharpe ’s  Ansicht  bezüglich 
vindhiana  und  fulvescens  auch  nicht16). 

7)  Temminck,  PL  col.  455,  1828. 

8)  „Ibis”  1865,  pl.  V,  das  rothe  Exemplar,  naevioides  Cuv. 

9)  Auch  8 Ex.  im  Dresd.  Mus.  (C  10555,  10556  u.  10745)  vom  Deccan,  von 
Janvapore  und  von  ßachi  bei  Delgaun,  soweit  die  Fundorte  auf  den  Origin aletiquetten 
zu  entziffern  sind. 

10)  Nr.  66  der  Homey  er’schen  Slg.  stimmt  genau  mit  Gray’s  A.  fusca  in  111. 
Ind.  Zool.  II,  pl.  ‘27,  1884. 

n)  Sewertzow:  Nouv.  mcm.  Soc.  imp.  nat.  Mose.  XV,  106,  1885,  pl.  YII 
(i clanga  var.  fulvescens). 

12)  Gray:  111.  Ind.  Zool.  II,  pl.  29,  1834. 

13)  Cat.  Brit.  Mus.  Birds  I,  234,  1874. 

u)  1.  c.  244. 

15)  „Ibis“  1877,  326. 

1G)  Gurney’ s Beschreibung  eines  Exemplares  von  fulvescens  (1.  c.  327)  von  Cawn- 
pore,  fern,  ad.,  stimmt  im  Ganzen  gut  mit  dem  Astrachaner  Yogel.  Es  wäre  zu  unter- 
suchen, ob  dies  auch  rapax  ist.  Das  Ex.  dürfte  im  Brit.  Mus.  (Hume  Slg.)  sein,  rapax 
und  fulvescens  werden  aber  als  sich  begrenzende  Subspecies  Uebergänge  zil  einander 
zeigen.  Nach  Anderson  (Proc.  Zool.  Soc.  1871,  688)  kommt  rapax  [naevioides]  in 
Etawah  vor.  — (Man  vergleiche  übrigens,  ihrer  Uebersichtlichkeit  wegen,  Gurney ’s 
Liste  aller  dieser  Adler  in  seinem  „Diurnal  Birds  of  Prey“  1884,  55  fg.,  und  zur  wei- 
teren Orientirung,  ausser  den  angeführten  Stellen,  Seebohm’s  British  Birds  I,  106, 
1883  sub  A.  naevia). 


70 


A.  boeki  Hom.  kann  gleichfalls  nicht  in  Frage  kommen.  Menzbier17) 
identificirt  boeki  mit  fulvescens.  Seine  Beschreibung  von  fulvescens  passt 
nicht  auf  den  Astrachaner  Vogel.  Eine  Identificirung  von  boeki  und  ful- 
vescens scheint  mir  nicht  möglich,  wie  auch  ein  Vergleich  des  Typus 
von  boeki  mit  einem  Exemplare  von  fulvescens  beweist.  Ebensowenig  hat 
boeki  mit  dem  Astrachaner  Yogel  zu  thun.  Ich  kann  mich  auch  nicht 
von  der  Berechtigung  überzeugen,  das  in  Thorn  erlegte  Exemplar  als  Typus 
einer  anderen  Art  anzusehen,  wenn  auch  in  der  Heine1  sehen  Sammlung 
in  Halberstadt  ein  ähnliches  (aus  „Russland“)  vorhanden  ist18).  Homeyer 
beschrieb  und  bildete  boeki  ab19).  Gurney20)  zieht  zu  fulvescens , abge- 
sehen von  boeki , auch  noch  die  Abbildung  eines  Exemplars  von  naevia 
var.  pallida  Lichtenstein  von  Pillau21),  das  sehr  hell  ist,  das  wohl  richtig 
als  var.  von  naevia  erkannt  wurde  und  das,  meiner  Ansicht  nach,  mit 
fulvescens  Nichts  zu  thun  hat.  Cabanis22)  hielt  boeki  für  eine  Varietät 
von  clanga , wofür  ich  mich  aber  nicht  aussprechen  kann,  da  clanga  dort 
gar  nicht  vorkommt.  A.  boeki  dürfte  ein  Jugendkleid  von  naevia  sein  mit 
Neigung  zu  Hellfärbung  und  zwar  aus  folgenden  Gründen: 

1.  Wegen  der  Reste  des  hellfarbigen  Dreieckes  am  Nacken  ( A . rufi- 
nuchalis  Brooks23), 

2.  wegen  der  grossen  Flecken  auf  den  Flügeldecken, 

3.  wegen  der  Längsflecke  des  Rückens, 

4.  wegen  der  dunkelgesäumten  Hosenfedern, 

5.  wegen  der  schmalen  dunklen  Ränder  der  Bauchfedern, 

6.  wegen  des  losen  Gefieders, 

7.  wegen  der  lebhaften  Schwanzbänderung, 

8.  wegen  des  weisswolligen  unteren  Augenlides. 

Letzterer  Charakter  ist,  soviel  ich  sehe,  nirgend  als  Jugendmerkmal, 
und  überhaupt  nicht,  angegeben;  er  ist  aber  sehr  auffallend  bei  A.  boeki 
und  auch  bei  einem  gefleckten  Jugendkleide  von  A.  naevia  (Nr.  5551 
Mus.  Dr.),  während  es  ein  geflecktes  Jugendkleid  von  clanga  nicht  auf- 
weist — ob  bei  der  Präparation  verschmiert?  — und  es  andere  und  adulte 
Exemplare  anderer  Arten  nicht  zeigen.  Auffallend  sind  zwar  die  längeren 
Zehen,  allein  hier  kann  Geschlechtdifferenz  und  noch  nicht  vollständige 
Befiederung  des  distalen  Tarsentheiles  vorliegen;  zudem  ist  die  Differenz 
nur  5 mm.  Die  anderen  mehr  zu  clanga  stehenden  Maasse21)  erklären 
sich  aus  dem  Jugendzustande,  da  erst  im  2.  Jahre  die  normale,  kürzere 
Länge  der  Schwingen  eintritt  (fide  Henke). 

Die  Maasse  von  A.  boeki  sind  die  folgenden: 


Totallänge  etwa  600— 

-610 

nach  Homeyer: 
Ex.  im  Mus. Hein. 

nach 

Homeyer: 

Flügel 

500 

„ (gestreckt)  . 520  mm 

482  mm 

Schwanz 

255 

n 245  „ 

230  „ 

Schnabel 

40 

„ (gerade  gern.) 

17)  Menzbier:  Orn.  Turkestan,  2.  Lief.,  S.  114,  1889. 

18)  Heine  und  Reichen ow:  Nomencl.  Mus.  Hein.  Orn.  1890,  269,  Nr.  10. 

19)  J.  f.  Orn.  1874,  105,  Taf.  III,  und  1875,  163. 

20)  Ibis“  1877,  829. 

21)  J.  f.  Orn.,  Extraheft  1853,  69,  Taf.  IV,  Fig,  1. 

22)  J.  f.  Orn.  1874,  105. 

23)  „Stray  feathers“  1876,  269;  s.  auch  Seebohm:  Brit.  Birds  I,  106,  1883. 

24)  Homeyer:  J.  f.  Orn.  1875,  163. 


71 


Mundspalte 

53— 

- 54 

mm 

nach  Homeyer: 
Ex.  im  Mus.  Hein. 

Schnabelhöhe 

23- 

- 24 

n 

Tarsus 

93 

n 

Mittelzehe 

60 

n 

60  mm 

Kralle 

24 

11 

(gerade  gern.) 

Innenzehe 

35 

11 

34  „ 

Kralle 

28 

11 

Aussenzehe 

45 

11 

46  „ 

Kralle 

20 

11 

11 

Hinterzehe 

32 

Kralle 

30 

Für  naevia  var.  spricht  auch  der  Fundort  Thorn.  Eine  andere  Art 
von  weiter  nach  Osten,  die  in  Frage  kommen  könnte,  ist  nicht  bekannt 
und  das  Verfliegen  einer  noch  unbekannten  nach  Pommern  wäre  mehr 
als  unwahrscheinlich. 

Die  Homeyer’sche  Abbildung25)  ist  irreleitend,  sowohl  was  die 
Zeichnung  des  Gefieders,  als  auch  was  die  Färbung  anlangt.  Die  Diffe- 
renzen mit  dem  grossen  Vogel  im  Vordergründe  sind  die  folgenden: 

1.  Die  Flügel  sind  zu  roth; 

2.  die  mittleren  Flügeldecken  nach  oben  zu  sind  nicht  abgegrenzt  auf 
der  Abbildung,  in  Natur  aber  sind  sie  es  sehr  deutlich; 

3.  die  dunklen  Scapularen  sind  nicht  sichtbar; 

4.  die  Färbung  im  Ganzen  ist  zu  orange; 

5.  die  Secundaren  sind  nicht  bläulich  gesäumt,  wie  auf  der  Abbildung, 
sondern  bräunlich  mit  weisslichen  Spitzen. 

Die  Differenzen  mit  dem  von  vorn  dargestellten  Vogel  sind  die  folgenden: 

1.  Die  Abbildung  ist  zu  lebhaft, 

2.  es  fehlen  die  dunklen  schmalen  Federränder  des  Bauchgefieders. 

Da  also  der  Astrachaner  Vogel  zu  keiner  der  sonst  etwa  in  Frage 
kommenden  Arten  zu  stellen  ist  und  da  er  positiv  gut  mit  gewissen  Exem- 
plaren von  A.rapax  überein  stimmt,  so  halte  ich  die  Seebohm’sche  Angabe 
für  richtig  und  es  muss  daher  das  Wolgadelta  mit  in  den  Yerbreitungskreis 
der  Art  eingezogen  werden.  Ob  es  sich  nur  um  ein  ausnahmweises  Ver- 
fliegen im  vorliegenden  Falle  handelt,  wird  die  Zukunft  lehren.  Vielleicht 
kommt  diese  Art,  wie  auch  A.  glitschi  Ssew.26),  gleich  clanga , im  Herbste 
auf  dem  Zuge  hier  vor.  Da  A.  rapax  in  der  Türkei  und  in  Palästina 
brütet27),  so  ist  das  Wolgadelta  nicht  als  so  überaus  abgelegen  anzusehen, 
als  dass  dieser  Adler  hier  nicht  naturgemäss  auch  Vorkommen  könnte. 

25)  J.  f.  Orn.  1874,  Taf.  III. 

2Ö)  Ein  Exemplar  von  A.  glitschi  aus  der  Homey  er’schen  Sammlung-  stimmt 
gut  mit  dem  Dresdner  Exemplare  Nr.  5552,  das  wahrscheinlich  von  Möschler  über 
Sarepta  herkam;  Henke  ist  überzeugt,  dass  auch  Glitsch,  der  in  Sarepta  lebte, 
die  Art  nicht  von  der  Wolga,  sondern  aus  der  Kalmückensteppe  erhalten  hat,  da 
Jagdexpeditionen  von  Sarepta,  die  Sarpa  entlang,  sehr  ergiebig  gewesen  sein  dürften, 
während  das  Inselgebiet  in  der  Nähe  von  Sarepta,  von  geringer  Ausdehnung  und 
Bedeutung,  hauptsächlich  für  Würgfalken  und  Seeadler  ausgebeutet  worden  ist. 
Henke  brachte  ein  Exemplar  von  A.  glitschi  von  Astrachan  (Nr.  18995.  Mus.  Dresd.); 
die  Art  scheint  von  A.  rapax  durchaus  verschieden  zu  sein. 

27)  Gurney:  „Ibis”  1877,  227  und  280;  Tristram:  1.  c.  1865,  252;  Dresser: 
Birds  Eur.  V,  513,  Taf.  341,  1880,  wo  ein  türkisches  Exemplar  abgebildet  ist,  das 
allerdings  nicht  mit  dem  Astrachaner  Vogel  übereinstimmt. 


72 


XII.  lieber  das  Kriechen  der  Schnecken. 

Von  Dr.  J.  Thiele. 


Von  Dr.  H.  Simroth  ist  wiederholt  über  die  Art,  in  welcher  die 
zum  Kriechen  verwendete  Muskulatur  unserer  Land-  und  Süsswasser- 
schnecken thätig  ist,  geschrieben  worden.  Er  nimmt  an,  dass  durch  Längs- 
muskeln in  der  Fusssohle  die  Locomotion  bewerkstelligt  wird,  und  zwar 
ist  es  eine  sehr  eigenthümliche  Art,  in  der  diese  Muskeln  sich  contrahiren, 
nämlich  in  mehreren  auf  einander  folgenden  und  von  hinten  nach  vorn 
fortschreitenden  Wellen.  Beim  Kriechen  streben  diese  Muskeln  nicht  wie 
die  übrige  Muskulatur  sich  im  Ganzen  zu  verkürzen,  sondern  sich  in  toto 
zu  verlängern,  daher  nennt  Simroth  diese  extensile  Muskulatur  im  Gegen- 
satz zur  contractilen.  ,,Der  Unterschied  der  Thätigkeiten  beider  beruht 
lediglich  in  der  Anordnung  und  Folge  der  Nervenreize“,  die  sehr  langsam 
von  hinten  nach  vorn  fortgeleitet  werden.  Yon  den  Nerven,  welche  diese 
Muskulatur  versorgen,  „wird  stets  das  erste  Paar  zuerst  in  Erregung  ver- 
setzt und  darauf  fortschreitend  nach  hinten  die  übrigen.  — Die  Anordnung 
der  Nervenreize  macht  es  erklärlich,  dass  die  Kraft  vorn  am  grössten,  da- 
her hier  stets  eine  feste  Adhäsion,  während  das  Schwanzende  bei  gewöhn- 
lichem Kriechen  meist  von  der  Unterlage  absteht“.  Jede  Contractions-, 
oder  wie  Simroth  es  im  Grunde  ansieht,  Gerinnungswelle  ruft  eine  Yer- 
dickung  hervor,  „welche  den  Körper  an  der  Unterlage  befestigt  durch 
Adhäsionsdruck“.*) 

Ueber  die  Art  und  Weise,  wie  denn  eigentlich  die  Weiterbewegung  des 
Thieres  erfolgt,  finde  ich  bei  Simroth  keine  klare  Angabe,  die  mir  die 
Sache  erläutern  würde;  man  erhält  allerdings  den  Eindruck,  dass 
Simroth  annimmt,  die  Verlängerung  der  Längsmuskeln  am  Vorderende 
bewirke  ein  fortwährendes  gleichmässiges  Vorwärtsschieben  der  Kriechsohle, 
doch  halte  ich  einen  solchen  Vorgang  für  unmöglich**).  Meiner  Ansicht 
nach  wird  jede  Weiterbewegung  eines  Thieres  auf  einer  Grundlage  dadurch 
hervorgebracht,  dass  immer  ein  Punkt  festhaftet,  während  sich  ein  anderer 
vorschiebt,  vom  ersten  entfernt,  sodann  selbst  sich  anheftet,  worauf  der 
erste  nachgezogen  oder  vorgesetzt  wird.  Ob  nun  an  Stelle  jedes  dieser 
schematisch  angenommenen  zwei  Punkte  eine  beliebig  grosse  Fläche  oder 
eine  Vielzahl  getrennter  Punkte  tritt,  ändert  am  Princip  nichts.  Mir 

*)  Die  Thätigkeit  der  willkürlichen  Muskulatur  unserer  Landschnecken.  Zeitschr. 
f.  wissensch.  Zool.  30,  Suppl. 

**)  Wenn  der  Fuss  hinten  angesaugt  bleibt  und  dabei  vom  verlängert  wird,  wie 
Simroth  sich  einmal  ausdrückt,  so  kann  doch  wohl  nur  die  Lage  des  Vorderendes 
verändert  werden,  ohne  dass  eine  Locomotion  zu  Stande  kommt. 

Qes,  Isis  in  Dresden,  1892.  — Abh.  12. 


73 


scheint  eiji  solches  Alterniren  eine  ganz  unumgängliche  Bedingung  für 
jede  Bewegung  auf  einer  Unterlage.  Bald  sind  es  Wimpercilien  (Infu- 
sorien), bald  saugnapfartige  Organe  (Echinodermen , Cephalopoden) , bald 
ausgebildete  Beine  (Arthropoden,  höhere  Wirbelthiere),  bald  Andeutungen 
von  solchen  oder  endlich  hervorragende  Stellen  der  ventralen  Körperfläche, 
die  als  Stützpunkte  dienen. 

Bei  den  Schnecken  müssen  wir  zwei  verschiedene  Arten  der  Kriech- 
bewegung unterscheiden.  Die  eine  findet  sich  bei  unseren  gewöhnlichen 
Landschnecken,  den  deckellosen  Pulmonaten,  die  andere  ist  hauptsächlich 
bei  der  gedeckelten  Landschnecke  Cy clostoma  beobachtet  worden.  Dort 
verlaufen  die  „locomotorischen  Wellen“  über  die  meist  schmale  Kriech- 
sohle, soweit  sie  überhaupt  zur  Fortbewegung  verwendet  wird,  in  ihrer 
ganzen  Breite,  hier  dagegen  wird  abwechselnd  die  rechte  und  linke  Hälfte 
von  der  Unterlage  losgelöst  und  unter  Wellenbewegung  vorgesetzt,  wäh- 
rend das  Thier  mit  der  anderen  Hälfte  und  seinem  Rüssel  am  Boden  be- 
festigt ist.  Im  letztem  Falle  ist  es  ganz  einfach  zu  verstehen,  wie  das 
Thier  vorwärts  kommt,  macht  es  doch  richtige  Schritte  mit  seinen  beiden 
durch  eine  Furche  getrennten  Fusshälften.  Wie  aber  verhält  es  sich  im 
anderen  Falle?  Die  Antwort  scheint  mir  diese  zu  sein.  Durch  jede  Con- 
tractionswelle  wird  die  Entfernung  zwischen  zwei  bestimmten  Querlinien 
verkürzt,  worauf  die  folgende  Expansion  diese  beiden  Linien  wieder  von 
einander  entfernt;  dabei  ist  zu  berücksichtigen,  dass  nach  Simroth  jeder 
vordere  Punkt  der  Sohle  fester  haftet  als  ein  hinter  ihm  gelegener,  infolge 
dessen  wird  bei  jeder  Verkürzung  des  angenommenen  Zwischenraumes 
die  vordere  Linie  festbleiben,  die  hintere  nachgezogen  iverden,  worauf  bei 
der  Verlängerung  die  vordere  erhoben  und  vorgeschoben  wird. 

Die  Meeresschnecken,  die  mit  Cy  clostoma  zur  Gruppe  der  Proso- 
branchier  gehören,  sind  ziun  Theil  sehr  träge  Thiere.  Einer  Haliotis  hatte 
ich  indessen  einmal  durch  Zusatz  von  übelriechendem  Alkohol  den  Aufent- 
halt in  einem  Glase  mit  Seewasser  so  unangenehm  gemacht,  dass  sie  mit 
ganz  ungewohnter  Lebhaftigkeit  aus  demselben  zu  entkommen  suchte. 
Bei  dieser  Gelegenheit  habe  ich  in  ihrer  Sohle  deutlich  die  Contractions- 
wellen  beobachtet,  es  waren  deren  4—5  hinter  einander  sichtbar;  was  mir 
besonders  bemerk ens werth  scheint,  ist  der  Umstand,  dass  diese  Wellen 
nicht  über  die  Breite  der  ganzen  Sohle  reichten,  sondern  nur  über  deren 
Hälfte,  und  dass  dieselben  so  angeordnet  waren,  dass  in  einer  Queriinie 
die  eine  Seite  Contraction,  die  andere  Expansion  zeigte.  Wir  haben  hier 
eine  Bewegungsart,  die  in  gewisser  Hinsicht  an  die  von  Cy  clostoma  er- 
innert , weil  ähnlich  wie  bei  dieser  Schnecke  abwechselnd  die  rechte  und 
linke  Hälfte  der  Sohle  mit  jeder  Welle  ein  Vorschieben  bewerkstelligt, 
freilich  ist  die  mediane  Trennungslinie  nicht  so  scharf  eingeschnitten  und 
namentlich  wird  kein  Theil  der  Kriechsohle  vom  Boden  erhoben  wie  bei 
Cyclostoma. 

Simroth  scheint  die  Art  der  Thätigkeit  der  locomotorischen  Längs- 
muskulatur in  der  Schneckensohle  für  ganz  eigenartig  und  abweichend 
von  den  sonstigen  Leistungen  der  Muskulatur  bei  den  Thieren  zu  halten. 
Ich  glaube  kaum,  dass  diese  Annahme  nöthig  ist.  Zum  Vergleich  will  ich 
die  Schwimmbewegung  der  Anneliden,  welche  mit  den  Mollusken  am 
nächsten  verwandt  sind,  betrachten.  Bei  Polvchaeten  ( Nereis  u.  ähnl.) 
findet  ein  Schwimmen  durch  seitliche  Schlängelung  des  Leibes  statt.  Diese 


74 


wird  dadurch  erzeugt,  dass  sich  in  mehreren  Querreihen  abwechselnd  die 
rechte  und  die  linke  Längsmuskulatur  contrahirt.  Den  Anfang  der  Be- 
wegung macht  jedenfalls  das  Vorderende.  Die  flachen  Hirudineen  schwim- 
men dagegen  durch  Schlängelung  in  einer  verticalen  Ebene,  indem  sich 
abwechselnd  Theile  der  ventralen  und  dorsalen  Längsmuskeln  zusammen- 
ziehen; auffällig  ist  dabei,  dass  diese  Würmer  sich  beim  Schwimmen 
ziemlich  stark  in  die  Länge  dehnen. 

Mir  scheint,  dass  wir  diese  Bewegungen  als  Analoga  derer  von  Schnecken 
ansehen  können;  die  seitliche  Schlängelung  entspricht  dem  Kriechen  von 
Haliotis , die  dorsoventrale  dagegen  dem  von  Pulmonaten.  Während  bei 
Würmern  aber  der  dünne  und  langgestreckte  Körper  durch  die  Muskeln 
in  schlängelnde  Bewegung  versetzt  wird,  ist  das  bei  den  Schnecken  mit 
ihrem  breiten,  massigen  Kriechfusse  nicht  möglich,  es  äussern  sich  die 
Contractionen  der  auf  eine  horizontale  Ebene  beschränkten  Längsmusku- 
latur nur  in  wellenförmigen  Verdickungen  der  Kriechsohle.  Die  mit  der 
Bewegung  verbundene  Verlängerung  des  Körpers  finden  wir  in  beiden 
Fällen;  bei  den  Würmern  wird  dadurch  der  Körper  leichter  beweglich, 
die  Muskeln  finden  weniger  Widerstand.  Ob  dieselben  Elemente  bei  Wür- 
mern und  Mollusken  die  Streckung  bewirken,  vermag  ich  nicht  anzu- 
geben; jedenfalls  aber  haben  bei  beiden  die  locomotorischen  Contractions- 
wellen  keine  Verkürzung  des  ganzen  Leibes  zur  Folge.  In  welcher  Weise 
die  Nervenreize  bei  Würmern  sich  anordnen,  ist  mir  nicht  klar;  es  würde 
vielleicht  bei  einer  darauf  gerichteten  Beobachtung  herauszufinden  sein, 
ob  sie  wie  bei  den  Mollusken  von  hinten  nach  vorn  fortgeleitet  werden. 

Nur  ausnahmsweise  finden  wir  bei  Schnecken  Schwimmbewegung, 
so  bei  den  Heteropoden,  wo  ein  Theil  des  Fusses  zu  einer  dünnen,  längs- 
gerichteten Platte  geworden  ist,  welche  durch  seitliche  Schlängelung  das 
Thier  fortbewegt.  Es  ist  sicher,  dass  die  Heteropoden  aus  Prosobranchiern 
bervorgegangen  sind,  bei  denen  wir  ja  Kriechbewegung  durch  abwechselnde 
Contractionen  in  den  beiden  Fusshälften  festgestellt  hatten;  durch  eben- 
solche Contractionen  wird  auch  die  Heteropodenflosse  in  Thätigkeit  ver- 
setzt. Eine  andere  Art  von  Schwimmbewegung  nehmen  viele  Opistho- 
branchier,  namentlich  die  sogen.  Pteropoden  an,  indem  die  seitlichen 
Ränder  des  Kriechfusses  sich  verbreitern  und  durch  Schlängelung  in  verti- 
caler  Ebene  das  Thier  vorwärts  treiben.  Wie  die  Heteropoden  sich  den 
Prosobranchiern  anschliessen,  so  werden  die  Pulmonaten  und  Pteropoden 
zu  den  Opisthobranchiern  gestellt,  und  in  dieser  zweiten  Sippe  mag  durch- 
weg jene  Bewegungsart  Platz  gegriffen  haben,  welche  der  dorsoventralen 
Schlängelung  entspricht,  wenigstens  finden  wir  sie  bei  Pulmonaten  und 
den  schwimmenden  Opisthobranchiern  einschliesslich  der  Pteropoden.  Die 
Schnelligkeit  der  Pulmonaten  ist  nach  Simroth  bedeutend  grösser  als  die 
von  Cydostoma ; man  kann  ganz  wohl  die  erstere  Bewegung  dem  Galopp 
eines  Pferdes,  die  letztere  — überhaupt  die  von  Prosobranchiern  — dem 
Schritt  oder  Trabe  desselben  vergleichen  , sowohl  was  die  Thätigkeit  der 
Muskulatur,  als  was  die  Schnelligkeit  anlangt. 

Sicher  ist  die  Thatsache,  dass  aus  kriechenden  Schnecken  schwim- 
mende entstanden  sind,  und  dass  die  locomotorische  Muskulatur  der  letz- 
teren sich  aus  einem  Theil  derjenigen  bei  den  ersteren  hervorgebildet  hat, 
ein  schwerwiegender  Grund  für  die  Annahme,  dass  die  Thätigkeit  der 
Kriechmaskein  doch  wohl  nicht  so  ganz  eigenartig  ist,  wie  es  zunächst 


75 


scheinen  mag,  und  dass  auch  die  Schlängelung  der  Würmer  ein  ähnlicher 
Vorgang  ist,  der  zumeist  durch  die  Anordnung  der  Längsmuskeln,  sowie 
durch  die  gestrecktere  Körperform  eine  verschiedene  Bewegungsart  zu 
Wege  bringt 

Während  bei  anderen  Thieren,  die  auf  dem  Bauche  kriechen,  beson- 
ders den  Schlangen,  die  starke  Reibung  gegen  den  Boden  durch  kräftige 
Schilder  oder  überhaupt  Erhärtung  der  Haut  unschädlich  gemacht  wird, 
sind  bei  den  Schnecken  starke  Drüsen  entwickelt,  deren  Secret  die  Kriech- 
tläche  schlüpfrig  macht,  um  die  Reibung  zu  verhindern.  Simroth  sagt 
ganz  richtig:  „Da  bei  der  gleitenden  Reibung  kriechender  Schneckensohlen 
der  verschiedene  Reibungscoefficient  zwischen  der  Haut  und  der  wechseln- 
den Substanz  der  Unterlage  einer  gleichmässigen  Bewegung  ein  wesent- 
liches Hinderniss  bereiten  würde,  wird  zwischen  die  Unterlage  und  die 
Haut  eine  mehr  oder  weniger  erhärtende  Schleimschicht  eingeschaltet  und 
auf  ersterer  befestigt,  so  dass  jetzt,  bei  einigermassen  ebenen  Flächen, 
nur  noch  der  Reibungscoefficient  zwischen  der  Haut  und  dem  Band  als 
consta nter  Factor  in  Betracht  kommt*). 

Diese  Drüsen  sind  von  zweierlei  Art,  schlüpfrig  machende  Schleim- 
oder Schmierdrüsen,  deren  Secret  muköser  Natur  ist,  und  Klebdrüsen; 
die  ersteren  sind  in  der  Regel  vorn  in  der  Sohle  entwickelt,  die  letzteren 
im  hinteren  Theile  derselben,  sowohl  bei  Prosobranchiern  wie  bei  Opistho- 
branchiern;  ich  habe  z.  B.  beobachtet,  dass  eine  Aplysia  sich  mit  dem 
grössten  Theil  ihrer  Sohle  von  dem  Glase,  an  dem  sie  gekrochen  hatte, 
loslöste  und  nur  mit  einem  ganz  kleinen  Theil  am  hintersten  Ende  der- 
selben sich  festhielt.  Bei  Landschnecken  verlassen  die  Drüsen  die  Kriech- 
fläche ; am  wichtigsten  für  dieselben  ist  die  vordere  Schleimdrüse,  die 
unter  dem  Munde  gelegen  ist  und  die  ihr  Secret  beim  Kriechen  ununter- 
brochen auf  den  Boden  herabgleiten  lässt,  wo  es  gewissermassen  einen 
weichen  Teppich  unter  der  Sohle  darstellt,  den  sich  das  Thier  bei  der  Be- 
wegung fortwährend  neu  erzeugt. 

Die  Hautdrüsen  liegen  bei  den  niedersten  Formen  im  Epithel,  bei 
höheren  Mollusken  rücken  sie  durch  Yergrösserung  ins  unterliegende 
Bindegewebe.  Dass  sie  aus  diesem  entstehen , wie  manche  Forscher  an- 
nehmen , halte  ich  für  unrichtig,  ich  habe  noch  keinen  Fall  gesehen,  der 
nicht  mit  der  Annahme  verträglich  wäre,  dass  die  Hautdrüsen  der  Mollusken 
ectodermale  Bildungen  sind. 


*)  Ueber  die  Bewegung  und  das  Bewegungsorgan  des  Cyclostoma  elegans  und 
der  einheimischen  Schnecken  überhaupt.  Zeitschr.  für  wissensch.  Zoologie,  36. 


76 


XIII.  Die  Ergebnisse  (1er  in  Sachsen  seit  dem  Jahre  1882 
nach  gemeinsamem  Plane  angestellten  plianzenphäno- 

logischen  Beobachtungen. 

Von  Prof.  Dr.  Oscar  Drude  und  Dr.  Arno  Naumann. 


(II.  Theil:  Vergleichende  Uebersicht  und  Special  -Tabellen  *) 

Vorbemerkung.  Bei  der  weiteren  Berechnung  der  Resultate  aus  unseren 
phänologischen  Beobachtungen,  insbesondere  bei  den  Mittelnahmen,  soweit  sie  nicht 
schon  in  der  ersten  Abhandlung  zur  Verwendung  gekommen  waren,  zur  Erzielung 
der  grossen  Uebersichtstabelle  wurde  ich  von  Herrn  Dr.  Naumann,  Assistenten  des 
botanischen  Instituts  der  Technischen  Hochschule,  mit  jener  Bereitwilligkeit  unterstützt, 
die  der  Ausdruck  seines  Strebens  ist,  seine  Kraft  in  den  Dienst  vaterländischer  Forschung 
zu  setzen.  Es  sei  ihm  daher  hier  mein  Dank  öffentlich  ausgesprochen.  — Drude. 

5.  Ueber  die  Bestimmung  der  Frühlingshauptphase  im  Gebiet 

der  Bergregion. 

Im  ersten  Theile  dieser  Abhandlung  (1891,  S.  70)  ist  zur  Sichtung  des 
wesentlichen  aus  der  grossen  Menge  von  Einzelbeobachtungen  besonders 
der  Berechnung  der  Frühlingshauptphase  gedacht,  d.  h.  der  Mittelnahme 
aus  den  markantesten  Phasen,  welche  in  die  Mitte  der  eigentlichen  Früh- 
lingsperiode fallen  (nämlich  an  den  Schluss  des  Halbfrühlings,  mithin  vor 
Beginn  des  Vollfrühlings  mit  der  Kastanien-,  Narcissen-  und  Syringenblüthe). 
Als  Pflanzen,  deren  Entwickelungszustände  am  besten  dieser  Hauptphase, 
welche  jeder  aufmerksame  Phänologe  bei  seinen  Wanderungen  in  jener 
Jahreszeit  in  der  Pflanzenwelt  herausfühlt,  entsprechen,  sind  daselbst  zur 
Berechnung  herangezogen : Prunus  Padus  e.  BL;  Pirus  communis  e.  BL; 
Pirus  Malus  e.  Bl, ; Belaubung  der  Fagus  silvatica  im  Mittel  des  ersten 
Knospenaustreibens  und  des  Beginns  der  Blattentfaltung.  Es  ist  auch  da- 
selbst hervorgehoben,  dass  diese  Phasenberechnung  keine  unbedingte  Gültig- 
keit habe  in  der  oberen  Bergregion,  wo  der  Obstbau  so  bedeutend  zurück- 
bleibt, dass  er  nicht  mehr  als  markante  Phase  des  Frühlingseinzuges  gelten 
kann.  — 

Inzwischen  habe  ich  versucht,  an  anderer  Stelle  auf  die  zeitliche  Ver- 
schiedenheit des  Frühlingseinzuges  in  Sachsen  ein  kurzes  kartographisches 
Gesammtbild  des  Landes  zu  gründen**),  wobei  natürlich,  zumal  es  sich  um 
Beziehungen  zwischen  Landescultur  und  Naturbedingungen  handeln  sollte, 
die  obere  Bergregion  nicht  ausfallen  durfte.  Dadurch  war  die  praktische 

*)  Fortsetzung  von  Jahrgang  1891,  Abh.  6. 

**)  Mittheil.  d.  Oekonom.  Gesellsch.  im  Kgr.  Sachsen  1891/92,  Nr.  V.  Mit  Karte. 

Ges.  Isis  in  Dresden,  1892.  — Abh.  13. 


Nothwendigkeit  gegeben,  für  die  oberen  Regionen  Sachsens  eine  Methode 
der  Berechnung  eben  jener  Frühlingshauptphase  zu  finden,  welche  mit  der 
der  Culturregion  im  inneren  Anschluss  steht.  Es  sei  auch  hier  nochmals 
hervorgehoben,  dass  die  Phänologie,  sofern  sie  den  Zweck  hat,  in  den  nor- 
dischen Klimaten  vergleichbare  Werthe  für  die  Länge  der  Vegetationsperiode 
zu  berechnen,  dabei  wechselnde  Objecte  benutzen  muss.  Im  grösseren 
Th  eile  Europas  giebt  die  erneute  Blattentfaltung  der  Laubbäume  ein  packen- 
des Bild  dafür,  für  Sachsen  ist  hauptsächlich  die  Buche  als  ihr  Symbol 
gewählt;  nördlich  der  Buchengrenze  würde  die  Eiche  oder  Erle  dafür  ein- 
treten  müssen,  nördlich  der  Eichengrenze  die  Birke  oder  die  Lärche.  Die 
Lärche  eignet  sich  aber  nicht  für  die  warmen  Lagen  Europas,  in  denen 
sie  schlecht  gedeiht,  und  die  Birke  erscheint  bei  ihrer  geographischen  Rassen- 
bildung in  Bezug  auf  die  Einheit  ihrer  physiologischen  Lebensbedingungen 
problematisch.  Die  Culturgewächse  wechseln  von  Klima  zu  Klima,  und 
wenn  man  solche  Phasen,  wie  die  Blüthe  und  Fruchtreife  des  Sommer- 
kornes als  Ausdruck  des  phänologischen  Klimas  allein  wählt,  hat  man  eben- 
falls mit  den  Schwierigkeiten  der  culturellen  Rassen  zu  kämpfen.  Ueber- 
dies  können  nur  die  normal  gedeihenden  Pflanzen  einer  Gegend  normale 
Entwickelungszeiten  geben,  und  es  bleibt  nichts  übrig,  als  für  entlegene 
Breiten  und  stark  verschiedene  Regionen  einander  entsprechende  Phasen 
verschiedener,  einander  ablösender  Pflanzenarten  auszuwähien.  Dabei  ist 
die  Willkür  auf  das  möglichst  geringe  Maass  zu  beschränken,  am  leichte- 
sten so,  dass  man  in  einem  Uebergangsgebiete  zwischen  zwei  verschiedenen 
Regionen  ein  einheitliches  Ziel,  also  die  Termine  der  Frühlingshauptphase, 
auf  die  Einzeltermine  sowohl  der  für  die  untere  als  auch  der  für  die  obere 
Region  als  gültig  angenommenen  Pflanzenarten  stützt  und  nur  solche  Aus- 
wahl trifft,  welche  in  der  Uebergangsregion  möglichst  gleichsinnige  Re- 
sultate ergeben. 

So  bin  ich  für  die  obere  Erzgebirgsregion  verfahren,  in  welcher  die  Obst- 
cultur  schlecht  oder  kaum  noch  möglich  ist,  was  sich  an  der  ungemeinen 
Verzögerung  des  Eintrittes  der  Apfelbaumblüthe  im  Vergleich  mit  der  Er- 
grünung des  Waldes  zeigt.  Diese  obere  Region  beginnt  im  sächsischen 
Erzgebirge  mit  600  — 650  m,  ist  deutlich  und  entschieden  ausgeprägt  mit 
700  m Meereshöhe.  Für  diese  Region  habe  ich  den  mittleren  Frühlings- 
einzug, also  die  „Frühlingshauptphase”  aus  folgenden  Terminen  be- 
rechnet: 

a)  Die  erste  Blüthe  (Fl.  I oder  e.  Bl.)  von  Prunus  Padus\ 

b)  die  grüne  Blattentfaltung  (Fol.  II  oder  B.  0.  II)  von  Betula  alba ; 

c)  die  mittlere  Belaubung  ( Fol-^n-  oder  1/2  B.  0. 1 und  II)  von  Fagus 
silvatica ; 

cl)  die  erste  Blüthe  (FL  I oder  e.  Bl.)  von  Sorbus  aucuparia. 

Die  Probe  auf  die  Brauchbarkeit  dieser  Pflanzenentwickelungen  habe 
ich  dadurch  gewonnen,  dass  ich  für  Stationen  der  mittleren  Bergregion  in 
Sachsen  die  Termine  der  mittleren  Frühlingshauptphase  1882/87  sowohl 
nach  der  früheren , als  nach  dieser  jetzt  für  die  oberen  Berggegenden  be- 
stimmten Auswahl  von  Einzelphasen  berechnete,  woraus  sich  eine  den  Um- 
ständen nach  sehr  gute  Uebereinstimmung  ergab. 

Hier  folgen  meine  Berechnungen,  welche  zur  weiteren  Vervollständigung 
und  Ergänzung  des  mir  nur  unvollkommen  zugegangenen  Beobachtungs- 


78 


materials  sich  auch  auf  die  von  Bruhns  in  der  „Sächsischen  Meteorologie” 
aus  den  Jahren  1864 — 187 5 gegebenen  Beobachtungen  stützen*): 

E.  Bergstationen  der  Sächsischen  Schweiz. 

Markersbach,  Frühlingshauptphase  nach  Obstbaumblüthe  etc.  berechnet 

Tag  143  (Y.  13) 

— Frühlingshauptphase  nach  Birke  und  Eberesche  etc.  berechnet 

Tag  142  fff  (Y.  12)**) 

Hinterhermsdorf,  Frühlingshauptphase  nach  Birke  u.  Eberesche  etc.  berechnet 

Tag  142  fff  (Y.  12). 

F.  Erzgebirge,  mittlere  hercynische  Stufe. 

Grüllenburg,  Frühlingshauptphase  nach  Birke  und  Eberesche  etc.  berechnet 

Tag  141  fff  (Y.  11) 

Freiberg,  Frühlingshauptphase  nach  Birke  und  Eberesche  etc.  berechnet 

Tag  143  fff  (Y.  13) 

Annaberg,  Frühlingshauptphase  nach  Obstbaumblüthe  etc.  berechnet 

Tag  143  (Y.  13) 

— Frühlingshauptphase  nach  Birke  und  Eberesche  etc.  berechnet 

Tag  143  fff  (Y.  13). 

G.  Erzgebirge,  obere  hercynische  Stufe. 

Brunndöbra,  Frühlingshauptphase  nach  Obstbaumblüthe  etc.  aus  unvoll- 
ständigen Beobachtungen  berechnet 
Tag  149  (Y.  19) 

— Frühlingshauptphase  n.  Birke  u.  Eberesche  etc.  ebenso  berechnet 

Tag  147  f|f,  oder  bis  zu  Tag  149  (Y.  17  bis  Y.  19) 
Georgengrün  b.  Auerbach,  Frühlingshauptphase  nach  Birke  u.  Eberesche  etc. 
berechnet 

Tag  149  fff  (Y.  19) 

Rehefeld,  Frühlingshauptphase  nach  Birke  und  Eberesche  etc.  berechnet 

Tag  149  ffo  (v.  19) 

Hirschsprung  b.  Altenberg,  Frühlingshauptphase  nach  Obstbaumblüthe  etc. 
berechnet 

Tag  155  (Y.  25) 

— Frühlingshauptphase  nach  Birke  und  Eberesche  etc.  berechnet 

Tag  152  ffb  (Y.  22) 

Reitzenhain,  Frühlingshauptphase  nach  Obstbaumblüthe  etc.  berechnet 

Tag  155  (Y.  25) 

— Frühlingshauptphase  nach  Birke  und  Eberesche  etc.  berechnet 

Tag  152  fff-  (Y.  22) 

Ober-Wiesenthal,  Frühlingshauptphase  nach  Birke  u.  Eberesche  etc.  berechnet 

Tag  152  fff  (V.  22) 

Johann-Georgenstadt,  Frühlingshauptphase  nach  Birke  und  Eberesche  etc. 
berechnet 

Tag  153  -fff  (Y.  23  unsicher). 

Es  ergiebt  sich  daraus,  dass  gegenüber  den  zuerst  (Abh.  6 vom  Jahre 
1891)  berechneten  Weithen  der  Frühlingshauptphase  für  die  obere  Berg- 

*)  Vergl.  zum  Anschluss  die  Tabelle  in  Isis,  Abhandl.  1891,  S.  78. 

**)  Der  hinzugei’ügte  Bruch  bedeutet  in  diesem  Falle  den  Beginn  und  das  Ende 
der  zum  Mittel werth  benutzten  vier  Phasen. 


79 


rejgion  die  neue,  hier  besprochene  Berechnungsweise  aus  Traubenkirsche, 
Birke,  Buche  und  Eberesche  um  einige  Tage  frühere  Werthe  ergiebt.  Es 
ist  dies  natürlich,  eben  wegen  der  mehrfach  berührten  ungemeinen  Ver- 
zögerung der  Obstbaumblüthe  an  den  Stellen,  wo  der  Obstbau  in  Gebirgen 
nur  noch  mit  Mühe  gepflegt  wird  und  vom  freien  Felde  in  den  Schutz 
der  Hausgärten  gezogen  werden  muss.  Um  so  schwerer  wiegt  jeder  Tag 
der  Verspätung  im  Eintritt  des  so  gewonnenen  Termines  der  Frühlings- 
hauptphase. Auf  diesem  späten  Eintritt  baut  ein  nicht  nur  um  so  kürzerer, 
sondern  auch  ein  um  so  kühlerer  und  um  so  mehr  Rückschlägen  zu  unter- 
werthigen  Temperaturen  ausgesetzter  Sommer  auf,  was  sich  am  besten  zeigt, 
wenn  man  die  Wärme  summen  vom  Termin  der  Frühlingshauptphase  an 
bis  zum  Herbst  für  solche  Stationen  bildet  und  mit  den  in  der  Niederung 
gebotenen  Wärmesummen  vergleicht. 

Für  die  subalpine  Region  über  der  Region  des  normalen  Buchen- 
gedeihens muss  natürlich  wieder  eine  andere  Berechnung  nach  dort  herr- 
schenden Pflanzen  eintreten,  doch  sei  dies  hier  nur  angedeutet. 

Was  bieten  nun  solche  Berechnungen  überhaupt  der  klimatischen  Phäno- 
logie für  Vortheile?  Zunächst  den  praktischen,  dass  die  Beobachter  auf 
eine  kleinere  Anzahl  von  Pflanzen  aus  der  Gesammttabelle  hingewiesen 
werden,  welche  unter  allen  Umständen  in  geeigneter  Lage  und  mit  grösster 
Regelmässigkeit  zu  beobachten  sein  sollen.  Die  Tabelle  allein  auf  diese 
Pflanzen  zu  beschränken,  würde  der  Umstand  verbieten,  dass  die  inter- 
essanten Beziehungen  der  übrigen  Jahreszeiten  zu  dem  Punkt  des  vollen 
Frühlingseintrittes  sonst  unerkannt  bleiben  würden;  auch  bedarf  ja  die  Berech- 
nung der  Länge  der  eigentlichen  ,, Vegetationsperiode“  noch  der  Kenntniss  der 
Entlaubungszustände  unserer  Bäume  und  des  Eintritts  einzelner  Frucht- 
reifen. An  Stelle  einer  combinirten  ,, Frühlings-Hauptphase“  aber  etwa  die 
Beobachtungen  an  einer  einzelnen  Pflanze  zu  fordern,  würde  die  an  dieser 
auftretenden  individuellen  Eigenschaften  zu  Fehlerhaftigkeiten  werden  lassen, 
welche  sich  durch  die  Combination  mit  anderen  Pflanzenarten,  ebenso  wie  mit 
den  individuellen  Unsicherheiten  der  Beobachtungspersonen,  ausgleichen.  Für 
die  Theorie  wird  dann  im  Wechsel  der  Jahreszeiten  ein  Punkt  hervor- 
gehoben, welcher  für  die  Hauptmasse  der  Flora  an  jeder  Stelle  eine  Art 
Scheide  bildet,  insofern  als  die  bis  dahin  im  Vorfrühling  stattfindenden  Vege- 
tationsprozesse, z.  B.  die  Rückbildung  der  Stärke  in  den  Baumstämmen 
aus  Glykose  oder  Fett,  die  Verwendung  der  rückgebildeten  Stärke  zur 
Schwellung  und  organischen  Entfaltung  der  Knospen,  zum  Hervortreiben 
neuer  Blüthen  und  Anlage  neu  ernährender  Organe,  mehr  oder  weniger 
scharf  umsetzen  in  solche,  welche  eine  neue  Ernährung,  eine  assimilato- 
rische Arbeit  während  der  dann  folgenden  sommerlichen  Jahreszeit  zum  Ge- 
folge haben  und  aus  den  rasch  mit  alten  Reservemitteln  hervorgetriebenen 
Blüthenorganen  Früchte  heranreifen  lassen,  oder  neue  Knospen  für  den 
nächsten  winterlichen  Ruhezustand  vorbereiten,  anlegen  und  mit  Nahrung 
füllen.  Zu  diesen  letzteren  Thätigkeiten  ist  eine  bestimmte  lange  Zeit  und 
unzweifelhaft  eine  an  ganz  bestimmte  calorimetrische  Minima  gebundene 
Klimasphäre  nothwendig,  über  welche  man  von  dem  genannten  Zeitpunkte 
an  durch  Vergleich  mit  den  meteorologischen  Beobachtungen  Rückschlüsse 
gewinnen  kann,  ebenso  wie  es  statthaft  ist,  den  berechneten  mittleren  Zeit- 
punkt des  Frühlingseinzuges  vergleichend  der  örtlichen  mittleren  Temperatur- 
curve  gegenüberzustellen.  Und  für  die  Landeskunde  wird  es  zunächst 


80 


von  grösster  Wichtigkeit  sein,  die  verschiedenen  Termine  der  so  berechneten 
Frühlingshauptphase  mit  Rücksicht  auf  die  Folgen  für  die  Landescultur 
im  Gesammtgebiete  zu  kartographiren. 

6.  Bemerkungen  zu  den  von  den  einzelnen  Stationen  1882/88 
gemachten  phänologischen  Aufzeichnungen. 

Die  hier  folgenden  Bemerkungen  verfolgen  den  Zweck,  Aufschluss 
zu  ertheilen  über  Wahrnehmungen,  die  bei  der  Berechnung  der  Mittel- 
werthe  jeder  einzelnen  Phase  gemacht  sind,  sowie  diejenigen  Pflanzen 
namhaft  zu  machen,  welche  zwar  in  der  1881  ausgegebenen  Instruction 
zur  Beobachtung  gefordert  waren,  aber  wegen  zu  mangelhaft  erfolgender 
Beobachtung  zur  Mittelwerthnahme  nicht  geeignet  erschienen.  Ausserdem 
sollen  die  Gründe  mitgetheilt  werden,  welche  den  Ausschluss  der  einen 
oder  anderen  Pflanze  von  den  weiterhin  vorzunehmenden  Beobachtungen 
hier  und  anderorts  angezeigt  sein  lassen,  um  andere  Phänologen  der 
gleichen  Yerdriesslichkeit,  vor  unverwerthbaren  Zahlenangaben  zu  stehen, 
zu  entheben.  Die  Reihenfolge  folgt  der  genannten  Instruction. 

A.  Die  Beobachtungen  über  die  erste  Blütlie. 

1.  Galanthus  nivalis.  Die  Blüthezeit  schwankt  hier  sehr,  z.  B.  in 
Pirna  zwischen  dem  41.  und  87.  Tage*),  in  Plauen  zwischen  dem  48. 
und  98.  Tage,  in  Dresden-Neustadt  zwischen  dem  42.  und  92.  Tage,  in 
Markersbach  zwischen  dem  66.  und  103.  Tage.  Nahe  gelegene  Ort- 
schaften in  derselben  Regionshöhe  zeigen  dabei  nicht  selten  stärkere  Unter- 
schiede, als  sie  später  auftreten,  weil  die  im  Yorfrühling  auftretenden 
Rückschläge  dabei  in  das  Spiel  kommen.  An  einem  Orte  kann  das 
Schneeglöckchen  gerade  in  Bltithe  getreten  sein,  am  anderen  Orte  steht  es 
vielleicht  2 — 3 Tage  vor  der  Blüthe;  nun  kommt  inzwischen  ein  Kälte- 
rückschlag und  am  zweiten  Orte  erfolgt  durch  diesen  eine  Blüthenver- 
zögerung  um  vielleicht  1 — 2 Wochen.  Wahrscheinlich  ist  der  letztere  Ort 
dann  doch  für  den  Gesammtzustand  des  Schneeglöckchens  sogar  der 
günstigere! 

In  dieser  Beziehung  ist  es  von  Interesse,  dass  die  Schwankungen  der 
Blüthezeit  im  oberen  Gebirge  abnehmen,  dass  also  dort,  wenn  es  einmal 
zu  thauen  begonnen  hat,  die  üblen  Kälterückschläge  sich  weniger  stark 
auf  die  Vegetationsentwiekelung  äussern.  Beispiel:  Brunndöbra  1882/87 
lückenlos  der  Reihe  nach  beobachtet  als  erste  Blüthe  Tag  79. — 102.— 

83. — 88. — 94. — 100. — , mithin  Mittel  91  in  Reitzenhain  auch  nur 
13  Tage  Schwankung  vor  und  nach  dem  mittleren  Eintritt.  Frühester 
Termin:  1884  Pirna  41.  Tag,  Dresden  42.  Tag. 

Obgleich  das  Schneeglöckchen  aus  angedeuteten  Gründen  keine  son- 
derlich günstige  Beobachtungen  darbieten  kann,  ist  es  doch  von  hohem 
Interesse  für  jeden  Ort,  seine  Blüthenphase  zu  kennen,  die  allerdings 
besser  um  das  Hervortreten  aus  der  Erde  mit  grünen  Blattspitzen  ver- 
mehrt werden  sollte.  Eranthis  Mentalis,  eine  reizende  Beobachtungs- 
pflanze, hat  sich  in  den  Gärten  zu  wenig  eingebürgert  und  konnte  wegen 
Lückenhaftigkeit  nicht  mit  berechnet  werden;  die  Notizen  ergeben  meist 
einige  Tage  späteres  Erblühen  als  beim  Schneeglöckchen. 

*)  Stets  mit  Bezug  auf  den  angenommenen  Kalender,  wonach  das  Mittel  von 
Pirna,  der  68.  Tag,  den  22.  Februar  bedeutet. 


81 

2.  Leucojum  veirnum  bat  für  Reitzenhain  eine  vielleicht  zu  späte  mitt- 
lere Bliithezeit  erhalten,  da  die  beiden  späten  Jahre  1883  und  1888  bei 
mangelnder  Beobachtung  nach  den  analogen  Stationen  interpolirt  werden 
mussten  auf  den  120.  Tag.  Dieser  absolut  späteste  Tag  im  Erblühen  des 
deutschen  Wald-Schneeglöckchens  ist  also  nicht  thatsächlich  beobachtet,  son- 
dern errechnet.  Früheste  Beobachtungen:  1884  Leipzig  50.  Tag,  Dresden  51.  Tag. 

Corylus  Avellana , eine  sehr  beliebt  gewesene  Beobachtungspflanze  für 
e.  Bi.  nach  dem  Stäuben  der  Kätzchen , hat  so  unregelmässige  Sprünge 
ergeben,  dass  nach  meiner  Meinung  diese  Phase  nicht  als  klimatologischer 
Ausdruck  von  grosser  Tragweite  genommen  wird.  Beispiele:  Pirna  1882/88 
Tag  66.  — 5ö. — 39. — 57. — 95!-  74  —68  — Im  letzteren  Jahre  (1888)  beob- 
achteten aber  Pirna-Land  den  81.,  Dresden  den  96.,  Döbeln  den  97., 
Markersbach  den  80.,  Annaberg  den  111.  Tag.  Pirna  ergab  als  Mittel: 

Tag  65  (also  den  24.  Februar),  Dresden  dagegen  bei  sonst  sehr  wenig 
späterem  Frühling:  Tag  75  (also  den  6.  März). 

3.  Hepatica  triloba.  Es  fehlen  zusammenhängende  Beobachtungen 
aus  der  oberen  Bergregion ; sonst  gleichmässige  Angaben.  Späte  Einzel- 
termine: Hirschsprung  1884/86  Tag  88,  115,  116  und  1888  allerspätester 
Termin  123,  woraus  sich  auf  ein  Mittel  von  110  schliessen  lässt.  Brunn- 
döbra 1885/86:  Tag  114,  105.  — Reitzenhain  1885/87:  Tag  112,  129, 
129,’  woraus  sich  im  Mittel  ein  etwa  um  10  Tage  später  noch  als  in 
Hirschsprung  liegender  Termin  schliessen  lässt.  — Dagegen  früheste  Ter- 
mine 1885:  Pirna  Tag  60  und  63,  Dresden- N.  Tag  59.  Die  Extreme  in 
Sachsen  liegen  also  um  mehr  als  2 Monate  auseinander. 

4.  Cormis  mas.  Diese  Pflanze  scheint  mir  sehr  geeignet  zu  einer 
guten  Phasenbestimmung  innerhalb  Mitteleuropas.  Das  Aufspringen  der 
Blüthenstandshüllen  zeigt  das  Yorstadium  der  ersten  Blüthe  wunder- 
schön an;  vielleicht  ist  dieses  Oeffnen  gelegentlich  für  den  Blüthenbeginn 
selbst  gehalten,  denn  Leipzig  notirt  1884:  Tag  56,  während  Pirna  im  sel- 
ben Jahre  Tag  70  und  Dresden  Tag  77  notirt.  Ein  früherer  Termin  als 
etwa  gegen  Tag  70  wird  in  Sachsen  nicht  Vorkommen.  Späteste  Angaben 
1883  Annaberg:  Tag  136;  höher  hinauf  im  Gebirge  nicht  beobachtet. 

5.  Muscari  botryoides.  Bei  der  Schnelligkeit  der  Entwickelung  un- 
zweifelhaft ein  günstiges  Object  für  bestimmte  Boden-Durchschnittstem- 
peraturen, doch  Verwechselungen  mit  anderen  Arten  ausgesetzt.  Frühester 
Termin  1884:  Pirna  87.  Tag  und  94.  Tag,  Dresden  105.  und  107.  Tag; 
späteste  Termine  1883:  Markersbach  152.  Tag,  1887  Hirschsprung  149.  Tag. 

6.  Narcissus  Pseudonarcissus.  Die  erste  Blüthe  wird  bis  hoch  in 
das  Gebirge  hinauf  regelmässig  blühend  beobachtet  und  verdient  den  Vor- 
zug vor  Nr.  5*).  Früheste  Termine  1884:  Pirna  82.,  Dresden  86.  und  97., 
Leipzig  85.,  Löbau  86.,  Greiz  91.  Tag;  späteste  Termine  1883:  Chemnitz 
135.,  Annaberg  139.,  Hirschsprung  141.,  Reitzenhain  144.  Tag. 

7.  Rlbes  Grossularia.  \ Beide,  vorzügliche  phänologische  Objecte, 

8.  „ rubrum.  j fallen  so  sehr  mit  ihren  ersten  Blüthenent- 
wiekelungen  zusammen,  dass  sich  beide  Beobachtungen  vertreten  können. 

Die  wilde  Narcisse  ist  im  rheinischen  Gebiet  hoch  in  die  obere  Bergregion 
hinein  verbreitet  und  soll  dort  auf  den  grasigen  Berglehnen  erst  im  Juni  erblühen, 
z.  B.  am  Belchen. 


82 


Wie  die  Tabelle  zeigt  (siehe  unten !),  sind  an  allen  Stationen  die  Mittel- 
wertlie  für  die  Stachelbeere  um  1 — 5 Tage  früher  als  für  die  Johannis- 
beere, an  3 Stationen  hat  sich  der  gleiche  Mittelwerth  ergeben.  Daher  soll 
künftig  nur  noch  R.  Grossularia  zur  Beobachtung  empfohlen  werden. 
Früheste  Termine  1882:  Pirna  94,  Dresden  95.,  Leipzig  93.  Tag.  Spä- 
teste Termine  1883:  Annaberg  144.,  Brunndöbra  145.,  Hirschsprung  150., 
Reitzenhain  153.  Tag. 

Die  Fruchtreife  von  Ribes  rubrum.  Die  Erwartungen,  welche  sich 
an  die  Intervalle  zwischen  Blüthe  und  Frucht  der  Johannisbeere  knüpften, 
haben  sich  nicht  erfüllt.  Man  wäre  geneigt,  es  auf  Sortenverschiedenheit 
zurückzuführen,  welche  vielleicht  bedeutungsvoller  für  die  Geschwindig- 
keit der  Reife  sein  könnte  als  die  örtliche  Klimalage;  doch  verhält  sich  die 
Fruchtreife  der  Eberesche  fast  ebenso  unbeständig.  Die  mittleren  Termine 
sind  daher  in  die  Tabelle  nicht  mit  aufgenommen,  aber  es  folgen  hier 
einige  Beispiele  nur  mit  Angabe  der  zwischen  „erster  Blüthe“  und  „erster 
Frucht“  verstrichenen  Tage,  des  sogen.  „Intervalls“. 


Jahr 

1882. 

1883. 

1884. 

1885. 

1886. 

1887. 

1888. 

(Mittel 

Pirna 

— 

66 

88 

70 

63 

76 

82 

(74) 

Dresden  . . 

84 

69 

100 

70 

78 

82 

73 

(79) 

Greiz  . . . 

80 

— 

84 

65 

65 

70 

— 

(73) 

Plauen  ob.  St. 

83 

59 

108 

83 

77 

77 

— 

(81) 

Markersbach  . 

85 

61 

67 

— ~ 

74 

73 

71 

(72) 

Löbau  . . . 

— 

57 

96 

69 

83 

68 

60 

(72) 

Ebersbach  . . 

81 

59 

78 

69 

71 

74 

73 

(72) 

Annaberg  . 

— 

78 

70 

83 

74 

73 

80 

(76) 

Hirschsprung  . 

75 

78 

74 

73 

59 

74 

64 

CO 

Die  Thatsache,  dass  mit  den  kürzesten  Intervallen  Ilirscbsprung,  geradeso 
wie  Ebersbach  und  Plauen,  übertroffen  nur  noch  von  Löbau,  auftritt, 
während  die  längsten  Reifezeiten  Dresden  und  Plauen  in  einem  anderen 
Jahre  aufweisen,  dass  aber  in  dem  raschen  Reifejahre  1883  Hirschsprung 
gerade  seine  längste  Reifezeit  hat,  dass  endlich  Hirschsprung  im  Mittel 
allen  übrigen  Stationen  an  Reifungsgeschwindigkeit  überlegen , und  Dres- 
den mit  Plauen  die  langsamsten  sind,  das  alles  giebt  ein  merkwürdig 
verworrenes  Bild  von  den  Fruchtreifen  der  Johannisbeere. 

9.  Taraxacum  officinale.  Wregen  des  guten  Ausdruckes,  welchen  die 
gelben  Bliithenköpfe  für  die  Entwickelung  der  Grasplätze  innerhalb  der 
unteren  Region  und  für  die  Bergwiesen  der  mittleren  und  oberen  Region 
bieten,  war  diese  Pflanze  mit  in  die  Tabelle  aufgenommen,  zumal  sich 
alte  Beobachtungen  für  Dresden  an  sie  anknüpfen  sollen.  Vieles  von 
diesen  Erwartungen  hat  die  Berechnung  bestätigt  (siehe  Tabelle);  doch 
läuft  die  Gefahr  unter,  dass  die  anomalen  Standorte  in  Mauerritzen  etc., 
die  der  Löwenzahn  aufzuweisen  hat,  die  Güte  der  Beobachtung  beein- 
trächtigen. Es  lässt  sich  schwer  entscheiden,  ob  aus  einem  derartigen 
Grunde  Löbau  mit  dem  frühesten  Termin  (3  Tage  vor  Pirna  und  Dresden) 
in  den  Original-Tabellen  auftritt;  der  für  1885  dort  genannte  Termin: 
Tag  90,  weicht  allerdings  so  sehr  von  den  übrigen  Blüthezeiten  ab,  dass 
man  an  eine  Verwechselung  im  Monatszeichen  denken  darf  (III.  21  anstatt 
IV.  21).  Im  selben  Jahre  1885  tritt  als  frühester  Termin  sonst  Pirna 
und  Döbeln,  beide  mit  Tag  121  (also  IV.  21)  auf,  und  diese  Blüthezeit 


darf  man  wohl  auch  für  Löbau  annehmen.  Unter  dieser  Annahme  fällt 
der  mittlere  Aufblühtermin  für  Löbau  auf  den  IV.  25,  gerade  wie  in 
Bautzen,  und  dieser  — allerdings  nach  einer  Yermuthung  errechnete  — 
Werth  ist  in  die  Tabelle  eingesetzt,  welche  nunmehr  ziemlich  conform 
geworden  ist,  abgesehen  von  dem  Missverhältniss  zwischen  Altgerings- 
walde  und  z.  B.  Markersbach. 

Absolute  Extreme  1882/88;  Pirna  1884  Tag  100,  Beitzenhain  1883 
Tag  157. 

10.  Prunus  spinosa  versagt  schon  im  Vorgebirge  und  ist  daher  für 
unsere  Phänologie  weniger  brauchbar.  Die  Beobachtungen  in  Zschopau 
erscheinen  im  Vergleich  mit  Pirna  und  Chemnitz  disharmonisch  und  sind 
daher  aus  der  Tabelle  fortgelassen: 


1882. 

1883. 

1884. 

1885. 

1886. 

. 1887. 

1888. 

Pirna-Stadt  . 

. 112 

137 

103 

123 

122 

129 

136 

Chemnitz 

. 121 

144 

126 

126 

127 

140 

140 

Zschopau 

. 101 

138 

107 

122 

123 

— 

139 

Vielleicht  hat  ein  warmer  Garten  Standort  in  Zschopau  die  Pflanze  so 
begünstigt.  Aus  dem  Gebirge  sind  nur  ganz  unregelmässige  Beobach- 
tungen, von  Freiberg  und  Annaberg  aufwärts,  eingelaufen,  so  dass  der 
Strauch  dort  nicht  regelmässig  zu  blühen  scheint.  Annaberg  meldet: 
1883  Tag  156,  Brunndöbra:  1886  Tag  158. 

11.  Prunus  Padus  siehe  Specialtabelle  S.  97.  Johanngeorgenstadt  und 
Brunndöbra  haben  leider  keine  Beobachtungen  von  dieser  phänologischen 
Charakterpflanze. 

[Es  sei  anhangsweise  bemerkt,  dass  nach  Ihne")  die  mittleren  Auf- 
blühzeiten  der  Traubenkirsche  im  Küstenstrich  des  südlichen  Finnland 
auf  V.  26  (also  auf  Tag  156)  fallen,  bei  65  bis  66°  N.  nahe  der  Nord- 
spitze des  Bottnischen  Meerbusens  erst  VI.  15  (also  auf  Tag  176)]. 

12.  Pirus  communis  \ . . u , ,,  Q nQ  , OQ 

13  Malus  I siehe  Specialtabellen  S.  98  und  99. 

14.  Narcissus  poeticus.  Noch  bis  in  die  obere  Bergregion  hinein 
regelmässig  blühend,  z.  B.  Beitzenhain  1882/87  : Tag  141.  — 157. — | — 
146. — 151. — 163. — und  Hirschsprung  1882/88:  Tag  159.  — 166.—  161. — 
160. — 153- — 171. — 162. — . In  diesem  Falle  also  Hirschsprung  merkwür- 
diger Weise  gegenüber  Beitzenhain  stark  im  Nachtrag,  während  Beitzen- 
hain bei  Narcissus  Pseudonarcissus  gegenüber  Hirschsprung  zehntägige 
Blüthenverspätung  zeigt.  Die  frühesten  Termine  für  N.  poeticus  in  Sachsen 
fielen  1882/88  auf  Leipzig:  1882  Tag  125,  und  Pirna:  1885  Tag  126. 

15.  Syringa  vulgaris.  In  der  ursprünglichen  Instructions-Tabelle 
vor  Nr.  14  gestellt,  hat  sich  herausgestellt,  dass  der  Fliederstrauch  überall 
nach  der  Narcisse  blüht,  mit  alleiniger  Ausnahme  von  Chemnitz,  wo  er 
5 Tage  früher  blüht.  Blüht  noch  regelmässig  in  Beitzenhain:  1882/87 

Tag  176. — 172. 1 — 165.  — 160.— 184. — , in  Hirschsprung  regelmässig 

früher:  1882/88  Tag  160.— 166.— 156.— 159.  — 156.— 174.  — 167. 

Früheste  Termine:  Dresden:  1882  Tag  126,  Pirna:  1886  Tag  128, 
Döbeln:  1885  Tag  129  gleichzeitig  mit  Pirna;  Bautzen:  1886  Tag  129. 

*)  Meteorolog.  Zeitschr.  1890,  Taf.  VIII. 


5 * 


84 


16.  Aesculus  Hippocastanum.  Blüht  unregelmässig  in  der  oberen 
Bergregion:  Hirschsprung  1882:  Tag  167,  1883:  Tag  165. 

Brunndöbra  1886:  Tag  157. 

Reitzenhain  1887:  Tag  183. 

Sonst  keine  Notizen  aus  dieser  Region,  so  dass  Annaberg  allein 
regelmässig  meldet:  1882/88  Tag  156.  — 159.  — 151.  — 149.  — 152. — 167. — 
157. — 

Früheste  Termine  i.  J.  1885:  Pirna  129,  Dresden  128,  Leipzig  126, 
Döbeln  129,  Löbau  130  und  so  weiter  durch  Sachsen  durch.  Mit  diesen 
frühen  Jahren,  wo  die  Rosskastanie  schon  Ende  April  blüht,  wechseln 
späte  ab,  z.  B.  1883:  Pirna  144  und  147,  Dresden  146,  Leipzig  155, 
Döbeln  152,  Löbau  149,  Bautzen  154,  Ebersbach  158;  dann  also  erblüht 
der  Baum  in  der  sächsischen  Thal-Niederung  um  Mitte  Mai,  in  der  unteren 
Bergregion  gegen  Ende  Mai. 

Der  Fruchtreife  wird  von  anderen  Phänologen  ein  grösseres  Gewicht 
beigemessen  und  sie  ist  daher  in  die  Tafeln  nebst  dem  Intervall  zwischen 
Beginn  der  Blüthezeit  und  Fruchtreife  aufgenommen.  Regelmässigkeit  ist 
auch  hier  wiederum  nicht  zu  erkennen  (vergl.  unter  Nr.  8),  als  höchstens 
dass  die  östlichen  Stationen  die  westlichen  in  der  Reifegeschwindigkeit  etwas 
überholen.  Wenigstens  steht  Löbau  mit  dem  Intervall  von  nur  114  Tagen 
obenan  und  Dresden  selbst  hat  das  Unglück,  mit  seinen  Kastanien  an  der 
Schillerstrasse  in  der  Reifedauer  am  anspruchsvollsten,  nämlich  mit  141 
Tagen,  dazustehen.  Dies  erklärt  sich  aber  vielleicht  aus  einer  dort  no- 
tirten  abnorm  frühen  Blüthe. 

17.  Sorbus  aucuparia.  Die  ausführliche  Blüthen tabeile  (leider  ohne 
Beobachtungen  in  Johanngeorgenstadt)  siehe  S.  99.  Die  Differenz  in  den 
Blüthenterminen  erreicht  darnach  zu  dieser  Jahreszeit  noch  26  Tage  zwischen 
Pirna  und  Reitzenhain! 

Die  Fruchtreife  ist  wiederum  an  denselben  Stationen  notirt,  an  vielen 
etwas  lückenhaft,  und  zeigt  dieselben  unverständlichen  Sprünge  wie 
Nr.  8.  Die  besten  Beobachtungsreihen  sollen  hier  mit  den  Terminzahlen 
wiedergegeben  werden: 


Jahr  1882.1883.1884.1885.1886.1887.1888.  Mittel.  (Intervall.) 
. . — 218  248  232  232  241  249  235=^  • • (92) 

— 7 


Pirna  . . . 

Dresden  . . . 241  250  256  — 242  242  255 

Greiz  ....  266  — — 258  219  244  — 

Alt-Geringswalde  230  237  233  234  242  248  — 


248=-;.  (104) 
? ca.  (95) 

7 


Markersbach  . 
Löbau  . . . 

Ebersbach . . 

Chemnitz  . , 

Annaberg 
Hirsch  sprung 


276  261  270  — 248  250  264 

— 224  214  226  2 22  236  244 

238  237  — 228  207  257  244 


237 
259 
228 

238 


271  286  285  284  282  286  282 


±n 

-j-  17 
14 

4-  16 
- 3t 

±ii 

+ 4 


— 240  243  233  277  255  262  252=^ 

— 237  264  237  258  — 251  249 


— >2 

-f-  i5 


■ (86) 
(102) 
• (80) 

• (84) 
.(129) 

• (92) 

• (86) 


Jedenfalls  sind  nicht  die  oberen  Bergstationen  die  in  Hinsicht  auf 
Fruchtreife  retard iren d en , denn  ihre  Reifetermine  nähern  sich  stark  jenen 


85 


der  wärmeren  Region  und  erhalten  dadurch,  bei  späterer  Blüthezeit  als 
hier,  ein  um  so  kürzeres  Intervall.  Die  kürzeste  Reifezeit,  wiederum  von 
Löbau,  wird  nicht  wesentlich  von  Ebersbach  und  Hirschsprung  übertroffen; 
aber  warum  Chemnitz  mit  so  ausserordentlich  langem  Intervall  auftntt, 
bleibt  unerklärt,  wie  in  Hinsicht  auf  Fruchtreifezeit  noch  jeder  wirklich 
feste  Anhalt,  von  dem  aus  eiue  Regel  entwickelt  werden  könnte,  zu 
fehlen  scheint. 

18.  Crataegus  Oxyacantha.  Der  Weissdorn  geht  unter  den  Gebirgs- 
stationen  bis  Hirschsprung  hinauf,  wo  seine  Termine  1882/87  waren: 

Tag  168.— 171.-170.— 168.-160.-198. 

Früheste  Termine  waren  in  Pirna:  1885  Tag  133,  Dresden:  1882 
Tag  137.  Leipzig  giebt  für  1884  Tag  116  an  (ein  Gartengehülfe  des  bo- 
tanischen Gartens);  dies  erscheint  als  unmöglich,  da  im  selben  Jahre 
Pirna  und  Dresden  mit  4 Beobachtungen  141,  142,  144  und  145  anzeigen. 
Es  scheint  also  wiederum  eine  Monatsverwechselung  im  Zeichen  vorzu- 
liegen, und  in  dem  Mittel  ist  als  Termin  für  1884  der  146.  Tag  zur  Ver- 
rechnung gekommen*). 

19.  Sambucus  nigra.  In  Reitzenhain  nur  3 Beobachtungen:  1882 
Tag  209,  1883  Tag  197,  1887  Tag  216,  was  auf  eine  dort  sehr  spät  statt- 
findende Blüthenentwickelung  schliessen  lässt,  da  die  Bergstation  Hirsch- 
sprung mit  folgenden  Terminen  1882/88  um  vieles  früher  auftritt: 

Tag  189.-193.-197.  — 186.-188.— 206.-200. 

Also  Reitzenhain  in  den  drei  Jahren  um  11  Tage  im  Mittel  später. 

Früheste  Termine  Pirna:  1884  Tag  151  und  154,  Greiz:  1884  Tag 
152,  Löbau:  1884  Tag  153,  Dresden  und  Leipzig:  1882  Tag  155. 

Die  Fruchtreife  zeigt  ein  ähnliches  Bild  wie  Nr.  17  und  8,  nur  dass 
die  Bergstationen  mit  späteren  Terminen  auftreten,  was  bei  der  späten 
Blüthezeit  nicht  zu  verwundern  ist.  Die  Intervalle  liegen  meistens  um 
100  Tage,  nur  in  Pirna  und  Löbau  viel  geringer  und  in  Chemnitz  viel 
höher,  bis  117  Tage.  — 

Vitis  vinifera.  Die  Weinstockblüthe  ist  zu  unregelmässig  beobachtet, 
um  in  der  Tabelle  zu  Mittelwerthen  verrechnet  zu  werden;  nur  folgende 
Angaben  sind  brauchbar: 


1882. 

1883. 

1884. 

1885. 

1886. 

1887. 

1888. 

Mittel. 

Pirna  - Stadt  . . 

— 

185 

184 

173 

169 

196 

184 

1827  u 

-J-  14 

— Umgebung 

— 

179 

190 

173 

175 

193 

18ö 

i83;4S 

Dresden  - N.  . . 

— 

174 

193 

171 

179 

196 

186 

Greiz  .... 

— 

183 

178 

145! 

174 

— 

182 

172^ 

Geringswalde  . . 

194 

192 

200 

184 

189 

201 

— 

193^-| 

Löbau  .... 

— 

188 

176 

177 

174 

196 

182 

182^| 

Zschopau  . . . 

188 

191 

— 

185 

188 

— 

188 

? 188^-f 

20.  Phüadelphu 

s coronarius 

Blüht  noch  in 

Reitzenhain, 

Termini 

1882/87:  198. — 196. j 199. — 189. — 201. — Brunndöbra  nur  2 Beob- 

*)  Die  in  den  Tabellen  selbst  oft  klargelegte  Verwechselungsmöglichkeit  der 
Monate  in  römischen  Ziffern  legt  den  Wunsch  nahe,  künftighin  an  Stelle  der  Datum- 
Doppelzahl  die  hier  in  Anwendung  gebrachte  leicht  fassliche  Terminzahl  zu  benutzen. 


86 


achtungen  1884  und  1885:  200. — 187. — Hirschsprung  2 Beobachtungen 
ähnlich  Reitzenhain.  Früheste  Termine  Dresden  1882  und  Pirna  1884: 
Tag  156. — 157. 

21.  Tilia  grandifolia . Yergl.  Specialtabelle  S.  100. 

22.  Tilia  parvifolia.  Es  ist  nicht  uninteressant,  das  Intervall  zwi- 
schen dem  Blüthenbeginn  beider  Linden  zu  prüfen.  Enter  den  berech- 
neten Reihen  giebt  Leipzig  dasselbe  (wahrscheinlich  fälschlich)  nur  zu  1 
Tag  an,  Geringswalde  fast  ebenso  zu  2,  Markersbach  und  Zschopau  mit 
5,  Pirna  und  Dresden  mit  9,  Chemnitz  mit  10,  Löbau  und  Plauen  mit 
11,  endlich  Greiz  mit  15,  was  etwas  hoch  erscheint  und  wohl  auf  den 
Standort  zurückzuführen  ist. 

23.  Lilium  candidum . Die  gewöhnlichen  Zeitdifferenzen  der  west- 
lichen und  östlichen  Stationen  erscheinen  verwischt.  Leipzig  ist  unge- 
wöhnlich früh;  Hirschsprung  hat  3 Beobachtungen  1885/87:  Tag  207,  217, 
224,  alle  später  als  Annaberg.  Die  Schwankungen  sind  geringer  gewor- 
den und  überschreiten  meist  nur  wenig  eine  Woche  Verfrühung  oder 
Verspätung. 

B.  Die  Beobachtungen  über  die  Belaubungsperiode  der  Bäume. 

Der  zweite  Theil  der  geforderten  Beobachtungen,  vom  physiologischen 
Standpunkte  der  Flora  aus  betrachtet  wichtiger  als  der  Blüthenkalender,  hat 
die  Periode  des  Baumlebens  in  Hinsicht  seiner  Assimilationsleistungen  zum 
Zweck,  entbehrt  aber  dabei  der  scharfen  Marken,  welche  dem  Blüthen- 
kalender zu  Gebote  stehen.  Gefordert  waren  in  der  Instruction  (Isis-Abh. 
1881,  S.  12 — 13)  drei  Termine:  erstes  Stadium  der  Blattentfaltung  (Fol.  I 
oder  B.  0. 1 = Blattoberfläche  vortretend),  und  zweites  Stadium  der  Blattent- 
faltung (Fol.  II  oder  B.  0.  II  = Blattoberfläche  flach  ausgebreitet).  Stadium  I 
ist  schärfer  markirt  als  das  zweite,  unter  welchem  der  Zeitpunkt  verstanden 
wird,  „wo  die  zuerst  hervorgetretenen  Blätter  sich  horizontal  ausgebreitet 
und  an  ihren  Stielen  gestreckt  haben,  so  dass  der  Baum  nunmehr  eine 
zwar  noch  sehr  lichte,  aber  doch  als  solche  schon  weithin  auffallende  Be- 
blätterung  erhalten  hat“.  Der  Schluss  der  Baumperiode  sollte  durch  die 
Termine  der  allgemeinen  Laubverfärbung  angezeigt  werden. 

Auch  heute  noch  erscheint  uns  die  damals  gegebene  Instruction  für 
am  richtigsten,  obgleich  sie  die  Unbequemlichkeit  zweier  Phasen  zur  Notiz 
mit  sich  bringt;  dadurch  wird  aber  der  Beobachter  veranlasst,  den  treiben- 
den Baum  schärfer  in  das  Auge  zu  fassen  und  sich  nicht  mit  einem  all- 
gemeinen grünen  Schimmer  an  seinen  Zweigen  zu  begnügen.  Bedauerlicher 
Weise  haben  manche  Beobachter  nur  ein  Stadium  für  die  Belaubung  an- 
gegeben, und  obwohl  anzunehmen  ist,  dass  dasselbe  dann  mehr  der  Fol.  II 
oder  B.  0.  II  in  unserem  Sinne  entspricht,  zumal  andere  Instructionen  über- 
haupt mit  B.  0.  nur  das  entfaltete  Stadium  der  jungen  Blätter  angegeben 
wissen  wollen,  so  haben  wir  es  alsdann  doch  für  am  richtigsten  gehalten, 
in  der  einen  Zahl  einen  ungefähren  Mittelwerth  für  beide  Stadien  an- 
zusehen, entsprechend  der  Zahl,  die  eigentlich  durch  Mittelnahme  von 

errechnet  werden  soll.  Die  Belaubungsperiode  ist  ein  längerer 

Act,  welcher  der  Phase  der  ersten  Blütheneröffnung  nicht  vergleichbar  ist; 
wenn  die  Zweige  eines  Baumes  sich  von  unten  nach  obenhin  allmählich 
belaubten,  so  würde  der  Beginn  dieser  Art  der  Belaubung  der  Phase  der 


87 


ersten  Bliithe  vergleichbar  werden.  Aber  auch  in  diesem  Falle  würde  man 
die  Arbeit  der  Blattentfaltung,  welche  sich  schwierig  in  einem  ganz  festen 
Punkte  ergreifen  lässt,  am  besten  durch  die  Grenzen:  Beginn  und  Anfang 
vom  Ende,  bezeichnen.  Dass  aus  diesen  ein  Mittel  gebildet  wird,  hat 
mehr  rechnerischen  Zweck,  um  mit  einer  Zahl  anstatt  mit  zweien  za  thun 
zu  haben.  Für  die  phänologische  Entwickelung  selbst  und  die  Klimalage 
des  Ortes  ist  von  massgebender  Bedeutung  zugleich  die  Länge  der  Be- 
laubungsperiode selbst,  welche  nach  Jahr  und  Ort  sehr  verschiedenartig 
ausfällt  und  selbst  einer  Mittelnahme  werth  ist,  leider  mit  individuellen 
Beobachtungs-Ungleichheiten  behaftet.  Für  grössere  Beispiele  wird  auf  die 
Specialtabellen  S.  100  und  101  für  Belaubung'  der  Birke  und  Buche, 
als  der  phänologisch  in  den  Vordergrund  gestellten  mitteldeutschen  Bäume, 
verwiesen  und  auf  die  von  Dr.  Naumann  zusammengestellte  unten  fol- 
gende besondere  Tabelle  der  Baumperioden.  Hier  nur  noch  einzelne  Be- 
merkungen über  die  weniger  geeignet  erscheinenden  Phasen  der  alten 
Instructionstabelle. 

Salix  alha  war  von  zu  wenigen  Beobachtern  regelmässig  notirt,  als 
dass  sie  in  der  Haupttabelle  aufgenommen  werden  konnte;  folgende  gute 
Reihen  sind  aber  geliefert  (1882/88): 

Ebersbach:  121.125  140.145  132.142  124.129  122.140  130.139  134.147 

Chemnitz:  101.  ? 132440  104426  l79426  H8425  126432  125H32 

Markersbach : 123430  mi42  127437  ' 1294751  1 24H26 

Daraus  lassen  sich  die  Mittel  ableiten: 

Ebersbach  B.  O.  I 129,  B.  0.  II  138.  (Mittel  134.) 

Chemnitz  „ 118,  „ 126.  (Mittel  122.) 

Markersbach  etwa  128,  etwa  135.  (Mittel  132.) 

Diese  Mittel  stimmen  nicht  besonders  gut  mit  den  Mittelterminen  der 
Belaubung  von  Betula  alba , welche  lauten: 

Ebersbach  Mittel  von  B.  0. 1 und  II  : 132 

Chemnitz  „ „ „ „ „ : 127 

Markersbach  „ „ „ „ „ : 123  (auffällig  früh!). 

Von  Aesculus  Hippocastanum  sind  nur  wenige  Beobachtungen  aus  der 
oberen  Bergregion  mitgetheilt,  stets  nur  in  einfachen  Termin  zahlen. 

Brunndöbra  1882/86  : Tag  130,  147,  148,  135,  154. 

Reitzenhain  1882/87  : „ 145,  159,  — 131,  150,  148. 

Daraus  lässt  sich  für  die  obere  Bergregion  ein  mittlerer  Belaubungstermin 
von  etwa  Tag  142 — 148  ableiten,  also  um  die  Mitte  Mai,  während  die 
Rosskastanie  in  der  warmen  Thalregion  im  Mittel  kurz  nach  der  Mitte  April 
Blätter  erhält;  als  früheste  Termine  finden  wir  sogar  für  B.  0. 1 den  21.  März, 
für  B.  0.  II  den  3.  oder  7.  April  angegeben  in  den  Jahren  1882  und  1884.  — 

Keine  nennen  sw  erthen  Beobachtungen  sind  von  den  beiden  Linden 
aus  der  oberen  Bergregion  eingelaufen. 

Die  unregelmässigen  Terminnotizen  über  Juglans  regia , welche  bis 
Annaberg  heraufgehen,  sind  für  3 Stationen  in  Isis-Abh.  1891,  S.  75  — 76 
in  Kürze  mitgetheilt,  ebenso  für  Robinia  Pseudacacia. 

Es  erscheint  nicht  als  praktisch,  diese  Bäume  weiterhin  zur  Phäno- 
logie zu  verwerthen,  da  der  Austritt  ihrer  Blätter  aus  der  Knospenlage  ein 


88 


so  allmählicher  und  wenig  gut  fassbarer  ist,  dass  die  subjectiven  Abwei- 
chungen hier  beträchtliche  Grösse  erlangen  müssen. 

7.  Die  Länge  der  Vegetationsperiode  in  den  Einzeljahren. 

So  wie  der  Temperaturgang  eines  jeden  Ortes  durch  seine  Mittel- 
bestimmung aus  vieljährigen  Einzelbeobachtungen  klar  ermittelt  wird  (vergl. 
z.  B.  die  Dresdener  Temperaturcurve  nach  Neubert  in  Isis-Abh,  1888, 
Taf.  I),  so  stellt  sich  nach  den  im  ersten  Theile  dieser  Abhandlung  (1891, 
S.  73)  dargelegten  Principien  eine  in  den  Einzeljahren  um  ein  mittleres 
Maass  schwankende  Vegetationsperiode  für  jeden  Ort  heraus,  die  nach  den 
Einzelphasen  derselben  zu  beurtheilen  ist.  Temperaturgang  und  Vegetations- 
periode zu  vergleichen  ist  von  hohem  statistischen  und  physiologischen 
Interesse;  doch  soll  hier  darauf  nicht  näher  eingegangen  werden.  Nur 
bedarf  es  noch  einiger  Bemerkungen  über  die  Vertheilung  der  Unregel- 
mässigkeiten auf  die  Einzeljahre. 

Die  „frühen“  und  „späten“  Jahre,  welche  man  im  Allgemeinen  nach 
dem  Eintritt  des  Vorfrühlings  und  Halbfrühlings  so  zu  bezeichnen  pflegt, 
sind  sehr  unregelmässig  zerstreut  und  scheinen  nach  den  Vegetationsphasen 
beurtheilt  schon  in  einem  kleinen  Gebiete,  wie  es  Sachsen  ist,  nicht 
durchaus  gleichartig.  Die  frühesten  Termine  im  Elbthal  zwischen  1882/88 
fielen  in  das  erste  Beobachtungsjahr  oder  auf  1884,  die  Lausitz  und  einige 
Bergstationen  hatten  aber  ihre  relativ  frühesten  Termine  1885.  Zum  Theil 
rührt  dies  natürlich  her  von  der  ungleichen  absoluten  Lage  der  Phasen- 
termine, welche  nach  einem  Wetterumschlag  ein  ganz  anderes  Gesicht 
zeigen  können  hier  oder  dort. 

Sehr  gleichmässig  war  die  Verspätung  des  Beobachtungsjahres  1883 
im  ganzen  Lande:  Bibes  rubrum  und  Grossularia  z.  B.  zeigten  in  diesem 
Jahre  fast  an  allen  Stationen,  und  zwar  beide  Arten  gleichmässig,  ihre 
spätesten  Termine.  Da  zwischen  der  Aufblühzeit  in  Pirna  und  Hirschsprung- 
Reitzenhain  in  diesem  Jahre  24,  bez.  30  Tage  Zwischenraum  lagen,  so  hat 
diese  gl eichmässige  Verspätung  etwas  zu  bedeuten  und  muss  in  ihrer  Nach- 
haltigkeit für  die  Landescultur  des  Frühlings  wohl  zu  verspüren  sein. 

Uebrigens  gilt  auch  von  solchen  Jahren,  dass  der  klimatologisch  ver- 
anlasste  Ausgleich  nicht  ausbleibt;  denn  nur  vier  jener  17  Stationen,  welche 
im  Jahr  1883  für  Stachel-  und  Johannisbeere  den  spätesten  Blüthetermin 
zeigten,  haben  auch  in  demselben  Jahre  am  spätesten  die  Früchte  der 
Johannisbeere  reifen  lassen  (nämlich  Leipzig,  Markersbach,  Annaberg,  Hirsch- 
sprung); bei  allen  übrigen  Stationen  fällt  der  späteste  Reifetermin  der  Jo- 
hannisbeere auf  ganz  andere  Jahre,  meistens  1887,  aber  auch  1886  und 
1888,  wo  die  Sommer  ungünstiger  waren. 

Es  ist  daher  nicht  uninteressant,  den  Gang  der  Verspätung  einer 
gewissen  Reihe  von  Jahren  und  Pflanzen  hindurch  zu  verfolgen.  So  war 
in  unserer  siebenjährigen  Periode  das  Hauptjahr  der  stärksten  Verspätung 
von  Galanthus  nivalis  1887;  für  Gorylus  Avellana  sind  1886  und  1887 
beide  an  verschiedenen  Stationen  sich  ergänzend  als  die  Verspätungsjahre 
zu  betrachten.  Schon  bei  Leucojum  vernum  beginnt  die  grössere  Menge 
der  spätesten  Blüthentermine  auf  das  ungünstige  Jahr  1883  zu  fallen, 
welches  sich  aber  bezüglich  Hepatica  triloba  und  Camus  mas  mit  anderen 
Jahren  in  die  Verspätung  theilt;  bei  Cornus  weist  1888  die  grössten  Ver- 
spätungen auf.  Mit  Narcissus  Pseudonarcissus  aber,  den  Bib cs-Sträuchern 


89 


und  Muscari , tritt  1883  als  Hauptjahr  der  Verspätung  wieder  unbestritten 
in  den  Vordergrund,  hält  durch  die  Phasen  von  Taraxacmn,  Prunus  spi- 
nosa,  Prunus  Padus,  Pirus  communis,  P.  Malus,  Narcissus  poeticus  und 
Syringa  vulgaris , also  durch  einen  Monat  durchschnittlicher  Blüthezeit, 
so  an,  und  beginnt  erst  bei  der  Blüthezeit  von  Aescidus  seinen  verzögern- 
den Charakter  auf  andere  Jahre  zu  zerstreuen.  Bei  Sorbits  aucuparia 
haben  nur  noch  6 Stationen  im  Jahre  1883  die  spätesten  Termine,  dagegen 
11  Stationen  im  Jahre  1887,  welches  von  nun  an  mit  dem  Jahre  1883 
in  der  Verspätung  der  Sommerphasen  ( Crataegus , Sambucus,  Vitis,  Phila - 
delphus,  Tilia,  Lilium)  rivalisirt,  so  dass  z.  B.  bei  Lilium  candidum  nur 
noch  2 Stationen  im  Jahre  1883  ihre  spätesten  Termine  haben,  alle  anderen 
im  Jahre  1887.  Und  die  Verfrühung.  welche  für  die  Vorfrühlings-Phasen 
hauptsächlich  auf  die  Jahre  1882  und  1884  fiel,  ist  für  die  Sommerphasen 
der  Linden  und  Lilie  auf  das  Jahr  1885  verschoben.  Obgleich  also  der 
Begriff  von  „frühen“  oder  „späten“  Jahren  ein  im  Volksgebrauch  wohl  be- 
gründeter ist,  so  ist  er  in  seiner  Verallgemeiner  ung  a uf  eine  ganze 
Vegetationsperiode  gewiss  in  allen  und  jeden  Fällen  durch 
Uebertreibung  unrichtig  und  hat  in  der  Regel  vom  Frühling  bis  zum 
Sommer  einen  Ausgleich  gefunden.  Gleichzeitig  aber  nimmt  die  Grösse 
der  Schwankung  um  das  mittlere  Maass  vom  Frühling  zum  Sommer  hin 
ab,  so  dass  bei  Cornus  und  Prunus  die  ganze  Amplitude  noch  leicht  4 
Wochen,  bei  Linden  und  Lilium  dagegen  meist  nur  noch  12  bis  16  Tage 
beträgt.  Die  Schwankungen  am  Schlüsse  der  Vegetationsperiode  entziehen 
sich  zu  sehr  einer  genauen  Maassbestimmung. 


Anknüpfend  an  die  letzten  Mittheilungen  macht  es  sich  nöthig,  die 
in  Tabelle  I zusammengestellten  Baumperioden  und  Hauptvegetations- 
perioden näher  zu  beleuchten. 

Zuvor  aber  soll  noch  in  Kürze  auf  die  Anordnung  der  Tabelle  l und 
die  speciellere  Weise  ihrer  Berechnung  eingegangen  werden.  Ueber  die 
allgemein  angewandte  Berechnungsart  und  die  dabei  oft  nöthig  gewordenen 
Interpolationen  erfolgen  weitere  Bemerkungen  gelegentlich  der  Besprechung 
der  grossen  Uebersichtstabelle  II. 

Die  ersten  7 Colonnen  enthalten  für  12  Stationen  die  Termine  der 
Laubverfärbung  resp.  des  beginnenden  Laubfalles.  Dabei  mussten  von  den 
Stationen  der  Uebersichtstabelle:  Greiz,  Plauen  i.  V.  und  Hirschsprung 
wegen  mangelnder  Beobachtungen  ausser  Acht  gelassen  werden.  Reitzen- 
hain ist  nur  durch  2 Beobachtungen  (Betula  und  Fraxinus ) vertreten  und 
auch  diese  sind,  als  Mittel  nur  dreier  Beobachtungsjahre,  anfechtbar;  sie 
sollen  einzig  einen  ungefähren  Vergleich  mit  den  Stationen  des  höheren 
Erzgebirges  ermöglichen. 

Die  8.  Colonne  zeigt  die  mittleren  Verfärbungstermine.  Sie  geben 
gewissermassen  das  Datum  an , zu  welchem  die  Gesamtheit  der  beobach- 
teten Bäume  in  herbstlichem  Schmucke  prangt  und  zum  Theil  schon,  be- 
einflusst von  den  ersten  Nachtfrösten,  ihres  Laubes  beraubt  wird. 

Dabei  schien  es  angebracht,  die  von  Prof.  Drude  früher1')  angege- 
benen und  nach  seinen  Vorschlägen*) **)  errechneten  Werthe  für  die  Früh- 


*)  Isis,  Abhandlungen  1891,  S.  78. 

**)  1.  c,  S.  71  u.  72. 


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berechnet  aus  dev  Differenz 
° der  beiden  vorhergehenden 
Colonnen 


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castanum 


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excelsior 


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_ Mittleres  Maass  der 
Belaubungsdauer 


Tabelle  1 


91 


lings-Hauptphase  in  Längsreihe  9 folgen  zu  lassen.  Die  nächste  Colonne 
10  bringt  die  interessante  und  wichtige  Angabe  der  Hauptvegetations- 
periode für  die  betrachteten  Stationen. 

Berechnet  sind  diese  Werth e durch  Subtraction  des  Termines  der 
Frühlings-Hauptphase  von  dem  mittleren  Termin  der  Laub  Verfärbung. 
In  den  nächsten  6 Colon nen  werden  für  die  entsprechenden  Baumarten 
die  Vegetationsperioden  dargestellt,  wie  sie  sich  aus  der  Differenz  zwischen 
dem  Datum  der  Laubverfärbung  und  der  mittleren  Belaubung  leicht 
ergeben*). 

Aus  diesen  Werth en  ist  durch  einfache  Mittelnahme  das  mittlere  Maass 
der  Belaubungsdauer  berechnet  und  in  Colonne  17  zum  Ausdruck  gebracht. 

Ein,  wenn  auch  nicht  überraschendes,  doch  recht  erfreuliches  Resul- 
tat ergiebt  sich  aus  dem  Vergleich  der  fettgedruckten  entsprechenden 
Zahlenwerthe  in  Spalte  10  und  17,  die  hier  nochmals  übersichtlich  neben- 
einander gestellt  werden  mögen: 

Hauptvegetationsperiode : 


178 

180? 

170 

175 

169 

161  162  163  161 

156 

152. 

Mittleres 

Maass 

der  Belaubungsdauer: 

172 

176 

170 

175 

168? 

161  163  163  160 

157 

158. 

Wir  sehen  hieraus,  dass  das  mittlere  Maass  der  Belaubungsdauer  mit 
wenigen  Ausnahmen  die  Hauptvegetationsperiode  charakterisirt. 

Zu  gleicher  Zeit  wird  aber  hierdurch  augenscheinlich  erwiesen,  dass 
es  günstiger  ist,  die  Baumperioden  nicht  von  Fol.  I bis  Defoliatio,  sondern 

von  FoL  11  bis  zur  Laub  Verfärbung  zu  rechnen,  wie  es  weiter  oben  schon 
beleuchtet  worden  ist. 

Die  bei  Pirna-Land,  Löbau  und  Markersbach  hervortretenden  Diffe- 
renzen von  4,  6 und  6 Tagen  werden  weniger  auffallend,  wrenn  wir  sie 
in  dem  Lichte  der  Thatsache  betrachten,  dass  sich  bei  ebendiesen  Stationen 
mehrmals  Interpolationen  nöthig  machten,  die  natürlich  den  wirklichen 
Terminen  an  Genauigkeit  nachstehen  müssen. 

Recht  interessant  ist  weiterhin  ein  Ergebniss,  das  in  die  Augen  springt, 
wenn  wir  das  mittlere  Maass  der  Belaubungsdauer  zusammenstellen  mit 
der  ungefähren  Höhenlage  der  Orte. 


Periode. 

Meereshöhe. 

An  nab  erg 

157 

500  - 600 

m 

Markersbach 

158 

450-500 

55 

Zschopau 

160 

400—450 

55 

Ebersbach 

161 

350-400 

55 

Chemnitz 

163 

300—320 

55 

Geringswalde 

163 

250-300 

55 

Löbau 

163 

250-300 

55 

Leipzig 

170 

100  - 120 

55 

Pirna 

174 

120-160 

57 

Dresden-N. 

175 

100-120 

55 

*)  Die  Vegetationsperioden  von  Juglans  und  Robinia  sind  hierbei  nicht  ange- 
geben, da  bei  diesen  Bäumen  die  Schwierigkeit  besonders  hervortritt,  die  Belaubung 
in  ein  klares  Maass  zu  hingen. 


92 


Es  verkürzt  sich  somit  mit  wachsender  Höhe  des  Ortes  die  Vege- 
tationsperiode der  Bäume,  ein  Resultat,  das  nicht  überraschend  erscheinen 
wird.  Inwieweit  der  verzögerte  Eintritt  der  höheren  Temperatur  im  Früh- 
ling und  die  früher  wirkenden  Einflüsse  der  kälteren  Temperatur  im  Herbste 
sich  geltend  machen,  das  ist  allerdings  von  Bedeutung. 

8.  Zur  Uebersichtstabelle  II. 

Um  einen  allgemeinen  Ueberblick  der  hauptsächlichsten  Resultate 
pbänologischer  Forschungen  in  Sachsen  zu  gewinnen  , ist  die  Uebersichts- 
tabelle II  zusammengestellt  worden. 

In  dieselbe  sind  nur  15  Stationen  aufgenommen  worden,  während 
Beobachtungen  von  26  sächsischen  Stationen  Vorlagen. 

Von  den  fehlenden  11  Stationen:  Dresden- A.,  Döbeln,  Mark- 
neukirch,  Plauen-untere  Stadt,  Bautzen,  Elstra,  G-rüll enburg, 
Freiberg,  Johanngeorgenstadt,  Brunndöbra,  Tetschen  erstreckten 
sich  die  Beobachtungen  nicht  über  4 Jahre  hinaus,  sodass  ein  hieraus  ab- 
leitbarer Mittelwerth  nur  unsichere  Resultate  gewähren  konnte;  besonders 
im  Vergleiche  zu  den  meist  durch  6 Beobachtungen  vertretenen  Stationen 
in  der  Tabelle.  Diese  nur  mangelhaften  Beobachtungen  erklären  sich  zum 
Theil  durch  die  bereits  von  Prof.  Drude  in  den  Isis-Abhandlungen  1891, 
S.  61  gemachten  Anmerkungen , theilweise  durch  Ortswechsel  oder  Tod 
der  Beobachter. 

So  liegen  uns  denn  in  der  Tabelle  nur  Zahlen  vor,  die  als  Mittel  von 
7 Vergleichsjahren  einigen  Anspruch  auf  Vollständigkeit  und  wissen- 
schaftlichen Werth  machen  dürfen. 

Die  Fragezeichen  ■(?),  welche  einige  Zahlen  begleiten,  deuten  an, 
dass  für  die  betreffende  Pflanze  nicht  6 sichere  Beobachtungen  vor- 
handen waren,  oder  dass  eine  wichtige  corrigirende  Interpolation  auf 
Grund  unseres  Beobachtungsmaterials  vorgenommen  wurde. 

Der  einigen  Zahlen  angehängte  Asteriscus  (*)  will  besagen,  dass 
dieser  Werth  nicht  auf  Grund  von  Beobachtungen,  sondern  durch  eine 
ergänzende  Interpolation  aus  der  Tabelle  selbst  gewonnen  wurde. 

Dieses  Interpolationsverfahren  mag  durch  ein  Beispiel  deutlich  ge- 
macht werden: 

Bei  Ribes  rubrum  liest  man  für  Geringswalde  die  Zahl  126*. 

Unter  Betrachtung  der  Verspätungen  der  Blüthezeiten  in  Gerings- 
walde  gegen  Plauen  im  Voigtlande  (siehe  die  überstehende  Querreihe)  er- 
halten wir  von  Aesculus  Hippocastanum  bis  zu  Ribes  Grossularia  folgende 

Werthe:  -f  5,  + 12,  -f  1,  + 0,  -f  2,  Mittel:  ~ = -f  4. 

Sonach  wäre  für  Geringswalde  bei  Ribes  rubrum  der  Werth: 

123  -f-  4 = 127  anzunehmen. 

Einen  Controlwerth  errechnen  wir  in  folgender  Weise:  Bei  Ribes 
Grossularia  (vorhergehende  Colonne)  zeigt  sich  zwischen  Pirna-Stadt  (114) 
und  Geringswalde  (125)  eine  lltägige  Verspätung.  Unter  Annahme  einer 
gleichen  Verspätung  für  R.  rubrum  findet  sich  der  Werth: 

117  (Pirna -Stadt)  -f-  11  = 128. 

In  gleicher  Weise  durch  die  folgenden  Stationen  fortgesetzt  ergiebt 
diese  Interpolation  alsdann  folgende  Zahlen: 


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163 
162 


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11 


171 


7744 


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4 6 

146“  10 
4 10 

155“  5 
i004 10 

151“ 10 
1014  16 

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160^ 

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15841 

177  44 

1634 

16341 

169;]° 

17o+25 

1934t 

» 146 

146 

150 

153 

169 

Uebersichts- Tabelle  II 

der 

pliänologiselieu  Beobachtungen  im  Königreich  Sachsen  in  den  «Vahren  1882 — 1888. 


Periode  I. 

Vorfrühling 

Periode  II. 

Halbt'riihlinf. 

Periode  III. 

Vollfrühling 

Periode  IV. 

Frühsommer 

Periode  VI.  Herbst 

Beobachtungs- 

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125-114  = +11  + 117  = 128 
125  - 114  = + 7 + 120  = 127 
125  - 115  = + 10  + 117  = 127 
125-117  = + 8 + 118  = 126 
125-124  = + 1 + 126  = 127 
125—130  = + 5 — 131  = 126 
125-122  = + 3 + 122  = 125 
125—123  = + 2 + 123=125 

Mittelwerth  = 126. 

Somit  ist  in  unserer  Tabelle  die  Zahl  126  aufgenommen  worden. 

Den  meisten  Zahlen  ist  die  Amplitude  in  Bruchform  beigefügt  wor- 
den. Dieselbe  lässt  die  frühesten  und  spätesten  Termine  innerhalb  der 
beobachteten  Jahre  durch  Differenzbildung  auffinden;  z.  B.: 

Bei  Galanthus  nivalis  Pirna-Stadt  findet  man  die  Zahl  63  d. 

h.  für  Pirna -Stadt  ist  der  früheste  Termin  der  Schneeglöckchen  bliithe  der 
41.  Tag,  der  späteste  der  87.  Tag. 

Die  Zahlen  selbst  sind  in  der  von  Prof.  Drude  Isis-Abhandlungen  1891, 
S.  63,  angegebenen  Weise  gebraucht  und  in  Monatsdaten  zu  über- 
tragen. 

Zur  Erleichterung  dieser  Uebertragung  in  das  gewohnte  Kalen dermaass 


diene  folgende  Tabelle : 

1.  Januar  . . . 

11 

1.  August  . . . 

. 223 

1.  Februar  .... 

42 

1.  September  . . 

. 254 

1.  März 

70  (71) 

1.  October  . . . 

. 284 

1 . April 

101 

1.  November  . . 

. 315 

1.  Mai 

131 

1.  December  . . 

. 345 

1.  Juni 

162 

21.  „ . . 

0 

1.  Juli 

192 

31.  „ . . 

. 10 

Die  Benutzung  dieser  Tabelle  sei  in  Folgendem  erläutert: 

Man 

trahirt  von  der  phänologischen  Beobachtungszahl  die  in  der  Tabelle  be- 
findliche nächst  niedere,  vermehrt  die  erhaltene  Differenz  um  1 und  giebt 
ihr  das  entsprechende  Monatsdatum. 

Beispiel:  Fruchtreife  von  Sorbus  aucuparia  in  Pirna-Stadt 

235 

folglich:  (235  — 223)  + 1 = 13.  August. 

Bei  Schaltjahren  bleibt  die  Differenz  um  1 fort. 

Durchschnittsphasen  für  die  Stationen  der  untersten  und  mitt- 
leren Culturzone. 

Diese  finden  sich  auf  der  Ueb ersieh tstab eile  in  der  letzten  Querreihe 
angegeben  und  sind  berechnet  als  Mittelwerthe  sämmtheher  in  den  darüber- 
stehenden Längsreihen  eingetragenen  Beobachtungen , mit  Ausnahme  der 
lückenhaften  Zahlen  von  Hirschsprung  und  Reitzenhain,  also  der  Stationen 
der  obersten  Culturzone. 

Diese  Durchschnittsphasen  gaben  zu  gleicher  Zeit  ein  bequemes  Mittel 
an  die"Hand,  die  verschiedenen  Pflanzen  nach  ihren  Entwickelungszeiten 
in  aufsteigender  Folge  anzuordnen,  wie  es  in  der  Tabelle  geschehen.  Sie 


94 


sind  gewissermassen  für  die  unterste  und  mittlere  Culturzone  Sachsens 
Nor  mal  zahlen,  denen  von  sächsischen  Stationen  in  den  Durch  schnitts- 
werthen  am  nächsten  kommt  LÖbau,  von  den  Gesammfc-Stationen:  Greiz. 

Es  ist  von  nicht  geringem  Interesse,  uns  einmal  Blüthen-,  Laub-  und 
Fruchtentwickelung  eines  solchen  ph  ätiologischen  Normalgartens  vor  Augen 
zu  führen. 

Am  6.  März  erfreuen  uns  die  ersten  Blüthen  des  Schneeglöckchens , 
12  Tage  später  (am  18.  März)  folgt  die  stolzere  Schwester  Leucojum 
vernum. 

Am  22.  desselben  Monats  erschlossen  sich  die  blauen  Blüthen- 
sterne  des  Leberblümchens , während  als  Schluss  des  Vorfrühlings  — am 
2.  April  — die  Hecken  der  Cornelhirsche  in  ihrem  gelbeip  Bliithen- 
sch  ra  u ck  e pran gen . 

Am  14.  April  leitet  die  gelbe  Narcisse  den  Halbfrühling  ein. 

Nun  folgt  in  kurzen  Zwischenräumen  Blüthe  auf  Blüthe. 

Unter  dem  dichten  Blätterdach  versteckt  entfaltet  sich  am  23.  April 
die  Stach elbeerblüth e , während  schon  am  Tage  darauf  (24.  April)  die  Ross- 
kastanie ihre  zusammengelegten  Blattfinger  aufzuspannen  beginnt.  Mit  dem 
zarten  Grün  der  Birke  werden  am  25.  April  die  Blüthentrauben  der 
Johannisbeere  geweckt,  und  die  blauen  Träubchen  von  Muscari  entsenden 
ihren  gewürzigen  Duft. 

Tags  darauf  (26.  April)  erglänzt  auf  der  lenzgrünen  Wiese  das 
leuchtende  Gelb  des  Löwenzahns  und  3 Tage  später  (29.  April)  prangen 
die  nahen  Hänge  im  Blüthenschnee  des  Schlehdorns , während  am  letzten 
des  Monates  (30.  April)  sich  die  grossblätterige  Linde  durch  ihr  frisches 
Grün  verräth. 

Am  3.  Mai  kündet  sich  die  Rothbuche  durch  ihre  dunkle  Belaubung 
an;  doch  schon  am  nächsten  Tage  (4.  Mai)  wird  dies  Dunkel  durch  die 
Blüthen  des  Birnbaumes  gemildert,  denen  am  6.  Mai  die  weissen  Blütlien- 
trauben  der  Traubenkirsche  entgegennicken.  Am  7.  Mai  folgt  die  klein- 
blätterige  Linde  in  grünem  Schmucke  ihrer  früheren  Schwester  und  2 
Tage  später  (9.  Mai)  zeigt  sich  das  zarte  Rosa  der  Apfelblüthe. 

Als  willkommener  Herold  des  Vollfrühlings  ersteht  am  12.  Mai  die 
Blüthe  der  weissen  Narcisse , während  die  Esche  am  15.  Mai,  als  letzte, 
ihr  grünes  Gewand  anlegt.  Am  16.  Mai  duftet  der  Flieder  den  Blüthen- 
kerzen  der  Rosskastanie  entgegen.  Wenige  Tage  später  (20.  Mai)  erscheint 
die  weisse  Doldenrispe  der  Eberesche  und  am  23.  Mai  verkündet  das  zarte 
Roth  des  Crataegus  die  Nähe  des  Frühsommers. 

Am  8.  Juni  verräth  sich  die  Hollunder  blüthe  durch  ihren  betäuben- 
den Duft,  mit  welchem  sich  2 Tage  später  (10.  Juni)  der  aufdringliche 
Wohlgeruch  des  Pfeifenstrauches  mischt. 

Am  1.  Juli  erfüllt  der  süsse  Blüthenduft  der  grossblätterigen  Linde 
die  Frühsommerluft;  eine  Woche  später  (8.  Juli)  kleidet  sich  die  Lilie 
in  ihr  zartes  Weiss,  während  am  9.  Juli  die  Johannisbeere  im  Roth  der 
Vollreife  prangt.  Diese  letztere  sowie  die  Blüthen  der  kleinblätterigen 
Linde  am  10.  Juli  sind  die  Anzeichen  des  nahen  blüthendurch webten 
Hochsommers;  der  seine  Schätze  erschliesst,  bis  am  25.  August  die  rothen 
Fruchtbüschel  der  Eberesche  den  Eintritt  des  Herbstes  verkünden.  Am 
15.  September  lugt  das  Schwarz  der  Hollunderbeeren  aus  dem  ergilben- 


95 


den  Laub  hervor  und  am  25.  September  streut  die  Rosskastanie  den 
reichen  Herbstsegen  ihrer  braunglänzenden  Früchte  auf  Wege  und  Plätze. 

Neben  dem  Interesse,  welches  so  die  berechneten  Durchschnittsphasen 
gewähren  werden,  sind  dieselben  gleichzeitig  sehr  nützlich  als  V ergleichs- 
werthe. 

Durch  eine  Summirung  der  in  den  Querreihen  enthaltenen  Zahlen- 
werthe  für  jede  einzelne  Station  der  unteren  und  mittleren  Culturzone 
würden  wir  13  Summen  erhalten,  die  je  nach  ihrer  Grösse  die  günstigeren 
oder  ungünstigeren  Lagen  Verhältnisse  der  Stationen  charakterisiren.  Es 
würde  dann  die  Station  mit  der  kleinsten  Summe  die  relativ  günstigste 
Lage  besitzen  und  umgekehrt. 

Bilden  wir  ausserdem  die  Summe  sämmtlicher  Durchschnittsphasen, 
so  erhalten  wir  in  dieser  einen  Vergleichswerth,  welcher  die  Stationen  scheiden 
lässt  in  solche,  die  günstiger  als  die  Normalstation  und  solche,  die  un- 
günstiger als  dieselbe  gelegen  sind. 

Extreme. 

Aus  der  U eb er si chtstab eile  lässt  sich  ferner  mit  Leichtigkeit  heraus- 
lesen, in  welchen  Stationen  für  jede  der  genannten  Pflanzen  die  extremsten 
Werthe  zu  finden  sind. 

Deshalb  sind  auch  die  Amplituden  dem  Zahlenwerthe  beigefügt  worden. 

Am  besten  erklärt  auch  hier  wieder  ein  Beispiel: 

Bei  Galanthus  nivalis  finden  wir  in  der  Längsreihe  die  Werthe: 

Pirna-Stadt:  63^|^ , also  frühester  Termin:  Tag  41  oder  31.  Januar. 
Hirschsprung:  10(L~ , also  spätester  Termin:  Tag  118  oder:  18  April. 

Für  Sachsen  schwankt  sonach  die  Bliithezeit  des  Schneeglöckchens 
zwischen  dem  31.  Januar  und  dem  18.  April,  also  um  77  Tage. 

Bei  Taraxacum  officinale  ist  hierauf  bereits  weiter  oben  aufmerksam 
gemacht  worden. 

Wie  leicht  ersichtlich  und  ganz  verständlich  ist,  werden  diese 
Schwankungen  immer  geringer,  je  mehr  wir  uns  dem  Sommer  nähern,  da 
sich  mit  wachsender  Tageswärme  die  Verspätungen  immer  mehr  und  mehr 
ausgleichen  müssen. 

9.  Ergänzungstabelle  für  die  Jahre  1889 — 92. 

Die  für  die  Berechnung  der  Frühlingshauptphase  im  Gebirge  wichtigen 
Bäume  sind  für  4 Stationen,  welche  noch  in  regelmässiger  Weise  durch 
die  Jahre  1889  — 92  hindurch  beobachtet  haben,  in  Tabelle  III  noch  zu  er- 
weiterten Notizen  herangezogen  worden. 

Wir  finden  für  die  Umgebung  von  Pirna,  Bautzen,  Plauen  und 
Markersbach  noch  die  von  1889 — 92  sich  ergebenden  Phasen  werthe  von 
Prunus  Padus  1.  Bl.,  Sorbus  aucuparia  1.  Bl.,  Fagus  silvatica , Betula 
alba  (1.  und  2.  Belaubung)  zusammengestellt. 

* Ausserdem  haben  wir  sub  M den  Mittelwerth  aus  den  Jahren  1882—92, 
also  aus  11jährigen  Beobachtungen  angegeben.  Da  viele  Termine  leider  nicht 
in  jedem  Jahre  beobachtet  worden  sind,  so  ist  durch  die  in  die  obere 
Ecke  gestellte  Zahl  die  Anzahl  der  verrechn  eten  Beobachtungsjahre  ange- 
geben. Ein  Vergleich  mit  den  in  der  Haupttabelle  angegebenen  Mittel- 


96 


Tabelle  III. 


Umgebung 
von : 

Prunus  Padus 

(1.  Blüthe) 

i 

•i 

i 

i 

Sorbus  aucuparia 

(1.  Blüthe) 

1889 

1890 

1891 

1892 

M 

1889 

1890 

1891 

1892  | M 

Pirna . 

136 

120 

135 

132 9 

141 

134 

144 

' 

143 10 

ca. 

Bautzen  . . 

132 

128 

131 

140 

136  7 

133 

145 

1 ’ 

139' 

Plauen  . . 

’ehlt  in  di 

r näheren 

Umgehn, 

r 

149 

136 

r 156 

159 

150 11 

Markersbach 

140 

128 

• 

1438 

148 

147 

• • • 

154s 

Umgebung 
von : 

Betula  alba 

(1.  Blüthe) 

Betula  alba 

(1.  und  2.  Belaubung) 

. . 

Pirna . . J 

! 129 

i 

114 

132 

124 

128 

98 

115 

127 

131 

• 

127» 

Bautzen  . . 

131 

119 

128 

98 

107 

128 

139 

112 

132 

117 7 

126 1 

Plauen  . . 

134 

119 

139 

144 

133 

135 

118 

124 

135 

139 

139 

144 

128 10 

• .*  ' 

Markersbach 

132 

116 

122 

130 

110 

117 

' • ■'  . 

1-228 

Umgebung 

von: 

Fagus  silvatica 

(1.  und  2.  Belaubung) 

Pirna . . . 

125 

135 

108 
.1 10 

132 

136 

' u 

127» 

Bautzen  . 

134 

130 

131 * 

Pol.  I. 

Plauen  . 

r 

142 

145 

145 

149 

139» 

Markersbach 

132 

134 

119 

128 

* : 

' / * . ' . 

134s 

. / ' - ■ i " . !’  ■ / n y 

werthen  lehrt,  dass  trotz  hinzugefügter  3 oder  4 Neubeobachtungen  der 
Mittelwerth  nur  um  Tage  schwankt. 

Wir  dürfen  somit  wohl  annehmen,  dass  im  Allgemeinen  durch  eine 
6 — 7jährige  Beobachtungsreihe  Mittelwerthe  gewonnen  werden,  die  dem 
wirklichen  phänologischen  Mittel  recht  nahe  kommen. 

Ausserdem  sei  noch  bemerkt,  dass  die  Phasen  von  89—92  aus;  den 
Tabellen  der  grossen  Instruction  B (1881)  entnommen  sind,  sich  dem- 
gemäss auf  die  Umgebung  der  Städte  beziehen.  Dabei  ist  noch  hervor- 
zuheben, dass  das  Jahr  1890  ein  sehr  frühes  war. 


97 


10.  Specialtabellen  wichtiger  Beobachtungsphasen. 


Um  zu  zeigen,  in  welcher  Weise  die  phänologischen  Beobachtungen 
zu  Tabellen  zusammengestellt  worden  sind,  folgen  in  Weiterem  die  Special- 
tabellen für  7 der  wichtigsten  Bäume: 


(Eintritt  der  Bjüthe) 


1.  Prunus  Padus1 

2.  Pirus  communis , 

3.  Pirus  Malus , 

4.  Sorbus  aucuparia , 

5.  Tilia  grandifolia , 

6.  Beüäa  alba  (1.  und  2.  Belaubung), 

7.  Fagus  silvatica  (1.  und  2.  Belaubung). 


Leicht  wird  man  aus  diesen  Zusammenstellungen  die  frühesten  und 
späten  Jabre  herauserkennen,  welche  durch  Schrägdruck  gekennzeichnet 
worden  sind. 


Stationen 

Prunus  Padus 

1882 

1883  | 

1884 

1885 

1886 

1887 

1888 

Mittel 

Pirna-Stadt  .... 

\m 

142 

132 

126 

123 

133 

135 

j 

Pirna-Umgebung 

1 

143 

135 

126 

129 

133 

133 

Dresden-N 

118 

145 

134 

126 

127 

133 

136 

131^S 

Leipzig 

143 

133? 

123 

125 

126 

133 

1291g-: 

Greiz  ...... 

118 

144 

142? 

124 

138 

139 

139 

1354: 

Döbeln 

123 

127 

134 

139 

143 

136? 

Plauen -obere  Stadt 

147 

147 

139 

145 

140? 

Plauen -untere  Stadt  . 

113 

158 

147 

131 

143 

140 

149 

140“  27 
x v4  18 

Markersbach  .... 

132 

160 

1 ! 6 

138 

141 

148 

152 

i4°4  15 

Löbau  

148 

137 

128 

131 

135 

138 

134“  10 

Bautzen 

152 

128 

138 

154 

13941 

Ebersbach 

128 

152 

143 

129 

140 

139 

147 

14041 

Chemnitz 

125 

151 

137 

128 

135 

141 

142 

137“ 12 
‘4  18 

Zschopau  

123 

146 

135 

127 

134 

138 

145 

1 35“J? 
Iö°4  n 

Annaberg 

131 

156 

143 

136 

134 

153 

149 

14341 

Hirschsprung  . . 

158 

160 

162 

165 

158 

181 

173 

lß5^ 

Reitzenhain  .... 

151 

1 

160 

149 

151 

167 

ca.PlöO1)— 

ij 


98 


Pirus 

communis 

Stationen 

1882 

1883 

1884 

1885 

1886 

1887 

1888 

Mittel 

Pirna-Stadt  .... 

1 

111 

137 

110 

123 

120 

130 

132 

I 124“  n 

Pirna-IJmgebung  . . 

1 

137 

112 

123 

125 

129 

132 

40 

Dresden-N 

114 

143 

113 

124 

128 

134 

137 

128“ 

f lo 

Leipzig 

120 

140 

112 

122 

126 

128 

136 

!2674: 

. 

Greiz 

117 

145 

115 

124 

139 

137 

148 

13274 

Döbeln 

116 

142 

114 

123 

. 129 

134 

139 

1287T4 

Altgeringswalde  . . . 

128 

148 

127 

145 

137? 

Plauen -obere  Stadt . . 

116 

143 

130 

125 

135 

137 

146 

1337-I 

Markersbach  .... 

124 

155 

145 

135 

148 

147 

150 

143— 19 

Löbau  

130 

146 

129 

126 

137 

132 

144 

13574 

Bautzen 

128 

139 

130 

p 

126 

128 

132 

13l|^ 

Ebersbach 

128 

153 

142 

130 

141 

140 

148 

i40Ui 

Chemnitz 

119 

145 

138 

128 

137 

143 

146 

13741 

Zschopau 

123 

142 

140 

127 

J30 

146 

144 

l36+» 

Annab  erg 

136 

152 

144 

129 

136 

157 

149 

i43+;i 

Hirschsprung  .... 

151 

160 

146 

154 

150 

166 

157 

133-U’ 

Reitzenhain  .... 

153 

154 

169 

158? 

Stationen 

Pirus  Malus 

| 1882 

1883 

1884 

; 1885 

1886 

j 1887 

1888 

Mittel 

Pirna- Stadt  .... 

1 9 

1 ♦ 

145 

140 

128 

134 

135 

137 

1 !357!n 

Pirna-Umgebung  . . 

122 

144 

140 

127 

135 

135 

137? 

Dresden-N 

120 

145 

133 

127 

129 

135 

137 

1 12 

13 

Leipzig 

115 

144 

121 

128 

130 

130 

141 

130+m 

Greiz 

130 

150 

118 

130 

139 

140 

148 

1364? 

Döbeln  ...... 

131 

150 

122 

128 

140 

139 

146 

i36u: 

Altgeringswalde  . . . 

154 

148 

136 

143 

145? 

Plauen -obere  Stadt.  . 

124 

153 

133 

130 

140 

142 

150 

1397  m 

Markersbach  .... 

136 

162 

148 

140 

149 

160 

153 

15041 

99 


Stationen 

Pirus 

Malus 

1882 

| 1883 

1884 

j 1885 

i 1886 

| 1887 

j 1888 

Mittel 

Löbau  . 

138 

153 

144 

129 

142 

138 

149 

149~  13 

Bautzen 

133 

148 

139 

130 

136 

143 

148 

140“  10 

+ 8 

Ebersbach 

132 

157 

145 

134 

145 

146 

150 

144“ 12 

Chemnitz 

125 

153 

144 

131 

144 

149 

148 

1 42“  17 

Zschopau  

131 

146 

141 

129 

142 

149 

147 

141  — 

j-  7 

Annaberg 

141 

158 

145 

129 

150 

159 

148 

147“ 18 

-f  12 

Hirschsprung  .... 

156 

164 

151 

156 

153 

167 

162 

158=g 

Stationen 

Sorbus  aucuparia 

1882 

1883 

1884 

i 1885 

| 1886 

1887 

| 1888 

Mittel 

i 

Pirna -Stadt  . . . . 

135 

149 

143 

137 

142 

147 

149 

143“  8 

4-  6 

Pirna- Umgebung  . . 

136 

153 

145 

138 

146 

147 

148 

144“  8 

Dresden-N 

132 

154 

143 

141 

143 

148 

147 

144^12 

A -f  10 

Leipzig  ...... 

133 

157 

143 

135 

143 

150 

149 

144=11 

Greiz 

153 

156 

149 

147 

150 

159 

151 

Döbeln 

134 

157 

145 

138 

146 

157 

152 

147=18 

Altgeringswalde  . . . 

146 

158 

151 

143 

158 

150 

154 

151+7 

Plauen- obere  Stadt 

142 

157 

145 

148 

150 

157 

151 

150=-® 

4-  i 

Markersbach  .... 

153 

161 

152 

154 

155 

168 

157 

157=4 

Löbau  

141 

153 

146 

142 

148 

155 

153 

148+4 

Ebersbach 

145? 

161 

150 

152 

151 

164 

152 

154;,: 

Chemnitz 

140 

156 

152 

151 

150 

168 

156 

i53+;: 

Zschopau  

146 

161 

155 

153 

148 

161 

151 

154=-® 

Annaberg 

156 

166 

151 

153 

154 

174 

162 

i6o^: 

Hirschsprung  .... 

159 

165 

161 

160 

156 

177 

166 

103=-! 

Reitzenhain  .... 

169 

169 

168 

163 

159 

181 

i69=f: 

6* 


100 


Stationen 

Tilia  grandifolia 

1882 

1883 

1884 

1885 

1886 

1887 

1888 

Mittel 

Pirna-Stadt  .... 

190 

177 

175 

172 

184 

181 

181+  9 

Pirna-Umgebung  . . 

185 

192 

177 

183 

192 

180 

185+? 

Dresden-N 

187 

1 

192 

192 

175 

176 

197 

186 

186+ ;i 

Leipzig 

158 

192 

183 

193 

191 

196 

197 

187qrrö 

Greiz  ...... 

170 

192 

192 

185 

195 

192 

188^ 

Altgeringswalde  . . . 

207 

190 

202 

189 

192 

205 

198+J 

Plauen -obere  Stadt 

194 

189 

189 

188 

179 

196 

206 

190+ ;; 

Markersbach  .... 

197 

206 

204 

200 

202 

202^ 

Löbau  

194 

180 

182 

187 

195 

193 

1 8847“! 

Chemnitz 

195 

189 

196 

192 

197 

207 

206 

197+ro 

Zschopau 

i 201 

196 

187 

204 

192 

196+| 

Annaberg 

212 

200 

210 

ca.  203 

Hirschsprung  .... 

210 

201 

209 

197 

209 

215 

215 

208+-1 

Stationen 

1 

Betula 

alba 

1882  | 

1883  | 

1884 

1885  ! 

1886  ] 

1887  | 

1888  | 

Fol.  I 

Fol.  II 

Mitt. 

Pirna-Stadt  . . 

Fol.  I 

128 

102 

116 

107 

123 

123 

116 

126 

121 

..  11 

134 

119 

122 

124 

128 

127 

Dresden-N. 

„ 1 

96 

134 

104 

118 

105 

123 

123 

1167" 

1207" 

118 

„ 11 

103 

138 

111 

121 

116 

128 

125 

~T  1J 

T 10 

Geringswalde  . 

„ 1 

83 

141 

118 

123 

123 

125 

125 

125? 

„ 11 

118 

141 

123 

130 

Plauen -ob.  Stadt 

„ 1 

94 

137 

111 

122 

120 

127 

131 

121 

129 

125 

» 11 

139 

128 

125 

131 

132 

135 

Markersbach  . . 

„ 1 

108 

129 

112 

114 

128 

125 

119 

126 

123 

„ 11 

110 

134 

134 

122 

130 

127 

Löbau  .... 

„ 1 

138 

124 

122 

117 

126 

123 

133 

128 

„ 11 

142 

134 

128 

123 

130 

141 

Ebersbach  . . . 

„ 1 

116 

140 

131 

124 

123 

130 

131 

128 

136 

132 

„ 11 

124 

144 

140 

127 

140 

137 

140 

' 

Chemnitz  *) 

„ 1 

118 

133 

113 

120 

120 

127 

129 

123 

131 

127 

„ 11 

118 

142 

136 

127 

125 

134 

138 

Zschopau*)  . . 

„ 1 

109 

137 

107 

122 

121 

132 

121 

132 

127 

„ 11 

109 

147 

131 

130 

124 

139 

Annaberg  . . . 

„ 1 

123 

139 

138 

124 

124 

132 

136 

131 

135 

133 

„ 11 

129 

142 

141 

127 

127 

137 

142 

Hirschsprung  . 

„ 1 

124 

145 

132 

125 

125 

134 

140 

132 

144 

138 

„ 11 

1 

134 

1 55 

143 

130 

145 

155 

149 

1 

*)  s.  Anm.  auf  S.  101. 


101 


Stationen 

Fagus  silvatica 

1882 

1883 

1884 

1885 

1886 

1887 

| 1888 

Fol.  I 

Fol.  II 

| Mitt 

Pirna -Stadt  . . 

Fol.  1 

129 

99 

120 

109 

123120 

125 

>) 

II 

133 

126 

126 

127 

130  139 

„ -Land  . . 

>) 

1 

132125 

123 

127 

128 

137 

129 

n 

11 

125 

123 

127 

128 

137 

Dresden  -N.  . . 

)> 

1 

122 

136109 

123 

126 

128 

124+ 

132+ 

128 

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II 

126 

142130 

128 

131 

133 

Leipzig*)  . . . 

)) 

1 

123 

142  111 

124 

123 

13  j 

136 

127^ 

135 + 41 

131 

)) 

II 

123 

146133 

136 

129 

138 

146 

Geringswalde  . 

)) 

1 

124 

143 

131 

125 

127 

130 

133 

)) 

II 

136 

143 

141 

125 

127 

141 

Plauen  - ob.  Stadt 

!) 

)) 

1 

II 

132 

142 

142 

145 

140 

141 

127 

132 

129 

136 

135 

142 

138 

140 

134+l 

140  + 

137 

Markersbach  . . 

!) 

l 

129 

139 

138 

127 

132 

139 

134+ 

138+ 

136 

)> 

II 

134 

142 

141 

133 

138 

141 

Löbau*)  .... 

)) 

1 

125 

136 

142 

127 

125 

132 

140 

1 39  “ 7 
iöZJr  io 

136+ 

134 

n 

11 

125 

140 

144 

130 

139 

136 

140 

Ebersbach  . . . 

t) 

l 

127 

140 

139 

126 

128 

134 

137 

1337+ 

-f  7 

1387“ 

135 

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II 

131 

144 

141 

128 

140 

138 

144 

Chemnitz  *) . . . 

)> 

I 

124 

136 

132 

123 

132 

» 

II 

124 

144 

141 

128 

128 

132 

139 

Zschopau*).  . . 

n 

l 

127 

138 

134 

124 

124 

132 

140 

131+  9 

1 OH  — 10 
10  + 14 

134 

n 

II 

127 

151 

145 

130 

129 

132 

145 

Annaberg*)  . . 

i) 

I 

135 

149 

141 

127 

128 

139 

144 

140 

n 

II 

135 

151 

141 

129 

134 

141 

146 

Hirschsprung  . 

)> 

I 

125 

145 

141 

127 

137 

136 

145 

137^1 

145“  10 
1^°+ 10 

141 

II 

135 

152 

145 

135 

145 

155 

150 

11.  Unvollständig  beobachtete  Stationen. 

Im  Anschluss  hieran  erübrigt  uns  noch,  das  Bemerkenswertheste  über 
einige  in  der  Uebersichtstabelle  nicht  aufgenommene  Stationen  mitzutheilen, 
deren  unregelmässig  (wegen  Wechsels  der  Beobachter  etc.)  beobachtete 
Phasen  wenigstens  einen  Anschluss  an  die  Hauptstationen  sichern. 

Soweit  man  aus  den  lückenhaften  Notizen  Schlüsse  ziehen  darf,  scheint 
Bautzen  sich  den  Phasen  der  Station  Löbau  eng  anzuschliessen , während 
Döbeln  sich  in  der  Vorfrühlingsperiode  der  Station  Ebersbach,  im 
Halbfrühling  der  Station  Dresden,  im  Vollfrühling  der  Station  Löbau 
nähert. 

Die  wenigen  Zahlen  für  Brunndöbra  lassen  sich  am  besten  denen 
von  Station  Markersbach  und  Hirschsprung  vergleichen. 

*)  Wenn  unter  Fol.  I und  II  gleiche  Zahlen  eingesetzt  sind,  hat  nur  ein 
(mittleres?)  Beobachtungsdatum  Vorgelegen. 


102 


Bautzen 

Döbeln 

Brunndöbra 

Galanthus  nivalis 

66— 

-j-  14 

81? 

91“  8 

yi+  9 

Leucojum  vernum 

oi  — 18 

° + 27 

84? 

92~ 10 

12 

Corylus  Avellana 

87? 

99 

Hepatica  triloba 

100 

97 

110 

Cornus  mas 

108+ 

104 

Ribes  Grossularia 

12&^4 

117? 

138^ 

Ribes  rubrum 

127+ 

119? 

140+ 

Taraxacum  officinale 

125ctI 

122? 

139+ 

Prunus  spinosa 

129 

Prunus  Padus 

139^1 

136? 

Pints  communis 

131+ ? 

128+  » 

Pints  Malus  . . 

140+ 

136+ 

157? 

Syringa  vulgaris  ....... 

136+ 

139+ 

166? 

Narcissus  poeticits 

136? 

141? 

160+ 

Aesculus  Hippocastanum  .... 

142“ 10 

+ 12 

1 14 

Aesculus  Hippocastanum  (Fruchtreife) 
Sorbus  aucuparia 

267“^ 

+ 17 

147~13 

**-4-10 

164? 

Sorbus  aucuparia  (Fruchtreife)  . 
Crataegus  Oxyacantha 

1 ^0“ 15 
J0U+12 

249? 

Sambucas  nigra  . 

165? 

166? 

Sctmbucus  nigra  (Fruchtreife) . 

262;  ' 

Philad elphus  coronarius  .... 

167? 

193? 

Tilia  parvifolia  Ehrh 

202 ; l 

Lilium  candidum 

196? 

203? 

Aesculus  Hippocastanum  (Defoliation) 

306 

298+ 

F cujus  silvatica  (Defoliation)  . . . 

307 

l 

Tilia  parvifolia  (Defoliation)  . . . 

302+ 

288“  “ 

— j—  o 

12.  Vergleiche  zwischen  Pirna-Stadt  und  Pirna-Land.*) 

Bildet  man  aus  den  Differenzen  der  Phasen  von  Pirna-Stadt  und  -Land 
einen  Mittelwerth,  so  ergiebt  sich,  dass  Pirna-Stadt  in  der  Entwickelung 
innerhalb  Periode  I bis  V seiner  nächsten  ländlichen  Umgebung  um  3 Tage 
vorauseilt. 

Anders  wird  dieses  Ergebniss,  wenn  wir  die  Laubverfärbung  mit  in 
Rücksicht  ziehen;  Periode  VI zeigt  dann  eine  noch  bedeutendere  Verfrühung. 

Man  sieht  den  in  Pirna -Stadt  bedeutend  früher  eintretenden  Herbst 
aus  folgenden  Zahlen: 


Aesculus  Hippocastanum 
Fagus  silvatica 
Tilia  granclifolia 
Fraxinus  excelsior 


6 

12 

18 

10 


Tage  Laubverfärbung 
vor  dem  Termin  in 
Pirna -Land. 


Im  Lichte  praktisch -wissenschaftlicher  Deutung  gewinnen  diese  Zah- 
len ein  besonderes  Interesse. 

Wir  bemerken  aus  ihnen,  wie  schädigend  auf  die  Bäume  der  Stadt  der 
harte  Boden,  die  geringere  Feuchtigkeit,  der  die  Spaltöffnungen  ver- 
schliessende  Staub  und  Russ,  die  mit  schwefliger  Säure  reichlicher  gesät- 
tigte Luft  sich  geltend  macht. 


Mit  diesen  Berechnungen  sind  nunmehr  die  aus  den  uns  zugegange- 
nen Beobachtungstabellen  zu  gewinnenden  Resultate  sächsischer  Phänologie 
für  das  vergangene  Jahrzehnt  erschöpft.  Der  Dank  sei  den  Mitarbeitern 
nochmals  ausgesprochen  zugleich  mit  dem  Wunsche,  dass  sie  ihre  Arbeit  durch 
das  hier  Vorliegende  belohnt  finden  mögen.  Die  Originalien,  übertragen  aus 
den  Datumangaben  in  die  hier  verwendeten  Terminzahlen,  bleiben  in  den 
Acten  zur  Flora  Saxonica  im  Herbar  der  Technischen  Hochschule  auf- 
bewahrt. Dort  liegen  auch  noch  die  von  einigen  Orten  in  grosser  Regel- 
mässigkeit eingegangenen  phänologischen  Beobachtungen  in  der  Wald-  und 
Wiesenflora  (Tabelle  B der  Instruction  vom  Jahre  1881),  weiche  noch  ihrer 
Verwerthung  für  die  Floristik  harren.  — * 

In  die  Bearbeitung  des  hiermit  abgeschlossenen  zweiten  Theiies  der 
den  Stadtumgebungen  und  Dörfern  gewidmeten  Phänologie  haben  wir  uns 
derart  getheilt,  dass  Prof.  Drude  die  vorderen  Abschnitte  bis  zu  den 
Durchschnittstabellen  für  Sachsen  übernahm,  Dr.  Naumann  diese  und  die 
folgenden  Abschnitte. 


*)  Für  Plauen  — obere  und  untore  Stadt  ergaben  sich  bei  dem  Mangel  an  einem 
sicheren  Vergleichsmaass  Resultate,  welche  nicht  einwandfrei  waren,  sodass  wir  auf 
eine  Gegenüberstellung  dieser  beiden  Stadttheile,  so  interessant  sie  gewiss  ist,  ver- 
zichten mussten. 


104 


XIV.  Aufruf  zur  Anstellung  neuer  phänologischer 
Beobachtungen  in  Sachsen  und  Thüringen.*) 

Von  Prof.  Dr.  O.  Drude. 


Die  pflanzenphänologischen  Beobachtungen  haben  sich  in  ganz  Mittel- 
Europa  in  neuerer  Zeit  allgemeiner  Aufnahme  unter  die  wissenschaftlichen 
Gesichtspunkte  der  Floristik  zu  erfreuen,  besonders  seitdem  der  — leider 
nicht  mehr  am  Leben  befindliche  — Giessener  Botaniker  Hoffmann  mit 
seinem  Schüler  Egon  Ihne  umfassende  Resultate  für  die  europäische 
Kartographie  in  culturell-klimatologischer  Beziehung  daraus  gezogen  hat.**) 
Diesen  letzteren  Gesichtspunkt  sollte  man  auch  hauptsächlich  im  Auge 
behalten  bei  den  phänologischen  Beobachtungen  an  vielen  Stellen  eines 
kleineren  Ländergebietes,  wie  ich  es  hier  von  dem  Lausitzer  Berglande 
im  Osten  bis  zum  nordhessischen  Werrathal  im  Westen  und  vom  Kamm 
des  Erzgebirges  und  Thüringer  Waldes  über  die  Abhänge  und  Mulden  an 
Elbe,  Saale  und  südlicher  Weser  hinweg  bis  zum  Oberharz  wieder  hinauf 
im  Auge  habe.  Denn  nachdem  die  hauptsächlichsten  Beziehungen  zwischen 
dem  Klima  und  den  Aeusserungen  des  Pflanzen  leb  ens  bekannt  geworden 
sind,  ist  es  nunmehr  einzelnen  genau  und  in  Verbindung  mit  meteoro- 
logischen Observatorien  durch  eine  grössere  Reihe  von  Jahren  hindurch 
beobachtenden  Stationen  (wie  eine  solche  z.  B.  am  neu  eingerichteten 
Kgl.  Botanischen  Garten  zu  Dresden  in  Gang  gesetzt  wird)  überlassen, 
die  genaueren  physiologischen  Züge  des  Gesammtbildes  darzustellen  und 
dem  ursächlichen  Zusammenhänge  zwischen  Pflanzenleben  und  Wechsel 
der  Jahreszeiten  in  schärferer  Weise  nachzuspüren.  Was  aber  auf  diese 
Weise  nicht  erreicht  werden  kann,  ist  die  Darstellung  der  Vegetations- 
entwickelung in  weiteren  Umkreisen  eines  vielgegliederten 
Landes,  für  dessen  Bodenproduction  und  Acclimatisation sfähig- 
keit  gerade  hierin  ein  Beurtheilungsmoment  liegt,  wie  es  leichter  zu  ge- 
winnen und  nützlicher  zu  verwerthen  nicht  gedacht  werden  kann.  Die 
meteorologischen  Beobachtungen , so  nützlich  und  wissenschaftlich  noth- 

*)  Die  vorliegende  Ausarbeitung  schliesst  sich  an  einen  am  7.  Juni  zu  Gera  bei 
Gelegenheit  einer  wissenschaftlichen  Gesammtsitzung  des  Thüringer  botanischen  Vereins 
mit  der  botanischen  Section  der  Isis  gehaltenen  Vortrag  an,  durch  welchen  auf  die 
Wichtigkeit  gemeinsamer  Ausführung  derartiger  Beobachtungen  hingewiesen  werden 
sollte.  Hoffentlich  mit  gutem  Erfolg! 

**)  Vergl. : Resultate  der  wichtigsten  pflanzen-phänologischen  Beobachtungen  in 
Europa,  nebst  einer  Frühlingskarte,  von  Dr.  H.  Hoffmann.  Giessen  1885.  — Hoff- 
mann & Ihne,  Beiträge  zur  Phänologie.  Giessen  1884.  — Vergleichende  phänologische 
Karte  von  Mitteleuropa,  in  Peterm.  Geögr.  Mittheil.  1881,  Taf.  2. 

Ges . Isis  in  Dresden,  1892.  — Abli.  14. 


105 


wendig  sie  sind,  ergeben  erst  indirect  dasselbe  Bild,  welches  sich  aus  dem 
Vergleich  der  phänologischen  Phasen,  zumal  aus  den  hauptsächlichsten 
Phasen  des  Frühlings-Einzuges,  direct  gewinnen  lässt.  Eine  so  wichtige 
Karte,  wie  die  in  der  Anmerkung  genannte  von  Hoffmann,  lässt  sich  auch 
für  ein  kleineres,  zerschnittenes  Berg-  und  Hügelland  nur  durch  Zusammen- 
wirken vieler  gleichgesinnter  Beobachter  in  einfacher  Registrirung  ge- 
winnen. Derartige  Beobachtungen  sind  daher  auf  meine  Anregung  im 
Königreich  Sachsen  während  des  vergangenen  Jahrzehntes  in  Fortsetzung 
einiger  schon  älterer  vorgenommen,  hauptsächlich  in  der  Absicht,  zu- 
nächst einmal  die  phänologische  Gliederung  des  Landes  zu  erstreben.  In 
einem  zu  Anfang  d.  J.  in  der  ökonomischen  Gesellschaft  zu  Dresden  ge- 
haltenen und  dort  gedruckten  Vortrage*)  sind  die  Resultate  allgemeiner 
Art  daraus  gezogen,  denen  zufolge  die  Hauptphasen  des  Frühlings-Ein- 
zuges je  nach  der  Thal-  oder  Gebirgslage  zwischen  Ende  April  im  Mittel 
und  gegen  Ende  Mai  im  Mittel  fallen;  es  sind  darnach  drei  Cultur- 
zonen  in  Sachsen  unterschieden,  deren  günstigste  den  Frühlingseinzug  zu 
Ende  April  und  etwas  minder  günstig  vom  1.  — 9.  Mai  hat,  deren  zweite 
die  entsprechenden  Vegetationsphasen  vom  10. — 17.  Mai,  deren  dritte  aber 
erst  vom  18. — 25.  Mai  zeigt,  welche  Werthe  in  den  höchsten  Dörfern  des 
Erzgebirges  wahrscheinlich  noch  an  Verspätung  überboten  werden,  indem 
hier  gerade  die  Grenze  des  rationellen  Feldbaues  erreicht  wird.  Die 
genaueren  Einzelheiten  siehe  in  der  vorhergehenden  Abhandlung.  — 

Die  Stationen  sind  aber  in  Sachsen  nicht  so  dicht  besetzt  und  nicht 
so  gieichmässiger  Beobachtung  unterzogen  gewesen,  als  dass  es  nicht  der 
Mühe  wertli  erschiene,  dieses  erste  phänologische  Kartenbild  von  Sachsen 
zu  vervollständigen.  Und  da  würde  nun  der  Sache  ein  hoher  Reiz  inne- 
wohnen , wenn  auch  die  Thüringer  Botaniker  im  Anschluss  an  dieses 
Beobachtungssystem  die  zwischen  Thüringer  Wald  und  Harz  liegenden, 
mannigfach  gegliederten  Berg-  und  Hügellandschaften  zu  einer  gleich- 
mässigen  phänologischen  Kartographie  mit  dem  nöthigen  Beobachtungs- 
netz ausrüsten  wollten! 

Beobachtungen  der  Art  sind  hier  zu  Lande  seit  lange  gemacht.  Als 
neuestes  Beispiel  führe  ich  die  Veröffentlichungen  in  den  „Mittheilungen 
des  Vereins  für  Erdkunde  zu  Halle“  an,  welche  aus  dem  Jahre  1891 
wiederum  die  Jabresbeobachtungen  von  H.  Töpfer  und  0.  Koepert**) 
enthalten.  Es  hat  nun  zwar  nichts  Bedenkliches,  die  einzelnen  Jahres- 
beobachtungen für  sich  zu  veröffentlichen  und  besonders  im  einzelnen 
daran  einen  Rückblick  auf  die  besonderen  Vegetationsverhältnisse  eines 
den  Lesern  noch  frisch  im  Gedächtniss  haftenden  Jahres  zu  knüpfen: 
aber  die  interessanteren,  grösseren  Zwecke  hinsichtlich  der  General  Übersicht 
über  eine  grössere  Länderfläche  von  gemeinsamem  Interesse  werden  dabei 
weniger  erreicht  und  die  Schwierigkeit  einer  gemeinsamen  Durcharbeitung 
aller  jener  zerstreuten  Notizen  nimmt  zu.  Besonders  ist  bedauerlich,  dass 

*)  Mitteilungen  der  Ökon.  Ges.  im  Kgr.  Sachsen  1891  — 1892,  S.  105 — 125,  mit 
Karte  des  Frühlingseinzages 

**)  Jahrgang  1892,  S.  189  und  193,  betreffend  Sondershausen  und  den  Ostkreis 
des  Herz.  Sachsen  - Altenburg.  Frühere  phänologische  Beobachtungen  in  Sonders* 
hausen  veröffentlichte  Töpfer  in  der  „Irmischia*  1882.  Diese  Literaturen  findet  man 
bis  1884  höchst  sorgfältig  in  Hoffmann  & Ihne’s  Beiträgen  zur  Phänologie,  Giessen 
1884,  zusammengestellt,  Nachträge  in  den  Berichten  der  Giessener  Gesellschaft. 


106 


die  Beobaektungspflanzen  zum  grossen  Theil  verschieden  sind,  und  auch 
in  Hinsicht  auf  die  zu  beobachtenden  Phasen  herrscht  keine  Einheit. 
Obwohl  an  gewisse  von  vornherein  einleuchtende  Hauptpunkte  gebunden 
(z.  B.  erste  Bliithe  von  Aesculus,  Pin fc,  Malus  findet  sich  fast  überall 
gefordert),  ist  doch  die  Phänologie  in  dieser  Auswahl  sachlich  frei  genug, 
um  zwingende  Nothwendigkeit  gegenüber  freier  Entschliessung  in  den 
Hintergrund  treten  zu  lassen.  Es  muss  daher  die  Bitte  ausgesprochen 
werden,  diese  freie  Entschliessung  der  guten  Sache  zum  Yortheil  gereichen 
zu  lassen  und  freiwillig  auf  die  eine  oder  andere  Beobachtung  phänologischer 
Phasen  zu  verzichten,  dieselbe  durch  eine  andere  im  grösseren  Rahmen 
geforderte  zu  ersetzen,  obwohl  das  persönliche  Interesse  des  Beobachters 
einen  Wunsch  dabei  unterdrücken  muss. 

Nachdem  die  ersten  von  mir  versendeten  Tabellen*)  mit  Beobachtungs- 
pflanzen für  das  die  Ortschaften  umgebende  Gartenland  und  die  Wald- 
parks der  Städte  (denn  es  ist  am  besten,  die  phänologischen  Beobachtungen 
zum  Zweck  einer  allgemeinen  Landesaufnahme  auf  eine  gut  aus- 
gewählte einheitlich  beanlagte  Culturgegend  seines  Aufenthaltsortes  zu  be- 
schränken) ihren  Zweck  erfüllt  haben  und  die  Publicirung  der  damit  er- 
zielten Resultate  im  Begriffe  steht,  vollendet  zu  werden,**)  hat  eine  sorg- 
fältigere Revision  der  Beobachtungsobjecte  stattgefunden,  welche  durch 
das  Bestreben  hervorgerufen  wurde,  einige  sehr  wichtige  und  allgemein 
im  Gartenland  verbreitete  Culturpflanzen  hauptsächlich  zur  Erzielung  einer 
vergleichenden  Uebersicht  zu  benutzen,  bei  diesen  aber  auch  die  Cultur- 
sorten  nicht  unberücksichtigt  zu  lassen;  denn  man  war  im  Dresdener 
Bezirks-Obstbau-Verein  der  berechtigten  Meinung,  dass  in  den  Angaben 
der  zur  Vergleichung  so  ungemein  bedeutungsvollen  „ersten  Apfelblüthe“ 
so  lange  keine  Zuverlässigkeit  zu  suchen  sei,  als  die  Beobachtung  nicht 
an  gleicher  Sorte  vorgenommen  würde,  da  auch  der  Fall  denkbar  wäre, 
dass  der  eine  oder  andere  Beobachter  überhaupt  nur  sehr  frühe,  ein 
anderer  überhaupt  nur  sehr  späte  Sorten  des  Apfelbaumes  in  seinem  Um- 
kreise zur  Verfügung  haben  könne.  Eine  Commission  des  genannten 
Vereins  hielt  folgende  Beobachtungsphasen  für  die  am  meisten  geeigneten 
zum  Ueberblick  eines  culturell-phänologischen  Vergleiches  in  unseren  Gauen: 

Erste  Blüthe  (Signatur:  e.  Bl.)  von: 

Bibes  Grossularia , 

Prunus  avium  (Sorte  gleichgiltig) , 

„ Cerasus  (Sorte:  „Weichsel“), 

Ph  'us  Malus,  zur  Beobachtung  geforderte  Sorte:  Winter-Gold- 
parmäne, ausserdem  wünschen swerth  der  Vergleich  mit  Sorte 
„Oharlamowsky“  und  „spätblühender  Taffetapfel“, 

Pirus  communis , zur  Beobachtung  geforderte  Sorte:  Rettigbirne, 
Syringa  vulgaris , 

Sambucus  nigra  (als  Phase  des  beginnenden  Sommers), 

Vitis  vinifera : Angabe  ob  frei  am  Stock,  oder  ob  am  Hause  (SO — 
SW -Lage)  gezogen.  Sorten  zur  Wahl:  frühe  Leipziger, 
Marlinger,  Gl äfler- (Burgunder)  Traube. 

*)  Nach  der  Instruction  in  den  Abhandlungen  der  Isis,  1881,  S.  1 — 24. 

**)  Theil  I in  Isis,  Abhandlungen  1891,  S.  59 — 76,  Theil  II  ebenda  1892,  Ab- 
handlung 13,  und  Mittheilungen  der  Oekonomischen  Gesellschaft  im  Königreich 
Sachsen  1891/92,  S.  105  — 125,  mit  Karte. 


107 


Vollblut  he  (y.  Bl.)  auf  den  Feldern  und  dem  Wiesenland,  in  un- 
mittelbarem Anschluss  an  die  Standorte  der  voranstehenden  Holzpflanzen,  von: 

Alopecurus  pratensis , W iesen  - Fuchsschwanz, 

Dactylis  glomerata , gemeines  Knäuelgras, 

Phleum  pratense , Timotheegras, 

Trifolium  pratense : „Kleefeld  im  Eintritt  in  die  Vollblüthe.“ 

Ausserdem  wurde  gewünscht  zur  Beurtheilung  der  Vegetationsdauer 
der  Eintritt  in  die  Holzreife  bei  Pirus  Malus  und  P.  communis.  Die 
Beobachtungen  an  Cerealien  sollten  in  Hinsicht  auf  Sorten- Genauigkeit 
und  Culturverfahren  besonderen  Stationen  überlassen  bleiben;  das  ge- 
wöhnliche dagegen  bedarf  keiner  besonderen  Erläuterung.  In  der  „An- 
leitung zu  pflanzengeographischen  Untersuchungen  in  der  Flora  von 
Deutschland*)  habe  ich  als  wichtigste  Pflanzen  zur  phänologischen  Be- 
obachtung, die  zum  Theil  im  Garten  und  in  Parks  angepflanzt,  zum  Theil 
aber  in  allen  mitteldeutschen  Waldungen  und  Gebüschen  wild  Vor- 
kommen und  im  letzteren  Zustande  die  mittlere  Phänologie  des  Ortes 
durch  Hinausgehen  über  den  Gartenbereich  ergänzen,  folgende  genannt: 

Aesculus  Hippocastanum , Belaubung,  Blüthe,  Fruchtreife, 

Betula  alba , Belaubung  und  Stäuben  der  3 Kätzchen, 

Fagus  silvatica , Belaubung, 

Fraxinus  excelsior , Belaubung, 

Cornus  mas , erste  Blüthe**), 

Prunus  Paclus , erste  Blüthe, 

Cytisus  Laburnum , erste  Blüthe, 

Sorbus  aucuparia  (Belaubung  und  erste  Blüthe  zu  beobachten 
wichtig  in  den  Gebirgsgegenden , wo  die  Obstcultur  unsicher 
wird)***) , 

Tilia  grandifolia  (Sommerlinde),  Belaubung  und  erste  Blüthe, 
Vaccinium  Myrtillus  (als  Waldgesträuch),  erste  Blüthe,  Beginn  der 
allgemeinen  Fruchtreife. 

Ausser  diesen  Holzgewächsen  noch  folgende  Zwiebel-  und  Knollen- 
gewächse!) : 

Galanthus  nivalis,  Narcissus  Pseudonarcissus , 

Lilium  candidum,  Colchicum  autumnale.  — 

Aus  diesen  beiden  Vorschlägen  ergiebt  sich  folgende  combinirte  Liste 
für  phänologische  Beobachtungen,  welche  in  Bezug  auf  die  Anzahl  der 
Objecte  gerade  das  wünschenswerthe  beschränkte  Maass  innehält,  geordnet 
nach  der  im  Gebiete  der  unteren  Culturregion  zumeist  stattfindenden  Auf- 
einanderfolge der  Phasen: 


*)  Anleitung  zur  deutschen  Landes-  und  Volksforschung,  Stuttgart  (Engelhorn) 
1889,  S.  238. 

**)  Nachträglich  zu  den  übrigen  hinzugefügt  wegen  der  Schärfe  der  Phasen- 
bezeichnung. 

***)  Ist  an  die  Stelle  von  Sambucus  racemosa  gesetzt,  welchen  Strauch  ich  ur- 
sprünglich zur  Beobachtung  mit  Rücksicht  auf  die  besonderen  Verhältnisse  der  Gebirgs- 
gegenden empfohlen  hatte. 

f)  Dieselben  sind  gegen  die  ursprünglichen  Vorschläge  hier  um  Lilie  und 
Schneeglöckchen  vermehrt,  dagegen  ist  die  Beobachtung  von  Convallaria  majalis  aus 
den  neuen  Vorschlägen  gestrichen, 


108 


(Erste  Periode.) 

1.  e.  Bl.  Galanthus  nivalis. 

2,  e.Bl.  Cornus  mas. 


(Zweite  Periode.) 

3 . B.  0 .1-1 l.  Aesculus  Hippocastanum. 

4.  e.  Bl.  Narcissus  Pseudonarcissus. 

5.  B.O.I-II.  Tilia  grandifolia. 

6.  u.  7.  e.  Bl.  und  B.O.  I-II.  Betida 
alba*  verrucosa. 

8.  e.  Bl  Bibes  Grossularia. 

9.  e.Bl.  Pi  ' unus  avium. 

10.  e.Bl.  Prunus  Cer asus(vWpich.selu). 

11.  e Bl.  Pirus  communis  („Rettig- 
birne“). 

12.  e.  Bl.  Prunus  Padus. 

13.  e.  Bl.  Pirus  Malus  („Winter- 
Goldparmäne“). 

14.  e.  Bl.  Vaccinium  Myrtillus  (mit 
Angabe  des  Standortes). 

15.  B.O.I-II.  Sorbus  aucuparia. 

1 6.  B.  0.  I-II.  Fagus  süvatica. 

(Dritte  Periode.) 

17.  e.Bl.  Aesculus  Hippocastanum. 

1 8.  e.  Bl.  Syringa  vulgaris. 

1 9.  B.O.  I-II.  Fraxinus  excelsior. 

20.  e.  Bl.  Sorbus  aucuparia. 

21.  e.Bl.  Cytisus  Laburnum. 


(Vierte  Periode.) 

v.  Bl.  (Yollbliithe)  der  Wiesen- 
gräser auf  zusammenhängenden 
sonnigen  Rasenplätzen: 

22-25  Alopecurus  pratensis,  T)ac- 
tylis  glomerata,  Phleum pratense . 
Trifolium  pratense'.  Kleefeld. 


26/  e Bl.  Sambucus  nigra. 

27.  e.  Bl.  Vitis  vinifera  (mit  Angabe 
der  Sorte  und  Lage). 

28.  e.  Bl.  Tilia  grandifolia. 

29.  e.  Bl.  Lilium  candidum. 


(Fünfte  Periode.) 

Erntezeiten  der  Cerealien,  beob- 
achtet auf  denselben  Feldern,  wo 
die  Bliithenphasen  notirt  wurden. 

Winterkorn  ( Secale  eereale  Id- 
bernum). 

30.  (Das  Feld  beginnt  zu  blühen: 

31.  J „ „ wird  geschnitten: 

\ Zeitintervall  zwischen  Bltithe 
l und  Ernte  .... 

Sommerkorn  ( Secale  eereale 
aestivum). 

32.  (Das  Feld  beginnt  zu  blühen: 

33.  ) „ „ wird  geschnitten: 

\ Zeitintervall  zwischen  Blüthe 
\ und  Ernte  .... 

(Sechste  Periode.) 

34.  e.  Bl.  Colchicum  autumnale  (mit 
Angabe  des  Standortes). 

35.  Fr.  Aesculus  Hippocastanum. 

36.  Fr.  Vitisvinifera  (wieunter Nr.27). 

37.  L.V.  Aesculus  Hippocastanum. 

38.  L.  V. | Fagus silvat.\od.  dafür  H o 1 z- 

39.  — \Betula  alba  jreife  (HR)  von 

Pirus  communis  und  Malus. 

40.  L.F.  Fraxinus  excelsior. 


Mit  diesen  beiläufig  vierzig  Beobachtungen  ist  die  Vegetations- Jahres- 
curve  einer  Ortschaft  gekennzeichnet.  Die  Vorgesetzten  Signaturen  bedürfen 
noch  einiger  Erläuterungen*):  Mit  e.  Bl.,  „erster  Blüthe“,  wird  der 
allgemeinere  Eintritt  in  die  Blüthezeit  überhaupt  bezeichnet,  nicht  also  das 
Öffnen  einer  vereinzelten  und  vielleicht  verfrühten  Blüthe,  sondern  der 
Termin,  an  welchem  die  ersten  Blüthen  einer  grösseren  Zahl  gleichmässig 
entwickelter  Bliithenstände  oder  Pflanzen  zur  Entfaltung  gelangen.  Um 
hier  Weitläufigkeiten  zu  vermeiden,  sollen  besondere  Auseinandersetzungen 
über  die  Beschreibung  dieser  Phase  bei  den  Einzelarten  auf  einen  anderen 

*)  Vergl.  auch  Isis,  Abhandl.  1881,  S.  10.  — Und  Hoffman«,  Phänolog.  Unter- 
suchungen 1887  (Giessener  Universitäts-Programm),  S.  76. 


109 


Ort  verspart  werden;  nur  sei  hervorgehoben,  dass  unter  e.  Bl.  im  Allge- 
meinen das  normale  Öffnen  der  Bliithenhülle,  zumal  der  Blumenkrone 
gemeint  ist,  aber  bei  blumenblattlosen  Blüthen  (wie  bei  den  männlichen 
Kätzchen  der  Birke  und  bei  den  Gräsern)  das  Stäuben  der  Antheren. 

Mit  der  Signatur  B.  0.,  ,, Blatt-Oberfläche  sichtbar“,  bezeichne 
ich  nach  Hoffmann’s  Beispiel  die  Belaubungsstadien,  welche  aber  grösserer 
Genauigkeit  wegen  in  zwei  Stadien  beobachtet  werden  sollen:  B.  0.  I be- 
deutet das  Hervorbrechen  der  zusammengewickelten  Blattschöpfe  aus  den 
Knospenhüllen,  also  das  Hervorschieben  der  grünen,  aber  noch  ineinander 
gefaltet  nach  vorn  gestreckten  Blätter;  B.  0.  II  bedeutet  deren  grüne  Ent- 
faltung zur  seitwärts  gestellten  und  mit  der  Oberseite  dem  Himmelslicht 
zugewendeten  Fläche;  bei  Aesculus  Hippocastanum  ist  dagegen  B.  0.  II 
das  Stadium,  in  welchem  die  zuerst  aufgerichteten  Blättchen  nach  dem 
Austritt  aus  der  Knospe  nunmehr  zunächst  für  längere  Zeit  an  ihrem 
Stiel  senkrecht  nach  unten  herabgeschlagen  stehen.  B.  0.  II  bedeutet 
also  ganz  allgemein  den  Eintritt  in  die  grüne  Vollbelaubung;  am 
bezeichnendsten  für  das  Jahr  ist  das  Mittel  aus  dem  ersten  und  zweiten 
Stadium  der  Belaubung  unter  Berücksichtigung  der  Zwischenzeit. 

Mit  der  bei  den  Grasflächen  und  Kleefeldern  angewendeten  Signatur:  v.  BL, 
„Yollb  I üthe“,  ist  das  sehr  rasch  nach  dem  Öffnen  der  ersten  vereinzelten 
Blüthen  stattfindende  allgemeine  Blühen  bezeichnet,  von  dem  man  sagen 
könnte:  „das  Feld,  oder  die  Wiese,  beginnt  zu  blühen“,  und  wobei  der 
Blick  nicht  mehr  auf  der  Einzelpflanze  haften  bleibt. 

Mit  Fr.  wird  „Fruchtreife“  bezeichnet,  entsprechend  dem  über  den 
Eintritt  in  die  erste  Bliithe  Gesagten.  Die  Angaben  über  Fruchtreife  sind 
aber  schwankend,  von  häufigen  Notizen  soll  daher  abgesehen  werden. 
Bei  Aesculus  ist  das  Aufspringen  der  Stachelschalen,  welche  den  glänzend 
braunen  Samen  entlassen,  besonders  gut  zu  beobachten  und  das  Notiren 
dieses  Stadiums  um  so  wichtiger,  als  H offmann*)  einst  einen  nicht  un- 
interessanten Zusammenhang  zwischen  Samenreife  der  Rosskastanie  und 
Winterklima  hat  folgern  wollen.  Die  Reife  der  Weintrauben  zu  notiren 
wird  aus  allgemein-wirthschaftlichen  Gründen  gleichfalls  empfohlen,  da  es 
sich  um  deutsche  Gaue  handelt,  in  denen  die  Weincultur  die  Grenz- 
bedingungen ihres  normalen  Verlaufes  zeigt. 

Den  Abschluss  der  Vegetationsperiode  bezeichnet  bei  uns  die  herbst- 
liche Laub  Verfärbung  (L.  V.)  und  der  darauf  folgende  Laubfall  (L.  F.), 
nach  welchem  die  Bäume  bis  auf  das  angedorrte  Laub  kahl  dastehen.  Ich 
möchte  hier  nicht  wiederholen,  was  Alles  mit  Recht  über  die  Unsicherheit 
dieser  Stadien  gesagt  worden  ist,  aus  denen  man  mit  Mühe  einen  einiger- 
massen  sicheren  Termin  herauszulesen  unternehmen  muss.  Wenn  man 
aber  die  Tabellen  vieler  Beobachtungsorte  nebeneinander  in  Händen  hat, 
so  bemerkt  man  denn  doch  eine  grosse  Uebereinstimmung  in  der  zeitlichen 
Angabe  von  Entblätterung  mit  der  Regionshöhe**)  und  kann  dieses  wichtigen 
Factors  so  lange  nicht  entbehren,  als  es  schwierig  erscheint,  ihn  durch 
eine  bessere  Beobachtungsreihe  zu  ersetzen.  Bei  Kastanie,  Birke  und 
Buche  empfehle  ich  die  Notiz  der  Termine,  an  welchen  die  Hauptmasse 

*)  H offmann,  Phänolog.  Untersuch.  18S7  (Giessen.  Univ.  Prog.),  S.  6 -8. 

**)  Vergleiche  die  von  mir  mitgetheilten  Berechnungen  über  die  mittlere 
Vegetationsdauer  von  Dresden,  Annaberg  und  Markersbach,  in  Isis,  Abhandlungen  1891, 
S.  75. 


110 


des  Laubes  herbstlich  verfärbt  erscheint,  bei  der  Esche  tritt  dies  spät 
und  unregelmässig  ein,  oft  fällt  das  Laub  noch  ganz  grün  ab,  dagegen  ist 
der  Laubfall  gewöhnlich  schärfer  umschrieben;  daher  empfehle  ich  die  Be- 
obachtung des  Laubabfalles  bei  diesem  letzteren  Baum,  zumal  er  der  letzte 
darin  zu  sein  pflegt  mit  der  Eiche.  Dass  der  Eichenwald  aus  den  Be- 
obachtungsnotizen fortgelassen  ist,  rührt  daher,  dass  meine  eigenen  fort- 
gesetzten Beobachtungen  das  schwierige  derselben,  die  geringe  Geeignetheit 
zu  sicheren  Terminangaben  wegen  der  langsamen  Uebergänge  aus  einer 
Phase  in  die  andere,  genügend  gezeigt  haben. 

Wer  von  Obstzüchtern  den  Beginn  der  Holzreife  (H.  R.)  der  Obst- 
bäume, Apfel  und  Birne,  sicher  zu  beobachten  im  Stande  sich  fühlt,  wird 
mit  Ausfüllung  dieser  Beobachtung  eine  neue  und  vielleicht  sehr  nützliche 
Phase  einzuführen  helfen. 

Die  Termin -Angaben  sollten  am  besten  mit  einer  einzigen  Zahl  an 
Stelle  der  üblichen  Monats-  und  Datum-Zahlen  bezeichnet  werden*),  indem 
man  den  21.  December  als  Nullpunkt  ansieht,  den  1.  Januar  mithin  als 
11.  Tag  zählt,  und  dabei  die  Bequemlichkeit  hat,  den  1.  April  als  101.  Tag, 
den  1.  Mai  demgemäss  als  131.  Tag  zählen  zu  können.  In  Schaltjahren 
erhöhen  sich  diese  Zahlen  um  1.  Andere,  z.  B.  jüngst  der  Meteorologe 
Prof.  Schreiber  in  Chemnitz,  empfehlen  die  Zählung  der  Tage  fortlaufend 
vom  1.  Januar  an;  aber  der  1.  Januar  hat  als  Anfangspunkt  einer  fort- 
laufenden Reihe  nur  eine  willkürliche  Bedeutung  und  keine  natürliche 
Grundlage.  Wichtig  erscheint  nur  die  Einheitlichkeit  der  Zählung. 

Die  bei  den  einzelnen  Beobachtungspflanzen  und  Phasen  mit  ange- 
gebene Perioden-Eintheilung  bezieht  sich  auf  meine  in  der  genannten  vor- 
jährigen Isis- Abhandlung  gegebene  Begründung;  diese  Perioden  heissen : Vor- 
frühling, Halbfrühling,  Vollfrühling;  Frühsommer,  Hochsommer,  Herbst,  auf 
welchen  die„Rnheperiode‘t  folgt.  Auch  diese  ist  nicht  ohne  vegetative Thätigkeit. 

Sofern  es  gelingt,  einen  genügend  grossen,  nicht  allzu  grossen  Kreis 
von  Beobachtern  unter  der  Fahne  dieses  Aufrufes  zu  vereinigen,  so  wird 
ein  für  die  mitteldeutsche  Pflanzengeographie  und  Culturgeographie  nicht 
unwichtiges  Resultat  daraus  neuerdings  hervorgehen.  Der  geschlossene 
Bergwall  von  der  Lausitz  über  das  Fichtelgebirge  bis  zu  den  Weserbergen  wird 
die  Höhenregion  gegliedert  erhalten,  wie  meine  Kartenskizze  in  der  Dres- 
dener ökonomischen  Gesellschaft  vom  Erzgebirge  zeigte,  ein  Vergleich  des 
letzteren  mit  dem  Thüringer  Walde,  von  beiden  der  Nord-  und  Südabhang, 
ist  von  Interesse.  Noch  mehr  der  Vergleich  zwischen  den  bevorzugtesten 
Niederungen  an  der  Nordgrenze  der  Weinkelterei,  einmal  im  Saalegebiet 
und  zweitens  an  der  Mittel-Elbe.  Ob  sich  in  der  Goldenen  Aue  und  im 
sächsischen  Elbthalgebiet  eine  so  deutliche  Verzögerung  des  Frühlings- 
einzuges nach  Osten  hin  wahrnehmen  lässt,  wie  es  die  allgemeine  deutsche 
Regel,  dass  es  im  Winter  und  frühen  Frühling  mit  jedem  Schritt  nach 
Osten  rauher  wird,  zu  vermuthen  erlaubt,  wird  sich  dann  zeigen.  Ein 
Vergleich  des  Harzes  mit  den  südlicheren  Berglandschaften  ist  von  neuem 
Interesse ; die  obere  Grenze  des  gesicherten  Feld-  und  Gartenbaues  bleibt 
in  ihren  genaueren  Zügen  erst  noch  festzustellen.  — 

Diese  Ziele  im  Auge  wird  derjenige,  dem  an  seiner  Mitwirkung  dabei 
liegt,  sich  leichter  über  die  oft  genannten  Schwierigkeiten  hinwegsetzen,  an 


*)  Isis,  Abhandl.  1891,  S.  63. 


111 


denen  eine  genaue  Aufnahme  der  Beobachtungen  zu  scheitern  scheint.  Man 
hört  die  Bedenken  äussern,  dass  in  der  Umgebung  einer  Stadt  sich  recht 
verschiedene  Zeiten  für  dieselbe  Yegetationsphase  auffinden  lassen,  so  dass 
die  Beobachter  über  ihre  zu  machenden  Angaben  unschlüssig  werden. 
Wollte  man  sich  aber  die  Mühe  machen,  an  ebenso  vielen  verschiedenen 
Punkten  registrirende  Thermometer  aufzustellen  und  deren  Stand  zu  ver- 
gleichen, so  würde  man  finden,  dass  deren  Gang  ebenfalls  sehr  grosse 
Abweichungen  zeigt  je  nach  der  Lage.  Trotzdem  werden  die  Mittel- 
temperaturen von  einer  festen  Station  jahraus  jahrein  als  wichtigstes  Fun- 
dament der  Klimatologie  gesammelt,  als  Ausdruck  eines  guten  Mittelwerthes 
Es  kommt  daher  nur  darauf  in  erster  Linie  an , dass  der  Beobachter  sich 
ein  solches  gleichartiges  Beobachtungsgebiet  wählt,  welches  als  mittlerer 
Ausdruck  der  phänologischen  Eigenthümliehkeiten  des  Ortes,  welchen  er  an- 
giebt,  sehr  wohl  gelten  darf.  Und  dieses  Beobachtungsfeld  darf  dann  in 
späteren  Jahren  nicht  ohne  Grund  und  nicht  ohne  Vermerkung  mit  einem 
verschiedenartigen  vertauscht  werden.  Die  Pflanzen  zu  den  geforderten 
40  Phasen  finden  sich  so  wie  so  nicht  an  einem  Punkte  beisammen,  und 
so  liegt  es  in  der  Natur  der  Sache,  dass  die  Einseitigkeiten  jeder  Beobachtungs- 
stelle unter  sich  ziemlich  ausgeglichen  werden.  Und  endlich  muss  an  dem 
Grundsatz  festgehalten  werden,  dass  auch  die  subjectiven  Beobachtungs- 
fehler sich  bei  der  grösseren  Zahl  von  Phasen  ebenfalls  ausgleichen. 

Anhang.  Beispiele  aus  diesjährigen  Beobachtungen. 

I.  Phänologische  Beobachtungen  1892,  K.  Botanischer  Garten 

Dresden. 

Beobachter:  Drude  Correction* 

1.  e.Bl.  Galanthus  nivalis  Tag  66 -| -4. 

(zweite  Vollblüthe  90.) 

2.  e.Bl.  Cornus  mas  Tag  103 — 7 . 


BO.  - Mittel 

3.  BO.  AesculusHimomstan.lAW.\  m.  ßelaubungszeit  22  Tage  + 5. 

7.  BO.  Betula  alba  1.117.)  ^ , , . , 1 1 m 

II  12S  ^elau':)unSszei^  ü läge  — 5. 

8.  e.Bl.  Ribes  Grossularia  Tag  111 -f-  6. 

9.  e.Bl.  Prunus  avium  Tag  122 + ?0. 

11.  e.Bl.  Pir us  communis  Tag  131 — 3. 

Sorte  unsicher. 

13.  e.  Bl.  Pir  us  Malus  etwa  Tag  140 — 8. 

Sorte  unsicher. 

15.  BO,  Sorbus  aucuparia  -I.  111.1  1ioT)1  , .,  . A m 0 

jj  ( 118.  Belaub  ungszeit  14  läge  i 

16.  BO.  Fagus  silvatica  I.  132.)  10ß  ^ n m 0 

jj  j loö.  Belaubungszeit  9 läge  < 

Allgemeine  Bemerkung:  [n  diesem  Jahre  hat  die  spätere 
Belaubung  der  Bäume  und  die  Obstbaumblüthe  länger  gedauert 

*)  Unter  dieser  Rubrik  ist  diejenige  Ziffer  angegeben,  welche  zu  der  i.  J.  1892 
beobachteten  Terminzahl  addirt  oder  von  ihr  subtrahirt  die  in  7-jähriger  Periode 
von  1882 — 1888  in  Dresden  gewonnene  Mittelzahl  jeder  Phase  ergiebt.  Zahlen  mit 
-j-  entsprechen  also  Verfrühungen  des  Termins,  solche  mit  — entsprechen  Ver- 
spätungen. 


112 


als  im  letzten  Jahrzehnt  sonst  beobachtet,  und  hat  selten  so 

viele  Sprünge  und  Unregelmässigkeiten  gezeigt.  Correction 


17.  e.  Bl.  Aesculus  Hippocastanum  147 — 10. 

18.  e.  Bl.  Sy  ring  a vulgaris  143.  . . — 4. 

19.  BO.  Fraxinus  excelsior  I.  145.1  ~AO  ^ n m ~ 

II  152  J 148.  Belaubungszeit  7 Tage  — 7. 

20.  e.  Bl.  Sorbus  aucuparia  143 + 4. 

21.  e.  Bl.  Gytisus  Laburnum  154 ? 


26.  e.  Bl.  Sambucus  nigra  161 -f-  1. 

27.  e Bl.  Vitis  vinifera  etwa  176 -{-6. 

Geschütztes  Spalier  warm  gen  SO. 

28.  e.  Bl.  Tilia  grandifolia  183 + 5. 

29.  e.  Bl.  Lilium  candidmn  195 + 2. 

Beginn  des  Schnittes  der  Thal- 


wiesen 172.  (ausnahmsweise  früh;  notirt  an 

den  Uferhöhen  bei  Blasewitz.) 


Secale  cereale 

Jiibernum 

30. 

Feldblüthe 

30.  V. 

Tag  161.  . 

. . | Intervall  J) 

31. 

Ernteschnitt 

19.  VII 

„ 211.  . 

. . ( 50  Tage. 

Secale  cereale 

aestivum 

32. 

Feldblüthe 

21.  VI. 

Tag  183.  . 

. . | Intervall  *) 

33. 

Ernteschnitt 

10.  VIII 

„ 233.  . 

. 7 j 50  Tage. 

0 Bemerkung.  Die  in  den  Mitthlg.  der  ökon.  Ges.  Dresden 
1891/92,  S.  115  gemachten  Angaben  über  die  Reifedauer  des 
Korns,  welche  in  der  unteren  Cultuiregion  im  Mittel  wenig  über 
50  Tagen,  z.  Th.  unter  dieser  Zeit,  liegen,  sind  insofern  mit  den 
hier  gemachten  Angaben  unvergleichbar,  als  dort  nach  Bruhn’s 
Instruction  die  Reife,  beurtbeilt  nach  dem  Gelbwerden  der  Halme, 
notirt  war,  hier  aber  die  wirkliche  Schnitt-Ernte  des  in  der  Blüthe 
notirten  Feldes  gefordert  wird. 


35.  Fr.  Aesculus  Hippocastanum  ca.  265. 

Intervall  zwischen  Bl.  und  Fr.  118  Tage. 

(Nicht  genaue  Beobachtung.) 


38.  L.  V.  Fagus  süvatica\  ca  300  1 _ 0 bis 

39.  „ Betula  alba  j J 

40.  L.  F.  Fraxinus  excelsior  ca.  320. 

Laub- Verfärbung  und  Abfall  sehr  allmählich,  unbestimmt  und 
durch  trockne  Ost -Stürme  im  Ausdruck  gehindert. 


+ 13. 


— 10. 

- 6. 


Berechnung 

der  F 

e.  Bl. 

Prunus  Padus 

139 

e.  Bl. 

Perus  communis 

131 

e.  Bl. 

„ Malus 

140 

B.O.  ^ 

Fagus  silvatica 

136 

Mittel  137 


riihlingshauptphase.  *) 

Mithin  eine  allgemeine  Verspätung 
des  Haupt- Frühlingseinzuges,  welche 
sonst  auf  den  130.  Tag  = 30.  April  fällt, 
um  + 7 Tage,  genauer  um  6y2  Tag. 


(also  am  6.  Mai,  da  1892  ein  Schaltjahr  ist.) 

*)  Siehe  Isis,  Abhandl.  1891,  S.  70 — 72.  — In  diesem  Jahre  konnten  einzelne 
Angaben  nur  ungenau  ermittelt  werden,  da  die  Verlegung  des  botan.  Gartens  die 
Beobachtungspflanzen  gestört  hat. 


113 


An  dieser  Verspätung  war  besonders  der  am  1.  Mai  eintretende  Wetter- 
umschlag mit  schauderhaftem  Schnee-  und  Graupelwetter  Schuld,  Luft- 
temperatur Tag’s  über  -f-  0,5  bis  2,5°  C,  schmelzender  Schnee  auf  den  frisch 
ergrünten  Rasenflächen,  und  ebenso  am  frühen  Morgen  des  1.  Mai  auf  den 
damals  in  Vollblüthe  stehenden  Pfirsich-  und  Kirschbäumen  nebst  Pflaumen 
der  Insititia- Gruppe,  welche  zu  Ende  April  an  den  Loschwitzer  Höhen  ein 
rosa  und  weisses  Blüthenmeer  auf  dem  zartgrünen  Grunde  des  noch  un- 
entwickelten Laubes  gebildet  hatten.  Alsdann  trat  starke  Beschleunigung 
der  Sommer- Phasen  ein. 

/ 

II.  Phänologische  Beobachtungen  1892,  Umgebung  von  Greiz 
Beobachter:  Ludwig. 

Die  von  Prof.  Dr.  F.  Ludwig  freundlichst  mir  mitgetheilten  Beob- 
achtungen sind  noch  grösstentheils  nach  der  früheren  Liste  phänologi scher 
Phasen  angestellt,  weshalb  die  der  neuen  Liste  entsprechenden  durch  die 
betreffende  Ziffer  ausgezeichnet  sind.  Wo  es  anging,  ist  die  Verspätung, 
welche  das  Elsterthal  bei  Greiz  gegenüber  der  Dresdener  Elbniederung  i. 
J.  1892  gezeigt  hat,  in  Tageszahlen  mit  dem  + Vorzeichen  angegeben. 
Es  sei  dazu  bemerkt,  dass  die  mittlere  Verspätung  von  Greiz  gegenüber 
Dresden  nach  den  früheren  Beobachtungen  -\-  3 Tage  im  Frühling  beträgt, 
indem  die  Frühlingshauptphase  dort  auf  den  3.  Mai  zu  fallen  pflegt. 


Blüthen 

e.  Bl.  Ercmthis  hiemalis 
e.  Bl.  Corylus  Avellana 
e.  Bl.  Hepatica  triloba 
e.  Bl.  Daphne  Mezereum 
2.  e.  Bl.  Cornus  mas 


Tag 

55 

55 

55 

55 


64. 

69. 

89. 

103. 

105. 


Verspätung  im  Ver- 
gleich mit  Dresden. 


( + 2) 


e.  Bl. 

Taraxacum  offieinale 

Tag  121. 

e.  Bl. 

Narcissus  Pseuclonarcissus 

55 

124. 

8. 

e.  Bl. 

Ribes  Grossularia 

55 

124. 

e.  Bl. 

„ rubrum 

55 

125. 

e.  Bl. 

Prunus  spinosa 

55 

126. 

11. 

e.  Bl. 

Pirus  communis 

>5 

129. 

( + 13 ) 

(-2) 


e.  Bl.  Narcissus  poeticus  Tag  156. 

18.  e.  Bl.  Sy  ring  a vulgaris  „ 157. 

17.  e.  Bl.  Aesculus  Hippocastonum  „ 158. 

( „ „ eine  zweite  Herbst- 

blüthe  beobachtet  „ 286.) 

21.  e.  Bl.  Cytisus  Laburnum  ,,  161. 


(+  14) 
(+11) 

( + 7) 


26.  e.  Bl.  Sambucus  nigra 
29.  e.  Bl.  Lilium  canclidum 


Tag  170. 

201. 


55 


( + 9) 

( + 6) 


e.  Bl.  Secale  cereale  hibernum 
e.  Fr.  „ „ 

(Ernte?) 


Tag  163. 
220 


55 


:! 


( + 2 ) 

Intervall:  57  Tage. 
( + 9) 


7 


114 


Belaubungen  (wahrscheinlich  B.O.II.) 

Lar  ix  decidua  Tag  118. 

Aesculus  Hippocast.  ,,  124.  (+2?) 

Betula  alba  „ 129.  (— J—  1 ?) 

Fagus  silvatica  „ 130., ~ 

(Buchenwald  grün  „ 144)  ^ ’’ 

Tilia  grandifolia  „ 130. 

„ parvifolia  „ 149. 


Fraxinus  excdsior  Tag  157.  (+5?) 
Robinia  Pseudacacia  „ 157. 

Allgemeine  Laub  Verfärbung. 

Betula  alba  Tag  302. 

Aescidus  Hippocast.  „ 308. 

Fagus  silvatica  „ 308. 

Tilia  parvifolia  „ 302. 

Fraxinus  excelsior  ,,  308. 


Greiz  hat  also  im  Vorfrühling  eine  nur  geringe  Verspätung  gegen  Dresden 
gezeigt  (wie  das  mit  seiner  westlicheren  Lage  zusammenhängt);  dieselbe 
wurde  im  beginnenden  Frühling  erst  grösser,  schlug  alsdann  zu  Beginn 
der  Obstbaum blüthe  in  eine  Verfrühung  um,  und  blieb  nach  dem  Kälte- 
rückschlag Anfang  Mai  eine  dauernde  Verspätung  von  etwa  5 bis  14  Tagen. 
Die  Daten  zur  genaueren  Berechnung  der  Frühlingshauptphase  fehlen  dies- 
mal; Prunus  Padus  ist  dafür  wichtig. 


115 


XV.  Ueber  einen  Kieseloolith  ans  Pennsylvauien. 

Von  Dr.  W.  Bergt. 

(Mit  Tafel  IV.) 


Gegen  Ende  des  vorigen  Jahres  wurde  dem  Director  des  hiesigen 
K.  Mineralogisch-geologischen  Museums,  Herrn  Geh.  Hofrath  Dr.  Geinitz, 
von  Herrn  George  E.  Wieland  am  State  College  in  Pennsylvauien  ein 
Gestein  unter  der  Bezeichnung  „Siliceous  Oolite“  zugesendet,  welches  dem 
Verfasser  zur  genaueren  Untersuchung  überlassen  worden  ist. 

Hach  Barbour  und  Torr ey*)  kommt  das  Gestein  2 x/2  engl.  Meilen  NW. 
vom  State  College,  Centre  County  in  Pennsylvanien  mit  „flint“  vergesell- 
schaftet als  Gerolle  vor,  welche  ein  Gewicht  bis  zu  400  „pounds“  haben. 
Auch  16  Meilen  nordwestlich  von  demselben  Orte  soll  es  auftreten.  „Das 
vereinzelte  Vorkommen  und  die  verwitterte  mit  Eisenoxyd  bedeckte  Ober- 
fläche mag  es  bisher  den  Augen  der  Forscher  entzogen  haben“. 

Unter  den  zur  Verfügung  stehenden  Handstücken  können  ohne  Wei- 
teres zwei  äusserlich  von  einander  verschiedene  Arten  erkannt  werden : 
1.  ein  dem  Eogenstein  ausserordentlich  ähnliches  Gestein,  das  aus  ziemlich 
dicht  gedrängten,  einen  Durchmesser  von  etwa  iy2  mm  aufweisenden 
Kügelchen  besteht;  2.  eine  feinerkörnige  Art,  deren  Bestandtheile  ge- 
ringere Ausdehnung  und  nicht  so  regelmässige  Kugelgestalt  besitzen. 
Beiden  kommt  eine  hellgraue  Gesammtfarbe  zu;  die  nämliche  Härte  und 
das  gleiche  spec.  Gewicht  von  2,63  deuten  auf  dieselbe  Substanz,  ein  Glied 
der  Quarzfamilie,  hin.  Wegen  ihrer  sonstigen  abweichenden  Eigenschaften 
seien  sie  getrennt  betrachtet. 

Die  gröberkörnige  Varietät  wird,  wie  schon  angedeutet,  von  ziem- 
lich regelmässig  gebildeten,  annähernd  gleich  grossen  Kügelchen  zusammen- 
gesetzt , welche  sich  zuweilen  aus  ihrer  Umgebung  herauslösen  lassen, 
auf  verwitterter,  gelb  gefärbter  Oberfläche  hervortreten  und  derselben  eine 
höckerige  Beschaffenheit  verleihen.  An  ihnen  bemerkt  man  schon  mit 
blossem  Auge  meist  einen  dunkelen  Kern,  darum  einen  weissen  Ring,  bei 
Betrachtung  des  Schliffes  im  durchfallenden  Lichte  eine  durchsichtige  Mitte, 
umgeben  von  einer  weissen  undurchsichtigen  Randzone.  Das  Miskroskop 
bietet  nun  Bilder,  von  denen  einige  schematisch,  aber  der  Wirklichkeit 
möglichst  entsprechend  auf  Tafel  IV.  dargestellt  wurden. 

Die  Gestalt  der  Durchschnitte  zeigt  Kreis-  (Fig.  1 — 8)  oder  Ellipsen- 
form (Fig.  9 — 11)  sehr  häufig  von  einer  Schärfe  und  Genauigkeit,  wie  sie 

*)  Eine  kleine  Abhandlung  über  denselben  Gegenstand  von  E.  H.  Barbour 
und  J.  Torrey:  „Notes  on  the  microscopic  structure  of  oolite“  im  Am.  Journ.  of 
Science,  New  Häven,  XL,  1890,  246—249,  nach  der  Verfasser  eigener  Bemerkung 
nur  eine  vorläufige  Mittheilung  über  diesen  Kieseloolith,  kam  mir  erst  in  letzter 
Stunde  zu  Gesicht.  Sie  schien  aber  die  bereits  angestellten  Untersuchungen  nicht, 
überflüssig  zu  machen. 

Oes.  Isis  in  Dresden,  1992.  — Abh.  15. 


116 


auf  dem  Papier  mittels  des  Zirkels  erreicht  werden.  Die  Mitte  hält  ein  im 
Durchschnitt  nahezu  kreisförmiges  (Fig.  1)  oder  ein  mehr  oder  weniger 
regelmässig  abgerundetes,  längliches,  elliptisches  Quarzkorn  inne,  das  durch 
seine  einheitliche  Polarisation  sich  als  ein  abgerolltes  Quarzindividuum  zu 
erkennen  giebt.  Züge  von  winzigen , wie  Staub  erscheinenden  Flüssig- 
keitseinschlüssen, einzelne  grössere,  mit  Luftbläschen  versehene  gleiche 
Dinge,  haarähnliche  Striche  (Rutilnädelchen),  seltener  kleine  Mineralkryställ- 
chen,  grüne  Hornblende  (?),  scharf  sechsseitige  braune  Glimmerblättchen 
sind  Erscheinungen,  wie  man  sie  aus  den  Quarzen  der  älteren  Eruptiv- 
gesteine, der  krystallinischen  und  metamorphischen  Schiefer  kennt. 

Im  Allgemeinen  scheint  wohl  eine  Abhängigkeit  der  Gestalt  des  kugeligen 
Gebildes  von  der  des  centralen  Quarzkornes  zu  bestehen,  indem  ein  kreis- 
förmiger Umriss  auch  ein  kreisförmiges  Quarzkorn,  ein  elliptischer  gleicherweise 
ein  längliches  Centrum  wahrnehmen  lässt.  Bei  anders  gestaltetem  Mittel- 
punkt schliessen  sich  die  äusseren  Grenzen  dem  ersteren  an,  ähnlich  Fig.  14. 

In  weiteren,  durch  Fig.  2 und  4 wiedergegebenen  B'ällen  nimmt  die 
Mitte  ein  zuckerkörniges,  farbloses  Quarzaggregat  ein,  dessen  Individuen 
die  Grösse  von  etwa  0,028 — 0,28  mm  besitzen.  An  Einschlüssen  bemerkt 
man  bei  starker  Yergrösserung  winzige  Hohlräume  mit  Flüssigkeit  und 
lebhaft  sich  bewegender  Libelle.  Hervorgehoben  sei,  dass  das  Aggregat 
keine  Kataklas-,  Zertrümmerungserscheinungen  an  sich  trägt,  sondern  un- 
verkennbar das  Aussehen  von  ursprünglich  gebildeten  Körnern  besitzt, 
welche  sich  gegenseitig  in  der  Krystallisation  gehindert  haben.  Am 
ehesten  kann  man  es  dem  Quarz  vergleichen,  der  sich  als  ausheilendes 
Mineral  auf  feinen  Gesteinssprüngen  vorfindet. 

Die  äusseren  Grenzen  dieses  Aggregates  sind  annähernd  ebenfalls 
kreisförmig  (man  denke  sich  immer  im  Durchschnitt  ergänzt).  Die  peri- 
pherischen Körner  ragen  mehr  oder  weniger  mit  ihren  Spitzen  in  die 
Ringzone  hinein.  Letztere  erscheint  im  gewöhnlichen  Lichte  infolge 
eines  braunen  Eisen pigmentes  äusserst  fein  gekörnelt  und  zuweilen,  nicht 
immer,  mit  zarten  concentrischen  Ringsystemen  kreisförmig  oder  elliptisch 
(Fig.  1 — 3,  6,  8,  9,  10)  von  derselben  Farbe  versehen.  Die  Ringe  stehen 
dicht  oder  weit,  häufen  sich  an  manchen  Stellen  (Fig.  2),  setzen  aus 
(Fig.  6),  können,  wenn  sie  stark  und  dunkel  sind,  noch  bei  gekreuzten 
Nicols  gesehen  werden  oder  verschwinden,  wenn  sie  zart  und  blass,  im 
polarisirten  Lichte.  Es  tritt  dann  der  Untergrund  ungestört  in  bläulich- 
weissen  und  dunkelblau-grauen  Tönen  als  ein  feinestkörniges  Aggregat 
hervor,  welches  grosse  Aehnlichkeit  mit  Feuerstein  hat.  Seine  Elemente 
sind  aber  etwas  grösser,  etwa  0,005  — 0,01  mm  (in  der  Zeichnung  durch 
Punkte  angedeutet).  Es  füllt  den  Raum  gleichmässig  aus  und  zeigt,  dass 
die  Ringsysteme  nicht  der  Grundsubstanz,  sondern  dem  Pigment  ange- 
hören. Die  feinestkörnige,  eben  erwähnte  Substanz  erscheint  zuweilen 
auch  als  innerster  Kern  (Fig.  3)  oder  wie  in  Fig.  10  als  unmittelbare 
Umgebung  des  Quarzkornes.  Endlich  tritt  noch  in  manchen  der  Kugeln 
ein  aus  vorwiegend  länglichen,  mehr  stengelartigen  Quarzindividuen  be- 
stehende Zone  auf;  sie  schiebt  sich  in  Fig.  4 und  5 zwischen  das  gröber- 
und  feinestkörnige  Aggregat  ein  oder  bildet  wie  in  Fig  8 fast  die  innerste 
Lage.  Wir  sehen,  es  herrscht  grosse  Structurmannigfaltigkeit.  In  Fig.  5 
sind  alle  erwähnten  Arten  vereinigt,  zu  innerst  ein  grösseres  Quarzkorn, 
dann  ein  gröberkörniges  Aggregat,  hierauf  stengelicher  Quärz  und  endlich 


117 


feinste  Substanz.  Sie  mögen  der  Kürze  wegen  von  aussen  nach  innen 
mit  Zone  a,  Z>,  c und  d bezeichnet  werden.  Man  ist  versucht  anzunehmen, 
jede  Kugel  bestehe  aus  ihnen  und,  wenn  eine  oder  mehrere,  a natürlich 
ausgenommen,  fehlte,  dann  hätten  wir  es  mit  Schnitten  zu  thun,  welche 
in  geringerer  oder  grösserer  Entfernung  vom  Mittelpunkt  die  Kugel  träfen; 
ein  Schnitt  bei  a bringe  nur  die  Zone  bei  b Zone  a und  b u.  s.  w.  zur  Er- 
scheinung. Thatsächlich  treten  uns  im  Mikroskop  Kreise  entgegen,  denen 
eine  oder  mehrere  Zonen  fehlen.  Sehr  häufig  besteht  die  ganze  Fläche 
aus  der  feinkörnigen  Substanz  a.  Fig.  4 enthält  «,  b und  c.  Diese  An- 
nahme mag  theilweise  richtig  sein.  Fig.  1,  2 und  3 lehren  aber,  dass 
nicht  alle  Kugeln  die  vier  Zonen  enthalten,  dass  sie  ferner  nicht  die  an- 
gegebene Reihenfolge  bewahren.  In  Fig.  2 fehlt  fr,  in  Fig.  3 ebenfalls  und 
es  wiederholt  sich  a im  Innern.  Selten  nur  gesellt  sich  noch  eine  fünfte 
Structurform  hinzu,  eine  feinfaserige,  radialstrahlige  Substanz,  welche  in 
Fig.  8 das  Centrum  und  mit  c abwechselnd  Sectoren  der  mittleren  Schicht 
bilden.  An  ihr  bemerkt  man,  wenn  auch  in  unvollkommener  Weise  und 
undeutlich  Theile  des  interferenzkreuzes,  das  sonst  nirgends  zur  Beobachtung 
gelangt.  Es  ist  Chalcedon;  zwischen  ihm  und  dem  stengeligen  Quarz 
bestehen  Structurübergänge. 

Eine  Eigenthümlichkeit  ist  besonderer  Erwähnung  werth,  dass  nämlich 
die  centralen  einheitlichen  Quarzkörner  von  dem  gröberen  Aggregat  wie 
„angefressen“  eischeinen,  indem  die  Elemente  des  letzteren  in  peripherischen 
Vertiefungen  des  ersteren  wie  eingedrückt  stehen,  eine  Erscheinung,  welche 
namentlich  an  den  Feldspäthen  von  Ganggraniten , am  häufigsten  an  den 
porphyrischen  Orthoklasen  granophyrischer  Porphyre  häufig  vorkommt  und 
auf  einer  magmatischen  Resorption  von  Seiten  der  noch  flüssigen  Grund- 
masse beruht.  Skelettartige,  wie  in  Fig.  6 halbmondähnliche  Formen  er- 
innern lebhaft  an  die  ebenfalls  durch  magmatische  Resorption  umgestalteten 
Porphyrquarze.  In  der  letzterwähnten  Figur  glaubt  man  rechts  oben  die  ehe- 
maligen Grenzen  des  Quarzkornes  durch  kleine  Reste  noch  angedeutet  zu  sehen. 

Nicht  immer  sind  die  Kugeln  so  regelmässig  und  ungestört  gebaut, 
wie  sie  auf  der  Tafel  dargestellt  wurden.  Die  äusseren  Umrisse  verlassen 
die  scharfe  Kreis-  oder  Ellipsenform ; Auswüchse,  Ausbuchtungen  finden 
sich  angesetzt  und  sind  häufig  verursacht  durch  eine  excentrische  Lage 
des  Quarzkornes  (Fig.  9).  Die  äusseren  Schichten  haben  sich  losgelöst, 
sind  abgedrückt  worden  und  nachträglich  durch  grob  er  körnigen  Quarz  an- 
gekittet; zerbrochene  Kugeln,  deren  Theile  gegeneinander  verschoben  und 
„wieder  angewachsen“:  alles  Dinge,  die  bei  den  Kalkoolithen*)  ebenso 
Vorkommen  und  da  ausführliche  Darstellung  gefunden  haben. 

An  die  Zone  rf,  welche  stets  die  äusseren  Theile  bildet,  schliesst  sich 
häufig  ein  schmaler  Ring  von  feinfaserigem  Chalcedon  (Fig  7).  Die  Grund- 
masse des  Gesteins,  das  die  Kugeln  verbindende  Cement  gehört  meist  einem 
gröberkörnigen  Quarz  an,  dessen  Individuen  drusenartig  senkrecht  zu  der 
Peripherie  der  Kugeln  und  mit  dem  einen  Ende  nach  dem  Innern  des 
Zwischenraumes  stehen  . Wie  die  „Küstenlinien  den  Meeresstrand“  (Barbour  und 
Torrey)  so  umgeben  oft  jede  einzelne  Kugel  wieder  Pigmentringe,  die  sich 
zu  zierlichen  Figuren  verbinden  (Fig.  7),  ähnlich  denen,  welche  am  Achat 

*)  Siehe  u.  A.:  Giimbel,  Arten  der  Oolithbildung.  Neues  Jahrb.  f.  Min.  1878, 
308.  — Loretz,  Untersuch,  über  Kalke  und  Dolomite.  Zeitschi',  d.  Deutsch.  Geol. 
Ges.  1878,  387-414;  1879,  756. 


118 


bekannt  sind.  Sonst  entbehrt  die  „Grandmasse“  meist  der  verschleiernden 
braunen  Substanz  und  erscheint  als  reiner  Quarz.  Kleine  Anfänge  zu 
Kugeln  sehen  wir  in  Fig.  7 oben  rechts  und  links  angedeutet. 

Eine  kleine  Stelle  an  einem  Handstück  liess  statt  der  Kugeln  ebenso 
grosse  und  gestaltete  Hohlräume  erkennen.  Hie  Kugeln  schienen  heraus- 
gelöst oder  herausgebrochen.  Hie  Höhlung  kleidete  feindrusiger  Quarz 
aus,  dessen  winzige  Krystallspitzen  in  den  Innenräum  hineinragten.  Manche 
der  Kugelräume  nahm  ihrem  ganzen  Hu rchmesser  nach  ein  wohlausgebildeter, 
wasserklarer  Bergkrystall  ein.  Im  Mikroskop  konnte  man  zwischen  den  leeren 
Kugeln  volle  erkennen,  welche  durchaus  den  oben  beschriebenen  gleichen. 

Einen  ganz  anderen  Anblick  gewährt,  wie  schon  die  Vergleichung 
der  Eig.  12—17  mit  den  vorhergehenden  schwach  erkennen  lässt,  die 
zweite  Art  des  Kieseloolithes  im  Mikroskop.  Hie  etwa  in  den  Grenzen 
0,2  — 1 mm  schwankenden,  letztere  Grösse  aber  selten  erreichenden  run- 
den Gebilde  zeigen  in  Bezug  auf  äussere  Gestalt  die  gleichen  Eigenschaften 
wie  die  Elemente  der  grosskugeligen  Varietät.  Ein  einheitliches  abgerun- 
detes Quarzkorn  bildet  meist  den  Kern  (Fig.  12  und  13),  aber  das  gröber- 
und  feinestkörnige  Aggregat  tritt  ausserordentlich  zurück,  dafür  überwiegt 
bei  Weitem  der  stengelige  Quarz,  dessen  Individuen  radialstrahlig  gestellt 
und  wie  dort  durch  das  braune  Pigment  verschleiert  sind.  Hie  Ringsysteme 
fehlen.  Eine  Art  Schichtenstructur  wird  zuweilen  dadurch  hervorgerufen, 
dass  mehrere  Zonen  von  stengeligem  Quarz  sich  ziemlich  scharf  gegen 
einander  absetzen  (Fig.  17).  Weisse  oder  braunwolkige  undurchsichtige 
amorphe  Kieselsäure,  wahrscheinlich  Kieselsinter,  welche  in  dem  zuerst 
beschriebenen  Oolith  selten  dem  Auge  sich  darbietet,  tritt  hier  viel  häufiger 
auf  als  eine  mittlere  oder  nach  aussen  abschliessende  Zone  (in  Fig.  16 
durch  schwarze  Ringe  dargestellt).  Eigenthümlich  ist  die  aus  grösseren 
„Bausteinen^  gewölbeartig  zusammengesetzte  mittlere  Schicht  in  Fig.  15. 
Im  Uebrigen  erklären  sich  die  Fig.  12 — 17  nach  den  vorausgegangenen 
Bemerkungen  von  selbst. 

Hie  so  gestalteten  runden  Elemente  liegen  recht  dicht  aneinander, 
so  dass  wenig  Platz  für  die  Zwischenmasse  übrig  bleibt.  Letztere  stellt 
ein  mikroskopisch  feinkörniges  oder,  wenn  der  Zwischenraum  weiter  ist, 
ein  gröberkörniges  Quarzaggregat  dar. 

Einzelne  abgerundete  dunkle  Partieen  wurden  als  Gesteinsbruchstücke 
gedeutet,  ihre  Bestimmung  war  wegen  der  dichten  braunen  Verhüllung 
unmöglich.  Nur  eines  konnte  als  Quarzitschiefer  mit  langen  gestreckten 
Quarzen  angesprochen  werden. 

Chemisches.  Hie  mikroskopische  Untersuchung  giebt  schon  unge- 
fähr Auskunft  über  die  chemische  Zusammensetzung  des  Kieseloolithes; 
ein  genaues  Bild  liefert  natürlich  nur  die  chemische  Analyse.  In  der 
untenstehenden  Uebersicht  finden  sich  die  Analysen  von  folgenden  Gesteinen 
vergleichsweise  zusammengestellt : 

1.  Kieseloolith  aus  Pennsylvanien  1 . T.  . , rn 

2.  Einzelne  Kugel  aus  demselben  / nach  Baibour  und  Torre^ 

3.  Kieseloolith,  I.  Art  \ ^ r n 

4 2 Art  i vom  Verfasser; 

5.  Verkieselter  Oolith  nach  Knop.*) 


*)  A.  Knop,  Die  Kieselsäureausscheiclungen  etc.  N.  J.  f.  Min.  1874,  281, 


119 


1. 

2. 

3. 

4. 

5. 

Si02  95,83 

99,99 

98,72 

98,26 

96,95  °ij 

Fe2  Ö3 1 ~ qo 
A120J  2-93 

0,01 

0,54 

0,62 

(0,54  „ 

l-  „ 

Ti02  - 

— 

— 

— 

1,53  „ 

CaO  1,93 

— 

0,09 

0,19 

11 

MgO  Spur 

— 

— 

— 

11 

KgC^NagO  — 

— 

0,26 

0,28 

„ 

Glühverl.  — 

— 

0,34 

0,51 

11 

100,69 

100,00 

99,95 

99,89 

99,02  X 

Aus  Analyse  1 

— 4 geht  hervor,  dass  der 

Kieseloolith 

ein  sehr  kiesel- 

säurereiches  Gestein 

ist.  Analysen  1 und  2 

einerseits,  3 

und  4 anderer- 

seits  weichen  nicht 

unwesentlich 

von  einander  ab,  indem 

Nr.  1 fast  3 °/0 

weniger  als  3 und  4,  2 dagegen  über  4 °/0  mehr  Si02  als  1 angiebt. 
Fe203  -(-  A1203  nimmt  in  2,  3 und  4 in  beträchtlich  geringerer  Menge 
Theil.  Woher  kommen  bei  der  Nichtbeachtung  des  Unterschiedes  im 
CaO-Gehalt  diese  Abweichungen,  wenn  man  gleiches  Untersuchungsmaterial 
voraussetzt?  Der  Verfasser  glaubt  in  der  Lage  zu  sein,  die  Erklärung  zu 
geben.  Bei  Analyse  3 und  4 wurden  zwei  Arten  des  Aufschlusses  ange- 
wendet, einmal  mit  kohlensauren  Alkalien  und  zweitens  mit  Flusssäure. 
Im  ersten  Falle  ergab  sich  zunächst  ein  der  1.  Analyse  ähnlicher  Gehalt 
von  Si02.  Löste  man  die  erste  Ausfällung  von  Fe203  -(-  A1203,  welche 
übrigens  zum  grössten  Theil  aus  Fe203besteht,  um  nochmals  zu  fällen,  so 
blieb  ein  unlöslicher  Rückstand  von  Si02,  welcher  zu  Obigem  addirt  den 
Kieselsäureantheil  bedeutend  erhöhte  und  dem  in  Analyse  3 und  4 gleich- 
brachte. Er  stimmte  dann  gut  mit  den  Resultaten  des  Flusssäureauf- 
schlusses überein.  Der  bedeutende  Eisengehalt  in  Analyse  1 mag  so  auf 
Kosten  der  Kieselsäure  erlangt  sein.  Ausserdem  scheinen  mir  Analyse  1 
und  2 in  Bezug  auf  Fe203  + A1203  in  Widerspruch  mit  dem  mikrosko- 
pischen Befund  zu  stehen.  Die  Kugeln  lassen  sich  nur  aus  der  ersten 
Art  unseres  OoJithes  herauslösen;  es  kann  also  nur  diese  in  Betracht 
kommen.  In  ihr  ist  das  Eisen  weit  mehr  an  die  Kugeln  mit  den  breiten 
braunen  Ringzonen  gebunden,  während  die  ziemlich  grobkörnige  Zwischen- 
masse vorwiegend  wasserhell  ist  oder  wenig  Pigment  enthält.  In  Analyse 
2 müssten  wir  demnach  nicht  nur  nicht  kleinere  Zahlen  für  Fe203  er- 
warten, sondern  vielmehr  grössere. 

Mag  dem  sein,  wie  ihm  wolle,  auch  die  Analyse  bestätigt  die  Rich- 
tigkeit des  Namens  Kieseloolith , der  aber  in  Anbetracht  des  Umstandes, 
dass  wir  vorwiegend  Quarz  darin  haben,  zum  Unterschied  von  etwaigem 
Chalcedon-  oder  Opaloolith  besser  in  Quarzoolith  umzuändern  wäre. 

Der  Glühverlust  ist,  wie  zu  erwarten,  gering.  Er  muss  wohl  vorwiegend 
dem  Wassergehalt,  zu  einem  kleinen  Theile  etwa  vorhandenem  kohlensauren 
Kalk,  vielleicht  auch  geringer  organischer  Substanz  zugeschrieben  werden. 

Auffallend  ist  das  gänzliche  Fehlen  des  Kalkes  in  Analyse  5 des  ver- 
kieselten  Kalkoolithes.  Sollte  hier  auch  ein  primärer  Kieseloolith  ange- 
nommen werden  können? 

Um  den  Gehalt  an  amorpher  Kieselsäure  festzustellen,  wurde  das 
Gesteinspulver  in  Kalilauge  von  bestimmter  Concentration  eine  Stunde 
gekocht.  Die  Ergebnisse,  welche  7 — 10  °/0  lösliche  Si02  zeigten,  waren  je- 


120 


doch  wenig  übereinstimmend  und  befriedigend.  Sie  können  ausserdem  kein 
wahres  Bild  von  der  anwesenden  Menge  amorpher  Kieselsäure  geben,  da 
nach  Kam  meisberg  auch  die  äusserst  feinkörnigen,  kryptokristallinen 
Quarzarten  von  HKO  gelöst  werden. 

Litteratur.  Wie  es  scheint,  ist  mit  diesem  Kieseloolith  aus  Penn- 
sylvanien  zum  ersten  Mal  ein  derartiges  Gebilde  bekannt  geworden.  Es 
gelang  mir  nicht,  in  der  Litteratur  die  Erwähnung  gleicher  Dinge  aufzu- 
finden. Zwar  kommen  im  Opal  und  Chalcedon  oolithische,  besser  sphärolithische 
Bildungen  vor;  sie  sind  längst  bekannt  und  beschrieben  namentlich  von 
Behrens,  können  aber  doch  keineswegs  mit  unserem  Kieseloolith  ver- 
glichen werden. 

Aehnlicher  scheint  ein  von  H.  Finckel stein*)  erwähnter  Hornstein- 
oolith  zu  sein.  Nach  ihm  „liegt  über  den  Schichten  des  braunen  Jura  ein 
gelblicher  oder  bräunlicher,  zuweilen  ins  Graue  spielender  groboolithischer 
Kalk,  welcher  vollständig  von  Kieselsäure  durchtränkt  ist  und  grosse  Horn- 
steinausscheidungen führt.  Oft  gleicht  er  petrographisch  dem  Oolith  des 
mittleren  Dogger,  aber  grössere  Härte,  ein  besonderes  Klingen  beim  An- 
schlägen und  der  grosse  Kieselsäuregehalt  ermöglichen  stets  eine  sichere 
Trennung“.  Leider  ist  hieraus  zu  weiterer  Vergleichung  nichts  zu  ersehen. 

Einen  verkieselten  Oolith  erwähnt  ferner  Knop  aus  der  südwest- 
deutschen Trias  im  oberrheinischen  Gebiete.  Es  ist  ein  Hornstein  mit 
oolithischer  Structur  von  brauner  bis  bräunlich  schwarzer,  öfters  ins  hecht- 
graue sich  ziehender  Farbe,  welche  in  den  der  Verwitterung  ausgesetzt 
gewesenen  Regionen  hellgrau  wird.  Die  chemische  Analyse  wurde  auf 
S.  119  mitgetheilt.  Herrn  Geheimrath  Prof.  Dr.  Zirkel  verdanke  ich 
folgende  Notiz:  „Wichmann  beschreibt  aus  den  Landschaften  Rawas  und 
Lebong  in  Mittel-Sumatra  ein  eigentümliches , oolithisches  Kieselgestein: 
die  oolithähnlichen  Körnchen  besitzen  einen  Kern  von  Magnetit,  welcher 
zunächst  von  einer  Schale  farblosen  Quarzes  umgeben  ist,  auf  welche  nach 
aussen  eine  breite  Quarzschale  folgt,  die  eine  dunkle  Substanz  und  einige 
kleine  Magnetitkörnchen  enthält.“ 

Behrens  schildert  in  seinen  ausführlichen  „Mikroskopischen  Unter- 
suchungen über  die  Opale“  **)  Dinge,  in  denen  man  unserem  Oolith  recht  Aehn- 
liches  zu  erblicken  glaubt.  Sowohl  radialstrahlige  wie  concentrischschalige 
Schichtenstructur  kommt  in  den  Opalen  häufig  vor.  Freilich  besitzen  die 
Spärolithe  meist  geringe  Ausdehnung.  Behrens  giebt  solche  an  von 
0,019  — 0,068  mm  Durchmesser.  Die  Mitte  des  Streifen  Systems  nimmt 
oft  ein  rundliches  Gesteinsstückchen  ein,  bisweilen  ein  Luftbläschen.  Wenn 
das  Gesteinsstückchen  von  länglicher  Form  ist,  so  wird  das  zugehörige 
Streifensystem  elliptisch  oder  oval,  ja  es  kann  Vorkommen,  dass  sich  um 
ein  stark  ausgezacktes  Stückchen  ein  Complex  von  Systemen  mit  ein- 
springenden Winkeln  und  mehreren  Mittelpunkten  bildet.  Im  Hyalit  von 
Bohunitz  haben  die  Streifensysteme  einen  Durchmesser  von  1,94  — 1,12  mm. 
Im  Perlsinter  treten  Kugeln  und  Knollen  auf,  die  bis  1 cm  Durchmesser 
haben  und  dem  Gestein  ein  oolithisches  Gefüge  verleihen.  Sie  sind  von 
nicht  ganz  regelmässig  concentrisch-schaligem  Bau,  aus  abwechselnd  farb- 
losen und  weissen  Lagen  gebildet. 

*)  Der  Laübenstein  bei  Hohen-Aschau.  N.  J.  f.  Min.,  Beil.  Bd.  VI,  59  ff. 

**)  Sitz -Ber.  d.  Wiener  Ak.,  mathem.-naturw.  Kl.,  LXIV,  1871,  519 — 564. 


Im  hiesigen  K.  Mineralogisch-geologischen  Museum  fand  sich  ein 
kleines  Stück  eines  aus  dicht  gedrängten,  2—3  mm  grossen  Kugeln  be- 
stehendes Gestein  aus  Sibirien  mit  der  alten  Bezeichnnng:  „Feuerstein?“ 
Es  ist,  wie  das  Mikroskop  lehrt,  durchaus  amorphe  Kieselsäure.  Kugelige 
und  elliptische  Sphärolithen  mit  zierlichen  concentrischen  Ringen  und  im 
polarisirten  Licht  Interferenzkreuz  zeigend. 

Endlich  stellte  Herr  W.  Putscher,  Dresden,  aus  seiner  eigenen 
Sammlung  in  freundlicher  Weise  ein  Chalcedongeschiebe  von  Ceylon  und 
pisolithischen  Quarz  von  Aegypten  zur  Verfügung,  so  dass  von  beiden 
Schliffe  angefertigt  werden  konnten.  Das  Chalcedongeschiebe  von  Ceylon 
zeigte  auf  seiner  glatten  abgerollten  Oberfläche  ein  unserem  Oolith  recht 
ähnliches  Aussehen:  scharf  umrandete  Kugeln  mit  weissen  Rändern.  . Sie 
erwiesen  sich  im  Mikroskop  durchgehends  als  radialstrahlige  Chalcedon- 
sphärolithen,  welche  durch  körnigen  Quarz  verkittet  werden. 

Der  pisolithische  Quarz  aus  Aegypten  ist  im  Jahre  1851  von  Kenn- 
gott*) nach  einem  in  der  Sammlung  des  K.  K.  Hofmineralien cabinets  be- 
findlichen Handstück  einer  Untersuchung  unterzogen  worden.  Mit  ihm 
stimmt  nach  Kenngott’s  Beschreibung  der  pisolithische  Quarz  des  Herrn 
Putscher  vollkommen  überein.  Letzteres  ist  ein  durch  Wasser  abge- 
rolltes, etwa  3 cm  grosses  höckeriges  ziegelrothes  Geschiebe  von  dicker 
Scheibenform,  wie  man  solche  in  Flüssen  antrifft.  Auf  der  Oberfläche 
gewahrt  man  ringförmige  Wülste,  sogenannte  Kieselringe,  welche  in  der 
Mitte  eine  Vertiefung  mit  weissem  Kern  haben.  Das  Mikroskop  zeigt 
radialstrahlige  Chalcedonsphärolithen  mit  Interferenzkreuz  und  sphärolithen- 
ähnliche  Krystallisationsgruppen  von  Quarz:  um  einen  imaginären  oder 
wirklichen  Mittelpunkt  in  Gestalt  seltener  eines  runden,  mehr  eines  eckigen 
Quarzkornes  sind  nach  allen  Richtungen  Quarzkrystalle  angeschossen, 
die  sich  natürlich  besonders  seitlich  gehindert  haben.  Den  innersten  Kranz 
setzen  kleinere,  kürzere  Individuen  zusammen,  nach  aussen  werden  sie 
immer  länger.  Die  Zwischenräume,  die  jedoch  hier  sich  structurell  fast 
gar  nicht  abheben,  werden  von  grobkörnigem  Quarz  ausgefüllt. 

„Diese  in  ihrem  Aussehen  eigenthümliche  Bildung“,  sagt  Kenngott , 
„lässt  sich  dadurch  erklären,  dass  in  einem  kieseisäurehaltigen  Fluidum 
sich  um  irgend  welche  gegebene  Mittelkerne  viele  dergleichen  Kugeln 
bildeten,  dass  dieselben  niederfielen  und  mit  einander  durch  ein  quarziges 
Bindemittel  verkittet  wurden,  welches  nach  und  nach  das  Ganze  zu  einer 
grossen  Masse  umschloss,  wie  wir  es  in  ähnlicher  Weise  bei  dem  Erbsen- 
stein finden,  bei  welchem  sich  aber  die  Kalktheilchen  schalig  um  die  ge- 
gebenen Mittelkerne  anlegen.“ 

Im  Ganzen  ist  die  Aehnlichkeit  dieses  geschilderten  Quarzes  mit 
unserem  Kieseloolith  recht  gering,  auch  die  Analogie  mit  dem  Erbsenstein 
in  der  Bildung  beschränkt  sich  nur  auf  die  Ausscheidung  im  Wasser. 

Entstehung.  Die  erste  Frage,  welche  bei  der  Erörterung  über  die 
Bildung  des  Kieseloolithes  zu  beantworten  nöthig  erscheint,  ist:  Haben 
wir  in  ihm  ein  ursprüngliches  Gestein  vor  uns  oder  nur  das  Umänder- 
ungsproduct  eines  anderen  und  dann  welchen  primären  Gesteines? 


*)  Notiz  über  ein  eigentümliches  Vorkommen  des  Quarzes,  in  Sitz.-Ber.  d.  K. 
Ak.  d.  Wiss.,  mathem.-naturw.  Kl.,  IX,  605 — 707. 


122 


Es  wurde  oben  ein  v erkieseiter  Kalkoolith  erwähnt.  Barbour  und 
Torrey  beschreiben  einen  Kalkoolith  mit  2,10  °/0  Si02  und  85,99  °/o  CaC03, 
einen  Kieselkalkoolith*)  (lime  silica  oolite)  mit  3,70  °/0  Si02  und  88,71  °/0  CaC03, 
einen  Kalkkieseloolith  (silica  lime  oolite)  mit  56,50  °/0  Si02,  16,84  °/0  CaCÖ3 
und  2,68  °/0  MgC03  von  Jowa  river  zusammen  mit  dem  Kieseloolith  von 
Pennsylvanien  und  sprechen  die  Möglichkeit  und  Vermuthung  aus,  dass 
die  drei  letzteren  aus  einem  Kalkoolith  durch  Verkieselung  entstanden 
sein  könnten,  ohne  dass  sie  vorläufig  auf  eine  Untersuchung  dieses  Punktes 
eingehen,  Uebergangsformen,  der  chemischen  Zusammensetzung  nach, 
stehen  mir  nicht  zur  Verfügung.  Das  blosse  Nebeneinandervorkommen 
von  Kieselkalk-  und  Kalkkieseloolith,  selbst  in  einem  Handstück,  ist  zu- 
nächst noch  kein  Beweis  für  die  nachträgliche  Entwickelung  des  einen 
aus  dem  anderen.  Es  Hesse  sich  ebensogut  erklären  durch  eine  Aenderung 
der  Lösung,  aus  der  sie  ausgeschieden  worden  sind,  ähnlich  wie  der 
Uebergang  von  Kieselkalken  in  Kalksandsteine  und  reine  Sandsteine,  der 
sich  zuweilen  in  dem  engen  Raum  eines  Dünnschliffes  vollzieht,  auf  die 
ursprünglichen  Bildungsbedingungen  zurückgeführt  werden  kann.  Die 
von  mir  untersuchten  Präparate  des  pennsylvanischen  Kieseloolithes  Hessen 
nicht  das  kleinste  Flitterchen  Kalk  erkennen  und  die  chemische  Analyse 
ergab  nur  0,09  °/0  CaO,  auf  CaCOo  umgerechnet  0,16  °/0.  Die  mikro- 
skopische Structur  bietet  auch  nicht  den  geringsten  Anhalt  für  obige  An- 
nahme. Jedoch  soll  die  Möglichkeit  nicht  geleugnet  werden.  Eine  zweite 
Annahme  besässe  nach  dem  Beobachteten  mehr  Wahrscheinlichkeit  für  sich, 
dass  nämlich  der  fast  reine  Quarzoolith  ein  verquarzter  sphärolithischer 
Chalcedon  ist.  Die  einzeln  versprengten  Theile  von  radialsfrahligem  Chal- 
cedon,  welche  oft  unvermittelt  neben  dem  Quarzaggregat  auftreten,  müssten 
als  Ueberbleibsel  des  ursprünglichen  Gesteines  gelten.  Merkwürdig  und 
schwer  erklärbar  blieben  ebenso  wie  bei  der  Verkieselung  eines  Kalk- 
oolithes  die  regelmässige  Zonenbildung.  Die  Unregelmässigkeiten  brauchen 
nicht  dem  etwa  ohne  Rücksicht  auf  die  vorhandenen  Schichten  und  Zonen 
auskrystallisirenden  Quarz  zugeschoben  zu  werden;  sie  kommen  ja  auch  in 
Kalkoolithen  vor,  deren  Entstehung  auf  bewegtes  Wasser  zurückgeführt 
werden  muss. 

Sprechen  wir  den  Kieseloolith,  wie  er  vorliegt,  als  ein  ursprüngliches 
Gestein  an  und  betrachten  wir  chemische  Zusammensetzung  und  Structur 
im  Wesentlichen  als  eine  solche,  wie  sie  bei  der  Bildung  entstanden  ist, 
so  giebt  es  nur,  da  ein  eruptiver  Ursprung  ausgeschlossen  erscheint,  die 
Möglichkeit  der  Ausscheidung  aus  Wasser.  Barbour  und  Torrey  er- 
wähnen organische  Reste  als  Kerne,  mir  sind  solche  nicht  zu  Gesicht  ge- 
kommen. Für  die  Annahme,  dass  die  Kugeln  verkieselte  Organismen 
wären,  fehlt  jeglicher  Anhalt  in  Gestalt  von  Structurresten.  So  bleibt  nur 
eine  dem  Erbsenstein  vollständig  analoge  Bildung  übrig  und  ihr  stehen 
keine  Bedenken  und  Schwierigkeiten  entgegen.  Zwar  ist  das  Lösungsver- 
mögen des  Wassers  der  Kieselsäure  gegenüber  sehr  gering,  indem  es  nach 
Bischof  nur  0,0001  °0  seines  Gewichtes  Si02  aufzunehmen  vermag. 
Aber  der  Gehalt  an  Kohlensäure,  besonders  kohlensauren  Alkalien, 
und  höhere  Temperatur  vermögen  die  Löslichkeit  der  Kieselsäure  bedeu- 

*)  Anm.  Entgegen  dem  deutschen  Sprachgebrauch  bezeichnen  sie  den  Kalkoolith 
mit  SiOj  als  „lime  silica  oolite“  und  den  Kieseloolith  mit  Kalk  „silica  lime  oolite“. 


123 


tend  zu  steigern.  Die  in  den  Enhydros  eingeschlossene  Flüssigkeit  ent- 
hielt nach  Günibel*)  0,0032  % Si02;  das  ist  mehr  als  das  Dreissigfache 
der  oben  angegebenen  Menge.  Doch  dieser  Erörterung  bedarf  es  gar 
nicht,  sehen  wir  ja  überall  und  allezeit  die  Ausscheidung  von  Kieselsäure 
als  krystallisirte  oder  amorphe  Form  in  beträchtlicher  Menge  vor  sich 
gehen,  auf  Gesteinsklüften,  aus  Mineralquellen,  namentlich  in  den  be- 
kannten heissen  Quellen  auf  Island  und  Neuseeland.  Ja  von  Fritsch**) 
hat  die  Bildung  von  Quarz  im  Meere  durch  Untersuchung  einiger  bei  der 
Challengerfahrt  gesammelten  Meeresgrundproben  wahrscheinlich  gemacht. 
Auch  Nordamerika,  besonders  die  Rocky  Mountains  sind  reich  an  heissen, 
Kieselsinter  absetzenden  Quellen,  deren  es  dort  gegen  Tausend  giebt,  da- 
runter 30  thätige  Geysirs.  Nach  Peale***)  kennt  man  in  den  Vereinigten 
Staaten  jetzt  8843  Mineralquellen.  Es  ist  daher  keineswegs  gewagt,  wenn 
man  an  der  Bildungsstätte  des  Kieseloolithes  eine  ehemalige  heisse,  geysir- 
artige Quelle  voraussetzt,  wie  dies  z. B.  auch Kornhuberf)  und  Krennerff) 
thun  wegen  des  Vorkommens  von  Pisolith  im  Neubraer  Comitat,  bez. 
bei  Ofen. 

Wie  hat  man  sich  nun  die  Bildung  des  Kieseloolithes  im  Einzelnen 
zu  denken?  Wie  beim  Karlsbader  Erbsenstein  und  anderen  ähnlichen 
Dingen  muss  hier  eine  kreisende,  strudelnde  Bewegung  zur  Erzeugung 
der  runden  Formen  und  concentrischen  Schichten  zu  Hülfe  genommen 
werden,  wenigstens  bei  der  grobkörnigen  Varietät,  und  andererseits  wegen 
der  structurellen  und  zum  Theil  stofflichen  Verschiedenheit  der  Schichten 
ein  periodisches  Verschiedensein  der  Bedingungen.  Wie  gestaltet  freilich 
letztere  sein  müssen,  um  einmal  einen  gröberkörnigen , ein  ander  Mal 
stengeligen , dann  einen  äusserst  feinkörnigen  Quarz,  Chalcedon  oder 
amorphe  Kieselsäure  ausscheiden  zu  lassen,  dazu  reichen  augenblicklich 
unsere  minero-  und  petrogenetischen  Kenntnisse  und  Erfahrungen  ebenso 
wenig  aus  wie  zur  eingehenderen  Erklärung  z.  B.  der  verschiedenen 
Grundmassenausbildungen  der  Porphyre,  der  mikrogranitischen,  grano-, 
felso-  und  vitrophyrischen.  Zweifellos  spielen  in  unserem  Falle  chemische 
Zusammensetzung  der  Minerallösung,  Temperatur,  Schnelligkeit  der  Be- 
wegung im  Wasser  eine  Rolle,  ebenso  der  Umstand,  ob  die  Kieselsäure- 
ausscheidung in  das  Wasser  hinein  erfolgte  oder  an  die  Luft,  d.  h.  ob  die 
ausgeschiedene  Kieselsäure  noch  weiter  von  Wasser  umgeben  war  oder 
ob  dasselbe  schneller  oder  langsamer  verdunsten  konnte,  ob  also  die  Dia- 
genese wirksam  war  oder  nicht.  Wir  sehen,  die  Verhältnisse,  die  wir- 
kenden Bedingungen  sind  zahlreich,  noch  mehr  ihre  Verbindungen  und 
Verwickelungen.  Thatsache  scheint  zu  sein,  dass  aus  körnigkrystallisirter 
Kieselsäure  bestehende  Oolithe  sich  nicht  an  der  Luft,  als  oberflächlicher 
Quellenabsatz  bilden.  Denn  der  sogenannte  Perlsinter  besteht  meist  aus 
amorpher  Kieselsäure  und  Chalcedon.  Es  liegt  die  Vermuthung  nahe, 
dass  der  Boden  einer  heissen  Quelle,  der  Grund  des  Beckens,  in  den  sie 

*)  Enhydros.  Sitz.-Ber.  der  Münchener  Ak.,  X,  1880,  245;  u.  Nachtrag  zu  den 
Enhydros.  Ebenda,  XI,  1881,  321. 

**)  K.  v.  Fritsch,  Allgemeine  Geologie.  1888,  248. 

***)  Mineral  springs  of  the  United  States.  Bull.  U.  St.  geol.  Survey,  No.  32,  1886. 

t)  Pisolith  aus  dem  Neubraer  Comitat.  Sitz.-Ber.  d.  Ver.  f.  Naturw.  Press- 
burg,^ IV,  49. 

tt)  Ueber  die  pisolithische  Structur  des  diluvialen  Kalktuffes  von  Ofen.  Jahrb.  geol. 
Reichsanst.  Wien,  XIII,  1863,  462 — 65. 


124 


mündet,  bedeckt  ist  mit  Bildungen,  welche  unserem  Kieseloolith  ähn- 
lich sind. 

Auffallend  erscheint,  dass  nur  Quarz  als  Kern  der  Kugeln  auftritt. 
Wenn  derselbe,  wie  man  annehmen  muss,  aus  zertrümmerten,  verwitterten 
Gesteinen  stammt  und  in  die  Quelle  hineingerathen  ist,  so  sollte  man  auch 
bisweilen  ein  Feldspath-  oder  anderes  widerstandsfähiges  Mineralkorn  er- 
warten. Wahrscheinlich  wurden  letztere  von  der  heissen  Mineralquelle 
gelöst,  bemerkten  wir  doch  selbst  am  Quarz  geringere  oder  grössere  Spu- 
ren des  Angegriffenseins.  Andererseits  scheint  aber  auch  die  Zufuhr  an 
Mineralsubstanzen,  welche  nicht  Kieselsäure  sind,  bei  manchen  heissen 
Quellen  gering  zu  sein  Nach  Sandberger’s  Analyse  vom  Wasser  des 
grossen  Geysirs  auf  Island  nimmt  die  Kieselsäure  mit  0,5097  °/0,  das  ist 
also  weit  mehr  als  im  Enhydroswasser,  die  erste  Stelle  ein.  Darauf 
kommt  als  Höchstes  0,1939  % für  Ka2C03. 

Ein  in  eine  solche  Quelle  hineingerathen  es,  mehr  oder  weniger  abge- 
rolltes Quarzkorn  wurde  entweder  theilweise  aufgelöst,  benagt  oder  es 
krystallisirte  weiter:  in  vollkommen  physikalischer  Uebereinstimmung  mit 
ihm  setzte  sich  neue  Quarzsubstanz  an,  so  dass  die  Grenze  zwischen  bei- 
den nur  durch  staubartige  Ansätze  an  der  Oberfläche  des  ursprünglichen 
Kornes  noch  erkannt  werden  kann  (Fig.  11).  Durch  irgend  welchen  Um- 
stand wurde  dieses  Weiterwachsen  gestört,  es  bildete  sich  vielleicht  in 
nicht  allzusehr  bewegtem  Wasser  grobkörniges,  in  schneller  kreisender 
Lösung  ein  feinkörniges  Aggregat  und  so  fort.  Man  würde  sich  allzusehr 
auf  das  Gebiet  der  Speculation  begeben,  wollte  man  die  Theorie  der  Bil- 
dung weiter  ausführen. 

Wie  kommt  aber  in  das  Centrum  mancher  Kugeln  ein  grob-  oder 
feinkörniges  Aggregat?  Diese  Erscheinung  könnte  erklärt  werden  durch 
die  weiteren  nicht  unwahrscheinlichen  Annahmen:  in  der  Quelle  bildete 
sich  an  ruhigeren  Stellen  gröber-,  an  bewegteren  feinerkörniges  Aggregat. 
Sie  wurden  in  die  Bewegung  hineingerissen  oder  an  Orte  mit  anderen 
Bedingungen  geführt  und  dienten  als  Krystallisationskerne. 

Ein  Beweis  für  die  Bildung  des  gröberkörnigen  Aggregates  an  ruhigeren 
Stellen,  auf  dem  Boden,  scheint  mir  in  der  Thatsache  zu  liegen,  dass  die 
die  Kugeln  verkittende  Zwischenmasse  meist  aus  grösseren  Individuen 
besteht.  Die  Verbindung,  Cementirung  der  Kugeln  erfolgte  natürlich  am 
Boden,  nachdem  sie  infolge  ihrer  Grösse  und  Schwere  vom  bewegten 
Wasser  nicht  mehr  getragen,  niedergefallen  waren.  Ferner  kann  ein  Be- 
weis für  die  Ausscheidung  des  feinkörnigen  Aggregates  an  Stellen  mit 
kräftigerer  Bewegung  darin  gesehen  werden,  dass  die  äusserste  Zone  stets 
der  zuletzt  erwähnten  Substanz  angehört.  Beim  Ansatz  des  peripherischen 
Ringes  war,  um  die  grössere  Kugel  schwebend  zu  erhalten,  eben  eine 
stärkere  treibende  Kraft  nöthig. 

Bei  der  Bildung  der  zweiten  Art  unseres  Kieseloolithes  herrschte 
nicht  der  Wechsel  der  Bedingungen.  Das  Fehlen  der  Ringsysteme,  der 
verschieden  struirten  Zonen  deutet  darauf  hin,  dasser  nicht  in  lebhaft  kreisendem 
Wasser  entstand.  Welcher  Gestalt  freilich  die  Verhältnisse  gewesen  sein 
mögen,  die  solche  chalcedonartige  radialstrahlige  Quarzsphärolithen  er- 
zeugten, die  Frage  vermögen  wir  nicht  zu  beantworten. 


AMiandl.  d.Isis  in  Dresden,  1892. 


Taf . I. 


P Recbisck,  dd. 


Qebr.  Dresden. 


Taf.  E. 


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Äbliandl.  d.  Isis  in  Dresden,  1892. 


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Abhandl. d.Isis  in  Dresden,  1892. 


AlaidliM 


der 


Naturwissenschaftlichen  Gesellsch aft 


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i n I)  r e s cl  e n. 


Herausgegeben 

von  dem  Redactions  - Comite. 


Jahrgang  1893. 


(Mit  Abbildungen  im  Text.) 


Dresden. 

In  Commission  von  WaFQ&tz  & Lehmann,  Königl.  Sachs.  Hofbuchhändler. 

1894. 


Inhalt  des  Jahrganges  1893. 


I.  Sitzungsberichte. 

I.  Sektion  für  Zoologie  S.  3.  und  23.  — Drude,  0.:  Neue  Plankton- 

Litteratur  S.  3;  die  Apochromat-Objective  von  Zeis  S.  23.  — Reibisclij 
Tb.:  Vorlage  und  Besprechung  von  Raubthierschädeln  S.  23.  — Reiche,  K.: 
Die  Hoch-  und  Küsten-Cordillere  Chile’s  S.  3.  — Schiller,  K.:  Vorlage 
einer  Sertularia  S.  3;  die  sächsischen  Cicaden  S.  23.  — Excursion 
nach  Tharandt  S.  3. 

II.  Section  für  Botanik  S.  4 und  23.  — Drude,  0.:  Der  winterliche  Wurzel- 
schutz der  Bäume,  Führung  durch  den  Königlichen  Botanischen  Garten, 
topographische  und  floristische  Mittheilungen  über  die  Karpathen  S.  4; 
die  Vegetations-  Regionen  der  Central  - Karpathen  S.  23;  die  neueren 
Strömungen  auf  dem  Gebiete  der  botanischen  Nomenclatur,  neue 
Litteratur  S.  24;  Vorlagen  S.  24  und  25.  — Reiche,  K. : Die  Cultur- 
pflanzen  in  Chile  S.  4.  — Schiller,  K. : Kryptogamen  aus  der  Tatra  S. 
24.  — S chor ler,  B. : Bereicherungen  der  Flora  Saxonica  S.  25;  neue 
Litteratur  S.  24.  — Wobst,  A. : Die  Formender  Gattung  Rosa  von  Dresden 
und  Umgebung  S.  24;  neue  Rubus- Arten  aus  Sachsen  S.  27. 

III.  Section  für  Mineralogie  und  Geologie  S.  5 und  27.  — Danzig,  E.: 
Die  Gliederung  des  oberen  Quaders  südlich  von  Zittau  S.  30.  — Drude,  0.: 
Litteraturbesprechung  S.  29.  — Ebert,  0.:  Vorlage  S.  6.  — Engel- 
hardt, H.:  Die  diluvialen  Ablagerungen  von  Klinge  bei  Cottbus,  Vor- 
lagen S.  5;  Braunkohlenpflanzen  von  Vetschkau  S.  6;  Tertiärpflanzen  aus 
Bolivia  S.  30.  — Friedrich,  E. : Bimssteine  und  Schlacken  von  den 
Nordseeküsten  S.  6.  — Geinitz,  H.  B. : Verstorbene  Mineralogen  und 
Geologen  S.  5 und  27 ; der  Geschiebemergel  an  der  Stoltera  bei  Warne- 
münde S.  5;  Bericht  über  einen  Ausflug  nach  Oberbayern  S.  27;  der 
Pönitenten-Schnee,  Werner-Denkmal  in  Löbtau  S.  6;  neue  Litteratur  S.  ß 
und  29;  Vorlagen  S.  27.  — Stelz n er,  A.:  Die  südafrikanischen  Dia- 
mantengruben S.  6.  — Wolf,  Th.:  Die  Goldgruben  von  Vöröspatak  S.  29. 
— Zschau,  E.:  N.  ,T.  von  Kokscharow  f S.  5.  — Excursion  nach 
Zschertnitz  S.  7. 

IV.  Sectiou  für  prähistorische  Forschungen  S.  7 und  31.  — Deich- 
müller,  J. : J.  von  Boxberg  f S.  31;  verstorbene  deutsche  Alterthums- 
forscher, Gefässe  aus  dem  Gräberfelcle  von  Kl.  Saubernitz  S.  7 ; neue 
Litteratur  S.  8.  — Döring,  H. : Neolithische  Funde  von  Cotta  bei  Dresden 
S.  7;  Steingeräthe  von  Möritzsch,  Nünchritz  und  Leckwitz  S.  8;  der  Burg- 
wall von  Leckwitz  S.  8 und  31;  die  Insel  Rügen  S.  31.  — Ebert,  0. : 
Grünsteinbeil  von  Briessnitz  bei  Dresden  S.  7 ; neue  prähistorische  Funde 
bei  Dresden  S.  8.  — J ent  sch,  A. : Vorgeschichtliches  aus  der  Nieder- 
lausitz S.  32.  — Osborne,  W. : Die  vorgeschichtlichen  Forschungen  in 
Bayern  S.  31.  — Schneider,  0.:  Neue  Funde  aus  den  Ruinenstätten 
des  Somalilandes  S.  7.  — Excursion  nach  Nünchritz  und  Leckwitz 
S 8 

V.  Section  für  Physik  und  Chemie  S.  8 und  32.  — Burkhardt,  A.:  lieber 

eine  Rechenmaschine  S.  10.  — Corsepius,  M. : Verwendung  von  Speicher- 
zellen zum  Betrieb  von  Fahrrädern  S.  10.  — Freyberg,  J.:  Vermeidung 
von  Schäden  durch  Blitzschläge  S.  9.  — Krebs,  W.:  Blitzschlagunter- 
suchungen in  Hamburg  S.  9.  — Naumann,  A.:  Ueber  Mikrochemie  S. 
33.  — Rittershaus,  Tr.:  Mittheilungen  zur  Geschichte  der  Rechen- 
maschinen S.  9.  — Wittin g,  A. : Untersuchungen  an  offenen  und  ge- 
deckten Lippenpfeifen  von  nichtcylindrischer  Form,  mit  Bemerk,  von  H. 
Klein,  S.  32.  — Zetzsch e,  E. : Ueber  Stationsrufer  S.  8;  Relais  für 
Untersee-Kabel-Telegraphie  S.  10;  der  mehrfache  Telegraph  des  Amerikaners 
J.  Ghegan  S.  32. 

VI.  Section  für  Mathematik  S.  10  und  33.  — Hartig,  E.:  Die  Abhängig- 
keit des  Elasticitätsmoduls  des  geraden  Stabes  von  der  specifischen  Bean- 


spruchung  S.  10,  mit  Bemerk,  von  M.  Krause  S.  11.  — Kopeke,  Gl.: 
Die  Construction  der  neuen  Blasewitz-Loschwitzer  Elbbrücke  S.  11.  — 
Rohn,  K.:  Kummer’sche  Modelle  von  Flächen  4.  Ordnung  S.  33.  — 
Witting,  A.:  Instrumente  zur  Darstellung  der  Fourier’ sehen  Reihenent- 
wickelung, mit  Bemerk,  von  G.  Helm,  S.  33. 

VII.  Hauptversammlungen  S.  11  und  34.  — Veränderungen  im  Mitglieder- 
bestände S.  15  und  35.  — Beamte  der  „Isis“  im  Jahre  1894  S.  39.  — 
Kassenabschluss  für  1892  S.  12  und  18.  — Voranschlag  für  1893  S.  12 
und  19.  — Freiwillige  Beiträge  zur  Gesellschaftskasse  S.  39.  — Geschenke 
für  die  Bibliothek  S.  24  und  34.  — Bericht  des  Bibliothekars  S.  41.  — 
JVerner-Denkmal  S.  12.  — Besuch  des  „Prometheus“  S.  12.  — Drude, 
0.:  Die  modernen  Bestrebungen  der  Floristik  S.  14-,  Reise  in  die  Tatra 
S.  34.  — Ebert,  R. : B.  Vetter  f S.  12.  — Engelhardt,  H. : Der 

Charakter  der  Tertiärfonnation,  Frauen  mauerb  öhle  bei  Eisenerz  S.  34.  — 
Freyberg,  J. : Apparate  und  Modelle  zur  Veranschaulichung  elektro- 
dynamischer Vorgänge  und  der  Fortpflanzungsgesetze  der  Wellen- 
bewegung S.  34.  — Geinitz,  H.  B.:  R.  Körner  f,  C.  Rückert  f S.  12; 
Eishöhle  bei  Saalburg  S.  34.  — Helm,  G.:  Die  Ansätze  zu  einer  mathe- 
matischen Chemie  S.  13;  die  mathematisch -physikalische  Ausstellung 
in  München  S.  34.  — Neubert,  G. : Falb's  kritische  Tage  und  die  Regen- 
beobachtungen in  Sachsen  S.  12.  — Nits  che,  H. : Die  Arten  der  Gattung- 
en^/? ocampa , mit  Bemerk,  von  0.  Schneider  S.  12.  — Schlimpert, 
A. : Pflanzen -Vorlagen  S.  14.  — Schneider,  0.:  San  Remo  und  seine 
Thierwelt  im  Winter  S.  11.  — Vater,  H. : Die  Theorie  der  Krystall- 
structur  S.  34.  — Zs  eh  au,  E. : Vorlage  S.  34.  — Excursionen  nach 

der  Bosel  bei  Sörnewitz,  der  neuen  Dresdner  Elb  brücke  und  in  die  Dres- 
dener Haide  S.  14  und  15. 

II.  Abhandlungen. 

Drude,  0.:  Bericht  über  die  Isis-Fahrt  nach  den  zentral- Karpathen  im  Juli 
und  August  1893.  S.  120. 

Kopeke,  CI.:  Der  Loschwitz-Blasewitzer  Brückenbau  S.  86. 

Magnus,  P. : Mvcologische  Ergebnisse  eines  kurzen  Ausflugs  bei  Meissen. 

S.  118. 

Meyer,  A.  B.:  Wurde  Bernstein  von  Hinterindien  nach  dem  Westen  exportirt? 
S.  63. 

Nits  che,  H. : Beobachtungen  über  die  Eierdeckschuppen  der  weiblichen  Pro- 
cessionsspinner.  S.  108. 

Schneider,  0.:  San  Remo  und  seine  Thierwelt  im  Winter.  S.  3. 

Stelzner,  Ä. : Die  Diamantengruben  von  Kimberley.  S.  71. 

Z schau,  E.:  Die  Zeolithe  im  Syenitgebiete  des  Plauenschen  Grundes  bei 
Dresden.  S.  90. 

Z schau,  E.:  Ein  Titanit- Abkömmling  im  Syenite  des  Plauenschen  Grundes  bei 
Dresden.  S.  106. 


Die  Autoren  sind  allein  verantwortlich  für  den  Inhalt  ihrer 

Abhandlungen . 


Die  Autoren  erhalten  von  den  Abhandlungen  50,  von  den  Sitzungs- 
berichten auf  besonderen  Wunsch  25  Separatabzüge  gratis,  eine  grössere  Zahl 
gegen  Erstattung  der  Herstellungskosten. 


Sitzungsberichte 

der 

na  turwissenschaftlichen  Gesellschaft 


in  Dresden 


1893. 


3 


I.  Section  für  Zoologie. 


Erste  Sitzung  am  2.  Februar  1893.  Vorsitzender:  Institutsdirector 
Th.  Reibisch.  — Anwesend  54  Mitglieder  und  Gäste. 

Dr.  K.  Reiche,  Lehrer  am  Lyceum  in  Constitucion,  Chile,  früher  in 
Dresden  als  Assistent  am  botanischen  Institut  der  K.  Technischen  Hoch- 
schule thätig,  spricht  über  die  Hoch-  und  Küsten- Cordillere  Chile's, 
insbesondere  über  deren  Pflanzen-  und  Thierwelt. 


Zweite  Sitzung  am  16.  März  1893  (in  Gemeinschaft  mit  der  Section 
für  Botanik).  Vorsitzende:  Director  Th.  Reibisch  und  Prob  Dr.  0.  Drude. 

Nach  einigen  Verhandlungen  über  den  durch  den  Tod  des  Prof.  Dr. 
B.  Vetter  erledigten  Vorsitz  der  zoologischen  Section  bespricht  Prof.  Dr. 
0.  Drude  die  neuen  Erscheinungen  auf  dem  Gebiete  der  Plankton- 
Litteratur  vom  botanischen  Standpunkte. 

Vortragender  bezieht  sich  besonders  auf  die  Arbeiten  von  Dr.  F.  Schütt,  welcher 
als  Botaniker  die  Expedition  des  „National“  begleitete  und  jetzt  eine  zusammen- 
hängende Arbeit:  „Das  Pflanzenleben  der  Hochsee“,  Kiel  und  Leipzig  1893, 
76  S.  in  gr.  4°  mit  Karte,  neben  einer  Abhandlung  über  die  bei  der  Planktonforschung 
von  Hensen  innegehaltene  Methode  geliefert  hat.  Von  besonderem  Interesse  sind 
unter  den  „Vegetationsbildern“  die  graphischen  Darstellungen  der  Gesammtvegetation 
an  Diatomeen  (Bacillariaceen),  Peridineen,  Pyrocysteen,  Halosphaereen,  Protococcaceen 
und  Schizophyceen,  welche  in  Würfelform  die  Vertheilungsmengen  der  kalten  Meere 
im  Vergleich  mit  dem  tropischen  atlantischen  Ocean  ergeben.  Von  besonderem  In- 
teresse ist  ebenfalls  Prof.  Krümmel’s  Mittheilung  über  die  Sargasso-See.  (Geograph. 
Mittheil.,  Gotha  1892.) 

Privatus  K.  Schiller  legt  im  Anschluss  an  das  auch  über  das  Thier- 
leben des  Oceans  Bemerkte  eine  in  den  Dresdner  Geschäften  als  „Seegras“ 
fälschlich  bezeichnete  Sertularia  vor,  die  in  grüner  Färbung  als  Zimmer- 
schmuck Verwendung  findet. 


Excursion. 

Am  10.  Juni  1893  nach  Tharandt  zur  Besichtigung  der  Fisch- 
zuchtanstalten und  der  zoologischen  Sammlungen  der  Forstakademie.  — 
Zahl  der  Theilnehmer  22. 

Von  Prof.  Dr.  H.  Nitsche  - Tharandt  auf  Haltestelle  Edle  Krone  empfangen, 
begaben  sich  die  Theilnehmer,  unterwegs  fleissig  botanisirend,  unter  dessen  Leitung 
durch  das  Thal  der  wilden  Weisseritz  nach  der  Forellenzüchterei.  Daselbst  bereitete 
Prof.  Dr.  H.  Nitsche  durch  einen  Vortrag  über  den  Bau  der  Anstalt,  die  Filtrir-  und 

1* 


4 


Brütevorrichtungen,  sowie  die  Fütterungsmassen  den  Gang  durch  die  Raume  vor 
und  geleitete  sodann  die  Versammelten  zu  den  Aussatzteichen,  in  denen  die  Fische 
in  verschiedenen  Altersstufen,  sowie  die  für  sie  bestimmten  Schutzvorrichtungen  gegen 
Gefahren  beobachtet  werden  konnten.  Hierauf  führte  derselbe  zu  der  Forstakademie, 
in  welcher  er  in  instructiver  und  eingehender  Weise  die  höchst  interessanten  Schätze 
der  allgemeinen  wie  der  speciellen  zoologischen  Sammlungen  vorführte. 


II.  Section  für  Botanik. 


Erste  Sitzung  am  9.  Februar  1893.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  0.  Drude. 
— Anwesend  30  Mitglieder. 

Dr.  K.Reiche  macht  Mittheilungen  über  die  Cultur-Pflanzen  in  Chile. 

Der  Vortragende  bezeichnet,  nach  einem  kurzen  Ueberblick  über  die  Boden- 
beschaflenheit  des  Landes,  als  Hauptgetreidefrucht  den  Weizen.  Diesem  kommt  nahe 
an  Bedeutung  für  die  Bewohner  der  Mais.  Roggen  wird  nur  wenig,  Gerste  nur  als 
Viehfutter  gebaut.  Kartoffeln  werden  nur  selten  verwendet,  viel  häufiger  der  Kürbis 
und  als  angenehme  Sommererquickung  die  Wassermelone.  Erdbeeren,  Pomeranzen, 
Citronen  findet  man  auch  angebaut,  doch  kommen  sie  an  Güte  den  unseligen  nicht 
gleich.  Sehr  geschätzt  sind  die  Pfirsichen  und  ausser  diesen  werden  als  Beigerichte 
Oliven-  und  Opuntien-Früchte  in  den  verschiedensten  Zubereitungen  genossen. 

An  landschaftlichen  Ziergewächsen  finden  sich  Araucarien  und  Eucalypten,  als 
gärtnerische  Rosen,  Pelargonien,  Magnolien,  Jasmin  u.  a.  m.  . 

Prof.  Dr.  0.  Drude  spricht  über  den  winterlichen  Wurzelschutz 
der  Bäume. 


Zweite  Sitzung  am  6.  April  1893  (im  K.  Botanischen  Garten). 
Vorsitzender:  Prof.  Dr.  0.  Drude.  — Anwesend  32  Mitglieder. 

Unter  Führung  des  Vorsitzenden  wird  eine  Besichtigung  aller  der 
Mora  von  Deutschland  gewidmeten  Anlagen  vorgenommen. 


Dritte  Sitzung  am  15.  Juni  1893.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  0.  Drude. 
— Anwesend  21  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  macht  im  Hinblick  auf  die  von  den  Gesellschafts- 
mitgliedern für  diesen  Sommer  geplante  Karpathenreise  topographische 
und  floristische  Mittheilungen  über  das  zu  bereisende  Gebiet. 

Der  Vortragende  bespricht  hauptsächlich  die  von  ihm  nach  Wahlenberg’s 
Arbeiten  früher  in  Bergbaus’  physikalischem  Atlas  unterschiedenen  4 Vegetations- 
regionen : 

I.  Untere  Region,  die  eigentliche  Culturregion  , von  600 — 900  m (mit 
Cytisus  ratisbonnensis , Obst-  und  Kornbau,  Wiesen,  wenig  Wald). 

II.  B ergwald-Region  (Regio  subalpina  nach  Wahlenberg)  bis  1350  in; 

a)  untere:  mit  Laubhölzern,  bis  1250  m, 

b)  obere:  vorherrschend  Nadelhölzer. 

III.  Krummholz-Region,  1850 — 1800  m.  (Hierbei  ist  die  untere  alpine  Region 
zwischen  1500  und  1800  m mit  eingeschlossen.) 

IV.  Eigentliche  alpine  Region,  1800 — 2300  m (mit  ca.  50  alpinen  Arten). 

V.  Obere  alpine  Region  über  der  (theoretischen)  Schneegrenze. 


5 


III.  Seetion  für  Mineralogie  und  Geologie. 


Erste  Sitzung  am  16.  Februar  1898.  V orsitzender : Geh.  Hofrath 
Dr.  Geinitz.  — Anwesend  20  Mitglieder 

Der  Vorsitzende  eröffnet  die  Sitzung  mit  Worten  der  Erinnerung  an 
Sir  Richard  Owen,  geh.  am  20.  Juni  1804  in  Lancaster,  gest.  am 
18.  December  1892  in  London. 

Vergl.  Nekrolog  mit  Bildniss  des  berühmten  englischen  Naturforschers  im 
Geolog.  Magaz.,  Februar  1893. 

Ein  zweiter  tief  empfundener  Nachruf  galt  dem  am  22.  December  1892 
nahe  an  seinem  70.  Geburtstag  in  New  York  verstorbenen  James  Strong 
Newberry,  Professor  der  Geologie  an  der  Columbia -Universität  in  New- 
York  und  seit  1872  Präsident  der  New-York  Academy  of  Sciences. 

Einen  Nekrolog  dieses  hervorragenden  Geologen  und  Paläontologen,  dessen 
Publicationen  über  fossile  Fische  und  Pflanzen  immer  von  Neuem  Bewunderung  er- 
regen, s.  in  Amer.  Geologist,  vol.  XII,  July  1893,  by  J.  Stevenson. 

Noch  eines  dritten  allgemein  empfindlichen  Todesfalles  wird  gedacht, 
des  Chemikers  und  Mineralogen  Dr.  Friedrich  August  Genth  in  Phila- 
delphia, geb.  am  17.  Mai  1820  zu  Wächtersbach,  Hessen-Cassel,  gest.  am 
2.  Februar  1893  zu  Philadelphia. 

JDer  Vorsitzende  nimmt  hierbei  Veranlassung,  eine  Reihe  der  trefflichen  ,,Con- 
tributions  to  Mineralogy“  aus  dem  chemischen  Laboratorium  der  Universität  von  Penn- 
sylvanien  vorzulegen,  welche  F.  A.  Genth  in  den  Jahren  1885 — 1892  in  den  Proceed. 
of  the  Amer.  Philos.  Society  und  in  dem  Amer.  Journ.  of  Science  veröffentlicht  hat. 

Ueber  das  Leben  und  Wirken  des  bedeutendsten  russischen  Minera- 
logen, Geh.  Rath  Nicolai  Iwanowitsch  von  Kokscharow,  geb.  1813, 
gest.  am  3.  Januar  1893  in  St.  Petersburg,  berichtet  Prof.  E.  Z schau 
unter  specieller  Verweisung  auf  die  von  jenem  Meister  der  Mineralogie 
und  Krystallographie  herausgegebenen  11  Bände  der  „Materialien  zur  Mi- 
neralogie Russlands“. 

Oberlehrer  H.  Engelhardt  legt  Proben  dap>  ausgezeichneten  Pech- 
glanzkohle, sogen.  Salonkohle  aus  dem  voff  dem  verstorbenen  Berg- 
verwalter Castelli  sorgsam  und  intelligent  geleiteten  Braunkohlenwerke 
von  Salesl  bei  Proboscht  in  Böhmen  vor,  ferner  eine  eigenthümliche 
Breccie  von  Basalt  mit  einem,  Dr.  W.  Bergt  zur  näheren  Untersuchung 
übergebenen  Mineral,  von  der  Wostrey  bei  Birnay  in  Böhmen,  und  ver- 
breitet sich  weiter  über  die  von  A.  Nehring  in  Berlin  und  H.  Credner 
in  Leipzig  beschriebenen  diluvialen  Ablagerungen  von  Klinge 
bei  Cottbus. 

Hierauf  lenkt  der  Vorsitzende  das  Interesse  auf  die  prächtigen  Auf- 
schlüsse des  Geschiebemergels  an  der  Stoltera  bei  Warnemünde, 
über  welche  schöne  photographische  Bilder  seines  früheren  Zuhörers,  Cand. 
Loesner  in  Rostock  zu  Vorlage  kommen. 

Dieselben  können  keinen  Zweifel  über  den  Ursprung  jener  zahllosen  oft  sehr, 
grossen  Blöcke,  die  am  heiligen  Damm  bei  Doberan  und  an  vielen  anderen  in- 
structiven  Localitäten  Mecklenburgs  massenhaft  angehäuft  sind,  hinterlassen  ; sie 
können  nur  in  der  Grundmoräne  des  alten  von  Norden  und  Nordost  kommenden 
Inlandeises  dahin  geführt  worden  sein. 


6 


Der  Vorsitzende  hebt  noch  hervor,  dass  mit  glacialen  Verhältnissen 
auch  die  Bildung  des  eigen thümlichen  Poenitenten-Schnees  zusammen- 
hängt, welche  neuerdings  Prof.  Dr.  L.  Brackebusch  aus  den  argentinischen 
Cordilleren  im  ,, Globus“,  Bd.  63,  Nr.  1 und  2,  beschreibt,  und  welche  in 
ihrer  äusseren  Erscheinung  so  grosse  Aehnlichkeit  nm^len  berühmten,  aus 
Moränenschutt  eines  alten  Gletschers  abgeleiteten  Erdpyramiden  bei 
Bozen  in  Süd-Tyrol  zeigen.  Von  beiden  liegen  gute  Abbildungen  zum 
Vergleiche  bei,  von  den  ersteren  durch  Brackebusch,  von  den  letzteren 
durch  E.  von  Hochstetter*). 

Nach  Erläuterung  einer  Anzahl  von  Exemplaren  des  Ammonites  Wooll- 
gari  Mant.  aus  dem  unterturonen  Mittelpläner  oder  den  Labiatus-Schichten 
von  Kemnitz  bei  Dresden  durch  Taubstummenlehrer  0.  Ebert 

bespricht  der  Vorsitzende  die  neueste  sehr  willkommene  Monographie 
des  Geh.  Bergraths  Dr.  W.  Bunge  über  das  Kuhr-Steinkohlenbecken, 
Berlin  1892,  mit  Atlas  und  geologischen  Karten. 

Unter  letzteren  beansprucht  Tat.  II  ein  hohes  Interesse,  da  hier  der  Zusammen- 
hang der  Steinkohlenablagerungen  in  England,  Schottland,  Belgien,  Westfalen,  bei 
Aachen  und  Saarbrücken,  sowie  die  zwischen  denselben  auftretenden  älteren  und 
plutonischen  Gesteine  sehr  anschaulich  nachgewiesen  wird.  Auch  die  Erfahrungen 
des  geschätzten  Verfassers  über  Stigmaria  ficoides,  welche  in  keinem  Falle  stets  als 
Wurzel  von  Sigillarien  aufzufassen  ist,  sind  sehr  beachtenswerth. 

Oberlehrer  H.  Engelhardt  bespricht  zum  Schluss  die  ihm  von  der 
Braunkohlengrube  Guerrini  bei  Vetschkau  zugekommenen  Fossilien. 
Selbe  stammen  aus  dem  Braunkohlenflötze  und  sind : 

Rosellinia  congregata  Beck,  sp.,  Rhizomorpha  sp.,  Sequoia  brevifolia  Heer,  Pinus 
hepios  Ung,  Glyptostrobus  europaeus  Heer,  Palmacites  Daemonorops  Ung.  sp.,  Livis- 
tona  Geinitzi  E.,  Platanus  aceroides  Göpp.,  Andromeda  protogaea  Ung.,  A.  narbonensis 
Sap.,  Nyssa  europaea  Ung.,  Apocynophyllum  helveticum  Heer,  Sideroxylon  hepios. 

Durch  Bergrath  v.  Ro senberg  - Lipinsky  waren  ihm  ferner  zur  Bestimmung 
von  Henriettenhof  im  Kreise  Birnbaum,  Posen,  zugesendet  worden: 

Taxodium  distichum  miocenum  Heer,  Carex  Scheuchzeri  Heer,  Poacites  caespitosus 
Heer,  P.  laevis  Heer,  Phragmites  oeningensis  Al.  Br.,  Carpinus  grandis  Ung.,  Quercus 
grandidentata  Ung.,  Qu.  sp.,  Corylus  grosse- dendata  Heer  (?),  Salix  varians  Göpp., 
ZJlmus  plurinervia  Ung.,  Berchemia  multinervis  Al.  Br.  sp.,  Vaccinium  acheronticum 
Ung.,  Nyssa  Ornithobroma  Ung.,  Juglans  bilinica  Ung. 


Zweite  Sitzung*  am  20.  April  1893.  Vorsitzender:  Geh.  Hofrath 
Dr.  Geinitz.  — Anwesend  56  Mitglieder. 

Dr.  med.  E.  Friedrich  spricht  über  angeschwemmte  Bimssteine 
und  Schlacken  der  Nordseeküsten. 

Bergrath  Prof.  Dr.  A.  Stelzner- Freiberg  berichtet  eingehend  über 
die  südafrikanischen  Diamantengruben. 

Eine  Abhandlung  darüber  vergl.  im  nächsten  Hefte  dieser  Zeitschrift. 

Der  Vorsitzende  regt  die  Ueb  er  nähme  des  Werner-Denkmals  an 
der  Löbtauer  Strasse  in  Dresden  durch  die  Gesellschaft  an. 


*)  Allgemeine  Erdkunde.  Prag  1872,  II.  Th.,  S.  166  u.  167. 


7 


Excursion. 

Am  22.  Juni  1893  fand  unter  Leitung  von  Dr.  H.  B.  Geinitz  eine 
Excursion  nach  der  Ziegelei  der  Gebrüder  Dammmüller  in  Zschertnitz 
bei  Dresden  statt,  um  das  dortige  Vorkommen  des  glacialen  Geschiebe- 
mergels zu  beobachten,  über  welches  schon  Dr.  R.  Beck  in  Sitzungsber. 
d.  Isis,  1891,  S.  17,  näher  berichtet  hat.  Unter  den  vielfach  geschrammten 
Geschieben  wurden  u.  a.  Scolithus  linearis  Hall,  Gotländer  Kalk  und 
grössere  Blöcke  von  Feuerstein  gefunden.  — Zahl  der  Theilnehmer  33. 


IV.  Section  für  prähistorische  Forschungen. 


Erste  Sitzung  am  19.  Januar  1893.  Vorsitzender:  Dr.  J.  Deich- 
müller. — Anwesend  17  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  0.  Schneider  spricht  über  neuere  Funde  aus  den  Ruinen- 
stätten des  Somalilandes  (vergl.  Sitzungsber.  Isis  1888,  S.  11). 

Lehrer  H.  Döring  hält  einen  Vortrag  über  die  von  ihm  im  neuen 
Weisseritzbett  in  Cotta  bei  Dresden  ausgegrabenen  neolithischen 
Funde. 

Bei  Besichtigung  der  Ausschachtungsarbeiten  im  neuen  Weisseritzbett  unweit 
des  Schusterhauses  entdeckte  Vortragender  sogenannte  Trichter  gruben  der  neolithischen 
Zeit,  denen  er  im  Laufe  des  Sommers  1892  Bruchstücke  menschlicher  Schädelknochen, 
Geräthe  aus  Grünstein,  eine  grössere  Anzahl  Feuersteinschaber,  Nuclei,  verschiedene 
Knochengeräthe,  zahlreiche  Gefässscherben  mit  reicher  Ornamentirung,  wie  sie  der 
sogenannten  „Bandkeramik“  eigen  ist,  Thonperlen,  Knochen  von  Hirsch,  Reb,  Rind, 
Schwein,  Pferd  u.  a.  m.  entnahm. 

Der  Vortragende  behält  sich  vor,  über  die  bemerkenswerthen  Funde  an  dieser 
Stelle  später  Ausführliches  zu  berichten. 

Der  Vorsitzende  weist  auf  ähnliche  Funde  in  einer  Kiesgrube  bei 
Lockwitz  hin  (Sitzungsber.  Isis  1884,  S.  69). 

Taubstummenlehrer  0.  Ebert  legt  ein  1892  im  Vill  engrund  stück  des 
Herrn  Däweritz  in  Briessnitz  b.  Dr.  gefundenes  Grünsteinbeil  vor. 

Dr.  J.  Deichmüller  bringt  zur  Ansicht  eine  Reihe  interessanter 
Gefässe  aus  dem  Gräberfelde  von  Klein-Saubernitz  bei  Weissenberg : 
Zwillings-  und  Drillingsgefässe,  schön  verzierte  Schalen,  graphitirte  Gefässe, 
eine  Kinderklapper  in  Vogelform  und  kleine  Thongewichte. 


Zweite  Sitzung  am  9.  März  1893.  Vorsitzender:  Dr.  J.  Deichmüller. 
— Anwesend  18  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  gedenkt  der  kürzlich  verstorbenen  deutschen  Alter- 
thumsforscher, ■ des  Geh.  Medicinalraths  Prof.  Dr.  H.  Schaaffhausen  in 
Bonn,  langjährigen  Vorsitzenden  der  deutschen  anthropologischen  Gesell- 
schaft, des  Directors  des  römisch-germanischen  Centralmuseums  in  Mainz 
L.  Lindenschmit  und  des  Geh.  Raths  A.  von  Essenwein,  Directors  des 
germanischen  Museums  in  Nürnberg,  und  hebt  deren  Verdienste  um  die 
deutsche  Alterthumsforschung  hervor. 


8 


Taubstumm enlehrer  0.  Ebert  berichtet  über  neue  Urnenfunde  bei 
Stetzsch,  Kossebaude  und  Kemnitz  und  über  vorgeschichtliche 
Herdstellen  bei  Kossebaude  und  im  neuen  Weisseritzbett  in  Cotta 
bei  Dresden. 

Lehrer  H.  Döring  legt  einige  auf  dem  Felde  des  Gemeindevorstehers 
F.  Stange  in  Möritzsch  bei  Schkeuditz  gefundene  Grünsteinartefacte 
vor,  unter  denen  sich  ein  Steinmeisel  durch  bedeutende  Dimensionen  (43  cm  1., 
8 cm  br.,  3 cm  dick,  Gewicht  2,6  Kg)  auszeichnet; 

ferner  eine  Anzahl  Feuersteingeräthe  vom  Urnenfelde  Nünch- 
ritz  bei  Riesa  und  von  einer  zur  Ortsflur  Leckwitz  gehörigen  flachen 
Anhöhe  an  der  Elbe. 

So  oft  der  Flugsand  dieser  Anhöhe  vom  Winde  bewegt  wird,  zeigt  sich  die 
Oberfläche  mit  zahllosen  Feuersteinsplittern,  darunter  zugeschlagenen  Messerchen  oder 
Schabern,  übersät;  dabei  gefundene  grobe  Urnenscherben  und  formlose  Stückchen 
von  Bronze  deuten  auf  ein  ehemaliges  Urnenfeld  an  der  Fundstelle  hin  und  bestätigen 
die  auch  anderwärts  beobachtete  Erscheinung,  dass  Steingeräthe  noch  mit  Resten 
von  germanischem  Typus  Vorkommen,  dass  Feuersteingeräth  bis  weit  in  die  Bronze- 
zeit neben  metallischem  Geräth  im  Gebrauch  geblieben  ist. 

Der  Vortragende  ergänzt  seine  früher  über  den  Burgwall  Leckwitz 
a.  d.  Elbe  gemachten  Mittheilungen  (Sitzungsber.  Isis  1892,  S.  9)  durch 
Vorlegung  neuerer  Funde. 

Im  Herbst  1892  gelang  es  dem  Lehrer  E.  Peschei  in  Nünchritz,  an  einer 
200  Schritte  östlich  der  Schanze  gelegenen  Stelle  eine  Ascheschicht  und  Scherben 
vom  slavischen  Typus,  sowie  Eisen-  und  Bleireste  aufzufinden.  Bei  späteren  Grabungen 
wurden  aufs  Neue  zahlreiche  slavische  Scherben  mit  dem  charakteristischen  Wellen- 
ornament aus  einer  Tiefe  von  ca.  1/2  m zu  Tage  gefördert. 

Dr.  J.  Deichmüller  bespricht  zum  Schluss  von  neuen  litterarischen 
Erscheinungen 

H.  von  Ranke:  Ueber  Hochäcker.  München  1898; 

Teich  : Die  prähistorische  Metallzeit  und  ihr  Zusammenhang  mit  der  Urgeschichte 
Deutschlands.  (Corresp.-Bl.  Deutsch,  anthrop.  Ges.  1893,  Nr.  2.) 


Excursion. 

Unter  Betheiligung  von  17  Mitgliedern  und  Gästen  wurde  am 
3.  Juni  1893  zunächst  die  Sammlung  des  Lehrers  E.  Pesch el  in  Nünch- 
ritz  besichtigt,  hierauf  unter  Leitung  des  genannten  Herrn  das  nahe- 
gelegene Urnenfeld  besucht  und  daselbst  eine  Ausgrabung  vorgenommen, 
die  leider  nur  einige  stark  zerstörte  Gefässe  ergab.  Hieran  schloss  sich  ein 
Gang  über  den  wohl  erhaltenen  Burgwall  bei  Leckwitz  a,  d.  Elbe  und 
dessen  Umgebung. 


V.  Section  für  Physik  und  Chemie. 


Erste  Sitzung  am  12.  Januar  1893.  Vorsitzender:  Professor  Dr. 
E.  Zetzsch e.  — Anwesend  30  Mitglieder  und  Gäste. 

Prof.  Dr.  E.  Zetzsche  hält  einen  Vortrag  über  die  zur  Verwendung 
in  der  elektrischen  Telegraphie  bestimmten,  sogenannten  Stationsrufer 


9 


und  führt  dabei  einen  anfgestellten  Apparat  dieser  Gattung  vor,  welcher 
neuerdings  von  H.  Wetzer  in  Pfronten,  Bayern,  erfunden  wurde. 

Diese  Apparate  Wetzer1  s dienen  dazu,  eine  von  mehreren  in  dieselbe  Leitung  einge- 
schalteten Telegraphen-  und  Telephonstationen  ein  Anruf signal  derart  zu  geben,  dass 
die  übrigen  Stationen  dieses  Signal  nicht  hören.  Jeder  der  in  einer  der  zusammen- 
gehörigen Stationen  befindlichen  Apparate  hat  2 Pendel,  ein  kleineres,  welches  eine 
bestimmte  und  zwar  für  jede  Station  verschiedene  Schwingungsdauer  hat,  und  ein 
grösseres,  welches  durch  ein  Laufgewicht  auf  die  Schwingungsdauern  der  Pendel 
aller  Stationen  abgestimmt  werden  kann.  Das  kleine  Pendel  der  Apparate  kann  durch 
die  von  dem  zufolge  taktmässiger  Stromunterbrechungen  abfallenden  Ankerhebei 
eines  Elektromagnetes  ihm  ertheilten  Schläge  in  Schwingungen  versetzt  werden  und 
schliesst,  wenn  die  Schwingungsweite  gross  genug  geworden  ist,  einen  Localstrom, 
der  ein  Klingelwerk  zum  Läuten  bringt.  Die  Schwingungsweite  kann  aber  nur  dann 
durch  diese  Schläge  regelmässig  vergrössert  werden  und  so  schliesslich  die  hin- 
reichende Grösse  erreichen,  wenn  die  Stromunterbrechungen  im  Elektromagnete  mit 
der  Schwingungsdauer  des  Pendels  zeitlich  übereinstimmen.  Der  Takt  der  Strom- 
unterbrechungen wiederum  wird  durch  die  Schwingungen  des  grossen  Pendels  der 
rufenden  Station  beliebig-  geregelt.  Die  Arbeitsweise  ist  nun  beispielsweise  folgende : 
Der  Beamte  auf  der  Station  Nr.  4,  welcher  nach  der  Station  Nr.  9 eine  Mittheilung 
gelangen  lassen  und  deshalb  diese  Station  rufen  will,  stellt  das  grosse  Pendel  seines 
Apparates  auf  die  Schwingungsdauer  des  kleinen  Pendels  von  Station  9,  setzt  das 
Pendel  in  Bewegung  und  erreicht  dadurch,  dass  in  kurzer  Zeit  das  kleine  Pendel  der 
Station  9 weit  genug  ausschwingt,  um  die  dortige  Localklingelleitung  in  Betrieb  zu 
setzen,  während  die  kleinen  Pendel  auf  allen  übrigen  Stationen  nur  in  unregelmässige 
Schwingungen  von  geringer  Weite  gerathen.  Die  Vorzüge  dieser  Wetzer’schen 
Apparate  von  anderen  ihnen  verwandten  liegen  namentlich  in  der  Unabhängigkeit 
der  Stärke  der  den  kleinen  Pendeln  ertheilten  Schläge  von  der  Stromstärke  und  der 
durch  die  Mitwirkung  einer  Feder  erzielten  jederzeitigen  Bereitschaft  aller  grossen 
und  kleinen  Pendel  zum  Schwingen  und  zu  der  dabei  durch  erstere  erfolgenden  Ent- 
sendung der  Rufströme.  Dass  die  auch  in  ihren  mechanischen  Theilen  sehr  sauber 
ausgeführten  Instrumente  sicher  und  schnell  arbeiten,  beweist  der  Vortragende  durch 
die  Vorführung  des  beschriebenen  Experimentes  an  zwei  Apparaten,  die  ihm  von 
Herrn  Wetzer  überlassen  worden  waren. 

Daran  knüpft  der  Vortragende  noch  eine  kurze  Bemerkung  über 
einen  anderen  früher  von  H.  Wetzer  erfundenen  Apparat  mit  gleicher 
Bestimmung  und  über  einige  andere  Stationsrufer*). 

Privatdocent  Dr.  J.  Freyberg  giebt  Mittheilungen  über  die  Ver- 
meidung von  Schäden  durch  Blitzschläge,  namentlich  über  den 
Anschluss  der  Blitzableiter  an  die  unterirdischen  metallenen  Röhrennetze 
der  Gas-  und  Wasserleitungen. 

Herr  W.  Krebs  aus  Altona  macht  einige  Bemerkungen  über  die 
Blitzschlag- Unter suchungen,  die  derselbe  in  der  Gegend  von  Ham- 
burg angestellt  hat,  und  die  ihn  veranlassten,  dem  Vorschläge  von  Prof. 
Voller  in  Hamburg,  die  in  der  Erde  befindlichen  Theile  von  Gas-  und 
Wasserleitungen  als  Erdleitungen  zu  benutzen,  nicht  beizutreten. 


Zweite  Sitzung  am  2.  März  1893.  Vorsitzender:  Privatdocent  Dr. 
J.  Freyberg.  — Anwesend  38  Mitglieder  und  Gäste. 

Prof.  Tr.  Rittershaus  giebt  Mittheilungen  zur  Geschichte  der 
R echenm  aschinen. 


*)  Einen  historischen  U.eberblick  über  die  älteren  Stationsrufer  und  eine  aus- 
führliche Beschreibung  der  Wetzer’schen  hat  Vortragender  darauf  im  Journal  Tel6' 
graphique,  in  den  Technischen  Blättern  und  in  Dingler’s  Journal  gegeben. 


/ 


10 


In  systematischer  und  chronologischer  Anordnung  des  Stoffes  giebt  der  Vor- 
tragende einen  Ueberblick  über  die  verschiedenen  Einrichtungen  der  Rechenmaschinen, 
von  den  einfachen  Rechenschiebern  an,  deren  Erfindung  man  dem  Papste  Sylvester 
verdankt,  bis  zu  den  gleich  druckfertige  Stereotyp -Platten  liefernden,  von  Scheutz 
construirten  Tabellen -Rechenmaschinen,  welche  von  Brighton,  Donkin  & Co.  zum 
Preise  von  400000  Mk.  für  das  Stück  in  nur  wenigen  Exemplaren  gebaut  wurden. 

An  vielen  ausgestellten  Maschinen,  die  zum  Theil  auseinander  genommen  sind, 
erläutert  der  Vortragende  die  Arbeitsweise  derselben. 

Im  Anschluss  daran  führt  Civilingenieur  A.  Burk  har  dt  aus  Glas- 
hütte i.  S.  die  von  ihm  1878  construirte  Rechenmaschine  vor. 

Diese  Rechenmaschine  gestattet  das  Addiren,  Subtrahiren,  Multipliciren,  Divi- 
diren,  Potenziren  und  Radiciren  und  ist  schon  in  mehreren  hundert  Exemplaren  im 
In-  und  Auslande  verbreitet.  Dieselbe  wird  in  3 Grössen,  12-,  16-  und  20-stellige 
Producte  liefernd,  zum  Preise  von  375  bis  675  Mk.  verkauft. 


Dritte  Sitzung  am  4.  Mai  1893.  Yorsitzender : Prof.  Dr.  E.  Zetzsch e. 
— Anwesend  24  Mitglieder  und  Gäste. 

Dr.  M.  Corsepius  hält  den  angekündigten  Yortrag  über  die  Ver- 
wendung von  Speicherzellen  zum  Betriebe  von  Fahrrädern. 

Er  berechnet  darin  unter  Annahme  bestimmter  Wege  und  Gewichtsverhältnisse 
die  zur  Ladung  der  Speicherzellenbatterie  beim  Bergab  fahren  verwendete  und  die 
wieder  von  ihr  zur  Verfügung  gestellte  Leistungskraft.  Das  Ergebniss  dieser  Er- 
örterungen lautet  dahin,  dass  ein  Radfahrer  unter  den  angenommenen  Verhältnissen, 
mit  geladener  Speicherzellenbatterie  von  Hause  ausfahrend,  während  der  ersten  drei 
Stunden  durch  den  elektrischen  Apparat  eine  Unterstützung  erfährt,  bei  längerer 
Fahrt  aber  des  erhöhten  Gewichts  wegen  mehr  leisten  müsste,  als  wenn  er  allein 
fährt.  In  welligem  Terrain  erleichtert  der  elektrische  Apparat  wesentlich  das  Be- 
fahren von  Steigungen,  da  die  beim  Bergabfahren  zu  gewinnende  Energie  nicht  ver- 
loren geht,  sondern  aufgespeiehert  werden  kann. 

Zum  Schluss  trägt  der  Redner  noch  besonders  die  Berechnung  der  für  den 
vorliegenden  Zweck  zu  verwendenden  elektrischen  Maschine  vor,  welche  nur  etwa 
20  kg  wiegen  soll. 

Der  Vorsitzende  bespricht  noch  ein  von  Cuttriss  neu  erfundenes, 
auf  Anwendung  von  Kohlespiralen  gegründetes  und  sich  zur  Benutzung 
für  Thomson’s  Heb  er  schreib  er  eignendes  Relais  für  Untersee-Ka.bel- 
Telegraphie. 


VI.  Section  für  Mathematik. 


Erste  Sitzung  am  9.  Februar  1893.  Yorsitzender : Prof.  Dr. 

M.  Krause.  — Anwesend  13  Mitglieder. 

Geh.  Regierungsrath  Prof.  Dr.  E.  Hartig  spracht  über  die  Abhängig- 
keit des  Elasticitätsmoduls  des  geraden  Stabes  von  der  speci- 
fischen  Beanspruchung. 

Man  pflegte  im  Allgemeinen  bisher  anzunehmen,  dass  die  Grösse  der  Ausdehnung 
(e)  bez.  der  Stauchung  ( — e)  eines  Stabes  eine  lineare  Function  der  specifischen  Be- 
lastung (or),  nämlich  e = E er,  also  der  Elasticitätsmodul  (E)  für  eine  bestimmte  Substanz 
eine  Constante  sei.  Doch  haben  Versuche  von  Bach,  Fischer  u.  A.,  sowie  die  von 
dem  Vortragenden  selbst  an  einer  grossen  Reihe  von  Substanzen  (nämlich  Phosphor- 
bronze, Gusseisen,  Stahldraht,  Rohseide,  Rindleder,  vulkanisirter  Kautschuk  und 


11 


Korkrinde)  bei  verschieden  starken  und  mehrmals  an  demselben  Probestück  wieder- 
holten Belastungen  angestellten  Experimente  erwiesen,  dass  diese  Annahme  nur  in 
beschränkten  Grenzen,  allgemein  aber  nicht  zulässig  sei.  Die  Erwägung,  dass  die 
Arbeitscurve  der  elastischen  Dehnungen  nicht  immer  eine  gerade  ist,  führte  den 
Vortragenden  zu  dem  Resultate,  dass  der  Elasticitätsmodul  der  erste  Differential- 
quotient derjenigen  Function  ist,  die  der  auf  die  Achse  der  Dehnungen  gestellten 
Arbeitscurve  entspricht,  und  ebenso  der  Dehnungscoeffizient  (1  : E)  die  erste  Ableitung 
derjenigen  Function,  die  den  Zusammenhang  zwischen  Spannung  (oj  als  unabhängiger 
und  Dehnung  (f)  als  abhängiger  Veränderlichen  darstellt : 

1 d f 


E 


d g 


Die  gegenseitige  Abhängigkeit  von  e und  a ist  aber  bisher  bei  unserer  gegen- 
wärtigen noch  unvollkommenen  Erkenntniss  der  innereren  Natur  der  Baustoffe 
theoretisch  nicht  ableitbar. 

Als  empirische  Formel  für  vulkanisirten  Kautschuk  schlägt  Imbert  (Recherches 
theoriques  et  experimentales  sur  l’elasticite  du  caoutchouc,  1880)  die  Gleichung  vor: 


= e m<r-  1, 


worin  e 


die  Basis  der  natürlichen  Logarithmen  und  m eine  für  das  verwendete 
Material  spezifische  Constante  bedeutet. 


Der  Vortragende  findet  hieraus 

a = 


£ 

1 — £ 


m s 


Nach  denVersuchen  schwankt  der  Coeffizient  m zwischen  6,77  und  10,08.  Gemäss 
dieser  Annahme  ergiebt  sich  für  den  Elasticitätsmodul  selbst : 

E = + U e 

(1  -f-  f)2 

(Die  Untersuchungen  des  Vortragenden  sind  in  einer  ausführlicheren  Abhandlung 
im  „Civil-Ingenieur“,  39.  Band,  2.  Heft  niedergelegt.) 

Im  Anschluss  daran  bemerkt  Prof.  Dr.  M.  Krause,  dass  es  gelingen 
möchte,  die  Beziehungen  zwischen  € und  a genauer  analytisch  aufzufassen, 
und  macht  den  Vorschlag,  an  Stelle  der  willkürlichen  transcendenten 
Functionen  der  Fourier’schen  Reihen : 


a = a + bsin6-f-c  cos  e 
zur  Anwendung  zu  bringen. 


Zweite  Sitzung  am  13.  April  1893.  Vorsitzender:  Prof.  Dr. 
M.  Krause.  — Anwesend  16  Mitglieder  und  Gäste. 

Geh.  Finanzrath  01.  Kopeke  giebt  Mittheilungen  über  die  Con- 
struction  der  neuen  Loschwitz - Blasewitzer  Elbbrücke. 

Vergl.  Abhandlung  im  nächsten  Hefte  dieser  Zeitschrift. 


VII.  Hauptversammlungen. 


Erste  Sitzung  am  26.  Januar  1893.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  G.  Helm. 
— Anwesend  45  Mitglieder  und  Gäste. 

Unter  Vorlage  einer  grossen  Anzahl  von  Belegstücken  spricht  Prof. 
Dr.  0.  Schneider  über  San  Remo  und  seine  Thierwelt  im  Winter 
(vergl.  Abhandl.  I). 


12 


Zweite  Sitzung  am  23.  Februar  1893.  Vorsitzender:  Prof.  Dr. 
Gr.  Helm.  — Anwesend  39  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  R.  Ebert  widmet  dem  am  2.  Januar  1893  verschiedenen 
langjährigen,  hochverdienten  Vorsitzenden  der  Section  für  Zoologie,  Prof. 
Dr.  Benjamin  Vetter,  einen  warmempfundenen  Nachruf, 

Geh.  Hofrath  Dr.  Geinitz  ehrende  Worte  der  Erinnerung  dem  am 
17.  Januar  1893  verewigten  Oberlehrer  Dr.  Rein  hold  Körner  in  Dresden 
und  dem  Bergrath  und  Salinendirector  Carl  Rückert,  gestorben  am 
3.  Februar  d.  J.  in  Salzungen. 

Auf  besonderen  Wunsch  des  Vortragenden  werden  die  beiden  letzten  Nachrufe 
ausführlich  auf  (Seite  15  und  16  wiedergegeben. 

Prof.  Dr.  H.  Nitsche-Tharandt  erläutert  an  einer  Reihe  ausgestellter 
Präparate  die  Arten  der  Gattung  Ctenocampa , die  Prozessions- 
spinner. 

Eine  Abhandlung  hierüber  wird  irn  nächsten  Hefte  dieser  Zeitschrift  erscheinen. 

Prof.  Dr.  0.  Schneider  bemerkt  hierzu,  dass  er  den  Pinien- Pro- 
zessionsspinner in  San  Remo  vor  Allem  auf  Pinus  austriaca  beobach- 
tet habe. 

Dr.  Fr.  Raspe,  Vorsitzender  des  Verwalte ngsrathes,  erstattet  Bericht 
über  den  Kassenabschluss  für  das  Jahr  1892  (s.  Anlage  A,  S.  18).  Zu 
Rechnungsrevisoren  werden  Bankier  A.  Kuntze  und  Prof.  Dr.  0.  Schnei- 
der ernannt. 

Der  Voranschlag  für  das  Jahr  1893  (s.  Anlage  B,  S.  19)  wird  ein- 
stimmig genehmigt. 


Dritte  Sitzung  am  23.  März  1893.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  G.  Helm. 
— Anwesend  24  Mitglieder. 

Durch  den  Vorsitzenden  wird  mitgetheilt,  dass  die  vom  „Prome- 
theus“, Institut  für  Naturwissenschaften  und  Gewerbtechnologie  in  Dres- 
den , zu  dem  ermässigten  Preise  von  50  Pf.  angebotenen  Eintrittskarten 
bei  dem  Secretär  der  Gesellschaft,  Dr.  J.  Deichmüller,  entnommen 
werden  können. 

Prof.  G.  Neubert  spricht  über  Falb's  kritische  Tage  und  die 
Regenbeobachtungen  in  Sachsen. 


Vierte  Sitzung  am  27.  April  1893.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  G.  Helm. 

— Anwesend  34  Mitglieder. 

Geh.  Hofrath  Dr.  Geinitz  theilt  mit,  dass  das  sogen.  „Werner- 
Denkmal“  in  Löbtau,  welches  die  inzwischen  aufgelöste  mineralogische 
Gesellschaft  in  Dresden  an  der  Stelle  errichtet  hatte,  wo  Abraham 
Wern  er’ s irdische  Reste  den  zu  ihrer  Ueberführung  aus  Dresden  nach 
Freiberg  entsandten  Bergleuten  übergeben  worden  wTaren,  beseitigt  werden 
solle  und  giebt  dem  Wunsche  Ausdruck,  dass  die  „Isis“  für  die  Erhaltung 
dieses  Denkmals  Sorge  tragen  möchte.  Der  Vorstand  übernimmt  die  ein- 
leitenden Schritte  in  dieser  Angelegenheit. 


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Prof.  Dr.  G\  Helm  spricht  über  die  Ansätze  zu  einer  mathe- 
matischen Chemie. 

Auf  allen  Gebieten  menschlicher  Erkenntniss,  die  sich  bisher  mathematischer 
Formulirung  zugänglich  erwiesen  haben,  wiederholt  sich  die  Erscheinung,  dass  ein 
nachhaltiger  Einfluss  der  Mathematik  erst  auf  einer  späten  Stufe  der  wissenschaft- 
lichen Entwickelung  beginnt.  Erst  nach  den  mannigfaltigsten  und  in  die  ältesten 
Zeiten  menschlicher  Cultur  zurückreichenden  Beobachtungen  an  Werkzeugen  und 
einfachen  Maschinen  konnte  es  dem  Scharfsinn  eines  Archimedes  gelingen,  das 
Erfahrungsergebniss  zu  jener  knappen  mathematischen  BegrifFsbildung  zu  läutern, 
die  im  Hebelgesetz  niedergelegt  ist.  Die  Beobachtung  chemischer  Erscheinungen,  die 
doch  auch  bis  in  die  Urzustände  des  menschlichen  Geschlechtes  zurückgeht,  ist  ganz 
besonders  spät  zu  mathematischer  Klärung  durchgedrungen,  obschon  für  die  Ueber- 
lieferung  chemischer  Kenntnisse  durch  Recepte  aller  Art  Zahlenangaben  schon  in 
einem  frühen  Stadium  der  Entwickelung  unentbehrlich  waren.  Berthelot  hat 
jüngst  in  der  Revue  des  deux  mondes  geschildert,  wie  auf  ägyptische  Cultur  zurück- 
gehende chemische  Vorschriften  zugleich  mit  den  chemischen  Industrien,  auf  welche 
sie  sich  beziehen,  und  mit  den  wissenschaftlich-mystischen  Vorstellungen,  in  die  sie 
eingekleidet  waren,  ins  Mittelalter  überliefert  worden  sind. 

Erst  mit  dem  Beginne  des  19.  Jahrhunderts  glückt  es,  die  Chemie  auf  den  Bo- 
den mathematischer  Gesetze  zu  stellen  durch  die  Einführung  der  Stöchiometrie, 
deren  wesentliche  Bedeutung  darin  liegt,  dass  sie  die  Zahl  der  bei  einer  chemischen 
Reaction  auftretenden  Veränderlichen  in  den  meisten  und  wichtigsten  Fällen  auf  eins 
zurückführt.  Wie  ihre  Grundbegriffe  zu  verwerthen  sind,  wenn  die  Zurückführung 
auf  eine  Veränderliche  nicht  möglich  ist,  hat  für  die  Schiesspulverreaction  neuerdings 
Debus  durch  eine  schöne  Anwendung  der  analytischen  Geometrie  gezeigt.  Auf  die 
Frage,  wie  verwickeltere  Beschickungen  in  der  chemischen  Technik  zu  wählen  sind, 
lässt  sich  diese  geometrische  Untersuchung  nicht  minder  anwenden. 

Auf  die  zahlreichen  Versuche,  Gesetze  wie  die  stöchiometrischen,  welche  die 
Massen  der  reagirenden  Stoffe  beherrschen,  auch  für  andere  physikalische 
Eigenschaften  zu  finden,  wies  der  Vortrag  nur  hin,  ebenso  wie  auf  den  leitenden 
Gedanken  der  Con stitutions chemie,  chemische  Unterschiede  durch  Anordnungs- 
unterschiede zu  erklären,  nicht  eingegangen  werden  konnte. 

Einen  neuen  Boden  finden  mathematische  Untersuchungen  chemischer  Erschein- 
ungen mit  der  Entwickelung  der  Thermochemie.  Die  dadurch  mögliche  Anwen- 
dung des  Energiebegriffs  auf  die  chemischen  Reactionen  vertiefte  bereits  unsere  Kennt- 
niss  derselben,  noch  mehr  aber  die  daran  anschliessende  Benutzung  des  Entropie- 
gesetzes. Nunmehr  erscheinen  experimentell  weit  auseinanderliegende  Thatsachen 
unter  demselben  mathematischen  Gesichtspunkt.  Die  thermodynamische  Formel  z.  B., 
welche  die  Aenderung  des  Schmelzpunktes  mit  dem  Druck,  die  Schmelzwärme  und 
die  Volum  änderung  beim  Schmelzen  verknüpft,  lässt  sich  auf  umkehrbare  Aenderung 
ätiotroper  Zustände,  wie  auf  Dissociationserscheinungen,  Krystallwasserabgabe  und 
dergl.  anwenden.  Ja,  vom  allgemeinen  energetischen  Standpunkte  fallen  die  mittels 
galvanischer  Elemente  in  elektrische  Form  umgewandelten  Energiebeträge  unter 
dasselbe  Gesetz. 

Unabhängig  zunächst  von  dieser  Betrachtungsweise  entwickelten  sich  die  Unter- 
suchungen über  den  zeitlichen  Verlauf  und  das  Gleichgewicht  chemischer  Re- 
actionen. Die  letzteren  beginnen  am  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  mit  Versuchen, 
das  Newton’sche  Gesetz  auf  die  kleinsten  Theile  der  reagirenden  Stoffe  anzuwenden, 
führten  aber  erst  1867  zu  einem  befriedigenden  Ergebniss,  dem  Gesetze  von  Guld- 
b erg  und  Waage.  Für  den  zeitlichen  Verlauf  einer  Reaction  fand  1850  Wilhelmy 
ein  einfaches  Gesetz,  von  dem  das  Guldberg-Waage’sche  theoretisch  abgeleitet  wer- 
den kann.  Durch  die  Ergebnisse  einer  Thomsen’schen  Experimentaluntersuchung 
über  die  Einwirkung  von  Salpetersäure  auf  Natiiumsulfat  in  verschiedenen  Mengen 
Verhältnissen  erläuterte  der  Vortragende  das  Gleichgewichtsgesetz. 

Besonders  bemerkenswert!!  erscheint  es  nun,  dass  die  letzterwähnten  Erfahrungs- 
ergebnisse aus  dem  Energie-  und  Entropiegesetz  theoretisch  gefolgert  werden 
können.  Hier  entwickelt  sich  ein  Gebiet  wissenschaftlicher  Arbeit,  das  in  demselben 
Sinne  als  mathematische  Chemie  bezeichnet  werden  kann,  in  dem  man  von  einer 
mathematischen  Physik  spricht. 

Diese  theoretischen  Untersuchungen,  die  zunächst  ihren  Werth  in  der  Zusam- 
menfassung der  Naturerscheinungen  unter  umfassende  Gesichtspunkte  haben,  sind 


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endlich  auch  der  Anlass  zu  einer  wichtigen  Erweiterung  unserer  Erfahrungen  gewor- 
den, indem  sie  zu  der  ergebnissreichen  experimentellen  Durchforschung  der  hoch- 
verdünnten  Lösungen  führten. 


Excursionen. 

Am  20.  Mai  18  93  unternahmen  32  Mitglieder  einen  Ausflug  nach 
der  Bosel  bei  Sörnewitz.  In  der  in  Sörnewitz  unter  Yorsitz  von 
Prof.  Dr.  G.  Helm  abgehaltenen  Hauptversammlung  legt  Apotheker 
Schiimp ert-Cölln  Pflanzen  aus  der  Meissner  Umgebung  vor: 

Fundort  Bosel:  Cotoneaster  (dem  Aussterben  nahe),  Equisetum  hiemale , Pulsa- 
tilla  'pratensis , Rosa  pomifera , Anthemis  tinctoria , Asperula  glauca,  Orobanche  sp.  ?, 
Betula  laciniata  (Var.  von  B.  verrucosa ),  Tragopogon  major ; Fundort  Kötitz:  Lepi- 
dium  draba,  AcMllea  setacea  und  lanata,  Bunias  orientalis ; Fundort  Gauernitz: 
Cucubalus  baccifer,  Diplotaxis  muralis. 

Hierauf  bricht  die  Versammlung  zu  der  nahe  gelegenen  Boselspitze 
auf,  deren  Steilhänge  augenblicklich  im  vollen  Blüthenschmuck  von  An- 
thericum  Liliago  prangen. 

Prof.  Dr.  0.  Drude  richtet  hier  einen  kurzen  Vortrag  an  die  Versammlung, 
um  auf  die  modernen  Bestrebungen  der  Floristik  aufmerksam  zu  machen.  Von  jeher 
sind  die  Floristen  nach  reichen  Standorten,  wie  die  Bosel  ist,  mit  Vorliebe  gezogen, 
und  jeweils  sind  sie  die  Träger  der  leitenden  Ideen  ihrer  Zeit.  Zuerst  handelte  es 
sich  um  das  Aufspüren  neuer  Arten  zur  Vervollständigung  des  Pflanzensystems,  dann 
um  die  Vervollständigung  der  Standortsverzeichnisse  in  Localfloren.  Beide  Gesichts- 
punkte sind  bei  uns  so  gut  wie  erschöpft,  das  Aufsuchen  neuer  Arten  ist  durch  das 
genauere  Studium  der  polymorphen  Formenkreise  und  ihrer  Bastardbildungen  ersetzt. 
Aber  noch  ganz  neue  Gesichtspunkte  hat  die  biologische  und  geographische  Richtung 
in  die  Floristik  gebracht,  indem  die  besonderen  Mittel,  mit  denen  jede  Art  ihren 
Platz  im  Boden  behauptet,  gerade  so  wie  die  Frage  nach  dem  Grunde  des  Zusammen- 
treffens so  vieler  Arten  in  einem  bestimmten  Gelände  Anlass  zu  neuen  Forschungen 
bieten.  Auf  den  Boselabhängen  ist  eine  „Xerophyten-Vegetation“,  mit  den  verschie- 
densten Mitteln  führen  die  Pflanzen  hier  ihren  Kampf  gegen  die  sommerliche  Hitze 
und  Dürre  in  einem  an  Humus  ärmsten  Boden.  Derselbe  ist  auf  seinen  Kalkgehalt 
hin  untersucht  und  hat  sich  als  kalkarm  herausgestellt;  trotzdem  wachsen  hier 
mehrere  Pflanzenarten,  welche  sonst  ausgesprochenermassen  als  kalkhold  gelten. 
Belegstücke  solcher  Standorte,  wo  Viscaria  neben  Carex  liumilis  und  Anthericum 
Liliago  wächst  und  echte  Sandpflanzen  (Aira  flexuosa,  Helichrysmn)  aus  der  innigsten 
Nachbarschaft  von  Peucedanum  Cervaria  und  Clematis  recta  nicht  ausgeschlossen 
sind,  erhalten  für  die  Bodenfrage  Bedeutung.  Die  hier  zuzammenstossenden  Ele- 
mente gehören  ihrem  Formationsbestande  nach  zur  mitteldeutschen  Hügelflora,  aber 
die  Einzelheiten:  Cytisus  nigricans , Centaurea  paniculata , Clematis  recta  etc.  weisen 
den  Bestand  den  südostdeutschen  Genossenschaften  zu,  deren  Ausläufer  im  Allge- 
meinen im  Herzen  Deutschlands  ihr  Ende  nach  Nordwesten  im  Thüringer  Becken 
finden  und  unsere  Elbhöhen  als  aus  Böhmen  und  Mähren  postglacial  besiedelt  er- 
scheinen lassen.  Im  Lichte  solcher  Untersuchungen  gewinnt  eine  einfache  Pflanzen- 
liste, wie  die  des  Boselstandortes,  eine  höhere  Bedeutung;  neue  Gesichtspunkte 
werden  auftauchen  und  die  Jünger  der  Flora  zu  immer  tieferem  Verständniss  in  die 
heimathlichen  Fluren  hinausziehen  lassen.  — 

Hierauf  zerstreute  sich  die  Gesellschaft  botanisirend  und  in  wechseln- 
der Unterhaltung  über  die  Triften  und  Gehänge  der  Spaar-Berge,  von  wo 
der  Abstieg  nach  Meissen  erfolgte. 


Am  8.  Juni  1893  besichtigte  eine  grössere  Zahl  von  Mitgliedern  den 
Bau  der  neuen  Dresdner  Elbbrücke  unter  Führung  von  Stadtbau- 
rath H.  Klette. 


15 


Am  29.  Juni  1893  wanderten  15  Mitglieder  unter  Führung  von 
Privatus  K.  Schiller  durch  die  Dresdner  Haide  nach  Luden’s  Ruhe 
im  Priessnitzthal,  wo  eine  Hauptversammlung  zur  Erledigung  geschäftlicher 
Angelegenheiten  abgehalten  wurde.  Yon  hier  aus  wandten  sich  die  Theil- 
nehmer  nach  der  Hofewiese  und  kehrten  über  Klotzsche  nach  Dresden 
zurück. 


Veränderungen  im  Mitgliederbestände. 

Gestorbene  Mitglieder: 

Am  2.  Januar  1893  verschied  in  Blasewitz  Dr.  phil.  Benjamin 
Yetter,  Professor  der  Zoologie  an  der  K.  Technischen  Hochschule  in 
Dresden. 

Eine  Schilderung  des  Lebensganges  und  der  hervorragenden  wissenschaftlichen 
Thätigkeit  unseres  verewigten  Mitgliedes,  aus  der  Feder  von  Prof.  Dr.  R.  Ebert  in 
Dresden,  wird  den  im  October  d.  J.  bei  G.  Fischer  in  Jena  erscheinenden,  von  Prof. 
Dr.  E.  Hackel  herausgegebenen  6 öffentlichen  Vorträgen,  welche  der  Verewigte  im 
Winter  1892  in  Dresden  gehalten  hat,  vorangehen. 

Unserer  Gesellschaft  trat  Prof.  Dr.  B.  Vetter  im  Jahre  1874  bei  und  bethei- 
ligte sich  sogleich  in  regster  Weise  an  deren  wissenschaftlichen  Verhandlungen.  Für 
seine  eifrige  Thätigkeit  in  unserem  Kreise  zeugen  die  zahlreichen  Vorträge  und  die 
grösseren  und  kleineren  Beiträge,  welche  in  den  letzten  zehn  Jahrgängen  unserer 
Sitzungsberichte  niedergelegt  sind,  sowie  die  in  der  Festschrift  der  Isis  1885  ver- 
öffentlichte Abhandlung  „Ueber  die  Verwandtschaftsbeziehungen  zwischen  Dinosauriern 
und  Vögeln“.  In  dankbarer  Anerkennung  seines  Wirkens  wählte  ihn  die  Section  für 
Zoologie  bereits  im  Jahre  1875  zu  ihrem  zweiten  und  nach  v.  Kiesen w etter’ s Hin- 
scheiden zum  ersten  Vorsitzenden,  welches  Amt  er  fast  ohne  Unterbrechung  bis  zu 
seinem  Tode  mit  grosser  Hingebung  verwaltete.  Die  Stellung  eines  zweiten  Biblio- 
thekars vertrat  er  in  den  Jahren  1878  — 1887. 

Dass  unsere  Gesellschaft  in  dem  Verewigten  ein  zur  Unterstützung  ihrer  wissen- 
schaftlichen Bestrebungen  allzeit  bereitwilliges  Mitglied  betrauert  und  das  Andenken 
an  den  unermüdlichen  Forscher  in  unserer  Isis  immer  in  dankbarer  Erinnerung  fort- 
leben wird,  bezeugten  die  Worte,  die  der  Vorsitzende  der  Gesellschaft  dem  Dahin- 
geschiedenen am  Sarge  nachrief. 

Am  12.  Januar  1893  starb  in  Pirna  Realschuloberlehrer  Theodor 
Frenkel,  correspondirendes  Mitglied  seit  1883. 

Am  17.  Januar  1893  verschied  nach  kurzem  Krankenlager  Dr.  phil. 
Christian  Reinhold  Körner,  Oberlehrer  an  der  Realschule  in  Dresden- 
Friedrich  stadt,  im  Alter  von  33  Jahren. 

Geboren  am  19.  November  1859  als  zweiter  Sohn  des  K.  Kammermusikus 
Traugott  Körner  in  Dresden,  hatte  er  den  Elementarunterricht  in  dem  Privatinstitut 
von  W.  E.  Böttcher,  später  R.  Gelineck,  genossen.  Seine  wissenschaftliche  Ausbildung 
erlangte  er  von  Ostern  1871  — 1878  auf  dem  hiesigen  Kreuzgymnasium  und  von 
Ostern  1878  an  bis  1882  auf  der  Universität  Leipzig,  wo  er  sich  vier  Jahre  lang  dem 
Studium  der  Philosophie  und  der  Naturwissenschaften  gewidmet  hat.  Nach  glänzend 
bestandenem  Staatsexamen  absolvirte  er  in  seiner  Vaterstadt  das  Probejahr  am  Vitz- 
thum’schen  Gymnasium,  war  dann  3 Jahre  lang  in  Oberstein-Idar  als  Reallehrer 
thätig,  bis  er  im  Jahre  1886  an  die  Realschule  zu  Dresden-Friedrichstadt  berufen 
wurde,  wo  er  bis  zu  seinem  Tode  segensreich  gewirkt  hat. 

Während  seines  Aufenthaltes  in  Oberstem  erschien  seine  Inauguraldissertation 
zur  Erwerbung  der  philosophischen  Doctorwürde  an  der  Universität  Leipzig:  „Die 
logischen  Grundlagen  der  Systematik  der  Organismen.  Leipzig,  W.  Engelmann, 
1883.“  Eine  Abhandlung  von  Dr.  Reinhold  Körner:  „Die  Verhältnisse  der  natür- 
lichen Belastung  und  Entlastung  des  Thierkörpers  in  ihrer  gesetzmässigen  Beziehung 
zur  Ortsbewegung“  wurde  1885  in  dem  Programm  der  Realschule  zu  Oberstein-Idar 
veröffentlicht. 


16 


Trotz  seiner  angestrengten  Lehrthätigkeit  in  Dresden  blieb  er  den  im  Eltern- 
hause  gepflegten  künstlerischen  Neigungen  bis  zum  Tode  treu  und  war  ein  eifriges 
und  mit  tiefem  Verständniss  begabtes  Mitglied  des  Tonkünstlervereins.  Sein  feines 
und  sicheres  Gefühl  auf  dem  Gebiet  der  Kunst  und  Dichtung  und  das  allzeit  auf 
das  Schöne  und  Edle  gerichtete  Streben  leuchten  hell  hervor  aus  den  trefflichen 
Uebersetzungen  der  Tragödien  des  Sophokles:  Aias,  König  Oedipus  und  Philoktetes, 
welche  in  der  Bibliothek  der  Gesammtlitteratur  des  In-  und  Auslandes  von  0.  Hendel 
in  Halle  a.  S.  1888  und  1889  erschienen  sind. 

Unser  Isis-Kreis,  welchem  Dr.  R.  Körner  seit  1888  in  Sitzungen  und  auf  Ex- 
cursionen  ein  reges  Interesse  gewidmet  hat,  wird  dem  Andenken  des  liebenswerthen 
edlen  jugendlichen  Forschers  ein  treues  Gedächtniss  bewahren.  Dem  theuren  alten 
Elternpaare  aber,  denen  nun  auch  der  letzte  ihrer  beiden  hochbegabten  und  ausge- 
zeichneten Söhne  entrissen  worden  ist,  und  der  innig  geliebten  Gattin  des  geschie- 
denen Freundes  möge  Gott  den  nöthigen  Trost  in  ihrem  Trübsale  verleihen! 

H.  B.  Geinitz. 

Am  21.  Januar  1893  starb  in  Bautzen  Seminarob  erlehr  er  Ernst 
Schmidt,  correspondirendes  Mitglied  seit  1866. 

Am  31.  Januar  1893  starb  in  Dresden  Major  z.  D.  Dr.  phil.  Gustav 
Kahl,  wirkliches  Mitglied  seit  1862. 

Am  3.  Februar  1893  entschlief  der  Bergrath  Carl  Rückert,  Salinen- 
director  in  Salzungen,  correspondirendes  Mitglied  seit  1866. 

Carl  Rückert,  ein  naher  Verwandter  des  Dichters  Friedr.  Rückert,  war  am 
21.  October  1838  im  Pfarrhaus  zu  Schweina  in  Thüringen  geboren,  in  welchem  er 
schon  in  früher  Jugend  durch  die  Studien  des  Vaters  die  Liebe  zur  Geognosie  und 
zum  Bergbau  einsog.  Vorgebildet  auf  dem  Realgymnasium  zu  Eisenach  und  dann 
unter  Professor  Emmrich’s  anregendem  Einflüsse  auf  der  Realschule  in  Meiningen, 
bezog  er  1859  die  Bergschule  zu  Clausthal  und  sodann  die  Universität  Bonn.  Nach 
1863  bestandener  Staatsprüfung  als  Bergmann  und  Markscheider  im  Herzogthum 
Meiningen  erhielt  er  sogleich  eine  Anstellung  als  Obersteiger  auf  dem  Steinkohlen- 
werke des  Freiherrn  von  Swaine  in  Stockheim  und  dann  1866  als  Verwalter  eines 
Schieferbruches  in  Lehesten.  Nach  Errichtung  eines  Kohlenbergwerkes  in  der  Nähe 
von  Pilsen  kehrte  er  im  Jahre  1873  nach  der  Stadt  Meiningen  zurück,  von  wo  aus 
er  als  Sachverständiger  in  Bergwerkssachen  für  Hypothekenbanken  zahlreiche  Reisen 
ausführte,  die  ihn  nach  England,  Schweden,  Russland  und  Polen,  Oesterreich  u.  s.  w. 
geführt  haben.  Im  Jahre  1877  wurde  er  als  Director  des  alten  Salzwerkes  nach 
Salzungen  berufen,  welches  eben  von  einer  sogenannten  Pfännerei  in  eine  Actien- 
gesellschaft  umgewandelt  worden  war,  und  hier  abermals  hat  sich  bei  der  Erhebung 
dieser  Anstalt  aus  primitiven  Verhältnissen  zu  hoher  Entwickelung  sein  praktisches 
Talent,  gepaart  mit  hoher  wissenschaftlicher  Einsicht,  wieder  glänzend  bewährt. 
Ich  habe  es  dankbarst  anzuerkennen,  wie  mich  der  liebenswürdige,  damals  noch 
junge  Freund  auf  meinen  Excursionen  im  Thüringer  Lande  vielfach  unterstützt  hat, 
und  dass  die  schwierige  Schilderung  der  „Kohlenformation  von  Stockheim  und  Neu- 
haus“ in  meiner  „Geologie  der  Steinkohlen  Deutschlands  und  anderer  Länder  Euro- 
pa’s“  1865,  p,  109 — 114  von  Carl  Rückert  herrührt,  dessen  Name  durch  Ephe- 
merites  Bückerti  Gein.  aus  dem  Rothliegenden  von  Reitsch  zu  verewigen  mir 
eine  besondere  Freude  war.  Pis  haben  unsere  hiesigen  Sammlungen,  das  K.  Minera- 
logische Museum  und  die  K.  Technische  Hochschule,  seinem  wissenschaftlichen  Streben 
und  seinen  freundschaftlichen  Gesinnungen  so  manche  Prachtexemplare  der  seltensten 
Versteinerungen  und  wichtige  Handstücke  von  Gesteinen  zu  verdanken,  und  noch 
vor  Kurzem  widmete  er  unserer  Isis  einen  interessanten  Bericht  über  die  verschie- 
denen Salzvorkotnmnisse  in  Salzungen  (Sitzungsber.  d.  Isis,  1892,  S.  7).  Treue  Liebe 
und  dankbare  Verehrung  sind  ihm  nicht  allein  von  seiner  Familie,  sondern  von  allen, 
welche  ihr  Lebensweg  mit  ihm  zusammengeführt  hat,  weit  hinaus  über  sein  Grab 
hin  gefolgt  und  diese  wird  auch  bei  uns  nie  verlöschen.  H.  B.  Geinitz. 

Am  18.  März  1893  starb  in  Agram  der  Botaniker  Dr.  phil.  Ludwig 
Vukotinovich,  correspondirendes  Mitglied  seit  1860. 

Am  29.  März  1893  verschied  im  Alter  von  83  Jahren  in  Eisenach 


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Geh.  Hofrath  Dr.  Christian  Senft,  seit  länger  als  50  Jahren  Professor 
der  Mineralogie  und  Geognosie  an  der  dortigen  Forstlehranstalt,  correspon- 
direndes  Mitglied  seit  1866. 


Heu  aufgenommene  wirkliche  Mitglieder  : 

Beiger,  G.  Rud.,  Bürgerschullehrer  in  Dresden,  am  26.  Januar  1893; 
Dressier,  Heinr.,  Seminaroberlehrer  in  Dresden,  am  20.  Mai  1893; 
Sanders,  W.,  Realschullehrer  in  Dresden,  am  29.  Juni  1893; 

Weber,  Rieh.,  Apothekenbesitzer  in  Dresden,  am  26.  Januar  1893. 

Aus  den  cor respondirenden  in  die  wirklichen  Mitglieder 

ist  übergetreten: 

Osborne,  W.,  Privatus  in  Blasewitz. 

Heu  ernannte  correspondirende  Mitglieder: 
Schlimpert,  Apotheker  in  Cölln  bei  Meissen,  am  23.  Februar  1893. 


Dresden,  am  23.  Februar  1893.  H.  Warn  atz,  z.  Z.  Kassirer  der  Isis. 


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Kassenabschluss  der  ISIS  vom  Jahre  1892. 

Position.  Einnahme.  Position.  Ausgabe. 


19 


Voranschlag 

für  das  Jahr  1893. 


Mark 

1.  Gehalte . 630 

2.  Inserate  . 70 

3.  Localspesen 130 

4.  Buchbinderarbeiten 200 

5.  Bücher  und  Zeitschriften 400 

6.  Sitzungsberichte  und  Drucksachen  .....  1100 

7.  Insgemein  130 

Summa  Mark  2660. 


♦ 


Sitzungsberichte 

* 

der 


naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 


in  Dres cle n. 


1893 


23 


I.  Section  für  Zoologie. 


Dritte  Sitzung  am  16.  November  1893.  Vorsitzender:  Instituts- 
director  Th.  Reibisch.  — Anwesend  25  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  0.  Drude  bespricht  in  einem  längeren,  ausführlichen  Vor- 
trage die  Apochromat-  Objective  der  Mikroskope  von  Zeis  in  Jena. 

Privatus  K.  Schiller  spricht  über  sächsische  Cicaden. 

• 

Nachdem  er  ihre  Stellung  im  System  in  Kürze  angegeben,  charakterisirt  er  die 
acht  Gattungen  derselben,  wie  sie  von  Fieber  in  seinem  ursprünglich  deutsch  ge- 
schriebenen Werke  „Les  cicadines  d’Europe“  aufgestellt  sind,  und  theilt  eine  Tafel 
zum  Bestimmen  mit.  Hierauf  werden  die  ihm  bekannt  gewordenen  Arten  in  Wort  und 
Bild  vorgeführt  unter  besonderer  Rücksichtnahme  auf  die  stimmbildenden  Organe  der 
Singcicaden  und  die  zeitweilige  Schädlichkeit  der  Kleincicaden  in  der  Landwirtschaft. 

Institutsdirector  Th.  Reibisch  legt  vor  die  Schädel  von  Mustela 
martes  L.,  M.  foina  Briss. , Foetorius  putorius  L. , F.  vison  Briss., 
Lutra  vulgaris  L.,  Mephitis  mesomelas  L.  und  Meies  taxus  Schreb. 

Der  Vortragende  bespricht  zuerst  ihre  gemeinsamen  Raubthiermerkmale,  als  Reiss- 
zähne, Weite  der  Jochbogen,  Breite  über  der  Ohröffnung,  Ausschnitt  der  Nasenbeine. 
Darauf  hebt  er  als  vorzügliche  Merkmale  in  der  Familie  der  Marder  das  Zurück- 
treten des  2.  und  5.  Vorderzahnes  im  Unterkiefer  hervor  und  bespricht  alsdann  die 
Unterschiede  einzelner  Arten,  wozu  er  vorzüglich  die  Zahl  der  Zähne  überhaupt  und 
die  Form  der  Kronzähne  im  Besonderen  benutzt.  Bei  Lutra  macht  er  auf  die  Breite 
des  Schädels  als  Wasserthier  und  bei  Meies  auf  die  sichere  und  stets  zuverlässige 
Einfügung  des  Gelenkkopfes  am  Unterkiefer  in  die  Gelenkgrube  des  Schläfenbeines 
aufmerksam. 


II.  Section  für  Botanik. 


Vierte  Sitzung  am  12.  October  1893  (im  Hörsaale  des  K.  Botanischen 
Gartens).  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  0.  Drude.  — Anwesend  27  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  0.  Drude  hält  einen  Vortrag  über  die  Vegetations- 
Regionen  der  Central-'Karpathen. 

Redner  bespricht  zunächst  ältere  Arbeiten  über  die  Vegetations  - Regionen  und 
charakterisirt  die  letzteren  specieller  nach  den  auf  der  Isis-Excursion  dieses  Sommers 
gesammelten  Beobachtungen.  Hierauf  legt  er,  geordnet  nach  diesen  Regionen,  die 
interessanteren  in  der  Tatra  gesammelten  Pflanzen  vor  und  bespricht  deren  Ver- 
breitungs-Areale (vergl.  Abhandl.  IX). 


24 


Fünfte  Sitzung*  am  23.  November  1893.  Vorsitzender:  Prof.  Dr. 
0.  Drude.  — Anwesend  31  Mitglieder. 

Bei  Beginn  der  Sitzung  zeigt  der  Vorsitzende  unter  dem  von  ihm  am 
16.  November  d.  J.  erläuterten  Apochromat- Mikroskop  von  Zeis  ein 
Polarisationsbild  der  Bastzellen  des  Pinien-Zapfens  zur  klaren  Veranschau- 
lichung des  Kreuzes  und  der  Interferenzfarben. 

Oberlehrer  A.  Wobst  macht  Mittheilung  von  der  Schenkung  einiger 
Abhandlungen  von  Fr.  Stephani  in  Leipzig  über  „Lebermoose“. 

Der  Vorsitzende  trägt  alsdann  über  die  neueren  Strömungen  auf 
dem  Gebiete  der  botanischen  Nomenclatur  vor. 

Ausgehend  von  den  Linnee’ischen  Prioritäts  - Kegeln  und  deren  Verbesserung  in 
den  „Lois  de  Nomenclature  botanique‘‘  von  De  Candolle,  von  den  weiter  dadurch 
hervorgerufenen  Umänderungen  in  den  Benennungen  deutscher  Flora  unter  Führung 
von  Garcke  und  Asclierson,  giebt  er  Beispiele  für  die  damit  verbundenen  Unzu- 
träglichkeiten. Nachdem  Vortragender  als  weitere  Beispiele  heutiger  Disharmonie 
die  Verfahren  von  Dr.  Günther  von  Beck  und  Richter- Wien  in  Beispielen  gebracht 
hat,  erläutert  er  die  Tendenzen  von  0.  Kuntze’s  „Revisio  plantarum“  und  kenn- 
zeichnet die  Hauptsätze  der  Berliner  Beschlüsse,  wrelche  auf  der  internationalen 
Botaniker-Conferenz  zu  Genua  1898  besprochen  wurden  und  zu  weiterer  Ausarbeitung 
einer  Commission  unterworfen  sind,  gegen  welches  Verfahren  Dr.  0.  Kuntze’s 
jüngste  Veröffentlichungen  sehr  scharfe,  oft  geradezu  komisch  wirkende  Entgeg- 
nungen führen. 

Oberlehrer  A.  Wobst  trägt  vor  über  die  Formen  der  Gattung 
j Rosa  von  Dresden  und  seiner  Umgebung. 

Nach  Einleitungen  über  die  Vielgestaltigkeit  der  einzelnen  Species  macht  er 
aufmerksam  auf  die  grosse  Summe  von  Merkmalen,  welche  alle  beim  Bestimmen  zu 
berücksichtigen  sind.  Nach  einem  Ueberblick  über  die  Mittheilungen  älterer  säch- 
sischer Floristen  bespricht  der  Vortragende  unter  Zugrundelegung  der  Christ’schen 
Eintheilung  die  Hauptformen  der  Rosen  und  bringt  folgende  im  genannten  Gebiete 
gesammelten  zur  Vorlage: 

Rosa  alpina  L.  — R.  pomifera  Herrn.;  R.  tomentosa  L.  — R.  rubiginosa  L.  var. 
rotundifolia  Rau  (sehr  nahe  stehend),  R.  micrantlia  Sm.,  R.  inodora  Fr.,  R.  graveolens 
Gren.  — R.  Jundzüli  Bess.  — R.  canina  L.  f.  Lutetiana  Lern.,  R.  canina  f.  dumalis 
Bechst. , R.  canina  f,  biserrata  Bak. , R.  canina  f.  firmula  Christ,  ex  p.  — R.  glauca 
Vill.  — R.  dumetorum  Thuill.,  R.  dumetorum  f.  platyphylla  Rau.  — R.  coriifolia  Fr. 
— R.  gallica  L.  (verw.),  R.  gallica  f.  Austriaca  Crantz  ( R . pumila  L.). 

Dabei  spricht  der  Vortragende  die  interessante  Vermuthung  aus,  dass  die  von 
Reichenbach  an  der  Bosel  aufgefundene  Rosa  pumila  jetzt  verschwunden  und  an 
deren  Stelle  durch  Bastardirung  eine  Form  der  R.  trachyphylla , R.  Jundzüli  Bess., 
getreten  ist.  Eine  kurze  Mittheilung  über  die  geographische  Vertheilung  der  Rosen - 
Formen  in  Sachsen  beschliesst  den  Vortrag. 


Sechste  (ausserordentliche)  Sitzung  am  28.  Decemher  1893. 

(Floristenabend).  Vorsitzender:  Oberlehrer  A.  Wobst.  — Anwesend  10 
Mitglieder. 

Privatus  K.  Schiller  bringt  die  kryptogamische  Ausbeute  der 
Isi s-Excursion  nach  der  Tatra  zur  Vorlage  (s.  unter  Abhandl.  IX). 

Dr.  B.  Schorler  bespricht  die  Arbeit  von  CI.  König:  „Die  Zahl  der 
in  Sachsen  heimischen  und  angebauten  Bliithenpflanzen“. 

Prof.  Dr.  0.  Drude  legt  den  1.  Band  der  Ko ch’ sehen  „Synopsis“  in  der 


25 


Bearbeitung’  von  Haiti  er  und  Wohlfarth  vor  und  macht  auf  deren 
Mängel  aufmerksam,  ferner  eine  Anzahl  interessanter  Pilzformen,  die 
auf  einer  in  Gesellschaft  von  Prof.  Magnus- Berlin  und  Prof.  Fischer- 
Leipzig  unternommenen  Excursion  nach  Meissen  gesammelt  worden  sind 
(s.  Excursionsbericht  von  Prof.  Magnus  unter  Abhandl.  YIII). 

Dr.  B.  S chor ler  berichtet  über  die  interessanteren  Bereicherungen 
der  Fl  ora  Saxonica  mit  Vorlage  der  Belegexemplare. 

Was  zunächst  die  Neuigkeiten  anbetrifft,  so  ist  in  erster  Linie  zu 
erwähnen 

1.  Campanula  bononiensis  L.  (=  C.  Thaliana  Wallr.,  C.  ruthenica  M. 

B. ),  aufgefunden  von  Apotheker  Schlimpert  (Cölln  Meissen)  an  einem 
bewaldeten  Geröllhang  bei  Daubnitz,  nordwestlich  von  Meissen. 

Diese  Glockenblume  ist  für  das  Königreich  Sachsen  thatsächlich  neu.  Wünsche 
giebt  zwar  einen  Standort  bei  Leipzig,  Röglitz,  an,  aber  derselbe  liegt  ausserhalb 
Sachsens  an  der  Elster  noch  unterhalb  Schkeuditz.  Sie  musste  bisher  jenen  durch 
ihre  Verbreitung  interessanten  Pflanzen  zugezählt  werden,  die,  wie  Astragalas  ex - 
scapus,  Hypericum  elegans  und  Trifolium  parviflorum  im  N.  und  S.  des  Gebietes  ver- 
breitet sind,  in  Sachsen  selbst  aber  nicht  verkommen,  und  die  dieser  eigenthiimlichen 
Verbreitung  wegen  zur  Aufstellung  gewagter  Aussterbungsliypothesen  von  Floren- 
gliedern Veranlassung  gegeben  haben.  Durch  die  Auffindung  der  Campanula  bono- 
niensis L.  sind  wenigstens  für  diese  Pflanze  die  Standorte  in  Böhmen  und  Thüringen 
resp.  der  Mark  überbrückt.  Die  Standorte  in  Böhmen  vertheilen  sich  namentlich  auf 
den  Norden:  Jung-Bunzlau,  Bölnnisch-Leipa,  Aussig,  Teplitz,  Bilin,  Brüx  bis  nach 
Kommotau,  doch  kommt  sie  auch  südlicher  vor,  z.  B.  bei  Prag  und  Carlstein.  Im 
benachbarten  Schlesien  ist  die  Pflanze  selten,  im  Süden  ist  nur  ein  Standort  bei 
Kätscher  und  im  Norden  je  einer  bei  Grünberg  und  Guhren  bekannt.  Häufiger  ist  sie  da- 
gegen in  der  Mark,  wo  As cherson  in  seiner  Flora  einige  zwanzig  getrennte  Standorte  auf- 
zählt, sie  scheint  aber  hier  vielfach  nur  verwildert  zu  sein,  wie  die  wiederkehrende 
Angabe  ,,auf  dem  Kirchhof“  beweist.  An  die  Mark  schliessen  sich  direct  die  Stand- 
orte in  Thüringen  an,  wo  sie  bei  Aschersleben,  Halle,  Frankenhausen,  Sondershausen, 
Gotha  etc.  auftritt,  also  auch  nicht  selten  ist.  — Das  Hauptverbreitungsgebiet  von 

C.  bononiensis  ist  aber  unstreitig  der  Südosten.  Sie  ist  verbreitet  bis  häufig  im  süd- 
lichen Russland,  in  den  unteren  Donauländern,  in  Bulgarien,  Serbien,  Banat,  Bosnien, 
Croatien,  Slavonien,  Dalmatien,  Istrien,  Herzegowina  und  Montenegro  bis  nach 
Thessalien,  in  Ungarn  und  Polen,  in  der  Tatra  besonders  in  den  Liptauer  und  Belaer 
Kalkalpen  häufig.  Beck  giebt  an:  „vornehmlich  im  Gebiet  der  pannonischen  Flora, 
Wiener  Wald,  auf  allen  Hügeln  im  südlichen  Wiener  Becken,  im  Leithagebirge,  in 
den  Marschauen  etc.“  Die  am  weitesten  nach  Nord  westen  vorgeschobenen  Posten 
dieser  interessanten  Pflanze  stehen  auf  einer  Linie,  die  von  Gumbinnen  in  der  Prov. 
Preussen  über  Bromberg,  Stettin,  Rostock,  Hannover,  nach  Trier  verläuft  und  sich 
von  hier  nach  der  Dauphine  in  Südost -Frankreich  wendet.  Doch  ist  in  dem  durch 
diese  Vegetationslinie  angegebenen  Areale  die  Verbreitung  eine  sehr  sporadische. 
Die  Pflanze  fehlt  z.  B.  in  Elsass-Lothringen , der  Pfalz,  Baden,  Württemberg  und 
Bayern  vollständig.  Sie  ist  kalkbedürftig  und  siedelt  sich  gern  wie  ihre  südöst- 
lichen Verwandten  auf  sonnigen  buschigen  Abhängen  und  Felsen  an,  kommt  aber 
auch  auf  Lehmboden,  Basalt  und  Gneiss  vor.  — Bei  Meissen  wächst  sie  in  dem  an 
interessanten  Pflanzen  so  reichen  Lössgebiet,  an  jenem  durch  seine  vielen  Seltenheiten 
berühmten  Südhang  des  Lommatzschthaies.  Bei  einer  Excursion,  die  ich  am  27.  Mai  1893 
mit  Herrn  und  Frau  Prof.  Drude  und  geführt  von  den  Herren  Schlimpert  und  Fritzsche 
dahin  unternahm,  konnten  wir  u.  A.  folgende  Arten  constatiren:  Verbascum  phoeni- 
ceum,  llosa  trachyphylla , Spiraea  Filipendula , Anthericum  Liliago,  Carex  humilis, 
Pulsatilla  pratensis,  Peucedanum  Oreoselin >im  und  Cervaria,  Sedum  rupestre,  Potentilla 
opaca  und  rupestris,  Inula  hirta,  Hypochoeris  maculata,  Myosotis  sparsiflora,  Cyno- 
glossum  officinale  etc.  Es  ist  wunderbar,  dass  die  Pflanze  in  einem  so  gut  durch- 
forschten Gebiete  bisher  übersehen  werden  konnte.  Nachträglich  wurde  von  mir  ein 
2.  Standort  bei  Lommatzsch  festgestellt,  von  wo  Seminaroberlehrer  Leonhardt  in 
Nossen  die  Pflanze  bereits  1890,  allerdings  unter  anderer  Bezeichnung,  an  das  Her- 
barium der  Flora  Saxonica  eingesandt  hatte. 


26 


Neu  ist  ferner  für  Sachsen 

2.  Veronica  Dillenii  Crtz.  (=  V.  campestris  Schmalhausen),  aufgefunden 
von  F.  Fritz  sehe  (Kötzschenbroda)  auf  einem  sandigen  Acker  bei  Lindenau 
bei  Kötzschenbroda. 

Als  Herr  Fritzsche,  der  bei  allen  seinen  neuen  Funden  in  liebenswürdigster  Weise 
des  Herbariums  der  Flora  Saxonica  im  Polytechnikum  gedenkt,  die  Pflanze  daselbst 
ablieferte,  durchmusterten  wir  gemeinschaftlich  die  vorhandenen  Veronica- Arten  und 
fanden  zu  unserer  grossen  Freude  die  Pflanze  im  Herbar  bereits  vertreten,  die  als 
V.  verna  L.  etiquettirt  und  von  dem  eifrigen  Sammler  um  Königsbrück,  Herrn 
A.  Schultz  eingesandt  worden  war.  Eine  von  Lodny  bei  Blasewitz  gesammelte 
V.  verna  entpuppte  sich  auch  als  V.  Dillenii.  So  liegt  uns  also  diese  Novität  gleich 
von  8 Standorten  aus  Sachsen  vor.  V.  Dillenii  wurde  zuerst  von  dem  russischen 
Botaniker  Schmalhausen  in  den  Ber.  d.  Deutsch.  Botan.  Ges.  1892  unter  dem 
Namen  V.  campestris  von  V.  verna  L.  als  eigene  Art  abgetrennt.  Schmalhausen  giebt 
von  derselben  folgende  Diagnose,  die  ich  hier  wiederhole,  weil  doch  vielleicht  manchem 
der  Botaniker  der  Isis  damit  gedient  sein  könnte: 

Stengel  aufrecht,  einfach  oder  verzweigt,  unten  etwas  kraus,  oben  drüsig  behaart, 
7 ■ — 20  cm  hoch;  untere  Blätter  kurz  gestielt,  eiförmig,  gekerbt,  die  übrigen  stengel- 
ständigen sitzend,  tief  8—5  theilig  oder  fiederspaltig,  mit  linealischen  oder  länglichen 
stumpfen  Zipfeln,  der  Endzipfel  grösser  und  bisweilen  eingeschnitten;  die  unteren 
Deckblätter  dreispaltig,  die  oberen  lineal-lanzettlich,  ganzrandig;  Blütenstiele  aufrecht, 
kürzer  als  der  Kelch,  Kelchzipfel  ungleich  lang;  Blumenkrone  so  lang  als  der  Kelch, 
tief  blau;  Griffel  so  lang  wie  die  halbe  Kapselscheidewand,  länger  als  die  Ausrandung; 
Kapsel  zusammengedrückt,  abgerundet  nierenförmig,  drüsig  gewimpert,  mit  9 — 13 
sämigen  Fächern.  — 

Diese  neue  Species,  die,  wie  Ascherson  feststellte,  nach  Prioritäts-Principien  den 
Namen  V.  Dillenii  Crtz.  erhalten  muss,  ist  der  V.  verna  L.  sehr  nahe  verwandt, 
unterscheidet  sich  aber  sehr  leicht  von  derselben  durch  die  Länge  des  Griffels,  der 
bei  ihr  halb  so  lang  als  die  Scheidewand  der  ausgewachsenen  Frucht  ist,  während 
er  bei  V.  verna  höchstens  J/3  so  lang,  meist  noch  kürzer  ist  und  die  Ausrandung 
kaum  überragt.  Auch  die  grössere  Drüsigkeit,  die  doppelt  so  grosse  dunkler  gefärbte 
und  flach  ausgebreitete  Blumenkrone,  die  bei  V.  verna  klein  und  trichterförmig  ver- 
tieft ist,  und  die  grössere  Fruchtkapsel  mit  zahlreicheren  Samen  (bei  V.  verna  nur 
6 — 8 in  jedem  Fache)  unterscheidet  sie  gut  von  der  verwandten  Art.  — Sie  bevorzugt, 
wie  auch  V.  verna  L.,  sandigen  Boden.  Nach  dem,  was  bisher  über  ihre  Verbreitung 
bekannt  geworden  ist,  scheint  sie  auch  wie  Campanula  bononiensis  südeuropäischen 
Ursprungs  zu  sein,  wenigstens  ist  sie  im  mittleren  und  südlichen  Russland  und  in 
Oesterreich-Ungarn  verbreitet,  Ascherson  konnte  für  sie  vorläufig  folgende  nord- 
westliche Verbreitungsgrenze  feststellen:  Rostock,  Neuruppin,  Magdeburg,  Bodegebirge 
im  Harz,  Frankfurt  a.  M.  und  Kreuznach  im  Nahethal. 

Als  dritte  Neuheit  ist  zu  erwähnen 

3.  Helosciadium  nodiflorum  Koch,  aufgefunden  von  dem  Seminaristen 
Th.  Angermann  am  ßienitz  bei  Leipzig. 

In  den  Sitzungsberichten  der  Isis  vom  Jahre  1890  wurde  das  Vorkommen  dieser 
in  Deutschland  seltenen  Gattung  in  Sachsen  constatirt.  Heute  können  wir  bereits 
von  der  Auffindung  einer  zweiten  Art  berichten.  Der  entdeckte  Standort  ist  für 
Helosciadium  nodiflorum  möglicherweise  ein  sehr  alter,  wenigstens  erwähnt  Baum- 
garten, der  allerdings  nicht  sehr  zuverlässig  ist,  in  seiner  Flora  Lipsiensis  vom 
Jahre  1790  die  Pflanze  vom  Bienitz.  Alle  neueren  Localfloristen  Leipzigs  aber  geben 
sie  nicht  an.  Die  Art  hat  im  Gegensatz  zu  den  beiden  ersten  Novitäten  im  Westen 
oder  Süd  westen  Europas  ihr  eigentliches  Verbreitungsgebiet,  sie  ist.  in  England, 
Spanien,  Frankreich,  Belgien,  Elsass-Lothringen  und  im  Rheinthal  häufig,  kommt 
auch  in  der  Westschweiz  und  Italien  und  mit  ihren  letzten  Ausläufern  auf  der 
Balkanhalbinsel  vor.  In  Mitteldeutschland  wird  von  Sc  holler  in  seiner  Flora  Bar- 
biensis  noch  ein  Standort  „unterhalb  Gödniz  gegen  Domburg“  zu  angegeben. 

Ausser  diesen  3 Novitäten  ist  die  Flora  Saxonica  noch  um  eine  An- 
zahl neuer  Standorte  von  seltenen  Pflanzen  oder  Varietäten  bereichert 
worden,  von  denen  nur  die  folgenden  erwähnt  sein  mögen.  Es  wurden 
von  F.  Fritzsche  (Kötzschenbroda)  aufgefunden: 


21 


Potamogeton  pusillus  L.  var.  tenuissimus  K.  unter  der  var.  major  in  Lachen  am 
Elbufer  zwischen  Gauernitz  und  Scharfenberg;  P.  obtusifolius  M.  et  K.  im  Mittelteich 
in  Moritzburg;  P.  trichoid.es  Cham,  et  Schld.  ebenda;  Zannichellia  palustris  L.  in 
Lachen  am  linken  Elbufer  bei  Scharfenberg  und  in  einem  Graben  zwischen  dem 
Schlossteich  und  dem  Mittelteich  bei  Moritzburg;  Alisma  natans  L.  im  Gröditzer 
Kanal;  Al.  Plantago  L.  var.  graminifolium  Ehrh.  am  linken  Elbufer  bei  Scharfenberg; 
Cyperus  fuscus  L.  am  Elbufer  bei  Serkowitz ; Corydalis  solida  L.  bei  Diesbar;  Geranium 
divaricatum  L.  an  Weinbergszäunen  bei  Zitzschewig;  Potentilla  recta  L.  bei  Oberau; 
Gerastium  brachypetalum  Desp.  bei  Wachwitz;  Pier is  hier acioides  L.  bei  Cölln-Meissen ; 
Cirsium  lanceolatum  Scop.  var.  nemorale  Rchb.  im  Saubachthale  bei  Gauernitz. 

Ferner  wurden  von  H.  Hofmann  in  Hohenstein-E.  aufgefunden: 

Rubus  Sprengelii  Wh.  bei  Hohenstein-E.  im  Walde  nach  Falken  zu  und  Iliera- 
cium  flagellare  Willd.  (H.  pratensexVilosella  Aschers.)  *pilicaule  Sagorski  bei  Döbeln. 

Eine  Anzahl  eingeschleppter  Ruderalpflanzen  wurden  von  Bürgerschul- 
lehrer Naumann  in  der  Nähe  eines  Bahnneubaues  in  Crossen  bei  Zwickau 
beobachtet.  Es  sind  dies: 

Gypsophila  porrigens,  Glaucium  corniculatum , Lepidium  perfoliatum , Silene  conica, 
Vaccaria  agrestis , Nigella  arvensis,  Specularia  Speculum , Centaurea  solstitialis  und 
C.  calcitrdpa. 

Oberlehrer  A.  Wobst  legt  im  Anschluss  hieran  einige  in  diesem  Jahre 
in  Sachsen  gesammelte  neue  Rubus- Arten  vor.  Es  sind: 

Rubus  chaerophyllus  Sagorski  und  W.  Schultz.  Fundort:  Berthelsdorf  bei  Herrhut; 
R.  dumetorum  W.  et  N.  var.  Warnsdorfii  Focke.  Fundort:  Zittau  auf  der  Koitsche,  ge- 
sammelt von  Hofmann;  R.  Idaeo  x caesius  G.  F.  W.  Mey.  Fundort:  Göda  bei  Bautzen, 
gesammelt  von  Feurich. 


111.  Sectio n für  Mineralogie  und  Geologie. 


Dritte  Sitzung  am  19.  October  1893.  Vorsitzender:  Geh.  Hofrath 
Dr.  Geinitz.  — Anwesend  32  Mitglieder. 

Mit  tief  empfundenen  Worten  zeigt  der  Vorsitzende  zunächst  den  am 
9.  October  d.  J.  im  76.  Lebensjahre  erfolgten  Tod  des  früheren  Directors 
der  K.  K.  geologischen  Reichsanstalt  in  Wien,  Hofrath  L).  Stur,  Ehren- 
mitgliedes der  Gesellschaft  seit  1885,  an  und  behält  sich  einen  Nekrolog 
des  verdienten  Forschers  für  eine  der  nächsten  Sitzungen  vor. 

Es  wird  Einsicht  genommen  von  einem  instructiven  Modell  zur 
Erläuterung  von  Verwerfungen,  welches  unsere  Technische  Hochschule 
von  dem  Obersteiger  a.  D.  Häusler  in  Charlottenburg  erworben  hat. 

Den  Hauptgegenstand  der  Tagesordnung  bildet  ein  kurzer  Bericht 
des  Vorsitzenden  über  einen  Ausflug  nach  Oberbayern  im  August  d.  J., 
der  ihn  zunächst  nach  München  und  später  über  Tölz,  den  Tegernsee,  Dorf 
und  Bad  Kreuth  nach  dem  Achensee  und  nach  Innsbruck  geführt  hat. 

Mussten  zunächst  die  reichen  mineralogisch-geologischen  Sammlungen  in  München, 
wie  das  von  F.  von  KobeU  und  zuletzt  von  Prof.  Dr.  Groth  auf  seinen  hohen 
Rang  erhobene  mineralogische  Museum,  das  von  Prof.  Dr.  von  Zittel  begründete 
und  ausgezeichnet  geleitete  p al  äontolo gi sch e Museum,  sowie  die  von  Oberberg- 
director  Prof.  Dr.  von  Gümbel  verwalteten  ansehnlichen  mineralogisch-geo- 
logischen Sammlungen  des  Münchener  Polytechnikums  und  die  unschätzbaren 
Materialien  in  der  geologischen  Landessammlung,  die  nach  Sectioncn  und 


28 


Districten  der  grossen  von  GümbeTschen  geognostisclien  Karte  von  Bayern  geordnet  in 
den  unteren  Räumen  des  K.  Oberbergamtes  niedergelegt  sind,  das  Interesse  in  vollen 
Anspruch  nehmen,  so  fand  dasselbe  doch  auch  später  in  Innsbruck  vielseitige  Anregung. 
Hier  waren  es  die  schönen  Sammlungen  des  unter  Prof.  Wieser’s  Leitung  stehenden 
Ferdinandeum,  ferner  die  Sammlungen  der  Universität,  welche  Prof.  Dr.  Blaas, 
der  Nachfolger  des  hochgeschätzten  von  Pichler  erschloss,  und  eine  vor  Kurzem 
eröffnete  sehr  gelungene  Tiroler  Industrie- Ausstellung,  die  auch  in  geologischer 
Beziehung  manch  Interessantes  darbot.  Zu  kleinen  geologischen  Ausflügen,  zum  Theil 
unter  freundlicher  Leitung  von  Prof.  Blaas  verlockte  schon  die  zauberische  Um- 
gegend Innsbrucks  in  hohem  Grade. 

Ferienreisen  sind  in  der  Regel  für  Museumsbesuche  nicht  günstig,  da  sich  die 
Beamten  meist  selbst  auf  Ausflügen  befinden  und  diese  Zeit  oft  für  bauliche  Ver- 
änderungen benutzt  zu  werden  pflegt.  Der  Vortragende  hat  sich  während  seines  kurzen 
Aufenthaltes  in  München  der  wesentlichen  Unterstützung  einiger  der  Assistenten  an 
den  genannten  Anstalten , insbesondere  der  Herren  Dr.  Grünling,  Dr.  Rud.  Schäfer 
und  Dr.  Reis  zu  erfreuen  gehabt. 

Eine  lustige  Omnibusfahrt  mit  4 Maulthieren  führte  alsdann  von  Zirl  in  dem 
Innthale  aus  über  Seefeld,  den  bekannten  Fundort  fossiler  Fische  in  den  Asphalt- 
lagem  des  Hauptdolomits,  nach  Scharnitz  und  durch  den  alten  Römerpass  zwischen 
dem  Karwendelgebirge  und  Wettersteingebirge  nach  Mittenwald  und  später  nach 
Partenkirchen,  welche  Orte  hinreichende  Veranlassung  boten  zu  Ausflügen  in  die 
wundervolle  felsenreiche  Umgebung  mit  dem  smaragdgrünen  Badersee  und  dem  Eib- 
see  am  Fusse  der  gletscherbedeckten  Zugspitze. 

Zur  näheren  Erläuterung  der  geognostisclien  Verhältnisse  werden  vorgelegt 

A.  Rothpletz:  Das  Karwendelgebirge.  Mit  Karte,  2 Tafeln  und  29  Figuren  im 
Text.  München  1888; 

C.  W.  v.  Gümbel:  Abriss  der  geognostischen  Verhältnisse  der  Tertiärschichten 
bei  Miesbach  und  des  Alpengebirges  zwischen  Tegernsee  und  Wendelstein.  Mit  Aus- 
flugskarten in  dieses  Gebiet.  München  1875; 

Th.  Skuplios:  Die  stratigraphische  Stellung  der  Partnach-  und  der  sogenannten 
Cardita- Schichten  in  den  Nordtiroler  und  Bayerischen  Alpen.  Cassel  1892,  und  als 
neueste  Schrift,  welche  hohe  Anerkennung  verdient,  die  einer  Dame, 

Marie  M.  Ogilvie:  Contributions  to  the  Geology  of  the  Wengen  and  St.  Cassian 
Strata  in  Southern  Tyrol.  London  1898. 

Gleichzeitig  lagen  zur  näheren  Einsicht  vor  die  prächtigen  Publicationen  von 

Mojsisovics:  Ueber  die  Dolomit-Riffe  von  Südtirol  und  Vetietien,  Wien  1879, 
und  von  Simony:  Das  Dachsteingebirge,  Wien  1889 — 1898,  sowie  mehrere  geologische 
Karten  von  v.  Gümbel,  v.  Hauer  und  verschiedene  photographische  Ansichten  der 
besuchten  Gegenden  und  namentlich  von  dem  schönen  Innsbruck. 

Eine  prachtvolle  Fahrt  an  den  Walchensee  und  den  Kochelsee  und  zuletzt  noch 
über  den  stattlichen  Starnberger  See  führte  von  Mittenwald  aus  nach  München  zurück, 
um  hier  noch  einmal  unter  Leitung  von  Dr.  Schäfer  im  paläontologischen  Museum 
die  Reihe  von  triadischen  und  jüngeren  Gebirgsgliedern  der  alpinen  Formationen  zu 
überblicken,  denen  man  in  der  grossartigsten  und  verwegensten  Weise  auf  den  Wander- 
ungen und  Fahrten  durch  das  Bayerische  und  Tiroler  Alpengebiet  begegnet.  Von  den 
Werfener  Schichten  an  als  Vertreter  des  bunten  Sandsteins  gelangt  man  durch 
unteren  Muschelkalk  {Myophoria- Schichten,  Gutten steinkalk  und  Virgloria-Kalk)  in 
die  Partnach -Schi  eilten,  als  Aequivalent  der  St.  Cassian-Schichteü,  findet 
hierauf  den  weitverbreiteten  Wettersteinkalk  mit  seinen  zackigen  Kars,  ein 
Aequivalent  des  Hallstädter  Kalkes,  des  Esinokalkes  und  des  Schlerndolomits,  gelangt 
sodann  in  die  Raibler  Schichten  und  den  Hauptdolomit  bis  zu  den  jüngsten 
Schichten  der  alpinen  Trias,  dem  Rhät,  und  hier  und  da  selbst  noch  in  jurassische 
und  cretacische  Schichten 

Zum  Schlüsse  der  schönen,  gelungenen  Reise  bot  sich  auf  der  Rückfahrt  von 
München  nach  Würzburg  noch  die  verlockende  Gelegenheit  dar,  von  Station  Stein- 
bach aus  einen  Abstecher  nach  dem  altberühmten  Rothenburg  ob  der  Tauber  aus- 
zuführen, welcher  reichen  Genuss  gewährt  hat  und  Jedem  dringend  zu  empfehlen  ist. 
Mit  allem  Rechte  sagt  Albert  Schultheiss  in  seinen  Europäischen  Wanderbüchern, 
Rothenburg  ob  der  Tauber,  Zürich:  „Rothenburg  ob  der  Tauber  in  Mittelfranken, 
hart  an  der  bayerisch- württembergischen  Landesgrenze  gelegen,  bietet  mehr  als  jede 
andere  deutsche  Stadt,  sogar  Nürnberg  nicht  ausgenommen,  ein  Bild  von  nahezu 
unversehrtem  mittelalterlichem  Gepräge“. 


29 


Vor  Schluss  der  Sitzung  wirft  Prof.  Dr.  0.  Drude  noch  einige  Blicke 
auf  eine  Abhandlung  von  A.  C.  Seward,  Fossil  Plants  as  tests  of  Climate, 
London  1852,  woran  sich  auch  Bemerkungen  von  H.  B.  Geinitz  und 
H.  Engelhardt  knüpfen. 


Vierte  Sitzung  am  7.  December  1893.  Vorsitzender:  Geh.  Hofrath 
Dr.  Geinitz.  — Anwesend  38  Mitglieder  und  Gäste. 

Der  Vorsitzende  legt  ein  ihm  von  Kammerherrn  Freiherrn  von  Burgk 
geschenktes  Prachtwerk  vor:  „Erinnerungsblätter  an  den  Steinkohlenbergbau 
zu  Burgk“. 

Diese  30  grossen  uncl  schönen,  unter  Anwendung  von  Magnesiumlicht  angefertigten 
Photographien  sind  dem  Steinkohlenbergbau  zu  Burgk  im  Plauenschen  Grunde  ent- 
nommen; sie  geben  eine  getreue  Darstellung  der  Maschinenanlagen,  der  Abteufung 
von  Schächten,  des  Grubenausbaues,  des  Abbaues  u.  s.  w.  und  lassen  erkennet) , mit 
welcher  musterhaften  Umsicht  und  Intelligenz  in  diesen  Gruben  gearbeitet  wird. 

Hierauf  circulirt  ein  neues  Schriftchen  über  Schneekry stalle,  Be- 
obachtungen und  Studien  von  Prof.  Dr.  Hell  mann,  Berlin  1893,  das 
an  alle  früheren  derartigen  und  namentlich  auch  an  die  1845  und  1846 
von  J.  F.  A.  Franke  in  Dresden  beobachteten  zahlreichen  Formen  von 
Schneekrystallen*)  eng  anschliesst. 

Dr.  Th.  Wolf  hält  hierauf  einen  interessanten  Vortrag  über  die 
Goldgruben  von  Vöröspatak,  prächtige  Objecte  dabei  zur  Vorlage 
bringend. 

Redner  bereiste  im  vorigen  Sommer  das  siebenbürgische  Erzgebirge,  um  die  da- 
sigen  Goldbergwerke  kennen  zu  lernen,  von  denen  vor  Allem  die  von  Vöröspatak, 
einem  zwischen  Maros  und  Aranyos  gelegenen  Gebiete,  von  grösstem  Interesse  sind. 
Das  siebenbürgische  Erzgebirge  bildet  ein  mit  seinem  spitzen  Winkel  nach  Osten  ge- 
richtetes Dreieck  von  etwa  13 — 14  geographischen  Meilen  Länge.  Es  ist  landschaft- 
lich schön,  trägt  beinahe  alpinen  Charakter  und  würde  auch  Touristen  zur  Bereisung 
zu  empfehlen  sein,  wenn  die  Verkehrs  Verhältnisse  besser  wären.  Für  Geologen  und 
Bergleute  ist  die  Gegend  ein  Eldorado.  Geologisch  besteht  das  Gebirge  in  seinem 
Grundstöcke  aus  krystallinischem  Schiefer,  inselartig  lagern  darauf  Kalkfelsen  (Jura- 
kalk). In  der  Gegend  von  Vöröspatak  (Rothenbach)  herrscht  Karpathensandstein 
vor.  Form  und  Farbe  dieses  eocänen  Sandsteins  sind  dem  der  sächsischen  Schweiz 
ähnlich.  Eruptivgesteine  durchbrechen  und  umlagern  diese  Schichten  und  bilden  sie 
überragende  Kuppen.  Es  sind  Porphyr-  und  Grünstein-artige  Gesteine,  welche  be- 
reits viele  namhafte  Geologen  beschäftigt  haben  Die  meisten  sind  tertiären  Ursprungs 
und  gehören  zu  den  Trachytgesteinen,  sind  Andesite  und  Dacite.  Basalt  tritt  nur 
selten  auf,  dann  aber  in  schönster,  typischer  Weise. 

Merkwürdig  erscheint,  dass  die  Erzführung  an  das  Auftreten  gewisser  Eruptiv- 
gesteine gebunden  ist.  Wo  sich  Dacit  zeigt,  sind  gewiss  Gold,  Silber , Tellur  und  andere 
Metalle  zu  finden.  Das  Auftreten  des  Goldes  ist  so  allgemein,  dass  man  das  Erzge- 
birge das  goldreichste  Gebiet  Europas  nennen  kann.  Silbererze  erscheinen  erst  in 
zweiter  Linie.  „ * 

Vöröspatak  hat  etwa  8000  Bewohner  verschiedener  Abstammung  und  Religion. 
Der  Ort  liegt  im  Thal  der  Rosia,  etwa  800  m über  dem  Meere.  Im  Osten  und  Norden 
von  Audesitkegeln  umschlossen,  erhebt  sich  im  Süden  der  Gebirgsstock  des  Kirnik, 
aus  Dacit  bestehend  und  von  Karpathensandstein  umlagert.  Metallische  Substanzen 
durchziehen  den  ganzen  Berg  in  regellosem  Vorkommen.  Namentlich  ist  Pyrit  vor- 
handen mit  gediegenem  Gold,  Kalkspath,  Braunspath,  Manganspath  und  Gyps. 
Redner  untersuchte  längere  Zeit  das  Gebirge  und  fand  vorherrschend  einen  zersetzten 
und  verwitterten  Dacit,  theils  tuffartig  zerreiblich,  theils  ganz  verkieselt.  Der  ganze 
Stock  des  Kirnik  ist  von  Klüften  durchsetzt,  ebenso  die  ihn  umgebenden  Breccien, 
Tuffe,  Localsedimente  und  der  Karpathensandstein. 


*)  H.  B.  Geinitz  in  Denkschriften  der  Isis  .zu  Dresden,  1860,  S.  20,  Taf.  1—6. 


30 


Der  Reich thuni  an  Gold  in  diesem  Gebiete,  der  bereits  in  ältester  Zeit  bekannt 
war,  führte  hier  zur  Gründung  einer  römischen  Kolonie;  während  des  ganzen  Mittel- 
alters wurde  gegraben,  und  gegenwärtig  sind  etwa  100  Gruben  im  Betrieb.  Sämmt- 
liche  Bewohner  sind  Bergleute.  Die  Gehänge  des  Kirnik  sind  mit  Halden  bedeckt 
und  das  ganze  2 km  lange  Thal  hat  in  seiner  Sohle  Minenschutt.  Tag  und  Nacht 
vernimmt  man  das  unaufhörliche  Pochen  und  Stampfen  in  den  Häusern,  denn  fast 
jeder  Hausbesitzer  ist  Minen-  und  Mühlenbesitzer.  Die  Ausbeute  der  Minen  wird  in 
Goldstein  ausgezahlt  und  jeder  Theilhaber  muss  dasselbe  selbst  aufbereiten.  Diese 
kleinlichen  Verhältnisse  sind  es,  welche  den  rationellen  Bergbau  hindern.  Nur  dann, 
wenn  die  kleineren  Besitzer  sich  zu  grösseren  Gesellschaften  vereinigten,  wenn  der 
Bergbau  systematisch  betrieben  würde,  Hesse  sich  grösserer  Ertrag  erzielen.  Bleiben 
die  Verhältnisse  so,  wie  sie  jetzt  sind,  wird  auch  Vöröspatak  ein  armer  Bergort  bleiben. 

Oberlehrer  H.  Engelhardt,  dem  wir  bereits  die  Kenntniss  der 
Tertiärflora  Chiles  verdanken , bespricht  neuerdings  von  ihm  untersuchte 
fossile  Pflanzen  der  Tertiärformation  Bolivias,  die  ihm  durch 
Consul  Dr.  Ochsenius  in  Marburg,  Bergrath  Dr.  Stelzner  in  Freiberg  und 
die  Boyal  Silver  Mine  of  Potosi  Company  in  London  zur  wissenschaft- 
lichen Verwerthung  zugesandt  worden  sind. 

Oberlehrer  Dr.  E.  Danzig  in  Bochlitz  sendet  unter  dem  12.  August 
1893  folgende,  die  Gliederung  des  oberen  Quaders  südlich  von 
Zittau  betreffende  briefliche  Mittheilung  ein: 

„ln  meiner  im  Jahrgange  1874  der  Isis-Berichte  enthaltenen  Abhandlung:  „Das 
Quadergebirge  südlich  von  Zittau“  hatte  ich  den  oberen  Quader  jenes  Gebiets  in  eine 
tiefere  und  eine  höhere  Abtheilung  trennen  zu  können  geglaubt.  Veranlassung  dazu 
gab  mir  der  Umstand,  dass  das  zur  tieferen  Abtheilung  gezogene,  aus  einem  Wechsel 
von  feinkörnigem  Sandstein  und  Quadermergel  bestehende,  relativ  versteinerungsreiche 
Schichtensystem  von  Lückendorf  in  den  Brandbergen  überlagert  wird  von  dem  grob- 
körnigen, an  Versteinerungen  sowohl  der  Zahl  der  Individuen  wie  der  der  Arten 
( Lima  canalifera,  Ostrea  frons)  nach  sehr  armen  Quader  der  Umgebung  des  Oybins. 
Da  nun  dieser  Quader  andererseits  aber  auch  wieder  ein  tieferes  Niveau  wie  der 
erstgenannte  einnimmt,  so  kam  ich  dazu,  an  mehreren  Orten  eine  Anlagerung  des 
Quaders  vom  Oybiner  Typus  an  die  Lückendorfer  Schichten  oder  deren  Aequivalente 
anzunehmen,  vergleiche  Profile  4,  6,  7.  Wenige  Jahre  nach  der  Publication  jenes 
Aufsatzes  machte  ich  indessen  folgende  Beobachtung,  welche  beweist,  dass  eine  der- 
artige Gliederung  des  oberen  Quaders  sich  doch  nicht  vornehmen  lässt. 

Den  gegen  70  m mächtigen,  aus  grobkörnigem  Oybin- Quader  aufgebauten  Wänden, 
weiche  zu  den  als  „Schindellöcher“  bezeichneten  Schluchten  zwischen  Eschen-Grund 
und  Hölle  bei  Oybin  schroff  abstürzen,  ist  ein  kleiner,  5 — 6 m hoher,  allseitig  frei 
stehender  Fels  aufgesetzt  (auf  der  500  m Linie  gelegen,  nahe  einem  Waldweg  zwischen 
Schneisse  F und  19).  Derselbe  besteht  von  unten  nach  oben  a)  aus  einem  2 m 
mächtigen,  dünnbankigen,  etwas  röthlichen,  kalkreichen  Sandstein,  ganz  gleich  dem 
a.  a.  O.  aus  den  „rothen  Schichten“  von  Lückendorf  u.  s.  w.  beschrieben  m,  b)  bis 
zum  Gipfel  aus  gewöhnlichem  Oybin  - Quader.  Die  obersten  Bänke  von  a gehen  z. 
Th.  schon  im  Streichen  ziemlich  rasch  in  den  grobkörnigen , kalkfreien  Sandstein  b 
über.  Die  Schichtenlage  des  ganzen  Complexes  ist  wie  überall  in  der  Umgebung 
des  oberen  Oybin-Thales  völlig  horizontal.  Die  kalkige  Bank  ist  also  hier  dem 
grobkörnigen  Oybin-Quader,  der  der  höheren  Stufe  zugerechnet  worden  war,  deutlich 
eingeschaltet,  am  östlichen  Fusse  des  erwähnten  Felsens  kommt  auch  der  letztere 
unmittelbar  unter  den  Schichten  a noch  zum  Vorschein.  Das  Niveau,  in  welchem 
hier  der  kalkige  Sandstein  auftritt,  entspricht  etwa  dem  der  oberen  Mergel- Zwischen- 
lager bei  Lückendorf. 

Hiernach  muss  man  also  von  einer  Gliederung  des  oberen  Quaders  jener  Gegend 
in  eine  höhere  und  liefere  Abtheilung  absehen.  Dieselbe  ist  nicht  durchführbar,  und 
die  Fälle,  wo  ich  von  einer  An lagerun g der  höheren  an  die  tieferen  Schichten  ge- 
sprochen habe,  sind  so  zu  deuten,  dass  die  letzteren  im  Streichen  ihren  Gesteins- 
charakter ändern.  Demnach  sind  in  Profil  4 die  im  Niveau  von  b,  c,  d gelegenen 
Schichten  des  Complexes  a als  Fortsetzungen  jener  anzusehen,  entsprechend  ist  in 
Profil  6:  c aequivalent  b,  in  7:  d aequivalent  b“. 


31 


IV.  Section  für  prähistorische  Forschungen. 


Dritte  Sitzung  am  9.  November  1893.  Vorsitzender:  Dr.  J.  Deich- 
müller.  — Anwesend  24  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  widmet  dem  am  1.  November  d.  J.  verschiedenen 
Ehrenmitgliede  der  Gesellschaft,  Fräulein  Ida  von  Boxberg,  einen  warm 
empfundenen  Nachruf. 

Rentier  W.  Osborne  berichtet  über  die  vorgeschichtlichen  Forsch- 
ungen in  Bayern,  welche  er  während  seines  mehrjährigen  Aufenthaltes 
in  München  kennen  zu  lernen  Gelegenheit  hatte. 

Die  in  München  bestehende  anthropologische  Gesellschaft  hat  auch  die  prä- 
historischen Forschungen  in  den  Bereich  ihrer  Thätigkeit  gezogen;  sie  pflegt  namentlich 
die  Untersuchung  der  Reste  aus  der  Römerzeit,  an  denen  Bayern  im  Donau-Gebiete 
reich  ist,  und  betheiligt  sich  lebhaft  an  der  Limes-Forschung,  für  welche  das  deutsche 
Reich  eine  ansehnliche  Summe  zur  Verfügung  gestellt  hat. 

Unter  den  vorgeschichtlichen  Sammlungen  Münchens  ist  in  erster  Linie  die  im 
alten  Akademiegebäude  aufgestellte,  von  Prof.  Dr.  Ranke  ins  Leben  gerufene  zu 
erwähnen.  Sie  enthält  in  drei  Zimmern  eine  allgemeine  Abtheilung  mit  Funden  aus 
verschiedenen  Gegenden,  sodann  eine  solche  mit  Resten  aus  der  Stein-  und  Bronce- 
zeit  Bayerns,  unter  denen  die  Knochenartefacte  aus  den  fränkischen  Höhlen  und  die 
Funde  aus  der  Gegend  zwischen  dem  Ammer-  und  Staffelsee  hervorragen,  und  eine 
weitere  aus  der  Eisenzeit  Bayerns,  durch  Reihengräberfunde  charakterisirt.  Von 
bedeutenderen  Privatsammlungen  ist  die  des  Dr.  J.  Naue  zu  nennen,  welcher  vor 
Allem  eine  Reihe  schöner  und  interessanter  Schwerter  besitzt,  sowie  die  des  Malers 
Gabriel  Max. 

Für  den  Privatmann  ist  es  in  Bayern  nicht  leicht,  selbständig  vorgeschichtliche 
Forschungen  vorzunehmen  oder  eigene  Sammlungen  anzulegen,  da  die  Erlaubniss  zu 
Ausgrabungen  nur  schwer  zu  erlangen  ist  und  sämmtliche  gefundenen  Gegenstände 
an  das  Münchener  Museum  abgeliefert  werden  müssen.  Vortragender  schloss  sich  des- 
halb an  Dr.  J.  Naue  bei  dessen  amtlichen  Untersuchungen  an  und  hatte  hierdurch 
Gelegenheit,  namentlich  die  Hügelgräber  am  Ammersee  kennen  zu  lernen,  deren  sich 
dort  etwa  150  befinden,  die  durch  die  treffliche  Schrift  von  J.  Naue:  Die  Hügel- 
gräber zwischen  Ammer-  und  Staffelsee,  Stuttgart  1887,  bekannt  geworden  sind. 
Nach  diesen  Untersuchungen  gehören  die  Grabhügel  Oberbayerns  fünf  verschiedenen 
Perioden  an:  Der  älteren  Broncezeit  von  1200—1000  v.  Chr.,  der  Uebergangszeit  zur 
Hallstattperiode  1000 — 800,  der  älteren  Hallstattzeit  800 — 600,  der  jüngeren  600 — 400 
und  der  Uebergangszeit  zur  La  Tene-Periode  von  400  — 200  v.  Chr.  Auch  Gräber  aus 
der  Römerzeit  finden  sich  dabei. 

Lehrer  H.  Döring  ergänzt  seine  früheren  Berichte  über  den  Burg- 
wall bei  Leckwitz  durch  die  Mittheilung,  dass  nun  auch  westlich  des- 
selben Spuren  slawischer  Ansiedelungen  gefunden  worden  sind,  und  lenkt 
die  Aufmerksamkeit  auf  die  Hilfe,  welche  die  Photographie  bei  vor- 
geschichtlichen Forschungen  gewährt,  indem  sie  ermöglicht,  alte  Stätten, 
die  durch  die  Bodencultur  nach  und  nach  zerstört  werden,  wenigstens 
durch  treue  Bilder  zukünftiger  Forschung  zu  erhalten.  Zur  Vorlage 
kommen  Photographien  der  Burgwälle  von  Leckwitz  und  Altoschatz. 

Derselbe  spricht  ferner  über  die  als  klassische  Stätte  der  prähistorischen 
Forschung  bekannte  Insel  Rügen. 

Vortragender  legt  eine  Anzahl  Steinwerkzeuge  der  neolithischen  Periode^vor  und 
spricht  sodann  über  die  von  ihm  besuchten  Burgwälle  auf  dem  Hengst,  am^Werder, 
der  Herthaburg,  des  Rugard  und  auf  Arkona.  Von  letztgenanntem  Burgwall  werden 
eine  Anzahl  Scherben  mit  slavischem  Ornament  und  mehrere  bildliche  Darstellungen 
der  Oertlichkeit  v orgelegt. 


32 


Lehrer  J.  A.  Jen  t sch  berichtet  über  einige  in  der  Nie  der  lau  sitz  ge- 
machte Beobachtungen. 

In  der  Nähe  des  an  der  Grenze  der  Niederlausitz,  zwischen  der  Sornoischen  und 
der  schwarzen  Elster  gelegenen  Ortes  Partwitz,  wendisch  Parcow,  liegen  sumptige 
Wiesen,  die  den  Namen  hrodUsco  (Burgstätte)  führen.  Auf  diesen  sind  ausser  Spuren 
von  Niederlassungen  aus  jüngerer  Zeit  zahlreiche  Eichenstämme  ausgegraben  worden, 
die  möglicherweise  als  Unterlage  eines  ehemals  im  sumpfigen  Boden  zu  Vertheidigungs- 
zwecken  angelegten,  jetzt  zerstörten  Burgwalles  zu  deuten  sind,  auf  welchen  jene 
noch  heute  übliche  Bezeichnung  hrodzisco  hindeutet.  Auf  einer  in  der  Nähe  gelegenen 
flachen  sandigen  Erhöhung  hat  man  Urnen  gefunden. 

Der  Schlossberg  bei  Görkau  bei  Sorau  ist  ein  ehemaliger,  jetzt  zur  Hälfte 
abgetragener  Rundwall,  ähnlich  dem  von  Burg  im  Spreewald,  an  welchen  sich  die 
Sage  von  einem  versunkenen  Schlosse  und  verborgenen  Schätzen  knüpft.  Der  Ort 
selbst  kann  nach  dem  Schlossberg  (niederwendisch  gorka  = Berglein  oder  Hügel)  ge- 
nannt sein,  wie  das  eine  Stunde  nördlich  davon  entfernte,  durch  sein  Gräberfeld 
bekannte  Droskau  nach  dem  noch  jetzt  dort  vorhandenen  üppigen  Laubwald  (drezga). 
Auf  letzteren  Ursprung  sei  auch  der  Name  der  Stadt  Dresden  zurückzuführen,  da 
die  Gegend  um  Dresden  früher  reich  an  feuchten,  der  Entwickelung  von  Laubwald 
günstigen  Stellen  gewesen  ist. 


V.  Section  für  Physik  und  Chemie. 


Vierte  Sitzung  am  2.  November  1803.  Vorsitzender:  Prof.  Br. 
E.  Zetzsehe.  — Anwesend  31  Mitglieder. 

Oberlehrer  Dr.  A.  Wittin g hält  einen  Vortrag  über  seine  Unter- 
suchungen an  offenen  und  gedeckten  Lippenpfeifen  von  nicht- 
cylin  drisch  er  Form. 

Vortragender  zeigt  unter  Vorführung  vieler  Experimente  mit  Röhren  von  den 
mannigfaltigsten  Formen  die  Abhängigkeit  der  Tonhöhe  von  der  Form  der  Röhre,  von 
der  Grösse  der  gedeckten  Fläche  und  von  der  Grösse  der  angeblasenen  Oeffnung. 

Prof.  Dr.  H.  Klein  schliesst  daran  eine  Bemerkung  über  den  Einfluss 
der  Gestalt  von  Röhrenöffnungen  auf  die  Lage  der  Schwingungs-Bäuche 
und  Knoten. 

Sodann  bespricht  der  Vorsitzende  den  mehrfachen  Telegraphen 
des  Amerikaners  Ino  J.  Ghegan. 

Bei  demselben  werden  durch  einen  Selhstunterhrecher  abwechselnd  kurze  positive 
und  negative  Ströme  in  rascher  Folge  in  die  Telegraphenleitung  gesendet.  Jedes 
Amt  erhält  zwei  gewöhnliche  Telegraphenapparatsätze,  bestehend  aus  einem  Taster 
und  einem  Relais,  das  bei  abfallendem  Ankerhebel  einen  Localstrom  durch  einen  Klopfer 
sendet;  dazu  kommt  noch  in  jedem  Amte  ein  polarisirter  Elektromagnet,  der  durch 
die  rasch  folgenden  Ströme  seinen  Anker  schnell  zwischen  zwei  Contactsclirauben 
hin  und  her  bewegt  und  an  ihnen  abwechselnd  den  einen  oder  den  anderen  Apparat 
kurz  schliesst. 

Wird  ein  Taster  in  einem  Amte  niedergedrückt , so  wird  durch  Beseitigung  der 
Kurzschliessun  g eines  Widerstandes  die  Stärke  der  durch  diesen  Taster  gehenden 
Ströme  so  geschwächt,  dass  alle  zugehörigen  Relais  in  den  verschiedenen  Aemtern 
ihre  Anker  abfallen  lassen  und  deren  Klopfer  sämmtlich  arbeiten. 

Der  Vortragende  weist  noch  auf  einen  anderen  Telegraphen  hin,  welchen  Sieur 
1878  in  Paris  ausgestellt  hatte,  und  macht  einige  Andeutungen  über  die  diesen  beiden 
einander  sehr  nahe  verwandten  Telegraphen  anzuweisende  Stellung  im  System 


33 


Fünfte  Sitzung  am  14.  December  1893.  Vorsitzender:  Prof.  Dr. 
E.  Zetzsclie.  — Anwesend  30  Mitglieder. 

Dr.  A.  Naumann  spricht  über  Mikrochemie. 

Als  kräftiger  Zweig  des  Baumes  der  Wissenschaft  Chemie  ist  die  in  neuerer  Zeit  durch 
die  Fortschritte  der  Mikroskopie  geförderte  „Mikrochemie“  zu  betrachten.  Begründende 
Disciplinen  sind  besonders  die  Mineralogie  und  Botanik.  Nachdem  der  Vortragende 
einschlägige  Werke  besprochen  und  zur  Ansicht  gebracht  hat,  behandelt  er  die 
mikrochemischen  Methoden  der  Mineralogen.  Er  charakterisirt  die  Methoden  von 
Behrens  und  Boficky  und  hebt  nach  einigen  mehr  technischen  Bemerkungen 
die  Hauptanforderungen,  welche  an  die  mikrochemischen  Reactionen  zu  stellen  sind, 
hervor.  Letztere  müssen  sein:  1.  eindeutig,  2.  scharf  erkennbar,  3.  empfindlich. 
Nach  einigen  Beispielen,  die  durch  Abbildungstafeln  erläutert  werden,  wendet  sich  der 
Vortragende  zu  der  botanischen  Mikrochemie.  Während  sich  die  Chemie  daran 
genügen  lässt,  das  Vorkommen  gewisser  Stoffe  in  der  Pflanze  zu  bestätigen  und  die- 
selben daraus  herzustellen  bestrebt  ist,  will  der  Botaniker,  insbesondere  der  Physiolog, 
den  Sitz  dieser  Stoffe  in  der  Pflanze  auffinden.  Wie  dies  in  mikrochemischer  Weise 
geschehen  kann,  zeigt  der  Vortragende  an  einem  Querschnitte  der  Cacaobolme,  in 
welchem  er  Fett  durch  Alkanin,  Stärke  durch  Jod,  Eiweiss  durch  Milions  - Reagenz, 
das  wirksame  Alkaloid  Theobromin  durch  Goldchlorid,  etc.  nachweist.  Im  Allgemeinen 
ist  scharf  zu  unterscheiden  zwischen  Reactions-  und  Tinctions  verfahren.  Während 
das  erstere  die  Existenz  gewisser  Stoffe  nachweist,  macht  letzteres  durch  verschiedenes 
Speicherungsvermögen  von  Farbstoffen  die  feineren  Structurverhältnisse,  besonders 
des  Plasmas,  kenntlich. 

Nachdem  in  chemisch  systematischer  Reihenfolge  die  Hauptreactionen  anorganischer 
und  organischer  Stoffe  unter  Vorlage  entsprechender  Zeichnungen  abgehandelt  worden, 
wendet  sich  Redner  zu  den  für  die  Technik  so  wichtigen  Unterscheidungsmitteln  von 
Holz  und  Cellulose  und  führt  die  bis  jetzt  bekannten  Lignin-Reactionen  vor.  Zum 
Schlüsse  werden  noch  die  Tinctionsverfahren,  insbesondere  diejenigen  der  Bacteriologie 
erwähnt  und  der  Vortragende  spricht  den  Wunsch  aus,  dass  diese  kleine  Wissenschaft 
sich  fruchtbringend  fortentwickeln  möge,  auch  im  Kleinen  gross. 


VI.  Section  für  Mathematik. 


Dritte  Sitzung  am  IG.  November  1893.  Vorsitzender:  Prof.  Dr. 
M.  Krause.  — Anwesend  8 Mitglieder. 

Im  Anschluss  an  die  von  Prof.  Dr.  Gr.  Helm  und  Privatdocent  Dr. 
J.  Freyberg  in  der  Hauptversammlung  im  October  gehaltenen  Vorträge 
über  die  Münchener  Ausstellung  mathematischer  Modelle  erläutert  Ober- 
lehrer Dr.  A.  Witting  diejenigen  Instrumente,  welche  dazu  dienen, 
die  Fourier’sche  Reihenentwickelung  für  eine  willkürlich  gezeichnete 
Function  auf  mechanischem  Wege  herzustellen. 

Prof.  Dr.  0.  Helm  erwähnt  eine  Anwendbarkeit  dieser  Vorrichtungen 
auf  meteorologische  Beobachtungen. 


Vierte  Sitzung  am  7.  December  1893.  Vorsitzender:  Prof.  Dr. 
M.  Krause.  — Anwesend  4 Mitglieder. 

Prof.  Dr.  K.  Rohn  spricht  über  Kummer  ’ sehe  Modelle  von  Flächen 
4.  Ordnung. 


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VII.  Hauptversammlungen. 


Fünfte  Sitzung  am  28.  September  1893.  Vorsitzender : Prof.  Dr. 
Gr.  Helm.  — Anwesend  33  Mitglieder  und  Gäste. 

Prof.  Dr.  0.  Drude  berichtet  über  die  von  Mitgliedern  der  Isis  im 
Sommer  1893  unternommene  Reise  in  die  Tatra  (vergl.  Abhandl.  IX). 

An  Bemerkungen  des  Vortragenden  über  die  Dobschauer  Eishöhle 
anknüpfend,  geben  Geh.  Hofrath  Dr.  Geinitz  und  Oberlehrer  H.  Engel- 
hardt einige  Mittheilungen  über  die  von  Hartenstein  beschriebene  Eis- 
höhle bei  Saalburg  und  über  die  Frauen  mauerhöhle  bei  Eisenerz 
in  Steiermark. 


Sechste  Sitzung  am  26.  October  1893,  Vorsitzender:  Prof.  Dr. 
G.  Helm.  — Anwesend  41  Mitglieder  und  Gäste. 

Prof.  Dr.  G.  Helm  berichtet  über  die  mathematisch-physikalische 
Ausstellung  in  München  und  behandelt  eingehender  einzelne  der  dort 
ausgestellten  Apparate. 

Privatdocent  Dr.  J.  Freyberg  spricht  über  die  in  München  aus- 
gestellten Apparate  und  Modelle  zur  mechanischen  Veranschau- 
lichung elektrodynamischer  Vorgänge  und  der  Fortpflanzungs- 
gesetze der  W ellenbe wegungen. 

Prof.  E.  Z sch  au  bringt  zur  Ansicht  eine  in  eine  Glasglocke  ein- 
gebaute Gruppe  von  Honigwaben. 


Siebente  Sitzung  am  30.  November  1893.  Vorsitzender:  Prof.  Dr. 
G.  Helm.  — Anwesend  29  Mitglieder. 

Nach  Wahl  der  Beamten  der  Gesellschaft  für  das  Jahr  1894  (s.  Zu- 
sammenstellung auf  S.  40)  spricht  Oberlehrer  H.  Engelhardt  über  den 
Charakter  der  Tertiärformation. 


Achte  Sitzung  am  21.  Deeember  1893.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  G. 
Helm.  — Anwesend  41  Mitglieder. 

Zur  Vorlage  gelangt  eine  Schrift  von  W.  Krebs:  ,,Die  Erhaltung 
der  Mansfelder  Seen.“ 

Prof.  Dr.  H.  Vater-Tharandt  spricht  über  die  Theorie  der  Krystall- 
structu  r. 


35 


Veränderungen  im  Mitgliederbestände. 

Gestorbene  Mitglieder: 

Am  4.  August  1893  verschied  in  Dresden  Hofrath  Johann  Friedrich 
Jencke,  Begründer  und  langjähriger  Director  der  hiesigen  Taubstummen- 
anstalt, wirkliches  Mitglied  der  Isis  seit  1843. 

Geboren  1812  in  Diehsa  in  der  Oberlausitz,  besuchte  der  Verewigte  nach 
Vollendung  des  Elementarunterrichts  das  Fletcher’sche  Lehrer-Seminar  in  Dresden, 
wo  er,  kaum  16  Jahre  alt,  zum  ersten  Male  Gelegenheit  fand,  als  Lehrer  von  taub- 
stummen Knaben  zu  wirken.  Dieser  Unterricht  wurde  seine  Lebensaufgabe,  besonders 
seitdem  derselbe  1837  von  dem  Fletcher’schen  Seminar  getrennt  und  einer  eigenen 
Anstalt  überwiesen  werden  musste.  Vertrauensvoll  wandte  sich  der  Verewigte  an 
die  Mildthätigkeit  seiner  Mitmenschen  und  seiner  rastlosen  Energie  gelang  es,  binnen 
kurzer  Zeit  die  Summen  zusammenzu bringen,  welche  nöthig  waren  zur  Erwerbung 
eines  Areals  am  Hahneberge  in  Dresden,  auf  welchem  später  mit  Unterstützung  der 
Landstände  das  Taubstummeninstitut  errichtet  und  im  November  1838  unter  Jencke’s 
Leitung  als  Staatsanstalt  eröffnet  wurde.  Hier  wirkte  er  lange  mit  seiner  edlen,  am 
22.  Februar  1882  verschiedenen  Gattin  Marie,  geh.  Löwe,  bis  kurz  vor  seinem  Tode 
segensreich  als  allerseits  hochgeschätzter  und  von  seinen  Zöglingen  wie  ein  Vater 
geliebter  Leiter  der  Dresdner  Taubstummen-Anstalt  und  der  davon  abgezweigten 
Taubstummen-Asyle  in  Dresden  und  Plauen.  Director  Jencke  hatte  die  grosse 
Freude,  1878  in  voller  Rüstigkeit  das  50jährige  Jubiläum  als  Taubstummenlehrer 
und  am  14.  October  1888  das  50jährige  Jubiläum  der  von  ihm  begründeten  grossen 
Anstalt  zu  feiern.  Hohe  Ehren  und  Auszeichnungen  wurden  ihm  für  seine  erfolg- 
reiche Thätigkeit  zu  Theil:  1863  die  erste  Klasse  des  K.  Sächs.  Verdienstordens  und 
der  Rittergrad  des  K.  K.  Oesterreich.  Franz-Josef-Ordens,  1878  Titel  und  Rang  eines 
K.  Sächs.  Hofraths  und  1890,  gelegentlich  seines  Eintritts  in  den  Ruhestand,  das 
Comthurkreuz  des  K.  Sächs.  Albrecht-Ordens.  Mit  ihm  ging  ein  Mann  von  wahrhaft 
grossem  Verdienste  um  die  leidende  Menschheit  zur  ewigen  Ruhe  ein,  dem  auch  die 
Gesellschaft  „Isis“  als  ihrem  50  jährigen  Mitgliede  und  treuen  Freunde,  welcher  stets 
bemüht  war,  die  Naturwissenschaften  in  seinen  Kreisen  zu  fördern,  ein  dankbares 
Andenken  bewahren  wird. 

Am  17.  September  1893  starb  in  Gaassig  bei  Bautzen,  72  Jahre  alt, 
der  emeritirte  Lehrer  Michael  Rostock,  correspoiidirendes  Mitglied 
seit  1872. 

Wenige  Tage  vor  seinem  Tode  war  er  noch  bemüht,  seine  Kenntnisse  in  den 
Naturwissenschaften  zu  erweitern,  wie  er  überhaupt  unermüdlich  war,  die  schwierigen 
Gebiete  der  Naturgeschichte  für  sich  und  Andere  zu  erhellen.  Es  war  dies  für  ihn 
um  so  weniger  leicht,  da  er,  auf  einem  ziemlich  abgelegenen  Dörfchen  der  mittleren 
Oberlausitz  amtirend,  wenig  persönliche  Anregung  haben  konnte  und  anfänglich 
ohne  vollständige  Litteratur  und  hinreichende  Hilfsmittel  arbeiten  musste.  Es  war 
zunächst  seine  landschaftliche  Umgebung,  wo  er  sich  völlig  heimisch  zu  machen 
wusste;  denn  nicht  nur  die  pbanerogamischen  Pflanzen  des  östlichen  Sachsens  kannte 
er  genau,  sondern  auch  fast  sämmtiiche  Kryptogamen,  und  in  den  Dekaden  von 
Rabenhorst’s  Algen  finden  sich  viele  merkenswerthe  Aufsammlungen  aus  seiner  Hand. 
Von  seinem  grossen  Fleiss,  mit  dem  er  es  auch  möglich  machte,  Werke  in  englischer, 
schwedischer  und  böhmischer  Sprache  zu  benützen,  haben  wir  in  den  Sitzungsberichten 
und  Abhandlungen  der  Isis  mehrfache  Beweise;  u.  A.  bringt  der  Jahrgang  1889  von 
ihm  eine  Arbeit  über  „Die  Phanerogamenflora  von  Bautzen  und  Umgegend“,  nebst 
einem  Anhänge  „Verzeichniss  Oberlausitzer  Kryptogamen“.  Mit  scharfem  Auge 
musterte  er  die  floristischen  Verhältnisse  seines  Gebietes,  und  etwaige  Veränderungen 
entgingen  ihm  kaum. 

Mit  besonderer  Liebe  widmete  er  Zeit  und  Kräfte  auf  zoologischem  Gebiete  den 
Neuropteren  und  er  war  sicher  der  beste  Kenner  dieser  Insectenklasse  in  Sachsen 
und  über  die  Grenzen  hinaus,  wie  sein  Briefwechsel  mit  deutschen  und  ausländischen 
Autoritäten  beweisen  könnte.  Schon  in  den  Isisberichten  von  1878  brachte  er 
„Neuropterologische  Mittheilungen“  und  ein  Verzeichniss  der  „Neuroptera  Saxonica“, 
welches  1879  eine  Erweiterung  erfuhr.  Seine  Hauptarbeit:  „Neuroptera  Germanica“ 
gab  der  Zwickauer  Verein  für  Naturkunde  1888  heraus.  Damit  hat  sich  Rostock 


36 


ein  bleibendes  Denkmal  gestiftet,  wie  er  überhaupt  wegen  seines  grundehrlichen, 
biederen  Sinnes  und  uneigennützigen  Wesens  bei  Allen,  die  ihn  kannten,  unvergessen 
bleiben  wird  und  mit  seinen  naturforschenden  Arbeiten  ein  nachahmungswürdiges 
Vorbild  gegeben  hat.  C.  Schiller. 

Nach  langen  schweren  Leiden  verschied  am  9.  October  1893  in  Wien 
im  67.  Lebensjahre  Hofrath  Dionys  Stur,  pensionirter  Director  der  K.  K. 
geologischen  Reichsanstalt  in  Wien. 

Geboren  in  Modern  in  Ungarn,  war  Stur  einer  der  ersten  Zöglinge  der  1850 
begründeten  K.  K.  geologischen  Reichsanstalt  in  Wien,  welcher  er  ununterbrochen 
42  Jahre  lang  als  eines  der  werkthätigsten  Mitglieder  angehört  hat  und  um  deren 
Interessen  er  sich  als  Chefgeolog  und  seit  1885,  nach  F.  von  Hau  er1  s Ernennung  zum 
Intendanten  des  K.  K.  naturhistorischen  Hofmuseums  in  Wien,  als  Director  durch 
sein  erfolgreiches  Wirken  die  grössten  Verdienste  erworben  hat.  Seine  Thätigkeit 
als  Geolog  begann  er  1851  mit  einer  Untersuchung  über  die  liasischen  Kalkstein- 
gebilde von  Hirtenberg  und  Enzersfeld ; in  den  nächsten  Jahren  lenkte  er  durch  seine 
geognostischen  Untersuchungen  in  den  Hochalpen  und  zugleich  durch  seine  zwei- 
malige Besteigung  des  Grossglockner  die  Aufmerksamkeit  auf  sich.  An  der  Aufnahme 
der  geologischen  Uebersichtskarten  der  österreichisch-ungarischen  Monarchie  nahm 
Stur  hervorragenden  Antheil.  Eines  seiner  Hauptwerke  ist  die  1871  erschienene 
,, Geologie  von  Steiermaik“,  welcher  1875  ,,I)ie  Culmflora  des  mährischen  Dachschiefers“ 
und  1877  ,,Die  Culmflora  der  Ostrauer  und  Waldenburger  Schichten“  und  ,,Die  Carbon- 
flora der  Schatzlarer  Schichten“  folgten.  Durch  letztere  Werke  hat  er  sich  hohe 
Verdienste  um  die  Erforschung  der  Fructification  und  der  Wachsthumserscheinungen 
zahlreicher  Farnkräuter  und  anderer  Pflanzen  der  Steinkohlenzeit  erworben.  Unsere 
Gesellschaft  ernannte  den  Verewigten  1878  zu  ihrem  correspondirenden  und  1885 
zu  ihrem  Ehrenmitgliede,  Se.  Majestät  König  Albert  verlieh  ihm  1887  die  1.  Klasse 
des  K.  Sächs.  Albrecht-  Ordens  und  die  Kais.  Leopoldiniseh-Carolinische  Akademie 
1890  in  Anerkennung  seiner  hervorragenden  Forschungen  die  Cothenius-Medaille. 

Am  31.  October  1893  starb  in  Wolfenbüttel  der  emeritirte  Pfarrer 
Dr.  Eduard  Baldamus,  einer  der  bekanntesten  Ornithologen  Deutschlands, 
correspondirendes  Mitglied  der  Isis  seit  1846. 

Der  Verewigte  war  1812  zu  Giersieben  bei  Aschersleben  geboren  und  hatte  in 
Berlin  Theologie  studirt.  In  anhaitischen  Diensten  als  Gymnasiallehrer  und  später 
als  Pfarrer  angestellt,  widmete  er  unter  Naumanns  Einfluss  seine  freie  Zeit  der 
Erforschung  der  Vogelwelt.  Auf  seine  Veranlassung  wurde  1845  die  deutsche  ornitho- 
logische  Gesellschaft  gegründet,  als  deren  Secretär  er  viele  Jahre  hindurch  thätig 
war  und  von  1849 — 1866  die  Herausgabe  der  Vereins-Zeitschrift  „Naumannia“,  die 
1860  mit  dem  „Journal  für  Ornithologie“  vereinigt  wurde,  leitete.  Seit  1870  lebte 
er  als  Emeritus  in  Coburg.  Im  Verein  mit  Blasius  bearbeitete  Baldamus  den  Schluss 
von  Naumann’s  „Naturgeschichte  der  Vögel  Deutschlands“,  veröffentlichte  ferner  1871 
den  „Catalogus  cothecae  Baedekerianae“,  1876  das  „Illustrirte  Handbuch  der  Feder- 
viehzucht“ und  „Vogelmärchen“,  1882  „Das  Hausgeflügel“.  Noch  in  seinen  letzten 
Lebensjahren,  1892,  vollendete  er  ein  grösseres  Werk  über  „Das  Leben  des  euro- 
päischen Kukuks“. 

Am  1.  November  1893  starb  in  Zschorna  bei  Radeburg  Fräulein  Ida 
Wil helmine  von  Boxberg,  Ehrenmitglied  der  Isis  seit  1877. 

Ida  von  Boxberg  wurde  am  23.  August  1806  zu  Jüterbog  geboren,  wo  ihr 
Vater,  Carl  Gottlob  von  Boxberg,  als  Premierlieutenant  und  Adjutant  des  Chur- 
sächsischen Löwe’schen  Infanterie-Regiments  in  Garnison  stand.  Nach  der  Ueber- 
siedelung  nach  Dresden,  wohin  ihr  Vater,  zuletzt  als  Oberstlieutenant  in  der  K.  Sächs. 
Geh.  Kriegskanzlei,  versetzt  worden  war  und  1825  starb,  lebte  sie  im  Hause  ihrer 
Mutter  Henriette  Wilhelmine  geh.  Sichart  von  Sichartshof  und  machte  hier  1837 
die  Bekanntschaft  der  Marquise  de  la  Rochelambert,  welche  für  ihre  drei  Töchter 
eine  Dame  suchte,  die  sie  in  der  Ausbildung  ihrer  Talente  unterstützen  könnte  und 
sie  nach  Frankreich  begleiten  würde.  Ida  von  Boxberg  nahm  diese  ihr  angebotene 
Stellung  freudig  an,  erhoffte  sie  doch  gleichzeitig  von  dem  französischen  Klima  einen 
günstigen  Einfluss  auf  ihre  angegriffene  Gesundheit.  Erst  1883  verliess  sie  definitiv 


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Frankreich  wieder,  nachdem  sie  in  der  Zwischenzeit  zu  öfterem,  meist  längerem 
Aufenthalte  im  Vaterlande  geweilt  hatte,  so  im  Jahre  1850,  wo  die  Kränklichkeit 
ihrer  im  folgenden  Jahre  verstorbenen  Mutter  sie  dazu  veranlasste,  später  in  den 
Jahren  1860,  1866,  1870  und  1871. 

In  der  Familie  der  Marquise  de  la  Rochelambert  nahm  sie  vollkommen  die  Stellung 
einer  Freundin  ein  und  verblieb  daselbst  in  Folge  dessen  auch  nach  der  Verheil  athung 
der  Töchter  der  Marquise.  Trotz  des  langen  Aufenthaltes  in  Frankreich  und  in  der 
streng  katholischen  Familie  de  la  Rochelambert,  trotz  des  hohen  Interesses  für  die 
katholische  Religion,  für  den  Marien-  und  Heiligen-Cultus,  blieb  sie  der  protestan- 
tischen Kirche  treu;  ein  Zug  von  Kindlichkeit  charakterisirte  nicht  nur  ihren  religiösen 
Glauben,  sondern  auch  ihre  Ansichten  und  Arbeiten,  und  gestaltete  sich  im  Verkehr 
mit  anderen  Menschen  zu  grösstem  Wohlwollen  und  Vertrauen  gegen  Jedermann. 

Nach  ihrer  letzten  Rückkehr  aus  Frankreich  lebte  sie  im  Hause  ihrer  Schwägerin, 
der  Frau  O.  von  Boxberg  auf  dem  Rittergute  Zschorna  bei  Radeburg,  im  trauten 
Familienkreise  und  inmitten  einer  regen  wissenschaftlichen  und  künstlerischen 
Tliätigkeit.  Hier  ist  sie  auch  nach  kurzem  Kranksein  an  den  Folgen  einer  Erkältung 
am  1.  November  1893  im  88.  Lebensjahre  verschieden. 

Während  Ida  von  Boxberg  sich  in  früheren  Jahren  mehr  mit  der  Kunst, 
Aquarell-  und  Glasmalerei,  Modelliren  etc.  beschäftigte,  wandte  sie  sich  in  den  letzten 
20  Jahren  ihres  Lebens  mehr  den  Forschungen  auf  vorgeschichtlichem  Gebiete  zu, 
angeregt  durch  den  Verkehr  mit  französichen  Gelehrten  und  den  auf  diesem  Gebiete 
thätigen  Geistlichen,  sowie  durch  die  auf  französichem  Boden  mit  grossem  Erfolge 
ausgeführten  Ausgrabungen.  Ihre  ernsten  und  gründlichen  Forschungen  führten  die 
Verewigte  in  die  besten  wissenschaftlichen  Kreise  Deutschlands  und  Frankreichs  ein, 
welche  sie  wegen  ihres  Strebens  und  ihrer  Begeisterung  für  Wissenschaft  und  Kunst 
hochgeschätzt  haben  und  lange  noch  hochschätzen  werden.  Unserer  Isis  trat  Ida  von 
Boxberg  zuerst  im  Jahre  1870,  während  ihres  Aufenthaltes  im  Vaterlande,  näher,  in 
welchem  Jahre  sie  den  Stoff  zu  einer  in  unseren  Sitzungsberichten  enthaltenen 
kleineren  Abhandlung  von  H.  B.  Geinitz  über  „Kreideversteinerungen  von  Chateau 
deMeaulne  im  Departement  Maine  et  Loire“  dem  hiesigen  K.  Mineralogisch-geologischen 
Museum  übergab,  welche  Sammlung  sie  in  den  folgenden  Jahren  derartig  erweiterte,  dass 
darauf  die  1892  im  11.  Hefte  der  Mittheil,  aus  dem  K.  Miner.-geolog.  Museum  er- 
schienene Monographie  über  „Spongien  der  Kreideablagerungen  Frankreichs“  von 
Ph.  Pocta  in  Prag  ausgeführt  werden  konnte.  Diesem  ersten  Geschenke  folgten  bald 
weitere,  die  den  Stoff  zu  vielen  interessanten  Mittheilungen  in  unseren  Zusammen- 
künften gegeben  haben.  Verschiedene  grössere  Originalberichte  aus  ihrer  Feder 
sind  in  unseren  Sitzungsberichten  enthalten,  so  1870  eine  Abhandlung:  „Die  Brunnen- 
gräber von  Troussepoil  in  der  Vendee“,  1871  „Das  keltische  Mondbild“,  1872  „Die 
Sepultures  ovoi'des  oder  die  Vonnes  von  Beaugency  im  Loiret“,  1874,  1877  und  1882 
Berichte  über  ihre  Ausgrabungen  in  den  Höhlen  des  Departement  Mayenne,  1880 
über  römische  Grabstätten  von  Vagoritum,  1884  Mittheilungen  über  Spuren  vor- 
geschichtlicher Trepanation  in  Sachsen  und  1881  und  1885  über  das  Urnenfeld  von 
Dobra  bei  Radeburg,  welcher  Localität  sie  bis  kurz  vor  ihrem  Tode  unausgesetzte 
Aufmerksamkeit  zugewendet  hat.  Noch  in  den  letztvergangenen  Monaten  haben  die 
mit  bewundernswürdiger  Energie  von  ihr  fortgeführten  Ausgrabungen  auf  den 
heimischen  Fluren  von  Dobra  und  Zschorna  unser  Interesse  immer  von  Neuem  wach- 
gehalten. Noch  vor  wenigen  Wochen  war  es  mir  und  anderen  Mitgliedern  unserer 
Isis  vergöjnnt,  die  körperliche  Rüstigkeit  und  geistige  Frische  zu  bewundern,  mit  der 
die  Verewigte  sich  den  Anstrengungen  der  von  ihr  geleiteten  Ausgrabungen  vom 
frühen  Morgen  bis  zum  späten  Abend  im  Dienste  der  Wissenschaft  unterzog. 

Selbst  erfüllt  von  lebhaftem  Interesse  für  Alles,  was  um  sie  her  vorging,  beseelt 
vom  regsten  Eifer  für  ihre  Forschungen,  verstand  sie  es  in  ganz  besonderer  Weise, 
auch  bei  ihrer  Umgebung  dieses  Interesse  hervorzurufen  und  auch  in  Anderen  den 
ihr  innewohnenden  Sinn  zum  Sammeln  zu  erwecken.  Ihre  eigenen  Sammlungen 
erstreckten  sich  hauptsächlich  auf  die  Geologie  und  Vorgeschichte,  ausserdem  besass 
sie  eine  grössere  Zahl  werthvoller  Erzeugnisse  der  kirchlichen  Kunst. 

In  hochherzigster  Weise  hat  sie  aber  auch  die  wissenschaftlichen  und  Kunst- 
Sammlungen  ihres  Vaterlandes  durch  zahlreiche  Geschenke  bedacht.  Allen  denen, 
welche  der  Entwickelung  unseres  hiesigen  geologischen  Museums  und  dessen  prä- 
historischer Abtheilung  in  den  letzten  Jahrzehnten  gefolgt  sind,  wird  der  Name  Ida 
von  Boxberg  unvergesslich  sein,  verdankt  doch  der  Verewigten  unser  Museum  als 
eine  Hauptzierde  jene  wundervollen  Ueberreste  aus  der  ältesten  Zeit  menschlichen 

2 


38 


Daseins  auf  der  Erde,  die  sie  zumeist  den  Höhlen  auf  Frankreichs  Boden  eigenhändig 
entnommen  hat,  die  mannigfaltigen  Ueberreste  vorgeschichtlicher  Bewohner  der  Um- 
gegend von  Radeburg  in  unserer  prähistorischen  Sammlung,  die  reichen  Ansammlungen 
fossiler  Seeschwämme  aus  den  Kreideablagerungen  und  viele  werthvolle  Gebirgsarten 
aus  Frankreich,  sowie  zahlreiche  Spuren  alter  Gletscherwirkungen  aus  der  Gegend 
von  Zschorna.  Auch  andere  Kgl.  Sammlungen  und  unsere  Technische  Hochschule 
verdanken  ihrer  hochherzigen  Gesinnung  mancherlei  werth volle  Geschenke. 

Wie  bereits  im  Jahre  1877  unsere  Gesellschaft  ihrem  Dank  für  die  zahlreichen 
wissenschaftlichen  Anregungen  durch  Ernennung  zum  Ehrenmitgliede  Ausdruck  gab, 
so  war  es  auch  bei  ihrem  Scheiden  nur  eine  Pflicht  innigster  Dankbarkeit,  wenn  bei 
dem  Begräbniss  des  Fräulein  Ida  von  Boxberg  am  4.  November  auf  dem  stillen 
Friedhofe  in  Dobra  durch  Geh.  Hofrath  Dr.  Geinitz  im  Namen  der  Generaldirection  der 
Kgl.  Sammlungen  und  der  naturwissenschaftlichen  Gesellschaft  Isis  der  Verewigten 
warme  Worte  dankbarer  Anerkennung  über  das  Grab  nachgerufen  wurden  und  durch 
Niederlegung  eines  Lorbeerkranzes  auf  dem  Grabe  seitens  der  Isis  noch  einmal  der 
dankbaren  Bewunderung  und  Aneikennung  der  reichen  segenspendenden  Thätigkeit 
der  Verblichenen  Ausdruck  verliehen  wurde.  Ehre  ihrem  Andenken  I 

J.  Deichmüller. 

Am  9.  November  1893  starb  in  Cambridge,  Mass.,  im  77.  Lebensjahre 
der  bekannte  Professor  der  Entomologie  am  Harvard  College  Dr.  Hermann 
August  Hagen,  Ehrenmitglied  der  Isis  seit  1866. 

1817  zu  Königsberg  i.  Pr.  geboren,  studirte  August  Hagen  Medicin  an  der 
Universität  seiner  Heimathstadt,  wo  er  sich  nach  seiner  Promotion  1840  als  praktischer 
Arzt  niederliess.  Schon  während  seiner  Studienzeit  beschäftigte  er  sich  viel  mit 
Entomologie  und  veröffentlichte  bereits  1839  ein  ,, Verzeichniss  der  Libellen  Ost- 
preussens“.  Von  1840  bis  1862  erschienen  von  ihm  zahlreiche  Arbeiten  über  Insecten 
in  deutschen  und  ausländischen  Zeitschriften,  1862  seine  zweibändige  ,,Bibliotheca 
entomplogicau,  in  welcher  dio  gesammte  neuere  entomologische  Litteratur  in  sorg- 
fältigster Weise  zusammengestellt  ist.  Auch  den  vorweltlichen  Insecten,  namentlich 
den  Neuropteren,  wandte  er  seine  Aufmerksamkeit  zu  und  veröffentlichte  u.  A.  1848 
eine  „Uebersicht  der  fossilen  Libellen  Europas“,  1862  „Neuropteren  aus  der  Braun- 
kohle von  Rott“  und  „Neuropteren  aus  dem  lithographischen  Schiefer  in  Bayern“, 
1866  „Die  Neuroptera  des  lithographischen  Schiefers  in  Bayern“.  Nach  längeren 
ausgedehnten  Reisen  zum  Studium  der  Insectenwelt  wandte  sich  Hagen  gegen  Ende 
der  sechziger  Jahre  nach  denVereinigten  Staaten  und  trat  in  die  Dienste  des  Museums 
für  vergleichende  Zoologie  am  Harvard  College  in  Cambridge,  Mass.,  wo  er  bis  zu 
seinem  Tode  als  Professor  der  Entomologie  thätig  war. 


Neu  aufgenommene  wirkliche  Mitglieder: 

Ehnert,  Osc.,  Vermessungs-Ingenieur  in  Dresden,  am  21.  December  1893; 

Griseke,  Karl,  Privatus  in  Dresden,  am  26.  October  1893; 

Hall  wachs,  Wilh.,  Dr.  phil.,  Prof,  an  der  K.  Techn.  Hochschule  in  Dresden, 
am  21.  December  1893; 

Klette,  Reinh.,  Baurath  in  Dresden,  am  26.  October  1893;  l; 

Nessig,  Rob.,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  in  Dresden,  am  30.  November  1893; 

Patten  hausen,  Bernh.,  Prof,  an  der  K.  Techn.  Hochschule  in  Dresden, 
am  21.  December  1893; 

Risch,  Osc.,  Privatus  in  Dresden,  am  30.  November  1893; 

Scheele,  Curt,  Oberlehrer  in  Dresden,  am  28.  September  1893; 

von  Schoeler,  Heinr.,  Dr.  phil.  in  Dresden,  am  26.  October  1893. 

Neu  ernannte  Ehren -Mitglieder; 

Nitsche,  Heinr.,  Dr.  phil.,  Prof,  an  der  K.  Eorstakademie  in  Tharandt, 
am  30.  November  1893. 


39 


Neu  ernannte  correspon  dir  ende  Mitglieder: 

Stephani,  Franz,  Kaufmann  in  Leipzig,  \ __  XT  . 

Voretzsch,  Max,  Dr.  phil.,  in  Altenburg,  ) am  o0-  !sovember  1893i 
White,  Charles,  Professor  in  Washington,  am  26.  October  1893. 

Aus  den  wirklichen  in  die  correspondirenden  Mitglieder  ist 

übergetreten : 

Blochmann,  Rud.,  Dr.  phil.,  Physiker  am  Torpedo-Laboratorium  in  Kiel. 


Freiwillige  Beiträge  zur  Gesellschaftskasse 

zahlten:  Dr.  Amthor,  Hannover,  3 Mk.;  Oberlehrer  Dr.  Bachmann  * 
Plauen  i.  V.,  3 Mk. ; K.  Bibliothek,  Berlin,  3 Mk.;  naturwissensch- 
Modelleur  Blaschka,  Hosterwitz,  3 Mk. ; Ingenieur  Carstens,  Berlin, 
3 Mk.;  Docent  Dr.  Doss,  Riga,  3 Mk. ; Privatus  Eisei,  Gera,  3 Mk. : 
Bergmeister  Hartung,  Lobenstein,  6 Mk.;  Prof.  Dr.  Hibscli,  Liebwerd, 
3 Mk. ; Oberlehrer  Dr.  Köhler,  Schneeberg,  3 Mk.;  W.  Krebs,  Altona, 
3 Mk.;  Apotheker  Dr.  Lange,  Rinteln,  3 Mk. ; Oberlehrer  Leonhardt, 
Nossen,  3 Mk. ; Oberlehrer  Dr.  Lohrmann,  Schneeberg,  3 Mk.  5 Pf.; 
Prof.  Dr.  Ludwig,  Greiz,  3 Mk.  5 Pf.;  Oberlehrer  Dr.  Mehnert,  Pirna, 
3 Mk.;  Stabsarzt  Dr.  Naumann,  Gera,  3 Mk. ; Prof.  Dr.  Nits  che, 
Tharandt,  3 Mk.;  Privatus  Osborne,  Blasewitz,  3 Mk  ; Betriebsingenieur 
a.  D.  Pr  asse,  Leipzig,  6 Mk.;  Dr.  Reiche,  Constitucion,  3 Mk.;  Dr. 
Reidemeister,  Schönebeck,  3 Mk.;  Apotheker  Schlimpert,  Cölln,  3 Mk. 
5 Pf.;  Oberlehrer  Seidel  T,  Zschopau,  3 Mk. ; Oberlehrer  Seidel  II, 
Zschopau,  3 Mk. ; Rittergutspachter  Sieber,  Grossgrabe,  3 Mk.  10  Pf., 
Fabrikbesitzer  Siemens,  Dresden,  100  Mk. ; Oberlehrer  Dr.  Sterz el; 
Chemnitz,  3 Mk.;  Dr.  Wohlfahrt,  Freiberg,  3 Mk.;  Oberlehrer  Wolff, 
Pirna,  6 Mk. ; Oberlehrer  Dr.  Wünsche,  Zwickau,  3 Mk.  — In  Summa 
199  Mk.  25  Pf.  H.  Warnatz. 


Beamte  der  Isis  im  Jahre  1894. 

Tor  stand. 

Erster  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  G.  Helm. 

Zweiter  Vorsitzender:  Dr.  Fr.  Raspe. 

Kassirer:  Hofbuchhändler  H.  Warnatz. 

öirectoriuni. 

Erster  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  G.  Helm. 

Zweiter  Vorsitzender:  Dr.  Fr.  Raspe. 

Als  Sectionsvorstände:  Prof.  Dr.  0.  Drude, 

Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  H.  B.  Geinitz, 
Prof.  Dr.  M.  Krause., 

Prof.  Dr.  H.  Nits  che, 

Rentier  W.  Osborne, 

Prof.  Dr.  E.  Zetzsche. 

Erster  Secretär:  Dr.  J.  Deichmüller. 

Zweiter  Secretär:  Oberlehrer  K.  Vetters. 

2* 


40 


Sections  - Beamte. 

I.  Section  für  Zoologie. 

Yor  stand:  Prof.  Dr.  H.  Nit  sc  he. 

Stellvertreter:  Prof.  Dr.  R.  Ebert. 

Protokollant:  Dr.  J.  Thiele. 

Stellvertreter:  Tnstitutsdirector  A.  Thümer. 

II.  Section  für  Botanik. 

Vorstand:  Prof.  Dr.  0.  Drude. 

Stellvertreter:  Oberlehrer  A.  Wobst. 

Protokollant:  Dr.  A.  Naumann. 

Stellvertreter:  Dr.  B.  Schorle r. 

III.  Section  für  Mineralogie  und  Geologie. 

Vorstand:  Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  H.  B.  Geinitz. 

♦ Stellvertreter:  Dr.  Th.  Wolf. 

Protokollant:  Lehrer  A.  Zipfel. 

Stellvertreter:  Dr.  H.  Francke. 

IV.  Section  für  prähistorische  Forschungen. 

Vorstand:  Rentier  W.  Osborne. 

Stellvertreter:  Lehrer  H.  Döring. 

Protokollant:  Taubstummenlehrer  0.  Ebert. 

Stellvertreter:  Lehrer  A.  Jen t sch. 

V.  Section  für  Physik  und  Chemie. 

Vorstand:  Prof.  Dr.  E.  Zetzsch e. 

Stellvertreter:  Privatdocent  Dr.  J.  Ereyberg. 

Protokollant:  Handelsschullehrer  K.  Roder. 

Stellvertreter:  Oberlehrer  Dr.  G.  Schulze. 

VI.  Section  für  Mathematik. 

V orstand : Prof.  Dr.  M.  Krause. 

Stellvertreter:  Oberlehrer  Dr.  A.  Witting. 

Protokollant:  Oberlehrer  J.  von  Vieth. 

Stellvertreter:  Privatdocent  Dr.  J.  Ereyberg. 


Redaetions  - Comit$, 

Besteht  aus  den  Mitgliedern  des  Directoriums  mit  Ausnahme  des 
zweiten  Vorsitzenden  und  des  zweiten  Secretärs. 


41 


Bericht  des  Bibliothekars. 

\ 

Im  Jahre  1893  wurde  die  Bibliothek  der  „Isis“  durch  folgende  Zeit- 
schriften und  Bücher  vermehrt: 

A.  Durch  Tausch. 

1.  Kiiropa, 

1.  Deutschland. 

Altenburg:  Naturforschende  Gesellschaft  des  Osterlandes  — Verzeichniss 
der  Mitglieder  im  October  1892.  [Aa  69.  | 

Annaber g-  Buchhol#:  Verein  für  Naturkunde. 

Augsburg : Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Schwaben  und  Neuburg. 
Bamberg : Naturforschende  Gesellschaft.  — Bericht  XVI  [Aa  19.] 

Berlin : Botanischer  Verein  der  Provinz  Brandenburg.  — Verhandl.,  Jhrg. 
33  und  34.  [Ca  6.] 

Berlin'.  Deutsche  geologische  Gesellschaft.  — Zeitschr.,  Bd.  44,  Hft.  3 
und  4;  Bd.  45,  Hft.  1 und  2.  [Da  17.] 

Berlin : Gesellschaft  für  Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte.  — 
Verhandl.,  Juli  1892  bis  März  1893.  [G  55. | 

Bonn : Naturhistorischer  Verein  der  preussischen  Rheinlande,  Westfalens 
und  des  Reg. -Bez.  Osnabrück.  — Verhandl.,  49.  Jhrg.,  2.  Hälfte;  50. 
Jhrg.,  1.  Hälfte.  [Aa  93.] 

Braunschiveig : Verein  für  Naturwissenschaft,  — 7.  Jahresber.  für  1890  — 1891. 
[Aa  245.] 

Bremen:  Naturwissenschaftlicher  Verein. — Abhandf,  Bd.  XII,  Hft.  3.  [Aa2  ] 
Breslau : Schlesische  Gesellschaft  für  vaterländische  Cultur.  — 70.  Jahresber., 
1892,  mit  Ergänzungsheft  2:  Litteratur  der  Landes-  und  Volkskunde 
der  Provinz  Schlesien.  [Aa  46.] 

Chemnitz:  Naturwissenschaftliche  Gesellschaft. 

Chemnitz:  K.  Sächsisches  meteorologisches  Institut.  — Jahrbuch,  IX.  Jhrg., 
2.  Hälfte;  X.  Jhrg.  [Ec  57.]  — Das  Klima  des  Königreichs  Sachsen. 
Hft.  1 und  2.  [Ec  80.] 

Danzig:  Naturforschende  Gesellschaft.  — Schriften,  n.  F.  VIII.  Bd.,  1.  Hft. 
[Aa  80.] 

Darmstadt:  Verein  für  Erdkunde  und  mittelrheinischer  geologischer  Verein. — 
Notizblatt,  4.  Folge,  13.  Hft.  [Fa  8.] 

Donauesehingen:  Verein  für  Geschichte  und  Naturgeschichte  der  Baar  und 
der  angrenzenden  Landestheile.  — Schriften,  VIII.  Hft.  [Aa  174] 
Dresden:  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde.  — Jahresber.,  1892  — 93. 
[Aa  47.] 

Dresden:  K.  mineralogisch-geologisches  Museum. 

Dresden:  K.  zoologisches  Museum. 

Dresden:  K.  öffentliche  Bibliothek. 

Dresden:  Verein  für  Erdkunde.  — Jahresberichte  XXII  und  XXIII.  [Fa 6.] 
Dresden:  K.  Sächsischer  Alterthumsverein.  — Neues  Archiv  für  sächs. 

Geschichte  und  Alterthumskunde,  Bd.  XIV.  [G  75  ] 

Dresden:  Oekonomische  Gesellschaft  im  Königreich  Sachsen. 

Dresden:  K.  thierärztliche  Hochschule. 


42 


Dresden : K.  Sächsische  technische  Hochschule.  — Die  Bibliothek  der  tech- 
nischen Hochschule  Dresden  im  Jahre  1892.  [Je  101.] 

Dürkheim:  Naturwissenschaftlicher  Verein  der  Rheinpfalz  „Polliehia“.  — 
Mittheil.,  Jahresber.  XL1X  und  L.  [Aa  56.] 

Düsseldorf:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  — Mitteil.,  Hft.  1 und  2.  [Aa  310.] 
Elberfeld:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Emden:  Naturforschende  Gesellschaft.  — 77.  Jahresber.,  1891 — 92.  [Aa48.] 
Emden:  Gesellschaft  für  bildende  Kunst  und  vaterländische  Altertümer.  — 
Jahrbücher,  10.  Band,  1.  und  2.  Hft.  [G  124.] 

Erfurt:  K.  Akademie  gemeinnütziger  Wissenschaften.  — Jahrbücher,  Hft. 

18  und  19.  [Aa  263.] 

Erlangen:  Physikalisch-medicinische  Societät. 

Frankfurt  a.  M.:  Senckenbergische  naturforschende  Gesellschaft.  — Bericht 
für  1893.  [Aa  9a.] 

Frankfurt  a . M. : Physikalischer  V erein.  — Jahresber.  für  1891  — 92  [Eb  35.] 
Frankfurt  a.  0. : Naturwissenschaftlicher  Verein  des  Regierungsbezirks 
Frankfurt.  — „Helios“,  10.  Jhrg. , Nr.  7 — 12;  11.  Jhrg. ; 12.  Jhrg., 
Nr.  1.  [Aa  282.] 

Freiburg  i.  Br.:  Naturforschende  Gesellschaft.  — Berichte,  Bd.  6 und  7. 
[Aa  205.] 

Gera:  Gesellschaft  von  Freunden  der  Naturwissenschaften. 

Giessen:  Oberhessische  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde.  — Bericht  29. 
[Aa  26.] 

Görlitz:  Naturforschende  Gesellschaft.  — Abhandl , 20.  Bd.  [Aa  3 ] 
Görlitz:  Oberlau sitzische  Gesellschaft  der  Wissenschaften.  — Neues  Lau- 
sitzisches  Magazin,  Bd.  68,  Hft.  2;  Bd.  69,  Hft.  1 und  2.  [Aa  64.] 
Görlitz:  Gesellschaft  für  Anthropologie  und  Urgeschichte  der  Oberlausitz. 
Greifswald:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Neu  - Vorpommern  und 
Rügen.  — Mittheil.,  24.  Jhrg.,  1892.  [Aa  68.] 

Greifswald:  Geographische  Gesellschaft.  — V.  Jahresber.,  1890—93.  [Fa  20.] 
Güstrow : Verein  der  Freunde  der  Naturgeschichte  in  Mecklenburg.  — 
Archiv,  46.  Jhrg.  [Aa  14.] 

Halle  a.  S. : Naturforschende  Gesellschaft.  — Berichte  über  die  Sitzungen 
1892.  [Aa  24.] 

Halle  a.  S. : Kais.  Leopoldino-Carolinische  deutsche  Akademie.  — Leopoldina, 
Hft.  XXVIII,  Nr.  21—24;  Hft.  XXIX,  Nr.  1-20.  [Aa  62.] 

Halle  a.  S. : Verein  für  Erdkunde.  — Mittheil.,  Jhrg.  1893.  [Fa  16.] 
Hamburg:  Naturhistorisches  Museum.  — Jahrb.,  Jhrg.  X,  mit  Beiheft  1. 
[Aa  276.] 

Hamburg:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  — Abhandl.,  Bd.  XII,  Hft.  1. 
[Aa  293.] 

Hamburg:  Verein  für  naturwissenschaftliche  Unterhaltung. 

Hanau:  Wetterauische  Gesellschaft  für  die  gesammte  Naturkunde.  — Be- 
richte vom  1.  April  1889  bis  30.  Nov.  1892.  [Aa  30.] 

Hannover:  Naturhistorische  Gesellschaft. 

Hannover:  Geographische  Gesellschaft.  — Jahresber.  IX,  1889—92.  [Fa  18.] 
Heidelberg:  Naturhistorisch-medicinischer  Verein.  — Verhandl.,  n.  F..  Bd.  V, 
Hft.  1.  [Aa  90.] 

Karlsruhe:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Kassel:  Verein  für  Naturkunde,  — Berichte,  Nr.  XXXVIII.  |Aa  242.] 


43 


Kassel : Verein  für  hessische  Geschichte  und  Landeskunde.  — Zeitschr., 
16.  und  17.  Bd.;  Mittheil.,  Jhrg.  1890-91.  [Fa  21.] 

Kiel:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Schleswig-Holstein.  — Schriften, 
Bd.  X,  1.  Hft.  [Aa  189.] 

Königsberg  i.  Pr.:  Physikalisch  - ökonomische  Gesellschaft.  — Schriften, 
33.  Jhrg.,  1892.  [Aa  81.] 

Königsberg  i.  Pr.  : Altertums  - Gesellschaft  Prussia.  — Sitzungsber., 
48.  Vereinsjahr,  1892—93.  [G  114.1  — Katalog  des  Prussia-Museums, 
Teil  1.  [G  114b.] 

Landshut:  Botanischer  Verein. 

Leipzig:  Naturforschende  Gesellschaft.  — Sitzungsber,  17.  und  18.  Jhrg. 
[Aa  202.] 

Leipzig:  K.  Sächsische  Gesellschaft  der  Wissenschaften.  — Berichte  über 
die  Verhandl.,  mathem  -physikal.  Klasse,  1892,  IV — VI;  1893,  1 — VI. 
[Aa  296.] 

Leipzig : K.  Sächsische  geologische  Landesuntersuchung.  — Geologische 
Specialkarte  des  Königreichs  Sachsen:  3 Profile  durch  das  Steinkohlen- 
becken des  Plauen’schen  Grundes;  Sect.  Pirna,  Bl.  83;  Sect,  Tharandt, 
Bl.  81;  Sect.  Stolpen,  Bi.  68;  Sect.  Pillnitz,  Bl.  67;  Sect.  Bischofs- 
werda, Bl.  53;  Sect.  Kötzschenbroda,  Bl.  49;  Sect.  Kloster  Marienstern, 
Bl.  37;  Sect.  Kamenz,  Bl.  36;  Sect.  Königswartha- Wittichenau,  Bl.  22; 
Sect.  Lommatzsch -Leuben,  Bl.  47;  Sect.  Strassgräbchen , Bl.  21;  mit 
12  Heften  Erläuterungen.  [De  146.] 

iÄibben:  Niederlausitzer  Gesellschaft  für  Anthropologie  und  Urgeschichte.  — 
Mittbeil.,  Bd.  III,  Hft.  1-4.  [G  102.] 
iÄibeck:  Geographische  Gesellschaft  und  naturhistor.  Museum.  — Jahresber. 

für  1892.  [Aa  279a. ] — Mittheil.,  zweite  Reihe,  Hft.  4 — 6.  [Aa  279b.] 
Lüneburg:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  das  Fürstentum  Lüneburg.  — 
Jahresheft  XII,  für  1890 — 92.  [Aa  210.] 

Magdeburg:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  — Jahresber.  und  Abhandl., 
Jhrg.  1892.  [Aa  173.] 

Mannheim:  Verein  für  Naturkunde. 

Marburg:  Gesellschaft  zur  Beförderung  der  gesammten  Naturwissenschaften. 

— Sitzungsber.,  Jhrg.  1891 — 92.  [Aa  266.] 

Meissen:  ,,Isisu,  Verein  für  Naturkunde.  — Beobachtungen  der  Isis-Wetter- 
warte  zu  Meissen  im  Jahre  1892.  [Ec  40.] 

Münster:  Westfälischer  Provinzialverein  für  Wissenschaft  und  Kunst.  — 
20.  Jahresber.,  Jhrg.  1891.  [Aa  231.] 

Neisse:  Wissenschaftliche  Gesellschaft  „Philomathie“. 

Nürnberg:  Naturhistorische  Gesellschaft.  — Jahresber.  für  1892,  nebst 
Abhandl.,  X.  Bd.,  Hft.  1.  [Aa  5.] 

Offenbach:  Verein  für  Naturkunde. 

Osnabrück:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  — IX.  Jahresber.  für  die  Jahre 
1891—92.  [Aa  177.] 

Passau:  Naturhistorischer  Verein. 

Regensburg:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Regensburg:  K.  Bayerische  botanische  Gesellschaft. 

Reichenbach  i.  V.:  Vogtländischer  Verein  für  Naturkunde. 

Reutlingen:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Schneeberg:  Wissenschaftlicher  Verein.  — Mittheil.,  Hft.  3.  [Aa  236.J 


44 


Stettin : Ornithologischer  Verein.  — Zeitschr.  für  Ornithologie  und  prakt. 
Geflügelzucht,  Jhrg.  XVII.  [Bf  57.] 

Stuttgart : Verein  für  vaterländische  Naturkunde  in  Württemberg.  — Jahres- 
hefte,  Jhrg.  49.  [Aa  60.] 

Stuttgart:  Württembergiscber  Altertumsverein.  — Württemberg.  Viertel- 
jahreshefte für  Landesgeschichte,  n.  F.,  1.  Jhrg.,  Hft.  3-4.  [G  70.] 
Tliarancl : Redaction  der  landwirthschaftlichen  Versuchsstationen.  — Land- 
wirthsch.  Versuchsstationen,  Bd.  XLI,  Hft.  5 — 6;  Bd.  XLII ; Bd.  XLIII, 
Hft.  1-2.  [Ha  20.] 

Thorn : Coppernicus- Verein  für  Wissenschaft  und  Kunst.  — Mittheil., 
Hft.  VIII.  [Aa  145.] 

Ulm : Verein  für  Mathematik  und  Naturwissenschaften.  — Jahreshefte, 
5.  Jhrg.  [Aa  299.] 

Ulm : Verein  für  Kunst  und  Altertum  in  Ulm  und  Oberschwaben.  — 
Mitteil.,  Heft  4.  [G  70.] 

Weimar : Thüringischer  botanischer  Verein.  — Mittheil.,  n.  R,  3.  u.  4.  Hft. 
[Ca  23.] 

Wernigerode’.  Naturwissenschaftlicher  Verein  des  Harzes.  — Schriften,  VII. 
Bd.,  1892.  [Aa  289.] 

Wiesbaden’.  Nassauischer  Verein  für  Naturkunde.  — Jahrbücher,  Jhrg.  46. 
[Aa  43.] 

Würzburg:  Physikalisch-medicinische  Gesellschaft.  — Sitzungsber.,  Jhrg. 
.1892.  [Aa  85.] 

Zwickau:  Verein  für  Naturkunde. 


2.  Oesterreich-Ungarn. 

Bistritz : Gewerbeschule. 

Brünn:  Naturforschender  Verein.  — Verhandl.,  Bd.  XXX.  und  10.  Ber. 
der  meteorol.  Commission  1890.  [Aa  87.] 

Budapest:  Ungarische  geologische  Gesellschaft  — Földtani  Közlöny,  XXII. 
köt.,  11.-12.  füz. ; XXIII.  köt.,  1.  — 10.  füz.  [Da  25.] 

Budapest:  K.  Ungarische  naturwissenschaftliche  Gesellschaft,  und:  Ungarische 
Akademie  der  Wissenschaften. 

Graz : Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Steiermark.  — Mittheil.,  Jhrg. 
1891-92.  [Aa  72.] 

Hermannstadt:  Siebenbürgischer  Verein  für  Naturwissenschaften.  — Verband], 
und  Mittheil.,  XLII.  Jhrg.  [Aa  94.] 

Iglo:  Ungarischer  Karpathen- Verein.  — Jahrbuch,  XX.  Jhrg.,  1893.  [Aal98.| 

Innsbruck:  Naturwissensehaftlich-medicinischer  Verein.  — Berichte,  XX. 
Jhrg.  [Aa  171.] 

Klagenfurt:  Naturhistorisches  Landes-Museum  für  Kärnthen.  — Jahrbuch, 
Hft.  22.  [Aa  42.] 

Krakau:  Akademie  der  Wissenschaften.  — Anzeiger  1892,  Nr.  10;  1893, 
Nr.  1-9.  [Aa  302.] 

Laibach:  Musealverein  für  Krain. 

Linz:  Verein  für  Naturkunde  in  Oesterreich  ob  der  Enns.  — Jahresber., 
Nr.  21  und  22.  [Aa  213.] 

Linz:  Museum  Francisco-Carolinum.  — 51.  Bericht  nebst  der  45.  Lieferung 
der  Beiträge  zur  Landeskunde  von  Oesterreich  ob  der  Enns.  [Fa  9.J 


45 


Prag : Naturwissenschaftlicher  Verein  „Lotos‘c.  — Jahrb.  für  Naturwiss., 
n.  F.,  Bd.  XIII.  [Aa  63.] 

Prag : K.  Böhmische  Gesellschaft  der  Wissenschaften.  — Sitzungsber., 
mathem.-naturw.  CI.,  1892  [Aa  269.]  — Jahresber.  für  1892.  [Aa  270  ] 
Prag : Gesellschaft  des  Museums  des  Königreichs  Böhmen.  — Pamatky 
Archaeologicke,  dilu  XV,  ses.  9 — 12;  dilu  XVI,  ses.  1 und  2.  [G  7 1. 1 
Praa:  Lese-  und  Redehalle  der  deutschen  Studenten.  — Jahresber.  für 
" 1892.  [Ja  70.] 

Prag : Ceska  Akademie  Cisare  Frantiska  Josefa.  — Trida  II,  Rocnik  1, 
* 1891—92.  [Aa  313.] 

Pressburg : Verein  für  Natur-  und  Heilkunde. 

Reichenberg : Verein  der  Naturfreunde.  — Mittheil.,  Jhrg.  24.  [Aa  70.] 
Salzburg : Gesellschaft  für  Salzburger  Landeskunde.  — Mittheil.,  XXXII. 
und  XXXIII.  Bd.  [Aa  71.] 

Temesvdr : Süduftgarische  Gesellschaft  für  Naturwissenschaften.  — Termes- 
zettudomänyi  Füzetek,  XVII.  köt.  [Aa  216.] 

Trencsin : Naturwissenschaftliche  Gesellschaft  für  das  Trencsiner  Comitat. 

— Jahreshefte,  Jhrg.  XIV— XV.  [Aa  277.] 

Triest : Museo  civico  di  storia  naturale 

Triest:  Societä  Adriatica  di  scienze  naturali.  — Bolletino,  Vol.  XIV. 
[Aa  201.] 

Wien:  Kais.  Akademie  der  Wissenschaften.  — Anzeiger,  Jhrg.  1892,  Nr. 
19—27;  1893,  Nr.  1—21.  [Aa  11.] 

Wien:  Verein  zur  Verbreitung  naturwissenschaftlicher  Kenntnisse.  — 
Schriften,  Bd.  XXXII  und  XXXIII.  [Aa  82.] 

Wien : K.  K.  naturhistorisches  Hofmuseum.  — Annalen,  Bd.  VII,  Nr.  4; 
Bd.  VIII,  Nr.  1-2.  [Aa  280.] 

Wien:  Anthropologische  Gesellschaft.  — Mittheil.,  Bd.  XXII,  Hft.  6;  Bd. 
XXIII,  Hft.  1-5.  [Bd  1.] 

Wien:  K.  K.  geologische  Reichsanstalt.  — Verhandl , 1892,  Nr.  11  — 18; 
1893,  Nr.  1—10.  [Da  16.] 

Wien:  K.  K.  geographische  Gesellschaft.  — Mittheil.,  XXXV.  Bd.  (n.  F. 
XXV.  Bd)  [Fa  7.] 

Wien:  K.  K.  zoologisch-botanische  Gesellschaft.  — Verhandl.,  Bd  XLII; 
Bd.  XLIII,  1. — 2.  Quartal.  [Aa  95.] 

Wien:  Naturwissenschaftlicher  Verein  an  der  Universität,  — Mittheil, 
1892-93.  [Aa  274.] 

3.  Rumänien. 

Bukarest:  Institut  meteorologique  de  Roumanie.  — Annales,  tome  VI, 
1890.  [Ec  75.] 

4.  Schweiz. 

Basel:  Naturforschende  Gesellschaft.  — Verhandl,  Bd.  10,  Hft.  1.  [Aa  86.] 
Bern:  Naturforschende  Gesellschaft.  — Mittheil,  1892,  Nr.  1279  — 1304. 
[Aa  254.] 

Bern:  Schweizerische  naturforschende  Gesellschaft.  — Verhandl  der  75. 

Jahresversamml.  zu  Basel,  1892.  [Aa  255.] 

Chur:  Natui  forschen  de  Gesellschaft  Graubtindens. 

Frauenfeld:  Thurgauische  naturforschen  de  Gesellschaft, 


46 


Freiburg : Societd  Fribourgeoise  des  Sciences  naturelles. 

St.  Gallen : Naturforschende  Gesellschaft.  — Bericht  für  1890  — 91.  [Aa  23.] 
Lausanne : Societe  Vaudoise  des  Sciences  naturelles.  — Bulletin,  3.  ser., 
yoL  XXVIII,  no.  109;  vol.  XXIX,  no.  110—112.  [Aa  248.] 
Neuchatel : Societe  des  Sciences  naturelles.  — Bulletin,  tome  XVII — XX. 
[Aa  247.] 

Schaffhausen:  Schweizerische  entomologische  Gesellschaft.  — Mitth.,  Vol. 
VIII,  Hft.  10.  [Bk  222.] 

Sion : La  Murithienne,  societe  Valaisanne  des  Sciences  naturelles. 

Zürich : Naturforschende  Gesellschaft.  — Viertel]' ahrsschr.,  Jhrg.  37  , 
Heft  3-4;  Jhrg.  38,  Hft.  1—2.  [Aa  96.] 

Zürich : Schweizerische  botanische  Gesellschaft.  — Berichte  1893,  Heft  3. 
[Ca  24.] 

5.  Frankreich. 

Amiens:  Societe  Linneenne  du  nord  de  la  France.  — Bulletin  mensuel 
tome  X,  no.  223-234.  [Aa  252.] 

Bordeaux:  Societe  des  Sciences  physiques  et  naturelles.  — Memoires,  sei. 
4,  tome  II  et  appendice.  [Aa  253.] 

Cherbourg:  Societe  nationale  des  Sciences  naturelles  et  mathematiques.  — 
Memoires,  tome  XXVIII.  [Aa  137.] 

Dijon:  Academie  des  Sciences,  arts  et  helles  lettres. 

Le  Mans:  Societd  d’agriculture,  Sciences  et  arts  de  la  Sarthe.  — Bulletin, 
tome  XXV,  fase.  4;  tome  XXVI,  fase.  1.  [Aa  221.] 

Lyon:  Societe  Linneenne.  — Annales,  tome  35 — 37.  [Aa  132.] 

Lyon:  Societe  d’agriculture,  d’histoire  naturelle  et  des  arts  utiles. 

Lyon:  Academie  nationale  des  Sciences,  heiles  lettres  et  arts. 

Baris:  Societe  zoologique  de  France.  — Bulletin,  tome  XVII,  no.  2—4. 
[Ba  24.] 

Toulouse:  Societe  franqaise  de  botanique. 

6.  Belgien. 

Brüssel:  Societe  malacozoologique  de  Belgique.  — Annales,  tome  XV, 
XXV — XXVI.  [Bi  1.]  — Proces  verbaux  des  seances,  tome  XX — XXI. 
[Bi  4.] 

Brüssel:  Societe  entomologique  de  Belgique.  — Annales,  tome  34 — 35. 

[Bk  13.]  — Memoires  I,  1892,  [Bk  13  b.] 

Brüssel:  Societe  royale  de  botanique  de  Belgique. 

Gembloux:  Station  agronomique  de  l’etat.  — Bulletin,  no.  52.  |Hb  75.] 
Lüttich:  Societe  geologique  de  Belgique. 

7.  Holland. 

Gent:  Kruidkundig  Genootschap  „Dodonaea“.  — Botanisch  Jaarboek,  5. 
Jhrg.,  1893.  [Ca  21.] 

Groningen:  Naturkundig  Genootschap.  — 92.  Verslag  over  1892'.  [Je  80.] 
Hartem : Musee  Teyler.  — Archives,  ser.  2,  vol.  IV,  part.  1.  [Aa  217.] 
Hartem:  Societe  Hollandaise  des  Sciences.  — Archives Neerlandaises,  tome 
XXVI,  livr.  4-5;  tome  XXVII,  livr.  1-3.  [Aa  257.] 


47 


8.  Luxemburg. 

Luxemburg : Societe  de  botanique. 

Luxemburg : Institut  royal  grand-ducal.  — Publications,  tome  XXII. 
[Aa  1 44.] 

Luxemburg : Verein  Luxemburger  Naturfreunde  ,, Fauna“.  — Mitth., 
Jhrg.  1891,  Nr.  2-4;  1892;  1893,  Nr.  1-5.  [Ba  26.J 

9.  Italien. 

Brescia : Ateneo.  — Commentari  per  Tanno  1891 — 92.  [Aa  199.  | 

Catania : Accademia  Gioenia  di  scienze  naturale.  — Atti,  ser.  IV,  vol.  5. 

— Bulletino  mensile,  fase  XXX — XXXII.  [Aa  149.) 

Florenz : R.  Institute. 

Florenz : Societä  entomologica  Italiana.  — Bullettino,  anno  XXIV,  trim. 

3 — 4;  anno  XXV,  trim.  1—2.  [Bk  193.] 

Mailand:  Societä  Italiana  di  scienze  natura li.  — Atti,  vol  XXXI;  vol.  XXXIV. 
no.  1-3.  [Aa  150.] 

Mailand:  R.  Institute  Lombardo  di  scienze  e lettere. 

Modena:  Societä  dei  naturalisti.  — Atti,  ser.  3,  vol.  XI,  fase.  3;  vol.  XII, 
fase.  1.  — Annuario,  vol.  VI,  fase,  7 — 9;  vol.  VII,  fase.  2-  3;  vol. 
XI,  fase.  3 — 4.  [Aa  148.] 

Padua:  Societä  V eneto- Trentin a di  scienze  naturali.  — Bullettino,  tomo 
V,  no.  3.  [Aa  193b.]  — Atti,  ser.  2,  vol.  1,  fase.  1.  [Aa  193.] 
Parma:  Redazione  dell  Bullettino  di  paletnologia  Italiana.  — Bullettino, 
ser.  II,  anno  XVIII,  no.  9—12;  anno  XIX,  no  1 — 9.  [G  54.] 

Pisa:  Societä  Toscana  di  scienze  naturali.  — Memoire,  vol.  XII;  Processi 
verbali , vol.  VIII  (bis  7.  V.  93).  [Aa  209.] 

Pom:  Accademia  dei  Lincei.  — Atti,  rendiconti,  ser.  5,  vol.  1,  sem.  2, 
fase.  11 — 12;  vol.  II,  sem.  1;  sem.  2,  fase.  1 — 11.  — Rendiconto 
delTadunanza  solenne  dei  4.  VI.  1893.  [Aa  226.] 

Pom:  R.  Comitato  geologico  d’Italia.  — Bollettino,  1892,  3.-4.  trim.; 
1893,  1. — 3.  trim.  [Da  3.] 

Pom  : Redazione  delle  Rassegna  delle  scienze  geologiche  in  Italia.  — Ras- 
segn a,  anno  II,  fase.  3.  [De  220.] 

Turin:  Societä  meteorologica  Italiana.  — Bollettino  mensuale,  ser.  II, 
vol.  XII,  no.  12;  vol.  XIII,  no.  1 — 11.  [Ec  2.] 

Venedig:  R.  Institute  Veneto  di  scienze,  lettere  e arti. 

Verona:  Accademia  d'argricoltura,  arti  e commercio.  — Memoire,  ser.  III, 
vol.  LX VIII ; vol.  LXIX,  no.  1.  [Ha  14.] 

10.  Grossbritannien  und  Irland. 

Dublin:  Royal  geological  society  of  Irland.  — Transactions,  vol.  VI,  p.  V. 
[Da  14.] 

Fdinburg:  Scottish  meteorological  society.  — Journal,  3.  ser.,  no.  IX  [Ec  3.] 
Glasgow:  Natural  history  society.  — Proceedings  and  transactions,  vol.  III, 
p.  3.  [Aa  244.] 

Glasgoiv:  Geological  society. 

Manchester:  Geological  society.  — Transactions,  vol.  XXII,  p.  3 — 12.  [Da  20.  | 
Newcastle-upon-Tyne:  Tyneside  naturalists  Held  club,  und:  Natural  history 
society  of  Northumberland,  Durham  and  Newcastle-upon-Tyne, 


48 


II.  Schweden,  Norwegen. 

Bergen : Museum.  — Aarsberetning  for  1891;  Aarbog  for  1892.  [Aa  294.] 
Christinnia : Un  i v ersität. 

Christiania : Foreningen  til  Norske  fortidsmindesmerkers  bevaring.  — Aars- 
beretning for  1891.  [G  2 ] — Kunst  og  haandverk  fra  Norges  fortid, 
Hft.  10;  Supplement  IV.  [G  81.] 

£7ocMo£m:£Entomologiska  Föreningen.  — Entomologisk  Tidskrift,  Arg.  13, 
Nr.  1-4.  [Bk  12.] 

Tromsoe : Museum.  — Aarshefter,  XV;  Aarsberetning  for  1890 — 91. 
[Aa  243.] 

Upsala : The  geologioal  Institution  of  the  university.  — Bulletin,  vol.  1, 
no.  1 (1892).  [Da  30.] 

12.  Russland. 

j Ekatharinenburg : Societe  Ouralienne  d’amateurs  des  Sciences  naturelles.  — 
Bulletin,  tome  XIV,  livr.  2.  — Jahresber.  für  1891  92.  [Aa  269.] 

Heising fors : Societas  pro  fauna  et  flora  fennica.  — Acta,  vol.  V,  p.  1-  2. 
[Ba  17.] 

KharJcow : Societe  des  naturalistes  ä l’universite  imperiale.  — Travaux, 
tome  XXVI.  [Aa  224.] 

Kiew : Societe  des  naturalisles.  — Memoires,  tome  XII,  livr.  1 — 2. 
[Aa  298.] 

Moslzau:  Societe  imperiale  des  naturalistes.  — Bulletin,  annee  1892,  no. 

3—4;  annöe  1893,  no.  1 — 3.  (Aa  134.] 

Odessa : Societe  des  naturalistes  de  la  Nouvelle-Russie.  — Memoires,  tome 
XVII,  p.  2—3.  [Aa  256.] 

Petersburg : Kais,  botanischer  Garten.  — Acta  horti  Petropolitani,  t.  XII, 
fase.  2.  [Ca  10.] 

Petersburg : CornhA  geologique.  — Bulletins,  vol.  XI,  no.  5 — 8;  vol.  XII, 
no.  1 — 2.  [Da  23.]  — Memoires,  vol.  IX,  no.  2;  vol.  X,  no.  2;  vol. 
XIII,  no.  2.  [Da  24.]  — Carte  geologique  de  la  Russie  d’Europe. 
(6  Bl.)  [Da  24  b.] 

Petersburg : Physikalisches  Centralobservatoiium.  — Annalen,  Jhrg.  1891. 
[Ec  7.] 

Piga:  Naturforscher -Verein.  — Correspondenzblatt,  Nr.  XXXVI.  [Aa  34.] 


II.  Amerika. 

1.  Nord-Amerika. 

(Canada,  Vereinigte  Staaten,  Mexiko.) 

Albany  : New  York  state  museum  of  natural  history.  — Annual  report  44. 
[Aa  119.] 

Baltimore : John  Hopkins  university.  — University  circulars,  vol.  XII,  no. 
102 — 107.  [Aa  278.]  — Amer.  journal  of  mathematics,  vol.  XIV, 
no.  2—3  [Ea  38.]  — Amer.  Chemical  journal,  vol.  XIV,  no.  2-7. 
[Ed  60.]  — Studies  in  histor.  and  politic.  Science,  10.  ser.,  no. 
IV — XI.  [Fb  125]  — Amer.  journal  of  philology,  vol.  XII,  no.  4; 
vol.  XIII,  no.  1-3  [Ja  64.]  ' 


49 


Boston:  Society  of  natural  historv.  — Proceedings,  vol.  XXV,  p.  III — IV. 

[Aa  111.]  — Memoirs,  vol.  IV,  no.  10  [Aa  106.] 

Boston : American  academv  of  arts  and  Sciences.  — • Proceedings,  new  ser., 
vol.  XIX.  [Aa  170.] 1 
Buffalo : Society  of  natural  Sciences. 

Cambridge'.  Museum  of  comparative  zoology.  — Annual  report  for  1891  — 
1892.  - Bulletin,  vol.  XVI,  no.  11—14;  vol.  XXIII,  no.  4-6;  vol. 
XXIV,  no.  1-7;  vol.  XXV,  no.  1.  [Ba  14.] 

Bavenport : Academy  of  natural  Sciences. 

Halifax : Nova  Scotian  institute  of  natural  Science.  — Proceedings  and 
transactions,  2.  sei*.,  vol.  I,  p.  2.  [ Aa  304.] 

Madison : Wisconsin  Academy  of  Sciences,  arts  and  letters. 

Mexiko : Sociedad  cientifica  „Antonio  Alzate“.  — Memorias,  tomo  VI,  cuad. 

b — 12;  tomo  VII,  cuad.  1 — 2.  [Aa  291.] 

Milwaukee : Wisconsin  natural  history  society. 

Montreal:  Natural  history  society.  — Canadian  record  of  Science,  vol.  V, 
no.  4 u.  7.  [Aa  109.] 

New-Haven : Connecticut  academy  of  arts  and  Sciences.  — Transactions, 
vol.  VIII,  p.  2;  vol.  IX,  p.  1.  [Aa  124.] 

New -York:  Academy  of  Sciences.  — Annals,  vol.  VII,  no.  1—5.  [Aa  101.] 
— Transactions,  Index  zu  vol.  XI  mit  Ergänzungen.  [Aa  258  ] 

New -York:  American  museum  of  natural  history. 

Philadelphia:  Academv  of  natural  Sciences.  — Proceedings,  1892,  p. 
II— III;  1893,  p.  I.  [Aa  117.] 

Philadelphia:  American  philosophical  society.  — Proceedings,  vol.  XXX, 
no.  139;  vol.  XXXI,  no.  140—141.  ‘[Aa  283.] 

Philadelphia:  Wagner  free  institute  of  Science.  — Transactions,  vol.  3, 
p.  2.  [Aa  290.] 

Philadelphia:  Zoological  society.  — Annual  report  21.  [Ba  22.] 
Rochester:  Academy  of  Science.  — Proceedings,  vol.  II,  broch.  1 — 2. 
[Aa  312.] 

Rochester:  Geological  society  of  America.  — Bulletin,  vol.  III.  [Da  28.] 
Salem:  Essex  Institute.  — Bulletin,  vol.  23 — 24;  vol.  25,  no.  1 — 3.  [Aa  163.] 
Salem:  Peabody  academy  of  Science. 

San  Francisco:  California  academv  of  Science.  — Occasional  papers,  vol. 
III.  [Aa  112  b.] 

St.  Louis:  Academy  of  Science.  — Transactions,  vol.  VI,  no.  2 — 8.  [Aa  125.] 
Topeka:  Kansas  academy  of  Science. 

Toronto : Canadian  institute.  — Transactions,  vol.  III,  p.  1— 2.  ■ — 5.  annual 
report.  [Aa  222.] 

Washington:  Smithsonian  institution.  — Report  of  the  National-museum, 
ending  VI,  1890.  [Aa  120  c.]  — Bureau  of  ethnology,  7.-8.  annual 
report.  [Aa  120  b.] 

Washington:  United  States  geological  survey.  — Monographs,  vol.  XVII, 
XV III  und  XX,  mit  Atlas.  [De  120  c.]  — XI.  annual  report,  1889  to 
1890.  [De  120  a.]  — Bulletin,  no.  82—86,  90-96.  [De  120  c.j  — 
Mineral  resources  of  the  United-States,  1891.  [Db  81.] 

Washington:  Bureau  of  education. 

Washington:  Geograph,  and  geolog.  survey  of  the  Rocky  mountain  region, 
vol.  VII.  [De  120  d.] 


50 


2.  Süd- Amerika. 

(Argentinien,  Brasilien,  Chile,  Costarica.) 

Buenos -Aires\  Museo  nacional. 

Buenos- Aires:  Bevista  argentina  de  historia  natural.  — Publicacion 
bimestral,  1891,  tomo  I,  entr.  1 — 6.  [Aa  307.] 

Buenos -Aires:  Sociedad  cientifica  Argentina.  — Anales,  tomo  XXXIV,  entr. 

2-6;  tomo  XXXV,  entr.  1-5.  [Aa  280.] 

Cordoba : Academia  nacional  de  ciencias.  — Boletin,  tomo  X,  entr.  4 ; 

tomo  XI,  entr.  4.  [Aa  208  b.] 

Bio  de  Janeiro:  Museo  nacional. 

San  Jose : Instituto  fisico-geografico  y del  museo  nacional  de  Costa-Rica. 

— Anales,  tomo  III,  1892.  [Aa  297.] 

Sao  Paulo:  Commissao  geographica  e geologica  da  provincia  de  S.  Paulo. 
La  Plata:  Museum. 

La  Plata:  Redaction  der  Revista  argentina  de  historia  natural. 

Santiago  de  Chile:  Deutscher  wissenschaftlicher  Verein.  — Verband!,  Bd. 
II,  Heft  5-6.  [Aa  286.] 


III.  Asien. 

Batavia:  K.  natuurkundige  Vereeniging.  — Natuurk.  Tijdsehrift  voor 
Nederlandsch  Indie,  Deel  52.  [Aa  250.] 

Calcutta:  Geologica!  survey  of  India.  — Records,  vo!  XXV,  p.  4;  vol. 
XXVI,  p.  1 — 3.  [Da  11.]  — Memoirs,  Inhaltsverz.  zu  vol.  I— XX. 
[Da  8.]  — Palaeontologia  Indica,  Inhaltsverz.  bis  1891.  [Da  9.] 
Tokio:  Deutsche  Gesellschaft  für  Natur-  und  Völkerkunde  Ostasiens  — 
Mittheil.,  Bd.  V,  Heft  51-52.  [Aa  187.] 


IT.  Australien. 

Melbourne:  Mining  department  of  Victoria. 


B.  Durch  Geschenke. 

Ardissone,  Fr.:  L’organismo  vivente.  1892.  Edizione  2.  [Ab  81.] 
Boettger , 0,:  Katalog  der  Reptilien-Sammlung  im  Museum  der  Sencken- 
bergischen  naturforschenden  Gesellschaft  in  Frankfurt  a.  M.  Theil  I. 

[Bg  28  b.] 

Bonn:  Niederrheinische  Gesellschaft.  — Bericht  über  die  Feier  des  75jährigen 
Bestehens  der  Gesellschaft.  [Ja  75.] 

Brooks,  W.  K.  and  Herrick,  F.  H.:  The  embryology  and  metamorphosis 
of  the  Macroura.  [Bl  41.] 

Cooke,  C.  M. : Australian  Fungi.  [Ce  30.] 

Congr.es  archeologique  de  France.  LII.  session  ä Montbrison  1885,  1886. 

(Geschenk  des  Fr!  J.  v.  Boxberg.)  [G  125.] 

Credner,  H. : Die  geologische  Landesuntersuchung  des  Königreichs  Sachsen. 
Sep.  1893.  [De  119  b.] 

Crejgin,  F. : Mes  excursions  rhodologiques  dans  les  alpes  en  1893.  [Cd  111.] 
Dathe,  F.  : Die  Strahisteinschiefer  des  Eulengebirges.  Sep.  1891.  [De  198  g.  | 


51 


Deutscher  Verein  zum  Schutz  der  Vogelwelt : Zweite  Wandtafel,  mit  Ab- 
bildungen der  wichtigsten  kleineren  deutschen  Yögel, mit  erläuterndem 
Text  von  Dr.  Rey,  1893.  (Geschenk  des  Herrn  Dr.  Frenzei,  Freiberg.) 
[Bf  61  II.] 

Eck,  Th.:  Les  deux  cimetieres  gallo-romains  de  Yermaud  et  de  Saint- 
Quentin.  1891.  (Gesch.  des  Frl.  J.  von  Boxberg.)  [G  126.] 
Engelhardt,  EL,:  Flora  aus  den  unteren  Paludinenschichten  des  Capla- 
grabens  bei  Podvin  (Slavonien).  Sep.  1893.  [Dd  941.] 

Fergusson , J. : Les  monuments  megalithiqnes  de  tous  pays.  Traduit  de 
l’anglais  par  Hamard.  1878.  (Gesch.  des  Frl.  J.  von  Boxberg.)  [G  127.] 
Eickel,  J. : Die  Litteratur  über  die  Tierwelt  des  Königreichs  Sachsen. 
Sep.  1893.  [Je  115.] 

Frenzei,  A.:  Die  Zwergpapageien.  1892.  [Bf  56  c.] 

Fritsch , A. : Fauna  der  Gaskohle  und  der  Kalksteine  der  Permformalion 
Böhmens.  Bd.  III,  Hft.  2.  [Dd  19.] 

Gaea : Natur  und  Leben.  Jhrg.  29.  [Aa  4L] 

Gebirgsverdn  für  die  Sächsische  Schweiz:  Ueber  Berg  und  Thal,  Nr.  179 
bis  190.  [Fa  19.] 

Geinitz,  E. : Mittheilungen  aus  der  Grossherzoglich  Mecklenburg,  geo- 
logischen Landesanstalt.  Nr.  III,  über  Brunnenanlagen.  1893. 
[De  217  b.] 

Geinitz,  E. : Die  Käferreste  des  Dobbertiner  Lias.  Sep.  1893.  [Dd  73  c.] 
Gümhel,  W.  von:  Geologische  Mittheilungen  über  die  Mineralquellen  von 
St.  Moritz  im  Oberengadin  und  ihre  Nachbarschaft.  Sep.  1893.  [De  168  c.] 
Jentzsch,  A. : Die  geologische  Sammlung  des  Provinzialmuseums  zu  Königs- 
berg. Sep.  1892.  [De  114  v.] 

Klinggtaeff,  II.  von:  Die  Leber-  und  Laubmoose  West-  und  Ostpreussens. 
1893.  [Ce  31.] 

Ki  • one , H.:  Ueber  das  Problem,  in  natürlichen  Farben  zu  photograph iren. 
[Eb  4L] 

Liebe,  K.  Th.:  Sand-  und  Staubbäder  der  Raubvögel  und  Eulen.  Sep. 
1893.  [Bf  55  p.] 

Liebe,  K.  Th.:  Yerlorene  oder  weggelegte  Eier.  Sep.  1892.  [Bf  55q.| 
Liebe,  K.  Th.:  Zur  Naturgeschichte  der  Rohrdommel.  Sep.  1892.  [Bf  55r.J 
Liebe,  K.  Th.:  Zur  Namenfrage.  Sep.  1893.  [Bf  55s.] 

Makowsky , Al:  Der  diluviale  Mensch  im  Löss  von  Brünn.  1892.  (Gesch. 
des  Frl.  J.  von  Boxberg.)  [G  128.] 

Mueller,  F.  von:  Index  perfectus  ad  Caroli  Linnaei  Species  plantarum, 
nempe  earum  primam  editionem.  1880.  [Cb  43.] 

Mueller,  F:  von:  Descriptions  of  australian  plants.  [zu  Cd  51.] 

Mueller , F.  von:  Ulustrated  description  of  Thistles.  1893  [Cd  51  c.] 
Ferner:  Ueber  die  Foraminiferen  des  böhmischen  Cenomans.  [Dd  140.] 
Petersburg:  Russ.  kaiserl.  mineralog.  Gesellschaft.  — ■ Yerhandl.,  2.  Ser, 
Bd.  29.  [Da  29.]  — Materialien  zur  Geologie  Russlands,  Bd.  XYI. 
[Da  29  b.] 

PoUa,  Pli:  Ueber  Bryozoen  aus  dem  Cenoman  am  Fusse  des  Gangberges 
r,  • bei  Kuttenberg.  [Dd  141.] 

Baleigh:  Elisa  Mitchell  scientific  society.  — Journal,  vol.  IX.  [Aa  300.] 
Richter , P.  E.:  Litteratur  der  Landes-  und  Yolkskunde  des  Königreichs 
Sachsen.  Nachtrag  I.  1892.  [Je  69  d.] 


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Schütte,  /?.:  Die  Tucheier  Haide,  vornehmlich  in  forstlicher  Beziehung. 
1893.  [Hb  122.] 

Schulze,  Er  Faunae  Saxonicae  Mammalia.  Sep.  1893.  [Be  31c.] 

Strouhäl : 0 zivote  a pusobeni  Dr.  A.  Seydlera.  [Jb  72.] 

Steinert,  Hr.  Die  Macrolepidopteren  der  Dresdner  Gegend.  Sep.  1892. 
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Stephani , Fr.  Lebermoose.  Gesammelte  Separatabhandl.,  1885—1893.  [Ce  32.] 
Stevenson,  Jr.  28  Arbeiten  über  geologische  Verhältnisse  Nordamerikas. 
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Stevenson,  J. : Second  geologial  survev  of  Pennsylvania.  1875  — 1881. 
[De  222  a— d.j 

Stossich,  Mr.  Osservazioni  elmintologiche.  Sep.  1892.  [Bm  54  p.] 
Stossich,  Mr.  II  genere  Angiostomum  Dujardin.  Sep.  1893.  [Bm  54  q.] 
Stossich,  Mr  Note  helmintologiche.  Sep.  1893.  [Bm  54  r.] 

Vogel,  G.  Cr.  Der  Vermehr ungsprocess  im  Tierreiche.  1893.  [Bc  46.] 
Voretzsch,  71/.:  Untersuchung  einer  speciellen  Fläche  constanter  mittlerer 
Krümmung.  Inaug.-Diss.,  Göttingen  1883.  [Ea  42.] 

Voretzsch,  M. : Ein  Blick  auf  die  Vergangenheit  der  Stadt  Altenburg.  Sep. 
1890.  [G  130  a.] 

Voretzsch,  Mr.  Altenburg  zur  Zeit  des  Kaisers  Friedrich  Barbarossa.  1891. 
[G  130  B.] 

Voretzsch,  71/.:  Bericht  über  die  Thätigkeit  der  naturforsch.  Gesellsch.  des 
Osterlandes  vom  1.  Oct.  1888  — 30.  Juni  1892.  Sep.  1892.  [Aa  69.] 
Worsaae,  J.  Ar.  Zur  Alterthumskunde  des  Nordens.  1847.  (Geschenk  des 
Frl.  J.  von  Boxberg.)  [G  129.] 

Wosinslcy,  Mr.  Das  prähistorische  Schanz  werk  von  Lengyel,  seine  Erbauer 
und  Bewohner.  (Geschenk  des  Frl.  J.  von  Boxberg.)  [G  123.] 
Zetzsche,  E. : Ueber  Stationsrufer  für  Telegraphen anlagen.  Sep.  1893. 
[Eb  42  a.] 

Zetzsche,  Er.  Wetzer’s  neuester  Stationsrufer.  Sep.  1893.  [Eb  42  b.] 


C.  Durch  Kauf. 

Annals  and  magazine  of  natural  history,  ser.  6,  no.  61—71.  [Aa  102.] 
Antiqua , Beiträge  zur  prähistor.  Archaeologie,  1894,  Bog.  1 — 2.  [G  91.] 
Anzeiger  für  Schweizer  Alterthümer,  Jahrg.  XXVI.  [G  1.] 

Anzeiger , zoologischer,  Jahrg.  XVI.  [Ba  21.] 

Bromüs  Klassen  und  Ordnungen  des  Thierreichs,  Bd.  III  (Mollusca),  Lief. 
3-9;  Supplem.  1.  Lief.;  Bd.  IV  (Vermes),  Lief.  24 — 30;  Bd.  V, 
Abth.  2 (Crustaceen),  Lief.  35 — 37 ; Bd.  VI,  Abth.  4 (Aves),  Lief.  42-  49; 
Abth.  5 (Mammalia),  Lief.  40  u.  41.  [Bb  54.] 

Hedwigia , Bd.  31,  Nr.  3—6;  Bd.  32.  [Ca  2.] 

Monatsschrift , deutsche  botanische,  Jahrg.  10,  Nr.  9 — 12;  Jahrg,  11.  [Ca  22.] 
Nachrichten , entomologische,  Jahrg.  9.  [Bk  235. J (Vom  Isis-Lesezirkel.) 
Natur , Jahrg.  42.  [Aa  76.]  (Vom  Isis-Lesezirkel.) 

Neapel : Zoologische  Station.  — - XV.  Monographie:  Enteropneusten  von 
Dr.  J.  W.  Sprengel;  XIX.  Monographie:  Pelagische  Capepoden  von 
Dr.  W.  Gisbrecht;  XX.  Monographie:  Gammarini  del  Golfo  di  Napoli 
von  Dr.  A.  della  Valle.  [Bb  56.] 


Palaeontographical  society , vol.  XLY  und  XLYI.  [Da  10.] 

Prähistorische  Plätter , Jahrg.  Y.  [G  112.] 

Wochenschrift , naturwissenschaftliche,  Bd.  YIIL  [Aa  311.]  (Yom  Isis- 
Lesezirkel.) 

Zeitschrift  für  die  gesammten  Naturwissenschaften,  Bd.  65,  Nr.  4—6;  Bd. 

66,  Nr.  1-4.  [Aa  98. J 
Zeitschrift  für  Meteorologie,  Bd.  11.  [Ec  66.] 

Zeitschrift  für  wissenschaftliche  Mikroskopie,  Bd.  IX,  Nr.  3 — 4;  Bd.  X, 
Nr.  1 — 3.  [Ee  16.] 

Zeitschrift , Oesterreichische  botanische,  Jahrg.  43.  |Ca  8. ] 

Zeitung , botanische,  Jahrg.  51.  [Ca  9.| 

Geschlossen  am  31.  December  1893. 

C.  Schiller, 
Bibliothekar  der  „Isis“. 


Zu  bequemerer  Ausnutzung  unserer  Bibliothek  ist  für  Mitglieder  der 
Isis  ein  Lesezirkel  eingerichtet  worden.  Gegen  einen  jährl.  Beitrag  von 
3 M.  können  eine  grosse  Anzahl  Schriften  bei  Selbstbeförderung  zu  Hause 
gelesen  werden.  Anmeldungen  nimmt  der  Bibliothekar  entgegen. 


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Abhandlungen 

der 

n atair  wissenschaftlichen  G esellschaft 


in  Dresden 


1893. 


I.  San  Remo  lind  seine  Thierwelt  im  Winter. 


Von  Prof.  Dr.  Oskar  Schneider. 


Bis  zum  Ende  des  Jahres  1887  war  die  Stadt  San  Remo  an  der 
italienischen  Riviera  di  Ponente  in  Deutschland  noch  recht  wenig  bekannt, 
während  die  Engländer  sie  längst  zu  einem  ihrer  Lieblingswintersitze  er- 
koren und  ihre  Anwesenheit  in  üblicher  Weise  durch  Kirchenbau  und 
Schaffung  von  Spielplätzen  vor  Augen  geführt  hatten;  nur  wenige  Geo- 
graphen von  Fach,  manche  der  Aerzte,  einige  Tausende  von  Kranken,  die 
der  einfältige  Deutschenhass  der  Franzosen  von  Nizza  und  Mentone  ver- 
trieben hatte,  und  einzelne  Touristen,  welche  von  dem  alten  Ruhme  der 
französischen  Rivierenstädte  und  dem  blendenden  Monaco  nicht  allzu  kräftig 
angezogen  worden  waren,  wussten  bei  uns  Genaueres  über  jene  beste  aller 
ligurischen  Heilstätten  und  warben  ihr  einen  sich  nur  sehr  langsam  ver- 
grössernden  Kreis  von  Anhängern.  Da  erwählte  des  Deutschen  Reiches 
Kronprinz,  an  dessen  edler  Duldergestalt  damals  die  Augen  des  gesamm- 
ten  deutschen  Volkes  hingen,  die  Perle  der  italienischen  Küstenstädte  zum 
Winteraufenthalte  — eine  Wahl,  die  gesundheitlich  und  politisch  die  denk- 
bar beste  war,  trotzdem  aber  auf  die  Entschlüsse  gekrönter  Häupter  zu 
wenig  Einfluss  ausgeübt  hat  — und  sofort  wurde  San  Remo  die  am 
häufigsten  genannte  und  bestbekannte  aller  Städte  am  Golfe  von  Genua, 
denn  Tag  für  Tag  suchten  Millionen  mit  gespannter  Erwartung  seinen 
Namen  in  den  Zeitungen,  die  ihn  auch  täglich  mehr  als  einmal  boten, 
jeden  Tag  klang  derselbe  von  Millionen  von  Lippen,  und  ausführliche,  in 
den  illustrirten  Journalen  auch  mit  Bildern  ausgestattete  Schilderungen  des 
Ortes  und  seiner  Umgebung  sorgten  dafür,  dass  sich  dem  Namen  auch  ein 
mehr  oder  minder  richtiger  Begriff  zugesellte.  Infolgedessen  mehrte  sich 
bereits  im  Winter  1887 — 1888  und  in  dem  folgenden  die  Zuwanderung 
auch  von  Deutschland  aus,  und  das  war  der  Stadt  zu  gönnen,  denn 
während  der  vorhergehenden  Winter  hatte  Furcht  vor  der  Cholera,  die  in 
Italien  hauste,  und  besonders,  da  San  Remo  stets  verschont  blieb,  vor  der 
Quarantäne  an  der  italienischen  Grenze  und  dann  das  furchtbare  Erdbeben 
vom  Februar  1887  und  die  Angst  vor  einer  Wiederholung  der  verhängnis- 
vollen Katastrophe  Tausende  von  dem  Besuche  der  Riviera  abgehalten. 

Wir  freuten  uns  der  Anerkennung,  die  San  Remo  nun  fand,  denn 
wir  hatten  es  durch  zweimaligen  längeren  Besuch,  im  Herbst  1883  und 
im  Frühjahr  1884,  kennen  und  lieben  gelernt  und  waren  mit  Wort  und 
Schrift  für  dasselbe  eingetreten;  und  als  sich  dann  für  uns  die  Nothwendig- 
keit  ergab,  einen  vollen  Winter  in  dem  milderen  Süden  zuzubringen,  da 
pilgerten  wir  Anfang  November  1888  wiederum  nach  der  ligurischen  Küste 

Oes.  Isis  in  Dresden,  1893.  — Abh.  1. 


4 


und  verbrachten  volle  sechs  Monate,  vom  12.  November  bis  zum  10.  Mai, 
fast  ausschliesslich  in  San  Remo  und  seiner  nächsten  Umgebung.  Getreu 
unserer  Gewohnheit  bemühten  wir  uns,  diese  immerhin  lange  Zeit  dahin 
auszunützen,  dass  wir  uns  die  klimatischen  und  sonstigen  naturwissen- 
schaftlichen Winterverhältnisse  der  Gegend  vornehmlich  durch  das  Studium 
der  wilden  und  cultivirten  Pflanzen  wie  der  niederen  Thierwelt  möglichst 
klarzustellen  suchten,  und  die  Ergebnisse  unseres  Beobachtens  und  Sam- 
melns bestärkten  uns,  obwohl  jener  Winter  dort  keineswegs  zu  den  besten 
gehörte,  in  der  festen  Ueberzeugung,  dass  San  Remo  ein  trefflicher  klima- 
tischer Heilort  ist,  jedenfalls  einer  der  besten,  wenn  nicht  überhaupt  der 
beste  an  der  ganzen  Riviera.  Ich  fand  auch,  dass  von  Seiten  der  Stadt 
mit  Aufbietung  hoher  Summen  darnach  gestrebt  wurde,  vorhandene  Mängel 
zu  beseitigen,  die  auf  die  Gesundheit  wirkenden  Verhältnisse  möglichst 
zu  bessern  und  den  Fremden  den  Aufenthalt  angenehm  zu  machen.  Man 
hatte  in  einer  langen  Leitung  von  dem  Berge  treffliches  Trink-,  Spül-  und 
Giesswasser  herbeigeführt  und  am  Ufergehänge  der  stillen  Ostbucht  ein 
hübsches  Casino  mit  Versammlungsräumen  und  Bädern  erbaut,  dessen 
sonnige  Terrassen  den  Kranken  einen  ebenso  angenehmen  ^wie  durch  die 
Seeluft  heilkräftigen  Aufenthalt  bieten,  und  war  nun  darüber,  eine  lange 
Uferpromenade  an  der  Ostbucht  anzulegen,  die  vor  dem  Corso  mezzogiorno 
an  der  Westbucht  den  Vorzug  der  unmittelbaren  Seenähe  und  meist  voller 
Windruhe  hat,  und  die  durch  herrliche  Aussicht  berühmte,  jetzt  freilich 
mehr  und  mehr  durch  Anbau  von  Villen  geschädigte  Berigostrasse  der 
Westseite  mit  dem  Beragallo  und  Peirogallo  der  Ostseite  durch  einen  an 
den  Steilgehängen  des  Romolothales  hinlaufenden  Weg  zu  verbinden  und 
so  einen  stundenlangen  bequemen  Weg  zur  Spazierfahrt  und  Fusswanderung 
zu  schaffen,  der  an  abwechselungsvoller  Schönheit  seines  Gleichen  sucht. 
Jetzt  sind  diese  grossartigen  Anlagen  längst  vollendet  und  dienen  seit 
Jahren  dem  Wohle  der  Wintergäste,  die  in  der  letztvergangenen  Saison 
die  Zahl  von  fast  15000  erreichten  und  aus  allen  Ländern  Europas  sowie 
aus  Aegypten,  Indien,  China,  Japan,  Nord-  und  Südamerika  herbeigeströmt 
waren.  Inzwischen  ist  von  der  Stadt  auch  ein  grosser  Desinfectionsapparat 
aufgestellt  worden,  in  dem  alle  Gegenstände  in  Zimmern,  die  von  mit 
Tuberkulose  oder  ähnlichen  Krankheiten  behafteten  Personen  bewohnt  waren, 
gereinigt  werden  müssen,  eine  hygienische  Massnahme,  die  keine  andere 
Stadt  der  Riviera  aufzuweisen  hat.  Augenblicklich  ist  man  ferner  an  den 
Bau  eines  Schlachthauses  herangetreten,  dem  dann  baldigst  die  Errichtung 
eines  Kurhauses  folgen  soll.  Bereits  in  der  Ausführung  begriffen  ist  end- 
lich eine  Fahrstrasse  zu  dem  am  oberen  Gehänge  des  Monte  Bignone  ge- 
legenen San  Romolo,  durch  welche  den  Gesunden  der  durch  unbeschreiblich 
schöne  Aussicht  auf  die  schneebedeckten  Seealpen  einerseits  und  die  herr- 
liche ligurische  Küste  anderseits  lohnende  Besuch  des  1293  m hohen 
Bignone-Gipfels  erleichtert  und  den  Kränkelnden  für  die  Spätherbst-  und 
Frühlingszeit  wie  für  schöne  Wintertage  eine  ebenso  angenehme  wie  an- 
regende Spazierfahrt  und  von  dem  Kamme  des  Gebirges  ein  prachtvoller 
Blick  auf  die  Seealpen  ermöglicht  wird.  Bei  der  Bepflanzung  der  in  der 
Küstenebene  liegenden  Promenaden  hat  man,  soweit  sich  das  aus  der 
Liste  generale  etc.  von  Märest  ersehen  lässt,  von  Platanen  gänzlich  ab- 
gesehen, und  das  ist  nur  zu  billigen,  denn  ein  ligurischer  Kurort  sollte 
keine  Zierbäume  pflegen,  die  im  Winter  durch  Abwerfen  der  Blätter  kahl 


5 


dastehen  wie  die  mächtigen  Platanen  des  Corso  di  Garibaldi,  und  die  dazu 
durch  ihre  leicht  von  jedem  Lufthauche  emporgewirbelten  Blatt-  und 
Fruchthaare  die  empfindlichen  Athmungsorgane  der  Hais-  und  Lungen- 
kranken in  schädlicher  Weise  reizen  können.  Wir  könnten  es  nur  loben, 
wenn  die  Stadtverwaltung  von  San  Remo  sich  entschlösse,  alle  Platanen 
niederzulegen  und  durch  immergrüne  und  unschädliche  Bäume  zu  ersetzen; 
kann  man  sich  aber  zu  so  energischem  Vorgehen  nicht  aufraffen,  so  möge 
man  doch  darauf  bedacht  sein , zur  Zeit  des  Abfalles  der  Platanenhaare 
täglich  die  betreffenden  Strassen  zu  kehren  und  den  Kehricht  zu  ver- 
brennen. 

Wesentlich  gehoben  wurde  die  Bedeutung  San  Remos  als  Kurort 
auch  durch  die  in  der  zweiten  Hälfte  des  vorigen  Jahrzehnts  erfolgte 
Gründung  eines  deutschen  Krankenhauses,  das  den  dort  Heilung  Suchenden, 
wenn  sich  ihr  Leiden  steigert,  sowie  dem  zahlreichen  Dienstpersonale  der 
Hotels  und  Pensionen  im  Falle  der  Erkrankung  Zuflucht  und  sorgsame 
Pflege  gewährt  und , was  sehr  hoch  zu  schätzen  ist , die  Fremdenhäuser 
von  ansteckend  Kranken  entlastet  Im  Frühjahr  1885  bereits  bekämpfte 
ich , als  in  den  deutschen  Zeitungen  um  Beiträge  für  Gründung  eines 
„deutschen  Kurhauses  in  Nizza  für  unbemittelte  Landsleute“  gebeten  wurde, 
die  Unterstützung  eines  solchen  Hauses  in  Nizza  in  einem  Vortrage  im 
Vereine  für  Erdkunde  zu  Dresden  aus  nationalen,  socialen  und  sanitären 
Gründen  auf  das  Entschiedenste  und  schloss  meine  Erörterung  mit  den 
Worten:  , , Auf  das  Wärmste  aber  befürworten  wrir  die  aus  Reichsmitteln 
oder  durch  die  Mildthätigkeit  Einzelner  zu  erfolgende  Gründung  einer 
solchen  Anstalt  im  Gebiete  der  freundlichen  und  gefälligen  ligurischen 
Bevölkerung  der  italienischen  Riviera,  ...  an  einem  nicht  einsamen,  schön 
gelegenen,  gegen  Wind  gut  geschützten,  in  Hinsicht  auf  Vegetation  und 
Wege  wohlgepflegten  und  möglischst  staubfreien  Orte,  als  dessen  relatives 
Ideal  uns  San  Remo  vorschwebt.“  Der  aus  der  Mitte  der  damaligen 
Zuhörer  geäusserte  Wunsch , den  Inhalt  weiteren  Kreisen  des  deutschen 
Volkes  zugänglich  zu  machen,  wurde  dadurch  vereitelt,  dass  eine  Anzahl 
der  gelesensten  Zeitschriften  aus  augenscheinlich  nichtigen  Gründen  den 
kleinen  Kampfartikel  nicht  aufnahm;  die  wahre  Ursache  ihrer  Weigerung 
lag  zweifellos  darin,  dass  die  Kaiserin  Augusta  das  Protectorat  über,  das 
Nizzaer  Kurhaus  übernommen  hatte.  Nach  langem  Zögern  hat  schliesslich 
noch  der  Dresdner  Anzeiger  die  „kühne  That“  gewagt  und  den  Vortrag 
am  21.  Juni  1886  veröffentlicht,  während  ich  inzwischen  meiner  Meinung 
auch  in  dem  von  dem  Weimaraner  Geographischen  Institute  herausge- 
gebenen Werkchen  „Die  Riviera  di  Ponente“  rückhaltslos  Ausdruck  gegeben 
hatte.  In  San  Remo  selbst  trat  jener  Gedanke  erst  während  der  Anwesen- 
heit des  deutschen  Kronprinzen  zu  Tage,  indem  fünf  Herren,  der  dortige 
deutsche  Vicekonsul  Schneider,  die  deutschen  Aerzte  Dr.  Goltz  und 
Dr.  Secchi,  der  evangelische  Pastor  Nieschling  und  Dr.  jur.  J.  Weber  am 
29.  December  1887  zu  Gründung  eines  deutschen  Krankenhauses  zusammen- 
traten  und  im  Januar  1888  an  das  kronprinzliche  Paar  die  Bitte  richteten, 
dem  Werke  seinen  Schutz  angedeihen  zu  lassen.  Die  darauf  vom  Kron- 
prinzen bewilligten  1000  Lire  bildeten  die  Grundlage  für  Ansammlung 
eines  Kapitals,  das  durch  zum  Theil  wirklich  grossartige  Spenden  und  in 
nicht  geringem  Maasse  durch  die  Bemühungen  des  als  Kassirer  mit  in 
den  Vorstand  gewählten  Hofapothekers  K.  Wiedemann  bis  zum  September 


6 


1892  auf  rund  160  000  Lire  angewachsen  war,  oder  angewachsen  wäre, 
wenn  man  nicht  vorher  an  die  Ausführung  des  Planes,  den  Ankauf  einer 
Villa,  die  bauliche  und  sonstige  Einrichtung  derselben  zum  Krankenhause 
und  die  Anschaffung  der  ärztlichen  Instrumente  geschritten  wäre.  Anfang 
Hecember  1890  ist  das  Kaiser-Eriedrich-Krankenhaus  eröffnet  worden  und 
hat,  geleitet  vom  Sanitätsrath  Br.  Secchi  und  einer  von  dem  Yiktoriahause 
für  Krankenpflege  berufenen  Schwester  dann  bis  zum  1.  Mai  1891  und 
wiederum  im  Winter  1891  bis  1892  je  22  Kranke  mit  im  Hinblicke  auf 
die  Art  der  Erkrankungen  sehr  günstigem  Erfolge  verpflegt.  Hie  Ge- 
sammtzahl  der  Verpflegungstage  betrug  520,  beziehentlich  532.  Hie  Lage 
der  nun  zum  Krankenhause  umgewandelten  Villa  Maddalena  war,  dessen 
erinnere  ich  mich  sehr  wohl,  eine  selten  günstige,  denn  sie  stand  an  der 
windsichersten  Stelle  des  östlichen  Gehänges,  fern  dem  lauteren  Getriebe 
der  Stadt  und  der  Hauptstrasse,  oberhalb  der  vom  Kaiser  Friedrich  einst 
bewohnten  Villa  Zirio,  an  einer  Biegung  des  Peirogallo,  noch  etwas  herein- 
gerückt in  die  Ausmündung  eines  ganz  kurzen  Thälchen^  So  ist  denn 
der  im  Januar  1888  in  Angriff  genommene  Plan  in  wenig  Jahren  in  alle 
Erwartungen  übertreffender  Weise  schnell  und  völlig  zur  Verwirklichung  ^ r 
gekommen,  denn  es  besteht  jetzt  in  San  Remo  ein  deutsches  Krankenhaus, 
schuldenfrei  und  ausgerüstet  mit  einem  zinstragenden  Kapital  von  recht 
erfreulicher  Höhe;  so  bedeutend  ist  das  letztere  aber  doch  noch  nicht,  dass 
die  Zinsen  die  für  die  meisten  Kranken  unentgeltliche  oder  doch  sehr  billige  ^ 
Pflege , die  Erhaltung  von  Haus  und  Garten  und  die  durch  Abnutzung  sv 
nöthig  werdenden  Neuanschaffungen  u.  s.  w.  decken,  sowie  das  im  Hienste 
der  Menschen-  und  Vaterlandsliebe  stehende  Unternehmen  gegen  alle  ^ 
möglichen  Fährlichkeiten ' sichern  und  seine  weitere  Entwickelung  gewähr- 
leisten könnten;  deshalbV-Mten  wir  es  für  unsere  Pflicht,  auch  hier  der 
Bitte  Worte  zu  leihen,  ‘dass  noch  recht  Viele  durch  einmalige  oder  jähr- 
liche Beiträge  den  vollen  Betrieb  des  Krankenhauses  ermöglichen  und  das 
Kapital  desselben  mehren  möchten. 

Es  hat  mir  natürlich  zu  grosser  Freude  gereicht,  dass  ich  im  Winter 
1888  — 89  an  Ort  und  Stelle  die  gedeihliche  Entwickelung  des  mich  so 
ansprechenden  Planes  verfolgen  und  gleichsam  mit  durchleben  konnte; 
desto  bedauerlicher  aber  erschien  es  mir,  dass  gerade  zu  dieser  Zeit  zum 
ersten  Male  Stimmen  sich  hörbar  machten,  welche  die  Heilkraft  des  Ri- 
vierenklimas  in  Frage  oder  völlig  in  Abrede  stellten. 

Während  der  ersten  Monate  des  Jahres  1889  erschien  in  dem  ersten 
bis  achten  Stück  der  „Allgemeinen  medicinischen  Centralzeitung“  ein  Auf- 
satz von  dem  Geh.  Medicinalrath  Hr.  Schultz  über  Italien  bei  Leiden 
der  Athmungsorgane.  Her  Genannte  hat,  wie  aus  seinem  Bericht  hervor- 
geht, vor  jetzt  mehr  als  fünfzig  Jahren  in  Rom  und  Neapel  „eingehende 
meteorologische  Untersuchungen“  angestellt,  ist  aber  wohl  nie  an  der 
Riviera  gewesen,  hat  daselbst  jedenfalls  nie  beobachtet,  sondern  stützt  sich 
da  nur  auf  fremde  Mittheilungen  und  zieht  aus  denselben,  obwohl  er 
selbst  den  „Mangel  solcher  zuverlässigen  Beobachtungen“  betont  und  an 
anderer  Stelle  hervorhebt,  dass  über  die  Feuchtigkeitsverhältnisse  der  Ri- 
viera wenig  vorliege,  und  was  vorliege,  im  Ganzen  wenig  genügend  sei, 
doch  weitgehende,  gründlich  verfehlte  Schlüsse,  so  dass  er  Nizza,  Mentone 
und  San  Remo  als  in  sanitärer  Hinsicht  gleichwerthig  erachtet  und  für 
ungünstiger  hinstellt  nicht  nur  als  Palermo,  sondern  auch  als  Rom  und 


7 


Neapel.  Ein  Hauptmangel  seiner  Beweisführung  ist  dabei  der,  dass  er  das 
Klima  lediglich  nach  der  Temperatur  und  dem  Feuchtigkeitsverhältniss  der 
Luft  beurtheilt,  die  Einwirkung  des  Windes  auf  die  erkrankten  Athmungsorgane 
und  den  Einfluss  der  mehr  oder  minder  langen  Besonnung  aber  gar  nicht  mit 
in  Rechnung  zieht.  Eins  freilich  scheint  doch  auch  Herrn  Schultz  selbst 
für  die  Richtigkeit  seiner  Schlussfolgerung  etwas  bange  gemacht  zu  haben, 
d.  i.  die  wunderbare  Wintervegetation  der  Riviera;  doch  auch  über  dies 
Bedenken  kommt  er  hinweg,  freilich  nur  mit  Hilfe  eines  Sprunges,  der, 
wie  wir  zeigen  werden,  alle  seine  anderen  an  Wagehalsigkeit  übertrifft, 
und  so  hindert  ihn  am  Schlüsse  nichts,  zu  behaupten,  dass  das  Winter- 
klima der  Riviera  (und  des  übrigen  Italien)  dem  Frühlingsklima  von  Ber- 
lin gleich  und  deshalb  den  Lungenkranken  gefährlich  sei,  dass  die  Diri- 
girung  eines  Patienten  mit  tieferen  Leiden  der  Athmungsorgane  nach  der 
Riviera  für  so  verfehlt  gehalten  werden  müsse,  dass  über  sie  nur  wieder- 
holt werden  könne:  ce  n’est  pas  une  crime,  c’est  une  faute  — welches 
bedenkliche  Dictum  des  bedenklichen  Talleyrand  ihm  so  wohl  gefällt,  dass 
er  es  in  gleicher  Anwendung  uns  nochmals  auftischt  — und  dass  er  end- 
lich seinen  Rath  in  die  etwas  unklaren  Worte  fasst:  „Nicht  blos  für  den 
Winter  nach  Italien,  nicht  nach  der  Riviera,  sondern  mindestens  für  den 
ganzen  Sommer  und  in  die  südlichsten  Theile  Italiens.“ 

Es  ist  an  sich  wenig  verlockend,  eine  solche  Darstellung  zu  beurtheilen, 
in  der  das  Wahre  nicht  neu  und  das  Neue  nicht  wahr  ist,  und  das,  wie  hier 
nothwendig,  in  Kürze  zu  thun,  ist  noch  dazu  schwierig;  ich  glaube  aber 
doch,  mich  der  undankbaren  Aufgabe  nicht  ganz  entziehen  zu  dürfen,  umso- 
weniger, da  Herr  Schultz  an  die  Möglichkeit,  dass  man  seine  Aufstellungen 
bemängeln  könne,  gar  nicht  gedacht  zu  haben  scheint,  sondern  alle,  die  für 
die  Riviera  eingetreten  sind,  mit  den  hochmüthigen  und  unhöflichen  Wor- 
ten abzuthun  sucht:  „Man  wird  den  Yertheidigern  der  Riviera  keinen 
besonderen  Yorwurf  daraus  machen  wollen,  dass  sie  nicht  helfen  wollen, 
das  Huhn  abzu schlachten,  was  (!!)  ihnen  goldne  Eier  legt,  allein  voll- 
ständige intacte  Objectivität  kann  man  verlangen.“  Es  haben  diese  un- 
überlegten und  verleumderischen  Worte  in  mir  dasselbe  „g’spassige“  Gefühl 
wachgerufen,  das  der  Herr  Geheimrath  haben  würde,  wenn  ich  unbedingt 
voraussetzen  und  öffentlich  behaupten  wollte,  dass  er  seinen  Artikel  zu 
Gunsten  Süditaliens  nur  deshalb  in  die  Welt  gesandt  habe,  weil  er  heim- 
licher Mitbesitzer  eines  Hotels  in  Neapel,  Sorrent,  Reggio  oder  Palermo 
sei;  denn  auch  meine  Wenigkeit  ist  für  die  Riviera  eingetreten,  ohne  dass 
sie  dort  goldne  Eier  legende  Hühner  besitzt,  und  sie  ist  zu  dem  so  ver- 
messen, zu  glauben,  dass  ein  gebildeter,  mit  offenem,  durch  Naturforschung 
geübtem  Blicke  ausgerüsteter  Laie  in  der  Medicin,  der  an  Ort  und  Stelle 
beobachtet,  die  volle,  intacte  Objectivität  leichter  und  besser  zu  wahren 
vermag,  als  ein  Fachgelehrter,  der,  ohne  das  Gebiet  besucht  zu  haben, 
auf  Grund  fremder,  eingestandenermassen  ungenügender  Beobachtungen 
über  dessen  sanitären  Werth  am  Studirtische  aburtheilt.  Dieser  Ansicht 
wird  nun  der  Herr  Medicinalrath  natürlich  nicht  beitreten  dürfen,  deshalb 
will  ich  seine  Bestrafung  ob  jener  Beleidigung  den  Aerzten  überlassen, 
die,  ohne  an  der  Riviera  zu  prakticiren,  für  dieselbe  sich  erklärt  haben; 
ich  rufe  hier  zunächst  den  als  Kenner  der  Heilorte  berühmten  Sanitätsrath 
Dr.  Reimer  in  Stuttgart  auf,  sodann  den  Stabsarzt  Dr.  Körner  (vgl.  San 
Remo,  eine  deutsche  Winterkolonie),  der  sich  zwei  Winter  an  der  Riviera 


8 


mit  seiner  schwer  erkrankten  Frau  aufhielt  und  trotz  deren  Yerlust  sich  den 
objectiven  Blick  für  die  Heilkraft  San  Kemos  nicht  trüben  liess,  und  den  Stabs- 
arzt Dr.  Ra mdohr  (vgl.  Ar co  und  die  Riviera),  der  wegen  eigener  Erkrankung 
an  der  ligurischen  Küste  weilte:  Diese  drei  Aerzte  empfehlen  die  Riviera  als 
klimatisches  Heilgebiet  auf  das  Wärmste,  obwohl  sie  gegen  manche  Mängel 
derselben  durchaus  nicht  blind  sind.  Heber  den  klimatischen  Werth  Roms 
aber  mag  Herr  Schultz  die  offenen  Worte  des  dort  lebenden  Arztes 
Dr.  Kunde  in  Fournier’s  Rom  und  die  Campagna  und  Dr.  Reimer’ s 
Aeusserungen  im  Bädecker  nachlesen. 

Einige  Bemerkungen,  nicht  vom  Standpunkte  des  gelehrten  Theoretikers, 
sondern  des  praktischen  Laien  mögen  dann  auch  mir  gestattet  sein;  es  soll 
dabei  von  Schultz ’s  Forderung,  der  Lungenkranke  solle  den  ganzen 
Sommer  im  südlichsten  Italien  weilen  — obwohl  ich  auch  das  nach  meinen 
Sommererfahrungen  an  der  Kordküste  Aegyptens  für  nicht  unbedenklich 
halte  — ganz  abgesehen  werden  und  lediglich  seine  Verurtheilung  der 
Riviera  Berücksichtigung  finden. 

Ich  gründe  meine  Angaben , obwohl  ich  dreimal  an  der  ligurischen 
Küste  weilte,  vornehmlich  auf  den  Winter  1888/89,  den  ich,  wie  schon 
erwähnt,  vom  12.  November  bis  zum  10.  Mai  an  der  Riviera  und  zwar  fast 
ausschliesslich  in  San  Remo  verlebte.  Während  dieser  6 Monate,  die  einen 
nicht  günstigen,  weil  allzu  regen-  und  wolkenreichen  Rivierenwinter  dar- 
stellten, blieb  der  Winterüberzieher  in  dem  Koffer,  in  den  er  bei  der  An- 
kunft in  San  Remo  versenkt  worden  war,  während  Schultz  berichtet,  dass 
er  einst  in  Palermo  trotz  dicker  Winterkleidung  im  Januar  erheblich  von 
Kälte  zu  leiden  hatte;  an  den  bei  weitem  meisten  Tagen  konnte  auch  ein 
empfindlicher  Mensch  im  einfachen  Rocke,  an  den  andern,  auch  an  den 
Regentagen  doch  im  Sommerüberzieher  stundenlang  spazieren  gehen.  Min- 
destens die  Hälfte  der  Tage  gewährte  den  Kranken  die  Möglichkeit,  6 bis 
8 Stunden  lang  im  Freien  in  genügend,  oft  sogar  überreichlich  wärmendem 
Sonnenschein  zu  sitzen,  und  täglich  konnten  die  Zimmer  durch  anhalten- 
des Oeffnen  der  mächtigen  Fenster  in  ausgiebigster  Weise  gelüftet  werden. 
Schnee  fiel  nur  zweimal  in  wenigen  Flocken  im  Regen,  obwohl  die  Tem- 
peratur gegen  Morgen  ungewöhnlich  oft,  nämlich  8 mal  bis  auf  0°,  ja  ein- 
mal selbst  bis  zu  — - 2°  sank.  Gesunde  und  Genesende,  die  es  wagten, 
gegen  Ende  Februar  das  von  Schultz  vorgezogene  Neapel  und  Rom  zu 
besuchen,  meldeten  von  da  mit  den  lakonischen  Worten:  „II  piove,  piove, 
piove;  neve,  neve!“  das  traurigste  Wetter,  während  es  sich  in  San  Remo 
recht  angenehm  leben  liess,  und  kamen  stark  erkältet  und  fiebernd  zurück, 
und  selbst  einige  nach  dem  angeblich  günstigeren  Ajaccio  Uebergesiedelte 
trafen  bald  enttäuscht  wieder  bei  uns  ein.  Schneestürme,  wie  solche  in 
jenem  Winter  noch  am  18.  März  Rom,  Neapel,  Kalabrien  und  Sicilien 
heimsuchten,  blieben  der  Riviera  auch  da  fremd. 

Ueberraschen  muss  jeden  Objectiven,  dass  Schultz  die  Häufigkeit 
und  Stärke  kalter  Winde,  die  auf  erkrankte  Luftwege  so  verderblich  wir- 
ken, gar  nicht  in  Betracht  gezogen  hat;  er  hätte  sonst  freilich  Rom  wahr- 
lich nicht  der  Riviera  vorziehen,  sondern  eingestehen  müssen,  dass  sich, 
etwa  abgesehen  von  der  Südwestseite  von  Korsika,  kein  Küstengebiet 
Europas  eines  so  grossartigen  Windschutzes  erfreut  wie  die  ligurische 
Küste  und  besonders  deren  östlicher,  italienischer  Theil,  den  auch  der 
greuliche  Mistral  nicht  mehr  trifft,  und  er  würde,  falls  er  nicht  eben  nur 


9 


vom  Berliner  Studirzimmer  aus  urtheilte,  nimmermehr  die  vom  Mistral 
und  der  Tramontana  heimgesuchten  Gebiete  von  Nizza  und  Men  tone  in 
klimatischer  Hinsicht  zusammenwerfen  mit  San  Eemo,  das  von  beiden 
so  gut  wie  frei  ist,  das  zudem  auch  infolge  seines  lehmigen  Bodens 
des  Uebermaasses  von  Kalkstaub  entbehrt,  das  den  sanitären  Werth  der 
westlichen  Rivieren  städte  so  erheblich  mindert;  Schultz  aber  hat  ja  das 
vom  Mistral  und  in  seinem  westlichen  Theile  auch  von  der  Tramontana 
geschädigte,  staubreiche  Mentone  für  die  beste  der  ligurischen  Städte 
erklärt. 

Um  die  ausserordentliche  Mühe,  welche  Schultz  sich  gegeben  hat, 
um  den  starken  Gegensatz,  welcher  sich  an  der  Riviera  zwischen  den 
Wärmeverhältnissen  in  der  Sonne  und  im  Schatten,  bei  Tage  und  bei 
Nacht  zeigt,  zu  beweisen  und  zu  erklären,  ist  es  wirklich  schade,  denn 
derselbe  ist  eine  längst  bekannte  Thatsache,  deren  Beachtung  von  allen 
Aerzten  allen  Kranken  dringend  empfohlen  wird,  strenger  selbst,  als 
Dr.  Ramdohr  für  angebracht  hält,  der  mit  Recht  bezweifelt,  dass  diese 
Kontraste  grösser  seien  als  die  bei  uns  im  Norden  während  des  Sommers 
gewöhnlichen,  und  darauf  hinweist,  dass  man  in  den  „von  den  Lungen- 
kranken mit  berechtigter  Vorliebe  besuchten  Kurorten  in  den  deutschen 
Waldgebirgen,  z.  B.  in  einigen  Orten  Schlesiens“  den  Phtysikern  das  Er- 
tragen von  noch  weit  erheblicheren  Schwankungen  ohne  Bedenken  zu- 
muthet.  Ich  aber  möchte  noch  hinweisen  auf  die  noch  viel  gewaltigeren 
Gegensätze,  die  das  Winterklima  des  gerade  von  schwer  Erkrankten  auf- 
gesuchten Davos  bietet,  sowie  auf  die  ebenfalls  sehr  starken,  oft  noch  durch 
Nachtnebel  vergrösserten  Unterschiede  von  Tag-  und  Nachttemperatur  in 
dem  gleichfalls,  thatsächlich  allerdings  zu  sehr  als  Heilgebiet  gepriesenen 
Aegypten;  ich  habe  mich  über  die  Gefahren,  welche  das  Winterklima  des 
Nillandes  den  Lungenkranken  entgegenbringt,  bereits  1872  in  einem  Vor- 
trage im  Verein  für  Erdkunde  ausgesprochen  und  stimme  durchaus 
Schliemann  bei,  der  im  Frühjahr  1887,  durch  schlimme  Erfahrung  be- 
lehrt, schrieb:  ,,Ich  wüirde  Brustkranken  viel  eher  rathen,  nach  der  Ri- 
viera zu  gehen,  als  nach  Aegypten.“ 

Dass  die  Erfolge  der  Winterkur  an  der  Riviera,  insbesondere  in  San 
Remo,  hinter  den  berechtigten  Erwartungen  wesentlich  Zurückbleiben,  wie 
von  mancher  Seite  behauptet  worden  ist,  dürfte  kaum  zu  erweisen  sein. 
Im  Winter  1891  zu  92  wurden  von  den  rund  15  000,  doch  zu  einem 
grossen  Theile  kranken  Wintergästen  San  Remos  daselbst  nur  25  begraben 
— ein  anderer  kleiner  Theil  ist  wohl  den  heimathlichen  Friedhöfen  zuge- 
führt worden  — und  das  grosse  Hotel  de  Nice,  welches  monatelang  180 
Gäste  und  unter  ihnen  sehr  viel  Leidende  und  eine  ziemliche  Zahl  schwer 
Erkrankte  beherbergte,  hatte  in  den  sechs  Monaten  meines  Dortseins  nicht 
einen  einzigen  Todesfall  zu  beklagen.  Sicher  aber  wäre  das  Allgemein- 
befinden der  Kranken  und  der  Enderfolg  ihres  Kuraufenthaltes  an  der 
Riviera  noch  viel  günstiger,  als  so  schon  der  Fall  ist,  wenn  nicht  viele 
der  Leidenden  die  ligurische  Küste  erst  bei  allzuweit  vorgeschrittener  Er- 
krankung aufsuchten,  wenn  dieselben  ferner  sich  nicht  durch  That-  und 
Unterlassungssünden  aller  Art  Rückfälle  holten,  und  wenn  sie  endlich, 
wie  ich  dies  in  zwei  Frühlingen  beobachtet  habe,  nicht  allzu  zeitig  die 
Riviera  verliessen,  um  sich  in  den  noch  zu  rauhen  Heilorten  in  den  Süd- 
thälern  der  Alpen  wieder  gründlich  zu  erkälten.  Gegen  solche  Thorheiten 


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aber  würde  selbst  ein  klimatisches  Paradies,  falls  die  Erde  ein  solches 
aufzuweisen  hätte,  nichts  helfen;  ich  kenne  Beispiele,  dass  ihnen  Lungen- 
leidende auf  den  Kanaren  und  Madeira  erlagen,  und  sah  ihre  Folgen  in 
ebenso  klarer  wie  schlimmer  Weise  sich  äussern  während  je  zwei  Wintern 
in  Aegypten  und  an  der  Riviera,  und  so  wird  auch  das  von  Schultz 
angepriesene  Kalabrien  und  Sicilien  davor  nicht  schützen. 

Schliesslich  müssen  wir  noch  jene  Stelle  der  Schultz’schen  Arbeit 
etwas  beleuchten,  welche  die  herrliche  Flora  der  Riviera  in  ursächliche 
Beziehung  zu  der  Gluth  eines  unter  ihr  liegenden  vulkanischen  Heerdes 
bringt.  Wir  lesen  dort:  „Die  entzückende  Pflanzenwelt  lässt  nicht  daran 
denken , welchem  Boden  sie  ihre  Pracht  verdankt.  Die  Gärtner  wissen 
sehr  wohl,  dass  Pflanzen  unter  ihnen  sonst  ungünstigen  Verhältnissen  ganz 
gut  bestehen  und  gedeihen,  wenn  sie  nur,  nach  gärtnerischem  Ausdrucke, 
einen  warmen  Fuss  haben.  Geognostischer  Anschauung  entspricht  es,  die 
Riviera  anzusehen  als  auf  einer  Spalte  der  Erdkruste  liegend  — entstan- 
den entweder  durch  Einsinken  eines  Theiles  derselben  da,  wo  jetzt  das 
Meer  ist,  oder  durch  Erhebung  eines  Theiles,  der  jetzt  die  Seealpen  bil- 
det, oder  durch  beide  Erscheinungen  — an  deren  Rändern  die  unter- 
irdischen Kräfte  gern  ihre  Gewalt  bemerkbar  machen.  So  kann  die  nicht 
allzu  grosse  Entfernung  einer  unterirdischen  Gluth,  wie  sie  sich  durch  die 
heissen  Quellen  bei  Abano  annehmen  lässt,  wie  sie  sich  1887  zum  Schrecken 
der  Besucher  der  Riviera  zu  erkennen  gab,  wie  sie  sich,  freilich  weiter 
ab,  vermuthen  lässt  am  Meeresgründe  in  der  Nähe  der  Ponza-Inseln  durch 
das  in  einer  Nacht  erfolgende  Verderben  der  Fischernetze,  und  wie  sie, 
als  Brand  eines  tiefliegenden  Kohlenflötzes  bei  Zwickau  die  Kultur  der 
Ananas  begünstigt  (! ! seit  Mitte  der  sechziger  Jahre  nicht  mehr! ! 0.  S.), 
auch  der  Pflanzenwelt  in  diesem  nördlichen  Theile  Italiens  zu  ihrem  Flor 
verhelfen,  ohne  dass  die  übrigen  Verhältnisse  eine  Beschaffenheit  haben, 
welche  der  üppigen  Pflanzenwelt  entspräche.“  Dieser  Passus  nun  enthält 
den  ärgsten  der  vielen  Irrthümer,  in  welche  sich  Herr  Schultz  seiner 
Haupthypothese  zuliebe  hineintheoretisirt  hat. 

Wir  können  die  Pracht  und  Ueppigkeit  der  durch  den  ganzen  Winter 
grünenden  und  blühenden  Rivierenvegetation  hier  nicht  nochmals  ein- 
gehend schildern,  sondern  müssen  auf  unsere  Darstellung  in  dem  Heftchen 
„Die  Riviera  di  Ponente“  und  betreffs  der  Zuchtpflanzen  auf  Carl  von 
Hüttner ’s  treffliches  Buch  über  die  Gartenflora  des  klimatischen  Winter- 
kurorts San  Remo  verweisen.  Nur  eine  auf  dem  letzteren  fussende  Ueb er- 
sieht bestimmter  dort  gepflegter  Pflanzen  mag  vorgeführt  werden,  um  den 
Reichthum  und  den  kosmopolitischen  Charakter  der  daselbst  eingebürgerten 
Pflanzenwelt  und  das  ihn  ermöglichende  ungewöhnlich  günstige  Klima 
der  Riviera  erkennen  zu  lassen.  Es  wurden  nach  v.  Hüttner  in  der 
ersten  Hälfte  des  vorigen  Jahrzehnts  allein  in  San  Remo  in  Gärten  und 
Anlagen  gehalten:  25  Cicadeen  aus  Sansibar,  Südafrika,  Siam,  China,  Japan 
und  Mejiko,  18  Koniferen  aus  Italien  und  Spanien,  von  den  Kanaren, 
aus  Kleinasien  und  Persien,  vom  Himalaya,  aus  China,  Japan,  Australien 
und  Nordamerika,  3 Kasuarinen  aus  Australien,  49  Palmen  aus  den 
Tropen  und  Subtropen  aller  Erdtheile,  5 Dracänen  von  den  Kanaren,  aus 
Madagaskar,  Australien,  Neuseeland  und  Brasilien,  26  Aloe  aus  Südafrika, 
Ost-  und  Westindien,  12  Yucca  aus  dem  südlichen  Nordamerika,  17  Agaven 
aus  Mittel-  und  Südamerika,  3 Bananen  aus  Nordafrika,  Abessinien  und 


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China,  5 Ficus  aus  Ostindien,  China,  Japan  und  Australien,  3 baumförmige 
Euphorbien  aus  Afrika  und  Südasien  , 5 Proteaceen  aus  Australien  und 
Südamerika,  73  Cacteen  aus  Mittel-  und  Südamerika,  8 Eisblumen  vom 
Kapland,  10  Myrtaceen  aus  Australien,  Neuseeland  und  Brasilien,  15  echte 
Akazien  aus  Afrika,  Südasien  und  Australien.  Upd  diese  Pflanzen  nebst 
zahlreichen  anderen,  die  fast  ausnahmslos  Orten  geringerer  geographischer 
Breite  und  damit  warmen  oder  heissen  Landstrichen  entstammen,  gedeihen 
in  San  Remo  ohne  jeden  Winterschutz,  treiben  Blüthen  und  bringen  zu 
einem  Th  eile  durch  den  Winter  hindurch  Früchte  zur  Reife.  Dies  Letztere 
schien  mir  besonders  bezeichnend  für  die  Milde  des  Klimas  und  deshalb 
grösserer  Beachtung  werth,  als  ihm  bisher  geschenkt  worden  ist,  weshalb 
ich  gesucht  habe , die  dem  ligurischen  Gebiete  fremden  Subtropen-  und 
Tropenpflanzen  festzustellen , deren  Fruchtreife  in  San  Remo  bisher  be- 
obachtet worden  ist;  ich  kann  nun  als  solche  notiren:  Cycas  revoluta  sowie 
mehrere  Arten  von  Encephalartos  und  Zamia , Araucaria  excelsa , mehrere 
Kasuarinen,  Dattel-  und  Zwergpalmen,  Philodendron  pertusum , Aloe,  Yucca 
(bemerkenswerth  besonders  Y,  baccata  mit  essbaren  Früchten),  Testudinaria 
elephantipes , Agaven,  Bananen,  Strelitzia , Hakea  eucalyptoides , Eugenia ; 
Fambor , Persea  gratissima , Diospyros  Kaki,  Aralia  in  mehreren  Arten, 
Cookia  punctata,  Passifloren,  Opuntien,  Eucalyptus  globulus,  E.  amagdalina 
und  E.  Ekakeana,  mehrere  Melaleuken,  Metrosideros,  Pisidium  Arcissa,  Mes- 
pilus  japonicci,  Cerasus  lusitanica,  Chironia  baccifera,  Swainsonia  Osbornii , 
viele  Akazien,  Schinus  molle , Citronen-  und  Orangenarten,  Magnolien  und 
Anona  triloba.  Jedenfalls  ist  mir  noch  mancherlei  entgangen,  doch  dürfte 
das  Vorstehende  genügen,  um  die  Triebkraft  des  Sanremeser  Klimas  zu 
erweisen.  Im  Laufe  der  Jahre  erleiden  allerdings  die  sehr  empfindlichen 
Pflanzen  in  San  Remo  manchen  Frostschaden,  obgleich  die  Mitteltemperatur 
der  drei  Wintermonate  Dezember,  Januar  und  Februar  nach  der  niedrigsten 
Berechnung  10,5°  beträgt,  also  besser  ist  als  die  Deutschlands  im  ganzen 
Jahre.  Im  Winter  1888  bis  89  sank  das  Thermometer  gegen  Morgen 
ungewöhnlich  oft,  nämlich  achtmal  bis  zu  0 0 oder  etwas  darunter,  und 
bei  jedem  Fallen  unter  0 0 zeigte  sich  sofort  ein  mehr  oder  minder  grosser 
Theil  der  Blätter  bestimmter  Pflanzen  schwarz,  wie  verbrannf ; ich  sah  das 
an  Bananen,  Ricinus,  Sparmannia  africana,  Wigand ia  caracassana,  Hibis- 
cus  rosa  chinensis  und  den  weicheren  Pelargonien.  Und  als  am  16.  März 
— 2°  eingetreten  waren,  erschien  der  Frostschaden  an  den  gleichen  Pflanzen, 
besonders  an  jungen  Bananen  noch  erheblicher  und  dazu  auch  an  Erug- 
mansia  candida.  Wird  es  noch  kälter,  was  äusserst  selten  geschieht,  in 
dem  so  ungewöhnlich  rauhen  Winter,  den  wir  jetzt  durchlebten,  aber 
stattgefunden  haben  dürfte,  so  frieren  manche  zarte  Stauden,  selbst  hohe 
Bananen  bis  zur  Erde  ab,  im  nächsten  Frühjahre  aber  sprosst  alles  aus 
den  Wurzelstöcken  wieder  frisch  empor,  so  dass  hoffentlich  auch  heuer 
die  herrliche  Vegetation  der  Riviera  nicht  sehr,  oder  doch  nicht  auf  lange 
Zeit  gelitten  haben  wird.  Jedenfalls  geben  diese  Beobachtungen  über  die 
Wirkungen  ganz  geringer  Fröste  auf  bestimmte  Pflanzen  im  Verein  mit 
der  Thatsache,  dass  sich  an  der  Riviera  grosse  Büsche  und  Stauden  solcher 
leicht  erfrierenden  Arten  in  Menge  vorfinden,  einen  weiteren  Beweis  von 
der  Milde  des  dortigen  Klimas. 

Herr  Schultz  freilich  will  in  dieser  herrlichen  Pflanzenwelt  nur  die 
Wirkung  vulkanischer  Kräfte  sehen,  die  er  kühner  Weise  mit  den  heissen 


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Quellen  von  Abano  (in  den  Euganeen!)  und  mit  dem  Gebiete  der  Ponza- 
Inseln  (bei  Neapel!),  sowie  mit  dem  Erdbeben  vom  Februar  1887  in 
Beziehung  setzt.  Dass  er  auch  das  letztere  mit  heranzieht,  erweist,  dass 
er  sich  um  die  geologischen  Verhältnisse  Liguriens  nicht  gekümmert  hat 
und  in  der  Erdbebenfrage  um  einige  Jahrzehnte  zurückgeblieben  ist,  denn 
es  fehlt  jeder  Anhalt,  das  furchtbare  Ereigniss,  welches  710  Menschen  den 
Tod  und  620  anderen  Verwundung  brachte,  auf  Rechnung  vulkanischer 
Thätigkeit  zu  setzen.  — Nebenbei  mag  hier  erwähnt  werden,  dass  der 
Zusammensturz  so  vieler  Gebäude  und  die  dadurch  bedingte  grosse  Zahl 
der  Opfer  mit  veranlasst  worden  ist  durch  elende  Bauweise  der  Häuser 
der  Eingebornen  und  der  weitgewölbten  Kirchdecken,  wie  ich  bei  dem 
zum  Theil  mit  einem  Baumeister  unternommenen  Besuche  der  Ruinen  - 
Stätten  von  Diano  Marina,  Pompejana,  Castellaro,  Bussana,  Taggia  und 
Ceriana  ersah,  wie  sich  auch  daraus  ergiebt,  dass  kein  einziger  der  in 
solider  errichteten  Häusern  wohnenden  Fremden  Schaden  gelitten  hat,  und 
dass  die  kräftig  gebaute  Kirche  in  dem  fast  ganz  zerstörten  Diano  Marina 
wenig  und  geringe  Zeichen  der  Erschütterung  aufwies;  nach  Palmieri 
stand  ja  auch  die  schreckliche  Verheerung,  welche  1883  Ischia  erlitt,  in 
keinem  Verhältnis  zu  der  Intensität  und  der  Dauer  der  Stösse,  sondern 
rührte  zum  grössten  Theile  von  der  schlechten  Bauart  der  Häuser  her.  — 
Als  die  eingehendsten  der  mir  bekannten  Besprechungen  des  grossen 
ligurischen Erdbebens  habe  ich  zu  erwähnen  G.  Uzzielli’s  Le  commozione 
telluriche  e il  terremoto  dal  23.  Febbraio  1887  (Turin  1887)  und:  Das 
Erdbeben  an  der  Riviera  etc,  von  Gustav  Wolf,  2 Werke,  die  merk- 
würdiger Weise  in  dem  Abschnitte  über  die  Fortschritte  der  Geophysik 
in  Wagner ’s  Geographischem  Jahrbuch,  Bd.  XIII,  nicht  mit  angeführt 
worden  sind.  Für  uns  haben  besondere  Bedeutung  die  Angaben  des 
preussischen  Bergrathes  Wolf  aus  Halle,  der  die  furchtbare  Katastrophe 
in  San  Remo  miterlebte  und  von  da  aus  die  benachbarten  Stätten  der 
Zerstörung  besuchte.  Derselbe  zeigt  mit  Hülfe  einer  nach  der  1881  er- 
schienenen geologischen  Karte  von  Italien  in  vergrössertem  Maassstabe  aus- 
gefübrten  Veranschaulichung  der  Ligurischen  und  See -Alpen,  dass  die 
Küstenketten  dieser  Gebirge  durchweg  aus  Sedimentgesteinen  und  zwar, 
soweit  das  Gebiet  der  starken  Erschütterung  vom  Februar  1887  in  Frage 
kommt,  aus  tertiären  Schichten  bestehen,  unter  denen  wiederum  eocene 
vorwiegen,  und  erklärt  es  „für  durchaus  unwahrscheinlich,  dass  der  Vul- 
kanismus hier  irgend  eine  Rolle  gespielt  haben  kann,  denn  im  ganzen 
Erschütterungsgebiete  und  den  benachbarten  Gegenden  findet  sich  kein 
Vulkan  vor,  weder  ein  thätiger  noch  ein  erloschener,  und  überdies  fehlt 
dem  Beben  selbst  jeder  vulkanische  Charakter“.  Wolf  weist  dann  auch 
die  von  dem  französischen  Astronomen  Flammarion  in:  Le  petit  Ni9ois 
auf  das  Erdbeben  der  Riviera  angewandte  Spaltentheorie  zurück,  nach  der 
das  Meer  durch  in  der  Erdrinde  vorhandene  Spalten  bis  zu  dem  feuer- 
flüssigen  Erdinnern  vorgedrungen  und  die  plötzliche  Bildung  grosser 
Massen  überhitzten  Dampfes  von  unglaublicher  Spannung  veranlasst  haben 
soll,  welche,  mit  grosser  Gewalt  entweichend,  die  Oberfläche  erschüttert 
hätten.  Er  erklärt  ferner  die  bekannte  Theorie  von  R.  Falb  für  unbrauchbar, 
hält  es  auch  für  durchaus  unwahrscheinlich,  dass  in  dem  gegebenen  Falle 
Zusammenbrüche  von  Hohlräumen  im  Innern  der  Erdschichten  als  die 
veranlassende  Ursache  des  Bebens  anzusehen  seien , und  bekennt  sich 


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endlich  zu  der  Ansicht,  dass  die  ligurischen  Erdbeben  gleich  den  meisten 
derselben  überhaupt  zu  denen  gehören,  welche  die  Wissenschaft  als  tek- 
tonische bezeichnet  und  deren  „Ursachen  damit  im  Zlusammenhange  stehen, 
dass  die  Erde  einer  stetigen  fortschreitenden  Abkühlung  unterworfen  ist 
und  damit  einer  Verminderung  des  "Rauminhaltes,  einem  Einschrumpfen 
unterliegt , welches  vorzugsweise  die  oberen  Schichten  der  Erde  trifft. 
Letztere  werden  auf  einen  kleinen  Raum  zusammengedrängt , und  dabei 
entstehen  Gebirgsstauungen  und  Verschiebungen,  mit  welchen  Erschütter- 
ungen bald  schwächeren , bald  stärkeren  Grades  verbunden  sind.  Auf 
einen  derartigen  Vorgang  dürfte  auch  unser  Erdbeben  zurückzuführen 
sein.  Es  spricht  dafür: 

1.  Der  ganze  Charakter  des  Bebens,  seine  Verbreitung  in  der  Richtung 
des  Hauptstreichens  der  Gebirgsschichten  und  die  horizontale 
Wirkungsweise  der  Stösse, 

2.  die  geognostische  Zusammensetzung  und  der  stratographische  Bau 
des  Terrains.“ 

Diese  Auffassung  eines  klar  sehenden  Fachmannes,  der  auch  ich,  in 
Erinnerung  an  die  hochinteressante  Fältelung  zahlloser  dünner  Schichten 
am  Wege  unterhalb  San  Romolo,  huldigte,  lange  bevor  ich  von  Wolf ’s 
Abhandlung  etwas  wusste,  lässt  des  Herrn  Schultz’  Theorie  von  der 
vulkanischen  Heizung  des  Rivierenbodens  sammt  den  aus  ihr  gezogenen 
kühnen  Folgerungen  als  eitel  und  hinfällig  erscheinen;  dennoch  aber  wurde 
ich  unerwarteter  Weise  gezwungen,  noch  weiter  auf  dieselbe  einzugehen. 
Ich  fand  nämlich  zunächst  auf  einer  von  dem  seiner  Gesundheit  halber 
seit  Jahren  während  des  Winters  in  Ospedaletti  weilenden  Regierungsrath 
Geigel  aus  Colmar  entworfenen  Kartenskizze  der  Umgegend  von  Ospedaletti 
zu  meiner  Verwunderung  eingetragen  eine  „grotta  fumante , ehemaliger 
Vulkan,  1300  m südwestlich  vom  Gipfel  des  Monte  nero“,  einer  Kuppe 
des  allmählich  nach  Bordighera  abfallenden  Westendes  des  Bignone-Stockes. 
Auf  weitere  Erkundigung  hin  erfuhr  ich  dann  von  einer  in  San  Remo 
ansässigen  Familie,  dass  man  hie  und  da  ein  eigenthümliches  Getöse  oder 
Dröhnen  vernehme , das  nicht  durch  Steinbrucharbeiten  veranlasst  sein 
könne  und  allgemein  der  vulkanischen  Thätigkeit  des  Monte  nero  zu- 
geschrieben werde,  während  mir  Herr  Geigel  mittheilte,  dass  seine  Ein- 
tragung auf  der  Karte  sich  auf  die  Angaben  der  Eingeborenen  und  auf 
eine  Bemerkung  von  Nota  in  dessen  (mir  unzugänglich  gebliebener)  Ab- 
handlung, Del  terremoto  avvenuto  nella  provincia  di  San  Remo  1831, 
stütze,  welcher  berichte,  dass  man  angeblich  des  Nachts  schon  wiederholt 
Flammen  vom  Monte  nero  habe  aufsteigen  sehen ; auch  sei  der  Monte 
nero  bereits  1755,  nach  dem  Erdbeben  von  Lissabon  von  der  französischen 
Akademie  für  einen  Vulkan  erklärt  worden,  und  in  dem  Pfarrbuche  von 
Vallebona  finde  sich  vom  5.  August  desselben  Jahres  eine  lateinische  Ein- 
tragung, welche  besage,  dass  an  dem  genannten  Berge  einer  aus  dem 
Walde  belastet  heimkehrenden  Frau  in  Gegenwart  ihres  Mannes,  ihres 
Sohnes  und  Anderer  auf  unsichtbare  Weise  und  plötzlich  die  Kleider  in 
Stücke  gerissen  und  der  Körper  gänzlich  zerfleischt  worden  sei,  mit  Aus- 
nahme des  Gesichtes  und  der  Brust,  die  aber  auch  an  vielen  Stellen  enorm 
verletzt  erschienen  seien.  Dazu  las  ich  dann  noch  in  Kaden ’s  Pracht- 
werk, Die  Riviera:  „Der  riesige  (!?)  Monte  nero,  ein  düsterer  Gesell,  dem 
man  nachsagt,  dass  er  in  Vorzeiten  vielfach  vulkanische  Launen  gehabt 


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habe,  was  geologische  Forschungen  denn  auch  bestätigten.  Sein  Gipfel 
ist  wüst  und  kahl,  seine  Hänge  sind  mit  Pinien  umkleidet,  aus  seinen 
Eingeweiden  fliesst  eine  Schwefelquelle,  die  am  Meeresufer  zu  Tage  tritt“. 

Diese  Angaben,  welche  zu  den  Darstellungen  auf  der  auch  von  Wolf 
benutzten  geologischen  Karte  von  Italien  und  auf  der  Carta  geognostica 
dell  Alta  Italia  in  Uzzielli’s  Werk,  sowie  zu  Wolf’s  und  Uzzielli’s 
Aeusserungen  im  schroffsten  Gegensätze  standen,  mussten  mich  nöthigen, 
der  Sache  möglichst  auf  den  Grund  zu  gehen.  Ich  erstieg  deshalb  mit 
meinem  Sohne  und  einem  ortskundigen  Führer  Ende  April  1889  den 
Rücken  östlich  vom  Monte  - nero  - Gipfel  und  ging,  da  dieser  im  Gegensatz 
zu  Kaden’s  Behauptung  sich  vollständig  mit  Kiefern  besetzt  zeigte,  also 
•keine  Aussicht  versprach,  an  seinem  obersten  Nordgehänge  nach  Westen 
und  dann  über  den  Kamm  zu  der  am  Südhange  befindlichen  berühmten 
„rauchenden  Grotte“.  Beim  Aufstieg  waren  wir  durchweg  auf  jenem  hie 
und  da  mit  Bändern  weissen  Kalkspathes  durchsetzten  grauen  Kalkschiefer 
eocenen  Charakters  gewandert,  der  bei  San  Remo  zum  Theil  schon  unten 
am  Strande  ansteht,  einen  grossen  Theil  des  Bignone-Massives  bildet  und 
mich  durch  allerdings  nicht  allzuhäufige,  doch  oft  sehr  hübsche  Fucoiden 
überrascht  hatte;  hier  an  der  Steillehne  nördlich  von  Ospedaletti  war  er 
an  vielen  Stellen  vollständig  mit  solchen  versteinerten  Algen  erfüllt,  sprang 
aber  unter  dem  Hammer  so  leicht  und  unregelmässig,  dass  sich  die 
prächtigen  Fucoidenstöcke  beim  Herausschlagen  zu  unserem  immer  erneuten 
Aerger  mit  dem  Gestein  stets  in  mehrere  Stücke  th eilten.  Die  von  mir 
mitgenommenen  Gesteinsproben  tragen  nach  Dr.  Deichmül ler ’s  freund- 
licher Bestimmung  Repräsentanten  der  Arten:  Chondrites  intricatus  Brgt.  sp., 
Ch.  Targionii  var.  arbuscida  Fisch  -Oost.,  Ch.  affinis  Stbg. , Ch.  ? inclinatus 
Brgt.  und  Taeniäimn  Fis  eher  i Heer. 

An  der  Grotte  selbst  aber  standen  wir  vor  jenem  hellgelben,  weichen, 
zerreiblichen  pliocenen  Mergelsandstein,  der  längs  der  ligurischen  Küste 
bei  Albenga,  an  der  unteren  Taggia,  an  der  Höhe  der  Stadt  San  Remo, 
bei  Bordighera  und  Ventimiglia,  sowie  bei  Nizza  in  mehr  oder  minder 
grossen  Massen  ansteht  und  mit  Vulkanismus  durchaus  nichts  zu  thun 
hat,  dagegen  hier  und  da  zahlreiche  Versteinerungen  führt,  von  denen 
Wolf  seltsamer  Weise  nichts  gemerkt  zu  haben  scheint;  ich  konnte  mich 
dem  Suchen  von  Petrefacten  nicht  hingeben,  nahm  jedoch  im  Vorbeigehen 
bei  Bussana  und  von  der  steil  abstürzenden  Wand  am  oberen  Beragallo 
in  San  Remo  zahlreiche  Fecten  mit,  und  Goodschild  soll  an  diesen 
beiden  Fundstätten  nicht  weniger  als  51  Genera  Univalven  und  29  Genera 
Bivalven  nachgewiesen  haben.  So  das  Gestein  der  grotta  fumante,  die 
eine  vulkanische  Ausbruchsstelle  bilden  soll!  Doch  auch  der  Form  nach 
ist  dieselbe  nichts  weniger  als  ein  alter  Krater,  sondern  eine  unbedeutende 
Sandsteinkluft,  wie  solche  in  den  Sandsteingebirgen  sich  zu  Tausenden 
finden,  auf  beiden  Seiten  mit  je  einem  engeren  Seitenspalt;  der  auf  der 
westlichen  Seite  ist  durch  von  oben  eingestürztes  Gestein  zu  einem  niedrigen 
Tunnel  geworden , der  nur  ein  Durchkriechen  gestatten  würde.  Durch 
denselben  sollen  sich , nach  Aussage  unseres  mit  der  unvermeidlichen 
Vogelflinte  bewaffneten  Führers,  in  den  grösseren  Hinterraum  oft  Füchse 
und  Wildschweine  (!)  verkriechen,  welche  die  Verfolger  dann  ausräuchern, 
wodurch  unser  Sandstein spalt  zur  grotta  fumante  wird;  sehr  wohl  ist 
auch  denkbar,  dass  in  der  windsicheren  Kluft  Jäger  oder  Holzfäller  über- 


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nachten  und  Feuer  anzünden,  das  über  die  niedrigen  Seitenwände  empor- 
leuchten und  von  der  Küste  bei  Ospedaletti  stets  gesehen  werden  würde. 
Als  ich  auf  der  berühmten  Brücke  St.  Louis  bei  Mentone  stand,  welche 
die  Grenze  zwischen  Italien  und  Frankreich  kennzeichnet,  sah  ich  plötzlich 
aus  einer  der  an  der  steilen  Schluchtwand  befindlichen,  scheinbar  unzu- 
gänglichen Höhlungen  Rauch  emporqualmen,  dessen  Entstehung  bald  ver- 
ständlich wurde,  als  plötzlich  ein  halbwüchsiger  Bursche  der  Grotte  ent- 
schlüpfte und  sich  in  dem  knorrigen  Gesträuch  zur  Höhe  emporarbeitete, 
wo  seine  Ziegen  weideten.  Auch  das  war  eine  grotta  fumante,  die  für 
den  ersten  Augenblick  fast  räthselhaft  erschien , obwohl  heller  Tag  und 
grosse  Nähe  die  Beobachtung  erleichterten.  Auf  jene  Bemerkung  im 
Pfarrbuche  zu  Vallebona  lässt  sich  die  Hypothese  von  vulkanischer  Thätigkeit 
des  Monte  nero  gewiss  auch  nicht  gründen,  denn  zweifellos  kann  ein 
plötzlicher  vulkanischer  Ausbruch,  etwa  einer  Fumarole,  nicht  eine  Person 
neben  anderen,  ja  mitten  unter  denselben  („in  medio  eorundem“)  so  zer- 
fleischen, wie  der  Bericht  meldet;  es  liegt  vielmehr  der  Verdacht  nahe, 
dass  es  sich  da  um  ein  Verbrechen  handelt,  dessen  Schuld  die  Uebel- 
thäter  durch  eine  recht  plumpe  Fabel  erfolgreich  von  sich  ab  und  dem 
harmlosen  Monte  nero  zugewälzt  haben.  Von  dem  angeblichen  Krater 
stiegen  wir  am  steilen,  nicht  mit  Pinien,  wie  Kaden  will,  sondern  mit 
Seekiefer  licht  bestandenen  Hang  hinunter  und  wanderten  trotz  unserer 
Ermüdung  noch,  um  unsere  Pflicht  voll  zu  erfüllen,  zu  der  am  Fusse 
der  Küstenkette,  unmittelbar  neben  der  Eisenbahn  und  nahe  dem  Meere 
in  dem  an  Bordighera  anstossenden  Giunchetto  hervorbrechenden  Schwefel- 
quelle. Eine  da  zu  Tage  tretende  schwache  Wasserader  von  ziemlich 
starkem  Schwefelwasserstoffgeruch  und  angeblich  20°  Temperatur  ist  in 
ein  kleines,  unbedecktes,  viereckiges  Bassin  geleitet  und  wird  hie  und  da 
in  primitivster  Weise  zu  Bädern  benutzt.  Die  Angabe  der  Eingeborenen, 
dass  das  Wasser  im  Winter  wärmer  und  im  Sommer  kälter  sei,  beruht 
natürlich  auf  Gefühlstäuschung  und  wird  nur  wahr,  wenn  man  in  beiden 
Fällen  hinzusetzt:  als  die  Luft.  Am  Abhange  des  Monte  nero  soll  sich 
eine  zweite  solche  Quelle  voifinden,  eine  dritte  kennt  man,  wenige  Stunden 
von  Bordighera  entfernt,  im  Thale  der  Nervia  unweit  Isolabuona.  Die 
wenige  Grad  über  der  mittleren  Jahrestemperatur  der  Luft  liegende 
Temperatur  der  Quelle  von  Giunchetto  beweist  ebensowenig  den  Zusammen- 
hang des  Wassers  mit  vulkanischen  Kräften,  wie  der  Schwefelgehalt,  der 
leicht  auf  andere  Ursachen , z.  B.  den  Schwefelkiesgehalt  der  Gesteine 
zurückgeführt  werden  kann;  ich  fand  bei  San  Remo  eine  hübsche  Gruppe 
von  zumeist  in  Brauneisen-Pseudomorphosen  umgewandelten  Schwefelkies- 
krystallen,  aufsitzend  auf  grauem  Kalkschiefer. 

Auch  die  Ergebnisse  unserer  Beobachtungen  am  Monte  nero  sprechen 
also  gegen  das  Wirken  vulkanischer  Kräfte  an  der  Riviera  und  damit 
gegen  jene  mehr  als  kühne  Hypothese  des  Herrn  Geheimrath  Schultz, 
die  wir  sammt  allem,  was  er  über  die  Riviera  sonst  orakelte,  in  die  wohl- 
verdiente Vergessenheit  versenkt  sehen  möchten. 

Die  im  Februar  1890  von  San  Remo  selbst  aus-  und  in  die  deutschen 
Zeitungen  übergegangene  Warnung  des  dortigen  italienischen  Arztes  Dr. 
Aicardi  vor  der  Riviera  hat  glücklicherweise,  wie  der  Besuch  San  Remos 
in  den  letzten  Wintern  gezeigt  hat,  dem  ligurischen  Küstengebiete  ebenfalls 
keinen  Abbruch  thun  können.  Aicardi  hatte  behauptet,  dass  unter  der 


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eingeborenen  Bevölkerung  San  Remos  die  Sterblichkeit  an  Schwindsucht  von 
Jahr  zu  Jahr  zunehme  infolge  der  Ueberschwemmung  der  Riviera  mit 
schwindsuchtskranken  Fremden;  man  solle  deshalb  diesen  in  ihrem  eigenen 
Interesse  den  Besuch  der  Kiviera  widerrathen.  Dem  gegenüber  hat  der  seit 
Jahrzehnten  in  San  Kemo  ansässige  Dr.  Goltz  in  der  deutschen  medici- 
ni sehen  Wochenschrift  betont,  dass  eine  zu  obiger  Behauptung  berechtigende 
sorgfältige  Statistik  der  italienischen  Aerzte  nicht  vorhanden  sei,  dass 
thatsächlich  die  Zahl  derer,  die  in  San  Remo  an  Schwindsucht  sterben, 
sich  als  verhältnissmässig  sehr  gering,  jedenfalls  als  geringer  als  anderswo 
erweise,  und  dass,  wenn  wirklich  die  Sterblichkeit  an  Tuberkulose  bei  den 
Einheimischen  etwas  zugenommen  haben  sollte,  dies  seinen  Grund  haben 
würde  in  der  vielfachen  Ansiedelung  von  Kranken  aus  Italien,  sowie  in 
der  veränderten  Lebensweise  vieler  der  Sanremeser,  die  früher  ihre  Oliven- 
pnd  Limonenpflanzungen  bearbeiteten,  während  sie  jetzt  in  geschlossenen 
Räumen  für  die  Fremden  thätig  seien.  Ich  möchte  dem  noch  hinzufügen, 
dass  zu  einer  Mehrung  der  Schwindsucht  unter  den  Bewohnern  der 
Riviera  in  den  letzten  Jahren  auch  daä  Erdbeben  von  1887  beigetragen 
haben  kann,  durch  das  dieselben,  mangelhaft  bekleidet,  an  einem  kühlen 
Februarmorgen  aus  Bett  und  Haus  getrieben  und  zu  wiederholtem  Näch- 
tigen im  Freien  sowie  zu  längerem  Wohnen  in  Holzbaracken  gezwungen 
wurden.  Die  dadurch  veranlassten  Erkältungen  können  sehr  wohl  bei  vielen 
der  auf  18  000  berechneten  Obdachlosen  die  Empfänglichkeit  für  den  Tu- 
berkelbaccillus  gesteigert  haben.  Wer  die  schauerlichen,  sonnenlosen, 
feuchten,  übel  duftenden  Gassen  und  Wohnhöhlen  des  alten  San  Remo 
kennt,  wird  es  sich  aber  gewiss  nur  durch  die  Annahme  eines  ganz  be- 
sonders günstigen  Klimas  erklären  können,  dass  die  Bewohner  nur  in 
geringer  und  nicht  vielmehr  in  grösster  Zahl  der  Tuberkulose  verfallen. 

Auch  eine  dritte  durch  die  deutschen  Zeitungen  gegangene  Bewegung, 
welche  die  Ablenkung  der  Lungenkranken  von  der  Riviera  mit  erstrebt, 
dürfte  für  diese  ohne  merkeuswerthe  Folgen  bleiben;  ich  meine  die  Be- 
mühung mancher  deutschen  Aerzte,  den  Lungenkranken  durch  Winter- 
aufenthalt auf  den  deutschen  Nordseeinseln  Heilung  oder  Linderung  ihres 
Leidens  zu  verschaffen.  So  sehr  mich  das  Patriotische  in  diesem  Ge- 
danken anmuthet,  und  so  sehr  ich  für  die  Heilkraft  der  friesischen  Inseln 
schwärme,  — ich  bin  während  der  letzten  6 Jahre  jeden  Sommer  vier 
bis  sieben  Wochen  lang  dort  gewesen  und  werde  jeden  weiteren,  der  mir 
beschieden  ist,  dorthin  pilgern  — so  kann  ich  mich  doch  für  den  Winter- 
aufenthalt der  Kranken  auf  unseren  Inseln  nicht  begeistern,  denn  sie 
scheinen  mir  dann  für  Körper  und  Geist  nicht  das  zu  bieten,  dessen  der 
Kranke  zur  Ausheilung  bedarf.  Er  bedarf  dazu  denn  doch  zunächst  des 
täglichen  langen  Yerweilens  in  freier  Luft,  das  ihm  in  dem  milden,  wind- 
armen, nebelfreien  und  an  Sonnenschein  reichen  Klima  der  Riviera  fast 
für  jeden  Tag  gesichert  ist;  wie  oft  aber  wird  er  auf  den  rauhen,  an 
Stürmen  und  Nebeln  reichen  Nordseeinseln  das  Zimmer  verlassen  können? 
Er  bedarf  sodann  unausgesetzt  der  besten  Ernährung,  die  an  der  ligurischen 
Küste  stets  in  einer  jeden,  auch  den  von  ärztlicher  Seite  gestellten  An- 
forderungen voll  genügenden  Weise  möglich  ist,  während  unsere  nordischen 
Inseln  im  Sommer  schon  mit  wechselnder,  tadelfreier  Fleisch-  und  Pflanzen- 
kost viel  schwerer  zu  versehen  und  thatsächlich  auch  weit  weniger  gut  aus- 
gestattet, im  Winter  aber  zum  grössten  Theile  auf  die  Zufuhr  vom  Festlande 


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angewiesen  und  dabei  wohl  jeden  Winter  für  kürzere  oder  längere  Zeit, 
jedenfalls  aber  unberechenbar  lange  von  demselben  abgeschnitten  sind. 
Der  Kranke  bedarf  endlich  — das  möge  man  doch  nicht  unterschätzen  — 
der  geistigen  Anregung,  die  am  Golfe  von  Genua  durch  die  Grossartigkeit 
und  Schönheit  der  Scenerie,  durch  die  Kraft  und  Wärme  der  subtropischen 
Beleuchtung,  durch  die  Yielartigkeit  und  Ueppigkeit  der  ewig  grünen  und 
mit  duftenden  Blüthen  überladenen  herrlichen  Pflanzenwelt,  durch  eine 
auch  im  Winter  lebendige  Thierwelt,  durch  die  Eigenart,  Beweglichkeit, 
Heiterkeit  und  Singlust  des  italienischen  Volksstammes  und  durch  zahl- 
lose historische  Erinnerungen  reichliche  Nahrung  findet,  aber  auf  den  ein- 
förmigen, im  Winter  doppelt  öden  Düneninseln  mit  ihren  schweren  Nebeln, 
der  vorherrschenden  Bewölkung  des  Himmels,  dem  kalten  Ton  der  Be- 
leuchtung, bei  vollstem  Mangel  von  Blatt  und  Blüthe  und  fast  gänzlichem 
Ersterben  oder  Verschwinden  der  Thierwelt,  und  in  Gesellschaft  unserer 
biederen,  aber  körperlich  und  geistig  schwer  beweglichen,  ernsten  und 
wortkargen  Inselfriesen  des  genügenden  Anstosses  entbehren  muss.  Wenn 
es  schon,  wie  ich  zu  meiner  unbegrenzten  Verwunderung  sah,  möglich 
ist,  dass  sich  hochgebildete,  aber  freilich  des  Verständnisses  für  die  Natur 
entbehrende  Leute  an  der  Riviera  nach  mehrmonatlichem  Aufenthalte  an 
einem  und  demselben  Orte  zu  langweilen  begannen,  so  muss  doch  unter 
den  während  des  Winters  auf  den  Nordseeinseln  internirten  Kranken  eine 
geradezu  tödtliche  Langeweile  Platz  greifen.  Ich  kann  mich  für  eine 
Winterkur  auf  den  friesischen  Inseln  ebensowenig  erwärmen  wie  für  eine 
Sommerkur  in  Kalabrien  und  Sicilien,  sehr  wohl  aber  für  Sommeraufent- 
halt auf  den  Düneninseln  der  Nordsee  und  Winteraufenthalt  in  San  Remo 
und  will  diese  ganze  Erörterung  mit  einem  Hinweise  schliessen,  der  meines 
Erachtens  hohe  Beweiskraft  hat  und  Schultz ’s  Forderung  einer  Sommer- 
kur im  Süden  als  überflüssig  erweist:  Die  Deutschen,  welche  während  des 
Winters  in  San  Remo  die  ärztliche  Praxis  ausüben  und  einige  andere 
Herren  in  öffentlichen  Aemtern  sind  alle  mehr  oder  minder  ernst  von 
Lungenleiden  heimgesucht  gewesen  und  haben  sich  durch  regelmässigen 
Winteraufenthalt  an  der  Riviera  jahrzehntelang  nicht  nur  das  Leben,  son- 
dern auch  die  Kraft  zu  Ausübung  ihres  Berufes  erhalten ; — der  einzige 
Kranke  aber,  der,  weil  er  zu  spät  die  ligurische  Küste  aufgesucht  hatte, 
während  der  Saison  von  1888  zu  89  und  zwar  gleich  am  Beginne  der- 
selben im  Hotel  de  Nice  an  Tuberkulose  verstarb,  war  — so  wollte  es 
ein  merkwürdiger  Zufall  — der  dirigirende  Arzt  des  Krankenhauses  auf 
Norderney. 

Es  erübrigt  nun  nur  noch,  die  Eigenart  des  Sanremeser  Klimas 
durch  die  dortige  Winterthier  weit  zu  erweisen,  ich  gestatte  mir  jedoch, 
hier  die  Besprechung  einer  Erscheinung  einzuschalten,  welche  gleich  dem 
Klima  im  Wesentlichen  von  den  Luftverhältnissen  abhängig  und  dazu  ge- 
wiss vielen  der  Sanremeser  Wintergäste  von  Interesse  ist.  Es  wird 
allen  Besuchern  der  Riviera  kund,  dass,  wie  von  vielen  anderen  Punk- 
ten der  ligurischen  Küste,  so  besonders  auch  von  San  Remo  aus  zuweilen, 
doch  immerhin  selten  das  Felseneiland  Korsika  gesehen  werden  kann  und 
hie  und  da  in  so  überraschender  Klarheit  sich  am  Horizonte  aufbaut,  dass 
man  nicht  nur  die  Umrisse  der  Bergmassen  scharf  erkennen,  sondern  auch 
weite  öde  Flächen  und  an  den  oberen  Gehängen  lagernde  Schneefelder 
deutlich  unterscheiden  kann.  Tag  für  Tag  schauen  Tausende  nach  Süden 

2 


18 


oder  Südosten  aus,  um  des  wegen  seiner  Seltenheit  und  Zufälligkeit  fast 
märchenhaft  erscheinenden  Anblickes  theilhaftig  zu  werden,  doch  meist 
ohne  Erfolg:  und  dann  hört  man  immer  und  immer  wieder  über  die 
dicke,  schwere  Luft  klagen,  welche  am  Horizont ' lagere  und  Korsika  ver- 
hülle. Mit  solcher  Annahme  aber  ist  das  geehrte  Publikum  selbst  in 
dickem  Nebel  und  schwerem  Irrthum,  denn  thatsächlich  ist  für  die  Ri- 
viera Korsika  gerade  nur  dann  sichtbar,  wenn  es  in  schwerer,  dichter  Luft 
liegt.  Es  muss  den  ruhig  Beobachtenden  schon  befremden,  dass  man  von 
dem  fast  1300  m hohen  Gipfel  des  Monte  Bignone,  wo  man  bei  reiner 
Luft  die  Insel  stets  erblickt,  gewöhnlich  nicht  oder  doch  nicht  wesentlich 
mehr  von  derselben  sieht,  als  hie  und  da  unten  in  der  Küstenniederun0’- 
zieht  derselbe  nun  in  Rechnung,  dass  der  mit  der  höchsten;  Erhebung, 
dem  2700  m hohen  Monte  Cinto  belagerte  nordwestliche  Theil  Korsikas 
von  San  Remo  1°38/  entfernt  liegt,  so  ergiebt  sich  ihm  durch  leichte 
Rechnung,  dass  infolge  der  Krümmungsverhältnisse  der  Seeoberfläche  alles 
von  dem  korsischen  Gebirgsmassiv , was  sich  weniger  als  2600  m über 
das  Meer  erhebt,  unter  dem  Horizont  von  San  Remo  liegen  muss,  dass 
also  in  gerader  Linie  nur  die  eigentliche  Gipfelpyramide  des  Monte  Cinto, 
als  kleine  Eelszacke  im  Meere  erscheinend,  im  günstigsten  Falle  gesehen 
werden  kann.  Alles  aber,  was  sonst  von  Korsika  gelegentlich  sichtbar 
wird,  muss,  wenn  schwere  Luft  auf  der  Insel  liegt,  durch  Strahlenbrechung 
über  den  Horizont  gehoben  sein,  und  die  Gesetze  der  Physik  lehren  uns, 
dass  im  vorliegenden  Falle  rund  1850  m mehr  erblickt  werden  können, 
als  in  gerader  Linie,  dass  man  also  dann  die  Gebirgsmasse  von  Korsika 
bis  zu  etwa  750  m Meereshöhe  herab  sehen  kann.  Je  nach  der  grösseren 
oder  geringeren  Dichtigkeit  der  schweren  Luft,  die  auf  Korsika  liegt,  wird 
sich  mehr  oder  weniger  von  jenem  mit  Einschluss  des  Monte-Cinto-Gipfels 
1950  m mächtigen  oberen  Theile  Korsikas  dem  an  der  ligurischen  Küste 
stehenden  Beschauer  zeigen. 

Die  Winterthierwelt  von  San  Remo,  die  uns  nun  noch  zu  beschäftigen 
hat,  ist,  soweit  mir  bekannt,  noch  niemals  festgestellt  worden,  ebensowenig 
wohl  die  irgend  eines  anderen  Ortes  der  ligurischen  Küste,  und  doch  ist 
dieselbe  für  die  Beurtlieilung  des  Klimas  von  nicht  geringerer  Bedeutung 
als  die  dortige  frei  wachsende  Pflanzenwelt.  Es  ist  natürlich,  dass  die 
Fülle  der  subtropischen  Thierwelt,  die  an  der  Riviera  vorwiegen  muss, 
sich  nur  im  Sommer  zeigen  wird,  in  dem  der  Subtropencharakter  des 
Klimas  in  verhältnissmässig  starker  Hitze  und  anhaltender  Trockenheit  zum 
vollen  Ausdruck  kommt;  diese  Sommerfauna  der  ligurischen  Küste  ist 
jedoch  noch  weniger  bekannt,  als  das,  was  sich  daselbst  im  Winter  zeigt, 
da  in  letzterer  Jahreszeit  vorwiegend  durch  französische  Forscher  besonders  im 
westlichen,  französischen  Theile  der  Riviera  viel  gesammelt  wurde,  freilich 
ohne  dass  das  Ergebniss  des  Sammelns  zu  Winterfaunen  der  betreffenden 
Orte  zusammengestellt  und  veröffentlicht  worden  ist.  Viele  der  subtro- 
pischen, südlichen,  mediterraneen  Thierarten  werden  also  in  der  Umgebung 
von  San  Remo  im  Winter  überhaupt  nie  auftauchen  oder  sie  werden  da 
nur  verborgen  im  Winterquartier  oder  abgestorben  zufällig  gefunden  wer- 
den; doch  auch  viele  der  mitteleuropäischen  Arten,  die  bei  dem  dortigen 
Klima  der  sechs  Wintermonate  recht  wohl  im  Freien  ausdauern  könnten, 
haben  sich  bis  zu  gewissem  Grade  den  dort  herrschenden  Wärmeverhält- 
nissen angepasst  und  verbringen  die  ganze  Zeit  vom  November  bis  April 


19 


oder  doch  die  kälteste  Periode  vom  Dezember  bis  Februar  im  Verborge- 
nen in  Winterruhe,  so  dass  dann  auch  dort  das  Thierleben  weniger  als 
sonst  und  vornehmlich  nur  an  den  sonnenwarmen  Tagen  in  die  Augen 
fällt.  Es  bedarf  also  immerhin  eines  fleissigen,  rastlosen  und  vielseitigen 
Sammelns,  um  im  Laufe  eines  Winters  betreffs  auch  nur  einiger  Thier- 
gruppen annähernd  alles  zu  erbeuten,  was  dort  in  dem  betreffenden  Win- 
ter lebend  angetroffen  werden  konnte,  „in  dem  betreffenden  Winter“  muss 
betont  werden,  denn  selbstverständlich  wird  die  Fauna  in  verschiedenen 
Wintern  einigermassen  verschieden  sein,  da  die  klimatischen  Verhältnisse 
der  letzteren  schwanken  und  dazu  manche  Insektenarten  nur  periodisch 
auftreten.  Ausgeschlossen  konnten  bei  meinem  Sammeln  werden  die  we- 
nigen, selten  sich  zeigenden  Arten  der  Säugethiere  — ich  habe  auch  that- 
sächlich  kein  solches  zu  Gesicht  bekommen  — sowie  die  Vögel,  die  nach 
den  beiden  berühmten  Sammlungen  von  Orsini  in  Genua  und  beson- 
ders von  Durazzo  in  Cornegliano  genügend  besprochen  worden  sind;  das 
Museum  Durazzo  enthielt  bereits  1841  nicht  weniger  als  336  Arten  von 
Vögeln,  die  an  der  Riviera  und  in  den  dieselbe  begrenzenden  Gebirgen 
geschossen  worden  sind.  Doch  auch  die  übrigen,  kleineren  Thiere  konnten 
nicht  alle  beim  Sammeln  ins  Auge  gefasst  werden,  da  die  Jagd  nach  ge- 
wissen Insekten  nur  dann  erfolgreich  ist,  wenn  man  sich  auf  den  Fang 
der  Thiere  nur  einer  Ordnung  beschränkt;  ich  rechne  zu  solchen  Thieren, 
denen  man  sich  ausschliesslich  widmen  muss,  die  Schmetterlinge,  die 
Aderflügler,  die  Fliegen,  auch  wohl  die  Gradflügler  und  die  kleine  Thier- 
Avelt  der  See.  Die  übrigen  kleineren  Thiere  dagegen  lassen  sich  recht 
wohl  gemeinsam  mit  ausgiebigem  Erfolge  sammeln,  doch  wird  man  auch 
da  das  Augenmerk  stets  zunächst  einer  bestimmten  Ordnung  zuwenden 
und  hinter  deren  Vertretern  die  aller  übrigen  Ordnungen  beim  Fangen 
zurücktreten  lassen  müssen.  Ich  sammelte  so  an  der  Riviera  wie  früher 
in  Aegypten,  Palästina,  Kaukasien,  Mittel-  und  Norditalien  und  neuerdings 
in  Borkum  stets  in  erster  Linie  Käfer,  sodann  alles,  was  sich  mit  solchen 
leicht  erbeuten  lässt,  nämlich  Schnabelkerfe,  von  Aderflüglern  nur  Ameisen, 
Spinnen,  Tausendfüsse,  Asseln,  Conchylien,  sowie  Reptilien  und  Amphibien, 
während  ich  von  den  anderen  oben  genannten  Ordnungen  nur  das  mit- 
nahm, was  sich,  ohne  das  übrige  Sammeln  zu  beeinträchtigen,  d.  h.  ohne 
besondere  Mühe  und  Zeitverlust,  bot.  Es  wird  diese  Andeutung  genügen, 
um  zu  erklären  und  za  entschuldigen,  dass  von  einigen  Ordnungen  so 
wenig  aufgeführt  werden  kann.  Ich  erlangte  auf  die  oben  beschriebene 
Weise,  lediglich  unterstützt  von  meinem  damals  erst  zwölfjährigen  und  im 
Sammeln  noch  wenig  erfahrenen  Sohne  an  Kleinthieren  Vertreter  der  folgen- 
den Ordnungen  in  der  beigesetzten  Artenzahl:  5 Reptilien,  2 Batrachier,  1 
Fisch,  520  Käfer,  34  Schmetterlinge,  10  Fliegen,  97  Schnabelkerfe,  31 
Aderflügler,  16  Gradflügler,  2 Pseudoneuropteren,  143  Spinnen,  28  Tausend- 
füsse, 10  Asseln  und  101  Weichthiere,  im  Ganzen  also  1000  Arten  von 
mit  ganz  wenigen  Ausnahmen  lebend  gefangenen  Thieren,  deren  manche  in 
grösster,  viele  in  grosser  Stückzahl  hätten  eingetragen  werden  können;  einzelne 
Arten  von  Seeigeln,  Einsiedlerkrebsen  und  Cypris  sind  dabei  nicht  mit  auf- 
gezählt worden.  Wenn  wir  mit  dieser  in  San  Remo  gemachten  Winterbeute 
das  vergleichen,  was  sich  bei  uns,  oder  selbst  in  der  im  Winter  so  rauhen 
Po-Ebene  in  dem  einmaligen  Zeiträume  vom  12.  November  bis  zum  10.  Mai 
erjagen  Hesse,  so  tritt  sofort  auch  die  Ursache  jener  reichen  Winterthier- 

2* 


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weit,  der  überraschend  günstige  Charakter  des  Rivierenklimas  vor  unser 
Auge,  — falls  wir  nicht  in  die  Thorheit  fallen,  auch  dies  reiche  Thierleben 
auf  vulkanische  Heizung  des  Rivierenbodens  zurückzuführen.  Und  dabei 
muss  noch  betont  werden,  dass  die  Zahl  der  erjagten  Thierarten  zweifellos 
noch  weit  grösser  ausgefallen  wäre,  wenn  nicht  die  Verhältnisse  des  Sammel- 
terrains, besonders  im  Hinblick  auf  Strand-  und  Süsswasserthiere,  sehr 
ungünstige  wären.  266  jener  1000  Arten  sind  im  nördlichen  und  mitt- 
leren Europa  bisher  noch  nicht  beobachtet  worden. 

Ueberschauen  wir,  um  die  Fanggelegenheiten  kennen  zu  lernen,  zu- 
nächst von  dem  Molo  des  Hafens  aus  das  Sanremeser  Sammelgebiet,  so 
fällt  unser  Auge  zuerst  auf  die  am  Fusse  der  Molenmauer  zu  deren 
Schutze  im  Wasser  liegenden  grossen  Steinblöcke,  die  mit  einigen  Arten 
von  Seeschnecken  besetzt  sind.  Mit  dem  Boote  an  den  Steinen  hinfahrend, 
kann  man  bequem  sammeln;  lässt  man  sich  dann  quer  über  die  Hafen- 
bucht zur  Küste  rudern,  so  bietet  sich  Gelegenheit  mit  dem  Käferkätscher 
einige  der  zahllosen  Seeigel  (Strongylocentrus  lividus ) von  dem  nicht  tiefen 
Grunde  heraufzuholen,  wobei  vielleicht  auch  einige  Seeasseln  in  das  Netz 
gerathen.  W ahrscheinlieh  werden  sich  durch  fleissiges  Fischen  vom  Ufer 
aus  auch  einige  im  Seewasser  lebende  winzige  Käfer,  den  Ochthebien  zu- 
gehörig, auffinden  lassen,  da  sie  bei  Genua  nachgewiesen  worden  sind; 
mir  ist  der  Fang  in  San  Remo  nicht  gelungen. 

Der  meist  sehr  schmale  Strand  ist  für  das  Sammeln  in  hohem  Grade 
ungeeignet,  denn  er  ist  zumeist  schwer  zugänglich  und  vollständig  mit 
rundem,  dioritischem  Steingeröll  bedeckt,  das  kein  Thierleben  birgt  und 
selbst  die  weiterher  herbeigeschwemmten  und  durch  die  Brandung  auf  die 
Steinbank  geworfenen  Gehäuse  und  Schalen  abgestorbener  Muschelthiere 
in  kürzester  Zeit  zertrümmert  oder  verunstaltet;  auch  fehlt  ja  der  Wechsel 
von  Ebbe  und  Fluth  fast  ganz.  So  ist,  besonders  an  der  Ostbucht,  von 
jenem  ergötzlichen  und  erspriesslichen  Suchen  von  Käfern  , Krebsthieren 
und  Mollusken,  wie  solches  die  Sandgestade  gestatten,  gar  keine  Rede; 
selbst  die  nur  selten  in  grösserer  Masse  an  geschwemmten  Seegrasgeniste 
erwiesen  sich  als  todt. 

An  der  Westbucht  war  das  Gestade  insoweit  besser , als  im  Meere 
liegende  Steinblöcke  und  Felsriffe  eine  Unzahl  von  Steinschnecken  und 
Bohrmuscheln  trugen  und  angeschwemmte  Korallen-  und  Pflanzenstöcke 
eine  Anzahl  kleiner  Mollusken  bargen;  immerhin  war  aber  auch  da  das 
Sammeln  sehr  mühsam  und  zu  wenig  ergiebig.  Die  steile  Lehne,  welche 
von  diesem  westlichen  Strande  bis  zu  der  Eisenbahn  ansteigt,  bietet  hie 
und  da  unter  auf  Lehmgrund  liegenden  Steinen  eine  hübsche,  wenn  auch 
sparsame  Ausbeute  von  Carabiden,  Staphyliniden,  Scydmäniden,  Pselaphiden, 
Spinnen  und  Gehäusschnecken.  Die  über  der  Bahn  an  der  Westbucht 
liegende  erste  schmale  Terrassenstufe  bildet  den  Corso  mezzogiorno  und 
den  Giardino  del  Imperatrice,  die  beide  besonders  gegen  das  Frühjahr  hin 
auf  den  blühenden  Ziersträuchern  massenhaft  auftretende,  doch  gemeine 
Coccinelliden  und  auf  Tamarisken  in  Menge  einen  guten  Nanophyes  und 
Berginus  liefern.  In  der  breiteren,  gelind  sich  hebenden  Küstenebene  an 
der  Ostbucht  lassen  sich,  wie  allenthalben  an  den  Mauern  Spinnen,  dazu 
auch  an  im  Schatten  stehendem , feuchtem  Mauer  w'erk  von  Gärten  und 
Häusern  in  Masse  Pupa  cinerea  ablesen,  und  die  neu  gepflanzten  Sträucher 
der  Strandpromenade  werden  bald  mancherlei  tragen. 


21 


Ein  Hauptgebiet  täglichen  Sammelns  wurde  mir  der  grosse  Garten 
des  Hotel  de  Nice , der  in  seinem  Haupttheile  zahlreiche  Arten  von 
Bäumen  und  Sträu ehern  sowie  Blumenbeete  aufwies,  während  ein  eben- 
falls umfangreicher  Nebentheil  zum  Gemüsebau  und  als  Abraumplatz 
diente.  Hier  bot  sich  jederzeit  Gelegenheit  zu  ergiebiger  Jagd,  denn  um 
die  durch  den  ganzen  Winter  blühenden  Blumen  flogen  im  Sonnenschein 
Schmetterlinge,  Aderflügler,  Fliegen  und  Raub  suchende  Libellen,  auf 
Opuntien  und  Agaven  sassen  mit  Yorliebe  bestimmte  Arten  grosser  Blatt- 
wanzen, während  sich  in  die  herrlichen  Rivierenrosen  Cetonien  einbohrten 
und  Halticiden  die  Resedablätter  durchlöcherten.  An  den  Dattelpalmen- 
stämmen krochen  träge  grosse  Gehäusschnecken , Limonen-  und  Orangen- 
bäumchen sowie  Bananen  hatten  sich  die  zahllosen  Laubfrösche  zur 
Residenz  erlesen,  Mauereidechsen  stellten  an  der  Hotelmauer  und  auf 
Agavenblättern  der  Beute  nach,  und  überall,  besonders  auch  unter  den 
sich  ablösenden  Rinden  von  Laubenlatten  hausten  Spinnen , an  letzterer 
Stelle  auch  Klein  Schmetterlingslarven.  Der  erhoffte  Nachtfang  liess  sich 
freilich  auch  da  nicht  durchführen,  da  die  mit  Sonnenuntergang  eintretende 
Kühle  den  Flug  der  Abend-  und  Nachtfalter  hinderte;  auch  würde  der 
Köderfang  wohl  durch  den  allzustarken  Duft  der  Blumen  resultatlos  ge- 
macht werden.  Nur  an  den  erleuchteten  Gangfenstern  des  Hotels  liess 
sich  hie  und  da  ein  angeflogener  Nachtschmetterling  erbeuten;  durch  Licht 
die  Thiere  ins  Zimmer  zu  locken  war  aber  nicht  thunlich,  weil  man  des 
Abends  der  schwärmenden  Mücken  halber  die  Fenster  nicht  öffnen  durfte. 
Erst  Ende  April  oder  Anfang  Mai  flogen  durch  die  milde  Abendluft 
Leuchtkäfer,  deren  flügellose  Weibchen  in  von  phosphorischem  Lichte 
förmlich  glühenden  Mauerlöchern  sassen.  Der  wenig  gepflegte  Neben- 
garten des  Hotels  zeigte  sich  ganz  besonders  reich,  denn  die  Gemüse  und 
ein  ganzes  Naturbeet  von  Symphytum  bulbosum  lieferten  zahlreiche  Hal- 
ticiden, Scymnus  und  kleine  Rüssler,  alte  Bretter  und  Tonnen  trugen  an 
ihrer  Unterseite  Mengen  von  Anthiciden,  Staphyliniden  und  mancherlei 
Kleinkäfer,  unter  Steinen  waren  gemein  mehrere  Arten  Nacktschnecken 
mit  der  seltenen  Testacella  bisulcata , kleinere  Gehäusschnecken,  Raubkäfer, 
sowie  Scydmäniden  und  Pselaphiden;  der  an  einem  kleinen  Abhange  an- 
gehäufte Jätabraum,  in  der  Hauptsache  aus  Gras  bestehend,  lieferte  auf 
das  Sammeltuch  Unmassen  von  Staphylinen , freilich  nur  eine  Vulda 
gracilipes , einen  einzelnen  Carabus  vagans , viele  Clavicornier,  Sphäridiinen 
und  Histeriden,  sowie  Tausendfüsse  und  Asseln,  und  alte  Limonen-  und 
Feigenbäume  bargen  unter  der  Rinde  in  der  Winterruhe  befindliche  Hal- 
ticiden und  im  Innern  zahllose  Termiten  sammt  ihren  Gästen,  unter  denen 
besonders  Choerorrhinus  squalidus  unser  Interesse  beansprucht.  In  dem 
am  Gehänge  der  Westseite  befindlichen  Garten  des  jetzigen  Hotel  Bristol 
belebten  gegen  das  Frühjahr  1884  hin  Tausende  von  Mordelliden  und 
Mylabriden  (Bruchiden)  die  blühenden  Ziersträucher,  während  Chrysomela 
americana  eine  als  Beeteinfassung  dienende  Rosmarinhecke  bevölkerte, 
Halticiden,  Coccinelliden,  Scymnus , kleinere  Rüssler,  Clytus , Cetonien  und 
Blattwanzen  bestimmte  Pflanzen  besuchten  und  Gehäusschnecken  in  Menge 
unter  den  üppigen  Blumenmassen  hausten ; die  Blätter  der  anstossenden  Wein- 
pflanzung liessen  sich  Haltica  ampelophaga  und  ein  Rhynchites  schmecken, 
während  in  den  Wurzeln  die  Larve  von  Vesperus  strepens  arbeitete,  der  hie 
und  da  in  alters-  oder  wintermüden  Stücken  in  den  Häusern  auftauchte. 


22 


Was  von  dem  Gehänge  nicht  zu  Gärten  benutzt  ist,  das  ist  zu 
Oelbaumterrassen  umgewandelt,  die  wiederum  der  freilich  mühsamen 
Sammelthätigkeit  ergiebigen  Boden  gewähren.  Im  eigentlichen  Winter  ist 
dort  im  Schatten  der  Oliven  der  niedere  Pflanzenwuchs  noch  gering  und 
an  Thieren  arm,  vom  März  an  aber  lässt  sich  daselbst  auf  reichem  Blumen- 
flor, insbesondere  an  Leontodon , Urospermum , Lotus  u.  a.  eine  arten-  und 
individuenreiche  Beute  an  Käfern,  Wanzen,  Schlupfwespen  u.  a.  kätschern, 
wobei  die  Insekten  oft  durch  mitgefangene  Gehäusschnecken  gefährdet 
werden.  Der  Boden  der  Terrassen  aber  bietet  besonders  unter  Steinen 
auch  vom  Dezember  bis  Februar  vieles  und  darunter  mit  die  interessantesten 
Arten.  Frei  auf  dem  Boden  langsam  laufend  oder  an  den  Terrassenmauern 
sitzend  zeigt  sich  uns  nur  hie  und  da  eine  Timarcha , ein  SJcarabäus  oder 
ein  Pentodon  sowie  an  Oelbäumen  die  auffällige  Limax  Decampi , unter 
den  Steinen  aber  enthüllt  sich  reicheres  Leben:  zahlreiche  Ameisennester, 
zum  Theil  mit  schmarotzenden  Cicaden,  werden  aufgedeckt;  in  den  Lehm 
zur  Winterruhe  eingewühlte  Skarabäen  und  Copris , Carabiden,  Staphy- 
liniden,  Pselaphiden  und  Scvdmäniden  mit  dem  seltnen  Leptomastax , 
Dichillus , Dendarus  und  Asida , Gleonen,  Acalles , Brachycerus  und  Minyops , 
Meloe  und  Chrysomelen , hie  und  da  auch  ein  Vesperusy  Spinnen  und 
Skorpione,  Wanzen,  Orthopteren  und  Embia- Larven,  Tausendfüsse  und 
Asseln  , ganze  Nester  oder  einzelne  Stücke  grosser  und  kleiner  Gehäus- 
schnecken, zuweilen  auch  Schlangen  und  Schleichen  liegen  unter  den 
durch  Einbruch  der  mörtellosen  Mauern  abgestürzten  Steinen,  Otior- 
rhynchen  und  Skorpione  hauptsächlich  auch  unter  den  obersten  Decksteinen 
der  Stützmauern.  Besondere  Erwähnung  aber  verdient  der  Fang  be- 
stimmter meist  blinder  Kleinkäfer , der  nur  in  den  Subtropengebieten 
lohnend  ist;  es  handelt  sich  da  vornehmlich  um  die  Carabiden  Anilins 
und  Scotodipnus , die  Staphyliniden  Octavius , Edaphus  und  Cylindrogaster , 
die  Lathridier  Anommatus  und  Langelandia  und  die  Curculioniden  der 
Gattung  Alaocyba.  Diese  kleinen,  zarten,  zumeist  fast  durchsichtigen  und 
hellgelben  oder  hellbraunen  Thiere  finden  sich  nur  bei  nassem  Wetter 
unter  mittelgrossen  Steinen,  bei  trocknerem  aber  nur  an  der  Unterseite 
grosser  Blöcke,  die  etwas  in  den  lehmigen  Boden  eingesenkt  sind.  Hat 
man,  wenn  nöthig  mit  einem  Hebel,  den  Stein  umgedreht,  so  muss  man 
vor  ihm  niederknien  und  seine  feuchtlehmige  Unterseite  mustern  und 
sieht  dann  die  bald  laufenden  winzigen  Carabiden  und  Staphyliniden  leicht, 
die  weniger  schnellen  Anommatus  und  die  phlegmatischen  Rüsselkäfer 
schon  schwerer  und  am  allerschwersten  die  flachen,  grauen,  auf  der  Ober- 
seite stets  mit  zwischen  die  Riefen  und  Leisten  der  Flügeldecken  und 
des  Halsschildes  eingelagertem  Lehm  bedeckten  Langelandien,  die  fest  am 
Steine  angedrückt  liegen  bleiben,  bis  der  Lehmüberzug  desselben  stark 
zu  trocknen  beginnt;  geschieht  dies,  so  heben  sie  sich  auf  die  kurzen 
Beinchen  und  schieben  sich  langsam  über  die  Fläche.  Um  sie  besser  zu 
sehen  und  durch  schnellere  Trocknung  des  Lehms  sowie  durch  Wärmung 
und  stärkere  Beleuchtung  zu  beunruhigen,  beleuchtet  man  wohl  auch  den  Stein 
mit  einem  grossen  Brennglas,  doch  habe  ich  die  Thierchen  stets  auch  ohne 
solches  Hülfsmittel  aufgefunden.  Dieser  Fang  der  kleinen  Steinkäfer  ist  in 
hohem  Grade  anziehend  und  lohnt  dadurch  die  aufgewandte  Zeit  und  Mühe; 
in  San  Remo  erbeutete  ich  so  Vertreter  der  Gattungen  Scotodipnus , Edaphus , 
Anommatus  und  Langelandia , doch  nur  die  letztere  in  grösserer  Zahl. 


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Grosse  Hoffnungen  hatte  ich  auf  das  Sieben  gesetzt,  das  oft  so  reichen 
Kleinthierfang  ergiebt,  doch  war  das  Aussieben  des  Mulmes  der  zahlreichen 
alten  Oelbäume  fast  resultatlos,  nur  eine  in  einen  solchen  eingelagerte 
Heu-  und  Strohbucht  lieferte  ein  etwas  günstigeres  Ergebniss,  auch  einige 
Scotodipnen  und  zwei  Arten  der  zierlichen  Mcme-Schnecke.  Einigermassen 
besser,  doch  auch  nicht  gerade  reich  an  Ertrag  gestaltete  sich  das  Durch- 
sieben der  auf  manchen  Terrassen  stufen  zu  niedrigen  Dämmen  aufgehäuf- 
ten Unrathmassen,  die  im  Wesentlichen  aus  Erde,  Sternchen,  ausgerauften 
Pflanzen,  alten  Oliven  und  Oelbaumbläftern  bestand  und  unter  Anderen 
zahlreich  Pselaphus  Heisei , seltener  bessere  Pselaphiden  und  Scydmäniden, 
viele  Acalles,  wenige  Peritelus  nicaeensis  und  Trachyphlöeus , einige Hemipteren, 
Tausendfüsse  und  vereinzelte  Stücke  kleiner  Pupa- Arten  enthielten.  An  den 
höheren  Gehängen  des  Monte  Bignone,  wo  der  Oelbaum  der  Buche  und 
Steineiche  Platz  gemacht  hat,  suchte  ich  vergeblich  nach  genügendem 
Siebmaterial,  da  die  dürftigen  Buchen  zu  vereinzelt  standen,  und  als  ich 
Ende  Februar  nach  San  Romolo  hinaufgestiegen  war,  um  probeweise  dort  zu 
sammeln  und  mich  günstigenfalls  da  eine  Woche  einzuquartieren,  ergab  das 
Aussieben  der  dort,  damals  freilich  auf  noch  zum  Theil  gefrorenem  Boden 
lagernden  Massen  von  Edelkastanienlaub  nur  zahlreiche  Stücke  gewöhn- 
licher Trechus , Pembidion  und  Paederus , während  ein  in  der  zweiten 
Hälfte  des  März  ausgeführter  Besuch  des  Bignone-Gipfels  unter  den  die 
Spitze  bedeckenden  Steinen  Harpalus  dimidiatus  und  Pichillus  minutus , 
sowie  durch  Abklopfen  der  unmittelbar  unter  der  Kuppe  stehenden  Kiefern 
einige  Prachonyx  pineti  gewinnen  liess. 

Den  Holz-  und  Borkenkäfern  habe  ich  natürlich  beim  Besuche  der 
Olivenhaine  wie  der  lichten  Seekiefer-  und  der  höher  liegenden,  dichteren 
Föhrenbestände,  an  denen  der  Monte  Bignone  noch  sehr  reich  ist,  eifrig 
nachgestellt,  habe  da  aber  wenig  gefunden;  dagegen  lieferte  mir  der  Holz- 
stall des  Hotel  de  Nice  aus  Kiefern-,  Buchen-  und  Olivenholz  eine  sehr 
erfreuliche  Zahl  solcher  Käferarten,  unter  denen  sich  auch  mehrere  recht 
gesuchte  Thiere  in  grosser  Menge  fanden,  und  dazu  auch  einige  Vertreter 
anderer  Käferfamilien,  die  unter  Rinde  leben.  Ich  habe  so  ziemlich  alle 
Zeit  starken  Regens  nutzbringend  in  dem  Holzstalle  verbracht  und  bin 
überzeugt,  dass  ein  in  San  Remo  ansässiger  Sammler  durch  Anlegung 
einer  für  den  Fang  berechneten  sogenannten  Holzkammer  und  Eintragung 
recht  verschiedenartiger  Hölzer  und  Stauden  noch  sehr  viel  von  mir 
nicht  Gefundenes  und  darunter  gewiss  viel  Interessantes  wird  erbeuten 
können. 

Mist-  und  Dungkäfer  zu  sammeln  bietet  sich,  wie  überhaupt  in  den 
südlichen  Ländern,  so  auch  in  San  Remo  reichlich  Gelegenheit,  wiewohl 
es  mit  Ausnahme  der  Esel  an  Vieh,  besonders  aber  an  Kühen  mangelt, 
denn  es  liebt  ja  dort  der  an  das  Leben  in  freier  Luft  gewöhnte  Mensch 
die  Produkte  seiner  Verdauungsthätigkeit  auch  im  Freien,  auf  den  Oel- 
baumterrassen,  leider  auch  mit  Vorliebe  unter  den  Eisenbahnbögen  nieder- 
zulegen, durch  die  man  zum  Strande  gelangen  kann.  Wenn  trotzdem 
nun  die  Zahl  der  von  mir  von  dort  mitgebrachten  derartigen  Käfer  nicht 
sehr  gross  ist,  so  liegt  das  wesentlich  daran,  dass  es  im  Sammlerleben 
auch  des  eifrigsten  Entomologen  nicht  nur  Augenblicke,  sondern  ganze 
Perioden  giebt,  in  denen  er  für  solches  Sammeln  geistig  und  körperlich 
nicht  recht  gestimmt  ist. 


24 


Y erhältnissmässig  arm  ist  das  Süsswasserthier] eben,  denn  dasselbe  ist 
lediglich  auf  die  vom  Monte  Bignone  kommenden  Torrente  (Giessbäche) 
angewiesen,  die,  an  steilem  Gehänge  herabstürzend,  nur  in  den  auf  kleinen 
Stufen  sich  bildenden  Becken  und  in  dem  sehr  kurzen  Laufe  durch  die 
ganz  schmale  Küstenebene  Thiere  beherbergen  können,  in  diesen  ruhiger 
fliessenden  Partien  aber  entweder  von  der  Seife  der  Wäscherinnen  schäu- 
men oder,  wenigstens  im  Unterlaufe,  durch  die  Abführwässer  der  Oel- 
mühlen  so  verunreinigt  sind,  dass  die  Steine  und  Wasserpflanzen  mit 
einer  widerwärtigen,  flockigen  Schicht  einer  halb  ausgelaugten  Oelschmiere 
bedeckt  sind;  im  mittleren  Lorenzobache  ist  ausserdem  die  an  einem  vom 
Wasser  überströmten  Felskopfe  befindliche  Pflanzenmasse,  die  in  normalem 
Zustande  Elmis , Ochthebius  und  Hydraena  einschliessen  müsste,  vollkom- 
men mit  Kalk  übersintert;  bei  solchen  Yerhältnissen  muss  es  überraschen, 
dass  überhaupt  noch  thierisches  Leben  in  diesen  Gewässern  sich  vorfindet. 
Bas  Sammeln  in  denselben  ist  noch  dadurch  sehr  erschwert,  dass  sie  am 
Unterlaufe  durch  Abschluss  der  daran  liegenden  Privatbesitzungen  und 
im  oberen  und  mittleren  Laufe  durch  die  Steilheit  der  Uferfelswände 
schwer  und  nur  an  wenigen  Stellen  zugänglich  sind;  ich  beobachtete  da- 
rin die  ersten  Entwickelungsformen  von  Kröten,  einige  Aale,  42  Arten 
von  Wasserkäfern,  einige  Lesteva , 9 Arten  Wasserwanzen,  Libellula-L'drvQn , 
6 Arten  Conchylien  und  eine  Cypris  in  zahlreichen  Stücken. 

Um  zuverlässige  Bestimmung  der  sämmtlichen  erbeuteten  Thiere  zu 
erlangen,  musste  ich  in  reichem  Maasse  die  Hilfe  von  Fachmännern  in 
Anspruch  nehmen,  die  mir  allenthalben,  wo  ich  anklopfte,  auf  das  Liebens- 
würdigste gewährt  worden  ist.  So  bestimmten  die  Herren  Major  Br.  L. 
v.  Heyden,  Br.  Eppelsheim,  Weise,  Reitter,  Br.  Stierlin,  Gangl- 
bauer,  Schreiner,  Br.  Flach  und  Baudi  Käfer,  Br.  Puton  die 
Schnabelkerfe,  Calberla  Schmetterlinge,  Albert  Kuntze  Fliegen,  Br. 
Heller  und  Kohl  Aderflügler,  Prof.  Br.  G.  Mayr  Ameisen,  Prof.  Redten- 
b ach  er  Gradflügler,  Prof.  Br.  Bertkau  die  Spinnen,  Br.  Haase  die 
Tausendfüsse,  Prof.  Koelbel  die  Asseln,  Prof.  Br.  Boettger  die  Rep- 
tilien, Batrachier  und  Mollusken;  ihnen  allen  auch  hier  herzlich  zu  danken 
ist  mir  eine  liebe  Pflicht. 

In  der  nun  folgenden  Aufzählung  sind  die  bisher  in  Nord- und  Central- 
europa noch  nicht  gefundenen  Arten  mit  einem  * versehen.  Bie  hinter 
den  Namen  stehenden  Zahlen  geben  die  Anzahl  der  erbeuteten  Arten  oder 
Stücke  an. 

Reptilien:  5. 

*Tarentola  mauritanica  L.,  2 Stück,  von  denen  das  eine  nach  Art  der 
Geckos  an  der  Zimmerdecke  laufend  gefunden  wurde,  und  ein  Ei  aus 
einem  Loche  einer  Terrassenmauer. 

Anguis  fragilis  L.,  5 variirende  Stücke  unter  Steinen  am  Beragallo. 

Lacerta  muralis  Laur.  typ.,  überall  an  Mauern  gemein. 

* — ocellata  Baud.,  am  Gehänge  des  Bernardo-Thales  gesehen. 
*Coronella  girondica  Baud.,  1 Stück  unter  einem  Steine  am  Francia-Thale. 

H assall  erwähnt  nach  Bestimmungen  von  G.  L.  Fenton  ohne  An- 
gabe der  Jahreszeit  von  San  Remo:  Goluber  Aesculapi . Coronella 
girondica,  Tropidonotus  natrix  var.  siculus , Tr.  viperinus,  Calopeltis 
lacertina  u.  Lacerta  ocellata, 


25 


Batrachier:  2. 

Bufo  vulgaris  Laur.,  1 Stück  im  Foce-Thale;  Laich  und  Junge  im 
Bernardo-  und  Loren zo-Bache. 

*Hyla  meridionalis  Bttgr.,  (=  H.  Perezi  Bosca  = II.  barytonus  Her.- 
Rey).  Das  Thier  war  früher  von  Böttger  nach  todten  Stücken  für 
eine  Varietät  unseres  gemeinen  Laubfrosches  gehalten  worden;  als 
ich  ihm  aber,  durch  das  nicht  quakende  sondern  mehr  schnarrende 
Geschrei  der  Thiere  aufmerksam  geworden,  lebende  Stücke  sandte, 
erkannte  er  in  denselben  eine  besondere  Art.  Gemein  besonders 
auf  Orangen-  und  Limonenbäumen,  von  deren  einem  man  zuweilen 
ein  halbes  Dutzend  und  mehr  abschütteln  kann , im  März  und  April 
auch  zahlreich  in  Tümpeln  am  Beragallo.  Gegen  das  Frühjahr  hin 
durchtönt  an  jedem  milden  Abende  stundenlang  und  ununterbrochen 
das  Schnärren  von  Tausenden  der  verliebten  Laubfroschmännchen  die 
Rivierenlandschaft. 

Nach  Hassall  sollen  noch  Vorkommen:  Bufo  viridis,  Pelodytes 

punctatus  und  Bombinator  igneus. 

Fische:  1. 

Anguilla  fluviatilis  C.,  2 etwa  fingerlange  Stücke  in  dem  Tümpel  des 
Lorenzo-Baches,  der  unmittelbar  unterhalb  Pietro  liegt.  Es  waren 
dies  die  einzigen  Fische,  die  bei  dem  vielen  Fahnden  nach  Wasser- 
käfern in  den  Kätscher  kamen.  Ist  es  schon  schwer  begreiflich,  dass 
die  Aale  in  dem  unreinen  Wasser  des  Baches  leben  können,  so  er- 
scheint es  doch  noch  räthselhafter,  wie  sie  auf  ihrer  Wanderung  den 
riesig  hohen,  steilen  Felsabsturz  unmittelbar  unter  jenem  Tümpel  zu 
überklettern  vermochten. 

Käfer:  520. 

Carabidae:  33. 

Procrustes  coriaceus  L.,  selten  unter  grossen  Steinen  auf  den  Terrassen. 

*Carabus  vag  ans  Oliv.,  1 Stück  tief  im  Jätabraum. 

Bembidion  lampros  Hbst.,  in  Menge  Ende  Februar  aus  Kastanienblättern 
bei  San  Romolo  gesiebt. 

* — praeustum  Dej.,  1. 

— nitidulum  Marsh.,  1. 

* — minimum  F.  var.  rivulare  Dej.,  1. 

*Tachys  haemorrhoidalis  Dej.,  1 St.  mit  nur  schwach  angedeutetem  rothen 
Fleck;  bei  San  Remo  gesiebt. 

*Scotodipnus  Anbei  Saulcy,  einzeln  unter  grossen  Steinen  der  Terrassen, 
in  Anzahl  aus  einer  in  einem  hohlen  Oelbaume  liegenden  Strohbucht 
gesiebt. 

* — affinis  Baudi,  unter  grossen  Steinen  selten. 

Trechus  palpalis  Dej.,  bei  San  Romolo  in  Kastanien  blättern  häufig. 

*Laemosthenes  algerinus  Gory,  unter  Steinen  der  Terrassen  sehr  selten. 

Pterostichus  melas  Creutz.,  ebenda  selten. 

*Percus  Villae  Kraatz,  ebenda  3. 

Amara  aenea  Dej.,  an  der  Strandlehne  selten. 

*Acinopus  picipes  OL,  ebenda  und  auf  den  Terrassen  nicht  selten. 

*Aristus  dama  Rossi,  sehr  selten. 


26 


* Opitonus  diffinis  var.  rotundicollis  Frm.,  selten. 

— puncticollis  Payk.,  selten. 

* — rotundatus  Dej.,  selten. 

— calceatus  Duft.,  selten. 

Harpalus  psittaceus  Fourcr.,  selten. 

— rubripes  Duft.,  selten. 

* — dimidiatus  Rossi,  nicht  selten,  im  März  auch  unter  Steinen  auf 

dem  Gipfel  des  Monte  Bignone. 

B radycellus  verbasci  Duft.,  2. 

AcMpalpus  meridianus  L.,  1 St.  von  der  Strandlehne. 

*Licinus  silplioides  Rossi,  selten  an  der  Strandlehne. 

— granulatus  Dej.,  ebenso. 

Metablelus  truncatellus  L.,  1. 

— foveatus  Fourcr.,  1. 

Blechrus  maurus  Sturm,  nicht  selten  im  Gesiebe. 

Dromius  linearis  Oliv.,  1. 

— meridionalis  Dej,  1. 

— fenestratus  F.,  1. 

Dytiscidae:  15. 

*Haliplus  badius  Aub.,  im  Bernardo-  und  Lorenzobach  nicht  gar  selten. 

— lineatocollis  Marsh.,  in  allen  Bächen  gemein. 

*Cnemidotus  rotundatus  Aub.,  im  Bernardo-Bache  nicht  selten. 

*Bidessus  bicarinatus  Latr.,  nicht  selten. 

— delicatulus  Schaum,  häufig,  besonders  im  Bernardo  und  Lorenzo. 
*Deronectes  moestus  Frm.,  ziemlich  häufig. 

*Hydroporus  crux  F.,  ziemlich  selten. 

— varius  Aub.,  nicht  selten. 

— halensis  var.  fuscitarsis  Aub.,  nicht  selten. 

* — limbatus  Aub.,  selten. 

* — obsoletus  Aub.,  selten. 

Laccopliilus  interruptus  Panz.,  gemein. 

*Agabus  brunneus  F.,  ziemlich  selten. 

— biguttatus  Oliv.,  1. 

— bipustidatus  L.,  selten. 

Gyrinidae:  1. 

Gyrinus  urinator  111.,  häufig. 

Hydrophilidae:  25. 

*Hydrous  pistaceus  Lap.,  1 St.  im  Bernardo-Bache. 

Helochares  erythrocephalus  F.,  sehr  selten. 

Anacaena  bipustidata  Marsh.,  häufig. 

— globula  Payk.,  nicht  selten. 

*Laccobius  gracilis  Mötsch.,  selten. 

— nigriceps  var.  maculiceps  Rottbg,  selten. 

— scutellaris  Mötsch.,  gemein. 

— — var.  atratus  Rottbg,  seltener. 

— — var.  minor  Rottbg,  nicht  selten. 

*Limnebius  nitiduloides  Baudi,  nicht  häufig. 

* — dissimilis  Kuw.  n.  sp.,  häufiger,  besonders  im  oberen  Lorenzo  bei 

San  Pietro. 


27 


*Limnebius  sericans  Muls.,  ziemlich  häufig  im  ßernardo. 

Cercyon  flavipes  F.,  nicht  selten  im  Abraum. 

— — var.  erythropterus  Muls.,  3. 

— melanocephalus  L.,  selten. 

Megasternum  obscurum  Marsh.,  und 

Cryptopleurum  ätomarium  Oliv.,  gemein  im  Jätabraum  im  Hotelgarten. 
Sphaeridium  bipustulatum  F.,  selten. 

Helophorus  rugosus  Oliv.,  und 

* — obscurus  Muls.,  im  Bernardo. 

*Ochthebius  exaratus  Muls.,  sehr  selten. 

— bicolon  Germ.,  etwas  häufiger  im  Lorenzo. 

Hydraena,  testacea  Curtis,  häufig  im  Lorenzo. 

— angustata  Sturm,  ebenso. 

— nigrita  Germ.,  häufig  im  Bernardo-  und  Foce-Bach. 

Parnidae:  2. 

Limnius  troglodytes  Gyll.,  1. 

* Pärnus  intermedius  Kuw.  n.  sp.,  1. 

Staphylinidae:  99. 

Ocalea  picata  Steph.,  1 St.  im  Genist. 

Chilopora  longitarsis  Er.,  häufig  im  Jätabraum  des  Hotelgartens. 
Calodera  umbrosa  Er.,  1 St.  am  Ufer  des  Foce* Baches. 

Phloeoptera  reptans  Grav.,  3 St.  und 

— corticalis  Grav.,  2 St.  unter  Rinde  von  Seekiefer  im  Holzstall. 
Oxypoda  opaca  Grav.,  gemein  im  Jätabraum. 

— sericea  Heer,  4 St.  im  Gesiebe  der  Oliventerrassen. 

Aleochara  bipunctata  Ol.,  1. 

— crassiuscula  Sahib.,  1. 

— nitida  Grav.,  1. 

Drusilla  canaliculata  F.,  1 St.  im  Abraum. 

*Callicerus  atricollis  Aub.,  1. 

Colpodota  sordida  Marsh.,  im  Abraum  und  vielfach  im  Gesiebe  gemein. 

— pygmaea  Grav.,  1. 

— aterrima  Grav.,  1. 

— fungi  Grav.,  6. 

— laticollis  Steph.,  selten. 

— fuscipes  Heer,  2. 

Thectura  cuspidata  Er.,  1. 

Liogluta  vicina  Steph.,  2. 

*Atheta  Reyi  Kiesw.,  2. 

— Pertyi  Heer,  gemein  im  Abraum  und  unter  Brettern. 

— trinotata  Kr.,  1. 

— coriaria  Kr.,  3. 

— oblita  Er.,  1. 

— testaceipes  Heer,  1. 

— longicornis  Grav.,  häufig  im  Abraum. 

— occulta  Er.,  1. 

— amicula  Steph.,  5. 

— inquinula  Er.,  1. 


28 


Alconota  insecta  Thoms.,  1. 

— sulcifrons  Steph.,  1. 

— gregaria  Er.,  1. 

Falagria  sulcata  Payk.,  gemein  im  Abraum  etc. 

— sulcatula  Grav.,  1. 

— obscura  Grav.,  gemein  wie  sulcata. 

Placusa  complanata  Er.,  nicht  selten  unter  Seekieferrinde  im  Holzstalle. 
Pronomaea  rostrata  Er.,  1 St.  an  einer  faulenden  Orange. 

Myllaena  brevicornis  Matth.,  1. 

Oligota  pusillima  Grav.,  häufig  im  Abraum,  auch  unter  Steinen. 

— flavicornis  Luc.,  1. 

Leucoparyphus  sylphoides  L.,  1 St.  im  Abraum. 

Tachyporus  hypnorum  F.,  häufig  und 

— nitidulus  F.,  sehr  häufig  im  Abraum. 

Conurus  immaculatus  Steph.,  4. 

— pedicularius  Grav.,  selten. 

Mycetoporus  splendens  Marsh.,  2. 

Quedius  cinctus  Payk.,  1. 

— lucidulus  Er.,  4. 

Creophilus  maxillosus  L.,  1. 

Leistotrophus  murinus  L.,  2 im  Abraum. 

Staphylinus  chrysocephalus  Fourcr.,  1. 

Ocypus  olens  Müll.,  unter  Steinen  der  Terrassen  recht  häufig. 

— pedator  Grav.,  1. 

— - edentulus  Block,  2. 

Cafius  sericeus  Holme,  1. 

Actobius  rivularis  Kiesw.,  1. 

Philonthus  debilis  Grav.,  5. 

— concinnus  Grav.,  häufig,  wie  die  meisten  Philonthus  besonders  im 
Abraum. 

immundus  Gyll.,  ebenso. 

— fimetarus  Grav , nicht  so  häufig. 

— nigritulius  Grav.,  gemein. 

— thermarum  var.  maritimus  Mötsch.,  1. 

— varians  Payk.,  häufig. 

Xantholinus  punctulatus  Payk.,  häufig. 

— linearis  Oliv.,  1. 

*Vulda  gracilipes  Duv.  Von  diesem  seltenen  Thiere  lieferte  der  Abraum 
trotz  all  meiner  Bemühung  nur  ein  Stück. 

Lathrobium  multipunctum  Grav.,  1. 

Medon  apicalis  Kr.,  2. 

— propinquus  Bris.,  5. 

— welanocephalus  F.,  2. 

— ochraceus  Grav.,  1. 

Scopaeus  gracilis  Sperk.,  1. 

Stilicus  orbiculatus  Payk. , im  Abraum , unter  Brettern  und  Steinen 
gemein. 

* Astenus  curtulus  Er.,  1. 

* — uniformis  Duv.,  2. 

« — angustatus  Payk, 


29 


Paederus  Uttoralis  Grav.,  gemein  im  Abraum  und  unter  Kastanienlaub 
bei  San  Roruolo. 

Stenus  asphaltinus  Er. 

* — scaber  Fauv.,  1. 

*Edaphus  dissimilis  Aub.,  leider  nur  1 St.  an  der  Unterseite  eines  grossen 
Steines  am  Monte  Bignone  etwa  in  der  Höhe  der  Oelbaumgrenze. 
Oxytelus  inustus  Grav.,  gleich  allen  Gattangsgenossen  besonders  im  Abraum. 

— sculpturatus  Grav.,  gemein. 

— nitidulus  Grav.,  nicht  häufig. 

— complanatus  Er.,  häufig. 

* — speculifrons  Kr.,  2. 

— tetracarinatus  Bloch,  gemein. 

— Jiamatus  Frm,,  nicht  selten. 

Trogophloeus  riparius  Lac.,  selten. 

— corticinus  Grav.,  selten. 

— pusillus  Grav.,  selten. 

*Lesteva  Pandellei  Fauv.,  einmal  etwa  ein  Dutzend  in  dem  Bache  hinter 
dem  jetzigen  Kaiser-Friedrichs-Krankenhause. 

Omalium  pusillum  Grav.,  ziemlich  häufig  an  faulen  Orangen. 

— rivulare  Payk.,  im  Abraum  nicht  häufig. 

— caesum  Grav.,  an  faulen  Orangen  nicht  häufig. 

Protinus  ovalis  Steph.,  häufig  im  Gesiebe  und  an  faulen  Orangen. 

— brachypterus  F.,  selten  ebenda. 

— atomarius  Er.,  selten  ebenda. 

Megarthrus  affinis  Mill.,  1 Stück  im  Abraum. 

Microp  eplidae:  1. 

Micropeplus  fulvus  Er.,  1 Stück  im  Abraum. 

Pselaphidae:  6. 

*Euplectus  intermedius  Woll.,  selten  im  Gesiebe. 

*Bryaxis  nigriventris  Schm.,  selten  ebenda. 

* — Chevrieri  Aub.,  etwas  häufiger  ebenda  und  unter  Steinen. 
*Bythinus  Schneideri  Beitt.  nov.  sp.,  unter  Steinen  der  östlichen  Ter- 
rassen nicht  selten. 

* — pedator  Reitt.,  unter  Steinen  der  westlichen  Terrassen  seltener. 
Pselaphus  Heisei  Hbst.,  unter  Steinen  und  besonders  im  Gesiebe  häufig. 

Scydmaenidae:  11. 

Euthia  Schaumi  Kiesw.,  1. 

* Cephennhim  maritimum  Reitt.,  einzeln  an  der  Unterseite  von  Steinen, 
häufiger  im  Gesiebe. 

— aglenum  Reitt.,  2 Stück  unter  grossen  Steinen. 

*Neuraphes  myrmecophilus  Aub.,  1 Stück  unter  Steinen. 

— subeordatus  Frm.,  3 ebenda. 

*Cyrtoscydmus  Helferi  Schm.,  häufig,  auch  im  Gesiebe. 

— pusillus  Müll.,  2 Stück  unter  Steinen. 

Scydmaenus  tarsatus  Müll.,  3 Stück  im  Gesiebe. 

— rufus  Müll.,  1 ebenda. 

*Leptomastax  sublaevis  Reitt.,  5 Stück  unter  Steinen  der  westlichen  und 
im  Gesiebe  der  östlichen  Terrassen. 


BO 


*Leptomastax  nov.  spec.  prope  hypogaeum  Piraz.,  1 Stück  unter  einem 
Steine  der  Westseite. 

Silphidae:  3. 

Catops  coracinus  Kelln.,  3 Stück  im  Abraum. 

Colon  griseum  Czwal.,  1. 

— ruf  es  eens  Kr.,  2. 

Anisotomidae:  1. 

Liodes  ccäcarata  Er.,  1. 


Clambidae:  2. 


Clambus  pubescens  Redtb.,  4. 

*Loricaster  testaceus  Muls.,  2. 

Corylophidae:  3. 

Sericoderus  lateralis  Gyll.,  gemein  im  Abraum  und  Gesiebe. 

Orthoperus  punctum  Mrsh.,  1. 

*Bhypobius  velox  WolL,  4. 

Trichopterygidae:  5. 

Ptenidium  pusillum  Gyll.,  2. 

Trichopteryx  grandicollis  Maerk.,  selten. 

— thoracica  Waltl,  2. 

— intermedia  Gillm.,  ziemlich  selten. 

— fascicularis  Hbst,  häufiger. 

Phalacridae:  2. 

Olibrus  liquidus  Er.,  häufig. 

--  affnis  Strm,  häufig. 

Eudomy chidae:  2. 

Symbiotes  gibberosus  Luc.,  selten. 

Mycetaea  hirta  Marsh.,  nicht  selten. 

Cryptophagidae:  13. 

Cryptopliilus  integer  Heer,  häufig. 

* Leucohimatium  elongatum  Er.,  2. 

Cryptophagus  pilosus  Gyll.,  selten  gleich  den  übrigen  unter  Steinen  oder 
im  Frühjahre  gekätschert. 

— affinis  Strm,  selten. 

— cellaris  Scop.,  selten. 

— distinguendus  Strm,  selten. 

— dentatus  Hbst  et  varietates,  häufig. 

— scanicus  L.,  nicht  häufig. 

* — var.  hirtulus  Kr.,  häufig. 

Atomaria  atricapilla  Steph.,  nicht  selten. 

— pusilla  Payk.,  nicht  selten. 

— nigripennis  Payk.,  1. 

Ephistemus  globulus  Payk.,  gemein  unter  Brettern  und  im  Abraum. 
Lathridiidae:  13. 

*Anommatus  planicollis  Frm.,  3 ungemein  an  Grösse  variirende  Stücke 
unter  grossen  Steinen  der  Terrassen  am  Francia-Thale. 


) 


31 


Lathridius  angusticollis  Gyll.,  selten. 

* — productus  Rosenh.,  häufig. 

— nodifer  Westw.,  1. 

Enicmus  minutus  L.,  häufig. 

— transversus  Oliv.,  selten. 

Corticaria  elongata  Gvll.,  1. 

* Melanophthalma  sericea  Mannh.,  1. 

— distinguenda  Comolli,  häufig. 

— fuscipennis  Mannh.,  gemein  im  Abraum. 

— gibbosa  Hbst,  selten. 

- — fulvipes  Comolli,  selten. 

*Migneauxia  crassiuscula  Aub.,  2. 

Tritomidae:  2. 

Typhaea  fumata  L.,  gemein. 

*Berginus  tamarisci  Woll.,  auf  blühender  Tamarix  tetandra  im  Giardino 
del  Imperatrice  häufig. 

Nitidu  lidae:  6. 

* Garpophilus  mutilatus  Er.,  2. 

— hemipterus  L.,  1. 

*Meligethes  rubripes  Muls.,  selten. 

— brassicae  Scop.,  häufig. 

— picipes  Hbst,  selten. 

Rhizophagus  depressus  F.,  2. 

Colydiidae:  4. 

Coxelus  picüis  Strm,  1. 

*Langelandia  Reitteri  Belon;  durch  viele  Mühe  wurden  unter  grossen 
Steinen  der  östlichen  Terrassen  an  50  Stück  erbeutet,  meist  mehrere, 
einmal  13  zusammen.  Die  Art  war  bis  dahin  nur  von  Korsika  und 
Sardinien  bekannt,  ist  dazu  später  auch  in  Algier  nachgewiesen 
worden.  Die  kleinen  meist  mit  Lehm  bedeckten  Thiere  sind  schwer 
zu  sehen. 

Colydium  elongatum  F.,  1. 

Aulonium  ruficorne  Oliv.,  1. 

Cucujidae:  8. 

*Laemophloeus  elongatus  Luc.,  1 Stück  von  Reitter  bestimmt.  Die  Art 
für  Europa  neu. 

Silvanus  bidentatus  F.,  6 St.  unter  Rinde  von  Seekiefer  im  Holzstall. 
Cathartus  advena  Waltl,  1. 

Monotoma  spinicollis  Aub.,  selten,  gleich  den  übrigen  im  Abraum  und 
unter  alten  Brettern. 

— quadrifoveolata  Mötsch.,  1. 

— quadricollis  Aub.,  nicht  häufig. 

— brevicollis  Aub.,  ziemlich  häufig. 

— picipes  Hbst,  5. 

JD  ermestidae : 4. 

Dermestes  Frischi  Kugel.,  selten. 

— lardarius  L.,  1. 


32 


*Hermestes  aurichalceus  Küst.,  in  Nestern  der  Porthesia  similis  Füssli 
von  Pinus  maritimus  des  Monte  Nero  in  Anzahl  gezogen. 

Anthrenus  verbasci  L.,  gemein  auf  Blüthen. 


Histeridae:  11. 

*Platysoma  elongatum  Oliv.,  1. 

* Hist  er  major  L.,  1. 

— cadaverinus  Hoffm.,  1. 

— duodecimstriatus  Schrak,  1. 

— corvinus  Germ.,  2. 

Par omalus  parallelopipedus  Hbst,  1. 

Gnathoneus  rotundatus  Kugel.,  2. 

*Plegaderus  Otti  Mars.,  3. 

Onthophilus  striatus  Forst.,  3 im  Abraum. 

Abraeus  graniäum  Er.,  1. 

Acritus  nigricornis  Hoffm.,  häufig  unter  alten  Brettern. 

Platy  ceridae : 1. 

Horms  parallelopipedus  L.,  selten. 


Scarabaeidae : 21. 

* Scarabaeus  laticollis  L. , nicht  selten  im  Lehmboden  unter  Steinen  im 
Winterquartier,  seltener  zu  Tage  auf  den  Terrassen  laufend.  Hassal 
erwähnt  in  seinem  Werke  über  San  Remo  als  Vertreter  der  Käferfauna 
ausser  Luciola  italica , Cantharis  vesicatoria  und  Aromia  moschata 
auch  Sc.  sacer , die  dabei  stehende  Abbildung  ergiebt  aber  Sc.  laticollis. 
* Copris  hispanus  L.,  selten. 

* Onthophagus  Amyntas  Oliv. 

— coenobita  Hbst. 

* — ovatus  var.  ruficapillus  Brüll. 

Aphodius  fimetarius  L. 

— obliteratus  Panz. 

— varians  Duft. 

Oxyomus  sylvestris  Scop.,  häufig  unter  Brettern  und  im  Gesiebe. 
Pleurophorus  caesus  Panz. 

Trox  scaber  L.,  selten. 

Geotrupes  stercorarius  L. 

* Pentodon  punctatus  Villers,  nicht  eben  selten  auf  den  Terrassen  laufend. 
*Oryctes  grypus  111.,  wenige  Stücke  in  der  Erde  des  Hotel-Gartens. 

* Tr opinota  squalida  L.,  nicht  häufig  und 

Leucocelis  funesta  Poda,  häufig  gegen  das  Frühjahr  hin. 

Cetonia  aurata  var.  lucidula  Fieb. , nicht  selten , besonders  auf  Rosen 
und  wie  alle  Cetoniinen  besonders  von  März  bis  Mai. 

Potosia  affnis  Andsch.,  2. 

* — floricola  var.  florentina  Hbst,  nicht  häufig. 

* — morio  F.,  selten. 

Valgus  hemipterus  L.,  auch  erst  gegen  das  Frühjahr  häufiger. 

Hupr estidae : 2. 

* Ptosima  11-maculata  var.  6-maculata  Hbst,  1 Stück  zugeflogen. 

Traehys  minuta  L.,  1 Stück  gekätschert. 


33 


Rucnemidae:  1. 

*T1iroscus  asiaticus  Bonv.,  2. 

j Elateridae:  1. 

Drasterius  bimaculatus  Rossi,  nicht  oft  gekätschert. 

D ascillidae:  1. 

Cyphon  coarctatus  Payk.,  vom  März  an  oft  gekätschert. 

Cantharidae:  18. 

* Lamprorhim  Miäsanii  Kiesw.  Im  Frühjahr  1884  in  der  zweiten  Hälfte 
des  April  6S  nicht  häufig  des  Abends  fliegend,  die  Weibchen  mit 
grün  phosphorescirendem  Lichte  prachtvoll  ruhig  leuchtend  in  Mauer- 
löchern. Nicht  nur  die  Leuchtflecke  der  letzteren  strahlten  Licht  aus, 
sondern  ausserdem  war  der  ganze  Hinterleib  von  Licht  durchglüht, 
das  am  stärksten  an  den  Schulterecken  bemerkbar  war. 

*Luciola  lusitanica  var.  Mentonensis  Perag.  1884  in  der  zweiten  Hälfte 
April  nicht  selten,  1889  ein  einziges  Stück  am  26.  April,  dann  selbst 
bis  zum  10.  Mai  keine.  Hassal  verwechselt  die  Art  mit  L.  italica. 
Das  den  Luciola  eigene  stoss weise  Aufflammen  des  Lichtes  verstärkte 
sich,  wenn  man  die  Tbiere  in  die  Cyankaliflasche  oder  in  Spiritus 
legte,  zunächst  bis  zum  baldigen  Absterben,  dann  leuchteten  die 
weissen  Flecke  mit  ruhigem  grünlichen  Lichte  noch  5 — 55  Minuten 
lang  fort. 

Rhagonycha  fulva  Scop.,  häufig. 

— femoralis  Brüll.,  häufig. 

— var.  nigripes  Redtb.,  selten. 

*Pygidia  denticollis  Schümm.,  seltener. 

— punctipennis  Kiesw.,  nicht  selten. 

*Malthimis  fdicornis  var.  scriptus  Kiesw.,  häufig,  doch  nur  jj. 

*Malthodes  recurvus  Baudi,  häufig. 

Drilus  flavescens  Rossi,  nicht  selten  cM;  es  ist  dringend  zu  empfehlen, 
die  ungeflügelten , larvenähnlichen  in  Schneckenhäusern  zu 
suchen,  deren  Bewohner  sie  fressen. 

Charopus  concolor  F.,  häufig. 

Axinotarsus  ruficollis  Oliv.,  nicht  selten. 

*Malachius  flavilabris  Waltl,  selten. 

Dasytes  niger  L. 

— plumbeus  Müll.,  häufig. 

*Haplocnemus  pectinicornis  L.  var.,  1. 

Danacaea  pallipes  Panz.,  gemein. 

— nigritarsis  Küst.,  häufig.  , > 

Cleridae:  2. 

Clerus  formicarius  L,  1. 

Necrobia  violacea  L.,  selten. 

* ' f 1 

Rruchidae:  3. 

Bruchus  (Ptinus)  brunneus  Duft.,  nicht  häufig. 

* — bidens  Oliv.,  selten. 

* — — var.  minutus  Lap.,  selten. 


3 


34 


Byrrhidae:  1. 

Byrrhus  (Anobium)  paniceus  L. 

Bostrychidae:  2. 

*Sinoxylon  sexdentatum  Oliv.,  3. 

Stephanopachys  substriatus  Payk.,  2. 

Ciidae:  2, 

Cis  festivus  Panz.,  selten.  Ans  dem  Holzstalle. 

*Rhopalodontus  populi  Bris.,  3. 

Tenebrionidae : 6. 

* Stenosis  angustata  var.  brenthoides  Rossi,  2,  unter  Steinen. 

*Dichillus  minutus  Sol.,  nicht  allzu  häufig  unter  Steinen  am  Strand- 
gehänge, auf  den  Terrassen  und  auf  dem  Gipfel  des  Mte.  Bignone. 

*Asida  JDejeani  So].,  einzeln  im  lehmigen  Boden  der  Terrassen  unter 
Steinen. 

*Dendarus  tristis  Rossi,  selten  am  Strandgehänge. 

Corticeus  pini  Panz.,  etwa  ein  DutzencT  unter  Rinde  von  Seekiefer  im 
Holzstall. 

*Helops  pygmaeus  Küst , wenige  Stücke  unter  Steinen. 

Lagriidae:  1. 

Lagria  Jiirta  L.,  vom  März  an  auf  Blumen. 

Mordellidae:  5. 

*Trotomma  pubescens  Kiesw.,  nicht  häufig. 

Anaspis  Geoffroyi  Müller,  nicht  selten  mit 

— maculata  Fourcr.,  die  gemein  auf  Blüthen  grosser  Crataegus  glabra -, 
Myosporum-  und  Pi^osporwm-Sträucher  in  Gärten. 

— ruficollis  F.,  seltener. 

— subtestacea  Steph.,  mit  A.  maculata , doch  viel  weniger  häufig. 

Meloidae : 1. 

Meloe  rugosus  Marsh.,  1 Stück  unter  einem  Steine  der  Terrassen. 

Im  Sommer  kommt,  wie  Hass  all  erwähnt  und  mir  der  Sanremeser 
Grundbesitzer  Lamperti  bestätigte,  die  spanische  Fliege,  Lytta  vesicatoria 
vor,  und  zwar  oft  in  solcher  Menge,  dass  sie  zum  Verkauf  gesammelt  wird. 

Anthicidae:  8. 

*Euglenes  sanguinolentus  Kiesw.,  1. 

— populneus  Panz.,  nicht  selten  gekätschert. 

Formicomus  pedestris  Rossi,  gemein  unter  feuchtliegenden  Brettern  im 
Nebengarten  des  Hotel  de  Nice. 

* Anthicus  Rodriguesi  Latr , mit  Formicomus , häufig. 

— floralis  L.,  ebenda,  selten. 

* — quadriguttatus  Rossi,  ebenda,  häufig. 

*Ochthenomus  punctatus  Laf.,  ebenda,  2. 

* — tenuicollis  Rossi,  ebenda,  nicht  selten. 

Oedemeridae:  1. 

Oedemera  lurida  Marsh.,  gegen  das  Frühjahr  hin  häufig. 


35 


Curculionidae:  50. 

* Otiorhynchus  aurifer  Boh.,  1 Stück  unter  einem  Stein. 

* — meridionalis  Gyll.,  besonders  unter  den  obersten  Steinen  der  Ter- 

rassen-Stützmauern  häufig. 

*Peritelus  nicaeensis  Stiert.,  im  März  auf  den  Terrassen  in  geringer  Zahl 
gesiebt. 

Sitona  Uneatus  var.  geniculatus  Fahrs. 

— sulcifrons  Thunb. 

* Trachyphloeus  aurocruciatus  Desbr.  var.,  leider  nur  1 Stück  gesiebt. 

JBarynotus  obscurus  F.  var.  ?,  1. 

*Brachycerus  algirus  F.,  wenige  Stücke  unter  Steinen. 

Cleonus  nigrosuturatus  Goeze,  1,  unter  einem  Stein. 

* — excoriatus  Gyll.,  1,  ebenso. 

— alternans  Hbst,  1,  ebenso. 

— pedestris  Poda,  1,  ebenso. 

*Lixus  anguinus  L.,  1. 

* — Ascanii  var.  albomarginatus  Boh.,  1. 

— elongatus  Goeze.,  1. 

Minyops  carinatus  L.,  1. 

* Hyper  a salviae  Schrak,  1. 

— variabilis  Hbst,  1. 

JBrachonyx  pineti  Payk.,  3 Stück  Ende  März  auf  dem  Mte.  Bignone 
unmittelbar  unter  dem  Gipfel  von  Kiefern  geklopft. 

Orthochaetes  setiger  Beck,  2. 

* Choerorrhinus  squalidus  Frm.  Das  bisher  selten  und  nur  von  Des- 

br ochers  in  Handel  gebrachte  Thier  wurde  von  mir  1884  aus  einem 
alten  Feigenstumpfe  in  2 Stücken  gesiebt  und  1889  in  grosser  Zahl 
in  den  Gängen  von  Termes  lucifugus  in  einem  alten  Feigenbäume 
im  Nebengarten  des  Hotel  de  Nice  gewonnen.  Die  hartgepanzerten 
Rüssler  dürften  wohl  den  Termiten  keinen  Nutzen  gewähren,  sondern 
von  diesen  nur  gezwungenermassen  geduldet  werden;  sie  wählen  ihren 
Aufenthalt  in  den  Gängen  der  Termiten,  weil  ihnen  diese  die  Mühe 
abuehmen.  das  Holz  sich  zum  Frasse  zu  zerstückeln,  ln  dem  Ge- 
siebe  aus  jenem  alten  Feigenstumpfe  fanden  sich  auch  Ameisen;  es 
ist  also  möglich,  dass  dort  die  Choerorrhinus  aus  gleicher  Ursache 
bei  Ameisen  schmarotzten.  Ich  nahm  Stücke  des  von  den  Termiten 
durchfressenen  Feigenholzes  mit  nach  Dresden  und  habe  daselbst  noch 
wiederholt  lebende  Choerorrhinus  ausgelesen.  Perris  sagt  in  seiner 
Arbeit  „Larves  des  Coleopteres“  nur:  „Die  Larven  von  Choerorrhinus 
squalidus  sind  in  Ulme,  die  des  Ch.  brevirostris  in  Feigenbaum  ge- 
funden worden“,  er  wusste  also  nichts  davon,  dass  Ch.  schmarotzt, 
was  wohl  überhaupt  neu  sein  dürfte.  Die  beiden  von  Perris  noch 
unterschiedenen  Arten  aber  werden  jetzt  für  eine  gehalten. 

Codiosoma  spadix  Hbst,  8 Stücke  in  dem  eben  erwähnten  Feigenstumpfe; 
es  ist  also  möglich,  dass  auch  diese  Art  bei  Ameisen  schmarotzt. 

Eremotes  planirostris  Panz.,  1. 

Acalles  Anbei  Boh.,  selten  unter  Steinen  und  im  Gesiebe  von  den  Terrassen. 

* — variegatus  Boh.,  häufig  ebenda,  auch  am  Ufergehänge  des  Meeres. 

* — Hioeletianus  Germ.,  seltener  als  variegatus  ebenda. 

Coeliodes  affmis  Payk.,  1. 


86 


Ceuthorrhynchus  quadridens  Panz.,  1. 

* — faeculentus  Gyll.,  nicht  selten  und 

— assimilis  Payk.,  häufig  gekätschert. 

Ccdandra  oryzae  L 

Anthonomus  rubi  Hbst,  häufig  gekätschert. 

*Tychius  argentatus  Chevr.,  selten. 

* — tomentosus  Hbst  var.  ?,  1. 

— j picirostris  F.,  1. 

Gymnetron  pascuorum  Gyll.,  nicht  selten. 

*Nanophyes  pallidulus  var.  Doriae  Bris. , gemein  auf  blühender  Tamarix 
tetandra  im  Giardino  del  Imperatrice. 

Magdalis  barbicornis  Latr.,  1. 

- — aterrima  L.,  selten. 

*Apion  tubiferum  Gll.,  1,  gekätschert  wie  alle  übrigen  Apionen. 

* — rugicolle  Gll.,  1. 

— carduorum  Kirb.,  häufig. 

* — candidum  Wenck.,  1. 

— semivittatum  Gll.,  gemein. 

— radiolus  Marsh.,  häufig. 

— assimile  Kirb.,  nicht  selten. 

— pisi  F.,  1. 

— malvae  F.,  selten. 

JRhynchites  betulae  L.,  selten  auf  Weinblättern. 

Rhinomacer  popidi  L.,  selten. 

Mylabridae:  14. 

Die  Vertreter  dieser  Gattung  fanden  sich  besonders  gegen  das  Früh- 
jahr hin  auf  den  Blüthen  grosser  kultivirter  Sträucher  und  Bäumchen  von 
Schmetterlingsblüthlern  wie  Polygala -,  Templetonia- , und  Anthyllis- Arten 
sowie  auf  wildem  Urospermum  und  Leontodon  der  Terrassen , manche 
Arten  in  unzählbarer  Menge  der  Individuen. 

Mylabris  (Bruchus)  pisorum  L.,  1. 

— rufipes  Hbst,  mit  zwei  Varietäten  gemein. 

— rufcmana  Boh.,  häufig. 

— var.  velutina  Rey,  häufig. 

* — seminaria  L.  var.  pedibus  posticis  pro  parte  rufis,  mit  einer 

forma  minor,  gemein.  Ich  benenne  die  Varietät  M.  Sanremi. 

— seminaria  var.  picipes  Germ. 

— — var.  basalis  Gyll., 

* — pusilla  Germ.,  häufig. 

— nana  Germ.,  häufig. 

— murina  Boh.,  gemein. 

— bimaculata  Oliv.,  gemein, 

— varia  var.  tarsalis  Gyll.,  sehr  klein,  gemein. 

— imbricornis  Panz.,  selten. 

* — tibialis  Boh.,  selten. 

Scolytidae:  16.  y 

Hylastes  ater  Payk.,  1. 

— attenuatus  Er.,  nicht  selten. 

— palliatus  Gyll.,  2. 


37 


Hylurgus  ligniperda  F.,  nicht  selten  unter  Seekieferrinde  im  Holzstalle. 
Myelophilus  piniper da  L.,  ebenso. 

— minor  Hartig,  seltener  ebenda. 

Hylesinus  oleiperda  F.,  selten  lebend,  oft  todt  in  Oelbaumholz  ebenda. 

— fraxini  F.,  häufig  iu  Buchenholz  ebenda. 

Phloeophthorus  spartii  Nördl.,  selten  unter  Seekieferrinde  ebenda. 

*Phloeotribus  scarabaeoides  Bernard,  selten  (meist  todt)  unter  Oelbaumrinde 
ebenda. 

Crypturgus  cinereus  Hbst,  gemein  unter  Seekieferrinde  ebenda. 
*Hypoborus  ficus  Er.,  selten  in  alten  Feigenbäumen. 

Pityogenes  quadridens  Hartig,  nicht  häufig  unter  Kieferrinde  im  Holzstall. 
*Ips  (Bostrychus)  sexdentatus  Boerner,  häufig  ebenda. 

— — acuminatus  Gyll.,  gemein  ebenda. 

— — proximus  Eichh.,  häufig  ebenda. 

Cerambycidae:  6. 

Ergates  faber  L.,  1 9 im  Garten  des  Hotel  de  Nice. 

*Vesperus  strepens  F.,  einzeln,  doch  in  Anzahl  gefunden  unter  Steinen  und 
in  hohlen  Oelbäumen,  kam  auch,  besonders  in  der  ersten  Hälfte  des 
Winters  nicht  selten  in  die  Hausfluren.  Ende  Mai  während  der 
Weinblüthe  soll  er  an  den  Beben  häufig  sein,  um  den  ausfliessenden 
Saft  zu  schlürfen.  Seine  Larve  schadet  den  Wurzeln  der  Weinstöcke. 
Grammoptera  ruficornis  F.,  häufig  auf  Blüthen  von  Crataegus  u.  a. 
Phymatodes  lividus  Rossi,  2. 

Clytus  arietis  L.,  eine  Anzahl  Stücke  auf  Miobium  nigrum  in  einem 
Yillengarten  der  Westseite. 

*Morimus  funereus  Muls , 1 . 

Hass  all  erwähnt  auch  Aromia  moschata  als  Bewohner  des  Sanremeser 
Gebietes. 

Clirysomelidae : 43. 

Lema  melanopus  L.,  ziemlich  häufig. 

Crioceris  lilii  Scop.,  einmal  einige  Stücke  auf  Lilium  candidum. 

Lachnaea  sexpunctata  Scop.,  selten  auf  Urospermum. 

* Cryptocephalus  rugicollis  Oliv.,  etwas  häufiger  auf  Leontodon. 

*Timarcha  nicaeensis  Villa,  meist  einzeln,  doch  nicht  selten  auf  Wegen 

oder  an  Terrassenmauern  laufend. 

Chrysomela  haemoptera  L.,  selten. 

* — femoralis  Oliv.,  2. 

* — Banksi  F.,  nicht  selten  unter  Steinen. 

* — americana  L.,  gemein  an  Rosmarin,  der  in  einem  Garten  der  West- 

seite zur  Beeteinfassung  diente. 

*Malacosoma  lusitanica  L. , gegen  das  Frühjahr  häufig  auf  Urospermum 
und  Leontodon. 

Gallerucella  luteola  Müll.,  in  Anzahl  unter  Platanenrinde  im  Winterquartier. 
*Podagrica  semirufa  Küst.,  nicht  häufig. 

* — intermedia  Kutsch.,  nur,  doch  nach  und  nach  in  einiger  Zahl,  an 

einem  Stocke  von  Malva  viscus  arborea  aus  Jamaica,  deren  Blätter 
sie  siebartig  durchlöcherte,  in  einem  Garten  der  Westseite. 

*Ochrosis  ventralis  111.,  oft  gekätschert. 

Epitrix  pubescens  Koch,  seltener. 

1 


38 


Chaetocnema  concinna  Marsh.,  1. 

— aridula  Gyll.,  1. 

— Jiortensis  Fourcr.,  1. 

Psylliodes  chrysocephala  L.,  1. 

— — var.  erytrocephala  L.,  1. 

— — var.  collaris  Weise,  1. 

* — laevifrons  Kutsch.,  1. 

*Hcdtica  ampelophaga  Guer.,  häufig  auf  Weinblättern,  die  sie  durchlöchert. 
In  ihren  Larven  schmarotzt  sehr  häufig  eine  kleine  Schlupfwespe  (die 
Braconide  Perilitus  brevicollis).  Da  man  von  derselben  aus  Algier 
und  Europa  bisher  nur  Weibeben  gezogen  hat,  ist  die  Zucht  der 
Schlupfwespe  ans  den  Larven  der  H . ampelophaga  sehr  zu  empfehlen. 
Phyllotreta  variipennis  Boield.,  in  Anzahl  an  einem  alten  Limonenbaume 
in  Winterruhe. 

— — var.  guttata  Weise,  ebenda. 

— atra  F.,  nicht  selten. 

— cruciferae  Goeze,  ebenso. 

— aerea  All.,  ziemlich  häufig. 

— nodicornis  Marsh.,  selten. 

— procera  Redtb.,  auf  Reseda  im  Garten  des  Hotel  de  Nice  häufig. 
Aphthona  nigriceps  Redtb.,  nicht  selten. 

— pygmaea  Kutsch.,  ebenso. 

— euphorbiae  Schrank,  selten. 

* — aenea  All.,  2. 

*Longitarsus  echii  var.  dimidiatus  All.,  1. 

* — IÄnnaei  Duft. , auf  Symphytum  bidbosum  im  Nebengarten  des  Hotel 

de  Nice  vom  März  an  gemein. 

— rectilineatus  Fourcr.,  1. 

— luridus  Scop.,  häufig. 

— — var.  nigricans  Weise,  3. 

— pratensis  Panz.,  häufig. 

Dibolia  occidtans  Koch,  1. 

Sphaeroderma  testaceum  F.,  1. 

* — rubidum  Graells,  3. 

Cryptostoma:  4. 

Hispa  atra  L,  nicht  häufig. 

*Cassida  deflorata  Suffr.,  1. 

— subferruginea  Schrank,  1. 

— vittata  Yillers,  gemein  auf  einem  zur  Heckenbildung  benutzten 
Mesembryanthemum.  Die  schönen  grünen  Streifen  der  lebenden  Thiere 
waren  nach  deren  Tode  weder  durch  Glycerin  noch  durch  Yaselin 
zu  erhalten. 

Coccinellidae:  38. 

Adonia  variegata  Goeze. 

— — var.  carpini  Fourcr.,  4. 

— — var.  constellata  Laich.,  2. 

— — var.  ustidata  Weise,  2. 

— — var.  neglecta  Weise,  1. 

Semiadalia  undecimnotata  Schneid.,  1. 


» 


39 


Adalia  bipundata  L.,  nicht  häufig. 

— — var.  sexpustulata  L.,  2. 

— — var.  quadrimaculata  Scop.,  3. 

CoccineTla  septempundata  L.,  nicht  selten. 

— decempundata  var.  quadripundata  L.,  1. 

— — var.  decempustulata  L.,  1. 

— conglobata  L.,  2. 

Halyzia  duodecimguttata  Poda,  1. 

— vigintiduopundata  L.,  gemein. 

— quatuordecimpundata  L.,  2. 

— — var.  tetragonata  Laich.,  1. 

— — var.  fimbriata  Sulz.,  1. 

Chilocorus  bipustulatus  L.,  gemein. 

Exochomus  quadripustidatus  L.,  gemein  auf  blühenden  Sträuchern  des 
Giardino  del  Imperatrice. 

* — flavipes  Thunb.,  häufig. 

Platynaspis  lateorubra  Goeze,  1. 

Hyperaspis  reppensis  Hbst,  3. 

Phizobius  litura  F.,  häufig. 

* — — var.  discimaciäa  Costa,  etwas  seltener. 

Scymnus  subvillosus  Goeze,  häufig. 

— — var.  juniperi  Mötsch.,  1. 

— suturalis  Thunb.,  2. 

— pallidivestis  Muls.,  3. 

— arcuatus  Rossi,  4 nebst 

— — var.  Hausmanni  Gredl.,  7,  auf  Rlüthen  von  Pytosporum  odori- 
feratum. 

— pundilluM  Weise,  häufig. 

— rubromaculatus  Goeze,  gemein. 

— Apetzi  Muls.,  häufig. 

— interruptus  Goeze,  häufig. 

— — var.  basalis  Rdtb.,  I. 

— pulchellus  Hbst,  3. 

* — bipundatus  var.  nigrinus  Weise,  3. 

Anhangsweise  mögen  noch  folgende  37  von  mir  bei  San  Remo  nicht 
erbeutete  Arten  Erwähnung  finden,  welche  neben  manchen  bereits  auf- 
geführten von  Herrn  Major  z.  D.  Dr.  Lucas  v.  Heyden  ebenfalls  im  Winter 
in  Bordighera  nachgewiesen  worden  sind,  denn  sie  werden  sicher  auch  bei 
San  Remo  Vorkommen.  Es  sind  dies:  Tachypus  flavipes  Schaum,  *Calatlms 
fuscipes  var.  pundipennis  Germ.,  Oxypoda  induta  Rey,  Colpodota  parens  Rey, 
C.  fungi  var.  clientula  Er.,  Atheta  crassicornis  F.,  A.  celata  Er.,  Oligota 
inflata  Mnnh.,  Habrocerus  capillaricornis  Grav.,  Tachyporus  solutus  Er., 
Hderothops  praevia  Er.,  Quedius  picipes  Mnnh.,  Qu.  scintillans  Grav., 
Xantholinus  tricolor  var.  meridionalis  Luc.,  * Astenus  melanurus  Küst.,  Ast. 
immaculatus  Steph.,  Stenus  argus  Grav.,  Platysthetus  nitens  Sahib.,  Oxytelus 
rugosus  F.,  Omalium  excavatum  Steph.,  *Bathyscia  ovoidea  Frm.,  *Eucinetus 
meridionalis  Lap.,  Cartodere  ruficollis  Marsh.,  Omosita  discoidea  F.,  Hister 
funestus  Er.,  Throscus  obtusus  Curt.,  Dendarus  meridionalis  Muls.,  *Gonoce- 
phalum  rusticum  Oliv.,  *Helops pygmaeus  var.  agonus  Muls.,  Euglenes pruinosus 
Kiesw.,  *Anthicus  optabilis  Laf. , *Peritelus  Clairei  Stierl.,  PUoeopJithorus 


40 


rhododactylus  Marsh.,  Galleruca  circumdata  Duft.,  Podagrica  fuscicornis  var. 
meridionalis  Weise  und  Cynegetis  impunctata  L. 

Schmetterlinge:  34. 

Papilionidae : 2. 

Papiiio  Podalirius  L,  nicht  selten. 

— Machaon  L , seltener. 

Pieridae:  2. 

Pieris  hrassicae  L.,  häufig. 

— Daplidice  L.  var.  gen.  1 Beilid, ice  0.,  selten. 

Lycaenidae : 3. 

Polyommatus  Phloeas  L.,  selten. 

Lycaena  Baton  Berg.,  nicht  selten. 

— Icarus  Rott.,  nicht  selten. 

Nymphalidae:  4. 

* Vanessa  Egea  Cr.  ab.  J album  Esp.,  selten. 

— urticae  L.,  häufig. 

— Atalanta  L.,  häufig,  auch  in  sehr  kleinen  Stücken. 

— cardui  L.,  häufig. 

Satyridae:  3. 

Pararge  Megaera  L. 

— Aegeria  L.  u.  Egeria  0.  (var.  vulgaris  Z.)  forma  intermedia. 
Coenonympha  Pamphilus  L.,  häufig. 

Hesperidae : 1. 

Nisoniades  Tages  L.,  selten. 

Sphingidae:  2. 

Sphinx  nerii  L. , aus  zwei  Raupen  gezogen,  die  im  Nov.  auf  der  Erde 
liefen;  weitere  Raupen  konnte  ich  auch  auf  den  zahlreichen  Oleander- 
büschen nicht  finden. 

Macroglossa  stellatarum  L.,  sehr  häufig. 

Arctiidae : 2. 

Arctia  villica  L.,  in  Uebergängen  zu  ab.  angelica  B.  Die  Raupen,  nicht 
selten  am  Boden  laufend  oder  unter  Steinen , entwickelten  sich  im 
April  zur  Imago. 

*Euprepia  pudica  Esp.,  gezogen,  die  Raupen  viel  seltener  als  die  der 
vorigen  Art. 

Liparidae:  1. 

Porthesia  similis  Fuessl.  Die  Nester  am  Monte  Nero  häufig. 
Notodontidae:  1. 

Cnethocampa  pityocampa  Schiff.  Aus  nach  Dresden  gesandten  Raupen 
daselbst  gezogen.  Am  Monte  Nero  bei  Ospedaletti  auf  Pinus  mari- 
tima und  hie  und  da  in  den  Villen-  und  Hotelgärten  zu  San  Remo 
auf  Pinus  austriaca  lebten  die  Raupen  in  mächtigen,  weithin  sicht- 
baren Nestern  und  wirkten,  besonders  am  Monte  Nero,  verwüstend 


41 


in  den  Kieferbeständeu , ohne  dass  von  Seiten  der  Porst  Verwaltung 
das  Geringste  gegen  das  fortschreitende  Verderben  gethan  zu  werden 
schien.  Zweifellos  bezieht  sich  auf  diese  Art  Hassal’s  Bemerkung, 
dass  bei  Cannes,  Yillafranca  und  San  Remo  Bomhyx  processionaria 
zerstörend  auftrete;  das  Uebel  war  also  schon  1882  offenbar. 

Noctuae:  9. 

Biloba  caeruleocephala  L. 

Agrotis  pronuba  L. 

— C nigrum  L. 

— saucia  Hb. 

Brotolomia  meticulosa  L. 

Plusia  gamma  L. 

*j Hypena  lividalis  Hb. 

— obsitalis  Hb.  und 

— — var.  trigonalis  Costa , flogen  Abends  häufig  an  die  erleuch- 
teten Fenster. 

Geometrae:  3. 

Hemerophila  abruptaria  Thnb. 

Cidaria  fluctuata  L. 

Eupithecia  pumilata  Hb. 

Gelechidae:  1. 

Dasycera  sulphurella  F.,  aus  Räupchen  gezogen,  die  im  Garten  des  Hotel 
de  Nice  unter  der  losen  Rinde  alter  Laubenstangen  lebten. 

Hassall  hat  in  seinem  Werke:  „San  Remo' and  the  western  Riviera, 
1879“,  zwei  Listen  von  bei  San  Remo  gefangenen  Schmetterlingen  ver- 
öffentlicht, die  ihm  von  John  Congreve  und  Crump  mitgetheilt  worden  waren. 
Diese  Verzeichnisse  enthalten  zusammen  113  Arten,  die  aber  zumeist  sicher 
nicht  im  Winter  gefangen  sind,  also  für  unsere  Zusammenstellung  kein 
Interesse  bieten.  Ein  Vergleich  mit  unserer  Liste  zeigt,  dass  jene  dort 
ansässigen  Sammler  15  Arten  nicht  gefangen  haben,  die  wir  erbeuteten. 
Die  Zahl  der  bei  San  Remo  vorkommenden  Arten  beträgt  aber  sicher  noch 
weit  mehr  als  128. 

Fliegen:  10. 

Scatopse  notata  L. 

Lonchoptera  lacustris  Mg. 

Tachydromia  cimicoides  F. 

Syrpkus  arcuatus  Fall. 

— balteatus  Mg. 

Yetodesia  lucorum  Zett. 

JExorista  cheloniae  Rond.,  entwickelte  sich  aus  Puppen  von  Pieris 
brassicae. 

Macharaea  serriventris  Rond.,  aus  Puppen* von  Euprepia  padica. 

Dacus  oleae  Rossi,  der  Verwüster  der  Oliven,  in  deren  einer  oft  zwei  oder 
drei  seiner  Larven  leben. 

Tephrytis  ruralis  Lw. 

Stechmücken  treten  besonders  im  Spätherbst  in  Menge  auf,  so  dass 
man  die  Schlafstätten  mit  Muskitonetzen  abschliessen  muss. 


42 


Schnabelkerfe:  97. 

Wanzen:  84. 

Eurygaster  hottentotta  F.,  1 auf  Agave  americana. 

Ochetostefhus  nanus  H.-S.,  häufig’. 

Sciocoris  terreus  Sehr.,  häufig. 

* — Helfen  Fieb.,  selten. 

Aelia  acuminata  L.,  häufig. 

*Peribalus  distinctus  Fieb.,  selten. 

Carpocoris  fuscispinus  Boh.,  selten. 

Palomena  prasina  L.,  selten. 

Rhaphigaster  grisea  F.,  selten. 

* Nezara  viridula  L.,  häufig,  auf  Opuntienkaktus,  gleich  den  Yarietäten 

* — — var.  torquata  F.,  seltener. 

* — — varietas  (schwärzlichgrün),  1. 

* — Heegeri  Fieb.,  1. 

Eurydema  ornatum  L.,  selten. 

— decoratam  H.-S.,  ziemlich  selten. 

*Verlasia  sinuata  Fieb.,  1. 

*Centrocoris  variegatus  Kol.,  1. 

*Enoplops  scapha  F.  var.  nov.  curvidens  Puton,  Rev.  Ent.  1889,  p.  396 
nicht  selten. 

*Strobilotoma  typhaecornis  F.,  1. 

Coreus  denticulatus  Scop.,  1. 

*Micrelytra  fossularum  Rossi,  nicht  selten,  unter  Steinen? 

TlierapJia  hyoscyami  L.,  nicht  seiten. 

Corims  capitatus  F.,  1. 

*Lygaeus  müitaris  F.,  1. 

*Lygaeosoma  reticulatum  H.-S.,  selten. 

*Orsillus  depressus  Muls.  Rey , selten. 

* — Reyi  Put.,  1. 

*Nysius  graminicola  Fieb.,  2. 

* • — stalianus  Horv.  {graminicola  Stal.),  2. 

*Ischnorhynchus  geminatus  Fieb.,  selten. 

Platyplax  salviae  Schill.,  häufig. 

RhyparocJiromus  chiragra  F.,  ziemlich  selten. 

*Plinthisus  Putoni  Horv.,  selten. 

*Ischnocoris  pundulatus  Fieb.,  selten. 

Tropistethus  holosericeus  Schltz,  ziemlich  häufig. 

*Stygmis  faustus  Horv.  1888,  1. 

— arenarius  Hahn,  zimlich  selten. 

*Hyalochilus  mediterraneus  Ferrari,  1. 

Calyptonotus  Rolandri  L.,  1. 

*Aplianus  saturnius  Rossi,  selten. 

— pini  L.,  ziemlich  selten. 

* Drymus  pilipes  Fieb.,  I. 

*Notockilus  ferrugineus  Mls.,  selten. 

* — taurus  Costa,  1. 

*Notochilus  contractus  H.-S.,  sehr  häufig. 

Pyrrhocoris  apterus  L.,  häufig. 


43 


Monanthia  cardui  L.,  1 im  Gesiebe. 

— geniculata  Fieb.,  ebenso. 

Hebrus  pusillus  Fall.,  1. 

*Microvelia  pygmaea  Duf.,  Nymphen  nicht  selten. 

*Velia  major  Put.,  1 im  Bernardo-Bach. 

* — - rivulorum  F.,  brachyptere  Form,  2 ebenda. 

Hydrometra  stagnorum  L.,  gemein  in  der  Mündung  des  Martino-Baches. 
Gerris  najas  Dej.,  nicht  selten  im  Lorenzo-  und  Martin  o-Bache. 

— gibbifera  Schum.,  häufig  im  Foce-Bach. 

Nabis  lativentris  Boh.,  häufig  unter  Steinen  und  im  Gesiebe. 

* — capsiformis  Germ.,  2. 

— ferus  L.,  2. 

*ÄllaeorhyncJius  flavipes  Fieb.,  2. 

Pyrates  inybridus  Scop.,  ziemlich  häufig  auf  Opuntien  und  unter  Steinen. 
*Oncocephalus  spec.,  oft  Larven  unter  grösseren  Steinen  der  Terrassen. 
Coranus  spec.,  1 Larve  ebenda. 

Reduvius  spec.,  1 Larve  ebenda. 

* Cardiastethus  nazarenus  Reut.,  selten. 

*Brachysteles  parvicornis  Costa,  häufig. 

Triplüeps  minuta  L.,  häufig. 

— nigra  Wolff,  selten. 

— — var.  TJllricliii  Fieb.,  häufig. 

Antliocoris  nemoralis  F.,  1. 

Lyctocoris  campestris  F.,  häufig. 

Miris  laevigatus  L.,  häufig. 

Notöstira  erratica  L.,  1. 

Camptobrochis  punctulata  Fall.,  selten. 

Liocoris  tripustulatus  F.,  häufig. 

Orthops  Kalmii  L.,  häufig. 

— cervinus  H.-S.,  1. 

* Dicyplms  hyalinipennis  Klg,  selten. 

— annulatus  Wolff,  2. 

Macrolophus  nubilus  H.-S.,  2. 

* Lobops  minor  Costa,  sehr  häufig  gekätschert. 

Nepa  cinerea  L.,  2 im  Lorenzo-Bach. 

*Notonecta  glauca  var.  umbrina  Germ.,  in  allen  Bächen. 

Corixa  Fabricii  Fieb.,  selten  im  Lorenzo-Bache. 

* — transversa  Fieb.,  1 ebenda. 

Cicaden:  13. 

* Hyrteropterum  immaculatum  F.,  1. 

* Tettigometra  Rarani  Sign.,  über  ein  Dutzend  Stücke  in  unter  Steinen 
auf  den  Terrassen  befindlichen  Nestern  von  Crematogaster  sordidida 
Ny].,  ein  einzelnes  ertrunken  in  einem  Tümpel  eines  Steinbruches. 
Soviel  mir  bekannt,  ist  es  ebenso  neu,  dass  T.  Rarani  bei  Ameisen 
haust,  wie  dass  Cr.  sordidula  Gäste  hegt.  Wenn  das  Nest  blossgelegt 
wurde,  suchten  die  Ameisen  die  Cicaden  schleunigst  in  die  innern 
Gänge  zu  zerren.  Andre  kannte  1874  bereits  6 Tettigometra , die  bei 
Ameisen  leben,  worunter  die  von  v.  Heyden  sen.  bei  Frankfurt 
a.  M.  beobachtete  T.  atra.  Aus  Italien  hat  schon  Delpino  mitgetheilt, 


44 


dass  Camponotus  pubescens  der  Larve  von  Tettigometra  virescens  des 
Zuckersaftes  halber  nachgehe.  Vielleicht  geht  auf  solche  Gemeinschaft 
der  Ausspruch  des  Theokrit:  „Die  Cicade  ist  der  Ameise  Freundin 
und  die  Ameise  die  der  Cicade.“ 

* Tettigometra  griseola  Sign.  var.  bimaculata  Fieb.,  1. 

Ptyelus  spumarius  L.,  2. 

Ulopa  trivia  Germ.,  1. 

Agdllia  venosa  Fall.,  häufig. 

Acocephalus  albifrons  L.,  1. 

Athysanus  obscurellus  Kb.,  selten. 

— plebejus  Zett.,  selten. 

— prasinus  Fall.,  1. 

*Eupteryx  andalusiaca  Ferr.,  selten. 

— urticae  F.,  1. 

Alebra  albostriella  Fall.,  selten. 

Aderfiügler:  31. 

Anthophila:  5. 

Apis  mellifica  L. 

Xylocopa  violacea  Scop.,  häufig. 

Anthrophora  retusa  L. 

Andrena  fulvicrus  Kirb. 

Eucera  longicornis  L. 

Sphegidae:  1. 

*Pelopaeus  spirifex  L. 

Vespidae:  3 

Vespa  crabro  L. 

Polistes  gallica  F.,  häufig. 

Odynerus  parietum  L. 

Formicidae:  16. 

* Camponotus  cruentatus  Latr. 

— - pubescens  F. 

— sylvatico-aethiops  Fov. 

— lateralis  Ol. 

— marginatus  Latr.,  auch  in  Gängen  von  Termes  lucifugus.  Marshall 
sagt  in  seinen  zoolog.  Vorträgen  (Leben  und  Treiben  der  Ameisen) 
1889:  „Aehnliche  Beziehungen  (Parasitismus)  finden  wahrscheinlich 
in  den  Tropen  zwischen  einigen  Ameisen  und  Termiten  statt.  Man  hat 
wenigstens  in  den  Nestern  der  letzteren  Ameisencolonien  angetroffen, 
welche  kaum  in  freundschaftlichem  Verbältniss  zu  ihren  Wirthen  stehen 
dürften.“  Dasselbe  ist  nun  wohl  durch  meine  Funde  auch  für  das 
subtropische  Europa  wahrscheinlich  geworden. 

Lasius  niger  L. 

— emarginatus  Latr.,  auch  bei  Termes  lucifugus. 

Plagiolepis  pygmaea  Latr.,  auch  bei  Termes  lucifugus. 

Tapinoma  erraticum  Latr. 

Aphaenogaster  structor  Latr. 


45 


* Apha  eno  gast  er  larhara  L.  Das  von  Kovats  behauptete  Auftreten  dieser  Art 

auf  den  Ofnerbergen  ist  zu  bezweifeln,  da  sie  Gust.  Mayr  während 
5 Jahren  dort  vergeblich  gesucht  hat. 

— subterranea  Latr. 

Leptothorax  tuberum  Fahr,  var.,  auch  bei  Termes  lucifugus. 

*Pheidole  pallida  FTyl. 

* Onemaiogaster  scutellaris  Ol. 

* — soräidula  Nyl.,  Wirth  von  Tettigometra  Barani  Sign. 

Mutillidae:  1. 

* Mutilla  Spinolae  Lep. 

Ichneumonidae:  5. 

Ichneumon  zonalis  Grav. 

* — computatorius  Grav.  Müll. 

— sedulus  Grav. 

— scutellator  Grav. 

Äpanteles  fulvipes  Hai.  (nach  Herrn  Prof.  Kriechbaumer’s  freundlicher 
Bestimmung),  entwickelte  sich  in  Massen  aus  Raupen  von  Arctia  villica . 

Gradfliigler:  16. 

Forficularia:  2. 

* Anisolabis  moesta  Gene. 

* Forficularia  pubescens  Gene. 

Blattodea:  4. 

Fctobia  livida  F. 

* Loboptera  decipiens  Germ. 

Periplaneta  orientalis  L. 

Blatta  spec. , eine  kleine  Art,  deren  gesammelte  Stücke  durch  Aus • 
trocknen  der  Spiritusflasche  unbestimmbar  geworden,  war  gemein 
unter  den  oberen  Steinen  der  Terrassenmauern,  besonders  der  Westseite. 

Mantodea:  1. 

Mantis  religiosa  L. 

Acridiodea : 5. 

Stenobothus  bicolor  Sharp. 

* Fpacromia  strepens  Latr. 

* Acridium  aegyptiacum  L. 

*Platyphyma  Giornae  Rossi. 

Tettix  depressus  Bris. 

Gryllodea:  4. 

Gryllus  campestris  L. 

* — desertus  Pall. 

— domesticus  L. 

* — burdigalensis  Latr. 

Hassal  erwähnt  von  in  San  Remo  beobachteten  Orthopteren  nur 
Gryllotalpa  vulgaris , die  ich  nicht  gesehen  habe.  L.  v.  Heyden  fing 
bei  Bordighera  in  einem  in  den  Lehm  gegrabenen  fensterlosen  Eiskeller 
an  den  Wänden  häufig  GryUomorpha  dalmatina  Olskay. 


46 


Pseudoneuroptera:  2. 

Embiidae:  1. 

*j Emhia  Solieri  Ramb.?  Larven,  welche  Dr.  Heller  dieser  bisher  nur  bei 
Marseille  und  Toulon  beobachteten  Art,  deren  entwickelte,  geflügelte 
Form  man  noch  nicht  kennt,  zuschreiben  zu  müssen  glaubt,  sind 
unter  grossen,  im  Lehm  der  Terrassen  etwas  eingesunkenen  Steinen 
bei  San  Remo  recht  häufig.  Dr.  Er.  Haase  glaubte  die  Thiere  als 
„eine  der  ausgezeichneten  Beschreibung  Ramb ur ’s  durchaus  ent- 
sprechende flügellose  Jugendform  von  E.  Savignyi  Westw.“  deuten 
zu  müssen,  welche  bisher  nur  aus  Aegypten  und  der  Gegend  von 
Athen  bekannt  war.  Hoffentlich  gelingt  es  mir  selbst  bald,  durch 
Gewinnung  von  frischem  und  mehr  entwickeltem  Materiale  die  Frage 
zu  lösen  und  unseren  Sammlungen  das  in  ihnen  noch  seltene  Thier 
zugänglicher  zu  machen. 

T ermitidae:  1. 

*Termes  lucifugus  Latr.  Die  bisher  an  der  italienischen  Riviera  unbe- 
kannten, auch  in  dem  Almanacco  per  l’agricoltore  ligure  von  Lan- 
terni  (1889)  nicht  erwähnten  Termiten  wurden  von  mir  im  Spät- 
herbst 1883  in  einem  Feigenbäume  am  unteren  Berigo-Wege  und  bald 
darauf  auch  von  Dr.  Luc.  v.  Heyden  bei  Bordighera  in  Oelbäumen 
aufgefunden.  Im  Winter  von  1888  zu  1889  beobachtete  ich  sie 
zuerst  in  einem  Feigenbäume  am  Beragallo,  dann  in  einem  solchen 
an  der  Steillehne,  die  von  Colla  nach  Ospedaletti  abfällt,  und  endlich 
in  mehreren  Limonen  bäumen  und  einem  alten  Feigenbäume  im  Neben- 
garten des  Hotel  de  Nice;  in  letzterem  hatte  ich  sie  nicht  vermuthet, 
weil  an  der  Oberfläche  des  entrindeten  Holzes  und  an  dessen  Löchern 
nie  Termiten,  dagegen  oft  Ameisen  sich  zeigten.  Als  ich  aber  das 
Holz  aufbrach,  wimmelten  die  zahllosen  Gänge  von  Termiten  und 
zwar  von  massenhaft  vorhandenen  Arbeitern,  weniger  häufigen  Krie- 
gern und  wenigen  dunkelbraunen  mit  Flügelstummeln  begabten  Stücken, 
die  Battist a Grassi  nach  seinen  Beobachtungen  in  Sicilien  als 
Complement-Könige  und  -Königinnen  ansieht.  — Ich  zeigte  ligurischen 
Frauen  Termiten  und  erfuhr  so  von  ihnen,  dass  diese  bei  Remo  auch 
in  Oelbäumen  Vorkommen;  augenscheinlich  kennen  aber  die  Bewohner 
der  Riviera  die  sclrwere  Gefahr  nicht,  die  ihren  Baumpflanzungen 
von  diesem  aus  dem  Süden  eingewanderteu  Feinde  droht.  In  den 
Gängen  fand  ich  zahlreich  Choerorrhinus,  in  geringerer  Zahl  die 
Ameisen  Camponotus  marginatus,  Lasius  emarginatus,  Plagiolepis 
pygmaea,  Leptothorax  tuberum  und  verschiedene  Insectenlarven,  sowie 
eine  Tarentula  albof'asciata. 

Arachniden:  143. 

Bearbeitet  von  Prof.  Dr.  Pb.  Bertkau. 

Die  Zahl  der  gesammelten  Arachnidenarten  betrug  143,  von  denen 
die  Mehrzahl  (126)  echte  Spinnen  sind.  Reichlich  ein  Drittel  der  Gesammt- 
zahl  der  Arten  ist  ein  Bewohner  der  Mittelmeerländer,  entweder  in  ihrer 
ganzen  Ausdehnung  oder  der  Küstenländer  des  westlichen  Mittelmeer- 
beckens; einige  wenige  sind  nach  unseren  jetzigen  Kenntnissen  auf  den 
südöstlichen  Theil  Frankreichs  oder  Norditalien  beschränkt.  Fast  zwei 


47 


Drittel  der  Arten  sind  auch  in  Mitteleuropa,  zum  Theil  bis  Nordeuropa 
verbreitet,  und  es  scheint,  dass  diese  Arten  in  San  Reino  in  der  Zeit- 
dauer ihrer  Entwickelung  (mindestens  2 Jahre)  und  dem  Eintreten  der 
Geschlechtsreife  von  ihren  nördlich  lebenden  Genossen  nicht  erheblich 
abweichen. 

Neue  Arten  waren  nicht  zu  beschreiben,  da  die  Franzosen  im 
ligurischen  Gebiete  viel  gesammelt  haben  und  einige  Species  in  den  letzten 
Jahren  durch  E.  Simon  veröffentlicht  worden  sind;  es  sind  aber  mehrere 
Arten  in  der  Sammlung,  für  deren  geographische  Verbreitung  ihr  Vor- 
kommen bei  San  Remo  bemerken s werth  ist.  Von  Tegenaria  (Histopona) 
debilis  Thor,  ist  hier  das  Männchen  zum  ersten  Male  bekannt  gemacht. 

Acarina:  2. 

Gamasidae : 1. 

Uropoda  obscura  (Koch)  Berlese;  häufig  unter  Steinen  und  im  Gesiebe. 

Trombidiadae:  1. 

Trombidium  holosericeum  L.,  7. 

Opiliones:  6. 

Phalangodidae:  1. 

*Plialangodes  terricola  E.  Simon,  5 Stücke  dieser  bisher  von  Korsika  und 
Algier  bekannten  kleinen  Art. 

Phalangiadae:  3. 

*Liobunum  Doriae  Canestrini,  10.  In  Spanien,  Frankreich  und  Italien 
vorkommend. 

* — silvaticum  E.  Simon,  1.  Nach  Simon  findet  sich  die  Art  in  kleinen 
Gesellschaften  unter  Moos,  Reisig,  alten  Baumstümpfen  in  verschiedenen 
Theilen  Frankreichs. 

* Acantholophus  Seoanei  E.  Simon,  1.  Wird  von  Simon  aus  den  Kan- 
tabrischen  Pyrenaeen  (b.  Ferrol)  angegeben. 

Trogulidae:  2. 

Trogidus  tricarinatus  L.,  1.  In  Deutschland  verbreitet;  Frankreich. 
*Anelasmocephalus  pusülus  E.  Simon,  1 Stück  dieser  kleinen  Art,  die 
Simon  von  Korsika  bekannt  machte. 

Chernetina:  8. 

Cheliferidae:  8. 

*Chelifer  lacertosus  L Koch,  1.  Aus  Südfrankreich  und  Korsika  gemeldet. 

— peculiaris  L.  Koch,  3.  Scheint  dem  Süden  Europas  und  Nordafrika 
anzngehören  und  ist  aus  der  Schweiz,  verschiedenen  Orten  Frankreichs 
und  Algier  bekannt. 

— cimicoides  F.,  einige  Stücke.  Durch  ganz  Europa  verbreitet. 
*Garypus  minor  L.  Koch,  zahlreiche  Stücke.  Aus  Korsika  und  Algier 

bereits  bekannt. 

Obisium  muscorum  Leach,  5.  Kommt  auch  in  Holland,  Deutschland, 
Oesterreich  und  der  Schweiz  vor. 

— lubricum  L.  Koch,  2.  In  England,  Frankreich,  Oesterreich,  Italien, 
Algier  und  Marokko  vorkommend. 


48 


Ckthonius  orthodaciylus  Leach,  6.  Diese  seltene  Art  findet  sich  gleich 
ihren  Gattungsgenossen  unter  Steinen  und  Moos  und  wird  aus  Franken, 
Frankreich  und  Italien  gemeldet. 

* — microphthalmus  E.  Simon.  2 von  San  Remo  mitgebrachte  Cherne- 
tiden  ziehe  ich  zu  dieser  als  Grottenbewohner  bekannten  Art. 

Scorpiones:  1. 

Ischnuridae:  1. 

*Euscorpias  carpathicus  L.  Eine  sehr  grosse  Anzahl  von  Exemplaren  in 
verschiedenen  Altersstufen.  Die  Art  ist  in  Spanien  , Frankreich, 

Italien,  Ungarn  und  der  Türkei  verbreitet  und  bewohnt  das  Gebirge. 
(Fand  sich  häufig  unter  Steinen,  besonders  den  obersten  Deckplatten 
der  Terrassenmauern , hie  und  da  auch  in  hohlen  Bäumen.  Nur 
einmal  wurde  Ende  März  auf  dem  Wege  zum  Monte-Bignone-Gipfel 
in  etwa  1000  m Höhe  ein  Scorpion  am  Tage  frei  laufend  gesehen. 
Die  Versuche,  Scorpione  durch  Feuerringe  zum  Selbstmord  zu  be- 
wegen, erwiesen  sich,  wie  erwartet,  als  vergeblich.  Kleinere  Scorpione 
und  Chrysomela  americana  wurden  mit  den  Scheeren  und  Kiefern 
gepackt  und  ausgesaugt,  eine  Anwendung  des  Stachels  zum  Tödten 
der  Beute  konnte  auftallenderweise  nicht  beobachtet  werden.  0.  S.) 

Araneae:  126. 

Ctenizidae:  1. 

*Nemesia  Sauvagesii  Dorthes.  3 junge,  aber  zwei  verschiedenen  Alters- 
stufen angehörende  Stücke.  Die  Art  ist  aus  Südfrankreich  und  Italien 
bekannt  und  wird  in  Ungarn  durch  N.  pannonica  vertreten. 

Dysderidae : 5. 

*Dysdera  provincialis  E.  Simon.  Zahlreiche  vom  Autor  selbst  bestimmte 
Stücke  beiderlei  Geschlechts  dieser  Art,  die  Simon  von  Isle  de  Por- 
querolles  beschrieb. 

Segestria  senoculata  L.,  1 Weibchen.  Wohl  über  ganz  Europa  verbreitet, 
scheint  aber  in  Nord-  und  Mitteleuropa  häufiger  zu  sein  als  im  Süden, 
wo  die  folgende  Art  an  ihre  Stelle  tritt. 

— florentina  Rossi.  Je  1 geschlechtsreifes  Stück  beiderlei  Geschlechts 
und  mehrere  jugendliche.  Eine  mehr  südliche  Art,  deren  von  Schnur 
gemeldetes  Vorkommen  bei  Trier  zweifelhaft  ist  und  vielleicht  auf 
einer  Verwechselung  mit  S.  bavarica  beruht;  vgl.  Bertkau:  Ver- 
zeichn. der  Spinnen  . . . Bonns  in  Verhdl.  des  Naturh.  Ver.  der  preuss. 
Rheinl.  u.  Westf.,  1880,  S.  222. 

*Gamasomorpha  loricata  E.  Simon.  12  Stück  dieser  kleinen,  am  Hinter- 
leibe mit  einem  hornigen  Rücken-  und  Bauchschilde  bedeckten  Art. 
L.  v.  Heyden  sammelte  sie  auch  bei  Bordighera.  Simon  beschrieb 
sie  von  Vaucluse. 

Oonops  pulcher  Templeton.  2 Bruchstücke:  ein  ganz  seiner  Beine 
beraubtes  Weibchen  und  ein  Cephalothorax.  Diese  Art  hat  eine 
weitere  Verbreitung,  da  sie  bereits  aus  England,  Holland,  Deutsch- 
land und  Italien  nachgewiesen  ist.  L.  v.  Heyden  fand  sie  bei  Bor- 
dighera. 


49 


Attidae:  20. 

Epiblemum  cingulatum  Panz.,  1 erwachsenes  Weibchen. 

— scenic-um  Clerck,  1 desgl.  In  ganz  Europa,  Nordafrika,  Madeira; 
auch  Nordamerika. 

— zebraneum  C.  L.  Koch,  1 desgl. 

^Dendry pikantes  nidicolens  Walckenaer.  4 junge  Stücke.  Die  Art  scheint 
im  ganzen  Mittelmeergebiete  vorzukommen  und  ist  aus  Spanien, 
Frankreich,  Italien,  Griechenland,  Syrien  und  Algier  bekannt. 

*Cyrba  algerina  Lucas.  Ueber  20  Stück  beiderlei  Geschlechts,  aber  vor- 
wiegend Weibchen.  Die  Art  ist  in  allen  Mittelmeerländern  verbreitet 
und  an  trockenen,  sandigen  Stellen  gemein;  nach  Norden  scheint  sie 
über  Norditalien  und  Südfrankreich  hinaus  nicht  vorzudringen. 
Thor  eil  erhielt  sie  auch  aus  Sumatra  (Siboga)  und  giebt  ihre  Ver- 
breitung durch  Turkestan,  Indien,  Birma  an. 

Pldlaeus  chrysops  Poda,  1 junges  Weibchen.  Eine  entschieden  südliche 
Art,  die  in  Italien,  Südfrankreich,  Südtirol  (Eisackthal,  auch  im  Ahr- 
thal bei  Täufers)  häufig,  schon  in  Nordfrankreich  und  Süddeutsch- 
land aber  selten  vorkommt.  Nach  Grube’s,  von  Thorell,  wie  es  scheint, 
nicht  bezweifelten  Angabe  findet  sie  sich  auch  in  den  Ostseeprovinzen; 
ihr  Vorkommen  in  Schweden  scheint  aber  nicht  vollständig  verbürgt 
zu  sein.  Menge’s  gleichnamige  Art  ist  eine  von  unserer  Spinne  ver- 
schiedene, wie  Menge  selbst  schon  vermuthete. 

— bicolor  Walckenaer,  1 Weibchen. 

Heliophanus  cupreus  Walck.  5 junge  Exemplare  eines  Heliophanus  ziehe 
ich  zu  dieser  häufigen  und  verbreiteten  Art,  mit  der  dieselben  in  der 
Färbung  übereinstimmen;  bei  der  grossen  Aehnlichkeit  der  Heliophanus- 
Arten  und  bei  der  Unzuverlässigkeit  der  nur  von  der  Färbung  her- 
genommenen Merkmale  bleibt  freilich  die  Bestimmung  jugendlicher 
Stücke  immer  unsicher. 

— armatus  E.  Simon,  6 jugendliche  Stücke.  Ueber  die  Sicherheit  der 
Benennung  gilt  dasselbe  wie  bei  voriger  Art. 

* Icius  striaius  Walck.,  8 Stücke  dieser  in  Südfrankreich  verbreiteten  und 
häufigen  Art. 

*Menemerus  semilimbatus  Hahn,  1 Männchen  und  2 Weibchen.  Die  Art 
ist,  wie  die  verschiedenen  ihr  von  Lucas,  C.  L.  Koch  und  Blackwall 
gegebenen  Namen  beweisen,  im  Mittelmeergebiet  verbreitet  und  häufig: 
bekannt  ist  sie  aus  Spanien,  Italien,  Korsika,  Korfu,  Griechenland 
und  Algier. 

Pellenes  Bedelii  E.  Simon,  1 Weibchen  dieser  schönen  Art,  die  Simon 
von  Digne,  Her  man  aus  Ungarn  beschrieb;  ich  fand  sie  wiederholt 
im  Mainzer  Becken  bei  Ingelheim. 

* Ergo, ne  jucunda  (Lucas)  E.  Simon.  7 Stück  dieser  in  Spanien,  Süd- 
frankreich, Italien,  Algier,  Griechenland  und  Syrien  verbreiteten  Art. 

- — arcuata  Clerck.  15  junge  Spinnen  dieser  Gattung  ziehe  ich  nach 
der  Färbung  zu  dieser  Art , die  wohl  über  ganz  Europa  verbreitet 
ist  und  sich  bei  uns  mit  Vorliebe  auf  Sumpfwiesen  auf  hält.  Die 
Geschlechtsreife  der  Art  tritt  im  Juli  ein. 

Attus  terebratus  Clerck,  ein  junges  Männchen.  Diese  Art  scheint  mehr 
dem  Norden  anzugehören  und  im  Süden  erst  wieder  in  den  Alpen 
häufiger  aufzutreten.  In  Schweden,  Norddeutschland  scheint  sie  nicht 

4 


50 


selten  zu  sein;  in  Frankreich  tritt  sie  nur  spärlich  auf;  aus  West- 
deutschland ist  sie  mir  nicht  bekannt,  dagegen  fand  ich  sie  zahlreich 
an  Pfosten  und  Geländern  im  Oberengadin  und  im  Stubaithal  bei 
Neustift  in  1000  m Höhe  ü.  M. 

*Phlegra  Bresnieri  Lucas,  6 Stück,  worunter  2 entwickelte  Männchen. 
In  der  ganzen  Mittelmeerregion  verbreitet. 

*Saitis  barbipes  E.  Simon.  Zahlreiche,  zum  Theil  auch  erwachsene  Stücke 
dieser  über  Spanien,  Frankreich,  Italien  und  Südrussland  verbreiteten 
Art,  die  v.  Heyden  im  Winter  auch  bei  Bordighera  sammelte. 

*j Euophrys  gambosa  E.  Simon,  6.  Bereits  von  Nizza  gemeldet,  auch 
sonst  in  Südfrankreich,  in  Spanien,  Marokko,  Sicilien  und  Syrien 
gefunden. 

Neon  reticulatus  Black  wall,  6.  Diese  Art  lebt  bekanntlich  am  Boden, 
unter  Laub  und  Moos,  und  kann  namentlich  im  Winter  nur  durch 
Aufkratzen  des  Mooses  gefunden  werden. 

Balhis  depressns  Walck.,  26  Stück,  worunter  einige  geschlechtsreife  Männ- 
chen, welche  jedenfalls  gegen  Ende  des  Aufenthalts  in  San  Remo  gesam- 
melt sind,  da  Simon  auch  für  Frankreich  den  Mai  als  den  frühesten 
Termin  für  das  Eintreten  der  Geschlechtsreife  bezeichnet.  Die  Art 
wurde  auch  von  v.  Heyden  bei  Bordighera  erbeutet  und  ist  bei  uns 
nicht  selten. 

Thomisidae:  13. 

Artanes  margaritatns  Clerck.  1 junges  Weibchen  dieser  verbreiteten  und 
namentlich  in  Kieferwäldern  häufigen  Art. 

Pkilodromus  cmreolus  Clerck,  1 junges  Weibchen.  In  ganz  Europa  ver- 
breitet und  häufig. 

Trnarus  piger  Walck.,  1 junges  Weibchen.  Die  Geschlechtsreife  der  Art 
tritt  bei  uns  im  Mai  ein. 

Synema  globosa  F.  Geber  20  Stücke,  von  denen  keines  geschlechtsreif  ist, 
wie  denn  auch  bei  uns  die  Geschlechtsreife  dieser  Art  erst  im  Mai 
eintritt.  Ueber  ganz  Europa  mit  Ausnahme  von  Grossbritannien  und 
Schweden,  durch  Sibirien  bis  China  und  in  Nordafrika  verbreitet  und 
in  manchen  Gegenden  Deutschlands  häufig. 

Heriaens  Inirsutus  Walck.  Nur  1 jugendliches  Stück  dieser  aus  den 
Pyrenäen,  Frankreich  und  Südtyrol  bekannten,  von  mir  auch  am 
Rochusberge  bei  Bingen  nachgewiesenen  Art. 

Misumena  vatia  Clerck.  10  ganz  junge,  jedenfalls  aus  Eiern  des  vorher- 
gegangenen Sommers  geschlüpfte  Stücke. 

Thomisus  onustus  Walck.,  2 ganz  junge  Exemplare,  Brut  des  vorigen 
Sommers.  In  den  Mittelmeerländern  verbreitet  und  häufig,  in  Mittel- 
europa nur  an  einzelnen  Stellen  und  selten  (Rheinbrohl  im  Rhein- 
thal, Bingen,  Frankfurt  a.  M.).  P.  Pavesi  führt  diese  Art  (Studi 
sugli  Aracoidi  Africani;  I,  Arach.  di  Tunisia,  Ann.  Mus.  Civ.  Genov. 
XV,  p.  365)  fide  Tborell  als  Th.  albus  (Aranea  alba)  Gmel.  auf. 
Die  Beschreibung  Gmelin’s  (Linne,  Syst.  nat.  ed.  XIII,  I,  5,  S.  2961): 
„Alba,  basi  abdominis  depressa  bicorni,  apice  globoso,“  sowie  ferner 
die  Angabe  „sub  arborum  cortice,  abdomine  punctis  impressis  5“ 
passt  schlecht  auf  unsere  Art.  Die  dort  angeführte  Abbildung  in 
Lepechin  it.  I,  T.  20,  Fig.  1,  habe  ich  nicht  vergleichen  können. 


51 


Oxyptila  scabrimla  Westring.  Nur  1 Weibchen,  v.  Heyden  sammelte 
die  Art  bei  ßordighera. 

— nigrita  Thorell.  Zahlreiche  Weibchen  dieser  verbreiteten  und  nicht 
seltenen  Art. 

Xysticus  Kochii  Thor.,  6 Männchen,  worunter  3 entwickelte,  und  8 
Weibchen.  Die  entwickelten  Männchen  sind  wohl  gegen  Ende  des 
Aufenthaltes  gesammelt ; bei  uns  finden  sich  die  geschlechtsreifen  Thiere 
dieser  und  der  vorhergehenden  Art  von  Anfang  Mai  an. 

— cristatus  Olerck,  6 Männchen,  worunter  1 geschlechtsreif,  und  8 
Weibchen.  Wohl  durch  ganz  Europa  verbreitet, 

* — desidiösus  E.  Simon,  1 Weibchen.  Simon  beschrieb  die  Art  von 
Korsika. 

— f usciis  C.  L.  Koch.  16  Weibchen  dieser  auch  in  Deutschland 
vorkommenden,  im  Süden  aber  jedenfalls  häufigeren  Art.  Ich  sam- 
melte sie  wiederholt  in  Nord-  und  Südtyrol;  v.  Heyden  fand  sie  in 
Bordigliera;  A.  Koenig  brachte  2 Weibchen  aus  Tunis  mit. 

Sparassidae:  3. 

*Micrommata  ligurina  C.  L.  Koch.  6 junge  Stücke  dieser  in  Italien,  Frank- 
reich  und  Spanien  verbreiteten  Art,  Die  Exemplare  gehören  2 Alters- 
stufen an,  was  als  Beweis  dienen  kann  dafür,  dass  diese  Art  gleich 
unserer  M.  virescens  mindestens  zwei  Jahre  zu  ihrer  Entwickelung 
braucht. 

— virescens  Clerck,  1 Weibchen.  Ueber  ganz  Mittel-  und  Nordeuropa 
verbreitet  und  von  v.  Heyden  bei  ßordighera  nachgewiesen. 

*.Sparassus  spongitarsis  L.  Dufour,  9,  darunter  ein  erwachsenes  und  ein 
Männchen  mit  angeschwollenen  Tastern.  In  den  westlichen  Mittel- 
meerländern verbreitet, 

Anyphaenidae : 1. 

Änyphaena  accentuata  Walck.  18  junge  Exemplare  beiderlei  Geschlechts; 
die  Geschlechtsreife  scheint  demnach  bei  dieser  Art  im  Süden  zu  der- 
selben Zeit  einzutreten  wie  bei  uns  (Mai).  In  ganz  Europa  in  Ge- 
büsch wohl  nirgends  selten. 

Drassidae:  22. 

Aphantäulax  trimacidatus  E.  Simon,  1 junges  Weibchen.  Simon 
machte  diese  Art  1878  bekannt  und  erwähnt  ihr  Vorkommen  von 
Morbihan,  Ile  de  Ke,  Cantal,  Lot-et-Garonne ; in  Morbihan  fand  er  sie 
vorzüglich  auf  ülex  europaeus.  Ich  fand  die  Art  auch  b.ei  Bonn 
(neu  für  Deutschland). 

Prostliesima  oblonga  C.  L.  Koch.  3 Männchen  und  8 Weibchen  dieser 
von  L.  Koch  aus  Dalmatien,  den  Salzburger  und  Tiroler  Alpen  und 
von  Meran  angegebenen  Art.  Simon,  der  das  Männchen  als  noch 
„inconnu“  bezeichnet,  führt  sie  von  mehreren  Punkten  der  Basses 
Alpes  an.  L.  Koch’s  Abbildung  des  männlichen  Tasters  in  Seiten- 
ansicht (vergl.  Die  Arachniden,  VI,  Tab.  VII,  Fig,  105)  ist  zu  klein 
gehalten,  um  zur  Erkennung  der  Art  wesentlich  beitragen  zu  können ; 
charakteristisch  ist  an  der  Aussenseite  des  Bulbus,  in  der  oberen 
Hälfte,  ein  breites,  dicht  mit  Borsten  besetztes  Band. 

4* 


52 


* Prosthesima  electa  C.  L.  Koch.  1 junges  Männchen  gehört  nach  der  Färbung 
der  Beine  zu  dieser  Art,  die  v.  Heyden  auch  bei  Bordighera  erbeutete. 

* — Carmeli  0.  P.  Cambridge,  3 junge  Weibchen.  Cambridge  beschrieb 

diese  Art  vom  Berge  Karmel,  Canestrini  (unter  dem  Namen  Melano- 
phora  latipes)  aus  Italien;  Simon  giebt  sie  aus  Spanien  und  Frank- 
reich (Gers;  Marseille;  Var;  Aude;  Korsika)  an;  sie  scheint  demnach 
im  Mittel  meergebiete  eine  weite  Verbreitung  zu  haben. 

* — bimaculata  C.  L Koch.  Koch  beschrieb  die  Art  aus  Griechen- 

land; 0.  Her  man  erwähnt  sie  aus  Ungarn  (Pancsova)  als  Frühjahrsform 
auf  Urtica ; weiter  westlich  scheint  sie  bisher  nicht  gefunden  zu  sein. 
0.  Herrn  an  verweist  die  Art  indirect  durch  seinen  Vergleich  mit 
Poec.  conspicua  in  die  Gattung  Poecilochroa. 

* Pythonissa  exornata  C.  L.  Koch.  Ueber  40  junge  Stücke,  die  im  Sammel- 
glase ihre  schöne  Schuppenbekleidung  zum  grössten  Theile  einbüssten. 
Die  Art  scheint  im  ganzen  Mittelmeergebiet  verbreitet  und  häufig  zu 
sein:  Sahara,  Griechenland,  Südtyrol,  Korsika,  Frankreich.  0.  Herman 
führt  sie  aus  Ungarn  an. 

— spec.  1 Männchen  mit  angeschwollenen  Tastern  gehört  einer  an- 
deren, grau  gefärbten  Art  an,  die  ich  nicht  näher  zu  benennen  vermag. 

*Gnaphosa  alacris  E.  Simon.  5 junge  Stücke  einer  Gnapliosa  scheinen 
mir  zu  der  genannten  Art  zu  gehören,  doch  ist  die  Bestimmung  nicht 
ganz  sicher.  Simon  führt  Gn.  alacris  aus  den  Pyrenäen  und  Korsika 
an ; auf  letzterer  Insel  ist  sie  bei  Ajaccio  sehr  häufig. 

*Drassus  viator  L.  Koch,  3 Weibchen.  Aus  Spanien,  Südfrankreich,  Dal- 
matien, Sicilien  und  Algier  (Oase  Biskra)  gemeldet. 

— retusus  E.  Simon.  Nur  1 Weibchen  dieser,  wie  es  scheint,  seltenen 
Art,  die  bisher  aus  Frankreich  und  der  Rheinprovinz  bekannt  war. 

* — macellinus  Thor.  ( liebes  Cambridge,  macellinus  Simon).  5 Exemplare 

von  denen  aber  nur  1 Männchen  geschlechtsreif;  sie  gehören  alle  der 
kleineren  Varietät  an.  Thor  eil  beschrieb  die  Art  nach  Stücken, 
die  er  bei  Nizza  unter  Steinen  gefunden  hatte  und  giebt  dabei  an: 
vielleicht  auch  bei  Kissingen.  Nach  Simon  im  Süden  Frankreichs 
verbreitet. 

— Heeri  P.  Pavesi,  4 ausgewachsene  Weibchen.  In  Frankreich,  Nord- 
italien und  der  Schweiz,  aber  auch  in  der  Rheinprovinz. 

* Chiracanthium  Seidlitm  L.  Koch.  2 junge  Stücke  von  Ghir.  ziehe  ich 
nach  der  Färbung,  Augenstellung  und  Bestachelung  der  Beine  zu 
obengenannter  Art,  die  dem  Süden  Europas  angehört, 

— Mildei  L.  Koch,  7 Stücke,  die  alle  noch  nicht  die  letzte  Häutung 
überstanden  haben;  nach  Simon  finden  sich  die  geschlechtsreifen  Exem- 
plare im  Juni  auf  Gebüsch.  Eine  südeuropäische  Art,  die  in  Spanien, 
Frankreich,  Italien,  der  Türkei,  Syrien  und  Algier  aufgefunden  ist. 

Clubiona  brevipes  Black w.  1 Männchen  dieser  namentlich  in  Nord-  und 
Mitteleuropa  auf  Eichengebüsch  häufigen  Art. 

— terrestris  Westr.,  1 Weibchen. 

* — parvida  Luc.,  1 Weibchen  dieser  südeuropäischen  Art. 

— decora  Blackw.  12  Stück,  darunter  ein  erwachsenes  Männchen.  Hin- 
sichtlich dieser  Art,  die  von  Simon  aus  Frankreich  nicht  angegeben 
wird,  hatte  ich  lange  Zweifel,  indem  ich  an  die  Möglichkeit  dachte, 
dass  sie  mit  der  vorhergehenden  identisch  sein  könnte;  diese  Zweifel 


53 


sind  aber  nun,  da  ich  auch  CI.  parvula  kennen  geiernt  habe,  gehoben. 
Die  Art  war  bisher  aus  der  Schweiz,  von  Madeira  und  dem  Rhein- 
und  Moselthal  angegeben. 

Zorn  spinimana  C.  L.  Koch.  1 Weibchen  der  bei  uns  am  Boden  der 
Gebüsche  häufigen  Art. 

Fhrurolithus  mininms  C.  L.  Koch.  4 noch  nicht  ganz  entwickelte  Stücke 
dieser  in  Frankreich  und  Deutschland  verbreiteten  Art. 

*Agroeca  lineata  E.  Simon,  2 junge  Exemplare.  Simon  machte  die  Art 
von  Korsika  bekannt. 

* — lycosiformis  Cambridge?  Es  liegen  mir  13  Stück  einer  Agroeca  vor, 

die  ich  zu  dieser  Art  ziehe,  mit  der  die  Augenstellung  (hintere  Reihe 
gerade!)  und  Färbung  überein  stimmt;  da  sämmtliche  Exemplare  noch 
nicht  entwickelt  sind,  so  ist  die  Bestimmung  freilich  nicht  ganz  zuver- 
lässig. Die  Art  war  bisher  nur  aus  Syrien,  Sizilien  und  Algier  bekannt. 

Lycosiclae:  9. 

Oxyopes  rcimosus  Panz.,  1 junges  Weibchen. 

Ocyale  mirabilis  Clerck.  Mehrere  junge  Stücke  dieser  fast  kosmopo- 
litischen, von  v.  Heyden  auch  bei  Bordighera  beobachteten  Art. 
Trocliosa  terricola  Thor.,  13  Stück  dieser  weit  verbreiteten  und  häufigen 
Art,  die  v.  Heyden  auch  bei  Bordighera  fand. 

* Tarentula  Simonis  Thor.,  2 unentwickelte  Thiere,  daher  die  Bestimmung 

nicht  ganz  unzweifelhaft.  Simon  giebt  die  Art  von  Digne  (Basses 
Alpes)  und  Escorial  (Spanien)  an. 

* — - albofasciata  (Brülle)  E.  Simon,  24,  darunter  ein  altes  Männchen  in 

einem  Termitenbau.  Im  ganzen  Mittelmeergebiete  verbreitet  und  häufig. 
Lycosa  liortensis  Thor.  Zahlreiche  unausgewachsene  Stücke  einer  Lycosa 
gehören  zu  dieser  oder  einer  nahe  verwandten  Art. 

— nigriceps  Thor.,  1 junges  Weibchen. 

— morosa  L.  Koch,  1 Weibchen. 

— amentata  Clerck,  1 entwickeltes  Männchen. 

Agalenidae:  8. 

*Textrix  coardata  L.  Dufour,  15  Stück,  von  v.  Heyden  auch  bei  Bordighera 
gesammelt.  Die  Art  ist  im  ganzen  westlichen  Südeuropa  verbreitet 
und  häufig.  P.  Pavesi  führt  sie  auch  aus  Algier,  Tunis,  Aegypten 
und  Abessinien  an. 

Tegenaria  campestris  C.  L.  Koch,  1 junges  Weibchen  der  in  ganz  Mittel- 
europa verbreiteten  Art. 

— domestica  Clerck,  1.  Die  Art  lebt  in  Häusern,  in  Mittel-  und  Nord- 
europa; fehlt  in  England.  Im  Süden  wird  sie  allmählich  durch  T. 
parietina  ersetzt. 

* — pagana  C.  L.  Koch,  2 Weibchen.  Die  Art  scheint  dem  Südwesten 

Europas  anzugehören  (Pyrenäen,  Südfrankreich,  Korsika). 

* — pallidula  E.  Simon?  Nur  ein  unausgewachsenes  Stück,  deshalb  die 

Bestimmung  zweifelhaft.  Simon  beschrieb  die  Art  aus  den  Pyrenäen. 

* — parietina  (Fourcroy)  E.  Simon.  1 Stück  dieser  südeuropäischen  aber 

auch  schon  in  England  auftretenden,  langbeinigen  Art. 

— silvestris  L.  Koch,  3 Weibchen.  Die  Art  ist  erst  von  wenigen  Punkten 
bekannt:  Nürnberg,  Paris,  Tirol.  Ich  selbst  fing  sie  mehrfach  bei 
Atzwang  im  Eisackthale. 


54 


*Tegenaria  debilis  Thor.,  14  Exemplare,  darunter  mehrere  ausgewachsene 
Männchen.  Charakteristisch  für  den  Bulbus  ist  der  tief  gegabelte 
Fortsatz  an  seiner  Aussenseite,  der  das  Ende  des  Eindringers  auf- 
nimmt. Die  Art  war  bisher  von  Nizza  (Thoreil)  und  Monaco  (Simon) 
bekannt,  aber  nur  das  Weibchen. 

Zoropsididae:  1. 

*Zoropsis  ochreata  C.  L.  Koch,  2 Weibchen.  Die  Art  ist  aus  Spanien, 
der  Provence,  Sicilien  und  Algier  bekannt;  in  Norditalien  scheint  sie 
noch  nicht  gefunden  zu  sein. 

Amaurobiadae:  3. 

*Amaurobius  Erberii  Keyserling.  15,  worunter  einige  erwachsene.  Die 
Art  scheint  in  Südfrankreich  und  Italien  verbreitet  und  häufig  zu  sein. 

* __  jugorum  L.  Koch,  4 Weibchen.  Koch  beschrieb  die  Art  aus  Tirol, 

wo  ich  sie  ebenfalls  bei  Atzwang  aufländ;  nach  Pavesi  ist  sie  im 
Tessin  häufig;  Simon  erhielt  sie  auch  aus  der  Sierra  d’Estrella. 

*Twanoeca  albomaculata  Lucas.  18  junge  Stücke  dieser  aus  Algier,  Italien, 
Korsika  und  Nizza  bekannten  Art.  Diese  jugendlichen  Stücke  haben 
eine  grosse  äusserliche  Aehnlichkeit  mit  Dictyna ; die  Beschaffenheit 
der  Tracheen  (4  einfache  Röhren)  überzeugten  mich  aber,  dass  sie 
zu  Titanoeca  gehören. 

Dictynidae : 3. 

Dictyna  flavescens  Walck.  4 unausgewachsene  Stücke  dieser  auf  Gebüsch 
lebenden  Art,  die  bei  uns  mit  Anfang  Mai  entwickelt  ist. 

— viridissima  Walck.  Mehrere  Stücke  beiderlei  Geschlechts.  Die  Art 
tritt  bei  uns  namentlich  an  Spalieren  und  Kalthauspflanzen  des  Gar- 
tens auf  und  ist  im  Spätsommer  bis  tief  in  den  Herbst  hinein  im  er- 
wachsenen Zustande  zu  finden. 

— vicina  E.  Simon.  1 junges  Exemplar  einer  mir  unbekannten  Dictyna 
ziehe  ich  zu  dieser  Art,  mit  der  es  in  seiner  Färbung  übereinstimmt; 
Simon  beschreibt  sie  von  Korsika,  wo  sie  sich  im  Sommer  im  er- 
wachsenen Zustande  auf  Büschen  und  Hecken  findet, 

Micryphantidac:  2. 

* Plaesiocraerus  longicarpus  E.  Simon,  1 Männchen.  Simon  beschreibt  die 
Art  von  den  Seealpen  und  Ostpyrenäen,  wo  er  sie  im  September  in 
feuchtem  Moose  fand. 

* Lophocarenum  ineditum  Cambridge,  1 Männchen.  Die  Art  ist  von  ver- 

schiedenen Punkten  Südfrankreichs  und  so  auch  von  Nizza  bekannt. 

Scytodidae : 1. 

Scyiodes  thoracica  Latr.,  2 Weibchen.  Bei  uns  findet  sich  diese  Art  fast 
nur  in  Häusern,  im  Süden  dagegen  häufig  im  Freien;  die  südlichen 
Exemplare  zeichnen  sich  durch  bedeutendere  Grösse  und  lebhaftere 
Färbung,  wobei  das  Schwarz  von  dem  Gelb  schärfer  abgesetzt  ist, 

aus. 

Pholcidae:  1. 

* Spernwphora  sexociäata  Duges.  Nur  1 Weibchen  dieser  kleinen,  in  Süd- 
frankreich, Spanien,  Italien  und  Nordafrika  verbreiteten  Art. 


•» 


55 


Theridiadae:  18. 

PedanostetJms  lividus  Black w.,  1 Männchen,  2 Weibchen.  Ueber  ganz 
Europa  verbreitet  und  von  L.  Koch  auch  aus  Sibirien  nachgewiesen. 

*Enoplognatha  testacea  E.  Simon.  2 Stücke,  welche  mir  der  Autor  selbst 
benannt  hat.  Simon  beschrieb  die  Art  von  verschiedenen  Punkten 
Südfrankreichs  und  von  Korsika. 

Enoplognatha  mandibularis  Lucas.  7 Weibchen  dieser  im  ganzen  Mittel- 
meergebiete verbreiteten  und  häufigen  Art,  die  leicht  mit  einer 
Epeiride  verwechselt  werden  kann.  Das  Yerbreitungsgebiet  derselben 
erstreckt  sich  bis  nach  Arabien  und  China. 

Ero  aphana  Walck.  — atomaria  C.  L.  Koch.  Ein  junges  Weibchen 
dieser  über  Mittel-  und  Westeuropa  verbreiteten  Art. 

*Euryopis  acuminata  (Lucas)  E.  Simon.  7 junge  Weibchen  dieser  Art, 
die  nach  Simon  in  allen  Mittelmeerländern  ungemein  häufig  ist. 

Asagena  phalerata  Panz.,  1 junges  Weibchen.  Die  Art  ist  über  Eng- 
land, Skandinavien,  Mitteleuropa,  Frankreich  bis  zu  den  Pyrenäen 
verbreitet,  in  den  Alpen  bis  hoch  ins  Gebirge  hinauf. 

*Teutana  triawgulosa  Walck.  13  Stücke,  darunter  auch  2 Männchen,  aber 
alle  noch  nicht  geschlechtsreif.  In  den  Mittelmeerländern  verbreitet,  soll 
aber  auch  in  St.  Helena  und  in  Brasilien  Vorkommen  und  Simon 
erhielt  sie  aus  Alabama  und  Colorado. 

*Lathrodectus  tredecimguttatus  Kossi,  2 Weibchen.  Diese  ihres  schmerz- 
haften, unter  Umständen  tödtlichen  Bisses  wegen  gefürchtete  Art  ist 
in  allen  Mittelmeerländern  bis  nach  Südrussland  verbreitet.  L.  v.  Heyden 
fand  diese  Malmignatte  der  Italiener  in  „prachtvoll  sammtschwarzen, 
schwefelgelb  gezeichneten“  Exemplaren  häufig  am  Meeresufer  bei  Bor- 
dighera;  A.  König  brachte  sie  auch  von  Teneriffa  mit. 

*Lithypkantes  Eaykullianus  Walck.  19  Stück  dieser  in  Südeuropa  und  Nord- 
afrika verbreiteten  und  häufigen  Art;  12  gehören  zu  der  fast  einfarbig 
dunkeln  Yar.  b.  Yon  v.  Heyden  auch  von  Bordighera  mitgebracht. 

*Theonoe  longiseta  E.  Simon.  Nur  ein  Männchen  dieser  winzigen  Spinne, 
die  Simon  im  Yar  auffand. 

*Labidla  rupicola  E.  Simon.  Mehrere  Weibchen;  v.  Heyden  sammelte 
die  A#  auch  bei  Bordighera;  Simon  giebt  ihr  Yorkommen  von  ver- 
schiedenen Punkten  der  Seealpen  (Mentone,  Sospel,  St.  Martin-Lan- 
tosque)  an.  Sie  findet  sich,  ähnlich  unserer  L thoracica , an  sehr 
feuchten,  mit  Moos  bedeckten,  dunklen  Felswänden. 

*Theridhmi  aulicum  C.  L.  Koch.  Sehr  zahlreiche  Exemplare  dieser  der 
Färbung  nach  sehr  veränderlichen  Art,  die  unter  mehreren  Synonymen 
beschrieben  ist;  sie  ist  aus  England  und  allen  Mittelmeerländern  ein- 
schliesslich Palästina  bekannt  geworden.  Cambridge  hat  bereits  den 
höchst  eigentümlichen  männlichen  Taster  dieser  Art  abgebildet. 

— tindum  Walck.,  8 junge  Stücke.  In  ganz  Mittel-  und  Westeuropa. 

— denticidatum  Walck.,  10  junge  Exemplare.  Die  Fortpflanzung  dieser 
Art  findet  bei  uns  im  Mai  und  Anfangs  Juni  statt.  Ueber  ganz 
Europa  und  Nordafrika  verbreitet;  von  Cambridge  auch  aus  Syrien 
angegeben. 

— simile  C.  L.  Koch.  16  Exemplare  dieser  Art,  die  in  zahlreichen 
Farben  Varietäten  auftritt;  Simon  unterscheidet  deren  15;  die  meisten 


in  San  Remo  gesammelten  (jungen)  Tbiere  gehören  zur  Var.  8 Simon's.  • 
Die  Art  ist  aus  ganz  Europa  (England,  Schweden,  Frankreich,  Deutsch- 
land), ausserdem  Algier  und  Syrien  bekannt. 

Lmhthyphantes  Zimmermanni  nov.  nom.  ( zebrinus  E.  Simon  nec  [. Bathy - 
phantes]  zebrinus  Menge).  Ein  Vergleich  der  Beschreibungen  und  Ab- 
bildungen von  Menge  und  Simon  lehrt,  dass  Lephthyph.  zebrinus 
Sim.  nicht  der  ( Bathyph .)  zebrinus  Menge  ist  und  daher  einen  beson- 
deren Namen  haben  muss,  als  welchen  ich  Zimmermanni  vorschlage, 
weil  Zimmermann  mich  auf  die  Incongruenz  beider  Arten  aufmerk- 
sam machte,  nachdem  ich  dieselbe  an  einem  von  Simon  mir  als  L. 
zebrinus  Menge  bestimmten  Exemplare  ebenfalls  bemerkt  hatte.  Von 
L.  Zimmermanni  liegen  mir  von  San  Remo  2 Weibchen  vor;  die  Art 
ist  auch  hei  Bonn  häufig,  wo  ich  den  B.  zebrinus  Menge  bisher  mit 
Sicherheit  noch  nicht  nachgewiesen  habe. 

LinypJiia  pusilla  Sundevall,  2 junge  Weibchen.  In  ganz  Europa  und  Sibirien. 

— frutetorum  C.  L.  Koch,  1 entwickeltes  Männchen.  In  ganz  Süd- 
europa und  Nordafrika  häufig;  auch  in  Syrien. 

TetragnatJiidae:  3. 

Pachygnatha  de  Geeri  Sundev.  1 1 Stuck  dieser  in  ganz  Europa  ver- 
breiteten und  im  Frühjahr  häufigen  Art,  die  v.  Heyden  auch  bei 
Bordighera  nachwies. 

Tetragnatha  extensa  L.,  8 Junge.  Durch  ganz  Europa  verbreitet. 

— obtusa  C.  L.  Koch,  7 ebenfalls  noch  junge  Stücke.  Die  Ge- 
schlechtsreife dieser  und  der  vorigen  Art  tritt  bei  uns  nie  vor  Ende 
Mai  ein. 

Epeiridae:  12. 

Meta  Merianae  Scop.,  2 junge  Männchen  und  I Weibchen.  Die  Art  ist 
durch  ganz  Europa  verbreitet  und  von  v.  Heyden  bei  Bordighera 
nachgewiesen. 

— segmentata  Clerck,  2 junge  Weibchen  dieser  bei  uns  äusserst  ge- 
meinen und  verbreiteten  Art. 

Zilla  x-notata  Clerck,  4 ausgewachsene  Weibchen  dieser  ebenfalls  gemeinen 
und  verbreiteten  Art. 

Singa  Herii  Hahn,  1 Weibchen. 

— pygmaea  Sundev.,  5.  Die  beiden  letzten  Bestimmungen  sind  nicht 
ganz  sicher,  da  nur  sehr  junge  Exemplare  vorliegen. 

Cyclosa  conica  Pallas,  3 ganz  junge  Stücke  dieser  in  ganz  Europa  ver- 
breiteten und  zwischen  Gebüsch  häufigen  Art. 

Epeira  diademata  Clerck.  6 grosse,  ausgewachsene  Weibchen,  z.  Th.  vor, 
z.  Th.  nach  dem  Eierlegen;  sie  sind  wohl  ohne  Zweifel  in  der  ersten 
Zeit  des  Aufenthaltes  gesammelt  worden. 

— Sturmii  Hahn.  5 junge  Stücke  dieser  oder  einer  mit  ihr  ver- 
wandten Art. 

— soTlers  Walck.  3 Männchen  und  4 Weibchen  dieser  über  den  grössten 
Theil  Europas  verbreiteten,  auch  von  St.  Helena,  Südafrika  und  Japan 
angegebenen  Art.  Die  Weibchen  sind  alle  noch  unentwickelt,  und 
von  den  Männchen  ist  erst  eines  geschlechtsreif;  es  geht  hieraus  her- 


57 


vor,  dass  die  Reife  dieser  Art  in  San  Remo  nicht  früher  eint  ritt  als 
bei  uns,  da  ich  im  Ahrthal  in  der  ersten  Hälfte  des  April  zahlreiche 
entwickelte  Männchen  fand. 

— acalypha  Walck.  20  junge  Stücke  dieser  auf  Haiden  und  im  Grase 
häufigen  und  über  ganz  Europa  verbreiteten  Art. 

■ — diodia  Walck.  8 noch  nicht  entwickelte  Stücke  dieser  Art,  die  an 
ähnlichen  Orten  vorkommt  wie  E.  acalypha , aber  nicht  ganz  so 
häufig  ist. 

— cucurbUina  Clerck,  4 junge  Exemplare.  Die  Verbreitung  der  Art 
erstreikt  sich  über  Europa,  Algier,  Palästina,  Japan  und  Nordamerika. 
Dr.  Luc.  v.  Heyden  fand  bei  Bordighera  im  Winter  34  Arten, 

unter  denen  folgende  16  in  der  Sanremeser  Beute  nicht  mit  vorliegen: 

Dysdera  Cambridgei  Thor. , D.  cröcata  C.  L.  Koch , Salticus  fomiicarkis 

Deg.,  Menemerus  vicinus  Sim.,  Euophrys  finitima  Sim,,  Drassus  severus 

0 L.  Koch,  Dr.  hypocrita  Sim.,  Dr.  pubescens  Thor.,  Trochosa  cinerea, 

E.,  Lycosa  paludicola  Clerck,  Textrix  denüculata  Oliv.,  Amaiirobiiis 

Scopolii  Thor.,  Lithyphantes  corollatios  L. , Asagena  phulerata  Panz. 

Pholcus  pltalangioides  Schrank  und  Coeculus  echinipes. 

Tausendtüsse:  28. 

Chiwpoda:  13. 

Seidigem  coleoptrata  L.,  2,  gleich  allen  anderen  unter  Steinen  oder  im 
Gesiebe. 

Liikobius  forficatus  L.,  häufig. 

— picea s L.  Koch,  1 . 

— calcaratus , häufig. 

— crassipes  L.  Koch,  6. 

:1:  — aeruginosus  L Koch,  5 Stücke  dieser  zierlichen,  gelbrothen  Art. 

Cryptops  hortensis  Leach,  1. 

Geophilus  flavidus  C.  Koch,  2. 

— proximus  C.  Koch , 1 . 

— sodalis  Mnt.  (conchylogasfer  Lutz.),  1. 

Scolioplanes  crassipes  0.  Koch,  1. 

* ‘Stigmatogaster  gracilis  Mnt.,  4. 

Schendyla  nemorensis  C.  Koch,  6. 

Diplopoda:  15. 

Glomeris  pustulata  Latr.,  4. 

— conspersa  C.  Koch,  3. 

* Strongylosoma  iadrense  Pregl.,  häufig;  bisher  nur  bei  Zara  gefunden. 

Brachydesmus  superus  Latr.,  gemein. 

Polydesmus  denticidatus  C.  Koch,  3. 

Craspedosoma  Batvlinsii  I^each,  2. 

*Aulocosoma  compactile  Attems  nov.  gen.  et  nov.  spec.  In  einem  Weib- 
chen, das  ich  in  San  Remo  gefunden  und  dem  k.  k.  Hofmuseuni  in 
Wien  überlassen  hatte,  erkannte  Herr  Graf  Attems  eine  neue  Art, 
über  welche  er  mir  die  folgende  Beschreibung  zusandte: 

„Aulocosoma  nov.  gen.  Corpus  cylindricum,  segmenta  carinis 
omnino  destituta,  dorso  sulco  medio  longitudinali , dorso  et  lateribus 


58 


l 


striis  profundis  longitüdinalibus  mar  ata,  tub  er  cutis  seliger  is  senis 
minimis  praedita.  Ocidi  manifesti , trianguläres.  Äntennae  longae, 
apice  paululum  incrassatae , pedes  exiles,  haud  longi.  Segmentorum 
numerus  30. 

A ulocoso m a co  mp  act i le  n ov.  sp.  Corpus  robustuni , parvum,  fla- 
vimi,  brunneo  marmoratum,  glabrum;  pedes  pallidi  et  antennae  nigres- 
centes  et  caput  dense  crinita ; oculi  trianguläres,  utrimque  ocellis 
6 compositi  (1.  2.  3.)  nigerrimi,  tubercula  setigera  anterior  um  segmen- 
torum sat  distincta,  sed  parva,  posteriorum  segmentorum  vix  conspicua. 
Löngitudo  corporis  8 mm,  latitudo  corporis  ad  1 mm. 

Mas  ignotus.  — Hab.  San  Remo.“ 

* Lysiopetalum  foetidissimum  Savi,  gemein. 

Jidus  pusillus  Leach,  gemein. 

— rußfrons  C.  Koch  (=  boleti  C.  K.),  2. 

• — longabo  K , häufig. 

— trilineatus  K.,  1. 

— sabulosiis  L.,  häufig. 

* — — var.  rubripes  C.  Koch,  in  besonders  grossen  Stücken. 

* — aurozonatus  Berlese,  1,  bisher  aus  Toscana  und  Kalabrien  bekannt. 

Asseln:  10. 

Oniscidae:  8. 

* Ärmadillidium  Willii  C.  L.  Koch,  nach  Dollfuss  = Oniscus  macidatus  F.; 
nicht  selten  unter  Steinen.  Bisher  nur  von  Montpellier  und  von 
Cannes  bis  Mentone  gefunden. 

* - — gramdatum  Brndt.,  nicht  selten. 

* — depressum  Brndt.,  selten. 

— vulgare  Latr.,  häufig. 

Forcellio  laevis  Latr.,  häufig. 

Metoponorthus  pruinosus  Brndt.,  nicht  häufig. 

*Leptotrichus  Panzern  And.  Sav.,  nicht  häufig,  bisher  nur  aus  Aegypten, 
Algerien,  Korsika,  Spanien  und  Portugal  bekannt. 

Philoscia  muscorum  Scop.,  nicht  selten. 

Idotheidae:  2. 

Idothea  marina  L.  (=  I.  tricuspidata  Desm.),  im  Hafen  von  San  Remo. 

— - acuminata  Leach,  ebenda. 

Weichthiere:  101. 

Land“  und  Süsswasser-Molluskenr  58. 

Schnecken:  57. 

* Testacella  bisidcata  Risso,  in  mässiger  Anzahl  unter  Brettern  und  Steinen 

im  Nebengarten  des  Hotel  de  Nice.  Da  ich  von  dem  interessanten 
Thiere,  ohne  dasselbe  und  seine  Seltenheit  zu  kennen,  aus  der  Masse 
der  dort  sich  findenden  Nacktschnecken  doch  mehr  als  ein  halbes 
Dutzend  Stücke  mitnahm,  bin  ich  überzeugt,  dass  die  Art  in  San 
Remo  nicht  eben  selten  ist.  Ich  freute  mich , durch  Abgabe  von 
dem  Materiale  Herrn  Dr.  L.  Plate  bei  seiner  Arbeit  über  die  Anatomie 


59 


der  Gattungen  Baudebantia  und  Testacella  (Spenge),  Zool.  Jahrbücher, 
1891)  unterstützen  zu  können. 

Limax  maximus  L.  var.  Becampi  Meneg.,  5 Stück  an  Oelbäumen. 

— variegatm  Drap.,  7 Stück  unter  Steinen  der  Terrassen. 

Agriolimax  agrestis  L.,  sehr  häufig  im  Nebengarten  des  Hotels. 

— laevis  Müll.,  6 ebenda. 

* Amalict  gagates  Drap.,  häufig  ebenda. 

— marginata  Drap.,  nicht  selten  auf  den  Terrassen,  selten  im  Garten. 

* — carinata  Risso , sehr  häufig  im  Nebengarten , sonst  seltener. 

Ausser  in  Süd-Europa  auch  in  Frankreich  und  Süd-England. 
Hyalinia  ( Polita ) Brapanaudi  Beck,  4 Stück  unter  Steinen. 

— — septentrionalis  Bgt.,  2 ebenda. 

— (Vitrea)  diapliana  Stud.,  1 gesiebt. 

*Zonites  algirus  L.,  ziemlich  häufig  im  lehmigen  Boden  der  Terrassen  am 
Peirogallo  und  am  Wege  nach  Verezzo  unter  Steinen. 

*Leucochroa  candidissima  Drap,  type  und 

* — — var.  rimosa  Cbr  u.  Jan.,  beide  sehr  häufig  an  den  Felswänden  am 

Fahrwege  nachColla  und  am  Wege  nach  dem  Croce  da  Para  unter  Steinen. 
Patula  rotundata  Müll.,  6 gesiebt. 

— rupestris  Drap.,  1 im  Thale  des  Lorenzo-Baches. 

* Helix  ( Trigonostoma ) nautiliformis  Porro , 4 unter  Steinen  am  West- 

gehänge des  Lorenzo-Thales. 

— — angigyra  Rosm.,  2 ebenda. 

— — obvoluta  Mül).,  in  mässiger  Zahl  ebenda. 

— ( Vallonia)  costata  Müll.,  häufig  unterSteinen  und  Brettern  im  Nebengarten. 

* — (Carthusiana)  cantiana  Mtg.  var.  cemenelea  Risso,  einzeln  an  Pflanzen 

der  Thalgehänge  und  unter  Steinen.  Ausser  in  Süd-Europa  auch  in 
Frankreich  und  Süd-England. 

* — (Euparypha)  pisana  Müll.,  1 auf  den  Terrassen. 

* — ( Xerophil-a ) caespitum  Drap.,  ebenda  häufig,  stark  abändernd  in  der 

Färbung. 

* — — virgata  Mtg. , 4 im  Hotelgarten.  Auch  in  Frankreich  und  Süd- 

England. 

* — — lauta  Lowe,  häufig  ebenda  und  auf  den  Terrassen. 

— 1 — interseda  Mich.,  2. 

* — — rugosiuscula  Mich.,  1. 

* — — conspurcata  Drap.,  häufig  im  Hotelgarten. 

— — trochoides  Poir.,  2 Stück  an  den  Felsen  am  oberen  Beragallo. 

— — terrestris  Penn.,  gemein  unter  Steinen  am  Ufergehänge  der 
Westbucht,  seltener  auf  den  Terrassen. 

* — (CocJdicella)  acuta  Müll.,  häufig  auf  den  Terrassen  am  Anfänge 

des  Weges  nach  San  Pietro  an  Pflanzen  und  unter  Steinen. 

— (Tachea)  nemoralis , 13.  „Auffällig  ist  neben  der  lebhaften  und 
variabeln  Bindenzeichnung  die  constante  Hämmerung  der  Schalen- 
oberfläche“ In  Gärten  der  Westseite. 

* — (Mactdaria)  vermicidata  Müll.,  häufig  in  manchen  Gärten  der  West- 

seite, besonders  an  Rosmarin.  Stark  abändernd  an  Grösse  und  Färbung. 

* — (Helicogena)  aspersa  Müll.,  ziemlich  häufig,  besonders  an  den  Agaven 

und  Palmen  des  Hotelgartens;  an  Grösse  und  Zeichnung  recht  ver- 
schieden, meist  stark,  selten  nur  ganz  undeutlich  gebändert, 


60 


* Helix  ( Helicogena)  aperta  Born.,  überall  nicht  selten. 

— — pomatia  L.,  1 sehr  dickschaliges  Stück  von  den  Terrassen. 
*Cionella  (Ferussacia)  folliculus  Gron.,  1. 

* — (Caecilianella) petitiana  Ben.,  ein  Dutzend  unter  Steinen  und  gesiebt. 

* __  — acicula  Müll.  var.  eburnea  Risso,  in  massiger  Anzahl  bei  San 

Remo  und  in  den  Grotten  von  Mentone  lebend  unter  Steinen  ge- 
sammelt. Die  typische  Form  auch  in  Deutschland. 

*Stenogyra  (Rumina)  decollata  L. , häutig,  hie  und  da  gemein,  in  allen 
Altersstufen  in  dem  Lehmboden  der  Terrassen  unter  grösseren  Steinen. 
*Pupa  (Torquilla)  similis  Beng.,  sehr  häufig  an  den  Steinen  der  Terrassen- 
mauern und  an  den  feuchteren  Wänden  der  Häuser  im  östlichen 
Th  eile  der  Stadt. 

*Pupa  (Granopupa)  granum  Drap.,  selten  an  Steinen. 

* — (Coryna)  Ferrarii  Porro,  ziemlich  selten  gesiebt. 

(Pagodulina)  pagodula  Desm.,  2 gesiebt. 

— (Sphyradium)  edentula  Drap.,  3 gesiebt. 

* — (Isthmia)  Strobeli  Gredl.,  1 gesiebt. 

— ( Vertigo)  pygmaea  Drap.,  1 gesiebt. 

*Clausilia  (Delima)  itala  v.  Mts.  var.  nigra  Issel , 1 an  einer  Mauer 

oberhalb  des  Berigo. 

* Anoylus  striatus  Qu.  u.  Gaim.  Verhältniss  von  Höhe  zu  Breite  zu 

Länge  der  Schale  1:1,66:2,29-  Nur  in  einer  Stelle  des  Bernardo- 
Baches,  doch  da  an  der  Unterseite  der  Steine  häufig. 

Limnaeus  ovatus  Drap.,  häufig  im  unteren  Torrente  San  Martino  oberhalb 
der  Landstrassenbrücke.  „Kleine  Form  von  nur  bis  14  mm  Länge 
und  wahrscheinlich  durchweg  nur  Jugendform  von  lagotis  Sehr.  (var. 
intermedia  Fer.).u 

— pereger  Müll.,  6 aus  dem  Bernardo-Bache.  „Kleine  Form  von  nur 
7 — liy2  mm  Länge.“ 

— truncatidus  Müll.,  in  mässiger  Anzahl  aus  dem  unteren  Martino-Bache. 

* Planorbis  umbilicakts  Müll.  var.  sidoangiäatus  Phil.,  in  geringer  Zahl 

aus  dem  Torrente  d’Olivi. 

*Acme  lineata  Hartm.,2  aus  einer  Strohbucht  in  einem  hohlen  Oelbaume  gesiebt, 

* — sublineata  Andr.,  4 ebenso. 

Pomatias  septemspiralis  Raz.,  5 gesiebt. 

Cy clostoma  elegans  Müll.,  ziemlich  häufig  unter  Steinen  der  Terrassen. 
Muscheln:  1. 

Pisidium  casertanum  Poli,  häufig  im  unteren  Martino-Bache. 

Meeresmollusken:  43. 

Schnecken:  30. 

Alurex  brandaris  L.,  2 stark  beschädigte  todte  Stücke;  an  einer  sandigen 
Strandstelle  bei  Bordighera  wurde  sie  lebend  und  gut  erhalten  gefunden. 

— (Phyllonotus)  trunciilus  L,  3. 

Pisania  maciäosa  Lmk,,  häufig  an  Steinen  auf  der  Hafenseite  des  Molo. 
Pollia  POrbignyi  Payr.,  1.  Westbucht. 

Fasset  incrassaia  Müll.,  5 an  der  Hafenseite  des  Molo. 

— costulata  Ren.,  häufig  und  sehr  gross,  ebenda. 

, — corniculum  Oliv.,  1 an  der  Ostbuchtküste  angeschwemmt. 


61 


Columbella  rustma  L.,  häufig  an  der  Hafenseite  des  Molo. 

Conus  mediterraneus  Brug.,  2 an  der  Westbucht. 

Cerithium  vulgatum  Brug.,  häufig  in  der  Westbucht,  zum  Theil  von  Ein- 
siedlerkrebsen besetzt. 

Bittium  reticulatum  Costa,  4 aus  angeschweiumten  Korallen-  und 
Pflanzenstöcken. 

Litorina  neritioides  L.,  an  Steinen  der  Westbucht  gemein. 

Rissoa  ventricosa  Desm.,  1 an  einer  Felsklippe  der  Westbucht, 

Alvama  calathisms  Mtg.,  2 wie  Bittium. 

— Montagui  Payr.,  1 ebenso. 

— subcrenulata  Schwartz,  6 ebenso. 

— punctura  Mtg.,  1 ebenso. 

— tenera  Phil.,  in  Anzahl  ebenso.  Lebend  dunkelbraun,  einfarbig. 
Truncatella  truncatula  Drap.,  1 junges  Stück,  ebenso. 

Phasianella  piäla  L,  1 ebenso. 

Zizyphinus  exiguus  Pult.,  3 an  einer  Felsklippe  der  Westbucht. 
Trochocochlea  turbinata  Born,  gemein  an  Steinen  der  Westbucht. 

— mutabilis  Phil.,  1 ebenda, 

Gihbula  divaricata  L , 2 ebenda. 

* — Bichardi  Payr.,  sehr  häufig  ebenda.  Nur  im  westlichen  Mittel meere. 
Fissurelia  rubecula  L.,  2 ebenda. 

Emargimda  elongata  Costa,  1 an  einem  angeschwemmten  Korallenstock. 
Patella  caenäea  L.  type  und 

— — var.  tarentina  Lmk.,  beide  gleich  gemein  an  Steinen  der  West- 
bucht. Die  Thiere  werden  von  den  Sanremesern  gegessen. 

Chiton  cajetanus  Poli,  1 an  einer  Felsklippe  der  Westbucht. 

Muscheln:  13. 

Teredo  navalis  L.,  in  Holz  angescliwemmt. 

Mactra  corallina  L.,  3 Klappen  ebenso.  Lebend  am  Sandstrand  bei 
Bordighera. 

Venus  gallina  L.,  2 Klappen  ebenso. 

Tapes  geographicus  Gmel.,  1 Klappe  ebenso. 

Petricola  lithophaga  Retz.,  häufig  in  den  Uferfelsen  und  Strandgeröllen 
der  Westbucht  eingebohrt,  ebenso  bei  Monaco  in  hartem  Kalk. 

Chama  griphoides  L.,  1 angeschwemmt, 

Area  (Barbatia)  barbata  L.,  1 aus  einem  angeschwemmten  Korallenstocke. 

— (Acar)  lactea,  6 ebenso. 

Pectuncidus  glycimeris  L.,  2 Klappen  angeschwemmt, 

Pecten  opercularis  L.,  1 Klappe  ebenso. 

— (Hinnites)  pusio  L.,  1 Klappe  ebenso. 

Anomia  ephippium  L.,  2 Klappen  ebenso. 

Ostrea  edidis  L,  1 Klappe  ebenso. 

Hassal  hat  aus  der  weiteren  Umgebung  von  San  Remo,  d.  h.  aus 
dem  ligurischen  Küstengebiete  von  Ventimiglia,  bis  Taggia  62  Arten  von 
Land-  und  Siisswasserconchylien  bekannt  gemacht,  von  denen  nach 
Boettger’s  Ansicht  28  mit  von  mir  gesammelten  zusammenfallen,  4 
jedenfalls  falsch  bestimmt  sind  und  30  von  mir  nicht  beobachtete  sicher, 
möglicher-  oder  wahrscheinlicherweise  als  Bewohner  des  fraglichen  Ge- 
bietes zu  betrachten  sind.  Letztere  sind:  Buliminus  detritus  Brug.,  B. 


62 


* 


monianus  Drap.,  B.  obscurus  Müll.,  B.  quadridens  Müll.,  Bythinia  tenta- 
culata  L.,  *Clausilia  bidens  L.,  CI.  bidentata  Ström,  var.  nigricans , *CZ. 
solid a Drap.,  CI.  ventricosa  Drap,,  Hydrobia  ventrosa  Mtg.,  Helix  arbusto- 
rum  Müll.,  II.  carthusiana  Müll.,  *//.  cinctella  Drap.,  'II.  ciliata  Stud., 
BI.  explanata,  Müll.,  *H.  zonata  Stud.,  II.  incarnata  Müll.,  II.  lapicida 
Müll.,  *//.  niciensis  Per.,  II.  puhhella  Milli.,  ''II.  scrpentina,  Per.,  Lim- 
naeus  palustris  Müll.,  Planorbis  contortus  Müll.,  Modicella  avenacea  Brno'., 
Orcula  dolium  Drap.,  * Tor  quill a variabilis  Drap.,  Balea  perversa  L.,  Cio- 
nella  lubrica  Müll.,  Lauria  cylindracea  Costa,  Hyalima  cellaria  Müll.  Von 
den  von  mir  in  einem  Winter  erbeuteten  57  Arten  fehlen  jener  Liste  29. 


* 4 • 


63 


II.  Wurde  Bernstein  von  Hinterindien  nach  dem  Westen 

exportirt? 

Von  A.  B.  Meyer, 


In  den  „Abhandlungen  der  Gesellschaft  Isis  in  Dresden“  (1892,  Abh. 
Nr.  7)  habe  ich  vor  Kurzem  über  Bernstein  berichtet,  der  in  Barma  ge- 
funden wird  und  von  dem  mir  eine  Probe  aus  dem  Indian  Museum  in 
Calcutta  zugekommen  war.  Die  chemische  Untersuchung  ergab,  dass  er 
dem  Ostsee- Bernstein  (Succinit)  in  Bezug  auf  die  Bernstein  säure  (2°/0) 
ähnelt  (Succinit  entwickelt  3<y0  bis  8°/0),  während  er  dem  sizilischen 
(Simetit)  in  Bezug  auf  die  Fluorescenz  näher  steht.  Ich  erhielt  dann  von 
dem  Kaiserlichen  Deutschen  Konsul  in  Rangun  weiteres  Material,  allein 
dieses  erwies  sich  nach  Dr.  Ost  er ’s  Untersuchungen  dem  baltischen  Bern- 
stein so  vollkommen  gleich,  dass  ich  überzeugt  bin,  es  ist  dorthin  expor- 
tirter  und  von  dem  Konsul  in  gutem  Glauben  gekaufter  preussischer 
Succinit.  Ich  zweifle  deshalb  nicht  daran,  weil  Dr.  Noetling  kürzlich 
speciell  erwähnt  hat  (Rec.  Geol.  Survey  of  India,  1893,  XXVI,  38),  dass 
man  jetzt  in  Mandalay  diesen  auch  kaufen  könne. 

Der  ebengenannte  Forscher  hat  (1.  c.  31 — 40)  eingehende  Angaben 
über  das  barmanische  Vorkommen  gemacht  („On  the  occurrence  of  Burmite, 
a new  fossil  Resin  from  Upper  Burma“),  nachdem  das  Material  von  Dr.  Helm 
untersucht  (1.  c.  1892,  XXV,  180)  und  mit  dem  Namen  Bur  mit  belegt 
worden  war  (1.  c.  1893,  XXVI,  31).  Die  Resultate  differiren  allerdings 
von  denen,  die  Dr.  Oster  an  dem  Stück  aus  dem  Indian  Museum  erzielte, 
allein,  da  Dr.  Helm ’s  Untersuchungen  noch  nicht  abgeschlossen  sind,  so 
muss  ich  dies  vorläufig  unerörtert  lassen,  zumal  hier  nur  die  Frage  be- 
sprochen werden  soll,  ob  im  Alterthume  von  diesem  barmanischen  Bern- 
stein nach  dem  Westen  ausgeführt  worden  sei  oder  nicht.  Die  folgenden, 
so  viel  ich  weiss,  bisher  nicht  genügend  berücksichtigten  Stellen  des  Pli- 
nius  sind  es,  welche  mich  glauben  lassen,  dass  es  wohl  der  Fall  gewesen 
sein  mag. 

1)  . . . ln  Aegypto  nasci  simili  modo  ac  vocari  sacal,  item  in  India 
gratiusque  ipso  ture  esse  In  dis  . . . (Ed.  Detlefsen,  1873,  vol.  V,  lib. 
XXXVII,  sect.  11,  § 36).  Nach  der  Uebersetzung  von  Strack  (1855, 
537)  heisst  dies:  „In  Egypten  erzeuge  es  [nachNikias  nämlich]  sich  auf 
ähnliche  Weise  [durch  Sonnenstrahlen  nämlich,  die  in  die  Erde  dringen] 
und  werde  dort  Sakal  genannt;  ebenso  und  noch  lieblicher  in  India,  wo 
es  den  Einwohnern  statt  Weihrauch  diene.“  Wittstein  (1882,  V,  245) 
übersetzt:  „Auf  dieselbe  Weise  soll  er  in  Aegypten  entstehen  und  dort 
den  Namen  Sacal  führen;  ferner  in  Indien,  und  die  Indier  sollen  ihn  dem 


Ges,  Isis  tu  Dresden,  1893.  — Abh.  2. 


64 


Weihrauch  vorziehen.u  Yon  Niklas  ist  Nichts  mehr  bekannt;  Dr.  Jacob 
(Z.  D.  M.  G.  1889,  43,  354)  meint,  es  sei  vielleicht  Nicias  Maleotes  gemeint. 

2)  Ctesias  in  Indis  flumen  esse  Hypobarum,  quo  vocabulo  significetur 
omnia  bona  eum  ferre,  fluere  a septentrione  in  exortivum  oceanum  iuxta 
montem  silvestrem  arboribus  electrum  ferentibus.  arbores  eas  psitthaehoras 
vocari,  qua  appellatione  significetur  praedulcis  suavitas  (ibid.  p.  205,  sect. 
11,  § 39).  Nach  Wittstein  (246):  „Nach  Ctesias  giebt  es  in  Indien 
einen  Fluss,  Namens  Hypobarus,  welches  Wort  anzeigen  solle,  dass  er 
alles  Gute  in  sich  trage;  derselbe  fliesse  von  Norden  her  in  den  östlichen 
Ocean  neben  einem  bergigen  Walde  vorbei,  dessen  Bäume  Bernstein  trügen, 
und  diese  Bäume  heissen  Siptachorae,  was  so  viel  als  äusserst  angenehme 
Süssigkeit  bedeute.“  Ctesias  lebte  400  v.  Chr.  und  in  den  von  seinen 
Schriften  noch  vorhandenen  Fragmenten  (ed.  Baehr,  1824,  252)  heisst  es 
(nach  mir  glitigst  von  Prof.  May  ho  ff  in  Dresden  gegebener  Uebersetzung) : 
„Es  ist  ein  Fluss,  der  durch  Indien  fliesst,  nicht  bedeutend,  sondern  etwa 
2 Stadien  [ 1/20  D.  Meile]  breit;  er  heisst  auf  Indisch  Hyparchos,  auf 
Griechisch  bedeutet  das:  Alles  Gute  hervorbringend.  Dieser  führt  30  Tage 
im  Jahre  Bernstein,  denn  man  sagt,  dass  auf  den  Bergen  Bäume  seien, 
die  über  das  Wasser  hervorragen  (denn  die  Berge  werden  von  Wasser 
überströmt);  dann  ist  die  Zeit,  wo  die  Bäume  Thränen  hervorbringen,  wie 
der  Mandelbaum  oder  die  Fichte  oder  andere  Bäume,  hauptsächlich  aber 
30  Tage  lang  im  Jahre.  Dann  fallen  diese  Thränen  in  den  Fluss  und 
werden  fest.  Dieser  Baum  heisst  auf  Indisch  Siptachora,  auf  Griechisch 
bedeutet  es:  sehr  süss  und  von  dort  sammeln  die  Indier  den  Bernstein. 
Es  sollen  die  Bäume  auch  als  Frucht  Trauben  hervorbringen,  wie  der  Wein- 
stock und  die  Beeren  sollen  sie  haben  wie  die  pontischen  Nüsse.“ 

3)  Hie  ultra  Indiam  fieri  dixit  e lacrimis  meleagridum  avium  Mele- 
agrum  deflentium  (ibid.  p.  205,  sect.  11,  § 40).  Nach  Strack  (ibid.  537): 
„Dieser  [nämlich  Sophokles]  giebt  an,  er  entstehe  jenseit  India's  aus  den 
Thränen  der  Meleagriden  d.  h.  der  Vögel,  die  Meleagros  Tod  beweinen.“ 
Nach  Witt  st  ein  (ibid.  246):  „Er  sagt  nämlich,  der  Bernstein  fliesse  hinter 
Indien  aus  den  Thränen  der  Vögel  des  Meleager,  die  ihren  Herrn  bewein- 
ten.“ — Sophokles’  Tragödie  „Meleagris“  ist  verloren.  Die  Verbindung 
der  Entstehung  des  „hinterindischen“  Bernsteins  mit  der  Meleagersage 
dürfte  nur  poetische  Licenz  sein.  Entstehung  des  Bernsteins  aus  Thränen 
kommt  sonst  vor:  „ . . . Apollonius  ging  soweit  dass  er  . . . eine  angeb- 
liche keltische  sage  herbeizieht  von  der  entstehung  des  bernsteins  aus  den 
tränen,  die  Apoll  bei  den  Hyperboreern  vergossen  habe.“  (Müllenhoff: 
Altertumskunde  I,  neuer  Abdr.  1890,  220).  Sophokles  wählte  die  Perl- 
hühner ihres  Gefieders  wegen,  das  thränenbetropft  aussieht.  Dass  er  sie 
von  Afrika  oder  Arabien  (Hehn)  nach  Hinterindien  versetzte,  ist  entweder 
poetische  Willkür  oder  sein  Glaube  gewesen.  (Siehe  auch  Surber:  Die 
Meleagersage.  Diss.,  Zürich  1880,  21,  121,  wo  p.  124  darauf  hingewiesen 
ist,  dass  die  Sage  von  der  Verwandlung  in  Vögel,  um  Verstorbene  zu  be- 
weinen, mehrfach  vorkommt.  Vgl.  Helm:  Kulturpflanzen  und  Hausthiere, 
3.  Aufl.,  1877,  316.)  Nach  Sophokles  wäre  also  im  5.  Jahrhundert  v. 
Chr.  die  Herkunft  des  Bernsteins  aus  Indien  angenommen  gewesen.  Auch 
aus  Persien,  Arabien  nahe,  könnte  Bernstein  gekommen  sein,  denn  Plinius 
(XXXVII,  39  bei  Müllenhoff:  Germ,  ant.,  112)  sagt:  »Mithridates  -ft 
Carmaniae  litoribus  insidam  esse  quam  vocari  Seritam,  cedr.i  generi  silvosani, 


65 


inde  defluere  in  petras.u  Früher  las  man  statt  Carmaniae : Germaniae. 
Carmanien  war  eine  persische  Provinz  am  arabischen  Meerbusen.  Die 
Lesart  Carmaniae  stammt  von  Detlefsen,  und  Mü lienhoff  adopirte  sie; 
die  Handschriften  sagen  alle  Germaniae , allein  Cedern  gab  es  da  nicht 
und  Mithridates  lebte  121— 64  v.  Chr.  in  Asien  und  kannte  Germanien 
gar  nicht,  weshalb  es  zweifellos  Carmanien  heissen  muss. 

4)  Nasci  et  in  India  certum  est . Archelaus  qui  regnavit  in  Cappa- 
docia  illinc  pineo  cortice  inhaerente  tradit  advehi  rüde  polirique  adipe  suis 
lactentis  incoctum  (ibid.  p.  207,  sect.  11,  § 46).  Hach  Strack  (539)  „Auch 
das  ist  gewiss,  dass  er  sich  auch  in  India  erzeugt.  Archelaos,  der  in 
Kappadokia  [Kleinasien]  regiert  hat  [starb  17  n.  Chr.],  sagt,  derselbe  komme, 
roh  und  noch  mit  Pinienrinde  behaftet,  von  dort  her  und  werde,  in  Schmalz 
von  einer  säugenden  Sau  gekocht,  geglättet.“  Külb  (1855  p.  4302)  über- 
setzt „verfeinert“.  Wittstein  (248):  „Dass  auch  in  Indien  Bernstein  vor- 
kommt, kann  nicht  bezweifelt  werden.  Archelaus,  der  Cappadocien  be- 
herrschte, sagt,  er  werde  von  dort  im  rohen  Zustande,  an  Fichtenrinde 
hängend  hervorgebracht  und  durch  Kochen  mit  dem  Schmalze  einer  säu- 
genden Sau  blank  gemacht.“ 

Man  findet  diese  vier,  hier  angezogenen  Stellen  des  Plinius  auch 
bei  Müllenhoff  „Germania  antiqua“  1873,  111,  112  und  115,  wo  alles 
auf  Bernstein  Bezügliche  zusammengestellt  ist 

Nach  Jacob  hiess  Bernstein  im  16.  Jahrhundert  im  Barmanischen 
pajang  (Z.  D.  M.  G.  1889,  43,  356,  wo  auch  andere  alte  Namen),  nach 
Balfour  (Cyclopaedia  of  India  1885,  I,  89)  jetzt  ambeng,  nach  Palle- 
goix  (Dict.  fing.  Thai,  Paris  1854)  heisst  grauer  und  gelber  Bernstein  im 
Siamesischen  amphan,  gelber  ausserdem  amphan  thong  (thong  = Gold), 
auch  giebt  es  einen  amphan  khipla. 

Dr.  Helbig  (Atti  d.  R.  Accad.  dei  Lincei  1876 — 77,  ser.  3,  Mem,  CI. 
di  sc.  mor.  etc.  vol.  I,  Roma  1877,  „Osserv.  sopra  il  commercio  dell’  am- 
bra,u  p.  425)  kommt  zu  folgendem  Resultate:  „Risulta  dunque,  che  i Greci 
facevano  uso  dell’  ambra  soltanto  nel  periodo  primitivo,  quando  subi- 
vano  ancora  l’influenca  della  civiltä  asiatica,  e poi  di  nuovo  all’ 
epoca  imperiale,  quando  la  loro  arte  cominciava  a decadere.  All’  incontro 
durante  il  periodo  propriamente  classico,  che  comincia  coli’  emancipazione 
dell’  Influenza  orientale  e finisce  coli  principio  della  decadenza,  essi  s’aste- 
nevano  dall’impiegarla  nell’arte  e nell’industria.“  Ygl.  auch  p.  429,  Zeile 
17—24  und  p.  433,  Zeile  5 — 1 von  unten,  sowie  p.  424,  wo  es  heisst: 
„I  Greci  all’epoca  omerica  assegnarono  all’ambra  un  grande  pregio.“  Dr. 
Olshausen  (Z.  f.  E.  1891,  Yerh.  297)  bemerkt  dazu,  dass  bezüglich  des 
Bernsteins  schwerlich  an  einen  Einfluss  direct  von  Asien  aus  zu  denken 
sei,  da  der  Bernstein  in  Asien  wenig  benutzt  worden  zu  sein  scheine  und 
sagt  ferner  (L  c.  295),  dass  er  „in  alter  Zeit  im  ganzen  Orient  keinen- 
falls  eine  wesentliche  Rolle  gespielt“  habe.  „Wenn  sich  daher  zu 
Mykenae  neben  massenhaftem  Gebrauch  des  Bernstein  ein  starker  orienta- 
lischer Einfluss  zeigt,  so  ist  eben  nur  festgestellt,  dass  sich  beide  gleich- 
zeitig finden,  ohne  dass  ersterer  durch  letzteren  bedingt  ist“  (1.  c.  297 
Anm.).  Ob  sich  dieser  Ausspruch  rechtfertigen  lässt  — mir  scheint  es 
nicht  — , wird  man  erst  dann  beurtheilen  können,  wenn  Asien  prae- 
historisch  und  archaeologisch  besser  bekannt  ist  als  jetzt.  Wenn  nun 
Dr.  Helm  (Sehr.  Naturf.  Ges.  Danzig,  N.  F.  Bd.  YI,  Heft  2,  S.  6 des  S. 


66 


A.)  Bernstein  aus  den  Königsgräbern  von  Mykenae  seiner  chemischen 
Eigenschaften  wegen  für  „baltischen“  erklärt,  unter  welchem  Kamen  er 
den  der  Nord-  und  Ostsee,  sowie  den  bis  Mitteldeutschland  gefundenen 
versteht  (s.  auch  1.  c.  VII,  Heft  4,  S.  8 des  S.  A.),  so  ist  das,  meiner  An- 
sicht nach,  zu  schnell  geschlossen.  Der  Mykenae-Bernstein  kann  auch 
anderen,  noch  unbekannten  Ursprunges  sein.  Nach  Mtillenhoff  aller- 
dings holten  die  Phönizier  den  Bernstein  von  den  Nordseeküsten  (D.  Alter- 
tumskunde, 2.  Aufl.  1890,  I,  p.  VI):  „ . . . ich  glaube  es  doch  erreicht 
zu  haben  dass  hinfort  im  ernst  unter  einigermassen  verständigen  leuten 
nicht  mehr  davon  die  rede  sein  kann  ob  die  Phoenizier  oder  Griechen 
den  bernstein  aus  der  Ostsee  geholt  haben.“  Und  (p.  214):  „der  bernstein 
wird  niemals  . . . weder  bei  Herodot  noch  sonst  irgendwo  unter  den 
handelsartikeln  die  die  alten  über  den  Pontus  bezogen  erwähnt,  und  keine 
sage  oder  andere  notiz  über  die  herkunft  des  rätselhaften  fossils  . . . weist 
in  diese  richtung.“  Ferner  (p.  216):  „mit  grosser  Sicherheit  darf  man 
daher  annehmen  dass  der  samländische,  aestische  bernstein  erst  um  die 
mitte  des  ersten  Jahrhunderts  nach  Ohr.  gegenständ  des  directen  handels- 
betriebes  über  land  wurde.“  Endlich  (p.  222):  „Phoenizier  brachten  den 
Griechen  den  bernstein  wie  das  zinn“,  und  zwar  das  Zinn  von  England, 
den  Bernstein  von  der  cimbrischen  Halbinsel.  Movers  (Phönizier,  1856, 
II  3,  62)  erwähnt  den  Bernstein  gar  nicht  als  Handelsartikel  der  Phöni- 
zier und  bezüglich  des  Zinns  ging  er  so  weit,  zu  behaupten,  dass  das 
britannische  auch  nach  Indien  gebracht,  also  selbst  hier  nicht  aus  dem 
nahen  Hinterindien  bezogen  wurde;  allein  schon  1873  hat  v.  Baer  (Reden 
III,  316)  ihn  widerlegt.  Die  Phönizier  holten  das  Zinn  aus  Ophir,  dessen 
Lage  in  Hinterindien  so  gut  wie  sicher  gestellt  ist  (1.  c.  112).  Mit  dem 
Zinn,  dem  Elfenbein,  dem  Santelholz,  den  Pfauenfedern  und  anderen  Kost- 
barkeiten können  sie  aber  sehr  wohl  auch  den  Bernstein  nach  dem  Westen 
gebracht  haben*),  zu  welcher  Annahme  man  um  so  mehr  veranlasst  wird, 
als,  wie  wir  sahen,  Sophokles,  nach  Plinius,  Hinterindien  speciell  als 
Heimath  des  Bernsteins  nennt,  abgesehen  davon,  dass  eine  Reihe  anderer 
Schriftsteller  des  Alterthums  Indien  als  Fundort  angeben.  Dieses  schliesst 
den  gleichzeitigen  Bezug  von  der  Nordsee  nicht  aus.  Die  angezogenen 
Stellen  bei  Plinius  scheinen  mir  bisher  zu  sehr  ausser  Acht  gelassen 
worden  zu  sein  und  man  wird  nicht  umhin  können,  sie  in  Zukunft  bei 
der  Discussion  dieser  Fragen  ihrer  Bedeutung  nach  zu  würdigen. 

Ich  habe  schon  in  dem  Eingangs  citirten  Aufsatz  in  den  „Abhand- 
lungen der  Gesellschaft  Isis“  auf  verschiedene  Reise-  und  andere  Werke 
hingewiesen,  welche  von  der  weiten  Verbreitung  und  vielfachen  Anwendung 
des  Bernsteins  in  Barma  und  auch  von  dem  Exporte  von  dort  sprechen**), 
speciell  auch  auf  Anderson’s  „Report  on  the  Expedition  to  Western 
Yunan“  (Calcutta  1871).  In  diesem  Werke  findet  man  (p.  108  Anm.)  die 
auffallende  Notiz,  dass  eine  Silberkette  mit  einer  Anzahl  kleiner  daran 
hängender  Instrumente  als  häufig  vorkommender  und  brauchbarer  Schmuck 

*)  Nach  Hirth  (China  and  the  Roman  Orient  1885,  41  und  244)  wäre  baltischer 
Bernstein  von  Syrien  über  Land  nach  China  gekommen,  aber  wenn  dieses  sich  auch 
so  verhielte,  so  handelt  es  sich  dabei  um  eine  spätere  Zeit. 

**)  Auch  nach  Noetling  (Rec.  Geol.  Survey  of  India  1893,  XXVI,  37)  werden 
grosse  Mengen  nach  China  exportirt  und  existirt  eine  umfangreiche  und  Jahrhunderte 
alte  Bernstein-Industrie  in  Barma  (S.  39). 


67 


der  Männer  bei  den  Shans  (Sandathal)  im  Stile  fast  identisch  sei  mit  dem 
Körper  des  Schmuckes,  den  v.  Sacken  im  „Grabfeld  von  Hallstatt“  (1868), 
Tafel  XIII,  Figur  1 abgebildet  habe.  Ebenso  (p.  107  Anm.)  bezieht  sich 
Anderson  bei  Riechfläschchen  der  Frauen  von  dort  aufSacken’s  Figur 
16,  Tafel  XIV  und  nennt  die  Aehnlichkeit  der  Ornamente  höchst  auffallend. 
Sacken’s  Figur  stellt  eine  Fibel  dar.  Endlich  sagt  er  von  Ohrringen  der 
Shanmädchen  (p.  105  Anm.):  „This  earring  has  a most  remarkable  resem- 
blance  in  every  particular  to  that  figured  by  Sacken  pl.  XIII,  fig.  4;  indeed, 
so  much  so  that  it  Stands  for  the  European  Ornament  of  that  early  period.“ 
Alle  diese  Schmuckstücke  der  Shans  sind  von  Silber,  die  Hallstattgegen- 
stände aus  Bronze.  Das  Object,  das  Figur  4,  Tafel  XIII  abgebildet  ist, 
nennt  v.  Sacken  (p.  154)  „Beschlägstück  (eines  Stabes?)  von  Kettchen 
umgeben  u — Ich  erhielt  auf  meine  Bitte  vom  Indian  Museum  in  Calcutta 
Photographien  dieser  Shan-Objecte  und  konnte  daher  die  von  Anderson 
behauptete  Aehnlichkeit  einer  Controlle  unterziehen.  Die  zuletzt  genannten 
Ohrringe  haben  eine  nur  ganz  äusserliche  und  allgemeine  Aehnlichkeit  mit 
dem  „Beschlägstück“,  welche  das  Wesen  der  Sache  nicht  angeht.  Das  Riech- 
fläschchen hat  insofern  eine  äussere  Aehnlichkeit  mit  der  Fibel,  als  bei 
beiden  an  einem  halbmondförmigen  Körper  Kettchen  mit  Zierplättchen 
hängen,  bei  dem  Shan-Schmuckstücke  rhombische,  bei  dem  Hallstätter  mehr 
pyramidal  geformte.  Solche  äussere  Aehnlichkeiten  zwischen  toto  coelo 
verschiedenartigen  Gegenständen  aus  zwei  Weitenden,  so  zu  sagen,  lassen 
sich  zahlreich  auffinden,  ohne  dass  sie  das  Mindeste  besagen.  Was  endlich 
die  Silberkette  mit  daranhängenden  Instrumenten  im  Vergleiche  mit  dem 
,, Anhängsel“  von  Hallstatt  anlangt,  so  ist  die  allgemeine  Aehnlichkeit  die, 
dass  in  beiden  eine  Radform  mit  Kettchen  daran  vorkommt,  sonst  aber 
ist  in  den  Einzelheiten  der  Ornamente  nicht  die  allermindeste  Aehnlichkeit, 
vielmehr  totale  Verschiedenheit  vorhanden.  Dieser  Hinweis  auf  Hallstatt 
ist  daher  ganz  verfehlt  und  irreleitend,  anderenfalls  würde  er  das  grösste 
Interesse  in  Anspruch  nehmen  können.  Es  kommen,  wie  bekannt,  Bern- 
steinperlen in  den  Gräbern  Hallstatts  massenhaft  vor,  ferner  unter  anderem 
Elfenbeinschwertknäufe  mit  Bernstein  verziert  (Sacken,  Tafel  V,  2,  Seite  27), 
allein  es  hat  dieses  Nichts  mit  hinterindischen  Schmuckstücken  zu  thun, 
wenn  auch  einstmals  vielleicht  auch  Bernstein  zusammen  mit  den  anderen 
bekannten  Producten  aus  Ophir  in  die  Westländer,  bis  Griechenland  oder 
selbst  weiter,  gelangte.  Es  wäre  in  der  That  auffallend,  wenn  die  Phönizier 
das  Elfenbein,  die  Pfauenfedern,  das  Santelholz,  das  Zinn,  Edelsteine,  Gewürze 
und  Anderes  in  Hinterindien  verladen,  den  im  Lande  selbst  aber  hoch- 
geschätzten,  verbreiteten,  auffallenden  und  ausserdem  so  leicht  transportablen 
Bernstein  zurückgelassen  haben  sollten,  wozu  noch  in  Betracht  gezogen 
werden  muss,  dass  altgriechische  Schriftsteller  selbst  die  indische  und 
Sophokles  speciell  die  hinterindische  Herkunft  angeben. 

Nachschrift.  Während  der  Correctur  erhalte  ich  von  Herrn  Dr.  Helm 
einen  Abdruck  seiner  Abhandlung  aus  den  Schriften  der  Naturforschenden 
Gesellschaft  zu  Danzig,  N.  F.  VIII.  Bd.,  3.  Hft.  „Ueber  Birmitu,  wie  der 
barmanische  Bernstein  nunmehr  statt  Burmit  (s.  oben  S.  63)  von  ihm  ge- 
nannt wird.  (Ueber  die  Schreibweise  von  „Barma“  habe  ich  früher  ein- 
mal eine  Notiz  gegeben:  Publ.  d.  K.  Ethn.  Mus.  Dresden  1883,  III,  46, 
Anm.  4;  es  kommt  Birma,  Bürma,  Byrma,  Burma,  Berma  und  Barma  vor. 


68 


Deutsche  Sprachforscher  schreiben  meist  Barma,  weshalb  ich  es  auch  thue.) 
Der  von  Dr.  Helm  untersuchte  Bernstein  entwickelte  keine  Bernsteinsäure, 
während  der,  welcher  Dr.  Oster  vorlag,  2 °/0  ergab.  Ich  hebe  noch  hervor, 
dass  die  Stücke  „häufig  mit  vermoderten  Holz-  und  Rinden  Stückchen  durch- 
setzt“ sind,  was  an  die  oben  Seite  65  angezogene  Aeusserung  des  Arche- 
laos erinnert,  der  von  dem  indischen  Bernstein  sagte,  dass  er  noch  mit 
Pinienrinde  behaftet  von  dort  herkomme.  Ob  die  Provenienz  der  Probe 
aus  dem  Indian  Museum  in  Calcutta,  die  Dr.  Oster  untersuchte,  eine  andere 
ist,  wie  die  der  Helm’schen  Stücke,  wird  durch  weitere  Forschungen  fest- 
zustellen sein. 


Dresden,  den  15.  Juli  1893. 


Abhandlungen 

der 

naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 


in  Dres de n 


/ 


71 


III.  Die  Diamantengruben  von  Kimberley. 

Vortrag,  gehalten  in  der  naturwissenschaftlichen  Gesellschaft  ,,Isisu  am  20.  April  1893 

von  Dr.  Alfred  W.  Stelzner 


Der  Ausspruch  des  alten  Aristoteles,  nach  welchem  Afrika  immer 
etwas  Neues  bringt,  hat  sich  in  den  letzten  Jahrzehnten  wieder  einmal 
und  zwar  im  wahrsten  Sinne  des  Wortes  in  der  „glänzendsten“  Weise 
bewährt:  denn  der  Süden  des  schwarzen  Welttheiles  hat  inmitten  von 
Wüsten  und  Einöden  1867  den  Kimberley -District  und  1887  den  Wit- 
watersrand  entdecken  lassen  und  während  der  erstere  seitdem  3 cbm  funkelnder 
Diamanten  geliefert  hat,  sind  von  dem  letzteren  bereits  5 cbm  Gold  in 
den  Yerkehr  gebracht  worden  und  die  Förderung  dieser  8 cbm  Gold  und 
Edelgestein,  welche  selbst  die  Schätze  des  märchenhaften  Landes  Ophir 
in  Schatten  stellen  dürften,  hat  sich  nicht  nur  über  die  ganze  Erde  hin- 
weg bemerkbar  gemacht,  sondern  sie  hat  vor  allen  Dingen  auch  in  Afrika 
selbst  den  unmittelbaren  Anstoss  zu  einer  nie  geahnten  Entwickelung 
der  Cultur  und  des  wirtschaftlichen  Lebens  gegeben,  den  Anstoss  zu 
Neuerungen,  welche  für  die  ganze  weitere  Erschliessung  Afrikas  die  aller- 
höchste Bedeutung  haben  werden. 

Und  zu  gleicher  Zeit  haben  die  bergmännischen  Aufschlüsse,  welche 
die  Gewinnung  jener  8 cbm  erheischte,  auch  der  wissenschaftlichen  Welt 
die  grössten  Ueberraschungen  bereitet  und  ihr  nicht  nur  reiche  Belehrung 
gewährt,  sondern  auch  eine  Vielzahl  hochinteressanter  Probleme  zu  lösen 
gegeben. 

Dass  ein  Würfel  von  2 m Kantenlänge,  der  sich  nach  seinem  räum- 
lichen Verhältnis  zu  dem  ganzen  gewaltigen  Continent  einem  Sandkorne 
an  der  Meeresküste  vergleichen  lässt,  Wirkungen  der  soeben  angedeuteten 
Art  ausgeübt  haben  soll,  mag  zunächst  für  eine  arge  Uebertreibung  ge- 
halten und  nur  ungläubig  aufgenommen  werden;  indessen  gewinnt  die 
Sachlage  ein  anderes  Ansehen,  sobald  wir  uns  zu  ihrer  Beurteilung 
einmal  anderer  Masseinheiten  bedienen  und  alsdann  zu  dem  Ergebnisse 
gelangen,  dass  jener  Würfel,  den  Südafrika  in  den  letzten  25  Jahren 
lieferte,  einen  Marktwerth  von  mehr  als  U/4  Milliarde  Mark  gehabt  hat, 
und  wenn  wir  weiterhin  sehen  werden,  dass  jener  Würfel  von  2 m Kanten- 
länge sich  thatsächlich  gegliedert  hat  in 

50  Millionen  Karat  Diamanten 
und  in  3 Millionen  Unzen  oder  rund 
96  000  kg  metallischen  Goldes. 

Nun  erst  wird  der  Einfluss  verständlich  werden,  den  er  für  die  ein- 
geborene und  für  die  eingewanderte  Bevölkerung  gehabt,  den  er  auf 

1* 


Ges.  Isis  in  Dresden,  1893.  — Abh.  8. 


72 


Handel  und  Industrie,  auf  Städtegründungen  und  auf  das  Verkehrswesen 
ausgeübt  hat. 

Während  die  südafrikanischen  Hochländer  bis  gegen  1870  nur  hier 
und  da  von  Boern  besiedelt  waren  und  während  um  jene  Zeit  der 
Gesammtexport  der  Capcolonie  nur  einen  Jahresbetrag  von  2 Millionen  £ 
erreichte,  von  welchem  etwa  3/4  durch  Wolle  gedeckt  wurden,  bezifferte 
sich  der  Waarenumsatz  für  ganz  Südafrika  in  1892  auf  rund  26  x/4  Mill.  £, 
nämlich  auf  12 1/2  Mill.  Import  und  133/4  Milk  Export  und  dabei  bestand 
jetzt  die  grössere  Hälfte  des  letzteren  aus  Diamanten  und  Gold. 

Da  bei  diesem  Umschwünge  der  Verhältnisse  Bergleute  die  wichtigsten 
Actoren  gewesen  sind,  so  kann  es  auch  nicht  Wunder  nehmen,  dass  jener 
seine  Wellen  bis  nach  Freiberg  fortgepflanzt  hat,  dass  unter  den  Berg- 
ingenieuren zu  Kimberley  und  am  Witwatersrand  auch  gar  manche  alte 
Freiberger  eine  einflussreiche  und  hochgeachtete  Rolle  spielen  und  dass 
nun  diese,  in  freundlicher  Erinnerung  an  ihre  alma  mater,  zeitweise  Ge- 
steine und  Erze,  Geschäftsberichte,  Karten  und  Bilder  herüberschicken, 
so  dass  wir  Erzgebirger  über  den  Bergbau  in  Griqualand  West  und  in 
Transvaal  ziemlich  gut  unterrichtet  sind. 

Da  diese  letztgenannte  Thatsache  auch  Herrn  Geheimen  Hofrath 
Dr.  Geinitz  bekannt  ist,  so  hat  er  es  für  zweckmässig  erachtet,  mich 
aufzufordern:  Ihnen,  meine  Herren,  einmal  einen  Bericht  über  das  neue 
Ophir  zu  erstatten.  Ich  folge  gern  seiner  Einladung  und  will  nun  ver- 
suchen, ihr  im  Folgenden  so  gut  gerecht  zu  werden,  als  das  für  Jemanden 
möglich  ist,  der  Südafrika  nicht  selbst  besucht,  sondern  eben  nur  in  der 
angedeuteten  Weise  aus  der  Ferne  kennen  gelernt  hat. 

Ich  gestatte  mir  also,  Sie  zu  bitten,  mich  in  Gedanken  nach  Kimberley 
zu  begleiten.  Die  Reise  von  London  aus  dahin  erfordert  heute  nur  noch 
19  Tage.  Ausgezeichnete  Steamer  bringen  uns  nach  der  Capstadt  oder 
nach  Port  Elizabeth  und  von  da  aus  legen  wir  den  noch  übrig  bleibenden 
1040  bezw.  780  km  langen  Landweg  in  36  bezw.  27  Stunden  mit  der 
Eisenbahn  schnell  zurück. 

Kimberley  liegt  in  Griqualand  West,  jetzt  zur  Cap-Colonie  gehörig. 
Es  ist  eine  Stadt  von  29  000  Einwohnern;  nur  3 km  abseits,  und  durch 
elektrische  Tramway  mit  dem  Hauptorte  verbunden,  ist  neuerdings  Beacons- 
fieid  mit  weiteren  10  000  Einwohnern  entstanden. 

Wollen  wir  uns  geographischer  ausdrücken,  so  können  wir  sagen: 
Kimberley  liegt  unter  28°  43/  s.  B.  und  24°  16'  östl.  Länge  von  Greenwich, 
zwischen  dem  Vaal-  und  Oranje  River,  in  einer  Meereshöhe  von  4042 
Fuss  oder  1232  m. 

Eine  22  km  lange  Leitung  muss  die  beiden  Städte  mit  Wasser  aus 
dem  Vaal  versorgen,  denn  um  jene  breitet  sich  nach  allen  Seiten  eine 
sterile  Hochebene  aus. 

Terrain einschnitte  und  bergbauliche  Aufschlüsse  belehren  uns  darüber, 
dass  diese  Hochebene  im  Wesentlichen  aus  einer  sehr  mächtigen  und 
nahezu  horizontal  gelagerten  Wechselfolge  von  Sandsteinen,  Conglomeraten 
und  Schieferthonen  besteht.  Leider  führen  diese  Sedimente  entweder 
keine  oder  nur  sehr  wenige  Versteinerungen ; ihr  Alter  hat  sich  daher 
noch  keineswegs  an  allen  Orten  mit  Sicherheit  feststellen  lassen,  indessen 
scheint  es  nach  den  vorliegenden  Nachrichten,  dass  die  Schichten  theils 
obercarbonisches,  theils  triasisches,  z.  Th.  vielleicht  auch  jurassisches  Alter 


73 


haben.  Vorläufig  hat  man  sie  unter  den  Namen  Karoo-Formation  (Karoo- 
Wüste)  zusammengefasst.  Eine  oder  mehrere  Abtheilungen  dieser  Karoo- 
Formation  umschliessen  Kohlenflötze,  von  denen  einige  durch  Glossopteris 
charakterisirt  sind;  die  Ausbeutung  der  Kohlen  hat  bereits  begonnen  und 
es  dürfte  ihr  für  die  zukünftige  Entwickelung  des  Landes  eine  nicht  un- 
bedeutende Rolle  beschieden  sein. 

Weiterhin  ist  zu  erwähnen,  dass  sich  an  dem  Aufbaue  der  Karoo- 
Formation  auch  deckenförmige  Ergüsse  von  Diabasen,  Quarzdiabasen  und 
Olivin diabasen  (Melaphyren)  betheiligt  haben,  die  nun  als  plattenförmige, 
bis  100  und  mehr  Meter  mächtige  Einlagerungen  zwischen  den  sedimen- 
tären Schichten  bemerkbar  werden  und  dass  anderweite  Diabase  die  Karoo- 
Formation  an  zahlreichen  Orten  gang-  und  stockförmig  durchsetzen. 

Wenn  ich  dem  Gesagten  noch  hinzufüge,  dass  weite  Flächen  der 
Hochebene  von  ein  bis  zwei  Meter  mächtigen  Krusten  diluvialer  Kalktuffe 
bedeckt  werden,  dass  diese  Kalktuffe  von  Cohen  für  die  Absätze  flacher, 
diluvialer  Seen  gehalten  werden  und  dass  sich  über  ihnen  stellenweise 
auch  noch  schwache  Decken  alluvialer  Sande  ausbreiten,  so  dürften  hiermit 
die  geologischen  Verhältnisse  von  Griqualand  West  und  wohl  auch  die- 
jenigen von  den  benachbarten  Theilen  des  Oranje- Freistaates  für  unsere 
Zwecke  hinlänglich  charakterisirt  sein. 

Es  war  nun  im  Jahre  1867,  als  einem  dem  Waidwerk  nachgehenden 
Engländer  unter  den  Kieselsteinen,  mit  denen  die  Kinder  einer  Boernfarm 
am  Oranje  River , unweit  dem  heutigen  Hopetown , spielten , ein  Stein 
wegen  seines  ganz  besonderen  Glanzes  auffiel.  Er  nahm  ihn  mit  und 
zeigte  ihn  Goldschmieden;  diese  hielten  den  Stein  zunächst  für  Topas, 
aber  bald  kam  die  Wahrheit  an  den  Tag:  es  war  ein  21J/4  Karat  schwerer 
Diamant. 

Zwei  Jahre  später,  1869,  fand  ein  Hottentotte  einen  zweiten,  noch 
grösseren  Stein,  der  sich  als  ein  Diamant  von  83  Karat  entpuppte  und 
nachdem  er  aus  einer  Hand  in  die  andere  gegangen  und  dabei  sein  Preis 
von  400  auf  1200  £ gestiegen  war,  schliesslich  als  „Star  of  South  Afrika“ 
in  den  Besitz  des  Lord  Dudley  gelangte. 

Daraufhin  begann  der  neue  südafrikanische  Diamanten-„Rush“  und 
bald  zeigte  es  sich,  dass  die  Geröll  ablager  ungen  des  Vaales,  kurz  oberhalb 
seiner  Einmündung  in  den  Oranje  River,  am  erträgnissreichsten  waren. 
Hier  sind  denn  auch  die  Wäschereien  ununterbrochen  bis  auf  den  heu- 
tigen Tag  fortgesetzt  worden , namentlich  in  der  Nähe  des  Städtchens 
Barkly,  110  km  NNW.  von  Kimberley  gelegen.  Sie  sollen  heute  gegen 
1000  Weisse  und  eine  entsprechende  Anzahl  von  eingeborenen  Arbeitern 
beschäftigen  und  Steine  reinsten  Wassers  liefern;  immerhin  hat  sich  die 
Arbeit  in  diesen  „River  diggings“  nicht  über  einen  mühseligen  Kleinbe- 
trieb zu  erheben  vermocht  und  in  der  Regel  hat  sie  nur  einen  jährlichen 
Ertrag  von  etwa  30  000  Karat,  d.  i.  von  wenig  mehr  als  6 kg  geliefert. 

Die  wirthschaftliche  Bedeutung  der  Wäschereien  ist  also  eine  be- 
schränkte und  das  wissenschaftliche  Interesse,  welches  die  letzteren  bean- 
spruchen, dasselbe,  welches  auch  alle  anderen  nichtafrikanischen  Vorkomm- 
nisse von  Diamanten  auf  secundärer  Lagerstätte  wachrufen. 

Ganz  anders  verhält  es  sich  mit  der  zweiten  Art  des  Diamantenvor- 
koramens  in  Griqualand  West  und  in  den  benachbarten  Theilen  des 


74 


Oranje  - Freistaats , mit  den  „dry  diggings“,  deren  Entdeckung  jener  der 
„River  diggings“  im  Jahre  1870  folgte. 

In  diesem  Jahre  nämlich  fand  man  auch  Diamanten  auf  der  sterilen 
Hochebene,  welche  sich  zwischen  dem  Vaal  und  dem  Oranje  River  aus- 
breitet und  zwar  an  den  Hängen  kleiner  flacher  Hügel  (Kopjes),  die  sich 
in  der  Gegend  des  heutigen  Kimberley  wenige  Meter  über  die  umgebende, 
aus  der  Karoo-Formation  bestehende  Landfläche  erhoben.  Diese  heute 
längst  verschwundenen  Hügel  bestanden , im  Gegensätze  zu  den  in  der 
Gegend  herrschenden  Sedimenten,  aus  einem  eisenschüssigen,  hochgradig 
zersetzten  Gesteine,  das  man  „yellow  ground“  nannte.  Man  durch  wühlte 
dasselbe  und  fand  immer  neue  Diamanten,  auch  dann  noch,  als  der  yellow 
ground  bei  6 bis  12  m Tiefe  in  eine  dunkelbraune  festere  Masse,  den 
„rusty  ground“,  und  nach  weiteren  2 bis  5 m in  ein  ganz  eigenartiges, 
schwärzlich  grünes  oder  schwärzlich  blaues  Gestein,  den  „blue  ground“ 
übergegangen  war.  Zunächst  freilich  glaubte  man,  mit  dem  blue  ground 
auch  das  Ende  des  diamantenführenden  Bodens  erreicht  zu  haben  und 
man  suchte  deshalb  seine  Besitztitel  an  den  seither  betriebenen  Gruben 
an  neuan gekommene  „Grüne“  zu  verkaufen;  aber  gar  bald  stellte  sich 
heraus , dass  diesmal  die  „Grünen“  den  besseren  Theil  erwählt  hatten: 
denn  die  Diamantenführung  hielt,  wider  alles  Erwarten,  auch  im  blue 
ground  an. 

Eine  fieberhafte  Aufregung  bemächtigte  sich  daher  der  im  Entstehen 
begriffenen  Bergwerks-Stadt  und  schaarenweise  strömten  Digger  von  allen 
Seiten  herbei , denn  es  unterlag  keinem  Zwreifel  mehr : man  hatte  eine 
durchaus  neue  und  eigenartige  Diamantenlagerstätte  vor  sich  — das  erst- 
malige und  noch  dazu  massenhafte  Vorkommen  des  herrlichen  Edelsteins 
auf  primärer  Lagerstätte,  ein  Vorkommen  vom  höchsten  materiellen  Werthe, 
vom  höchsten  wissenschaftlichen  Interesse. 

Die  mir  verfügbare  Zeit  gestattet  nicht,  die  historische  Entwickelung 
des  nun  beginnenden  Bergbaues,  die  Ueberrasch ungen , welche  er  be- 
reitet, die  Wechselfälle,  denen  er  ausgesetzt  war,  im  Einzelnen  zu  schil- 
dern ; ich  kann  hier  nur  die  wichtigsten  Phasen  skizziren  und  die  Ergeb- 
nisse zusammenfassen,  welche  in  den  seither  verflossenen  22  Jahren  und 
nachdem  man  stellenweise  schon  bis  zu  einer  Tiefe  von  384  m nieder- 
wärts gedrungen  ist,  in  geologischer  und  wissenschaftlicher  Hinsicht  ge- 
wonnen worden  sind. 

Es  wird  dabei,  wie  ich  hoffe,  zum  leichteren  Verständnisse  der  Sach- 
lage beitragen,  wenn  ich  mich  zunächst  einer  kurzen  Schilderung  der 
inzwischen  festgestellten  geologischen  Verhältnisse  zuwende. 

Die  Zahl  der  Kopjes,  welche  sich  in  Griqualand  West  und  im  Oranje- 
Freistaat  erheben,  ist  oder  war  eine  ziemlich  grosse;  aber  bis  jetzt  haben 
nur  6 Stellen  eine  grössere  Bedeutuug  erlangt.  Dieselben  liegen  sämmt- 
lich  innerhalb  eines  Quadrates , das  vom  28.  und  30. 0 s.  Br.  und  vom 
24.  und  26.°  östl.  Länge  begrenzt  wird.  Vier  Gruben,  die  im  NW.  der 
von  NO.  nach  SW.  verlaufenden  Diagonale  jenes  Quadrates  zu  suchen 
sind,  nämlich  Kimberley,  de  Beers,  Bultfontein  und  Du  Toit’s  Pan,  ge- 
hören zu  Griqua  Land,  die  anderen  beiden,  südöstlicher  gelegenen,  Kofly- 
fontein  und  Jagersfontein , zum  Oranje-Freistaat.  Hierzu  ist  dann  seit 
1891  als  siebente  und  sehr  aussichtsvolle  Grube  die  Premier-  oder 
Wesselton  Mine  gekommen,  auf  der  Grenze  beider  Staaten  gelegen  und 


75 


im  Gegensatz  zu  allen  anderen  dadurch  merkwürdig , dass  sie  an  der 
Tagesoberfläche  nicht  durch  eine  hügelartige  Emporragung,  sondern  durch 
eine  mit  Kalktuff  überkrustete  Bodensenkung  charakterisirt  war. 

Durch  den  Betrieb  der  zuerst  genannten  sechs  Gruben  hat  sich  nun 
bis  jetzt  das  Folgende  herausgestellt. 

Das  diamantenführende  Gestein,  der  blue  ground , bildet  in  formeller 
Hinsicht  säulenförmige  Körper  von  kreisförmigen  oder  elliptischen  Quer- 
schnitten. Seine  Säulen,  welche  Durchmesser  von  25  bis  450  m haben, 
ziehen  sich  vom  Tage  aus  senkrecht  in  die  Tiefe  nieder,  durchsetzen  also 
die  nahezu  horizontal  gelagerten  Sedimente  der  Karooformation  und  die 
diesen  letzteren  eingelagerten  Diabasplatten  unter  rechtem  Winkel.  Die 
beiden  bis  jetzt  am  besten  bekannt  gewordenen  Säulen  sind  die  von 
Kimberley  und  de  Beers.  Die  Durchmesser  der  ersteren  beziffern  sich 
am  Tage  auf  167  und  274  m , dagegen  bei  300  m Tiefe  nur  noch  auf 
103  und  234  m.  Die  elliptischen  Querschnitte  dieser  Säule  berechnen 
sich  hiernach  auf  36  000  und  19  000  qm.  Die  ebenfalls  elliptischen 
Querschnitte  des  De  Beer’s  Stockes  messen  am  Tage  54  000  und  in  einer 
Tiefe  von  274  m nur  noch  47  000  qm.  Die  säulenförmigen  Massen  ziehen 
sich  also  in  der  Tiefe  conisch  zusammen. 

Die  hier  und  in  der  Folge  zu  gebenden  Zahlen  werden  vielleicht 
besser  verständlich,  wrenn  ich  sie  mit  anderen  Ihnen  gut  bekannten 
Grössen  vergleiche.  Die  eine  Grösseneinheit  möge  der  Dresdner  Altmarkt 
liefern,  der  etwa  13  860  qm  einnimmt;  der  Kimberley-Stock  ist  dann  am  Tage 
2,6  und  in  der  Tiefe  1,4  mal  so  gross  als  der  Altmarkt;  derjenige  von 
de  Beers  zieht  sich  von  der  vierfachen  Fläche  des  Marktes  auf  die  3,4fache 
zusammen.  Die  anderen  Stöcke  sind  in  grösserer  Tiefe  noch  nicht  aufge- 
schlossen. 

Wenden  wir  uns  jetzt  der  Masse  zu,  welche  die  diamantenführenden 
Säulen  bildet,  so  lernen  wir  in  dem  blue  ground  ein  sehr  merkwürdiges 
Gestein  kennen.  Dasselbe  muss  als  eine  Breccie  bezeichnet  werden.  Die 
meisten  kleineren  und  grösseren,  scharfkantigen  oder  gerundeten  Frag- 
mente dieser  Breccie  bestehen  aus  einer  grün-  oder  blauschwarzen,  serpentin- 
artigen Masse;  aber  daneben  finden  sich  auch  verschieden  grosse  Frag- 
mente derjenigen  Gesteine  der  Karoo-Formation,  welche  unmittelbar  an  die 
Säulen  des  blue  ground  angrenzen,  also  Fragmente  von  Sandstein,  Schiefer- 
tbon  und  Diabas;  endlich  sollen  auch  noch  hier  und  da  Bruchstücke  von 
Granit,  von  Eklogit  und  von  Hornblendefels  angetroffen  worden  sein,  die 
in  ihrer  mineralogischen  Zusammensetzung  ebensowohl  der  Hauptmasse 
des  blue  ground  , wie  den  Gesteinen  der  Karoo-Formation  fremd  gegen- 
überstehen würden  und  als  „exotische  Fragmente“  bezeichnet  worden 
sind.  Ich  behalte  mir  vor,  auf  diese  letzteren  später  zurückzukommen. 

Einstweilen  sei  noch  bemerkt,  dass  die  Kimberleyer  Bergleute  alle  im 
blue  ground  eingebetteten  Fragmente,  unbekümmert  um  ihre  petrographische 
Beschaffenheit  und  um  ihre  bald  scharfkantige,  bald  gerundete  Form, 
„boulders“,  d.  h.  Gerolle  zu  nennen  pflegen. 

Die  Dimensionen  dieser  boulders  schwanken  zwischen  den  weitesten 
Grenzen;  von  wenigen  Cubikmillimetern  und  Cubikcentimetern  an  können 
sie  bis  zu  gigantischen  Blöcken  anwachsen.  So  liegt  z.  B.  inmitten  des 
blue  ground  von  de  Beers  Mine  eine  Scholle  von  Olivindiabas,  das  söge- 


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nannte  Island , die  einen  Querschnitt  von  etwa  280  qm  besitzt  und  die 
nach  der  Tiefe  zu  auf  216  m verfolgbar  war. 

Das  Cement,  welches  alle  diese  Fragmente  verkittet  und  in  der  Regel 
vorherrscht,  also  die  Hauptmasse  des  blue  ground  bildet,  macht  auf  das  blosse 
Auge  den  Eindruck  eines  erhärteten,  grünschwarzen  Schlammes  und  lässt 
erst  dann,  wenn  man  es  mit  Hülfe  schwerer  Lösungen  in  seine  verschie- 
denen Elemente  zergliedert  hat  oder  wenn  man  Dünnschliffe  von  ihm  u.  d.  M. 
untersucht,  erkennen,  dass  es  in  der  Hauptsache  aus  feinsten  Partikelchen 
jener  Serpentin  artigen  Masse  besteht,  welche  wir  schon  in  Gestalt  gröberer 
Fragmente  kennen  gelernt  haben. 

Dieser  Serpentin  besteht  aber  seiner  Hauptmasse  nach  aus  mehr  oder 
weniger  verändertem  Olivin.  Ausserdem  betheiligen  sich  an  seiner  Zu- 
sammensetzung und  au  derjenigen  des  vorhin  besprochenen  Cementes 
chromhaltiger  Diallag,  der  smaragditartig  umgewandelt  sein  kann,  Bronzit, 
chromhaltiger  Pyrop,  fleischfarbener  Zirkon  (in  Kimberley  dutch  bord  ge- 
nannt), Cyanit,  Biotit,  der  oft  mehr  oder  weniger  gebleicht  ist,  Chrom-, 
Titan-  und  Magneteisenerz,  sowie  kleinste  Körnchen  und  Kryställchen  von 
Perowskit. 

Zu  den  eben  genannten  Mineralien  gesellt  sich  in  dem  blue  ground 
von  Jagersfontein  auch  noch  blauer  Korund,  der  eine  Zeit  lang  für  Cor- 
dierit  gehalten  wurde.  Endlich  werden  Turmalin  und  Rutil  erwähnt.  Ich 
selbst  habe  diese  beiden  Körper  nicht  beobachten  können,  dagegen  habeich  in 
den  Aufbereitungsprodukten  von  Kimberley  mehrfach  noch  Kryställchen  und 
kleine  Concretionen  von  Schwefelkies  , sowie  Bröckchen  von  Baryt  ange- 
troffen. Die  ersteren  sind  wohl  zugleich  mit  Fragmenten  von  Schiefer- 
thon der  Karoo-Formation  in  den  blue  ground  gekommen  , während  die 
letzteren  von  kleinen  Gangtrümmern  abstammen  mögen,  die  als  selbständige 
Gebilde  den  blue  ground  durchsetzen. 

Endlich  möchte  ich  noch  ausdrücklich  betonen,  dass  bis  jetzt  Krystalle 
oder  Fragmente  von  Quarz  in  dem  blue  ground  nicht  aufgefunden  worden 
sind. 

Nach  allem  Gesagten  wird  man  den  blue  ground  als  einen  breccien- 
artig  zerstückelten  und  mehr  weniger  serpentinisirten  Olivinfels  mit  Frag- 
menten von  Quarziten,  Schieferthonen  und  Diabasen  der  Karoo-Formation 
bezeichnen  dürfen ; im  Sinne  des  petrographischen  Systemes  von  Rosen- 
busch würde  er  wegen  seines  Gehaltes  an  Diallag  und  rhombischem 
Pyroxen  dem  Lherzolith  unterzuordnen  sein.  Carville  Lewis  hat  unser 
Gestein  Kimberlit  genannt  und  dieser  Name  möge  auch  hier  in  der  Folge 
angewendet  werden. 

Das  eben  gefundene  Resultat  regt  dazu  an,  nochmals  einen  Blick 
auf  die  schon  früher  erwähnten  ,, exotischen  Fragmente“  des  blue  ground 
zu  werfen.  Da  das  Kimberlit -Magma  ganz  unzweifelhaft  aus  der  Tiefe 
emporgedrungen  ist,  so  würde  es  an  und  für  sich  auch  nicht  zu  be- 
fremden vermögen,  wenn  jenes  Fragmente  von  solchen  Gesteinen  mit  herauf- 
gebracht hätte,  die,  wie  Granit  und  Eklogit,  zwar  in  dem  Gebiete  zwischen 
dem  Oranje-  und  Yaal  River  am  Tag  nirgends  zu  sehen  sind,  die  aber 
doch  recht  füglich  unter  der  Karoo-Formation  an  stehen  könnten.  Die 
Sachlage  würde  alsdann  jener  ähnlich  sein  , welche  man  seiner  Zeit  am 
Melilithbasalte  vom  Zeughaus  in  der  sächsischen  Schweiz  beobachten  konnte, 
denn  dieser  schliesst,  obwohl  er  gangförmig  in  dem  Quadersandstein  auf- 


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setzt,  dennoch  Fragmente  von  dem  den  Sandstein  unterlagernden  Lausitzer 
Granit  ein.  Immerhin  möchte  ich  erwähnen,  dass  ich  meinen  Freund  und 
Gönner,  Herrn  Gardner  Williams,  General  Manager  der  de  Beers  Consoli- 
dated Mines,  zwar  mehrfach  und  ganz  ausdrücklich  gebeten  habe , mir, 
wenn  irgend  möglich , auch  einmal  einen  Granit-Boulder  aus  dem  blue 
ground  herüberzuschicken,  dass  ich  aber  unter  den  bis  heute  erhaltenen 
Fragmenten  keines  gefunden  habe,  welches  irgend  welchen  Anspruch  auf 
die  Benennung  Granit  machen  könnte.  Ausser  denen  von  Diabas  und  Quarzit 
zeigt  keines  der  Fragmente , welche  mir  bis  jetzt  zu  Gesicht  gekommen 
sind,  Quarz  oder  Feldspath.  Richtig  ist  es  dagegen,  dass  eklogitartige 
boulder  im  blue  ground  Vorkommen ; dergleichen  liegen  mir  von  de  Beers 
und  von  Jagersfontein  vor,  indessen  scheint  sich  aus  anderen,  Uebergänge 
vermittelnden  „Gerollen“  zu  ergeben,  dass  die  eklogitartigen  Mineralaggregate 
thatsächlich  nur  extreme,  nämlich  olivinarme  oder  olivinfreie  Entwickelungs- 
zustände des  Kimberlites  und  dass  sie  sonach  nicht  als  exotische  Gerolle 
oder  Fragmente,  sondern  als  intratellurische  Ausscheidungen  des  genannten 
Eruptivgesteins  aufzufassen  sind.  Damit  ist  dann  auch  ihre  rundliche,  an 
Gerolle  erinnernde  Form  recht  gut  in  Einklang  zu  bringen. 

Weiteres  über  die  „exotischen  Gerolle“  muss  zukünftiger  Beobach- 
tung überlassen  bleiben. 

Um  meine  Bemerkungen  über  die  petrographische  Beschaffenheit  des 
blue  ground  zum  Abschlüsse  zu  bringen , bleiben  mir  nur  noch  einige 
Mittheilungen  über  den  Diamant  übrig.  Bezüglich  dieses  werthvollsten 
und  wissenschaftlich  interessantesten  Uebergemengtheiles  des  blue  ground 
ist  in  erster  Linie  hervorzuheben,  dass  sich  derselbe  bis  jetzt  lediglich  in 
den  Kimberlitfragmenten  und  in  dem  aus  Kiniberlitmasse  bestehenden 
Gement  des  blue  gi ound  gefunden  hat;  alle  anderen,  zeitweilig  aufge- 
tauchten Angaben  haben  sich  als  irrthümlich  erwiesen.  Insonderheit  ist 
der  Diamant  niemals  innerhalb  des  Wandgesteines  der  Kimberlitstöcke  und  in 
den  von  diesem  Wandgesteine  abstammenden  Fragmenten  angetroffen  worden. 
Weiterhin  ist  anzugeben,  dass  sich  der  Diamant  unter  den  genannten  Um- 
ständen bald  in  ringsum  ausgebildeten  Krystallen,  bald  nur  in  Krystall- 
fragmenten  findet  und  dass  man  in  Fällen  der  letzteren  Art  seither  aller- 
zeit  vergeblich  nach  den  zusammengehörigen  Theilen  eines  und  desselben 
zerstückelten  Krvstalles  gesucht  hat.  Hieraus  geht  die  wichtige  That- 
sache  hervor,  dass  die  Krystallfragmente  bereits  als  solche  an  Ort  und 
Stelle  gelangt  und  dass  sich  mithin  die  Krystalle  selbst  bereits  an  einem 
anderen  Orte  gebildet  haben  müssen.  Unter  Berücksichtigung  aller  ob- 
waltenden Umstände  kann  deshalb  ihr  Bildungsherd  nur  in  der  grösseren 
Tiefe  gesucht  werden. 

Sodann  ist  erwähnenswerth , dass  nicht  nur  der  blue  ground  der 
verschiedenen  Stöcke,  sondern  dass  selbst  derjenige  eines  und  desselben 
Stockes  seiner  allgemeinen  Beschaffenheit  nach  nicht  völlig  gleichartig 
beschaffen  sein  und  dass  sich  diese  Ungleichförmigkeit  auch  in  der  Menge, 
in  der  Form  und  Färbung  der  an  den  verschiedenen  Orten  vorkommenden 
Diamanten  zu  erkennen  geben  soll,  derart,  dass  erfahrene  Bergleute  unter 
Umständen  die  Herkunft  eines  bestimmten  Steines  aus  dem  oder  jenem 
Theile  einer  Grube  anzugeben  vermögen.  Diese  Verhältnisse  haben  zu 
der  Annahme  geführt,  dass  der  blue  ground  eines  und  desselben  Stockes 
zu  verschiedenen  Zeiten  in  den  betreffenden  schlauchförmigen  Hohlraum 


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eingedrungen  sein  soll.  Nach  Moulle’s  Meinung  ist  z.  B.  der  Stock  der 
Kimberley -Grube  durch  15  verschiedene,  zeitlich  einander  folgende  Erup- 
tionen gebildet  worden. 

Endlich  dürfte  noch  zu  bemerken  sein,  dass  der  blue  ground  des 
einen  Stockes,  nämlich  desjenigen  von  de  Beers,  auch  noch  von  einem 
1/2  bis  2 m mächtigen  Gange  durchsetzt  wird,  der  in  seinem  Verlaufe 
sehr  starke  Windungen  macht,  und  deshalb  den  Namen  Schlange  (the 
snake)  erhalten  hat.  Das  grünschwarze,  dem  blossen  Auge  dicht  er- 
scheinende Ganggestein  lässt  u.  d.  M.  erkennen,  dass  es  eine  mit  dem 
Kimberlit  im  wesentlichen  gleiche  Zusammensetzung  hat.  Diamanten  sind 
aber  bis  jetzt  in  ihm  nicht  angetroffen  worden.  Es  dürfte  ein  Nachschub 
aus  dem  Eruptionsherde  des  Kimberlites  sein. 

Was  endlich  die  Verbandsverhältnisse  und  die  sonstigen  Beziehungen 
zwischen  dem  blue  ground  und  den  Gesteinen  der  herrschenden  Karoo- 
formation  anlangt,  so  ist  in  dieser  Beziehung  zu  bemerken,  dass  die  säulen- 
förmigen Massen  des  ersteren  ganz  scharf  von  den  Sandsteinen,  Schiefern 
und  Diabasdecken  der  letzteren  abgegrenzt  sind ; der  Kimbörleyer  Berg- 
mann vermag  daher  mit  Leichtigkeit  den  diamantenführenden  blue  ground 
von  dem  sterilen  Wandgestein  seiner  Grube  zu  unterscheiden.  Das  letz- 
tere nennt  er  in  seiner  Gesammtheit  und  unbekümmert  um  seine  beson- 
dere petrographische  Beschaffenheit  das  Reef. 

Am  Contacte  zwischen  dem  blue  ground  und  dem  Reef  sind  die 
sedimentären  Schichten  des  letzteren  zuweilen  1 bis  3 m weit  etwas  nach 
aufwärts  gebogen;  hierauf  und  auf  die  schon  besprochene  Losreissung  und 
Umhüllung  von  Nebengesteinsschollen  beschränkt  sich  die  erkennbare  Ein- 
wirkung des  Kimberlites  auf  die  von  ihm  durchbrochenen  Gesteine. 
Schmelzungen , Frittungen  oder  sonstige  auffällige  Metamorphosen  des 
Reefes  sind  bis  jetzt  an  keiner  Stelle  wahrgenommen  worden. 

Ich  wende  mich  dem  Bergbaue  im  Kimberley-Districte  zu.  Derselbe 
fesselt  das  Interesse  im  höchsten  Grade,  nicht  nur  wegen  seiner  staunens- 
werthen  Erträgnisse  und  wegen  seiner  technischen  Besonderheiten,  sondern 
auch,  weil  er  bei  seiner  rapiden  Entwickelung  in  dem  kurzen  Zeiträume 
von  zwei  Jahrzehnten  Betriebsweisen  an  unseren  Augen  vorüberziehen 
lässt,  die  sich  in  unseren  heimathlichen  Grubenbezirken  erst  im  Laufe 
von  Jahrhunderten  zu  folgen  pflegten:  denn  aus  dem  zersplitterten  Klein- 
betriebe, der  1870  in  den  Ausstrichen  der  Kopjes  herumzuwühlen  begann, 
ist  inzwischen  die  Arbeit  des  Grosskapitales  herausgewachsen,  die  roheste 
Handarbeit  hat  sich  zur  Ausnutzung  der  besten  neuzeitlichen  Maschinen 
umgewandelt,  aus  den  luftigen  Zeltlagern  in  der  Wüste  sind  schmucke 
Städte  mit  allem  Comfort  der  Neuzeit  entstanden. 

Zu  gleicher  Zeit  sehen  wir  harte,  ehrliche  Arbeit  auf  der  einen  Seite, 
Diebstahl , Lug  und  Trug  auf  der  anderen ; hier  echten , kerngesunden 
Bergbau,  der  jede  sich  in  den  Weg  legende  Schwierigkeit  zu  überwinden 
weiss,  dort  wagehalsige  Speculation  und  jene  reinen  Börsengeschäfte,  die 
man  in  England  mit  dem  sehr  treffenden  Namen  „paper  mining“  bezeichnet, 
da  die  verkauften  und  gekauften  Actien  vielleicht  das  Einzige  sind,  was 
überhaupt  von  der  ganzen  Grube  existirt. 

Als  1870  das  Diamanten  Vorkommen  im  yellow  ground  der  Kopjes 
constatirt  worden  war  und  nun  Bergbaulustige  von  allen  Seiten  herbei- 
geströmt kamen , wurden  an  den  zu  Hoffnung  berechtigenden  Stellen 


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quadratische  Grubenfelder  (claims)  von  je  31  Fuss  oder  9,5  m Seitenlange 
abgesteckt.  Jedes  Grubenfeld  umfasste  also  90  qm.  Wollen  wir  jetzt  ein- 
mal dieses  Auditorium  zur  Maasseinheit  nehmen,  so  würde  dasselbe , da 
es  eine  Bodenfläche  von  76,6  qm  hat,  0,8  Grubenfeld  entsprechen.  In 
der  ersten  Zeit  konnte  man  sich  ein  solches  Grubenfeld  um  7 sh.  6 p. 
(7  M.  65  Pf.)  kaufen  ; wenig  später  musste  man  schon  einen  monatlichen 
Pacht  von  10  sh.  zahlen  und  als  dann  weiterhin  erkannt  worden  war, 
dass  auch  der  in  der  Tiefe  anstehende  blue  ground  diamantenführend  sei, 
gingen  die  Preise  derart  in  die  Höhe  , dass  in  1879  der  von  Seiten  der 
Regierung  erhobenen  Grubenfeldsteuer  Werthe  von  50  bis  6500  J7,  d.  i. 
von  1000  bis  130  000  M.  für  einen  claim  zu  Grunde  gelegt  werden 
konnten.  1880  sollen  sogar  einzelne  Claims  Verkaufspreise  von  10  000 
bis  15  000  d.  i.  von  2 bis  300  000  M.  erzielt  haben. 

Greifen  wir,  um  uns  über  die  Bedeutung  dieser  Zahlen  klarer  zu 
werden,  wieder  auf  den  Altmarkt  zurück,  so  ergiebt  sich,  dass  derselbe 
154  Grubenfelder  umfassen  und  bei  der  niedrigen  Taxe  von  2500  CM 
oder  50  000  M.  pro  claim,  einem  Werthe  von  7,7  Millionen  Mark  reprä- 
sentiren  würde. 

Und  nun  wollen  wir  das  sich  entwickelnde  bergmännische  Leben 
selbst  in’s  Auge  fassen. 

Auf  dem  zuerst  entdeckten  Stocke  von  Du  Toits  Pan  waren  1430 
Grubenfelder  verpachtet  worden ; für  Bultfontein  schwanken  die  mir  vor- 
liegenden Zahlen  zwischen  886  und  1003.  Dann  wurden  die  beiden 
reichsten  Stöcke,  de  Beers  und  Kimberley,  aufgefunden ; der  von  de  Beers 
Avurde  in  600  Felder  parcellirt,  der  von  Kimberley  im  Anfänge  sogar  mit 
1500  claims  bedeckt.  Von  diesen  haben  sich  freilich  im  Laufe  der  Zeit 
die  an  der  Peripherie  gelegenen  als  un bauwürdig  erwiesen;  aber  von  den 
centralen  entwickelten  sich  über  400  zu  den  reichsten,  die  man  kennt. 

Anfangs  durfte  Niemand  mehr  als  zwei  claims  auf  einmal  besitzen, 
wohl  aber  Bruchtheile  eines  claims,  und  da  sich  die  Nachfrage  immer 
mehr  und  mehr  steigerte,  so  wurden  selbst  achtel  und  sechzehntel  Claims 
gehandelt  und  in  selbständigen  Betrieb  genommen.  Von  solchen  Sechzehnteln 
ä 5,6  qm  würden  also  13,6  in  dieses  Auditorium  gegangen  sein.  Denken  wir 
uns  nun  in  jedem  Grubenfeld  und  Grubenfeldchen  wenigstens  je  einen  Mann, 
nur  mit  einer  Hacke,  einer  Schaufel  und  einem  Sacke  ausgerüstet,  bei 
der  Arbeit,  so  haben  wir  das  Bild  des  vollendetsten  Kleinbetriebes  und 
wir  werden  — für  diese  Zeit  — das  Leben  auf  einer  Kopje  vielleicht  am 
besten  mit  demjenigen  vergleichen  können,  welches  uns  ein  in  seiner 
Ruhe  gestörter  Ameisenhaufen  wahrnehmen  lässt. 

Dabei  mochte  im  Anfänge,  auf  Du  Toits  Pan  und  Bultfontein,  ein 
Jeder  sehen,  wie  er  nach  seiner  vielleicht  im  Centrum  des  ganzen  Stockes 
gelegenen  Grube  gelangen  und  wie  er  die  in  ihr  gegrabene  diamanten- 
führende Masse  in  Sicherheit  bringen  konnte.  Das  führte  natürlich  zu 
allerhand  Streit  und  um  diesem  vorzubeugen  und  den  Eingang  zu  den 
einzelnen  Claims  zu  regeln,  wurden  dann  auf  dem  erst  später  in  Angriff 
genommenen  Kimberley-Stock  zahlreiche  Strassen  ausgespart  und,  damit 
die  denselben  benachbarten  Gruben  bis  hart  an  den  Strassenkörper  ab- 
bauen konnten,  durch  eingerammte  Pfähle  verwahrt.  Dieses  System  be- 
währte sich  denn  auch  ein  Jahr  lang;  als  aber  der  Betrieb  immer  weiter 
niederwärts  rückte,  brachen  die  Strassenkörper  zusammen  und  zu  gleicher 


80 


Zeit  stellten  sieh  auch  andere  Erschwernisse  ein,  von  denen  ich  hier  nur 
zwei  erwähnen  will:  diejenigen,  welche  nunmehr  die  Abförderung  des  blue 
ground  veranlasste  und  die  anderen,  welche  dadurch  hervorgerufen  wurden, 
dass  jeder  einzelne  Grubenbesitzer,  ganz  unbekümmert  um  seine  Nach- 
barn und  unbekümmert  um  das  an  seine  Grube  angrenzende  Reef,  seinen 
blue  ground  aushieb. 

Anfangs  hatten  die  Grubenbesitzer  ihre  Diamantenerde  in  einem 
Sacke  auf  ihren  eigenen  Rücken  nach  den  Aufbereitungsplätzen  getragen 
oder  wohl  auch  durch  angeworben e Hottentotten  dahin  tragen  lassen ; 
aber  diese  einfache  Förderungsmethode  wurde  in  dem  Maasse,  in  welchem 
sich  an  Stelle  der  ehemaligen  Kopjes  grosse  steinbruchsartige  Tagebaue 
entwickelten,  Tagebaue,  die  bereits  50,  60  und  mehr  Meter  Tiefe  erreichten, 
immer  lästiger  und  schwieriger.  Man  fing  daher  an,  Haspel  aufzustellen, 
späterhin  — 1874  — Ochsen-  und  Pferdegöpel.  1875  erscheint  auch  die 
erste  Locomobile  auf  der  Bildfläche.  Da  aber  jeder  Grubenbesitzer  seine 
eigene  Förderung  hatte  und  da  er  sein  Maschinchen  nicht  in  unmittel- 
barer Nachbarschaft  seiner  Grube  aufstellen  konnte  — denn  da  bauten  ja 
seine  Nachbarn  den  blue  ground  ab  — , so  mussten  die  Hunderte  von 
Göpeln  auf  dem  Reefe  postirt  werden.  Wir  sehen  daher  um  diese  Zeit  ein 
wahres  Spinnewebennetz  von  Förderseilen,  welches  sich  von  dem  Rande  der 
Kimberley  stocke  aus  nach  den  tiefer  gelegenen  Abbaustellen  hinabzieht. 

Im  fiebrigen  mussten  jetzt  die  Fördergelässe  auch  noch  zur  Hebung 
desjenigen  Wassers  benutzt  werden,  welches  sich  in  den  tiefsten  Gruben  zu 
sammeln  anfing.  Durch  alles  das  wurde  der  Betrieb  arg  vertheuert,  aber 
er  blieb  doch  immer  noch  im  grossen  Ganzen  rentabel ; dagegen  zogen 
sich  nun  von  anderer  Seite  dunkle  Wolken  zusammen. 

Da  nämlich  der  ganze  Grund  und  Boden  eines  jeden  Stockes  diamant- 
führend  war,  da  Niemand  etwas  von  seinem  blue  ground  verloren  geben 
wollte  und  da  er  es  zu  gleicher  Zeit  auch  nicht  für  nothwendig  erachtete, 
auf  seine  Nachbarn  Rücksicht  zu  nehmen , so  hatten  die  Einzelbaue  im 
Laufe  der  Jahre  die  Gestalt  von  Löchern  mit  nahezu  verticalen  Wänden 
angenommen  und  diejenigen  Gruben,  welche  an  der  Peripherie  lagen, 
hatten  den  blue  ground  bis  hart  an  das  Reef  abgebaut,  sodass  nun  dieses 
letztere  mit  steilen  Wänden  immer  höher  und  höher  über  die  Abbausohlen 
herauszuwachsen  schien.  Kein  Wunder,  dass  nun  Rutschungen  zwischen 
den  einzelnen  Gruben  eintraten  und  eine  chaotische  Verwirrung  in  den 
Besitz  Verhältnissen  erzeugten , dass  das  der  Widerlager  beraubte  Reef 
seinen  Halt  verlor  und  dass,  als  der  Abbau  zu  Anfang  der  80er  Jahre 
bereits  Tiefen  von  100  und  mehr  Metern  erreicht  hatte,  so  grosse  Reef- 
massen zusanunenbrachen,  dass  ganze  Grubencomplexe  unter  ihrem  Schutt 
begraben  wurden.  Allein  die  Kimberley-Grube , die  als  Beispiel  heraus- 
gegriffen werden  möge,  hatte  bis  1882  4 Millionen  Cubikyard  oder  1 Mil- 
lion cbm  hereingebrochenes  Reef  mit  einem  Kostenaufwand  von  2 Mill.  # 
wieder  zu  beseitigen  gehabt,  als  am  4.  Novbr.  1883  abermals  60  000  cbm 
Reef  in  die  Tiefe  stürzten , sodass  die  ganze  weitere  Existenz  der  Grube 
ernstlichst  in  Frage  gestellt  war.  In  Folge  dieser  Ereignisse  nahm  jetzt 
auch  der  Umfang  der  Tagebaue  immer  grössere  Dimensionen  an.  Der 
blue  ground  des  Kimberley-Stockes,  um  bei  diesem  zu  bleiben,  hatte,  wie 
ich  schon  früher  sagte,  am  Tage  Durchmesser  von  167  und  124  m ge- 
habt, aber  durch  die  Nachfälle  des  Reefs  war  um  die  Mitte  der  80er 


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Jahre  ein  122  m tiefes  kraterartiges  Loch  von  300  m Breite  und  350  m 
Länge  entstanden ; während  also  die  Fläche  des  abbaufähigen  blue  grounds 
nur  2,6  Altmarkte  umfasste,  nahm  jetzt  die  nach  und  nach  entstandene 
Weitung  nahezu  6 Altmarkte  ein.  Auf  dem  Reefe  stehend  sah  man 
also  in  ein  gigantisches  Loch  hinab,  welches  2lj2  mal  so  gross  und  um 
die  Hälfte  tiefer  war,  als  die  Altenberger  Binge. 

Eine  Rettung  aus  den  soeben  skizzirten  misslichen  Verhältnissen  war 
nur  davon  zu  erhoffen,  dass  man  die  ganze  seitherige  Abbaumethode  ab- 
änderte und  von  der  steinbruchsartigen  Hereingewinnung  unter  offenem 
Himmel  zu  einem  geregelten  unterirdischen  Betrieb  überging.  Das  ist  denn 
auch  seit  dem  Jahre  1884  geschehen.  Der  erste  Schacht  wurde  mit  ver- 
wegener Kühnheit  mitten  in  den  zu  Bruch  gegangenen  Reefmassen  ange- 
setzt. Er  war  nur  ein  Versuchsbau  von  kurzer  Dauer;  die  späteren 
Hauptschächte  wurden  ausserhalb  der  Region,  in  welcher  sich  Zusammen- 
brüche ereignen  konnten,  also  inmitten  der  Karoo-Formation , abgeteuft. 
Von  ihnen  aus  ist  man  dann  in  verschiedenen  Horizonten  mit  Strecken 
in  den  blue  ground  hineingegangen  und  hat  nun  diesen  letzteren  mit 
eigenartigen  Weitungsbauen  hereingewonnen.  Diese  Abbauweise  hat  sich 
bewährt ; sie  erfolgt  heute  bei  de  Beers  in  einer  Tiefe  von  360,  bei  Kim- 
berley  in  einer  solchen  von  380  m. 

Es  ist  selbstverständlich,  dass  im  Angesichte  der  ungeahnten  Bahnen, 
welche  der  Kimberleyer  Bergbau  nach  und  nach  einschlagen  musste,  die 
alte  Bestimmung,  nach  welcher  Niemand  mehr  als  zwei  Claims  gleich- 
zeitig besitzen  durfte,  nicht  mehr  aufrecht  erhalten  werden  konnte.  Die 
täglich  zunehmenden  Betriebsschwierigkeiten  Hessen  sich  nur  noch  durch 
grössere  Bergbaugenossenschaften  überwinden.  Dergleichen  entwickeln  sich 
denn  auch,  so  dass  wir  1888  in  der  Hauptsache  nur  noch  grössere  Actien- 
gesellschaften  in  Thätigkeit  finden.  Aber  auch  damit  war  die  Sache  noch 
nicht  in  ihr  richtiges  Gleis  gekommen,  denn  nun  begann  auch  die  Ueber- 
production  und  dieser  musste,  bei  der  beschränkten  Kaufkraft  der  Welt 
für  Diamanten,  ein  Rückgang  der  Verkaufspreise  auf  dem  Fusse  nach- 
folgen.  Um  diesen  Uebelstän den  der  Concurrenz  zu  entgehen,  ist  der  ganze 
Kimberleyer  Bergbau  mit  1888  in  seine  letzte,  und  man  darf  wohl  sagen 
glänzendste  Periode  eingetreten.  Die  verschiedenen  Gesellschaften  ver- 
schmelzen immer  mehr  und  mehr  zu  den  de  Beers  Consolidated  Mines, 
die  über  ein  Actiencapital  von  3 950  000  CS  gleich  79  Millionen  Mark 
verfügen  und  heute,  cla  ihnen  nicht  nur  der  ganze  de  Beers-  und  der 
Kimberleystock , sondern  auch  die  grössten  Theile  der  Stöcke  von  Bult- 
fontein und  Du  Toits  pan  gehören  und  da  sie  sich  den  Besitz  der  erst 
neuerdings  aufgefundenen  grossen  Wesselton  gesichert  haben,  die  Beherr- 
scher des  südafrikanischen  Diamantenbergbaues  sind. 

Die  Zahl  der  beschäftigten  Arbeiter  finde  ich  nur  bei  Sawyer  für 
1888  angegeben;  sie  betrug  damals  1689  Weise  und  9755  Kaffern , zu- 
sammen 11444  Personen.  Ueberdies  verfügte  man  über  1037  Pferde, 
450  Maulthiere  und  224  Ochsen.  Mit  einem  derartigen  lebendigen  Appa- 
rate und  mit  einer  Anzahl  von  Dampfmaschinen  haben  die  de  Beers  Cons. 
Mines  in  den  15  Monaten  vom  1.  April  1891  bis  zum  30.  Juni  1892 
3 338  533  loads  blue  ground  gefördert,  also  in  12  Monaten  2 670  842  loads 
oder  680  263  cbm.  Das  entspricht  1615  Auditorien  oder  einem  Würfel 
von  etwa  88  m Kantenlänge.  Der  Gehalt  des  in  den  letzten  12  Monaten 


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geförderten  blue  ground  an  Diamanten  hat  sich  zu  0,92  Karat  pro  load 
ergeben.  Ein  Auditorium  blue  ground  würde  demnach  1520  Karat  oder 
311  g geliefert  haben,  entsprechend  88,86  ccm,  die,  als  eine  solide  Masse 
gedacht,  einen  Würfel  von  4,46  cm  Kanten  länge  gleichkommen  würden. 

Die  gesammte  vom  1.  Juli  1891  bis  letzten  Juni  1892  geförderte 
Masse  hat  dagegen  2 457  174  Karat  oder  503,7  kg  Diamanten  gewinnen 
lassen ; das  entspricht  143,9  cdm  oder  5,24  dm3. 

Es  bleiben,  um  den  technisch-statistischen  Theil  zu  vollenden,  zu- 
nächst noch  ein  paar  Worte  über  die  Art  und  Weise  übrig,  mit  welcher 
man  die  Diamanten  aus  dem  blue  ground  gewinnt.  In  der  ersten  Zeit 
war  der  am  Tage  anstehende,  mürbe  yellow  ground  von  den  Kleingewerben 
nur  noch  etwas  zerdrückt,  durch  Siebe  geworfen  und  mit  der  Hand  durch- 
sucht worden  — daher  der  Name  dry  diggings.  Dieses  einfache  Verfahren 
war  jedoch  nicht  mehr  brauchbar,  als  man  späterhin  den  frischeren  und 
festeren  blue  ground  erreicht  hatte.  Jetzt  musste  davon  Nutzen  gezogen 
werden,  dass  der  letztere  nicht  wetterbeständig  ist,  sondern  an  der  Luft 
grusig  zerfällt,  namentlich  dann,  wenn  Feuchtigkeit  und  Trockenheit, 
höhere  und  niedere  Temperatur  mit  einander  abwechseln.  Bei  dem 
neuerlichen  Grossbetriebe  wird  daher  die  geförderte  Masse  auf  gepflasterten 
Feldern,  floors,  ausgebreitet  und  hier  ihrem  Schicksale,  d.  h.  der  Mittags- 
sonne, dem  abendlichen  Thau  und  der  nächtlichen  Kühle  überlassen. 
Dadurch  zerwittert  sie  allmählich  und  ist  nach  3 bis  6 Monaten  der- 
artig zerfallen,  dass  sie  in  verschiedene  Korngrössen  gegliedert  und,  da 
man  jetzt  auch  über  die  vom  Vaale  herkommende  Wasserleitung  verfügt, 
einem  Wasehprocesse  auf  Rundheerden  übergeben  werden  kann.  Der  Ser- 
pentin, welcher  ja  die  Hauptmasse  des  blue  ground  bildet  und  nur  eine 
Eigenschwere  von  2,7  hat,  wird  hierbei  abgeschwemmt  und  es  bleibt  ein 
Gemenge  von  Diallag,  Olivin,  Pyrop,  Zirkon  und  den  verschiedenen  Eisen- 
erzen zurück , d.  i.  ein  Gemenge  von  Mineralien,  deren  specifischen  Ge- 
wichte zwischen  3,2  und  5,2  liegen.  In  diesem  Gemenge  ist  auch  der 
Diamant  (s.  G.  3,5)  enthalten.  Derselbe  wird  nun  auf  Tischen  mit  der 
Hand  ausgesucht  und  zum  Schlüsse  in  einer  Mischung  von  Schwefel-  und 
Salpetersäure  gekocht,  um  von  den  ihm  allenfalls  noch  anhaftenden  Silicat- 
partikelchen und  sonstigen  Fremdkörpern  befreit  zu  werden  und  ein 
schönes  marktfähiges  Ansehen  zu  erhalten. 

Die  Grösse  und  Güte  der  gewonnenen  Steine  schwankt  natürlich 
zwischen  weiten  Grenzen.  Die  kleinsten  wiegen  1/3 0 Karat  oder  7 mg ; 
von  diesen  gehen  also  1 42  857  auf  1 kg ; der  grösste  seither  gefundene 
Stein  war  ein  regelmässig  ausgebildetes  Oktaeder  von  47,6  mm  Axenlänge 
und  einem  Gewichte  von  428 ya  Karat  oder  88  g.  Im  geschnittenen  Zu- 
stande, in  dem  er  auf  der  Pariser  Ausstellung  von  18b9  zu  sehen  ge- 
wesen ist,  ehe  er  in  den  Besitz  irgend  eines  indischen  Nabobs  überging, 
wog  er  nur  noch  228 1/2  Karat  oder  46,8  g .*) 

Die  Kimberleyer  Steine  haben  vielfach  einen  ihren  Werth  etwas 
herabm  indem  den  Stich  ins  gelbliche,  der  mit  der  Grösse  jener  an  Inten- 

*)  Inzwischen  ist  im  Juni  1893  in  dem  Stocke  von  Jagersfontein  ein  Diamant 
von  969 ’/2  Karat  oder  198.7  g gefunden  worden.  Dieser  Stein,  welcher  eine  un- 
regelmässige Form  besitzt,  misst  (nach  Reunert)  etwa  6,3  cm  in  der  Länge,  3,8  bis 
5 cm  in  der  Breite  und  2,2  bis  3,2  cm  in  der  Dicke.;  er  dürfte  der  grösste  Diamant 
sein,  den  man  überhaupt  bis  jetzt  kennt. 


sität  zunimmt;  aber  es  kommen  auch  die  herrlichsten  wasserhellen  Steine 
und  daneben,  als  Seltenheiten,  wohl  auch  solche  von  rothen  und  blauen 
Farbentönen  vor. 

Ich  kann  endlich,  um  vollständig  zu  sein,  einen  Uebelstand  nicht  un- 
erwähnt lassen , der  freilich  den  Diamanten  unzertrennlich  anhaftet : die 
leichte  Unterschlagbarkeit,  welcher  die  kleinen  und  doch  so  hochwerthigen 
Kryställchen  und  Körnchen  fähig  sind.  Durch  Verschlucken , in  einem 
hohlen  Zahn , zwischen  den  Zehen  oder  sonst  wo  ist  so  ein  glitzerndes 
Steinchen  gar  schnell  verborgen  und  an  Hehlern  und  Käufern  des  ge- 
stohlenen Gutes  ist  hernach  kein  Mangel.  Die  I.  D.  B.s  (Illicid  Diamond 
Buyers)  sind  daher  eine  in  Diamantengegenden  niemals  fehlende  Staffage, 
mit  deren  verborgenem  Thun  und  Treiben  sehr  ernsthaft  gerechnet  werden 
muss.  In  Kimberley  hat  man  ihnen  seit  einigen  Jahren  namentlich  da- 
durch das  Handwerk  zu  legen  gesucht,  dass  man  die  eingeborenen  Ar- 
beiter in  „Compounds“  casernirt  So  lange  sie  auf  der  Grube  beschäftigt 
sind,  bewegt  sich  nun  ihr  ganzes  Dasein  lediglich  zwischen  ihren  Arbeits- 
stätten und  dem  hoch  ummauerten  Compound  , und  wenn  sie  dann  ein- 
mal ein  paar  Wochen  lang  ihr  heimathliches  Kraal  aufsuchen  wollen , so 
werden  sie  vor  ihrer  Entlassung  erst  einer  sehr  genauen  Untersuchung 
und  bei  vorliegendem  Verdachte  auch  mit  Hülfe  von  Wasser  und  einer 
guten  Dosis  Bittersalz  einer  gründlichen  äusseren  und  inneren  Wäsche 
unterzogen;  aber  trotz  aller  dieser  Vorsichtsm assregeln  und  anderer,  welche 
den  Verkauf  und  die  Ausfuhr  gestohlenen  Gutes  zu  erschweren  trachten 
und  mit  hohen  Strafen  belegen,  glaubt  man,  dass  jährlich  immer  noch 
mindestens  1/8  aller  gewonnenen  Diamanten,  also  Steine  im  Werthe  von 
etwa  10  Millionen  Mark  veruntreut  werden. 

Die  jährliche  Gesammtproduction  wird  jetzt  von  Seiten  der  de  Beers 
Cons.  Mines  dem  Consume  angepasst.  Die  Erfahrung  hat  nämlich  ge- 
lehrt, dass  die  Welt  an  Schmuck-  und  Brauchsteinen  jährlich  für  etwa 
4 Millionen  j£,  d.  i.  für  80  Millionen  Mark  zu  kaufen  pflegt , also , das 
Karat  rohen  Diamantes  zu  21  M.  angenommen,  3,8  Millionen  Karat  oder 
rund  780  kg.  Hiernach  wird  jetzt,  da  alle  den  Preis  drückende  Concur- 
renz  weggefallen  ist,  die  Höhe  der  Production  geregelt. 

Die  gesammte  Diamantenmasse , welche  Südafrika  seit  1867  auf  den 
Weltmarkt  gebracht  hat,  wird  auf  Grund  der  vorhandenen  Ausfuhrstatistik 
und  auf  Grund  sonstiger  Erfahrungen  auf  50  Millionen  Karat , d.  i.  auf 
10  250  kg  oder  lO1^  Tonne  ä 1000  kg  geschätzt. 

Da  ein  1 kg  schwerer  Diamant  285  ccm  messen  würde , so  ent- 
sprechen jene  50  Millionen  Karat  2,93  cbm  oder  einem  soliden  Diamanten- 
würfel von  1,43  m Kanlenlänge. 

Nimmt  man  weiterhin  für  die  Jahre  1882  bis  1887  den  Durch- 
schnittswerth eines  Karates  zu  22  sh.  5T/8  d.  oder  rund  zu  23  M.  an,  so 
würden  jene  50  Mill.  Karat  einen  Werth  von  1150  Mill.  Mark  repräsen- 
tiren.  Nach  der  Schätzung  Reunert’s  soll  sich  der  Verkaufs werth  jener 
50  Millionen  Karat  sogar  auf  70  Millionen  £ oder  1,4  Millarde  Mark  be- 
laufen haben. 

Obwohl  ich  nun  Ihre  Geduld  schon  in  sehr  reichem  Maasse  in  An- 
spruch genommen  habe,  möchte  ich,  um  meinen  Vortrag  zum  Abschluss 
zu  bringen , trotzdem  noch  um  die  Erlaubniss  bitten , einen  Ueber- 
blick  über  diejenigen  Anschauungen  geben  zu  dürfen , welche  man  von 


84 


geologischer  Seite  hinsichtlich  cler  Genesis  des  blue  ground  und  der  von 
ihm  umschlossenen  Diamanten  ausgesprochen  hat. 

Während  man,  wie  ich  schon  betont  habe,  bis  zum  Jahre  1870  den 
Diamant  nur  in  Seifengebirgen , also  nur  auf  secundären  Lagerstätten 
kannte,  ist  derselbe  auf  den  Kimberley-Gruben  zum  ersten  Male  in  seinem 
Muttergestein  angetroffen  worden.  Man  stand  also  zunächst  einer  durch- 
aus neuen  Thatsache  gegenüber  und  dadurch  erklärt  es  sich  wohl  auch, 
dass  die  geologische  Beurtheilung  derselben  anfänglich  weit  aus  einander 
ging. 

Die  Einen  (Chaper,  Cohen , Me  unier)  wollten  jetzt  in  dem  blue  ground 
das  Product  von  Schlammvulkanen  erblicken,  Andere  waren  der  Meinung, 
dass  man  es  mit  Einschwemmungen  von  Oben  her  zu  thun  habe,  und 
da  die  heutige  Geologie  nun  einmal  unter  den  Zeichen  des  Eises  steht,  hat 
es  auch  nicht  an  Solchen  gefehlt , welche  an  die  Ausfüllung  gigantischer 
Riesentöpfe  durch  glacialen  Schotter  gedacht  haben  (SawyerJ.  Die  breccien- 
artige  Struetur  des  blue  ground  und  die  im  letzteren  zeitweilig  vorkom- 
menden boulders  mögen  für  die  Entwickelung  derartiger  Anschauungen 
massgebend  gewesen  sein , indessen  lassen  sich  diese  letzteren  im  Ange- 
sichte der  Ergebnisse , zu  welchen  inzwischen  die  bergmännischen  Auf- 
schlüsse und  die  genauere  petrographische  Untersuchung  des  blue  ground 
geführt  haben,  wohl  kaum  mehr  aufrecht  erhalten.  Alle  neuerlich  bekannt 
gewordenen  Verhältnisse  gestatten  vielmehr,  meiner  Ansicht  nach,  nur 
noch  die  eine  Deutung,  dass  der  blue  ground  ein  eruptives  Olivingestein 
ist,  welches  bei  seinem  Empordringen  in  schlottenartigen  Hohlräumen  Frag- 
mente der  Wandgesteine  losgerissen  und  in  sich  eingebettet  hat.  Die 
Entstehungsweise  der  merkwürdigen  Schlotten-  oder  schachtartigen  Hohl- 
räume  ist  hierbei  eigentlich  das  am  schwersten  Verständliche,  indessen 
sind  derartige  Eruptionscanäle  an  und  für  sich  nichts  Neues.  Ich  erinnere 
hier  nur  an  denjenigen  des  Stolpener  Basaltes,  dem  sich  manche  andere 
an  die  Seite  stellen  lassen. 

Ueberdies  beweist  die  dermalige  Beschaffenheit  des  Kimberlites, 
dass  die  eruptive  Masse  während  oder  nach  ihrer  Erstarrung  noch 
weitere  Bewegungen  erlitten  und  sich  dadurch  zu  einer  Eruptivbreccie 
entwickelt  hat.  Hierbei  mag  dann  auch  das  eine  oder  andere  vom  Reefe 
losgerissene  Fragment  starke  Abreibungen  erlitten  und  seine  auch  von  an- 
deren Gangconglomeraten  her  bekannte  abgerundete  Form  erhalten  haben. 
Endlich  bezeugen  die  Gliederung  der  Kimbeilitstöcke  in  verschiedene 
Colonnen  und  der  im  blue  ground  von  de  Beers  aufsetzende  Snake-Gang, 
dass  der  erstmaligen  Eruption  auch  noch  weitere  Nachschübe  gefolgt  sind. 

Auch  hierin  begegnen  uns  von  anderen  Orten  her  bekannte  geolo- 
gische Vorgänge. 

Aber  wo  und  wie  ist  nun  der  Diamant  entstanden  ? 

Da  das  Wandgestein  der  Kimberlitstöcke  z.  Th.  aus  kohlenstoffreichen 
Schiefern  besteht  und  da  der  Kimberlit  selbst  zahlreiche  Fragmente  dieser 
schwarzen  Schiefer  einschliesst,  so  haben  Hudleston  und  Lewis  gemeint, 
der  aus  solchem  Schiefer  abstammende  Kohlenwasserstoff’  sei  unter  den 
bei  der  Eruption  obwaltenden  Temperatur-  und  Druckverhältnissen  durch 
das  Magnesiasilicat  des  Kimberlitmagmas  zersetzt  und  hierauf  der  Kohlen- 
stoff als  Diamant  ausgeschieden  worden.  Cohen  erblickt  in  dem  Diamant 
fremde,  aus  irgend  welchen,  in  der  Tiefe  vorhandenen  Gesteinen  abstam- 


inende  Einschlüsse  des  Kimberlites  und  endlich  vertreten  Knop,  Mo u Ile 
und  Reyer  die  Ansicht,  dass  das  Kimberlitmagma  selbst  kohlenstoff- 
oder  kohlenwasserstoffhaltig  gewesen , dass  also  der  Diamant  aus  diesem 
Magma  selbst  auskrystallisirt  und  somit  als  ein  primärer  Gemengtheil  des 
Kimberlites  aufzufassen  sei.  Knop  erinnert,  indem  er  diese  Meinung  aus- 
spricht, an  den  bekannten  Graphitgehalt  des  Roheisens  und  an  die  weitere 
Thatsache,  dass  sich  das  dem  Kohlenstoff  verwandte  Bor  aus  geschmolzenem 
Aluminium  je  nach  den  obwaltenden  physikalischen  Verhältnissen  amorph, 
graphitisch  oder  als  Bordiamant  abzuscheiden  vermöge. 

Ehe  ich  meinen  eigenen  Standpunkt  ausspreche,  möge  es  mir  erlaubt 
sein,  wenigstens  an  drei  den  Geologen  bekannte  Thatsachen  zu  erinnern : 
einmal  nämlich  daran,  dass  die  primären  Gemengtheile  mannigfacher 
Eruptivgesteine,  u.  a.  auch  die  Olivine  mancher  Basalte,  flüssige  Kohlen- 
säure einschliessen  und  dass  wir  hiernach  zu  der  Annahme  berechtigt 
sind,  dass  gluthflüssige  Magmen  unter  Umständen  mit  Kohlensäure  im- 
prägnirt  gewesen  sein  müssen ; ein  anderes  Mal  daran,  dass  der  Kimberlit, 
worauf  schon  Lewis  aufmerksam  gemacht  hat,  nach  Zusammensetzung  und 
Structur  eine  gewisse  Verwandtschaft  mit  manchen  Meteoriten  zeigt  und 
endlich  daran,  dass  man  neuerdings  in  Meteoriten  ausser  dem  schon  längst 
in  ihnen  bekannten  Graphit  auch  eine  demantartige  Modification  des 
Kohlenstoffes  angetroffen  hat.  Wenn  man  diesen  drei  Thatsachen  Rech- 
nung trägt  und  wenn  man  sich  endlich  noch  daran  erinnert,  dass  in  den 
meisten  von  denjenigen  Gegenden,  in  welchen  diamantenführendes  Seifen- 
gebirge vorkommt  — im  Ural,  in  Indien,  auf  Borneo,  in  Neu  Süd  Wales 
und  in  den  Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika  — auch  Serpentin,  bez. 
Peridotite  vorhanden  sind,  so  wird  man  sich  meiner  Meinung  nach  nur 
zu  der  zuletzt  erwähnten,  u.  a.  von  Knop  vertretenen  Auffassung  hinge- 
zogen fühlen  können,  nach  welcher,  wie  ich  schon  sagte,  der  Kohlenstoff 
des  Diamanten  dem  peridotitischen  Magma  von  Haus  aus  angehört  und 
der  Diamant  selbst  sich  aus  dem  an  Magnesiasilicat  reichen  Gluthflusse 
bei  dessen  Erkaltung  ausgeschieden  hat.  Zu  Gunsten  dieser  Ansicht 
spricht  auch  eins  der  hier  vorliegenden  Stücke , das  unsere  Ereiberger 
Sammlung,  wie  so  viele  andere,  Herrn  Gard ner  W illiams  verdankt:  ein 
Diamantfragment,  das  mit  einem  Pyrop  verwachsen  ist  und  deshalb  wohl 
nur  eine  und  dieselbe  Heimath  mit  diesem  wesentlichen  Elemente  des 
Kimberlites  haben  kann. 


86 


« - 


IV.  Der  Losch witz-Blasewitz er  Brückenbau. 

Vortrag,  gehalten  in  der  naturwissenschaftlichen  Gesellschaft  „Isis“  am  13.  April  1893 

von  Geh.  Finanzrath  CI.  Kopeke. 

Um  die  Mitte  der  fünfziger  Jahre  tauchte  der  Plan  auf,  die  Elbe 
zwischen  Hamburg  und  Harburg  zwecks  Herstellung  einer  Eisenbahn  zu 
überbrücken,  ein  Plan,  welcher  etwa  15  Jahre  später  zur  Ausführung 
gekommen  ist.  Nach  der  damals  in  der  technischen  Welt  herrschenden 
Ansicht  erschien  es  nicht  angänglich,  Pfeiler  in  den  tiefen  Strom  zu  stellen, 
man  hielt  es  vielmehr  für  nothwendig,  die  eigentliche  Stromrinne  frei  zu 
lassen,  welche  in  der  Süder-Elbe  bei  Harburg  eine  Breite  von  ca.  300  m 
besitzt  und  die  gegenwärtig  mit  3 Trägern  von  ca.  100  m Spannweite 
überbrückt  worden  ist.  Die  Aufgabe  war  also,  eine  Oeffnung  von  300  m 
ungetheilt  zu  tiberspannen  und  dieses  war  damals  und  bis  vor  wenigen 
Jahren  — vor  dem  Bau  der  Forth-Brücke  in  Schottland  — nur  mit  einer 
Hängebrücke  möglich,  weshalb  denn  auch  an  die  Herstellung  einer  solchen 
gedacht  werden  musste.  Es  zeigte  nun  aber  die  einzige  Brücke  dieser 
Art,  nämlich  die  Röbling’sche  250  m weite  Niagara-Drahtbrücke,  unge-  * 
achtet  ihrer  Absteifung  durch  einen  hölzernen  Gitterträger,  eine  so  geringe 
Steifigkeit,  dass  man  genöthigt  war,  die  Fahrgeschwindigkeit  auf  derselben 
* nicht  über  3 Euss  (—  0,9  m)  in  der  Secunde  zu  steigern,  um  schädliche 
Schwankungen  zu  vermeiden,  was  für  den  Bahnbetrieb  ausserordentlich 
lästig  war,  indem  dadurch  die  Leistungsfähigkeit  dieser  Bahnverbindung 
zwischen  den  Vereinigten  Staaten  und  Canada  sehr  eingeschränkt  wurde. 
Dieser  Umstand  gab  zur  Anwendung  einer  wirksameren  Absteifung  der 
Hängebrückenconstruction  dringende  Veranlassung  und  es  wurde  daher 
von  mir  1857  ein  in  den  Jahrgängen  1860  und  1861  der  Hannover- 
schen Ingenieur  Vereins -Zeitschrift  veröffentlichter  Entwurf  aufgestellt, 
welcher  darauf  hinausging,  statt  Ketten  aus  einzelnen  Gliedern,  oder  statt 
der  Drahtseile  eine  aus  Blech  und  Winkeleisen  zusammengenietete  Gurtung 
zum  Tragen  zu  verwenden  und  dieselbe  mit  dem  Fahrbahnrahmen  unver- 
schieblich zu  verbinden,  bezw.  unter  Bildung  einer  doppelten  Sichelform 
eine  zweite  Gurtung  anzuwenden,  die  wegen  der  Temperatur-Einwirkungen 
nothwendige  Beweglichkeit  des  Ganzen  in  verticaler  Richtung  aber  durch 
Anbringung  von  3 Gelenken  zu  sichern.  In  den  betreffenden  Veröffent- 
lichungen, deren  eine  auch  in  dem  Civil  Engineer  and  Arehitects  Journal, 
January  1861,  erfolgte,  war  auf  die  Anwendbarkeit  der  empfohlenen  An- 
ordnung bei  eisernen  Bogenbrücken  mit  hingewiesen  und  es  sind  seitdem 
Bogen-  und  Hängewerke  mit  drei  Gelenken  mehrfach  zur  Ausführung 
gekommen.  Namentlich  hat  die  Anordnung  bei  Dächern  über  Bahnbofs- 

G 'es.  Isis  in  Dresden,  1898.  — Abli.  4. 


__  87 

lind  anderen  Hallen  Anwendung  gefunden,  von  welchen  diejenige  des 
Manufacture  and  Liberal  Arts-Building  auf  der  Chicagoer  Weltausstellung 
mit  Sparren  von  112,2  m Weite  bei  63,4  m Höhe  die  grösste  ist.  In 
Deutschland  ist  u.  A.  das  Dach  der  Flora  bei  Charlottenburg  und  eine 
grössere  Anzahl  von  Bahnhofshallen  mit  3 Gelenken  versehen.  Hänge- 
brücken mit  dieser  Einrichtung  sind  in  Deutschland  der  65  m weite 
Kettensteg  über  den  Main  in  Frankfurt,  in  Italien  eine  Brücke  über  den 
Tiber  in  Rom,  in  Amerika  die  244  m weite  Brücke  über  den  Monon- 
gahela  in  Pittsburg.  Die  neueste  ist  die  Tower-Brticke  in  London  mit 
Seitenöffnungen  von  92  m Weite,  die  sich  aus  unsymmetrischen,  sichel- 
förmigen Hälften  von  57  und  35  m Länge  zusammensetzen. 

Die  Elbbrücke  zwischen  Loschwitz  und  Blasewitz  ist  nun  ebenfalls 
eine  steife  Hängebrücke  mit  3 Gelenken  in  der  Mittelöffnung. 

Die  gestellten  Anforderungen  waren  folgende : 

Es  soll  die  Mittelöffnung  sich  über  den  ganzen  Strom  erstrecken,  in 
den  keine  Pfeiler  gebaut  werden  dürfen,  weil  die  Gesammtdurchflussweite 
des  Stromes  ohnehin  stark  eingeengt  ist  und  der  lebhafte  Schiffsverkehr, 
insbesondere  derjenige  der  Personendampfer,  durch  solchen  Pfeilereinbau 
sehr  behindert  und  geradezu  gefährdet  werden  würde.  Die  Fahrbahnbreite 
der  Brücke  für  den  Wagenverkebr  soll  7 m,  die  Breite  jedes  der  Fuss- 
wege  2,2  m betragen.  Diese  Breitendimensionen  und  deren  Yertheilung 
kommen  ungefähr  den  Abmessungen  der  entsprechenden  Bahnen  auf  der 
Augustusbrücke  gleich.  Obwohl  nun  die  Fusswege  auch  ausserhalb  der 
Träger  hätten  angebracht  werden  können,  entschied  man  sich  doch  für 
deren  Anordnung  im  Innern,  um  die  Benutzbarkeit  des  Fahrweges  auch 
für  den  Personenverkehr  zu  ermöglichen  und  die  Abtrennung  der  Fuss- 
wege als  schmale  abgetrennte  Bahnen,  auf  welchen  jedes  Ausweichen 
durch  beiderseitige  Wände  erschwert  ist,  zu  vermeiden.  Es  ist  aber 
gleichwohl  für  den  Fall  der  bedeutenden  Erhöhung  der  Brückenbenutzung 
Vorsorge  getroffen,  dass  nachträglich  Fusswege  an  den  Seiten  hergestellt 
werden  können,  indem  die  Querträgergurte  über  bezw.  unter  den  Unter- 
gurten durchgeführt  und  durch  eine  Blechwand  verbunden  sind,  sodass 
beiderseits  der  Brücke  bereits  die  Ansätze  der  Fussbahnträger  vorhanden 
sind. 

Die  Tragweiten  sind  für  die  Mittelöffnung  146,68  m,  für  die  Seiten- 
öffnungen je  61,76  m.  Die  Pfeilhöhe  der  Mittelöffnung  ist  24  m.  Um 
sowohl  jeden  Wechsel  zwischen  Zug  und  Druck  in  den  Untergurten  zu 
-vermeiden  und  in  letzteren  nur  Zugspannungen  zu  erhalten,  sowie  um 
ferner  die  zur  Herstellung  der  erforderlichen  Widerstandsfähigkeit  gegen 
die  biegenden  Wirkungen  der  fremden  Last  in  dem  Mitteltheil  nöthigen 
Versteifungsträger  möglichst  abzukürzen,  ist  als  Form  des  Mitteltheiles 
nicht  die  Parabel,  sondern  die  Hyperbel  mit  der  Form  für  Metermaass 

y = 1,871)/  4Öx  -f-  x2 

gewählt;  in  diesen  Ausdrücken  bezeichnet  y die  Horizontalabstände  vom 
Scheitel,  x die  Ordinaten.  Die  Gurte  der  Seitenträger  sind  nach  Kreisbogen 
von  375  m Halbmesser  gekrümmt.  Die  Fahrbahn  steigt  vom  Ufer  bis, 
zur  Pilone  um  1,392,  von  da  bis  zum  Scheitel  bei  mittlerer  Temperatur 
um  0,608  m an.  Die  Abstände  der  Querträger  an  den  Gurten  sind  fast 

2* 


88 


durchweg  3,86  m.  Um  nun  mit  Zuhilfenahme  von  Hängeeisen  zwischen 
je  2 Befestigungsstellen  der  Querträger  eine  Beanspruchung  der  Gurte 
auf  Biegung  zu  vermeiden,  konnten  die  Gitterfusspunkte  in  nicht  mehr 
als  2 x 3,86  = 7,72  m Abstand  angenommen  werden,  woraus  sich  ein 
doppeltes  System  der  Gitter  als  nothwendig  ergab.  Machte  schon  die 
Befestigung  der  erwähnten  Hängeeisen  an  den  Kreuzungspunkten  zweier 
Gitterstäbe  die  Verbindung  dieser  Kreuzungspunkte  durch  einen  Mittelgurt 
wünschens werth,  so  noch  mehr  die  Rücksicht  auf  Vermeidung  von  Ein- 
biegungen einzelner  schwer  belasteter  Knotenpunkte;  dass  und  wie  sehr 
solche  Biegungen  bei  Trägern  Vorkommen,  welche  mit  mehrfachen  Gitter- 
oder Fachwerksystemen  versehen  sind,  habe  ich  bei  den  älteren  Trägern 
der  Niederwarthaer  Elbbrücke  mit  Hilfe  von  Libellen  beobachten  können. 

Eine  besondere  Sorgfalt  bezüglich  der  Sicherung  gehöriger  Steifigkeit 
gegen  Seitenkräfte  erfordern  die  Pilonen.  Da  nämlich  die  Fahrbahn  zur 
Vermeidung  jeder  Einengung  durch  die  Pfeiler  in  voller  Weite  frei 
zu  lassen  war,  mussten  die  seitlich  bleibenden  Säulen  alle  Seitenkräfte 
aufnehmen  und  sind  dieselben  daher  im  Grundriss  rechteckig  in  2,2  m 
Breite  hergestellt  worden.  Die  Pilonen  sind  nicht  selbständige  Säulen, 
sondern  die  verticalen  Rahmen  der  Hälfte  des  Mittel träg ers ; sie  bedürfen 
daher  keiner  Stabilität  in  der  Längsrichtung,  sondern  sie  werden  in  dieser 
von  den  Gurten  der  Träger  der  Seitenöffnungen  gehalten,  so  dass  sie  sich 
bei  steigender  Temperatur  nach  der  Mitte  zu  neigen. 

Unten  stehen  die  Pilonen  auf  mit  Rolllagern  versehenen  pyramidalen 
Stahlkörpern,  während  eine  runde  konisch  geformte  Unterlagsplatte  die 
Last  auf  das  Mauerwerk  überträgt.  Beiläufig  enthalten  diese  Unterlags- 
platten je  1 cbm  Gusseisen,  sie  sind  2,88  m im  Durchmesser Jgross  und 
mit  harten  Ziegeln  in  Cement  untermauert.  Zur  Sicherung  der  festen 
Auflage  der  Eisenplatte  ist  das  Mauerwerk  abgeschliffen  worden,  eine 
Arbeit,  die  ich  bereits  bei  mehreren  grösseren  Brücken  habe  ausführen 
lassen  und  die  sich  durch  Ausbleiben  jeder  unvorhergesehenen  Bewegung, 
sowohl  Senkung  wie  Drehung  der  Unterlagsplatten  bewährt  hat. 

Die  Rollen  sind  cylindrisch  und  etwas  schräg  gelegt  in  der  durch 
einige  Versuche  begründeten  Voraussetzung,  dass  sich  das  Eisen  um  das 
Anderthalbfache  des  Maasses  ausdehnt,  welches  bei  dem  Steinpfeiler  eintritt. 
Hierbei  will  ich  bemerken,  dass  bei  einem  grossen  Viaducte  in  Amerika 
zur  Vermeidung  von  Gleitbewegungen  die  Verbindungsrahmen  der  Pfeiler- 
säulen in  ihrer  Mitte  auf  dem  Mauerwerk  befestigt  und  an  den  Auflager- 
stellen mit  2 Schichten  Rollen  über  einander  in  sich  kreuzender  Richtung 
— natürlich  durch  Platten  getrennt  — ausgerüstet  sind;  soweit  zu  gehen 
wurde  im  vorliegenden  Falle  nicht  für  nothwendig  gehalten,  zumal  die 
Breitendimension  denn  doch  nur  eine  mässige  ist  und  die  bei  der  ge- 
troffenen Anordnung  noch  möglichen  Seitenkräfte  nicht  bedeutend  ausfallen 
können. 

Das  ganze  Mauerwerk  besteht  aus  Stampfbeton  mit  Sandsteinver- 
kleidung im  Aeussern.  Die  vom  Publikum  zu  betretenden  Treppenstufen 
sind  aus  Granit. 

Die  Befestigung  der  Fahrbahn  der  Brückenzufahrten  besteht  aus  Stein- 
pflaster; auf  der  Brücke  ist  eichenes  Holzpflaster  12  cm  hoch  auf  Bohlen,  die 
auf  Zoreseisen  ruhen,  in  der  Ausführung  begriffen.  Die  Fusswege  bestehen 


aus  Bohlen  auf  Langsch wellen.  Die  Zoreseisen  liegen  diagonal  zur  Brücke, 
rechtwinkelig  zur  einen  Schaar  der  Querträger,  jedoch  in  der  Mitte  zwischen 
zwei  solchen  noch  einmal  gestützt.  Für  die  tJeberführung  von  2 Pferde- 
bahngleisen werden  Ruhrorter  Rillenschienen  (Phönixschienen)  gleich  mit 
verlegt.  Zur  Ueberbrückung  der  beiden  für  die  Dilatation  zu  lassenden 
Spalten  sind  sehr  einfache  Vorkehrungen  getroffen. 

Zu  erwähnen  sind  noch  die  Neuerungen,  welche  bei  der  Brücke  zur 
Anwendung  gekommen  sind  und  deren  Zweckmässigkeit  sowohl  aus 
Erfahrungen  an  ähnlichen  Bauwerken,  wie  aus  theoretischen  Erwägungen 
hervorging.  Diese  Neuerungen  sind  hauptsächlich 

1.  die  Yerbindung  der  Pilonen  mit  den  Trägerhälften  der  Hauptöffnung, 

2.  die  Anwendung  von  Federn  zu  den  Gelenken, 

3.  die  Anbringung  des  Scheitelgelenkes  unter  der  Fahrbahn, 

4.  die  kreuzweise  Anordnung  der  Querträger, 

5.  die  Anwendung  von  mit  je  ca.  1500  t Schlacken  und  Roheisen  be- 
lasteten Ankern  zur  Uebertragung  der  Schubkräfte  auf  den  Erdboden. 

Ist  das  nähere  Eingehen  auf  diese  Einzelheiten,  welche  in  den  Jahr- 
gängen der  Hannoverschen  Zeitschrift  von  1860,  1861,  1888  und  1889 
vom  Vortragenden  behandelt  sind,  hier  ohne  Zeichnungen  — die  im  Vor- 
trage zur  Ansicht  ausgegeben  wurden  — nicht  wohl  thunlich,  so  bleibt 
nur  noch  übrig,  die  Gewichte  der  einzelnen  Haupttheile  hier  anzugeben. 
Diese  sind: 


die  Anker constructionen 
die  beiden  Seitenträger 
die  beiden  Pilonen  . . 

die  Mittelträger  . . . 

Nieten 


450  408  kg 
973  102 
411841 

1 065  621 

97117 

2 998  089  kg 


oder  rund  3000  Tonnen  Constructions-Eisen. 


Das  zur  Verwendung  gekommene  Eisen  ist  Martin-Siemens-Flusseisen 
und  zumeist  von  der  Königin  Marienhütte  in  Cainsdorf,  welcher  die 
Trägerlieferung  übertragen  war,  selbst  producirt;  die  grösseren  Bleche  sind 
indess  von  der  Duisburger  Hütte,  die  Stahlauflagen  der  Pilonen  und  der 
Anker  von  Solingen  bezogen. 

Bei  der  Projectirung  und  Ausführung  der  Brücke  waren  als  Ingenieure 
hauptsächlich  thätig  Herr  Bau-Inspector  Krüger  hinsichtlich  des  gesammten 
Eisenwerks,  während  Herrn  Bau-Inspector  Ringel  die  Pfeiler  und  Zugangs- 
strassen zur  speciellen  Bearbeitung  und  Ausführung  übertragen  waren. 

Seit  Anfang  December  1892  ist  die  Brücke  fertig  montirt  und  sind 
seitdem  die  Fahrbahn-  und  Geländer-Herstellungen  in  Ausführung  begriffen. 

Die  Eröffnung  der  Brücke  für  den  Verkehr  wird  voraussichtlich  Mitte 
dieses  Jahres  (1893)  erfolgen. 


90 


V.  Die  Zeolithe  im  Syenitgebiete  des  Plauenschen 

Grundes  bei  Dresden. 

Von  E.  Zschau  in  Dresden. 


Der  zuerst  gefundene  Zeolith  des  Plauenschen  Grundes  ist  ein  rother 
Stilbit.  Das  Mineral  gehörte  aber  nicht  dem  Syenite  an , sondern  es 
findet  sich  in  den  bekannten,  man  darf  wohl  sagen  berühmten  Melaphyr- 
gängen  des  Syenits  bei  der  Königsmühle,  am  südlichen  Ende  des  kurzen 
Eisenbahntunnels.  Jedenfalls  ist  das  Mineral  schon  so  lange  bekannt, 
wie  der  Melaphyr  eingehender  beobachtet  worden  ist.  Durch  den  Eisen- 
bahnbau sind  die  Melaphyrgänge  vor  der  Zerstörung  durch  Steinbruch- 
betrieb gerettet  worden , aber  leider  ist  Aussicht  vorhanden , dass  die 
herrlichen  Gänge  durch  die  geplanten  Eisenbahn-  und  Strassenverlegungen 
doch  noch  zerstört  werden , und  etwaige  mineralogische  Aufschlüsse 
werden  keineswegs  den  Verlust  aufwiegen,  den  die  Geologie  erleiden  würde. 

In  dem  Melaphyre  bildet  der  Stilbit  die  Ausfüllung  mancher  der 
kleinen  mandelartigen  Hohlräume  und  bietet  nichts  besonders  Ausge- 
zeichnetes. Es  ist  nur  die  bezeichnende  Spaltbarkeit  und  der  eigenthümliche 
Glanz  zu  erkennen.  Freie  Krystalle  wurden  nicht  beobachtet,  das  Mineral 
zeigte  sich  nur  als  einheitliche  oder  zuweilen  auch  als  strahligblätterige 
krystallinische  Masse.*) 

1.  Laumontit. 

Das  Mineral  wurde  um  die  Mitte  der  fünfziger  Jahre  durch  einen 
Gymnasiasten,  Herrn  Männel,  zuerst  aufgefunden  und  damit  die  Reihe 
unserer  Syenitzeolithe  aufs  glücklichste  eröffnet,  Die  erste  Fundstelle  ist 
bis  in  die  Gegenwart  der  Hauptfundort  geblieben  und  es  ist  Aussicht 
vorhanden,  dass  auch  in  Zukunft  das  Auftreten  des  Minerals  von  Zeit  zu 
Zeit  wird  beobachtet  werden  können. 

In  meinem  ersten  Berichte  über  unseren  Laumontit  (Isis -Zeitschrift 
1857,  S.  134 — 138)  sind  wohl  einige  Ansichten  über  das  Vorkommen  des 
Minerals  ausgesprochen  worden,  welche,  gelind  gesagt,  jetzt  als  irrthümlich 
anzusehen  sind.  Ganz  besonders  bezieht  sich  dieser  Selbstvorwurf  auf  die 
Annahme,  dass  manche  der  dunkeln,  meist  sehr  wenig  mächtigen,  den 
Syenit  aderartig  durchziehenden  Gesteinsmassen  basaltischer  (melaphyrischer) 


*)  Eine  Abbildung  der  Melaphyrgänge  ist  zu  linden  in  K.  C.  v.  Leonhard’s 
Lehrbuche  der  Geognosie  und  Geologie,  S.  168.  Stuttgart  1846.  Leonhard  sagt: 
„Die  beigefügte  Tafel  ist  entnommen  aus  J.  Roth’s  interessanter  Schrift,  die  Kugel- 
form im  Mineralreiche.  Dresden  1844.“ 

Oes.  Isis  in  Dresden,  1898.  - Abli.  5. 


91 


Natur  seien.  Erst  im  Jahre  1882  beobachtete  ich  in  den  ersten  Brüchen 
am  linken  Weisseritzufer,  aufwärts  von  der  Gasanstalt,  das  dunkle  Gestein 
in  grösserer  Masse  und  fand,  dass  in  die  dunkle,  feinkörnige  Grundmasse 
deutliche , scharfeckige  Syenitbrocken  eingebettet  waren.  Bei  genauerer 
Betrachtung  der  Grundmasse  wurden  in  derselben  gelbe  zersetzte  Titanite 
erkannt  und  die  Annahme  schien  nun  gerechtfertigt , dass  das  dunkle, 
gangartige  Gestein  ein  Trümmergestein  und  die  bindende  Grundmasse  fein 
zerriebener  Syenit  sei;  der  Titanit  w^ar  gleichsam  das  Leitfossil.  Dem 
Stoffe  nach  ist  also  wahrscheinlich  das  Reibungstrümmergestein  nicht 
wesentlich  von  dem  Syenite  verschieden,  und  wenn  dasselbe  besonders 
günstig  für  die  Bildung  secundärer  Mineralien  gewesen  wäre , so  würde 
dies  nicht  auf  eine  abweichende  Stoffnatur,  sondern  mehr  auf  Gefüge- 
verhältnisse zurückzuführen  sein,  denn  wo  das  Gefüge  gelockert  ist,  haben 
äussere , zersetzende  Stoße  (Atmosphärilien)  freieres  Wirken.  In  dem 
Syenite  als  solchem  ist  ja  durch  das,  wenn  auch  sparsame,  Yorkommen 
von  Oligoklas  genügendes  Material  für  die  Entstehung  solcher  Mineralien 
wie  Laumontit  u.  s.  w.  gegeben.  Auch  der  Orthoklas  würde  durch  unter- 
geordnete Bestandtheile , wie  z.  B.  Kalk  und  Natron  genügen,  das  Yor- 
kommen mancher  Zeolithe  und  des  Kalkspaths  zu  erklären.  Die  früher 
behauptete  Abwesenheit  des  Quarzes  und  des  Pistazits  kann  nicht  auf- 
recht erhalten  werden,  denn  spätere  Funde  haben  die  Anwesenheit  beider, 
wenn  auch  selten,  in  Gesellschaft  von  Zeolithen  ergeben. 

In  dem  von  der  Gasanstalt  in  Plauen  bis  zum  Wehre  beim  Forst- 
hause sich  erstreckenden  Syenitbruche,  welcher  durch  die  Arbeit  von  Dr. 
D o s s über  Laraprophyre  und  Melaphyre  (Tschermak , mineralog.  und 
petrograph.  Mittheilungen,  XI.  Bd.,  1.  Heft)  grössere  Wichtigkeit  erlangt 
hat,  ist  der  Laumontit  bis  jetzt  nicht  aufgefunden  worden,  trotzdem  dass 
in  diesem  Bruche  gerade  das  oben  erwähnte  Reibungstrümmergestein  in 
grösserer  Masse  (gangartig)  auftritt.  Auch  der  Syenit  ist  in  ungefähr  nord- 
südlicher Richtung  im  Grossen  senkrecht  zerklüftet  und  hat  so  der  Zer- 
setzung Gelegenheit  geboten,  aber  noch  keine  Spur  von  Zeolith  wurde  be- 
merkt. Ebenso  hat  auch  der  in  bedeutender  Mächtigkeit  aufgeschlossene 
Lamprophyr  nichts  geboten  von  fremden  Dingen. 

In  neuerer  Zeit  (1892)  ist  der  Laumontit  in  dem  oberhalb  des  Wehres 
beim  Forsthause  gelegenen  Bruche  vorgekommen.  Der  Bruch  bietet,  mehr 
als  irgend  ein  anderer,  eine  grosse  Mannigfaltigkeit  des  Syenitgesteins  und 
besonders  auch  ausgezeichnete  Trümmergebilde.  Dieselben  sind  entweder 
dicht  durch  das  feine  Reibungsbindemittel  oder  auch  mehr  lose,  fast  ohne 
Bindemittel.  Das  dichtere  Gestein  hat  nicht  gar  selten  Drusenräume, 
hauptsächlich  mit  Carbonaten  ausgekleidet,  ohne  Zeolithe.  Die  Höhlungen 
und  Klüfte  der  lockeren  Masse  boten  ausser  Kalkspath  den  Laumontit  in 
Menge  dar , leider  zumeist  durch  Entwässerung  zerfallen , so  dass  die 
Splitter  spannengrosse  Haufwerke  bildeten.  Der  Laumontit  dieser  Oertlichkeit 
sitzt  meist  auf  Kalkspath  und  zeigt  fast  nur  die  gewöhnliche  einfache 
Gestalt.  Die  Drusen  müssen  ursprünglich  so  schön  gewesen  sein  wie  die 
ungarischen. 

Unterhalb  Dölzschen  an  der  Thalstrasse  sind  4 Syenitbrüche  (1,  2,3,4 
von  NO  nach  SW  gerechnet),  die  unmittelbar  aneinander  grenzen.  In 
I wurde  bis  jetzt  kein  Laumontit  gefunden;  in  2,  dem  grössten  und 


schönsten  Bruche  fand  sich  der  Lanmontit  als  mehr  derbe  Kluftaus- 
füllung, ziegelroth  und  nicht  verwitternd,  was  jedenfalls  dem  Eisen- 
gehalte zu  verdanken  ist.  Die  Begrenzung  dieses  Laumontits  ist  entweder 
Syenit  oder  auch  Quarz  und  grünerdeartige  Masse.  Als  ganz  dünne 
Rinden  zeigte  sich  der  Laumontit  auch  noch  in  engsten  Syenitklüften. 
Das  Mineral  ist  roth  und  die  Krystalle  liegen  auf  dem  Gesteine,  so  dass  nur 
selten  ein  Ende  zu  erkennen  ist.  Mit  krystallisirtem  Kalkspath  wurde 
der  Laumontit  sehr  selten  gefunden  und  war  dann  begleitet  von  Phillipsit. 

Im  Bruch  3 wird  der  Laumontit  mitunter  angetroffen.  Als  Interessantestes 
dieser  Stelle  können  vielleicht  die  kreisrunden  1 bis  2 cm  grossen  blass- 
rothen  Flecken  angesehen  werden,  die  engste  Syenitklüfte  (meist  N-S  er- 
streckt) in  grosser  Ausdehnung  bekleiden.  Nur  sehr  selten,  aus  weiteren 
Klüften  stammend,  wurden  flachknollige,  etwas  strahlige  erdige  Stücke  er- 
halten, die  nach  dem  chemischen  Verhalten  jedenfalls  ein  zersetzter  Zeolith 
sind.  Nach  der  Aehnlichkeit  werden  auch  die  Flecken  wohl  nichts  anderes 
sein.  Ich  halte  das  Mineral  für  zersetzten  Laumontit. 

Auf  der  Grenze  zwischen  3 und  4 ist  der  erste  Laumontit  gefunden 
worden,  und  bis  heute  ist  Bruch  4 die  Hauptfundstätte  geblieben.  Der 
Laumontit  füllt  mit  Kalkspath  engere  und  weitere  Klüfte  und  Hohlräume, 
die  besonders  in  mehr  zersetztem  Gesteine  anzutreffen  sind.  Leider  ist 
auch  hier  der  Laumontit  meist  halb  oder  ganz  zerstört.  Begleiter  des 
Laumontits  sind:  Schwerspath  (selten)  älter  als  der  Laumontit,  Kalkspath 
jünger  als  der  Laumontit,  Phillipsit!  jünger  als  Laumontit  und  Kalkspath. 
— Auch  auf  anscheinend  frischem  Syenite  findet  sich  der  Laumontit,  und 
zwar  als  strahliger  Ueberzug,  an  die  in  Bruch  3 erwähnten  Flecken  er- 
innernd, und  auch  krystallisirt.  Die  Krystalle  zeichnen  sich  durch  grössere 
Frische  aus,  und  besonders  die  sehr  kleinen  haben  hübschen  Glanz  und 
sind  fast  durchsichtig.  Gewöhnlich  bleiben  diese  kleinen  aber  schönsten 
Krystalle  unbeachtet. 

Ist  der  Laumontit  ganz  in  Kalkspath  eingebettet,  so  hält  er  sich  gut. 
Es  ist  schade,  dass  man  das  Mineral  nicht  durch  Säure  frei  machen  kann. 
Salzsäure  ist  ganz  unbrauchbar,  nur  die  Essigsäure  lieferte  ein  erträgliches 
Ergebniss.  Ueber  das  Ueberziehen  mit  Gummi  wurde  früher  berichtet. 
Die  herrlichen  ungarischen  Laumontite,  die  anfänglich  ganz  wasserhell 
erschienen,  sind  trotz  Ueberzug  auch  trüb  geworden. 

Bemerkenswerth  mag  es  sein,  dass  die  rothen,  wenn  auch  nur  sehr 
wenig  Eisenoxyd  führenden  Laumontite  sich  gut  halten  auch  ohne  Ueber- 
zug. Ein  solcher  ziegelrother,  körnig  krystallinischer,  nicht  verwitternder 
Laumontit  (3  cm  starke  Kluftausfüllung  im  Syenite)  ergab  : 

Kieselsäure  — 53,88  % 

Thonerde  = 20.73  „ mit  Spuren  von  Eisenoxyd. 

Kalkerde'  = 9,28  „ 

Natron  = 1,97  „ 

Wasser  — 13  96  ,, 

99,82  °/o. 

Zum  Vergleiche  seien  die  älteren  Analysen  Plauenschen  Laumontits 
angeführt : 


93 


I. 

Kieselsäure  = 51,33% 
Thonerde  — 21,98  „ 

Kalkerde  = 9,01  „ 

Wasser  = 14,93  „ 

Eisenoxyd  — 0,14  „ 

Natron  — 3,20  „ 

“100,59%. 

I.  Gericke,  Anm.  d.  Chem.  u.  Pharm., 


II. 

Kieselsäure  — 52,29  % 

Thonerde  = 22,70  „ 

Kalkerde  = 9,69  „ 

Wasser  = 14,94  ,, 

99,62%. 


. — II.  Z sch  au,  Isis-Zeitschrift  1857. 


Ausser  im  Plauenschen  Grunde  kommt  der  Laumontit  bei  Dresden 
noch  vor:  1)  oberhalb  Wesenstein  am  linken  Müglitzufer,  als  Kluftausfüllung 
eines  syenitartigen  Gesteins;  fast  nur  körnig-krystallinisch,  röthlich,  selten 
deutlich  krystallisirt;  2)  in  sehr  geringer  Menge  einmal  gefunden  auf  einem 
feinkörnigen  Granite  in  dem  Bruche  oberhalb  der  Haidemühle  am  rechten 
Priessnitzufer. 


Zum  Schlüsse  will  ich  es  noch  unternehmen,  einiges  über  die  Gestalt 
unseres  Laumontits  mitzutheilen , beschränke  mich  aber  im  Wesentlichen 
darauf,  meinen  Wahrnehmungen  durch  elementare  Zeichnungen  Ausdruck 
zu  verleihen.  Die  Zeichnungen  stellen  die  Formen  von  oben  gesehen  dar 


Fig.  1.  Einfachste  Gestalt.  Säule  a und  schiefe  Endfläche  b.  a = oc  P; 
b = — P ec.  Also:  ec  P.  — Poe. 

Fig.  2.  Säule  a;  schiefe  Endfläche  b;  Basis  c;  Pyramide  d.  Diese  Com- 
bination  ist  nicht  gar  selten. 

Fig.  3.  Säule  a;  schiefe  Endfläche  b;  Basis  c;  Pyramide  d;  Abstumpfung 
parallel  der  Klinodiagonale:  e ein  Pinakoicl;  Abstumpfung  zwischen 
Säule  und  schiefer  Endfläche:  f pyramidale  Flächen. 

Fig.  4.  Säule  a;  schiefe  Endfläche  b;  Basis  c;  Pyramide  d;  Säulenpina- 
koid  e;  Hemidoma  g;  steiles  Hemidoma  h;  steiles  Hemidoma  i; 
Doma  k. 

In  dieser  Figur  sind  Flächen,  die  an  verschiedenen  Kry stallen 
beobachtet  wurden,  zusammengestellt. 

Zu  bemerken  bleibt  noch,  dass  die  Flächen  i,  g,  h und  e nur 
selten,  ja  sehr  selten  gesehen  werden;  f und  k wurden  nur  einmal 
gesehen,  so  dass  als  werthvollste  Gestalt  nur  Figur  2 übrig  bleibt. 

Ich  halte  dafür,  dass  unser  Laumontit,  so  sehr  er  auch  in  Bezug  auf 
Schönheit  hinter  dem  ungarischen,  von  dem  ich  allerdings  nur  sehr  wenige 
Stücke  gesehen  habe,  zurückstehen  mag,  in  Bezug  auf  Mannigfaltigkeit 
der  Gestalt  eine  Art  Vorzug  habe,  Hoffentlich  wird  yon  berufener 


94 


Seite  einmal  etwas  ganz  Bestimmtes  über  diesen  Gegenstand,  die  Gestalt, 
gegeben. 

t 

2.  Analcim. 

In  dem  ersten  (nördlichsten)  Bruche  unterhalb  Dölzschen  ist  Ende 
1883  eine  gangartige  Kluftausfüllung  blossgelegt  worden,  die  eine  Stärke 
von  1 bis  10  cm  hatte  und  mehrere  Meter  weit  verfolgt  werden  konnte. 
Die  Längserstreckung  war  ungefähr  rechtwinkelig  zur  Thalrichtung.  — Die 
gangartige  Masse  bestand  scheinbar  nur  aus  Kalkspath  ohne  freie  Krystalle, 
schien  also  nur  wenig  Beachtung  zu  verdienen,  denn  rothe  schmale  Streifen, 
im  Wesentlichen  eisenoxydhaltiger  Kalkspath,  zwischen  den  reineren  Kalk- 
spathpartien  waren  auch  anderwärts  in  den  Kluftausfüllungen  des  Syenits 
beobachtet  worden.  Schon  hatte  ich  die  ersten  Fundstücke  des  'Vor- 
kommens wieder  fortgeworfen,  aber  ich  nahm  doch  einige  wieder  auf  und 
glaubte  bei  wiederholter  Betrachtung,  die  rothe  Masse  nun  als  etwas  vom 
Calcite  Verschiedenes  zu  erkennen,  denn  sie  zeigte  nicht  die  Spaltbarkeit 
desselben,  sondern  einen  durchaus  unebenen  Bruch.  — Möglichst  viel 
mitnehmen  und  wiederholt  betrachten,  zum  Wegwerfen  ist  es 
nie  zu  spät,  ist  beim  Sammeln  eine  gute  Kegel,  deren  Beachtung 
sich  in  vielen  Fällen  höchlichst  belohnt. 

Die  fraglichen  Stücke  wurden  einem  bewährten  Mitarbeiter,  der  mir 
schon  manchen  erfreulichen  Aufschluss  verschafft,  nämlich  verdünnter 
Salzsäure  übergeben,  um  den  missgünstigen  Kalkspath  zu  entfernen, 
und  der  Erfolg  war  höchst  lohnend.  Es  kamen  Draschen  schön  glänzender 
.Krystalle  zum  Vorschein,  nicht  nur  roth,  sondern  auch  farblos,  manche 
auch  trüb  und  fast  oder  ganz  erdig.  Die  Säure  durfte  weder  zu  stark 
noch  gar  zu  schwach  angewendet  werden,  in  beiden  Fällen  scheint  es,  als 
wenn  die  Krystalle  stärker  angegriffen  würden,  durch  zu  grosse  Stärke 
oder  durch  zu  lange  Einwirkung.  Ich  nahm  etwa  1 Theil  gewöhnliche 
Salzsäure  auf  5 bis  6 Theile  Wasser.  Nach  der  Säurewirkung  ist  ein 
oft  und  lange  wiederholtes  Auswaschen  nothwendig,  am  besten,  man  stellt 
die  Steine  mit  viel  Wasser  an  einen  mässig  warmen  Ort. 

Die  mit  Säure  freigelegten  deutlichen  Krystalle  konnten  nach  meiner 
Ansicht  nichts  anderes  sein  als  Analcim.  Später  wurden  auch  gute  Kry- 
stalle, von  denen  der  Kalkspath  durch  Schlagen  gelöst,  und  auch  solche 
in  von  Natur  freien  Drusen  gefunden.  Der  Fund  erfreute  mich  um  so 
mehr,  da  meines  Wissens  bis  jetzt  noch  kein  Analcim  aus  Sachsen  bekannt 
war.  Erst  nach  und  nach,  im  Laufe  von  Jahren,  ist  das  Vorkommen  mir 
in  seiner  Gesammtheit  so  bekannt  geworden,  dass  ich  es  unternehmen 
darf,  Angaben  darüber  zu  machen,  wenn  auch  mit  Vorbehalt. 

Ausser  den  beiden  Hauptmineralien,  Kalkspath  und  Analcim,  wurden 
noch  gefunden  : 

1.  ein  wie  rhomboedrisch  aussehendes  Mineral  in  sehr  kleinen  Krv- 
stallen,  unmittelbar  auf  dem  Syenite  (selten);  ich  halte  es  für  einen 
Feldspath;  die  Krystalle  bilden  Reihen  und  scheinen  immer  nur 
auf  der  Schmalseite  der  langgestreckten  (flachen)  Feldspathe  des 
Syenits  zu  sitzen  und  die  freie  Ausbildung  derselben  nach  dem 
Kluftraume  hin  zu  sein.  Sie  entsprachen  wohl  ähnlichen  Gebilden, 
die  auch  an  anderen  Stellen  des  Syenits,  in  engen  Klüften  des- 


95 


selben  beobachtet  wurden,  und  an  denen  die  fraglichen  Krystalle 
zwei  Gegenreihen,  entsprechend  den  Feldspathzwillingen , bilden; 

2.  kleindrusiger  farbloser  und  auch  rother  eisenhaltiger  Quarz; 

3.  rother  Zeolith  (Analcim)  eisenhaltig; 

4.  Phillipsit!  meist  roth,  anscheinend  quadratisch  säulig,  mit  Pyra- 
midenflächen über  den  Längskanten  der  Säule; 

5.  Schwerspath,  ziemlich  selten; 

6.  farbloser  Analcim,  zuweilen  gekerbt  durch  Schwerspath; 

7.  Kalkspath,  älterer  gemeiner,  in  keilartigen  Massen,  weiss,  auch  mit 
rothen  wohl  quarzigen  Ausfüllungen; 

7b.  Brauneisen  in  kleinen  Kugeln,  wie  solche  sich  namentlich  auf 
skalenoedrischem  Kalkspathe  des  Syenits  finden; 

8.  Kalkspath  (edler  Kalkspath  nach  dem  Ausspruche  eines  Stein- 
brechers, Herrn  Mai,  welcher  ein  besonders  gutes  Auge  und  Ver- 
ständnis für  Mineralien  hat),  schön  basische  Blätteraggregate  bildend, 
und  über  diesen  noch  freie  flachrhomboedrische  Kalkspatbgruppen. 

Diese  Aufzählung  giebt  ungefähr  die  Altersfolge  der  Gangmineralien. 
Es  ist  selbstverständlich,  dass  die  Reihe  erst  durch  Zusammenstellung 
vieler  Stücke  erhalten  weiden  konnte. 

Der  Analcim  ist  derb  und  roth  in  den  unteren  Partien,  auf  diesen 
aber  findet  sich  das  Mineral  in  schön  ausgebildeten  rothen,  glänzenden 
Krystallen,  oft  sind  dieselben  theilweise  mit  einer  dicken  Haut  farblosen 
Analcims  bedeckt  und  durch  dieselbe  vervollständigt.  Auch  hier  zeigt 
sich  also  dieselbe  Erscheinung  wie  bei  anderen  secundären  unserer  Syenit- 
mineralien, dass  die  älteren  Bildungen  durch  das  Eisen  des  zersetzten 
Syenits  beeinflusst  sind.  — Die  Krystalle  sind  meist  klein,  1 — 3 mm. 
Eine  Grösse  von  1 cm  ist  sehr  selten.  Die  Gestalt  ist  ein  reines  Ikosite- 
traeder, nicht  gar  selten  aber  ist  auch  das  Hexaeder  als  Heine  quadratische 

oder  rectanguläre  Abstumpfung  zu  sehen.  Also  2 0 2 ocOoc,  letztere 

Fläche  immer  untergeordnet.  Ich  glaubte  auch  einmal  eine  sehr  schwache 
Kantenabstumpfung  gesehen  zu  haben.  Die  Krystalle  sind  schön  frisch 
und  glänzend,  die  rothen  durchscheinend,  die  farblosen  bis  durchsichtig. 
Durch  das  Behandeln  mit  Säure  leiden  die  Krystalle  und  werden  mehr 
oder  weniger  trübe.  Auch  durch  die  Natur  können  sie  verändert  sein 
und  in  kaolinartige  Masse  umgewandelt  werden,  doch  ist  dies  selten  der  Fall. 

In  Bezug  auf  Umwandlung  des  Analcims  mag  noch  eine  Thatsache 
erwähnt  werden.  Im  südlichsten  Bruche  unterhalb  Dölzschen,  aufwärts 
am  Thalabhange  an  der  nach  dem  genannten  Dorfe  führenden  Bergstrasse 
gelegen,  wurde  ein  absonderlicher  Fund  gemacht.  — Unter  dem  Kalk- 
spathe einer  dünnen  (1  cm)  Kluftausfüllung  auf  ziemlich  frischem  Syenite 
wurden  dunkle,  fast  schwarze,  hübsche,  kleine,  1 bis  2 mm  grosse  Ikosite- 
traeder gefunden,  die  man  auf  den  ersten  Anblick  wohl  für  Granat  halten 
konnte.  Die  Substanz  war  aber  weich  und  erdig,  wie  talkartig.  Immer- 
hin konnte  man  annehmen,  es  mit  einem  umgewandelten  Granate  zu  thun 
zu  haben. 

Die  Krystalle  sind  grünlich-schwarz,  zuweilen  auch  unrein  roth-braun, 
meist  deutliche  Leucitoeder;  an  einem  Krystalle  wurde  auch  eine  Würfel- 
fläche gesehen  und  dadurch  der  Gedanke  alsbald  auf  Analcim  gelenkt. 
In  einem  Falle  zeigten  sich  die  Krystalle  auch  wie  tafelig,  als  seien  sie 


96 


durch  ein  blätteriges  Nebenmineral  an  vollkommener  Ausbildung  gehindert 
worden.  Die  innere  Substanz  ist  nicht  nur  rein  erdig  und  dunkel,  sondern 
in  geringem  Maasse  auch  hell,  ja  wie  krystallinisch,  besonders  an  der 
Stelle,  wo  der  Kry stall  auf  dem  Syenite  sitzt  und  ähnliche  rundliche  Flecken 
bildet,  wie  sie  oben  beim  Laumontit  erwähnt  wurden,  und  auch  achtseitige 
Figuren:  Durchschnitte  des  Leucitoeders. 

Ich  glaube  nicht  zu  irren,  wenn  ich  dieses  Vorkommen  für  eine 
Analcim-Pseud  omorphose  halte.  Chemische  Untersuchung  konnte 
wegen  der  geringen  Menge  des  Materials  nicht  vorgenommen  werden. 


Während  der  Laumontit  und  die  vorerwähnten  Analcim Vorkommen 
als  durchaus  secundär  anzusehen  sind,  giebt  es  doch  auch  ausser  dein 
Analcim  noch  andere  Zeolithe  des  Syenits,  die  mehr  dem  Gesteine  als 
solchem  anzugehören  scheinen,  indem  sie  nicht  auf  Klüften  auftreten, 
sondern  in  dem  Gesteine  selbst. 

In  dem  unteren  Bruche  hinter  der  Garnisonmühle  wurden  seit  1883 
bedeutende,  viele  Kubikmeter  grosse  Massen  einer  Syenitabart  bloss  gelegt 
und  abgebaut.  Das  Gestein  bildet  gleichsam  grosse  Linsen  im  gewöhn- 
lichen Syenite,  die  von  unten  nach  oben  wenig  regelmässig  gereihet  und 
unter  einander  wrie  durch  Verzweigungen  verbunden  sind.  Dieses  Gestein 
hat  nicht  das  Parallelgefüge  des  gewöhnlichen  Syenits,  sondern  ist  mehr 
granitisch  körnig,  meist  reich  an  Hornblende  und  schwer  zersprengbar; 
es  enthält  gewöhnlich  viel  Magneteisen,  auch  wohl  grünliches  augitisches 
Mineral,  Titanit  in  unvollkommenen,  gestörten  Krystallen , nur  selten  sind 
dieselben  wohl  gebildet,  Orthit  wurde  einmal  beobachtet,  Quarz  scheint 
ganz  zu  fehlen.  An  den  Grenzen  kann  das  Gestein  wohl  auch  in  einen 
Epidotsyenit  übergehen,  sehr  arm  an  Feldspath,  auf  Klüften  Quarz  führend. 

In  diesem  mehr  oder  weniger  grobkörnigen , bis  fast  feinkörnigen 
Gesteine  finden  sich  unregelmässige  Einsprenglinge,  gewöhnlich  klein,  nur 
ein  bis  mehrere  Centimeter  gross,  selten  bis  zu  etwa  10  cm  in  Länge, 
und  1 — 3 cm  in  Breite  und  Höhe.  Dieselben  sind  immer  von  rother 
Farbe  und  bestehen  im  Wesentlichen  aus  Zeolithen,  aber  sie  führen  auch, 
obgleich  sparsam,  Magneteisen  (sehr  selten  deutlich  octaedrisch),  Horn- 
blende und  Glimmer,  hierdurch  wohl  ihre  Zugehörigkeit  zum  Mutter- 
gesteine andeutend.  Die  kleineren  Einschlüsse  erscheinen  meist  frisch, 
wenn  sie  auch  von  äusseren  Einflüssen  keineswegs  gänzlich  abgeschlossen 
geblieben  sind,  wie  der  die  in  ihnen  etwa  enthaltenen  Drusenräume  immer 
ausfüllende  Kalkspath  beweist.  Die  grösseren  zeigen  sich  meist  sehr  ver- 
ändert, der  Inhalt  zersetzt  in  eine  thonige  Masse,  diese  ist  gewöhnlich 
roth  durch  Eisenoxyd,  seltener  schmutzig-grün  durch  Eisenoxydul. 

Die  genannten  Einschlüsse  enthalten  : 1)  ein  dunkelrothes  bis  licht 
fleischrothes  Mineral,  durchaus  gefügelos  derb,  nicht  sehr  stark  glänzend, 
aber  darin  auch  bis  farblose,  stark  glänzende  krystallinisch  e Th  eile  mit 
eigenthümlicher  Streifung  auf  den  für  mich  nicht  deutbaren  Flächen. 
Sehr  selten  wurden  beim  Schlagen  deutliche  quadratische  Flächen  sichtbar. 
Analcim ! 2)  ein  strahl iges  stängeliches  Mineral,  Natrolith ! 3)  seltener 

ein  schön  glänzendes  blätteriges  Mineral,  Stilbit ! 4)  feinglänzende,  frische, 

sehr  kleine  Apatitsäulchen  mit  Pyramidenflächen ! 5)  Kalkspath , ohne 

äussere  Gestalt,  und  wohl  noch  anderes. 


97 

Am  meisten  nahm  das  derbe  rothe  Mineral  (1)  meine  Aufmerksamkeit 
in  Anspruch,  und  die  Hoffnung,  dass  der  Kalkspath  vorhandene  Drusen 
ausfülle,  wurde  nicht  getäuscht,  denn  nach  Wegnahme  des  Kalkspaths  mit 
Säure  wurden  kleine  Drusenräume  frei,  welche  sehr  kleine,  anscheinend 
würfelige  Krystalle  enthielten,  deren  Zugehörigkeit  zur  derben  rothen 
Masse  zweifellos  war.  Ausser  diesen  wurden  in  einigen  Fällen  auch  sehr 
kleine,  deutliche  Stilbitkrystalle  (Heulandit)  blossgelegt  und  ebenso  Strahl- 
zeolithnadelchen.  Nur  in  äusserst  wenigen  Fällen  wurden  deutliche  Kry- 
stalle  mit  Analcimgestalt  wahrgenommen. 

Dass  das  würfelige  Mineral  ein  Zeolith  sei,  liess  sich  chemisch  leicht 
darthun;  ich  dachte  wohl  an  Chabasit,  da  es  mir  vorkam,  als  seien 
wenigstens  manche  der  Würfel  etwas  schiefwinkelig.  Nur  in  einem  einzigen 
Falle  glaubte  ich  an  einer  Würfelecke  drei  Analcimflächen  zu  erkennen. 
Die  Krystalle  kleiden  die  Drusen  räume  ganz  gewöhnlich  regellos  aus,  in 
einigen  Fällen  aber  war  auch  eine  Art  Parallelismus  der  Krystalle  zu 
sehen,  eine  Reihe  mit  Zwischenräumen,  als  wären  die  Krystalle  Fort- 
setzungen eines  einzigen  unteren  Krystalls.  Es  wäre  ja  hochinteressant, 
wenn  es  sich  bestätigen  sollte,  dass  die  würfeligen  Krystalle  sich  wirklich 
als  Analcim  erweisen  sollten,  ich  will  es  vor  der  Hand  als  solchen  be- 
zeichnen. 

V.  d.  L.  schmilzt  das  Mineral  ziemlich  schwer  zu  weissem  blasigen 
Glase.  H ==  5 (ungefähr);  Y.  G.  = 2,26 — 2,27.  Durch  Salzsäure  leicht 
und  vollkommen  zersetzbar,  unter  Abscheidung  von  schleimiger  Kieselerde. 
Analysen  wurden  von  diesem  und  anderem  Plauenschen  Analcim  wieder- 
holt ausgeführt,  um  neben  dem  Zweifelhaften  doch  irgend  einen  Anhalt 
zu  gewinnen. 

Ausser  in  dem  körnigen  hornbiendereichen  Syenite  sind  ähnliche 
Einschlüsse  wie  in  diesem  auch  im  gewöhnlichen  Syenite  vorgekommen. 
Als  bedeutendste  Stellen  für  dieses  Vorkommen  sind  der  Bruch  hinter 
der  Garnisonmühle  und  der  grosse  Bruch  (2)  unterhalb  Dölzschen  zu 
nennen.  In  den  meisten  Fällen  liess  aber  der  Inhalt  dieser  Einschlüsse 
eine  genauere  mineralogische  und  chemische  Bestimmung  nicht  zu,  da 
es  mir  nicht  möglich  war,  hinreichend  reines  Material  auszuscheiden. 

Als  eine  gewiss  nicht  unliebsame  Thatsache  sei  nebenbei  noch  erwähnt, 
dass  einmal  in  dem  derben  rothen  Analcim  hinter  der  Garnisonmühle  und 
in  dem  des  grossen  Bruches  unterhalb  Dölzschen  äusserst  feine  Kupfer- 
flimmern gesehen  wurden,  an  den  Sonnenstein  (Avanturin)  erinnernd. 

a)  Analysen  des  derben  und  würfeligen  rothen  Analcims  aus  dem 
Bruche  hinter  der  Garnisonmühle: 


• 

I 

II 

III 

Kieselsäure 

58,16  °/o 

58,44  0/o 

58,90  °/o 

Thonerde  -j-  ein  ) 
wenigEisenoxyd  j 

20,43  „ 

21,56  „ 

19,91  ,, 

Natron 

11,43  „ 

11,09  „ 

11,66  „ 

Kalkerde 

0,37  „ 

0,33  „ 
8,19  „ 

0,33  „ 

Wasser 

8,79  „ 

8,86  „ 

99,18% 

99,61  % 

99,66  %. 

98 


Auch  unterhalb  Dölzschen  (Bruch  1)  fand  sich  einmal  ein  ähnlich 
dichtes  rothes  Mineral  mit  strahligem  Zeolithe,  wie  das  hinter  der  Garnison- 
mühle. Die  Analyse  ergab : 


Kieselsäure  = 58,04% 

Thonerde  — 21,91  „ Spur  von  Eisenoxyd. 

Kalkerde  — 0,41  ,, 

Natron  = 1 1 ,01  „ 

Wasser  = 8,95  „ 


100,32  % 


b)  Rothes  dichtes  Zeolithmineral  mit  feinstrahligem  Zeolith  und  feinsten 
Magnetitkörnern  in  gewöhnlichem  Syenite.  Hinter  der  Garnison- 
mühle. Die  von  strahligem  Zeolithe  freie  Masse  ergab  : 

Kieselsäure  — 46,98  % 

Eisenoxyd  = 12,78  „ 

Thonerde  = 20,35  „ 

Natron  = 5,85  „ 

Kalkerde  = 6,42  „ 

Wasser  — 7,33  „ 

99771%. 


Nimmt  man  an,  dass  alles  Eisenoxyd  als  Magneteisen  vorhanden 
gewesen , so  würde  nach  dessen  Abzüge  der  Zeolith  ergeben : 

Kieselsäure  = 53,60  % 

Thonerde  — 23,23  „ 

Natron  = 6,67  „ 

Kalkerde  = 7,32  „ 

Wasser  — 8,36  „ 

99,18%. 

Dieses  Mineral  giebt  vor  d.  L.  eine  dunkle  Schlacke,  und  das  Pulver 
sintert  beim  Glühen  etwas  zusammen. 

c)  Analcim,  weiss,  glänzend,  krystalliniscb,  und  auch  deutliche  Krystall- 
flächen  zeigend.  Die  Flächen  des  krystallinischen  zeigen  die  eigen- 
thiimliche  Streifung,  so  dass  es  aussieht,  als  seien  Krystalle  über 
einander  gehäuft,  die  sich  gegenseitig  an  völliger  Ausbildung 
gehindert  haben. 

Begleiter  waren  : ein  Natrolith,  dessen  Nadeln  in  den  Analcim  hinein- 
ragen (also  älter)  und  ein  grau-grünes  strahliges  Mineral  (sehr  mild), 
welches  man  als  Epichlorit  bezeichnen  könnte.  Der  Natrolith  zumeist 
zersetzt  zu  rother,  thoniger  Masse,  in  welcher  auch  zuweilen  winzige, 
ganz  frisch  gebliebene  Apatitkrystalle  vorhanden  sind.  Bruch  hinter 
der  Garnisonmühle. 

Kieselsäure  = 57,32% 

Thonerde  = 20,90  „ (Spur  Eisen) 

Natron  ~ 11,45  „ 

Kalkerde  — 0,31  „ 

Wasser  ==  9,18  „ 

99,16  %. 


99 


d)  Analcim  von  dem  Analcimgange  unterhalb  Dölzschen,  Bruch  1, 
Das  Mineral  krystallisirt,  farblos,  glasig,  enthielt: 

Kieselsäure  = 56,09  % 

Thonerde  = 21,68  „ 

Natron  — 11,49  ,, 

Kalkerde  = 0,81  ,, 

Wasser  = 9,01  „ 

99^8%. 

e)  Rothes  krystallinisch-körniges,  glasiges  Mineral  unter  dem  farblosen 
Analcim,  von  Anderen  auch  für  Phillipsit  gehalten,  ergab  : 

Kieselsäure  = 60,05  % 

Thonerde  — 20,02  „ (mit  Spur  Eisen) 

Natron  — 10,56  „ 

Kalkerde  = 0,25  „ 

Wasser  — 8,84  „ 

“99,72  V 

Trotz  des  sehr  hohen  Kieselgehaltes  dürfte  das  Mineral  doch  vielleicht 
dem  Analcim  zugerechnet  werden , dem  Phillipsit  aber  keinesfalls. 

Anhang.  — Epichlorit  (?). 

f)  Mit  dem  unter  c angegebenen  Analcim  fand  sich  ein  grau-grünes 
bis  gelblich -bräunliches  Mineral,  dasselbe  bildet  nur  schwache 
strahlige  Masse  in  zeolithischer  Gesellschaft  (Analcim  und  Strahl- 
zeolith oder  Natrolith , auch  kaolinisirter  Zeolith  und  etwas  Apatit) 
in  körnigem,  rothem,  etwas  zersetztem  Syenite.  Das  Mineral  sehr 
weich,  talkartig  mild,  schwer  zerreiblich  und  dabeitalkartig  schuppig 
werdend.  Nach  dem  Glühen  bedeutend  härter  und  leicht  pulverisir- 
bar.  Durch  Salzsäure  vollständig  zersetzbar.  Das  sehr  spärliche, 
aber  ziemlich  reine  Mineral  ergab  : 

Kieselsäure  = 40,38%.  Eine  andere  Probe:  38,86  %. 

Thonerde  = 16,47  ,, 

Eisenoxyd  — 21,04  „ Wohl  zum  Theil  als  Oxydul 

Kalkerde  — 5,44  ,,  [vorhanden. 

Magnesia  — 6,94  ,, 

Wasser  = 9,30  ,, 

99,57  %. 

Nach  diesem  Ergebnisse  habe  ich  angenommen,  dass  das  fragliche 
Mineral  allenfalls  zum  Epichlorit  oder  dessen  Verwandten  gehören  dürfte. 

g)  In  dem  Bruche  oberhalb  der  Garnisonmühle  (linkes  Ufer),  der 
durch  mehrere  Gangbildungen  ausgezeichnet  ist,  findet  sich  auch 
ein  Gang,  rechtwinkelig  zur  Thalrichtung,  auf  dem  in  früher  Zeit 
ein  Versuchsbau  betrieben  worden  ist.  Der  Gang  ist  5 — 20  cm 
mächtig  und  besteht  aus  dünnblättriger  Masse,  im  Ganzen  von 
hellrother  Farbe.  Die  Gangmasse  besteht  zum  grossen  Theile  aus 
weissen  Kalkspathblättern,  meist  parallel  zu  den  Ganggrenzen  (wohl 
basische  Blätter),  und  dazwischen  aus  rothem  kleinkörnigen  Minerale. 
Der  Gang  ist  begrenzt  durch  grau-grüne  thonige  Masse,  zersetzten 
Syenit. 


100 


Da  das  rothe  Mineral  wegen  geringer -Stärke  mechanisch  nicht  wohl 
trennbar  war,  so  wurde  der  Kalkspath  durch  verdünnte  Salzsäure  entfernt, 
aber  da  auch  die  rothe  Masse  als  nicht  ganz  unzersetzbar  durch  die  Säure 
sich  erwies,  so  wurde  vor  dem  Lösen  nicht  zu  fein  gepulvert,  und  nach 
dem  Lösen  die  feineren  rothen  Theile  noch  fortgewaschen,  so  dass  man 
annebmen  konnte,  eine  ziemlich  unzersetzte  Substanz  erhalten  zu  haben. 

Durch  Salzsäure  mögen  ungefähr  20 °/o  des  Minerals  zersetzbar  sein, 
die  Lösung  ergab:  Thonerde  2,59%;  Eisenoxyd  6,53%.  Letzteres  wurde 
vorwaltend  aufgelöst  aus  nicht  abgeschlämmtem  Materiale,  es  ist  wahr- 
scheinlich nur  mechanisch  beigemengt.  Der  wirklich  zersetzbare  Theil 
würde  darnach  nur  etwas  über  10%  betragen,  und  dürfte  als  ein  Zeolith 
anzusehen  sein,  wenn  man  den  Wassergehalt  in  Betracht  zieht. 

Wasser  — 2,11  % in  nicht  abgeschlämmtem  Materiale. 

„ — 2,29  „ in  abgeschlämmtem  Materiale. 

Aufgeschlossen  wurde  das  Mineral  mit  Soda  und  mit  Elusssäure. 
Die  Zerlegung  ergab : 

Kieselerde  = 61,96  % 

Thonerde  = 19,82  „ Spur  Eisen  nicht  getrennt. 

Kalkerde  — 0,60  „ 

Kali  = 15,09  „ Natron  nicht  getrennt. 

Magnesia  = Spur 

Wasser  ==  2,29  „ 

99,76  %. 

Anderer  Versuch  gab:  Thonerde  = 19,22% 

Kali  — 14,87  „ 

Das  rothe  Mineral  zwischen  den  Kalkspathblättern  könnte  man  dem- 
nach für  ein  Gemenge  aus  einem  neugebildeten  Feldspathe,  Zeolith  und 
Eisenoxyd,  halten.  Ich  habe  dieses  Vorkommen  hier  nur  erwähnt,  weil 
ich  beim  ersten  Anblicke  in  etwas  an  das  des  Analcims  in  dem  Gange 
unterhalb  Dölzschen  erinnert  wurde. 

3.  Natrolith  (Strahlzeolith). 

Am  öftersten  wurde  der  Natrolith  in  dem  hornblendereichen  granitisch- 
körnigen  Syenite  im  unteren  Bruche  hinter  der  Garnisonmühle  gefunden, 
in  Gesellschaft  von  Analcim,  Stilbit  und  Apatit,  sowie  etwas  Kalkspath. 
Aber  auch  in  gewöhnlichem  Syenite  am  selben  Orte  fand  sich  das  Mineral 
einmal  hübsch  roth,  frisch,  strahlige  Aggregate  in  Bändern  bis  10  cm 
Länge  und  1 bis  2 cm  Dicke.  An  anderen  Stellen  des  Grundes  ist  der 
Natrolith  nur  äusserst  selten  angetroffen  worden,  so  je  einmal  in  Gesell- 
schaft von  Granat;  von  Pistazit,  Quarz,  Chlorit;  von  Pistazit,  krystalisirtem 
Feldspath  und  Quarz;  in  grosskrystallischem  schmalen  Bande  von  Feld- 
spath  und  Hornblende  mit  Scheelit  zusammen.  Alle  diese  Funde  stammen 
aus  dem  grossen  Bruche  (2)  unterhalb  Dölzschen.  Im  oberen  Bruche 
beim  Forsthause  wurde  das  Mineral  einigemale  in  sehr  kleiner  Menge  an- 
getroffen, besonders  an  den  Grenzen  des  knolligen  granitischen  Syenit- 
gesteins. Die  Vorkommnisse  eines  mehr  strahlig  blätterigen  Zeoliths 
dürften  wohl  nicht  hierher  zu  rechnen  sein. 


101 


Das  bedeutendste  Vorkommen  ist  das  erst  erwähnte,  in  dem  körnigen 
hornblendereichen  Syenite,  und  auf  dieses  bezieht  sich  das  Folgende. 

Der  Natrolith  bildet  nur  strahlige  Massen,  die  Individuen  sehr  selten 
bis  über  2 cm  lang  und  1 mm  dick,  meist  nur  nadelartig  oder  haarfein. 
Freie  Krystalle , nadelartig , wurden  nur  spärlich  erhalten  , wenn  der  die 
kleinen  Drusen  immer  ausfüllende  Kalkspath  durch  Säure  entfernt  wurde, 
und  zwar  zuweilen  mit  dem  würfeligen  Analcim  zusammen.  Da  der 
Natrolith  durch  die  Säure  mehr  angegriffen  wird  als  die  anderen  Zeolithe, 
so  gelang  es  nicht,  ein  deutliches  Krystallende  wahrzunehmen.  Nach  dem 
Ausätzen  mit  Säure  zeigten  sich  zuweilen  neben  den  stärkeren  nadelartigen 
rothen  Natrolithen  auch  ungemein  feine  Krystallnetze  von  heller  Farbe, 
ähnlich  den  Rutilnetzen;  es  könnte  dies  vielleicht  eine  spätere  Natrolith- 
bildung  sein,  die  in  ihrer  Gruppirung  durch  das  Kalkspathgefüge  bestimmt 
worden  ist.  Die  Farbe  des  Natroliths  ist  meist  dunkelroth,  seltener  hell- 
roth  bis  fast  weiss.  Das  Mineral  ist  oft  ganz  in  eine  thonige  rothe,  seltener 
fahlgrüne  Masse  umgewandelt,  in  der  aber  die  Strahlen  mitunter  noch 
bemerkbar  sind.  — Glanz  meist  gering.  V.  G.  = 2,243  — 2,266.  Schmilzt 
v.  d.  L.  ziemlich  schwer  zu  weissem  blasigen  Glase. 

Die  Analyse  ergab: 

Kieselerde  — 48,04  °/o 
Thonerde  = 26,17  „ (Spur  Eisen) 

Natron  = 13,96  ,, 

Kalkerde  = 0,96  „ * 

Wasser  = 9,91  „ 

99,04  %. 

4.  Stilbit. 

In  den  Zeolitheinschlüssen  des  hornblendereichen  granitisch- körnigen 
Syenits  im  unteren  Bruche  hinter  der  Garnisonmühle,  und  zwar  nur  da 
und  in  dieser  Gesteinsabänderung  angetroffen.  Das  Mineral  fast  nur  im 
Gemenge  mit  Analcim  und  Natrolith  auftretend,  gleichsam  weniger  selbst- 
ständig als  diese  beiden,  selten  allein  einen  Einschluss  bildend,  aber  auch  mit 
Apatit  zusammen.  Die  Farbe  ist  roth  wie  die  des  Fassastilbits , und  der 
schöne  Perlmutterglanz  fehlt  nicht  auf  den  frischeren  Partien.  Durch  Aus- 
ätzen mit  Säure  wurden  hübsche  Gruppen  kleiner  Kryställchen  erhalten, 
die  weniger  durch  die  Säure  gelitten  hatten  als  die  des  Analcims  und 
besonders  die  des  Natroliths.  Die  Länge  der  sechsseitigsäuligen  Krystalle 
war  bis  zu  2 mm,  die  Dicke  höchstens  1 mm.  Die  Gestalt  ist  die  in  den 
Lehrbüchern  (Naumann)  bezeichnete : ocPcvd.ooPoc.Poc.OP.  Dazu  tritt 
in  manchen  Fällen  noch  eine  Fläche,  die  ich  für  2P  gehalten  habe. 

Eine  chemische  Untersuchung  ist  nicht  ausgeführt  worden,  denn  hin- 
reichend frisches  Material  war  nicht  genügend  vorhanden,  und  die  aus- 
gezeichneten äusseren  Eigenschaften  waren  zur  Bestimmung  vollkommen 
ausreichend. 

5.  Phillipsit  (Harmotom-Mineral). 

In  der  Isis-Zeitschrift  von  1857,  S.  139  habe  ich  den  Desmin  als  im 
Plauenschen  Grunde  vorkommend  angeführt.  Die  sehr  deutlichen  dünn 
nadelartigen,  nur  sehr  selten  0,5  bis  1,5  mm  dicken  und  dann  etwa  2 bis 


102 


5 mm  langen  Krystalle  erscheinen  als  recht  winkelige  Säulen  mit  über_den 
Säulenkanten  aufgesetzten  Pyramiden-Flächen.  Also  nach  Naumann:  ocPoc  . 
oc  Poc.P.  Andere  Flächen,  die  auch  nicht  selten  am  Desmin  Vorkommen 
sollen,  nämlich  oc P und  OP,  konnten  nicht  bemerkt  werden. 

Da  der  Desmin  mit  Harmotom  und  Phillipsit  isomorph  ist,  so  könnte 
ich  meine  frühere  Angabe  wohl  vor  mir  selbst  entschuldigen,  besonders  wenn 
man  in  Betracht  zieht,  dass  früher  nur  ein  sehr  spärliches  Material  vorlag. 
Aber  die  Entschuldigung  wird  gänzlich  hinfällig,  denn  ich  habe  früher  ver- 
säumt, die  pyramidalen  Flächen  genau  anzusehen.  Die  neueren  Funde, 
seit  etwa  zehn  Jahren,  haben  mich  dazu  gebracht,  das  fragliche  Mineral 
als  zu  den  Harmotomen  gehörig  anzusehen,  ich  glaube  es  nun  als  Phillipsit 
bezeichnen  zu  dürfen. 

Als  Fundstellen  kommen  im  Nachstehenden  nur  die  Brüche  unterhalb 
Dölzschen  1 bis  4 (von  N nach  S gerechnet)  in  Betracht. 

Beim  Freimachen  des  Analcims,  aus  dem  Gange  in  Bruch  1,  vom 
bedeckenden  Kalkspathe  (mittelst  Säure)  kam  nicht  nur  Analcim  zum  Vor- 
scheine, sondern,  wenn  auch  selten,  anscheinend  quadratische  Säulen  mit 
über  deren  Längskanten  befindlichen  Pyramidenflächen:  diese  Krystalle, 
meist  roth,  sind  zuweilen  mit  Analcim  theilweise  oder  ganz  bedeckt,  daher  die 
Meinung,  dass  das  rothe  Mineral  unter  den  Analcim  etwas  anderes  sein  müsse. 
Die  rothen  vollen  Säulen  haben  mir  auch  meinen  Desmin-Irrthum  nicht  ge- 
nommen, sondern  dies  geschah  erst  durch  Aufdecken  der  Säulen,  welche  durch 
die  Säure  hohl  gemacht  worden  waren,  und  nur  aus  einer  graugrünen  etwas 
warzigen  Haut  bestanden.  Die  Ausfüllung  dieser  Pseudomorphosen  hat 
also  wohl  aus  Kalkspath  bestanden,  und  erinnerte  mich  lebhaft  an  die 
Pseudomorphosen  von  Kalkspath  (daneben  auch  Quarz,  Epidot,  Magnetit) 
nach  Granat,  von  dem  entweder  auch  nur  eine  dünne  Binde  übrig  geblieben, 
oder  dieselbe  ist  später  gebildet  worden  (Thorbjörnsborgrube  bei  Arendal). — 
Unsere  hohlen  Säulenkrystalle  zeigten  im  Innern  eine  etwas  unregelmässige 
Längenwand,  gegenüberliegende  Säulenflächen  verbindend.  Ich  schloss  daraus, 
dass  der  ursprüngliche  Krystall  ein  Zwilling  gewesen.  Später  wurde  weiter 
ein  Querschnitt  einer  verwitterten  Säule  beobachtet,  in  dem  ziemlich  deut- 
lich zwei  sich  kreuzende  Linien  zu  sehen  waren,  also  eine  weitergehende 
Zusammensetzung  des  Krystalls  angedeutet  schien,  die  wohl  auf  Phillipsit 
hinweisen  konnte.  Daraufhin  wurden  die  deutlichen  frischen  Krystalle  aus 
Bruch  4 näher  angesehen,  und  die  so  bezeichnende  Federstreifung  der 
pyramidalen  Flächen  in  vielen  Fällen  deutlich  wahrgenommen. 

Im  Analcimgange  (Bruch  1)  sind  auch  freie  Drusen  mit  Analcim  und 
Phillipsit  vorgekommen.  Letzterer  meist  roth,  selten  hell,  wenig  glänzend, 
kaum  durchscheinend,  meist  mehr  zersetzt  als  der  Analcim  und  deshalb 
etwaige  Streifung  nicht  zu  sehen.  Yon  Spaltbarkeit  war  auch  an  ziem- 
lich frischen  Krystallen  nichts  zu  bemerken.  Einige  Male  wurden  ein- 
springende Säulenkantenwinkel  gesehen  und  angelagerte  flache  Säulen, 
wie  sie  beim  Phillipsit  angegeben  werden. 

In  Bruch  2 wurde  der  Phillipsit  nur  in  sehr  geringer  Menge  gefunden 
und  zwar  in  Gesellschaft  von  zersetztem  Laumontit,  und  von  säuligem  und 
tafeligem  Kalkspathe.  Die  Krystalle  sind  ganz  winzig,  aber  schön  frisch  und 
glänzend,  gut  gestaltet,  etwa  wie  kleine  Zirkone  aussehend,  roth  und  auch 
honiggelb.  Gute  Augen  können  vielleicht  die  Streifung  der  Pyramide 
deutlich  sehen,  ich  glaube  dieselbe  schon  bemerkt  zu  haben. 


103 


Der  Bruch  4 ist  nicht  nur  für  Laumontit,  sondern  auch  für  den 
Phillipsit  die  Hauptfundstelle.  Der  Phillipsit  ist  immer  in  Gesellschaft  von 
Laumontit  und  Kalkspath,  und  muss  als  jüngstes  Glied  gelten.  Die  frühere 
Angabe,  dass  wo  Phillipsit  auftrete,  der  Kalkspath  fehle,  ist  falsch.  — Der 
Phillipsit  ist  zumeist  schön  frisch,  glänzend,  farblos,  auch  röthlich  und 
gelb,  durchscheinend  bis  durchsichtig.  Die  Kry  stalle  sind  immer  gut  ge- 
bildet, fein  nadelartig,  selten  bis  1 mm  oder  etwas  mehr  dick  und  höchstens 
2 bis  3 mm  lang;  sie  bilden  Gruppen  oder  Rinden  auf  Laumontit  und 
Kalkspath,  selten  sind  einzeln  stehende  und  liegende  aber  recht  vollkommene 
Krystallsäulchen,  Oft  sind  die  schönen  Zwillingsstreifungen  wohl  bemerk- 
bar, sodass  wohl  kaum  noch  ein  Zweifel  aufkommen  kann,  dass  man  es 
mit  Phillipsit  (Harmotom-Mineral)  zu  thun  hat. 

Ganz  besondere  Freude  und  Genugthuung  wurde  mir  gewährt  durch 
das  Auffinden  zweier  Krystallkreuze  in  ganz  unscheinbaren  Kalkspath- 
Laum ontit-Dru sen . Die  Kreuze  sind  zwar  nur  ganz  winzig,  aber  deutlich 
beobachtbar,  und  das  Einspiegeln  der  Flächen  aa  ist  deutlich  zu  sehen. 
Durch  diesen  Fund  sind  meiner  Meinung  nach  alle  Zweifel  gehoben.  — 

Die  beifolgende  Figur,  der  Mineralogie  Naumann’s,  9. 
Auflage,  1874,  S.  365,  entlehnt,  giebt  das  Bild  des  voll- 
kommensten Kreuzes.  Auch  in  der  schönsten  Phillipsit- 
a druse  mit  grösseren  Krystallen  (etwa  0,5  bis  0,8  mm 
dick  und  2 bis  2,5  mm  lang)  ist  ein  solches  Kreuz 
angedeutet  , die  Einspiegelung  der  Flächen  aa  ziem- 
lich gut  zu  sehen  und  dazu  auch  noch  die  Feder- 
streifung dieser  Flächen,  die  ich  bei  den  kleinen  Kreuzen 
nicht  zu  sehen  vermochte. 

Eine  chemische  Untersuchung  ist  nicht  ausgeführt  worden,  da  ich  das 
immerhin  seltene  und  sparsame  Material  nicht  gefährden  wollte.  Aus 
früherer  Zeit  befindet  sich  etwas  von  unserem  Phillipsite  im  mineralogischen 
Museum,  ich  habe  es  damals  als  Desmin  übergeben.  Alles  in  einer  Reihe 
von  Jahren  bis  jetzt  gesammelte  Phillipsitmaterial  habe  ich  zusammen- 
gehalten, denn  ein  Stück  ist  in  vielen  Fällen  kein  Stück. 

6.  Desmin. 

In  letzter  Stunde  wurde  die  Hoffnung  erregt,  dass  der  Desmin  denn 
doch  noch  in  die  Reihe  unserer  Zeolithe  aufgenommen  werden  dürfe. 

Beim  Ausätzen  einer  sehr  zersetzten  Zeolithpartie  aus  dem  dunklen 
Syenite  hinter  der  Garnisonmühle  wurden  ganz  besonders  viele  der  netz- 
artigen, beim  Natrolith  erwähnten,  hellen  Gebilde  blossgelegt  und  zwischen 
denselben  auch  ein  paar  Kryställchen,  dunkelroth,  mehr  erdig,  glanzlos, 
aber  die  Gestalt  deutlich  erkennbar.  Die  Gestalt  war  anscheinend  rectan- 
gulär  säulig,  mit  Pyramidenflächen  über  den  Längskanten, 
und  einer  basischen  Endfläche,  also  im  Ganzen  recht  wohl 
mit  der  Desmingestalt:  oc P oc . oc  P oo  . P.  OP  vereinbar  (s.  Fig.). 

Ich  möchte  hierher  auch  gewisse  strahlig  blättrige  Aggregate 
von  meist  rothgelber  Farbe  rechnen,  die  sich  in  den  Brüchen 
unterhalb  Dölzschen  und  hinter  der  Garnisonmühle  einigemale 
vorfanden,  sowohl  in  gewöhnlichem  Syenite,  wie  auch  an  den 
Grenzen  der  dunklen,  Kupferglanz  und  Magneteisen  führenden 
Ausscheidungen  desselben.  Es  gelang  mir  bis  jetzt  nicht, 


104 


hinreichend  reines  Material  für  die  Analyse  zu  erlangen  und  andere 
Bestimmungen  zu  ermöglichen. 


Noch  einige  Worte  über  die  Beziehungen  zwischen  den  Syenite  und 
den  genannten  Zeolithen.  — Vom  Laumontite  und  Phillipsite  gilt  unbedingt, 
dass  sie  durchaus  spätere  (secundäre)  Abkömmlinge  des  Syenits  (Feldspaths) 
sind,  auch  vom  Analcim  kann  dies  gesagt  werden,  insoweit  er  als  Gang- 
gebilde  auftritt.  Dem  Gesteine  näher,  demselben  scheinbar  angehörig,  stehen 
die  übrigen,  mit  Einschluss  des  Analcims  in  dem  dunkeln  Syenite  hinter 
der  Garnisonmühle,  denn  in  diesen  werden  mitunter  Syenitmineralien, 
namentlich  Glimmer,  Hornblende  und  Magneteisen,  seltener  Feldspath  an- 
getroffen, sodass  man  sich  des  Gedankens  nicht  erwehren  kann,  dass  diese 
Zeolithe  dem  Gesteine  gewissermassen  angehören. 


Secundär: 


Laumontit, 
- Phillipsit, 
Analcim. 


Primär: 


Analcim, 

Natrolith, 

Stilbit, 

Desmin? 


Jedenfalls  dürfte  es  sehr  wtinschenswerth  sein,  dass  unsere  Zeolithe 
einmal  auch  in  eine  andere  Hand  gelangten,  um  ein  bestimmteres  Urtheil 
über  das  Ganze  zu  erhalten.  Ich  habe  das  Material  zusammengehalten, 
um  eine  weitere  ausgiebigere  Bearbeitung  zu  ermöglichen. 


Nachtrag. 

Noch  ein  Vorkommen  mag  hier  erwähnt  werden,  und  zwar  nur  des- 
halb, weil  ich  einmal  glaubte,  das  fragliche  Mineral  für  einen  Zeolith 
halten  zu  dürfen.  Ich  hoffe  es  wird  nicht  gar  zu  sehr  verurtheilt  werden, 
dass  meine  Angaben  hier  noch  unsicherer  sind  als  bei  den  Zeolithen. 

Vor  vielen  Jahren  schon  fand  ich  in  dem  schönsten  Bruche  unterhalb 
Dölzschen  (2)  einen  mir  in  hohem  Maasse  anziehend  erscheinenden  Kalk- 
spath.  Die  ältesten  Krystalle  (seltener  beobachtbar)  langgestreckte  Skalen- 
oeder, daran  und  darüber  flache  tafelige  Krystalle  mit  skalenoedrischen 
und  Säulenflächen.  Die  Basis  frei,  oder  auch  gänzlich  oder  theilweise 
bedeckt  durch  ein  flaches  Skalenoeder  (-^R3).  Letztere  Gestalt  ist  auf- 
gebaut aus  Tafeln  und  erscheint  treppenförmig.  Die  Stufen  durch  Ein- 
spiegeln mit  am  Ende  zuweilen  vorhandener  Basis  deutlich  erkennbar. 

Auf  einigen  dieser  Kalkspathdrusen  bemerkte  ich  (leider  zu  spät,  so- 
dass gewiss  manches  vorloren  gegangen  ist)  kleine  sehr  regelmässige  an- 
scheinend quadratische  Pyramiden  von  röthlicher  Farbe  bis  fast  farblos, 
durchscheinend,  Glanz  meist  nicht  sehr  stark.  Die  grössten  Krystalle  erreichen 
nicht  1 mm.  Sie  sind  einfach  pyramidal  (modellartig  wohl  gebildet,  wie 
ich  die  Gestalt  nur  an  einigen  Xenotimen  gesehen  habe),  zuweilen  erscheint 
auch  eine  Abstumpfung  der  Mittelkanten,  sowie  eine  zweiflächige  Zuschärfung 
an  Mittelecken.  Ja  ich  glaubte  einmal  hemiedrische  Pyramidenflächen  an 
einer  Mittelecke  gesehen  zu  haben.  So  konnte  es  kommen,  dass  ich  wohl 
an  Scheelit  dachte,  aber  das  Vorkommen  schien  mehr  auf  Zeolith  hinzu- 
weisen,  und  Herr  A.  Frenzei  nannte  mir  das  Wort  Gismondin. 

Einige  der  winzigen  Krystalle  wurden  nach  Möglichkeit  von  dem 
Kalkspathe  frei  gemacht  und  mit  Salzsäure  behandelt,  sie  lösten  sich  unter 


105 


Aufbrausen  leicht  lind  vollständig  auf,  und  die  Lösung  gab  mit  Ammoniak 
einen  flockigen  Niederschlag.  So  glaube  ich  bemerkt  zu  haben.  End- 
ergebnis: Also  wohl  ein  Carbonat.  Meine  Kunst  ist  zu  Ende  mit  dem 
winzigen  Materiale. 

Ich  habe  von  dem  spärlichen  Materiale  nichts  weiter  durch  eigene 
Versuche  verdorben,  in  der  Hoffnung,  dass  ein  Mineralog  von  Beruf  sich 
desselben  einmal  annehmen  werde.  Es  wäre  ja  hübsch,  wenn  doch  zu- 
letzt ein  tetragonales  Carbonat  zum  Vorschein  kommen  sollte;  ist  es  etwas 
Anderes  und  nicht  weiter  zu  Beachtendes,  so  bin  ich  auch  zufrieden, 
denn  ich  habe  meine  Belohnung  gehabt  durch  die  Freude,  die  mir  die 
kleinen  vollkommenen  Kryställchen  gewährt  haben. 

Eine  Aussicht,  mehr  von  dem  fraglichen  Materiale  zu  erhalten,  ist 
kaum  vorhanden. 


106 


VI.  Ein  Titanit-Abkömmling  im  Syenite  des  Plauensclien 

Grundes  bei  Dresden. 

Von  E.  Zschau  in  Dresden. 


Im  Jahre  1888  (22.  December)  fand  ich  auf  einem  ziemlich  stark 
zersetzten  Syenite  des  Plauenschen  Grundes  (unterer  Bruch  hinter  der 
Garnisonmühle)  Rinden  eines  kleinkrystallinischen  Kalkspaths  als  Decke 
über  einem  stark  angegriffenen  Calcite.  An  derselben  Fundstelle  wurden 
auch  frische  unscheinbare  Calcitdrusen,  sowie  kugelig  gruppirte  flache 
Baiytkrystalle  angetroffen.  Zierliche  gute  Barytkrystalle  wurden  auch  er- 
halten, wenn  man  den  Kalkspath  mit  Säure  entfernte. 

Bei  genauerer  Betrachtung  fand  ich  in  dem  Syenite  kleine,  bis  2 mm 
grosse,  unregelmässige  Druschen,  ausgekleidet  und  angefüllt  mit  äusserst 
kleinen,  meist  honiggelben,  fein  und  stark  (diamantartig)  glänzenden 
Kry stallen.  Mein  erster  Gedanke  war,  dass  man  es  mit  einem  neuen 
Titanit-Abkömmling  zu  thun  haben  könne,  da  der  gewöhnliche  mehr 
erdige  und  glanzschwache  Titanit,  wie  er  im  zersetzten  Syenite  so  oft 
beobachtet  werden  kann,  gänzlich  fehlte.  Selbstverständlich  wurden  die 
Späthe  nun  in  den  Hintergrund  gethan. 

Schon  aus  der  sehr  grossen  Anzahl  der  Krystalle  in  einer  höchstens  2 mm 
grossen  Druse  konnte  man  schliessen,  dass  dieselben  nur  etwa  0,01  — 0,1  mm 
gross  sein  könnten.  Nur  in  wenigen  Fällen  war  mit  der  Lupe  schon  in 
den  Drusen  eine  flachtafelige  Gestalt  erkennbar.  Frei  gelegte  Krystalle 

zeigten  unter  dem  Mikroskop  eine  hübsche, 
anscheinend  quadratische  oder  rectanguläre 
Gestalt,  mit  gleichartigen  pyramidalen  Ab- 
schrägungen an  allen  vier  Seiten,  also  viel- 
leicht eine  quadratische  Tafel  mit  Pyramide 
(Fig.  I).  Nur  ein  einziges  Mal  wurde  eine 
Gestalt  gesehen  wie  Fig.  II. 

Ich  habe  mir  das  Mineral  zu  deuten 
versucht,  und  habe  gemeint,  dass  etwa  eine 
Umsetzung  des  gewöhnlichen  Titanits  in 
Guarinit  vorliege;  oder  dass  es  Pseudobrookit  sein  könne,  ich  konnte 
allerdings  die  Längsstreifung  nicht  wahrnehmen , wenn  dieselbe  auch  vor- 
handen sein  sollte;  als  drittes  bliebe  noch  Anatas  zu  erwähnen. 

Was  die  Gestalt  Fig.  II  anlangt,  so  könnte  dieselbe  allenfalls  auf 
Brookit  hindeuten;  und  das  Unglück  wäre  nicht  gross,  wenn  sich  heraus- 
stellen  sollte,  dass  Anatas  und  Brookit  neben  einander  ans  dem  Titanite 
hervorgegangen  wären. 


Oes.  Isis  in  Dresden,  1893.  — Abh,  6. 


107 


Was  das  fragliche  Mineral  ist,  kann  ich  nicht  entscheiden,  und  wird 
eine  genauere  Bestimmung  von  anderer  Seite  gegeben  werden. 

Angefügt  mag  noch  werden,  dass  das  Mineral  nur  an  einer  einzigen 
Stelle  des  oben  genannten  Steinbruches,  und  sonst  nirgends  im  Grunde, 
bis  jetzt  gefunden  wurde.  Jedenfalls  ist  es  da  in  einer  ziemlich  grossen 
Syenitmasse  vorgekommen,  aber  unbeachtet  geblieben.  In  früherer  Zeit 
sind  der  Fundstelle  grössere  Syenitstücke  mit  den  erwähnten  kugeligen 
Baryten  entnommen  worden,  und  haben  solche  Stücke  als  Gartenschmuck 
(z.  B.  auf  der  Brühlschen  Terrasse)  Verwendung  gefunden.  Ich  glaube 
nicht  zu  irren,  dass  diese  Ausstattungsstücke  das  Mineral  enthalten  und 
eine  secundäre  Fundstätte  sein  können,  wenn  die  ursprüngliche  versagen 
sollte. 


108 


VH.  Beobachtungen  Uber  die  Eierdeckschuppen  der 
weiblichen  Processionsspinner. 

(Gattung  Cnethocampa  Stph.) 

Von  Dr.  H.  Nitsche  in  Tharandt. 

Am  23.  Februar  1893  hielt  ich  in  der  zweiten  Hauptversammlung*) 
unserer  Gesellschaft  einen  allgemeinen  Vortrag  über  die  Naturgeschichte 
der  Processionsspinner.  Derselbe  beruhte  auf  einer  Eeihe  eingehender 
Studien,  die  sich  namentlich  auch  auf  die  Ursache  der  „Giftigkeit“  ihrer 
Kaupen  erstreckt  haben.  Alles  was  ich  damals  an  biologischen  Thatsachen 
mittheilen  konnte,  ist  inzwischen  bereits  ausführlich  gedruckt  erschienen 
in  dem  3.  Hefte  der  von  Judeich  und  mir  herausgegebenen  „Mittel- 
europäischen Insektenkunde“  (S.  902  — 922).  Meine  Beobachtungen  über 
den  feineren  Bau  der  Eierdeckschuppen  waren  aber  so  eingehender  Natur, 
dass  sie  in  den  Rahmen  des  genannten  Lehrbuches  nicht  passten.  Ich 
veröffentliche  sie  daher  nachträglich  an  dieser  Stelle  und  erläutere  sie 
durch  einige  Abbildungen. 

Im  Sommer  1887  folgten  Professor  Altum  und  ich  einer  freundlichen 
Einladung  von  Oberforstmeister  von  Rössing,  den  Frass  des  Eichen- 
Processionsspinners  in  der  näheren  Umgebung  von  Dessau  zu  besichtigen. 
Bei  dieser  Gelegenheit  fanden  wir  in  einem  dem  Frassgebiete  benachbarten 
Pflanzgarten  an  der  glatten  Rinde  jüngerer  Eichen  Haufen  von  Schmetterlings- 
eiern, welche  in  mehreren  regelmässigen  Reihen  nebeneinander  festgeklebt 
waren.  Jede  Gruppe  enthielt  100 — 200  Eier  und  hatte  die  Gestalt  eines  langge- 
zogenen Sechseckes  (5,  S.  908,  Fig.  268),  da  die  mittleren  Reihen  etwas 
länger  waren  als  die  Randreihen.  Professor  Altum  sprach  dieselben  sofort  als 
Eier  des  Eichen-Processionsspinners,  Cnethocampa  processionea  L.,  an  und 
beschrieb  diese  Art  der  Eiablage  bald  darauf  (1,  S.  541).  Obgleich  ich 
die  Richtigkeit  der  Alt  um’ sehen  Bestimmung  durchaus  nicht  bezweifelte, 
versuchte  ich  doch  bei  Niederschreibung  des  betreffenden  Abschnittes  der 
„Mitteleuropäischen  Forstinsektenkunde“  die  directe  Gewissheit  zu  erlangen, 
dass  die  Eier  von  dem  Processionsspinner  herrührten.  Ich  untersuchte  daher 
mikroskopisch  den  braunen  Kittüberzug,  der  sie  bedeckt  und  ihnen  völlig 
die  Farbe  der  Eichenrinde  giebt.  Waren  die  Angaben  von  Kollar 
(2,  S.  325  u.  326)  richtig,  so  mussten  in  diesem  Kitt  Theile  der  Haare 

*)  ln  der  kurzen  Mittheilung  hierüber  in  den  Sitzungsberichten  S.  12  dieses 
Bandes  hat  sich  der  Druckfehler  „Ctenocampa“  eingeschlichen,  den  ich  zu  verbessern  bitte. 


Oes.  Iszs  in  Dresden,  1893.  — Abh.  7„ 


109 


oder  Schuppen  des  Afterbusches  des  Weibchens  enthalten  sein.  Bei 
Betrachtung  des  ersten  von  mir  hergestellten  Präparates  fand  ich  denn 
auch  zahlreiche  Bruchstücke  brauner  Schmetterlingsschuppen  und  ein 
Vergleichspräparat,  das  ich  aus  dem  Afterbusche  des  Weibchens  eines 
Eichen-Processionsspinners  herstellte,  liess  die  absolute  Uebereinstimmung 
der  dem  Eierhäufchen  und  dem  Afterbusche  des  weiblichen  Falters  ent- 
nommenen Schuppen  erkennen.  Die  Richtigkeit  der  Altum’schen 
Bestimmung  stand  also  fest. 

Es  fiel  mir  aber  auf,  dass  es  wirkliche  Schuppen  und  zwar  sehr 
grosse,  mit  ganz  charakteristischerer  Sculptur  versehene  waren,  nicht,  wie  bei 
vielen  anderen  Eierhäufchen,  z.  B.  beim  Schwammspinner,  Liparis  (Ocneria) 
dispar  L.,  wirklich  haarartige  Wolle.  Ferner  waren  diese  Schuppen  in 
Grösse,  Gestalt  und  Sculptur  vollständig  verschieden  von  denen,  welche 
der  so  ungemein  nahe  verwandte  Kiefern-Processionsspinner,  Cnethocampa 
pinivora  Tr. , zum  Eindecken  seiner,  an 'den  Kiefernnadeln  abgelegten  Eier 
verwendet,  wie  diese  nicht  lange  vorher  von  Dr.  Zickerow  in  Cammin 
beschrieben  und  abgebildet  worden  waren  (4,  S.  74  7).  Ich  beschloss  daher, 
den  Afterbusch  aller  mir  zugänglichen  Cnethocampa- Arten  zu  untersuchen. 
Die  dritte  mitteleuropäische  Art,  den  Pinien-Processionsspinner,  Cn.  pityocampa 
Schiff.,  besass  unsere  Sammlung,  dagegen  fehlten  ihr  die  beiden  noch  süd- 
licheren und  ihr  hoher  Preis  (2,5  und  12  Mark  für  ein  Exemplar)  hielt 
mich  von  dem  Ankäufe  zurück.  Hocherfreut  war  ich  daher,  als  der 
bekannte  Lepidopterologe  Dr.  Staudinger  in  Blasewitz  bei  Dresden  mir 
einige  nicht  ganz  fehlerfreie  Exemplare  der  spanischen  Cn.  herculeana  Rbr. 
und  der  levantinischen  Cn.  solitaria  Frr.  kostenlos  zur  Untersuchung 
überliess.  Ich  verfehle  nicht,  hierfür  auch  öffentlich  meinen  besten  Dank 
auszusprechen. 

Die  Untersuchung  dieses  reichen  Materiales  ergab,  dass 

1)  am  Hinterleibe  der  Weibchen  aller  5 Cnethocampa- Arten  des 
europäischen  Faunengebietes  unter  einer  äusseren  Schicht  einfach  linearer 
Afterwolle  ein  dichter  Wulst  sehr  grosser,  speciell  zur  Bedeckung  der  Eier 
bestimmter  Schuppen,  die  ich  Eierde ck schuppen  nenne,  vorhanden  ist, 
wie  er  meines  Wissens  bei  keiner  anderen  Nachtfaltergattung  vorkommt;*) 

2)  dass  jede  dieser  äusserlich  einander  ähnlichen  Arten  eine  ihr  speciell 
eigenthümliche  nach  Grösse,  Form,  Zeichnung  und  Sculptur  verschiedene 
Form  von  Eierdeckschuppen  besitzt. 


*)  Die  Afterbüsche  der  übrigen  Nachtfalter,  die  das  Material  zum  Eindecken  der 
Eier  liefern,  bestehen  nämlich  aus  ganz  langen  fadenartigen  Gebilden,  die  ent- 
weder jedes  für  sich  einer  Schuppe  entsprechen  ( Porthesia  chryrorrhoea  L.),  oderTheile 
einer  lang  zerschlitzten  Schuppe  ( Bornbyx  Janestris  L.)  oder  wenigstens  eine  ganz 
schmale  Schuppe  darstellen,  die  nur  bei  starker  Vergrösserung  als  flache  Schuppe 
erkennbar  wird  ( Orgyia  selenitica  Esp.).  Am  nächsten  steht  den  Processionsspinnern, 
was  den  Afterbusch  der  Weibchen  betrifft,  noch  Diloba  caeruleocephala  L.  Bei  dieser 
Gattung  besteht  er  aus  sehr  langen  fadenartigen  Schuppen,  die  aber  am  Ende  in 
einen  breiten,  abgerundet  dreieckigen  Endtheil  ausgehen.  Dies  dürften  wohl  sicher 
die  „geknöpften  Fäden“  sein,  mit  denen  nach  E.  Rofmann  die  Eier  besetzt  sein  sollen. 
Doch  besteht  auch  bei  dieser  Gattung  der  Afterbusch  aus  einer  Schuppenart  und 
hat  nicht  eine  äussere  verhüllende  Bedeckung  von  eigentlicher  After  wolle.  Ich  weise 
übrigens  darauf  hin,  dass  eingehenderes  Studium  der  Afterwolle  der  Nachtfalter  noch 
manche  interessante  Thatsachen  zu  Tage  fördern  dürfte, 


110 


1.  2. 


Die  Lage  und  Anordnung  dieser  Eierdeckschuppen  ist  bei  allen  5 Arten 
die  gleiche.  Der  Hinterleib  des  Weibchens  ist  stumpf  abgerundet  und  an 
seinem  Ende  mit  einem  Besätze  gewöhnlicher,  langer  Afterwolle  von  an- 
nähernd der  Farbe  des  Hinterleibes  bedeckt,  so  dass  man  an  einem  wohl- 
erhaltenen Exemplare  nichts  Auffälliges  bemerkt  (Fig.  1).  Entfernt  man 
dagegen  diese  äussere  Schicht,  so  liegt  unter  ihr,  dicht  ziegelartig  über- 
einander gelegt,  eine  geradezu  riesige  Menge  grosser  Schuppen,  die  eine 
ungefähr  halbkugelförmige , dicke  Schale  auf  dem  letzten  Leibringe  ober- 
halb der  After-  und  Geschlechtsöffnung  bilden  (Fig.  2). 

Befeuchtet  man  den  Hinterleib  eines  gewöhnlichen,  trockenen  Sammlungs- 
exemplares  zunächst  mit  Benzin,  legt  dasselbe  eine  längere  Zeit  in  ge- 
schmolzenes Paraffin  und  lässt  das  herausgenommene  Exemplar  erkalten, 
so  kann  man  bequem  den  Hinterleib  mit  einem  Rasirmesser  in  der  Mittel- 
ebene spalten.  Löst  man  dann  das  Paraffin  wieder  in  Benzin  auf,  so 
entsteht  ein  Präparat,  in  welchem  man  die  natürliche  Lage  der  Eierdeck- 
schuppen und  der  Afterwolle  auf  dem  Längsschnitt  genau  übersehen  kann 
(Fig.  3).  Es  tritt  jetzt  eine  geradezu  lächerliche  Aehnlichkeit  des  Eier- 
deckschuppenwulstes mit  dem  unter  dem  Namen  „Tournure“  bekannten 
weiblichen  Kleidungsstücke  hervor.  Das  spitze  eigentliche  Hinterleibsende 
erhält  durch  diesen  Wulst  eine  gewölbte  Abrundung  und  bauscht  die 
deckende  Schicht  Afterwolle  auf. 

Besonders  bemerk enswerth  ist  die  geradezu  riesige  Grösse  dieser 
Schuppen  im  Vergleich  mit  den  Flügelschuppen,  sogar  bei  dem  Eichen- 
processionsspinner,  der  die  kleinsten  Eierdeckschuppen  unter  allen  5 Arten 
hat.  Bei  dem  Pinien-Piocessionsspinner  werden  sie  bis  über  2 mm  lang 
und  über  1 mm  breit.  Uebrigens  wechselt  die  Grösse  in  einem  und  dem- 
selben Afterbusche  sehr  bedeutend,  doch  überwiegen  stets  die  grossen 
Schuppen  an  Zahl. 

In  der  entomologischen  Literatur  ist  mir  eine  einzige  —genauere  Er- 
wähnung dieses  Verhaltens  bekannt  und  diese  ist  so  versteckt,  dass  sie 
wrohl  nur  wenigen  Fachleuten  zur  Kenntniss  gekommen  sein  dürfte.  Der 
Augustiner-Priester  Prosper  Dallinger  beschreibt  und  zeichnet  diese  Ver- 
hältnisse bereits  1798  bei  dem  ,, Fichtenspinner“  Phalaena  hombyx 
Pityocampa , wie  er  fälschlich  den  Kiefern-Processionsspinner  nennt: 

. an  dem  Ende  des  rothgelben  Hinterleibes  über  dem  After  eine 
braune,  etwas  glänzende  Bedeckung,  welche  aus  einer  sehr  grossen  Menge 
aufeinander  gehäufter  Schüppchen  besteht,  sie  sind  sehr  leicht  und  die 
kleinste  Bewegung  gegen  dieselben  ist  hinreichend,  sie  zu  beben  und 
ausfallen  zu  machen.“  (3,  S.  31,  Taf.  II,  Fig.  9.) 

Ebensowenig  dürfte  es  in  wissenschaftlichen  Kreisen  bekannt  sein , 
dass  Dr.  Zick  er  ow  in  Cammin  in  der  Gartenlaube  in  einem  auch  sonst 
ganz  vortrefflichen  Aufsatze  die  Eierdeckschuppen  und  ihre  Lage  bei  der- 
selben Art  gut  geschildert  hat  (4,  S,  747), 


111 


Die  Verwendung  dieser  Schuppen  ist,  soweit  ich  weiss,  nur  bei  den 
drei  bekannteren  Arten  beobachtet  worden. 

Das  Weibchen  des  Eichen-Processionsspinners  mischt  die  Schuppen 
unter  den  Kitt,  mit  dem  es  die  an  und  für  sich  schneeweissen  Eier 
anklebt  und  so  überzieht,  dass  sie  die  Farbe  der  Eichenrinde  bekommen. 

Die  beiden  Nadelholzarten  legen  ihre  Eier  an  die  Kiefernadeln  und 
decken  dieselben  ganz  regelmässig  mit  den  Eierdeckschuppen  ein.  Dies 
wird  zwar  in  der  älteren  Literatur  erwähnt,  genauer  aber  nur  von 
Dr.  Zickerow  beschrieben  und  abgebildet.  Ihre  Anordnung  auf  dem  meist 
beide  Nadeln  eines  Nadelpaares  umfassenden,  langgestreckt  walzigen  , am 
besten  mit  einem  Rohrkolben  zu  vergleichenden  Eierhaufen  ist  genau  wie 
die  der  Schuppen  in  einem  Fichtenzapfen.  Es  deckt  also  die  ursprünglich 
der  Cuticula  ansitzenden  Spitze  jeder  Schuppe  das  breite  Ende  jeder  folgenden 
weiter  nach  der  Nadelspitze  zu  aufgeklebten , sodass  bei  dem  Kiefern- 
Processionsspinner  der  ganze  Eierhaufen  gleichmässig  braungelb  erscheint, 
obgleich  die  Endhälfte  jeder  Schuppe  zunächst  einen  schmalen  ganz 
dunklen  Rand,  dann  eine  weisse  und  schliesslich  eine  breite  dunkelbraune 
Binde  zeigt.  Diese  ganze  Zeichnung  wird  durch  die  regelmässige  Ueber- 
einanderschichtung  der  Schuppen  völlig  verdeckt.  Da  nach  Zickerow  die 
Ablage  und  Eindeckung  der  Eier  an  der  Nadelbasis  beginnt,  so  muss  das 
freie  Ende  jeder  folgenden  Schuppe  unter  die  Spitze  der  vorhergehenden 
untergeschoben  werden. 

Wenden  wir  uns  nun  zur  genaueren  Schilderung  der  Eierdeckschuppen 
bei  den  5 Arten  des  europäischen  Faunengebietes. 

Man  kann  diese  Arten  in  2 Gruppen  theilen,  je  nachdem  die  Stirn 
des  Falters  unter  der  Beschuppung  einfach  gewölbt  oder  mit  einem  un- 
beschuppten,  hahnenkammähnlichen , mittleren  Chitinfortsatz  versehen  ist, 
der  allerdings  durch  die  seitlichen  Kopfschuppen  oder  richtiger  Haare  fast 
verdeckt  wird  (5,  S.  912,  Fig  265).  Zu  der  ersten  Gruppe  gehört  unsere 
heimische  Cneiliocampa  processionea  und  die  levantinische,  in  Kleinasien, 
Syrien  und  Palästina  vorkommende  Cn.  solitär ia.  In  der  zweiten  Gruppe 
stehen  die  ost-  und  norddeutsche  Cn.  pinivora , die  circummediterrane 
Cn.  pityocampa , also  die  beiden  auf  Firnis  als  Raupennahrung  angewiesenen 
Arten,  und  die  der  iberischen  Halbinsel  eigenthümliche  Cn.  lierculeana , 
deren  Raupe  sich  von  verschiedenen  niederen  Pflanzen  nährt.  Wir  werden 
die  Arten  in  der  angegebenen  Reihenfolge  besprechen. 

Cnethocampa  processionea  L. , der  Eichen  - Pr ocessionsspinner. 
Diese  Art  hat  die  kleinsten  Eier  deckschuppen  (Fig.  6).  Sie  sind  lang  und 
schmal;  von  ihrem  zugespitzten  Gründende,  an  dem  ein  eigentliches 
Stielchen,  wie  bei  so  vielen  anderen  Schmetterlingsschuppen  nicht  vor- 
handen ist,  laufen  die  ganz  sanft  geschwungenen  Seitenränder  allmählich 
auseinander  und  werden  weiterhin  fast  ganz  parallel.  Von  der  Mitte  ab 
treten  sie  nunmehr  kaum  merklich  wieder  zusammen,  sodass  der  quer 
abgestutzte  Endrand  um  eine  Kleinigkeit  schmäler  wird,  als  die  Mitte. 
Der  Endrand  bildet  keine  gerade  Linie,  sondern  geht  in  fein  ausgezogene 
Zacken  über  (Fig.  6b).  Je  grösser  die  Schuppe,  desto  grösser  die  Zahl 
der  Zacken.  Zwischen  den  grossen  Zacken  stehen  mitunter  kleinere. 

Die  Maasse  von  5 recht  verschieden  ausgesuchten  Schuppen  waren: 
Länge  1,4  — 1,3  — 1,2  — 1,0  - — 0,8  mm 
Breite  0,19—  0,2  — 0,12—  0,11—  0,05 


n 


112 


6 


*V. 


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£<.  enj^ttSl  £ cfuijp p evt  cW  <J)  <j)  3e/t  §aX£.  ß>H ^eXls-OC^J/VH-p cu 


113 


Die  meisten  Schuppen  waren  ungefähr  1,2  mm  lang. 

Die  in  der  Grundhälfte  hellere  Färbung  der  Schuppen  geht  allmählich 
nach  dem  Endrande  zu  ins  Dunkle  über,  bei  durchfallendem  Lichte  ins 
Dunkelbraune. 

Ihre  Sculptur  ist  eine  verhältnlssmässig  grobe,  schon  bei  ÖOfacher 
Yergrösserung  erkennbare  (Fig.  6c).  Sie  besteht  aus  Längsrippen, 
die  vom  Gründende  ausstrahlen  und  ziemlich  parallel  bis  zum  Endrande 
verlaufen.  Yon  der  Mitte  der  Schuppe  an  gefangen  schalten  sich  einige 
Rippen  aus.  Die  Rippen  sind  am  Grunde  ungefähr  3—3,5  p von  einander 
entfernt,  und  linear,  aber  in  Entfernung  von  4 — 14  u zu  länglichen 
Knötchen  angeschwollen,  die  in  der  Grundhälfte  der  Schuppe  oft  zu 
kleinen  endwärts  gerichteten  Dörnchen  werden,  und  auch  an  den  Seiten- 
rändern schwach  vortreten.  Dort  wo  die  dunklere  Färbung  der  Schuppe 
beginnt,  werden  Rippen  und  Knötchen  dicker  und  dunkler  chitinisirt  und 
von  den  einzelnen  Knötchen  strahlen  feinste  fiederartige  Fortsätzchen  aus, 
die  nach  dem  Endrande  zu  mit  den  Rippen  selbst  verschmelzen  und  diese 
verbreitern,  sodass  nun  breitere  braune  Kiele  entstehen,  auf  deren  Mitte 
die  ursprüngliche  Rippe  und  die  Knötchen  nur  wenig  hervortreten. 
Diese  Kiele  sind  nur  durch  ganz  feine  helle  Linien  geschieden.  Sie 
laufen  am  Endrande  entweder  frei  aus  oder  treten  auf  den  Zacken 
zusammen.  Die  grossen  Schuppen  haben  mehr  Rippen  als  die  kleinen. 
Bei  der  breitesten  zählte  ich  62,  bei  der  schmälsten  nur  27. 

Cnethocampa  solitaria  Frr. 

Diese  Art  hat  bereits  bedeutend  grössere  Schuppen,  die  aber  auch 
stark  in  ihren  Dimensionen  wechseln  (Fig.  4 a).  Die  meisten  haben  einen 
halbkreisförmig  begrenzten  Grund,  von  dem  sich  das  sie  festheftende,  kurze 
Stielchen  scharf  absetzt.  Hier  liegt  die  grösste  Breite  der  Schuppe,  und 
von  dieser  Stelle  laufen  nun  die  geraden  Seitenränder  convergirend  dem 
quer  abgestutzten  Endrande  zu,  kurz  vor  demselben  plötzlich  noch  etwas 
enger  zusammentretend,  sodass  der  Endrand  ungefähr  die  Hälfte  der 
grössesten  Breite  misst.  Letzterer  ist  entweder  einfach  senkrecht  gegen 
die  Längsrichtung  der  Schuppe  oder  schwach  convex  und  dann  häufig 
etwas  schief  angesetzt.  Ergeht  in  längere,  grobe  Zacken  (Fig.  4 b)  mit  an- 
fänglich parallelen  Rändern  aus,  die  sich  erst  ganz  am  Ende  zuspitzen, 
oder  hier  in  feinere  spitze  Zäckchen  zertheilen;  die  Lücken  zwischen  je 
zwei  grossen  Zacken  haben  einen  gerundeten  Grund.  Die  Grundhälfte  der 
Schuppen  ist  farblos  mit  einigen  dunkleren,  unregelmässig  von  demStielcben 
ausstrahlenden  Streifen.  Yon  der  Mitte  an  wird  die  Schuppe  ganz  all- 
mählich dunkler  braun,  eine  Färbung,  die  kurz  vor  dem  Rande  plötzlich 
aufhört,  sodass  hier  eine  schmale  weisse  Binde  entsteht,  die  sich  auf  den 
Grund  der  grossen  Zacken  fortsetzt,  deren  Spitzen  wieder  dunkel  gezeichnet 
sind.  Bei  den  kleineren  Schuppen  ist  das  Gründende  der  Schuppen  nicht 
halbkreisförmig,  sondern  mehr  lancettlich  zugespitzt.  Zwischen  beiden 
Formen  bestehen  alle  Uebergänge. 

Die  Maasse  von  4 möglichst  verschieden  ausgesuchten  Schuppen 
waren  folgende: 

Länge 1,5  — 1,4  — 1,2  — 1,0  mm 

grösste  Breite  . . . 0,7  — 0,6  — 0,3  — 0,21  „ 

Breite  des  Endrandes  0,24—  0,33 — 0,16 — 0,10  „ 


114 


Das  Sti eichen  war  bei  allen  15  u lang,  die  Endbinde  mit  Zacken 
ungefähr  0,12  mm  breit. 

Erst  bei  sehr  starker  Yergrösserung,  am  besten  mit  homogener 
Immersion,  erkennt  man  die  feinere  Scnlptur.  Diese  besteht  an  der 
bellen  Basis  in  einer  äusserst  feinen,  von  dem  Stielcben  ausstrahlenden 
Kippung.  Die  einzelnen  bellen  Rippen  stehen  hier  ungefähr  1,75  p aus- 
einander. Sie  sind  besetzt  mit  sehr  feinen,  dunkel  cbitinisirten  Körnchen, 
die  viel  enger  aneinander  stehen  als  die  Rippen  und  sich  oft  berühren. 
Die  oben  erwähnten,  schon  bei  schwacher  Yergrösserung  sichtbaren,  von 
den  Stielchen  ausstrahlenden  Streifen  entstehen  dadurch,  dass  in  ihnen  die 
Körnchen  noch  dichter  stehen  und  auch  grösser  sind.  Da  wo  die  Seiten- 
ränder der  Schuppen  gerade  “zu  werden  anfangen,  treten  ganz  feine 
Körnchen  auch  zwischen  den  eigentlichen  Rippen  auf.  Beim  Beginne  der 
dunkleren  Endhälfte  werden  die  Rippen  allmählich  dunkler  und  die 
Knötchen  in  den  Zwischenräumen  ordnen  sich  neben  jeder  eigentlichen 
Rippe  in  zwei  Längsreihen,  die  mitunter  fiederartig  angeordnet  sind,  weiter- 
hin an  die  Rippen  herantreten  und  diese  verbreitern,  sodass  sie  nun  zu- 
sammen breitere  Längskiele  bilden,  deren  erhabene  Mittelkante  von  der 
ursprünglichen  Rippe  gebildet  wird.  Da  sich  da,  wo  die  dunklere  Färbung 
deutlich  bemerkbar  wird,  viele  der  ursprünglichen  Längsrippen  auskeilen, 
so  tritt  dort  häufig  ein  solcher  dunkler  Längskiel  ungefähr  an  die 
Stelle  zweier  ursprünglicher  Rippen,  und  da  zugleich  die  Schuppe  nach 
dem  Ende  schmäler  wird,  sind  die  um  3,5  p breiten  Kiele  nur  durch  eine 
ganz  feine  helle  Linie  von  einander  getrennt. 

Die  helle  Endbinde  entsteht  dadurch,  dass  plötzlich  jeder  Kiel  sich 
wieder  in  eine  Mittelrippe  und  zwei  ihm  parallele  Nebenrippen  auflöst, 
die  wellig  in  die  Zacken  verlaufen. 

Cnethocampa  pinivora  Tr.,  der  Kiefern  - Processionsspinner. 
Die  Eierdeckschuppen  dieser  Art  haben  die  Gestalt  eines  gleichschenkligen 
Dreieckes  mit  nach  aussen  sanft  geschwungenen  Schenkeln  (Fig.  7). 
Sie  sitzen  mit  einem  kurzen,  kaum  abgesetzten  Stielchen  fest,  von 
dem  die  Seitenränder  in  sanfter  Biegung  abgehen.  Ihr  querer  End- 
rand geht  in  grössere  Zacken  aus,  deren  Anzahl  bei  den  breitesten 
Schuppen  bedeutend  grösser  ist,  wie  bei  den  kleinen  und  die  selbst  wieder 
häufig  kleinere,  feinere  Zäckchen  tragen.  Bei  einer  grossen  Schuppe  konnte 
man  ungefähr  25  grosse  Zacken  zählen,  während  die  kleinsten  nur  5 oder 
gar  nur  3 hatten.  Abgesehen  von  den  Zacken  ist  der  Endrand  entweder 
ganz  gerade  oder  sanft  convex.  Ihre  grösste  Breite  erreichen  die  Schuppen 
entweder  auf  dem  Endrande  oder  ganz  dicht  vor  demselben.  Die  Grund- 
hälfte  ist  bei  allen  Schuppen  farblos.  In  der  zweiten  Hälfte  erscheint  eine 
bei  durchfallendem  Lichte  hellbraun  erscheinende  Querbinde,  die  grund- 
wärts  ganz  allmählich  verläuft , während  sie  kurz  vor  dem  Endrande 
scharf  abgesetzt  erscheint,  so  dass  nun  wieder  eine  farblose  schmale  End- 
binde auftritt.  Der  gezackte  Rand  ist  wieder  mehr  weniger  tiefbraun. 
Schon  bei  schwacher  Yergrösserung  erscheinen  auf  den  Schuppen  feine 
von  dem  Stielchen  ausstrahlende  und  dann  an  den  Seitenrändern  parallel 
laufende  Längsfältchen. 

Ihre  eigentliche  Sculptur  beginnt  aber  erst  bei  200facher  Yergrösserung 
sichtbar  zu  werden  und  kann  nur  mit  Immersion  klar  erkannt  werden. 
Sie  besteht  aus  sehr  feinen  Längsrippen , die  in  der  Mitte  ungefähr 


115 


1,5  //  von  einander  abstehen.  Im  Allgemeinen  sind  sie  durchaus  parallel, 
doch  spalten  sich  einzelne  wurzelwärts  in  zwei  neue,  oder  hören  plötzlich 
auf  oder  legen  sich  seitlich  an  eine  Nebenrippe  an.  Auch  schieben  sich 
mitunter  neue  Längsrippen  mit  freiem  Anfänge  ein.  An  dem  Grundeude 
stehen  sie  etwas  näher  bei  einander,  als  in  ihrem  weiteren  Verlaufe.  Vom 
Stiel  bis  zum  Anfang  der  breiten  braunen  Binde  finden  sich  spärlichst 
vertheilt  an  den  Längsrippen  kleine,  kurze,  aber  im  Verhältniss  hohe 
Knötchen,  die  mitunter  zu  kurzen,  dem  Endrande  zugerichteten  Dörnchen 
werden.  Da  sie  aber  meist  ganz  hell  sind,  erkennt  man  sie  nur  bei  ge- 
nauester Aufmerksamkeit  und  seitlicher  Beleuchtung.  Betrachtet  man  nur 
den  Theil  der  Schuppe,  der  bei  starker  Vergrösserung  gerade  im  Gesichts- 
felde liegt , so  scheint  es , als  trüge  immer  nur  die  dritte  oder  fünfte  Längs- 
rippe solche  Knötchen.  Verschiebt  man  aber  das  Präparat,  so  sieht 
man,  dass  in  ihrem  weiteren  Verlaufe  auch  die  anscheinend  knotenfreien 
Rippen  solche  Anschwellungen  tragen , die  also  nicht  auf  bestimmte 
Rippen,  sondern  im  Allgemeinen  regellos  und  sparsam  über  alle  Rippen 
vertheilt  sind.  Auf  dem  braunen  Theile  der  Schuppen  fehlen  sie  völlig. 
Die  braune  Färbung  beruht  darauf,  dass  hier  die  Längsrippen  dunkler 
werden  und  auch  ihre  Zwischenräume  etwas  gefärbt  sind. 

Die  Maasse  von  5 absichtlich  recht  verschieden  ausgesuchten  Schuppen 
waren : 

Länge  1,8  — 1,4  — 1,2  — 0,9  — 0,7  mm 
Breite  1,2  — 0,55  — 0,39  — 0,1  — 0,05  „ 

Cnethocampa  pityocampa  Schiff.,  der  Pinien-Processionsspinner. 
Diese  Art  hat  die  grössesten  und  zugleich  wenigst  pigmentirten  Eier- 
deckschuppen (Fig.  8).  Sie  haben  am  Grunde  ein  deutliches  Stielchen, 
von  dem  aus  die  Seitenränder  mit  stärkerem,  aber  auf  beiden  Seiten 
meist  ungleichmässigen  Schwünge  abgehen;  weiterhin  werden  sie  schwach 
gewölbt  und  gehen  allmählich  in  den  convexen  Endrand  über,  der  in  un- 
regelmässige , faltig  zusammengelegte  Zacken  ausläuft.  Dieser  zackige 
Endrand  ist  schmäler,  als  die  kurz  vor  ihm  auftretende  grösste  Breite 
der  Schuppe. 

Die  Maasse  von  5 verschieden  ausgewählten  Schuppen  waren: 

Länge  2,7  — 2,4  — 1,5  — 1,4  — 1,2  mm 

Breite  1,1  — 1,0  — 0,3  — 0,4  — 0,18  „ 

Endrand  0,8  — 0,9  — 0,25  — 0,3  — 0,15  „ 

Am  Stielchen  erscheinen  die  Schuppen  bei  durchfallendem  Lichte  etwas 
gelblich,  späterhin  farblos  und  erst  im  letzten  Viertel  beginnt  allmählich 
eine  hellbraune,  etwas  längstreifige  Verdunkelung,  die  vor  dem  Endrande 
wieder  aufhört,  sodass  dort  eine  farblose  Endbinde  entsteht.  Die  Zacken 
des  Randes  erscheinen  durch  die  Faltung  wieder  etwas  dunkler. 

Die  Sculptur  ist  etwas  deutlicher  als  bei  denen  des  Kiefern-Pro- 
cessionsspinners,  klar  aber  immerhin  nur  mit  Immersion  erkennbar. 
Sie  besteht  in  feinen  Rippen,  die  von  dem  Stielchen  zuerst  in  Gestalt 
unregelmässiger  Faltungen  ausstrahlen,  bald  aber  ganz  regelmässig  parallel 
verlaufen  in  einem  Abstande  von  ungefähr  1,75  p.  Besetzt  sind  diese 
Rippen  mit  feinen  zackigen  Dörnchen,  die  verhältnissmässig  stark  sind, 
bis  3 p)  und  ihre  Spitzen  bald  nach  dem  Grunde,  bald  nach  dem  Ende 
der  Schuppe  richten.  Sie  sind  in  der  Grundhälfte  zahlreicher,  als  in  der 


116 


Endhälfte,  aber  auch  noch  in  dem  dunkleren  Schuppentheil  völlig  erkennbar. 
Nur  auf  der  hellen  Endbinde  fehlen  sie  vollkommen.  Die  dunklere  Färbung 
im  letzten  Schuppenviertel  wird  durch  stärkere  Chitinisirung  von  Rippen 
und  Dörnchen  verursacht,  die  aber  hier  zugleich  etwas  weiter  von  einander 
abstehen.  Im  Canadabalsam  werden  diese  Schuppen  so  hell,  dass  sie  nur 
schwer  erkennbar  sind. 

CnetJiocam/pa  Jierculeana  Rbr. 

Die  Eierdeckschuppen  dieser  Art  (Fig.  5 a)  sind  zwar  kleiner  als  die  der 
beiden  vorhergehenden,  aber  immer  noch  viel  grösser,  als  die  des  Eichen- 
Processionsspinners , denen  sie  der  allgemeinen  Form  nach  am  nächsten 
stehen,  während  sie  sich  der  Sulptur  nach  denen  der  Nadelholzarten  an- 
schliessen.  Sie  sind  lancettförmig  und  beginnen  am  Grunde  mit  einem 
deutlichen,  aber  nur  schwach  abgesetzten,  stets  seitlich  ein  wenig  von 
der  Mittellinie  abgebogenen  Stielchen.  Auch  die  beiden  Seitenränder  sind 
anfänglich  meist  ungleich  geschwungen  ; später  verlaufen  sie  mehr  parallel 
und  treten  schliesslich  wieder  etwas  näher  zusammen,  sodass  der  gezackte 
Endrand  schmäler  ist,  als  die  grösste  Breite  der  Schuppe.  Der  End- 
rand ist  unregelmässig  und  seicht  ausgezackt  und  stets  senkrecht  auf  der 
Mittellinie.  Das  Stielchen  ist  gelblichbraun,  dann  folgt  eine  hellgelbe 
Grundhälfte,  die  allmählich  in  die  etwas  dunklere  Endhälfte  übergeht.  Kurz 
vor  dem  Endrande  hellt  sich  die  Schuppe  wieder  auf,  ohne  dass  eine 
eigentliche  helle  Endbinde  zu  bemerken  wäre.  Auch  die  Zacken  sind  nicht 
wesentlich  dunkler.  Die  Zeichnung  der  Schuppe  ist  also  bei  dieser  Art 
am  wenigsten  ausgesprochen.  Am  Grunde  scheinen  die  Schuppen  oft  mit 
einem  wachsähnlichen  Ueberzuge  bedeckt. 

Die  Maasse  5 recht  verschiedener  Schuppen  waren: 

Länge  1,7  — 1,7  — 1,6  — 1,2  — 1,1  mm 

Breite  0,65  — 0,5  — 0,4  — 0,14  — 0,12  ,, 

Endrand  0,37  — 0,3  — 0,2  — 0,05  — 0,045  „ 

Die  Sculptur  besteht  wieder  in  einer  feinen  Längsrippung  (Fig.  5 b). 
Die  einzelnen  Rippen  sind  linear  und  stehen  am  Grunde  ungefähr  2 it 
auseinander,  später  etwas  weiter,  aber  nie  über  3 Am  schmalen  End- 
rande nähern  sie  sich  wieder.  In  der  Grundhälfte  sind  sie  mit  feinsten 
Knötchen  besetzt,  die  weiter  auf  der  Rippe  auseinander  stehen,  als  diese 
untereinander.  Sie  sind  sehr  regelmässig  über  alle  Rippen  vertheilt,  aber 
so,  dass  nur  selten  zwei  auf  benachbarten  Rippen  gelegene  Knötchen 
nebeneinander  stehen;  meist  entspricht  einem  Knötchen  auf  der  einen 
ein  knotenfreies  Stück  auf  der  anderen.  Von  der  Mitte  ab  hören  die 
Knötchen  völlig  auf,  dagegen  werden  die  Rippen  etwas  stärker  chitinisirt. 

Gemeinsam  ist  also  den  Eierdeck  schuppen  aller  Arten  die  verhältniss- 
mässig  bedeutende  Grösse,  besonders  da  stets  die  grossen  Exemplare  die 
kleinen  an  Zahl  bedeutend  übertreffen , der  gezackte  Endrand  und.  die 
Längsrippung  mit  Knötchen.  Dagegen  ist  die  Form  ungemein  verschieden, 
ebenso  die  Färbung  und  die  feineren  Verhältnisse  der  Sculptur.  Was 
letztere  anbetrifft,  so  stehen  die  Arten  mit  gewölbtem  Scheitel  einander 
bedeutend  näher  als  die  mit  kammtragendem  Scheitel,  indem  bei  jenen  die 
Rippen  in  der  Endhälfte  zu  deutlichen  Kielen  verbreitert  sind,  was  bei 
letzteren  nicht  zutrifft.  Auf  jeden  Fall  sind  die  Eierdeckschuppen  aller 


117 


5 Arten  aber  so  verschieden,  dass  eine  Eierdeckschuppe  genügt,  um 
mikroskopisch  die  Art,  der  sie  angehört,  zweifellos  festzustellen. 

Ich  versage  es  mir,  an  die  eben  geschilderten  Thatsachen  längere 
theoretische  Auseinandersetzungen  zu  knüpfen.  Nur  kurz  will  ich  darauf 
hinweisen,  wie  merkwürdig  es  ist,  dass  Schmetterlingsarten,  die  einander 
im  allgemeinen  Habitus  so  nahe  stehen,  dass  einige  von  ihnen  lange  Zeit 
zusammengeworfen  wurden  — ich  meine  den  Kiefern-  und  den  Pinien- 
processionsspinner  — und  welche  in  dem  Bau  und  der  Lebensweise  ihrer 
Raupen  so  nahe  übereinstimmen,  dass  man  wohl  berechtigt  ist,  vom 
descenztheoretischen  Standpunkte  aus  anzunehmen,  dass  die  Trennung  der 
einzelnen  Arten  noch  nicht  allzulange  erfolgt  ist,  in  so  minutiösen  Delails 
absolut  scharf  unterschieden  sind.  Kann  man  sich  wirklich  denken,  dass 
diese  Unterschiede  durch  natürliche  Zuchtwahl  entstanden  sind? 

Zum  Schlüsse  möchte  ich  noch  bemerken,  dass  der  Zweifel,  den 
Dr.  Staudinger  in  seinem  Catalog  der  Lepidopteren  des  europäischen 
Eaunengebietes  in  Bezug  auf  die  Zugehörigkeit  der  Cn.  herculeana  zu  der 
Gattung  Cnethocampa  ausspricht,  indem  er  zusetzt:  „vix  hujus  generis “, 
mir  durch  das  Vorhandensein  des  Eierdeckschuppen- Busches  bei  den 
Weibchen  völlig  beseitigt  erscheint. 


Quellenangaben. 

1.  Altum:  Zur  Lebensweise  und  Vertilgung  des  Eichenprocessionsspinners. 
Zeitschr.  f.  Forst-  u.  Jagdwesen  XIX,  1887,  S.  540—547. 

2.  Kollar:  Naturgeschichte  der  schädlichen  Insecten  in  Beziehung  auf 
Landwirthschaft  und  Forstcultur.  Wien  1887,  8°. 

3.  Dallinger,  P.:  Gesammelte  Nachrichten  und  Bemerkungen  über  den 
Fichten  Spinner  oder  die  Baumraupe  u.  s f.  X u.  78  S.  m.  3 Kupfer- 
tafeJn.  Weissenburg  1798  bei  den  Gebr.  Jacobi,  kl.  8°. 

4.  Zickerow,  G.:  Der  Kiefernprocessionsspinner.  Gartenlaube  1890, 

S.  744 — 747  mit  Abbildungen. 

5.  Judeich  und  Nitsche:  Lehrbuch  der  Mitteleuropäischen  Forstinsecten- 
kunde.  Wien,  Ed.  Hölzel,  8°. 


4 


118 


VIII.  Mycologische  Ergebnisse  eines  kurzen  Ausfluges 

bei  Meissen. 

Von  Prof.  Dr.  P.  Magnua  in  Berlin. 

Als  ich  Anfang  September  1893  in  Dresden  weilte,  folgte  ich  gern 
der  freundlichen  Aufforderung  des  Herrn  Prof.  Drude,  mit  ihm  einen 
Ausflug  nach  Meissen  zu  machen,  den  wir  am  6.  September  in  der  sach- 
kundigen und  gefälligen  Begleitung  des  Herrn  Prof.  Alfr.  Fischer  aus- 
führten. Der  Vormittag  war  einer  kurzen  botanischen  Excursion  gewidmet, 
auf  der  ich  meine  Aufmerksamkeit  auch  etwas  den  parasitischen  Pilzen 
zuwandte.  Da  ich  dabei  eine  einiges  Interesse  darbietende  Beobachtung 
über  das  Auftreten  der  unseren  angebauten  Kohlsorten  so  schädlichen 
Plasmodiophora  Brassicae  Woron.  machte,  so  erlaube  ich  mir  hier  einen 
kurzen  Bericht  über  dieselbe  zu  geben. 

Wir  schritten  von  Meissen  gegenüber  der  Festung  zunächst  unten  an 
der  Elbe,  verliessen  dann  das  tiefere  Elbufer  und  begaben  uns  auf  die 
sich  am  Elbufer  hinziehenden  Hügel  bis  zur  Knorre,  auf  denen  den 
Berliner  Botaniker  Euphrasia  lutea,  Asperula  glauca,  Andropogon  Ischae- 
mum  u.  a.  erfreuten.  Von  der  Knorre  stiegen  wir  wieder  zum  Elbbette 
hinab,  Hessen  uns  unweit  derselben  übersetzen  und  kehrten  am  Elbufer 
über  die  Elbwiesen  und  den  dortigen  Bergesrücken  nach  Meissen  zurück. 

Gleich  am  Elbufer  hinter  der  Brücke  bemerkte  ich  niedrige  Exemplare 
von  Nasturtium  silvestre  mit  knollig  angeschwollenem  Wurzelhalse.  Sie 
nahmen  mein  lebhaftes  Interesse  in  Anspruch ; die  später  vorgenommene 
Untersuchung  ergab,  dass  sie  von  Plasmodiophora  Brassicae  Wor.  ge- 
bildet waren.  Auf  den  Hügeln  sammelte  ich  ausser  den  Phanerogamen 
namentlich  Ustilago  violacea  (Pers.)  Tul.  in  den  Antheren  von  Dianthus 
Carthusianorum.  Es  trat  dort  an  einer  Stelle  epidemisch  auf  dieser 
Wirthspflanze  auf,  während  ich  es  an  anderen  Caryopbylleen  nicht  bemerkte; 
doch  war  die  Zeit  zu  kurz,  diesen  interessanten  Punkt  genauer  festzu- 
stellen (vergl.  meine  hierauf  bezüglichen  Ausführungen  inHedwigia  1894, 
Nr.  2).  Auch  traf  ich  dort  das  seltenere  Sorisporium  Saponariae  Rud. 
in  den  Fruchtknoten  und  Blüthenboden  von  Dianthus  Carthusianorum , 
leider  nur  in  einem  einzigen  Stocke,  dessen  sämmtliche  Blüthen triebe  aber 
natürlich  dicht  davon  befallen  waren.  Unten  an  dem  eigentlich  noch  zum 
Elbbette  gehörigen  Ufer  sammelte  ich  wieder  unter  dem  gefälligen  Beistände 
der  Herren  Prof.  0.  Drude  und  Prof.  A.  Fischer  Nasturtium  silvestre  mit 
knolligen  unterirdischen  Anschwellungen  an  den  Wurzeln  und  dem  Wurzel- 
halse. Es  verdient  hervorgehoben  zu  werden , dass  wir  Drei  niemals  einer 
Pflanze  des  Nasturtium  silvestre  vorher  schon  einen  leidenden  Zustand 
ansehen  konnten;  wir  mussten  vielmehr  die  Pflänzchen  auf  gut  Glück  aus 
dem  Boden  nehmen  und  die  unterirdischen  Theile  untersuchen;  dennoch 
sammelten  wir  dort  in  kurzer  Zeit  etwa  10  Pflanzen  mit  Wurzelknollen 
und  hätten,  wenn  wir  uns  mehr  Zeit  genommen  hätten,  sicher  deren  noch 


Oes.  Isis  in  Dresden,  1893.  — Abh,  8. 


119 


viele  gefunden.  Im  Elbbette  traf  ich  dort  noch  von  mich  interessirenden 
parasitischen  Pilzen  ATbugo  canclida  (Pers.)  0.  Kze.  (—  Cystopus  candiclus 
Lev.)  auf  Nasturtium  amphibium , Gercospora  dubia  Riess.  auf  Okenopodium 
album , Puccinia  Acetosae  (Schum.)  Körn,  auf  Rumex  acetwsa , nur  in  der 
Uredoform  und  auch  auf  dem  Stengel  der  Blüthen schäfte  viel  auftretend, 
ferner  Ustilago  utriculosa  auf  Polygonum  lapatkifolium , Erysiphe  Umbelli- 
ferarum  DBy.  auf  Heracleum  Sphondylium  und  Pastinaca  sativa  und 
Erysiphe  Linkii  Lev.  auf  Anacetum  vulgare.  Am  wiesigen  Elbufer  wurde 
gegenüber  der  Knorre  Ustilago  anomala  J.  Kze.  auf  Polygonum  Convol- 
vulus  reichlich  angetroffen.  Näher  Meissen  zu  war  auf  einer  niedrigen  Elb- 
wiese Knautia  arvensis  viel  befallen  von  Ustilago  flosculorum  DC.  und  es 
war  mir  ein  interessantes  Schauspiel,  zu  sehen,  wie  an  den  befallenen 
Blüthen,  deren  Pollen  durch  Brandsporen  ersetzt  ist,  viele  Fliegen  sassen, 
dort  saugten  und  weiter  flogen  und  so  die  Brandsporen  weiterverbreiteten. 
Die  brandigen  Blüthen  waren  mindestens  ebenso  stark  von  Insecten  besucht, 
als  die  gesunden.  Auf  dem  Hügel,  den  wir,  um  zur  Stadt  zurück  zu 
gelangen,  noch  überstiegen,  stand  auch  viel  das  hier  weit  verbreitete  An- 
dropogon  Ischaemon , dessen  Blüthen staude  nicht  selten  von  Ustilago  Ischaemi 
angegriffen  und  in  Folge  dessen  verkrüppelt  und  deformirt  waren. 

Konnte  ich  in  der  geringen  Zeit  dieses  schönen  Spazierganges  auch 

nur  wenige  parasitische  Pilze  ein  sammeln,  so  fällt  doch  unter  denselben 
sofort  die  verhältnissmässig  grosse  Anzahl  von  Ustilagineen  auf,  die  an 
der  stets  etwas  feuchten  Luft  des  Elbufers  offenbar  sehr  gute  Bedingungen 
zu  ihrem  Gedeihen  finden.  Am  interessantesten  ist  aber  das  Auffinden 
der  Plasmodiophora  Brassicae  Woron.  an  einer  wilden  Crucifere  in  einem 
Boden  mit  seiner  natürlichen,  d.  h.  nicht  von  Menschen  angelegten 

Pflanzendecke.  Soviel  ich  wenigstens  mich  in  der  Litteratur  umgesehen 
habe,  ist  Plasmodiophora  Brassicae  Wor.  bisher  nur  auf  cultivirten 

Cruciferen  in  Culturland  beobachtet  worden , und  wir  wissen  eigentlich 
über  ihr  Vorkommen  nicht  mehr,  als  was  ihr  Erforscher  darüber  1878  in 
seiner  ausführlichen  Arbeit  berichtet  hat.  Woronin  giebt  in  Pringsheim’s 
Jahrbüchern  für  wissenschaftliche  Botanik,  Bd.  XI,  1878,  S.  551  an, 
dass  die  Hernienkrankheit  alle  Kohlsorten  befällt,  und  auch  auf  Iberis 
umbellata  und  der  Levkoje  gefunden  wurde,  und  genau  dasselbe  geben 
die  zusammenstellenden  Autoren  in  ihren  Sammelwerken  an,  vgl.  z.  B. 
Schroeter  in  Engler  und  Prantl,  Natürliche  Pflanzenfamilien,  I.  Th., 
1.  Abth.,  S.  7.  Hier  möchten  wir  aber  zum  ersten  Male  die  Krankheit 
an  ihrem  natürlichen  Standorte  angetroffen  haben,  von  wo  sie  in’s  Cultur- 
land eingedrungen  ist.  Dieser  Fund  lässt  mit  Sicherheit  erkennen  , dass 
auch  diese  Krankheit  unserer  Culturpflanzen  sich  in  den  natürlichen 
Standorten  mit  bestimmten  klimatischen  und  Boden-Verhältnissen  (feuchtes 
Flussbett)  auf  nicht  cultivirten  Pflanzen  ausgebildet  und  von  dort  auf  nahe 
verwandte  Culturpflanzen  übergegangen  ist  und  sich  dort  ausgebreitet  hat. 
Auch  möchte  ich  die  Gärtner  Sachsens  darauf  hinweisen  , dass  sie  mit 
doppelter  Aufmerksamkeit  das  Auftreten  dieser  verderblichen  Krankheit  in 
ihren  Gärten  bewachen  und  ihr  entgegentreten  müssen,  da  sie  immer 
wieder  vom  Elbbette  aus  aufs  Neue  eindringen  kann.  Verderbliches  Auf- 
treten der  Kohlhernie  hatte  ich  schon  Gelegenheit  in  einzelnen  Gärten  in 
Dresden  und  Königstein  a.  d.  Elbe  kennen  zu  lernen. 


120 


IX.  Bericht  über  die  Isis-Fahrt  nach  den  Central 
Karpathen  im  Jnli  und  August  1893. 

Von  Prof.  Dr.  0.  Drude. 


In  der  Nacht  des  27.  zum  28.  Juli  fanden  sich  auf  dem  Dresdner 
Bahnhofe  die  8 Reisegefährten  zusammen,  die  Herren  Grub,  Schulze, 
Schiller,  Fuhrmann,  Dr.  Schunke,  Dr.  Schorler,  Dr.  Naumann 
und  der  Berichterstatter,  um  bis  zum  12.  August  in  gemeinsam  verketteter, 
auseinander  und  wieder  zusammenführender  Excursionstour  die  Hohe  Tatra 
und  einige  anschliessende  Punkte  der  Centralkarpathen  besonders  in 
floristischer  Absicht  zu  durchstreifen.  Unser  in  diesem  Lande  vielerfahrenes 
Mitglied  Stabsapotheker  Grub  hatte  das  touristische  Netz  zu  dem  Reiseplan 
entworfen,  Drude  floristisehe  Punkte  darin  verquickt;  nicht  das  ganze 
Programm,  in  dem  ursprünglich  auch  der  Krivän  in  der  westlichsten 
Tatra,  der  Djumbir  südlich  der  Waag  bei  Hradek,  Javorina  und  Fischsee 
enthalten  waren,  konnte  anhaltender  Regengüsse  wegen  ausgeführt  werden; 
doch  gelang  es  uns  immerhin,  vom  Velki  Choc  bei  Rosenberg  in  den 
Liptauer  Kalkalpen  bis  zum  Sattelpass  am  Durlsberge  in  den  Belaer 
Kalkalpen  und  bis  zum  Kralova  Hola-Abhang  an  der  Dobschauer  Eishöhle 
die  berühmtesten  Punkte  des  Gebirges  vom  Csorber-See  aus  (Mlinica-Thal, 
Popper-Thal)  und  über  die  Osterva  zum  Felkaer  Thal  und  Polnischen  Kamm, 
zum  kleinen  und  grossen  Kohlbach-Thal , endlich  zum  Weisswasser-Thal 
mit  seinen  Seen  und  ostwärts  zu  den  Belaer  Kalkgehängen  kennen  zu  lernen 
und  nicht  unbedeutende  phanerogame  Pflanzensammlungen  von  dort  heim- 
zubringen, welche  nunmehr  in  ihren  besten  Auslesen  dem  Königl.  Herbarium 
zu  Dresden  von  den  drei  Sammlern  Drude,  Schorler  und  Naumann 
geschenkt  worden  sind,  denen  unser  Bibliothekar  Schiller  den  ganzen 
Reichthum  der  von  ihm  gleichzeitig  gesammelten  Kryptogamen  hinzugefügt 
hat.  Ein  Th  eil  unserer  Expedition  lernte  auch  die  Pieninen  mit  ihren 
Reizen  am  Dunajec  kennen,  Dr.  Naumann  mit  Herrn  Apotheker  Schulze  hat 
sogar  die  Meeraugen  spitze  (2500  m)  erstiegen  und  dort  einige  Pflanzen 
gesammelt,  welche  in  dem  von  Sagorski  und  Schneider  mitgetheilten  Ver- 
zeichniss der  dortigen  Flora  fehlen.*)  Alle  sind  wir  einig,  dass  der  Genuss 

*)  Bas  vollständige  Verzeichnis  der  am  Gipfel  der  Meeraugen-Spitze  gesammelten 
Arten  folgt  hier: 

Banunculus  mcmtanus  W. ; Oxygraphis  vulgaris  Freyn;  Arabis  neglecta  Schult.; 
Silene  acaulis  L. ; Geum  montanum  L.,  10  cm  hoch,  äusserst  gedrungene  Form; 
Saxifraga  carpathica  Reichb. ; S.muscoides  L.subsp.,  eine  Gesteinsstufe  gesellig  bedeckend, 
Blattform  ähnlich  der  S.  perdurans  Kit.;  Neogaya  simplex  Meisn. ; Chrysanthemum 
alpinum  L. , Strahlblüthen  die  Hülle  kaum  überragend;  Aronicum  Clusii  Koch; 
Campanula  alpina  Jacq. ; Primula  minima  L. ; Gentiana  frigida  Haenke,  die  grünlichen 
Blüthen  in  der  Blattrosette  versteckt ; Pedicularis  versicolor  Whlbg. ; Salix  herbacea 
L.  Lloydia  serotina  Salisb.,  blühend;  Luzula  spadicea  DC. ; Poa  laxa  Hke.,  7 cm 
hoch,  mit  der  folgenden  kurze  Rasen  bildend;  Oreochloa  disticha  Link,  Rispen  im 
Rasen  versteckt.  — - Alle  diese  Pflanzen  wurden  im  nivalen  Geröll  und  in  Felsspalten 
am  Gipfel  und  80  m abwärts  gesammelt.  Dr.  Arno  Naumann. 

Oes,  Isis  in  Dresden,  1898,  — Abh.  9. 


der  ganzen  Fahrt  in  wissenschaftlicher  wie  gemüthvoller  Art  ein  hoher 
gewesen  ist  und  dass  die  von  unserer  Gesellschaft  gebildeten  Freund- 
schaftsbande hier  zu  einem  schönen  Erfolg  geführt  haben,  indem  die 
Unterstützung  und  Arbeitsteilung  es  wesentlich  ermöglichte,  so  viel  in 
kurzer  Zeit  zusammenzubringen  und  doch  noch  Zeit  zum  Frohsinn  zu 
haben!  Wir  erfreuten  uns  aber  auch  der  liebenswürdigen  Unterstützung 
der  ungarischen  Männer  der  Wissenschaft,  Professor  Roth,  Apotheker 
Aurel  Scherfel,  auch  mit  Herrn  Vrany  wurde  ein  Theil  unserer 
Gesellschaft  am  Dunajec  bekannt,  während  wir  leider  Herrn  Ullepitsch 
verfehlten.  In  den  Museen  und  Herbarien  zu  Poprad-Felka  war  besonders 
noch  dem  Berichterstatter  nach  Abschluss  der  Reise  zu  arbeiten  und  von 
Herrn  Scherfel ’s  reichem  Wissen  zu  lernen  ermöglicht,  werthvolle  und  in 
der  Erinnerung  lebhaft  vor  Augen  stehende  Dinge.  Im  Felkaer  Museum 
konnten  wir  Sachsen  auch  das  unserem  floren bewanderten  Könige  Friedrich 
August  II.  gewidmete  Denkmal  im  Modell  kennen  lernen,  welches  zur 
Erinnerung  an  dessen  Besuch  i.  J.  1840  ein  Jahr  darauf  der  j Waldmeister 
Georg  Münster  als  6/  hu  hohe  Pyramide  auf  dem  Gipfel^  des^Kriväu^hatte 
errichten  lassen,  wo  der  König  am  4.  August  bei  Nebel  und  kaltem  Wetter 
aber  später  erfolgender  Aufklärung,  begleitet  vom  Fl tigeladju tan tenJMajor 
v.  Hainz,  2 Dienern  und  dem  Dr.  Christian  Zipser  aus  Neusohl  als^Botaniker 
und  Mineralog  und  anderen  ungarischen  Herren  geweilt  hatte.*) 

Der  floristische  Zweck,  dem  sich  die  Anlage  der  ganzen  Reise  unter- 
ordnete, besonders  auch  die  Absicht,  über  die  von  Sagorski  und  Schneider 
in  etwas  verworrener  Weise  angeordneten  Vegetationsregionen  im  Vergleich 
mit  den  schlesisch -sächsischen  Mittel -Gebirgen  und  mitj  den  j.  Alpen 
autoptischen  Aufschluss  zu  erhalten,  lässt  es  entschuldigen,  wenn  über 
unsere  Resultate  hier  ausführlicher,  als  sonst  üblich,  berichtet  wird.  Die 
Frage  nach  der  Anordnung  der  Vegetations-Höhenregionen  in  der  Tatra 
ist  übrigens  in  einem  für  die  Geographischen  Mittheilungen  bestimmten 
speciell  pflanzengeograpischcn  Aufsatze  von  mir  behandelt  und  kommt 
daher  hier  nicht  nochmals  zur  breiten  Auseinandersetzung.  Wohl  aber 
erscheint  es  passend,  die  Formationsanordnung  der  Vegetation  nach  diesen 
Höhenregionen  an  der  Hand  unserer  gemachten  Aufzeichnungen  und 
Sammlungen  zu  besprechen,  welche  stets  mit  genauen  Aneroid-Höhen- 
bestimmungen  von  Dr.  Schunke  und  Drude  unter  Temperaturmessungen 
am  Schleuderthermometer  Hand  in  Hand  gingen. 

Bedauerlicher  Weise  fehlt  unserer  Kenntniss  die  ganze  galizische 
Tatra,  da  wir  den  Kamm  des  Gebirges  nur  einmal  an  dem  ca.  2260  m 
hohen  „Kerbeben“**)  am  Westende  des  grossen  Kohlbach -Thaies  zur  Nord- 
seite überstiegen,  um  aber  nach  Besichtigung  des  Gefrorenen  Sees  sogleich 
über  den  Polnischen  Kamm  (2191  m)  in  das  Felker  Thal  zurückzukehren. 
Besonders  diese  Lücke  fordert  zum  wiederholten  Tatra-Besuch  auf,  zumal 


*)  Reise  wie  Krivän  Monument  sind  ausführlich  beschrieben  im  Karpathen- 
Jahrbuch,  VI  (1879),  S.  238 : „Ein  königlicher  Tourist  in  der  Tatra.“  Die  Isis  unter- 
hält seit  Anfang  Austausch  mit  diesem  ungarischen  Karpathen -Verein  in  Kesmark. 

**)  Kolbenheyer’s  wohlbekannter,  1891  in  8.  Auflage  erschienener  Führer:  „Die 
Hohe  Tatra“  giebt  in  seinem  Höhenverzeicbniss  für  dasKerbchen  2863  m Höhe  an.  Jeder, 
welcher  diese  Einsattelung  mit  der  des  Polnischen  Kammes  vergleicht,  muss  das 
Fehlerhafte  davon  bemerken.  Wir  fanden  die  Höhe,  bezogen  auf  die  Kohlbach-Seen, 
zu  2256  m,  und  bezogen  auf  den  Polnischen  Kamm  zu  2274  nu 


wenn  man  die  hübschen  Resultate  vergleicht,  welche  Fritze  und  Dr.  Ilse 
vom  Norden  ausgehend  besonders  am  Novy  und  Havrän  hatten.*) 

Die  Längen-  und  Flächenausdehnung  der  Central-Karpathen  ist  nicht 
gross,  nach  ihr  wäre  das  Gebirge  leicht  zu  durchstreifen.  Vom  Yelki  Choc 
in  den  Liptauer  Kalkalpen  ist  die  westliche  Hohe  Tatra  im  Krivän  etwa 
40  km  entfernt  und  der  Zug  der  eigentlichen  Tatra  vom  Krivän  bis  zu 
den  Belaer  Kalkalpen  am  Stirnberg  beträgt  etwa.  28  km.  Das  ist  also  an 
Ausdehnung  zu  vergleichen,  wie  wenn  der  Besucher  des  südlichen  Vogt- 
landes bei  Brambach  die  40  km  lange  Strecke  bis  zum  Fichtelberg  zurück- 
legt, natürlich  auf  der  südlich  laufenden  Bahnlinie,  und  dann  das  Gebirge 
selbst  vom  Fichtelberg  bis  nach  Sebastiansberg  entlang  wandert.  Aber 
freilich,  welch'  ein  Unterschied!  Nur  die  Bahnlinie  entlang  der  Waag  mit 
ihren  hübschen  Stationen  theilt  die  Bequemlichkeit  mit  dem  Vergleichs- 
object, nördlich  von  ihr  hebt  sich  das  Gebirge  mit  einer  steilen  Schroffheit 
empor,  dass  man  von  der  Bahn  aus  schon  bei  Csorba  (900  m)  in  die 
weit  geöffneten  Coulissen  der  ganzen  Quellflüsse  der  Popper  bis  zum  Kamm- 
grat hineinschauen,  den  Mlinica-Schleierwasserfall  in  über  1700  m Höhe 
wie  in  gradlinigem  Aufstieg  vor  sich  erblicken  kann  und  sich  über  die 
Steilheit  des  zu  nehmenden  Aufstieges  täuscht.  So  liegen  die  Vegetations- 
gürtel steil  am  Gebirge  aufgerichtet;  man  betritt  dasselbe  meistens  mit 
800  oder  900  m im  düstern  Fichtenwald  in  der  ungarischen  Tatra,  noch 
eintönig  und  vergleichbar  den  Waldbeständen  des  oberen  Erzgebirges;  nur 
wo  eine  Wasserader  schäumend  und  tosend  zu  Thale  geht,  hat  die  reiche 
obere  Bergflora  der  Karpathen  eine  schöne  Auswahl  von  Vorposten  zur 
Tiefe  gesendet.  Die  Fichte  mischt  sich  mit  Lärche,  der  subalpine  (oberste) 
Wald  löst  sich  auf  und  glänzt  in  reizenden  Gruppen  kräftiger  Arven 
oder  Zirbelkiefern;  dann  erliegt  er  dem  schon  vorher  sich  zudringlich 
einmischenden  Krummholz-  oder  Zwergwacholderbestand,  der  als  schwärz- 
licher breiter  Streifen  schon  von  fernher  am  ganzen  Gebirgshange  erkennbar 
war  und  nun  langsam  und  allmählich  den  oberen  alpinen  Grasstreifen  und 
Gerollen  Platz  macht,  bis  das  Ganze  von  schwärzlichen  Felsmassen  mit 
leuchtenden  Schneestreifen  gekrönt  wird,  deren  finsteres  Aussehen  nur  von 
Flechtenbesiedelung  zeugt,  auf  denen  aber  trotzdem  eine  Auswahl  von 
subnivalen  FVls-  und  Geröllpflanzen  bis  zu  den  höchsten  Höhen  (Gerls- 
dorfer  Spitze  2659  m)  an  kleinen  Flecken  und  sonnigen  Plätzen  sich  an- 
gesiedelt hat.  Neues  allerdings  bieten  diese  höchsten  subnivalen  Genossen- 
schaften an  Blüthenpflanzen  dem  nicht  mehr,  der  die  Wände  der  „Meer- 
augen“ genannten  Seen  und  deren  Becken  bis  zum  Anstieg  der  Kammlinie 
abgesucht  hat;  sie  bestehen  aus  denselben  Arten  wie  hier,  nehmen  jedoch 
nach  oben  in  der  Nähe  der  theoretisch  auf  2300  m berechneten  mittleren 
Schneelinie,  welche  eine  durchaus  orographische,  höchst  unregelmässige 
und  nicht  in  einem  Mittelwerth  ausdrückbare  Gestalt  angenommen  hat,  an 
Arten-  und  Individuenmenge  bedeutend  ab. 

Die  Armuth  an  zusammenhängenden  Rasenformationen  und  Matten  ist 
bezeichnend  für  die  Hochgeb irgsregion  der  granitischen  Tatra.  Sie  steht 
in  schroffem  Gegensatz  zu  dem  Verhalten  der  Liptauer  und  auch  der 
Belaer  Kalkalpen,  welche  — allerdings  in  weit  niedrigeren  Höhen,  da 
ihre  Gipfel  sich  um  2000  m zu  hallen  pflegen  (Fatra  Krivän  im  Liptauer 


*)  „Karpathen-Reise“,  in  Verh.  der  zool.-botan.  Ges.  Wien,  XX  (1870),  S.  467. 


123 


Gebirge  nur  1670  m,  Thörichter  Gern  in  den  Belaer  Alpen  2060  m,  der 
von  uns  nicht  gesehene  Havrän  nordwestlich  vom  vorigen  2150  m)  — 
mit  grün  berasten  Hängen  aufzusteigen  pflegen  bis  zu  dem  letzten,  meistens 
steil  aufgerichteten  mauerartigen  First,  in  dessen  Gesteinsspalten  überhaupt 
nur  wenige  Pflanzen  festen  Fuss  fassen.  Wahrscheinlich  hängt  dies  zusammen 
mit  der  leichteren  Erdbildung  aus  Kalkfelsen,  da  unter  diesen  Gipfel- 
mauern grosse  Schotterfelder  zu  Thale  gehen,  in  deren  beweglichem  Grunde 
wiederum  nur  wenige  Pflanzenarten,  z.  B.  Arabis  alpina,  Biscutella 
laevigata,  Linum  perenne*  extraaxillare  etc.,  Wurzel  fassen,  in  den  Liptauer 
Kalkalpen  auch  namentlich  Calamintha  alpina  und  Alsine  laricifolia. 

Aber  abgesehen  von  diesen  weissleuchtenden  Steilmauern  und  den 
unter  ihnen  befindlichen  beweglichen  Schotterfeldern  von  nacktem  Charakter 
sind  die  Kalkgestein-Hochgebirge  der  nördlichen  Karpathen  von  sanftem 
Grün  bedeckt,  von  einem  sehr  oft  auch  durch  weidende  Herden  kurz 
gehaltenen  festen  Rasen,  der  aber  auch  ohne  Abweiden  der  Hauptmasse 
nach  aus  niedrigen  Graspolstern  und  Staudenrosetten  besteht.  Herrliche 
Landschaftsbilder  entstehen  dadurch,  wenn  die  sinkende  Sonne  mit 
röthlichem  Schimmer  diese  grünenden  Flächen  überhaucht  und  zugleich 
von  den  drohend  aufgerichteten  Bastionen  der  zusammenhängenden  Firste 
oder  einzelnen  schroffen,  jäh  zu  bedeutender  Tiefe  abstürzenden  Zinken  kalt  zu- 
rückgeworfen wird.  Steht  man  an  dem  Berührungspunkte  der  beiden 
Hauptgebirgsarten , z.  B.  im  oberen  Weisswasser-Gebiet  am  grünen  See 
und  am  Durlsberg,  den  ich  mit  Dr.  Schorler  besuchte  und  für  einen 
der  hübschesten  und  lehrreichsten  Punkte  halte,  so  hat  man  zurück- 
schauend von  den  im  Nordosten  vorgelagerten  Kalkzuge  der  Belaer  Alpen 
im  Westen  das  grossartige  Panorama  der  Weissee-,  Rothsee-  und  Grün- 
see-Spitze, welche  nach  Norden  von  der  altberühmten  Lomnitzer  Spitze 
ausstrahlen,  alle  etwa  zwischen  2400  und  2600  m hoch,  in  jäher  Schroffe 
zu  den  Seebecken  abfallend,  deren  Namen  sie  tragen,  und  die  zackigen 
granitischen  Häupter  von  Schneefurchen  durchzogen  bis  herab  zu  den 
höchsten  Krummholzbüschen,  welche  an  den  Felswänden  emporzuklettern 
scheinen  und  sich  an  den  Seegehängen  zu  undurchdringlichem  dunkel- 
grünen Gürtel  vereinigen ; aber  von  dem  lieblichen  Grün  der  Alpenmatten 
erscheint  dem  von  fernher  spähenden  Auge  nichts,  obwohl  selbstverständlich 
eine  nicht  unbeträchtliche  Anzahl  von  Alpenpflanzen  in  den  Spalten  und 
Schottern  des  Granitgesteins  wurzelnd  und  blühend,  aber  nicht  zu  grossen 
Beständen  verbunden,  ihr  langdauerndes  Leben  führen. 

Diese  grossen  Züge  der  Vegetation s-Anordnung  in  Verbindung  mit 
den  grundlegenden  Bedingungen  des  Gebirgsbaues  zu  bringen  und  bei 
den  floristischen  Skizzen  in  den  Vordergrund  zu  stellen,  ist  die  heutige 
Aufgabe  der  Botaniker,  die  sich  nicht  mehr  damit  begnügen  dürfen, 
die  Artenlisten  von  diesem  und  jenem  Punkte  des  Gebirges  zusammenzu- 
stellen und  deren  Formenkreise  in  Diagnosen  einzuzwängen;  das  Pflanzen- 
leben der  Landschaft  wurzelt  in  solchen  Zügen,  es  drängt  sich  dem  un- 
befangenen Naturfreund  wie  dem  Naturforscher  auf,  und  es  ist  Sache  des 
Letzteren,  sich  der  geographischen  Auffassung  mit  seinen  eigenen  Erfahrungen 
klärend  und  belehrend  zu  bemächtigen  und  die  Floristik  zum  weiter- 
gehenden Gemeingut  zu  machen. 

Die  geographische  Anordnung  der  Vegetation  wird  wissenschaftlich 
durch  bestimmte  Cardinallinien  bestimmt,  welche  die  tonangebenden  For- 


124 


mationen  des  Waldes  lind  zusammenhängender  Gebüsche  bilden.  In  der 
Waldgrenze  nach  oben  hin  ist  zu  unterscheiden  die  durchschnittliche 
Höhenlinie  des  kräftigen  geschlossenen  Waldes,  die  bald  nach  oben  folgende 
Linie  der  durchschnittlichen  Baumgrenze  überhaupt  und  endlich  die  durch- 
schnittliche Lage  der  höchsten  vorgeschobenen  vereinzelten  Baumgruppen, 
deren  Wachsthum  nur  durch  besonders  günstige  Lagen  im  orographischen 
Aufbaue  ermöglicht  wird.  Wie  ausführlicher  in  meiner  Abhandlung  in  den 
Geographischen  Mittheilungen  auseinandefgesetzt  wird,  sind  nach  unseren 
auf  der  Reise  gemachten  Messungen  die  betreffenden  Zahlen  für  den 
südlichen  Karpathenabhang  von  den  Liptauer  bis  Belaer  Alpen  1510  m, 
1557  m und  1655  m Höhe.  Die  obersten  Oasen  sind  fast  nur  von  Zirbel- 
kiefern gebildet,  welche  weit  über  dem  Fichtenwalde  noch  stämmige  Gruppen 
zu  bilden  vermag.  Oberhalb  von  1510  m beginnt  also  die  „alpine Region“, 
in  der  die  Legföhre  den  unteren  Charaktergürtel  bildet.  Entsprechend  dem 
Aufhören  des  Waldes  und  der  Baumgrenze  bildet  auch  das  Krummholz- 
und  Zwergwacholdergebüsch  drei  übereinander  folgende  Höhengrenzen, 
deren  Zahlen  1790,  1830  und  1920  m Höhe  sind.  Die  untere  alpine 
Region  liegt  also  im  genannten  Gebiete  rund  gerechnet  zwischen  1500 
und  1800  m,  auf  sie  folgt  die  obere  alpine  Region  bis  zu  den  Höhen, 
wo  unter  dem  Einfluss  zunehmender  Schneebedeckung  sowohl  zusammen- 
hängende Cariceto-Gramineten  aufhören,  als  auch  die  Hauptmasse  der  alpinen 
Stauden  zurückbleibt.  Diese  Höhe  kann  rund  auf  2100  m an  gesetzt 
weiden  und  es  bleibt  dann  als  dritte  Abtheilung  der  alpinen  Region  die 
subnivale  übrig,  welche  einige  wenige  Stauden  für  sich  allein  und  im 
übrigen  unter  vielen  mit  der  mittleren  Abtheilung  gemeinsamen  Arten  doch 
deren  grösste  Entwickelung  an  Individuen  besitzt. 

Nach  dem  vorhin  über  die  Kalkgebirge  Gesagten  ist  selbstverständlich , 
dass  die  subnivale  Flora  in  ihnen  fehlt,  umsomehr,  als  sie  bei  dem 
wärmeren  Charakter  des  von  ihnen  geschaffenen  Geröllbodens  eher  in 
höherer  Lage  erst  beginnen  würde,  als  in  der  granitischen  Tatra.  Es  seien 
daher  zunächst  diejenigen  Arten  in  zusammenhängender  Liste  *)  hier 
genannt,  welche  wir  als  charakteristisch  für  die  subnivale  Region  der 
granitischen  Tatra  auf  unserer  Reise  gesammelt  haben. 

Liste  I. 


Ranunculus  glacialis  L.  = Oxygraphis 
vulgaris  Freyn. 

— alpestris  L. 

— montanus  L. 

( — pygmaeus  L.,  an  dessen  Stand- 
ort an  der  Mittelgratwand  des 
Kohlbach  wir  uns  befanden,  wo 
in  diesem  Jahre  noch  Schnee  lag.) 

Pulsatilla  alpin a Delarb.  (seltener 
als  weiter  unten). 

Anemone  narcissiflora  L. 

Arabis  neglecta  L. 

— alpina  L.  (auf  Kalk  häufiger). 


Cherleria  secloides  L.  — Sx. 
Cerastiuni  latifolium  E.  var.  uniflorüm. 

— alpinum  L. 

— — var.  lanatum. 

Dianthus  glacialis  Hke. 

Silene  acaidis  L.  — Sx. 

Greum  montanuni  L. 

— reptans  L. 

Saxifraga  Aizoon  Jacq.  — - Sx. 

— bryoides  L.  — Sx. 

— perduräns  W.  et  K.  — Sx. 

— muscoides  L.  * moschata. 

Wulf.  — Sx. 


*)  Ftlspflanzen  mit  oberirdischen  Polstern  haben  den  Zusatz  Sx.  (plantae  saxicolae) 
erhalten.  Sie  bilden  ein  besonders  physiognomisches  Merkmal  der  oberen  Regionen. 


125 


Saxifraga  androsacea  L. 

— carpathica  Rchb. 

— oppositifolia  L.  — Sx. 

— retusa  Grouan.  — Sx. 

— hieracifolia  W.  et  K.  * **)) 
Sempervivum  montanum  L.  — Sx. 
Sedum  atratum  L.  — Sx. 

— alpestre  Vill.  — Sx. 

Rhodiola  rosea  L. 

Gaya  simplex  Hand. 

Campanula  alpina  Jacq. 
Chrysanthemum  alpinum  L. 
Aronicum  Clusii  Koch. 
Gnaphalium  supinum  L. 

Erigeron  uniflorus  L. 

Senecio  carniolicus  Willd. 
Hieracium  alpinum  L. 

— decipiens  Tausch. 

— calendiäiflorum  Backh. 

— Auricula  var.  melaneilema. 
Pedicularis  versicolor  Wahbg. 
Myosotis  silvatica  * alpestris  Schm. 
Primula  minima  L. 

Soldanella  alpina  L. 


Androsace  ohtusifolia  All. 

Gentiana  frigida  Hke. 

Swertia  perennis  L. 

— — var.  alpestris  Brng. 

Oxyria  digyna  Campd. 

Salix  herbacea  L. 

Luzula  spadicea  DC. 

— spicata  DC. 

Juncus  trifidus  L. 

Carex  sempervirens  (selten  in  dieser 
Reg.). 

Oreochloa  disticha  Lk. 

Festuca  ovina  var.  supina  etc.  (dar- 
unter auch  die  vivipare  Form!) 
Poa  laxa  Hke. 

Lloydia  serotina  Salisb. 

Lycopodium  Selago  L. 

**)Andreaea  frigida  Hüb.  — Sx. 
Dicranum  albicans  Bryol.  eur.  — Sx. 

— longifolium  Ehrh.  — Sx. 
Grimmia  subsulcata  Limpr.  — Sx. 
Lecidea  geographica  F.  — Sx. 


*)  Es  seien  als  Beispiele  der  in  den  nördlichen  Karpathen  zusammenkommenden 
Florenelemente  die  Verbreitungsareale  der  alpinen  Saxifragen  hier  erwähnt: 

a)  endemisch  sind: 

(25)  1.  Saxifraga  carpathica  Rchb.  in  den  Centralkarpathen  und  in  Siebenbürgen, 
aber  nahe  verwandt  mit  der  arktisch- circumpolaren  Art  S.  rivularis  L. 

(75)  2.  S . perdurayis  W.  et  K.,  in  den  Centralkarpathen  allein , nicht  sehr  nahe 
verwandt  mit  S.  ajugifolia  der  Pyrenäen,  etc. 

b)  mitteleuropäische  Ho ch gebirgsarten  sind: 

(91)  3.  S.  muscoides  L.  * moschata,  Alpen-Apennin , ganze  Karpathenkette  bis 
Siebenbürgen,  Schneegrube  im  Riesengebirge. 

(154)  4.  S.  caesia  L.  Pyrenäen,  Alpen,  Tatra. 

(166)  5.  S.  retusa  Gouan.  Pyrenäen  — Alpen  — Siebenbürgen. 

c)  mittel-  und  nordeuropäisch: 

(8)  6.  S.  adscendens  L.,  europ.  Hochgebirge  und  ganz  Scandinavien  (Gothland 
bis  Nord-Lappland,  Esthland.)  m 

d)  mitteleuropäisch  und  sibirisch: 

(104)  7.  S.  androsacea  L.,  Pyrenäen  — Alpen  — Tatra  — Siebenbürgen,  Baikal- 
Seegebiet. 

e)  mitteleuropäische  Hochgebirgsarten  und  zugleich  arktis ch- circum- 
polare  Arten: 

(138)  8.  S.  Aizoon  Jacq.  in  Europä,  Kaukasus— Armenien , Nord-Amerika  und 
Grönland. 

(128)  9.  S.  aizoides  L.  in  Europa,  Ural,  Grönland,  Labrador,  Neufundland. 

(163)  10.  S.  oppositifolia  L in  Europa,  Sibirien,  Nord-Amerika,  Grönland. 

(68)  11.  S.  hieracifolia  W.  K.  Alpen  (7),  Tatra,  Siebenbürgen,  Nord-Europa! 
Sibirien!  arktisches  Amerika! 

Die  (eingeklammeiten)  Zahlen  beziehen  sich  auf  die  Speciesanordnung  in  Engler’s 
Monographie  von  Saxifraga. 

**)  Die  Bestimmungen  der  Kryptogamen  nach  den  von  ihm  selbst  in  Ergänzung 
der  Gefässpflanzen-Sammlungen  zusammengebrachten  Proben  hat  der  Bibliothekar 
C.  Schiller  freundlich  übernommen  und  hier  zur  Mittheilung  gegeben. 


126 


Bedeutender  als  der  Unterschied  zwischen  den  Alpenpflanzen  der 
subnivalen  und  supraalpinen  Region,  oder  denen  der  letzteren  und  der 
infraalpinen  Region,  ist  derjenige  zwischen  den  granitischen  und  Kalk- 
Bergketten,  also  zwischen  eigentlicher  Tatra  und  den  Liptauer  und  Belaer 
Alpen  in  Hinsicht  auf  ihre  Standorte  der  Arten.  Auch  die  Liptauer  und 
Belaer  Alpen  sind  unter  sich  verschieden,  aber  weniger  als  beide  gegen- 
über der  granitischen  Tatra,  Schon  beim  Botanisiren  fällt  die  Verschieden- 
heit des  Substrates  in  der  Geschwindigkeit  des  Fortkommens  in  das 
Gewicht:  die  Mannigfaltigkeit  auf  kalkigem  Boden  ist  so  viel  bedeutender, 
dass  bei  der  floristischen  Aufnahme  eines  Bergstockes  das  Notizbuch  nicht 
zur  Ruhe  kommt,  die  Abwechselung  der  Formen  zu  immer  erneuten 
Beobachtungen  zwingt.  Auf  den  granitischen  Gerollen  und  im  Bereich  der 
oberen  Alpen  wiesen  auf  gleichem  Substrat  herrscht  zwar  ebenfalls  eine 
bunte  Flora , aber  sie  ist  zerstreuter  und  bewegt  sich  in  einem  einzelnen 
Thalzuge  der  Hauptsache  nach  im  gleichen  Grundton,  der  den  Floristen 
bis  zum  Verlassen  der  Region  begleitet.  l)a  nun  die  einzelnen  Thal- 
ziige  so  tief  eingeschnitten  sind  und  ihre  Granitfels-Scheiden  so  steil  auf- 
gerichtete Sperren  bilden , dass  jede  Excursion  gewöhnlich  thalaufwärts 
und  thalabwärts  sich  an  demselben  Flusslauf  bewegt,  so  ist  das  Zusammen- 
bringen der  granitischen  Artreichthümer  im  Allgemeinen  beschwerlicher 
und  erfordert  längere  Zeit.  Hie  Standorte  der  Arten  bewegen  sich  über 
dem  Krummholzgürtel  frei  an  sumpfigen,  quelligen,  kiesigen,  wenig  oder 
steil  geneigten  Flächen,  innerhalb  der  alpinen  Strauchregion  aber  sind  sie 
eingeengt  durch  die  Legföhre  sowohl  als  durch  Zwergwachholder  und 
begleitende  Ericaceen.  Hie  Bichtigkeit  dieser  aller  drei  ist  sehr  viel  grösser 
auf  Granit  als  auf  Kalk,  — ist  doch  der  letztere  überhaupt  schon  den 
Ericaceen  feindlich  und  bedarf  zu  ihrer  Zulassung  einer  Ueberlagerung  mit 
torfigem  Humus , den  die  Reste  andeier  Gewächse  aufgehäuft  haben.  So 
ist  im  Allgemeinen  die  Hoc-hgebirgsregion  in  den  Matten-,  Wiesen-  und 
Geröllformationen  der  granitischen  Tatra  durch  den  infraalpinen  dem  Walde 
vorgeschobenen  Strauchgürtel  sehr  viel  schärfer  nach  unten  hin  abgeschlossen, 
als  in  den  Kalkalpen,  wo  die  steilen  Geröllhalden  bis  tief  in  die  Wald- 
region hinein  noch  viele  Alpenbewohner  sich  mit  den  Formationsgruppen 
der  wärmeren  Felsbewohner  mischen  lassen  und  merkwürdige  Uebergangs- 
bilder  erzeugen.  Has  merkwürdigste  Beispiel  dieser  Art,  welches  wir 
beobachten  konnten,  fanden  wir  an  den  bei  etwa  1400  bis  1550  m Höhe 
gelegenen  Steilhängen  des  „Rothen  Lehm“  am  Stirnberg  der  Belaer  Alpen, 
die  bei  nur  flüchtiger  Durchstreifung  folgendes  merkwürdige  Gemisch 
zeigten: 

Campet iiula  glomerata . 

— pusilla. 

Centaurea  montana. 

— Scabiosa  *alpestris  (—  C.  Kot- 
schyana). 

Carduus  glaucus. 

Crepis  grandiflora . 
succisifolia. 

Hieracium  auranti acum . 

— villosmu . 


An emone  narcissiftora. 

Linum  per  enne  * extraaxillare  W.  K. 
Dianthus  superbus  var.  speciosus. 
Rosa  alpina. 

Trifolium  badium . 

Vicia  silvotica. 

Saxifraga  aizoides . 

Astrantia  major. 

Bupleurum  lang ifol ium. 

Galium  silvaticum  *Schultesii  Vest. 


127 


Hieraciüm  scor zonerif olium . 

— prenanthoides. 

— leiocephalum. 

— bupleur  oldes. 

Gentiana  obtusifolia. 


Thesium  alpinum. 

Orchis  glohosa. 

Phleum  Micheln. 

Carex  sempervirens. 

Pinus  montana  *Pumilio. 


Indem  nun  zunächst  die  Formationen  der  unteren  alpinen  Gerolle, 
Matten,  Wiesen  und  Felsgehänge  von  denen  des  Strauchgürtels  getrennt 
gehalten,  diejenigen  des  granitischen  Gebietes  aber  denen  der  Liptauer 
und  Belaer  Kalkalpen  gegenübergestellt  werden,  erhalten  wir  folgende  zwei 
weiteren  Listen  unserer  Excursionssammlungen.*) 


Liste  II.  Alpine  Formationen  der  granitischen  Tatra. 


Pidsatilla  alpin a Del.  — W. 
Banunciäus  montanus  Willd. 
Trollius  europaeus  L.  — W. 
Cerastium  triviale  Lk., 

— — *macrocarpum  Schur. 

— alpinum  L 

— — Hanatum.  — Sx. 

Sagin a Linnaei.  — Sx 
Silene  acatdis  L.  — Sx. 

Dianthus  glacialis  Hke.  — Sx.  (niv.) 
Geranium  silvaticum  L.  — W. 
Potentilla  aurea  L.  — W. 

Sedum  atratum  L.  — Sx. 

Saxifraga  Aizoon  Jacq.  — Sx. 

— bryoides  L.  — Sx.  (niv.) 

— nmscoides  *moschata  Wulf.  — 
Sx.  (niv.) 

Meum  Mutellina  Gärtn.  — W. 
Gaya  simplex  Gaud. 

Heracleum  flav'escens  Bess.  — W. 
Galium  anisophyllum  Will.  var.  sude- 
iicum.  — W. 

Campamda  *Scheuchzeri  Vill.  — Sx. 
und  W. 

— alpina  Jacq.  — (niv.) 
Homogyne  alpina  Lass.  — W. 
Chrysanthemum  alpinum  L. 

— rotundif olium  W.  et  K. 
Achillea  Millef olium  L.  var.  alpestris 

— W. 

Gnaphalium  supinum  L. 


Senecio  abrotanifolius  L.  var.  car- 
pathicus. 

— carniolicus.  — W. 

Cineraria  crispa  Jacq.  var.  alpestris 

- W. 

Aronicum  Clusii  Koch.  — (niv.) 
Hypochoeris  uniflora  Vill.  — W. 
Leontodon  hispidus  L.  var.  hastilis 
glabratus.  — W. 

Hieraciüm  Auricida  L.  var.  — W. 

— aurantiacum  L. 

— alpinum  L. 

Pirola  minor  L. 

— secunda  L. 

Veronica  alpina  L. 

Euphrasia  scdisburgensis  und  Formen- 
kreise der  übrigen.  W. 
Bartsia  alpina  L. 

Rhinanthus  alpinus  Bau  mg. 
Pedicularis  verticillata  L. 

— versicolor.  — (niv.) 

Myosotis  silvatica  L.  var.  alpestris . 
Swertia  perennis  L. 

Gentiana  frigida  Hke.  — (niv.) 

— - punctata  L. 

Polygonum  viviparum  L. 

Rumex  scutatus  L. 

Salix  herbacea  L.  — (niv.) 
Gymnadenia  albida  Rieh. 
Coeloglossum  viride  Hatm. 

Veratrum  album  *Lobelianum  Bernh. 


*)  Das  Zeichen  Sx.  von  gleicher  Bedeutung  wie  in  Liste  I.  Denjenigen  Pflanzen, 
welche  ihrer  ganzen  Verbreitung  nach  in  der  Tatra  der  oberen  alpinen  Region 
angehören  und  daher  grösstentheils  in  Liste  I enthalten  sind,  ist  ein  (niv.)  beigefügt. 
Die  hauptsächlich  auf  Wiesen  und  Matten,  also  im  unteren  Theile  der  Region  ver- 
breiteten Arten  haben  ein  W.  zugefügt  erhalten.  Die  Standorte  der  übrigen  sind, 
verschiedenartig. 


128 


Luzula  sudetica  Presl. 

— spadicea  DC.  — (niv.) 

— spicatci  DC.  — (niv.) 

Juncus  trifidus  L.  — W.  und  (niv.). 
Carex  atrata  L.  — W. 

— fuliginosa  Schk.  — W. 

— sempervirens  Vill.  — W. 

— lagopina  Whlbg. 

— rigida  Good. 

Anthoxanthum  odoratum  L.  — W. 
Phleum  alpinum  L.  — W. 
Oreochloa  disticha  Lk.  — W.  und 
(niv.) 

Agrostis  rupestris  All.  *—  W 
Arena  versicolor  Vill.  — W. 

Aira  flexuosa  L. 

Festuca  varia  Hke.  — W. 

— ovina  L.  var.  vulgaris  etc. 

Poa  alpine,  L.  incJ.  forma  vivipara 

— W. 

— laxa  Hke. 

Andreaea  petrophila  Ehrh.  — Sx. 
Liste  III. 

Ranunculus  alpestris  L. 

— montanus  L. 

— Thora  var.  carpathieus. 

Arabis  arenosa  Scop. 

Biscutella  laevigata  L. 

Hutchinsia  alpina  RBr. 

Kerner a saxatilis  Rchb. 

Draba  aizoides  L.  — Sx. 

Sagina  Linnaei  Presl.  — Sx. 
Arenaria  ciliata  L. 

Alsine  laricifolia  Whbg.  — Sx. 

— rer  na  Bartl.  — Sx. 

Cerastium  arvense  var.  alpicolum. 

— alpinum  L.  var.  lanatum.  — Sx. 
Dianthus  hungaricus  Pers. 

— nitidus  W.  et  K.  — Sx. 

— glacialis  Hke.  — Sx. 

Silene  acaulis  L — Sx. 

Polygala  amara  L. 

Helianthemum  hirsutum  Thuill.  var. 

grandiflorum  DC.  — Sx. 
Linum  perenne  * extraaxillare  Kit. 
Dryas  octopetala  L.  — Sx. 
Potentilla  aurea  L.  — W. 
Sempervivum  soboliferum,  — Sx. 


Andreaea  Rothii  Web.  u.  M.  — Sx. 
Splachnum  sphaericum  C. 

Sphagnum  compactum  Brid. 

— Grirgensohnii  Russ. 

Polytrichum  alpinum  L. 

— strictum  var.  alpestre  Hoppe. 

— juniperinum  var.  alpinum  Sckpr. 
Oligotrichum  hercynicum  Ehrh.  — Sx. 
JBryum  elegans  N.  v.  E.  — Sx. 
Mnium  punctatum  var.  elatum  Schpr. 
Limnobium  ochraceum  Wils.  — Sx. 
Hypnum  sarmentosum  Whls. 
Amblystegium  fluviatile  Schpr. 
Sarcoscyphus  sphacelatus  N.  v.  E. 
Gymnomitrium  concinnatum  Corda. 
Solorina  saccata  L. 

Gyrophora  cylindrica  L.  — Sx. 
Cetraria  juniperina  L. 

Cornicularia  aculeata  var.  alpina 
Schaer. 

Endocarpon  aquaticum  Weiss. 
Ramalina  carpathica  Krb. 


Sedum  atratum  L.  — Sx. 

— acre  L.  var.  — Sx. 

Parnassia  palustris  L. 

| Saxifraga  aizoides  L.  — Sx. 

— androsacea  L.  — Sx. 

— adscendens  L.  — Sx. 

— Aizoon  Jacq.  — Sx. 

— muscoides  *moschata  W ulf.  — Sx. 

— caesia  L.  — Sx. 

Gaya  simplex  Gaud.  — W. 

Galium  vernum  Scop. 

— anisophyllum  "Vill.  — W. 
Scabiosa  lucida  Vill. 

Valeriana  tripteris  L. 

Campanula  pusilla  Hke. 

— Scheuchzeri  Vill.  — W. 
Phyteuma  orbiculare  L.  — W. 
Erigeron  uniflorus  L. 

Antennaria  Leontopodium  Gärtn. 

— Sx. 

Bellidiastrum  Michelii  Cass.  — W. 
Carduus  glaucus  Bau  mg. 

Leontodon  *clavatus  Sag.  et  Schn. 

— hastilis  L.  var.  opimus  Koch. 

— W.' 


— Sx. 

Alpine  Formationen  der  Kalk-Karpathen. 


129 


Crepis  Jaquini  Tausch. 

Hieracium  bupleuroides  *glaucum  All. 

— alpinum  L. 

— caesium  (Fries)* 

— aurantiacum  L.  — W. 

Thymus  Serpyllum  L.  *pulcherrimus 

Schur. 

Calamintha  alpina  L.  — Sx. 
Teucrium  montanum  L.  — Sx. 
Veronica  saxatilis  Scop. 

— aphylla  L. 

Bartsia  alpina  L.  — W. 

Euphrasia  salisburgensis  Funk.  — W. 
Pinguicula  alpina  L. 

Androsace  chamaejasme  Host.  — Sx. 

— ladea  L.  — Sx. 

Primula  Auricida  L.  — Sx. 
Soldanella  alpina  L. 

Gentiana  tenella  Rottb. 

— nivalis  L. 

— verna  L. 

— acaulis  L.  var.  Clusii. 

Swertia  perennis  L. 

Thesium  alpinum  L.  - — W. 

Salix  reticulata  L.  — Sx. 

— hastata  L. 

— retusa  x Myrsinites. 

Orchis  globosa  L. 

Gymnadenia  albida  Rieh. 

— conopea  R.  Br. 

Tofieldia  calyculata  Whbg. 

Carex  ornithopoda  W. 

— capillaris  L. 

— pihdifera  L. 


W. 


Carex  firma  Host.  — W 

— sempervirens  Vill.  — 
Sesleria  coerulea  All. 
Oreochloa  disticha  Lk.  — W. 
Phleum  alpinum  L. 

Agrostis  rupestris  All.  — 
Trisetum  alpestre  Host. 

Poa  alpina  L.  — W. 

Festuca  amethystina  L. 

— ovina  L.  var.  plur. 


W.  und  Sx. 

— W. 

— w. 

— w. 


Selaginella  spinulosa  RBr. 

Aspidium  Lonchitis  Sw. 

Asplenium  viride  Huds. 

Botrychium  Lunaria  Sw. 

Amblyodon  dealbatus  Dicks. 

Tortella ; tortuosa  L. 

Orthotrichum  saxatile  Schpr. 
Encalypta  contorta  Wulf. 
Leptotrichum  flexicaule  Hampe. 
Bartramia  Oederi  Gunn. 

Philonotis  fontana  var.  falcata  Schpr. 
Pseudoleskea  catenulata  Brid. 

— atrovirens  var.  brachyclados  B.  S. 
Myurella  julacea  Vill. 
Homalothecium  Philippeanum  Schpr. 
Hypnum  molluscum  Hedw. 

— crista-castrensis  L. 

— rugosum  Ehrh. 

— chrysophyllum  Brid. 

— Vaucheri  Lesqu. 

Madotheca  rivularis  N.  v.  E. 
Thalloedema  coeruleo-nigricans  Lightf. 


Rivularia  haematites  DC. 

Die  hier  zusammengestellten  Listen  I — III  können,  so  wenig  Anspruch 
sie  auf  Vollzähligkeit  machen  und  so  sehr  sie  den  Charakter  der  flüchtigen 
Excursionssammlung  an  sich  tragen,  zeigen,  welche  Pflanzenarten  in  be- 
sonderer Vertheil ung  durch  die  Kalk-  und  Granit-Centralalpen  die  dortige 
Hochgebirgsregion  schmücken.  Es  ist  durchaus  nicht  gesagt,  dass  die- 
jenigen Arten,  welche  wir  nur  auf  Kalk  oder  auf  Granit  fanden,  ihren 
ständigen  Platz  ausschliesslich  dort  haben;  aber  sie  erscheinen  doch  als 
die  betreffende  Bodenart  bevorzugend.  — Zur  Anordnung  derselben  nach 
Vegetationsformationen  in  bestimmter  Höhenlage,  welche  die  Listen 
zu  einem  deutlicheren  Bilde  zusammenfassen  und  aus  der  Alpenregion  bis 
zu  den  Hügelformationen  herabsteigen,  dient  das  Folgende. 

A.  Formationen  der  Hochgebirgsregion. 

(Höhen zahlen  von  oben  nach  unten  gerechnet.) 

1.  Obere  alpine  Geröllformation  aus  locker  gemischten,  zerstreuten 
Felsspalten  und  festere  Geschiebefelder  und  Abhänge  bewohnenden 
Stauden  und  Rasen  ; 


■•m 


130 


a)  subnivale  Abtheilung  (artenärraer) : Gipfel  bis  2100  m. 

b)  supraalpine  Abtheilung  (artenreicher):  2100—1800  m. 

2.  Schneefeld-Ränder  un d Schmelzwasserformation  aus  einzelnen 
geselligen  Arten  von  kürzester  Vegetationsdauer : Gipfel  bis  herab  zu 
ca.  1800  m. 

3.  Geschlossene  kurzgrasige  Alpenmatten  aus  gemischten  rein 
alpinen  Arten:  2050 — 1750  m. 

4.  Geschlossene  langhalmige  Alpen  wiesen  und  b e raste  Abhänge: 
1900—1500  m (Anschluss  an  F.  9). 

5.  Alpine  Borstgrasmatten.  — Zwischenglied. 

6.  Untere  alpine  Geröll-  und  Felsspaltenformation  (Anschluss  an 
Formation  lb:  1800  — 1450  m. 

a)  granitisches  und  b)  kalkreiches  Substrat. 

7.  Geschlossene  Krummholzformation:  1800  — 1450  m. 

8.  Hochstaudenformation  der  Quellwasser  und  Bachthäler: 
1700—1200  m. 

B.  Formationen  der  Berg-  und  Hügelregion, 

(Höhenzaklen  von  unten  nach  oben  gerechnet.) 

9.  Subalpine  Wiesen-  un d Wiesenmoorformation:  1200 — 1650  m. 

10.  Subalpine  und  montane  Nadelwaldformation; 

a)  Krummholz  häufiger  Bestandtheil:  1300  — 1500  (—  1650  m)*) 

b)  Geschlossener  Wald:  850 — 1300  m. 

11.  Präalpine  Felsformation  (auf  Kalkgebirge),  aus  Mischung  alpiner 
mit  montanen  Felsspalten-  und  Geröllbewohnern:  1050 — 1450  m. 

12.  Obere  Bergwiesenformation  und  Borstgrasmatte:  800 — 1020  m, 

13.  Präalpine  Laubwaldformation**):  800 — 1020  m. 

14.  Hügeltriften  und  trockne  Felsabhangformation:  bis  1050  m, 
granitisches  und  kalkreiches  Substrat. 

15.  Untere  langhalmige  Wiesenformation,  mit  Hochstauden  der 
Hügelregion : bis  800  m. 

Es  folgen  die  Laub-  und  Nadelwälder  der  Hügelregion:  bis  ca. 
800  m (Anschluss  an  F.  10  b). 

Diese  Aufzählung  bedarf  der  Erläuterung  durch  hinzugefügte  Charakter- 
pflanzen, welche  den  Kern  jeder  einzelnen  Formation  ausmachen,  unter 
Hinweis  auf  ausführlichere  Schilderungen***)  des  Gesammtbestandes,  wie  er 
sich  an  den  verschiedenen  Standorten  zeigt. 

Der  Reichthum  und  die  Mannigfaltigkeit  der  alpinen  Flora  ist  in  den 
Formationen  F.  1 — 3 und  F.  6 enthalten ; bei  diesen  ist  das  Substrat,  ob 
granitisch  oder  kalkreich  dolomitisch,  von  starker  Bedeutung,  so  wie  noch- 
mals in  der  Hügel-  und  unteren  Bergregion  bei  F.  14.  Die  oberen 
alpinen  Gerolle,  unter  deren  Bewohnern  die  Gesträuche  nur  durch  Zwerg- 
weiden ( Salix  herbaceal ) vertreten  sind,  sind  bewachsen  theils  von  kurzen, 

*)  Entspricht  der  „unteren  Krummholzregion“  von  G.  Beck,  Flora  von  Herrn- 
stein, S.  71. 

**)  Entspricht  dem  „Voralpenwald“  in  der  Voralpenregion  bei  G.  Beck,  Fl.  v. 
Herrnstein,  S.  60  u.  flgd. 

***)  Für  topographische  Schilderung  finden  sich  dieselben  am  ausführlichsten 
angeordnet  in  Aurel  Scherfel’s  „Beiträgen  zur  Kenntniss  der  subalpinen  und 
alpinen  Flora  der  Zipser  Tatra“,  Jahrb.  d.  ung.  Karp.  Ver.  1879,  VI,  265,  und  1880, 
VII,  835  u.  flgd. 


131 


Rasen  erzeugenden  Gräsern  und  grasartigen  Pflanzen,  theils  von  dicke 
Polster  bildenden  und  mit  oberirdischen  Rosetten  über  dem  Fels  wurzelnden 
Stauden,  theils  von  solchen,  welche  unter  der  Gerölloberfläche  ihren 
Wurzelstock,  selten  eine  Zwiebel,  Knolle,  einklemmen  zwischen  Fels- 
spalten oder  Geschiebebrocken.  Die  wichtigsten  subnivalen  Rasenbildner 
der  Tatra  sind  Oreochloa  disticha,  Poa  laxa,  Luzula  spadicea  und  spicata, 
Junens  trifidus , die  subnivalen  Polsterbildner  Silene  acaulis,  Gherleria 
seäoides,  Saxifraga  muscoides,  bryoides,  per  daraus,  opipositifolia  und  retusa, 
von  subnivalen  Spaltenwurzlern  die  niedliche  Zwiebelpflanze  Lloydia  serotina, 
Salix  herbacea,  Aronicum  Clusii  mit  seinen  grossen  gelben  Sternen  als 
auffälligstem  einsamen  Blüthenschmuck,  Hieracium  und  Chrysanthemum 
alpinum,  Pedicularis  versicolor,  Primula  minima,  Saxifraga  carpathica, 
Bhodiola  rosea,  Geum  reptans,  Cerastium  lanatum,  Anemone  narcissiflora. 
Die  untere  artenreichere  Abtheilung  derselben  Formation  hat  alle  dieselben 
Charakterarten  und  noch  neue  dazu,  deren  obere  Y egetationslinien  um 
2100  m herum  liegen ; mehrere  Gräser  und  Seggen  (Carex  atrata)  kommen 
zu  den  Rasenbildnern,  Saxifraga  Aizoon  nebst  Sedum  atratum,  S.alpestre 
und  Dianthus  glacialis  zu  den  Polsterbildnern,  zu  den  Spalten  wurzlern 
schon  Orchideen:  Coeloglossum  viride  und  Gymnadenia  albida , ausserdem 
besonders  Gentiana  frigida  und  punctata,  Pedicularis  verticillata,  Bartsia, 
Hypochoeris  uniflora , Campanula  älpina , Gaya  Simplex,  Pulsatilla  alpina  etc. 

Noch  viele  andere  Arten  wären  zu  nennen,  aber  die  Formation  ist 
durch  die  Angeführten  gekennzeichnet;  da  eigentlich  keine  derselben  in 
dichteren  Mengen  gesellig  vorkommt,  so  ist  es  schwierig,  aus  der  grösseren 
Zahl  untereinander  gemischter  Arten  einige  wenige  als  Charaktertypen  der 
ganzen  Formation  herauszuheben.  Besser  gelingt  dies  mit  F.  2 an  den 
Schneefeldrändern:  hier  bilden  die  weissen  Ranunkeln  Oxygraphis  vulgaris 
(—  Banunculus  glacialis)  und  Ban.  alpestris  im  Verein  mit  den  blauen 
Glöckchen  der  Soldanella , mit  dem  Gelb,  Weiss  und  Rosa  der  Viola  biflora , 
Saxifraga  carpathica  und  Arabis  neglecta  lustig  schimmernde  Streifen; 
hier  ist  auch  der  Platz  der  nur  mit  2 Standorten  in  der  Tatra  vertretenen 
arktischen  Art  Banunculus  pygmaeus. 

In  F.  3 treten  die  subnivalen  Rasenbildner  nunmehr  schon  zu  ge- 
schlossenen Matten  zusammen , besonders  Oreochloa  disticha,  mit  ihren 
gedrungenen  bläulich-grauen  Kopfrispen  und  der  düstere  Juncus  trifidus 
mit  braunen  Blattspitzen,  die  zarte  Agrostis  rupestris ; Poa  alpina , Avena 
versicolor  und  einige  Festuca- Formen  gesellen  sich  dazwischen.  Charakteristisch 
ist  für  diese  obersten  Matten  die  Gegenwart  einzelner  Polsterbildner  in 
Rasen , auf  Granit  besonders  Silene  acaulis , auf  Kalk  neben  ihr  Dryas. 

In  den  unteren  alpinen  Geröll-  und  Felsformationen  (F.  6)  werden 
einzelne  subnivale  Arten  durch  neue  wärmebedürftige  abgelöst  und  Zwerg- 
gesträuche, Empeirum,  Vaccinium  uliginosum,  Salix  retusa  auf  Granit, 
Salix  reticulata  mit  Saxifraga  caesia,  aizoides  und  Aizoon  auf  Kalk  finden 
sich  ein.  Die  fetten  Rosetten  der  Sempervivum  sind  hier  am  häufigsten 
und  zeigen,  je  nach  Gesteinsart  verschieden,  ihre  trübrothen  oder  blass- 
grünlichen Blüthenstände 

Mit  F.  7 findet  nicht  selten  eine  so  innige  Vermischung  statt,  dass 
die  einzelnen  Krummholzbüsche  nur  wie  Bestandttheile  der  unteren  alpinen 
Gerolle  erscheinen,  und  wenn  sich  dann  zwischen  diesen  auf  sanfteren 
Lehnen  zugleich  die  alpinen  Matten  ausbreiten,  auf  denen  die  steilen 


132 


Felsen  allein  die  Rasenbildung  verwehren,  so  erblickt  man  die  Formationen 
3 — 6 und  8 wie  ein  einziges  zusammenhängendes  Ganze  , aus  dem  sich 
erst  bei  Veränderung  der  Standorte  die  einzelnen  Formationen  zur  Selbst- 
ständigkeit herausgliedern. 

Die  untere  alpine  Geröllformation  habe  ich  auf  granitischem  Boden 
nirgends  in  die  Hügeltriften  abwärts  sich  mischend  übergehen  sehen  , was 
auf  kalkigem  Fels  und  Schotter  überall,  wo  es  nur  durch  die  orographischen 
Anschlüsse  ermöglicht  wird,  geschieht.  Es  ist  dies  dadurch  bedingt , dass 
der  Kalkboden  zumal  bei  gegen  Süd  und  Südost  gekehrten  Hängen  vielen 
Hügelpflanzen  eine  bedeutend  höhere  obere  Vegetationsgrenze  gestattet, 
als  die  Granitgebirge  mit  ihren  feuchten , zur  Torfbildung  neigenden  Gehängen. 
Auf  diesen  unterdrücken  Heidel-  und  Preisselbeeren  im  Verein  mit  der 
Krummholzkiefer  und  dem  Nadelwalde  die  Versuche  der  Hügelpflanzen, 
aufwärts  sich  ein  Feld  zu  erobern;  aber  die  lichten  Laub-  und  gemischten 
Waldungen  der  Bergregion  im  Kalkgebiet  mit  Unterdrückung  des  Heidel- 
und Preisselbeergestrüpps  und  Einschränkung  des  Krummholzes  in  der 
oberen  Waldregion  durch  Rasenbildungen  lässt  dies  vielfältig  zu. 

Die  geschlossene  Krummholzformation  bedeckt  weite  Strecken,  ist  eine 
der  in  der  granitischen  Tatra  am  meisten  dem  Bergsteiger  sich  aufdrängenden, 
ihn  mit  dem  besonderen  Reiz  des  Eintritts  in  die  Alpenregion  umgebenden 
Scenerien.  Im  subalpinen  Walde  schon  in  starken  Nestern  angesiedelt 
wird  sie  durch  Mächtigkeit  des  Wuchses  der  Legföhre  über  seiner  Grenze 
übermächtig  und  gleicht  einem  niedrigen,  aber  um  so  dichteren  Walde, 
welcher  viel  mehr  als  der  wirkliche  Wald  die  begleitenden  Stauden  aus- 
schliesst.  Nachdem  sie  in  üppigster  Kraft  200  — 300  m Höhenerhebung  für 
sich  besetzt  hat,  wird  sie  niedriger  und  zerstreut  ihre  allmählich  zu 
Zwergsträuchern  herabsinkenden  Formen,  welche  hauptsächlich  aus  folgenden 
Arten  bestehen: 


Firnis  montana  * Pumilio  Hke. 
Juniperus  nana  Willd. 

Salix  silesiaca  Willd. 

— retusa  L.  (an  den  Geröllblöcken 
in  eigenen , von  der  Kiefer 
freien  Lichtungen  der  oberen 
Region) 

Calluna  vulgaris  Salisb. 


Vacciniwn  uliginosum  L. 

— Vitis  idaea  L. 

— Myrtillus  L. 

Empelrum  nigrum  L. 

Lycopodium  Selago  L. 

Gladonia  rangiferina  als  Unterkleid 
der  Formation. 


In  den  Filzen  des  Böhmerwaldes  tritt  im  Gebüsch  der  Legföhre  mit 
ihr  zwischen  Sumpfmoos  vergesellschaftet  und  stellenweise  an  Häufigkeit 
mit  ihr  wetteifernd  die  Zwergbirke  Betula  nana  auf:  davon  ist  in  den 
Krummholzbeständen  der  Tatra  nichts  zu  sehen. 

Wo  ein  Quellbach  oder  ein  grösseres  Wasser,  gesammelt  in  den  See- 
becken der  oberen  alpinen  Region  und  dort  umgeben  von  den  Feuchtigkeit 
liebenden  Sumpfgräsern  und  Rieselstauden,  gewöhnlich  mit  Ungestüm 
zwischen  Blöcken  durch  Matten , Krummholzbestände  und  die  Fichten-  und 
Lärchenwälder  hindurch  seinen  Weg  zu  Thale  sucht,  bilden  seine  Ufer 
und  die  zahlreichen  wasserüberspritzten  Blockinseln  in  seinem  Laufe  selbst 
den  Bereich  der  8.  Formation  der  Hochstauden. 

Auch  diese  Formation  macht  bei  ihrer  weiten  Höhenerstreckung  (auf 
500  m angenommen)  einen  nicht  unbedeutenden  Wechsel  durch,  indem  sie 


133 


oben  mit  der  Aufnahme  einzelner  von  Schneefeldern  und  subnivalen 
Gerollen  herstammender  Arten,  wie  Viola  Uflora,  Saxifraga  carpathica  an 
tropfenden  Felshängen,  Rhodiola  rosea  etc.  beginnt,  weiter  thalwärts  aber 
diese  oberen  Alpenpflanzen  zurücklässt  und  sie  immer  mehr  gegen  Hoch- 
stauden der  Bergregion  wie  Mulgedium  alpinupi  vertauscht.  Es  setzt  sich 
daher  die  obere  Abtheilung  dieser  8.  Formation  ausser  aus  den  schon 
genannten  Arten  hauptsächlich  aus  folgenden  zusammen: 


Ar chang elica  officinalis  Hoffm. 
Pedictdaris  sumana  Sprg.  = P. 
Hacquetii  Graf. 

Ällium  Schoenoprasum  *sibiricum  W. 
Eriophorum  alpinum  L. 


Arabis  neglecta  Schult. 

Epilobium  alsinefolium  Vill. 

— ' anagallidifolium  Lmk 
Cardamine  amara  var.  Opicii. 

Caltka  palustris  (welche  hoch  hinauf 
an  den  Quellbächen  in  unver- 
änderter Thalform  vorkommt). 

Im  Kalkgebiete  gesellt  sich  Cortusa  Matthioli  var.  sibirica  öfters  mit 
anderen  Genossen  dazu,  aber  die  Quellbäche  sind  hier  überhaupt  als  eigene 
Formation  sehr  viel  schwächer  ausgeprägt  und  entbehren  der  durch  die 
Blocktrümmer  geschaffenen  mannigfaltigen  Standorte. 

Nachdem  die  Gebirgsbäche  in  den  oberen  Nadelwald  eingetreten  sind,  ver- 
lieren sie  den  grösseren  Theil  der  bezeichn eten  Arten  an  ihren  Ufern,  oder  es 
finden  sich  dieselben  wenigstens  nur  mehr  als  Seltenheiten  in  der  Tiefe 
zwischen  der  Hauptmasse  kräftiger,  langstengeliger  Stauden,  in  denen  die 
Formation  ihre  beste  Entwickelung  feiert.  Daher  der  schöne  Eindruck,, 
den  die  Bachthäler  im  ernsten  Kranze  dunkler  Nadelwälder  hervorrufen,  wo 
sich  zwischen  dem  nicht  trocknenden  Gestein  die  blauen  Trauben  der 
Eisenhüte  und  Rittersporne  erheben,  oder  die  Adenostyles  ihre  breiten 
Blätter,  wie  die  Pestwurz  an  den  Bächen  der  Ebene,  zu  einem  Schirm- 
dach über  den  feuchten  Gräsern  und  Moosen  gestaltet.  Senecio  subalpinus , 
der  aber  auch  weit  über  die  Baumgrenze  hinaufgeht,  kann  als  ein  typischer 
Karpathen-Bestandtheil  dieser  Formation  gelten,  zumal  er  im  Kalkgebiet 
so  weit  verbreitet  ist  als  auf  Granit.  Die  Liste  der  hauptsächlichen 
Glieder  dieser  unteren  Formationsabtheilung  setzt  sich  aus  folgenden  Arten 
zusammen: 


Ranuncidus  aconitifolius  L. 
Delphinium  elatum  L. 
Aconitum  Napellus  L. 

— moldavicum  Hacq. 
Valeriana  tripteris  L. 


Senecio  subalpinus  Koch. 

Doronicum  austriacum  Jacq. 
Chrysanthemum  * rotundifolium  W. 
et  K. 

Mtdgedium  alpinum  Cass. 


Adenostyles  albifrons  Rchb. 

Es  sind  also  die  Hauptträger  dieser  unteren  Formationsabtheilung 
Ranunculaceen  und  Compositen,  was  für  ihre  Bezeichnung  verwendet 
werden  kann. 


Die  Bergregion.  — Es  ist  wohl  schwierig  zu  entscheiden,  ob  der 
klimatisch  rauhere  Charakter  oder  die  granitische  Gesteinsunterlage  in  der 
Hohen  Tatra  die  Eintönigkeit  des  Waldwuchses  bedingt  und  das  U eber- 
gewicht der  Fichte  in  so  starkem  Masse  hervorruft,  während  sowohl  in  den 
Liptauer  als  Belaer  Alpen  und  in  den  Karpathenzügen  südlich  von  Waag 


134 


und  Popper  auf  dem  Kalkgebirge  die  Tanne  und  Buche  bis  über  1000  m 
Höhe  grosse  Bestände  bilden  und  der  Fichte  wie  Lärche  wenigstens  in 
den  tieferen  Lagen  der  Bergregion  den  Rang  erfolgreich  streitig  machen. 
Da  nun  diese  letzteren  Bergzüge  bei  niederer  Gesammthöhe  überhaupt  aus 
tieferen  Thaleinschnitten  sich  erheben  und  an  ihren  unteren  Gehängen  eine 
breite  Entwickelung  von  Hügel-  und  Triftformationen  gestatten,  so  rührt 
daher  der  so  viel  lieblichere  Charakter  ihres  Landschaftsbildes,  während  in 
der  Tatra  mit  Nadelwald,  Krummholzgürtel  und  spärlich  begrünten  Fels  das 
Wilde  in  grossartigen  Zügen  sich  darbietet.  Sagorski  und  Schneider 
machen  die  Bemerkung,  dass  in  den  Karpathen  die  Tanne  zu  den  kalk- 
liebenden Bäumen  gehöre;  das  ist  ohne  Zweifel  wahr,  dass  sie  auf  dem 
Kalk  gut  gedeiht,  aber  sie  meidet  auch  nicht  den  Granit.  Im  Weisswasser- 
Thal,  auf  dem  Wege  von  Matlarenau  zum  Grünen  See,  begleiten  in 
900 — 1020  m Höhe  den  Wanderer  schöne  Tannen  bestände,  stellenweise 
geht  man  im  hochstämmigen  Weisstannenwald  allein,  dann  erst  beginnt 
oberhalb  1020  m die  Fichte  mit  Lärche  ihre  Alleinherrschaft.  Von  dem 
Punkte  an  ist  gewöhnlich  der  ganze  Reichthum  der  „subalpinen  Nadel- 
waldformation“ schon  voll  entwickelt,  nimmt  nicht  selten  nach  oben 
hin  sogar  an  Mannigfaltigkeit  der  Stauden  wieder  ab,  bis  dann  mit  dem 
Einmischen  der  Arve  und  des  Krummholzes  zugleich  alpine  Stauden  ein- 
treten  und  die  obersten  Waldbestände  zu  einem  Uebergangsbilde  von 
Wald-  und  unterer  Alpenregion  gestalten.  Die  Charakterstauden  der 
subalpinen  Nadelwälder,  wie  sie  sich  am  häufigsten  von  1000—1200  ro 
zeigen,  gehen  aus  folgender  kurzen  Liste  hervor: 


Hibes  alpinuni  L. 
Lonicera  nigra  L. 
Atragene  alpina  L. 


Ranunculus  aconitifölius  L. 
Geranium  süvaticum  L. 

— phaeum  L. 

Aruncus  Silvester  Kost. 
Pirola  minor  L. 

— secunda  L. 

Valeriana  tripteris  L. 
Homogyne  alpina  Cass. 
Doronicum  austriacum  Jacq. 
Mulgedium  alpinum  Cass. 
Prenanthes  purpurea  L. 
Hieracium  aurantiacum  L. 
Soldanella,  montana  Willd. 
Gentiana  asclepiadea  L 
Polemonium  coemdeum  L. 


Lmida  silvatica  Huds. 

Streptopus  amplexifolius  DC.  (stellen- 
weise auch  Veratrum). 
Polygonatum  verticidatum  All. 
Lilium  Martagon  L. 

Listera  cordata  R.  Br. 

Coralliorrhiza  innata  R.  Br. 


Bergfarne,  Athyrium , Aspidium  etc. 
Sphagnum  acutifolium  Ehrh. 

11  Iota  crispa  L. 

Tetraphis  pellucida  L. 

Schistidium  apocarpum  L. 
Racomitrium  heterostichum  Hedw. 

— aciculare  L. 

— sudeticum  Funck. 

Mnium  spinidosum  Bryol.  eur. 
Buxbaumia  indusiata  Brid. 
Mastigobryum  deflexum  N.  v.  E. 
Metzgeria  pubescens  Raddi. 

Peltigera  aphthosa  L. 

Asterina,  Veronicae  Lib. 

Craterellus  violaeeus  Hall. 

Otidea  leporina  Bätsch. 

Exobasidium  Vaccinii  Fckl. 
Lophodermium  juniperinum  Fckl. 
Ustilago  Caricis  Pers. 

Puccinia  Asarina  Kze. 

— conglomerata  Str. 

Phragmidium  ftisiforme  Schrot. 
Lenzites  sepiaria  Wulf. 

Polyporus  hirsutus  Schrad. 
TrentepoJdia  iolithus  L.  = Ghroolepus 

iolithus  A g. 


135 


Ist  durch  diese  kurze  Liste  der  düstere,  feuchte  und  in  seiner  Moos- 
decke die  Nebenbestandtheile  bergende  subalpine  Nadelwald  gekennzeichnet, 
der  oft  noch  gegen  die  Baumgrenze  hin  in  arme  und  monotone  Fichten- 
und  Lärchenbestände  übergebt,  deren  Boden  nur  von  Myrtillus , einzelnen 
Farnen,  Oxalis  Acetosella  und  hier  und  da  als  Zeichen  des  Gebirges  von 
einer  Gentiana  asclepiadea  besetzt  ist  — , so  bleibt  nunmehr  noch  zur 
Vollendung  des  Bildes  von  den  hauptsächlicheren  Bergregions-Formationen 
diejenige  des  (13)  präalpinen  Laubwaldes  zu  erwähnen  übrig,  für 
welche  wir  nur  Beispiele  auf  den  Kalkbergen  gefunden  haben,  welche 
aber  durch  die  Fülle  von  selteneren  Arten  und  das  merkwürdige  neben- 
einander wachsende  Gemisch  um  so  bemerkenswerther  sind.  Die  „präalpine 
Laubwaldformationa,  welche  sich  mit  dem  von  G.  v.  Beck  sogenannten 
„Voralpen  waldu  in  der  Voralpenregion  der  Flora  von  Herrnstein  ungefähr 
zu  decken  scheint,  verbindet  die  Hügel-  und  Alpenregion,  indem  sie  aus  diesen 
beiden  Arten  auf  dem  sonnigen  wärmeren  Erdreich  und  in  den  feuchteren 
Schluchten  aufweist.  Vielerlei  Laubhölzer  bedecken  die  Abhänge  und 
Thäler  neben  den  ebenfalls  nicht  fehlenden  einzelnen  Tannen  und  Fichten. 
An  der  oberen  Grenze  dieser  Formation  mischt  sich  auch  ziemlich  regel- 
mässig die  Lärche  ein,  welche  die  Buche  allmählich  ablöst,  und  so  unter 
Zutritt  der  Fichte  den  präalpinen  Laubwald  zum  subalpinen  Nadelwald 
überleitet  Nur  in  solchen  Gebirgsländern  scheint  sich  diese  (13.)  Formation 
überhaupt  ausbilden  zu  können,  wo  der  Einfluss  starker  alpiner  Ent- 
wickelung in  den  Florenelementen  für  deren  Sonderung  nach  niederen 
und  höheren  Regionen  verschiedene  Bodenbedeckung  zu  wählen  hatte.  In 
den  artenarmen  mitteldeutschen  (hercynisch-rhenanischen)  Bergländern 
kann  man  sie  daher  als  eigenes  Zwischenglied  kaum  aufstellen. 

Ihr  gehören  in  den  nördlichen  Karpathen  ausser  Punkten  der  Belaer- 
Alpen  besonders  auch  die  schönen  Standorte  der  unteren  Gehänge  des 
Velki  Choc  und  an  der  Popova  bei  Vernär  (Osthang  des  Kralova- 
Hola-Zuges)  an,  aus  denen  ich  folgende  Charakterliste  dieser  Formation 
zusammenstelle: 

t)t>  Fagus  silvatica  L. 

Betula  alba  L. 

Ainus  incana  Gärtn. 

Abics  pectinata  DC. 

Larix  europaea  L. 

Picea  excelsa  LK. 

Corylus  Avellana  L. 

Viburnum  Lantana. 

Sorbus  Aria  Crtz. 

Cotoneaster  * tomentosa  Lin  dl. 

Juniperus  communis  L. 

Salix  Caprea  L. 

\)2±.  Cimicifuga  foetida  L. 

Hesperis  inodora  L. 

Dentaria  glandidosa  W.  et  K. 

Silene  nemoralis  W.  et  K. 

Hypericum  hirsutum  L. 

Anthyllis  Vulneraria  L.  var. 


Cytisus  hirsutus  L. 

Rubus  saxatilis  L. 

Saxifraga  rotundifolia  L. 
Parnassia  palustris  L. 

Astrantia  major  L. 
Pleurospermum  austriacum  Hoffm. 
Laserpitium  latifolium  L. 
Heracleum  Sphondylium  var. 
Bupleurum  falcatum  L. 

Achillea  tanacetifolia  All. 
Chrysanthemum  corymbosum 
var.  grandiflorum  Drd. 
Senecio  umbrosus  W.  et  K. 
(Liptau.) 

— subalpinus  Koch. 

Centaurea  montana  L. 

— austriaca  W. 

Cirsium  eriophorum  L. 

— Frisithales  Scop. 


136 


Cirsium  rivulare  Lk. 

Carduus  glaucus  Baumg. 
Campanula  carpathica  Jacq. 
Knautia  silvatica  Koch. 

Salvia  glutinosa  L 
Melittis  Melissophyllum  L. 
Stachys  alpina  L. 

Digitalis  ambigua  Murr. 
Orobanche  (Speoies  unbestimmt). 
Pirola  media  Sw. 

Cortusa  Matthiom  L. 


Epipactis  rubiginosa  Crtz. 
Cephalanthera  rubra  Rieh. 
Orchis  ustulata  L. 

Gymnademia  odoratissima  Rieh. 

— conopea  R.  Br. 

Poa  sudetica  Hänk. 
Calamagrostis  varia  Lk. 


Gentiana  asclepiadea  L. 

— Cruciata  L 
Thesium  alpinum  L. 


ln  den  übrigen  Formationen  der  unteren  Region  haben  wir  zu  wenig 
Erfahrungen  gesammelt,  als  dass  es  angezeigt  erschiene,  diese  Vegetations- 
skizze auf  sie  auszudehnen.  Es  sei  daher  nur  kurz  erwähnt,  dass  die 
unteren  Wiesen  einen  dem  mitteldeutschen  ganz  ähnlichen  Vegetations- 
bestand in  ihren  Rasenbildnern  darstellen:  Alopecurus  pratensis,  Phleum 
pratense  und  Bohmeri,  Anthoxanthum , Trisetum  flavescens , Avena pratensis , 
Briza,  Cynosurus,  Festuca  elatior,  Poa  pratensis  DC.  — dass  den  ge- 
wöhnlichen Riedgräsern  (z.  B.  Carex  glauca)  sich  an  nassen  Stellen 
häufig  Ccirex  Davalliana  zugesellt,  dass  Gladiolus  imbricatus  und  Allium 
fallax  einen  östlichen  Charakter,  Orchis  ustulata  und  globosa  einen 
montanen  auch  tief  herab  (500  m)  bewirken,  und  dass  diese  Wiesen  im  Früh- 
jahr vielfach  mit  einem  Teppich  von  Crocus  vernus  bedeckt  sein  sollen. 
Im  Uebrigen  ist  die  Flora  schon  seit  Scherfel’s  Vegetationsskizzen  gut  in 
ihrer  allgemeinen  Anordnung  bekannt,  wie  auch  diese  Mittheilungen  nur 
die  schärfere  Fassung  der  Formationen  im  Gegensatz  zu  den  üblichen 
Schilderungen  einzelner  Standorte  bieten  sollten,  um  dadurch  einer  um- 
fassenderen pflanzengeographischen  Darstellung  der  Centralkarpathen , die 
wir  zu  erwarten  berechtigt  sind,  vorzubauen  und  die  schwachen,  un- 
bestimmten, in  jüngster  Zeit  zur  Grundlage  der  Gebirgsflora  gemachten 
Regionsunterscheidungen  durch  naturgemässere  zu  ersetzen. 


der 


Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 

ISIS 

in  Dresden. 


Herausgegeben 

von  dem  Redactions-Comite. 


Jahrgang  1894. 


Mit  2 Tafeln  und  4 Abbildungen  im  Text. 


Dresden. 

In  Commission  von  Warnatz  & Lehmann,  K.  Sachs.  Hofbuclihändler. 

1895. 


Inhalt  des  Jahrganges  1894. 


Mitgliederverzeicliniss  S.  VII 


A.  Sitzungsberichte. 

I.  Section  für  Zoologie  S.  3 und  23.  — Drude,  0.:  Die  sogenannten  chilenischen 
Haselnüsse  S.  3.  — Ebert,  R, : Bau,  Entwickelung  und  Lebensweise  der  Nematoden 
S.  3.  — Geinitz,  H.  B. : Stellung  der  Schwanzflosse  an  lchthyosauren  S.  23.  — 
Nitsche,  H.:  Leuchtende  Thiere  und  Pflanzen,  morphologischer  Zusammenhang 
zwischen  abnormen  und  normalen  Nematoden,  neuere  Eintheilung  der  Pflanzenläuse, 
J.  Fr.  Judeich  f S.  3;  Vogelvarietäten  S.  23;  insektentödtende  Pilze  und  Spalt- 
pilze, mit  Bemerk,  von  0.  Drude,  S.  23.  — Raspe,  F.:  Vorlage  von  Eiern  eines 
afrikanischen  Finken,  mit  Bemerk,  von  H.  Nitsche,  S.  23.  — Reibiscli,  Th.: 
Zwischenkiefer  verschiedener  Säugethiere  S.  23.  — Steglich,  Br.:  Ivranklieits- 
erscheinungen  an  Pflanzen  durch  Reteroderci  S.  3.  — Thiele,  J.:  Neuere  Systematik 
der  Schnecken  S.  23. 

II.  Section  für  Botanik  S.  4 und  24.  — Drude,  0.:  Moosherbarium  von  Wälde, 

Biographie  vonAlph.de  Candolle,  Pringsheim’s  70.  Geburtstag,  Sitzungen  der  Vereine 
für  Botanik  und  Gartenbau  im  K.  botanischen  Garten  S.  4;  periodisches  Auftreten  von 
Desmidiaceen  und  Palmellaceen  S.  5;  Palmflora  des  tropischen  Afrika  S.  6;  Asple- 
nium  germanicum  Weiss,  Verbreitung  der  südöstlichen  Pflanzengenossenschaften  im 
Meissner  Hügellande  S.  24;  Refer.  über  Engler’s  Gliederung  dir  Vegetation  von 
Usambara  und  die  Flora  des  Gebirgslandes  von  Usambara  S.  27;  Secretbildung  in 
den  Oel-  und  Balsam  - Gängen  der  höheren  Pflanzen  S.  28;  neue  Litteratur  S.  4,  5, 
25  und  26.  — Fritzsche,  F. : Abweichende  Form  von  Filago  arvensis  Fr.  S.  26.  — 
Jenke,  A.:  Neue  Desmidiaceen  und  Diatomaceen  der  Flora  von  Dresden  S.  4 und  24; 
Chlathrocystus  aeruginosa  aus  den  Carolaseen  S.  5;  und  K.  Wobst:  Ver- 

schwinden von  Orchideen  aus  der  Dresdner  Flora  S.  5.  — Magnus,  P. : Weitere 
Notiz  über  das  Auftreten  von  Plasmodiophora  JBrassicae  Woron.  an  wilden  Cruciferen 
S.  25.  — Naumann.  A.:  Nordamerikanische  Nussbäume  S.  24.  — Schiller,  K. : Bei 
Meissen  beobachtete  Pilze,  Vorlagen  S.  5;  Flora  des  Bayrischen  Waldes  S.  26.  — 
Schlimpert,  A.  M. : Abnorme  Form  von  Veronica  spicata  L.  S.  24.  — Schorler,  B.: 
Ueber  Carica  quercifolia  S.  4;  seltene  Orchideen  der  Flora  Saxonica  S.  5;  blüthen- 
biologische  Demonstrationen  S.  6 ; Flora  des  oberen  Saalethaies  und  des  Frankenwaldes 
S.  24;  neue  Phanerogamenfimde  der  Flora  Saxonica  S.  26;  Dodel’s  Pflanzenatlas, 
Sect.  Iris  S.  27.  — Wobst,  K.:  Ueber  Amarantus  hypochondriacus  L.,  Bildungs- 
abweichungen der  Pflanzen  S.  5.  — Wolf,  Th.:  Neue  Pflanzen  der  Flora  Sachsens 
S.  26. 

III.  Section  für  Mineralogie  und  Geologie  S.  6 und  28.  — Bergt,  W.:  Festigkeits- 
prüfungen von  Gesteinen  S.  7;  Litteraturbesprechung  S.  8;  der  internationale  Geologen- 
Congress  in  Zürich  S.  30.  — Deichmüller,  J. : Encriniten  des  Muschelkalks  S.  8.  — 
Döring,  H. : Strudellöcher  im  Pläner  von  Cotta,  Ausstellung  des  Lehrervereins  für 
Naturkunde  in  Dresden  S.  7;  Lagerungsverhältnisse  des  oberen  Muschelkalks  von 
Krailsheim  S.  29.  — Engelhardt,  H.:  Tertiärpflanzen  aus  dem  böhmischen  Mittel- 


IV 


gebirge  S.  7;  was  erinnert  in  unserem  Sachsenlande  an  die  Pflanzenwelt  der  Tertiär- 
zeit? neue  Litteratur  S.  8.  — Francke,  H.:  Mineral  Vorlagen  S.  8;  grosser  Bleiglanz- 
krystall  aus  der  Eifel  S.  30.  — Geinitz,  H.  B.:  Versteinerungen  aus  der  oberen 
Kreide  von  Bügen  S.  6;  Gliederung  der  Flötzformationen  Helgolands,  neue  Diatomeen- 
schichten  in  der  Lausitz,  der  internationale  Geologen- Congress  in  Zürich  S.  7;  die 
mineral.- geolog.  Sammlungen  der  K.  technischen  Hochschule  in  Dresden  S.  8;  Be- 
richt über  einen  Ausflug  nach  dem  Nord-Ostsee-Kanal  S.  28;  neue  Litteratur  S.  7,  8 
und  30. — Kalkowsky,  E.:  K.  Th.  Liebe  f,  naturwissenschaftliche  Wanderversamm- 
lungen, Demonstrations-Mikroskope  von  B.  Fuess  S.  8 ; Schwämme  aus  der  Quadraten- 
Kreide,  geotektonische  Modelle  S.  30.  — Schneider,  0.:  Nephrit -Schnitzereien  aus 
China  S.  8.  — Z schau,  E.:  Kalkspathkrystalle  aus  dein  Syenit  des  Plauenschen 
Grundes  S.  9. 

IV.  Section  für  prähistorische  Forschungen  S.  9 und  30.  — Bergmann,  A,:  Kur- 
fürst August  und  Kurfürstin  Anna  in  ihren  Beziehungen  zur  prähistorischen  Forschung 
S.  9.  — Deichmüller,  J. : J.  Undset  f,  Ausgrabungen  und  neue  Erwerbungen  der 
K.  prähistorischen  Sammlung  S.  11;  Steinzeitfunde  bei  Dresden  S.  12  und  in  Böhmen 
S.  32;  Versammlung  der  Deutschen  und  Wiener  anthropol.  Gesellschaften  in  Innsbruck 
S.  31;  neues  Urnenfeld  in  Blasewitz  8.  32.  — Döring,  H.:  Der  Liiptitzer  Spitzberg 
bei  Wurzen  S.  10;  Gräberfeld  von  Löbtau,  neolitliische  Funde  in  Löbtau  S.  12;  der 
Burgwall  von  Kleinböhla  bei  Oschatz,  mit  Bemerk,  von  «T.  Deichmüller,  S.  30; 
Vorlagen  S.  11.  — Ebert,  0.:  Steinzeitfunde  bei  Cotta,  slavische  Herdstelle  bei 
Cossebaude  S.  12;  La  Teile -Fibel  von  Stetzsch  S.  33.  — Geinitz,  H.B.:  Ein  Dolmen 
in  der  Gersdorfer  Heide  bei  Gross -Cotta,  Steinbauten  an  den  Trollhättanfällen  in 
Schweden  S.  12.  — Jentsch,  A : Zusammenhang  zwischen  Ansiedelungen  und  klima- 
tischen Verhältnissen  S.  33.  — Osborne,  W.:  Neolithisches  Gefäss  von  Prag,  die 
vorgeschichtlichen  megalithischen  Steinbauten,  Vorlagen  S.  11;  Ursitz  und  Vorgeschichte 
der  Arier  S.  30;  die  jüngere  Steinzeit  in  Böhmen  S.  31;  Fund  aus  der  jüngeren  Stein- 
zeit auf  der  Zämka  bei  Prag  S.  32.  — Excursion  nach  Zschorna  S.  12. 

V.  Section  für  Physik  und  Chemie  S.  12  und  33.  — Corsepius,  M. : Anlage  eines 
Elektricitäts werks  der  Stadt  Dresden  S.  13.  — Freyberg,  J.:  H.  Hertz  f 8.  12.  — 
Helm,  G.:  E.  Zetzsclie  7 S.  13.  — von  Meyer,  E.:  Lavoisier  und  die  Chemie  seiner 
Zeit  — eine  Säcularbetrachtung  S.  13.  — Töpler,  A. : Neue  Methode  der  absoluten 
Temperaturmessung  S.  33.  — Excursion  nach  dem  Elektricitätswerk  der  K.  Säclis. 
Staatseisenbahnen  in  Dresden-Friedrichstadt  S.  13. 

YI.  Section  für  Mathematik  S.  13  und  34.  — Helm,  G.:  Die  neuen  Prinzipien  der 
Mechanik  von  Heinrich  Hertz  S.  34.  — Klette,  0.:  Die  neuen  Dresdner  Bahnhofs- 
anlagen S.  35.  — Krause,  M. : Entwickelung  der  elliptischen  Functionen  in  Potenz- 
reihen S.  13.  — Bolin,  K.:  Construction  einer  Fläche  2.  Grades,  von  der  9 Punkte 
gegeben  sind  S.  13;  Vereinfachung  einiger  Sätze  und  Aufgaben  der  Planimetrie 
S.  14. 

VII.  Hauptversammlungen  S.  14  und  35.  — Veränderungen  im  Mitgliederbestände  S.  15 
und  38.  — Beamte  im  Jahre  1895  S.  39.  — Kassenabschluss  für  1893  S.  14  und  20. 
— Freiwillige  Beiträge  zur  Kasse  S.  39.  — Vermehrung  der  Bibliothek  S.  4.  — Be- 
richt des  Bibliothekars  S.  42.  — Werner-Denkmal  S.  38.  — Liebe-Denkmal  S.  36.  — 
Ausstellung  des  Lehrervereins  für  Naturkunde  in  Dresden  8.  14.  — Vorlagen  S.  14.  — 
Feier  des  80.  Geburtstags  von  Dr.  H.  B.  Geinitz  S.  36.  — 80.  Geburtstag  von 
Dr.  Fr.  Th  eile  S.  36.  — Bergt,  W.:  Die  classischen  Stätten  des  Contactmeta- 
morphismus  in  Sachsen  S.  14.  — Deichmüller,  J. : Die  bisherigen  Ergebnisse  der 
vorgeschichtlichen  Forschungen  in  und  um  Dresden  S.  14;  E.  Haase  f S.  36.  — 
Helm,  G.:  H.  von  Helmholtz  j-  S.  36;  Vorlage  Mach’scher  Photographien  fliegender 
Geschosse  S.  37.  — Hempel,  W. : Beobachtungen  über  die  Entstehung  von  Gesteinen 
S.  14.  — König,  CI.:  Die  Grundlagen  zu  Alexander  von  Humboldt’s  pflanzen- 
geographischen Ideen  S.  15.  — N au  mann , A.:  Nährwerth  und  Nährwerthsbestimmungen 
pflanzlicher  Nahrungsmittel  S.  36.  — Raspe,  F. : Vorlagen  S.  14.  — Reibisch,  P.: 
Ergebnisse  der  methodischen  Plankton-Forschung  S.  38.  — Schneider,  0.:  Litteratur- 
bespreclmng  S.  14.  — Töpler,  A. : Die  mit  vielplattigen  Influenzmaschinen  erzeugten 
elektrischen  Condensatorschwingungen  in  ihrer  Anwendung  auf  die  sogenannten 
Tesla’schen  Versuche  S.  35.  — Ulbricht,  R. : Bericht  über  seine  Reise  nach  Chicago 
1893  S.  14.  — Witting,  A. : Messung  der  Geschwindigkeit  von  Geschossen  S.  37.  — 
Excursionen  nach  Tetschen,  nach  den  elektrischen  Werkstätten  von  Kummer  & Co. 
in  Niedersedlitz  S.  15. 


V 


B.  Abhandlungen. 

Bergt,  W. : Die  Gesteine  der  Ruinenstätte  von  Tiahuanaco  im  alten  Peru  (Bolivia). 
Mit  Tafel  II.  S.  35.  v 

Döring,  H. : Der  Burgwall  von  Kleinböhla  bei  Oscliatz.  S.  67. 

Ebert,  R. : Ueber  Allantonemci  mirabile,  Sphaerulia  bombt  und  Heterodera  Schachtii . 
S.  18. 

Engelhardt,  H.:  Ueber  neue  fossile  Pflanzenreste  vom  Cerro  de  Potosi.  Mit  Tafel  I. 
S.  3, 

Geinitz , H.  B. : Die  mineralogisch-geologischen  Sammlungen  der  K.  Technischen  Hoch- 
schule in  Dresden.  S.  14. 

Schiller,  K.:  Kryptogamen  des  Bayrischen  Waldes.  S.  71. 

Schorler,  B. : Die  Flora  der  oberen  Saale  und  des  Frankenwaldes.  S.  53. 

Schorlen,  B.:  Bereicherungen  der  Flora  Saxonica  im  Jahre  1894.  S.  61. 

Töpler,  A.:  Ueber  die  mit  vielplattigen  Influenzmaschinen  erzeugten  elektrischen 
Condensatorscliwingungen  in  ihrer  Anwendung  auf  die  sogenannten  Tesla’schen  Ver- 
suche. S.  22. 


Die  Autoren  sind  allein  verantwortlich  für  den  Inhalt  ihrer 

Abhandlungen . 


Die  Autoren  erhalten  von  den  Abhandlungen  50,  von  den  Sitzungsberichten  am 
besonderen  Wunsch  25  Separat- Abzüge  unentgeltlich,  eine  grössere  Anzahl  gegen  Er- 
stattung der  Herstellungskosten. 


der 


aturw iss e nsch aftlichen  Gesellschaft 

ISIS 

i xi  I ) r e s d e ix 

im  December  1894. 


v 

Berichtigungen  bittet  man  an  den  Secretär  der  Gesellschaft,  d.  Z. 
Dr.  J.  Y.  Deichmüller  in  Dresden,  zu  richten. 


I.  Wirkliche  Mitglieder. 

A.  In  Dresden.  Jahr  der 

Aufnahme. 

1.  Abendrotli,  Gst.  William,  Dr.  phil.,  Professor,  Conrector  an  der  Kreuzsclmle  1877 

2.  Baensch,  Eman.  William  von,  K.  Hof -Verlagsbuchhändler 1886 

3.  Baumeyer,  Gr.  Herrn.,  Privatus 1852 

4.  Bein,  Wilh.,  Dr.  phil.,  Director  des  „Prometheus“ 1894 

5.  Beiger,  Gottl.  Rud.,  Bürgerschullehrer  . 1893 

6.  Bergmann,  Alb.  Rieh.,  Bezirksschullehrer 1891 

7.  Bergt,  Waith.,  Dr.  phil.,  Assistent  am  K.  mineral.- geolog.  und  prähistor.  Mu- 

seum   1891 

8.  Besser,  0.  Ernst,  Professor 1863 

9.  Beyer,  Th.  Washington,  Fabrikbesitzer 1871 

10.  Bley,  W.  Carl,  Apotheker  am  Stadtkrankenhause 1862 

11.  Bose,  C.  Mor.  von,  Dr.  phil.,  Chemiker 1868 

12.  Botlie,  F.  Alb.,  Dr.  phil.,  Professor,  Conrector  am  Neustädter  Realgymnasium  1859 

13.  Brückner,  Sam.  Gst.,  Institutslehrer 1867 

14.  Buck,  Ant.,  Consistorialrath,  Pfarrer  an  der  katholischen  Kirche  ....  1871 

15.  Burgk,  Arth.  Freiherr  von,  K.  Kammerherr.  1886 

16.  Calberla,  G.  Mor.,  Privatus 1846 

17.  Christlieb,  Carl,  Privatus 1877 

18.  Crusius,  Georg,  Dr.  phil.,  Privatus 1888 

19.  Deichmtiller,  Joh.  Vict.,  Dr.  phil.,  Directorial-Assistent  am  K.  mineral. -geolog. 

und  prähistor.  Museum  1874 

20.  Döring,  Herrn.,  Bezirksschullehrer 1885 

21.  Dressier,  Heinr.,  Oberlehrer  am  K.  Seminar 1893 

22.  Drude,  Osc.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  technischen  Hochschule  und  Director 

des  K.  botan.  Gartens  . , 1879 

23.  Ebert?  Gst.  Rob.,  Dr.  phil.,  Professor,  Oberlehrer  am  Vitzthum’ sehen  Gym- 

nasium   1863 

24.  Ebert,  Otto,  Lehrer  an  der  Taubstummen  - Anstalt  1885 

25.  Eiinert,  Osc.  Max,  Vermessungs -Ingenieur 1893 

26.  Engelhardt,  Bas.  von,  Dr.  phil.,  Astronom 1884 

27.  Engelhardt,  Herrn.,  Oberlehrer  am  Neustädter  Realgymnasium 1865 

28.  Engelmann,  Alb.  Alex.,  Bergdirector  a.  D.,  Consul  von  Chile  ......  1870 

29.  Fessler,  Jul.,  Privatus  . . . 1862 

30.  Eickel,  Joh.,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  am  Wettiner  Gymnasium 1894 

31.  Fiseber,  Hugo  Rob.,  Professor  an  der  K.  technischen  Hochschule  ....  1879 

32.  Flaniant,  A.,  Maler 1875 

33.  Frankel,  Wilh.,  Dr.  phil.,  Geh.  Hofrath,  Professor  an  der  K.  technischen  Hoch- 

schule   1866 

34.  Francke,  Hugo,  Dr.  phil.,  Mineralog 1889 

35.  Freude,  Aug.  Bruno,  Bürgerschullehrer 1889 

36.  Freyberg,  Joh.  Ad.,  Dr.  phil.,  Privatdocent  an  der  K.  technischen  Hochschule  1882 

37.  Friedrich,  Edm.,  Dr.  med 1865 

38.  Frölich,  Gst.,  K.  Hof- Bauinspector . 1888 

39.  Gebhardt,  Mart.,  Realgymnasial -Lehrer  und  Assistent  an  der  K.  technischen 

Hochschule 1894 

40.  Geinitz,  C.  Leop.,  Büreau- Assistent  an  den  K.  Sächs.  Staatsbahnen.  . ...  1886 


X 


Jahr  der 
Aufnahme. 

41.  Geissler,  Ew.  Alb.,  Dr.  phil.,  Apothekenrevisor,  Professor  an  der  K.  thierärzt- 

lichen  Hochsclmle . 1877 

42.  Giseke,  Carl,  Privatus 1893 

43.  Grub,  C.,  Stabsapotheker  a.  D 1890 

44.  Günther,  Pich.,  Architekt 1891 

45.  Günther,  Pud.  Biedermann,  Dr.  med.,  Geh.  Medicinalrath,  Präsident  des  K. 

Landes  - Medicinal  - Collegiums 1873 

46.  Guthmann,  Louis,  Fabrikbesitzer  . 1884 

47.  Hallwachs,  Willi.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  technischen  Hochschule  . . 1893 

48.  II artig , C.  Ernst,  Dr.  phil.,  Geh.  Regierungsrath,  Professor  an  der  K.  tech- 

nischen Hochschule  1866 


50.  Heger,  Gst.  Pich.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  technischen  Hochschule  und 

Oberlehrer  am  Wettiner  Gymnasium 1868 

51.  Helm,  Georg  Ferd.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  technischen  Hochschule  . 1874 

52.  Hempel,  Waith.  Matthias,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  technischen  Hochschule  1874 

53.  Hertwig,  Theod.,  Bergdirector  a.  D 1888 

54.  Hirt,  F.  Bob.,  Fabrikbesitzer 1886 

55.  Hofmann,  Alex.  Emil,  Dr.  phil.,  Hofrath,  Apothekenrevisor 1866 

56.  Hofmann,  Herrn.,  Dr.  phil.,  Privatus  . 1885 

57.  Hübner,  Georg,  Dr.  phil.,  Apotheker 1888 

58.  Hummitzsch,  Eug.,  Bezirksschullehrer 1891 

59.  IMe,  Carl  Herrn.,  Oberlehrer  am  K.  Gymnasium  in  Neustadt 1894 

60.  Jacoby,  Jul.,  K.  Hofjuwelier 1882 

61.  Jani,  F.  Herrn  , Privatus 1871 

62.  Jenke,  Andreas,  Bezirksschullehrer 1891 

63.  Jentseb,  Joh.  Aug.,  Bezirksschullehrer 1885 

64.  Känmitz,  Max,  Chemiker • 1894 

65.  Käseberg,  Mor.  Pich.,  Dr.  phil.,  Institutslehrer 1886 

66.  Kalkowsky,  Ernst,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  technischen  Hochschule  . 1894 

67.  Kayser  - Langerbanns,  Agnes,  Sanitätsraths -Wittwe 1883 

68.  Keil,  Pich.,  Dr.  phil.,  Professor,  Oberlehrer  am  Annen  - Realgymnasium  . . 1873 

69.  Helling,  F.  Emil,  Civil  - Ingenieur ; . 1879 

70.  Klein,  Herrn.,  Dr.  phil.,  Professor,  Oberlehrer  am  Vitzthum'schen  Gymnasium  1863 

71.  Klette,  Alphons,  Privatus  1883 

72.  Klette,  Otto,  Baurath 1893 

73.  Köhler,  Alex.,  Verlagsbuchhändler 1884 

74.  König,  Clem.,  Oberlehrer  am  K.  Gymnasium  in  Neustadt 1890 

75.  Kopeke,  Clauss,  Geh.  Finanzrath 1877 

76.  Kramsta,  Pich.,  Privatus 1868 

77.  Krause,  Bruno,  Bezirksschullehrer 1891 

78.  Krause,  Gst.  Friede.,  K.  Gartendirector 1848 

79.  Krause,  Mart.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  technischen  Hochschule  . . . 1888 

80.  Krone,  Herrn.,  Privatdocent  an  der  Iv.  technischen  Hochschule  ...  . 1852 

81.  Kühnsclierf,  Emil,  Fabrikbesitzer 1866 

82.  Kuntze,  Alb.  Arth.,  Bankier 1880 

83.  Langsdorff,  Carl  Alex,  von,  Oekonomierath 1885 

84.  Lauterbach,  Camillo,  Oberst  z.  D 1892 

85.  Ledebur,  Hans  Em.  Freiherr  von,  Friedensrichter ...  1885 

86.  Ledien,  Franz,  Inspector  am  K.  botan.  Garten 1889 

87.  Leuner,  Ose.,  Ingenieur  und  Mechaniker  an  der  K.  technischen  Hochschule  . 1885 

88.  Lewicki,  J.  Leonidas,  Geh.  Hofrath,  Professor  an  der  K.  technischen  Hochschule  1875 

89.  Littrow,  Arth,  von,  Dr.  phil.,  Kreissecretär 1891 

90.  Meissner,  Herrn.  Linus,  Bürgerschullehrer  . 1872 

91.  Meyer,  Ad.  Bernh.,  Dr.  med.,  Hofrath,  Director  des  K.  zoolog.  und  anthrop.- 

ethnograph.  Museums 1875 

92.  Meyer,  Ernst  von,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  technischen  Hochschule  . . 1894 

93.  Modes,  Herrn.,  Ingenieur 1887 

94.  Morgenstern,  Osc.  Wold.,  Lehrer  am  Annen  - Realgymnasium 1891 

95.  Müller,  C.  Alb.,  Dr.  phil.,  Lehrer  an  der  öffentlichen  Handelslehranstalt  . . 1888 

96.  Müller,  Hugo,  Dr.  jur.,  Geh.  Rath 1870 

97.  Müller,  Pud.  Louis,  Dr.  med 1877 

98.  Naumann,  Arno,  Dr.  phil.,  Assistent  an  der  K.  technischen  Hochschule  . . 1889 


XI 


Jahr  der 
Aufnahme. 

99.  Nessig,  Rob.,  Dr.  pliil.,  Oberlehrer  am  Neustädter  Realgymnasium  ....  1893 

100.  Neubert,  Gst.  Ad.,  Professor,  Lehrer  beim  K.  Cadetten  - Corps 1857 

101.  Niedner,  Chrtn.  Frz.,  Dr.  med.,.Medicinalrath,  Stadtbezirksarzt 1873 

102.  Nowotny,  Frz.  Seraph.  Wenzl.,  Ober -Finanzrath  a.  D 1870 

103.  Pattenliausen , Beruh.,  Professor  an  der  K.  technischen  Hochschule  und 

Director  des  K.  mathein.- physikal.  Salons  . . . 1893 

104.  Peuckert,  F.  A.,  Institutslehrer 1873 

105.  Pötschke,  Jul.,  Techniker 1882 

106.  Putscher,  J.  W.  H.,  Privatus 1872 

107.  Rabenhorst,  O.  Ldw.,  Privatus 1881 

108.  Raspe,  Friedr.,  Dr.  pliil.,  Chemiker 1880 

109.  Reinicke,  Gfhelf.  F.,  em.  Seminar -Oberlehrer 1839 

110.  Renk,  F.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  technischen  Hochschule 1894 

111.  Risch,  Osc.,  Privatus 1893 

112.  Rittershaus,  Herrn.  Trajan,  Professor  an  der  K.  technischen  Hochschule  . 1875 

113.  Rotier,  Carl,  Lehrer  an  der  öffentlichen  Handelslebranstalt 1890 

114.  Rolin,  Carl,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  technischen  Hochschule  ....  1885 

115.  Sanders,  W.,  Realschullehrer 1893 

116.  Schade,  Benno,  Amtsgerichtsrath  a.  D 1891 

117.  Scheele,  Curt,  Oberlehrer  am  Wettiner  Gymnasium 1893 

118.  Schiller,  Carl  G.,  Privatus 1872 

119.  Schoeler,  Heinr.  von,  Dr.  phil,  Privatus 1893 

120.  Schorler,  Bernh.,  Dr.  phil.,  Realschullehrer 1887 

121.  Schulze,  Georg,  Dr.  pliil.,  Oberlehrer  am  Neustädter  Realgymnasium  . . . 1891 

122.  Schulze,  Jul.  F.,  Privatus 1882 

123.  Schurig,  Rob.  Ew.,  Oberlehrer  am  Fletcher’schen  Seminar 1877 

124.  Schweissinger,  Otto,  Dr.  pliil.,  Apotheker 1890 

125.  Schwotzer,  Mor.,  Bezirksschullehrer 1891 

126.  Seyde,  Ernst,  Kaufmann 1891 

127.  Siemens,  Friedr.,  Civil  - Ingenieur  und  Fabrikbesitzer  ........  1872 

128.  Siemers,  Auguste,  Fräulein 1872 

129.  Siemers,  Florentine,  Tonkünstlers  Wittwe 1872 

130.  Steglich,  Bruno,  Dr.  phil.,  Vorsteher  des  landwirtschaftlichen  Versuclis- 

wesens  am  K.  botan.  Garten 1890 

131.  Steuer,  Ferd.  Willibald,  Privatus 1889 

132.  Stötzer,  Emil,  Bezirksschuldirector 1866 

133.  Stübel,  Mor.  Alphons,  Dr.  pliil.,  Geolog 1856 

134.  Tempel,  Paul,  Lehrer  am  K.  Gymnasium  in  Neustadt 1891 

135.  Thiele,  Joh.,  Dr.  phil,  Assistent  am  K.  zoolog.  Museum 1891 

136.  Töpler,  Aug.,  Dr.  phil.,  Geh.  Hofrath,  Professor  an  der  K.  technischen  Hoch- 

schule   1877 

137.  Ulbricht,  Rieh.,  Dr.  pliil.,  Baurath,  Professor  an  der  K.  technischen  Hochschule  1885 

138.  Vetters,  C.  W.  E.,  em.  Bürgerschul -Oberlehrer  . . 1865 

139.  Vieth,  Joh.  von,  Dr.  pliil.,  Oberlehrer  am  K.  Gymnasium  in  Neustadt  . . 1884 

140.  Vogel,  Clem.,  Lehrer  an  der  evangel.  Freischule 1894 

141.  Vogel,  J.  Carl,  Fabrikbesitzer 1881 

142.  Vorländer,  Herrn.,  Privatus 1872 

143.  Warnatz,  Heinr.,  K.  Hofbuchhändler 1873 

144.  Weber,  Friedr.  Aug.,  Institutslehrer . 1865 

145.  Weber,  Rieh.,  Apotheker 1893 

146.  Weigel,  Joh.,  Kaufmann 1894 

147.  Weissbach,  Rob.,  Baurath,  Professor  an  der  K.  technischen  Hochschule  . . 1877 

148.  Wilkens,  F.  Georg,  Dr.  phil.,  Director  der  Steingutfabrik  von  Villeroy  & Boch  1876 

149.  Winkler,  Olaf,  Maler 1888 

150.  Witting,  Alex.,  Dr.  pliil.,  Oberlehrer  an  der  Kreuzschule 1886 

151.  Wobst,  Karl,  Oberlehrer  am  Annen-Realgymnasium 1868 

152.  Wolf,  Curt,  Dr.  med.,  Assistent  an  der  K.  technischen  Hochschule  ....  1894 

153.  Worgitzky,  Eug.  Georg,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  an  der  Kreuzschule  ....  1894 

154.  Zeuner,  Gust.,  Dr.  phil.,  Geh.  Rath,  Professor  an  der  K.  technischen  Hoch- 

schule   1874 

155.  Zipfel,  E.  Aug.,  Bürgerschullehrer 1876 

156.  Zscliau,  E.  Fchgtt.,  Professor 1849 

157.  Zschuppe,  F.  A.,  K.  Vermessungs-Ingenieur 1879 


XII 


IL  Ausserhalb  Dresden,  Jahr  der 

Aufnahme. 

158.  Boxberg,  Georg  von,  Rittergutsbesitzer  auf  Rehnsdorf  bei  Kamenz  . . . 1883 

159.  Carlo witz,  von,  Major atsherr  auf  Kukukstein  bei  Liebstadt 1885 

160.  Degenkolb,  Rittergutsbesitzer  auf  Rottwerndorf  bei  Pirna  .......  1870 

161.  Fritzsche,  Felix,  Privatus  in  Kötzschenbroda 1890 

162.  Heuer,  Ernst,  Fabrikbesitzer  in  Cotta 1879 

163.  Kesselmeyer,  Carl,  in  Altrincham,  Cheshire 1863 

164.  Kohsmahl,  F.  A.,  K.  Oberförster  a.  D.  in  Langebrück 1882 

165.  Krutzseh,  Herrn.,  K.  Oberförster  in  Hohnstein 1894 

166.  Osborne,  W.,  Privatus  in  Rlasewitz  1876 

167.  Reibiscli,  Th.  F.,  Institutsdirector  in^  Plauen  b.  Dr 1851 

168.  Schneider,  Osk.,  Dr.  phil.,  Professor  in  Rlasewitz  . .........  1863 

169.  Sclmnke,  Th.  Huldreich,  Dr.  phil.,  Seminaroberlehrer  in  Rlasewitz  . . . 1877 

170.  Schreiter,  Rr.,  Rergdirector  in  Rerggiesshübel 1883 

171.  Seidel,  C.  F.,  Maler  in  Weinböhla 1860 

172.  Thiiiner,  Ant.  Jul.,  Institutsdirector  in  Rlasewitz 1872 

173.  Wagner,  Arth.,  Ingenieur  und  Gasinspector  a.  D.  in  Rlasewitz 1891 

174.  Wolf,  Th.,  Dr.  phil,  Geolog  in  Plauen  b.  Dr 1891 


II.  Ehrenmitglieder. 

1.  Agassiz,  Alex.,  Dr.  phil,  Curator  des  Museum  of  Comparative  Zoology  in 

Cambridge,  Mass 1877 

2.  Carus,  Jul  Viel,  Dr.  phil,  Professor  an  der  Universität  in  Leipzig  . . . 1869 

3.  Daubree,  Aug.,  Membre  de  lTnstitut,  Professor  am  naturhistor.  Museum  in  Paris  1867 

4.  Ettingshausen,  Const.  Freiherr  von,  Dr.  phil,  Regierungsrath,  Professor  an 

der  Universität  in  Graz 1852 

5.  Flügel,  Felix,  Dr.  phil,  Vertreter  der  Smithsonian  Institution  in  Leipzig  . 1855 

6.  Fraas , Osc.,  Dr.  phil.,  Oberstudienrath,  Professor  am  Naturalien -Cabinet  in 

Stuttgart 1867 

7.  Galle,  J.  G.,  Dr.  phil,  Geh.  Regierungsrath , Director  der  Sternwarte  und 

Professor  an  der  Universität  in  Rreslau 1866 

8.  Geinitz,  Hans  Rruno,  Dr.  phil,  Geh.  Hofrath,  Professor  a.  I).,  Director  des 

K.  mineral- geolog.  und  prähistor.  Museums  in  Dresden 1838 

9.  Günibel,  Carl  Willi,  von,  Dr.  pliil,  Oberbergdirector  und  Professor  an  der 

Universität  in  München 1860 

10.  Ilall,  James,  Professor,  Director  des  N.  Y.  State  Museum  in  Albany  . . . 1873 

11.  Hauer,  Franz  Ritter  von,  Dr.  phil,  K.  K.  Hofrath,  Intendant  des  K.  K.  natur- 

histor. Hofmuseums  in  Wien 1857 

12.  Haughton,  Rev.  Sam.,  Professor  am  Trinity  College  in  Dublin 1862 

13.  Jones,  T.  Rupert,  Professor  a.  D.  in  Chelsea,  London  . . 1878 

14.  Kenngott,  Ad.,  Dr. , Professor  am  Polytechnikum  und  an  der  Universität  in  Zürich  1 868 

15.  Köllicker,  Alb.  von,  Dr.,  Geh.  Rath,  Professor  an  der  Universität  in  Würzburg  1866 

16.  Laube,  Gust.,  Dr.  phil,  Professor  an  der  Universität  in  Prag  ......  1870 

17.  Leuckart , Rud.,  Dr.,  Geh.  Hofrath,  Professor  an  der  Universität  in  Leipzig  1869 

18.  Loven,  Sven,  Dr.,  Professor  an  der  Universität  in  Stockholm 1869 

19.  Marcou , Jules,  in  Cambridge,  Mass . 1866 

20.  Marsh,  Othn.  Charles,  Dr.  phil,  Professor  am  Yale  College  in  Newhaven,  Conn.  1881 

21.  Mercklin,  Carl  von,  Dr.,  Geh.  Rath,  Professor  in  Petersburg 1868 

22.  Möhl,  Heinr.,  Dr.,  Professor  in  Kassel  '.  . . . 1875 

23.  Müller,  Ferd.  Freiherr  von,  Dr.  phil,  Government  Rotanist  for  Victoria  in 

Melbourne  1849 

24.  Kitsche,  Heinr.,  Dr.  phil,  Professor  an  der  K.  Forstakademie  in  Tharandt  . 1893 

25.  Nöldeke,  C.,  Dr.  jur.,  Oberappellationsrath  in  Celle  ..........  1888 

26.  Nostiz-Yf allwitz,  Herrn,  von,  Dr.,  Minister  des  Innern  und  des  K.  Hauses  in 

Dresden  1869 

27.  Omboni,  Giov.,  Professor  an  der  Universität  in  Padua  . 1868 

28.  Bossberg,  C.  Mor.,  Regierungsrath  in  Dresden  (Mit Stifter  der  Isis)  . . 1886 


XIII 


Jahr  der 
Aufnahme 

29.  Kütimeyer,  Ludw.,  Dr.,  Professor  an  der  Universität  in  Basel 1869 

30.  Serlo,  Dr.,  Oberberghauptmann  a.  D.  in  Berlin 1870 

31.  Silva,  Mig.  Ant.  da,  Professor  an  der  Ecole  centrale  in  Rio  de  Janeiro  . . 1868 

32.  Stäche,  Guido,  Dr.  phil. , K.  K.  Oberbergrath,  Director  der  K.  K.  geolog. 

Reichsanstalt  in  Wien 1877 

33.  Steenstrup,  Joh.  Jap  et. , Dr.,  Staatsrath,  Professor  an  der  Universität  in 

Kopenhagen 1846 

34.  Theile,  Friedr.,  Dr.  rned.  in  Lockwitz' (Mitstifter  der  Isis) 1885 

35.  Tscliermak,  Gst.,  Dr.,  Hofrath,  Professor  an  der  Universität  in  Wien  . . . 1869 

36.  Yerheek,  Rogier  D.  M.,  Dr.  phil.,  Director  der  geologischen  Landesuntersuchung 

von  Niederländisch-Indien  in  Buitenzorg 1885 

37.  Yirchow,  Rud.,  Dr.  med.,  Geh.  Medicinalrath,  Professor  an  der  Universität 

in  Berlin 1871 

38.  Vogt,  Carl,  Dr.,  Professor  an  der  Universität  in  Genf 1868 

39.  Willkomm,  Heinr.  Mor.,  Dr.  phil.,  Staatsrath,  Professor  a.  D.  in  Prag  . . 1866 

40.  Zeuner,  Gust.,  Dr.  phil.,  Geh.  Rath,  Professor  an  der  K.  technischen  Hochschule 

in  Dresden 1874 


III.  Correspondirende  Mitglieder. 

1.  Alberti,  Osc.  von,  Bergamtsreferendar  in  Freiberg  1890 

2.  Amthor,  C.  E.  A.,  Dr.  phil.,  in  Hannover 1877 

3.  Ancona,  Cesare  de,  Dr.,  Professor  am  R.  Instituto  di  studi  superiori  in  Florenz  1863 

4.  Ardissone,  Frz.,  Dr.  phil.,  Professor  an  dem  technischen  Institut  und  der 

Ackerbauschule  in  Mailand 1880 

5.  Artzt,  Ant.,  Vermessungs-Ingenieur  in  Plauen  i.  V.  . . j 1883 

6.  Asclierson,  Paul,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  Universität  in  Berlin  ....  1870 

7.  Bachmann,  Ewald,  Dr.  phil.,  Realschul-Oberlehrer  in  Plauen  i.  V 1883 

8.  Baessler,  Herrn.,  Director  der  Strafanstalt  in  Voigtsberg 1866 

9.  Baldauf,  Rieh.,  Bergdirector  des  Hermannschachts  in  Dux  . . 1878 

10.  Baltzer,  A.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  Universität  in  Bern  ......  1883 

11.  Bech,  Emil,  Dr.  med.,  Hofrath,  Gerichtsarzt  in  Pirna  .........  1846 

12.  Bernliardi,  Joh.,  Landbauinspector  in  Altenburg 1891 

13.  Bibliothek,  Königliche,  in  Berlin 1882 

14.  Blanford,  Will.  T.,  Esqu.,  in  London 1862 

15.  Blaschka,  Rud.,  naturwissensch.  Modelleur  in  Hosterwitz 1880 

16.  Blochmann,  Rud.,  Dr.  phil.,  Physiker  am  Marine-Laboratorium  in  Kiel  . . 1890 

17.  Bombicci,  Luigi,  Professor  an  der  Universität  in  Bologna 1869 

18.  Brusina,  Spiridion,  Professor  an  der  Universität  in  Agram 1870 

19.  Bureau,  Ed.,  Dr.,  Professor  am  naturhistor.  Museum  in  Paris 1868 

20.  Canestrini,  G.,  Professor  an  der  Universität  in  Padua 1860 

21.  Carstens,  C.  Dietr.,  Ingenieur  in  Berlin 1874 

22.  Conwentz,  Hugo  Wilh. , Dr.  phil.,  Professor,  Director  des  westpreuss.  Pro- 

vinzialmuseums in  Danzig 1886 

23.  Credner,  Herrn.,  Dr.  phil.,  Geh.  Bergrath,  Professor  an  der  Universität  und 

Director  der  geologischen  Landesuntersuchung  von  Sachsen  in  Leipzig . . 1869 

24.  Danzig,  Emil,  Dr.  phil.,  Realschul-Oberlehrer  in  Rochlitz 1883 

25.  Datlie,  Ernst,  Dr.  phil.,  K.  preuss.  Landesgeolog  in  Berlin 1880 

26.  Dittmarscli,  A.,  Bergschul-Director  in  Zwickau 1870 

27.  Roll,  Ed.,  Dr.,  Oberrealschul-Director  in  Wien 1864 

28.  Ross,  Bruno,  Dr.  phil.,  Docent  am  Kais.  Polytechnikum  in  Riga 1888 

29.  Dzieduszycki,  Wladimir  Graf,  in  Lemberg 1852 

30.  Eisei,  Roh.,  Curator  des  städtischen  Museums  in  Gera 1857 

31.  Fischer,  Aug.,  Kaufmann  in  Pösneck 1868 

32.  Flolir,  Conrad,  Amtsrichter  in  Leipzig 1879 

33.  Frencli,  C.,  Esqu.,  Governement  Entomologist  in  Melbourne 1877 

34.  Frenzei,  A.,  Dr.  phil.,  K.  Hütteneliemiker  in  Freiberg 1872 

35.  Friederich,  A.,  Dr.  med.,  Sanitätsrath  in  Wernigerode 1881 

36.  Friedrich,  Osc.,  Dr.  phil.,  Professor,  Conrector  am  Gymnasium  in  Zittau  . 1872 


XIV 


37. 

38. 


39. 

40. 

41. 

42. 

43. 

44. 

45. 

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49. 

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80. 
81. 
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84. 

85. 

86. 

87. 

88. 

89. 

90. 
91 

92. 

93. 


Jahr  der 
Aufnahme. 


Fritsch,  Ant.,  Dr.  med. , Professor  an  der  Universität  und  Gustos  am  böhmi- 
schen Landesmuseum  in  Prag' 1867 

Gaudry,  Alb.,  Dr.,  Membre  de  1’Institut,  ‘Professor  am  naturhistorisclien 

Museum  in  Paris 1868 

Gelieeb,  Adelb.,  Apotheker  in  G-eisa 1877 

Geinitz,  Frz.  Eng.,  Dr.  pliil , Professor  an  der  Universität  in  Rostock  . . . 1877 
Gerndt,  Leonh.,  Dr.  pliil.,  Professor,  Oberlehrer  am  Realgymnasium  in  Zwickau  1880 

Gonnerinann,  Max,  Apotheker  und  Chemiker  in  Teterow 1865 

Groth,  Paul,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  Universität  in  München 1865 

Härter,  C.,  Ingenieur  in  Mexiko 1881 

Hans,  Willi.,  Gärtnereibesitzer  in  Herrnhut 1868 

Hartung,  H.,  Bergmeister  in  Lobenstein 1867 

Heim,  Alb.,Dr.  phil.,  Professor  an  der  Universität  und  am  Polytechnikum  in  Zürich  1872 
Heine,  Ferd.,  K.  Domänenpächter  und  Klostergutsbesitzer  auf  Hadmersleben  1863 
Hennig,  Georg  Rieh.,  Dr.  pliil,  Docent  am  Kais.  Polytechnikum  in  Riga  . 1888 

Herb,  Salinendirector  in  Traunstein 1862 

Hernnann,  Willi.,  Dr.  theol.  et  phil.,  Professor  an  der  Universität  in  Marburg  1862 
Hibscli,  Emanuel,  Dr.  phil,  Professor  an  der  höh.  Ackerbauschule  in  Lieb- 

werd  bei  Tetschen 1885 

Hilgard,  W.  Eug.,  Professor  an  der  Universität  in  Berkeley,  Californien  . . 1869 

Hilgendorf,  Frz.,  Dr.  phil,  Professor,  Custos  am  K.  zoolog.  Museum  in  Berlin  1871 

ITL.n/vl  TT  ~ - T\ ..  TT> L* _ 1 \ * T . * * i 


Hofinann,  H.,  Bürgerschullehrer  in  Hohenstein-E 1894 

Hübner,  Ad.,  Hüttenmeister  in  Muldner  Hütten  bei  Freiberg 1871 

Hüll,  Ed.,  Dr.,  Professor  in  London  1870 

Israel,  A.,  Schulrath,  Seminardirector  in  Zschopau 1868 

Issel,  Arth.,  Dr.,  Professor  an  der  Universität  in  Genua 1874 

Jentzscli,  Alfr. , Dr.  phil,  Professor  an  der  Universität  und  Director  des 

ostpreuss.  Provinzial-Museums  in  Königsberg 1871 

Kesselmeyer,  Willi.,  in  Manchester 1863 

Kinne,  B.,  Apotheker  in  Herrnhut 1854 

Kirbacli,  Fr.  Paul,  Dr.  phil.,  Lehrer  an  der  Müllerschule  in  Dippoldiswalde  1894 

Iflain  TT ovni  TTovonorvoliDv  dav  floaa^  in  TJnln  1 QAA 


Köhler,  Ernst,  Dr.  pliil,  Seminar-Oberlehrer  in  Schneeberg 1858 

König  von  Wartliausen,  Willi.  Rieh.  Freiherr  von,  Kammerherr  auf  Wart- 
hausen bei  Biberach 1855 

Kornliuber,  Andreas  von,  Dr.,  Professor  am  Polytechnikum  in  Wien  . . . 1857 

Krebs,  Willi.,  Privatgelehrter  in  Altona 1885 

Krieger,  W.,  Lehrer  in  Königstein 1888 

Kühn,  E.,  Dr.  phil,  Schulrath,  Bezirksschulinspector  in  Leipzig 1865 

Kyber,  Arth.,  Chemiker  in  Riga 1870 

Lange,  Tlieod.,  Dr.  phil,  Apotheker  in  Werningshausen 1890 

Lanzi,  Matthaeus,  Dr.  med.  in  Rom 1880 

Lapparent,  Alb.  de,  Ingenieur  des  mines,  Professor  in  Paris 1868 

Letevre,  Theod.,  Dr.,  in  Brüssel 1876 

Le  Jolis,  Aug.,  Dr.  pliil.,  Director  der  Societe  nation.  des  Sciences  natur.  et 

mathem.  in  Cherbourg 1866 

Leonhardt,  Otto  Emil,  Seminar-Oberlehrer  in  Nossen 1890 

Lohrmann,  Ernst,  Dr.  phil,  Lehrer  am  K.  Gymnasium  in  Schneeberg.  . . 1892 
Ludwig,  F.,  Dr.  phil.,  Professor,  Oberlehrer  am  Gymnasium  in  Greiz  . . . 1887 

Liittke,  Joh.,  Fabrikbesitzer  in  Hamburg  ....  1884 

Mayer,  Charles,  Dr.,  Professor  an  der  Universität  in  Zürich 1869 

Mehnert,  Ernst,  Dr.  phil,  Seminar-Oberlehrer  in  Pirna 1882 

Menzel,  Carl,  Oberbergrath,  Bergamtsrath  in  Freiberg 1869 

Menzel,  Paul,  Dr.  med.  in  Hainitz  bei  Bautzen 1894 

Möller,  Valerian  von,  wirkl.  Staatsrath,  Oberberghauptmann  in  Petersburg  . 1869 

Mortillet,  Gabriel  de,  Professor  am  anthropolog.  Institut  in  Paris  ....  1867 

Naschold,  Heinr.,  Dr.  phil,  Fabrikbesitzer  in  Aussig 1866 

Naumann,  Ferd.,  Dr.  med.,  Marinestabsarzt  a.  D.  in  Gera 1889 

Naumann,  Herrn.,  Realschul-Oberlehrer  in  Bautzen 1884 

Nobbe,  Friedr.,  Dr.  pliil.,  Geh.  Hofrath,  Prof,  an  der  K.  Forstakademie  in  Tharandt  1864 
Pabst,  Mor.,  Dr.  phil.,  Professor,  Conrector  am  Realgymnasium  in  Chemnitz  1866 
Pabst,  Wilh.,  Dr.  phil,  Custos  der  naturhistor.  Sammlungen  in  Gotha  . . 1881 


XV 


Jahr  der 
Aufnahme. 

94.  Peck,  Reinhard,  Dr.,  Director  des  Museums  der  naturforsch.  Gesellschaft  in 

Görlitz 1868 

95.  Petermann,  A.,  Dr.,  Director  der  Station  agronomique  in  Gembloux  . . . 1868 

96.  Pigorini,  L.,  Dr.,  Professor  an  der  Universität  und  Director  des  Museums 

Kirchen  anum  in  Rom 1876 

97.  Prasse,  Ernst  Alfr.,  Betriebs -Ingenieur  a.  D.  in  Leipzig 1866 

98.  Rebmann,  Antoni,  Dr.,  Professor  an  der  Universität  in  Lemberg  ....  1869 

99.  Reiche,  Carl,  Dr.  phil.,  Lehrer  am  Lyceum  in  Constitucion,  Chile  ....  1886 

100.  Reidemeister,  C.,  Dr.  phil.,  Fabrikdirector  in  Schönebeck . 1884 

101.  Runge,  Wilh.,  Dr.,  Geh.  Bergrath  a.  D.  in  Breslau 1868 

102.  Sandberger,  Fridolin  Ritter  von,  Dr.,  Geh.  Hofrath,  Professor  an  der  Uni- 

versität in  Würzburg 1862 

103.  Schimpfky,  Paul  Rieh.,  Lehrer  in  Lommatzsch 1894 

104.  Schließen,  H.  L.  von,  Oberst  z.  D.  in  Oberlössnitz  - Radebeul 1862 

105.  Scklimpert,  Alf.  Mor.,  Apotheker  in  Cölln  bei  Meissen . 1893 

106.  Schnorr,  Veit  Hanns,  Professor,  Oberlehrer  am  Realgymnasium  in  Zwickau  1867 

107.  Schreiber,  Paul,  Dr.  phil.,  Professor,  Director  des  K.  sächs.  meteorolog.  In- 

stituts in  Chemnitz 1888 

108.  Schuster,  Osc.,  Generalmajor  z.  D.  in  Niederlössnitz -Radebeul  .....  1869 

109.  Scott,  Dr.  phil.,  Director  der  Meteorological  Office  in  London  .....  1862 

110.  Seidel  I,  0.  M.,  Seminar- Oberlehrer  in  Zschopau 1883 

111.  Seidel  II,  Heinr.  Beruh.,  Seminar- Oberlehrer  in  Zschopau 1872 

112.  Seidlitz,  Georg  von,  Dr.  phil.,  in  Ludwigsort  bei  Königsberg 1868 

113.  Senoner,  Ad.,  Bibliothekar  a.  D.  in  Wien 1855 

114.  Sieber,  Georg,  Rittergutspächter  in  Grossgrabe  bei  Kamenz 1879 

115.  Siegmund,  Wilh.,  Privatus  in  Reichenberg,  Böhmen 1868 

116.  Sonntag,  F.,  Privatus  in  Berlin 1869 

117.  Stauss,  Waith.,  Dr.  phil.,  Chemiker  in  Leipzig 1885 

118.  Stephani,  Frz.,  Kaufmann  in  Leipzig 1893 

119.  Sterzei,  Joh.  Traug.,  Dr.  phil.,  Lehrer  an  der  I.  höheren  Mädchenschule  in 

Chemnitz 1876 

120.  Steuer,  Alex.,  Dr.  phil.,  in  Strassburg 1888 

121.  Stevenson,  John  J.,  Professor  an  der  University  of  the  City  in  New-York  1892 

122.  Stossich,  Mich.,  Professor  in  Triest . 1860 

123.  Temple,  Rud.,  Director  des  Landes -Versicherungsamtes  in  Pesth  ....  1869 

124.  Thallwitz,  Joh.,  Dr.  phil.,  Realschul -Oberlehrer  in  Pirna 1888 

125.  Tietjen,  Friedr.,  Dr.,  Professor  an  der  Universität  in  Berlin 1868 

126.  Ulbricht,  R.,  Dr.  phil.,  Professor  a.  D,,  in  Dahme 1884 

127.  Ulrich,  George  H.  F.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  Universität  in  Dunedin, 

Neu- Seeland 1876 

128.  Vater,  Heinr.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  Forstakademie  in  Tharandt  . 1882 

129.  Vetters,  K.,  Dr.  phil.,  Lehrer  an  der  höheren  Gewerbeschule  in  Chemnitz  1884 

130.  Voigt,  Bernh.,  Steuerrath,  Bezirks  - Steuerinspecteur  in  Zwickan  ....  1867 

131.  Voretzscli,  Max,  Dr.  phil,  Oberlehrer  am  Realgymnasium  in  Altenburg  . . 1893 

132.  Waagen,  Wilh.  Heinr.,  Dr.  phil.,  Oberbergrath,  Professor  an  der  Universität 

in  Wien 1877 

133.  Wartmann,  B.,  Dr.  med.,  Professor  in  St.  Gallen 1861 

134.  Weinland,  Dav.  Friedr.,  Dr.,  in  Hohen  Wittlingen  bei  Urach 1861 

135.  Weise,  Aug.,  Buchhalter  in  Ebersbach 1881 

136.  Welemensky,  Jak.,  Dr.  med.,  in  Prag 1882 

137.  Wentzel,  Gg.  Alb.,  K.  Hofgärtner  a.  D.  in  Pillnitz 1871 

138.  White,  Charles,  Dr.,  Curator  am  National -Museum  in  Washington  . . . 1893 

139.  Wiechel,  Hugo,  Betriebsin spector  in  Chemnitz 1880 

140.  Wiesner,  Jul.,  Dr.,  Professor  an  der  Universität  in  Wien 1868 

141.  Winkler,  T.  C.,  Dr.,  Cnstos  am  Teyler  Museum  in  Harlem 1875 

142.  Wohlfahrt,  Jul.  Osc.,  prakt.  Arzt  in  Freiberg 1868 

143.  Wolff,  F.  A.,  Seminar -Oberlehrer  in  Pirna 1883 

144.  Wünsche,  F.  Otto,  Dr.  phil.,  Professor,  Oberlehrer  am  Gymnasium  in  Zwickau  1869 

145.  Zimmermann,  Osc-,  Dr.  phil.,  Professor,  Oberlehrer  am  Realgymnasium  in 

Chemnitz 1880 


<3^ 


Sitzungsberichte 

der 

naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 

ISIS 

in  Dresden. 

1894, 


■» 


I.  Section  für  Zoologie. 


Erste  Sitzung  am  18.  Januar  1891.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  R.  Ebert. 
— Anwesend  42  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  H.  Nit  sehe  dankt  für  die  ihm  durch  Ernennung  zum  Ehren- 
mitgliede  gewordene  Auszeichnung  und  legt  weiter  dar,  nach  welchen 
Gesichtspunkten  er  das  ihm  übertragene  Amt  des  Vorsitzenden  der  Section 
zu  führen  gedenkt. 

Hierauf  referirt  er  mit  Demonstrationen  über  das  neu  erschienene 
Buch:  Gadeau  de  Kerville,  Die  leuchtenden  Thiere  und  Pflanzen,  über- 
setzt von  W.  Marshall.  Leipzig  1893. 


Zweite  Sitzung*  am  15.  März  1891  (in  Gemeinschaft  mit  der  Section  für 
Botanik).  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  H.  Nits  che.  — Anwesend  16  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  R.  Ebert  referirt  ausführlich  über:  R.  Leuckart,  Neue 
Beiträge  zur  Kenntniss  des  Baues  und  der  Lebensweise  der  Nematoden 
(Abh.  d.  matli. -physik.  Kl.  d.  K.  Sachs.  Ges.  d.  Wiss.,  Bd.  XIII,  Nr.  8), 
und:  A.  Strub  eil,  Untersuchungen  über  den  Bau  und  die  Entwickelung 
des  Rübennematoden,  Heteroclera  Schcichtii  Schmdt. 

Mit  Rücksicht  auf  das  grosse  Interesse,  welches  dieser  Vortrag  bietet, 
beschliesst  die  Section,  das  Referat  in  die  „Abhandlungen44  aufzunehmen. 

Dr.  B.  Steglich  erläutert  dann  die  durch  Heteroderci  hervorgebrachten 
Krankheitserscheinungen  an  Pflanzen  und  bespricht  deren  Abwehr. 

Prof.  Dr.  H.  Nit  sehe  bespricht  im  Allgemeinen  den  morphologi- 
schen Zusammenhang  zwischen  den  behandelten  abnormen  und  den 
normalen  Nematoden. 

Prof.  Dr.  0.  Drude  bemerkt  endlich,  dass  die  neuerdings  auch  in 
Dresden  auf  den  Markt  kommenden  sogen,  chilenischen  Haselnüsse 
von  einer  Proteacee,  Guivina  avellana , stammen. 


Dritte  Sitzung*  am  21.  Mai  1891.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  II.  Nits  che. 
— Anwesend  24  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  H.  Nitsche  widmet  dem  am  28. März  1894  verstorbenen  Ehren- 
mitglieder Geh.  Oberforstrath  Dr.  Joh.  Friedr.  Ju deich,  Director  der 
K.  Forstakademie  in  Tharandt,  einen  warm  empfundenen  Nachruf 

und  spricht  sodann  auf  Grund  eingehender  Studien  über  die  neuere 
Eintheilung  der  Pflanzenläus c. 


4 


II.  Section  für  Botanik. 


Erste  Sitzung1  am  1. Februar  1894.  Vorsitzender:  Prof.  Dr. 0. Drude. 
— Anwesend  29  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  legt  unter  kritischen  Anmerkungen  ein  von  Lehrer 
Wälde  herausgegebenes  Mo o s herb arium  vor  und  lässt  gleichzeitig  eine 
von  unserem  correspondirenden  Mitgliede,  Prof.  Dr.  0.  Wünsche  ver- 
öffentlichte Schrift:  Der  naturkundliche  Unterricht  in  Darbietungen  und 
Uebungen,  Hft.  2,  „Die  Laubmoose“  circuliren. 

Ausserdem  überweist  er  der  Isis  den  von  ihm  veröffentlichten  „Führer 
durch  den  K.  Botanischen  Garten“  als  Geschenk. 

Nachdem  Prof.  Dr.  0.  Drude  noch  darauf  aufmerksam  gemacht  hat, 
dass  für  die  Botanik  und  Gartenbau  treibenden  Vereine  all- 
monatlich am  ersten  Montage  im  botanis eben  Garten  eine 
Sitzung  abgehalten  wird, 

gedenkt  er  des  70.  Geburtstages  des  verdienten  Physiologen  Prings- 
heim  und  verliest  die  diesem  bei  jener  Gelegenheit  von  der  Deutschen 
Botanischen  Gesellschaft  gewidmete  Adresse. 

Darauf  folgt  der  Vortrag  über  die  Biographie  des  am  5.  April 
1893  zu  Genf  verstorbenen  Alphonse  de  C an  dolle,  eines  der  her- 
vorragendsten Botaniker  dieses  Jahrhunderts. 

Dr.  B.  Schorle r bespricht  die  zur  Familie  der  Papayaceen  gehörige 
Carica  quer  cif  olia  unter  Vorlage  mehrerer  30  cm  starker  Stammstücke, 
welche  von  einem  im  botanischen  Garten  innerhalb  1 ]/2  Jahren  gezogenen 
Exemplare  herstammen.  Er  geht  dabei  des  Näheren  auf  die  anatomische 
Stammstructur  ein  und  erläutert  das  Gesagte  an  5 mikroskopischen  Prä- 
paraten. 

Wir  haben  es  hier  mit  einem  sogen.  „Schwammholz“  zu  tliun,  d.  h.  einem  sehr 
wasserhaltigen,  raschwüchsigen,  seine  Holzzellen  auf  das  Dürftigste  ausbauenden  Stamme. 
Derselbe  ist  in  1V2  Jahren  von  2 cm  Durchmesser  auf  einen  Fuss  Durchmesser  heran- 
gewachsen; sein  Holz  zeigte  an  einem  im  botanischen  Garten  nachträglich  gewogenen 
Abschnitt  von  7600  gr  Frischgewicht  folgenden  Wassergehalt:  95,3%  Wasser,  4,7% 
lufttrockene  Holzsubstanz.  D.  h.  also:  der  Wassergehalt  dieses  Holzes  steht  ungefähr 
mit  dem  des  Spargels  in  dessen  jungen,  essbaren  Trieben  auf  gleicher  Stufe,  hat  aber 
viel  zahlreichere,  kräftig  gebaute  Gefässe  und  besonders  sehr  feste  Radialreihen  von 
Bastfasern  in  seiner  Rinde.  (Drude) 

Zweite  (ausserordentliche)  Sitzung  am  22.  März  1894  (Floristenabend). 
Vorsitzender:  Oberlehrer  K.  Wobst.  — Anwesend  18  Mitglieder. 

Lehrer  A.  Jen ke  bespricht  einige  für  die  Flora  von  Dresden  und 
seiner  Umgebung  neue  und  für  genanntes  Gebiet  noch  nicht  ver- 
öffentlichte Desmidiaceen  und  erläutert  dieselben  in  mehreren,  von 
Prof.  Dr.  0.  Drude  zur  Verfügung  gestellten  Mikroskopen: 

1.  Pleurotaeniopsis  tesselata  De  Toni  (syn:  Dysphinctium  striolatum  Naeg.,  Cos- 
marium  striolatum  Arch. , Cosmaridium  striolatum  Gay  var.  Cohnii  Hansg., 
Calocylindrus  Cohnii  Krch. , Dysphinctium  tesselatum  Delp).  — Abbild,  in 
Oesterr.  Botan.  Zeitg*.,  Hft.  2. 

2.  Micrasterias  Americana  Ktz.  — Wolle,  Desm.  PL  32,2; 

3.  Micrasterias  Americana  Ktz.  var.  recta  Wolle.  — Wolle,  Desm.  PI.  32,3. 

Vortragender  sammelte  dieselben  an  verschiedenen  Stellen  des  Dippelsdorfer  Teiches 

bei  Moritzburg  im  October  1892  vergesellschaftet  mit  folgenden  Arten: 


5 


Dßsmidium  Schivartzii  A g.,  Micrasterias  furcata  Ag.,  ilf.  Crux-Melitensis  Ehr., 
Euastrum  binale  Turp.,  jE.  oblongum  Grev.,  Cosmcirium  granattim  Breb.,  C.  tetraoph- 
thalmum  Ktz.,  C.  Botrytis  Bory,  C.  Ralfsii  Breb.,  C.  Meneghinii  Breb.,  C.  bioculatum 
Breb.,  Anthrodesmus  convergens  Ehr.,  Staurastrum polymorphum  Breb.,  Penium  Digutus 
Ehr.,  Docidium  truncatum  Breb.,  Closterium  Lumda  Mllr.,  GL  costatum  Cord.,  Pediastrum 
pertusum  Ktz.,  P.  ellipticum  Ehr.,  Scenedesmus  quadricaude  Turp.,  sowie  mit  Pandorina 
Morum  Bory. 

Ferner  lässt  derselbe  circuliren  Präparate  der  Wasser blütlie, 
Chlathrocystus  aeruginosa  Henfr.,  welche  im  vergangenen  Jahre  in  den 
Carolaseen  ziemlich  häufig  auftrat. 

Im  Anschluss  daran  spricht  Prof.  Dr.  0.  Drude  über  das  periodische 
Auftreten  von  Desmidiaceen  und  Palmellaceen,  bezugnehmend 
auf  eine  Arbeit  von  W.  Sch  midie,  Aus  der  Chlorophyceen- Flora  der 
Torfstiche  zu  Virnheim.  (Flora,  Jhrg.  1894.) 

Privatus  K.  Schiller  giebt  Nachträge  zu  den  von  Prof.  Dr.  Magnus 
1893  bei  Meissen  beobachteten  Pilzen  und  bringt  folgende  von  Herrn 
Fritz  sc  he  (Kötzschenbroda)  gesammelte  Formen  zur  Vorlage:  Uromyces 
Scillarwm  Grev.  und  Ustilago  Vaillantii  Tul.  Ferner  Ly copodium  Selago  L., 
von  ihm  selbst  an  Felsen  des  oberen  Priessnitzthales  aufgefunden. 

Prof.  Dr.  0.  Drude  referirt  über  folgende  neue  botanische  Werke: 

Reinke:  Algenflora  der  westlichen  Ostsee; 

— Atlas  deutscher  Meeresalgen; 

Grant  und  Oliver:  Botany  of  the  Speke  and  Grant  Expedition; 

Wel witsch:  Sertum  Angolense. 

Dr.  B.  Schorle r bringt  einige  seltene  Orchideen  der  Flora 
Saxonica  aus  dem  hiesigen  K.  Herbarium  zur  Vorlage: 

Anacamptis  pyramidalis  Reh.,  Traunsteinera  globosa  Rchb.,  Himantoglossum 
hircinum  Spr.,  Aceras  anthropophora  R.  Br.,  Ophrys  aranifera  Huds.,  O.  fuscifera 
Rchb.,  Epipogon  aphyllum  Sw.,  Malaxis  pedudosa  Sw.,  Sturmia  Loeselii  Rclib.  etc. 

Hieran  schliessen  sich  Bemerkungen  von  A.  Jenke  und  K.  Wobst  über 
das  Verschwinden  verschiedener  Orchideen  aus  der  näheren 
Umgebung  von  Dresden. 

Es  wurden  in  den  letzten  Jahren  Orchis  coriophora  und  0.  ustulata  L.  im 
Zschoner  Grunde,  wo  sie  früher  nicht  selten  waren,  vergeblich  gesucht,  ebenso  erstere 
auf  den  Wiesen  von  Pillnitz.  Das  Gehege  ist  als  Standort  von  Arten  dieser  interessan- 
ten Familie  wohl  gänzlich  zu  streichen,  und  die  berühmte  „Orchideen wiese“  am  Heller, 
auf  welcher  neben  Gymnadenia  conopea  Reh.,  Platanthera  bifolia  Rchb.,  Orchis 
Morio , latifolia  und  maculata  L.  u.  a.  die  seltene  Orchis  incarnata  L.  gesammelt 
wurde,  kaum  mehr  eines  Besuches  werth,  da  sie  zum  grössten  Tlieil  in  Feld  um- 
gewandelt ist. 

Von  Oberlehrer  K.  Wobst  wird  noch  vorgelegt  Amarantus  hypo- 
chondriacus  L.  var.  atropurpureus  Hort. 

Derselbe  beobachtete  diese  schöne  Pflanze  am  26.  August  1893  auf  einem  Erdhaufen 
bei  Heidenau  in  Gesellschaft  folgender  Unkräuter  und  Ruderalpflanzen : Panicum  san- 
guinale  und  crus  gali  L. , Polygonum  lapatliifolium,  persicaria  und  aviculare  L., 
Amarantus  rctroflexus  L.,  Olienopodium  glaucum,  polyspermum,  hybriduni  und  viridc  L., 
Solanum  nigrum  L.,  Lamium  album  L.,  Sonchus  oleraceus  L.  u.  a. 

Zum  Schlüsse  spricht  derselbe  unter  Vorlage  zahlreicher  Beleg- 
exemplare über  Bildungsabweichungen  der  Pflanzen. 


6 


Dritte  Sitzung  am  5.  April  1894  (im  Hörsaale  des  K.  Botanischen 
Gartens).  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  0.  Drude.  — Anwesend  31  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  hält  einen  Vortrag  über  die  Palmenflora  des 
tropischen  Afrika,  unter  Vorlage  von  Belegstücken  seiner  Sammlung 
und  der  von  dem  Gärtner  Holst  für  das  Berliner  Museum  gesammelten 
Herbarexemplare. 

Dieselben  sind  zur  Bearbeitung  hierher  gesendet  worden;  die  Revision  des  jetzigen 
Palinenbestandes  im  tropischen  Afrika,  welcher  sich  durch  die  Gattungen  Phoenix  und 
Raphia,  Hyphaene  und  endlich  Elaeis  guineensis  nebst  kletternden  Calameen  besonders 
auszeichnet,  wird  demnächst  in  Eugler's  botanischen  Jahrbüchern  für  Systematik  und 
Pflanzengeographie  zur  Veröffentlichung  gelangen. 


Vierte  Sitzung  am  7.  Juni  1894  (im  Hörsaale  des  K.  Botanischen 
Gartens).  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  Ö.  Drude.  — Anwesend  27  Mitglieder. 

Dr.  B.  Sc horler  hält  einen  Vortrag:  Blüthen biologische  De- 
in o n s t r a t i o n en , in  Erinnerung  an  Chr.  Conrad  Sprengel. 

Der  Vortragende  erläutert  seine  Ausführungen  an  lebendem  Material,  welches 
vom  botanischen  Garten  geliefert,  den  Zuhörern  die  wichtigen  Entdeckungen  der  da- 
maligen Zeit  vor  Augen  führte,  über  welche  jetzt  ein  Jahrhundert  dahingegangen  ist, 
und  schliesst  mit  einer  kurzen  Lebensskizze  Sprengel’s. 


III.  Section  für  Mineralogie  und  Geologie. 


Erste  Sitzung  am  15.  Februar  1894.  Vorsitzender:  Geh.  Hofrath 
Dr.  Geinitz.  — Anwesend  31  Mitglieder  und  Gäste. 

Der  Vorsitzende  eröffnet  die  Sitzung  mit  einem  Vortrage  über  die 
von  Frau  Agnes  Laur  in  Dresden  in  der  oberen  Kreide  der  Insel 
Rügen  gesammelten  Versteinerungen,  von  denen  ca.  60  Arten  aus- 
gelegt sind  und  besprochen  werden,  wozu  noch  eine  grosse  Anzahl  noch 
nicht  genauer  bestimmter  Bryozoen  tritt. 

Darunter  befanden  sich  einige  Fischzähne,  Scalpellnm  maximuni  Sow.,  Serpula 
gorclialis  Schl.,  S.  impliata  Hag.,  S.  macropus  Sow.,  iS.  canteriata  Hag.  = <9.  quadran- 
gularis  Röm.,  S.  heptagona  Hag.,  S.  trochiformis  incl.  conica  Hag.  und  S.  granulata 
Sow.,  Prachtexemplare  der  Belemnitella  mucronata  Schl.,  Pinna  decussata  Goldf.  kürzere 
Form,  Chama  angulosa  d’Orb.,  Spondylus  truncaius  Lam.  incl.  fimbriatus  Goldf., 
Vota  striato  -costata  Goldf.  und  Ostrea  vesicularis  Lam.,  die  gewöhnlichste  Muschel. 
— Von  Brachiopoden  lagen  vor:  Terebratula  carnea  Sow.,  T.  obesa  Sow.,  Tcrcbratu- 
lina  gracilis  Schl.,  T.  striatula  Mant.,  T.  Faujasi  Röm.,  Terebratella  Menardi  Lam. 
incl.  Rumboldti  Hag.,  Fissurirostra  pulchclla  Miss.,  Archiope  an  Megathiris  depressa 
d’Orb.,  Mayas  pumilus  Sow.,  Rhynchonella  plicatilis  Sow.  incl.  octoplicata  Sow.  und 
die  zierlichen  Crania  costata  Lam.  und  Cr.  larva  Hag. 

Unter  den  Seeigeln  treten  hervor:  Cidaris  subvesiculosa  d’Orb.  und  die  nächst 
verwandten  Stacheln  von  C.  papillata  Mant.,  C.  perornata  Quenst.,  C.  serrata  Des.,  C. 
pistillum  Quenst.  incl.  C.  stemmacantha  Röm.,  ferner  C.  cretosa  Mant.,  Cyphosoma  coral- 
lare  Ag.  incl.  Diadema  princeps  Hag.,  C.  granulosum  Ag.,  Galenites  vulgaris  Lam. 
(Quenst.),  G.  abbreviatus  Lam.  und  G.  Boemeri  Qu.,  unter  den  Galeriten  auch  eine  vier- 
strahlige  Varietät,  welcher  später  nach  vielen  Bemühungen  noch  eine  sechsstrahlige  ge- 
folgt ist.  Auch  von  Herrn  Lehrer  Döring  wurde  ein  vierstrahliger  Galenites  auf 
Rügen  gesammelt.  Ananchytes  ovatus  Lam.  = Fchinocorys  vulgaris  Breyn,  incl. 
A.  ovatus,  conoideus  und  striatus  Goldf.,  ein  Prachtexemplar  des  Ananchytes  perconicus 
Hag.  und  des  A.  sulcatus  Goldf.  — Von  Seesternen  fanden  sich  nur  viele  Randtäfelchen 
der  Asterias  quinqueloba  Goldf.  und  mittlere  Tafeln  von  Oreaster  coronatus  Dixon  vor. 


7 


Die  Criiioiden  oder  Haarsterne  waren  reichlich  vertreten  durch  Bourgueticrinus 
cllipticus  Mant.  sp.,  Apiocrinus  Hagenowi  Q,u.  incl.  Eugeniacrinites  Hag.  (Goldf.), 
Pentacrinus  Bronni  Hag’,  incl.  P.  Buchi  Rom.,  P.  carincitus  Rom.  und  P.  Agassizi  Hag’. 

Unter  den  Korallen  waren  zu  bemerken  eine  grosse  Anzahl  der  Turbinolia 
centralis  Mant.,  welche  der  Wissenschaft  unter  sehr  verschiedenen  Gattungsnamen  be- 
kannt ist,  als  Madrepora  Mant.,  Cyclosmilia  d'Orb.,  Parasmilia  Edw.  Haiine,  Monocaria 
Dixon,  neben  der  seltenen  Axogaster  cretacea  Dixon.  Unter  den  Milleporiden  zeigten 
sich  zahllose  Exemplare  der  vielnamigen  Porospliaera  globularis  Phill.  sp.  und  Stolley, 
welche  als  Achilleum  globosum  und  Ceriopora  nuciformis  Hag.  z.  Th.,  Ceriopora  pisum 
und  Tragos  globularis  Reuss,  Amorphospongia  globosa  Rom.  und  Geinitz,  Bradya 
tergestina  und  Millepora  globularis  Cartes  beschrieben  worden  sind.  Daneben  zeigen 
sich  Porospliaera  semiglobularis , P.  plana  und  P.  galeata  Stolley,  Lunulites  mitra 
Hag.,  L.  Goldfussi  Hag.  und  einige  Spuren  von  Spongien,  wie  Ventriculites  radiatus 
Mant.,  Spongia  ramosa  Mant.  und  Plocoseyphia  oder  Gyrispongia  labyrinthica  Quenst.*) 

Ueber  die  Verbreitung  dieser  Arten  in  der  Kreide  von  Rügen  theilt  Frau  A.  Laur 
folgende  Notizen  mit: 

Belemniten,  Cidariten,  Ananchyten,  Terebratula  carnea,  Bhynchonella  plicatilis 
und  Porospliaera  globularis  sind  auf  ganz  Rügen  verbreitet,  Terebratulina  gracilis, 
Serpula- Arten,  Pentacrinus  und  Lunulites  haben  meist  nur  die  Kreide -Schlämmereien 
von  Hagen,  Pensow  und  Pluckow  geliefert,  ein  reicher  Fundort  für  Cidariten  und 
Bryozoen  war  der  Hertha  - Schacht  bei  Bromaisei,  als  die  reichhaltigsten  Kreide- 
Schlämmereien,  wo  fast  Alles  vertreten  ist,  wurden  Nipmerow  und  Gumanz  genannt. 

Im  Anschluss  hieran  bespricht  der  Vorsitzende  die  Gliederung  der 
Flötzformationen  Helgolands  nach  W.  Dames  (Sitzber.  d.  K.  Preuss. 
Ak.  d.  Wiss.  zu  Berlin,  1893),  ferner  die  Entdeckung  neuer  Diatomeen- 
schichten  in  der  Lausitz  durch  Dr.  0.  Herrmann  und  H.  Reichelt 
(Bei*,  d.  naturforsch.  Ges.  zu  Leipzig,  1892 — 1893)  und  die  neueste  aus- 
gezeichnete Arbeit  von  H.  Credner,  Zur  Histologie  der  Faltenzähne 
paläozoischer  Stegocephalen  (Abh.  d.  K.  Sachs.  Ges.  d.  Wiss.,  1893,  Nr.  IV). 

Hierauf  giebt  Dr.  W.  Bergt  Mittheilungen  über  Festigkeits- 
prüfungen von  Gesteinen,  welche  an  sächsischen  Graniten  und  Dia- 
basen von  der  Firma  J.  M.  Lehmann  in  Löbtau  bei  Dresden  neuerdings 
angestellt  worden  sind. 

Unter  dankbarer  Anerkennung  dieser  praktischen  Untersuchungen  und 
überhaupt  der  immer  mehr  hervortretenden  praktischen  Richtung  in  der 
Geologie  macht  der  Vorsitzende  auf  die  seit  1893  erscheinende  „Zeit- 
schrift für  praktische  Geologie“  von  Krahmann  aufmerksam,  worin  so 
wichtige  Tagesfragen,  wie  der  Wasserandrang  zu  Schneidemühl  und  die 
Mansfelder  Bergbaufrage  in  den  Jahren  1893  und  1894  ihre  fachgemässe 
Besprechung  finden. 

Er  schliesst  mit  dem  Programm  für  den  diesjährigen,  vom  29.  August 
bis  2.  September  in  Zürich  tagenden  internationalen  Geologen- 
Congress,  an  welchen  sich  mehrere  hochinteressante  geologische  Ex- 
cursionen  anschliessen. 

Lehrer  H.  Döring  ladet  zur  Besichtigung  der  im  Pläner  von  Cotta 
bei  Dresden  aufgefundenen  Strudellöcher  und  zum  Besuche  der  vom 
Lehrerverein  für  Naturkunde  in  dem  Fröbelhause  veranstalteten  Aus- 
stellung ein. 

Zum  Schluss  bespricht  Oberlehrer  H.  Engelhardt  noch  Tertiär- 
pflanzen aus  Tuffen  des  böhmischen  Mittelgebirges,  welche  der 


*)  Die  ganze  Sammlung  ist  dem  K.  Mineralogischen  Museum  freundlichst  überlassen 
worden  und  in  dem  geologischen  Saale  K an  einem  der  ersten  Fenster  aufgestellt. 


8 


unermüdete  Erforscher  dieses  Gebietes,  Prof.  Dr.  E.  Hi b sch  in  Liebwerd 
ihm  zur  Bestimmung  zugesendet. 

Zweite  Sitzung'  am  12.  April  1894.  Vorsitzender:  Geh.  Hofrath 
Dr.  Geinitz.  — Anwesend  24  Mitglieder. 

Nach  Einführung  des  Prof.  Dr.  Kalkowsky,  seines  Nachfolgers  in 
der  Professur  für  Mineralogie  und  Geologie  an  der  K.  Technischen  Hoch- 
schule, giebt  der  Vorsitzende  einen  Bericht  über  die  Entwickelung  und 
den  Stand  der  mineralogisch-geologischen  Sammlungen  dieser 
Hochschule,  der  früheren  technischen  Bildungsanstalt  und  späteren 
polytechnischen  Schule,  oder  des  K.  Polytechnikums,  in  den  Jahren  1838 
bis  1894  (vergl.  Abhandl.  II). 

Dr.  J.  Deichmüller  hält  einen  eingehenden  Vortrag  über  Encriniten 
des  Muschelkalks  unter  Bezugnahme  auf  zahlreiche  und  ausgezeichnete 
Exemplare  von  Encrinus  liliiformis  Lam.,  E.  gracilis  v.  Buch,  E.  Carnalli 
Beyr.  und  E.  Wagneri  Ben.  und  die  neuesten  einschlagenden  Publicationen 
hierüber  von  E.  Beyrich,  C.  Dalmer,  H.  Klinisch,  R.  Wagner  u.  A. 

Durch  Dr.  Ii.  Francke  erfolgen  Vorlagen  auserwählter  Mineralien, 
wie  Krystalle  von  Aegyrin  oder  Natronaugit  aus  Grönland,  von  Uranpecherz 
aus  Norwegen,  Granat  -Perimorphosen  von  Friedeberg  im  östlichen 
Schlesien  etc., 

ferner  durch  Prof.  Dr.  0.  Schneider  von  seltenen  Nephrit- 
Schnitzereien  aus  China,  deren  eine  ein  heiliges  Thier,  deren  andere 
eine  von  heiligen  Drachen  beschützte  Gottheit  darstellt. 

Dr.  W.  Bergt  spricht  über  das  kostbare  Werk  von  A.  St  übel  und 
M.  Ulile:  Die  Ruinenstätte  von  Tialiuanaco  im  Hochlande  des  alten  Peru, 
Breslau  1892,  welches  zur  Ansicht  vorliegt,  und  gedenkt  eines  sorgfältigen 
Berichtes  darüber  in  der  Zeitschrift  ,, Globus“. 

Schliesslich  verweist  der  Vorsitzende  auf  das  im  Jahrbuch  der  K.  K. 
Geolog.  Reichsanstalt,  1894,  44.  Bd.,  S.  1 — 24,  veröffentlichte  Lebensbild: 
Zur  Erinnerung  an  Dionys  Stur,  von  M.  Vacek. 


Dritte  Sitzung  am  14.  Juni  1894.  Vorsitzender : Oberlehrer 
H.  Engelhardt.  — Anwesend  20  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky  widmet  dem  am  5.  Juni  d.  J.  in  Gera  ver- 
storbenen Prof.  Dr.  K.  Theodor  Liebe  einen  Nachruf,  in  dem  er  dessen 
ausgezeichnete  Thätigkeit  auf  dem  Gebiete  der  Ornithologie  und  der 
Geologie  gebührend  hervorhebt. 

Oberlehrer  H.  Engelhardt  legt  eine  Reihe  neuer  geologischer  Ab- 
handlungen vor  und  beantwortet  sodann  in  längerer  Rede  die  Frage: 
Was  erinnert  uns  in  unserem  Sachsenlande  an  die  Pflanzen- 
welt der  Tertiärzeit? 

Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky  berichtet  über  im  Laufe  des  Jahres  statt- 
findende naturwissenschaftliche  Wanderversammlungen,  verbreitet  sich 
über  neue  litterarische  Erscheinungen  und  legt  drei  Demonstrations- 
Mikroskope  vor,  die  vom  Mechaniker  R.  Fuess  in  Steglitz  bei  Berlin 
soeben  für  den  Unterricht  in  Mineralogie  und  Petrographie  construirt 
worden  sind. 


9 


Dieselben  sind  leicht  aber  fest  gebaut  und  können  von  Hand  zu  Hand  gehen  für 
die  Beobachtung  gegen  den  Himmel  oder  irgend  eine  künstliche  Lichtquelle.  Polarisator, 
drehbarer  Tisch  mit  Klemmfedern,  leicht  ausschaltbarer  Analysator,  ein  Ocular  und 
schwächere  Objective  von  Hartnack  bilden  die  Ausstattung  dieser  billigen  Instrumente, 
deren  Brauchbarkeit  noch  durch  Beigabe  von  einigen  weiteren  Vorrichtungen  zur  Be- 
obachtung von  optischen  Interferenzerscheinungen  und  durch  ein  ganz  einfaches  Stativ 
mit  Spiegel  zur  Verwendung  des  Instruments  als  einfaches,  vertikal  stehendes  Mikroskop 
erhöht  worden  ist.  Der  Tubus  wird  durch  eine  Hülsenschraube  festgehalten,  eine  Pein- 
einstellung ist  noch  durch  Verschiebung  des  Oculars  möglich. 

Prof.  E.  Zschau  legt  eine  Reihe  von  ihm  gesammelter  Kalkspath- 
krystalle  aus  dem  Syenit  des  Plauenschen  Grundes  vor. 

Die  Kry stalle  zeichnen  sich  alle  durch  Grösse  und  Schönheit  und  durch  Wachs- 
thumserscheinungen aus,  wie  z.  B.  die  grossen  Tafeln,  auf  deren  Basisflächen  zahlreiche 
spitze  Skalenoeder  aufgewachsen  sind,  oder  wie  die  grossen  Krystalle  mit  Flächen  voller 
Spitzen  von  Subindividuen.  Alle  diese  Kalkspäthe  sind  aber  ferner  ausgezeichnet  durch 
die  ganz  ungewöhnliche,  gute  Spaltbarkeit  nach  der  Basis;  mit  Leichtigkeit  lassen  sich 
Spaltungsblättchen  gewinnen,  die  in  der  Turmalinzange  die  Interferenzkreuze  mit  iso- 
chromatischen Curven  zeigen. 


IV.  Section  für  prähistorische  Forschungen. 


Erste  Sitzung  am  11.  Januar  1894.  Vorsitzender:  Rentier 
W.  Osborne.  — Anwesend  20  Mitglieder. 

Lehrer  A.  R.  Bergmann  hält  einen  Vortrag  über  Kurfürst  August 
und  Kurfürstin  Anna  in  ihren  Beziehungen  zur  prähistorischen 
F orschung. 

Dem  universellen  Interesse  der  Kurfürstin  Anna,  das  sie  für  jedes  Gebiet  mensch- 
lichen Wissens  und  Könnens  zeigte,  verdanken  wir  die  ersten  urkundlichen  Nach- 
richten von  vorgeschichtlichen  Funden  und  somit  überhaupt  die  ersten  Anfänge 
prähistorischer  Forschungen,  wenigstens  in  Kursachsen. 

Im  Jahre  1566  hatte  man  in  der  Niederlausitz  im  Dorfe  „Gross  Luben“  (Lübbenau), 
einer  Besitzung  des  Asmus  von  Minckwitz,  Töpfe  gefunden,  „die  von  selbst  ge- 
wachsen vnd  von  keinem  Menschen  gemacht  seien“.  Was  waren  dies  für  Töpfe?  Man 
erging  sich  in  allerlei  Muthmassungen  und  — man  begnügte  sich  vor  der  Hand  damit. 
Das  Kurfürstenpaar,  das  von  diesen  Funden  gehört  hatte,  suchte  sich  nun  solche  Wunder- 
dinge zu  verschaffen.  Kurfürstin  Anna  wandte  sich  am  10.  Juni  1566  an  Wolt 
von  Schönberg.  Dieser  sollte  zu  erfahren  suchen,  „wo  dieser  orth  sey,  zu  welcher 
Zeit  die  gefehfse  gefunden,  ob  sie  vber  der  Erden  oder  darunter  vnd  wie  tieff  sie  ligen 
vnnd  was  sonst  mehr  bestendigs  vnd  gruntlichs  dauon  gesagt  vnd  erweiset  werden  möge.“ 
Wolf  von  Schönberg  kann  darüber  der  Kurfürstin  am  14.  Juni  1566  Bericht  erstatten, 
dass  der  Ort,  „der  ende  man  solch  Jrdisch  gefefs  gräbt“  in  „Gross -Liebenau“  (Nieder- 
lausitz) sei.  Zugleich  theilt  er  noch  mit,  „dass  solch  gefehfs  an  dem  ort  etzlichs  einer 
eilen  afler  anderthalb,  auch  zwo  ehlen  vnd  also  eines  tiefer  den  das  andere  im  erdtreich 
lieget  vnd  zu  befinden  ist.“  Die  Zeit  des  Ausgrabens  wusste  er  jedoch  nicht  mehr,  wes- 
halb er  bereits  Asmus  von  Minckwitz  darüber  um  Auskunft  gebeten  hatte.  Dieser 
schreibt  nun  selbst  an  die  Kurfürstin  „wegen  etzlicher  irdischer  gefefs,  so  vf  meinem 
felde  selbst  gewachsen.“  Asmus  von  Minckwitz  berichtet  ausserdem,  dass  er  selbst  ein- 
mal nach  Dresden  kommen  und  solche  Gefässe  mitbringen  wolle,  da  würde  er  dann  selbst 
„allerley  bericht  thun,  zu  welcher  Zeitt  man  sihe  pfleget  zu  finden,  ob  silie  vber  oder 
vnter  der  erde  stehen,  wan  sihe  tieff  oder  seichte  liegen,  auch  was  man  vor  Materie 
pfleget  darinnen  zu  finden.“  In  seinem  Berichte  erwähnt  er  dann  noch  andere  Sachen. 
Wahrscheinlich  hoffte  Asmus  von  Minckwitz  sein  Gut  „Gross  Luben“  vortheilhaft  an 
den  Kurfürsten  verkaufen  zu  können.  Dies  berührt  jedoch  die  feinfühlende  Anna  un- 
angenehm, weshalb  sie  absieht  von  Asmus  von  Minckwitz  „solche  geschirr  oder  gefeefs“ 
zu  erhalten.  Wolf  von  Schönberg  soll  nun  darnach  trachten,  anderwärts  diese  begehrens- 
werthen  Töpfe  zu  erlangen.  Allein  sein  Mühen  ist  vergeblich.  Da  endlich  schickt 


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Caspar  von  Minckwitz  „zwey  stucklein,  wie  woll  gantz  vnformlich,  doch  rechter 
irden  art.“  Auch  verspricht  er  noch  ein  Mehreres  zu  schicken,  wenn  die  Kurfürstin 
„in  seinem  ihm  anliegenden  Sachen  gnädigste  Vorbitt  hei  dem  Kurfürsten  thun  wolle.“ 
Es  betrifft  dies  wahrscheinlich  den  Gutsverkauf.  Wolf  von  Schönberg  theilt  dies  Alles 
am  4.  August  1566  der  Kurfürstin  mit,  weshalb  nun  diese  endgültig  absieht  von  Caspar 
von  Minckwitz  solche  Töpfe  zu  bekommen.  Damit  war  die  ganze  Angelegenheit  von 
Seiten  der  Kurfürstin  erledigt 

Vortragender  geht  nun  auf  den  Glauben  des  Volkes  ein,  was  das  Volk  von  diesen 
Töpfen  hält  und  meint.  Der  gemeine  Mann  fasste  dieselben  als  „Zwergentöpfe“  auf. 
Anderer  Ansicht  sind  jedoch  die  Gelehrten  damaliger  Zeit.  Cromerus  nennt  sie  eben- 
falls „selbstgewachsene“  (sponte  nascuntur).  Matthe sius  hält  sie  für  „natürliche, 
vngemachte  vnd  von  Gott  vnd  der  Natur  gewirkte  Töpfe“.  Lange  konnte  sich  diese 
Ansicht  nicht  halten.  Es  war  im  Jahre  1578.  In  Annaburg  waren  Töpfe  mit  Asche 
gefunden  worden.  Der  Schösser  zu  Annaburg  vermittelt  diese  Funde  an  den  Kurfürsten 
und  dieser  schreibt  nun  am  7.  August  1578  wieder  an  seinen  Beamten.  Dies  Schreiben 
ist  gerade  dadurch  interessant,  da  wir  daraus  ersehen,  dass  jetzt  eine  andere  Auffassung 
bezüglich  dieser  Töpfe  herrschte.  „Es  ist  zuuormuthen,  das  inn  vorzeitten  inn  der 
Heidenschafft,  da  man  die  toden  Leichnam  noch  hat  pflegen  zu  vorbrennen,  ihr  begrebnuss 
alda  gewesen  sei  etc.“  — Nun  war  die  räthselhafte  Frage  gelöst,  die  Antwort  gefunden. 
Die  Töpfe,  von  denen  man  die  wunderlichsten  Fabeln  berichtete,  sind  also  unsere  be- 
kannten Urnen.  Agricola,  ein  Gelehrter  damaliger  Zeit,  theilte  auch  diese  Ansicht 
und  suchte  die  Richtigkeit  seiner  Auffassung  durch  mehrere  Beweise  zu  bekräftigen. 
Am  Schlüsse  seiner  Beweisführung  sagte  er  dann:  „Also  lass  ich  es  derwegen  dabey 
bleiben,  dass  es  urnae  mortuorum  seien.“  — So  werden  also  seit  dem  Jahre  1578  diese 
Töpfe  als  Urnen  aufgefasst. 

Lehrer  H.  Döring  spricht  über  von  ihm  aufgefimdene  slavisclie 
Reste  auf  dem  Lüptitzer  Spitzberge  hei  Wurzen. 

Der  eine  Stunde  nördlich  von  Wurzen  liegende  Lüptitzer  Spitzberg,  eine  steile 
Porphyrkuppe  der  Hohburger  Berge,  gewährt  nicht  nur  einen  umfassenden  Rundblick 
über  die  bewaldeten  Höhen  und  die  fruchtbare  Muldenaue,  er  giebt  auch  Veranlassung, 
den  Blick  in  die  ferne  Vorzeit  schweifen  zu  lassen.  Beim  Besteigen  der  von  der  Boden- 
cultur  völlig  unberührten  steilen  Höhe  findet  man  sowohl  an  den  durch  den  fortschreiten- 
den Steinbruchbetrieb  veranlassten  Schurfstellen  des  Nordabhangs  wie  auch  insbesonders 
an  der  von  wilden  Kaninchen  unterwühlten  Rasenfläche  der  Ostseite  zahlreiche  Scherben, 
Holzkohle,  gebrannten  Lehmbewurf,  Thierknochen  und  vereinzelt  einige  Eisenreste. 
Durch  die  an  den  Gefässscherben  häufig  auftretende  Wellenlinie,  durch  Parallelstreifen 
und  den  umgelegten  Gefässrand  ist  der  slavisclie  Ursprung  dieser  Reste  zur  Genüge 
festgestellt,  der  weiter  durch  das  Vorkommen  der  charakteristischen  Burgwallschlacke 
und  durch  eine  wohlerhaltene  eiserne  Scheere  bestätigt  wird.  Vergebens  sucht  man 
freilich  nach  einem  ausgeprägten  Wall,  nur  schwache  Andeutungen  eines  solchen  finden 
sich  als  sanfte  Welle  im  oberen  Theile  des  Ostabhanges.  Der  durch  die  Steilheit  des 
Spitzberges  in  ausreichender  Weise  gebotene  natürliche  Schutz  ist  wohl  der  Grund  ge- 
wesen, dass  von  der  mühevollen  Errichtung  eines  Walles  zur  Sicherung  dieser  Stätte 
abgesehen  werden  konnte. 

Wel chem  Zwecke  die  Höhe  gedient,  soll  hier  nicht  entschieden  werden.  Mögen  nun 
in  der  Vorzeit  die  Opferfeuer  weit  in  die  Ebene  hinausgeleuchtet  haben,  oder  mag  die 
Schaar  der  Krieger  von  hier  aus  die  heimathlichen  Gefilde  bewacht  haben  — jedenfalls 
war  der  Besitz  der  die  Umgebung  beherrschenden  Höhe  von  Werth;  von  hier  aus  konnte 
leicht  der  Feind  erspäht  oder  ein  Signal  nach  fernliegenden  Höhen  gegeben  werden. 

Es  ist  verwunderlich,  dass  dieser  Oertlichkeit,  deren  prähistorischen  Charakter  man 
ohne  Schwierigkeiten  erkennt,  bisher  in  der  vorgeschichtlichen  Litteratur  nirgends  Er- 
wähnung geschah.  Selbst  Preusker,  der  die  ausgezeichnetste  Kenntniss  prähistorischer 
Oert.lichkeiten  besass  und  in  allen  Theilen  des  sächsischen  Landes  vielseitige  und  gute 
Beziehungen  unterhielt,  erwähnt  ihrer  nicht. 

Das  am  Ostfusse  des  Berges  gelegene  Dorf  Lüptitz  gehörte  zum  Stift  Wurzen. 
Es  geht  die  Sage,  dass  vom  Spitzberge  nach  dem  Wurzener  Dom  ein  unterirdischer, 
jetzt  verschütteter  Gang  führe.  Eine  weitere  Ueberlieferung  berichtet  von  einem  Riesen, 
der  von  der  Höhe  nach  den  nördlich  gelegenen  Bergen  geschritten  sei  und  Steine  ins 
ebene  Land  geschleudert  habe.  Jedenfalls  geht  daraus  hervor,  dass  die  Bevölkerung  der 
Höhe  eine  Bedeutung  für  die  älteste  Zeit  beilegt.  Auch  heute  noch  hat  das  Volk  Sinn 
und  Interesse  für  alte  und  neue  Ueberlieferungen,  die  sich  an  den  Berg  knüpfen.  So 
berichten  die  Dorfbewohner,  dass  man  1871  zur  Feier  des  Friedens  und  als  Ausdruck 


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der  Siegesfreude  auf  der  felsigen  Höhe  ein  mächtiges  Holzfeuer  entzündete,  welches  als 
gigantische  Siegesfackel  in  die  Ebene  hinaus  leuchtete.  Das  Volk  hat  die  alte  Höhe 
im  Augenblicke  des  lebhaften  Empfindens  noch  nicht  vergessen. 

Eine  Anzahl  photographischer  Aufnahmen  des  Berges,  sowie  Gefäss- 
scherben,  Eisenreste  etc.  gelangen  während  des  Vortrags  zur  Vorlage. 

Dr.  J.  Deichmüller  widmet  dem  am  3.  December  1893  zu  Christiania 
verstorbenen  Archäologen  J.  Undset  einen  ehrenden  Nachruf  und  legt 
dessen  Hauptwerk:  „Das  erste  Auftreten  des  Eisens  in  Nordeuropa“  vor. 

Derselbe  berichtet  ferner  über  die  im  Jahre  1893  für  die  K.  Prä- 
historische Sammlung  zu  Dresden  unternommenen  Ausgrabungen  und 
über  neuere  Erwerbungen  dieser  Sammlung. 

Auf  Anregung  des  Bürgermeisters  von  Lommatzsch,  Dr.  Zahn,  unternahm  Bericht- 
erstatter im  September  unter  Leitung  von  Geh.  Hofrath  Dr.  Geinitz  die  Untersuchung 
eines  Gräberfeldes,  welches  kurz  vorher  auf  Zöthainer  Flur  bei  Lommatzsch,  auf 
einem  dem  Gemeindevorstand  Wenke  gehörigen  Acker  aufgefunden  worden  war.  Die 
theils  mit  grösseren  Steinen  umsetzten  und  bedeckten,  theils  frei  im  Boden  angelegten 
Grabstätten  sind  regellos  in  nur  geringer  Tiefe  unter  der  Erdoberfläche  vertheilt,  die 
Gefasse  zumeist  durch  den  Frost  oder  den  Pflug  zerstört.  Um  eine  grössere  Urne  mit 
Leichenbrand  und  unbedeutenden  Bronzeresten,  darunter  dem  Bruchstück  einer  Nadel 
mit  quergeripptem  Kopf,  sind  zumeist  kleinere  Beigefässe,  u.  a.  auch  Buckelurnen  ge- 
stellt; alle  Gefässe  tragen  den  Charakter  des  „Lausitzer  Typus“  an  sich.  Die  die  Urnen 
umgebende  Erde  enthielt  vereinzelt  in  ihrer  Form  an  Schaber  erinnernde  Feuersteinsplitter. 

Eine  gleichzeitig  vorgenommene  Untersuchung  der  sogen.  Zöthainer  Schanze 
ergab,  dass  die  noch  in  einer  Urkunde  des  vorigen  Jahrhunderts  als  „Burgberg“  be- 
zeiclmete  Anhöhe  ein  heute  eiugeebneter,  von  Slaven  angelegter  Bundwall  ist,  dessen 
ehemalige  Umgrenzungen  noch  durch  beraste  Wallböschungen  angedeutet  sind.  Zahl- 
reiche auf  der  Hügeloberfläche  verstreute  Gefässsch erben  sind  mit  den  für  den  „Burgwall- 
Typus“  charakteristischen  Wellenlinien  und  Stichornamenten  versehen. 

Eine  bei  der  Anlage  der  Helbig’schen  Gärtnerei  in  Laubegast  in  0,6  m Tiefe 
unter  einer  Henkelurne  gefundene,  aus  zwei  genau  aufeinander  passenden  Steinplatten 
bestehende  Handmühle,  welche  der  K.  Prähistorischen  Sammlung  von  dem  Besitzer  als 
Geschenk  übermittelt  wurde,  gab  Veranlassung  zur  weiteren  Untersuchung  des  Fundorts, 
wobei  aber  nur  noch  ein  Urnengrab  vom  „Lausitzer  Typus“  festgestellt  werden  konnte. 

Neben  neueren  Erwerbungen  aus  den  Urnenfeldern  von  Dobra,  Hosterwitz  und 
Löbtau  ist  namentlich  die  reiche  Sammlung  von  Urnen  und  Bronzen  hervorzuheben, 
die  Lehrer  E.  Peschei  auf  dem  ausgedehnten  Gräberfelde  von  N ünchritz  (s.  Sitzungs- 
ber.  d.  Isis,  1893,  S.  8)  ausgegraben  und  an  das  Museum  abgetreten  hat. 

Rentier  W.  Osborne  legt  ein  in  Prag  erworbenes  Gefäss  von  der 
Juliska  b.  Prag  vor,  das  mit  einer  ungewöhnlichen  Verzierung  geschmückt 
ist,  die  aus  einer  Combination  von  5 Schnurornamenten  besteht  und  gurt- 
oder  bandartiges  Aussehen  hat. 

Derselbe  bringt  weiter  zur  Ansicht  ein  mittelalterliches  Eisenbeil 
von  Reichenhall  und  eine  Anzahl  prähistorischer  Beile  ver- 
schiedener Typen,  die  er  zum  Zwecke  der  Demonstration  mit  Holzschäften 
versehen  liess. 


Zweite  Sitzung  am  8.  März  1894.  Vorsitzender:  Rentier  W.  Osborne. 
— Anwesend  20  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  hält  einen  längeren  Vortrag  über  die  vor- 
geschichtlichen megalithischen  Steinbauten  mit  Zugrundelegung 
von  Fergusson’s  Werk:  Les  monuments  megalithiques. 

Geh.  Hofrath  Dr.  Geinitz  macht  bei  dieser  Gelegenheit  auf  einen 
Dolmen  in  der  Gersdorfer  Haide  bei  Gross-Cotta  bei  Pirna  auf- 
merksam, der  sich  vor  einigen  Jahren  noch  dort  befand,  und  berichtet 


12 


weiter  über  cigentliümliclie  Steinbauten  an  den  Trollhättan fällen 
in  Schweden. 

Lehrer  H.  Döring  spricht  über  grosse  Glasperlen,  Bronze-  und  Eisen- 
beigaben  aus  einer  Urne  des  Gräberfeldes  von  Löbtau  und  über 
neolithische  Beste  aus  unmittelbarer  Nähe  dieses  Urnenfeldes. 

Bei  Besichtigung  der  Planirungsarbeiten  am  Nostitz- Wall  witzplatz  in  Löbtau  fand 
Berichterstatter  eine  Anzahl  verzierter  Gefässscherben,  geschlagene  Feuersteinsplitter, 
Nuclei  sowie  polirte  Grünstein artefacte,  sogen.  Flachbeilchen.  Die  Ornamente  der  Scherben 
zeigen  den  ausgeprägten  Typus  der  „Bandkeramik“  der  neolithischen  Zeit,  und  reihen 
sich  die  Funde  den  Resten  der  neolithischen  Tri cht ergruben  im  neuen  Weisseritzbett  an 
(s.  Sitzungsber.  d.  Isis,  1893,  S.  7). 

Lehrer  0.  Ebert  berichtet  über  weitere  neolithische  Funde  in 
Cotta  an  der  Ecke  der  Heinrich-  und  Briessnitzstrasse  und  über  eine 
slavische  Herdstelle  in  Cossebaude  gegenüber  dem  Bahnhof. 

Dr.  J.  Deichmüller  legt  ein  neolithisches  Gefäss  mit  schönem 
Schnurornament  von  Klotzsche-Königswald  bei  Dresden  vor,  das  sich 
im  Besitz  des  Herrn  E.  Kiihnscherf  befindet,  sowie  verschiedene  durch- 
lochte Steinbeile,  die  bei  Anlage  des  neuen  K.  B otanischen  Gartens, 
des  Tolkewitz  er  Friedhofs  und  beim  Grundgraben  des  Hauses  Canaletto- 
strasse  Nr.  7 in  Dresden  gefunden  wurden. 

Excursion.  

Am  16.  Juni  1894  unternahmen  7 Mitglieder  der  Isis  einen  Ausflug 
nach  Schloss  Zschorna  bei  Radeburg  zur  Besichtigung  der  Sammlungen 
des  verstorbenen  Ehrenmitgliedes  der  Gesellschaft,  Fräulein  Ida  von 
B o x b e r g. 

In  einem  von  Frau  Osw.  von  Boxberg  zur  Verfügung  gestellten  Wagen  wurde 
der  Weg  von  Radeburg  nach  Zschorna  zurückgelegt , woselbst  die  Theilnehmer  an  der 
Excursion  in  liebenswürdigster  Weise  empfangen  und  bewirthet  wurden.  Hierauf  erfolgte 
die  Besichtigung  der  Sammlung,  die  zufolge  letztwilliger  Verfügung  des  Fräulein 
Ida  von  Boxberg  in  Zschorna  verbleiben  soll. 

Die  Sammlung  enthält  ausser  einer  grossen  Anzahl  prähistorischer  Gegenstände, 
zumeist  aus  der  nächsten  Umgebung  von  Zschorna,  aus  den  Gräberfeldern  am  Knochen- 
berg bei  Niederrödern  und  Dobra  stammend,  auch  mittelalterliche  Kunstgegenstände  und 
verschiedene  Naturalien,  darunter  ausgestopfte  Thiere,  Mineralien,  Gesteine  u.  s.  w.  Unter 
letzteren  befinden  sich  charakteristische  Exemplare  der  in  der  Umgebung  von  Zschorna 
ausserordentlich  häufigen  sogenannten  Dreikantner  oder  Kantengeschiebe. 

Nach  einer  Besichtigung  der  schönen  Parkanlagen  um  Zschorna  erfolgte  die  Rück- 
fahrt nach  Radeburg. 


Y.  Section  für  Physik  und  Chemie. 


Erste  Sitzung  am  1.  März  1894.  Vorsitzender:  Privatdocent  Dr. 
J.  Frey b erg.  — Anwesend  42  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  gedenkt  des  im  Januar  d.  J.  verstorbenen  Physikers 
Prof.  Dr.  H ein  rieh  Hertz  in  Bonn  und  giebt  ein  kurzes  Bild  seiner 
wissenschaftlichen  Laufbahn  und  seiner  hochbedeutenden,  bahnbrechenden 
Arbeiten  auf  dem  Gebiete  der  Physik. 

Dr.  M.  Corsepius,  Oberingenieur  der  Firma  0.  L.  Kummer  & Co. 
in  Niedersedlitz,  hält  hierauf  einen  Vortrag  über  die  Anlage  eines 


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Elektricitätswerkes  der  Stadt  Dresden,  welcher  zu  einer  Debatte 
und  verschiedenen  Anfragen  reichlich  Anlass  giebt. 


Zweite  Sitzung  am  19.  April  1894.  V orsitz ender : Privatdocent 
Dr.  J.  Freyberg,  — Anwesend  41  Mitglieder. 

Der  1.  Vorsitzende  der  Isis,  Prof.  Dr.  G.  Helm,  macht  der  Section 
die  erschütternde  Mittheilung  von  dem  unerwarteten  Hinscheiden  ihres 
Vorstandes,  des  Herrn  Prof.  Dr.  E.  Zetzsche,  welchem  er  nach  Schil- 
derung seines  Lebenslaufes  einen  warmen  Nachruf  widmet. 

Prof.  Dr.  E.  von  Meyer  spricht  hierauf  über  Lavoisier  und  die 
Chemie  seiner  Zeit,  — eine  Säcularbetrachtung. 

Excursion.  

Am  21.  Juni  1894  besichtigten  38  Mitglieder  und  Gäste  das  Elek- 
tricitätswerk  der  K.  Sächsischen  Staatseisenbaimen  in  Dresden- 
F rie  dri  ch  stadt. 

Unter  der  freundlichen  Führung'  von  Baurath  Prof.  Dr.  R.  Ulbricht  wurde  die 
von  vorgenanntem  Herrn  geplante,  seit  1.  Mai  d.  J.  in  Betrieb  genommene,  z.  Z.  in 
Dresden  einzig  dastehende  elektrische  Centrale  einer  eingehenden  Besichtigung  unter- 
zogen. Hierbei  erregten  die  Kessel-  und  Dampfmaschinen- Anlage,  die  riesigen  elektrischen 
Maschinen,  die  Transformatoren,  sowie  die  Schaltungsanlage , die  Leitungsführung  der 
hochgespannten  Ströme  und  das  Laboratorium  durch  Ausführung  wie  Anordnung  in  dem 
schmucken  Gebäude  am  neuen  Weisseritz-Flussbett,  gerechte  Bewunderung. 


Yl.  Section  flir  Mathematik. 


Erste  Sitzung’  am  8.  Februar  1894.  Vorsitzender:  Prof.  Dr. M. Krause. 
— Anwesend  7 Mitglieder. 

Prof.  Dr.  M.  Krause  spricht  über  die  Entwickelung  der  ellip- 
tischen Functionen  in  Potenzreihen. 

Jede  elliptische  Function  kann  nach  Potenzen  ihres  Arguments  entwickelt  werden, 
wobei  die  Coeffizienten  ganze  Functionen  des  Moduls  sind.  Hermite  giebt  einige 
Eigenschaften  dieser  Coeffizienten  ohne  Beweis  an,  Joubert  und  Andre  haben  die 
Hermite’schen  Sätze  verallgemeinert  und  auf  andere  Functionen  übertragen.  Die  Be- 
weise sind  mannigfacher  Art.  Der  Vortragende  giebt  eine  einheitliche  Methode,  die  für 
alle  Sätze  der  skizzirten  Art  ausreicht  und  in  einer  einfachen  Weise  die  Sätze  von  Andre 
und  Joubert  ergiebt.  Die  nähere  Ausführung  findet  sich  in  den  Sitzungsberichten  der 
K.  Sachs.  Ges.  der  Wissenscli.  in  Leipzig  vom  8.  Januar  1894. 


Zweite  Sitzung  am  14.  Juni  1894.  Vorsitzender:  Prof. Dr. M.  Krause. 
— Anwesend  9 Mitglieder. 

Prof.  Dr.  K.  Rohn  spricht  über  die  Construction  einer  Fläche 
2.  Grades,  von  der  9 Punkte  gegeben  sind. 

Diese  Aufgabe  ist  im  Wesentlichen  gelöst,  wenn  durch  3 mal  3 der  9 Punkte  eine 
Ebene  und  in  diesen  durch  die  bez.  3 Punkte  ein  Kegelschnitt  gelegt  ist,  so  dass  jeder 
dieser  3 Kegelschnitte  jeden  der  2 anderen  in  2 Punkten  schneidet.  Die  ersten  Lösungen 
dieses  Problems  rühren  von  Hesse,  Steiner  und  Ch  äsles  her.  Der  Vortragende  giebt 
eine  neue  Lösung,  indem  er  zu  dem  Schnittpunkte  der  obigen  3 Ebenen  in  Bezug  auf 
die  gesuchte  Fläche  die  Polarebene  construirt,  deren  Schnitte  mit  den  drei  Ebenen  die 
Polaren  zu  jenem  Schnittpunkt  in  Bezug  auf  die  3 Kegelschnitte  sind,  wodurch  diese 


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Kegelschnitte  construirbar,  bestimmt  sind.  Diese  Polarebene  enthält  die  3 Punkte,  die 
dem  Schnittpunkte  der  drei  Ebenen  in  Bezug  auf  alle  Flächen  durch  nur  6 der  gegebenen 
9 Punkte  conjugirt  sind. 

Zum  Schluss  erwähnt  der  Vortragende  einige  Sätze  und  Aufgaben 
der  Planimetri e,  die  dadurch  einfacher  werden,  dass  man  die  be- 
treffende Figur  als  Projection  einer  räumlichen  Figur  ansieht. 


VII.  Hauptversammlungen. 


Erste  Sitzung  am  25.  Januar  1894.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  G.  Helm. 
— Anwesend  38  Mitglieder. 

Zur  Mittheilung  gelangt  die  Einladung  zu  der  vom  Leb  rer  verein 
für  Naturkunde  in  Dresden  im  Fr ö beihause  veranstalteten  Aus- 
stellung, welche  den  geologischen  Aufbau  der  Heimath  veranschaulichen 
und  eine  Sammlung  von  Lehrmitteln  für  die  Behandlung  der  Erdbildungs- 
lehre im  Unterricht  bieten  soll. 

Vorgelegt  wird  ferner  eine  photographische  Aufnahme  der  ,, Osiris“ 
am  21.  December  1893. 

Dr.  Fr.  Raspe  legt  eine  Anzahl  von  ihm  am  Strande  von  Norderney 
gesammelter  Muscheln,  Schnecken,  Seeigel,  Seesterne  und  Tange  aus. 

Dr.  W.  Bergt  spricht  an  der  Hand  zahlreicher  Belegstücke  über  die 
klassischen  Stätten  des  C o ntactmetam orplii smus  in  Sachsen. 

Im  Anschluss  an  diesen  Vortrag  theilt  Prof.  Dr.  W.  Hempel  Be- 
obachtungen in  grösseren  Eisenhüttenwerken  mit,  die  geeignet  sind,  Auf- 
schluss über  die  Entstehung  mancher  Gesteine  zu  geben. 


Zweite  Sitzung  am  22.  Februar  1894.  V orsitzender : Prof.  Dr. G. Hel m. 

— Anwesend  38  Mitglieder. 

Dr.  Fr.  Raspe  erstattet  Bericht  über  den  Kassenabschluss  für  das 
Jahr  1893  (s.  Anlage  S.  20).  Zu  Rechnungsrevisoren  werden  Bankier 
A.  Kuntze  und  Prof.  Dr.  K.  Rohn  gewählt. 

Der  Voranschlag  für  1894  wird  einstimmig  angenommen. 

Prof.  Dr.  0.  Schneid  er  bespricht  das  Werk  von  An  t.  Göhri  ng: 
Vom  tropischen  Tieflande  zum  ewigen  Schnee.  Eine  malerische  Schilde- 
rung des  schönsten  Tropenlandes  Venezuela.  Leipzig  bei  Adalb.  Fischer. 

Dr.  J.  Deichmüller  erläutert  an  einer  Fundkarte  die  bisherigen 
Ergebnisse  der  vorgeschichtlichen  Forschungen  in  und  um 
Dresden.  

Dritte  Sitzung  am  29.  März  1894.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  G.  Helm. 

— Anwesend  36  Mitglieder. 

Die  Rechnungsrevisoren  haben  den  Kassenabschluss  für  1893  für 
richtig  befunden  und  wird  dem  Kassirer  Decharge  er  theilt. 

Baurath  Prof.  Dr.  R.  Ulbricht  berichtet  über  seine  189  3 nach 
Chicago  unternommene  Reis e. 


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Vierte  Sitzung  am  20.  April  1894.  Vorsitzende:  Dr.  Fr.  Raspe 
lind  Prof.  Dr.  G.  Helm.  — Anwesend  27  Mitglieder. 

Oberlehrer  CI.  König  hält  einen  Vortrag  über  die  Grundlagen 
zu  Alexander  von  Humboldt ’s  pflanz  engeographischen  Ideen. 

Hieran  scliliesst  sich  eine  Besprechung  über  die  für  die  nächste  Woche 
in  Aussicht  genommene  Excursion. 

Excursionen.  — 

Am  3.  Mai  1894  unternahmen  22  Mitglieder  einen  Ausflug  nach 
T et  sehen,  von  wo  sie  unter  Leitung  von  Prof.  Dr.  E.  Hi  b sch  in  Lieb- 
werd  der  „Kolm er  Scheibe“  einen  Besuch  abstatteten,  um  deren  geo- 
logischen Aufbau  kennen  zu  lernen. 

Nachdem  die  Theilnehmer,  immer  aufwärts  steigend,  die  hier  die  Kreideformation 
überdeckenden  diluvialen  Gebilde  verlassen,  gelangten  sie  an  den  tongrischen  Sandstein 
und  die  ihn  überlagernden,  während  des  Aquitanien  entstandenen  vulkanischen  Massen- 
gesteine und  pflanzenführenden  Tephrittuffe.  Zuletzt  wurde  dem  Explosivkrater  dieses 
interessanten  Berges  ein  längerer  Besuch  zu  Th  eil.  Den  anwesenden  Botanikern  bot 
die  an  seltenen  Pflanzen  reiche  Frühlingsflora  Gelegenheit  zu  fleissigem  Sammeln. 

Am  Nachmittage  wurden  der  S chlossg arten  in  Tetscli  en  und  dessen 
Gewächshäuser  einer  Besichtigung  unterzogen. 


Am  2.  Juni  1894  besichtigten  38 Mitglieder  und  Gäste  die  Maschinen- 
fabrik und  elektrischen  Werkstätten  von  0.  L.  Kummer  & Co. 
in  Niedersedlitz  bei  Dresden. 

Die  Reihe  stattlicher  Neubauten,  welche  die  obengenannte  Firma  in  wenigen  Jahren 
bei  Erweiterung  ihres  geschäftlichen  Betriebes  aufführen  liess,  wurde  dankenswerter 
Weise  unter  der  sachkundigen  Führung  des  Herrn  Oberingenieur  Fi  sc  hing  er  durch- 
wandert. Hierbei  wurden  die  Modellwerkstätten,  die  Form-  und  Giessereiräume , die 
Werkstätten  für  Maschinenbau  und  Mechanik,  die  Montirungssäle  und  Prüfungslaboratorien, 
sowie  der  Akkumulatorraum  besucht.  Besonders  interessant  war  der  Einblick  in  die 
für  den  Dynamo-Maschinenbau  bestimmte  geräumige  Halle,  in  welcher  zahlreiche  Hilfs- 
maschinen und  viele  geschäftige  Hände  eine  grosse  Anzahl  von  Dynamos  verschiedener 
Grösse  und  Construction  ihrer  Vollendung  entgegenführten.  Gebührende  Aufmerksamkeit 
erregte  die  Kraftstation  für  die  elektrisch  betriebene  Strassenbahn  Laubegast-Tolkewitz- 
Blasewitz.  Zwei  mächtige  Dampfdynamos  stehen  hier  allzeit  bereit,  den  zum  Bahn- 
betriebe erforderlichen  elektrischen  Strom  zu  entwickeln,  der  alsdann  auf  Luftleitungen 
durch  die  Fluren  von  Niedersedlitz  und  Leuben  dem  Endpunkte  der  Strassenbahn  in 
Laubegast  zugeführt  wird.  Der  Besuch  der  Kummer’schen  Werkstätten  war  ganz  be- 
sonders dadurch  lehrreich,  dass  er  zeigte,  in  wie  vielseitiger  Weise  die  verschiedensten 
Arbeitsmaschinen  durch  Elektromotoren  angetrieben  werden  können  und  wie  praktisch 
und  einfach  dieser  leicht  regulirbare  Betrieb  sich  zu  gestalten  vermag. 

Hierauf  wanclerte  die  Hälfte  der  Theilnehmer  nach  Lauhegast,  wo 
im  Restaurant  zum  Elbthal  unter  Vorsitz  von  Prof.  Dr.  G.  Helm  eine 
Hauptversammlung  zur  Erledigung  geschäftlicher  Angelegenheiten,  Aufnahme 
von  Mitgliedern  u.  s.  w.  abgehalten  wurde. 


Veränderungen  im  Mitgliederbestände. 

Gestorbene  Mitglieder: 

Am  6.  Februar  1894  verschied  im  Alter  von  65  Jahren  Dr.  Victor 
Hofmeister,  Professor  an  der  K.  Thierärztlichen  Hochschule  in  Dresden, 
wirkliches  Mitglied  seit  1867. 


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In  0 schätz  geboren,  besuchte  der  Verewigte  die  Fürstenschule  zu  Grimma,  um 
später  in  Leipzig  zuerst  Medicin,  dann  Chemie  zu  studiren,  in  deren  Dienst  er  schliess- 
lich sein  ganzes  segensreiches  Leben  gestellt  hat.  Nach  längerer  Thätigkeit  als  Farben- 
chemiker in  einer  Fabrik  bei  Wittenberge  folgte  er  1862  einem  Rufe  als  Lehrer  der 
organischen  Chemie  an  die  K.  Thierarzneischule  in  Dresden,  deren  Lehrkörper 
er  bis  zu  seinem  Tode  angehört  hat.  Neben  seiner  Lehrthätigkeit  entwickelte 
Dr.  V.  Hofmeister  eine  ausgedehnte  schriftstellerische  Wirksamkeit.  Für  zahlreiche 
Fachzeitschriften  schrieb  er  anregende  Artikel  physiologischen  wie  chemischen  und 
landwirtschaftlichen  Inhalts,  sein  Hauptwerk  ist  die  physikalisch-chemische  Diagnostik, 
die  er  in  Gemeinschaft  mit  Prof.  Dr.  Siedamgrotzky  herausgab.  Der  Verstorbene  war 
ob  seines  biederen  und  bescheidenen  Wesens  in  allen  Kreisen,  die  ihm  näher  traten, 
hoch  geschätzt. 

Am  28.  März  1894  starb  Geh.  Oberforstrath  Dr.  Johann  Friedrich 
Jn deich,  Director  der  K.  Sächsischen  Forstakademie  in  Tharandt. 

Am  27.  Januar  1828  zu  Dresden  geboren,  erhielt  Friedrich  Judeich  seine  Vor- 
bildung auf  der  Kreuzschule,  prakticirte  1845 — 1846  auf  dem  Altenberger  Staatsforst- 
reviere, studirte  1846—1848  auf  der  Forstakademie  Tharandt  und  darauf  noch  ein  Jahr 
in  Leipzig  Nationalökonomie.  Während  seiner  Thätigkeit  bei  der  Forsteinrichtungs- 
anstalt in  Dresden  1849  — 1857  legte  er  die  Prüfung  für  den  höheren  Staatsforstdienst 
ab,  trat  dann  als  Forstmeister  in  die  Dienste  des  Grafen  Morzin  in  Hohenelbe,  dessen 
ausgedehnten  Waldbesitz  im  böhmischen  Riesengebirge  er  bis  1862  verwaltete,  um  hierauf 
die  Leitung  der  neuerrichteten  Forstlehranstalt  Weisswasser  in  Böhmen  zu  übernehmen. 
Ostern  1866  folgte  er  einem  ehrenvollen  Rufe  als  Director  der  K.  Sächsischen 
Forstakademie  zu  Tharandt,  welches  Amt  er  mit  treuester  Liebe  und  Hingebung  bis  zu 
seinem  Hinscheiden  verwaltete.  Verschiedene  Berufungen  in  andere,  äusserlich  be- 
deutendere Stellungen  lehnte  er  wiederholt  ab,  um  das  zu  bleiben,  was  er  sich  selbst 
als  Lebensziel  gesteckt  hatte:  der  anregendste  Lehrer  und  treueste  Berather  der  jungen 
Forstleute,  die  zu  gutem  Tlieile  sein  Weltruf  aus  allen  Ländern  in  Tharandt  ver- 
sammelte. 

Seine  forstliche  Wirksamkeit  zu  würdigen,  oder  die  grosse  Reihe  ihm  gewordener 
äusserer  Ehrenbezeugungen  aufzuzählen,  ist  hier  nicht  der  Ort.  Erwähnt  sei  nur,  dass 
ihn  1866  die  philosophische  Facultät  der  Universität  Leipzig  zum  Dr.  phil.  honoris  causa 
promovirte  und  zahlreiche  hervorragende  Gesellschaften,  wie  die  Kaiserlich  Leopoldinisch- 
Carolinische  Akademie  der  Naturforscher  und  die  Kaiserliche  Gesellschaft  der  Natur- 
forscher zu  Moskau  zu  ihrem  Mitgliede  ernannten. 

In  den  Kreis  unserer  Isis  führte  1854  den  Verewigten  sein  Lieblingsfach,  das  ihm 
bis  an  das  Lebensende  eine  Erholung  nach  amtlicher  Thätigkeit  geblieben  ist,  die 
Entomologie.  Schon  frühzeitig  hatte  er  angefangen,  Insecten  zu  sammeln,  und  war  mit 
gleichstrebenden  Sammlern  und  Forschern  Dresdens  und  dessen  Umgebung  in  Ver- 
bindung getreten,  vor  Allem  mit  seinem  langjährigen  Freunde  Clemens  Müller,  dessen 
bewährtes  Urtheil  er  jederzeit  hochschätzte.  Naturgemäss  wandte  er  den  forstschädlichen 
Insecten  und  ihrem  Frasse  sein  Hauptinteresse  zu,  welches  ihn  schon  zeitig  mit  Ratze- 
burg in  Verbindung  brachte,  dessen  Beispiel  folgend  er  jeden  ihm  vorkommenden 
Insectenfrass  durch  Beobachtung  oder  Zuchtversuch  zu  ergründen  suchte.  Besonders 
beschäftigte  er  sich  mit  der  Zucht  der  Borkenkäfer;  seine  grosse  Sammlung  von  Frass- 
stücken  bildet  heute  den  Grundstock  der  betreffenden  Abtheilung  der  akademischen 
Sammlung,  der  er  sie  1876  bei  Begründung  des  Lehrstuhls  für  Zoologie,  welche  zum 
guten  Tlieile  seiner  Anregung  zu  danken  ist,  schenkte. 

Den  reichen  Schatz  seiner  entomolog’ischen  Erfahrungen  hat  Judeich  in  ver- 
schiedenen Schriften  niedergelegt.  Seine  hervorragendste  schriftstellerische  Leistung  ist 
die  von  ihm  1876  besorgte  7.  Auflage  von  Ratzeburg’s  ,, Waldverderbern“,  in  welcher 
der  ursprüngliche  Text  von  ihm  wesentlich  erweitert  und  zeitgemäss  umgestaltet  wurde. 
Die  Vollendung  der  8.  Auflage  dieses  bedeutenden  Werkes,  deren  Mitbearbeitung  Prof. 
Dr.  H.  Nit  sehe  in  Tharandt  übernahm,  sollte  er  leider  nicht  mehr  erleben.  Seine 
übrigen  entomologischen  Veröffentlichungen  sind  nicht  zahlreich,  die  erste  mit  seinem 
Freunde  CI.  Müller  herausgegebene  findet  sich  als  „Beitrag  zur  Käferfauna  Sachsens“ 
im  Jahrgang  1857  des  ältesten  Vereinsorganes  unserer  Gesellschaft,  in  der  allgemeinen 
deutschen  naturhistorischen  Zeitung;  daselbst  ist  auch  ein  von  ihm  gehaltener  Vortrag 
über  „die  Bedeutung  des  Waldes  im  Haushalte  der  Natur“  und  ein  Bericht  über  die 
Thätigkeit  der  zoologischen  Abtheilung  der  Isis,  als  deren  Secretär  er  1855  amtirte, 
abgedruckt.  Die  späteren  entomologischen  Arbeiten  sind  wesentlich  im  Tharandter 
forstlichen  Jahrbuche  enthalten.  Im  XXXI.  Bande  desselben  findet  sich  auch  eine 


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Arbeit  über  „die  Y ogelschutzfrage  in  Deutschland“,  auf  deren  gesetzliche  Regelung  er 
wesentlichen  Einfluss  ausgeübt  hat. 

Unserer  Isis  gehörte  der  Verewigte  von  1854  an  als  beförderndes,  nach  seinem 
Weggange  von  Dresden  1857  als  correspondirendes  Mitglied  an.  1873  ernannte  ihn 
unsere  Gesellschaft  in  dankbarer  Anerkennung  seiner  grossen  Verdienste  um  die  Natur- 
wissenschaften zu  ihrem  Ehrenmitgliede. 

Die  Tragweite  des  durch  seinen  Tod  erlittenen  Verlustes  können  wir  in  den 
Worten  zusammenfassen,  die  ihm  Prof.  Dr.  H.  Nit  sehe  am  24.  Mai  d.  J.  in  unserer 
Gesellschaft  nachrief : In  ihm  starb  ein  edler  Mensch,  ein  eifriger  Freund  und  Förderer 
der  Naturwissenschaften,  ein  geistvoller  und  pflichteifriger  Lehrer  und  der  erste  Forst- 
mann Deutschlands  ! 

Am  18.  April  1894  starb  in  Dresden  Prof.  Dr.  Karl  Eduard 
Zetzsche,  wirkliches  Mitglied  seit  1876. 

Karl  Eduard  Zetzsche  wurde  am  11.  März  1830  als  Sohn  des  Wagnermeisters 
und  späteren  Bauverwalters  Johann  Gotthilf  Zetzsche  in  Altenburg  geboren,  besuchte 
von  1843  an  das  Friedrichs- Gymnasium  seiner  Vaterstadt,  verliess  dasselbe  Ostern  1851 
mit  grosser  Auszeichnung  und  siedelte  nach  Dresden  über,  um  sich  hier  an  der 
K.  Sächsischen  polytechnischen  Schule  dem  Studium  der  Mathematik  und  Naturwissen- 
schaften, besonders  in  ihrer  Anwendung  auf  die  Ingenieurwissenschaften,  zu  widmen. 
Ostern  1853  legte  er  die  Reifeprüfung  für  die  untere,  1855  die  für  die  obere  Ab- 
theilung ab,  nachdem  ihm  bereits  1854  die  bronzene,  bei  seinem  Abgänge  die 
silberne  Preismedaille  verliehen  worden  war.  Im  Herbst  1855  wendete  er  sich  nach 
Wien,  um  sowohl  an  dem  K.  K.  polytechnischen  Institute,  wie  an  der  K.  K.  Universität 
noch  ein  Jahr  lang  Vorlesungen  über  verschiedene  Ingenieurfächer,  über  mathe- 
matische Physik  und  staatswissenschaftliche  Disciplinen  zu  hören.  Hier  fand  Zetzsche 
auch  Gelegenheit,  an  einem  Cursus  über  Telegraphie  Theil  zu  nehmen,  der  ihm 
den  Eintritt  in  den  österreichischen  Telegraphendienst  eröffnete,  zunächst  in  Padua, 
später  in  Triest.  1857  promovirte  er  an  der  philosophischen  Facultät  der  Universität 
Jena,  wurde  1858  als  Lehrer  der  Mathematik  und  Mechanik  an  die  Gewerbeschule 
in  Chemnitz  berufen , aus  welcher  Stellung  er  erst  nach  fast  20jähriger  Thätig- 
keit  1876  ausschied,  um  einem  ehrenvollen  Rufe  als  Professor  für  theoretische  und 
praktische  Telegraphie  an  das  K.  Polytechnikum  in  Dresden  zu  folgen.  Während  seines 
Chemnitzer  Aufenthaltes  hatte  er  sich  einen  eigenen  Hausstand  mit  Fräulein  Marie 
Amalie  Specht  aus  Dresden  gegründet. 

Mit  dem  Eintritt  in  den  neuen  Wirkungskreis  in  Dresden  kam  Eduard  Zetzsche 
als  Lehrer  an  eine  Anstalt,  die  er  genau  ein  Vierteljahrhundert  vorher  als  Lernender 
bezogen  hatte.  Mit  grossem  Erfolge  wirkte  er  hier  als  Lehrer  der  Elektrotechnik,  und 
sein  sachgemässer  akademischer  Unterricht  trug  wesentlich  zur  Hebung  dieses  Wissens- 
zweiges bei;  ein  besonderes  Verdienst  um  das  Polytechnikum  erwarb  er  sich  ausserdem 
durch  Schaffung  einer  werthvollen  Sammlung  elektrotelegraphischer  Apparate.  Leider 
sollte  Dresden  den  verdienstvollen  Mann  bald  wieder  verlieren.  Eine  Berufung  in  den 
Reichstelegraphendienst  führte  ihn  im  Herbst  1881  nach  Berlin  als  Docent  der  Telegraphen- 
technik an  der  Telegraphenschule  des  Reichspostamtes  und  als  kaiserlichen  Telegraphen- 
ingenieur. Gleichzeitig  führte  er  die  bereits  von  Dresden  1879  übernommene  Redaction 
der  „Elektrotechnischen  Zeitschrift“  in  hingebender  und  unparteiischer  Weise  bis  Ende 
1886  fort,  zu  welcher  Zeit  ihn  ein  nervöses  Leiden,  die  Folge  von  Ueberanstrengung 
und  Arbeitsüberlastung,  zwang,  zunächst  auf  seine  redactionelle  Thätigkeit  zu  verzichten 
und  im  Herbst  1887  auch  aus  dem  Reichsdienste  zu  scheiden. 

Zetzsche  zog  sich  nach  Dresden  zurück,  um  hier  seine  umfangreiche  litterarische 
Thätigkeit  fortzusetzen.  Zahlreiche  werthvolle  Abhandlungen  aus  seiner  Feder  sind 
in  den  verschiedenen  technischen  Zeitschriften  des  In-  und  Auslandes  veröffentlicht; 
nicht  minder  gross  ist  die  Zahl  der  von  ihm  verfassten  selbständigen  Werke  aus  den 
Gebieten  der  Mathematik  und  der  Telegraphie.  Sein  Hauptwerk  ist  das  „Handbuch 
der  elektrischen  Telegraphie“,  dessen  erster  Band  1877  erschienen  ist.  Dieses  bedeutende 
Werk,  zu  dessen  Herausgabe  er  die  erste  Anregung  von  Werner  Siemens  erhielt, 
wird  immer  die  Grundlage  für  alle  späteren  ähnlichen  Arbeiten  bleiben;  noch  wenige 
Monate  vor  seinem  Tode  hat  er  die  Schluss  - Abtheilung  desselben  im  Manuskript 
vollendet. 

Mit  zahlreichen  technischen  und  naturwissenschaftlichen  Gesellschaften  des  In-  und 
Auslandes  stand  Zetzsche  in  reger  Verbindung,  mit  Stolz  zählten  ihn  viele  zu  ihren 
Ehren-  oder  correspondirenden  Mitgliedern.  In  unsere  Isis  trat  der  Verewigte  1876  als 
wirkliches  Mitglied  ein,  folgte  auch  während  seines  Aufenthaltes  in  Berlin  mit  leb- 


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haftem  Interesse  der  Entwickelung  der  Gesellschaft  und  nahm  nach  seiner  Rückkehr 
nach  Dresden  die  Beziehungen  zu  ihr  gern  wieder  auf;  oft  weilte  er  seitdem  in  unserer 
Mitte.  1893  und  1894  wählte  ihn  die  physikalisch  - chemische  Section  zu  ihrem  ersten 
Vorsitzenden,  welches  Amt  er  bis  zu  seinem  Scheiden  mit  grosser  Hingabe  verwaltete, 
aus  dem  reichen  Schatz  seiner  Erfahrungen  immer  belehrend  und  anregend  auf  die  Hörer 
einwirkend  oder  für  Vorträge  in  den  Sitzungen  sorgend. 

In  den  weitesten  Kreisen  schätzte  man  den  Verewigten  als  ruhigen,  bescheidenen 
Mann,  verehrte  ihn  als  treuen  Freund  und  biederen  Genossen.  Am  Grabe  trauern  mit 
der  Familie  seine  zahlreichen  Freunde,  trauert  die  deutsche  Wissenschaft  um  einen 
Mann,  dessen  Name  mit  grösster  Achtung  und  Verehrung  genannt  werden  wird,  so  lange 
es  eine  elektrische  Telegraphie  geben  wird. 

Am  5.  Juni  1894  starb  in  Gera  einer  der  bekanntesten  Ornithologen 
der  Jetztzeit,  Hofrath  Prof.  Dr.  Karl  Theodor  Liebe,  correspondirendes 
Mitglied  unserer  Gesellschaft  seit  1862. 

Karl  Theodor  Liebe  wurde  am  11.  Februar  1828  zu  Moderwitz  bei  Neustadt 
an  der  Orla  als  Sohn  eines  Predigers  geboren,  genoss  seinen  ersten  Unterricht  im 
väterlichen  Hause , besuchte  dann  das  Stiftsgymnasium  in  Zeitz , welches  er  1848  mit 
dem  Reifezeugniss  verliess,  um  in  Jena  Theologie,  daneben  Geologie  und  Paläontologie 
zu  studiren.  Nach  Ablegung  der  theologischen  Staatsprüfung  ging  er  1852  nach  Hamburg 
als  Hauptlehrer  am  Schleiden’schen  Realgymnasium,  kehrte  jedoch  schon  1855  in  seine 
thüringische  Heimath  zurück,  um  in  Gera  die  Stellung  als  Lehrer  der  Mathematik,  von 
1860  an  als  Director  an  der  Gewerbeschule  zu  übernehmen.  Ein  Jahr  später  wurde  er 
zum  Professor  der  Mathematik  und  Naturwissenschaften  am  Fürstlichen  Gymnasium  in 
Gera  ernannt  und  blieb,  trotz  mehrfacher  Berufungen  an  Universitäten  oder  höhere 
Lehranstalten,  in  diesem  Amte  bis  Ostern  1894,  um  sich  dann  in  den  wohlverdienten 
Ruhestand  zurückzuziehen. 

Ausser  seiner  Lehrthätigkeit  fand  Liebe  noch  Zeit,  sich  mit  geologischen  und 
ornithologischen  Studien  zu  befassen.  Das  Hauptgebiet  seiner  geologischen  Forschungen 
ist  Ostthüringen,  hier  legte  er  die  Grundlinien  zu  seinen  späteren  geologischen  Auf- 
nahmen. Die  Ergebnisse  seiner  Untersuchungen  hat  er  in  zahlreichen  Schriften  ver- 
öffentlicht, von  denen  hier  nur  einige  hervorgehoben  werden  können:  „Der  Zechstein 
des  Fürstenthums  Reuss-Gera“,  „Das  Zechsteinriff  von  Köstritz“,  die  mit  H.  B.  Geinitz 
1866  herausgegebene  Arbeit  über  „Ein  Aequivalent  der  takonischen  Schiefer  Nord- 
amerikas in  Deutschland  und  dessen  geologische  Stellung“,  „Die  erratischen  Gesteine 
in  der  Umgegend  Geras“,  „Ueber  das  Alter  der  Tentaculitenschichten  in  Thüringen“, 
„Die  Seebedeckungen  Ostthüringens“,  „Die  zonenweise  gesteigerte  Umwandlung  der 
Gesteine  in  Ostthüringen“  und  seine  Arbeiten  über  die  Knochenfunde  in  den  Höhlen 
Thüringens,  namentlich  in  der  Lindenthaler  Hyänenhöhle.  1868  wurde  Liebe  von  der 
K.  Preussischen  und  der  Fürstlich  Reussischen  Regierung  mit  der  geologischen  Auf- 
nahme Ostthüringens  betraut.  Seit  dieser  Zeit  hat  er  die  Resultate  seiner  Forschungen 
in  den  Erläuterungen  zu  den  einzelnen  Sectionen  und  im  Jahrbuch  der  K.  Preussischen 
geologischen  Landesanstalt  niedergelegt.  Als  Gesammtergebniss  seiner  Untersuchungen 
veröffentlichte  er  1884  die  „Uebersicht  über  den  Schichten  auf  bau  von  Ostthüringen“. 

Die  Thätigkeit  als  Geolog  gab  ihm  vielfach  Gelegenheit,  die  Vogelwelt  seiner 
Heimath  zu  beobachten.  Schon  im  Vaterhause,  wie  auch  durch  Besuche  beim  Altmeister 
der  Ornithologie,  dem  Pfarrer  Ohr.  L.  Brehm  in  Renthendorf,  war  in  dem  Knaben 
das  Interesse  für  die  gefiederte  Welt  erregt  worden,  das  ihm  bis  an  sein  Lebensende 
treu  bleiben  sollte.  In  zahlreichen  Schriften  hat  er  seine  Beobachtungen  mitgetheilt; 
der  Werth  dieser  Arbeiten  erhellt  daraus,  dass  z.  B,  seine  „Winke,  betr.  das  Aufhängen 
von  Nistkästen“  und  „Futterplätze  für  Vögel  im  Winter“  in  11  Auflagen  in  mehreren 
Hunderttausend  Exemplaren  in  Deutschland,  Oesterreich  und  der  Schweiz  verbreitet 
sind.  Eine  Zusammenstellung  der  in  den  verschiedensten  Fachzeitschriften  erschienenen 
ornithologischen  Veröffentlichungen  Liebe’s  ist  durch  Dr.  C.  R.  Hennicke  geschehen. 
1876  betheiligte  sich  Liebe  an  der  Gründung  des  „Sächsisch-Thüringischen  Vereins  für 
Vogelkunde  und  Vogelzucht“,  der  1878  in  den  „Deutschen  Verein  zum  Schutze  der 
Vogelwelt“  umgewandelt  wurde,  als  dessen  zweiter  Vorsitzender  er  die  Zeitschrift 
dieses  Vereins  von  1884  ab  redigirte. 

Auch  gemeinnützige  Bestrebungen  hat  er  als  langjähriges  Mitglied  des  Gemeinde- 
raths, des  Gewerbe  Vereins  und  als  erster  Vorsitzender  der  Gesellschaft  von  Freunden 
der  Naturwissenschaften  in  Gera  stets  unterstützt.  Seine  wissenschaftliche  Bedeutung 
wurde  1886  durch  Ernennung  zum  fürstlichen  Hofrath  und  1894  durch  Verleihung  des 
goldenen  Verdienstkreuzes,  wie  durch  die  Ertheilung  der  Ehrenmitgliedschaft  vieler 


19 


naturwissenschaftlicher  und  ornithologisclier  Gesellschaften  Deutschlands  anerkannt. 
Unserer  Isis  gehörte  der  Verewigte  seit  1862  als  correspondirendes  Mitglied  an,  zahl- 
reiche Schenkungen  an  unsere  Bibliothek  werden  den  Namen  des  verdienstvollen 
Gelehrten  in  unserem  Mitgliederkreise  immer  in  dauerndem  Andenken  erhalten. 

Am  6.  Juni  1894  starb  in  Görlitz  Restaurateur  A.  Peclitner,  cor- 
respondirendes Mitglied  seit  1871. 


Als  wirkliche  Mitglieder  sind  aufgenommen: 

Pickel,  Job.,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  in  Dresden,  am  26.  April  1894; 
Kämnitz,  Max,  Chemiker  in  Dresden,  am  29.  März  1894; 

Kalkowsky,  Ernst,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  Technischen  Hoch- 
schule in  Dresden,  am  26.  April  1894; 

Krutzsch,  Herrn.,  K.  Oberförster  in  Hohnstein,  am  2.  Juni  1894; 
v.  Meyer,  E.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  Technischen  Hochschule  in 
Dresden,  am  25.  Januar  1894; 

Vogel,  Clem.,  Lehrer  in  Dresden,  am  25.  Januar  1894; 

Weigel,  Joh.,  Kaufmann  in  Dresden,  am  2.  Juni  1894; 

Worgitzky,  Eug.,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  in  Dresden,  am  22.  Februar  1894. 

Zu  correspondirenden  Mitgliedern  sind  ernannt: 

Hofmann,  H.,  Bürgerschullehrer  in  Hohenstein-Ernstthal,  am  25.  Januar 
1894; 

Menzel,  Paul,  Dr.  med.,  in  Hainitz  bei  Bautzen,  am  22.  Februar  1894. 

In  die  correspondirenden  Mitglieder  sind  übergetreten: 
Bernhardi,  Joh.,  Landbauinspector  in  Altenburg; 

Vater,  Heinr.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  Forstakademie  in  Tharandt. 


Dresden,  am  21.  Februar  1894.  H.  Warnatz,  z.  Z.  Kassirer  der  Isis. 


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Kassenabschluss  der  ISIS  vom  Jahre  1893. 

Position.  Einnahmen.  Position.  Ausgaben. 


Sitzungsberichte 

der 

naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 

ISIS 


in  Dresden. 

1894, 


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I.  Section  für  Zoologie. 


Yierte  Sitzung  am  11.  October  1894  (in  Gemeinschaft  mit  der  Section 
für  Botanik).  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  H.  Nit  sehe.  — Anwesend  33  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  hält  einen  Vortrag  über  die  insektentödtenden  Pilze 
und  Spaltpilze,  sowie  über  deren  leider  sehr  geringe  Bedeutung  für  die 
Bekämpfung  der  Feinde  forst-  und  landwirtschaftlicher  Kulturpflanzen. 

Prof.  Dr.  0.  Drude  bestätigt  die  Schwierigkeit  der  Anlage  von 
Kulturen  niederer  pflanzlicher  Organismen  in  grossem  Massstabe. 

Institutsdirector  Th.  Reibisch  spricht  über  den  Zwischenkiefer 
bei  verschiedenen  Säugethieren  und  legt  mehrere  Schädel  zur  De- 
monstration dieses  Knochens  vor. 


Fünfte  Sitzung  am  22.  November  1894.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  H. 

Nitsche.  — Anwesend  21  Mitglieder. 

Dr.  F.  Raspe  legt  eine  Anzahl  Eier  eines  afrikanischen  Finken, 
sogen.  Mövchensi,  vor,  die  dasselbe  in  einer  Zeit  legte,  während  der  es 
seinen  Käfig  in  Gemeinschaft  mit  einem  Tigerfinken -Männchen  bewohnte. 
Die  Eier  sind  bebrütet,  aber  ohne  Erfolg. 

Prof.  Dr.  H.  Nitsche  hebt  hervor,  dass  aus  den  von  Dr.  F.  Raspe  mit- 
getheilten  Beobachtungen  nicht  festzustellen  sei,  ob  Bastardirung  vorliege. 

Dr.  J.  Thiele  hält  einen  Vortrag  über  die  neuere  Systematik 
der  Schnecken  unter  Vorlage  von  Material  aus  der  Sammlung  des  Herrn 
Putscher  und  einschläglicher  Litteratur: 

Recherches  sur  divers  Opistobranch.es,  par  P.  Pelseneer; 

Morphologie  der  Prosobranchier  (gesammelt  auf  einer  Weltreise  der  italienischen 
Oorvette  „Vettor  Pisani“),  von  B.  Haller; 

Das  Gebiss  der  Schnecken,  zur  Begründung  einer  rationellen  Klassification  unter- 
sucht von  Troschel,  fortgesetzt  von  J.  Thiele. 

Geh.  Hofrath  Dr.  H.  B.  Geinitz  macht  Mittheilungen  über  die  Stel- 
lung der  Schwanzflosse  an  neuerdings  aufgefundenen  Ichthyosauren. 

Prof.  Dr.  H.  Nitsche  berichtet  über  Vogelvarietäten,  die  neuer- 
dings in  die  Sammlung  der  Forstakademie  Tharandt  gelangt  sind,  und 
zwar  besonders  über  einen  Dompfaffen -Melanismus. 


II.  Section  für  Botanik. 


Fünfte  Sitzung  am  25.  October  1894  (Floristenabend).  Vorsitzender: 
Oberlehrer  K.  Wobst.  — Anwesend  24  Mitglieder. 

I)r.  B.  Scho r ler  hält  einen  Vortrag  über  die  Flora  des  oberen 
Saalthaies  und  des  Frankenwaldes  und  erläutert  denselben  durch 
zahlreiche  Vorlagen,  welche  er  in  dem  genannten  Gebiete  gesammelt  hat 
(vergl.  Abhandl.  VI). 

Im  Anschluss  hieran  giebt  Prof.  Dr.  0.  Drude  nähere  Erklärungen 
über  den  von  Dr.  B.  Schorler  vorgelegten  interessanten  Bastard  Asplenium 
germanicum  Weiss, 

und  spricht  hierauf  über  die  Verbreitung  der  südöstlichen 
Pflanzengenossenschaften  im  Meissner  Hügellande. 

Dr.  A.  Naumann  macht  Mittheilungen  über  zwei  nord amerika- 
nische Nuss  bäume,  Juglcins  cinerea  und  nigra  L.,  besonders  über 
deren  Früchte. 

Zum  Schlüsse  legt  Apotheker  A.  M.  Schiimp ert  eine  abnorme  Form 
von  Veronica  spicata  L.  mit  vielfach  verzweigter  Traube  vor,  gesammelt 
in  Löbsal  bei  Meissen. 


Sechste  (ausserordentliche)  Sitzung  am  15.  November  1894  (Floristen- 
abend). Vorsitzender:  Oberlehrer  K.  Wobst.  — Anwesend  15  Mitglieder. 

Lehrer  A.  Jenke  berichtet  über  neue  Funde  von  D iatomaceen  und 
Desmidiaceen  in  der  Flora  von  Dresden  und  seiner  Umgebung 
und  demonstrirt  dieselben  an  ausgestellten  mikroskopischen  Präparaten. 

1.  Cymb  eil  a s ub  ae qualis  Grün,  oder  C.  p is ciculus  Grün.,  gesammelt  im 
April  1894  im  Palaisteiche  des  Iv.  Grossen  Gartens  mit  Oscilarien,  Scenedesmus  quadri- 
cauda  Turp.,  Closterium  acerosum  Ehrb.  und  CI.  acutum  Lyng.,  sowie  mit  Cymato- 
pleura  Sotea  Ktz.,  Amphora  ovalis  Ehrb.,  Nitzschia  sigmoidea  W.  Sm.,  Pleurosigma 
Spencerii  W.  Sm.,  Pl.  acuminatum  W.  Sm.,  Pinnularia  viridis  Rbh.,  Navicula  cuspi- 
data  Krz.,  N.  affinis  Ehrb.,  N.  limosa  Ktz.  var.  gibberula  Grün. 

2.  Pinnulari  a polyonca  Breb.  oder  P.  undulata  Greg.,  von  Uirector  Gersten- 
berger in  einem  Wassertümpel  der  Charwiese  bei  Klotzsche  gesammelt,  vergesellschaftet 
mit  einer  Anzahl  Diatomeen  und  Desmidiaceen,  als  z.  B. : 

Navicula  firma  Ktz.,  N.  gracillima  Pritch.,  N.  pachycephala  Bbh.,  N.  laevissima 
Ktz.  var.  rectangularis  Ktz.,  N.  nodosa  Ehrb.,  Pinnularia  gibba  Ehrb.  (grosse  Form) 
P.  stauroptera  Gr.,  P.  hemiptera  Ktz.,  Stauroneis  Phoenicenteron  Ehrb.,  Eunotia  dio- 
don  Ehrb.,  E.  lunaris  Ehrb.  (Grün.),  Gomphonema  acuminatum  Ehrb.,  G.  coronatum 
Bbh.,  Nitzschia  curvula  W.  Sm.,  Tabellaria  flocculosa  Ktz.,  T.  fenestrata  Ktz.,  Cym- 
bella  gracilis  Ktz.,  C.  cuspidata  Ktz.  und 

Eyalotheca  dessiliens  Sm.,  Desmidium  Swartzii  A g\,  Micrasterias  rotata  Grev., 
M.  truncata  Cord.,  Euastrum  oblongum  Grev.,  E.  ansatum  Ehrb.,  E.  binale  Turp., 
Cosmarium  Botrytis  Bor.,  Xanthidium  fasciculatum  Ehrb.,  Staurastrum  dejectum  Breb., 
St.  teliferum  Rifs.,  St.  polymorphum  Breb.,  St.  crenulatum  Naeg.,  St.  tricorne  Breb., 
Didymocladon  furcigerus  Breb.,  Penium  Digitus  Ehrb.,  Docidium  nodulosum  Breb., 
D.  asperum  Breb.,  Closterium  costatum  Cord.,  CI.  lineatum  Ehrb.,  CI.  striolatum  Ehrb., 
CI.  juncidum  Rifs.,  Ankistrodesmus  falcatus  Cord.,  Pediastrum  Heptactis  Ehrb. 

3.  Staur  astrum  tumidum  Breb.,  Abbild,  in  Wolle,  Pl.  39,  Fig.  1 und  2;  Ralfs, 
Tab.  21,  Fig.  6,  vom  Vortragenden  im  October  1894  im  bösen  Loch  der  Dresdner  Haide 
gesammelt,  und 


4.  Naviculci  serians  Ktz.  var.  minor  Grün.  Ausser  der  unter  3 angegebenen 
Stelle,  wo  diese  Diatomee  ziemlich  reichlich  vorkam , noch  in  verschiedenen  anderen 
Wassertümpeln  der  Dresdner  Haide  gefunden.  Im  bösen  Loch  vergesellschaftet  mit 
folgenden 

a)  Desmidiaceen : Hyalotheca  dessilicus  Breb.,  Dydimoprium  Grevillü  Ktz.,  D. 
Borreri  Ulfs.,  Deswiidium  Swartzii  Ag\,  Sphaerozosma  vertebratuni  Breb.,  Micrasterias 
denticulata  Breb.,  AI.  rot  ata  Grev.,  Al.  fimbriata  Grev.,  M.  Crux- Melitensis  Ehrb., 
M.  pinnatifida  Ktz.,  M.  crenata  Breb.,  Euastrum  verrucosum  Ehrb.,  E.  oblongum  Grev., 
E.  ansatum  Ehrb.,  E.  binale  Turp.,  E.  sublobatum  Breb.,  Cosmarium  Cucumis  Cord., 
C Meneghinii  Breb.,  C.  tetraophthalmum  Ktz.,  C.  margaritiferum  Turp.,  C.  conspersum 
Rifs,  (sehr  reichlich),  C.  Phaseolus  Breb.,  C.  Cucurbita  Breb.,  C.  turgidum  Breb., 
Xanthidium  armatum  Breb.,  X cristatum  Breb.,  X fasciculatum  Ehrb.,  Anthrodesmus 
convergens  Ehrb.,  Staurastrum  muticum  Breb.,  St.  orbiculare  Ehrb.,  St.  teliferum  Ehrb., 
St.  punctulatum  Breb.,  St.  polymorphuni  Breb.,  St.  controversum  Breb.,  St.  aculeatum 
Ehrb.,  Tetmemorus  granulatum  Breb.,  Penium  Digitus  Breb.,  P.  interruptum  Breb., 
P.  closterioides  Breb.,  Docidium  nodulosum  Breb.,  D.  Ehrenbergii  Ktz.,  Closterium 
Lunula  Müll.,  CI.  acerosum  Sehr.,  CI.  Diane  Ehrb.,  CI.  striolatum  Ehrb.,  CI.  juncidum 
Ktz.,  CI.  lineatum  Ehrb.,  Ankistrodesmus  falcatus  Cord.,  Pediastrum  Boryanum  Turp., 
P.  ellipticum  Ehrb.,  Scenedesmus  quadricauda  Turp.,  Sorastrum  spinulosum  Naeg. ; 

b)  Diatomeen:  Eunotia  Tetrctodon  Ehrb.,  Tabellaria  flocculosa  Ktz.,  T.fenestrcita 
Ktz.,  Nitz  sein  a curvula  W.  Sm.,  Gomphonema  coronatum  Rbh.,  G.  capitatum  Ehrb., 
G.  auritum  A.  Br.,  Cymbella  gracilis  Ktz.,  Navicula  laevissima  var.  rectangularis 
Ktz.,  N.  racliosa  Ktz.,  N.  ovalis  W.  Sm.,  Pinnularia  viridis  Rbh.,  Frustulia  saxo- 
nica  Rbh. 

Prof.  Dr.  0.  Drude  bespricht  und  bringt  zur  Vorlage: 

Specialkarte  der  Umgebung  von  Meissen,  herausgegeben  von  der  naturwissenschaft- 
lichen Gesellschaft  Isis  daselbst; 

Loew:  Pflanzenbiologische  Floristik; 

Regel:  Thüringen,  geographisches  Handbuch; 

Schulz:  Die  Orchideen  Deutschlands; 

Altenkircli:  Beiträge  über  die  Verdunstungsvorrichtungen  in  der  trockenen 
Geröllflora  Sachsens  (Inaug. -Diss.). 

Derselbe  übergiebt  weiter  eine  Mittheilung  von  Prof.  Dr.  P.  Magnus 
in  Berlin:  Weitere  Notiz  über  das  Auftreten  der  Plasmodiophora 
B rassicae  Woron.  an  wilden  Cruciferen. 

„In  den  Abhandlungen  der  Isis  1893,  Abh.  VIII,  habe  ich  mitgetheilt,  dass  ich 
Plasmodiophora  Brassicae  Woron.  auf  Nasturtium  silvesire  am  Elbufer  bei  Meissen 
gefunden  habe,  und  gebührend  hervorgehoben,  dass  dieser  an  den  kultivirten  Kohlarten 
und  anderen  kultivirten  Cruciferen  oft  sehr  verderblich  auftretende  Parasit  nach  meinem 
Wissen  zum  ersten  Male  auf  einer  wilden  Crucifere  in  einem  Boden  mit  seiner  natür- 
lichen, d.  h.  nicht  von  Menschen  angelegten  Pflanzendecke  beobachtet  worden  sei. 

Seitdem  habe  ich  Kenntniss  erhalten  von  einer  Arbeit,  die  der  amerikanische 
Botaniker  Byron  D.  Halsted  im  Bulletin  of  the  Torrey  Botanical  Club  1894,  S.  76, 
unter  dem  Titel:  Club-Root  in  Common  Weeds  veröffentlicht  hat.  Halsted  theilt  darin 
mit,  dass  er  Plasmodiophora  Brassicae  Woron.  auf  Capselia  bursa  pastoris  und 
Sisymbrium  vulgare  bei  New  Brunswick  in  New  Jersey,  Nordamerika,  beobachtet  hat. 
Er  weist  darauf  hin,  dass  diese  Pflanzen  während  des  ganzen  Jahres  auf  Gartenland 
leben,  auf  dem  später  nützliche  Cruciferen  gezogen  werden.  So  möchten  diese  wilden 
Cruciferen  die  Plasmodiophora  von  einer  Kulturperiode  zur  andern  erhalten  und  sie 
weiter  verbreiten.  Er  räth  daher  dringend,  diese  wilden  Cruciferen  zu  vernichten. 

Auch  ich  kann  nur  meine  Aufforderung  an  die  Gärtner  wiederholen,  mit  doppelter 
Aufmerksamkeit  das  Auftreten  dieser  verderblichen  Krankheit  in  ihren  Gärten  zu  über- 
wachen, namentlich  in  der  Nähe  der  Fluss-,  See-  und  Teichufer.  Aus  den  Halsted’schen 
Beobachtungen  folgt  aber  noch  vor  allen  Dingen,  dass,  wenn  die  Kohlhernie  auf  einem 
Beete  verderblich  aufgetreten  ist,  es  nicht  genügt,  auf  diesem  Beete  mehrere  Jahre 
keine  Kohlarten  zu  kultiviren , sondern  man  dort  auch  jedenfalls  die  wilden  Cruciferen 
sorgfältig  entfernen  muss,  um  sicher  zu  sein,  dass  sich  keine  entwickelungsfähigen 
Sporen  der  Plasmodiophora  Brassicae  mehr  in  diesem  Boden  befinden. 

Die  mächtigen,  von  Plasmodiophora  Brassicae  hervorgerufenen  Anschwellungen 
des  Wurzelstocks  dürfen  nicht  verwechselt  werden  mit  den  von  den  Larven  des  Rüssel- 


26 


käfers  Ceutorrhynchus  am  Wurzelstocke  von  Brassica  und  vielen  anderen  Cruciferen 
her  vorgeb  rächten  kugeligen  Gallen. 

Für  gütige  Uebersendung  der  an  wilden  Cruciferen  aufgetretenen  Plasmodiophora 
Brassicae  wäre  ich  sehr  dankbar,  da  es  von  Interesse  für  weitere  Untersuchungen 
wäre.“ 

Hierauf  spricht  Privatus  K.  Schiller  über  die  Flora  des  Bayri- 
schen Waldes  und  erläutert  seinen  Vortrag  durch  zahlreiche  daselbst 
gesammelte  Pflanzen,  hauptsächlich  Kryptogamen,  und  viele  von  ihm  nach 
der  Natur  gemalte  und  gezeichnete  Abbildungen  (vergl.  Abhandl.  IX). 

Privatus  F.  Fritzsche  legt  eine  abweichende  Form  von  Filago  ar- 
vensis  Fr.  vor. 

Dr.  Th.  Wolf  macht  im  Anschlüsse  daran  Mittheilung  über  eine  von 
ihm  im  Rabenauer  Grunde  gesammelte  Pflanze,  welche  für  die  Flora 
Sachsens  neu  ist:  Corydalis  capnoides  Walilbg.;  ferner  berichtet  derselbe 
über  einen  neuen  Standort  von  Scilla  bifolia  DC.  und  über  das  Auftreten 
von  Melüotus  parviflorus  Dsf.  und  Bromus  serotinus  Ben.  im  Plauenschen 
Grunde,  sowie  Eruca  sativa  Lam.  am  Elbufer.  Alle  genannten  Formen 
werden  zur  Vorlage  gebracht. 

Zum  Schlüsse  bespricht  Dr.  B.  Sch or ler  an  der  Hand  der  Beleg- 
exemplare die  neuen  Phanerogamenfunde,  welche  im  Herbarium  der 
K.  botanischen  Sammlung  eingegangen  sind  (vergl.  Abhandl.  VII). 


Siebente  Sitzung  am  6.  December  1894.  Vorsitzender:  Prof.  Dr. 
0.  Drude.  — Anwesend  31  Mitglieder  und  Gäste. 

Der  Vorsitzende  lenkt  die  Aufmerksamkeit  auf  Prof.  Nitsche’s  Vor- 
lesungen über  die  „Naturgeschichte  europäischer  Hirscharten“  in  der 
Tharandter  Forstakademie,  die  für  einen  weiteren  Kreis  berechnet  sind. 

Von  neuer  Litteratur  wird  besprochen  und  vorgelegt: 

Die  botanischen  Anstalten  Wiens; 

En  gier:  Ueber  die  Flora  des  Gebirgslandes  von  Usambara  und  über  die  Glie- 
derung der  Vegetation  von  Usambara  und  der  angrenzenden  Gebiete; 

Haeckel:  Systematische  Phylogenie  der  Protisten  und  Pflanzen; 

Index  Kewensis,  Bd.  I — III,  Herausgabe  des  mit  Darwinschem  Legate  be- 
gründeten neuen  Nomenclators  der  Gefässpflanzen  bis  1885,  also  bis  zu  der 
Zeit,  in  welcher  die  Nomenclatur  ihre  neueste  verwirrungsreiche  Periode  un- 
nöthiger  Abänderungen  begann; 

Strasburger,  Noll,  Schenk  und  Schimper:  Lehrbuch  der  Botanik  für 
Hochschulen  (Preis  bei  ausserordentlich  reicher  Ausstattung  und  vielseitigem 
Inhalt  nur  7 Mark). 

Schon  öfters  ist  die  Aufmerksamkeit  der  Section  auf  die  neueren  Errungenschaften 
in  der  Flora  des  tropischen  Afrika  hingelenkt,  wo  Deutschland  jetzt  den  älteren  Be- 
strebungen der  Engländer  [Speke  & Grant,  Welwitsch,  Oliver’s  in  Kew  ver- 
fasste „Flora“  (unvollendet),  Kirk  u.  A.]  folgend  mit  dem  grössten  Eifer  für  Auf- 
deckung des  systematischen  Materials  und  der  geographischen  Verbreitungsverhältnisse 
sorgt  und  als  Stützpunkt  dieser  Arbeiten  unsere  Kolonien  benutzt.  Nachdem  vor 
Kurzem  Engler’s  „Hochgebirgsflora“  des  tropischen  Afrika  als  sehr  wichtige  Arbeit 
aus  dem  Berliner  Museum  ausgegeben  war,  hat  sich  die  unermüdliche  Arbeitskraft  des 
Leiters  dieses  Museums  jetzt  besonders  auf  das  ostafrikanische  Kolonialgebiet  gerichtet, 
von  wo  umfangreiche  Sammlungen  nach  Berlin  gesendet  wurden.  Es  mögen  daher  die 
Referate  der  vorliegenden  neuen  Arbeiten  selbst  folgen. 


27 


1.  Engl  er:  Ueber  die  Gliederung  der  Vegetation  von  Usambara  und 

der  angrenzenden  Gebiete.  (Abh.  der  preuss.  Akad.  d.  Wissensch. 
1894  86  S.  4°.) 

In  dieser  wichtigen  Abhandlung  fasst  Engler  die  Gesammtresultate  zusammen, 
welche  sich  aus  den  4600  Sammlungsnummern  zählenden  Einsendungen  Holst’s  hei 
ihrer  Durcharbeitung  in  Berlin  ergehen  haben;  eine  Gliederung  des  Landes  nach  For- 
mationen ist  durch  die  genauen  Angaben  des  Sammlers  möglich  geworden.  Ist  dadurch 
eine  Einsicht  in  die  Landesverhältnisse  gewonnen,  wie  sie  für  wenige  afrikanische  Ge- 
biete gleich  genau  existirt,  so  hat  noch  ein  höheres  Interesse  die  hier  gegebene  pflanzen- 
geographische Verallgemeinerung:  Die  tropisch -westafrikanische  Waldflora, 
deren  Verwandtschaft  hauptsächlich  nach  Madagaskar  und  Indien  hin  gerichtet  ist, 
schien  bisher  von  dem  afrikanischen  Osten  ausgeschlossen,  da  man  südlich 
vom  Ghasal- Quellengebiete  fast  nur  Steppen  und  Savannenpflanzen  kannte,  bis  hin  zu 
den  südtropischen  Wäldern  von  Natal.  Es  hat  sich  nun  in  Usambara’s  unteren 
feuchten  Bergwaldung en  dasselbe  Element  wiedergefunden,  zwar  noch 
nicht  in  so  reichlicher  Menge  wie  im  Kamerun -Congo- Gebiet,  doch  genügend  zu  dem 
Ausspruch,  dass  „an  dem  einheitlichen  Charakter  der  tropischen  Waldflora  Afrikas  nicht 
mehr  gfezweifelt  werden  kann“.  Engler  betrachtet  die  jetzt  im  Westen,  im  Ghasal- 
Quellengebiet  und  in  Usambara  sich  findenden  zusammengehörigen  Glieder  desselben 
Waldelementes  als  einen  tropisch  - afrikanischen  Grundstock,  der  durch  Ungunst  der 
Verhältnisse  vielfältig  zu  einem  Relict  geworden  ist,  während  die  mit  ihm  nicht  ver- 
waldete  Steppen-  und  Savannengehölzflora  ihn  umlagert  und  durchsetzt  hat.  — Von 
den  acht  Formationsgruppen  des  Verfassers  entfallen  fünf  auf  Strand,  Creek  und  Busch 
der  Hügelregion,  Nyikasteppe  und  auf  das  zwischen  Küstenland  und  Gebirgswaldregion 
liegende  Hügelland,  zwei  auf  die  untere  und  obere  (über  1700  m)  Gebirgswaldregion, 
eine  auf  die  offenen  Formationen  des  höheren  Gebirgslandes ; jede  einzelne  ist  durch  die 
Beifügung  ihrer  Florenlisten  ganz  ausführlich  gekennzeichnet. 

2.  Engler:  Ueber  die  Flora  des  Gebirgslandes  von  Usambara.  (Botan. 

Jalirb.  Syst.  1893,  XVII,  156.) 

Ein  Gärtner,  Carl  Holst,  war  seit  1891  als  Gärtner  der  Missionsstation  Holien- 
friedeberg  bei  Mlalo,  1460  m hoch  gelegen,  thätig  und  hat  von  dort  reiche  Sammlungen 
nach  Berlin  geschickt,  aus  deren  Bestimmung  Engler  das  ungefähre  Formationsbild 
eines  Landes  entwerfen  konnte,  „welches  jedenfalls  im  ganzen  deutschen  Ostafrika  die 
glänzendste  Zukunft  als  Kulturland  hat  und  pflanzengeographisch  in  seinen  Beziehungen 
zu  Abessinien  und  zum  Kapland  eine  hervorragende  Rolle  spielt“.  Die  Florenskizze 
unterscheidet  eine  untere  Gegend  am  Umba-Fluss  mit  1320  m Thalsohle  von  der  oberen 
über  1700  m ansteigenden  Gebirgsregion.  Folgendes  ist  daraus  hervorzuheben : Thalwiesen, 
hauptsächlich  aus  „Ngage“  = Cyperus  latifolius  und  „Nrine“  = Scirpus  corymbosus  ge- 
bildet; in  den  Thalwaldungen  grosser  Reichthum  von  Farnen,  baumartig  Marattia  fraxinect 
und  Cyathea  Mannii , Laubbäume  von  Cussonia  und  Podocarpus ; Hügelgehölze  von 
Erythrina  tomentosa  mit  zahlreichen  Sträuchern,  vereinzelt  Protea  abyssinica,  alles 
zahlreiche  Verwandtschaft  mit  der  Woina-Dega-Region  Abessiniens  bietend.  Kulturland 
hauptsächlich  von  „Ndigi“  = Banane,  „Mtama“  = Sorghum,  „Mgua“  = Zuckerrohr, 
auch  Mais;  Manihot -Knollen  hauptsächlichste  Mehlpflanze.  Hochwald  der  höheren  Re- 
gionen aus  Podocarpus  Mannii,  Myrica-  und  Berberis - etc.  Arten  vom  Kilimandscharo 
oder  den  dortigen  verwandten  Arten ; Gesträuche  daselbst  auf  den  waldlosen  Bergrücken 
vorzugsweise  gebildet  von  Ericinella  Mannii  und  dem  gemeinen  Adlerfarn  mit  Struthiola, 
Tliunbergia , vielen  Gräsern,  Liliaceen,  Irideen,  Stauden;  an  trockenen  sonnigen  Abhängen 
massenhaft  das  als  Deckmaterial  benutzte  ,,Inde“-Gras  = Andropogon  Nardus\  auf  den 
Gebirgswiesen  Hauptbestand  von  Kyllingia  brevifolia  und  Fimbristylis  diphylla , Gräser 
fast  gar  nicht.  Letztere  herrschen  dagegen  in  der  Nyika-Steppe  vor,  deren  allgemeinen 
Charakter  schon  Baumann  (Usambara,  S.  7)  entwarf,  deren  botanische  Analyse  aber 
hier  zum  ersten  Mal  gegeben  wird  (über  ein  Dutzend  Gräserarten);  hier  auch  Sanse- 
viera  und  Adansonia , über  deren  Benutzung  als  Fasermaterialien  Holst  ebenfalls  be- 
richtet. Auf  den  trockenen  Hügeln  dieser  Steppenregion  finden  sich  wenige  Gehölze, 
darunter  Olea  chrysophylla. 

Dr.  B.  Schorler  legt  vor  und  erläutert  den  neuen  Dodel’schen 
Pflanzenatlas,  Section  „Iris“,  welcher  die  Entwickelungsgeschichte  eines 
typischen  Beispiels  (Iris  sibirica)  von  der  Befruchtung  einer  Blüthe  zur 


28 


Samenbildung  und  Entstehung  des  jungen  Keimpflänzchens  in  z.  Th.  sehr 
schön  gelungenen  farbigen  Abbildungen  verfolgt,  unter  denen  die  Bildung 
des  Embryos  am  besten  bedacht  ist. 

Prof.  Dr.  0.  Drude  bespricht  schliesslich  die  Secretbildung  in 
den  Oel-  und  Balsam-Gängen  der  höheren  Pflanzen,  unter  Vor- 
lage einer  neueren  Abhandlung  in  den  Berichten  der  naturforschenden 
Gesellschaften  zu  Bern  und  unter  Demonstration  einer  Reihe  mikroskopischer 
Präparate  von  Nadelhölzern  und  Doldengewächsen  (Imperatoria). 


III.  Section  für  Mineralogie  und  Geologie. 


Vierte  Sitzung  am  1.  November  189t.  Vorsitzender:  Geh.  Hofrath 
Dr.  H.  B.  Geinitz.  — Anwesend  25  Mitglieder. 

Zunächst  berichtet  der  Vorsitzende  über  einen  Ausflug,  den  er  im 
Laufe  des  September  d.  J.  mit  seinem  Sohne,  Prof.  E.  Geinitz  in  Rostock, 
nach  dem  N o r d-Ostsee-Kanal  unternommen  hat. 

Die  geologischen  Verhältnisse  der  ganzen  Kanalstrecke  sind  nach  den  ersten  Mit- 
theilungen darüber  von  E.  Geinitz  in  der  Naturwissenschaftlichen  Wochenschrift  von 
Potonie,  1890,  Nr.  52,  hier  früher  besprochen  worden,  jetzt  liegt  die  schöne  officielle 
Karte  vom  Nord -Ostsee- Kanal,  mit  Erläuterungen  bearbeitet  von  der  Kaiserl.  Kanal- 
Commission  in  Kiel,  im  Massstabe  von  1 : 100000,  Berlin  1890,  zur  näheren  Einsicht  der 
geographischen  und  orogra.phischen  Verhältnisse  vor.  Es  sei  daran  erinnert,  dass  die 
Kanallinie  die  Gesammtlänge  von  98,65  km  hat  und  von  der  Mündung  in  die  Kieler 
Eöhrde  bei  Holtenau  bis  Rendsburg  im  Allgemeinen  dem  alten  Eiderkanal,  nur  mehr- 
fach dessen  Windungen  abschneidend,  folgt,  von  Rendsburg  nahe  demselben  südlich 
nebenher  läuft  und  bei  dem  nördlichen  Knie  der  Eider  deren  Nähe  verlässt,  um  sich  in 
südwestlicher  Richtung  durch  die  sich  hier  anschliessenden  Alluvialniederungen  nach 
Brunsbüttel  zur  Mündung  der  Elbe  zu  wenden.  Ausser  Anschlussschleussen  bei 
Rendsburg  und  Burg  besitzt  der  Kanal  nur  an  seinen  Enden  Schleussen,  bei  Holtenau 
zum  Abschluss  von  Hochwasser  durch  Sturmfluthen,  bei  Brunsbüttel  zur  Regulirung 
der  Gezeitdifferenzen , die  sich  im  alten  Eiderkanale  bis  nach  Rendsburg  hin  Geltung 
verschafften.  Die  durchschnittliche  Breite  des  Kanals  ist  70  m,  das  Mittelwasser  ist  auf 
9 m gehalten,  so  dass  die  grössten  Ostsee-Dampfer,  welche  mit  vereinzelten  Ausnahmen 
nicht  über  6 m Tiefgang  und  12  m Breite  haben,  an  einander  vorbeifahren  können. 
Von  den  vier  Eisenbahnen,  welche  den  Kanal  kreuzen,  werden  zwei  durch  Drehbrücken 
und  zwei  durch  Hochbrücken  (bei  Grünthal  und  Levensau)  überführt.  Die  letzteren 
besitzen  eine  lichte  Höhe  von  42  m über  dem  mittleren  Kanalwasserstande  und  eine 
Stützweite  von  nahe  160  m.  Der  feste  diluviale  Geschiebemergel  hat  für  diese  Hoch- 
brücken einen  sicheren  Grund  geboten,  während  die  im  Bereiche  des  Kanals  vorherr- 
schenden Sandmassen  und  jüngeren  Torfablagerungen  derartige  Bauten  nicht  gestatten. 
Unter  der  lehrreichen  und  liebenswürdigen  Führung  des  Königl.  Bauamts- Assessor 
Adolph  Specht  in  Rendsburg,  welcher  von  Anfang  an  bei  dem  Kanalbau  thätig  ge- 
wesen ist,  traten  uns  die  bewundernswerthen  Arbeiten  und  Anlagen  deutscher  Ingenieure 
aus  den  verschiedenen  Ländern  unseres  Kaiserreiches  am  6.  September  schon  bei  Rends- 
burg entgegen,  wo  eine  Drehbrücke  mit  ihrem  beweglichen  Arme  von  73  m Länge  den 
Kanal  überschreitet  und  auch  die  Wehranlagen  an  dem  alten  Eiderkanale  das  Interesse 
fesselten.  Grosse  Bagger  und  mächtige  Elevatoren  zum  Herausiühren  des  sandigen 
Schlammes  und  der  gebaggerten  Materalien  überhaupt  zur  Erhöhung  des  Ufers,  auch 
eine  grössere,  wohleingerichtete  Baracke  bei  Rendsburg  für  100  Mann  wurden  auf  leicht 
beweglichen  kleinen  Petroleum-Dampfern  besucht,  deren  sich  die  Beamten  zum  leichteren 
Verkehre  bedienen. 


29 


Die  Fahrt  am  7.  September  auf  dem  Kanäle  bis  nach  Holtenau  auf  einem  kleinen 
mit  Comfort  ausgestatteten  Dampfer  der  Direction  des  Kanals  Hess  uns  die  Boden- 
und  Baggerungsverhältnisse  längs  des  Kanals  und  die  grossen  Schwierigkeiten  erkennen, 
welche  an  mehrfachen  Stellen  das  Einschlemmen  von  Sand  und  torfmoor artigen  Massen 
zum  Theil  durch  schon  fertige  Ufermauern  verursacht  hatten,  die  wohl  auch  fernerhin 
noch  manche  Störungen  herbeiführen  werden.  Noch  war  die  Riesenbrücke  bei  Levesau  im 
Bau  und  man  konnte  die  neuesten  Mittel  der  Technik  bewundern,  insbesondere  die 
Hebung  des  gesammten  Baumaterials  und  der  schweren  Massen  der  Brücke  selbst  durch 
Elektricität  mit  Dynamomaschinen.  Die  grossen,  noch  trockenen  Schleussen  bei  Holtenau 
sind  einige  Tage  nach  unserer  Anwesenheit  geöffnet  worden,  die  feierliche  Eröffnung 
der  westlichen  Schleussen  bei  Brunsbüttel  ist  erst  am  27.  October  erfolgt. 

Für  uns  hatte  der  Himmel  seine  Schleussen  schon  am  7.  September  eröffnet,  was 
jedoch  den  erhebenden  Anblick  des  Einlaufens  der  Kaiserlichen  Marine  mit  ihren 
acht  grossen  Kriegsdampfern  von  Düsternbrok  aus  nicht  verhinderte. 

Die  umsichtige  Direction  des  Kanals  hat  in  Holtenau  ein  kleines  Museum  ein- 
gerichtet, worin  alle  bei  dem  Kanalbau  gefundenen  Seltenheiten  niedergelegt  werden 
sollten.  Unter  diesen  bemerkten  wir  einige  Beste  von  Mammuth,  Rhinoceros,  Pferd 
und  Hirsch,  einen  stattlichen  torquirten  Bronzering,  eiserne  Messer,  Lanzen-  und  Pfeilspitzen 
u.  s.  w.,  welche  wahrscheinlich  später  in  dem  Museum  von  Kiel  Aufnahme  finden  werden. 

Das  Schleswig-Holsteinische  Museum  vaterländischer  Alterthümer  zu  Kiel, 
welches  unter  der  ausgezeichneten  Leitung  von  Fräulein  J.  Mesdorf  als  Directorin 
und  Herrn  W.  Splieth  als  Custos  steht,  ist  seit  langer  Zeit  ein  mächtiger  Anziehungs- 
punkt für  alle  Alterthumsforscher  gewesen.  Enthält  es  doch  den  berühmten  Runenstein 
von  Gottorp,  dessen  Inschrift  glücklich  entziffert  ist,  und  das  22  m lange  und  3 m breite 
Wickinger  Bood  von  Nydam  mit  seinem  ganzen  darin  aufgefundenen  Inhalt.  (Vergl. 
Führer  durch  dieses  Museum,  Kiel  1893.) 

Die  mineralogischen  und  geologischen  Sammlungen  haben  ein  Asyl  in  dem 
Neubau  auf  dem  Areale  des  Prof.  Dr.  Lehmann  - Hohenberg  gefunden,  und  man  war 
dort  bei  unserer  Anwesenheit  mit  der  Aufstellung  eitrigst  beschäftigt. 

Hatte  schon  auf  der  Reise  nach  Rendsburg  das  stattliche,  neue,  reiche  und  wohl 
geordnete  naturhistorische  Museum  zu  Hamburg,  unter  Direction  von  Prof. 
Dr.  Kraepelin  (vergl.  Führer  durch  dieses  Museum  1893),  unsere  Bewunderung  erregt, 
zumal  auch  die  unter  Dr.  Gottsche  stehende  mineralogisch -geologische  Abtheilung 
viele  Seltenheiten  enthält,  so  wurden  wir  auf  unserer  Rückreise  wieder  in  dem  neuen 
schönen  Museum  zu  Lübeck,  welches  am  16.  Mai  1893  eröffnet  worden  ist,  auf  das 
Angenehmste  überrascht. 

Es  sind  darin  alle  Sammlungen  vereinigt,  welche  der  patriotische  Sinn  der  Lübecker 
meist  aus  weiter  Ferne  der  alten  Hansastadt  zugeführt  hat,  ein  treffliches  naturhisto- 
risches Museum,  mit  dem  Conservator  Dr.  H.  Lenz,  das  Museum  lübeckischer  Kunst 
und  Kulturgeschichte,  ein  Gewerbemuseum,  ein  Handelsmuseum,  ein  Museum  für  Völker- 
kunde und  eine  Sammlung  von  Gemälden,  Kupferstichen  und  Gypsabgiissen , für  deren 
jede  ein  Custos  wirkt;  die  Museums -Verwaltung  führt  ein  Verwaltung^ -Ausschuss, 
welchem  namentlich  Consul  G.  Graupe  seine  Thätigkeit  widmet.  Die  Ausführung 
des  imposanten  und  sehr  zweckmässigen  Gebäudes  (vergl.  Abbildungen  in  der  Schrift: 
„Das  Museum  zu  Lübeck“)  wurde  durch  ein  Vermächtniss  des  Kaufmanns  Georg  Blum 
ermöglicht,  welcher  seiner  Vaterstadt  hierzu  150  000  Mark  hinterliess,  der  Bauplan  ist 
von  dem  Stadtdirector  A.  Schwining  entworfen,  der  im  Frühjahr  1889  begonnene  Bau 
war  im  Sommer  1892  beendet,  seit  welcher  Zeit  man  die  Aufstellung  der  schönen 
Sammlungen  in  der  eifrigsten  Weise  gefördert  hat.  Durch  Schenkungen  und  Ver- 
mächtnisse fliessen  dem  Museum  auch  jetzt  noch  immer  neue  und  ansehnliche  Mittel  zu. 

Vor  Abschluss  unseres  lehrreichen  Ausfluges  durchschritten  wir  noch  die  Seen- 
platte von  Holstein  und  Mecklenburg  mit  kurzem  Aufenthalte  in  dem  vielbesuchten  Eutin 
und  der  alten  höchst  sehenswerthen  Hansastadt  Wismar  (vergl.  Führer  durch  Wismar 
und  Umgebung  in  Worts  Reisehandbüchern)  und  erreichten  Rostock  als  nächsten 
längeren  Aufenthaltsort,  wo  uns  das  mineralogisch-geologische  Institut  der  Universität 
und  der  geologischen  Landesanstalt,  welche  Prof.  Eugen  Geinitz  neu  begründet  hat 
und  sorgsam  verwaltet,  wieder  neue  Anziehungspunkte  insbesondere  für  diluviale  oder 
glaciale  und  alluviale  Erscheinungen  entgegenführte. 

Lehrer  H.  Döring  schildert  hierauf  unter  zahlreichen  Vorlagen  von 
schönen  und  seltenen  Versteinerungen  die  Lagerungsverhältnisse  des 
oberen  Muschelkalkes  von  Krailsheim  in  Württemberg  mit  seinem 
berühmten  Bonebed. 


30 


Zum  Schluss  giebt  Dr.  W.  Bergt  eingehende  Mittheilungen  über  den 
letzten  internationalen  Geolog en-Congress  in  Zürich,  welchem  er 
beigewohnt  hat. 


Fünfte  Sitzung  am  13.  December  1894.  Vorsitzender:  Geh.  Hof- 
rath Dr.  H.  B.  Geinitz.  — Anwesend  30  Mitglieder. 

Nach  Vorlage  der  neu  erschienenen  Hefte  der  empfehlenswerthen 
,,Geognostischen  Wanderungen  in  Deutschland:  Ein  Handbuch  für  Natur- 
freunde und  Reisende“,  von  Ferd.  Senft,  2 Bde.,  Hannover  und  Leipzig 
1894,  und  der  stattlichen  „Höhlenkunde“  von  Franz  Krauss,  Wien  1894, 
durch  den  Vorsitzenden 

legt  Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky  12  Arten  von  Schwämmen  aus  der 
Quadraten-Kreide  (Unter-Senon)  von  Glentorf  bei  Königslutter  vor, 
die  sich  durch  gute  Erhaltung  des  Kanalsystems  auszeichnen,  und  iiber- 
giebt  sie  dem  K.  mineralogischen  Museum. 

Derselbe  bespricht  ferner  32  von  ihm  construirte  geotek tonische 
Modelle. 

Mit  den  sich  lebhaft  von  einander  unterscheidenden  Farben  schwarz,  weiss  und 
roth  bemalte  Holzkästchen  und  zerlegbare  massive  Holzmodelle,  alle  von  den  Dimen- 
sionen 10  x 20  x 25  cm,  ermöglichen  es,  in  kurzer  Zeit  und  dabei  sozusagen  handgreiflich 
alle  Lagerungsverhältnisse  der  sedimentären  und  eruptiven  Gesteine  zu  demonstriren. 
Das  rheinische  Mineralien -Comptoir  von  Dr.  F.  Krantz  in  Bonn  hat  diese  Modelle  in 
den  Handel  gebracht. 

Dr.  H.  Francke  legt  hierauf  einen  Bleiglanzkry stall  aus  der 
Eifel  vor,  welcher  einen  Hexaeder  von  5,5  cm  Durchmesser  bildet. 

Zum  Schluss  verliest  der  Vorsitzende  einen  Brief  des  Herrn  Di  egel- 
mann in  Dresden,  welcher  zur  Bildung  eines  „Steingartens“,  analog 
einem  zoologischen  oder  Thiergarten  und  einem  botanischen  oder  Pflanzen- 
garten, Veranlassung  geben  soll. 


IY.  Section  für  prähistorische  Forschungen. 


Dritte  Sitzung  am  4.  October  1894.  Vorsitzender:  Rentier  W. 
Osborne.  — Anwesend  14  Mitglieder. 

Lehrer  H.  Döring  hält  einen  Vortrag  über  den  Burgwall  von 
Klein-Böhla  bei  Oschatz  (vergl.  Abhandl.  VIII). 

Dr.  J.  Deichmüller  weist  auf  ähnliche  hügelartige  Bauten  im 
March  fei  de  hin,  die  er  bei  Gelegenheit  der  Versammlung  der  deutschen 
anthropologischen  Gesellschaft  in  Wien  1889  besucht  hat. 

Der  Vorsitzende  spricht  hierauf  über  den  Ursitz  und  die  Vor- 
geschichte der  Arier  auf  Grundlage  von  K.  von  Ihering’s  hinter- 
lassenem  Werke:  Die  Vorgeschichte  der  Indogermanen. 

Die  Frage  nach  Abstammung  und  Urheimath  der  Völker,  die  heute  Europa  be- 
wohnen, hat  schon  von  Alters  her  die  Wissenschaft  beschäftigt.  Die  Völker  Europas 


31 


gehören,  mit  Ausnahme  einiger  weniger  Volksstämme,  z.  B.  der  Finnen,  Lappen  etc., 
einer  grossen  Völkerfamilie  an,  die  man  mit  verschiedenen  Namen  helegt  hat:  Indokelten, 
Indogermanen,  Indoeuropäer,  Arier.  Der  letzte  Name  scheint  dem  Vortragenden  der 
empfehlenswerthere  zu  sein,  da  er  weder  in  Bezug  auf  Urheimath,  noch  auf  Nationalität 
präjudicirt.  Die  meisten  Gelehrten  bezeichnen  Asien  als  Urheimath  der  Arier,  doch 
ist  dies  noch  keineswegs  festgestellt.  Cuno  nimmt  das  südlicheRussland,  Penka 
Skandinavien,  Montelius  das  südliche  Europa  als  diese  Heimath  an.  Einen 
gleichsam  vermittelnden  Standpunkt  nimmt  Ihering  ein,  indem  er  der  Ansicht  ist,  die 
Arier  stammten  aus  dem  Hindu  kusch  am  Himalaya,  hätten  sich  aber  auf  ihrer 
Wanderung  nach  dem  Westen  im  südlichen  Russland  sehr  lange  Zeit  aufgehalten  und 
daselbst  gleichsam  eine  zweite  Heimath  gefunden.  Von  dort  seien  dann  erst  die  ver- 
schiedenen arischen  Stämme  nach  dem  Westen  gezogen,  zuerst  die  Kelten,  dann  die 
Italiker  und  Griechen  nach  dem  Süden  und  endlich  die  Germanen  nach  dem  Norden 
Europas.  Die  Slaven  seien  im  südlichen  Russland,  in  der  zweiten  Heimath  der  Arier 
zurückgeblieben  und  hätten  niemals  eine  richtige  Wanderung  angetreten,  sondern  sich 
erst  viel  später  von  Osten  gegen  Westen  vorgeschoben,  indem  sie  die  von  den  Ger- 
manen auf  ihrem  westlichen  Zuge  verlassenen  Landstriche  nach  und  nach  besiedelten. 

Auf  Grundlage  linguistischer  Forschungen  und  verschiedener  Gebräuche  und  Sitten, 
die  er  hauptsächlich  dem  römischen  Rechtsleben  entnimmt,  bildet  sich  Ihering  sein 
Urtheil  über  die  Urheimath  und  den  Kulturgrad  der  Arier  vor  ihrem  Auszuge  aus  Asien. 
Er  kommt  zu  dem  Ergebniss,  dass  die  Urheimath  derselben  in  einem  warmen  Klima 
und  in  einer  von  hohen  Gebirgen  umgebenen  Gegend  gelegen  haben  müsse,  woselbst 
sie,  unbeeinflusst  von  der  Kultur  der  umwohnenden  Völkerschaften,  ihre  Sprache  und 
ihre  Kultur  aus  sich  selbst  heraus  schufen.  Ihering  meint,  diese  Bedingungen  seien  in 
dem  grossen  Bergkessel  am  Südabhange  des  Himalaya,  im  sogenannten  Hindukusch 
gegeben.  Die  Arier  hätten  in  ihrer  Urheimath  weder  den  Gebrauch  der  Metalle,  noch 
den  Ackerbau  gekannt,  sondern  sich  nur  der  Steinwerkzeuge  bedient  und  sich  als  Hirten 
ernährt.  Die  Metalle  und  den  Ackerbau  hätten  sie  erst  auf  ihrer  Wanderung  gegen  Westen 
kennen  gelernt. 

Dr.  J.  Deichmüller  erstattet  hierauf  Bericht  über  die  von  ihm  be- 
suchte gemeinsame  Versammlung  der  Deutschen  und  der  Wiener 
anthropologischen  Gesellschaften  in  Innsbruck  im  August  1894. 


Vierte  Sitzung  am  15.  November  1894.  Vorsitzender:  Rentier  W- 
Osborne.  — Anwesend  14  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  hält  einen  längeren  Vortrag  über  die  jüngere 
Steinzeit  in  Böhmen  mit  Benutzung  der  von  Dr.  Niederle  veröffent- 
lichten Untersuchungen  über  diese  Periode  in  Böhmen. 

Darüber,  ob  es  in  Böhmen  eine  jüngere  Steinzeit  gegeben  hat,  stimmen  die  An- 
sichten der  böhmischen  Archäologen  nicht  überein.  Prof.  Smolik  stellt  dies  in  Abrede, 
auch  Prof.  Pic  schliesst  sich  dieser  Ansicht  im  Wesentlichen  an.  Dr.  Niederle  hat  es  nun 
unternommen,  in  einem  Aufsatze,  der  vor  Kurzem  in  der  tschechischen  Zeitschrift  „Cesky 
lid“  erschien,  nachzuweisen,  dass  es  in  Böhmen,  gerade  so  wie  im  übrigen  Mitteleuropa, 
eine  neolithische  Zeit  gegeben  hat.  Da  die  Anwesenheit  des  Menschen  zur  paläolithischen 
Zeit  in  Böhmen  durch  Funde  nachgewiesen  ist,  sagt  Niederle,  muss  man,  wenn  Smolik’s 
Ansicht  richtig  wäre,  annehmen,  dass  Böhmen  von  der  paläolithischen  Zeit  bis  zur  Bronze- 
zeit unbewohnt  war.  Abgesehen  davon,  dass  dies  höchst  unwahrscheinlich  ist,  da  doch 
alle  umliegenden  Länder  zur  neolithischen  Zeit  bewohnt  waren,  ist  die  Anwesenheit  des 
Menschen  in  Böhmen  während  dieser  Periode  auch  durch  zahlreiche  Funde,  die  ihrem 
Charakter  nach  unzweifelhaft  neolithisch  sind,  erwiesen.  Niederle  zählt  nun  diese  Funde 
auf  und  weist  hauptsächlich  aus  den  keramischen  Erzeugnissen,  die  mit  denjenigen  aus  gut 
bestimmten  neolithischen  Funden  anderer  Länder  identisch  sind,  nach,  dass  auch  diese  böh- 
mischen Funde  aus  derselben  Epoche  stammen. 

Für  die  Keramik  der  neolithischen  Periode  in  Böhmen  stellt  Niederle  drei  Typen 
auf.  Der  erste  wird  vertreten  durch  dickwandige  Gefässe  mit  rauher  Oberfläche,  meist 
mit  dem  Fingerornament  am  oberen  Rande  verziert,  und  rundliche  Gefässe  mit  Punkt- 
ornament. Dem  zweiten  Typus  gehören  an  dünnwandige  Gefässe  mit  geglätteter  Ober- 
fläche, die  zumeist  ein  Linienornament  mit  Kreideeinlage  tragen  (Monsheimer  Typus). 


32 


Zum  dritten  Typus  rechnet  er  becher-  und  topffönnige  Gef ässe  mit  dem  Wolfszahn-,  Fisch- 
gräthen-  und  Schnurornament  (Thüringer  Typus).  Auch  die  Gef  ässe  mit  halbmondförmigem 
Henkel  (ansa  lunata)  setzt  Niederle  an  das  Ende  der  jüngeren  Steinzeit  und  in  die  Ueber- 
gangszeit  zur  Bronze  (von  den  böhmischen  Archäologen  „ounetitzer  Kulturperiode“  genannt). 

Nach  Niederle  ist  es  wahrscheinlich,  dass  das  neolithische  Volk  von  Norden  her 
durch  das  Elbthal  nach  Böhmen  eingewandert  ist.  Ethnologisch  ist  es  also  wohl  identisch 
gewesen  mit  dem  neolithischen  Menschen  in  Sachsen,  Thüringen  und  Norddeutschland. 
Er  hält  es  für  ein  arisches  Volk,  ob  aber  die  Trennung  der  Arier  in  verschiedene 
Stämme  schon  zu  der  Zeit  stattgefunden  hatte,  und  welcher  Stamm  der  Arier  in  diesem 
Falle  nach  Böhmen  einwanderte,  das  zu  bestimmen  ist  nicht  möglich.  Dagegen  nimmt 
Niederle  keine  neue  Einwanderung  nach  Böhmen  zur  Bronzezeit  an,  sondern  ist  der 
Ansicht,  dass  die  Bronzekultur  sich  daselbst  aus  der  Steinkultur  selbständig  entwickelt  hat. 

In  anthropologischer  Beziehung  ist  das  neolithische  Volk  in  Böhmen  von  hohem 
Wüchse,  helläugig  und  blondhaarig  gewesen,  mit  dolicho'idem  Schädeltypus,  analog  dem 
Menschen  aus  der  jüngeren  Steinzeit  im  übrigen  Mitteleuropa,  und  deutlich  unterschieden 
vom  dunkelhaarigen  brachyphalen  Steinzeitmenschen  in  Südeuropa  (Ligurer,  Iberer), 
sowie  von  demjenigen,  dessen  Ueberreste  in  Dänemark  und  den  französischen  Dolmen 
gefunden  worden  sind. 

Hieran  anschliessend,  weist  der  Vortragende  hin  auf  einen  von  ihm 
in  den  Sitzungsberichten  der  Isis  1879  beschriebenen  Fund  aus  der 
jüngeren  Steinzeit  aus  der  prähistorischen  Ansiedelung  auf  der 
„Zämka“  bei  Bohnitz  in  der  Nähe  von  Prag. 

Daselbst  wurden  neben  ca.  80  Stück  Steinbeilen,  meist  Flachcelten,  und  einer 
Menge  von  Thierknochen  gefunden:  Kornquetscher,  Webstuhlgewichte,  Spinnwirtel, 
gebrannter  Mauerbewurf  und  eine  grosse  Anzahl  Gefässscherben,  die  theils  die  charakte- 
ristischen Ornamente  der  neolithischen  Zeit,  theils  jüngere  Muster,  so  z.  B.  das  Wellen- 
ornament tragen.  Auch  halbmondförmige  Gefässhenkel  fehlen  nicht.  Ausserdem  fand 
man  daselbst  einige  wenige  Gegenstände  aus  Metall:  ein  Flachcelt  und  eine  kleine 
Pfeilspitze  aus  Kupfer  und  ein  Bronzemesser. 

In  einem  Referate  über  den  Bericht  des  Vortragenden,  den  Fund  auf  der  Zämka 
betreffend,  das  in  der  Zeitschrift  für  Ethnologie  1880,  S.  82,  aus  der  Feder  Virchows 
erschien,  wird  bezweifelt,  dass  dieser  Fund  in  die  neolithische  Zeit  zu  versetzen  sei,  da 
einestheils  Metallgegenstände  daselbst  Vorkommen,  anderentheils  das  Wellenornament 
auf  eine  viel  jüngere  Zeitstellung  hin  weist.  Dem  Rathe  Virchow’s  folgend,  hat  Vor- 
tragender die  Ansiedelung  auf  der  Zämka  einer  abermaligen  Untersuchung  unterworfen 
und  glaubt,  nun  zu  einem  befriedigenden  Resultate  gelangt  zu  sein. 

Die  Gegenstände  auf  der  Zämka  werden  entweder  auf  der  Oberfläche  des  Bodens 
oder  in  der  losen  Ackerkrume  gefunden,  oder  aber  mittels  Grabung  in  1 — 2 m Tiefe  in 
cy linderförmigen  Löchern,  die  mit  schwarzer  Erde,  Asche,  Kohlenresten  und  gebranntem 
Mauerbewurf  angefüllt  sind.  In  der  Ackerkrume  findet  man  neben  Steinbeilen  Gegen- 
stände aller  Art,  Alles  untereinander  gemengt.  Die  Gefässscherben  zeigen  hier  sowohl  die 
älteren  als  die  jüngeren  Ornamente.  In  den  Löchern  oder  Brandgruben  dagegen  kommen 
neben  Steinbeilen,  Webstuhlgewichten,  Spinnwirteln  und  Thierknochen  Gefässscherben 
vor,  die  ausschliesslich  ältere,  für  die  neolithische  Zeit  charakteristische 
Ornamente  tragen,  das  Wellenornament  ist  darin  nicht  vertreten. 

Daraus  geht  hervor,  dass  die  Brandgruben  aus  einer  älteren  Zeit  stammen,  als  die 
Gefässscherben  mit  Wellenornament,  dass  man  also  eine  zweimalige  Besiedelung 
der  Zämka  annehmen  muss,  einmal  zur  neolithischen  Zeit  und  dann  zur  Zeit  des  Wellen- 
ornamentes. Dass  in  der  Ackerkrume  auch  Steinbeile  und  Gefässscherben  mit  älterem 
Ornamente  Vorkommen,  lässt  sich  leicht  daraus  erklären,  dass  durch  den  Pflug  der  obere 
Theil  der  Brandgruben  zerstört  und  über  die  Oberfläche  des  Ackers  verschleppt  worden  ist. 

Wenn  daher  der  Vortragende  die  Ansiedelung  auf  der  Zämka  in  die  neolithische 
Zeit  setzt,  so  ist  dies  ebenso  richtig,  als  wenn  Virchow  dieselbe  einer  späteren  Zeit 
zuweist,  sie  war  eben  zu  beiden  Zeiten  bewohnt. 

Dr.  J.  Deichmüller  legt  Gegenstände  aus  neolithischen  Funden 
in  Böhmen,  von  Zalesl  bei  Aussig,  Libotschan  bei  Saaz,  Tscheren  bei 
Kommotau  und  Nehasitz  bei  Posteiberg  vor, 

und  berichtet  über  ein  neues  Urnenfeld  vom  Lausitzer  Typus  an 
der  Emser  Allee  Nr.  9 in  Blasewitz  b.  Dr.,  wobei  er  besonders  auf  ein 


33 


daselbst  gefundenes  schalenförmiges  Gefass,  das  ringsum  mit  Buckeln 
besetzt  ist,  aufmerksam  macht. 

Lehrer  0.  Ebert  legt  eine  wohlerhaltene  Bronzefibel  der  Früh- 
La  Te ne- Zeit  aus  dem  Gräberfelde  von  Stetzsch  vor. 

Lehrer  A.  Jentsch  macht  schliesslich  auf  den  Zusammenhang  auf- 
merksam, der,  seiner  Meinung  nach,  zwischen  der  Lage  der  ältesten  An- 
siedelungen und  den  klimatischen  Verhältnissen  dieser  Oertlichkeiten, 
insbesondere  dem  Frühjahrsanfange,  zu  bestehen  scheine. 


V.  Section  für  Physik  und  Chemie. 


Dritte  Sitzung  am  8.  November  1894.  Vorsitzender : Privatdozent 
Dr.  J.  Freyberg.  — Anwesend  56  Mitglieder. 

Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  A.  Toepler  spricht  über  eine  neue  Methode 
der  absoluten  Temperatur messung. 

Die  vom  Vortragenden  aufgefundene,  neue  Methode  beruht  auf  der  Einführung 
eines  äusserst  feinen  Instrumentes  für  die  Messung  minimaler  Gasdruckdifferenzen. 
Dieses  Instrument,  welchem  der  Vortragende  wegen  der  Verwandtschaft  mit  einem 
bekannten  Hilfsmittel  der  astronomischen  und  geodätischen  Messkunst  den  Namen 
Drucklibelle  gegeben  hat,  besteht  im  Wesentlichen  aus  einer  in  der  Mitte  geknickten, 
sonst  geraden  Glasröhre , deren  beide  Schenkel  unter  sehr  stumpfem  Winkel  zusammen- 
stossen.  Die  Schenkel  sind  in  der  Vertikalebene  so  aufzustellen,  dass  sie  gegen  die 
Horizontale  ungefähr  gleich  geneigt  sind.  Mitten  in  der  so  aufgestellten  Röhre  schwebt 
an  der  Knickungsstelle  ein  Faden  einer  sehr  leicht  beweglichen  Flüssigkeit  im  Gleich- 
gewicht; die  kleinste  Luftdruckdifferenz  diesseits  und  jenseits  der  Flüssigkeit  veranlasst 
eine  Verschiebung  derselben.  Man  misst  nun  die  Druckdifferenz  nicht  direct  an  der 
eintretenden  Verschiebung,  sondern  indem  man  diese  im  Mikroskop  beobachtete  Ver- 
schiebung durch  Neigung  des  Instrumentes  mittels  einer  Messschraube  compensirt.  Die 
hierzu  nöthige  Bewegung  der  Schraube  ergiebt  das  Mass  des  Druckes.  Die  Beobachtung 
wird  noch  dadurch  verfeinert,  dass  man  die  Libelle  mittels  einer  Umschaltevorrichtung 
abwechselnd  von  rechts  und  links  dem  zu  messenden  Drucke  aussetzt.  Dieses  Ver- 
fahren lässt  sich  einer  mathematischen  Discussion  unterwerfen.  Es  zeigt  sich,  dass 
unter  Innehaltung  geeigneter  Versuchsanordnung  und  Mittelwerthsberechnung  die 
wesentlichsten  Fehlerquellen  beseitigt  sind,  welche  den  älteren  Druckbeobachtungen  mit 
geneigten  Flüssigkeitssäulen  anhaften.  Hierbei  ist  vorausgesetzt,  dass  die  bei  der 
Messung  stattfindende  Winkelbewegung  der  Libelle  klein  ist  im  Verhältnis  zu  dem 
spitzen  Winkel,  welchen  die  (verlängert  gedachten)  Schenkelriclitungen  mit  einander 
bilden,  woraus  sich  als  eine  Noth wendigkeit  die  Anwendung  langer  Flüssigkeitsfäden 
und  selbstverständlich  einer  vortrefflichen  Messschraube  ergiebt. 

Vorsichtig  angestellte  Versuchsreihen  ergaben  in  der  That  eine  Genauigkeit  der 
Messung  bis  auf  ein  Achtzigmilliontel  des  Atmosphärendruckes,  ohne  Zweifel 
das  Höchste,  was  bis  jetzt  bei  directer  Druckmessung  erreicht  wurde.  Die  Drucklibelle 
genügt,  wie  der  Vortragende  zeigt,  um  auf  dem  Experimentirtische  die  barometrische 
Höhenmessung  zu  demonstriren. 

Solche  feine  Druckmessungen  ermöglichen  nun  eine  neue  Art  der  absoluten 
Temperaturbestimmung,  welche  man  als  barometrische  Temperaturmessung  be- 
zeichnen kann.  Dieselbe  beruht  nämlich  auf  dem  Unterschiede  des  Schweredruckes  einer 
Luftsäule  bestimmter  Höhe,  je  nachdem  dieselbe  kälter  oder  wärmer  ist.  Zwei  mit 
trockner  Luft  gefüllte  vertikale  Rohre  oder  sonstige  Gefässräume  stehen  oben  und 
unten  durch  horizontale  Kapillarröhren  in  Verbindung.  Die  Mitte  der  oberen  Kapillaren- 
verbindung communicirt  mit  der  äusseren  Luft,  in  die  Mitte  der  unteren  ist  die  Druck- 
libelle eingeschaltet.  Wird  die  eine  der  beiden  vertikalen  Luftsäulen  auf  constanter, 
z.  B.  Eisschmelztemperatur,  erhalten,  so  lässt  sich  aus  der  gemessenen  Luftdruckdifferenz 


34 


die  Temperatur  der  anderen,  wärmeren  Säule  in  einfacher  Weise  berechnen.  Es  haben 
zur  Feststellung  der  Genauigkeit  und  Sicherheit  der  Methode  zahlreiche  Beobachtungen 
im  physikalischen  Laboratorium  hierselbst  stattgefunden,  aus  denen  bereits  zu  schliessen 
ist,  dass,  insofern  es  auf  die  Feinheit  der  Druckmessung  allein  ankommt,  die  Angaben 
der  barometrischen  Temperaturmessung  hinter  denjenigen  des  Luftthermometers,  welches 
bisher  das  einzige  Instrument  für  Absolutbestimmungen  war,  nicht  zurückstehen.  Die 
Schärfe  der  barometrischen  Temperaturmessung  ist  am  grössten  bei  niedrigen  Tempe- 
raturen; sie  nimmt  für  höhere  nach  einem  bestimmten  Gesetze  ab.  Dessenungeachtet 
würde  beispielsweise  die  Druckhöhe  der  beiden  Luftsäulen  nur  etwa  15  cm  betragen 
müssen,  um  selbst  bei  den  höchsten  künstlichen  Temperaturen  noch  brauchbare  Messungen 
zu  erhalten,  natürlich  unter  Voraussetzung  äusserst  sorgfältiger  Beobachtung  und  insofern 
die  Genauigkeit  nur  von  der  Feinheit  der  Libelleneinstellung  bedingt  ist;  freilich 
kommen  auch  noch  andere  Umstände  in  Frage. 

Dabei  ist  aber  zu  beachten,  dass  das  Luftthermometer  verschiedenen  Fehlerquellen 
ausgesetzt  ist,  die  von  der  barometrischen  Methode  ganz  oder  grösstentheils  vermieden 
werden,  und  dass  bei  hohen  Ofentemperaturen  fremde  Gase  im  Innern  der  Luftthermo- 
metergefässe  auftreten.  Die  barometrische  Methode  gestattet  eine  rasche  Erneuerung 
des  Luftinhaltes  zwischen  den  Einzelbeobachtungen,  was  beim  Luftthermometer  aus- 
geschlossen ist.  Selbstverständlich  wird  bei  dem  vom  Vortragenden  construirten  Apparate 
der  Zutritt  der  Dämpfe  der  Libellenflüssigkeit  zu  den  vertikalen  Luftsäulen  beseitigt. 

Aus  diesen  und  anderen  Gründen  hofft  der  Vortragende,  dass  die  neue  Temperatur- 
bestimmungsmethode in  weiterer  Ausbildung  ein  lange  entbehrtes  Hilfsmittel  abgehen 
werde,  um  die  bei  höheren  Temperaturen  unsicher  werdenden  Luftthermometerangaben 
zu  controliren  und  mit  mehr  Sicherheit  die  für  den  praktischen  Gebrauch  bestimmten 
thermo  - elektrischen  Pyrometer  zu  aichen. 

Das  nächste  Studium  soll  einer  noch  genaueren  Ermittelung  derjenigen  Einflüsse 
gelten,  welche  der  Oberflächenspannung  der  Libellenflüssigkeit  zukommen.  Diese  Einflüsse 
scheinen  unter  den  Versuchsbedingungen,  welche  der  Vortragende  bei  den  bisherigen  Be- 
obachtungen innegehalten  hat,  sehr  klein  zu  sein.  Bei  diesen  mit  etwa  74  cm  hohen  Luft- 
säulen ausgeführten  Beobachtungen  wurde  der  Reductionsfactor  der  Drucklibelle  direct  aus 
den  Constanten  des  Instrumentes  selbst  und  vergleichsweise  auch  indirect  aus  Beobach- 
tungen zwischen  zwei  bekannten  Temperaturen  berechnet.  Die  Uebereinstimmungen  waren 
nicht  weniger  befriedigend,  als  diejenigen  anderer  guter  Constantenbestimmungen  bei 
Wärmeuutersuchungen.  Der  Vortragende  behält  sich  noch  genauere  Beobachtungen  mit 
höheren  Luftsäulen  vor,  wobei  zugleich  eine  erneute  Bestimmung  des  Ausdehnungs- 
coefficienten  für  Luft  (und  andere  Gase)  nach  derselben  Methode  ins  Auge  gefasst  ist. 
Vach  dem  Ergebniss  dieser  Untersuchung  werden  sich  auch  genauere  Angaben  über  die 
zweckmässigen  Dimensionen  des  Druckmessers  machen  lassen,  je  nach  dem  Temperatur- 
bereiche, für  welchen  er  eventuell  benutzt  werden  soll. 

Den  vorgenannten  Erörterungen  schliesst  der  Vortragende  noch  einige  Mittheilungen 
an  über  anderweitige  Verwendungen,  zu  denen  die  Constructionen  der  Drucklibelle  Anlass 
geben  dürften.  Dampfdichtebestimmungen  zu  chemisch-analytischen  Zwecken  sind  mit  der- 
selben ohne  Wägung  ausführbar.  Zu  einem  Differentialluftthermometer  uragestaltet,  würde 
die  Drucklibelle  für  Wärmestrahlungsversuche  ein  neues  Bolometer'  abgeben.  Auch  zu 
akustischen  Anwendungen,  die  Tonstärke  betreffend,  fordert  das  Hilfsmittel  auf  u.  s.  w. 

Dem  A^ortrage  folgt  die  Besichtigung  des  in  einem  besonderen  Raume 
aufgestellten  Apparates,  an  welche  sich  noch  einige  vom  Arortragenden  und 
dem  Vorsitzenden  vorbereitete  Experimente  mit  Hochfrequenz -Wechsel- 
strömen anschliessen. 


VI.  Section  für  Mathematik. 


Dritte  Sitzung  am  11.  Octolber  1894.  Vor  sitzen  der:  Prof.  Dr.  M. 
Krause.  — Anwesend  21  Mitglieder  und  Gäste. 

Prof.  Dr.  G.  Helm  spricht  über  die  neuen  Prinzipien  der  Mecha- 
nik von  Heinrich  Hertz. 


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Die  eigenartige  Mechanik,  die  der  der  Wissenschaft  so  früh  entrissene  H.  Hertz 
in  dem  jüngst  erschienenen  Werke  hinterlassen  hat,  wird  in  ihren  Hauptzügen  ent- 
wickelt. Es  werden  die  dynamischen  Differentialgleichungen  für  rechtwinkelige  Carte- 
sisclie  Koordinaten  in  der  Hertz’schen  Weise  abgeleitet  und  dann  die  Art  dargelegt, 
wie  Hertz  diese  Gleichungen  durch  die  Einführung  verborgener  Massen  und  durch  die 
Helmholtz’schen  Begriffe  der  Koppelung  und  der  cyklischen  Bewegung  zur  Beschreibung 
der  Bewegungserscheinungen  verwerthet.  Die  Eigenschaften  der  Kraft  und  der  Energie 
ergehen  sich  dabei  als  mathematische  Folgerungen  aus  dem  Hertz’schen  Grundgesetze 
und  den  Grundbegriffen  des  Raumes,  der  Zeit  und  der  Masse. 

Auf  Hertz’  Darstellungen  der  mechanischen  Differentialgleichungen  in  beliebigen 
Koordinaten,  wie  auf  seine  Ableitung  der  Hamilton- Jacobi’schen  Sätze  konnte  nur 
flüchtig  hingewiesen  werden. 

Zum  Schlüsse  des  Referats  wird  betont,  wie  künstlich  hiernach  doch  die  Aus- 
führung des  Gedankens  ausfällt,  alle  Naturvorgänge  als  Bewegungsübertragungen  zu 
erfassen.  Es  wird  die  Frage  aufgeworfen,  ob  ein  methodisch  allerdings  wundervoll 
klares  und  in  sich  widerspruchsloses  System,  das  jeden  Einzelfall  in  so  verwickelter 
Weise  auffassen  muss,  und  doch  bei  alledem  nichts  weiter  sein  kann  und  will  als  ein 
Bild,  ein  Zeichen  für  die  Wirklichkeit  — ob  ein  solches  System  noch  einen  eigentlichen, 
über  die  Befriedigung  eines  theoretischen  Bedürfnisses  hinausgehenden  sachlichen  Vor- 
theil gewähre.  Die  bisherigen  Versuche,  thermodynamische  Vorgänge  auf  Bewegungs- 
übertragungen zurückzuführen,  sprechen  nicht  für  Bejahung  dieser  Frage.  Demgegenüber 
wird  auf  die  moderne  Energetik  hingewiesen,  die  es  unternimmt,  das  Gemeinsame  der 
verschiedenen  Energieformen  zur  Vereinfachung  unserer  Natur anschauungen  auszu- 
nutzen, ohne  das  Gemeinsame  als  Bewegung  anzusehen,  ohne  es  also  in  substanzieller 
Gleichartigkeit  zu  suchen. 

An  den  Vortrag  schliessen  sich  kurze  Bemerkungen  von  Geh.  Hofrath 
Prof.  Dr.  A.  Töpler,  Prof.  Dr.  M.  Krause  und  Prof.  Dr.  K.  Rohn. 


Vierte  Sitzung  am  13.  December  1894.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  M. 
Krause.  — Anwesend  10  Mitglieder. 

Baurath  0.  Klette  spricht  unter  Vorlage  zahlreicher  Pläne  und  eines 
Modells  des  neuen  Centralbahnhofs  über  die  im  Bau  begriffenen  neuen 
Dresdner  Bahnhofsanlagen,  insbesondere  über  den  gemeinsamen 
Rangirbahnhof  bei  Friedrichstadt  und  den  Central-Personenbahnhof  nebst 
dazugehörigem  Abstellbahnhof.  Das  Nähere  findet  sich  im  ,,Civilingenieur‘; 
vom  Februar  1895. 


VII.  Hauptversammlungen. 


Fünfte  Sitzung  am  12.  Juli  1894.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  G.  Helm.  — 

Anwesend  89  Mitglieder  und  Gäste. 

Der  Vorsitzende  giebt  zunächst  der  Freude  Ausdruck,  Geh.  Hofrath 
Prof.  Dr.  A.  Töpler  zum  ersten  Male  seit  seiner  schweren  Erkrankung 
wieder  im  Kreise  der  Isis  begrüssen  zu  können. 

Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  A.  Töpler  hält  nun  einen  von  zahlreichen, 
vortrefflich  gelungenen  Experimenten  begleiteten  Vortrag  über  die  mit 
vielplattigen  Influenzmaschinen  erzeugten  elektrischen  Con- 


36 


densatorschwingungen  in  ihrer  Anwend ung  auf  die  sogenannten 
Tesla’schen  Versuche. 

Der  Vortrag  ist  bereits  im  Januar- Juni- Hefte  der  Sitzungsber.  und  Abbandl.  der 
Isis  1894,  S.  22—32  abgedruckt. 


Sechste  Sitzung  am  27.  September  1894.  Vorsitzender:  Prof.  Dr. 
G.  Helm.  — Anwesend  24  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  theilt  der  Gesellschaft  ein  Schreiben  ihres  Ehren- 
mitgliedes Dr.  Fr.  Th  eile  in  Lockwitz  mit,  worin  derselbe  für  die  ihm 
durch  Prof.  Dr.  G.  Helm,  Dr.  J.  Deichmüller  und  Fabrikant  E.  Kühnscherf 
zu  seinem  80.  Geburtstage  überbrachten  Glückwünsche  der  Isis  dankt. 

Vorgelegt  wird  ein  Aufruf  zur  Errichtung  eines  Denkmals  für  den  am 
5.  Juni  1894  verstorbenen  Prof.  Dr.  Karl  Theodor  Liebe  in  Gera. 

Dr.  J.  Deichmüller  gedenkt  des  im  Mai  d.  J.  in  Bangkok  ver- 
storbenen Dr.  Erich  Haase,  welcher  während  seiner  Thätigkeit  als 
Assistent  am  K.  zoologischen  Museum  in  Dresden  auch  unserer  Isis  näher 
getreten  ist  und  hier  zu  wiederholten  Malen  über  die  Ergebnisse  seiner 
Forschungen  berichtet  hat. 

Prof.  Dr.  G.  Helm  feiert  in  längerer  Rede  das  Andenken  des  am 
8.  September  1894  in  Charlottenburg  verschiedenen  Physikers  Hermann 
von  Helmholtz  und  schildert  mit  warmen  Worten  des  grossen  Ge- 
lehrten unsterbliche  Verdienste  um  die  deutsche  Wissenschaft. 

Dr.  A.  Naumann  spricht  über  den  Nährwerth  und  die  Nähr- 
werthsbestimmungen pflanzlicher  Nahrungsmittel. 


Siebente  Sitzung  am  17.  October  1894.  Festsitzung  zur  Feier 
des  80.  Geburtstages  von  Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  H.  B.  Geinitz.  — 
Anwesend  144  Mitglieder  und  Gäste. 

Nachdem  bereits  am  16.  October  1894,  dem  Geburtstage  selbst,  eine 
aus  Prof.  Dr.  G.  Helm,  Hofbuchhändler  H.  Warnatz  und  Dr.  J.  Deich- 
müller bestehende  Abordnung  dem  Jubilar  ein  künstlerisch  ausgeführtes 
Diplom  überbracht  hatte,  das,  seine  Verdienste  in  treffenden  Worten  be- 
tonend, die  Ernennung  zum  Ehrenmitgliede  der  Isis  ausspricht, 

versammelte  sich  am  Abend  des  folgenden  Tages  die  Gesellschaft  mit 
ihren  Damen  und  eine  grosse  Zahl  auserlesener  Gäste  in  den  Räumen  des 
K.  Belvedere,  um  Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  H.  B.  Geinitz  im  Kreise  der 
Isis  selbst  zu  ehren. 

Nach  den  Eröffnungsworten  des  Vorsitzenden,  Prof.  Dr.  G.  Helm, 
ergreift  Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky,  der  Nachfolger  des  Jubilars  auf  dem 
Lehrstuhle  an  der  K.  technischen  Hochschule  in  Dresden,  das  Wort  zu 
dem  Festvortrage  über  die  Steinkohlen  Sachsens. 

Unter  Hervorhebung  der  wissenschaftlichen  Streitfragen  wird  der  geologische  Auf- 
hau unseres  sächsischen  Steinkohlengebirges  ebenso  treffend  charakterisirt , wie  die 
wirthschaftliche  Bedeutung  der  Steinkohlen  hervorgehoben.  Der  Einfluss,  den  die  be- 
vorstehende Erschöpfung  der  sächsischen  Kohlenlager  auf  unsere  Industrie,  den  schliess- 


87 


lieh  die  allmähliche  Erschöpfung’  aller  auf  dem  Continent  vorhandenen  Kohle  auf  unsere 
Kultur  überhaupt  ausüben  muss,  wird  vom  Vortragenden  ins  Auge  gefasst  und  überall 
Geinitz’  Mitarbeit  an  diesen  Fragen  ins  rechte  Licht  gestellt. 

Geh.  Bergrath  Prof.  Dr.  H.  Cre  ein  er- Leipzig  verleiht  in  bewegten 
Worten  dem  verehrungsvollen  Danke  Ausdruck,  den  die  Mitglieder  der 
K.  Sächsischen  geologischen  Landesuntersuchung  dem  Gefeierten  als  ihrem 
Altmeister  darbringen,  auf  dessen  unvergleichliche  Schaffenskraft  diese 
Anstalt  ihr  Fundament  wesentlich  gegründet  hat. 

Nachdem  noch  der  Vorsitzende  dem  Jubilar  im  Aufträge  der  Wiener 
Geologen  eine  prächtig  ausgestattete  Glückwunschadresse  überreicht  hat, 
begiebt  sich  die  Versammlung  zur  Festtafel. 

Prof.  Dr.  G-.  Helm  eröffnet  die  Reihe  der  Tafelreden,  indem  er  der  festlich  ge- 
hobenen Stimmung  der  Tafelgenossen  beredten  Ausdruck  verleiht;  er  schildert,  was  die 
Isis  dem  Jubilar  seit  fast  sechs  Jahrzehnten  verdankt:  geistige  Anregung  zahlreicher 
Männer  zu  wissenschaftlicher  Mitarbeit,  äussere  Förderung  nach  allen  Richtungen.  Die 
Versammlung  erhebt  sich  bei  den  Schlussworten  der  Rede,  um  dem  Altmeister  seiner 
Wissenschaft  zu  huldigen,  dem  treuen  Mitglied  der  Isis  zu  danken,  den  Glückwunsch 
für  sein  neuntes  Jahrzehnt  ihm  mit  Zuruf  und  Gläserklang  darzubringen.  Nachdem 
Prof.  Dr.  W.  Hempel  mit  herzlichen,  launigen  Worten  der  Gattin  und  der  ganzen,  an 
der  Tafel  versammelten  Familie  des  Gefeierten  gedacht  hat,  erhebt  sich  der  Jubilar, 
um  in  einem  Rückblicke  auf  sein  Wirken  der  mannigfachen  Bestrebungen  zu  gedenken, 
denen  er  sich  gewidmet  hat.  Seine  Rede  klingt  in  dankbare  Anerkennung  der  von  hoher 
Stelle  ihm  zu  Theil  gewordenen  Förderung  und  damit  in  ein  Hoch  auf  Se.  Majestät  den 
König  aus. 

Nach  dem  Gesänge  eines  den  Jubilar  feiernden  Tafelliedes  und  der  Verlesung 
zahlreicher  Telegramme  beginnt  eine  Reihe  trefflicher  musikalischer  Darbietungen,  an 
denen  sich  auch  einige  Damen  der  Gesellschaftsmitglieder  betheiligen  und  die  ihren 
Höhepunkt  in  dem  Gesänge  von  Fräulein  Grub  finden,  deren  herrliche  Sopranstimme 
die  Hörer  zu  lebhaftem  Beifall  hinreisst. 

Nachdem  der  Sohn  des  Jubilars,  Prof.  Dr.  E.  Gei nitz- Rostock,  die  Gesellschaft 
Isis  gefeiert,  Prof.  Dr.  R.  Heger  auf  die  Zukunft  des  noch  so  rüstigen  Jubilars  ge- 
trunken hat,  ergreift  dieser  selbst  nochmals  das  Wort  zu  einem  Hoch  auf  den  Vor- 
sitzenden der  Isis;  auch  des  Secretärs  der  Isis,  Dr.  J.  Deichmüller,  wird  mit  dankenden 
Worten  gedacht. 

In  einem  witzigen  Gesänge,  einer  geologischen  Buschiade,  verhilftDr.  A.  Naumann 
dem  musikalischen  Humor  zu  seinem  Rechte,  Privatdocent  Dr.  J.  Freyberg  führt  eine  die 
Lachmuskeln  reizende  Schnitzelbank  vor,  heitere  Tafellieder  erhöhen  die  Feststimmung. 

Spät  erst  trennten  sich  die  Festgenossen  mit  dem  Bewusstsein,  sich  an  einem 
ebenso  des  Jubilars,  wie  der  Isis  würdigen  Feste  erfrischt  zu  haben. 


Achte  Sitzung  am  29.  November  1894.  Vorsitzender:  Prof.  Dr. 
G.  Helm.  — Anwesend  30  Mitglieder  und  Gäste. 

Nach  Wahl  der  Beamten  der  Gesellschaft  für  das  Jahr  1895  (vergl. 
Zusammenstellung  auf  S.  39)  spricht 

Oberlehrer  Dr.  A.  Witting  über  die  Messung  der  Geschwindig- 
keit von  Geschossen  und  erläutert  die  Art  der  Messung  an  verschie- 
denen Zeichnungen  von  Messapparaten. 

Prof.  Dr.  G.  Helm  legt  im  Anschluss  hieran  mehrere  Mach’sche 
Originalphotographien  fliegender  Geschosse  vor. 


Neunte  Sitzung  am  20.  December  1894.  Vorsitzender  : Prof.  Dr. 
G.  Helm.  — Anwesend  40  Mitglieder. 


38 


Der  Friedhofs- Ausschuss  der  Annen-  und  St.  Jacobi- Gemeinden  in 
Dresden  tlieilt  in  einer  Zuschrift  mit,  dass  er  beschlossen  habe,  die  Frage 
der  Beseitigung  des  Werner-Denkmals  in  Löbtau  (vergl.  Sitzungsber. 
d.  Isis  1893,  S.  12)  bis  auf  Weiteres  auf  sich  beruhen  zu  lassen.  Dem- 
entsprechend beschliesst  auch  die  Gesellschaft,  vorläufig  von  einer  weiteren 
Verfolgung  dieser  Angelegenheit  abzusehen. 

Dr.  P.  Reibisch  spricht  über  einige  Ergebnisse  der  methodischen 
Plankton -Forschung. 

An  der  sich  anschliessenden  Debatte  betheiligen  sich  Prof.  Dr.  0.  Drude 
und  Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  H.  B.  Geinitz. 


Veränderungen  im  Mitgliederbestände. 

Gestorbene  Mitglieder: 

Am  24.  Marz  1894  starb  in  Dresden  Baurath  Moritz  Amandus 
Engelhardt,  Betriebs-Oberingenieur  a.  D.  an  den  K.  Sächsischen  Staats- 
bahnen, correspondirendes  Mitglied  seit  1862. 

Am  28.  März  1894  starb  auf  seinem  Gute  Emersleben  bei  Halberstadt 
der  Oberamtmann  Ferdinand  Heine,  ein  bekannter  Ornitholog  und 
Besitzer  einer  der  umfangreichsten  Vogelsammlungen,  über  welche  er 
mehrere  grössere  Werke  veröffentlicht  hat.  Unserer  Isis  gehörte  der  Ver- 
ewigte seit  1863  als  Ehrenmitglied  an. 

Am  11.  August  1894  verschied  in  Dresden  Astulf  Ri g dag  Vollborn, 
Generalmajor  z.  D.,  Genie-Director  und  Director  a.  D.  des  topographischen 
Bureaus  im  K.  Sächsischen  Generalstabe,  wirkliches  Mitglied  seit  1867. 

Am  13.  November  1894  starb  Privatus  Gustav  Fuhrmann  in  Blase- 
witz, wirkliches  Mitglied  seit  1891. 

Am  14.  December  1894  starb  Prof.  Franz  Den  za,  Director  des  vati- 
kanischen Observatoriums  in  Rom,  correspondirendes  Mitglied  seit  1869. 

Am  21.  December  1894  verschied  in  Dresden  im  62.  Lebensjahre 
Baurath  Bernhard  August  Salbach,  Premierlieutenant  a.  D.,  wirkliches 
Mitglied  seit  1872. 

Neu  aufgenommene  wirkliche  Mitglieder: 

Bein,  Wilhelm,  Dr.  phil.,  Director  des  Prometheus  in  Dresden,  am  20.  De- 
cember 1894; 

Gebhardt,  Martin,  Realgymnasial-Lehrer  und  Assistent  an  der  K.  tech- 
nischen Hochschule  in  Dresden,  am  29.  November  1894; 

Ihle,  Carl  Herrn.,  Gymnasial- Oberlehrer  in  Dresden,  am  29.  November 
1894; 

Renk,  F„  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  technischen  Hochschule  in  Dresden, 
am  20.  December  1894. 

Wolf,  Curt,  Dr.  med.,  Assistent  an  der  K.  technischen  Hochschule  in 
Dresden,  am  20.  Decemher  1894. 


39 


Neu  ernannte  Eh ren -Mitglieder : 

Geinitz,  Hans  Bruno,  Dr.  phil.,  Geh.  Hofrath,  Prof.  a.  I).,  Director  des 
K.  mineralogisch- geologischen  und  prähistorischen  Museums  in  Dresden, 
wirkliches  Mitglied  seit  1838,  am  16.  October  1894; 

Stäche,  Guido,  13 r.  phil.,  K.  I\.  Oberbergrath,  Director  der  K.  K.  geo- 
logischen Reichsanstalt  in  Wien,  correspondirendes  Mitglied  seit  1877, 
am  20.  December  1894. 


Neu  ernannte  correspon  dir  ende  Mitglieder: 

Kirbach,  Fr.  Paul,  Dr.  phil.,  Lehrer  an  der  Müllerschule  in  Dippoldis- 
walde, am  20.  December  1894; 

Schimpfky,  Paul  Rieh.,  Lehrer  in  Lommatzsch,  am  29.  November  1894. 


Freiwillige  Beiträge  zur  Gesellschaftskasse 

zahlten:  Dr.  Amthor,  Hannover,  3 Mk.;  Oberlehrer  Dr.  Bachmann  in 
Plauen  i.  V.,  3 Mk.;  K.  Bibliothek,  Berlin,  3 Mk.;  naturwissensch. Modelleur 
Blaschka,  Hosterwitz,  3 Mk. ; Ingenieur  Carstens,  Berlin,  3 Mk. ; Docent 
Dr.  Do ss,  Riga,  3 Mk.;  Privatus  Eisei,  Gera,  3 Mk.;  Bergmeister  Har- 
tung, Lobenstein,  5 Mk.;  Prof.  Dr.  Hibsch,  Liebwerd,  3 Mk.;  Bürger- 
schullehrer Hofmann,  Hohenstein -E.,  6 Mk. ; Dr.  Kirbach,  Dippoldis- 
walde, 3 Mk.;  Lehrer  Krieger,  Königstein,  6 Mk.  5 Pf.;  Apotheker  Dr. 
Lange,  Werningshausen,  3 Mk.;  Oberlehrer  Dr.  Lohrmann,  Schneeberg, 
3 Mk.  5 Pf.;  Prof.  Dr.  Ludwig,  Greiz,  3 Mk.;  Oberlehrer  Dr.  Mehnert, 
Pirna,  3Mk.;  Dr.  med.  Menzel,  Hainitz,  9Mk,;  Fabrikbesitzer  Dr.  Naschold, 
Aussig,  6 Mk.;  Oberlehrer  Naumann,  Bautzen,  3 Mk.;  Stabsarzt  Dr.  Nau- 
mann, Gera,  3 Mk.;  Dr.  Reiche,  Constitucion,  3 Mk.;  Dr.  Rei  dem  eiste  r, 
Schönebeck,  3 Mk.;  Apotheker  Schiimp ert,  Cölln,  3 Mk.;  Oberlehrer 
Seidel  I,  Zschopau,  3 Mk.  5 Pf.;  Oberlehrer  Seidel  II,  Zschopau,  3 Mk.; 
Rittergutspachter  Sieber,  Grossgrabe,  3 Mk.  15  Pf.;  Fabrikbesitzer  Sie- 
mens, Dresden,  100  Mk.;  Dr.  Stauss,  Leipzig,  9 Mk.;  Oberlehrer  Dr. 
Sterzei,  Chemnitz,  3 Mk.;  Oberlehrer  Dr.  Thallwitz,  Pirna,  3 Mk.; 
Betriebsinspector  Wiechel,  Chemnitz,  3 Mk.  15  Pf.;  Dr.  med.  Wohlfarth, 
Freiberg,  3 Mk.;  Oberlehrer  Dr.  Wünsch e , Zwickau,  3 Mk.  — In  Summa 
219  Mk.  45  Pf.  H.  Warnatz. 


Beamte  der  Isis  im  Jahre  1895. 

Tor  stand. 

Erster  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  0.  Drude. 

Zweiter  Vorsitzender:  Dr.  Fr.  Raspe. 

Kassirer:  Hofbuchhändler  H.  Warnatz. 


Direetorium 


Erster  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  0.  Drude. 

Zweiter  Vorsitzender:  Dr.  Fr.  Raspe. 

Als  Sectionsvorstände: 

Geh.  Hofrath  Dr.  H.  B.  Geinitz, 
Prof.  Dr.  W.  Hall  wachs, 

Prof.  Dr.  E.  von  Meyer, 

Prof.  Dr.  H.  Nit  sehe, 

Rentier  W.  Osborne, 

Oberlehrer  K.  Wobst. 

Erster  Secretär:  Dr.  J.  Deichmüller. 

Zweiter  Secretär:  Oberlehrer  K.  Vetters. 


T erwaltungsrath. 

Vorsitzender:  Dr.  Fr.  Raspe. 

1.  Civilingenieur  und  Fabrikbesitzer  Fr.  Siemens, 

2.  Geheimer  Rath  Prof.  Dr.  G.  Zeuner, 

3.  P rivatu s F.  Illing, 

4.  Privatus  W.  Puts  eher, 

5.  Prof.  Dr.  G.  Helm, 

6.  Fabrikant  E.  Kühnscherf. 

Kassirer:  Hofbuchhändler  H.  Warn  atz. 

Bibliothekar:  Privatus  K.  Schiller. 

Secretär:  Oberlehrer  K.  Vetters. 

Sectionsfoeamte. 

I.  Section  für  Zoologie. 

Vorstand:  Prof,  Dr.  H.  Nitsclie. 

Stellvertreter:  Prof.  Dr.  R.  Eber t. 

Protokollant:  Dr.  J.  Thiele. 

Stellvertreter : Institutsdirector  A.  Thü m e r. 


II.  Section  für  Botanik. 

Vorstand:  Oberlehrer  K.  Wobst. 

Stellvertreter:  Dr.  B.  Schorler. 

Protokollant:  Obergärtner  F.  Le  dien. 

Stellvertreter:  Dr.  A.  Naumann. 

III.  Section  für  Mineralogie  und  Geologie. 

Vorstand:  Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  H.  B.  Geinitz. 
Stellvertreter:  Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky. 

Protokollant:  Dr.  H.  Francke. 

Stellvertreter:  Dr.  W.  Bergt. 


41 


IV.  Section  für  Physik  und  Chemie. 

Vorstand:  Prof.  Dr.  E.  von  Meyer. 

Stellvertreter:  Prof.  G.  Neubert. 

Protokollant:  Lehrer  K.  Roder. 

Stellvertreter:  Oberlehrer  Dr.  G.  Schulze. 


V.  Section  für  prähistorische  Forschungen. 

Vorstand:  Rentier  W.  Osborne. 

Stellvertreter:  Dr.  J.  Deichmüller. 

Protokollant:  Lehrer  0.  Ebert. 

Stellvertreter:  Lehrer  A.  R.  Bergmann. 


VI.  Section  für  Mathematik. 

Vorstand:  Prof.  Dr.  W.  Hallwachs. 

Stellvertreter:  Oberlehrer  Dr.  A.  Witting. 
Protokollant:  Oberlehrer  Dr.  J.  von  Vieth. 
Stellvertreter:  Privatdoeent  Dr.  J.  Freyherg. 


Redactious  - Comite. 

Besteht  aus  den  Mitgliedern  des  Directoriums  mit  Ausnahme  des 
zweiten  Vorsitzenden  und  des  zweiten  Secretärs. 


Bericht  des  Bibliothekars. 


Im  Jahre  1894  wurde  die  Bibliothek  der  „Isis“  durch  folgende  Zeit- 
schriften und  Bücher  vermehrt: 

A.  Durch  Tausch. 


I.  Europ  a. 


1.  Deutschland. 

Altenburg : Naturforschende  Gesellschaft  des  Osterlandes. 

Annaber g-Buchholz : Verein  für  Naturkunde.  — IX.  Bericht,  1888 — 93.  [Aa  50.] 
Augsburg : Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Schwaben  und  Neuburg.  — 
31.  Bericht.  [Aa  18.] 

Bamberg : Naturforschende  Gesellschaft. 

Berlin : Botanischer  Verein  der  Provinz  Brandenburg.  — Verhandl.,  Jahrg.  35. 

[Ca  6.]  — Abhandl.,  Heft  1,  1890.  [Ca  6P] 

Berlin : Deutsche  geologische  Gesellschaft.  — Zeitschr.,  Bd.  45,  Heft  3 
und  4;  Bd.  46,  Heft  1 und  2.  [Da  17.] 

Berlin : Gesellschaft  für  Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte.  — 
Verhandl.,  Juli  1893  bis  Mai  1894.  [G  55.] 

Bonn : Naturhistorischer  Verein  der  preussischen  Rheinlande,  Westfalens 
und  des  Reg.-Bez.  Osnabrück.  — Verhandl.,  50.  Jahrg.,  2.  Hälfte; 
51.  Jahrg.,  1.  Hälfte.  [Aa  93.] 

Brannschiveig : Verein  für  Naturwissenschaft. 

Bremen:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  — Abhandl.,  Bd.  XIII,  Heft  1. 
[Aa  2.] 

Breslau : Schlesische  Gesellschaft  für  vaterländische  Cultur.  — 71.  Jahresber., 
1893.  [Aa  46.] 

Chemnitz:  Naturwissenschaftliche  Gesellschaft.  — XII.  Bericht,  1889 — 92. 
[Aa  20.] 

Chenmitz:  K.  Sächsisches  meteorologisches  Institut. — Jahrbuch,  XI.  Jahrg., 
1.  und  2.  Hälfte.  [Ec  57.] 

Danzig:  Naturforschende  Gesellschaft.  — Schriften,  n.  F.  VIII.  Bd.,  Heft  3 
und  4.  — Die  Feier  des  150jährigen  Stiftungsfestes  1893.  [Aa  80.] 
Darmstadt:  Verein  für  Erdkunde  und  mittelrheinischer  geologischerVerein.  — 
Notizblatt,  4.  Folge,  14.  Heft.  [Fa  8.] 

Donaueschingen:  Verein  für  Geschichte  und  Naturgeschichte  der  Baar  und 
der  angrenzenden  Landestheile. 


43 


Dresden : Gesellschaft  für  Natur-  uncl  Heilkunde.  — Jahresber.,  1893  — 94. 
[Aa  47.] 

Dresden : K.  mineralogisch-geologisches  Museum. 

Dresden:  K.  zoologisches  Museum. 

Dresden:  K.  öffentliche  Bibliothek. 

Dresden:  Verein  für  Erdkunde. 

Dresden:  K.  Sächsischer  Alterthumsverein.  — Neues  Archiv  für  sächs. 

Geschichte  und  Alterthumskunde,  Bd.  XV.  [G  75.] 

Dresden:  Oekonomische  Gesellschaft  im  Königreich  Sachsen.  — Mittheil., 
1893—94.  [Ha  9.] 

Dresden:  K.  thierärztliche  Hochschule.  — Berichte,  38.  Jalirg.  [Ha  26.] 
Dresden : K.  Sächsische  technische  Hochschule.  — Die  Bibliothek  der  tech- 
nischen Hochschule  Dresden  im  Jahre  1893.  [Je  101.]  — Verzeichn, 
der  Vorlesungen  für  1894  — 95.  [Je  63.] 

Dürkheim:  Naturwissenschaftlicher  Verein  der  Rheinpfalz  „Pollichia“.  — 
Mittheil.,  Jahrg.  LI.  [Aa  56.] 

Düsseldorf:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Elberfeld:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Emden:  Naturforschende  Gesellschaft.  — 78.  Jahresber.,  1892 — 93. 
[Aa  48.] 

Emden:  Gesellschaft  für  bildende  Kunst  und  vaterländische  Altertümer. 
Erfurt:  K.  Akademie  gemeinnütziger  Wissenschaften. — -Jahrbücher,  Heft  XX. 
[Aa  263.] 

Erlangen:  Physikalisch -medicinische  Societät.  — Sitzungsber. , 25.  Heft. 
[Aa  212.] 

Frankfurt  a.  M. : Senckenbergische  naturforschende  Gesellschaft.  — Bericht 
für  1894.  [Aa  9 a.] 

Frankfurt  a.  M.:  Physikalischer  Verein.  — Jahresber.  für  1892  — 93.  [Eb  35.] 
Frankfurt  a.  0.:  Naturwissenschaftlicher  Verein  des  Regierungsbezirks 
Frankfurt.  — ,, Helios“,  12.  Jahrg.,  Nr.  2 — 12.  [Aa  282.] 

Freiburg  i.  Br.:  Naturforschende  Gesellschaft.  — Berichte,  Bd.  8.  [Aa  205.] 
Gera:  Gesellschaft  von  Freunden  der  Naturwissenschaften. 

Giessen:  Oberhessische  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde. 

Görlitz:  Naturforschende  Gesellschaft. 

Görlitz:  Oberlausitzische  Gesellschaft  der  Wissenschaften.  — Neues  Lau- 
sitzisches  Magazin,  Bd.  70.  [Aa  64.] 

Görlitz:  Gesellschaft  für  Anthropologie  und  Urgeschichte  der  Oberlausitz.  — 
Jahreshefte,  Heft  3.  [G  113.] 

Greifswald:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Neu -Vorpommern  und 
Rügen.  — Mittheil.,  25.  Jahrg.,  1893.  [Aa  68.] 

Greifswald:  Geographische  Gesellschaft. 

Güstrow:  Verein  der  Freunde  der  Naturgeschichte  in  Mecklenburg.  — 
Archiv,  47.  Jahrg.  [Aa  14.] 

Halle  a.  S. : Naturforschende  Gesellschaft. 

Halle  a.  S.:  Kais.  Leopoldino-Carolinische  deutsche  Akademie.  — Leopoldina, 
Heft  XXIX,  Nr.  21-24;  Heft  XXX,  Nr.  1—20.  [Aa  62.] 

Halle  a.  S.:  Verein  für  Erdkunde.  — Mittheil.,  Jahrg.  1894.  [Fa  16.] 
Hamburg : Naturhistorisches  Museum.  — Jahrb.,  Jahrg.  X,  2.  Hälfte. 
[Aa  276.] 

Hamburg:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  — Verhandl.,  III.  Folge,  1.  Heft, 
1893.  [Aa  293  b.] 


44 


Hamburg : Verein  für  naturwissenschaftliche  Unterhaltung. 

Hanau : Wetteranische  Gesellschaft  für  die  gesammte  Naturkunde. 
Hannover : Naturhistorische  Gesellschaft.  — 42.  und  43.  Jahresber.  [Aa  52.] 
Hannover : Geographische  Gesellschaft. 

Heidelberg : Naturhistorisch-medicinischer  Verein.  — Verhandl.,  n.  F.,  Bd.  V, 
Heft  2.  [Aa  90.] 

Karlsruhe : Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Kassel : Verein  für  Naturkunde.  — Berichte,  Nr.  XXXIX.  [Aa  242.] 
Kassel : Verein  für  hessische  Geschichte  und  Landeskunde. 

Kiel:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Schleswig-Holstein. 

Königsberg  i.  Pr.:  Physikalisch- ökonomische  Gesellschaft.  — Schriften, 
34.  Jahrg.,  1893.  [Aa  81.] 

Königsberg  i.  Pr. : Altertums-Gesellschaft  Prussia. 

Landshut:  Botanischer  Verein.  — Bericht  13.  [Ca  14.] 

Leipzig:  Naturforschende  Gesellschaft. 

Leipzig:  K.  Sächsische  Gesellschaft  der  Wissenschaften.  — Berichte  über 
die  Verhandl.,  mathem.-physikal.  Klasse,  1893,  A4I — IX;  1894,  I. 
[Aa  296.] 

Leipzig:  K.  Sächsische  geologische  Landesuntersuchung.  — Geologische 
Specialkarte  des  Königreichs  Sachsen:  Sect.  Welka-Lippitzsch,  Bl.  23/38; 
Sect.  Baruth -Neudorf,  Bl.  39/24;  Sect.  Moritzburg  -Klotzsche,  Bl.  50; 
Sect.  Dresden,  Bl.  66;  Sect.  Schirgiswalde- Schluckenau,  Bl.  70;  Sect. 
Kreischa- Hänichen , Bl.  82;  Sect.  Königstein -Hohnstein,  Bl.  84;  mit 
7 Heften  Erläuterungen.  [De  146.] 

Lübben:  Xiederlausitzer  Gesellschaft  für  Anthropologie  und  Urgeschichte.  — 
Mittheil.,  Bd.  III,  Heft  5 — 8.  [G  102.] 

Lübeck:  Geographische  Gesellschaft  und  naturhistor.  Museum. 

Lüneburg:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  das  Fürstentum  Lüneburg. 
Magdeburg : Naturwissenschaftlicher  Verein.  — Jahresber.  und  Abhandl., 
Jahrg.  1893—94,  1.  Halbj.;  Festschrift  zur  Feier  des  25.  Stiftungs- 
tages, [Aa  173.] 

Mannheim:  Verein  für  Naturkunde.  — 56. — 60.  Jahresber.  [Aa  54.] 
Marburg:  Gesellschaft  zur  Beförderung  der  gesummten  Naturwissenschaften. 

— Sitzungsber.,  Jahrg.  1893.  [Aa  266.] 

Meissen:  „Isis“,  Verein  für  Naturkunde.  — Beobachtungen  der  Isis-Wetter- 
warte zu  Meissen  im  Jahre  1893.  [Ec  40.] 

Münster : Westfälischer  Provinzialverein  für  Wissenschaft  und  Kunst.  — 
21.  Jahresber.,  Jahrg.  1892 — 93.  [Aa  231.] 

Neisse:  Wissenschaftliche  Gesellschaft  „Philomathie“. 

Nürnberg:  Naturhistorische  Gesellschaft.  — Jahresber.  für  1893,  nebst 
Abhandl.,  X.  Bd.,  Heft  2.  [Aa  5.] 

Offenbach:  Verein  für  Naturkunde. 

Osnabrück:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Passau:  Naturhistorischer  Verein. 

Posen:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  — Zeitschr.  der  botan.  Abtheil., 
Heft  1 und  2.  [Aa  316.] 

Regensburg:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  — Mittheil.,  Heft  IV,  1892 — 93. 
[Aa  295.] 

Regensburg:  K.  Bayerische  botanische  Gesellschaft. 

Reichenbach  i.  V.:  Vogtländischer  Verein  für  Naturkunde. 

Reutlingen:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 


45 


Schneeberg : Wissenschaftlicher  Verein. 

Stettin : Ornithologischer  Verein.  — Zeitschr.  für  Ornithologie  und  prakt. 

Geflügelzucht,  Jahrg.  XVIII.  [Bf  57.] 

Stuttgart : Verein  für  vaterländische  Naturkunde  in  Württemberg.  — Jahres- 
hefte, Jahrg.  50.  [Aa  60.] 

Stuttgart : Württembergischer  Altertumsverein.  — Württemberg.  Viertel- 
jahreshefte für  Landesgeschichte,  n.  F.,  2.  Jahrg.  [G  70.] 

Tharandt : Redaction  der  landwirtschaftlichen  Versuchsstationen.  — Land- 
wirtsch.  Versuchsstationen;  Bd.  XLII1,  Heft  3 — 6;  Bd.  XLIV ; Bd.  XLV, 
Heft  1 — 4.  [Ha  20.] 

Thorn : Coppernicus  -Verein  für  Wissenschaft  und  Kunst.  — Mittheil., 
Heft  IX.  [Aa  145.] 

Trier : Gesellschaft  für  nützliche  Forschungen.  — Jahresber.  für  1882—93. 
[Aa  262.] 

Ulm : Verein  für  Mathematik  und  Naturwissenschaften.  — Jahreshefte, 
6.  Jahrg.  [Aa  299.] 

Ulm:  Verein  für  Kunst  und  Altertum  in  Ulm  und  Oberschwaben. 
Weimar : Thüringischer  botanischer  Verein.  — Mittheil.,  n.  F.,  5.  Heft. 
[Ca  23.] 

Wernigerode : Naturwissenschaftlicher  Verein  des  Harzes.  — Schriften, 
Vill.  Bd.,  1893.  [Aa  289.] 

Wiesbaden:  Nassauischer  Verein  für  Naturkunde.  — Jahrbücher,  Jahrg.  47. 
[Aa  43.] 

Würzburg:  Physikalisch-medicinisclie  Gesellschaft.  — Sitzungsber.,  Jahrg. 
1893.  [Aa  85.] 

Zwickau:  Verein  für  Naturkunde.  — Jahresber.  1892  u.  93.  [Aa  179.] 


2.  Oesterreich -Ungarn. 

Aussig:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  — Thätigkeitsbericht  für  1887 — 93. 
[Aa  228.] 

Bistritz:  Gewerbeschule.  — XVIII.  Jahresber.,  1892—93.  [Je  105.] 
Brünn:  Naturforschender  Verein.  — Verhandl.,  Bd.  XXXI,  und  11.  Ber. 

der  meteorol.  Commission  1891.  [Aa  87.] 

Budapest:  Ungarische  geologische  Gesellschaft.  — Földtani  Közlöny,  XXIII. 

kot.,  11. — 12.  füz. ; XXIV.  köt.,  1. — 10.  füz.  [Da  25.] 

Budapest:  K.  Ungarische  naturwissenschaftliche  Gesellschaft,  und:  Ungarische 
Akademie  der  Wissenschaften. 

Graz:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Steiermark.  — Mittheil.,  Jahrg. 
1893.  [Aa  72.] 

Hermannstadt : Siebenbürgischer  Verein  für  Naturwissenschaften.  — Verhandl. 

und  Mittheil.,  XLI1I.  Jahrg.  [Aa  94.] 

Iglo:  Ungarischer  Karpathen-Verein. — Jahrbuch,  XXI.  Jahrg.,  1893.  | Aal98.] 
Innsbruck:  Naturwissenschaftlich-medicinischer  Verein.  — Berichte,  XXL 
Jahrg.  [Aa  171.] 

Klagenfürt:  Naturhistorisches  Landes-Museum  von  Kärnthen.  — Diagramme 
der  magnet.  u.  meteorolog.  Beobacht,  zu  Klagenfürt,  1893.  “[Ec  64.] 
Krakau:  Akademie  der  Wissenschaften.  — Anzeiger  1893,  Nr.  10;  1894, 
Nr.  1—9.  [Aa  302.] 

Laibach:  Musealverein  für  Krain. 

Linz:  Verein  für  Naturkunde  in  Ober-Oesterreich. 


46 


Linz : Museum  Francisco-Carolinmm.  — 52.  Bericlit  nebst  der  46.  Lieferung 
der  Beiträge  zur  Landeskunde  von  Oesterreich  ob  der  Enns.  [Fa  9.| 
Prag : Naturwissenschaftlicher  Verein  „Lotos“.  — Jahrb.  für  Naturwiss., 
n.  F.,  Bd.  XIV.  [Aa  63. J 

Prag : K.  Böhmische  Gesellschaft  der  Wissenschaften.  — Sitzungsber., 
mathem.-naturw.  CI.,  1893.  [Aa  269.]  — Jahresber.  für  1893.  [Aa  270.] 
P*ag:  Gesellschaft  des  Museums  des  Königreichs  Böhmen.  — Pamätky 
Archaeologicke,  dilu  XVI,  ses.  3—6.  [G  71.] 

Prag:  Lese-  und  Redehalle  der  deutschen  Studenten. 

Prag:  Ceska  Akademie  Cisare  Frantiska  Josefa.  — Rozpravy,  Trida  II, 
Rocnik  2 u.  3.  [Aa  313.]  — Bulletin  international;  classe  des  Sciences 
mathematiques  et  naturelles,  Nr.  I.  [Aa  313b.] 

Pressburg:  Verein  für  Natur-  und  Heilkunde. 

Reichenberg : Verein  der  Naturfreunde.  — ’ Mittheil.,  Jahrg.  25.  |Aa  70.] 
Salzbur q:  Gesellschaft  für  Salzburger  Landeskunde.  — Mittheil.,  XXXII. 
und  XXXIV.  Bd.  [Aa  71.] 

Temesvär:  Südungarische  Gesellschaft  für  Naturwissenschaften.  — Termes- 
zettudomänyi  Füzetek,  XVIII.  köt.  [Aa  216.] 

Trencsin:  Naturwissenschaftliche  Gesellschaft  für  das  Trencsiner  Comitat. 
Triest:  Museo  civico  di  storia  naturale. 

Triest : Societä  Adriatica  di  scienze  naturali.  — Bollettino,  Vol.  XV. 
[Aa  201.] 

Wien:  Kais.  Akademie  der  Wissenschaften.  — Anzeiger,  Jahrg.  1893, 
Nr.  22 — 27;  1894,  Nr.  1 — 23;  Index  zu  Bd.  I — XXVI L [Aa  11.]  — 
Prähistor.  Commission,  Mittheil.,  Bd.  1,  Nr.  3 u.  4.  [G  111.] 

Wien:  Verein  zur  Verbreitung  naturwissenschaftlicher  Kenntnisse.  — 
Schriften,  Bd.. XXXIV.  [Aa  82.] 

Wien:  K.  K.  naturhistorisches  Hofmuseum.  — Annalen,  Bd.  VIII,  Nr.  3— 4; 
Bd.  IX,  Nr.  1—2.  [Aa  280.] 

Wien:  Anthropologische  Gesellschaft.  — Mittheil.,  Bd.  XXIII,  Heft  6; 
Bd.  XXIV,  Heft  1 — 5.  [Bdl.] 

Wien:  K.  K.  geologische  Reichsanstalt.  — Verhandl.,  1893,  Nr.  11  — 18; 
1894,  Nr.  1-9.  [Da  16.]  - Abhandl.,  Bd.  XV,  Heft  4-6;  Bd.  VI, 

2.  Hälfte  mit  Atlas;  Bd.  XVH,  Heft3.  [Da  1.]  — Jahrbuch,  Bd.  42, 
Heft  2—4;  Bd.  43.  [Da  4.] 

Wien:  K.  K.  geographische  Gesellschaft. 

Wien:  K.  K.  zoologisch-botanische  Gesellschaft.  — Verhandl.,  Bd.  XL III, 

3.  — 4.  Quartal;  Bd.  XLIV,  1. — 2.  Quartal.  [Aa  95.] 

Wien:  Naturwissenschaftlicher  Verein  an  der  Universität.  — Mittheil., 
1893-94.  [Aa  274.] 

Wien:  Central-Anstalt  für  Meteorologie  und  Erdmagnetismus.  — Jahrbücher, 
Jahrg.  1892.  [Ec  82.J 

3.  Rumänien. 

Bukarest:  Institut  meteorologique  de  Roumanie.  — Annales,  tome  VI, 
1891  u.  1892.  [Ec  75.] 

4.  Schweiz. 

Aarau:  Aargauische  naturforschende  Gesellschaft.  — Mittheil.,  Heft  I — VI, 
1892.  [Aa  317.] 


4? 


Basel : Natur  forschende  Gesellschaft.  — Verhandl.,  Bd.  9,  Heft  3.  |Aa  86. ) 
Bern : Naturforschende  Gesellschaft.  — Mittheil.,  1892,  Nr.  1305 — 1334. 
[Aa  254.] 

Bern'.  Schweizerische  naturforschende  Gesellschaft.  — Verhandl.  der  76. 

Jahresversamml.  zu  Lausanne,  1893.  [Aa  255.] 

Chur:  Naturforschende  Gesellschaft  Graubiindens.  — Jahresber.,  n.  F., 
Jahrg.  XXXVII.  [Aa  51.] 

Frauenfeld'.  Thurgauische  naturforschende  Gesellschaft. 

Freiburg:  Societe  Fribourgeoise  des  Sciences  naturelles. 

St.  Gallen'.  Naturforschende  Gesellschaft.  — Bericht  für  1891—92.  [Aa  23.] 
Lausanne'.  Societe  Vaudoise  des  Sciences  naturelles.  — Bulletin,  3.  ser., 
vol.  XXIX,  no.  113;  vol.  XXX,  no.  114.  [Aa  248.] 

Neuchatel:  Societe  des  Sciences  naturelles. 

Schaff hausen\  Schweizerische  entomologische  Gesellschaft.  — Mitth.,  Vol. 
IX,  Heft  1—4.  [Bk  222.] 

Sion'.  La  Murithienne,  societe  Valaisanne  des  Sciences  naturelles. 

Zürich'.  Naturforschende  Gesellschaft.  — Vierteljahrsschr.,  Jahrg.  38, 
Heft  3 — 4;  Jahrg.  39,  Heft  1 — 2.  [Aa  96.] 

Zürich:  Schweizerische  botanische  Gesellschaft.  — Berichte  1893,  Heft  4. 
[Ca  24.] 

5.  Frankreich. 

Amiens : Societe  Linneenne  du  nord  de  la  France. 

Bordeaux'.  Societe  des  Sciences  physiques  et  naturelles. 

Cherbourg:  Societe  nationale  des  Sciences  naturelles  et  mathematiques. 
Dijon:  Academie  des  Sciences,  arts  et  heiles  lettres. 

Le  Mans:  Societe  d’agriculture,  Sciences  et  arts  de  la  Sarthe.  — Bulletin, 
tome  XXVI,  fase.  2 — 3.  [Aa  221.] 

Lyon:  Societe  Linneenne. 

Lyon:  Societe  d’agriculture,  d’histoire  naturelle  et  des  arts  utiles. 

Lyon:  Academie  nationale  des  Sciences,  heiles  lettres  et  arts. 

Paris:  Societe  zoologique  de  France.  — Bulletin,  tome  XVIII,  no.  1 — 6. 
[Ba  24.] 

Toulouse:  Societe  frangaise  de  botanique. 

6.  Belgien. 

Brüssel:  Societe  malacozoologique  de  Belgique. 

Brüssel:  Societe  entomologique  de  Belgique.  — Annales,  tome  37.  [Bk  13.] 
Memoires  II,  1894.  [Bk  13b.] 

Brüssel:  Societe  royale  de  botanique  de  Belgique.  — Bulletin,  tome 
XXX— XXXIII.  [Ca  16.] 

Gembloux:  Station  agronomique  de  l’etat. 

Lüttich:  Societe  geologique  de  Belgique. 

7.  Holland. 

Gent:  Kruidkundig  Genootschap  „Dodonaea“.  — Botanisch  Jaarbock, 
6.  Jahrg.,  1894.  [Ca  21.] 

Groningen : Naturkundig  Genootschap. 


48 


Hartem : Musee  Teyler. 

Hartem : Societe  Hollandaise  des  Sciences.  — Archives  Neerlandaises, 
tome  XXVII,  livr.  4—5;  tome  XXVI [I,  livr.  1 — 4.  [Aa  257.] 

8.  Luxemburg. 

Luxemburg : Societe  de  botanique. 

Luxemburg : Institut  royal  grand-ducal. 

Luxemburg : Verein  Luxemburger  Naturfreunde  ,, Fauna“. 

9.  Italien. 

Brescia : Ateneo.  — Commentari  per  4 anno  1893.  [Aa  199.] 

Catania : Accademia  Gioenia  di  scienze  naturale.  — Atti,  sei*.  IV,  vol.  6. 

— Bullettino  mensile,  fase.  XXXIII -XXXV.  [Aa  149.] 

Florenz : R.  Instituto.  — Pubblicazioni,  Section  I,  vol.  12 — 16;  Section  II, 
vol.  11  und  12.  [Aa  229. J 

Florenz : Societä  entomologica  Italiana.  — Bullettino,  anno  XXV,  trim. 

3—4;  anno  XXVI,  trim.  1 — 2.  [Bk  193.] 

Mailand:  Societä  Italiana  di  scienze  naturali.  — Atti,  vol.  XXXIV,  fase.  4. 
[Aa  150.] 

Mailand:  R.  Instituto  Lombardo  di  scienze  e lettere.  — Rendieonti,  ser.  2, 
vol.  XXV.  [Aa  161.]  — Memorie,  vol.  XVII,  fase.  2.  [Aa  167.] 
Modena  : Societä  di  naturalisti.  — Atti,  ser.  3,  vol.  XII,  fase.  2.  [Aa  148.] 
Padua:  Societä  Veneto  Trentina  di  scienze  naturali.  — Bulletino,  tomo  V, 
no.  4.  [Aa  193  b.]  — Atti,  ser.  2,  vol.  1,  fase.  2;  vol.  2,  fase.  1.  [Aa  193.J 
Parma:  Redazione  dell  Bullettino  di  paletnologia  Italiana.  — Bullettino, 
ser.  II,  anno  XIX,  no.  10—12;  anno  XX,  no  1—9.  [G  54.] 

Pisa:  Societä  Toscana  di  scienze  naturali.  — Memoire,  vol.  XIII;  Processi 
verbali,  vol.  VIII  (9.  VII.  93);  vol.  IX  (bis  6.  V.  94).  [Aa  209.] 
Pom:  Accademia  dei  Lincei.  — Atti,  rendieonti,  ser.  5,  vol.  II,  sem.  2, 
fase.  12;  vol.  III,  sem.  1 ; sem.  2,  fase.  1 — 9.  — Rendiconto  dell’adunanza 
solenne  del  3.  VI.  1894.  [Aa  226.] 

j Rom:  R.  Comitato  geologico  dTtalia.  — Bollettino,  1893,  4.  trim.;  1894, 
1. — 3.  trim.  [Da  3.] 

Pom:  Redazione  delle  Rassegna  delle  scienze  geologiche  in  Italia. 

Turin:  Societä  meteorologica  Italiana.  — Bollettino  mensuale,  ser.  II, 
vol.  XIII,  no.  12;  vol.  XIV,  no.  1—11.  [Ec  2.] 

Venedig:  R.  Instituto  Veneto  di  scienze,  lettere  e arti. 

Verona:  Accademia  d’agricoltura,  arti  e commercio.  — Memoire,  ser.  III, 
vol.  LXIX,  no.  2.  [Ha  14.] 

10.  Grossbritannien  und  Irland. 

Dublin:  Royal  geological  society  of  Irland.  — Transactions,  vol.  VII,  p.  1. 
[Da  14.] 

Edinburg:  Scottish  meteorological  society.  — Journal,  3.  ser.,  no.  X.  [Ec  3.] 
Glasgoiv:  Natural  bistory  society.  — Proceedings  and  transactions,  vol.  III, 
p.  3.  [Aa  244.] 

Glasgoiv:  Geological  society.  — Transactions,  vol.  IX,  p.  2.  [Da  15.] 


49 


Manchester : Geological  society.  — Transactions,  vol.  XXII,  p.  13—21; 
vol.  XXIII,  p.  1—2.  [Da  20.] 

Neiucastle-upon-Tyne : Tyneside  naturalists  field  club,  und:  Natural  history 
society  of  Northumberland,  Durharn  and  Newcastle-upon-Tyne. 

11.  Schweden,  Norwegen. 

Bergen : Museum. 

Christiania : Universität.  — Den  norske  Nordbavs- Expedition  1876  — 78: 
Bd.  XXII,  Zoologie  (Ophiuroiden).  — Kjerulf,  Th.:  Beskrivelse  af  en 
Kaekke  norske  Bergarter.  [Aa  251.] 

Christiania : Foreningen  til  Norske  fortidsmindesmerkers  bevaring.  — Aars- 
beretning  for  1892.  [Gr  2.]  — Kunst  og  haandverk  fra  Norges  fortid, 
Supplement  V.  [Gr  81.] 

Stockholm : Entomologiska  Eöreningen.  — Entomologisk  Tidskrift,  Arg.  14, 
Nr.  1 — 4.  [Bk  12.] 

Tromsoe : Museum.  — Aarshefter,  XVI;  Aarsberetning  for  1892.  [Aa  243.] 

TJpsala\  The  geological  Institution  of  the  university.  — Bulletin,  vol.  1, 
no.  2 (1893).  [Da  30.] 


12.  Russland. 


Ekatharinenburg : Societe  Ouralienne  d’amateurs  des  Sciences  naturelles.  — • 
Bulletin,  tome  XIV,  livr.  3.  — Jahresber.  für  1893.  [Aa  259.] 

Heising fors:  Societas  pro  fauna  et  flora  fennica. 

Kharkoiv : Societe  des  naturalistes  ä l’universite  imperiale.  — Travaux, 
tome  XXVII.  [Aa  224.] 

Kieiv:  Societe  des  naturalistes. 

Moskau : Societe  imperiale  des  naturalistes. — Bulletin,  annee  1893,  no.  4; 
annee  1894,  no.  1 — 2.  [Aa  134.]  — Nouveaux  memoires,  tome  XV, 
livr.  1.  [Aa  134  b.] 

Odessa'.  Societe  des  naturalistes  de  la  Nouvelle-Russie.  — Memoires,  tome 
XVIII,  p.  1—2.  [Aa  256.] 

Petersburg : Kais,  botanischer  Garten.  — Acta  horti  Petropolitani,  t.  XIII, 
fase.  1.  [Ca  10.] 

Petersburg : Comite  geologique.  — Bulletins,  vol.  XII,  no.  3 — 7.  [Da  23.]  — 
Memoires,  vol.  IV,  no.  3.  [Da  24.] 

Petersburg : Physikalisches  Centralobservatorium.  — Annalen,  Jahrg.  1892. 
[Ec  7.] 

Petersburg:  Academie  imperiale  des  Sciences.  — Bulletin,  nouv.  serie  IV, 
Nr.  1—2.  [Aa  315.] 

Riga:  Naturforscher -Verein. 


II«  A m erika. 

1.  Nord-Amerika. 

(Canada,  Vereinigte  Staaten,  Mexiko.) 

Albany:  New  York  state  museum  of  natural  history.  — Annual  report  45—46. 
[Aa  119.] 

Baltimore:  John  Hopkins  university.  — University  circulars,  vol.  XII,  no.  109; 


50 


vol.  XIII,  do.  110  — 114.  [Aa  278.]  — Amer.  Journal  of  mathematics, 
vol.  XIV,  no.  4;  vol.  XV ; vo].  XVI,  no.  1 — 3.  [Ea  38.]  — Amer.  Chemical 
journal,  vol.  XIV,  no.  8;  vol  XV;  vol.  XVI,  no.  1 — 6.  [Ed  60.]  — 
Studies  in  histor.  and  politic.  Science,  ser.  11.,  no.  1 — 6,  9—12;  ser.  12, 
no.  1 — 7.  [Eb  125.]  — Amer.  journal  of  pliilology,  vol.  XIII,  no.  4; 
vol.  XIV;  vol.  XV,  no.  1.  [Ja  64.] 

Berkeley : University  of  California.  — Departement  of  geology,  bulletin, 
vol.  I,  no.  1 — 7.  [Da  31.] 

Boston:  Society  of  natural  history.  — Proceedings,  vol.  XXVI,  p.  I.  [Aa  111.] 
— Memoirs,  vol.  IV,  no.  11.  [Aa  106.]  — Occasional  papers,  vol.  1. 
[111b.] 

Boston : American  academy  of  arts  and  Sciences.  — Proceedings,  new  ser., 
vol.  XX.  [Aa  170.] 

Buffalo:  Society  of  natural  Sciences. 

Cambridge:  Museum  of  comparative  zoology.  — Annual  report  for 
1892 — 1893.  — Bulletin,  vol.  XXV,  no.  2 — 10.  [Ba  14.] 

Davenport:  Academy  of  natural  Sciences.  — Proceedings,  vol.  V,  p.  2. 
[Aa  219.] 

Halifax:  Nova  Scotian  institute  of  natural  Science. 

Madison:  Wisconsin  Academy  of  Sciences,  arts  and  letters.  — Transactions, 
vol.  IX,  p.  1 — 2.  [Aa  206.] 

Mexiko:  Sociedad  cientifica  „Antonio  Alzate“.  — Memorias,  tomo  VII, 
cuad.  3 — 12.  [Aa  291.] 

Milwaukee:  Wisconsin  natural  history  society. 

Montreal : Natural  history  s-ociety.  — Canadian  record  of  Science,  vol.  V, 
no.  8.  [Aa  109.] 

Neiv-Haven:  Connecticut  academy  of  arts  and  Sciences. 

New-York:  Academy  of  Sciences.  — Annals,  vol.  VII,  no.  6 — 12;  vol.  VIII, 
no.  1—4.  [Aa  101.]  — Transactions,  vol.  XII,  mit  Ergänzungen. 
[Aa  258.] 

New -York:  American  museum  of  natural  history. 

Philadelphia:  Academy  of  natural  Sciences.  — Proceedings,  1893,  p.  II— III; 
1894,  p.  I.  [Aa  117.] 

Philadelphia:  American  philosophical  society.  — Proceedings,  vol.  XXXI, 
no.  142;  vol.  XXXI 1,  no.  144.  [Aa  283.] 

Philadelphia:  Wagner  free  institute  of  Science. 

Philadelphia:  Zoological  society.  — Annual  report  22.  [Ba  22.] 
Pochester:  Academy  of  Science. 

Pochester:  Geological  society  of  America.  — Bulletin,  vol.  IV — V.  [Da  28.] 
Salem:  Essex  Institute.  — Bulletin,  vol.  25,  no.  4 — 12;  vol.  26,  no.  1 — 3. 
[Aa  163.] 

Salem:  Peabody  academy  of  Science. 

San  Francisco:  California  academy  of  Science.  — Occasional  papers,  vol. 

IV.  [Aa  112b.]  — Proceedings,  vol.  III,  p.  2.  [Aa  112.] 

St.  Louis:  Academy  of  Science. 

Topeka:  Kansas  academy  of  Science.  — Transactions,  vol.  XIII,  1891 — 92 
[Aa  303.] 

Toronto:  Canadian  institute.  — Transactions,  vol.  IV,  p.  1.  — 7.  annual 
report.  [Aa  222.] 

Washington:  Smithsonian  Institution.  — Annual  report  1891 — 92.  [Aa  120.] 
— Bureau  of  ethnology,  9. — 10.  annual  report.  [Aa  120  b.] 


51 


Washington : United  States  geological  survey.  — XII.  anrnrnl  report,  1890 
to  1891.  [De  120  a.] 

Washington : Bureau  of  education.  — Report  of  1889—  90,  vol.  I — II. 
[Je  103.] 

Washington : Geograph,  and  geolog.  survey  of  tlie  Roeky  mountain  re- 
gion.  — Contributions  to  North- american  ethnology,  vol.  VI — VII. 
[De  120  d.] 

2.  Süd -Amerika. 

(Argentinien,  Brasilien,  Chile,  Costarica.) 

Buenos -Aires:  Museo  nacional. 

Buenos -Aires:  Museo  de  La  Plata.  — Revista,  T.  III — V.  [Aa  308.] 
Buenos -Air es:  Revista  argentina  de  historia  natural. 

Buenos -Aires:  Sociedad  ei entifica  Argentina.  — Anales,  tomo  XXXV,  entr.  6; 
tomo  XXXVI— XXXVU.  [Aa  280.] 

Cordoba:  Academia  nacional  de  ciencias.  — Boletin,  tomo  XII  — XIII. 
[Aa  208  b.] 

Rio  de  Janeiro : Museo  nacional. 

San  Jose:  Instituto  fisico-geografico  y del  museo  nacional  de  Costa-Rica. 
— Anales,  tomo  IV.  [Aa  297.] 

Säo  Paulo : Commissäo  geographica  e geologica  do  estado  de  S.  Paulo.  — 
Boletin,  No.  8 — 9.  [Aa  305a.]  — Dados  climatoligicos  1891  — 92. 
[Aa  305  b.] 

La  Plata : Museum. 

T.a  Plata:  Redaction  der  Revista  argentina  de  historia  natural. 

Santiago  de  Chile : Deutscher  wissenschaftlicher  Verein. 


III.  Asien. 

Batavia : K.  natuurkundige  Vereeniging.  — Natuurk.  Tijdschrift  voor 
Nederlandsch  Indie,  Deel  53.  [Aa  250.] 

Calcutta:  Geological  survey  of  India.  — - Records,  vol.  XXV[,  p.  4;  vol. 
XXVII,  p.  1 — 3.  [Da  11.]  — A manual  of  the  geology  of  India, 
2.  edit.  1893.  [Da  11b.]  — Palaeontologia  Indica,  sei*.  IX,  vol.  11, 
p.  1.  [Da  9.] 

Tokio:  Deutsche  Gesellschaft  für  Natur-  und  Völkerkunde  Ostasiens.  — 
Mittheil.,  Bd.  VI,  Heft  53 — 54;  Supplem.  zu  Bd.  VI.  [Aa  187.] 


IV.  Australien, 

Melbourne : Mining  department  of  Victoria. 


B.  Durch  Geschenke. 

Albert,  Fr.:  Ueber  das  Kaugerüst  der  Makruren.  Dissert.  1893.  [Bb  60 i.] 
Allgemeiner  deutscher  Bäderverband:  2.  Versammlung  Wiesbaden  1893. 
[Ha  38.] 


52 


Altenkirch , G. : Beiträge  über  die  Verdunstungseinrichtungen  in  der  trockenen 
Geröllfiora  Sachsens.  Dissert.  1894.  [Cc  64.] 

Barner,  Fr.:  Kry s tallo grapli i s che  Untersuchungen  einiger  organischer  Ver- 
bindungen. Dissert.  [Db  9 3 d .] 

Barrande , J.\  Systeme  silurien  du  centre  de  la  Boheme.  I.  Partie:  Re- 
ch er  dies  paleontologiques,  Vol.  II  i,  T.  3.  [Dd  3.] 

Behrens , TU. : Untersuchungen  über  den  Processus  uncinatus  der  Vögel 
und  Krokodile.  Dissert.  1880.  [Bb  60  g.] 

Ben- Saude,  A.:  Ueber  den  Analcim.  Dissert.  1881.  [Db  93a.] 
Bodenstein,  E.:  Der  Seitenkanal  von  Cottus  gobio.  Dissert.  1882.  [Bb  60  f.] 
Böhls,  J. : Die  Mundwerkzeuge  der  Physopoden.  Dissert.  1891.  [Bb  60c.] 
Buchenau,  Fr. : Ueber  Einheitlichkeit  der  botanischen  Kunstausdrücke  und 
Abkürzungen.  Sep.  1893.  [Cb  44.] 

Caracas:  Riqueza  publica.  — Boletin,  anno  II,  t,  III,  no.  41 — 46,  48 — 57. 
[Aa.  237  b.] 

Conwentz,  ff.:  Bildliche  Darstellungen  von  Thieren,  Menschen,  Bäumen  und 
Wagen  an  westpreussischen  Gräberurnen.  Sep.  1894.  [G  131.] 
Conwentz,  ff.:  Bericht  über  die  Verwaltung  des  Westpreuss.  Provinzial- 
Museums  in  Danzig  für  1893.  [Ab  82.] 

Credner,  ff.:  Die  Stegocephalen  und  Saurier  aus  dem  Rothliegenden  des 
Plauenschen  Grundes  bei  Dresden,  X.  Th.,  1894.  [Dd  108.] 

Dörr,  TU.:  Die  erste  allrussische  hygienische  Ausstellung,  1893.  [Hb  124.] 
Doss,  B.:  Künstliche  Darstellung  von  Anatas  und  Rutil  mittelst  der 
Phosphorsalzperle.  Sep.  1894.  [Db  89  e.] 

Dove , K.:  Das  Klima  des  aussertropischen  Südafrika.  Dissert.  [Fb  131.] 
Emery,  C:  Estudios  sobre  las  Hormigas  de  Costa  Rica.  [Bk  240.] 
Fritsch , A. : Fauna  der  Gaskohle  und  der  Kalksteine  der  Permformation 
Böhmens.  Bd.  III,  Heft  3.  [Dd  19.] 

Gaea:  Natur  und  Leben.  Jahrg.  30.  [Aa  41.] 

Galle,  P. : Ueber  die  Bahn  des  am  4.  Dec.  1893  vornehmlich  in  Schlesien 
beobachteten  hellen  Meteors.  Sep.  1894.  [Ea  29  f.] 

Gebirgsverein  für  die  Sächsische  Schweiz:  Ueber  Berg  und  Thal, 
Nr.  191—201.  [Fa  19.] 

Geinitz,  E.:  Mittheilungen  aus  dem  Grossherzoglich  Mecklenburg,  geolo- 
gischen Landesanstalt.  Nr.  IV,  die  Endmoränen  Mecklenburgs.  Sep. 
1894.  [De  217b.] 

Geinitz,  E.:  XV.  Beitrag  zur  Geologie  Mecklenburgs.  1.  Cenoman  und 
unterster  Lias  bei  Remplin.  Sep.  1894.  [De  152.] 

Geinitz,  E.:  Bemerkungen  über  die  Beschaffenheit  des  Wassers  aus  Bohr- 
brunnen. Sep.  1893.  [De  217  c.] 

Girard,  ff.:  Le  deluge  devant  la  critique  histoire.  [De  223.] 

Göttingen:  Universität;  174  Dissertationen  meist  chemischen  Inhalts  [Ed 68.]; 
diejenigen,  welche  zoologische,  botanische  und  mineralogische  Gegen- 
stände behandeln,  sind  in  dieser  Abtheil,  des  Berichtes  besonders 
aufgeführt. 

Gurke , M.:  Beiträge  zur  Systematik  der  Malvaceen.  Dissert.  1892. 
[Cb  45  f.] 

ff  decket,  E. : Natürliche  Schöpfungsgeschichte.  5.  Aufl.  [Ab  28.]  (Ge- 
schenk von  Dr.  Raspe.) 

Hauthcd,  ff.:  Nota  sobre  un  nuevo  genero  de*  filiceos  de  la  formacion 
Rhetica  del  Challao.  Sep.  1894.  [Dd  142.] 


53 


Henking,  H. : Beiträge  zur  Anatomie,  Entwicklungsgeschichte  und  Biologie 
von  Trombium  fuliginosum.  Dissert.  1882.  [B  60h.] 

Hibsch,  J.:  Beiträge  /Air  Geologie  des  böhmischen  Mittelgebirges,  I.  Sep. 
1894.  [De  188  f.] 

Hoestra,  J.\  Die  Oro-  und  Hydrographie  Sumatra’ s.  [Fb  131b.] 
Hoffbauer,  C. : Beiträge  zur  Kenntniss  der  Insektenflügel.  Dissert.  1892. 
[Bb  60k.] 

Jentzsch,  A.:  Der  F rühlin^seinzug  des  Jahres  1893.  Festschrift.  [Cd  112.] 
Jordan , K:  Die  Schmetterlingsfauna  Göttingens.  Dissert.  1885.  [Bb  60e.] 
Jung ck , M.v  Flora  von  Gleiwitz  und  Umgegend.  Dissert.  1889.  [Cb  45  d.] 
Kienitz,  M.\  Vergleichende  Keimversuche  mit  Waldbaum-Samen,  Dissert. 
[Cb  45  e.] 

Klossovsky,  A.:  Organisation  de  l'etude  climaterique  speciale  de  la  Russie. 
Sep.  1894.  [Ec  77a.] 

Klossovsky,  A.:  Distribution  annuelle  des  orages  ä la  surface  du  globe 
terrestre.  Sep.  1894.  [Ec  77  b.] 

Langemann , L.\  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Mineralien  Harmotom, 
Phillipsit  und  Desmin.  Dissert.  1886.  [Db  93  c.] 

Laube,  G.:  Das  Alter  der  Erde.  Prag  1894.  [De  140  e.] 

Liebe,  K:  Die  Ueberzahl  der  Männchen.  Sep.  1894.  [Bf  55t.] 

Liebe,  K:  Ein  Lebensbild  von  E.  Fischer.  Sep.  1894.  [Jb  74.] 

Lotsy,  J.\  Beiträge  zur  Biologie  der  Flechtenflora  des  Hainberges  bei 
Göttingen.  Dissert.  1890.  [Cb  45  c.] 

Martin,  C. : Ein  Beitrag  zur  Kenntniss  fossiler  Euganoiden.  Dissert.  [Db  93  e.] 
Mehlis,  (?.:  Der  Drachenfels  bei  Dürkheim  a.  d.  H.  Sep.  1894.  [G  39  b.] 
Müller,  G.:  Beiträge  zur  Kenntniss  der  oberen  Kreide  am  nördlichen 
Harzrande.  Dissert.  1888.  [Db  93  f.] 

0 ekler , A. : Das  Krallenglied  am  Insektenfuss.  Dissert.  1890.  | Bb  60  b.] 

Peralta  und  Alfaro : Katalog  archäologischer  Objecte  der  Republik  Costa 
Rica.  1893.  [G  133.] 

Petersburg : Russ.  kaiserl.  mineralog.  Gesellschaft.  — Verh.,  2.  Ser.,  Bd.  30. 
[Da  29.] 

Paleigh:  Elisa  Mitchell  scientific  society.  — Journal,  vol.  X.  [Aa  300.] 
Reg , E.:  Beobachtungen  über  den  Kuckuk  bei  Leipzig  aus  dem  Jahre  1893. 
Sep.  1894.  [Bf  65.] 

Roloff,  Fr.:  Ueber  den  Instinkt  der  Thiere  und  dessen  Bedeutung  für  die 
Diätetik.  Dissert.  1865.  [Bb  60  a.] 

Sanchez , A.:  Observatorio  astronomico  y meteorojogico.  1892.  [Ec  81.] 
Smith,  J.:  Die  Jurabildungen  des  Kahlberges  bei  Echte,  Dissert.  1893. 
[Db  93  g.] 

Sommer , A.:  Ueber  Macrotoma  plumbea.  Dissert.  1884.  [Bb  60  d.] 
Stelzner,  A.:  Die  Diamantgruben  von  Kimberley.  Sep.  1894.  [De  214a.] 
Stauss,  TL.:  Ueber  eine  Synthese  der  Pentamethylen-Dicarbonsäure  und 
Monocarbonsäure.  Dissert.  1894.  [Ed  67.] 

Stevenson,  JA  On  the  sue  of  the  name  „catskill“.  Sep.  1893.  [De  222  d.] 
Stevenson,  J.:  On  the  origin  of  the  Pennsylvania  Anthracite.  Sep.  1893. 
[De  222  ef.] 

Tautphöus , C .:  Ueber  die  Keimung  der  Samen  bei  verschiedener  Be- 
schaffenheit derselben.  Dissert.  1876.  [Cb  45  a.] 

Tietschert,  C.:  Keimungsversuche  mit  Secale  cereale  bei  verschieden  tiefer 
Unterbringung.  Dissert.  1872.  [Cb  45  b,] 


54 


Tschusizu  Schmidhoffen : Meine  bisherige  literarische  Thätigkeit  1865 — 1893. 
[Bf  39  b.] 

Washington'.  Memoirs  of  the  Nationalacademy  of  Sciences.  Yol.  VI.  [Aa317.] 
White,  Ch. : The  relation  of  biology  to  geological  investigation.  1894.  [Del  143  a.] 
White,  Ch.:  Cretaceous  Invertebrate  fossils.  [Dd  143b.] 

Wien:  Entomologischer  Verein.  — Jahresber.  III.  [Bk  236.] 

Williams,  J. : Ueber  den  Monte  Amiata  in  Toscana.  Dissert.  1887.  [Db  93  b. 
Wolf,  Fr.:  Licht  und  Luft,  Wasser  und  Boden  der  Städte.  1894.  [Hb  123. 
Wulfsberg,  N.:  Holarrhena  Africana.  Dissert.  1880.  [Cb  45g.l 

Zetzsche , Prof.  Dr.  Karl  Eduard;  Zur  Erinnerung  an , von  M.Voretzsch. 

1894.  [Jb  73.] 


C.  Durch  Kauf. 

Anzeiger  für  Schweizer  Alterthümer,  Jalirg.  XXVII.  [Gl.] 

Anzeiger , zoologischer,  Jahrg.  XVII.  [Ba  21.] 

Bronn' 's  Klassen  und  Ordnungen  des  Thierreichs,  Bd.  II,  Abth.  2 (Coelent.), 
Lief.  9 und  10;  Abth.  3,  Lief.  17  und  18;  Bd.  III  (Mollusca),  Lief. 
10 — 14;  Supplem.  2.  und  3.  Lief.;  Bd.  IV  (Vennes),  Lief.  31  — 37; 
Bd.  V,  Abth.  2 (Crustaceen),  Lief.  38 — 40.  [Bb  54.] 

Haechel,  E.:  Systematische  Phylogenie  der  Protisten  und  Pflanzen.  1.  Theil. 
[Ab  83.] 

Hedwigia , Bd.  33.  [Ca  2.] 

Hoernes,  M.  : Die  Urgeschichte  des  Menschen.  [G  132.] 

Monatsschrift , deutsche  botanische,  Jahrg.  12.  [Ca  22.] 

Nachrichten , entomologische,  Jahrg.  10.  (Bk  235.]  (Vom  Isis-Lesezirkel.) 
Natur , Jahrg.  43.  [Aa  76.]  (Vom  Isis-Lesezirkel.) 

Prähistorische  Blätter , Jahrg.  VI.  [G  112.] 

Wochenschrift , naturwissenschaftliche, Bd. IX.  [Aa311.|  (Vom  Isis-Lesezirkel.) 
Zeitschrift  für  die  gesammten  Naturwissenschaften,  Bd.  66,  Nr.  5 — 6; 

Bd.  67,  Nr.  1—4.  [Aa  98.] 

Zeitschrift  für  Meteorologie,  Bd.  12.  [Ec  66. J 

Zeitschrift  für  wissenschaftliche  Mikroskopie,  Bd.  X,  Nr.  4 — 5;  Bd.  XI, 
Nr.  1—3.  [Ee  16.] 

Zeitschrift , Oesterreichische  botanische,  Jahrg.  44.  [Ca  8.] 

Zeitung , botanische,  Jahrg.  52.  [Ca  9.] 

Geschlossen  am  31.  December  1894. 


C.  Schiller, 
Bibliothekar  der  „Isis“. 


Zu  bequemerer  Ausnutzung  unserer  Bibliothek  ist  für  Mitglieder  der  Isis 
ein  Lesezirkel  eingerichtet  worden.  Gegen  einen  jährlichen  Beitrag  von 
3 Mk.  können  eine  grosse  Anzahl  Schriften  bei  Selbstbeförderung  zu  Hause 
gelesen  werden.  Anmeldungen  nimmt  der  Bibliothekar  entgegen. 


Abhandlungen 

der 

naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 

ISIS 

in  Dresden. 


1894. 


. * I I l'r  | | I ; I I ■ ■ ■ 


1 


I.  lieber  neue  fossile  Pflanzenreste  vom  Cerro  de  Potosi. 

Von  H.  Engelhardt. 

(Mit  Tafel  I.) 


In  den  Abhandlungen  der  naturwissenschaftlichen  Gesellschaft  Isis  zu 
Dresden  veröffentlichte  ich  im  Jahre  1887  die  Bearbeitung  einiger  fossiler 
Blattreste  (S.  36 — 38,  Taf.  I)  aus  Schiefern  des  Cerro  de  Potosi  in  Bolivia, 
deren  Zusendung  ich  der  Güte  des  Herrn  Dr.  Ochsenius  in  Marburg  zu 
danken  hatte.  In  neuerer  Zeit  kamen  mir  durch  ihn  von  Herrn  Bergwerks- 
director  Braun  in  Potosi  gesammelte  Stücke  von  derselben  Localität  zu, 
ebenso  von  Herrn  Bergrath  Stelzner  in  Freiberg  solche,  die  von  Herrn 
Ingenieur  A.  Gmehling  in  Huanchaca  übermittelt  waren  und  durch  Herrn 
Bergwerksbesitzer  Francke  in  Cassel  diejenigen,  welche  der  Royal  Silver 
Mine  of  Potosi-Compagnie  in  London  gehören. 

Aus  einer  Skizze  und  einem  Profile,  beide  von  Herrn  Gmehling  her- 
rührend,  ist  zu  ersehen,  dass  der  Kern  des  Cerro  de  Potosi  aus  Rhyolith 
besteht,  welcher  eine  mächtige  Spalte  in  den  daselbst  befindlichen 
Schiefern*)  ausgefüllt  und  dieselben  überdeckt  hat.  Letztere  treten  in 
bedeutender  Höhe  zu  Tage  aus;  auf  der  nordöstlichen  Seite  des  Berges 
sind  sie  stark  zersetzt,  auf  der  südwestlichen  enthalten  sie  fossile  Pflanzen- 
reste „etwa  150  m über  der  Halde  der  Mina  Forsados“;  auf  beiden  fallen 
sie  nach  N.  ein.  An  sie  lagert  sich  grobkörniger  Sandstein  an,  der  auf 
der  Ostseite  von  Gerollen  überdeckt  wird. 

In  Folgendem  gebe  ich  die  Beschreibung  der  mir  bekannt  gewordenen 
Fossilien,  helfen  sie  doch  aufs  Neue  die  gewaltige  Lücke  in  der  Kenntniss 
von  der  tertiären  Pflanzenwelt  Südamerikas  in  etwas  ausfüllen. 

Nachdem  ich  die  Bearbeitung  der  mir  zugesendeten  Reste  bereits 
vollendet,  aber  glücklicherweise  noch  nicht  veröffentlicht  hatte,  über- 
mittelte mir  Herr  Dr.  Ochsenius  die  Abhandlung  des  Herrn  Professor 
N.  L.  Britton  (Columbia  College,  New-York  City):  „Note  on  a collection 
of  tertiary  fossil  plants  from  Potosi,  Bolivia“,  welche  in  Transactions  of 
the  American  Institute  of  Mining  engineers  erschienen  ist,  so  dass  es  mir 
noch  möglich  wurde,  auf  sie  Bezug  nehmen  zu  können. 


*)  Herr  Prof.  James  F.  Kemp  liat  dieselben  einer  mikroskopischen  Untersuchung’ 
unterworfen  und  theilt  über  diese  mit:  „A  thin  section  was  prepared,  and  with  erossed 
nicols  is  seen  to  be  composed  in  largest  part  of  an  isotropic  substance,  through  which 
are  scattered  minute  feldspar  rods.  This  is  undoubtedly  a volcanic  glass,  and  the  deposit 
is  formed  of  fine  dust,  pumiceous  in  character  and  very  likely  water-sorded  and  deposited. 
The  glass  has  suffered  some  devitrification  from  decay.“ 


Ges.  Isis  in  Dresden , 1894.  — Abh.  1. 


4 


Beschreibung  der  fossilen  Pflanzenreste. 

Cryptogamen. 

Ordnung  der  Farne. 

Gattung  A er  o stich  um  L. 

Acrostichum  linearifolium  nov.  sp.  Taf.  I,  Fig.  4. 

Der  Wedel  ist  linealisch,  am  Grunde  allmählich  verschmälert,  gestielt, 
ganzrandig;  der  Mittelnerv  ist  stark,  in  dem  unteren  Theile  hervortretend, 
gerade,  die  feinen  Seitennerven  entspringen  unter  spitzen  Winkeln,  ver- 
laufen bis  zum  Rande,  sind  einfach,  bisweilen  gegabelt,  und  stehen  ziem- 
lich entfernt  von  einander. 

Mit  Wedeln  von  Acrostichum  lineare  Fee  (Brasilien,  Bourbon)  stimmt  . 
unser  Bruchstück  wohl  überein. 

Sammlung  der  Freiberger  Bergakademie. 

Gattung  Gymnogramme  Desv. 

Gymnogramme  (?)  sp.  Taf.  I,  Fig.  1. 

Das  vorhandene  Fragment  ist  zu  unvollständig  und  dazu  schlecht 
erhalten,  so  dass  es  nur  ahnen  lässt,  was  es  sein  könnte. 

Der  Mittelnerv  ist  kräftig,  die  Seitennerven  entspringen  unter  vmnig 
spitzen  Winkeln  und  gabeln  sich  mehrfach. 

Es  ist  leicht  möglich,  dass  der  Farnrest  mit  Gymnogramme  trifoliata 
Desv.  (Peru,  Brasilien)  verwandt  ist. 

Sammlung  der  Freiberger  Bergakademie. 

Gattung  Lomariopsis  Fee. 

Lomariopsis  tertiaria  nov.  sp.  Taf.  I,  Fig.  3. 

Der  Fieder  ist  linealisch,  am  Rande  gezähnelt,  von  einem  bis  zur 
Mitte  hervortretenden,  von  da  nach  der  Spitze  sich  verdünnenden  Mittel- 
nerv durchzogen,  von  dem  zahlreiche  feine,  meist  einfache,  selten  gegabelte, 
unter  etvras  spitzen  Winkeln  entspringende  und  bis  zum  Rande  verlaufende 
zarte  Seitennerven  ausgehen. 

Es  ist  nur  ein  Fieder  erhalten.  Nach  vorn  endigt  er  in  eine  Spitze, 
von  der  die  Kohle  abgesprungen  ist.  Er  stimmt  genau  mit  solchen  von 
Lomariopsis  sorbifolia  L.  sp.  (Brasilien,  Columbien,  Guatemala,  Antillen) 
überein  und  dürfte  hieraus  auf  einen  gefiederten  Farn  zu  schliessen  sein. 

Prof.  Britton  bildet  in  Fig.  18  unter  der  Bezeichnung  ,,Undeterminedu 
ein  grösseres  Stück  ab,  das  hierher  zu  rechnen  ist. 

Sammlung  des  Herrn  Dr.  Ochsenius. 

Lomariopsis  (?)  sp.  Taf.  I,  Fig.  2. 

Etwa  die  Hälfte  eines  Fiederstücks,  dem  noch  dazu  der  Grund  ver- 
letzt ist,  vermag  ich  nicht  mit  Sicherheit  der  Gattung  Lomariopsis  zuzu- 
weisen. Es  ist  ganzrandig  und  zeigt  einen  starken  Mittelnerv,  von  dem 
zahlreiche  gegabelte  Seitennerven,  die  den  Rand  erreichen,  unter  beinahe 
rechtem  Winkel  ausgehen. 

Sammlung  der  Freiberger  Bergakademie. 


5 


Gattung  Pecopteris  Brongn. 

Pecopteris  sp.  Taf.  I,  Fig.  15. 

Ein  Farnrest  ist  vorhanden,  der  uns  leider  zu  einer  genaueren  Be- 
stimmung keine  Handhabe  bietet. 

Der  Mittelnerv  eines  Fieders  zeigt  auf  der  einen  Seite  fiederspaltiges 
Laub,  während  es  auf  der  anderen  fehlt;  die  Fiederspaltstücke  sind 
linealisch,  an  der  Spitze  gerundet,  haben  einen  unter  spitzem  Winkel 
entspringenden,  durch  die  Mitte  verlaufenden  und  nach  der  Spitze  zu  sich 
verdünnenden  Nerv;  die  übrige  Nervatur  ist  ganz  unsichtbar. 

Sammlung  der  Freiberger  Bergakademie. 

Phanerogamen. 

Familie  der  Gramineen  L. 

Gattung  Po a eite s Brongn. 

Poacites  sp.  Taf.  I,  Fig.  5. 

Ein  Stück  eines  Grasblattes  zeigt  16  parallele  Nerven. 

Ich  bildete  es  trotz  seiner  Werthlosigkeit  mit  ab,  um  das  Vorhanden- 
sein von  Gräsern  zu  bezeichnen. 

Sammlung  des  Herrn  Dr.  Ochsenius. 

Familie  der  Taxineen  Eich. 

Gattung  Podocarpus  Herit. 

Podocarpus  fossilis  nov.  sp.  Taf.  I,  Fig.  12. 

Das  Blatt  ist  lederig,  linealisch-lanzettlich;  der  Mittelnerv  ist  auf  der 
Oberseite  etwas  vertieft. 

Podocarpus  Lamberti  Klotzsch  (Brasilien)  hat  Blätter,  welche  mit 
dem  fossilen  recht  wohl  verglichen  werden  können. 

Sammlung  der  Freiberger  Bergakademie. 

Familie  der  Myriceen  L. 

Gattung  Myrica  L. 

Myrica  banksioides  m.  Taf.  I,  Fig.  6,  7,  14,  17. 

1887.  Engelhardt,  Ueber  foss.  Blattreste  v.  Cerro  de  Potosi,  S.  36,  Taf.  I, 
Fig.  10,  14.  — Britto n,  Tert.  foss.  plants  from  Potosi,  S.  8,  Fig.  5—8. 

Die  Blätter  sind  lederig,  linealisch -lanzettförmig,  scharfgesägt,  zuge- 
spitzt,  am  Grunde  ganzrandig;  der  Mittelnerv  ist  kräftig,  nach  der  Spitze 
zu  verschmälert,  die  Seitennerven  entspringen  unter  spitzen  Winkeln,  ver- 
laufen bogenförmig  und  münden  in  den  Randzähnen  aus. 

Es  ist  mir  immer  noch  nicht  möglich,  eine  jetztweltliche  Art  zur 
Vergleichung  heranziehen  zu  können,  weshalb  die  Bestimmung  durchaus 
noch  nicht  als  fest  bestimmt  anzusehen  ist.  Von  anderwärts  gefundenen 
Tertiärblättern  sind  die  von  Myrica  polymorpha  Schp.  — Myricophyllum 
Zacliariense  Sap.^  (vergl.  Lesquereux,  Cret.  and  Tert.  Fl.,  Taf.  25,  Fig.  1, 
2.  — Saporta,  Etudes  s.  1.  veget.  du  Sud-Est  de  la  France.  Suppl.  I,  PI.  5, 
Fig.  4 — 7)  am  ähnlichsten.  Zum  ersten  Male  ist  es  möglich  gewesen,  sie 
mit  dem  feineren  Netzwerk  abbilden  zu  können. 

Sammlung  der  Royal  Silver  Mine  of  Potosi -Compagnie  in  London: 
Fig.  14,  17;  Sammlung  der  Freiberger  Bergakademie:  Fig.  6;  Sammlung 
des  Herrn  Dr.  Ochsenius:  Fig.  7. 


6 


Myrica  Wendtii  Britton.  Taf.  I,  Fig.  13. 

1892.  Britton,  Tert.  foss.  piants  from  Potosi,  S.  8,  Fig.  1 — 4,  20. 

Die  Blätter  sind  lanzettförmig  oder  länglich-lanzettförmig,  breit,  spitz 
oder  zugespitzt,  am  Grunde  verschmälert,  grob  und  unregelmässig  ge- 
zähnt; der  Mittelnerv  tritt  hervor,  die  Seitennerven  sind  gerade  und  endigen 
in  den  Zähnen. 

Sammlung  der  Royal  Silver  Mine  of  Potosi- Compagnie  in  London. 

Myricophyllum  sp.  Taf.  I,  Fig.  24. 

Es  erinnert  der  vorhandene  Blattfetzen  sehr  an  Myrica  acutiloba 
Stbg.  sp.  ==  Dryandra  acutiloba  Ung. 

Sammlung  des  Herrn  Dr.  Ochsenius. 

Familie  der  Polygoneen  it.  Br. 

Gattung  Ruprechtia  Rchb. 

Ruprechtia  Braunii  nov.  sp.  Taf.  I,  Fig.  19. 

Das  Blatt  ist  etwas  lederig,  lanzettförmig,  zugespitzt,  am  Grunde 
verschmälert,  ganzrandig;  der  Mittelnerv  ist  kräftig,  die  Seitennerven  sind 
sehr  zart  und  bogenläufig. 

Unser  Blatt  hat  manches  Aehnliche  von  den  Blättern  der  jetztlebenden 
Ruprechtia  laurifolia  Mart.,  doch  stimmt  es  noch  mehr  mit  denen  der 
R.  (Triplaris)  salicifolia  Mey.  (Brasilien)  überein. 

Es  ist  zu  Ehren  Herrn  Braun’s,  welcher  die  an  Herrn  Consul  Dr.  Ochsenius 
gesandten  Stücke  sammelte,  benannt  worden. 

Sammlung  des  Herrn  Dr.  Ochsenius. 

Familie  der  Ericaceen  Endl. 

Gattung  Gaylussacia  H.  B.  K. 

Gaylussacia  tertiaria  nov.  sp.  Taf.  I,  Fig.  8,  9. 

Die  Blätter  sind  etwas  lederig,  spatelig,  linealisch,  spitz,  über  der 
Mitte  am  breitesten,  gegen  den  Grund  verschmälert,  am  Rande  ein  wenig 
umgebogen,  ganzrandig;  der  Mittelnerv  ist  kräftig,  die  Seitennerven  gehen 
unter  spitzen  Winkeln  aus  und  sind  meist  verwischt. 

Die  Blätter,  von  denen  ich  Anfangs  annahm,  dass  sie  einer  Leucothoe 
angehören  dürften,  bis  mich  Vergleichungen  eines  anderen  belehrten,  sehen 
aus,  als  müssten  sie  starrlich  gewesen  sein.  Bei  dem  einen  Stücke  fügte 
ich  den  wahrscheinlichen  Grund  in  der  Zeichnung  hinzu.  Das  in  den 
Hauptfeldern  befindliche  und  unter  der  Loupe  sichtbare  Netzwerk  ist 
sehr  fein. 

Ich  vergleiche  die  Blätter  mit  denen  von  Gaylussacia  ledifolia  Mart. 
(Brasilien). 

Sammlung  des  Herrn  Dr.  Ochsenius. 

Familie  der  Saxifrageen  Vent. 

Gattung  Weinmannia  L. 

Weinmannia  Brittoni  nov.  sp.  Taf.  I,  Fig.  16. 

Das  Blättchen  ist  lederig,  elliptisch,  gezähnt;  der  Mittelnerv  tritt 
hervor,  die  wenigen  Seitennerven  sind  sehr  zart  und  entspringen  unter 
spitzen  Winkeln. 


7 


Aehnliche  kleine  Blättchen  hat  die  in  Nordbrasilien  heimische  Adesmia 
muricata  DC.,  doch  zeigen  dieselben  keine  Seitennerven  und  dürfen  daher 
nicht  in  Betracht  gezogen  werden.  Ganz  anders  ist  es  mit  den  Blättchen 
von  Weinmannia  cjlabra  DC.  (Süd-Mexico,  Westindien,  Guiana,  Venezuela, 
Columbien),  welche  mit  dem  unserigen  nach  allen  Richtungen  hin  überein- 
stimmen. 

Sammlung  der  Freiberger  Bergakademie. 

Familie  der  Capparideen  Juss. 

Gattung  Capparis  L. 

Capparis  multinervis  nov.  sp.  Taf.  I,  Fig.  18. 

Die  Blätter  sind  lederig,  linealisch,  ganzrandig,  sehr  kurz  gestielt; 
der  Mittelnerv  ist  stark,  die  unter  spitzen  Winkeln  austretenden  Seiten- 
nerven verlaufen  parallel,  verbinden  sich  vor  dem  Rande  in  Bogen  und 
treten  gleich  den  Nervillen  hervor. 

Es  sind  nur  Bruchstücke  vorhanden,  welche  aber  soviel  Ueberein- 
stimmendes  mit  Blättern  einiger  Capparis- Arten  ( C . angustifolia  H.  B.  K. 
von  Südmexico,  C.  Jacobinae  Moric.  von  Brasilien,  in  erster  Linie  C.  longi- 
folia  SW.  von  Jamaica,  S.  Thomas,  Antigua)  zeigen,  dass  ich  mich  ver- 
anlasst fühlte,  sie  der  genannten  Gattung  einzureihen. 

Sammlung  des  Herrn  Dr.  Ochsenius. 

Familie  der  Papilionaceen  L. 

Gattung  Lonchocarpus  H.  B.  K. 

Lonchocarpus  obtusifolius  nov.  sp.  Taf.  I,  Fig.  22. 

Das  Blättchen  ist  länglich -elliptisch,  an  der  Spitze  stumpf,  ein  wenig 
lederig,  ganzrandig;  der  Mittelnerv  ist  schwach,  die  Seitennerven  sind  fein, 
entspringen  unter  spitzen  Winkeln,  verlaufen  ziemlich  gerade  und  verbinden 
sich  vor  dem  Rande  in  Bogen. 

Es  ist  nur  ein  Bruchstück,  dem  der  Grund  fehlt,  vorhanden.  Ich 
vergleiche  dasselbe  mit  den  Blättchen  von  Lonchocarpus  obtusus  Benth. 
(Brasilien). 

Sammlung  der  Freiberger  Bergakademie. 

Gattung  Hedysarum  L. 

Hedysarum  bolivianum  nov.  sp.  Taf.  I,  Fig.  62,  6l3. 

Die  Blättchen  sind  länglich-umgekehrt-eiförmig,  ganzrandig,  zart;  der 
Mittelnerv  ist  etwas  gebogen,  die  Seitennerven  entspringen  unter  spitzen 
Winkeln,  verlaufen  gerade  und  verbinden  sich  vor  dem  Rande  in  Bogen. 

Die  Blättchen  der  fossilen  Art  entsprechen  denen  des  jetzt  lebenden 
Hedysarum  (Aeschy nomene)  falcatum  DC.  (Brasilien,  Peru,  Central-Amerika, 
warmes  Mexico.) 

Sammlung  der  Freiberger  Bergakademie. 

Gattung  Drepanocarpus  Mey. 

Drepanocarpus  Franckei  nov.  sp.  Taf.  I,  Fig.  36—38. 

Die  Blättchen  sind  lederig,  länglich,  gerundet,  am  Grunde  gerundet 
oder  allmählich  verschmälert,  ganzrandig;  der  Mittelnerv  ist  auf  der  oberen 


8 


Seite  vertieft,  auf  der  unteren  hervortretend,  die  zahlreichen  Seitennerven 
entspringen  unter  spitzen  Winkeln  und  verlaufen  parallel  bis  zum  Rande. 

Unsere  Blättchen  stimmen  mit  denen  von  Drepanocarpus  lunatus  Mey. 
überein  (Nord-Brasilien,  Guiana,  Panama,  Nicaragua,  Süd-Mexico,  West- 
indische Inseln,  tropisches  West -Afrika). 

Ich  habe  diese  Art  zu  Ehren  des  Herrn  Bergwerksbesitzer  Francke 
in  Kassel  benannt,  welcher  sich  in  hochschätzbarer  Weise  um  Erlangung 
von  Material  bemühte. 

Sammlung  der  Royal  Silver  Mine  of  Potosi- Compagnie  in  London: 
Fig.  36;  Sammlung  der  Freiberger  Bergakademie:  Fig.  37,  38. 

Gattung  Des m odium  Desv. 

Desmodium  ellipticum  nov.  sp.  Taf.  I,  Fig.  42 — 44. 

Die  Blätter  sind  elliptisch,  an  Spitze  und  Grund  gerundet,  ganzrandig, 
kurzgestielt;  der  Mittelnerv  verschmälert  sich  allmählich  nach  der  Spitze 
hin,  die  Seitennerven  verlaufen  parallel,  sind  wenig  gebogen  und  verbinden 
sich  vor  dem  Rande  untereinander. 

Ich  vergleiche  sie  mit  den  an  Grösse  und  Gestalt  sehr  verschiedenen 
des  Desmodium  barbatum  Benth.  ( Hedysarum  barbatum  L.  = TJraria 
lagocephala  DC.),  welches  eine  weite  Verbreitung  besitzt  (Süd- Mexico, 
Nicaragua,  Costa- Rica,  Panama,  West-Indien,  Brasilien,  Columbien, 
Guiana,  Peru). 

Sammlung  der  Freiberger  Bergakademie. 

Gattung  Mach a er i um  P. 

Mackaerium  eriocarpoides  nov.  sp.  Taf.  I,  Fig.  28. 

Das  Blättchen  ist  lanzettlich,  ganzrandig,  kurzgestielt,  lederig;  der 
Mittelnerv  ist  gerade,  deutlich,  die  Seitennerven  sind  fein,  entspringen 
unter  spitzen  Winkeln,  verlaufen  gerade  oder  wenig  gebogen  und  verbinden 
sich  vor  dem  Rande  in  Bogen. 

Man  vergleiche  das  fossile  Blättchen  mit  solchen  von  Mackaerium 
eriocarpum  Benth.  (Brasilien). 

Sammlung  der  Royal  Silver  Mine  of  Potosi- Compagnie  in  London. 

Gattung  Dalbergia  L. 

Dalbergia  antiqua  nov.  sp.  Taf.  I,  Fig.  23. 

Die  Hülse  ist  länglich-oval,  feingerunzelt,  gestielt. 

Als  entsprechende  Art  könnte  Dalbergia  riparia  Benth.  ( Trioptolemaea 
riparia  Mart.)  gelten  (Nord -Brasilien). 

Sammlung  der  Royal  Silver-Mine  of  Potosi- Compagnie  in  London. 

Dalbergia  cliartacea  nov.  sp.  Taf.  I,  Fig.  25. 

Das  Blättchen  ist  etwas  lederig,  länglich -elliptisch,  spitzlich,  ganz- 
randig; der  Mittelnerv  ist  gerade,  die  Seitennerven  entspringen  unter 
spitzen  Winkeln,  verlaufen  wenig  gebogen  und  parallel. 

Uebereinstimmung  mit  Blättchen  von  Dalbergia  variabilis  Vog.  (Brasilien, 
Guiana,  Peru)  findet  statt. 

Sammlung  des  Herrn  Dr.  Ochsenius. 


9 


Familie  der  Mimoseen  R.  Br. 

Gattung  Sweetia  Spr. 

Siveetia  tertiaria  m.  Taf.  I,  Fig.  26. 

1887.  Engelhardt,  Ueber  foss.  Blattreste  v.  Cerro  de  Potosi,  S.  38,  Taf.  I, 
Fig.  11. 

1892.  Sivertia  tertiaria.  Britto n,  Tert.  foss.  plants  from  Potosi,  S.  4,  Fig.  79. 

Die  Blättchen  sind  eiförmig,  wenig  lederig,  an  der  Spitze  stumpf, 
etwas  ausgerandet;  der  Mittelnerv  ist  gerade,  am  Grunde  kräftig  und 
nimmt  nach  der  Spitze  zu  allmählich  an  Stärke  ab,  die  Seitennerven  ent- 
springen unter  spitzen  Winkeln,  sind  wenig  gebogen,  vor  dem  Rande 
gabelspaltig  verbunden,  die  Maschen  des  Netzwerkes  sind  länglich. 

Sammlung  der  Royal  Silver  Mine  of  Potosi-Compagnie  in  London. 

Britton  rechnet  diese  Art  zu  der  Gattung  Sivertia , mit  welcher  sie 
jedoch  nicht  in  Beziehung  gebracht  werden  kann;  diese  gehört  in  die 
Familie  der  Contorten  und  nicht  in  die  der  Mimosen. 

Gattung  Caesalpinia  Bl. 

Caesalpinict  Gmehlingi  nov.  sp.  Taf.  I,  Fig.  29. 

Das  Blättchen  ist  länglich,  ganzrandig,  an  der  Spitze  stumpf,  am 
Grunde  einerseits  gerundet,  andererseits  verschmälert,  ganzrandig,  der 
Mittelnerv  ist  deutlich,  die  Seitennerven  sind  sehr  schwach. 

Blättchen  von  Caesalpinia  pidcherrima  Swartz.  stimmen  mit  den  fossilen 
überein  (Brasilien,  Guiana,  Columbien,  Antillen,  Mexico,  Guatemala,  Central- 
Amerika,  Galapagos,  Sandwichinseln). 

Sammlung  der  Freiberger  Bergakademie. 

Gattung  Peltophorum  Vogel. 

Peltophorum  membranaceum  nov.  sp.  Taf.  I,  Fig.  47. 

Das  Blättchen  ist  schief-länglich,  stumpf,  am  Grunde  ungleich,  ganz- 
randig; der  Mittelnerv  ist  fein,  die  Seitennerven  sind  zart  und  entspringen 
unter  spitzen  Winkeln. 

Blättchen  von  Peltophorum  Vogelianum  Benth.  (Brasilien),  unter 
welchen  sich  neben  gleichhälftigen  ungleichhälftige  befinden  sind  von  mir 
zur  Vergleichung  herangezogen  worden. 

Sammlung  der  Freiberger  Bergakademie. 

Gattung  CassiaL. 

Cassia  membranacea  nov.  sp.  Taf.  I,  Fig.  31,  32. 

Die  Blättchen  sind  häutig,  lanzettförmig,  zugespitzt  (?),  am  Grunde 
etwas  ungleich,  ganzrandig;  der  Mittelnerv  ist  fein,  die  Seitennerven 
sind  zart. 

Wahrscheinlich  gehören  beide  unvollständig  erhaltene  Blättchen  einer 
und  derselben  Art  an.  Als  verwandte  jetztweltliche  ist  Cassia  laevigata 
Willd.  (Brasilien,  Peru,  Columbien,  Costa -Rica,  Californien,  Süd -Mexico) 
anzusehen. 

Sammlung  der  Freiberger  Bergakademie. 

Cassia  chrysocarpoides  m.  Taf.  I,  Fig.  30. 

1887.  Engelhardt,  Ueber  foss.  Blattreste  v.  Cerro  de  Potosi,  S.  37,  Taf.  I, 
Fig.  15.  — Britton,  Tert.  foss.  plants  from  Potosi,  S.  3,  Fig.  29 — 35. 


10 


Die  Blättchen  sind  umgekehrt  - eiförmig , ungleichhälftig,  am  Grunde 
schief,  an  der  einen  Seite  mehr  als  an  der  anderen  gebogen,  ganzrandig; 
der  Mittelnerv  ist  am  Grunde  stark  und  verschmälert  sich  allmählich  nach 
der  Spitze  zu,  die  Seitennerven  entspringen  unter  spitzen  Winkeln  und 
sind  vor  dem  Rande  untereinander  verbunden,  das  Netzwerk  zeigt  ge- 
brochene und  untereinander  verbundene  zarte  Nervillen. 

Britton  lag  eine  grössere  Reihe  von  Blättchen  vor,  die  geeignet  sind, 
den  bisherigen  Grössen-  und  Formenkreis  derselben  zu  erweitern.  Einige 
derselben  zeigen  auch  den  kurzen  Stiel  erhalten. 

Sammlung  der  Royal  Silver  Mine  of  Potosi- Compagnie  in  London. 

Cassia  lignstrinoides  m.  Taf.  I,  Fig.  27. 

1887.  Engelhardt,  Ueber  foss.  Blattreste  v.  Cerro  de  Potosi,  S.  4,  Taf.  I, 
Fig.  16.  — Britton,  Tert.  foss.  plants  from  Potosi,  S.  4,  Fig*.  21 — 27, 
46—48. 

Die  Blättchen  sind  lanzettförmig,  spitz,  ganzrandig;  der  Mittelnerv 
ist  am  Grunde  verhältnissmässig  stark  und  nimmt  nach  der  Spitze  zu  all- 
mählich an  Dicke  ab,  die  Seitennerven  entspringen  unter  wenig  spitzen 
Winkeln  und  verbinden  sich  vor  dem  Rande  in  Bogen. 

Sammlung  der  Royal  Silver  Mine  of  Potosi -Compagnie  in  London. 

Cassia  rigididifolia  nov.  sp.  Taf.  I,  Fig.  34. 

Das  Blättchen  ist  starrlich- häutig,  breitlich- länglich,  stumpf,  am 
Grunde  ungleichseitig,  ganzrandig;  der  Mittelnerv  verläuft  beinahe  in  der 
Mitte,  die  zarten  Seitennerven  entspringen  unter  wenig  spitzen  Winkeln, 
verlaufen  gerade  und  verbinden  sich  am  Rande  in  flachen  Bogen. 

Das  Blättchenstück,  welches  uns  allein  zukam,  zeigt  sich  völlig  überein- 
stimmend mit  Blättchen  von  Cassia  mucronata  Spgl.  (Brasilien). 

Sammlung  des  Herrn  Dr.  Ochsenius. 

Cassia  obscura  nov.  sp.  Taf.  I,  Fig.  50. 

Das  Blättchen  ist  häutig,  ungleichhälftig,  stumpf,  am  Grunde  ungleich- 
seitig, ganzrandig;  der  Mittelnerv  und  die  Seitennerven  sind  zart,  von 
letzteren  entspringen  mehrere  am  Grunde  der  einen  Seite. 

Aehnlich  sind  Blättchen  von  Cassia  rotimdifolia  Pers.  (Brasilien, 
Guiana,  Columbia,  Central -Amerika,  Mexico,  Westindische  Inseln);  doch 
ist  bei  ihnen  der  Grund  der  einen  Hälfte  mehr  herabgezogen,  auch  sind 
sie  fast  immer  grösser,  weshalb  es  mir  noch  zweifelhaft  bleibt,  ob  wirklich 
das  fossile  mit  ihnen  zu  vergleichen  ist. 

Gattung  Mimosa  Ad. 

Mimosa  arcuatifolia  nov.  sp.  Taf.  I,  Fig.  52 — 54. 

Die  Blättchen  sind  klein,  häutig,  länglich-linealisch,  ganzrandig;  der 
Mittelnerv  ist  fein,  die  Seitennerven  sind  verwischt. 

Die  fossilen  Blättchen  zeigen  grosse  Aehnlichkeit  mit  solchen  von 
Mimosa  invisa  Mart.  (Brasilien,  Surinam,  Costa-Rica,  Panama,  Süd-Mexico, 
Westindien);  ähnlich  sind  auch  die  von  Parkinsonia  acideata  L.  und  die 
von  Mimosa  lapidina  Benth. 

Sammlung  der  Freiberger  Bergakademie. 

Mimosa  montanoides  nov.  sp.  Taf.  I,  Fig.  64. 

Die  Blättchen  sind  häutig,  gegenständig,  klein,  sitzend,  schief-länglich- 
elliptisch, ganzrandig,  undeutlich  einnervig. 


11 


Unser  Stück  entspricht  ganz  Blättertlieilen  von  Mimosa  montana 
H.  B.  K.  (Peru). 

Sammlung  des  Herrn  Dr.  Ochsenius. 

Gattung  Mimosites  Ung. 

Mimosites  sp.  Taf.  I,  Fig.  48,  49. 

Die  Blättchen  sind  sehr  klein,  vielpaarig  angeordnet,  länglich-linealisch, 
stumpflich. 

Es  ist  wohl  hier  am  besten  angebracht,  obigen  Gattungsnamen  zu 
gebrauchen,  da  die  Reste  zu  klein  und  unvollständig  vorhanden  sind,  als 
dass  sie  mit  Bestimmtheit  einer  jetzt  lebenden  Art,  ja  Gattung  identisch 
erklärt  werden  könnten.  Mimosa  microcephala  Humb.  et  Bonpl.  scheint  mir 
die  grösste  Uebereinstimmung  zu  zeigen,  doch  kommen  auch  andere 
Pflanzen  wie  Mimosa  pectinata  Kth.,  Acacia  umbellifera  Humb.  et  Bonpl., 
Calliandra  parviflora  Benth.  etc.  in  Betracht. 

Sammlung  der  Freiberger  Bergakademie. 

Gattung  Acacia  T. 

Acacia  tenuifolia  nov.  sp.  Taf.  I,  Fig.  45,  46. 

Die  Blättchen  sind  häutig,  länglich,  an  der  Spitze  stumpf,  ganzrandig; 
der  Mittelnerv  verjüngt  sich  nach  der  Spitze  zu,  die  überaus  zarten  Seiten- 
nerven entspringen  unter  spitzen  Winkeln  und  verlaufen  parallel. 

Die  fossilen  Reste  entsprechen  Blättchen  von  Acacia  pedicellatci  Benth. 
(Brasilien,  Bolivia). 

Sammlung  der  Freiberger  Bergakademie. 

Acacia  uninervifolia  nov.  sp.  Taf.  I,  Fig.  10,  11,  20. 

Die  Blättchen  sind  länglich-lanzettlich,  spitz,  am  Grunde  schief;  der 
Mittelnerv  ist  zart,  Seitennerven  sind  nicht  sichtbar. 

Sehr  übereinstimmend  finde  ich  die  Phyllodien  von  Acacia  paradoxa  DC. 

Sammlung  des  Herrn  Dr.  Ochsenius. 

Acacia  dimidiato  - cor  data  nov.  sp.  Taf.  I,  Fig.  51. 

Das  Blättchen  ist  sehr  kurz  gestielt,  ungleichseitig-länglich,  spitz,  am 
Grunde  halbseitig-herzförmig,  ganzrandig;  der  Mittelnerv  ist  deutlich,  die 
Seitennerven  sind  verwischt. 

Die  Blättchen  von  Acacia  fasciculata  Kunth  (. Mimosa  fascicidata  Benth.) 
sind  sehr  ähnlich.  (Süd-Mexico.) 

Sammlung  der  Royal  Silver  Mine  of  Potosi- Compagnie  in  London. 

Gattung  Inga  PL 

Inga  Ochseniusi  nov.  sp.  Taf.  I,  Fig.  39,  40. 

Die  Blättchen  sind  lederig,  länglich,  am  Grunde  schief,  gerundet, 
ganzrandig;  der  Mittelnerv  verläuft  ausserhalb  der  Mitte,  die  Seitennerven 
sind  sehr  zart. 

Nur  zwei  Blättchen,  von  denen  dem  einen  die  Spitze  fehlt,  konnten 
von  mir  aufgefunden  werden.  Manches  Aehnliche  haben  sie  mit  denen 
von  Inga  ftabelliformis  Mart.,  doch  unterscheiden  sie  sich  von  ihnen  so- 
fort durch  ihre  geringere  Grösse;  mehr  noch  stimmen  sie  mit  denen  von 


12 


Pithecolobium  diversifolium  Benth.  überein,  am  meisten  aber  mit  solchen 
von  Inga  Blanchetiana  Benth.  (Brasilien). 

Sammlung  des  Herrn  Dr.  Ochsenius. 

Gattung  Pithecolobium  Mart. 

Pithecolobium  tertiarium  nov.  sp.  Taf.  I,  Fig.  33. 

Das  Blättchen  ist  etwas  lederig,  schief-rhombisch,  stumpf,  ganzrandig; 
der  Mittelnerv  ist  gerade,  zur  Spitze  hin  verfeinert,  die  Seitennerven  ent- 
springen unter  spitzen  Winkeln,  verlaufen  gerade,  spalten  sich  vor  dem 
Rande  und  verbinden  sich  daselbst  in  Schlingen. 

Es  ist  nur  die  obere  Hälfte  eines  Blättchens  erhalten  geblieben.  Trotzdem 
muss  ich  dieses  mit  den  in  ihrer  Gestalt  sehr  wechselnden  Blättchen  von 
Pithecolobium  trapezifolium  Benth.  (Brasilien,  Guiana,  Columbien)  zu- 
sammenbringen. Denken  wir  uns  das  Stück  ergänzt,  so  erhalten  wir  ein 
Blättchen,  das  von  solchen  der  lebenden  Art  nicht  unterschieden  werden 
kann.  Dazu  kommt  die  etwas  lederige  Textur  und  die  völlig  gleiche  Nervatur. 

Sammlung  der  Bergakademie  zu  Freiberg. 

Gattung  Enter olobium  Mart. 

Enter olobium  granäifolium  nov.  sp.  Taf.  I,  Fig.  60. 

Das  Blättchen  ist  länglich-sichelförmig,  spitz,  sitzend,  ganzrandig ; der 
Mittelnerv  ist  zart  und  verläuft  gerade  ausserhalb  der  Mitte,  die  Seiten- 
nerven entspringen  unter  spitzen  Winkeln  und  sind  kaum  sichtbar. 

An  unserem  Blättchen  vermag  ich  nur  einen  Seitennerv  zu  erkennen, 
die  übrigen  sind  verwischt. 

Enter  olobium  Timbouva  Mart.  (Brasilien)  besitzt  entsprechende  Blättchen. 

Sammlung  der  Freiberger  Bergakademie. 

Enter  olobium  parvifolium  nov.  sp.  Taf.  I,  Fig.  61. 

Das  Blättchen  ist  klein,  schmal-linealisch-sichelformig,  ganzrandig;  der 
Mittelnerv  ist  allein  sichtbar. 

Enterolobium  Schomburgkii  Benth.  (Brasilien,  Cayenne,  Panama)  zeigt 
entsprechende  Blättchen. 

Sammlung  der  Freiberger  Bergakademie. 

Gattung  Platipo dium  Vog. 

Platipodium  Potosianum  nov.  sp.  Taf.  I,  Fig.  41. 

Das  Blättchen  ist  länglich,  an  der  Spitze  gerundet,  am  Grunde  schief, 
ganzrandig,  der  Mittelnerv  ist  deutlich,  die  Seitennerven  sind  zart,  ge- 
drängt, entspringen  unter  spitzen  Winkeln,  laufen  gerade  aus  und  sind 
am  Rande  gebogen. 

Als  entsprechende  Art  kann  von  mir  Platipodium  elegans  Yog.  (Brasilien, 
Bolivia,  Panama)  genannt  werden,  doch  ist  hervorzuheben,  dass  der  Stiel 
bei  der  fossilen  Art  länger  ist  als  bei  der  recenten. 

Sammlung  der  Royal  Silver  Mine  of  Potosi-Compagnie  in  London. 

Gattung  Calliandra  Benth. 

Calliandra  ovatifolia  nov.  sp.  Taf.  I,  Fig.  56. 

Das  Blättchen  ist  etwas  lederig,  eiförmig,  ganzrandig;  der  Mittelnerv 
verläuft  etwas  ausserhalb  der  Mitte,  am  Grunde  entspringen  zwei  vor  dem 


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Rande  aufsteigende  Nerven,  die  seitlichen  Nerven  sind  sehr  zart,  verlaufen 
gerade  und  verbinden  sich  unter  einander. 

Unser  Blättchen  zeigt  mit  solchen  von  Calliandra  leptopoda  Benth. 
(Brasilien)  sehr  grosse  Aehnlichkeit. 

Sammlung  des  Herrn  Dr.  Ochsenius. 

Calliandra  obliqua  nov.  sp.  Taf.  I,  Fig.  55. 

Das  Blättchen  ist  schief- länglich,  ungleichhälftig,  ganzrandig;  der 
Mittelnerv  ist  nur  sichtbar. 

Bei  Calliandra  macrocephala  Benth.  finden  wir  solche  Blättchen. 

Sammlung  des  Herrn  Dr.  Ochsenius. 

Pflanzenreste  mit  unsicherer  Stellung. 

Phyllites  Franclcei  m. 

1887.  Engelhardt,  Foss.  Blattreste  v.  Cerro  de  Potosi,  S.  36,  Taf.  I, 
Fig.  12. 

Leider  fanden  sich  wiederum  nur  unvollständige  Reste. 

Antholithes  quinquepartita  nov.  sp.  Taf.  I,  Fig.  57. 

Es  liegt  ein  Kelch  vor,  der  einfach  und  mit  fünf  kurzen  dreieckigen, 
derben  Abschnitten  versehen  ist;  der  zusammenhängende  mittlere  Theil 
zeigt  sich  vertieft  und  lässt  die  Stelle  erkennen,  auf  welcher  der  Frucht- 
knoten aufsass.  Es  ist  mir  nicht  möglich  gewesen,  eine  sichere  Deutung 
in  Hinsicht  auf  Familie  oder  Gattung  zu  geben. 

Sammlung  der  Bergakademie  zu  Freiberg. 

Carpolites  ovoideus  nov.  sp.  Taf.  I,  Fig.  58. 

Eine  nicht  genau  zu  deutende  Frucht  liegt  vor.  Sie  ist  eiförmig  und 
zeigt  unter  einer  glatten  und  trocknen  Mittelschicht  einen  anschliessen- 
den Kern. 

Sammlung  der  Bergakademie  zu  Freiberg. 

Leguminosites  (?)  globidaris  nov.  sp.  Taf.  I,  Fig.  59. 

Samen,  die  wohl  der  Frucht  einer  der  hier  beschriebenen  Leguminosen 
angehören  dürften,  zeigen  sich  auf  einzelnen  Stücken  ziemlich  häufig,  mehr 
noch  die  von  ihnen  hinterlassenen  Eindrücke. 

Sie  sind  etwas  flachkugelig,  glatt,  breit. 

Sammlung  des  Herrn  Dr.  Ochsenius. 

Mimosites  linearis  nov.  sp.  Taf.  I,  Fig.  21,  35. 

Die  Blättchen  sind  länglich,  ungleichhälftig,  linealisch,  spitzlich,  am 
Grunde  spitz,  ganzrandig;  nur  der  Mittelnerv  ist  sichtbar. 

In  dem  mir  zugänglichen  recenten  Material  fand  ich  keine  Art,  auf 
welche  ich  sie  beziehen  konnte. 


II.  Die  mineralogisch -geologischen  Sammlungen  der 
Königlich  Technischen  Hochschule  zu  Dresden. 

Yon  H.  B.  Geinitz. 


Für  die  mineralogisch-geologischen  Sammlungen  der  Königlich  Tech- 
nischen Hochschule  und  das  dazu  gehörige  Inventar  vor  und  seit  Er- 
richtung eines  Lehrstuhls  für  Mineralogie  und  Geologie  im  Jahre  1850, 
welchen  ich  von  jener  Zeit  an  bis  Ostern  1894  inne  hatte,  haben  Anfangs 
zahlreiche  Geschenke  den  wesentlichsten  Beitrag  geliefert,  wie  namentlich 
1850  eine  aus  ca.  1820  Exemplaren  bestehende  Mineraliensammlung  des 
Kaufmanns  Becker,  ferner  1871  eine  stattliche  Mineraliensammlung  aus 
dem  Nachlasse  des  verstorbenen  Oberstlieutenants  von  Koppen fels  von 
dessen  Erben,  wozu  in  demselben  Jahre  eine  Sendung  des  Professors 
Dr.  Glocker  in  Breslau  und  zahlreiche  Gaben  eines  dankbaren  Schülers 
des  Polytechnikums,  des  jetzigen  Professors  Ernst  Z sch  au  und  vieler 
anderer  Freunde  der  Hochschule  getreten  sind. 

Als  Stamm  für  die  geologischen  Sammlungen  konnte  eine  1851  für 
350  Thaler  erworbene  Privatsammlung  des  Dr.  H.  B.  Geinitz,  welche 
1400  Arten  in  ca.  5000  Exemplaren  Versteinerungen  und  765  Exemplare 
Gebirgsarten  in  vier  Schränken  enthielt,  und  eine  Sammlung  von  säch- 
sischen Gebirgsarten  aus  dem  Nachlasse  des  Geheimen  Regierungsraths 
von  Weissenbach  dienen,  während  1871  durch  Ankauf  von  Versteine- 
rungen aus  dem  Nachlasse  des  Generalstabsarztes  Professor  Dr.  Günther, 
incl.  4 grosser  Wandschränke  für  1950  Mark,  diese  Sammlungen  zu  der 
jetzigen,  einer  technischen  Hochschule  würdigen  Höhe  geführt  worden  sind. 

Eine  hochherzige  Schenkung  der  Wittwe  des  hiesigen  Rechtsanwalts 
Dr.  Richard  von  Otto,  Frau  Clara  von  Otto  führte  1885  der  Königlich 
Technischen  Hochschule  einen  grossen  Theil  der  naturhistorischen  Samm- 
lungen des  am  26.  December  1863  hier  verstorbenen  früheren  Ritterguts- 
besitzers auf  Possendorf  Ernst  von  Otto*)  zu  und  zwar  ca.  1000  gute 
Exemplare  von  Mineralien  und  einige  100  Stück  geschliffene  Gesteins- 
platten, ferner  eine  reiche  Sammlung  von  Süsswasser-  und  Landconchylien, 
sowie  eine  ansehnliche  Sammlung  von  Eiern,  Seesternen  u.  s.  w.,  die  in 
den  zoologischen  Sammlungen  der  Königlich  Technischen  Hochschule  Auf- 
nahme gefunden  haben.  Diesem  werthvollen  Geschenke  folgten  1892  von 
derselben  Dame  die  Seeconchylien  und  Korallen  der  Ernst  von  Otto’schen 
Sammlung,  in  334  Nummern  eines  Special-Kataloges,  nach,  welche  bis  auf 
Weiteres  noch  in  den  Räumen  der  geologischen  Sammlungen  verblieben  sind. 

*)  Nekrolog  in  Sitzungsiber,  der  Isis,  1864,  S.  8. 


Oes.  Isis  in  Dresden,  1894.  — Abh.  2. 


15 


ln  neuester  Zeit,  Ende  1893,  ist  für  die  geologische  Sammlung  noch 
eine  Reihe  zierlicher  Versteinerungen  aus  der  Kreide  von  Rügen  ein- 
gegangen, welche  Frau  Agnes  Laur  in  Dresden  mit  grossem  Fleiss  ge- 
sammelt und  unseren  Sammlungen  verehrt  hat. 

Unter  der  grossen  Zahl  von  Freunden,  welche  durch  schätzbare 
Gaben  unsere  mineralogisch -geologischen  Sammlungen  gefördert  haben, 
seien  vor  Allem  hervorgehoben  die  Herren  Oberlehrer  Hermann  Engel- 
hardt, Consul  Engelmann,  1870,  Professor  Dr.  Friedrich  in  Zittau, 
1880,  L.  Bürkner,  1880,  Consul  Russ,  1881,  Bergschuldirector  Ditt- 
marsch  in  Zwickau,  Berginspector  Wiefel  in  Stassfurt,  1882,  Dr.  Reide- 
ln eist  er  in  Schönebeck,  1882  u.  f.,  Ingenieur  0.  Jünger  in  Copen- 
hagen,  1885,  Professor  Bombicci  in  Bologna,  1885,  Professor  Dr.  von 
Hantken  in  Budapest,  1886,  und  Dr.  B.  Doss,  1889,  worüber  die  Zu- 
gangskataloge nähere  Auskunft  ertheilen.  Mit  dem  Königlich  Minera- 
logischen Museum  ist  ein  lebhafter  Tauschverkehr  unterhalten  worden. 

Einen  werthvollen  Bestandteil  der  geologischen  Sammlung  bilden 
die  in  den  Wandschränken  aufgestellten  Steinarten,  welche  im  Königreiche 
Sachsen  zur  Chausseeunterhaltung  verwendet  werden  und  als  Unterlage 
für  die  von  H.  B.  Geinitz  und  C.  Th.  Sorge  im  Juli  1860  veröffentlichte 
Druckschrift  dienen,  über  welche  sich  auch  mikroskopische  Untersuchungen 
des  Professors  Möhl  in  Cassel  und  Anderer  verbreiteten. 

In  den  Räumen  der  Königlich  Technischen  Hochschule  selbst  sind 
mikroskopische  Untersuchungen  sehr  lebhaft  in  den  Jahren  1888  und  1889 
von  dem  damaligen  Assistenten  für  Mineralogie  und  Geologie  Dr.  B.  Doss 
betrieben  worden.  Zur  Förderung  dieses  immer  mehr  in  den  Vorder- 
grund tretenden  Zweiges  wurden  schon  früher  zahlreiche  ausgewählte 
Dünnschliffe  von  Gebirgsarten  von  Voigt  & Hochgesang  in  Göttingen  und 
von  anderen  Seiten  bezogen,  sowie  auch  für  Ankauf  zweier  guter  Mikro- 
skope gesorgt.  In  ähnlicher  Weise  wurde  auch  das  Studium  der  Krystallo- 
graphie  durch  Ankauf  zahlreicher  Krystallmodelle  und  Anschaffung  mehrerer 
hierzu  nöthigen  Instrumente  und  Apparate  gefördert.  Die  optische  Rich- 
tung in  Mineralogie  und  Petrographie  und  die  sogenannte  chemische 
Krystallographie  sind  seit  Ostern  1887  durch  den  Privatdocenten  für 
Mineralogie  und  Geologie  Dr.  Heinrich  Vater,  späterem  Professor  an 
der  Königlichen  Forstakademie  in  Tharandt,  in  besonders  dazu  eingerich- 
teten Räumen  der  Königlich  Technischen  Hochschule  in  erwünschter  Weise 
bis  Ostern  1894  vertreten  worden. 

Als  meine  Assistenten  für  Mineralogie  und  Geologie  fungirten  1886 
bis  1887:  Dr.  Herrn.  Hofmann,  1887 — 1888:  Dr.  Heinrich  Vater  und 
Dr.  B.  Doss,  1888 — 1889:  Dr.  B.  Doss  und  Dr.  H.  Francke,  1889 — 1894: 
Dr.  H.  Francke  mit  nur  kurzer  Unterbrechung. 

Das  Mobiliar  für  die  Sammlungen  war  Anfangs  ein  höchst  bescheidenes. 
Der  einzige  Schrank,  welcher  nicht  nur  die  Mineralien  und  Gebirgsarten, 
sondern  zugleich  auch  chemische  Präparate  und  kleinere  physikalische 
Apparate  in  den  Räumen  der  Königlich  Technischen  Bildungs-Anstalt  am 
Jüdenhofe  enthielt,  ist  noch  vorhanden.  Dann  trat  ein  grosser  Mineralien- 
schrank aus  dem  Nachlasse  des  verewigten  Directors  Professor  Seebeck 
hinzu  und  mit  den  vorgenannten  durch  Schenkungen  und  Ankäufe  er- 
worbenen Gegenständen  folgten  auch  die  alten  und  mit  neuem  Anstrich 
versehenen  Schränke  nach.  Es  waren  bis  zum  Jahre  1876  überhaupt  nur 
drei  neue  Mineralienschränke  angefertigt  worden,  in  welchen  sich  jetzt 


16 


noch  die  mineralogischen  und  geologischen  Lehr-  und  Hauptsammlungen 
befinden. 

Mit  Uebersiedelung  der  Sammlungen  aus  dem  alten  Polytechnikum  am 
Postplatz  in  die  neuen  Räume  unserer  Königlich  Technischen  Hochschule 
stellte  sich  auch  das  Bedürfniss  zur  Aufstellung  von  Schausammlungen  im 
Interesse  der  Studirenden  heraus,  soweit  die  dafür  disponiblen  Räume  in  den 
Zimmern  81  — 84  genügten.  Das  Auditorium -Zimmer  81  ist  mit  den 
geologischen  Karten  des  Königreichs  Sachsen  und  der  angrenzenden  Länder- 
theile  von  C.  Fr.  Naumann  und  B.  von  Cotta  und  mit  Gebirgsprofilen 
ausgestattet,  das  leider  unheizbare  Zimmer  82  enthält  in  grossen  statt- 
lichen neuen  Schränken  eine  reiche  geologische  Sammlung  mit  den 
krystallinischen  Gebirgsarten  und  den  sedimentären  mit  ihren  Versteine- 
rungen, nach  ihrem  geologischen  Alter  geordnet,  ausserdem  die  schon 
oben  erwähnte  werthvolle  Sammlung  der  im  Königreiche  Sachsen  zur 
Chausseeunterhaltung  gebrauchten  Gebirgsarten.  Daneben  befinden  sich 
Modelle  eines  Gletschers  und  einer  Vulkaninsel  von  Heim,  eines  Vulkans 
von  von  Hochstetter  und  ein  Modell  für  Gebirgsverschiebungen  von 
R.  Schäfer  in  München.  Das  auch  für  praktische  Uebungen  und  Re- 
petitionen der  Studirenden  benutzte  Zimmer  83  ist  im  Wesentlichen  mit 
den  Lehrsammlungen  für  Mineralogie  und  Geologie,  mit  einer  Studien- 
sammlung zum  selbständigen  Gebrauche  der  Studirenden  und  einigen 
kleinen  Aufsatz -Schränken  zu  verschiedenen  Zwecken  erfüllt.  In  dem 
daranstossenden  sogenannten  Docenten-Zimmer  84  konnte  ausser  2 Schreib- 
tischen für  den  Professor  und  einen  Assistenten,  einem  mit  vielen  Schub- 
fächern versehenen  alten  aber  sehr  brauchbaren  Schrank  zur  Aufnahme 
von  botanischen  und  zoologischen  Vergleichsmaterialien  und  einem  anderen 
kleinen  Schrank  mit  Aufsatz  noch  die  unentbehrliche  Handbibliothek  für 
die  mineralogisch-geologische  Abtheilung  aufgenommen  werden. 

Diese  Handbibliothek,  über  welche  ausser  dem  älteren  allgemeinen 
Zugangskataloge  ein  besonderer  Zugangskatalog  für  Bücher  von  1890  an 
geführt  wird,  enthält  ausser  einigen  bei  den  Lehrmitteln  angeführten 
Schriften  66  mineralogische  und  329  geologische  Schriften  und  Karten- 
werke. Ausserdem  ist  dafür  ein  vollständiger  Zettelkatalog  vorhanden. 
Bei  Anschaffung  und  der  nur  langsam  fortschreitenden  Vermehrung  dieser 
Bibliothek  wurde  der  Grundsatz  festgehalten,  einerseits  nur  die  als  Lehr- 
mittel wichtigsten  und  zur  Untersuchung  der  Materialien  nothwendigsten 
Schriften  anzuschaffen,  andererseits  aber  geologische  Karten  herbeizuführen, 
sei  es  durch  Schenkung  oder  Ankauf,  da  unsere  Königlich  Technische 
Hochschule  die  einzige  Stelle  in  Dresden  ist,  wo  für  die  letzteren  eine 
Centralstelle  geschafft  werden  konnte,  zumal  an  dem  Königlich  Minera- 
logisch-geologischen Museum  in  Dresden  bei  den  vielen  anderen  Anforde- 
rungen an  dasselbe  die  Möglichkeit  hierzu  ziemlich  ausgeschlossen  war. 
Als  Geschenke  sind  vornehmlich  anzuführen: 

Die  von  dem  Königlich  Sächsischen  Finanzministerium  herausgegebenen 
Special-Karten  des  Königreichs  Sachsen  mit  Erläuterungen,  von  H.  Credner; 
das  grosse  Kartenwerk  der  geologischen  Landesuntersuchung  von  Schweden 
(Sveriges  Geologiska  Undersökning),  von  Director  Professor  0.  Tor  eil 
(Institut  royal  geologique  de  la  Suede,  Stockholm);  zahlreiche  Kartenwerke 
der  U.  S.  Geological  Survey,  von  Director  W.  Po  well  in  Washington. 

Unter  den  Ankäufen  sind  die  bedeutendsten  die  geologischen  Special- 
karten von  Preussen  und  den  Thüringischen  Staaten,  jene  von  Eisass- 


17 


Lothringen,  die  geognostische  Specialkarte  von  Württemberg,  Bayern  z.  Th., 
vom  Peloponnes  und  Attika,  Italien,  Flötzkarten  des  Ruhr- Steinkohlen- 
beckens und  von  Schlesien,  des  Europäischen  Russlands,  von  Frankreich, 
Spanien,  der  Schweiz,  England,  überhaupt  der  meisten  Länder  Europas. 

Chemische  Arbeiten  mussten  während  meiner  Wirksamkeit  als  Pro- 
fessor der  Mineralogie  wegen  mangelnder  Räumlichkeiten  hier  unter- 
bleiben, da  nur  ein  kleiner  Raum  neben  der  nach  dem  Boden  führenden 
Treppe  zwischen  den  Zimmern  81  und  82  für  die  Anbringung  eines 
Schränkchens  mit  chemischen  Reagenzien  disponibel  war,  welchem  Uebel- 
stande  bei  dem  bevorstehenden  Neubau  unter  fachkundiger  Leitung  meines 
Nachfolgers  leicht  abgeholfen  werden  kann. 


III.  Ucber  Allantonema  mirabile,  Sphärularia 
bonibi  und  Heterodera  Schacht  H. 

Von  Dr.  R.  Ebert  in  Dresden. 


Im  12.  Bande  der  mathematisch-physischen  Klasse  der  Königlich  Säch- 
sischen Gesellschaft  der  Wissenschaften,  No.  VIII,  findet  sich  eine  Arbeit 
lind.  Leuch art’s  über  3 schmarotzende  Nematoden.  Die  Entwicklungs- 
geschichte derselben,  wie  sie  dort  zur  Kenntniss  gebracht  wird,  lässt  vor 
Allem  erkennen,  wie  mit  dem  Uebergange  zur  parasitischen  Lebensweise 
tiefgreifende  Aenderungen  der  Organisation  der  betreffenden  Thiere  ver- 
bunden sind,  und  dass  daher  das  Stadium  der  Würmer,  bei  denen  ja 
Parasitismus  eine  besonders  häufige  Erscheinung  ist,  ein  vortreffliches 
Mittel  bietet,  die  grosse  Anpassungsfähigkeit  organischer  Materie  an  ver- 
änderte Lebensbedingungen  kennen  zu  lernen. 

Der  im  Fichtenrüsselkäfer,  Hylobius  Abietis , schmarotzende  wurst- 
förmige Nematode  Allantonema  mirabile  hat,  um  durchlässig  für  die  Nähr- 
flüssigkeit zu  werden,  seine  Körperdecke  auf  eine  ungemein  zarte  Cuticula 
beschränkt,  Bewegungs-  und  Empfindungsorgane,  die  ihm  nicht  weiter 
nothwendig  sind,  zum  Schwinden  gebracht  und  fast  die  ganze  innere 
Körpermasse  zu  einem  Geschlechtsapparate  umgewandelt. 

Anfangs  männlich  und  zur  Bereitung  von  sperma  dienend,  wird  er 
später  weiblich,  Eier  bereitend,  so  dass  das  Thier  als  ein  protandrisclier 
Hermaphrodit  sich  charakterisirt.  Die  Eier  entwickeln  sich  bereits  zum 
Embryo  im  Mutterleibe,  die  selbständig  ihren  Ausgang  gewinnen  müssen, 
da  keine  Muskelkraft  im  Mutterthier  vorhanden  ist,  die  den  Geburtsakt 
vollziehen  könnte.  Die  Embryonen  finden  nun  reichlich  Nahrung  im  Leibe 
des  Wirthes,  daher  ist  ihre  Mundöffnung  zunächst  noch  geschlossen.  Sie 
gelangen  endlich  durch  den  Mastdarm  des  Wirthes  nach  aussen,  halten 
sich  hier  noch  längere  Zeit,  besonders  zwischen  Flügeldecken  und  Rücken 
desselben  auf,  legen  allmählich  den  Larvencharakter  ab,  und  aus  den 
früher  geschlechtlich  indifferenten  Parasiten  werden  frei  lebende  Ge- 
schlechtsthiere,  die,  weit  entfernt  ihrem  Mutterthiere  zu  gleichen,  Form 
und  Bau  der  echten  Nematoden  annehmen. 

Man  hat  es  hier  also  mit  Thieren  zu  thun,  die  einen  heterogonischen 
Generationswechsel  durchlaufen. 

Der  Unterschied  der  beiden  Geschlechter  prägt  sich  immer  mehr  aus, 
und  es  kommt  zur  Begattung.  Die  Nachkommen  werden  von  der  frei 
lebenden  Form  im  Eizustande  entlassen,  wenn  auch  in  einem  schon  vor- 
gerückten Zustande  der  Furchung.  Die  hieraus  hervorgehenden  Embryonen 
haben  so  ziemlich  Gestalt  und  Grösse  der  Embryonen  der  parasitären 


G es.  Isis  in  Dresden,  1804.  — Abh.  3. 


19 


Form,  ihr  Mund  aber  ist  nicht  geschlossen  wie  bei  jener,  da  sie  sich  selbst- 
ständig ernähren  müssen.  Was  aus  ihnen  wird,  ist  mit  voller  Sicherheit 
nicht  ermittelt  worden,  doch  neigt  Leuckart  der  Ansicht  zu,  dass  sie  als 
Schmarotzer  weiter  leben,  so  dass  freie  und  parasitäre  Form  sich  regel- 
mässig abwechseln. 

In  Betreff  der  Benennung  des  Thieres  ist  es  Leuckart  gelungen,  einer 
idealen  Namengebung  möglichst  nahe  zu  kommen,  indem  er  im  ersten 
Theile  des  zusammengesetzten  Wortes  die  Form  des  Thieres,  äXXag,  die 
Wurst,  im  anderen,  in  vyfia,  seine  Stellung  im  System,  die  Zugehörigkeit 
zu  den  Nematoden  zum  Ausdruck  gebracht  hat. 

Der  zweite  Nematode  ist  Sphäralaria  bornbi , dessen  Lebensgeschichte 
von  Leuckart  zum  Abschluss  gebracht  worden  ist. 

Dieses  Thier  schmarotzt  als  Weibchen  in  verschiedenen  Hummelarten. 
Es  kriecht  in  die  Weibchen  letzterer,  während  sie  ihre  Winterquartiere 
aufsuchen,  und  zeichnet  sich  besonders  durch  seine  vorgefallene  und  mächtig 
entwickelte  Geschlechtsröhre  aus.  Es  ist  aber  nicht  nur  biologisch  und 
entwickelungsgeschichtlich,  sondern  auch  anatomisch  und  histologisch  ein 
ungewöhnliches  Geschöpf. 

Die  durch  den  Darmkanal  aus  den  Hummeln  ausgewanderten,  wurm- 
formigen  Embryonen  bedürfen  keiner  weiteren  Nahrung;  sie  verbrauchen 
nur  die  als  Körnchen  und  Ballen  in  ihrem  Verdauungsrohre  aufgespeicherten 
Reservestoffe  und  gelangen  mit  diesem  Vorrathe  zur  vollen  Geschlechts- 
reife. Nach  der  Begattung  stirbt  das  Männchen  ab,  das  Weibchen  aber 
sucht  seine  Einwanderung  in  das  Wohnthier  zu  halten,  die  durch  den 
Mund  vor  sich  zu  gehen  scheint.  Hier  angelangt  stülpt  sich  bald  die 
vagina  um  und  bildet  einen  Schlauch.  Nach  vollständiger  Umstülpung 
wächst  sie  um  ein  Beträchtliches,  nimmt  den  Uterus  mit  anhängendem 
Ovarium  aus  dem  Wurmkörper  in  sich  auf,  kapselt  seinen  Innenraum 
gegen  die  Leibeshöhle  vollständig  ab  und  bringt  die  auf  diese  Weise  von 
ihrem  ursprünglichen  Träger  völlig  isolirten  Organe  zur  weiteren  Aus- 
bildung. 

Die  auffallendste  der  hier  in  Betracht  kommenden  Veränderungen  ist 
das  enorme  Wachsthum  des  Schlauches;  in  wenig  Wochen  erfährt  er  eine 
60000  fache  Vergrösserung.  Und  nur  der  Schlauch  ist  es,  der  dieses 
Wachsthum  zeigt;  denn  der  Wurm,  der  denselben  trägt,  verändert  seine 
Dimension  nur  insofern,  als  er  zusammenfällt  und  wie  ein  dünner  Faden 
dem  Schlauche  anhängt,  der  ihn  selbst,  von  dem  er  ursprünglich  doch  nur 
ein  Organ  ist,  bis  auf  das  20000  fache  übertrifft.  Es  kommt  schliesslich 
vor,  dass  sich  das  Organ  von  seinem  Träger  ganz  trennt  und  wie  ein 
überpflanzter  Körpertheil  gewissermassen  dem  Organcomplex  des  Wirthes 
angehört. 

Aber  nicht  nur  die  schliessliche  Grösse  des  Schlauches,  sondern  auch 
seine  Entwickelungsphasen  sind  ungewöhnliche.  Die  Wandung  desselben 
hat  zunächst  einen  durchaus  epithelialen  Charakter  mit  einfacher  Zelllage. 
Ihre  Zellen  springen  halbkugelartig  vor,  die  Oberfläche  des  Schlauches 
hat  demnach  ein  höckeriges  Aussehen.  Sie  sind  die  ursprünglich  innere 
Zellschicht  der  Scheide,  so  lange  sie  noch  nicht  hervorgestülpt  ist,  und 
ungemein  klein.  Mit  der  Vergrösserung  des  Schlauclis  aber  wachsen  sie 
in  das  kaum  Glaubliche,  während  ihre  Anzahl  immer  dieselbe  bleibt.  In 
der  Zahl  von  600  bis  650  stehen  sie  alternirend  in  60  bis  70  Querreihen 
mit  etwa  8 bis  10  Zellen  in  etwa  10  Längsreihen.  Ihr  buckelartiges  Auf- 


20 


treiben  ist  vorwaltend  eine  Folge  der  Vergrösserung  ihrer  Zellkerne.  Der 
den  Genitalschlauch  mit  ausfüllende  Fettkörper  verdankt  seine  Grössen- 
zunahme ebenfalls  nur  der  Vergrösserung,  nicht  der  Vermehrung  seiner 
Zellen. 

Die  Dicke  der  Geschlechtsröhre  ist  unabhängig  von  der  Entwickelung 
der  Eier.  Erst  im  Hummelkörper  geht  die  Embryonalbildung  vor  sich; 
der  Embryo  erlangt  aber  seine  wurmförmige  Gestalt  schon  vollkommen 
im  Ei.  Nach  seinem  Auskriechen  lassen  sich  alle  seine  Veränderungen  im 
Hummelkörper  auf  Wachsthumerscheinungen  zurückführen,  wozu  er  auch 
bereits  hier  schon  keiner  weiteren  Nahrungsaufnahme  bedürftig  zu  sein 
scheint. 

Ein  ähnlich  interessantes  Thier  ist  der  Rübennematode  Hetero  der  a 
Schachtii  Sclimdt.  nach  den  Beobachtungen  von  Adolf  Strub  eil. 

Das  Männchen,  das  eine  Grösse  bis  1 mm  erreicht,  trägt  alle  Merk- 
male eines  echten  Nematoden  an  sich.  Eine  Eigenthümlichkeit  zeigt  nur 
die  kappenartige  Erhebung  am  Kopfe.  Aus  6 vorspringenden  Lamellen 
bestehend  ist  sie  ein  vortrefflicher  Bohrapparat,  der  daher  auch  nur  den 
freibeweglichen  Männchen  und  den  Larven  zukommt,  während  sie  den 
Weibchen  und  den  sessilen  Larven  fehlt.  Cuticula,  Subcutanschicht,  Haut- 
schlauch, Excretionsgefäss  sind  ganz  ähnlich  den  entsprechenden  Partien 
anderer  Nematoden.  Die  Leibeshöhle  wird  fast  vollkommen  ausgefüllt 
durch  Darm  und  Geschlechtsorgane.  Der  Verdauungsapparat  beginnt 
mit  der  Mundspalte;  ihr  folgt  das  cylindrische  Rohr  der  Mundhöhle,  die 
sich  bald  birnenförmig  erweitert.  In  sie  hinein  ragt  ein  kräftiger  Stachel, 
der  ein  Stechorgan  ist.  Der  Mundhöhle  reiht  sich  der  3 Mal  sich  er- 
weiternde Oesophagus  an,  dem  der  cylindrische  Darm  folgt.  Der  Ge- 
schlechtsapparat ist  sehr  einfach,  zwischen  keimbereitenden  Hoden  und 
Samenleiter  ist  kaum  ein  Unterschied  wahrzunehmen. 

Das  Weibchen  ist  in  seiner  Gestalt  einer  Citrone  zu  vergleichen  von 
0,8  bis  1,3  mm  Länge.  Der  vordere  Fortsatz  hat  die  Form  eines  mit 
einem  Stachel  versehenen  Flaschenhalses,  das  hintere  Ende  trägt  in  seiner 
zapfenartigen  Hervorragung  den  Vulvaspalt.  Ganz  in  der  Nähe  desselben 
ist  der  After,  der  infolge  einer  Dislocation  an  diese  Stelle  gekommen  ist, 
denn  ursprünglich  liegt  er  auf  der  Bauchseite.  Die  äussere  Bedeckung 
ist  wie  beim  Männchen,  nur  spärlicher,  und  besonders  ist  es  der  Haut- 
schlauch, der  um  so  mehr  schwindet,  je  älter  das  Weibchen  wird.  Der 
Darm  gliedert  sich  in  die  3 bekannten  Abschnitte.  Die  Kopf  kappe  fehlt; 
der  Stachel  ist  länger  und  schwächer  als  beim  Männchen.  Der  Genital- 
schlauch wird,  wie  gewöhnlich  bei  Nematoden,  von  2 Schläuchen  mit  ge- 
meinsamem. Endstück  gebildet.  Als  accessorische  Bildung  ist  ein  rundlicher 
Pfropfen  zu  erwähnen,  der  der  vagina  anhängt  und  als  eine  Schutz- 
einrichtung für  entweichende  Eier  aufzufassen  ist. 

Die  zu  vollen  Geschlechtsthieren  sich  entwickelnden  Embryonen  machen 
interessante  Metamorphosen  durch  und  zwar  diejenigen,  die  sich  zu 
Männchen  entwickeln,  complicirtere,  als  die  zu  Weibchen  heranreifenden. 

Nachdem  der  Embryo  mit  allen  Organen  ausgerüstet  ist,  die  zu  einem 
selbständigen  Leben  befähigen,  sprengt  er  die  Eischale  und  gelangt  in  den 
Leib  der  Mutter,  die  bereits  während  seiner  Entstehung  verstorben  ist 
und  ihn  nur  noch  als  Schutzhülle  umgiebt.  Er  wandert  durch  die  Vulva 
in  den  umgebenden  Erdboden  als  0,36  mm  grosses  Würmchen  aus,  stösst 
beständig  seinen  Stachel  vor-  und  rückwärts,  um  eine  Nährpflanze  zu 


21 


finden.  Hat  er  sie  gefunden,  so  wird  durch  die  Stossbewegung  des  Stachels 
die  Epidermis  aufgerissen  und  der  Wurm  kriecht  in  tangentialer  Richtung 
vorwärts.  Das  centrale  Leitbündel  der  Wurzel  bleibt  immer  unversehrt. 
Ist  er  liier  zur  Ruhe  gelangt,  so  macht  er  eine  Häutung  durch  und  schwillt 
zu  einem  plumpen  Gebilde  an,  das  keinerlei  Bewegung  mehr  zu  erkennen 
giebt.  Nach  und  nach  bauscht  sich  der  Körper  unter  reichlicher  Nahrungs- 
aufnahme immer  mehr  auf,  so  dass  die  Epidermis  der  Wurzel  allmählich 
nach  aussen  vorgewölbt  wird. 

Bis  hierher  gleichen  sich  alle  Individuen.  Während  aber  nun  hei 
denjenigen,  die  sich  zu  Männchen  umwandeln,  das  Wachsthum  auf  hört, 
schreitet  es  bei  den  anderen  weiter  fortj  die  sich  nun  bald  durch  das  Auf- 
treten einer  Vulva  als  Weibchen  zu  erkennen  geben.  Nach  vielfachen 
Wachsthumvorgängen  erreichen  sie  endlich  die  oben  beschriebene  Organi- 
sation. Bei  der  ausserordentlichen  Ausdehnung  des  Thieres  platzt  nun 
auch  die  Wurzelepidermis  und  das  Thier  tritt  mit  seinem  Hinterende  aus 
der  Wurzel  aus.  In  dieser  Lage  wird  wahrscheinlich  der  Befruchtungsakt 
vollzogen. 

Sind  die  Würzelchen  der  Pflanzen  zu  dünn,  so  kommt  es  nicht  zu 
einem  eigentlichen  Entoparasitismus;  die  Würmer  dringen  dann  nur  mit 
dem  Kopfende  in  die  Pflanze  ein,  die  schädliche  Einwirkung  auf  die  Pflanze 
bleibt  aber  dieselbe.  Uebrigens  ist  die  Einwanderung  nicht  nothwendige 
Bedingung  der  Entwickelung.  Es  ist  Dr.  Strub  eil  gelungen,  Larven  in 
humusreicher  Erde  in  die  späteren  Entwickelungsstadien  überzuführen. 

Die  Entwickelung  des  Männchens  geht  anders  vor  sich.  Es  sistirt  von 
einer  bestimmten  Zeit  an  seine  Nahrungsaufnahme;  sein  ganzer  Inhalt 
zieht  sich  von  der  Chitinwand  zurück  und  umgiebt  sich  mit  einer  sehr 
zarten,  biegsamen  Membran.  Der  innere  Wurm  wird  schmäler,  die  Cuti- 
cula dicker,  ein  neuer,  kräftiger  Stachel  bildet  sich  aus,  der  Geschlechts- 
apparat wächst  zu  einer  schlanken  Röhre  aus  und  bald  sind  in  ihm 
Spermatozoen  zu  erblicken.  Bei  seinem  weiteren  Wachsthum  muss  sich 
der  Wurm  in  seiner  alten  Haut  krümmen  und  sieht  bald  aus  wie  ein  im 
Ei  aufgerollter  Embryo.  Jetzt  sprengt  er  seine  Larvenhülle,  durchbohrt 
die  Epidermis  der  Wurzel,  wandert  in  die  Erde  aus  und  sucht  das 
Weibchen.  Nach  der  Befruchtung  geht  er  rasch  zu  Grunde,  so  dass  seine 
Ueberreste  nicht  selten  am  Eiersacke  des  Weibchens  hängen  bleiben.  Diese 
letzte  Entwickelung  des  Männchens  vollzieht  sich  in  4 bis  6 Tagen,  während 
die  ganze  Entwickelung  vom  Ei  bis  zum  geschlechtsreifen  Thiere  4 bis 
5 Wochen  in  Anspruch  nimmt.  Im  Laufe  eines  Sommers  können  demnach 
bequem  5 bis  6 Generationen  auf  einander  folgen.  Schon  bei  der  An- 
nahme, dass  sich  5 Generationen  folgen  und  jedes  Weibchen  300  Nach- 
kommen hat,  von  denen  die  Hälfte  Weibchen  sein  mögen,  kann  ein  einziges 
Pärchen  in  einem  Jahre  eine  Nachkommenschaft  von  151  Milliarden  haben. 


IV.  Uebcr  die  mit  vielplattigen  Influenzmaschinen 
erzeugten  elektrischen  Condensatorschwingungen  in 
ihrer  Anwendung  auf  die  sogenannten  Tesla’schen 

Versuche. 

Experimental  vortrag,  gehalten  in  der  naturwissenschaftlichen  Gesellschaft  „Isis“ 

am  12.  Juli  1894 

von  Geh.  Hofrath  Dr.  A.  Töpler. 

Berichterstatter  Er.  Max  Töpler*). 


Hertz  hatte  bei  seinen  bahnbrechenden  Exp erimentaluntersucliungen, 
die  der  Physik  ein  neues  Arbeitsfeld  aufschlossen,  mit  der  Schwierigkeit 
zu  kämpfen,  in  sogenannten  linearen  Leitern  (Drahtleitungen)  reine,  von 
störenden  Nebenumständen  möglichst  freie  Schwingungen  zu  erzeugen.  Bei 
späteren  Untersuchungen,  unter  denen  vor  allen  diejenigen  von  S arasin 
und  De  la  Rive,  ferner  Lecher  zu  erwähnen  sind,  wurden  die  Schwierig- 
keiten überwunden.  Der  letztgenannte  Physiker  hat  zur  Erregung  der 
Schwingungen  mit  bestem  Erfolg  einen  symmetrisch  gebauten  Doppol- 
condensator  benutzt.  Dasselbe  Hülfsmittel  hat  auch  dem  Vortragenden 
in  Verbindung  mit  der  Influenzmaschine  die  besten  Dienste  geleistet. 

Nach  den  Entdeckungen  von  Helmhol tz,  Feddersen,  Oettingen 
und  Kirchhoff  besteht  die  Entladung  einer  Leydner  Flasche  oder  Batterie, 
wenn  der  elektrische  Widerstand  der  die  Belegungen  verbindenden  Leitung 
(des  Schliessungsbogens)  ein  gewisses  Maass  nicht  überschreitet,  nicht  in 
einem  einmaligen  Ausgleiche  der  entgegengesetzten  Elektricitäten,  sondern 
in  einer  alternirenden  (oscillirenden)  Bewegung  derselben,  wobei  die 
Belegungen  abwechselnd  in  entgegengesetztem  Sinne  geladen  und  wieder 
entladen  werden**).  Der  Vortragende  veranschaulicht  den  Prozess  durch 
eine  hydrodynamische  Analogie.  Zwei  gleichgrosse  am  Boden  durch  eine 
Röhre  communicirende  Gefässe  seien  ungleich  hoch  mit  Flüssigkeit  gefüllt 
und  dann  der  Schwerewirkung  überlassen,  so  dass  die  Flüssigkeitsspiegel 
schliesslich  in  gleicher  Höhe  zur  Ruhe  kommen.  Ist  die  Verbindungsröhre 


*)  Der  Berichterstatter  hatte  zusammen  mit  Herrn  Privatdocenten  und  Adj mieten 
Dr.  J.  Freyberg  die  Vorbereitungen  und  Ausführungen  der  mitgetheilten  Experimente 
nach  Anleitung  des  Vortragenden,  seines  Vaters,  zu  besorgen;  er  hat  auch  mit  Zu- 
stimmung des  letzteren,  da  der  Gegenstand  ohne  Zweifel  für  Fachleser  von  Interesse 
ist,  die  Beschreibung  der  Versuche  in  den  Sitzungsberichten  übernommen. 

**)  Der  Erste,  welcher  den  oscillatorischen  Charakter  der  Condensatorentladungen 
wenn  auch  nicht  bewiesen,  so  doch  vermuthet  zu  haben  scheint,  ist  Henry  (1842). 

Ges.  Isis  in  Dresden , 1894.  — Abh.  4. 


23 


sehr  eng,  so  wird  die  ganze  Schwereenergie  der  ungleich  gefüllten  Gefässe 
hei  einmaligem  Herabsinken  der  höheren  Säule  durch  Reibung  in  Wärme 
umgesetzt;  die  Bewegung  geschieht  nur  in  einem  Sinne.  Ist  das  Rohr 
sehr  weit,  die  Reibung  also  klein,  so  schiesst  die  heruntersinkende  Masse 
gleichsam  über  das  Ziel  hinaus;  die  Flüssigkeit  beruhigt  sich  erst  nach 
mehrmaligem  Hin-  und  Herschwingen,  bis  endlich  alle  Schwereenergie 
durch  Reibung  in  Wärme  verwandelt  wird.  Ganz  ähnlich  wird  die  elek- 
trische Energie  der  Condensatorentladung  in  guten  Leitern  erst  durch 
eine  Reihe  von  Oscillationen  in  Wärme  oder  andere  Energieformen  über- 
geführt. Freilich  vollziehen  sich  die  elektrischen  Condensatorschwingungen 
ganz  unvergleichlich  rascher,  als  die  der  trägen  Materie.  Bei  den 
Experimenten  des  Vortragenden  mit  Hochspannungstransformation  kamen 
Schwingungen  in  Betracht,  von  denen  Millionen  und  mehr  auf  die  Secunde 
zu  schätzen  sind. 

Neuerdings  hat  die  Elektrotechnik  mit  Erfolg  von  rasch  hin-  und 
hergehenden  Inductionsströmen  (sogen.  Wechselströmen)  Anwendung  ge- 
macht. Infolge  des  durch  theoretische  Untersuchungen  festgestellten 
Umstandes,  dass  derartige  Ströme  bei  möglichst  hoher  Wechselzahl 
(Frequenz)  per  Secunde  gewisse  wichtige  praktische  Vortheile  erwarten 
Hessen,  besonders  bei  gleichzeitiger  Anwendung  von  Transformatoren, 
bauten  Tesla  und  Ewing  magnetoelektrische  Wechselstrominductoren 
mit  30  000,  ja  56  000  Stromwechseln.  Tesla  erkannte  aber  bald,  dass  mit 
den  complicirten  und  kostspieligen,  nach  bekannten  Principien  gebauten 
elektromagnetischen  Inductionsmaschinen  doch  nicht  unmittelbar  jene  hohe 
Frequenzzahl  der  Wechselströme  zu  erreichen  sein  würde,  welche  den 
Physikern  in  den  Condensatorentladungen  zu  Gebote  stand.  Er  traf  daher 
eine  combinirte  Anordnung  der  folgenden  Art. 

Der  von  einer  kräftigen  Induktionsmaschine  gelieferte  Wechselstrom 
mit  mässiger  Frequenzzahl  (etwa  70  bis  100  genügt  vollkommen)  wird 
durch  den  Primärdraht  eines  Spannungstransformators  geleitet.  In  den 
zahlreichen  Windungen  des  Secundärdrahtes  wird  hierbei  ein  Wechsel- 
strom derselben  Frequenz  von  so  hoher  Spannung  inducirt,  dass  ein  mit 
demselben  gespeister  einfacher  oder  Doppel-Condensator  Entladungsfunken 
von  einigen  Millimetern  Schlagweite  liefert.  Die  von  der  Inductions- 
maschine mittelst  Transformation  erzeugten  Wechselströme  sind  bekannt- 
lich eine  sehr  ergiebige  Elektricitätsquelle,  so  dass  der  Condensator  bei 
jedem  einzelnen  Stromstosse  mehrmals  rasch  hintereinander  bis  zur  Funken- 
bildung geladen  wird,  selbst  wenn  der  Condensator  aus  sehr  grossen 
Leydnerflaschen  besteht.  So  erhält  man  viele  Hundert  Condensatorfunken 
in  der  Secunde.  Jeder  einzelne  Condensatorfunken  löst  nun  aber  im 
Schliessungsbogen  ungeheuer  rasche  Oscillationen  aus,  deren  Frequenz 
nach  bekannten  Formeln  aus  der  Condensatorcapacität  und  der  Beschaffen- 
heit des  Schliessungsbogens  annähernd  berechnet  werden  kann.  Die  so 
erhaltenen  Condensator-Oscillationen  (Hochfrequenz-Wechselströme)  lassen 
sich  nun  wiederum  durch  Transformation  auf  sehr  hohe  Spannung 
bringen.  Zu  diesem  Zwecke  führt  man  die  Oscillationen  durch  einen  zweiten 
Spannungstransformator.  Letzterer  liefert  dann  den  Hochspannungs- 
Wechselstrom. 

Eine  Hauptschwierigkeit,  die  hierbei  überwunden  werden  musste,  lag 
darin,  alle  von  dem  hochgespannten  Strome  durchflossenen  Leitertheile 
genügend  zu  isoliren.  Zu  diesem  Zwecke  wandte  Tesla  Oeltransforma- 


24: 


toren  an.  Er  erzielte  mit  seiner  Combination,  die  er  in  vielen  Städten 
öffentlich  vorzeigte,  die  überraschendsten  Erfolge.  Man  war  in  Laien- 
und  Elektroteclmikerkreisen  erstaunt  über  die  höchst  eigentümlichen 
Erscheinungen  sehr  hochgespannter  Schwingungen. 

Freilich  hat  Tesla  mit  seinen  Versuchen  physikalisch  wesentlich 
Neues  nicht  entdeckt.  Aber  er  hat  das  Verdienst,  die  hochgespannten 
Condensatorschwingungen  versuchsweise  in  die  Elektrotechnik  eingeführt 
zu  haben.  Auch  sind  manche  seiner  Versuche  physikalisch  sehr  interessant 
und  lehrreich. 

Nun  haben  alsbald  einige  Physiker  (z.  B.  Eber  t*)  und  Himstedt) 
bereits  angedeutet,  dass  mit  der  von  dem  Vortragenden  erfundenen**) 
vielplattigen  Influenzmaschine  viele  der  Tesla’sclien  Versuche  sich  voraus- 
sichtlich in  noch  einfacherer  Weise  würden  anstellen  lassen.  Dies  ist  in 
der  That  der  Fall.  Die  Ausführung  der  in  physikalischer  Hinsicht  charak- 
teristischen Tesla’schen  Versuche  gelingt,  wenigstens  mit  der  grossen 
60 plattigen  Influenzmaschine,  so  ziemlich  vollständig,  theilweise  sogar  mit 
sehr  gutem  Erfolge.  Freilich  liefert  diese  grosse  Influenzmaschine  noch 

lange  nicht  soviel  Elektricität,  als  eine 
kräftige  Magnetinductionsmaschine.  Man 
muss  sich  daher  mit  einem  kleineren 
Maassstabe  der  Versuche  begnügen.  Da- 
für erfordert  aber  auch  die  60scheibige 
Maschine  nur  einfachen  Handbetrieb  (von 
höchstens  1/8  Pferdekraft),  während  Tesla 
zu  seinen  Versuchen  einen  Gas-  oder 
Dampfmotor  benutzte. 

Das  Schema  der  von  dem  Vor- 
tragenden angegebenen  Versuchsanord- 
nung  ist  das  folgende  (vergl.  beistehende 
Figur). 

Die  von  dem  Influenzmaschinenstrom 
direct  gespeisten  Innenbelegungen  A1  B 1 
zweier  Leydner  Flaschen  entladen  sich 
durch  die  Funkenstrecke  F viele  Mal  in 
der  Secunde.  Bei  der  vom  Vortragenden 
benutzten  Maschine  erhält  man  mit 
Flaschen  mittlerer  Grösse  leicht  gegen 
100  Funken  von  3 mm  Schlagweite  in 
der  Secunde.  Der  dabei  entstehende 
oscillirende  Ausgleich  der  Aussenbeleg- 
ungen  A B wird  durch  den  Transfor- 
mator D geleitet,  dessen  Einrichtung 


*)  Zu  erwähnen  ist  eine  dank ens wertli e wissenschaftliche  Besprechung  der  Tesla- 
schen  Versuche  von  Ebert  in  der  „Naturwissenschaftlichen  Bundschau“,  Jahrg.  XI. 
Derselbe  hat  bekanntlich  im  Verein  mit  E.  Wiedemann  seit  einer  Eeihe  von  Jahren 
auf  dem  von  Tesla  betretenen  Gebiete  Untersuchungen  angestellt. 

**)  Die  zu  den  Experimenten  benutzte  Influenzmaschine  ist  nach  dem  Grundschema 
gebaut,  welches  der  Vortragende  durch  Beschreibung  und  Abbildung  bereits  publicirt 
hat,  bevor  noch  die  Holtz'sche  Maschine  bekannt  wurde.  Die  Einrichtung  ist  aus  dem 
Lehrbuche  von  Müller- Pouill  et -Pfaundler,  Bd.  III,  1890,  zu  ersehen,  jedoch  sind  neuer- 
dings sämmtliche  Stromscheiben  der  Maschine  mit  Holtz’schen  Nebenconductoren  ver- 
sehen worden. 


25 


später  beschrieben  wird.  Theoretisch  kann  man  die  Sache  so  ansehen,  als 
ob  in  dem  nur  durch  die  Glasdicken  der  Leydner  Flaschen  unterbrochenen 
Leitercyklus  Fab  D c d F während  der  Entladungsdauer  eines  jeden 
Funkens  ein  Wechselstrom  mit  angenähert  durch  die  Rechnung  angebbarer 
Frequenzzahl  circulirt. 

Ein  Hauptvortheil  der  Anwendung  der  Influenzmaschine  für  die  Demon- 
stration besteht  nun  darin,  dass  sie  schon  ohne  Weiteres  einen  hoch- 
gespannten Hochfrequenz- Wechselstrom  liefert,  der  dann  nach  Bedarf  sowohl 
auf  niedrigere  als  auf  viel  höhere  Spannung  transformirt  werden  kann. 

Weitere  Vorzüge  liegen  in  den  Symmetrieverhältnissen,  die  gerade 
hier  leicht  nachweisbar  sind.  Man  erkennt  sofort,  dass  bei  der  gleich- 
mässigen  Elektricitätszufuhr  von  + El  zu  den  Innenbelegungen  Al  B\  wie 
sie  der  vielplattigen  Influenzmaschine  eigen  ist,  in  der  Aussenleitung  c D b 
die  Influenz  elektricitäteji  (2.  Art)  der  Aussenbelege  fortwährend  neutralisirt 
werden,  so  dass  der  Spannungszustand  dieser  Aussenleitung  fast  Null  bleibt. 
Erst  beim  Ausbruch  des  Funkens  in  F entstehen  starke  Potentialdifferenzen 
in  c D b,  den  oscillatorischen  Bewegungen  entsprechend.  Man  kann  die  An- 
ordnung aber  auch  mit  einfachem  Condensator  benutzen,  indem  man  z.  B.  die 
Flasche  A A 3 durch  eine  gerade,  isolirte  Leitung  von  c bis  d ersetzt,  oder 
durch  eine  Nebenleitung  überbrückt.  Dann  ladet  und  entladet  sich  B B1 
allein  im  Kreise  F ab  c d F,  wobei  die  Oscillationszahl  per  Secunde  un- 
gefähr im  Verhältniss  y 2 : 1 abnimmt.  Man  erkennt  aber  sofort,  dass  in 
diesem  Falle  die  der  Aussenbelegung  B von  der  Maschine  über  d c Db 
zugeführte  — El  diese  letztere  Leiterstrecke  mit  dem  vollen  Maschinen- 
potential  schon  vor  der  Funkenbildung  statisch  ladet.  Hierdurch  ent- 
stehen kräftige  Influenzwirkungen  auf  den  Secundärkreis  x y , welche 
offenbar,  wenn  es  sich  um  die  reine  Beobachtung  der  Oscillations- 
wirkungen  handelt  (z.  B.  in  Geisslerröhren),  sehr  stören  kann*).  Nun 
kann  freilich  auch  im  Falle  der  eben  besprochenen  einseitigen  Condensator- 
schaltung  die  Primärleitung  von  c bis  b vor  statischen  Ladungen  im 
Wesentlichen  durch  ableitende  Verbindung  des  Punktes  c oder  b mit  der 
Erde  (Gas-  oder  Wasserleitung)  geschützt  werden,  allein  da  bei  solch 
einseitiger  Inanspruchnahme  der  Maschine  das  Potential  auf  a B1  nicht 
entsprechend  steigt,  so  erhält  man  in  diesem  Falle  nicht  den  vollen  Effect 
der  symmetrischen  Anordnung. 

Der  Funkenstrom  F der  Influenzmaschine  bedarf  übrigens,  weil  ihm 
die  Aureolenbildung  fehlt,  der  Beihülfe  eines  Luftgebläses  oder  der  Zer- 
reissung  durch  Einwirkung  eines  Magnetfeldes  nicht.  Vielleicht  ist  dieser 
Umstand  an  dem  verliältnissmässig  guten  Gelingen  der  Versuche  mit  der 
Influenzmaschine  wesentlich  mitbetheiligt. 

Dass  der  Ausgleich  im  Schliessungsbogen  zwischen  A und  B in  der 
That  ein  oscillirender  ist,  wurde  durch  folgenden  Versuch  gezeigt.  Wurde 
in  diesen  Schliessungsbogen  ein  Geisslerrohr  geschaltet,  so  zeigte  dasselbe 
das  sogenannte  Kathodenlicht  an  beiden  Polen;  dies  erklärt  sich  daraus, 
dass  bei  rasch  wechselndem  Kathoden-  und  Anodenlicht  an  derselben 
Elektrode  schliesslich  nur  das  lichtstärkere  und  ausgeprägtere  Kathoden- 
licht scheinbar  continuirlich  sichtbar  wird**).  Im  Gegensätze  hierzu  zeigte 

*)  Auch  bei  Hertz’schen  Versuchen  sind  solche  einseitige  Condensatoranordnungen 
störend. 

**)  Diese  Erscheinung  hei  Oscillationen  ist  bekanntlich  von  E.  Wiedeniann  und 
Ebert,  genauer  untersucht  worden. 


26 


natürlich  die  einfache  Rhumkorff- Entladung  hei  denselben  Röhren  ein- 
seitig Kathoden-  und  Anodenlicht  getrennt. 

Wer  zum  ersten  Male  das  Gebiet  der  sehr  raschen  Schwingungen  be- 
tritt, der  muss  die  gewöhnlichen  Vorstellungen,  die  er  sich  im  Umgänge 
mit  elektrischen  Strömen  angeeignet  hat,  zum  Theil  ignoriren.  Im  Laufe 
der  folgenden  Experimente  wurden  denn  auch  eine  Reihe  Eigenthümlich- 
keiten  gezeigt,  welche  nur  den  hochgespannten,  sehr,  rasch  wechselnden 
Strömen  eigen  sind,  welche  übrigens  nach  den  theoretischen  oder  prak- 
tischen Untersuchungen  verschiedener  Physiker  schon  früher  theils  bekannt, 
theils  vorherzusehen  waren.  Eine  besonders  eklatante  Eigenschaft  rasch 
wechselnder  Ströme  besteht  z.  B.  darin,  dass  dieselben  häufig  den  Weg 
durch  schlechte  Leiter  oder  gar  Nichtleiter  demjenigen  durch  sehr  gute 
Leiter  anscheinend  vorziehen;  dies  zeigte  der  Vortragende  durch  folgenden 

Versuch,  der  sich  den  analogen  Tesla’schen  und 
E.  Thomson’schen  Experimenten  anschliesst.  Ein  sehr 
dicker  massiver  Kupferbügel  a b in  Figur  2 von  8 mm 
Durchmesser  und  40  cm  Länge  setzte  den  raschen 
Schwingungen  so  erheblichen  Widerstand  entgegen, 
dass  eine  bei  g als  Nebenschluss  eingeschaltete  Glüh- 
lampe, deren  Widerstand  etwa  100  000  mal  grösser 
war  als  der  des  Kupferbügels,  in  lebhaftes  Glühen 
kam.  Ein  zweiter  derartiger  Bügel  liess  sich  im  Scheitel 
durch  Wegnahme  eines  dort  angebrachten  Verbindungs- 
stückes m unterbrechen,  wodurch  die  Lampe  zwar 
heller  leuchtete,  aber  ohne  bei  der  angewandten  Con- 
densatorschlagweite  Schaden  zu  nehmen,  obgleich  jetzt 
sicher  der  ganze  Wechselstrom  durch  dieselbe  ging. 

Dieses  merkwürdige  Verhalten  erklärt  sich  aus 
der  bei  sehr  raschem  Stromwechsel  ungeheuer  an- 
wachsenden Intensität  der  sogenannten  Extraströme 
(Selbstinduction),  welche  wie  eine  verzögernde  Kraft 
auf  die  Schwingungen  im  Bügel  wirkt.  Diese  hat  zur 
Folge,  dass,  wie  insbesondere  Stephan  mathematisch 
erwiesen  hat,  Hochfrequenzströme  nicht  im  ganzen 
Querschnitt,  sondern  in  einer  sehr  dünnen  Schicht 
längs  der  Oberfläche  der  Leiter  fliessen.  Letzterer  Umstand  ist  der 
wesentliche  bei  obigem  Experiment,  wie  der  Vortragende  dadurch  zeigte, 
dass  er  ein  nach  innen  federndes,  sehr  dünnes  Kupferblechband  (von  nur 
0,1  mm  Dicke)  in  der  aus  Figur  2 ersichtlichen  Weise  auf  den  dicken 
Kupferbügel  schob,  wodurch  die  Helligkeit  der  Lampe  sofort  sehr  auffallend 
abnahm.  Der  leitende  Querschnitt  wird  durch  die  Hinzufügung  des  Blech- 
bügels nicht  wesentlich  yergrössert,  wohl  aber  die  Leiteroberfläche; 
dieser  muss  daher  im  Sinne  der  Stephaifischen  Resultate  der  hauptsächliche 
Einfluss  zugeschrieben  werden.  Fliessen  die  Hochfrequenzströme  nur  in 
einer  äusserst  dünnen  Oberflächenschicht,  so  leitet  der  Bügel  nach  Hinzu- 
fügung des  Blechstreifens  viel  besser;  die  durch  die  Glühlampe  gehenden 
Zweigströme  müssen  sehr  geschwächt  werden,  was  in  der  That  geschah. 

Eine  zweite  nicht  minder  merkwürdige  Eigenthümlichkeit  der  Hoch- 
frequenz-Wechselströme besteht  in  ihrem  Verhalten  zu  Eisenmassen.  Es 
ist  bekannt,  dass  langsam  verlaufende  Wechselströme  (oder  Strom- 
schwankungen überhaupt)  in  ihren  Inductionswirkungen  auf  Nachbarleiter 


m 


Figur  2. 


27 


(Volta-Induction)  durch  benachbarte  Eisenmassen  unterstützt  werden.  Ein 
in  die  Primärspirale  eines  gewöhnlichen  Rhumkorff  - Inductoriums  ein- 
geschohenes  Eisendrahthündel  verstärkt,  wie  der  Vortragende  zeigte,  das 
Leuchten  einer  in  die  Secundärspirale  geschalteten  Geisslerröhre  ganz 
auffallend.  — Hochfrequenzwechselströme  zeigen  gerade  die  umgekehrte 
Erscheinung,  ihre  Volta-Induction  wird  durch  Eisenmassen  herabgesetzt. 
Um  dies  zu  zeigen  wurde  über  eine  kleine  Primärspirale  mit  nur  10  Win- 
dungen (4  cm  Durchmesser)  eines  in  Guttapercha  gehüllten  Kupferdrahtes 
von  2 mm  Dicke  eine  Nebenspirale  von  nur  3 Windungen  desselben  Drahtes 
geschoben,  zwischen  deren  freien  Enden  eine  5 Kerzenlampe  eingeschaltet 
war.  Letztere  glühte  beim  Hindurchleiten  der  Condensator-Oscillationen 
durch  die  Primärspirale  lebhaft;  wurde  in  die  Achse  der  letzteren  ein 
Eisenkern  eingeführt,  so  wurde  hierdurch  das  Glühen  fast  bis  zum  Er- 
löschen geschwächt. 

Nach  diesen  Versuchen  ging  der  Vortragende  zu  den  mit  Zuhülfenahme 
von  Transformation  angestellten  Hauptversuchen  über.  Zu  diesem  Zwecke 
wurde  eine  Reihe  verschiedener  Spulen  gebraucht,  welche  je  nach  dem 
gerade  stattfindenden  Transformationsbedürfnisse  paarweise  mit  einander 
durch  einfaches  Ineinanderstecken  combinirt  wurden.  Dieselben  waren 
folgendermassen  hergestellt.  Auf  verschiedene  Glasglocken  von  26  cm  oder 
31  cm  Durchmesser  und  18  cm  Höhe  des  cylindrischen  Theiles,  welche 
paarweise  in  einandergeschoben  werden  konnten,  waren  Drahtspiralen  auf- 
gewickelt. Einige  dieser  Spiralen  bestanden  aus  mehreren,  getrennten, 
parallel-geschalteten  Lagen,  zur  Verminderung  der  Dämpfung  und  Selbst- 
induction.  Der  Kupferdraht  war  U/2  bis  2 mm,  bei  den  Secundärspiralen 
für  Höchstspannung  nur  1 mm  stark  und  dick  mit  Guttapercha  umhüllt. 
Vor  seinem  Aufwickeln  wurden  die  Glasglocken  mit  Wachs  überzogen. 
Nach  beendigtem  Wickeln  wurden  alle  Windungen  vorsichtig  mit  Paraffin 
umgossen.  Die  Zuleitungsdrähte  waren,  wo  Gefahr  der  Seitenentladungen 
nach  den  Windungslagen  bestand,  mit  Glimmerplatten  geschützt. 

Zunächst  zeigte  der  Vortragende,  dass  zwischen  den  Windungen  der 
inducirenden  und  inducirten  Spirale  eine  merkliche  mechanische  Wechsel- 
wirkung, nämlich  eine  Abstossung  entsteht.  Ueber  dem  oberen  Ende 
einer  vertikalen  Spule  von  64  Windungen  schwebte  conaxial  ein  geschlossener 
Aluminiumring,  mittelst  Seidenfäden  von  der  elastischen  Spirale  einer 
Jolly’schen  Federwaage  getragen.  Beim  Spiel  der  Condensator-Oscillationen 
wurde  der  Aluminiumring,  welcher  den  Secundärleiter  bildete,  sehr  merklich 
gehoben;  er  konnte  durch  rhytmische  Unterbrechung  des  Maschinen- 
stromes in  sehr  lebhafte  Schwingungen  versetzt  werden.  Der  Vortragende 
schreibt  diese  Abstossung  der  Mitwirkung  der  Dämpfung  zu. 

Die  weiteren  mit  der  Influenzmaschine  ausgeführten  Versuche  ge- 
stalteten sich  nach  der  vom  Vortragenden  gewählten  Disposition  um  so 
interessanter,  als  der  Transformation  auf  Hochspannungswechselstrom  der 
umgekehrte  Fall,  nämlich  die  Hinuntertransformation  auf  niedrigere 
Spannung  mit  entsprechend  vermehrter  Stromintensität  vorausgeschickt 
wurde,  was  ja  bei  den  an  sich  schon  hohen  Spannungen  des  Influenz- 
maschinenstromes keine  Schwierigkeit  hat.  Es  war  hierzu  nur  nöthig, 
im  Transformator  den  Primärdraht  aus  vielen,  den  Secundärdraht  aus 
wenigen  Windungen  bestehen  zu  lassen.  Man  erhält  in  diesem  Falle 
Stromwirkungen,  die  mit  elektrostatischen  Maschinen  noch  nicht 
beobachtet  worden  sind. 


28 


Zunächst  dienten  hierbei  als  Primärspule  drei  parallel  geschaltete 
Lagen  von  je  28  Windungen.  Wurde  über  diese  ein  einfacher  Kupfer- 
ring von  8 mm  Dicke  gehalten,  in  den  eine  5-Kerzenlampe  eingeschaltet 
war,  so  leuchtete  dieselbe  schon  auf,  wenn  der  King  noch  10  cm  oberhalb 
der  Primärspule  sich  befand.  Wurde  er  über  die  Spule  geschoben,  so 
wurde  sie  weissglühend  bis  zum  Durchbrennen. 

Wurde  als  Secundärleitung  ein  starkes  Kupferband  benutzt  und  der 
Secundärstrom  mittels  eines  Stückes  dünnen  Eisendrahtes  geschlossen,  so 
wurde  dasselbe  alsbald  durchgeschmolzen;  eine  Eisenfeile  an  den  Kupfer- 
bandenden gestrichen  gab  Sprühfunken  wie  bei  einer  vielplattigen  Accumu- 
latorbatterie. 

Für  andere  Y ersuche  dieser  Art  erwies  sich  als  noch  geeigneter  eine 
Secundärleitung,  bei  der  auf  einer  Glasglocke  von  31  cm  Durchmesser 
vier  parallel  geschaltete  Lagen  eines  in  drei  Windungen  gewickelten  2 mm 
dicken  Kupferdrahtes  sich  befanden.  In  diesen  Fällen  war  der  Secundär- 
strom absolut  unfühlbar,  eine  Schlagweite  war  kaum  vorhanden.  Ging 
ein  Secundärstrom  zwischen  zwei  Graphitstäben  hindurch,  deren  unterer 
ein  ebenes  Ende  besass,  auf  das  der  obere  sich  mit  einer  Spitze  durch 
sein  eigenes  Gewicht  stützte,  so  entstand  eine  Art  kleines  Bogenlicht;  ein 
selbst  momentanes  Aneinanderbacken  der  Stifte  verhinderte,  ähnlich  wie 
bei  der  sogenannten  Contactlampe,  die  wenn  auch  geringe  Spannung  des 
(stossweisen)  Stromes.  Ein  zugespitzter  Eisenstift  auf  dem  ebenen  Graphit- 
stiftende aufstehend  zeigte  dieselbe  Erscheinung  unter  sehr  lebhaften 
Funkensprühen.  Dieselbe  Anordnung  der  Spulen  genügte  auch,  um  eine 
grössere  Glühlampe  mit  12  cm  langem  Kohlefaden  zu  vollem  Leuchten 
zu  bringen.  Alle  diese  Pirscheinungen  zeigten  sich  durchaus  den  Wirkungen 
starker,  aber  niedrig  gespannter  Ströme  analog. 

Wesentlich  interessantere  Erscheinungen  ergaben  sich  jedoch,  falls 
der  schon  hochgespannte  Strom  des  Maschinencondensators  auf  noch  viel 
höhere  Spannung  transformirt  wurde. 

Zunächst  wurden  die  vorher  erwähnten  Spulen  nur  in  anderer 
Schaltungsweise  benutzt,  d.  h.  als  Primäre  dienten  3 vierfache,  als  Se- 
cundäre  28  dreifache  Windungen.  Die  hierdurch  erhaltene  Spannung  ist, 
besonders  falls  man  schon  an  und  für  sich  hochgespannte  Condensator- 
entladungen  benutzt,  recht  bedeutend.  Mit  dieser  Anordnung  wurden 
elektrische  Büschel  in  der  Tesla’schen  Weise  gezeigt,  indem  bei  einer 
rückwärts  belegten  und  mit  dem  einen  Pole  verbundenen  Glasplatte  durch 
Verbindung  des  anderen  Poles  mit  einer  auf  der  Vorderseite  aufgeklebten 
Stanniolfigur,  diese  sich  mit  einem  Kranze  von  Büschelentladungen  umgab, 
welche  die  unbedeckten  Theile  der  Glasscheibe  in  zahllosen  Strahlen 
luden  und  entluden. 

Für  eine  Reihe  weiterer  Versuche  erwies  sich  folgende  Spulencombination 
als  zweckmässig.  Primär  28  Windungen  dreifach,  Durchmesser  der  Spule 
26  cm;  secundär  64  Windungen  einfach,  Spulendurchmesser  31  cm.  Zu- 
nächst wurde  der  eine  Pol  der  Secundärspule  zur  Erde  abgeleitet. 
Wurde  nun  der  andere  Pol  von  einer  isolirt  stehenden  Person  angefasst, 
welche  in  der  zweiten  Hand  einen  Pol  einer  Geisslerröhre  hielt,  so 
leuchtete  diese  auf;  besonders  hell,  falls  der  andere  Pol  des  Rohres  noch 
mit  einer  kleinen  Leiterfläche  (hier  eine  aufgesetzte  Kupferblechscheibe 
von  8 cm  Durchmesser)  verbunden  war.  Es  schwingt  dann  die  Elektricität 
aus  der  Secundärspule  durch  den  Menschen  und  das  Geisslerrohr  in  deren 


29 


äusseres  Polende  und  zurück  im  Rhythmus  des  sehr  raschen  Wechsel- 
stromes. 

Mit  derselben  Anordnung  wurde  dann  einer  der  interessantesten  Ver- 
suche Tesla’s,  der  mit  einer  einpoligen  Glühlampe  gezeigt.  Die  Her- 
stellung solcher  einpoliger  Lampen  für  Influenzmaschinen  versuche  ist  mit 
Schwierigkeiten  verknüpft.  Nach  zahlreichen  Ver- 
suchen, die  dem  Berichterstatter  oblagen,  gelangte 
derselbe  zu  der  aus  Figur  3 ersichtlichen  Form, 
die  sich  bewährt  hat. 

Die  Platinelektrode  mit  der  Oese  a war  nach 
Tesla  fast  ihrer  ganzen  Länge  nach  in  Glas  ein- 
geschmolzen, da  es  sich  zeigte,  dass  die  hoch- 
gespannten Ströme  besonders  an  der  Eintrittsstelle 
die  Glühlampe  leicht  undicht  machten.  Die  Ein- 
schnürung bei  m verhindert,  dass  ein  zu  grösser 
Theil  der  Elektricität  schon  aus  dem  Platindrahte 
ausstrahlt  und  so  für  die  Erwärmung  der  Kohle 
verloren  geht.  Die  Evacuation  mit  der  Quecksilber- 
luftpumpe  wurde  so  lange  fortgesetzt,  bis  das 
Glühen  in  der  unten  beschriebenen  AVeise  eintrat; 
dann  wurde  zugeschmolzen.  Lag  die  Zuschmelzungs- 
stelle am  oberen  Theile  der  Birne  gegenüber  ä;,  so 
wurde  dieselbe  dort  binnen  kurzem  durchgeschlagen; 
sie  musste  daher  nach  rückwärts  verlegt  werden 
haft  ist  es  schliesslich,  der  Glasbirne  eine  fast  ebene  Endfläche  zu 
geben  und  den  Kohlefaden  1 bis  2 cm  von  derselben  entfernt  endigen 
zu  lassen. 

Wird  nun  a direct  oder  durch  eine  isolirt  aufgestellte  Person  mit 
dem  einen  Pol  verbunden,  während  der  andere  mit  der  Erde  verbunden 
ist,  und  befindet  sich,  ähnlich  wie  bei  Tesla,  bei  F eine  leitende  Ober- 
fläche mit  merklicher  Capacität,  so  zeigt  sich  Folgendes.  Infolge  der 
hohen  Spannung  strömt  die  Elektricität  von  a durch  den  Kohlefaden  k 
nach  der  inneren  Oberfläche  der  Glasbirne,  während  von  F entgegen- 
gesetzte Elektricität  auf  die  äussere  Oberfläche  strömt;  das  Glas  wird 
geladen.  Nach  einer  Halbschwingung  hat  der  Strom  sein  Zeichen  ge- 
wechselt, die  Ladungen  des  Glases  kehren  sich  um,  kurz  der  Hoch- 
frequenz-Wechselstrom mit  hoher  Spannung  ladet  mit  abwechselndem 
Vorzeichen  die  als  Condensator  aufzufassende  Glasbirne  und  schwingt 
hierbei  durch  den  Kohlefaden,  der  dadurch  ins  Glühen  kommt.  — Es 
ist  nun  eine  Eigenschaft  des  Hochspannungswechselstromes,  dass  er  an 
der  Glaswand,  gegenüber  dem  Kohlefadenende  (oder  überhaupt  gegen- 
über jeder  ihn  ausstrahlenden  Spitze),  grosse  Wärmewirkungen  erzeugt. 
Es  wird  daher  die  Glasbirne  rasch  sehr  heiss.  Dies  zu  verhindern,  wurde 
bei  der  Demonstration  des  Versuches  mit  Erfolg  anstatt  der  Capacität  F 
eine  grosse  Schale  mit  Wasser  benutzt,  in  die  der  ebene  Theil  der  Glas- 
birne getaucht  wurde;  noch  besser  ist  der  Erfolg,  wenn  eine  zweite  da- 
neben stehende  Person  die  Capacität  der  Wassermasse  durch  Eintauchen 
eines  Fingers  erhöht.  Die  Wärmewirkung  (Brennen)  bei  kleiner  Ein-  und 
Austrittsstelle  des  Körpers  ist  die  einzige  unangenehme  Empfindung  beim 
Durchgänge  des  hochgespannten  Stromes.  Bei  der  beschränkten  Strom- 
menge der  60 plattigen  Maschine  war  es  freilich  nur  möglich,  den  Kohle- 


30 


faden  bei  k auf  etwas  mehr  als  Rothgluth  zu  erwärmen*).  Die  Ergiebigkeit 
der  angewandten  Maschine  scheint  zum  vollen  Gelingen  des  Versuches 
nicht  auszureichen.  Dass  die  mit  obigen  Spiralen  erhaltenen  Wechsel- 
ströme erhebliche  Zündkraft  besitzen,  zeigte  sich,  indem  ein  zwischen  die 
beiden  Pole  gehaltenes  Stück  Baumwolle  sofort  in  Brand  gerieth. 

Eine  noch  erheblich  höhere  Spannung  des  Secundär -Wechselstromes 
liess  sich  durch  folgende  zu  einer  Reihe  weiterer  Versuche  benutzten 
Combinationen  erhalten.  Als  Primärspule  dienten  zwei  parallel  geschaltete 
Lagen  von  je  drei  dickdrahtigen  Windungen  auf  einer  Glasglocke  von 
26  cm  Durchmesser,  als  Secundärspule  die  schon  benutzte  mit  64  einfachen 
Windungen  etwas  dünneren  Drahtes.  Die  Spannung  des  secundären  Stromes 
wurde  hierbei  so  bedeutend,  dass  die  ganze  Secundärspule  trotz  der 
Guttapercha-  und  Paraffinumkleidung  von  Büschellicht  wie  mit  leuchtendem 
Spinngewebe  umsponnen  erschien,  mehr  noch  die  freien  Enddrähte.  Als 
die  Primärschlagweite  auf  1,5  cm  erhöht  wurde,  versagte  der  Transfor- 
mator den  Dienst,  indem  auf  der  ganzen  Länge  der  Paraffinhülle  ein  Funken- 
spiel überging**).  Holz,  über  das  die  Transformatorfunken  in  der  Faser- 
richtung schlugen,  wurde  gesplittert;  über  eine  benetzte  Gypsplatte  schlugen 
bis  zu  15  cm  lange  Funken;  zugleich  zeigten  die  Polenden  die  bekannten 
Funkenverästelungen.  Dass  es  hierbei  trotz  der  grossen  Feuchtigkeit, 
also  Leitfähigkeit  der  Gypsplatte  zu  derartigen  Funkenentladungen  kommt, 
spricht  wieder  für  den  oscillatorischen  Charakter  der  Funken.  Der  Ver- 
such erklärt  sich  nämlich  durch  die  Beschränkung  der  Leitung  auf  die 
Oberfläche.  Durch  Ueberflihren  über  mit  Graphitpulver  ganz  schwach  be- 
stäubtes Papier  Hessen  sich  Funkenströme  von  30  cm  Länge  erhalten. 
Auch  das  Ueberschlagen  der  hochgespannten  Funken  unter  Wasser  wurde 
gezeigt. 

Bekanntlich  haben  die  Experimente  mit  Hochfrequenz- Wechselströmen 
auch  zu  merkwürdigen  physiologischen  Ergebnissen  geführt,  welche 
wohl  noch  näher  zu  untersuchen  sind.  Schon  durch  die  Versuche  von 
D’Arsonval  ist  bekannt,  dass  rasch  schwingende  Ströme  auffallender- 
weise von  dem  menschlichen  Körper  beim  Durchgänge  gar  nicht  (oder  bei 
kleinen  Ein-  und  Austrittsstellen  nur  an  diesen)  unangenehm  empfunden 
werden.  Vortragender  zeigte  dies,  indem  eine  kleine  Glühlampe  mit  sehr 
dünnem,  2cm  langem  Kohlefaden  in  lebhaftes  Glühen  gerieth,  falls  sich 
zwei  Personen  in  den  Hochspannungsstromkreis  parallel  einschalteten. 
Dies  geschah  durch  Eintauchen  der  Hände  in  mit  Salzwasser  gefüllte 
Tröge,  in  die  der  Strom  durch  grossplattige  Elektroden  eintrat;  Er- 
schütterungen wurden  bei  dem  Experimente  nicht  empfunden.  Selbst  bei 
Einschaltung  nur  einer  Person  ist  die  physiologische  Wirkung  kaum 
merklich.  Die  Thatsache  erscheint  vom  physikalischen  Standpunkte  auf 
den  ersten  Blick  paradox.  Man  könnte  nämlich  die  Transformation  auf 
hohe  Spannung  mittelst  des  Influenzmaschinenstromes  auch  ohne  Inductions- 


*)  Das  Glühen  ist  von  eigentümlichen  Erscheinungen  begleitet,  die  auch  Tesla 
beobachtet  hat.  Der  Kohlefaden  ist  wie  mit  einer  leuchtenden  Gashaut  überzogen, 
aus  welcher  zuweilen  blendende  Partikel  des  Fadens  hervorsprühen. 

**)  Bei  dem  benutzten  Spiralenpaar  war  das  Transformationsverhältniss  etwa  1 : 12 
gefunden  worden.  Die  obige  maximale  Beanspruchung  der  Secundärspirale  entspricht 
daher  etwa  500000  Volt;  man  sieht,  zu  welch  enormen  Spannungen  die  Influenzmaschine 
mit  genügend  isolirtem  Transformator  führen  würde,  wenn  das  volle  Maschinenpotential 
mit  Flaschenfunken  von  12  bis  15  cm  Schlagweite  hätte  angewandt  werden  können. 


31 


spiralen  ausführen,  indem  man  entsprechend  kleinere  Condensatoren  wählt, 
diese  aber  mit  entsprechend  grösserer  Funkenlänge  entladet.  Man  würde 
hierdurch  sogar  zu  noch  rascheren  Schwingungen  gelangen,  sicherlich 
würden  aber  die  Entladungen  schmerzhaft  empfunden  werden.  Der  Wider- 
spruch löst  sich  durch  die  Erwägung,  dass  die  Transformation  durch 
Inductionsspiralen  dem  in  die  Secundärleitung  geschalteten  Körper  die 
Schwingungen  des  schwach  gedämpften  Primärstromes  aufzwingt,  während 
für  den  directen  Entladungsprozess  und  dessen  Wirkung  die  Dämpfung 
im  eingeschalteten  Körper  entscheidet.  Es  handelt  sich  um  zwei  keines- 
wegs analoge  Prozesse. 

Von  Tesla’s  sämmtlichen  Versuchen  haben,  neben  der  Erscheinung 
an  der  einpoligen  Glühlampe,  auf  das  Laienpublikum  wohl  wenige  solchen 
Eindruck  gemacht,  als  die  im  Nachfolgenden  beschriebenen.  Es  handelt 
sich  hierbei  um  das  selbständige  Leuchten  von  Geisslerröhren  im  Ex- 
perimentirraume,  welcher  von  den  elektrischen  Schwingungen  durcheilt 
wird,  die  von  den  ausserhalb  des  Raumes  angebrachten  Endplatten  der 
Transformatorleitung  ausgehen.  Tesla  hat  diese  allerdings  überraschenden 
Erscheinungen  als  Ausgangspunkt  einer  zukünftigen  Zimmerbeleuchtung 
ins  Auge  gefasst;  freilich  muss  der  Erfolg  erst  abgewartet  werden*). 

Bei  Anwendung  der  Influenzmaschine  konnten  diese  von  Tesla  im 
grössten  Massstabe  ausgeführten  Experimente  in  kleinerer  Form  wieder- 
gegeben werden.  Zwei  quadratische,  vom  Transformator  gespeiste  Zink- 
platten von  60  cm  Seitenlänge,  getrennt  durch  4 Glasstäbe,  bildeten  ein 
würfelförmiges,  seitlich  offenes  Gehäuse,  welches  isolirt  aufgestellt  war.  In 
ihm  stand  ein  hölzernes  Tischchen  und  auf  demselben  mehrere  Geisslerrolire 
mit  und  ohne  Elektroden,  deren  Enden  Kupferblechscheiben  von  8 cm 
Durchmesser  trugen.  Standen  die  Röhren  in  dem  Gehäuse,  d.  h.  lief 
ihre  Achse  normal  zu  den  Zinkflächen,  so  leuchteten  sie  beim  Spiel  der 
Oscillationen  sofort  sehr  intensiv  auf,  obgleich  sie  mit  den  Zinkplatten  in 
keinerlei  Verbindung  standen**).  Wurden  die  Geisslerrohre  jedoch  auf 
das  Tischchen  im  Gehäuse  hingelegt,  so  erloschen  sie  sofort,  da  jetzt 
ihre  Achsen  parallel  zu  den  Zinkplatten  waren.  Umgekehrt  genügte  ein 
einfaches  Wiederaufstellen  der  Geisslerröhren,  um  sie  so  zu  sagen  wieder 
anzuzünden.  (Zu  bemerken  ist,  dass  Tesla  zur  Erhöhung  der  Leuchtkraft 
solcher  Rohre  dieselben  mit  allerlei  stark  phosphorescirender  oder  fluores- 
cirender  Substanzen  in  Verbindung  brachte.)  Doch  auch  ausserhalb  des 
beschriebenen  Hauses  leuchteten  empfindliche  Jodröhren  bis  auf  2 Meter 
Abstand  von  demselben,  obgleich  in  diesem  Falle  bei  dem  geringen 
Abstande  der  Zinkplatten  nur  die  Differenz  der  Einwirkungen  beider 
wirksam  war.  (Besonders  empfindliche  Jodröhren  erhält  man,  falls  man 
als  Elektroden  zwei  lange  Platindrähte  wählt,  die  im  Geisslerrohre  auf 
8 bis  10  cm  Länge  in  etwa  1 cm  Entfernung  parallel  nebeneinander 
laufen.) 

*)  Gerade  diese  Versuche  bieten  für  den  mit  hohen  Spannungen  vertrauten  Phy- 
siker wenig  Neues.  Der  Vortragende  erzählte  z.  B , dass  elektrodenlose  Vacuumröhren 
in  der  Nähe  seiner  i.  J.  1870  in  Graz  aufgestellten  Hochspannungs  - Influenzmaschine, 
welche  70  cm  lange  Funken  lieferte  (vergl.  T.  über  „Influenzmaschine  und  Inductorium“, 
Elektrotechn.  Zeitschrift,  Oktober  1882),  auf  mehrere  Meter  Entfernung  stossweise  auf- 
leuchteten, wenn  sie  dem  geladenen  Conductor  rasch  genähert  wurden.  Tesla’s  Beobach- 
tung, dass  Vaccuumröhren  erst  dann  leicht  ansprechen,  wenn  sie  vorher  schon  erregt 
waren,  ist  bekannt  und  von  E.  Wiedemann  ausführlich  beschrieben  worden. 

**)  Das  Leuchten  ist  so  intensiv,  dass  es  bei  Tageslicht  gezeigt  werden  kann. 


32 


An  einer  Reihe  schöner  Geisslerrohre  zeigte  der  Vortragende  schliess- 
lich, dass  alle  Erscheinungen  in  Crookes’schen  Röhren,  Kathodenstrahlen, 
Phosphorescenz,  Fluorescenz  etc.  durch  hochgespannte  Wechselströme  sich 
brillant  zeigen  lassen,  wobei  natürlich  stets  Kathodenlicht  an  beiden  Polen 
sichtbar  wird. 

Zum  Schlüsse  bemerkt  der  Vortragende,  dass  man  in  einer  praktischen 
Frage  Tesla’s  Ansichten  wohl  beistimmen  müsse.  Wenn  die  Technik  jemals 
in  die  Lage  kommen  sollte,  sehr  hoch  gespannte  und  zugleich  sehr  rasche 
elektrische  Schwingungen  in  Anwendung  zu  bringen,  so  würden  hierzu 
nicht  Magneto-  oder  Dynamomaschinen  die  zweckmässigen  Hülfsmittel  sein, 
sondern  man  würde  mit  Vortheil  elektrostatische  Apparate  (nach  dem 
Princip  der  Influenzmaschine)  'einführen.  Da  aber  für  die  Technik  der 
ökonomische  Standpunkt,  d.  h.  die  Erzielung  möglichst  hohen  Nutzeffectes 
hinsichtlich  der  Arbeitsverwandlung  massgebend  sei,  so  werde  man  diese 
Maschinen  voraussichtlich  nicht  in  der  gebräuchlichen,  allerdings  für 
physikalische  Zwecke  günstigen  Weise  mit  Isolatoren  und  Spitzenkämmen 
construiren,  noch  weniger  werde  man  letztere  in  comprimirter  Luft  arbeiten 
lassen,  sondern  man  werde  zu  denjenigen  typischen  Formen  greifen,  welche 
von  der  Influenz  auf  gute  Leiter  Anwendung  machen.  Die  geschichtliche 
Entwickelung  der  Influenzmaschine  hat  solche  Formen  bereits  aufzuweisen. 


Abhandlungen 

der 

naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 

ISIS 


in  Dresden. 


1894. 


Y.  Die  Gesteine  der  ßuinenstätte  von  Tiahuanaco  im 

alten  Peru  (Bolivia). 

Y011  Dr,  W.  Bergt. 

(Mit  Tafel  II.) 


A.  Stübers  und  M.  U hie ’s  Werk:  Die  Ruinen  statte  von  Tiahuanaco*) 
erörtert  auf  S.  40  — 43  des  Textes  das  zu  den  alten  Bauwerken  von  Tia- 
huanaco verwendete  Steinmaterial  und  tritt  insbesondere  der  Frage  nach 
dessen  Herkunft  näher.  Da  hei  dem  archäologischen  Charakter  des  ge- 
nannten Werkes  den  petrographischen  Verhältnissen  der  Gesteine  nur  ein 
enger  Raum  gegönnt  werden  konnte,  schien  dem  Verfasser  eine  besondere 
und  eingehendere  petrographische  Darstellung  nicht  ungerechtfertigt.  In 
Bezug  auf  genauere  Schilderung  der  örtlichen  Verhältnisse  der  Ruinen- 
stätte, der  Bauwerke,  deren  Geschichte  und  Deutung  muss  auf  das  Werk 
selbst  verwiesen  werden.  Nur  einige  kurze  Bemerkungen  mögen  dem 
eigentlichen  Gegenstand  als  Einführung  dienen. 

Auf  dem  rauhen  bolivianischen  Hochland,  in  einer  Lage,  deren  nähere 
Umgebung  jeglichen  landschaftlichen  Reizes  entbehrt,  befindet  sich  ungefähr 
20  — 25  km  vom  Südende  des  Titicacasees  entfernt,  zwischen  baumlosen 
Grassteppen  in  3897  m Höhe  das  von  Aimarä- Indianern  bewohnte  Dorf 
Tiahuanaco.  Seine  räthselhaften  grossartigen  Ruinen  auf  der  öden,  sturm- 
durchbrausten  Hochebene,  inmitten  einer  heruntergekommenen  Bevölkerung, 
Ruinen,  von  denen  man  nur  weiss,  dass  sie  schon  in  der  Blüthezeit  der 
Inkaherrschaft  verfallen,  prähistorisch  waren,  sind  weit  und  breit  berühmt 
geworden  und  haben  von  jeher  das  Interesse  der  Reisenden  gefesselt. 

Die  Umgebung  Tiahuanaco’s  zeigt  zwei  solcher  Ruinenstätten,  zwei 
Ruinengruppen.  Die  eine,  grössere  liegt  östlich  1 km  vom  Dorfe  entfernt, 
nimmt  einen  Flächenraum  von  etwa  10  Hektaren  ein  und  besteht  aus  dem 
Berg  „El  Cerro“,  der  mit  bearbeiteten  Steinblöcken  bedeckt  ist;  aus  einer 
grösseren  Steinumzäunung  von  Ak-Kapana,  zwei  kleineren  „El  Palacio“  und 
„El  Templo“;  aus  Mauerresten,  unter  dem  Namen  „El  Bano  del  Incau 
bekannt;  einem  grösseren  und  einem  kleineren  Monoliththor;  aus  einer 
grossen  ausgearbeiteten  Steinplatte,  die  als  Opferstein  bezeichnet  wird. 

*)  Die  Ruinenstätte  von  Tiahuanaco  im  Hochland  des  alten  Peru.  Eine  kultur- 
geschichtliche Studie  auf  Grund  selbständiger  Aufnahmen.  Breslau  1892.  Berichte  in: 
Globus,  LXIV,  No.  1,  S.  5-40,  mit  Wiedergabe  einiger  Abbildungen;  Verhandl.  d.  Ges. 
für  Erdkunde  Berlin,  XX,  1893,  No.  4,  S.  247  — 249;  Petermann’s  Mitth.,  1893,  Heft  9, 
S.  131  — 132. 


Ges.  Isis  in  Dresden,  1894 . — Abh.  5. 


3* 


36 


Die  zweite  Ruinenstätte,  Pumapungu,  liegt  südlich  vom  Dorfe  Tia- 
huanaco,  ungefähr  l1/2  km  südwestlich  von  der  ersten,  und  bedeckt 
etwa  einen  Hektar.  Den  merkwürdigsten  Theil  derselben  bilden  Reste  von 
Steinbauwerken;  zerstreut  liegende  ganze  oder  zerbrochene  Blöcke,  welche 
nach  Form,  Bearbeitung  und  Grösse  eine  ausserordentliche  Mannig- 
faltigkeit zeigen;  ferner  Trümmer  von  monolithischen  Thoren,  platten- 
förmige Steine;  eine  grosse  Zahl  kleinerer,  regelmässig  bearbeiteteter 
Steine  u.  a.  m.  Unverkennbar  ist  namentlich  hier,  dass  die  geplanten 
Bauwerke  nie  fertig  geworden  sind.  Allem  Anschein  nach  wurde  die 
Baustätte  schon  verlassen  zu  einem  Zeitpunkte,  als  erst  einige  mächtige 
Baustücke  dem  Plane  gemäss  angeordnet  waren,  während  andere  zahl- 
reiche Baustücke  noch  wirr  durcheinander  lagen. 

Petrographisches. 

Von  diesen  Ruinenstätten  waren  26  Gesteinsproben  zu  untersuchen 
und  zwar  7 von  fertigen  Bauwerken  und  bearbeiteten  Blöcken,  19  von 
unbearbeiteten  Blöcken,  welche  offenbar  noch  als  Bausteine  dienen  sollten. 
Ihrer  petrographischen  Natur  nach  sind  es: 

Andesite  verschiedener  Ausbildung, 

Dacit, 

Quarz-Propylit  (oder  Porphyrit?), 

Quarzporphyr, 

Thonschiefer  (Halbphyllit), 

Porphyrtuff, 

Sandsteine, 

Conglomerat  (sogen.  Trümmerporphyr). 

Da  die  Andesite  besonders  in  ihrem  Aeusseren  sehr  verschieden  von 
einander  sind,  seien  sie  einzeln  betrachtet  und  nach  der  Bedeutung,  welche 
sie  bei  den  Bauwerken  haben,  angeordnet. 

Tri dymitreicher  Biotit-Pyroxenandesit  bildet  das  architek- 
tonisch schönste  und  künstlerischste  Bauwerk,  das  grosse  Monoliththor 
von  Ak-Kapana  (3  m hoch,  3,82  breit  und  0,42 — 0,48  dick). 

Es  ist  ein  hellgraues,  feinporöses,  scheinbar  feinkörniges  Gestein. 
Die  porphyrische  Struktur  offenbart  sich  erst  unter  dem  Mikroskop  deut- 
lich, weil  die  durchschnittlich  1 mm  grossen  Feldspäthe  wegen  ihrer  hellen 
Farbe  aus  der  Grundmasse  makroskopisch  nicht  hervortreten,  nur  hie 
und  da  durch  Auf  blitzen  der  Spaltungsflächen  sich  bemerkbar  machen. 
Als  dunkele  Gemengtheile  erkennt  man  mit  der  Lupe  Augit  und  Biotit. 
Mehr  in  die  Augen  fallen  dagegen  reinweisse,  die  Grösse  von  1 mm  selten 
überschreitende  kugelige  Gebilde,  welche  namentlich  in  den  Hohlräumen 
angetroffen  werden  und  sich  unter  dem  Mikroskop  als  Tridymitaggregate 
herausstellen.  Mikr.:  In  der  wolkig  getrübten  Grundmasse  sind  Augit, 
Biotit,  Plagioklas,  vereinzelt  braune  Hornblende  porphyrisch  ausgeschieden. 
Den  makroskopisch  erkennbaren  Tridymitaggregaten  fügt  das  Mikroskop 
noch  zahlreiche  kleine  Nester  und  Anhäufungen  desselben  Minerals  hinzu, 
so  dass  dieser  Andesit  als  sehr  tridymitreich  bezeichnet  werden  muss. 

Die  Grundmasse,  grau  und  bräunlich  wolkig,  an  sehr  dünnen  Stellen 
des  Präparates  farblos  durchsichtig,  besteht  aus  winzigen  Leisten  und 


37 


Körnchen  von  Feldspath  und  schwarzem  Erz.  Ausser  einzelnen  Apatit- 
säulchen  betheiligt  sich  weder  Augit  noch  Glimmer  an  der  Zusammen- 
setzung der  Grundmasse  und  es  herrscht  zwischen  dieser  und  den  por- 
phyrischen  Ausscheidungen,  obgleich  dieselben  auch  geringere  Ausdehnung 
zeigen,  ein  ausgesprochener  Gegensatz.  Glas  kann  wegen  der  Trübung 
nicht  festgestellt  werden;  seine  Anwesenheit  ist  aber  anzunehmen,  zumal 
da  es  sich  als  Einschluss  in  den  porphyrischen  Feldspäthen  findet. 

Die  letzteren  sind  klar,  Zwillingsstreifung  kennzeichnet  sie  gut  als 
Plagioklase.  Undulöse  Auslöschung  und  Schalenbau  kommen  vor,  sind 
indessen  nicht  häufig.  Einschlüsse  können  gänzlich  fehlen  oder  besonders 
in  den  grösseren  Krystallen  reichlich  vorhanden  sein.  Der  Pyroxen,  ölgrün, 
wenn  pleochroitisch  ölgrün  und  röthlich  oder  gelbbräunlich,  zeigt  in  den 
Querschnitten  meist  gute  und  scharfe  Begrenzung  durch  oo  P.  oo  B oo. 
oo  P qo  (110)  (010)  (100)  und  nicht  selten  einfache  Zwillinge  nach  oo  P oo 
(100).  Auch  gute  Endbegrenzung  kam  zur  Beobachtung.  Einschlüsse  von 
Magneteisen,  Apatit  und  Glas  kann  er  recht  reichlich  beherbergen.  Quer- 
gegliederte,  mit  fahlen  Farben  polarisirende,  an  Hypersthen  erinnernde 
Säulen  gehörten  wegen  ihrer  schiefen  Auslöschung  ebenfalls  dem  monoklinen 
Augit  an.  Der  Tridymit  tritt  nur  in  den  bekannten  dachziegelähnlichen 
Aggregaten  auf. 

Pyroxen- Andesit,  olivinhaltig.  Bearbeiteter  Block  vom  ,,Cerro 
artificial“  bei  Tiahuanaco. 

Es  ist  ein  schmutzig  hell-  bis  satt  mäusegraues,  körnig- dichtes  Ge- 
stein, an  dem  spärlich  dunkele,  kaum  1 mm  grosse  Mineralkörner  schwer 
sichtbar  sind.  Dagegen  treten  zerstreute,  bis  7 mm  grosse,  rissige  Quarze 
deutlich  hervor.  Runde  Löcher,  die  namentlich  auf  der  bearbeiteten  und 
roh  geglätteten  Fläche  des  Probestückes  zahlreicher  vorhanden  sind, 
rühren  jedenfalls  von  herausgebrochenen  Quarzen  her. 

Das  mikroskopische  Bild  überrascht  durch  seinen  Reichthum  an 
Magnetitanhäufungen,  welche  entweder  unregelmässig  rundlich  gestaltet 
sind  oder  sich  durch  ihre  geradlinigen  Grenzen  als  Pseudomorphosen 
nach  einem  anderen  Mineral  zu  erkennen  geben.  Das  letztere  ist,  nach 
der  langen  Säulenform  und  wenigen  leidlichen  Querschnitten  zu  urtheilen, 
Hornblende.  Reste  derselben  konnten  erst  nach  längerem  Suchen  in  der 
Mitte  zweier  solcher  Pseudomorphosen  entdeckt  werden.  Körner  von 
lichtgrünlichem  bis  fast  farblosem  Augit,  welche  mit  den  Magnetit- 
aggregaten vergesellschaft  sind,  verdanken  ihre  Entstehung  wohl  der 
Umschmelzung  der  Hornblende,  während  grössere,  der  Magnetitumsäumung 
entbehrende  und  krystallographisch  gut  begrenzte  Körner  dieses  Minerals 
intratellurische  Ausscheidungen  sind.  Der  schiefen  Auslöschung  nach  ist 
er  monoklin,  zuweilen  recht  rissig,  neben  einheitlichen  Individuen  kommen 
Körneraggregate  vor. 

Porphyrischer  Feldspath'  fehlt  nicht  ganz,  wenn  er  auch  recht  selten 
erscheint. 

Die  Grundmasse  ist  farblos  und  besteht  aus  einem  Gewirr  einfach 
verzwillingter,  zuweilen  fluidal  angeordneter  winziger  Feldspathleisten  und 
dicht  gesäeten,  fast  farblosen,  grünlich  schimmernden  Augit-  und  schwar- 
zen Erzkörnchen.  Zwischen  den  Grundmassenfeldspäthen  sind  wohl  zarte 
farblose  Glashäute  anzunehmen,  wenn  deren  Gegenwart  auch  nicht  fest- 
gestellt werden  konnte.  Recht  reichlich  ist  ferner  Rutil  in  gelbbraunen, 


38 


stark  lichtbrechenden  Säulchen  und  Körnern  vorhanden.  Quarz  kam  im 
Präparat  nicht  zur  Beobachtung.  Die  lose  Verbindung  desselben  mit  der 
Gesteinsmasse,  welche  ihn  so  leicht  herausfallen  lässt,  ferner  der  Um- 
stand, dass  zwischen  ihm  und  der  Gesteinsmasse  oft  ein  schmutzig  braunes 
oder  grünliches  Häutchen  angetroffen  wird,  macht  es  wahrscheinlich,  dass 
er  dem  Gestein  eigentlich  nicht  zugehört,  sondern  mechanisch  a/ufgenom- 
men  ist,  eine  Erscheinung,  die  auch  anderwärts  bei  Andesiten  beobachtet 
wurde.  (Siehe  Zirkel,  Petrogr.  II,  602). 

Olivin  trat  in  dem  einen  Präparat  sehr  spärlich,  in  einem  anderen 
wieder  reichlicher  auf.  Er  bildet  frische,  farblose,  nur  selten  auf  den 
Sprüngen  durch  Eisenoxyd  roth  gefärbte  unregelmässige  Körner. 

Der  eben  geschilderte  Andesit  scheint  zu  einem  wohl  charakterisirten 
Typus  zu  gehören,  welcher  in  den  südamerikanischen  Anden  weitere  Ver- 
breitung besitzt.  Mit  denselben  Eigenschaften  ausgerüstete  Andesite: 
mäusegraue  Farbe,  dicht,  ohne  porphyrische  Ausscheidungen,  mit  zer- 
streuten, wahrscheinlich  Fremdlingsquarzen,  Reichthum  an  Magnetitpseudo- 
morphosen,  Olivingehalt,  Rutilreichthum  in  der  Grundmasse,  sind  mir  be- 
kannt aus  dem  Rio  Paez  bei  Huila  in  Columbien,  von  der  Ebene  zwischen 
Ibaque  und  dem  Rio  Gualantai,  ferner  aus  dem  Rio  Coello  ebenfalls  in 
Columbien. 

Quarzführender  Ampliib ol-Andesit  (Dacit?),  grob  porphyrisch. 
Lose  Blöcke  auf  der  Ruinenstätte. 

Das  etwas  bröckelige,  rauhe  Gestein  ist  durch  zahlreiche  glasige, 
rissige,  im  Mittel  3 — 5 mm,  häufig  auch  7 mm  messende  Feldspäthe  aus- 
gezeichnet, welche  sich  mit  ihrer  weissen  Farbe  scharf  aus  der  dunkel- 
grauen Grundmasse  herausheben  und  das  Aussehen  des  Gesteines  be- 
herrschen. Ihre  Durchschnitte  sind  meist  rundlich,  kurzrechteckig,  seltener 
lang-  und  schmalrechteckig.  Sie  liegen  in  einer  zerstreut  porösen  dunkel- 
grauen Grundmasse , welche  kleinere  schwarze  Hornblendesäulen  und 
Biotittafeln  reichlich  enthält. 

Die  Aehnlichkeit  dieses  Gesteines  mit  einem  in  Südamerika  häufigen 
Dacittypus,  z.  B.  mit  dem  Dacit  von  II  Barca,  Cerros  de  Sillota,  Cerro 
Chimsachata*)  veranlasste,  da  porphyrischer  Quarz  zunächst  zu  fehlen 
schien,  auch  mikroskopisch  nicht  bemerkt  wurde,  eine  genaue  Besichtigung 
der  beiden  zur  Verfügung  stehenden  Handstücke,  und  wirklich  wurden 
ganz  vereinzelte  röthliche  porphyrische  Quarze  gefunden.  Es  liegt  so  die 
Möglichkeit  vor,  dass  unser  Gestein  ein  zufällig  quarzarmes  Stück  eines 
typischen  Dacites  ist. 

Die  Grundmasse  erweist  sich  unter  dem  Mikroskop  als  ein  farbloses 
Glas,  welches  aber  von  winzigsten  farblosen  und  grünlich  schimmernden 
Mikrolithen  (0,003  mm)  so  dicht  erfüllt  ist,  dass  sie  grauwolkig  erscheint. 
Darin  sind  spärlich  kleine  braune  Hornblenden  und  Feldspäthe  zweiter 
Generation  eingebettet,  letztere  gern  kurzrechteckig  und  quadratisch. 
Rundliche  sphärolithartige  Gebilde  heben  sich  von  der  helleren  Grund- 
masse durch  ein  etwas  dunkleres  Grau  ab,  zeigen  aber  keine  Spkärolitli- 
struktur,  sind  dickwolkig  ohne  Einwirkung  auf  polarisirtes  Licht  und 
stellen  wahrscheinlich  mikrofelsitische  Umwandlungsprodukte  der  Glasbasis 


*)  Beschrieben  von  F.  Rudolph:  Beitrag  z.  Petrogr.  der  Anden  etc.  Tsehenn., 
Min.  Petr.  Mitth.  IX,  269—317. 


39 


dar.  Gleiche  Dinge  beschreibt  Rudolph  S.  291.  Porphyrisch  ausgeschieden 
finden  sich  (ausser  Feldspath)  an  erster  Stelle  Hornblende,  gelbbraun- 
schwarz, in  langen  schmalen  Säulen  und  dickeren  Krystallen  ohne  Opacit- 
rand;  wenig  Biotit,  dunkelbraun -hellgelb.  Der  letztere  zeigt  vorzügliche 
Stauchungen,  Biegungen,  die  nebst  örtlichen  Flusserscheinungen,  lang 
ausgezogenen,  gebogenen  Blasen  im  Gesteinsglas  ihr  Dasein  Bewegungen 
im  flüssigen  Magma  verdanken  dürften. 

0 eigrüner,  monokliner  Augit  ist  nur  spärlich  vorhanden  und  spielt 
die  Rolle  eines  Uebergemengtheiles. 

Der  porphyrische  Feldspath  zeigt  scharfe  krystallographische  Umrisse 
oder  infolge  nachträglichen  Abschmelzens  runde  Gestalten,  wie  sie  sonst 
dem  Quarz  eigen  sind.  Auffällig  ist  an  ihm  zuweilen  fleckiges  oder 
streifenweises  Polarisiren,  welches  gleichsam  die  polysynthetische  Ver- 
zwillingung in  unvollkommener  Weise,  ohne  scharfe  Grenzen  und  Nähte 
nachahmt.  An  schönen  farblosen  Glaseinschlüssen  mit  Blase  ist  er  ausser- 
ordentlich reich.  Zonenstruktur  kommt  häufig  erst  zwischen  gekreuzten 
Nicols  zur  Erscheinung.  Eine  Bestimmung  des  specifischen  Gewichtes 
mittels  Thoulet’sch er  Lösung  ergab  für  einen  kleineren,  aber  nicht  unbeträcht- 
lichen Theil  des  angewandten  Feldspathes  das  mittlere  Eigengewicht  von 
2,655,  was  einem  Kalknatronfeldspath  der  Oligoklasreihe  — für  den  grösseren 
Theil  2,682,  das  einem  der  Andesinreihe  entspricht. 

Quarz  kam  im  Schliff  nicht  zur  Beobachtung.  An  Erz  ist  das  Ge- 
stein arm.  Neben  wenigen  Magnetitkörnchen  bleibt  nur  noch  Apatit  in 
scharfen  Säulchen  zu  erwähnen. 

Biotit-Amphibolandesit,  augitführend,  grob  porphyrisch.  Lose 
Blöcke  auf  der  Ruinenstätte. 

Dieser  Andesit,  äusserlich  trachytähnlich,  hellgefärbt,  rauh,  feinporös, 
sehr  bröckelig,  stellenweise  mit  bimssteinartiger  Grundmasse,  zeichnet  sich 
wie  der  vorige  durch  seinen  Reichthum  an  grossen  weissen  glasigen, 
häufig  schon  makroskopisch  deutlich  gestreiften  Feldspäthen  aus,  welche 
durchschnittlich  5 und  6 mm,  aber  auch  10  und  12  mm  messen,  aus  der 
hellgrauen  Grundmasse  aber  weniger  hervortreten,  als  dies  bei  dem  Dacit 
der  Fall  ist.  Der  Grundmasse  sind  reichlich  2 — 3 mm  grosse,  ausnahms- 
weise 5 mm  erreichende  Hornblendesäulen  und  Glimmerblättchen  eingebettet. 

Unter  dem  Mikroskop  erweist  sich  die  Grundmasse  als  ein  farbloses 
reines  Glas,  das  stellenweise  Flusserscheinungen  vorzüglich  zeigt,  zu  stark 
gewundenen  und  gebogenen  Faden  ausgezogen  und  dann  dicht  mit  Blasen 
erfüllt  ist.  Kleinere  Feldspäthe,  Hornblenden  und  Augite  zweiter  Gene- 
ration sind  eingestreut,  aber  so,  dass  das  reine  Glas  vorwaltet.  Neben 
brauner  Hornblende,  zuweilen  durch  Einlagerung  winziger  Körnchen  dunkel 
gefärbt,  und  Biotit  in  wohlbegrenzten  Krystallen  ist  ein  fast  farbloser 
monokliner  Augit,  der  gern  mit  Hornblende  primär  verwachsen  auftritt, 
so  reichlich  vorhanden,  dass  man  von  einem  Biotit-Pyroxen-Amphibolandesit 
reden  könnte.  Die  porphyrischen  Feldspäthe  scheinen  hier  basischer  zu 
sein  als  im  vorigen.  Bei  dem  specifischen  Gewichte  der  Oligoklasreihe 
fielen  in  der  Thoulet’schen  Lösung  nur  wenige  Körnchen,  der  weitaus 
grösste  Theil  bei  dem  der  Andesinreihe  und  zwar  bis  zur  Grenze  nach 
dem  Labradorit  hin. 

Bio tit- Amphibol- Andesit,  augitreich,  kleinporphyrisch,  dunkel- 
grau. Lose  Blöcke  bei  den  Ruinen. 


40 


Dunkelgraue,  krystallreiche,  compakte  Gesteine  mit  zahlreichen,  3 mm 
erreichenden  weissen  und  dann  wenig  hervortretenden,  an  einem  anderen 
Handstück  gelblichen  und  dann  schärfer  sich  heraushebenden  Feldspäthen, 
schwarzen  Hornblendesäulen,  2 — 3 mm,  auch  6 mm,  vereinzelten  Biotit- 
blättchen. 

Mikr.:  ln  einer  an  farblosen  und  grünlich  schimmernden  Mikrolithen 
(Trichiten)  reichen,  selbst  farblosen  Glasbasis  liegt  eine  zweite  Generation 
Feldspath,  Hornblende,  lichter  Augit  und  zerstreute  Erzkörnchen,  die  bei- 
den ersten  in  krystallographisch  wohl  begrenzten  Kryställchen,  aber  so, 
dass  sich  Basis  und  individualisirte  Substanz  in  Bezug  auf  Menge  das 
Gleichgewicht  halten. 

Die  porphyrischen  Feldspäthe  erster  Generation  zeigen  neben  lang- 
rechteckiger häufig  mehr  quadratische  Form  bei  sehr  scharfer  krystallo- 
graphischer  Begrenzung.  Zonale  Struktur  ist  sehr  schön  entwickelt,  oft 
durch  Glas-  und  andere  Einlagerungen  erkennbar,  wobei  sich  häufig  die 
Gestalt  ändert,  die  äusseren  Schalen  andere  Form  haben  als  die  inneren. 
Unter  den  mit  Bläschen  versehenen  Glaseinschlüssen  fallen  chocoladebraune 
auf;  netz-  und  maschenförmige  Einlagerung  von  dunkelem,  gekörn eitern 
Glas,  central,  randlich,  zonenförmig  angeordnet,  oder  den  ganzen  Krystall 
erfüllend,  kann  hier  gut  studirt  werden. 

Der  vorwaltende  dunkele  Gemengtheil  erster  Generation  ist  braune, 
stark  pleochroitische  Hornblende  in  schlanken  oder  dicksäulenförmigen 
Krystallen,  Biotit  tritt  ihr  gegenüber  etwas  zurück;  ölgrüner  Augit  spielt 
wie  im  vorigen  kaum  mehr  die  Rolle  eines  Nebengemengtheiles. 

B i o t i t - A m p li i b o 1 a n d e s i t , augitreich,  kleinporphyrisch. 

Hellgrau,  trachytähnlich,  ärmer  an  porphyrischen  Ausscheidungen  als 
die  vorigen,  wenig  hervortretende  1,5  — 2 mm 'grosse  Feldspäthe,  nicht 
eben  zahlreiche  Hornblendesäulen,  1 — 2 mm  gross,  ausnahmsweise  7 mm, 
und  Biotitblättchen. 

Das  eine  Handstück  ist  feinporös,  ein  anderes  compakt  mit  etwas 
mehr  hervortretenden  weissen  kleinen  Feldspäthen  und  reicher  an  Horn- 
blende. Im  ersten  Gestein  waltet  die  an  winzigen  Mikrolithen  reiche,  an 
porphyrischen  Krystallen  zweiter  Generation  arme,  farblose  Glasbasis  vor. 
Im  zweiten  dagegen  ist  die  gleichbeschaffene  Glasbasis  reich  an  kleinen 
Feldspäthen,  Hornblenden,  auch  Pyroxen.  Im  Uebrigen  gleichen  diese 
beiden  Andesite  den  vorigen,  sind  erzarm,  der  Feldspath  zeigt  seltener 
Zonenstruktur,  reinere,  von  Einlagerungen  freiere  Substanz. 

Biotit  - Amphybolandesit,  augitreich.  Lose  Blöcke  bei  den 
Ruinen. 

Licht  schmutzig  gelblich-grau,  feinporös,  wie  zerfressen  aussehend. 
Reich  an  kleineren,  wenig  hervortretenden  gelblichen  Feldspäthen,  schwar- 
zen, noch  erkennbaren  Hornblenden,  Biotitblättchen,  lichtgrünen  Augit- 
säulchen. 

Dieser  Andesit  unterscheidet  sich  von  den  übrigen  dadurch,  dass  die 
farblose  Glasbasis  von  wirr  durcheinander  liegenden,  wie  kurze  Haare  aus- 
sehenden Mikrolithen  erfüllt  ist.  Letztere  zeigen  bei  stärkerer  Ver- 
grösserung  verschiedene  Form.  Sie  werden  mit  einem  grünlichen  Schein 
durchsichtig,  sind  stark  lichtbrechend,  darum  scharf  und  dunkel  begrenzt, 
haben  lange  nadelförmige  Gestalt,  sind  gerade  oder  gekrümmt;  endlich 
können  sie  durch  Einschnürungen  gegliedert  sein  oder  sich  in  einzelne 


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hintereinander  liegende  Körnchen  auf  lösen  und  dann  ebenfalls  eine  gerade 
oder  krumme  Linie  bilden  (Margarite). 

Die  Basis  enthält  ausserdem  zerstreute  Erzkörner,  Hornblende,  Augit, 
Biotit  und  Feldspath  zweiter  Generation  in  kleineren  Körnern  und  Kry  stallen. 
Der  glasige  porphyrische  Feldspath  zeigt  mehr  eine  feine,  scharfe  Lamel- 
lirung  nach  dem  Albitgesetz  oder  nach  dem  Albit-  und  Periklingesetz  zu- 
gleich. Aber  auch  die  schon  genannten  Eigenschaften  finden  sich  an  ihm: 
durch  huschende  Auslöschung  kenntlicher  sprungloser  zonaler  Aufbau, 
vorzüglich  entwickelter  Schalenbau  mit  oder  ohne  zonal  angeordneten 
Einlagerungen,  zonale  Umwachsung  ursprünglich  getrennter  benachbarter 
Krystalle,  netzförmiges  Erfülltsein  von  braun  gekörneltem  Glas,  das  nur 
Theile  oder  den  ganzen  Krystall  einnimmt,  wobei  einschlussfreie  Rand- 
zonen zuweilen  optisch  abweichend  orientirt  sind  als  das  glaserfüllte 
Centrum. 

Die  dunkelen  Mineralien,  braune  Hornblende,  stark  pleochroitischer 
Biotit,  ölgrüner  monokliner  Augit,  etwas  pleochroitisch,  zuweilen  reich  an 
Einschlüssen,  alle  drei  frisch  und  unzersetzt  und  ohne  Magnetitrand, 
scheinen  in  gleicher  Menge  betheiligt  zu  sein,  höchstens  tritt  Augit  etwas 
zurück.  Das  Gestein  ist  ebenfalls  erzarm.  Apatit  bildet  recht  grosse 
Nadeln. 

Pyroxen- Andesit,  schwarz,  kleinporphyrisch,  glasreich.  Lose  Blöcke 
bei  Tiahuanaco. 

Dieser  Andesit  besitzt  äusserlich  Aehnlichkeit  mit  dem  Pyroxen- 
Hornblende- Andesit  vom  Sajamo  (Rudolph).  In  einer  schwarzen,  pech- 
glänzenden, dicht-  und  feinporösen  schlackigen  Grundmasse  liegen  regel- 
mässig verstreut  zahlreiche,  weisse  blitzende  Feldspathleisten  von  1 — 1,5  mm, 
seltener  2—3  mm  Länge;  'mit  der  Lupe  bemerkt  man  hellgrüne  Augit- 
säulen  von  derselben  Ausdehnung. 

Unter  dem  Mikroskop  ergiebt  sich  ein  vorwaltendes  chocoladenbraunes 
Glas  mit  hellen  und  dunkelen,  wenig  ausgeprägten  Schlieren  und  zahl- 
reichen, oft  langgestreckten  schlauchförmigen  Blasen  als  Grundmasse. 
Sie  enthält  keine  Feldspäthe,  wohl  aber  Hornblenden  zweiter  Generation, 
wenn  auch  in  geringer  Menge. 

Der  Augit  bildet  meist  schlanke  Säulen,  Körner  und  grössere  Aggre- 
gate, zeigt  schöne  fast  regelmässige  achteckige  Querschnitte  [ao  P.  oo  P ao. 
ao  R oo  (HO)  (100)  (010)  im  Gleichgewicht],  schiefe  Auslöschung  bis  44°, 
scharfe  Spaltrisse  nach  ao  P,  ölgrüne  Farbe,  wenn  pleochroitisch,  ölgrün 
und  lichtröthlich,  Einschlüsse  von  Apatit,  Magneteisen,  braunem  Glas. 

Biotit  und  Hornblende  tauchen  bei  genauerer  Betrachtung  des  Prä- 
parates häufiger  auf,  als  man  Anfangs  meint;  ihre  in  gewissen  Stellungen 
der  Glasbasis  gleiche  Farbe  hält  sie  dem  Auge  verborgen. 

Die  porphyrischen  Feldspäthe  zeichnen  sich  durch  massenhafte  Ein- 
lagerungen aus.  Neben  einzelnen  röthlichen  Glaseinschlüssen  mit  Blasen 
und  Kryställchen  finden  wir  sie  ganz  durchsetzt  mit  dem  Grundmassen- 
glas, so  dass  ein  Durchschnitt  maschiges  Aussehen  besitzt;  es  bleibt  dabei 
ringsherum  ein  schmaler  Rand  frei  oder  das  Centrum  kann  dieser  Dinge 
entbehren  und  von  da  nach  den  Grenzen  des  Krystalles  häuft  sich  die 
braune  Substanz  an. 

Quarz-Amphibol-Propylit  (Quarz-Dioritporphy rit?).  Lose 
Blöcke  auf  der  Ruinenstätte. 


42 


Das  Gestein  hat  porphyritisches  Aussehen.  In  einer  griinlich-schwarz- 
grauen  dichten,  vorwaltenden  Grundmasse  sind  bis  10  mm  grosse  weisse 
glasige,  an  einem  anderen  Handstück  getrübte  weisse  oder  röthlich  ge- 
färbte Feldspäthe,  und  hier  zahlreicher  als  im  ersten  ausgeschieden,  Quarz 
in  zuweilen  recht  schönen  abgerundeten  Doppelpyramiden  bis  8 und  10  mm, 
dunkele  Biotitblättchen.  An  einem.  Handstück  fanden  sich  Bruchstücke 
(30  mm  lang)  von  säulenförmigen  Krystallen  eines  fleischrothen  Feld- 
spathes. 

Mikr.:  Die  Grundmasse  ist  scheinbar  holokrystallin,  besteht  aus 
meist  verzwillingten  Feldspathleisten  (0,015  lang),  einzelnen  lückenausfül- 
lenden  Quarzkörnern,  langen  gebleichten  Hornblendenadeln  und  reichlichen 
schwarzen  Erzkörnern.  In  fortgeschrittenerem  Zersetzungszustand  wird 
sie  grauwolkig  verhüllt  und  von  Chlorit,  Hämatit  und  ferritischem  Staub 
erfüllt.  Auch  die  porphyrische  Hornblende  ist  meist  in  Chlorit,  serpen- 
tinige  Substanz  und  Rotheisen  zersetzt,  während  der  Biotit  frische  Be- 
schaffenheit aufweist. 

Der  porphyrische  Quarz  enthält  schöne  Glaseinschlüsse  mit  Blase  oder 
gekörneltes  Glas.  Ihn  umsäumen  zuweilen  schmale  Kränze  von  Kalk, 
der  in  secundären  Fetzen  auch  in  der  Grundmasse  auftritt. 

Der  Feldspath  ist  sehr  rein,  ohne  Einschlüsse,  nur  vom  Rand  herein 
und  längs  der  Sprünge  körnig  getrübt.  Die  grossen  Krystalle  werden 
meist  nur  von  wenigen  Einzelindividuen  zusammengesetzt.  Als  Neben- 
gemengtkeile sind  zu  erwähnen:  Apatit,  der  in  grossen  Säulen  vorkommt; 
Zirkon;  Titanit  in  fast  farblosen,  schwachgelblichen  spitzrhombischen 
Kryställchen.  Von  diesem  Mineral  kam  auch  ein  sehr  hübscher,  schwalben- 
schwanzförmiger Zwilling,  also  entgegen  den  bisherigen  Angaben,  mit  ein- 
und  ausspringenden  Winkeln  zur  Beobachtung.  (Rosenbusch,  Mikr.  Phys., 
2.  AufL,  I,  500;  Zirkel,  Petrogr.  I,  408.)  Eine  Verwechselung  mit  Epidot, 
welcher  ähnliche  Zwillinge  [nach  oo  P oo  (100)]  bildet,  ist  hierbei  wegen 
der  für  Titanit  charakteristischen  Eigenschaften  ausgeschlossen. 

Quarzporphyr,  glimm  erreich. 

Das  Gestein  besitzt  eine  hellbläulich-  bis  violett-graue  dichte  Grund- 
masse, in  der  sehr  zahlreiche,  bis  10  mm  grosse  gelbliche  oder  rostgelbe 
trübe  Orthoklase,  seltener  noch  frische  und  glänzende  Feldspäthe,  ebenso 
grosse  Quarze  in  geringerer  Menge,  dagegen  sehr  reichlich  bis  4 mm 
grosse  schwarze  Bi otitkry stalle  eingelagert  sind.  Ausnahmsweise  erreicht 
der  Orthoklas  noch  grössere  Ausdehnung.  An  einem  der  Handstücke  fand 
sich  ein  27  mm  langes,  10  mm  dickes  Bruchstück  eines  modellgleichen, 
nach  c säulenförmigen,  im  Querschnitt  sechseckigen,  von  oo  P.  oo  P oo 
begrenzten  Krystalles.  Ein  anderes  Probestück  lässt  auf  ziemliche  dünn- 
plattige Absonderung  des  Gesteines  schliessen. 

Im  Mikroskop  gewahrt  man  eine  helle,  von  wenigen  Erzkörnchen, 
braunen  Glimmerblättchen  und  -fetzen,  von  dunklem,  feinem  Staub  durch- 
. spickte  Grundmasse,  welche  bei  gekreuzten  Nicols  holokrystallin,  aus 
Körnchen  von  Quarz  und  unverzwillingten  Feldspath  besteht,  also  mikro- 
granitisch  ist. 

Der  Staub  löst  sich  bei  stärkerer  Vergrösserung  in  bräunlich  durch- 
scheinende Hämatitkörnchen  auf.  Am  porphyrischen  Quarz  herrscht  rund- 
liche Umgrenzung  vor.  Seine  Substanz  ist  ausserordentlich  rein,  Glas- 
einschlüsse wurden  nicht  beobachtet,  Flüssigkeitseinschlüsse  nur  einzeln 


43 


und  zerstreut,  aber  dann  ziemlich  gross  und  schlauchartig  ausgezogen  mit 
stehender  Libelle.  Auch  von  Rissen  ist  er  frei.  Der  Feldspath  löscht 
vorwiegend  gerade  aus,  ist  unverzwillingt,  oder  einfach  nach  dem  Karls- 
bader Gesetz.  Gestreifter  Plagioklas  fehlt  nicht.  Seine  Substanz  ist  reiner 
und  frischer  als  man  nach  dem  makroskopischen  Aussehen  erwarten  sollte. 
Die  gelbe  Färbung  rührt  von  Eisenrost  her,  der  auf  Spalten  einge- 
drungen ist. 

Der  Biotit,  stark  pleochroitisch,  grünbraun-hellgelb,  ist  frisch  oder 
infolge  Zersetzung  faserig  geworden  und  schliesst  dann  Rostballen  ein, 
um  welche  sich  die  Glimmerfasern  herumwinden.  Auch  ziemlich  grosse 
Rutile  beherbergt  er.  Apatit  beobachtet  man  häufig  in  scharf  begrenzten 
sechseckigen  Querschnitten.  Man  kommt  bei  diesem  Gestein  kaum  in 
Versuchung,  es  für  jungeruptiv  zu  halten.  Sein  Aeusseres,  die  Eigen- 
schaften der  Gemengtheile  deuten  auf  einen  noch  recht  frischen  älteren 
Porphyr. 

Cambrischer  oder  silurischek  Thonschiefer,  metamorphosirt, 
,,Halbphyllitu.  Zu  Bildsäulen  verarbeitet.  Weg  nach  La  Paz.  Härte 
3 — 4,  zäh. 

Dieser  Halbphyllit  ist  ein  grauschwarzes  dichtes  Gestein,  in  dem  man 
mit  blossem  Auge  nur  zerstreute  bis  etwa  millimetergrosse  dunkle  Quarze 
erkennt.  Der  Bruch  zeigt  eine  unebene  körnig-schuppige  Fläche  und  schwache 
Andeutung  von  Parallelstruktur.  Das  mikroskopische  Bild  bietet  ein 
dichtes  Gewirre  etwa  0,oi5  bis  0,02  mm  grosser  grünlich  schimmernder 
Fetzen  eines  hellen  Glimmers  oder  Sericites,  welche,  im  Allgemeinen  parallel 
gestellt,  eine  Art  Fluctuationsstruktur  um  die  porphyrischen  Quarze  herum 
erzeugen.  Nur  an  wenigen  dünnen  mit  diesen  Dingen  besäeten  Stellen 
blickt  ein  mikroskopisch  mittelkörniger  quarziger  oder  äusserst  fein- 
schlammiger, adiagnostischer  Untergrund  hervor.  Zwischen  0,oi  und  0,5  mm 
schwankende  Fetzen  eines  dunklen  Glimmers  mit  den  Axenfarben  roth- 
braun  und  lichtröthlichgelb  sind  stellenweise  reichlich  und  truppweise, 
anderswo  spärlich  eingestreut,  indem  sie  entweder  die  Richtung  des  hellen 
Glimmers  einhalten,  sich  quer  dazu  stellen  oder  keine  bestimmte  An- 
ordnung besitzen.  Aehnliche  Verbreitung  und  Vertheilung  bemerkt  man 
auch  am  Magneteisen.  Die  porphyrischen  Quarze  sind  wohl  abgerollt, 
deutlich  klastischen  Ursprungs.  Sie  sinken  von  1 mm  bis  zu  0,oi  mm 
herab;  ihre  meist  länglich-runden  Körner  liegen  im  Allgemeinen  der  oben 
erwähnten  Richtung  parallel.  Als  Einschlüsse  beherbergen  sie  haarförmige 
Rutile  und  mit  Flüssigkeit  erfüllte  Poren. 

Ein  zweiter  zu  ähnlichen  Zwecken  verwendeter  Schiefer  entbehrt  der 
porphyrischen  Quarze,  ist  blau-schwarz,  körnig  dicht,  zackig  brechend,  am 
Handstück  ohne  Schieferung,  zeigt  aber  im  Präparat  dem  blossen  Auge  eine 
matte  Streifung,  indem  hellere  gelbgrüne  Lagen  mit  dunkleren  wechseln.  In 
den  ersteren  herrscht  der  quarzige  Untergrund,  dessen  Körner  etwa  0,02  mm 
Durchmesser  besitzen,  in  den  letzteren  der  hellgrüne  sericitische  Glimmer 
in  parallelen  Strähnen  mit  Erzkörnern  und  kohliger  Substanz.  Eines  der 
Handstücke  enthält  einen  deutlichen,  aus  derselben  Schiefermasse  be- 
stehenden Pflanzenstengel  mit  langelliptischem  Querschnitt  (2x4  mm), 
an  dessen  Präparat  keine  Holzstruktur  mehr  bemerkt  werden  konnte. 
Der  Unterschied  dieses  Gesteines  von  dem  vorigen  besteht  darin,  dass 
hier  die  klastischen  Quarze,  der  rothe  Glimmer  und  die  schlammartigen 


44 


Partieen  gänzlich  fehlen;  das  Gestein  ist  vollkrystallin,  besteht  ans  einem 
recht  gleiclimässig  körnigen  Pflaster  von  Quarz  (und  Feldspath,  Albit?), 
welches  von  parallelen  Strähnen  des  sericitischen  Glimmers  durchzogen  wird. 

Beide  Schiefer  haben  ein  recht  ungewöhnliches  i\.ussehen  und  nehmen 
mit  ihren  Eigenschaften  eine  Mittelstellung  zwischen  Thonschiefern  und 
Phylliten  ein  und  scheinen  den  von  Loretz*)  „Halbphyllite“  genannten 
Schiefern  aus  dem  thüringischen  Untercambrium  ähnlich  zu  sein.  In  der 
That  ergab  eine  Vergleichung  von  Schliffen  dieser  erwähnten  Gesteine, 
welche  Herr  Prof.  Kalkowsky  freundlichst  zur  Verfügung  stellte,  grosse 
Uebereinstimmung.  Das  zuerst  beschriebene  Gestein  mit  klastischen 
Quarzen  glich  fast  vollständig  (Handstücke  standen  nicht  zur  Verfügung) 
einem  solchen  Halbphyllit  oberhalb  Masserbrück  im  Schwarzathal:  dieselbe 
Textur,  dieselben  klastischen  Quarze,  der  gleiche  rothe  Glimmer,  schlamm- 
artige Partieen.  Unsere  zweite  Art  stimmte,  wenn  auch  nicht  so  gut,  überein 
mit  einem  als  Thonschiefer  bezeichneten  Gestein  von  Oelze  ebendaher. 

Porphyrtuff,  lose  Stücke  auf  der  Ruinenstätte  von  Tiahuanaco. 

Grünlich-bläulich-weisses,  körnig-dichtes,  stark  thonig  riechendes  Ge- 
stein. Die  unter  dem  Mikroskop  einförmig  aussehende,  helle,  feingekörnelte 
Substanz  wird  nur  durch  zahlreiche  Tümpelchen  von  Calcitfetzen  unterbrochen. 
Wenn  man  das  Gestein  mit  Salzsäure  betupft,  bemerkt  man  mittels  der 
Lupe  Bläschenbildung.  Im  polarisirten  Licht  erscheint  das  dunkelblaue 
Gesichtsfeld  dicht  besäet  mit  winzigen,  unbestimmbaren  hellen  Punkten, 
welche  wahrscheinlich  feinest  zerriebenem  Quarz  und  Feldspath  angehören; 
etwas  verstreute  grössere  „porphyrisch“  eingesprengte  Splitter  sind  als 
Quarz  und  Feldspath  erkennbar.  Nester  gröberkörnigen  Aggregates  der- 
selben Mineralien  dürften  Neubildungen  sein. 

Roth  er  eisenschlüssiger  Sandstein,  aus  dem  die  antiken  Monu- 
mente angefertigt  sind. 

Das  Gestein  ist  feinkörnig,  von  braun-violetter  Farbe,  ganz  fein  weiss 
gesprenkelt,  dünnplattig,  besitzt  flachmuscheligen  Bruch,  auf  dem  Quer- 
bruch feine  undeutliche  Parallelstruktur  und  durch  dunklere  Streifen  blasse 
Farbenunterschiede.  Die  durchschnittliche  Korngrösse  mag  0,08 — 0,1  mm 
betragen;  kleinere  und  grössere  Fragmente  sind  häufig.  Den  Haupt- 
antheil  nimmt  der  Quarz  mit  klaren,  mehr  oder  weniger  abgerundeten 
und  eckigen  Körnern,  darnach  trüber  unverzwillingter  Feldspath;  auch 
Plagioklase,  welche  die  mehrfache  Streifung  noch  gut  zeigen,  finden  sich 
eingestreut.  Als  Gesteinsbruchstücke  können  einige  wenige  trübe,  mit 
Magneteisen  erfüllte  Partieen  gedeutet  werden.  Calcit  in  seltenen  Fetzen, 
chloritische  Nester,  vereinzelte  Apatite  und  eine  einsame  abgerollte  Horn- 
blende sind  die  noch  zu  erwähnenden  Bestandtheile.  Rothes  und  braunes 
Eisenoxyd  und  -hydroxyd  dqrchdringen  als  feiner  erdiger  Staub  nament- 
lich die  Feldspäthe,  füllen  in  braunen  undurchsichtigen  Massen  die  Zwischen- 
räume aus  und  umkleiden  als  feine  Häute  fast  alle  Körner  des  Sand- 
steines. 

Gelbbrauner  quarzitähnlicher  Sandstein,  lose  Stücke  bei  den 
Ruinen. 


*)  H.  Loretz:  Beitrag  zur  Kenntniss  der  cambrisch  - phyllitischen  Schieferreihe 
in  Thüringen.  Jahrh.  preuss.  geol.  Land.  A.,  1881,  175—257. 


45 


Dieses  leberbraune , auf  frischem  Bruche  unbestimmt  hellgefleckte 
Gestein  steht  wegen  seiner  Härte,  Dichte  und  Festigkeit  manchen  Quarziten 
nahe.  Die  genannten  Eigenschaften  haben  ihren  Grund  darin,  dass  Quarz 
bedeutend  verwiegt  und  dass  seine  Körner  dicht  aneinander  liegen,  Feld- 
spath  und  Bindemittel  zurücktreten.  Die  Sandsteinnatur  zeigt  sich  aber 
in  der  durchaus  klastischen,  abgerollten  Natur  der  Elemente.  Recht  reich- 
lich sind  Apatit,  Zirkon,  Rutil  vorhanden  zum  Unterschied  vom  vorigen 
Sandstein;  auch  Turmalin  wurde  in  mehreren  grünen,  stark  pleochroitischen 
Krystallbruchstücken  beobachtet.  Ganz  dünne  chloritische  und  sericitische 
Häute  legen  sich  um  die  ziemlich  gleichmässig  0,12  grossen  Gesteins- 
elemente, selten  nur  ferritische  Substanz. 

P orphyr ähnliches  festes  Conglomerat,  sog.  ,, Trümmerporphyr“, 
lose  Stücke  bei  den  Ruinen. 

In  der  feinkörnigen,  schwarzgrauen  „Grundmasse“  dieses  festen  porphyr- 
ähnlichen  Gesteines  liegen  zahlreiche  fleischrothe,  weisse  und  gelbe  Körner 
von  Feldspath  und  Quarz  in  allen  Grössen  zwischen  1 und  10  mm.  Die- 
selben erweisen  sich  bei  genauerem  Zusehen,  so  sehr  sie  im  Bruch  das 
Aussehen  porphyrischer  Krystalle  haben,  als  wohlabgerundete  Gerolle  und 
im  Mikroskop  offenbart  sich  sofort  die  klastische  Natur  des  Gesteines. 
Grössere  Körner  von  Quarz,  getrübtem  Orthoklas,  feingestreiftem  Plagio- 
klas, ausgezeichnetem  Mikroperthit,  rothe  und  grüne  Gesteinsbruchstücke 
mit  zum  Theil  deutlich  porphyritischem  Habitus  werden  durch  kleinere 
Körner  derselben  Mineralien  verkittet.  Die  Pseudogrundmasse  ist  nur  in 
schmalen  Strängen  zwischen  den  ersteren  vorhanden,  bildet  allerdings 
zuweilen  grössere  Nester. 

Alle  die  grossen  und  kleinen  Gesteinselemente  werden  von  Häuten 
grüner  chloritischer , weisser  muskovitischer  und  sericitischer,  selten  von 
rother  und  schwarzer  ferritischer  Substanz  umzogen,  welche  sich,  nament- 
lich die  beiden  ersten,  ebenfalls  in  Ecken  und  Winkeln  anhäufen  können. 
Die  Quarze  sind  bemerkenswert!!  wegen  der  massenhaften  Einlagerung 
eines  schwarzen  Staubes,  der  oft  bei  550facher  Vergrösserung  erst  er- 
kennen lässt,  dass  er  aus  Flüssigkeitseinschlüssen  mit  beweglicher  Libelle 
besteht.  Auch  die  haarähnlichen  Rutile  kommen  häufig  vor  und  huschende 
Auslöschung  beobachtet  man  oft. 

Während  die  Orthoklase  getrübt  und  mit  farblosem  Glimmer  erfüllt 
sind,  zeigen  die  Plagioklase,  mehr  noch  die  Mikroperthite , frisches  Aus- 
sehen. 


Verwendung  der  Gesteine  bei  den  Bauwerken. 

(Nach  H.  Stübel  und  M.  Ulile,  Ruinenstätte  von  Tiahuanaco.) 

Neben  den  andesitischen  Gesteinen,  welche  besonders  für  Werke  ver- 
wendet worden  sind,  denen  eine  höhere  technische  Vollendung  gegeben 
werden  sollte,  hat  sich  den  Baumeistern  von  Tiahuanaco  in  dem  rothen 
Sandstein  ein  sehr  brauchbares  Material  dargeboten.  Derselbe  war  nicht 
nur  weit  leichter  zu  bearbeiten  als  die  andesitischen  Laven,  sondern  eignete 
sich  auch  durch  die  der  Masse  eigentümliche  Schichtung  ganz  vorzüglich 
zur  Herstellung  grosser  Platten.  Zur  Anfertigung  kleiner  Bildsäulen  wurde, 
wie  es  scheint,  vorzugsweise  der  Halbphyllit  benutzt,  so  zu  einer  Bild- 
säule „El  Fraile“,  welche  etwa  1,80  m lang  ist  und  in  der  Ebene  östlich 


46 


vom  Berge  „El  Cerro“  an  einem  durch  die  Ruinen  führenden  Wege  liegt. 
Trotzdem  ist  nicht  eine  bestimmte  Art  der  Gegenstände  regelmässig  aus 
einem  und  demselben  Gestein  verfertigt,  vielmehr  giebt  sich  hierin  ein 
sehr  willkürlicher  Wechsel  kund. 

Die  Pfeiler  der  Einzäunung  von  Ak-Kapana  bestehen  wohl  sämmtlich 
aus  Sandstein,  ebenso  die  Mauerreste  vom  Berge  bei  Ak-Kapana  und  die 
Steine  der  Plattform  von  Pumapungu.  Andererseits  sind  die  monolithischen 
Thore  mit  Ausnahme  eines  Sandsteinthores  aus  Blöcken  andesitischer 
Lava  gemeiselt.  Die  architektonischen  Blöcke  bestehen  theils  aus  Andesit, 
theils  aus  Sandstein. 

Herkunft  der  Gesteine. 

(Mit  wörtlicher  Benutzung  des  Textes  von  A.  St  übel  und  M.  Uhle.) 

Die  Frage  nach  der  Herkunft  der  Gesteine  auf  der  Ruinenstätte  von 
Tiahuanaco  hat  schon  frühere  Besucher  und  Schilderer  beschäftigt.  Den- 
selben war  bekannt,  dass  Gesteine,  wie  sie  auf  der  Ruinenstätte  gefunden 
werden,  in  der  unmittelbaren  Umgebung  nicht  anstehend  zu  treffen  sind. 
Sie  sahen  sich  daher  genöthigt,  den  Ursprungsort  in  grösserer  Entfernung 
zu  suchen.  Ciega  (La  Chronica  del  Peru,  1554,  Cap.  105)  hat  darauf 
hingewiesen,  dass  es  hier  keine  Steine  giebt  und  dass  die  Herbeischaffung 
mit  grossen  Schwierigkeiten  verbunden  gewesen  sein  muss.  Aehnliche 
Angaben  finden  sich  in  den  beiden  „Relaciones“,  welche  aus  dem  Jahre 
1586  stammen.  Bemerkenswerth  ist  dabei  die  in  der  „Relacion  de  la 
Ciudad  de  la  Pazu  zugefügte  Notiz,  dass  auch  die  alten  Leute  unter  den 
Indianern  die  Fundorte  der  Gesteine  nicht  anzugeben  wussten,  unrichtig 
jedoch  die  Angabe  von  Polo  de  Ondegardo  bei  Markham,  Narra- 
tives 1873  (p.  171),  dass  das  Material  der  Bauten  erst  in  einer  Entfernung 
von  100  leguas  von  Tiahuanaco  angetroffen  werde.  In  unserem  Jahr- 
hundert beschäftigten  sich  mehrere  Forscher  mit  diesem  Gegenstand. 
A.  d’Orbigny  (voyage  III,  1,  p.  346)  und  G.  Squier*)  kennen  grosse 
andesitische  Blöcke,  welche  zwischen  der  Ruinenstätte  und  dem  Ufer  des 
Titicacasees  liegen  und  die  gewissermassen  den  Weg  und  die  Richtung 
bezeichnen  würden,  aus  welcher  die  Blöcke  nach  der  Ruinenstätte  ge- 
schafft worden  wären.  Der  Erstere  zog  aus  ihnen  den  richtigen  Schluss, 
dass  die  Gesteinsblöcke  über  den  Titicacasee  transportirt  worden  seien. 
Nur  kannte  er  noch  nicht  den  Cerro  Capira  als  ihre  Fundstätte  und  rieth 
deshalb  auf  die  Inseln  im  Titicacasee.  Dagegen  nehmen  J.  v.  Tschudi 
(Reisen  in  Südamerika,  p.  65)  und  G.  Squier  (p.  298)  das  westliche 
Ufer  des  Titicacasees  als  Fundstelle  an.  J.  v.  Tschudi  nennt  schon  den 
Cerro  de  „Ckapia“  als  Ursprungsort.  G.  Squier  spricht  von  dem  Isthmus 
von  Yunguyo,  welcher  an  die  Gegend  angrenzt.  Er  und  Forbes  erwähnen 
auch  schon  die  bearbeiteten  Blöcke,  welche  in  dieser  Gegend  liegen. 

J.  v.  Tschudi  glaubte,  dass  die  Steinblöcke  des  Cerro  Capira  dem 
Ufer  des  Titicacasees  entlang  und  über  den  Desaguadero,  also  auf  dem 
Landwege  befördert  worden  seien.  Ihm  waren  die  Blöcke  unbekannt, 
welche  zwischen  Tiahuanaco  und  dem  Ufer  des  Sees  liegen  sollen.  Der 


*)  G.  Squier:  Peru.  Incidents  of  Traval  and  Exploration  in  the  Land  of  the  Incas. 
New  York  1887. 


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Landweg  am  Ufer  des  Sees  über  Zepita  ist  indess  so  uneben,  dass  er 
sich  zum  Transport  grosser  Lasten  in  keinem  Falle  geeignet  haben  würde. 
Middendorf  (Ollanta,  S.  6)  und  Ber  (Tiahuanaco,  Bull,  de  la  Soc.  de 
Geogr.,  Paris  1882,  III,  p.  579)  wollen  auch  an  den  Ursprung  der  Blöcke 
vom  Cerro  Capira  wegen  der  eben  erwähnten  Schwierigkeiten,  welche  der 
Landweg  bieten  würde,  nicht  glauben.  Der  Erstere  dachte  deshalb,  dass 
die  Gesteine  aus  den  Bergen  südlich  von  Tiahuanaco  gebracht  worden 
seien.  Ber  scheint  die  Thatsache  unbekannt  gewesen  zu  sein,  dass  der 
Cerro  Capira  in  der  Nähe  des  Sees  liegt,  so  dass  die  Verschiffung  der 
Blöcke  verhältnissmässig  leicht  zu  bewerkstelligen  war.  Er  meinte,  dass 
die  Lava-  und  Sandsteinblöcke  gemeinsam  von  der  Titicacainsel  ent- 
nommen worden  seien,  weil  sich  auf  dieser  beide  Gesteinsarten  neben 
einander  fänden.  Die  letztere  Behauptung  entbehrt  der  thatsächlichen 
Begründung. 

Herr  Stiibel  hat  nun,  um  diese  Fragen  der  Lösung  näher  zu  bringen, 
die  engere  und  weitere  Umgebung  Tiahuanacos  und  die  bereits  früher  in 
Betracht  gekommenen  Oertlichkeiten,  soweit  es  die  kurze  Zeit  seines  Auf- 
enthaltes erlaubte,  geologisch  untersucht  und  eine  grössere  Anzahl  von 
Gesteinen  mitgebracht.  Seine  Beobachtungen,  ferner  die  genaueste  Ver- 
gleichung dieser  Gesteinsproben  mit  denen  der  Ruinenstätte  führten  zu 
folgenden  Ergebnissen: 

Zunächst  ist  zweifellos,  dass  die  Gesteine  wegen  des  geologischen 
Charakters  des  Thalbodens  nicht  an  Ort  und  Stelle  gefunden  sind,  son- 
dern entfernten  Gesteinslagerstätten  entnommen  worden  sein  müssen. 

Der  Boden  des  etwa  15  km  breiten  Thaies  setzt  sich  in  der  Haupt- 
sache aus  lehmigen,  sandigen  und  geröllführenden  Schichten  zusammen, 
deren  Lagerungsverhältnisse  auf  Anschwemmung  und  Absatz  unter  Wasser 
mit  Sicherheit  hinweisen  und  die  Vermuthung  nahe  legen,  dass  sich  ein 
Arm  des  Titicacasees,  in  welchem  diese  Absätze  erfolgten,  ehedem  weit 
ins  Thal  hinein  erstreckte. 

Die  Frage  nach  der  Herkunft  der  Blöcke  aus  rotliem  Sandstein  be- 
reitet die  geringsten  Schwierigkeiten.  Die  wallartigen  Höhenzüge,  welche 
das  Thal  an  seiner  Nordseite  begrenzen,  bestehen  aus  diesem  Sandstein, 
dessen  Alter  noch  nicht  endgiltig  festgestellt  ist,  aber  vermuthlich  der 
Devonformation  zugerechnet  werden  darf.  Das  Bruchstück  eines  Trilo- 
biten  Orphaeus  giganteus *),  welches  bei  den  Ruinen  gefunden  wurde,  be- 
stätigt diese  Vermuthung.  Das  Material  selbst  ist  an  diesem  Gebirgszuge 
nirgends  auffällig  aufgeschlossen. 

Die  Sandsteinblöcke  können  demnach  aus  verhältnissmässig  geringer 
Entfernung  herbeigeschafft  worden  sein.  A.  d’Orbigny  schon  hat  ange- 
nommen, dass  die  rothen  Sandsteinblöcke  von  den  Hügeln  des  nördlichen 
Thalrandes  herrühren.  Etwas  unklar  drückt  sich  G.  Squier,  p.  298  aus: 
,,There  are  great  cliffs  of  red  sandstone  about  five  leagues  to  the  north 
of  the  ruins,  on  the  road  to  the  Desaguadero.“  Die  Hügel  nördlich  von 
Tiahuanaco  liegen  nicht  am  Wege  nach  dem  Desaguadero. 

Wo  sich  die  alten  Brüche  dieses  rothen  Sandsteines  befanden,  ist 
noch  nicht  festgestellt  worden.  Ein  Forschen  nach  demselben  würde  kaum 
vergeblich  sein,  da  die  Gegend,  in  welcher  sie  zu  suchen  sind,  bekannt 
ist.  Gewisse  Fragen,  welche  die  Art  des  Transportes  der  Sandsteinblöcke 


*)  Stein  mann:  Beiträge  zur  Geol.  und  Paläont.  von  Südamerika,  1892,  I,  14. 


48 


betreffen,  werden  jedoch  erst  nach  der  Wiederauffindung  dieser  Brüche 
sicher  entschieden  werden  können. 

Rothe  Sandsteine  finden  sich  auch  südlich  vom  Titicacasee;  sie  ge- 
hören aber  hier  permischen  und  triadischen  Schichten  an,  welche  sich  bis 
fast  durch  die  ganze  Republik  Bolivia  erstrecken.  Die  Gesteinsvertreter 
sind:  bunte,  zum  Theil  Steinsalz  und  Gyps  führende  Mergel,  Gypslager, 
rothe  Sandsteine,  graue  und  rothe  Conglomerate.  Charakteristisch  sind 
die  rothen  Kupfer  führenden  Sandsteine,  welche  die  Veranlassung  zur 
Anlegung  der  bekannten  Kupferminen  von  Corocoro  gegeben  haben. 
Einem  in  der  Sammlung  vorhandenen  derartigen  rothen  Sandstein  von 
Corocoro  (70  km  Luftlinie),  welcher  die  kupferreichen  Schichten  über- 
lagert und  den  Gipfel  des  Cerro  de  Corocoro  bildet,  gleicht  der  oben 
beschriebene  rothe  Sandstein  von  der  Ruinenstätte  vollständig. 

Auf  dieselbe  Gegend  verweist  der  oben  angeführte  grünlich-gelbbraune 
quarzitisclie  Sandstein.  Genau  der  gleiche  ist  in  der  Stübel’schen  Samm- 
lung vorhanden  mit  der  Bemerkung:  „Unter  den  Bruchstücken,  die  in  der 
Gegend  von  Topoeo  (etwa  35  km  ostsüdöstlich  Corocoro  und  95  km  Luft- 
linie südsüdöstlich  Tiahuanaco)  den  Weg  bedecken,  sehr  verbreitete 
Varietät.“ 

Der  klastischer  Quarze  entbehrende  Halbphyllit  stimmt  makro-  und 
mikroskopisch  vollständig  mit  mehreren  Handstücken  von  Gesteinen  über- 
ein, welche  einmal  aus  der  grossen  zwischen  Coni  und  Cotana  gelegenen, 
vom  Illimani  (östlich  Tiahuanaco)  herunterkommenden  Quebrada  (Schlucht) 
Urileque  angetroffen  worden  sind  und  die  sich  vielleicht  an  der  Zusammen- 
setzung des  Illimani  betheiligen.  Ferner  ist  genau  das  gleiche  Gestein 
im  Thal  des  Pongo,  ebenfalls  östlich  von  La  Paz,  anstehend  gefunden 
worden  und  liegt  auch  von  dort  vor.  Da  indessen  die  Entfernung  dieser 
Oertlichkeiten  von  Tiahuanaco  zu  gross,  vor  Allem  aber  der  gebirgige 
Charakter  der  Gegend  einen  Transport  von  daher  nach  der  Ruinenstätte 
als  unmöglich  erscheinen  lässt,  so  kann  wohl  angenommen  werden,  dass 
diese  Gesteine  sich  bis  in  grössere  Nähe  von  Tiahuanaco  erstrecken. 
Weiteres  ist  darüber  nicht  bekannt. 

Für  den  Propylit  (?)  fehlt  jeder  Anhalt.  Propylitähnliche  Gesteine 
scheinen  weit  verbreitet  zu  sein,  sie  kommen  am  Rio  de  la  Paz  vor, 
zwischen  Coni  und  Cotana  am  Illimani,  an  der  Tetilla  bei  Oruro  südöstlich 
Tiahuanaco  in  grosser  Entfernung.  Sie  gleichen  aber  dem  vom  der  Ruinen- 
stätte wenig.  Auch  hier  kann  an  eine  Lösung  der  Frage  nach  dem  Ur- 
sprung nicht  gedacht  werden. 

Der  griinlich-weisse  Tuff  führt  uns  nach  Norden  an  den  Titicacasee. 
Bei  der  Finca  Cuyavi  bei  Tiquina  ist  genau  derselbe  Tuff  zwischen  Kalk 
und  Sandsteinen  anstehend  gefunden  worden. 

Bestimmter  lässt  sich  die  Frage  nach  der  Herkunft  in  Bezug  auf 
einige  andere  Gesteine  der  Ruinenstätte  lösen.  Der  tridymitreiche  Pyroxen- 
andesit  vom  grossen  Thor  von  Ak-Kabana  kann  mit  einem  schmutzig- 
violettgrauen Gestein  vom  Cerro  Capira  bei  Yunguyo  am  südwestlichen 
Ufer  des  Titicacasees  identificirt  werden.  Die  abweichende  Färbung  dieses 
Andesites  ist  secundärer  Natur,  die  Folge  von  Zersetzung,  indem  die 
Grundmasse  durch  ferritischen  Staub  eine  bräunliche  Farbe  erhält  und 
die  etwas  zahlreicheren  porphyrischen  Hornblendekryställchen  rothbraune 
Erzkränze  aufweisen.  Im  Uebrigen  stimmen  die  beiden  Gesteine  vollständig 
überein.  Der  Tridyniitgehalt  ist  bei  dem  vom  Cerro  Capira  etwas  geringer. 


49 


Das  Gleiche  lässt  sich  von  dem  olivinhaltigeil  Pyroxenandesit  S.  37 
sagen.  Er  stimmt  genau  mit  einem  Andesit  ebenfalls  vom  Cerro  Capira 
überein.  Die  zerstreuten  rissigen  Quarze,  deren  Fremdlingsnatur  hier  noch 
deutlicher  hervortritt  durch  Ueberrindung  derselben  mit  einer  schmutzig- 
grünlichen Kruste,  die  Magnetitpseudomorphosen,  die  Rutilkörnchen  in  der 
Grundmasse,  der  Gehalt  an  Olivin,  der  hier  etwas  reichlicher  in  besser 
ausgebildeten  Krystallen  auftritt,  alle  diese  Merkmale  finden  wir  an  dem 
Capiragestein. 

Dem  Dacit  S.  38  kann  ein  recht  ähnliches  Gestein,  wieder  vom  Cerro 
Capira  herrührend,  an  die  Seite  gestellt  werden. 

Durch  die  genaueste  Uebereinstimmung  der  angeführten  Gesteine 
von  der  Ruinenstätte  mit  denen  des  Vulkanberges  Capira  wird  jeder 
Zweifel  darüber  beseitigt,  dass  die  andesitischen  Blöcke  der  Ruinenstätte 
von  dem  Cerro  Capira  entnommen  worden  sind. 

Mit  dieser  Thatsache  stehen  andere  Anzeichen  im  Einklang,  welche 
auf  die  Herkunft  der  andesitischen  Gesteinsblöcke  aus  dieser  Gegend  hin- 
weisen.  Wie  bereits  oben  erwähnt,  sollen  zwischen  der  Ruinenstätte  und 
dem  Ufer  des  Titicacasees  noch  grosse  andesitische  Blöcke  liegen.  Am 
westlichen  Ufer  findet  sich  ferner  ein  „divanartig  ausgehauener  Block“, 
welcher  unter  dem  Namen  ,,La  Piedra  cansada“  bekannt  ist.  Nach 
Forbes*)  sind  diese  „Piedras  cansadas“  (Squier,  „Tired  stones“)  grosse 
Steinblöcke,  welche  zur  Einfügung  in  Bauten  bestimmt  waren,  jedoch  nie 
ihr  Ziel  erreichten,  eine  Eigentümlichkeit  verschiedener  altperuanischer 
Ruinenstätten.  In  der  Nähe  der  Festung  Sacsaliuaman  bei  Cuzco  liegt 
gleichfalls  eine  „Piedra  cansada“,  (Garcilaso,  Comm.  Reales  VII,  Cap.  28; 
Squier,  p.  501);  wieder  andere  finden  sich  bei  den  Ruinen  von  Ollantai- 
tambo  (Squier,  p.  501). 

Nach  demselben  (Squier,  298)  liegen  noch  viele  theils  halb,  theils 
fertig  ausgearbeitete  Blöcke  auf  dem  Isthmus  von  Yunguyo,  welcher  nach 
Norden  zu  dem  Vulkanberge  Capira  benachbart  ist. 

Sie  kennzeichnen  also  diese  Gegend  als  diejenige,  von  welcher  aus 
die  andesitischen  Blöcke  nach  der  Ruinenstätte  befördert  wurden. 

Der  Vulkanberg  Capira  ist  in  der  Luftlinie  ungefähr  80  km,  die 
Sandsteinhügel  des  nördlichen  Thalrandes  sind  5 km  von  Tiahuanaco  ent- 
fernt**). Der  Umstand,  dass  die  für  die  Errichtung  von  Bauwerken  und 
für  die  Aufstellung  von  Bildsäulen  nöthigen  Steine  aus  solchen  Entfernungen 
herbeigeschafft  worden  sind,  würde  nicht  besonders  überraschend  sein, 
wenn  die  Blöcke  nicht  zum  Th  eil  von  solcher  Grösse  wären,  dass  es  nur 
schwer  zu  verstehen  ist,  welche  Mittel  zum  Transport  so  grosser  Lasten 
angewendet  worden  sind.  Ein  Sandsteinblock  (b)  unter  den  Steinen  der 
Plattform  von  Pumapungo  (A.  Stiibel  und  M.  Uhle,  Taf.  24,  b und  Taf.  27, 
F.  2 a)  besitzt  ein  Gewicht  von  wenigstens  99000  kg,  nach  Forbes  ein 
solches  von  160000  kg.  Nach  G.  Squier,  p.  296  liegen  zwei  grosse  Sand- 
steinblöcke nördlich  vom  Berge.  Der  eine  soll  26'  (=  7,90  m)  Länge, 
17'  (—  5,17  m)  Breite  und  31//  (=  1,06  m)  Stärke  haben.  Sein  Inhalt 


*)  On  the  Aymara  Indians,  p.  65. 

**)  Der  Weg  von  den  Sandsteinbrüchen  bis  nach  Tiahuanaco  würde  nach  A.  d’Or- 
bigny  mindestens  eine  französische  Meile  betragen  haben.  G.  Squier  veranschlagt 
dagegen  die  Entfernung  auf  5 leguas.  Er  überschätzt  sie  jedenfalls. 


4 


50 


müsste  darnach  etwa  48  cbm  und  sein  Gewicht  ungefähr  112  000  kg  be- 
tragen. Der  andere  Block  soll  von  gleicher  Grösse  sein. 

Ein  40'  (ca.  12  m)  langer  Block  soll  nach  demselben  Autor  nord- 
westlich vom  Berge  zu  finden  sein.  Ferner  will  Acosta  einen  Block, 
welcher  38'  Länge,  18'  Breite,  6'  Stärke  besitzt,  in  Tiahuanaco  gemessen 
haben.  Dieser  Block  müsste,  den  spanischen  Fuss  zu  0,278  m Länge  ge- 
nommen, 10,5  m Länge,  5 m Breite  und  etwa  1 m Stärke  und  dabei  ein 
Gewicht  von  rund  140  000  kg  gehabt  haben. 

Unter  den  Blöcken,  welche  aus  andesitischer  Lava  bestehen,  scheint 
ein  unvollendet  ausgearbeiteter  Block  (Taf.  40,  Fig.  5)  einer  der  grössten 
zu  sein.  Sein  Gewicht  muss  etwa  65  000  kg  betragen.  Im  Verhältniss 
zu  ihm  besitzt  das  monolithische  Thor  von  Ak-Kapana  nur  ein  geringes 
Gewicht  (etwa  9500  kg). 

Derartige  Blöcke  müssen  also  viele  Kilometer  weit  zu  Lande  trans- 
portirt  worden  sein,  die  andesitischen  ausserdem  über  breite  Buchten  des 
Titicacasees.  Für  die  letzteren  kommen  von  den  70 — 80  km,  auf  welche 
sich  die  Entfernung  zwischen  der  Gegend  von  Yunguyo  und  Tiahuanaco 
beläuft,  für  den  Transport  auf  dem  Seeweg  etwa  50  km,  die  übrigen  auf 
den  Landweg. 

Forbes  (p.  65)  und  Inwards  (The  Temple  of  the  Andes,  p.  15)  u.  A. 
vermuthen,  dass  zur  Zeit  der  Errichtung  der  alten  Bauwerke  der  See  bis 
in  die  Nähe  von  Tiahuanaco  reichte,  dass  also  die  Niveauveränderung 
des  Sees,  für  welche  vom  geologischen  Gesichtspunkte  aus  alle  Anzeichen 
vorhanden  sind,  in  geschichtlicher  Zeit  stattgefunden  habe.  Für  die  end- 
giltige  Lösung  dieser  Frage  dürften  aber  dem  Geologen  keine  genügenden 
Anhaltspunkte  geboten  sein.  Ihm,  der  gewöhnt  ist,  mit  grossen  Zahlen 
zu  rechnen,  erscheint  es  bei  Weitem  wahrscheinlicher,  dass  zur  Errichtungs- 
zeit der  Bauwerke  die  Entfernung  bis  zum  See  annähernd  die  gleiche 
gewesen  ist  wie  jetzt,  als  dass  der  See  die  Bauplätze  damals  bespült 
habe.  Denn  wenn  wenige  Jahrhunderte  genügt  hätten,  um  einen  so  be- 
deutenden Rückgang  im  Wasserstande  (35  bis  40  m)  des  Sees  zu  bewirken, 
so  würde  auch  der  Zeitpunkt  gar  nicht  weit  zurückliegen,  wo  die  Bau- 
stätten selbst  noch  unter  Wasser  standen,  vorausgesetzt,  dass  der  Rück- 
gang in  dem  gegebenen  Zeitraum  ein  gleichmässiger  gewesen  wäre.  Volle 
Gewissheit  würden  jedoch  nur  zuverlässige  geschichtliche  Aufzeichnungen 
zu  geben  vermögen.  Diejenigen  älteren  Berichte,  welche  eine  grössere 
Nähe  des  Sees  behaupten,  erweisen  sich  bei  näherer  Prüfung  als  falsch. 
(Siehe  darüber  A.  Stübel  und  M.  Uhle,  S.  10,  11). 

Ein  Vergleich  der  grössten  Blöcke  aus  Sandstein  mit  den  grössten 
aus  Andesit  scheint  zu  ergeben,  dass  die  Sandsteinblöcke  die  letzteren  an 
Grösse  übertreffen.  Der  Grössenunterschied  der  Blöcke  beider  Materiale 
würde,  so  scheint  es,  dem  Verhältniss  entsprechen,  nach  welchem  die 
Schwierigkeiten  des  Transportes  zu  Wasser  wahrscheinlich  noch  grössere 
gewesen  sind,  als  die  zu  Lande. 

Die  Kulturgeschichte  verzeichnet  zahlreiche  Beispiele  von  einer  Fort- 
bewegung mächtiger  Steinhlöcke  durch  Menschenkräfte.  In  der  Bewegung 
ungeheurer  Steinmassen  haben  wohl  die  Aegypter  das  Erstaunlichste  ge- 
leistet. Die  Memnonssäule  besitzt  (nach  Ebers)  ein  Gewicht  von  1 305 992  kg. 
Das  Gewicht  eines  grossen  Kalksteinblockes  im  Steinbruch  von  Baalbek 
(21,85  m Länge,  4,83  m Breite,  4,oo  m Höhe,  Volumen  369,8  cbm)  ist  von 


51 


Gr.  vom  Rath  auf  1368  000  kg  berechnet.  Das  Dach  des  Grabmals 
Theodorichs  des  Grossen  in  Ravenna  soll  etwa  470000  kg  schwer  sein. 

Auch  Südamerika  scheint  wenigstens  einen  Stein  aufzuweisen,  dessen 
Last  mit  den  grössten  in  der  alten  Welt  bewegten  Lasten  verglichen 
werden  darf.  Die  „Piedra  cansada“  bei  Cuzco,  deren  Transport  durch 
einen  unglücklichen  Zufall  nach  Garcilaso  in  einem  Augenblick  drei-  bis 
viertausend  Menschen  das  Leben  gekostet  haben  soll,  dürfte  nach  G.  Squier 
1000000  kg  oder  mehr  Gewicht  besitzen.  Der  grösste  Stein  der  Festung 
Sacsahuaman  bei  Cuzco  soll  etwa  340000  kg  Gewicht  haben  (G.  Squier, 
Peru,  p.  475).  Mit  derartigen  Lasten  können  die  grössten  Blöcke  der 
Ruinenstätte  von  Tiahuanaco  allerdings  nicht  verglichen  werden.  Dagegen 
sind  an  diesem  Orte  zahlreiche  Blöcke  im  Gewichte  von  100  000,  150  000  und 
mehr  Kilogramm  vorhanden.  Ueberhaupt  sind  hier  die  Mehrzahl  der  Blöcke 
Monolithe  von  ungewöhnlicher  Grösse,  so  dass  ihr  Transport  sicher  mit 
einem  aussergewöhnlichen  Aufwande  von  Menschenkräften  verbunden  ge- 
wesen sein  muss.  Dazu  kommt,  dass  sie  zum  Theil  zu  Wasser  transportirt 
worden  sind,  woraus  auf  eine  grosse,  durch  lange  Uebung  erworbene  Er- 
fahrung der  dortigen  Bevölkerung  geschlossen  werden  muss. 

Zur  Bestimmung  der  Mittel,  welcher  man  sich  bediente,  um  Lasten 
bis  zu  100  000  und  150  000  kg  zu  Lande  zu  bewegen,  sind  wir  auf  die 
Mittheilungen  des  Inca  Garcilaso  angewiesen.  Er  giebt  an,  dass 
etwa  20000  Indianer  angestellt  gewesen  seien,  um  die  schon  erwähnte 
„Piedra  cansada“,  welche  sich  bei  Cuzco  noch  findet,  mittels  Tauen  zu 
bewegen. 

Es  ist  sicher,  dass  Baumstämme  als  Rollen  benutzt,  durch  solche 
Lasten  zermalmt  worden  wären.  G.  Squier  berichtet  von  Dämmen  mit 
schiefen  Ebenen,  auf  welchen  grosse  Blöcke  nach  höher  gelegenen  Stellen 
geführt  worden  wären.  (Squier,  Peru,  p.  380.)  Aehnlicher  Mittel  be- 
dienten sich  die  alten  Aegypter  (Pyramide  von  Abu  Roäsch).  Sie 
pflegten  diese  Hilfsconstructionen,  gleichsam  das  Gerüst  für  die  Er- 
richtung der  Bauwerke,  nach  der  Vollendung  der  letzteren  wieder  zu 
entfernen. 

Von  der  Anwendung  dieses  Mittels,  um  Lasten  aufwärts  zu  bewegen, 
sind  auf  der  Ruinenstätte  von  Tiahuanaco  noch  keine  Spuren  gefunden 
worden.  Jedenfalls  ist  der  Transport  der  grossen  andesitischen  Blöcke 
über  den  See  am  rätselhaftesten.  Da  er  gleichwohl  stattgefunden  haben 
muss,  kann  es  sich  nur  darum  handeln,  die  Mittel  festzustellen,  mit  denen 
es  möglich  war. 

Der  Titicacasee  selbst  erzeugt  in  dem  Schilfe,  der  sogenannten  Totora, 
welches  an  seinen  Ufern  wächst,  ein  Transportmittel  von  grosser  Trag- 
fähigkeit. Würde  dieser  dem  Zwecke  nicht  gedient  haben,  dann  hätte 
sich  ein  geeignetes  Material  in  dem  Balsaholze  ( Ochroma  piscatoria,  Palo 
de  balsa)  dargeboten,  welches  den  Wäldern  am  Fusse  der  Ostcordillere 
in  hinreichender  Menge  entnommen  werden  konnte.  Untersuchungen, 
welche  an  einem  mitgebrachten  Stück  solchen  Holzes  von  Herrn  Prof. 
Ebert  in  Dresden  in  Bezug  auf  seine  Tragfähigkeit  angestellt  wurden, 
ergaben: 

Um  Steinblöcke  von  65  000  kg  Gewicht  über  den  See  zu  befördern, 
hätte  man  höchstens  19  400  kg  oder  etwa  128  cbm  Balsaholz  bedurft. 
Dazu  würden  etwa  410  10  m lange,  20  cm  dicke  Stämme  nöthig  ge- 

4* 


52 


wesen  sein.  Ein  einzelner  Stamm  würde  ca.  50  kg  gewogen  haben.  Etwa 
400  Träger  hätten  demnach  die  erforderliche  Zahl  der  Stämme  aus  den 
Wäldern  der  östlichen  Cordillere  herbeibringen  können.  Das  daraus  zu- 
sammengesetzte Floss  würde  bei  10  m Länge  und  Breite  etwa  1,60  m 
Tiefgang  besessen  haben. 

Noch  jetzt  werden  die  Balsas  der  Indianer,  welche  Reisende  über 
den  Titicacasee  führen,  aus  Totoraschilf  angefertigt.  Man  giebt  ihnen  die 
kahnförmige  Gestalt,  welche  in  anderen  Gegenden  die  Fähren  aus  Holz 
besitzen.  Nach  Ber  baut  man  noch  jetzt  Balsas,  gross  genug,  um  100  Per- 
sonen, also  7500  kg  zu  tragen.  Es  gehört  daher  nicht  zu  den  Unmöglich- 
keiten, dass  zu  der  Zeit  einer  in  der  Gegend  herrschenden  höheren 
Kultur  Flösse  zusammengesetzt  wurden,  welche  die  zehnfachen  Lasten  zu 
tragen  vermochten. 


VI.  Die  Flora  der  oberen  Saale  und  des  Frankenwaldes. 


Von  Dr.  B.  Schorler. 


Meine  diesjährige  Sommer-Ferienreise  führte  mich  im  Dienste  der  Flora 
Saxonica  nach  dem  Vogtlande,  dem  oberen  Saalgebiet  und  dem  Franken- 
wald. Es  handelte  sich  dabei  um  die  Beantwortung  der  Fragen;  Welche 
verwandtschaftlichen  Merkmale  zeigen  die  beiden  letzten  Gebiete  bezüglich 
ihrer  Vegetation  zum  Vogtlande?  Wie  verhält  sich  namentlich  der  zwischen 
Thüringerwald  und  Fichtelgebirge  eingeschlossene  Frankenwald  in  pflanzen- 
geographischer Beziehung  zu  seinen  beiden:  Nachbargebirgen,  und  wie  ge- 
staltet sich  sein  Vegetationscharakter  im  Vergleich  zu  unserem  Erzgebirge? 
Wenn  nun  auch  eine  achttägige  Wanderung  diese  wichtigen  Fragen  nicht 
zur  definitiven  Beantwortung  bringen  kann,  so  liefern  meine  Excursions- 
resultate  doch  vielleicht  einen  kleinen  Beitrag  dazu. 

Die  Wanderung  nahm  in  Pausa  i.  V.,  meiner  Vaterstadt,  ihren  Anfang 
und  führte  mich  zunächst  über  Schleiz  in  die  Gegend  von  Plothen.  Hier 
liegen  auf  einer  ungefähr  20  qkm  grossen  Fläche  gegen  400  grosse  und 
kleine  Teiche  dicht  bei  einander,  420  m über  Meer.  Auf  dem  engen 
Raume,  den  die  spiegelnden  Wasserflächen  für  die  Vegetation  frei  lassen, 
sind  besonders  drei  pflanzengeographische  Formationen,  je  nach  der  Be- 
schaffenheit des  Untergrundes,  entwickelt:  Die  trockenen,  höher  gelegenen 
Stellen  werden  von  Nadelwald  bedeckt,  auf  torfigem  Untergründe  dehnen 
sich  Wi esenmo ore  aus  und  die  offenen  Wasserflächen  werden  am  Rande 
vom  Röhricht  umsäumt,  das  kleinere  Teiche  auch  vollständig  aus- 
füllen kann. 

Der  Nadelwald  ist  entweder  dicht  geschlossener  dunkler  Fichten- 
wald, oder  es  sind  lichte  Kiefernbestände  mit  reichem  Unterholz  von  Heide 
oder  Heidel-  und  Preisselbeere,  die  mitunter  grössere  Flächen  frei  lassen, 
auf  denen  sich  dann  Grasmoore  mit  Juncus  squarrosus  und  Molinia  an- 
gesiedelt haben,  wo  auch  vereinzelt  die  im  sächsischen  Vogtlande  ver- 
breitete Polygala  depressa  und  Calamagrostis  lanceolata  wachsen.  Den 
Waldrand  aber  und  die  Teichdämme  flankiren  vielfach  Gebüsche  von  Ainus 
glutinosa  oder  Prunus  spinosa,  Sorbus  ancuparia,  Corylus  und  Frangula 
Ainus , unter  die  sich  sporadisch  Lonicera  nigra  und  Daphne  Mezereum 
mischen.  Der  Nadelwald  grenzt  entweder  direct  an  das  Röhricht  der 
Teiche,  oder  es  schiebt  sich  auf  torfigem  Substrat  eine  mehr  oder  weniger 
breite  Zone  eines  Wiesenmoores  zwischen  beide. 

Die  Formation  des  Wiesenmoores  zeigt  verschiedene  Typen:  Auf 
trockenem,  torfigem  Boden  kurzrasige  Carex- Arten  mit  ziemlich  festem 


Oes.  Isis  in  Dresden,  1894.  — Abh.  6. 


54 


Rasenschluss , da  wo  der  Boden  allmählich  nach  dem  oberen  seichten 
Teichrande  hin  sich  senkt  und  sumpfig  wird,  Bestände  von  Agrostis  canina, 
Juncus  articulatus,  Car  ex  acuta  und  Car  ex  vesicaria.  Unter  diesen, 
namentlich  in  dem  lichten  Agrostis- Bestände  breiten  sich  cop.  Comarum, 
Menyanthes  und  Ranunculus  flammula  aus,  und  vereinzelt  ragt  mit  seinen 
weissen  Dolden  eine  Oenanthe  aquaticci  über  das  braungrüne  „Ried“.  Die 
Grenze  gegen  das  Röhricht  ist  an  diesen  Stellen  vollständig  verwischt. 
Mit  den  Car  ex  vesicaria-  Beständen  wechseln  nämlich  vielfach  im  flachen 
Wasser  Bestände  von  Glyceria  fluitans  und  Equisetum  limosum  ab,  oder 
schliessen  sich  an  die  ersteren  nach  innen  zu  unmittelbar  an. 

Auch  das  Röhricht  tritt  je  nach  der  Höhe  des  Wasserstandes  in 
zwei  verschiedenen  Ausprägungen  oder  Typen  auf:  Das  hohe  Röhricht, 
der  Typus  der  Formation  im  tiefen  Wasser  ist  nur  sehr  spärlich  ent- 
wickelt. Wenn  man  sich  die  breiten,  hohen  Rohrdickichte  in  den 
Teichen  der  Niederlausitz,  oder  bei  Lausa  und  Moritzburg  vergegen- 
wärtigt, die  grosse  Bestände  von  Phragmites , Glyceria  spectäbilis,  Scirpus 
lacustris  und  maritimus,  Acorus  Calamus  und  Equisetum  limosum  auf- 
weisen, so  fällt  einem  diese  Spärlichkeit  hier  als  ein  ganz  charak- 
teristisches Merkmal  der  gesammten  Plothener  Teiche  sofort  in  die  Augen. 
In  den  beiden  grössten  Teichen  des  ganzen  Gebietes,  dem  Plothen-Teich 
und  dem  Pörmitzer  Teich,  besteht  das  höhere  Röhricht  aus  einem  ganz 
schmalen  durchsichtigen  Kranz  von  Scirpus  lacustris , der  ringsum  den 
freien  Wasserspiegel  umsäumt  und  nur  an  einigen  Stellen  von  Phragmites 
oder  Typha  oder  Acorus  gebildet  ist,  die  aber  eben  so  dünn  stehen,  wie 
Scirpnis.  Glyceria  spectabilis  wurde  gar  nicht  gesehen,  Scirpus  maritimus 
auch  nur  einmal  gefunden.  Fragt  man  sich  nach  den  Ursachen  der  für 
grosse  Teiche  doch  merkwürdig  spärlichen  Entwickelung  des  hohen  Röhrichts, 
so  dürften  wohl  besonders  zwei  zur  Erklärung  derselben  in  Betracht  kommen. 
Die  erste  liegt  in  dem  festen  thonigen  Teichboden,  auf  dem  sich  der 
Schlamm  nur  in  geringerer  Mächtigkeit  abgelagert  hat,  und  die  zweite  in 
der  Art  der  Bewirthschaftung  der  Teiche,  die  (wenigstens  die  grösseren) 
alle  sechs  Jahre  ein  Jahr  lang  trocken  gelegt  werden,  vielleicht  gerade 
auch  aus  dem  Grunde,  um  dem  allzu  üppigen  Wuchern  der  Vegetation 
mit  Erfolg  Einhalt  zu  thun.  In  einem  solchen  Teiche  zerreisst  dann  beim 
Eintrocknen  der  schlammige  Thonboden  ausserordentlich,  das  in  der  dünnen 
Schlammschicht  befindliche  Wurzelwerk  wird  vielfach  blossgelegt  und  erliegt 
der  Kälte  des  Winters  oder  dem  austrocknenden  Einflüsse  der  Luft.  So 
sah  ich  an  einer  solchen  Stelle  freiliegende  Rhizome  von  Scirpus  lacustris , 
deren  eines  eine  Länge  von  ca.  2 m zeigte,  schlangenartig  auf  dem  harten, 
trockenen  Boden  hinkriechen,  aber  sie  waren  abgestorben  und  bereits  zu 
einer  kohligen,  aber  noch  ziemlich  fest  zusammenhängenden  Masse  ver- 
wandelt. Hinter  der  schmalen  Zone  von  Scirpus  lacustris  ist  im  flacheren 
Wasser  zuweilen  das  niedrigere  Geliälm  von  Glyceria  fluitans  mit  oder  ohne 
Equisetum  limosum  entwickelt,  oder  es  folgt  sofort  das  höhere',  sandig 
thonige  Ufer  mit  der  diesem  Boden  entsprechenden,  weiter  unten  erwähnten 
Flora.  Der  Bestand  von  Glyceria  fluitans  abwechselnd  mit  dem  von  Equisetum 
limosum  bildet  den  Typus  des  Röhrichts  in  kleineren  flacheren  Teichen  und 
zugleich  den  am  häufigsten  entwickelten.  Kleine  Teiche  sind  mitunter  von 
ihm  und  namentlich  dem  Glyceria- Bestände  vollständig  ausgefüllt. 

Der  sandige,  weiche  Thonboden  trägt  ausserhalb  des  Röhrichts,  da 
wo  keine  Torfbildung  eingetreten  und  demnach  die  Entwickelung  eines 


55 


Wiesenmoores  unterblieben  ist,  oft  eine  höchst  eigentümliche  Mis  chlings- 
flora von  Acker-  resp.  Schutt-  und  Sumpfpflanzen.  So  tritt  am  Pörmitzer 
Teich  Trifolium  spadiceum  mit  Tussilago  in  den  Bestand  von  Car  ex  vesi- 
caria  mit  Ranuncidus  Flammida  ein,  Veronica  scutellata  mischt  sich  mit 
Litorella  lacustris  (letztere  nur  am  Pörmitzer  Teich,  hier  jedoch  in  Menge) 
und  an  recht  sandigen  Stellen  mit  Gypsophila  muralis,  Carex  Oederi  und 
Alopecurus  fulvus.  An  einer  anderen  gleichgearteten  Stelle  notirte  ich 
noch  als  vergesellschaftet  Trifolium  procumbens  und  arvense,  Juncus 
supinus  und  Potentilla  norwegica , welche  durch  ihr  massenhaftes  Auf- 
treten höchst  auffällig  ist. 

Bemerkenswerth  ist  noch  die  reiche  Flora,  die  sich  in  den  trocken 
liegenden  Teichen  zeigt.  So  fielen  mir  in  dem  grossen  Fürstenteiche 
besonders  der  seltene  Bidens  radiatus  Thuill.,  ferner  Carex  cyperoides 
und  Polygonum  lapathifolium  auf,  die  hier  entweder  reine  oder  gemischte 
grosse  Bestände  bilden,  unter  die  sich  noch  cop.  Heleocharis  ovata  an 
feuchten  Gräben,  Rumex  maritimus  und  Ranunculus  sceleratus  mischen. 
Carex  cyperoides  kommt  je  nach  der  Trockenheit  des  Standortes  in  1 cm- 
spannengrossen  Exemplaren  vor.  Auffällig  sind  auch  hier  die  Landformen 
der  Wasserpflanzen.  So  sah  ich  in  einem  anderen  kleinen  Teiche  Nymphaea 
alba , und  zwar  eine  Pflanze  mit  ca.  3 cm  dickem  Rhizom,  auf  dem  ganz 
trockenen  weissen  Thon  schlämme  ihre  kleinen  4 cm  breiten  kreisförmigen 
Blätter  an  nur  3 — 5 cm  langen  Stielen  büschelartig  frei  in  die  Luft  ent- 
falten. Ein  blühender  Ranunculus  aquatilis  tritt  mit  einem  kurzen,  auf- 
rechten, dicht  blätterigen  Stengel  und  vieltheiligen,  etwas  fleischigen  Blatt - 
zipfeichen  auf,  eine  Form,  die  von  den  verschiedensten  Autoren  als  succu- 
lentus,  minutus  und  caespitosus  beschrieben  worden  ist. 

Von  den  für  die  Gegend  von  Plothen  aufgezählten  Pflanzen  fehlen 
dem  sächsischen  Vogtlande:  Carex  cyperoides,  Heleocharis  ovata,  Scirpus 
maritimus,  Potentilla  norwegica,  Bidens  radiatus  und  Litorella  lacustris . 

Von  den  Plothener  Teichen  führte  mich  mein  Weg  nach  Ziegenrück 
a.  d.  Saale  (250  m über  Meer)  und  von  hier  stromaufwärts  bis  Blanken- 
berg. Diese  Parthie  des  Saalthaies  ist  von  hoher  landschaftlicher  Schön- 
heit. Der  Fluss  windet  sich  in  wahrhaft  mäandrischen  Schlingen  durch 
das  Schiefergebirge,  in  dessen  mächtige  Ablagerungen  er  stellenweise  ein 
so  enges,  tiefes  Thal  eingeschnitten  hat,  dass  nicht  einmal  Raum  für 
einen  schmalen  Fusspfad,  geschweige  denn  für  grössere  Verkehrswege 
Platz  ist.  „Ein  Bild  von  überraschender  Schönheit  und  Grossartigkeit 
ist  es,  wenn  man  an  schönen  Sommermorgen  nach  der  Wanderung  über 
die  öde  Hochfläche  plötzlich  einen  Einblick  gewinnt  flussauf-  und  abwärts 
in  das  vielgeschlungene  Saalthal  mit  seinen  Seitenschluchten,  in  dessen 
Tiefe  die  wogenden  Nebel  im  Sonnenglanze  erstrahlen,  während  die  oberen 
Thalwände  mit  prächtigem  Waldbestand  daraus  wie  die  Küsten  eines 
Meeres  emporragen.  Zwischen  den  Saaleschlingen  und  den  kleineren 
Seitenthälern  in  der  Nähe  unseres  Standortes  sehen  wir  wie  Coulissen 
die  Bergrücken  sich  von  rechts  und  links  in  einander  schieben,  und  je 
näher  am  Flusse,  um  so  schärfer  zergliedert  sich  und  löst  sich  die  ganze 
Plateaumasse  in  einzelne  steiler  gewölbte  und  steil  abfallende  Rücken  auf, 
um  so  deutlicher  tritt  der  Charakter  der  Berglandschaft  hervor.“  (Sections- 
geolog  Dr.  E.  Zimmermann.) 

Die  von  den  Touristen  am  meisten  besuchten  Glanzpunkte  des  oberen 
Saalthaies  sind  neben  Ziegenrück  noch  Burgk  und  Saalburg. 


56 


Wenn  ich  von  den  Wiesen  auf  der  Thalsohle  absehe,  haben  wir  an 
dem  Gelände  besonders  die  folgenden  pflanzen  geographischen  Formationen 
entwickelt:  Mengwald,  Nadelwald  und  die  Fels-  und  Geröllformation. 

Den  Mengwald  setzen  Bestände  von  Fichten  und  Kiefern  zusammen, 
unter  die  sich  auch  sporadisch  die  Tanne  und  von  den  Laubhölzern 
Quercus,  Carpinus,  Tilia  grandifolia  und  Acer  pseudoplatanus  mischen. 
Stellenweise  geht  der  Mengwald  in  Buschwald  über  mit  Cornus  sanguinea , 
Sambucus  racemosa,  Lonicera  nigra,  L.  Xylosteum  und  Ribes  Grossularia 
var.  uva  crispa , oder  es  überwiegen  die  Laubbäume,  namentlich  Quercns 
wie  bei  Burgk.  Von  den  Stauden  zeigt  sich  in  der  Formation  unter 
anderen,  wenn  auch  selten,  die  Serratida  tinctoria , die  im  sächsischen 
Vogtlande  bisher  noch  nicht  beobachtet  wurde.  Ich  fand  sie  unterhalb 
Wahnsdorf  im  Vorholz  mit  Graswuchs  in  Gesellschaft  von  Betonica  off- 
cinalis , doch  auch  auf  einer  trockenen  Grastrift  mit  Dianthus  deltoides 
und  in  der  Felsformation  oberhalb  Burgk  mit  Allium  fctllax.  Als  weitere 
Bürger  des  Mengwaldes  notirte  ich  Vicia  pisiformis , die  ich  oberhalb 
Ziegenrück  in  einem  einzigen  Exemplar  fand;  Actaea  spicata,  Astragalus 
glycyphyllos , Hypericum  hirsutum , Vicia  silvatica,  Senecio  nemorensis 
und  Eupatorium  canabinum , die  letzteren  beiden  treten  nur  in  der  Nähe 
des  Flusses  in  die  Formation  ein. 

Die  grösste  Ausdehnung  hat  von  den  drei  oben  erwähnten  Formationen 
der  Nadelwald,  bestehend  aus  Beständen  der  Fichte  mit  eingesprengten 
Tannen,  oder  an  trockenen  Hängen  der  Kiefer.  Charakteristische  Pflanzen 
dieser  Formation  sind:  Die  dem  Vogtlande  fehlende  Digitalis  purpurea, 
die  ich  einmal  in  einem  lichten,  jungen  Bestände  bei  Ziegenrück,  ein 
zweites  Mal  auf  einem  Waldschlag  bei  Burgk  fand  (weiter  flussaufwärts 
scheint  sie  an  den  gleichen  Orten  durch  Digitalis  ambigua  vertreten  zu 
sein),  ferner  Cardamine  impatiens  sporadisch  im  Waldesschatten,  und 
Lathyrus  Silvester.  An  den  Nadelwald  schliessen  sich  auf  der  felsigen 
Thalsohle  statt  der  Wiesen  vielfach  trockene  Grastriften  an,  in  denen 
Brachypodium  pinnatum , Triodia  decumbens,  Dianthus  deltoides,  Ononis 
spinosa  und  Genista  tinctoria  eine  Rolle  spielen,  und  wo  auch  noch 
Selinum  carvif olium  im  Schatten  des  Waldsaumes  die  Bedingungen  seiner 
Existenz  findet. 

Die  interessanteste  von  allen  ist  jedoch  die  Fels-  und  Geröll- 
formation, die  auf  nacktem  Gestein  oder  losem  Geröll  oft  nur  in  sehr 
geringer  Ausdehnung  in  die  beiden  anderen  Formationen  sich  einschiebt. 
Tonangebend  in  derselben  ist  für  diese  Jahreszeit  Anthemis  tinctoria , die 
in  üppiger  Entwickelung  ganze  Hänge  weithin  leuchtend  gelb  färbt,  eine 
Wirkung,  die  im  Elbhügelland  zu  gewissen  Zeiten  an  gleichen  Orten 
Cytisus  nigricans  erreicht.  Dieser  wurde  hier  zwar  auch  beobachtet, 
kommt  aber  nur  sporadisch  vor.  In  kleinerem  Massstabe  erzielt  stellen- 
weise Sedum  rupestre  den  gleichen  Effect  wie  die  Färber -Kamille.  Von 
weiteren  Bürgern  der  Formation  erwähne  ich:  Woodsia  ilvensis  copiös  an 
steiler  Felswand  an  den  sogen.  Bleibergen  oberhalb  Burgk,  in  der  Nähe 
der  berühmten  Eishöhle,  des  „Saalburger  Eisloches“,  die  Professor  Harten- 
stein in  Schleiz  1886  im  Programm  des  Schleizer  Gymnasiums  den  Geo- 
logen bekannt  gemacht  hat.  Hier  wächst  auch  noch  unsere  zierliche 
Nelke  des  Plauenschen  Grundes,  Dianthus  caesius.  Ein  zweiter  Standort 
dieser  befindet  sich  am  Röhrensteig  bei  Burgk.  An  einem  Felsen  ober- 
halb der  Motschen- Mühle  bei  Gottliebsthal  fand  ich  unter  Asplenium 


57 


septentrionale  und  A.  Trichomanes  das  seltene  A.  germanicum  Weis,  das 
jetzt  wohl  mit  Recht  als  ein  Bastard  der  beiden  ersten  betrachtet  wird. 
Die  für  das  vogtländische  Elsterthal  charakteristische  Saxifraga  decipiens 
Ehrh.  sammelte  ich  oberhalb  Burgk  und  oberhalb  Saalburg  an  der  Herren- 
mühle. Bemerkenswerth  sind  ferner:  Arabis  arenosa , die  dem  Vogtlande 
fehlt,  Jnula  Conyza,  Artemisia  vulgaris  und  Campanula  persicifolia , die 
mit  C.  Trachelium  vereinzelt  unter  Anthemis  tinctoria  auf  Geröll  wächst. 

Das  herrliche  Thal  der  Selb itz,  durch  das  ich,  von  Blankenberg 
aus  südwärts  wandernd,  meinen  weiteren  Weg  nahm,  und  welches  unter 
dem  Namen  ,, Höllenthal“  allgemeiner  bekannt  und  wegen  seiner  gross- 
artigen Felsbildungen  viel  besucht  ist,  schliesst  sich  in  seiner  Vegetation 
eng  an  das  Saalthal  an.  Es  ist  eine  Wiederholung  derselben  im  Kleinen, 
mit  den  gleichen,  nur  weniger  ausgedehnten  Formationen.  Am  Bache 
fällt  die  reiche  Entwicklung  von  Impatiens  noli  tangere  und  Galeopsis 
versicolor  auf,  die  stellenweise  Bestände  bilden. 

Das  Selbitzthal,  das  nur  im  unteren  Theil  bis  zur  „Hölle“  den  wild- 
romantischen Charakter  hat  und  sich  von  hier  ab  verflacht,  führte  mich 
allmählich  ansteigend  (411  m bei  Blankenberg,  500  m bei  Naila),  mitten  in 
das  Gebirge.  In  Naila  verliess  ich  das  Thal  und  erreichte  bei  dem  680  m 
hoch  liegenden  bayerischen  Städtchen  Schwarzenbach  am  Wald  das 
Plateau  des  Frankenwaldes.  Der  Frankenwald  stellt  ein  durchschnittlich 
650 — 700  m hohes,  von  der  Saale  her  allmählich  ansteigendes,  nach  SW. 
aber  steiler  abfallendes  Thonschieferplateau  dar,  das  in  einer  ungefähren 
Längenausdehnung  von  50  km  sich  zwischen  Thüringerwald  und  Fichtel- 
gebirge einschiebt,  aber  weder  gegen  diese  beiden  Gebirge  noch  gegen 
das  vogtländische  Bergland  scharfe  geologische  oder  orographische  Grenzen 
aufweist.  Nur  der  steile  Südwest-Abhang  bildet  in  beiden  Beziehungen  eine 
scharfe  Grenzlinie  gegen  die  Mainebene,  derselbe  erinnerte  mich  bei  Stadt 
Steinach  lebhaft  an  den  böhmischen  Absturz  des  Erzgebirges.  Die  Haupt- 
masse des  Gebirges  wird  aus  paläozoischen  Schiefern,  meist  dem  Kulm 
zugehörig,  aufgebaut.  Eine  höchst  charakteristische  Eigenthümlichkeit 
dieses  Hochplateaus  liegt  in  der  ausserordentlichen  Zerklüftung,  die  es 
durch  Spaltenbildung  und  die  Erosionsthätigkeit  sehr  zahlreicher,  nach 
SW.  und  NO.  abfliessender  Bäche  erfahren  hat.  Dadurch  löst  sich  das 
Ganze  in  eine  Menge  langgedehnter,  flacher  Bergrücken  und  tiefer,  enger 
Thalfurchen  auf.  „Auf  einem  solchen  Rücken  stehend,“  schreibt  Gümbel, 
„glaubt  man  eine  fast  ebene  oder  nur  wenig  hügelige,  weite  Landschaft 
vor  sich  zu  sehen  und  kann  stundenlang  in  dieser  Täuschung  sich  er- 
halten, wenn  man  die  Querrichtung  von  SW.  nach  NO.  einhält.  Dagegen 
führt  uns  jede  andere  Richtung,  die  wir  einschlagen,  rasch  von  der  Höhe 
über  sehr  steile  Gehänge  in  enge  Spalten thäler,  die,  wo  grünsteinartige 
Felsmassen  im  Thonschiefer  lagern,  in  bizarre,  oft  senkrecht  ansteigende 
Wände  eingeschnitten,  selbst  schluchtenartig  sich  gestalten.  Ein  gleich 
steiles  Gehänge  steigt  jenseits  wieder  zu  einem  schmalen  Rücken  empor, 
um  eben  so  rasch  weiter  hinaus  aufs  Neue  zu  einer  tiefen  Thalfurclie  sich 
nieder  zu  ziehen.  So  führt  uns  der  ermüdende  Weg  von  wenigen  Stunden 
über  fünf  und  mehr  hohe,  schmale  Rücken  zu  ebenso  vielen  Thaltiefen, 
in  denen  klares  Bergwasser  in  eiligem  Sturze  den  Bergen  zu  entrinnen  sucht.“ 

Die  höchsten  Erhebungen  ragen  nur  wenig  aus  der  durchschnittlichen 
Plateauhöhe  empor,  es  sind  der  Döbraberg  mit  796  m,  der  Spitzberg 
mit  731  m und  der  Wetzstein  mit  815  m.  Wir  befinden  uns  also  un- 


58 


gefähr  in  der  Höhe  von  Altenberg,  in  der  unteren  Bergregion.  Wiesen 
und  Wiesenmoore  sind  um  diese  Zeit  gemäht  oder  durch  weidende 
Viehheerden  abgegrast,  so  dass  sie  dem  Botaniker  nur  sehr  wenig  bieten. 
Es  war  mir  deshalb  unmöglich,  festzustellen,  ob  namentlich  die  ersteren 
auch  das  charakteristische  Gepräge  zeigen,  wie  die  Bergwiesen  um  Alten- 
berg. Nur  Meum  athamanticum,  Cirsium  heterophyllum,  Centaurea  phrygia, 
Arnica  montana,  Lathyrus  tuberosus  und  Tliesium  alpinum  konnte  ich  auf 
denselben  in  sporadischer  Vertheilung  constatiren,  also  alles  erzgebirgische 
Bekannte.  Ein  Moosmoor,  das  sich  an  einer  nassen  Stelle  innerhalb 
eines  Wiesenmoores  am  Döbraberg  ca.  700  m hoch  entwickelt  hatte,  zeigte 
in  den  Polstern  von  Sphagnum  acutifolium , Drosera  rotundifolia,  Pinguicida 
und  Parnassia.  Und  in  einem  anderen  Moosmoore  südlich  vom  Spitzberge 
im  Thale  des  Froschbaches  fand  ich  daneben  noch  Salix  aurita  und  Car  ex 
pulicaris.  Letzterer  ist,  wie  mir  nachträglich  Herr  Pfarrer  Hanemann  in 
Presseck,  der  beste  Kenner  der  Flora  des  Frankenwaldes,  mittheilte,  neu 
für  das  Gebiet. 

Die  meisten  Höhen  und  weite  Flächen  der  Bergrücken  sind  mit 
düsterem  Nadelwald  bedeckt,  der  vorzugsweise  aus  dicht  geschlossenen 
Fichtenbeständen  sich  zusammensetzt,  doch  kommen  auch  reine  Bestände 
aus  Tannen  vor  mit  lichterem  Schluss,  so  dass  auf  dem  Boden  ein  dichter 
Teppich  von  Zwergsträuchern,  Waldgräsern  und  Moosen  sich  angesiedelt 
hat.  Am  Döbraberg  reicht  der  Tannenwald  bis  zum  Gipfel,  also  bis  zu 
einer  Höhe  von  796  m,  nur  truppweise  mischen  sich  diesem  Fichten  bei, 
die  Kiefer  fehlt.  Da  der  Wald  überall  durch  seine  Nebenbestandtheile 
erst  seinen  eigentlichen  pflanzengeographischen  Charakter  erhält,  so  theile 
ich  hier  meine  vollständige  Formationsaufnahme  am  Döbraberge  mit, 
unter  Beifügung  der  Signaturen  für  die  Häufigkeit: 


soc. 

greg.-soc. 

greg. 

greg. 


soc. 

cop. 3 - greg. 
spor. 

spor. 

spor.  - greg. 
spor.  - greg. 
cop.  1. 
spor. 
spor. 
spor. 
cop.  1. 
cop.  3 - greg. 
cop. 1 - greg. 
greg. 
greg. 


Äbies  alba\ 

Picea  excelsa ; 

Vaccinium  Myrtillus ; 

Vitis  idaea  (im  Walde  selbst  nicht  gesehen,  nur 
einmal  am  Fusse  in  einem  Holzschlag  und  dann  auf  der 
Plattform  unter  der  Heidelbeere); 

Aira  flexuosa ; 

Melampyrum  silvaticum ; 

— pratense  (beide  mehr  am  Waldesrand,  wie 
auch  die  folgende); 

Trifolium  alpestre ; 

Galium  rotundifolium ; 

Asperula  odorata\ 

Pirola  secunda ; 

Phegopteris  polyp odioides\ 

— Dryopteris ; 

Polystichum  spinulosum ; 

Ly copodium  davatum ; 

Polytrichum  commune ; 

Dicranum  scoparium ; 

Hylocomium  squarrosum ; 

Ptilidium  ciliare  (nur  auf  freiliegenden  Tannenwurzeln 
und  Stöcken). 


59 


Von  weiteren  in  diese  Formation  gehörigen  Pflanzen  notirte  ich  noch: 
Pirola  uniflora , gefunden  an  einem  Waldrand  mit  P.  secuncla  in  einer 
Höhe  von  700  m bei  Schwarzenbach,  und  Polygala  depressa , an  einem 
feuchten  lehmigen  Wegrande  zwischen  Hypnum- Polstern  mit  Vaccinium 
Myrtillus  und  Calluna  im  Fichtenwalde  bei  Göhren.  Die  Pflanze  ist  im 
Vogtlande  an  feuchten,  grasigen  Waldrändern  weit  verbreitet,  war  aber 
bisher  im  Frankenwalde  noch  nicht  beobachtet  worden.  Ferner  theilte 
mir  Herr  Pastor  Hanemann  mit,  dass  er  auch  Coralliorrhiza  inuata  und 
Aspidium  lobatum  in  den  Wäldern  gefunden  habe.  In  den  weit  aus- 
gedehnten hochstämmigen  Fichtenwaldungen,  welche  den  Spitzberg  be- 
decken, übernehmen  an  Stelle  der  Aira  flexuosa  neben  den  am  Döbraberg 
erwähnten  Moosen  die  graugrünen  Flechtenpolster  der  Cetraria  islandica 
und  Cladonia  rangiferina  in  der  Bedeckung  des  Waldbodens  die  ton- 
angebende Bolle,  und  Bacomitrium  canescens  überzieht  an  den  Wegrändern 
grosse  Strecken  mit  einem  hellgrünen  krausen  Teppich. 

Von  Schwarzenbach,  das  auf  der  Wasserscheide  von  Main  und  Elbe 
liegt,  stieg  ich  in  eines  der  nach  Westen  gerichteten  Querthäler  hinab. 
In  einer  trockenen  Thymus- Trift  am  Wege  fielen  mir  neben  den  gewöhn- 
lichen Triftpflanzen  Dianthus  deltoides  und  Cirsium  acaule  auf,  in  der 
Fels-  und  Geröllformation  dagegen  Tunica  prolifera,  Epipactis  latifolia, 
Teucrium  Botoys,  Linnaria  minor  und  Euphorbia  cyparissias.  Die 
Anthemis  tinctoria , welche  ich  seit  dem  Verlassen  des  Höllenthales  nicht 
mehr  gesehen,  stellt  sich  hier  bei  einer  Höhe  von  ca.  480  m wieder  ein. 
Paris  quadrifolia,  Majantliemum  bifolium  und  Sanicula  europaea  treten 
an  feuchten  Stellen  bei  450  m als  neue  Mitglieder  in  den  Verband  des 
Nadelwaldes  ein.  Und  endlich  konnte  ich  fast  an  der  Südwest- Grenze 
des  Gebirges,  bei  St.  Steinach  im  Thale  des  Schönleinbaches  bei  ca.  400  m 
Höhe  Sambucus  Ebulus  L.  oder,  wie  er  jetzt  vielfach  heisst,  Ebulum 
lmmile  Grcke.  als  Bürger  des  Buschwaldes  constatiren,  in  dessen  Nähe 
am  Bache  Eupatorium  cannabinum  und  Mentha  silvestris  wachsen. 

Der  Südwest-Abhang  des  Frankenwaldes  bei  Stadt  Steinach  ist,  wie 
schon  oben  erwähnt,  ein  sehr  steiler  und  auch  geologisch  scharf  begrenzter, 
indem  hier  die  devonischen  Schiefer  und  eruptiven  Grünsteine  des  Ge- 
birges direct  an  die  Triasschichten  des  Mainthaies  in  einer  von  SO.  nach 
NW.  gerichteten  Grenzlinie  stossen,  eine  Erscheinung,  die  durch  eine 
Spaltenbildung  und  nachherige  Senkung  ihre  Erklärung  findet  (s.  Begel: 
Thüringen,  Bd.  I,  S.  236  und  ff.),  also  ganz  der  Südgrenze  des  Erzgebirges 
gegen  Nordböhmen  entsprechend. 

Mit  dem  plötzlichen  Wechsel  der  geologischen  Schichten  geht  Hand  in 
Hand  eine  ganz  auffällige  Veränderung  der  Vegetation.  Weit  ausgedehnte 
Kulturflächen  bedecken  den  schwach  gewellten  Kalkboden  bei  Stadt  Steinach 
und  lassen  den  natürlichen  Formationen  nur  einen  sehr  beschränkten 
Baum,  besonders  auf  Steinhalden,  an  Wegrändern  und  in  kleineren  Erosions- 
thälern.  Hier  zeigen  sich  dann  unter  Gebüsch  von  Acer  campestre,  Cor- 
nus  sanguinea,  Prunus  spinosa,  Evonymus  und  Rosa  und  Bubus  spec. 
das  in  Thüringen  weit  verbreitete  Bupleurum  falcatum,  Veronica  latifolia 
Auct.  (=  F.  Tenirium  L.),  Centaurea  Scabiosa  und  Agrimonia , in  trockenen 
Triften  dagegen  Medicago  falcata  und  unter  der  Saat  die  kleine  Aethusa 
Cynapium  L.  var.  agrestis  Wallr. 

Wenn  nun  auch  nicht  überall,  z.  B.  wahrscheinlich  da,  wo  Buntsand- 
stein an  die  paläozoischen  Schiefer  herantritt,  eine  so  auffällige  Ver- 


60 


schiedenheit  der  Vegetation  hervortreten  wird,  wie  hei  Stadt  Steinach,  so 
muss  doch  der  Südwestrand  des  Frankenwaldes  als  eine  wichtige  pflanzen- 
geographische Scheidelinie,  wenn  auch  nur  für  kleinere  Florengebiete, 
betrachtet  werden.  Fragen  wir  uns  nun  nach  den  pflanzengeographischen 
Grenzen,  resp.  nach  dem  Anschluss  des  Waldes  auf  den  übrigen  drei 
Seiten,  so  ist  Folgendes  in  Betracht  zu  ziehen:  Wie  man  weder  geologisch 
noch  orographisch  den  Frankenwald  von  dem  vogtländischen  Hügellande 
abtrennen  kann,  so  lässt  sich  auch  nach  pflanzengeographischen  Gesichts- 
punkten, ohne  der  Natur  Gewalt  anzuthun,  zwischen  beiden  eine  Grenz- 
linie nicht  construiren.  Der  ganze  Aufbau  der  Formationen  ist  hier  wie 
dort  der  gleiche.  Eine  Anzahl  Pflanzen,  die  im  Vogtlande  verbreitet, 
sonst  aber  selten  sind,  kehren  im  Frankenwalde  wieder;  und  diese  ver- 
wandtschaftlichen Züge  werden  bei  genauerer  Kenntniss  der  Florenliste 
des  Frankenwaldes  sich  noch  vermehren  lassen,  so  dass  man  beide  zu 
einem  einheitlichen  pflanzengeographischen  Territorium  zusammenfassen 
kann.  Freilich  die  beiden  für  unseren  westlichen  Theil  Sachsens  so  be- 
zeichnenden Pflanzen  Polygala  Chamaebuxus  und  Erica  carnea  fehlen 
dem  Wald.  Dafür  treten  diese  aber  im  Fichtelgebirge  auf,  so  dass  auch 
dieses  in  gewisse  verwandtschaftliche  Beziehungen  zu  dem  obigen  Terri- 
torium tritt,  die  aber  enger  mit  dem  östlichen  als  mit  dem  westlichen 
Theil  geknüpft  zu  sein  scheinen.  Nach  einer  brieflichen  Mittheilung  des 
Herrn  Pfarrer  Hanemann  fehlen  dem  Frankenwalde  ausser  den  beiden 
oben  erwähnten  folgende  charakteristische  Fichtelgebirgspflanzen  Nymphaea 
alba  und  N.  candida  Presl.,  Nuphar  luteum,  Peucedanum  pcdustre,  Vac- 
cinium  uliginosum  und  V.  Oxycoccos,  Myriophyllum  verticillatum , Utri - 
cularia  vulgaris  (bis  jetzt  ein  Standort),  Andromeda  polyfolia,  Carex 
teretiuscida , C.  paniculata  und  endlich  C.  paradoxa.  Sämmtliche  auf- 
gezählte Arten  kommen  jedoch  im  Vogtlande  vor,  fraglich  ist  nur  Nymphaea 
candida  Presl.  Verglichen  endlich  mit  dem  Thüringerwald  scheint  die 
Flora  des  Frankenwaldes  grössere  Verschiedenheiten  zu  zeigen,  die  schon 
zum  Theil  durch  die  grössere  Höhe  des  ersten  bedingt  sind.  Eine  scharfe 
pflanzengeographische  Scheide  ist  jedoch  nicht  vorhanden.  Man  kann 
daher  die  auch  von  Geographen  und  Geologen  vielfach  als  Grenze  an- 
genommene Senke  des  Loquitz-  und  Hasslach thales , durch  welche  die 
Eisenbahnlinie  Eichicht-Stockheim  führt,  auch  für  die  Flora  gelten  lassen. 


VII.  Bereicherungen  der  Flora  Saxonica  im  »Talire  1894. 

Zusammengestellt  von  Br.  B.  Schorler. 


Es  scheint  unter  den  sächsischen  Botanikern  nicht  allgemein  bekannt 
zu  sein,  dass  Herr  Professor  Dr.  Drude  vor  einigen  Jahren  von  dem 
hiesigen  Königl.  Allgemeinen  Herbarium  in  der  Technischen  Hochschule 
ein  Specialherbarium  der  Flora  Saxonica  abgetrennt  hat.  Der  Zweck  der 
Schaffung  dieses  öffentlichen  Specialherbariums  war,  in  demselben  ein  ge- 
treues Abbild  der  Vegetation  Sachsens  und  zugleich  eine  für  Jedermann 
zugängige,  vom  Wechsel  der  Person  unabhängige  Centrale  für  alle  floristi- 
schen  Bestrebungen  in  Sachsen  zu  schaffen.  Das  Herbarium  besteht  be- 
reits aus  120  Fascikeln  und  reichem  Karten-  und  Aktenmaterial  behufs 
Fixirung  der  Verbreitung  der  Pflanzen.  Soll  nun  der  obige  Zweck  erreicht 
werden,  und  ein  vollständiges  vaterländisches  Herbarium  entstehen,  so  ist 
die  Mitwirkung  der  über  das  Land  zerstreuten  Floristen  nöthig.  Es  wird 
daher  an  dieselben  die  dringende  Bitte  gerichtet,  im  Interesse  der  guten 
Sache  alle  ihre  neuen  Funde  hier  anzuzeigen  und  in  Belegexemplaren 
mit  möglichst  vollständiger  Etiquette  dem  Herbarium  einzuverleiben,  ln 
diesem  Jahre  haben  uns  die  folgenden  Herren  Zuwendungen  gemacht,  für 
die  auch  an  dieser  Stelle  nochmals  bestens  gedankt  sei:  F.  Fritzsche, 
Kötzschenbroda  (F.);  Seminarist  Herrn.  Müller,  Dresden  (M.);  Oberlehrer 
Paetz,  Pausa  i.  V.  (P.);  Apotheker  Schlimpert,  Cölln-Meissen  (Schl.); 
A.  Schulz,  Königsbrück  (Sch.).  Nur  die  Funde  dieser  Herren  sind  in 
der  folgenden  Zusammenstellung  berücksichtigt.  (Vergl.  hierzu  auch  noch 
die  Sitzungsberichte.) 

Asplenium  germcmicum  Weiss.  Dresden:  Hoflössnitz,  Sattelberg  (M.). 

Eguisetum  ramosissimum  Desf.  Königstein:  Prossener  Insel  (M.). 

— pratense  Ehrh.  Königstein:  Prossener  Insel  (M.). 

Melica  ciliata  L.  Dresden:  Hoflössnitz  in  Weinbergen  und  an  Weinbergs- 
mauern, jedoch  auch  in  lichtem  Waldgebüsch,  wie  vor  ,, Walthers  Wein- 
berg“, sehr  verbreitet  (M.). 

— ■ uniflora  Rtz.  Lössnitz:  im  Gebüsch  zwischen  Spitzhäuschen  und 
Wilhelmshöhe  häufig;  Herrnskretzschen:  Edmundsklamm  (M.) 

Phleum  Boehmeri  Wibl.  Hoflössnitz  (M.);  Lommatzsch:  Geröllhang  mit 
Artemisia  Absinthium  am  Lommatzscher  Wasser, 
f Panicum  capillare  L.  Dresden:  Elbufer  gegenüber  Uebigau  (M.). 

Festuca  glauca  Link.  Dresden:  Hoflössnitz  (M.). 

Bromus  serotinus  Beneken.  Dresden:  Plauenscher  Grund  (W.). 

— arvensis  L.  Dresden:  Berliner  Bahnhof  (M.). 


Ges.  Isis  in  Dresden,  1804.  — Abh.  7. 


62 


f Setaria  italica  P.  B.  Dresden:  Gehege  (M.). 

Carex  humilis  Leyss.  In  der  Lössnitz  und  im  Meissner  Hügellande  an 
sonnigen  Abhängen  häufig  (Fr.). 

— pulicaris  L.  Am  Fusse  des  Sattelberges  bei  Oelsa;  im  Bienhofthal 
oberhalb  Bienhof;  bei  Fürstenau  (M.). 

— pendula  Huds.  Gottleubathal  unterhalb  Langhennersdorf  im  Gebüsch 
(M.).  Diese  prächtige  Carex  ist  eine  südwestliche  Pflanze,  die  nach 
Gerndt  folgende  Nordostgrenze  ihrer  Verbreitung  zeigt:  Britannien  — 
Westphalen  — Harz— Belzig  — Frankfurt  a.  0.  und  Spreewald — Lau- 
ban — Heuscheuer  — Friedland — Reinerz — Niedecker  Schlag — Ustron  — 
Beskiden  — Kl.  Karpathen  — fehlt  der  Fatra  und  Tatra. 

— tomentosci  L.  Meissen:  bei  Zaschendorf  (M.). 

Junens  fUiformisL.  Radeburg:  an  den  beiden  Waldteichen  zwischen  Oberau 
und  Steinbach  (M.). 

— capitatus  Weigel.  Radeburg:  bei  Steinbach  (M.), 

— Tenageia  Ehrh.  Radeburg:  bei  Steinbach  (M.). 

Luzula  sudetica  Presl.  var.  nigricans  Pohl.  Erzgebirge:  bei  Moldau  und 
Böhmisch-Einsiedel;  zwischen  Stadt  Geising  und  Lauenstein;  bei  Bien- 
hof; am  Fusse  des  Sattelberges  (M.). 

Gagea  minima  Schult.  Niederwartha  hinter  dem  Gasthofe  (F.  und  M.); 
Lommatzsch:  zwischen  Perba  und  Leuben,  zwischen  Prositz  und 
Wachtnitz  (M.);  Meissen:  bei  Niedermuschütz  (Schl.). 

Allium  ursinum  L.  Pirna:  am  Egelsee  im  Gebüsch  (M.).  Der  Standort 
ist  Frenkel  entgangen. 

Polygonatum  verticillatum  Meli.  Dresden:  Wachwitzgrund  (M.). 

Leucojuni  vernum  L.  Lommatzsch:  sehr  häufig  zwischen  Porschnitz  und 
Nössige  mit  Ar  um  maculatum  auf  lehmigen  fetten  Wiesen,  auch  im 
Wiesengrund  zwischen  Perba  und  Lossen  (M.).  Der  Standort  ist  ein 
sehr  alter,  Heynhold  giebt  an  bei  Lommatzsch. 

Orchis  fusca  Jacq.  Soll  nach  einer  Notiz  im  Dresdner  Anzeiger  Nr.  151 
am  Sattelberg  gefunden  worden  sein. 

Epipactis  latifolia  All.  var.  varians  Crtz.  Zschopauthal  oberhalb  Krieb- 
stein  (M.). 

Platantliera  viridis  Lindl.  Bei  Geising  und  Altenberg;  am  Fusse  des 
Sattel-  und  Spitzberges;  Lommatzsch:  Koboldsberg  bei  Pröda  (M.). 

Potamogeton  gramineus  L.  Dresden:  bei  Uebigau  (M  ). 
f Hippophae  rhamnoidesL.  Am  Elbufer  bei  Kötitz.  Wohl  angepflanzt  (Fr.). 

Anagallis  coerulea  Schreb.  Königstein:  Elbufer,  hier  auch  mit  weissen 
Blüthen;  Dresden:  Packhof  und  Neustädter  Elbquai  (M.). 

Stachys  alpina  L.  Zschopauthal:  bei  Mittweida  unter  dem  ersten  Raub- 
schloss, also  weiter  flussaufwärts  als  der  erste  von  Hofmann  entdeckte 
Standort  (M.). 

Salvia  verticillata  L.  Dresden:  zwischen  Lossnitz  und  Kaditz;  Meissen: 
bei  Oberau  (M.);  Elbbrticke  bei  Kötzschenbroda  (F.). 

Teucrium  Scorodonica  L.  Kirnitzschthal  hinter  dem  Schützenhaus  (M.). 

Veronica  spicata  L.  var.  orchidea  Crntz.  (als  Art).  Meissen:  bei 
Löbsal,  meist  die  Form  mit  ästigen  Trauben  (Schl.). 

Digitalis purpur ea  L.  Sächsische  Schweiz:  in  der  Edmundsklamm  an  Fels- 
wänden (M.). 

V erbascum  Lychnites  L.  var.  album  Mill.  (als  Art).  Lommatzsch:  bei 
W7achtnitz,  Prositz  (M.)  und  Leuben. 


68 


Gynoglossum  officinale  L.  var.  bicolor  Rchb.  Lommatzsch : bei  Wachtnitz, 
Prositz  und  Leuben  (M.). 

Cerinthe  minor  L.  Dresden:  Elbufer  bei  Kotitz  (F.). 

Symphytum  tuberosum  L.  Dresden:  zwischen  Stetsch  und  Kemnitz; 
Meissen:  bei  Seilitz  (M.). 

Solanum  rillosum  Lmk.  Dresden:  bei  Kotitz  (M.). 

Phyteuma  orbiculare  L.  Um  Lauenstein  (M.). 

Vaccinium  MyrtiUo  x Vitis  idaea  (=  V.  intermedium  Ruthe).  Pausa  i.V.: 
am  Pöbl  (P.).  Dieser  Bastard  wurde  in  Sachsen  bisher  nur  zweimal 
gefunden  und  zwar  bei  Königsbrück  von  Schulz  und  bei  Voigtsdorf 
bei  Sayda  von  Seurich,  ist  aber  bereits  vor  einem  halben  Jahrhundert 
von  Ruthe  bei  Berlin  entdeckt  und  in  seiner  Flora  der  Provinz 
Brandenburg  und  der  Niederlausitz  (1834,  2.  Aufl.)  beschrieben  worden. 
Er  kommt  namentlich  im  nordöstlichen  Deutschland  vor,  ist  aber  auch 
aus  England  bekannt. 

Cirsium  palustri  x heterophyllum  (=  C.  Wanckelii  Reich ard).  Unter  den 
Eltern  bei  Neugeising  (M.). 

— oleraceum  Scop.  var.  amarantinum  Lang.  Dresden:  Saubachthal  (F.); 
Lommatzsch:  bei  Wachtnitz. 

— oleraceo  x heterophyllum:  Zschopauthal  bei  Mittweida  (M.). 

— cano  x oleraceum  (=  C.  tataricum  Wimm.  et.  Grab.).  Dresden:  bei 
Strehlen  auf  feuchten  Wiesen  (M.). 

Senecio  vernalis  W. K.  Diese  osteuropäische  Pflanze,  die  in  Ungarn, 
Galizien  etc.  ihre  Heimath  bat,  scheint  jetzt  immer  weiter  nach  Westen 
zu  wandern,  oder  vielmehr  mit  Getreidearten  verschleppt  zu  werden. 
Sie  ist  bisher  in  Sachsen  besonders  östlich  der  Elbe  an  verschiedenen 
Standorten  und  einmal  bei  Leipzig  und  bei  Königstein  a.  E.  beobachtet 
worden.  In  diesem  Jahre  fand  sie  A.  Schulz  bei  Röhrsdorf  bei  Königs- 
brück, Leonhardt  auf  Kleeäckern  bei  Nossen,  Fritz  sehe  bei  Jessen, 
und  zwar  am  Waldrande  in  Weizenstoppeln,  und  Schiimp  er  t bei  Meissen. 

— saracenicus  L.  Am  Elbufer  bei  Scharfenberg  im  Weidengebüsch  (F.). 
Diese  Art,  welche  mit  v S.  nemorensis  und  Fuchsii  sehr  nabe  ver- 
wandt ist,  weshalb  sie  Celakovsky  alle  drei  zu  einer  Hauptart  S.  ne- 
morensis zusammenzieht,  wird  vielfach  mit  ihren  beiden  Verwandten 
verwechselt.  Sie  unterscheidet  sich  aber  leicht  von  ihnen  durch  ihre 
scharf  nach  vorn  gekrümmten  Blattzähne.  Der  Standort  „Leuben 
am  Dorfbache  bei  Lommatzsch“  (s.  Ber.  d.  deutsch,  bot.  Ges.  1889) 
ist  zu  streichen,  die  dort  vorkommende  Art  ist  S.  nemorensis. 

f Artemisia  Tournefortiana  Rchb.  Dresden:  Grosses  Gehege  (M.).  Hatte 
sich  bisher  im  Elbthal  nur  an  der  Brührschen  Terrasse  und  bei 
Grossenhain  eingebürgert.  Heimath:  Südrussland. 

Jnula  salicina  L.  Moritz  bürg:  Forsthaus  Kreyern  (F.);  Muldenthal,  ober- 
halb Rosswein  (M.). 

Taraxacum  officinale  Web.  var.  palustre  DG.  Radeburg:  im  Moore  bei 
Steinach  (M.);  Meissen  bei  Neu-Sörnewitz  (E.). 

Hypochoeris  maculata  L.  Dresden:  Niederlössnitz  (F.);  im  Muldenthal, 
oberhalb  Rosswein  (M.). 

Chrysanthemum  segetum  L.  Dresden:  Grosses  Gehege  (M.). 

Galium  tricorne  Wilh.  Dresden:  Kötitz  an  der  Elbe  in  der  Nähe  der 
Strohhutfabrik  (F.) ; Grosses  Gehege  und  Plänerbrüche  bei  Leute- 
witz (M.). 


64 


Galium  boreale  L.  Meissen:  im  Ziegenbusch,  bei  Oberau,  bei  Priesa  (M.). 

PeucedanumOreoselinum  Much.  Dresden:  Radebeuler  Sumpfwiese,  Volkers- 
dorf, Auerliaus,  Weinböhla  (M.). 

— Cervaria  Cuss.  Dresden:  Hoflössnitz  (M.). 

Laserffjtöum  prutenicum  L.  Im  Muldenthal,  oberhalb  Rosswein,  häufig. 
Hier  auch  var.  glabrum  Wallr.  (—  scabrum  Cel.  [M.]).  Diese  voll- 
kommen kahle  Form  kommt  vielleicht  auch  anderwärts  vor  und  ist 
bisher  nur  übersehen  worden. 

Meum  athamanticum  Jacq.  Dresden:  Hoflössnitz,  vor  der  Heidemühle, 
Steinbach  bei  Radeburg,  Bastei  (M.). 

Aethusa  cynapium  var.  agrestis  Wallr.  Dresden:  auf  einem  Stoppelacker 
bei  Kötitz  (M.). 

Ribes  alpinum  L.  An  einem  Wasserfall  unterhalb  Stadt  Wehlen  (M.). 

Montia  rivularis  Gmel.  Chemnitz:  Zwischen  Röhrsdorf  und  Ober-Raben- 
stein (M.). 

Trapa  natans  L.  Dresden:  bei  Uebigau  (M.). 

Circaea  alpina  L.  Am  Gipfel  des  Greifensteins  bei  Geyer  (M.). 

Epiiobium  nutans  Schm.  Erzgebirge : Rudolfsdorf  bei  Fürsten- 
walde (M.). 

Potentilla  recta  L.  Meissen:  Proschwitzer  Graben  (M.). 

— alba  L.  Dresden:  Kötzschenbroda,  Himmelsbusch,  Naundörfel  (F.). 

Rosa  micrantha  Sm.  Dresden:  Niedersedlitz  (F.).  Die  Rose  gehört 

zu  den  Rubiginosen,  unterscheidet  sich  aber  von  der  Weinrose  durch 
die  grösseren,  am  Grunde  etwas  verschmälerten  Blättchen,  die  auch 
schmälere  und  tiefere  Zähne  zeigen,  durch  längere  Blüthenstiele  und 
den  langen,  scheinbar  ein  Säulchen  bildenden  kahlen  Griffel.  In  der 
benachbarten  schlesischen  Flora  ist  die  Art  schon  seit  1875  be- 
kannt. 

— coriifolia  Fr.  Am  Fusse  des  Sattelberges;  zwischen  Schönwalde  und 
Rudolfsdorf;  zwischen  Zöblitz  und  Sorgau  (M.). 

f Lajtrhyrus  hirsutus  L.  Dresden:  Niederlössnitz  (F.).  Da  diese  Art 
unter  der  Saat  vorkommt,  so  ist  ihre  Einschleppung  durch  Getreide- 
samen wahrscheinlich.  In  den  benachbarten  Floren  wird  sie  für 
Thüringen  (Erfurt,  Schnepfenthal,  Koburg)  und  Schlesien  erwähnt. 
In  dem  letzteren  Gebiet  kommt  sie  nur  im  SO.  bei  Ratibor  und 
Teschen  vor,  wo  sie  hier  ihre  Nordgrenze  erreicht.  In  Süddeutsch- 
land ist  die  Pflanze  häufiger,  in  Böhmen  und  Brandenburg  fehlt  sie. 
Ileimath:  Süd-Europa,  und  zwar  erstreckt  sich  hier  ihre  Verbreitung 
von  England  bis  nach  Süd-Russland. 

*j -Cytisus  capitatus  Jacq.  Dresden:  bei  Lindenau  (F.).  Obgleich  die 
Pflanze  mitten  im  lichten  Nadelwald  gefunden  wurde,  so  ist  doch 
eine  Verschleppung  aus  den  Gärten,  vielleicht  durch  Vögel,  anzu- 
nehmen. Sie  kommt  in  Böhmen  in  zwei  Varietäten  und  auch  in  der 
Südhälfte  Schlesiens  südlich  des  51.  Grades  an  verschiedenen  Stellen  vor. 
In  Thüringen  wird  Saalfeld  als  Standort  für  dieselbe  angegeben.  In 
Brandenburg  ist  sie  an  verschiedenen  Stellen  verwildert.  Heiinath: 
Südost -Europa. 

f Melilotus  parvifiorus  Desf.  Dresden:  am  Eingang  des  Plauenschen 
Grundes  (W.). 

Medicaqo  falcato  X sativa  Rclib.  (==  M.  media  Pers.).  Dresden:  Löss- 
nitz (M.). 


65 


Vicia  villosa  Roth.  Dresden:  Lössnitz,  Uebigau,  bei  „Antons“;  Meissen: 
bei  Oberau  (M.). 

f — pannonica  Jacq.  Dresden:  Verlassener  Weinberg  bei  Zitzscbewig. 
Auch  an  dem  alten,  schon  vor  einigen  Jahren  entdeckten  Standort  in 
Kötzschenbroda  hat  sich  die  Pflanze  gehalten  (F.). 
f — lutea  L.  Dresden:  Niederlössnitz  (Fr.). 

Dianthus  superbus  L.  Muldenthal,  oberhalb  Rosswein  (M.). 

Silene  nemoralis  W.  K.  Dresden:  Hoflössnitz  (M.).  Dadurch  wird  der 
schon  von  Rückert  und  Heynhold  angegebene  alte  Standort,  den 
Reichenbach  bezweifelt,  bestätigt. 

— dichotoma  L.  Dresden:  Grosses  Gehege  (M.). 

Polygala  depressa  Wenderoth.  Erzgebirge:  bei  Zinnwald  und  Lauen- 
stein (M.). 

Drosera  ro  tundifo  lia  x anglica  (=  Dr.  obovata  M.  et.  K.).  Dieser 
sehr  seltene,  für  die  Flora  Saxonica  neue  Bastard  wurde  von  H.  Müller 
bei  Karlsfeld  unter  den  Eltern  gefunden,  von  denen  Dr.  anglica  an 
derselben  Stelle  erst  1892  von  Dr.  Naumann  entdeckt  wurde.  Er 
ähnelt  in  der  Blattform  einer  recht  kräftigen  Dr.  intermedia , unter- 
scheidet sich  aber  von  dieser  sofort  durch  den  geraden  Schaft,  ln 
der  Koch’schen  Flora  wird  er  als  eine  Varietät  von  anglica  aufgeführt. 
Aus  Schlesien,  wo  er  an  fünf  Standorten  beobachtet  wurde,  ist  er 
schon  seit  1858  bekannt.  Für  Brandenburg  giebt  Ascherson  nur  einen 
Standort  an.  Der  Bastard  ist  zuerst  in  Röhling's  Deutschlands  Flora, 
bearbeitet  von  Mertens  und  Koch,  1826  nach  einem  Exemplar,  das 
Zuccarini  1825  in  den  bayerischen  Alpen  gefunden  hatte,  beschrieben 
und  als  Dr.  obovata  bezeichnet  worden. 

Sisymbrium  Columnae  L.  Dresden:  Grosses  Gehege  (M.). 
f Erucastrum  Pollichii  Sch.  et  Spenn.  Dresden:  an  der  Weisseritz  (M.). 
Soll  auch  am  Berliner  Bahnhof  beobachtet  worden  sein.  Für  diese 
südliche  oder  südwestliche  Pflanze  giebt  Gerndt  als  nördliche  Grenze 
ihres  spontanen  Vorkommens  an:  Nordfrankreich  — Ardennen — Trier — 
N euwied  — Würzburg — Hildburghausen  — T ennstädt  — Eckartsberga  — 
Weissensee  und  Weimar.  Die  thüringischen  und  sächsischen  Stand- 
orte beruhen  wohl  alle  auf  Einschleppung. 

■ \ Brassica  incana  Döll.  Dresden:  Grosses  Gehege  (M.). 

Erysimum  orientale  R.  Br.  Dresden:  Plänerbrüche  bei  Leutewitz  (M.). 
f Eruca  sativa  Lmk.  Dresden:  Plauenscher  Grund  (W.). 
jBunias  orientalis  L.  Dresden:  Niederlössnitz  und  bei  Kotitz  (F.). 

Fumaria  rostellata  Knaf.  Erzgebirge:  zwischen  Lauenstein  und  Lie- 
benau  (M.). 

Corydalis  capnoides  Wahlbg.  Dresden:  Rabenauer  Grund  (W.).  Die 
Pflanze  wird  zwar  in  der  Flora  von  Wünsche  nicht  erwähnt,  ist  aber 
für  Sachsen  nicht  neu,  denn  der  Standort  im  Rabenauer  Grunde  ist 
schon  seit  50  Jahren  bekannt.  In  dem  Herbarium  der  Flora  Saxonica 
befindet  sich  ein  Exemplar , das  bereits  1844  gesammelt  und  richtig 
erkannt  wurde.  Herr  Bankier  Kuntze  theilte  mir  ferner  mit,  dass 
er  die  Art  am  gleichen  Orte  1868  gefunden  habe.  Veröffentlicht  ist 
der  Standort  zum  ersten  Male  von  Willkomm  in  dem  Tharandter 
Jahrbuch  1866.  Das  Vorkommen  dieser  Pflanze  in  unserer  Gegend 
ist  allerdings  ein  höchst  merkwürdiges  und  ganz  isolirtes  und  wohl 
nur  durch  Einschleppung  oder  Aussaat  erklärlich,  da  ihre  nächsten 


66 


Standorte  sich  erst  in  den  südöstlichen  Alpen  (Tyrol)  finden,  von  wo 
sie  bis  nach  Ungarn  und  die  Karpathenländer  verbreitet  ist  und  dann 
in  Centralasien  wieder  auftritt.  Der  Name  C.  capnoides  L.,  wie  er 
in  Koch’s  Flora  angegeben  wird,  ist  nicht  recht  bezeichnend,  da  der 
Linne’sche  Name  ein  Kollektivname  ist,  der  noch  lutea  und  ochroleuca 
umfasst.  Ledebour  hatte  die  Pflanze  als  C.  Geliert  beschrieben,  er 
nahm  aber  dann  in  seiner  Flora  Rossica  den  Namen  capnoides  mit 
dem  Autor  Koch  an.  Nach  Nymann  muss  sie  die  Bezeichnung 
C.  capnoides  Wahlenberg  bekommen, 
f Glaucium  corniculatum  Curt.  Dresden:  Grosses  Gehege  (M.). 


VIII.  Der  Burgwall  von  Kleinböhla  bei  Oscliatz. 

Von  Fr.  H.  Döring. 


Die  Dorfschaften  Gross-  und  Kleinböhla  liegen  zwischen  den  Städten 
Oscliatz  und  Dahlen,  etwa  7 km  von  ersterer  und  3 km  von  letzterer  Stadt 
entfernt.  Grossböhla  wird  von  der  Leipzig -Dresdener  Chaussee  und 
Eisenbahn  berührt,  während  Kleinböhla  abseits  davon  etwa  1 km  nach 
Norden  gelegen  ist.  Der  im  Süden  ragende  Colmberg,  dessen  Gipfel  circa 
5 km  entfernt  ist,  reicht  hier  in  sanftem  Gehänge  an  die  ebenen  Gefilde 
des  Nordens  heran.  In  nordöstlicher  Richtung  öffnet  sich  nach  den 
Dorfschaften  Wellerswalde  und  Lambertswalde  zu  ein  breiter,  flacher 
Wiesengrund,  dessen  Boden  zur  Versumpfung  neigt;  ein  Theil  dieses  feuchten 
Grundes  ist  mit  hohen  Laubbäumen  bewachsen  und  wird  als  Radeland 

bezeichnet.  Auch  die  Teiche  von  Gross- 
böhla sind  mit  hohem  Laubwald  um- 
geben, der  noch  heute  allgemein  im  Volks- 
munde als  „Hain“  bekannt  ist.  Der  vom 
Hain  nach  Bahnhof  Dahlen  und  weiter 
nach  dem  Dorfe  Radegast  führende  alte 
Weg  heisst  ebenso  allgemein  der  Hain  weg 
und  steht  in  dem  Rufe,  vor  Zeiten  ein 
heiliger  Weg  gewesen  zu  sein,  der  zum 
Zwecke  der  Gottesverehrung  in  der  Heiden- 
zeit vielfach  beschritten  wurde. 

Nur  wenige  hundert  Schritte  vom  Hain 
entfernt  liegt  in  der  erwähnten  Niederung, 
zur  Ortsflur  Kleinböhla  gehörig,  ein  Hügel 
von  geringer  Höhe,  der  mit  grossen  Bäumen 
bestanden  und  von  Wassergräben  und  Erd- 
wällen umgeben  ist.  Trotz  der  unbedeu- 
tenden Dimensionen  der  offenbar  durch 
Menschenhände  geschaffenen  Anlage  darf 
dieselbe  als  ein  sehr  gut  erhaltener  Burg- 
wall angesehen  werden. 

Der  den  Innenraum  des  Burgwalles 
darstellende  Hügel  überragt  das  Niveau 
der  Wiese  um  etwa  2,5  m und  ist  mit  hohen 
Eichen,  Linden,  Akazien  und  Erlengebüsch 
bewachsen.  Die  Längenausdehnung  des 
Hügels  beträgt  von  Ost  nach  West  25  m, 


des.  Isis  in  Dresden,  1894.  — Abh.  8. 


68 


während  in  der  Breite  von  Süd  nach  Nord  22  m gemessen  wurden.  Der 
den  Hügel  umschliessende  erste  4 — 5 m breite  Wallgraben  ist  noch  voll- 
ständig mit  Wasser  gefüllt',  wird  vom  Besitzer  als  Fischteich  benutzt  und 
regelmässig  gefischt. 

Der  den  Wallgraben  umfassende  erste  Erd  wall  ist  4 m breit  und 
1,5  bis  2 m hoch.  An  der  Südseite  der  Anlage  ist  derselbe  eingeebnet, 
doch  darf  wohl  als  sicher  angenommen  werden,  dass  er  auch  auf  dieser 
Seite  ursprünglich  geschlossen  war. 

Der  etwa  6 m breite  zweite  Wallgraben  ist  gegenwärtig  nicht 
mehr  mit  Wasser  gefüllt,  doch  sumpfig  und  von  einem  unbedeutenden 
Wassergraben,  der  im  Dorfe  Kleinböhla  seinen  Ursprung  nimmt,  durch- 
flossen. 

Der  zweite  Erdwall,  dem  inneren  in  Breite  und  Höhe  conform,  um- 
fasste ehemals  nicht  nur  das  vom  äussern  Wallgraben  umgrenzte  Gebiet, 
sondern  auch  einen  etwa  100  m langen  und  60  m breiten  Vorraum.  In 
der  ursprünglichen  Form  ist  der  Erdwall  freilich  nicht  mehr  vorhanden, 
doch  bezeugen  ältere  Leute  übereinstimmend,  dass  sie  ihn  noch  wohl- 
erhalten gekannt  haben.  Er  ist  aus  einem  gelben  Lehm  errichtet,  von 
dem  die  Bewohnerschaft  des  gesammten  Dorfes  ihren  Bedarf  an  den  für 
ländliche  Verhältnisse  wichtigen  Baustoffe  deckt  und  so  zur  fortgesetzten 
Verminderung  des  Walles  beiträgt.  An  der  Ostseite  ist  der  Wall  durch- 
brochen, um  dem  aus  beiden  Wallgräben  abfiiessenden  Wasser  Abzug  zu 
verschaffen. 

Die  ganze  Wallanlage  gehört  zum  Besitze  des  Gutsbesitzers  Teller, 
in  dessen  Familie  sie  seit  mehr  denn  einem  Jahrhundert  forterbte  und 
derem  pietätvollen  Sinne  es  in  erster  Linie  zu  danken  ist,  dass  die  An- 
lage verhältnissmässig  wohlerhalten  bis  auf  unsere  Tage  überliefert  ist. 
Einer  der  Vorfahren  des  jetzigen  Besitzers  legte  einen  Zugang  zum  Burg- 
wall an,  indem  er  eine  Holzbrücke  über  den  mit  Wasser  gefüllten  Wall- 
graben baute;  auf  der  Höhe  des  Hügels  unter  der  mächtigsten  Eiche 
errichtete  er  ein  einfaches  Buheplätzchen  für  sich  und  seine  Familie.  Seit 
jener  Zeit  heisst  die  Wallanlage  im  Volksmunde  allgemein  das  „Teller- 
hölzchen“. In  der  Familie  des  Besitzers  bezeichnet  man  sie  als 
„Schlösschen“,  während  ältere  Leute  der  Nachbardörfer  die  Bezeichnung 
„Abgott“  gebrauchen.  Interessant  ist  daran,  dass  die  letztere  Be- 
zeichnung, welche  entschieden  die  ältere  Ueberlieferung  darstellt,  durch 
die  vom  Namen  des  Eigenthiimers  entlehnte  jüngere  Ueberlieferung  im 
Dorfe  selbst  vollständig  verdrängt  worden  ist. 

Die  Ortsbewohner  halten  dafür,  dass  hier  ehemals  ein  Raubschloss 
gestanden  habe.  An  das  alte  Erdwerk  anknüpfende  Sagen  scheinen  unter 
dem  Volke  wenig  überliefert  zu  werden.  Nur  eine  Sage  meldet,  dass  ein 
Riese  vom  ColmlDerge  aus  einen  Stein  nach  der  Lambertswaldaer  Kirche 
habe  werfen  wollen,  das  Handgeschoss  habe  aber  sein  Ziel  nicht  erreicht, 
sondern  sei  in  den  Wiesen  von  Böhla  zur  Erde  gefallen. 

Die  am  Burgwall  vorgenommenen  Nachgrabungen  hatten  folgendes 
Ergebniss : 

Der  Hügel  ist  aus  einer  grauen,  ascheartigen,  lockeren  Erde  auf- 
gescliüttet,  in  welcher  sich  Lehmbewurf,  Reste  von  Holzkohle  und  Thon- 
scherben vorfanden.  In  früherer  Zeit  wurden  gelegentlich  vom  Besitzer 
Topfgeschirre,  auch  Eisengeräthe  gefunden.  Beim  Ausfischen  des  inneren 
Wallgrabens  zog  man  aus  dem  Schlamm  verkohlte  Balken  zu  Tage. 


69 


Innerhalb  des  weiten  Vorraumes  fand  man  bei  Planierungsarbeiten  eine 
feste  Steinpflasterung  aus  gewöhnlichen  Bruchsteinen. 

Bei  Beurtheilung  der  Scherbenfunde  ergiebt  sich,  dass  das  Topf- 
geräth  jener  Zeit  aus  feingeschlämmtem  Material  gefertigt,  hart  gebrannt 
und  — wie  die  zahlreichen  feinen  Parallelstreifen  verrathen  — mittels 
Drehscheibe  hergestellt  wurde.  Der  Gefässrand  ist,  wie  bei  den  Burg- 
wallscherben allgemein,  umgelegt  und  die  äussere  Kante  mehr  oder  weniger 
herabgezogen.  Ein  Gefässboden  zeigte  auf  der  Mitte  eine  sogenannte 
Töpfermarke,  ein  kreisrundes  Stempelzeichen.  Das  Topfgeräth  charakterisirt 
sich  demnach  als  slavisch,  und  die  Benutzung  des  Walles  muss  in  die 
Zeit  zwischen  dem  6.  und  10.  Jahrhundert  versetzt  werden. 

Die  Feinheit  des  beim  Gefässformen  verwendeten  Materials,  der  harte 
Brand  und  vor  allem  die  Drelistreifen  deuten  darauf  hin,  dass  die  Anlage 
aus  spätslavischer  Zeit  herrührt.  Die  in  der  Verwahrung  des  Besitzers 
befindlichen  Eisenfunde,  zwei  wohlerhaltene  Aexte,  repräsentiren  ebenfalls 
slavischen  Typus. 

Nach  alledem  darf  man  wohl  die  Vermuthung  aussprechen,  dass  die 
Wallanlage  von  Kleinböhla  eine  alte  Sumpfburg  ist,  wie  sie  in  spät- 
slavischer Zeit,  etwa  im  9.  und  10.  Jahrhundert,  gegen  Ende  der  slavischen 
Periode  angelegt  wurden.  Dass  die  Slaven  jener  Zeit  ihre  Wallbauten 
in  ähnlicher  Form  errichteten,  wird  uns  direct  durch  einen  historischen 
Zeugen  bestätigt. 

Ibrahim  ibn  Jakub,  ein  arabischer  Schriftsteller  des  10.  Jahr- 
hunderts, der  wahrscheinlich  als  Begleiter  der  maurischen  Gesandtschaft, 
welche  Kaiser  Otto  I.  973  in  Merseburg  empfing,  das  von  Slaven  besiedelte 
Gebiet  auf  seiner  Weiterreise  nach  der  Ostsee  kennen  lernte,  giebt  über 
seine  Beobachtungen  Notiz.  Was  Ibrahim  über  die  slavischen  Völker- 
schaften berichtet,  ist  in  den  Jahrbüchern  für  Mecklenburgische  Geschichte 
und  Alterthumskunde  1880,  Band  45,  S.  3 von  Wigger  veröffentlicht. 
Derselbe  weiss  vom  Burgbau  der  Slaven  Folgendes  zu  erzählen: 

„Wenn  sie  nämlich  eine  Burg  gründen  wollen,  so  suchen  sie  ein 
Weideland,  welches  an  Wasser  und  Rohrsümpfen  reich  ist,  und  stecken 
dort  einen  runden  oder  viereckigen  Platz  ab,  je  nach  der  Gestalt  und 
dem  Umfange,  welchen  sie  der  Burg  geben  wollen.  Dann  ziehen  sie  darum 
einen  Graben  und  häufen  die  ausgehobene  Erde  auf.  Diese  Erde  wird 
mit  Brettern  und  Balken  so  fest  gestampft,  bis  es  die  Härte  von  Pise 
erhalten  hat.  Ist  dann  die  Mauer  (der  Wall)  bis  zu  der  erforderlichen 
Höhe  aufgeführt,  so  wird  an  der  Seite,  welche  man  auswählt,  ein  Thor 
abgemessen  und  von  diesem  eine  hölzerne  Brücke  über  den  Graben 
gebaut.“ 

Noch  gilt  es,  der  Frage  nach  dem  Zwecke  der  Sumpf  bürg  Böhla 
näher  zu  treten.  Ist  sie  als  Zufluchtsstätte  für  die  bedrängten  Dorf- 
bewohner zu  betrachten,  war  sie  zu  Vertheidigungszwecken  angelegt  oder 
diente  sie  der  Bewohnerschaft  als  Stätte  der  Gottesverehrung? 

Die  Kleinheit  des  inneren  Wallraumes,  welcher  als  letzter  und 
sicherster  Zufluchtsort  nur  in  Frage  kommen  kann,  spricht  wohl  deutlich 
genug  gegen  die  Annahme,  dass  die  Anlage  als  Fliehburg  in  Kriegszeiten 
gedient  haben  könnte.  Auch  als  militärisches  Schanzwerk  kann  man  es 
bei  Berücksichtigung  der  localen  Verhältnisse  nicht  ansehen;  ein  solches 
Vertheidigungswerk  hätte  man  doch  wohl  günstiger  auf  das  gegen  20  m 
höhere  hügelige  Terrain  verlegt  und  nicht  so  abgelegen  im  seichten  Wiesen- 


70 


gründe  errichtet.  Es  erscheint  demnach  gerathen,  die  Anlage  als  eine 
nach  Art  der  Sumpfburgen  errichtete  slavische  Kultusstätte  zu  betrachten. 
Der  durch  Wallgräben  und  Erdwälle  gebotene  mehrfache  Schutz  erscheint 
für  das  slavische  Heiligthum  nicht  überflüssig,  denn  die  Stätte  der  An- 
betung, die  darin  geborgene  Bildsäule  der  Gottheit  und  eventuell  den 
Tempelschatz  suchte  man  gegen  hereindringende  Feinde  und  Verächter 
der  nationalen  Gottheit  bis  zum  letzten  Augenblicke  mit  Todesmuth  zu 
vertheidigen.  Schliesslich  sei  noch  an  die  wahrscheinlich  aus  frühmittel- 
alterlicher Zeit  stammende  Ueberlieferungsform  „ Abgott u erinnert,  sowie 
auf  den  nahegelegenen  Hain,  den  Hain  weg,  auf  das  Radeland  und 
Radegast  hingewiesen,  um  darzuthun,  dass  die  Deutung  als  heidnische 
Kultusstätte  die  nächstliegende  ist. 

Ueber  den  aus  dem  Slavischen  stammenden  Ortsnamen  Böhla  schreibt 
Hey*) : 

„Gross-  und  Kleinböhla  am  Böhlbach  bei  Dahlen,  Belin  = belna 
Fichtenau;  den  Gegensatz  bildet  der  nahe  „schwarze  Berg“. 

Von  dieser  Deutung  auf  die  Anbetung  eines  Bely  boh  = lichten 
Gottes  schliessen  zu  wollen,  würde  gewiss  zu  weit  führen. 


*)  Gust.  Hey,  Die  slavisclien  Sieclelungen  im  Königreich  Sachsen,  Dresden  1893, 
S.  221. 


IX.  Kryptogamen  des  Bayrischen  Waldes. 

Zusammengestellt  von  K.  Schiller. 


Die  phanerogamiscken  Gewächse  des  Böhmer-  und  Bayrischen  Waldes 
sind  seit  einer  langen  Reihe  von  Jahren  von  Botanikern  der  betreffenden 
Länder  gut  und  vollständig  durchforscht,  jedoch  von  den  Kryptogamen 
giebt  es  nur  gelegentliche  Aufzählungen.  Auch  ich  kann  nur  eine  solche 
und  dazu  noch  unvollständige  bieten,  da  ich  das  Gebiet  zum  ersten  Male 
betreten,  und  auch  nur  wenige  Wochen,  die  leider  in  regenreiche  Zeit 
fielen,  dort  gesammelt  habe;  ausserdem  war  ich  als  Familien -Sommer- 
frischler an  ein  Centrum  etwas  kurz  gebunden.  Trotzdem  blicke  ich  auf 
die  dort  verlebten  Tage  mit  grossem  Vergnügen  zurück,  und  es  wäre  un- 
dankbar von  mir,  wenn  ich  nicht  hier  die  Gelegenheit  benutzte,  meinen 
diesjährigen  Excursionsmittelpunkt  allen  Freunden  der  Kryptogamen  bestens 
zu  empfehlen,  da  dort  zur  Zeit  (wie  lange  noch?)  der  Botaniker  nach  seinen 
erfolgreichen  Wanderungen  gute  und  freundliche  Verpflegung  findet  und 
in  heiterer  Umgebung  die  Vorzüge  des  Landlebens  mit  ersehntem  Nutzen 
gemessen  kann.  Regenhütte  hiess  das  Ziel,  das  von  der  zwischen 
Böhmisch- Eisenstein  und  Zwiesel  in  Bayern  gelegenen  Eisenbahnstation 
Ludwigsthal  in  dreiviertel  Stunden  auf  dem  in  jedem  Reisehandbuche  mit 
einem  * versehenen  Prinzenstege  erreicht  wird.  Immer  am  wasserreichen 
Regen,  von  dessen  Ufern  Mimulus  luteus  botanisch  grüsst,  gehts  durch 
herrlichen  Wald  hin  zu  der  frischgrünen,  grossen  Wiese,  auf  welcher 
gruppenweise  eine  Menge  malerischer  Häuser  stehen,  in  denen  die  Beamten 
und  Arbeiter  der  Glashütte,  dem  eigentlichen  Mittelpunkte  des  Ortes,  wohnen. 

Das  Gebirge  dieses  engeren  Gebietes  ist  aus  Gneiss,  welcher  der  Ent- 
wickelung einer  reichen  Kryptogamenflora  nicht  sehr  günstig  ist,  aufgebaut, 
zeigt  nur  wenige  tief  gespaltene  Schluchten,  ist  aber  mit  sehr  altem 
Nadelwalde,  der  theilweise  mit  Laubbäumen  untermischt  ist,  gleichmässig 
bedeckt.  Kein  eigentlicher  Holzschlag  und  keine  jahrelange  Belichtung 
und  Austrocknung  des  Bodens  haben  die  Entwickelung  der  Pflanzen  je 
unterbrochen,  und  insofern  kann  noch  von  einem  Urwalde  gesprochen 
werden,  zumal  die  zahlreichen  Baumleichen  den  Gedanken  an  Waldkultur 
schwer  aufkommen  lassen.  Da  die  Berge  keine  bedeutende  Höhe  haben 
(Arber,  als  höchste  Erhebung,  1476  m),  sind  Hochgebirgskryp togamen  aus- 
geschlossen; was  aber  sonst  im  mitteldeutschen  Waldgebirge  gesucht 
werden  kann  und  hier  oder  da  nicht  zu  häufig  ist,  kann  hier  in  ausser- 
ordentlichen Mengen  gesammelt  werden,  weshalb  ich  Kosmopoliten  über- 
haupt nicht  aufzähle. 


Ges.  Isis  in  Dresden,  1894.  — Abh.  9. 


72 


Von  Gefässkryp togamen  wuchs  Lycopodium  annotinum  L.  an 
vielen  Orten  sehr  reichlich,  besonders  aber  zwischen  dem  Regen  und  der 
Deffernickbacb ; Lycopodium  Selago  L.  in  den  Felsspalten  des  Arbergipfels. 
Isoetes  lacustris  L.  im  Arbersee  zu  suchen  hatte  ich  weder  genügende 
noch  passende  Zeit. 

Laub-  und  Lebermoose  waren  meist  in  dichten  Polstern  bei- 
sammen; die  dauernde  Beschattung  und  Durchfeuchtung  des  Bodens  ist 
ihrer  Entwickelung  hier  sehr  günstig.  Ausser  den  gewöhnlichen  Moosen 
wuchsen  an  den  Felsen  im  Walde:  Antitrichia  curtipendula  Brid.,  Dicranum 
longifolium  Hedw.,  D.  montanum  Hedw.,  Racomitrium  fasciculare  Schrad., 
R.  sudeticum  Funck.,  Web  er  a elongata  Hedw.  An  den  Felsen  des  Arber- 
gipfels: Andreaea  petrophila  Ehrli.,  Grimmia  montana  Bryol.  eur.  An 
den  Quarzfelsen  bei  Rabenstein  und  an  der  Seewand  am  Teufelssee:  Di- 
trichum  tortile  Schrad.  An  alten  Bäumen:  Amblystegium  subtile  Schmp., 
Neckera  crispa  Hedw.  und  eine  schöne  Form  von  Hypnum  cupressiforme 
Hedw.  An  faulen  Baumstöcken:  Dicranodontium  longirostre  Starke  (mit 
Frucht),  Buxbaumia  indusiata  Brid.  (selten),  Plagiothecium  silesiacum 
Schmpr.  An  Wegrändern:  Dicranella  rufescens  Dicks.,  Diphyscium  sessile 
Schmid.,  Schistostega  osmundacea  Dicks.  (am  Wege  von  Regenhütte  zum 
Arbersee  häufig).  An  sumpfigen  Stellen : Hypnum  stramineum  Dicks.,  Bryum 
uliginosum  Bruch,  und  ausgedehnte  Polster  von  Sphagnum  acutifolium 
Ehrh. , Sph.  Girgensohnii  Russ.,  Sph.  recursum  Pal.,  Sph.  subsecundum 
Nees,  Sph.  cymbifolium  Ehrh.  An  den  Ufern  des  Arbersees:  Sphagnum 
medium  Limpr.  In  den  Waldbächen:  Fontinalis  antipyretica  L.,  F.  squa- 
mosa  Dill.,  Limnobium  ochraceum  Wils.  Auf  Waldboden:  Plagiothecium 
undiäatum  L.  (oft  grosse  Flächen  bedeckend),  Hylocomium  loreum  L.. 
Hypnum  arcuatum  Lindb.,  H.  crista- castrensis  L.,  Pterygophyllum  lucens  L. 
(nahe  bei  Regenhütte  an  der  kleinen  Deffernickbacb).  Von  Lebermoosen 
wuchs  Aneura  pcdmata  N.  a.  E.  in  grossen  Rasen  an  faulenden  Stämmen 
mit  Jungermannia  trichophylla  L.  und  J.  curvifolia  Dicks.  An  Felsen 
der  Seewände:  Sarcoscyphus  spliacelatus  N.  a.  E.,  Metzgeria  furcata  N.  a.  E., 
Jungermannia  Taylori  Hook.  An  Steinen  in  den  Bächen:  Scapania 
undulata  N.  a.  E.,  Sc.  nemorosa  N.  a.  E.  Am  Ufer  des  Regens:  Anthoceros 
laevis  L. 

Dass  die  Pilzflora  in  diesem  Gebiete  eine  reiche  sein  muss,  lässt 
sich  erwarten.  Die  dortigen  Bewohner  sammeln  fleissig,  aber  fast  aus- 
schliesslich Boletus  edulis  Bull.,  B.  scaber  Bull.,  B.  versipellis  Kr.,  meist 
um  sie  für  den  winterlichen  Verbrauch  zu  trocknen;  Gunthar ellus  cibarius 
Fr.,  Sparassus  crispa  Wulf.,  Sp.  brevipes  Krmbh.,  Hydnum  imbricatum  L., 
Polyporus  ovinus  Sch.  wurden  verschmäht.  Von  auffälligen  Blätterpilzen 
erwähne  ich  nur:  Limaemm  Cossus  Sow.,  Clitocybe  odora  Bull.,  Mycena 
rosella  Fr.,  M.  alcalina  Fr.,  Marasmius  peronatus  Bolt.,  M.  prasiosmus 
Fr.,  Flammula  Liquiritae  Pers.,  Lepiota  mucida  Schrad.,  Schizophyllum 
alneum  L.,  Inoloma  violaceus  L.,  Psalliota  stercoraria  Fr.,  Lactarius 
deliciosus  L.,  L.  necator  Pers.,  L.  vellereus  Fr.,  L.  scrobiculatus  Scop. 
An  faulenden  Stöcken,  Stämmen  und  Aesten:  Polyporus  applanatus  Pers., 
P.  frondosus  Fl.  dan.,  P.  pinicola  Sw.,  P.  caesius  Schrad.,  P.  mollis  Som , 
P.  cinnabarinci  Jacq.,  Hydnum  coralloides  Scop.  in  herrlichen  Exemplaren, 
Merulius  tremellosus  Schrad.,  Daedalea  unicolor  Bull.,  Trogia  faginea 
Schrad.  in  lieblichen  Rosetten,  Corticium  Mougeoitii  Fr. 

Von  Ascomyceten  seien  nur  genannt:  Bidgaria polymorpha  Fl.  dan. 


73 


(sehr  häutig  an  Klafterholz),  Peziza  carbonaria  Alb.  u.  Schw.,  HelotiUm 
citrinum  Hedw.,  Rliizina  inflata  Schff.,  Hiimariella  scutellata  L„  Otidea 
onotica  Pers.,  Lasiobotrys  Lonicerae  Kze.,  Coryne  sarcoides  Jacq.,  Ustulina 
vulgaris  Tul. 

Myxomyce  ten  fanden  sehr  günstigen  Nährboden,  ich  nenne  nur: 
Stemonitis  dictyospora  Rstf.,  Tubulina  cylindrica  Bull.,  Fuligo  septica  L , 
Ceratium  mucidum  Pers. 

Von  Uredineen  erwähne  ich:  Puccinia  argentata  Schltz.,  P.  Cirsii- 
lanceolati  Sehrt.,  P.  Circaeae  Pers.,  P.  Prenanthis  Pers.,  Phragmidium 
Tormentillae  Fuck;  von  Flechten:  Sticta  Pulmonaria  L.,  Sphaerophorus 
coralloides  Pers.,  Stereocaulon  paschale  L.,  Peltigera  aphthosa  L.,  Rhizo- 
carpon  geographicum  L.,  Pannaria  triptophylla  Mss.,  Cetraria  rangiferina 
(fructificirend). 

An  Steinen  findet  sich  häufig  die  Alge  Trentepohlia  iolithus  L.  und 
im  Arbersee  Scytonema  figuratum  Ag. 

Wie  diese  kurze  Aufzählung  aus  den  angeführten  Gründen  nur  ein 
flüchtiges  Bild  der  dortigen  kryptogamischen  Welt  giebt,  von  der  ich  die 
genannten  Pflanzen  gleichsam  nur  zur  Erinnerung  an  die  im  Bayrischen 
Walde  zugebrachten  Wochen  mitgenommen,  so  kann  auch  so  lange  kein 
Vergleich  mit  anderen  Gebirgen,  wie  z.  B.  dem  Erzgebirge  und  Kiesen- 
gebirge,  welche  Böhmen  westlich  und  östlich  begrenzen,  gezogen  werden, 
als  das  Gebiet  nicht  vollständig  durchforscht  ist.  Dazu  aufzumuntern 
soll  auch  der  Zweck  dieser  Zeilen  sein.  So  sind  von  Regenhütte  aus 
genauer  zu  durchsuchen:  das  Riesloch  bei  Bodenmais,  die  Seewand  am 
Arbersee  mit  dessen  Eifern  und  die  verschiedenen  sumpfigen  Orte. 

Der  von  mir  nicht  besuchte  Theil  des  Gebirges  birgt  gewiss  noch 
viele  Schätze  und  jeder  Kryptogamen -Botaniker  wird  mit  grossem  Ver- 
gnügen und  Nutzen  die  unvergleichlich  schönen  Waldungen  durchstreifen. 


Abhandl.  d.  Isis  in  Dresden,  1894. 


Taf.  I. 


Gez.v.  Veif. 


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Abband!,  d.  Isis  in  Dresden,  1894.  Taf.  H. 


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Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 


i n D resden. 


Heransgegeben 

von  dem  Redactions  - Comite. 


Jahrgang  1895. 


Mit  zwei  Tafeln. 


Dresden. 

In  Commission  von  Warnatz  & Lehmann,  K.  Sachs.  Hofbuchhändler. 

1896. 


Inhalt  des  Jahrganges  1895. 


A.  Sitzungsberichte. 

I.  Section  für  Zoologie  S.  3 und  27.  — Drude,  0.:  Vegetation  der  Lofoten  S.  3.  — 
Ebert,  R.:  Temperatur  derLofoten  S.3;  Thierleben  derTiefsee  S.27.  — Geinitz,  H.B.: 
Fossiles  Vorkommen  des  Dorsches  S.  3;  geologisches  Vorkommen  der  Tiefseebewohner, 
Besuch  des  K.  mineralogisch-geologischen  Museums  S.  27.  — König,  CI.:  Dorschfang 
auf  den  Lofoten  im  Jahre  1893  S.3.  — Naumann,  A.:  Pflanz entheile  mit  Miss- 
bildungen durch  Thiere  S.  27.  — Kitsche,  H.:  Zahnformeln  der  Säugethiere,  Sitten 
der  Lofotenbewohner,  Frass  von  Rhyncolus  culinaris  S.  3 ; Fortschritte  in  der  Kenntniss 
der  Gallmilben,  Litteraturbesprechung  S.  27.  — Reibisch,  P. : Neueste  Ansichten 
über  Artenbildung  und  Vererbung  S.  3.  — Schiller,  K.:  Litteraturbesprechung 
S.  28.  — Schorler,  B. : Selbstreinigung  der  Gewässer  S.  28. 

II.  Section  für  Botanik  S.  4 und  28.  — Drude,  0.:  Der  Traubenschimmelpilz  S.  4; 
glaciale  Florenreste  von  Deuben  S.  6;  Flora  um  Wettin  a.  S.  S.  29;  neue  Litteratur, 
S.  28.  — Jenke,  A. : Neue  Algen  der  Flora  von  Dresden  S.  4.  — Ledien,  F. : 
Frostwirkungen  des  letzten  Winters  auf  Laubhölzern  S.  7;  neue  Litteratur  S.  28.  — 
Nit  sehe,  H.:  Mittel  zur  Vernichtung  der  Engerlinge,  der  sogen.  „Seelachs“  S.  4.  — 
Raspe,  F. : Vorlagen  S.  28.  — Schiller,  K.:  Neuropteren  von  Borkum,  neue  Litteratur 
S.  4;  Ergebnisse  seiner  Kryptogamen-Excursionen  im  Jahre  1894  S.  6;  über  systematische 
Pilzwerke  S.  28.  — Schorler,  B.:  Entwickelung  der  Kenntniss  des  Zellenbaues  in 
den  letzten  20  Jahren  S.  4;  die  sogen.  „Holzblumen“  S.  7.  — Wobst,  K.:  Bildungs- 
abweichungen an  Pflanzen  S.  30;  neue  Litteratur  S.  6 und  30.  — Wobst,  K., 
Schorler,  B.  und  Jenke,  A,:  Neue  und  seltene  Pflanzen  der  Flora  Saxonica  S.  4 
und  28.  — Besichtigung  des  K.  botanischen  Gartens  S.  7.  — Vorlagen  S.  5 und  7. 

III.  Section  für  Mineralogie  und  Geologie  S.  7 und  30.  — Bergt,  W.:  Litteratur 
und  Wesen  der  Melaphyrgänge  des  Plauenschen  Grundes  S.  10;  geologische  Natur  der 
Umgebung  von  Aden  S.  31.  — Ebert,  0.:  Cretacisclie  Schwarzkohlenfunde  bei  Dresden 
S.  8.  — Engelhardt,  H. : Tertiäre  Florenverhältnisse  von  Ecuador  und  Colombia  S.  8. 
— Francke,  H. : Kalkspath Vorkommen  von  Niederrabenstein  S.  32.  — Gein  itz,  H.  B.: 
J.  F.  Johnstrup  f,  Haushofer  f S.  7;  J.  D.  Dana  f S.  9;  0.  B.  Kinne  f,  O.  A.  Winkler 
f S.  31;  Einwirkung  der  Melaphyrgänge  auf  die  Bildung  des  Plauenschen  Grundes 
S.  10;  Fortschritte  der  geologischen  Landesaufnahme  in  den  Vereinigten  Staaten 
Amerikas  S.  31;  neue  Litteratur  S.  8 und  31.  — Kalkowsky,  E.:  Korallenkalke  in 
Deutschland  S.  9.  — Krone,  H.:  Melaphyr -Vorkommen  bei  Aden  S.  10;  Brasilit= 
Baddeleyit  aus  Brasilien  S.  31.  — N essig,  R.:  Die  Sande  der  Umgebung  von  Dresden 
S.  31.  — Osborne,  W.:  Pithekanthropus  erectus  aus  dem  Pliocän  von  Java  S.  9.  — 
Zschau,  E.:  Rhinoceros  tichorhinus  aus  dem  Plauenschen  Grunde,  Knochenpfeil- 
spitze von  Koschütz  S.  31.  — Besichtigung  der  Melaphyrgänge  im  Plauenschen 
Grunde  S.  10. 

IY.  Section  für  prähistorische  Forschungen  S.  10  und  33.  — Deichmüller,  J. : 
Steinbeil  aus  der  Elbe  in  Dresden,  Gräberfeld  von  Deila,  Reise  durch  die  Lausitz 
S.  33;  neue  Litteratur  S.  11.  — Döring,  H. : Litteraturbesprechung  S.  33.  — Ebert,  H. : 
Neolithische  Ansiedelungen  und  Begräbnissplätze  bei  Lobositz,  Amulett  und  Glasperle 
von  Stetzsch  S.  10.  — Geinitz,  H.  B.:  Neue  Litteratur  S.  11.  — Jentsch,  A.: 
Uralte  Ackerspuren  in  der  Trieske  bei  Pillnitz  S.  11  und  33;  Urnen  von  Ebendörfel 


IV 


S.  33.  — Osborne,  W. : Neolithisches  Grab  bei  Bolmic  bei  Prag,  Ursprung  und  Heimath 
des  Urmensclien,  mit  Bemerkungen  von  J.  Deichmüller  8.  11.  — Scliorler,  B.: 
Neue  Litteratur  S.  33.  — Excursion  nach  Kleinbölila  und  Altoscliatz  S.  12. 

Y.  Section  für  Physik  und  Chemie  S.  12  und  33.  — Förster,  J.  S. : Chemische 
Natur  der  Metalllegierungen  S.  12.  — Hempel,  W. : Principien  der  Heizung  S.  12.  — 
Meyer,  E.  von:  Karl  Wilhelm  Scheele  und  die  Chemie  seiner  Zeit  S.  12;  über 
Argon  S.  12  und  13;  über  Calciumcarbid  und  Acetylengas  S.  13;  Geschichte,  Chemie 
und  Industrie  der  Riechstoffe  S.  33.  — Schorler,  B. : Stiftungsfest  der  Isis  in 
Meissen  S.  13. 

VI.  Section  für  Mathematik  S.  13  und  34.  — Hallwachs,  W. : Problem  der  Strom- 
verzweigung in  einem  Wechselstromnetz  S.  14.  — H artig,  E.:  Topologische  Beispiele 
aus  dem  Gebiete  der  Fasertechnik,  mit  Bemerkungen  von  K.  Rohn  und  A.  Witting, 
S.  34.  — Helm,  G. : Anwendung  Fourier’scher  Integrale  auf  die  Theorie  des  Spectrums 
S.  13.  — Rohn,  K.:  Darstellung  einfacher  complexer  Functionen  durch  Modelle  S.  13.  — 
Witting,  A.:  Litteraturbesprechung  S.  14. 

VII.  Hauptversammlungen  S.  14  und  34.  — Veränderungen  im  Mitgliederbestände 
S.  20  und  36.  — Wahl  eines  Verwaltungsraths-Mitgliedes  S.  17.  — Beamte  im  Jahre 
1896  S.  39.  — Kassenabschluss  für  1894  S.  16,  18  und  23.  — Freiwillige  Beiträge  zur 
Kasse  S.  38.  — Bericht  des  Bibliothekars  S.  41.  — Verlegung  der  Bibliothek  S.  16 
und  35.  — Beschluss  über  Vermehrung  der  Bibliothek  S.  16.  — Ausfall  von  Haupt- 
versammlungen S.  20.  — Helmholtz-Denkmal  S.  20  und  35.  — Excursion  und  Fest- 
sitzung zur  Feier  des  60jährigen  Stiftungsfestes  S.  17  und  18.  — Ergebnisse  der 
diesjährigen  Natuiforscherversammlung  S.  34.  — Drude,  0.:  Die  Papierstoffe  in  ihrer 
culturhistorisehen  Bedeutung  S.  14;  neue  Instrumente  der  meteorologischen  Station  im 
K.  botanischen  Garten  S.  17;  Förderung  floristischer  Studien  durch  Formationsherbarien 
S.  20;  Untersuchungen  über  die  Veränderung  der  Arten  und  die  Descendenztheorie 
S.  35;  Uebersicht  über  die  Mitgliederzahl  S.  35;  neue  Litteratur  S.  14  und  20.  — 
Geinitz,  H.  B. : A.  Stelzner  f S.  16;  Abstammung  und  Veränderung  der  Inoceramus- 
Arten  der  Kreideformation  S.  35.  — Hartig,  E.:  Technik  der  Papierfabrikation  und 
deren  Geschichte  S.  17.  — Hempel,  W.:  Die  schlagenden  Wetter  und  die  Mittel  zu 
ihrer  Bekämpfung  S.  35.  — Kalkowsky,  E. : Die  neuere  Krystallographie  und  der 
Unterricht  darin  S.  18.  • — Pattenhausen,  B.:  Die  verschiedenen  Methoden  der  Dar- 
stellung der  Bodenconfiguration  S.  35. 

B.  Abhandlungen. 

Bergt,  W. : Die  Melaphyrgänge  am  ehemaligen  Eisenbahntunnel  im  Plauenschen  Grunde 
bei  Dresden.  S.  20. 

Drude,  0.  und  Schorler,  B. : Die  Vertheilung  östlicher  Pflanzengenossenschaften  in  der 
sächsischen  Elbthalflora  und  besonders  in  dem  Meissner  Hügellande.  Mit  Tafel  II.  S.  35. 

Geinitz,  H.  B.:  Der  Syenitbruch  an  der  Königsmühle  im  Plauenschen  Grunde  bei 
Dresden.  Mit  Tafel  I.  S.  30. 

Geinitz,  H.  B.:  Die  Fortschritte  der  geologischen  Landesaufnahme  in  den  Vei einigten 
Staaten  Nordamerikas.  S.  68. 

Jenke,  A.,  Schorler,  B.  und  Wobst,  K.:  Bereicherungen  der  Flora  Saxonica.  S.  89. 

König,  CI.:  Der  Dorschfang  auf  den  Lofoten  im  Jahre  1893.  S.  3. 

Nessig,  R. : Die  Sande  der  Umgebung  von  Dresden.  S.  71. 

Schorler,  B. : Die  Bedeutung  der  Vegetation  für  die  Selbstreinigung  der  Flüsse.  S.  79. 


Die  Autoren  sind  allein  verantwortlich  für  den  Inhalt  ihrer 

Abhandlungen . 


Die  Autoren  erhalten  von  den  Abhandlungen  50,  von  den  Sitzungsberichten  auf 
besonderen  Wunsch  25  Separat- Abzüge  unentgeltlich,  eine  grössere  Anzahl  gegen  Er- 
stattung der  Herstellungskosten. 


Sitzungsberichte 

der 

naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 

ISIS 

in  D resden. 


1895, 


I.  Section  für  Zoologie. 


Erste  Sitzung  am  24.  Januar  1895.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  H. 
Nits  che.  — Anwesend  28  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  H.  Nitsche  spricht  über  die  Zahnformeln  der  Säuge- 
thier e und  erläutert  die  beste  Art,  sie  graphisch  darzustellen,  an  einer 
Reihe  von  Wandtafeln. 


Zweite  Sitzung  am  21.  März  1895.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  R.  Ebert. 
— Anwesend  27  Mitglieder. 

Dr.  P.  Reibisch  spricht  über  die  neuesten  Ansichten  über 
Artenbildung  und  Vererbung. 

Nach  Erwähnung  der  Ansichten  der  Alten,  des  Aristoteles  und  Anderer  über 
Urzeugung  u.  s.  w.  berichtet  Vortragender  ausführlicher  über  die  hierher  gehörigen 
Hypothesen  Lamarck’s,  Darwin’s  und  Weismann’s. 


Dritte  Sitzung  am  16.  Mai  1895.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  H.  Nitsche. 
— Anwesend  29  Mitglieder. 

Oberlehrer  CI.  König  schildert  in  anschaulicher  Darstellung  den 
Dorschfang  auf  den  Lofoten  im  Jahre  1893  (vergl.  Abhandl.  I). 

Bei  der  sich  anschliessenden  Besprechung  machen 

Prof.  Dr.  R.  Ebert  Bemerkungen  über  die  Temperatur  der  Lo- 
foten, 

Prof.  Dr.  0.  Drude  über  die  Vegetation  der  Lofoten  und 

Prof.  Dr.  H.  Nitsche  über  die  Sitten  der  Lofotenbewohner. 

Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  H.  B.  Geinitz  weist  auf  das  fossile  Vor- 
kommen des  Dorsches  hin  und  ladet  ferner  zum  Besuch  der  neu  auf- 
gestellten cretaceischen  Abtheilung  der  K.  paläontologischen  Sammlung  ein. 

Der  Vorsitzende  macht  zum  Schluss  noch  einige  Mittheilungen  über 
einen  Frass  von  Rhyncolus  culinaris  in  den  Zimmerungen  der 
Hänichener  Steinkohlengrube. 


4 


II.  Section  für  Botanik. 


Erste  Sitzung  am  7.  Februar  1895  (in  Gemeinschaft  mit  der  Section 
für  Zoologie).  Vorsitzender:  Dr.  B.  Schorler.  — Anwesend  24  Mitglieder. 

Dr.  B.  Schorler  hält  einen  Vortrag  über  die  Entwickelung  unserer 
Kenntniss  des  Zellenbaues  in  den  letzten  20  Jahren. 

Es  werden  zunächst  Bestandteile , Structur  und  Function  von  Cytoplasma,  Zell- 
kern, Centrosphären  und  Chromatophoren  behandelt,  die  eigentümlichen  Kerntheilungs- 
vorgänge  bei  pflanzlichen  und  tierischen  Zellen  besprochen  und  dann  die  erst  durch 
van  Bene  den  1883  bekannt  gewordenen  Reductionen  der  Chromosomen  beim  Be- 
fruchtungsvorgang im  Anschluss  an  eine  Arbeit  Str  as  bürge  r’s  im  Biolog.  Centralbl. 
mitsammt  den  daran  geknüpften  Deutungen  und  Speculationen  über  die  Vererbung  des 
Näheren  erörtert  und  die  gegensätzlichen  Meinungen  auf  diesem  Gebiete  (Evolution- 
Epigenesis)  hervorgehoben. 

Privatus  K.  Schiller  bespricht  und  legt  vor:  Alwin  Voigt,  Excur- 
sionsbuch  zum  Studium  der  Vogelstimmen. 

Hierauf  berichtet  derselbe  über  die  von  Prof.  Dr.  0.  Schneider  auf 
Borkum  gesammelten  Neuropteren  und  erläutert  seinen  Vortrag  durch 
eine  Beihe  von  Zeichnungen  und  Kästen  mit  präparirten  Insekten. 

Daran  schliessen  sich  Mittheilungen  von  Prof.  Dr.  0.  Drude  über 
den  Trauben  Schimmelpilz,  Botrytis  BcissianaB als,  einen  Conidienpilz, 
welcher  die  Krankheit  der  Seidenraupe  hervorruft. 

Redner  verbreitet  sich  über  Entwickelung  und  systematische  Stellung  dieser  Form 
und  erläutert  die  Versuche,  welche  namentlich  Sorauer  ausführte,  durch  Verbreitung 
dieses  Pilzes  schädliche  Insekten,  denen  derselbe  durch  ein  einfaches  Verfahren  einge- 
impft wurde,  auszurotten;  leider  aber  scheint  nach  den  bisherigen  Erfahrungen  die 
Erzeugung  solcher  Pilzepidemien  nur  geringe  Aussichten  zu  haben. 

Prof.  Dr.  H.  Kitsch e bestätigt  diese  Beobachtungen  und  erwähnt, 
dass  die  Mittel,  welche  man  bis  heute  zur  Vernichtung  der  Enger- 
linge anrathen  könnte,  auch  die  Culturpflanzen  schädigen  würden;  selbst 
das  Ueberstauen  mit  Wasser  überstanden  die  Engerlinge. 

Auf  eine  Anfrage  über  die  richtige  Bezeichnung  des  unter  dem  Namen 
„Seelachs“  in  den  Handel  gebrachten  Fisches  bemerkt  Prof.  Dr.  H. 
Nitsche,  dass  es  sich  wohl  hier  um  einen  minderwerthigen  Fisch,  Gadus 
carbonarius  L.,  handeln  dürfte. 


Zweite  Sitzung  am  4.  April  1895.  Vorsitzender:  Oberlehrer  Iv. 
Wobst.  — Anwesend  33  Mitglieder. 

Lehrer  A.  Jenke  giebt  Mittheilungen  über  zwei  in  der  Flora  von 
Dresden  nicht  ver zeichnete  Algen:  Cosmarium  Gerstenbergeri  P. 
Richter  nov.  sp.  und  Navicida  miniscidus  J.  Schum.  Beide  werden  an 
verschiedenen  mikroskopischen  Präparaten  veranschaulicht. 

Oberlehrer  K.  Wobst  hält  einen  Vortrag  über  neue  oder  selten 
vorkommende  Pflanzen  der  Flora  Saxonica,  welche  bei  ihm  ein- 
gegangen oder  von  ihm  selbst  gesammelt  wurden,  und  bringt  dieselben  in 
getrockneten  Exemplaren  zur  Vorlage. 


5 


Von  Bürgerschullehrer  H.  Hofmann  in  Hohenstein-E.  wurden  ge- 
sammelt: 

Carex  caespitosa  L.  Hohenstein:  am  Kiefernwege,  Juni  1894. 

Aster  abbreviatus  Nees.  Zittau:  Mandauufer  im  Schülerthale , September  1894. 
Diese  Form  dürfte  1894  wohl  zum  ersten  Male  in  grösseren  Mengen  aufge- 
treten sein. 

Hieracium  Auricula  Lam.  et  DC.  subsp.  Magnauricula  Naeg.  Pet.  Hohenstein-E. : 
an  der  Goldbachstr.,  3.  Juni  1894. 

— collinum  Gochn.  (Naeg.  Pet.)  subsp.  colliniforme  Naeg.  Pet.  Hohenstein:  bei 
Kirchberg,  6.  Juni  1894. 

— umbelliferum  Naeg.  Pet.  subsp.  saxonicum  Naeg.  Pet.  Glaucha  bei  Döbeln, 
16.  Juni  1894. 

— hyperdoxum  Sag.  = umbelliferum  x Pilosella  n.  hybr.  Döbeln:  an  der  Strasse 
von  Glaucha  nach  Lommatzsch,  Juni  1893. 

Rosa  pomifera  Herrn.  Döbeln:  bei  Steina,  10.  Juni  1894. 

— rubrifolia  Yilt.  Bei  Lichtenstein,  26.  Juni  1894. 

Rubus  sulcatus  Yest.  Döbeln:  Muldenabhänge,  16.  Juni  1894. 

— Bertrami  G.  Br.  Bei  Döbeln,  26.  Juni  1894. 

— rosulentus  P.  J.  Muell.  Diese  durch  lebhaft  rosafarbene  Bliithen  ausgezeich- 
nete Abart  des  R.  nitidus  Whe.  et  N.  wurde  auf  bewaldeten  Anhöhen 
zwischen  Gersdorf  und  Bernsdorf  bei  Hohenstein  im  September  1894  ge- 
sammelt. Alle  drei  Arten  in  der  Flora  Saxonia  noch  nicht  verzeichnet. 

— silesiacus  Whe.  Um  Hohenstein  nicht  selten,  Juli  1894.  Da  genannte  Form 
im  benachbarten  Thüringen  noch  nicht  aufgefunden,  so  dürfte  dieser  Standort 
der  westlichste  ihres  Verbreitungsbezirks  sein. 

— hirtifolius  P.  J.  Muell.  et  Wrtg.  Chemnitz:  bei  Wüstenbrand,  20.  August  1894. 
Diese  unterseits  grünblättrige  Brombeere  der  Yillicaules-Gruppe  ist  ebenfalls 
für  Sachsen  neu. 

— rudis  Whe.  et  N.  Zwickau:  bei  Pöhlau,  7.  Juli  1894.  Yon  0.  Wünsche 
zuerst  beobachtet. 

— dasycantlius  G.  Br.  ( R . rivularis  P.  J.  Muell.  et  Wrtg.  var.  dasycantlms.) 
Döbeln:  im  Töpelwinkel,  10.  Juni  1894. 

— hercynicus  G.  Br.  Bei  Bad  Hohenstein,  Juli  1894.  Beide  dem  R.  hirtus 
W.  K.  nahestehenden  glandulosen  Formen  finden  sich  ebenfalls  in  der  Flora 
des  Königreichs  Sachsen  noch  nicht  verzeichnet. 

— Güntheri  Whe.  et  N.  Bei  Bad  Hohenstein,  Juli  1894. 

— Lagerbergii  Lindeb.  Diese  mehr  dem  Norden  (Schleswig,  Dänemark)  ange- 
hörige  Form  der  Gruppe  Corylifolii  wurde  in  Sachsen  zum  ersten  Male  von 
H.  Hofmann  bei  Hohenstein  im  Juni  1894  gesammelt. 

Ferner  kommen  zur  Vorlage: 

Dipsacus  pilosus  L.  Die  behaarte  Karde  ist  um  Dresden  selten  und  wurde  von 
Apotheker  E.  Francke  im  September  1894  auf  einem  Erdhaufen  in  Cossebaude 
gefunden;  bis  jetzt  nur  im  Plauenschen  Grande  und  bei  Briessnitz  beobachtet 
und  schon  von  Reichenbach  verzeichnet. 

Saponaria  ozijmoides  L.  Weinberge  bei  Pillnitz,  Juni  1894.  Apotheker  E.  Frau  cke. 
Diese  den  südlichen  Alpen  entstammende  und  vom  Institutsdirector  Thümer 
zuerst  beobachtete  Pflanze  dürfte  wohl  von  Einbürgerungsversuchen  herrühren, 
welche  auf  Anregung  des  verstorbenen  Königs  Friedrich  August  II.  ausge- 
führt wurden. 

Sium  latifolium  L.  Monströse,  durch  tiefzerschlitzte,  schmale  Blätter  auffällige 
Form,  von  Privatus  K.  Schiller  im  September  1894  an  der  Elbe  in  Dresden-N. 
gesammelt. 

Fragaria  vesca  L.  var.  Diese  von  K.  Wobst  am  12.  Mai  1894  in  einem  schattigen 
Grunde  bei  Potschappel  nur  in  2 Exemplaren  beobachtete  Pflanze  weicht  von 
der  Stammart  durch  kräftigeren  Wuchs,  länger  gestielte  Blättchen,  grössere 
Blüthen  und  mehr  wagerecht  abstehende  Haare  der  Blüthenstiele  ab  und 
nähert  sich  der  Fragaria  intermedia  Bach. 

Rubus  macrophyllus  Whe.  et  N.  Wald  zwischen  Yolkersdorf  und  Klotzsche, 
14.  Juli  1894. 

— Schleichen  Whe.  et  N.  Wald  hinter  Klotzsche,  14.  Juli  1894.  Beide  Stand- 
orte für  die  Flora  von  Dresden  neu. 


6 


Rubus  Schleicheri  x dumetorum  ( caesius ?).  Von  K.  Wobst  am  14.  Juli  1894  an 
feuchten  Stellen  im  Walde  zwischen  Klotzsche  und  Volkersdorf  mitten  unter 
den  Stammeltern  gesammelt.  — Schössling  liegend,  verschieden  stachelig,  be- 
haart, wenig  stieldrüsig.  Blätter  länglich,  dem  R.  Schleicheri  sehr  ähnlich. 
Blüthenstand  geknickt.  Blumenblätter  schwach  rosa. 

Im  Anschluss  daran  werden  vom  Redner  noch  folgende  Schriften  zur 
Ansicht  gebracht: 

Friederichsen  und  0.  Gielert:  1.  Danmarks  og  Slesvigs  Rubi.  Kjoben- 
havn  1887 ; 2.  Les  Rubes  de  Dänemark  et  de  Slesvig.  Copenhague  1888. 

0.  G eiert:  Batologische  Notizen. 

Prof.  Dr.  0.  Drude  berichtet  eingehend  über  Untersuchungen  von 
Nathorst:  Glaciale  Florenreste  von  Deuben,  und  bringt  die  betr. 
Broschüre  zur  Vorlage. 

Privatus  K.  Schiller  referirt  über  die  Ergebnisse  seiner  Kryp- 
togamen-Excursionen  im  Jahre  1894  und  belegt  seinen  Vortrag 
durch  zahlreiche  von  ihm  selbst  gefertigte  Zeichnungen  und  Präparate. 

Zunächst  wird  die  Frage  erörtert,  ob  es  möglich  sei  für  einen  „sächsischen  Bota- 
niker“, sich  eine  sichere,  zuverlässige  Kenntniss  der  Phanerogamen  Sachsens  anzueignen. 
Er  hält  dies  trotz  des  verhältnissmässigen  Reichthums  der  heimathlichen  Flora  und  der 
ihm  nicht  unbekannten  Schwierigkeiten,  die  einige  Gattungen  bereiten,  bei  mehrjähriger, 
ununterbrochener  Arbeit,  bei  Benutzung  unserer  guten  floristischen  Werke  und  bei  der 
freundliclist  gewährten  Unterstützung  seitens  der  K.  botanischen  Sammlung  in  Dresden 
und  gleichstrebender  Botaniker  für  möglich.  Dabei  hat  er  nicht  nur  die  Fachbotaniker 
im  Auge,  sondern  auch  die  nicht  geringe  Anzahl  der  Freunde  der  „liebenswürdigen 
Wissenschaft“,  von  denen  er  weiss,  mit  welchem  Eifer  sie  dem  freiwillig  gesteckten 
Ziele  zusteuern.  Es  sind  dies  freilich  die  Grenzen  der  Möglichkeit.  Wer  von  der  Er- 
reichung derselben  zurückschreckt,  könnte  und  sollte  sich  wenigstens  in  seinem  Wohn- 
gebiete sicher  heimisch  machen;  und  es  ist  mit  Freuden  wahrzunehmen,  dass  dies  von 
einigen  Botanikern  mit  Glück  an  gestrebt  wird.  Es  würden  sich  auf  diese  Weise 
„Formations-Botaniker“  entwickeln,  eine  Species,  vor  denen  man  gewiss  Respekt  haben 
müsste.  Wir  hätten  dann  Botaniker  für  die  grösseren  Flussläufe  Sachsens  mit  ihren 
Auen  und  felsigen  Abhängen,  für  die  sandigen  Haiden  und  sumpfigen  Niederungen  des 
Nordens,  für  das  lehmige  Mittelland,  für  die  nach  Osten  offene  Lausitz,  für  das  Elb- 
sandsteingebiet, für  das  Erzgebirge  in  niederer  und  höherer  Lage  und  für  das  mit 
Thüringen  verwandte  westliche  Sachsen.  Wenn  das  Gebiet  in  dieser  Weise  vertheilt 
und  bearbeitet  wird,  könnte  es  vom  Mittelpunkte  aus  leichter  beherrscht  werden.  Einem 
Botaniker  eines  solchen  kleinen  Kreises  kann  man  auch  zumuthen,  zunächst  die  auf- 
fälligeren kryptogamischen  Gewächse  in  den  Bereich  des  Studiums  aufzunehmen.  Hier 
und  da  ist  es  auch  wohl  schon  geschehen,  aber  es  ist  noch  zu  grosse  Scheu  vor  den 
überschätzten  Schwierigkeiten  vorhanden.  Der  Mangel  eines  Mikroskops  mag  meist  der 
Abhaltungsgrund  sein. 

Als  ein  sehr  gutes  Werk  zur  Einführung  in  die  Kryptogamenkunde  sei  hier 
empfohlen:  Wünsche,  Schulflora  von  Sachsen  I,  die  niederen  Pflanzen,  Leipzig; 
auch  sei  bemerkt,  dass  der  Vortragende  mit  Vergnügen  bereit  ist,  hilfreich  zur  Seite 
zu  stehen. 

Hierauf  wird  eine  Reihe  von  Kryptogamen,  welche  von  hiesigen  und  andern 
sächsischen  Botanikern  (Gerstenberger,  Wobst,  Jenke,  Krieger,  Wagner, 
Schlimpert,  Fritzsche,  Feurich)  im  Laufe  des  Jahres  1894  gesammelt  wurden, 
mit  Zeichnungen  der  mikroskopischen  Theile  vorgelegt.  Hervorgehoben  werden  hier 
nur  folgende: 

Farne:  Osmunda  regalis  L. , Ly copodium  Selago  L.,  Botrychium  Lunaria  Sw., 
Equisetum  pratense  Ehrh. 

Moose:  Ephemerum  serratum  Schreb.,  Physcomitrella  patens  Hedn.,  Physcomi- 
trium  sphaericum  Ludw.,  Hypnum  stellatum  Schreb.,  PL.  stranineum  Dicks., 
H.  pratense  Br.  Sch.,  Polytrichum  perigoniale  Michx.,  Grimmia  crinita  Brid., 
Plagiothecium  Roeseanum  Schimp.,  Fossombronia  pusilla  Lindb. 

Algen:  Spirogyra  crassa  Ktz.,  Stigonema  thermale  Schw.,  Herposteiron  conf'er- 
vicola  Hg.  (Ausserdem  sei  hingewiesen  auf  die  Excursionsergebnisse  des 
Herrn  A.  Jenke  in  den  Sitzungsber.  Isis  1894,  S.  4 u.  24.) 


7 


Pilze:  Merulius  tremello sus  Sclirad. , Boletus  cctvipes  Op.,  Mycena  rosella  Fr., 
Nyctcilis  asterophora  Fr.,  Craterellus  cornucopioides  L.,  Tricholoma  sapo- 
naceus  Fr.,  Exoascus  Fckl.,  Sphaerothecn  Castagnei  Lev.,  Sph.  pannosa  Wallr., 
Cordyceps  ophioglossoides  EhiM.,  C.  Dilmari  Quel.,  Naemacyclus  niveus  P , 
Diaporthe  salicella  Fr.,  Dothidella  betulina  Fr.,  Hypocopra  equorum  Fckl., 
Lentomita  acutem  NI.,  Pseudovalsa  aucta  Br.,  Ascobolus  glaber  P.,  Lachnum 
fuscescens  P.,  Dasyscyplia  pteridis  Au.  Schw.,  Lachnum  nidulus  Schm., 
Phyalea  amenti  Ba.,  Ph.  dumorum  Bob.,  Macropodia  macropus  P.,  Elapho- 
myces  granulatus  N.  ab  E.,  Triphragmium  echinatum  Lev.,  Gymnosporangium 
Sabinae  Dicks. , Phragmidium  fragariastri  DC. , Puccinia  Circaea  P.,  P. 
Herniariae  Ung\ , P.  fusca  Reih.,  Uromyces  Limonii  Desm.,  TJ.  Scillarum 
Grev. , Ustilaqo  violacea  P.,  Cicinnobolus  Cesatii  d.  By.,  Hymenoqaster 
Klotzschii  Tul. 

Zum  Schluss  legt  Dr.  B.  Schorler  jene  sonderbaren,  aus  der  Samm- 
lung des  Consul  A.  Engelmann  stammenden  sogen.  „Holzblumen“  vor, 
die  in  Süd-  und  Mittelamerika,  ihrer  Heimath,  unter  den  Namen  Flores 
de  palo,  Rose  de  palo  oder  Rose  de  Madera  bekannt  sind  und  eigen- 
thümliche  Wucherungen  darstellen,  die  durch  eine  schmarotzende  Loran- 
thacee  (. Phoradendron ) auf  den  Aesten  einer  Leguminose  hervorgebracht 
werden. 


Dritte  Sitzung  am  6.  Juni  1895  (im  Kalthause  des  K.  botanischen 
Gartens).  Vorsitzender:  Oberlehrer  K.  Wobst.  — Anwesend  32  Mit- 
glieder und  Gäste. 

Garteninspector  F.  Bedien  hält  den  angekündigten  Vortrag:  Eigen- 
tümliche Frostwirkungen  des  letzten  Winters  bei  gewissen 
Laubhölzern. 

Von  seltenen  und  neuen  Gehölzen  liegen  aus:  Jamesia  americana 
Torr,  et  Grag,  aus  den  Rocky  Mountains  von  Arizona,  Colorado,  und 
Fendlera  rupicola  Engelm.  et  Grag,  Fundort:  senkrechte  Felswände  in 
Texas;  beide  in  reicher  Blüthe. 

Den  Schluss  der  Sitzung  bildet  ein  Gang  durch  den  K.  botanischen 
Garten,  wobei  Garteninspector  F.  Bedien  in  liebenswürdiger  Weise  die 
Führung  übernimmt  und  die  nöthigen  wissenschaftlichen  Erläuterungen  giebt. 


IM.  Section  für  Mineralogie  und  Geologie. 


Erste  Sitzung  am  21.  Februar  1895.  Vorsitzender:  Geh.  Hofrath 
Dr.  H.  B.  Geinitz.  — Anwesend  23  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  leitet  die  Sitzung  mit  Worten  der  Erinnerung  an 
die  jüngst  verstorbenen  Mineralogen  und  Geologen  Prof.  Dr.  Job.  Fr. 
Johnstrup  in  Kopenhagen,  f am  31.  December  1894,  70  Jahre  alt,  und 
Prof.  Dr.  Haushofer,  Director  des  K.  Polytechnikums  in  München, 
f am  8.  Januar  1895,  ein. 

Dem  Ersteren  hat  V.  Madsen  in  Geol.  Foren.  Förhandl.,  No.  162,  Bd.  17,  S.  85 
einen  Nekrolog  gewidmet. 


8 


Unter  Bezugnahme  auf  eine  reiche  und  kostbare  Büchersendung  für 
die  Bibliothek  der  Isis  von  Seiten  der  U.  St.  Geological  Survey  in 
Washington  weist  der  Vorsitzende  zunächst  nur  auf  folgende  wichtige 
Arbeiten  hin: 

David  White:  Ueber  die  Kohlenbassins  des  südwestlichen  Missouri  (Bull.  No.  98); 

W.  B.  Clarke:  Ueber  die  mesozoischen  Echinodermen  der  Vereinigten  Staaten, 
mit  50  Tat.  Abbild.  (Bull.  No.  97); 

C.  B.  Boyle:  Katalog  und  Bibliographie  der  amerikanischen  mesozoischen  In- 
vertebraten (Bull.  No.  102); 

F.  W.  Stanton:  Die  Invertebraten-Fauna  der  Colorado-Formation  (Bull.  No.  106). 

Näher  verbreitet  er  sich  dann  über  die  folgenden  ihm  zugegangenen 
neuesten  literarischen  Erscheinungen; 

Joachim  Bar  ran  de:  Systeme  silurien  du  centrede  la  Boheme,  Vol.  VIII,  T.  I: 
Bryozoen,  Hydrozoen  und  Anthozoen,  von  Phil.  Pocta.  Prag  1894,  21  Taf.; 

L.  Ch.  de  Saporta*)--  Flore  fossile  de  Portugal,  avec  notice  stratigraphique  par 
Paul  Choffat.  Lisbonne  1894,  40  pl. ; 

Jowa:  Geological  Survey,  Vol.  I.  Des  Moines,  Jowa,  1893; 

B.  Lundgren:  Die  Molluskenfauna  der  Mammillatus-  und  Mucronata-Schichten 

des  nordöstlichen  Schonen.  Stockholm  1894; 

H.  0.  Seeley:  .Researches  on  the  structure,  Organisation  and  Classification  of  the 
fossil  Reptilia.  London  1894; 

Fr.  J.  V.  Skiff:  Beschreibung  des  Field  Columbian  Museum  in  Chicago. 
Chicago  1894; 

H.  W.  Conwentz:  XV.  amtlicher  Bericht  über  die  Verwaltung  des  west- 
preussisclien  Provinzial-Museums  in  Danzig  für  1894; 

We  alt  on  Hind:  A monograph  on  Carbonicola  (Anthracosia) , Anthracomya  and 
Najadites  in  der  Steinkohlenformation.  London  1894,  11  pl.  (Palaeontogr.  Soc.); 

J.  W.  Dawson:  Ueber  Najadites  in  der  Steinkohlenformation  von  Neu-Schott- 
land  (Quart.  Journ.  Geol.  Soc.  1894); 

J.  Cornet:  Die  Geologie  des  südöstlichen  Theils  des  Congo-Beckens  und  die 
metallführenden  Lagerstätten  von  Katanga.  1894; 

F.  E.  Geinitz:  Die  Endmoränen  Mecklenburgs.  Rostock  1894; 

R.  Beck:  Ueber  die  corrodirende  Wirkung  des  Windes  im  Quadersandstein- 
gebiete der  Sächsischen  Schweiz  (Zeitschr.  deutsch,  geol.  Ges.  1894); 

L.  Fletcher:  On  recent  progress  in  Mineralogy  and  Crystallography.  Lon- 
don 1894; 

C.  Klein:  Der  Universaldrehapparat,  ein  Instrument  zur  Erleichterung  krystal- 

lographisch- optischer  Untersuchungen.  Berlin  1895.  (Sitzungsber.  d.  Ak. 
d.  Wiss.) 

Hierauf  spricht  Lehrer  0.  Ebert  über  neue  cretacische  Schwarz- 
kohlenfuncle  nordwestlich  von  Dresden  im  Gebiete  des  cenomanen 
Quaders  und  Pläners,  welche  aber  keineswegs  zu  Versuchen  nach  bau- 
würdigen Kohlen  verleiten  können. 

Oberlehrer  H.  Engelhardt  giebt  eine  Darstellung  tertiärer  Flo- 
ren-Verhältnisse  von  Ecuador  und  Colombia. 

Das  Resultat  seiner  Untersuchungen  gipfelt  darin,  dass  die  ihm  vorliegenden 
Pflanzenreste  sich  noch  heute  mit  den  in  Südamerika  lebenden  Pflanzen  vergleichen 
lassen,  dass  die  heutige  Flora  mit  der  tertiären  im  innigen  Zusammenhänge  stehe,  und 
zwar  infolge  der  schon  frühen  geologischen  Abgeschlossenheit  dieses  Continentes  und 
dessen  eiuigermassen  grossen  Beständigkeit  in  klimatischer  Hinsicht. 


*)  Louis  Charles  Joseph  Gaston  Marquis  de  Saporta  ist  am  26.  Januar  1895 
in  seinem  72.  Lebensjahre  in  Aix-en-Provence  verschieden. 


9 


Zweite  Sitzung  am  18.  April  1895.  Vorsitzender:  Geh.  Hofrath 
Dr.  H.  B.  Geinitz.  — Anwesend  25  Mitglieder. 

Die  von  den  Tagesblättern  gebrachte  Nachricht  von  dem  plötzlichen 
Hinscheiden  des  Prof.  James  D wight  Dana  in  Newhaven,  Conn.,  wird 
von  dem  Vorsitzenden  bezweifelt,  er  gedenkt  dieses  hervorragenden  Natur- 
forschers Amerikas  heute  noch  als  Lebenden.*) 

Prof.  Dr.  E.  K a 1 k o w s k y spricht  über  Korallenkalke  in 
Deutschland. 

In  neuerer  Zeit  sind  wiederum  Untersuchungen  über  den  Aufbau  der  recenten 
Korallenriffe  angestellt  worden,  die  gezeigt  haben,  dass  hier  dreierlei  Gesteinsarten  Vor- 
kommen, nämlich  1.  „gewachsener“  Korallenfels;  2.  Kalk-Psammit  mit  Bruchstücken  von 
Korallenfels;  3.  Kalk-Pelit.  Charakteristisch  für  Kiffe  ist  nun  doch  besonders  der 
Korallenfels,  in  dem  wenigstens  z.  Th.  die  Korallen  auf  einander  fortgewachsen  sind 
und  für  die  Gesteinsbildung  ein  festes  Gerüst  geliefert  haben.  Der  Vortragende  hat 
nun  fast  zwei  Dutzend  Vorkommnisse  von  Korallenkalken  in  Deutschland  besucht, 
ihren  Gehalt  an  Fossilien  ausgebeutet  und  dabei  auch  besonders  auf  die  Gesteins- 
beschaffenheit geachtet;  aber  nirgends  konnte  er  den  oben  unter  1.  angeführten  „ge- 
wachsenen“ Korallenfels  auffinden.  Die  devonischen  Korallen  bei  Gerolstein  und  am 
Iberg  bei  Grund  im  Harz  kommen  isolirt  im  Gestein  vor  und  bilden  keine  Kiffe.  Das 
Vorkommniss  im  untersten  Lias  von  Adneth  bei  Salzburg  zeigt  zwar,  wie  die  Marmor- 
platten in  der  Walhalla  bei  Kegensburg  und  Säulen  in  München  lehren,  Lithodendron- 
Anhäufungen,  ist  aber  räumlich  unbedeutend.  Dasselbe  gilt  von  dem  alpinen  unter- 
liassisclien  Korallenkalk  vom  Gipfel  des  Hochfellen  bei  Bergen  in  Bayern.  Im  Dogger 
treten  bei  Attenhofen  in  Schwaben,  im  Hauptoolith  bei  Riedlingen  in  Baden,  im  Oxford 
bei  Goslar  und  Hildesheim,  im  oberen  weissen  Jura  bei  Nattheim.  Gussenstadt,  Ettlen- 
schiess,  Sirchingen,  Sotzenhausen  und  Blaubeuren  in  Schwaben  die  Korallen  durchaus 
nur  in  verhältnissmässig  recht  dünnen  Schichten  als  Bruchstücke  oder  als  einzelne 
Stöcke  auf.  Der  von  Korallen  freie  Kalkstein  des  weissen  Jura  in  Schwaben  kann  aber 
seiner  petrographischen  Beschaffenheit  wegen  auch  nicht  als  Riffkalk  aufgefasst  werden. 
An  dem  Korallenfels  von  Arnegg  bei  Ulm  konnte  die  angebliche  Mächtigkeit  von 
100  Fuss  gar  nicht  festgestellt  werden;  überdies  liess  sich  auch  hier  durchaus  kein  ge- 
wachsener Korallenfels  nachweisen.  Dasselbe  gilt  von  dem  tithonischen  Korallenkalk 
von  Kelheim  und  Abensberg  und  von  dem  Vorkommen  unteroligocäner  Korallen  zu 
Reit  im  Winkel.  Kalksteine  mit  Riffkorallen  sind  eben  noch  keine  Korallenriffe. 

Der  Vortragende  demonstrirt  die  Korallenkalke  und  die  Art  des  Auftretens  der 
Korallen  in  ihnen  an  zahlreichen  Handstücken  und  Exemplaren. 

Rentier  W.  Osborne  macht  Mittheilungen  über  die  im  Pliocän 
der  Insel  Java  gefundenen  versteinerten  Reste  eines  Skelettes,  das  von 
seinem  Finder,  dem  holländischen  Militärärzte  Duboi  als  zu  einem  Mittel- 
gliede  zwischen  Anthropoiden  und  Menschen  gehörig  bezeichnet  und 
Pithekanthropus  erectus  benannt  wurde. 

Gefunden  wurde  1.  ein  Backzahn,  der  unzweifelhaft  einem  Anthropoiden  angehört 

2.  in  einer  Entfernung  von  1 m davon  das  Fragment  eines  Schädels  (Schädeldach)  und 

3.  in  15  m Entfernung  davon  ein  Oberschenkelknochen.  Duboi  berechnet  den  Schädel- 
inhalt auf  ca.  1000  cbcm,  was  bedeutend  mehr  als  bei  einem  Anthropoiden,  aber 
V8  weniger  als  beim  Menschen  ist.  Nach  dem  Oberschenkel  zu  urtheilen  müsste  das 
Wesen  einen  aufrechten  Gang  gehabt  haben.  Daraus  schliesst  Duboi,  dass  es  ein 
zwischen  den  Anthropoiden  und  dem  Menschen  stehendes  Wesen  war. 

In  der  Sitzung  der  Berliner  anthropologischen  Gesellschaft  vom  19.  Januar  1895 
wurde  die  Schrift  Duboi’s  über  den  Pithekanthropus  erectus  mit  Photographien  der 


*)  Die  bald  darauf  von  der  Familie  des  Verewigten  eingegangenen  Mittheilungen 
führten  leider  die  tief  betrübende  Bestätigung  jener  Nachricht  herbei:  Prof.  J.  D. 
Dana  ist  nach  rastloser  Thätigkeit  am  14.  April  1895  im  83.  Lebensjahre  gestorben. 
Sein  Nekrolog  mit  Bildniss  ist  von  seinem  Sohne  und  Nachfolger  Eduard  S.  Dana  im 
Am.  Journ.  of  Science,  Vol.  XLIX,  May  1895,  niedergelegt. 


10 


Fundstücke  von  Dr.  Krause  besprochen,  und  das  Resultat  der  sich  anschliessenden 
Discussion  war  folgendes: 

1.  Es  kann  nicht  mit  Sicherheit  geschlossen  werden,  dass  die  drei  Skeletttheile 

von  einem  und  demselben  Individuum  stammen; 

2.  es  ist  unmöglich,  aus  dem  Schädelbruchstücke  den  Schädelinhalt  zu  berechnen; 

3.  der  Oberschenkelknochen  stammt  beinahe  mit  voller  Sicherheit  von  einem 

Menschen. 

Infolge  dessen  konnte  sich  die  Versammlung  der  Ansicht  Duboi’s,  dass  die  Ske- 
lettreste von  einem  Mittelgliede  zwischen  Anthropoiden  und  Menschen  stammen,  nicht 
anschliessen. 


Dritte  Sitzung  am  20.  Juni  1895.  Vorsitzender:  Geh.  Hofrath 
Dr.  H.  B.  Geinitz.  — Anwesend  30  Mitglieder. 

Die  gewaltigen  Veränderungen  und  Erweiterungen,  welche  das  Eisen- 
bahnnetz in  und  um  Dresden  in  diesen  Jahren  erleidet,  haben  auch  eine 
der  grössten  geologischen  Zierden  Sachsens,  die  berühmten  Melaphyr- 
gänge  in  dem  Plauens  eben  Grunde  betroffen. 

Es  erschien  daher  zeitgemäss,  denselben  vor  ihrem  gänzlichen  Ver- 
schwinden noch  einen  Abschiedsgruss  von  Seiten  unserer  mineralogisch- 
geologischen Section  zu  bringen,  und  wurde  deshalb  die  Sitzung  auf  dem 
jenen  Gängen  unmittelbar  gegenüberliegenden  Plauenschen  Felsenkeller 
abgehalten. 

Nach  einer  vorherigen  Besichtigung  der  bereits  bis  auf  ihren  Grund 
weggesprengten  Melaphyrgänge  im  Syenit 

verbreitete  sich  Dr.  W.  Bergt  eingehend  über  die  ansehnliche 
Litteratur  und  das  Wesen  dieser  Gänge  (vergl.  Abhandl.  II), 

worauf  der  Vorsitzende  seine  Ansichten  über  die  Einwirkung  der- 
selben auf  die  Bildung  des  als  ,, Plauenscher  Grund“  speziell 
bezeichneten  Felsenthaies  von  Neuem  zusammenfasst.  (Vergl.  Ab- 
handl. III.) 

Auf  eine  Notiz  von  Herrn  H.  Krone  über  ein  ähnliches  Vorkommen 
von  Melaphyr  bei  Aden  wird  Dr.  W.  Bergt  nach  vorgenommener  pe- 
trographischer  Untersuchung  zurückkommen. 


IV.  Section  für  prähistorische  Forschungen. 


Erste  Sitzung  am  17.  Januar  1895.  Vorsitzender:  Rentier  W. 
Osborne.  — Anwesend  21  Mitglieder. 

Lehrer  0.  Ebert  spricht  über  neolithische  Ansiedelungen  und 
Begräbnissplätze  bei  Lobositz  in  Böhmen  auf  Grundlage  der  Aus- 
grabungen R.  von  Weinzierl’ s 

und  legt  ein  durchlochtes  Stein-Amulett  und  eine  Glasperle  aus  dem 
Urnenfeld  von  Stetzsch  vor. 


11 


Rentier  W.  Osborne  berichtet  über  ein  neolithisches  Grab  auf 
dem  Hügel  „Homolka“  bei  Bohnic  in  der  Nähe  von  Prag,  in  welchem 
sich  ein  Gerippe  mit  gänzlich  zertrümmertem  Schädel,  ein  ziemlich  grosser 
polirter  Steinkeil  und  ein  schwarzes  Thongefäss  mit  vertikal  stehendem 
Henkel  („Lobositzer  Typus“  nach  R.  von  Weinzierl)  befanden. 

Lehrer  A.  Jentsch  macht  auf  uralte  Ackerspuren  in  der  Trieske 
bei  Pillnitz  aufmerksam. 

Dr.  J.  Deichmüller  legt  vor  und  bespricht  das  Werk  von  C. 
Koenen:  Gefässkunde  der  vorrömischen,  römischen  und  fränkischen  Zeit 
in  den  Rheinlanden,  Bonn  1895. 

Geh.  Hofrath  Dr.  H.  B.  Geinitz  lenkt  die  Aufmerksamkeit  auf  die 
neuerschienene  2.  Auflage  der  Schrift  von  A.  Yoss:  Merkbuch,  Alter- 
thümer  aufzugraben  und  aufzubewahren,  Berlin  1894. 


Zweite  Sitzung  am  14.  März  1895.  V orsitzender : Rentier  W. 

Osborne.  — Anwesend  24  Mitglieder  und  Gäste. 

Der  Vorsitzende  hält  einen  Vortrag  über  Ursprung  und  Heimath 
des  Urmenschen. 

Bei  Beantwortung  der  Frage  nach  dem  Ursprünge  des  Menschen  werden  zwei 
Ansichten  geltend  gemacht,  die  sich  ziemlich  schroff  gegenüberstehen : die  theologische 
und  die  naturwissenschaftliche.  Erstere  nimmt  an,  dass  der  Mensch  als  solcher  erschaffen 
worden  sei,  letztere  behauptet  auf  Grund  von  Darwin’s  Lehre,  dass  er  sich  nach  und 
nach  aus  einer  niederen  Lebensform,  speziell  einem  Anthropoiden,  entwickelt  habe. 
Nur  die  letztere  Ansicht,  die  naturwissenschaftliche,  lässt  eine  Discussion  zu,  während 
die  theologische  reine  Glaubenssache  ist. 

Darwin  sagt  in  seinem  Werke  über  den  Ursprung  des  Menschen,  dass  nur  eine 
einschneidende  Aenderung  der  Existenzbedingungen  die  Ursache  gewesen  sein  könne, 
dass  der  Anthropoide  sich  zum  Menschen  aushildete,  denn  wären  die  Existenzbedingungen 
immer  dieselben  geblieben,  so  hätte  für  den  Anthropoiden  kein  Grund  zur  Aenderung 
Vorgelegen.  Moritz  Wagner  trachtet  die  Ursache  dieser  Aenderung  der  Lehens- 
bedingungen festzustellen  und  kommt  zu  dem  Ergebnisse,  dass  der  Eintritt  der  Eiszeit 
diese  Ursache  gewesen  sei.  Das  Verschwinden  der  tropischen  Vegetation  der  Tertiär- 
zeit und  mit  ihr  der  grossen  Bäume  infolge  des  Klimawechsels  zwang  den  Anthro- 
poiden, der  bisher  ein  Kletterthier  war,  seine  Nahrung  am  Boden  zu  suchen  und  sich 
den  aufrechten  Gang  anzugewöhnen.  Als  Ort  der  Umwandlung  des  Anthropoiden  zum 
Menschen  nimmt  Wagner  infolge  verschiedener  Erwägungen  das  nördliche  Europa  und 
nördliche  Asien  an. 

Josef  Müller  geht  einen  Schritt  weiter  und  sucht  zu  ergründen,  auf  welche 
Weise  die  Umwandlung  des  Anthropoiden  zum  Menschen  stattgefunden  habe.  Nach 
seiner  Meinung  war  es  der  Gebrauch  des  Steines  als  Waffe,  zu  dem  der  Anthropoide 
infolge  seiner  geringen  Fortbewegungsfähigkeit  am  Boden  gezwungen  wurde  und  der 
die  Veranlassung  zur  Erlernung  des  aufrechten  Ganges  war. 

Franz  von  Schwarz  verlegt  den  Ort  der  Umwandlung  des  Anthropoiden  in  das 
centrale  Afrika,  indem  er  das  Verschwinden  der  Baumvegetation  daselbst  infolge  der 
allmählichen  Austrocknung  des  Sahara-Meeres  annimmt. 

Dr.  J.  Deichmüller  macht  gegen  die  Ansicht,  dass  Nord-Europa 
als  Ort  der  Umwandlung  des  Anthropoiden  zum  Menschen  anzusehen  sei, 
den  Umstand  geltend,  dass  man  im  nördlichen  Europa,  welches  geologisch 
doch  am  besten  erforscht  sei,  bisher  weder  Reste  von  Anthropoiden  noch 
von  Zwischengliedern  zwischen  diesen  und  dem  Menschen  gefunden  habe. 


12 


Excursion. 

Am  12.  Mai  1895  besuchten  4 Mitglieder  der  Isis  die  Burgwälle 
von  Kleinböhla  und  von  Altoschatz  bei  Oschatz. 

Ein  von  Gutsbesitzer  Teller,  dem  Eigenthümer  des  Kleinböhlaer  Walles,  gesandter 
Wagen  beförderte  die  Theilnelimer  an  dem  Ausfluge  von  Bahnhof  Dahlen  nach  Klein- 
bölila,  wo  sie  von  der  Familie  des  genannten  Herrn  in  gastlicher  Weise  empfangen 
und  bewirthet  wurden.  Hierauf  erfolgte  ein  Rundgang  um  den  noch  wohlerhaltenen 
Wall  (vergl.  dessen  Beschreibung  in  den  Abhandl.  der  Isis,  1894,  VIII),  auf  welchem  eine 
grössere  Zahl  spätslavischer  und  frühmittelalterlicher  Gefässscherben  gesammelt  wurde. 

Der  Weg  nach  Oschatz  wurde  wiederum  zu  Wagen  zurückgelegt  und  dann  nach 
dem  1V2  km  südlich  der  Stadt  bei  dem  Dorfe  Alto  schätz  gelegenen  Burgwall  (vergl. 
Sitzungsber.  der  Isis,  1892,  S.  8)  gewandert.  Die  durch  den  Steinbruchbetrieb  bewirk- 
ten Durchschnitte  durch  den  Wall  gaben  auch  hier  reichlich  Gelegenheit  zum  Sammeln 
slavischer  Gefässscherben  und  thierischer  Reste. 

Den  Schluss  des  Ausflugs  bildete  die  Besichtigung  der  Gletscherspuren  auf  der 
Oberfläche  des  Quarzporphyrs  in  den  Steinbrüchen  am  Schwemm  - Teich  nördlich  von 
Altoschatz. 


Y.  Section  für  Physik  und  Chemie. 


Erste  Sitzung  am  10.  Januar  1895.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  E. 

von  Meyer.  — Anwesend  79  Mitglieder  und  Gäste. 

Prof.  Dr.  W.  Hempel  hält  einen  Vortrag  über  die  Principien  der 
Heizung. 

Nach  Erörterung  und  theilweiser  Demonstration  der  wichtigsten  neueren  Heiz- 
vorrichtungen gelangt  Vortragender  zu  dem  Schluss,  dass  die  neuen  Gasöfen  von 
Siemens  in  Folge  der  vortrefflichen  Ausnutzung  der  strahlenden  Wärme  allen  den 
Anforderungen,  die  an  eine  gute  Heizanlage  zu  stellen  sind,  am  besten  entsprechen. 
Durch  zahlreiche  Versuche  mit  Gasöfen  verschiedener  Construction  wurde  der  Vortrag, 
der  an  sich  grosses  act.uelles  Interesse  beansprucht,  belebt. 

An  denselben  schliessen  sieb  einige  Bemerkungen  des  Herrn  Fr. 
Siemens. 


Zweite  Sitzung  am  7.  März  1895.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  E.  von 
Meyer.  — Anwesend  36  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  hält  einen  Vortrag  über  Carl  Wilhelm  Scheele 
und  die  Chemie  seiner  Zeit. 

Nach  einem  kurzen  Lebensabriss  des  deutsch  - schwedischen  Apothekers  werden 
seine  grossartigen  Leistungen  auf  den  verschiedenen  Gebieten  der  Chemie  gekenn- 
zeichnet : seine  bahnbrechenden  Forschungen  und  vielseitigen  Entdeckungen  im  Bereiche 
der  unorganischen,  der  organischen,  der  analytischen  Chemie.  Er  war,  wie  sich  erst 
jetzt  herausgestellt  hat,  der  Erste,  dem  die  Isolirung  des  Sauerstoffs  gelang.  Seine 
Gabe,  scharf  zu  beobachten,  grenzt  an  das  Fabelhafte.  Die  Gestalt  Scheel e’s  ragt  unter 
seinen  bedeutenden  Zeitgenossen,  deren  Bedeutung  kurz  dargelegt  wird,  weit  hervor. 

Der  Vorsitzende  spricht  sodann  über  die  neuere  Tageslitteratur,  ins- 
besondere über  das  von  Lord  Rayleigh  und  Bamsay  entdeckte  und 
sorgfältig  erforschte  Argon,  dessen  Darstellung  und  Verhalten  eingehender 
erörtert  wird. 


13 


Dritte  Sitzung  am  2.  Mai  1895.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  E.  von 
Meyer.  — Anwesend  37  Mitglieder. 

Dr.  B.  Schorler  übermittelt  der  Versammlung  den  Dank  der  Ge- 
sellschaft Isis  in  Meissen  für  die  ihr  von  unseren  Vertretern  überbrachten 
Glückwünsche  zu  ihrem  50.  Jubelfeste,  und  theilt  mit,  dass  die  Meissner 
Schwestergesellschaft  ihre  Zustimmung  zur  gemeinsamen  Feier  unseres 
60jährigen  Stiftungsfestes  am  Himmelfahrtstag  in  Meissen  gegeben  habe. 

Hierauf  hält  Privatdocent  Dr.  Fr.  Förster  einen  Vortrag  über  die 
chemische  Natur  der  Metalllegierungen. 

Der  Vortragende  legt  dar,  dass  zumal  nach  den  auf  verschiedenen  Wegen  in  der 
neueren  Zeit  unternommenen  physikalisch-chemischen  Forschungen  die  starren  Metall- 
legierungen aufgefasst  werden  müssten  als  mechanische  Gemenge,  sei  es,  dass  die 
einzelnen  Metalle  darin  neben  einander  krystallisirt  wären,  sei  es,  dass  neben  reinen 
Metallen  sich  Verbindungen  der  Metalle  unter  sich  ausgeschieden  hätten.  In  diesem 
letzteren  Falle,  welcher  recht  oft  vorkommt,  hat  man  sich  vorzustellen,  dass  das  zunächst 
aus  der  noch  geschmolzenen,  dann  also  eine  echte  Lösung  bildenden  Legierung  aus- 
krystallisirende  Metall  sich  mit  einer  Anzahl  Atome  des  die  Rolle  des  Lösungsmittels 
spielenden  anderen  Metalles  verbindet,  ähnlich  wie  z.  B.  Glaubersalz  aus  wässriger 
Lösung  mit  einer  Anzahl  von  Molekeln  Krystallwasser  anschiesst.  Es  ist  in  zahlreichen 
Fällen  schon  gelungen,  solche  Verbindungen  aus  den  Legierungen  abzuscheiden;  ihr 
Vorhandensein  und  ihre  oft  sehr  eigenartigen  Eigenschaften  bedingen  vielfach  das 
mechanische  Verhalten  der  Legierungen. 

Der  Vorsitzende  macht  sodann  weitere  Mittbeilungen  über  das 
Argon,  sowie  über  das  in  neuerer  Zeit  vielgenannte  Calcium  carbi  d 
und  das  daraus  mittelst  Wasser  zu  gewinnende  Acetylengas,  über 
dessen  Darstellung  und  praktische  Verwendung  unter  Vorführung  von 
Versuchen  einige  Angaben  gemacht  werden. 


YI.  Seetion  für  Mathematik. 


Erste  Sitzung  am  14.  Februar  1895.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  W. 
Hall  wachs.  — Anwesend  13  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  K.  Rohn  spricht  über  die  Darstellung  einfacher 
complexer  Functionen  durch  Modelle. 

Der  Vortragende  zeigt  und  bespricht  einige  auf  der  technischen  Hochschule  zu 
München  hergestellte,  im  Verlag  von  Brill  in  Darmstadt  erschienene  Gypsmodelle, 
welche  die  reellen  und  imaginären  Tlieile  von  Functionen  einer  complexen  Variabein 
räumlich  als  Flächen  darstellen  und  dadurch  besonders  geeignet  sind,  die  Singularitäten 
der  betreffenden  Functionen  zu  veranschaulichen. 


Zweite  Sitzung  am  16.  Mai  1895.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  W. 
Hallwachs.  — Anwesend  13  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  G.  Helm  spricht  über  die  Anwendung  Fourier’ sch  er 
Integrale  auf  die  Theorie  des  Spectrums. 

Der  Vortragende  berichtet  über  die  Arbeiten  von  Garbasso  (Atti  di  Torino, 
XXX,  16.  Dec.  1894)  und  Jaumann  (Wied.  Annalen,  53,  S.  832). 


14 


Prof.  Dr.  W.  Hallwachs  spricht  über  das  Problem  der  Strom- 
verzweigung in  einem  Wechselstromnetz,  insbesondere  über  die 
bequeme  Lösbarkeit  desselben  mittels  complexer  Widerstandsoperatoren, 
und  erläutert  diese  Methode  an  Zahlenbeispielen. 


Dritte  Sitzung  am  13.  Juni  1895.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  W. 
II all  wachs.  — Anwesend  7 Mitglieder. 

Dr.  A.  Witting  referirt  über  eine  Arbeit  von  H.  Maschke:  Ueber 
ternäre  endliche  Substitutionsgruppen,  die  ein  Dreieck  ungeändert  lassen 
(Amer.  Journ.  of  Math.,  XVII,  No.  2),  und  schliesst  daran  einige  Be- 
merkungen über  die  Behandlung  der  analogen  Gruppen,  die  sich  bei 
n homogenen  Variabein  ergeben.  Die  Ausführungen  beziehen  sich  auf 
die  Gruppe  selbst,  sowie  auf  die  zugehörigen  invarianten  Formen. 


VII.  Hauptversammlungen. 


Erste  Sitzung  am  31.  Januar  1895.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  0. 
Drude.  — Anwesend  65  Mitglieder  und  Gäste. 

Der  Vorsitzende  macht  zunächst  auf  verschiedene  neuere  litterarische 
Erscheinungen  aufmerksam. 

Als  ersten  Theil  eines  Doppelvortrags  über  die  Geschichte  der 
Papierfaser-Stoffe  und  ihrer  technischen  Zubereitung*)  bespricht 
Prof.  Dr.  0.  Drude  die  Papierstoffe  in  ihrer  culturhistorischen  Bedeutung 
und  die  Hilfsmittel  ihrer  Unterscheidung  nach  den  Methoden  der  bota- 
nischen Rohstofflehre. 

Es  mag  einleitend  auf  den  Gegensatz  zwischen  pflanzlichen  Rohstoffen  zur  Haupt- 
nahrung des  Menschen  und  solchen  zu  seinen  technischen  Verwendungen  hingewiesen 
werden:  Die  ersteren  haben  sich  nur  langsam  unter  Hinzuziehung  der  in  neu  ent- 
deckten Erdtheilen  Vorgefundenen  Anbaupflanzen  vermehrt  und  scheinen  kaum  einer 
weiteren  Vermehrung  bedürftig  oder  fähig;  technische  Rohstoffe  aber,  wie  die  Papier- 
fasern und  ihre  Surrogate,  sind  in  einer  stetigen  Zunahme  besonders  aus  dem  Grunde, 
weil  hier  auf  technischem  Wege  Erfindungen  gemacht  werden,  die  schlechtere  Rohstoffe 
verbessern  und  aus  ihnen  hochwerthige  Erzeugnisse  schaffen  können. 

Seit  Erfindung  der  Schriftzeichen  musste  so , wie  deren  Anwendung  stieg , das 
Bedürfniss  nach  den  Unterlagen  der  Schrift  sich  steigern.  Von  pflanzlichen  Stoffen 
scheinen  dazu  zuerst  abgespaltene  Tafeln  oder  ganze,  armesdicke  Stammstücke  von 
Bambusrohr**)  gedient  zu  haben,  wie  es  in  Asien  noch  jetzt  gebräuchlich  ist  und  ein 
Sammlungsstück  des  hiesigen  botanischen  Gartens  mit  sumatranischen  Inschriften  zeigt ; 
oder  aber  die  starken  Blätter  von  Palmen  lieferten  Streifen  eines  dauerhaften  Karten- 


*)  Den  zweiten  Theil  dieses  Vortrags  s.  unter  Hauptvers.  am  28.  März  1895. 

**)  Vergl.  Hirth  über  die  Erfindung  des  Papiers  in  China  (Litteraturbericht  von 
Peterm.  Geogr.-  Mittlgn.  No.  397,  Jahrg.  1891):  Als  ältester  Schreibstoff  haben  dort 
Bambustäfelchen  gedient;  sodann  trat  Seidenpapier  im  2.  oder  3.  Jahrhundert  v.  Chr. 
an  die  Stelle.  Das  vegetabilische  Faserpapier  vom  Papiermaulbeerbaum  soll  von 
T’sai  Lun  im  Jahre  105  n.  Chr.  erfunden  sein  und  kam  über  Samarkand  nach  dem 
Westen. 


15 


Mattes,  wie  sie  noch  heute  bei  den  Bewohnern  Ceylons  von  der  berühmten  indischen 
„Palmyra“:  Borassus  flabellifer,  stark  im  Gebrauche  sind  und  von  einer  Wandertruppe 
im  zoologischen  Garten  vor  einigen  Jahren  gezeigt  wurden. 

Für  die  Cultur  des  classischen  Alterthums  und  des  davon  abhängigen  Mittelalters 
wurde  aber  das  Produkt  einer  ganz  anderen  Pflanze  unter  ägyptischem  Einfluss  mass- 
gebend: Unser  Wort  „Papier“  leitet  sich  ab  von  Papyrus  und  erinnert  so  an  einen 
der  grössesten  Dienste,  den  das  erfinderische  Talent  des  alten  Aegyptens  der  Civilisation 
geleistet  hat,  indem  es  aus  den  Riesenhalmen  des  hohen,  mit  Straussköpfen  geschmück- 
ten Cyperus  Papyrus  die  dünnen  Lamellen  von  schwammigem  Mark  mit  zähen  Bast- 
fasern schnitt  und  durch  kreuzweise  Lagen  von  2 oder  3 mit  Stärkekleister  zusammen- 
gepressten Schichten  die  bis  zu  unseren  Zeiten  überkommenen  Papyrusrollen  verfertigte. 
Dieses  Papier  ist  ungleich  haltbarer  und  brauchbarer  als  das  nur  aus  weichen,  paren- 
chymatischen  Zellen  ohne  Baststränge  herausgeschnittene  Markpapier  von  Aralia 
(Fatsia)  papyrifera , das  aus  Ostasien  unter  dem  unbegreiflichen  Namen  „Reispapier“ 
auch  zu  uns  herkommt  und  nur  zu  zarten'  Malereien  verwendbar  bleibt. 

Ein  Stoff  wie  der  Papyrus  konnte  nur  so  lange  ausreichen,  als  er  auch  in  seinem 
Heimathlande  ein  seltnerer  Verbrauchsgegenstand  war;  zwar  verbreitete  die  Cultur  bis 
weit  in  das  westliche  Mittelmeerbecken  (Sicilien)  hinein  den  Anbau  dieses  Cypergrases, 
ohne  jedoch  damit  je  den  Bedarf  nordischer  Länder  decken  zu  können.  Bei  hohem 
Preise*)  musste  er  einer  besseren  Erfindung  weichen. 

Diese  Erfindung  lag  in  den  aus  Pflanzenfasern  gefilzten  Papieren.  Es  steht 
fest,  dass  diese  Filzpapiere  niemals  aus  roher,  un versponnener  Baumwolle  verfertigt 
sind,  wie  man  lange  Zeit  glaubte;  Alles  was  man  von  ältesten  Papieren  im  Abendlande 
und  Orient  kennt,  besteht  aus  Bastfasern  von  Lein  oder  Hanf,  und  schon  die  Faijumer 
Papiere  geben  sich  als  aus  Hadern  dieser  Stoffe  bereitet  zu  erkennen**).  So  sehen 
wir,  während  in  Ostasien  die  Broussonetia  Veranlassung  zu  der  ersten  Herstellung 
von  aus  Bastfasern  gefilzten  Papieren  wurde,  im  Mittelalter  diese  Kunst  über  den 
Orient  nach  Europa  kommen  und  sich  anknüpfen  an  die  beiden  wichtigsten  Faserpflanzen 
dieser  Länder  noch  heute:  an  Lein  und  Hanf. 

Der  Lein  beansprucht  unter  den  nicht  zur  Nahrung  dienenden  Culturpflanzen  des 
Orients  und  Europas  zweifellos  den  ersten  Rang;  linnene  Gewänder  waren  überall  die 
herrschenden,  schon  die  Mumien  findet  man  in  linnene  Binden  eingewickelt,  Baumwoll- 
gewänder  traten  im  Alterthum  zuerst  in  Indien  und  Oberägypten  auf  und  wurden  nach 
dem  Westen  als  Kostbarkeiten  verhandelt.  Plinius  erzählt,  dass  der  spanische  und 
oberitalische  Lein  als  beste  Sorten  gelten  und  fährt  fort:  Selbst  bis  zu  den  Germanen 
jenseits  des  Rhein  ist  diese  Kunstfertigkeit  gedrungen,  und  das  germanische  Weib 
kennt  kein  schöneres  Kleid  als  das  linnene. 

So  war  die  Erzeugung  des  Hadern-  oder  Lumpenpapieres,  welche  um  650  n.  dir. 
durch  Chinesen  in  Samarkand  eingeführt  und  nach  dessen  Eroberung  i.  J.  704  den 
Arabern  bekannt  geworden  sein  soll,  hauptsächlich  an  die  Leinpflanze  und  neben  ihr 
an  den  im  Orient  einheimischen  Hanf  geknüpft,  und  es  muss  sich  der  Wechsel  vom 
Papyrus  zum  gefilzten  Bastfaserpapier  zwischen  800— 1000  n.  Chr.  vollzogen  haben,  wie 
auch  die  Befunde  der  berühmten  Sammlung  des  Erzherzog  Rainer  in  El  Faijum  be- 
zeugen. In  Bagdad  gab  es  schon  um  die  Mitte  des  9.  Jahrhunderts  einen  Platz, 
genannt  „Markt  der  Papierhändler“;  dort  wurde  hauptsächlich  Hanfpapier  verkauft, 
dessen  Rohstoff  alte  Hanfstricke  lieferten,  die  im  Schiffsdieiist  abgenutzt  worden  waren. 
Als  bestes  leinenes  Papier  der  arabischen  Periode  galt  das  Papier  von  Khorassan.  Um 
die  Mitte  des  12.  Jahrhunderts  bildete  Ceuta  einen  Papiermarkt,  in  Spanien  blühte 
diese  Industrie  in  Toledo  und  Valencia. 

Seitdem  verbreitete  sie  sich  allgemein  und  bewegte  sich  in  den  gleichen  Grund- 
stoffen, bis  nach  der  Entdeckung  Amerikas  die  Einführung  der  Baumwolle  allgemeiner 
wurde  und  nunmehr  auch  dieser  Rohstoff  in  die  Hadernpapiere  mit  steigendem  Mengen- 
verhältniss  eintrat.  Aber  schon  seit  dem  vorigen  Jahrhundert  ist  man  bemüht,  den 
sich  immer  mehr  steigernden  Papierbedarf  durch  Einführung  von  Surrogaten  in  diese 


*)  Um  1000  n.  Chr.  kosteten  21/2  pm  Papyrusrolle  6 Karatgold  oder  1 Thaler; 
diese  Fläche  entspricht  etwa  33  gewöhnlichen  Papierbogen,  welche  jetzt  bei  ungemein 
gesunkenem  Geldwerth  den  10.  Theil  kosten. 

**)  Siehe  die  in  dieser  Beziehung  als  hauptsächlichste  Quellen  dienenden  Abhand- 
lungen von  Br  iquet:  Recherches  sur  les  premiers  papiers  employes  en  occident  et  en  Orient 
(Paris  1886)  und  Wiesner:  Mikroskopische  Untersuchung  des  Papieres,  in  Mittheilungen 
aus  d.  Samml.  d.  Papyrus  Erzherzog  Rainer,  welches  grosse  Werk  sich  in  der  K.  öffentl. 
Bibliothek  zu  Dresden-Neustadt  befindet. 


16 


Industrie  zu  decken,  deren  Yerwerthung  durch  die  Fortschritte  der  Technik  eine 
ungemein  wichtige  wurde.  Als  wichtigste  Bastfaser-Surrogate  können  die  mono- 
kotyledonen  Faserstränge  vom  Mais,  Esparto  ( Stipa  tenacissima ),  von  Agave-,  Musa- 
Arten  und  von  Phormium  tenax  genannt  werden,  dann  die  dikotyledonen  Bastfasern 
der  vielen  Urticaceen  (Nesseln,  Böhmeria , Broussonetia , Morus , Humulus)  und  Mal- 
vaceen ; selbst  so  abgelegen  scheinende  Stoffe  wie  Bastfasern  vom  gemeinen  Besenstrauch 
sucht  man  zu  den  Papierstoffen  heranzuziehen  und  kann  darin  noch  viel  Glutes  finden, 
wenn  es  sich  nur  leicht  und  in  grossen  Massen  gewinnen  lässt. 

Aber  der  Schwerpunkt  liegt  für  die  heutige  europäische  und  für  die  von  Europa 
aus  beeinflusste  Industrie  in  der  Einführung  der  Stroh-  und  Holzcellulose,  welche 
Stoffe,  zuerst  nur  höchst  geringwerthig  und  verrufen  als  Verderber  guter  Papiere, 
durch  die  Entholzungsprocesse  hochwerthig  geworden  sind.  Da  nun  trotzdem  ein  grosser 
Unterschied  auf  die  Herkunft  eines  Papieres  aus  reinen  Bastfasern  oder  Baumwollhaaren 
von  natürlicher  Cellulose  gegenüber  den  Surrogaten  künstlicher  Cellulose  aus  Stroh  oder 
Holz  von  Laub-  und  Nadelbäumen  gelegt  wird,  so  hat  sich  hier  eine  eigene  mikro- 
skopische Untersuchungstechnik  zur  Feststellung  der  Herkunft  aller  dieser  im  Papier 
sich  zusammenfindenden  pflanzlichen  Bohstoffe  ausgebildet,  die  mit  Tinctionen  und  feinen 
Reactionsmitteln  auf  Holz  arbeitet,  Polarisation  anwendet  und  eine  eigene  Litteratur 
um  sich  auf  baut.  In  dieses  weite  Feld,  welches  die  pflanzliche  Anatomie  in  den  Kreis 
technischer  Hülfswissenschaften  einbezogen  hat,  erhielt  die  Versammlung  durch  Vor- 
führung einiger  dem  botanischen  Institut  gehöriger  und  von  unserm  Mitglied  Herrn 
Krone  nach  Originalpräparaten  hergestellter  Projections-Photogramme  verschiedener 
Papierfaserstoffe  zum  Schluss  einen  kurzen  Einblick. 


Zweite  Sitzung  am  28.  Februar  1895.  Vorsitzender:  Prof.  Dr. 
0.  Drude.  — Anwesend  23  Mitglieder. 

Geh.  Hofrath  Dr.  H.  B.  Geinitz  widmet  einen  warmempfundenen 
Nachruf  dem  am  25.  Februar  d.  J.  verstorbenen  correspondirenden  Mit- 
gliede  Prof.  Dr.  Alfred  Stelzner  in  Freiberg. 

Dr.  Fr.  Raspe  erstattet  Bericht  über  den  Kassenabschluss  der 
Isis  für  das  Jahr  1894  (s.  S.  23).  Zu  Rechnungsrevisoren  werden  Bankier 
A.  Kuntze  und  Prof.  Dr.  K.  Rohn  gewählt. 

Der  Voranschlag  für  1895  wird  einstimmig  angenommen. 

Prof.  Dr.  0.  Drude  tlieilt  weiter  mit,  dass  infolge  baulicher  Aender- 
ungen  in  der  K.  technischen  Hochschule  unsere  Gesellschaft  genöthigt  ist, 
die  Hälfte  des  bisher  zur  Aufstellung  ihrer  Bibliothek  benutzten  Raumes 
iml.  Stock  der  K.  technischen  Hochschule  abzugeben,  und  ihr  dafür  ein 
Zimmer  im  Erdgeschoss  zur  Verfügung  gestellt  wird. 

Die  Hauptversammlung  erklärt  sich  mit  dieser  Aenderung  einver- 
standen und  beauftragt  das  Directorium  und  den  Bibliothekar  mit  der 
Auswahl  und  Vertheilung  der  Bücher  in  die  beiden  Räumlichkeiten. 

Die  Hauptversammlung  erklärt  ferner  ihre  Zustimmung  zu  den  Vor- 
schlägen des  Vorsitzenden,  bei  Vermehrung  ihrer  Bibliothek  sich  vor 
Allem  auf  die  Beschaffung  der  nächstverwandten  Gesellschaftsschriften 
und  der  für  die  Studien  ihrer  Mitglieder  nöthigen  Werke  und  Zeitschriften 
zu  beschränken, 

besondere  Vollständigkeit  der  naturwissenschaftlichen  Litteratur  für 
Sachsen,  Thüringen  und  die  benachbarten  Gaue  zu  erstreben,  und 

falls  nützliche  und  wichtigere  Schriften  wegen  Raummangels  veräussert 
werden  müssen,  dieselben  nicht  aus  dem  Erlangungsbereich  ihrer  Mit- 
glieder fallen  zu  lassen. 


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In  Rücksicht  auf  das  bevorstehende  60jährige  Stiftungsfest  unserer 
Gesellschaft  und  die  demnächst  stattfindende  Feier  des  50jährigen  Be- 
stehens der  Meissner  Schwestergesellschaft  wird  beschlossen,  im  Mai 
einen  Ausflug  nach  Meissen  zu  unternehmen  und  mit  der  dortigen 
Isis  eine  gemeinsame  Festsitzung  abzuhalten. 

Prof.  Dr.  0.  Drude  erklärt  die  neuen  für  die  Station  im  botanischen 
Garten  angeschafften  meteorologischen  Instrumente,  nämlich  den 
Wild’schen  Verdunstungsmesser,  den  Campbeirschen  Sonnenschein-Auto- 
graph,  ferner  die  Vacuum-Insolationsthermometer  und  Bodenthermometer 
für  Messung  der  Oberfläche,  alle  aus  der  Fabrik  von  Fuess  in  Berlin. 


Dritte  Sitzung*  am  28.  März  1895.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  0. 
Drude.  — Anwesend  46  Mitglieder  und  Gäste. 

An  Stelle  des  verstorbenen  Privatus  F.  Illing  wird  Geh.  Regierungs- 
rath Prof.  Dr.  E.  II artig  als  Mitglied  des  Verwaltungsrathes  gewählt. 

Im  Anschluss  an  Prof.  Dr.  0.  Drude’s  Vortrag  in  der  Hauptversamm- 
lung am  31.  Januar  1895  giebt  Geh.  Regierungsrath  Prof.  Dr.  E.  Hartig 
eine  Uebersicht  über  die  Technik  der  Papierfabrikation  und  deren 
Geschichte,  unter  A orzeigung  von  Proben  aus  der  mechanisch -techno- 
logischen Sammlung  der  K.  technischen  Hochschule. 

Die  älteste  Nachricht  über  die  Kunst,  pflanzliche  Fasergebilde  in  die  elementaren 
Holz-  und  Bastzellen  aufzulösen  und  aus  dem  „Ganzzeug“  einen  Niederschlag  zu  ge- 
winnen, der  nach  gehöriger  Entwässerung  das  Erzeugniss  „Papier“  ergiebt,  reicht  bis 
zum  Jahr  125  v.  Chr.  (China,  Staatsminister  Tsai-lün)  und  bezeichnet  das  Bambusrohr 
als  Rohstoff;  in  der  Uebertragung  auf  Zweige  des  Maulbeerbaumes*)  fand  610  n.  Chr. 
durch  Doncho  und  Hoyo  aus  Koreo  Einführung  nach  Japan.  Um  das  Jahr  751  ist 
die  Papierfabrikation  aus  Hadern  und  abgenütztem  Tauwerk  in  der  ostasiatischen 
Stadt  Samarkand  nachgewiesen,  um  794  in  Bagdad,  im  Jahre  800  in  Sana  (Arabien), 
von  wo  die  weitere  Verbreitung  nach  Aegypten  (Kairo  900),  Syrien  (Damaskus  950), 
Nordafrika  (Fez  1000),  Spanien  (Toledo,  Valencia  1000—1300),  sowie  nach  Italien 
(Fabriano  1150,  Treviso  1365)  sich  verfolgen  lässt.  Die  ursprünglich  gebräuchliche 
Zerfaserung  der  Hadern  mit  von  Hand  geführten  Schlägeln  wird  hier  unter  Benutzung 
des  Stampfgeschirrs  durch  elementare  Betriebskraft  (Wasserräder)  bewirkt,  das  Wasser- 
zeichen wird  erfunden  (1285),  die  animalische  Leimung  tritt  an  Stelle  der  Verdichtung 
mit  Stärke  (1271).  In  Deutschland  ist  die  technisch  schon  gut  entwickelte  Papier- 
fabrikation  zuerst  nachweisbar  in  Vorstadt  Au  bei  München  (1346),  in  Gleissmühle  bei 
Nürnberg  (Ulmann  Stromeir  1390),  in  Strassburg  (1440),  in  Augsburg  (1468),  in  Dresden 
(1485),  in  Angermühle  bei  Leipzig  (1492);  die  Schweiz  besass  in  Zürich  (1470)  die  erste 
Papiermühle. 

An  der  weiteren  technischen  Entwickelung  der  Papiertechnik  haben  sich  vorzugsweise 
Deutschland,  Frankreich,  Holland  und  England  betheiligt,  wie  eine  chronologisch  geordnete 
Aufführung  der  hauptsächlichen  Erfindernamen  ergiebt:  Nachdem  in  Holland  im 
17.  Jahrhundert  das  Stampfwerk  durch  die  schneller  wirkende  Walzmühle  („Holländer“) 
ersetzt  worden  war,  erfolgte  deren  Einführung  in  Deutschland  durch  Kunwitz  in 
Glauchau  (1717);  das  Bleichen  der  Hadern  mit  Chlor  begann  auf  Grund  der  Arbeiten 
von  Scheele  (1774);  die  Langsiebmaschine,  welche  die  Anwendung  der  Schöpfform  all- 
mählig  verdrängte,  kam  durch  Robert  in  Essonne  bei  Paris  (1799)  und  den  Fabrikanten 
Donk  in  in  London  (1804)  zu  Stande;  an  der  Gestaltung  der  einfacheren  Rundsieb- 
maschine betheiligten  sich  Br  am  ah  und  Dickinson  in  London  (1805,  1820),  sowie 
Keferstein  in  Weida  (1816);  die  Harzleimung  ist  eine  Erfindung  des  Deutschen 
Illig  in  Erbach  (1806).  Die  fernerweite  Entwickelung  bezieht  sich  hauptsächlich  auf 
den  Ersatz  der  Hadern  durch  die  Fasern  des  Holzes  und  des  Getreidestrohs.  G.  Keller 


*)  Broussonetia  ycipyrifera. 


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in  Hainichen  (jetzt  in  Krippen  bei  Schandau)  kam  auf  den  Gedanken,  die  mechanische 
Zerfaserung  des  Holzes  mittelst  eines  Schleifprozesses  zu  bewirken  (1845),  dessen 
Ausführung  auf  Maschinen  von  Voelter  in  Heidenheim  seit  1860  in  ausgedehntem 
Maasse  erfolgt,  obwohl  der  so  erhaltene  Holzschliff  wegen  der  Starrheit  und  geringen 
Länge  der  darin  enthaltenen  Fasern  nur  als  ein  Füllstoff  besserer  Art  aufzufassen  ist; 
die  damit  versetzten  Papiere  haben  den  Fehler,  im  Licht  rasch  zu  vergilben.  Einen 
eigentlichen  Ersatzstoff  für  Hadern  erhält  man  aus  Holz  und  Stroh  erst  durch  chemische 
Entfernung  des  Lignin  und  anderer  Zwischen  Zellstoffe  nach  vorhergegangener  Zer- 
kleinerung dieser  .Rohstoffe.  Hie  hierzu  geeigneten  Verfahren  knüpfen  sich  an  folgende 
Namen:  Mellier  in  Paris  (1850),  Gewinnung  des  Strohzellstoffs  durch  Kochen  in 
alkalischer  Lauge  bei  erhöhter  Temperatur;  Ooupier  & Mellier  in  Paris  (1852), 
sowie  Houghton  in  England  (1857),  Herstellung  des  Holzzellstoffs  nach  dem  Natron- 
verfahren; Tilghman  in  Philadelphia  (1866),  Ekman  in  Norwegen  (1874).  Mitscher- 
lich in  Deutschland  (1878),  Herstellung  des  Holzzellstoffs  nach  dem  Sulfitverfahren. 
Eine  für  Packpapiere  geeignete  Zwischenform  des  Holzfaserstoffs  ergab  sich,  seitdem 
Behrens  in  Varzin  (1880)  und  0.  Meyh  in  Zwickau  (1882)  die  zur  Herstellung  des 
Holzschliffs  bestimmten  Holzstücke  vor  dem  Schleifen  mit  heissem  Wasserdampf  be- 
handelten (Braunholzschliff). 

Zum  Schluss  giebt  der  Vortragende  auf  Grund  einer  von  Prof.  Kirchner  in 
Chemnitz  bewirkten  Abschätzung  das  Gesammtquantum  der  in  Deutschland  verarbeiteten 
Papierrohstoffe 

zu  410000  Tonnen  für  das  Jahr  1877, 

„ 625000  „ „ „ „ 1893 

an,  deren  Vertheilung  ungefähr  folgende  ist: 


1877  1893 

Hadern  67,1%  16% 

Holzschliff  24,4  % 36% 

Strohzellstoff  7,4%  16% 

Holzzellstoff  1,1%  32% 

Auch  werden  einige  statistische  Nachweise  über  die  Zahl  der  Papierfabriken  in 
den  verschiedenen  Industriestaaten  gegeben,  unter  denen  Deutschland  mit  ungefähr 
1500  an  erster  Stelle  steht. 


An  den  Vortrag  scliliesst  sich  eine  längere  Discussion  über  die 
Dauer  der  Haltbarkeit  der  nach  dem  Sulfitverfahren  hergestellten  Papier- 
sorten mit  Zusatz  von  Stroh-  und  Holzzellstoff  und  über  das  Tilghman’sche 
Verfahren. 


Vierte  Sitzung  am  25.  April  1895.  Vorsitzender:  Dr.  Fr.  Raspe. 
— Anwesend  53  Mitglieder  und  Gäste. 

Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky  spricht  über  die  neuere  Krystallo- 
graphie  und  den  Unterricht  darin. 

Der  Vortrag  wird  als  Abhandlung  im  nächsten  Hefte  dieser  Sitzungsberichte 
erscheinen. 

An  den  Vortrag  schliesst  sich  eine  lebhafte  Debatte. 

Prof.  Dr.  K.  Rohn  theilt  mit,  dass  der  Kassenahschluss  für  1894 
geprüft  und  richtig  befunden  worden  ist.  Dem  Kassirer  wird  Decharge 
ertheilt. 


Fünfte  Sitzung  am  23.  Mai  1895.  (Excursion  und  Festsitzung 
zur  Feier  des  60jährigen  Bestehens  der  Gesellschaft.) 

Am  23.  Mai  1895  unternahm  eine  grosse  Anzahl  von  Mitgliedern  mit 
ihren  Damen  einen  Ausflug  nach  Meissen. 

Am  Bahnhof  vom  1.  Vorstande  der  dortigen  Gesellschaft  Isis,  Director 
Dr.  Franz  Wolf  empfangen  und  durch  den  Garten  der  Albrechtsburg  nach 


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clem  Burgkeller  geleitet,  vereinigten  sich  hier  die  Theilnehmer  mit  den 
Mitgliedern  der  genannten  Schwestergesellschaft  zu  einer  gemeinsamen 
Festsitzung,  gemeinsam  auch  insofern,  als  die  Meissner  Isis  einen  Monat 
zuvor  ihr  50  jähriges  Stiftungsfest  gefeiert  hatte.  War  damals  die  Dresdner 
Isis  nur  durch  eine  Glückwunsch-Deputation  vertreten  gewesen,  so  galt 
es  heute,  in  gemeinsamer  Sitzung  der  Gemeinsamkeit  der  Bestrebungen 
Ausdruck  zu  geben. 

Der  Vorsitzende  der  Meissner  Isis,  Dr.  F.  Wolf,  richtet  zunächst  eine  herzliche 
Begriissungsrede  an  die  ihr  60 jähriges  Stiftungsfest  feiernde  ältere  Dresdner  Schwester 
und  wünscht  ihren  Bestrebungen  für  die  weitere  Zukunft  stets  lohnenden  Erfolg. 

Prof.  Dr.  O.  Drude  dankt  im  Namen  der  Dresdner  Isis  und  knüpft  an  das  fröh- 
liche in  Meissen  am  25.  April  verlebte  Stiftungsfest  an,  auf  welchem  der  heutige  Tag 
in  Aussicht  genommen  wurde.  Er  trägt  dann  die  damals  in  der  gleichzeitig  in  Dresden 
abgehaltenen  Hauptversammlung  beschlossenen  Ernennungen  von  drei  Ehrenmitgliedern 
vor  und  überreicht  zunächst  beglückwünschend  dem  Vorsitzenden  der  Meissner  Isis,  Dr. 
Franz  Wolf , von  jetzt  ab  Schuldirector  in  Rochlitz,  das  Ehrendiplom  unserer  Gesellschaft, 
als  ein  Zeichen  wahrhaft  empfundener  Anerkennung  der  in  unermüdlicher  Hingabe  an 
die  Ziele  naturwissenschaftlicher  Vereinigungen  in  Meissen  seit  Jahren  ausgeübten 
Leitung  der  dortigen  Isis.  Nach  dankender  Erwiederung  des  Herrn  Dr.  Wolf  werden 
die  beiden  anderen  Ehrenmitgliedschaften,  deren  Träger  nach  Meissen  zu  kommen  leider 
verhindert  waren,  verkündet:  Prof.  Dr.  P.  Magnus  in  Berlin  und  Prof.  Dr.  Fr.  Lud- 
wig in  Greiz. 

In  einem  kurzen  Rückblick  über  die  Geschicke  der  Gesellschaft  Isis  in  dem  seit 
ihrer  50jährigen  Stiftungsfeier  verstrichenen  Jahrzehnt  betont  der  Vorsitzende,  dass 
die  Gesellschaft  in  den  alten  Bahnen  wissenschaftlichen  Strebens  fortgewandelt  sei,  wie 
ein  Blick  auf  die  in  den  Sitzungsberichten  und  Abhandlungen  verhandelten  Gegenstände 
lehrt.  Das  erste  vor  nunmehr  52  Jahren  gedruckte  Mitgliederverzeichniss  habe  121 
Mitglieder  enthalten;  unsere  jetzige  Zahl  bewege  sich  zwischen  180  und  190.  Dazu 
komme  aber  noch  eine  nicht  unbeträchtliche  Zahl  correspondirender  Mitglieder  in 
Sachsen,  die  thatsächlichen  regen  Antheil  an  den  Isis- Arbeiten  nehmen  und  das  Arbeits- 
feld unserer  Gesellschaft  verbreitern  helfen;  dies  sei  ein  besonders  erfreulicher  Umstand, 
der  auch  in  der  Gegenwart  mehrerer  correspondirender  Mitglieder  bei  der  heutigen 
Festversammlung  seinen  beredten  Ausdruck  finde.  Denn  die  Isis  ist  für  ihre  eigene 
Arbeit  doch  in  erster  Linie  eine  Gesellschaft  für  vaterländische  Naturkunde,  so 
dass  man  sagen  darf,  auf  diesem  Gebiete  sei  ihre  Arbeit  unersetzlich  und  nehmen  ihre 
Druckschriften  einen,  wenn  auch  bescheidenen  Platz  von  dauernder  Bedeutung  ein. 
Fundamente  sammeln  zur  Kenntniss  der  heimischen  Natur  und  Naturgeschichte  muss 
auch  weiterhin  ihr  hauptsächlichstes  Arbeitsfeld  bleiben,  auf  dem  die  verschiedenen 
Sectionen  sich  freudig  vereinigen;  aber  diese  Ziele  müssen  im  Anschluss  bleiben  an  den 
Fortschritt  der  gesammten  Wissenschaft,  den  in  grösseren  Kreisen  zu  verbreiten  und 
durch  einzelne  Arbeiten  selbständig  zu  fördern  der  weitere  Zweck  unserer  Vorträge  und 
Abhandlungen  ist.  Die  Gliederung  in  Fachsectionen,  unter  denen  als  älteste  am 
5.  September  1844  die  botanische  Section,  die  nun  auch  über  ein  Halbjahrhundert  alt 
ist,  gegründet  wurde,  hat  sich  stets  als  zweckmässig  erwiesen,  um  die  Arbeit  auf 
mehrere  Schultern  zu  vertheilen  und  die  Gesellschaft  vor  einseitigen  Strömungen  zu 
schützen.  Denn  gerade  im  Gesellschaftsleben  wird  für  den  Einzelnen  die  Beschränkt- 
heit menschlichen  Wissens  zum  deutlichen  Ausdruck,  und  der  riesenhaft  schwellende 
Stoff,  der  bei  allem  Anwachsen  geklärt  und  geläutert  von  einer  Generation  zur  anderen 
übertragen  werden  muss,  erfordert  seine  Beherrschung  durch  eine  Gesammtheit  vielseitig 
thätiger  Männer,  die  — ein  Jeder  nach  seinem  Beruf  und  nach  seinen  Kräften  — 
wacker  mitarbeiten  und  sammeln  helfen;  denn  die  heutige  Naturerkenntniss  und  die 
wissenschaftliche  Bekanntschaft  mit  unserem  eigenen  engeren  Vaterlande,  dem  wir  zu- 
nächst in  Liebe  unsere  Dienste  weihen,  ruht  auf  vielen  Säulen:  mag  auch  die  Isis  sich 
weiterhin  als  eine  solche  feste  Säule  in  Streben  und  Erfolg  bethätigen,  mag  sie  mit 
ihren  Schwestergesellschaften  im  Bunde  ihre  durch  die  Naturforschung  hohen  Ziele 
verfolgen. 

An  die  Festsitzung  schloss  sich  eine  Wanderung  nach  dem  Bismarck- 
denkmal und  durch  das  Kauhen-  und  Triebischthal  nach  dem  Götter- 
felsen, wo  Kechtsanwalt  KÖrnich -Meissen  einen  Vortrag  über  die 
Porphyre  und  die  Pechsteine  der  Meissner  Gegend  hielt. 


20 


Nach  der  Stadt  zurückgekehrt  vereinigten  sich  ca.  120  Personen  im 
Gasthaus  Säuberlich  zu  einem  mit  heiteren  Tischreden  gewürzten  Mittags- 
mahle, an  welches  sich  Nachmittags  ein  Spaziergang  über  den  Martins- 
berg und  den  Poetenweg  nach  Neudörfchen  anschloss. 

Den  Schluss  des  Ausflugs  bildete  ein  gemüthliches  Beisammensein  im 
Garten  der  Bahnrestauration  Cölln. 


Sechste  Sitzung’  am  27.  Juni  1895  (im  Hörsaale  des  K.  botanischen 
Gartens).  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  0.  Drude.  — Anwesend  29  Mitglieder 
und  Gäste. 

Prof.  Dr.  G.  Helm  bringt  zur  Kenntniss  einen  Aufruf  zu  Beiträgen 
für  ein  dem  grossen  Physiker  Hermann  von  Helmholtz  zu  errichtendes 
Denkmal. 

Die  Gesellschaft  beschliesst,  hierzu  M.  100  als  „Beitrag  der  Mitglieder 
der  Isis“  beizusteuern,  welche  Summe  später  durch  freiwillige  Beiträge 
der  Mitglieder  gedeckt  werden  soll. 

Prof.  Dr.  O.  Drude  macht  aufmerksam  auf  eine  in  der  Vierteljahr sschr. 
der  naturforsch.  Ges.  in  Zürich  erschienene  Abhandlung  von  Alb.  Heim: 
Ueber  das  absolute  Alter  der  Eiszeit, 

und  hält  einen  mit  zahlreichen  Demonstrationen  verbundenen  Vortrag 
über  die  Förderung  floristi scher  Studien  durch  Formation s- 
h e rbarien. 

Der  Bericht  darüber  wird  als  Anhang  zu  der  in  Arbeit  befindlichen  Studie  über 
die  östlichen  Pfianzengenossenschaften  in  Sachsen  erscheinen. 

Die  Gesellschaft  beschliesst  noch,  die  Hauptversammlungen  im  Juli 
und  August  aus  fallen  zu  lassen. 


Veränderungen  im  Mitgliederbestände. 

Gestorbene  Mitglieder: 

Am  6.  Januar  1895  starb  in  Dresden  Privatus  Feodor  Illing, 
wirkliches  Mitglied  der  Isis  seit  1882,  Mitglied  des  Verwaltungsrathes  der 
Gesellschaft  seit  1892. 

Am  25.  Februar  1895  verschied  nach  schweren  Leiden  in  Wiesbaden 
Bergrath  Dr.  Alfred  Wilhelm  Stelzner,  Professor  der  Geologie  an 
der  K.  Bergakademie  zu  Freiberg,  correspondirendes  Mitglied  seit  1865. 

Geboren  am  20.  Dezember  1840  in  Dresden  als  Sohn  des  hochverdienten  Geh. 
Kegierungsraths  Gustav  Stelzner  und  einer  edlen  Mutter,  geh.  Kuhn,  hatte  Alfred 
Stelzner  die  hiesige  Kreuzschule  bis  Obertertia  besucht  und  trat  von  dort  aus  am 
1.  April  1856  in  die  K.  polytechnische  Schule  in  Dresden  ein,  um  sich  zunächst  für  eine 
bergmännische  Laufbahn  vorzubereiten.  Von  Mitte  October  1857  an  benutzte  der  junge 
Student  die  sich  ihm  darbietende  Gelegenheit,  sich  ausserdem  auf  dem  K.  mineralogischen 
Museum  mit  geologischen  Arbeiten  zu  beschäftigen,  in  welchem  Gebiete  dem  Verstorbenen 
später  so  ausgezeichnete  Arbeiten  zu  verdanken  sind.  1859  wurde  Stelzner  an  der 
K.  Bergakademie  in  Freiberg  inscribirt,  am  30.  Juli  1866  finden  wir  ihn  in  der  Fest- 
schrift zum  100jährigen  Jubiläum  der  Akademie  als  Bergwerkskandidat  verzeichnet, 


21 


1867  ist  er  als  Bergakademie-Inspector  mit  Abhaltung  eines  petrographischen  und  eines 
petrefactologischen  Praktikums  beauftragt,  nach  dem  Tode  des  Oberbergrath  Prof.  Reich 
erhielt  er  die  Verwaltung  der  Werner  sehen  Sammlung,  der  Sammlung  von  Rissen, 
Zeichnungen  und  Modellen,  welche  Stellung  er  bis  Ostern  1871  innegehabt  haben  mag. 

In  die  folgenden  Jahre  fällt  Stelzner’s  Uebersiedelung  nach  Cordoba  in  Argen- 
tinien als  Professor  der  Mineralogie  und  Geologie,  wo  er  auch  die  Vorarbeiten  für  sein 
bahnbrechendes  Werk  „Beiträge  zur  Geologie  und  Paläontologie  der  argentinischen 
Republik“  (1885)  traf. 

Nach  dem  Tode  von  Bernhard  von  Cotta  wurde  er  an  dessen  Stelle  im  Jahre  1875 
als  Professor  für  Geognosie,  Lagerstätten-  und  Versteinerungskunde  nach  Freiberg 
berufen,  wo  er  als  Nachfolger  von  A.  G.  Werner,  C.  F.  Naumann  und  B.  von  Cotta 
an  Sachsens  berühmter  Bergakademie  diese  Berufung  nach  allen  Richtungen  hin  im 
höchsten  Grade  gerechtfertigt  hat.  Insbesondere  verdankt  ihm  Freiberg  die  neue  Auf- 
stellung der  umfangreichen  akademischen  Sammlungen,  deren  Werth  er  durch  seine 
gründlichen  Untersuchungen  mit  allen  Mitteln  der  neuesten  Methoden  bedeutend  erhöht 
und  leichter  zugänglich  gemacht  hat.  In  Anerkennung  seiner  grossen  Verdienste  wurde 
Stelzner  zum  K.  Bergrath  ernannt  und  ihm  1893  von  Sr.  Majestät  dem  Könige  das 
Ritterkreuz  1.  Kl.  vom  Albrechtsorden  verliehen. 

Die  zahlreichen  wissenschaftlichen  Abhandlungen  Stelzner's,  deren  mannigfacher 
Inhalt  zumeist  aus  den  letzten  30  Jahrgängen  des  neuen  Jahrbuchs  für  Mineralogie, 
Geologie  und  Paläontologie  zu  überblicken  ist,  erwarben  ihm  bald  die  hohe  Achtung 
aller  Fachgenossen.  Aufforderungen  zu  oft  sehr  verantwortlichen  Gutachten  über  Vor- 
kommen und  Lagerungsverhältnisse  nutzbarer  Mineralien  in  nahen  und  fernen  Ländern, 
wie  in  Norwegen,  oder  zu  Beurtheilungen  von  Quellen  und  Wasserläufen,  wie  in 
Freiberg  und  Teplitz,  oder  auch  bei  Berufungen  von  Fachmännern  nach  dem  fernen 
Auslande  erweiterten  seinen  internationalen  Verkehr  immer  mehr  und  mehr. 

Alle  seine  Schüler  hingen  mit  grösster  Liebe  an  Stelzner  und  folgten  mit  Be- 
geisterung seinen  gediegenen,  klaren  Vorträgen  sowohl  im  Colleg  als  auf  seinen  zahl- 
reichen geognostischen  Excursionen. 

In  unsere  Gesellschaft  wurde  der  Verewigte  1865  eingeführt,  bis  zu  seinem  Tode 
ist  er  ihr  ein  eifriger  Freund  und  Förderer  geblieben,  jederzeit  gern  bereit,  unseren 
Mitgliedern  von  dem  reichen  Schatze  seines  Wissens  mitzutheilen.  Wir  erinnern  hier 
nur  an  seine  in  unseren  Gesellschaftsschriften  veröffentlichten  Vorträge  über  „Die  Ent- 
wickelung der  petrographischen  Untersuchungsmethoden  in  den  letzten  fünfzig  Jahren“ 
(Festschr.  d.  Isis  1885,  S.  25)  und  „Die  Diamantengruben  von  Kimberley“  (Abhandl.  d. 
Isis  1893,  S.  71).  Manche  lehrreiche  und  durch  Humor  gewürzte  Stunde  hat  der  für 
immer  geschiedene  Freund  unserem  Isis-Kreise  gewidmet;  dem  gelungenen  Isis-Feste 
am  17.  October  1894  wohnte  er  in  heiterer  Stimmung  bei  und  verkehrte  auch  noch 
später  mündlich  und  schriftlich  bis  Mitte  November  mit  Dresdner  Freunden  anscheinend 
gesund.  Die  tödliche  Krankheit,  die  ihn  nachher  ergriff,  hat  ihn  unter  Begleitung 
seiner  treuen  Schwester  am  23.  Januar  d.  J.  zur  Kur  nach  Wiesbaden  geführt,  wo  er, 
anstatt  die  erhoffte  Genesung  zu  linden,  am  25.  Februar  sanft  verschied. 

So  ist  er,  der  treue,  unvergessliche  Forscher  und  Freund,  allen  seinen  Lieben  und 
der  Wissenschaft  entrissen  worden,  sein  Andenken  aber  wird  von  Allen,  die  ihn  gekannt, 
heilig  gehalten  werden. 

Am  21.  März  1895  verschied  in  Dresden  der  emer.  Seminaroberlehrer 
Gotthelf  Friedrich  Reinicke,  welcher  unserer  Gesellschaft  fast  sechs 
Dezennien,  seit  1839,  ununterbrochen  als  wirkliches  Mitglied  angehört  hat. 

Am  28.  März  1895  starb  in  Görlitz  Dr.  Reinhard  Peck,  Director 
des  Museums  der  dortigen  naturforschenden  Gesellschaft,  correspondirendes 
Mitglied  der  Isis  seit  1868. 

Am  13.  April  1895  starb  in  Dresden  Geh.  Hofrath  Dr.  Wilhelm 
Fränkel,  Professor  der  Ingenieurwissenschaften  an  der  K.  technischen 
Hochschule,  wirkliches  Mitglied  seit  1866,  Vorstand  der  Sectionen  für 
Mathematik  und  für  Physik  und  Chemie  in  den  Jahren  1870,  1871,  1878, 
1884  und  1885. 

Am  5.  Mai  1895  verschied  Dr.  Carl  Vogt,  Professor  an  der  Univer- 
sität in  Genf,  Ehrenmitglied  seit  1868, 


22 


Am  23.  Juni  1895  starb  Dr.  Friedrich  Tietjen,  Professor  der 

Astronomie  an  der  Universität  und  Director  des  Recheninstituts  der  K. 

Sternwarte  in  Berlin,  correspondirendes  Mitglied  seit  1868. 

Neu  aufgenommene  wirkliche  Mitglieder: 

Förster,  Fritz,  Dr.  phil.,  Privatdocent  an  der  K.  technischen  Hochschule 
in  Dresden,  am  25.  April  1895; 

Funk,  Ernst,  Apotheker  in  Radebeul,  am  25.  April  1895; 

Grosse,  Johannes,  Dr.  med.  in  Dresden,  am  28.  März  1895; 

Hering,  Adolph,  Bergingenieur  in  Dresden,  am  28.  Februar  1895; 

Salb  ach,  Franz,  Ingenieur  in  Dresden,  am  25.  April  1895; 

Schirrmeister,  Moritz,  Buchdruckereibesitzer  in  Dresden,  am  25.  April 
1895; 

Siegert,  Theodor,  Prof.  Dr.,  K.  S.  Landesgeolog  in  Dresden,  am  28.  März 
1895 ; 

Stopp,  Paul,  Bankbeamter  in  Dresden,  am  31.  Januar  1895; 

Teichmann,  Balduin,  Major  a.  1).  in  Dresden,  am  23.  Mai  1895; 

Walther,  R.,  Dr.  phil.,  Assistent  an  der  K.  technischen  Hochschule  in 
Dresden,  am  27.  Juni  1895. 

Neu  ernannte  Eh ren -Mitglieder : 

Ludwig,  Friedrich,  Dr.  phil.,  Professor  in  Greiz,  correspondirendes  Mit- 
lied seit  1887,  am  23.  Mai  1895; 

Magnus,  Paul,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  Universität  in  Berlin,  am 
23.  Mai  1895; 

Wolf,  Franz,  Dr.  phil.,  Director  in  Rochlitz,  am  23.  Mai  1895. 


Kassenabsckluss  der  ISIS  vom  Jahre  1894. 


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Dresden,  am  27.  Februar  1895.  H.  Warnatz,  z.  Z.  Kassirer  der  Isis. 


der 

naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 

ISIS 

in  D resden, 


1895, 


I.  Section  für  Zoologie. 


Vierte  Sitzung  am  7.  November  1895.  Vorsitzender:  Prof.  Dr. 
H.  Nits  che.  — Anwesend  34  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  R.  Ebert  hält  einen  Vortrag  über  das  T hi  erleben  der 
Tiefsee. 

Er  bespricht  zunächst  die  Einwirkungen,  welche  der  hohe  Wasserdruck,  die  gleich- 
mässige  Temperatur,  der  Mangel  an  Licht  und  Wasserbewegung,  sowie  die  dort  herrschen- 
den Ernährungsverhältnisse  auf  die  Tiefseebewohner  im  Allgemeinen  üben  und  geht 
dann  über  auf  die  Anpassungen  an  diese  Verhältnisse,  welche  die  Vertreter  der  Foraminiferen, 
Radiolarien  und  Spongien  erkennen  lassen. 

Geh.  Hofrath  Dr.  H.  B.  Geinitz  bespricht  im  Anschluss  an  den  vorher- 
gehenden Vortrag  das  geologische  Vorkommen  von  Resten  der  in  jenem 
erwähnten  Thiergr tippen. 

Derselbe  erklärt  sich  ferner,  einer  von  Prof.  Dr.  0.  Drude  aus- 
gegangenen Anregung  folgend,  bereit,  demnächst  einmal  die  Mitglieder  der 
Gesellschaft  durch  das  K.  mineralogisch-geologische  Museum  zu  führen. 

Dr.  A.  Naumann  legt  aus  seiner  Sammlung  eine  Reihe  von  Pflanz  en- 
tliehen mit  durch  Thiere,  besonders  durch  Milben  und  Insekten  ver- 
ursachten Missbildungen  vor  und  empfiehlt  zur  Bestimmung  von 
Gallenbildungen 

H.  R.  von  Sc  hl  echten  dal:  Die  Gailbildungen  (Zoocecidien)  der  deutschen  Gefäss- 
pflanzen.  Eine  Anleitung  zum  Bestimmen  derselben.  Zwickau  1891.  R.  Zückler. 
Preis  2 M.  (Aus  dem  Jahresberichte  des  Vereins  für  Naturkunde  zu  Zwickau 
für  das  Jahr  1890.) 

Prof.  Dr.  H.  Nit  sehe  bestätigt  die  hohe  Brauchbarkeit  der  Schlechten- 
daPschen  Arbeit  und  weist  darauf  hin,  dass  zur  Orientirung  über  den  Ur- 
heber einer  Pflanzenbeschädigung  im  Allgemeinen  zu  empfehlen  sei 

J.  H.  Kaltenbach:  Die  Pflanzenfeinde  aus  der  Klasse  der  Insekten.  Ein  nach 
Pflanzenfamilien  geordnetes  Handbuch  sämmtlicher  auf  den  einheimischen 
Pflanzen  bisher  beobachteten  Insekten  zum  Gebrauch  für  Entomologen,  In- 
sektensammler, Botaniker,  Land-  und  Forstwirthe  und  Gartenfreunde.  Mit  402 
charakteristischen  Holzschnitt-Illustrationen  der  wichtigsten  Pflanzenfamilien. 
Stuttgart  1874. 

Derselbe  macht  ferner  Mittheilung  über  die  grossen  Fortschritte, 
welche  in  den  letzten  Jahren  unsere  Kenntniss  der  Gallmilben  durch 
die  Arbeiten  von  A.  Nalepa  in  Wien  gemacht  hat. 

Während  früher  die  Beschreibung  der  durch  die  Gallmilben  verursachten  Pflanzen- 
missbildung die  Grundlage  der  Artbenennung  bildete,  kann  man  jetzt  die  Arten  der 
Gallmilben  wirklich  zoologisch  unterscheiden.  Die  alte  Gattung  Phytoptus  wird  neuer- 
dings sogar  in  mehrere  Gattungen  zerlegt  und  diese  sind  wieder  in  zwei  Unterfamilien 
untergebracht. 


28 


Fünfte  Sitzung-  am  5.  December  1895  (in  Gemeinschaft  mit  der 
Section  für  Botanik).  Vorsitzender:  Oberlehrer  K.  Wobst.  — Anwesend 
27  Mitglieder. 

Dr.  B.  Scliorler  hält  einen  Vortrag  über  Selbstreinigung  der 
Gewässer  (vergl.  Abhandlung  VI L). 

Privatus  Iv.  Schiller  referirt  über  das  neueste  Werk  von  E.  Haeckel: 
Systematische  Phylogenie,  Berlin  1895. 


II.  Section  für  Botanik. 


Vierte  Sitzung  am  10.  October  1895.  Vorsitzender:  Oberlehrer 
K.  Wobst.  — Anwesend  32  Mitglieder. 

Dr.  Fr.  Raspe  bringt  verschiedene  Meeresalgen  zur  Vertheilung. 

Vom  Vorsitzenden  werden  vorgelegt: 

Pr.  Schultheis s:  Phänologische  Mittheilungen  (Nürnberger  Generalanzeiger  1895, 
Nr.  139); 

J.  Dörfler:  Fragebogen  für  das  Botaniker- Adressbuch.  Wien  1895. 

Prof.  Dr.  0.  Drude  berichtet  eingehend  über  eine  Abhandlung  von 
K.  0.  E.  Steenström:  Ueber  das  Vorkommen  derselben  Arten  in  ver- 
schiedenen Klimaten  und  verschiedenen  Standorten.  München  1895. 

Garteninspector  F.  Le  dien  gieht  ein  ausführliches  Referat  über  ein 
neu  erschienenes  Schriftchen  von  H.  Conwentz:  Ueber  seltene  Wald- 
bäume in  Westpreussen.  Danzig  1895. 

Zum  Schluss  spricht  Privatus  K.  Schiller  über  Anforderungen,  welche 
der  Mykologe  an  die  systematischen  Pilz  werke  stellen  muss,  und 
gieht  einen  Ueberblick  derselben. 

Kurz  besprochen  werden  die  Werke  von  Schaffer,  Nees,  Krombholz,  Harzer, 
Lorinser,  Gonnermann,  Weberbauer,  Kummer,  Lenz,  Wünsche,  Hahn,  Stitzenberg, 
Schröter,  Babenhorst  und  Michael.  Besonders  lobend  wird  erwähnt  die  2.  Auflage  von 
Rabenhorst ’s  Cryptogamenflora,  in  welcher  die  Pilze  von  Winter,  Fischer  und  Rehm 
bearbeitet  sind,  und  ausführlicher  besprochen  das  neueste  Pilzwerk : E.  Michael,  Führer 
für  Pilzfreunde.  Zwickau  1895.  Die  Abbildungen  dieses  Werkes  sind  in  der  Zeichnung 
in  hohem  Grade  vollkommen  und  in  der  Farbe  meist  gelungen.  Bei  einer  neuen  Auflage 
würden  nur  wenige  Verbesserungen  anzubringen  sein.  Es  wäre  wünschenswert!) , dass 
alle  Pilze,  welche  in  dem  vorzüglichen  Texte  besprochen  sind,  abgebildet  werden. 
Vielleicht  könnten  sich  Verfasser  und  Verleger  entschliessen , noch  weitere  Tafeln 
folgen  zu  lassen,  zu  Nutz  und  Freude  des  Mykologen,  der  nicht  nach  „gut  oder  böse“ 
fragt.  Freilich  dürfte  dann  die  Abbildung  des  Querschnittes,  der  Sporen  und  Cystiden 
nicht  fehlen. 


Fünfte  (ausserordentliche)  Sitzung  am  1P.  November  1895  (Floristen- 
abend). Vorsitzender:  Oberlehrer  K.  Wobst.  — Anwesend  30  Mitglieder. 

Lehrer  A.  Jenke,  Dr.  B.  Scliorler  und  Oberlehrer  K.  Wobst  be- 
richten über  neue  und  selten  vorkommende  Pflanzen  der  Flora 
Saxonica,  welche  von  denselben  gesammelt  oder  bei  ihnen  eingegangen 
sind,  und  bringen  dieselben  in  getrockneten  Exemplaren  oder  mikro- 
skopischen Präparaten  zur  Veranschaulichung.  (Vergl.  Abhandlung  VIII.) 


29 


Prof.  Dr.  0.  Drude  hält  einen  Vortrag  über  die  Flora  um  Wettin 
a.  S.,  unterstützt  durch  Vorlage  zahlreicher  getrockneter  Pflanzen. 

Das  Florengebiet  im  weitesten  Umkreise  um  Halle , nördlich  bis  Cönnern,  westlich 
bis  Eisleben  etc.,  ist  durch  die  schönen  Arbeiten  vonA.  Schulz  so  gründlich  in  seinen 
interessanten  Standorten  bearbeitet,  dass  es  sich  in  diesen  Bemerkungen  hier  nur  darum 
handeln  kann,  die  Eindrücke  wiederzugeben,  welche  der  sächsische,  von  den  Elbhügeln 
zwischen  Meissen  und  Riesa  herkommende  Florist  empfindet,  wenn  er  an  der  Saale 
zwischen  Wettin  und  Rothenburg  botanisirt ; sie  drängten  sich  mir  auf  einer  Sommer- 
reise im  August  d.  J.  auf,  wo  es  sich  darum  handelte,  die  Formationen  vergleichend 
aufzunehmen  und  für  unser  Herbarium  der  „Flora  Saxonica“  zu  gewinnen. 

Die  Totalansicht  des  Landes  entspricht  etwa  dem  genannten  sächsischen  Distrikte, 
aber  die  Höhen  sind  insgesammt  niedriger,  erheben  sich  von  dem  Saale -Niveau  mit 
ca.  200  Fuss  meistens  um  100  Fuss  höher,  fallen  schroff  und  in  zerrissenen  Zacken  zur 
Saale  ab  und  verlieren  sich  landeinwärts  in  rundlichen  Hügeln  mit  sehr  trockenem 
Boden,  oder  sie  setzen  sich  ohne  Weiteres  in  die  sanft  gewellte  Ebene  fort,  die  für 
Ackerbau  gut  geeignet,  doch  in  trockenen  Jahren  an  Wassermangel  leidet  und,  wie 
die  Wettiner  sagen,  einen  „scharfen“  Boden  besitzt.  Wälder  sind  sehr  vereinzelt  und 
am  häufigsten  noch  an  den  Abdachungen  gegen  die  Saale  hin;  am  Höhenrande  an- 
gekommen schweift  der  Blick  meist  über  endlose  Felder  und  haftet  mit  Vergnügen  an 
einzelnen,  auf  Höhenpunkten  oder  mitten  im  Felde  an  Wegen  aufgebauten  Windmühlen : 
hier  oben  ist  fast  gar  nichts  zu  botanisiren , gerade  wie  an  der  Elbe,  und  die  ein- 
gestreuten Mulden  oder  Lehnen,  welche  nicht  zu  Ackerland  umgebrochen  sind,  zeigen 
eine  einförmige  Formation  von  Schwingelgrastrift  mit  Scabiosa  ochroleuca , Eryngium 
campestre , Dianthus  Carthusianorum  und  Galium  verum , Mollugo  etc. 

Das  Interesse  knüpft  sich  also  fast  überall  an  die  Steilhänge  zur  Saale,  auf  deren 
einem  die  Burg  Wettin  hoch  und  langgedehnt  über  dem  tief  mit  starkem  Wasser 
fliessenden  Strom  thront,  oder  an  die  benachbarten  rasenbedeckten  und  von  dunklen, 
oft  schwärzlich  gewordenen  Felsen  mit  Geröll  überschütteten  Kuppen;  von  Friedeburg 
bis  Rothenburg,  wo  die  schönsten  und  botanisch  interessantesten  Abhänge  sich  befinden, 
hebt  sich  eine  verschiedenartige  Vegetation  von  lebhaft  rothem  Gestein  ab,  Sandsteine 
und  Mergel,  ganz  verschiedenartig  von  den  Porphyrhöhen  dicht  bei  Halle.  Ein  breites 
Wiesengelände  breitet  sich  oft  am  Flusse  einseitig  da  aus,  wo  der  Höhenzug  eine 
Unterbrechung  erleidet:  so  sind  es  im  Wesentlichen  die  gleichen  Formationen  an  der 
Saale  wie  an  der  mittleren  Elbe,  von  wo  sie  in  diesem  Hefte  (s.  Abhandlung  IV)  aus- 
führlicher geschildert  sind.  Auf  diesen  Wiesen,  oft  salzig,  ist  aber  Silans  pratensis 
und  vielfach  Trifolium  fragiferum , auch  Erythraea  pulchella , so  stark  an  der  Stauden- 
vegetation betheiligt,  dass  man  daran  sogleich  den  Saale-Distrikt  erkennt. 

Unter  den  Holzpflanzen,  die  von  der  Pobinia  Pseudacacia  eine  fremde  Massen- 
invasion erlitten  haben,  sind  neben  Schlehen-  und  Weissdornbüschen,  Hagedornen  der 
jß.  rubiginosa-  und  tracliyphylla  - Gruppe  an  manchen  Stellen  die  Cotoneaster  häufig, 
lang  über  die  Felsen  hingestreckt  und  jetzt  im  vollen  Roth  der  Beeren  prangend,  oder 
— wie  im  Lustwäldchen  bei  Wettin,  das  den  Namen  „Schweizerling“  erhalten  hat  — 
hoch  aufrecht  in  den  Nischen  der  Felskuppe. 

Die  Hauptmasse  der  Geröll-  und  Felspflanzen  sind  alte  liebe  Bekannte  aus  dem 
Elbhügellande,  bald  seltenere,  bald  gemeine  Arten,  alle  durchsetzt  von  vergilbten  wehenden 
Halmen  kurzer  Rasenbüschel,  Festuca,  Plileum  Böhmeri,  Koeleria,  Agrostis^eschampsia 
fiexuosa  etc.,  jetzt  kaum  noch  nach  ihrer  Art  zu  erkennen.  Centaurea  paniculata  ist 
massig,  Silene  Otites  viel  häufiger  als  an  der  Elbe,  Pulsatilla  pratensis  überall  ver- 
streut, Anthericum  Liliago  in  grossen  Gruppen  an  vielen  Standorten,  neben  den  drei 
Verbascum-  Arten  ( plilomoides1  Thapsus , Lychnitis)  treten  oft  grosse  Gruppen  von 
Stachys  germanica  in  den  Graslehnen  auf,  vergesellschaftet  mit  Andropogon  Ischaemum , 
und  noch  häufiger  als  im  Meissner  Umkreise  deckt  Potentilla  cinerea  mit  grauen  Polstern 
die  Blöcke.  Während  in  allen  Wäldchen  und  Gebüschen  unser  schöner  Cytisus  nigri- 
cans fehlt,  sieht  man  nun  mit  Interesse  die  Besonderheiten  der  Saaleflora  in  oft  grossen 
Beständen,  keine  Art  ist  wohl  charakteristischer  als  Seseli  Hipp  omarathrum , nach  der 
man  die  ganze  Facies  dieser  Saale-Geröllflora  benennen  kann.  Tief  im  Gestein  wurzelnd, 
in  Felsspalten  oder  im  heissen  Geröll,  decken  die  zierlichen,  graugrünen  Blätter  der 
Grundrosette  dieser  Dolde  rings  um  Wettin  an  vielen  Plätzen  in  reicher  Menge  von 
Exemplaren  den  Hang  und  bilden  zuweilen  so  dichte  Massen,  wie  die  viel  kleinere 
Pimpinella  Saxifraga.  Während  das  goldgelbe  Erysimum  jetzt  mit  abgetrockneten 
Fruchttrauben  höchst  unansehnlich  aussieht,  wehen  an  vielen  Stellen  die  langen  Grannen 
der  Stipa  capillata:  die  mit  Chondrilla  juncea  zusammen  zwischen  dichtem  Gestrüpp 
der  Artemisia  campestris  auch  an  den  Abhängen  der  Burg  Wettin  wächst,  weithin 


30 


über  die  niederen  Standen  und  Gräser  sichtbar,  oft  einen  eigenen  kleinen  Bestand  bildend. 
Die  Melica  ciliata , im  Elbhügellande  so  äusserst  selten  (am  Felsen  gegenüber  Diesbar !), 
schimmert  an  dem  Rothenburger  Hange  mit  ihren  weissen  Aehrenrispen  zahllos  zwischen 
Ononis , Eryngium , Anthericum  und  Cotoneaster , oft  genug  auch  findet  man  Alyssum 
montanum  mit  gedrungenem  Wuchs,  trotzdem  aber  reich  fruchtend,  in  Felsen  neben 
Sedum  rupestre  eingenistet.  Barkhausia  foetida  dient  nicht  zur  Zierde  der  Flora,  mit 
ihr  vergesellschaftet  sich  an  den  Hainen  und  Ackerrändern  die  Nonnea  pulla  mit  ihren 
dunkelbraunen  Blumen.  Da,  wo  der  reiche  Rothenburger  Hang  am  Ostufer  der  Saale 
gegen  Wettin  hin  an  der  Ziegelei  beim  Helbachs  Grund  jäh  zu  Ende  geht,  deckt  auch 
das  sonst  hier  im  Norden  des  Thüringer  Kalkes  nicht  mehr  so  häufige  Teucrium  mon- 
tanum mit  niedergestrecktem  Gesträuch  den  Fels  und  entfaltet  jetzt  seine  gelben 
Blüthen,  und  dicht  dabei  stellt  in  einer  Felsnische  auf  besserem  Boden  Oxitropis  pilosa , 
eine  der  seltenen  Leguminosen,  die  alle  östlich  der  Saalelinie  fehlen  und  erst  in  Böhmen 
wiederkehren,  oder  besser  gesagt:  die  hier  zwischen  Saale  und  Harz  noch  einmal  in 
auffallender  "Vertretung  der  Standorte  wieder  erscheinen. 

Vieles,  was  bei  Eisleben  und  an  den  Seen  noch  gemein  ist,  tritt  hier  zurück,  so 
besonders  die  thüringische  Lavathera  und  die  salzliebende  Altliaea , aber  auch  die  in 
unsäglichen  Mengen  hei  Ober  - Köhlingen  auf  der  Schafschwingeltrift  mit  Eryngium 
campestre  hausende  Centaurea  Calcitrapa.  Doch  vereinigt  sich  Vieles,  um  einen  bo- 
tanischen Ausflug  nach  Wettin  lohnend  zu  machen,  und  Niemand,  der  den  Salzigen  und 
Süssen  See  besucht  , sollte  versäumen,  hier  oder  in  Rothenburg  Aufenthalt  zu  nehmen 
und  sich  von  der  Reichhaltigkeit  der  Hügelformationen  an  östlichen  und  südlichen 
Arten  zu  überzeugen. 

Der  Vorsitzende  bespricht  ferner  einige  von  ihm  gesammelte  Bildungs- 
ah weichungen. 

1.  Carex  muricata  L.,  auf  dem  Kohlberge  bei  Pirna  am  8.  Juni  1895  gesammelt. 
Die  Pflanzen  besitzen  neben  regelmässig  gebildeten  Blüthen  solche,  bei  denen  der  Utri- 
culus  bedeutend  vergrössert  und  häufig  noch  eigenthümlich  gekrümmt  ist.  (Frank, 
Krankheiten  der  Pflanzen,  Seite  246.) 

2.  G-agea  silvatica  Müll.  Dresden,  schattiger  Grund  hinter  Niederwartha,  April 
1895.  Alle  Blüthen  zeigen  eine  eigenthümliche  Vergrünung  und  erinnern  auffällig  an 
Ornithogalum  umbellatum  L. 

3.  Digitalis  purpur ea  L.  Von  K.  Schiller  im  Dresdner  Palaisgarten  gesammelt. 
Die  Blüthen  sind  regelmässig,  ausserordentlich  vergrössert  und  stellen  eine  Verwachsung 
dar  mit  entsprechender  Vermehrung  der  Kelch-  und  Blumenkronenblattzipfel,  Staub - 
gefässe  und  Pistille. 

Endlich  bringt  derselbe  zur  Vorlage  ein  soeben  erschienenes  Exiccaten- 
werk,  herausgegeben  von  Bürgerschullehrer  H.  Hofmann  in  Hohenstein- 
Ernstthal:  Plantae  criticae  Saxoniae,  1896. 

Dasselbe  will  das  Studium  der  kritischen  und  polymorphen  Genera  der  Flora 
Sachsens  erleichtern,  indem  es  zahlreiche  Formen  der  Gattungen  Rosa , Rubus , Mentha , 
Hieracium , Salix , Asplenium  u.  s.  w.  in  jährlichen  Fascikeln  darbietet.  — Fase.  1 enthält 
25  Arten  und  Varietäten,  14  Brombeeren,  5 Hieracien,  2 Menthen  und  4 Asplenium- 
formen.  Die  Pflanzen  sind  vollständig  und  schön  präparirt,  dazu  in  reichlicher  Anzahl 
aufgelegt;  auch  ist  der  Preis  der  Lieferung,  6 Mark  mit,  5 Mark  ohne  Mappe,  ein  so 
geringer,  dass  dieses  Unternehmen  allen  Pflanzenfreunden,  ganz  besonders  aber  Lehrern 
der  Botanik,  höheren  Lehranstalten,  botanischen  Instituten  u s.  w.  aufs  wärmste  em- 
pfohlen werden  kann. 


III.  Section  für  Mineralogie  lind  Geologie. 


Vierte  Sitzung  am  3.  October  1895.  Vorsitzender:  Geh.  Hofrath 
Dr.  H.  B.  Geinitz.  — Anwesend  21  Mitglieder. 

In  warmen  WTorten  gedenkt  der  Vorsitzende  zweier  aus  unserem  Kreise 
geschiedener  Mitglieder,  des  am  18.  September  1895  im  Alter  von  83  Jahren 


31 


verstorbenen  Apothekers  Bernhard  Kinne  in  Herrnhut  und  des  Land- 
schaftsmalers Olof  Alex.  Winkler,  gestorben  in  Dresden  am  26.  September 
1895.  (Vergl.  Nekrologe  S.  36  und  37.) 

Hierauf  hält  Geh.  Hofrath  Dr.  H.  B.  Geinitz  einen  eingehenden 
Vortrag  über  die  riesigen  Fortschritte  der  geologischen  Landes- 
aufnahme (Geological  Survey)  in  den  Vereinigten  Staaten  Amerikas, 
mit  Unterlage  der  von  dem  jetzigen  Director  derselben,  Charles  Doolittle 
Walcott,  in  seiner  „ Presidential  Address  u an  die  Geological  Society  of 
Washington  am  18.  December  1894  gegebenen  Mittheilungen.  (Vergl.  Ab- 
handl.  V.) 

Ferner  legt  der  Vorsitzende  noch  einige  neuere  Abhandlungen  zur 
Ansicht  vor: 

Ch.  D.  Walcott:  Palaeozoic  Intra  - Formational  Coiiglomerates  (Bull.  Geol.  Soc. 
of  America,  1894,  Vol.  5,  p.  194  u.  f.),  worin  ähnliche  Verhältnisse  dargestellt 
sind,  wie  sie  von  Alt  - Mittweida  und  im  Mtiglitz  - Thale  hei  Weesenstein  in 
Sachsen  bekannt  sind; 

Ch.  D.  Walcott:  The  Trilobite,  new  and  old  evidence  relating  to  its  Organisation 
(Bull.  Mus.  of  compar.  Zoology,  Vol.  VIII,  10); 

Ch.  D.  Walcott:  Note  on  some  appendages  of  the  Trilobites  (Proc.  Geol.  Soc.  of 
Washington,  1894,  Vol.  IX,  p.  80); 

Ch.  E.  Beecher:  The  Larval  Stages  of  Trilobites  (Arner.  Geologist,  1895,  Vol.  XVI, 
Sept.),  in  welchen  zwei  letzten  Abhandlungen  die  neuesten  Entdeckungen  an 
Trilobiten,  sogar  auch  Antennen  bekannt  gemacht  werden. 

Die  nachstehenden  Schriften  legen  Zeugniss  ab  für  die  erfolgreichen  Forschungen 
im  Gebiete  der  Geologie  von  einzelnen  seltenen  Damen: 

Maria  M.  Ogilvier:  Contributions  to  the  Geology  of  the  Wengen  and  St.  Cassian 
Strata  in  Southern  Tyrol  (Quart.  Journ.  Geol.  Soc.,  London,  1893,  Vol.  XLIX); 

Maria  M.  Ogilvier:  Corals  in  the  „Dolomites“  of  South  Tyrol  (Geol.  Magaz., 
Dec.  IV,  Vol.  I,  1894); 

Agnes  Crane:  The  Evolution  of  the  Brachiopoda  (Geol.  Magaz.,  Dec.  IV, 
Vol.  II,  1895). 

Einer  Vorlage  des  Prof.  H.  Krone  am  20.  Juni  1895  (Sitzungsber. 
Isis  1895,  S.  10)  entsprechend,  verbreitet  sich  Privatdocent  Dr.  W.  Ber  gl 
über  die  geologische  Natur  der  Umgebung  von  Aden. 

Dieselbe  ist  eine  rein  vulkanische,  entbehrt  älterer  Eruptivgesteine  wie  des  Syenites 
gänzlich  und  bietet  demnach  keine  Vergleichspunkte  mit  dem  Plauenschen  Grunde. 
Ausserdem  ist  das  fragliche  Gestein  nicht  Melaphyr,  sondern  Basalt. 

Prof.  H.  Krone  überreicht  eine  für  das  K.  mineralogische  Museum 
bestimmte  Probe  von  Brasilit  Hussak  oder  Baddeleyit  Fletcher,  einer 
neuen  Form  der  Zirkonerde  aus  Brasilien,  welche  ihm  Oberingenieur 
H.  C.  Bauer  von  dort  zugesandt  hat. 

Dem  Sammeleifer  des  Prof.  E.  Z schau  ist  es  gelungen,  in  dem  Lehm- 
lager unterhalb  Döltzschen  im  Plauenschen  Grunde  abermals  Reste  von 
Rliinoceros  tichorhinus , Backzahn  und  Knochenfragment,  aufzufinden, 
sowie  eine  zierliche  Pfeilspitze  aus  Knochen  an  dem  bekannten  prä- 
historischen Fundorte,  der  Heidenschanze  bei  Koschütz  unweit  Dresden, 
welche  derselbe  in  liebenswürdiger  Weise  dem  K.  mineralogischen  Museum 
zuweist. 


Fünfte  Sitzung  am  12.  December  1895.  Vorsitzender : Geh.  Hofrath 
Dr.  H.  B.  Geinitz.  — Anwesend  45  Mitglieder  und  Gäste. 

Oberlehrer  Dr.  R.  Nessig  spricht,  unter  Vorlage  zahlreicher  Proben, 
über  die  Sande  der  Umgebung  von  Dresden.  (Vergl.  Abhandl.  YI.) 


32 


Dr.  H.  Francke  giebt  eine  vorläufige  Mittheilung  über  das  Kalk - 
spatli  Vorkommen  von  Nieder-Rabenstein  bei  Siegmar,  westl.  Chemnitz 
in  Sachsen,  unter  Vorlegung  einer  Anzahl  Proben,  die  er  nicht  lange  vorher 
an  Ort  und  Stelle  gesammelt  hatte. 

Obwohl  seit  verschiedenen  Jahrzehnten  von  der  genannten  Fundstätte  die  schönsten 
Krystallstufen  in  die  Sammlungen  gelangt  sind,  so  scheinen  sie  in  der  Fachliteratur 
noch  keine  monographische  Erörterung  erfahren  zu  haben,  während  sie  doch  wohl  eine 
ausführlichere  Beschreibung  verdienen,  als  ihnen  in  Frenzel’s  mineralogischem  Lexicon 
für  das  Königreich  Sachsen  und  in  der  Erläuterung  zu  Blatt  Chemnitz  der  geologischen 
Specialkarte  von  Sachsen  zu  Tlieil  wird.  Die  Herberge  der  Krystalle  sind  Hohl-  und 
Drusenräume  eines  feinkörnigen  schwarzgrauen  Kalksteins,  der  in  grossen  linsenförmigen 
Massen  den  Gliedern  der  archäischen  Formation,  speciell  der  Pliyllitformation,  eingelagert 
ist.  In  diesen  Schichtencomplexen  müssen  öftere  und  zahlreiche  Bewegungen  statt- 
gefunden haben,  wie  das  die  vielen  Klüfte,  Rutschflächen  und  Harnische,  sowie  die  ganze 
verwickelte  Tektonik  überhaupt,  anzeigen.  Aber  auch  plötzliche  stoss-  und  ruckweise 
Erschütterungen,  vermuthlich  veranlasst  durch  die  nicht  ungewöhnlichen  tektonischen 
Erdbeben  im  Erzgebirge,  dürften  sich  ereignet  haben,  wodurch  viele  Kalkspatlikrystalle 
entlang  ihren  natürlichen  rhomboedrischen  Spaltungsrichtungen  von  ihrem  Sitze  abge- 
sprengt wurden  und  beim  Herabfallen  auf  den  Boden  des  Drusenraums  sich  und  andere 
noch  fest  haften  gebliebene  verletzten.  Die  in  Kalksteinhohlräumen  sich  immer  bildende 
Calciumcarbonatlösung  voran! asste  nun  einen  umfangreichen  Ausheilungsprocess , der 
sowohl  die  Spaltflächen  der  abgeschleuderten  Krystalle,  als  auch  die  Schäden  an  Ecken 
und  Kanten  dieser  und  der  sitzen  gebliebenen  betraf,  abgesehen  davon,  dass  durch  neue, 
einen  ganzen  Krystall  ziemlich  gleichmässig  umhüllende  Stoflablagerung  blosse  Ver- 
grösserung  herbeigeführt  wurde.  Infolge  dieses  Ausheilungsvorganges  erscheinen  die 
abgesprengten  Krystalle,  die  heute  meist  in  Letten  eingebettet  sind,  als  ringsum  aus- 
gebildete, ohne  sichtbare  Bruch-  oder  Ansatzstelle,  wobei  sie,  da  die  Neubildung  nur  als 
dünne  Schicht  erfolgte,  oft  eine  groteske  Gestalt  erlangten,  der  man  die  Kalkspathnatur 
zuzuschreiben  auf  dem  ersten  Blick  schwerlich  geneigt  sein  könnte. 

Die  Calcite  der  verschiedenen  Hohlräume  des  Nieder-Rabensteiner  Kalksteinlagers 
gehören  verschiedenen  Generationen  an  und  zeigen  demnach  verschiedene  Krystalltypen 
und  Formen  Verbindungen , die  in  einer  mineralogischen  Fachzeitschrift  eingehender  be- 
handelt werden  sollen.  Hier  sei  nur  erwähnt,  dass  das  Skalenoeder  3 (R)  =R3  überall 
vorherrscht,  während  das  anderwärts  gemeine  primäre  Prisma  GOR  ganz  untergeordnet, 
meist  gar  nicht,  auftritt.  Zu  dem  genannten  Skalenoeder  3 (R)  gesellt  sich  an  dessen 
Polecken  gewöhnlich  das  flachere,  3(V4  R)  = V4R3,  in  mehr  oder  minder  starker  Ent- 
wickelung, welches  insbesondere  die  ausheilende  Schicht  auf  den  Spaltflächen  der  ab- 
gesprengten Krystalle  repräsentirt.  Auch  steilere  Skalenoeder  kommen  messbar  vor  oder 
deuten  sich  als  Vicinalflächen  und  in  Combinationsstreifung  an  den  Mittelkanten,  bez. 
-Ecken  von  3(R)  an.  Wieder  andere  Skalenoeder  in  schmalen  Flächen  bewirken  eine 
Zuschärfung  der  kürzeren  scharfen  Polkanten  von  3 (R).  Mehrere  positive  und  negative 
Rhomboeder  mit  gewöhnlichen  Indices  treten  ebenfalls  auf. 

Die  Krystalle,  die  bei  höchstem  Grade  der  Pellucidität  zuweilen  recht  ansehnliche 
Grösse  bis  zu  mehreren  Decimetern  Ausdehnung  erreichen,  sind  entweder  einfach,  oder 
ebenso  oft  verzwillingt  nach  dem  Gesetze  : Zwillingsachse  die  Hauptachse,  Verwachsungs- 
ebene die  Basis.  Diese  Bildung  wiederholt  sich  häufig  und  es  entstehen  Drillinge,  deren 
mittleres  Individuum  in  der  Hauptachsenrichtung  stark  verkürzt  ist,  so  dass  sie  wie 
einfache  Krystalle  erscheinen  mit  einer  in  der  Aequatorgegend  eingeschobenen  Zwillings- 
lamelle; sämmtliche  sechs  Mittelecken  des  Skalenoeders  zeigen  dann  einspringende  Winkel. 

An  den  basischen  Zwillingen  nun  konnte  Berichterstatter  die  interessante,  sonst 
am  Kalkspath  sehr  selten  beobachtete  Thatsache  feststellen,  dass  die  Verwachsung  ausser 
nach  OR  auch  nach  einer  dazu  senkrechten  Fläche  von  OüR  stattfindet.  Die  „oberen“ 
Hälften  zweier  neben  einander  sitzender  Skalenoeder  sind  demnach  so  gestellt,  dass  je 
eine  Ebene  durch  Verticalachse  und  eine  scharfe  Polkante  des  einen  Individuums 
parallel  ist  je  einer  Ebene  durch  Verticalachse  und  eine  stumpfe  Polkante  des  anderen 
Individuums.  Aber  auch  an  einen  nach  00 R verwachsenen  basischen  Zwilling  schliesst 
sich  zuweilen  ein  drittes  mit  der  „oberen“  Hälfte  ausgebildetes  Einzelwesen  an,  das 
mit  dem  ersten  parallel,  mit  dem  zweiten  in  Zwillingsstellung  sich  befindet,  sodass  auch 
in  diesem  Falle  ein  Drilling  entsteht.  Alle  drei  Individuen  sind  dabei  ungefähr  gleich- 
gross und  mit  freiem  Ende.  Die  nach  00  R verwachsenen  Zwillinge  und  Drillinge 
wurden  vom  Referenten  bisher  nur  an  wenigen  grossen  Krystallen  beobachtet,  an  kleinen 
dagegen  nicht. 


35 


Achte  Sitzung  am  24.  October  1895.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  0. 
Drude.  — Anwesend  29  Mitglieder  und  Gäste. 

Der  Vorsitzende  theilt  mit,  dass  die  Bibliothek  der  Gesellschaft 
vorläufig  in  dem  zu  ihrer  Aufstellung  benutzten  Raume  der  K.  technischen 
Hochschule  verbleiben  kann  (vergl.  Sitzungsber.  Isis  1895,  S.  16). 

Die  unter  den  Mitgliedern  veranstaltete  Sammlung  für  das  Helm- 
holtz-Denk m al  hat  einen  Gesammtbetrag  von  122  Mark  ergeben  (vergl. 
ebendaselbst,  S.  20). 

Prof.  Dr.  0.  Drude  behandelt  im  Vortrage  die  Ergebnisse  der  neuesten 
Untersuchungen  über  die  Veränderung  der  Arten  und  die 
Descendenzth  eo  rie. 

Dieselben  ergeben  sieb  als  Forschungsresultate  aus  drei  methodisch  weit  entlegenen, 
aber  einheitlich  zusammenwirkenden  Gebieten,  um  das  „Flüssige“  im  Wesen  der  Art 
zu  erläutern  und  ihre  Umwandlungsfähigkeit  zu  erhärten:  dem  der  phylogenetischen 
Untersuchungen,  wo  besonders  Ettingshausen’s  zahlreiche  und  verdienstvolle  Arbeiten  in 
ihren  Zielen  klar  gelegt  wurden,  demjenigen  der  biologischen  Forschung,  und  dem  der 
Pflanzengeographie. 

Geh.  Hofrath  Dr.  H.  B.  Geinitz  knüpft  hieran  Bemerkungen  über 
Abstammung  und  Veränderungen  der  Inoceramus- Arten  der 
Kreideformation. 


Neunte  Sitzung  am  28.  November  1895.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  0. 
Drude.  — Anwesend  38  Mitglieder  und  Gäste. 

Zunächst  werden  die  Beamten  der  Gesellschaft  für  das  Jahr  1896 
gewählt.  (Vergl.  Uebersicht  auf  S.  39.) 

Prof.  B.  Patten  hausen  hält  hierauf  einen  Vortrag  über  die  ver- 
schiedenen Methoden  der  Darstellung  der  Bodenconfiguration 
und  erläutert  dieselben  an  einer  ausgestellten  reichhaltigen  Kartensammlung. 


Zehnte  Sitzung  am  19.  December  1895.  Vorsitzender:  Prof.  Dr. 
0.  Drude.  — Anwesend  62  Mitglieder  und  Gäste. 

Nach  einer  Ergänzungswahl  für  den  Verwaltungsrath  hält 

Prof.  Dr.  W.  Hempel  einen  von  zahlreichen  Experimenten  begleiteten 
Vortrag  über  schlagende  Wetter  und  die  Mittel  zu  ihrer  Be- 
kämpfung. 

Prof.  Dr.  0.  Drude  giebt  zum  Schluss  eine  kurze  Uebersicht  über 
die  Mitglied  erzähl  am  Ende  des  laufenden  Jahres. 

Nach  einer  Zusammenstellung  des  Secretärs  Dr.  Deichmüller  besteht  unsere  Ge- 
sellschaft zur  Zeit  aus  180  wirklichen  Mitgliedern  (174  am  Ende  d.  J.  1894),  40  Ehren- 
mitgliedern (wie  im  Vorjahre)  und  139  correspondirenden  (gegen  145  im  Jahre  1894). 


36 


Veränderungen  im  Mitgliederbestände. 

Gestorbene  Mitglieder: 

Am  25.  Juli  1895  starb  in  Dresden  Wilhelm  Bein,  Director  und 
Inhaber  des  „Prometheus“,  wirkliches  Mitglied  seit  1894. 

Am  31.  Juli  1895  starb  Julius  Oscar  Wohlfahrt,  praktischer  Arzt 
in  Freiberg,  correspondirendes  Mitglied  seit  1868. 

Am  26.  August  1895  starb  im  74.  Lebensjahre  während  eines  Sommer- 
aufenthaltes in  Wartenberg,  Böhmen,  der  Kaiserl.  Russische  Staatsrath 
Dr.  Moritz  Willkomm,  ehemaliger  Professor  der  systematischen  Botanik 
an  der  Universität  Prag,  Ehrenmitglied  seit  1866. 

Derselbe,  von  Geburt  ein  Lausitzer,  bekleidete  früher  die  botanischen  Professuren 
an  der  Forstakademie  zu  Tharandt,  wohin  er  als  Privatdocent  der  Leipziger  Universität 
berufen  war,  darauf  an  der  Universität  zu  Dorpat,  von  wo  er  einem  Kufe  nach  Prag 
folgte.  Als  Systematiker  und  Florist  vielseitig  thätig  und  bis  zum  letzten  Athemzuge 
mit  der  Feder  arbeitend,  hat  er  sich  besonders  durch  seine  Arbeiten  in  der  spanischen 
Flora  und  durch  dendrologische  Werke  einen  bekannten  Namen  erworben. 

Am  30.  August  1895  verschied  in  Wien  im  hohen  Alter  von  90  Jahren 
Dr.  Adolf  Senoner,  früher  Militärarzt  im  österreichischen  Heere  und 
Landarzt  in  Niederösterreich,  später  langjähriger  Bibliothekar  der  K.  K. 
geologischen  Reichsanstalt  in  Wien,  correspondirendes  Mitglied  seit  1855. 

Am  4.  September  1895  starb  in  Stockholm  Dr.  Sven  Ludwig 
. Loven,  Professor  der  Zoologie  an  der  dortigen  Universität,  Ehrenmitglied 
seit  1869. 

Am  18.  September  1895  verschied  Otto  Bernhard  Kinne,  Apotheker 
in  Herrnhut,  correspondirendes  Mitglied  seit  1854. 

Otto  Bernhard  Kinne,  geboren  am  17.  April  1812  in  Herrnhut,  war  1824 — 1826 
Zögling  der  Unitätsanstalt  in  Mesky,  trat  1826  in  die  Lehre  als  Apotheker  bei  Br.  Just 
in  Herrnhut,  wurde  1830  daselbst  Gehilfe,  ging  1836  nach  Dresden  als  Volontär  in  ein 
chemisches  Laboratorium  und  besuchte  die  Collegien  der  damals  hier  bestehenden  medi- 
cinischen  Akademie.  1837 -—1839  studirte  er  an  der  Universität  Jena,  legte  1839  sein 
Staatsexamen  in  Dresden  ab  und  trat  im  Juli  desselben  Jahres  wieder  als  Gehilfe  in 
die  Herrnhuter  Apotheke  ein,  welche  er  1855  in  Pacht  erhielt.  1846  verheirathete  er 
sich  mit  Fräulein  Louise  Lier,  welche  glückliche  Verbindung  1884  durch  den  Tod 
der  geist-  und  gemüthvollen  Gattin  gelöst  wurde.  Bernhard  Kinne  trat  1887  in  den 
wohlverdienten  Buhestand  und  verlebte  die  letzten  Jahre  unter  der  sorgsamen  Pflege 
seiner  geliebten  Tochter  Helene  noch  in  beschaulicher  Buhe  und  wissenschaftlicher 
Thätigkeit.  Sein  Tod  trat  am  18.  September  1895  in  Folge  eines  Darmleidens  im 
Krankenhause  in  Zittau  ein. 

Bernhard  Kinne  war  einer  der  ältesten  und  angesehensten  Persönlichkeiten  Herrn- 
huts. Die  Beschwerden  des  Alters  hatten  den  anspruchslosen  Mann  zwar  schon  seit 
einer  Beihe  von  Jahren  gezwungen,  sich  immer  mehr  in  die  Stille  zurückzuziehen; 
wer  ihn  daher  nur  aus  dieser  Zeit  gekannt  hat,  vermag  sich  kein  rechtes  Bild  von 
seinem  in  den  Dienst  der  Wissenschaft  gestellten  Leben  zu  machen.  Noch  jetzt  er- 
innern sich  die  älteren  Bewohner  Herrnhuts  dankbar  an  den  Genuss,  der  ihnen  in  seinen 
populär- wissenschaftlichen  Vorträgen  zu  Theil  wurde,  wie  es  überhaupt  sein  Bestreben 
war,  sein  reiches  Wissen  auch  Anderen  nutzbar  zu  machen.  Unter  seinen  Berufsgenossen 
erfreute  er  sich  eines  hohen  Ansehens.  Seit  1872  war  er  Vorsitzender  des  pharmaceu- 
tischen  Kreisvereins  Bautzen  und  als  solcher  ausserordentliches  Mitglied  des  K.  Säch- 
sischen Medicinal- Collegiums.  Auch  der  Staat  erkannte  seine  Verdienste  an  bei  seinem 
50jährigen  Jubiläum  als  Apotheker  i.  J.  1876  durch  Verleihung  des  Bitterkreuzes  II.  Kl. 
vom  Albrechtsorden  und  später  des  Bitterkreuzes  II.  Kl.  vom  Verdienstorden.  Seinem 
Heimathsorte  diente  er,  ausser  in  seinem  Berufe  als  Apotheker,  als  langjähriges  Mit- 
glied des  Aufseher-Collegiums  und  des  Schulrathes.  Sein  letztes  Werk,  mit  dem  sein 
Name  auf  immer  verknüpft  sein  wird,  war  die  Gründung  des  ethnographischen  Museums 
seiner  Vaterstadt  im  Jahre  1878. 


37 


Am  26.  September  1895  verschied  nach  schweren  Leiden  in  Dresden 
der  Landschaftsmaler  Olof  Alexander  Winkler,  wirkliches  Mitglied 
seit  1888. 

Geboren  am  29.  Januar  1843  als  Sohn  des  Hütteninspectors  Alexander  Winkler  in 
Zschopauthal,  welcher  1848  auf  das  Blaufarbenwerk  Niederpfannenstiel  übersiedelte, 
erhielt  der  Knabe  zunächst  längeren  Unterricht  durch  Hauslehrer,  ging  dann  auf  das 
Gymnasium  in  Plauen  i.  Y.  und  wendete  sich  später  nach  seinen  inständigen  Bitten  mit 
der  väterlichen  Erlaubniss  der  Kunst  zu.  Er  hatte  sich  schon  in  frühen  Jahren,  1848, 
durch  einen  Sturz  ins  Wasser  ein  Fussleiden  zugezogen,  welches  sein  ganzes  Leben 
erschwerte  und  schliesslich  sein  Ende  herbeigeführt  hat.  Nach  einer  kurzen  Lehre  bei 
dem  Dresdner  Lithographen  Williard  trat  er  iii  die  Dresdner  Kunstakademie  ein  und 
ging  dann  auf  die  Künstlerschule  in  Weimar.  Hier  waren  Graf  Kalkreuth  und  später 
Böcklin  seine  verehrten  Lehrer,  während  Macart  und  Lenbach  ihm  treue  Studiengenossen 
wurden.  Nach  Beendigung  seiner  dortigen  Studien  blieb  er  noch  längere  Zeit  in  Weimar, 
verheirathete  sich  dort  mit  Emmy  Palleske,  der  Tochter  des  Schillerbiographen,  mit  der 
er  eine  Reihe  von  Jahren  verbunden  war.  Schon  in  Weimar  suchte  er  sein  reges  Interesse 
für  Naturwissenschaften  künstlerisch  zu  verwerthen.  1883  siedelte  er  nach  Dresden  über; 
hier  entstanden  seine  Landschaften  über  die  Perioden  der  Erdentwickelung  für  die 
Urania  in  Berlin.  Kräftig,  wenn  auch  von  Kindheit  an  lahm,  hat  Winkler  bis  vor 
Kurzem  noch  fleissig  an  der  Staffelei  arbeiten  können  und  für  verschiedene  geschätzte 
Zeitschriften  gesuchte  Illustrationen  geliefert*),  bis  ihn  im  letzten  Lebensjahr  die  immer 
fortschreitende  Krankheit  an  das  Krankenlager  fesselte  und  ihn  eine  tiefe  urämische 
Ohnmacht  am  26.  September  von  seinen  schmerzlichen  Leiden  erlöste. 

Unser  geschiedener  Freund,  der  seit  1888  in  unserem  Isis -Kreise  ein  treues  und 
werthes  Mitglied  war,  hatte  sich  am  26.  Mai  1891  zum  zweiten  Male  verheirathet  mit 
Laura  Alexandrine  Hering,  Tochter  des  Pastor  era.  Hering  in  Meissen,  welcher 
edlen  Gattin  der  lange  schwer  Leidende  bis  zu  seinem  Tode  die  liebevollste  Pflege  ver- 
dankt. Mit  ihr  betrauern  zwei  erwachsene  Söhne  und  eine  blühende  Tochter  aus  erster 
Ehe  den  geliebten,  für  das  Wohl  der  Seinigen  treu  sorgenden  Vater  und  Freund. 

Am  16.  October  1895  starb  in  Dresden  im  88.  Lebensjahre  der  Königl. 
Sächsische  Regierungsrath  a.  D.  Carl  Moritz  Rossberg,  Mitstifter  der 
Isis  und  Ehrenmitglied  derselben  seit  1886. 

In  dem  Verewigten  scheidet  wiederum  einer  der  Männer  aus  dem  Leben,  welche 
sich  im  December  1833  in  Dresden  zur  Gründung  einer  Gesellschaft  von  Freunden  der 
Naturkunde  vereinigten,  aus  welcher  in  der  Folge  unsere  jetzige  naturwissenschaftliche 
Gesellschaft  Isis  hervorging.  Carl  Moritz  Rossberg  gehörte  dem  ersten  Directorium 
der  jungen  Gesellschaft  als  Kassirer  an  und  er  hat  ihr,  wenn  auch  später  nicht  mehr  Mit- 
glied, doch  immer  ein  reges  Interesse  bewahrt.  „Niemand  von  uns“,  schreibt  er  aus  Anlass 
des  fünfzigjährigen  Stiftungsfestes  der  Isis  an  den  Vorsitzenden,  Geh.  Hofrath  Dr.  Geinitz, 
„hätte  damals  geahnt,  dass  dieses  Kind  unter  der  Pflege  seiner  Gönner  und  Freunde  zu 
einer  so  blühenden  und  kräftigen  Gestalt  empor  wachsen  würde“,  und  schliesst  mit  dem 
Wunsche , „dass  auch  fernerhin  unter  Leitung  hochbewährter  Männer  der  Wissenschaft 
die  Isis  wie  bisher  noch  lange  segensreich  wirken  möge.“  In  dankbarer  Anerkennung 
der  Verdienste  um  die  Gesellschaft  ernannte  ihn  dieselbe  1886  zum  Ehrenmitgliede, 
leider  aber  verhinderte  ein  langjähriges  körperliches  Leiden  seine  Betheiligung  an  den 
Sitzungen. 

Am  21.  October  1895  starb  in  Dresden,  72  Jahre  alt,  der  K.  Sächsische 
Hofgartendirector  Gustav  Friedrich  Krause,  ausserordentliches  Mitglied 
des  sächsischen  Landesculturrathes  und  langjähriger  erster  Vorsitzender  der 
Genossenschaft  „Flora11,  Gesellschaft  für  Botanik  und  Gartenbau  in  Dresden, 
wirkliches  Mitglied  der  Isis  seit  1848.  Ein  sanfter  Tod  raffte  den  bis  an 
sein  Lebensende  unermüdlich  thätigen,  liebenswürdigen  und  treuen  Mann 
aus  seiner  vollen  Berufsthätigkeit  hinweg. 


*)  Auch  eine  Reihe  der  trefflichen  Bilder  in  A.  von  Kerner’s  weit  bekanntem 
„ Pflanzenleben  “ rühren  von  seiner  naturwissenschaftlich  weit  durchgebildeten  Kunst- 
fertigkeit her. 


38 


Am  25.  November  1895  starb  in  Basel  im  Alter  von  70  Jahren 
Dr.  Ludwig  Rütimeyer,  Professor  der  Zoologie  und  vergleichenden 
Anatomie  an  der  dortigen  Universität,  einer  der  bedeutendsten  Forscher 
auf  dem  Gebiete  der  Entwickelung  der  Säugethiergruppen  wie  der  Vor- 
geschichte seiner  schweizerischen  Heimath.  Unserer  Gesellschaft  gehörte 
der  Verewigte  seit  1869  als  Ehrenmitglied  an. 

In  Dresden  starb  der  Privatus  Carl  Christlieb,  wirkliches  Mitglied 
seit  1877. 

Neu  aufgenommene  wirkliche  Mitglieder: 

v.  Alvensleben,  Ludw.  Osk.,  Landschafts-Malerin  Dresden,  am  24.  October 
1895; 

Klette,  Emil,  Privatus  in  Dresden,  am  24.  October  1895; 

Meinert,  Eugen,  Dr.  jur.,  in  Dresden,  am  19.  December  1895; 

Möhlau,  Rieh.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  technischen  Hochschule  in 
Dresden,  am  24.  October  1895; 

Rebenstorff,  Herrn.  Alb.,  Realschullehrer  in  Dresden,  am  24.  October  1895; 
Richter,  Conrad,  Cand.  rer.  nat.  in  Dresden,  am  19.  December  1895; 
Schneider,  Alfred,  Dr.  pliih,  Corpsstabsapotheker  in  Dresden,  am 
19.  December  1895; 

Thiele,  Hermann,  Dr.  phil.,  Chemiker  in  Dresden,  am  28.  November  1895. 

Neu  ernannte  Ehren -Mitglieder: 

Credner,  Hermann,  Dr.  phil.,  Geh.  Bergrath,  Professor  an  der  Universität 
und  Director  der  geologischen  Landesuntersuchung  für  Sachsen  in 
Leipzig,  correspondirendes  Mitglied  seit  1869,  am  24.  October  1895; 
Zirkel,  Ferdinand,  Dr.  phil.,  Geh.  Bergrath,  Professor  an  der  Universität 
in  Leipzig,  am  24.  October  1895. 


Freiwillige  Beiträge  zur  Gesellschaftsklasse 

zahlten:  Dr.  Amthor,  Hannover,  3 Mk.;  Oberlehrer  Dr.  Bach  mann, 
Plauen  i.  V.,  3 Mk.;  K.  Bibliothek,  Berlin,  3 Mk.;  naturwissensch.  Modelleur 
Blaschka,  Hosterwitz,  3 Mk.;  Ingenieur  Carstens,  Berlin,  3 Mk.;  Docent 
Dr.  Do ss,  Riga,  3 Mk.  5 Pf.;  Privatus  Eisel,  Gera,  3 Mk. ; Bergmeister 
Hartung,  Lobenstein,  5 Mk. ; Prof.  Dr.  Hibsch,  Liebwerd,  3 Mk.;  Bürger- 
schullehrer Hofmann,  Hohenstein  - E. , 3 Mk.;  Apotheker  Dr.  Lange, 
Werningshausen,  3 Mk.;  Oberlehrer  Dr.  Lohrmann,  Schneeberg,  3 Mk.  5 Pf.; 
Prof.  Dr.  Ludwig,  Greiz,  6 Mk.;  Oberlehrer  Naumann,  Bautzen,  3 Mk.; 
Stabsarzt  Dr.  Naumann,  Gera,  3 Mk.;  Prof.  Dr.  Papperitz,  Freiberg, 
12  Mk.;  Betriebsingenieur  Prasse,  Leipzig,  3 Mk.;  Director  Dr.  Reide- 
meister,  Schönebeck,  3 Mk.;  Lehrer  Schimpfky,  Lommatzsch,  3 Mk.; 
Apotheker  Sclilimpert,  Cölln,  3 Mk.;  Oberlehrer  Seidel  I,  Zschopau, 
3 Mk. ; Oberlehrer  Seidel  II,  Zschopau,  3 Mk.;  Rittergutspachter  Sieber, 
Grossgrabe,  3 Mk.  10  Pf.;  Fabrikbesitzer  Siemens,  Dresden,  100  Mk.; 
Chemiker  Dr.  Staus s,  Hamburg,  3 Mk.;  Oberlehrer  Dr.  Sterzei,  Chemnitz, 
3Mk. ; Dr.  Steuer,  Göttingen,  3Mk.;  Betriebsinspector  Wiechel,  Chemnitz, 
3 Mk.  10  Pf.;  Dr.  Wohlfahrt,  Freiberg,  3 Mk. ; Oberlehrer  Wolff,  Pirna, 
3 Mk.  — In  Summa  201  Mk.  30  Pf.  H.  Warn  atz. 


39 


Beamte  der  Isis  im  Jahre  1896. 

Tor  stand. 

Erster  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  0.  Drude. 

Zweiter  Vorsitzender:  Dr.  Fr.  Raspe. 

Kassirer:  Hofbuchhändler  H.  Warnatz. 

Directorium. 

Erster  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  0.  Drude. 

Zweiter  Vorsitzender:  Dr.  Fr.  Raspe. 

Als  Sectionsvorstände: 

Geh.  Hofrath  Dr.  H.  B.  Geinitz, 

Geh.  Regierungsrath  Prof.  Dr.  E.  H artig, 
Prof.  Dr.  E.  von  Meyer, 

Prof.  Dr.  H.  .Nit sehe, 

Rentier  W.  Osborne, 

Oberlehrer  K.  Wobst. 

Erster  Secretär:  Dr.  J.  Deichmüller. 

Zweiter  Secretär:  Oberlehrer  K.  Vetters. 

V erwaltungsrath. 

Vorsitzender:  Dr.  Fr.  Raspe. 

1.  Fabrikbesitzer  L.  Guthmann, 

2.  Privatus  W.  Puts  eher, 

3.  Prof.  Dr.  G.  Helm, 

4.  Fabrikant  E.  Kühn scherf, 

5.  Civilingenieur  und  Fabrikbesitzer  Fr.  Siemens, 

6.  Geheimer  Rath  Prof.  Dr.  G.  Zeuner. 

Kassirer:  Hofbuchhändler  H.  Warnatz. 

Bibliothekar:  Privatus  K.  Schiller. 

Secretär:  Oberlehrer  K.  Vetters. 

Sectionsbeamte. 

I.  Section  für  Zoologie. 

Vorstand:  Prof.  Dr.  H.  Nitsche. 

Stellvertreter:  Prof.  Dr.  R.  Ebert. 

Protokollant:  Institutsdirector  A.  Thümer. 

Stellvertreter:  Dr.  A.  Naumann. 

II.  Seetion  für  Botanik. 

Vorstand:  Oberlehrer  K.  Wobst. 

Stellvertreter:  Dr.  B.  Schorler. 

Protokollant:  Garteninspector  F.  Le  dien. 

Stellvertreter:  Dr.  A.  Naumann. 


40 


HI.  Section  für  Mineralogie  und  Geologie. 

Vorstand:  Gell.  Hofrath  Prof.  Dr.  H.  B.  Geinitz. 
Stellvertreter:  Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky. 

Protokollant:  Dr.  H.  Francke. 

Stellvertreter:  Dr.  W.  Bergt. 

IV.  Section  für  Physik  und  Chemie. 

Vorstand:  Prof.  Dr.  E.  von  Meyer. 

Stellvertreter:  Prof.  G.  Neubert. 

Protokollant:  Handelsschullehrer  Dr.  K.  Roder. 
Stellvertreter:  Oberlehrer  Dr.  G.  Schulze. 

V.  Section  für  prähistorische  Forschungen. 

Vorstand  : Rentier  W.  0 s b or n e. 

Stellvertreter:  Dr.  J.  Deichmüller. 

Protokollant:  Lehrer  0.  Ebert. 

Stellvertreter:  Lehrer  A.  R.  Bergmann. 

VI.  Section  für  Mathematik. 

Vorstand:  Geh.  Regierungsrath  Prof.  Dr.  E.  Hartig. 
Stellvertreter:  Oberlehrer  Dr.  A.  Witting. 

Protokollant:  Oberlehrer  Dr.  J.  von  Vieth. 

Stellvertreter:  Privatdocent  Dr.  J.  Freyberg. 


Redactions  - Corn  ite. 

Besteht  aus  den  Mitgliedern  des  Directoriums  mit  Ausnahme  des 
zweiten  Vorsitzenden  und  des  zweiten  Secretärs. 


Bericht  des  Bibliothekars. 


Im  Jahre  1895  wurde  die  Bibliothek  der  ,,Isisu  durch  folgende  Zeit- 
schriften und  Bücher  vermehrt: 

A.  Durch  Tausch. 

I.  E u i'  o p a. 

1.  Deutschland. 

Altenburg : Naturforschende  Gesellschaft  des  Osterlandes.  — Mitteil.,  neue 
Folge,  6.  Bd.  [Aa  69.] 

Annaher g -Buchholz:  Verein  für  Naturkunde. 

Augsburg : Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Schwaben  und  Neuburg. 
Bamberg : Naturforschende  Gesellschaft. 

Berlin : Botanischer  Verein  der  Provinz  Brandenburg.  — Verhandh,  Jahrg.  36. 
[Ca  6.] 

Berlin:  Deutsche  geologische  Gesellschaft.  — Zeitschr.,  Bd.  46,  Heft  3 
und  4;  Bd.  47,  Heft  1 und  2.  [Da  17.] 

Berlin:  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte.  — 
Verhandh,  Juni  1894  bis  Mai  1895.  [G  55.] 

Bonn:  Naturhistorischer  Verein  der  preussischen  Rheinlande,  Westfalens 
und  des  Reg.-Bez.  Osnabrück.  — Verhandh,  51.  Jahrg.,  2.  Hälfte.  [Aa93.] 
Braunschweig : Verein  für  Naturwissenschaft. 

Bremen:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  — Abhandh,  Bd.  XIII,  Heft  2; 
Bd.  XIV,  Heft  1.  | Aa  2.]  — Beiträge  zur  nordwestdeutschen  Volks- 

und Landeskunde,  Heft  1,  1895.  [Aa  2 b.] 

Breslau:  Schlesische  Gesellschaft  für  vaterländische  Cultur.  — 72.  Jahresber., 
1894,  mit  Ergänzungsheft  bibliograph.  Inhalts.  [Aa  46.] 

Chemnitz:  Naturwissenschaftliche  Gesellschaft. 

Chemnitz:  K.  Sächsisches  meteorologisches  Institut.  — Jahrbuch,  XII.  Jahrg., 
1.  Hälfte.  [Ec  57.] 

Danzig:  Naturforschende  Gesellschaft. 

Darmstadt:  Verein  für  Erdkunde  und  mittelrheinischer  geologischer  Verein.  — 
Notizblatt,  4.  Folge,  15.  Heft.  [Fa  8.] 

Donaueschingen : Verein  für  Geschichte  und  Naturgeschichte  der  Baar  und 
der  angrenzenden  Landestheile. 

Dresden:  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde.  — Jahresber.,  1830, 
1894—95.  [Aa  47.] 


42 


Dresden : K.  mineralogisch- geologisches  Museum. 

Dresden : K.  zoologisches  Museum. 

Dresden : K.  öffentliche  Bibliothek. 

Dresden : Verein  für  Erdkunde. 

Dresden : K.  Sächsischer  Altertums  verein.  — Neues  Archiv  für  sächs. 

Geschichte  und  Altertumskunde,  Bd.  XVI.  [G  75.] 

Dresden:  Oekonomische  Gesellschaft  im  Königreich  Sachsen.  — Mittheil., 
1894—95.  [Ha  9.] 

Dresden : K.  thierärztliche  Hochschule.  — Berichte,  39.  Jahrg.  [Ha  26.] 
Dresden : K.  Sächsische  technische  Hochschule.  — Die  Bibliothek  der 
Technischen  Hochschule  Dresden  im  Jahre  1894.  [Je  101.] 
Dürkheim : Naturwissenschaftlicher  Verein  der  Rheinpfalz  „Pollichia“. 
Düsseldorf : Naturwissenschaftlicher  Verein. — Mitteilungen,  3.  Heft.  [Aa310.] 
Elberfeld : Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Emden : Naturforschende  Gesellschaft.  — 79.  Jahresber.,  1893—  94.  [Aa48.] 
Emden : Gesellschaft  für  bildende  Kunst  und  vaterländische  Altertümer. 
Erfurt:  K.  Akademie  gemeinnütziger  Wissenschaften.  — Jahrbücher,  Heft  XXI. 
[Aa  263.] 

Erlangen:  Physikalisch -medicinische  Societät.  — Sitzungsber. , 26.  Heft. 
[Aa  212.] 

Frankfurt  a.  M.:  Senckenbergisclie  naturforschende  Gesellschaft.  — Bericht 
für  1895.  [Aa  9 a.] 

Frankf  urt  a.  M.:  Physikalischer  Verein. — Jahresber.  für  1893 — 94.  [Eb35.] 
Frankfurt  a.  0.\  Naturwissenschaftlicher  Verein  des  Regierungsbezirks 
Frankfurt.  — ,, Helios“,  13.  Jahrg.,  Nr.  1—6.  — Societatum  litterae, 
Bd.  IX,  Nr.  1 — 9.  [Aa  282.] 

Freiburg  i.  B.\  Naturforschende  Gesellschaft.  — Berichte,  Bd.  9.  [Aa  205.] 
Gera : Gesellschaft  von  Freunden  der  Naturwissenschaften. 

Giessen:  Oberhessische  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde.  — 30. Bericht. 
[Aa  26.] 

Görlitz : Naturforschende  Gesellschaft. 

Görlitz:  Oberlausitzische  Gesellschaft  der  Wissenschaften.  — Neues  Lau- 
sitzisches  Magazin,  Bd.  71.  [Aa  64.] 

Görlitz : Gesellschaft  für  Anthropologie  und  Urgeschichte  der  Oberlausitz.  — 
Jahreshefte,  Heft  4.  [G  113.] 

Greifsivald:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Neu -Vorpommern  und 
Rügen.  — Mittheil.,  26.  Jahrg.,  1894.  [Aa  68.] 

Greifsivald:  Geographische  Gesellschaft. 

Güstrow:  Verein  der  Freunde  der  Naturgeschichte  in  Mecklenburg.  — 
Archiv,  48.  Jahrg.  [Aa  14.] 

Halle  a.  iS.:  Natur  forschen  de  Gesellschaft,  — Neue  Schriften,  1.  Heft,  1809; 

2.  Bd.,  1819;  Jahresber.,  1821.  [Aa  24.] 

Halle  a.  S.:  Kais.  Leopoldino-Carolinische  deutsche  Akademie.  — Leopoldina, 
Heft  XXX,  Nr.  21—24;  Heft  XXXI,  Nr.  1—22.  [Aa  62.] 

Halle  a.  S.:  Verein  für  Erdkunde.  — Mittheil.,  Jahrg.  1895.  [Fa  16.] 
Hamburg:  Naturhistorisches  Museum.  — Jahrb.,  Jahrg.  XI  und  XII,  mit 
Beiheften.  [Aa  276.] 

Hamburg:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  — Verhandl.,  III.  Folge,  2.  Heft, 
1894.  [Aa  293b.]  — Abhandl.,  XIII.  Bd.  [Aa  293a.] 

Hamburg:  Verein  für  naturwissenschaftliche  Unterhaltung.  — Verhandl., 
8.  Bd.,  1891—93.  [Aa  204.] 


43 


Hanau : Wetterauische  Gesellschaft  für  die  gesammte  Naturkunde.  — Be- 
richte, 1.  December  1892  bis  30.  April  1895.  [Aa  30.] 

Hannover : Naturhistorische  Gesellschaft. 

Hannover : Geographische  Gesellschaft. 

Heidelberg : Naturhistorisch-medicinischer  Verein.  — Verhandl.,  n.  F.,  Bd.  V, 
Heft  3.  [Aa  90.] 

Karlsruhe : N atunvissenschaftlicher  Verein . 

Kassel:  Verein  für  Naturkunde.  — Berichte,  Nr.  XXXX.  [Aa  242.] 
Kassel:  Verein  für  hessische  Geschichte  und  Landeskunde,  — Zeitschrift, 
Bd.  18  und  19;  Mittheil.,  Jahrg.  1892 — 93.  [Fa  21.  | 

Kiel : Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Schleswig-Holstein.  — Schriften, 
Bd.  X,  2.  Hälfte.  [Aa  189.] 

Köln:  Redaction  der  Gaea.  — Natur  und  Leben,  Jahrg.  31.  [Aa  4L] 
Königsberg  i.  Fr.:  Physikalisch -ökonomische  Gesellschaft.  — Schriften, 
35.  Jahrg.,  1894.  [Aa  81.] 

Königsberg  i.  Fr.:  Altertums-Gesellschaft  Prussia. — Sitzungsber.,  49.  und 
50.  Vereinsjahr,  1893 — 95.  [G  114.] 

Landshut’.  Botanischer  Verein. 

Leipzig : Naturforschende  Gesellschaft.  — Sitzungsber.,  19.  — 21.  Jahrg., 
1892—94.  [Aa  202.] 

Leipzig : K.  Sächsische  Gesellschaft  der  Wissenschaften.  — - Berichte  über 
die  Verhandl.,  mathem.-physikal.  Klasse,  1894,  II— III;  1895,  I — IV. 
[Aa  296.] 

Leipzig:  K.  Sächsische  geologische  Landesuntersuchung.  — Geologische 
Specialkarte  des  Königreichs  Sachsen:  Sect.  Wilsdruff- Potschappel, 
Bl.  65;  Sect.  Bautzen -Wilthen,  Bl.  54;  Sect.  Hochkirch-Czorneboh, 
Bl.  55;  Sect.  Löbau- Neusalza,  Bl.  71;  Sect.  Löbau -Herrnhut,  Bl.  72; 
Sect.  Löbau -Reichenbach,  Bl.  56;  Sect.  Rumburg- Seif hennersdorf, 
Bl.  87;  Sect.  Zittau-Oderwitz,  Bl.  88;  Sect.  Gr.  Winterberg- Letschen, 
Bl.  104;  Sect.  Sebnitz-Kirnitzschthal,  Bl.  85;  mit  11  Heften  Er- 
läuterungen. [De  146.] 

Lübben:  Niederlausitzer  Gesellschaft  für  Anthropologie  und  Urgeschichte. 
Lübeck : Geographische  Gesellschaft  und  naturhistor.  Museum.  — Mitteil., 
2.  Reihe,  Heft  7 und  8.  [Aa  279  b.] 

Lüneburg:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  das  Fürstentum  Lüneburg. 

— XIII.  Jahresheft,  1893  — 95.  [Aa  210.] 

Magdeburg:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Mannheim:  Verein  für  Naturkunde. 

Marburg:  Gesellschaft  zur  Beförderung  der  gesammten  Naturwissenschaften. 
Meissen:  Naturwissenschaftliche  Gesellschaft  ,,lsis“.  — Beobachtungen  der 
Isis -Wetterwarte  zu  Meissen  im  Jahre  1894.  [Ec  40.]  — Festschrift 
zur  Feier  ihres  50jährigen  Bestehens,  1895.  [Aa  319.] 

Münster:  Westfälischer  Provinzialverein  für  Wissenschaft  und  Kunst.  — 
22.  Jahresber.,  Jahrg.  1893 — 94.  [Aa  231.] 

Neisse:  Wissenschaftliche  Gesellschaft  „Philomathie“. 

Nürnberg : Naturhistorische  Gesellschaft.  — Jahresber.  für  1894,  nebst 
Abhandk,  X.  Bd.,  Heft  3.  [Aa  5.] 

Offenbach:  Verein  für  Naturkunde.  — 33. — 36.  Bericht,  1891 — 95.  [Aa  27.] 
Osnabrück:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  — X.  Jahresber.,  1893  — 94. 
[Aa  177.] 

Fassau:  Naturhistorischer  Verein.  — 16.  Jahresber.  [Aa  55.] 


44 


Posen:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  — Zeitschr.  der  botan.  Abtheil., 
2.  Jahrg.,  Heft  1.  [Aa  316.] 
j Regensburg:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Pegensburg:  K.  Bayerische  botanische  Gesellschaft.  — Katalog  der  Bibliothek, 
1.  Teil,  nichtperiodische  Schriften.  [Cb  42  b.] 

Reichenbach  i.  V.:  Vogtländischer  Verein  für  Naturkunde. 

Reutlingen : Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Schneeberg:  Wissenschaftlicher  Verein. 

Stettin:  Ornithologischer  Verein.  — Zeitschr.  für  Ornithologie  und  prakt. 
Geflügelzucht,  Jahrg.  XIX.  [Bf  57.] 

Stuttgart:  Verein  für  vaterländische  Naturkunde  in  Württemberg.  — Jahres- 
hefte, Jahrg.  51.  [Aa  60.] 

Stuttgart:  Württembergischer  Altertumsverein.  — Württemberg.  Viertel- 
jahreshefte für  Landesgeschichte,  n.  F.,  3.  Jahrg.  [G  70.] 

Tharandt:  Redaction  der  landwirtschaftlichen  Versuchsstationen.  — Land- 
wirtsch.  Versuchsstationen,  Bel.  XLV,  Heft  5—6;  Bd.  XL VI,  Heft  1 — 5. 
[Ha  20.] 

Thorn:  Coppernicus -Verein  für  Wissenschaft  und  Kunst. 

Trier:  Gesellschaft  für  nützliche  Forschungen. 

Ulm:  Verein  für  Mathematik  und  Naturwissenschaften. 

Ulm:  Verein  für  Kunst  und  Altertum  in  Ulm  und  Oberschwaben.  — Württem- 
berg. Vierteljahreshefte  für  Landesgeschichte,  n.  F.,  3.  Jahrg.  [G  70.] 
Weimar:  Thüringischer  botanischer  Verein.  — Mittheil.,  n.  F.,  6 — 7.  Heft. 
[Ca  23.] 

Wernigerode:  Naturwissenschaftlicher  Verein  des  Harzes.  — Schriften, 
IX.  Bei.,  1894.  [Aa  289.] 

Wiesbaden:  Nassauischer  Verein  für  Naturkunde. 

Würzburg:  Physikalisch-medicinische  Gesellschaft.  — Sitzungsber.,  Jahrg. 
1894.  [Aa  85.] 

Zivickau:  Verein  für  Naturkunde.  — Jahresber.  1894.  [Aa  179.] 

2.  Oesterreich-Ungarn. 

Aussig:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Bistritz:  Gewerbeschule.  — XIX.  Jahresber.,  1893  — 94.  [Je  105.] 

Brünn:  Naturforschender  Verein.  — Verhandl.,  Bd.  XXXII,  und  12.  Bei*. 

der  meteorol.  Commission;  Bd.  XXXIII,  und  13.  Ber.  [Aa  87.] 
Budapest:  Ungarische  geologische  Gesellschaft.  — Földtani  Közlöny,  XXIV. 

köt.,  11. — 12.  füz.;  XXV.  köt.,  1. — 10.  fiiz.  [Da  25.] 

Budapest:  K.  Ungarische  naturwissenschaftliche  Gesellschaft,  und:  Ungarische 
Akademie  der  Wissenschaften.  — Mathem.  und  naturwissensch.  Be- 
richte, Bd.  10—12.  [Ea  37.] 

Graz:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Steiermark.  — Mittheil.,  Jahrg. 
1894.  [Aa  72.] 

Hermannstadt:  SiebenbürgischerV erein  für  Naturwissenschaften.  — Verband]. 

und  Mittlieil.,  XLIV.  Jahrg.  [Aa  94.] 

Iglo: Ungarischer Karpatlifn-Verein.  — Jahrbuch, XXII. Jahrg.,  1894.  [Aal98.] 
Innsbruck:  Naturwissenschaftlich-medicinischer  V erein. 

Klagenfurt:  Naturhistorisches  Land es-Museum  von  Kärnthen.  — Diagramme 
der  magnet.  und  meteorolog.  Beobacht,  zu  Klagenfurt,  1894.  [Ec  64.] 
— Jahrbuch,  23.  Heft.  [Aa  42.] 


45 


Krakau:  Akademie  der  Wissenschaften.  — Anzeiger  1894,  Nr.  10;  1895, 
Nr.  1-8.  [Aa  302.] 

Laibach : Museal  verein  für  Krain. 

Lins::  Verein  für  Naturkunde  in  Ober-Oesterreich.  — Jahresber.,  23.  Jahrg. 
[Aa  213.] 

Linz:  Museum  Francisco-Carolinum.  — 53.  Bericht  nebst  der  47.  Lieferung 
der  Beiträge  zur  Landeskunde  von  Oesterreich  ob  der  Enns.  [Fa  9.] 
Prag:  Naturwissenschaftlicher  Verein  ,, Lotos“.  — Jahrb.  für  Naturwiss., 
1 n.  F.,  Bd.  XV.  [Aa  63.] 

Prag:  K.  Böhmische  Gesellschaft  der  Wissenschaften.  — Sitzungsber., 
mathem.-naturw.  CI.,  1894.  [Aa  269.]  — Jahresber.  für  1894.  — Vor- 
träge, gehalten  1825.  [Aa  270.  | 

Prag:  Gesellschaft  des  Museums  des  Königreichs  Böhmen. 

Prag:  Lese-  und  Redehalle  der  deutschen  Studenten.  — Jahresber.  für  1894. 
[Ja  70.] 

Prag:  Ceska  Akademie  Cisafe  Frantiska  Josefa.  — - Rozpravy,  Trida  II, 
Rocnik  3 (Schluss).  [Aa  313.]  — Bulletin  international,  classe  des 
Sciences  mathematiques  et  naturelles,  Nr.  I (Schluss).  [Aa  313 b.j 
Pressburg : V erein  für  Heil-  und  N aturkunde.  — Verhandl.,  n.  F.,  8.  Heft.  [Aa  92.] 
Peichenberg:  Verein  der  Naturfreunde.  — Mittheil.,  Jahrg.  26.  [Äa  70.] 
Salzburg:  Gesellschaft  für  Salzburger  Landeskunde.  — Mittheil.,  XXXV.  Bd. 
[Aa  71.] 

Temesvär:  Südungarische  Gesellschaft  für  Naturwissenschaften.  — Jermes- 
zettudomanyi  Füzetek,  XIX.  köt.  [Aa  216.] 

Trencsin:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  das  Trencsiner  Comitat 
Triest:  Museo  civico  di  storia  naturale.  — Atti,  vol.  IX.  [Aa  154b.] 
Triest:  Societä  Adriatica  di  scienze  naturali. 

Wien:  Kais.  Akademie  der  Wissenschaften.  — Anzeiger,  Jahrg.  1894, 
Nr.  24—27;  1895,  Nr.  1—18.  [Aa  11.] 

Wien:  Verein  zur  Verbreitung  naturwissenschaftlicher  Kenntnisse.  — 
Schriften,  Bd.  XXXV.  [Aa  82.] 

Wien:  K.  K.  naturhistorisches  Hofmuseum.  — Annalen,  Bd.  IX,  Nr.  3 — 4; 
Bd.  X,  Nr.  1—2.  [Aa  280.] 

Wien:  Anthropologische  Gesellschaft.  — Mittheil.,  Bd.  XXIV,  Heft  6; 
Bd.  XXV,  Heft  1—3.  [Bd  1.] 

Wien:  K.  K.  geologische  Reichsanstalt.  — Verhandl.,  1894,  Nr.  10 — 18; 

1895,  Nr.  1—13.  [Da  16.] 

Wien:  K.  K.  geographische  Gesellschaft. 

Wien:  K.  K.  zoologisch -botanische  Gesellschaft  — Verhandl.,  Bd.  XLIV, 
3. — 4.  Quartal;  Bd.  XLV,  1. — 9.  Heft.  [Aa  95.] 

Wien:  Naturwissenschaftlicher  Verein  an  der  Universität. 

Wien:  Central-Anstalt  für  Meteorologie  und  Erdmagnetismus. 

3.  Rumänien. 

Bukarest:  Institut  meteorologique  de  Roumanie.  — Annales,  tome  VH — IX, 
1893.  [Ec  75.] 

4.  Schweiz. 

Aarau:  Aargauische  naturforschende  Gesellschaft. 

Basel:  Naturforschende  Gesellschaft.  — Verhandl.,  Bd.  X,  Heft  1 — 3.  [Aa86.] 


46 


Bern\  N atur  f o r s cli ende  Gesellschaft.  — Mittheil.,  1894,  Nr.  1335 — 1372. 
[Aa  254.] 

Bern : Schweizerische  naturforschende  Gesellschaft.  — Verhandl.  der  77. 

Jaliresversamml.  zu  Schaff  hausen,  1894.  [Aa  255.] 

Chur:  Naturforschende  Gesellschaft  Graubündens.  — Jahresber. , n.  F., 
Jahrg.  XXXVIII.  [Aa  51.] 

Frauenfeld : Thurgauische  naturforschende  Gesellschaft.  — Mittheil.,  11.  Heft. 
[Aa  261.] 

Freiburg : Societe  Fribourgeoise  des  Sciences  naturelles.  — Compte  rendu 
1890-93.  [Aa  264.] 

St.  Gallen:  Naturforschende  Gesellschaft.  — Bericht  für  1892  — 93. 
[Aa  23.] 

Lausanne:  Societe  Vaudoise  des  Sciences  naturelles.  — Bulletin,  3.  ser., 
yoI.  XXX,  no.  115,  116;  vol.  XXXI,  no.  117.  [Aa  248.] 

Neuchatel:  Societe  des  Sciences  naturelles. 

Schaffhausen:  Schweizerische  entomologische  Gesellschaft.  — Mittheil,, 
Vol.  IX,  Heft  5-6.  [Bk  222.] 

Sion : La  Murithienne,  societe  Valaisanne  des  Sciences  naturelles.  — 
Bulletin,  fase.  XXI— XXII.  [Ca  13.] 

Zürich:  Naturforschende  Gesellschaft.  — Vierteljahrsschr. , Jahrg.  39, 
Heft  3 — 4;  Jahrg.  40,  Heft  1—2.  [Aa  96.] 

Zürich:  Schweizerische  botanische  Gesellschaft.  — Berichte,  Heft  5.  [Ca 24.] 


5.  Frankreich. 

Amiens:  Societe  Linneenne  du  nord  de  la  France.  — Bulletin  mensuel, 
tome  XI,  no.  235 — 258;  toine  XH,  no.  259—282.  [Aa  252.]  — Me- 
moires  1889 — 91,  t.  8.  [Aa  252b.] 

Bordeaux : Societe  des  Sciences  physiques  et  naturelles.  — Memoires,  ser.  4, 
tome  I,  III — IV  et  appendice.  [Aa  253.] 

Cherbourg:  Societe  nationale  des  Sciences  naturelles  et  mathematiques. 
Dijon:  Academie  des  Sciences,  arts  et  belles  lettres.  — Memoires,  ser.  4, 
tome  3—4.  [Aa  138.] 

Le  Alans:  Societe  d’agriculture,  Sciences  et  arts  de  la  Sarthe.  — Bulletin, 
tome  XXVI,  fase.  4;  tome  XXVII,  fase.  1.  [Aa  221.] 

Lyon:  Societe  Linneenne.  — Annales,  tome  38—40.  [Aa  132.] 

Lyon:  Societe  d’agriculture,  d’histoire  naturelle  et  des  arts  utiles.  — 
Annales,  ser.  6,  tome  2 — 5;  ser.  7,  tome  1 — 2.  [Aa  133.] 

Lyon:  Academie  nationale  des  Sciences,  belles  lettres  et  arts.  — Memoires, 
tome  30  — 31;  3.  ser.,  tome  1—2.  [Aa  139.] 

Paris:  Societe  zoologique  de  France.  — Bulletin,  tome  XVH,  no.  7—8; 
tome  XIX,  no.  1—9.  |Ba  24.] 

Toulouse:  Societe  Frangaise  de  botanique.  — Bulletin  mensuel,  tome  IX — XII, 
no.  107-139.  [Ca  18.] 


6.  Belgien. 

Brüssel:  Societe  royale  malacozoologique  de  Belgique.  — Annales,  tome 
XXVII.  [Bi  1.]  — Proces-verbaux,  tome  XXII— XXIV.  [Bi  4.J 
Brüssel:  Societe  entomologique  de  Belgique.  — Annales,  tome  38.  [Bk  13.] 


47 


Brüssel'.  Societe  royale  de  botanique  de  Belgique.  — Bulletin,  tome  XXX11I. 
[Ca  16.] 

Gembloux : Station  agronomique  de  l'etat.  — Bulletin,  no.  54 — 59.  [Hb  75.] 
Lüttich : Societe  geologique  de  Belgique. 

7.  Holland. 

Gent : Kruidkundig  Genootschap  „Dodonaea“. 

Groningen \ Naturkundig  Genootschap.  — 93.  Verslag,  1893.  [Je  80.] 
Hartem : Musee  Teyler.  — Archives,  ser.  II,  vol.  IV,  p.  3 — 4.  [Aa  217.  | 
Hartem:  Societe  Hollandaise  des  Sciences.  — Archives  Neerlandaises, 
tome  XXVIII,  livr.  5;  tome  XXIX,  livr.  1 — 3.  [Aa  257.] 

8.  Luxemburg. 

Luxemburg : Societe  de  botanique. 

Luxemburg : Institut  royal  grand-ducal. 

Luxemburg : Verein  Luxemburger  Naturfreunde  „Fauna“.  — Mittheil.,  1891, 
Nr.  2—4;  1892;  1893,  Nr.  1—5.  [Ba  26.] 

9.  Italien. 

Brescia:  Ateneo.  — Commentari  per  l’anno  1894.  [Aa  199.] 

Catania:  Accademia  Gioenia  di  scienze  naturale.  — Atti,  ser.  IV,  vol.  7. 

— Bullettino  mensile,  fase.  XXXVI— XXXVIII.  [Aa  149.] 

Florenz:  R.  Instituto. 

Florenz:  Societa  entomologica  Italiana.  — Bullettino,  anno  XXVI,  trim. 

3—4;  anno  XXVII,  trim.  1 — 2.  [Bk  193.] 

Mailand:  Societa  Italiana  di  scienze  naturali.  — Atti,  vol.  XXXV,  fase.  1 — 2. 
[Aa  150.] 

Mailand:  R.  Instituto  Lombardo  di  scienze  e lettere.  — Rendiconti,  ser.  2, 
vol.  XXVI -XXVII.  [Aa  161.]  - Memorie,  vol.  XVII,  fase.  3 — 4. 
[Aa  167.] 

Modena:  Societa  di  naturalisti.  — Atti,  ser.  3,  vol.  XIII,  fase.  1.  [Aa  148. ] 
Padua:  Societa  Veneto  Trentina  di  scienze  naturali.  — Bullettino,  tomo  VI, 
no.  1.  [Aa  193b.] 

Parma:  Redazione  del  Bullettino  di  paletnologia  Italiana.  — Bullettino, 
ser.  II,  anno  XX,  no.  10 — 12;  ser.  III,  anno  XXI,  no.  1 — 9.  [G  54.] 
Pisa:  Societa  Toscana  di  scienze  naturali.  — Processi  verbali,  vol.  IX, 
(1.  VII.  1894  bis  13.  III.  1895).  [Aa  209.] 

Pom:  Accademia  dei  Lincei.  — Atti,  rendiconti,  ser.  5,  vol.  III,  sem.  2, 
fase.  10—12;  vol.  IV.  — Rendiconto  delFadunanza  solenne  del  9.  VI. 
1895.  [Aa  226.] 

Pom : R.  Comitato  geologico  d’Italia.  — Bollettino,  1894,  4.  trim.;  1895, 
1. — 3.  trim.  [Da  3.] 

Pom:  Redazione  delle  Rassegna  delle  scienze  geologiche  in  Italia. 

Turin:  Societa  meteorologica  Italiana.  — Bollettino  mensuale,  ser.  II, 
vol.  XIV,  no.  12;  vol.  XV,  no.  1 — 11.  [Ec  2.] 

Venedig:  R.  Instituto  Veneto  di  scienze,  lettere  e arti. 

Verona:  Accademia  d’agricoltura,  arti  e commercio.  — Memoire,  ser.  III, 
vol.  LXX;  vol.  LXXI,  fase.  1.  [Ha  14.] 


48 


10.  Grossbritannien  und  Irland. 

Dublin'.  Royal  geological  society  of  Irland.  — Transactions,  vol.  I,  p.  3;  vol.  II, 
p.  1 — 3;  vol.  III,  p.  2;  vol.  IV,  p.  2—3;  vol.  V,  p.  1,  3,  4;  vol.  VI,  p.  1—5. 
[Da  7.] 

Edinburg : Geological  Society.  — Transactions,  vol.  VII,  p.  1.  [Da  14.] 
Edinburg : Scottish  meteorological  society. 

Glasgow.  Natural  history  society. 

Glasgoiv:  Geological  society. 

Manchester : Geological  society.  — Transactions,  vol.  XXIII,  p.  3 — 9; 
vol.  XXIV,  p.  1 — 2.  [Da  20.] 

New castle-up on-Tgne:  Tyneside  naturalists  field  club,  und:  Natural  history 
society  of  Northumberland,  Durham  and  Newcastle-upon-Tyne. 


11.  Schweden,  Norwegen. 

Bergen'.  Museum.  — Aarbog  for  1893.  [Aa  294.] 

Christiania : Universität. 

Christiajiia  : Foreningen  til  Norske  fortidsmindesmerkers  bevaring.  — Aars- 
beretning  for  1893.  [G  2.]  — Kunst  og  haandverk  fra  Norges  fortid, 
2.  Reibe,  Heft  1.  [G  81.] 

Stockholm-.  Entomologiska  Föreningen.  — Entomologisk  Tidskrift,  Are.  15. 
[Bk  12. J 

Tromsoe : Museum. 

TJpsala:  The  geological  Institution  of  the  university.  — Bulletin,  vol.  II, 
p.  1 (no.  3),  1894.  [Da  30.] 


12.  Russland. 

Ekatharinenburg : Societe  Ouralienne  d’amateurs  des  Sciences  naturelles.  — 
Bulletin,  tome  XIII,  livr.  2;  torne  XIV,  livr.  4;  tome  XV,  livr.  1.  — 
Jahresber.  für  1894.  [Aa  259.  | 

Helsingfors : Societas  pro  fauna  et  flora  fennica. 

Kharkow:  Societe  des  naturalistes  ä l’universite  imperiale.  — Travaux, 
tome  XXVIII.  [Aa  224.] 

Kieiv \ Societe  des  naturalistes.  — Memoires,  tome  XIII,  livr.  1 — 2;  tome  XIV, 
livr.  1.  ( Aa  289.] 

Moskau : Societe  imperiale  des  naturalistes.  — Bulletin,  annee  1894,  no.  3—4; 
annee  1895,  no.  1 — 2.  |Aa  134.] 

Odessa:  Societe  des  naturalistes  de  la  Nouvelle-Russie.  — Memoires,  tome 
XIX,  p.  1 — 2.  [Aa  256.] 

Petersburg:  Kais,  botanischer  Garten.  — Acta  liorti  Petropolitani,  t.  XI H, 
fase.  2.  [Ca  10.] 

Petersburg:  Comite  geologique.  — Bulletins,  vol.  XII,  no.  8 — 9;  vol.  XIIT; 
vol.  XIV,  no.  1 — 5.  [Da  23.]  — Memoires,  vol.  VIII,  no.  2 — 3;  vol.  IX, 
no.  3 — 4;  vol.  X,  no.  3;  vol.  XIV,  no.  1 et  3.  [Da  24.] 

Petersburg:  Physikalisches  Centralobservatorium.  — Annalen,  Jahrg.  1893. 
— H.  Wild:  Neue  Normal-Lufttemperaturen  für  das  Russische  Reich, 
1894.  [Ec  7.] 

Petersburg:  Academie  imperiale  des  Sciences.  — Bulletin,  nouv.  serie  V, 
tome  1,  no.  1 — 4;  tome  2,  no.  1 — 5.  — Memoires,  ser.  VIII,  vol.  1, 
no.  8.  [Aa  315.] 


49 


Riga : Naturforscher-Verein.  — Correspondenzblatt  XXXV  II.  [Aa  34.]  — 
Festschrift  in  Anlass  seines  50jährigen  Bestehens.  [Aa  169b.]  — 
Jubiläumsfeier  des  Naturforscher- Vereins  27.  III.  1895.  [Aa  169c.] 


II.  A in  er  ika. 

1.  Nord-Amerika. 

(Canada,  Vereinigte  Staaten,  Mexiko.) 

Albanij:  New  York  state  museum  of  natural  history.  — Annual  report  47. 
[Aa  119.] 

Baltimore:  John  Hopkins  university.  — University  circulars,  vol.  XIII, 
no.  116-120.  [Aa  278.] 

Berkeley:  University  of  California.  — Departement  of  geology,  bulletin, 
vol.  I,  no.  8—9.  [Da  31.] 

Boston : Society  of  natural  history.  — Proceedings,  vol.  XXVI,  p.  II  — III. 
[Aa  111.]  — Memoirs,  vol.  IV,  no.  14.  [Aa  106.]  — Occasional  papers, 
vol.  1,  p.  2.  [Aa  111b.] 

Boston : American  academy  of  arts  and  Sciences.  — Proceedings,  new  sei*., 
vol.  XXI.  [Aa  170.] 

Buffalo:  Society  of  natural  Sciences.  — Bulletin,  vol.  V,  no.  4.  [Aa  185.] 
Cambridge : Museum  of  comparative  zoology.  — Annual  report  for 
1893  — 1894.  — Bulletin,  vol.  XXV,  no.  11  — 12;  vol.  XVI,  no.  15; 
vol.  XXVI,  no.  1—2;  vol.  XXVII,  no.  1—5;  vol.  XXVIII,  no.  1.  [Ba  14.] 
Davenport:  Academy  of  natural  Sciences. 

Halifax:  Nova  Scotian  institute  of  natural  Science.  — Proceedings  and 
transactions,  vol.  I,  p.  3.  [Aa  304.] 

Madison:  Wisconsin  Academy  of  Sciences,  arts  and  letters. 

Mexiko : Sociedad  cientifica  „Antonio  Alzate“.  — Memorias,  tomo  VIII, 
cuad.  3 — 4.  [Aa  291.] 

Milwaukee:  Wisconsin  natural  history  society.  — Occasional  papers,  vol.  II, 
no.  2 — 3.  — Public-Museum  of  the  City  of  Milwaukee,  12.  ann.  report. 
[Aa  233  b.] 

Montreal:  Natural  history  society. 

New -Haven:  Connecticut  academy  of  arts  and  Sciences.  — Transactions, 
vol.  IX,  p.  2.  [Aa  124.] 

New  - York:  Academy  of  Sciences.  — Annals,  vol.  VIII,  no.  5.  [Aa  101.]  — 
Transactions,  vol.  XIII.  [Aa  258.] 

Neiv-York : American  museum  of  natural  history. 

Philadelphia:  Academy  of  natural  Sciences.  — Proceedings,  1894,  p.  II — III; 
1895,  p.  I.  [Aa  117.] 

Philadelphia : American  philosophical  society.  — Proceedings,  vol.  XXXII, 
no.  143;  vol.  XXXUI,  no.  145 — 146;  vol.  XXXIV,  no.  147.  [Aa  283.] 
Philadelphia:  Wagner  free  institute  of  Science.  — Transactions,  vol.  3,  p.  3. 
[Aa  290.] 

Philadelphia:  Zoological  society.  — Annual  report  23.  [Ba  22.] 
Rochester:  Academy  of  Science. 

Rochester:  Geological  society  of  America.  — Bulletin,  vol.  VI.  [Da  28.] 
Salem:  Essex  Institute. 


50 


San  Francisco : California  academy  of  Sciences.  — Proceedings,  vol.  IV, 
p.  1 — 2.  [Aa  112.] 

St  Louis : Academy  of  Science.  — Transactions,  vol.  VI,  9—18;  vol.  VII, 
1—8.  [Aa  125.] 

Topelm : Kansas  academy  of  Science. 

Toronto : Canadian  institute. 

Tufts  College : Studies,  no.  I — III.  [Aa  314.] 

Washington : Smithsonian  institntion.  — Annual  report  1893.  [Aa  120.] 
— Bureau  of  etlmology,  11.— 12.  annual  report.  — Schriften  ethno- 
logischen Inhalts  von  Pilling,  Thomas,  Pollard,  Boas,  Fowke  und 
Mooney.  [Aa  120b.]  — Report  of  the  National  Museum,  1891  und  1892. 
[Aa  120  c.] 

Washington : United  States  geological  survey.  — XIII. — XIV.  annual  report, 
1891  — 1893.  [De  120a.]  — Monographs,  vol.  XIX,  XXI — XXIV. 
[De  120c.]  — Bulletin,  no.  97—122.  [De  120b.]  — Mineral  resources, 
1892-1893.  [Db  81.] 

Washington : Bureau  of  education. 

Washington : Geograph,  and  geolog.  survey  of  the  Rocky  mountain  region. 
— Contributions  to  North- american  ethnology,  vol.  IX.  [De  120 d.] 

2.  Süd -Amerika. 

(Argentinien,  Brasilien,  Chile,  Costarica.) 

Buenos -Aires:  Museo  nacional. 

Buenos -Aires:  Museo  de  La  Plata. 

Buenos -Air es:  Revista  argentina  de  historia  natural. 

Buenos- Aires:  Sociedad  cientifica  Argentina.  — Anales,  tomo  XXXVIII  — 
XXXIX;  tomo  XL,  entr.  1 — 4.  [Aa  230.] 

Cordoba:  Academia  nacional  de  ciencias.  — Boletin,  tomo  XIV,  entr. 
1—2.  [Aa  208b.] 

Bio  cle  Janeiro : Museo  nacional.  — Archivos,  vol.  VII.  [Aa  211.] 

San  Jose:  Instituto  fisico-geografico  y del  museo  nacional  de  Costa- Rica. 
Sao  Paulo : Commissao  geographica  e geologica  do  estado  de  S.  Paulo. 

La  Plata : Museum.  — Revista,  tomo  III — V.  [Aa  308.] 

Za  Plata : Redaction  der  Revista  argentina  de  historia  natural. 

Santiago  de  Chile:  Deutscher  wissenschaftlicher  Verein.  — Verhandl., 
Bd.  III.  [Aa  286.] 


III.  Asien. 

Batavia:  K.  natuurkundige  Vereeniging.  — Natuurk.  Tijdschrift  voor 
Nederlandsch  Indie,  Deel  54.  — Boekwerken,  1893 — 94.  [Aa  240.] 
Calcutta:  Geological  survey  of  India.  — Records,  vol.  XXVII,  p.  4;  vol. 
XXVIII.  [Da  11.] 

Toldo:  Deutsche  Gesellschaft  für  Natur-  und  Völkerkunde  Ostasiens.  — 
Mittheil.,  Bd.  VI,  Heft  55 — 56;  2.  Supplem.  zu  Bd.  VI.  [Aa  187.] 


IV.  Australien. 

Melbourne:  Mining  department  of  Victoria.  -—  Annual  report  of  the  secretary 
for  mines,  1894.  [Da  21.] 


51 


B.  Durch  Geschenke. 

Aguilera  y Ordonez:  Expedicion  cientifica  al  Popocatepetl.  1895.  [De  229.] 
Aquila , Zeitschrift  für  Ornithologie,  Heft  1 — 4.  [Bf  68.] 
j Barrande,  J.\  Systeme  silurien  du  centre  de  la  Boheme,  vol.  VIII,  tome  1. 
[Dd  3.] 

Castülo  y Aguilera : Fauna  fosil  de  la  Sierra  de  Catorce.  [Dd  144.] 
Colorado : Scientific  society.  — Studies,  5.  ann.  publ.  [Ah  84.] 

Conwentz , H.\  Beobachtungen  über  seltene  Waldbäume  in  Westpreussen. 
1895.  [Cd  114.] 

Credner,  H.\  Die  Phosphoritknollen  des  Leipziger  Mitteloligocäns.  1895. 
[De  137  g.] 

Daday,  E.  v.\  Cypridicola  parasidica  n.  sp.  Sep.  1893.  [Bm  52b.] 

Doss , B.\  Ueber  Pseudomorphen  von  Anatas  nach  Titanit  im  Syenit  des 
Plauenschen  Grundes.  Sep.  1895.  [Db  89f.| 

Doss , B.:  Die  geologische  Natur  der  Kanger  im  Riga’schen  Kreise.  1895. 
[De  225.] 

Engelhardt , B.  v.\  Observations  astronomiques.  III.  partie.  1895.  [Ea  39.] 
Engelhardt , H. : Ueber  neue  Tertiärpflanzen  Südamerikas.  Sep.  1895.  [ Dd94m.  | 
Engelhardt , H.\  Beiträge  zur  Paläontologie  des  böhmischen  Mittelgebirges. 
Sep.  1895.  [Dd  94 n.] 

Filarzky,  N.:  Die  Characeen  Ungarns.  [Ce  33.] 

Frenzei , A.:  Leitfaden  für  den  Unterricht  in  der  Mineralogie  an  der 
Kgl.  Bergschule  zu  Freiberg.  1895.  [Dh  73.] 

Fritsch , A.:  Fauna  der  Gaskohle  und  der  Kalksteine  der  Permformation 
Böhmens.  Schluss  des  III.  Bandes.  [ Lid  19.] 

Oebirgsverein  für  die  Sächsische  Schweiz:  Ueber  Berg  und  Thal, 
Nr.  202—213.  [Fa  19.] 

Guldberg  und  Nansen : On  the  development  and  structure  of  the  whale, 
P.  i.  [Be  32.] 

Heim , A.:  Geologische  Nachlese,  Nr.  4 und  5.  [De  99g. ] 

Hegyfoky , J.\  Ueber  die  Windrichtung  in  Ungarn.  Anhang:  Barometer- 
stand und  Regen.  1894.  [Ec  83b.] 

Janet , Ch.\  Studien  über  Wespen.  7 Sep.  [Bk  240g — n.  ] — Ueber 
Myrmica  rubra.  [Bk  240  o.] 

Kjellmann , F.  R.\  Norra  Ishafvets  Algflora.  (Vega-Expedition.)  [Aa  318.] 
Kuntze , 0.\  Geogenetische  Beiträge.  1895.  [De  226.] 

Ludwig , F.:  Ueber  einen  neuen  algenähnlichen  Pilz.  (Leucocystis  Criei 
n.  sp.)  [Cf  31.] 

Martorelli , G. : Monografia  illustrata  degli  ucelli  di  rapina  in  Italia.  [Bf  60.] 
Müller , F.  v.:  Iconography  of  Candolleaceous  plants.  1892.  [Cg  34.] 
Nachtrieb , H.\  Notes  of  the  birds  of  Minnesota.  1892.  [Bf  67.] 
Petersburg'.  Kaiserl.  Russische  geographische  Gesellschaft.  — Beobacht, 
der  russischen  Polarstation  an  der  Lenamündung.  1.  Th.  Astronom, 
und  magnet.  Beobacht.  1882—84.  [Ec  69.] 

Petersburg:  Kaiserl.  Russische  mineralogische  Gesellschaft.  — Verhandl., 
2.  Ser.,  Bd.  31.  [Da  29.]  — Materialien  zur  Geologie  Russlands, 
Bd.  XVII.  [Da  29b.] 

Paleigh:  Elisha  Mitchell  scientific  society.  — Journal,  vol.  IX.  [Aa  300.] 
Rey , E.\  Beobachtungen  über  den  Kuckuck  bei  Leipzig  aus  dem  Jahre  1894. 
Sep.  [Bf  65a.] 


52 


Rey , E. : Was  ist  der  Grund  für  die  grosse  Variabilität  der  Kuckuckseier? 
[Bf  65b.]  > _ 

Sanchez , M.:  Observatorio  astronömico  y meteorolögico,  San  Salvador. 
Anales,  1893 — 94.  [Ec  81.] 

Sandberger , P.  v.:  Pisidium  ovatum  Giess.  Sep.  1895.  [Da  127  b.] 

Schaf arzik,  F.  v.\  Die  Pyroxen-Andasite  des  Cserhat.  Sep.  1895.  [De  228.] 
Schreiber , P:  Ueber  registrirende  Regenmesser  und  Pegel.  Sep.  1895. 
[Ec  76  b.] 

Schreiber , P:  Das  Klima  des  Königreichs  Sachsen,  Heft  III.  [Ec  80.] 
Stavanger  Museum:  Aarsberetning  1891 — 93.  [Aa  321.] 

Stossich , M.\  Osservazioni  sul  Solenophorus  megalocephalus.  Sep.  1895. 
[Bm  54  s.] 

Stossich , JA:  II  genere  Ankylostomum  Dubini.  Sep.  1895.  [Bm  54t.] 
Stossich , JA:  I distomi  dei  vettili.  Sep.  1895.  [Bm  54u.] 

Stossich , JA:  Notize  helmintologiche.  Sep.  1895.  [Bm  54 v.] 

Stur,  I).\  Geologische  Specialkarte  der  Umgebung  von  Wien,  6 Bl.  mit 
Erläuterungen.  [De  147d.] 

Teller , F. : Geologische  Karte  der  Ostkarawanken  und  Steiner  Alpen,  4 Bl. 
[De  231.] 

Tietze , E. : Geologische  Karte  von  Olmiitz,  1 Bl.  mit  Erläut.  [De  230.] 
Voretzsch , JA:  Den  Manen  Galileo  Galileis.  Sep.  1892.  [Jb  75.] 
Voretzsch , JA : Bericht  über  die  Thätigkeit  der  naturforsch.  Gesellschaft 
des  Osterlandes  1892  —94.  [Aa  69.  | 

Voretzsch , JA:  Bericht  über  die  Feier  des  25jährigen  Bestehens  der 
naturforsch.  Gesellschaft  des  Osterlandes.  Sep.  1892.  [Aa  69.] 
Zahalka , (7.:  Die  statigraphische  Bedeutung  der  Bischitzer  Uebergangs- 
schichten  in  Böhmen.  Sep.  1895.  [De  227.] 


C.  Durch  Kauf. 

Anzeiger  für  Schweizer  Alterthümer,  Jahrg.  XXVIII.  [G  1.] 

Anzeiger , zoologischer,  Jahrg.  XVIII.  [Ba  21.] 

Bronn' s Klassen  und  Ordnungen  des  Thierreichs,  Bll.  II,  Abth.  3 (Echino- 
dermen),  Lief.  19;  Bd.  III  (Mollusca),  Lief.  17  — 21 ; Supplem. 
4. — 5.  Lief.;  Bd.  IV  (Vennes),  Lief.  38—42;  Bd.  V,  Abth.  2 (Crustaceen), 
Lief.  41 — 46;  Bd.  VI,  Abth.  5 (Mammalia),  Lief.  42  — 44.  [Bb  54.] 
Haeckel,  E. : Systematische  Phylogenie  der  Protisten  und  Pflanzen.  3.  Theil. 
[Ab  83.] 

Hedwigia , Bd.  34.  [Ca  2.] 

Monatsschrift , deutsche  botanische,  Jahrg.  13.  [Ca  22.] 

Nachrichten , entomologische,  Jahrg.  11.  [Bk  235.]  (Vom  Isis-Lesezirkel.) 
Natur , Jahrg.  44.  [Aa  76.]  (Vom  Isis-Lesezirkel.) 

Prähistorische  Blätter , Jahrg.  VII.  [G  112.] 

Wochenschrift , naturwissenschaftliche,5  Bd.  X.  [Aa  311.]  (Vom  Isis-Lese- 
zirkel.) 

Zeitschrift  für  die  gesammten  Naturwissenschaften,  Bd.  67,  Nr.  5 — 6; 

Bd.  68,  Nr.  1—4.  [Aa  98.] 

Zeitschrift  für  Meteorologie,  Bd.  13.  [Ec  66.] 


58 


Zeitschrift  für  wissenschaftliche  Mikroskopie,  Bd.  XI,  Nr.  4;  Bd.  XII, 
Nr.  1—2.  [Ee  16.] 

Zeitschrift , Oesterreichische  botanische,  Jahrg.  45.  [Ca  8.] 

Zeitung , botanische,  Jahrg.  53.  [Ca  9.] 

Geschlossen  am  81.  December  1895. 

C.  Schiller, 
Bibliothekar  der  „Isis“. 


Zu  bequemerer  Ausnutzung  unserer  Bibliothek  ist  für  Mitglieder  der  Isis 
ein  Lesezirkel  eingerichtet  worden.  Gegen  einen  jährlichen  Beitrag  von 
3 Mk.  können  eine  grosse  Anzahl  Schriften  bei  Selbstbeförderung  zu  Hause 
gelesen  werden.  Anmeldungen  nimmt  der  Bibliothekar  entgegen. 


Berichtigung. 

In  Abhandlung  VIII,  S.  93  muss  es  heissen: 

Rubus  macrophyllus  Whe.  et  N.  var.  piletostachys  Gr.  et  Godr„ 

statt 

Rubus  macrophyllus  Whe.  et  X.  var.  pilostachys  Gr.  et  Godr. 


34 


Mit  dem  Hinweis  darauf,  dass  allein  durch  die  rationelle  Anwendung  wissenschaft- 
licher Principien  auf  das  erörterte  Gebiet  seine  glänzende  Entwickelung,  ganz  besonders 
in  Deutschland,  möglich  geworden  ist,  schliesst  der  Vortrag.  Derselbe  wird  durch  eine 
reichhaltige  Sammlung  ätherischer  Oele,  natürlicher  wie  künstlicher,  erläutert. 


YI.  Section  für  Mathematik. 


Vierte  Sitzung  am  14.  November  1895.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  W. 
Hall  wachs.  — Anwesend  12  Mitglieder  und  Gäste. 

Geh.  Regierungsrath  Prof.  Dr.  E.  H artig  spricht  über  einige  topo- 
golische  Beispiele  aus  dem  Gebiete  der  Fasertechnik. 

Der  Vortragende  knüpft  an  die  von  dem  Mathematiker  Listing  1847  gegebene 
Definition  des  Begriffes  Topologie  an,  wonach  unter  dieser  Bezeichnung  die  Lehre 
von  den  rein  modalen  Verhältnissen  räumlicher  Gebilde  verstanden  sein  soll,  unter 
Ausschliessung  aller  Grössenbestimmungen  und  Grössenverhältnisse. 

Es  wird  zunächst  die  eigentümliche  Umordnung  spinnbarer  Fasern  auf  der 
Krempel  als  Beispiel  der  topologischen  Veränderung  von  Punktreihen  auseinander- 
gesetzt. Hierauf  bespricht  der  Vortragende  die  Vereinigung  einer  Eadenreihe  und  einer 
Fadenfolge  mittelst  der  Ueberkreuzungen  von  wechselndem  Sinn  als  die  topologische 
Grundlage  der  Weberei  und  erörtert  näher,  nach  Feststellung  des  Begriffes  Rapport, 
die  sogenannten  Grundbindungen  der  Weberei. 

Als  Grundlage  der  Seilerei  wird  die  Vereinigung  von  Fadengruppen  zu  Ge- 
zwirnen  von  verschiedener  Ordnung  erörtert  und  die  Aequivalenz  von  Windungen  und 
Verdrehungen,  sowie  von  Verdrehungen  und  Ueberkreuzungen  nachgewiesen.  Ein  Ge- 
zwirn  von  n Fäden  lässt  in  der  Projection  auf  eine  zur  Längsachse  parallele  Ebene 
n (n—1)  Ueberkreuzungen  erkennen,  deren  Sinn  nach  (n — ])  Fäden  wechselt,  eine  Be- 
trachtung, die  auf  eine  einfache  topologische  Erklärung  der  Gef  lech  te  führt;  dieselben 
entstellen  aus  den  Gezwirnen  durch  Aufnahme  des  wechselnden  Sinnes  der  Ueber- 
kreuzungen oder  durch  die  Einführung  von  Verschränkungen. 

Der  V ortragende  geht  hiernach  auf  die  T opologie  der  Knotenverschlingungen 
ein,  für  welche  durch  die  Mathematiker  Listing,  Tait,  Simony,  Schuster  u.  A.  schon 
erhebliche  Aufschlüsse  gewonnen  sind.  Es  wird  die  Entstehung  gewisser  einfacher 
Knoten  am  ringförmigen  Bande  gezeigt,  sowie  die  Bedeutung  der  Zahl  der  Ueber- 
kreuzungen für  die  Eintheilung  der  Knotenverschlingungen  nachgewiesen:  Seil- 
schlingen,  Seilschleifen,  Seilknoten. 

Zuletzt  wird  die  Anwendung  der  Begriffe  Ueb erkreuzung,  Verwindung, 
Maschenbildung,  Verschränkung  und  Verknotung  auf  die  topologische  Er- 
klärung der  anderweit  bekannten  mechanisch  herstellbaren  Fadengebilde  erwähnt. 

Prof.  Dr.  K.  Rohn  führt  Anwendungen  dieser  Untersuchungen  auf 
die  Theorie  der  Curven  höherer  Ordnung  an. 

Oberlehrer  Dr.  A.  Witting  th eilt  mit,  dass  Dr.  Brunn  in  München 
neuerdings  Untersuchungen  über  Verknotungen  angestellt  hat. 


VII.  Hauptversammlungen. 


Siebente  Sitzung  am  26.  September  1895.  Vorsitzender:  Prof. 
Dr.  0.  Drude.  — Anwesend  12  Mitglieder. 

An  die  Erledigung  geschäftlicher  Angelegenheiten  schliessen  sich  Mit- 
theilungen über  die  Ergebnisse  der  diesjährigen  Naturforscher- 
versammlung. 


33 


IV.  Section  für  prähistorische  Forschungen. 


Dritte  Sitzung  am  21.  November  1895.  Vorsitzender:  Kontier 
W.  Osborne.  — Anwesend  24  Mitglieder. 

Dr.  J.  Deiclimiiller  legt  ein  gelochtes  Steinbeil  aus  Kieselschiefer 
vor,  welches  beim  Baggern  im  Elbbett  oberhalb  der  Carolabrücke  in 
Dresden  gefunden  wurde,  sowie  Urnen  und  cylindrische  Thongewichte 
aus  einem  Gräberfelde  vom  „Lausitzer  Typus“  zwischen  Deila  und 
Leutewitz  bei  Meissen. 

Derselbe  macht  ferner  ausführliche  Mittheilungen  über  eine  Reise 
durch  die  sächsische  Lausitz,  welche  er  kürzlich  zum  Zwecke  der 
Feststellung  namentlich  älterer  prähistorischer  Fundorte  unternommen  hat. 

Lehrer  H.  Döring  referirt  über  das  neu  erschienene  Werk  von 
G.  Buschan:  Vorgeschichtliche  Botanik  der  Cultur-  und  Nutzpflanzen  der 
alten  Welt  auf  Grund  prähistorischer  Funde.  Breslau  1895. 

Dr.  B.  Schorler  verweist  auf  eine  Arbeit  von  E.  Hahn  in  den  Ver- 
handlungen der  Berl.  Ges.  für  Anthrop.,  1894,  S.  603,  worin  der  Ver- 
fasser nachzuweisen  sucht,  dass  die  Hirse  das  älteste  Getreide  unserer 
Cultur  ist. 

Lehrer  A.  Jentsch  legt  Scherben  von  Gefässen  des  „Lausitzer 
Typus“  von  Eben dör fei  bei  Bautzen  vor,  sowie  Funde  aus  der  Trieske 
bei  Pillnitz,  welche  seiner  Ansicht  nach  beweisen,  dass  die  dortigen  ur- 
alten Feldanlagen  nicht  prähistorischen  Ursprungs  sind.  (Vergl.  Sitzungsber. 
Isis  1895,  S.  11.) 


V.  Section  für  Physik  und  Chemie. 


Vierte  Sitzung  am  17.  October  1895.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  E. 
von  Meyer.  — Anwesend  36  Mitglieder  und  Gäste. 

Der  Vorsitzende  hält  einen  Vortrag  über  Geschichte,  Chemie 
und  Industrie  der  Riechstoffe. 

Zunächst  werden  die  im  Alterthum  und  Mittelalter  bekannten  Riechstoffe  be- 
sprochen, deren  Gewinnung  bis  in  die  Mitte  dieses  Jahrhunderts  in  Apotheken  betrieben 
wurde.  Mit  dem  Aufschwung  der  organischen  Chemie  wuchs  allmählich  die  Kenntniss 
der  chemischen  Zusammensetzung  der  sogenannten  ätherischen  Oele,  und  damit  wurde 
die  rationelle  Verarbeitung  dieser  Naturprodukte,  sowie  die  künstliche  Bildungsweise 
mancher  .Riechstoffe  angebahnt.  Der  Vortragende  bespricht  das  Vorkommen,  die  Dar- 
stellungsweise und  insbesondere  die  chemische  Zusammensetzung  der  wichtigsten  in  der 
Natur  vorkommenden  Riechstoffe.  Die  Uebersicht  der  letzteren  wird  durch  ihre  Ein- 
theilung  in  verschiedene  Körperklassen  (Terpene,  Kampherarten , Phenole  und  Aetlier 
dieser,  Säureester,  Aldehyde,  Ketone,  Senföle)  wesentlich  erleichtert. 

Die  Besprechung  der  künstlich  bereiteten,  den  Naturprodukten  nachgeahmten  Riech- 
stoffe, z.  B.  Gaulteria-Oel,  Heliotropin,  Cumarin,  Vanillin,  Jonon,  giebt  Anlass  zu  einem 
Streifzug  in  das  Gebiet  der  organischen  Synthese. 

Endlich  werden  die  wirtschaftlichen  Verhältnisse  mit  specieller  Berücksichtigung 
der  deutschen  Industrie  ätherischer  Oele  etc.  beleuchtet.  Hierbei  wird  besonders  auf 
die  Leistungen  der  Weltfirma  Schimmel  & Co,  hingewiesen  und  der  bahnbrechenden 
Thätigkeit  von  H.  Haensel  (in  Pirna)  gedacht. 


Abhandlungen 

der 

naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 

ISIS 


in  D resden. 


1895, 


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I.  Der  Dorschfang  auf  den  Lofoten  im  Jahre  1893. 

Von  Clemens  König  in  Dresden. 


1.  Die  Lofoten,  der  reichste  Fischgrund  Europas  und  der  nördlichste 

auf  der  ganzen  Erde. 

Der  Westfjord,  der  im  Südwesten  in  einer  Weite  von  100  — 120  km 
in  den  Atlantischen  Ocean  ausläuft  und  nach  Nordost  im  schmalen 
Ofotenfjord  endigt,  trennt  von  dem  steil  aus  dem  Meere  sich  heraus- 
hebenden Festlande  eine  mächtige  Insel-  und  Klippenguirlande,  welche, 
wie  das  ganze  Küstenland,  geologisch  gesprochen,  seit  uralten  Zeiten  der 
Kampfplatz  gewesen,  auf  dem  Sturm,  Regen,  Gletscher  und  Brandungs- 
wellen bald  allein,  bald  vereint  gegen  die  horstartig  stehen  gebliebenen 
Erdschollen  zerstörend  anlaufen.  Was  diese  wilden  Gewalten  der  Deflation, 
Erosion,  Exaration  und  Abrasion  erreicht  und  bewirkt  haben,  das  sagt 
uns  das  aus  festem,  krystallinischem  Urgestein  aufgebaute  Küsten-  und 
lnselland  durch  seine  reiche  Gliederung  und  wunderbare  Modellirung. 
Die  Inseln  mit  ihren  Vorsprüngen,  glatten  Flächen  und  rauhen  Wänden, 
mit  ihren  Klippen,  Löchern  und  Wassertümpeln  liegen  so  dicht  und  wild 
durcheinander,  dass  das  Auge  nicht  im  Stande  ist,  das  gewaltige  Gewirr 
von  Spitzen  und  Mauern,  von  Spalten  und  Zacken,  von  Basteien,  Ecken, 
Fjorden  und  Sunden  von  irgend  einer  Seite  her  zu  überschauen.  Wer  da- 
gegen diese  inselreihe  aus  der  Vogelperspektive  oder  auf  der  Landkarte 
betrachtet,  der  kann  sie  in  seiner  Phantasie  mit  dem  abgefleischten  Rück- 
grate eines  vorweltlichen  Seeungeheuers  vergleichen,  das  hier  strandete 
und  in  Stücke  brach.  Die  grossen  Rückenwirbel  liegen  nahe  der  Küste 
und  sind  nur  wenig  von  einander  getrennt;  dagegen  reicht  das  Schwanz- 
stück in  die  See  hinein  und  seine  kleinen  Wirbel  liegen  weiter  auseinander. 

Diese  lange,  kahle  Inselkette  scheidet  der  schmale  Raftsund,  der  sich 
winden,  krümmen  und  strecken  muss,  um  von  Südwest  nach  Nordost  vorzu- 
dringen, in  einen  mehr  nördlichen  Theil,  Westeraalen  genannt,  und  in  einen 
mehr  südlichen  Abschnitt,  die  Lofoten. 

Die  Lofoten  bestehen  aus  vier  grösseren  Inseln.  Die  grösste  und 
nördlichste,  unmittelbar  am  Raftsund  gelegen,  heisst  Ost-Waagö.  Auf  ihr 
liegen  und  zwar  am  Westfjord:  Swolwär,  Oerswaag  mit  dem  Pfarrhof 
Kirkewaag,  wo  Hans  Egede,  der  grönländische  Missionar,  von  1707—1718 
als  Geistlicher  wirkte,  und  Henningswär,  wo  die  Königliche  Aufsichts- 
behörde ihren  Sitz  hat  und  wo  der  Waagekallen,  der  höchste  Berg  der 
Insel,  wild  und  trotzig  aus  einer  Höhe  von  mehr  als  1000  m auf  die 


Ges.  Isis  in  Dresden,  1895.  — Abh.  1. 


4 


ewig  brandende  Fluth  niederschaut.  Dann  folgte  West -Waagö  mit  Buknäs, 
Flakstadö  mit  Sund  und  Moskenäsö  mit  Reine.  Jenseits  des  bekannten 
Malstroms,  der  über  den  Horganklippen  beständig  schäumt  und  siedet, 
taucht  die  kleine  Insel  Mosken  und  weiter  25  km  südwestlich  Wärö  und 
noch  weiter  südwestlich  das  flache  und  verhältnissmässig  dicht  bevölkerte 
Rost  aus  dem  Meere  empor.  Die  Meeresströme,  welche  diese  Inseln  von 
einander  trennen,  sind  die  Strassen  und  Pforten,  durch  welche  das  Wasser 
nach  dem  Meere  abfliesst  und  durch  welche  die  vom  Ocean  her  wandernden 
Fische  in  den  Westfjord  einziehen. 

Wer  diese  grossartige  und  in  mancher  Hinsicht  hochalpine  Felsen- 
und  Inselwelt  in  ihrer  landschaftlichen  Schönheit,  in  ihrer  ganzen  Pracht 
und  Erhabenheit  kennen  lernen  will,  der  muss  an  einem  hellen  sonnigen 
Sommertage  vom  Festlande  aus  über  den  Westfjord  herüberfahren,  also 
zur  Zeit,  wenn  die  vielbesungene  Mitternachtssonne  gross  und  blutroth 
am  Himmelsrande  steht  und  in  Hammerfest,  der  nördlichsten  Stadt 
Europas,  einen  Tag  heraufführt,  der  21/2Monat  dauert. 

Das  sind  einige  von  den  vielen  Reizen,  die  uns  hinauf  nach  dem 
hohen  Norden  Norwegens  locken.  Und  wie  leicht  ist  es  uns  gemacht, 
diesen  Lockungen  zu  folgen.  Laufen  doch  im  Sommer  allwöchentlich 
von  Bergen  und  von  Drontheim  kommende  und  dahin  zurückkehrende 
Dampfer  hier  vorbei  und  das  Lokalboot  der  Bergen- Nord enfjeld  Ge- 
sellschaft legt  an  vielen,  an  zwölf  verschiedenen  Orten  der  Lofoten  regel- 
mässig an. 

Wir  bewundern  die  Sicherheit,  mit  welcher  der  Lotse  das  Schiff  durch 
ein  anscheinend  unentwirrbares  Labyrinth  von  Inseln  und  Felsen  führt. 
Hier,  wo  der  Dampfer  nicht  unmittelbar  am  Lande  anlegen  kann,  warten 
in  leichten  norwegischen  Böten,  die  wie  Schaum  auf  den  Wogen  schwimmen, 
Knaben  und  Mädchen,  um  den  erwarteten  Besuch  oder  um  die  Post  abzu- 
holen, und  auf  grossen  schweren  Prahmen  hagere,  hellblonde,  aber  wetter- 
feste Männer  und  Knechte,  um  allerlei  Frachtgut  zu  verladen  oder  entgegen 
zu  nehmen. 

Auf  der  nächsten  Station  steigen  wir  aus;  es  ist  ein  Fischerdorf. 
Dicht  am  Strande  steht  ein  grosses,  geräumiges  Packhaus,  vor  dem  ein 
Dreimaster  auf  den  Wellen  schaukelt.  Nicht  weit  davon  steht  das  behäbige 
Haus  des  Landhändlers,  bei  dem  wir  ein  gutes  Quartier  und  freundliche 
Aufnahme  finden.  Auf  der  Veranda  wartet  schon  die  Frau  mit  den 
Kindern;  sie  schwenkten  ihre  weissen  Tücher  und  heissen  uns  mit  dem 
führenden  Freunde  willkommen.  Bei  dem  Landhändler  ist  Alles  zu  kaufen, 
was  auf  der  Insel  gebraucht  wird.  Reseden,  Goldlack  oder  Gelbveilchen, 
Astern  und  Nelken  schmücken  die  Fenster  und  in  dem  kleinen  Gärtchen, 
das  mit  Gewalt  dem  Felsen  abgerungen,  blühen  allerlei  Blumen  und  reifen 
allerlei  Sträucher  ihre  Früchte.  Rothe  und  schwarze  Johannisbeeren, 
Stachel-,  Erd-  und  Himbeerstöcke  sind  bis  zum  Nordkap  hinauf  verbreitet, 
aber  in  einzelnen  Exemplaren  und  Büschen.  Aehnlich  verhält  es  sich 
auch  mit  den  Bäumen  und  Nutzpflanzen.  Aecker  und  Wälder,  wie  wir 
sie  gewöhnt  sind,  fehlen  ganz  und  gar.  Aber  es  giebt  einzelne  Birken 
und  Kiefern,  einzelne  Plätze,  auf  denen  Hafer,  Gerste  oder  Kartoffeln 
gebaut  werden.  Die  inneren  Theile  der  Festlandsfjorde  haben  günstigere 
Vegetationsverhältnisse,  aber  trotz  alledem  werden  auch  auf  den  Lofoten 
vielerlei  Blumen  und  Sträucher  gezogen  und  gepflegt  und  oft  mit  Erfolg. 
Entwickelte  doch  im  freien  Land  zu  Stamsund  eine  australische  Stroh- 


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blume*)  bei  62  cm  Höhe  90  vollständige  Blumen.  Ja,  auch  auf  den 
Lofoten  lernen  wir  das  vegetationsarme  Norwegen  als  das  Land  kennen 
und  schätzen,  in  dem  der  schlichte  Mann  mit  warmer,  wohlthuender  Liebe 
Blumen  und  Bäume  zieht  und  schützt**). 

Soweit  die  Bergspitzen  nicht  mit  Schnee  bedeckt  sind,  bekleiden  sie 
sich  in  ihrem  oberen  Theile  mit  allerlei  Moosen,  die  namentlich  bei 
feuchtem  Wetter  eine  eigenthümliche  Leuchtkraft  besitzen,  und  in  ihrem 
unteren  Theile,  immer  vorausgesetzt,  dass  keine  senkrechten  Abstürze  vor- 
handen sind,  mit  frischen  Gräsern,  die  den  Schafen  eine  ausreichende 
Weide  geben.  Auf  den  kleinen  Inseln  Mosken,  Wärö  und  Rost  bleiben 
diese  Thiere  sogar  im  Winter,  selbst  während  des  kältesten  Monats  im 
Jahre,  während  des  Februars,  im  Freien.  Die  Erklärung  hierfür  liegt  in 
der  grossen  Milde  des  Klimas,  die  der  Golfstrom  bedingt.  Alten,  das  fast 
unter  dem  70 0 n.  Br.  und  13  m über  dem  Meeresspiegel  liegt,  sollte  seiner 
Lage  nach  eine  Januartemperatur  von  — 24,4°,  eine  Julitemperatur  von 
-f-  7,3°  und  ein  Jahresmittel  von  — 8,9°  C aufweisen,  und  in  Wirklichkeit 
heissen  diese  Werthe  nach  mehrjährigen  Beobachtungen  — 7,7°  für  den 
Januar,  -j-  12,6°  für  den  Juli  und  -f-  0,9°  C für  das  ganze  Jahr***).  Also 
beide  Jahreszeiten:  Sommer  und  Winter  sind  wärmer  als  sie  sein  sollten, 
der  Juli  etwa  um  6°  und  der  Januar  um  16°.  Dazu  kommen  noch  die 
hellen  Sommernächte,  in  denen  die  Blätter  ihre  Tagesarbeit  fortsetzen 
können.  Um  diese  Thatsachen  so  recht  zu  würdigen,  müssen  wir  bedenken, 
dass  die  Lofoten  unter  dem  68.  und  69.°  n.  Br.  liegen,  also  zwei  und 
drei  Grade  nördlicher  als  der  Polarkreis,  der  den  Atlantischen  Ocean 
von  dem  Nördlichen  Eismeer  scheidet.  Bedenken  wir,  dass  der  68.°  in 
Nordamerika  vor  der  Mündung  des  Mackenzie  und  quer  durch  das  mittlere 
Grönland  verläuft,  dass  der  68.°  in  Russland  die  Nordspitze  von  der  Halb- 
insel Kanin  abschneidet  und  in  Sibirien  an  Werchojansk  vorbeizieht,  das 
den  traurigen  Ruhm  hat,  die  grösste  bekannte  Winterkälte  zu  besitzen. 
Die  Lofoten  liegen  volle  zwanzig  Grad  nördlicher  als  die  Bänke  von  Neu- 
fundland, die  unter  dem  48.°  gelegen  sind  und  einerlei  Breite  mit  Mainz 
und  Prag  und  Krakau  haben. 

Der  schmale  Flachseesaum,  der  die  lange  Küste  Norwegens  umgiebt, 
erweitert  sich  rechts  und  links  von  den  Lofoten,  an  der  atlantischen 
Seite  noch  etwas  mehr  als  an  der  inneren  Seite,  wo  die  Tiefen  des  West- 
fjords den  Boden  der  Flachsee  zerschneiden  f).  Zwischen  den  Tiefen  steigen 
aus  dem  Meeresgründe  Bänke  herauf,  die  sich  hier  20,  dort  30,  da  50, 
80,  100,  ja  300  m unter  dem  Meeresspiegel  plateauartig  ausbreiten.  Auf 
diesen  Gründen  erscheinen  seit  Alters  her  in  den  ersten  Monaten  des 
Jahres  die  Dorsche  so  zahlreich,  dass  hier  mehr  davon  gefangen  werden 
als  auf  der  Doggerbank  ff)  in  der  Nordsee  und  auf  den  Bänken  der  Orkney- 
und  Shetlandsinseln.  Nur  die  Bänke  um  Neufundland  liefern  noch  höhere 
Erträge. 


*)  Rhodante  maculata  Dram. 

**)  Yergl.  Kosmos,  VII.  Jahrg\,  1883,  S.  418 ff.,  S.  481  ff.  und  S.  574ff. 

***)  Kosmos,  VII.  Jahrg. , 1883,  S.  348ff.  Ueber  die  Meerestemperaturen  vergl. 
Prof.  Mohn:  Die  Strömungen  des  europ.  Nordmeeres.  Ergänzungsh.  Nr.  79  zu  Peterm. 
Mitth.,  Gotha  1885. 

f)  Vergl.  die  Karten  im  Ergänzungsh.  Nr.  63  zu  Peterm.  Mitth.  Prof.  Mohn: 
Die  Norwegische  Nordmeer -Expedition. 

ff)  Der  Dorsch  heisst  im  Niederländischen  dogge;  daher  Doggerbank  = Dorschbank. 


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Ueberschauen  wir  die  mitgeth eilten  Thatsachen,  so  ergiebt  sieb,  dass 
die  Lofotenbänke  im  Westfjord  die  reichsten  Fischgründe  in  Europa  und 
die  nördlichsten  auf  der  ganzen  Erde  sind.  Und  wer  fängt  den  Fisch? 
In  welcher  Menge  kommen  die  Fischer  und  Händler  hier  zusammen? 


2.  Wie  der  Fisch  zieht,  so  gehen  und  kommen  die  Menschen. 

Um  das  Haus  des  Landhändlers  gruppiren  sich  eine  Menge  von 
Häusern  und  Schuppen,  von  denen  nur  wenige  bewohnt  sind.  So  ist  es 
auch  anderwärts  auf  den  Lofoten.  Es  ist,  als  wäre  der  grössere  Theil 
der  Bevölkerung  ausgestorben  oder  weggezogen.  Wie  kommt  das? 

Die  Erklärung  liefern  die  Dorsche.  Sie  fehlen  im  Hochsommer  und 
mit  ihnen  sind  auch  die  Fischer  weggezogen. 

Wenn  die  Sonne  in  den  Mittagsstunden  wieder  über  den  Rand  des 
Horizontes  heraufschaut,  dann  kommen  die  Fische  und  mit  ihnen  kommen 
die  Männer  aus  Finnmarken,  Tromsö,  Helgeland,  aus  Drontheims  Amt  und 
aus  Romsdal  in  ihren  Böten  mit  allerlei  Fischereigeräth,  mit  Köder  und 
Proviant  heraufgezogen,  erst  einzeln  und  verstreut,  später  vereint  und 
geschwaderweise.  Jeder  Tag  bringt  neue  Schaaren.  Die  Häuser  füllen 
sich  und  werden  1 's  * in  ihre  Winkel  hinein  bewohnt.  Am  Strande  und 
draussen  auf  fr  ^ e entwickelt  sich  ein  buntes  Leben  und  Treiben,  wie 
wir  es  uns  kaum  bewegter  und  geschäftiger  und  dann  wieder  stiller  und 
ruhiger  ausmalen  können.  Erwägen  wir  nur,  was  es  heisst:  Vierzig  Tausend 
Männer  strömen  auf  kurze  Zeit  herbei  und  vertheilen  sich  auf  dreizehn 
Plätze  und  haben  all  ihr  Trachten  darauf  gerichtet,  so  viel  als  möglich 
Fische  zu  fangen. 

Der  Fang  beginnt  im  Januar  und  endigt  im  April;  er  erstreckt  sich 
somit  über  die  schlechtesten  Monate  im  ganzen  Jahre. 

Um  Ordnung  und  Sicherheit  in  den  Verkehr  zu  bringen  und  um  die 
Erträge  des  Fanges  so  viel  als  möglich  zu  steigern,  sendet  die  Regierung 
während  der  Fangzeit  eine  Aufsichtsbehörde  nach  den  Lofoten,  welche  in 
Henningswär  ihren  Sitz  hat.  Im  Jahre  1893  kam  dieselbe  am  16.  Januar 
nach  hier  und  war  bis  zum  Abend  des  23.  Aprils  thätig.  Sie  hat  alle  An- 
ordnungen zu  treffen  und  all  die  Bestimmungen  durchzuführen,  welche  in 
dem  Gesetze  vom  Jahre  1857,  die  Lofotenfischerei  betreffend,  vorgeschrieben 
sind.  Der  Kommandeur- Kapitän  der  Marine,  der  an  ihrer  Spitze  steht 
und  einen  Assistenten  zur  Seite  und  zehn  Aufseher  mit  zwei  Segelfahr- 
zeugen und  26  Mann  Besatzung  unter  sich  hat,  hat  alle  Schiffe,  alle 
Fischer,  alle  Anwesenden  innerhalb  des  Gebietes,  das  dreizehn  grössere 
und  auseinander  gelegene  Fangplätze  umfasst,  zu  kontrolliren.  These  Be- 
hörde hat  jedesmal  das  Signal  zu  geben,  wenn  die  Böte  auf  den  Fang 
auslaufen  dürfen;  sie  hat  die  Plätze  und  Bänke  wechselweise  unter  die 
verschiedenen  Fischer  und  Fischereibetriebe  zu  vertheilen  und  darauf  zu 
achten,  dass  beim  Aussetzen  der  langen  Fanggerätlie  Ordnung  herrscht 
und  kein  Uebergreifen  in  nachbarliche  Gebiete  stattfindet.  Ferner  hat 
diese  Behörde  ein  sehr  reiches,  statistisches  Material  zu  sammeln  und  zu 
verarbeiten.  Dazu  kommen  endlich  noch  eine  Menge  andere  und  oft  recht 
zeitraubende  Arbeiten. 

Dieser  Behörde  verdanken  wir  auch  die  Zahlen,  die  wir  zur  klaren 
und  scharfen  Begrenzung  der  Linien  in  das  Bild  eingeflochten  haben. 


7 


Das  Fang-  und  Aufsichtsgebiet  auf  den  Lofoten  liegt  in  der  Haupt- 
sache im  Westfjord*).  An  der  atlantischen  Seite  der  Insel  läuft  die  See 
selten  ruhig;  auch  fehlt  es  hier  an  sicheren,  schützenden  Häfen.  Aber 
trotzdem  wird  es  hin  und  wieder  befahren,  denn  so  weit  die  Linie  reicht, 
welche  eine  Seemeile  ausserhalb  der  entlegensten  Inseln  und  Klippen 
hinläuft,  soweit  reicht  das  Gebiet,  in  dem  nur  norwegische  Staatsbürger 
fischen  und  fangen  dürfen. 

Die  Bevölkerung,  die  sich  innerhalb  des  Lofotenfangbezirkes  sammelt, 
besteht  aus  drei  verschiedenen  Elementen:  aus  Fischern  und  Schiffern 
einerseits,  aus  selbständigen  Händlern  andererseits  und  zur  Dritt  aus 
kleinen,  Verdienst  suchenden  Leuten. 

Während  die  Fischer  und  Händler  auf  eigenen  Schiffen  daherkommen, 
benützen  die  kleinen  Leute  jedes  Fahrzeug,  das  sie  mitnimmt.  Im  Jahre 
1893  zählte  die  Fischerflotte  Mitte  Januar  500,  Mitte  Februar  4200,  Mitte 
März  sogar  6000  Böte.  Am  25.  März  erreichte  ihre  Zahl  den  Höhepunkt 
mit  6186.  Am  16.  März  1892  waren  sogar  7148  Böte  vorhanden.  Auch 
in  den  Jahren  1894  und  1895  betheiligten  sich  6500,  bez.  7570  Böte  am 
Fange.  Im  April,  wenn  der  Fisch  in  seiner  Menge  abnimmt,  fällt  auch 
die  Zahl  der  fischenden  Böte  ziemlich  rasch.  In  der  ersten  Woche  des 
Aprils  1893  waren  noch  3500,  in  der  zweiten  Woche  noch  2100  und  in 
der  dritten  Woche  nur  noch  300  Böte  vorhanden,  und  am  23.  April  Abends 
konnte  die  Behörde  ihre  Aufsicht  und  Thätigkeit  ganZ','  inb  llen. 

Auf  diesen  Fahrzeugen,  die  meist  nach  alter  Wikinger AVeise  nur  ein 
Raasegel  führen,  waren  26683  Fischer  mit  2481  Fischerknechten  und 
6003  Schiffern,  also  rund  35000  Mann  zugewandert.  Die  Fischerknechte 
sind  solche  Männer,  die  gegen  festen  Lohn  arbeiten  und  den  Mannsantheil 
ihrer  Ausbeute  dem  einbringen,  der  sie  bezahlt. 

So  kopfreich  sind  die  beiden  anderen  Bevölkerungsgruppen  nicht.  Die 
Handelsflotte  zählte  1893  hier  insgesammt  622  Fahrzeuge  mit  329110  Tonnen 
(zu  je  116  Liter)  und  mit  2862  Mann  Besatzung.  Ein  kleiner  Theil  der 
Schiffe,  nämlich  63,  befasste  sich  mit  dem  Verkauf  von  Manufaktur-, 
Kolonial-  und  allerlei  Kramwaaren;  sie  brachten  Korn,  Mehl,  Brot  und 
Fettwaaren,  Tuch  und  Kleider,  Leder  und  fertiges  Schuhwerk,  Geräthe 
und  Handwerkszeug,  ferner  Netze,  Taue,  Köder  und  allerlei  Schiffs-  und 
Fischereigeräthe.  Der  grössere  Theil  der  Handelsflotte,  nämlich  559  Fahr- 
zeuge, war  gekommen,  um  einzukaufen  und  zwar  Fische  und  Fischprodukte, 
und  sie  erhielten  alle  volle  Ladung. 

Was  die  Fischer  und  Schiffer  auf  den  Lofoten  in  ihrer  freien  Zeit 
für  Bedürfnisse  und  Wünsche  haben,  verräth  uns  das  dritte  Bevölkerungs- 
element  durch  seine  bunte  Zusammensetzung.  Es  bestand  im  Jahre  1893 
aus  2 Graveuren,  3 Quacksalbern,  16  Photographen,  20  Uhrmachern  und 
Goldarbeitern,  aus  24  Musikanten  und  Künstlern,  aus  49  Speisewirthen, 
61  Fischarbeitern,  70  Handwerkern,  195  Dienstleuten,  196  Fischkopfkäufern, 
aus  272  Hausirern,  357  Arbeitern  und  aus  70  anderen  Leuten,  die  in  keine 
von  diesen  Gruppen  eingestellt  werden  konnten.  Es  waren  im  Ganzen 
1345  Köpfe. 

*)  Auf  der  Aussenseite  der  Lofoten  liegen  die  Fischerplätze:  Rost,  Gimsö,  Eggnm 
und  Borgewär,  auf  der  Innenseite  scheidet  Henningswär  die  Ost-Lofoten  (mit  Skrowen, 
Swolwär,  Kabelwaag,  Storwaag  und  Hopen)  von  den  West-Lofoten  (mit  Stamsund,  Stene, 
Baistad,  Sund,  Reine  und  Sörwaag).  Auf  Westeraalen  liegen:  Andenäs,  Hofden,  Nyk- 
sund  und  Stö.  Auf  den  Lofoten  giebt  es  36  Fischerdörfer  oder  Fiskewär. 


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Und  wo  finden  diese  vierzig  Tausend  Menschen,  die  mit  dem  Fische 
nach  den  Lofoten  gekommen  sind,  Wohnung  und  Unterkunft? 

Ein  kleiner  Theil  findet  auf  den  Schiffen  und  in  den  aufgelegten 
Fahrzeugen,  die  1893  45  zählten,  die  nöthigen  Wohn-  und  Schlafräume. 
Der  grössere  Theil  dagegen  sucht  und  findet  auf  dem  Lande  in  Logier- 
und  Blockhäusern  die  gewünschte  Aufenthaltsstätte.  Im  Jahre  1893  konnten 
in  den  279  Logierhäusern  5216  Mann  und  in  den  2615  Blockhäusern*), 
in  den  sogenannten  Rorbodern,  31955  Mann  untergebracht  werden. 

Die  Rorboder  sind  niedrige  Holzhäuser,  die  oft  ganz  eingeschneit 
sind,  wenn  die  Leute  im  Januar  mit  dem  Fische  einziehen.  Bald  ist  der 
Pfahl-  oder  Blockbau  ausgeschaufelt  und  wohnlich  gemacht. 

Schauen  wir  einmal  in  das  Häuschen  hinein. 

Vor  der  Thür  steht  ein  kleiner  Vorbau,  der  zugleich  als  Vorraths- 
kammer dient.  Hier  ist  Brennholz,  Proviant,  Köder,  Thran,  Roggen,  Salz 
und  allerlei  Geräth  aufgeschichtet  und  aufgehangen.  Ein  schmaler  kurzer 
Gang  führt  uns  in  die  Stube,  in  den  Bod.  In  der  Mitte,  auf  dem  ge- 
dielten Fussboden,  steht  der  Kochherd.  Von  der  Decke  herab  hängen 
Netze  und  Leinen,  an  denen  gestrickt  und  geknüpft  wird.  Vor  dem  Fenster 
hat  der  Tisch  mit  Bänken  und  Stühlen  seinen  Platz.  An  dem  übrigen 
freien  Theile  der  Wände  sehen  wir  die  breiten,  für  je  2 Mann  eingerichteten 
Bettstellen,  die  fest  gezimmert  sind  und  wie  in  Schiffskojen  etagenweise 
übereinander  stehen.  Statt  der  weichen  Pfühle  liegen  wollene  Decken 
darin. 

Besonders  auffällig  an  den  Blockhäusern  ist  das  Dach.  Auf  die 
Bretter,  die  in  der  Stube  die  Decke  bilden,  wird  beim  Bau  eine  dicke 
Lage  Birkenrinde  aufgetragen  und  darauf  eine  Rasendecke  ausgebreitet, 
welche  im  Sommer  kühlt  und  im  Winter  hübsch  warm  hält.  In  den  ersten 
zwanzig  Jahren  braucht  diese  billige  Bedachung  so  gut  wie  keine  Aus- 
besserung und  Erneuerung. 

Aber  nicht  nur  im  Grossen  und  Ganzen  ziehen  die  Menschen  mit  dem 
Fische  auf  den  Lofoten  ein  und  aus,  sondern  sie  folgen  ihm  tagtäglich, 
sobald  die  Flagge  aufgehisst  wird  und  das  Zeichen  giebt,  dass  der  Fisch 
gefangen  werden  darf.  Und  wie  zieht  und  wandert  der  Fisch? 


3.  Der  Dorsch  und  sein  Fang. 

Der  Fisch,  dem  die  Norweger  auf  den  Bänken  der  Lofoten  nachstellen, 
heisst  Dorsch  oder  Kabeljau  ( Gadus  morrhua  L.).  Die  Norweger  sagen 
Torsk  oder  Skrei**). 

Linne,  der  grosse  Naturforscher  des  18.  Jahrhunderts,  unterschied 
zwischen  Dorsch  und  Kabeljau.  Der  Dorsch  war  die  kleinere,  auf  die 
Ostsee  beschränkte,  der  Kabeljau  dagegen  die  grössere,  in  der  Nordsee 
und  an  der  atlantischen  Küste  lebende  Art.  Diese  Auffassung  theilt  die 
moderne  Wissenschaft  nicht  mehr.  Weil  der  thatsächliche  Unterschied  nur 


*)  Davon  gehörten  1999  den  Landhändlern,  443  den  Fischern  selbst  und  173  anderen 
Leuten,  in  Summa  = 2615  Rorboder. 

**)  In  Norwegen  werden  auch  noch  andere  Kabeljau- Arten  gefangen,  nämlich  Gadus 
aeglefinus , der  Schellfisch,  G.  carbonarius , der  Köhler,  G.  pollachius , der  Pollack, 
G.  virens , der  Kohlfisch,  G.  molva , der  Leng,  der  bis  2 m gross  wird  (die  grösste  und 
geschätzteste  Art  der  ganzen  Familie),  und  die  ßrosme,  Brosmius  Brosme. 


9 


an  der  Grösse  und  der  damit  in  Verbindung  stehenden  stärkeren  Aus- 
bildung der  einzelnen  Theile  haftet,  deshalb  werden  heute  beide  Formen 
für  Rassen  einer  Art  erklärt  und  als  Ilochseedorsch  und  Küstendorsch 
bezeichnet.  Aehnliche  Unterschiede  bemerken  wir  auch  an  Würmern, 
Muscheln  und  anderen  Fischen,  die  sich  vom  Ocean  aus  bis  in  die  Ostsee 
hinein  verbreiten;  denken  wir  nur  an  Pectinaria  belgica  und  Travisia 
Forbesii , an  Cardium  edule , Tellina  baltica,  Mytilus  edulis  und  Mya 
arenaria  und  an  Cottus  scorpius,  Esox  Bellone  und  Cyclopterus  Lumpus. 
Die  Erklärung  hierfür  dürfte  nicht  bloss  in  dem  verminderten  Salzgehalte 
des  Wassers,  sondern  auch  in  der  engen  Begrenzung  des  individuellen 
Wohngebietes  zu  suchen  sein. 

Hochseedorsch  und  Küstendorsch  stimmen  darin  überein,  dass  sie  auf 
grünlichem  oder  gelbgrauem  Grunde  zahlreiche  bald  gelb,  bald  braun, 
bald  roth  aussehende  Punkte  und  Flecke  tragen.  Beide  Formen  haben 
am  Kinn  einen  Bartfaden,  der  wenigstens  so  lang,  oft  aber  noch  länger 
ist  als  der  Durchmesser  ihrer  Augen.  Beide  Formen  unterscheiden  sich 
vom  Schellfisch,  der  eine  Art  für  sich  bildet.  Der  Schellfisch  besitzt 
einen  stets  kürzeren  Bartfaden  und  an  jeder  Seite  eine  schwarze  Linie, 
die  hinter  der  Brustflosse  mit  einem  schwärzlichen  Flecke  beginnt.  Dorsch 
und  Schellfisch  sind  nahe  Gattungsangehörige;  beide  Arten  haben  ge- 
meinsam drei  Rücken-  und  zwei  Afterflossen,  eine  hervorragende  Ober- 
kinnlade und  eine  verhältnissmässig  grosse  Schwimmblase;  dazu  haben 
sie  von  allen  achtzehn  Gadus- Arten,  die  wir  zur  Zeit  unterscheiden,  das 
wohlschmeckendste  Fleisch. 

Der  Dorsch  fehlt  im  Mittelmeere.  In  der  Ostsee  wird  der  Küsten- 
dorsch und  auf  den  Lofotenbänken  während  der  ersten  Monate  im  Jahre 
der  Hochseedorsch  gefangen.  Der  Letztgenannte  scheint  aus  der  tiefen 
Senke  des  nördlichen  Eismeeres,  die  zwischen  Spitzbergen  und  den  Bären- 
inseln sich  nach  Süden  streckt  und  3700 — 4800  m unter  dem  Meeres- 
spiegel gelegen  ist,  aufzusteigen  und  durch  die  Meeresstrassen,  welche  die 
Lofoteninseln,  besonders  aber  Röst,  Wärö  und  Mosken  von  einander  trennen, 
in  den  Westfjord  hineinzuziehen  und  zwar  in  mächtigen  Gesellschaften,  in 
sogenannten  Bänken  und  Fischbergen,  um  daselbst  zu  laichen. 

Die  Dorsche,  die  zuweilen  bis  1 */2  m lang  und  bis  50  kg  schwer 
werden,  messen,  wie  die  Untersuchungen  ergeben  haben,  durchschnittlich 
85  cm  und  wiegen  4 — 5 kg.  Sie  gehören  zu  den  fruchtbarsten  Geschöpfen 
auf  der  ganzen  Erde.  Zählte  doch  Leeuwenhoek,  der  grosse  Heros  der 
Geduld  und  der  stillvergnügte  Entdecker  der  Welt  der  mikroskopischen 
kleinen  Wesen,  in  einem  Thiere  9 Mill.  Keime,  und  Bradley,  der  ameri- 
kanische Zoolog,  der  im  Aufträge  der  Regierung  den  Dorsch  auf  den 
Bänken  von  Neufundland  studirte,  spricht  bei  grossen  Fischen  von  4 Mill. 
Eiern.  Wo  solche  Fische  in  so  dichten  Bänken  heraufziehen,  dass  die 
Angelleinen  in  ihrem  Niedersinken  aufgehalten  werden,  wo  die  See  von 
dem  abgesetzten  Laich  streckenweise  dick  und  grumsig  wird,  dort  muss, 
zumal,  wenn  die  lokalen  Verhältnisse  der  Entwickelung  der  Keime  nicht 
nachtheilig  sind,  der  Fisch  in  ungeheuren  Mengen  heranwachsen,  und  das 
geht  ziemlich  rasch.  Bereits  im  ersten  Halbjahr  erreicht  der  Lofotendorsch 
eine  Länge  von  mehr  denn  20  cm;  dann  verlässt  er  die  Ileimath  und  zieht 
hinaus  in  das  Meer,  wo  das  Futter  noch  reichlicher  zu  sein  scheint;  denn 
je  höher  die  Breite,  desto  ungleicher  sind  die  Existenzbedingungen  unter 
die  Landflora  und  Meeresfauna  vertheilt.  Je  kürzer  der  Sommer,  je  nörd- 


10 


iicher  die  Lage,  desto  ärmlicher  die  Flora,  die  circumpolar  ist.  Dagegen 
begünstigt  die  niedrige,  aber  konstante  Temperatur  der  polaren  Meere  die 
Entwickelung  gewisser  Thiere,  die  eine  ungemein  reiche  und  kräftige  Fauna 
bilden,  die  oft  auf  kurze  Entfernungen  sich  ändert.  Zwischen  den  Wäldern 
der  riesengrossen  Laminarien  wohnen  Millionen  von  Krebsthieren , die 
grössere  Formen  sättigen.  Aus  einer  Tiefe  von  4754  m,  wie  Joh.  Walther 
in  seiner  Bionomie  des  Meeres  erzählt  (S.  51),  brachte  ein  Netzzug 
50  Thiere  herauf,  die  in  25  Gattungen  gehörten  und  27  verschiedene  Arten 
zählen  Hessen.  Endlich  sei  noch  gesagt,  dass  zu  der  Zeit,  wenn  aus  den 
pelagisch  treibenden  Fischeiern  die  junge  Brut  ausschlüpft,  die  nördlichen 
Meere  ausserordentlich  reich  sind  an  kleinen,  planktonischen  Krebsen, 
und  dass  man  in  dem  Magen  solcher  Fischbrut,  die  den  Dottersack  noch 
besass  oder  kurz  vorher  resorbirt  hatte,  bereits  mikroskopische  Krebse 
gefunden  hat.  Also  an  Nahrung  fehlt  es  hier  den  Dorschen  zu  keiner 
Zeit.  Bereits  im  dritten  Jahre  werden  sie  fortpflanzungsfähig  und  als 
Marktwaare  geschätzt.  Der  erwachsene  Dorsch  ist  ein  gefrässiger,  nimmer- 
satter Bursche.  Fische,  Krebse,  Muscheln,  kurz  alles,  was  er  verschlingen 
und  bewältigen  kann,  dient  ihm  zur  Nahrung.  Der  kleinen  Lodde  (Mal- 
lotus  vülosus ) folgt  er  in  unzähligen  Mengen  bis  zum  Nordcap  hinauf  und 
heisst  deshalb  „Lodde-Dorsch“.  Ob  die  Lofotenbänke,  welche  die  Dorsche 
seit  Alters  her  als  ihre  Heim-  und  Geburtsstätte  alljährlich  aufsuchen, 
die  Urstätte  für  die  Art  sind,  mag  ich  nicht  entscheiden.  Sicher  ist,  dass 
sie  hier  die  Wassertemperatur  vorfinden,  die  den  Thieren,  die  sich  fort- 
pflanzen wollen,  gerade  zusagt;  es  sind,  wie  jahrelange  Beobachtungen  des 
Marinelieutenants  Gade  gelehrt  haben,  die  Wasserschichten  von  5°  Wärme*). 

Fische,  die  plötzlich  aus  Wasser  von  -f-  5°  C in  solches  von  — (—  1 0 C 
versetzt  und  darin  15  Minuten  gehalten  wurden,  hatten,  wie  die  Messungen 
ergaben,  ihre  Blutwärme  um  1/2,  ja  oft  schon  um  einen  ganzen  Grad  er- 
niedrigt. Der  Dorsch  soll  überhaupt  seine  Blutwärme  nur  3/2  Grad  höher 
einstellen,  als  das  ihn  umgebende  Wasser  temperirt  ist,  und  jeder  Rück- 
gang in  der  Blutwärme  stört  und  verzögert  den  Laichungsprocess.  Der 
Fisch  steigt  und  fällt  daher  mit  der  Wasserschicht  von  -f-  5°  C.  Um  diese 
Schicht  aufzufinden,  vertheilt  die  Regierung  an  intelligente  Fischer  Tiefsee- 
thermometer; sie  schickt  auch  selbst  Späher  aus,  die  die  Tiefe  dieser 
Schicht  und  die  Zugrichtung  der  Fische  zu  ermitteln  haben.  Die  Ergebnisse 
werden  sofort  zum  allgemeinen  Besten  bekannt  gegeben.  Dabei  spielt  der 
Telegraph  eine  wichtige  Rolle.  Die  kleinsten  und  entlegensten  Inseln,  so- 
fern sie  für  den  Fang  Bedeutung  haben,  sind  an  das  grosse,  über  die 
Lofoten  ausgebreitete  Drahtnetz  angeschlossen.  Im  Jahre  1893  wurden 
innerhalb  des  Aufsichtsgebietes  und  der  Fangzeit  82581  Depeschen  auf- 
gegeben und  befördert.  So  erfahren  die  Fischer,  wo  und  in  welcher  Tiefe 
der  Dorsch  zieht  und  wo  und  in  welcher  Tiefe  sie  ihr  Zeug  auszuwerfen 
haben.  Und  von  welcher  Art  ist  dasselbe?  Es  ist  dreierlei;  es  sind  Netze, 
Leinen  und  Handschnuren. 

Sind  die  Netze  aus  starkem  Bindfaden  gestrickt,  so  heissen  sie  „Nöter“ 
(Sing.  Not).  Sie  werden  so  gehandhabt,  wie  unsere  Fischer  ihre  Netze 
gebrauchen;  sie  werden  entweder  ausgespannt  und  dann  mit  ihrem  Unter- 
rande voran  landwärts  gezogen  oder  wie  eine  Waagschale  in  die  Tiefe  ge- 


*)  An  der  Oberfläche  hatte  das  Wasser  niemals  unter  0°  und  am  Grunde  nie  über 
+ 7°  C. 


11 


lassen  und  dann  senkrecht  lieraufgezogen.  Es  sind  die  sogenannten  Zieh-, 
Sperr-  und  Sinknetze  oder,  wie  es  auf  den  Lofoten  heisst,  Dragenöter, 
Stängenöter  und  Synkenöter.  Das  grösste  bis  jetzt  auf  den  Lofoten  ge- 
brauchte Ziehnetz  war  1000  m lang  und  80  m breit.  Die  hier  gebräuch- 
lichen Sinknetze  dagegen  haben  quadratische  Gestalt  und  eine  Seitenlange 
von  40  m (also  1600  qm  Fläche).  Diese  beiden  Netzarten  kommen  immer 
mehr  ausser  Gebrauch;  dagegen  erfreuen  sich  die  „Garne“,  die  aus 
schwächeren  Schnüren,  aus  Hanfzwirn,  gestrickt  sind  und  wie  Wände  in 
die  See  gesetzt  werden,  einer  immer  grösseren  Verbreitung.  Der  Fisch 
wird  darin  gefangen,  indem  er  seinen  Kopf  durch  die  Maschen  hindurch- 
schiebt und  dann  weder  vor-  noch  rückwärts  kann.  Die  Garne,  die  auf 
den  Lofoten  gebraucht  werden,  sind  zumeist  30 — 40  m lang  und  8 — 10  m 
tief  und  werden  so  dicht  aneinander  gehangen,  dass  Netzlängen  („Garn- 
länke“)  von  1200  — 2100  m entstehen.  Die  Maschenlänge  zwischen  zwei 
Knoten  beträgt  80 — 95  mm. 

Die  Leinen,  es  sind  die  ältesten  aller  norwegischen  Fischgeräthe,  sind 
Taue,  die  in  Abständen  von  3/4  m bis  l]/4  m eine  Menge  Angeln  tragen. 
In  der  Kegel  sind  120,  aber  auch  300,  400,  sogar  500  Angeln  daran  be- 
festigt. Je  nach  dem  Gebrauche  unterscheidet  man  Tag-  und  Nachtleinen. 
Die  Letzteren  herrschen  vor. 

Das  dritte  Fanggeräth  sind  die  Handschnuren  oder  die  Tiefseeangeln, 
welche,  wie  schon  ihr  Name  sagt,  mit  der  Hand  in  die  Tiefe  hinabgelassen 
und  dann  wieder  heraufgezogen  werden.  Sie  tragen  unter  dem  Senkblei 
entweder  einen  mit  Köder  besteckten  Haken  oder  einen  verzinnten  Blech- 
fisch mit  Doppelhaken,  einen  sogenannten  Pilk. 

Die  Zahl  der  Tiefseeangler  ist  verhältnissmässig  nicht  gross.  Sie 
zählten  1893  von  der  Gesammtheit  7,6  °/0;  aber  ihre  Menge  ist  sich  gleich- 
geblieben (1884:  8,1  °/0);  dagegen  haben  sich  die  Zahlen  der  Nachtleine- 
und  der  Netzefischer  in  den  letzten  zehn  Jahren  sehr  verschoben.  1884 
bildeten  die  Nachtleinefischer  65  °/0  und  1893  nur  noch  50  °/0.  In  entgegen- 
gesetzter Richtung  bewegten  sich  die  Zahlen  der  Netzefischer ; sie  stiegen 
von  27  °/o  (1884)  auf  43  °/0  (1893).  Wird  diese  Bewegung  sich  fortsetzen? 
Wird  es  dahin  kommen,  dass  es  nur  noch  Netze-  oder  Garnfischer  geben 
wird?  Abgesehen  von  der  persönlichen  Vorliebe  für  jede  der  drei  Betriebs- 
weisen, kommen  hierbei  noch  drei  andere  Umstände  in  Betracht,  nämlich 
die  Grösse  der  hierzu  nöthigen  Kapitalanlagen,  die  Ertragshöhe,  die  eine 
jede  Fangweise  durchschnittlich  liefert,  und  endlich  die  Bewältigung  der 
Anstrengungen  und  Gefahren,  die  mit  jeder  Fangweise  verbunden  sind. 


4.  Auf  der  See. 

Der  Tiefseeangler,  der  wenig  für  seine  Handschnur  ausgegeben  und 
dieselbe  an  der  Wand  im  Rorbod  hängen  hat,  wenn  es  draussen  stürmt, 
hat  auf  der  See  ein  schweres  Tagewerk.  Vom  Morgen  bis  zum  Abend, 
so  lange  es  das  Wetter  gestattet,  steht  er  zur  Dritt  in  seinem  Boote  und 
wirft  und  zieht,  ohne  sich  frei  bewegen  zu  können,  die  Angel  bald  aus, 
bald  ein.  Dabei  werden  ihm  die  Füsse  nass  und  kalt;  sie  sind  steif 
und  wie  abgestorben.  Wenn  er  mit  100  Fischen,  das  Boot  also  mit 
300  Fischen  heimkehrt,  dann  war  der  Tag  ein  besonders  glücklicher.  Be- 
denken wir  nur,  dass  in  dem  ertragsreichen  Jahre  1893  auf  jeden  selbst- 


12 


ständigen  Fischer  innerhalb  des  Aufsichtsbezirkes  und  nicht  auf  einen  Tag, 
sondern  auf  die  ganze  Fangzeit  berechnet,  1012  (das  Jahr  vorher  nur  540) 
Fische  im  Durchschnitt  gezählt  wurden.  Die  Gesammtausbeute  betrug 
im  Mittel  für  den  Tiefseeangler  517,  für  den  Netzefischer  955  und  für  den 
Nachtleinefischer  1137  Fische. 

Der  Leinefischer,  der  sein  Boot  mit  drei  oder  vier  Mann  und  mit  einem 
Führer  (Hövedsmand)  auszurüsten  pflegt,  der  sich  auf  allerlei  Feinheiten 
und  Fangkniffe  versteht,  führt  in  einem  Zuber  seine  voll  beköderten  Angeln. 
Dieselben  zählen,  wenn  das  Schiff  regelrecht  und  gut  ausgestattet  ist, 
2880  Stück  (nämlich  6 Back  oder  24  Leinen  zu  je  120  Angeln).  Dieselben 
mit  Frass  zu  bestecken,  ist  eine  unangenehme  und  recht  ermüdende  Arbeit, 
selbst  wenn  es  leicht  wäre,  den  nöthigen  Köder  in  ausreichender  Menge 
zu  beschaffen.  Das  Quantum  ist  viel  grösser  als  Mancher  denkt.  Es  be- 
trug, wie  die  amtlichen  Angaben  von  1893  besagen,  5000  hl  frische  Heringe, 
9400  hl  eingesalzene  Heringe,  600  hl  gesalzene  und  ungesalzene  Muscheln 
und  1200  hl  andere  Fische,  besonders  Lodde  oder  Kaplan  ( Mallotus 
arcticus );  dazu  kommen  noch  die  Eingeweide,  die  von  der  gefangenen 
Waare  benutzt  werden.  Für  den  Frass  überhaupt  wurde  etwas  weniger 
als  1/3  Mill.  Alk.  baar  ausgegeben,  d.  h.  etwa  25  Alk.*)  von  jedem  Leine- 
fischer. 

Während  zwei  Mann  rudern,  der  dritte  auf  Segel  und  Steuer  achtet, 
setzt  der  Führer,  die  Richtung  und  die  Geschwindigkeit  des  Fahrzeuges 
regelnd,  eine  Leine  nach  der  andern  aus,  und  ist  das  geschehen,  dann 
gilt  es  unter  Aufbietung  aller  Kräfte  das  Boot  vorwärts  zu  treiben,  damit 
die  ausgeworfenen  Leinen  gestreckt  werden.  Der  Satz  ist  stets  doppelt. 
Die  eingenommene  Leine  wird  durch  eine  neu  ausgelegte  sofort  ersetzt. 
Das  Einholen  erfordert  aber  noch  mehr  Anstrengung.  Das  Boot  muss 
vorwärts  gleiten,  stossen,  wenden  und  halten,  wie  es  die  Lage  der  schwer- 
behangenen  Leine  gerade  mit  sich  bringt.  Sie  wird  über  Bord  gehoben, 
abgenommen,  sorglich  zusammengelegt  und  der  fremde  von  dem  eigenen 
Fische  gesondert.  Bei  stillem,  sonnigem  Wetter  arbeitet  es  sich  gut. 
Wind  und  Wellen  können  diese  Arbeit  ungemein  erschweren  und  die 
Leinen  mit  fremden  Schnüren  und  Netzen  verwickeln.  Unter  diesen  Um- 
ständen seufzt  auch  der  Netzefischer,  der  seine  Boote  in  der  Regel  mit 
sechs  Alann  ausrüstet,  damit  die  Nöter  und  Garne  leichter  bewältigt  werden. 
Es  kommt  nicht  selten  vor,  dass  die  Garne  kreuz  und  quer  übereinander 
gestellt  und  zu  langen  Wänden  verknüpft  werden,  besonders  wenn  das 
Wetter  still  und  ruhig  zu  bleiben  scheint.  Aber  auch  hier  trügt  oft  der 
Schein.  Unerwartet  bricht  der  Sturm  herein  und  reisst  hier  und  da  wohl 
ein  Tau  vom  Anker,  wodurch  die  Netze  und  Leinen  locker  und  fortgetrieben 
und  bald  zu  einem  unförmlichen  Klumpen  verfitzt  werden,  der,  sobald  er 
in  das  Gebiet  der  Leinen  hinüber  getrieben  wird,  sich  mit  Hunderten  von 
Haken  spickt.  Zuweilen  gelingt  es,  das  wirre  Haufwerk  herauszufischen, 
und  dann  ist  es  eine  Kunst,  dasselbe  zu  entwirren.  Meist  erhält  man 
davon  nur  geschundenes  Zeug.  Ebenso  oft  raubt  der  Ocean  aber  auch 
das  ganze  Haufwerk,  um  es  irgendwo  endlich  auf  den  Strand  zu  werfen. 
In  welchem  Grade  Netze  und  Leinen  verloren  gehen  und  sich  ab  nutzen, 
ist  in  den  einzelnen  Jahren  sehr  verschieden,  ln  dem  nicht  ungünstigen 


*)  In  der  Tabelle  steht  18  Mk.  Es  sind  50  % Leinefischer  unter  26  683 ; also 
13  342,  und  zahlen  diese  330  000  Mk.,  so  kommt  auf  Jeden  25  Mk. 


13 


Jahre  1893  belief  sich  für  die  Netzefischer  der  Verlust  auf  92  000  und 
der  Abnutzungsbetrag  auf  233000  Mk.,  für  die  Leinefischer  dagegen  der 
Verlust  auf  108  000  und  der  Abnutzungsbetrag  auf  122  000  Mk.  Das  er- 
giebt  in  Summa  einen  W erth  von  mehr  als  einer  halben  Million  Mark. 

Noch  kostbarer  sind  die  Menschenleben,  die  jedes  Jahr  das  nimmer- 
satte  Meer  verschlingt.  Obgleich,  wie  schon  gesagt,  1893  die  Wetter- 
verhältnisse sehr  günstige  waren,  so  gingen  doch  15  Böte  und  20  Mann 
verloren*).  50  Menschenleben  wurden  noch  aus  der  Gefahr  des  Ertrinkens 
gerettet.  Der  schwerste  Unglückstag,  der  in  den  letzten  50  Jahren  über 
die  Lofoten  hereingebrochen,  war  der  verhängnissvolle  11.  Februar  1848; 
da  kamen  500  Menschen  auf  einmal  ums  Leben. 

Am  gefürchtetsten  sind  die  Tage,  an  denen  plötzlich  ein  Südwestwind 
sich  erhebt,  der  in  einen  Schneesturm  ausartet  und  sich  nordwärts  dreht. 
Wie  mit  einem  Riesenbesen  werden  dann  die  Wellen  durch  den  breiten 
Eingang  in  den  Westfjord  hineingefegt,  wo  sie  bald  haushoch  gehen  und 
den  nicht  rechtzeitig  zurückgekehrten  Böten  den  Weg  nach  den  sicheren 
Häfen  abschneiden.  Dann  kentert  ein  Boot  nach  dem  andern.  Hierauf 
versucht  die  Mannschaft  ,, umzutreten“,  d.  h.  auf  den  Kiel  des  Schiffes  zu 
klettern,  um  sich  an  den  angebrachten  Griffen  oder  Stoppern  festzuhalten. 
Wo  dieselben  fehlen,  da  versuchen  die  Unglücklichen  ihre  Messer  in  den 
Balken  zu  schlagen,  um  sich  daran  festzuklammern.  Trotzdem  gelingt  es 
nicht  immer,  sich  zu  retten;  denn  die  Kraft  der  Arme  erstirbt  meist  eher 
als  der  Sturm  sich  legt  oder  Hilfe  kommt.  Früher  schloss  man,  wo  das 
leere  Boot  an  das  Land  trieb,  aus  der  Zahl  der  eingeschlagenen  Messer 
auf  die  Menge  der  Verunglückten. 

Um  die  Noth  und  das  Elend,  welches  durch  solche  Tage  herauf- 
beschworen wird,  nach  Kräften  zu  mildern,  haben  die  Fischer  unter  sich 
die  .Lofotenhilfskasse  gegründet,  welche  von  der  Regierung  überwacht  und 
unterstützt  wird. 

Wenn  dagegen  das  Wetter  sonnig,  die  See  ruhig  und  der  Fisch  in 
Menge  vorhanden  ist,  dann  entrollt  sich  vor  unserem  Auge  ein  freund- 
liches Bild.  Die  Eiderenten,  an  ihrer  weissen  Brust  und  ihrem  weissen 
Rücken  und  an  ihrem  schwarzen  Scheitel  und  schwarzem  Bauche  leicht 
und  sicher  erkennbar,  wissen,  dass  sie  von  den  Bewohnern  gehegt  und 
gepflegt  und  durch  besondere  Gesetze  geschützt  werden,  und  beleben  die 
See.  Sie  schwimmen  mit  eingesenktem  Leibe  und  tauchen  in  grosse  Tiefen 
hinab.  Die  meisten  bleiben  dabei  zwei  und  drei  Minuten  unter  dem  Wasser, 
ln  den  Böten,  die  in  einer  unübersehbaren  Reihe  am  Strande  halten, 
herrscht  ein  munteres  und  geschäftiges  Leben.  Alles  eilt  und  schafft,  um 
die  Fahrzeuge  klar  und  segelfertig  zu  machen,  und  in  dem  Augenblicke, 
da  die  Signalflagge  in  die  Höhe  steigt,  laufen  sie  unter  lautem  Jubel  aus. 
Ein  Geschwader  von  600,  800,  ja  900  Böten**),  die  um  die  Wette  rudern 
und  segeln,  erst  auf  einheitlicher  Bahn,  dann  strahlenweise  auseinander- 
laufend, um  die  gesonderten  Fangplätze  womöglich  zuerst  zu  erreichen; 
das  Rufen,  Schreien,  Lachen  und  Singen,  das  von  den  Schiffen  und  den 


*)  So  sagt  die  amtliche  Tabelle;  ich  linde  aber  die  Bemerkung  eingewebt,  dass  am 
25.  Januar  1893  auf  dem  Westfjord  41  Böte  mit  119  Fischern  untergingen. 

**)  Am  18.  März  1893  waren  in  Swolwär  gleichzeitig  anwesend  2500  Fischerböte 
mit  rund  10  000  Mann  und  130  Handelsschiffe.  900  Böte  schickt  ein  kleiner  Fiskewär 
z.  B.  Baistad  aus. 


14 


Felsen  herüberschallt,  dazwischen  das  laute  Gekreisch  der  silbergrauen 
Möven,  die  in  stattlicher  Gesellschaft  leichten  Fluges  beutelustig  folgen, 
die  Eleganz  und  Schnelligkeit,  mit  welcher  die  scharfen,  lenksamen  Segel- 
böte die  entgegenkommenden  Wellen  durchschneiden,  das  Alles  bietet  uns 
eine  frohe,  fesselnde  Unterhaltung  und  dem  Fischer  eine  Aussicht  auf 
einen  glücklichen  Fang. 

Ein  solcher  Tag  war  der  22.  März  1893.  Da  wurden  an  einer  Nacht- 
leine 1000,  in  einer  Garnlänge  1500  und  mit  einem  einzigen  Not  im  Laufe 
des  Tages  6000  Fische,  d.  h.  mehr  als  54  000  Pfund  Fisch  gefangen. 

Und  wie  gross  ist  der  ganze  Fang? 

Innerhalb  des  Aufsichtsbezirkes  wurden  in  diesem  Jahre  273/4  Mill. 
Dorsche  gefangen.  1894  war  die  Ausbeute  kleiner,  1895  sogar  noch 
grösser  (bis  29.  März  30,8  Milk).  Davon  wurden  im  Januar  und  Februar 
19,6  %,  im  März  73,4 °/o  und  im  April  7 °/o  gewonnen.  Die  Tiefseeangler 
hatten  hierzu  3,9%,  die  Netzefischer  40,3%  und  die  Leinefischer  55,8  % 
geliefert.  Erwägen  wir  weiter,  dass  ausserhalb  des  Aufsichtsbezirkes,  in 
Tromsö  und  Nordland,  12%  Milk,  also  halb  soviel  Dorsche  aus  dem 
Meere  genommen  wurden,  so  betrug  1893  die  Gesammtausbeute  etwa 
40%  Milk  Fische*)  oder,  den  Dorsch  zu  4%  kg  gerechnet,  182  % Milk  kg 
lebendes  Gewicht  oder  168  % Milk  kg  ausgeschlachtete  Waare. 

Was  heisst  das?  Unsere  deutsche  Fischerflotte  brachte  in  diesem 
Jahre,  das  ihr  einen  Fang  schenkte,  wie  nie  zuvor,  auf  ihren  Segelschiffen, 
die  771,  und  auf  ihren  Dampfschiffen,  die  1088  Fahrten  ausführten,  eine 
Fischernte  von  9%  Milk  kg  nach  Geestemünde,  d.  h.  unsere  Fischerflotte 
hat,  gleichgute  Jahre  vorausgesetzt,  achtzehn  Jahre  zu  arbeiten,  um  soviel 
zu  fangen,  als  auf  den  Lofoten  in  ungefähr  acht  Wochen  aus  dem  Meere 
gehoben  wird. 

Diese  Zahlen  helfen  das  Bäthsel  lösen,  weshalb  bei  den  Küsten- 
bewohnern sich  die  Furcht  vor  dem  wilden,  grausigen  Elemente  in  Liebe 
und  Anhänglichkeit  verwandelt  hat.  Dem  Norweger,  dem  sein  kahles 
Felsenland  so  wenig  bietet,  das  kaum  soviel  Ackerfläche  besitzt,  als  unsere 
Bautzner  Kreishauptmannschaft,  ist  das  Meer  der  ewige,  unerschöpfliche 
Acker,  darauf  er  ernten  kann,  ohne  gesäet  zu  haben. 


5.  Auf  dem  Strande. 

Halbe  und  ganze  Tage,  an  denen  die  Behörde  das  Signal  zum  Aus- 
laufen zurückbehält,  heissen  „konträre“  oder  „Landliegetage“.  Unter  den 
98  Tagen,  vom  16.  Januar  bis  zum  23.  April  1893,  gab  es  auf  den  West- 
lofoten 54  und  auf  den  Ostlofoten  47  konträre  Tage,  sodass  nur  acht 
Wochen  Fangzeit  übrig  bleiben.  Einen  ungewollten  Landliegetag  feiert 
die  Flotte,  wenn  die  See  ruhig  daliegt  und  der  Fisch  fehlt.  Dann  glänzt 
wohl  der  Fjord  wie  eine  blanke  Silber-  oder  Spiegelscheibe,  und  die  Moos- 
decken der  Felsen  leuchten  vom  sonnigen  Grün;  dann  gemessen  die  Fischer 
in  vollen  Zügen  und  mit  grösster  Behaglichkeit  den  warmen  Sonnenschein. 
Sie  legen  sich  auf  den  trockenen  Fels,  strecken  sich  lang  und  scherzen 


*)  Lin  de  man  giebt  für  ganz  Norwegen  als  Minimum  1876  mit  40  und  als 
Maximum  1877  mit  66,8  Mill.  Stück  Winter-  und  Frühjahrsdorscli  an  (vergl.  Ergänzungsh. 
Nr.  60  zu  Peterm.  Mitth.). 


15 


und  plaudern  mit  einander.  Die  Bedürfnisse,  die  in  solcher  Lage  bei  uns 
die  Arbeiter  befriedigen  würden,  kennt  der  norwegische  Schiffer  und  Fischer 
nicht. 

Zunächst  schlafen  sie  an  den  arbeitslosen  Tagen  weit  in  den  hellen 
Tag  hinein.  Danach  lesen  sie  die  Zeitungen  und  „nette“,  „fromme“  Bücher 
oder  singen  „hübsche  Weisen“  und  „schmachtende  Zionslieder“.  Und  dabei 
sind  diese  nordischen  Männer  weder  Heuchler,  noch  Mucker,  noch  süssliche 
Schwärmer;  es  sind  ernste,  biedere  Männer,  denen  das  Christenthum  ein 
wahres  Herzensbedürfniss  ist.  Sie  verlangen  nach  Gottesdienst  und  Predigt, 
und  Geistliche  und  Lehrer  unterhalten  dieses  edle  Feuer  durch  Gottes- 
dienste und  Bibelstunden,  durch  Tag-  und  Abendschulen,  durch  Zuspruch 
und  Vorbild.  Fünf  Bibliotheken  versorgen  sie  mit  gutem  Lesestoff;  denn 
auch  der  gemeine  Mann  in  Norwegen  strebt  nach  Bildung.  Dagegen  ver- 
schmäht er  auch  bei  Kälte  und  Anstrengung  alle  berauschenden  Getränke. 
Ich  habe  während  eines  sechswöchentlichen  Aufenthaltes  in  Norwegen  keine 
betrunkene  Person  gesehen,  wohl  aber  in  Schweden. 

Innerhalb  des  weiten  Aufsichtsbezirkes  gab  es  im  Jahre  1893  während 
der  Fangzeit  nur  6 Verkaufsstätten  für  Branntwein,  nur  7 Verkaufsstätten 
für  Bier  und  8 Verkaufsstätten  für  Wein,  und  ausserhalb  der  Fangzeit  ist 
auf  den  ganzen  Lofoten  auch  nicht  eine  polizeilich  gestattete  Schankstätte 
für  Spirituosen  irgend  welcher  Art  zu  finden.  Wenn  wir  nach  dieser  Hin- 
sicht die  nordischen  Fischplätze  mit  ihrer  reichen  Zuwanderung  mit  unseren 
Jahrmärkten  und  Vogelwiesen  vergleichen,  so  ist  es  nicht  schwer,  zu  sagen, 
wo  es  besser  ist.  In  dieser  Beziehung  können  wir  von  Norwegen  lernen; 
etwas  mehr  polizeiliche  Zucht  dürfte  auch  bei  uns  hierbei  wohlthätig  wirken. 

Dass  der  heimliche  Verkauf  von  Wein,  Bier  und  Schnaps  nicht  von 
Bedeutung  sein  kann,  geht  schon  daraus  hervor,  dass  die  wachsame,  überall 
hinblickende  Polizei  im  Jahre  1893  nur  28  Personen  deshalb  (16  wegen 
heimlichen  Verkaufs  von  Branntwein  und  12  desgleichen  wegen  Bier  und 
Wein)  zur  Anzeige  und  Bestrafung  bringen  konnte.  Würde  dem  Laster 
der  Trunksucht  im  Geheimen  geopfert,  so  müssten  die  Folgen  doch  sichtbar 
werden,  zumal  die  Leute  so  dicht  beisammen  wohnen;  ich  meine  Zank,  Streit 
und  Schlägerei.  Und  doch  hatten  Polizei  und  Bichter  1893  auch  nicht 
einen  derartigen  Fall  zu  untersuchen.  Ihre  ganze  Arbeit,  es  klingt  fast 
unglaublich,  beschränkte  sich  auf  260  Polizei-  (149  davon  betrafen  vor- 
zeitiges Aussetzen  von  Fischereigeräth  und  unnöthiges  Ausstehenlassen  in 
den  Sonntag  hinein)  und  13  Strafsachen,  unter  denen  eine  auf  Betrug  und 
nur  vier  auf  Diebstahl  lauteten.  Das  sind  Zahlen  und  Thatsachen,  die 
uns  den  nüchternen  und  biederen  Charakter  der  Norweger  in  schönster 
Weise  schildern. 

Die  nordischen  Fischer  und  Schiffer  lieben  Thee  und  Backwerk,  Kaffee, 
Fleisch  und  Fisch.  Der  Tabak  wird  selten  geraucht,  fast  allgemein  ge- 
kaut; daher  die  hässliche  Angewohnheit  des  häufigen  Ausspuckens. 

Wenn  die  Leute  des  Morgens  aufstehen,  gemessen  sie  eine  Tasse 
Kaffee  und  geröstetes  Brot  (Smaabröd)  mit  Fisch  oder  Käse,  oft  auch  eine 
Suppe  (Supamöla).  Die  Hauptmahlzeit  besteht  aus  einer  Sauerampfer- 
suppe und  Fisch,  entweder  Dorsch  oder  Hering.  An  Festtagen  bereitet 
man  etwas  Besseres,  eine  Erbsen-  oder  Grützesuppe  mit  Fleisch  und  Speck 
und  vielleicht  sogar  mit  Kartoffeln.  Im  höchsten  Ansehen  steht  die 
„Levermölje“,  d.  i.  eine  Suppe  aus  aufgeweichtem  Haferbrot  und  mit  in 
Essig  zubereiteter  Dorschleber.  Abends  giebts  Mehlbrei  mit  Syrup. 


16 


Der  Sauerampfer,  der  zur  Suppe  verwandt  wird,  ist  von  unseren 
Ampferarten  sehr  verschieden;  er  heisst  Oxyrici  reniformis  und  fehlt  in 
unserer  sächsischen  Flora.  In  Norwegen  ist  diese  Pflanze  häufig  und  wird 
daselbst  in  grossen  Mengen  für  den  Wintergebrauch  gesammelt,  klar  ge- 
schnitten und  mit  wenig  Wasser  zu  einem  Brei  eingekocht.  Wenn  es  kalt 
wird,  lässt  man  den  Brei  gefrieren,  wodurch  die  Speise  noch  mehr  auf- 
geschlossen wird.  Davon  wird  genommen,  soviel  man  gerade  braucht,  sei 
es  zur  Suppe  oder  zur  Milch  oder  zum  Mehlbrei.  Wird  der  Mehlbrei  teig- 
artig und  auf  heisse  Platten  gegossen  und  gebacken,  so  entsteht  das  harte, 
plinzenartig  dünne  und  dem  Norden  eigenthümliche  Flachbrod  (Fladbröd). 

Eine  derartige  Kost  ernährt  die  Männer,  die  tagtäglich  auf  der  See 
in  so  angestrengter  Weise  arbeiten,  nicht  gut  genug.  Deshalb  versäumt 
die  Regierung  keine  Gelegenheit,  den  Leuten  vorzuhalten:  „Ihr  müsst  mehr 
Fisch,  vor  Allem  mehr  Leber  und  Rogen  gemessen,  damit  eure  Blutbildung 
eine  reichlichere  und  bessere  werde.“ 

Wie  sehr  die  Regierung  für  die  Gesundheit  der  Fischer  sorgt,  ist  auch 
daraus  zu  ersehen,  dass  sie  während  der  Fangzeit  eine  Anzahl  Aerzte 
nach  den  Lofoten  sendet  (1893 : sieben),  welche  den  Fischern  und  Schiffern 
unentgeltlich  ärztlichen  Rath  ertheilen  und  ärztliche  Hilfe  bringen;  die 
Patienten  haben  nur  für  die  Medikamente  aufzukommen.  Wie  fleissig  diese 
Aerzte  sind,  sagt  ausführlich  die  Statistik.  Im  Jahre  1893  hatten  sie, 
von  den  Fällen  ausserhalb  des  Bezirkes  ganz  abgesehen*),  4193  Personen 
in  Behandlung  gehabt.  Davon  waren  419  in  Krankenhäusern  untergebracht, 
und  9 Kranke  verloren  sie  durch  den  Tod**). 

Der  Gesundheitszustand  war  in  diesem  Jahre  überhaupt  ein  recht 
günstiger.  Die  Ursache  hierzu  lag  insofern  in  der  herrschenden  Winter- 
kälte und  in  dem  verhältnissmässig  starken  Schneefall,  als  durch  beide 
die  schmutzigen  Sumpflachen,  die  das  Thauwetter  mit  sich  bringt,  zugedeckt 
und  ausgefüllt  werden,  und  dadurch  wird  die  gesundheitsschädliche  Ver- 
unreinigung der  Gebrauchswasser  unmöglich  gemacht.  Befördert  doch  das 
Handwerk,  das  die  Leute  treiben,  die  Verunreinigung  der  nahen  Wasser- 
läufe durch  die  Abfälle,  die  beim  Anstecken  des  Köders  und  beim  Aus- 
schlachten der  Fische  unvermeidlich  sind. 

Von  dieser  Arbeit  sind  die  Netzefischer  befreit.  Kommen  sie  mit 
ihrem  Fange  ans  Land,  so  verkaufen  sie  denselben  und  pflegen  der  Ruhe, 
sobald  sie  ihre  Netze  in  Ordnung  gebracht  haben.  An  den  Landliegetagen 
werden  die  grösseren  Ausbesserungen  besorgt. 

Die  Tiefseeangler  und  Leinefischer  dagegen  verarbeiten  den  Fisch 
weiter,  wenn  sie  vom  Fange  heimkehren.  Wie  die  Fischarbeiter,  so  köpfen 
sie  die  Thiere,  weiden  sie  aus,  spalten  sie  auf  und  hängen  sie  auf.  Hierbei 
werden  Kopf,  Schwimmblase,  Leber  und  Rogen  jedes  für  sich  gesammelt. 
Der  Strand  wird  zu  einer  allgemeinen  Schlachtbank  und  erhält  da,  wo  die 
Gestelle  und  Stangen  zum  Trocknen  aufgerichtet  sind,  einen  sonderbaren 
Anblick,  der  an  einen  Schuliwaaren- Jahrmarkt  erinnert. 

Welchen  Werth  haben  die  Fische  und  ihre  Produkte?  Wozu  werden 
die  Köpfe,  die  Schwimmblasen,  die  Leber  und  der  Rogen  gebraucht? 

*)  741  Personen. 

**)  Am  meisten  kamen  vor  Brustentzündung  113  Fälle,  akute  Krankheiten  der  Ver- 
dauungsorgane 117  Fälle,  Wunden  148  Fälle,  akute  Diarrhoe  154  Fälle,  Augenkrankheiten 
213  Fälle,  Krätze  250  Fälle,  Stoss  und  Verrenkung  333  Fälle,  chronischer  Rheumatismus 
346  Fälle,  chronische  Gastritis  Cordialgi  365  Fälle  und  geschwollene  Finger  391  Fälle. 


17 


6.  Der  Werth  des  Fisches  und  seiner  Theile. 

Die  abgehackten  Köpfe,  die  früher  als  werthlos  weggeworfen  wurden, 
werden  jetzt  als  Viehfutter  und  Düngemittel  verwerthet.  Im  Jahre  1893 
wurden  hier  195  Männer  gezählt,  die  nichts  weiter  betrieben,  als  den  Ein- 
kauf von  Fischköpfen.  Sie  versorgen  damit  Viehzüchter  und  Fabrikanten. 
In  drei  Fabriken,  die  eine  befindet  sich  in  Henningswär,  die  andere  in 
Brottesnäs  und  die  dritte  in  Swolwär,  wurden  in  diesem  Jahre  17,7  Mill. 
Dorschköpfe  auf  Guano  verarbeitet.  Die  Fabrik  in  Brottesnäs  allein  stellte 
aus  7,9  Mill.  Köpfen  16  560  Sack  künstlichen  Dünger  her,  der  gern  ge- 
kauft und  gestreut  wird. 

Vielleicht  ebensoviel  Köpfe  mögen  die  Viehbesitzer  auf  kaufen.  Sie 
kochen  dieselben  in  Wasser  und  Salz  weich  und  verfüttern  in  ausgekühltem 
Zustande  bald  die  salzige  Brühe,  bald  das  Dickfutter,  bald  beides  zugleich. 
Die  Kühe  nehmen  dieses  Futter  gern  und  geben  danach  besonders  reichlich 
Milch,  die  ohne  jeden  Beigeschmack  ist. 

Aus  den  Schwimmblasen,  die  man  erst  jetzt  hier  und  da  zu  sammeln 
anfängt,  wird  Leim  gesotten.  Ob  diese  Industrie  sich  verlohnen  und  weiter 
verbreiten  wird,  kann  nur  die  Erfahrung  entscheiden. 

Besser  steht  es  um  die  Verwendung  des  Bogens.  Man  weiss  ihn  jetzt 
als  blutbildendes  Nahrungsmittel  zu  schätzen.  Ausserdem  wird  er  ein- 
gesalzen und  als  Köder  zum  Sardinenfang  nach  Frankreich  verkauft.  Was 
das  Kilogramm  jetzt  kostet,  kann  ich  nicht  sagen;  aber  der  Handel  ist 
nicht  unbedeutend.  1893  wurden  14  Mill.  kg  dahin  versandt.  Nach  dem 
offiziellen  Telegramm  vom  30.  März  1895  betrug  bis  dahin  die  Ausbeute 
an  Bogen  im  Lofoten-  und  Nordmeerbezirk  schon  43  719  hl. 

Noch  werthvoller  ist  die  Leber  des  Fisches.  Aus  ihr  wird  nicht  bloss 
gewöhnlicher  Fischthran,  sondern  auch  der  berühmte  norwegische  Leber- 
thran  bereitet.  Die  hierfür  eingerichteten  Dampfkochereien,  deren  es  im 
Jahre  1893  bereits  52  gab,  besitzen  die  nöthigen  Klär-  und  Beinigungs- 
apparate  und  konnten  37  510  hl  feinen  Medizinalthran  fertigstellen.  Nach 
dem  neuesten  offiziellen  Berichte  vom  30.  März  1895  waren  bis  dahin  auf 
den  Lofoten  9345  hl  Leber  und  10  706  hl  Medizinalthran,  im  Nordmeer- 
Distrikte  dagegen  1195  hl  Leber  und  142  Tonnen  Medizinalthran  gebucht*). 

Und  nun  der  Fisch  selbst. 

Da  die  Lofoten  und  das  ganze  norwegische  Festland  äusserst  dünn 
bevölkert  sind,  so  kann  nur  der  allerkleinste  Theil  der  gefangenen  Fische 
frisch  genossen  werden.  Fast  der  ganze  Fang  muss  deshalb  abgedörrt 
oder  eingesalzen  oder  sonst  wie  dauernd  gemacht  werden.  Das  verursacht 
selbstverständlich  viel  Arbeit.  Zuerst  werden  die  Fische  geköpft,  dann 
ausgeweidet  und  endlich  gespalten  oder,  wie  der  Norweger  sagt,  ,,kleppetu. 
Darnach  heissen  die  gespaltenen  Fische  „Klepfisk“,  woraus  die  verstümmelte 
und  falsch  hergeleitete  Form  „Klippfisch“  geworden.  Je  zwei  halbe  Fische 
werden  mit  ihren  Schwänzen  zusammengebunden  und  auf  Stöcken,  daher 
Stockfisch,  aufgehangen  und  gedörrt.  In  der  Begel  bleiben  solche  Fische 
bis  zum  14.  Juni  darauf  hängen  und  werden  dann  als  „Dörrfisch“ 
(d.  i.  Törfisk)  zumeist  von  „norischen  Jachten“  (d.  i.  lange,  breite  Fahr- 
zeuge mit  einem  Mast  und  einem  viereckigen  Baasegel)  nach  Bergen,  aber 


*)  Zunge  und  Magen,  schreibt  Linde  man,  bilden  einen  geschätzten  Nahrungsstoff. 
Ergänzungsheft  Nr.  60  zu  Peterm.  Mitth.,  S.  86. 


18 


auch  nach  Russland  verkauft  und  verschifft.  Die  eingesalzene  Waare  heisst 
Laberdan. 

Der  Preis  für  den  Dauerfisch  ist  nach  Güte,  Zeit  und  Umständen 
sehr  verschieden,  und  daraus  lässt  sich  der  Werth  des  ganzen  Fanges 
nicht  zutreffend  berechnen.  Um  einen  minimalen  Anhalt  hierfür  zu  ge- 
winnen, verfolgt  die  Regierungsbehörde  einen  sehr  einfachen  Weg;  sie  ver- 
rechnet den  gefangenen  Fisch  mit  25  Pf.  das  Stück.  Darnach  repräsen- 
tiren  die  40  ^ Mill.  Dorsche  einen  Werth  von  10 1/8  Milk  Mk.*). 

Da  alle  Geschäfte  auf  den  Lofoten  gegen  baares  Geld  abgeschlossen 
werden  und  der  Umsatz  noch  viel  höher  steigt  als  bis  auf  diese  10 1/8  Milk  Mk., 
so  wird  es  leicht  verständlich,  welche  Arbeit  und  Mühe  die  grossen  Banken 
in  Christiania  und  Bergen  haben,  um  das  nöthige  Geld  in  ausreichender 
Münze  herbeizuschaffen. 

Von  diesen  10]/8  Milk  Mk.  entfallen  im  Durchschnitt  auf  jeden  Netze- 
fischer 240  Mk.,  auf  jeden  Leinefischer  285  Mk.  und  auf  jeden  Tiefseeangler 
130  Mk.  Diese  Unterschiede  im  Verdienste  werden  noch  grösser,  wenn 
wir  die  Einnahmen  einander  gegenüberstellen,  welche  im  Jahre  1893  die 
Fischer  erhielten,  die  mit  grösstem  und  kleinstem  Erfolge  gearbeitet  hatten. 
Sie  sagen  uns,  dass  bei  dem 

höchsten  Brutto  Verdienste  ein  Netzefischer  900  Mk.,  hei  dem  niedrigsten  nur  45  Mk. 
„ „ „ Leinefischer  763  „ „ „ „ ,,  23 

„ „ „ Tiefseeangler  394  „ „ „ „ „ 5 „ 

vereinnahmt  hat. 

Diese  Zahlen  lehren  weiter,  dass  der  Fang  um  so  einträglicher  erscheint, 
je  grösser  und  theurer  die  gebrauchten  Fanggeräthe  sind  und  dass  das 
Meer,  das  unerschöpflich  reiche  Meer,  dem  fleissigen  und  mit  Erfolg 
arbeitenden  Fischer  das  Gold  doch  nicht  so  leicht  und  so  haufenweise  in 
den  Schooss  wirft,  als  Viele  meinen.  Der  Lofotenfischer  ist  durch  die 
Lage  seiner  Fischgründe  sogar  noch  übler  daran,  als  unsere  deutschen 
Fischer,  die  ein  verlangendes  Land  hinter  sich  haben.  Das  beweisen  auch 
die  Gesammtzahlen  des  Jahres  1893.  Obgleich  die  Ausbeute  an  Dorschen, 
die  in  Geestemünde  auf  den  Markt  gebracht  wurde,  der  Masse  nach  18  mal 
kleiner  war,  als  die  von  den  Lofotenbänken,  so  wurde  sie  doch  so  theuer 
bezahlt,  dass  der  Erlös  dafür  nur  der  fünfte  Theil  von  dem  auf  10 1/8  Milk  Mk. 
berechneten  Bruttobeträge  war,  der  für  die  Lofoten  zu  Buche  stand.  Noch 
grösser  erscheint  dieser  Werth,  wenn  wir  ihn  mit  den  Summen  messen, 
welche  die  Engländer  und  Schotten  aus  den  Dorschen  lösen,  die  sie  an 
den  Orkney-  und  Shetlandsinseln  alljährlich  fangen.  Damit  dürfte  der 
Satz,  mit  dem  wir  unseren  Vortrag  begannen,  nach  allen  Richtungen  be- 
leuchtet und  begründet  sein:  Die  Lofoten  besitzen  nicht  nur  die  nördlichsten 
Fischgründe  auf  der  ganzen  Erde,  sondern  auch  die  ertragreichsten  in 
ganz  Europa. 

Zum  Schluss  sei  noch  bemerkt,  dass  für  die  Zuverlässigkeit  der  mitge- 
theilten Zahlen  nicht  nur  Konsul  Bernhard  Br ons  (vergh  den  18.  Jahresber. 
d.  naturf.  Gesellschaft  zu  Emden  1894),  sondern  vor  Allen  der  Kommandeur- 


*)  Lin  dem  an  verzeichnet,  auf  die  Schätzungen  von  Mohn  gestützt,  der  auch  den 
Werth  der  Nebenprodukte  einschliesst,  als  Durchschnitt  13,9  Mill.  Kronen  (Min.  1869: 

8.4  Mill.  Kr.  — Max.  1877:  19,4  Mill.  Kr.).  Der  Werth  ertrag  für  sämmtliche  Fischereien 
Norwegens  wird  auf  rund  24  Milk  Kr.  (Min.  1869 : 18, n Mill.  Kr.  — Max.  1877 : 

29.4  Mill.  Kr.)  angegeben  und  davon  kommen  60  % a^f  Dorsch  und  27,6  % auf  Hering. 


19 


Kapitän  der  Marine,  Herr  Knaps  selbst  haften,  welcher  über  die  Lofoten- 
fischerei das  amtliche  Zahlenmaterial  veröffentlicht  hat.  Ausserdem  wurden 
H.  B.  Berger,  die  Fischerei  in  Norwegen  1873,  und  M.  Lindeman,  die 
Seefischerei  1880  benützt. 

Vergleichen  wir  unser  Bild  mit  dem  Gemälde,  das  wir  in  Brehm’s 
Thierleben  (Band:  Fische)  vorfinden,  so  machen  sich  manche  Unterschiede 
geltend.  Da  sollen  70  000  Menschen  zusammenströmen,  16  000  Fahrzeuge 
fischen,  da  sollen  2000  in  lange  Leinen  mit  1200  Angeln*)  gebraucht 
werden,  da  soll  man  am.  Strande  buchstäblich  in  den  blutigen  Eingeweiden 
waten,  da  soll  auf  weite  Strecken  hin  das  Meer  so  mit  Rogen  und  Milch 
der  Fische  bedeckt  sein,  dass  sich  hier  ohne  Wissen  und  Willen  der  Fischer 
eine  künstliche  Befruchtung  der  herausgeschnittenen  Geschlechtsprodukte 
vollzöge. 

In  so  grossen  und  kühnen  Strichen  konnte  ich  das  Bild  nicht  ent- 
werfen; dafür  bringt  es  aber  auch  die  wahren  und  thatsächlichen  Verhält- 
nisse zur  klaren  und  scharfen  Anschauung,  und  das  genügt  mir.  Ueber- 
schauen  wir  den  Dorschfang  auf  den  Lofoten,  so  müssen  wir  sagen: 
Grossartig  ist  die  Landschaft,  furchtbar  das  sturmgepeitschte  Meer,  an- 
strengend die  Arbeit  und  still  und  bieder  sind  die  Leute,  die  hier  schaffen. 
Möchte  ihnen  auch  in  Zukunft  der  Dorsch  alljährlich  ihre  Mühen  und 
noch  reicher  lohnen  als  bisher. 


*)  Lindeman  spricht  von  Leinen,  die  500 — 2400  Angeln  tragen  und  meint  damit 
aneinander  geknüpfte  Leinen. 


I 


II.  Die  Melaphyrgänge  am  ehemaligen  Eisenhahntunnel 
im  Plauenschen  Grunde  bei  Dresden. 

Von  Dr.  W.  Bergt. 


Den  weit  in  die  Umgebung  Dresdens  hinausgreifenden  Bahnhofsbauten 
ist  eine  Merkwürdigkeit  zum  Opfer  gefallen,  welche  länger  als  ein  volles 
Jahrhundert  die  Aufmerksamkeit  der  Geologen  erregt  und  zu  immer  sich 
erneuenden  Untersuchungen  Anlass  gegeben  hat.  Mit  der  Beseitigung  des 
Eisenbahntunnels  im  Plauenschen  Grunde  verschwinden  im  Jahre  1895 
vollständig  die  längst  bekannten  berühmten  und  von  Fachleuten  viel  be- 
suchten Melaphyrgänge.  Welche  Bedeutung  sie  in  der  Geologie  besessen 
haben,  sollen  die  folgenden  Zeilen  lehren,  in  denen  der  Verfasser  auf 
Veranlassung  des  Herrn  Geh.  Hofrathes  Dr.  H.  B.  Geinitz  die  ältere 
Literaturzusammenstellung  von  B.  von  Cotta  aus  dem  Jahre  1836  und 
die  jüngere  von  B.  Doss  aus  dem  Jahre  1889  zu  einem  ausführlicheren 
Erinnerungsblatt  erweiterte. 

Die  Werke  und  Abhandlungen,  in  denen  der  Melaphyrgänge  kürzer 
oder  eingehender  Erwähnung  geschieht,  sind  in  Folgendem  der  Zeit  nach 
angeführt.  Die  ihnen  Vorgesetzten  Zahlen  dienen  im  Text  als  Citate. 

1.  Chr.  Fr.  Schultze:  Nachricht  von  den  bei  Zöblitz  und  an  anderen 
Orten  in  Sachsen  befindlichen  Serpentinsteinarten.  Nebst  einem  Anhänge  vom 
Topf-  oder  Lavetzsteine  und  den  mancherlei  Vortheilen,  die  man  sich  wahr- 
scheinlicherweise davon  zu  versprechen  hat.  Dresden  und  Leipzig  1771,  S.  8; 

2.  A.  G.  Werner:  Neue  Theorie  von  der  Entstehung  der  Gänge  mit 
Anwendung  auf  den  Bergbau.  Freiberg  1791,  S.  81; 

3.  J.  K.  Freiesieben:  Mineral.- bergmännische  Beobachtungen  auf 
einer  Beise  durch  einen  Theil  des  meissner  und  erzgebirgischen  Kreises 
zu  Anfang  des  1791.  Jahres.  Bergmänn.  Journal  1792,  Bd.  II,  S.  154; 

4.  W.  G.  Becker:  Der  Plauische  Grund  bei  Dresden  mit  Hinsicht 
auf  Naturgeschichte  und  schöne  Gartenkunst.  Nürnberg  1799,  S.  36,  45; 

5.  A.  Tauber:  Mineral.  Beschreibung  des  Plauischen  Grundes  bis 
Tharand.  Im  vorigen  enthalten  S.  12,  13; 

6.  J.  K.  Freiesieben:  Beiträge  zur  Naturgeschichte  der  Gänge. 
Jahrbücher  der  Berg-  und  Hüttenkunde  1800*),  Bd.  IV,  2.  Lief.,  S.  62,  76, 143; 

7.  Ch.  G.  Pötzsch:  Bemerkungen  und  Beobachtungen  über  das 
Vorkommen  des  Granits  in  geschichteten  Lagen  oder  Bänken  u.  s.  w.,  wie 
auch  über  den  Syenit  u.  s.  w.  Dresden  1803,  S.  336; 

*)  Bei  Doss  irrthümlicherweise  1780. 


Ges.  Isis  in  Dresden,  1895.  — Abh.  2. 


21 


8.  J.  F.  Daubuisson:  Memoire  sur  les  Basaltes  de  la  Saxe.  Paris 
1803,  S.  39.  Ins  Englische  übersetzt  von  P.  Neill:  An  account  of  the 
Basalts  of  Saxony.  Edinburgh  1814,  S.  70; 

9.  K.  von  Raumer:  Geognostische  Fragmente.  Nürnberg  1811,  S.  38; 

10.  C.  von  Sternberg:  Versuch  einer  geognostisch-botanischen  Dar- 
stellung der  Flora  der  Vorwelt.  1820,  I,  S.  8; 

11.  A.  H.  von  Bonnard:  Geognostischer  Versuch  über  das  Erz- 
gebirge Sachsens.  Auszug  in  Leonhard’s  Taschenbuch  für  die  gesammte 
Mineralogie.  1822,  S.  129; 

12.  K.  L.  Krutzsch:  Gebirgs- und  Bodenkunde.  Dresden  und  Leipzig 
1827,  l.Theil,  S.  157; 

13.  A.  Klipstein:  Brief  in  Leonhard’s  Mineral.  Zeitschr.  1829, 
S.  502  und 

14.  Geogn.  Bemerkungen.  1830,  S.  10; 

15.  A.  Boue:  Geogn.  Gemälde  von  Deutschland,  herausgeg.  von  Leon- 
hard. Frankfurt  a.  M.  1829,  S.  172; 

16.  J.  K.  Freiesieben:  Magazin  für  die  Oryktographie  von  Sachsen. 
1829,  Heft  3,  S.  105;  ebenda  1831,  Heft  5,  S.  47,  48; 

17.  K.  C.  von  Leonhard:  Einige  geol.  Erscheinungen  in  der  Gegend 
um  Meissen.  Leonhard’s  Jahrb.  1834,  S.  136; 

18.  B.  von  Cotta:  Geologische  Beschreibung  der  Gegend  von  Tharandt. 
1836,  S.  114,  Abb. Taf.II, Fig.  11.  l.Theil  der  „Geognostisclien Wanderungen“; 

19.  Derselbe:  Briefl.  Mittheilung  im  N.  Jahrb.  f.  Min.  1848,  S.  688,  mit 
Abb.; 

20.  Derselbe:  Geologische  Fragen.  Dresden  und  Leipzig  1858,  S.  217, 
mit  Abb.; 

21.  A.  Petzoldt : Beiträge  zur  Geognosie  von  Tyrol.  Leipzig  1843,  S.  4; 

22.  J.  Roth:  Die  Kugelformen  im  Mineralreich  und  deren  Einfluss 
auf  die  Absonderungsgestalten  der  Gesteine.  Dresden  und  Leipzig  1844. 
Erläuterung  zu  Taf.  II,  Fig.  1,  S.  37,  38; 

23.  C.  F.  Naumann:  Erläuterungen  zu  Sekt.  X der  geogn.  Karte  des 
Königr.  Sachsen.  Dresden  und  Leipzig  1845,  S.  373; 

24.  K.  C.  von  Leonhard:  Lehrbuch  der  Geognosie  und  Geologie. 
Stuttgart  1846,  S.  169,  mit  Abb.; 

25.  H.  B.  Geinitz:  lieber  die  Entstehung  des  Plauenschen  Grundes. 
Wochenblatt,  für  den  Plauenschen  Grund  und  Umgegend.  1848,  Nr.  5,  6,  7; 

26.  Derselbe:  Früheste  und  späteste  Nachrichten  aus  dem  Plauen- 
schen Grunde.  Wissenschaftl.  Beilage  der  Leipz.  Zeitung.  1854,  Nr.  35, 
36  ff.,  37; 

27.  Derselbe : Geognostische  Darstellung  der  Steinkohlenformation  in 
Sachsen  etc.  Leipzig  1856,  S.  72; 

28.  Derselbe:  Die  Entstehung  des  Plauenschen  Grundes.  Sachsen- 
grün, kulturgeschichtl.  Zeitschr.  Dresden  1861,  Nr.  9,  S.  98 — 99;  Nr.  10, 
S.  105 — 107,  mit  Abb.  auf  S.  97. 

29.  Derselbe : Das  Elbthalgebirge  in  Sachsen.  I.  Th.  (Palaeonto- 
graphica,  Bd.  XXL)  1871,  S.  7; 

30.  F.  Zirkel:  Mikromineral.  Mitth.  Neues  Jahrb.  f.  Mineral.  1870, 
S.  808; 

31.  G.  Haar  mann:  Mikrosk.  Untersuch,  über  die  Struktur  und  Zu- 
sammensetzung der  Melaphyre.  Zeitschr.  d.  deutsch,  geol.  Gesellschaft. 
1873,  S.  452,  453; 


22 


32.  H.  Möhl:  Das  Ganggestein  des  Plauensclien  Grundes  ist  Minette. 
Neues  Jahrb.  f.  Min.  1875,  S.  176; 

33.  A.  Wicli mann:  Begriff  von  Melaphyr  und  Minette.  Neues  Jahrb. 
f.  Min.  1875,  S.  623; 

34.  E.  Kalkowsky:  Elemente  der  Lithologie.  Heidelberg  1886,  S.  127; 

35.  J.  Iloth:  Allgem.  u.  chemische  Geologie.  Berlin  1887,  Bd.  II, 
S.  27,  182; 

36.  W.  von  Gümbel:  Grundzüge  der  Geologie.  Kassel  1888,  S.  136; 

37.  Br.  Doss:  Die  Lamprophyre  und  Melaphyre  des  Plauensclien 
Grundes  bei  Dresden.  Tsch.  Min.  u.  petrogr.  Mitth.  XI,  S.  1 — 66; 

38.  Erläuterungen  zur  geol.  Specialkarte  des  Königr.  Sachsen,  Bl. 
Dresden,  Nr.  66,  1893,  S.  30; 

39.  F.  Zirkel:  Lehrbuch  der  Petrographie,  II.  Bd.  1894,  S.  861. 

Bevor  die  Melaphyrgänge  des  Plauensclien  Grundes  Gegenstand  wissen- 
schaftlicher Untersuchungen  wurden,  hatten  sie  schon  aus  praktischem 
bergmännischen  Interesse  Anziehung  ausgeübt.  Etwa  in  der  Mitte  des 
vorigen  Jahrhunderts,  „in  einer  Zeit  reger  Bergbaulust,  wo  man  fast  jeden 
Gang  und  die  Klüfte  mit  kleinen  Stollen  untersuchte,  nahm  man  die 
Gänge  auch  wohl  auf  Grund  alter  fabelhafter  Sagen  von  ungeheueren 
Schätzen  auf  edle  Metalle  in  Angriff,  aber  ohne  Erfolg.“ 

Zum  ersten  Mal  werden  die  Gänge  in  den  Kreis  wissenschaftlicher 
Erörterungen  gezogen  durch  den  Dresdner  Mineralogen  Schultz e (1) 
im  Jahre  1771  mit  den  Worten:  „Und  endlich  befindet  sich  allhier  in 
dem  plauischen  Grunde,  unweit  der  sogenannten  Buschmühle  eine  Felsen- 
klippe, in  welche  ein  mächtiger  Gang  einsetzt,  der  mit  dunkelgrauem 
Serpentinsteine  angefüllt  ist.“ 

Zwanzig  Jahre  später  nennt  Werner  (2)  1791  das  Ganggestein  Basalt, 
ohne  sich  weiter  damit  zu  beschäftigen.  Eine  ausführlichere  Beschreibung 
finden  wir  zum  ersten  Male  bei  Freiesieben  (3)  1792.  Der  Gang,  welcher 
einige  Schritte  von  der  dritten  Mühle  nordwärts  aufsetzt,  „ist  2 J/2  Ellen 
mächtig  und  besteht  aus  sehr  zerklüftetem,  etwas  mürbem,  Wacke  sich 
näherndem  Basalte,  der  uneben,  von  sehr  grobem  Korne,  unabgesondert 
und  ziemlich  rein  ist;  nur  ist  Hornblende  und  Glimmer  sehr  fein  in  ihn  ein- 
gemengt, und  er  hat  ziemlich  häufig  rothe  und  braune  Eisenockerflecken.“ 
„Neben  ihm  ....  findet  man  noch  einen  Basaltgang,  welcher  in  seiner 
Mitte  einen  kleinen  Bug  bekommen  hat.  Er  ist  fast  saiger,  doch  neigt 
er  sich  etwas  gegen  W.,  auch  scheint  er  sich  oben  so  zu  wenden,  dass 
er  zu  dem  vorherbeschriebenen  kommt  und  alsdann  mit  ihm  einen  Gang 
ausmacht.  Er  ist  3/4  Ellen  mächtig  und  sein  Basalt  unterscheidet  sich 
von  dem  vorigen  bloss  durch  die  weit  häufiger  und  deutlicher  in  ihn  ein- 
gemengte Hornblende.“ 

Sehr  eingehend  werden  die  Gänge  im  Syenit  in  dem  Becker’schen 
W erke  (4)  1799  behandelt.  Dasselbe  muss  für  die  damalige  Zeit  ein 
Prachtwerk  genannt  werden.  Neben  einer  landschaftlichen,  durch  eine 
genaue  Karte  und  zahlreiche  Kupferstiche  unterstützten  Beschreibung  des 
Plauensclien  Grundes  bis  und  mit  Tharandt  finden  wir  darin  ein  Ver- 
zeichniss der  wildwachsenden  Pflanzen  von  Er.  Tr.  Pursch,  ein  Ver- 
zeichniss der  merkwürdigsten  Insekten  von  Ludw.  Heinr.  Ereiherrn  von 
Block  mit  sehr  schönen  bunten  Kupfern  und  endlich  eine  eingehende 
mineralogische  Beschreibung  von  Andreas  Tauber  mit  farbigen  Profilen. 


23 


Becker  sagt  über  die  Gänge:  „Die  tiefe  Entblössung  dieses  Syenit- 
gebirges und  die  mancherlei  merkwürdigen  Gänge,  welche  dasselbe  durch- 
setzen, können  einem  Jeden,  der  mit  der  Bergkunde  noch  unbekannt  ist, 
eine  deutliche  Vorstellung  von  dem  inneren  Bau  der  Gebirge  geben  und 
ihn  lehren,  was  eigentlich  Gänge  sind,  welche  in  den  Tiefen  der  Gebirge 
die  Schätze  der  Erde  enthalten.  Unter  diesen  sind  hauptsächlich  zwei 
Wackengänge  beim  Schweizerbette  merkwürdig,  die  in  älteren  Zeiten,  wo 
man  überall  Gold  und  Silber  vermuthete,  zu  -sonderbaren  Fabeln  Ver- 
anlassung gegeben  haben. “ — „Eine  der  merkwürdigsten  von  den  hervor- 
ragenden, jetzt  weggebrochenen  Felsenklippen  war  das  sog.  Schweizerbette 
kurz  vor  der  zweiten  Mühle,  welche  den  Namen  Königsmühle  erhalten, 
weil  sie  im  Jahre  1747  unter  der  Regierung  des  Königs  August  III.  erbaut 
worden  ist.  Dieses  Schweizerbette,  welches  sich  zwischen  dem  ersten  und 
zweiten  daselbst  zu  Tage  aussetzenden  Basaltgang  befand,  war  eine  herüber- 
ragende Felsklippe,  die  etwa  6 Ellen  hoch,  etliche  Ellen  breit  und  oben 
zwar  flach,  doch  abschüssig  war.“ 

Tauber  (5)  beschreibt  in  seinen  fachmännischen  Erörterungen  die 
Gänge  des  Grundes  genauer.  „Sowohl  im  Grunde  als  auch  in  seinen  zu 
beiden  Seiten  hereinbrechenden  Schluchten  setzen  sehr  viele  Gänge  und 
Klüfte  zu  Tage  aus.  Auf  der  Westseite  bei  dem  Schweizerbette  kommen 
drei  stehende  Gänge  nebeneinander  heraus.  Der  erste  ist  20  Zoll  mächtig, 
fällt  70  0 nach  Osten,  in  seiner  Mitte  aber  wendet  er  sich  in  einem  flachen 
Bogen  nach  Westen.  Seine  Gangmasse  ist  Wacke  mit  kleinen  Horn- 
blendekrystallen , Glimmerblättchen,  Kalkspath,  Quarz  und  Spatheisen- 
körnern  gemengt  und  in  rhomboidalische  Stücke  zerklüftet.  Der  andere, 
etliche  Ellen  davon  entfernte  hat  die  nämliche  Gangmasse  und  Gemeng- 
theile, ist  2 ]/2  Ellen  mächtig,  streicht  Stunde  3,  fällt  75°  nach  Osten, 
alsdann  wendet  er  sich  in  St.  3 mit  76  0 Fallen  nach  Westen.  Hierauf 
nimmt  er  3 1/2  Ellen  weiter  unten  sein  voriges  Streichen  und  Fallen  an.“ 

Das  Becker’sche  Werk  mit  den  ausführlichen  geologischen  Erörte- 
rungen von  Tauber  war  wohl  geeignet,  die  landschaftlichen,  noch  nicht 
durch  ausgedehnte  Industrie  beeinträchtigten  und  verrussten  Schönheiten 
und  geologischen  Merkwürdigkeiten  des  Plauenschen  Grundes  weiter  be- 
kannt zu  machen.  Wir  begegnen  denn  auch  im  Anfang  dieses  Jahrhunderts 
zahlreichen  Notizen  über  denselben  und  die  „Basalt“- Gänge. 

Kurz  darauf  findet  Freiesieben  (6)  1800  an  dem  „dunkelen  graulich - 
schwarzen  Gestein  des  einen  Wackenganges  mit  seinen  gelblichen  und 
röthlich  - grauen  Flecken  ganz  das  Ansehen  des  Zöblitzer  Serpentin- 
steines.“ 

In  den  ausführlichen  Bemerkungen  von  Pötzsch  (7)  1803,  welche  in 
Bezug  auf  die  mineralogische  Zusammensetzung  der  Ganggesteine  mit 
denen  von  Freiesieben  und  Tauber  übereinstimmen,  dürfte  Folgendes 
interessant  sein:  „Das  Ganze  ist  in  rhomboidalische  oder  vielmehr  in 
meist  gleichseitige  Prismen  von  ungefähr  12  Zoll  breit  und  6 Zoll  hoch, 
zerklüftet.  Vermöge  der  nebeneinander  gelagerten  Würfel  erhalten  diese 
Gänge  ein  treppenförmiges  Ansehen,  das  völlig  einer  sogenannten  Katzen- 
treppe an  einem  steinernen  Giebel  grosser  Häuser  gleichet.  Anfänglich, 
als  dieselben  vom  Fusse  an  bis  oben  hinaus  frisch  entblösst  waren,  er- 
regte diese  sogleich  in  die  Augen  fallende  Erscheinung  bei  jedem  Vorüber- 
gehenden Bewunderung.  Nunmehr  aber  haben  beide  durch  die  Witterung 
und  durch  Einsturz  an  ihrem  äussern  grotesken  Ansehen  gar  vieles  ver- 


24 


loren.“  — „Die  Masse  des  zweiten  Ganges  wird  von  einer  mitten  durch- 
schneidenden  Kluft  in  zwei  gleiche  Theile  zersetzt,“ 

Pötzsch  entscheidet  sich  für  keinen  der  bisher  gebrauchten  Bezeich- 
nungen Basalt  und  Wacke,  findet  aber  eine  grosse  Uebereinstimmung  mit 
dem  schwedischen  „Trapp“.  Kalkspath  soll  „auf  den  Ablösungsklüften 
in  äusserst  kleinen  zusammengehäuften  Nadeln,  die  sternförmig  auseinander- 
laufen, angeflogen“  sein. 

Daubuisson  (8)  1803,  Raumer  (9)  1811  und  Sternberg  (10)  1820 
führen  unser  Gestein  als  Basalt  an.  Aber  Daubuisson  will  das  Gestein 
des  einen  Ganges  eher  für  einen  Grünstein  oder  Hornblendefels  halten, 
als  Basalt.  „Den  letzteren  erreicht  es  nicht  an  Härte  und  spec.  Gewicht.“ 
Interessant  ist,  wie  schon  Daubuisson  auf  Grund  seiner  eingehenden 
Basaltkenntniss  das  Gestein  des  Plauenschen  Grundes  wegen  seines  äusseren 
Aussehens  und  seiner  unbasaltischen  Eigenschaften  nicht  zum  Basalt  ge- 
stellt wissen  will. 

Daubuisson,  der  das  Vorkommen  wohl  zweifellos  als  Freiberger  Student 
selbst  gesehen  hat,  berichtet  weiter,  dass  die  Gangmasse  „in  sehr  unregel- 
mässige wie  die  Scheite  in  einem  Zimmerhof  horizontal  gelagerte  Prismen 
getheilt“  ist.  Dagegen  scheint  Sternberg  über  die  erwähnte  Absonderung 
nicht  aus  eigener  Erfahrung  zu  berichten.  Bei  ihm  werden  die  „unregel- 
mässigen Prismen“  Daubuisson’s  zu  „horizontal  liegenden  prismatischen 
Säulen,  mit  denen  der  Basalt  die  Spalten  oder  Klüfte  zu  erfüllen  scheine.“ 
Von  einigem  Interesse  wäre  es,  festzustellen,  oh  die  an  Basalten  so  häufig 
und  schön  zu  beobachtende  säulenförmige  Absonderung  in  der  Regel- 
mässigkeit, wie  die  Worte  Sternberg’s  glauben  machen  wollen,  jemals  auf- 
getreten ist.  Die  Schilderungen  Tauber’s,  Pötzsch’s  und  Daubuisson’s 
sprechen  nicht  dafür,  ebensowenig  die  späteren  Angaben  darüber. 

Nach  Bonnard  (11)  1822  „scheint  der  eine  der  Gänge  mit  einer, 
gewissem  Uebergangsgrünstein  sehr  ähnlichen  Masse  erfüllt,  der  andere 
zeigt  ein  hornsteinartiges  Gestein,  das  ein  basaltisches  Ansehen  hat  und 
specksteinartige  Partieen  aufnimmt.“ 

In  schärfstem  Gegensatz  zu  den  bisherigen  Auffassungen,  namentlich 
zu  den  oben  angeführten  Worten  Beckers:  „Die  Gänge  etc.  im  Plauen- 
schen Grunde  können  lehren,  was  eigentlich  Gänge  sind,  welche  in  den 
Tiefen  der  Gebirge  die  Schätze  der  Erde  enthalten“  stehen  Krutzsch 
(12)  1827  und  Klipstein  (13)  1829.  Sie  leugnen  die  Gangnatur  über- 
haupt. Der  Erste,  Krutzsch,  sagt:  „Wie  der  Feldspath  stellenweise  in 
grösseren  Massen  sich  an  gesammelt  hat,  die  nur  einzelne  kleine  Horn- 
blendetheilchen  einschliessen ; so  findet  sich  auch  die  Hornblende  in 
Nestern  oder  in  ader-  und  gangartigen  Streifen  mit  nur  wenig  Feldspath 
entweder  in  einem  grünstein-  oder  hornblendegesteinartigen  Gemenge, 
welches  zuweilen  dem  Basalte  gleicht.“  In  einer  Anmerkung  hierzu  heisst 
es  nochmals  ausdrücklich:  „Was  man  für  Basaltgänge  im  Syenit  des 
Plauenschen  Grundes  hat  halten  wollen,  ist  nichts  weiter  als  eine  fast 
dichte  Masse  aus  Hornblende  und  wenig  Feldspath  gemengt.“ 

Ihm  scldiesst  sich  Klip  st  ein  an,  indem  er  ausführt:  „Die  öfteren 
gangförmigen  Ausscheidungen  eines  bald  feinkörnigen,  bald  sehr  grob- 
und  ungleichkörnigen  Gemenges,  theils  aus  Quarz  und  Feldspath,  theils 
auch  aus  Hornblende  und  Feldspath  bestehend,  können  doch  nicht  als 
eigentliche  Gangbildung  angesehen  werden.  — Sollte  Herr  Tauber  nicht 
auch  einige  dieser  feinkörnigen  Lager  mit  Gängen  verwechselt  haben, 


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welche  er  als  mit  Wacke  und  Syenit  ausgefüllt  anführt.“  Die  Worte  von 
Krutzsch  und  Klipstein  machen  fast  den  Eindruck,  als  hätten  sie  das, 
was  andere  Basalt  etc.  genannt  haben,  überhaupt  nicht  gesehen,  obgleich 
dies  wohl  kaum  anzunehmen  ist. 

Bei  Boue  (15)  1829  taucht  zum  ersten  Mal  der  Olivin  als  Gemeng- 
theil des  Gesteines  auf,  welches  Boue  als  „eine  basaltische  Trappfelsart 
beschreibt,  die  ziemlich  feldspathreich  ist  und  Krystalle  gelbbraunen 
Glimmers  und  schwarzen  Augits  einschliesst.  Hin  und  wieder  scheinen 
auch  olivinartige  Partieen  sich  zu  finden.“  Uebrigens  „ist  das  Gestein 
regellos  abgesondert  in  wagrecht  liegende  Säulen  und  die  stets  dem 
Liegenden  der  Gänge  parallelen  Blasenräume  sind  mit  Kalkspatli  oder 
mit  einer  grünen  specksteinähnlichen  Substanz  angefüllt.“  Einer  dieser 
Gänge  hat  1 1/2  Fuss,  der  andere  3 Fuss  Mächtigkeit.  Sie  streichen  aus  0. 
nach  W.  und  fallen  unter  30  0 gegen  W.  In  der  Höhe  des  Felsens  ver- 
einigen sich  beide  und  bilden  ein  Y. 

In  demselben  Jahre  1829  erwähnt  Freiesieh en  (16)  das  Vorkommen 
von  rotliem  „Blätterzeolith“  (Stilbit)  in  den  mandel-  oder  grünsteinartigen 
Basaltgängen.  Früher,  als  er  weniger  deutlich  vorkam,  habe  man  ihn 
für  rothen  Feldspath  gehalten.  Derselbe  Verfasser  schreibt  bald  darauf, 
dass  das  Gestein  zu  verschiedenen  Zeiten,  so  wie  der  seit  einigen  Jahren 
angelegte  Steinbruch  sich  änderte,  einen  verschiedenen  Charakter  besessen 
habe.  Zur  Zeit  zeige  sich  die  Masse  als  ein  Mittelgestein  zwischen  Grün- 
stein, Wacke  und  Basalt,  das  man  wohl  als  echten  Syenit  oder  vielleicht 
mit  noch  mehrerem  Rechte  als  gangförmige  Ausscheidungen  sehr  fein- 
körnigen Syenites  betrachten  könnte,  indem  es  übrigens  das  nämliche 
Gestein  ist,  was  die  Technologen  schwarzen  Granit  oder  orientalischen 
Basalt  nennen.  Es  ist  meist  dunkelgrünlichschwarz  und  für  Basalt  nicht 
dicht  und  hart  genug.  — „Im  vorigen  Jahre  habe  ich  einige  regelmässige, 
sich  glatt  ablösende,  rundliche  Gestalten  darin  gefunden,  die  man  (bei 
ihrer  Aehnlichkeit  mit  manchen  Gryphiten)  im  ersten  Anblick  wohl  für 
Muschelversteinerungen  halten  könnte;  jedenfalls  scheinen  sie  fernere 
Untersuchungen  zu  verdienen.“ 

Anziehend  schildert  Leonhard  (17)  1834  seinen  ersten  Besuch  im 
Plauenschen  Grunde.  Im  Jahre  1834,  also  noch  vor  dem  Erscheinen  der 
geognostischen  Wanderungen  Cotta’s  erzählt  er  in  einer  Abhandlung  seines 
Jahrbuches:  ?, Geführt  von  einem  jungen,  mir  überaus  werthen  Freunde 
(B.  von  Cotta  war  damals  26  Jahre),  dessen  Kenntnisse  der  Wissenschaft 
reiche  Ernte  bringen  werden,  wurde  es  mir  leicht,  in  der  kurzen  Zeit 
weniger  Tage  mich  mit  den  bedeutendsten  Phänomenen  durch  eigene  An- 
sicht vertraut  zu  machen.  Ich  sah,  geleitet  von  Dr.  Cotta,  die  schönen 
Gänge  von  Augit-  Porphyr  im  Syenit  an  der  Königsmühle  im  Plauenschen 
Grunde.“ 

1836  belegte  ebenderselbe  Cotta  (18)  unser  Ganggestein  mit  dem 
Namen  Melaphyr,  welcher  1813  von  A.  Brongniart  aufgestellt,  von  Leop. 
von  Buch  auf  verschiedene  Gesteine  Deutschlands  angewandt  worden  war. 

„Die  Verschiedenartigkeit  der  Meinungen“,  sagt  Cotta,  „über  den 
richtigen  Namen  dieses  Ganggesteines  macht  die  reiche  Litteratur  hierüber 
(welche  Cotta  zusammenstellt)  besonders  interessant  und  den  Steinbruch 
bei  der  Königsmühle  zugleich  zu  einer  vielerwähnten  klassischen  Stelle.“ 

An  einer  anderen  Stelle:  „Die  Grenzen  dieser  Gänge  gegen  den  Syenit 
sind  vollkommen  scharf,  hier  und  da  aber  sonderbar  verzahnt.  Bei  genauerer 


26 


Untersuchung  des  Gesteines  findet  man,  dass  es  wohl  mit  Unrecht  Basalt 
genannt  worden  ist;  ich  glaube  es  mit  grösserem  Hechte  dem  Melaphyr 
des  Herrn  von  Buch  beizählen  zu  können,  da  dieser  berühmte  Geologe 
es  selbst  so  nannte.“ 

Von  dem  Verdacht,  Versteinerungen  zu  enthalten,  befreit  Cotta  den 
Melaphyr  mit  den  Worten:  „Zuweilen  findet  man  kleine  abgerundete 
Körper  in  dem  Gestein,  welche,  mit  glänzenden  Schüppchen  überzogen, 
das  Ansehen  von  Versteinerungen  haben  und  auch  wirklich  dafür  gehalten 
worden  sind.  Ihre  ganz  ungleichmässige  Form  und  Grösse  überzeugt 
jedoch  vom  Gegentheile;  im  Innern  bestehen  sie  gewöhnlich  aus  Zeolith 
oder  Kalkspath.“ 

In  seinem  Werkchen  (18)  giebt  Cotta  zugleich  eine  Skizze  des  Syenit- 
bruches an  der  Königsmühle  mit  den  Melaphyrgängen.  Aus  der  ausführ- 
lichen Beschreibung  des  Bruches,  wie  er  sich  damals  dem  Auge  darbot, 
sei  noch  Folgendes  hervorgehoben:  „An  der  östlichen  Ecke  des  Stein- 
bruches zeigt  sich  noch  ein  dritter  — weit  undeutlicher,  begrenzter  — 
solcher  Gang  im  Syenit  ....  Zahllose  Syenitbrocken  schwimmen  in  dem 
Gestein  dieses  Ganges,  welches  weniger  krystallinisch  und  mehr  bräunlich 
von  Farbe  ist,  als  das  der  beiden  anderen;  eine  Modifikation,  die  wohl 
durch  Einwirkung  der  vielen  eingeschlossenen  Syenitstücke  bedingt  sein 
kann.  Dasselbe  Brecciengestein  sieht  man  auch  am  oberen  Felsrande 
links  neben  dem  Hauptgange  anstehen.“ 

Die  Uebereinstimmung  der  Cotta’schen  Benennung  mit  der  heutigen 
verliert  allerdings  etwas  an  Bedeutung,  wenn  wir  an  die  Unbestimmtheit 
des  damaligen  Begriffes  „Melaphyr“  denken,  der,  wie  Girard  seiner  Zeit 
sagte:  „wie  ein  schwarzes  Gespenst  auf  der  Bühne  der  Wissenschaft  er- 
schienen ist,  ohne  dass  ihn  Jemand  bestimmt  zu  fassen  vermochte.“ 
„Der  Name  wurde  lediglich  nach  dem  äusseren  Ansehen  aufgestellt,  ohne 
bestimmte  Kenntniss  von  der  eigentlichen  Constitution  des  so  Bezeichneten 
fortgepflanzt.“*)  Die  Bestimmung  des  Begriffes  „Melaphyr“  in  dem  heutigen 
Sinne  erfolgte  erst  1887  durch  Rosenbusch. 

Mit  der  Cotta’schen  Benennung  kam  freilich  das  Ganggestein  des 
Plauenschen  Grundes  keineswegs  zur  Ruhe;  es  theilte  vielmehr  das  Schicksal 
seines  Namens.  Schon  wenige  Jahre  darauf  taucht  es  bei  Petzoldt  (21) 
1843  als  Augitporphyr  auf.  „Bald  war  Dresden  unseren  Blicken  ent- 
schwunden, und  der  romantische  Plauensche  Grund  hätte  uns  ebenso 
bald  im  Rücken  gelegen,  wenn  es  uns  nicht  gewissermassen  Verrath  an 
der  Heimath  geschienen  hätte,  seine  Augitporphyre  (Melaphyre)  ohne  be- 
sondere Begrüssung  vorüberfliegen  zu  lassen.  Wie  hätten  wir  vorüber- 
fahren können,  wo  es  galt,  Tyrol  mit  seinen  klassischen  Melaphyr en  (jetzt 
Augitporphyrit  genannt  d.  Verf.)  zu  besuchen.  Für  uns  war  es  eine 
moralische  No th wendigkeit,  an  diesem  Orte  zu  verweilen.“ 

An  einer  anderen  Stelle  betont  Petzoldt  besonders  das  eruptive 
Empordringen  der  Gangmasse  gegenüber  der  Ansicht  der  syenitischen 
Ausscheidungen:  „Was  aber  diesen  Gängen  ganz  besonderes  Interesse  ver- 
leiht, das  ist  ihr  Verhalten  zum  Syenit  und  die  Art  und  Weise  der  Ab- 
sonderung ihres  Gesteines,  indem  durch  diese  Erscheinungen  der  unleug- 
bare Beweis  ihres  gewaltsamen  plutonischen  Aufsteigens  im  feurig-flüssigen 
Zustande  geliefert  wird.“ 


*)  Siehe  darüber  F.  Zirkel:  Lehrbuch  der  Petrographie,  Bd.  II,  1894,  S.  847 — 851. 


27 


Ein  schärferer  Gegensatz  zu  Krutzsch,  Klipstein,  Freiesieben,  welche 
die  Gangnatur  leugneten,  kann  kaum  gedacht  werden. 

Als  besondere  Stützpunkte  für  die  eruptive  Natur  führt  Petzoldt  an: 
die  zahlreichen  Syenitbruchstücke,  welche  sich  in  der  Gangmasse  ein- 
geschlossen finden;  die  deutlich  prismatische  Absonderung,  welche  auch 
hier  senkrecht  zur  abkühlenden  Fläche  stattfindet;  und  als  recht  zweifel- 
haften Beweis  für  das  gewaltsame  Aufsteigen  der  Gangmasse  die  an  den 
Berührungspunkten  von  Porphyr  und  Syenit  zu  beobachtenden  vertikal- 
gestreiften Bntschflächen. 

„Man  kann“,  so  schliesst  Petzoldt  diese  Betrachtungen,  „in  der  That 
nicht  leicht  einen  Punkt  finden,  wo  auf  so  kleinem  Raume  sich  so  vieles 
zur  Bestätigung  der  pliitonischen  Hypothese  vereinigt.“ 

Auch  Roth  (22)  1844  und  Naumann  (23)  1845  nennen  unser  Ge- 
stein Augitporphyr.  Der  Letztere  beschreibt  es  unter  diesem  Namen  bei 
den  Basalten.  Einer  der  Gänge  „lässt  eine  Anlage  zu  prismatischer 
Absonderung  rechtwinkelig  auf  seine  Salbänder  erkennen.“  ,,Die  Grund- 
masse besitzt  allerdings  nicht  die  Härte  der  gewöhnlichen  Basalte.“ 
„Beide  Gänge  zeigen  im  oberen  Theile  des  Steinbruches  eine  sehr  auf- 
fallende Verwerfung.“ 

Roth  gieht  auf  Taf.  II,  Fig.  1 einen  ausgezeichneten,  möglichst  natur- 
getreuen Steindruck  von  dem  rechts  gelegenen  Theil  des  Syenitsteinbruches 
ohnweit  der  Königsmühle  mit  seinen  zwei  Gängen  von  Augitporphyr. 
Auch  er  erwähnt  die,  „wenn  auch  undeutliche“  Absonderung  in  horizon- 
tale Prismen.  „Nebenbei  sieht  man  einen  2 Fuss  im  Durchmesser  halten- 
den Syenitblock  in  die  Masse  des  Porphyrs  eingeschlossen,  zum  ander- 
weitigen Beweise  des  plutonischen  Aufdringens  dieses  Porphyrs.“ 

Bruchstücke  des  Syenites  im  Melaphyr  tauchen  nochmals  im  Jahre 
1848  auf.  Cotta  berichtet  in  einem  Brief  an  Leonhard  (19):  „Von 
Bruchstücken,  die  gewissermassen  erst  halb  losgerissen  sind  und  mit  dem 
einen  Ende  noch  an  der  ursprünglichen  Verbindungsstelle  ruhen,  sieht 
man  jetzt  zwei  recht  deutliche  Beispiele  in  den  Melaphyrgängen , welche 
hei  der  Königsmühle  im  plauenschen  Grunde  den  Syenit  durchsetzen.“ 
In  Fig.  2 auf  Taf.  X giebt  Cotta  diese  Verhältnisse  in  einer  Skizze  wieder, 
ebenso  durch  eine  Abbildung  im  Text  in  den  „Geol.  Fragen“  (20)  1858. 
Das  Dresdner  mineral.- geol.  Museum  besitzt  einen  grossen  Melaphyrblock, 
welcher  ein  etwa  16  cm  grosses  Syenitbruchstück  einschliesst. 

Die  Ansicht  von  H.  B.  Geinitz  (25 — 29)  1848 — 1871  über  unseren 
Gegenstand  möge  durch  dessen  eigene  Worte  im  „Elbthalgebirge“  wieder- 
gegeben werden:  „Dieses  augitreiche  Gestein  kann  seiner  petrographischen 
Beschaffenheit  und  seinem  Alter  nach  nur  zu  den  Basalten  gestellt  werden. 
Ihm  verdankt  man  ganz  vornehmlich  die  Entstehung  eines  Theiles  des 
Plauenschen  Grundes“,  welche  erst  nach  Ablagerung  des  Pläners  erfolgt 
sein  könnte.  Mit  der  Aufreissungsspalte  des  Plauenschen  Grundes  sollen 
die  Klüfte  gleichalterig  sein,  welche  mit  unserem  Melaphyr  erfüllt  wurden. 
(Ausführliches  darüber  in  25 — 29).  Der  Abhandlung  in  „Sachsengrün“ 
(28)  1861  ist  ein  Holzschnitt  von  Friedrich  Seidel  beigegeben,  welcher 
unter  allen  Abbildungen  am  besten  die  Gänge  und  deren  Lage  am  oberen 
Ausgang  des  Tunnels  veranschaulicht.  Eine  Wiedergabe  desselben  s.  Tafel  I 
dieses  Heftes. 

Der  von  H.  B.  Geinitz  im  Jahre  1854  ausgesprochene  Wunsch,  die 
Melaphyrgänge  sollten  als  Siegestrophäen  der  plutonischen  Thätigkeit  bei 


28 


fc 


der  Bildung  des  Plauenschen  Grundes  ewig  erhalten  bleiben,  ist  leider 
nicht  in  Erfüllung  gegangen. 

Mit  dem  Jahre  1870  beginnt  die  mikroskopische  Untersuchung  des 
Ganggesteines.  Auch  sie  vermag  nicht  sofort  vollkommene  Klarheit  über 
die  Natur  des  Gesteines  zu  geben.  Das  letztere  erfährt  vielmehr  an  sich 
die  wechselnden  Schicksale  der  jungen,  rasch  sich  entwickelnden  mikro- 
skopischen Petrographie.  F.  Zirkel  (30)  erwähnt  1870  das  Vorkommen 
von  mikroskopischen  Apatit  in  dem  „Melaphyr  des  Plauenschen  Grundes.“ 
Haar  mann  (31)  1873  stellt  abermals  mikroskopisch  die  Anwesenheit  von 
Olivin  fest,  der  theils  frisch,  theils  serpentinisirt  auftrete,  wie  in  dem 
Melaphyr  aus  dem  Fassatliale. 

Während  Haarmann  den  Mangel  an  Hornblende  in  dem  Gestein  be- 
tont, will  Mo  hl  (32),  gänzlich  abweichend  hiervon,  das  Gestein  wegen 
seines  Reichthums  an  Hornblende,  den  Haarmann  für  Augit  angesehen 
habe,  zur  Minette  stellen.  „So  lange  der  Name  Minette  fortbesteht,  ge- 
hört das  Ganggestein  im  Plauenschen  Grunde  hierher  und  weder  zu  den 
Melaphyren  noch  Basalten“,  fordert  Möhl  kategorisch.  Nach  Möhl’s 
Untersuchungen  ist  „die  Zusammensetzung  im  Allgemeinen  dieselbe  an 
verschiedenen  Stellen  des  Ganges  und  Abweichungen  sind  fast  nur  in 
dem  Grössenverhältniss  der  constituirenden  Mineralien  zu  suchen,  wo- 
gegen nach  dem  Salbande  hin  wesentliche  Aenderungen  eintreten.“ 

Gegen  die  Bezeichnung  „Minette“  wendet  sich  Wichmann  (33)  1875: 
„Glimmer  betheiligt  sich  nicht  derart  an  der  Zusammensetzung,  dass  das 
Gestein  den  Glimmergesteinen  beizuzählen  wäre.  Bedenkt  man,  dass  der 
Olivin  im  Allgemeinen  der  Minette  fehlt  und  ferner,  dass  das  Gestein  aus 
dem  Plauenschen  Grunde  der  Hauptsache  nach  ein  Plagioklas  - Augit- 
G estein  ist,  so  wird  es  als  wenig  gerechtfertigt  erscheinen,  für  den  Namen 
„Melaphyr“  den  Namen  „Minette“  zu  substituiren.“ 

Kalkowsky  (34)  1886  rechnet  es  zu  den  „Glimmermelaphyren“  und 
lässt  es  seinem  ganzen  Habitus  und  geologischem  Auftreten  nach  dem 
Olivin -Kersantit  nahe  stehen.  — 

Roth  (35),  Gümbel  (36)  und  Zirkel  (39)  führen  es  unter  den 
Melaphyren  an. 

Zuletzt  hat  Doss  (37)  1889  unser  vielumstrittenes  Gestein  zum 
Gegenstand  eingehender  Studien  gemacht,  dasselbe  nebst  den  übrigen  im 
Plauenschen  Grunde  auftretenden  Ganggesteineil  vergleichend  betrachtet 
und  beurtheilt.  Zwei  beigegebene  Kärtchen  bezeichnen  für  immer  die 
Stelle,  wo  sich  die  bald  verschwundenen  Gänge  befunden  haben.  Doss 
kommt  zu  folgendem  Sclilussergebniss:  „Das  Gestein  der  beiden  Gänge 
am  Eisenbahntunnel  bei  der  Haltestelle  Plauen  ebenso  wie  das  oberhalb 
„Eiswurms  Lager“  ist  ein  olivin  haltiges  Plagioklas- Augit -Biotit -Gestein 
mit  porphyrischer  Structur.  Die  Hornblende  besitzt  classificatorisch  nicht 
den  Werth  der  übrigen  Gemengtheile.  Das  Alter  ist  nicht  genau  be- 
stimmbar, da  über  dem  Syenit,  den  es  durchbricht,  keine  geologische 
Formation  gelegen  ist.  Dass  wir  es  mit  einem  vortertiären  Gestein  zu 
thun  haben,  ‘kann  nur  durch  die  petrographisclie  Beschaffenheit  wahr- 
scheinlich gemacht  werden;  von  den  Basalten  trennt  es  die  wenig  feste 
Beschaffenheit  der  Grundmasse,  der  grosse  Gehalt  an  Biotit,  die  leichte 
Neigung  zur  Verwitterung.  Von  Bezeichnungen,  die  sich  auf  vortertiäre 
Gesteine  beziehen,  ist  vor  allem  die  ihm  von  Möhl  beigelegte  Benennung 
Minette  zu  verwerfen.  Unser  in  Rede  stehendes  Gestein  können  wir  als 


29 


Glimmermelaphyr  bezeichnen,  welcher  local  ziemlich  hornblenclereich 
werden  kann.  Er  steht  der  von  Rosenbusch  aufgestellten  Gruppe  des 
Weiselbergits  am  nächsten  (S.  63).  Mit  den  Lamprophyren  des  Plauenschen 
Grundes  hat  der  Glimmermelaphyr  nichts  zu  tliun.  Gewisse  Erscheinungen 
deuten  darauf  hin  (siehe  darüber  Doss  S.  64,  65),  dass  der  Melaphyr 
jünger  als  jene  Lamprophyre  ist.  Und  dies  würde  uns  ein  Recht  geben, 
das  in  Frage  stehende  Ganggestein  von  den  älteren  dyadischen  Melaphyren 
zu  trennen  und  es,  wie  dies  schon  H.  B.  Geinitz  that,  als  jüngeren  Me- 
laphyr — aber  nicht  als  Basalt  — zu  bezeichnen.“ 

Die  Auffassung  der  geologischen  Landesuntersuchung  (38)  1893  weicht 
von  derjenigen  Doss’  nicht  ab.  — 

Wenn  wir  scherzweise  1771  (Schultze)  als  das  Geburtsjahr  der 
Melaphyrgänge  an  der  Königsmühle,  d.  h.  als  Jahr  ihres  Eintrittes  in 
den  Kreis  wissenschaftlicher  Untersuchung,  1889  (Doss)  als  Emeritirungs- 
jahr und  1895  als  Sterbejahr  annehmen,  dann  haben  sie  ein  Alter  in 
diesem  Sinne  von  124  Jahren  erreicht.  118  Jahre  lang  ist  an  ihnen 
herumgezogen  und  gezerrt  worden,  grosse  Männer  haben  sich  an  ihnen 
die  Köpfe  zerbrochen  und  wenn  sie  glaubten,  das  Richtige  gefunden  zu 
haben,  dann  tauchte  ein  anderer  mit  neuer  Weisheit  empor. 

Vieler  Augen  haben  die  Gänge  von  Kopf  bis  zu  Fuss  gemustert  und 
sind  bis  in  ihr  innerstes  Mark  gedrungen,  Hunderte  von  Geologenhämmern 
rüttelten  an  ihnen,  wenn  sie  einmal  vor  dem  Steinbruchsbetrieb  Ruhe 
hatten;  in  den  chemischen  Gläsern  und  Retorten  wurden  Theile  von  ihnen 
ausgekocht  und  ausgesogen,  vor  dem  Löthrohr  gepeinigt  und  gequält. 
Die  neueren  Petrographen  folterten  die  Gangmasse  so  lange  mit  Diamant- 
pulver und  Smirgel,  bis  das  unzugängliche  schwarze  Herz  durchsichtig 
wurde  und  den  forschenden  Blicken  Eingang  gewährte  bis  in  die  innersten 
Falten.  Grosses  aber  haben  sie  auch  dafür  gesehen  und  erlebt,  die  Be- 
gründung der  Geologie  als  Wissenschaft  zu  Freiberg,  den  gewaltigen  Auf- 
schwung derselben  in  diesem  Jahrhundert,  die  glänzende  Entwickelung 
der  neueren  Petrographie. 

Eingegraben  sind  ihre  Namen,  ihr  Aussehen  in  die  Bücher  der  Wissen- 
schaft. Zwar  sind  sie  vergangen;  wie  lange  aber  wird  es  dauern,  da 
gräbt  vielleicht  ein  des  Doktorhutes  Lüsterner  ihre  „Gebeine“  aus  den 
Schubläden  einer  Privatsammlung  oder  eines  Museums  aus  und  findet  an 
ihnen  Eigenschaften,  von  denen  die  Zeitgenossen  sich  nichts  träumen  Hessen. 


III.  Der  Syenitbruch  an  der  Königsmiihle  im 
Plauensehen  Grunde  bei  Dresden. 

Von  Dr.  H.  B.  Geinitz. 

(Mit  Tafel  I.) 


Da  dieser  Steinbruch  seit  Anlage  des  benachbarten  Eisenbahn- 
tunnels ausser  Betrieb  gesetzt  'worden  ist,  so  sind  die  dortigen  Lagerungs- 
verhältnisse, welche  die  beistehende  Abbildung  des  geschätzten  Malers 
Friedrich  Seidel  aus  dem  Jahre  1860  sehr  treu  darstellt,  unverändert 
geblieben,  und  es  bedarf  nur,  sie  aus  der  Vergessenheit  wieder  hervor- 
zuziehen. 

Diese  Abbildung  war  ursprünglich  für  eine  kleine  Abhandlung  von 
mir:  „Die  Entstehung  des  Plauenschen  Grundes“  angefertigt,  welche  1861 
in  der  von  G.  Klemm,  A.  V.  Richard  und  L.  Gottwald  herausgegebenen 
kulturgeschichtlichen  Zeitschrift  „Sachsengrün“,  Dresden  1861,  S.  96  u. 
105  niedergelegt  worden  ist. 

Die  auf  dem  Bilde  befindlichen  Buchstaben  bedeuten  Syenit  = S, 
Basalt  oder  jüngeren  Melaphyr  = B,  und  unteren  Pläner,  die 
cenomane  Stufe  der  Kreideformation  = PI. 

Wie  aus  der  vorhergehenden  Abhandlung  (II)  hervorgeht,  hat  das 
Gestein  der  beiden  schwarzen  Gänge  (B)  im  Laufe  der  Zeit  sehr  ver- 
schiedene Beurtheilung  erfahren,  bis  schliesslich  die  genaueste  petro- 
graphische  Untersuchung  desselben  durch  Dr.  B.  Doss*)  erfolgte.  Vor 
Allem  fällt  dem  Beschauer  das  Vorwalten  kleiner  Krystalle  und  Körner 
von  schwarzem  Augit,  neben  grünlichen  Einsprenglingen  eines  weichen  und 
milden,  serpentinartigen  oder  kerolithartigen  Minerals  und  der  nester- 
artigen Einschlüsse  von  ziegelrothem  Stilbit  in  der  schwärzlichen  glimmer- 
reichen Grundmasse  auf,  wodurch  sich  das  Gestein  sowohl  dem  Augit- 
porphyre  des  Fassathales  nähert,  der  lange  Zeit  hindurch  als  Normalgestein 
für  Melaphyr  galt,  als  auch  manchen  älteren  Melaphyren,  welche  man 
jetzt  vorzugsweise  als  Melaphyr  bezeichnet.  Es  ist  bekannt,  dass  für  die 
letzteren,  um  Verwechselungen  zu  verhüten,  C.  von  Raumer  1819  den 
Namen  Basaltit  vor  schlug**). 


*)  Bruno  Doss:  Die  Lamprophyre  und  Melaphyre  des  Plauenschen  Grundes  bei 
Dresden.  Wien  1883. 

**)  Vgl.  IT.  B.  Geinitz:  Geogn.  Darstellung  der  Steinkohlenformation  in  Sachsen 
1856,  S.  27. 


Oes.  Isis  in  Dresden,  1895.  — Abli.  3. 


31 


Aber  ebenso  gross  ist  die  Verwandtschaft  dieses  Gesteines  mit 
manchen  Abänderungen  der  tertiären  Basalte,  welchen  sich  wohl  die 
meisten  der  sogen,  jüngeren  Melaphyre  naturgemäss  anscliliessen. 

Gerade  für  diese  ist  ein  Ausspruch  von  Leopold  von  Buch  noch 
beachtens werth,  welchen  unser  Altmeister  der  Geologie  bei  einer  Besprechung 
dieser  Gangmassen  im  Syenit  an  der  Königsmühle  mir  gegenüber  that: 
Melaphyr  ist  Basalt  und  Basalt  ist  Melaphyr. 

Das  Alter  unserer  melaphyrischen  Gänge  im  Syenit  lässt  sich  nicht 
petrographisch,  sondern  nur  geologisch  feststellen  und  in  dieser  Beziehung 
muss  ich  den  an  verschiedenen  Orten,  wie  namentlich:  Geogn.  Darstell, 
der  Steink.,  1856,  S.  72  — Sachsengrün,  1861  — Elbthalgebirge,  1871 
geführten  Beweis  für  das  gleiche  Alter  mit  unseren  sächsischen  und 
allermeisten  deutschen  Basalten  auch  heute  noch  aufrecht  erhalten. 

Beiderseitige  Gehänge  des  Plauenschen  Grundes  zwischen  Plauen  und 
der  König  Friedrich  August- Hütte  bei  Potschappel  sind  mit  Schichten  von 
unterem  Pläner,  theilweise  auch  von  dem  darunter  lagernden  Quader  be- 
deckt, welche  sowohl  unweit  Coschütz  an  der  rechten,  als  auch  in  ausgezeich- 
netster Weise  bei  Dölzschen  (Teltschen)  an  der  linken  Seite  der  Weisseritz, 
an  der  nach  dem  Grunde  herabführenden  Chaussee  vorzüglich  aufge- 
schlossen sind.  Beide  Glieder  der  cenomanen  Stufe  unserer  Kreide-  oder 
Quadergruppe  werden  durch  eine  bis  mehrere  Meter  mächtige  Conglomerat- 
schicht  mit  vorherrschenden  Syenitgeröllen  von  einander  getrennt,  welche 
auf  eine  gewaltige  Bewegung  der  Gewässer  in  dieser  Gegend  hinweist. 

Diese  Plänerschichten  der  beiderseitigen  Gehänge  müssen  früher  un- 
mittelbar zusammen  gehangen  haben  und  mögen  erst  durch  Aufreissen  einer 
grossen  Spalte  im  Syenit  des  Plauenschen  Grundes  durch  unterirdische 
Kräfte  von  einander  getrennt  worden  sein,  wobei  ihre  Schichtenstellung 
wenigstens  an  vielen  leicht  zugänglichen  Stellen  eine  vom  Thale  abwärts 
fallende  geworden  ist. 

Wäre  dieser  Theil  des  Plauenschen  Grundes  vor  Ablagerung  des 
Quaders  und  Pläners  schon  vorhanden  gewesen,  so  hätte  sich  der  Meeres- 
schlamm, aus  welchem  jene  Schichten  verhärtet  sind,  vor  Allem  in  dem 
Grunde  selbst  mit  seinen  vielen  noch  jetzt  hervorragenden  Felsenklippen 
abscheiden  müssen.  Dies  ist  jedoch  nicht  der  Fall  gewesen;  man  findet 
in  dem  Thale  des  Plauenschen  Grundes  selbst  nirgends  eine  Spur  von 
Quader  und  Pläner,  und  nur  an  seinem  Ausgange  hinter  dem  Forsthause 
und  dem  nahe  gelegenen  alten  Flossrechen  bei  dem  Dorfe  Plauen  steigt 
der  Pläner  zugleich  mit  der  Abnahme  der  Felsenhöhe  tiefer  herab. 
Unmöglich  hätten  spätere,  diluviale  Fluthen  Alles  so  spurlos  wieder  ver- 
schwinden lassen  können,  da  die  vorhandenen  Ablagerungen  hinreichenden 
Schutz  vor  ihrer  gänzlichen  Zerstörung  gefunden  haben  würden.  Der 
Plauensche  Grund  war  demnach  vor  und  während  der  Ablagerung 
des  Pläners  auf  den  ihn  begrenzenden  Höhen  noch  nicht  vorhanden  und 
seine  Entstehung  fällt  in  eine  spätere  Zeit,  welche  wohl  nur  die  Tertiär- 
zeit sein  kann. 

Das  Wasser  konnte  solch  eine  Trennung  unmöglich  bewirken,  selbst 
ähnliche  Hochfluthen  wie  die  durch  Schmelzen  der  alten  nordischen  Gletscher 
herbeigelockten  diluvialen  es  waren,  vermochten  nur  bei  ihrem  Durchströmen 
eine  vorhandene  Spalte  zu  erweitern  und  an  den  günstigeren  Orten  ihre 
Schuttmassen  und  lehmigen  oder  lössartigen  Producte  noch  abzulagern, 
wo  man  sie  gegenwärtig  auch  vielorts  antrifft. 


Die  schönsten  und  grossartigsten  Partien  der  Erdoberfläche  sind  das 
Product  einer  inneren  Thätigkeit  unseres  Planeten,  die  Folge  der  Erhebung 
und  Spaltung  vorhandener  Gebirgsmassen,  sei  es  durch  plutonisclie  (vul- 
kanische) Kräfte,  oder  auch  nur  infolge  der  immer  noch  fortschreitenden 
Zusammenschrumpfung  der  Erde  und  der  hierdurch  ausgeübten  Druck- 
äusserungen nach  oben. 

In  keinem  Falle  kann  daher  unsere  Annahme  befremden,  dass  die 
melapliyrischen  oder  basaltischen  Gänge  im  Syenit  an  der  Königsmühle, 
und  auf  dem  Areale  des  Felsenkellers  an  der  rechten  Seite  der  Weisseritz, 
in  den  sie  ausfüllenden  Klüften  im  feuerflüssigen  Zustande  emporgepresst 
worden  sind,  während  die  Kluftbildung  selbst  mit  dem  Aufreissen  einer 
grossen  Längsspalte  zusammenfällt,  welcher  unser  herrliches  Felsenthal, 
der  Plauensche  Grund,  seine  Entstehung  verdankt. 

Wohl  liegt  auch  die  Annahme  sehr  nahe,  dass  diese  nach  der 
Ablagerung  der  cretacischen  Plänerschichten  erfolgte  Katastrophe  im 
Wesentlichen  erst  in  der  Tertiärzeit  eingetreten  ist,  wo  auch  die  basal- 
tischen Gesteine  am  Wiliscli  bei  Kreischa  durch  den  alten  Gneiss,  bei 
Spechtshausen  im  Tharandter  Walde  durch  Felsitporphyr  und  Quader- 
sandstein, am  Cottaer  Spitzberge  und  an  vielen  anderen  Orten  im  Gebiete 
des  Elbthalgebirges  durch  die  über  Hunderte  von  Metern  mächtigen 
Quadersandsteine  hindurch  aus  dem  Erdinnern  heraus  empor  gepresst 
worden  sind. 


Abhandlungen 

der 

naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 

ISIS 

in  D resden. 


1895, 


\ 


IV.  Die  Verth  eil  img'  östlicher  Pflanzengenossensch.aften 
in  der  sächsischen  Elbthal-Flora  und  besonders  in  dem 

Meissner  Hügellande. 

Zweite  Abhandlung. 

(Mit  Tafel  II.) 


I.  Einleitung  und  allgemeiner  Theil. 

Von  Professor  Dr.  Oscar  Drude. 

In  der  Festschrift  der  Isis  vom  Jahre  1885  (S.  75  — 107)  habe  ich 
unter  dem  Titel:  „Die  Verthei lung  und  Zusammensetzung  östlicher  Pflanzen- 
genossenschaften in  der  Umgebung  von  Dresden“  eine  erste  Abhandlung 
über  den  Gegenstand  veröffentlicht,  der  heute  nach  weiterer  zehnjähriger 
Durchforschung  der  sächsischen  und  thüringischen  Gaue  in  seinen  Er- 
gänzungen und  Verbesserungen  behandelt  und  der  botanischen  Section 
unserer  Gesellschaft  zum  60jährigen  Jubiläum  dargebracht  werden  soll. 
Die  Grundlage  ist  dieselbe,  die  damals  in  der  Einleitung  hervorgehoben 
wurde:  es  handelt  sich  um  die  geographische  Analyse  derjenigen  Bestände 
nach  Heimathszugehörigkeit  und  Form  der  Areale  ihrer  einzelnen  Arten, 
welche  das  Elbhügelland  zwischen  Pirna  und  Riesa  als  das  wärmste, 
durch  seinen  Weinbau  auf  sonnendurchglühten  Gehängen  ausgezeichnete 
Territorium  Sachsens  kennzeichnen. 

Von  floristischen  Territorien,  den  kleinsten  die  Floren gaue  zer- 
gliedernden Einheiten  mit  gleichmässigem  Formationscharakter  und  gleich- 
artigen Leitpflanzen,  zähle  ich  in  Sachsen  nach  einer  in  „Deutschlands 
Pflanzengeographie“  I,  Seite  18,  kürzlich  veröffentlichten  Skizze  acht, 
nämlich  1.  das  Territorium  der  Weissen  Elster  von  Gera  bis  Leipzig, 
welches  schon  an  den  floristischen  Eigenthümlichkeiten  des  Halle’schen 
Territoriums  in  beschränktem  Maasse  Theil  nimmt;  2.  das  ärmliche  Terri- 
torium der  mittleren  Mulde,  südlich  bis  Chemnitz  und  Zwickau  reichend; 
3.  das  Elbthal-Hügelland  beiderseits  des  Stromlaufes  zwischen  Pirna  und 
Riesa , am  reichsten  um  Meissen  und  an  den  Hügeln  des  Lommatzscher 
Wassers  entwickelt;  4.  das  Territorium  der  Schwarzen  Elster,  die  nörd- 
liche Lausitz  einnehmend;  5.  das  Lausitzer  Hügel-  und  Bergland ; 6.  das 
Vogtländische  Bergland ; 7.  das  Territorium  des  unteren,  und  endlich 
8.  das  des  oberen  Erzgebirges.  Mit  Ausnahme  der  Territorien  2,  3 und  7 


Ges.  Isis  in  Dresden,  189-5.  — Abh.  4. 


36 


schliessen  sich  alle  an  entsprechende  Florenlandschaften  Thüringens, 
Schlesiens  oder  Böhmens  an,  und  von  den  speciell  sächsischen  Territorien 
ist  das  dritte  bei  weitem  das  interessanteste. 

Wenn  bei  dem  Erscheinen  der  ersten  Abhandlung  im  Jahre  1885  besonders 
die  Abhandlung  von  Loew*)  über  Perioden  und  Wege  ehemaliger  Pflanzen- 
wanderungen im  norddeutschen  Tieflande  Anregung  zu  interessanten  Ver- 
gleichen und  Ableitungen  bot,  indem  die  in  dieser  Abhandlung  geschilderte 
„pannonische  Association“  mit  merkwürdigem  Eigensinn  vieler  ihrer 
interessantesten  Glieder  Sachsen  überspringt,  so  bieten  in  neuerer  Zeit  die 
inzwischen  von  A.  Schulz  gelieferten,  sehr  eingehenden  Arbeiten  aus  dem 
Territorium  der  Saale,  aus  der  Flora  um  Halle  und  weiterer  Umgebung**) 
eine  erneute  Anregung  zur  Fortsetzung  des  Vergleichs  um  so  mehr,  als 
in  dem  Hügelgebiet  an  der  Saale  bei  Plalle,  Wettin  und  Rothenburg  ein 
ganz  ähnliches,  nach  Nordwesten  geöffnetes  Thalgelände  gegeben  ist,  wie 
wir  es  besonders  in  dem  Meissner  Umkreis  in  Sachsen  besitzen. 

Auf  diese  beiden  Abhandlungen  mag  zum  steten  Vergleich  hingewiesen 
sein,  wenn  auch  die  Beschränkung  des  Raumes  verbietet,  ständig  auf  sie 
bei  den  Arealen  der  Charakterpflanzen  zurückzukommen.  Jedoch  sind 
vorerst  einige  principielle  Punkte  aus  der  Isis-Festschrift  des  Jahres  1885 
herauszugreifen,  für  welche  jetzt  bei  dem  fortgeschrittenen  Zustande  der 
pflanzengeographischen  Floristik  eine  schärfere  Fassung  nützlich  scheint. 

Der  vorliegende  Zweck  ist  nicht  der,  eine  vollständige  Liste  der  ge- 
meinen und  seltenen  Pflanzenarten  des  Elbthal -Territoriums  zu  geben, 
sondern  diejenigen  Arten  herauszugreifen,  welche  als  östliche  Pflanzen- 
genossenschaft von  westpontischem  Florencharakter***)  mit  mehr 
oder  minder  grossem  Rechte  bezeichnet  werden  müssen,  weil  sie  zu 
einem  kleinen  Theile  schon  an  der  Elblinie  Halt  machen,  also  in  dem  Elb- 
thal-Territorium ihre  westlichsten  Standorte  haben,  zu  einem  viel  grösseren 
Theile  aber  auch  an  den  östlichen  Pflanzengenossenschaften  im  Saale- 
gebiete Theil  nehmen  und  nun  entweder  im  Süden  des  Harzes  an  den 

*)  Es  seien  schon  hier  diejenigen  Arten  genannt,  welche  in  Loew’s  vorzüglicher 
Abhandlung  (in  Linnaea  XLII,  1879)  eine  genauere  Schilderung  ihres  Areals  erhalten 
haben  und  zu  Vergleichen  mit  den  Arealen  der  Meissner  Hügelgenossenschaft  einladen: 
Clematis  recta  (S.  547),  Erysimum  hieraciifolium  (S.  551),  Draba  muralis  (S.  551), 
Biscutella  laevigata  (S.  552),  Eryngium  campestre  (S.  554),  Myosotis  sparsiflora  (S.  564), 
Allium  Sclioenoprasum  (S.  569)  und  Scorodoprasum  (S.  571).  Dann  im  späteren  Theile 
Anemone  silvestris  (S.  597),  Alyssum  montanum  (S.  599),  Inula  hirta  (S.  603),  Euphrasia 
lutea  (S.  607)  und  Thesium  intermedium  (S.  608). 

**)  Die  Vegetationsverhältnisse  der  Umgebung  von  Halle,  in  den  Mittheilungen 
des  Vereins  für  Erdkunde  zu  Halle  a.  S.  1887,  S.  30—124  mit  vier,  Pflanzengrenzen  an 
der  Saale  enthaltenden  Karten.  Auch  hat  derselbe  Verfasser  in  seinem  Buche:  „Grund- 
züge einer  Entwickelungsgeschichte  der  Pflanzenwelt  Mitteleuropas“,  über  welches  ich 
in  Engler’s  botanischen  Jahrbüchern  für  Systematik  und  Pflanzengeographie  XIX, 
Litteraturbericht  S.  1 — 7 berichtet  habe,  überall  auf  die  im  Florenumkreis  der  Thüringer 
Saale  herrschenden  Areale  und  Wanderungswege  hingewiesen.  Wenn  ich  mich  in 
meinen  Berichten  gegen  die  geologisch-entwickelungsgeschichtlichen  Ideen  von  A.  Schulz 
mit  Nachdruck  in  den  allzusehr  gewagt  scheinenden  Punkten  ausgesprochen  habe,  so 
geschah  das  in  dem  Streben,  die  pfl anzengeographische  Litteratur  vor  einem  Zerfall  in 
Hypothesen  und  persönliche  Anschauungen  über  Dinge  vergangener  Perioden  zu  be- 
wahren; es  hindert  dies  nicht,  ausdrücklich  zu  betonen,  dass  gleichzeitig  die  thatsächlichen 
Verhältnisse  in  dem  weiteren  Umkreis  des  Halle’schen  Florenbezirkes  von  Schulz  so 
gründlich  und  nutzbringend  für  deutsche  Pflanzengeographie  dargestellt  sind,  wie  es  mit 
wenigen  kleineren  Floren  bis  jetzt  der  Fall  ist. 

***)  Vergl.  Anleitung  zur  deutschen  Landes-  und  Volksforschung,  herausgegeben 
von  Kirchhoff  1889,  S.  210,  sowie  Drude,  Handbuch  der  Pflanzengeographie,  S.  379. 


37 


Wasserscheiden  der  Leine  und  Werra  Halt  machen  (Kyffhäuser,  Flora  von 
Sondershausen  etc.),  oder  aber  im  Norden  des  Harzes  nach  Besiedelung 
einzelner  vorgeschobener  Tosten  im  Gebiete  von  Halberstadt  und  Braun- 
schweig (am  Huy,  an  der  Asse  etc.)  eine  entschiedene  Westgrenze  früher 
oder  später  erreichen.  Höher  im  Norden  können  sie  dann  trotzdem 
wiederkehren;  Beispiele  dafür  bieten  Dianthus  Carthusianorum  und 
Veronica  spicata , auf  deren  bedeutungsvolle  Gegenwart  in  der  Flora  der 
nordfriesischen  Inseln  (Amrun  und  Röm)  jüngst  Knuth  ausdrücklich  hin- 
gewiesen hat*);  aber  diese  entfernteren  Standorte  weisen  dann  auf  ein 
anderes  secundäres  Ausgangscentrum,  sie  hängen  viel  mehr  mit  der  allge- 
meinen südbaltischen  Verbreitung  zusammen  als  mit  derjenigen  im  südost- 
deutschen warmen  Hügellande.  Im  Südwesten  können  sich  diese  Arten 
weiter  erstrecken  und  thun  es  meistens;  Arten,  welche  in  Bayerns 
floristischen  Territorien  durchaus  fehlen,  sind  sehr  wenig  zahlreich,  aber 
doch  in  ihrem  Vorhandensein  um  so  bedeutungsvoller. 

Für  solche  „Associationen“  oder  Genossenschaften  von  Arten, 
d.  h.  für  die  durch  ihre  Einwanderungsgeschichte  auf  gleichartigen,  durch 
die  geographische  Lage  und  geognostische  Beschaffenheit  verbundenen 
Standorten  zusammengekommenen  Pflanzenarten,  gilt  der  von  Loew  im 
Jahre  1879  sehr  richtig  ausgesprochene  Grundsatz**),  dass  es  leichter 
erscheint,  die  Verbreitung  der  ganzen  Genossenschaft  festzustellen  und 
aus  derselben  Rückschlüsse  auf  die  Verbreitungsursachen  zu  ziehen,  als 
es  bei  einer  einzelnen  Art  möglich  ist.  „Die  Standorte  einer  einzelnen 
Art  sind  so  vielen  Zufälligkeiten  unterworfen,  dass  Irrthümer  über  ihr 
gegenseitiges  Verhältniss  unvermeidlich  sind.  Fasst  man  eine  grössere 
Gruppe  von  Standorten  verschiedener  Arten  zusammen,  so  treten  ähnlich 
wie  bei  meteorologischen  Untersuchungen  bestimmte  Durchschnittswerthe 
auf,  in  denen  die  zufälligen  Anomalien  sich  mehr  oder  weniger  aus- 
geglichen haben.“ 

Diese  östliche  Pflanzengenossenschaft  besteht  aber  aus  ganz  ver- 
schiedenen Formationsgliedern  und  findet  sich  dementsprechend  an 
verschiedenen  Standorten;  wenngleich  in  der  ersten  Abhandlung  schon 
Stromuferpflanzen,  Hügelpflanzen  und  Wiesenpflanzen  unterschieden  wurden, 
so  war  in  ihr  die  Gliederung  der  Standorte  nach  Formationen  doch  noch 
schwach  und  vermischte  sich  allzuhäufig  mit  den  Charakteren  der  Ge- 
nossenschaft. Pflanzenarten,  wie  die  damals  Seite  89  unter  2 und  3 ge- 
nannten A.nthyllis  Vulneraria  und  Trifolium  montanum , die  im  ganzen 
deutschen  Kalkgebiet  und  besonders  häufig  auf  Bergwiesen  Vorkommen, 
sind  in  die  damalige  Aufzählung  nur  deshalb  hineingekommen,  weil  sie  im 
Elbthalgebiete  Antheil  an  der  Formation  nehmen,  die  die  östliche  Ge- 
nossenschaft in  ihrer  reichsten  Zusammensetzung  einschliesst. 

Wenn  irgendwo  in  Sachsen  zu  einer  interglacialen  oder  postglacialen 
Periode  Aveiter  ausgedehnte  Steppe nlandsc haften  ausgebreitet  gewesen 
sind,  so  ist  es  im  Territorium  der  Elbthalhügel  gewesen  und  wir  sehen 
ja  gerade  das  Vorkommen  der  westpontischen  Genossenschaft  als  Beweis 
dafür  an.  Steppenlandschaften  in  reich  gegliedertem  Gelände  an  einem 
grossen  Strom  sind  aber  nicht  gleichbedeutend  mit  Steppenformationen 
auf  Geröllhängen,  sondern  schliessen  ausser  diesen  auch  noch  kurz  rasige 


*)  Flora  der  nordfriesisclien  Inseln,  S.  6. 

**)  a.  a.  0.,  S.  583. 


38 


Grassteppen  von  beinahe  wiesen  artigem  Charakter,  ferner  Haine  und 
Gebüsche,  am  Strome  selbst  Auenwaldungen  und  Wiesen  ein.  Die 
Steppenformationen  selbst  bestehen  aus  offenem  Bestände:  zerstreute 
Gruppen  von  bei  uns  am  liebsten  kahle  Berghänge,  Geröllflächen  und 
trockenen  Lösslehm  mit  feinerdiger  Beschaffenheit  bewohnenden  Sträuchern, 
Rasen,  Stauden  mit  Trockenschutz  und  einjährigen  Arten;  sie  gehören  zu 
den  Landschaftsbildern  mit  rasch  von  Ort  zu  Ort  je  nach  der  Boden- 
beschaffenheit wechselnden  besonderen  Ausprägungen. 

Diese  Formationen  habe  ich  an  anderer  Stelle*)  in  ihrer  Allgemein- 
heit charakterisirt,  die  „lichte  Hain-  und  Vorholzformation  des 
Hügellandes11  in  ihrem  Baumbestände  von  Steinbirke,  Hainbuche, 
Winterlinde,  Kiefer  und  Feldahorn  mit  Eichenstämmen  der  Unterart 
Qaercus  sessilifiora , mit  Hartriegel  und  Rhamnus  cathartica , häufigem 
Vorkommen  von  Chrysanthemum  corymbosum , Trifolium  meclium  und 
alpestre\  dann  die  Grassteppen  als  „Trift  gras -Fluren“  der  Facies  von 
Bromus  erectus , Koeleria  und  Brachypodium  pinnatum  mit  Artemisia 
campestris , Helianthemum  vulgare,  Anthemis  tinctoria  und  ähnlichen 
Stauden,  endlich  die  engeren  Steppenformationen  bei  uns  unter  den 
„offenen  Formationen  des  dysgeogenen  Felsgesteins“,  das  in 
Sachsen  hauptsächlich  den  harten  Silicaten  angehört  und  daher  die  ganz 
specifischen  Kalkbewohner  — wie  die  Facies  der  Sesleria  coemdea  — aus- 
schliesst.  Die  Rasen  bestehen  daher  von  gemeineren  Arten  hier  aus 
Deschampsia  flexuosa,  Festiica  ovina  mit  *glauca  und  *durinscula , von 
selteneren  sind  in  Hinsicht  auf  ihre  Vegetationslinien  Car  ex  humilis  und 
Schreberi  zu  nennen,  von  Gräsern  Melica  ciliata. 

Diese  Formationen  bestehen  naturgemäss  in  ihrer  grösseren  Be- 
standesmenge aus  Arten  von  weiter  Verbreitung  im  ganzen  siid-  und 
mitteldeutschen  Hügellande,  deren  Auftreten  nichts  charakteristisches  für 
die  speciellen  Besiedelungsrichtungen  bietet  und  die  daher  auch  in  ihrer 
Verbreitung  nicht  besonders  geschildert  zu  werden  brauchen;  aber  zwischen 
diesen  Formationsmitgliedern  mit  weiterem  Areal  sind  zahlreich  unter- 
mischt solche  mit  engerem,  bei  uns  bald  gemeine  und  bald  seltenere 
Arten , und  da  diese  insgesammt  westpontischen  Arten  in  ihrer  Areal- 
ausdehnung entweder  auf  Böhmen  und  Mähren,  oder  auch  wohl  auf  die  von 
Loew  geschilderten  Standorte  der  pannonischen  Association  an  der  Oder 
hinweisen,  die  Beziehungen  zu  der  letzteren  aber  durch  das  Fehlen  so 
vieler  Charakterarten  in  Sachsen  schwächere  sind,  so  erscheint  ihre  Be- 
zeichnung als  südöstliche  oder  „böhmische“  Genossenschaft  für  Sachsen 
als  Hinweis  auf  ihr  nächstes  reicheres,  secundäres  Ausgangsgebiet  be- 
rechtigt. 

Diesen  Beziehungen  sollte  nun  auch  schon  in  der  Abhandlung  vom 
Jahre  1885  durch  die  Auswahl  bestimmter  Leitpflanzen  entsprochen 
werden,  von  denen  Cytisus  nigricans  für  die  lichten  Haine,  Peucedanum 
Oreoselinum  und  Scabiosa  ochroleuca  für  die  Triftgrasfluren  mit  Stauden- 
wuchs, endlich  Verbascum  Lychnitis  für  die  Geröllhänge  der  dysgeogenen 
Felshügel  gewählt  waren.  Wenn  sich  nun  auch  gegen  diese  Auswahl  vom 
Standpunkte  der  Formationsbezeichnung  durch  Charakterpflanzen  in  weiterer 
Verbreitung  nichts  sagen  lässt,  so  können  doch  hinsichtlich  ihres  engeren 


*)  Deutschlands  Pflanz engeographie  I,  Abschn.  IV,  Vegetationsformationen. 


39 


Areals  und  zumal  für  Verlas  cum  Lychnitis  noch  charakteristischere  Arten 
gefunden  werden.  Andropogon  Ischaemum  zeichnet  jedenfalls  die  Trift- 
grasfluren ebenso  als  Formationsglied  wie  durch  sein  Areal  in  Mittel- 
deutschlands Osten  aus,  da  es  in  Schlesien  fehlt  und  auch  nicht  zu  Loew’s 
„pannonischer  Association“  gehört;  in  Bayern  findet  sich  dieses  schöne  Gras 
bis  Aschaffenburg  und  Bamberg,  aber  auch  Cytisus  nigricans , welcher 
ebenfalls  nicht  zu  Loew’s  „pannonischer  Association“  gehört  und  nicht  mehr 
im  nördlichen  Saalegebiete  zu  Hause  ist,  ist  einem  grossen  Theile  Bayerns 
nicht  fremd.  Dagegen  haben  wir  in  der  Pulsatilla  pratensis  für  die  be- 
rasten  Hügel,  seltener  auch  für  beraste  Granitgerölle,  eine  durch  ihr 
Areal  viel  mehr  ausgezeichnete  Art  als  das  genannte  Peucedanum , denn 
diese  Art  fehlt  südlich  vom  Thüringer  Walde  und  in  der  ganzen 
bayrischen  Flora  und  weist  um  so  deutlicher  auf  den  Osten  mit 
weiterem  Ausgreifen  in  den  Bereich  der  Loew’schen  „pannonischen 
Association“. 

In  der  Geröllflora  endlich  ist  Centaurea  maculosa  (=  panicidata  Aut.), 
welche  am  Harz  ihre  relative  Nordgrenze  erreicht  und  im  Leine- Weser- 
gebiet aufhört,  eine  noch  viel  besser  bezeichnende  Art  als  das  Verbascum 
Lychnitis  und  sie  mag  daher  als  Ersatz  für  dieses  eintreten.  In  Sachsen 
hält  sie  sich  ziemlich  streng  an  den  Lauf  der  Elbe. 

Es  seien  daher  mit  Bezug  auf  den  genannten  Zweck  dieser  Abhand- 
lung als  verbesserte  „Leitpflanzen“  der  südöstlichen  Genossenschaft  im 
Elbhügel-Territorium  der  Cytisus  nigricans,  Andropogon  Ischae- 
mum mit  Scabiosa  ochroleuca  und  dem  Oreoselinum , Pulsatilla 
pratensis , endlich  Centaurea  maculosa  genannt.  Von  diesen  Leit- 
pflanzen steigt  Cytisus  nigricans  am  weitesten  in  den  sonnigen  Thalrissen 
des  Erzgebirges  hinauf,  indem  er  noch  um  Glashütte  die  Steilhänge  mit 
seinem  Blüthengold  schmückt;  alle  anderen  vermeiden  auch  das  äusserste 
Erzgebirge  ängstlich  und  erreichen  das  Maximum  ihrer  Standorte  und 
Häufigkeit  im  weiteren  Umkreis  um  Meissen! 

Denn  das  ist  die  wichtigste  allgemeine  Erfahrung  gegenüber  der  ersten 
Abhandlung,  dass  nunmehr  die  Flora  des  Gebietes  um  Meissen  ganz  anders 
dasteht,  als  sie  vor  zehn  Jahren  geschildert  wurde.  Pflanzengeographische 
Untersuchungen  lassen  sich  ungleich  schwieriger  als  die  gewöhnlichen 
morphologisch -systematischen  nach  Herbarmaterial  anstellen,  da  dessen 
Etikettirung  zur  Zeit  für  die  Zwecke  der  Formations-  und  Genossenschafts- 
studien völlig  ungenügend  zu  sein  pflegt.  Deshalb  stellte  ich  mich  auch 
im  Jahre  1885  auf  den  Boden  eigener  Autopsie,  welche  — wie  Seite  87 
gesagt  wurde  — damals  über  Meissen  hinaus  noch  nicht  verfolgt  war. 
Jetzt  ist  diese,  Dank  der  wichtigen  Förderung,  welche  das  Studium  der 
Flora  Saxonica  dadurch  gewonnen  hat,  dass  es  zu  einer  vom  Königlichen 
Cultusministerium  unterstützten  Aufgabe  unseres  in  der  Technischen  Hoch- 
schule befindlichen  botanischen  Instituts  gemacht  wurde,  ausserordentlich 
erweitert;  ich  selbst  habe  an  den  meisten  der  auf  der  Karte  angegebenen 
Standorte  gesammelt  und  die  Grenzen  der  Leitpflanzen  festgestellt,  von 
den  Custoden  des  Herbariums  haben  der  Reihe  nach  Dr.  Reiche,  Dr.  Nau- 
mann und  Dr.  Schorler  wesentlich  an  derselben  Aufgabe  mit  gearbeitet, 
zahlreiche  Excursionssammlungen  sind  veranstaltet  und  zu  dem  Zweck 
Standquartiere  nördlich  von  Meissen  bis  gegen  Riesa  hin  aufgeschlagen. 
Dazu  kamen  die  werthvollen  Unterstützungen  durch  andere  Floristen, 
denen  wir  zahlreiche  neue  Entdeckungen  und  sichere  Feststellungen  ver- 


40 


danken,  und  unter  denen  nur  Herr  Apotheker  Schlimpert*),  Herr  Schimpfky 
in  Lommatzsch  und  Herr  Fritzsche  in  Kötzschenbroda  aus  der  Zahl  unserer 
Isis-Mitglieder  mit  besonderem  Nachdruck  genannt  werden  sollen.  So  ist 
denn  jetzt  in  dieser  zweiten  Abhandlung  auch  das  inzwischen  stattlich 
herangewachsene  Herbarium  der  Flora  Saxonica  im  botanischen  Institut, 
welches  im  Jahre  1885  noch  in  kleinen  Anfängen  sich  bewegte,  stark  zur 
Benutzung  herangezogen.  Aus  dem  Allen  hat  sich  mit  Sicherheit  ergeben, 
dass  sehr  mit  Unrecht  im  Jahre  1885  gemuthmasst  wurde,  die  westpontische 
Genossenschaft  werde  wahrscheinlich  an  den  Höhen  stromabwärts  von 
Meissen  weniger  reichhaltig  werden:  denn  eine  Leihe  der  interessantesten 
Standorte  folgt  erst  in  der  Gegend  von  Diesbar  und  Seusslitz  an  der  Elbe, 
noch  mehrere  an  den  Höhenzügen  des  Lommatzsch  er  Wassers;  und  da 
die  Entfernung  Meissen-Lommatzsch  oder  Meissen-Seusslitz  und  Hirschstein 
so  gross  ist,  wie  diejenige  von  Meissen  stromaufwärts  nach  Kötzschenbroda, 
so  muss  man  betonen,  dass  der  reichste  Theil  von  Arten,  welche 
mit  Fug  und  Recht  zur  westp ontischen  Genossenschaft  gezählt 
werden,  im  Elbhügellande  und  an  einigen  kleine  Seitenthäler 
begleitenden  Höhenzügen  im  Umkreis  von  Meissen  noch  jetzt 
erhalten  ist.  Hier  sind  besonders  15  Arten  zu  nennen,  welche  dem 
oberen  Elbhügellande  von  Dresden  bis  Pirna  fehlen:  Astragalus  Cicer , 
Trifolium  ochroleucum  und  rubens , Potentilla  cinerea,  Tordylium  maximum , 
Artemisia  Äbsinthium  (am  anscheinend  natürlichen  Standort!),  Campanula 
bononiensis , Veronica  *prostrata,  Euphrasia  lutea , Verbascum  phoeniceum, 
Praha  muralis , Alyssum  saxatile  und  montanum,  Anemone  silvestris , 
Thesium  linophyllum  A'inter medium ; andere  Arten  von  weiterer  Verbreitung, 
wie  Rosa  gallica  *pumila,  Lactuca  perennis,  Inula  hirta , Veronica  spicata 
und  auch  Andropogon  Ischaemum  als  eine  der  Leitpflanzen  selbst  erreichen 
hier  in  der  Häufigkeit  der  Standorte  und  Dichtigkeit  des  Vorkommens  ihr 
Maximum.  Ausserhalb  der  Elbhöhen  im  Meissner  Umkreis  kommen  einzelne 
dieser  Arten  noch  an  anderen  sehr  zerstreuten  Standorten  in  Sachsen  vor, 
so  Alyssum  saxatile  an  der  Wechselburg  im  Muldenlande,  Verbascum 
phoeniceum  bei  Löbau,  Trifolium  ochroleucum  bei  Penig,  Anemone  silvestris 
im  Vogtlande  und  Muldenlande,  wo  sie  sich  ihrer  westlich  viel  bedeuten- 
deren Häufigkeit  nähert. 

Gegenüber  der  Bevorzugung  des  Meissner  Umkreises  sind  nur  ver- 
hältnissmässig  wenige  Arten  dieser  Genossenschaft  zu  nennen,  welche  nur 
im  oberen  Theil  des  Elbhügellandes  Standorte  haben  und  zwischen  der 
Lössnitz,  Meissen  und  den  Seusslitzer  Felsen  und  Ufergehängen  fehlen; 
Omphalodes  scorpioides  vom  Kohlberg  bei  Pirna  und  nahe  Tharandt  steht 
hier  voran,  dann  der  berühmte  Standort  von  Aster  Amellus  an  den  Felsen 
des  Plauenschen  Grundes,  vielleicht  auch  Chrysocoma  Linosyris.  Diese 
Thatsache  im  Verein  mit  manchen  anderen  verdient  wohl  Beachtung.  Es 
kann  ja  gar  nicht  geleugnet  werden,  dass  im  südlicheren  Tlieile  des  Elb- 
hügellandes zwischen  Pirna  und  Dresden,  um  Dohna  und  den  Cottaer 
Spitzberg  sich  ähnlich  beanlagte  Standorte  wiederfinden,  auf  denen  die 
genannten  Arten,  wären  sie  einmal  da,  gewiss  alle  die  nöthigen  Erhaltungs- 
bedingungen finden  würden.  Und  wenn  man  an  die  Wanderungslinie  in 


*)  Derselbe  hat  für  die  Flora  im  Umkreis  von  Meissen  ein  durch  Genauigkeit  werth- 
volles Verzeichniss  der  Arten  und  Standorte  herausgegeben  in  der  Deutschen  botanischen 
Monatsschrift  1894  flg. 


41 


jüngerer  Zeit  aus  Böhmen  her  denkt,  so  müsste  man  erwarten,  dass  das 
südlichere  Elbhügelland  das  reichere  an  Arten  und  Mannigfaltigkeit  der 
Standorte  wäre,  zumal  gerade  hier  die  Bodenverhältnisse  mehr  an  Nord- 
Böhmen  erinnern,  wie  in  dem  unteren  um  Meissen  gelegenen  Theile  des 
Elbhügellandes. 

Es  mag  daran  erinnert  werden,  dass  A.  Schulz  in  seinen  interessanten 
Arbeiten  über  die  pflanzengeographischen  Verhältnisse  der  Flora  um  Halle 
betont  hat,  dass  sich  hier  viele  südöstliche,  auf  Böhmen  als  nächstes 
Ursprungsland  weisende  Arten  finden,  welche  das  ganze  wärmere  Hügel- 
land im  Königreich  Sachsen  überspringen.  Es  wäre  demnach  die  vorhin 
betonte  Auffälligkeit  der  Vertheilung  in  Sachsen  selbst  noch  viel  stärker 
an  der  Saale  vertreten:  die  Anhäufung  südöstlicher  Arten  nach  Nordwesten 
zu,  von  Nordböhmen  (besonders  dem  böhmischen  Mittelgebirge)  gegen  den 
Harz  hin.  Wenn  ich  auch  in  gelegentlichen  Bemerkungen  zu  den  theo- 
retischen Auseinandersetzungen  von  Schulz  angeführt  habe,  dass  in  der 
Flora  von  Halle  ausser  den  eigentlichen  südöstlichen  Arten  noch  ein  anderer 
Kern,  den  man  als  fränkischen  bezeichnen  könne,  stecke,  und  dass  dieser 
letztere  in  das  pflanzenreiche  thüringische  Muschelkalkgebiet  eingetreten 
und  aus  ihm  nordwärts  weiter  verbreitet  anzunehmen  sei,  so  bleiben  noch 
genug  Arten  übrig,  die  das  Auffällige  in  der  genannten  Verbreitungs weise 
bestätigen.  Zwischen  Halle,  Wettin  und  Rothenburg  an  der  nördlichen 
Saale,  wo  die  steilen  Ufergehänge  mit  ihren  reichen  Standorten  oft  keine 
100  m mehr  an  Höhe  erreichen  und  vom  Flusse  entfernt  nur  den  Anblick 
weiter  Kulturflächen  auf  trocken -feinerdigem  Ackerboden  bieten,  und 
zwischen  dem  Seengebiet  bei  Röblingen  und  Eisleben  sind  auf  kalkarmem 
Boden,  der  allerdings  häufig  Salz  führt,  ganz  neue  Arten  der  südöstlichen 
Genossenschaft,  die  in  ihrer  charakteristischen  Häufigkeit  geradezu  das 
Formationsbild  beeinflussen;  ich  nenne  hier  hauptsächlich  Seseli  Hippo- 
marathrum , Stipa  capillata , Centaurea  Calcitrapa , Althaea  officinalis  und 
Lavatera  thuringiaca , unter  den  Leguminosen  Oxytropis  pilosa  und 
Astragalus  exscapus , auch  Gagea  saxatilis.  Keine  derselben  kommt  im 
sächsischen  Elbhügellande  vor;  Stipa , Centaurea  und  die  Malven  treten 
dem  Leipziger  Umkreise  bei  Dürrenberg  nahe,  sie  halten  sich  alle  westlich 
der  zwischen  der  Flora  Sachsens  und  Thüringens  scheidenden  Saalelinie. 

In  Böhmen  haben  die  meisten  dieser  Arten  ebenfalls  häufige  Stand- 
orte und  scheinen  in  ihrer  Betheiligung  an  den  offenen  warmen  Hügel- 
formationen dem  Vorkommen  im  unteren  Saalegebiet  gleichzukommen. 
Nur  Althaea  officinalis,  die  ja  Salz  liebt  und  im  Südbalticum  an  der  Küste 
vorkommt,  gilt  für  Böhmen  als  sehr  selten  und  die  am  Ostharze  und  um 
Eisleben  so  häufige  Centaurea  Calcitrapa  gilt  für  Böhmen  als  eingeschleppt 
und  nicht  ursprünglich. 

Schulz  hat  im  Jahre  1887  eine  theoretische  Erklärung,  eine  Ein- 
wanderungs-  und  Aussterbetheorie,  für  diese  Verbreitungsverhältnisse  ver- 
öffentlicht, hat  dieselbe  dann  in  seiner  Entwickelungsgeschichte  der  mittel- 
europäischen Flora  im  Jahre  1894  gänzlich  verlassen  und  durch  ein  in 
seinen  Einzelzügen  viel  zu  detaillirt  ausgemaltes  Bild  der  mit  den  wech- 
selnden Eiszeiten  wechselnden  Wanderzüge  ersetzt.  Es  soll  hier  nicht 
näher  darauf  eingegangen  werden,  da  eine  um  so  grössere  Breite  der 
Darstellung  von  Ideen  und  Vorstellungen  nöthig  wird,  je  weniger  Sicheres 
man  aus  alten  Perioden  kennt.  Nur  das  möchte  hervorgehoben  sein,  dass 
die  Vertheilung  der  südöstlichen  Genossenschaft  in  Sachsen  und  der  Ver- 


42 


gleich  der  Areale  ihrer  Schwesterarten  im  Saalegebiete  und  am  Ostharz 
sowie  der  Vergleich  des  Elbhügellandes  mit  dem  Hügelland  der  unteren 
Saale  im  Ganzen  genommen  den  Eindruck  hervorrufen,  dass  diese  Ver- 
theilung  nicht  auf  gegenwärtig  wirksamen  Wanderungslinien  erzielt  worden 
ist,  sondern  auf  andere  Vegetationsverhältnisse  früherer  Perioden  hinweist, 
und  dass  sie  sich  für  die  localen  Verhältnisse  am  befriedigendsten  erklären 
lassen  würde,  wenn  man  beweisen  könnte,  dass  in  jenen  mehr  oder  weniger 
weit  zurückliegenden  Perioden  am  Mittellauf  der  Elbe  und  Unterlauf  der 
Saale  ein  mächtiger  als  jetzt  entwickelter  Zweig  der  südöstlichen,  noch 
heute  in  Böhmen  stehen  gebliebenen  Hügelformationen  die  Höhen  und 
zwischenliegenden  Flächen  besetzt  hielt,  von  dem  die  heutige  Flora  daselbst 
die  Reliefen  darstellt,  und  dass  die  Hauptmasse  der  interessanteren  heutigen 
Standorte  Ausstrahlungen  von  den  damaligen  Verbreitungscentren  Halle- 
Rothenburg-Eisleben  im  Westen  und  von  dem  Meissner  Umkreis  im  Osten 
seien.  Dies  als  richtig  angenommen,  würden  natürlich  die  früher  als 
wirksam  anerkannten  Wanderungslinien  in  unserer  jetzigen  Periode  noch 
weiter  gelten,  fallen  dann  aber  weniger  stark  in  das  Gewicht,  nämlich  für 
Sachsen  der  Elbedurchbruch  von  Böhmen  nach  Pirna  und  der  niedere 
Sattel  an  den  Nollendorfer  Höhen,  auf  Gottleuba- Pirna  zu,  und  für  das 
nordthüringische  Gebiet  die  Wanderlinien  aus  Franken  und  dem  Thüringer 
Muschelkalkgebiete  nordwärts.  Aber  es  ist  nicht  einzusehen,  wie  eine 
solche  Theorie  alle  Verbreitungserscheinungen  befriedigend  erklären  könnte; 
denn  sie  müsste  sich  mit  den  von  Loew  im  Jahre  1879  gebrauchten  Er- 
klärungen nothwendig  in  Verbindung  setzen,  dass  vom  Osten  her  über 
das  alte  Strombett  der  noch  nicht  in  Flusssysteme  geschiedenen  Weichsel  - 
Oder-Elbe  eine  starke  Einwanderung  der  pannonischen  Association  statt- 
gefunden hätte,  die  bis  Magdeburg  reichte  und  ringsum  ausstrahlte.  Dann 
bleibt  aber  das  eigensinnige  Verhalten  von  Schlesien  und  das  Fehlen  vieler 
Pflanzenarten,  welche  am  Oderbruch  in  der  Mark  und  im  Gebiet  von 
Halle-Magdeburg  Vorkommen,  in  Sachsen  trotzdem  unerklärt,  wenn  wir 
uns  vergegenwärtigen,  dass  die  nämlichen  Arten,  welche  an  der  Saale 
stromauf  gewandert  wären,  sich  ja  auch  stromaufwärts  an  der  Elbe  hätten 
ausbreiten  können,  und  dass  sie  ebenso  Wanderwege  nach  Schlesiens 
Hügellande  hätten  finden  können.  Also  Loew’s  Erklärung  lässt  sich  nur 
in  dessen  eigenem  Sinne,  die  Verbindungen  alter  und  jetziger  Stromthäler 
als  directe  Wanderungswege  zu  betrachten,  gut  benutzen  und  eignet  sich 
nicht  für  eine  Erweiterung.  Immer  bleibt  die  zwischen  dem  Saalegebiet 
und  dem  sächsischen  Elbhügellande  bestehende  Verschiedenheit  unerklärt, 
es  sei  denn,  dass  man  vielleicht  das  Gebiet  Halle-Magdeburg  als  von  einer 
dreifachen  Besiedelungsrichtung  eingenommen  betrachten  will:  von  Böhmen 
her,  von  Ober-Franken  her  und  von  der  Weichsel -Oderbruch  her.  Das 
scheint  den  Thatsachen  zu  entsprechen.  — 

Doch  muss  man  sagen,  dass  im  Allgemeinen  jetzt  eine  Neigung  besteht, 
zu  weit  vorzugehen  und  an  Erklärung  von  Dingen  heranzustreifen,  die 
sich  nun  einmal  zunächst  nur  durch  ein  künstliches  Gebäude  von  Voraus- 
setzungen und  Schlüssen  gewagter  Art  erklären  lassen.  Dies  hat  ja  be- 
sonders A.  Schulz  mit  seinem  Versuch  der  Entwickelungsgeschichte  der 
mitteleuropäischen  Flora  gezeigt.  Ueberlegt  man  dem  gegenüber  die 
merkwürdige  und  unregelmässige  Vertheilung  der  Areale  und  Standorte, 
die  schon  ein  kleineres  als  einheitlich  aufgefasstes  Gelände,  wie  z.  B. 
das  im  Umkreise  um  Meissen,  zeigt,  so  findet  man  darin  schon  so  viel 


43 


Launenhaftes  und  einer  Erklärung  durchaus  Unfähiges,  sogenanntes  Zu- 
fälliges, dass  man  sich  denn  auch  nicht  wundern  kann,  wenn  ein  starker 
Rest  von  Unerklärlichem  bei  der  Vergleichung  grösserer  Gebiete  übrig 
bleibt.  Dabei  möchte  man  sich  einstweilen  beruhigen,  bis  vielleicht  ge- 
sicherte Erfahrungen  auf  geologischem  Gebiete  in  vielen  jetzt  noch  streitigen 
Punkten  eine  Grundlage  bieten,  von  der  aus  mit  besserem  Erfolge  Er- 
klärungsversuche der  ehemaligen  Wanderwege  und  ihrer  zeitlichen  Auf- 
einanderfolge gemacht  werden  können.  Bis  wir  so  weit  sind,  stellen  wir 
uns  am  besten  auf  den  Boden  der  Thatsachen  und  bezeichnen  die  Ge- 
nossenschaften nach  ihrer  jetzigen  geographischen  Zugehörigkeit  zu  be- 
stimmten Florenelementen,  die  wir  für  Sachsens  Elbhügelland  in  den 
westpontischen  Gauen  mit  reichstem  nordwestlich  vorgeschobenen  Ende  im 
böhmischen  Mittelgebirge  wiederfinden.  — 

Kommen  wir  nun  nach  Erörterung  dieser  theoretischen  Fragen  auf 
das  Thatsächliche  des  gegenwärtigen  Zustandes,  besonders  auf  die  oben 
(Seite  38)  kurz  berührte  Anordnung  der  Formationen  in  dem  frag- 
lichen Gelände  zurück,  so  können  wir  die  gesammten  in  der  ersten  und 
in  der  vorliegenden  Abhandlung  aufgezählten  Pflanzenarten  mit  vergleichend 
abgehandeltem  Areal  nach  ihrer  Formationszugehörigkeit  in  vier  Gruppen 
bringen.  Dadurch  wird  hier  Gelegenheit  geboten,  auch  die  Arten  der  im 
Jahre  1885  veröffentlichten  Abhandlung  noch  einmal  im  Zusammenhänge 
zu  wiederholen.  Die  Formationen  folgen  hier  in  der  Reihenfolge  ihrer 
Wichtigkeit  für  die  Standorte  der  westpontischen  Genossenschaft:  Gerolle, 
kurzrasige  trockene  Triften,  Haine  und  Gebüsche,  Wiesen;  manche  der 
Arten  können  unter  mehreren  Formationen  genannt  werden,  bei  allen 
bleiben  die  gewöhnlichen  und  für  unseren  Zweck  bedeutungslosen 
Arten  weg. 

A.  Geröllformation  dysgeogener  Felsarten  (grösstentheils  auf  Granit), 
auch  auf  sterilen  Kieshügeln  und  nacktem  Thon-  oder  Lehmboden. 

Von  Holzpflanzen  Cotoneaster , Prunus  spinosa  und  P osa- Arten  aus  der 
canina , tomentosa , rubiginosa  und  gallica- Gruppe,  zuweilen  Pirus-  und 
Malus- Wildlinge,  welche  hier  ursprüngliche  Standorte  haben  könnten. 
Calluna  vulgaris  ab  und  zu  im  granitischen  Geröll. 

Von  Halbsträuchern  mehrere  Formen  von  Thymus  Serpyllum  und  PLelianthe- 
mum  vulgare. 

Von  Stauden  solche  mit  tiefliegendem  und  mächtigem  Wurzelstocksystem 
( Pulsatilla  pratensis , Cynanchum  Vincetoxicum , Peucedanum  Cer- 
varia  etc.),  oder  solche  mit  Schleim  in  den  Blättern  und  Reif  auf 
denselben  und  Succulenz  ( Sedum  album,  rupestre,  acre , sexangulare  — 
Anthericum  Liliago  und  ramosum ),  Milchsaft  (Euphorbia  Cyparissias , 
Cynanchum , Laduca  perennis , Hieracium  Pilosella ),  oder  nur  mit 
steifen,  bereiften  Blättern  ( Asperula  glauca  = galioides) , wolligen 
Blättern  ( Helichrysum  arenarium , Potentilla  argentea , Verbascum 
phlomoides)\  oder  oberirdisch  ausgebreitete  Rosetten  mit  dicht  be- 
haarten und  oft  grauen  Blättern  ( Potentilla  opaca , cinerea ),  auch 
Hochstauden  mit  kleinen,  fein  zertheilten  Blattflächen  ( Achillea  *setacea , 
Anthemis  tinctoria , Artemisia  campestris , Centaurea  maculosa). 
Einjährige  Gewächse  mit  kurzer  Periode:  Veronica  - Arten , Holosteum , 
Cerastium , Spergula  vernalis1  Myosotis  versicolor  u.  a. 


Folgende  Arten  der  früheren  Abhandlung  haben  kein  besonders  aus- 
gezeichnetes Areal  in  Mitteldeutschland  in  Hinsicht  der  Wanderungslinien, 
gehören  der  allgemeinen  Formationscharakteristik  an  und  bleiben  aus  der 
hier  zum  Schluss  folgenden  synoptischen  Tabelle  der  östlichen  Genossen- 
schaft fort: 

2.  Anthyllis  Vulneraria *),  auch  in  die  Grastrift  übertretend. 

5.  Coronilla  varia , auch  in  Gebüschen. 

9.  Potentüla  verna  var.  pilosa.  Diese  Form,  welche  sich  von  P opaca 
nur  schwierig  trennen  lässt,  zeichnet  die  Hügelformationen  gegenüber 
den  feuchteren  Rainen  und  Haiden  mit  P.  verna  *genuina  gerade  so 
aus,  wie  bestimmte  Unterarten  von  Thymus  Serpyllum  gegenüber 
anderen. 

12.  Rosa  rubiginosa  *micrantha. 

13.  Plrus  communis. 

16.  Sedum  rupestre. 

22.  Spergula  vernalis. 

27.  Helianthemum  Chamaecistus  = vulgare. 

28.  Euphorbia  Cyparissias.  , 

32.  Campamda  glomerata. 

38.  Anthemis  tinctoria . 

49.  Verbascum  Lychnitis , welches  zwar  viel  charakteristischer  als  V.  phlo- 
moides  und  Thapsus  für  die  Formation  ist,  aber  bei  weitem  mittel- 
deutschen Areal  keine  besondere  Genossenschaft  auszeichnet. 

54.  Cynanchum  Vincetoxicum. 

56.  Polygonatum  officinale. 

57.  Anthericum  ramosum. 

58.  — Liliayo ; für  beide  Arten  gilt  das  von  Verbascum  Lychnitis 
Gesagte,  obwohl  ihr  Auftreten  sich  in  Sachsen  ziemlich  eng  an  die 
Standorte  der  östlichen  Genossenschaft  hält  und  überall  von  Be- 
deutung ist,  zumal  das  von  Nr.  57. 

67.  Festuca  ovina  *duriuscida , welche  Schwingelform  besonders  auszeich- 
nend für  granitische  und  syenitische  Felsabhänge  ist,  in  deren  Spalten 
sie  starke  Rasenbüschel  entwickelt. 

B.  Kurzrasige  Grastriften  und  beraste  Hügelgehänge  auf  dysgeogenen 
Gebirgsarten  und  auf  Lösslehm,  seltener  auf  Kiesunterlage. 

Diese  Formation  steht  besonders  mit  der  erstgenannten  in  so  inniger  Verbindung, 
dass  eine  grosse  Menge  beider  gemeinsamer  Arten  aufgeführt  werden  kann,  denn  die 
Rasenbildner  verlieren  sich  in  einzelnen  Horsten  in  das  Gerolle,  wie  man  im  heissen 
humuslosen  Granitboden  der  Bosel  sogar  kräftige  Rasen  von  Anthoxanthum  odoratum 
iindet,  welches  seine  Vegetationsperiode  merkwürdig  früh  ab  laufen  lässt  und  vom  Juli 
an  wie  verbrannt  dasteht.  Siehe  Altenkirch  in  Engler’s  botanischen  Jahrbüchern  XVIII 
vom  Jahre  1894.  — Anderseits  braucht  an  berasten  Hügelgehängen  die  Steilheit  nur 
zuzunehmen,  um  den  Bestand  der  Grastrift  in  den  der  Gerolle  überzuführen,  und  hier 
findet  also  die  innigste  Mischung  beider  statt.  Solche  Mischungen  durch  die  Natur  des 
Geländes  sind  etwas  selbstverständliches  und  es  ist  davon  in  Deutschlands  Pflanzen- 
geographie Seite  284  unter  dem  Beispiel  der  Hainleithe  ausführlich  die  Rede. 

Die  Holzpflanzen  werden  hier  in  der  normalen  Ausbildung  der 
Formation  durch  die  rasenbildenden  Gräser  und  Seggen  ersetzt,  nämlich: 

*)  Die  Vorgesetzten  Zahlen  beziehen  sich  auf  die  Abhandlung  in  der  Festschrift 
vom  Jahre  1885. 


45 


Festuca  ovinci  und  F.  *glauca , seltener  F.  rubra , pratensis  und 

pubescens , Anthoxanthum  odoratum , Deschampsia  flexuosa , auf  frucht- 
bareren, zusammenhängenden  Flächen  auch  Cynosurus ; Koeleria 
cristata  bildet  oft  in  mächtigen,  im  Juni  schön  silberglänzenden, 
hochhalmigen  Hörsten  den  Alleinbestand;  auf  Kalkboden  ist  Brachy- 
podium  pinnatum  besonders  häufig.  Andropogon  Ischaemum 
und  Phi  e um  Böhm  er  i sind  die  oft  in  zusammenhängenden  Rasen- 
decken ausgebreiteten,  am  meisten  charakteristischen  Gräser,  Car  ex 
humilis  und  C.  Schreberi  die  entsprechenden  Charakterarten  der 
Seggen.  Bemerkenswerth  ist  das  Fehlen  von  Sesleria  coerulea  auch 
auf  dem  Kalk  im  Bereich  der  ganzen  Elbhügelflora! 

Von  Stauden  sind  ausser  den  in  der  synoptischen  Liste  nachher  anfge- 
führten  viele  mit  weiter  ausgedehntem  Areal  durch  den  grössten  Theil 
Mitteleuropas  zu  nennen:  Armeria  elongata,  Silene  nutans , Genista 
tinctoria , Viscaria  vulgaris  ebenfalls  hier  und  im  Geröll,  Galium 
Mollugo  und  verum , Saxifraga  gramdata , Achillea  Millefolium  etc. 
mögen  als  Kennzeichen  des  Bestandes  dienen.  An  den  feuchteren 
Beständen  dieser  Gruppe  tritt  auch  Ornithogalum  umbellatum  auf, 
aber  Orchideen  fehlen  fast  gänzlich,  beschränken  sich  vielmehr  auf 
die  feuchteren  Wiesen  oder  die  Haine.  Dianthus  Carthusianorum 
und  Scabiosa  ochroleuca , welche  letztere  viel  häufiger  ist  als  die 
typische  Scabiosa  Columbciria , verleihen  diesen  Triften  von  den 
arealbeständigeren  Formen  einen  reichen  Blüthenschmuck,  in  den  im 
August  gelegentlich  das  freundliche  Blau  einzelner  Hörste  von  Veronica 
spicata  Mannigfaltigkeit  bringt. 

Unter  den  in  der  ersten  Abhandlung  1885  genannten  Arten  gehören 
folgende  von  weiterer  Verbreitung  dieser  Formation  hauptsächlich  an: 

3.  Trifolium  montanum. 

26.  Polygala  comosa  neben  der  P.  vidgaris. 

51.  Veronica  latifolia. 

66.  Koeleria  cristata. 

67.  Festuca  ovina  *glauca. 

68.  Brachypodium  pinnatum. 

C.  Lichte  Haine  und  Buschhölzer. 

Diese  Formation'  besteht  im  Elbhügel- Gelände  hauptsächlich  aus 
Eichen-,  Hainbuchen-,  Kiefern-  und  Steinbirkenhainen,  welche  sich  selten 
(soweit  als  die  Standorte  der  südöstlichen  Genossenschaft  reichen)  zu  ge- 
schlossenen Hochwäldern  erheben  und  in  letzterem  Falle  einige  Schatten- 
pflanzen beherbergen.  Viel  häufiger  sind  Gebüsche  von  Schlehen,  Weiss- 
dorn- und  Hagedorn-Arten,  Rhamnus  cathartica  mit  Hartriegel  und  niederem 
Feldahorn,  wo  gelegentlich  der  Liguster  auftritt,  und  die  zwischen  sich 
noch  zahlreiche  Gräser  ( Brachypodium , Koeleria  etc.)  aufkommen  lassen. 
Wenn  man  an  steileren  Gehängen,  wo  die  Kulturschwierigkeiten  natürlichere 
Verhältnisse  übrig  gelassen  haben,  solche  Haine  und  Gebüsche  betrachtet, 
so  kann  man  sich  der  Vorstellung  nicht  erwehren,  dass  die  Standorte  der 
westpontischen  Genossenschaft  in  Sachsen  im  Urzustände  weit  ausgedehnte 
Waldungen  von  diesem  lichten  Hain  Charakter  gehabt  haben  mögen,  zwischen 
denen  dann  die  Gehänge  mit  Grastriften  und  Geröllformationen  zur  Elbe 


46 


oder  zur  Sohle  der  Nebenthälchen  abfielen.  An  den  Felsen  zwischen  solchen 
Gehölzen  sind  die  besten  zahlreichen  Standorte  des  Cytisus  nigricans . 

Von  Arten  mit  weiterem  Areal,  welche  mehr  die  gemeinsame  Formation 
als  die  Merkmale  der  westpontischen  Genossenschaft  zur  Schau  tragen, 
sind  aus  der  Abhandlung  von  1885  folgende  Nummern  zu  nennen: 

3.  Trifolium  montanum  l zwischen  Gras  in  Gebüschen  und 

4.  — alpestre  (und  medium ) J Vorhölzern. 

5.  Coronilla  varia  in  Gebüschen  niedergestreckt. 

6.  Orobus  niger  im  schattigeren  Walde  an  nicht  allzuhäufigen  Standorten. 
15.  Sorbus  torminalis  als  seltener  Hainbestandtheil  in  Sachsen. 

~ , TT  . , ^ in  den  Gebüschen  zahlreich  verbreitet  und  in 

,^4.  Hypericum  montanum  I sachsen  wenig  aus  den  Hügelstandorten 
25-  - hirsutum  f herausgehend.  ^ 

31.  Aquilegia  vulgaris : besser  ganz,  auch  aus  dieser  Formation,  zu 
streichen,  da  ihre  Standorte  mehr  die  des  unteren  Bergwaldes  sind. 
35.  Galium  boreale  an  einzelnen  Stellen  auf  Gras  mit  3,  4,  24  und  25  im 
Gebüsch. 

37.  Inula  salicina  im  grasreichen  Gebüsch. 

40.  Chrysanthemum  corymbosum : charakteristisch  für  die  Formation  in 
ihren  Waldrändern  und  Dorngebüschen  1 
47.  Betonica  officinalis:  auf  grasigen  Stellen  an  Lichtungen  mit  3,  4 etc. 
61.  Allium  vineale  im  Dorngestrüpp  häufig. 

63.  Car  ex  montana  an  den  lichteren  Stellen  der  Haine,  in  Sachsen  nicht 
entfernt  so  häufig  als  im  kalkreichen  Thüringer  Becken. 


In  dieser  Formation  finden  sich  auch  seltenere  Orchideen,  die  aber 
gleichwohl  trotz  des  Interesses  ihrer  Standorte  nur  mit  Zwang  zu  der 
westpontischen  Genossenschaft  gerechnet  werden  dürften:  besonders 
Orchis  sambucina , welche  von  der  Lausitz  her  bis  zu  den  Elbhügeln 
(Hutberg  bei  Weissigü)  nahe  Dresden  vorrückt  und  dort  in  Grastriften 
wie  im  Eichenhain  häufig  ist,  dann  Cypripedilum  Calceolus , jetzt  fast  aus- 
gerottet, und  von  den  seltensten  Knabenkräutern  Orchis  purpur ea  und 
Cephalanthera  grandiflora  = pallens , beide  im  Ziegenbusch  bei  Meissen, 
während  Orchis  mmtaris  und  tridentata  im  Elbhügellande  ganz  fehlen  und 
erst  im  Territorium  der  Weissen  Elster  westwärts  auftreten. 


Diejenigen  Arten  nun,  welche  von  Charakterarten  der  in  Sachsen  auf- 
tretenden westpontischen  Genossenschaft  in  den  genannten  drei  Haupt- 
formationen vertreten  sind,  mögen  im  Folgenden  zu  einer  synoptischen 
Tabelle  vereinigt  werden,  welche  in  systematischer  Beihenfolge  die  Arten 
aufzählt.  Jede  ist  derjenigen  Formation  zugerechnet,  in  welcher  sie  im 
Elbhügellande  hauptsächlich  auftritt;  das  gleichzeitige  typische  Vorkommen 
in  den  beiden  anderen  Formationen  wird  durch  einen  beigefügten  Strich 
mit  Nummer  bezeichnet.  Die  Vorgesetzten  Nummern  1 — 68  beziehen  sich 
auf  die  Verbreitungstabelle  der  ersten  Abhandlung,  die  Nummern  69  —110 
auf  die  nachher  folgende  Verbreitungstabelle  der  jetzt  im  Nach  trage  ge- 
sammelten zahlreichen  Arten  des  Meissner  weiteren  Umkreises.  Die  durch 
ihr  Areal:  exclusiv  gegenüber  Thüringen  westlich  der  Saalelinie,  oder 
gegenüber  Schlesien,  oder  gegenüber  dem  nordöstlichen  Bayern  — ausge- 
zeichneten Arten  sind  gesperrt  gedruckt,  die  als  Leitpflanzen  ausgewählten 
Arten  durch  fetten  Sperrdruck  hervorgehoben. 


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Tabelle  der  durch  ihr  Areal  bemerkenswerthen  Formationsglieder 

im  Elbhügelgelände. 

I.  Dicotyledoneae  cliori  — und  apetalae.*) 


a)  der  Felsen  und  G-erölle. 


Vicia  cassubica  (7) 
Potentillci  cinerea  (73) 

- (72) 

Bosa  gallica  *pumila  (11) 
— trachyphylla  *Jundzilli 
(75) 

Cotoneaster  inteqerrimus 

(W 

Sedum  alb  um  (76) 
Peucedanum  Cervaria  (17) 


Tor dylium  maximum 
(79) 

Eryngium  campestre  (19) 
Libanotis  montan a (77) 


b)  der  trocknen  Grastriften. 

Astragalus  Cicer  (71) 

- (7) 

Potentilla  rupestris  (74) 

Filipendula  hexapetala  (10) 


- (17) 

Peucedanum  Oreoseli- 
num  (18) 


Seseli  coloratum  (78) 


c)  der  Haine  und  Gebüsche. 

Cytisus  nigricans 

(1) 

Trifolium  ochroleucum 
(69) 

— rubens  (70) 

- (7) 

Potentilla  alba  (72) 

- (74) 

Bosa  gallica  *pumila  (11) 


- (18) 


Dianthus  caesius  (20) 

(besitzt  eine  abweichende  Areal- 
verbreitung). 

— Carthusianorum  (21) 

Geranium  sanguineum  (80) 
Erysimum  hieraciifolium 
(81) 

Draba  muralis  (82) 

- (83) 


Alyssum  saxatile  (84) 
— montanum  (85) 

— (29) 


Nigella  arvensis  (89) 


Viola  hirta  (23) 


- (23) 

Geranium  sanguineum  (80) 


Bis cutella  laeviqata 
(83) 


Corydalis  solida  (86) 
Anemone  silvestris  (87) 


Pulsafilla  praten- 
sis (29) 

Banunculus  illyricus 
(88) 

- (89) 


- (88) 


Clematis  recta  (30) 
Thesium  montanum(90 ) 
— *intermedium  (91) 


*)  Die  systematische  Reihenfolge  ist  im  Anschluss  an  die  erste  Abhandlung  im 
Jahre  1885  unverändert  geblieben.  Gegenwärtig  würde  ich  mich  der  in  Deutschlands 
Pflanzengeographie,  Abschn.  III,  angewendeten  floristischen  Reihenfolge  bedienen. 


48 


H.  Dicotyledoneae  sympetalae. 


a)  der  Felsen  und  Gerolle. 


- (33) 

A sperula  galioides  (34) 

— (36) 


Artemisia  Absynthium  (93) 
Achillea  Millef.  *setacea 
(39) 

Centaurea  maculosa 

(43) 

Lactuca  perennis  (44) 
— viminea  (95) 

Hieracium  cymosum  (96) 

Stachys  recta  (48) 

■ — germanica  (98) 

Salvia  silvestris  (99) 

T eucrium  Cliamae  dry  s 
(100) 

Yerb  ascump hoeniceum 
(101) 

- (103) 


Orobanche  arenaria  (52) 


b)  der  trocknen  Grastriften. 
Asperula  cynanchica  (33) 
Scabiosaochroleuca(36) 


Hieracium  praealtum  (45) 
— (96) 


Prunella  grandiflora  (97) 


Yeronica  prostrata  (103) 
— spicata  (104) 
Euphrasia  lutea  (102) 

Orobanche  caryophyllacea 
(105) 


c)  der  Haine  und  Gebüsche. 


— (36) 

Campanula  bononien- 
sis  (92) 

Inula  hirta  (86) 


Serraiula  tinctoria  (42) 


Melittis  Melissophyllum  (4  6) 


Melampyrum  cristatum  (50) 
- (104) 


Symphytum  tuberosum 
(53) 

Myosotis  sp  ars  iflora 
(106) 


III«  Monocotyledoneae. 


Allium  fallax  (59) 
— (62) 
- (64) 


Festuca  * glauca  var.  (67) 


Carex  humilis  (62) 

— Schreberi  (64) 

Andropo  gon 
Ischae  m u m ( 65 ) 

Phleum  Boehmeri  (107) 


Melica  ciliata  (109) 
Poa  bulbosa  (110) 


Hier ochloa  australis 
(108) 


Wenig  ist  an  dieser  Stelle  von  den  Wiesenformationen  zu  sagen, 
da  dieselben  die  geringste  Zahl  von  Arten  der  westpontischen  Genossen- 
schaft in  sich  aufnehmen.  Es  handelt  sich  zumeist  um  die  Formation 
der  langhalmigen  Thalwiesen  mit  Avena  elatior  etc.,  auf  welchen  Sanguisorba 
officincilis  und  Allium  Scorodoprasum  als  häufige  oder  sporadische  Mit- 


49 


glieder  die  Facies  mitbestimmen  (aufgezählt  in  der  Liste  1885  unter  Nr.  8 
und  60).  Von  Arten,  welche  durch  ihr  Areal  für  Mitteldeutschland  be- 
deutsam sind,  möchten  nur  Iris  sibirica  (55)  und  Cirsium  canum  (41) 
zu  nennen  sein.  Ihr  bedeutsamster  Standort  liegt  ebenfalls  im  Meissner 
Gebiete,  nahe  den  Spaarbergen  und  Niederau.  — 

Aufzählung  der  durch  ihre  sächsischen  Standorte  im  Vergleich 
mit  den  Nachbar  fl  oren  bedeutsamsten  Arten. 


In  der  vorstehenden  Tabelle  sind  diejenigen  Arten  durch  Sperrschrift 
hervorgehoben,  welche  bei  den  Arealvergleichen  als  bedeutungsvoll  gelten 
müssen,  weil  sie  auf  bestimmte  Wanderungswege  der  in  dem  Elbthal- 
hügellande vereinigten  Genossenschaften  hin  weisen,  oder  weil  sie  wenigstens 
die  Identität  mit  einer  bestimmten  anderen  Genossenschaft  erweisen.  Als 
solche  giebt  sich  unzweideutig,  wie  auch  schon  in  der  Abhandlung  von 
1885  gesagt  war,  die  in  Böhmens  nördlichem  warmen  Hügellande,  auf 
Basalt-  und  granitischen  Bergen  im  Mittelgebirge,  an  den  Elbgestaden 
und  am  Südfusse  des  Erzgebirges  vereinigte  Genossenschaft  zu  erkennen, 
denn  hier  findet  sich  die  ganze  sächsische  Genossenschaft  ebenfalls  und 
fast  alle  Arten  in  viel  reicherer  Formationsvertretung  und  mit  noch  viel 
mehr  neuen  westpontischen  Bürgern  vermischt  wieder  vor.  Dagegen  fehlen 
sowohl  im  nördlichen  Saalegebiete  (Flora  um  Halle  und  am  Osthärz  bis 
zum  Huy  und  zur  Asse),  als  auch  in  ganz  Thüringen  westlich  der  von 
A.  Schulz  näher  bezeichneten  Saalelinie  manche  der  um  Meissen -Dresden 
vereinigten  Arten,  und  dieselben  oder  andere,  die  in  Thüringen  und  bei 
Halle  Vorkommen,  fehlen  auch  in  dem  zum  Vergleich  herangezogenen 
fränkisch- vogtländischen  Gebietstheile  des  nordöstlichen  Bayerns  oder 
endlich  in  Schlesien.  Dadurch  gilt  florenstatistisch  Böhmen  als  das 
relative  Ursprungsgebiet  der  östlichen  Pflanzengenossenschaft  im  Elbhügel- 
gelände Sachsens. 

Im  Folgenden  sind  die  durch  bestimmte  Lücken  im  Areal  be- 
merkenswerthen  Arten  nach  vier  Kategorien  aufgezählt: 


a)  fehlend  westlich  der  Saale- 
linie: 

Nr. 

4L  Cirsium  canum. 

53.  Symphytum  tuberosum 

(siehe  Ausnahme  in  Abh.  1885, 

Seite  102). 

84.  Alyssum  saxatile. 

[88.  Ranunculus  illyricus  tritt  erst 
im  nördlichen  Saalegebiet  um 
Halle  auf,  fehlt  südlich.] 

Diese  Art  hat  eines  der  für 
südöstliche  Genossenschaftsbe- 
ziehungenbemerkenswerthesten 
Areale. 

95.  Lcictuca  viminea. 

108.  Hierochloa  australis. 


b)  fehlend  um  Halle  und  am 
Ostharz,  in  Nordthüringen: 

Nr. 

1.  Cytisus  niyricans. 
tu.  Rosa  ycillica  * pumila  bei  Halle 
sparsam  und  dann  fehlend.] 

41 . Cirsium  canum. 

[44.  Lactucaperennis  fehlt  um  Halle, 
kehrt  aber  bei  Bernburg  und  am 
Ostharz  wieder.] 

53.  Symphytum  tuberosum. 

69.  Trifolium  ochroleucum. 

76.  Sedum  album. 

84.  Alyssum  saxatile. 

95.  Lactuca  viminea. 

108.  Hierochloa  australis. 


50 


c)  fehlend  in  Bayern  (und  zwar 

in  dessen  nördlichem  Gebiet, 
Ober-  und  Unter-Franken): 

Nr. 

29.  Pulsatilla  pratensis. 

39.  Achillea  Millefoliwn  * setacea 
aus  Unterfranken  (Wiirzburg) 
mit  einem  einzigen  Fundort 
angegeben. 

41.  Cirsinm  canum  aus  dem  nörd- 
lichen Keupergebiet  (Burgwind- 
heim im  Steigerwald)  als  ein- 
zigem Fundort  in  Bayern  an- 
gegeben. 

[74.  Potentilla  rupestris : selten  im 
nördlichen  Keuper.] 

79.  Tordylium  maximum. 

82.  Praha  muratis. 

83.  Biscutella  laevigata. 

88.  Panunculus  illyricus. 

92.  Campanula  bononiensis. 

95.  Lactuca  viminea. 

101.  Verbascum  phoeniceum  erst  bei 
Nürnberg  auftretend. 

106.  Myosotis  sparsiflora  in  Bayern 
nur  bei  Nürnberg. 


d)  fehlend  in  Schlesien: 

Nr. 

[19.  Eryngium  campestre:  sehr 
selten.] 

[30.  Clematis  recta : sehr  selten.  | 
44.  Lactuca  perennis. 

[62.  Carex  Jmmilis:  sehr  selten.  | 
65.  Andropogon  Ischaemum. 

76.  Sedum  album. 

79.  Tordylium  maximum. 

82.  Praha  muralis. 

[83.  Biscutella : ein  Standort.] 

84.  Alyssum  saxatile. 

88.  Panunculus  illyricus. 

90.  Thesium  montanum. 

95.  Lactuca  viminea. 

99.  Salvia  silvestris. 

100.  Teuer ium  Chamaedrys. 

102.  Euphrasia  lutea. 


Werfen  wir  nach  diesen  Vergleichen  mit  den  grösseren  summarisch 
herangezogenen  Nachbargebieten  noch  einen  Blick  auf  die  westliche  säch- 
sische Grenzflora  im  Gebiet  der  W eissen  Elster,  welche  sich  nach  unseres 
correspondirenden  Mitgliedes  Dr.  med.  Naumann  in  Gera  Untersuchungen 
so  bequem  für  die  Gegend  von  Weida  bis  Zeitz  in  unseren  Gesellschafts- 
schriften*) zusammengestellt  findet.  Die  treffend  am  Anfang  dieser  Ab- 
handlung zusammengestellten  Pflanzenarten  geben  an,  dass  die  Flora  des 
Weissen  Elster- Hügellandes  sich  viel  enger  an  die  der  Saale,  als  an  die 
des  Meissner  Elb -Hügellandes  anschliesst;  es  sind  dies  Clematis  Vitalba , 
Viola  mirabilis , Malva  moschata , Viburnum  Lantana , Gentiana  ciliata , 
Lithospermum  purpur eo-co er ideum,  Ajuga  Chamaepithys , Allium  rotundum 
und  Carex  ornithopoda , welche  alle  in  den  drei  Hauptformationen  der 
östlichen  Genossenschaft  ihre  Standorte  haben  würden,  wenn  sie  zum 
Pflanzenbestande  des  sächsischen  Elb-Hügellandes  gehörten.  Diesen  Arten 
lässt  sich  wohl  auch  mit  gewissem  Rechte  Asperula  tinctoria  beifügen,  die 
auf  der  gemeinsamen  Excursion  der  Isis  und  des  thüringischen  botanischen 
Vereins  zu  Pfingsten  1892  am  Mühlberg  bei  Crossen  und  Tauchlitz  ge- 
funden wurde  und  deren  Standort  „im  Gehege  bei  Dresden  1871“  doch  als 
ein  höchst  zweifelhafter  zu  bezeichnen  ist.  Auch  Ligustrmn  vulgare  ist  von 
Dr.  Naumann  in  diese  kleine,  aber  wichtige  Liste  aufgenommen,  dessen 
Bürgerrecht  übrigens  auch  für  Sachsen  nicht  ohne  Zweifel  bei  Seite  zu 
setzen  ist.  Die  genannten  Clematis -,  Gentiana-  und  Lithospermum- Arten 
sind  besonders  wichtig  als  weit  verbreitete  Bürger  im  Gebiete  Frankens, 


*)  Isis  1890,  Abhandlung  Nr.  7. 


51 


des  Thüringer  Beckens,  des  nördlichen  Saalelandes,  des  Ostharzes  und 
sogar  noch  des  Braunschweiger  Landes,  da  die  bekannte  Clematis  Vitalba, 
welche  in  Böhmen  fehlt,  noch  auf  der  Asse  südlich  der  Stadt  Braun- 
schweig in  den  lichten  Hainen  die  vom  Diptam  und  Melittis  geschmückten 
offenen  Plätze  umschlingt  und  Lithospermum  purpureo  - coeruleum  am  Huy 
bei  Halberstadt  ebenso  häufig  ist,  als  am  Mühlberg  nördlich  von  Gera; 
hier  ist  es  im  Gebüsch  so  charakteristisch,  dass  die  Hinzufügung  eines  (r) 
als  Zeichen  der  Seltenheit  in  Dr.  Naumann’s  Liste  nur  auf  geringere  An- 
zahl der  Standorte  Bezug  hat. 

Die  in  der  genannten  Liste  aufgeführte  zweite  Kategorie  von  Arten, 
welche  um  Gera  relativ  häufiger  sein  sollen,  als  in  Sachsen,  ist  für  unsere 
Zwecke  weniger  zu  gebrauchen.  Sie  zerfällt  nämlich  in  Arten,  welche  im 
Elb -Hügellande  von  Pirna- Riesa  mit  dein  Centrum  um  Meissen  genau  so 
charakteristisch  sind,  wie  auf  den  Höhen  an  der  Weissen  Elster  mit  ihren 
Zechsteinkalken  und  schwarzen  Schiefern.  Solches  sind  Peucedanum 
Cervaria , Aspenda  glauca , Scabiosa  ochroleuca , Innla  hirta , Chrysanthemum 
corymbosum,  Lappula  Myosotis,  vielleicht  sogar  die  auch  um  Gera  sehr  seltene 
Orchis  fusca  (nicht  aber  0.  militaris  und  tridentata ),  Anthericum  ramosum 
und  Melica  ciliata  und  andere  aus  Dr.  Naumann’s  zweiter  Liste.  Dagegen 
fehlt  ausser  den  zwei  genannten  Orchis- Arten  besonders  Lactuca  quercina! 
in  der  Waldformation  des  Elb -Hügellandes,  während  sie  an  dem  vom 
Lithospermum  purp. -coeruleum  besetzten  Waldberge  nördlich  Gera  so 
charakteristisch  verbreitet  dasteht;  und  dann  kann  man  allerdings  von 
einigen  Arten,  besonders  von  Salvia  verticillata , Brunella  yrandiflora , 
Teucrium  Botrys , den  Cephalanthera- Arten  und  von  Epipactis  rubiyinosa  be- 
haupten, dass  diese  in  der  Geraer  Flora  durch  Abundanz  einen  wesent- 
lichen Antheil  an  den  Formationszusammensetzungen  nehmen,  während  sie 
im  sächsischen  Elb -Hügellande  einen  äusserst  dürftigen  Platz  inne  haben. 
Aber  das  könnte  recht  wohl  in  der  Bodenverschiedenheit  begründet  sein; 
denn  alle  diese  letztgenannten  Arten  bevorzugen  ausserordentlich  das  bei 
uns  fehlende  Kalkgeröll,  und  wenn  es  schon  eine  auffällige  Sache  ist,  dass 
solche  kalkholde  Arten  überhaupt  auf  den  sächsischen  Graniten  und  Dia- 
basen Vorkommen,  so  kann  man  ja  nicht  die  grosse  Häufigkeit  von  ihnen 
erwarten,  die  ihnen  in  den  Kalkgeröll-Formationen  zukommt. 

Machen  wir  dagegen  die  entgegengesetzte  Probe  und  durchmustern 
die  Hügel  an  der  Weissen  Elster  auf  das  Vorkommen  derjenigen  Arten, 
welche  oben  als  charakteristisch  für  das  sächsische  Elb -Hügelland  und 
fehlend  im  Saalegebiete  bezeichnet  sind,  so  finden  wir  keine  derselben 
und  es  bestätigt  sich  also,  dass  das  Gelände  der  Weissen  Elster  sich  an 
das  weitere  Gebiet  der  Saale  mit  seiner  Flora  ansehliesst,  zu  dem  es 
auch  geognostisch  und  hydrographisch  gehört;  zu  demselben  Schlüsse  ist 
Dr.  Naumann  gekommen:  er  erklärt  die  Flora  des  weiteren  Umkreises  um 
Gera  als  eine  östliche  Grenzflora  des  thüringischen  Kalkgebietes. 

Somit  ist  die  pflanzengeographische  Bedeutung  der  in  dem  Hügellande 
um  die  Stadt  Meissen  herum  in  besonders  reicher  Entwickelung  zusammen- 
gekommenen Genossenschaft,  die  mit  vier  verschiedenen  Formationen  das 
Elbgebiet  vom  westlichsten  Quadersandsteingebirge  bis  zum  Auslaufen  der 
bedeutenderen  Granithöhen  und  Steilabfälle  nahe  der  nördlichen  Landes- 
grenze Sachsens  besetzt  hält,  gekennzeichnet:  sie  trägt  einen  verarmten 
böhmisch-mährischen  Charakter  und  ist  in  sehr  viel  kräftigerer  Weise  an 
der  oberen  Elbe  zwischen  Leitmeritz  und  dem  genannten  Quadersand- 


52 


steingebirge  und  im  Bereich  des  böhmischen  Mittelgebirges  bis  zum  Süd- 
fusse  des  Erzgebirges  hin  entwickelt.  Sie  ist  durch  ganz  bestimmte  negative 
und  positive  Charaktere  von  den  entsprechenden  Floren  an  der  Weissen 
Elster  und  Saale,  in  Schlesien  und  im  nordöstlichen  Bayern  geschieden. 
Sie  gliedert  sich  in  ihrem  sächsischen  Bereich  aber  ebenfalls  in  einen 
weniger  reichen  Südosttheil,  der  etwa  von  Pirna  bis  Dohna  und  zum 
Plauenschen  Grunde  reicht,  und  in  einen  mannigfaltigere  Arten  enthalten- 
den Nordwesttheil,  dessen  Hauptstandorte  die  Lössnitz  und  Kötzschenbroda, 
die  Bosel  und  Meissner  Hügel  dicht  an  der  Stadt,  der  Ziegenbusch  bei 
Niederau,  die  Flügel  am  Lommatzscher  Wasser  und  endlich  die  Elbgehänge 
bei  Seusslitz  und  Diesbar  sind.  Von  diesen  letzteren  Standorten  gab  es 
noch  eine  Menge  interessanter  Areale  als  Ergänzung  zu  der  Abhandlung 
von  1885  nachzutragen,  welche  nunmehr  in  derselben  Form  wie  damals 
verzeichnet  werden  sollen;  nur  ist  das  gleichzeitige  Vorkommen  in  Nord- 
Bayern  bei  jeder  Art  besonders  angemerkt. 


II.  Specieller  Theil. 


Weitere  Aufzählung  der  Areale  von  Arten  der  östlichen  Pflanzengenossen- 
schaften, welche  in  der  Festschrift  des  Jahres  1885  noch  nicht  auf- 
geführt worden  sind,  aus  dem  Meissner  Hügellande  in  weiterem  Umkreise, 
unter  Benutzung  des  Königl.  Herbars  zu  Dresden.*) 

Von  Prof.  Dr.  Oscar  Drude  und  Dr.  Bernhard  Schorler. 


I.  D i k o t y 1 e (1  o n e n. 


A.  Choripetalen. 

Verbreitung  in  Sachsen  und  Thüringen. 

(Die  Ziffern  scliliessen  an  die  Abhandlung  Isis  1885 
fortlaufend  an.) 

69.  Trifolium  ochroleucwn.  — Seltener  Be- 
standtheil  der  lichten  Hainformation: 
nur  im  Meissner  Gebiet,  Ziegenbusch ! 
(Z.)  und  in  der  Nähe  der  Milch- 
insel; ausserdem  aber  westwärts  im 
Gebiet  der  Zwickauer  Mulde  (Penig) 
und  an  der  oberen  Saale  (Saalburg). 

Im  Thüringer  Becken**)  (?)  (Naumburg). 
Fehlt  um  Halle.  Nordabhang  des  Harzes  (?). 
Am  Inselsherg. 


70.  Trifolium  rubens.  — Sehr  seltener  Be- 
standteil der  lichten  Hainformation: 


Verbreitung  im  Osten,  Südosten  und 
Südwesten.  — Gesammtareal. 


Das  ganze  südöstliche,  mittlere 
und  westliche  Europa  von  Mace- 
donien  bis  England. 

Böhmen:  Südabhang  des  Erz- 
gebirges. 

Niederschlesien:  sehr  selten. 

Nordbayern:  viele  Standorte. 

Wird  nach  Westen:  Rhein- 
provinz, häufiger. 


Verbreitung  in  Mitteldeutsch- 
land unregelmässig  und  wenig 
bedeutungsvoll.  — 

Das  ganze  südöstliche,  mittlere 
und  westliche  Europa  von  Süd- 
russland bis  Belgien. 


*)  Die  von  den  Verfassern  in  freier  Natur  beobachteten  Standorte  sind  mit ! ! be- 
zeichnet, die  aus  Herbarium-Exemplaren  anderer  Sammler  mit  !,  andere  ohne  Zeichen 
belassen. 

**)  Die  thüringer  Standorte  sollen  nach  Schulz  (siehe  Regel’s  „Thüringen“  Bd.  II, 
Abthlg.  I)  auf  Verwechselung  beruhen.  S.  82,  Anm.  3. 


53 


Verbreitung  in  Sachsen  und  Thüringen. 

nur  im  Meissner  Gebiet  vom  Lössnitz- 
thal bis  zu  den  Spaarbergen.  (B.)! 

Im  Thüringer  Bechen  verbreitet.  Zweifel- 
haft um  Halle.  Nordöstlicher  Harz  mit  Vor- 
bergen und  weiter  nach  NW.  zerstreut. 


71.  Astragcdus  Cicer.  — Seltener  Bestand- 
teil der  trockenen  Grastriften  und 
bebuschten  Anhöhen  von  Pillnitz  bis 
nördlich  von  Meissen  (Zehren  a.  Elbe) : 
Briessnitz  nördlich  Dresden!,  einige 
Standorte  bei  Meissen.  Ausserdem 
bei  Rochlitz. 

Thüringen : Mit  vielen  Standorten  sowohl 
im  Muschelkalkgebiet  als  an  der  unteren  Saale 
verbreitet.  Bei  Halle  auf  kalkarmem  und 
kalkreichem  Boden ; viele  Standorte  am  Nordost- 
harz und  von  da  bis  zur  Asse  bei  Braunschweig 
verbreitet,  auch  im  Magdeburger  Flözgebiet. 


72.  Potentilla  alba.  — Im  Hügellande  von 
Hosterwitz  bis  Kötzschenbroda!  und 
bei  Diesbar  auf  dem  rechten  Elbufer, 
und  ausserdem  an  den  Hängen  des 
Lommatzscher  Wassers  an  einzelnen 
Standorten  auf  Felsgeröll  und  in  Vor- 
hölzern ! ! häufig.  Bei  Leipzig  und 
Zeitz. 

Von  Halle  an  westwärts  um  den  Harz 
herum  mit  zunehmender  Häufigkeit  nach  dem 
Werra-  und  Leinegelbiete. 


73.  Potentilla  cinerea.  — Seltener  Bestand- 
teil der  Meissner  Hügelflora:  in 
der  Lössnitz  ! !,  Zitschewig,  nördlich 
von  Seusslitz  (Schwedenschanze  ! !), 
Gohrisch  unterhalb  Niedermuschütz!, 
am  Lommatzscher  Wasser  bei  Prositz ! !, 
im  sonnigen  Geröll  trockener  Ab- 
hänge meist  in  Gesellschaft  der  Poten- 
tilla verna  var.  pilosa  (vergl.  Abhand- 
lung 1885,  Nr.  9).  Bei  Leipzig. 


Verbreitung  im  Osten,  Südosten  und 

Südwesten.  — Gesammtareal. 

Schlesien:  sehr  zerstreut  und 
selten. 

Böhmen : zerstreut,  hauptsäch- 
lich im  Mittelgebirge  und  am  süd- 
lichen Erzgebirge. 

Nordbayern:  viele  Standorte. 


In  Mitteldeutschland  die  warme 
Hügelregion  (besonders  auf  Kalk) 
bevorzugend.  — 

Vom  mittleren  und  südlichen 
Russland  durch  Mitteleuropa  bis 
Aragonien  verbreitet;  fehlt  im 
deutschen  Nordwesten,  dagegen 
bis  zum  südöstlichen  Neu  Vor- 
pommern und  Marienwerder  im 
Nordosten  von  Sachsen  an  seltenen 
Standorten  vorkommend. 

Schlesien:  sehr  zerstreut. 

Böhmen : in  der  nördlichen 
Landeshälfte  ziemlich  verbreitet 
und  stellenweise  häufig. 

Bayern:  viele  Standorte  in 
Nordbayern,  zumal  auf  Kalk. 


In  dem  sächsisch en Vorkommen 
liegt  bei  der  Häufigkeit  derselben 
Art  in  Nordböhmen  und  in  Thü- 
ringen nichts  auszeichnendes.  — 

In  breitem  Strich  von  Süd- 
russland  nach  den  Pyrenäen  mit 
vorgeschobenen  Stationen  in  Polen 
und  Ostpreussen. 

Böhmen : im  Mittelgebirge  ver- 
breitet, auch  am  Südabhange  des 
Erzgebirges. 

Bayern:  fehlt  im  Waldgebiet, 
sonst  häufig  im  J ura-  und  Muschel- 
kalkgebiet.   

In  Mitteldeutschland  mit  einer 
von  Ostpreussen  nach  dem  Nahe- 
thal südwestwärts  abfallenden 
Vegetationslinie;  vergl.  Schulz. 
Entwickelungsgesch.  Mitteleurop. 
S.  48.  — 

Vom  südlichen  und  mittleren 
Russland  bis  nach  Südschweden 
und  von  dort  mit  Umgehung  des 
nordwestlichen  Deutschlands  zum 
Nahegebiet  und  zur  Pfalz , süd- 
lich durch  das  Eisass  zum  Rhone- 
gebiet. Vegetationslinie  vergl.  in 
Schulz  wie  sub  Nr.  71. 

Schlesien:  zerstreut  in  der 
Ebene. 

Böhmen:  verbreitet  und  ge- 
sellig im  Hügellande,  häufig  im 
Mittelgebirge. 


54 


Verbreitung  in  Sachsen  und  Thüringen. 

Um  Halle  verbreitet;  zerstreut  im  Gebiet 
des  Thüringer  Muschelkalkes.  Harzgebiet  und 
nordwestwärts  bis  Braunschweig. 


74.  Potentüla  rupestris.  — Seltener  Be- 

standtheil  der  Meissner  Hügelflora: 
von  der  Lössnitz  bis  Nünchritz  ! !,  bei 
Riesa  am  rechten  Elbufer,  und  häufiger 
südlich  des  Lommatzscher  Wassers 
bei  Schieritz  ! !,  im  gleichen  Bachthal 
bei  Prositz  ! ! und  hinauf  bis  Leuben. 
An  ihren  Standorten  in  der  Gras- 
trift, im  Hügelgeröll,  oder  am  Saume 
kleiner  Vorhölzer  meist  in  Rudeln  und 
üppig  blühend.  — Oestlich  von  diesem 
Gebiet  in  der  Lausitz  bei  Bautzen. 
Westlich  im  Muldengebiet  bei  Wurzen 
und  im  Zeisigwald  bei  Chemnitz  !. 

Bei  Halle  auf  meist  kalkarmem  Tertiär  und 
Diluvium.  Selten  im  Kalkgebiet  der  Saale, 
aber  stromauf  über  Saalfeld  bis  Ziegenrück. 

Unterharz:  Felsen  der  Rosstrappe. 

75.  Rosa  trachyphylla  Rau,  *Junäzüliana 

Bess.  (Garcke,  Fl.  v.  Deutschi.  1890, 
Nr.  607).  — Seltener  Bestandteil 
der  Meissner  Hügelflora,  dessen  Ver- 
breitung noch  nicht  genügend  fest- 
gestellt ist.  Niedere,  am  Boden  hin- 
gestreckte Sträucher  auf  sonnigem 
Fels:  Höhen  bei  Wachtnitz  ! !,  Boselü, 
Ziegenbusch.  — Ausserdem  um  Zwickau 
und  im  Vogtlande. 

Ist  bisher  im  Saalegebiet  nur  bei  Gösch- 
witz gefunden  worden.  Sie  kann  aber  unter 
dem  Formenkreis  von  R.  ccinina  versteckt 
sein.  Bei  Erfurt,  Sondershausen  und  vielleicht 
am  Südharz  (?  Focke). 

76.  Sedum  cdbum.  — Succulente  Staude  der 

trockensten  Silicat-Felsen  und  Gerolle, 
mit  ursprünglichen  Standorten  wahr- 
scheinlich nur  im  oberen  Elbthal 
(Ausgang  des  Elbsandsteingebirges) 
zwischen  Wehlen  und  Pirna,  am  Sattel- 


Verbreitung  im  Osten,  SUdosten  und 
Südwesten.  — Gesammtareal. 

Bayern:  nicht  viele  Standorte 
im  Muschelkalk- , Keuper-  und 
Jura- Gebiet. 


Wegen  mangelnder  Standorte 
in  der  gesammten  schlesischen 
und  sächsischen  Lausitz  erscheint 
das  Vorkommen  im  Elbliügellande 
Sachsens  verknüpft  mit  der  böh- 
mischen Verbreitung.  — 

Fast  das  ganze  mitteleuro- 
päische Florengebiet  und  das  an- 
grenzende nördliche  Mediterran- 
gebiet, auch  im  nordöstlichen 
Deutschland.  Fehlt  in  der  Nieder- 
lausitz. 

Böhmen : im  wärmeren  Hügel- 
lande und  Mittelgebirge  ziemlich 
selten;  auf  grasigen  Hügeln  ähn- 
lich wie  in  Sachsen  wachsend! 

Bayern:  Nur  vereinzelte  Stand- 
orte im  nördlichen  Keupergebiete. 


Die  Standorte  im  sächsischen 
Elbthalgebiet  entsprechen  dem 
zerstreuten  Areal  in  Deutschland. 


Verbreitung  noch  nicht  genau 
nach  den  Floren  festzustellen . 
Schlesisches  Hügelland  selten,  in 
Böhmen  meist  mit  R.  gallica  ver- 
gesellschaftet und  selten  bis  zum 
Mittelgebirge  und  südlichen  Erz- 
gebirge, in  Bayern  bei  Würz- 
burg etc.  

Es  scheint  diese  Form  der  mit 
R.  ccinina  verwandten  tracky- 
pliylla  eine  durch  ganz  Mittel- 
deutschland an  seltenen  Standorten 
zerstreute  Hügelpflanze  zu  sein. 


Weit  durch  Mitteleuropa  ver- 
breitet, in  Norddeutschland  feh- 
lend, aber  von  Bornholm  und  dem 
sw.  Finnland  angegeben. 

Fehlt  in  Schlesien. 

Böhmen:  häufig  im  warmen 
Hügellande , durch  das  Mittel- 


55 


Verbreitung  in  Sachsen  und  Thüringen. 

berg  bei  Gottleuba  !,  sowie  unterhalb 
zwischen  Meissen!!  und  Diesbar!!. 
Andere  Standorte  (Dresden)  wahr- 
scheinlich durch  Verwilderung  auf 
Mauern.  — [Selten  in  der  Ober- 
lausitz: Tollenstein!!,  Bautzen.]  Im 
Vogtlande  bei  Plauen,  Weida,  Loben- 
stein, Ebersdorf. 

Im  Kalkgebiet  der  Saale  an  vielen  Orten, 
nordwärts  bis  Merseburg;  fehlt  um  Halle  und 
am  Harz. 

77.  Libanotis  montana.  — Sehr  seltener 
Bestandteil  der  trockenen  Geröll- 
flora: bei  Pirna,  Lössnitz  und  Kötitz  !; 
auch  Langebrück  wird  ausserhalb  der 
Elbhöhen  als  Standort  angegeben.  — 
Im  Vogtlande  bei  Zeulenroda,  Loben- 
stein, Ziegenrück  und  am  Heinrich- 
stein (Saale). 

Im  Thüringer  Kalkgebiet  häufiger,  sowohl 
im  Saale-Unstrut- Gebiet  (Hainleithe  ! !),  als  an 
der  Westgrenze  im  Muschelkalk  der  Werra- 
Höhen.  Nordöstlich  vom  Harz  scheint  nur 
ein  Standort  an  der  Liethe  (Magdeburg)  zu 
existiren,  da  Schulz  die  Pflanze  von  Halle 
nicht  angiebt. 


78.  Seseli  coloratum.  — Selten  im  südlichen 

Theil  des  Hügellandes  bei  Rottwern- 
dorf und  Pillnitz.  Dann  viel  häufiger 
auf  grasigen  Hügeln  bei  Kötzschen- 
broda (Himmelsbusch  ! !),  Zaschen- 
dorf, Weinböhla,  an  der  Bosel  und  im 
Gebiet  des  Lommatzscher  Wassers 
auf  den  trockenen  Uferhöhen  ! ! . 
Sparsam  in  der  Lausitz  und  bei 
Leipzig. 

Häufig  und  an  vielen  Orten  durch  das 
ganze  Thüringer  Hügelland,  besonders  auch 
bei  Halle  und  von  da  nördlich  des  Harzes  bis 
Braunschweig. 

79.  Tordylium  maximum.  — Sehr  seltener 

Bestandteil  in  der  Flora  der  trockenen 
Hügelgerölle  an  buschigen  Abhängen 
nur  im  Meissner  Gebiet:  B!  und  nord- 
wärts bei  Zadel!,  ausserdem  von 
Zehren  und  der  Karpfenschänke  an- 


Verbreitung  im  Osten,  Südosten  und 
Südwesten.  — Gesammtareal. 

gebirge  bis  zum  Elbsandstein- 
gebirge bei  Tetschen. 

In  Nordbayern  Ins  Berneck 
(Fichtelgebirge). 


Die  Verbreitung  in  Sachsen 
schliesst  sich  zunächst  den  Stand- 
orten im  Elbgebiet  des  böhmischen 
Mittelgebirges  an. 


Weit  durch  Mitteleuropa  ver- 
breitet und  in  dessen  nördlichem 
Theile  zerstreut,  auch  in  den 
meisten  deutschen  Gauen  (aus- 
genommen Posen  und  den  Nord- 
westen) vorhanden,  häufiger  erst 
im  südlicheren  Hügelgebiet. 

Schlesien:  zerstreut  im  Hügel- 
lande. 

Böhmen : auf  Basalt  und  Kalk 
im  wärmeren  Hügellande  an  ein- 
zelnen Standorten  häufig. 

Nordbayern:  auf  Jura-  und 
Muschelkalk. 


Das  seltene  Vorkommen  in 
Sachsen  zeigt  keine  besondere 
Wanderungslinie  an  und  ent- 
spricht dem  im  kalkarmen  öst- 
licheren Gebiet.  — 

Aehnlich  wie  Nr.  77  verbreitet, 
aber  weniger  weit  nordwärts 
gehend ; in  Deutschland  der  Nord- 
osten und  Nordwesten  .ausge- 
geschlossen. 

In  Schlesien,  Böhmen  und 
Nordbayern  auf  verschiedenen  Ge- 
steinsarten des  trockenen  Hügel- 
landes häufiger  als  in  Sachsen. 


Das  Elbthal  - Verbreitungs- 
gebiet entspricht  in  etwas  dem 
schlesischen;  beide  hängen  mit 
einander  durch  Vorkommnisse  in 
der  Ober-  und  Niederlausitz  zu- 
sammen. — 

Vom  europäischen  Mediterran- 
gebiet (Krim  bis  Portugal)  nord- 
wärts durch  die  Balkanhalbinsel 
und  Mitteleuropa  bis  Frankreich 
und  England  verbreitet;  erreicht 
in  Deutschland  an  der  Oder 
(Freienwalde  etc.)  seine  Nord- 
grenze. 


56 


Verbreitung  in  Sachsen  und  Thüringen. 

gegeben  (Schlimpert),  also  alle  Stand- 
orte an  den  der  Elbe  zugewendeten 
Höben  nabe  am  Strom  oder  bocb 
über  demselben.  Sonst  in  Sachsen 
fehlend. 

Thüringen  : mehrere  Standorte  im  Muschel- 
kalkbecken (Sulza,  Allstedt,  Eckartsberge  etc.). 
Wird  von  A.  Schulz  aus  der  Flora  von  Halle 
gegenüber  früheren  Angaben  nicht  genannt, 
findet  sich  dagegen  wieder  am  Unterharz 
(Falkenstein). 


80.  Geranium  sanguineum.  — An  einzelnen 
Stellen  der  granitischen  Elbbügel  sehr 
häufiger  (cop. 3),  an  anderen  seltener 
und  dann  auf  weite  Strecken  fehlender 
Bestandtheil  der  Staudenvegetation 
bebuschter  Höhen,  von  Pirna!  bis 
Meissen !.  Am  häufigsten  im  Lössnitz- 
grund ! !.  Auch  am  Bienitz ! bei  Leipzig. 

Thüringen-,  häufig  im  Kalkgebiet,  ebenso 
um  Halle,  und  nordwestlich  gemein  noch  am 
Huy  ! ! und  bis  zur  Asse  ! ! . 


81.  Erysimum  hieraciifolium  *virgatum.  — 
Nur  an  den  Flussufern  der  Elbe  auf 
Mauern  und  trockenen  Sandhügeln  von 
Dresden  (Blasewitz !)  bis  Meissen 
(Karpfenschänke !,  Gauernitz, Kötzschen- 
broda! etc.)  und  bei  Seusslitz.  Ausser- 
dem bei  Pirna  abseits  der  Elbe  im 
Wessnitzthal!.  Wird  von  Chemnitz 
angegeben;  vielleicht  verschleppt? 

Thüringen : an  nicht  vielen  Standorten  von 
Halle  bis  zum  Ostharz  und  von  Saalfeld  sowie 
Jena  bis  Auleben  an  der  Westgrenze  des 
Gebietes. 

[An m.]  Diplotaxis  muralis.  ) Ruderal-  und  Fluss- 
— tenuifolia.  > ufer  - Pflanzen  mit 
SisymbriumLoeselii.  J vielleicht  nicht  ganz 
natürlichem  Areal  in  Sachsen.  Die  Diplo- 
taxis fehlen  um  Meisseil,  wo  Sisymbrium 
vorkommt;  alle  drei  Arten  um  Dresden  zer- 
streut, Sisymbrium  auch  im  Elbsandstein- 
gebirge und  bei  Leipzig.  Diplotaxis  muralis 
ebenfalls  bei  Leipzig.  — 


Verbreitung  im  Osten,  Südosten  und 
Südwesten.  — Gesammtareal. 

Schlesien:  fehlt. 

Böhmen : sehr  selten  „und  viel- 
leicht nicht  ursprünglich“  bei  Prag 
und  Jungbunzlau. 

Bayern:  nur  eingeschleppt  (da- 
gegen in  der  Pfalz,  Rheinprovinz 
und  weiter  westlich). 


Obwohl  die  Art  durch  ihr 
sporadisches  Vorkommen  grosses 
Interesse  besitzt,  so  sind  die  säch- 
sischen Stationen  im  Meissner 
Gebiet  weder  die  nördlichsten 
noch  den  Osten  oder  Westen  in 
Deutschland  ausschliessend.  — 

Mitteleuropäisches  Areal  im 
weitesten  Umfange,  aber  in  diesem 
das  südliche  sowie  mittlere  Berg- 
und  Hügelland  (auf  Kalk)  bevor- 
zugend. Fühlt  in  den  deutschen 
Haidegauen. 

Schlesien:  zerstreut  auf  son- 
nigen Hügeln. 

Böhmen : verbreitet  im  Hügel- 
lande und  Mittelgebirge. 

Bayern:  verbreitet,  auf  dem 
Muschelkalk  im  nördlichen  Bayern 
gemein.  

Areal  ohne  deutliche  Bezieh- 
ung; aber  die  Verbreitung  in 
Sachsen  fällt  in  das  Vorkommen 
der  östlichen  Genossenschaften.  — • 

Areal  durch  das  ganze  Mittel- 
europa ausgedehnt  , in  Deutsch- 
lands Nord  westen  und  Norden 
fehlend. 

Schlesien : verbreitet. 

Böhmen:  fast  nur  im  Elb- 
thale. 

Bayern:  viele  Standorte. 


Arealbeziehung  zweifelhaft ; 
doch  scheint  das  sächsische  Vor- 
kommen wegen  der  Verbindungs - 
Standorte  in  dem  Elbsandstein- 
gebiet auf  die  böhmische  Elb- 
thal-V erbreitung  hinzuweisen. 


Mitteleuropäisches  Areal  ohne 
besondere  Beziehung ; in  Deutsch- 
land fehlen  die  drei  Arten  haupt- 
sächlich in  den  nordwestlichen 
Gauen. 


57 


Verbreitung  in  Sachsen  und  Thüringen. 

Sind  hier  nebensächlich  mit  angeführt, 
weil  ihr  Areal  mit  in  die  östliche  Genossen- 
schaft fällt. 

82.  Draba  muralis.  — Sehr  selten:  nur 
auf  einer  Gartenmauer  an  einem  Stein- 
bruch in  Oberspaar  (Rothe  Gasse) 
gegenüber  Meissen  ! ! und  bei  Gauer- 
nitz oberhalb  Meissen.  Sonst  in 
Sachsen  fehlend. 

Thüringen:  selten,  hei  Weissenfels,  Naum- 
burg und  Halle  (Schulz,  Yeget.  v.  Halle,  p.  96). 
Nordostwärts  hei  Dessau  und  im  Gebiet  von 
Burg  (Schneider,  Fl.  v.  Magdeburg,  S.  23). 
Ostharz  (Harpe,  S.  27). 


83.  Biscutella  laevigata.  — Seltener  Be- 
standtheil  der  trockenen  Sand-  und 
Hügelflora:  bei  Dresden!!,  Nieder- 
lössnitz ! ! und  bei  Meissen,  überall 
in  geringer  Menge.  Sonst  in  Sachsen 
fehlend. 

Thüringen : an  mehreren  Standorten  im 
Saalegebiet  von  Halle  (siehe  Schulz,  Veget.  v. 
Halle,  p.  117);  ausserdem  hei  Schleusingen  und 
am  Südharz  bei  Nordhausen ! ! (Kohnstein), 
sowie  im  Dessauer  Gebiet. 


84.  Alyssum  saxatile.  , — Sehr  seltener  Be- 
standteil der  nördlichen  sonnigen 
Felsformation  an  der  Elbe:  bei  Dies- 
bar-Seusslitz  am  linken  ! ! und  rechten 
Elbufer!!.  — In  Sachsen  ausserdem 
bei  Wechselburg  in  der  Eulenkluft 
an  der  Mulde  ! . 

Fehlt  in  Thüringen , Halle  und  Ostharz. 


Verbreitung  im  Osten,  Südosten  und 
Südwesten.  — Gesammtareal. 


Sehr  sporadisch  durch  Europa 
von  Südrussland  bis  Schweden, 
England,  Portugal  und  Herzego- 
wina. 

Schlesien:  fehlt. 

Böhmen:  auf  buschigen,  gra- 
sigen Lehnen  der  Bergregion 
wenig  verbreitet;  häufig  und  oft 
massig  auf  den  Moldauabhängen 
bei  Zavist  etc. 

Fehlt  in  Nordbayern,  erst  im 
Rheingebiet  wiederum  häufiger. 


Das  vereinzelte  sächsische  Vor- 
kommen schliesst  sich  an  das 
böhmische  Areal  an.  — 

In  weitem  Areal  durch  Europa 
hat  B.  I.  in  Deutschland  ihre  Nord- 
grenze in  Schlesien— Sachsen  — 
Magdeburger  Flora— Nahethal — 
Rheinthal.  In  Süddeutschland 
alpin  (bis  2200  m). 

Schlesien : einziger  Standort 
Kottwitzer  Wald  bei  Breslau. 

Böhmen:  auf  Felsen  (Kalk, 
Schiefer,  Basalt),  buschigen  Ab- 
hängen und  sandigen  Hügeln  sehr 
zerstreut  im  Mittelgebirge , auch 
im  Bielathal  des  Elbsandstein- 
gebietes. 

Fehlt  im  bayerischen  Grenz- 
gebiet,   


Das  Vorkommen  im  Elbthal 
und  bei  Halle  schliesst  sich  an 
das  böhmische  Areal  an.  — 

Südost-Europa,  besonders  Süd- 
russland und  nördliche  Balkan- 
Halbinsel,  bis  Mitteldeutschland 
(Sachsen)  und  zum  Rhein. 

Fehlt  in  Schlesien. 

Böhmen:  imElbthale  vonLeit- 
meritz  bis  gegen  Tetschen  fast 
auf  allen  Basaltfelsen,  ebenso 
häufig  dort  im  Mittelgebirge  (auf 
Kalk,  Schiefer  und  Basalt). 

Bayern:  Kalkfelsen  im  nörd- 
lichen Jura. 


Der  sächsische  Standort  ist 
bemerkenswert!!  durch  das|Fehlen 
der  Species  im  ganzen  Saalegebiet 
und  schliesst  sich  der  böhmischen 
Verbreitung  an. 


58 


Verbreitung  in  Sachsen  und  Thüringen. 

85.  Alyssum  montanum.  — Seltener  Be- 
st and  th  eil  der  wärmsten  Hügelforma- 
tion: nur  im  Meissner  Gebiet  zwischen 
der  Lössnitz!!,  den  Spaarbergen  und 
Diesbar. 

Thüringen : im  Muschelkalkgebiet  von 
Jena  - Mauinburg  - Erfurt  - Sondershausen  und 
Auleben  an  zahlreichen  Standorten.  Im  Ge- 
biet von  Halle  bei  Giebich enstein,  sowie  auf 
allen  Bodenarten  der  Saalehöhen  bei  Wettin 
(siehe  Schulz,  Yeget.  v.  Halle,  p.  117)  bis  zum 
östlichen  Harz  (Gernrode);  von  da  westwärts 
fehlend. 


86.  Corydalis  solida.  — Für  Sachsen  eine 
seltene  und  nur  im  Bereich  der  öst- 
lichen Hügelformationen  zwischen  Ge- 
büsch vorkommende  Art:  bei  Pirna 
an  der  Wesnitz!,  bei  Nieschütz  ober- 
halb Diesbar!,  ausserdem  bei  Kalk- 
reuth! (Grossenhain). 

Thüringen : fehlt  um  Halle,  wo  dagegen 
die  in  Sachsen  fehlende  C.  pumila  häufig  ist, 
sonst  als  ziemlich  seltene  Pflanze  von  Gera 
westwärts  und  am  Ostrande  des  Harzes  ent- 
lang durch  das  Gebiet  zerstreut. 


87.  Anemone  silvestris.  — Höchst  seltener 
Bestandteil  der  lichten  Laubwal- 
dungen auf  einer  Hügelkuppe  bei 
Schloss  Scliieritz  ! !.  Wird  auch  ausser- 
halb des  Meissner  Hügellandes  bei 
Bochlitz  angegeben. 

In  Thüringen  häufig  und  verbreitet  von 
den  Elsterhöhen  bei  Gera  westwärts;  ebenso 
schon  im  Vogtlande:  einziger  Standort  auf 
einem  kalkhaltigen  Diabashügel  bei  Plauen 
(Artzt !);  und  bei  Schleiz.  Bei  Halle?  fehlend, 
bei  Magdeburg  und  Braunschweig  selten. 


88.  Ranunculus  illyricus.  — Seltener  Be- 
standteil auf  den  kiesig -sandigen 


Verbreitung  im  Osten,  Südosten  und 

Südwesten.  Gesammtareai. 

Südliches  und  mittleres  Europa 
von  der  Weichsel  über  die  Oder 
(Angermünde)  nach  dem  Nord- 
rande des  hercynischen  Hügel- 
landes im  Diluvium  von  Magde- 
burg und  zum  Ostharz;  dann  in 
Nordhessen!!  und  im  Sieben- 
gebirge, von  da  nach  Central- 
Frankreich. 

In  Schlesien  selten  (Glogau- 
Breslau). 

In  Böhmen  verbreitet  auf  Kalk, 
Basalt  und  besonders  auf  Sand 
im  wärmeren  Hügellande. 

Bayern : zahlreiche  Standorte 
in  Franken  etc. 


V erbreitungs weise  in  Mittel- 
deutschland unbestimmt.  — 

Im  ganzen  mitteleuropäischen 
Gebiete,  auch  in  Deutschland 
(vielleicht  mit  Ausschluss  des 
Nordwestens)  zerstreut  und  be- 
sonders in  den  mittleren  Gauen. 

Schlesien:  im  südöstlichen  Ge- 
biete, selten. 

Böhmen:  in  der  wärmeren 
Hügelregion,  selten. 

Bayern:  von  vielen  Fundorten 
angegeben. 


Arealbeziehung  zweifelhaft ; 
die  wenigen  Standorte  fallen  nur 
in  das  Gebiet  der  südöstlichen 
Genossenschaft.  — 

Südöstliches  und  mittleres 
Europa  mit  NW- Grenze:  Süd- 
schweden—Braunschweig. 

In  Schlesien  an  wenig  Stand- 
orten. 

Im  böhmischen  Hügellande 
verbreitet,  gern  auf  Kalk. 

Nordbayern : verbreitet. 


Die  Seltenheit  der  Art  östlich 
der  Elsterhöhen  ist  auffallend 
und  entspricht  ihrer  sporadischen 
Verbreitung  in  Schlesien  und 
im  nordöstlichen  Deutschland. 
Die  sonst  kalkliebende  Pflanze 
hat  die  Plänerkalke  des  Elb- 
gebietes nicht  aufgesucht.  (Vergl. 
erste  Abhandlung  Isis  1885,  S.  79 
bis  81.)  — 

Von  Südrussland  durch  die 
Balkanländer  und  Ungarn  nach 
Oesterreich  (von  da  nordwest- 


59 


Verbreitung  in  Sachsen  und  Thüringen. 

Wiesen  der  Elbufer  bei  Dresden!!*), 
Riesa  und  Mühlberg. 

Bei  Halle  auf  den  Porphyrhügeln  der 
Saale  (Schulz,  Veget.  v.  Halle,  p.  116),  ver- 
breitet; ausserdem  ziemlich  häufig  bei  Magde- 
burg. Fehlt  im  ganzen  Thüringer  Becken. 


89.  Nigella  arvensis.  — Rudelweis  im 
trockenen  Hügelgelände  besonders  um 
Meissen ! und  Lommatzsch  ! ! vor- 
kommende und  bis  gegen  Dresden 
verbreitete  Art,  vielfach  auf  Brach- 
äckern. Ebenso  um  Leipzig!. 

Thüringen : zahlreiche  Standorte  sowohl 
im  Kalk-  als  Porphyrgebiet  der  Saale  und  so 
um  den  Harz  (Huy  !)  bis  Braunschweig ! ! ver- 
breitet. 


Verbreitung  im  Osten,  Südosten  und 
Südwesten.  — Gesammtareal. 

wärts  bis  Magdeburg  vorgescho- 
ben), und  nach  Italien  verbreitet. 
Fehlt  in  Schlesien  und  Bayern. 
Böhmen : nur  im  unteren  Mol- 
dau- und  Elbtlial. 


Diese  in  ihrem  Areal  aus- 
gezeichnete Art  erscheint  als 
Flussthalpflanze  der  Elbe.  — 

Vom  mittleren  Russland  bis 
ausschliesslich  Belgien  durch  den 
grössten  Theil  Europas  verbreitete 
Art,  wahrscheinlich  durch  Cultur 
weiter  verschleppt. 

Schlesien:  auf  Aeckern  zer- 
streut. 

Böhmen:  auf  Aeckern,  aber 
auch  auf  buschigen  Abhängen 
besonders  im  Norden  des  Landes, 
viele  Standorte. 

Bayern : auf  Aeckern  im  ganzen 
nördlichen  Gebiete. 


[Anm.]  Eupliorbia  Gerardiana.  — • Diese  auf 
Sandhügeln  und  an  kiesigen  Ufern  entlang  des 
ganzen  Elblaufs  von  Bodenbach  (in  Böhmen)- 
Schandau  - Königstein  - Pillnitz  - Dresden  und 
von  da  bis  nach  Meissen-Diesbar  verbreitete 
Art  erscheint  als  Flussuferpflanze. 

Thüringen : zerstreut  durch  das  ganze  Ge- 
biet, nordwestlich  fehlend. 


90.  Tliesium  montanum : — Seltener  Bestand- 
theil  im  Hügelgelände  von  Dresden 
(Lössnitzgrund !)  bis  über  Meissen 
hinaus:  Schieritz ! und  Zadel!.  Auch 
bei  Oberau!  von  den  Elbhügeln  ent- 
fernt. 

Thüringen : tritt,  mit  Ausnahme  der  Flora 
um  Halle,  im  ganzen  Gebiet  besonders  in  Ge- 
büschen auf  Muschelkalk,  an  vielen  Punkten 
zerstreut  auf  und  ist  viel  häufiger  als  in 
Sachsen. 


Die  Verbreitung  lässt  für 
Sachsen  auf  keine  deutliche  Wan- 
derungslinie schliessen.  — 

Südliches  und  mittleres  Europa 
von  Russland  bis  Holland,  in 
Deutschlands  nördlichen  Gauen 
fehlend. 

Schlesien:  fehlt. 

Böhmen : auf  Hügeln  an  den 
Ufern  der  unteren  Moldau  und 
Elbe  von  Prag  bis  Aussig  und 
Bodenbach. 

Bayern:  zerstreut  im  Main- 
gebiet etc.  

Die  sächsischen  Standorte 
weisen  auf  Böhmen.  — 

In  den  Ländern  des  südöst- 
lichen Europas  von  Thessalien 
bis  Ungarn  häufig,  strahlt  das 
Gebiet  durch  Oesterreich  nach 
Mitteldeutschland  und  der  Schweiz 
aus. 

Schlesien:  fehlt  (vergl.  Th. 
inter  medium). 

Böhmen:  zahlreiche  Standorte 
im  Mittelgebirge ! ! und  bis  zum 
Erzgebirge. 

Bayern:  zerstreut  im  ganzen 
nordöstlichen  Gebiet. 


*)  Der  von  Vogel  angegebene  Standort  bei  „Hohnstein“,  den  auch  Hippe  (Nr.  1263) 
citirt,  erscheint  der  Bestätigung  bedürftig. 


60 


Verbreitung  in  Sachsen  und  Thüringen. 


Verbreitung  im  Osten,  Südesten  und 
Südwesten.  Gesammtareal. 

Die  sächsischen  Standorte 
nehmen  an  der  nördlichen  Vege- 
tationslinie  dieser  Art  in  Deutsch- 
land Theil,  weisen  aber  ebenso 
auf  den  SW.  als  den  SO.  — 


91.  Thesium  inter medium.  — Etwas  häu- 
figerer Bestandteil  als  vorige  sehr 
verwandte  Art,  aber  nur  im  Meissner 
Gebiet,  bez.  Leuben ! bei  Lommatzsch, 
auf  der  Bosel  und  bei  Zadel.  Ausser- 
halb der  Elbhügel  bei  Skassa  (Grossen- 
liain),  bei  Wurzen  und  am  Bienitz 
bei  Leipzig. 

Thüringen : häufiger  als  vorige,  zugleich 
auch  auf  kalkarmem  wie  kalkreichem  Boden 
der  Flora  um  Halle  (Schulz). 


Areal  nach  Osten  und  Westen 
etwas  weiter  ausgreifend. 

Schlesien : sehr  zerstreut  in 
der  Ebene. 

Böhmen:  häufiger  als  vorige 
Art. 

Bayern : ebenso. 


Das  Auftreten  dieser  Form 
ist  weniger  charakteristisch  als 
das  der  vorigen,  welche  allgemein 
als  seltenere  Unterart  zu  be- 
trachten ist. 


B.  Sympetale n. 


92.  Campanula  bononiensis.  — An  einem 
einzigen  Standorte,  an  einem  be- 
buschten Hügel  bei  Daubnitz  am 
Lommatzscber  Wasser,  mit  Verbascum 
phoeniceum  etc.  häufig  ! !.  Erst  neuer- 
dings entdeckt:  siehe  Schorler  in 
Sitzungsber.  d.  Isis  1893,  S.  25.  In 
Sachsen  sonst  fehlend. 

In  Thüringen  nur  in  den  nördlichen  und 
nordöstlichen  Strichen:  von  Halle  und  Schkeu- 
ditz bis  Gotha,  Sondershausen- Frankenhausen, 
Ascherslehen  und  noch  im  Magdeburg  - Helm- 
stedter  Gebiet  zerstreut. 


Hauptsächlich  im  südöstlichen 
Europa  und  von  da  bis  Ungarn- 
Oesterreich  verbreitet  (s.  Schorler, 
1.  c.).  In  Deutschlands  nordöst- 
lichen Provinzen  einzelne  vor- 
geschobene Standorte , auch  in 
der  Mark. 

Böhmen : häufig  im  nördlichen 
Gebiet. 

Schlesien : nur  an  drei  Stand- 
orten (N.  und  S.). 

Bayern : fehlt. 


Der  einzige  sächsische  Stand- 
ort scheint  der  nordböhmischen 
Verbreitung  anzugehören;  jedoch 
ist  die  Wanderlinie  wegen  der 
nördlicheren  Standorte  nicht  klar. 
Jedenfalls  ist  das  Areal  ein  öst- 
liches. — 


93.  Artemisia  Absinthium.  — Ausser  dem 
Vorkommen  auf  Schutt  etc.  nahe  den 
Ortschaften,  welches  auf  Verwilderung 
zurückzuführen  ist,  kommt  der  Absinth 
an  seltenen  Standorten  im  Geröll  und 
als  Bestandtheil  der  Dornbuscli-F  orma- 
tionen  cop.  an  südlichen  Lagen  der 
Hügelabhänge,  mit  allen  Anzeichen 
der  Ursprünglichkeit,  vor,  so  z.  B.  auf 
den  Rosa  galliea -Hügeln  am  Lom- 
matzscher  Wasser ! !,  an  der  Knorre 
und  im  Spaargebirge. 


Einheimisch  im  südöstlichen 
und  im  südlichen  mittleren  Europa, 
von  da  nordwärts  verwildert. 

Böhmen : Celakovsky  unter- 
scheidet manche  der  zalilreichen 
Standorte  auf  Felsen,  Abhängen, 
als  wirklich  ursprüngliche  von 
den  durch  V erwilderung  ent- 
standenen. 

Bayern : gilt  als  einheimisch 
im  nördlichen  Jura-  und  Muschel- 
kalkgebiet. 


61 


Verbreitung  in  Sachsen  und  Thüringen. 

In  Thüringen  werden  Standorte  durch  Ver- 
wilderung von  ursprünglichen  nicht  unter- 
schieden; Schulz  (Halle),  Ilse  und  Vogel  geben 
ursprüngliche  wenigstens  nicht  an. 

94.  Inula  hirtci.  — Seltener  Bestandtheil 
der  lichten  Hügelgebüsclie  bei  Pirna 
im  Siidtheil  der  Elbbügel,  im  Meissner 
Gebiet  an  den  Hügeln  von  Schieritz  ! ! 
bis  Wachtnitz  ! ! und  bei  Seilitz.  Dann 
im  Westen:  Bienitz  bei  Leipzig!. 

In  Thüringen  sowohl  im  Gebiet  der  Weissen 
Elster  (Gera),  als  häutig  im  Muschelkalkgebiet 
der  Saale  und  Unstrut,  und  ebenso  im  Gebiet 
um  Halle  auf  kalkarmem  Boden,  von  da  als 
Seltenheit  zum  nordöstlichen  Harz  und  Huy, 
bis  Magdeburg. 


[Anm.]  Echinops  sphaerocephalus.  — Ist  wegen 
Unbeständigkeit  der  Standorte  und  des  Ver- 
dachtes späterer  Einbürgerung  nur  fraglich 
zu  den  echten  Bestandtheilen  der  Elbthal- 
Hügelflora  zu  zählen,  findet  sich  in  Sachsen 
nur  im  Bereich  der  südöstlichen  Genossen- 
schaft von  Schandau  bis  unterhalb  Meissen 
auf  Weinbergen,  buschigen  Hügeln  und  am 
Elbufer. 

Thüringen’,  auch  in  Thüringen  als  ver- 
wildert an  vielen  Standorten  angegeben  bis 
zum  Ostharz  (Grafschaft  Mansfeld!)  und  bei 
Halle  zerstreut;  auch  bei  Braunschweig  ver- 
wildert. 

95.  Lactuca  viminea.  — Sehr  seltener  Be- 
standtheil der  trockenen  Felsflora:  im 
Elbgebiet  östlich  Dresden  an  den 
Gehängen  bei  Pillnitz ! ! und  dann 
im  Meissner  Gebiet  zwischen  Diesbar 
und  Seusslitz.  (Wird  aus  dem  Vogt- 
lande bei  Netzschkau  angegeben:  dieser 
Standort  würde  der  westlichste  in 
Mitteldeutschland  sein.) 

Fehlt  westlich  und  nördlich  von  Sachsen. 


Verbreitung  im  Osten,  Südosten  und 

Südwesten.  — Gesanimtareal. 

Man  darf  annehmen,  dass  das 
Vorkommen  im  Meissner  Hügel- 
lande mit  zur  Nordgrenze  der 
ursprünglichen  Verbreitung  ge- 
hört. — 

Vom  südlichen  und  mittleren 
Russland  bis  Frankreich  und 
Spanien  verbreitet,  auch  mit  ein- 
zelnen Standorten  im  nordöst- 
lichen Deutschland  bis  Stettin. 

Schlesien:  von  Teschen  bis 
Striegau  als  Seltenheit  zerstreut. 

Böhmen:  viele  Standorte  im 
wärmsten  Hügellande  auf  Kalk- 
und  Lehmboden. 

Nordbayern:  viele  Standorte. 


Die  Standorte  im  sächsischen 
Elbthalgebiet  entsprechen  dem 
zerstreuten  Areal  in  Deutsch- 
land. — 

Im  südlichen  Theil  von  Mittel- 
europa häufig  und  nach  Norden 
selten,  durch  Einbürgerung  aus 
dem  ursprünglichen  Areal  ver- 
breitet. 

In  Böhmen  auf  sonnigen, 
buschigen  Hügeln  der  wärmsten 
Thäler,  besonders  um  Prag  und 
an  der  Elbe  bei  Czernosek,  am 
südlichen  Erzgebirge  bei  Komo- 
tau  etc. 


Von  Südrussland  durch  Oester- 
reich und  die  südliche  Schweiz 
bis  Spanien , hauptsächlich  im 
südöstlichen  Europa. 

Schlesien:  fehlt. 

Bayern:  fehlt. 

Böhmen : im  trockenen  Hügel- 
lande um  Prag  und  in  Nord- 
böhmen zerstreut. 


Der  sächsische  Standort  ist 
bemerkenswert!)  durch  das  Fehlen 
der  Species  im  ganzen  Saalegebiet 
und  schliesst  sich  der  böhmischen 
Verbreitung  an.  — 


Anmerkung.  Lactuca  quercina , in  der  Oberlausitz  bei  Bernstadt  vorkommend 
fehlt  — wie  es  scheint  — gänzlich  im  Elbthalgebiet,  beginnt  aber  westlich  der  Weissen 
Elster  auf  den  Höhen  nördlich  von  Gera  und  im  Gebiet  von  Halle  ein  neues  thüringisches 
Areal.  — Lichte  Hain-  und  Waldpflanze  der  Hügelformationen. 


62 


Verbreitung  in  Sachsen  und  Thüringen. 

96.  Hieracium  cymosum.  — Seltener  Be- 
stancltheil  der  trockenen  Felsflora:  auf 
der  Kuppe  des  Todsteines  bei  Wahns- 
dorf oberhalb  des  Lössnitzgrundes  ! ! , 
bei  Räcknitz  auf  Mauern  (Fl.  v.  Dres- 
den) ! ! , wahrscheinlich  noch  an  anderen 
Orten  bei  Kötzschenbroda  und  südlich 
der  Elbe.  Die  sonstige  Verbreitung 
in  Sachsen  ergiebt  sich  nicht  genau 
aus  den  Floren. 

Thüringen-,  im  Kalkgebiet  der  Saale,  Saal- 
feld-Jena Ü-Weissenfels,  nordwärts  im  Gebiet 
von  Halle  fehlend  (Schulz),  dagegen  am  Ost- 
und  Südostrande  des  Harzes  und  am  Kyff- 
häuser. 


Verbreitung  im  Osten,  Südosten  und 

Südwesten.  — Gesammtareal. 

Weit  im  ganzen  mitteleuro- 
päischen Gebiet,  mit  Ausschluss 
des  Westens,  und  im  südöstlichen 
Russland  verbreitete  Art. 

Schlesien:  nur  bei  Striegau. 

Böhmen:  zahlreiche  Standorte 
in  der  warmen  Hügelregion  des 
Mittelgebirges  und  "am  Südhange 
des  Erzgebirges. 

Bayern:  einzelne  Standorte  im 
nördlichen  Jura-  und  Triasgebiet. 


Die  sächsische  Verbreitung 
scheint  sich  an  die  Herkunft  aus 
Böhmen  anzuschliessen , ist  aber 
nicht  eindeutig. 


97.  Prunella  grandiflora.  — An  verschie- 
denen Standorten  im  Meissner  Gebiet, 
östlich  der  Elbe  selten,  westlich  der 
Elbe  besonders  bei  Prositz ! ! nahe 
Lommatzsch,  cop.  in  Grastriften  von 
geringer  Ausdehnung.  Bei  Leipzig 
(Bienitz)  und  im  Vogtlande  selten. 

Im  Gebiet  der  Weissen  Elster  um  Gera 
schon  häufig  auf  allen  Zechstein-Kalkhügelnü, 
ebenso  als  Charakterpilanze  der  Hügelforma- 
tionen durch  ganz  Thüringen  und  das  untere 
Saalegebiet  (Halle! !)  bis  zum  Elm  bei  Braun- 
schweig. 


98.  Stachys  germanica.  — An  mehreren 
Standorten  im  warmen  Felsgeröll 
streckenweise  verbreitet:  bei  Dresden 
(P.  G.)  und  oberhalb  im  Weisseritz- 
thal  bei  Somsdorf;  dann  häufig 
bei  Niedermuschütz  und  Schieritz 
an  den  Südhängen  zum  Lommatzscher 
Wasser ! ! . (Fehlt  im  Osten  des  Elb- 
gebiets.) Westwärts:  bei  Leipzig- 
Pegau  etc.  Im  Vogtlande  bei  Greiz, 
Schleiz  und  Hohenleuben. 

An  vielen  Standorten  westlich  der  Weissen 
Elster  und  Saale  durch  Thüringen ! ! nach 
Nordwesten  abnehmend. 


99.  Salvia  silvestris.  — An  der  Elbe  zwischen 
Pirna  (Copitz,  Posta)  — Dresden 
(Blasewitz  ! !)  — Zadel,  Diesbar,  und 


Verbreitet  im  ganzen  mittel- 
europäischen Gebiet  und  in  Süd- 
russland, aber  mitUeberspringung 
der  nordatlantischen  und  süd- 
baltischen  Region. 

Schlesien:  sehr  zerstreut. 

Böhmen:  sehr  häufig,  besonders 
im  NW. 

Bayern : sehr  häufig  (im  Kalk- 
gebiet). 


Die  Seltenheit  in  Schlesien 
und  Sachsen , wo  sie  auch  im 
oberen  Elbgebiet  (auf  den  Pläner- 
kalken!) fehlt,  ist  der  Häufigkeit 
gegenüber  westlich  der  Elster 
und  Saale  bemerkenswert!!.  — 

Nur  im  südlicheren  Theile  des 
mitteleuropäischen  Gebietes  von 
Südrussland  bis  Belgien  und  Por- 
tugal, dort  in  allen  Ländern  ver- 
breitet; wenige  Standorte  in 
Deutschland  nordöstlich  von 
Sachsen. 

Schlesien:  sehr  zerstreut. 

Böhmen:  häufig  im  wärmeren 
Hügellande. 

Bayern:  ausserhalb  des  nörd- 
lichen Jura  in  Nordbayern  selten. 


Die  sächsischen  Standorte 
nehmen  Theil  an  den  zerstreuten 
Standorten  der  allgemeinen  Nord- 
grenze im  mitteldeutschen  Hügel- 
lande. — 

Im  südlichen  Mitteleuropa  ver- 
breitet von  Südrussland  her  durch 
die  pannonischen  Gebiete  durch 
Deutschland  bis  zum  Rhein,  im 


63 


Verbreitung  in  Sachsen  und  Thüringen. 

zwar  hier  an  beiden  Ufern,  Seusslitz 
und  Nünchritz  auf  kleine  Strecken 
verstreut  und  meist  vereinzelt.  — Bei 
Leipzig,  Gera,  Lobenstein. 

Im  Thüringer  Becken  an  vielen  Standorten, 
zumal  im  Unstrutgebiet!!,  nach  NW.  häufiger. 
Im  Gebiet  von  Halle  und  dem  Ostharz  (Schulz, 
Veget.  v.  Halle,  p.  109  und  118). 


100.  Teucrium  Chamaedrys.  — Sehr  selten 

in  Sachsen  und  von  uns  noch  nicht 
lebend  beobachtet: 

a)  im  Elbsandsteingebiet  oberhalb 
Pirna  am  rechten  Ufer  der  Elbe 
bei  Rathen  (ältere  Exemplare  vom 
Jahre  1868  im  Herbarium  der 
Flora  Saxonica!,  ferner  von 
C.  Schiller  1885!),  Holl  und  Heyn- 
hold, p.  474,  Reichenb.  Fl.  Saxon., 
p.  209,  Hippe,  Verz.  d.  Plian. 
Sachs.  Schweiz,  p.  83. 

b)  im  Meissner  Gebiet  ebenfalls  am 
rechten  Ufer  an  einer  Stelle  bei 
Dorf  Mülbitz,  seit  1891  inW  ünsche’s 
Excursionsflora  von  Sachsen  auf- 
genommen. 

Thüringen : charakteristischer  Bestandtheil 
und  vielfach  gesellig  mit  T.  montcinum  auf 
dem  Muschelkalk  an  den  Saalehöhen,  aufwärts 
bis  gegen  Lobenstein  und  nach  NW.  über 
Halle  zum  Südostharz  bis  Eisleben  verbreitet. 

t 

101.  Verlyascum phoeniceum.  — Nur  im  nörd- 

lichen Theil  des  Elbthalgebietes, 
hauptsächlich  links  der  Elbe  auf  den 
Hügeln  am  Lommatzscher  Wasser, 
z.  B.  zahlreich  zwischen  Prositz  und 
Schieritz  ! !,  seltener  bei  Leckwitz  bei 
Riesa.  Wird  auch  von  Skassa,  Mersch- 
witz und  Mühlberg  am  rechten  Elb- 
ufer angegeben.  Fehlt  sonst  in  Sachsen. 

Thüringen : zerstreut  im  Gebiet  um  Halle 
auf  kalkarmem  und  kalkreichem  Boden  und 
nordwestlich  am  Ostharz  bis  Quedlinburg; 
scheint  dagegen  nur  selten  im  Kalkgebiet 


Verbreitung  im  Osten,  Südosten  und 
Südwesten.  — Gesammtareal. 

südwestlichen  Deutschland  feh- 
lend. 

Schlesien : fehlt  [dagegen 

häufig  im  südlichen  Mähren]. 
Böhmen:  zahlreiche  Standorte. 
Bayern:  nur  einzelne  Stand- 
orte im  nördlichen  Triasgebiet. 


Die  sächsischen  Standorte 
schliessen  sich  gegenüber  dem 
Fehlen  in  Schlesien  an  die  böh- 
mische Verbreitung  an  und  er- 
weitern das  reichere  Thüringer 
Areal  um  eine  östlich  vorge- 
schobene Insel.  — 

Im  südlichen  Theil  des  mittel- 
europäischen und  im  nördlichen 
Theil  des  Mittelmeergebietes  von 
Südrussland  bis  Spanien  weit 
verbreiteter  und  zumal  in  Kalk- 
gebirgen häufiger  Halbstrauch ; 
in  Deutschland  zieht  sich  seine 
Nordgrenze  vom  südöstlichen  Ge- 
biet bis  Thüringen,  dann  am  Rhein 
bis  nach  Belgien  hinauf. 

Schlesien:  fehlt. 

Böhmen:  auf  den  Bergen  des 
böhmischen  Mittelgebirges  häufig, 
ebenso  bei  Leitmeritz  und  Prag  etc. 

Bayern : häufig , besonders 
stark  verbreitet  im  nördlichen 
Jura-  und  Muschelkalkgebiet. 


Die  seltenen  sächsischen  Stand- 
orte erscheinen  als  vorgeschobene 
Posten  von  Böhmen  entlang  der 
Elbe,  während  die  Thüringer 
Formation  der  im  nördlichen 
Franken  entspricht.  Auch  in 
Böhmen  fehlt  Teucrium  mon- 
tanum. 


Von  Südrussland  durch  das 
pannonische  Gebiet  bis  Dalmatien 
im  Süden  und  das  Elbgebiet  bei 
Barby  (bez.  Ostharz)  im  Norden ; 
in  Deutschland  nur  im  Osten  und 
dort  nördlich  bis  Posen-Branden- 
burg. 

Schlesien:  Ebene,  selten  [da- 
gegen häufig  im  südlichen  Mähren, 
in  österreichisch  Schlesien  fehlend]. 

Böhmen:  im  nördlichen  Lande 
zerstreut,  aber  meist  sehr  ge- 
sellig. 

Bayern : sehr  selten  • angegeben 
nur  von  München  und  Nürnberg. 


64 


Verbreitung  in  Sachsen  und  Thüringen. 

oberhalb  an  der  Saale  (Jena)  vorzukommen, 
auch  am  Wendelstein  a.  d.  Unstrut  zwischen 
Nebra  und  Artern. 


Verbreitung  im  Osten,  Südosten  und 
Südwesten.  — Gesammtareal. 

Die  sächsischen  Standorte  bil- 
den zusammen  mit  denen  von 
Barby  bis  zum  Harz  gelegenen 
ein  nordwestlich  vorgeschobenes 
Areal  dieser  südöstlichen  Pflanze 
von  Mähren  und  Böhmen  her.  — 


102.  Euphrasia  lutea.  — Nur  im  Meissner 
Elbthalgebiet,  und  zwar  auf  den 
rechten  Uferhöhen  bei  Cölln  und  von 
der  Knorre  ! ! bis  Dorf  Zadel!!,  auch 
bei  Okrilla  und  Naundörfel,  an  ein- 
zelnen Stellen  zahlreich  in  der  Hügel- 
formation mit  Car  ex  humilis , spät 
im  Jahre  blühend;  geht  bis  zum 
Strom  auf  den  Dämmen  herunter. 
Auf  dem  linken  Elbufer  nur  an  den 
sonnigen  Hängen  des  Triebischthales. 
Fehlt  sonst  in  Sachsen. 

Thüringen : an  vielen  Standorten  auf  kalk- 
reichem und  kalkarmem  Boden,  am  Ostharz 
entlang  bis  zur  Asse  bei  Braunschweig  gen 
NW. 


Von  Südrussland  durch  das 
pannonische  Gebiet  bis  Frank- 
reich und  Spanien,  mit  Nord- 
grenze durch  Deutschland  hin- 
durch (vorgeschobener  Posten  bei 
Stettin). 

Schlesien  fehlt  [dagegen  viele 
Standorte  im  südlichen  und  mitt- 
leren Mähren]. 

Böhmen:  häufig  im  nordwest- 
lichen Lande,  cop. 

Bayern:  zahlreiche  Standorte 
im  Norden  des  Landes  auf  Kalk. 


Aehnlich  der  vorigen  Art 
(Nr.  101)  bilden  die  sächsisch-thü- 
ringischen Standorte  das  Haupt- 
areal im  östlichen  Deutschland, 
welchem  aber  eine  weite  Ver- 
breitung am  Rhein  folgt.  — 


103.  Veronica  prostrata.  — Diese  als  Sub- 
species  von  V.  Teucrium  nicht  immer 
von  den  Floristen  scharf  unterschie- 
dene Form  scheint  in  Elbthalgebiet 
zwischen  Dresden  und  Meissen  an 
manchen  Standorten  häufig  zu  sein 
(siehe  Holl  und  Heynhold,  p.  11).  Die 
mit  der  böhmischen  Mittelgebirgs- 
pflanze (Milleschauer!!)  genau  über- 
einstimmende Form  z.  B.  zahlreich 
zwischen  Haide-  und  Schwingelgras  in 
den  Spaarbergen  (B.ü)  und  am  Zadler 
Abhang. 

Thüringen : scheint  ebenfalls  häufig,  sowohl 
im  Kalkgebiet  von  der  Saale  bis  Franken- 
hausen, als  im  nördlichen  Saalegebiet  von 
Halle  bis  zum  Nordostharz. 


Weit  verbreitet  im  wärmeren 
mitteleuropäischen  Gebiet  von 
Südrussland  bis  Belgien  und 
Spanien,  ganz  Norddeutschland 
ausschliessend. 

Schlesien:  nur  bei  Friedland 
undRatibor  angegeben  [in  Mähren 
gemein;  Oesterreichisch  - Schle- 
sien: Troppau]. 

Böhmen:  auf  trockenem  Ge- 
lände, besonders  auf  Sandboden, 
gemein. 

Bayern:  viele  Standorte  an- 
gegeben. 


Die  sächsischen  Standorte 
nehmen  an  der  allgemeinen  Nord- 
grenze dieser  Hügelregionspflanze 
Theil. 


104.  Veronica  spicata . — Im  Elbhügellande 
nur  im  Meissner  Gebiet  beiderseits  des 
Stromes,  an  den  grasigen  Lehnen  an 
einzelnen  Stellen  cop.  3 eingesprengt, 
besonders  von  der  Knorre ! ! gegen- 
über Meissen  bis  Dorf  Zadel  und 
Löbsal,  an  sonnigen  Hügeln  des  Lom- 


Das  ganze  mitteleuropäische 
Gebiet  von  Süd-  und  Mittel- 
Russland— südliches  Norwegen— 
Pyrenäen,  auch  in  Norddeutsch- 
land als  Seltenheit  an  einzelnen 
Standorten. 

Schlesien:  strichweise  in  der 
Ebene. 


65 


Verbreitung  in  Sachsen  und  Thüringen. 

matzscher  Wassers!!,  und  zwischen 
Zehren  und  Hirschstein.  Ausserhalb 
dieses  Gebiets  in  Sachsen  nur  noch 
am  Bienitz  bei  Leipzig. 

Thüringen:  an  vielen  Standorten  durch  das 
Kalkbecken  und  das  nördliche  Gebiet , am  Ost- 
harz, bis  Braunschweiger  Land!!. 


Verbreitung  im  Osten,  Südosten  und 
Südwesten.  — Gesammtareal. 

Böhmen:  verbreitet  in  der 
Hügelregion  des  nördlichen 
Landes. 

Bayern:  viele  Standorte. 


Die  Standorte  im  sächsischen 
Elbthalgebiet  entsprechen  dem 
zerstreuten  Areal  in  Deutsch- 
land mit  Abnahme  nach  Norden.  — 


105.  Orobanche  caryophyllacea.  — Seltener 
Bestandtheil  der  trockenen  mit  Galium- 
Arten  bestandenen  Triften:  bei  Dres- 
den !,  im  Lössnitzgrunde !,  im  Meissner 
Gebiet  auf  der  Bosel,  bei  Zscheila 
und  am  Lommatzscher  Wasser  bei 
Prositz.  (Wird  auch  von  Markers- 
bach angegeben;  sonst  in  Sachsen 
fehlend.) 

Thüringen:  durch  das  ganze  Gebiet  zer- 
streut! Um  Halle  auf  kalkreichem  und  kalk- 
armem Boden;  von  da  zum  Ostharz  und  zum 
Magdeburger  Gebiet  übergehend  und  mit  west- 
licher Vegetationslinie  dort  für  das  Gebiet 
endend. 


Mitteleuropa  vom  Ural  bis  zu 
den  Pyrenäen  (Beck,  Orobanche, 
S.  160).  In  Deutschlands  bal- 
tischen Gauen  bis  Rügen  und 
Usedom. 

Schlesien:  sehr  zerstreut. 

Böhmen : viele  Standorte,  nörd- 
lich bis  Tetschen. 

Bayern:  viele  Standorte. 


Die  Standorte  im  sächsischen 
Elbhügellande  entsprechen  dem 
zerstreuten  Areal  in  Deutschland 
mit  Abnahme  nach  Norden. 


106.  Myosotis  sparsiflora.  — ■ Im  Elbhügel- 
lande als  seltener  Bestandtheil  feuch- 
terer Gebüsche,  an  ihren  Standorten 
cop.  Bei  Pirna  und  Dresden,  am 
Ausgange  des  Weisseritzthales  (P.  G.), 
bei  Briessnitz  und  Scharfenberg,  bei 
Wachtnitz  am  Lommatzscher  Wasser ! ! 
und  bei  Zadel.  Ausserdem  in  der 
Lausitz  und  bei  Leipzig  und  Grimma ! . 

Thüringen : im  östlichen  Tlieil  des  Landes 
an  manchen  zum  Theil  zweifelhaften  Stand- 
orten, häufiger  im  Gebiet  um  Halle  und  bis 
in  den  nordöstlichen  Harz  ! ! . Fehlt  westwärts. 


Im  südlichen  und  nördlichen 
Ost-Europa  weit  verbreitet,  mit 
seiner  Westgrenze  durch  Deutsch- 
land laufend,  in  Westdeutschland 
ganz  fehlend.  (Genaueres  s. Schulz, 
Grundz.  Entwickelg.  Pfl.  Mittel- 
europas, p.  50.) 

Schlesien:  links  der  Oder 
stellenweise. 

Böhmen:  im  Hügel-  und  nie- 
deren Berglande  zerstreut,  öfters 
mit  Omphalodes  scorpioides. 

Bayern:  nur  von  Nürnberg  an- 
gegeben. 


Die  Standorte  in  Sachsen  und 
Thüringen  nehmen  an  der  W est- 
grenze  in  Deutschland  Theil. 


II.  llonokotyledonen. 


107.  Phi eum Böhmen.  — Auf  sonnigen  Hügeln 
an  einzelnen  Stellen  cop. 3 — fast  soc., 
aber  stets  in  kleinerem  Umkreise,  so 
besonders  auf  den  Felsen  des  Lössnitz- 
grundes ! ! , am  rechten  Elbufer  ober- 
halb Meissen  ! !,  und  unterhalb  bei 


Im  ganzen  mitteleuropäischen 
Gebiet  verbreitet,  ebenso  im  süd- 
östlichen Russland;  in  Deutsch- 
land fast  nur  auf  die  warmen 
Hügelformationen  beschränkt. 

Schlesien : zerstreut  in  der 
Ebene. 


66 


Verbreitung  in  Sachsen  und  Thüringen. 

Winkwitz  und  Diesbar,  auch  am  Lom- 
matzscber  Wasser  ! ! (hier  mit  Rosa 
gallica).  --  Sonstige  Verbreitung  in 
Sachsen  noch  nicht  genauer  bekannt. 

Thüringen : vom  Gebiet  der  Weissen  Elster 
bei  Gera ! ! und  dem  rechten  Saaleufer  an 
westwärts  durch  das  ganze  Gebiet  stellenweise 
häufig  und  an  den  Triftgrasformationen  Antheil 
nehmend!!.  So  bis  zu  den  nordöstlichen  Vor- 
bergen des  Harzes. 

108.  Hierochloa  australis. — Diese  in  Böhmen 
an  einzelnen  Standorten  (Milleschauer ! ! 
und  Göltsch  ! ! im  Mittelgebirge,  Tet- 
schen  ! !)  zahlreich  vertretene  Art  der 
Wald-  und  Gebüschformationen  ist 
im  sächsischen  Elbhügellande  höchst 
selten  und  von  uns  noch  nicht  beob- 
achtet: im  Triebischthal ! und  Dorf 
Jessen  bei  Meissen  (Schlimpert),  ferner 
Lockwitzgrund  bei  Dresden!;  ausser- 
dem von  Penig  im  Bereich  der  Leipziger 
Flora  angegeben. 

Thüringen : fehlt. 


109.  Milica  ciliata.  — Seltener  Bestandtheil 

der  trockenen  Felsflora,  nur  vereinzelt: 
im  Süden  des  Gebiets  am  Cottaer 
Spitzberg,  bei  Lockwitz,  Tharandt  und 
P.  G. ; bei  Lössnitz  und  im  Meissner 
Gebiet  am  Elbufer  bei  und  gegenüber 
Diesbar  an  steilen  Granitfelsen ! ! 
(neben  Alyssum  saxatile)\  auch  bei 
Zadel. 

Thüringen : an  einzelnen  Standorten  zer- 
streut von  den  Uferhöhen  der  Weissen  Elster  ! ! 
bis  zum  Kyffhäuser ! ! und  Harz,  im  Floren- 
gebiet um  Halle  südlich  einer  von  Thale 
a.  d.  Bode  über  Wettin  nach  Leipzig  ver- 
laufende Linie  (Schulz,  Yeget.  v.  Halle,  p.  106, 
119,  Karte  8). 

110.  Poa  bulbosa.  — Nicht  häufiger  Bestand- 

theil der  Felsgerölle  und  Haide-be- 
deckten, dürren,  kiesigen  Hügel,  beider- 
seits der  Elbe,  z.  B.  Grosses  Gehege!, 
Kaditz!,  Lössnitz ! !,  B ! !,  Osterberg  ! !, 
Batzdorf  bei  Meissen,  Zehren  und 
am  Lommatzscher  Wasser!.  Auch  am 


Verbreitung  im  Osten,  Südosten  und 
Südwesten.  — Gesammtareal. 

Böhmen : an  vielen  Standorten, 
doch  nicht  allgemein  verbreitet. 
Bayern:  sehr  häufig. 


Die  verhältnissmässige  Selten- 
heit in  Sachsen  macht  das  Vor- 
kommen dieser  Art  gegenüber 
der  allgemeineren  Verbreitung 
westlich  der  Elster-  und  Saale- 
linie bemerkenswerte 


Vom  mittleren  Bussland  und 
Finnland,  besonders  aber  vom 
westpontischen  Gebiete  durch 
Oesterreich  und  die  Schweiz. 

Schlesien : in  Laubwäldern  an 
zwei  Standorten. 

Böhmen : von  Prag  bis  zu  den 
Vorbergen  des  Erzgebirges  an 
vielen  Standorten,  besonders  im 
Mittelgebirge. 

Bayern:  im  nördlichen  Keuper- 
und  Buntsandsteingebiet  an  we- 
nigen Standorten. 


Diese  in  Thüringen  fehlende 
und  in  Schlesien  seltene  Art  zeigt 
für  die  spärlichen  sächsischen 
Standorte  eine  Verbindung  mit 
Böhmen  an.  — 

Vom  mittleren  Kussland  bis 
zur  Schweiz  durch  Deutschland 
mit  Kordgrenze  in  der  nördlichen 
Hügelregion  verbreitet. 

Schlesien : auf  felsigen  Stand- 
orten im  Hügellande  zerstreut. 

Böhmen:  zerstreut,  um  Prag 
häufig. 

Bayern:  an  vielen  Standorten, 
besonders  im  Kalkgebiet. 


Die  sächsischen  Standorte  neh- 
men an  der  nördlichen  Vegetations- 
grenze  in  Deutschland  Theil  und 
entsprechen  denen  an  der  Saale. 


Von  der  Türkei  und  Portugal 
bis  zum  mittleren  Schweden  weit 
verbreitet,  in  Deutschland  gleich- 
falls durch  das  ganze  Gebiet,  aber 
mit  einigen  grösseren  Lücken, 
zumal  im  N.  und  NW. 

Schlesien:  im  Nordwesten  [im 
mittleren  und  südlichen  Mähren 
stell  en  weise  gern  ein] . 


67 


Verbreitung  in  Sachsen  und  Thüringen. 

Bienitz!  und  bei  Königsbrück!.  Sonstige 
Verbreitung  in  Sachsen  noch  nicht 
genau  festgestellt. 

Thüringen:  ebenfalls  nicht  häufig,  doch 
an  vielen  Standorten  durch  das  ganze  Land, 
auf  kalkreichem  und  kalkarmem  Boden  um 
Halle,  von  da  bis  zum  Südrande  des  Harzes, 
bis  Bernburg  und  Aschersleben;  westwärts 
fehlend. 


Verbreitung  im  Osten,  Südosten  und 
Südwesten.  Gesammtareal. 

Böhmen:  im  wärmeren  Lande 
sehr  häufig. 

Bayern : an  vielen  Standorten. 


Das  Areal  dieser  Art  zeigt 
keine  besondere  Wanderungsrich- 
tung für  Sachsen. 


Erklärung  der  Karte. 

Die  im  Massstabe  1:135000  gegebene  Skizze  der  im  weiteren  Umkreis  um  Meissen 
liegenden  Standorte  der  westpontischen  (böhmischen)  Genossenschaft  bietet  den  Lauf  der 
Elbe  unterhalb  Dresdens  vorbei  an  Kötzschenbroda  (Lössnitz),  vorbei  an  der  Bosel 
(Spaarberge) , an  Meissen-Cölln  und  Diesbar  bis  Schloss  Hirschstein  am  linken  Ufer, 
von  wo  nur  noch  unbedeutendere  Höhenzüge  auf  der  rechten  Thalseite  bis  gegen  Riesa 
hin  mit  interessanten  Fundstellen  folgen.  Die  Elbe  liegt  hier  im  ungefähren  Niveau 
von  100  m,  die  Uferhöhen  erreichen  im  Durchschnitt  150—170  m,  schwellen  landeinwärts 
auf  den  Flanken  der  Triebisch  bis  zu  250  m an. 

Die  Begrenzungslinie  der  Standorte  der  Genossenschaft  ist  nach  dem  gemeinschaft- 
lichen Auftreten  einiger,  auch  nur  weniger  Arten  der  synoptischen  Tabelle  der  drei 
Hauptformationen  gezogen  und  es  ist  besonderes  Gewicht  auf  die  Leitpflanzen  gelegt; 
einzelne  sporadische  Vorkommnisse  jedoch  ausserhalb  der  Grenzlinie,  welche  zwischen 
Triebisch  und  Lommatzscher  Wasser  noch  unsicher  ist,  sind  unberücksichtigt  gelassen. 

Die  wichtigen  Standorte  besonders  interessanter  oder  besonders  zahlreicher  Arten 
der  Genossenschaft  sind  durch  farbige  Kreuze  in  mit  der  Fülle  zunehmender  Zahl  an- 
gedeutet und  die  in  der  Nähe  gelegenen  Ortschaften  genannt.  Wie  man  sieht,  halten 
sich  diese  Standorte  hauptsächlich  an  die  der  Elbe  zugewendeten  Gehänge,  sind  zahl- 
reicher und  bedeutungsvoller  an  der  rechten  Uferseite  als  an  der  linken  und  biegen  nur 
an  einer  einzigen  Stelle  weit  in  ein  Seitenthal  ab : dies  sind  die  sehr  bedeutende  Stand- 
orte enthaltenden  Hügel  am  Lommatzscher  Wasser  zwischen  Zehren  an  der  Elbe  bez. 
Schloss  Schieritz  und  Leuben. 

Das  Thal  der  Freiberger  Mulde,  welches  bei  Nossen  eine  Ecke  der  Karte  ausfüllt, 
wird  in  einem  weiten  Bogen  von  den  östlichen  Genossenschafts-Arten  umgangen  und 
es  bleiben  dort  nur  die  gewöhnlichen  Formationsglieder  an  den  entsprechenden  Stand- 
orten übrig.  Im  Nordosten  rückt  der  südlichste  Ausläufer  der  Niederlausitzer  Moor- 
und  Teichflora  von  Radeburg  her  bis  Moritzburg  und  bis  zum  Friedewald  bis  hart  gegen 
die  Standorte  der  Elbhügelflora  vor  und  breitet  sich  eintönig  auf  den  sandigen  Hügeln 
und  Kiesgeschieben  diluvialen  Alters  ans. 


V.  Die  Fortschritte  der  geologischen  Landesaufnahme 
in  den  Vereinigten  Staaten  Nordamerikas. 

Yon  Dr.  H.  B.  Geinitz. 


Aus  der  von  dem  jetzigen  Director  der  U.  St.  Geological  Survey  in 
Washington.  Charles  Doolittle  Walcott,  am  14.  December  1894  an  die 
Geological  Society  of  Washington  gerichteten  „Presidential  Address“  geht 
hervor,  dass  nach  Begründung  der  Geologie  in  Europa  in  den  ersten  Jahren 
dieses  Jahrhunderts  das  Interesse  daran  durch  Auswanderung  auch  nach 
Amerika  drang,  und  es  hat  sich  dasselbe,  vom  Staate  New-York  ausgehend, 
nach  und  nach  von  Staat  zu  Staat  weiter  verbreitet,  bis  auch  ofücielle,  höchst 
erfolgreiche  geologische  Untersuchungen  der  Bundesregierung  in  das  Leben 
traten.  Unter  den  Männern,  welche  in  verschiedenen  Staaten  die  Leitung 
der  geologischen  Aufnahmen  führten,  sind  besonders  zu  nennen:  William 
Maclure,  Arnos  Eaton,  James  Hall,  Ebenezer  Emmons,  Timothy 
Conrad,  die  Brüder  William  B.  Rogers  und  Henry  D.  Rogers  und 
Richard  Dale  Owen.  Das  Werk  im  Westen  begannen  Jules  Marcou, 
J.  S.  Newberry  u.  A.  unter  der  Bundesregierung  (Federal  Government), 
und  ihnen  folgten  die  Organisatoren  der  ersten  Government  Surveys 
unter  Clarence  King,  E.  V.  Hayden,  J.  W.  Powell  und  George 
M.  Wheeler. 

Eine  derselben  stand  als  militärische  und  topographische  Survey, 
westlich  vom  100.  Meridian,  unter  Controle  des  Kriegsministeriums  und 
specieller  Leitung  des  Lieutenants  George  M.  Wheeler;  eine  zweite,  die 
Geological  and  Geographical  Survey  of  the  Territories,  war  von  dem 
Departement  des  Innern  1867  autorisirt  und  dem  unermüdlichen  F. V.  Hayden 
an  vertraut;  die  dritte  stand  als  Geographical  and  Geological  Survey  of  the 
Rocky  Mountain  Region  seit  1870  unter  dem  hochverdienten  Major 
J.  W.  Powell.  Viele  kostbare  Publikationen  dieser  Surveys  sind  in 
früheren  Sitzungen  der  Isis  vorgelegt  und  besprochen  worden. 

Es  sind  diese  drei  grossen  Aufnahmen  oder  Surveys,  in  Folge  der 
Anregung  von  Seiten  der  Nationalacademie  der  Wissenschaften  1878,  seit 
23.  März  1879  vereinigt  und  als  „The  United  States  Geological  Survey“ 
unter  das  Ministerium  des  Innern  gestellt.  Ihr  Director,  welcher  vom 
Präsidenten  berufen  und  vom  Senate  bestätigt  ist,  ernennt  die  vom  Secretär 
des  Innern  zu  bestätigenden  ständigen  und  anderen  Mitglieder  der  Survey, 
hat  dem  Letzteren  einen  jährlichen  Operationsplan  und  Kostenanschlag  zu 
unterbreiten  und  einen  Jahresbericht  oder  Report  am  Ende  des  fiskalischen 


Ges.  Isis  in  Dresden,  7Sf)5,  — Abh.  5. 


69 


Jahres  abzustatten.  Sein  Jahresgehalt  ist  auf  6000  Dollars,  der  jährliche 
Etat  für  die  Geological  Survey  anf  100000  Dollars  festgesetzt.  Alle 
Sammlungen  von  Gesteinen,  Mineralien,  Bodenarten,  Fossilien  und  anderen 
Gegenständen  der  Naturgeschichte,  der  Archäologie  und  Ethnologie,  auch 
die  aus  den  früheren  grossen  Surveys  gewonnenen,  sind  in  dem  National  - 
Museum  niederzulegen,  das  in  dem  grossen,  stattlichen  Gebäude  der 
Geological  Survey  geschaffen  worden  ist. 

Die  Publikationen  der  Geological  Survey  bestehen  aus  Annual  Reports 
of  Operations,  geologischen  und  ökonomischen  Karten,  welche  die  Hilfs- 
quellen und  Classificationen  der  Länder  zeigen  und  Berichte  über  allge- 
meine Geologie  und  Paläontologie  enthalten.  Alle  Reports  und  speciellen 
Memoiren  werden  in  Quartformat  gedruckt,  und,  wofern  es  dem  Director 
nöthig  erscheint,  theilweise  auch  in  Octav. 

Von  jedem  Bande  sollen  3000  Exemplare  veröffentlicht  werden,  welche 
zum  Tausch  und  Verkauf  bestimmt  sind. 

Dem  ersten  Director  der  U.  St.  Geological  Survey,  Cläre  nee  King, 
ist  Major  J.  W.  Po  well  schon  1879  gefolgt,  dem  auch  unsere  Dresdener 
Bibliotheken  eine  so  reiche  Anzahl  der  werthvollsten  Publikationen  ver- 
danken; seit  1894  ist  Charles  Doolittle  Walcott  Director  des  gross- 
artigen Instituts. 

Nach  einer  von  Walcott  hier  gegebenen  Uebersicht  über  die  Arbeits- 
periode der  U.  St.  Geological  Survey  in  den  Jahren  1879—1894,  worüber  sich 
schon  der  frühere  Director  J.  W.  Powell  in  seinen  14.  und  15.  Jahres- 
berichten ausspricht,  sind  von  der  topographischen  Abtheilung 
608  650  Quadratmeilen  vermessen  worden,  von  denen  500  000  für  geologische 
Aufnahmen  fertig  sind,  von  geologischen  Aufnahmen  100000  Quadrat- 
meilen, von  denen  60000  für  den  Gravirer  bereit  lagen,  von  speciell 
geologischen  und  gemischten  Untersuchungen  lagen  15  grosse  Jahres- 
berichte, 122  Bulletins  und  24  Monographien  vor.  Viele  Tausende  Ab- 
drücke von  topographischen  und  speciell  geologischen  Karten  wurden 
gefertigt  und  vertheilt  und  es  wurde  ein  reiches  und  praktisches  Aus- 
stattungsmaterial beschafft,  das  für  alle  Zukunft  einen  sehr  grossen 
Werth  hat. 

In  dem  Plane  für  die  nächste  Zukunft  liegt  die  Beendigung  des  hoch- 
wichtigen topographischen  Werkes  namentlich  in  den  Landstrichen  von 
hervorragend  geologischer  Wichtigkeit,  und  mit  besonderer  Rücksicht  auf 
die  Kohlen-  und  Eisenregion  in  den  Appalachians  von  Alabama  bis  Penn- 
sylvanien;  ferner  die  krystallinischen  Areen  der  östlichen  Appalachians 
mit  ihrem  Gold,  Korund,  Glimmer  u.  s.  w.;  auf  die  Phosphatdistrikte  von 
Florida,  welche  Forschungen  sich  nach  Georgia,  Süd-Carolina  und  Tennessee 
ausdehnen  sollen;  auf  die  mergelreichen  Gegenden  in  New- Jersey,  Delaware 
und  Virginia;  die  nordöstliche  Abtheilung,  deren  Aufnahme  in  Massachusetts, 
Connecticut  und  Vermont  nahe  vollendet  ist;  die  Eisenregion  am  Lake 
superior,  deren  Bearbeitung  schon  sehr  weit  vorgeschritten  ist;  auf  die 
Rocky  mountains  mit  ihrem  Gold-  und  Silberreichthum  in  Colorado,  Utah, 
Wyoming,  Idaho  und  Montana.  In  dem  pacifischen  Gehänge  sind  die 
Untersuchungen  der  Goldregion  in  Californien  weit  vorgeschritten;  das 
innere  Südwesten  und  die  grossen  Ebenen  von  dem  Rio  Grande  aus  bis 
zur  britischen  Grenze  sollen  bald  folgen;  die  Erforschung  der  grossen 
Periode  des  von  Nord  ausgeführten  Inlandeises  wird  ununterbrochen 
eifrigst  betrieben. 


70 


Zur  möglichsten  Förderung  des  grossen  Werkes  sind  von  der  Regierung 
der  Vereinigten  Staaten  die  nöthigen  Mittel  in  liberaler  Weise  in  Aussicht 
gestellt.  Daneben  aber  nehmen  die  schätzbaren  geologischen  Aufnahmen 
in  einzelnen  Staaten,  wie  Jowa,  Ohio,  Illinois,  Missouri  etc.,  ihren  leb- 
haften Fortgang. 

In  neuester  Zeit  hat  man  auch  begonnen,  eine  nach  allen  Richtungen 
hin  ausgezeichnete  topographische  und  geologische  Karte  der  Vereinigten 
Staaten  unter  dem  Titel  „Geological  Atlas  of  the  United  States“,  heraus- 
gegeben von  dem  Departement  des  Innern,  Washington,  D.  C.,  1894  u.  f., 
in  das  Lehen  zu  rufen.  Hiervon  liegen  die  ersten  elf  Foliohefte  vor,  die 
wir  der  Güte  des  Directors  Ch.  D.  Walcott  als  freundliche  Gabe  für 
unser  Königl.  Mineralogisch-geologisches  Museum  verdanken.  Die  vorzüglich 
bearbeiteten  und  ausgestatteten  Kartenblätter  sind  in  dem  Maassstabe 
von  1:62580,  1:125  000  und  1:250000  ausgeführt  und  von  einem  über- 
sichtlichen Texte  mit  Erläuterungen,  Profilen  etc.  begleitet. 

Seit  Erregung  des  wissenschaftlichen  Lebens  in  Amerika  durch  Be- 
gründung des  „American  Journal  of  Science“,  das  1818  von  Prof.  Benjamin 
Silliman  in  New-Haven,  Conn.,  seit  1846  von  Prof.  James  D wight 
Dana  und  Prof.  Benjamin  Silliman  j r. , später  mit  Edw.  S.  Dana 
herausgegeben  wurde  und  noch  heute  unter  Leitung  von  Prof.  Edward 
S.  Dana  die  Naturwissenschaften  auf  würdigste  Weise  vertritt*),  haben 
ausser  dem  berühmten  Yale  College  in  New-Haven  auch  verschiedene 
andere  Universitäten  der  Vereinigten  Staaten  mit  ihren  grossen  Museen 
auch  die  geologischen  Forschungen  sehr  wesentlich  gefördert.  Hier  sei 
insbesondere  das  von  Louis  Agassiz  begründete  und  noch  jetzt  von 
Alexander  Agassiz  geleitete  grossartige  Museum  of  Comparativ 
Zoology  am  Harvard  College  in  Cambridge,  Mass.,  genannt,  es  sei 
auf  die  von  dem  unermüdlichen  Staats -Geologen  Professor  James  Hall 
in  Albany  für  das  Natio  nal-Museum  des  Staates  New-York  gesammelten 
reichen  Schätze  hin  gewiesen,  auf  die  von  O.  C.  Marsh  in  New-Haven  und 
von  Professor  E.  D.  Cope  in  Philadelphia  genial  entzifferten  fossilen  Wirbel- 
thiere,  auf  die  unschätzbaren  Arbeiten  über  fossile  Insekten  Amerikas  von 
Samuel  H.  Scudder,  ohne  der  zahllosen  anderen  werthvollen  Arbeiten  der 
fleissigen  amerikanischen  Collegen  über  fossile  Thiere  und  Pflanzen  der 
amerikanischen  Vorwelt  zu  gedenken. 

Sowohl  ältere  geologische  Institute  als  auch  die  neubegründeten 
geologischen  Gesellschaften  von  Amerika  sind  in  voller  Thätigkeit  zur 
Förderung  des  gemeinschaftlichen  Werkes  für  die  umfassende  Wissenschaft 
Geologie  mit  ihren  einzelnen  Zweigen.  Mit  vielen  dieser  hervorragenden 
Institute  pflegen  unsere  Gesellschaft  und  andere  Institute  Dresdens  schon 
seit  Jahrzehnten  einen  lebhaften  Verkehr,  welcher  durch  die  wohlthuende 
Thätigkeit  der  Smithsonian  Institution  in  denkbarst  liberaler  Weise 
vermittelt  wird. 

Unser  Königl.  Mineralogisches  Museum  in  Dresden  hatte  den  Vorzug, 
den  Altmeister  der  Wissenschaften  in  Amerika,  Professor  Benjamin 
Silliman  sen.  in  New-Haven  im  Juli  1851  in  seinen  Räumen  zu  be- 
grüssen,  und  viele  freundschaftliche  Beziehungen  verbinden  seit  jener  Zeit 
die  Geologen  der  alten  und  neuen  Welt. 

*)  Vergl.  Nekrolog  von  James  D wight  Dana  von  E.  S.  Dana  in  American 
Journ.  of  Science,  Vol.  XLIX,  May  1895. 


VI.  Die  Saude  der  Umgebung  yon  Dresden. 

Von  Dr.  Robert  Nessig. 


Eines  der  geologischen  Werkzeuge,  welche  nach  der  oberflächlichen 
Erstarrung  des  Glutballes  der  Erde  an  deren  Kruste  gearbeitet  haben, 
ist  das  Wasser.  Während  sich  über  die  chemische  Wirksamkeit  desselben 
ein  erst  in  der  Neuzeit  entstandener  Theil  der  geologischen  Wissenschaft 
verbreitet,  ist  dessen  mechanische  Thätigkeit  schon  seit  den  ältesten 
Zeiten  bekannt,  lange  schon,  ehe  es  eine  geologische  Wissenschaft  als 
solche  gab. 

Man  sollte  darum  meinen,  dass  auf  diesem  Gebiete  Alles  klar  sei. 
Dem  ist  jedoch  nicht  so,  wie  ich  im  Folgenden  zu  überzeugen  hoffe. 

Die  Thätigkeit  des  Wassers  ist  bekanntlich  eine  doppelte,  eine  zer- 
störende, das  feste  Gestein  zersetzende,  und  eine  neubildende,  neue  Ge- 
steinschichten schaffende.  Beide  Thätigk eiten  im  Verein  beseitigen  die 
Unebenheiten  der  Erdoberfläche,  so  dass  wir  die  Arbeit  des  Wassers  kurz 
als  Nivelliren  bezeichnen  können.  Das  Wasser,  welches  als  Regen  oder 
sonst  in  einer  anderen  Form  aus  der  Atmosphäre  auf  die  Erdoberfläche 
gelangt,  leitet  im  Verein  mit  Temperaturschwankungen  die  Verwitterung 
der  Felsarten  ein,  und  nachdem  auch  chemische  Kräfte  mitgearbeitet 
haben,  fällt  dem  abfliessenden  Wasser  der  Transport  der  Verwitterungs- 
produkte von  Berg  zu  Thal  zu.  Nun  ist  aber  die  transportirende  Kraft 
des  Wassers  bekanntlich  abhängig  von  der  Wassermenge  und  dem  Ge- 
fälle. Wir  sehen  bei  grossen  Regengüssen  oder  Wolkenbrüchen,  oder  zur 
Zeit  der  Schneeschmelze  ganz  erhebliche  Veränderungen  auf  den  Höhen 
der  Gebirge  sowohl,  wie  auch  in  den  Thälern  vor  sich  gehen.  Der 
mächtige  Druck  der  steil  abfliessenden  Bergströme  und  Bäche  vermag 
umfangreiche  Blöcke  und  Trümmer  hinab  ins  Thal  zu  rollen,  und  in  oft 
kürzester  Frist  ist  eine  blühende  Niederung  zum  öden  Schuttfeld,  ein  mit 
fruchtbarer  Lehmdecke  besetzter  Bergrücken  zum  kahlen  Felsgrat  ge- 
worden. Wir  sehen  in  solchen  Fällen,  bei  der  Schnelligkeit,  mit  der 
solche  elementare  Ereignisse  einzutreten  und  vor  sich  zu  gehen  pflegen, 
nur  das  Ende  der  Riesenarbeit,  welche  das  fliessende  Wasser  verrichtete, 
vor  uns,  zum  Beobachten  des  Vorganges  im  Einzelnen  ist  meist  weder 
Zeit  noch  Gelegenheit.  Es  lässt  sich  vielleicht  hinterher  noch  berechnen, 
welcher  Wasserdruck  dazu  gehört  hat,  diesen  oder  jenen  Block  von  so 
und  so  viel  Kubikmeter  Inhalt  von  der  Höhe  hinabzuschaffen  ins  Thal, 
im  Uebrigen  aber  flösst  uns  das  Chaos  der  Verwüstung  nur  Grauen  ein. 
Beobachten  wir  weiter  nach  einer  grossen  Ueberschwemmung  die  Resultate 


Ges.  Isis  in  Dresden,  1895.  — Abh.  6. 


72 


der  transportirenden  Kraft  des  Wassers,  so  sehen  wir  wohl  Kies-  und 
Sandmassen  auf  Wiesen-  und  Felder  geschlämmt,  sehen  tiefe  Löcher  und 
Furchen  in  den  weichen  Boden  gewühlt,  gepflasterte  Uferränder  und 
Strassen  aufgerissen,  Brückenpfeiler  unterwaschen,  aber  die  Arbeit  des 
Wassers  selbst  in  der  Tiefe  hat  Niemand  gesehen,  die  schlammigen  Fluthen 
decken  Alles  zu,  und  wir  sind  darauf  angewiesen  uns  irgend  eine  Vor- 
stellung von  dem  Spiel  der  Kräfte  zu  machen,  ohne  ihre  Richtigkeit 
controlliren  zu  können. 

Angeregt  durch  die  zu  einem  besonderen  Zwecke  vorgenommene 
Untersuchung  der  im  Dresdner  Elbthalkessel  sowohl,  als  auch  auf  der 
Lausitzer  Hochfläche  abgelagerten  Sande,  von  denen  die  geologische 
Landesuntersuchung  im  Allgemeinen  Haidesande,  Thalsande  und  Flusssande 
unterscheidet,  und  über  welche  ich  später  zu  berichten  haben  werde,  be- 
gann ich  eine  grosse  Zahl  aus  verschiedenen  Strömen  und  Flüssen  be- 
zogener Flusssande  bezüglich  ihrer  Beschaffenheit  mit  dem  Elbsande  zu 
vergleichen,  so  dass  ungefähr  50  Proben  zur  gründlichen  Durchsicht  ge- 
kommen sind.  Die  Methode  war  die  denkbar  einfachste.  Die  Sandprobe 
wurde  zunächst  gründlich  mit  Wasser  geschüttelt,  die  feine  Flusstrübe 
ausgewaschen,  dann  filtrirt  und  getrocknet.  Nach  dem  Trocknen  wurde 
die  Probe  durch  ein  Sieb  geschlagen,  dessen  Maschenweite  1 qmm  betrug. 
Die  gewählte  Maschenweite  war  zunächst  eine  zufällige,  erwies  sich  aber, 
wie  wir  später  sehen  werden,  als  sehr  praktisch.  Siebrückstand  und  ge- 
siebter Tlieil  wurden  hierauf  mit  einem  kräftigen  Magneten  auf  das  Vor- 
handensein von  Magneteisen  geprüft  und  dann  die  Durchmusterung  mit 
der  Lupe  vorgenommen.  Dabei  stellte  sich  nun  die  überraschende  und 
mir  vollständig  unerwartete  Thatsache  heraus,  dass  in  dem  gesiebten 
Tlieile  der  Elbsande,  dessen  Korngrösse  also  hier  bis  1 qmm  reicht,  sich 
eine  grosse  Zahl  splitteriger,  nicht  im  geringsten  gerundeter  Quarze  mit 
noch  fettglänzenden  Bruchflächen  befanden.  Im  Siebriickstande  wurden 
neben  dem  gröberen,  gerundeten  Material  gleichfalls  vereinzelte  Splitter 
erkennbar.  Jede  weitere  Probe,  wo  immer  auch  dem  Strome  entnommen, 
zeigte  dieselben  Verhältnisse.  Zum  Vergleich  wurden  nun,  wie  oben  er- 
wähnt, Sandproben  aus  der  Oder,  dem  Rhein,  der  Donau,  der  Mulde, 
Saale,  Elster  u.  s.  w.  herangezogen  und  überall  bestätigt  gefunden,  dass 
die  Flusssande  mit  1 mm  und  geringerer  Korngrösse  zahlreiche,  splitterige, 
durch  das  fliessende  Wasser  unveränderte  Bestandteile,  namentlich 
Quarze  enthalten.  Die  aus  kleinen  Flüssen  und  Bächen,  namentlich  aus 
solchen,  welche  krystallinische  Gesteine  oder  den  erzgebirgischen  Schiefer- 
flügel durchfliessen,  entnommenen  Proben  zeigten  die  Splitter  meist  vor- 
herrschend oder  fast  ausschliesslich  den  Sand  bildend.  Als  Beispiele 
Hessen  sich  anführen  der  Sand  aus  der  Röder  bei  Radeberg,  aus  der 
Weisseritz  bei  Edle  Krone,  aus  dem  Bober  bei  Bunzlau,  aus  dem  Queiss 
bei  Lauban  u.  s.  w. 

Anders  liegen  die  Verhältnisse,  wenn  ein  Wasserlauf  durch  sandige 
Sedimente,  wie  den  auf  dem  Lausitzer  Plateau  abgesetzten  Haidesand, 
der,  wie  schon  hier  erwähnt  werden  mag,  aus  lauter  wohl  gerundeten 
Körnern  besteht,  sich  den  Weg  gebahnt  hat.  Da  finden  wir  neben  den 
Quarzsplittern,  die  aus  krystallinischen  Gesteinen,  hier  dem  Lausitzer 
Granit,  stammen,  die  vollkommen  abgerollten  Körner  dieses  Haidesandes. 
Als  Beispiel  diene  der  Sand  der  Lockwitz  im  Stechgrunde.  Der  Sand  der 
Polenz  enthält  neben  ganz  vereinzelten  Quarzsplittern  fast  nur  kanten- 


gerundete  Quarze,  die  aus  zerstörtem  Elbsandstein  stammen,  und  der 
Sand  der  Wesenitz  am  Eingänge  des  Liebethaler  Grundes  beweist,  dass 
der  Bach  ein  Granitgebiet  und  ein  Sandsteingebiet  durchfliesst,  denn 
neben  den  Quarzsplittern  und  eckigen  Granitbrocken  erscheinen  die 
charakteristischen,  später  noch  näher  zu  beschreibenden,  meist  kanten- 
gerundeten Quarze  des  Quadersandsteines. 

Nach  diesen  Beobachtungen  stand  also  fest,  dass  im  strömenden 
Wasser  die  Sande  unter  1 mm  Korngrösse  im  Allgemeinen  schlecht  ge- 
rundet, namentlich  aber  reich  an  splitterigen  Fragmenten  von  Quarz  und 
seltener  Feldspath  sind.  Nun  machte  ich  mich  daran,  zu  ergründen,  worin 
diese  eigenartige  Erscheinung  ihre  Ursache  hat.  Die  Frage  konnte  nur 
gelöst  werden  durch  directe  Beobachtung  des  Sandtransportes  im  Strome. 
Dass  dieses  nicht  ohne  weiteres  möglich,  oder  doch  nur  auf  Umwegen 
zu  erreichen  war,  sah  ich  bald  ein  und  beschloss  daher,  die  Beobachtungen 
zunächst  an  einem  schnell  und  kräftig  fliessenden,  wenig  tiefen  Gewässer 
zu  beginnen.  Als  geeignet  erwiesen  sich  die  Priessnitz  und  zum  Theil  der 
Eisenbornbach.  Stundenlang  habe  ich  mit  dem  Opernglas  das  leise, 
zierliche  Spiel  der  Wasser  und  Sandkörner  beobachtet  und  gar  bald 
herausgefunden,  dass  die  kleinen  Sandkörner  vom  Wasser  gar  nicht  ge- 
rollt, sondern  ausgehoben  und  getragen  werden.  Da  blitzte  ein  hell- 
glänzendes Quarzkörnchen  im  Sonnenscheine  auf!  Schnell  wurde  ein 
Holzstückchen  in  das  Wasser  geworfen,  und  fast  ebenso  schnell,  wie  das 
Hölzchen  abschwamm,  wurde  das  Körnchen  von  der  Strömung  mit  fort- 
genommen. Dass  sich  solche,  vom  Wasser  ausgehobene  Sandbestandtheile 
gar  nicht  oder  nur  nach  ausserordentlich  langem  Transport  erst  abrunden, 
wenn  sie  als  Splitter  in  die  Strömung  gelangen,  ist  bei  dem  relativ 
elastischen  Medium  des  Wassers  nur  zu  begreiflich. 

Soweit  war  ich  mit  meinen  Studien  gekommen,  als  der  III.  Band  von 
Zirkel’s  Petrographie"')  erschien.  Darin  wurde  auf  Daubree’s  Be- 
obachtungen an  Flusssanden  hingewiesen,  die  sich  darin  zusammenfassen 
lassen,  dass  alle  unter  0,1  mm  grossen  Bestandtheile  der  Sande  splitterig 
bleiben,  also  keine  Abrundung  erfahren. 

Daubree’s  Untersuchungen  erstrecken  sich  augenscheinlich  nur  auf 
eine  beschränkte  Zahl  von  Wasserläufen.  Zu  seiner  Ansicht  habe  ich  vor 
Allem  hinzuzufügen,  dass  mir  die  Feststellung  einer  Grenze,  bis  zu  welcher 
das  Quarzkorn  splitterig  bleibt,  u-nthunlich  erscheint,  denn  die  Grenze 
wird  sich  verschieben  mit  dem  Wasserdruck  und  dem  Gefälle  des  trans- 
portirenden  Wasserlaufes.  Bei  starker  Strömung  werden  eben  noch 
grössere  als  0,1  mm  im  Durchmesser  haltende  Bestandtheile  ausgehoben 
und  so  als  splitterige  Fragmente  erhalten. 

Ehe  ich  weiter  auf  den  Absatz  der  sandigen  Sedimente  im  Flussbett 
eingehe,  seien  hier  einige  Betrachtungen  des  grobsandigen  oder  kiesigen 
Materials,  welches  vom  Wasser  transportirt  wird,  eingeschaltet.  Da  ist 
zunächst  darauf  hinzuweisen,  dass  die  groben  Gesteinsbruchstücke  in  ver- 
hältnissmässig  kurzer  Zelt,  je  nach  der  Härte  der  Gesteine,  kanten- 
bestossen,  dann  kantengerundet  und  schliesslich  zum  vollkommenen  Geröll 
oder  Geschiebe  deformirt  werden.  Am  besten  kann  man  dies  erkennen 
an  zufällig  in  den  Strom  gelangten  Schlacken,  Ziegelstücken,  Glasscherben, 


*)  F.  Zirkel,  Lehrbuch  der  Petrographie.  Leipzig  1894,  III,  S.  715,  73H,  739. 
Vergl.  auch  Section  Meissen  der  geol.  Specialkarte  des  Kgr.  Sachsen,  S.  124. 


/ 


Kohlen-,  ja  selbst  Holzstücken,  die  in  kurzer  Zeit  scharfe  Kanten  ver- 
loren und  eine  gerundete  Oberfläche  angenommen  haben.  Die  Art,  wie 
dies  geschieht,  ist  auch  noch  nicht  in  jeder  Beziehung  klar,  nur  soviel 
konnte  ich  ermitteln,  dass  ein  Abschleifen  der  Fragmente  aneinander 
nicht  in  dem  Sinne  erfolgt,  dass  die  Stücke  scheuernd  übereinander  hin- 
gleiten, sondern  dass  die  Bewegung  mehr  ein  fortgesetztes  Stossen,  mit 
tlieilweiser  Schaukelbewegung  der  Geschiebe  ist,  wodurch  die  Kanten 
zunächst  abgestumpft,  die  Unebenheiten  beseitigt  und  sonach  die  Ober- 
fläche geglättet  wird.  Als  Beweis  dient  das  untere  binde  eines  Glas- 
stopfens, der  aus  dem  Baggersande  der  Elbe  stammt  und  der  deutlich 
die  Spuren  der  Stösse  anderer  Gerolle  aufweist.  Auch  ein  Glasstück, 
welches  als  scharfkantiger  Scherben  in  einer  Trommel,  die  mit  Wasser 
und  anderen  Gerollen  gefüllt  war,  ca.  vier  Wochen  zeitweise  geschüttelt 
wurde,  zeigt  die  Wirkungen  der  Stösse  deutlich.  Weiter  ist  noch  hinzu- 
zufügen, dass  Gesteine  mit  porphyrischen  Feldspathen,  wie  manche 
Granite  und  Granitporphyre,  ferner  Basalte  mit  grossen  porphyrischen 
Augiten  deutlich  zeigen,  dass  die  betreffenden  Mineralien  keine  glatt  ge- 
schliffene Oberfläche  haben,  sondern  dass  sich  unter  den  erlittenen 
Stössen  die  Spaltbarkeit  geltend  machte  und  so  die  betreffenden  Krystalle 
deutliche  Spaltungsflächen  zeigen.") 

Ueberhaupt  wird  die  Oberfläche  der  Gerolle  und  Geschiebe  selbst 
bei  verschiedenen  Arten  des  gleichen  Gesteines  ganz  verschieden  her- 
gerichtet. An  Basaltgeschieben  kann  man  das  ganz  besonders  studiren. 
Auch  die  Härte  der  Felsart  spielt  bei  der  Abrundung  natürlich  eine 
Hauptrolle.  So  werden  Quarzadern  oder  Schnüre  im  rothliegenden  Sand- 
stein förmlich  lierausmodellirt,  Quarzgerölle  in  feinerem  Gestein  fast  frei- 
gelegt u.  s.  w.  Eine  Beobachtung  über  den  Transport  der  Gerolle  im 
Kiesbette  des  Stromes  will  ich  noch  anführen. 

Nach  dem  Hochwasser  im  Frühjahr  1895,  während  dessen  die  Priess- 
nitz  weit  bachaufwärts  aufgestaut  gewesen  war,  war  der  Schuttkegel,  den 
der  Bach  vorgetrieben  hatte,  etwa  schon  100  Schritt  vor  der  Mündung  in 
die  Elbe  zu  Ende,  die  Sandmassen  waren  in  schönen  Wellenfurchen 
modellirt  und  am  21.  April  die  Strömung  so  beschaffen,  dass  sie  am 
Ende  des  Schuttkegels  im  Bachlaufe  aufhörte,  da  dann  die  Stauung  von 
der  Elbe  her  bei  einem  Wasserstande  von  32  cm  über  Null  wirkte.  Es 
wurden  nun  auf  dieser  Sandunterlage  folgende  Versuche  angestellt. 
Kubische,  eckige  Ziegelstücken,  deren  rothe  Farbe  eine  leichte  Beobachtung 
ermöglichte,  wurden  in  die  Strömung  gebracht.  Sofort  begann  das 
fliessende  Wasser  sie  wegzurollen  und  zwar  sie  immer  um  eine  Achse 
drehend,  wie  ein  Fass  fortgerollt  wird.  Auf  der  schiefen  Ebene  eines  Sand- 
wellenberges wurden  sie  auch  vielfach  geschoben.  Vor  hohen  Wellen- 
bergen im  entsprechend  tiefen  Wellenthal  blieben  diese  Stücke  vielfach 
liegen,  und  sofort  begann  dann  hinter  ihnen  in  der  Strömungsrichtung 
ein  Sandwirbel,  der  einen  langgezogenen  Sandrücken  schuf.  Allmählig 
versandete  dann  das  ganze  Stück.*) **)  Plattenförmige  Stücke  wurden  beim 


*)  Eine  Beobachtung,  die  Herr  Ingenieur  H.  Engelhardt  hei  Pontonierübungen 
auf  dem  Rhein  machte,  verdient  hier  erwähnt  zu  werden.  Man  hörte  daselbst  auf  dem 
Strome  deutlich  ein  eigenartiges  Geräusch,  welches  aus  dem  Grunde  der  Wasser  kam 
und  nach  Aussage  der  Schiffer  von  Geröllbewegungen  auf  der  Stromsohle  herrührte. 

**)  Vergl.  damit  die  Erscheinung,  dass  hinter  Brückenpfeilern  in  der  Stromrichtung 
sich  sehr  gewöhnlich  Sandbänke  bilden. 


75 


Transport  gewendet,  seltener  geschoben.  Die  Bewegung  beim  Wenden 
war  aber  keine  stetige,  sondern  mehr  eine  ruckweise.  Weitere  Be- 
obachtungen dieser  Art,  zum  Theil  mit  dem  Opernglas  gemacht,  Hessen 
Folgendes  erkennen.  Der  leicht  bewegliche  Sand  wird  in  der  Regel  in  quer 
zur  Strömungsrichtung  ziehenden  Wellenfurchen  abgesetzt.  Wenn  nun 
gröbere  Körner  oder  Gerolle  vom  Wasser  herbeigeschafft  werden,  so 
bleiben  sie  vielfach  in  den  Wellenthälern  liegen,  da  dort,  im  todten  Winkel, 
der  Wasserdruck  nachlässt,  so  dass  sich  zwischen  den  feinsandigen  Wellen- 
bergen das  Wellenthal  allmählig  mit  gröberem  Materiale  füllt.  Ist  die 
Vertiefung  ausgefüllt,  so  streicht  wieder  der  feine  Sand  darüber  hin  und 
deckt  bald  die  gröberen  Nester  zu.  In  kurzer  Zeit  bilden  sich  neue 
Wellenfurchen,  und  das  Hinabrollen  von  gröberem  Material  ins  Wellen- 
thal beginnt  von  neuem.  Bilden  sich  hinter  gröberen  Geschieben  lange 
Sandrücken,  so  sammelt  sich  das  gröbere  Material  in  den  in  der 
Strömungsrichtung  dahinziehenden  Vertiefungen  an.  Es  lässt  sich  so, 
wenn  man  die  Verhältnisse  aufs  Grosse  überträgt  und  dabei  die  wechseln- 
den Wasserm engen  im  Frühjahr,  Sommer  und  Herbst  in  Rechnung  zieht, 
der  häufige  Wechsel  sandiger  und  kiesiger  Lagen,  vielleicht  auch  die 
discordante  Parallelstruktur  der  sandigen  Sedimente  erklären. 

Die  bisher  erörterten  Verhältnisse  gelten,  wie  ausdrücklich  hervor- 
gehoben werden  muss,  nur  für  die  recenten  Kiese  und  Sande  des  Elb- 
stromes. Nun  wird  aber  ein  grosser  Theil  der  Elbthalweitung  bekannt- 
lich eingenommen  von  den  Absätzen  des  Stromes  in  früheren  Perioden, 
von  den  sogenannten  Thalsand en.  In  grösseren  Massen  abgelagert 
findet  sich  dieser  Thalsand  auf  dem  links  der  Elbe  liegenden  Gebiete  in 
einem  bei  Zschieren  schmal  beginnenden,  über  Laubegast  nach  Dresden- 
Altstadt  sich  ziehenden  und  verbreiternden  Streifen.  Dann  lagern  die 
Thalsande  weiter  rechts  der  Elbe  vom  Waldschlösschen  über  den  Alaun- 
platz nach  Trachenberge,  Kaditz,  Radebeul,  Serkowitz,  Kötzschenbroda 
bis  zum  Spaargebirge.  Vielfach  sind  diese  Thalsandmassen  von  lehmigem 
Thalsand  oder  Thallehm  überlagert,  immer  aber  erweisen  sich  dieselben 
durch  Führung  böhmischer  Basalte  und  Phonolithe,  von  Elbsandstein- 
geschieben u.  s.  w.  als  Absätze  der  Elbe  zu  einer  Zeit,  wo  sie  entweder 
als  breiterer  Strom  das  Elbthal  durchfloss,  oder  wo  sie  durch  Ver- 
sandung ihres  Bettes  zu  vielfachen  Verlegungen  desselben  genötliigt  wurde. 
Diese  Verdrückungen  des  Wasserlaufes  gingen  besonders  von  Nebenflüssen 
aus.  So  verdankt  bekanntlich  die  Dresdner  Elbschlinge  ihre  Entstehung 
den  beiden  Zuflüssen  der  Weisseritz  und  der  Priessnitz.  Die  Weisseritz 
schuf  das  heutige  Gehege  und  die  Priessnitz  den  Boden,  auf  dem  heute 
Neu-  und  Antonstadt  steht. 

In  Section  Dresden  (Seite  84)  wird  über  den  Thalsand  gesagt,  er 
bestehe  aus  stumpfeckigen,  theilweise  auch  aus  wohlgerundeten  Quarz- 
körnern, während  Feldspathbröckchen  und  Glimmerschüppchen  nur  eine 
untergeordnete  Rolle  spielen.  Dem  habe  ich  nach  sorgfältiger  Unter- 
suchung von  23  Thalsandproben  aus  dem  Gebiet  hinzuzufügen,  dass  der 
Thalsand  allerdings  eine  etwas  vollkommenere  Rundung  seiner  Bestandteile 
erkennen  lässt,  dass  aber  Splitter  in  ihm  ebenfalls,  wenn  auch  etwas 
weniger  reichlich  als  im  Flusssande,  vorhanden  sind.  Am  ärmsten  an 
solchen  sind  noch  die  Thalsande,  die  am  Fusse  des  Haideplateaus  lagern, 
und  in  denen  sich  nachweislich  grosse  Mengen  von  Haidesand  einge- 
schwemmt finden.  Die  zahlreichen  Brocken  und  Grusstheile  von  Lausitzer 


76 


Granit,  die  ich  bei  Aufschlüssen  und  Grundgrabungen  im  Thalsand  in  der 
Schnitzer,  Alaun-,  Hospital-,  Glacis-,  Camenzer,  Schönefelder  Strasse  u.  s.w. 
fand,  weisen  neben  zahlreichen,  wohl  gerundeten  Haidesandkörnern  auf 
das  sandüberschüttete  Granitplateau  der  Haide  hin. 

Warum  sind  nun  die  Thalsande  im  Allgemeinen  besser  gerundet  und 
ärmer  an  Splitterquarzen,  als  die  Flusssande?  Ich  weiss  nur  eine  Antwort 
zu  geben,  und  diese  lautet:  Hie  Thalsande  sind  viel  länger  als  unsere 
recenten  Flusssande  im  strömenden  Wasser  bewegt,  wohl  auch  Ablagerungen 
derselben  wieder  aufgearbeitet  worden,  so  dass  die  Rundung  der  Körner 
sich  vervollkommnte  und  Splitter  seltener  wurden. 

Das  dritte,  weitverbreitete  Sandvorkommen  im  Gebiet  ist  der  Haide- 
sand.  Bereits  von  v.  Gutbier*)  einer  sehr  gründlichen  Untersuchung 
unterzogen,  wird  er  in  Section  Dresden  (Seite  67)  bezeichnet  als  ein 
gleichmässig  feinkörniger  Quarzsand  mit  reichlicher  Feldspathführung  und 
Glimmerblättchen,  dessen  fast  stets  gerundete  Gemengtheile  von  ver- 
wittertem Sandstein  der  Kreideformation  und  von  Feldspathsteinen  her- 
rühren, besonders  vom  Lausitzer  Granit.  Dieser  meist  hellgelbe,  aber 
auch  fast  weisse  Haidesand  bildet  eine  breitere  oder  schmälere  Terrasse, 
welche  das  schroff  nach  dem  Elbthal  abfallende  Lausitzer  Plateau  von 
Pillnitz  bis  zu  den  Trachenbergen  begleitet,  er  findet  sich  aber  auch  auf 
der  Hochfläche  selbst,  namentlich  in  den  Depressionen  und  Thalgründen 
mehr  oder  minder  hoch  aufgeschüttet.  Er  zeigt  allerorten  ausgezeichnete 
Schichtung,  die  nur  den  obersten  Lagen  bis  etwa  1 m Tiefe  fehlt.  Ausser- 
ordentlich oft  ist  früher,  als  das  Sandgebiet  noch  der  schützenden  Pflanzen- 
decke entbehrte,  stellenweise  auch  noch  heute,  der  leicht  bewegliche  Sand 
von  den  herrschenden  Westwinden  zu  langgestreckten  Dünen  zusammen- 
gefegt und  dann  als  Dünensand  von  der  Landesuntersuchung  kartirt 
worden. 

Die  Untersuchung  der  Haidesande  bot  ausserordentlich  viel  des 
Interessanten.  Der  Haidesand  hat  meist  eine  lichtgelbe  Farbe,  local,  z.  B. 
am  Süd-  und  Ostabhange  des  Wolfshügels;  am  Pillnitz-Moritzburger  Wege, 
sowie  im  Bereiche  des  Eisenborngrundes  ist  derselbe  jedoch  dunkelroth- 
braun  durch  starken  Eisenschuss  gefärbt.  Auch  fast  weisse  Haidesande 
kommen  vor,  so  z.  B.  am  rechten  Quellflüsschen  des  Eisenbornbaches 
hinter  Theresens  Ruhe.  Weiter  mag  erwähnt  werden,  dass  der  Haidesand 
einen  sehr  wechselnden  Gehalt  von  Magneteisen  aufweist,  ein  Umstand, 
der  darum  besondere  Beachtung  verdient,  weil  dieses  Magneteisen  nur 
aus  verwitterten  Feklspathgesteinen  stammen  kann,  denn  alle  zum  Vergleich 
herangezogenen  Verwitterungssande  des  Quadersandsteines  enthielten  ent- 
weder gar  kein  Magneteisen  oder  nur  Spuren  desselben.  Ferner  enthält 
der  Haidesand  Feldspathkörner,  auch  Granitkörner  sehr  gewöhnlich,  zum 
Theil  völlig  gerundet,  aber  auch  als  grussige  Brocken,  im  Syenitgebiete 
auch  Syenitbröckchen.  Beim  „letzten  Heller“  gelang  es  mir,  im  Haide- 
sande sogar  Plänerkörner  neben  Braunkohlenquarzitfragmenten  nachzu- 
weisen. Die  Plänerbruchstücke  stammen  sicher  aus  der  daselbst  einst  in 
grösserer  Ausdehnung  vorhanden  gewesenen  Plänerbedeckung.  Sehr  ge- 
wöhnlich sind  nun  in  den  ausgezeichnet  geschichteten  Haidesanden  Lagen 
oder  Nester,  auch  vereinzelte,  meist  eckige  Stücke  von  Lausitzer  Granit. 
Einen  prächtigen  Aufschluss  in  diesen  in  grosser  Mächtigkeit  auf- 


*)  A.  v.  G ut  bi  er,  Die  Sandformen  der  Dresdner  Haide.  1865. 


77 


geschlossenen  Haidesanden  mit  eingelagerten  Granitfragmenten  gewährte  der 
Tunnelbau  der  Loschwitzer  Drahtseilbahn.  Am  10.  Januar  1895  war  der 
Burgberg  in  einem  Anschnitt  von  etwa  10  m Höhe  abgegraben.  In  den 
Sanden  lagen  nun  etwa  in  halber  Höhe  viel  Schmitzen  und  Lagen  dicht 
aufeinander  gepackter  Granitstücken,  darunter  auch  einzelne  Gerolle  von 
Kieselschiefer,  Hornstein  und  Braunkohlenquarzit.  Der  Gehalt  an  Glimmer 
ist  im  Haidesand  auch  ein  wechselnder.  Noch  bleibt  zu  erwähnen,  dass 
bei  Anlage  der  Prinzess -Louisa- Strasse  in  Loschwitz  im  Haidesande  ein 
apfelgrosses  böhmisches  Basaltgeschiebe  nebst  mehreren  kleineren  gefunden 
wurde,  und  bei  einer  Grundgrabung  am  Stadtweg  47  b in  etwa  2 m Tiefe 
ein  vererztes  Braunkohlenholz  aus  Böhmen.  Alle  diese  Funde  weisen,  wie 
schon  hier  erwähnt  werden  mag,  auf  den  wässerigen  Absatz  der  Haidesande 
hin,  und  zwar  durch  die  Elbe  der  Diluvialzeit. 

Was  nun  die  Rundung  der  Körner  des  Haidesandes  anbetrifft,  so  ist 
sie  durchgehends  eine  ausgezeichnete.  So  viel  und  oft  auch  Haidesande 
aus  allen  Gegenden  des  Gebietes  zur  Untersuchung  gelangten  (ca.  41  Proben), 
nirgends  und  nie  gab  es  Splitterquarze,  nur  grussige  Feldspath-  und  Granit- 
oder Syenitbröckchen  aus  dem  Untergründe  waren  zu  entdecken.  Zu  dieser 
durchgehends  ganz  vorzüglichen  Rundung  der  Haidesandkörner  kommt 
noch  der  Umstand,  dass  namentlich  die  hirsekorngrossen  bis  erbsengrossen 
Bestandtheile  eine  ganz  eigenartig  matte  Oberflächenbeschaffenheit  zeigen. 

Bekanntlich  hat  schon  v.  Gutbier  die  intensive  Betheiligung  des  Windes 
bei  der  Ablagerung  oder  wohl  richtiger  Umlagerung  des  Haidesandes  in 
Anspruch  genommen,  es  kann  sich  diese  aber  doch  nur  auf  die  oberen 
Lagen  erstreckt  haben,  denn  der  z.  B.  beim  Waldschlösschen  33  m hoch 
aufgeschüttete  Sand  der  Haidesandterrasse  ist  aus  schon  oben  citirten 
Gründen  sicher  ein  Sediment  des  diluvialen  Vorläufers  des  Elbstromes. 
Die  vom  Sandgebläse  der  Weststürme  früher  aufgewehten  Sandmassen 
haben  auch  die  eigenartigen  Kantengeschiebe  der  Haidedünen  zugeschliffen. 
Besonders  interessant  ist  ein  Aufschluss  in  der  Südostecke  des  Kaditzer 
Tännichts.  Dort  lagert  in  den  Kiesgruben  von  Clemen  und  von  Jähnichen 
unter  unzweifelhaftem  Haidesand  ein  gröberes  Material,  welches  die  Landes- 
untersuchung als  kiesigen  Haidesand  bezeichnet.  Hier  waltet  sicher  ein 
Irrthum  ob.  Der  Haidesand  ist  ein  typischer,  mit  lauter  gut  gerundeten 
Körnern,  ohne  eine  Spur  von  Splittern,  das  gröbere  Material,  welches 
darunter  lagert,  ist  echter  Thalsand  mit  Basalt-,  Phonolith-,  Sandstein- 
geschieben und  vor  Allem  mit  Splitterquarzen.  Derselbe  Thalsand  ist 
aufgeschlossen  in  zwei  neu  angelegten  Kiesgruben  von  Schäfer  an  der 
Strasse  von  Kaditz  nach  Radebeul,  die  zur  Zeit  der  geologischen  Aufnahme 
noch  nicht  bestanden.  Noch  ist  zu  bemerken,  dass  die  Auflagerungsfläche 
des  Haidesandes  im  Niveau  der  weiten  Thallehmebene  liegt,  die  sich  von 
Pieschen  bis  zu  den  Trachenbergen  nach  Radebeul  hin  erstreckt.  Weiter 
ist  von  Bedeutung,  dass  auch  ein  Farbenunterschied  zwischen  dem  kiesigen 
Thalsand  und  dem  echten  Haidesand  obwaltet  und  dass  der  Thalsand 
eine  selten  schöne  diskordante  Parallelstruktur  zeigt. 

Fassen  wir  unsere  Betrachtungen  zusammen,  so  ist  das  Korn  der 
Haidesande  sehr  gut  gerundet  und  er  selbst  frei  von  Splittern,  der  Thal- 
sand ist  mittelmässig  gerundet  und  enthält  Quarzsplitter,  der  Flusssand 
ist  schlecht  gerundet  und  reich  an  Splittern.  Hierzu  sei  noch  bemerkt, 
dass  die  Prüfung  von  etwa  einem  Dutzend  Sandproben  der  Nord-  und 
Ostseeküste  in  allen  diesen  Sanden  das  Vorhandensein  von  Quarzsplittern 


78 


ergab.  Besonders  schon  zeigte  dies  eine  Probe  vom  nördlichen  Strande 
von  Bornholm. 

In  letzter  Linie  erstreckten  sich  meine  Studien  auf  die  Bestandtheile 
aller  drei  Sandarten  des  Elbthales  und  namentlich  auf  die  charakteristischen, 
allen  gemeinsamen  Mineralien.  Und  da  ist  es  mir  denn  zunächst  gelungen, 
eine  besondere  Art  von  Quarzkörnern  von  rothbrauner  bis  rosenrother 
Farbe  und  solche  von  gelblicher  Farbe *),  nicht  nur  im  Thal-,  Haide-  und 
Flusssand,  sondern  auch  in  vielen  grobkörnigen  Quadersandsteinen  der 
sächsischen  Schweiz  nachzuweisen.  Es  unterliegt  sonach  keinem  Zweifel, 
dass  die  so  auffälligen  Quarzkörner,  die  wir  in  allen  drei  Sandarten 
finden,  aus  dem  Quader  stammen.  Im  Haidesande  finden  wir  sie  am 
besten  gerundet  — das  sind  die  ältesten  Körner  dieser  Art  — im  Thal- 
sand sind  sie  wie  im  jüngeren  Flusssand  alle  mindestens  kantengerundet, 
da  sie  schon  im  Quadersaudstein  selbst  als  gerundete  Körner  eingebettet 
lagen.  Viele  Verwitterungssande  des  Sandsteingebietes  von  zwölf  ver- 
schiedenen Orten  und  ungezählte  Sandsteinblöcke  an  den  Ausladeplätzen 
des  Stromes  haben  mir  dieselben  charakteristischen  rothen  und  gelben 
Quarze  geliefert,  die  in  den  Sanden  so  auffällig  sind,  ein  Beweis  dafür, 
dass  grosse  Mengen  der  sandigen  Bestandtheile  aus  dem  zerstörten  Sand- 
steingebiet bezogen  worden  sind.  Die  grauen  und  weissen  Quarze  des 
Haidesandes  müssen  zum  Theil  auf  krystallinische  Gesteine  zurückgeführt 
werden,  so  die  rauchgrauen  namentlich  auf  den  Lausitzer  Granit. 


*)  Vergl.  Section  Kötzschenbroda,  Seite  54. 


VII.  Die  Bedeutung  der  Vegetation  für  die  Selbst 

reinigung  der  Flüsse. 

Von  Dr.  B.  Schorler. 


Kanalisation  oder  Abfuhr?  Rieselfelder  oder  Schwemmsystem?  Das 
sind  Fragen,  die  heutigen  Tages  in  jeder  grösseren  Gemeindevertretung 
erörtert  werden,  und  jedes  dieser  Verfahren  findet  seine  eifrigen  Verfechter. 
Offenbar  wäre  es  für  eine  an  einem  Flusse  gelegene  Stadt  das  Einfachste 
und  Bequemste,  ihren  Unrath  los  zu  werden,  wenn  derselbe  in  den  Fluss 
geleitet  würde.  Leider  hat  auch  dieses  einfache  Verfahren  einen  grossen 
Nachtheil,  und  der  besteht  in  der  Verunreinigung  des  Flusses,  welche  für 
die  Anwohner  flussabwärts  schwere  Schädigungen  im  Gefolge  haben  kann. 
Aber  trotzdem  hat  dieses  System  recht  zahlreiche  Anhänger.  Man  hat 
nämlich  beobachtet,  dass  die  Verunreinigungen,  genau  wie  die  Trübungen 
des  Flusswassers  nach  einem  heftigen  Gewitterregen,  nach  kürzerer  oder 
längerer  Zeit  wieder  vollständig  verschwinden.  Man  sagt,  der  Fluss  reinigt 
sich  selbst.  Eine  solche  Selbstreinigung  ist  bei  den  verschiedenen  Flüssen 
nach  ganz  verschieden  langem  Lauf  beendet.  In  dem  durch  Frankfurt 
stark  verunreinigten  Main  kann  in  Orten,  die  weiter  als  3 km  mainab wärts 
gelegen  sind,  keine  Spur  von  Verunreinigung  mehr  wahrgenommen  werden; 
das  schmutzige  Isarwasser  ist  7 km  unterhalb  München  wieder  so  voll- 
ständig rein,  „dass  nichts  mehr  zu  sehen,  zu  riechen  oder  zu  schmecken, 
auch  nichts  mehr  chemisch  oder  bakteriologisch  von  Stoffen  nachzu- 
weisen ist,  was  berechtigte,  von  einer  Flussverunreinigung  zu  sprechen“; 
die  durch  Köln  bewirkte  Verunreinigung  des  Rh  ein  wassers  ist  wenige 
Meilen  stromabwärts  nicht  mehr  bemerkbar  und  die  durch  Paris  früher 
arg  verpestete  Seine  endlich  führte  bei  Meulan  wieder  reines  genuss- 
fähiges Wasser.  Die  Selbstreinigung  dieser  Flüsse  ist  also  eine  fest- 
stehende Thatsache. 

Fragen  wir  uns  nun  nach  den  Ursachen  dieses  Reinigungsproeesses, 
so  kommen  eine  ganze  Reihe  mitwirkender  Kräfte  in  Betracht.  Zunächst 
möchte  man  an  die  gleichen  Vorgänge  denken,  welche  die  Trübungen  des 
Flusswassers  namentlich  nach  heftigem  Gewitterregen  beseitigen,  an  Nieder- 
schlag oder  Sedimentirung.  Aber  gerade  diese  Sedimentirung  ist  nicht 
im  Stande,  irgendwie  reinigend  zu  wirken.  Es  ist  etwas  ganz  anderes, 
ob  sich  die  anorganischen  im  Wasser  schwebenden  Theilchen  der  Regen- 
trübungen niederschlagen,  oder  die  organischen  Massen  der  Ver- 
ses, Isis  in  Dresden,  1805.  ■ — Abh,  7.  ' 


80 


unreinigungen,  welche  auch  nach  dem  Niederschlag  zum  Faulen  leicht 
geneigt  sind  und  dann  dem  Flusse  den  Stempel  dauernder  Verunreinigung 
aufdrücken.  Gerade  diejenigen  Flüsse,  deren  träge  fliessendes  Wasser 
den  Schmutztheilchen  sich  niederzuschlagen  gestattet,  erscheinen  am 
stärksten  verunreinigt,  so  die  Themse  bei  London  und  ehemals  die  Seine 
hei  Paris,  während  die  rasch  strömende  Tiber,  die  schon  seit  Tarquinius 
Priscus,  also  seit  mehr  als  2000  Jahren,  den  ganzen  Unrath  der  Stadt 
Kom  aufnimmt,  keine  organischen  Sedimente  zeigt,  ebenso  die  Isar  unter- 
halb München,  welche  eine  Geschwindigkeit  von  durchschnittlich  120  cm 
in  der  Sekunde  hat.  Bei  grösseren  Flüssen  ist  die  bedeutendere  Wasser- 
menge vielfach  der  Sedimentirung  hinderlich.  Es  ist  schon  vor  Jahren 
von  Pettenkofer  (dessen  Darstellung  der  beregten  Verhältnisse  auf  der 
Naturforscherversammlung  zu  Halle  1891  ich  im  Wesentlichen  hier  folge) 
der  Satz  aufgestellt  worden,  dass  jeder  Fluss  sich  selbst  zu  reinigen  vermag, 
„wenn  dessen  Wassermenge  beim  niedersten  Wasserstande  mindestens  das 
Fünfzehnfache  von  der  durchschnittlichen  Menge  des  Sielwassers  bei 
trockenem  Wetter  beträgt,  und  wenn  die  Geschwindigkeit  des  Flusses 
keine  wesentlich  geringere  als  die  des  Wassers  in  den  Sielen  ist“.  Es 
ist  ferner  zu  beachten,  dass  durch  Sedimentirung  wohl  die  festen  Theilchen 
aus  dem  Wasser  entfernt  werden  könnten  (wie  das  z.  B.  in  den  Klärbassins 
geschieht),  nie  aber  die  im  Wasser  gelösten  Stoffe  und  die  freischwimmen- 
den Bakterien. 

Wenn  also  die  Sedimentirung  bei  dem  Selbstreinigungsprocess  der 
Gewässer  nicht  in  Anschlag  zu  bringen  ist,  so  müssen  wir  uns  nach 
anderen  Ursachen  umsehen,  und  da  stossen  wir  auf  chemisch  wirkende 
und  biologische  Kräfte.  Die  ersteren  bestehen  der  Hauptsache  nach  in 
Oxydationen.  Wichtig  sind  hierfür  Untersuchungen,  die  man  an  der  Seine 
und  Isar  angestellt  hat.  In  dem  durch  die  Cloaken  verunreinigten  Seine- 
wasser in  und  unterhalb  Paris  fehlt  der  Sauerstoff  vollständig,  er  ergänzt 
sich  dann  allmählig  und  ist  erst  bei  Meulan  wieder  normal.  Das  Isar- 
wasser zeigt  oberhalb  München  im  Liter  6,4  ccm  Sauerstoff,  nach  Ein- 
mündung der  Schleussenabwässer  dagegen  3,o — 3,2  ccm,  aber  schon  5 km 
weiter  flussabwärts  wieder  6,4  ccm.  Der  Sauerstoff  tritt  entweder  direct 
oxydirend  auf,  namentlich  den  gelösten  organischen  Stoffen  gegenüber, 
die  dadurch  vergast  werden,  oder  er  wird  verbraucht  durch  Oxydation 
von  Wasserstoff  und  Schwefelwasserstoff,  die  bei  der  Fäulniss  erzeugt 
werden,  und  von  denen  namentlich  der  letztere  für  pflanzliches  und 
thierisches  Leben  giftig  wirkt.  Die  Hauptmasse  des  Sauerstoffes  aber 
wird  verbraucht  durch  den  Athmungsprocess  von  Mikroorganismen,  welche 
in  dem  mit  gelösten  organischen  Stoffen  reichlich  angefüllten  Wasser  sehr 
günstige  Existenzbedingungen  finden.  Damit  kommen  wir  zur  dritten 
Gruppe  von  reinigenden  Kräften,  zu  den  biologischen. 

Wir  wissen  seit  den  Untersuchungen  Pasteur’s,  dass  die  Fäulniss  nicht 
durch  physikalische  und  chemische  Kräfte  entsteht,  sondern  allein  durch 
den  Lebensprocess  niederer  Wesen,  der  Fäulnissbakterien.  Diese  nehmen 
Sauerstoff  auf,  verzehren  die  gelösten  organischen  Stoffe,  die  entweder 
zum  Aufbau  ihres  Körpers  benutzt  oder  als  Wärme-  und  Kraftbildner 
verathmet  werden,  und  scheiden  endlich  Kohlensäure  und  Wasser  ab. 
Auch  die  Entwickelung  von  Sumpfgas  ist  der  Thätigkeit  der  Fäulniss- 
bakterien zuzuschreiben.  Dass  diese  Wasserbakterien  durch  ihren  Lebens- 
process eine  reinigende  WTrkung  auf  das  Wasser  ausüben,  sehen  wir  am 


81 


deutlichsten  an  den  Sandfiltern.  Bei  der  Untersuchung  der  Filter  der 
Berliner  Wasserwerke  hat  man  in  den  oberen  10—12  cm  mächtigen  Kies- 
und  Sandschichten  dieselben  zu  Milliarden  beobachtet,  auch  weiss  man, 
dass  neue  Filter,  denen  diese  Wasserbakterien  noch  fehlen,  im  Anfang 
nicht  so  gründlich  das  Wasser  zu  reinigen  vermögen.  Nach  der  Meinung 
Pettenkofer’s  sollen  diese  Wasserbakterien  auch  sehr  rasch  mit  den  in  das 
Wasser  gelangenden  pathogenen  Bakterien,  z.  B.  Typhusbacillen  und  ähn- 
lichen aufräumen.  Die  Wasserbakterien  selbst  können  dann  höheren  Lebe- 
wesen zur  Nahrung  dienen,  denn  auch  solche  leben  in  dem  verunreinigten 
Wasser,  namentlich  Amöben,  Infusorien,  Flagellaten,  Rotatorien,  Würmer, 
Krebsthiere  und  eventuell  auch  Fische,  die  auch  durch  das  Verzehren 
der  organischen  festen  Stoffe  bei  dem  Selbstreinigungsprocess  eine  Rolle 
spielen.  Die  Hauptrolle  aber  bei  der  Reinigung  der  Flüsse  von  organischen 
Stoffen  und  namentlich  von  sogenannten  Fäkalien  spielt,  nach  der  Ansicht 
Pettenkofer’s,  die  Flussvegetation.  Die  Wirkungsweise  derselben  kann  eine 
doppelte  sein.  Wir  haben  oben  gesehen,  welch’  wichtige  Aufgabe  der 
Sauerstoff,  theils  als  Oxydationsmittel,  theils  als  Lebensluft  für  die  Wasser- 
bakterien in  dem  verunreinigten  Flusse  hat.  Die  Ergänzung  desselben 
geschieht  zwar  allmählig  durch  Aufnahme  aus  der  Luft,  sie  wird  aber 
unzweifelhaft  beschleunigt  durch  die  Assimilation  der  chlorophyllführenden 
Wasserpflanzen,  welche  den  freiwerdenden  Sauerstoff  direct  in  das  Wasser 
aussclieiden.  Mit  dieser  wichtigen  Thätigkeit  als  Sauerstofflieferanten 
scheint  aber  die  Wirkung  der  Wasserpflanzen  noch  keineswegs  erschöpft 
zu  sein.  Wenigstens  ein  Theil  von  ihnen  ist  wahrscheinlich  im  Stande, 
auch  organische  Stoffe  aufzunehmen.  Es  sind  ja  seit  lange  eine  grosse 
Anzahl  höherer  und  niederer  Pflanzen  bekannt,  und  zwar  chlorophyllfreie 
und  chlorophyllführende,  welche  die  Fähigkeit  organischer  Nahrungs- 
aufnahme besitzen.  Kerner  widmet  dieser  interessanten  Gruppe  von 
Pflanzen  in  seinem  Pflanzenleben  ein  längeres  Kapitel.  Neben  den  eigent- 
lichen Schmarotzerpflanzen,  den  Pilzen,  Cuscutci- Arten,  den  Santalaceen 
und  Rhinanthaceen,  der  Schuppenwurz  und  den  Orobanchen,  der  Mistel 
und  anderen  werden  in  dieser  Zusammenstellung  die  sogenannten  fleisch- 
fressenden Pflanzen  und  die  „Verwesungspflanzen“  aufgezählt.  Unter  den 
letzteren,  die  entweder  im  verunreinigten  Wasser  oder  auf  der  Borke  der 
Bäume,  an  Felsen  oder  im  Humus  der  Wälder  etc.  leben,  finden  wir  Algen, 
Pilze,  Moose,  Bärlappe  und  Farne,  Aroideen  und  Orchideen  vertreten. 
Uns  interessiren  hier  besonders  die  Wasserbewohner:  In  der  Jauche  der 
Düngerstätten  und  in  den  urinhaltigen  Pfützen  an  den  Viehställen  und 
anderwärts  kommen  oft  kleine  grüne  Euglenen  vor,  „die  sich  hier  so 
massenhaft  vermehren,  dass  die  Flüssigkeit  binnen  wenigen  Tagen  nicht  mehr 
braun,  sondern  grün  erscheint.  Der  von  stinkender  Flüssigkeit  überrieselte 
Schlamm  an  den  Mündungen  der  Cloaken  und  Abzugsgräben  ist  über- 
sponnen  von  dem  grünen  Hormidium  murale  und  der  lebhaft  schwingenden, 
dunkelen  Oscillaria  limosa , und  vor  Allem  macht  sich  hier  die  räthselhafte 
Beggiatoa  versatilis  breit,  welche  aus  der  schleimig-häutigen,  weisslichen 
Grundmasse  lange,  schwingende  Fäden  aussendet,  die  nach  Sonnenunter- 
gang hervorkriechen,  um  dann  bis  zum  nächsten  Tage  in  unzählige 
Stäbchenbakterien  zu  zerfallen.“  Wird  nun  bei  diesen  Arten  auch  vielfach 
nur  aus  dem  Standort  auf  die  Aufnahme  von  organischer  Nahrung  ge- 
schlossen, so  wird  diese  Annahme  doch  durch  Beobachtungen  und  Er- 
nährungsversuche, wie  sie  namentlich  Löw  und  Bokorny,  G.  Klebs 


82 


und  Beyerinck  an  Algen  angestellt  haben,  bestätigt.  Genannte  Forscher 
cultivirten  die  verschiedensten  Algen  in  organischen  Flüssigkeiten,  wie 
Lösungen  von  Zucker,  Glycerin,  Pepton,  Methylsulfid,  Methylalkohol, 
Methylal,  Glycol,  formaldehyd-schwefligsaurem  Natrium  u.  s.  w.  und  beob- 
achteten an  ihren  Versuchspflanzen  entweder  Längenwachsthum  oder 
Theilungen  oder  Stärkebildung.  Löw  und  Bokorny  halten  es  daher  für 
wahrscheinlich,  dass  viele  Fäulnissprodukte  als  Nährstoffe  für  Algen  ebenso 
wie  für  Pilze  dienen  können.  Dass  auch  höhere  Pflanzen,  die  sich  für 
gewöhnlich  normal  ernähren,  aus  solchen  organischen  Flüssigkeiten  Stoffe 
aufzunehmen  vermögen,  ersieht  man  daraus,  dass  abgeschnittene  und  ent- 
stärkte  Blätter  oder  Triebe  bei  Lichtabschluss  in  Zucker-  oder  Glycerin- 
lösungen Stärkebildung  aufweisen. 

Für  die  Frage  nach  der  Bedeutung  der  Wasservegetation  für  die 
Selbstreinigung  der  Flüsse  ist  nun  in  erster  Linie  wichtig  die  Constatirung 
der  in  einem  verunreinigten  Flusse  vorhandenen  Arten,  „die  Aufna-hme  des 
floristischen  Inventars“  und  ihr  mehr  oder  minder  massenhaftes  Auftreten, 
die  Abundanz.  Ausführliche  derartige  Untersuchungen  liegen  uns  bis  jetzt 
vom  Rheine  vor,  die  Sehen ck  bei  Bonn  und  Köln  anstellte  und  im  Central- 
blatt für  allgemeine  Gesundheitspflege  1893  veröffentlichte.  Im  Folgenden 
seien  die  Resultate  dieser  Untersuchungen  kurz  angegeben.  Die  Phanero- 
gamen  fehlen  im  Rhein  bei  Bonn  und  Köln  vollständig.  Wegen  der 
starken  Strömung  und  des  beweglichen  Substrates  des  Uferbodens  können 
weder  die  Samen  keimen,  noch  angeschwemmte  Sprosse  sich  anwurzeln. 
Auch  für  die  Algen  liegen  die  Verhältnisse  aus  den  gleichen  Gründen 
ungünstig.  Freischwimmende  Formen  fehlen  ganz,  nur  solche,  die  sich 
durch  besondere  Haftorgane  (Rhizoiden)  an  festliegenden  Steinen  oder 
Ufer  mauern  befestigen  können  und  kräftig  genug  gebaut  sind,  um  von 
der  Strömung  nicht  zerrissen  zu  werden,  oder  solche,  die  durch  Gallert- 
bildung zu  Massen  verbunden  werden,  welche  in  Form  von  Ueberzügen 
oder  Schichten  dem  festen  Uferboden  aufsitzen,  kommen  hier  vor.  Aus- 
geschlossen vom  Rheine  sind  demnach  auch  jene  freischwimmenden  Formen, 
die  vorwiegend  in  stark  verunreinigtem  Wasser  oder  in  stinkender  Jauche 
Vorkommen,  wie  die  obenerwähnten  Euglenen  u.  a.,  die  in  erster  Linie  für 
eine  etwaige  Verarbeitung  von  organischen  Substanzen  in  Betracht  kommen 
könnten.  Der  grösste  Th  eil  des  Flussbettes  von  der  Mitte  bis  zur  Ufer- 
zone ist  wegen  des  beweglichen  Gerölles  und  Sandes  und  wegen  des 
herrschenden  Lichtmangels  vegetationslos,  nur  eine  einzige  kleine  Faden- 
alge, die  Chantransia  chalybaea  Fr.,  fand  sich  bei  4 m Tiefe  und  einige 
Diatomeen  bei  6 m.  Die  Hauptmasse  der  Algenvegetation  ist  auf  die 
schmale  Uferzone  beschränkt.  Die  schrägen  oder  senkrechten  Steinmauern 
und  Bühnendämme  tragen  dünne,  schmutzig  grünlich -braune  Ueberziige, 
die  im  Wesentlichen  von  der  blaugrünen  Oscillaria  membranacea  und 
gesellig  vegetirenden  Diatomeen  gebildet  werden.  Eingestreut  finden  sich 
hier  die  fluthenden  Büschelchen  von  Cladophora  ylomerata,  oder  die 
sammetartigen  Flecke  von  Ulothrix  zonata.  Sandige  oder  kiesige,  flache 
Uferstrecken  sind  entweder  ganz  vegetationslos,  oder  die  festliegenden 
Steine  sind  mit  einer  feinen  Schlammschicht  mit  Diatomeen  überzogen 
oder  zeigen  die  Oscillaria -Vegetation  der  Ufermauern.  Günstige  Standorts- 
bedingungen bieten  dann  auch  die  schwimmenden  Holzmassen  der  Brücken, 
Schwimmbassins  und  Schiffe,  welche  neben  langfluthenden  Rasen  von  Clado- 
phora schöne  reine  Ueberzüge  von  Diatomeen  und  Oscillarien  aufweisen. 


83 


Eine  ganz  andere  Vegetation  stellt  sich  unterhalb  der  Einmündung  der 
Abwässersielen  grösserer  Uferstädte  ein.  „Das  stark  verunreinigte 
Wasser  ist  hier  die  Bedingung  für  die  massenhafte  Ansiedelung  der  Faden- 
spaltpilze, vor  Allem  der  Beggiatoa  alba , in  geringerer  Masse  Cladothrix 
dichotoma , zu  denen  im  Winter  auch  die  Saprolegniee  Leptomitus  hinzu- 
kommen  kann.  Die  Beggiatoen  bilden  je  nach  der  Menge  des  einfliessenden 
Schmutzwassers  mehr  oder  weniger  weit  flussabwärts  sich  hinziehende 
schleimige  Ueberzüge  am  Ufergrund.“  In  den  Schleimmassen  der  Beggiatoa 
selbst  leben  oft  in  grosser  Menge  Diatomeen.  Auch  die  schon  oben  er- 
wähnten Algen,  Cladophora  und  Ulothrix , kommen  neben  Stigeoclonium 
an  solchen  Orten  vor.  Für  die  Frage  der  Flussreinigung  können  von  den 
erwähnten  assimilirenden  Algen  in  erster  Linie  wegen  ihres  massenhafteren 
Vorkommens  eigentlich  nur  Diatomeen  und  Oscillarien  in  Betracht  kommen. 
Nun  ist  zwar  für  beide  die  Benutzung  organischer  Substanz  wahrscheinlich, 
aber  nicht  erwiesen,  auch  kommen  sie  an  den  Sielen  nie  in  besonders 
üppiger  Entwickelung  vor.  Schenck  pflichtet  daher  für  den  Rhein  der 
Ansicht  Pettenkofer’s,  dass  die  Algen  besonders  für  die  Selbstreinigung 
der  Flüsse  in  Betracht  kommen,  nicht  bei  und  erwähnt,  dass  auch 
J.  Uffelmann  zu  der  Ueberzeugung  gelangt  ist,  „dass  man  die  Rolle  der 
Algen  für  die  Flussreinigung  nicht  überschätzen  dürfe,  denn  es  stehe  fest, 
dass  die  grünen  Fadenalgen  und  die  meisten  Diatomeen  nur  in  frischem, 
wenig  verunreinigtem  Wasser  existiren  können,  dass  also  ihre  Wirksamkeit 
gerade  da  fehlen  werde,  wo  sie  am  erwünschtesten  sei.“  Dagegen  schreibt 
Schenck  den  chlorophyllfreien  Wasserbakterien  die  Hauptrolle  der  Fluss- 
reinigung, soweit  sie  von  lebenden  Organismen  besorgt  wird,  zu,  nament- 
lich der  Beggiatoa -Vegetation,  die  selbst  noch  in  den  Cloaken  und  Fabrik- 
abwässern gedeiht  und  unterhalb  der  Sielen  den  Uferboden  auf  eine 
mehrere  Meter  breite  Zone  dicht  mit  fluthenden,  oft  Decimeter  langen, 
dicken  schleimigen  Massen  bedeckt.  Wenn  nun  das  verunreinigte  Wasser 
über  die  Beggiatoa -Yliesse  strömt,  so  entziehen  diese  demselben  die  zu 
ihrer  Ernährung  nöthigen  organischen  Stoffe,  verathmen  oder  assimiliren 
sie,  vermehren  sich  stark  und  nehmen  so  anderen  schädlichen  Bakterien 
die  Existenzbedingungen  weg.  Sie  selbst  aber  dienen  niederen  Wasser- 
thieren  zur  Nahrung.  Auch  in  der  Isar  unterhalb  Münchens  hat  man 
diese  Beggiatoa-Ye getation  in  gleicher  Ausbildung  nachweisen  können, 
sie  lässt  sich  hier  14,5  km  weit  flussabwärts  verfolgen,  aber  schon  auf 
der  Hälfte  des  Weges  hört  die  üppige  Entwickelung,  die  sich  in  der 
reichlichen  Rasenbildung  ausspricht,  auf,  weil  hier  der  Fluss  schon 
soweit  gereinigt  ist,  dass  die  Nahrung  für  die  Beggiatoa -Vegetation  un- 
genügend wird. 

In  der  geschilderten  Weise  gestalten  sich  die  Vegetationsverhältnisse 
in  einem  grossen  Flusse  mit  bedeutender  Wassermenge  und  starker 
Strömung.  Wir  sahen,  dass  hier  die  Phanerogamen  für  das  Leben  im 
Wasser  nicht  die  geringste  Rolle  spielen.  In  kleineren  Flüssen  mit  lang- 
sam fliessendein  oder  theilweise  stehendem  Wasser  und  seichtem  Ufer  ist 
das  anders.  Da  können,  wenn  ein  solcher  durch  Schleussenabwässer  ver- 
unreinigt ist,  auch  die  höheren  Pflanzen  bei  der  Selbstreinigung  in  Be- 
tracht kommen.  Es  seien  deshalb  hier  noch  die  Vegetationsverhältnisse 
besprochen,  wie  sie  sich  in  der  stark  verunreinigten  Luppe  und  Elster 
unterhalb  Leipzigs  vorfinden.  Die  betreffenden  Untersuchungen  wurden 
von  mir  im  letzten  Sommer  im  Aufträge  des  Deutschen  Fischerei -Vereins, 


84 


in  dessen  Zeitschrift  für  Fischerei  auch  die  Resultate  ausführlich  be- 
schrieben sind,  unternommen.  Da  es  sich  um  die  Beantwortung  einer 
anderen  mit  der  Selbstreinigung  allerdings  innig  zusammenhängenden 
Frage  handelte,  so  sind  der  Hauptsache  nach  nur  die  Phanerogamen  berück- 
sichtigt worden.  Oberhalb  Leipzigs  fiiesst  das  Wasser  der  Elster  rein 
und  klar  über  den  meist  kiesigen  Boden  des  Flussbettes.  Die  Ver- 
unreinigungen, welche  Gera,  Zeitz  und  Pegau  der  Elster  zugeführt  haben, 
sind  vollständig  verschwunden.  Ist  die  Configuration  des  Ufers  für 
Pflanzenwuchs  geeignet,  so  breitet  sich  hier  als  schmaler  Saum  eine 
Schilf-  und  Röhrichtformation  (siehe  Drude:  Deutschlands  Pflanzen- 
geographie, Seite  364),  aus,  die  sich  im  Wesentlichen  zusammensetzt  aus 
grösseren  oder  kleineren,  reinen  oder  gemischten  Beständen  von  Spar- 
ganium  ramosum  (cop.3  greg.),  Sagittaria  (cop. 1 greg.)  und  Glyceria 
spedabilis  (spor.  greg.)  oder  Typha  latifolia  (spor.  greg.),  unter  die  sich 
noch  sporadisch  Alisma  Plantago  und  Butomus  mischen.  Der  hier  zur 
Ausbildung  gekommene  Typus  der  Wasserpflanzenformation  (a.  a.  0.  Seite  366) 
zeigt  Schwimm-  und  Tauchpflanzen.  Unter  den  ersteren  ist  besonders 
Nupliar  luteum , die  Nixblume,  zu  nennen,  die  mit  ihren  lederartigen 
Schwimmblättern  an  Stellen  mit  stehendem  oder  langsam  fliessendem 
Wasser  grössere  Flächen  des  Wasserspiegels  mehr  oder  weniger  dicht  be- 
deckt. Zwischen  den  Schwimmblättern  sind  die  an  die  Blätter  des 
Gartensalates  erinnernden  submersen  Blätter,  die  für  die  Wechsel- 
beziehungen zwischen  thierischem  und  pflanzlichem  Leben  noch  wichtiger 
sind,  bemerkbar.  Mit  der  Nixblume  vergesellschaftet,  oder  an  den  näm- 
lichen Stellen  auch  selbstständig  kleinere  Trupps  bildend,  wächst  Potamo- 
geton  natans , der  auch  zuweilen  submerse  Blätter  ausbildet.  Auch  die 
flutbende  Form  von  Spargcmium  simplex  (spor.)  und  die  grosse  und  kleine 
Wasserlinse  (cop.1  greg.),  welche  da  Vorkommen,  wo  andere  festsitzende 
Schwimm-  oder  auch  Tauchpflanzen  ihnen  Schutz  vor  dem  Fortgeschwemmt- 
werden gewähren,  sind  noch  als  Vertreter  der  Schwimmpflanzen  zu 
nennen.  Die  Tauchpflanzen,  denen  ja  bei  der  Frage  nach  der  Bedeutung 
der  höheren  Pflanzen  für  die  Selbstreinigung  die  Hauptrolle  zufallen 
müsste,  bilden  auch  ausgedehnte  Bestände.  So  kleiden  zuweilen  die 
fluthenden  Vliesse  von  Potamogeton  perfoliatus  für  sich  allein  oder  in  Ge- 
sellschaft mit  Potamogeton  pectinatus  *interruptus  Kit.  den  Boden  des 
Flussbettes  auf  10 — 15  m Länge  vollständig  aus.  Ganz  ähnliche  Vegetations- 
formen zeigen,  namentlich  an  den  Kiesbänken,  Panunculus  fluitans  mit 
seinen  oft  mehrere  Meter  langen  Rasen,  und  an  tieferen  Stellen  Myrio- 
phyllum  spicatum.  Die  Gesellschaft  von  Ceratophyllum  demersum  und 
Lemna  trisulca  imponirt  zwar  nicht  durch  ihre  Ausdehnung,  stellt  aber 
an  ruhigen  Stellen  oft  eine  recht  beträchtliche  Menge  assimilirender 
Pflanzensubstanz  dar.  In  dieser  Ausprägung  lassen  sich  die  beiden 
Formationen  bis  nahe  an  die  Stadt  Leipzig  verfolgen,  wenn  auch  die  Be- 
schaffenheit des  Standortes  mancherlei  Unterbrechungen  derselben  hervor- 
ruft. Das  Vegetationsbild  des  Flusses  ändert  sich  aber  sofort  an  der 
Einmündung  des  Elstermühlgrabens,  welcher  die  grosse  nördliche  Vorfluth- 
schleusse  aufnimmt  und  deren  schmutzigen  Inhalt  hinter  dem  Rosenthal 
in  die  alte  Elster  leitet.  Die  trüben,  dicken,  übelriechenden  Fluthen,  die 
sich  aus  dem  Mühlgraben  hereinwälzen,  sind  dicht  mit  Sumpfgasblasen 
und  vereinzelten  schwimmenden  schwarzen  Schlammballen,  die  durch 
Sumpfgas  getragen  werden,  bedeckt.  Da  die  Elster  langsamer  fliesst  als 


85 


das  Wasser  des  Mühlgrabens,  kommt  dieser  schwarze  Schlamm  an  der 
Einmündungsstelle  in,  wie  es  scheint,  ziemlich  mächtiger  Bodenschicht  zur 
Ablagerung.  Darauf  deuten  wenigstens  eigenthümliche,  von  Zeit  zu  Zeit 
eintretende  Sumpfgaseruptionen.  Das  Gas  bildet  sich  in  der  dicken 
Bodenschicht  durch  die  Fäulniss  der  organischen  Massen,  durchbricht 
schliesslich  die  zähe  Schlammdecke  und  bringt  das  Wasser  über  einer 
solchen  Durchbruchsstelle  in  brodelnde  Bewegung.  Dabei  werden  grosse 
Mengen  des  schwarzen  Schlammes  entweder  in  Form  grösserer  Klumpen, 
oder  in  feiner  Vertheilung  mit  emporgerissen,  die  das  Wasser  schwarz 
färben.  Die  empordringenden  Gasblasen  aber  erzeugen  beim  Zerplatzen 
auf  dem  Wasserspiegel  ein  deutlich  wahrnehmbares  zischendes  Geräusch, 
Von  den  höheren  Wasserpflanzen  des  nicht  verunreinigten  Flusses  ist  hier 
keine  Spur  mehr  vorhanden.  Dafür  tritt  aber  die  oben  erwähnte  Beggiatoa- 
Vegetation  in  üppigster  Entwickelung  auf.  Der  Boden  des  Flussbettes 
ist,  am  Ufer  wenigstens,  mit  ihren  weissen,  fluthenden  oder  festsitzenden, 
schleimigen  Rasen  dicht  bedeckt,  die,  Leinenfetzen  vergleichbar,  dem 
schwarzen  Schlamme  aufsitzen.  Weiter  flussabwärts  aber  überziehen  sie 
Aeste,  höhere  Wasserpflanzen  etc.  mit  einem  grauweissen  schlüpfrigen 
Schleim.  Ueber  der  Wasserlinie  bemerkt  man  am  Ufer  einen  vegetations- 
losen, oft  glänzend  pechschwarzen  Schlammstreifen,  auf  dem  sich  dann 
allmälilig  einige  kümmerliche  Exemplare  von  Sparganium  rcimosum  und 
Sagittaria  einfinden.  Auf  dem  ersten  reichlichen  Kilometer,  von  der  Ein- 
mündung des  Elstermühlgrabens  an  gerechnet,  zählte  ich  drei  Stöcke  der- 
selben. Weiter  flussabwärts  werden  diese  häufiger,  und  schon  unterhalb 
der  Einmündung  der  Pleisse  (1,8  km),  deren  Wasser  nicht  nennenswerth 
verunreinigt  ist,  umrahmen  den  Fluss  wieder  reine  oder  gemischte  Be- 
stände von  Sparganium  ramosum , Qlyceria  spectabilis  und  Alisma , unter 
die  sich  noch  sporadisch  Butomus  mischt.  Auch  die  ersten  Schwimm- 
und  Tauchpfianzen  treten  hier  unter  dem  Einfluss  des  belebenden  Pleissen- 
wassers  auf:  Ceratophyllum  demersum  mit  Lemna  minor  bilden  neben 
j Ranunculus  fluitans  und  Elodea  canadensis  einen  kleinen  Bestand.  Doch 
kehren  ähnliche  Bestände  von  Wasserpflanzen  im  Flusse  selbst  auf  weite 
Strecken  nicht  wieder.  Der  Boden  ist  streckenweise  mit  feinem,  lockerem, 
schwarzem  Schlamm  bedeckt,  und  am  Uferschilf  hängen  die  grauweissen 
Schleimüberzüge  der  Beggiatoa -Vegetation.  In  reicherer  Entwickelung 
tritt  die  Formation  der  Wasserpflanzen  zuerst  in  den  Theilen  des  Fluss- 
laufes unterhalb  der  Wehre  auf,  die  das  Wasser  für  die  Mühlgräben 
abfangen,  wodurch  grössere  und  kleinere  Strecken  mit  stagnirendem 
Wasser  zu  Stande  kommen,  denen  nur  von  Zeit  zu  Zeit  bei  Hochwasser 
und  an  Feiertagen  neue  Verunreinigungen  zugeführt  Averden.  Es  haben 
diese  Theile  mehr  den  Charakter  der  pflanzenreichen  Altwässer,  nur  mit 
dem  Unterschiede,  dass  sie  an  ihrem  unteren  Ende  mit  dem  Haupt- 
flusse in  offener  Verbindung  stehen.  Die  erste  derartige  Stelle  bildet 
das  sogenannte  Hundewasser,  das  sich  bei  Wahren  (4,2  km)  von  der 
Elster  abzweigt  und  erst  bei  Lützschena  sich  wieder  mit  derselben  ver- 
einigt. Eine  zahlreiche  Gesellschaft  von  Nuphar  luteum , Lemna  und 
Potamogeton  natans , P.  pectinatus , Myrioplvyllum  spicatum,  Ceratophyllum 
und  anderen  hat  sich  hier  zwischen  dem  Geschilf  am  Ufer,  das  haupt- 
sächlich aus  Sparganium  ramosum  und  Sagittaria  besteht,  zusammen- 
gefunden. Aebnliche  Vegetationsbilder  begegnen  uns  unterhalb  der  Wehre 
bei  Hänichen,  Altscherbitz  und  Schkeuditz.  Die  offene  Verbindung  dieser 


86 


Flusstheile  mit  dem  Hauptflusse  gestattet  den  Pflanzen  auch  den  Ueber- 
tritt  in  den  eigentlichen  Flusslauf,  wie  es  hier  geschieht,  wo  sie  dann 
auch  von  den  durch  diese  Orte  herbeigeführten  der  Masse  nach  geringeren 
Schmutzabwässern  bespült  werden.  Von  Schkeuditz  (15  km)  an  abwärts 
treten  im  Flusse  selbst  neben  dem  Geschilf  am  Ufer  auch  die  Wasser- 
pflanzen einzeln,  oder  kleinere  und  grössere  Haufen  bildend,  auf:  die 
fluthende  Form  von  Sparganium  simptex  mit  ihren  hellgrünen  Blättern, 
die  dunkelgrünen  langen  Vliesse  von  Potamogeton  pectinatus , die  Stöcke 
von  Ceratophgllum  clemersum  mit  ihren  in  dem  fliessenden  Wasser  weichen 
biegsamen  Zweigen,  zwischen  denen  an  geschützten  Stellen  die  grosse  und  die 
kleine  Wasserlinse  sich  ansiedeln,  und  endlich  Nuphar  luteum  mit  reichem 
submersem  Blätterschmuck  sind  hier  bemerkenswerte  Bei  Wesmar  (26  km) 
und  noch  mehr  bei  Itassnitz  (27  km)  schliessen  sich  diese  Pflanzen  in 
Verbindung  mit  Sparganium  ramosum  und  Sagittaria  zu  einem  so  üppigen 
Bestände  zusammen,  wie  wir  ihn  weiter  oberhalb  nur  in  den  Altwässern 
oder  höchstens  noch  in  den  Flusstheilen  unterhalb  der  Wehre  finden. 
Eine  reiche  Fischwelt  tummelt  sich  ausserdem  zwischen  den  Wasser- 
pflanzen, so  dass  die  Elster  hier  nicht  mehr  den  Eindruck  eines  ver- 
unreinigten Flusses  macht.  Auch  weiter  abwärts  lässt  sich  diese  Wasser- 
vegetation in  mehr  oder  minder  vollkommener  Ausprägung  bis  zur  Saale 
verfolgen.  Im  Vergleich  mit  den  im  Anfang  genannten  Flüssen,  besonders 
der  Isar  und  dem  Main  ist  also  die  Selbstreinigung  in  der  Elster  unter- 
halb Leipzigs  recht  spät  erst  beendet. 

Etwas  anders  noch  liegen  die  Verhältnisse  bei  der  Luppe,  jenem 
Elsterarm,  der  sich  unterhalb  Plagwitz  abzweigt  und,  mit  der  Elster  un- 
gefähr parallel  westwärts  fliessend,  endlich  in  die  Saale  mündet.  Für  die 
Luppe  ist  kennzeichnend  die  im  Verhältniss  zur  Grösse  der  Verunreinigung 
recht  geringe  Wassermenge.  Bei  ihrer  Abzweigung  erhält  sie  reines 
Elsterwasser  und  zeigt  daher  auch  die  oben  beschriebene  Vegetation  des 
nicht  verunreinigten  Mutterflusses,  auf  ihrem  Lauf  durch  Lindenau  aber 
wird  sie  stark  durch  Fabrikabwässer,  die  aus  den  dortigen  Fellfärbereien, 
einer  Indigofabrik  etc.  stammen,  verunreinigt.  Es  werden  aber  hier  noch 
keine  Schleussenabwässer  eingeleitet.  Unterhalb  Lindenau  ist  das  wenige 
Wasser  des  Flusses  durch  die  erwähnten  Fabrikabwässer  tief  dunkelblau 
gefärbt.  Man  sollte  meinen,  dass  sich  in  diesem  so  stark  verunreinigten 
Wasser  keine  Pflanzen  halten  könnten.  Und  doch  ist  dem  nicht  so. 
Nur  auf  einer  Strecke  von  nicht  ganz  1 km  Länge  fehlen  die  höheren 
Wassergewächse  ganz,  während  die  Beggiatoa-Ye getation  auch  hier  in 
Form  weisser  schleimiger  Rasen  den  Boden  überzieht.  Dann  aber  stellt 
sich  mit  vereinzelten  Stöcken  von  Igels-  und  Bohrkolben  am  Ufer,  und 
mit  dem  Froschlöffel,  dem  Wasserstern  und  dem  Pfeffer-Knöterich  auf 
dem  schwarzen  Schlammboden  im  Wasser  selbst  Potamogeton  pectinatus 
in  Gesellschaft  der  Lemna  minor  und  L . polyrrhiza  ein  und  bildet  gleich 
mächtige  Basen,  die  das  schmale  Flussbett  auf  einige  Meter  Länge  voll- 
ständig auskleiden.  Die  freudig  grünen  Basen  machen  in  ihrer  üppigen 
Entwickelung  nicht  den  Eindruck,  als  ob  die  Pflanzen  hier  mit  ungünstigen 
Existenzbedingungen  zu  kämpfen  hätten.  Diese  reiche  Wasservegetation 
reicht  flussabwärts  bis  zu  der  Stelle,  wo  ein  grosses  Siel  die  Schleussen- 
abwässer von  Plagwitz-Lindenau  der  Luppe  zuführt,  und  bildet  hier,  wo 
sich  das  blaue  Luppen-  mit  dem  schmutziggrauen  Schleussenwasser  mischt, 
eine  scharfe  Grenzlinie.  Unterhalb  der  Sieleneinmündung  ist  der  Fluss 


87 


wieder  vegetationslos,  obgleich  die  Bodenverhältnisse  noch  die  gleichen 
sind.  Grössere  Mengen  von  Verunreinigungen  werden  der  Luppe  ca.  100  m 
weiter  flussabwärts  durch  die  Nahle  zugeführt,  einem  zweiten  Elsterarni, 
der  sich  ungefähr  1 km  unterhalb  der  Einmündung  des  erwähnten  Elster- 
mühlgrabens abzweigt  und  in  Folge  dessen  stark  verunreinigt  ist.  In  dem 
so  doppelt  belasteten  Flusslauf  tritt  als  erste  gegen  Verunreinigung  am 
wenigsten  empfindliche  Wasserpflanze  wieder  Potamogeton  pectinatus  un- 
mittelbar unterhalb  der  einmündenden  Nahle  auf  Kiesbänken  in  zwei 
grösseren  Basen  auf,  die  allerdings  dick  mit  Beggiatoa- Schleim  über- 
zogen sind  und  dadurch  ein  recht  krüppelhaftes  Aussehen  haben,  aber 
Ende  October  die  für  diese  Art  charakteristischen  Winter-  und  Ver- 
mehrungsknollen in  reicher  Entwickelung  zeigen.  Weiter  abwärts  aber  ist 
der  Fluss  auf  eine  Strecke  von  ca.  6 km  wieder  ganz  vegetationslos,  nur 
am  Ufer  fristet  hier  und  da  ein  Exemplar  von  Sparganium  ramosum  ein 
kümmerliches  Dasein.  Dann  stellt  sich  wieder  in  zerstreuten  kleineren 
und  grösseren  Rasen  das  kammartige  Laichkraut,  seltener  das  krause 
Laichkraut  in  der  ebenblättrigen  Form  (P.  *serrulatus  Schräder)  und 
etwas  häufiger  Ceratophyllum  demersum  ein.  Zu  eigentlichen  Beständen 
vereinigen  sich  diese  wenigen  Wassergewächse  ebensowenig  wie  die  am 
Ufer  zerstreut  vorkommenden  Schilfpflanzen,  ja  sie  fehlen  auf  grösseren 
Strecken  mit  stehendem  Wasser  des  öfteren  gänzlich.  So  lässt  sich  das 
unschöne  Vegetationsbild,  das  durch  die  missfarbenen  grauen  Schleim- 
überzüge der  Beggiatoa  auf  allen  Blättern  und  Stengeln  auch  nicht  ge- 
winnt, 31  km  weit  bis  zum  Eintritt  der  Luppe  in  die  alte  Saale  verfolgen. 
Auf  ihrem  ganzen  Lauf  macht  die  Luppe  überall  den  Eindruck  eines 
stark  verunreinigten  Flusses.  Ueberall  haben,  wegen  des  langsam 
fliessenden  Wassers,  die  organischen  Beimengungen  mit  losgerissenen  oder 
abgestorbenen  Theilen  der  Fadenbakterien  in  mehr  oder  minder  dicker 
schwarzer  Bodenschicht  sich  niedergeschlagen,  die  nun,  der  oxydirenden 
Wirkung  des  Sauerstoffs  entrückt,  langsam  faulen  und  durch  die  Ent- 
wickelung von  Sumpfgas  und  anderen  übelriechenden  Gasen  den  feinen 
schwarzen  Schlamm  beständig  aufrühren  und  dadurch  das  Wasser  immer 
wieder  von  Neuem  verunreinigen.  Es  kommt  also  trotz  der  Wirkung 
chemischer  und  biologischer  Kräfte  in  der  Luppe  keine  vollständige 
Reinigung  zu  Stande,  weil  eben  die  Hauptbedingungen  für  dieselbe:  eine 
für  die  Grösse  der  Verunreinigung  genügend  grosse  Wassermenge  und 
eine  raschere  Strömung,  um  den  Niederschlag  des  schwarzen  übelriechenden 
Schlammes  zu  verhindern,  fehlen. 

Wenn  wir  nun  nach  diesen  Befunden  in  der  Elster  und  Luppe  die 
Frage  nach  der  Bedeutung  der  höheren  Pflanzen  für  die  Selbstreinigung 
der  beiden  Flüsse  zu  beantworten  suchen,  so  können  wir  nur  die  eigent- 
lichen Wasserpflanzen,  also  Schwimm-  und  Tauchpflanzen,  in  Betracht 
ziehen.  Von  diesen  leben  in  den  stark  verunreinigten  Elusstheilen  und 
sind  gegen  die,  durch  die  organischen  faulenden  Massen  geschaffenen,  für 
die  höhere  Pflanzenwelt  ungünstigen  Existenzbedingungen  am  wenigsten 
empfindlich  nur  Potamogeton  pectinatus  *interruptus  Kit.,  Ceratophyllum 
demersum , Lemna  minor  und  L.  polyrrhiza  und  endlich  Potamogeton 
crispus  *serrulatus  Schrad.  Nuphar  luteum  und  Myriophyllum  spicatum 
dagegen,  die  in  der  verunreinigten  Luppe  nicht  Vorkommen,  verlangen 
schon  einen  höheren  Grad  von  Reinheit  im  Wasser,  wie  ihr  Auftreten  in 
der  Elster  zeigt.  Lässt  man  nun  auch  die  noch  offene  Frage  der  Auf- 


88 


nähme  organischer  Stoffe  bei  der  Ernährung  dieser  Wasserpflanzen  ganz 
unberücksichtigt,  so  stellen  doch  immerhin  die  erst  erwähnten  Gewächse, 
und  namentlich  Potamogeton  jiectinatus,  eine  so  beträchtliche  Menge 
assimilirender  Substanz  dar,  dass  sie  durch  die  Production  von  Sauerstoff, 
welcher  ja,  wie  wir  in  der  Einleitung  gesehen  haben,  bei  dem  Reinigungs- 
process  eine  so  wichtige  Rolle  spielt,  als  wichtige  Hilfskräfte  bei  der 
Selbstreinigung  der  Elster  und  Luppe  von  Bedeutung  sind. 


YIIL  Bereicherungen  der  Flora  Saxonica. 

Zusammengestellt  von  Lehrer  A.  Jenke,  Dr.  B.  Schorler  und  Oberlehrer 

K.  Wobst. 


Die  folgende  Arbeit  enthalt  die  im  Jahre  1895  gemachten  Beobachtungen 
derjenigen  Pflanzenformen,  welche  für  das  Gebiet  als  neu  oder  als  selten 
vorkommend  bezeichnet  werden  müssen. 


I. 

Im  kleinen  Teiche  des  König],  botanischen  Gartens  sammelte  Unter- 
zeichneter im  vorigen  Frühjahre  und  zwar  zwischen  Cladophora-  und 
Spirogyra -Arten,  welche  in  reichlicher  Anzahl  auf  demselben  schwammen, 
das  für  die  Dresdner  Umgebung  noch  nicht  verzeichnete 


Co smarium protr actum  Arch.,  Rabenh.,  p.  172,  und  Wolle,  p.  83,  Abbildung: 
Wolle,  PI.  XVII,  Fig.  27  und  28,  vergesellschaftet  mit  Cosmarinm 
Broomei  Thw.  und  C.  Botrytis  Bor.,  Closterium  acerosmn  Sehr., 
Pecliastrum  Boryanum  Turp.,  sowie  mit  Cocconeis  Pediculus  Ehrb., 
Cymatopleura  elliptica  Breb.,  Fragilaria  capucina  Des.,  Gomphonema 
curvatum  Ktz.,  Navicida  cryptocephala  Ktz.,  Snrirella  minuta  Breb., 
Tryblionella  angustata  W.  Sm. 

A.  Jenke. 


II. 


Scirpus  multicaulis  Sm.  Diese  im  Westen  und  Norden  Deutschlands 
verbreitete  Pflanze  ist  als  neuer  Bürger  der  Flora  Saxonica  von  Prof. 
Drude  in  der  Niederlausitz  bei  Grossgrabe  aufgefunden  worden. 
Carex  dioica  L.  Der  alte,  schon  von  Reichenbach  erwähnte  Standort: 
Zschaila  auf  der  nassen  Aue  wird  durch  neue  Funde  von  Apotheker 
Schlimpert  bestätigt. 

— vulpina  L.  *nemorosa  Rebent.  Bei  Medingen  in  der  Niederlausitz 
(Lehrer  Müller -Medingen). 

— G oo denoughii  Gay  *melaena  Wimm.  Erzgebirge  bei  Fribus : am  Rande 
eines  Hochmoores  im  Filzbruckerwald  (Scliorler). 

— filiformis  L.  Niederlausitz:  Grossgrabe,  Lugkteich  (Drude). 

— hirta  L.  *hirtaeformis  Pers.  Bei  Kötzschenbroda  (Fritzsclie). 
Potamogeton  crispus  L.  * serndatus  Schrad.  (=  P.  planifolius  auct.).  In 

der  Elster  und  Luppe  unterhalb  Leipzigs  (Scliorler).  Diese  Varietät 


Ges.  Isis  in  Dresden , 1895.  — Abh.  8. 


90 


betrachten  Fick  und  Ucclitritz  in  ihrer  Flora  von  Schlesien  als 
Jugendform  der  typischen  Art.  Ich  fand  jedoch  noch  im  September 
bei  Leipzig,  und  zwar  in  den  stark  durch  Schleussen wässer  verun- 
reinigten Flussläufen,  nur  diese  Varietät,  so  dass  mir  dieselbe  eher 
als  eine  biologische  Form  der  verunreinigten  Gewässer  erscheint. 
Auch  Buchenau  giebt  in  seiner  Flora  der  nordwestdeutschen  Tiefebene 
an,  dass  sich  diese  Varietät  in  allen  selbst  warmen  Fabrikabwässern 
um  Bremen  häufig  findet. 

— pectinatus  L.  *interriiptus  Kit,  (=  P.  Vaillantii  R.  et  Sch.).  In  der 
Luppe  und  Elster  unterhalb  Leipzigs  bis  zur  Saale  (Schorler),  Diese 
kräftige  Varietät,  deren  Zugehörigkeit  zu  P.  pectinatus  sich  an  ihren, 
den  Gräsern  ähnlichen  Blattscheiden  leicht  feststellen  lässt,  bildet 
grosse,  oft  mehrere  Meter  lange  submerse  Vliesse,  auch  in  stark  ver- 
unreinigtem Flusswasser.  Doch  fanden  sich  hier  nie  Früchte,  dagegen 
im  October  jene  schon  seit  Irmisch  bekannten  Ueberwinterungs-  und 
Vermehrungsknollen  in  reicher  Menge. 

Geum  rivale  x urbanum  {G.  int  er  medium  Ehrh.).  Erzgebirge:  Sehmathal 
bei  Steinbach  (Drude). 

Rosa  trachyphylla  Rau  f.  virgata  Gremli  (=  R.  gallica  x canina  a.  virgata 
Gremli).  Meissen:  Naundorf ler  Holz  (Schlimpert). 

— canina  var.  Lutetiana  x gallica.  Meissen:  Lommatzsch  er  Wasser  bei 
Prositz  (Schlimpert). 

— - gcdlica  x glauca  var.  complicata.  Meissen:  Lommatzscher  Wasser 
(Schlimpert). 

— coriifolia  Fr.  Bei  Medingen  (Müller). 

Epitobium  tetragonum  L.  (E.  adnatum  Griseb.).  An  der  Röder  bei  Herms- 
dorf (Müller). 

Circaea  alpina  L.  Pirna:  Wesnitzthal  bei  Jessen  (Müller). 

Myriophyllum  spicatum  L.  A on  dieser  Art  beobachtete  ich  in  der  Elster 
oberhalb  Leipzigs  bei  Hartmannsdorf  kleine,  nur  2 — 3 cm  über  dem 
Boden  emporragende  Landformen  mit  kriechendem  wurzelndem  Stengel 
und  zierlichen  feinzerschlitzten  Blättern.  Letztere  unterscheiden  sich 
nur  durch  ihre  Kleinheit  von  den  submersen  Blättern,  ihre  Blattzipfel 
sind  zwar  kürzer,  aber  nicht  dicker,  und  eben  so  zahlreich  als  wie 
bei  jenen,  während  Sclienck  (Biologie  der  Wassergewächse,  S.  22) 
nur  Landformen  mit  dickeren  breiteren  Blattzipfeln,  die  den  laub- 
artigen Tragblättern  des  Myriophyllum  verticillatum  in  Gestaltung 
ganz  entsprechen,  auffand  und  beschrieb. 

Galium  boreale  L.  Niederlausitz:  bei  Medingen  (Müller), 
f Ambrosia  artemisiaef dlia  L.  Dresden:  Kötzschenbroda  auf  einem 
Acker  (Lehrer  Hiller  - Lindenau). 

Artemisia  pontica  L,  Im  oberen  Saalethal  bei  Burgk  (Müller). 

Vaccinium  Myrtillus  L.  var.  leucocarpum  Dumort.  Dresden : Höckendorf 
bei  Königsbrück  (Schulz). 

— intermedium  Ruthe.  Dresden:  Nadelwald  bei  Medingen,  an  zwei  Stellen 
verschiedene  Büsche,  blühend,  aber  nicht  fructificirend  (Müller). 

Drosera  anglica  Huds.  Erzgebirge:  Hochmoor  westlich  von  Hirschenstand 
(Schorler). 

Barbar ea  stricta  Andrz.  Dresden:  bei  Weinböhla  am  Eisenbahndamm 
(Fritzsche). 

Erysimum  virgatum  Rth,  Pirna:  Liebethaler  Grund  (Müller). 


91 


* \Rapistrum  rugosum  All.  Dresden:  Niederlössnitz  auf  Schutt 
(Fritzsche). 

Ranunculus  fluitans  Lnck.  In  der  Elster  oberhalb  Leipzigs  bei  Gross* 
zschocher  fand  ich  neben  der  typischen  Form  mit  ausschliesslich  sub- 
mersen  3-  und  2-spaltigen  Blättern  am  31.  August  mit  Bliithen  auch 
die  recht  seltene  Form  mit  schwimmenden  kleinen  f cm  langen  und 
l2/2  cm  breiten  nierenförmigen  2-  oder  schwach  4 -lappigen  Blättern, 
die  nach  Schenck  nur  dann  auftreten,  wenn  die  Pflanze  zur  Blüthen- 
bildung  übergeht.  Die  zierlichen  Landformen  dieser  Art  beobachtete 
ich  auf  aus  dem  Wasser  emporragenden  Schlammpolstern  in  der 
kleinen  Luppe  unterhalb  Lindenau. 

Cerastium  brachypetalum  Dep.  Meissen:  hei  Gasern  (Schlimpert). 

A mar  antu  s silvestris  Desf.  Diese  in  Böhmen  hei  Prag,  Leitmeritz  und 
Gr.-Cernosek  vorkommende  Art  wurde  in  diesem  Jahre  zum  ersten 
Male  in  Sachsen  gefunden,  und  zwar  von  Schlimpert  hei  Meissen, 
unterhalb  der  Knorre. 

Equisetum  maximum  Lnck.  (=  E.  Telmateja  Ehrh.).  Pirna:  Wesnitzthal, 
gegenüber  Jessen  (Müller). 

B.  Scliorler. 


IIP 

Andropogon  Ischaemum  L.  Zerstreut  am  Dohnaer  Schlossberge  (Wobst). 

Bromus  arvensis  L.  Dresden-Neustadt  (C.  Schiller). 

Agropyrum  repens  P.  B.  var.  glaucurn  ( Triticum  caesium  Prsl.,  Triticum 
repens  var.  caesium  Hackel).  Abhänge  unterhalb  Schieritz  bei  Meissen 
(Wobst).  Auf  diese  von  der  Stammart  durch  bläulich  bereifte  Blätter 
und  Aehrchen  abweichende  Varietät  machte  schon  Reichenbach  An- 
fang der  siebziger  Jahre  auf  seinen  Excursionen  aufmerksam  und  be- 
zeichnete  sie  als  Agropyrum  glaucurn.  Der  Originalstandort,  Eingang 
des  Lössnitzgrundes,  ist  durch  Wegebauten  verloren  gegangen. 

Carex  praecox  Jacqu.  var.  longebrateata.  Lössnitz  (Wobst);  Sächsische 
Schweiz  (Schiller).  Bei  dieser  um  Dresden  selten  vorkommenden 
Varietät  ist  das  Tragblatt  des  untersten  kurzgestielten  Aehrchens 
blattartig  und  mit  deutlicher  Scheide  versehen. 

Ceratophgllum  demersum  L.  Steinbruchlöcher  der  Dresdner  Haide  und 
in  einem  Teiche  bei  Lindenau  (Wobst). 

Succisa  pratensis  Mnch.  var.  hispidula  Peterm.  ( S . lürsuta  Opitz).  Bei 
Meissen  (Wobst).  Blätter  und  der  untere  Theil  des  Stengels  sind  bei 
dieser  Varietät  mehr  oder  minder  mit  steifen  Haaren  besetzt. 

Mentha  crispa  L.  Plauenscher  Grund  an  der  Friedrich- Augusthütte. 
Gartenflüchtling. 

Fhacelia  tanacetifolia  Benth.  Diese  aus  Californien  stammende  Pflanze 
fand  sich  sehr  häufig  im  August  dieses  Jahres  auf  einem  wüsten 
Platze  in  Strehlen  und  dürfte  wohl  dem  Königl.  botanischen  Garten 
entstammen  (Wobst). 

Mimulus  moschaius  Dougl.  Genannte  Pflanze,  Ziergewächs  aus  Columbia, 
fand  sich  in  grossen  Mengen  in  einem  Steinbruche  an  der  Radeberger 
Strasse  in  der  Dresdner  Haide,  wo  dieselbe  mehrere  Quadratmeter 
vom  Juni  bis  September  üppig  überzog.  Sicher  mit  Topferde  dahin 
gebracht  (Wobst). 


92 


Vaccinium  uliginosum  L.  Dresdner  Haide  (Wobst).  Dieser  Standort  ist 
seit  Jahren  bekannt.  Die  Pflanzen  waren  aber  stets  steril;  in  diesem 
Sommer  aber  batten  sie  schöne  Blüthen  und  reichlich  Früchte 
angesetzt. 

Delphinium  Consolida  L.  flore  albo.  Felder  bei  Meissen  (Wobst). 
Corydalis  cava  Schw.  et  K.,  mit  auffällig  blauer  Blumenkrone.  Grund 
hinter  Niederwartha  (Wobst). 

Viola  palustris  L.,  und  zwar  eine  Form  des  trockenen  Bodens.  Alle 
Pflanzen  gedrungener,  vielblüthiger,  in  allen  Theilen  härter.  Blüthen- 
und  Blattstiele  bedeutend  kürzer.  Karwiese  in  der  Dresdner  Haide 
(Wobst). 

Dianthus  Carthusianorum  L.  var.  pusyllus  Beck  ( nanus  Neilr.)  Die 
Stengel  dieser  spärlich  auf  der  Bosel  bei  Meissen  gesammelten 
Pflanzen  waren  sehr  verkürzt  (ca.  6 cm  lang),  mit  wenig  Blüthen  und 
mit  unregelmässig  ausgebildeten  Blättern  versehen  (Wobst). 

Lychnis  coronaria  Desr.  Zöthain  bei  Lommatzsch  (Wobst).  Garten- 
flüchtling. 

— Flos  ciiculi  L.  albiflora.  Die  sehr  selten  weissblühende  Form  fand 
sich  auf  einer  sumpfigen  Wiese  bei  Rhänitz  bei  Dresden  zu  Hunderten, 
unter  ihnen  auch  einzelne  mit  fleischrother  Färbung  (Wobst). 

Rubus  Koehleri  Whe.  et  N.  Bei  Langebrück. 

— Schleichen  Whe.  et  N.  Ebendaselbst. 

— nemorosus  Hayne.  Ebendaselbst  (Wobst). 

Trifolium  incarnatum  L.  Mertitz  bei  Lommatzsch;  verwildert. 

Vicia  segetalis  Thuill.  mit  V.  sativa  L.  und  V.  cingustifolia  All.  häufig 
in  einem  Haferfelde  bei  Volkersdorf  (Wobst). 

Vom  Bürgerschullehrer  H.  Hofmann  aus  Hohenstein-E.  gingen  bei 
Unterzeichnetem  eine  Reihe  von  Pflanzen  ein,  welche  derselbe  auf  seinen 
zahlreichen  Excursionen  in  der  Lausitz  und  im  Erzgebirge  gesammelt,  und 
von  denen  eine  grosse  Anzahl  in  der  Flora  des  Königreichs  Sachsen  noch 
nicht  verzeichnet  sind: 

Aspidium  montanum  Aschers.  Bei  Waldenburg:  im  Grünfelder  Parke. 

Juni,  — Herrnhut:  am  Königsholze.  Juli. 

Pliegopteris  Robertianum  A.  Br.  Zittau:  an  einer  Eisenbahnbrücke. 
Juli.  Hierzu  bemerkt  indess  Einsender,  dass  dieser  Standort  ver- 
loren sein  dürfte,  da  diebetreffende  Mauer  in  diesem  Jahre  renovirt 
wurde. 

Hieracium  Pelertianum  Merat.  ssp.  Relertianum  a.  genuinum  b.  angustius 
N.  et  P.  Döbeln : an  einem  trockenen,  an  Hieracien  reichen  Abhange 
des  Muldenthaies.  Juni. 

- — Pilosella  L.  ssp.  vulgare  Tausch,  ß subvulgare  1 striatum  N.  et  P. 
Bei  Hohenstein.  Juni. 

— pachylodes  N.  et  P.  ssp.  oxytorum  N.  et  P.  Hohenstein:  an  der 
Lutherhöhe.  Juni. 

— Auricula  Lam.  ssp.  Auricula  a.  genuinum  N.  et  P.  Hohenstein: 
Hüttengrund.  Mai. 

— Auricula  Lam.  ssp.  amaureilema  N.  et  P.  Hohenstein:  Hüttengrund. 
Juni. 

— collinum  Gochn.  ssp.  Uechtritzii  N.  et  P.  Bei  Hohenstein.  Juni. 

— collinum  Gochn.  ssp.  sudetorum  N.  et  P.  Bei  Döbeln.  Juni. 


93 


Hieradium  spathophyllwn  N.  et  P.  ssp.  exorrabdum  N.  et  P.  a.  exstriatum. 
Hohenstein:  an  der  Lutherhöhe.  Juni. 

— floribundum  W.  Gr.  ssp.  teplitzense  N.  et  P.  Hohenstein:  bei  Gers- 
dorf.  Juni. 

— floribundum  W.  Gr.  ssp.  teplitzense  X.  et  P.  schmalblättrige  Form. 
Hohenstein:  Hirschgrund  bei  Oberlungwitz.  Juni. 

— umbelliferum  N.  et  P.  ssp.  saxonicum  N.  et  P.  Hohenstein:  in  der 
Nähe  der  Eisenstrasse,  Hermsdorfer  Flur.  Juni. 

Mentha  gentilis  L.  n.  var.  Hofmannii  H.  Braun.  Bei  Hohenstein.  August. 

— silvestris  L.  var.  cuspidata  (Opitz).  Zittau:  hei  Scheibe.  Juli. 

— silvestris  L.  var.  serrata  (Opitz).  Zittau:  am  Mandauufer  bei  Scheibe. 
Juli. 

Rubus  opacus  Focke.  Bei  Flohenstein.  Juli.  Diese  dem  Rubus  plicatus 
Whe.  et  N.  nahestehende  Form  ist  in  der  Flora  Saxonica  noch  nicht 
verzeichnet. 

— amygdalanthus  Focke.  Hohenstein:  an  der  Lutherhöhe  ziemlich  ver- 
breitet. Juli.  Eine  dem  R.  thyrsoideus  spec.  collect,  verwandte 
Form;  sie  ist  ebenfalls  für  Sachsen  neu  und  wurde  von  Dr.  Schulz 
auch  in  der  Niederlausitz  gesammelt.  In  einem  Steinbruche  beob- 
achtete H.  Hofmann  Stöcke,  welche  dem  R.  thyrsanthus  sehr 
nahe  stehen. 

— hirtifolius  P.  J.  Muell.  var.  Danicus  Focke.  Flohenstein:  bei  Ernst- 
thal. Juli. 

— macrophyllus  Whe.  et  N.  var.  pilostachys  Gr.  et  Godr.  Hohenstein: 
bei  Wüstenbrand.  Juli.  Beide  der  Yillicaulisgruppe  angehörigen 
Formen  für  Sachsen  neu. 

— Sprengeli  Whe.  et  N.  Grüna  Hei  Chemnitz  und  bei  Waldenburg  im 
Grünefelder  Parke.  Juni. 

— chaerophyllus  Sag.  et  Schultz.  Im  Neissethale  bei  Flirschfelde.  Juli. 

— Cimbricus  Focke.  Hohenstein:  bei  Hüttengrund  an  mehreren  Stellen 
und  noch  häutiger  im  Oberwald,  nach  dem  Dorfe  Reichenbach  zu. 
Juli.  Diese  für  Sachsen  neue  Art  gehört  in  die  Gruppe  der  Adeno- 
phori,  und  zwar  in  die  Abtheilung  mit  langgestielten  Seitenblättchen. 

— Weickeri  Hofmann.  Chemnitz:  im  Zeisigwalde.  Juli.  Gruppe:  Adeno- 
phori,  Abtheil.  Corylifolii.  Genannte  Pflanze  ist  jedenfalls  der  Ab- 
kömmling eines  Bastards.  Ihr  Blüthenstand  erinnert  an  Rubus  Köhleri 
Whe.  et  N.  Sie  wurde  in  einer  Anzahl  von  Stöcken  beobachtet  und 
hat  sich  ohne  Zweifel  durch  Samen  fortgeptlanzt  (Hofmann). 

— radula  Whe.  et  N.  Döbeln:  Muldenabhänge.  Juli. 

— Koehleri  Whe.  et  N.  var.  Zittau:  Kahleberg  bei  Reichenau.  August. 

— apricus  Wimm.  Zittau:  auf  dem  Scheibenberge.  Basalt.  380  m. 
Juli.  Die  für  Sachsen  noch  nicht  verzeiehnete  Form  steht  dem  Rubus 
Koehleri  Whe.  et  N.  nahe,  ist  in  Schlesien  verbreitet  und  bildet  mit 
R.  silesiacus  Whe.  interessante  Belege  für  die  nahe  Verwandtschaft 
der  lausitzer  und  schlesischen  Floren. 

— serpens  Whe.  Hohenstein:  bei  Hüttengrund.  Juli. 

— hercynicus  X Guentheri  ? Hohenstein:  bei  Hüttengrund.  Juli. 

— Guentheri  Whe.  et  N.  Im  Neissethale  bei  Hirschfelde.  Juli.  Walden- 
burg: Grünefelder  Park  sehr  häufig.  Juni  und  Juli. 

— Guentheri  Whe.  et  N.  n.  var.  Wobstii  IFofm.  Hohenstein:  bei  Hütten- 
grund, und  Steina  bei  Waldheim.  Juli.  Diese  neue  Varietät  ist  kräftiger 


94 


als  die  typische  Form.  Schössling  aufstrebend.  Blätter  nur  am  Grunde 
3-,  sonst  5-zählig.  Rispe  meist  durchblättert.  Griffel  grün  (H.  Hof- 
mann). 

Rubus  nemorosus  Hayne.  Bei  Hohenstein.  Juli. 

— cciesius  X tomentosus  Focke.  Hohenstein:  unweit  der  Kirche.  Juli. 
Das  Vorkommen  dieses  Bastards  ist  im  hohen  Grade  interessant,  da 
es  noch  nicht  gelungen  ist,  die  eine  Stammform,  Rubus  tomentosus 
Borkh.,  welche  in  Böhmen  vereinzelt  auftritt,  für  Sachsen  mit  Sicher- 
heit nach  zu  weisen. 

K.  Wobst. 


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Abhandl.  d.  Isis  in  Dresden,  1895. 


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Karte  der  Elbthal-Hügel  zwischen  Dresden  und  Hirschstein  mit  den  Hauptstandorten  der  s.ö.  Leitpflanzen  . 


Ahhtmrll  ,1  l«i«  in  Dresden  1895. 


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Heiausgegebeu 

von  dem  Redactions  - Comite. 


Jahrgang  1892. 

Juli  bis  December. 

(Mit  1 Tafel.) 


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Dresden. 

In  Commission  von  Wamatz  & Lehmann,  König]..  Sachs.  Hofbuchhändler. 

1893. 


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Kedactions-Comite  für  1892: 

Vorsitzender:  Prof.  Dr.  K.  Rohn. 

Mitglieder:  Dr.  J.  Deichmüller,  Prof.  Dr.  0.  Drude,  Geh.  Hofrath  Dr. 
H.  B.  Geinitz,  Prof.  Dr.  G.  Helm,  Prof.  Dr.  B.  Vetter  und  Geh.  Rath  Prof.  Dr. 

G.  Zeuner. 

Verantwortlicher  Redacteur:  Dr.  J.  Deichmüller. 


Sitzungskalender  für  1893. 

Januar.  12.  Physik  und  Chemie.  19.  Präliistorisc Ire  Forschungen.  26.  Hauptver- 
sammlung. 

Februar.  2.  Zoologie.  9.  Botanik.  — Mathematik.  16.  Mineralogie  und  Geologie. 
23.  Hauptversammlung. 

März.  2.  Physik  und  Chemie.  9.  Prähistorische  Forschungen.  16.  Zoologie  und 
Botanik.  23.  Hauptversammlung. 

April.  6.  Botanik  (Floristenabend).  13.  Mathematik.  20.  Mineralogie  und  Geologie. 
27.  Hauptversammlung. 

Mai.  4.  Physik  und  Chemie.  11.  Excursion  oder  18.  Hauptversammlung. 

Juni.  1.  Prähistorische  Forschungen.  8.  Zoologie.  — Mathematik.  15.  Botanik. 

22.  Mineralogie  und  Geologie.  29.  Hauptversammlung. 

Juli.  27.  Hauptversammlung. 

August.  3i.  Hauptversammlung. 

September.  28.  Hauptversammlung. 

October.  5.  Zoologie  und  Botanik.  12.  Botanik  (Floristenabend).  — Mathematik. 

19.  Mineralogie  und  Geologie.  26.  Hauptversammlung. 

November.  2.  Physik  und  Chemie.  9.  Prähistorische  Forschungen.  16.  Zoologie. 

23.  Botanik.  30.  Hauptversammlung. 

Decetnber.  7.  Mineralogie  und  Geologie.  — Mathematik.  14.  Physik  und  Chemie. 
21.  Hauptversammlung. 


Die  Preise  für  die  noch  vorhandenen  Jahrgänge  der  Sitzungs- 
berichte der  „Isis'1,  welche  durch  die  Burdach’sche  Hofbuch- 
handlung in  Dresden  bezogen  werden  können,  sind  in  folgender 
Weise  festgesteht  worden: 


Denkschriften.  Dresden  1860.  8 

Festschrift.  Dresden  1885.  8 

Dr.  Oscar  Schneider:  Natnrwissensch.  Beiträge  zur  Kenntniss 

der  Kaukasusländer.  1878.  8 . 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1861 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1868  . 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1864  und  1865.  pro  Jahrgang  . . 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1866.  April-December 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1867  und  1868.  pro  Jahrgang  . . 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1869 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1870  u.  1871.  April-December  p.  Heft 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1872.  Januar-September 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1873—1878.  pro  Jahrgang  . . . . 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1879 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1880.  Juli-December 

Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgang  1881.  Juli-December 
Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  J ahrgang 1 882  — 1884, 1886— 92. 

pro  Jahrgang  .....  

Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgang  1885. 


1 M.  50  Pf. 
8 M.  - Pf. 

6 M.  — Pf. 
1 M.  20  Pf. 
1 M.  80  Pf. 

1 U.  50  Pf. 

2 M.  50  Pf. 
8 M.  — Pf. 

3 M.  50  Pf. 

3 M.  - Pf. 

2 M.  50  Pf. 

4 M:  - Pf. 

5 M.  - Pf. 

3 M.  — Pf. 
3 M.  - Pf. 

5 M.  — Pf. 
2 M.  50  Pf. 


Mitgliedern  der  „Isis“  wird  ein  Rabatt  von  25  Proc.  gewährt. 

Alle  Zusendungen  für  die  Gesellschaft  „Isis“,  sowie  auch 
Wünsche  bezüglich  der  Abgabe  und  Versendung  der  „Sitzungs- 
berichte der  Isis“  werden  von  dem  ersten  Secretär  der  Ge- 
sellschaft, d.  Z.  Dr.  Deichmüller,  Schillerstrasse  33,  entgegen- 
genommen. 

Die  regelmässige  Abgabe  der  Sitzungsberichte  an  aus- 
wärtige Mitglieder,  sowie  an  auswärtige  Vereine  erfolgt  in  der 
Regel  entweder  gegen  Austausch  mit  anderen  Schriften  oder  einen 
jährlichen  Beitrag  von  3 Mark  zur  Vereinskasse,  worüber 
in  den  Sitzungsberichten  quittirt  wird. 


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Königl. 

Sachs.  Hofbuchhandlung  ‘ 

H.  Burdach. 

— ~ Warnatz  & Lehmann  — — 

Schloss-Strasse  32.  DRESDEN.  Fernsprecher  152. 

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empfiehlt  sich 

zur 

Besorgung  wissenschaftlicher  Literatur. 

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DRUCK  VON  JULIUS  »EICHEL,  DRESDEN. 


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Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 

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in  Dresden. 


Herausgegeben 

von  dem  Redactions  - Comite. 


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Jahrgang  1893, 

Januar  bis  Juni. 


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Dresden. 

In  Commission  von  Warnatz  & Lehmann,  Königl.  Sachs.  Hofbuchhändler. 

1893. 


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Redactions-Comit6  für  1893: 

Vorsitzender:  Prof.  Dr.  G.  Helm. 

Mitglieder:  Dr.  J.  D eiehmüller,  Prof.  Dr.  0.  Drude,  Geh.  Hofrath  Prof.  Dr. 

H.  B.  Geinitz,  Prof.  Dr.  M.  Krause,  Institutsdirector  Th.  Reibisch  und  Prof.  Dr. 

E.  Zetzsche. 

Verantwortlicher  Redacteur:  Dr.  J.  Deichmüller. 

Inhalt. 

I.  Sitzungsberichte. 

I.  Section  für  Zoologie  S.  3.  — Drude,  0.:  Neue  Plankton  - Litteratur  S.  3.  — 
Reiche,  K.:  Die  Hoch-  und  Küsten-Cordillere  Chile’s  S.  3.  — Schiller,  K.:  Vor- 
lage einer  Sertularia  S.  3.  — Excursion  nach  Tharandt  S.  3. 

II.  Section  für  Botanik  S.  4.  — Drude,  0.:  Der  winterliche  Wurzelschutz  der 
Bäume,  Führung  durch  den  K.  Botanischen  Garten,  topographische  und  floristische 
Mittheilungen  über  die  Karpathen  S.  4.  — Reiche,  K.:  Die  Cultur pflanzen  in 
Chile  S.  4. 

III.  Section  für  Mineralogie  und  Geologie  S.  5.  — Ebert,  0.:  Vorlage  eines 
Ammoniten  von  Kemnitz  b.  Dresden  S.  6.  — Engelhardt,  H. : Pechglanzkohle 
und  Basaltbreccie  aus  Böhmen,  diluviale  Ablagerungen  von  Klinge  bei  Cottbus 
S.  5;  Braunkohlenpflanzen  von  Vetschkau  S.  6.  — Friedrich,  E.:  Bimssteine  und 
Schlacken  von  den  Nordseeküsten  S.  6.  — Geinitz,  H.  B.:  Verstorbene  Mineralogen 
und  Geologen,  der  Geschiebemergel  an  der  Stoltera  bei  Warnemünde  S.  5;  der 
Pönitenten-Schnee,  neue  Litteratur,  Werner-Denkmal  in  Löbtau  S.  6.  — Stelzner,  A.: 
Die  südafrikanischen  Diamantengruben  S.  6.  — Z sch  au,  E.:  N.  J.  von  Kokseharow  f 
S.  5.  — Excursion  nach  Zschertnitz  S.  7. 

IT.  Section  für  prähistorische  Forschungen  S.  7.  — Deichmüller,  J.:  Verstorbene 
deutsche  Alterthumsforscher,  Gefässe  aus  dem  Gräberfelde  von  Kl.  Saubernitz  S.  7; 
neue  Litteratur  S.  8.  — Döring,  H. : Neolithische  Funde  von  Cotta  b.  Dresden 
S.  7;  Steingeräthe  von  Möritzsch,  Nünchritz  und  Leckwitz,  der  Burgwall  von  Leck- 
witz S.  8.  — Ebert,  0.:  Grünsteinbeil  von  Briessnitz  b.  Dresden  S.  7;  neue  prä- 
historische Funde  b.  Dresden  S.  8.  — Schneider,  0.:  Neue  Funde  aus  den  Ruinen- 
stätten des  Somalilandes  S.  7.  — Excursion  nach  Nünchritz  und  Leckwitz  S.  8. 

Y.  Section  für  Physik  und  Chemie  S.  8.  — Burkhardt,  A.:  Ueber  eine  Rechen- 
maschine S.  10.  — Corsepius,  M.:  Verwendung  von  Speicherzellen  zum  Betriebe 
von  Fahrrädern  S.  10.  — Freyberg,  J.:  Vermeidung  von  Schäden  durch  Blitz- 
schläge S.  9.  — Krebs,  W. : Blitzschlag -Untersuchungen  in  Hamburg  S.  9.  — 
Rittershaus,  Tr.:  Mittheilungen  zur  Geschichte  der  Rechenmachinen  S.  9.  — 
Zetzsche,  E.:  Ueber  Stationsrufer  S.  8;  Relais  für  Untersee-Kabel-Telegraphie  S.  10. 

YI.  Section  für  Mathematik  S.  10.  — Hartig,  E.:  Die  Abhängigkeit  des  Elastizitäts- 
moduls des  geraden  Stabes  von  der  specifischen  Beanspruchung  S.  10;  mit  Be- 
merkung von  M.  Krause  S.  11.  — Kopeke,  CI.:  Die  Construction  der  neuen 
Loschwitz-Blasewitzer  Elbbrücke  S.  11. 

VII.  Hauptversammlungen  S.  11.  — Veränderungen  im  Mitgliederbestände  S.  15.  — 
Kassenabschluss  für  1892  S.  12  und  18.  — Voranschlag  für  1893  S.  12  und  19. — 
Werner-Denkmal  in  Löbtau  S.  12.  — Besuch  des  „Prometheus“  in  Dresden 
S.  12.  - — Drude,  0.:  Die  modernen  Bestrebungen  der  Floristik  S.  14.  — Ebert,  R.: 
B.  Vetter  f S.  12.  — Geinitz,  H.  B.:  R.  Körner  f,  C.  Rückert  f S.  12.  — 
Helm,  G. : Die  Ansätze  zu  einer  mathematischen  Chemie  S.  13.  — Neubert,  G.: 
Falb’s  kritische  Tage  und  die  Regenbeobachtungen  in  Sachsen  S.  12.  — Nit  sehe,  H.: 
Die  Arten  der  Gattung  Ctenocampa,  mit  Bemerkung  von  0.  Schneider  S.  12.  — 
Schlimpert:  Vorlage  von  Pflanzen  der  Meissner  Gegend  S.  14.  — Schneider,  0. : 
San  Remo  und  seine  Thierwelt  im  Winter  S.  11.  — Excursionen  nach  der  Bosel 
bei  Sörnewitz,  zur  Besichtigung  der  neuen  Dresdner  Elbbrücke  und  durch  die 
Dresdner  Haide  S.  14  und  15. 


II.  Abhandlungen. 

Meyer,  A.  B.:  Wurde  Bernstein  von  Hinterindien  nach  dem  Westen  exportirt?  S.  68. 
Schneider,  0.:  San  Remo  und  seine  Thierweit  im  Winter.  S.  8. 


Die  Autoren  sind  allein  verantwortlich  für  den  Inhalt  ihrer 

Abhandlungen . 


Die  Autoren  erhalten  von  den  Abhandlungen  50,  von  den  Sitzungs- 
berichten auf  besonderen  Wunsch  25  Separatabziige  gratis,  eine  grössere 
Anzahl  gegen  Erstattung  der  Herstellungskosten. 


Sitzungskalender  für  1893. 

September.  28.  Hauptversammlung. 

October.  5.  Zoologie  und  Botanik.  12.  Botanik.  — Mathematik.  19.  Mineralogie 
und  Geologie.  26.  Hauptversammlung. 

November.  2.  Physik  und  Chemie.  9.  Prähistorische  Forschungen.  16.  Zoolbgie. 
28.  Botanik.  80.  Hauptversammlung. 

December.  7.  Mineralogie  und  Geologie.  — Mathematik.  14.  Physik  und  Chemie. 
21.  Hauptversammlung. 


Die  Preise  für  die  noch  vorhandenen  Jahrgänge  der  Sitzungs- 
berichte der  „Isis“,  welche  durch  die  Burdach’sche  Hof  buch- 

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handlung  in  Dresden  bezogen  werden  können,  sind  in  folgender 


Weise  festgestellt  worden: 

Denkschriften.  Dresden  1860.  8.  ' . 1 M.  50  Pf. 

Festschrift.  Dresden  1885,  8.  178  8.  4 Tafeln  ......  3 M.  — Pf. 

Dr.  Oscar  Schneider:  Naturwissensch.  Beiträge  zur  Kenntniss 

der  Kaukasusländer.  1878.  8.  160  S.  5 Tafeln  . , 6 1.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1861  . 1 M.  20  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1863  ‘ 1 M.  80  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1864  und  1865.  pro  Jahrgang  . . 1 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1866.  April-December 2 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1867  und  1868.  pro  Jahrgang  . . 3 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1869 3 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1870  u.  1871.  April-December  p.  Heft  3 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1872.  Januar-September 2 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1873 — 1878.  pro  Jahrgang  ....  4 M.  — - Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1879.  . . 5 1.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1880.  Juli-December 3 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgang  1881.  Juli-December  3 M.  — Pf. 
Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgang  1882 — 1 884, 1 8 86 — 92. 

pro  Jahrgang 5 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgang  1885 2 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgang  1893.  Januar-Juni  2 M.  50  Pf. 


Mitgliedern  der  „Isis“  wird  ein  Rabatt  von  25  Proc.  gewährt. 

Alle  Zusendungen  für  die  Gesellschaft  „Isis“,  sowie  auch 
Wünsche  bezüglich  der  Abgabe  und  Versendung  der  „Sitzungs- 
berichte der  Isis“  werden  von  dem  ersten  Secretär  der  Ge- 
sellschaft, d.  Z.  Dr.  Deichmüller,  Dresden- A. , Zwingergebäude, 
K.  Mineral. -geolog.  Museum,  entgegengenommen. 

KT  Die  regelmässige  Abgabe  der  Sitzungsberichte  an  aus- 
wärtige Mitglieder,  sowie  an  auswärtige  Vereine  erfolgt  in  der 
Regel  entweder  gegen  Austausch  mit  anderen  Schriften  oder  einen 
jährlichen  Beitrag  von  3 Mark  zur  Vereinskasse,  worüber 
in  den  Sitzungsberichten  quittirt  wird. 


DRUCK  VON  JULIUS  REICHEL,  DRESDEN. 


der 


Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 


Herausgegeben 

von  dem  Redactions  - Comite. 


Jahrgang  1893. 


Juli  bis  Oecember. 

(Mit  Abbildungen  im  Text.) 


Dresden. 

In  Commission  von  W&rnatz  & Lehmann,  Königl.  Sachs.  Hofbuchhändler. 

1894. 


Redactions- Co  mitd  für  1893: 

Tor  sitzender:  Prof.  Dr.  G.  Helm. 

Mitglieder:  Dr.  J.  .Deichmüller,  Prof.  Dr.  0.  Drude,  Gell.  Hofrath  Prof.  Dr. 
H.  B.  Geinitz,  Prof.  Dr.  M.  Krause,  Institutsclirector  Th.  Reihisch  und  Prof.  Dr. 

E.  Zetzsche. 

"Verantwortlicher  Redacteur:  Dr.  J.  Deichmüller. 

Sitsangskalender  für  1894. 

Januar.  11.  Prähistor.  Forschungen,  18.  Zoologie.  25.  Hauptversammlung. 

Februar.  1.  Botanik.  8.  Mathematik.  15.  Mineralogie  und  Geologie.  22.  Hauptver- 
sammlung. 

März.  1.  Physik  und  Chemie.  8.  Prähistor.  Forschungen.  15.  Zoologie  und  Botanik. 
29.  Hauptversammlung. 

April.  5.  Botanik  (Floristenabend).  12.  Mineralogie  und  Geologie.  19.  Physik  und 

Chemie.  26.  Hauptversammlung. 

Mai.  8.  Excursion.  10.  Prähistor.  Forschungen.  24.  Zoologie.  81.  Hauptversammlung. 
Juni.  7.  Botanik.  14.  Mineralogie  und  Geologie.  — Mathematik.  21.  Physik  und 
Chemie.  28.  Hauptversammlung. 

Juli.  26.  Hauptversammlung. 

August.  80.  Hauptversammlung. 

September.  27.  Hauptversammlung. 

October.  4.  Prähistor.  Forschungen.  11.  Zoologie  und  Botanik.  — Mathematik.  18. 

Botanik  (Floristenabend).  25.  Hauptversammlung. 

November.  1.  Mineralogie  und  Geologie.  8.  Physik  und  Chemie.  15.  Prähistor. 

Forschungen.  22.  Zoologie.  29.  Hauptversammlung. 

December.  6.  Botanik.  13.  Mineralogie  und  Geologie.  — Mathematik.  20.  Hauptver- 
sammlung. 


KV 

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I 


Die  Preise  für  die  noch  vorhandenen  Jahrgänge  der  Sitzungs- 
berichte der  „Isis“,  welche  durch  die  Burdach’sche  Hofbuch- 
handlung in  Dresden  bezogen  werden  können,  sind  in  folgender 


Weise  festgestellt  worden: 

Denkschriften.  Dresden  1860.  8 1 M.  50  Pf. 

Festschrift.  Dresden  1885.  8.  178  S.  4 Tafeln 3 M.  — Pf. 

Dr.  Oscar  Schneider:  Natnrwissensch.  Beiträge  zur  Kenntniss 

der  Kaukasusländer.  1878.  8.  160  S.  5 Tafeln  . . 6 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1861  . 1 M.  20  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1863  1 M.  80  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1864  und  1865.  pro  Jahrgang  . . 1 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1866.  April-Decomber 2 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1867  und  1868.  pro  Jahrgang  . . 3 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1869 3 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1870  u.  1871.  April- December  p.  Heft  3 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1872.  Januar-September 2 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1873—  1878.  pro  Jahrgang  ....  4 1VI.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1879 5 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1880.  Juli- December 3 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgang  1881.  Juli-December  3 M.  — Pf. 
Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgang  1882  — 1 884,1886  —93. 

pro  Jahrgang 5 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgang  1885.  2 M.  50  Pf. 


Mitgliedern  der  „Isis“  wird  ein  Rabatt  von  25  Proc.  gewährt. 

Alle  Zusendungen  für  die  Gesellschaft  „Isis“,  sowie  auch 
Wünsche  bezüglich  der  Abgabe  und  Versendung  der  „Sitzungs- 
berichte der  Isis“  werden  von  dem  ersten  Secretär  der  Ge- 
sellschaft, d.  Z.  Dr.  Deichmüller,  Dresden-A.,  Zwingergebäude, 
K.  Mineral. -geolog.  Museum,  entgegengenommen. 

Die  regelmässige  Abgabe  der  Sitzungsberichte  an  aus- 
wärtige Mitglieder,  sowie  an  auswärtige  Vereine  erfolgt  in  der 
Regel  entweder  gegen  Austausch  mit  anderen  Schriften  oder  einen 
jährlichen  Beitrag  von  3 Mark  zur  Vereinskasse,  worüber 
in  den  Sitzungsberichten  quittirt  wird. 


Königl.  Sachs.  Hofbuchhandlung 


H.  Burdach. 

Warnatz  & Lehman»  

Schloss-Strasse  32.  DRESDEN.  Fernsprecher  152. 
empfiehlt  sich 

zur  Besorgung  wissenschaftlicher  Literatur. 


1 


DRUCK  VON  irthJUS  RE  CH£L(  DRESi  fc  N 


der 


Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 

ISIS 

in  13  resden. 


Herausgegeben 

von  dem  Redactions  - Comite. 


Jahrgang  1894. 

Januar  bis  Juni. 


Mit  1 Tafel  und  3 Abbildungen  im  Text. 

S 


Dresden. 


In*  Commission  von  Warnatz  & Lehmann,  K.  Sachs.  Hofbuchhändler. 
>■  1894. 


Redaetions  - Comite  für  1894: 

Vorsitzender:  Prof.  Dr.  G.  Helm. 

Mitglieder : Dr . J.  D e i c h m ü 1 1 e r , Prof.  Dr.  0.  D r u d e , Privatdocent  Dr.  J.  F r e y b e r g , 
Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  H.  B.  Geinitz,  Prof.  Dr.  M.  Krause,  Prof.  Dr.  H.  Nit  sehe 

und  Rentier  W.  Os borne. 

Verantwortlicher  Redacteur:  Dr.  J.  Deichmüller. 


Inhalt. 

I.  Sitzungsberichte. 

I.  Section  für  Zoologie  S.  3. — Drude,  0.:  Die  sogenannten  chilenischen  Haselnüsse 
S.  3.  — Ebert,  R. : Bau,  Entwickelung  und  Lebensweise  der  Nematoden  S.  3.  — 
Nitsche,  H.:  Leuchtende  Thiere  und  Pflanzen,  der  morphologische  Zusammenhang 
zwischen  abnormalen  und  normalen  Nematoden,  neuere  Eintheilung  der  Pflanz enläuse, 
Dr.  J.  Fr.  Judeich  f S.  3.  — Steg  lieh,  Br.;  Krankheitserscheinungen  an  Pflanzen 
durch  Hetero  der  a S.  3. 

II.  Section  für  Botanik  S.  4.  — Drude,  0.:  Moosherbarium  von  Wälde,  Biographie 
von  Alph.  de  Candolle,  Pringsheiin’s  70.  Geburtstag,  Sitzungen  der  Vereine  für  Botanik 
und  Gartenbau  im  K.  Botanischen  Garten  S.  4 ; periodisches  Auftreten  von  Desmidiaceen 
und  Palmellaceen  S.  5;  Palmflora  des  tropischen  Afrika  S.  6;  neue  Litteratur  S.  4 
und  5.  — Jenke,  A. : Neue  Desmidiaceen  der  Flora  von  Dresden  S.  4;  Chlathrocystus 

aeruginosa  aus  den  Carolaseen  S.  5; und  K.  Wobst,  Verschwinden  von  Orchideen 

aus  der  Dresdner  Flora  S.  5.  — Schiller,  K. : Bei  Meissen  beobachtete  Pilze,  Vor- 
lagen S.  5.  — Schorler,  B.:  Ueber  Carica  quercifolia  S.  4;  seltene  Orchideen  der 
Flora  Saxonica  S.  5;  blüthenbiologische  Demonstrationen  S.  6.  — Wobst,  K.:  Ueber 
Amarantus  hypochondriacus , Bildungsabweichungen  der  Pflanzen  S.  5. 

III.  Section  für  Mineralogie  und  Geologie  S.  6.  — Bergt,  W.:  Festigkeitsprüfungen 
von  Gesteinen  S.  7;  Litteraturbesprechung  S.  8.  — D eichmüller,  J. : Encriniten  des 
Muschelkalks  S.  8.  — Döring,  H. : Strudellöcher  im  Pläner  von  Cotta,  Ausstellung 
des  Lehrervereins  für  Naturkunde  in  Dresden  S.  7.  — Engelhardt,  H.:  Tertiär- 
pflanzen aus  dem  böhmischen  Mittelgebirge  S.  7;  was  erinnert  in  unserem  Sachsenlande 
an  die  Pflanzenwelt  der  Tertiärzeit?  neue  Litteratur  S.  8.  — Francke,  H.:  Mineral- 
vorlagen S.  8.  — Geinitz,  H.  B.:  Versteinerungen  aus  der  oberen  Kreide  von  Rügen 
S.  6;  Gliederung  der  Flötzformationen  Helgolands,  neue  Diatomeenschichten  in  der 
Lausitz,  der  internationale  Geologen- Congress  in  Zürich  S.  7;  die  mineralogisch- 
geologischen Sammlungen  der  K.  Technischen  Hochschule  in  Dresden  S.  8;  neue 
Litteratur  S.  7 und  8.  — Kalkowsky,  E.:  K.  Th.  Liebe  f,  naturwissenschaftliche 
Wanderversammlungen,  Demonstrations-Mikroskope  von  R.  Fuess  S.  8.  — S c h n e i d e r , 0.: 
Nephrit -Schnitzereien  aus  China  S.  8.  — Z schau,  E.:  Kalkspathkrystalle  aus  dem 
Syenit  des  Plauenschen  Grundes  S.  9. 

IV.  Section  für  prähistorische  Forschungen  S.  9.  — Bergmann,  A.:  Kurfürst 
August  und  Kurfürstin  Anna  in  ihren  Beziehungen  zur  prähistorischen  Forschung 
S.  9.  — Deichmüller,  J. : J.  Undset  f,  Ausgrabungen  und  neue  Erwerbungen  der 
K.  Prähistorischen  Sammlung  im  Jahre  1893  S.  11;  Steinzeitfunde  bei  Dresden  S.  12.  — 
Döring,  H.:  Der  Lüptitzer  Spitzberg  bei  Wurzen  S.  10;  Beigaben  aus  dem  Gräber- 
felde von  Löbtau,  neolithische  Reste  von  Löbtau  S.  12;  Vorlagen  S.  11.  — Ebert,  0.: 
Steinzeitfunde  bei  Cotta,  slavische  Herdstelle  bei  Cossebaude  S.  12.  — Geinitz,  H.  B.: 
Ein  Dolmen  in  der  Gersdorfer  Heide  bei  Gross- Cotta 3 Steinbauten  an  den  Troll- 
hättanfällen  in  Schweden  S.  12.  — Osborne,  W.:  Neolithisches  Gefäss  von  Prag,  die 
vorgeschichtlichen  megalithischen  Steinbauten,  Vorlagen  S.  11.  — Excursion  nach 
Zschorna  S.  12. 

V.  Section  für  Physik  und  Chemie  S.  12.  — Corsepius,  M. : Anlage  eines  Elek- 
tricitätswerks  der  Stadt  Dresden  S.  13.  — Freyberg,  J.:  H.  Hertz  f S.  12.  — 
Helm,  G.:  E.  Zetzsche  f S.  13.  — von  Meyer , E.:  Lavoisier  und  die  Chemie  seiner 
Zeit  — eine  Säcularbetrachtung  S.  13.  — Excursion  nach  dem  Elektricitätswerk  der 
K.  Sächs.  Staatseisenbahnen  in  Dresden- Friedrichstadt  S.  13. 

VI.  Section  für  Mathematik  S.  13.  — Krause,  M.:  Entwickelung  der  elliptischen 
Functionen  in  Potenzreihen  S.  13.  — Rohn,  K. : Construction  einer  Fläche  2.  Grades, 
von  der  9 Punkte  gegeben  sind  S.  13  ; Vereinfachung  einiger  Sätze  und  Aufgaben  der 
Planimetrie  S.  14. 


YII.  Hauptversammlungen  S.  14.  — Veränderungen  im  Mitgliederbestände  S.  15.  — 
Kassenabschluss  für  1893  S.  14  und  20.  — Voranschlag  für  1894  S.  14.  — Vermehrung 
der  Bibliothek  S.  4.  — Ausstellung  des  Lehrervereins  für  Naturkunde  in  Dresden 
S.  14.  — Vorlagen  S,  14.  — Bergt,  W.:  Die  classischen  Stätten  'des  Contactmeta- 
morphismus  in  Sachsen  S.  14.  — Deichmüller,  J. : Die  bisherigen  Ergebnisse  der 
vorgeschichtlichen  Forschungen  in  und  um  Dresden  S.  14.  — Hempel,  W.:  Be- 
obachtungen über  Entstehung  von  Gesteinen  S.  14.  — König,  CI.:  Die  Grundlagen 
zu  Alexander  von  Humboldt’s  pflanzengeographischen  Ideen  S.  15.  — Raspe,  F. : 
Vorlagen  S.  14.  — Schneider,  0.:  Litteraturbesprechung  S.  14.  — Ulbricht,  R. : 
Bericht  über  seine  Reise  nach  Chicago  1893  S.  14.  — Excursionen  nach  Tetschen, 
nach  den  elektrischen  Werkstätten  von  Kummer  & Co.  in  Niedersedlitz  S.  15. 


II.  Abhandlungen. 

Eb  ert,  R. : Ueber  Allantonemct  mirabile,  Sphaerularia  bombi  und  Heterodera  Schachtii. 
S.  18. 

Engelhardt,  H.:  Ueber  neue  fossile  Pflanzenreste  vom  Cerro  de  Potosi.  Mit  Tafel  I. 
S.  3, 

Geinitz , H.  B. : Die  mineralogisch-geologischen  Sammlungen  der  K.  Technischen  Hoch- 
schule in  Dresden.  S.  14. 

Töpler,  A.*.  Ueber  die  mit  vielplattigen  Influenzmaschinen  erzeugten  elektrischen 
Condensatorschwingungen  in  ihrer  Anwendung  auf  die  sogenannten  Tesla’schen  Ver- 
suche. S.  22. 


Die  Autoren  sind  allein  verantwortlich  für  den  Inhalt  ihrer 

Abhandlungen . 


Die  Autoren  erhalten  von  den  Abhandlungen  50,  von  den  Sitzungsberichten  auf 
besonderen  Wunsch  25  Separat- Abzüge  unberechnet,  eine  grössere  Anzahl  gegen  Erstattung 

der  Herstellungskosten. 


Sitzungskalender  für  1894. 

September.  27.  Hauptversammlung. 

October.  4.  Prähistorische  Forschungen.  11.  Zoologie  und  Botanik.  — Mathematik. 

18.  Botanik  (Floristenabend).  25.  Hauptversammlung. 

November.  1.  Mineralogie  und  Geologie.  8.  Physik  und  Chemie.  15.  Prähistorische 
Forschungen.  22.  Zoologie.  29.  Hauptversammlung. 

December.  6.  Botanik.  13.  Mineralogie  und  Geologie.  — Mathematik.  20,  Haupt- 
versammlung. 


Die  Preise  für  die  noch  vorhandenen  Jahrgänge  der  Sitzungs- 
berichte der  „Isis“,  welche  durch  die  Burdach’sche  Hofbuch- 
handlung  in  Dresden  bezogen  werden  können,  sind  in  folgender 


Weise  festgestellt  worden: 

Denkschriften.  Dresden  1860.  8 1 M.  50  Pf. 

Festschrift.  Dresden  1885.  8.  178  S.  4 Tafeln 3 I.  — Pf. 

Dr.  Oscar  Schneider:  Naturwissensch.  Beiträge  zur  Kenntniss 

der  Kaukasusländer.  1878.  8.  160  S.  5 Tafeln  . . 6 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1861 1 M.  20  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1863  1 M.  80  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1864  und  1865,  pro  Jahrgang  . . 1 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1866.  April-December 2 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1867  und  1868,  pro  Jahrgang  . . 3 I.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1869  3 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1870  und  1871.  April-December  pro 

Heft 3 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1872.  Januar-September  . . . . 2 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1873  bis  1878,  pro  Jahrgang  . . 4M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1879  5 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1880.  Juli-December 3 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgang  1881.  Juli-De- 
cember   3 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgang  1882  bis  1884, 

1886  bis  1893,  pro  Jahrgang 5 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgang  1885  . . . . 2 M.  50  Pf 
Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgang  1894.  Januar- 

Juni  . t 2 M.  50  Pf. 

Mitgliedern  der  „Isis“  wird  ein  Rabatt  von  25  Proc.  gewährt. 


Alle  Zusendungen  für  die  Gesellschaft  „Isis“,  sowie  auch 
Wünsche  bezüglich  der  Abgabe  und  Versendung  der  „Sitzungs- 
berichte der  Isis“  werden  von  dem  ersten  Secretär  der  Gesell- 
schaft, d.  Z.  Dr.  Deiclimüller,  Dresden-A.,  Zwingergebäude, 
K.  Mineral.- geolog.  Museum,  entgegengenommen. 

Die  regelmässige  Abgabe  der  Sitzungsberichte  an  aus- 
wärtige Mitglieder,  sowie  an  auswärtige  Vereine  erfolgt  in  der 
Regel  entweder  gegen  Austausch  mit  anderen  Schriften  oder  einen 
jährlichen  Beitrag  von  3 Mark  zur  Vereinskasse,  worüber 
in  den  Sitzungsberichten  quittirt  wird. 


Königl.  Sachs.  Hofbuchhandlung 

H.  Burdach 

— Warna tz  &,  Lehmann 

Schloss-  Strasse  32.  DRESDEN.  Fernsprecher  152. 
empfiehlt  sich 

zur  Besorgung  wissenschaftlicher  Litteratur. 


Druck  von  Wilhelm  Baensch  in  Dresden. 


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der 


Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 

ISIS 

in  D resden. 


Herausgegeben, 

von  dem  Redactions-Comite. 


Jahrgang  1894. 

•Juli  b is  De  cem'be  i*. 

Mit  1 Tafel  und  1 Abbildung  im  Text. 


Dresden. 

In  Commission  von  Warnatz  & Lehmann,  K.  Sachs.  Hofbuchhändler. 

1895. 


Redactions  -Comite  für  1894: 

Vorsitzender:  Prof.  Dr.  G.  Helm. 

Mitglieder:  Dr.  J.  Deichmüller,  Prof.  Dr.  0.  Drude,  Privatdocent  Dr.  J.  Freyberg, 
Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  H.  B.  Geinitz,  Prof.  Dr.  M.  Krause,  Prof.  Dr.  H.  Kitsche 

und  Rentier  W.  Osborne. 

Verantwortlicher  Redacteur:  Dr.  J.  Deichmüller. 


Sitzungskalender  für  1895. 

Januar.  10.  Physik  und  Chemie.  17.  Prähistorische  Forschungen.  24.  Zoologie. 
31.  Hauptversammlung. 

Februar.  7.  Botanik  und  Zoologie.  14.  Mathematik.  21.  Mineralogie  und  Geologie. 
28.  Hauptversammlung. 

März.  7.  Physik  und  Chemie.  14.  Prähistorische  Forschungen.  21.  Zoologie.  28.  Haupt- 
versammlung. 

April.  4.  Botanik.  18.  Mineralogie  und  Geologie.  25.  Hauptversammlung. 

Mai.  2.  Physik  und  Chemie.  9.  Prähistorische  Forschungen.  16.  Zoologie.  23.  Ex- 
cursion  oder  30.  Hauptversammlung. 

Juni.  6.  Botanik.  13.  Mathematik.  20.  Mineralogie  und  Geologie.  27.  Haupt- 
versammlung. 

Juli.  25.  Hauptversammlung. 

August.  29.  Hauptversammlung. 

September.  26.  Hauptversammlung. 

October.  3.  Mineralogie  und  Geologie.  10.  Botanik.  17.  Physik  und  Chemie.  24.  Haupt- 
versammlung. 

November.  7.  Zoologie.  14.  Mathematik.  21.  Prähistorische  Forschungen.  28.  Haupt- 
versammlung. 

December.  5.  Zoologie  und  Botanik.  12.  Mineralogie  und  Geologie.  — Mathematik. 
19.  Hauptversammlung. 


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Die  Preise  für  die  noch  vorhandenen  Jahrgänge  der  Sitzungs- 
berichte der  „Isis“,  welche  durch  die  Burdach’sche  Hofbuch- 
handlung  in  Dresden  bezogen  werden  können,  sind  in  folgender 
Weise  festgestellt  worden: 


Denkschriften.  Dresden  1860.  8 1 M 50  Pf. 

Festschrift.  Dresden  1885.  8.  178  S.  4 Tafeln 3 M.  — Pf. 

Dr.  Oscar  Schneider:  Naturwissensch.  Beiträge  zur  Kenntniss 

der  Kaukasusländer.  1878.  8.  160  S.  5 Tafeln  . . 6M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1861 1 M.  20  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1863  1 M.  80  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1864  und  1865,  pro  Jahrgang  . . 1 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1866.  April-December 2 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1867  und  1868,  pro  Jahrgang  . . 3 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1869  3 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1870  und  1871.  April-December  pro 

Heft  3 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1872.  Januar-September  . . . . 2 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1873  bis  1878,  pro  Jahrgang  . . 4M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1879  5 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1880.  Juli-December 3 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgang  1881.  Juli-De- 
cember   3 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgang  1882  bis  1884, 

1886  bis  1894,  pro  Jahrgang 5 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgang  1885  . . . . 2 M.  50  Pf. 


Mitgliedern  der  „Isis“  wird  ein  Rabatt  von  25  Proc.  gewährt. 

Alle  Zusendungen  für  die  Gesellschaft  „Isis“,  sowie  auch 
Wünsche  bezüglich  der  Abgabe  und  Versendung  der  „Sitzungs- 
berichte der  Isis“  werden  von  dem  ersten  Secretär  der  Gesell- 
schaft, d.  Z.  Dr.  Deichmüller,  Dresden-A.,  Zwingergebäude, 
K.  mineral.- geolog.  Museum,  entgegengenommen. 

Die  regelmässige  Abgabe  der  Sitzungsberichte  an  aus- 
wärtige Mitglieder,  sowie  an  auswärtige  Vereine  erfolgt  in  der 
Regel  entweder  gegen  Austausch  mit  anderen  Schriften  oder  einen 
jährlichen  Beitrag  von  3 Mark  zur  Vereinskasse,  worüber 
in  den  Sitzungsberichten  quittirt  wird. 


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Königl.  Sachs.  Hofbuchhandlung 

H.  Burdach 
' Warnatz  & Lehmann 

Schloss -Strasse  32.  DRESDEN.  Fernsprecher  152. 
empfiehlt  sich 

zur  Besorgung  wissenschaftlicher  Litteratur. 


Druck  von  Wilhelm  Baensch  in  Dresden. 


der 


ft aturwissensehaftliehen  Gesellschaft 

...  * ' - \ • 

ISIS 

in  TD  resden. 


Herausgegeben 

von  dem  Redactions  - Comite. 


Jahrgang  1895. 

Januar  bis  Juni. 

Mit  1 Tafel. 


Dresden. 

In  Commission  von  Warnatz  & Lehmann,  K.  Sachs.  Hof buchhändler. 

1895. 


Redactions  -Comite  für  1895: 

Vorsitzender:  Prof.  Dr.  0.  Drude. 

Mitglieder:  Dr.  J.  Deich müller,  Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  H.  B.  Geinitz,  Prof. 
Dr.  W.  Hall  wachs,  Prof.  Dr.  E.  von  Meyer,  Prof.  Dr.  H.  Nits  che,  Bentier  W. 

Osborne  und  Oberlehrer  K.  Wobst. 

Verantwortlicher  Redacteur:  Dr.  J.  Deichmüller. 


Inhalt. 

I.  Sitzungsberichte. 

I.  Section  für  Zoologie  S.  3.  — Drude,  0.:  Vegetation  der  Lofoten  S.  3.  — Ebert, 

R.  : Temperatur  der  Lofoten  S.  3.  — Geinitz,  H.  B.:  Fossiles  Vorkommen  des 
Dorsches  S.  3.  — König,  OL:  Dorschfang  auf  den  Lofoten  im  Jahre  1893  S.  3.  — 
Kitsche,  H. : Zahnformeln  der  Säugethiere,  Sitten  der  Lofotenbewohner,  Erass  von 
Rhyncolus  culinaris  S.  3.  — Reibisch,  P. : Neueste  Ansichten  über  Artenbildung 
und  Vererbung  S.  3. 

II.  Section  für  Botanik  S.  4.  — Drude,  0.:  Ueber  den  Traubenschimmelpilz  S.  4 ; 
glaciale  Elorenreste  von  Deuben  S.  6.  — Jenke,  A.:  Neue  Algen  der  Elora  von 
Dresden  S.  4.  — Le  dien,  E. : Er  o st  Wirkungen  des  letzten  Winters  auf  Laubhölzer 

S.  7.  — Nits  che,  H.:  Mittel  zur  Vernichtung  der  Engerlinge,  der  sogen.  „ Seelachs 
S.  4.  — Schiller,  K. : Neuropteren  von  Borkum,  neue  Litteratur  S.  4;  Ergebnisse 
seiner  Kryptogamen- Excursionen  im  Jahre  1894  S.  6. — Schorler,  B.:  Entwickelung 
der  Kenntniss  des  Zellenbaues  in  den  letzten  20  Jahren  S.  4;  die  sogen.  „Holzblumen“ 
S.  7.  — Wobst,  K. : Neue  oder  seltene  Pflanzen  der  Elora  Saxonica  S.  4 ; neue  Lit- 
teratur S.  6.  — Besichtigung  des  K.  botanischen  Gartens  S.  7.  — Vorlagen  S.  5 und  7. 

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III.  Section  für  Mineralogie  und  Geologie  S.  7.  — Bergt,  W. : Litteratur  und 
Wesen  der  Melaphyrgänge  des  Plauenschen  Grundes  S.  10.  — Ebert,  0.:  Cretacische 
Schwarzkohlenfunde  bei  Dresden  S.  8.  — Engelhardt,  H.:  Tertiäre  Florenverhält- 
nisse von  Ecuador  und  Colombia  S.  8.  — Geinitz,  H.  B.:  J.  F.  Johnstrup  f, 
Haushofer  f S.  7;  J.  D.  Dana  f S.  9;  Einwirkung  der  Melaphyrgänge  auf  die 
Bildung  des  Plauenschen  Grundes  S.  10;  neue  Litteratur  S.  8. — Kalkowsky,  E.: 
Korallenkalke  in  Deutschland  S.  9.  — Krone,  H.:  Melaphyr- Vorkommen  bei  Aden 
S.  10.  — Osborne,  W.:  Pithekanthropus  erectus  aus  dem  Pliocän  von  Java  S.  9. — 
Besichtigung  der  Melaphyrgänge  im  Plauenschen  Grunde  S.  10. 

IV.  Section  für  prähistorische  Forschungen  S.  10.  — Deich  müller,  J.:  Neue 
Litteratur  S.  11.  — Ebert,  0.:  Neolithische  Ansiedelungen  und  Begräbnissplätze 
bei  Lobositz,  Amulett  und  Glasperle  von  Stetzsch  S.  10.  — Geinitz,  H.  B.:  Neue 
Litteratur  S.  11.  — J ent  sch,  A. : Uralte  Ackerspuren  in  der  Trieske  bei  Pillnitz 
S.  11.  — Osborne,  W.:  Neolifchisches  Grab  bei  Bohnic  bei  Prag,  Ursprung  und 
Heimath  des  Urmenschen,  mit  Bemerkungen  von  J.  Deichmüller  S.  11.  — Ex- 
cursion  nach  Kleinböhla  und  Altoschatz  S.  12. 

V.  Section  für  Physik  und  Chemie  S.  12.  — Förster,  Fr.:  Chemische  Natur  der 
Metalllegierungen  S.  13. — Hempel,  W. : Principien  der  Heizung  S.  12.  — Meyer, 
E.  von:  Carl  Wilhelm  Scheele  und  die  Chemie  seiner  Zeit  S.  12;  über  Argon  S.  12 
und  13;  über  Calciumcarbid  und  Acetylengas  S.  13.  — Schorler,  B.:  Stiftungsfest 
der  Isis  in  Meissen  S.  13. 

VI.  Section  für  Mathematik  S.  13. — Hall  wachs,  W. : Problem  der  Stromverzweig- 
ung in  einem  Wechselstromnetz  S.  14.  — Helm,  G.:  Anwendung  Fourier’scher 
Integrale  auf  die  Theorie  des  Spectrums  S.  13.  — Rohn,  K.:  Darstellung  ein- 
facher complexer  Functionen  durch  Modelle  S.  13.  — Witting,  A.:  Litteratur  - 
besprechung  S.  14. 


T1I.  Hauptversammlungen  S.  14.  — Veränderungen  im  Mitgliederbestände  S.  20.  — 
Kassenabschluss  für  1894  S.  16,  18  und  28.  — Voranschlag  für  1895  S.  16.  — Wahl  eines 
Verwaltungsraths -Mitgliedes  S.  17.  — Verlegung  der  Bibliothek  S.  16.  — Beschluss 
über  Vermehrung  der  Bibliothek  S.  16.  — Ausfall  von  Hauptversammlungen  S.  20.  — 
Helmholtz-Denkmal  S.  20.  — Excu'rsion  und  Festsitzung  zur  Feier  des  60 jährigen 
Stiftungsfestes  S.  17  und  18.  — Drude,  0.:  Die  Papierstoffe  in  ihrer  culturhisto- 
rischen  Bedeutung  S.  14 ; neue  Instrumente  der  meteorologischen  Station  im  K.  bota- 
nischen Garten  S.  17;  Förderung  floristischer  Studien  durch  Formationsherbarien 
S.  20;  neue  Litteratur  S.  14  und  20.  — Geinitz,  H.  B.:  A.  Stelzner  f S.  16.  — 
H artig,  E.:  Technik  der  Papierfabrikation  und  deren  Geschichte  S.  17.  — Kal- 
kowsky,  E.:  Die  neuere  Krystallographie  und  der  Unterricht  darin  S.  18. 


II.  Abhandlungen. 

Bergt,  W. : Die  Melaphyrgänge  am  ehemaligen  Eisenbahntunnel  im  Plauenschen 
Grunde  bei  Dresden.  S.  20. 

Geinitz,  H.  B. : Der  Syenitbruch  an  der  Königsmühie  im  Plauenschen  Grunde  bei 
Dresden.  Mit  Tafel  I.  S.  30. 

König,  CI. : Der  Dorschfang  auf  den  Lofoten  im  Jahre  1893.  S.  3. 


Die  Autoren  sind  allein  verantwortlich  für  den  Inhalt  ihrer 

Abhandlungen • 


Die  Autoren  erhalten  von  den  Abhandlungen  50,  von  den  Sitzungsberichten  auf 
besonderen  Wunsch  25  Separat- Abzüge  unentgeltlich,  eine  grössere  Anzahl  gegen  Er- 
stattung der  Herstellungskosten. 


Sitzungskalender  für  1895. 

September.  26.  Hauptversammlung. 

October.  3.  Mineralogie  und  Geologie.  10.  Botanik.  17.  Physik  und  Chemie.  24.  Haupt- 
versammlung. 

Kovember.  7.  Zoologie.  14.  Mathematik.  21.  Prähistorische  Forschungen.  28.  Haupt- 
versammlung. 

Dezember.  5.  Zoologie  und  Botanik.  12.  Mineralogie  und  Geologie.  — Mathematik 
19.  Hauptversammlung. 


Die  Preise  für  die  noch  vorhandenen  Jahrgänge  der  Sitzungs- 
berichte der  „Isis“,  welche  durch  die  Burdach’sche  Hofbuch- 
handlung in  Dresden  bezogen  werden  können,  sind  in  folgender 


Weise  festgestellt  worden: 

Denkschriften.  Dresden  1860.  8.  1 M.  50  Pf. 

Festschrift.  Dresden  1885.  8.  178  S.  4 Tafeln 3 I.  — Pf. 

Dr,  Oscar  Schneider:  Naturwissensch.  Beiträge  zur  Kenntniss 

der  Kaukasusländer.  1878.  8.  160  S.  5 Tafeln  . . 6 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1861 1 M.  20  Pf.. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1863  1 M.  80  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1864  und  1865,  pro  Jahrgang  . . 1 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1866.  April-December  . . . . . 2 M.  50  Pf.. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1867  und  1868,  pro  Jahrgang  . . 3 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1869  . 3 M.  50  Pf.. 

Sitzungsberichte.  Jahrgangl870  u.  1871.  April-December,  pro  Heft  3 M.  — Pf. 
Sitzungsberichte.  Jahrgang  1872.  Januar-September  . . . . 2 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1873  bis  1878,  pro  Jahrgang  . .4M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1879  . . . 5 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1880.  Juli-December 3 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrg.  1881.  Juli-December  3 M.  — Pf. 
Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgang  1882  bis  1884, 

1886  bis  1894,  pro  Jahrgang  . . 5 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgang  1885  . . . . 2 M.  50  Pf. 
Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgang  1895.  Januar 

bis  Juni 2 M.  50  Pf. 


Mitgliedern  der  „Isis“  wird  ein  Rabatt  von  25  Proc.  gewährt.. 

Alle  Zusendungen  für  die  Gesellschaft  „Isis“,  sowie  auch 
Wünsche  bezüglich  der  Abgabe  und  Versendung  der  „Sitzungs- 
berichte der  Isis“  werden  von  dem  ersten  Secretär  der  Gesell- 
schaft, d.  Z.  Dr.  Deichmüller,  Dresden-A.,  Zwingergebäude, 
K.  mineral.- geolog.  Museum,  entgegengenommen. 

Die  regelmässige  Abgabe  der  Sitzungsberichte  an  aus- 
wärtige Mitglieder,  sowie  an  auswärtige  Vereine  erfolgt  in  der 
Regel  entweder  gegen  Austausch  mit  anderen  Schriften  oder  einen 
jährlichen  Beitrag  von  3 Mark  zur  Vereinskasse,  worüber 
in  den  Sitzungsberichten  quittirt  wird. 


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Königl.  Sachs.  Hofbuchhandlung 

H.  Burdach 

—■■■■■■'  ' Warnatz  & Lehmann  " 

Schloss -Strasse  32.  DRESDEN.  Fernsprecher  152. 
empfiehlt  sich 

zur  Besorgung  wissenschaftlicher  Litteratur. 


Druck  von  Wilhelm  Baensch  in  Dresden. 


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der 


Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 


ISIS 


in  Dresden. 


Herausgegeben 

von  dem  Redactions  - Comite. 


Jahrgang  1895. 

«Juli  bis  December, 


Mit  einer  Tafel. 


Dresden. 

In  Commission  von  Warnatz  & Lehmann,  K.  Sachs.  Hofbuchhändler. 

1896.  ' __ 

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Redactions  - Comite  für  1895 : 

Vorsitzender:  Prof.  Dr.  0.  Drude. 

Mitglieder:  Dr.  J.  Deichmüller,  Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  H.  B.  Geinitz,  Prof. 
Dr.  W.  Hallwachs,  Prof.  Dr.  E.  von  Meyer,  Prof.  Dr.  H.  Nitsche,  Rentier 

W.  Oshorne  und  Oberlehrer  K.  Wobst. 

Verantwortlicher  Redacteur:  Dr.  J.  Deichmüller. 


Sitzungskalender  für  1896. 

Januar.  9.  Physik  und  Chemie.  16.  Prähistorische  Forschungen.  23.  Zoologie. 
30.  Hauptversammlung. 

Februar.  6.  Botanik.  13.  Mathematik.  • 20.  Mineralogie  und  Geologie.  27.  Haupt- 
versammlung. 

März.  5.  Physik  und  Chemie.  12.  Prähistorische  Forschungen.  19.  Zoologie  und 
Botanik.  26.  Hauptversammlung. 

April.  9.  Botanik.  16.  Mineralogie  und  Geologie.  — Mathematik.  23.  Prähistorische 
Forschungen.  30.  Hauptversammlung. 

Mai.  7.  Physik  und  Chemie.  14.  Excursion  oder  21.  Hauptversammlung. 

Juni.  4.  Zoologie.  11.  Botanik.  18.  Mineralogie  und  Geologie.  25.  Hauptversammlung. 
Juli.  30.  Hauptversammlung. 

August.  27.  Hauptversammlung. 

September.  24.  Hauptversammlung. 

October.  1.  Physik  und  Chemie.  8.  Zoologie.  — Mathematik.  15.  Botanik.  22.  Mineralogie 
und  Geologie.  29.  Hauptversammlung. 

November.  5.  Prähistorische  Forschungen.  12.  Physik  und  Chemie.  19.  Zoologie. 
26.  Hauptversammlung. 

Ilecember.  3.  Botanik  und  Zoologie.  10.  Mineralogie  und  Geologie.  — Mathematik. 
17.  Hauptversammlung. 


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Die  Preise  für  die  noch  vorhandenen  Jahrgänge  der  Sitzungs- 
berichte der  „Isis“,  welche  durch  die  Burdach’sche  Hofbuch- 
handlung in  Dresden  bezogen  werden  können,  sind  in  folgender 
Weise  festgestellt  worden: 

Denkschriften.  Dresden  1860.  8 

Festschrift.  Dresden  1885.  8.  178  S.  4 Tafeln 

Dr.  Oscar  Schneider:  Natnrwissensch.  Beiträge  zur  Kenntniss 
der  Kaukasusländer.  1878.  8.  160  S.  5 Tafeln  . . 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1861 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1868  

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1864  und  1865,  pro  Jahrgang  . . 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1866.  April-December 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1867  und  1868,  pro  Jahrgang  . . 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1869  

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1870.  April-Juni,  October-December 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1871.  April-December 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1872.  Januar-September  .... 
Sitzungsberichte.  Jahrgang  1873  bis  1876,  1878,  pro  Jahrgang 
Sitzungsberichte.  Jahrgang  1877.  Januar-März,  Juli-December 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1879  

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1880.  Juli-December 

Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrg.  1881.  Juli-December 
Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgang  1882  bis  1884, 

1886  bis  1895,  pro  Jahrgang . 

Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgang  1885  .... 

Mitgliedern  der  „Isis“  wird  ein  Rabatt  von  25  Proc.  gewährt. 

Alle  Zusendungen  für  die  Gesellschaft  „Isis“,  sowie  auch 
Wünsche  bezüglich  der  Abgabe  und  Versendung  der  „Sitzungs- 
berichte der  Isis“  werden  von  dem  ersten  Secretär  der  Gesell- 
schaft, d.  Z.  Dr.  Deichmiiller,  Dresden-A.,  Zwingergebäude, 
K.  mineral.- geolog.  Museum,  entgegengenommen. 

jpQP’  Die  regelmässige  Abgabe  der  Sitzungsberichte  an  aus- 
wärtige Mitglieder,  sowie  an  auswärtige  Vereine  erfolgt  in  der 
Regel  entweder  gegen  Austausch  mit  anderen  Schriften  oder  einen 
jährlichen  Beitrag  von  3 Mark  zur  Vereinskasse,  worüber 
in  den  Sitzungsberichten  quittirt  wird. 


1 

M. 

50 

Pf. 

3 

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6 

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Pf. 

1 

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20 

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50 

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3 

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2 

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50 

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