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der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
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i n D r e s d e n.
Herausgegeben
(Mit 4 Tafeln und 8 Abbildungen im Text.)
Dresden.
In Cofnmission von Wamatz & Lehmann, König!. Sachs. Hofbuchhändler,
1898.
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Inhalt des Jahrganges 1892.
I. Sitzungsberichte.
I. Section für Zoologie S. B und 25. — Ebert, R.: Das Auge des Grotten-
olois S. 25. — Schiller, K., und Thiele, J.: Neue Bereicherungen
der sächsischen Fauna S. 25. — Thiele, J.: lieber Wurmmollusken
S. 3; das Auge niederer Wirbelthiere, die primitivsten Metazoen S. 25.
— Vetter, B.: Verstorbene Zoologen, über Rotatorien S. 4; erstes
Menschenalter der Darwin’schen Theorie, Auge der Vetromyzon- Larve,
Modell der Steinkoralle S. 25. — Neue Litteratur S. 3.
II. Section für Botanik S. 4 und 25. — Drude, 0.: Plankton-Expedition,
Besetzung botanischer Lehrstühle, verstorbene Botaniker, Führung
durch den neuen K. Botanischen Garten S. 5; Bereicherungen der sächsi-
schen Phanerogamen-Flora S. 25; Wüstenpflanzen und Succulenten S.
29; Demonstration von Succulenten im K. Botanischen Garten S. 30. —
Fritz sehe, F.: Vorkommen von Pirola chlorantha und von Epipogum
Gmelini S. 29. — Naumann, A.: Mikroskopische Unterscheidung der
Hölzer S. 5; Arten der Gattung Botrychium S. 29. — Schiller, K.:
Bereicherung der sächsischen Kryptogamen-Flora S. 28. — Vetter, B.:
Plankton-Expedition S. 5. — Neue Litteratur S. 29. — Zusammen-
kunft mit dem thüringisch-botanischen Verein in Gera im Juni 1892 S. 6.
III. Section für Mineralogie und Geologie S. 6 u. 30. — Bergt, W.:
Gebirgsdruck und seine Wirkungen, Kiesel-Oolithe aus Pennsylvanien S.
31. — Engelhardt, H. : Kreidepflanzen aus Böhmen, Tertiärpflanzen
aus Schlesien, fossiler Giftzahn S. 8. — Francke, H. : Tektonisches
Modell von Dr. R. Schäfer S. 30; Besprechung neuer mineralogisch-
geologischer Werke S. 31; Quarzporphyr und Orthoklas (Mondstein)
aus Schlesien S. 32. — Geinitz, H. B.: Krystalle von Kochsalz und
von Hydrohalit, Geweihe des diluvialen Riesenhirsches S. 7; neue Auf-
stellung des K. Mineralog.-geolog. und prähistor. Museums S. 8; Stru-
delloch im Lomnitzkessel, Katastrophe von St. Gervais S. 30; Meteor-
stein von Ensisheim, Gletschertöpfe aus Californien, neue Entdeck-
ungen am Ichthyosaurus S. 31; Frau Prof. Zschau f S- 30. — Z sc hau,
E. : Zeolithe aus dem Syenit des Plauen’schen Grundes S. 7 ; gangartige
Kluftausfüllungen im Syenit des Plauen’schen Grundes S. 31. — Neue
Litteratur S. 7 und 8. — Excursion in die Bahn-, Weisseritz- und
Hafen-Anlagen bei Dresden-Friedrichstadt S. 8.
IV. Section für prähistorische Forschungen S. 8 u. 32. — Deichmüller,
J. : Gefäss mit Graphitmalerei von StetzschS. 10; Urnenfeld am Berliner
Bahnhof in Dresden S. 12; vorgeschichtliche Sammlungen Italiens S.
32; Vorlagen S. 11. — Döring, H. : Burgwälle von Alt-Oschatz und
Leckwitz S. 8; slavische Herdstelle in Köblitz S. 11; prähistorische
Funde aus der Lausitz S. 33; Vorlagen S. 10 u. 11. — Ebert, O.:
Vorlagen S. 11. — Geinitz, H. B.: QuatrefagesfS.il. — Peuckert,
A. : Vorlagen S. 11. — Neue Litteratur S. 11. — Excursion nach
Cossebaude und Stetzsch S. 12.
V. Section für Physik und Chemie S. 12 u. 34. — Förster, B : Demon-
stration des Modells einer Gesteinsbohrmaschine S. 34. — Helm, G.:
Schwankungen der Erdachse S. 12; Polhöhenbeobachtungen S. 34. —
Hempel, W.: Kohlenstoffbestimmung im Eisen, neuer Messapparat
für Gase, Verbrennung in Kohlensäureatmosphäre S. 15. — Krone, H. :
Das Problem, in natürlichen Farben zu photographiren S. 34. — Ex-
cursion zur Besichtigung des Blasewitz-Loschwitzer Elbbrückenbaues
S. 34.
VI. Section für Mathematik S. 16 u. 35. — Krause, M.: Bestimmung von
Curvenlängen durch elliptische Integrale S. 16. — Rittershaus, Tr.:
Zahnradübersetzungen mit unrunden Rädern S. 16. — Rohn, K.: Kno-
tenpunkte bei den Flächen 3. Ordnung S. 16; Singularitäten bei
Steiner’schen Flächen, geometrische Bemerkungen zu dem Mannes-
mann’schen Walzverfahren S. 35. — Ulbricht, R.: Graphisch- analy-
tische Behandlung elektrischer Wechselströme S. 16. — Witting, A.:
IY
Ueber speeielle Steiner’sche Mächen und deren Modelle S. 35. —
Zeuner, G.: Zur Thermodynamik der Atmosphäre S. 16.
TU. Hauptversammlungen S. 16 u. 35. — Veränderungen im Mitglieder-
bestände S. 19 u. 37. — Beamte der Isis im Jahre 1893 S. 38. —
Kassenabschluss für 1891 S. 17 u. 21. — Voranschlag für 1892 S. 17
u. 22. — Purgold-Stiftung S. 18. — Freiwillige Beiträge zur Gesell-
schaftskasse S. 37. — Geschenke für die Bibliothek S. 18. — Verleg-
ung der Bibliothek S. 17. — Bericht des Bibliothekars S. 39. — Lese-
zirkel S. 17. — Ausfall von Hauptversammlungen S. 18. — Brehm-
S chl egel-Denkmal S. 17. — Kilias-Denkmal S. 36. — Drude, 0.:
Culturfähigkeit von Deutsch- Westafrika S. 18; Frithjof Nansens
Nordpolar-Expedition S. 36; Reizerscheinungen im Pflanzenreich, Vor-
lagen S. 37. — Geinitz, H. B.: Zweite Wasserwerksanlage für Dres-
den S. 36. — H artig, E.: Auseinandersetzungen zwischen Wort, Be-
griff und Gegenstand S. 17. — Naumann, A.: Ueber die Zwergbirke
S. 18. — Ritters haus, Tr.: Anlage elektrischer Strassenbahnen S.
36. — Rohn, K. : Abhängigkeit der Kugelanzahl von ihrer Anordnung
in einem Hohlwürfel S. 17 u. 36; Gewichtsverhältnisse bei Füllung eines
Cylinders mit grossen oder kleinen Kugeln S. 17; Acht-Damen-Problem
auf dem Schachbrett, Vorgänge beim Mann esmann’scben Walz ver-
fahren S. 36. — Ulbricht, R. : Fortschritte in der Anwendung der
Elektrizität für Eisenbahnzwecke S. 35. — Vater, H.: Ursachen der
Verschiedenheit der Krystalle derselben chemischen Verbindung S. 18.
Excursion nach Dittersbach S. 18.
II. Abhandlungen.
Bergt, W. : Ueber einen Kieseloolith aus Pennsylvanien, mit Tafel IV, S. 115.
Drude, 0.: Aufruf zur Anstellung neuer phänologischer Beobachtungen in
Sachsen und Thüringen. S. 104.
Drude, 0., und Naumann, A.: Die Ergebnisse der in Sachsen seit dem
Jahre 1882 nach gemeinsamem Plane angestellten pflanzen-phänologi-
schen Beobachtungen II. Theil. S. 76.
Engelhar dt, H.: Ueber neue Tertiärpflanzen von Grünberg in Schlesien. S. 37.
Geinitz, H. B.: Bericht über die neue Aufstellung in dem K. Mineralo-
gischen Museum zu Dresden. S. 3.
Geinitz, H. B.t Bohrversuche für eine neue Wasserwerksanlage auf Tolke-
witzer Flur bei Dresden. S. 58.
Meyer, A. B.: Ueber Bernstein-artiges prähistorisches Material von Sizilien
und über Barmanischen Bernstein. S. 49.
Meyer, A. B. ; Aquila rapax (Temm.) von Astrachan, nebst Bemerkungen
über verwandte Formen, besonders Aquila boeki Hom. S. 67.
Naumann, A. : Mittheilungen über die sächsischen Exemplare des Botry-
chium rutifolium A. Br., mit Tafel III. S. 41.
Reibisch, P.: Die conchyliologische Fauna der Galäpagos-Inseln, mit
Tafel I — II und einer Karte im Text. S. 13.
Reibisch, Th.: Verzeichniss der bisher in den diluvialen Mergeln von
Cotta bei Dresden aufgefundenen Conchylien. S. 8.
Reiche, K. : Ueber habituelle Aehnlichkeiten generell verschiedener Pflan-
zen, mit 2 Abbildungen im Text. S. 33.
Thiele, J. : Die primitivsten Metazoen. S. 54.
Thiele, J.: Ueber das Kriechen der Schnecken. S. 72.
Z sch au, E.: Bemerkungen über den Quarz im Syenit des Plauen’schen
Grundes. S. 60.
Die Autoren sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer
Abhandlungen.
Die Autoren erhalten von den Abhandlungen 50, von den Sitzungs-
berichten auf besonderen Wunsch 25 Separatabzüge gratis, eine grössere
Zahl gegen Erstattung der Herstellungskosten.
2i aturwi ssen scha ftli ch en Gesellschaft
in Dresden,
0 — 0
I. Section für Zoologie.
Erste Sitzung am 21. Januar 1892. Vorsitzender: Prof. Dr. B. Vetter.
— Anwesend 16 Mitglieder.
Dr. J. Thiele, Assistent am K. Zoologischen Museum in Dresden,
überreicht zwei seiner Abhandlungen: „Die Stammesverwandtschaft der
Mollusken“ und „Ueber Sinnesorgane der Seitenlinie und das Nervensystem
von Mollusken“ als Geschenke für die Bibliothek der Gesellschaft und
hält dann einen durch zahlreiche makro- und mikroskopische Objecte
und Zeichnungen erläuterten Vortrag über Wurmmollusken.
Unter Wurmmollusken sind die Amphineuren von Jhering’s zu verstehen, eine
Bezeichnung, die weniger darum gewählt ist, weil diese Thieie in ihrem äusseren
Habitus zum Theil Wurmähnlichkeit zeigen, als vielmehr wegen ihrer Organisations-
verhältnisse, die in mehrfacher Hinsicht sehr von denen der eigentlichen Mollusken
ab weichen.
Die Gruppe der Amphineuren besteht aus den zwei Ordnungen der Solenogastres
oder Aplacophora und der Cliitonidae oder Polyplacophora.
Die Erster en sind wurmförmig, von einer mehr oderweniger mächtigen gallertigen
Cuticularschicht mit eingelagerten Spicula bedeckt, die gewöhnlich eine ventrale Rinne
mit einem zugeschärften Fältchen freilässt, und mit ausstülpbarem Rüssel, der meist
eine schwache Reibplatte enthält, versehen. Der Darm zeigt regelmässige seitliche
Aussackungen oder einen hinteren Blindsack ( Ghaetoderma ), der Enddarm führt in
eine Kloake, in welcher Kiemen liegen, die bald gut entwickelt, bald kaum wahr-
nehmbar sind. Auch münden in diese Kloake die Urogenitalorgane aus, deren vorderer
Theil die Keimstoffe erzeugt, während der hintere in ein Pericard und Nephridien
(Nieren! umgewandelt ist; in manchen Fällen finden sich Copulationsorgane, von
denen der doppelte Penis besonders auffällig ist. Zwittrigkeit ist Regel. Das Nerven-
system besteht meist aus einem Schlundringe mit verschiedenen Anschwellungen und
4 Längsstämmen, 2 ventralen und 2 seitlichen, welche bald getrennt verlaufen, bald
durch zahlreiche Commissuren Zusammenhängen ; hinten liegt über dem Darme eine
gangliöse Anschwellung, in welche die seitlichen Stämme auslaufen ; ausserdem findet
sich noch ein kleiner Schlundring. Als Sinnesorgane können teutakelartige Fäden
in der Mundhöhle, keulenförmige Fortsätze der Hypodermis in der Cuticularschicht.
eine hintere dorsale Einsenkung und wahrscheinlich die ventrale Hautfalte angesehen
werden. Der Hautmuskelschlauch besteht aus einer Längs-, einer Ringmuskelschicht
und zwei Diagonalfaserschichten; zwischen den Darmsäcken liegen regelmässige
Querbündel, die von der Bauchmitte nach den Seiten verlaufen. Das arterielle Gefäss-
system ist dorsal gelegen.
Die Chitonen zeigen durch den ventralen Kriechfuss, der aus der ventralen
Muskulatur hervorgegangen ist und der von einem mit Cuticula und Stacheln oder
Platten bedeckten „Mantel“ umgeben wird, durch die Kalkschale, die aus 8 hinter
einander gelegenen Stücken besteht, äusserlich mehr Aehnlichkeit mit Gastropoden.
Dazu kommt das Vorhandensein einer gut entwickelten Radula, eines subradularen
Sinnesorgans, das auch bei Dentalien vorkommt, von vorderen Eingeweideganglien,
der gewundene Darm mit deutlicher Leber — alles Merkmale, die auf nahe Ver-
wandtschaft mit den eigentlichen Mollusken hinweisen, unter denen namentlich die
ältesten Gastropoden (Prosobranchier) mit den Chitonen noch manche weiteren Züge
theilen; so ist vor Allem die Form des Nervensystems mit den strickleiterförmigen
Pedalsträngen hervorzuheben.
4
Diesen übereinstimmenden Merkmalen stehen aber sehr einschneidende Unter-
schiede gegenüber, so die Vielzahl der articulirenden Schalenstücke, die ausser den
bei anderen Mollusken vorhandenen Schichten noch eine weitere enthalten und die
von den „Aestheten“ durchzogen werden, der stacheltragende Körperrand, unter dem
jederseits eine Reihe zahlreicher Kiemen steht, von denen jede einzelne einer solchen
entspricht, wie sie bei Mollusken fast immer höchstens in der Zweizahl Vorkommen, und
die ganz anders innervirt werden. Die seitlichen Nervenstämme der Amphineuren, ebenso
das Subradularorgan, der kleine Schlundring und noch manches andere Organ finden
nur bei einigen niederen Mollusken Aequivalente, die sich in der phyletischen Reihe
bald rückbilden.
Mit den Solenogastres stimmt vor Allem 'die Beschaffenheit des Nervensystems
der Chitonen überein , beiden fehlen die bei den eigentlichen Mollusken verbreiteten
Sinnesorgane (am Kopfe Tentakel und Augen, Otocysten, Kiemensinnesorgane) gänz-
lich, sie haben ein mediodorsales arterielles Gefäss, neben welchem die Keimdrüsen
liegen, und ventrale lacunäre Blutbahnen; endlich eine mit Hypodermisfortsätzen und
Stacheln verbundene starke Cuticula.
Dass die Solenogastres im Ganzen primitiver sind, beweist das Verhalten der
Keimdrüse, des Darmtractus, der Muskulatur und das Vorkommen von Organen,
welche die Solenogastres in erwachsenem Zustande, die Chitonen nur als Larven
zeigen (vordere Fussdrüse, Bauchrinne).
Die Amphineuren nehmen eine Mittelstellung zwischen Würmern und Mollusken
ein, namentlich zeigen sie mit Polycladen durch die Darmsäcke mit dazwischen ver-
laufenden Muskelbändern, die eine Metamerie andeuten, den dorsalen nach vorn
gerichteten Blinddarm, den Hautmuskelschlauch, die Structur des Nervensystems
Uebereinstimmungen , mit polychäten Anneliden durch die Form des Darmes, die
cuticularisirte Haut mit zum Theil überraschend ähnlichen Stacheln, die Bauchrinne,
die Anordnung des Nervensystems (Seitenlinie), das dorsale Gefäss. Die Anneliden
stehen jedenfalls höher, wie hauptsächlich durch die vollkommene Metamerie der
aus den Keimdrüsen hervorgegangenen Leibeshöhle dargethan wird.
Auch die Larven der Amphineuren zeigen grosse Aehnlichkeit mit denen von
Polycladen, Polychäten und Mollusken, und es kann nach Allem nicht zweifelhaft
sein, dass die Wuimmollusken Uebergangsformen von niederen Würmern zu Mollusken
darstellen, ähnlich wie es von Peripatus unter den Arthropoden allgemein ange-
nommen wird.
Zweite Sitzung am 17. März 1892. Vorsitzen der: Prof. Dr. B. Vetter.
— Anwesend 32 Mitglieder.
Der Vorsitzende gedenkt zunächst mehrerer kürzlich verstorbener
Zoologen, giebt biographische Notizen über E. Brücke, II. W. Bates,
N. Moseley und P. PI. Carpenter und
hält dann einen Vortrag über Rotatorien.
Die darin berührten Beziehungen der Räderthiere zur Trochophora-
Larve erklärt Dr. J. Thiele in der Discussion für zweifelhaft.
II. Section für Botanik.
Erste Sitzung am 4. Februar 1892. (In Gemeinschaft mit der
Section für Zoologie.) Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude. — Anwesend
39 Mitglieder.
Der Vorsitzende hält unter Vorlage der einschlagenden Schriften*)
*) Brandt: Ueber die biologischen Untersuchungen der Plankton-Expedition.
1889; Hackel: Plankton-Expedition. 1890; Hensen: Die Plankton-Expedition und
HäckeTs Darwinismus. 1891.
5
eineu Vortrag über Namen, Zustandekommen, Zweck und Methoden
der Plankton-Expedition.
In einem weiteren Vortrage berichtet Prof. Dr. B. Vetter über die
der Plankton - Expedition vorhergehenden ähnlichen Bestre-
bungen und über die zoologischen Erfolge der Expedition. Der
Vortragende zweifelt die Genauigkeit der Hensen’schen statistischen Me-
thoden an, gestützt auf die Einwände Häckel’s.
Zweite Sitzung am 24. März 1892. Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude.
— Anwesend 40 Mitglieder.
Der Vorsitzende giebt zunächst einen Ueberblick über die Verände-
rung in der Besetzung der botanischen Lehrstühle und über ver-
storbene Botaniker, unter Ueberreichung eines von ihm verfassten
Nekrologs von Prof. Schenk (aus den Ber. der deutsch, bot. Ges.).
Hierauf hält Dr. A. Naumann einen Vortrag über die mikrosko-
pische Unterscheidung der Hölzer.
Der Vortragende bespricht nach Erörterung der chemischen Zusammensetzung
des Holzes die mikroskopischen Unterschiede der mono- und dicotylen Hölzer
und erläutert an der Hand des Noll’schen Demonstrationsapparates die Jahres-
ringbildung. Nachdem die anatomischen Elemente des Holzes, Gefässe, Trachei'den,
Parenchym, Markstrahlen erklärt sind, wird deren physiologische Function beleuchtet.
Des Weiteren geht der Vortragende auf die technischen Eigenschaften des Holzes
ein, um dann Genaueres über die mikroskopische Unterscheidung der einzelnen
Holzarten mitzutheilen. Am Schlüsse des durch Vorlage von Tafeln und Holzproben
illustrirten Vortrags weiden die mikroskopischen Eigenschaften an Glasphotogrammen
mittelst Sciopticons erläutert.
Dritte Sitzung am 2. Juni 1892 (im botanischen Garten). Vor-
sitzender: Prof. Dr. 0. Drude. — Anwesend 53 Mitglieder und Gäste.
An diesem durch die Gunst der Witterung ausgezeichneten Tage
fanden sich im neuen K. Botanischen Garten eine stattliche Anzahl
von Freunden und Jüngern der scientia amabilis zusammen, um an der
von Prof. Dr. 0. Drude geleiteten Besichtigung dieses neu errichteten
und nunmehr seiner Vollendung nahen Institutes theilzunehmen.
Von dem erhöhten Standpunkte des Alpinums aus, welches über die Neuanlagen
einen ausgezeichneten Ueberblick gewährt, erläuterte Prof. Dr 0. Drude die Prin-
cipien, nach welchen der neue botanische Garten angelegt ist. Er soll nicht nur
eine einfache systematische Zusammenstellung der Gewächse aufweisen, sondern soll
zugleich in die Florenreiche und in die hauptsächlichsten pflanzengeographischen
Formationen Mitteleuropas einführen.
Ganz besondere Freude gewährte allen Theilnehmern das Alpinum mit seinen
im reichen Blüthenschmucke stehenden niedlichen Saxifragen, Gentianen und Alpen-
stauden, von ganz besonderem Interesse war ein auf der Höhe im kleinen Massstabe
angelegtes Krummholzmoor, wie es uns in unserem sächsischen Vaterlande in Zinn-
wald oder Reitzenhain entgegentritt. Von dem vorzüglichen Gedeihen dieser Anlage
legten die Blüthen von Eriphorum vaginatum und Andromeda polifolia, sowie die
männlichen Kätzchen der Pinus montana ein erfreuliches Zeugniss ab.
Weiteres freudiges Interesse erregte der Hinweis, dass auf dem Rieselfelde des
Alpinums die Linnaea borealis, gleichsam den Geburtstag des Altmeisters der Botanik
(28. Mai) feiernd, ihre reizenden Blüthen entfaltet hatte.
Ein interessanter Rundgang durch den Garten machte zum Schluss die An-
wesenden mit der Bestimmung der verschiedenen Quartiere bekannt (Ref. : N a um a nn.)
6
Die Zusammenkunft in Gera mit dem thüringisch-botanischen Verein
und die daran angeknüpften botanischen Excursionen.
Am Dienstag, den 7. Juni 1892, fand sich ein Dutzend Isis-
Mitglieder, verstärkt durch correspondirende Mitglieder aus dem Vogtlande
und aus Reuss, welche zum Theil auch dem Thüringer Verbände gleich-
zeitig angehörten , im Hotel Frommater zu Gera mit den unter Prof.
Hausknecht’s Präsidium vereinigten Thüringer Vereinsgenossen zu gemein-
samer Sitzung und nachher zu fröhlichem Mahle zusammen. Der jetzige
Vorsitzende unserer Gesellschaft, Prof. Dr. K. Rohn, hatte es sich nicht
nehmen lassen, sich auch an diesem speciell der Botanik gewidmeten
und vom Vorstande der botanischen Section geführten Ausfluge zu betheiligen.
Ueber die wissenschaftlichen Mittheilungen wird später der thüringische Vereins-
bericht referiren; hier sei nur erwähnt, dass von Seiten der „Isis“ Vorträge von Prof.
Dr 0. Drude-Dresden und Dr. med. F. Naumann-Gera erfolgten, welche auf unsere
Gesellschaftsschriften nachwirken werden.
Am 8. Juni früh bewegte sich eine stattliche Excursion unter Führung unseres
liebenswürdigen correspondirenden Mitgliedes Marinestabsarztes a. D. Dr F. Naumann
von der Eisenbahnstation Crossen bei Gera zum Mühlberge hinauf und von da
auf dem Ostufer der Elster nach Köstritz, um die interessante Hügelflora, den letzten
Grenzposten der im Saalegebiet so viel reicher entwickelten thüringischen Genossen-
schaften gegen Sachsen hin, aufzunehmen, insonderheit die Charakterarten Lithosper -
mum purpureo-coeruleum , Melica ciliata, Viola mirabilis, dazu Orchis fusca, variegata ,
Anthericum etc. Bei dieser Gelegenheit wurde in Asperula tinctoria am Mühlberge
ein die Flora des Elsterthales wesentlich bereichernder neuer Fund gemacht.
Von Köstritz aus wanderten die Isis-Mitglieder westwärts durch das hohe Wald-
gebiet, dessen Sandsteinboden das reiche Saalethal von den Elsterthal - Höhen ab-
scheidet, nach Klosterlausnitz, wo Potentilla ( Tormentilla) procumbens Sibth. in den
Gräben entwickelt ist und von Prof. Hausknecht demonstrirt wurde. Am andern
Morgen (9. Juni) traf, wiederum von Gera kommend, der unermüdliche treue Führer
Dr. Naumann bei dem kleiner gewordenen Kerne der Isis - Excursion ein, um
mit ihr zur Saale bei Göschwitz, südlich Jena, zu fahren, von wo unser altes Mit-
glied Apotheker Jonas aufgebrochen war, um mit Dr. Naumann zusammen
hier die Führung in dem durch Natur- wie Botanisir - Schönheiten ausgezeichneten
sonnenheissen Muschelkalkgebiete za übernehmen, die uns sogar den seltenen Anblick
von blühendem Himantoglossum gewählte. Am Abend über Gera, wo sich die Gesell-
schaft mit lebhaftestem Danke von Dr. Naumann verabschiedete, südwärts in
das Vogtland zurückgekehrt, übernachteten die Isis -Mitglieder in Elsterberg und
wurden am andern Morgen in liebenswürdigster Weise durch die vogtländischen
correspondirenden Mitglieder Prof. Ludwig-Greiz, Dr. B achmann- Plauen und Civil-
ingenieur Artzt- Plauen verstärkt, welche nunmehr in das Elster- und Triebthal die
Führung übernahmen, wo namentlich der herrliche Standort von Saxifraga decipiens
hohes Interesse erregte. Viele Seltenheiten für die dortige Gegend wurden an das
Licht gezogen, da bekanntlich Herr Artzt als eifriger Florist des Vogtlandes nichts
unaufgespürt lässt. So hatte sich auch hier noch ein reich lohnendes botanisches
Interesse mit den landschaftlichen Schönheiten vereinigt, um auch diesen letzten
Excursionstag zu einem bedeutsamen zu machen, bei dem höchstens das eine Be-
dauern sich geltend machen konnte, nämlich dass die Excursion zu frühzeitig zu-
sammengeschmolzen war , um die seltene Führung zugleich einem grösseren Jünger-
kreise der Scientia amabilis zu Nutzen weiden zu lassen. Bei Schluss der Excursion
dachten alle Theilnehmer mit festem Vorsatz: „Vivat sequens“. (Ref. : Drude.)
III. Section für Mineralogie und Geologie.
Erste Sitzung am 18. Februar 1892. Vorsitzender: Geh. Hofrath
Dr. Geinitz. — Anwesend 32 Mitglieder.
7
Prof. E. Z schau, der seit Jahrzehnten unermüdliche Forscher im Ge-
biete des Plauenschen Grundes verbreitet sich eingehend über die von ihm
im Syenit dort beobachteten Zeolithe, insbesondere den Laumontit,
Phillipsit, Analzim, Hatrolith und Stilbit, und erläutert seinen
Vortrag durch zahlreiche Fundstücke.
Per Vorsitzende legt eine grosse Anzahl schöner Kry stalle von
Kochsalz vor, sogenannte Schüsselchen oder Trichter, welche er Herrn
Salinendirector Bergrath Bückert in Salzungen verdankt. Von besonderem
Interesse erscheinen auch die von dem Letzteren beigefügten Krvstalle des
Hyd rohalit = Na CI -|- 4 H20, welcher in monoklinen Tafeln krystallisirt.
An die letzteren schliesst Bergrath Rückert die Bemerkung an, dass dieselben
bei — (7°— 8°) R. an der Oberfläche stehender oder langsam fliessender, fast gesät-
tigter, 26procentiger Soole mit 1.204 spec Gew., im Freien an der Oberfläche aus-
krystallisiren und ganze Flächen der schönsten wasserhellen Nadeln, Tafeln und
Säulen bilden, die aber noch unter 0 0 zerfliessen, indem sich das chemisch gebundene
Wasser vom Chlornatrium trennt und letzteres als mehlartiger Brei zurückbleibt.
Durch rasches Austreiben des im Hydrohalit gebundenen Wassers auf einer ungefähr
zur Kirschrothglut erhitzten Blechtafel gelingt es, die Form der Krystalle zu erhalten,
wenn auch manches Bruchstück verloren geht, falls die Temperatur nicht richtig
getroffen ist. Die übersandten Stücke sind zum Theil 8 Jahre alt.
Jene Salz- Schüsselchen oder Trichter, deren pyramidale Flächen den Flächen eines
Pyiamidenwürfels entsprechen, krystallisiren aus einer stark mutterlaugenhaltiger
Soole bei einer Temperatur von 40 — 45° R. aus. Die grössten dieser Art, welche
fast flach erscheinen, erzeugt man in den holländischen Salzraffinerien, welche eng-
lisches Steinsalz in Seewasser auflösen und wieder versieden. Man benutzt sie, um
schichtenweise zwischen Käse oder Fische gelegt zu werden, zum Einsalzen derselben,
was gleichmässiger und günstiger wirken soll, als ein schichtenweises Einstreuen von
feinem Salz.
Das in der Mutterlauge bei deren Ansammlung in Bassins noch vorhandene
Chlornatrium scheidet sich bei gewöhnlicher Temperatur in compacten Würfeln aus,
welche dem Steinsalze gleichen, und auch Fasersalz bildet sich öfters, wenn Soole
aus einer leckenden Pfanne in die Fugen des Mau er Werkes der Feuerung dringt.
Schliesslich noch die Bemerkung, dass Kochsalz aus einer phosphorsäurehaltigen
Lösung in Octaedern auskrystallisiren soll.
Zur weiteren Vorlage gelangt durch den Vorsitzenden eine schätz-
bare Schrift von H. Credner: „Die geologischen Verhältnisse der Stadt
Leipzig“, mit geologischen Profilen. Sonderabdruck aus der Festschrift:
Die Stadt Leipzig in sanitärer Beziehung. Leipzig 1891.
Es steht zu erwarten, dass mit Hülfe der vielen in den letzten Jahren
gemachten neuen Aufschlüsse und in Folge der Bemühungen des von Seiten
der geologischen Landesuntersuchung mit Aufnahme des Dresdener Bodens
betrauten Landesgeologen Dr. R. Beck auch für unser Dresden eine ähn-
liche Arbeit bald veröffentlicht werden kann.
Der Vorsitzende lenkt die Aufmerksamkeit noch auf einige neue Funde
von Geweihen des diluvialen Riesenhirsches, welche von Prof.
A. Nehring genau untersucht worden sind. (Vergl. Sitzungsbericht der
Ges. naturf. Freunde zu Berlin, vom 20. Oct. 1891. — Potonie, Natur-
wiss. Wochenschrift, 24. Januar 1892. — Deutsche Jäger -Zeitung, 7.
Febr. 1892.
Diese in der Gegend von Klinge unweit Cottbus und bei Worms a. Rh. aufge-
fundenen Geweihe weichen von dem in dem Dresdener Museum befindlichen irischen
Riesenhirsch Cervus euryceros Aldr. oder Megaceros Hibernicus Owen, der Art ab, dass
Prof. Nehring sie als besondere Art Cervus Ruffii Nehr. oder mindestens als Cervus
megaceros var. Ruffii Nehr. von dem normalen Riesenhirsch geschieden hat.
8
Schliesslich wird eine Schrift von Dr. W. Luzi: „Zur Kenntniss des
Graphitkohlenstoffes“ (Ber. d. Deutsch, ehern. Ges., XXIV, Hft. 19, 1891)
besprochen.
Zweite Sitzung am 21. April 1892. Vorsitzender: Geh. Hofrath
Dr. Geinitz. — Anwesend 24 Mitglieder.
Die Sitzung wird durch den Vorsitzenden mit einem Berichte über
die neue Aufstellung in dem K. Mineralogischen Museum zu
Dresden eröffnet (vergl. Abhandl. I), woran sich ein. Bericht des
Dr. Deichmüller über die neue Anordnung der prähistorischen Abtheilung
dieses Museums schliesst.
Oberlehrer H. Engelhardt spricht über eine Sammlung böhmischer
Kreidepflanzen des geologischen Instituts der deutschen Universität
Prag, über welche von ihm eine Abhandlung erscheinen wird, über neue
Tertiärpfla nzen von Grünberg i. Schl, (vergl. Abhandl. V) und über
einen fossilen Giftzahn (vergl. Zoolog. Anzeig., 1892, Nr. 386).
Zur Vorlage und Besprechung gelangen:
W. Bergt: Beitrag zur Petrographie der Sierra Nevada de Santa Matta. Wien 1888;
0. C. Marsh: Recent Polydactyle Horses; Discovery of Cretaceous Mammalia;
the Skull of Torosaurus (Am er. Journ. of Science, Yol. XLIII, 1892);
L. Rütimeyer: Die eoeäne Säugethierwelt von Egerkingen. Zürich 1891;
H. Reu sch: Norges Geologiske Undersögelse (in: Det nordlige Norges geologi
med bidrag of Dr. Teilet Dahll og 0. A. Corneliussen), Kristiania 1892, welche
Schrift auf geologischer Karte und in Profilen das Vorkommen von jurassischen
Kohlen auf der Insel Andoen nachweist.
Exeursiou.
Auf Wunsch •verschiedener Mitglieder wurde am 29. Juni 1892 eine
Excursion zu den neuen, sehr interessanten Bahn-, Weisseritz- und
Hafenanlagen bei Cotta und Friedrichstadt unternommen.
Unter der ausgezeichneten Leitung der Herren Regierungsbaumeister Toller und
Frommhold, sowie der des Herrn Stadtbauin spector Vetters wurden die Anlagen,
sowie die mit ihnen in Verbindung stehenden Maschinen, auch die zum Tlieil inter-
essanten geologischen Vorkommnisse und Funde einer eingehenden Besichtigung
unterworfen. An dem Ausflug nahmen 22 Mitglieder Theil.
IV. Section für prähistorische Forschungen.
Erste Sitzung am 14. Januar 1892. Vorsitzender: Dr. J. Deich-
m filier. — Anwesend 28 Mitglieder.
Lehrer H. Döring erstattet Bericht über die von ihm an den Burg-
wällen von Alt-0 schätz und Leckwitz a. d. E. vorgenommenen Aus-
grabungen und Beobachtungen.
Der schon von Preusker, Schuster und Behla erwähnte Burgwall von
Alto schätz liegt l1^ km südlich von der Stadt Oschatz, nahe bei dem Dorfe Alt-
oschatz, auf einem Felsvorsprunge von etwa 25 m Höhe, und wird vom Döllnitzbache
umflossen. Nach 0. zu flacht sich die Höhe ab und geht in ein Plateau über. Im
N. und W. gewähren die berasten Steilgehänge und im g. die senkrechten Wände
9
ler in den Porphyrfelsen hineingetriebenen Steinbrüche einen natürlichen Schutz.
Auf einem zwischen dem 1. und 2. Steinbruche stehengebliebenen Kamme führt ein
schmaler Pfad zur Höhe hinauf, die nach 0. hin gegen das sich anschliessende Pla-
teau durch drei Wälle gegen fein dliche Annäherung geschützt war. Der erste Wall
hat eine Länge von 60 m, der zweite von 100 m und der dritte von 180 m. Die
Höhe des ersten Walles betrug 5 m, die des zweiten 7 m, während der dritte Wall
eingeebnet wurde und nur noch als flache Welle im Ackerlande zu erkennen ist.
Der Raum zwischen dem ersten und zweiten Walle steht ebenfalls unter dem Pfluge,
während der Innenraum und die beiden Wälle berast sind. Die Ackerfläche gehört
zum Besitze des nahe gelegenen Berggutes. Auf den benachbarten Feldern wurden,
nach Preusker, ehemals Urnen gefunden, die uns leider nicht erhalten sind. Es
lässt sich sonach auch nicht feststellen, ob und in welcher Beziehung sie zu der
sogenannten Schanze und ihren Bewohnern gestanden haben. General Schuster*)
bezeichnet das Land, in welchem der Burgwall liegt, als Osterland und hält deshalb
für wahrscheinlich, dass hier ein alter Opferplatz, der Ostara geweiht, gelegen habe.
Die Bezeichnung „ Osterland“ ist nicht eine Flurbenennung, sondern gilt lediglich für
die von der Schanze 21/* km westlich gelegene Ruine; zudem dürfte dieselbe eher
von dem Gebiete des Osterlandes, das nahe grenzte und seit dem 12. Jahrhunderte im
Besitze der Meissner Markgrafen stand, abzuleiten sein.
Nach den oben angeführten Andeutungen Schuster’s scheint genannter Autor an-
zunehmen, dass der Burgwall zu Altoschatz germanischen Ursprunges sei. Der
Vortragende vermag sich dieser Meinung nicht anzuschliessen, er hält vielmehr die
Slaven für die Erbauer desselben. Infolge der durch den fortschreitenden Stein-
bruchbetrieb wiederholt vorgenommenen Abschürfungen war es dem Vortragenden
ermöglicht, die auflagernde Culturschicht in ihrem Aufbau kennen zu lernen und
derselben zahlreiche Fundstücke zu entnehmen. Die dem Porphyrfelsen auflagernde
Bodenschicht war in einer zwischen 0,80—2,40 m wechselnden Mächtigkeit aus Hu-
mus, Asche, Holzkohle, gebrannten Lehmbrocken, Thierknochen und Gefässscherben
gebildet. An den letzteren, welche der Vortragende auf Tafeln geordnet vorlegt,
war aufs Deutlichste der von Virchow als Burgwalltypus bezeichnete Habitus zu er-
kennen. Es zeigte sich das charakteristische slavische Wellenornament in der ver-
schiedensten Anordnung, bald flach, bald steil, 3- bis 12fach gezogen. Ausser diesem
Ornament traten noch als Verzierungen auf: wagerecht und senkrecht, sowie in
schräger Kreuzung gezogene Parallelstreifen, ferner Strich- und Punktornamen fce und
schräggestellte Nageleindrücke. An allen Gefässscherben zeigte sich der vorspringende,
nach aussen umgelegte Rand. Das Material war grob und von meist grauer, selten
weisser Farbe. An keinem der Scherben wurde eine Spur von Henkel entdeckt. —
Die Vorgefundenen Thierknochen erwiesen sich als von Rind, Ziege, Schwein und
Pferd herrührend.
Die bis 2,40 m mächtigen Ab fällschichten mit slavischen Culturresten sprechen
entschieden für eine lang andauernde Benutzung des Burgwalles durch die Slaven;
da selbst in den dem Felsen direct auflagernden Bodenschichten bis jetzt nichts
anderes als nur slavische Reste gefunden wurden, so darf wohl mit einigem Rechte
vermuthet werden, dass die Slaven die Erbauer des Walles gewesen sind.
Der slavische Ortsname Oschatz (urkundlich zuerst Ossec 1065) giebt uns leider
keinen Anhalt bei Beantwortung der Frage nach den Erbauern des Walles, da weder
die Ableitung von Wossec = Espe*'*), noch die von oseku — Verhau***) in clirecte
Beziehung zum Wall gebracht werden kann.
Der Vortragende berichtet ferner über den zwischen Meissen und Riesa auf dem
rechten Elbufer gelegenen Burgwall von Leckwitz. Dieser vom Volksmunde
ebenfalls als Schwedenschanze bezeichnete Wall erhebt sich auf einer felsigen Gneis-
höhe, deren Steilwände der Elbe zugekehrt, also nach W. gerichtet sind, während
im N., O. und S. die natürlichen Gehänge offenbar durch Menschenhand zur steilen
Wallböschung erhöht wurden. Da der Höhenzug sich in nördlicher Richtung fort-
setzt und also vom N. her eine Annäherung der Feinde am ehesten zu befürchten
war, so erhöhte man nach dieser Seite hin die Umwallung ganz bedeutend. Die
Schanze ist 85 m lang und 44 m. breit und, vom Fusse des Felsens im Steinbruche
gemessen, 18 m hoch. Die Böschungen sind berast und die südliche ist mit Busch-
werk bewachsen, während der Innenraum der Schanze unter dem Pfluge steht. Um
*) Die alten Heidenschanzen Deutschlands, 1869.
’■'*) C. S. Hoffmann, Chronik von Oschatz.
*‘*) Dr. Hey, Die slavischen Ortsnamen des Königreichs Sachsen.
10
eine Einfahrt zu gewinnen, wurde der Wall auf der Nordseite durchbrochen Im 0.
liegt l km entfernt das Dorf Leckwitz.
Preusker* **)), welcher die Schanze bereits erwähnt, hält sie für vorslavisch,
also germanisch. Er deutet den Ortsnamen Leckwitz (urkundlich Gleekewitz) mit
,,alte, im Ruin befindliche Warte“. Nach Dr. Hey ist jedoch Gleekewitz abzuleiten
von gledkovici = „die Leute an der Warte“.
Dem Vortragenden war es vergönnt, mit gütiger Bewilligung des Eigenthümers,
Gasthofbesitzer Jentzsch in Leckwitz, auf dem Innenraum der Schanze an einigen
Punkten einzugraben. Dabei zeigte sich die den Gneisfelsen bedeckende Culturschicht
sehr reich an Beimengung von Asche, Holzkohle und gebrannten Lehmbrocken, ferner
waren mehrfach Thierknochen (von Rind und Schwein) und Gefässscherben darin
eingebettet.
Es zeigte sich ganz in Uebereinstimmung mit den Scherben vom vorhergenannten
Burgwall zu Altoschatz der Burgwalltypus hinsichtlich der Verzierungen, der Form,
der Farbe etc., sodass auch diese Reste als slavische bezeichnet werden müssen.
Von besonderem Interesse war ein auf dem Leckwitzer Burgwall gefundener Hand-
mühlstein aus Granit. Da Scherben aus den tieferen Schichten denselben Charakter
zeigten, so muss man wohl annehmen, dass der Wall ein Bauwerk der slavischen
Periode ist. Er mag, wie der Handmühlstein vermuthen lässt, welcher anscheinend
lange Zeit in Gebrauch war, eine bewohnte Stätte gewesen sein.
Der Vortragende legt von beiden mehrerwähnten Burgwällen Modelle aus Thon
vor. Er spricht sodann über die noch ungelöste Frage nach dem Zwecke der alten
Burgwälle und bringt die Ansichten der verschiedensten Autoren, welche Forschungen
im Dienste dieser Frage unternahmen, zum Vortrag. In ausführlicherer Weise ge-
denkt er der Ansicht des Dr. Behla*'*), welcher einen vermittelnden Standpunkt ein-
nimmt. Hiernach sind die Rundwälle nicht als eigens dazu angelegte Zufluchtsstätten
aufzufassen. Damit wird nicht bestritten, dass die Bevölkerung in Zeiten der Noth
sowohl in der vorgeschichtlichen , als in der geschichtlichen Zeit dorthin geflüch-
tet ist.
Die Ansicht, dass die Rundwälle nur als militärische Befestigungen anzusehen
seien, ist einseitig. Die Wälle lassen sich überhaupt nicht einem einheitlichen Zwecke
unterordnen, ihre Bestimmung war eine verschiedene. Die Rundwälle waren haupt-
sächlich Versammlungsorte für religiöse Angelegenheiten. Da aber nach der reli-
giösen Anschauung der Urzeit nichts unternommen wurde, ohne durch Opferung die
Götter zu befragen, so wurden sie auch zu Gerichtssitzungen und politischen Volks-
berathungen benutzt. Der kriegerische Zweck ist davon unzertrennlich und wird
bewiesen durch das Aufbewahren der kriegerischen Feldzeichen und Fahnen in hei-
ligen Hainen unter dem Schutze der Priester. Diese Feldzeichen und der Tempel-
schatz bedurften des Schutzes und sind der Grund, warum wir die Heiligthümer an
sichern Plätzen finden. Wie Garz und Arkona zeigen, wurden sie in Zeiten der Noth
von selbst zu Vertheidigungsplätzen Da Bekehrung und Unterwerfung für die
Heiden dasselbe bedeutete, so spielten die Wälle in der Bekehrungszeit eine mehr
kriegerische Rolle. Und in dieser Zeit, wo es galt, die Heiligthümer und sich selbst
zu schützen, mag auch diese oder jene Anlage aus rein militärischen Gründen er-
richtet worden sein, ln einigen Rundwällen haben neben Tempel und Götzenbild
auch die Priesterwohnungen gestanden.
An der sich anschliessenden Discussion über den Zweck der Burgwälle
betheiligen sich Lehrer A. Jentsch, Geh. Hofrath Dr. Geinitz und Haupt-
mann G. Woldermann.
Durch Lehrer H. Döring werden weiter vorgelegt: aus dem Urnen-
felde von Stetzsch mehrere grössere Gefässe, aus dem Urnenfelde von
Löbtau eine Reihe von Gefässen und mehrere Bronzenadeln, von Bau-
4fL •
meister Schreiber in Löbtau gesammelt, sowie Steingeräthe, welche in
der Nähe dieses Urnenfeldes aufgefunden wurden.
Dr. J. Deichmüller bespricht ein zweites Gefäss mit Graphit-
malerei aus dem Urnenfelde von Stetzsch, welches Herr 0. Traut-
*) Blicke in die vaterländische Vorzeit, 1841, Bd. III, S. 126.
**) Dr. R. Behla, Die vorgeschichtlichen Rund wälle im östlichen Deutschland, 1888.
11
manu neuerdings der K. Prähistorischen Sammlung zum Geschenk
gemacht hat.
Aus derselben Sammlung kommen zur Ansicht: ein Steinhammer von
Serkowitz bei Dresden, ein Steinbeil aus dem Forstrevier Seligstadt
bei Stolpen und ein ähnliches, welches zwischen Schmilka und Schöna
aus der Elbe gebaggert worden ist, ferner ein Armring und eine Zier-
scheibe aus Bronze von der Rackeier Schanze bei Baruth und die
Zeichnung eines in Weifa bei Bischofswerda ausgegrabenen Steinbeils.
Geh. Hofrath Dr. Geinitz gedenkt des in Paris verstorbenen fran-
zösischen Anthropologen Quatrefages und bespricht den 1. Jahrgang
der „Revue mensuelle de Fecole d’anthropologie de Paris“, 1891, mit
Abhandlungen von Broca, Laborde, Lefevre und G. de Mortillet.
Zweite Sitzung am 10. März 1892. Vorsitzender: Dr. J. Deich-
müller. — Anwesend 21 Mitglieder.
Durch Geh. Hofrath Dr. Geinitz werden besprochen:
J. Prestwich: On the primitive characters of the Flint implements of the Chalk
Plateau of Kent, 1892;
F. Ratzel: Die afrikanischen Bögen, ihre Verbreitung und Verwandtschaften, nebst
einem Anhänge über die Bögen Neu-Guinea’s, der Veddah und der Negritos.
Leipzig 1891;
H. Schurtz: Die Wurfmesser der Neger, ein Beitrag zur Ethnographie Afrikas.
Leiden 1889;
G. de Mortillet: Classification palethnologique. Revue mens, de l’ecole d’anthro-
pol. de Paris, 1, 1891;
W. Conwentz: Notizen über das Vorkommen von Taxus baccata und Trapa na-
tans L., mit Abhandl. von A. G. Nathorst.
Lehrer H. Döring erläutert Zeichnungen von Gefässen aus dem
Urnenfelde von Coswig und Funde aus einer spätslavischen Herd-
stelle in Köblitz bei Cunewalde.
In Köblitz bei Cunewalde, im Thale zwischen Czorneboh und Bileboh wurde
während des Sommers 1890 auf dem Felde des Fabrikbesitzers E. Kalauch zum
Zwecke des Wegebaues Erde entnommen, bei welcher Gelegenheit man auf Asche,
gebrannten Lehmbewurf und Scherben stiess. Die Fundstelle liegt an der von der
Bautzen-Spremberger Chaussee abzweigenden Strasse, gegenüber dem Kalauch’schen
Fabrikgrundstück, am Eingänge zu einem Hohlwege , der als Feldweg dient. Die bis
etwa 3 m über das Niveau der Strasse emporragende Erdwand bestand bis 21|2 m
aus Lehm und zu ca. *|a m aus schwarzer Erde, welche mit Asche, Brocken von
Holzkohle, gebranntem Lehmbewurf und Scherben durchsetzt war. Beim Nachgraben
in der oberen Schicht wurden eine Anzahl Gefässscherben gesammelt, die deutlich
das Wellenornament zeigten. Einige der gefundenen Scherben waren von geringerer
Stärke und aus feinem, weissem Material geformt, sodass man nur ein verhältniss-
mässig geringes Alter der prähistorischen Reste annehmen darf. Es liesse sich dem-
nach die Fundstelle als spätslavische Herdstelle deuten.
Institutslehrer A. Peuckert legt Steingeräthe von Pottenstein im
fränkischen Jura,
Taubstummenlehrer 0. Ebert Steinbeile von Ober- Gohlis unterhalb
Dresden und das nun abgeschlossene Werk von M. Hörn es: „Die Ur-
geschichte der Menschheit“, Wien 1891, vor.
Dr. J. Deichmüller macht Mittheilung von der Aufdeckung eines
Urnenfeldes in Dresden-Friedriehstadt, zwischen dem Berlinei
Bahnhof und der Cottaer Strasse, zu beiden Seiten der Waltherstrasse.
Die durch Vermittelung des K. Finanzministeriums von dort in die K. Prähisto-
rische Sammlung gelangten Gefässe zeigen vorwiegend den Typus der Strehlener
Urnen, einzelne erinnern an Formen, wie sie das Museum in grosser Zahl aus dem
der frühesten La Tene-Zeit angehörigen Urnenfelde von Stetzsch besitzt. Es ist
nicht ausgeschlossen, dass sich an der sehr ausgedehnten Fundstelle zwei getrennte,
in verschiedenen Perioden angelegte Gräberfelder befunden haben.
Exeursion.
Am 12. Mai 1892 besichtigten 21 Mitglieder unter Führung von
Lehrer H. Döring die auf der Liebenecke bei Cossebaude befindlichen
Gefässe aus den Urnenfeldern von Stetzsch und von Coswig, sowie
die von denselben Gräberfeldern durch Taubstummenlehrer 0. Ebert in
Stetzsch zusammengestellte Sammlung von Gefässen.
V. Section für Physik und Chemie.
Erste Sitzung am 7. Januar 1892. Vorsitzender: Prof. Dr. G. Helm.
— Anwesend 42 Mitglieder.
Prof. Dr. G. Helm spricht über die Schwankungen der Erdachse.
Genaue Untersuchungen über die Aenderung, welche die Polhöhe eines Ortes im
Laufe der Zeit erleidet, sind in das Arbeitsprogramm der Internationalen Erdmessung
aufgenommen worden, wozu Fergola 18S8 in Rom die Anregung gab; besonders ist
die Angelegenheit in der letzten Zeit zur wissenschaftlichen Tagesfrage geworden,
da zu ihrer Klarstellung eine astronomische Expedition nach Honolulu ausgeführt
wurde.
Um sich über die Bewegung des Erdkörpers zu orientiren, muss man sich zu-
nächst die beiden Sätze der theoretischen Mechanik vergegenwärtigen, die gewöhnlich
als Satz von der Erhaltung des Schwerpunkts und Satz von der Erhaltung der
Flächen bezeichnet werden. Diese Sätze werden von dem Vortragenden ausgesprochen,
die einschlagenden Begriffe entwickelt und durch Versuche an zwei Apparaten er-
läutert, die, im Wesentlichen nach Mach (Mechanik, S. 271 u. 275) construirt, aus
der physikalischen Sammlung der K. Techn. Hochschule von Herrn Geh. Hofrath
Toepler freundlichst für diese Demonstration zur Verfügung gestellt worden waren.
Die angegebenen Sätze ermöglichen es, die Drehbewegung der Erde für sich allein
zu betrachten, ohne Rücksicht auf das Fortschreiten ihres Schwerpunkts im Raume,
und lassen erkennen, dass die Drehbewegung der Erde als eine Drehung um eine
durch den Schwerpunkt gehende Achse von im Raum unveränderlicher Richtung auf-
gefasst werden kann, so lange die äusseren Kräfte, die Anziehungen von Sonne und
Mond, nicht merkliche Drehmomente ausüben. Diese nur durch solche Drehmomente
zu verändernde Achse heisst die unveränderliche Achse U der Erde.
Diese im Raume feste Achse bewegt sich aber in Bezug zum Erdkörper oder
dieser gegen sie. Wird zunächst die Erde als starrer Körper angesehen, so kann
man sich über ihre Bewegung um den Schwerpunkt mittels des von Poinsot in die
Mechanik eingeführten Trägheitsellipsoids geometrische Klarheit verschaffen. Das
Trägheitsellipsoid des Erdkörpers weicht gewiss nur wenig von der Gestalt eines ab-
geplatteten Rotationsellipsoids ab. Die Bewegung jedes Körpers um seinen Schwer-
punkt kann nun unter den angegebenen Voraussetzungen als gleitungsfreies Jlin-
wälzen des Trägheitsellipsoids auf einer zur unveränderlichen Achse senkrechten Ebene
beschrieben weiden. Dieses Ergebniss der Poinsot'schen Theorie wird vom Vortra-
genden durch einige Versuche an der Schwungmaschine erläutert, indem z. B. ein
Messingreif, der an einem Faden hing, in Rotation um diesen versetzt wurde. Hier-
nach sind an der Erde auch unter den einfachsten Voraussetzungen, — - dass sie
13
nämlich ein starrer Körper sei, ein Rotationsellipsoid zum Trägheitsellipsoid habe
und keinen äussere» Drehmomenten unterliege, — zweckmässiger Weise drei Achsen
zu unterscheiden: die unveränderliche Achse U, deren Richtung im Raume verharrt,
ferner eine Achse, die im Erdkörper festbleibt, mit diesem aber um jene sich dreht,
etwa die Achse T des grössten Trägheitsmoments, endlich die Rotationsachse R, auf
der alle im Augenblick in Ruhe befindlichen Punkte des Erdkörpers liegen und die
sich in Hinsicht auf U, wie in Hinsicht auf T bewegt. Alle Lagen, die R der Reihe
nach im Erdkörper einnimmt, liegen auf einem Rotationskegel um T, und alle Lagen,
die R im Raume einnimmt, auf einem Rotationskegel um U.
Um nun die Dauer eines solchen Umlaufs der Achse R zu bemessen, muss auf
die Differentialgleichungen des rotirenden starren Körpers zurückgegangen werden,
die Euler aufgestellt hat. Ist C das grösste Trägheitsmoment der Erde, also das
in Bezug auf die Achse T oder auf die kleine Halbachse des Trägheitseliipsoids, fer-
ner A das kleinste Trägheitsmoment der Erde, also ein auf eine äquatoreale Achse
bezogenes, und hat die Winkelgeschwindigkeit der Erde um R nach der Achse T
und zwei zu einander senkrechten äquatorealen Achsen die Componenten io, oq, oq,
so ist
. dcüj rr, . . . doq doj
A -jjr = “ (C— A)w. oj2 , A = (C— A)w. oq , — = 0.
Demnach ändert sich w nicht, und es ist
C A
c-q = / cos — — — m. 't — r), oq = y cos — —
A A
wo unter / und r Integrationsconstanten zu verstehen sind. Die Rotationsachse R
umwandert also die Achsen T und U in der Zeit
2t i C-A
Z — : — r —
(!) A
Die Vergleichung dieses Ergebnisses der theoretischen Mechanik mit der Er-
fahrung ist nur möglich, wenn man das Verbältniss der Trägheitsmomente der Erde
kennt. Physik und Technik bestimmen Trägheitsmomente durch Beobachtungen an
Drehbewegungen. Ueber die Trägheitsmomente der Erde lässt sich auf diesem Wege
kein Aufschluss gewinnen, wohl aber kann man aus den Anziehungen, die zwischen
der Erde und der Sonne oder dem Monde wirken, die Kenntniss jener Grössen er-
langen. Die Trägheitsmomente haben nämlich noch in einem anderen Zusammen-
hänge Wichtigkeit für die Mechanik, als in der Drehungstheorie. Die von irgend
einem Punkte auf einen Körper ausgeübte Anziehung lässt sich in erster Näherung
duich die Anziehung seines Schwerpunkts ersetzen, wenn in diesem die Masse des
Körpers vereinigt gedacht wird. In zweiter Näherung ist die anziehende Kraft von
den Hauptträgheitsmomenten des Körpers abhängig. Wenn also Sonne und Mond
auf die Erde anziehende Kräfte ausüben, die nicht genau durch den Erd Schwerpunkt
gehen, so wird man aus deren Wirkungen auf die Trägheitsmomente der Erde
schiiessen können. Würden die auf die Erde ausgeübten Kräfte durch ihren Schwer-
punkt gehen, so würden sie kein Drehmoment um ihn ausüben, also die oben ein-
geführte unveränderliche Achse U ihre Richtung im Raume nicht verändern. That-
sächlich aber ändert die Erdachse ihre Richtung im Raume, d. h. die Achse U ist
in Bewegung, wie die Erscheinungen der Präzession und Nutation zeigen. Aus den
Beobachtungen über diese folgt die Grösse der sie verursachenden Drehmomente und
hieraus hat sich ergeben
M. (t- t),
C-A
' C
0,003272,
also
C— A
A
= 0,003283 =
1
304,0
Es folgt weiter z = — - 304,6 oder z — 304,6 Sterntage = 303,8 mittlere Tage.
O)
In einem Jahre beschreibt also die Achse T um LI einen Bogen von 432°, 8.
Die ersten Beobachtungen zur Bestätigung dieses Ergebnisses unternahm P eters
1842/43 in Pulkowa. Es ergab sich, dass die Polhöhe von Pulkowa periodisch ver-
änderlich war und zwar so, wie die Theorie es verlangt, als ob sich die Rotations-
achse R um die in der Erde feste Achse T der grössten Trägheit in einem Kreis-
14
kegel bewegte und auf diesem im Jahre um 431 °,5 fortwanderte. Der Winkel zwischen
T und R ergab sich yy", was nach unseren obigen Bezeichnungen das Verhältniss
~ geben würde (1" entspricht auf der Erdoberfläche rund 30 m). Daraus folgt
weiter auf Grund der vorhin skizzirten Poinsot’schen Drehungstheorie und der Eigen-
schaften der Ellipse, dass der Winkel zwischen U und R verschwindend klein ist.
Hiernach braucht man von den oben eingeführten drei Achsen die beiden U und R
nicht weiter auseinanderzuhalten, während ihre Abweichung gegen die dritte T für
die heutige Beobachtungskunst nicht mehr zu vernachlässigen ist.
Die von Peters gefundene Grösse dieser Abweichung hat sich aber bei späteren
Beobachtungen von Gylden und Nyren in Pulkowa nicht wieder ergeben, auch
Maxwell’s Berechnungen aus Greenwicher Beobachtungen und andere Untersuch-
ungen führten auf abweichende Resultate.
Diese Abweichungen erklären sich nicht durch Berücksichtigung der bisher ver-
nachlässigten Umstände, dass die Erde kein starrer Körper ist, also Ebbe und Fluth
zeigt, dass ihr Trägheitsellipsoid ein wenig vom Rotationsellipsoid abweicht, oder
dass äussere Drehmomente wirken. Auch plötzliche Massenverschiebungen, wie sie
durch Erdbeben herbeigeführt werden können, erwiesen sich der Theorie nach von
zu geringem Einflüsse auf die Lage der Erdachse, um jene Abweichungen in den
Beobachtungen zu erklären. Dass säculare Veränderungen, wie z. B. eine allmähliche
Vergletscherung Grönlands, die Erdachse verlegen können, auch hiermit die Hebung
und Senkung der Meeresküsten im Zusammenhang steht, ist nicht ausgeschlossen
(vergl. Helmert, Theorien der höheren Geodäsie, II, S. 445 ff.), doch reicht das
Beobachtungsmaterial für weitergehende Schlüsse nicht aus und führt jedenfalls nicht
auf periodische Aenderungen des Winkels RT, wie sie durch die Beobachtungen an-
gedeutet scheinen.
Periodische Massen Verschiebungen, also meteorologische Vorgänge, ändern zwar
das Trägheitsellipsoid periodisch, aber der Einfluss auf die Lage der Achse schien
nur gering. So berechnet Helmert, dass eine Schneebedeckung der Continente
oberhalb 45° der Breite in einer Höhe , die yy m Regenhöhe entspräche, doch höch-
stens nur yoo Secunde Achsenverschiebung bewirken würde. Neuerdings (Lamp,
Astr. Nachr., 3014) ist auch auf die mit den Verschiebungen der barometrischen
Maxima parallel gehenden Verschiebungen der grossen Meeresströmungen hingewiesen
worden, als auf jährliche Massenverlegungen im Erdkörper von grösserem Betrage.
Andererseits bestätigen sich die Vermuthungen nicht, dass etwa die Berechnungen
der hier in Frage kommenden feinen astronomischen Beobachtungen auf zu un-
sicheren Voraussetzungen beruhten; insbesondere erwiesen sich die möglichen Un-
sicherheiten in der Aberrationsconstante, sowie in der Berücksichtigung meteoro-
logischer Schwankungen der Luftschichtung und daher der Refraction als zu gering,
um die Abweichungen zwischen den verschiedenen Beobachtungsreihen zu erklären.
Neue Beobachtungen, die von vornherein auf möglichste Berücksichtigung solcher
Fehlerquellen Bedacht nahmen, ergaben in der Zeit vom Herbst 1884 bis Frühling
1885 eine Abnahme der Polhöhe von 0",4 in Berlin und 0",8 in Pulkowa (Küstner,
Astr. Nachr., 2993), in der Zeit von Anfang October 1889 bis Ende Januar 1890
eine Abnahme von rund y Secunde in Berlin, Potsdam und Prag (Alb recht, Be-
richt in Verh. d. Int. Erdmessung 1890; Albrecht, Astr. Nachr., 3010).
Eine schöne Aufklärung des Sachverhalts ist jüngst durch eine theoretische Be-
merkung gelungen. Wenn ein Körper, der durch seine inneren Kräfte zu Schwing-
ungen von der Schwingungszahl N befähigt ist, durch äussere, peiiodisch veränder-
liche Kräfte zu Schwingungen von der Schwingungszahl N' gezwungen wird, so er-
folgen diese mit um so geringerer Amplitude, je grösser die Abweichung der
Schwingungszahlen N und N' ist, während bei N = N' die Amplitude mit den
wiederholten Anregungen von aussen unbegrenzt wächst. Würde eine Anregung
die Amplitude A ertheilen, so erzeugen die immer wiederholten Anregungen die
Amplitude
N2
N2 - N/2' A‘
Das wird im Vortrag für einen einfachen Fall theoretisch entwickelt und an dem
Beispiel eines Pendels, dessen Aufhängepunkt in geeignetem Tempo hin- und her-
geführt wurde, erläutert.
15
Radau hat nun diese Erwägung auf die Bewegung der Erde angewendet, deren
Achse R sich in 308,8 Tagen um die im Erdkörper feste Achse T dreht, während
meteorologische Veränderungen sich im Allgemeinen in 865,24 Tagen wiederholen.
Da nun 803,8.6 sich von 365,24.5 nur um 3,4 unterscheidet , so verhalten sich die
Perioden der beiden Veränderungen nahe wie 5 : 6 und N2— N/2 nahe N2, die
Amplitude der Achsenschwankung wird also 3,3 mal so gross, als die der sie er-
regenden Veränderung. Jene von Helmert berechneten 2 Hundertelsecunden Achsen-
ablenkung, die durch einmalige Massenänderung herbeigeführt würden, werden
also bei periodischer Wiederholung ihrer Verursachungen zu einer Polhöhenschwank-
ung vom 6,6fachen Betrage, von 0,18 Secunden jährlich, vervielfältigt.
Eine genauere Rechenschaft über den Vorgang gewähren die Differentialgleich-
ung der Bewegung, wie sie sich für den Fall geringer Schwankungen der Gestalt und
Lage des Trägheitsellipsoids im Erdkörper ergeben. Hat die Achse grösster Trägheit
einmal die Lage T0 und legt man zu dieser Richtung senkrecht eine Projectionsebene
E, so wird, falls die Achse T längs eines Meridians infolge meteorologischer Vor-
gänge hin- und herschwankt, von ihr in der Ebene E eine Gerade in dar Länge 2c
beschrieben. Ist diese I-Achse, die zu ihr durch T0 gelegte Senkrechte ??-Achse eines
Coordinatensystems der Ebene E, so beschreibt die Achse R und mit ihr U auf der
Ebene eine Epic}Tkloide
cos
271
308,8
(1 + T) + 3,3 c.sin
2 7T
365,24
rj — k sin
2 71
3033”
(t -4— t) — j— 2,7 c.cos
27T
365,24
wo k der mit dem oben benutzten % proportionale Radius des Kreises ist, den R
um T beschreiben würde, wenn T ruhte. Für dieses Ergebniss Radau’ s (Comptes
rendus, 1890) ist in weiterer Ausführung der Untersuchungen dieses Forschers von
Hel mert (Astron. Nachr., 3014; eine graphische Darstellung gegeben worden, die
der Vortragende vorlegt. Sie zeigt, dass die Schwankung der Achse in aufeinander-
folgenden Jahren recht verschieden ausfallen kann. Dies veranlasste dazu, mit der
geplanten Expedition nach Honolulu nicht länger zu zögern. Nach vorläufiger Mit-
theilung wird das Ergebniss dieser Expedition eine endgültige Bestätigung der
Achsenschwankung sein, da die Polhöhenveränderungen in .Honolulu in entgegen-
gesetztem Sinne auftreten als gleichzeitig in Deutschland.
Zweite Sitzung am 3. März 1892. Vorsitzender : Prof. Dr. G. Helm.
— Anwesend 35 Mitglieder und Gäste.
Prof. Dr. W. Hernpel spricht über die Kohlenstoffbestimmung
im Eisen auf gasvolumetrischem Wege und über einen neuen
Messapparat für Gase, welcher an einem praktischen Beispiele er-
läutert wird.
Im Anschluss hieran führt der Vortragende ein neues Experiment
vor zum Nachweise, dass unter gewissen Umständen auch in einer
Kohlensäureatmosphäre eine Verbrennung erhalten blei-
ben kann.
Unter gewöhnlichen Verhältnissen erlischt bekanntlich eine Flamme, wenn man
sie in einen mit Kohlensäure gefüllten Raum bringt. Diese Erscheinung wird da-
durch naohgewiesen, dass aus einer Glasröhre ausströmender Wasserstoff* entzündet
und die Mündung der Röhre in einen mit Kohlensäure gefüllten Glascylinder ein-
gesenkt wird.
Die Flamme erlischt jedoch nicht, wenn man den Wasserstoff* aus einem weiss-
glühenden Brenner, also stark erhitzt, in die Kohlensäureatmosphäre ausströmen lässt.
Um den Wasserstoff* auf eine hinreichend hohe Temperatur zu bringen, benutzt
der Vortragende den zwischen Kohlenelektroden sich bildenden elektrischen Licht-
bogen. In einer elektrischen Bogenlampe wird die obere Kohle durch einen hohlen
Kohlencylinder ersetzt, der, nach unten glockenförmig erweitert, über die untere
Kohle übergreift und in dessen Höhlung oben ein Gaszuführungsrohr hineinragt.
Der ganze Apparat steht in einem weiten mit Kohlensäure angefüllten Gascylinder.
Wird nun Wasserstoff zugeleitet und der elektrische Strom geschlossen, so kann
man, zumal durch die getroffene Anordnung der grelle Lichtbogen dem Auge ver-
deckt bleibt, den unteren Rand des Hohlcylinders von einer schwachleuchtenden
Flamme deutlich umsäumt erblicken.
VI. Section für Mathematik.
Erste Sitzung am 11. Februar 1892. Vorsitzender: Geh. Rath
Prof. Dr. G. Zeuner. — Anwesend 12 Mitglieder.
Der Vorsitzende hält einen Vortrag: „Zur Thermodynamik der
Atmosphäre“.
Zweite Sitzung am 21. April 1892. Vorsitzender: Geh. Rath Prof.
Dr. G. Zeuner. — Anwesend 9 Mitglieder.
Baurath Prof. Dr. R. Ulbricht spricht im Anschluss an seine Ver-
öffentlichung: „Ueber Wechselstromverzweigungen“, elektrotechn. Zeitschr.
1892, Hft. 12, über die graphisch-analytische Behandlung elek-
trischer Wechselströme und erläutert seine Auseinandersetzungen durch
die Vorführung eines interessanten Experimentes, durch welches gezeigt
wird, dass bei Leitern mit Selbstinduction durch Einschaltung eines Con-
densators an gewissen Punkten der Leitung grössere Potentialdifferenzen
auftreten können, als sie die im Stromkreise vorhandene elektromotorische
Kraft erzeugt.
Dritte Sitzung am 19. Mai 1892. Vorsitzender: Geh. Rath Prof.
Dr. G. Zeuner. — Anwesend 8 Mitglieder.
Prof. Dr. K. Rohn spricht über die Knotenpunkte bei den
Flächen dritter Ordnung, unter Vorführung von zahlreichen Gyps-
modellen derartiger Flächen.
Vierte Sitzung am 16. Juni 1892. Vorsitzender: Geh. Rath Prof.
Dr. G. Zeuner. — Anwesend 9 Mitglieder.
Prof. Dr. M. Krause behandelt die Bestimmung von Curven-
längen durch elliptische Integrale.
Jm Anschluss daran erwähnt Prof. Tr. Rittershaus, dass bei einigen
Problemen von Zahnradübersetzungen mit unrunden Rädern man auf
elliptische Integrale geführt wird; derselbe zeigt auch eine Anzahl von
Modellen merkwürdiger Zahnradübersetzungen und Bewegungsmechanis-
men vor.
VII. Hauptversammlungei].
Erste Sitzung am 28. Januar 1892. Vorsitzender: Prof. Dr. K. Rohn.
— Anwesend ?A Mitglieder.
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17
Geh. Begierungsrath Prof. T)r. E. H artig spricht über Auseinander-
setzungen zwischen Wort, Begriff und Gegenstand, erläutert an
Beispielen aus der Technik.
Zweite Sitzung am 25. Februar 1892. Vorsitzender: Prof. Dr. K. Bohn.
— Anwesend 18 Mitglieder.
Zur Vorlage gelangt ein Aufruf zu Beiträgen für ein Denkmal für
Christian Ludwig Brehm, Alfred Brehm und Prof. Schlegel, welches
diesen um die Erforschung der Thierwelt verdienten Männern in Altenburg
errichtet werden soll.
Geheimrath Prof. Dr. G. Zeuner erstattet Bericht über den Kassen-
ahschluss für das Jahr 1891 (s. Anlage A, S. 21), mit dessen Prüfung
Bankier A. Kuntze und Hauptmann a. D. G. Woldermann beauftragt
werden.
Mitgetheilt wird ferner, dass sich die Einrichtung des Lesezirkels
(vergl. Sitzungsber. der Isis 1891, S. 13) bewährt hat und der Gesellschaft
Unkosten aus demselben nicht erwachsen sind.
Der Voranschlag für das Jahr 1892 (s. Anlage B, S. 22) wird
einstimmig genehmigt.
Prof. Dr. K. Bohn behandelt nun die Frage der Abhängigkeit der
Anzahl der Kugeln, die sich in einem Hohlwürfel unterbringen
lassen, von ihrer Anordnung darin.
Dabei wird die Voraussetzung gemacht, dass die Seite des Würfels sehr gross
sei im Vergleich zu dem Durchmesser der unter sich gleichen Kugeln. Ist die
Würfelseite gleich dem n- fachen Kugeldurchmesser, so ist die Zahl der Kugeln n3,
wenn die Kugeln, d. h. ihre Mittelpunkte, wie die Ecken eines Würfels angeordnet
sind. Sind sie dagegen wie die Ecken eines Tetraeders angeordnet, so ist die Zahl
der Kugeln gleich n3]/‘2. Ebenso gross wird die Zahl bei Anordnung der Kugeln
wie die Ecken eines Octaüders. Dabei sind geringere Potenzen vernachlässigt.
Auf eine Anfrage des Herrn G. Woldermann über die Gewichts-
verhältnisse bei Füllung eines Cylinders mit kleinen oder mit
grossen Kugeln bemerkt der Vortragende:
Eine Hohlkugel oder ein Hohlwürfel fasst dem Gewichte nach etwas mehr, wenn
man kleine Kugeln nimmt, als wenn die Kugeln grösser sind, da an den Begrenzungs-
flächen der schädliche Raum im ersteren Falle etwas geringer wird.
Dritte Sitzung am 31. März 1892. Vorsitzender: Prof. Dr. K. Bohn.
— Anwesend 33 Mitglieder.
Nach Prüfung des Kassenabschlusses vom Jahre 1891 durch die
Bevisoren wird dem Kassirer Decharge ertheilt.
Dr. Fr. Baspe theilt mit, dass das für die Aufstellung der Bibliothek
in der K. Technischen Hochschule bisher zur Verfügung gestellte Zimmer
infolge nothwendiger Umbauten gekündigt, vom Bectorat der Hochschule
aber zur Unterbringung der Bücher ein anderer Baum angeboten worden sei.
Nach längerer Debatte wird dieses Anerbieten mit Dank angenommen
und die Verlegung der Bibliothek in den neuen Baum genehmigt.
2
18
Gleichzeitig wird eine aus Prof. Dr. 0. Drude, Oberlehrer H. Engel-
hardt, Geh. Hofrath Dr. Geinitz, Dr. F. Raspe, Prof. Dr. K. Rohn
und Privatus K. Schiller zusammengesetzte Commission gewählt, welche
über die Zukunft der Bibliothek berathen und der Gesellschaft hierüber
Bericht erstatten soll.
Die von der früheren mineralogischen Gesellschaft in Dresden der
Isis als Geschenk angebotene Bibliothek wird dankend angenommen.
Der thüringische botanische Verein ladet zur Betheiligung an
seiner Frühj ahrsv er Sammlung in Gera ein. Es wird beschlossen, dieser
Einladung möglichst zahlreich zu folgen. (Vergl. S. 6).
Yierie Sitzung am 28. April 1892. Vorsitzender: Prof. Dr. K. Rohn.
— Anwesend 20 Mitglieder.
Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung mit der Mittheilung, dass das
von dem am 18. December 1891 verschiedenen Mitgliede Bergingenieur
Alfred Purgold in Gotha der Isis testamentarisch bestimmte Legat von
600 Mark von den Hinterbliebenen übergeben worden ist.
Der Verewigte, dessen Thätigkeit in unserer Isis so viel zu deren
Gedeihen beigetragen hat (s. Nekrolog, 1891, S. 33), hat durch dieses
hochherzige Geschenk bewiesen, mit welchem Interesse er bis zu seinem
Tode den Bestrebungen unserer Gesellschaft gefolgt ist. Wir sind ihm für
dieses Zeichen treuer Anhänglichkeit zu dauerndem Danke verpflichtet,
sein Andenken wird in unserer Mitte für alle Zeiten fortleben!
Prof. Dr. 0. Drude spricht über die Culturfähigkeit, von Deutsch-
Westafrika.
Dr. A. Naumann giebt Mittheilungen über die Zwergbirke vom
Fichtelberge und legt blühende Zweige derselben vor.
Fünfte Sitzung am 30. Juni 1892. Vorsitzender: Prof. Dr. K. Rohn.
— Anwesend 23 Mitglieder.
Statt der im Juli und August abzuhaltenden Hauptversammlungen wird
eine Excursion in Aussicht genommen.
Prof. Dr. H. Vater spricht über die Ursachen der Verschieden-
heit der Krvstalle derselben chemischen Verbindung.
Excursion.
Am 26. Mai 1892 unternahmen 19 Mitglieder einen Ausflug nach
der „Schönen Höhe“ bei Dittersbach, wo eine kurze Hauptver-
sammlung zur Erledigung geschäftlicher Angelegenheiten abgehalten
wurde. Hierauf wurde das Wesenitzthal durchwandert und zuletzt die
Basaltformation des Kegels, auf dem Stolpen gelegen ist, in Augenschein
genommen.
19
Veränderungen im Mitgliederbestände.
Gestorbene Mitglieder:
Am 14. October 1890 verschied in Jena Dr. phil. Robert Schmidt,
correspondirendes Mitglied der Isis seit 1857. —
Am 7. Januar 1892 starb im Alter von 55 Jahren der durch seine
vortrefflichen Schriften über das Studium der europäischen Herpetology
bekannte Zoolog Dr. phil. Graf Alexander P. Ninni, Director des
Museums der Stadt Venedig, correspondirendes Mitglied der Isis seit
1868. —
Am 10. Januar 1892 starb in Dresden im 76. Lebensjahre Dr. med.
et phil. Hermann Reinhard, Geh. Medicinalrath und Präsident des
Landes-Medieinalcollegiums a. D.
Geboren am 15. November 1816 in Dresden bereitete sich der Verewigte für
das medicinische Studium auf der Kreuzschule und der Fürstenschule vor und bezog
dann die Universität Leipzig. 1844 liess er sich in Bautzen als Arzt nieder, wurde
Mitte der 18ri0er Jahre zum Medicinalrath und Beisitzer der K. Kreisdirection daselbst
ernannt und 1865 als Geh. Medicinalrath in das neugeschaffene Landes -Medicinal-
collegium berufen, als dessen Präsident er von 1872 bis 1888 sich grosse Verdienste
um das Medicinalwesen Sachsens erwarb und von Sr Maj. dem Könige durch Ver-
leihung hoher Orden ausgezeichnet wurde. Als Abgeordneter Sachsens nahm er
hervorragenden Antheil an der Bearbeitung der Pharmacopoea germanica. Auch
durch seine entomologisclen Forschungen hat sich der Verewigte einen bedeutenden
Namen erworben. Unserer Gesellschaft gehörte er seit 1869 als Ehrenmitglied an. —
Am 11. Januar 1892 verschied in Dresden Privatus Otto König,
wirkliches Mitglied seit 1891. —
Am 15. Januar 1892 verschied im Alter von 79 Jahren in Padua
Freiherr Achille de Zigno, Ehrenmitglied seit 1860.
Der Verewigte war in wissenschaftlichen Kreisen allgemein bekannt durch seine
wichtigen geologischen und paläontologischen Arbeiten, die mit dem Jahre 1841 be-
ginnend erst mit seinem Tode geendet haben. Die berühmteste seiner Schriften ist
die „Flora fossilis formationis oolithicae“, zahlreiche weitere Resultate seiner Forsch-
ungen sind im Jahrbuch der K. K. geologischen Reichsanstalt in Wien niedergelegt.
Achille de Zigno war einer der Männer, welche 1861 ihre gewichtige Stimme gegen
eine Vereinigung der K. K. geologischen Reichsanstalt mit der Kais. Akademie der
Wissenschaften in Wien erhoben und welchen dieses für die geologische Durch-
forschung der österreichischen Monarchie so bedeutungsvolle Institut seine Selbstän-
digkeit verdankt. —
Am 27. Februar 1892 starb in Freiberg, 81 Jahre alt, der früher als
Professor an der dortigen Bergakademie wirkende Bergrath F. W. Fritsche,
Ehrenmitglied seit 1868. —
Am 16. März 1892 starb in Wien im 75. Lebensjahre Dr. Karl
Aberle, K. K. Regierungsrath und Professor a. D. , correspondirendes
Mitglied seit 1876. —
Am 8. April verschied in Dresden Oberbaurath und K. Wasserbau-
Director Moritz W. Schmidt, wirkliches Mitglied seit 1873. —
Am 18. April 1892 starb Dr. August Todaro, Senator und Director
des botanischen Gartens in Palermo, correspondirendes Mitglied seit 1876. —
Am 27. April 1892 verschied der Kais. Russische Wirkliche Staats-
rath Dr. Eduard August von Regel, Director des botanischen Gartens
in Petersburg, correspondirendes Mitglied seit 1854. —
2*
20
Am 4. Mai 1892 verlor unsere Gesellschaft durch den Tod ihr ältestes
Ehrenmitglied Dr. Karl August Dohrn, langjährigen Präsidenten des
entomologischen Vereins in Stettin. Der Isis gehörte der Verewigte seit
dem Jahre 1845 als Ehrenmitglied an. —
Am 26. Mai 1892 starb in Dresden Bürgerschuloberlehrer Louis
Bald auf, wirkliches Mitglied seit 1872. —
Am 20. Juni 1892 verschied Prof. Dr. E. C. Schübeler, Director
des botanischen Gartens in Christiania, Ehrenmitglied seit 1871.
Neu aufgenommene wirkliche Mitglieder:
Altenkirch, Gust, Gand. d. höh. Schulamts in Dresden, am 26. Mai 1892;
Dudensing, Gust., Dr. phil., Gymnasiallehrer in Dresden, am 25. Februar
1892;
Lauterb ach, Cam., Oberst z. D. in Dresden, am 31. März 1892;
Mie, Gust., Dr. phil., Oberlehrer in Dresden, am 26. Mai 1892.
Aus den correspondirenden in die wirklichen Mitglieder ist über-
getreten :
Hefelmann, Rud., Dr. phil., Chemiker in Dresden.
Neu ernannte correspondirende Mitglieder:
Lohrmann, Ernst, Dr. phil., Gymnasiallehrer in Schneeberg, '
Stevenson, J. J., Professor an der University of New- -
York,
am 28.
Januar 1892.
Kassenabschluss der ISIS vom Jahre 1891.
ie* Position. Ausgabe.
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Dresden, am 23. Februar 1892. H. Warnatz, z. Z. Kassirer der Isis.
22
Voranschlag
für das Jahr 1892.
Mark
1. Gehalte 660
2. Inserate 75
3. Localspesen 130
4. Bnehbinderarbeiten 200
5. Bücher nnd Zeitschriften 550
6. Sitzungsberichte und Drucksachen . . . 1100
7. Insgemein 130
Summa Mark 2845.
Sitzungsberichte
der
nat urwissenschaftliclien G esellsclia ft
in Dresden.
1892.
)
25
I. Section für Zoologie.
Dritte Sitzung am 13. October 1892. Vorsitzender: Prof. Dr. B.
Vetter. — Anwesend 20 Mitglieder.
Der Vorsitzende spricht über das erste Menschenalter der Dar-
winschen Theorie.
Vierte Sitzung am 1. December 1892. Vorsitzender: Prof. Dr. B.
Vetter. — Anwesend 18 Mitglieder.
Prof. Dr. R. Ebert giebt im Anschluss an eine in der Zeitschrift für
Zoologie veröffentlichte Arbeit von Schlamp einen Bericht über das
Auge des Grottenolms, Proteus anguineus Laur.
Hieran schliessen sich Bemerkungen von Dr. J. Thiele über das Auge
niederer Wirbelthiere
und von Prof. Dr. B. Vetter über die Bildung des Auges bei
der Larve des Petromyzon.
Dr. J. Thiele hält einen Vortrag über die primitivsten Metazoen
(vergl. Abhandl. VIII) und legt hierzu eine Arbeit von F. E. Schulze
über Triehoplax adhaerens vor.
Privatus K. Schiller bringt zur Vorlage Oligoneura rhenana Imh.
und Centroptilum tenellum Alb., welche bisher in Sachsen noch nicht auf-
gefunden worden sind und die er von Herrn Feurich in Göda bei Bautzen
mit mehreren Lestes- Arten erhielt, die sich als L. sponsa Hans und L.
virens Charp. erwiesen. Die Larve von Oligoneura rhenana Imh. ist auch
in der Elbe entdeckt worden.
Ebenfalls als neu für Sachsen bezeichnet Dr. J. Thiele Acicula polita
Hartm.
Zum Schluss bespricht Prof. Dr. B. Vetter ein von Osterloh her-
gestelltes Modell der Steinkoralle.
II. Section für Botanik.
Vierte Sitzung am 3. November 1892. Vorsitzender: Prof. Dr.
0. Drude. — Anwesend 34 Mitglieder.
Der Vorsitzende legt die Belegexemplare der hauptsächlicheren in
diesem Jahre zur Beobachtung gelangten Bereicherungen der Flora
1*
26
Saxonica vor und bespricht die Bedeutung derselben vom pflanzengeogra-
phischen Standpunkte innerhalb der mitteldeutschen Flora. Dieselben sind:
1. Stachys alpina L, aufgefunden vom Lehrer Hof mann (Döbeln) im
Zsckopauthal bei Waldheim, eingesendet von dem glücklichen Finder an
den Vorsitzenden.*)
Es ist dies unter den Novitäten wohl unstreitig die interessanteste, eine phane-
rogarne Waldpflanze, welche sich nicht in Cultur befindet und sich nicht zu Ver-
schleppungen eignet, von welcher auch kein wanderndes Vordringen bekannt geworden
ist, und welche hier zum ersten Male im Königreich Sachsen aufgefunden ist. Ihre
Feststellung in Sachsen ist von um so grösserer floristischer Bedeutung, als der neue
Standort die bis dahin in Mitteldeutschland getrennten Standorte des Ostens und
Westens überbrückt: sie ist bekannt aus dem Eulengebirge, von der hohen Mense,
dem Glatzer Schneeberg, im Altvatergebirge am Leiterberg, Altvater selbst, Brünnei-
heide, im grossen und kleinen Kessel, aus den Beskiden, aus den Prerauer Karpathen
,, selbst schon im niedrigen Hügelgebiete“ (Oborny); im Riesengrunde des Riesen-
gebirges hat Uechtritz den früheren Wimmer’sclien Standort nicht wiedergefunden,
neuere Angaben sind dem Ref. unbekannt; im böhmischen Mittelgebirge kommt sie
mehrfach vor: in der Bergregion des hohen Göltsch, am Kreuzberg bei Leitmeritz,
am Zinkenstein, Kleis, und nahe der sächsischen Grenze bei Falkendorf unweit Tetschen,
aus dem Erzgebirge aber giebt Celakovsky’s Flora nur den Kriesdorfer Grund bei
Osseg an, ausserdem den Blösslingberg und Wölfling bei Abertham. Im Westen
nennt die Thüringer Flora keinen Standort für diese Stachys- Art; aber Garcke giebt
einen dem Ref. vordem unbekannt gebliebenen am westlichen Abhange des Ober-
harzes bei Lutter am Barenberg (Seesen) an, und im südlichen Hannover ist nun das
merkwürdige, nicht kleine Ausbreitungsgebiet der Stachys alpina in den Muschelkalk-
Buchenwäldern um Göttingen, bei Hildesheim und Hameln, wo sie Ref. häufig in
Gesellschaft von Helleborus viridis , Bupleurum longifolium , Cephalanthera- und Epi-
pactis- Arten gesammelt hat; in Hessen (Cassel, Marburg, Biedenkopf, Biber am
Spessart etc.) wird sie häufiger, im fränkischen Jura scheint sie noch recht selten,
während sie in den nördlichen Kalkalpen bis 1620 m und in der sich daran an-
schliessenden bayrischen Hochebene verbreitet ist. Nach allem Gesagten erscheint
der neue sächsische Fundort als im Anschluss an das östliche Verbreitungsgebiet der
Stachys alpina in Mitteldeutschland befindlich, da zumal das ganze Saalegebiet keinen
Standort aufzuweisen hat, was bei der Gegenwart sowohl im fränkischen Jura als
im Muschelkalkgebiet in Süd-Hannover disharmonisch ist. Die Species liebt, ihrem
Namen zum Trotz, gewiss die niedere Bergregion mehr als die an die Waldgrenze
streifenden Höhen; sie braucht daher nicht als ein Relict aus kälteren Perioden an-
gesehen zu werden, sondern nur als Pflanze von sporadischer Verbreitung,
ohne dass es möglich wäre, einen plausiblen Grund für diese Verbreitungsform, die
ja oft genug in den Pflanzenarealen enthalten ist, anzugeben.
2. MyriopJiytttwi alterniflorum DC., aufgefun den von Apotheker S c h 1 i m -
pert (Meissen-Cölln) in Gemeinschaft mit Herrn Fritzsche (Kötzschen-
broda) in einem Kanal zwischen Sieglitz und Streuben.
Diese interessante Wasserpflanze bewohnt der Hauptsache nach das atlantische
Europa (Britannien, sogar Island und das skandinavische Küstengebiet, Holland, Frank-
reich und Spanien), und ihre Entdeckung schliesst sich daher an diejenige von
Helosciadium inundatum Koch an, über welche — nördlich der sächsischen Landes-
grenze in der Umgebung von Ruhland — wir nach ihrer Entdeckung durch Herrn
Alwin Schulz (Königsbrück) der Gesellschaft Isis vor zwei Jahren auf Grund unserer
persönlichen Aufnahme berichten konnten. In Deutschland bewohnt das genannte
Myriophyllum, von den bekannteren Arten M. veriicillatmn (incl. pectinatum) und
31. spicatum durch die feinen Blattzipfel und die in eine zerstreutblüthige nickende
*) Auch an dieser Stelle soll denjenigen Herren, welche die hier zu nennenden
Novitäten, ebenso wie früher, durch ihre freundliche Einsendung an den Unterzeich-
neten oder an Dr. Naumann zur dauernden Aufbewahrung im Herbar der Flora
Saxonica im Kgl. Polytechnikum gelangen liessen, ein aufrichtiger herzlicher Dank
abgestattet sein. Es ist anders nicht möglich, ein authentisches reiches Florenmaterial
als Grundlage wissenschaftlicher Arbeit vollzählig zusammen zu bringen.
27
Aelire aufgelösten Blüthenquirle zarterer Beschaffenheit leicht unterschieden, den
Süd westen, ist aber auch noch häufig in Westpreussen und findet sich dazwischen
in Pommern, Brandenburg, Braunschweig und Hannover, Holstein; es bildet also
eine südöstliche Vegetationslinie und könnte als solche den von Grisebach in seiner
classischen Studie über die Yegetationslinien im nordwestlichen Deutschland genannten
(unter denen zwei Helosciadium- Arten auftreten) beigefögt werden. Die Entdeckung
dieser Art in Sachsen ist also von grossem Interesse, obwohl bei der leichteren Ver-
scbleppungsweise von Wasseipflanzen eher, als bei der erstgenannten Entdeckung
einer neuen Art, daran zu denken wäre, dass vielleicht erst in jüngerer Zeit diese
Aieal-Erweiterung entstanden ist.
Die Rügenden Notizen beziehen sich nicht auf neue, der Flora Saxo-
nica jetzt zuerst einzuverleibende Species, sondern auf einige interessantere
Standorte solcher Arten, welche bei ihrem sporadischen Vorkommen in
Sachsen erhöhte Bedeutung haben. Da ist zuerst zu nennen ein neuer
Standort von
3. Epipogum aphyllum Sw. ( Epipogium Gmelini Rieh.), der merkwür-
digen, zarten und bleich wachsgelben Orchidee, welche bislang aus Sachsen
nur von dem einen Standorte in der Bautzner Gegend (vom Pichow bei
Dretschen, vergl. Isis, Abh. 1889, S. 7) bekannt war (von welchem das
Herbar der Flora Saxonica jetzt ausgezeichnete Belegexemplare durch den
Erwerb der Lodny’schen Sammlung erhalten hat), und zu dem der Vor-
tragende einen zweiten oberlausitzer Standort im Quellgebiet der Wessnitz
am Südhange des Valtenberges zwischen Nieder-Neuldrch und Steinigt-
Wolmsdorf unweit der böhmischen Grenze auf seiner diesjährigen Studien-
reise hat hinzufügen können.
Sie befindet sich daselbst in einem sehr feuchten Fichtenwald der unteren her-
c}rnischen Formation, wo die junge Wessnitz zwischen moosbewachsenen Granitblöcken
sich versteckt hinwindet und auch in einem so trocknen Sommer, wie der diesjährige
war, für das noth wendige Nass sorgt. Von Phanerogamen befinden sich zwischen
der hohen Moosdecke von Polytrichum, Mnium , Plagiochila asplenioides etc. und
stellenweise Sphagnum hier nur die Farne der Dryopteris-G enossenschaft, hauptsächlich
aber Aspidium spinulosum in mächtigen Exemplaren. Ob der Epipogum- Standort
reich an Exemplaren ist, lässt sich einstweilen nicht entscheiden; ich fand am 11.
August nur 2 kleine Exemplare. Bedenkt man aber, dass die Hauptblüthezeit dieser
Orchidee Mitte Juli ist, und dass, wie ich mich selbst an den Buchenwald-Standorten
von Epipogum in der Göttinger Flora wiederholt früher überzeugen konnte, nach den
ersten kräftig entwickelten Blüthenstengeln, welche öfter zu mehreren aus einem
Rhizom hervorbrechen und in kleinen Rudeln beisammen stehen, nur noch verein-
zelte Schwächlinge Ende Juli über der Laubdecke zu erscheinen pflegen, während
die normalen Blüher dann schon verwelkt sind, so besagt diese geringe Zahl noch
wenig gegen die Annahme, dass der Wessnitz-Standort gleichwie der andere eine
sichere Ernte berge; zumal war ja dieser vergangene Hochsommer überhaupt arm
an Orchideen.
Epipogum aphyllum gehört zu denPflanzen, welche bei weiter Gesammtverbreitung
von den Pyrenäen bis Sibirien überall selten zu sein scheinen und in allen Local-
floren mit vereinzelten Standorten, an diesen sogar gleichsam unbeständig, aufgeführt
werden. Schön heit’s Flora von Thüringen giebt keinen Standort dafür an, im
Harz wächst es unterhalb des Brockens und in der Buchenwaldregion, häufiger ist
es im südhannoverschen Muschelkalk-Gebiet vom Deister bis nach Hessen (Giessen) ;
bei Warnsdorf ist der dritte, Sachsen nahegelegene Lausitzer Standort, Marienbad
birgt einen am Südhange des Erzgebirges, der Kubany im Böhmerwalde, Carlsbrunn
einen solchen im Gesenke, Glatzer Schneeberg und Zackenfall, andere Standorte in
den Sudeten, dazu solche in Mähren. Auch in Norddeutschland kommt es als grosse
Seltenheit vor: zerstreut in schattigen Buchenwäldern von Schleswig-Holstein und in
Dänemark fehlt es in dem Lüneburger Heidegebiet sammt südlich sich anschliessen-
den (Jebergangswaldungen, ist aber vom südlichen Norwegen bis England ( — Watson’s
Topographical Botany , p, 386, bezeichnet es am einzigen Standorte im mittleren
28
Severn-Gebiet als ,, extinct ?”), und von Schweden bis zum mittleren Finnland zerstreut;
dazu kommen für Europa noch alpine Standorte, solche in Etrurien, Ungarn, Sieben-
bürgen und im mittleren Russland.
4. Potentilla canescens Bess., hat Apotheker Schlimpert ebenfalls
an einem neuen und für die sächsische Flora sehr interessanten Standort
in der Meissner Gegend entdeckt.
Diese für Sachsen sehr seltene Pflanze hat ihr Hauptverbreitungsgebiet in Ost-
Europa. Sie findet sich, in Deutschland sehr zerstreut vor. Unser Herbarium der
Flora Saxonica weist sächsische Exemplare vom Schlossberg bei Schwarzenberg, von
Berggiesshübel, von Weischlitz bei Plauen i. Y. und Grossstein bei Kuppitz? auf.
5. Drosera longifolia L., aufgefunden von Assistent Dr. A. Naumann
auf dem Kranich see-Moor bei Carlsfeld und am sogenannten „Kleinen
Kranichsee” bei Sauersack auf seiner diesjährigen Studienreise.
Diese Pflanze findet sich in spärlicher Anzahl am Rande der tiefen Tümpel,
die man als „Moos-Schwimmgründe” bezeichnen könnte, und welche gerade den Torf-
mooren um Carlsfeld ihren eigenthümlichen Charakter verleihen. Sie wächst, be=
gleitet von Drosera rotundifolia, versteckt in den Polstern von Sphagnum teres, mollus-
cum und cymbifolium. Der genauere Standort am Kranichsee-Moor ist durch folgende
Beschreibung gegeben: Dort wo der Grenzgraben eine Biegung von SW. nach NO.
macht, findet sich der Grenzstein f 3. Geht man von diesem 90 Schritte in östlicher
Richtung und von hier senkrecht zu dieser 80 Schritte nach der böhmischen Seite
zu, so stösst man auf die tieferen von Drosera longifolia umgebenen Tümpel.
6. Betula nana L. , aufgefunden vom Vortragenden im Jahre 1888
auf einem Torfmoore bei Fribus in Böhmen, ebenso von Dr. Naumann 1892.
Auf diesem stark im Abbau begriffenen Moore findet sich Betula nana geradezu
Bestand bildend vor, ganz wie an dem von Dr. Naumann in diesem Jahre besuchten
Torfstich am Spitzberg bei Gottesgab.
Genauer charakterisirt ist der Fribuser Standort durch folgende Angaben: An der
Strasse Eibenstock-Fribus läuft der Rohlabach. Wo sich derselbe von der Strasse
ab nach Osten wendet, liegt westlich desselben gegenüber einem Hause (Schank-
wirthschaft) der von der 880 m Curve durchschnittene Torfstich.
Bemerkt sei noch, dass sich dieser und der oben angegebene Standort von
Dr. longifolia L. in dem Prodromus der Flora von Böhmen von Celakovsky noch
nicht angegeben finden.
7. Pirola chlorantha L. hat Postverwalter Benz aus dem südwest-
lichsten Sachsen in der Umgebung von Brambach eingesendet.
Da die sächsische Excursionsflora von Wünsche diese Pirola- Art ausdrücklich
als im Erzgebirge fehlend angiebt, so ist auf diesen für den Ref. neuen Standort um
so mehr Gewicht zu legen, als ja im Allgemeinen die Waldflora des Brambacher Ge-
bietes einer mittleren Region im Erzgebirge entspricht, dabei aber die bekannten
vogtländischen Eigenthümlichkeiten für sich hat. —
Diese Ergänzungen zur sächsischen Phanerogamen-Flora übertrug Herr
K. Schiller auf das kryptogamische Gebiet durch Vorlage eines, leider nur
steril gefundenen höchstinteressanten Laubmooses, des von ihm in der säch-
sischen Schweiz gefundenen Dicranodontium aristatum Schimp.
Da dieses bisher in Deutschland nur an den Quadersandsteinfelsen der Sudeten
und des Heuscheuergebirges gefundene Moos, obwohl es an günstiger Stelle die Fels-
wände in auffälliger Weise dicht überkleidet, wegen der Aehnlichkeit mit anderen
Gattungen der Dicranaceen leicht verwechselt und wegen der Sterilität unbeachtet
bleiben kann, ist es bisher aus dem sächsisch -böhmischen Sandsteingebirge nicht
bekannt geworden. Sicher kommt es aber daselbst an mehreren Localitäten vor, denn
Dr. A. Schultz hat es in diesem Jahre im Edmundsgrunde in Böhmen entdeckt,
während die vorgelegten Exemplare im Polenzgrunde in Sachsen gesammelt worden sind.
29
Darauf giebt Dr. A. Naumann unter Vorlage entsprechender Abbild-
ungen und getrockneter Exemplare eine kurze Charakteristik der Arten
der Gattung Botrychium.
Prof. Dr. 0. Drude bespricht als neuere botanische Litteratur-Erschein-
ungen folgende Schriften:
M. Willkomm: Das Herbar;
A. B. Frank: Lehrbuch der Botanik, Bd. I. Berlin 1892;
H. Warnecke: Lehrbuch der Botanik für Pharmaceuten und Mediciner. Braun-
schweig 1892;
A. Zimmermann: Die botanische Mikrotechnik. Tübingen 1892;
A. Famintzin: Uebersicht der Leistungen auf dem Gebiete der Botanik in Russ-
land i. J. 1890. Petersburg 1892;
J. Briquet: Les Labiees des Alpes maritimes. Geneve et Bale 1891;
E. Warmin g: Lagoa Santa (Kgl. Dänische Akademie 1892).
Zum Schluss giebt Herr F. Fritzsche-Kötzschenbroda noch eine Mit-
theilung über das Vorkommen von Pirola chlorantha L. in der Lössnitz
und schildert des Näheren den Standort von Epipogum Gmelini Rieh, bei
Sassnitz (Rügen).
Fünfte Sitzung am 8. December 1892. Vorsitzender: Prof. Dr.
0. Drude. — Anwesend 32 Mitglieder.
Der Bibliothekar der „Isis“, Herr K. Schiller, legt ein als Geschenk
eingegangenes zweibändiges Werk vor: J. Lubbock, „A contribution to our
Knowledge of Seedlings“, welches von hohem Werthe zu sein scheint, in-
dem eine vergleichende Keimungsgeschichte von jeher als systematisches
Bediirfniss empfunden worden ist.
Prof. Dr. 0. Drudfe hält den angekündigten Vortrag über W^üsten-
pflanzen und Succulenten.
Nach einer kurzen Charakteristik der diese Pflanzen repräsentirenden drei pflanzen-
geographischen Gebiete der Wüsten, Wüstensteppen und Tropengebiete mit xero-
phytischer Vegetation bespricht Redner die hauptsächlichsten Schutzmittel der Pflanzen
gegen Dürre und erörtert den Begriff der Succulenz. Hierauf schildert er die beiden
Heimathscentren der Succulenten, deren Maximum an zwei Stellen der Erde liegt: Süd-
afrika (Karoo etc.) und Südamerika (Mexikanisches Hochland-Salzgebiet von Utah).
Dazu kleinere Gebiete: Somali, Sokotra, Canaren etc.
Die Hauptformen der Stamm- und Blattsucculenz entsprechen der verschieden-
artigen Anpassungsmöglichkeit, welche die Systemgruppen ausnutzen, indem sie ent-
weder den Stamm in oberirdische, korkgeschützte Knollenstärame verwandeln, oder
normal wachsende Stengel, bez. Blätter oder seltener beides zugleich mit den Eigen-
schaften succulenter Gewebe ausrüsten. Beispiele für Knollenstamm: Testudinaria ;
für Stammsueculenz: Cacteen, Euphorbia ; für Blattsucculenz: Aloe , Sempervivum\ für
doppelseitige Succulenz: Kleinia unter den Compositen.
Es gelangt zur Besprechung folgende Liste der hauptsächlichsten Succulenten
(C bedeutet Capland, M Mexiko):
Monocotyledonen.
Dicoty ledonen.
Liliaceen: Anthericeen -Bulbine C.
Aloineen-AZoe, Haworthia, Gas-
teria C.
Amaryllideen : Agaveen- Agave, Four -
croya M.
Dioscoreaceen: Testudinaria C.
Crassulaceen C M.
Cactaceen M. Amerika. [Bhipsalis auch
in Afrika (Madagaskar).)
Mesembrianthemaceen C.
Portulaceen 5 Gattungen.
Euphorbiaceen: Euphorbia Afr. C.
Asclepiadeen: Stapelia, Huernia C.
Compositen: Kleinia (ähnlich Senecio),
Hertia [Othonna) C.
30
Die Ertragungsfähigkeit dem Klima gegenüber ist bedeutend; die Succulenten
vermögen auch im ungünstigen Wüstensteppenklima noch grosse Pflanzenmassen zu
erzeugen und dabei mächtige Mengen von Flüssigkeit aufzuspeichern. Dabei haben
sie besondere Schutzeinrichtungen gegenüber fressenden Thieren nöthig: Bestachel-
ung, Bedornung, Kalkoxalat in der Epidermis eingelagert, Gerbstoff, Milchsaft etc.
Die Organmetamorphose der Stachelpolster der Cacteen bildete den letzten Ab-
schnitt des Vortrages. —
Hieran knüpfte sich am 10. December 1892, Nachm. 3 Uhr, eine von
der botanischen Section zahlreich besuchte Demonstration von Succu-
lenten im neuen botanischen Garten, wo diesen interessanten Pflan-
zen ein hübscher Eckpavillon der neuen Anlage von Schauhäusern ein-
geräumt ist und wo die wichtigslen Yertreter der genannten Familien in
Auspflanzung zwischen Tuffsteinen und in lehmig-sandiger Erde mit Kalk-
mergel gemischt hoffentlich zu guter Entwickelung gelangen werden.
III. Section für Mineralogie und Geologie.
Dritte Sitzung am 20. October 1892. Vorsitzender: Geh. Hofrath
Dr. Geinitz. — Anwesend 38 Mitglieder.
Der Vorsitzende eröffnet die Sitzqng mit der Trauerbotschaft von dem
Hinscheiden der Gattin eines der ältesten und treuesten Mitglieder der
Isis, des Herrn Prof. E. Z schau, und fordert zur Theilnahme an deren
Bestattung auf.
Er berichtet ferner im Aufträge des gleichzeitig anwesenden Herrn
R. Kramsta über ein von dem Letzteren beobachtetes Strudelloch im
Lomnitzkessel im Biesengebirge , dessen Entstehen mit einem alten
diluvialen Gletscher in Verbindung gebracht werden kann.
Eine genauere Beschreibung davon hat Herr R. Kramsta in dem „Wanderer
im Riesengebirge, Hirschberg 1892, Nr. 120“ veröffentlicht; eine Anzahl Photographien
von dort dienen zur Erläuterung. Auf die wichtigen älteren Forschungen von Prof.
Parts ch, Gletscher der Vorzeit in den Karpathen und in den Mittelgebirgen
Deutschlands, der einen Lomnitzgletscher hervorhebt, und die neuesten von Prof.
G. Berendt, Spuren einer Vergletscherung des Riesengebirges (Jhrb. K. preuss. geol.
Landesanst. f. 1891), wird eingehend verwiesen, ebenso wie auf das Vorkommen
ähnlicher Strudellöcher oder Riesentöpfe in der sächsischen Schweiz und mehreren
anderen Gegenden, für die man nicht gerade die Mitwirkung eines Gletschers in
Anspruch zu nehmen braucht.
Im Anschluss hieran lenkt der Vorsitzende noch die Aufmerksamkeit
auf die traurige Katastrophe von Saint-Gervais am 12. Juli 1892
und bespricht die Ursache davon nach der Darstellung von J. Vallot,
A. DelebecqueundL. Duparyin einem darüber veröffentlichten Schriftchen,
Genf 1892.
Hierauf erläutert der Assistent für Mineralogie und Geologie an der
K. Technischen Hochschule in Dresden, Dr. H. Francke, das in neuester
Zeit von dieser Anstalt erworbene tektonische Modell des Dr. R. Schäfer
in München, welches auch von hier aus für geologische Vorlesungen an-
gelegentlichst empfohlen werden kann. Den Vertrieb dieses instructiven
Modells hat die Firma Barth & Co. in München, Louisenstrasse 36, über-
nommen.
31
Den Haupt vor trag in dieser Sitzung hält Dr. W. Bergt, welcher seit
1. Mai d. J. seine Thätigkeit der Untersuchung der petrographischen Samm-
lung des K. Mineralogisch -geologischen und prähistorischen Museums in
Dresden widmet, über Gebirgsdruck und seine Wirkungen, mit be-
sonderer Beziehung auf die Gesteine der Umgegend von Dresden.
Vierte Sitzung am 15. December 1892. Vorsitzender: Geh. Hofrath
Dr. Geinitz. — Anwesend 23 Mitglieder.
Unter Vorlage eines neuerdings an das K. Mineralogische Museum
gelangten Bruchstückes giebt der Vorsitzende einige Mittheilungen über
den berühmten Meteorstein von Ensisheim im Eisass, gefallen am
19. November 1492;
ferner über die auch in Californien beobachteten Strudellöcher oder
Gletschertöpfe, sogen. Postholes, am Mokelumne River Canon (vergl.
Am. Journ., December 1892, p. 454, PI. IX);
sowie über die neuesten Entdeckungen an einem Ichthyosaurus im
Lias von Holzmaden (vergl. Geol. Mag., 1892, Nr. XI, p. 517), wodurch
die zuerst von Owen gemachte Beobachtung der an dem Schwänze der
Ichlhyosauren oft vorkommenden Umknickung Erklärung findet.
Hierauf hält Prof. E. Z sch au einen eingehenden Vortrag über gang-
artige Kluftausfüllungen im Syenit des Plauen’schen Grundes
(vergl. Abhandl. X).
Dr. W. Bergt berichtet über die vor Kurzem von Geo. R. Wieland,
State College, Pennsylvania, an H. B. Geinitz zur Begutachtung einge-
sandten Kiesel-Oolithe, sogen. Siliceous Oolites, two miles N. W. von
State College, Centre Cy., Penn., wahre Analoga für die Karlsbader Erbsen-
steine (vergl. Abhandl. XV).
. Dr. H. Franc ke legt noch folgende neu erschienene mineralogisch-
geologische Lehr- und Lesebücher vor, unter kurzem Hinweis auf deren
Inhalt:
Eberhard Fraas, Scenerie der Alpen. Leipzig 1892.
Nach einem allgemeinen Theil, welcher Gebirgsbildung und die Einwirkung
dieser auf die Gesteine, d. i. die Lehre von der Dynamo- und Contactmetamorphose
behandelt, werden die Gebirgsarten selbst, soweit sie an der Zusammensetzung und
Entstehung der Alpen theilnehmen, charakterisirt gemäss den geologischen Formationen.
Das Buch ist für naturwissenschaftliche Alpenreisende bestimmt, die nicht blos die
interessante Flora und Fauna beobachten und sammeln, sondern auch den Blick für
die so vielfach noch räthselhaften geologischen Erscheinungen im Gebirge schärfen
wollen.
Ad. Knop, Der Kaiserstuhl im Breisgau. Eine naturwissenschaftliche
Monographie. Leipzig 1892.
Das Buch ist nicht blos für Naturwissenschaftler im engeren Sinne berechnet
und deshalb etwas weitläufig geschrieben. Es giebt z. B. Einleitungen in die allge-
meine Chemie und Geologie. Es enthält der Hauptsache nach Mineralogisches und
Geologisches, berücksichtigt aber auch Hydrographie , Agronomie, Statistik, Historie,
Botanik und Zoologie. Ein letzter Abschnitt dient als geologischer Excursionsführer
in den Kaiserstuhl. Angehängt ist noch eine gute Karte im Kupferstich. Manches
vom Inhalte hat der Verfasser schon in Fachzeitschriften niedergelegt, etliches aber
32
hier zum eisten Male veröffentlicht, sodass auch der Fachgeologe das Buch als ein
Quellenwerk betrachten darf.
H. Rosenbusch, Mikroskopische Physiographie der petrographisch
wichtigen Mineralien. 3. Aufl. Stuttgart 1892.
P. Klockmann, Lehrbuch der Mineralogie, für Studirende und zum
Selbstunterricht. Stuttgart 1892.
Das Werk gehört in die Reihe der von der VerlagsbandlungF. Enke herausgegebenen
naturwissenschaftlichen Lehrbücher und giebt alle wissenschaftlich feststehenden
Thatsachen in modernem Gewände. Die Krystallsysteme werden, wie auch ander-
wärts, der Erleichterung wegen, nicht nach Symmetrieaxen , sondern nach Symmetrie-
ebenen definirt. In dem schon 1 xj2 Jahr früher erschienenen allgemeinen Theile, um-
fassend Krystallographie , Physik und Chemie, sind einige Abschnitte der Lehre von
den Lagerstätten und der Entwickelung der Mineralien gewidmet. Der zweite, physio-
graphische Theil befolgt dasselbe Classificationssystem wie die übrigen neueren Werke,
nämlich das Berzelius-Rose’sche, und ist bei aller Kürze und Gedrängtheit sehr reich-
haltig, sodass ihn der Verfasser auch bei Sammlungsarbeiten gebraucht zu sehen
wünscht. Bei der Aufzählung der Fundorte sind die geologisch -petrographischen
Verhältnisse berücksichtigt. Angehängt sind noch zwei Abschnitte über nutzbare
Mineralien und Bestimmungstabellen.
Dr. H. Francke legt ferner vor im Aufträge des Herrn R. Kramsta:
Quarzporphyr von Erdmannsdorf, südlich von Hirschberg, Schlesien,
grosse weisse bis 2 cm lange und 1 cm breite Orthoklaseinsprenglinge in
schwarzer Grundmasse zeigend, auf angeschliffener Fläche besonders schön
aussehend ;
Individualisirte Orthoklas masse aus dem Granitit zwischen Hirsch-
berg und Lomnitz, Schlesien, mit bläulichem Lichtscheine senkrecht
zum Klinopinakoid, besonders auf ocPoc.
Von dieser Oertlichkeit sollen die sogen. Mondsteine noch nicht gesammelt
worden sein. Zum Vergleich werden bekannte Vorkommnisse herumgereicht: Orthoklas
mit Lichtschein von Frederiksvärn (Breithaupt’s Mikroklin) und Adularkrystall
(Mondstein) aus Tirol. Ueber das Wesen dieser bläulichen Lichterscheinung, die
identisch mit der sogen. Farbenwandlung des Labradorits ist, sind die Acten noch
keineswegs geschlossen.
IV. Section für prähistorische Forschungen.
Dritte Sitzung am 10. November 1892. Vorsitzender. Dr. J.
Deich müller. — Anwesend 22 Mitglieder.
Unter Vorlage zahlreicher Zeichnungen berichtet Dr. J. Deichmüller
über die von ihm im April und Mai d. J. besuchten vorgeschichtlichen
Sammlungen Italiens.
Ueberreste der frühesten Bewohner Siziliens enthält die Universitätssamm-
lung in Palermo, in welcher die Funde aus den Höhlen in den die Stadt um-
gebenden Kalkbergen, namentlich im Monte Pellegrino, aufgestellt sind. Prächtige
Reste von Elephas, Rhinoceros, Hippopotamus etc. und mit ihnen zusammen gefundene
Steingerätbe ältester Form weisen darauf hin, dass der Mensch Sizilien bereits zur
Diluvialzeit bewohnte.
Auch das Museum der Stadt Syrakus bewahrt zahlreiche menschliche
Kunstproducte aus Höhlen und anderen Wohnstätten der Steinzeit, an welche sich
die schönen Funde aus den Gräberfeldern der vorhellenischen und der hellenischen
Zeit anschliessen.
Die für das Studium der Vorgeschichte Italiens bedeutendste Sammlung ist das
Museum Kircherianum in Rom, eine von dem Jesuitenpater Kircher in der 2.
Hälfte des 17. Jahrhunderts begründete ethnographische Sammlung, von welcher 1876
eine vorgeschichtliche Abtheilung abgetrennt wurde, die unter Leitung vonPigorini
zu der hervorragendsten derartigen Sammlung Italiens umgestaltet worden ist. Die
chronologische und geographische Aufstellung der Gegenstände ermöglicht es, ein
klares Bild von der allmählichen Entwickelung der Cultur auf der apenninischen
Halbinsel zu empfangen. Zu den ältesten Objecten gehören auch hier die Funde
aus den Höhlen Siziliens, Sardiniens etc. und von anderen steinzeitlichen Wohnplätzen
Ober- und Mittelitaliens. An die reichhaltigen Ansammlungen von Artefacten aus
den Pfahlbauten der Seen und den Terramaren der Niederungen Oberitaliens und der
Emilia schliessen sich prächtige Funde aus den Nekropolen der Bronzezeit, während
Depot- und Einzelfunde den Uebergang zu der Eisenzeit vermitteln, die durch zahl-
reiche schöne Funde aus Brand- und Skelettgräbern aus allen Theilen Italiens ver-
treten ist.
Im archaeologischen Museum in Florenz sind es namentlich die Funde
aus der Etruskerzeit, unter diesen an erster Stelle die Gräberschätze von Vetulonia,
welche die Aufmerksamkeit des Prähistorikeis in Anspruch nehmen und deren über-
sichtliche Anordnung das Studium der eigenartigen Cultur jenes Volkes ausser-
ordentlich erleichtert.
Das Museo civico in Bologna enthält die werthvollen Ergebnisse der Aus-
grabungen auf den Gräberfeldern in der Umgegend der Stadt, die reichhaltigen
Funde aus den Arnoaldi-, den Certosa- u. a. Gräbern, an welche sich der grosse
Depotfund von San Francesco anschliesst, der durch die ausserordentlich grosse An-
zahl der ihn zusammensetzenden Objecte überrascht.
Lehrer H. Döring spricht über prähistorische Funde aus der
Lausitz.
Der Vortragende weist zunächst auf den der Lausitz eigenthümlichen Reichthum
an Erinnerungszeichen aus vorgeschichtlicher Zeit hin, der seit langer Zeit die Blicke
der bedeutendsten Alterthumsforscher auf jene Landschaft gelenkt und eine reiche
Litteratur darüber hervörgerufen hat.
Ueber seine auf dem bekannten Gräberfelde von Klein-Saubernitz vor-
genommenen Ausgrabungen erstattet der Vortragende Bericht und legt einige der
gehobenen Grabgefässe vor; von besonderem Interesse ist, dass unter den Knochen-
resten aus einer Kinderurne zwei gebrannte Thierknochen gefunden wurden, von
denen einer durchbohrt war.
Im Anschlüsse hieran werden einige graphitirte Beigefässe vom Gräber felde
Zschorna bei Löbau und Rackel, sowie ein Deckelgefäss von Milkel vorgelegt.
Vortragender berichtet ferner über die von ihm besuchten Burgwälle der
Oberlausitz und führt an: die Erdwälle auf dem Proitzschenberg bei Bautzen,
den Wall in den Promenaden an der „weiten Bleiche*1, den Wall von Doberschau,
die slavische Herdstelle in Köblitz, die Wälle von Blösa, Daranitz, Kumschütz,
Belgern, Rackel, Gröditz, Lauske und Niethen; die Steinwälle auf dem Hochstein
und dem Schmoritz und die verschlackten Wälle auf dem Stromberg bei Weissen-
berg und dem Löbauer Berg, von denen verschlackte Gesteine zur Ansicht gelangen.
Ueber einen von ihm neuaufgefundenen, in der Litteratur der Alterthums-
forschung noch unbekannten Wall macht der Vortragende folgende Mittheilungen:
Zwischen den Ortschaften Klein- Saubernitz und Wartha auf der Ortsflur Klein-
Saubernitz liegt im ebenen Wiesengrunde von Nadelholz umgeben ein kleiner länglich-
runder Burgwall. Derselbe ist von einem flachen, reichlich 2 m breiten Graben umgeben
und hat einen Umfang von 180 Schritt. Der vom Graben umschlossene kleine Hügel
zeigt eine unregelmässig wellige Oberfläche. Es wurde an mehreren Punkten ein-
gegraben und dabei aus dem lockeren aschereichen Boden Holzkohle und Gefäss-
bruchstücke zu Tage gefördert. Die aufgefundenen Gefässscherben zeigen den sla-
vischen Charakter, wie er allgemein als Burgwalltypus bekannt ist.
In den Ueberlieferungen des Volkes wird die Oertlichkeit als „Raubschlösschen“
bezeichnet und dabei fälschlich angenommen, dass hier eine Raubritterburg gestanden
habe. Die im Volksmunde ebenfalls gebräuchliche Bezeichnung „Radisch“ (wendisch:
„hrodzizko“) ist auf slavischen Ursprung zurückzuführen und bedeutet „kleine Burg“.
Nach alledem ist anzunehmen, dass der Burgwall ehemals von den Slaven in
der sumpfigen Niederung angelegt wurde. Es sei dahingestellt, ob derselbe als heid-
nische Cultusstätte, als Vertheidigungsplatz oder als Zufluchtsort dienen sollte. Wir
dürfen ihn als eine slavisclie Sumpfburg ans der Zeit des 9. oder 10. Jahrhunderts
betrachten.
Nach Mittheilungen des Lehrer Immisch wurde auf Anregung der verstorbenen
Gräfin Bertha zur Lippe im Jahre 1855 am ,, Raubschlösschen“ eine Ausgrabung vor-
genommen und dabei ein Dolch nebst verschiedenen Waffenresten aufgefunden, welche
Funde zur Aufbewahrung nach Schloss Baruth bei Bautzen gelangten.
Yon den an das „Raubschlösschen“ sich knüpfenden Volks sagen sind folgende
zwei bemerkenswerth : Eine Schatzsage berichtet davon, dass am ursprünglichen
Standorte des „Schlösschens“ eine Braupfanne voll Geld vergraben sei. Ueber die
Einnahme und Zerstörung des „Raubschlösschens“ erzählt eine andere Sage, dass
durch dass Burgfräulein, welches vom Schlosse nach Klein-Saubernitz zu Tanze ging,
der geheime Zugang verrathen und so das Eindringen der Feinde und die Zerstörung
der Burg ermöglicht wurde.
/
V. Section für Physik und Chemie.
Dritte Sitzung am 17. November 1892. Vorsitzender: Prof. Dr.
G. Helm. — Anwesend 32 Mitglieder und Gäste.
Prof. Dr. G. Helm legt eine inzwischen in den Astronom. Nachricht,
veröffentlichte, von Prof. Dr. Albrecht ausgeführte graphische Uebersicht
der Ergebnisse vor, welche die gleichzeitig in Berlin, Strassburg, Prag
einerseits und in Honolulu andererseits angestellten Polhöhenbeobach-
tungen geliefert haben. Sie bestätigen endgültig die Schwankungen der
Erdachse (vergl. Sitzungsber. Isis 1892, S. 12).
Docent H. Krone spricht über das Problem, in natürlichen
Farben zu photographiren.
Oberfinanzrath B. Förster demonstrirt das Modell einer Gesteins-
bohrmaschine, welches von seinem Sohne, Bergstudent Förster, unter
Hilfe von Schmiedemeister Schuitze in Zauckerode angefertigt worden und
als Geschenk für die Bergakademie in Freiberg bestimmt ist.
Oberfinanzrath B. Förster giebt zunächst einen Ueberblick über die Geschichte
der Gesteinsbohrmaschinen und die Art ihres Betriebes. Hiernach erscheint es am
vortheilhaftesten, Gesteinsbohrmaschinen mittels Kraftübertragung auf elektrischem
Wege zu betreiben; gegenüber den durch Stoss arbeitenden sind Bohrmaschinen mit
rotirendem Bohrer vorzuziehen, weil bei letzteren eine grössere Ausnutzung der zu-
geführten Kraft stattfindet. Als besonders neu ist die von Schmiedemcister Schuitze
angegebene dauerhafte Einsetzung der Diamanten in die Bohrkrone hervorzuheben.
Zum Entfernen des Bohrstaubes wird Wasser verwendet, welches der Bohrstelle im
Inneren des Bohrers zugeführt Avird. Der Bohrer selbst kann das Gestein nicht allein
in horizontaler, sondern in jeder beliebigen Richtung angreifen und wird während
des Bohrens durch Hand vorwärts geschoben, während der ganze Bohrapparat mit
dem Elektromotor auf Schienen vor Ort gefahren werden kann.
Das Modell wird am Schlüsse des Vortrags in Thätigkeit vorgeführt.
Excursion.
An Stelle der im Mai ausgefallenen Sitzung trat eine Excursion am
7. Juli 1892, die der Besichtigung des Blasewitz-Lo schwitz er Elb-
Brückenbaues gewidmet war, welche Herr Geh. Finanzrath Kopeke
freundlichst gestattet hatte. Gegen 20 Mitglieder betheiligten sich unter
der Führung der den Bau leitenden Ingenieure.
VI. lection für Mathematik.
Fünfte Sitzung am 13. Oetober 1892. Vorsitzender: Geh. Rath
Prof. Dr. G. Zeuner. — Anwesend 7 Mitglieder.
Oberlehrer Dr. A. Witting spricht über einige specielle Steiner’sche
Flächen und über die Anfertigung von Modellen derselben.
Prof. Dr. K. Rohn macht im Anschluss an die vorgelegten Modelle
einige Bemerkungen über Singularitäten bei Steiner’schen Flächen.
Sechste Sitzung am 8. December 1892, Vorsitzender: Geh. Rath
Prof. Dr. G. Zeuner. — Anwesend 11 Mitglieder.
Prof. Dr. K. Rohn hält einen Vortrag: „Geometrische Bemerkungen
zu dem Mannesmann ’schen Walz verfahren“. Zur Erläuterung seiner
Auseinandersetzungen legt Vortragender Zeichnungen und Modelle vor,
sowie aus der technologischen Sammlung der K. Technischen Hochschule
entnommene Proben von Eisenröhren, welche nach dem genannten Ver-
fahren hergestellt worden sind.
VII. Hauptversammlungen.
Sechste Sitzung am 6. Oetober 1892. Vorsitzender: Prof. Dr. K
Rohn. — Anwesend 45 Mitglieder und Gäste.
Baurath Prof. Dr. R. Ulbricht spricht über die Fortschritte in
der Anwendung der Elektricität für Eisenbahnzwecke.
Vortragender giebt zunächst einen Ueberblick über die Anwendung der Elektri-
cität im Eisenbahnwesen, die sich, sowohl chronologisch als sachlich, in vier Stufen
sondern lässt: 1. Das elektrische Nachrichtenwesen als nächstliegendes, aber
auch losestes Mittel zur Verbindung der Betriebsstellen. Es hat durch die Einfühlung
des Telephons nur erst eine mässige Erweiterung erfahren, da man den bewährten
Morseapparat nicht aufgeben mag und, namentlich in Deutschland, auf das hierbei
zu erhaltende Document grossen Werth legt. 2. Die elektrische Controle von
Betriebseinrichtungen hat einen bedeutenden Aufschwung genommen, namentlich
durch die vom Vortragenden näher erläuterte Controle der Eahrgeschwindigkeiten
mittels Streckencontacten und elektromagnetischen Registriruhren. 8. Die elek-
trische Abhängigkeit der Betriebs einrichtungen unter einander oder von
dem Willen des Dienstleitenden ist in den letzten Jahren zu hoher Vollkommenheit
gelangt und erstreckt sich namentlich auf Weichen, Signale und ähnliche Einrich-
tungen auf Grund der elektrischen Blocksysterae, deren Wirkung Vortragender an
dem Modell eines Siemens’schen Blockwerks, sowie an dem Modell einer mit Block-
werken verbundenen Signal- und Weichenstellerei erläutert. Auch die Bremsung der
Züge wird mit Vortheil elektrisch vom Führer abhängig gemacht, indem man eine
elektromagnetische Einwirkung auf die Ventile der pneumatischen Bremsen aller ein-
zelnen Wagen herstellt und hierdurch eine von Stössen befreite gleichzeitige Bremsung
erzielt. Eine gleichzeitig elektrische und pneumatische Leitungskuppelung wird vor-
gezeigt. 4. Der unmittelbar elektrische Betrieb von Bahneinrichtungen
beginnt erst sich zu entwickeln. Die Starkstromtechnik hat die Mittel gegeben,
Krahne, Schiebebühnen, Aufzüge, Fahrzeuge u. s. w. zu treiben und- die für die
Sicherheit und Raschheit des Bahnhofsverkehrs überaus wichtige intensive Beleuch-
tung herzustellen. Vortragender zeigt das Modell einer rein elektrischen Weichen-
36
Stellvorrichtung und spricht sich dahin aus, dass in dieser und ähnlichen Richtungen
erhebliche Veränderungen zu erwarten sind, sobald man allgemein gelernt haben wird,
mit der Elektricität als Transmissionsmittel zu rechnen. Von Interesse ist die Frage,
ob der elektrische Betrieb, welcher sich bereits im Tramverkehr stark einbürgerte,
auch im Eisenbahngrossbetrieb Eingang finden wird.
Vortragender behandelt den Fall des elektrischen Betriebes einer Bahn von den
Verhältnissen der Leipzig-Dresdner Eisenbahn. Hierzu würde eine in der Mitte an-
geordnete Maschinenstation für etwa 5 — 6000 Pferdekräfte genügen. Die Anlagekosten
an sich würden nicht bedenklich fallen. Der elektrische Betrieb kommt jedoch erst
dann voll zur Geltung, wenn für den Personenverkehr hohe Geschwindigkeiten ein-
geführt werden können und diese bedingen getrennte Gütergleise und für die Schnell-
verkehrgleise flache Curven. Es ist deshalb nicht wahrscheinlich, dass in nächster
Zeit vorhandene Vollbahnen für den elektrischen Betrieb eingerichtet, wohl aber,
dass neue für denselben gebaut werden. Für die Strecke Wien-Pest liegt ein auf
elektrischen Trambetrieb gerichtetes Project für 250 km Geschwindigkeit pro Stunde
vor. Zwischen St. Louis und Chicago (400 km) wird eine viergleisige elektrische
Bahn für 160 km Geschwindigkeit gebaut. Interessant sind die von Crosby für
derartige Betriebe angestellten Versuche zur Feststellung des Luftwiderstandes. Er
findet und drückt dies in einer empirischen Formel aus, dass die Luftwiderstände
nicht in dem potenzirten Verhältniss mit der Geschwindigkeit wachsen, welches zu
erwarten gewesen wäre. Gleichwohl spielen bei einer Geschwindigkeit von z. B,
250 km die Luftwiderstände eine so bedeutende Rolle im Energieverbrauch, dass da-
gegen der Einfluss mässiger Steigungen zurücktritt.
Siebente Sitzung am 21. October 1892. Vorsitzender: Prof. Dr.
K. Rohn. — Anwesend 28 Mitglieder.
Zur Mittheilung gelangt ein Aufruf zu Beiträgen für ein Kilias-
Denkmal in Chur.
Prof. Tr. Rittershaus spricht über die Anlage elektrischer
Strassenbahnen.
Prof. Dr. K. Rohn giebt ergänzende Mittheilungen zu seinen früheren
Vorträgen über die Abhängigkeit der Anzahl glei chgrosser Kugeln
in einem Hohlwürfel von ihrer An Ordnung darin (Sitzungsber. Isis
1892, S. 17) und über das „Acht-Damenu-Problem auf dem Schach-
brett (Abhandl. Isis 1889, Nr. VII).
Achte Sitzung am 24. November 1892. Vorsitzender: Prof. Dr. K.
Rohn. — Anwesend 20 Mitglieder.
Der Vorsitzende spricht über die Vorgänge beim Walzverfahren
der Gebrüder Mannesmann.
Geh. Hofrath Dr. Geinitz giebt einen kurzen Bericht über die Vor-
arbeiten zu einer zweiten Wasserwerksanlage für Dresden auf
Tolkewitzer Flur auf dem linken Elbufer, welche er auf Einladung des
Herrn Stadtrath Teucheram 16. November d. J. durch eigene Anschauung
näher kennen gelernt hat (vergl. Abhandl. IX).
Die hierauf vorgenommene Neuwahl der Beamten der Gesellschaft
für das Jahr 1893 ergiebt das auf S. 38 zusammengestellte Resultat.
Prof. Dr. O. Drude berichtet noch über Frithjof Nansen’s neu
geplante Nordpolar-Expedition.
37
Neunte Sitzung am 22. December 1892. Vorsitzender: Prof. Dr.
K. Hohn. — Anwesend 29 Mitglieder.
Prof. Dr. 0. Drude bringt eine Kapsel-tragende Baumwollenpflanze
aus dem hiesigen K. Botanischen Garten zur Ansicht
und hält einen Vortrag: „Neues über Reizerscheinungen im
Pflanzenreich“.
Veränderungen im Mitgliederbestände.
Gestorbene Mitglieder:
Am 29. Juli 1892 verschied Dr. Ottomar Noväk, Professor der
Geologie und Palaeontologie an der K. Böhmischen Karl -Ferdinands -Uni-
versität in Prag, correspondirendes Mitglied der „Isis“ seit 1882.
Am 14. September 1892 starb im 47. Lebensjahre Civilingenieur Dr.
Rudolf Proell in Dresden, wirkliches Mitglied seit 1878.
Am 4. October 1892 starb in Dresden Privatus Hugo Schickert,
wirkliches Mitglied seit 1868.
Am 31. October 1892 verschied in Grosspriesen bei Aussig im 71.
Lebensjahre der pensionirte Bergdirector Albin Castelli. Unserer Gesell-
schaft gehörte der Verewigte seit 1877 als correspondirendes Mitglied an.
Neu aufgenommene wirkliche Mitglieder:
Stöhn, Gust., Gerichtsvollzieher in Dresden, am 27. October 1892.
Freiwillige Beiträge zur Gesellschaftskasse
zahlten: Dr. Amthor, Hannover, 3 Mk.; Oberlehrer Dr. Bachmann, Plauen
i. V., 3 Mk. 50 Pf.; K. Bibliothek, Berlin, 3 Mk.; naturwiss. Modelleur
Blaschka, Hosterwitz, 3 Mk.; Ingenieur Carstens, Berlin, 3 Mk.; Docent
Dr. Doss, Riga, 3 Mk.; Privatus Eisei, Gera, 3 Mk.; Oberlehrer F renk el,
Pirna, 3 Mk.; Sanitätsrath Dr. Friederich, Wernigerode, 3 Mk.; Prof. Dr.
Hibsch, Liebwerd, 3 Mk. ; Oberlehrer Dr. Köhler, Schneeberg, 3 Mk.;
Apotheker Dr. Lange, Rinteln, 3 Mk. ; Oberlehrer Dr. Lohrmann, Schnee-
berg, 3 Mk. 5 Pf.; Prof. Dr. Ludwig, Greiz, 3 Mk. 5 Pf.; Oberlehref
Naumann, Bautzen, 3 Mk.; Stabsarzt Dr. Naumann, Gera, 3 Mk.; Prof.
Dr. Nit sehe, Tharandt, 3 Mk. ; Rentier Osborne, München, 3 Mk. ; Dr.
Reiche, Constitucion, Chile, 3 Mk. 5 Pf.; Dr. Reidemeister, Schönebeck,
3 Mk.; Oberlehrer Seidel I, Zschopau, 3 M.; Oberlehrer Seidel II, Zscho-
pau, 3 M.; Rittergutspachter Sieber, Grossgrabe, 3 M. 20 Pf.; Fabrik-
besitzer Siemens, Dresden, 100 M. ; Oberlehrer Dr. Sterzei, Chemnitz,
3 M.; Student Steuer, Strassburg i. E., 3 M.; Dr. Wohlfahrt, Freiberg,
3 M.; Oberlehrer Wolff, Pirna, 3 Mk.; Oberlehrer Dr. Wünsche, Zwickau,
3 Mk. — In Summa 184 Mk. 85 Pf. H. Warn atz.
38
Beamte der Isis im Jahre 1893.
Vorstand.
Erster Vorsitzender: Prof. Dr. G. Helm.
Zweiter Vorsitzender: Dr. Fr. Raspe.
Kassirer: Hofbuchhändler H. Warn atz.
Directorium.
Erster Vorsitzender: Prof. Dr. G. Helm.
Zweiter Vorsitzender: Dr. Fr. Raspe.
Als Sectionsvorstände: Dr. J. Deichmüller,
Prof. Dr. 0. Drude,
Geh. Hofrath Prof. Dr. H. B. Geinitz
Prof. Dr. M. Krause,
Prof. Dr. B. Vetter,
Prof. Dr. E. Zetzsch e.
Erster Secretär: Dr. J. Deichmüller.
Zweiter Secretär: Oberlehrer K. Vetters.
V erwaltungsrath.
Vorsitzender: Dr. Fr. Raspe.
1. Privatus F. Illing,
2. Privatus H. Putscher,
3. Maler A. Flamant,
4. Fabrikant E. Kühn scherf,
5. Civilingenieur und Fabrikbesitzer Fr. Siemens,
6. Geheimrath Prof. Dr. G. Zeuner.
Kassirer: Hofbuchhändler H. Warnatz.
Bibliothekar: Privatus K. Schiller.
Secretär: Oberlehrer K. Vetters.
Seetions- Beamte.
I. Section für Zoologie.
Vorstand: Prof Dr. B. Vetter.
Stellvertreter: Institutsdirector Th. Reibisoh.
Protokollant: Dr. J. Thiele.
Stellvertreter: Institutsdirector A. Th tim er.
II. Section für Botanik.
Vorstand: Prof. Dr. 0. Drude.
Stellvertreter: Oberlehrer A. Wobst.
Protokollant: Dr. A. Naumann.
Stellvertreter: Dr. B. Schorler.
111. Section für Mineralogie und Geologie.
Vorstand: Geh. Hofrath Dr. H. B. Geinitz.
Stellvertreter: Oberlehrer H. Engelhardt.
Protokollant: Lehrer A. Zipfel.
Stell Vertreter: Lehrer L Meissner.
39
IV. Section für prähistorische Forschungen.
Vorstand: Dr. J. Deichmüller.
Stellvertreter: Lehrer H. Döring.
Protokollant: Taubstummen lehrer 0. Ebert.
Stellvertreter: Lehrer A. J ent sch.
V. Section für Physik und Chemie.
Vorstand: Prof. Dr. E. Zetzsch e.
Stellvertreter: Privatdocent Dr. J. Freyberg.
Protokollant: Dr. R. Blochmann.
Stellvertreter: Oberlehrer Dr. 0. Schulze.
VI. Section für Mathematik.
Vorstand: Prof. Dr. M. Krause. \
Stellvertreter: Oberlehrer Dr. A. Witting.
Protokollant: Dr. R. Blochmann.
Stellvertreter: Oberlehrer J. von Vieth.
Redactions - Comite.
Besteht aus den Mitgliedern des Directoriums mit Ausnahme des zweiten
Vorsitzenden und des zweiten Secretärs.
Bericht des Bibliothekars.
Im Jahre 1892 wurde die Bibliothek der „Isisu durch folgende Zeit-
schriften und Bücher vermehrt :
A. Durch Tausch.
I. Europa.
1. Deutschland.
Altenburg : Naturforschende Gesellschaft des Osterlandes. — Mittheil., n.
F., 5. Bd. [Aa 69.]
Annab er g - Buchholz : Verein für Naturkunde.
Augsburg : Naturwissenschaftlicher Verein für Schwaben und Neuburg.
Bamberg : Naturforschende Gesellschaft.
Berlin: Botanischer Verein der Provinz Brandenburg.
Berlin : Deutsche geologische Gesellschaft — Zeitschr., Bd. 43, Hft. 3 und 4;
Bd. 44, Hft. 1 und 2. [Da 17.]
Berlin: Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. —
Verhandl., Juli 1891 bis Juni 1892. [G 55.]
Bonn: Naturhistorischer Verein der preussischen Rheinlande, Westfalens
und des Reg.-Bez. Osnabrück. — Verhandl., 48. Jhrg., 2. Hälfte;
49. Jhrg., 1. Hälfte. [Aa 93.]
Braunschweig: Verein für Naturwissenschaft.
Bremen : Naturwissenschaftlicher Verein. — Abhandl., Bd. XII, Hft. 2. [Aa 2.]
2
4U
Breslau : Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur. — 69. Jahresber.,
1891, mit einem Ergänzungshefte : Litteratur der Landes- und Volks-
kunde der Provinz Schlesien. [Aa 46.]
Chemnitz'. Naturwissenschaftliche Gesellschaft.
Chemnitz : K. Sächsisches meteorologisches Institut. — Jahrbuch, IX. Jhrg.,
1. Hälfte. [Ec 57.]
Danzig : Naturforschende Gesellschaft. — Festschrift zur Feier des 150-jähr.
Bestehens der naturforsch. Gesellschaft am 2. Jan. 1893. [Aa 80.]
Darmstadt : Verein für Erdkunde und mittelrheinischer geologischer Verein. —
Notizblatt, 4. Folge, 12. Hft. [Fa 8.]
Donaueschingen : Verein für Geschichte und Naturgeschichte der Baar und
der angrenzenden Landestheile.
Dresden : Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. — Jahresber., 1891 — 92.
[Aa 47.]
Dresden : K. mineralogisch-geologisches Museum. — Mitth., Hft. 11. [Db 51.]
Dresden: K. zoologisches Museum. — Ornithologische Beobachtungsstationen
im Königreich Sachsen, 6. Ber., 1890. [Bf 59.]
Dresden : K öffentliche Bibliothek.
Dresden: Verein für Erdkunde.
Dresden : K. Sächsischer Alterthumsverein. — Neues Archiv für sächs.
Geschichte und Alterthumskunde, Bd. XIII, Hft. 1 — 4. [G 75.]
Dresden: Oekonoraische Gesellschaft im Königreich Sachsen. — Mittheil.,
1891—92. [Ha 9,]
Dresden: K. thierärztliche Hochschule. — Bericht über das Veterinärwesen
im Königreich Sachsen, 36. Jhrg. [Ha 26.]
Dresden : K. Sächsische technische Hochschule. — Die Bibliothek der tech-
nischen Hochschule Dresden im Jahre 1891. [Je 101. |
Dürkheim. : Naturwissenschaftlicher Verein der Rheinpfalz „Pollichia“. —
Festschrift zur 50-jährigen Stiftungsfeier 1892. [Aa 56.]
Elberfeld: Naturwissenschaftlicher Verein.
Emden: Naturforschende Gesellschaft. — 76. Jahresber., 1890 91. [Aa 48.]
Erfurt: K. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften. — Jahresber., Hft. 17.
[Aa 263.]
Erlangen: Physikalisch- medicinische Societät. — Sitzungsber., 24. Hft.
1892. [Aa 212.]
Frankfurt a. M. : Senckenbergische naturforschende Gesellschaft. — Bericht
für 1892. [Aa 9a.]
Frankfurt a. M. : Physikalischer Verein. — Jahresber. für 1890 — 91. [Eb 35.]
Frankfurt a. O. : Naturwissenschaftlicher Verein des Regierungsbezirks
Frankfurt. — „Helios“, 10. Jhrg., Nr. 1 — 6. [Aa 282.]
Freiburg i. Br. : Naturforschende Gesellschaft.
Gera: Gesellschaft von Freunden der Naturwissenschaften. — Jahresber.
für 1889-92 [Aa 49.]
Giessen: Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. — Bericht 28.
[Aa 26.]
Görlitz: Naturforschende Gesellschaft,
Görlitz: Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften. — Neues Lau-
sitzisches Magazin, Bd. 67, Hft. 2; Bd. 68, Hft. 1. [Aa 64. |
Görlitz : Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte der Oberlausitz.
— Jahresber., Hft. 2. [G 112.]
41
Greifswald : Naturwissenschaftlicher Verein für Neu -Vorpommern und
Rügen. — Mittheil., 23. Jhrg., 1891. [Aa 68.]
Greifswald : Geographische Gesellschaft.
Güstrow : Verein der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg. —
Archiv, 45 Jhrg. [Aa 14. |
Halle a. S. : Naturforschende Gesellschaft. — Berichte über die Sitzungen
1888-1891. [Aa 24.]
Halle a. S. : Kais. Leopoldino-Carolinische deutsche Akademie. — Leopoldina,
Hft. XXVII, Nr. 23—24; Hft. XXVIII, Nr. 1—20. [Aa 62.]
Halle a. S.: Verein für Erdkunde. — Mittheil., Jhrg. 1891 — 92. [Fa 16.]
Hamburg : Naturhistorisches Museum. — Jahrb., Jhrg. VIII — IX. [Aa276.]
Hamburg: Naturwissenschaftlicher Verein.
Haynburg: Verein für naturwissenschaftliche Unterhaltung.
Hanau : Wetterauische Gesellschaft für die gesammte Naturkunde.
Hannover : Naturhistorische Gesellschaft. — 40. und 41 Jahresber. [Aa 52.]
Hannover : Geographische Gesellschaft.
Heidelberg : Naturhistorisch-medicinischer Verein. — Verhandl., n. F., Bd. IV,
Hft. '5. [Aa 90.]
Karlsruhe: Naturwissenschaftlicher Verein. -
Kassel: Verein für Naturkunde.
Kassel: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde.
Kiel: Naturwissenschaftlicher Verein für Schleswig-Holstein. — Schriften,
Bd. IX, 2. Hft. [Aa 189.]
Königsberg i. Pr.: Physikalisch - ökonomische Gesellschaft. — Schriften,
32. Jhrg., 1891. [Aa 81.]
Königsberg i. Pr. : Altertums - Gesellschaft Prussia. — Sitzungsber.,
47. Vereinsjahr, 1891—92. [G 114.]
Landshut : Botanischer Verein. — Bericht 12. [Ca 14.]
Leipzig : Naturforschende Gesellschaft.
Leipzig : K. Sächsische Gesellschaft der Wissenschaften. — Berichte über
die Verhandl.; mathem.-physikal. Klasse, 1891, III — V; 1892, I — III.
[Aa 296.]
Leipzig: K. Sächsische geologische Landes Untersuchung.
Lübben: Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte. —
Mittheil., Bd. II, Hft. 3-6. [G 102.]
Lübeck : Geographische Gesellschaft und naturhistor. Museum. — Jahresber.
für 1889 — 91. [Aa 279a.] — Mittheil., zweite Reihe, Hft. 1 — 3. [Aa 279b.]
Lüneburg: Naturwissenschaftlicher Verein für das Fürstentum Lüneburg.
Magdeburg: Naturwissenschaftlicher Verein. — Jahresber. und Abhandl.,
' Jhrg. 1891. [Aa 173 ]
Mannheim : Verein für Naturkunde.
Marburg : Gesellschaft zur Beförderung der gesammten Naturwissenschaften.
Meissen: „Isis“, Verein für Naturkunde.
Münster: Westfälischer Provinzialverein für Wissenschaft und Kunst.
Neisse: Wissenschaftliche Gesellschaft „Philo mathie“.
Nürnberg: Naturhistorische Gesellschaft. — Jahresber. für 1888, nebst
Abhandl., VIII. Bd., Bg. 5 — 7. [Aa 5.]
Offenbach: Verein für Naturkunde. — 29.-32. Ber„ 1887— 91. [Aa 27. |
Osnabrück: Naturwissenschaftlicher Verein.
Passau: Naturhistorischer Verein.
2*
42
Regensburg : Naturwissenschaftlicher Verein.
Regensburg : K. Bayerische botanische Gesellschaft. — Mittheil., Hft. III,
1890 — 91. [Aa 295.]
Reichenbach i. V. : Vogtländischer Verein für Naturkunde.
Reutlingen : Naturwissenschaftlicher Verein. — Bericht, 1883—89. [Aa309.]
Schneeberg : Naturwissenschaftlicher Verein.
Stettin : Ornithologischer Verein. — Zeitschr. für Ornithologie und prakt.
Geflügelzucht, Jhrg. XVI. [Bf 57 ]
Stuttgart : Verein für vaterländische Naturkunde in Württemberg. — Jahres-
hefte, Jhrg. 48. [Aa 60.]
Stuttgart : Württembergischer Altertumsverein. — Württemberg. Viertel-
jahreshefte für Landesgeschichte, n. F., 1. Jhrg., Hft. 1 — 2. [G 70.]
Tharand : Bedaction der landwirtschaftlichen Versuchsstationen. — Land-
wirthsch. Versuchsstationen, Bd. XL, Hft. 2 — 6; Bd. XLI, Hft. 1—4.
[Ha 20.]
Thorn: Coppernicus - Verein für Wissenschaft und Kunst — Mittheil.,
Hft. VII. [Aa 145.]
Ulm: Verein für Mathematik und Naturwissenschaften. — Jahreshefte,
4. Jhrg. [Aa 299.]
Ulm: Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben. —
Mitteil., Hft. 3. [G 70.]
Weimar : Thüringischer botanischer Verein. — Mittheil., n. F., 2. Hft.
[Ca 23.]
Wernigerode: Naturwissenschaftlicher Verein des Harzes. — Schriften, VI.
Bd., 1891. [Aa 289.]
Wiesbaden: Nassauischer Verein für Naturkunde. — Jahrbücher, Jhrg. 45.
[Aa 43.]
Würzbur q : Physikalisch - medicinische Gesellschaft. — Sitz ungsber., Jhrg.
1891. [Aa 85.]
Zwickau: Verein für Naturkunde. — Jahresber. 1891. [Aa 179.]
2. Oesterreich-Ungarn.
Ristritz : Gewerbeschule.
Rrünn: Naturforschender Verein. — Verhandl., Bd. XXIX, und 9. Ber.
der meteorol. Commission 1889. [Aa 87.]
Budapest : Ungarische geologische Gesellschaft. — Földtani Közlöny, XXL
köt., 12. füz.; XXII. köt., 1 — 10. fiiz. [Da 25.]
Budapest : K. Ungarische naturwissenschaftliche Gesellschaft, und: Ungarische
Akademie der Wissenschaften. — Mathemat. und naturwissenschaftl.
Berichte, Bd. 8 und 9. [Ea 37.]
Graz: Naturwissenschaftlicher Verein für Steiermark.
Hermannstadt: Siebenbürgischer Verein für Naturwissenschaften. — V erhandl.
und Mittheil., XLI. Jhrg. [Aa 94.]
Iglo: Ungarischer Karpathen - Verein. — Jahrbuch, XIX. Jhrg., 1892.
[Aa 198.]
Innsbruck : N aturwissenschaftlich-medicinisch er Verein.
Klagenfurt: Naturhistorisches Landes-Museum für Kärnthen. — Jahresber.
für 1891. [Aa 42.]
Krakau: Akademie der Wissenschaften. — Anzeiger 1891, Nr. 10; 1892.
Nr. 1-9. [Aa 302.]
43
Laibach : Musealverein für Krain.
Linz: Verein für Naturkunde in Oesterreich ob der Enns.
Linz : Museum Francisco-Carolinum. — 50. Bericht nebst der 44. Lieferung
der Beiträge zur Landeskunde von Oesterreich ob der Enns. [Fa 9.]
Prag : Naturwissenschaftlicher Verein „Lotos“. — Jahrb. für Naturwiss.,
n. F., Bd. XII. [Aa 63.]
Prag : K. Böhmische Gesellschaft der Wissenschaften. — Sitzungsber.,
mathem.-naturw. Cl„ 1891. [Aa 269.] — Jahresber. für 1891. [Aa 270.]
— Abhandl., VII. Folge, Bd. 4. [Aa 271.]
Prag : Gesellschaft des Museums des Königreichs Böhmen. — Pamätky
Archaeologicke, dilu XV, ses. 4 — 8. [G 71.]
Prag : Lese- und Redehalle der deutschen Studenten. — Jahresber. für
'1891. [Ja 70.]
Pressburg: Verein für Natur- und Heilkunde. — Verhandl., n. F., Hft. 7.
[Aa 92.]
Reichenberg : Verein der Naturfreunde. — Mittheil., Jhrg. 23. [Aa 70.]
Salzburg : Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. — Mittheil., XXXI. Bd.
[Aa 71.]
Temesvdr : Südungarische Gesellschaft für Naturwissenschaften. — Termes-
zettudoraänyi Füzetek, XV. köt., 3 — 4. füz.; XVI. köt. [Aa 216.]
Trencsin : Naturwissenschaftliche Gesellschaft für das Trencsiner Comitat.
Triest : Museo civico di storia naturale.
Triest: Societä Adriatica di scienze naturali. — Bolletino, Vol. XIII, p.
1—2. [Aa 201.]
Wien: Kais. Akademie der Wissenschaften. — Anzeiger, Jhrg. 1891, Nr.
25-27; 1892, Nr. 1-18. [Aa 11.]
Wien: Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse. — Bd.
XXXI. [Aa 82.]
Wien : K. K. naturhistorisches Hofmuseum. — Annalen, Bd. VI, Nr. 3
und 4; Bd. VII, Nr. 1—3. [Aa 280.]
Wien : Anthropologische Gesellschaft. — Mittheil., Bd. XXI, Hft. 4—6;
Bd. XXII, Hft. 1-5. [Bd 1.]
Wien : K. K. geologische Reichsanstalt. — Abhandl., Bd. XVI, Hft. 2. —
Verhandl., 1891, Nr. 15—18; 1892, Nr. 1—10. [Da 16.] — Jhrb.,
Bd. 42, Hft. 1. [Da 4.]
Wien : K. K. geographische Gesellschaft. — Mittheil., XXXIV. Bd. (n. F.
XXIV. Bd.) [Fa 7.]
Wien: K. K. zoologisch-botanische Gesellschaft. — Verhandl., Bd. XXXIV
bis XLI; Bd. XLII, 1. — 3. Quartal. [Aa 95.]
3. Rumänien.
Bukarest: Institut meteorologique de Roumanie. — Annales, tome V,
1889. [Ec 75.]
4. Schweiz.
Basel: Naturforschende Gesellschaft. — Verhandl., Bd. 9, Hft. 2. [Aa 86.]
Bern: Naturforschende Gesellschaft. — Mittheil, 1891, Nr. 1265—78.
[Aa 254.]
Bern: Schweizerische naturforschende Gesellschaft. — Verhandl. der 74.
Jahresversamml. zu Freiburg, 1891. [Aa 255.]
44
Chur : Naturforschende Gesellschaft Graubündcns. — Jahresber., n. F.,
Jhrg. XXXY. [Aa 51.]
Frauenfeld : Thurgauische naturforschende Gesellschaft. — Mittheil., Hft. 10.
[Aa 261.]
Freiburg : Society Fri bourgeoise des Sciences naturelles.
St. Gallen : Naturforschende Gesellschaft. — Bericht für 1889 — 90. [Aa 23.]
Lausanne : Societe Yaudoise des Sciences naturelles. — Bulletin, 3. ser.,
yoI. XXVII, no. 105; vol. XXYIII, no. 106-108. [Aa 248.]
Neuchat el : Societe des Sciences naturelles.
Schaff hausen : Schweizerische entomologische Gesellschaft. — Mitth., Yol.
YIII, Hft. 9. [Bk 222.]
Sion : La Murithienne, societe Yalaisanne des Sciences naturelles. — Bulletin,
fase. XIX— XX. [Ca 13.]
Zürich : Naturforschende Gesellschaft. — Vierteljahrsschr., Jhrg. 36, Hft. 2 — 4;
Jhrg. 37, Hft. 1—2, mit Generalregister zu Jhrg. 1 — 36. [Aa 96.]
Zürich: Schweizerische botanische Gesellschaft. — Berichte 1891, Heft 1
und 2. [Ca 24.]
5. Frankreich.
Amiens : Societe Linneenne du nord de la France.
Bordeaux: Societe des Sciences physiques et naturelles.
Cherbourg: Societe nationale des Sciences naturelles et mathematiques. —
Memoires, tome XXYII. [Aa 137.]
Courrensan: Societe Franqaise de botanique. — Revue de botanique.
Bulletin mensuel, tome IX, no. 103 — 1 06. [Ca 18.]
Dijon: Academie des Sciences, arts et belles lettres. — Memoires, 4. ser.,
tome 2. [Aa 138.]
Le Mans: Societe d’agriculture, Sciences et arts de la Sarthe. — Bulletin,
tome XXY, fase. 2 —3. [Aa 221.]
Jjyon: Societe Linneenne.
Lyon: Societe d’argriculture, d'histoire naturelle et des arts utiles.
Lyon: Academie nationale des Sciences, belles lettres et arts.
Paris: Societe zoologique de France. — Bulletin pour l’annee 1889, tome
XYI, no. 5, 7, 9 und 10; tome XVII, no. 1, 5 und 6. [Ba 24.]
6. Belgien.
Brüssel: Societe malacozoologique de Belgique.
Brüssel: Societe entomologique de Belgique.
Brüssel: Societe royale de botanique de Belgique.
Gembloux: Station agronomique de l’etat. — Bulletin, no. 50 und 51. [Hb 75.]
Lüttich: Societe geologique de Belgique.
7. Holland.
Gent: Kruidkundig Genootschap „Dodonaea“. — Botanisch Jaarboek,
4. Jhrg., 1892. [Ca 21.]
Groningen: Naturkundig Genootschap. — 90. und 91. Yerslag over 1890
und 1891. [Je 80.]
Hartem: Musee Teyler. — Arcbives, ser. 2, tome 111, part. 7. [Aa 217.]
Hartem: Societe Hollandaise des Sciences. — Archives Neerlandaises, tome
XXY, livr. 5; tome XXVI, Jivr. 1—3. [Aa 257.]
45
8. Luxemburg,
Luxemburg: Societe de botanique.
Luxemburg : Institut royal grand-ducal. — Publications, tomeXXl. [Aa l 44.]
Luxemburg : Observations meteorologiques faites ä Luxemburg de 1884—88,
5. vo'l. [Ec 72.]
9. Italien.
Brescia : Ateneo.
Catania: Accademia Gioenia di scienze naturale. — Atti, ser. IV, vol.
8 und 4. — Bullettino mensile, fase. XXIII — XXIX. [Aa 149.]
Florenz: R. Instituto.
Florenz: Societä entomologica Italiana. — Bullettino, anno XXIII, 1891,
anno XXIV, trim. 1-2. [Bk 193.]
Mailand: Societä Italiana di scienze naturali. — Atti, vol. XXX, no
1—2. [Aa 150.]
Mailand: R. Instituto Lombardo di scienze e lettere. — Rendiconti, ser. 2,
vol. XXIV. [Aa 161.] — Memorie, vol. XVI, fase. 3; vol. XVII,
fase. 1. [Aa 167.]
Modena: Societä dei naturalisti. — Atti, ser. 3, vol. X, fase. 2; vol. XI.
[Aa 148.]
Padua: Societä Veneto -Trentin a di scienze naturali. — Bullettino, tomo
V, no. 2. [Aa 193 b.]
Parma: Redazione dell Bullettino di paletnologia Italiana. — Bullettino,
ser. II, anno XVII, no. 8 — 12; anno XVIII, no. 1 — 8. [G 54.]
Pisa: Societä Toscana di scienze naturali. — Memorie, vol. VI, fase. 3 — .
Processi verbali, vol. VIII (bis 3. VII. 92.) [Aa 209.]
Born: Accademia dei Lincei. — Atti, rendiconti, ser. 5, vol. I, sem. 1;
sem. 2, fase. 1 — 10. — Rendiconto delTadunanza solenne dei 5. VI.
92. [Aa 226.]
Pom: R. Comitato geologico dTtalia. — Bollettino, 1891, no. 4; 1892,
1 — 2. trim. [Da 3.]
j Rom: Redazione delle Rassegna delle scienze geologiche in Italia. —
Rassegna, anno 1; anno II, fase. 1—2. [De 220.]
Turin: Societä meteorologica Italiana. — Bollettino mensuale, ser. II, vol. XI,
no. 12; vol. XII, no. 1 — 11. [Ec 2.]
Venedig: R. Instituto Veneto di scienze, lettere e arti
Verona: Accademia d’agricoltura, arti e commercio. — Memorie, ser. III^
vol. LXVII, no. 1-2. [Ha 14.]
10. Grossbritannien und Irland.
Dublin : Royal geological society of Irland.
Fdinburg: Scottish meteorological society. — Journal, 3 ser., no. VIII. [Ec 3.]
Glasgow: Natural history society. — Proceedings and transactions, vol. III,
p. 2. [Aa 244. ]
Glasgow: Geological society.
Manchester: Geological society. — Transactions, vol XXI, p. 12 — 20;
vol. XXII, p. 1—2. [Da 20.]
Newcastle-upon-Tyne: Tyneside naturalists field club, und: Natural history
society of Northumberland , Durham and Newcastle-upon-Tyne. —
Transactions, vol. XI, p. 1. [Aa 126.]
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11. Schweden, Norwegen.
Bergen : Museum. — Aarsberetning for 1890. [Aa 294,]
Christiania : Universität. — Den Norske Nordhavs-Expedition 1876 — 78,
Bd. XXI, Zoologi: Crinoida, Echinida ved Danielssen. [Aa 251.]
Christiania : Foreningen til Norske fortidsmindesmerkers bevaring. — Aars-
beretning for 1890. [G- 2.] — Kunst og haandverk fra Norges fortid,
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Nr. 1-4. [Bk 12.]
Tromsoe : Museum. — Aarshefter, XIY. [Aa 243.]
12. Russland.
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Helsingfors: Societas pro fauna et flora fennica. — Herbarium musei fenici.
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Kharkow: Societö des naturalistes ä l’universite imperiale.
Kiew: Societe des naturalistes. — Memoires, tome X, livr. 3 — 4; tome XI,
livr. 1 — 2. [Aa 298.]
Moskau : Societe imperiale des naturalistes. — Bulletin, annee 1891, no.
2-4; 1892 no. 1—2. [Aa 134]
Odessa : Societe des naturalistes de la Nouvelle-Russie. — Memoires, tome
XYI; tome XXYII, p. 1. [Aa 256.]
Petersburg : Kais, botanischer Garten. — Acta horti Petropolitani, T. XI,
fase. 2; T. XII, fase. 1. [Ca 10.]
Petersburg : Comite gdologique. — Bulletins, vol. IX, no. 9 und 10; vol.
X, no. 1— 9; vol. XI, no. 1 — 4. [Da 23.] — Memoires, vol. XI, no. 2;
vol. XIII, no. 1. [Da 24.]
Petersburg : Physikalisches Centralobservatorium. — Annalen, Jhrg. 1890,
Th. 2. [Ec 7.]
Riga: Naturforscher- Yerein. — Correspondenzblatt, Nr. XXXY. [Aa 34.]
II. Amerika.
1. Nord-Amerika.
(Canada, Yereinigte Staaten, Mexiko.)
Albany: New York state museum of natural history.
Baltimore: John Hopkins university. — University circulars, vol. X, no.
94- 96; vol. XI, no. 97 — 100; vol. XII, no 101. [Aa 278.] — Amer.
journal of mathematics, vol. XIY, no. 1. [Ea 38.] — Amer. Chemical
journal, vol. XIII, no. 7 — 8; vol. XIY, no. 1. [Ed 60.] — Studies
in hi stör, and politic. science, 9. ser., no. IX— XII; 10. ser., no. I — III.
[Fb 125 ] — Amer. journal of philology, vol. XII, no. 2 — 3. [Ja 64.]
Boston: Society of natural history. — Proceedings, vol. XXY, p. II. [Aa 111.]
Boston: American academy of arts and Sciences. — Proceedings,* new ser.,
vol. XYIII. [Aa 170.]
Buffalo: Society of natural Sciences. — Bulletin, vol. Y, no. 3. [Aa 185.]
Cambridge: Museum of comparative zoology. — Annual report for 1890 —
1891. — Bulletin, vol. XXII; vol. XXIII, no. 1 — 3. [Ba 14.]
Bavenport : Academy of natural Sciences. Sny ; ' v,
Halifax v, Nova Scotian Institute of natural Science. —- Proceedings and
transactionsy 2. ser*, vol. I, p. 1. [Aa 304.] . — : • .• A
Madison: Wisconsin Academy of Sciences, arts and letters. — Transactions,
vol. VIII, 1888 -91.. [Aa 206.] :
Mexiko : Sociedad cientifica „Antonio Alzate“. — Memorias, tomo Y; tomo
YI, cuad; 1— 2, [Aa 291] y.
Milwaukee : Wisconsin natural history society.
Montreal : Natural history society. — Canadian record of Science, vol. 1Y,
no. 8; vol. Y, no. 2 — 3. [Aa 109.]
New-Haven : Connecticut academy of arts and Sciences. -
New- York:1 Academy of Sciences. — Annals, vol. Y, extra no. 1-f— 3; vol.
YI, no. 1- 6. [Aa 101. | — Transactions, vol. X, no. 2—8; vol. XI,
no. 1--5. [Aa 258.]
New-York : American museum of natural history. ....
Philadelphia : Academy of natural Sciences. — Proceedings, 1891, p. III;
1892, p. I [Aa 117.]
Philadelphia : American philosophical society. — Proceedings, vol. XXIX,
no. 136; vol. XXX, no. 137—138. [Aa 283.]
Philadelphia : Wagner free institute of Science.
Philadelphia : Zoological society. — Annual report 20. [Ba 22.]
Pochester : Academy of Science. — Proceedings, vol. I, broch. 1 — 2. [Aa 312..]
Pochester : Geological society of America. — Bulletin, vol. I — II. [Da 28.]
Salem: Essex Institute. — Bulletin, vol 21, no. 7 — 12; vol. 22, no. 1 — 12.
[Aa 163.] ' ' ,
Salem: Peabody academy of Science. y .y; y
San Francisco : California academy of Science. — Proceedings, 2. ser., vol.
III, p. 1. [Aa 112.]- : . ' . -
St. Louis: Academy of Science. — Transactions, vol. Y, no. 3— 4; vol. YI,
no. 1. [Aa 125.] . :
Topeka: Kansas academy of Science. , y ,
Toronto: Canadian institute. — Transactions, vol. I — II. [Aa 222b.] \
Washington: Smithsonian institution. — Annual report,. 1889 ^ july 1890.
[Aa 120.] - Catalogue of prehistoric works east of tbe Rocky Mountain s^
Omaha- and Ponke-letters ; bibliography of the Algonquian languages
[Aa 120b.] — Report of the Nation al-museum, ending YI, 1889. [Aa 120c.]
Washington: United States geological survey. — X. annual report, 1888
to 1889. [De 120a.] — Bulletin, no. 62—65, 67—81. — Mineral
resources of the United-States, 1889—90. [Db 81.] V
Washington: Bureau of education. -• Report of the Commission of edu*
cation for the year 4 888 — 89. [Je 103.] — Circulars of inform ation^
1891, no. 2, 4, 8, 9. [Je 104.] yf r y ; y
2, Süd- Amerika.
(Argentinien, Brasilien, Chile, Costarica.) , ,
Buenos- Air es: Museo nacionah — - Anales, entr. XYIII. [Aa 147]
Buenos- Aires : Sociedad cientifica Argen tina. — Anales, tomo XXXII, entr
4 — 6: tomo XXXIII; tomo XXXIY, entr. 1. [Aa 280.1
Cordoha: Academia nacional de ciencias. : ; 1 : s r\
Pio de Janeiro: Museo nacional. . , y
48
San Jose : Museo national del repüblica de Costa Rica.
Säo Paulo : Commissäo geographica e geologica da provincia de S. Paulo.
La Plaia : Museum. — Sur la fondation et son developpement. — Revista,
tomo I; tomo II, entr. 1—2. [Aa 308.]
La Plata : Redaction der Revista argentina de historia natural. — Revista
argent., 1891, tomo I, entr. 1 — 6. [Aa 307.]
Santiago de Chile : Deutscher wissenschaftlicher Verein. — Verhandl., Bd.
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ontologia Indica, ser. XIII, vol. IV, p. 2. [Da 9.]
Tokio\ Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens —
Mittheil., Bd. V, Heft 47—50, und Supplem. 2 — 3 zu Bd. V. [Aa 187.]
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Bathe, E.: Strahlsteinschiefer in der Gneissformation des Eulengebirges.
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der Schallphaenomene bei Meteoritenfällen im Allgemeinen. Sep. 1892.
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Engelhardt, H.: Ueber böhmische Kreidepflanzen. Sep. 1892. [Dd 94k.]
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Hibsch, J. E.: Kurze Uebersicht des allgemeinen geologischen Aufbaues
des böhmischen Mittelgebirges. Sep. 1892. [De 188 d.]
Hibsch, J. E.\ Die Insel älteren Gebirges und ihre nächste Umgebung
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Jentzsch, A.: Höhenschichtenkarte von Ost- und Westpreussen. 3 Blatt.
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Braunschweig und Wolfenbüttel. Vortrag. 1891. [De 218.]
Koenen, C.\ Zum Verständniss der Auffindung fossiler Säugetier- und
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Koenen, C.: Aufdeckung einer vorgeschichtlichen Niederlassung und eines
fränkischen Gräberfeldes in Meckenheim. Sep. 1892. [G 121a.j
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Liebe, Th.: Vogelschutz im Walde. Sep. 1892. [Bf 55k.]
Liebe, Th.: Mandelkrähen im Nistkasten. Sep. 1892. [Bf 551.]
Liebe, Th.: Ferneres über die Gilbdrossel. Sep. 1891. [Bf 55m.]
Liebe, Th.: Bei Schnabelmissbildung noch gute Gesundheit. Sep. 1892.
[Bf 95n.|
Liebe, Th.: Der Schwarzspecht und die Culturen. Sep. 1892. [Bf 55 o.]
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Eeusch, H.: Bomeloen ogKarmoen med omgirelser geologisk beskrevne 1888.
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Eomanes, G. J.: Darwin und nach Darwin. Bd. 1. (Geschenk des Herrn
Prof. Vetter.) [Bd 33.]
Eomanowsky , G. D.: Der palaeontologische Charakter der sedimentären
Gesteine Tjan-Schan’s und der Turan’schen Ebene. [De 166 ]
Rostock, M.: Capnodes Schilleri, eine neue deutsche Perlide. Sep. 1892.
[Bk 237.]
Sandberger, F. von : Geologische Skizze der Umgebung von Würzburg.
[De 209 b.]
Schneider, 0.: Der aegypti sehe Smaragd. 1892. [G 120.]
Schuhe., E. : Eauna Saxö-Thuringica. Amphibia. Sep. 1891. [Bg 27 b.]
Stossich, M.\ I distomi dei Mammiferi. Sep. 1892. [Bm 54m.]
Stossich, M. : I distomi degli Uccelli. Sep. 1892. [Bm 54n.]
Stossich, M.: Helminti veneti. N. S. Sep. 1892. [Bm 54f.]
Semran, A.\ Die Grabdenkmäler der Marienkirche zu Thor n. [G 122.]
Thiele, J.: Die Stammesverwandschaft der Mollusken. Sep. 1890. [Bi 88a.]
Thiele, J : Ueber Sinnesorgane der Seitenlinie und das Nervensystem von
Mollusken. Sep. 1890. [Bi 88 b.]
Toronto: The' benefactors of ' the university of Toronto. 1892, [Je 114.]
Valle di Pompei: II rosario e la nuova Pompei. — Anno VIII, Nr. 11 —
anno IX, Nr. 10. [Ja 71.]
Wien: K. K. naturhistorisches Hofmuseum. — Franz v. Hauer’s 70. Ge-
burtstag. Sep. 1892. [Jb 69.]
Ausserdem sind uns durch die Güte des Kgl. Landes-Medicinalcollegiums
eine Anzahl älterer Werke von der aufgelösten „mineralogischen Gesell-
schaft in Dresden“ zugewiesen worden, über die ein besonderes Ver-
zeichniss vorhanden ist.
C. Durch Kauf.
Abhandlungen, herausgegeben von der Senckenbergischen naturforschenden
Gesellschaft zu Frankfurt a. M., Bd. XVII; Bd. XVIII, Heft 1. [Aa 9.]
Annals .and magazine of natural history, ser. 6, no. 48 — ^60. [Aa 102.]
Antiqua, Jahrg. IX, Nr. 8 — 12; Jahrg. X, Heft 1, 2. [G 91. J
51
Anzeiger für Schweizer Alterthüraer, Jahrg. XXV. [G- 1.]
Anzeiger, zoologischer, Jahrg. XV. [Ba 21.]
Archiv für Pharmacie, Bd. 229, Heft 8, 9. [H 1.]
Bronris KJassen und Ordnungen des Thierreichs, Bd. II, Abth. 2, Lief.
6 — 8 (Coelenterata); Abth. 3, Lief. 15, 16 (Echinodermata) ; Bd. III,
Lief. 1, 2 (Mollusca); Bd. IV, Lief. 18 — 23 (Vermes); Bd. V, Abth. 2,
Lief. 32 - 34 (Crustacea); Bd. VI, Abth. 5, Lief. 37—39 (Mammalia).
[Bb 54.]
Iledwigia, Bd. 30, Nr. 6; Bd. 31, Nr. 1, 2. (Ca 2.]
Jahrbuch des Schweizer Alpenclubs, Jahrg. 27. (Fa 5.]
Jahrbücher für wissenschaftliche Botanik, Bd. 23. Nr. 4; Bd. 24, Nr. 1, 2.
[Ca 3.]
Monatsschrift, deutsche botanische, Jahrg. 9, Nr. 10-12; Jahrg. 10, Nr.
1—8. [Ca 22.]
Nachrichten, entomologische, Jahrg 8. | Bk 235.] (Vom Isis-Lesezirkel.)
Natur, (Halle), Jahrg 41. |Aa 76.] (Vom Isis-Lesezirkel.)
Nature, vol. 46 und 47 (no. 1155 — 1206). [Aa 107.]
Palaeontographical society, vol. XLIII und XLIV. [Da 10.]
Prähistorische Blätter, Jahrg. IV. [G 112.]
Wochenschrift, naturwissenschaftliche, Bd. VII. [Aa 311.] (Vom Isis-Lese-
zirkel.)
Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften, Bd. 64, Nr. 4 — 6; Bd.
65, Nr. 1—3. [Aa 98.]
Zeitschrift für Meteorologie, Bd. 9, Nr. 12; Bd. 10. [Ec 66.]
Zeitschrift für wissenschaftliche Mikroskopie, Bd. VIII, Nr. 3, 4; Bd. IX,
Nr. 1, 2. [Ee 16.]
Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie, Bd. 53, Nr. 3, 4 und Supplem.;
Bd. 54; Bd. 55, Nr. 1—6. [Ba 10.]
Zeitschrift, Oesterreichische botanische, Jahrg. 42. [Ca 8.]
Zeitung, botanische, Jahrg. 50. [Ca 9.]
Geschlossen am 28. December 1892.
C. Schiller,
Bibliothekar der „Isis”.
Zu bequemerer Ausnutzung unserer Bibliothek ist für Mitglieder der
Isis ein Lesezirkel eingerichtet worden. Gegen einen jährl. Beitrag von
3 M. können eine grosse Anzahl Schriften bei Selbstbeförderung zu Hause
gelesen werden. Anmeldungen nimmt der Bibliothekar entgegen.
Abhandlungen
der
naturwissenschaftlichen Gesellschaft
in Dresden,
1892
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I. Bericht über die neue Aufstellung in dem Königl.
Mineralogischen Museum zu Dresden.
Yon Dr. H. B. Geinitz, Director.
Es ist unserem letzten Jahresberichte schon entnommen worden, dass
das Jahr 1891 für das Königliche Mineralogische Museum ein erinnerungs-
reiches bleiben werde, da eine gänzliche Umgestaltung und neue Auf-
stellung der geologischen und prähistorischen Sammlungen darin durchge-
führt worden ist.
Durch Ueberweisung des Wallpavillons und einer Bogengalerie zu
den bisherigen überfüllten Räumen war eine Möglichkeit zur Ausbreitung
und instructiveren Aufstellung der naturwissenschaftlichen Schätze ge-
geben, und selbst ein lang entbehrtes grösseres Arbeitszimmer hat sich noch
glücklich anschliessen lassen.
Jetzt ist in dem Wallpavillon eine stattliche prähistorische Sammlung
aufgestellt, welche zumeist unserem vaterländischen sächsischen Boden
entstammt und ein neuer Anziehungspunkt für Dresden geworden ist.
Die durch Wendeltreppen damit verbundenen Bogengalerien haben
die geologischen Sammlungen in der Weise aufgenommen, dass beide
Zweige derselben je einen idealen Durchschnitt der Erde darstellen, deren
unterste oder älteste Gesteine an den Wallpavillon angrenzen, während
sich die jüngeren Ablagerungen weiter und weiter davon entfernen. Die
bisherige Bogengalerie K enthält, wie früher, die sedimentären Ablagerungen
der Erdrinde mit ihren organischen Ueberresten oder Versteinerungen und
ist demnach eine geologisch-paläontologische oder historisch-geo-
logische Sammlung, welche mit der Glacialzeit oder dem Diluvium, den
Torfmooren und anderen jungen geologischen Gebilden ihren Abschluss
erreicht, oder auch bei dem Eintritte von der mineralogischen Sammlung
aus ihren Anfarg nimmt.
Hier haben, wie früher, neben den Resten von ausgestorbenen oder
zurückgedrängten Thieren auch die gleich alterigen Reste der frühesten
Menschen und deren Kunstproducte aus der älteren und zum Theil auch
der jüngeren Steinzeit den gebührenden Platz behalten müssen. Die geo-
logische Sammlung schliesst aber ab mit dem Auftreten der Bronce, des
Eisens, der Urnen und anderer irdenen Geräthe, welche das Hauptmaterial
für die prähistorische Sammlung in dem Wallpavillon geliefert haben.
Der in der neuen Bogengalerie L sich hinziehende Zweig der geologischen
Abtheilung ist eine Sammlung von Gebirgsarten, welche gleichfalls ihrem
Alter und ihrer Entstehung nach geordnet ist, dabei aber hinreichend
Ges . Isis in Dresden, 1892. — Abli. 1.
4
Gelegenheit bietet, den petrographischen Charakter ihrer Bestandteile und
technischen Werth zu beurteilen. Hier wurden die geschichteten Ge-
birgsarten, von dem alten Gneisse an aufwärts, an den Seiten des Saales
aufgestellt, dagegen die massigen, sogenannten eruptiven Gesteine, welche
die ersteren zu verschiedenen Zeiten durchbrochen haben, von dem alten
Granit an aufwärts, längs der Mitte des Saales.
Hie unter dem mathematischen Salon befindlichen Räume wurden
am 19. Mai dem Publikum wieder zugänglich gemacht, was für die sich
anschliessende Bogengalerie K erst am 3. August erreicht werden konnte.
Hie Räume des WalJpavillons und der neuen Bogengalerie L sind für
das grössere Publikum bis jetzt noch geschlossen geblieben, doch steht ihrer
Eröffnung nichts Wesentliches mehr entgegen.
Hie mineralogische Abtheilung des Museums ist von grösseren Ver-
änderungen jetzt unbehelligt geblieben, nur hat sie im Anschluss an
ihren bisherigen Raum noch einen kleinen Zuwachs erhalten, welcher für
KrystaJlmodelle und für Erzgänge benutzt werden konnte. Auch dem lang-
gefühlten Bedürfniss nach einem kleinen Laboratorium ist durch Ent-
fernung einer unbenutzten Freitreppe abgeholfen worden.
Hen Mitgliedern unserer Gesellschaft Isis gegenüber mögen hier noch
einige Mittheilungen über die Art der Durchführung der jetzigen Auf-
stellung folgen.
Hiese ganze Umgestaltung hat noth wendiger Weise mit der Her-
stellung der neuen und alten Räume des Museums durch Maurer, Zimmer-
leute, Maler, Anstreicher, Tischler, Schlosser u. a. Schritt halten müssen,
auch erforderten sämmtliche Gegenstände, bevor sie aus einem Raume in
den anderen transportirt wurden , wenigstens eine trockene Reinigung,
womit mehrere Hilfsaufseher seit dem 2. Februar 1891 fast unaufhörlich
beschäftigt waren, während zahlreiche Schränke einer Ausbesserung durch
den Tischler unterworfen wurden.
Hie grossen Uebelstände in der alten geologischen Sammlung, welchen
dieselbe eine lange Reihe von Jahren hindurch in den früheren kalten
und feuchten Räumen ausgesetzt war, sind noch lange nicht über-
wunden. In den alten Räumen verquollen die Schränke und mussten
wiederholt abgehobelt werden, um die Kästen öffnen zu können und die
Schränke zu schliessen, in den jetzigen warmen und trockenen Räumen
sind die Schränke geschwunden und es mussten schon zahllose Spalten,
welche den Staub einliessen, wieder geschlossen werden. Galt es früher,
den Moder zu entfernen, so hört auch jetzt noch immer der Kampf
mit dem Staube nicht auf, welcher die in Wandschränken und Pult-
schränken befindlichen Gegenstände von neuem bedeckt. Nur die bei der
früheren Uebersiedelung des Museums in die jetzigen Räume im Jahre
1878 angefertigten Glaspultschränke und Glaspulttische haben sich besser
bewährt und entsprechen den Anforderungen. Es musste daher unser
Streben darauf gerichtet sein, nach und nach viele jener älteren Glaspult-
schränke, sowie auch die meisten in der geologischen Sammlung (Galerie K)
befindlichen Wandschränke durch neue staubdichte Schränke zu ersetzen,
wozu indess immer noch beträchtliche Mittel gehören. Für die jetzigen
dringendsten Bedürfnisse an Mobiliar für unsere neueste Aufstellung
musste die von der Generaldirection der Königlichen Sammlungen und
den hohen Ständekammern verwilligte Summe von 22,000 Mk. genügen.
5
Nach Beginn der neuen Aufstellung am 2. Februar 1891 mit
Eeinigung von Sammlungsgegenständen, konnte der erste Transport von
alten Glaspultschränken mit ihrem Inhalte in die neue, erst seit dem
5. Februar für uns zugängliche Galerie L, jenseits des Wallpavillons, am
20. Februar 1891 erfolgen, um hier für die neue petrographische
Sammlung oder Sammlung von Gebirgts arten Materialien herbei zu
führen.
Ende Februar 1891 wurden auch die beiden, in dem Saale F unter
dem Mathematischen Salon befindlichen Permoser sehen Statuen des Apollo
und der Minerva entfernt und in das Königl. Albertinum versetzt, wodurch
ein lange entbehrter Raum für die neue geologische Aufstellung ge-
wonnen wurde.
Während der ganzen Aufstellungsarbeiten im Jahre 1891 bis Anfang
1892 ist es gelungen, wenigstens den beschränkten Eintritt in die Samm-
lungen keinen Tag zu unterbrechen, was sich dadurch ermöglichen liess,
dass die in dem ersten Saale, oder Galerie 0, des Museums befindliche
Mineralogische Abtheilung keinen wesentlichen Veränderungen aus-
gesetzt war, nur hat sie zu ihrem bisherigen Raume noch einen kleinen
Zuwachs erfahren durch Aufstellung eines Pultschrankes für Ivrystall-
modelle am Ende der Galerie 0 und durch Aufstellung von Erzgängen
in dem nächstfolgenden Raume Fa, welcher zugleich den Meteoriten-
schrank enthält.
Die baulichen Herstellungen in den unter dem Königl. Mathematischen
Salon befindlichen Räumen Fa, F und Fb begannen am 6. März 1891
und wurden bis zum 9. Mai 1891 soweit durchgeführt, dass Riesenhirsch
und Höhlenbär und andere Thiere der Diluvialzeit hier wieder einziehen
konnten und dass schon vom 19. Mai 1891 an hier das grössere Publikum
wieder Zutritt fand.
Weit grössere Schwierigkeiten traten uns in der langen Bogengalerie
K, zwischen dem Mathematischen Salon und dem Wallpavillon entgegen,
einerseits, weil die hier befindliche geologische Sammlung in zwei
Theile geschieden werden musste, andererseits aber in Folge der darin vor-
zunehmenden baulichen Veränderungen ohne eine vorherige Entfernung des
hier angehäuften Mobiliars.
Die Theilung dieser umfangreichen Sammlung ist in der anscheinend
geeignetsten Weise so erfolgt, dass die neue geologische Haupt-
Sammlung mit den Versteinerungen eine historisch-geologische, die
andere davon abgetrennte eine petrographisch-geologische Sammlung
oder Sammlung der Gebirgsarten bildet. Hierdurch sind beide Samm-
lungen, welche sich von Anfang an bis zu ihrem Ende gegenseitig er-
gänzen, selbständig und in sich abgeschlossen. Beide stellen Durch-
schnitte der Erdrinde dar, deren tiefste und älteste Ablagerungen sich
in der unmittelbaren Nähe des Wallpavillon D befinden, während sich
die jüngeren Ablagerungen bis zum Quartär einerseits, und den bis zu
den jüngsten vulkanischen Gesteinen andererseits weiter und weiter davon
entfernen.
An die zwei jüngsten Enden dieser beiden Reihen, welche für die
geologische Abtheilung in dem Saale F, unter dem Mathematischen
Salon, für die petrographische Abtheilung aber an dem Ende der langen
Bogengalerie L, jenseits des Wallpavillons liegen, schliesst sich unmittel-
6
bar die Aufstellung der prähistorischen Abtheilung in dem schönen
Wallpavillon D an, welcher durch Wendeltreppen mit den Galerien K und
L in directer Verbindung steht.
Die räumlichen Schwierigkeiten, die bei der neuen Aufstellung der
geologischen Sammlung in der Bogengalerie K zu überwinden waren, be-
standen im Wesentlichen darin, dass ausser 13 für die petrographische
Sammlung verwendeten Glaspultschränken, sämmtliche andere Schränke in
dem Saale verbleiben mussten, während der Abrüstung durch Zimmerleute,
vom 20. Mai 1891 an bis zum 15. Juni, während der Arbeiten der
Maurer, Maler und Anstreicher, was das wiederholte Verschieben und Rücken
der inhaltsschweren Schränke durch Chaisen träger und zugleich eine Aus-
besserung vieler Schränke nöthig machte. Erst am 20. Juli 1891 waren
sämmtliche alten und zur Ergänzung dienenden neuesten Schränke der
geologischen Sammlung nach Anstrich des ganzen Saales und seines Fuss-
bodens an ihre richtige, vorläufig bleibende Stelle gebracht, und es konnte
das Publikum am 3. August 1891 nun auch in der Galerie K seinen.
Einzug halten. So hatten demnach die gesammten Veränderungen in den
alten Räumen 0, F, Fa und Fb und K, vom Eingänge in das Museum
an bis an den Wallpavillon im Ganzen nur 6 Monate in Anspruch ge-
nommen.
Die Aufstellung der neuen petrographischen Sammlung oder Samm-
lung von Gebirgsarten in der Bogengalerie L, jenseits des Wallpavillons,
ist durch die vor dem Einzuge schon fertig gestellten Räume wesentlich
erleichtert worden. Jene 13 aus der alten geologischen Sammlung ent-
nommenen Pultschränke fanden sofort an den Wänden ihren Platz, während
alle neuen Glaspultschränke und Glaspulttische längs der Fenster und
längs der Mitte angeordnet wurden.
Von da an galt es aber, das gesammte disponible Sammlungsmaterial,
das in nur oberflächlich gereinigtem Zustande herbeigeführt worden war,
und noch immer ergänzt wird, in den zahlreichen Schränken in geeigneter
Weise zu vertheilen. Hierbei wurde zunächst das schon Eingangs hervor-
gehobene Princip durchgeführt, die geschichteten Gesteine ihrem Alter
nach, von dem ältesten Gneisse an aufwärts, in den an den Fenstern
stehenden Glaspultschränken unterzubringen, dagegen die massigen,
eruptiven Gesteine, welche die Schichtgesteine zu verschiedenen Zeiten
durchbrochen haben, von dem alten Granit an aufwärts, in den Glaspult-
tischen längs der Mitte der Galerie anzuordnen.
Der in den alten, längs der Wände aufgestellten Glaspultschränken
frei werdende und der Beschauung zugängliche Raum ist vorzugsweise
für verschiedene Localsammlungen verwendet worden, wie für Chaussee-
materialien des Dresdner Bezirkes, die von Professor Dr. G. Laube auf
seiner berühmten Polarfahrt unter den schwierigsten Verhältnissen in
Grönland gesammelten Gesteine, für Gesteinssuiten aus Thüringen, dem
Harze, von Westdeutschland, aus dem Vulkangebiete des Laacher See’s,
Sammlungen aus Afrika und anderen Welttheilen durch Herrn Graf
W. Schlieffen auf Schlieffenberg und Frau Gräfin Schlieffen, geb.
von Jagow, die bekannten Reisenden Dr. Holub, Dr. Pieschel, Dr.
A. Sttibel, Hofrath Dr. A. B. Meyer u. A.
Nach einer allgemeinen Vertheilung der Sammlungsgegenstände konnte
der zweite Act in der Behandlung der petrographischen Sammlung be-
7
ginnen, die neue Etiquettirung der nach Tausenden zählenden Exem-
plare, zunächst soweit dieselben zur Anschauung offen liegen. Diesem
Geschäfte hat sich von Anfang October 1891 an bis Ende April 1892
Herr Oberlehrer W. Morgenstern nach Anleitung des Directors mit
grossem Eleisse und vieler Sachkenntnis als wissenschaftlicher Hilfs-
arbeiter unterzogen. Hierbei wurden auch sämmtliche zur Ansicht gelangte
Gesteine auf nassem Wege gereinigt, wodurch dieser neuen Sammlung
zugleich ein elegantes Ansehen verliehen worden ist.
Da zu unserem Bedauern Herr Oberlehrer W. Morgenstern von Ende
April d. J. an in eine andere Stellung berufen worden ist, so wurde für
die Weiterentwickelung der petrographischen Sammlung statt seiner eine
neue wissenschaftliche Kraft erforderlich, welche in Herrn Dr. Walther
Bergt gefunden worden ist. Mit dessen Thätigkeit am Museum von An-
fang Mai an beginnt der dritte und jedenfalls längste Abschnitt in der
Behandlung der neuen Sammlung durch Revision und, soweit nöthig, durch
mikroskopische und chemische Untersuchung des Einzelnen und durch
Fortsetzung der Reinigung und Etiquettirung im Allgemeinen.
Die prähistorische Abtheilung des Kgl. Mineralogisch-geologischen
und prähistorischen Museums hat erst jetzt durch Hinzutreten des Wall-
pavillons sich entfaltet und ihre verdiente Würdigung erfahren.
Sie war früher, wie bekannt, in den Räumen Fa, F, unter dem Mathe-
mathischen Salon und an verschiedenen anderen unzugänglichen Stellen
zusammengedrängt, jetzt ist nur die ältere und ein Theil der jüngeren
Steinzeit mit den Pfahlbauten der älteren Torfmoore in dem Saale F ver-
blieben, als Schluss der geologischen Gruppen, oder als oberstes Glied
unserer geologischen Sammlung. In den Torfmooren liegt die Grenze
zwischen geologischen und prähistorischen Zeiten.
Der künstlerisch prachtvolle Wallpavillon hat nun Alles aufgenommen,
was sich an die jüngere Steinzeit, nach oben hin an die moderne Zeit
anschliesst. Seine Ausstattung an Mobiliar besteht aus 7 grossen eisernen
Schränken aus der rühmlichst bekannten Fabrik der Herren Aug. Kühn-
scherf & Söhne, welche den grossen Vortheil gewähren, dass sie staub-
dicht sind, mehreren früher im Saale F schon vorhandenen Glaspulttischen
und einigen neuen Glaspultschränken. Die Anordnung des gesammten
wissenschaftlichen Materials in diesen Schränken ist durch den Directorial-
assistenten Dr. Deichmüller durchgeführt worden, dessen Bericht darüber
hier vorliegt.
So ist denn die neue Aufstellung unseres K. Mineralogisch-geologischen
und prähistorischen Museums jetzt so weit gefördert, dass nicht nur die
alten, sondern auch die neuen Räume dem grossen Publikum zugänglich
gemacht werden können, und es wird sie alle erfreuen, dass dies nach
einer Verordnung der Generaldirection der Königlichen Sammlungen für
Kunst und Wissenschaft vom 16. April d. J., vom 1. Mai 1892 an, ausser
an den bisherigen Eintritts tagen, künftig auch Sonntags von 11 — 1 Uhr
Vormittags geschehen wird.
II. Verzeichnis» der bisher in den diluvialen Mergeln
von Cotta bei Dresden aufgefundenen Conchylien.
Von Direetor Th. Reibisch.
Behufs der Anlegung eines grossen Dresdner Centralbahnhofes musste
auch der untere Lauf der Weisseritz einer besonderen Regulirung unter-
worfen werden. Beim Ausstechen der verschiedenen Bodenschichten zeigten
sich oft sehr reiche Lager von Conchylienresten , die natürlich die Auf-
merksamkeit der Geologen in Anspruch nahmen , weil die verschiedenen
Arten solcher Conchylienreste oft mannigfache Schlüsse auf die Entstehung
und das verhältnissmässige Alter der Erdschichten und ihrer Formen
zulassen.
Zur Untersuchung und Bestimmung hat ein sehr reichhaltiges Material
Vorgelegen. Um dessen Herbeischaffung sind vorzüglich der K. S. Landes-
geolog Herr Dr. R. Beck und die Herren Lehrer Döring und Ebert
eifrig bemüht gewesen. Tn zweifelhaften Fällen hat Herr S. Clessin in
Ochsenfurth seine Bestimmungen und Ansichten mit freundlichster Bereit-
willigkeit ertheilt.
Ueber die allgemeinen Lagerungsverhältnisse derjenigen Schichten,
welche die Reste der im Weiteren aufgeführten Fauna führen, theilt mir
Herr Sectionsgeolog Dr. R. Beck aus seinen bei der Landesaufnahme
hierüber gemachten Erfahrungen das Folgende mit:
„Das Dorf Cotta bei Dresden liegt im Mittelpunkte eines Sumpfes
oder sumpfigen Sees der jüngeren Diluvialzeit. In diesen hinein wurden
lange Zeiten hindurch von Südwest her die von zahlreichen Rinnsalen
aufgenommenen mergeligen Yerwitterungsproducte des Pläners einge-
schwemmt, welcher die Gehänge der Gegend zwischen Leutewitz und
Rossthal zusammen setzt. Sie bildeten in dem flachen Becken des Sees
Schichten von mergeligem Sande, von Mergel und von Moormergel, deren
Mächtigkeit in- der Mitte des Bassins am grössten ist, während sie an den
Rändern desselben, sowie auch in der Umgebung einer inselartig durch-
ragenden Partie älterer Ablagerungen (Pläner und Diluvialkies), welche
beim Bau der grossen Bahnunterführung aufgeschlossen war, schwächer
werden und endlich sich auskeilen. Die Sumpfschichten lagern theils direct
dem thonig-mergelig verwitterten Labiatus-Pläner auf, theils ruhen sie auf
diluvialen Weisseritzkiesen. Dahingegen lässt sich aus Brunnenprofilen,
besonders im südlichen Theile des Dorfes Cotta entnehmen, dass am Stid-
und am Westrand des Beckens die Sumpfablagerungen von bis zu 1 m
mächtigem lössartigen Gehängelehm stellenweise überlagert werden.
Ges. Isis in Dresden, 1892 . — Abh. 2.
9
Zugleich mit der kalkigen Bachtrübe wurden jenem Becken die Ge-
häuse zahlreicher Landschnecken zugeführt, welche an den nahen Berg-
abhängen lebten. Sie vermischten sich mit den Gehäusen der Süsswasser-
schnecken, welche im Sumpfe selbst hausten, oder derjenigen Arten, die
an den Bändern des Gewässers wohnten.
Die gesammte, in ihrer horizontalen Verbreitung bis 1,3 km im
Durchmesser erreichende Ablagerung grenzt am heutigen Schusterhause
bis ganz nahe an die Elbe. Es ist mindestens möglich , wenn nicht wahr-
scheinlich , dass auch in jungdiluvialer Zeit die Elbe zeitweilig dicht bei
dem Cottaer Sumpfe vorbeifloss, und dass bei Hochwasser alsdann dieser
vorübergehend aus dem Strome Ansiedler erhalten konnte. Hierauf deuten
vielleicht die auffällig selten gefundenen Beste von Unionen und Ano-
donten hin. Im Allgemeinen aber spricht die Eauna von Süsswasser-
schnecken sowohl, als auch der petrographische Charakter der Cottaer
Ablagerungen für eine durchaus lacustre, nicht fluviatile Entstehung der-
selben, für einen Absatz in ruhigem Becken.
Die Ablagerung gliedert sich in folgender Weise: Zuunterst lagert
ein lichtgrauer Mergel, der an seiner Basis häufig in einen licht-
grauen oder gelblichen , mergeligen feinen Sand oder auch in einen reinen
Sand mit Glimmerschüppchen übergeht. Dieser Mergel nebst Mergel-
sand erreicht eine Maximalmächtigkeit von 2,5 m. Zwischen Cotta und dem
Schusterhause ist dem lichtgrauen Mergel eine unregelmässig umgrenzte
grössere Partie von Kalktuff eingeschaltet, in welchem Herr Taubstummen-
lehrer Ebert neben Blättern und Stengeln monocotyler Sumpfpflanzen,
worunter anscheinend auch Sparganium , ganze Lagen von dem incrustirten
Gewirr einer Chara auffand. Die organische Substanz dieser Pflanzen -
reste ist völlig verschwunden. Auf dem lichtgrauen Mergel ruht allent-
halben ein lichtbrauner, im feuchten Zustand fast schwarzer, an humosen
Bestandteilen sehr reicher Moormergel, der bis zu 1,5 m Mächtigkeit
anwächst. Eine genaue Beschreibung aller dieser Ablagerungen wird in
den Erläuterungen zu Section Dresden der geologischen Specialkarte des
Königreiches Sachsen erfolgen.“
Das folgende Yerzeichniss soll die Arten des „Moormergels“ (obere
Schicht) und des „weissen Mergels“ (untere Schicht) zunächst von Cotta
bei Dresden aufzählen, und die dritte Bubrik, Bemerkungen, unter Anderem
auch auf das Vorkommen der vorgenannten Arten im Löss- und Kalktuff
Sachsens aufmerksam machen.
Von älteren Autoren haben den Cottaer Mergel erwähnt : A. v. G utbier ,
Div Sandformen der Dresdner Haide, 1865, S. 38, welcher die Ablagerung
miv zum Löss rechnete, und C. A. Jentzsch, Ueber das Quartär der
Gegend von Dresden, Halle 1872, S. 89 und S. 95. Beide scheinen nur
die oberste Schicht, den Mo.ormergel, untersucht zu haben. Das von
Letzterem aufgeführte Conchylienverzeichniss gründet sich auf Material aus
dem K. Geologischen Museum in Dresden und auf eigene Kunde.
10
Moormergel.
Bemerkungen.
Hyalinia cellaria Müll.
radiata Aid er.
crystallina Müll.
,, fulva Müll.
Zonitoides nitida Müll.
Patula rotundata Müll.
„ rüder ata Stud.
„ pygmaea Drap.
Helix aculeata Müll.
lamellata Jeffr.
pulchella Müll.
costata Müll.
}}
obvoluta Müll.
personata Lam.
bidens Cbemn.
sericea Drap.
hispida L.
)>
V
fruticum Müll.
incarnata Müll.
lapicida L.
arbustorum L.
V
))
V
hortensis Müll.
nemoralis L.
pomatia L.
Hyalina fulva Müll.
Helix pulchella Müll.
„ tenuilabris Br.
Buliminus tridens Müll.
„ montanus Drap.
Cionella lubrica Müll.
„ lubrica var. minima
Siem.
Pupa doliolum Brug.
Cionella lubrica Müll.
,, lubrica var. minima
Siem.
Ausser den angeführten Vitri-
niden fanden sich nicht selten
Kalkplättchen von Nackt-
schnecken im Moormergel.
Lebend in Sachsen noch nicht
gefunden ; bisher nur von den
nordischen Ländern Europas
bekannt. Südgrenze in den
deutschen Küstengebieten.
Lebend nicht in Sachsen, wohl
aber in Theilen des südwestl.
Deutschland und bei Halle
a. S.
Ueberall im Löss. Die Form,
welche daselbst vorkommt,
ist wahrscheinlich diejenige,
welche Clessin Helix terrena
nennt und für die Stamm-
form von H. hispida L. u.
H.sericeaDrap. hält. (K o b e 1 1,
Nachrichtsblatt d. deutsch,
malakozool. Gesellsch., 1874,
S. 46.)
Ueberall im Löss; daselbst aber
etwas kleiner als im Kalktu ff,
während sie im Moormergel
dieselbe Grösse hat, wie die-
jenigen, welche jetzt noch in
derselben Gegend leben
Die Varietäten 00000, 12845,
12 8 45, 123 45, 12345, sind
noch deutlich unterscheid-
bar.
Besonders die Var. 00800.
Auch im Kalktuff von Rob-
schütz b. Meissen.
Auch im Löss von Prohlis b.
Dresden.
Löss b. Meissen (Engelhardt).
11
Moormergel.
Weisser Mergel.
Bemerkungen.
Pupa muscorum L.
Pupa muscorum L.
U eberall im Löss. — „Im
Moormergel allerdings ziem-
lich bauchig , wie die Art
auf sehr feuchten Fundorten
„ columella Benz.
sich findet u. in diluvialen
Schichten die Regel bildet.“
(Clessin.)
Findet sich auch im Löss von
v ( Vertigo ) antivertigo
Dr.
„ ( Vertigo) pygmaea Dr.
var. quadridens Wett.
,, ( Vertigo) pusilla Müll.
„ „ angustiorJeffr.
Pupa Genesii Gredl.
Prohlis b. Dresden.
Lebend nicht in Sachsen, aber
Clausilia laminata Mont.
„ biplicata Mont.
„ pumila Ziegl.
Succinea putris L.
Succinea putris L.
in Südtyrol. „Zur diluvialen
Gruppe der Pupa parieden-
tata gehörig. Die Art wurde
von mir auch in einem viel-
leicht gleich alterigen Torf-
lager bei Katzenhausen,
Dinkelscherben, Kr. Schwa-
ben in Bayern, gefunden“.
(Clessin.)
Auch im Kalktuff von Rob-
„ Pfeifferi Rossm.
,, oblonga Drap.
„ oblonga Drap.
schütz b. Meissen.
Ueberall im Löss.
Carychium minimum Müll.
Limnaect stagnalis L.
„ \sa\elongataC\ess.
Nur kleine Bruchstücke.
„ ovata Drap.
Limnaea ovata Drap.
„ pereger Müll.
„ pereger Müll.
Auch im Kalktuff v.Robschütz.
„ palustris Müll. typ.
„ „ var. cor-
vus Gm.
„ palustris Müll.
v.
var. diluviana n. v.
„ palustris Müll,
var. gracillima n. v.
„ truncatula Müll.
,, glabra Müll.
„ truncatula Müll.
„ „ var.
turrita Cless.
Aplexus hypnorum L.
Planorbis marginatus Dr.
,, rotundatus Poiret.
„ contortus L.
Planorbis contortus L.
„ crista L. var.
„ Rossmaessleri Aug.
„ crista L. var. nau-
nautileus L.
• tileus L.
„ ( Segmentina ) ni-
tidus Müll.
* I
* >
12
Moorm ergel.
Mi '■ iS '
1
Weisser Mergel.
Bemerkungen.
Valvata piscinalis Müll.
„ cristatci Müll.
Bytliinia tentaculata L.
Anodonta sp.?
Unio sp.?
Sphaeridium cnrneum L.
Pisidium fossarinum Cless.
„ n. sp. teste Cless.
Pisidium nitidum Jen.
„ n. sp. teste Cless.
Nur Bruchstücke.
Nur Bruchstücke.
Was die Parallelisirung der Cottaer Schichten mit solchen anderer
Punkte der Umgebung lind aus anderen Gegenden betrifft, so schliesst
aus den angeführten paläontologischen Ergebnissen Herr Dr. R. Beck nach
einer Mittheilung an den Verfasser das Folgende:
„Die für den weissen Mergel von Cotta so charakteristische Pupa columetta
Benz, wurde von mir neben Pupa muscormn L., Succinea öblonga und
Helix hispida , deren Bestimmung Sie kürzlich freundlichst bestätigten, in
einem geschichteten, sandigen Lehm aufgefunden, welcher den lössartigen
Gehängelehm, den Vertreter des ächten Gehängelösses, bei Prohlis süd-
östlich von Dresden unmittelbar unterlagert. Ferner ist Pupa cohmeüa
ein Leitfossil für den Sandlöss des Rheinthaies bei Strassburg, welcher
dort mit den sogenannten Vogesensanden die jüngere Abtheilung der Löss-
formation unterlagert, (Vgl. hierüber E. Schumacher, Die Bildung und
der Aufbau des oberrheinischen Tieflandes, Strassburg 1890, S. 297 ff.)
Durch die Freundlichkeit des Herrn Schumacher erhielt ich Exemplare
von dort, welche mit den unserigen völlig identisch waren. Mit dem
oberrheinischen Sandlöss (vgl. ferner A. Andreä, Der Diluvialsand von
Hangenbieten im Untereisass. Abhandl. zur geol. Specialkarte von Eisass-
Lothringen, Bd. IV, H. 2, Strassburg 1884) hat unser Cottaer weisser
Mergel ausser der mehrfach genannten Spec.ies noch die folgenden ge-
meinsam:
Helix tenuilabris Braun.
Succinea obloncja Drap.
Limnaea pereger Müll.
Planorbis Bossmaessleri Auersw.
Was nun aber den Moormergel betrifft, so lässt der zoologische Aus-
weis Spielraum zwischen dem jüngeren Diluvium und dem Alluvium. Die
geologischen Lagerungsverhältnisse sprechen für das Erstere. Er scheint
ein Aequivalent des lössartigen Gehängelehms zu sein, von dem er
stellenweise noch überlagert wird. Die aus unserem Gehängelöss bekannten
Schnecken fehlen auch im Moormergel nicht.“
III. Die concliyliologische Fauna der tialäpagos-Iuseln.
Von Paul Keibisch.
(Mit Tafel I und II.)
Die in jüngster Zeit besonders wieder durch Dr. Georg Baur aus
New-York bekannter gewordenen Galäpagos-Inseln*) mit ihrer ganz eigen-
tümlichen Flora und Fauna verdienen in letzterer Beziehung ganz her-
vorragendes Interesse, besonders in conchvliologischer Hinsicht. Sind es
doch von allen Landthieren wohl zumeist die Schnecken, die durch ihr
geringes Fortbewegungsvermögen als das conservative Element in der
Gesammtfauna betrachtet werden dürfen. Dieser Gesichtspunkt nun lässt
uns das Studium dieser Thiergruppe wohl in sehr vielen Fällen als mass-
*) Im 16. Jahrhundert von den Spaniern entdeckt und vorher niemals von Menschen
bewohnt.
o *
o
Qes. Isis in Dresden, 1892. — Abh. 8.
14
gebendes, bei der Betrachtung der faunistischen Entwickelung eines Gebietes
überhaupt und noch besonders eines solchen erscheinen, wie es die Gruppe
der Galäpagos-Inseln in ihrer Abgeschlossenheit vom südamerikanischen
Continente bez. anderen in Frage kommenden Inselgruppen darbietet. Ist
es schon von grösstem Interesse, dass nicht nur amerikanische, sondern
auch polynesische Formen vertreten sind, so beweist die Mannigfaltigkeit
derselben mit einer ganzen Anzahl von Uebergangsformen untereinander,
sowie die eigenartige Ausbildung jener auf den einzelnen Inseln des
Archipels eine lange und ungestörte, nur von geologischen und klimatischen
Yerhältnissen beeinflusste Entwickelung jener Thiere.
Weitaus am zahlreichsten ist das Genus JBulimulus Leach vertreten,
dessen Arten mit Ausnahme zweier neuen ausgesprochen amerikanische
Charaktere aufweisen. Im Gegensätze hierzu zeigen die beiden Species
der vielleicht von JBulimulus zu trennenden Gruppe Pelecostoma nov. sect.
mit ihrer eigentümlichen Spindellamelle unverkennbare Anklänge an die
Achatinellen ebenso wie Buliminus ( Bhaphiellus ) achatinellinus Forbes.
Das Genus Pupa Drp., in zwei Arten vertreten, steht in nächster Be-
ziehung zu der equatorianischen Pupa ( Leucochila ) Wolfii Miller. Die im
Jahre 1877 auf Chatham-Island entdeckte Succinea ( Tapada) Bettii Smith
steht der von der Insel Mas-a-Fuera bekannten Succinea rubicunda Pfr.
sehr nahe, was auf eine Verschleppung mittels Baumstämmen durch
Meeresströmungen schliessen lässt. Ausser diesen Generibus findet sich
noch eine Helicina Lam.
Von nur wenigen Arten war der Aufenthalt, also die Insel bekannt.
Den gewissenhaften Forschungen des Herrn Dr. Theodor Wolf,*) ehe-
maligen Staatsgeologen der Republik Ecuador, verdanken wir die ge-
nauere Kenntniss derselben, sowie eine ganze Anzahl neuer höchst in-
teressanter Formen, deren Vergleichung mit anderen manche Anhalte-
punkte für die Entstehung der Galäpagos-Inseln geben werden.
Das mir von Herrn Dr. Theodor Wolf zur Bearbeitung überlassene
Material nebst biologischen Notizen, von ihm in den Jahren 1875 und
1878 gelegentlich längeren Aufenthaltes auf den Galäpagos-Inseln ge-
sammelt, dürfte allerdings kein vollständiges Gesammtbiid der conchyliolo-
gischen Fauna jener Inselgruppe darstellen, da sich der grösste Theil der
Ausbeute z. Z. noch in Stuttgart befindet. Leider habe ich das mir von
Herrn Prof. Dr. Miller daselbst bereitwilligst zugesicherte Material noch
nicht erhalten, weshalb etwaiges Neue in einem Nachtrage veröffentlicht
werden soll, dessen Bearbeitung ich mir als Ergänzung dieser Arbeit
hiermit ausdrücklich Vorbehalte.
Im Folgenden ist mit der Beschreibung der neuen Arten eine Auf-
zählung der bisher bekannten verbunden.
I. Buiimulus Leach.
1. Buiimulus ( Naesiotus ) eschariferus Sow.
Bulinus eschariferus Sow. Concli. III, f. 85.
Bulimus eschariferus Pfr. Symb. II, p. 45.
„ „ Pfr. Mon. Hel. viv. II, p. 115.
„ „ Reeve. Conch. ic., PL XX, sp. 121.
„ „ ( Naesiotus ) Pfr. Vers., p. 160.
*) cf. Ein Besuch der Galäpagos-Inseln, von Dr. Theodor Wolf. Heidel-
berg 1879. ✓
Bulimulus eschariferus ( Omplialostyla ) Ad. Gen., p. 161.
„ ,, ( Naesiotus ) Cless. Nomencl., p. 254.
Hab. Chatham-Island (Darwin).
2. Bulimulus ( Naesiotus ) unifasciatus Sow. — Taf. I, Fig. 1.
Bulinus unifasciatus Sow. in Proc. Zool. Soc. 1833, p. 37.
„ „ Müll. Synops., p. 25.
,, „ Sow. Conch. III, f. 55.
Bulimus unifasciatus Lam. ed. Dh. 118, p. 277.
„ „ Pfr. Mon. Hel. viv. II, p. 195.
„ ,, Reeve. Conch. ic., PI. XXIII, sp. 149.
„ „ ( Leptomerus ) Pfr. Vers., p. 160.
Bulimulus unifasciatus ßpck ind., p. 67, N. 65.
„ „ ( Omplialostyla ) Ad Gen., p. 161.
„ „ ( Naesiotus ) Cless. Nomencl., p. 254.
Hab. Charles-Island (Cuming, Wolf).
Von dieser Art liegt nur 1 Stück vor, ohne Epidermis und anschei-
nend todt gesammelt. Die Binde ist kaum noch zu erkennen.
3. Bulimulus ( Naesiotus ) nucula Pfr. — Taf. I, Eig. 2.
Bulimus nucula Pfr. in Proc. Zool. Soc., 9. Dec. 1851.
„ ,, Pfr. Mon. Hel. viv. III, p. 415.
,, „ ( Naesiotus ) Pfr. Vers., p. 161.
Bulimulus nucula ( Omplialostyla ) Ad. Gen., p. 161.
„ „ ( Naesiotus ) Cless. Nomencl., p. 254.
Hab. Charles-Island (Wolf).
Von den 3 Stück ist nur eins vollständig. Diese Art ist die kleinste
des zur Gruppe des Bul. nux Brod. (sp. 1 — 6) gehörigen Eormenkreiscs.
4. Bulimulus ( Naesiotus ) verrucosus Pfr.
Bulimus verrucosus Pfr. in Proc. Zool. Soc. 1855, p. 116.
„ „ ( Naesiotus ) Pfr. Vers., p. 161.
,, ,, Pfr. Mon. Hel. viv. IV, p. 475.
Bulimulus verrucosus ( Naesiotus ) Cless. Nomencl., p. 254.
Hab. Galäpagos (teste Pfeiffer 1. c.).
5. Bulimulus (Naesiotus) asperatus Albers. — Taf. 1, Eig. 3.
Bulimus asperatus Albers in Malak. Bl. IV, 1857, p. 98.
„ „ Pfr. Mon. Hel. viv. IV, p. 475.
,, „ Pfr. Novit, conch. IV, t. 133, f. 8, 9.
Bulimulus asperatus ( Naesiotus ) Cless. Nomencl., p. 254.
Hab. Charles-Island (Wolf).
Sämmtliche 5 Stück sind ohne Epidermis, kreideweiss und anscheinend
todt gesammelt, ebenso wie der unter Nr. 21 beschriebene Bulimulus
nudus nov. sp.
6. Bulinmlus (Naesiotus) nux Brod.
Bulimus nux Brod. in Proc. Zool. Soc. 1832, p. 125.
,, „ Müll. Synops., p. 24..
„ ,, Sow. Conch. III, f. 37.
Bulimus nux Lam. ed. Dh. 116, p. 276.
„ ,, Pfr. Mon. Hel. viv. II, p. 183.
,, „ Reeve. Conch. ic., PI. XXIII, sp. 150.
,, ( Naesiotus ) Pfr. Vers., p. 161.
Buliminus nux Beck, ind., p. 70, N. 27.
Bulinmlus mix { Omplialostyla ) Ad Gen., p. 161.
„ ,, ( Naesiotus ) Cless. Nomencl., p. 254.
Hab. Charles-Island (Cuming, Wolf).
,,300 — 600 Fuss Höhe, ziemlich trockene Zone, zu Tausenden an Ge-
16
büschen und Steinen.“ (Wolf). Nur in wenigen unvollendeten Exemplaren
gesammelt.
7. Bulimulus (Naesiotus) inSkdkatus Pfr. — Taf. I, Eig. 4 a.
Bulimus incrassatus Pfr. in Proc. Zool. Soc. 1852, p. 157.
,, ., Chemn. ed II, Bul. N. 88, t. 30, f. 13, 14.
,, ,, Pfr. Mon. Hel. viv. III, p. 415.
„ ,, (Naesiotus) Pfr. Vers., p. 161.
Bulimulus incrassatus ( Omphalostyla ) Ad. Gen., p. 161.
„ „ ( Naesiotus ) Cless. Nomencl., p. 254.
Hab. Cbatham-Island (Wolf).
„Feuchte Region, 900 — 2000 Fuss, an Gebüsch nicht selten. Zu-
sammen mit Bulimulus chemnitzioides Forbes und terebra nov. sp.“ (Wolf),
var. sidcatus. — Taf. I, Fig. 4 b, c.
Char. T. conica, arcuatim striata, evidenter sulcata, cinereo-fusca;
anfractus 7 plani; apertura subsemiovalis, marginibus interdum callo co-
arctante procidente junctis.
Long. 17,25, diam. maj. fere 10, min. 9 mm.
Apert. long. 8,5, lat. extus 5,75 mm.
Hab. Charles-Island (Wolf).
Gehäuse kegelförmig, bögig gestreift, stark gefurcht, röthlich-grau ;
die Furchen sind deutlicher ausgeprägt, als die Streifung; 7 flache Um-
gänge; Mündung annähernd halbeiförmig, durch einen zuweilen sehr
kräftig hervortretendeu , die Mündung verengenden Callus ausgezeichnet
(Pig. 4 c).
var. nuciformis Petit. — Taf. I, Fig. 4d.
Bulimus nuciformis Petit. Journ. Conch. 1853, p. 365, t. XI, f. 7.
,, „ (Naesiotus) Pfr. Vers., p. 161.
,, ,, Pfr. Mon. Hel. viv. IV, p. 411.
Bulimulus nuciformis ( Naesiotus ) Cless. Nomencl., p. 254.
Hab. Galäpagos (Hanet-Clery), Charles-Island (Wolf).
Von dieser Form liegen 2 charakteristische Stücke bei; mehrere an-
dere bilden Uebergänge zum Typus und zur var. sulcata , weshalb die
Form kaum als Varietät, geschweige denn als Species bestehen kann; sie
ist nur das äusserste Glied eines vielverzweigten Formenkreises, welchem
möglicherweise auch Bu1. nux Brod. angehört. — Der Typus, wie ihn
Pfeiffer 1. c. beschreibt, im Chemnitz leidlich abgebildet, zeichnet sich durch
blassgelbe Höcker auf braunem Grunde aus, welche unterhalb der Naht
am ausgeprägtesten sind.
8. Bulimulus (Naesiotus) ustulatus Sow. — - Taf. I, Fig. 5.
Bulinus ustulatus Sow. in Proc. Zool. Soc. 1833, p. 72.
,, „ Müll. Synops., p. 27.
,, ,, Sow. Couch. HI, f. 42.
Buliminus ustulatus Beck ind., p. 70, N. 28.
Bulimus ustulatus Lam. ed. Dh. 124, p. 279.
,, „ Pfr. Mon. Hel. viv. II, p. 217.
„ „ Reeve, PI. XXI, sp. 130.
,. „ Chemn., t. 62, f. 16 — 18.
„ „ (Naesiotus) Pfr. Vers., p. 160.
Bulimulus ustulatus ( Omphalostyla ) Ad. Gen., p. 161.
„ „ (Naesiotus) Cless. Nomencl., p. 254.
Hab. Charles-Island (Cuming, Wolf).
Die Art ist nur in einem der im Reeve 1. c. gegebenen Abbildung
gleichkommenden Stücke da. Die im Chemnitz 1. c. ausgeführte Abbil-
17
düng ist wohl zu dunkel; übrigens herrscht bei dieser Art die Bänder-
zeichnung, nicht die Streifung vor.
9. Bulimulus ( Naesiotus ) invalidus nov. sp. — Taf. I, Fig. 6.
Char. T. profunde rimata, elongato - conica , solida, plicoso- striata,
fusca, pallide unifasciata; spira turrita, acuta; anfractus fere 7 subplani,
ultimus convexiusculus ; nucleus nigrescens, gracillime costuiatus; apertura
trapezialis, obliqua, intus caerulea; peristoma simplex, marginibus callo
nitido junctis, dextro superne arcuato, columellari patente dilatato angulatim
adnato.
Long. 14,2, diatn. maj. 7,3, min. fere 7 mm.
Apert. long. 7,5, lat. 4,3 mm.
Hab. Charles-Island (Wolf).
Gehäuse tief geritzt, verlängert -kegelförmig, derb, zart, bogenförmig-
rippenstreifig, braun, mit matter Nahtbinde; Gewinde thurmförmig, spitz;
7 wenig gewölbte Umgänge, der letzte etwas weiter ausgebogt; Wirbel
schwarzbraun, zart gerippt; Mündung trapezförmig, schräg, innen blassblau;
Mundsaum einfach, am rechten Rande nach aussen abgeschrägt, ebenso
wie bei der vorigen und den beiden folgenden Arten, weshalb dieselben zu
einem Formenkreis mit Bul. ustulatus Sow. als Typus zusammenzufassen
sind. Die Nabelgegend wird durch den vorgezogenen Spindelrand wenig
verdeckt.
10. Bulimulus (Naesiotus) venustus nov. sp. — Taf. I, Fig. 7.
Char. T. profunde rimata, conica, solida, irregulariter strigata vel
plicata, nitida, sordido-lutea-lnteo-unifasciata; sutura simplex, luteofasciata;
anfractus 63/4— embrionales fusci graciliter costati, 3.-5. subplani inerte
lineis spiralibus notati, ultimus parum inflatus, prope aperturam breviter
descendens; apertura subvertiealis, semiovalis, intus albida; peristoma
simplex, margine dextro parum incrassato superne arcuato, basi cum
columellari dilatato subtorto plicato canalem formans.
Long. 13,3 (11,8), di am. maj. 7 (6), min. 6,4 (5,5) mm.
Apert. long. 6 (5), lat. 4,2 (3,5) mm. ,
Hab. Charles-Island (Wolf).
Gehäuse tief geritzt, kegelförmig, festschalig, unregelmässig gestreift
oder gefältet, glänzend, schmutziggelb mit hellerer Nahtbinde; Naht einfach,
gelb gesäumt; von den 63/4 — 7 Umgängen sind die embrionalen zierlich
rippenstreifig und stark angedunkelt, vom 3. bis 5. zeigen die fast ebenen
Umgänge undeutliche Spirallinien, der letzte ist wenig aufgetrieben und
fällt an der Mündung schräg ab; die wenig schräge Mündung stellt an-
nähernd einen Kreisausschnitt von 120° dar; Mündung innen weisslich
bis blassviolett; der einfache Mundsaum ist am rechten Rande kaum ver-
dickt, oben leicht geschweift; der Spindelrand ist wenig gedreht und bildet
an der Basis eine kräftige Ecke mit dem Aussenrande. Die verbreiterte
Spindel verdeckt den Nabel nur wenig.
Die zwei in der Grösse verschiedenen Gehäuse zeigen gleiche Ver-
hältnisse; das kleinere ist heller, die Ränder der Nahtbinde sind jedoch
dunkler gefärbt, so dass die Zeichnung sehr an mul . ustulatus Sow. er-
innert, dem die Art übrigens sehr nahe steht.
18
11. Bulimulus (. Naesiotus ) calvus Sow. — Taf. I, Fig. 8.
Bulinus calvus Sow. in Proc. Zool. Soc. 1833, p. 72.
„ ,, Müll. Synops., p. 27.
„ „ Sow. Conch. III, f. 41.
Buliminus calvus Beck ind., p. 70, N. 29.
Bulimus calvus Lam. ed. Dh. 123, p. 179.
,, „ Pfr. Mon. Hel. viv. II, p. 225.
,, „ Beeve. Conch. ic., Pl. XX, sp. 126.
„ „ Chemn. ed. II, Bul. N. 327, t. 62, 1. 37, 38.
„ „ ( Naesiotus ) Pfr. Aers., p. 161.
Bulimulus clavus ( [Omphalostyla ) Ad. Gen., p. 161.
,, calvus ,, Cless. Nomencl., p. 254.
Hab. James-Island (Cuming), Charles-Island (Wolf).
Diese Art kennen wir nun von zwei Inseln ebenso wie den Formen-
kreis des Bul. nux Brod. zuzüglich des Bul. incrassatus Pfr. — Einzelne
Stücke zeigen eine mehr gedrungene Form und fast kreisrunde Mündung,
infolge dessen der letzte Umgang stark eingeschnürt erscheint. Die Nabel-
gegend ist durch den erweiterten Spindelrand mehr verdeckt als beim
Typus. Auch sind derartige Exemplare etwas kleiner, aber dunkler ge-
zeichnet, sowie auch innen schön violett gefärbt. Yermittelnde Ueber-
gangsformen sprechen für die Unhaltbarkeit einer Varietät.
Die im Chemnitz 1. c. gegebene Abbildung ist zu dunkel.
12. Bulimulus ( Naesiotus ) Jacöbi Sow.
Bulinus Jacobi Sow. in Proc. Zool. Soc. 1833, p. 74.
„ ,, Müll. Synops., p. 29. ,
„ „ Sow. Conch. III, f. 45.
Buliminus Jacobii Beck ind., p. 70, N. 32.
Bulimus Jacobi Lam. ed. Dh. 127, p. 281.
„ „ Pfr. Mon. Hel. viv. II, p. 98.
,, „ Reeve. Conch. ic., Pl. XXI, sp. 135.
„ „ ( Naesiotus ) Pfr. Vers., p. 160.
Bulimulus Jacobi (Omphalostyla) Ad. Gen., p. 161.
„ „ ( Naesiotus ) Cless. Nomencl., p. 254.
Hab. James-Island (Cuming).
13. Bulimulus (Naesiotus) pallidus nov. sp. — Taf. I, Fig. 9.
Char. T. anguste umbilicata, orato-conica, solidula, arcuatim striata,
prope aperturam plicata, lineis granulosis spiralibus notata, subpellucida,
opaca, luteo-cinerea , pallide albocincta; spira acnminata; sutura profunda;
anfractus fere 7 convexi, embrionales graciliter costulati , ultimus sutura
profundiore sejunctus; apertura obliqua, ovalis, paulum ampliata, intus
albida; peristoma simplex, marginibus callo nitido junctis, margine dextro
arcuatim rotundato, parum ampliato, intus lamella alba limbato, collumel-
lari reflexo patente.
Long. 12,7, diam. maj. 6,6, min. 5,7 mm.
Apert. long. 5, lat. extus fere 4 mm.
Hab. Albemarle- Island (Wolf). — „200 bis 800 Fnss Höhe, ziemlich
trockene Zone, an Gebüschen und Steinen“. (Wolf.)
Gehäuse eng genabelt, gewölbt, kegelförmig, ziemlich festschalig, bogig
gestreift, nach der Mündung zu gefältelt, mit einer Anzahl sehr feiner
gekörnelter Spirallinien, ziemlich durchscheinend, matt, schmutzig-gelb mit
blasser Nahtbinde; Gewinde zugespitzt; Naht tief; annähernd 7 Umgänge,
stakt gewölbt, die embrionalen zierlich gerippt, der letzte durch eine tiefere
Naht getrennt; die Mündung ist schräg, oval und nach aussen ein wenig
19
erweitert, innen weiss; der Mnndsaum ist einfach, der Aussenrand bogig
gerundet und schwach zurückgeschlagen, an der Innenseite mit einer
wreissen Lamelle belegt; der Spindelrand ist zurückgebogen, doch verdeckt
er kaum den Nabel und ist durch einen glänzenden Callus mit dem
Aussenrande verbunden.
Von den 4 Stücken ist nur eins vollendet.
14. Bulimulus (. Naesiotus ) cinereus nov. sp. — Taf. I, Fig. 10.
Char. T. umbilicata, subconica, tenera, longitudinaliter et spiraliter
granulöse striata, obsolete cinerea; spira obtuso-acutiuscula; sutura pro-
funda; anfractus 6 convexi, aequaliter accrescentes; apertura obliqua, ob-
longo-rotundata; peristoma callo tenui juncto, simplex, acutum, paulum
ampliatum, margine dextro arcuato-rotundato, columellari dilatato reflexo
prominente.
Long. 10, di am. maj. 6, min. 5,3 mm.
Apert. long. 4,3, lat. extus 3,4 mm.
Hab. James-Island (Wolf).
Gehäuse offen genabelt, stumpf kegelförmig, ziemlich dünnschalig,
sehr zierlich gekörnelt, schmutzig aschfarben; Gewinde mässig stumpf;
Naht kräftig und tief, ohne Sculptur; die 6 gewölbten Umgänge steigen
gleichmässig an; Mündung schräg, fast oval; Mundsaum einfach, scharf,
wenig erweitert; Mündungswand mit zartem Callus belegt, Aussenrand
bogig gerundet, der verbreiterte Spindelrand stark vorgezogen und den
Nabel nicht einengend.
Die zwei leidlich erhaltenen Stücke sind vollständig ausgebildet. Diese
Art bildet innerhalb der Gruppe Naesiotus mit den beiden vorhergehenden
einen eigenen Formenkreis, welcher dem westlichen Theile des Archipels
angehört.
15. Bulimulus (Naesiotus) rugulosus Sow. — Taf. I, Fig. 11 a, b.
Bulinus rugulosus Sow. Couch. III, f. 87.
Bulimus rugulosus Pfr. Mon. Hel. viv. II, p. 118.
,, „ Reeve. Conch. ic., PI. XX, sp. 128.
„ ,, Desh. Traite elem. Conch., p. 99, N. 117, t. 142 A, f. 9 — 11.
„ „ ( Naesiotus ) Pfr. Vers., p. 160.
Bulimulus rugulosus ( Omphalostyla ) Ad. Gen., p. 161.
,, ,. ( Naesiotus ) Cless. Nomencl., p. 254.
Hab. Chatham-Island. (Cuming, Wolf.)
„300—600 FusSj, Gebüsche, Felsen, unter Steinen, gemein. Spielt
hier ganz die Rolle wie Bul. nux Brod. auf Charles.“ (Wolf.)
Die vorliegenden 7 Stück sind zumeist recht gut erhalten. Dieselben
besitzen im Gegensatz zu der bei Pfeiffer T. c. wie bei Reeve 1. c. ge-
gebenen Diagnose nur 7 bis reichlich 71/2 Umgänge. Auch sind die Ge-
häuse nicht bräunlich - olivenfarben, sondern schön rothbraun gefärbt.
Uebrigens sind die von Wolf gesammelten Stücke kleiner, als bei Pfeiffer
angegeben; das grösste misst in der Länge 18, das kleinste nur 15,5 mm.
Die Abbildung im Reeve ist zu schlank, wie auch der Wirbel zu spitz.
16. Bulimulus (Naesiotus) ventrosus nov. sp. — Taf. I, Fig. 12 a, b.
Char. T. late rimata, oblongo-ovalis, tenera, nitida, arcuatim striata,
lineis granulosis spiralibus gracillime notata, sericea, pallide lutescens,
fascia pallidiore cincta; spira acutiuscula; sutura plicose-marginata ; anfractus
20
6 2/s — 7 1/2 convexi, embrionales costulati, cluo Ultimi ventrose intlati; co-
lumella subrecta; apertura obliqua, protracta, ovalis, intus nitens; peri-
stoma simplex, marginibus callo nitido junctis, dextro rotundato, expanso,
eolumellari reflexo patente.
Long. 17,5 (16,8), di am. maj. 8,3 (7,3), min. 7,2 (6,3) mm.
Apert. long. 7,5 (6,6), lat. 5,2 (4,6) mm.
Hab. Barrington-Island (Wolf).
ß. T. plicata, nitidissima, pallide-fusca.
Hab. Chatham-Island (Wolf).
„Gemein auf der ganzen Insel (Barrington-Island). Vertritt Bul. nux
Brod., rugulosus Sow. und Wolfi nov. sp. der anderen Inseln.“ (Wolf.)
Gehäuse kräftig geritzt, verlängert-eiförmig , zart, bogig gestreift, mit
körneligen Spirallinien sehr zierlich gezeichnet, seidenglänzend, blass
gelblich mit hellerer Nahtbinde; Gewinde ziemlich spitz; Naht runzelig be-
säumt; Umgänge 62/3 — 7 1/2 , gewölbt, die embrionalen fein gerippt, die
beiden letzten aufgetrieben; Spindel fast gerade; Mündung schräg, infolge
dessen oben vorgezogen, oval, innen glänzend; Mundsaum einfach, Mün-
dungswand mit zartem, glänzendem Callus belegt; Aussenrand wenig er-
weitert, Spindelrand umgeschlagen und verbreitert.
Drei erwachsene und ein unvollendetes Stück von Barrington-Island;
zwei ebenfalls unvollendete von Chatham-Island. Die letzteren sind ge-
fältelt, glänzen lebhafter und sind dunkler gefärbt.
Auch diese Art kennen wir somit von 2 Inseln; immerhin zeigt aber
jede der Formen ihre Eigenthümlichkeiten besonders in Färbung und Glanz.
Die Art scheint in ihren Formverhältnissen nicht constant zu sein,
wie dies die beiden Figuren veranschaulichen.
17. Bulimulus (. Naesiotus ) galapaganus Pfr.
Bulimus Galapaganus Pfr. in Proc. Zool. Soc. 1854, p. 58.
„ „ ( Naesiotus ) Pfr. Vers., p. 160.
„ „ Pfr. Mon. Hel. viv. IV, p. 503.
Bulimulus Galapaganus ( Naesiotus ) Cless. Nomencl., p. 254.
Hab. Galäpagos (teste Pfeiffer J. c.).
Die unter 15 — 17 aufgezählten Arten bilden eine Untergruppe, welche
sich auf den Osten des Archipels beschränkt. Dies dürfte sich auch für
Bai. galapaganus Pfr. bestätigen, über welche Art allerdings eine genauere
Fundortangabe bisher fehlt.
18. Bulimulus (. Naesiotus ) acutus nov. sp. — Tat. I, Fig. 13.
Char. T. profunde rimata, elongato-conica, tenera, opaca, arcuatim
striata, lineis granulosis spiralibus notata, obsolete rufeseens, pallide fusco-
bicincta; spira acuta; sutura linealis; anfractus 7 1/2 plani aequaliter accres-
centes, embrionales gracillime costulati, ultimus ad aperturam paulum
ascendens; apertura parum obliqua, semiovalis; peristoma simplex, mar-
ginibus basi compressis subparallelis, dextro superne leviter arcuato, eo-
lumellari expanso reffexo adnato; columella leviter torta, basi angulum
form ans.
Long. 13, diain. maj. fere 6, min. 5,25 mm.
Apert. long. 5, lat. extus 3,6 mm.
Hab. Chatham-Island (Wolf).
„900 — 2000 Fuss. Feuchte Orte, Baumstämme etc. ; sehr häufig.“ (Wolf)*
21
Gehäuse tief geritzt, schlauk, kegelförmig, zart, matt, bogig gestreift
mit körneligen Spirallinien gezeichnet, schmutzig, graubraun, mit zwei
wenig dunkleren Binden; Gewinde spitz; Naht kaum vertieft, linienförmig;
die 71/2 Umgänge sind flach und steigen gleichmässig an, die embrionalen
sehr zierlich gerippt, der letzte an der Mündung ein wenig ansteigend.
Die Mündung ist nur wenig schräg, halbeiförmig; Mundsaum einfach,
gerade; Aussenrand und Spindelrand annähernd gleichlaufend, vereinigen
sich in einem Winkel an der Basis. Spindel umgeschlagen und verbreitert,
Yon dieser Art liegen nur 2 Stück vor, davon eins noch unvollendet.
19. Bulimulus ( Naesiotus ) curtus nov. sp. — Taf. 1, Big. 14.
Char. T. profunde rimata, ovato-conica, tenera, pellucida, nitida, plicis
irregularibus ramulosis sculpta, lutescens vel rufescens, interdum pallide
unifasciata; spira obtuso-acutiuscula; sutura vix impressa, rugulosa; an-
fractus 7 — 7 1/2 subplani, embrionales gracillime costulati, ultimus sutura
profundiore sejunctus; apertura subrecta, semiovalis, intus subnitens;
peristoma simplex, rectum, marginibus subparallelis callo nitido junctis,
dextro superne leviter areuato, columellari plicose torto prope umbilicum
patente reflexo adnato.
Long. 10, 25 (8,7), diam. maj. 5 (4,1), min. 4,2 (3,8) mm.
Apert. long. 4,25 (3,5), lat. 3 (2,7) mm.
Hab. Chatam-Island (Wolf).
„900 — 2000 Fuss. Feuchte Orte, Baumstämme etc.; sehr häufigu.
(Wolf.)
Gehäuse tief geritzt, gewölbt kegelförmig, zart, durchscheinend, glänzend,
mit unregelmässigen verästelten Fältchen geziert, gelblich oder hellbraun,
bisweilen mit einer blassen Nahtbinde. Gewinde ziemlich spitz. Naht
wenig vertieft, fein runzelig. 7— 72/2 schwach gewölbte Umgänge bilden
das Gehäuse, die embrionalen sehr fein gerippt, der letzte durch eine
tiefere Naht abgeschnürt. Die fast gerade Mündung ist halbeiförmig und
innen glänzend. Der Mundsaum ist einfach, geradeaus mit fast gleich-
laufenden Rändern, die auf der Mündungswand durch einen glänzenden
Callus verbunden sind. Der Aussenrand ist oberhalb schwach gekrümmt;
der Spindelrand mit deutlicher Falte, erweitert, wenig zurückgeschlagen.
Diese Art bildet mit der vorhergehenden einen eigenen Formenkreis,
der sich, soweit bis jetzt bekannt, nur auf Chatam-Island findet.
20. Bulimulus ( Naesiotus ) rugiferus Sow.
Bulinus rugiferus Sow. in Proc. Zool. Soc. 1883, p. 36.
,, ,, Müll. Synops., p. 25.
„ ,, Sow. Conch. III, f. 40.
Cochlicellus rugifer Beck ind., p. 63, N. 11.
Bulimus rugiferus Lam. ed. Dh. 117, p. 276.
,, ,, Pfr. Mon. Hel. viv. II, p. 115.
,, ., heeve. Conch. ic., PI. XX, sp. 118.
,, ,, ( Naesiotus ) Pfr. Vers., p. 160.
Bulimulus rugiferus ( Omphalostyla ) Ad. Gen., p. 161.
„ „ ( Naesiotus ) Cless. Nomencl., p. 254.
Hab. Jacob-Island (Cuming).
21. Bulimulus ( Naesiotus ) nudus nov. sp. — Taf. I, Fig. 15.
Char. T. (in calcem versa) elongato-conica, fusiformis, perforata, soli-
dula, irregulariter plicata vel costata, albide unifasciata; spira acuta; sutura
22
raediocris, nodulosa; anfractus 8^4 convexi, aequaliter accrescenies ; nucleus
laevis (?); apertura paulum obliqua, semiovalis; peristoma simplex, mar-
ginibus callo tenui junctis, dextro superne angulariter adnato, cum colnmellari
stricto arcuatim juncto.
Long. fere 18, di am. maj. 8, min. 7,25 mm.
Apert. long. abunde 6, lat. 4 mm.
Hab. Charles-Island (Wolf).
Gehäuse schlank, spindelförmig, durchbohrt, ziemlich festschalig, un-
regelmässig gefältelt bezw. gerippt, mit weisslicher Nahtbinde. Gewinde
spitz; Naht seicht, leicht höckerig besäumt; Umgänge 8x/4, gewölbt und
gleichmässig ansteigend; Wirbel glatt (?). Mündung wenig schräg, halb-
eiförmig; Mundsaum einfach, geradeaus; Aussenrand oben winkelig an-
schliessend, Spindelrand gerade. Spindel nur wenig umgeschlagen, die
Nabelgegend kaum verengend. Mündungswand mit einem dünnen Callus belegt.
Von den beiden stark calcinirten Gehäusen ist das eine noch leidlich
gut erhalten. Der Form nach steht die Species zwischen Bul. sculpturatus
Pfr. und rugiferus Sow. ; sie unterscheidet sich von diesen besonders durch
bedeutendere Grösse und weniger ausgesprochene Sculptur.
22. Bulimulus {Naesiotus) sculptur atus Pfr.
Bulimus sculpturatus Pfr. in Proc. Zool. Soc. 1846, p. 29.
„ „ Pfr. Mon. Hel. viv. II, p. 183.
,, ,, Reeve. Conch. ic., PI. XX, sp. 125.
,, „ ( Naesiotus ) Pfr. Vers., p. 161.
Bulimulus sculpturatus ( Omphalostyla ) Acl. Gen., p. 161.
„ ,, ( Naesiotus ) Cless. Nomencl., p. 254.
Hab. Galäpagos (Darwin).
23. Bulimulus ( Naesiotus ) Darwini Pfr.
Bulimus Darwini Pfr. in Proc. Zool. Soc. 1846, p. 29.
„ ,, Pfr. Mon. Hel. viv. II, p. 199.
„ „ ( Naesiotus ) Pfr. Vers., p. 161.
,, Darwinii Reeve. Conch. ic., PI. XX J, sp. 136.
Bulimulus Danvini ( Omphalostyla ) Ad. Gen., p. 157.
„ „ ( Naesiotus ) Cless. Nomencl., p. 254.
Hab. Galäpagos (Darwin).
24. Bulimulus (. Naesiotus ) Wolfi nov. sp. — Taf. II, Fig. 1 a, b.
Char. T. ventroso-conica, perforata vel umbilicata, solida, subnitida,
lutescens, arcuatim strigata, apud aperturam nodoso-plicata, albide unifasciata;
spira ventrosa, acutiuscula; sutura subprofunda; anfractus 7 lineis spira-
libus tenerrime sculpti, ultimus sutura profundiore sejunctus, in produc-
tione fasciae magis minusve sulcatus ibique utrimque nodoso-plicatus;
nucleus graciliter striatus; apertura obliqua, quinquangularis, tridentata;
peristoma callosum, marginibus callo incrassato albo junctis, dextro sinuoso
basi cum columellari obliquo angulum formans. Dens columellaris tinem
efficit rugae spiralis a nucleo orientis, item parietalis paulo restans, tertius
sulcam respondet.
Long. 13, 25 — 14, diam. maj. abunde 8, min. 7,5 mm.
Apert. long. 6, lat. extus 4,7 mm.
Hab. Indefatigable-Island (Wolf).
„An Lavafelsen, unter Steinen etc. Spielt die Rolle wie Bul. nux
Brod. auf Charles-Island und Bul. rugulosus Sow. auf Chatam-Island“. (Wolf.)
23
Gehäuse bauchig kegelförmig, durchbohrt bezw. genabelt, derb, schwach
glänzend, blass, aschgelb, bogig gestreift, nahe der Mündung unregelmässig
höckerig gefältelt, mit blasser schmaler Nahtbinde. Gewinde bauchig,
ziemlich spitz verlaufend. Naht wenig vertieft; Umgänge 7, mit feinen
Spirallinien geziert; der letzte, durch die tiefer einschneidende Naht stärker
abgeschnürt, ist an der Stelle der Nahtbinde mehr oder weniger gefurcht
und daselbst beiderseits knotig gefältelt (Fig. 1 b). Wirbel fein gestreift.
Mündung schräg, fünfeckig, dreizähnig. Der verdickte Mundsaum ist
durch einen starken weissen Callus verbunden. Der Aussenrand ist oben
wie unten eingewickelt und bildet an der Basis mit dem schrägen, mässig
verbreiterten Spindelrande ebenfalls eine scharfe Ecke. Der Columellar-
zahn stellt das Ende einer Spindelfalte dar, ebenso entspringt der etwas
zurücktretende Parietalzahn weiter oben; der dritte Zahn entspricht dem
Ende der oben erwähnten Furche auf dem Aussenrande.
Zwei erwachsene und ein unvollendetes Stück. Die Art steht dem
Bul. Darwini Pfr. sehr nahe, unterscheidet sich aber von diesem bei
einem Umgänge mehr durch geringere Grösse, schwach hervortretende
Sculptur und das Vorhandensein eines dritten Zahnes auf dem Aussenrand.
25. Bulimulus ( Naesiotus ) Simrothi nov. sp. — Taf. II, Fig. 2.
Char. T. ovato-conica, perforata vel umbilicata, subsolida, cinerascens,
ramose strigata, pallide unifasciata, apud aperturam fasciae loco suicata
ibique nodoso-plicata; spira ventrosa, acutiuscula; sutura subprofunda,
crenata; anfractus 62/4 convexi, ultimus sutura profundiore sejunctus;
nucleus tenerrime striatus; apertura perobliqua, quinquangularis; peristoma
simplex, rectum, margine dextro paulo infracto infra angulato, columellarem
strictum retorsum petens.
Long. fere 9, diam. maj. 5,67, min. 5,4 mm.
Apert. long. 4,5, lat. abunde 3 mm.
Hab. Albemarle-Island (Wolf).
„1000— -2000 Fuss. Feuchte Region, nicht gemein.“ (Wolf.)
Gehäuse bauchig kegelförmig, durchbohrt bezw. genabelt, ziemlich fest-
schalig, gelbgrau, ästig gestreift, mit blasser Nahtbinde, an deren Stelle
nahe der Mündung eine Furchung eintritt, welche beiderseits kräftig her-
vortretende knotenartige Falten zeigt. Gewinde aufgetrieben, spitz ver-
laufend; Naht gekerbt, wenig vertieft; Umgänge 6 1/4 , gewölbt, die obersten
zierlich gestreift, der letzte durch eine tiefere Naht mehr abgeschnürt.
Mündung sehr schräg, deutlich fünfeckig; Mundsaum einfach, geradeaus,
am Aussenrande zwischen den beiden scharfen Ecken etwas eingekniffen;
Spindel gerade, zurückgeschlagen, bildet mit dem Aussenrand an der Basis
eine deutliche Ecke.
Diese interessante Art ist nur in drei Stücken vorhanden, welche zudem
noch nicht völlig erwachsen sein dürften. Ein Stück ist deformirt, was
auch bei mehreren anderen Arten zu beobachten ist, so z. B. Bul. curtm
nov. sp., bei welch’ letzterem sich ebenfalls die Umgänge dichter äuf-
winden, so dass das Gehäuse auffallend gedrungen erscheint; nicht immer
ist eine äussere Verletzung nachzuweisen.
Der Formenreichthum dieser Gruppe, welche wiederum engere Formen-
kreise unter sich darbietet, ist in seiner Mannigfaltigkeit ein erneutes
24
Zeugniss für die stete Anpassung an die örtlichen und klimatischen Ver-
hältnisse. Eine weitere Erforschung der einzelnen Inseln dürfte noch
manche interessante Aufschlüsse ergeben, was besonders von der grössten
aber noch verhältnissmässig wenig untersuchten Insel Albemarie gilt, von
welcher nur zwei Vertreter der Gruppe Naesiotus Albers bekannt sind.
Der Formenkreis des Bid. nux Brod. (sp. 1 — 11) beschränkt sich auf
Charles-Island und Chatam-Island, auf letzterer bisher nur in zwei Arten
beobachtet; dagegen sind hier einschliesslich der Insel Barrington die For-
menkreise des Bul. rugulosus Sow. und curtus nov. sp. nur auf Chatam
vertreten. Die unter Bul. JDarwini Pfr. als Typus zusammenzufassenden
Formen (sp. 20 — 25) finden sich, soweit genauere Angaben vorliegen, nur
auf den westlichen Inseln Charles, Indefatigable, James und Albemarle,
auf welch’ letzteren beiden auch noch der Formenkreis des Bul. Jacoln
Sow. (sp. 12 — 14) hinzukommt.
26. Bulimulus ( Pleuropyrgus ) terebra nov. sp. — Taf. II, Fig. 3.
Char. T. perforata, turrita, gracilis, laevis, nitida, solidula, strigis
sericeis tenerrime ornata, unicolor corneo-fuscus; spira elongata, subulata,
acutiuscula; sutura Simplex; anfractus abunde 15 convexi aequaliter
accrescentes, ultimus ad aperturam inflatus parumque ascendens; colu-
mella subrecta, retorsa; apertura parum obliqua, basi rotundata compressa,
ad suturam augulata; peristoma simplex, margine dextro parum expanso,
columellari superne dhatato, reflexo adnato.
Long. 18—19, diam. maj. 4,67, min. 4 mm.
Apert. long. 3,33, lat. 2,25 mm.
Hab. Chatam-Island. (Wolf.)
„900 — 2000 Fuss. Feuchte Region, an bemoosten Felsen und unter
Steinen; häufig.“ (Wolf.)
Gehäuse durchbohrt, thurmförmig, schlank, glatt, glänzend, ziemlich
festschalig, zart seidenartig gestreift, dunkel hornfarben. Gewinde ge-
streckt, pfriemenförmig, ziemlich spitz. Naht einfach. Reichlich 15 gleich-
mässig ansteigende Umgänge bilden das Gehäuse, der letzte ist nach der
Mündung zu aufgetrieben und schwach ansteigend. Spindel fast gerade,
umgeschlagen. Mündung nur wenig schräg, an der gerundeten Basis ver-
engt; Mundsaum einfach mit nur wenig erweitertem Aussenrand; Spindel-
rand nahe der Nabelgegend verbreitert und umgeschlagen.
Die Art liegt nur in 4 Stücken vor, wovon blos eins gut erhalten. Im
Gegensätze zur folgenden Art ist das Gehäuse glatt, durchbohrt, der letzte
Umgang nahe der Mündung ansteigend; auch ist die Mündung an der
Basis zusammengedrückt.
27. Bulimulus ( Pleuropyrgus ) chemnitmoides Forbes. — Taf. II, Fig. 4.
Bulimus chemnitzioides Forbes in Proc. Zool Soc. 1850, p. 55, t. 9, f. 6.
„ „ Chemn. ed. II, Bul. N. 118, t, 81, f. 21—23.
„ „ Pfr. Mon. Hel. viv. III, p. 303.
„ „ ( Naesiotus ) Pfr. Vers., p. 160.
Bulimulus chemnitzioides ( Omphalostyla ) Ad. Gen., p. 161.
„ „ ( Pleuropyrgus ) Giess. Nomencl., p. 254.
Hab. Chatam-Island (Wolf).
„300—600 Fuss, an Felsen und unter Steinen mit Bul. rugulosus
Sow. Häufig.“ (Wolf.)
25
Die Art ist dreibindig; die oberen zwei liegen oberhalb der Naht,
das dritte färbt die Nabelgegend. Durch Verschmelzung der beiden oberen
Binden erscheinen die Gehäuse viel dunkler gezeichnet. Von jeder Bänder-
varietät liegen 3 Stück vor.
28. Bulimulus (. Pleuropyrgus ) lima nov. sp. — Taf. II, Big. 5.
Char. T. perforata, turrita, parum ventricosa, gracilis, costata, nitida,
tenera, albida, pellucida, fusco-bicincta; spira acutissima; sutura crenata;
anfractus fere 11 convexi, aequaliter accrescentes , ultimus ad aperturam
ventrosus, tres primi. laeves idem ultimus; columella subrecta, retorsa;
apertura perpendicularis, subovalis, parum ampliata, basi rotundata; pe-
ristoma simplex, margine dextro leviter arcuato parum expanso, colu-
mellari superne dilatato, reflexo, adnato.
Long. 11, diam. maj. 3,5, min. 3 mm.
Apert. long. 2,75, lat. intus 1,75 mm.
Hab. Chatam-Island. (Wolf.)
„Mit Bul. terebranov. sp., selten, nur 2 Exemplare mitgebracht.“ (Wolf.)
Gehäuse durchbohrt, thurmförmig, etwas aufgetrieben, zierlich, gerippt,
glänzend, weisslich , durchscheinend, mit zwei chocoladenbraunen Binden.
Gewinde sehr spitz verlaufend. Naht gekerbt. Umgänge fast 11, gewölbt,
gleichmässig ansteigend, der letzte nahe der Mündung aufgetrieben, die
drei obersten glatt, ebenso wie die Gegend zunächst der Mündung. Spindel
ziemlich gerade, umgeschlagen ; Mündung senkrecht, annähernd eiförmig,
der Aussenrand Avenig verbreitert, Basis gerundet; Spindelrand oberhalb
verbreitert.
Diese niedliche Art, nur in einem Stück vertreten, zeichnet sich durch
die geringere Anzahl der Umgänge und geringere Grösse vor den beiden
anderen der Gruppe Pleuropyrgus Mart. aus.
Die eben erwähnte Gruppe beschränkt sich nach den bisherigen Unter-
suchungen auf die Insel Chatam.
Pelecostoma nov. sect. gen. Bulimuli Leach.
Char. T. elongato-conica, perforata, tenera, nitidissima; anfractus
aequaliter accrescentes; apertura obliqua, securiformis; peristoma simplex,
rectum; testa notatur ruga columellari a nucleo aperturam petente. Sectio
praecedenti continuatur. — Typus: Bul. canaliferus nov.'sp.
Gehäuse schlank kegelförmig, durchbohrt, zart, stark glänzend; Um-
gänge gleichmässig zunehmend; Mündung schräg, beilförmig; Mundsaum
einfach, geradeaus; die Arten kennzeichnen sich durch eine vom Wirbel
ausgehende Spindelfalte, die im Gaumen aufhört oder bis zur Mündung vortritt.
Die Gruppe steht nach Pleuropyrgus Mrts. und ist wie diese auf
Chatam-Island beschränkt.
29. Bulimulus (Pelecostoma) canaliferus nov. sp. — Taf. II, Fig. 6.
Char. T. elongato-conica, fusiformis, usque ad nucleum perforata,
tenera, nitidissima, subtiliter arcuatim striata, lutescens vel corneo-fusca,
fasciis fuscis latis bicincta; spira acuta; sutura linealis; anfractus 8y2 bis
10 plani aequaliter accrescentes, basi compressis; nucleus laevis, fuscus;
apertura obliqua, a latere compressa, angusta, securiformis; peristoma
simplex, marginibus callo nitido junctis, dextro superne angulatim adnato,
26
basi cum columellari subincrassato angulum formans; perforatio excavatione
spirali canaliforme dentem a nucleo apeiluram petendem formans.
Long. 10 (8), diam. maj. 4,25 (3,75), min. 4 (3,5) mm.
Apert. iong. 3,5 (3), lat. 2 (1,75) mm.
Hab. Cbatam-Island. (Wolf.)
„900—2000 Fuss, im Moos, an Schattenpflanzen, besonders Farren,
sehr häufig“. (Wolf.)
Gehäuse verlängert kegelförmig, spindelförmig, bis zum Wirbel durch-
bohrt, zart, stark glänzend, zierlich bogig gestreift, gelb bis bräunlich
hornfarben, mit zwei breiten braunen Bändern gezeichnet; Gewinde spitz;
Naht linienförmig. Umgänge 8!/2 — 10, flach, ganz gleichmässig zunehmend,
an der Basis zusammengedrückt; Wirbel glatt, braunroth. Mündung
schräg, von der Seite her zusammengedrückt, eng, beilförmig; Mundsaum
einfach, Mundränder durch einen glänzenden Callus verbunden; Aussen-
rand an der Mündungswand eingewinkelt, an der Basis mit dem Spindel-
rande eine scharfe Ecke bildend. Die in der Durchbohrung umlaufende
canalförmige Spindelfalte lässt sich am besten mit den Zügen eines Gewehr-
laufes vergleichen.
Die Art weist bedeutende Unterschiede in Zahl der Umgänge und
Grösse auf; die oben angegebenen Maasse entsprechen der grössten bezw.
kleinsten Form unter 4 erwachsenen Stücken.
30. Bulimulus {Felecostoma) cymatoferus nov. sp. — Taf. II, Fig. 7.
Char. T. exigua, conico-turrita, perforata, tenera, diaphana, glaberrima,
nitidissima, concolor lutescens; spira acutiuscula; sutura mediocris; an-
fractus abunde 6 convexi aequaliter accrescentes ; apertura obliqua, subovalis,
intus nitida; peristoma simplex, margine dextro paulum ainpliato, columel-
lari leviter torto, basi rotundatum ; columella ruga spirali limbata, aperturam
testae adultae non attingente; alia ruga spiralis albida in parie aperturali
simplici medio eveniens aperturam attingit.
Long. 2,75 bis 3, diam. maj. 1,5, min. 1,33 mm.
Apert. long. 1, lat. vix 1 mm.
Hab. Chatam-Island. (Wolf.)
Gehäuse klein, kegelförmig gethürmt, durchbohrt, dünnschalig, durch-
scheinend, ganz glatt und stark glänzend, gelblich hornfarben; Gewinde
ziemlich spitz; Naht massig vertieft; reichlich 6 Umgänge, gewölbt und
gleichmässig ansteigend. Mündung schräg, annähernd eiförmig, innen
glänzend ; Mundsaum einfach mit schwach erweitertem Aussenrande und leicht
gedrehtem Spindelrand, an der Basis gerundet. Spindel mit einer Spiral-
lamelle belegt, welche beim erwachsenen Gehäuse die Mündung nicht
erreicht. Eine zweite ebenfalls weisse Spirallamelle tritt auf der Mitte der
Mündungswand auf, und läuft bis an die Mündung vor. Bei unvollendeten
Exemplaren herrscht die Spindellamelle vor, im letzten Umgänge verflacht
sie sich aber schnell und verschwindet dann gänzlich.
Die Gruppe Felecostoma nov. sect. steht den Achatinellen sehr nahe
und es erscheint fraglich, ob dieselbe als solche unter Bulimulus Leach.
bestehen kann. Leider sind die Weichtheile, wie bei allen übrigen Arten,
so auch hier, durch Ameisen etc. zerstört, so dass vorläufig allein mit
den Gehäusecharakteren gerechnet werden muss.
27
II. Buliminus Ehrenbg.
31. Buliminus (. Rhaphiellus ) achatinellinus Forbes. — Taf. II, Fig. 8.
Bulimus achatinellinus Forbes in Proc. Zool. Soc. 1850, p. 56^ t. 9, f. 5.
„ „ Chemn. ed. II, Bul. N. 112, t. 31, f. 19, 20.
„ „ Pfr. Mon. Hel. viv. III, p. 429.
„ „ ( Rhaphiellus ) Pfr. Vers., p. 160.
Bulimulus achatinellinus ( Omphalostyla ) Ad. Gen., p. 161.
Bulimina achatellina ( Rhaphiellus ) Cless. Noraencl., p. 300.
Hab. Galäpagos (Cuming), Chatham-Island (Wolf).
Das von mir abgebildete Stück, leider das einzige, weicht in ver-
schiedenen Punkten mehr oder weniger von der in Pfeiffer ’s Mon. 1. c.
gegebenen Diagnose ab.
Die Länge beträgt nur 19 gegen 22 mm, der Durchmesser 9 gegen
11 mm; ebenso sind die Mündungsverhältnisse entsprechend kleiner.
Dabei weist aber unser Gehäuse 1/2 Umgang mehr auf (8Y2)* Die im
Chemnitz 1. c. gegebene Abbildung ist allerdings sehr wenig geeignet, zum
Vergleich herangezogen zu werden. — Freilich zeigt unser Stück am
letzten Umgang eine Verletzung, die auch in der mit Portraitäbnlicbkeit
ausgefübrten Abbildung angegeben ist. Nur eine Vergleichung mit den
Forbes’schen Originalexemplaren kann hier entscheiden. Ueber das Vor-
kommen bemerkt Wolf:
„900 — 2000 Fuss, an bemoosten Felsen, scheint selten, konnte kein
lebendes gutes Exemplar finden“.
III. Pupa Drp.
32. Pupa ( Leucochila ) munita nov. sp. — Taf. II, Fig. 9.
Cbar. T. profunde rimata, ovato-cylindracea, apice obtuso, tenera,
diaphana, laevis, opaca, pallide cornea vel albicans; sutura mediocris; an-
fractus 5 — convexi, apertura subverticalis , rotundata, callosa, plica
bituberculata in tränte parietis aperturalis, alteraque columellari parum
restante, praeterea 4 denticuli magis minusve debiles in margine dextro;
peristoma marginibus latis reflexis callo rotundato junctis.
Long. 2,5, diam. fere 1,5 mm.
Apert. long. 1, lat. fere 1 mm.
Hab. Albemarl e-Island (Wolf).
„An Gebüsch in der Nähe des Meeresufers.“ (Wolf.)
Gehäuse tief geritzt, eiförmig cylindrisch, mit stumpfem Wirbel, dünn-
schalig, durchscheinend, glatt, matt, blass bornfarben bezw. weisslicb; Naht
mässig vertieft; 5 — ö1/2 gewölbte Umgänge; Mündung fast senkrecht, rund,
wulstig, mit einer zweihöckerigen Lamelle auf der Mündungswand, ferner
einem einfachen etwas zurücktretenden Spindelzabne, sowie 4 kleineren
Zäbncben im Aussenrande, die aber mit Ausnahme des der Parietallamelle
gegenüberstehenden häufig fehlen. Der breite Mundsaum ist umgeschlagen
und durch einen gerundeten Callus verbunden.
Die Art steht der in der Provinz Guayaquil in Ecuador häufigen
Pupa Wolfii Miller sehr nahe, welche zum Vergleiche Taf. II, Fig. 11
abgebildet ist.
33. Pupa ( Leucochila ;) clausa nov. sp. — Taf. II, Fig. 10.
Char. T. profunde rimata, ovato-cylindracea, apice, obtuso, tenera,
laevis, opaca, pallide cornea vel albicans; sutura subprofunda; anfractus
4
28
42/s convexi; apertura subverticalis , rotundata, dentibus numerosis coarc-
tata; dens parietalis bisulcus in faucem descendens, idem columellaris ; in
margine dextro juxta dentem perlongum validum utrimque 2 dentes de-
biles; peristoma marginibus parum dilatatis vix reflexis callo rotundato junctis.
Long. 2,2, di am. 1,25 mm.
Apert. long. 0,9, lat. 0,8 mm.
Hab. Indefatigable-Island (Wolf).
„An Gebüschen in der Nähe des Meeresufers.“ (Wolf.)
Gehäuse tief geritzt, eiförmig eylindrisch, mit stumpfem Wirbel, dünn-
schalig, glatt, matt, blass hornfarben bezw. weisslich; Naht ziemlich tief;
42/3 gewölbte Umgänge; Mündung fast senkrecht, rund, durch zahlreiche
Zähne verengt; der zweitheilige Parietalzahn zieht sich tief in den Schlund
hinab, ebenso der Spindelzahn; im Aussenrande stehen neben dem kräftig
entwickelten Mittelzahne (gegenüber dem Parietalzahn) beiderseits 2 klei-
nere Zähnchen, welche bisweilen fehlön. Der Mundsaum ist wenig er-
weitert und kaum umgeschlagen, durch einen gerundeten Callus verbunden.
Die Art ist eine weitere Entwickelungsform der Papa Wolfii Milk,
zu welcher Pupa munita nov. sp. von der Insel Albemarie hinüberleitet.
IV. Succinea D rp.
34. Succinea ( Tapada ) Bettii Smith.
Succinea Bettii Smith in Proc. Zool. Soc. 1877, p. 72, t. XI, f. 8.
Hab. Chatham-Island (A. Smith 1. c.).
35. Succinea ( Tapada ) Wolfi nov. sp. -- Taf. II, Eig. 12 a, b.
Char. T. ovata vel auriformis, ventrosa, perfragilis, pellucida, evidenter
striata, succinea vel subfusca; spira brevis, apice acutissimo; anfractus
abunde 3 convexi, ultimus inflatus; sutura profunda; columella arcuata;
apertura obliqua, ovalis, superne rotundata, marginibus callo tenerrimo
junctis, dextro ampliato, columellari pertorso recedente.
Long. 11, diam. maj. 7,75, min. 5 mm.
Apert. long. 6,35, lat. 4 mm.
Hab. Chatham-Island (Wolf).
„900—2000 Fuss, feuchte Region; an Schattenpflanzen, zwischen Moos,
an Felsen, häutig.“ (Wolf.)
Gehäuse oval bezw. ohrförmig, bauchig, sehr zerbrechlich, durch-
scheinend, kräftig gestreift, bernsteinfarben oder röthlichbraun; Gewinde
kurz, mit sehr spitzem Wirbel; Umgänge reichlich 3, gewölbt, der letzte
aufgetrieben; Naht tief; Spindel geschweift; Mündung schräg, eiförmig,
oben gerundet; Ränder durch einen feinen Callus verbunden, Aussenrand
erweitert, Spindelrand stark gedreht und zurücktretend.
Yar. producta. — Taf. II, Fig. 12 c.
Char. T. elongata, turrita, fusca, spira ablonga, apice acutissimo; an-
fractus 3 2/3 convexi, ultimus inflatus; apertura truncato-ovalis ; peristoma
fusco-limbatum, marginibus subparallelis, dextro superne arcuato, columellari
deflecto, basi rotundatis.
Long. 10,25, diam. maj. 5, min. 3,5 mm.
Apert. long. 6,35, lat. 4 mm.
Hab. Ibidem (Wolf).
29
Gehäuse langgezogen, thurmförmig, braun, mit verlängertem Gewinde
und sehr spitzem Wirbel; 32/3 gewölbte Umgänge, der letzte aufgetrieben;
Mündung gedrückt eiförmig; Mundsaum rostfarben berändert mit ziemlich
gleichlaufenden Rändern; Aussenrand oben bogig gerundet, Spindelrand
an der Basis stark ausgebogen.
Succinea Wolfi nov. sp. unterscheidet sich von S. Bettii Smith vor-
nehmlich durch den oben gerundeten Aussenrand (apertura superne ro-
tundata), an welcher Stelle die letztere im Gegensätze hierzu verschmälert
erscheint (apertura superne angustata, Smith 1. c.), was auch die daselbst
gegebene Abbildung bestätigt.
Unsere var. producta ist nur in einem Stück vorhanden; sie fällt
auf durch ihre ausserordentlich schlanke Form und % Umgang mehr.
Y. Helicina Lam.
36. Helicina Wolfi nov. sp. — Taf. II, Fig. 13.
Char. T. depressa, lenticularis, tenuiuscula, confertim striata, corneo-
fulva; spira brevis, acutiuscula; sutura linealis; anfractus 4y2 plani,
regulariter accrescentes ; apertura obliqua, transverse triangularis; eolumella
Simplex, retrorsum in callum nitidum; peristoma rectum. — Operculum
semiovale, rubellum.
Diam. maj. 3,5, alt. 2,6 mm.
Apert. lat. 1,7, alt. 1,5 mm.
Hab. Chatham-Island (Wolf).
„900—2000 Fuss, feuchte Region; an Schattenpflanzen zwischen Moos,
an Felsen häufig“. (Wolf.)
Gehäuse gedrückt, linsenförmig, zart, dicht gestreift, bräunlich horn-
farben; Gewinde kurz, ziemlich spitz; Naht linienförmig; Umgänge 41/ 2,
flach, regelmässig zunehmend; Mündung schräg, schief, dreieckig; Spindel
einfach, in den glänzenden Gallus übergehend; Mundsaum geradeaus. —
Deckel halbeiförmig, röthlich.
Auch für dieses Genus bilden die Galäpagos - Inseln eine Brücke
zwischen polynesischen und amerikanischen Arten.
Zur bequemeren Uebersicht sei noch eine Zusammenstellung der nun-
mehr bekannten Arten gegeben:
I. Gen. Bulimulus Leach.
Sect. Naesiotus Alb.
1. eschariferus Sow. Chatham-Island (Darwin).
2. unifasciatus Sow. Charles-Island (Cuming, Wolf).
3. nucula Pfr. Charles Island (Wolf).
4. verrucosus Pfr. Galäpagos (t. Pfr. 1. c.).
5. asperatus Alb. Charles-Island (Wolf).
6. nux Brod. Charles-Island (Cuming, Wolf).
7. incrassatus Pfr. Chatham-Island (Wolf),
var .sulcatus Charles-Island (Wolf).
„ nuciformis Pet. Charles-Island (Wolf).
8. ustulatus Sow. Charles-Island (Cuming, Wolf).
9. invalidus nov. sp. Charles-Island (Wolf).
4*
30
10. venustus nov. sp Charles-Island (Wolf).
11. calvus Sow. James-Island (Cuming), Charles-Island (Wolf).
12. Jacobi Sow. James-Island (Cuming).
13. pallidus nov. sp. Albemarle-Island (Wolf).
14. cinereus nov. sp. James-Island (Wolf).
15. nigulosus Sow. Chatham-Island (Cuming, Wolf).
16. ventrosus nov. sp. Barrington-Island (Wolf),
var. ß. Chatham-Island (Wolf).
17. galapaganus Pfr. Galäpagos (t. Pfr. 1. c.).
18. acutus nov. sp Chatham-Island (Wolf).
19. curtus nov. sp. Chatham-Island (Wolf).
20. rugiferus Sow. James-Island (Cuming).
21. nudus nov. sp. Charles-Island (Wolf).
22. sculpturatus Pfr. Galäpagos (Darwin).
23. Darwini Pfr. Galäpagos (Darwin).
24. Wolfi nov. sp. Indefatigable-Island (Wolf).
25. Simrotm nov. sp. Albemarle-Island (Wolf)
Sect. Pleuropyrgus Mrts.
26. terebra nov. sp. Chatham-Island (Wolf).
27. chemnitzioides Forb. Chatham-Island (Wolf).
28. lima nov. sp. Chatham-Island (Wolf).
Sect. Pelecostomci nov. sect.
29. canaliferus nov. sp.
30. cymatoferus nov. sp.
II. Gen. Buliminus Ehrenbg.
Sect. Bliaphiellus Pfr.
31. achatinellinus F
III. Gen. Pupa Drp.
Sect. Leucochila Mrts.
32. munita nov. sp.
33. clausa nov. sp.
IY Gen. Succinea Drp.
Sect. Tapada Stud.
34. Bettii Smith.
35. Wolf nov. sp.
var. producta.
Y. Gen. Helicina Lam.
36. Wolf nov. sp.
Chatham-Island (Wolf).
Chatham Island (Wolf).
Chatham-Island (Wolf).
Albemarle-Island (Wolf).
Indefatigable-Island (Wolf).
Chatham-Island (t. Smith 1. c.).
Chatham-Island (Wolf).
Chatham-Island (Wolf).
Chatham-Island (Wolf).
n
31
Es waren demgemäss bisher bekannt 18 Arten; im Ganzen wurden
von Dr. Wolf gesammelt (ungerechnet der noch in Stuttgart auf bewahrten)
28 Arten, darunter 17 neu.
Bei einer kritischen Musterung der Formen fällt deren eigenartiges
Verhalten bezüglich der Localität zu ihren betreffenden Faunengebieten
ganz besonders auf. So finden sich die den polynesischen Formen an-
schliessenden Bidimulus canaliferus nov. sp., cymatoferus nov. sp. und
Bulimihus achatin ellinus Forb. auf der östlichsten Insel Chatham, hin-
gegen die Verwandten der Pupa Wolfii Miller von Ecuador auf den west-
lichen Inseln Albemarie und Indefatigable, und zwar so, dass die der
genannten Art am nächsten stehende P. munita nov. sp. auf Albemarie
und die weniger ähnliche P. clausa nov. sp. auf Indefatigable, also dem
Festlande näher, vorkommt. — Für ein derartiges Uebergreifen der Formen
ist keine erschöpfende Erklärung zu finden. Nach der jetzigen Richtung
der Meeresströmungen können wir uns das Auftreten von polynesischen
Formen nicht deuten; jedenfalls ist es nicht ausgeschlossen, dass zur Zeit
einer Besiedelung mit diesen die Meeresströmungen ganz andere gewesen
sind als heutzutage. Für die Beurtheilung der amerikanischen Formen
wäre es von grossem Interesse, die Fauna der westlich von Chile gelegenen
Inseln Mas-a-fuera, Juan Fernandez, Felix und Ambrose eingehend
zu erforschen, da diese Inseln vom peruanischen Humboldtstrom berührt
werden, welcher weiter nördlich von der Küste von Peru in gerader
Richtung auf die Galäpagos-Inseln zuströmt. Die von Smith hervorgehobene
Aehnlichkeit der Succinea Bettii Smith mit der auf Mas-a-fuera lebenden
Succinea rubicunda Pfr. lässt diese Annahme als berechtigt erscheinen.
Noch zu erwähnen ist eine eigenartige Convergenz der Charaktere von
Bid. Wolfi bezw. B. Simrothi und den beiden Species von Pupa. Auf
Indefatigable-Islan d finden sich der kräftig gezähnte Bid. Wolfi und
die mit vielen Zähnchen und Lamellen ausgestattete Pupa clausa ; auf
Albemarie- Island zeigt Pupa munita eine viel schwächere Bezahnung
und Bul. Simrothi , dem Bid. Wolfi sehr nahe stehend, charakterisirt sich
durch den Mangel jeglicher Zahnbildung. Dieser Umstand lässt auf grössere
Trockenheit des betreffenden Standortes bei Indefatigable -Island als bei
Albemarle-Island schliessen.
Wohl selten wird man Localitäten finden, welche es infolge ihrer Ab-
geschlossenheit gestatten, von den vorhandenen Formen Folgerungen auf
die Bildungsursachen und Einflüsse zu machen, welche im Grossen und
Ganzen die Veranlassung zu den verschiedenartigen Wandelformen gegeben
haben, wie dies bei der Fauna der Galäpagos-Inseln der Fall ist.
Tafelerklärung.
Tafel I.
Tafel II.
Fi g-
1.
Bulimulus unifasciatus Sow.
Fig.
1.
Bulimulus Wolfi nov. sp.
Fi g.
2.
B. nucula Pfr.
Fig.
2.
B. Simrothi nov. sp.
Fig.
3.
B. asperatus Alb.
Fig.
3.
B. terebra nov. sp.
Fig.
4 a.
B. incrassatus Pfr.
Fig.
4.
B. chemnitzioides Forbes.
Fig.
4b,
c.
B. incrass. var. sulcatus.
Fig.
5.
B. lima növ. sp.
Fig.
4d.
B. incrass. var. nuciformis
Fig.
6.
B. canaliferus nov. sp.
Petit.
Fig.
7.
B. cymatoferus nov. sp.
Fig.
5.
B. ustulatus Sow.
Fig.
8.
Buli minus achatinellinus For-
Fig.
6.
B. invalidus nov. sp.
bes. (?)
Fig.
7.
B. venustus nov. sp.
Fig.
9.
Pupa munita nov. sp.
Fig.
8.
B. calvus Sow.
Fig.
10.
P. clausa nov. sp.
Fig.
9.
B. pallidus nov. sp.
Fig.
11.
P. Wolfii Miller.
Fig.
10.
B. einer eus nov. sp.
Fig.
12a,
b. Succinea Wolfi nov. sp.
Fig.
11a,
b.
B. rugulosus Sow.
Fig.
12 c.
S. Wolfi var. producta.
Fig.
12a,
b.
B. ventrosus nov. sp.
Fig.
13.
Helicina Wolf nov. sp.
Fig.
13.
B. acutus nov. sp.
Fig.
14.
B. curtus nov. sp.
Fig.
15.
B. nudus nov. sp.
IV. lieber habituelle Aeliiilichkeiten generell
verschiedener Pflanzen.
Von Dr. K. Reiche.
Wenn verschiedene Arten derselben Gattung in der Summe ihrer
äusseren , dem unbefangenen Blick sich darbietenden Merkmale , also in
ihrem Habitus, nahe überein stimmen , so kann darin bei der phylogene-
tischen Verwandtschaft der betreffenden Arten nichts Bemerkenswertes
liegen , zumal da die Grenzen derselben, besonders in den polymorphen
Typen, bisweilen fliessende und daher bis zu gewissem Grade conventio-
neile sind. Etwas anders liegen die Verhältnisse, wenn wir habituelle
TJebereinstimm ungen oder doch Aehnlichkeiten über den Rahmen einer
Gattung hinaus in eine andere übergreifen sehen , wobei letztere nicht
einmal immer derselben Familie anzugehören braucht. Dann ist die Aehn-
lichkeit sicherlich nicht mehr der Ausdruck einer inneren Stammesverwandt-
schaft, sondern sie ist eine rein äusserliche, repraesentative , aber doch,
wie wir sehen werden, nicht ganz uninteressante.
Ich lasse zunächst eine kleine Liste von Gewächsen folgen , welche,
paarweise der gleichen Familie angehörig, die habituelle Aehnlichkeit deut-
lich darzuthun vermögen, bis zu dem Grade, dass sie von Anfängern ohne
genauere Untersuchung überhaupt nicht als verschieden erkannt werden.
Cardamine amara — Nasturtium officinale (Cruciferen).
Myosotis sparsiflora — Omphalodes scorpioides (Borragineen).
Asperula arvensis — Sherardia arvensis (Stellaten).
Campanula patida (weissblüthige Rasse) — Wahlenbergia linarioides
(Campanulaceen).
Chrysanthemum inodorum — Anthemis arvensis\ n
Inula britannica — Pulicaria dysenterica \ l^0mP0Sltenk
Malachium aquaticum — Stellarm nemorum (Caryophylleen).
Selinum carvifolium -— Thysselinum palustre ) (
Chaerophyllum aromaticwm — A egop o diump odagragriaj ^ u m Dei llei eD )•
Älopecurus pratensis — Phleum pratense (Gramineen).
In diesen , mit einer einzigen Ausnahme der deutschen Flora ent-
lehnten Beispielen betrifft die Aehnlichkeit Standort und Grösse des Ge-
wächses, Verzweigung und Blattform , Gestalt und Farbe der Blüthe —
also alle der sinnlichen Wahrnehmung sich zunächst darbietende, von der
Phytographie als unwesentlich betrachtete Merkmale. Eine genauere Ana-
lyse von Blüthe und Frucht rechtfertigt dann nachträglich die generische
Trennung.
Seltener sind die Fälle, wo derartige Aehnlichkeiten von Vertretern
weit verschiedener Familien repräsentirt werden; da alsdann noth wendiger
Ges. Isis in Dresden, 1898. — Abli. 4.
34
weise der Blüthenbau bedeutende Abweichungen aufweist, so kann die
Analogie der beiden verglichenen Arten keine so vollständige sein; noch
am reinsten ausgeprägt finde ich sie zwischen
Monsonia speciosa (capensische Geraniacee) — Pulsatilla (gross-
blüthige, europäische Spec.).
Wendtia gracilis (chilenische Geraniacee) — - Potentilla (keine be=
stimmte Art, sondern der Gesammteindruck).
Hier lässt sich die Aehnlichkeit, ohne der Künstelei zu verfallen, trotz
der grossen oder mittelgrossen Blüthen noch aufrecht erhalten. Dies wird
um so mehr der Fall sein, als die Blüthen, bei sonstiger Uebereinstimm-
ung in den Vegetation sorganen , klein und unscheinbar werden , weil sie
dann trotz ihres abweichenden Baues die Gesammterscheinung nicht be-
einflussen. Für diesen Fall mögen die hier nebeneinander gestellten Ra-
nuncidus miser , Ranunculacee (Fig. 2) und Boivlesia tripartita , Umbellifere
(Fig. 1), zur Erläuterung dienen.
Häufig kommt es vor, dass in den Vegetationsorganen eine weit-
gehende Uebereinstimmung herrscht, dass die betreffenden Gewächse also im
nichtblühenden Zustand als einander nahestehend betrachtet werden können,
während ein Blick auf die Blüthe genügt, sie auseinander zu halten; so
35
Eryngium spec. ... Cirsium , Carduus (allgemein: „Disteln^).
Viola rosulata und Verwandte . . . Nassauvia , gewisse Saxifragen
mit grundständiger Blattrosette.
Euphorbia spec. . . . Cactaceen (Cereus) . . . Stapelien.
Ueberhaupt sehen wir, dass gewisse allgemeine Züge der äusseren
Form gern wiederkehren ; das letzte der obengenannten Beispiele beweist
es schon; den Compositen und ümbelliferen ähnliche Formen finden wir
unter den Monocotylen durch die Eriocauleen repräsentirt , und einige
australe Arten von Eryngium machen einen ganz monocotylen Eindruck
nicht nur im äusseren, sondern auch im anatomischen Aufbau ihrer Vege-
tationsorgane. Fiederpalmen, Baumfarne und Cycadeen sind Schopfbäume
mit gefiederten Blättern aus sehr verschiedenen Klassen des Systems.
Derartige übereinstimmende Organisationen können z. Th. in Abhängigkeit
von gleichen Lebensbedingungen vom Finalstandpunkte aus verständlich
gemacht, aber nicht erklärt werden; so die Reihe Euphorbia spec. — Cac-
teen — Stapelien , welche sämmtlich blattlose Succulenten der Tropen
und Subtropen sind; in anderen Fällen sind es morphologische Ueber-
einstimmungen, welche wir nur als Thatsache hinnehmen können.
In den vorstehenden Ausführungen handelt es sich um gemeinsame
Züge des äusseren Aufbaues, während die Blüthen wesentliche Unterschiede
zeigten. Aber es kommt, wiewohl seltener, vor, dass die Blüthen in ihrer
äusseren Configuration (trotz aller Verschiedenheit der systematischen Zu-
gehörigkeit) einander sehr nahe kommen, während die Vegetationsorgane
gar nicht vergleichbar sind.
So sind z. B. die Blüthen von Alisma plantago und Banunculus
aquatilis nur unwesentlich durch ihre Grösse*) und die Gliederzahl ihrer
Blattkreise verschieden — wenn wir vom morphologischen Detail absehen.
Letzteres kommt aber für die Biologie der Blüthe gar nicht in Betracht;
beide Blüthen werden nach Kirchner**) in ganz derselben Weise bestäubt
(von Dipteren) oder sind bei ausbleibendem Insectenbesuch autogam. —
Die Blüthe der überaus zierlichen Conanthera bifolia R. et P., welche in
Chile vorkommt, erinnert auffällig an die von Solanum dulcamara\ dass
sie ßzählig ist , während die andere dem özähligen Typus folgt , erklärt
sich aus der respectiven Zugehörigkeit zu den Liliaceen und den Solana-
ceen , und ist wiederum biologisch belanglos. Den Grad der Ueberein-
stimmung kann man aus folgender Gegenüberstellung erkennen:
Conanthera bifolia.
Perigon ßzählig, Zipfel bis zum Grunde
frei, etwas zurückgebogen, dunkelblau.
Stb. 6, mit kurzen, am Grunde zusammen-
hängenden Stf. und laugen, gelben, zu
einem Kegel zusammengeneigten A.; ihre
Oeffnung durch einen Porus an der Spitze.
Solanum dulcamara.
Kione tief 5theilig, ausgebreitet oder
etwas zurückgebogen; dunkelblau. Stb. 5
mit kurzen, am Grunde zusammenhängen-
den Stf. und langen, gelben, zu einem Kegel
zusammenneigenden A. ; ihre Oeffnung er-
folgt durch einen Porus an der Spitze.
Die Aehnlichkeit der Conanthera mit einem Solanum wird dadurch
noch ausgesprochener, dass zur Blüthezeit die Laubblätter fast ganz ver-
*) Alisma ranunculoides und Banunculus Flammula sind einander im abgeblühten
Zustande, wo die Zahl und Farbe der Petalen nicht mehr zum Unterschiede zu ver-
werthen sind, an den moorigen Teichufern des nordwestlichen Deutschlands zum Ver-
wechseln ähnlich! (Anm. d. Red.).
**) Kirchner: Flora von Stuttgart, pg. 183 und 264.
trocknet sind; so hebt sich also nur der Schaft mit seiner Blüthenrispe
ungefähr fusshoch über den Boden.
Es wurde schon oben beiläufig bemerkt , dass die Ursachen dieser
habituellen Anklänge und Uebereinstimmungen innere , morphologische,
also unserer Erkenntniss unzugängliche sind. Immerhin lassen sich an
diese Erscheinung einige allgemeine Betrachtungen knüpfen.
Es sind aus dem Thierreich zahlreiche Fälle bekannt, wo eine Art
von einer zweiten einer anderen Gattung in ihrer äusseren Erscheinung
nachgeahmt wird, wodurch sie alle die Yortheile geniesst, welche die erstere
etwa im Kampf ums Dasein durch ihre Leibesform oder Farbe gewinnt.
Zu dieser als Mimicry*) bezeichneten und allgemein bekannten Erscheinung
giebt es im Pflanzenreich kein Analogon und kann es keines geben, weil
sich das Leben der sesshaften Pflanze unter ganz anderen Bedingungen
abspielt , als das des ortwechselnden Thieres. Aber versuchen wir einmal
den widerstrebenden Gedanken zu vollziehen, dass eine Pflanze wie ein
Thier auf Nahrungserwerb auszugehen hätte, so müssen wir zugeben, dass
dann die habituelle Aehnlichkeit der oben genannten Pflanzenpaare der
natürlichen Auslese eine Handhabe bieten würde , jene Analogien mehr
und mehr in der Richtung zu steigern, in welcher sie sich der einen Art
als günstig erweisen. Und da wir ferner keinen Grund zu der Annahme
haben , warum habituelle Analogien nicht eben auch im Thierreich sich
finden sollten, so könnten wir in ihnen einen möglichen Ausgangspunkt (ich sage
nicht den einzig möglichen) der als Mimicry bezeichneten Lebensäusserung
erblicken. Wir hätten uns dann vorzustellen, dass rein morphologische
Uebereinstimmungen oder doch Anklänge dem Kampf ums Dasein dienst-
bar gemacht, d. h. in bestimmter Richtung gesteigert würden. Eben diese
Anschauung macht uns aber gleichzeitig zur Pflicht, jede formelle Ana-
logie generisch verschiedener Thiere nicht ohne das entscheidende Beob-
achtungsmaterial für einen Fall von Mimicry zu erklären; er könnte sehr
wohl auch auf blosser repräsentativer Aehnlichkeit beruhen.
Constituciön (Chile), October 1891.
*) J. Thallwitz: Ueber Mimicry; diese Berichte 1890, Abhdlg. 3,
37
Y. Ueber neue Tertiärpflanzen von Grünberg in Schlesien.
Von H. Engelhardt.
Die Kenntniss von den in den Schichten der Tertiärformation der
Provinz Schlesien eingebetteten Pflanzenresten ist bisher eine im Verhält-
niss zur Grösse des Gebietes geringe geblieben. Wohl hat uns Göppert
in seinen „Beiträgen zur Tertiärflora Schlesiens“, noch mehr in „Die ter-
tiäre Flora von Schossnitz in Schlesien“ einen Einblick in die Pflanzen-
welt, welche während der Tertiärzeit Schlesien belebte, thun lassen, doch
umfassen diese Arbeiten nur einige Localitäten, nicht das ganze Gebiet.
Die wenigen Bemerkungen, welche mir über „Tertiärpflanzen von Kunzen-
dorf bei Sagan in Schlesien“ (Sitzungsb. d. Isis in Dresden, 1877, Heft I)
und über „Tertiärpflanzen von Grünberg in Schlesien aus dem Provinzial-
Museum zu Königsberg in Pr.“ (Schriften d. physik.-ökon. Gesellschaft,
1866) zu machen vergönnt waren, konnten nur wenig zur Bereicherung
des Wissens über besagten Gegenstand beitragen. Darum muss jeder neue
Fund mit Freude begrüsst werden. Herr Bergwerksdirector Schröder
hatte einen solchen im Grünberger Gebiete gemacht und seine mit grosser
Sorgfalt gesammelten Fossilien Herrn Bergrath von Rosenberg über-
mittelt, welcher die Güte hatte, sie mir zur Bestimmung zuzusenden. Sie
sind reich an Zahl, zeigen aber die schon mehrfach erwähnte Eigentüm-
lichkeit, dass sie nur wenigen Arten zugewiesen werden können. Doch
setzen sie uns in die Lage, unsere Kenntniss zu erweitern, weshalb ich
mich zu Bemerkungen über dieselben berufen fühle. Sie stammen theils
aus dem Liegenden der Kohle, theils aus der Kohle selbst, die meisten
fanden sich jedoch in dem Thone des Hangenden.
Aus dem unter der Kohle befindlichen Thone sind vorhanden:
Poacites laevis Heer.
Ein Blattspreiten stück.
Andromeda protogaea Ung.
Ein Blatt
Cassia phaseolites Ung.
Ein Blättchen.
Aus der Kohle stammen:
Pinus (Abies) sp.
Eine Anzahl Zapfen. Diese sind am Grunde 17 mm. breit, die voll-
ständigen 55 mm. lang. Nach oben werden sie immer schmäler und enden
in gebogener Spitze. Sie stehen Pinus (Abies) Mac Glurii Heer sehr
nahe.
Ges. Isis in Dresden, 189g. — Abli. 5.
38
Ainus gracilis Ung.
Ein wohlerhaltenes Zäpfchen.
Symplocos radobojana Ung.
Eine Frucht. Sie sticht durch ihr Gelbbraun vom Dunkelbraun der
Kohle ab.
Nyssa Orniihöbroma Ung.
Eine Menge Früchte.
Juglans Goepperti Ludw.
Eine Frucht, 2,2 cm. breit, 3 cm. hoch.
Aus dem hangenden Thon fanden sich vor:
Pteris oeningensis Ung.
Ein grösseres und zwei kleinere Fiederstücke.
Pteris Gaudini Heer.
Ein vereinzelter Fieder.
Phragmites oeningensis Al. Br.
Breite Blattstücke mit schön ausgeprägter Nervatur und kleine Blatt-
fetzen. Ausserdem kleine flachgedrückte Halmstücke mit wohlerhaltenen
Knoten und an denselben befindlichen Wurzelnarben. Wurzelzasern.
Arundo Göpperti Münst. sp.
Mehrere recht grosse Rhizomstücke mit vielen grossen Wurzelnarben.
Kleinere mit conischen, an der Spitze abgeflachten Enden.
Junens retr actus Heer.
Halm stücke.
Samen eines Gypergrases.
Glyptostrobus europaeus Heer.
Lange, vielfach verästelte Zweigstücke. Einzelne Zweigelchen. Zäpfchen,
noch an Zweigstücken befestigt, meist aber isolirt, in Länge von 2 cm
und etwas darüber, geschlossen und geöffnet. Sehr häufig!
Betula prisca Ett.
Blätter, Kätzchen. Häufig!
Bettda Brongniarti Ett.
Blätter. Weniger häufig als vorige!
Ainus Kefersteinii Göpp. sp.
Gestielte und quergespaltene Zäpfchen. Blätter. Nicht selten!
Ainus gracilis Ung.
Zwei Fruchtstände mit Zäpfchen.
Quercus sp.
Ein Blatt, dem beiderseitig der Rand fehlt. Im übrigen erinnert es
an Qu. Klipsteinii Ett.
Carpinus grandis Ung.
Eine wahre Musterkarte schöner Blätter. Häufig auch männliche
Kätzchen mit noch erhaltenen Staubgefässen.
Ficus tiliaefolia Al. Br. sp.
Massenhaft Blätter in allen Grössen. Auf einem Blattstücke eine Galle.
Salix angusta Heer. (?)
Ein Blattstück, welches wahrscheinlich hierher gehört
39
G-ardenia Wetderi Heer.
Früchte und Frachtschalen. Alle zeigen einen dicken, seitwärts ge-
wendeten Stiel.
Andromeda protogaea Ung.
Blätter und Blattstücke. Die meisten lang, nur eins klein.
Nyssa Ornithobroma Ung.
Zwei Früchte, welche einige Millimeter länger sind als die von Unger
abgebildeten.
Rhamnus Gaudini Heer.
Ein ausgezeichnet erhaltenes Blatt. Eine Anzahl Blattstücke. Ein
Stengelstück mit Dorn.
Rhamnus Rossmässleri Heer.
Ein Blatt.
Juglans mlinica Ung.
Ein grosses Blatt.
Rhus Pyrrhae Ung.
Ein Blättchen mit schön erhaltener Nervatur, die bis ins Einzelnste
verfolgt werden kann.
Nerium sp.
Nur der Grundtheil eines Blattes. Ist N. Sarthacense Sap. ähnlich.
Carpolites nitens Heer.
Zwei Samen.
Carpolites sp.
Nicht selten! Breitgequetschte Früchte mit dünner holziger Schale
und Fruchtstieleindruck. —
Wenn man bedenkt, dass innerhalb der Kohlenlager ausser den Hölzern
nur wenig Fossilien gefunden werden, so dürfte die geringe Zahl der aus
den Grünberger und anderen schlesischen bekannt gewordenen genügen,
die schlesischen Braunkohlen als mit denen der sächsischen Lausitz gleich-
alterig zu erklären.
Mehr Artenreste haben uns die über ihnen befindlichen Thone überliefert.
Fragt man nach den Stufen, aus welcher sie bisher bekannt geworden sind,
so zeigt sich, dass beinahe alle vom Oberoligocaen bis zum Obermiocaen,
ja ein nicht unbeträchtlicher Theil sogar bis ins Pliocaen hinein vorhanden
gewesen sind und lässt sich darum hieraus kein Schluss auf ihr Alter
machen. Besser ergeht es uns nicht, wenn wir diejenigen Species heraus-
heben, die sich durch auffällige Anzahl ihrer Reste besonders bemerklich
machen und deshalb wohl auch in der Vegetation vorherrschend waren,
denn von ihnen sind anderwärts welche an oligocänen, andere an miocänen
Fundorten in gleicher Weise vorgefunden worden. Es bleibt uns deshalb
nichts übrig, als den Charakter der vorweltlichen Vegetation im Ganzen zu
bestimmen, sie mit den Gliedern der jetztweltlichen, welche ihr entsprechen,
zu vergleichen und deren Verbreitungsgebiete als massgebend für die da-
maligen klimatischen Verhältnisse gelten zu lassen. Da stellt sich denn
sofort heraus, dass die durch die neuen Funde in weiterer Ausdehnung
bekannt gewordene Flora einen miocaenen Charakter aufweist, denn sie
zeigt ein Gemisch von Vertretern der warmen und der gemässigten Zone
auf. Betrachten wir aber das Verhältniss beider zu einander, so macht
40
sich ein ganz bedeutendes Vorherrschen der letzteren geltend, was auf ein
jüngeres Alter innerhalb des Miocaen, auf eine Annäherung an das Pliocaen
hinweist. Sollten sich bei weiterer Ergänzung des Materiales bei Neufunden
— ich zögere, auf Grund der geringen Zahl der Petrefacten schon jetzt
eine ganz bestimmte Meinung auszusprechen — die Proportionen nicht
ändern, so könnte der die Kohle deckende Thon auf Grund der in ihm
geborgenen Florenreste als obermiocaen bezeichnet werden.
Zusatz.
Bei dem Interesse, das man neuerdings den Tertiärpflanzen Schlesiens
zuwendet, will ich nicht versäumen, über solche aus dem Thone von
Ullersdorf eine Mittheilung zu machen. Durch Herrn Bergrath v. ßosen-
berg kamen mir Zeichnungen von solchen, die von dem Gutsbesitzer
Starke daselbst herrührten und in dem Nachlasse des Geheimrath Prof.
Göppert vorgefunden worden sind, zu Gesicht. Letzterer bezeichnet sie
als „sehr treu angefertigtV Leider scheinen blos 5 Tafeln erhalten ge-
blieben zu sein. Indem ich alle Bruchstücke als unbestimmbar weglasse,
nenne ich die Namen der Fossilien:
Taf. 1. Grewia crenata Ung. sp. , Populus mutabilis Heer, Populus
Gaudini Heer (?), Rhododendron retusum Göpp. (?), Salix Integra
Göpp., Salix media Heer.
Taf. 2. Juglans bilinica Ung.
Taf. 3. Carpinus grandis Ung., Carpinus ostryoides Göpp.
Taf. 4. Glyptostrobus europaeus Heer, Salvinia Mildeana Göpp., Betula
prisca Ett. , Betula Brongniartii Ett. (Göppert bezeichnete ein
Spitzenbruchstück mit Betula caudata).
Taf. 5. Ficus tiliaefolia Al. Br. sp., Myrica rugosa Göpp., Carpinus
grandis ♦
Noch ist Taf. 18 vorhanden mit der Unterschrift Göpperts: „Flora der
Miocänformation zwischen der mittleren Elbe und der oberen und unteren
Oder“. Sie enthält folgende Abbildungen von aus der Braunkohle
stammenden Fossilien:
Anona cacaoides Zenk. sp., ilfa(/^o^a-Fruchtstand, Potamogeton geni-
culatus Al. Br. (?), Rossellinia congregata Beck sp. (vgl. Abh. d. Ges.
Isis in Dresden, 1887, IV), Livistma Geinit zi Engelk., Nyssa Ornitho-
broma Ung.
YI. Mittlieilungen über die sächsischen Exemplare des
Botrychium rutifolium A. Br.
Von Dr. Arno Naumann.
(Mit Tafel III.)
In dem 1888er Jahrgange der Isis-Abhandlungen findet sich eine Notiz,
nach welcher Herr Gartenin spec-tor Posch arsky das für Sachsen neue
Botrychium rutaceum Sw. = Botrychium rutifolium A. Br. am grossen
Winterberg aufgefunden hat.
Der Güte des Finders verdankt unser Herbarium der Flora Saxonica
(Botanische Sammlung der K. Technischen Hochschule) eine Anzahl von
Exemplaren, die ganz zweifellos der obengenannten Art zugehören und
von folgender Etikette begleitet sind:
Botrychium rutaceum Sw .=. Botrychium matricarioides W. Sachs. Schweiz:
Grosser Winterberg an grasigen Wegen. 9. Sept. 1888.
Bei der Durchmusterung unseres sächsischen Botrychium- Materials fand
sich ein Botrychium*) , das in folgender Weise etikettirt war:
Osmunda ramosa = Botrychium matricarioides Willd. Sturm, germ. fase. 6
— in der sächsischen Schweiz gefunden 1802, desgleichen im Blase-
witzer Hölzchen.
Auch dieses Exemplar ist mit Sicherheit als Botrychium rutifolium
A. Br. anzusprechen.
So ist bereits von dem damaligen Sammler das von Ascherson für
synonym mit Osmunda ramosa Roth gehaltene**) rutaceum Willd. durchstrichen
und ganz richtig durch matricarioides Willd. ersetzt worden.
An Abbildungen des B. rutifolium A. Br. waren mir zum Vergleiche
zugänglich:
Flora danica, tab. 18, obere Figur;
Sturm: Deutschlands Flora, 6;
Schkuhr: Handbuch der kryptogam. Gewächse, Tab. 155 a.
Die Exemplare stimmten mit denselben gut überein.
Ausserdem fanden sich gelungene Abbildungen in den Werken der
*) Wahrscheinlich aus der Sammlung des Justizamtmann Rodig in Schwarzen-
berg (später in Stolpen), die mit dem Biener’schen Nachlass an uns gekommen ist.
**) Meiner Ansicht nach lassen die Beschreibungen von Roth: Tentamen Florae
Germaniae, 1788, pag. 444, Nr. 2, und Borckhausen: Römer’s Archiv für Botanik
I, 3, pag. 8, Nr. 3, auch bei Vergleich mit den von Borckhausen aufgeführten Ab-
bildungswerken keinen Grund erkennen, der diese Synonymie stützt. Im Gegentheil
scheint mir die Abbildung in Clusi: Historia rarior. plant., Antwerpen 1601, auf
welche sich der von Borckhausen citirte Caspar ßauhin (Pin. p. 355) bei Lunaria
racemosa ramosa mojor rückbezieht, viel eher ein B. rutifolium A. Br. zu sein.
Ges. Isis in Dresden, 1892. — Abh.£6.
42
älteren Autoren, welche schon frühzeitig diese Species sowie matricariae -
folium A. Br. von B. lunaria als Arten zu scheiden wussten.
Die Aufzählung dieser Antiqua unterlasse ich, da dieselben vollkommen
erschöpfend in Milde ’s vorzüglicher Arbeit: Botrychiorum Monographia*),
pag. 56 — 60 und pag. 150 aufgeführt sind.
Bei genauer Prüfung der oben erwähnten Exemplare von B. ruti -
folium A. Br. nach dem von Luerssen in seinen „Farn pflanzen“ ange-
gebenen Merkmalen fanden sich einige Abweichungen, die mich dazu ver-
anlassten, einen Yergleich mit den in Europa einheimischen Botrychien
anzustellen. Hierzu bot unsere Sammlung europäischer Farne insofern
Gelegenheit, als bis auf B. simplex alle Arten in mehreren, meist schwe-
dischen**) Exemplaren vertreten waren. Gleichzeitig fand sich in der
botanischen Bibliothek der K. Technischen Hochschule eine ziemlich
vollständige Botrychien-Literatur vor, mit welcher ich mich eingehend
beschäftigte.
Neben den bereits genannten Werken waren es besonders die vor-
züglichen Diagnosen in Döll’s Bheinischer Flora, 1843, pag. 24, 25, und
in Hartman’s Handbok i. Skandinaviens Flora, Stockholm 1871, pag. 542
bis 546, sowie vornehmlich die ausführlicheren Abhandlungen von Prantl:
Systematische Uebersicht der Ophioglosseen***) und Beiträge zur Systematik
der Ophioglosseenf). Die vorzügliche systematische Uebersicht dieser letzt-
genannten Schriften, sowie die in Milde’s Monographie pag. 96 und Botan.
Zeitung 1864 und 1867 angegebene Eintheilung habe ich etwas gekürzt,
und nur bezogen auf europäische Botrychien, in Folgendem übersichtlich
nebeneinander gestelltff).
Prantl.
Sectio I: Eubotrychium .
Blätter immer unbehaart, Spalt-
öffnungen auf beiden Blattseiten, Holz-
körper undeutlich gereiht.
A. Fruchttheil nahe der Basis der
sterilen Spreite entspringend.
Milde.
I: Eubotrychium.
Basis des Blattstieles völlig
geschlossen, die Knospe um-
schliessend, alle Secundärseg-
mente catadrom,Oberhautzellen
mit geraden Wänden.
a. Affinia.
Die sterile Spreite fast in der Mitte
der Pflanze gelegen, Spaltöffnungen
auf beiden Seiten der sterilen Spreite,
Knospe unbehaart.
lunaria-boreale-lanceolatum-matricariaefolium.
*) Verhandlungen der K. K. zoologisch - botanischen Gesellschaft in Wien,
XIX. Bd.
**) v. Angström.
***) Jahrbuch d. K. Bot. Gartens zu Berlin, Bd. III.
f) Berichte d. deutsch, bot. Gesellschaft, Bd. I.
ff) Klinsmann unterscheidet in d. bot. Zeitung, 1852, pag. 377, die Botrychien
der deutschen Flora sehr einfach, wenn auch unwissenschaftlich:
A. Unfruchtbarer Wedel dem Stengel angewachsen
lunaria-matricariaefolium.
B. Unfruchtbarer Wedel wurzelständig
rutaefolium — Kannenbergii Kl. (== simplex Hitchc. cf. Luerssen:
Farnpflanzen, pag. 577, und Lasch: Botan. Zeitg. , 1856, pag. 606.)
/
43
B. Fruchttheil unterhalb der Mitte
des Blattstieles entspringend.
b. Ternata.
Die sterile Spreite gestielt,
nahe der Basis eingefügt, bei
völliger Entwickelung gedreit.
* Knospe glatt , Spaltöffnungen
beiderseitig.
Simplex.
Sectio II: Phyllotrichium.
Die jungen Blätter, oft auch
die älteren behaart, Spaltöff-
nungen nur auf der Unterseite,
Holzkörper deutlich gereiht,
a. Ternata.
Fruchttheil unterhalb der
Mitte des Blattstieles entsprin-
gend. Stiel mit 1 Gefässbündel.
1) Spreite krautig, ungesäumt (nur
exotische Botrychien).
2) Spreite fleischig, infolge
der Dicke der Epidermis
etwas schwielig berandet.
&
Knospe behaart.
Spaltöffnungen nur auf der
Unterseite.
rutifolium A. Br.
b. Cicutaria.
Blätter mehrreihig, Fruchttheil aus
der Basis oder seltener der Spreiten-
rippe entspringend , im Blattstiele
mehrere Gefässbündel, Scheide offen.
II : Osmundopteris.
Die die Knospe einschliessende
Blattstielbasis durch einen längsver-
laufenden langen Spalt geöffnet —
Knospe behaart — Wände der Ober-
hautzellen geschlängelt, Spaltöffnun-
gen auf der Unterseite.
mrginianum.
Aus dieser Nebeneinanderstellung ergiebt sich für JB. rutifolium A. Br.
folgende ausführliche Diagnose :
„Blattstiel an der Basis völlig geschlossen. Knospe be-
haart, Spuren der Behaarung auch an den älteren Blättern
erkennbar. Blätter bei völliger Ausbildung gedreit, infolge
der Dicke der Epidermis schwielig berandet. Alle Secundär-
segmente catadrom. Blattstiele mit einem Gefässbündel.
Die Zellenwandungen der Oberhaut nicht geschlängelt, Zellen
rechteckig. Spaltöffnungen nur auf der Unterseite. Frucht-
theil unterhalb der Mitte des Blattstieles entspringe nd. Holz -
körper deutlich gereiht.“
Bei einem Vergleich mit dieser aus beiden Aufzählungen gewonnenen
Diagnose fand sich nun, dass bei dem Exemplare des Jahres 1803 eine
deutliche Trennung in 2 Gefässbündel stattgefunden hatte (Taf. III,
Fig. 1, a — e), ganz besonders auffallend bei dem Stiel des fertilen Wedels
(Fig. 1, e). Eine deutliche Neigung zu dieser Theilung zeigte auch eines
der von Poscharsky aufgefundenen Exemplare (Fig. 2, a — e, cf. Figuren-
44
erklärung S. 45); wenn auch bei beiden Exemplaren die Gefässbündel
nicht so entfernt von einander gelegen sind, wie bei B. lunaria (Fig. 3).
Beide Exemplare führten ferner auch auf der Oberseite Spalt-
öffnungen (Fig. 8), wenn auch in weit geringerer Anzahl, als auf der
Unterseite.
Behaarung, Fiederung und Nervatio Cyclopteridis (cf. bezüglich Fig.
4, 6, 7) entsprechen völlig den Diagnosen und Abbildungen, welche Luerssen
von Botrychium rutifolium A. Br. giebt.
Die Trennung eines Gefässbündels in 2 ist an und für sich nicht ver-
wunderlich (besonders, wenn sie schon im Stipes getrennt angelegt sind),
lässt es aber doch bedenklich erscheinen, die Einzahl des Gefäss-
bündels als Diagnosenmerkmal anzugeben. Giebt doch auch Milde
in seiner Monographie, pag. 109 bei B. lunaria das Verschmelzen zweier
Leitbündel in eines und pag. 154 bei B. rutifolium A. Br. das Auftreten
von 2 Leitbündeln statt des einen an. — Weit bedenklicher noch scheint
es mir nach dem Beobachteten, als Merkmal des B. rutifolium anzugeben:
„Spaltöffnungen nur auf der Unterseite“; um so mehr, als dies bei Prantl’s
Uebersicht als einer der Sectionscharaktere verwendet wird. Gewiss sind
bei dem Auftreten der Spaltöffnungen auch hier Besonniings- und Feuch-
tigkeitsverhältnisse*), sowie die Stellung der fleischigen Spreite massgebend.
Ausser den behandelten Abweichungen zeigt sich an dem Exemplar
von 1802 noch eine interessante Monstrosität.
Die Pflanze trägt neben dem fertilen Wedel von 11 cm Länge (Taf.
III, Fig. 5b) noch 2 fruchtbare Abschnitte von je 8 cm Länge (Fig. 5a2,
a 3), welche an der Bhachis des 5,5 cm langen sterilen Wedels (Fig. 5 a1) ,
entspringen. Somit scheint diese Monstrosität übereinzustimmen mit der
von Milde: Botan. Zeitg., 1858, pag. 350 angegebenen, worin gesagt ist:
„Von B. rutaefolium A. Br. besitze ich jetzt ein Exemplar einzig in
seiner Art. Einem sterilen Blatttheil sind, durch kleine Zwischenräume
getrennt, 3 fructificirende, vollkommen ausgebildete angewachsen.“
Am Schlüsse möchte ich noch die rein floristische Bedeutung meiner
Mittheilungen her vor beben.
Besonders den sächsischen Botanikern wird es von Interesse gewesen
sein, zu wissen, dass bereits 86 Jahre vor dem erfreulichen Funde
des Herrn Garteninspector Poseharskv das Botrychium rutifolium
A. Br. als Bürger unseres sächsischen Landes (in seinen heutigen
politischen Grenzen genommen) aufgefunden worden ist.**)
Diese Thatsache nimmt dem Funde des Jahres 1888 nichts von seiner
Bedeutung, dürfte aber eine erneute Aufforderung sein, die floristischen
Forschungen auch auf die Urkunden auszudehnen, wie sie uns in den
älteren Herbarien, Manuscripten und Florenwerken überliefert sind.
Ganz ähnlich verhält es sich mit einem älteren sächsischen Fundorte
des B. matricariaefolium A. Br.
Aus den mir von 0. Wün sche-Zwickau freundlichst übersandten
„Beiträgen zur Flora von Sachsen, IIU***) ersah ich, dass zu den von
*) cf. Czech: Botan. Zfcg., 1869, pag. 821.
**) 0. Wünsche in seinen „Filices 8axoniae“ giebt nur an:
Hengstberg bei Böhmisch -Zwickau, am Roll bei Niemes, im reussischen
Vogtlande a. d. Ruhmühle bei Ebersdorf.
***) Sonderabdruck a. d. Jahresber. des Vereins für Naturkunde zu Zwickau, 1891.
45
Sachsen bereits bekannten Standorten*) des B. matricariaefolium A. Br. =
B. rutaceum Willd. noch ein von A. Schulz-Königsbrück bei Schwepnitz
entdeckter hinzu gekommen ist. Die mir von Herrn Schulz gütigst über-
sandten Exemplare gehören der Normalform Milde an.
In Schkuhr’s Handbuch der kryptogamischen Gewächse, Wittenberg
1809, finden sich auf Tab. 155 unter dem Namen B. rutaceum 2 Ab-
bildungen, von denen Fig. b. unzweifelhaft B . matricariaefolium A. Br.
darstellt. Der zugehörige Text, pag. 157 lautet: „Ebenso verschieden sind
folgende zwey Exemplare auf gegenwärtiger Tab. 155 gegeneinander, wovon
das grössere, Fig. a, in Oberschlesien in der Gegend bei Oppeln, das andere
kleinere aber, Fig. b, in der Dresdener Gegend gesammelt wurde“.
Sonach ist B. matricariaefolium A. Br. schon vor dem Jahre
1809 in unserer Dresdener Gegend aufgefunden worden.
Erklärung zu Tafel III.
Fig. 1, a — d.
a.
b
c u. d.
Fig. 2.
a,
Fig. 3.
Fig. 4.
Fig. 5.
Fig. 6.
Fig. 7.
Fig. 8.
b.
c.
d, e.
ar
b.
Wedel.
Botrychium rutaceum von 1802.
Querschnitt durch den Stipes.
„ ,, „ sterilen \
„ „ „ fertilen /
Botrychium rutaceum von 1888.
Querschnitt durch den Stipes.
v v sterilen \ wP(iei
„ „ fertilen / WeaeL
Querschnitt durch den Blattstiel von B. lunaria.
Junges, behaartes Blatt von 1.
Verzweigungen des Exemplares 1.
sterile Spreite, a2, a3 fertile Segmente der sterilen Spreite,
eigentlicher fertiler Wedel.
Fieder erster Ordnung.
„ zweiter Ordnung mit Nervatio Cyclopteridis.
Eine Spaltöffnung der Oberseite.
*) cf. 0. Wünsche: Filices Saxoniae, pag. 22.
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Abhandlungen
der
naturwissenschaftlichen Gesellschaft
in Dresden,
1892.
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—— — - —
49
VII. lieber Bernstein -artiges praehistorisches Material
von Sizilien und über ßarmanischen Bernstein.
Von A. B. Meyer.
Sizilien.
Ich habe im Bull, di paletnologia ital. 1887, anno XIII, No. 1 e 2, p.
21—24, bereits eine kleine Mittheilung über dasselbe Thema gemacht, be-
titelt: „Deir ambra preistorica lavorata di Sicilia“, und zwar über eine Perle
von Crichi und eine von Randazzo. Beide verhielten sich wie Ostsee-
Bernstein, indem sie 4,87, resp. 6,01 °/o Bernsteinsäure entwickelten. Ich
muss jedoch den Irrthum berichtigen, dass ich die Perle von Crichi als
'sizilisch ansah, da dieser Ort bei Catanzaro liegt, wie ich auch S. 23 an-
führte, aber übersah, dass dies in Calabrien ist! Baron Paolo Yaglia-
sindi-Polizzi in Randazzo sandte mir neuerdings eine Perle aus einem r
praehistorischen Grabe von dort, deren Untersuchung jedoch ein anderes
Resultat förderte. Dr. P. Oster in Aachen hatte die Güte, die Analyse
zu machen; sie ergab:
C = 68,02 %, H = 9,6 °/0, Asche = 0,5 %
und es konnte keine Bernstein säure entwickelt werden, die Perle ver-
hält sich in dieser Beziehung daher wie der in Sizilien roh
vorkommende Simetit, im Gegensätze zum Succinit von der Ostsee,
der viel Bernsteinsäure (bis 8 °/0) entwickelt.
Ferner übersandte mir Prof. P. Orsi einige Perlen aus der sikulischen
Nekropole von Castelluccio bei Noto, die Dr. F. Oster ebenfalls so
freundlich war zu untersuchen. Er theilte mir darüber das Folgende mit:
„Es ist keine einheitliche Substanz. Die kleinen undurchsichtigen Stücke
ergaben :
I II
C = 48,27 % 29,23 °/0
H = 8,19 „ 10,17 „
Asche = 5,80 „ 11,11 „
Nur ein kleines durchsichtiges Stück schien annähernd die procentische Zu-
sammensetzung des Bernsteins zu besitzen. Es ergab:
C === 83,11 %, H = 11,30 °/0, Asche nicht wägbar.
Da das Gewicht dieses Stückes nur 0,058 gr betrug, so konnten weitere
Versuche mit demselben nicht gemacht werden. In den übrigen (undurch-
sichtigen) kleinen Stücken war Bernstein säure durch Ueberdestilliren
nicht nachweisbar. Die Asche, schaumig und weiss, bestand aus wenig
3
Oes, Isis in Dresden, 1892. — Abli. 7.
50
Kieselsäure und Magnesia und viel Thon erde und Kalk. Eine gleichzeitig
vorgenommene Untersuchung mit durchsichtigem baltischem Bernstein ergab :
C = 78,25 °/o, H = 10,51 %, Asche: keine.
Die Substanz der Perle verhält sich auch beim Erhitzen anders, als baltischer
Bernstein. Während letzterer sich vor dem Destilliren auf bläht (schaumig
schmilzt), verkohlen die undurchsichtigen Theile der Perle langsam.“
Hierzu bemerkte Prof. Arzruni in Aachen: „Die undurchsichtigen,
der Peripherie der Perle angehörenden Theile verhalten sich chemisch ver-
schieden von den durchsichtigen, centralen. Da die Analysen der ersteren
im Ganzen 62,26 bezw. 50,51 °/0 ergeben haben, so muss der Rest eine
Substanz sein, die weder fest ist (Asche), noch Kohlenstoff bezw. Wasser-
stoff — er kann also event. nur aus Stickstoff oder Sauerstoff bestehen.
Ich vermuthe das Letztere, da entschieden bei den undurchsichtigen Partieen
eine Umwandlung, wahrscheinlich Oxydation, vorliegt. Dass die Umwand-
lung nicht gleichmässig ist, d. h. die undurchsichtigen Theile nicht homogen
sind, beweisen die beiden von einander so sehr abweichenden Analysen.
Dass Durchsichtiges und Undurchsichtiges ebenfalls verschieden ist, ersieht
man aus der dritten Analyse, bei der das Fehlende Sauerstoff sein dürfte.“
Da dieses Resultat nun wenig befriedigend war, so sandte Prof. Orsi
von den gefundenen 4 Perlen weiteres Material: „Die länglichen durch-
löcherten Perlen waren von dunkelbrauner Farbe und schwach durchschei-
nend; dabei von weisslichen Stellen (Aschenbestandtheilen) durchsetzt, an
der Kruste mehr als im Innern. Ein ausgesuchtes, klares, inneres Stück
zeigte einen Kohlenstoffgehalt von 69,27 % und nur 2,22 °/0 Asche; ich
erhielt je nach Auswahl der Stücke 2,22 — 3,23 — 4,11 °/o Asche. Ein
höherer Kohlenstoffgehalt war nicht nachzuweisen. Um jedoch zu einem
bestimmten Resultate zu gelangen, habe ich die Perlen zerrieben und von
der Durchschnittsprobe Analysen ausgeführt. Man konnte sie ohne Mühe
zu einem feinen, hellbraunen Pulver zerreiben, während baltischer Bernstein
(Succinit) kaum zu zerreiben ist und selbst Krusten desselben die grosse
Sprödigkeit bewahren. Die Analyse ergab:
Asche 4,1 1 °/0 [Succinit 0,08 — 0,12 %, aber nur aus grösseren Mengen]
Kohlenstoff 67,24 „ |
Wasserstoff 6,12 „ [
Sauerstoff 22,43 „ |
Schwefel 0,10 „ [
17
n
v
78 - 80 %]
7 - 10 »/„]
10 °/0 ad max.]
0,26 - 0,42 %]
100,00%.
Bernsteinsäure war nicht nachweisbar. Das zu diesen Perlen ver-
wandte Harz enthält auch einen krystallinischen Körper, der beim Subli-
miren Krystallsterne bildet.“ (Oster.)
Keinenfalls ist dieses baltischer Bernstein. In Bezug auf nicht zu
entwickelnde Bernsteinsäure ist das Harz mit Simetit übereinstimmend*);
die von Helm und Conwentz (Malpighia I, fase. II, 1886) gegebenen
Analysen des rohen, in Sizilien gewonnenen Bernsteins (Simetit) weichen
allerdings ab, auch enthält dieser nur 0,2 bis 0,3 % Asche, dennoch ist
sicher anzunehmen, dass die Perlen von Castelluccio aus einheimischem
Materiale gefertigt worden sind.
*) Simetit entwickelt, wenn man grössere Mengen in Arbeit nimmt, 0,4% Bern-
stein sän re.
51
Bemerkens werth ist es, dass ein Rohst ück eines Harzes, das Prof. Orsi
mir einsandte und von dem er angab: „Fu trovato nelle montagne della
valie del Tellaro, in mezzo allo terra di una area incolta presso la necro-
poli sicula di Tremenzano, a due chilometri da quella di Castell uccio. E
certo un pezzo grezzo ed indigenou, sich nach Dr. Oster ähnlich wie bal-
tischer Bernstein verhielt und daher keinenfalls das Rohmaterial zu den
praehistorischen Perlen von Castelluccio abgegeben hat. Es zeigte denselben
Kohlen- und Wasserstoffgehalt wie baltischer Bernstein, es war ebenso
durchscheinend (im Gegensätze zu den praehistorischen Perlen), fast durch-
sichtig, kaum zerreibbar, reich an Bernsteinsäure und frei von Asche. Es
wäre immerhin interessant, weiterem derartigem Rohmaterial in jener Gegend
nachzuspüren, da, wenn wirklich auf Sizilien ein Rohbernstein gefunden
wird, der dem baltischen nahe steht, ähnliche praehistorische Funde keinen
Rückschluss auf Import von der Ostsee gestatten.
Barma.
Ueber Bernstein aus Barma findet man in der europäischen Literatur
nur spärliche Angaben und Stücke sind in unseren Sammlungen nicht zu
finden; selbst das British Museum besitzt keine, wenigstens nicht bis vor
Kurzem. Da ich in über Barma handelnden Werken bei Gelegenheit meiner
literarischen Studien über Jadeit und Nephrit das Bernsteinvorkommen im
rohen und bearbeiteten Zustand erwähnt fand, so bat ich Herrn Prof.
Wood-Mason vom Calcuttaer Museum, mir davon zum Yergleiche mit
europäischem Bernstein und bernsteinartigen Harzen verschaffen zu wollen,
welche Bitte der Genannte zu erfüllen freundlich genug gewesen ist. Ich
hatte auch Gründe, an etwaige praehistorische Beziehungen zu denken, wo-
rauf ich jedoch hier nicht eingeh en will. Ehe ich aber das Resultat der
chemischen Untersuchung des barmanischen Bernsteins mittheile, möchte
ich die mir bekannt gewordenen literarischen Angaben über ihn zusammen-
stellen.
Mehrfaches findet sich in J. Anderson’s „Report on the Expedition
to Western Yunan“ (Calcutta 1871), so S. 49, dass nach Col. Symes im
Jahre 1795 Bernstein nebst anderen Artikeln von Barma nach Yünnan ex-
portirt wurde; S. 55, dass zuerst im Jahre 1835 die Bernstein-Minen mit
den Augen europäischer Intelligenz untersucht worden seien; S. 63, dass
der Mogungfluss etwa 80 englische Meilen durch ein Hügelland fliesse,
welches Bernstein, Jade, Gold, Kohle etc. berge; S. 65, dass die Minen 1050
Fuss hoch über dem Meeresspiegel lägen, südwestlich von der Meinkum-
Ebene im Hukong-Thale ; dass man Löcher von 3 Fuss Durchmesser und
6 bis 40 Fuss tief grabe (folgt eine kurze Beschreibung der Schichten), dass
man jedoch nicht viel gewinne; dass der in Momien am geschätzteste Bern-
stein vollkommen klar sei, von Farbe wie sehr dunkler Sherry; dass ein
dreieckiges Stück davon von einem Zoll Länge und einem Zoll im grössten
Durchmesser etwa 5 Rupien in Momien koste; dass man buddhistische
Rosenkränze, Fingerringe, Pfeifenmundstücke und Knöpfe daraus fertige und
kleine Figuren als Schmuck an Ketten für Shans und Chinesen daraus
schnitze; dass viel Handel damit getrieben werde und dass früher viele Bern-
stein-Arbeiter in Momien gewesen wären, aber jetzt nur noch wenige, etc.
3*
52
(z. B. S. 107, 108). Kürzere Angaben inH. Yule’s „Mission to Ava in 1855“
(1858, p. 147) und in F. Mason und W. Theobald’s „Burma“ (1882, p.
15) sind reproducirt in E. Balfour’s „Cyclopaedia of India“ (3. ed.,
1885, vol. I, p. 89) sub „Amber“. Hier heisst es u. A. : „The Burmese,
perhaps more than any other nations, use it . . . Dr. Hooker teils us
(Hirn. Journ. II, 194), that the lumps of amber forming the necklaces of
the women of Sikkim are procured in East Tibet, but he surmises that they
are brought from Burma, where Dr. Bayfield first, and since bis time
Yule, teils us that it is found in the valley of Hukong, which takes its
Burmese name of Phyendwen from the amber mines [payen=Bernstein, dwen
=Grube], near the sources of the Kyendwen, in lat. 26° 20' N., and long.
96° E., and close to the Assam border“ (folgt Beschreibung der Gruben
und Preiscourant in Ava). In Barma heisst nach derselben Quelle Bern-
stein „ambeng“.
Ganz neuerdings hat Dr. F. Noetling eingehendere Mittheilungen
über die Fundstätten gemacht (Rec. of the Geol. Survey of India, 1892,
XXY, 130) unter dem Titel „Preliminary Report on the economic resources
of the Amber and Jade mines area in Upper Burma“. Er untersuchte
Minen 5 englische Meilen südwestlich von Maingkhwan arö Nangotiemaw-
Hügel, der früher einer Flussterrasse angehörte; andere liegen in der Nähe
westlich von Lalaung. Der Bernstein wird im Tertiär, wahrscheinlich im
unteren Miocän gefunden. „Das erhärtete Harz sammelte sich im Laufe
der Jahrhunderte in den Bernstein-Fichtenwäldern an und wurde allmählich
durch den Regen fortgeschwemmt; da es von niedrigem specifischem Ge-
wichte war, so schwamm es in den Flüssen zum Meere, das seiner Zeit
ganz Ober -Barma bedeckte, und sank darin hier und da nieder. Der
Bernstein wurde dann von dem Niederschlage des Meeres bedeckt, und
dieser Process dauerte eine lange Zeit, bis die Bernstein führenden Schichten,
wie sie jetzt in einer Dicke von nicht weniger als 600 Fuss zeigen, gebildet
waren.“ Es hängt daher, wie verständlich, nur vom Glück ab, ob man
auf Bernstein in diesen Schichten stösst oder nicht. Man findet ihn in
Klumpen bis zu Mannskopfgrösse und abgeschliffen wie Strandgeschiebe.
Die Farbe variirt von hellgelb bis dunkelbraun in verschiedenen Graden
durchscheinend, meist dunkel röthlich braun, wie dunkler Madeira mit
eingeschlossenen ganz kleinen Holzfragmenten. Durchscheinende Stücke sind
mehr röthlich. Honiggelber wird von den Eingeborenen am meisten ge-
schätzt, in grösseren Stücken ist dieser selten. Der Barma-Bernstein fluo-
rescirt wie der sizilianische. Der Farbe und der Fluorescenz wegen dürfte
dieser Bernstein nach Dr. Noetling in Europa wenig geschätzt werden.
Die mir vorliegende Probe barmanischen Bernsteins ist von hellbrauner
Farbe, glänzend, durchscheinend, in dünnen Schichten durchsichtig und
fluorescirt, sie ist spröde, hart, sehr schwer zerreiblich ; nach gütiger Unter-
suchung des Herrn Dr. F. Oster in Aachen von folgender Zusammensetzung:
Kohlenstoff 80,36 °/0
Wasserstoff 10,54 „
Sauerstoff 8,16 „
Schwefel 0,10 „
Asche 0,84 „
Sa. TÖ0,00 %.
Bei trockener Destillation wurde 2 °/0 Bernsteinsäure entwickelt.
53
Dieser barmanische Bernstein ähnelt daher dem Ostsee-Bernstein (Succinit)
in Bezug auf die Bernsteinsäure, wenn auch Succinit mehr, nicht unter
3 °/0 und bis 8 %, enthält, während Simetit gar keine oder aus grösseren
Mengen 0,4 °/0 entwickelt; er ähnelt dem sizilischen (Simetit) in Bezug
auf die Fluorescenz, wenn auch der baltische hin und wieder diese Eigen-
schaft zeigt: „Unter dem Ostseebernstein kommen gut fluoreseirende Stücke
sehr selten vor, namentlich nicht so schöne, wie unter dem sizilianischen.
Schwach fluoreseirende sind häufiger“ (Helm: Sehr. Natf. Ges. Danzig
Bd. VI, Heft 1, sub X). Der Schwefelgehalt des barmanischen (0,1 %)
ist sehr gering gegenüber dem des sizilischen (0,52 °/0 bis 2,46 °/0); im
Ostsee-Bernstein ist 0,42 °/o nachgewiesen. Der Aschegehalt ist relativ
gross (0,84 °/o) gegenüber dem des Simetit (0,2 — 0,3 °/o) und Succinit
(0,08-0,12 %).
Weitere Untersuchungen des barmanischen Bernsteins, namentlich
seiner hellen Varietäten, haben zu erweisen, ob er sich in seinem physi-
kalischen und chemischen Verhalten dem Succinit noch mehr nähert, so
dass bei praehistori sehen Funden in Süd-Europa eventuell nicht ohne Weiteres
auf baltische Herkunft zu schliessen wäre, denn mit den anderen bekannten
Producten Hinterindiens könnte möglicherweise auch der barmanische Bern-
stein nach dem Westen gekommen sein.
54
VIII. Die primitivsten Metazoen*).
Von Dr. J. Thiele.
Neben die Reiche der Thiere und Pflanzen hat Haeckei das der Pro-
tisten oder Ur wesen gestellt und wir werden ihm darin am besten folgen,
denn wenn auch manche der Protozoen (so die Infusorien) mehr den
Thieren, andere (die chlorophyllhaltigen besonders) mehr den Pflanzen
ähnlich scheinen, so ist doch nach unseren heutigen phylogenetischen An-
schauungen darin eine starke Stütze für die Aufrechthaltung des Protisten-
reiches gegeben, dass sowohl die Metazoen, wie die Metaphyten aus gleichen
oder ganz ähnlichen Formen hervorgegangen sind. Als solche sehen wir
volvoxartige Colonien von Flagellaten an, kugeliche Körper, deren Zellen in
der Peripherie gelegen sind und durch ihre Geissein die Bewegung des
Ganzen bewerkstelligen; von diesen Körperzellen verschieden sind Keim-
zellen, die auf geschlechtlichem oder ungeschlechtlichem Wege für Neubil-
dung von Colonien sorgen.
Was diese Wesen von den Metazoen, eigentlichen Zellstaaten, unter-
scheidet, ist die gleichmässige Ausbildung aller somatischen Zellen, alle
können, wenn es erforderlich ist, Nahrung aufnehmen, sie bewegen durch
ihre Geissein die Colonie, scheiden Secrete und Excrete aus und sind gleich-
mässig sensibel und contractil. Bei Metazoen dagegen ist Arbeitsteilung
eingetreten , es sind Organe entstanden. Der Regel nach sind diese in 3
Schichten angeordnet, dem äusseren hauptsächlich animalischen Ectoderm,
dem inneren der Ernährung dienenden Entoderm und dem dazwischen ge-
legenen Mesoderm, in welchem vor Allem die Keimstoffe erzeugt werden.
Es giebt nun eine Anzahl sehr einfacher Thierformen, von denen man
lange zweifelhaft gewesen und es zum Theil noch ist, wohin sie gestellt werden
müssen. Ganz neuerdings erst ist von Frenz el die Salinella entdeckt, ein
mit Mund- und Afteröffnung versehenes schlauchförmiges Wesen, dessen
Wand von einer einzigen bewimperten Zellschicht gebildet wird. Es fehlt
hier jede Beziehung zu dem Grundplan der Metazoen, und man kann das
Wesen diesen nicht einordn en; am besten wird es vorläufig, bis seine Ent-
wickelung erforscht sein wird, als Protozoencolonie anzusehen sein, die zu
Metazoen keine phyletische Beziehung zeigt.
Weiter hat man ähnlich wie Salinella zu „Mesozoen“, die zwischen Pro-
tozoen und Metazoen stehen sollen, gerechnet die parasitischen Dicyemiden
und Orthonectiden ; ihnen fehlt wie den Cestoden ein Entoderm, die Ecto-
dermzellen nehmen die Nahrung auf, welche ihnen der Wirth darbietet.
Hatschek vergleicht sie mit Larven von Cölenteraten, was darum unrichtig
ist, weil bei diesen die innere Zellschicht die Anlage des Entoderms darstellt,
*) Aus einem Vorträge in der „Isis“ am 1. December 1892.
Ges , Isis in Dresden, 1892, — Abh, 8,
55
während dieselbe bei jenen durchaus als Mesoderm angesehen werden muss. Die
genannten Thiere sind wohl zweifellos in Folge des Parasitismus stark, man
kann sagen aufs Äusserste rückgebildet; die Muskelfasern und die Trennung
der Geschlechter von Orthonectiden, auch der Dimorphismus der Embryonen
von Dicyemiden weisen auf nicht ganz niedrige Organisation hin.
Zu den einfachsten Thieren gehört ferner Schulze’s Trichoplax. Prof,
von Gr aff ist für eine gewisse Verwandtschaft dieses Thieres mit acölen
Turbellarien eingetreten, er hat Spuren eines ventralen Hautmuskelschlauches
wahrgenommen; er hält die „Glanzkugeln“ für Homologa der Hautdrüsen,
vergleicht die contractilen Parenchymzellen den dorso ventralen Muskelfasern
und fasst die grünlichen Knollen als Zoochlorellen auf. Das wären ja
einige U eberein Stimmungen , die allerdings nicht unwichtig sind, doch das
Fehlen eines Nervensystems und der Genitalorgane bleibt doch noch ein
tiefgreifender Unterschied.
Die acoelen Turbellarien sind auch von ziemlich einfachem Bau; von
Graff hält ihre Organisition für primitiver als die von Polycladen und sieht
den Trichoplax als niedrigsten Repräsentanten derselben an, welcher direct
zu den Gasträaden hinführe. Es lässt sich aber doch mancher Grund da-
gegen anführen, das verschwommene Nervensystem, der Drüsenapparat
und namentlich das eigen thümliche Körperparenchym erscheinen mir durch-
aus nicht als Zeichen primitiver Organisation. Man braucht meiner Ansicht
nach zwar die heutigen Polycladen nicht als Stammeltern der Acoelen an-
zusehen, jedoch halte ich das umgekehrte Yerhältniss für noch unwahr-
scheinlicher; man wird hier, wie es auch sonst meist das einzige Mögliche
ist, sich einfach vorstellen dürfen, dass die Stammformen ausgestorben
sind, und dass der eine Zweig in dieser, der andere in jener Hinsicht die
ursprünglicheren Yerhältnisse bewahrt hat. Die Acoelie kann ich nur als
Degenerationserscheinung ansehen und glaube, dass die Zoochlorellen nicht
unwichtig sind für die Auffassung dieser Eigentümlichkeit, dieselben dienen
den Thieren direct oder indirect zur Ernährung, und manche der Acoelen
nehmen daher gar keine andere Nahrung auf; es ist ein ähnliches Yerhältniss
wie bei den Flechten. Wie hier der Pilz, so ist dort der Wurm gewisser-
massen als Parasit der Algen anzusehen, und die Ernährungsorgane konnten
sich wie bei den vorher genannten echten Parasiten rückbilden. Auch
Trichoplax lebt, wie es scheint, völlig auf Kosten der Zoochlorellen.
Yon all diesen Formen scheint es mir kaum möglich , sie an die
Wurzel des ganzen Stammes der Metazoen zu stellen. Weit eher würde
das von zwei anderen Thieren anzunehmen sein, die Haeckel neben den
Dicyemiden als Gasträaden bezeichnet hat, es sind unter den Cölenteraten
die einfachsten Polypen und Schwämme, Hydra und Ascon. Wenn diese
Formen wirklich als primitiver angesehen werden dürfen, als ihre Ver-
wandten, so fragt es sich noch, ob sie in der Stammesgeschichte anderer
Thiere eine Rolle gespielt haben. Yon den Schwämmen kann das wohl
Niemand behaupten, ihre Organisation ist so ganz eigenartig, ihre festsitzende
Lebensweise mit der dadurch bedingten Ausbildung complicirter Skelettheile
und die Art der Nahrungsaufnahme ist so ganz anders als bei anderen
Thieren, dass sie als deren Stammeltern sicher nicht angesehen werden
dürfen. Yon Hydra dagegen ist das sehr vielfach angenommen, ich will
indessen vorläufig nur auf den Mangel von flimmernden, beweglichen Larven,
auf ihre festsitzende Lebensweise und den Aufenthalt im süssen Wasser
56
hinweisen als Merkmale, die es nicht unwahrscheinlich machen, dass hier
secundäre Erscheinungen vorliegen.
Endlich wende ich mich zum dritten Typus im Kreise der Cölenteraten,
den Ctenophoren. Was in dieser Gruppe von allergrösstem Werth ist, das
ist die Thatsache, dass die höheren Formen unter ihnen Jugendstadien
durchmachen, die vollkommen den Cydippiden, der niedersten Gruppe,
ähnlich sind, ja diese Larven können nach Chun sogar geschlechtsreif sein.
Es sind also die „Lobaten“, hei denen solche „Dissogonie“ vorkommt, zwei-
mal geschlechtsreif, einmal im Cydippidenstadium, das andere Mal als
fertige Thiere. Hierdurch ist in unzweideutigster Weise die hohe Ent-
wicklungsfähigkeit der Cydippiden erwiesen.
Von ihnen wäre festzustellen, ob sie sich aus anderen Metazoen, etwa
festsitzenden Thieren ähnlich der Hydra entwickelt haben. Ihre Ontogenie
weist klar nach, dass das nicht der Fall ist, sie entwickeln sich ganz direct
und verlassen den Eltern ähnlich die Eihüllen. Daher wird jetzt auch mehr
und mehr angenommen, dass sie einen eigenen Stamm der Cölenteraten bilden.
Sehr wichtig ist die Thatsache, dass manche Flimmerlarven sowohl
von Cölenteraten wie von Bilateralthieren mit Cydippiden weitgehende
Aehnlichkeiten zeigen. So sind bei Larven von Anthozoen die Cilien in
mehreren Meridianen stärker, am aboralen Pol steht ein Schopf längerer
Cilien und oft bilden sich zwei Tentakel früher als die anderen aus, sodass
diese Larven wie sehr einfache Kippenquallen aussehen. Auch die er-
wachsenen Anthozoen zeigen eine Reihe Aehnlichkeiten mit den Ctenophoren,
sodass man jene unter den Cnidariern als nächste Verwandte der letzteren
ansehen darf (Chun). Daraus folgt, dass die Anthozoen die primitivsten
Cnidarier sein dürften, während Hydra rückgebildet ist. Ich will auf die
Zwischenstadien nicht näher eingehen, sondern nur hervorheben, dass die
Septen wohl hauptsächlich als Träger der Keimstoffe Bedeutung haben und
dass sie daher bei den Hydroidpolypen sich rückbilden konnten, weil in
ihren Stöcken sich besondere Geschlechtstbiere, die Medusen, ausbildeten.
Weiter werden diese schwimmenden Thiere nicht mehr ausgebildet, be-
sonders beim Uebergang in süsses Wasser (Cordylophora) , sondern sie
bleiben als Geschlechtsknospen am Stock sitzen. Weitere Vereinfachung
des Stockes führt schliesslich zur Hydra hin, die als höchst abgemagertes
und überhaupt degenerirtes Geschöpf schwerlich so entwickelungsfähig ist,
wie man es ihr zugetraut hat.
Mit den Schwämmen kann es sich möglicher Weise ähnlich verhalten;
es sei nur erwähnt, dass manche etwas complicirtere Formen weit mehr
Aehnlichkeit mit Ctenophoren zeigen, als der erwähnte Ascon^ so nament-
lich ein Kieselschwamm Tetilla radlata\ hier ist am oberen Ende ein
trichterförmiger Hohlraum vorhanden, von dem 4 weite Kanäle entspringen,
die sich weiterhin gabeln, also genau wie die Gefässe von Ctenophoren.
Ueber die Frage, ob solche Verhältnisse nicht vielmehr als die primitivsten
anzusehen sind, scheinen mir die Acten noch keineswegs abgeschlossen,
wenn es auch am bequemsten sein mag, dieser Frage aus dem Wege zu
gehen und das Einfachste für das Primitivste zu nehmen.
Endlich ist die Frage am wichtigsten von allen, ob auch die Bilateral-
thiere aus Ctenophoren hervorgegangen sein können. Das ist in der That
der Fall. Es hat hauptsächlich A. Lang das Verdienst, auf die Beziehungen
der Polycladen zu Ctenophoren hingewiesen zu haben, und neuerdings
hl
hat sich auch Hatschek angeschlossen. Sowohl die Entwickelungsgeschichte
wie die vergleichende Anatomie stimmen damit aufs Beste überein; die
„Müller’sche Larve“ kann als eine getreue Wiederholung des phyletischen
Ctenophoren Stadiums ( Charistephane) angesehen werden. Den Organismus
der polycladen Turbellarien kann man mit Haeckel den Cölenteraten zu-
rechnen, da die Gefässe nach demselben Typus wie bei diesen gebaut
sind. Durch die Annahme kriechender Lebensweise sind zwar manche
Umwandlungen bedingt, doch kann fast jedes Organ ohne Schwierigkeit
aus dem entsprechenden von Ctenophoren abgeleitet werden, einige, wie
die Ausführungsgänge der Keimdrüsen und die Wassergefässe, sind neu-
gebildet; dass diese aus Theilen des Gastrovasculärsystems entstanden sind
(Hatschek), halte ich nicht für wahrscheinlich.
Wenn wir in dieser Weise die übrigen Thiere von den niederen
Ctenophoren herleiten können, so wäre noch zu berücksichtigen, ob und
wie diese aus Flagellaten-Colonieen hervorgegangen sein mögen. Ich bin
überzeugt, dass das ganz gut anzunehmen ist, und zwar etwa in der
Weise, dass eine volvoxartige Colonie reichlich ernährt wurde und in Folge
dessen zahlreiche Zellen amöboid wurden und ins Innere krochen, die sich
nach und nach in unregelmässiger Weise um einen inneren Hohlraum
wahrscheinlich mit mehreren Oeffn ungen gruppirten. Es wird sich allmählich
eine Polarität ausgebildet haben, was bei runden und freischwimmenden
Thieren schon durch die geringste Störung des Gleichgewichtes erreicht
wurde. Eine, wahrscheinlich die grösste Oeffn ung wurde zur Aufnahme
von Nahrung verwendet, und nach und nach bildete sich am Gegenpol,
der wohl bei der Fortbewegung voranging, ein sensibles Centrum aus.
Nehmen Avir nun an, dass sich im Lauf der Zeit der innere Raum regel-
mässiger gestaltete, was für die fernere Erhaltung des Gleichgewichtes und
die Beweglichkeit von Nutzen sein musste, und dass an den Ausbuchtungen
dieses Raumes die Geisselzellen sowie die Keimzellen besser ernährt und
daher grösser wurden, so kommen wir den niederen Ctenophoren schon
ziemlich nahe. Erklärlicher Weise waren die Uebergangsformen einerseits
sehr entwickelungsfähig, andererseits weiterer Umbildungen so bedürftig,
dass zwischen Flagellaten-Colonieen und den niedersten heute lebenden
Metazoen ein recht bedeutender Unterschied vorhanden ist, der durch
keine lebende Form ausgefüllt wird. Dass aber keine andere geschlechts-
reife Thierform unter den heutigen Metazoen dem Urmetazoon näher steht,
als die Cydippiden, das scheint mir aus einer Zusammenfassung der That-
sachen klar hervorzugehen.
Dass die ersten Metazoen nicht so kümmerliche Wesen wie die Hydra
waren, halte ich für nothwendig anzunehmen, wo sollten sie die Kraft
hergenommen haben, ihre Mitwesen im Kampf ums Dasein zu überwinden.
Ein Mesoderm wird von vornherein gut ausgebildet gewesen sein, das aus
solchen amöboiden Zellen entstanden ist, wie sie auch das Epithel der
Gastralhöhle darstellen, freilich durfte der Körper, so lange er die pelagische
Lebensweise beibehielt, nicht zu schwer werden.
Wenn wir denn die niederen Ctenophoren als diejenigen Metazoen
ansehen dürfen, welche am meisten eine primitive Organisation beibehalten
haben, so wird es uns klar werden, dass nicht immer einfache Organisation
ein Beweis für ursprüngliche Zustände ist, die Stammesentwickelung geht
vielmehr oft von complicirteren zu einfacheren Formen.
58
IX. Bohrversuclie fiir eine neue Wasserwerksanlage
auf Tolkewitzer Flur bei Dresden.
Von H. B. Geinitz.
Wie aus dem ersten Berichte des Baurath Salb ach darüber vom
8. November an den Rath der Kgl. Haupt- und Residenzstadt Dresden zu
ersehen ist, sind auf dem durch einen beigefügten Situationsplan näher
ersichtlichen Areal 35 Bohrungen ausgeführt worden, welche die Boden-
schichten bis zu der in einer Tiefe von 15 bis 16 m lagernden undurch-
lässigen Grundschicht des PI än er m erg eis (sogen, blauen Letten) auf-
geschlossen haben. Durchschnittlich wurde auf dem Hauptterrain an der
Tagesoberfläche unter Wiesen- und Ackerboden von 0,5 m Stärke eine
Lehmdecke gefunden, welche an einzelnen Stellen eine Mächtigkeit von
über 2 m besitzt, während dieselbe an tieferen Stellen, zum Theil abge-
hoben, noch eine Stärke von 0,6 m hat. Unter dieser Lehmdecke folgt,
mehrere Meter mächtig, lehmiger, undurchlässiger Sand, dann reiner lehm-
freier Sand, in zunehmender Tiefe mit Kies vermischt , dann gröberer Kies
mit grossen Steinen (wie Basalt und Gneiss oder Granit) bis zu der
zwischen 15 und 16 m liegenden Grundschicht des Plänermergels (oder
sogen, blauen Letten). Diese undurchlässigen Grundschichten des Pläner-
mergels, welche ihre Zugehörigkeit zu dem turonen Mittelpläner keinen
Augenblick verkennen lassen, zeigen nach den genaueren Profilen des Bau-
rath Salb ach eine schwache Neigung in der Richtung des Elbthaies und
scheinen sich noch unter dem Elbstrome hin weiter fortzusetzen.
Darauf lagern, wie schon gezeigt, die wasserführenden Kies- und
Sandschichten, deren grosser Reichthum an vorzüglichem Wasser sowohl
bei den Bohrungen selbst, als auch am 16. November aus dem grösseren
ziemlich fertig gestellten Versuchsbrunnen überzeugend hervortrat.
Das auf dem Terrain dieser zweiten grossen Wasseranlage gewonnene
Wasser hat sich nach der von der chemischen Centralstelle für öffentliche
Gesundheitspflege (Dr. H. El eck) und von Dr. Erwrin Kayser, vereidetem
Chemiker und Sachverständigen bei den Kgl. Gerichts- und Verwaltungs-
behörden Dresdens, ausgeführten chemischen Untersuchungen*) als völlig
brauchbares, gutes Trink- und Nutzwasser herausgestellt, welches 6 — 7
sogen, deutsche Härtegrade besitzt.
Dem sicheren praktischen Blicke des Baurath Sa Ibach aber ist es zu
danken, dass für unser sich riesenhaft vergrösserndes Dresden ein neuer
ergiebiger Zufluss von gutem Trinkwasser aufgeschlossen worden ist, ge-
*) Vergl. Beilagen zu dem ersten Berichte S albach’s vom 8. Nov. 1892.
&0S. it*& w Drssdsn, 1892. — Abh. 9.
59
rade hier auf den Fluren von Tolkewitz , wo derselbe niemals versiegen
wird, so lange überhaupt noch atmosphärische Feuchtigkeit in den Boden
eindringt und von den im Süden und Südosten von Dresden sich hin-
ziehenden Höhen aus auf den Schichten des nach dem Elbthal einfallen-
den Plänermergels als Grundwasser herabläuft. Dass diese Senkung der
Schichten auf der linken Elbseite im Zusammenhang steht mit der ganz
bedeutenden Aufrichtung der Granit- und anderen Gesteinsmassen auf der
rechten Elbseite, ist unzweifelhaft. Von der Grösse dieser Niederkenkung
der Schichten, jener seit lange bekannten und auch von Herrn von Dechen*)
beschriebenen Hauptverwerfung , die sich in unserem Elbthale in der
Richtung der Grenzlinie von NW nach SO eine bedeutende Geltung ver-
schafft hat, gewinnt man eine Vorstellung durch folgende Thatsachen. Die
Fortsetzung des sogen, unteren cenomanen Quadersandsteines an der
goldenen Höhe u. s. w. im Süden von Dresden ist nicht nur bei den
Tiefbohrungen in den artesischen Brunnen Dresdens unter einer sehr
mächtigen Plänerdecke nachgewiesen worden, sondern es erscheint dieser
cenomane Quadersandstein auch auf der rechten Seite der Elbe wieder in
der bedeutenden Höhe bei dem Dorfe Weissig, was einer Niveauveränderung
von mehreren hundert Metern entspricht.
Bei derartigen geologischen Verhältnissen aber ist auch die Möglichkeit
nicht ausgeschlossen, dass die Gewässer, welche man jetzt auf dem rechten
Elbufer in dem ersten ergiebigen Wasserwerke Dresdens aus den Elb-
Kieslagern bezieht, einen gleichen oder ähnlichen Ursprung von den be-
nachbarten Höhen auf dem linken Elbufer haben, wie jene von Tolkewitz,
während man gewöhnt ist, den Zufluss der Grundwässer auf der rechten
Seite der Elbe auch von der letzteren Seite aus anzunehmen. Die Ent-
scheidung dieser Frage hängt indess noch von weiteren Beobachtungen
und Aufschlüssen ab. — Schliesslich ist noch hervorzuheben, dass die in
allen Bohrlöchern bei Tolkewitz Vorgefundenen Schichten von Lehm und
lehmigem Sand das Eindringen des Oberwassers in die darunter liegenden
das Grundwasser führenden Schichten verhindern, so dass sie für letztere
einen sicheren Schutz bei Ueberfluthung durch Hochwasser des Elbstromes
gewähren.
>
*) Vgl. Sitzungsberichte d. niederrhein. Ges. f. Natur- u. Heilkunde, 3. Jan. 1881,
60
X. Bemerkungen über den Quarz im Syenite des
Plauen’schen Grundes.
'Von E. Zs eh au.
Das hier Gegebene ist eine Ergänzung und auch Fortsetzung eines
früheren Aufsatzes (Isis-Festschrift 1885, S. 49) und bezieht sich auf
neuere Vorkommnisse, sowie auf solche, die früher nicht erwähnt wurden,
weil etwas Bestimmtes nicht gesagt werden konnte. —
Eine gangartige Kluftausfüllung des Syenits, im letzten Bruche an
der Strasse vor Potschappel (1892), etwa 1 m lang und noch weniger
tief und 3 — 15 cm mächtig, der begrenzende Syenit stark zersetzt, bestand
zum grössten Theile aus einer ziemlich grossblättrigen Masse von heller
Farbe. Die Blattflächen meist gleichlaufend mit der äusseren Begrenzung,
aber auch, besonders in den engeren Theilen, in steiler Stellung zu der-
selben, so dass vollständige Gangstücke nur von den schmäleren Theilen
durch Schlagen erhalten werden konnten.
Die Flächen der Blätter zeigten oft eine feine Streifung mehr oder
weniger deutlich und zwar nach 3 Richtungen, so dass wenigstens oft
kleine Dreiecke deutlich zu erkennen waren. Aehnliches war mir be-
kannt von den basischen Flächen unserer Kalkspäthe, und ich nahm des-
wegen an, dass die Masse nur aus übereinander gelagerten basischen
Kalkspäthen bestehe. Der Querbruch zeigte auch die glänzenden Spaltungs-
streifen des Kalkspaths, aber zwischen denselben feinkörnige Streifen von
grosser Härte.
Weitere Aufklärung wurde erlangt, wenn das Mineral mit Salzsäure
behandelt war. Es ergab sich, dass der Kalkspath in verhältnissmässig
geringer Menge vorhanden war und nur in Gestalt dünner Blätter, die
meist in einer Richtung liegen. Es kommt ja vor, dass die Blätter sich
kreuzen und in anderen beliebigen Richtungen liegen. Die Blätter des
Kalkspaths sind eben oder schwach gebogen und überträgt sich dies auch
auf das zwischengelagerte Mineral, den Quarz. Einmal wurde beobachtet,
dass die Blätterkrümmung in sich selbst zurücklief, so dass eine Art
Linsengebilde erschien.
Der Kalkspath ist immer weiss, der Quarz in dünnen Blättern weiss,
der Glanz beider etwas perlmutterartig vor und nach Behandlung mit
Salzsäure. In grösseren dichten Partien erscheint der Quarz grau, und
da, wo dieselben an den Kalkspath grenzen, zuweilen bräunlich.
.Nach Wegnahme des Kalkspaths zeigen die Quarzplatten, besonders
die dichten bräunlichen, dieselbe Dreieckzeichnung wie der Kalkspath.
An den Kanten stärkerer Blätter sind die Quarze zuweilen gut aus*
1 &ts. Isis in Dresden, 1892. — ■ Abh. 10.
61
krystallisirt. Auch an den Kanten dünnerer Blätter bemerkt man Krystalle,
aber dieselben erscheinen wie flach gedrückt.
Aus Allem mag wohl hervorgehen, dass der (basische) Kalkspath das
Formbestimmende für das Ganze gewesen ist. Das Vorkommen schliesst
sich darnach an das früher erwähnte (1885, Festschr.) an, von dem ge-
sagt wurde, dass der Kalkspath Einkerbungen und gleichsam Zusammen-
drückungen der Quarzkry stalle bewirkt habe.
Mikroskopische Untersuchungen können möglicherweise noch weiteres
ergeben, denn es scheinen in den dünnen freigemachten Quarzblättern
noch andere Dinge vorhanden zu sein. Schon mit der Lupe oder mit
schwachem Mikroskope konnten rhomboidal gestaltete Kry Ställchen und
andere nadelartige, sternförmig gruppirte beobachtet werden, wenn auch
nur in wenigen der betrachteten Blätter. Hoffentlich bringen Dünnschliff-
beobachtungen noch weitere erfreuende Aufklärung über die mineral-
bildende Thätigkeit des chemisch - physikalischen Laboratoriums unseres
Syenits. Hinreichendes Material ist vorhanden.
Als seltener Begleiter der Kalkspath-Quarzmasse, an der Grenze der-
selben, mag noch erwähnt werden:
Ein graugrünes feinkörniges Mineral, welches durch Salzsäure theil-
weise zersetzbar war. Die Analyse ergab, nach Aufschlüssen mit Soda:
Kieselsäure = 81,57 °/o
Eisenoxyd = 2,73 „ (dürfte meist Oxydul sein)
Thonerde = 8,76 „
Kalkerde = 0,45 „
Magnesia = 3,19 „
Wasser = 2,74 „
99,44 °/o.
Die fragliche Substanz dürfte demnach nichts anderes sein als ein
Gemenge von Quarz, wahrscheinlich kleine Krystalle (ritzt Feldspath), und
einer grünerdeartigen Masse, die als Abkömmling einer thonerdehaltigen
Hornblende zu betrachten sein könnte. Aehnlich aussehende, selbst-
ständig auftretende, meist nur mit Kalkspath und etwa auch Syenitbrocken
vergesellschaftete KJ uftausfüllungen wurden am selben Orte wiederholt
beobachtet.
Durch das Vorkommen der blättrigen Kalkspath-Quarzmasse ist viel-
leicht auch eine Art Schlüssel für eine schon viel früher (1883) be-
obachtete Erscheinung gegeben:
Enge Klüfte und kleine Hohlräume, auch in ganz gesundem Syenite
sind zuweilen mit einem derben unscheinbaren Kalkspathe vollständig
ausgefüllt , sie werden wenig oder garnicht beachtet, denn der Kalkspath
hat für gewöhnlich keinen Werth, wenn er nicht etwa durch auffallende
Gestaltung sich auszeichnet. Für unseren Syenit ist aber die Sache von
einiger Bedeutung, denn nach Wegnahme des Kalkspaths mit einer Säure
kommen zuweilen die eigentlichen Syenitmineralien zum Vorscheine,
wenn auch nur meist höchst bescheiden in Grösse und Schönheit der
Gestalt, sie bilden gleichsam Ausblühungen auf dem Gesteine. Hier
mögen nur genannt werden: Feldspath, Hornblende, Pistazit, Quarz, Chlorit
und (sehr selten) Titanit.
Eine solche Kluftdruse zeigte als bedeutendstes einen liegenden
bräunlichen Quarzkrystall , etwa 8 mm lang. Eine der Säulenflächen
62
deutlich convex, die daneben befindliche concav, die bezeichnende Quer-
streifung nicht vorhanden. Auch eine der Pyramiden flächen sehr schwach
concav (nach P. Groth). Es kann wohl auch hier eine Beeinflussung des
Quarzes durch krummblättrigen Kalkspath angenommen werden.
Der deckende Kalkspath ist auch die Ursache , dass solche Kluft-
drusen wohl erhalten geblieben sind.
In dem letzten Bruche vor Potschappel wird der Abbau voraussicht-
lich noch manches Beachtenswerthe zu Tage fördern. Für jetzt sei von
daher noch Folgendes berichtet:
Eine sich mehrere Meter lang erstreckende, nur einige Centimeter starke
Kluftausfüllung bestand da, wo sie am vollkommensten ausgebildet war,
an beiden Seiten aus krystallinischem stänglichen Quarze, die Axen senk-
recht zu den Kluftflächen, die Mittelfüllung dagegen aus einem dunkel-
graugrünen talkigen Minerale, sehr weich, Pulver hell grünlich grau.
Die Analyse dieser weichen Masse ergab :
Kieselsäure =41,11 %
Thonerde = 9,39 „
Eisenoxydul = 24,23 „
Kalkerde = 3,89 „
Magnesia = 9,60 „
Natron = 0,25 „
Wasser =10,23,,
98,70 V
Man hat es hier also wohl mit einem grünerdeartigen Produkte
der Zersetzung der Hornblende zu thun. Das Mineral war durch Salzsäure
vollständig aufschliessbar. Durch Oxydation des Oxyduls ist das Mineral
stellenweise schmutzigroth geworden. Auch der Quarz wird ein Erzeugniss
der Syenitzersetzung sein.
In Bezug auf Gangbildungen ist der Bruch oberhalb der Garnison-
mühle, am linken Ufer unmittelbar an der Strasse gelegen, wohl von her-
vorragender Bedeutung. Mehrere bedeutende Zerreissungen oder Absonder-
ungen des Gesteins, die im Allgemeinen recht winkelig zur Thalrichtung
gehen, haben Gelegenheit zu Gangausfüllungen gegeben, die auf lange
Strecken sich verfolgen lassen. Durch die Ganggebilde ist dem Wasser
u. s. w. viele Gelegenheit geboten, auf das Gestein einzuwirken, und ist
dasselbe daher auch, besonders an den Ganggrenzen, meist stark verändert.
Yor Allem die Hornblende ist stark zersetzt, und die Farbe des Gesteins
geht aus dem röthlichen oder röthlich violetten in ein fahles Graugrün über.
Andere Färbungen, z. B. ein übles Braunroth, fehlen nicht. Die Wände
der Gänge mit grünlichen und bräunlichen thonigen Zersetzungsprodukten
(Grünerde!) bekleidet. — Einer der Gänge bat Anlass zu einem ziemlich
weit getriebenen Yersuchsbaue gegeben. Es ist wohl kaum zu ermitteln,
wann dies geschehen.*)
— h-, I . ä ; ! ■ i ' ■ .
*) Bergmännische Versuchsbaue sind an mehreren Stellen des Grundes gemacht
worden, z. B. hinter dem Felsenkeller, überall da wo das Gestein anders geartet war
und etwas an einen Gang erinnerte. Ich entsinne mich wohl in einem Notizhefte
meines Grossvaters, eines alten fleissigen Dorfschulmeisters im Leipziger Kreise vor
50 Jahren gelesen zu haben: So du in dem Plauen’ sehen Grunde von da und da aus-
, gehest, findest du einen Baum (oder anderes Merkmal), von dem wende dich gegen
Mittag etwa 100 Schritte weit, so findest du einen Gang mit köstlichem Talk, in dem
i
t
63
Die die Gänge ausfallenden Mineralstoffe sind Quarze und Carbonspäthe,
auch anderes kommt dazu, wie gelegentlich erwähnt werden soll.
Die gegenwärtige Betrachtung gilt einem Gange, der durch die Bruch-
arbeiten (1892) zerstört, oder wenigstens der Beobachtung entzogen ist.
Der Gang hatte eine wechselnde Mächtigkeit bis zu 20 — 25 cm. Die
Gangmasse bestand an den Seiten aus einem späthigen leberfarbenen
oder auch fleischrothen Calcite, etwa 1 — 3 cm stark. Die Mittelfüllung
war ein graues feinkörniges Gestein mit spärlich eingestreuten gänzlich zer-
setzten Syenitbrocken. Nach der Farbe konnte man den begrenzenden Spath
für einen Eisenspath halten, es ist aber nur Ealkspath; derselbe zeigte sich,
wenn auch selten, mit (rauh) ausgebildeten Ery stallflächen in die graue
Mittelmasse einragend, also seine frühere Entstehung gegen die Mittel-
füllung beweisend.
Der Ealkspath wurde in schwacher Salzsäure gelöst, es blieb ein
etwas faseriger bräunlicher Rückstand, der sich als ein Eisenoxydhydrat
auswies. Mikroskopisch zu beobachten war mir nicht vergönnt, so wurde
nur der Wassergehalt bestimmt, derselbe betrug 9,23 — 9,48%.
Der rothe Eisenoxydrückstand war etwas manganhaltig.
Nach dem Wassergehalte zu schliessen wäre also der begrenzende
leberfarbene Ealkspath durch Göthit gefärbt.
Die graukörnige Hauptgangmasse hatte Y. G. = 2,64; sie gab einen
Glühverlust = 0,65 %. Im Diamantmörser zerfällt sie alsbald zu ziemlich
feinem Pulver. Härte über 6.
Die Analyse ergab:
Eieselsäure = 95,64 %
Thonerde = 3,31 „
Ealkerde = 0,23 „
Wasser = 0,65 „
99^3%7
Demnach wäre die graue Gangmasse wesentlich ein Quarz , wahr-
scheinlich ein Aggregat kleiner Erystalle, beigemengt zersetzte Silicate des
Syenits, von welchem kleinere und grössere Brocken in den Gangraum
gefallen und durch den Quarz umhüllt worden sind. Dass die Masse
nicht dicht krystallinisch erscheint, könnte wohl dadurch erklärt werden,
dass während des Absetzeus des Quarzes zu wenig Ruhe geherrscht, und
ein dichteres und geordneteres Zusammenschliessen der kleinen Erystalle
verhindert wurde. Die hereinbröckelnden Syenitstückchen könnten wohl
die bedingende Ursache gewesen sein. In dem porösen Quarze konnte
die Zersetzung des Syenits leicht erfolgen.
Auch an anderen Orten des Plauen’schen Grundes, so im letzten Bruche
vor Potschappel , in mehreren Brüchen unterhalb Döltzschen; beim Forst-
hause, ja vielleicht an allen Stellen, wo das Gefüge des Syenits weniger
grossmassig ist, können ähnliche quarzreiche Eluftausfüllungen beobachtet
werden , welche die Zeichen weniger ruhigen Ausbildens an sich tragen,
und deshalb den Quarz als ungeordnete Theile enthalten. — Die Farbe
sind Granaten, die lassen sich fletzen (breitschlagen?) u. s. w. — Der Enkel hat die
Plauen’sche Erbschaft unbewusst angetreten und den Grund durchstöbert wie kaum
ein anderer Mensch, aber die Köstlichkeit blieb versagt ; das einzig „fletzige4 war ge-
diegen Kupfer, das die alten Wühler schwerlich gefunden haben, denn es tritt nur
auf in höchst unbedeutenden Nestern im frischen Gesteine.
64
dieser Dinge kann eine äusserst verschiedene sein, je nach der Menge der
mechanisch und chemisch zugeführten Umwandlungsprodukte des Syenits.
Yorwaltend sind düstere graue, unrein grüne, rothe und braune Farben.
Selten sind in diesen Kluftgebilden wohl ausgeprägte Mineralien anzutreffen,
nur wenn vielleicht nach Absatz der Hauptmasse durch Verschieben, Aus-
trocknen, Auswaschen u. s. w. neue Hohlräume entstanden, können wohl
kleine Quarzdrusen, Carbonatkrystalle u. s. w. möglich geworden sein.
Einige Male wurde beobachtet, dass die Gangmasse mit feinfaserigen Ara-
gonitschnüren durchzogen war, ein schichtenweises ruhiges Absetzen der
Gangmasse andeutend.
Wesentlich verschieden von den vorerwähnten Vorkommnissen sind
diejenigen gangartigen Quarzgebilde, die alsbald kry stallinischen
Bau erkennen lassen. Diese letzteren sind mehr zu Hause in einem nur
wenig oder gar nicht zersetzten Syenite, und der Quarz ist fast immer be-
gleitet von Epidot. — Der Epidot durchzieht manche der Syeuitmassen
in zahlreichen, meist sehr dünnen Schnüren; werden diese Bänder breiter,
so tritt als Mittelglied Quarz hinzu, immer aber wird der Pistazit als das
ältere anzusehen sein. Man könnte versucht sein, diese Gebilde als zum
Syenit gehörig zu betrachten, sie als Ausscheidungen desselben anzusehen.
Primäre Nebengebilde.
DiePistazitbänder zeigen auf den Ablösungsflächen zuweilen hübsche und
deutliche Gleitstreifen (Rutschflächen). Dies ist besonders da zu beobachten,
wo das Gestein gleichsam aus keilartigen Stücken zusammengesetzt ist,
also mehrfache Bewegungsrichtungen gestattet; leider aber hindert dieser
Zustand handliche Belegstücke zu erhalten. Die Epidotmasse ist meist
sehr zersetzt und hellfarbig. Die Quarzbänder scheinen durch die Gleit-
bewegungen nicht verändert; sie sind entweder durch den Epidot geschützt
gewesen, oder aber es hat während und nach der Quarzbildung mehr
Ruhe in der Gebirgsmasse geherrscht.
Wenn hier und auch anderwärts keine besondere Örtlichkeit für das
Berichtete angegeben wird, so ist der Grund dafür: dass die meisten der
eigentümlichen Vorkommnisse durch den Bruchbetrieb bald zerstört
werden. Es ist aber immer Hoffnung vorhanden, dass neue, den früheren
ähnliche Dinge zum Vorschein kommen, um abgegebenes Urtheil daran
zü prüfen:
Schon in früheren Betrachtungen über den Quarz des Syenits (Festschr.,
1885, S. 50) wurde das gangartige Auftreten des Minerals erwähnt, und
mag noch kurz Folgendes zugefügt werden: In dem ersten Bruche unter-
halb Döltzschen (nördlichster) wurde (1886) ein Quarzgang, oder vielmehr
eine Gruppe schmaler paralleler Schnüre und Bänder von Pistazit und
Quarz beobachtet, in Gesammtheit nur etwa 10 cm mächtig, zwischen
denen Syenitbänder vorhanden sind. Der Syenit ist durch parallele Klüfte
getrennt, die schmälsten sind nur mit Pistazit, die breiteren durch Quarz
mit Pistazitrand erfüllt worden. In dem Quarze finden sich auch Syenit-
trümmer, dieselben sind aber immer durch Pistazit umrandet. Der Pista-
zit ist meist nicht scharf ausgeprägt, er erscheint gewöhnlich nur als
grünliche Färbung des Quarzes. Die Syenitbänder sind auch zuweilen
quer durchbrochen, so dass der Quarz zweier Bänder zusammenhängt.
Als unwesentlicher Nebengemengtheil tritt in dem Quarze Kalkspath auf.
65
Während in dem letzterwähnten Vorkommen eine Quarzgangbildung
gleichsam als eine ganz vollendete erscheint, giebt es auch andere, in
denen die Hohlräume des Gesteins durch den Quarz nur oberflächlich
überkleidet, nnd die zahlreichen Svenittriimmer nur ebenso oberflächlich
1 V
mit Quarz überrrindet und durch denselben an einander und an die Kluft-
fläche angekittet sind, so dass das Ganze ein rauhes löcheriges Haufwerk
ist. Der Quarz ist immer klein-krystallinisch, und von unreiner, vielleicht
durch eingemengten Syenitstaub dunkel grauröthlicher Farbe. Die Quarz-
rinden sind auf dem Bruche zuweilen wie hornsteinartig. Bemerkenswerth
bleibt hierbei, dass epidotische Masse fehlt. Dieses unfertige, jedenfalls
neuere Syenittrümmergestein wurde besonders in dem oberen Bruche
hinter der Garnisonmühle gesehen.
Am letztgenannten Orte wurden, in engen Klüften ohne Syenittrümmer,
hornstein artige 1 — 2 cm starke graurothe oder braune Quarzrinden mit
kleindrusiger gekerbter Oberfläche angetroffen. Die Kerbung anscheinend
durch flache, auf der Kante stehende Schwerspathkrystalle hervorgerufen.
Ein ganz ähnliches Gebilde wurde im oberen Bruche beim Forsthause ge-
funden. So noch hier und da wird man Aehnliches finden können, und
die Eindrücke werden sich nicht nur auf Schwerspath, sondern mitunter
auch auf Kalkspath zurückführen lassen. — Es ist schade, dass dieser neue
Quarz sich zum grössten Theile vor dem Verschwinden der Späthe absetzte
und gestaltete, denn wäre die Fortführung der Späthe mit der Quarzbildung
gleichzeitig erfolgt , so würde wohl die Entstehung hübscher wirklicher
Pseudomorphosen möglich gewesen sein.
Alle die bis jetzt erwähnten Vorkommnisse des Quarzes sind vielleicht
nur bemerkenswerth durch ihr Verhältniss zum Hauptgesteine oder zu den
Begleitmineralien, äusserlich Angenehmes bieten sie nicht. Ganz leer ist
aber das Schönheitsgefühl in Bezug auf den Quarz auch in den letzten
Jahren nicht ausgegangen.
In dem unteren Bruche hinter der Garnisonmüble wurde vor einigen
Jahren eine bedeutende, wie stockförmige Abänderung des Syenits bloss-
gelegt, die im Gefüge und in der Zusammensetzung wesentlich von dem
gewöhnlichen Gesteine abweicht, aber doch mit demselben innig verwachsen
ist. Das Gefüge der Varietät ist granitisch körnig, keine Spur von gleich-
gerichteten Feldspathkrystallen, die unseren Syenit so sehr auszeichnen.
Der Feldspath tritt sehr zurück, die Hornblende herrscht vor, zu welcher
sich wohl auch Augit! gesellt. Ja dieses dunkle Hornblendegestein wird
weiterhin gar zu einem Epidotsyenite, der fast nur aus schwarzer Horn-
blende als Hauptmasse und hübsch grünen körnigen Epidotpartien besteht.
In dem körnigen Hornblendegesteine wurden verhältnissmässig oft Zeolith-
ausscheidungen angetroffen , die basische Natur desselben gleichsam be-
scheinigend. In dem Gesteine konnte makroskopisch kein Quarz bemerkt
werden. Der Quarz wurde nur angetroffen an den Grenzen oder in Klüften,
und nur da, wo das Gestein nicht mehr frisch war. Auch ist der Quarz
stets begleitet von Kalkspath, zu dem zuweilen auch Schwerspath sich gesellt.
Alles deutet darauf hin, dass der Quarz nur ein Zersetzungsprodukt sein
kann.
Auf dem Syenite zunächst sitzt Kalkspath, älteste Gestalt Skalenoeder,
seltener Schwerspath. Auf dem Kalkspathe kleine Botheisensteinkugeln,
4
66
mitunter wohl auch sehr kleine Eisenglanzblättchen. Der Schwerspath
trägt nichts von dem Eisenminerale; dann folgt der Quarz. An den Be-
rührungsstellen mit den Späthen ist der Quarz wie abgeschnitten, höchstens
in den Kalkspath tritt er noch in Spuren, als zusammengedrückte Gestalt
ein, zum Zeichen, dass die Bildung des Quarzes begann, ehe die des Kalk-
spaths beendet war.
Der Quarz bildet hübsche, wenn auch nur kleine Doppelpyramiden,
meist nur einseitig vollkommen gestaltet. Die Säule ganz kurz oder fehlend.
Das Angenehmste dieses Quarzes ist die schöne dunkelbraune, schwarz-
erscheinende Farbe; hellere braune oder violette amethystartige, meist un-
vollkommenere Kry stalle sind seltener. Die dunklen Quarze sind zuweilen
noch ausgezeichnet durch eingewachsenen strahligen Göthit, dessen Nadeln
mitunter auch aus den Quarzkrystallen heraustreten. Auf dem Quarze
sitzt wieder ein Kalkspath. Dieser letztere hat den Quarz nicht gestört,
denn nach Wegnahme mittelst Säure, anders sind die Quarze nicht gut
frei zu erhalten, zeigen sie sich mit reinen Flächen, während der ältere
Kalkspath deutliche Eindrücke zurücklässt. Ebenso wie der ältere Kalk-
spath verhält sich der Schwerspath zum Quarze. — Zu bemerken ist noch,
dass der schwarz erscheinende Quarz schon durch schwaches Glühen voll-
ständig farblos oder weiss wird.
Ein etwas ähnliches Vorkommen wie das letzterwähnte, fand sich in
dem Bruche oberhalb der Garnisonmühle am linken Ufer. Die Quarzkrystalle
mit mehr ausgebildeter Säule und bedeckt mit gelbem Dolomit. Der unter-
sitzende Kalkspath säulig mit flachem Rhomboeder, zuweilen zeitig er-
scheinend, dolomitisirt. Auch hier zwischen Kalkspath und Quarz eine
dünne Rotheisenerzlage.
Nette kleine ganz farblose Quarze auf Dolomit wurden im vorerwähnten
Bruche, und noch häufiger im oberen Bruche beim Forsthause im Trümmer-
syenite gefunden.
Chalzedon. Dieser Quarz ist bis jetzt nur sehr selten beobachtet
worden. Er fand sich als sehr dünner, aus zwei getrennten Schichten be-
stehender Ueberzug auf einer Kalkspathdruse des Trümmersyenits im oberen
Bruche beim Forsthause. Die untere Lage besteht wie aus aneinander
gestellten unregelmässigen Blättchen, die obere ist gleichmässig. Farbe
weiss, milchig. Am gleichen Fundorte wurde der auf Kalkspath aufsitzende
Chalzedon als ungefähr 1 mm dicke Lage, bedeckt mit kleinen farblosen
Qu arzkrv stallen an getroffen .
67
XI. Aquila rapax (Temm.) von Astrachan,
nebst Bemerkungen über verwandte Formen, besonders
Aquila boeki Hom.
Von A. B. Meyer.
Seebohm hat den lohfarbigen Adler, Aquila rapax , von Astrachan
aus Henke’s Sammlung aufgeführt1), da aber sonst nirgend Russland als
Verbreitungsgebiet der Art genannt und den russischen Ornithologen nach
Pleske’s mündlicher Mittheilung ein russisches Vorkommen unbekannt
ist2), so war eine Prüfung der Seebohm ’schen Bestimmung angezeigt.
Das in Frage kommende Exemplar (Nr. 11862. Mus. Dresd.), ein
Weibchen, ist 1874 im Herbste bei Astrachan erlegt worden. „Hier kommt
Aquila clanga Pall, häutig vor3); diese Art brütet an den niedrigen Ufer-
rändern der Salzseen in der Steppe, wo sie etwa 1 m hoch über dem Salz-
spiegel Reisernester von Steppenpflanzen auf baut; sie benutzt mit Vorliebe
auch stehengebliebene Heuhaufen; man findet die Nester an den Ufer-
rändern in Entfernung von einigen hundert Schritten von einander; sie
nistet auch auf einzelstehenden Kirgisenlehmhütten, die die Bewohner im
Sommer stets verlassen” (Henke’s mündliche Mittheilung). Da das Nisten
einer anderen Art dort nicht bekannt ist, so war vorerst zu prüfen, ob
nicht eine individuelle Abänderung von A. clanga vorliegen könne. Es
sei die Beschreibung des seltenen Exemplares vorausgeschickt.
Allgemeine Charakteristik: Kopf, Hals hellrostbräunlich (Ridg-
way III, 13 Mars Brown4), Unterseite etwas heller (R. III, 20 Cinna-
mon), Oberseite braun mit heller Zeichnung.
3) „Ibis” 1882, 206 (s. auch meine Anmerkung in Z. f. ges. Orn. 1884, 208).
2) Sarepta wurde 1. c. von Seebohm ebenfalls als Fundort angegeben, und
zwar nach einer mündlichen Mittheilung Henke’s; dieser aber hält die Bezeichnung
„Sarepta” durch Möschler (von dem in Sarepta ansässigen Rückbeil gesammelt)
für unzuverlässig, da die betreffenden Exemplare meist aus der Kalmückensteppe
stammen.
3) „Am häufigsten von allen Hügeladlern”. Menzbier („Ibis” 1884, 306) meint,
die Art brüte auf den bewaldeten Inseln der Wolga bis 50° südlich und wahrscheinlich
südlicher. Nach Henke brütet sie keinesfalls so weit südlich wie das Wolgadelta,
sondern „nur östlich und westlich von der unteren Wolga in den Steppengebieten
der Kirgisen und Kalmücken , wo sie an den zahllosen Zieselmäusen verschiedener
Arten, wie auch an Erinaceus auritus, deren stachelige Haut man bei ihren Nestern
findet, reichliche Nahrung haben. Im Wolgadelta findet man die Art nur auf dem
Zuge, und zwar im Herbste massenhaft, im Frühjahr weniger”. Zu den „Hügeladlern”
dieses Steppengebietes, die mit Vorliebe auf Hügeln nisten, rechnet Henke in erster
Linie A. clanga und mogilnik (wie schon der Name: mogila= Grabhügel besage),
ferner A. rapax , glitschi und chrysaetus und auch den Schlangenadler Circaetus gallicns ,
sowie den wilden Adlerbussard, Buteo ferox.
4) R. Ridgway: A Nomenclature of Colors for Naturalists, 1886.
Oes. Isis in Dresden, 1892,
Abk. 11.
4*
68
Maasse: Total etwa 660 mm
Flügel 535 „
Schwanz 270 „
Schnabel 41 ,,
Mundspalte 55 „
Schnabelhöhe 25 „
Tarsus 100 „
Mittelzehe 55 „
Kralle 28 „
Innenzehe 35 „
Kralle 33 „
Aussenzehe 35 „
Kralle 21 „
Hinterzehe 30 „
Kralle 32 .,
(gerade, nicht über den Bug gemessen)
(bis zur Befiederung)
(in gerader Linie)
(in gerader Linie)
(in gerader Linie)
(in gerader Linie).
Einzelbesckreibung : Kopf, Nacken, Hals und ganze Unter-
seite, Hosen, Tarsen hellrostfarben, vom Kopfe zum Hinterhals inten-
siver. Kopf und Hinterhalsfedern mit dunklen Kielen und kleinen schwärz-
lichen Spitzchen, Avelche letzteren nach dem Rücken zu mehr oder weniger
verschwinden. Zügel und Superciliarstreif schwarz, aber sehr schmal.
Ohrdecken ein wenig mehr ins Braune ziehend. Federn der Brust mit
schwach angedeuteten bräunlichen Spitzen, Federn des Bauches mit dunk-
leren breiten verwaschenen Mittelstreifen und schwarzen Kielen an diesen
Stellen, darunter auch einzelne Federn mit isabellfarbener Endhälfte. Hie
längsten hinteren Hosenfedern dunkel, hell gerandet, die kürzeren oben
sehr rostfarben, Tarsenbefiederung distal allmählich heller werdend.
Mantel und mittlere Flügeldeckfedern braun, breit hellockerfarben
verwaschen gerandet. Scapularen dunkler braun, die kürzeren mit hell-
ockerfarbenen Innenrändern; hierdurch entstehen auf der Oberseite 2 dunkle
convergirende Streifen von der Schulter bis zu den Tertiärschwingen. Hie
kleinen Flügeldecken variiren mit Ockergelb und Ro stroth. Schwingen
schwarzbraun mit violettem Schimmer, die Secun daren und die grossen
Flügeldecken mit hellen, z. Th. grau überlaufenen Spitzensäumen oder
Flecken. Unterseite der Schwingen schwärzlich, die Primären an
der Basis allmählich in Weiss übergehend, schwache Andeutung von Quer-
bänderung hier und da vorhanden. Grosse Unterflügeldecken schwarz-
grau mit weisser Basis, die übrigen wie die Oberseite. Axillaren röthlich
braun, roströthlich gesäumt. Rücken hellrostfarben. Bürzel dunkelbraun,
obere Schwanzdecken weisslich mit braunen Schaftstrichen. Schwanz
oben schwarzgrau mit schwarzen Kielen und dunklen Kielstreifen, an den
Spitzen mit hellen Säumen, unten graubräünlich mit schwach angedeuteter
Querbänderung. Schnabel hellkornfarben mit schwarzem Spitzendrittel.
Ausführlichere Beschreibungen von A. rapax liegen sonst wenig vor,
Sharpe5) beschrieb kein Männchen; das obige Weibchen differirt mit
Sharpe’s Beschreibung eines solchen6). Grosse Aehnlichkeit, wenn auch
nicht volle Uebereinstimmung, zeigt der Yogel von Astrachan mit den Ab-
6) Cat. Brit. Mus. Birds I, 242, 1874.
G) Ygl. auch A. Anderson in Proc. Zool. Soc. 1871, 687 ( naevioides Cuv.)
69
bilduugen von Temminck7) und Lilford8), wodurch die Bestimmung
„ rapax ” schon ziemlich sicher gestellt wird.
Eine so grosse Ueb er ein stim mun g auch mit vielen Charakteren von
A. clanga vorliegt, was ja nicht zu verwundern ist, da die in Frage
kommenden Formen doch nur als subspecifisch coordinirt aufgefasst werden
können, so müsste man doch immer eine individuelle rothe Abänderung
annehmen, wie sie sonst gänzlich unbekannt und auch nicht wahrscheinlich
ist. Es liegt hierzu aber um so weniger Anlass vor, als die rothe Form
von rapax , wie die Abbildungen zeigen, ja bekannt ist.
Herr Prof. W. Blasius in Braunschweig sandte mir mit dankens-
werthester Liberalität die folgenden Exemplare aus der dortigen und aus
der Homey er’schen Sammlung zum Vergleiche:
3 Exemplare von Aquila vindhiana Frankl, von Etawah und „Indien“,
1 Exemplar „ ,, fulvescens Gray vom Pundschab,
1 „ „ ,, boelci Hom. von Thorn (typus),
1 „ „ „ glitschi Ssew. (ohne Fundort).
A. vindhiana °) kann, wie ein directer Vergleich lehrt, nicht in Betracht
kommen10). Ebensowenig A. fulvescens , wenn auch die Unterscheidung
schon schwieriger ist. Die Abbildung von Menzbier11) hat zwar viel
Aehnlichkeit mit dem Astrachaner Exemplar, allein sie ist im Ganzen viel
zu matt und in der Zeichnung zu unbestimmt, um damit identificirt werden
zu können. Gray’s Abbildung12) differirt noch viel bedeutender und stellt
es sicher, dass fulvescens nicht vorliegt; ebensosehr differirt das Exemplar
Nr. 27 der Home y er’schen Sammlung, das aber sehr gut mit der Gray’schen
Abbildung übereinstimmt. Sharpe13) identificirt vindhiana und fulvescens ,
allein abgesehen davon, dass nur coordinirte Subspecies vorliegen können,
scheint es gerechtfertigter, diese Formen vorläufig auseinander zu halten. Es
lässt sich daher auch nicht beurtheilen, was Sharpe eigentlich als ad. fern.14)
beschrieben hat; mit seiner Beschreibung stimmt der Astrachaner Yogel eben-
sowenig überein. Gurney15) sagt, rapax, vindhiana und fidvescens seien
3 verschiedene und gute Arten, theilt also Sharpe ’s Ansicht bezüglich
vindhiana und fulvescens auch nicht16).
7) Temminck, PL col. 455, 1828.
8) „Ibis” 1865, pl. V, das rothe Exemplar, naevioides Cuv.
9) Auch 8 Ex. im Dresd. Mus. (C 10555, 10556 u. 10745) vom Deccan, von
Janvapore und von ßachi bei Delgaun, soweit die Fundorte auf den Origin aletiquetten
zu entziffern sind.
10) Nr. 66 der Homey er’schen Slg. stimmt genau mit Gray’s A. fusca in 111.
Ind. Zool. II, pl. ‘27, 1884.
n) Sewertzow: Nouv. mcm. Soc. imp. nat. Mose. XV, 106, 1885, pl. YII
(i clanga var. fulvescens).
12) Gray: 111. Ind. Zool. II, pl. 29, 1834.
13) Cat. Brit. Mus. Birds I, 234, 1874.
u) 1. c. 244.
15) „Ibis“ 1877, 326.
1G) Gurney’ s Beschreibung eines Exemplares von fulvescens (1. c. 327) von Cawn-
pore, fern, ad., stimmt im Ganzen gut mit dem Astrachaner Yogel. Es wäre zu unter-
suchen, ob dies auch rapax ist. Das Ex. dürfte im Brit. Mus. (Hume Slg.) sein, rapax
und fulvescens werden aber als sich begrenzende Subspecies Uebergänge zil einander
zeigen. Nach Anderson (Proc. Zool. Soc. 1871, 688) kommt rapax [naevioides] in
Etawah vor. — (Man vergleiche übrigens, ihrer Uebersichtlichkeit wegen, Gurney ’s
Liste aller dieser Adler in seinem „Diurnal Birds of Prey“ 1884, 55 fg., und zur wei-
teren Orientirung, ausser den angeführten Stellen, Seebohm’s British Birds I, 106,
1883 sub A. naevia).
70
A. boeki Hom. kann gleichfalls nicht in Frage kommen. Menzbier17)
identificirt boeki mit fulvescens. Seine Beschreibung von fulvescens passt
nicht auf den Astrachaner Vogel. Eine Identificirung von boeki und ful-
vescens scheint mir nicht möglich, wie auch ein Vergleich des Typus
von boeki mit einem Exemplare von fulvescens beweist. Ebensowenig hat
boeki mit dem Astrachaner Yogel zu thun. Ich kann mich auch nicht
von der Berechtigung überzeugen, das in Thorn erlegte Exemplar als Typus
einer anderen Art anzusehen, wenn auch in der Heine1 sehen Sammlung
in Halberstadt ein ähnliches (aus „Russland“) vorhanden ist18). Homeyer
beschrieb und bildete boeki ab19). Gurney20) zieht zu fulvescens , abge-
sehen von boeki , auch noch die Abbildung eines Exemplars von naevia
var. pallida Lichtenstein von Pillau21), das sehr hell ist, das wohl richtig
als var. von naevia erkannt wurde und das, meiner Ansicht nach, mit
fulvescens Nichts zu thun hat. Cabanis22) hielt boeki für eine Varietät
von clanga , wofür ich mich aber nicht aussprechen kann, da clanga dort
gar nicht vorkommt. A. boeki dürfte ein Jugendkleid von naevia sein mit
Neigung zu Hellfärbung und zwar aus folgenden Gründen:
1. Wegen der Reste des hellfarbigen Dreieckes am Nacken ( A . rufi-
nuchalis Brooks23),
2. wegen der grossen Flecken auf den Flügeldecken,
3. wegen der Längsflecke des Rückens,
4. wegen der dunkelgesäumten Hosenfedern,
5. wegen der schmalen dunklen Ränder der Bauchfedern,
6. wegen des losen Gefieders,
7. wegen der lebhaften Schwanzbänderung,
8. wegen des weisswolligen unteren Augenlides.
Letzterer Charakter ist, soviel ich sehe, nirgend als Jugendmerkmal,
und überhaupt nicht, angegeben; er ist aber sehr auffallend bei A. boeki
und auch bei einem gefleckten Jugendkleide von A. naevia (Nr. 5551
Mus. Dr.), während es ein geflecktes Jugendkleid von clanga nicht auf-
weist — ob bei der Präparation verschmiert? — und es andere und adulte
Exemplare anderer Arten nicht zeigen. Auffallend sind zwar die längeren
Zehen, allein hier kann Geschlechtdifferenz und noch nicht vollständige
Befiederung des distalen Tarsentheiles vorliegen; zudem ist die Differenz
nur 5 mm. Die anderen mehr zu clanga stehenden Maasse21) erklären
sich aus dem Jugendzustande, da erst im 2. Jahre die normale, kürzere
Länge der Schwingen eintritt (fide Henke).
Die Maasse von A. boeki sind die folgenden:
Totallänge etwa 600—
-610
nach Homeyer:
Ex. im Mus. Hein.
nach
Homeyer:
Flügel
500
„ (gestreckt) . 520 mm
482 mm
Schwanz
255
n 245 „
230 „
Schnabel
40
„ (gerade gern.)
17) Menzbier: Orn. Turkestan, 2. Lief., S. 114, 1889.
18) Heine und Reichen ow: Nomencl. Mus. Hein. Orn. 1890, 269, Nr. 10.
19) J. f. Orn. 1874, 105, Taf. III, und 1875, 163.
20) Ibis“ 1877, 829.
21) J. f. Orn., Extraheft 1853, 69, Taf. IV, Fig, 1.
22) J. f. Orn. 1874, 105.
23) „Stray feathers“ 1876, 269; s. auch Seebohm: Brit. Birds I, 106, 1883.
24) Homeyer: J. f. Orn. 1875, 163.
71
Mundspalte
53—
- 54
mm
nach Homeyer:
Ex. im Mus. Hein.
Schnabelhöhe
23-
- 24
n
Tarsus
93
n
Mittelzehe
60
n
60 mm
Kralle
24
11
(gerade gern.)
Innenzehe
35
11
34 „
Kralle
28
11
Aussenzehe
45
11
46 „
Kralle
20
11
11
Hinterzehe
32
Kralle
30
Für naevia var. spricht auch der Fundort Thorn. Eine andere Art
von weiter nach Osten, die in Frage kommen könnte, ist nicht bekannt
und das Verfliegen einer noch unbekannten nach Pommern wäre mehr
als unwahrscheinlich.
Die Homeyer’sche Abbildung25) ist irreleitend, sowohl was die
Zeichnung des Gefieders, als auch was die Färbung anlangt. Die Diffe-
renzen mit dem grossen Vogel im Vordergründe sind die folgenden:
1. Die Flügel sind zu roth;
2. die mittleren Flügeldecken nach oben zu sind nicht abgegrenzt auf
der Abbildung, in Natur aber sind sie es sehr deutlich;
3. die dunklen Scapularen sind nicht sichtbar;
4. die Färbung im Ganzen ist zu orange;
5. die Secundaren sind nicht bläulich gesäumt, wie auf der Abbildung,
sondern bräunlich mit weisslichen Spitzen.
Die Differenzen mit dem von vorn dargestellten Vogel sind die folgenden:
1. Die Abbildung ist zu lebhaft,
2. es fehlen die dunklen schmalen Federränder des Bauchgefieders.
Da also der Astrachaner Vogel zu keiner der sonst etwa in Frage
kommenden Arten zu stellen ist und da er positiv gut mit gewissen Exem-
plaren von A.rapax überein stimmt, so halte ich die Seebohm’sche Angabe
für richtig und es muss daher das Wolgadelta mit in den Yerbreitungskreis
der Art eingezogen werden. Ob es sich nur um ein ausnahmweises Ver-
fliegen im vorliegenden Falle handelt, wird die Zukunft lehren. Vielleicht
kommt diese Art, wie auch A. glitschi Ssew.26), gleich clanga , im Herbste
auf dem Zuge hier vor. Da A. rapax in der Türkei und in Palästina
brütet27), so ist das Wolgadelta nicht als so überaus abgelegen anzusehen,
als dass dieser Adler hier nicht naturgemäss auch Vorkommen könnte.
25) J. f. Orn. 1874, Taf. III.
2Ö) Ein Exemplar von A. glitschi aus der Homey er’schen Sammlung- stimmt
gut mit dem Dresdner Exemplare Nr. 5552, das wahrscheinlich von Möschler über
Sarepta herkam; Henke ist überzeugt, dass auch Glitsch, der in Sarepta lebte,
die Art nicht von der Wolga, sondern aus der Kalmückensteppe erhalten hat, da
Jagdexpeditionen von Sarepta, die Sarpa entlang, sehr ergiebig gewesen sein dürften,
während das Inselgebiet in der Nähe von Sarepta, von geringer Ausdehnung und
Bedeutung, hauptsächlich für Würgfalken und Seeadler ausgebeutet worden ist.
Henke brachte ein Exemplar von A. glitschi von Astrachan (Nr. 18995. Mus. Dresd.);
die Art scheint von A. rapax durchaus verschieden zu sein.
27) Gurney: „Ibis” 1877, 227 und 280; Tristram: 1. c. 1865, 252; Dresser:
Birds Eur. V, 513, Taf. 341, 1880, wo ein türkisches Exemplar abgebildet ist, das
allerdings nicht mit dem Astrachaner Vogel übereinstimmt.
72
XII. lieber das Kriechen der Schnecken.
Von Dr. J. Thiele.
Von Dr. H. Simroth ist wiederholt über die Art, in welcher die
zum Kriechen verwendete Muskulatur unserer Land- und Süsswasser-
schnecken thätig ist, geschrieben worden. Er nimmt an, dass durch Längs-
muskeln in der Fusssohle die Locomotion bewerkstelligt wird, und zwar
ist es eine sehr eigenthümliche Art, in der diese Muskeln sich contrahiren,
nämlich in mehreren auf einander folgenden und von hinten nach vorn
fortschreitenden Wellen. Beim Kriechen streben diese Muskeln nicht wie
die übrige Muskulatur sich im Ganzen zu verkürzen, sondern sich in toto
zu verlängern, daher nennt Simroth diese extensile Muskulatur im Gegen-
satz zur contractilen. ,,Der Unterschied der Thätigkeiten beider beruht
lediglich in der Anordnung und Folge der Nervenreize“, die sehr langsam
von hinten nach vorn fortgeleitet werden. Yon den Nerven, welche diese
Muskulatur versorgen, „wird stets das erste Paar zuerst in Erregung ver-
setzt und darauf fortschreitend nach hinten die übrigen. — Die Anordnung
der Nervenreize macht es erklärlich, dass die Kraft vorn am grössten, da-
her hier stets eine feste Adhäsion, während das Schwanzende bei gewöhn-
lichem Kriechen meist von der Unterlage absteht“. Jede Contractions-,
oder wie Simroth es im Grunde ansieht, Gerinnungswelle ruft eine Yer-
dickung hervor, „welche den Körper an der Unterlage befestigt durch
Adhäsionsdruck“.*)
Ueber die Art und Weise, wie denn eigentlich die Weiterbewegung des
Thieres erfolgt, finde ich bei Simroth keine klare Angabe, die mir die
Sache erläutern würde; man erhält allerdings den Eindruck, dass
Simroth annimmt, die Verlängerung der Längsmuskeln am Vorderende
bewirke ein fortwährendes gleichmässiges Vorwärtsschieben der Kriechsohle,
doch halte ich einen solchen Vorgang für unmöglich**). Meiner Ansicht
nach wird jede Weiterbewegung eines Thieres auf einer Grundlage dadurch
hervorgebracht, dass immer ein Punkt festhaftet, während sich ein anderer
vorschiebt, vom ersten entfernt, sodann selbst sich anheftet, worauf der
erste nachgezogen oder vorgesetzt wird. Ob nun an Stelle jedes dieser
schematisch angenommenen zwei Punkte eine beliebig grosse Fläche oder
eine Vielzahl getrennter Punkte tritt, ändert am Princip nichts. Mir
*) Die Thätigkeit der willkürlichen Muskulatur unserer Landschnecken. Zeitschr.
f. wissensch. Zool. 30, Suppl.
**) Wenn der Fuss hinten angesaugt bleibt und dabei vom verlängert wird, wie
Simroth sich einmal ausdrückt, so kann doch wohl nur die Lage des Vorderendes
verändert werden, ohne dass eine Locomotion zu Stande kommt.
Qes, Isis in Dresden, 1892. — Abh. 12.
73
scheint eiji solches Alterniren eine ganz unumgängliche Bedingung für
jede Bewegung auf einer Unterlage. Bald sind es Wimpercilien (Infu-
sorien), bald saugnapfartige Organe (Echinodermen , Cephalopoden) , bald
ausgebildete Beine (Arthropoden, höhere Wirbelthiere), bald Andeutungen
von solchen oder endlich hervorragende Stellen der ventralen Körperfläche,
die als Stützpunkte dienen.
Bei den Schnecken müssen wir zwei verschiedene Arten der Kriech-
bewegung unterscheiden. Die eine findet sich bei unseren gewöhnlichen
Landschnecken, den deckellosen Pulmonaten, die andere ist hauptsächlich
bei der gedeckelten Landschnecke Cy clostoma beobachtet worden. Dort
verlaufen die „locomotorischen Wellen“ über die meist schmale Kriech-
sohle, soweit sie überhaupt zur Fortbewegung verwendet wird, in ihrer
ganzen Breite, hier dagegen wird abwechselnd die rechte und linke Hälfte
von der Unterlage losgelöst und unter Wellenbewegung vorgesetzt, wäh-
rend das Thier mit der anderen Hälfte und seinem Rüssel am Boden be-
festigt ist. Im letztem Falle ist es ganz einfach zu verstehen, wie das
Thier vorwärts kommt, macht es doch richtige Schritte mit seinen beiden
durch eine Furche getrennten Fusshälften. Wie aber verhält es sich im
anderen Falle? Die Antwort scheint mir diese zu sein. Durch jede Con-
tractionswelle wird die Entfernung zwischen zwei bestimmten Querlinien
verkürzt, worauf die folgende Expansion diese beiden Linien wieder von
einander entfernt; dabei ist zu berücksichtigen, dass nach Simroth jeder
vordere Punkt der Sohle fester haftet als ein hinter ihm gelegener, infolge
dessen wird bei jeder Verkürzung des angenommenen Zwischenraumes
die vordere Linie festbleiben, die hintere nachgezogen iverden, worauf bei
der Verlängerung die vordere erhoben und vorgeschoben wird.
Die Meeresschnecken, die mit Cy clostoma zur Gruppe der Proso-
branchier gehören, sind ziun Theil sehr träge Thiere. Einer Haliotis hatte
ich indessen einmal durch Zusatz von übelriechendem Alkohol den Aufent-
halt in einem Glase mit Seewasser so unangenehm gemacht, dass sie mit
ganz ungewohnter Lebhaftigkeit aus demselben zu entkommen suchte.
Bei dieser Gelegenheit habe ich in ihrer Sohle deutlich die Contractions-
wellen beobachtet, es waren deren 4—5 hinter einander sichtbar; was mir
besonders bemerk ens werth scheint, ist der Umstand, dass diese Wellen
nicht über die Breite der ganzen Sohle reichten, sondern nur über deren
Hälfte, und dass dieselben so angeordnet waren, dass in einer Queriinie
die eine Seite Contraction, die andere Expansion zeigte. Wir haben hier
eine Bewegungsart, die in gewisser Hinsicht an die von Cy clostoma er-
innert , weil ähnlich wie bei dieser Schnecke abwechselnd die rechte und
linke Hälfte der Sohle mit jeder Welle ein Vorschieben bewerkstelligt,
freilich ist die mediane Trennungslinie nicht so scharf eingeschnitten und
namentlich wird kein Theil der Kriechsohle vom Boden erhoben wie bei
Cyclostoma.
Simroth scheint die Art der Thätigkeit der locomotorischen Längs-
muskulatur in der Schneckensohle für ganz eigenartig und abweichend
von den sonstigen Leistungen der Muskulatur bei den Thieren zu halten.
Ich glaube kaum, dass diese Annahme nöthig ist. Zum Vergleich will ich
die Schwimmbewegung der Anneliden, welche mit den Mollusken am
nächsten verwandt sind, betrachten. Bei Polvchaeten ( Nereis u. ähnl.)
findet ein Schwimmen durch seitliche Schlängelung des Leibes statt. Diese
74
wird dadurch erzeugt, dass sich in mehreren Querreihen abwechselnd die
rechte und die linke Längsmuskulatur contrahirt. Den Anfang der Be-
wegung macht jedenfalls das Vorderende. Die flachen Hirudineen schwim-
men dagegen durch Schlängelung in einer verticalen Ebene, indem sich
abwechselnd Theile der ventralen und dorsalen Längsmuskeln zusammen-
ziehen; auffällig ist dabei, dass diese Würmer sich beim Schwimmen
ziemlich stark in die Länge dehnen.
Mir scheint, dass wir diese Bewegungen als Analoga derer von Schnecken
ansehen können; die seitliche Schlängelung entspricht dem Kriechen von
Haliotis , die dorsoventrale dagegen dem von Pulmonaten. Während bei
Würmern aber der dünne und langgestreckte Körper durch die Muskeln
in schlängelnde Bewegung versetzt wird, ist das bei den Schnecken mit
ihrem breiten, massigen Kriechfusse nicht möglich, es äussern sich die
Contractionen der auf eine horizontale Ebene beschränkten Längsmusku-
latur nur in wellenförmigen Verdickungen der Kriechsohle. Die mit der
Bewegung verbundene Verlängerung des Körpers finden wir in beiden
Fällen; bei den Würmern wird dadurch der Körper leichter beweglich,
die Muskeln finden weniger Widerstand. Ob dieselben Elemente bei Wür-
mern und Mollusken die Streckung bewirken, vermag ich nicht anzu-
geben; jedenfalls aber haben bei beiden die locomotorischen Contractions-
wellen keine Verkürzung des ganzen Leibes zur Folge. In welcher Weise
die Nervenreize bei Würmern sich anordnen, ist mir nicht klar; es würde
vielleicht bei einer darauf gerichteten Beobachtung herauszufinden sein,
ob sie wie bei den Mollusken von hinten nach vorn fortgeleitet werden.
Nur ausnahmsweise finden wir bei Schnecken Schwimmbewegung,
so bei den Heteropoden, wo ein Theil des Fusses zu einer dünnen, längs-
gerichteten Platte geworden ist, welche durch seitliche Schlängelung das
Thier fortbewegt. Es ist sicher, dass die Heteropoden aus Prosobranchiern
bervorgegangen sind, bei denen wir ja Kriechbewegung durch abwechselnde
Contractionen in den beiden Fusshälften festgestellt hatten; durch eben-
solche Contractionen wird auch die Heteropodenflosse in Thätigkeit ver-
setzt. Eine andere Art von Schwimmbewegung nehmen viele Opistho-
branchier, namentlich die sogen. Pteropoden an, indem die seitlichen
Ränder des Kriechfusses sich verbreitern und durch Schlängelung in verti-
caler Ebene das Thier vorwärts treiben. Wie die Heteropoden sich den
Prosobranchiern anschliessen, so werden die Pulmonaten und Pteropoden
zu den Opisthobranchiern gestellt, und in dieser zweiten Sippe mag durch-
weg jene Bewegungsart Platz gegriffen haben, welche der dorsoventralen
Schlängelung entspricht, wenigstens finden wir sie bei Pulmonaten und
den schwimmenden Opisthobranchiern einschliesslich der Pteropoden. Die
Schnelligkeit der Pulmonaten ist nach Simroth bedeutend grösser als die
von Cydostoma ; man kann ganz wohl die erstere Bewegung dem Galopp
eines Pferdes, die letztere — überhaupt die von Prosobranchiern — dem
Schritt oder Trabe desselben vergleichen , sowohl was die Thätigkeit der
Muskulatur, als was die Schnelligkeit anlangt.
Sicher ist die Thatsache, dass aus kriechenden Schnecken schwim-
mende entstanden sind, und dass die locomotorische Muskulatur der letz-
teren sich aus einem Theil derjenigen bei den ersteren hervorgebildet hat,
ein schwerwiegender Grund für die Annahme, dass die Thätigkeit der
Kriechmaskein doch wohl nicht so ganz eigenartig ist, wie es zunächst
75
scheinen mag, und dass auch die Schlängelung der Würmer ein ähnlicher
Vorgang ist, der zumeist durch die Anordnung der Längsmuskeln, sowie
durch die gestrecktere Körperform eine verschiedene Bewegungsart zu
Wege bringt
Während bei anderen Thieren, die auf dem Bauche kriechen, beson-
ders den Schlangen, die starke Reibung gegen den Boden durch kräftige
Schilder oder überhaupt Erhärtung der Haut unschädlich gemacht wird,
sind bei den Schnecken starke Drüsen entwickelt, deren Secret die Kriech-
tläche schlüpfrig macht, um die Reibung zu verhindern. Simroth sagt
ganz richtig: „Da bei der gleitenden Reibung kriechender Schneckensohlen
der verschiedene Reibungscoefficient zwischen der Haut und der wechseln-
den Substanz der Unterlage einer gleichmässigen Bewegung ein wesent-
liches Hinderniss bereiten würde, wird zwischen die Unterlage und die
Haut eine mehr oder weniger erhärtende Schleimschicht eingeschaltet und
auf ersterer befestigt, so dass jetzt, bei einigermassen ebenen Flächen,
nur noch der Reibungscoefficient zwischen der Haut und dem Band als
consta nter Factor in Betracht kommt*).
Diese Drüsen sind von zweierlei Art, schlüpfrig machende Schleim-
oder Schmierdrüsen, deren Secret muköser Natur ist, und Klebdrüsen;
die ersteren sind in der Regel vorn in der Sohle entwickelt, die letzteren
im hinteren Theile derselben, sowohl bei Prosobranchiern wie bei Opistho-
branchiern; ich habe z. B. beobachtet, dass eine Aplysia sich mit dem
grössten Theil ihrer Sohle von dem Glase, an dem sie gekrochen hatte,
loslöste und nur mit einem ganz kleinen Theil am hintersten Ende der-
selben sich festhielt. Bei Landschnecken verlassen die Drüsen die Kriech-
fläche ; am wichtigsten für dieselben ist die vordere Schleimdrüse, die
unter dem Munde gelegen ist und die ihr Secret beim Kriechen ununter-
brochen auf den Boden herabgleiten lässt, wo es gewissermassen einen
weichen Teppich unter der Sohle darstellt, den sich das Thier bei der Be-
wegung fortwährend neu erzeugt.
Die Hautdrüsen liegen bei den niedersten Formen im Epithel, bei
höheren Mollusken rücken sie durch Yergrösserung ins unterliegende
Bindegewebe. Dass sie aus diesem entstehen , wie manche Forscher an-
nehmen , halte ich für unrichtig, ich habe noch keinen Fall gesehen, der
nicht mit der Annahme verträglich wäre, dass die Hautdrüsen der Mollusken
ectodermale Bildungen sind.
*) Ueber die Bewegung und das Bewegungsorgan des Cyclostoma elegans und
der einheimischen Schnecken überhaupt. Zeitschr. für wissensch. Zoologie, 36.
76
XIII. Die Ergebnisse (1er in Sachsen seit dem Jahre 1882
nach gemeinsamem Plane angestellten plianzenphäno-
logischen Beobachtungen.
Von Prof. Dr. Oscar Drude und Dr. Arno Naumann.
(II. Theil: Vergleichende Uebersicht und Special -Tabellen *)
Vorbemerkung. Bei der weiteren Berechnung der Resultate aus unseren
phänologischen Beobachtungen, insbesondere bei den Mittelnahmen, soweit sie nicht
schon in der ersten Abhandlung zur Verwendung gekommen waren, zur Erzielung
der grossen Uebersichtstabelle wurde ich von Herrn Dr. Naumann, Assistenten des
botanischen Instituts der Technischen Hochschule, mit jener Bereitwilligkeit unterstützt,
die der Ausdruck seines Strebens ist, seine Kraft in den Dienst vaterländischer Forschung
zu setzen. Es sei ihm daher hier mein Dank öffentlich ausgesprochen. — Drude.
5. Ueber die Bestimmung der Frühlingshauptphase im Gebiet
der Bergregion.
Im ersten Theile dieser Abhandlung (1891, S. 70) ist zur Sichtung des
wesentlichen aus der grossen Menge von Einzelbeobachtungen besonders
der Berechnung der Frühlingshauptphase gedacht, d. h. der Mittelnahme
aus den markantesten Phasen, welche in die Mitte der eigentlichen Früh-
lingsperiode fallen (nämlich an den Schluss des Halbfrühlings, mithin vor
Beginn des Vollfrühlings mit der Kastanien-, Narcissen- und Syringenblüthe).
Als Pflanzen, deren Entwickelungszustände am besten dieser Hauptphase,
welche jeder aufmerksame Phänologe bei seinen Wanderungen in jener
Jahreszeit in der Pflanzenwelt herausfühlt, entsprechen, sind daselbst zur
Berechnung herangezogen : Prunus Padus e. BL; Pirus communis e. BL;
Pirus Malus e. Bl, ; Belaubung der Fagus silvatica im Mittel des ersten
Knospenaustreibens und des Beginns der Blattentfaltung. Es ist auch da-
selbst hervorgehoben, dass diese Phasenberechnung keine unbedingte Gültig-
keit habe in der oberen Bergregion, wo der Obstbau so bedeutend zurück-
bleibt, dass er nicht mehr als markante Phase des Frühlingseinzuges gelten
kann. —
Inzwischen habe ich versucht, an anderer Stelle auf die zeitliche Ver-
schiedenheit des Frühlingseinzuges in Sachsen ein kurzes kartographisches
Gesammtbild des Landes zu gründen**), wobei natürlich, zumal es sich um
Beziehungen zwischen Landescultur und Naturbedingungen handeln sollte,
die obere Bergregion nicht ausfallen durfte. Dadurch war die praktische
*) Fortsetzung von Jahrgang 1891, Abh. 6.
**) Mittheil. d. Oekonom. Gesellsch. im Kgr. Sachsen 1891/92, Nr. V. Mit Karte.
Ges. Isis in Dresden, 1892. — Abh. 13.
Nothwendigkeit gegeben, für die oberen Regionen Sachsens eine Methode
der Berechnung eben jener Frühlingshauptphase zu finden, welche mit der
der Culturregion im inneren Anschluss steht. Es sei auch hier nochmals
hervorgehoben, dass die Phänologie, sofern sie den Zweck hat, in den nor-
dischen Klimaten vergleichbare Werthe für die Länge der Vegetationsperiode
zu berechnen, dabei wechselnde Objecte benutzen muss. Im grösseren
Th eile Europas giebt die erneute Blattentfaltung der Laubbäume ein packen-
des Bild dafür, für Sachsen ist hauptsächlich die Buche als ihr Symbol
gewählt; nördlich der Buchengrenze würde die Eiche oder Erle dafür ein-
treten müssen, nördlich der Eichengrenze die Birke oder die Lärche. Die
Lärche eignet sich aber nicht für die warmen Lagen Europas, in denen
sie schlecht gedeiht, und die Birke erscheint bei ihrer geographischen Rassen-
bildung in Bezug auf die Einheit ihrer physiologischen Lebensbedingungen
problematisch. Die Culturgewächse wechseln von Klima zu Klima, und
wenn man solche Phasen, wie die Blüthe und Fruchtreife des Sommer-
kornes als Ausdruck des phänologischen Klimas allein wählt, hat man eben-
falls mit den Schwierigkeiten der culturellen Rassen zu kämpfen. Ueber-
dies können nur die normal gedeihenden Pflanzen einer Gegend normale
Entwickelungszeiten geben, und es bleibt nichts übrig, als für entlegene
Breiten und stark verschiedene Regionen einander entsprechende Phasen
verschiedener, einander ablösender Pflanzenarten auszuwähien. Dabei ist
die Willkür auf das möglichst geringe Maass zu beschränken, am leichte-
sten so, dass man in einem Uebergangsgebiete zwischen zwei verschiedenen
Regionen ein einheitliches Ziel, also die Termine der Frühlingshauptphase,
auf die Einzeltermine sowohl der für die untere als auch der für die obere
Region als gültig angenommenen Pflanzenarten stützt und nur solche Aus-
wahl trifft, welche in der Uebergangsregion möglichst gleichsinnige Re-
sultate ergeben.
So bin ich für die obere Erzgebirgsregion verfahren, in welcher die Obst-
cultur schlecht oder kaum noch möglich ist, was sich an der ungemeinen
Verzögerung des Eintrittes der Apfelbaumblüthe im Vergleich mit der Er-
grünung des Waldes zeigt. Diese obere Region beginnt im sächsischen
Erzgebirge mit 600 — 650 m, ist deutlich und entschieden ausgeprägt mit
700 m Meereshöhe. Für diese Region habe ich den mittleren Frühlings-
einzug, also die „Frühlingshauptphase” aus folgenden Terminen be-
rechnet:
a) Die erste Blüthe (Fl. I oder e. Bl.) von Prunus Padus\
b) die grüne Blattentfaltung (Fol. II oder B. 0. II) von Betula alba ;
c) die mittlere Belaubung ( Fol-^n- oder 1/2 B. 0. 1 und II) von Fagus
silvatica ;
cl) die erste Blüthe (FL I oder e. Bl.) von Sorbus aucuparia.
Die Probe auf die Brauchbarkeit dieser Pflanzenentwickelungen habe
ich dadurch gewonnen, dass ich für Stationen der mittleren Bergregion in
Sachsen die Termine der mittleren Frühlingshauptphase 1882/87 sowohl
nach der früheren , als nach dieser jetzt für die oberen Berggegenden be-
stimmten Auswahl von Einzelphasen berechnete, woraus sich eine den Um-
ständen nach sehr gute Uebereinstimmung ergab.
Hier folgen meine Berechnungen, welche zur weiteren Vervollständigung
und Ergänzung des mir nur unvollkommen zugegangenen Beobachtungs-
78
materials sich auch auf die von Bruhns in der „Sächsischen Meteorologie”
aus den Jahren 1864 — 187 5 gegebenen Beobachtungen stützen*):
E. Bergstationen der Sächsischen Schweiz.
Markersbach, Frühlingshauptphase nach Obstbaumblüthe etc. berechnet
Tag 143 (Y. 13)
— Frühlingshauptphase nach Birke und Eberesche etc. berechnet
Tag 142 fff (Y. 12)**)
Hinterhermsdorf, Frühlingshauptphase nach Birke u. Eberesche etc. berechnet
Tag 142 fff (Y. 12).
F. Erzgebirge, mittlere hercynische Stufe.
Grüllenburg, Frühlingshauptphase nach Birke und Eberesche etc. berechnet
Tag 141 fff (Y. 11)
Freiberg, Frühlingshauptphase nach Birke und Eberesche etc. berechnet
Tag 143 fff (Y. 13)
Annaberg, Frühlingshauptphase nach Obstbaumblüthe etc. berechnet
Tag 143 (Y. 13)
— Frühlingshauptphase nach Birke und Eberesche etc. berechnet
Tag 143 fff (Y. 13).
G. Erzgebirge, obere hercynische Stufe.
Brunndöbra, Frühlingshauptphase nach Obstbaumblüthe etc. aus unvoll-
ständigen Beobachtungen berechnet
Tag 149 (Y. 19)
— Frühlingshauptphase n. Birke u. Eberesche etc. ebenso berechnet
Tag 147 f|f, oder bis zu Tag 149 (Y. 17 bis Y. 19)
Georgengrün b. Auerbach, Frühlingshauptphase nach Birke u. Eberesche etc.
berechnet
Tag 149 fff (Y. 19)
Rehefeld, Frühlingshauptphase nach Birke und Eberesche etc. berechnet
Tag 149 ffo (v. 19)
Hirschsprung b. Altenberg, Frühlingshauptphase nach Obstbaumblüthe etc.
berechnet
Tag 155 (Y. 25)
— Frühlingshauptphase nach Birke und Eberesche etc. berechnet
Tag 152 ffb (Y. 22)
Reitzenhain, Frühlingshauptphase nach Obstbaumblüthe etc. berechnet
Tag 155 (Y. 25)
— Frühlingshauptphase nach Birke und Eberesche etc. berechnet
Tag 152 fff- (Y. 22)
Ober-Wiesenthal, Frühlingshauptphase nach Birke u. Eberesche etc. berechnet
Tag 152 fff (V. 22)
Johann-Georgenstadt, Frühlingshauptphase nach Birke und Eberesche etc.
berechnet
Tag 153 -fff (Y. 23 unsicher).
Es ergiebt sich daraus, dass gegenüber den zuerst (Abh. 6 vom Jahre
1891) berechneten Weithen der Frühlingshauptphase für die obere Berg-
*) Vergl. zum Anschluss die Tabelle in Isis, Abhandl. 1891, S. 78.
**) Der hinzugei’ügte Bruch bedeutet in diesem Falle den Beginn und das Ende
der zum Mittel werth benutzten vier Phasen.
79
rejgion die neue, hier besprochene Berechnungsweise aus Traubenkirsche,
Birke, Buche und Eberesche um einige Tage frühere Werthe ergiebt. Es
ist dies natürlich, eben wegen der mehrfach berührten ungemeinen Ver-
zögerung der Obstbaumblüthe an den Stellen, wo der Obstbau in Gebirgen
nur noch mit Mühe gepflegt wird und vom freien Felde in den Schutz
der Hausgärten gezogen werden muss. Um so schwerer wiegt jeder Tag
der Verspätung im Eintritt des so gewonnenen Termines der Frühlings-
hauptphase. Auf diesem späten Eintritt baut ein nicht nur um so kürzerer,
sondern auch ein um so kühlerer und um so mehr Rückschlägen zu unter-
werthigen Temperaturen ausgesetzter Sommer auf, was sich am besten zeigt,
wenn man die Wärme summen vom Termin der Frühlingshauptphase an
bis zum Herbst für solche Stationen bildet und mit den in der Niederung
gebotenen Wärmesummen vergleicht.
Für die subalpine Region über der Region des normalen Buchen-
gedeihens muss natürlich wieder eine andere Berechnung nach dort herr-
schenden Pflanzen eintreten, doch sei dies hier nur angedeutet.
Was bieten nun solche Berechnungen überhaupt der klimatischen Phäno-
logie für Vortheile? Zunächst den praktischen, dass die Beobachter auf
eine kleinere Anzahl von Pflanzen aus der Gesammttabelle hingewiesen
werden, welche unter allen Umständen in geeigneter Lage und mit grösster
Regelmässigkeit zu beobachten sein sollen. Die Tabelle allein auf diese
Pflanzen zu beschränken, würde der Umstand verbieten, dass die inter-
essanten Beziehungen der übrigen Jahreszeiten zu dem Punkt des vollen
Frühlingseintrittes sonst unerkannt bleiben würden; auch bedarf ja die Berech-
nung der Länge der eigentlichen ,, Vegetationsperiode“ noch der Kenntniss der
Entlaubungszustände unserer Bäume und des Eintritts einzelner Frucht-
reifen. An Stelle einer combinirten ,, Frühlings-Hauptphase“ aber etwa die
Beobachtungen an einer einzelnen Pflanze zu fordern, würde die an dieser
auftretenden individuellen Eigenschaften zu Fehlerhaftigkeiten werden lassen,
welche sich durch die Combination mit anderen Pflanzenarten, ebenso wie mit
den individuellen Unsicherheiten der Beobachtungspersonen, ausgleichen. Für
die Theorie wird dann im Wechsel der Jahreszeiten ein Punkt hervor-
gehoben, welcher für die Hauptmasse der Flora an jeder Stelle eine Art
Scheide bildet, insofern als die bis dahin im Vorfrühling stattfindenden Vege-
tationsprozesse, z. B. die Rückbildung der Stärke in den Baumstämmen
aus Glykose oder Fett, die Verwendung der rückgebildeten Stärke zur
Schwellung und organischen Entfaltung der Knospen, zum Hervortreiben
neuer Blüthen und Anlage neu ernährender Organe, mehr oder weniger
scharf umsetzen in solche, welche eine neue Ernährung, eine assimilato-
rische Arbeit während der dann folgenden sommerlichen Jahreszeit zum Ge-
folge haben und aus den rasch mit alten Reservemitteln hervorgetriebenen
Blüthenorganen Früchte heranreifen lassen, oder neue Knospen für den
nächsten winterlichen Ruhezustand vorbereiten, anlegen und mit Nahrung
füllen. Zu diesen letzteren Thätigkeiten ist eine bestimmte lange Zeit und
unzweifelhaft eine an ganz bestimmte calorimetrische Minima gebundene
Klimasphäre nothwendig, über welche man von dem genannten Zeitpunkte
an durch Vergleich mit den meteorologischen Beobachtungen Rückschlüsse
gewinnen kann, ebenso wie es statthaft ist, den berechneten mittleren Zeit-
punkt des Frühlingseinzuges vergleichend der örtlichen mittleren Temperatur-
curve gegenüberzustellen. Und für die Landeskunde wird es zunächst
80
von grösster Wichtigkeit sein, die verschiedenen Termine der so berechneten
Frühlingshauptphase mit Rücksicht auf die Folgen für die Landescultur
im Gesammtgebiete zu kartographiren.
6. Bemerkungen zu den von den einzelnen Stationen 1882/88
gemachten phänologischen Aufzeichnungen.
Die hier folgenden Bemerkungen verfolgen den Zweck, Aufschluss
zu ertheilen über Wahrnehmungen, die bei der Berechnung der Mittel-
werthe jeder einzelnen Phase gemacht sind, sowie diejenigen Pflanzen
namhaft zu machen, welche zwar in der 1881 ausgegebenen Instruction
zur Beobachtung gefordert waren, aber wegen zu mangelhaft erfolgender
Beobachtung zur Mittelwerthnahme nicht geeignet erschienen. Ausserdem
sollen die Gründe mitgetheilt werden, welche den Ausschluss der einen
oder anderen Pflanze von den weiterhin vorzunehmenden Beobachtungen
hier und anderorts angezeigt sein lassen, um andere Phänologen der
gleichen Yerdriesslichkeit, vor unverwerthbaren Zahlenangaben zu stehen,
zu entheben. Die Reihenfolge folgt der genannten Instruction.
A. Die Beobachtungen über die erste Blütlie.
1. Galanthus nivalis. Die Blüthezeit schwankt hier sehr, z. B. in
Pirna zwischen dem 41. und 87. Tage*), in Plauen zwischen dem 48.
und 98. Tage, in Dresden-Neustadt zwischen dem 42. und 92. Tage, in
Markersbach zwischen dem 66. und 103. Tage. Nahe gelegene Ort-
schaften in derselben Regionshöhe zeigen dabei nicht selten stärkere Unter-
schiede, als sie später auftreten, weil die im Yorfrühling auftretenden
Rückschläge dabei in das Spiel kommen. An einem Orte kann das
Schneeglöckchen gerade in Bltithe getreten sein, am anderen Orte steht es
vielleicht 2 — 3 Tage vor der Blüthe; nun kommt inzwischen ein Kälte-
rückschlag und am zweiten Orte erfolgt durch diesen eine Blüthenver-
zögerung um vielleicht 1 — 2 Wochen. Wahrscheinlich ist der letztere Ort
dann doch für den Gesammtzustand des Schneeglöckchens sogar der
günstigere!
In dieser Beziehung ist es von Interesse, dass die Schwankungen der
Blüthezeit im oberen Gebirge abnehmen, dass also dort, wenn es einmal
zu thauen begonnen hat, die üblen Kälterückschläge sich weniger stark
auf die Vegetationsentwiekelung äussern. Beispiel: Brunndöbra 1882/87
lückenlos der Reihe nach beobachtet als erste Blüthe Tag 79. — 102.—
83. — 88. — 94. — 100. — , mithin Mittel 91 in Reitzenhain auch nur
13 Tage Schwankung vor und nach dem mittleren Eintritt. Frühester
Termin: 1884 Pirna 41. Tag, Dresden 42. Tag.
Obgleich das Schneeglöckchen aus angedeuteten Gründen keine son-
derlich günstige Beobachtungen darbieten kann, ist es doch von hohem
Interesse für jeden Ort, seine Blüthenphase zu kennen, die allerdings
besser um das Hervortreten aus der Erde mit grünen Blattspitzen ver-
mehrt werden sollte. Eranthis Mentalis, eine reizende Beobachtungs-
pflanze, hat sich in den Gärten zu wenig eingebürgert und konnte wegen
Lückenhaftigkeit nicht mit berechnet werden; die Notizen ergeben meist
einige Tage späteres Erblühen als beim Schneeglöckchen.
*) Stets mit Bezug auf den angenommenen Kalender, wonach das Mittel von
Pirna, der 68. Tag, den 22. Februar bedeutet.
81
2. Leucojum veirnum bat für Reitzenhain eine vielleicht zu späte mitt-
lere Bliithezeit erhalten, da die beiden späten Jahre 1883 und 1888 bei
mangelnder Beobachtung nach den analogen Stationen interpolirt werden
mussten auf den 120. Tag. Dieser absolut späteste Tag im Erblühen des
deutschen Wald-Schneeglöckchens ist also nicht thatsächlich beobachtet, son-
dern errechnet. Früheste Beobachtungen: 1884 Leipzig 50. Tag, Dresden 51. Tag.
Corylus Avellana , eine sehr beliebt gewesene Beobachtungspflanze für
e. Bi. nach dem Stäuben der Kätzchen , hat so unregelmässige Sprünge
ergeben, dass nach meiner Meinung diese Phase nicht als klimatologischer
Ausdruck von grosser Tragweite genommen wird. Beispiele: Pirna 1882/88
Tag 66. — 5ö. — 39. — 57. — 95!- 74 —68 — Im letzteren Jahre (1888) beob-
achteten aber Pirna-Land den 81., Dresden den 96., Döbeln den 97.,
Markersbach den 80., Annaberg den 111. Tag. Pirna ergab als Mittel:
Tag 65 (also den 24. Februar), Dresden dagegen bei sonst sehr wenig
späterem Frühling: Tag 75 (also den 6. März).
3. Hepatica triloba. Es fehlen zusammenhängende Beobachtungen
aus der oberen Bergregion ; sonst gleichmässige Angaben. Späte Einzel-
termine: Hirschsprung 1884/86 Tag 88, 115, 116 und 1888 allerspätester
Termin 123, woraus sich auf ein Mittel von 110 schliessen lässt. Brunn-
döbra 1885/86: Tag 114, 105. — Reitzenhain 1885/87: Tag 112, 129,
129,’ woraus sich im Mittel ein etwa um 10 Tage später noch als in
Hirschsprung liegender Termin schliessen lässt. — Dagegen früheste Ter-
mine 1885: Pirna Tag 60 und 63, Dresden- N. Tag 59. Die Extreme in
Sachsen liegen also um mehr als 2 Monate auseinander.
4. Cormis mas. Diese Pflanze scheint mir sehr geeignet zu einer
guten Phasenbestimmung innerhalb Mitteleuropas. Das Aufspringen der
Blüthenstandshüllen zeigt das Yorstadium der ersten Blüthe wunder-
schön an; vielleicht ist dieses Oeffnen gelegentlich für den Blüthenbeginn
selbst gehalten, denn Leipzig notirt 1884: Tag 56, während Pirna im sel-
ben Jahre Tag 70 und Dresden Tag 77 notirt. Ein früherer Termin als
etwa gegen Tag 70 wird in Sachsen nicht Vorkommen. Späteste Angaben
1883 Annaberg: Tag 136; höher hinauf im Gebirge nicht beobachtet.
5. Muscari botryoides. Bei der Schnelligkeit der Entwickelung un-
zweifelhaft ein günstiges Object für bestimmte Boden-Durchschnittstem-
peraturen, doch Verwechselungen mit anderen Arten ausgesetzt. Frühester
Termin 1884: Pirna 87. Tag und 94. Tag, Dresden 105. und 107. Tag;
späteste Termine 1883: Markersbach 152. Tag, 1887 Hirschsprung 149. Tag.
6. Narcissus Pseudonarcissus. Die erste Blüthe wird bis hoch in
das Gebirge hinauf regelmässig blühend beobachtet und verdient den Vor-
zug vor Nr. 5*). Früheste Termine 1884: Pirna 82., Dresden 86. und 97.,
Leipzig 85., Löbau 86., Greiz 91. Tag; späteste Termine 1883: Chemnitz
135., Annaberg 139., Hirschsprung 141., Reitzenhain 144. Tag.
7. Rlbes Grossularia. \ Beide, vorzügliche phänologische Objecte,
8. „ rubrum. j fallen so sehr mit ihren ersten Blüthenent-
wiekelungen zusammen, dass sich beide Beobachtungen vertreten können.
Die wilde Narcisse ist im rheinischen Gebiet hoch in die obere Bergregion
hinein verbreitet und soll dort auf den grasigen Berglehnen erst im Juni erblühen,
z. B. am Belchen.
82
Wie die Tabelle zeigt (siehe unten !), sind an allen Stationen die Mittel-
wertlie für die Stachelbeere um 1 — 5 Tage früher als für die Johannis-
beere, an 3 Stationen hat sich der gleiche Mittelwerth ergeben. Daher soll
künftig nur noch R. Grossularia zur Beobachtung empfohlen werden.
Früheste Termine 1882: Pirna 94, Dresden 95., Leipzig 93. Tag. Spä-
teste Termine 1883: Annaberg 144., Brunndöbra 145., Hirschsprung 150.,
Reitzenhain 153. Tag.
Die Fruchtreife von Ribes rubrum. Die Erwartungen, welche sich
an die Intervalle zwischen Blüthe und Frucht der Johannisbeere knüpften,
haben sich nicht erfüllt. Man wäre geneigt, es auf Sortenverschiedenheit
zurückzuführen, welche vielleicht bedeutungsvoller für die Geschwindig-
keit der Reife sein könnte als die örtliche Klimalage; doch verhält sich die
Fruchtreife der Eberesche fast ebenso unbeständig. Die mittleren Termine
sind daher in die Tabelle nicht mit aufgenommen, aber es folgen hier
einige Beispiele nur mit Angabe der zwischen „erster Blüthe“ und „erster
Frucht“ verstrichenen Tage, des sogen. „Intervalls“.
Jahr
1882.
1883.
1884.
1885.
1886.
1887.
1888.
(Mittel
Pirna
—
66
88
70
63
76
82
(74)
Dresden . .
84
69
100
70
78
82
73
(79)
Greiz . . .
80
—
84
65
65
70
—
(73)
Plauen ob. St.
83
59
108
83
77
77
—
(81)
Markersbach .
85
61
67
— ~
74
73
71
(72)
Löbau . . .
—
57
96
69
83
68
60
(72)
Ebersbach . .
81
59
78
69
71
74
73
(72)
Annaberg .
—
78
70
83
74
73
80
(76)
Hirschsprung .
75
78
74
73
59
74
64
CO
Die Thatsache, dass mit den kürzesten Intervallen Ilirscbsprung, geradeso
wie Ebersbach und Plauen, übertroffen nur noch von Löbau, auftritt,
während die längsten Reifezeiten Dresden und Plauen in einem anderen
Jahre aufweisen, dass aber in dem raschen Reifejahre 1883 Hirschsprung
gerade seine längste Reifezeit hat, dass endlich Hirschsprung im Mittel
allen übrigen Stationen an Reifungsgeschwindigkeit überlegen , und Dres-
den mit Plauen die langsamsten sind, das alles giebt ein merkwürdig
verworrenes Bild von den Fruchtreifen der Johannisbeere.
9. Taraxacum officinale. Wregen des guten Ausdruckes, welchen die
gelben Bliithenköpfe für die Entwickelung der Grasplätze innerhalb der
unteren Region und für die Bergwiesen der mittleren und oberen Region
bieten, war diese Pflanze mit in die Tabelle aufgenommen, zumal sich
alte Beobachtungen für Dresden an sie anknüpfen sollen. Vieles von
diesen Erwartungen hat die Berechnung bestätigt (siehe Tabelle); doch
läuft die Gefahr unter, dass die anomalen Standorte in Mauerritzen etc.,
die der Löwenzahn aufzuweisen hat, die Güte der Beobachtung beein-
trächtigen. Es lässt sich schwer entscheiden, ob aus einem derartigen
Grunde Löbau mit dem frühesten Termin (3 Tage vor Pirna und Dresden)
in den Original-Tabellen auftritt; der für 1885 dort genannte Termin:
Tag 90, weicht allerdings so sehr von den übrigen Blüthezeiten ab, dass
man an eine Verwechselung im Monatszeichen denken darf (III. 21 anstatt
IV. 21). Im selben Jahre 1885 tritt als frühester Termin sonst Pirna
und Döbeln, beide mit Tag 121 (also IV. 21) auf, und diese Blüthezeit
darf man wohl auch für Löbau annehmen. Unter dieser Annahme fällt
der mittlere Aufblühtermin für Löbau auf den IV. 25, gerade wie in
Bautzen, und dieser — allerdings nach einer Yermuthung errechnete —
Werth ist in die Tabelle eingesetzt, welche nunmehr ziemlich conform
geworden ist, abgesehen von dem Missverhältniss zwischen Altgerings-
walde und z. B. Markersbach.
Absolute Extreme 1882/88; Pirna 1884 Tag 100, Beitzenhain 1883
Tag 157.
10. Prunus spinosa versagt schon im Vorgebirge und ist daher für
unsere Phänologie weniger brauchbar. Die Beobachtungen in Zschopau
erscheinen im Vergleich mit Pirna und Chemnitz disharmonisch und sind
daher aus der Tabelle fortgelassen:
1882.
1883.
1884.
1885.
1886.
. 1887.
1888.
Pirna-Stadt .
. 112
137
103
123
122
129
136
Chemnitz
. 121
144
126
126
127
140
140
Zschopau
. 101
138
107
122
123
—
139
Vielleicht hat ein warmer Garten Standort in Zschopau die Pflanze so
begünstigt. Aus dem Gebirge sind nur ganz unregelmässige Beobach-
tungen, von Freiberg und Annaberg aufwärts, eingelaufen, so dass der
Strauch dort nicht regelmässig zu blühen scheint. Annaberg meldet:
1883 Tag 156, Brunndöbra: 1886 Tag 158.
11. Prunus Padus siehe Specialtabelle S. 97. Johanngeorgenstadt und
Brunndöbra haben leider keine Beobachtungen von dieser phänologischen
Charakterpflanze.
[Es sei anhangsweise bemerkt, dass nach Ihne") die mittleren Auf-
blühzeiten der Traubenkirsche im Küstenstrich des südlichen Finnland
auf V. 26 (also auf Tag 156) fallen, bei 65 bis 66° N. nahe der Nord-
spitze des Bottnischen Meerbusens erst VI. 15 (also auf Tag 176)].
12. Pirus communis \ . . u , ,, Q nQ , OQ
13 Malus I siehe Specialtabellen S. 98 und 99.
14. Narcissus poeticus. Noch bis in die obere Bergregion hinein
regelmässig blühend, z. B. Beitzenhain 1882/87 : Tag 141. — 157. — | —
146. — 151. — 163. — und Hirschsprung 1882/88: Tag 159. — 166.— 161. —
160. — 153- — 171. — 162. — . In diesem Falle also Hirschsprung merkwür-
diger Weise gegenüber Beitzenhain stark im Nachtrag, während Beitzen-
hain bei Narcissus Pseudonarcissus gegenüber Hirschsprung zehntägige
Blüthenverspätung zeigt. Die frühesten Termine für N. poeticus in Sachsen
fielen 1882/88 auf Leipzig: 1882 Tag 125, und Pirna: 1885 Tag 126.
15. Syringa vulgaris. In der ursprünglichen Instructions-Tabelle
vor Nr. 14 gestellt, hat sich herausgestellt, dass der Fliederstrauch überall
nach der Narcisse blüht, mit alleiniger Ausnahme von Chemnitz, wo er
5 Tage früher blüht. Blüht noch regelmässig in Beitzenhain: 1882/87
Tag 176. — 172. 1 — 165. — 160.— 184. — , in Hirschsprung regelmässig
früher: 1882/88 Tag 160.— 166.— 156.— 159. — 156.— 174. — 167.
Früheste Termine: Dresden: 1882 Tag 126, Pirna: 1886 Tag 128,
Döbeln: 1885 Tag 129 gleichzeitig mit Pirna; Bautzen: 1886 Tag 129.
*) Meteorolog. Zeitschr. 1890, Taf. VIII.
5 *
84
16. Aesculus Hippocastanum. Blüht unregelmässig in der oberen
Bergregion: Hirschsprung 1882: Tag 167, 1883: Tag 165.
Brunndöbra 1886: Tag 157.
Reitzenhain 1887: Tag 183.
Sonst keine Notizen aus dieser Region, so dass Annaberg allein
regelmässig meldet: 1882/88 Tag 156. — 159. — 151. — 149. — 152. — 167. —
157. —
Früheste Termine i. J. 1885: Pirna 129, Dresden 128, Leipzig 126,
Döbeln 129, Löbau 130 und so weiter durch Sachsen durch. Mit diesen
frühen Jahren, wo die Rosskastanie schon Ende April blüht, wechseln
späte ab, z. B. 1883: Pirna 144 und 147, Dresden 146, Leipzig 155,
Döbeln 152, Löbau 149, Bautzen 154, Ebersbach 158; dann also erblüht
der Baum in der sächsischen Thal-Niederung um Mitte Mai, in der unteren
Bergregion gegen Ende Mai.
Der Fruchtreife wird von anderen Phänologen ein grösseres Gewicht
beigemessen und sie ist daher in die Tafeln nebst dem Intervall zwischen
Beginn der Blüthezeit und Fruchtreife aufgenommen. Regelmässigkeit ist
auch hier wiederum nicht zu erkennen (vergl. unter Nr. 8), als höchstens
dass die östlichen Stationen die westlichen in der Reifegeschwindigkeit etwas
überholen. Wenigstens steht Löbau mit dem Intervall von nur 114 Tagen
obenan und Dresden selbst hat das Unglück, mit seinen Kastanien an der
Schillerstrasse in der Reifedauer am anspruchsvollsten, nämlich mit 141
Tagen, dazustehen. Dies erklärt sich aber vielleicht aus einer dort no-
tirten abnorm frühen Blüthe.
17. Sorbus aucuparia. Die ausführliche Blüthen tabeile (leider ohne
Beobachtungen in Johanngeorgenstadt) siehe S. 99. Die Differenz in den
Blüthenterminen erreicht darnach zu dieser Jahreszeit noch 26 Tage zwischen
Pirna und Reitzenhain!
Die Fruchtreife ist wiederum an denselben Stationen notirt, an vielen
etwas lückenhaft, und zeigt dieselben unverständlichen Sprünge wie
Nr. 8. Die besten Beobachtungsreihen sollen hier mit den Terminzahlen
wiedergegeben werden:
Jahr 1882.1883.1884.1885.1886.1887.1888. Mittel. (Intervall.)
. . — 218 248 232 232 241 249 235=^ • • (92)
— 7
Pirna . . .
Dresden . . . 241 250 256 — 242 242 255
Greiz .... 266 — — 258 219 244 —
Alt-Geringswalde 230 237 233 234 242 248 —
248=-;. (104)
? ca. (95)
7
Markersbach .
Löbau . . .
Ebersbach . .
Chemnitz . ,
Annaberg
Hirsch sprung
276 261 270 — 248 250 264
— 224 214 226 2 22 236 244
238 237 — 228 207 257 244
237
259
228
238
271 286 285 284 282 286 282
±n
-j- 17
14
4- 16
- 3t
±ii
+ 4
— 240 243 233 277 255 262 252=^
— 237 264 237 258 — 251 249
— >2
-f- i5
■ (86)
(102)
• (80)
• (84)
.(129)
• (92)
• (86)
Jedenfalls sind nicht die oberen Bergstationen die in Hinsicht auf
Fruchtreife retard iren d en , denn ihre Reifetermine nähern sich stark jenen
85
der wärmeren Region und erhalten dadurch, bei späterer Blüthezeit als
hier, ein um so kürzeres Intervall. Die kürzeste Reifezeit, wiederum von
Löbau, wird nicht wesentlich von Ebersbach und Hirschsprung übertroffen;
aber warum Chemnitz mit so ausserordentlich langem Intervall auftntt,
bleibt unerklärt, wie in Hinsicht auf Fruchtreifezeit noch jeder wirklich
feste Anhalt, von dem aus eiue Regel entwickelt werden könnte, zu
fehlen scheint.
18. Crataegus Oxyacantha. Der Weissdorn geht unter den Gebirgs-
stationen bis Hirschsprung hinauf, wo seine Termine 1882/87 waren:
Tag 168.— 171.-170.— 168.-160.-198.
Früheste Termine waren in Pirna: 1885 Tag 133, Dresden: 1882
Tag 137. Leipzig giebt für 1884 Tag 116 an (ein Gartengehülfe des bo-
tanischen Gartens); dies erscheint als unmöglich, da im selben Jahre
Pirna und Dresden mit 4 Beobachtungen 141, 142, 144 und 145 anzeigen.
Es scheint also wiederum eine Monatsverwechselung im Zeichen vorzu-
liegen, und in dem Mittel ist als Termin für 1884 der 146. Tag zur Ver-
rechnung gekommen*).
19. Sambucus nigra. In Reitzenhain nur 3 Beobachtungen: 1882
Tag 209, 1883 Tag 197, 1887 Tag 216, was auf eine dort sehr spät statt-
findende Blüthenentwickelung schliessen lässt, da die Bergstation Hirsch-
sprung mit folgenden Terminen 1882/88 um vieles früher auftritt:
Tag 189.-193.-197. — 186.-188.— 206.-200.
Also Reitzenhain in den drei Jahren um 11 Tage im Mittel später.
Früheste Termine Pirna: 1884 Tag 151 und 154, Greiz: 1884 Tag
152, Löbau: 1884 Tag 153, Dresden und Leipzig: 1882 Tag 155.
Die Fruchtreife zeigt ein ähnliches Bild wie Nr. 17 und 8, nur dass
die Bergstationen mit späteren Terminen auftreten, was bei der späten
Blüthezeit nicht zu verwundern ist. Die Intervalle liegen meistens um
100 Tage, nur in Pirna und Löbau viel geringer und in Chemnitz viel
höher, bis 117 Tage. —
Vitis vinifera. Die Weinstockblüthe ist zu unregelmässig beobachtet,
um in der Tabelle zu Mittelwerthen verrechnet zu werden; nur folgende
Angaben sind brauchbar:
1882.
1883.
1884.
1885.
1886.
1887.
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20. Phüadelphu
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Blüht noch in
Reitzenhain,
Termini
1882/87: 198. — 196. j 199. — 189. — 201. — Brunndöbra nur 2 Beob-
*) Die in den Tabellen selbst oft klargelegte Verwechselungsmöglichkeit der
Monate in römischen Ziffern legt den Wunsch nahe, künftighin an Stelle der Datum-
Doppelzahl die hier in Anwendung gebrachte leicht fassliche Terminzahl zu benutzen.
86
achtungen 1884 und 1885: 200. — 187. — Hirschsprung 2 Beobachtungen
ähnlich Reitzenhain. Früheste Termine Dresden 1882 und Pirna 1884:
Tag 156. — 157.
21. Tilia grandifolia . Yergl. Specialtabelle S. 100.
22. Tilia parvifolia. Es ist nicht uninteressant, das Intervall zwi-
schen dem Blüthenbeginn beider Linden zu prüfen. Enter den berech-
neten Reihen giebt Leipzig dasselbe (wahrscheinlich fälschlich) nur zu 1
Tag an, Geringswalde fast ebenso zu 2, Markersbach und Zschopau mit
5, Pirna und Dresden mit 9, Chemnitz mit 10, Löbau und Plauen mit
11, endlich Greiz mit 15, was etwas hoch erscheint und wohl auf den
Standort zurückzuführen ist.
23. Lilium candidum . Die gewöhnlichen Zeitdifferenzen der west-
lichen und östlichen Stationen erscheinen verwischt. Leipzig ist unge-
wöhnlich früh; Hirschsprung hat 3 Beobachtungen 1885/87: Tag 207, 217,
224, alle später als Annaberg. Die Schwankungen sind geringer gewor-
den und überschreiten meist nur wenig eine Woche Verfrühung oder
Verspätung.
B. Die Beobachtungen über die Belaubungsperiode der Bäume.
Der zweite Theil der geforderten Beobachtungen, vom physiologischen
Standpunkte der Flora aus betrachtet wichtiger als der Blüthenkalender, hat
die Periode des Baumlebens in Hinsicht seiner Assimilationsleistungen zum
Zweck, entbehrt aber dabei der scharfen Marken, welche dem Blüthen-
kalender zu Gebote stehen. Gefordert waren in der Instruction (Isis-Abh.
1881, S. 12 — 13) drei Termine: erstes Stadium der Blattentfaltung (Fol. I
oder B. 0. 1 = Blattoberfläche vortretend), und zweites Stadium der Blattent-
faltung (Fol. II oder B. 0. II = Blattoberfläche flach ausgebreitet). Stadium I
ist schärfer markirt als das zweite, unter welchem der Zeitpunkt verstanden
wird, „wo die zuerst hervorgetretenen Blätter sich horizontal ausgebreitet
und an ihren Stielen gestreckt haben, so dass der Baum nunmehr eine
zwar noch sehr lichte, aber doch als solche schon weithin auffallende Be-
blätterung erhalten hat“. Der Schluss der Baumperiode sollte durch die
Termine der allgemeinen Laubverfärbung angezeigt werden.
Auch heute noch erscheint uns die damals gegebene Instruction für
am richtigsten, obgleich sie die Unbequemlichkeit zweier Phasen zur Notiz
mit sich bringt; dadurch wird aber der Beobachter veranlasst, den treiben-
den Baum schärfer in das Auge zu fassen und sich nicht mit einem all-
gemeinen grünen Schimmer an seinen Zweigen zu begnügen. Bedauerlicher
Weise haben manche Beobachter nur ein Stadium für die Belaubung an-
gegeben, und obwohl anzunehmen ist, dass dasselbe dann mehr der Fol. II
oder B. 0. II in unserem Sinne entspricht, zumal andere Instructionen über-
haupt mit B. 0. nur das entfaltete Stadium der jungen Blätter angegeben
wissen wollen, so haben wir es alsdann doch für am richtigsten gehalten,
in der einen Zahl einen ungefähren Mittelwerth für beide Stadien an-
zusehen, entsprechend der Zahl, die eigentlich durch Mittelnahme von
errechnet werden soll. Die Belaubungsperiode ist ein längerer
Act, welcher der Phase der ersten Blütheneröffnung nicht vergleichbar ist;
wenn die Zweige eines Baumes sich von unten nach obenhin allmählich
belaubten, so würde der Beginn dieser Art der Belaubung der Phase der
87
ersten Bliithe vergleichbar werden. Aber auch in diesem Falle würde man
die Arbeit der Blattentfaltung, welche sich schwierig in einem ganz festen
Punkte ergreifen lässt, am besten durch die Grenzen: Beginn und Anfang
vom Ende, bezeichnen. Dass aus diesen ein Mittel gebildet wird, hat
mehr rechnerischen Zweck, um mit einer Zahl anstatt mit zweien za thun
zu haben. Für die phänologische Entwickelung selbst und die Klimalage
des Ortes ist von massgebender Bedeutung zugleich die Länge der Be-
laubungsperiode selbst, welche nach Jahr und Ort sehr verschiedenartig
ausfällt und selbst einer Mittelnahme werth ist, leider mit individuellen
Beobachtungs-Ungleichheiten behaftet. Für grössere Beispiele wird auf die
Specialtabellen S. 100 und 101 für Belaubung' der Birke und Buche,
als der phänologisch in den Vordergrund gestellten mitteldeutschen Bäume,
verwiesen und auf die von Dr. Naumann zusammengestellte unten fol-
gende besondere Tabelle der Baumperioden. Hier nur noch einzelne Be-
merkungen über die weniger geeignet erscheinenden Phasen der alten
Instructionstabelle.
Salix alha war von zu wenigen Beobachtern regelmässig notirt, als
dass sie in der Haupttabelle aufgenommen werden konnte; folgende gute
Reihen sind aber geliefert (1882/88):
Ebersbach: 121.125 140.145 132.142 124.129 122.140 130.139 134.147
Chemnitz: 101. ? 132440 104426 l79426 H8425 126432 125H32
Markersbach : 123430 mi42 127437 ' 1294751 1 24H26
Daraus lassen sich die Mittel ableiten:
Ebersbach B. O. I 129, B. 0. II 138. (Mittel 134.)
Chemnitz „ 118, „ 126. (Mittel 122.)
Markersbach etwa 128, etwa 135. (Mittel 132.)
Diese Mittel stimmen nicht besonders gut mit den Mittelterminen der
Belaubung von Betula alba , welche lauten:
Ebersbach Mittel von B. 0. 1 und II : 132
Chemnitz „ „ „ „ „ : 127
Markersbach „ „ „ „ „ : 123 (auffällig früh!).
Von Aesculus Hippocastanum sind nur wenige Beobachtungen aus der
oberen Bergregion mitgetheilt, stets nur in einfachen Termin zahlen.
Brunndöbra 1882/86 : Tag 130, 147, 148, 135, 154.
Reitzenhain 1882/87 : „ 145, 159, — 131, 150, 148.
Daraus lässt sich für die obere Bergregion ein mittlerer Belaubungstermin
von etwa Tag 142 — 148 ableiten, also um die Mitte Mai, während die
Rosskastanie in der warmen Thalregion im Mittel kurz nach der Mitte April
Blätter erhält; als früheste Termine finden wir sogar für B. 0. 1 den 21. März,
für B. 0. II den 3. oder 7. April angegeben in den Jahren 1882 und 1884. —
Keine nennen sw erthen Beobachtungen sind von den beiden Linden
aus der oberen Bergregion eingelaufen.
Die unregelmässigen Terminnotizen über Juglans regia , welche bis
Annaberg heraufgehen, sind für 3 Stationen in Isis-Abh. 1891, S. 75 — 76
in Kürze mitgetheilt, ebenso für Robinia Pseudacacia.
Es erscheint nicht als praktisch, diese Bäume weiterhin zur Phäno-
logie zu verwerthen, da der Austritt ihrer Blätter aus der Knospenlage ein
88
so allmählicher und wenig gut fassbarer ist, dass die subjectiven Abwei-
chungen hier beträchtliche Grösse erlangen müssen.
7. Die Länge der Vegetationsperiode in den Einzeljahren.
So wie der Temperaturgang eines jeden Ortes durch seine Mittel-
bestimmung aus vieljährigen Einzelbeobachtungen klar ermittelt wird (vergl.
z. B. die Dresdener Temperaturcurve nach Neubert in Isis-Abh, 1888,
Taf. I), so stellt sich nach den im ersten Theile dieser Abhandlung (1891,
S. 73) dargelegten Principien eine in den Einzeljahren um ein mittleres
Maass schwankende Vegetationsperiode für jeden Ort heraus, die nach den
Einzelphasen derselben zu beurtheilen ist. Temperaturgang und Vegetations-
periode zu vergleichen ist von hohem statistischen und physiologischen
Interesse; doch soll hier darauf nicht näher eingegangen werden. Nur
bedarf es noch einiger Bemerkungen über die Vertheilung der Unregel-
mässigkeiten auf die Einzeljahre.
Die „frühen“ und „späten“ Jahre, welche man im Allgemeinen nach
dem Eintritt des Vorfrühlings und Halbfrühlings so zu bezeichnen pflegt,
sind sehr unregelmässig zerstreut und scheinen nach den Vegetationsphasen
beurtheilt schon in einem kleinen Gebiete, wie es Sachsen ist, nicht
durchaus gleichartig. Die frühesten Termine im Elbthal zwischen 1882/88
fielen in das erste Beobachtungsjahr oder auf 1884, die Lausitz und einige
Bergstationen hatten aber ihre relativ frühesten Termine 1885. Zum Theil
rührt dies natürlich her von der ungleichen absoluten Lage der Phasen-
termine, welche nach einem Wetterumschlag ein ganz anderes Gesicht
zeigen können hier oder dort.
Sehr gleichmässig war die Verspätung des Beobachtungsjahres 1883
im ganzen Lande: Bibes rubrum und Grossularia z. B. zeigten in diesem
Jahre fast an allen Stationen, und zwar beide Arten gleichmässig, ihre
spätesten Termine. Da zwischen der Aufblühzeit in Pirna und Hirschsprung-
Reitzenhain in diesem Jahre 24, bez. 30 Tage Zwischenraum lagen, so hat
diese gl eichmässige Verspätung etwas zu bedeuten und muss in ihrer Nach-
haltigkeit für die Landescultur des Frühlings wohl zu verspüren sein.
Uebrigens gilt auch von solchen Jahren, dass der klimatologisch ver-
anlasste Ausgleich nicht ausbleibt; denn nur vier jener 17 Stationen, welche
im Jahr 1883 für Stachel- und Johannisbeere den spätesten Blüthetermin
zeigten, haben auch in demselben Jahre am spätesten die Früchte der
Johannisbeere reifen lassen (nämlich Leipzig, Markersbach, Annaberg, Hirsch-
sprung); bei allen übrigen Stationen fällt der späteste Reifetermin der Jo-
hannisbeere auf ganz andere Jahre, meistens 1887, aber auch 1886 und
1888, wo die Sommer ungünstiger waren.
Es ist daher nicht uninteressant, den Gang der Verspätung einer
gewissen Reihe von Jahren und Pflanzen hindurch zu verfolgen. So war
in unserer siebenjährigen Periode das Hauptjahr der stärksten Verspätung
von Galanthus nivalis 1887; für Gorylus Avellana sind 1886 und 1887
beide an verschiedenen Stationen sich ergänzend als die Verspätungsjahre
zu betrachten. Schon bei Leucojum vernum beginnt die grössere Menge
der spätesten Blüthentermine auf das ungünstige Jahr 1883 zu fallen,
welches sich aber bezüglich Hepatica triloba und Camus mas mit anderen
Jahren in die Verspätung theilt; bei Cornus weist 1888 die grössten Ver-
spätungen auf. Mit Narcissus Pseudonarcissus aber, den Bib cs-Sträuchern
89
und Muscari , tritt 1883 als Hauptjahr der Verspätung wieder unbestritten
in den Vordergrund, hält durch die Phasen von Taraxacmn, Prunus spi-
nosa, Prunus Padus, Pirus communis, P. Malus, Narcissus poeticus und
Syringa vulgaris , also durch einen Monat durchschnittlicher Blüthezeit,
so an, und beginnt erst bei der Blüthezeit von Aescidus seinen verzögern-
den Charakter auf andere Jahre zu zerstreuen. Bei Sorbits aucuparia
haben nur noch 6 Stationen im Jahre 1883 die spätesten Termine, dagegen
11 Stationen im Jahre 1887, welches von nun an mit dem Jahre 1883
in der Verspätung der Sommerphasen ( Crataegus , Sambucus, Vitis, Phila -
delphus, Tilia, Lilium) rivalisirt, so dass z. B. bei Lilium candidum nur
noch 2 Stationen im Jahre 1883 ihre spätesten Termine haben, alle anderen
im Jahre 1887. Und die Verfrühung. welche für die Vorfrühlings-Phasen
hauptsächlich auf die Jahre 1882 und 1884 fiel, ist für die Sommerphasen
der Linden und Lilie auf das Jahr 1885 verschoben. Obgleich also der
Begriff von „frühen“ oder „späten“ Jahren ein im Volksgebrauch wohl be-
gründeter ist, so ist er in seiner Verallgemeiner ung a uf eine ganze
Vegetationsperiode gewiss in allen und jeden Fällen durch
Uebertreibung unrichtig und hat in der Regel vom Frühling bis zum
Sommer einen Ausgleich gefunden. Gleichzeitig aber nimmt die Grösse
der Schwankung um das mittlere Maass vom Frühling zum Sommer hin
ab, so dass bei Cornus und Prunus die ganze Amplitude noch leicht 4
Wochen, bei Linden und Lilium dagegen meist nur noch 12 bis 16 Tage
beträgt. Die Schwankungen am Schlüsse der Vegetationsperiode entziehen
sich zu sehr einer genauen Maassbestimmung.
Anknüpfend an die letzten Mittheilungen macht es sich nöthig, die
in Tabelle I zusammengestellten Baumperioden und Hauptvegetations-
perioden näher zu beleuchten.
Zuvor aber soll noch in Kürze auf die Anordnung der Tabelle l und
die speciellere Weise ihrer Berechnung eingegangen werden. Ueber die
allgemein angewandte Berechnungsart und die dabei oft nöthig gewordenen
Interpolationen erfolgen weitere Bemerkungen gelegentlich der Besprechung
der grossen Uebersichtstabelle II.
Die ersten 7 Colonnen enthalten für 12 Stationen die Termine der
Laubverfärbung resp. des beginnenden Laubfalles. Dabei mussten von den
Stationen der Uebersichtstabelle: Greiz, Plauen i. V. und Hirschsprung
wegen mangelnder Beobachtungen ausser Acht gelassen werden. Reitzen-
hain ist nur durch 2 Beobachtungen (Betula und Fraxinus ) vertreten und
auch diese sind, als Mittel nur dreier Beobachtungsjahre, anfechtbar; sie
sollen einzig einen ungefähren Vergleich mit den Stationen des höheren
Erzgebirges ermöglichen.
Die 8. Colonne zeigt die mittleren Verfärbungstermine. Sie geben
gewissermassen das Datum an , zu welchem die Gesamtheit der beobach-
teten Bäume in herbstlichem Schmucke prangt und zum Theil schon, be-
einflusst von den ersten Nachtfrösten, ihres Laubes beraubt wird.
Dabei schien es angebracht, die von Prof. Drude früher1') angege-
benen und nach seinen Vorschlägen*) **) errechneten Werthe für die Früh-
*) Isis, Abhandlungen 1891, S. 78.
**) 1. c, S. 71 u. 72.
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B
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Belaubungsdauer
Tabelle 1
91
lings-Hauptphase in Längsreihe 9 folgen zu lassen. Die nächste Colonne
10 bringt die interessante und wichtige Angabe der Hauptvegetations-
periode für die betrachteten Stationen.
Berechnet sind diese Werth e durch Subtraction des Termines der
Frühlings-Hauptphase von dem mittleren Termin der Laub Verfärbung.
In den nächsten 6 Colon nen werden für die entsprechenden Baumarten
die Vegetationsperioden dargestellt, wie sie sich aus der Differenz zwischen
dem Datum der Laubverfärbung und der mittleren Belaubung leicht
ergeben*).
Aus diesen Werth en ist durch einfache Mittelnahme das mittlere Maass
der Belaubungsdauer berechnet und in Colonne 17 zum Ausdruck gebracht.
Ein, wenn auch nicht überraschendes, doch recht erfreuliches Resul-
tat ergiebt sich aus dem Vergleich der fettgedruckten entsprechenden
Zahlenwerthe in Spalte 10 und 17, die hier nochmals übersichtlich neben-
einander gestellt werden mögen:
Hauptvegetationsperiode :
178
180?
170
175
169
161 162 163 161
156
152.
Mittleres
Maass
der Belaubungsdauer:
172
176
170
175
168?
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157
158.
Wir sehen hieraus, dass das mittlere Maass der Belaubungsdauer mit
wenigen Ausnahmen die Hauptvegetationsperiode charakterisirt.
Zu gleicher Zeit wird aber hierdurch augenscheinlich erwiesen, dass
es günstiger ist, die Baumperioden nicht von Fol. I bis Defoliatio, sondern
von FoL 11 bis zur Laub Verfärbung zu rechnen, wie es weiter oben schon
beleuchtet worden ist.
Die bei Pirna-Land, Löbau und Markersbach hervortretenden Diffe-
renzen von 4, 6 und 6 Tagen werden weniger auffallend, wrenn wir sie
in dem Lichte der Thatsache betrachten, dass sich bei ebendiesen Stationen
mehrmals Interpolationen nöthig machten, die natürlich den wirklichen
Terminen an Genauigkeit nachstehen müssen.
Recht interessant ist weiterhin ein Ergebniss, das in die Augen springt,
wenn wir das mittlere Maass der Belaubungsdauer zusammenstellen mit
der ungefähren Höhenlage der Orte.
Periode.
Meereshöhe.
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350-400
55
Chemnitz
163
300—320
55
Geringswalde
163
250-300
55
Löbau
163
250-300
55
Leipzig
170
100 - 120
55
Pirna
174
120-160
57
Dresden-N.
175
100-120
55
*) Die Vegetationsperioden von Juglans und Robinia sind hierbei nicht ange-
geben, da bei diesen Bäumen die Schwierigkeit besonders hervortritt, die Belaubung
in ein klares Maass zu hingen.
92
Es verkürzt sich somit mit wachsender Höhe des Ortes die Vege-
tationsperiode der Bäume, ein Resultat, das nicht überraschend erscheinen
wird. Inwieweit der verzögerte Eintritt der höheren Temperatur im Früh-
ling und die früher wirkenden Einflüsse der kälteren Temperatur im Herbste
sich geltend machen, das ist allerdings von Bedeutung.
8. Zur Uebersichtstabelle II.
Um einen allgemeinen Ueberblick der hauptsächlichsten Resultate
pbänologischer Forschungen in Sachsen zu gewinnen , ist die Uebersichts-
tabelle II zusammengestellt worden.
In dieselbe sind nur 15 Stationen aufgenommen worden, während
Beobachtungen von 26 sächsischen Stationen Vorlagen.
Von den fehlenden 11 Stationen: Dresden- A., Döbeln, Mark-
neukirch, Plauen-untere Stadt, Bautzen, Elstra, G-rüll enburg,
Freiberg, Johanngeorgenstadt, Brunndöbra, Tetschen erstreckten
sich die Beobachtungen nicht über 4 Jahre hinaus, sodass ein hieraus ab-
leitbarer Mittelwerth nur unsichere Resultate gewähren konnte; besonders
im Vergleiche zu den meist durch 6 Beobachtungen vertretenen Stationen
in der Tabelle. Diese nur mangelhaften Beobachtungen erklären sich zum
Theil durch die bereits von Prof. Drude in den Isis-Abhandlungen 1891,
S. 61 gemachten Anmerkungen , theilweise durch Ortswechsel oder Tod
der Beobachter.
So liegen uns denn in der Tabelle nur Zahlen vor, die als Mittel von
7 Vergleichsjahren einigen Anspruch auf Vollständigkeit und wissen-
schaftlichen Werth machen dürfen.
Die Fragezeichen ■(?), welche einige Zahlen begleiten, deuten an,
dass für die betreffende Pflanze nicht 6 sichere Beobachtungen vor-
handen waren, oder dass eine wichtige corrigirende Interpolation auf
Grund unseres Beobachtungsmaterials vorgenommen wurde.
Der einigen Zahlen angehängte Asteriscus (*) will besagen, dass
dieser Werth nicht auf Grund von Beobachtungen, sondern durch eine
ergänzende Interpolation aus der Tabelle selbst gewonnen wurde.
Dieses Interpolationsverfahren mag durch ein Beispiel deutlich ge-
macht werden:
Bei Ribes rubrum liest man für Geringswalde die Zahl 126*.
Unter Betrachtung der Verspätungen der Blüthezeiten in Gerings-
walde gegen Plauen im Voigtlande (siehe die überstehende Querreihe) er-
halten wir von Aesculus Hippocastanum bis zu Ribes Grossularia folgende
Werthe: -f 5, + 12, -f 1, + 0, -f 2, Mittel: ~ = -f 4.
Sonach wäre für Geringswalde bei Ribes rubrum der Werth:
123 -f- 4 = 127 anzunehmen.
Einen Controlwerth errechnen wir in folgender Weise: Bei Ribes
Grossularia (vorhergehende Colonne) zeigt sich zwischen Pirna-Stadt (114)
und Geringswalde (125) eine lltägige Verspätung. Unter Annahme einer
gleichen Verspätung für R. rubrum findet sich der Werth:
117 (Pirna -Stadt) -f- 11 = 128.
In gleicher Weise durch die folgenden Stationen fortgesetzt ergiebt
diese Interpolation alsdann folgende Zahlen:
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150
153
169
Uebersichts- Tabelle II
der
pliänologiselieu Beobachtungen im Königreich Sachsen in den «Vahren 1882 — 1888.
Periode I.
Vorfrühling
Periode II.
Halbt'riihlinf.
Periode III.
Vollfrühling
Periode IV.
Frühsommer
Periode VI. Herbst
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125 - 115 = + 10 + 117 = 127
125-117 = + 8 + 118 = 126
125-124 = + 1 + 126 = 127
125—130 = + 5 — 131 = 126
125-122 = + 3 + 122 = 125
125—123 = + 2 + 123=125
Mittelwerth = 126.
Somit ist in unserer Tabelle die Zahl 126 aufgenommen worden.
Den meisten Zahlen ist die Amplitude in Bruchform beigefügt wor-
den. Dieselbe lässt die frühesten und spätesten Termine innerhalb der
beobachteten Jahre durch Differenzbildung auffinden; z. B.:
Bei Galanthus nivalis Pirna-Stadt findet man die Zahl 63 d.
h. für Pirna -Stadt ist der früheste Termin der Schneeglöckchen bliithe der
41. Tag, der späteste der 87. Tag.
Die Zahlen selbst sind in der von Prof. Drude Isis-Abhandlungen 1891,
S. 63, angegebenen Weise gebraucht und in Monatsdaten zu über-
tragen.
Zur Erleichterung dieser Uebertragung in das gewohnte Kalen dermaass
diene folgende Tabelle :
1. Januar . . .
11
1. August . . .
. 223
1. Februar ....
42
1. September . .
. 254
1. März
70 (71)
1. October . . .
. 284
1 . April
101
1. November . .
. 315
1. Mai
131
1. December . .
. 345
1. Juni
162
21. „ . .
0
1. Juli
192
31. „ . .
. 10
Die Benutzung dieser Tabelle sei in Folgendem erläutert:
Man
trahirt von der phänologischen Beobachtungszahl die in der Tabelle be-
findliche nächst niedere, vermehrt die erhaltene Differenz um 1 und giebt
ihr das entsprechende Monatsdatum.
Beispiel: Fruchtreife von Sorbus aucuparia in Pirna-Stadt
235
folglich: (235 — 223) + 1 = 13. August.
Bei Schaltjahren bleibt die Differenz um 1 fort.
Durchschnittsphasen für die Stationen der untersten und mitt-
leren Culturzone.
Diese finden sich auf der Ueb ersieh tstab eile in der letzten Querreihe
angegeben und sind berechnet als Mittelwerthe sämmtheher in den darüber-
stehenden Längsreihen eingetragenen Beobachtungen , mit Ausnahme der
lückenhaften Zahlen von Hirschsprung und Reitzenhain, also der Stationen
der obersten Culturzone.
Diese Durchschnittsphasen gaben zu gleicher Zeit ein bequemes Mittel
an die"Hand, die verschiedenen Pflanzen nach ihren Entwickelungszeiten
in aufsteigender Folge anzuordnen, wie es in der Tabelle geschehen. Sie
94
sind gewissermassen für die unterste und mittlere Culturzone Sachsens
Nor mal zahlen, denen von sächsischen Stationen in den Durch schnitts-
werthen am nächsten kommt LÖbau, von den Gesammfc-Stationen: Greiz.
Es ist von nicht geringem Interesse, uns einmal Blüthen-, Laub- und
Fruchtentwickelung eines solchen ph ätiologischen Normalgartens vor Augen
zu führen.
Am 6. März erfreuen uns die ersten Blüthen des Schneeglöckchens ,
12 Tage später (am 18. März) folgt die stolzere Schwester Leucojum
vernum.
Am 22. desselben Monats erschlossen sich die blauen Blüthen-
sterne des Leberblümchens , während als Schluss des Vorfrühlings — am
2. April — die Hecken der Cornelhirsche in ihrem gelbeip Bliithen-
sch ra u ck e pran gen .
Am 14. April leitet die gelbe Narcisse den Halbfrühling ein.
Nun folgt in kurzen Zwischenräumen Blüthe auf Blüthe.
Unter dem dichten Blätterdach versteckt entfaltet sich am 23. April
die Stach elbeerblüth e , während schon am Tage darauf (24. April) die Ross-
kastanie ihre zusammengelegten Blattfinger aufzuspannen beginnt. Mit dem
zarten Grün der Birke werden am 25. April die Blüthentrauben der
Johannisbeere geweckt, und die blauen Träubchen von Muscari entsenden
ihren gewürzigen Duft.
Tags darauf (26. April) erglänzt auf der lenzgrünen Wiese das
leuchtende Gelb des Löwenzahns und 3 Tage später (29. April) prangen
die nahen Hänge im Blüthenschnee des Schlehdorns , während am letzten
des Monates (30. April) sich die grossblätterige Linde durch ihr frisches
Grün verräth.
Am 3. Mai kündet sich die Rothbuche durch ihre dunkle Belaubung
an; doch schon am nächsten Tage (4. Mai) wird dies Dunkel durch die
Blüthen des Birnbaumes gemildert, denen am 6. Mai die weissen Blütlien-
trauben der Traubenkirsche entgegennicken. Am 7. Mai folgt die klein-
blätterige Linde in grünem Schmucke ihrer früheren Schwester und 2
Tage später (9. Mai) zeigt sich das zarte Rosa der Apfelblüthe.
Als willkommener Herold des Vollfrühlings ersteht am 12. Mai die
Blüthe der weissen Narcisse , während die Esche am 15. Mai, als letzte,
ihr grünes Gewand anlegt. Am 16. Mai duftet der Flieder den Blüthen-
kerzen der Rosskastanie entgegen. Wenige Tage später (20. Mai) erscheint
die weisse Doldenrispe der Eberesche und am 23. Mai verkündet das zarte
Roth des Crataegus die Nähe des Frühsommers.
Am 8. Juni verräth sich die Hollunder blüthe durch ihren betäuben-
den Duft, mit welchem sich 2 Tage später (10. Juni) der aufdringliche
Wohlgeruch des Pfeifenstrauches mischt.
Am 1. Juli erfüllt der süsse Blüthenduft der grossblätterigen Linde
die Frühsommerluft; eine Woche später (8. Juli) kleidet sich die Lilie
in ihr zartes Weiss, während am 9. Juli die Johannisbeere im Roth der
Vollreife prangt. Diese letztere sowie die Blüthen der kleinblätterigen
Linde am 10. Juli sind die Anzeichen des nahen blüthendurch webten
Hochsommers; der seine Schätze erschliesst, bis am 25. August die rothen
Fruchtbüschel der Eberesche den Eintritt des Herbstes verkünden. Am
15. September lugt das Schwarz der Hollunderbeeren aus dem ergilben-
95
den Laub hervor und am 25. September streut die Rosskastanie den
reichen Herbstsegen ihrer braunglänzenden Früchte auf Wege und Plätze.
Neben dem Interesse, welches so die berechneten Durchschnittsphasen
gewähren werden, sind dieselben gleichzeitig sehr nützlich als V ergleichs-
werthe.
Durch eine Summirung der in den Querreihen enthaltenen Zahlen-
werthe für jede einzelne Station der unteren und mittleren Culturzone
würden wir 13 Summen erhalten, die je nach ihrer Grösse die günstigeren
oder ungünstigeren Lagen Verhältnisse der Stationen charakterisiren. Es
würde dann die Station mit der kleinsten Summe die relativ günstigste
Lage besitzen und umgekehrt.
Bilden wir ausserdem die Summe sämmtlicher Durchschnittsphasen,
so erhalten wir in dieser einen Vergleichswerth, welcher die Stationen scheiden
lässt in solche, die günstiger als die Normalstation und solche, die un-
günstiger als dieselbe gelegen sind.
Extreme.
Aus der U eb er si chtstab eile lässt sich ferner mit Leichtigkeit heraus-
lesen, in welchen Stationen für jede der genannten Pflanzen die extremsten
Werthe zu finden sind.
Deshalb sind auch die Amplituden dem Zahlenwerthe beigefügt worden.
Am besten erklärt auch hier wieder ein Beispiel:
Bei Galanthus nivalis finden wir in der Längsreihe die Werthe:
Pirna-Stadt: 63^|^ , also frühester Termin: Tag 41 oder 31. Januar.
Hirschsprung: 10(L~ , also spätester Termin: Tag 118 oder: 18 April.
Für Sachsen schwankt sonach die Bliithezeit des Schneeglöckchens
zwischen dem 31. Januar und dem 18. April, also um 77 Tage.
Bei Taraxacum officinale ist hierauf bereits weiter oben aufmerksam
gemacht worden.
Wie leicht ersichtlich und ganz verständlich ist, werden diese
Schwankungen immer geringer, je mehr wir uns dem Sommer nähern, da
sich mit wachsender Tageswärme die Verspätungen immer mehr und mehr
ausgleichen müssen.
9. Ergänzungstabelle für die Jahre 1889 — 92.
Die für die Berechnung der Frühlingshauptphase im Gebirge wichtigen
Bäume sind für 4 Stationen, welche noch in regelmässiger Weise durch
die Jahre 1889 — 92 hindurch beobachtet haben, in Tabelle III noch zu er-
weiterten Notizen herangezogen worden.
Wir finden für die Umgebung von Pirna, Bautzen, Plauen und
Markersbach noch die von 1889 — 92 sich ergebenden Phasen werthe von
Prunus Padus 1. Bl., Sorbus aucuparia 1. Bl., Fagus silvatica , Betula
alba (1. und 2. Belaubung) zusammengestellt.
* Ausserdem haben wir sub M den Mittelwerth aus den Jahren 1882—92,
also aus 11jährigen Beobachtungen angegeben. Da viele Termine leider nicht
in jedem Jahre beobachtet worden sind, so ist durch die in die obere
Ecke gestellte Zahl die Anzahl der verrechn eten Beobachtungsjahre ange-
geben. Ein Vergleich mit den in der Haupttabelle angegebenen Mittel-
96
Tabelle III.
Umgebung
von :
Prunus Padus
(1. Blüthe)
i
•i
i
i
Sorbus aucuparia
(1. Blüthe)
1889
1890
1891
1892
M
1889
1890
1891
1892 | M
Pirna .
136
120
135
132 9
141
134
144
'
143 10
ca.
Bautzen . .
132
128
131
140
136 7
133
145
1 ’
139'
Plauen . .
’ehlt in di
r näheren
Umgehn,
r
149
136
r 156
159
150 11
Markersbach
140
128
•
1438
148
147
• • •
154s
Umgebung
von :
Betula alba
(1. Blüthe)
Betula alba
(1. und 2. Belaubung)
. .
Pirna . . J
! 129
i
114
132
124
128
98
115
127
131
•
127»
Bautzen . .
131
119
128
98
107
128
139
112
132
117 7
126 1
Plauen . .
134
119
139
144
133
135
118
124
135
139
139
144
128 10
• .* '
Markersbach
132
116
122
130
110
117
' • ■' .
1-228
Umgebung
von:
Fagus silvatica
(1. und 2. Belaubung)
Pirna . . .
125
135
108
.1 10
132
136
' u
127»
Bautzen .
134
130
131 *
Pol. I.
Plauen .
r
142
145
145
149
139»
Markersbach
132
134
119
128
* :
' / * . ' .
134s
. / ' - ■ i " . !’ ■ / n y
werthen lehrt, dass trotz hinzugefügter 3 oder 4 Neubeobachtungen der
Mittelwerth nur um Tage schwankt.
Wir dürfen somit wohl annehmen, dass im Allgemeinen durch eine
6 — 7jährige Beobachtungsreihe Mittelwerthe gewonnen werden, die dem
wirklichen phänologischen Mittel recht nahe kommen.
Ausserdem sei noch bemerkt, dass die Phasen von 89—92 aus; den
Tabellen der grossen Instruction B (1881) entnommen sind, sich dem-
gemäss auf die Umgebung der Städte beziehen. Dabei ist noch hervor-
zuheben, dass das Jahr 1890 ein sehr frühes war.
97
10. Specialtabellen wichtiger Beobachtungsphasen.
Um zu zeigen, in welcher Weise die phänologischen Beobachtungen
zu Tabellen zusammengestellt worden sind, folgen in Weiterem die Special-
tabellen für 7 der wichtigsten Bäume:
(Eintritt der Bjüthe)
1. Prunus Padus1
2. Pirus communis ,
3. Pirus Malus ,
4. Sorbus aucuparia ,
5. Tilia grandifolia ,
6. Beüäa alba (1. und 2. Belaubung),
7. Fagus silvatica (1. und 2. Belaubung).
Leicht wird man aus diesen Zusammenstellungen die frühesten und
späten Jabre herauserkennen, welche durch Schrägdruck gekennzeichnet
worden sind.
Stationen
Prunus Padus
1882
1883 |
1884
1885
1886
1887
1888
Mittel
Pirna-Stadt ....
\m
142
132
126
123
133
135
j
Pirna-Umgebung
1
143
135
126
129
133
133
Dresden-N
118
145
134
126
127
133
136
131^S
Leipzig
143
133?
123
125
126
133
1291g-:
Greiz ......
118
144
142?
124
138
139
139
1354:
Döbeln
123
127
134
139
143
136?
Plauen -obere Stadt
147
147
139
145
140?
Plauen -untere Stadt .
113
158
147
131
143
140
149
140“ 27
x v4 18
Markersbach ....
132
160
1 ! 6
138
141
148
152
i4°4 15
Löbau
148
137
128
131
135
138
134“ 10
Bautzen
152
128
138
154
13941
Ebersbach
128
152
143
129
140
139
147
14041
Chemnitz
125
151
137
128
135
141
142
137“ 12
‘4 18
Zschopau
123
146
135
127
134
138
145
1 35“J?
Iö°4 n
Annaberg
131
156
143
136
134
153
149
14341
Hirschsprung . .
158
160
162
165
158
181
173
lß5^
Reitzenhain ....
151
1
160
149
151
167
ca.PlöO1)—
ij
98
Pirus
communis
Stationen
1882
1883
1884
1885
1886
1887
1888
Mittel
Pirna-Stadt ....
1
111
137
110
123
120
130
132
I 124“ n
Pirna-IJmgebung . .
1
137
112
123
125
129
132
40
Dresden-N
114
143
113
124
128
134
137
128“
f lo
Leipzig
120
140
112
122
126
128
136
!2674:
.
Greiz
117
145
115
124
139
137
148
13274
Döbeln
116
142
114
123
. 129
134
139
1287T4
Altgeringswalde . . .
128
148
127
145
137?
Plauen -obere Stadt . .
116
143
130
125
135
137
146
1337-I
Markersbach ....
124
155
145
135
148
147
150
143— 19
Löbau
130
146
129
126
137
132
144
13574
Bautzen
128
139
130
p
126
128
132
13l|^
Ebersbach
128
153
142
130
141
140
148
i40Ui
Chemnitz
119
145
138
128
137
143
146
13741
Zschopau
123
142
140
127
J30
146
144
l36+»
Annab erg
136
152
144
129
136
157
149
i43+;i
Hirschsprung ....
151
160
146
154
150
166
157
133-U’
Reitzenhain ....
153
154
169
158?
Stationen
Pirus Malus
| 1882
1883
1884
; 1885
1886
j 1887
1888
Mittel
Pirna- Stadt ....
1 9
1 ♦
145
140
128
134
135
137
1 !357!n
Pirna-Umgebung . .
122
144
140
127
135
135
137?
Dresden-N
120
145
133
127
129
135
137
1 12
13
Leipzig
115
144
121
128
130
130
141
130+m
Greiz
130
150
118
130
139
140
148
1364?
Döbeln ......
131
150
122
128
140
139
146
i36u:
Altgeringswalde . . .
154
148
136
143
145?
Plauen -obere Stadt. .
124
153
133
130
140
142
150
1397 m
Markersbach ....
136
162
148
140
149
160
153
15041
99
Stationen
Pirus
Malus
1882
| 1883
1884
j 1885
i 1886
| 1887
j 1888
Mittel
Löbau .
138
153
144
129
142
138
149
149~ 13
Bautzen
133
148
139
130
136
143
148
140“ 10
+ 8
Ebersbach
132
157
145
134
145
146
150
144“ 12
Chemnitz
125
153
144
131
144
149
148
1 42“ 17
Zschopau
131
146
141
129
142
149
147
141 —
j- 7
Annaberg
141
158
145
129
150
159
148
147“ 18
-f 12
Hirschsprung ....
156
164
151
156
153
167
162
158=g
Stationen
Sorbus aucuparia
1882
1883
1884
i 1885
| 1886
1887
| 1888
Mittel
i
Pirna -Stadt . . . .
135
149
143
137
142
147
149
143“ 8
4- 6
Pirna- Umgebung . .
136
153
145
138
146
147
148
144“ 8
Dresden-N
132
154
143
141
143
148
147
144^12
A -f 10
Leipzig ......
133
157
143
135
143
150
149
144=11
Greiz
153
156
149
147
150
159
151
Döbeln
134
157
145
138
146
157
152
147=18
Altgeringswalde . . .
146
158
151
143
158
150
154
151+7
Plauen- obere Stadt
142
157
145
148
150
157
151
150=-®
4- i
Markersbach ....
153
161
152
154
155
168
157
157=4
Löbau
141
153
146
142
148
155
153
148+4
Ebersbach
145?
161
150
152
151
164
152
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Chemnitz
140
156
152
151
150
168
156
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Zschopau
146
161
155
153
148
161
151
154=-®
Annaberg
156
166
151
153
154
174
162
i6o^:
Hirschsprung ....
159
165
161
160
156
177
166
103=-!
Reitzenhain ....
169
169
168
163
159
181
i69=f:
6*
100
Stationen
Tilia grandifolia
1882
1883
1884
1885
1886
1887
1888
Mittel
Pirna-Stadt ....
190
177
175
172
184
181
181+ 9
Pirna-Umgebung . .
185
192
177
183
192
180
185+?
Dresden-N
187
1
192
192
175
176
197
186
186+ ;i
Leipzig
158
192
183
193
191
196
197
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Greiz ......
170
192
192
185
195
192
188^
Altgeringswalde . . .
207
190
202
189
192
205
198+J
Plauen -obere Stadt
194
189
189
188
179
196
206
190+ ;;
Markersbach ....
197
206
204
200
202
202^
Löbau
194
180
182
187
195
193
1 8847“!
Chemnitz
195
189
196
192
197
207
206
197+ro
Zschopau
i 201
196
187
204
192
196+|
Annaberg
212
200
210
ca. 203
Hirschsprung ....
210
201
209
197
209
215
215
208+-1
Stationen
1
Betula
alba
1882 |
1883 |
1884
1885 !
1886 ]
1887 |
1888 |
Fol. I
Fol. II
Mitt.
Pirna-Stadt . .
Fol. I
128
102
116
107
123
123
116
126
121
.. 11
134
119
122
124
128
127
Dresden-N.
„ 1
96
134
104
118
105
123
123
1167"
1207"
118
„ 11
103
138
111
121
116
128
125
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T 10
Geringswalde .
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141
118
123
123
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125
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141
123
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111
122
120
127
131
121
129
125
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139
128
125
131
132
135
Markersbach . .
„ 1
108
129
112
114
128
125
119
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123
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134
134
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130
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138
124
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117
126
123
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130
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123
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131
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124
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140
137
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Chemnitz *)
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127
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107
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131
130
124
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123
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138
124
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135
133
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142
141
127
127
137
142
Hirschsprung .
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132
125
125
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134
1 55
143
130
145
155
149
1
*) s. Anm. auf S. 101.
101
Stationen
Fagus silvatica
1882
1883
1884
1885
1886
1887
| 1888
Fol. I
Fol. II
| Mitt
Pirna -Stadt . .
Fol. 1
129
99
120
109
123120
125
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II
133
126
126
127
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123
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141
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152
145
135
145
155
150
11. Unvollständig beobachtete Stationen.
Im Anschluss hieran erübrigt uns noch, das Bemerkenswertheste über
einige in der Uebersichtstabelle nicht aufgenommene Stationen mitzutheilen,
deren unregelmässig (wegen Wechsels der Beobachter etc.) beobachtete
Phasen wenigstens einen Anschluss an die Hauptstationen sichern.
Soweit man aus den lückenhaften Notizen Schlüsse ziehen darf, scheint
Bautzen sich den Phasen der Station Löbau eng anzuschliessen , während
Döbeln sich in der Vorfrühlingsperiode der Station Ebersbach, im
Halbfrühling der Station Dresden, im Vollfrühling der Station Löbau
nähert.
Die wenigen Zahlen für Brunndöbra lassen sich am besten denen
von Station Markersbach und Hirschsprung vergleichen.
*) Wenn unter Fol. I und II gleiche Zahlen eingesetzt sind, hat nur ein
(mittleres?) Beobachtungsdatum Vorgelegen.
102
Bautzen
Döbeln
Brunndöbra
Galanthus nivalis
66—
-j- 14
81?
91“ 8
yi+ 9
Leucojum vernum
oi — 18
° + 27
84?
92~ 10
12
Corylus Avellana
87?
99
Hepatica triloba
100
97
110
Cornus mas
108+
104
Ribes Grossularia
12&^4
117?
138^
Ribes rubrum
127+
119?
140+
Taraxacum officinale
125ctI
122?
139+
Prunus spinosa
129
Prunus Padus
139^1
136?
Pints communis
131+ ?
128+ »
Pints Malus . .
140+
136+
157?
Syringa vulgaris .......
136+
139+
166?
Narcissus poeticits
136?
141?
160+
Aesculus Hippocastanum ....
142“ 10
+ 12
1 14
Aesculus Hippocastanum (Fruchtreife)
Sorbus aucuparia
267“^
+ 17
147~13
**-4-10
164?
Sorbus aucuparia (Fruchtreife) .
Crataegus Oxyacantha
1 ^0“ 15
J0U+12
249?
Sambucas nigra .
165?
166?
Sctmbucus nigra (Fruchtreife) .
262; '
Philad elphus coronarius ....
167?
193?
Tilia parvifolia Ehrh
202 ; l
Lilium candidum
196?
203?
Aesculus Hippocastanum (Defoliation)
306
298+
F cujus silvatica (Defoliation) . . .
307
l
Tilia parvifolia (Defoliation) . . .
302+
288“ “
— j— o
12. Vergleiche zwischen Pirna-Stadt und Pirna-Land.*)
Bildet man aus den Differenzen der Phasen von Pirna-Stadt und -Land
einen Mittelwerth, so ergiebt sich, dass Pirna-Stadt in der Entwickelung
innerhalb Periode I bis V seiner nächsten ländlichen Umgebung um 3 Tage
vorauseilt.
Anders wird dieses Ergebniss, wenn wir die Laubverfärbung mit in
Rücksicht ziehen; Periode VI zeigt dann eine noch bedeutendere Verfrühung.
Man sieht den in Pirna -Stadt bedeutend früher eintretenden Herbst
aus folgenden Zahlen:
Aesculus Hippocastanum
Fagus silvatica
Tilia granclifolia
Fraxinus excelsior
6
12
18
10
Tage Laubverfärbung
vor dem Termin in
Pirna -Land.
Im Lichte praktisch -wissenschaftlicher Deutung gewinnen diese Zah-
len ein besonderes Interesse.
Wir bemerken aus ihnen, wie schädigend auf die Bäume der Stadt der
harte Boden, die geringere Feuchtigkeit, der die Spaltöffnungen ver-
schliessende Staub und Russ, die mit schwefliger Säure reichlicher gesät-
tigte Luft sich geltend macht.
Mit diesen Berechnungen sind nunmehr die aus den uns zugegange-
nen Beobachtungstabellen zu gewinnenden Resultate sächsischer Phänologie
für das vergangene Jahrzehnt erschöpft. Der Dank sei den Mitarbeitern
nochmals ausgesprochen zugleich mit dem Wunsche, dass sie ihre Arbeit durch
das hier Vorliegende belohnt finden mögen. Die Originalien, übertragen aus
den Datumangaben in die hier verwendeten Terminzahlen, bleiben in den
Acten zur Flora Saxonica im Herbar der Technischen Hochschule auf-
bewahrt. Dort liegen auch noch die von einigen Orten in grosser Regel-
mässigkeit eingegangenen phänologischen Beobachtungen in der Wald- und
Wiesenflora (Tabelle B der Instruction vom Jahre 1881), weiche noch ihrer
Verwerthung für die Floristik harren. — *
In die Bearbeitung des hiermit abgeschlossenen zweiten Theiies der
den Stadtumgebungen und Dörfern gewidmeten Phänologie haben wir uns
derart getheilt, dass Prof. Drude die vorderen Abschnitte bis zu den
Durchschnittstabellen für Sachsen übernahm, Dr. Naumann diese und die
folgenden Abschnitte.
*) Für Plauen — obere und untore Stadt ergaben sich bei dem Mangel an einem
sicheren Vergleichsmaass Resultate, welche nicht einwandfrei waren, sodass wir auf
eine Gegenüberstellung dieser beiden Stadttheile, so interessant sie gewiss ist, ver-
zichten mussten.
104
XIV. Aufruf zur Anstellung neuer phänologischer
Beobachtungen in Sachsen und Thüringen.*)
Von Prof. Dr. O. Drude.
Die pflanzenphänologischen Beobachtungen haben sich in ganz Mittel-
Europa in neuerer Zeit allgemeiner Aufnahme unter die wissenschaftlichen
Gesichtspunkte der Floristik zu erfreuen, besonders seitdem der — leider
nicht mehr am Leben befindliche — Giessener Botaniker Hoffmann mit
seinem Schüler Egon Ihne umfassende Resultate für die europäische
Kartographie in culturell-klimatologischer Beziehung daraus gezogen hat.**)
Diesen letzteren Gesichtspunkt sollte man auch hauptsächlich im Auge
behalten bei den phänologischen Beobachtungen an vielen Stellen eines
kleineren Ländergebietes, wie ich es hier von dem Lausitzer Berglande
im Osten bis zum nordhessischen Werrathal im Westen und vom Kamm
des Erzgebirges und Thüringer Waldes über die Abhänge und Mulden an
Elbe, Saale und südlicher Weser hinweg bis zum Oberharz wieder hinauf
im Auge habe. Denn nachdem die hauptsächlichsten Beziehungen zwischen
dem Klima und den Aeusserungen des Pflanzen leb ens bekannt geworden
sind, ist es nunmehr einzelnen genau und in Verbindung mit meteoro-
logischen Observatorien durch eine grössere Reihe von Jahren hindurch
beobachtenden Stationen (wie eine solche z. B. am neu eingerichteten
Kgl. Botanischen Garten zu Dresden in Gang gesetzt wird) überlassen,
die genaueren physiologischen Züge des Gesammtbildes darzustellen und
dem ursächlichen Zusammenhänge zwischen Pflanzenleben und Wechsel
der Jahreszeiten in schärferer Weise nachzuspüren. Was aber auf diese
Weise nicht erreicht werden kann, ist die Darstellung der Vegetations-
entwickelung in weiteren Umkreisen eines vielgegliederten
Landes, für dessen Bodenproduction und Acclimatisation sfähig-
keit gerade hierin ein Beurtheilungsmoment liegt, wie es leichter zu ge-
winnen und nützlicher zu verwerthen nicht gedacht werden kann. Die
meteorologischen Beobachtungen , so nützlich und wissenschaftlich noth-
*) Die vorliegende Ausarbeitung schliesst sich an einen am 7. Juni zu Gera bei
Gelegenheit einer wissenschaftlichen Gesammtsitzung des Thüringer botanischen Vereins
mit der botanischen Section der Isis gehaltenen Vortrag an, durch welchen auf die
Wichtigkeit gemeinsamer Ausführung derartiger Beobachtungen hingewiesen werden
sollte. Hoffentlich mit gutem Erfolg!
**) Vergl. : Resultate der wichtigsten pflanzen-phänologischen Beobachtungen in
Europa, nebst einer Frühlingskarte, von Dr. H. Hoffmann. Giessen 1885. — Hoff-
mann & Ihne, Beiträge zur Phänologie. Giessen 1884. — Vergleichende phänologische
Karte von Mitteleuropa, in Peterm. Geögr. Mittheil. 1881, Taf. 2.
Ges . Isis in Dresden, 1892. — Abli. 14.
105
wendig sie sind, ergeben erst indirect dasselbe Bild, welches sich aus dem
Vergleich der phänologischen Phasen, zumal aus den hauptsächlichsten
Phasen des Frühlings-Einzuges, direct gewinnen lässt. Eine so wichtige
Karte, wie die in der Anmerkung genannte von Hoffmann, lässt sich auch
für ein kleineres, zerschnittenes Berg- und Hügelland nur durch Zusammen-
wirken vieler gleichgesinnter Beobachter in einfacher Registrirung ge-
winnen. Derartige Beobachtungen sind daher auf meine Anregung im
Königreich Sachsen während des vergangenen Jahrzehntes in Fortsetzung
einiger schon älterer vorgenommen, hauptsächlich in der Absicht, zu-
nächst einmal die phänologische Gliederung des Landes zu erstreben. In
einem zu Anfang d. J. in der ökonomischen Gesellschaft zu Dresden ge-
haltenen und dort gedruckten Vortrage*) sind die Resultate allgemeiner
Art daraus gezogen, denen zufolge die Hauptphasen des Frühlings-Ein-
zuges je nach der Thal- oder Gebirgslage zwischen Ende April im Mittel
und gegen Ende Mai im Mittel fallen; es sind darnach drei Cultur-
zonen in Sachsen unterschieden, deren günstigste den Frühlingseinzug zu
Ende April und etwas minder günstig vom 1. — 9. Mai hat, deren zweite
die entsprechenden Vegetationsphasen vom 10. — 17. Mai, deren dritte aber
erst vom 18. — 25. Mai zeigt, welche Werthe in den höchsten Dörfern des
Erzgebirges wahrscheinlich noch an Verspätung überboten werden, indem
hier gerade die Grenze des rationellen Feldbaues erreicht wird. Die
genaueren Einzelheiten siehe in der vorhergehenden Abhandlung. —
Die Stationen sind aber in Sachsen nicht so dicht besetzt und nicht
so gieichmässiger Beobachtung unterzogen gewesen, als dass es nicht der
Mühe wertli erschiene, dieses erste phänologische Kartenbild von Sachsen
zu vervollständigen. Und da würde nun der Sache ein hoher Reiz inne-
wohnen , wenn auch die Thüringer Botaniker im Anschluss an dieses
Beobachtungssystem die zwischen Thüringer Wald und Harz liegenden,
mannigfach gegliederten Berg- und Hügellandschaften zu einer gleich-
mässigen phänologischen Kartographie mit dem nöthigen Beobachtungs-
netz ausrüsten wollten!
Beobachtungen der Art sind hier zu Lande seit lange gemacht. Als
neuestes Beispiel führe ich die Veröffentlichungen in den „Mittheilungen
des Vereins für Erdkunde zu Halle“ an, welche aus dem Jahre 1891
wiederum die Jabresbeobachtungen von H. Töpfer und 0. Koepert**)
enthalten. Es hat nun zwar nichts Bedenkliches, die einzelnen Jahres-
beobachtungen für sich zu veröffentlichen und besonders im einzelnen
daran einen Rückblick auf die besonderen Vegetationsverhältnisse eines
den Lesern noch frisch im Gedächtniss haftenden Jahres zu knüpfen:
aber die interessanteren, grösseren Zwecke hinsichtlich der General Übersicht
über eine grössere Länderfläche von gemeinsamem Interesse werden dabei
weniger erreicht und die Schwierigkeit einer gemeinsamen Durcharbeitung
aller jener zerstreuten Notizen nimmt zu. Besonders ist bedauerlich, dass
*) Mitteilungen der Ökon. Ges. im Kgr. Sachsen 1891 — 1892, S. 105 — 125, mit
Karte des Frühlingseinzages
**) Jahrgang 1892, S. 189 und 193, betreffend Sondershausen und den Ostkreis
des Herz. Sachsen - Altenburg. Frühere phänologische Beobachtungen in Sonders*
hausen veröffentlichte Töpfer in der „Irmischia* 1882. Diese Literaturen findet man
bis 1884 höchst sorgfältig in Hoffmann & Ihne’s Beiträgen zur Phänologie, Giessen
1884, zusammengestellt, Nachträge in den Berichten der Giessener Gesellschaft.
106
die Beobaektungspflanzen zum grossen Theil verschieden sind, und auch
in Hinsicht auf die zu beobachtenden Phasen herrscht keine Einheit.
Obwohl an gewisse von vornherein einleuchtende Hauptpunkte gebunden
(z. B. erste Bliithe von Aesculus, Pin fc, Malus findet sich fast überall
gefordert), ist doch die Phänologie in dieser Auswahl sachlich frei genug,
um zwingende Nothwendigkeit gegenüber freier Entschliessung in den
Hintergrund treten zu lassen. Es muss daher die Bitte ausgesprochen
werden, diese freie Entschliessung der guten Sache zum Yortheil gereichen
zu lassen und freiwillig auf die eine oder andere Beobachtung phänologischer
Phasen zu verzichten, dieselbe durch eine andere im grösseren Rahmen
geforderte zu ersetzen, obwohl das persönliche Interesse des Beobachters
einen Wunsch dabei unterdrücken muss.
Nachdem die ersten von mir versendeten Tabellen*) mit Beobachtungs-
pflanzen für das die Ortschaften umgebende Gartenland und die Wald-
parks der Städte (denn es ist am besten, die phänologischen Beobachtungen
zum Zweck einer allgemeinen Landesaufnahme auf eine gut aus-
gewählte einheitlich beanlagte Culturgegend seines Aufenthaltsortes zu be-
schränken) ihren Zweck erfüllt haben und die Publicirung der damit er-
zielten Resultate im Begriffe steht, vollendet zu werden,**) hat eine sorg-
fältigere Revision der Beobachtungsobjecte stattgefunden, welche durch
das Bestreben hervorgerufen wurde, einige sehr wichtige und allgemein
im Gartenland verbreitete Culturpflanzen hauptsächlich zur Erzielung einer
vergleichenden Uebersicht zu benutzen, bei diesen aber auch die Cultur-
sorten nicht unberücksichtigt zu lassen; denn man war im Dresdener
Bezirks-Obstbau-Verein der berechtigten Meinung, dass in den Angaben
der zur Vergleichung so ungemein bedeutungsvollen „ersten Apfelblüthe“
so lange keine Zuverlässigkeit zu suchen sei, als die Beobachtung nicht
an gleicher Sorte vorgenommen würde, da auch der Fall denkbar wäre,
dass der eine oder andere Beobachter überhaupt nur sehr frühe, ein
anderer überhaupt nur sehr späte Sorten des Apfelbaumes in seinem Um-
kreise zur Verfügung haben könne. Eine Commission des genannten
Vereins hielt folgende Beobachtungsphasen für die am meisten geeigneten
zum Ueberblick eines culturell-phänologischen Vergleiches in unseren Gauen:
Erste Blüthe (Signatur: e. Bl.) von:
Bibes Grossularia ,
Prunus avium (Sorte gleichgiltig) ,
„ Cerasus (Sorte: „Weichsel“),
Ph 'us Malus, zur Beobachtung geforderte Sorte: Winter-Gold-
parmäne, ausserdem wünschen swerth der Vergleich mit Sorte
„Oharlamowsky“ und „spätblühender Taffetapfel“,
Pirus communis , zur Beobachtung geforderte Sorte: Rettigbirne,
Syringa vulgaris ,
Sambucus nigra (als Phase des beginnenden Sommers),
Vitis vinifera : Angabe ob frei am Stock, oder ob am Hause (SO —
SW -Lage) gezogen. Sorten zur Wahl: frühe Leipziger,
Marlinger, Gl äfler- (Burgunder) Traube.
*) Nach der Instruction in den Abhandlungen der Isis, 1881, S. 1 — 24.
**) Theil I in Isis, Abhandlungen 1891, S. 59 — 76, Theil II ebenda 1892, Ab-
handlung 13, und Mittheilungen der Oekonomischen Gesellschaft im Königreich
Sachsen 1891/92, S. 105 — 125, mit Karte.
107
Vollblut he (y. Bl.) auf den Feldern und dem Wiesenland, in un-
mittelbarem Anschluss an die Standorte der voranstehenden Holzpflanzen, von:
Alopecurus pratensis , W iesen - Fuchsschwanz,
Dactylis glomerata , gemeines Knäuelgras,
Phleum pratense , Timotheegras,
Trifolium pratense : „Kleefeld im Eintritt in die Vollblüthe.“
Ausserdem wurde gewünscht zur Beurtheilung der Vegetationsdauer
der Eintritt in die Holzreife bei Pirus Malus und P. communis. Die
Beobachtungen an Cerealien sollten in Hinsicht auf Sorten- Genauigkeit
und Culturverfahren besonderen Stationen überlassen bleiben; das ge-
wöhnliche dagegen bedarf keiner besonderen Erläuterung. In der „An-
leitung zu pflanzengeographischen Untersuchungen in der Flora von
Deutschland*) habe ich als wichtigste Pflanzen zur phänologischen Be-
obachtung, die zum Theil im Garten und in Parks angepflanzt, zum Theil
aber in allen mitteldeutschen Waldungen und Gebüschen wild Vor-
kommen und im letzteren Zustande die mittlere Phänologie des Ortes
durch Hinausgehen über den Gartenbereich ergänzen, folgende genannt:
Aesculus Hippocastanum , Belaubung, Blüthe, Fruchtreife,
Betula alba , Belaubung und Stäuben der 3 Kätzchen,
Fagus silvatica , Belaubung,
Fraxinus excelsior , Belaubung,
Cornus mas , erste Blüthe**),
Prunus Paclus , erste Blüthe,
Cytisus Laburnum , erste Blüthe,
Sorbus aucuparia (Belaubung und erste Blüthe zu beobachten
wichtig in den Gebirgsgegenden , wo die Obstcultur unsicher
wird)***) ,
Tilia grandifolia (Sommerlinde), Belaubung und erste Blüthe,
Vaccinium Myrtillus (als Waldgesträuch), erste Blüthe, Beginn der
allgemeinen Fruchtreife.
Ausser diesen Holzgewächsen noch folgende Zwiebel- und Knollen-
gewächse!) :
Galanthus nivalis, Narcissus Pseudonarcissus ,
Lilium candidum, Colchicum autumnale. —
Aus diesen beiden Vorschlägen ergiebt sich folgende combinirte Liste
für phänologische Beobachtungen, welche in Bezug auf die Anzahl der
Objecte gerade das wünschenswerthe beschränkte Maass innehält, geordnet
nach der im Gebiete der unteren Culturregion zumeist stattfindenden Auf-
einanderfolge der Phasen:
*) Anleitung zur deutschen Landes- und Volksforschung, Stuttgart (Engelhorn)
1889, S. 238.
**) Nachträglich zu den übrigen hinzugefügt wegen der Schärfe der Phasen-
bezeichnung.
***) Ist an die Stelle von Sambucus racemosa gesetzt, welchen Strauch ich ur-
sprünglich zur Beobachtung mit Rücksicht auf die besonderen Verhältnisse der Gebirgs-
gegenden empfohlen hatte.
f) Dieselben sind gegen die ursprünglichen Vorschläge hier um Lilie und
Schneeglöckchen vermehrt, dagegen ist die Beobachtung von Convallaria majalis aus
den neuen Vorschlägen gestrichen,
108
(Erste Periode.)
1. e. Bl. Galanthus nivalis.
2, e.Bl. Cornus mas.
(Zweite Periode.)
3 . B. 0 .1-1 l. Aesculus Hippocastanum.
4. e. Bl. Narcissus Pseudonarcissus.
5. B.O.I-II. Tilia grandifolia.
6. u. 7. e. Bl. und B.O. I-II. Betida
alba* verrucosa.
8. e. Bl Bibes Grossularia.
9. e.Bl. Pi ' unus avium.
10. e.Bl. Prunus Cer asus(vWpich.selu).
11. e Bl. Pirus communis („Rettig-
birne“).
12. e. Bl. Prunus Padus.
13. e. Bl. Pirus Malus („Winter-
Goldparmäne“).
14. e. Bl. Vaccinium Myrtillus (mit
Angabe des Standortes).
15. B.O.I-II. Sorbus aucuparia.
1 6. B. 0. I-II. Fagus süvatica.
(Dritte Periode.)
17. e.Bl. Aesculus Hippocastanum.
1 8. e. Bl. Syringa vulgaris.
1 9. B.O. I-II. Fraxinus excelsior.
20. e. Bl. Sorbus aucuparia.
21. e.Bl. Cytisus Laburnum.
(Vierte Periode.)
v. Bl. (Yollbliithe) der Wiesen-
gräser auf zusammenhängenden
sonnigen Rasenplätzen:
22-25 Alopecurus pratensis, T)ac-
tylis glomerata, Phleum pratense .
Trifolium pratense'. Kleefeld.
26/ e Bl. Sambucus nigra.
27. e. Bl. Vitis vinifera (mit Angabe
der Sorte und Lage).
28. e. Bl. Tilia grandifolia.
29. e. Bl. Lilium candidum.
(Fünfte Periode.)
Erntezeiten der Cerealien, beob-
achtet auf denselben Feldern, wo
die Bliithenphasen notirt wurden.
Winterkorn ( Secale eereale Id-
bernum).
30. (Das Feld beginnt zu blühen:
31. J „ „ wird geschnitten:
\ Zeitintervall zwischen Bltithe
l und Ernte ....
Sommerkorn ( Secale eereale
aestivum).
32. (Das Feld beginnt zu blühen:
33. ) „ „ wird geschnitten:
\ Zeitintervall zwischen Blüthe
\ und Ernte ....
(Sechste Periode.)
34. e. Bl. Colchicum autumnale (mit
Angabe des Standortes).
35. Fr. Aesculus Hippocastanum.
36. Fr. Vitisvinifera (wieunter Nr.27).
37. L.V. Aesculus Hippocastanum.
38. L. V. | Fagus silvat.\od. dafür H o 1 z-
39. — \Betula alba jreife (HR) von
Pirus communis und Malus.
40. L.F. Fraxinus excelsior.
Mit diesen beiläufig vierzig Beobachtungen ist die Vegetations- Jahres-
curve einer Ortschaft gekennzeichnet. Die Vorgesetzten Signaturen bedürfen
noch einiger Erläuterungen*): Mit e. Bl., „erster Blüthe“, wird der
allgemeinere Eintritt in die Blüthezeit überhaupt bezeichnet, nicht also das
Öffnen einer vereinzelten und vielleicht verfrühten Blüthe, sondern der
Termin, an welchem die ersten Blüthen einer grösseren Zahl gleichmässig
entwickelter Bliithenstände oder Pflanzen zur Entfaltung gelangen. Um
hier Weitläufigkeiten zu vermeiden, sollen besondere Auseinandersetzungen
über die Beschreibung dieser Phase bei den Einzelarten auf einen anderen
*) Vergl. auch Isis, Abhandl. 1881, S. 10. — Und Hoffman«, Phänolog. Unter-
suchungen 1887 (Giessener Universitäts-Programm), S. 76.
109
Ort verspart werden; nur sei hervorgehoben, dass unter e. Bl. im Allge-
meinen das normale Öffnen der Bliithenhülle, zumal der Blumenkrone
gemeint ist, aber bei blumenblattlosen Blüthen (wie bei den männlichen
Kätzchen der Birke und bei den Gräsern) das Stäuben der Antheren.
Mit der Signatur B. 0., ,, Blatt-Oberfläche sichtbar“, bezeichne
ich nach Hoffmann’s Beispiel die Belaubungsstadien, welche aber grösserer
Genauigkeit wegen in zwei Stadien beobachtet werden sollen: B. 0. I be-
deutet das Hervorbrechen der zusammengewickelten Blattschöpfe aus den
Knospenhüllen, also das Hervorschieben der grünen, aber noch ineinander
gefaltet nach vorn gestreckten Blätter; B. 0. II bedeutet deren grüne Ent-
faltung zur seitwärts gestellten und mit der Oberseite dem Himmelslicht
zugewendeten Fläche; bei Aesculus Hippocastanum ist dagegen B. 0. II
das Stadium, in welchem die zuerst aufgerichteten Blättchen nach dem
Austritt aus der Knospe nunmehr zunächst für längere Zeit an ihrem
Stiel senkrecht nach unten herabgeschlagen stehen. B. 0. II bedeutet
also ganz allgemein den Eintritt in die grüne Vollbelaubung; am
bezeichnendsten für das Jahr ist das Mittel aus dem ersten und zweiten
Stadium der Belaubung unter Berücksichtigung der Zwischenzeit.
Mit der bei den Grasflächen und Kleefeldern angewendeten Signatur: v. BL,
„Yollb I üthe“, ist das sehr rasch nach dem Öffnen der ersten vereinzelten
Blüthen stattfindende allgemeine Blühen bezeichnet, von dem man sagen
könnte: „das Feld, oder die Wiese, beginnt zu blühen“, und wobei der
Blick nicht mehr auf der Einzelpflanze haften bleibt.
Mit Fr. wird „Fruchtreife“ bezeichnet, entsprechend dem über den
Eintritt in die erste Bliithe Gesagten. Die Angaben über Fruchtreife sind
aber schwankend, von häufigen Notizen soll daher abgesehen werden.
Bei Aesculus ist das Aufspringen der Stachelschalen, welche den glänzend
braunen Samen entlassen, besonders gut zu beobachten und das Notiren
dieses Stadiums um so wichtiger, als H offmann*) einst einen nicht un-
interessanten Zusammenhang zwischen Samenreife der Rosskastanie und
Winterklima hat folgern wollen. Die Reife der Weintrauben zu notiren
wird aus allgemein-wirthschaftlichen Gründen gleichfalls empfohlen, da es
sich um deutsche Gaue handelt, in denen die Weincultur die Grenz-
bedingungen ihres normalen Verlaufes zeigt.
Den Abschluss der Vegetationsperiode bezeichnet bei uns die herbst-
liche Laub Verfärbung (L. V.) und der darauf folgende Laubfall (L. F.),
nach welchem die Bäume bis auf das angedorrte Laub kahl dastehen. Ich
möchte hier nicht wiederholen, was Alles mit Recht über die Unsicherheit
dieser Stadien gesagt worden ist, aus denen man mit Mühe einen einiger-
massen sicheren Termin herauszulesen unternehmen muss. Wenn man
aber die Tabellen vieler Beobachtungsorte nebeneinander in Händen hat,
so bemerkt man denn doch eine grosse Uebereinstimmung in der zeitlichen
Angabe von Entblätterung mit der Regionshöhe**) und kann dieses wichtigen
Factors so lange nicht entbehren, als es schwierig erscheint, ihn durch
eine bessere Beobachtungsreihe zu ersetzen. Bei Kastanie, Birke und
Buche empfehle ich die Notiz der Termine, an welchen die Hauptmasse
*) H offmann, Phänolog. Untersuch. 18S7 (Giessen. Univ. Prog.), S. 6 -8.
**) Vergleiche die von mir mitgetheilten Berechnungen über die mittlere
Vegetationsdauer von Dresden, Annaberg und Markersbach, in Isis, Abhandlungen 1891,
S. 75.
110
des Laubes herbstlich verfärbt erscheint, bei der Esche tritt dies spät
und unregelmässig ein, oft fällt das Laub noch ganz grün ab, dagegen ist
der Laubfall gewöhnlich schärfer umschrieben; daher empfehle ich die Be-
obachtung des Laubabfalles bei diesem letzteren Baum, zumal er der letzte
darin zu sein pflegt mit der Eiche. Dass der Eichenwald aus den Be-
obachtungsnotizen fortgelassen ist, rührt daher, dass meine eigenen fort-
gesetzten Beobachtungen das schwierige derselben, die geringe Geeignetheit
zu sicheren Terminangaben wegen der langsamen Uebergänge aus einer
Phase in die andere, genügend gezeigt haben.
Wer von Obstzüchtern den Beginn der Holzreife (H. R.) der Obst-
bäume, Apfel und Birne, sicher zu beobachten im Stande sich fühlt, wird
mit Ausfüllung dieser Beobachtung eine neue und vielleicht sehr nützliche
Phase einzuführen helfen.
Die Termin -Angaben sollten am besten mit einer einzigen Zahl an
Stelle der üblichen Monats- und Datum-Zahlen bezeichnet werden*), indem
man den 21. December als Nullpunkt ansieht, den 1. Januar mithin als
11. Tag zählt, und dabei die Bequemlichkeit hat, den 1. April als 101. Tag,
den 1. Mai demgemäss als 131. Tag zählen zu können. In Schaltjahren
erhöhen sich diese Zahlen um 1. Andere, z. B. jüngst der Meteorologe
Prof. Schreiber in Chemnitz, empfehlen die Zählung der Tage fortlaufend
vom 1. Januar an; aber der 1. Januar hat als Anfangspunkt einer fort-
laufenden Reihe nur eine willkürliche Bedeutung und keine natürliche
Grundlage. Wichtig erscheint nur die Einheitlichkeit der Zählung.
Die bei den einzelnen Beobachtungspflanzen und Phasen mit ange-
gebene Perioden-Eintheilung bezieht sich auf meine in der genannten vor-
jährigen Isis- Abhandlung gegebene Begründung; diese Perioden heissen : Vor-
frühling, Halbfrühling, Vollfrühling; Frühsommer, Hochsommer, Herbst, auf
welchen die„Rnheperiode‘t folgt. Auch diese ist nicht ohne vegetative Thätigkeit.
Sofern es gelingt, einen genügend grossen, nicht allzu grossen Kreis
von Beobachtern unter der Fahne dieses Aufrufes zu vereinigen, so wird
ein für die mitteldeutsche Pflanzengeographie und Culturgeographie nicht
unwichtiges Resultat daraus neuerdings hervorgehen. Der geschlossene
Bergwall von der Lausitz über das Fichtelgebirge bis zu den Weserbergen wird
die Höhenregion gegliedert erhalten, wie meine Kartenskizze in der Dres-
dener ökonomischen Gesellschaft vom Erzgebirge zeigte, ein Vergleich des
letzteren mit dem Thüringer Walde, von beiden der Nord- und Südabhang,
ist von Interesse. Noch mehr der Vergleich zwischen den bevorzugtesten
Niederungen an der Nordgrenze der Weinkelterei, einmal im Saalegebiet
und zweitens an der Mittel-Elbe. Ob sich in der Goldenen Aue und im
sächsischen Elbthalgebiet eine so deutliche Verzögerung des Frühlings-
einzuges nach Osten hin wahrnehmen lässt, wie es die allgemeine deutsche
Regel, dass es im Winter und frühen Frühling mit jedem Schritt nach
Osten rauher wird, zu vermuthen erlaubt, wird sich dann zeigen. Ein
Vergleich des Harzes mit den südlicheren Berglandschaften ist von neuem
Interesse ; die obere Grenze des gesicherten Feld- und Gartenbaues bleibt
in ihren genaueren Zügen erst noch festzustellen. —
Diese Ziele im Auge wird derjenige, dem an seiner Mitwirkung dabei
liegt, sich leichter über die oft genannten Schwierigkeiten hinwegsetzen, an
*) Isis, Abhandl. 1891, S. 63.
111
denen eine genaue Aufnahme der Beobachtungen zu scheitern scheint. Man
hört die Bedenken äussern, dass in der Umgebung einer Stadt sich recht
verschiedene Zeiten für dieselbe Yegetationsphase auffinden lassen, so dass
die Beobachter über ihre zu machenden Angaben unschlüssig werden.
Wollte man sich aber die Mühe machen, an ebenso vielen verschiedenen
Punkten registrirende Thermometer aufzustellen und deren Stand zu ver-
gleichen, so würde man finden, dass deren Gang ebenfalls sehr grosse
Abweichungen zeigt je nach der Lage. Trotzdem werden die Mittel-
temperaturen von einer festen Station jahraus jahrein als wichtigstes Fun-
dament der Klimatologie gesammelt, als Ausdruck eines guten Mittelwerthes
Es kommt daher nur darauf in erster Linie an , dass der Beobachter sich
ein solches gleichartiges Beobachtungsgebiet wählt, welches als mittlerer
Ausdruck der phänologischen Eigenthümliehkeiten des Ortes, welchen er an-
giebt, sehr wohl gelten darf. Und dieses Beobachtungsfeld darf dann in
späteren Jahren nicht ohne Grund und nicht ohne Vermerkung mit einem
verschiedenartigen vertauscht werden. Die Pflanzen zu den geforderten
40 Phasen finden sich so wie so nicht an einem Punkte beisammen, und
so liegt es in der Natur der Sache, dass die Einseitigkeiten jeder Beobachtungs-
stelle unter sich ziemlich ausgeglichen werden. Und endlich muss an dem
Grundsatz festgehalten werden, dass auch die subjectiven Beobachtungs-
fehler sich bei der grösseren Zahl von Phasen ebenfalls ausgleichen.
Anhang. Beispiele aus diesjährigen Beobachtungen.
I. Phänologische Beobachtungen 1892, K. Botanischer Garten
Dresden.
Beobachter: Drude Correction*
1. e.Bl. Galanthus nivalis Tag 66 -| -4.
(zweite Vollblüthe 90.)
2. e.Bl. Cornus mas Tag 103 — 7 .
BO. - Mittel
3. BO. AesculusHimomstan.lAW.\ m. ßelaubungszeit 22 Tage + 5.
7. BO. Betula alba 1.117.) ^ , , . , 1 1 m
II 12S ^elau':)unSszei^ ü läge — 5.
8. e.Bl. Ribes Grossularia Tag 111 -f- 6.
9. e.Bl. Prunus avium Tag 122 + ?0.
11. e.Bl. Pir us communis Tag 131 — 3.
Sorte unsicher.
13. e. Bl. Pir us Malus etwa Tag 140 — 8.
Sorte unsicher.
15. BO, Sorbus aucuparia -I. 111.1 1ioT)1 , ., . A m 0
jj ( 118. Belaub ungszeit 14 läge i
16. BO. Fagus silvatica I. 132.) 10ß ^ n m 0
jj j loö. Belaubungszeit 9 läge <
Allgemeine Bemerkung: [n diesem Jahre hat die spätere
Belaubung der Bäume und die Obstbaumblüthe länger gedauert
*) Unter dieser Rubrik ist diejenige Ziffer angegeben, welche zu der i. J. 1892
beobachteten Terminzahl addirt oder von ihr subtrahirt die in 7-jähriger Periode
von 1882 — 1888 in Dresden gewonnene Mittelzahl jeder Phase ergiebt. Zahlen mit
-j- entsprechen also Verfrühungen des Termins, solche mit — entsprechen Ver-
spätungen.
112
als im letzten Jahrzehnt sonst beobachtet, und hat selten so
viele Sprünge und Unregelmässigkeiten gezeigt. Correction
17. e. Bl. Aesculus Hippocastanum 147 — 10.
18. e. Bl. Sy ring a vulgaris 143. . . — 4.
19. BO. Fraxinus excelsior I. 145.1 ~AO ^ n m ~
II 152 J 148. Belaubungszeit 7 Tage — 7.
20. e. Bl. Sorbus aucuparia 143 + 4.
21. e. Bl. Gytisus Laburnum 154 ?
26. e. Bl. Sambucus nigra 161 -f- 1.
27. e Bl. Vitis vinifera etwa 176 -{-6.
Geschütztes Spalier warm gen SO.
28. e. Bl. Tilia grandifolia 183 + 5.
29. e. Bl. Lilium candidmn 195 + 2.
Beginn des Schnittes der Thal-
wiesen 172. (ausnahmsweise früh; notirt an
den Uferhöhen bei Blasewitz.)
Secale cereale
Jiibernum
30.
Feldblüthe
30. V.
Tag 161. .
. . | Intervall J)
31.
Ernteschnitt
19. VII
„ 211. .
. . ( 50 Tage.
Secale cereale
aestivum
32.
Feldblüthe
21. VI.
Tag 183. .
. . | Intervall *)
33.
Ernteschnitt
10. VIII
„ 233. .
. 7 j 50 Tage.
0 Bemerkung. Die in den Mitthlg. der ökon. Ges. Dresden
1891/92, S. 115 gemachten Angaben über die Reifedauer des
Korns, welche in der unteren Cultuiregion im Mittel wenig über
50 Tagen, z. Th. unter dieser Zeit, liegen, sind insofern mit den
hier gemachten Angaben unvergleichbar, als dort nach Bruhn’s
Instruction die Reife, beurtbeilt nach dem Gelbwerden der Halme,
notirt war, hier aber die wirkliche Schnitt-Ernte des in der Blüthe
notirten Feldes gefordert wird.
35. Fr. Aesculus Hippocastanum ca. 265.
Intervall zwischen Bl. und Fr. 118 Tage.
(Nicht genaue Beobachtung.)
38. L. V. Fagus süvatica\ ca 300 1 _ 0 bis
39. „ Betula alba j J
40. L. F. Fraxinus excelsior ca. 320.
Laub- Verfärbung und Abfall sehr allmählich, unbestimmt und
durch trockne Ost -Stürme im Ausdruck gehindert.
+ 13.
— 10.
- 6.
Berechnung
der F
e. Bl.
Prunus Padus
139
e. Bl.
Perus communis
131
e. Bl.
„ Malus
140
B.O. ^
Fagus silvatica
136
Mittel 137
riihlingshauptphase. *)
Mithin eine allgemeine Verspätung
des Haupt- Frühlingseinzuges, welche
sonst auf den 130. Tag = 30. April fällt,
um + 7 Tage, genauer um 6y2 Tag.
(also am 6. Mai, da 1892 ein Schaltjahr ist.)
*) Siehe Isis, Abhandl. 1891, S. 70 — 72. — In diesem Jahre konnten einzelne
Angaben nur ungenau ermittelt werden, da die Verlegung des botan. Gartens die
Beobachtungspflanzen gestört hat.
113
An dieser Verspätung war besonders der am 1. Mai eintretende Wetter-
umschlag mit schauderhaftem Schnee- und Graupelwetter Schuld, Luft-
temperatur Tag’s über -f- 0,5 bis 2,5° C, schmelzender Schnee auf den frisch
ergrünten Rasenflächen, und ebenso am frühen Morgen des 1. Mai auf den
damals in Vollblüthe stehenden Pfirsich- und Kirschbäumen nebst Pflaumen
der Insititia- Gruppe, welche zu Ende April an den Loschwitzer Höhen ein
rosa und weisses Blüthenmeer auf dem zartgrünen Grunde des noch un-
entwickelten Laubes gebildet hatten. Alsdann trat starke Beschleunigung
der Sommer- Phasen ein.
/
II. Phänologische Beobachtungen 1892, Umgebung von Greiz
Beobachter: Ludwig.
Die von Prof. Dr. F. Ludwig freundlichst mir mitgetheilten Beob-
achtungen sind noch grösstentheils nach der früheren Liste phänologi scher
Phasen angestellt, weshalb die der neuen Liste entsprechenden durch die
betreffende Ziffer ausgezeichnet sind. Wo es anging, ist die Verspätung,
welche das Elsterthal bei Greiz gegenüber der Dresdener Elbniederung i.
J. 1892 gezeigt hat, in Tageszahlen mit dem + Vorzeichen angegeben.
Es sei dazu bemerkt, dass die mittlere Verspätung von Greiz gegenüber
Dresden nach den früheren Beobachtungen -\- 3 Tage im Frühling beträgt,
indem die Frühlingshauptphase dort auf den 3. Mai zu fallen pflegt.
Blüthen
e. Bl. Ercmthis hiemalis
e. Bl. Corylus Avellana
e. Bl. Hepatica triloba
e. Bl. Daphne Mezereum
2. e. Bl. Cornus mas
Tag
55
55
55
55
64.
69.
89.
103.
105.
Verspätung im Ver-
gleich mit Dresden.
( + 2)
e. Bl.
Taraxacum offieinale
Tag 121.
e. Bl.
Narcissus Pseuclonarcissus
55
124.
8.
e. Bl.
Ribes Grossularia
55
124.
e. Bl.
„ rubrum
55
125.
e. Bl.
Prunus spinosa
55
126.
11.
e. Bl.
Pirus communis
>5
129.
( + 13 )
(-2)
e. Bl. Narcissus poeticus Tag 156.
18. e. Bl. Sy ring a vulgaris „ 157.
17. e. Bl. Aesculus Hippocastonum „ 158.
( „ „ eine zweite Herbst-
blüthe beobachtet „ 286.)
21. e. Bl. Cytisus Laburnum ,, 161.
(+ 14)
(+11)
( + 7)
26. e. Bl. Sambucus nigra
29. e. Bl. Lilium canclidum
Tag 170.
201.
55
( + 9)
( + 6)
e. Bl. Secale cereale hibernum
e. Fr. „ „
(Ernte?)
Tag 163.
220
55
:!
( + 2 )
Intervall: 57 Tage.
( + 9)
7
114
Belaubungen (wahrscheinlich B.O.II.)
Lar ix decidua Tag 118.
Aesculus Hippocast. ,, 124. (+2?)
Betula alba „ 129. (— J— 1 ?)
Fagus silvatica „ 130., ~
(Buchenwald grün „ 144) ^ ’’
Tilia grandifolia „ 130.
„ parvifolia „ 149.
Fraxinus excdsior Tag 157. (+5?)
Robinia Pseudacacia „ 157.
Allgemeine Laub Verfärbung.
Betula alba Tag 302.
Aescidus Hippocast. „ 308.
Fagus silvatica „ 308.
Tilia parvifolia „ 302.
Fraxinus excelsior ,, 308.
Greiz hat also im Vorfrühling eine nur geringe Verspätung gegen Dresden
gezeigt (wie das mit seiner westlicheren Lage zusammenhängt); dieselbe
wurde im beginnenden Frühling erst grösser, schlug alsdann zu Beginn
der Obstbaum blüthe in eine Verfrühung um, und blieb nach dem Kälte-
rückschlag Anfang Mai eine dauernde Verspätung von etwa 5 bis 14 Tagen.
Die Daten zur genaueren Berechnung der Frühlingshauptphase fehlen dies-
mal; Prunus Padus ist dafür wichtig.
115
XV. Ueber einen Kieseloolith ans Pennsylvauien.
Von Dr. W. Bergt.
(Mit Tafel IV.)
Gegen Ende des vorigen Jahres wurde dem Director des hiesigen
K. Mineralogisch-geologischen Museums, Herrn Geh. Hofrath Dr. Geinitz,
von Herrn George E. Wieland am State College in Pennsylvauien ein
Gestein unter der Bezeichnung „Siliceous Oolite“ zugesendet, welches dem
Verfasser zur genaueren Untersuchung überlassen worden ist.
Hach Barbour und Torr ey*) kommt das Gestein 2 x/2 engl. Meilen NW.
vom State College, Centre County in Pennsylvanien mit „flint“ vergesell-
schaftet als Gerolle vor, welche ein Gewicht bis zu 400 „pounds“ haben.
Auch 16 Meilen nordwestlich von demselben Orte soll es auftreten. „Das
vereinzelte Vorkommen und die verwitterte mit Eisenoxyd bedeckte Ober-
fläche mag es bisher den Augen der Forscher entzogen haben“.
Unter den zur Verfügung stehenden Handstücken können ohne Wei-
teres zwei äusserlich von einander verschiedene Arten erkannt werden :
1. ein dem Eogenstein ausserordentlich ähnliches Gestein, das aus ziemlich
dicht gedrängten, einen Durchmesser von etwa iy2 mm aufweisenden
Kügelchen besteht; 2. eine feinerkörnige Art, deren Bestandtheile ge-
ringere Ausdehnung und nicht so regelmässige Kugelgestalt besitzen.
Beiden kommt eine hellgraue Gesammtfarbe zu; die nämliche Härte und
das gleiche spec. Gewicht von 2,63 deuten auf dieselbe Substanz, ein Glied
der Quarzfamilie, hin. Wegen ihrer sonstigen abweichenden Eigenschaften
seien sie getrennt betrachtet.
Die gröberkörnige Varietät wird, wie schon angedeutet, von ziem-
lich regelmässig gebildeten, annähernd gleich grossen Kügelchen zusammen-
gesetzt , welche sich zuweilen aus ihrer Umgebung herauslösen lassen,
auf verwitterter, gelb gefärbter Oberfläche hervortreten und derselben eine
höckerige Beschaffenheit verleihen. An ihnen bemerkt man schon mit
blossem Auge meist einen dunkelen Kern, darum einen weissen Ring, bei
Betrachtung des Schliffes im durchfallenden Lichte eine durchsichtige Mitte,
umgeben von einer weissen undurchsichtigen Randzone. Das Miskroskop
bietet nun Bilder, von denen einige schematisch, aber der Wirklichkeit
möglichst entsprechend auf Tafel IV. dargestellt wurden.
Die Gestalt der Durchschnitte zeigt Kreis- (Fig. 1 — 8) oder Ellipsen-
form (Fig. 9 — 11) sehr häufig von einer Schärfe und Genauigkeit, wie sie
*) Eine kleine Abhandlung über denselben Gegenstand von E. H. Barbour
und J. Torrey: „Notes on the microscopic structure of oolite“ im Am. Journ. of
Science, New Häven, XL, 1890, 246—249, nach der Verfasser eigener Bemerkung
nur eine vorläufige Mittheilung über diesen Kieseloolith, kam mir erst in letzter
Stunde zu Gesicht. Sie schien aber die bereits angestellten Untersuchungen nicht,
überflüssig zu machen.
Oes. Isis in Dresden, 1992. — Abh. 15.
116
auf dem Papier mittels des Zirkels erreicht werden. Die Mitte hält ein im
Durchschnitt nahezu kreisförmiges (Fig. 1) oder ein mehr oder weniger
regelmässig abgerundetes, längliches, elliptisches Quarzkorn inne, das durch
seine einheitliche Polarisation sich als ein abgerolltes Quarzindividuum zu
erkennen giebt. Züge von winzigen , wie Staub erscheinenden Flüssig-
keitseinschlüssen, einzelne grössere, mit Luftbläschen versehene gleiche
Dinge, haarähnliche Striche (Rutilnädelchen), seltener kleine Mineralkryställ-
chen, grüne Hornblende (?), scharf sechsseitige braune Glimmerblättchen
sind Erscheinungen, wie man sie aus den Quarzen der älteren Eruptiv-
gesteine, der krystallinischen und metamorphischen Schiefer kennt.
Im Allgemeinen scheint wohl eine Abhängigkeit der Gestalt des kugeligen
Gebildes von der des centralen Quarzkornes zu bestehen, indem ein kreis-
förmiger Umriss auch ein kreisförmiges Quarzkorn, ein elliptischer gleicherweise
ein längliches Centrum wahrnehmen lässt. Bei anders gestaltetem Mittel-
punkt schliessen sich die äusseren Grenzen dem ersteren an, ähnlich Fig. 14.
In weiteren, durch Fig. 2 und 4 wiedergegebenen B'ällen nimmt die
Mitte ein zuckerkörniges, farbloses Quarzaggregat ein, dessen Individuen
die Grösse von etwa 0,028 — 0,28 mm besitzen. An Einschlüssen bemerkt
man bei starker Yergrösserung winzige Hohlräume mit Flüssigkeit und
lebhaft sich bewegender Libelle. Hervorgehoben sei, dass das Aggregat
keine Kataklas-, Zertrümmerungserscheinungen an sich trägt, sondern un-
verkennbar das Aussehen von ursprünglich gebildeten Körnern besitzt,
welche sich gegenseitig in der Krystallisation gehindert haben. Am
ehesten kann man es dem Quarz vergleichen, der sich als ausheilendes
Mineral auf feinen Gesteinssprüngen vorfindet.
Die äusseren Grenzen dieses Aggregates sind annähernd ebenfalls
kreisförmig (man denke sich immer im Durchschnitt ergänzt). Die peri-
pherischen Körner ragen mehr oder weniger mit ihren Spitzen in die
Ringzone hinein. Letztere erscheint im gewöhnlichen Lichte infolge
eines braunen Eisen pigmentes äusserst fein gekörnelt und zuweilen, nicht
immer, mit zarten concentrischen Ringsystemen kreisförmig oder elliptisch
(Fig. 1 — 3, 6, 8, 9, 10) von derselben Farbe versehen. Die Ringe stehen
dicht oder weit, häufen sich an manchen Stellen (Fig. 2), setzen aus
(Fig. 6), können, wenn sie stark und dunkel sind, noch bei gekreuzten
Nicols gesehen werden oder verschwinden, wenn sie zart und blass, im
polarisirten Lichte. Es tritt dann der Untergrund ungestört in bläulich-
weissen und dunkelblau-grauen Tönen als ein feinestkörniges Aggregat
hervor, welches grosse Aehnlichkeit mit Feuerstein hat. Seine Elemente
sind aber etwas grösser, etwa 0,005 — 0,01 mm (in der Zeichnung durch
Punkte angedeutet). Es füllt den Raum gleichmässig aus und zeigt, dass
die Ringsysteme nicht der Grundsubstanz, sondern dem Pigment ange-
hören. Die feinestkörnige, eben erwähnte Substanz erscheint zuweilen
auch als innerster Kern (Fig. 3) oder wie in Fig. 10 als unmittelbare
Umgebung des Quarzkornes. Endlich tritt noch in manchen der Kugeln
ein aus vorwiegend länglichen, mehr stengelartigen Quarzindividuen be-
stehende Zone auf; sie schiebt sich in Fig. 4 und 5 zwischen das gröber-
und feinestkörnige Aggregat ein oder bildet wie in Fig 8 fast die innerste
Lage. Wir sehen, es herrscht grosse Structurmannigfaltigkeit. In Fig. 5
sind alle erwähnten Arten vereinigt, zu innerst ein grösseres Quarzkorn,
dann ein gröberkörniges Aggregat, hierauf stengelicher Quärz und endlich
117
feinste Substanz. Sie mögen der Kürze wegen von aussen nach innen
mit Zone a, Z>, c und d bezeichnet werden. Man ist versucht anzunehmen,
jede Kugel bestehe aus ihnen und, wenn eine oder mehrere, a natürlich
ausgenommen, fehlte, dann hätten wir es mit Schnitten zu thun, welche
in geringerer oder grösserer Entfernung vom Mittelpunkt die Kugel träfen;
ein Schnitt bei a bringe nur die Zone bei b Zone a und b u. s. w. zur Er-
scheinung. Thatsächlich treten uns im Mikroskop Kreise entgegen, denen
eine oder mehrere Zonen fehlen. Sehr häufig besteht die ganze Fläche
aus der feinkörnigen Substanz a. Fig. 4 enthält «, b und c. Diese An-
nahme mag theilweise richtig sein. Fig. 1, 2 und 3 lehren aber, dass
nicht alle Kugeln die vier Zonen enthalten, dass sie ferner nicht die an-
gegebene Reihenfolge bewahren. In Fig. 2 fehlt fr, in Fig. 3 ebenfalls und
es wiederholt sich a im Innern. Selten nur gesellt sich noch eine fünfte
Structurform hinzu, eine feinfaserige, radialstrahlige Substanz, welche in
Fig. 8 das Centrum und mit c abwechselnd Sectoren der mittleren Schicht
bilden. An ihr bemerkt man, wenn auch in unvollkommener Weise und
undeutlich Theile des interferenzkreuzes, das sonst nirgends zur Beobachtung
gelangt. Es ist Chalcedon; zwischen ihm und dem stengeligen Quarz
bestehen Structurübergänge.
Eine Eigenthümlichkeit ist besonderer Erwähnung werth, dass nämlich
die centralen einheitlichen Quarzkörner von dem gröberen Aggregat wie
„angefressen“ eischeinen, indem die Elemente des letzteren in peripherischen
Vertiefungen des ersteren wie eingedrückt stehen, eine Erscheinung, welche
namentlich an den Feldspäthen von Ganggraniten , am häufigsten an den
porphyrischen Orthoklasen granophyrischer Porphyre häufig vorkommt und
auf einer magmatischen Resorption von Seiten der noch flüssigen Grund-
masse beruht. Skelettartige, wie in Fig. 6 halbmondähnliche Formen er-
innern lebhaft an die ebenfalls durch magmatische Resorption umgestalteten
Porphyrquarze. In der letzterwähnten Figur glaubt man rechts oben die ehe-
maligen Grenzen des Quarzkornes durch kleine Reste noch angedeutet zu sehen.
Nicht immer sind die Kugeln so regelmässig und ungestört gebaut,
wie sie auf der Tafel dargestellt wurden. Die äusseren Umrisse verlassen
die scharfe Kreis- oder Ellipsenform ; Auswüchse, Ausbuchtungen finden
sich angesetzt und sind häufig verursacht durch eine excentrische Lage
des Quarzkornes (Fig. 9). Die äusseren Schichten haben sich losgelöst,
sind abgedrückt worden und nachträglich durch grob er körnigen Quarz an-
gekittet; zerbrochene Kugeln, deren Theile gegeneinander verschoben und
„wieder angewachsen“: alles Dinge, die bei den Kalkoolithen*) ebenso
Vorkommen und da ausführliche Darstellung gefunden haben.
An die Zone rf, welche stets die äusseren Theile bildet, schliesst sich
häufig ein schmaler Ring von feinfaserigem Chalcedon (Fig 7). Die Grund-
masse des Gesteins, das die Kugeln verbindende Cement gehört meist einem
gröberkörnigen Quarz an, dessen Individuen drusenartig senkrecht zu der
Peripherie der Kugeln und mit dem einen Ende nach dem Innern des
Zwischenraumes stehen . Wie die „Küstenlinien den Meeresstrand“ (Barbour und
Torrey) so umgeben oft jede einzelne Kugel wieder Pigmentringe, die sich
zu zierlichen Figuren verbinden (Fig. 7), ähnlich denen, welche am Achat
*) Siehe u. A.: Giimbel, Arten der Oolithbildung. Neues Jahrb. f. Min. 1878,
308. — Loretz, Untersuch, über Kalke und Dolomite. Zeitschi', d. Deutsch. Geol.
Ges. 1878, 387-414; 1879, 756.
118
bekannt sind. Sonst entbehrt die „Grandmasse“ meist der verschleiernden
braunen Substanz und erscheint als reiner Quarz. Kleine Anfänge zu
Kugeln sehen wir in Fig. 7 oben rechts und links angedeutet.
Eine kleine Stelle an einem Handstück liess statt der Kugeln ebenso
grosse und gestaltete Hohlräume erkennen. Hie Kugeln schienen heraus-
gelöst oder herausgebrochen. Hie Höhlung kleidete feindrusiger Quarz
aus, dessen winzige Krystallspitzen in den Innenräum hineinragten. Manche
der Kugelräume nahm ihrem ganzen Hu rchmesser nach ein wohlausgebildeter,
wasserklarer Bergkrystall ein. Im Mikroskop konnte man zwischen den leeren
Kugeln volle erkennen, welche durchaus den oben beschriebenen gleichen.
Einen ganz anderen Anblick gewährt, wie schon die Vergleichung
der Eig. 12—17 mit den vorhergehenden schwach erkennen lässt, die
zweite Art des Kieseloolithes im Mikroskop. Hie etwa in den Grenzen
0,2 — 1 mm schwankenden, letztere Grösse aber selten erreichenden run-
den Gebilde zeigen in Bezug auf äussere Gestalt die gleichen Eigenschaften
wie die Elemente der grosskugeligen Varietät. Ein einheitliches abgerun-
detes Quarzkorn bildet meist den Kern (Fig. 12 und 13), aber das gröber-
und feinestkörnige Aggregat tritt ausserordentlich zurück, dafür überwiegt
bei Weitem der stengelige Quarz, dessen Individuen radialstrahlig gestellt
und wie dort durch das braune Pigment verschleiert sind. Hie Ringsysteme
fehlen. Eine Art Schichtenstructur wird zuweilen dadurch hervorgerufen,
dass mehrere Zonen von stengeligem Quarz sich ziemlich scharf gegen
einander absetzen (Fig. 17). Weisse oder braunwolkige undurchsichtige
amorphe Kieselsäure, wahrscheinlich Kieselsinter, welche in dem zuerst
beschriebenen Oolith selten dem Auge sich darbietet, tritt hier viel häufiger
auf als eine mittlere oder nach aussen abschliessende Zone (in Fig. 16
durch schwarze Ringe dargestellt). Eigenthümlich ist die aus grösseren
„Bausteinen^ gewölbeartig zusammengesetzte mittlere Schicht in Fig. 15.
Im Uebrigen erklären sich die Fig. 12 — 17 nach den vorausgegangenen
Bemerkungen von selbst.
Hie so gestalteten runden Elemente liegen recht dicht aneinander,
so dass wenig Platz für die Zwischenmasse übrig bleibt. Letztere stellt
ein mikroskopisch feinkörniges oder, wenn der Zwischenraum weiter ist,
ein gröberkörniges Quarzaggregat dar.
Einzelne abgerundete dunkle Partieen wurden als Gesteinsbruchstücke
gedeutet, ihre Bestimmung war wegen der dichten braunen Verhüllung
unmöglich. Nur eines konnte als Quarzitschiefer mit langen gestreckten
Quarzen angesprochen werden.
Chemisches. Hie mikroskopische Untersuchung giebt schon unge-
fähr Auskunft über die chemische Zusammensetzung des Kieseloolithes;
ein genaues Bild liefert natürlich nur die chemische Analyse. In der
untenstehenden Uebersicht finden sich die Analysen von folgenden Gesteinen
vergleichsweise zusammengestellt :
1. Kieseloolith aus Pennsylvanien 1 . T. . , rn
2. Einzelne Kugel aus demselben / nach Baibour und Torre^
3. Kieseloolith, I. Art \ ^ r n
4 2 Art i vom Verfasser;
5. Verkieselter Oolith nach Knop.*)
*) A. Knop, Die Kieselsäureausscheiclungen etc. N. J. f. Min. 1874, 281,
119
1.
2.
3.
4.
5.
Si02 95,83
99,99
98,72
98,26
96,95 °ij
Fe2 Ö3 1 ~ qo
A120J 2-93
0,01
0,54
0,62
(0,54 „
l- „
Ti02 -
—
—
—
1,53 „
CaO 1,93
—
0,09
0,19
11
MgO Spur
—
—
—
11
KgC^NagO —
—
0,26
0,28
„
Glühverl. —
—
0,34
0,51
11
100,69
100,00
99,95
99,89
99,02 X
Aus Analyse 1
— 4 geht hervor, dass der
Kieseloolith
ein sehr kiesel-
säurereiches Gestein
ist. Analysen 1 und 2
einerseits, 3
und 4 anderer-
seits weichen nicht
unwesentlich
von einander ab, indem
Nr. 1 fast 3 °/0
weniger als 3 und 4, 2 dagegen über 4 °/0 mehr Si02 als 1 angiebt.
Fe203 -(- A1203 nimmt in 2, 3 und 4 in beträchtlich geringerer Menge
Theil. Woher kommen bei der Nichtbeachtung des Unterschiedes im
CaO-Gehalt diese Abweichungen, wenn man gleiches Untersuchungsmaterial
voraussetzt? Der Verfasser glaubt in der Lage zu sein, die Erklärung zu
geben. Bei Analyse 3 und 4 wurden zwei Arten des Aufschlusses ange-
wendet, einmal mit kohlensauren Alkalien und zweitens mit Flusssäure.
Im ersten Falle ergab sich zunächst ein der 1. Analyse ähnlicher Gehalt
von Si02. Löste man die erste Ausfällung von Fe203 -(- A1203, welche
übrigens zum grössten Theil aus Fe203besteht, um nochmals zu fällen, so
blieb ein unlöslicher Rückstand von Si02, welcher zu Obigem addirt den
Kieselsäureantheil bedeutend erhöhte und dem in Analyse 3 und 4 gleich-
brachte. Er stimmte dann gut mit den Resultaten des Flusssäureauf-
schlusses überein. Der bedeutende Eisengehalt in Analyse 1 mag so auf
Kosten der Kieselsäure erlangt sein. Ausserdem scheinen mir Analyse 1
und 2 in Bezug auf Fe203 + A1203 in Widerspruch mit dem mikrosko-
pischen Befund zu stehen. Die Kugeln lassen sich nur aus der ersten
Art unseres OoJithes herauslösen; es kann also nur diese in Betracht
kommen. In ihr ist das Eisen weit mehr an die Kugeln mit den breiten
braunen Ringzonen gebunden, während die ziemlich grobkörnige Zwischen-
masse vorwiegend wasserhell ist oder wenig Pigment enthält. In Analyse
2 müssten wir demnach nicht nur nicht kleinere Zahlen für Fe203 er-
warten, sondern vielmehr grössere.
Mag dem sein, wie ihm wolle, auch die Analyse bestätigt die Rich-
tigkeit des Namens Kieseloolith , der aber in Anbetracht des Umstandes,
dass wir vorwiegend Quarz darin haben, zum Unterschied von etwaigem
Chalcedon- oder Opaloolith besser in Quarzoolith umzuändern wäre.
Der Glühverlust ist, wie zu erwarten, gering. Er muss wohl vorwiegend
dem Wassergehalt, zu einem kleinen Theile etwa vorhandenem kohlensauren
Kalk, vielleicht auch geringer organischer Substanz zugeschrieben werden.
Auffallend ist das gänzliche Fehlen des Kalkes in Analyse 5 des ver-
kieselten Kalkoolithes. Sollte hier auch ein primärer Kieseloolith ange-
nommen werden können?
Um den Gehalt an amorpher Kieselsäure festzustellen, wurde das
Gesteinspulver in Kalilauge von bestimmter Concentration eine Stunde
gekocht. Die Ergebnisse, welche 7 — 10 °/0 lösliche Si02 zeigten, waren je-
120
doch wenig übereinstimmend und befriedigend. Sie können ausserdem kein
wahres Bild von der anwesenden Menge amorpher Kieselsäure geben, da
nach Kam meisberg auch die äusserst feinkörnigen, kryptokristallinen
Quarzarten von HKO gelöst werden.
Litteratur. Wie es scheint, ist mit diesem Kieseloolith aus Penn-
sylvanien zum ersten Mal ein derartiges Gebilde bekannt geworden. Es
gelang mir nicht, in der Litteratur die Erwähnung gleicher Dinge aufzu-
finden. Zwar kommen im Opal und Chalcedon oolithische, besser sphärolithische
Bildungen vor; sie sind längst bekannt und beschrieben namentlich von
Behrens, können aber doch keineswegs mit unserem Kieseloolith ver-
glichen werden.
Aehnlicher scheint ein von H. Finckel stein*) erwähnter Hornstein-
oolith zu sein. Nach ihm „liegt über den Schichten des braunen Jura ein
gelblicher oder bräunlicher, zuweilen ins Graue spielender groboolithischer
Kalk, welcher vollständig von Kieselsäure durchtränkt ist und grosse Horn-
steinausscheidungen führt. Oft gleicht er petrographisch dem Oolith des
mittleren Dogger, aber grössere Härte, ein besonderes Klingen beim An-
schlägen und der grosse Kieselsäuregehalt ermöglichen stets eine sichere
Trennung“. Leider ist hieraus zu weiterer Vergleichung nichts zu ersehen.
Einen verkieselten Oolith erwähnt ferner Knop aus der südwest-
deutschen Trias im oberrheinischen Gebiete. Es ist ein Hornstein mit
oolithischer Structur von brauner bis bräunlich schwarzer, öfters ins hecht-
graue sich ziehender Farbe, welche in den der Verwitterung ausgesetzt
gewesenen Regionen hellgrau wird. Die chemische Analyse wurde auf
S. 119 mitgetheilt. Herrn Geheimrath Prof. Dr. Zirkel verdanke ich
folgende Notiz: „Wichmann beschreibt aus den Landschaften Rawas und
Lebong in Mittel-Sumatra ein eigentümliches , oolithisches Kieselgestein:
die oolithähnlichen Körnchen besitzen einen Kern von Magnetit, welcher
zunächst von einer Schale farblosen Quarzes umgeben ist, auf welche nach
aussen eine breite Quarzschale folgt, die eine dunkle Substanz und einige
kleine Magnetitkörnchen enthält.“
Behrens schildert in seinen ausführlichen „Mikroskopischen Unter-
suchungen über die Opale“ **) Dinge, in denen man unserem Oolith recht Aehn-
liches zu erblicken glaubt. Sowohl radialstrahlige wie concentrischschalige
Schichtenstructur kommt in den Opalen häufig vor. Freilich besitzen die
Spärolithe meist geringe Ausdehnung. Behrens giebt solche an von
0,019 — 0,068 mm Durchmesser. Die Mitte des Streifen Systems nimmt
oft ein rundliches Gesteinsstückchen ein, bisweilen ein Luftbläschen. Wenn
das Gesteinsstückchen von länglicher Form ist, so wird das zugehörige
Streifensystem elliptisch oder oval, ja es kann Vorkommen, dass sich um
ein stark ausgezacktes Stückchen ein Complex von Systemen mit ein-
springenden Winkeln und mehreren Mittelpunkten bildet. Im Hyalit von
Bohunitz haben die Streifensysteme einen Durchmesser von 1,94 — 1,12 mm.
Im Perlsinter treten Kugeln und Knollen auf, die bis 1 cm Durchmesser
haben und dem Gestein ein oolithisches Gefüge verleihen. Sie sind von
nicht ganz regelmässig concentrisch-schaligem Bau, aus abwechselnd farb-
losen und weissen Lagen gebildet.
*) Der Laübenstein bei Hohen-Aschau. N. J. f. Min., Beil. Bd. VI, 59 ff.
**) Sitz -Ber. d. Wiener Ak., mathem.-naturw. Kl., LXIV, 1871, 519 — 564.
Im hiesigen K. Mineralogisch-geologischen Museum fand sich ein
kleines Stück eines aus dicht gedrängten, 2—3 mm grossen Kugeln be-
stehendes Gestein aus Sibirien mit der alten Bezeichnnng: „Feuerstein?“
Es ist, wie das Mikroskop lehrt, durchaus amorphe Kieselsäure. Kugelige
und elliptische Sphärolithen mit zierlichen concentrischen Ringen und im
polarisirten Licht Interferenzkreuz zeigend.
Endlich stellte Herr W. Putscher, Dresden, aus seiner eigenen
Sammlung in freundlicher Weise ein Chalcedongeschiebe von Ceylon und
pisolithischen Quarz von Aegypten zur Verfügung, so dass von beiden
Schliffe angefertigt werden konnten. Das Chalcedongeschiebe von Ceylon
zeigte auf seiner glatten abgerollten Oberfläche ein unserem Oolith recht
ähnliches Aussehen: scharf umrandete Kugeln mit weissen Rändern. . Sie
erwiesen sich im Mikroskop durchgehends als radialstrahlige Chalcedon-
sphärolithen, welche durch körnigen Quarz verkittet werden.
Der pisolithische Quarz aus Aegypten ist im Jahre 1851 von Kenn-
gott*) nach einem in der Sammlung des K. K. Hofmineralien cabinets be-
findlichen Handstück einer Untersuchung unterzogen worden. Mit ihm
stimmt nach Kenngott’s Beschreibung der pisolithische Quarz des Herrn
Putscher vollkommen überein. Letzteres ist ein durch Wasser abge-
rolltes, etwa 3 cm grosses höckeriges ziegelrothes Geschiebe von dicker
Scheibenform, wie man solche in Flüssen antrifft. Auf der Oberfläche
gewahrt man ringförmige Wülste, sogenannte Kieselringe, welche in der
Mitte eine Vertiefung mit weissem Kern haben. Das Mikroskop zeigt
radialstrahlige Chalcedonsphärolithen mit Interferenzkreuz und sphärolithen-
ähnliche Krystallisationsgruppen von Quarz: um einen imaginären oder
wirklichen Mittelpunkt in Gestalt seltener eines runden, mehr eines eckigen
Quarzkornes sind nach allen Richtungen Quarzkrystalle angeschossen,
die sich natürlich besonders seitlich gehindert haben. Den innersten Kranz
setzen kleinere, kürzere Individuen zusammen, nach aussen werden sie
immer länger. Die Zwischenräume, die jedoch hier sich structurell fast
gar nicht abheben, werden von grobkörnigem Quarz ausgefüllt.
„Diese in ihrem Aussehen eigenthümliche Bildung“, sagt Kenngott ,
„lässt sich dadurch erklären, dass in einem kieseisäurehaltigen Fluidum
sich um irgend welche gegebene Mittelkerne viele dergleichen Kugeln
bildeten, dass dieselben niederfielen und mit einander durch ein quarziges
Bindemittel verkittet wurden, welches nach und nach das Ganze zu einer
grossen Masse umschloss, wie wir es in ähnlicher Weise bei dem Erbsen-
stein finden, bei welchem sich aber die Kalktheilchen schalig um die ge-
gebenen Mittelkerne anlegen.“
Im Ganzen ist die Aehnlichkeit dieses geschilderten Quarzes mit
unserem Kieseloolith recht gering, auch die Analogie mit dem Erbsenstein
in der Bildung beschränkt sich nur auf die Ausscheidung im Wasser.
Entstehung. Die erste Frage, welche bei der Erörterung über die
Bildung des Kieseloolithes zu beantworten nöthig erscheint, ist: Haben
wir in ihm ein ursprüngliches Gestein vor uns oder nur das Umänder-
ungsproduct eines anderen und dann welchen primären Gesteines?
*) Notiz über ein eigentümliches Vorkommen des Quarzes, in Sitz.-Ber. d. K.
Ak. d. Wiss., mathem.-naturw. Kl., IX, 605 — 707.
122
Es wurde oben ein v erkieseiter Kalkoolith erwähnt. Barbour und
Torrey beschreiben einen Kalkoolith mit 2,10 °/0 Si02 und 85,99 °/o CaC03,
einen Kieselkalkoolith*) (lime silica oolite) mit 3,70 °/0 Si02 und 88,71 °/0 CaC03,
einen Kalkkieseloolith (silica lime oolite) mit 56,50 °/0 Si02, 16,84 °/0 CaCÖ3
und 2,68 °/0 MgC03 von Jowa river zusammen mit dem Kieseloolith von
Pennsylvanien und sprechen die Möglichkeit und Vermuthung aus, dass
die drei letzteren aus einem Kalkoolith durch Verkieselung entstanden
sein könnten, ohne dass sie vorläufig auf eine Untersuchung dieses Punktes
eingehen, Uebergangsformen, der chemischen Zusammensetzung nach,
stehen mir nicht zur Verfügung. Das blosse Nebeneinandervorkommen
von Kieselkalk- und Kalkkieseloolith, selbst in einem Handstück, ist zu-
nächst noch kein Beweis für die nachträgliche Entwickelung des einen
aus dem anderen. Es Hesse sich ebensogut erklären durch eine Aenderung
der Lösung, aus der sie ausgeschieden worden sind, ähnlich wie der
Uebergang von Kieselkalken in Kalksandsteine und reine Sandsteine, der
sich zuweilen in dem engen Raum eines Dünnschliffes vollzieht, auf die
ursprünglichen Bildungsbedingungen zurückgeführt werden kann. Die
von mir untersuchten Präparate des pennsylvanischen Kieseloolithes Hessen
nicht das kleinste Flitterchen Kalk erkennen und die chemische Analyse
ergab nur 0,09 °/0 CaO, auf CaCOo umgerechnet 0,16 °/0. Die mikro-
skopische Structur bietet auch nicht den geringsten Anhalt für obige An-
nahme. Jedoch soll die Möglichkeit nicht geleugnet werden. Eine zweite
Annahme besässe nach dem Beobachteten mehr Wahrscheinlichkeit für sich,
dass nämlich der fast reine Quarzoolith ein verquarzter sphärolithischer
Chalcedon ist. Die einzeln versprengten Theile von radialsfrahligem Chal-
cedon, welche oft unvermittelt neben dem Quarzaggregat auftreten, müssten
als Ueberbleibsel des ursprünglichen Gesteines gelten. Merkwürdig und
schwer erklärbar blieben ebenso wie bei der Verkieselung eines Kalk-
oolithes die regelmässige Zonenbildung. Die Unregelmässigkeiten brauchen
nicht dem etwa ohne Rücksicht auf die vorhandenen Schichten und Zonen
auskrystallisirenden Quarz zugeschoben zu werden; sie kommen ja auch in
Kalkoolithen vor, deren Entstehung auf bewegtes Wasser zurückgeführt
werden muss.
Sprechen wir den Kieseloolith, wie er vorliegt, als ein ursprüngliches
Gestein an und betrachten wir chemische Zusammensetzung und Structur
im Wesentlichen als eine solche, wie sie bei der Bildung entstanden ist,
so giebt es nur, da ein eruptiver Ursprung ausgeschlossen erscheint, die
Möglichkeit der Ausscheidung aus Wasser. Barbour und Torrey er-
wähnen organische Reste als Kerne, mir sind solche nicht zu Gesicht ge-
kommen. Für die Annahme, dass die Kugeln verkieselte Organismen
wären, fehlt jeglicher Anhalt in Gestalt von Structurresten. So bleibt nur
eine dem Erbsenstein vollständig analoge Bildung übrig und ihr stehen
keine Bedenken und Schwierigkeiten entgegen. Zwar ist das Lösungsver-
mögen des Wassers der Kieselsäure gegenüber sehr gering, indem es nach
Bischof nur 0,0001 °0 seines Gewichtes Si02 aufzunehmen vermag.
Aber der Gehalt an Kohlensäure, besonders kohlensauren Alkalien,
und höhere Temperatur vermögen die Löslichkeit der Kieselsäure bedeu-
*) Anm. Entgegen dem deutschen Sprachgebrauch bezeichnen sie den Kalkoolith
mit SiOj als „lime silica oolite“ und den Kieseloolith mit Kalk „silica lime oolite“.
123
tend zu steigern. Die in den Enhydros eingeschlossene Flüssigkeit ent-
hielt nach Günibel*) 0,0032 % Si02; das ist mehr als das Dreissigfache
der oben angegebenen Menge. Doch dieser Erörterung bedarf es gar
nicht, sehen wir ja überall und allezeit die Ausscheidung von Kieselsäure
als krystallisirte oder amorphe Form in beträchtlicher Menge vor sich
gehen, auf Gesteinsklüften, aus Mineralquellen, namentlich in den be-
kannten heissen Quellen auf Island und Neuseeland. Ja von Fritsch**)
hat die Bildung von Quarz im Meere durch Untersuchung einiger bei der
Challengerfahrt gesammelten Meeresgrundproben wahrscheinlich gemacht.
Auch Nordamerika, besonders die Rocky Mountains sind reich an heissen,
Kieselsinter absetzenden Quellen, deren es dort gegen Tausend giebt, da-
runter 30 thätige Geysirs. Nach Peale***) kennt man in den Vereinigten
Staaten jetzt 8843 Mineralquellen. Es ist daher keineswegs gewagt, wenn
man an der Bildungsstätte des Kieseloolithes eine ehemalige heisse, geysir-
artige Quelle voraussetzt, wie dies z. B. auch Kornhuberf) und Krennerff)
thun wegen des Vorkommens von Pisolith im Neubraer Comitat, bez.
bei Ofen.
Wie hat man sich nun die Bildung des Kieseloolithes im Einzelnen
zu denken? Wie beim Karlsbader Erbsenstein und anderen ähnlichen
Dingen muss hier eine kreisende, strudelnde Bewegung zur Erzeugung
der runden Formen und concentrischen Schichten zu Hülfe genommen
werden, wenigstens bei der grobkörnigen Varietät, und andererseits wegen
der structurellen und zum Theil stofflichen Verschiedenheit der Schichten
ein periodisches Verschiedensein der Bedingungen. Wie gestaltet freilich
letztere sein müssen, um einmal einen gröberkörnigen , ein ander Mal
stengeligen , dann einen äusserst feinkörnigen Quarz, Chalcedon oder
amorphe Kieselsäure ausscheiden zu lassen, dazu reichen augenblicklich
unsere minero- und petrogenetischen Kenntnisse und Erfahrungen ebenso
wenig aus wie zur eingehenderen Erklärung z. B. der verschiedenen
Grundmassenausbildungen der Porphyre, der mikrogranitischen, grano-,
felso- und vitrophyrischen. Zweifellos spielen in unserem Falle chemische
Zusammensetzung der Minerallösung, Temperatur, Schnelligkeit der Be-
wegung im Wasser eine Rolle, ebenso der Umstand, ob die Kieselsäure-
ausscheidung in das Wasser hinein erfolgte oder an die Luft, d. h. ob die
ausgeschiedene Kieselsäure noch weiter von Wasser umgeben war oder
ob dasselbe schneller oder langsamer verdunsten konnte, ob also die Dia-
genese wirksam war oder nicht. Wir sehen, die Verhältnisse, die wir-
kenden Bedingungen sind zahlreich, noch mehr ihre Verbindungen und
Verwickelungen. Thatsache scheint zu sein, dass aus körnigkrystallisirter
Kieselsäure bestehende Oolithe sich nicht an der Luft, als oberflächlicher
Quellenabsatz bilden. Denn der sogenannte Perlsinter besteht meist aus
amorpher Kieselsäure und Chalcedon. Es liegt die Vermuthung nahe,
dass der Boden einer heissen Quelle, der Grund des Beckens, in den sie
*) Enhydros. Sitz.-Ber. der Münchener Ak., X, 1880, 245; u. Nachtrag zu den
Enhydros. Ebenda, XI, 1881, 321.
**) K. v. Fritsch, Allgemeine Geologie. 1888, 248.
***) Mineral springs of the United States. Bull. U. St. geol. Survey, No. 32, 1886.
t) Pisolith aus dem Neubraer Comitat. Sitz.-Ber. d. Ver. f. Naturw. Press-
burg,^ IV, 49.
tt) Ueber die pisolithische Structur des diluvialen Kalktuffes von Ofen. Jahrb. geol.
Reichsanst. Wien, XIII, 1863, 462 — 65.
124
mündet, bedeckt ist mit Bildungen, welche unserem Kieseloolith ähn-
lich sind.
Auffallend erscheint, dass nur Quarz als Kern der Kugeln auftritt.
Wenn derselbe, wie man annehmen muss, aus zertrümmerten, verwitterten
Gesteinen stammt und in die Quelle hineingerathen ist, so sollte man auch
bisweilen ein Feldspath- oder anderes widerstandsfähiges Mineralkorn er-
warten. Wahrscheinlich wurden letztere von der heissen Mineralquelle
gelöst, bemerkten wir doch selbst am Quarz geringere oder grössere Spu-
ren des Angegriffenseins. Andererseits scheint aber auch die Zufuhr an
Mineralsubstanzen, welche nicht Kieselsäure sind, bei manchen heissen
Quellen gering zu sein Nach Sandberger’s Analyse vom Wasser des
grossen Geysirs auf Island nimmt die Kieselsäure mit 0,5097 °/0, das ist
also weit mehr als im Enhydroswasser, die erste Stelle ein. Darauf
kommt als Höchstes 0,1939 % für Ka2C03.
Ein in eine solche Quelle hineingerathen es, mehr oder weniger abge-
rolltes Quarzkorn wurde entweder theilweise aufgelöst, benagt oder es
krystallisirte weiter: in vollkommen physikalischer Uebereinstimmung mit
ihm setzte sich neue Quarzsubstanz an, so dass die Grenze zwischen bei-
den nur durch staubartige Ansätze an der Oberfläche des ursprünglichen
Kornes noch erkannt werden kann (Fig. 11). Durch irgend welchen Um-
stand wurde dieses Weiterwachsen gestört, es bildete sich vielleicht in
nicht allzusehr bewegtem Wasser grobkörniges, in schneller kreisender
Lösung ein feinkörniges Aggregat und so fort. Man würde sich allzusehr
auf das Gebiet der Speculation begeben, wollte man die Theorie der Bil-
dung weiter ausführen.
Wie kommt aber in das Centrum mancher Kugeln ein grob- oder
feinkörniges Aggregat? Diese Erscheinung könnte erklärt werden durch
die weiteren nicht unwahrscheinlichen Annahmen: in der Quelle bildete
sich an ruhigeren Stellen gröber-, an bewegteren feinerkörniges Aggregat.
Sie wurden in die Bewegung hineingerissen oder an Orte mit anderen
Bedingungen geführt und dienten als Krystallisationskerne.
Ein Beweis für die Bildung des gröberkörnigen Aggregates an ruhigeren
Stellen, auf dem Boden, scheint mir in der Thatsache zu liegen, dass die
die Kugeln verkittende Zwischenmasse meist aus grösseren Individuen
besteht. Die Verbindung, Cementirung der Kugeln erfolgte natürlich am
Boden, nachdem sie infolge ihrer Grösse und Schwere vom bewegten
Wasser nicht mehr getragen, niedergefallen waren. Ferner kann ein Be-
weis für die Ausscheidung des feinkörnigen Aggregates an Stellen mit
kräftigerer Bewegung darin gesehen werden, dass die äusserste Zone stets
der zuletzt erwähnten Substanz angehört. Beim Ansatz des peripherischen
Ringes war, um die grössere Kugel schwebend zu erhalten, eben eine
stärkere treibende Kraft nöthig.
Bei der Bildung der zweiten Art unseres Kieseloolithes herrschte
nicht der Wechsel der Bedingungen. Das Fehlen der Ringsysteme, der
verschieden struirten Zonen deutet darauf hin, dasser nicht in lebhaft kreisendem
Wasser entstand. Welcher Gestalt freilich die Verhältnisse gewesen sein
mögen, die solche chalcedonartige radialstrahlige Quarzsphärolithen er-
zeugten, die Frage vermögen wir nicht zu beantworten.
AMiandl. d.Isis in Dresden, 1892.
Taf . I.
P Recbisck, dd.
Qebr. Dresden.
Taf. E.
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Abhandl. d.Isis in Dresden, 1892.
AlaidliM
der
Naturwissenschaftlichen Gesellsch aft
f s
i n I) r e s cl e n.
Herausgegeben
von dem Redactions - Comite.
Jahrgang 1893.
(Mit Abbildungen im Text.)
Dresden.
In Commission von WaFQ&tz & Lehmann, Königl. Sachs. Hofbuchhändler.
1894.
Inhalt des Jahrganges 1893.
I. Sitzungsberichte.
I. Sektion für Zoologie S. 3. und 23. — Drude, 0.: Neue Plankton-
Litteratur S. 3; die Apochromat-Objective von Zeis S. 23. — Reibisclij
Tb.: Vorlage und Besprechung von Raubthierschädeln S. 23. — Reiche, K.:
Die Hoch- und Küsten-Cordillere Chile’s S. 3. — Schiller, K.: Vorlage
einer Sertularia S. 3; die sächsischen Cicaden S. 23. — Excursion
nach Tharandt S. 3.
II. Section für Botanik S. 4 und 23. — Drude, 0.: Der winterliche Wurzel-
schutz der Bäume, Führung durch den Königlichen Botanischen Garten,
topographische und floristische Mittheilungen über die Karpathen S. 4;
die Vegetations- Regionen der Central - Karpathen S. 23; die neueren
Strömungen auf dem Gebiete der botanischen Nomenclatur, neue
Litteratur S. 24; Vorlagen S. 24 und 25. — Reiche, K. : Die Cultur-
pflanzen in Chile S. 4. — Schiller, K. : Kryptogamen aus der Tatra S.
24. — S chor ler, B. : Bereicherungen der Flora Saxonica S. 25; neue
Litteratur S. 24. — Wobst, A. : Die Formender Gattung Rosa von Dresden
und Umgebung S. 24; neue Rubus- Arten aus Sachsen S. 27.
III. Section für Mineralogie und Geologie S. 5 und 27. — Danzig, E.:
Die Gliederung des oberen Quaders südlich von Zittau S. 30. — Drude, 0.:
Litteraturbesprechung S. 29. — Ebert, 0.: Vorlage S. 6. — Engel-
hardt, H.: Die diluvialen Ablagerungen von Klinge bei Cottbus, Vor-
lagen S. 5; Braunkohlenpflanzen von Vetschkau S. 6; Tertiärpflanzen aus
Bolivia S. 30. — Friedrich, E. : Bimssteine und Schlacken von den
Nordseeküsten S. 6. — Geinitz, H. B. : Verstorbene Mineralogen und
Geologen S. 5 und 27 ; der Geschiebemergel an der Stoltera bei Warne-
münde S. 5; Bericht über einen Ausflug nach Oberbayern S. 27; der
Pönitenten-Schnee, Werner-Denkmal in Löbtau S. 6; neue Litteratur S. ß
und 29; Vorlagen S. 27. — Stelz n er, A.: Die südafrikanischen Dia-
mantengruben S. 6. — Wolf, Th.: Die Goldgruben von Vöröspatak S. 29.
— Zschau, E.: N. ,T. von Kokscharow f S. 5. — Excursion nach
Zschertnitz S. 7.
IV. Sectiou für prähistorische Forschungen S. 7 und 31. — Deich-
müller, J. : J. von Boxberg f S. 31; verstorbene deutsche Alterthums-
forscher, Gefässe aus dem Gräberfelcle von Kl. Saubernitz S. 7 ; neue
Litteratur S. 8. — Döring, H. : Neolithische Funde von Cotta bei Dresden
S. 7; Steingeräthe von Möritzsch, Nünchritz und Leckwitz S. 8; der Burg-
wall von Leckwitz S. 8 und 31; die Insel Rügen S. 31. — Ebert, 0. :
Grünsteinbeil von Briessnitz bei Dresden S. 7 ; neue prähistorische Funde
bei Dresden S. 8. — J ent sch, A. : Vorgeschichtliches aus der Nieder-
lausitz S. 32. — Osborne, W. : Die vorgeschichtlichen Forschungen in
Bayern S. 31. — Schneider, 0.: Neue Funde aus den Ruinenstätten
des Somalilandes S. 7. — Excursion nach Nünchritz und Leckwitz
S 8
V. Section für Physik und Chemie S. 8 und 32. — Burkhardt, A.: lieber
eine Rechenmaschine S. 10. — Corsepius, M. : Verwendung von Speicher-
zellen zum Betrieb von Fahrrädern S. 10. — Freyberg, J.: Vermeidung
von Schäden durch Blitzschläge S. 9. — Krebs, W.: Blitzschlagunter-
suchungen in Hamburg S. 9. — Naumann, A.: Ueber Mikrochemie S.
33. — Rittershaus, Tr.: Mittheilungen zur Geschichte der Rechen-
maschinen S. 9. — Wittin g, A. : Untersuchungen an offenen und ge-
deckten Lippenpfeifen von nichtcylindrischer Form, mit Bemerk, von H.
Klein, S. 32. — Zetzsch e, E. : Ueber Stationsrufer S. 8; Relais für
Untersee-Kabel-Telegraphie S. 10; der mehrfache Telegraph des Amerikaners
J. Ghegan S. 32.
VI. Section für Mathematik S. 10 und 33. — Hartig, E.: Die Abhängig-
keit des Elasticitätsmoduls des geraden Stabes von der specifischen Bean-
spruchung S. 10, mit Bemerk, von M. Krause S. 11. — Kopeke, Gl.:
Die Construction der neuen Blasewitz-Loschwitzer Elbbrücke S. 11. —
Rohn, K.: Kummer’sche Modelle von Flächen 4. Ordnung S. 33. —
Witting, A.: Instrumente zur Darstellung der Fourier’ sehen Reihenent-
wickelung, mit Bemerk, von G. Helm, S. 33.
VII. Hauptversammlungen S. 11 und 34. — Veränderungen im Mitglieder-
bestände S. 15 und 35. — Beamte der „Isis“ im Jahre 1894 S. 39. —
Kassenabschluss für 1892 S. 12 und 18. — Voranschlag für 1893 S. 12
und 19. — Freiwillige Beiträge zur Gesellschaftskasse S. 39. — Geschenke
für die Bibliothek S. 24 und 34. — Bericht des Bibliothekars S. 41. —
JVerner-Denkmal S. 12. — Besuch des „Prometheus“ S. 12. — Drude,
0.: Die modernen Bestrebungen der Floristik S. 14-, Reise in die Tatra
S. 34. — Ebert, R. : B. Vetter f S. 12. — Engelhardt, H. : Der
Charakter der Tertiärfonnation, Frauen mauerb öhle bei Eisenerz S. 34. —
Freyberg, J. : Apparate und Modelle zur Veranschaulichung elektro-
dynamischer Vorgänge und der Fortpflanzungsgesetze der Wellen-
bewegung S. 34. — Geinitz, H. B.: R. Körner f, C. Rückert f S. 12;
Eishöhle bei Saalburg S. 34. — Helm, G.: Die Ansätze zu einer mathe-
matischen Chemie S. 13; die mathematisch -physikalische Ausstellung
in München S. 34. — Neubert, G. : Falb's kritische Tage und die Regen-
beobachtungen in Sachsen S. 12. — Nits che, H. : Die Arten der Gattung-
en^/? ocampa , mit Bemerk, von 0. Schneider S. 12. — Schlimpert,
A. : Pflanzen -Vorlagen S. 14. — Schneider, 0.: San Remo und seine
Thierwelt im Winter S. 11. — Vater, H. : Die Theorie der Krystall-
structur S. 34. — Zs eh au, E. : Vorlage S. 34. — Excursionen nach
der Bosel bei Sörnewitz, der neuen Dresdner Elb brücke und in die Dres-
dener Haide S. 14 und 15.
II. Abhandlungen.
Drude, 0.: Bericht über die Isis-Fahrt nach den zentral- Karpathen im Juli
und August 1893. S. 120.
Kopeke, CI.: Der Loschwitz-Blasewitzer Brückenbau S. 86.
Magnus, P. : Mvcologische Ergebnisse eines kurzen Ausflugs bei Meissen.
S. 118.
Meyer, A. B.: Wurde Bernstein von Hinterindien nach dem Westen exportirt?
S. 63.
Nits che, H. : Beobachtungen über die Eierdeckschuppen der weiblichen Pro-
cessionsspinner. S. 108.
Schneider, 0.: San Remo und seine Thierwelt im Winter. S. 3.
Stelzner, Ä. : Die Diamantengruben von Kimberley. S. 71.
Z schau, E.: Die Zeolithe im Syenitgebiete des Plauenschen Grundes bei
Dresden. S. 90.
Z schau, E.: Ein Titanit- Abkömmling im Syenite des Plauenschen Grundes bei
Dresden. S. 106.
Die Autoren sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer
Abhandlungen .
Die Autoren erhalten von den Abhandlungen 50, von den Sitzungs-
berichten auf besonderen Wunsch 25 Separatabzüge gratis, eine grössere Zahl
gegen Erstattung der Herstellungskosten.
Sitzungsberichte
der
na turwissenschaftlichen Gesellschaft
in Dresden
1893.
3
I. Section für Zoologie.
Erste Sitzung am 2. Februar 1893. Vorsitzender: Institutsdirector
Th. Reibisch. — Anwesend 54 Mitglieder und Gäste.
Dr. K. Reiche, Lehrer am Lyceum in Constitucion, Chile, früher in
Dresden als Assistent am botanischen Institut der K. Technischen Hoch-
schule thätig, spricht über die Hoch- und Küsten- Cordillere Chile's,
insbesondere über deren Pflanzen- und Thierwelt.
Zweite Sitzung am 16. März 1893 (in Gemeinschaft mit der Section
für Botanik). Vorsitzende: Director Th. Reibisch und Prob Dr. 0. Drude.
Nach einigen Verhandlungen über den durch den Tod des Prof. Dr.
B. Vetter erledigten Vorsitz der zoologischen Section bespricht Prof. Dr.
0. Drude die neuen Erscheinungen auf dem Gebiete der Plankton-
Litteratur vom botanischen Standpunkte.
Vortragender bezieht sich besonders auf die Arbeiten von Dr. F. Schütt, welcher
als Botaniker die Expedition des „National“ begleitete und jetzt eine zusammen-
hängende Arbeit: „Das Pflanzenleben der Hochsee“, Kiel und Leipzig 1893,
76 S. in gr. 4° mit Karte, neben einer Abhandlung über die bei der Planktonforschung
von Hensen innegehaltene Methode geliefert hat. Von besonderem Interesse sind
unter den „Vegetationsbildern“ die graphischen Darstellungen der Gesammtvegetation
an Diatomeen (Bacillariaceen), Peridineen, Pyrocysteen, Halosphaereen, Protococcaceen
und Schizophyceen, welche in Würfelform die Vertheilungsmengen der kalten Meere
im Vergleich mit dem tropischen atlantischen Ocean ergeben. Von besonderem In-
teresse ist ebenfalls Prof. Krümmel’s Mittheilung über die Sargasso-See. (Geograph.
Mittheil., Gotha 1892.)
Privatus K. Schiller legt im Anschluss an das auch über das Thier-
leben des Oceans Bemerkte eine in den Dresdner Geschäften als „Seegras“
fälschlich bezeichnete Sertularia vor, die in grüner Färbung als Zimmer-
schmuck Verwendung findet.
Excursion.
Am 10. Juni 1893 nach Tharandt zur Besichtigung der Fisch-
zuchtanstalten und der zoologischen Sammlungen der Forstakademie. —
Zahl der Theilnehmer 22.
Von Prof. Dr. H. Nitsche - Tharandt auf Haltestelle Edle Krone empfangen,
begaben sich die Theilnehmer, unterwegs fleissig botanisirend, unter dessen Leitung
durch das Thal der wilden Weisseritz nach der Forellenzüchterei. Daselbst bereitete
Prof. Dr. H. Nitsche durch einen Vortrag über den Bau der Anstalt, die Filtrir- und
1*
4
Brütevorrichtungen, sowie die Fütterungsmassen den Gang durch die Raume vor
und geleitete sodann die Versammelten zu den Aussatzteichen, in denen die Fische
in verschiedenen Altersstufen, sowie die für sie bestimmten Schutzvorrichtungen gegen
Gefahren beobachtet werden konnten. Hierauf führte derselbe zu der Forstakademie,
in welcher er in instructiver und eingehender Weise die höchst interessanten Schätze
der allgemeinen wie der speciellen zoologischen Sammlungen vorführte.
II. Section für Botanik.
Erste Sitzung am 9. Februar 1893. Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude.
— Anwesend 30 Mitglieder.
Dr. K.Reiche macht Mittheilungen über die Cultur-Pflanzen in Chile.
Der Vortragende bezeichnet, nach einem kurzen Ueberblick über die Boden-
beschaflenheit des Landes, als Hauptgetreidefrucht den Weizen. Diesem kommt nahe
an Bedeutung für die Bewohner der Mais. Roggen wird nur wenig, Gerste nur als
Viehfutter gebaut. Kartoffeln werden nur selten verwendet, viel häufiger der Kürbis
und als angenehme Sommererquickung die Wassermelone. Erdbeeren, Pomeranzen,
Citronen findet man auch angebaut, doch kommen sie an Güte den unseligen nicht
gleich. Sehr geschätzt sind die Pfirsichen und ausser diesen werden als Beigerichte
Oliven- und Opuntien-Früchte in den verschiedensten Zubereitungen genossen.
An landschaftlichen Ziergewächsen finden sich Araucarien und Eucalypten, als
gärtnerische Rosen, Pelargonien, Magnolien, Jasmin u. a. m. .
Prof. Dr. 0. Drude spricht über den winterlichen Wurzelschutz
der Bäume.
Zweite Sitzung am 6. April 1893 (im K. Botanischen Garten).
Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude. — Anwesend 32 Mitglieder.
Unter Führung des Vorsitzenden wird eine Besichtigung aller der
Mora von Deutschland gewidmeten Anlagen vorgenommen.
Dritte Sitzung am 15. Juni 1893. Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude.
— Anwesend 21 Mitglieder.
Der Vorsitzende macht im Hinblick auf die von den Gesellschafts-
mitgliedern für diesen Sommer geplante Karpathenreise topographische
und floristische Mittheilungen über das zu bereisende Gebiet.
Der Vortragende bespricht hauptsächlich die von ihm nach Wahlenberg’s
Arbeiten früher in Bergbaus’ physikalischem Atlas unterschiedenen 4 Vegetations-
regionen :
I. Untere Region, die eigentliche Culturregion , von 600 — 900 m (mit
Cytisus ratisbonnensis , Obst- und Kornbau, Wiesen, wenig Wald).
II. B ergwald-Region (Regio subalpina nach Wahlenberg) bis 1350 in;
a) untere: mit Laubhölzern, bis 1250 m,
b) obere: vorherrschend Nadelhölzer.
III. Krummholz-Region, 1850 — 1800 m. (Hierbei ist die untere alpine Region
zwischen 1500 und 1800 m mit eingeschlossen.)
IV. Eigentliche alpine Region, 1800 — 2300 m (mit ca. 50 alpinen Arten).
V. Obere alpine Region über der (theoretischen) Schneegrenze.
5
III. Seetion für Mineralogie und Geologie.
Erste Sitzung am 16. Februar 1898. V orsitzender : Geh. Hofrath
Dr. Geinitz. — Anwesend 20 Mitglieder
Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung mit Worten der Erinnerung an
Sir Richard Owen, geh. am 20. Juni 1804 in Lancaster, gest. am
18. December 1892 in London.
Vergl. Nekrolog mit Bildniss des berühmten englischen Naturforschers im
Geolog. Magaz., Februar 1893.
Ein zweiter tief empfundener Nachruf galt dem am 22. December 1892
nahe an seinem 70. Geburtstag in New York verstorbenen James Strong
Newberry, Professor der Geologie an der Columbia -Universität in New-
York und seit 1872 Präsident der New-York Academy of Sciences.
Einen Nekrolog dieses hervorragenden Geologen und Paläontologen, dessen
Publicationen über fossile Fische und Pflanzen immer von Neuem Bewunderung er-
regen, s. in Amer. Geologist, vol. XII, July 1893, by J. Stevenson.
Noch eines dritten allgemein empfindlichen Todesfalles wird gedacht,
des Chemikers und Mineralogen Dr. Friedrich August Genth in Phila-
delphia, geb. am 17. Mai 1820 zu Wächtersbach, Hessen-Cassel, gest. am
2. Februar 1893 zu Philadelphia.
JDer Vorsitzende nimmt hierbei Veranlassung, eine Reihe der trefflichen ,,Con-
tributions to Mineralogy“ aus dem chemischen Laboratorium der Universität von Penn-
sylvanien vorzulegen, welche F. A. Genth in den Jahren 1885 — 1892 in den Proceed.
of the Amer. Philos. Society und in dem Amer. Journ. of Science veröffentlicht hat.
Ueber das Leben und Wirken des bedeutendsten russischen Minera-
logen, Geh. Rath Nicolai Iwanowitsch von Kokscharow, geb. 1813,
gest. am 3. Januar 1893 in St. Petersburg, berichtet Prof. E. Z schau
unter specieller Verweisung auf die von jenem Meister der Mineralogie
und Krystallographie herausgegebenen 11 Bände der „Materialien zur Mi-
neralogie Russlands“.
Oberlehrer H. Engelhardt legt Proben dap> ausgezeichneten Pech-
glanzkohle, sogen. Salonkohle aus dem voff dem verstorbenen Berg-
verwalter Castelli sorgsam und intelligent geleiteten Braunkohlenwerke
von Salesl bei Proboscht in Böhmen vor, ferner eine eigenthümliche
Breccie von Basalt mit einem, Dr. W. Bergt zur näheren Untersuchung
übergebenen Mineral, von der Wostrey bei Birnay in Böhmen, und ver-
breitet sich weiter über die von A. Nehring in Berlin und H. Credner
in Leipzig beschriebenen diluvialen Ablagerungen von Klinge
bei Cottbus.
Hierauf lenkt der Vorsitzende das Interesse auf die prächtigen Auf-
schlüsse des Geschiebemergels an der Stoltera bei Warnemünde,
über welche schöne photographische Bilder seines früheren Zuhörers, Cand.
Loesner in Rostock zu Vorlage kommen.
Dieselben können keinen Zweifel über den Ursprung jener zahllosen oft sehr,
grossen Blöcke, die am heiligen Damm bei Doberan und an vielen anderen in-
structiven Localitäten Mecklenburgs massenhaft angehäuft sind, hinterlassen ; sie
können nur in der Grundmoräne des alten von Norden und Nordost kommenden
Inlandeises dahin geführt worden sein.
6
Der Vorsitzende hebt noch hervor, dass mit glacialen Verhältnissen
auch die Bildung des eigen thümlichen Poenitenten-Schnees zusammen-
hängt, welche neuerdings Prof. Dr. L. Brackebusch aus den argentinischen
Cordilleren im ,, Globus“, Bd. 63, Nr. 1 und 2, beschreibt, und welche in
ihrer äusseren Erscheinung so grosse Aehnlichkeit nm^len berühmten, aus
Moränenschutt eines alten Gletschers abgeleiteten Erdpyramiden bei
Bozen in Süd-Tyrol zeigen. Von beiden liegen gute Abbildungen zum
Vergleiche bei, von den ersteren durch Brackebusch, von den letzteren
durch E. von Hochstetter*).
Nach Erläuterung einer Anzahl von Exemplaren des Ammonites Wooll-
gari Mant. aus dem unterturonen Mittelpläner oder den Labiatus-Schichten
von Kemnitz bei Dresden durch Taubstummenlehrer 0. Ebert
bespricht der Vorsitzende die neueste sehr willkommene Monographie
des Geh. Bergraths Dr. W. Bunge über das Kuhr-Steinkohlenbecken,
Berlin 1892, mit Atlas und geologischen Karten.
Unter letzteren beansprucht Tat. II ein hohes Interesse, da hier der Zusammen-
hang der Steinkohlenablagerungen in England, Schottland, Belgien, Westfalen, bei
Aachen und Saarbrücken, sowie die zwischen denselben auftretenden älteren und
plutonischen Gesteine sehr anschaulich nachgewiesen wird. Auch die Erfahrungen
des geschätzten Verfassers über Stigmaria ficoides, welche in keinem Falle stets als
Wurzel von Sigillarien aufzufassen ist, sind sehr beachtenswerth.
Oberlehrer H. Engelhardt bespricht zum Schluss die ihm von der
Braunkohlengrube Guerrini bei Vetschkau zugekommenen Fossilien.
Selbe stammen aus dem Braunkohlenflötze und sind :
Rosellinia congregata Beck, sp., Rhizomorpha sp., Sequoia brevifolia Heer, Pinus
hepios Ung, Glyptostrobus europaeus Heer, Palmacites Daemonorops Ung. sp., Livis-
tona Geinitzi E., Platanus aceroides Göpp., Andromeda protogaea Ung., A. narbonensis
Sap., Nyssa europaea Ung., Apocynophyllum helveticum Heer, Sideroxylon hepios.
Durch Bergrath v. Ro senberg - Lipinsky waren ihm ferner zur Bestimmung
von Henriettenhof im Kreise Birnbaum, Posen, zugesendet worden:
Taxodium distichum miocenum Heer, Carex Scheuchzeri Heer, Poacites caespitosus
Heer, P. laevis Heer, Phragmites oeningensis Al. Br., Carpinus grandis Ung., Quercus
grandidentata Ung., Qu. sp., Corylus grosse- dendata Heer (?), Salix varians Göpp.,
ZJlmus plurinervia Ung., Berchemia multinervis Al. Br. sp., Vaccinium acheronticum
Ung., Nyssa Ornithobroma Ung., Juglans bilinica Ung.
Zweite Sitzung* am 20. April 1893. Vorsitzender: Geh. Hofrath
Dr. Geinitz. — Anwesend 56 Mitglieder.
Dr. med. E. Friedrich spricht über angeschwemmte Bimssteine
und Schlacken der Nordseeküsten.
Bergrath Prof. Dr. A. Stelzner- Freiberg berichtet eingehend über
die südafrikanischen Diamantengruben.
Eine Abhandlung darüber vergl. im nächsten Hefte dieser Zeitschrift.
Der Vorsitzende regt die Ueb er nähme des Werner-Denkmals an
der Löbtauer Strasse in Dresden durch die Gesellschaft an.
*) Allgemeine Erdkunde. Prag 1872, II. Th., S. 166 u. 167.
7
Excursion.
Am 22. Juni 1893 fand unter Leitung von Dr. H. B. Geinitz eine
Excursion nach der Ziegelei der Gebrüder Dammmüller in Zschertnitz
bei Dresden statt, um das dortige Vorkommen des glacialen Geschiebe-
mergels zu beobachten, über welches schon Dr. R. Beck in Sitzungsber.
d. Isis, 1891, S. 17, näher berichtet hat. Unter den vielfach geschrammten
Geschieben wurden u. a. Scolithus linearis Hall, Gotländer Kalk und
grössere Blöcke von Feuerstein gefunden. — Zahl der Theilnehmer 33.
IV. Section für prähistorische Forschungen.
Erste Sitzung am 19. Januar 1893. Vorsitzender: Dr. J. Deich-
müller. — Anwesend 17 Mitglieder.
Prof. Dr. 0. Schneider spricht über neuere Funde aus den Ruinen-
stätten des Somalilandes (vergl. Sitzungsber. Isis 1888, S. 11).
Lehrer H. Döring hält einen Vortrag über die von ihm im neuen
Weisseritzbett in Cotta bei Dresden ausgegrabenen neolithischen
Funde.
Bei Besichtigung der Ausschachtungsarbeiten im neuen Weisseritzbett unweit
des Schusterhauses entdeckte Vortragender sogenannte Trichter gruben der neolithischen
Zeit, denen er im Laufe des Sommers 1892 Bruchstücke menschlicher Schädelknochen,
Geräthe aus Grünstein, eine grössere Anzahl Feuersteinschaber, Nuclei, verschiedene
Knochengeräthe, zahlreiche Gefässscherben mit reicher Ornamentirung, wie sie der
sogenannten „Bandkeramik“ eigen ist, Thonperlen, Knochen von Hirsch, Reb, Rind,
Schwein, Pferd u. a. m. entnahm.
Der Vortragende behält sich vor, über die bemerkenswerthen Funde an dieser
Stelle später Ausführliches zu berichten.
Der Vorsitzende weist auf ähnliche Funde in einer Kiesgrube bei
Lockwitz hin (Sitzungsber. Isis 1884, S. 69).
Taubstummenlehrer 0. Ebert legt ein 1892 im Vill engrund stück des
Herrn Däweritz in Briessnitz b. Dr. gefundenes Grünsteinbeil vor.
Dr. J. Deichmüller bringt zur Ansicht eine Reihe interessanter
Gefässe aus dem Gräberfelde von Klein-Saubernitz bei Weissenberg :
Zwillings- und Drillingsgefässe, schön verzierte Schalen, graphitirte Gefässe,
eine Kinderklapper in Vogelform und kleine Thongewichte.
Zweite Sitzung am 9. März 1893. Vorsitzender: Dr. J. Deichmüller.
— Anwesend 18 Mitglieder.
Der Vorsitzende gedenkt der kürzlich verstorbenen deutschen Alter-
thumsforscher, ■ des Geh. Medicinalraths Prof. Dr. H. Schaaffhausen in
Bonn, langjährigen Vorsitzenden der deutschen anthropologischen Gesell-
schaft, des Directors des römisch-germanischen Centralmuseums in Mainz
L. Lindenschmit und des Geh. Raths A. von Essenwein, Directors des
germanischen Museums in Nürnberg, und hebt deren Verdienste um die
deutsche Alterthumsforschung hervor.
8
Taubstumm enlehrer 0. Ebert berichtet über neue Urnenfunde bei
Stetzsch, Kossebaude und Kemnitz und über vorgeschichtliche
Herdstellen bei Kossebaude und im neuen Weisseritzbett in Cotta
bei Dresden.
Lehrer H. Döring legt einige auf dem Felde des Gemeindevorstehers
F. Stange in Möritzsch bei Schkeuditz gefundene Grünsteinartefacte
vor, unter denen sich ein Steinmeisel durch bedeutende Dimensionen (43 cm 1.,
8 cm br., 3 cm dick, Gewicht 2,6 Kg) auszeichnet;
ferner eine Anzahl Feuersteingeräthe vom Urnenfelde Nünch-
ritz bei Riesa und von einer zur Ortsflur Leckwitz gehörigen flachen
Anhöhe an der Elbe.
So oft der Flugsand dieser Anhöhe vom Winde bewegt wird, zeigt sich die
Oberfläche mit zahllosen Feuersteinsplittern, darunter zugeschlagenen Messerchen oder
Schabern, übersät; dabei gefundene grobe Urnenscherben und formlose Stückchen
von Bronze deuten auf ein ehemaliges Urnenfeld an der Fundstelle hin und bestätigen
die auch anderwärts beobachtete Erscheinung, dass Steingeräthe noch mit Resten
von germanischem Typus Vorkommen, dass Feuersteingeräth bis weit in die Bronze-
zeit neben metallischem Geräth im Gebrauch geblieben ist.
Der Vortragende ergänzt seine früher über den Burgwall Leckwitz
a. d. Elbe gemachten Mittheilungen (Sitzungsber. Isis 1892, S. 9) durch
Vorlegung neuerer Funde.
Im Herbst 1892 gelang es dem Lehrer E. Peschei in Nünchritz, an einer
200 Schritte östlich der Schanze gelegenen Stelle eine Ascheschicht und Scherben
vom slavischen Typus, sowie Eisen- und Bleireste aufzufinden. Bei späteren Grabungen
wurden aufs Neue zahlreiche slavische Scherben mit dem charakteristischen Wellen-
ornament aus einer Tiefe von ca. 1/2 m zu Tage gefördert.
Dr. J. Deichmüller bespricht zum Schluss von neuen litterarischen
Erscheinungen
H. von Ranke: Ueber Hochäcker. München 1898;
Teich : Die prähistorische Metallzeit und ihr Zusammenhang mit der Urgeschichte
Deutschlands. (Corresp.-Bl. Deutsch, anthrop. Ges. 1893, Nr. 2.)
Excursion.
Unter Betheiligung von 17 Mitgliedern und Gästen wurde am
3. Juni 1893 zunächst die Sammlung des Lehrers E. Pesch el in Nünch-
ritz besichtigt, hierauf unter Leitung des genannten Herrn das nahe-
gelegene Urnenfeld besucht und daselbst eine Ausgrabung vorgenommen,
die leider nur einige stark zerstörte Gefässe ergab. Hieran schloss sich ein
Gang über den wohl erhaltenen Burgwall bei Leckwitz a, d. Elbe und
dessen Umgebung.
V. Section für Physik und Chemie.
Erste Sitzung am 12. Januar 1893. Vorsitzender: Professor Dr.
E. Zetzsch e. — Anwesend 30 Mitglieder und Gäste.
Prof. Dr. E. Zetzsche hält einen Vortrag über die zur Verwendung
in der elektrischen Telegraphie bestimmten, sogenannten Stationsrufer
9
und führt dabei einen anfgestellten Apparat dieser Gattung vor, welcher
neuerdings von H. Wetzer in Pfronten, Bayern, erfunden wurde.
Diese Apparate Wetzer1 s dienen dazu, eine von mehreren in dieselbe Leitung einge-
schalteten Telegraphen- und Telephonstationen ein Anruf signal derart zu geben, dass
die übrigen Stationen dieses Signal nicht hören. Jeder der in einer der zusammen-
gehörigen Stationen befindlichen Apparate hat 2 Pendel, ein kleineres, welches eine
bestimmte und zwar für jede Station verschiedene Schwingungsdauer hat, und ein
grösseres, welches durch ein Laufgewicht auf die Schwingungsdauern der Pendel
aller Stationen abgestimmt werden kann. Das kleine Pendel der Apparate kann durch
die von dem zufolge taktmässiger Stromunterbrechungen abfallenden Ankerhebei
eines Elektromagnetes ihm ertheilten Schläge in Schwingungen versetzt werden und
schliesst, wenn die Schwingungsweite gross genug geworden ist, einen Localstrom,
der ein Klingelwerk zum Läuten bringt. Die Schwingungsweite kann aber nur dann
durch diese Schläge regelmässig vergrössert werden und so schliesslich die hin-
reichende Grösse erreichen, wenn die Stromunterbrechungen im Elektromagnete mit
der Schwingungsdauer des Pendels zeitlich übereinstimmen. Der Takt der Strom-
unterbrechungen wiederum wird durch die Schwingungen des grossen Pendels der
rufenden Station beliebig- geregelt. Die Arbeitsweise ist nun beispielsweise folgende :
Der Beamte auf der Station Nr. 4, welcher nach der Station Nr. 9 eine Mittheilung
gelangen lassen und deshalb diese Station rufen will, stellt das grosse Pendel seines
Apparates auf die Schwingungsdauer des kleinen Pendels von Station 9, setzt das
Pendel in Bewegung und erreicht dadurch, dass in kurzer Zeit das kleine Pendel der
Station 9 weit genug ausschwingt, um die dortige Localklingelleitung in Betrieb zu
setzen, während die kleinen Pendel auf allen übrigen Stationen nur in unregelmässige
Schwingungen von geringer Weite gerathen. Die Vorzüge dieser Wetzer’schen
Apparate von anderen ihnen verwandten liegen namentlich in der Unabhängigkeit
der Stärke der den kleinen Pendeln ertheilten Schläge von der Stromstärke und der
durch die Mitwirkung einer Feder erzielten jederzeitigen Bereitschaft aller grossen
und kleinen Pendel zum Schwingen und zu der dabei durch erstere erfolgenden Ent-
sendung der Rufströme. Dass die auch in ihren mechanischen Theilen sehr sauber
ausgeführten Instrumente sicher und schnell arbeiten, beweist der Vortragende durch
die Vorführung des beschriebenen Experimentes an zwei Apparaten, die ihm von
Herrn Wetzer überlassen worden waren.
Daran knüpft der Vortragende noch eine kurze Bemerkung über
einen anderen früher von H. Wetzer erfundenen Apparat mit gleicher
Bestimmung und über einige andere Stationsrufer*).
Privatdocent Dr. J. Freyberg giebt Mittheilungen über die Ver-
meidung von Schäden durch Blitzschläge, namentlich über den
Anschluss der Blitzableiter an die unterirdischen metallenen Röhrennetze
der Gas- und Wasserleitungen.
Herr W. Krebs aus Altona macht einige Bemerkungen über die
Blitzschlag- Unter suchungen, die derselbe in der Gegend von Ham-
burg angestellt hat, und die ihn veranlassten, dem Vorschläge von Prof.
Voller in Hamburg, die in der Erde befindlichen Theile von Gas- und
Wasserleitungen als Erdleitungen zu benutzen, nicht beizutreten.
Zweite Sitzung am 2. März 1893. Vorsitzender: Privatdocent Dr.
J. Freyberg. — Anwesend 38 Mitglieder und Gäste.
Prof. Tr. Rittershaus giebt Mittheilungen zur Geschichte der
R echenm aschinen.
*) Einen historischen U.eberblick über die älteren Stationsrufer und eine aus-
führliche Beschreibung der Wetzer’schen hat Vortragender darauf im Journal Tel6'
graphique, in den Technischen Blättern und in Dingler’s Journal gegeben.
/
10
In systematischer und chronologischer Anordnung des Stoffes giebt der Vor-
tragende einen Ueberblick über die verschiedenen Einrichtungen der Rechenmaschinen,
von den einfachen Rechenschiebern an, deren Erfindung man dem Papste Sylvester
verdankt, bis zu den gleich druckfertige Stereotyp -Platten liefernden, von Scheutz
construirten Tabellen -Rechenmaschinen, welche von Brighton, Donkin & Co. zum
Preise von 400000 Mk. für das Stück in nur wenigen Exemplaren gebaut wurden.
An vielen ausgestellten Maschinen, die zum Theil auseinander genommen sind,
erläutert der Vortragende die Arbeitsweise derselben.
Im Anschluss daran führt Civilingenieur A. Burk har dt aus Glas-
hütte i. S. die von ihm 1878 construirte Rechenmaschine vor.
Diese Rechenmaschine gestattet das Addiren, Subtrahiren, Multipliciren, Divi-
diren, Potenziren und Radiciren und ist schon in mehreren hundert Exemplaren im
In- und Auslande verbreitet. Dieselbe wird in 3 Grössen, 12-, 16- und 20-stellige
Producte liefernd, zum Preise von 375 bis 675 Mk. verkauft.
Dritte Sitzung am 4. Mai 1893. Yorsitzender : Prof. Dr. E. Zetzsch e.
— Anwesend 24 Mitglieder und Gäste.
Dr. M. Corsepius hält den angekündigten Yortrag über die Ver-
wendung von Speicherzellen zum Betriebe von Fahrrädern.
Er berechnet darin unter Annahme bestimmter Wege und Gewichtsverhältnisse
die zur Ladung der Speicherzellenbatterie beim Bergab fahren verwendete und die
wieder von ihr zur Verfügung gestellte Leistungskraft. Das Ergebniss dieser Er-
örterungen lautet dahin, dass ein Radfahrer unter den angenommenen Verhältnissen,
mit geladener Speicherzellenbatterie von Hause ausfahrend, während der ersten drei
Stunden durch den elektrischen Apparat eine Unterstützung erfährt, bei längerer
Fahrt aber des erhöhten Gewichts wegen mehr leisten müsste, als wenn er allein
fährt. In welligem Terrain erleichtert der elektrische Apparat wesentlich das Be-
fahren von Steigungen, da die beim Bergabfahren zu gewinnende Energie nicht ver-
loren geht, sondern aufgespeiehert werden kann.
Zum Schluss trägt der Redner noch besonders die Berechnung der für den
vorliegenden Zweck zu verwendenden elektrischen Maschine vor, welche nur etwa
20 kg wiegen soll.
Der Vorsitzende bespricht noch ein von Cuttriss neu erfundenes,
auf Anwendung von Kohlespiralen gegründetes und sich zur Benutzung
für Thomson’s Heb er schreib er eignendes Relais für Untersee-Ka.bel-
Telegraphie.
VI. Section für Mathematik.
Erste Sitzung am 9. Februar 1893. Yorsitzender : Prof. Dr.
M. Krause. — Anwesend 13 Mitglieder.
Geh. Regierungsrath Prof. Dr. E. Hartig spracht über die Abhängig-
keit des Elasticitätsmoduls des geraden Stabes von der speci-
fischen Beanspruchung.
Man pflegte im Allgemeinen bisher anzunehmen, dass die Grösse der Ausdehnung
(e) bez. der Stauchung ( — e) eines Stabes eine lineare Function der specifischen Be-
lastung (or), nämlich e = E er, also der Elasticitätsmodul (E) für eine bestimmte Substanz
eine Constante sei. Doch haben Versuche von Bach, Fischer u. A., sowie die von
dem Vortragenden selbst an einer grossen Reihe von Substanzen (nämlich Phosphor-
bronze, Gusseisen, Stahldraht, Rohseide, Rindleder, vulkanisirter Kautschuk und
11
Korkrinde) bei verschieden starken und mehrmals an demselben Probestück wieder-
holten Belastungen angestellten Experimente erwiesen, dass diese Annahme nur in
beschränkten Grenzen, allgemein aber nicht zulässig sei. Die Erwägung, dass die
Arbeitscurve der elastischen Dehnungen nicht immer eine gerade ist, führte den
Vortragenden zu dem Resultate, dass der Elasticitätsmodul der erste Differential-
quotient derjenigen Function ist, die der auf die Achse der Dehnungen gestellten
Arbeitscurve entspricht, und ebenso der Dehnungscoeffizient (1 : E) die erste Ableitung
derjenigen Function, die den Zusammenhang zwischen Spannung (oj als unabhängiger
und Dehnung (f) als abhängiger Veränderlichen darstellt :
1 d f
E
d g
Die gegenseitige Abhängigkeit von e und a ist aber bisher bei unserer gegen-
wärtigen noch unvollkommenen Erkenntniss der innereren Natur der Baustoffe
theoretisch nicht ableitbar.
Als empirische Formel für vulkanisirten Kautschuk schlägt Imbert (Recherches
theoriques et experimentales sur l’elasticite du caoutchouc, 1880) die Gleichung vor:
= e m<r- 1,
worin e
die Basis der natürlichen Logarithmen und m eine für das verwendete
Material spezifische Constante bedeutet.
Der Vortragende findet hieraus
a =
£
1 — £
m s
Nach denVersuchen schwankt der Coeffizient m zwischen 6,77 und 10,08. Gemäss
dieser Annahme ergiebt sich für den Elasticitätsmodul selbst :
E = + U e
(1 -f- f)2
(Die Untersuchungen des Vortragenden sind in einer ausführlicheren Abhandlung
im „Civil-Ingenieur“, 39. Band, 2. Heft niedergelegt.)
Im Anschluss daran bemerkt Prof. Dr. M. Krause, dass es gelingen
möchte, die Beziehungen zwischen € und a genauer analytisch aufzufassen,
und macht den Vorschlag, an Stelle der willkürlichen transcendenten
Functionen der Fourier’schen Reihen :
a = a + bsin6-f-c cos e
zur Anwendung zu bringen.
Zweite Sitzung am 13. April 1893. Vorsitzender: Prof. Dr.
M. Krause. — Anwesend 16 Mitglieder und Gäste.
Geh. Finanzrath 01. Kopeke giebt Mittheilungen über die Con-
struction der neuen Loschwitz - Blasewitzer Elbbrücke.
Vergl. Abhandlung im nächsten Hefte dieser Zeitschrift.
VII. Hauptversammlungen.
Erste Sitzung am 26. Januar 1893. Vorsitzender: Prof. Dr. G. Helm.
— Anwesend 45 Mitglieder und Gäste.
Unter Vorlage einer grossen Anzahl von Belegstücken spricht Prof.
Dr. 0. Schneider über San Remo und seine Thierwelt im Winter
(vergl. Abhandl. I).
12
Zweite Sitzung am 23. Februar 1893. Vorsitzender: Prof. Dr.
Gr. Helm. — Anwesend 39 Mitglieder.
Prof. Dr. R. Ebert widmet dem am 2. Januar 1893 verschiedenen
langjährigen, hochverdienten Vorsitzenden der Section für Zoologie, Prof.
Dr. Benjamin Vetter, einen warmempfundenen Nachruf,
Geh. Hofrath Dr. Geinitz ehrende Worte der Erinnerung dem am
17. Januar 1893 verewigten Oberlehrer Dr. Rein hold Körner in Dresden
und dem Bergrath und Salinendirector Carl Rückert, gestorben am
3. Februar d. J. in Salzungen.
Auf besonderen Wunsch des Vortragenden werden die beiden letzten Nachrufe
ausführlich auf (Seite 15 und 16 wiedergegeben.
Prof. Dr. H. Nitsche-Tharandt erläutert an einer Reihe ausgestellter
Präparate die Arten der Gattung Ctenocampa , die Prozessions-
spinner.
Eine Abhandlung hierüber wird irn nächsten Hefte dieser Zeitschrift erscheinen.
Prof. Dr. 0. Schneider bemerkt hierzu, dass er den Pinien- Pro-
zessionsspinner in San Remo vor Allem auf Pinus austriaca beobach-
tet habe.
Dr. Fr. Raspe, Vorsitzender des Verwalte ngsrathes, erstattet Bericht
über den Kassenabschluss für das Jahr 1892 (s. Anlage A, S. 18). Zu
Rechnungsrevisoren werden Bankier A. Kuntze und Prof. Dr. 0. Schnei-
der ernannt.
Der Voranschlag für das Jahr 1893 (s. Anlage B, S. 19) wird ein-
stimmig genehmigt.
Dritte Sitzung am 23. März 1893. Vorsitzender: Prof. Dr. G. Helm.
— Anwesend 24 Mitglieder.
Durch den Vorsitzenden wird mitgetheilt, dass die vom „Prome-
theus“, Institut für Naturwissenschaften und Gewerbtechnologie in Dres-
den , zu dem ermässigten Preise von 50 Pf. angebotenen Eintrittskarten
bei dem Secretär der Gesellschaft, Dr. J. Deichmüller, entnommen
werden können.
Prof. G. Neubert spricht über Falb's kritische Tage und die
Regenbeobachtungen in Sachsen.
Vierte Sitzung am 27. April 1893. Vorsitzender: Prof. Dr. G. Helm.
— Anwesend 34 Mitglieder.
Geh. Hofrath Dr. Geinitz theilt mit, dass das sogen. „Werner-
Denkmal“ in Löbtau, welches die inzwischen aufgelöste mineralogische
Gesellschaft in Dresden an der Stelle errichtet hatte, wo Abraham
Wern er’ s irdische Reste den zu ihrer Ueberführung aus Dresden nach
Freiberg entsandten Bergleuten übergeben worden wTaren, beseitigt werden
solle und giebt dem Wunsche Ausdruck, dass die „Isis“ für die Erhaltung
dieses Denkmals Sorge tragen möchte. Der Vorstand übernimmt die ein-
leitenden Schritte in dieser Angelegenheit.
13
Prof. Dr. G\ Helm spricht über die Ansätze zu einer mathe-
matischen Chemie.
Auf allen Gebieten menschlicher Erkenntniss, die sich bisher mathematischer
Formulirung zugänglich erwiesen haben, wiederholt sich die Erscheinung, dass ein
nachhaltiger Einfluss der Mathematik erst auf einer späten Stufe der wissenschaft-
lichen Entwickelung beginnt. Erst nach den mannigfaltigsten und in die ältesten
Zeiten menschlicher Cultur zurückreichenden Beobachtungen an Werkzeugen und
einfachen Maschinen konnte es dem Scharfsinn eines Archimedes gelingen, das
Erfahrungsergebniss zu jener knappen mathematischen BegrifFsbildung zu läutern,
die im Hebelgesetz niedergelegt ist. Die Beobachtung chemischer Erscheinungen, die
doch auch bis in die Urzustände des menschlichen Geschlechtes zurückgeht, ist ganz
besonders spät zu mathematischer Klärung durchgedrungen, obschon für die Ueber-
lieferung chemischer Kenntnisse durch Recepte aller Art Zahlenangaben schon in
einem frühen Stadium der Entwickelung unentbehrlich waren. Berthelot hat
jüngst in der Revue des deux mondes geschildert, wie auf ägyptische Cultur zurück-
gehende chemische Vorschriften zugleich mit den chemischen Industrien, auf welche
sie sich beziehen, und mit den wissenschaftlich-mystischen Vorstellungen, in die sie
eingekleidet waren, ins Mittelalter überliefert worden sind.
Erst mit dem Beginne des 19. Jahrhunderts glückt es, die Chemie auf den Bo-
den mathematischer Gesetze zu stellen durch die Einführung der Stöchiometrie,
deren wesentliche Bedeutung darin liegt, dass sie die Zahl der bei einer chemischen
Reaction auftretenden Veränderlichen in den meisten und wichtigsten Fällen auf eins
zurückführt. Wie ihre Grundbegriffe zu verwerthen sind, wenn die Zurückführung
auf eine Veränderliche nicht möglich ist, hat für die Schiesspulverreaction neuerdings
Debus durch eine schöne Anwendung der analytischen Geometrie gezeigt. Auf die
Frage, wie verwickeltere Beschickungen in der chemischen Technik zu wählen sind,
lässt sich diese geometrische Untersuchung nicht minder anwenden.
Auf die zahlreichen Versuche, Gesetze wie die stöchiometrischen, welche die
Massen der reagirenden Stoffe beherrschen, auch für andere physikalische
Eigenschaften zu finden, wies der Vortrag nur hin, ebenso wie auf den leitenden
Gedanken der Con stitutions chemie, chemische Unterschiede durch Anordnungs-
unterschiede zu erklären, nicht eingegangen werden konnte.
Einen neuen Boden finden mathematische Untersuchungen chemischer Erschein-
ungen mit der Entwickelung der Thermochemie. Die dadurch mögliche Anwen-
dung des Energiebegriffs auf die chemischen Reactionen vertiefte bereits unsere Kennt-
niss derselben, noch mehr aber die daran anschliessende Benutzung des Entropie-
gesetzes. Nunmehr erscheinen experimentell weit auseinanderliegende Thatsachen
unter demselben mathematischen Gesichtspunkt. Die thermodynamische Formel z. B.,
welche die Aenderung des Schmelzpunktes mit dem Druck, die Schmelzwärme und
die Volum änderung beim Schmelzen verknüpft, lässt sich auf umkehrbare Aenderung
ätiotroper Zustände, wie auf Dissociationserscheinungen, Krystallwasserabgabe und
dergl. anwenden. Ja, vom allgemeinen energetischen Standpunkte fallen die mittels
galvanischer Elemente in elektrische Form umgewandelten Energiebeträge unter
dasselbe Gesetz.
Unabhängig zunächst von dieser Betrachtungsweise entwickelten sich die Unter-
suchungen über den zeitlichen Verlauf und das Gleichgewicht chemischer Re-
actionen. Die letzteren beginnen am Ende des vorigen Jahrhunderts mit Versuchen,
das Newton’sche Gesetz auf die kleinsten Theile der reagirenden Stoffe anzuwenden,
führten aber erst 1867 zu einem befriedigenden Ergebniss, dem Gesetze von Guld-
b erg und Waage. Für den zeitlichen Verlauf einer Reaction fand 1850 Wilhelmy
ein einfaches Gesetz, von dem das Guldberg-Waage’sche theoretisch abgeleitet wer-
den kann. Durch die Ergebnisse einer Thomsen’schen Experimentaluntersuchung
über die Einwirkung von Salpetersäure auf Natiiumsulfat in verschiedenen Mengen
Verhältnissen erläuterte der Vortragende das Gleichgewichtsgesetz.
Besonders bemerkenswert!! erscheint es nun, dass die letzterwähnten Erfahrungs-
ergebnisse aus dem Energie- und Entropiegesetz theoretisch gefolgert werden
können. Hier entwickelt sich ein Gebiet wissenschaftlicher Arbeit, das in demselben
Sinne als mathematische Chemie bezeichnet werden kann, in dem man von einer
mathematischen Physik spricht.
Diese theoretischen Untersuchungen, die zunächst ihren Werth in der Zusam-
menfassung der Naturerscheinungen unter umfassende Gesichtspunkte haben, sind
14
endlich auch der Anlass zu einer wichtigen Erweiterung unserer Erfahrungen gewor-
den, indem sie zu der ergebnissreichen experimentellen Durchforschung der hoch-
verdünnten Lösungen führten.
Excursionen.
Am 20. Mai 18 93 unternahmen 32 Mitglieder einen Ausflug nach
der Bosel bei Sörnewitz. In der in Sörnewitz unter Yorsitz von
Prof. Dr. G. Helm abgehaltenen Hauptversammlung legt Apotheker
Schiimp ert-Cölln Pflanzen aus der Meissner Umgebung vor:
Fundort Bosel: Cotoneaster (dem Aussterben nahe), Equisetum hiemale , Pulsa-
tilla 'pratensis , Rosa pomifera , Anthemis tinctoria , Asperula glauca, Orobanche sp. ?,
Betula laciniata (Var. von B. verrucosa ), Tragopogon major ; Fundort Kötitz: Lepi-
dium draba, AcMllea setacea und lanata, Bunias orientalis ; Fundort Gauernitz:
Cucubalus baccifer, Diplotaxis muralis.
Hierauf bricht die Versammlung zu der nahe gelegenen Boselspitze
auf, deren Steilhänge augenblicklich im vollen Blüthenschmuck von An-
thericum Liliago prangen.
Prof. Dr. 0. Drude richtet hier einen kurzen Vortrag an die Versammlung,
um auf die modernen Bestrebungen der Floristik aufmerksam zu machen. Von jeher
sind die Floristen nach reichen Standorten, wie die Bosel ist, mit Vorliebe gezogen,
und jeweils sind sie die Träger der leitenden Ideen ihrer Zeit. Zuerst handelte es
sich um das Aufspüren neuer Arten zur Vervollständigung des Pflanzensystems, dann
um die Vervollständigung der Standortsverzeichnisse in Localfloren. Beide Gesichts-
punkte sind bei uns so gut wie erschöpft, das Aufsuchen neuer Arten ist durch das
genauere Studium der polymorphen Formenkreise und ihrer Bastardbildungen ersetzt.
Aber noch ganz neue Gesichtspunkte hat die biologische und geographische Richtung
in die Floristik gebracht, indem die besonderen Mittel, mit denen jede Art ihren
Platz im Boden behauptet, gerade so wie die Frage nach dem Grunde des Zusammen-
treffens so vieler Arten in einem bestimmten Gelände Anlass zu neuen Forschungen
bieten. Auf den Boselabhängen ist eine „Xerophyten-Vegetation“, mit den verschie-
densten Mitteln führen die Pflanzen hier ihren Kampf gegen die sommerliche Hitze
und Dürre in einem an Humus ärmsten Boden. Derselbe ist auf seinen Kalkgehalt
hin untersucht und hat sich als kalkarm herausgestellt; trotzdem wachsen hier
mehrere Pflanzenarten, welche sonst ausgesprochenermassen als kalkhold gelten.
Belegstücke solcher Standorte, wo Viscaria neben Carex liumilis und Anthericum
Liliago wächst und echte Sandpflanzen (Aira flexuosa, Helichrysmn) aus der innigsten
Nachbarschaft von Peucedanum Cervaria und Clematis recta nicht ausgeschlossen
sind, erhalten für die Bodenfrage Bedeutung. Die hier zuzammenstossenden Ele-
mente gehören ihrem Formationsbestande nach zur mitteldeutschen Hügelflora, aber
die Einzelheiten: Cytisus nigricans , Centaurea paniculata , Clematis recta etc. weisen
den Bestand den südostdeutschen Genossenschaften zu, deren Ausläufer im Allge-
meinen im Herzen Deutschlands ihr Ende nach Nordwesten im Thüringer Becken
finden und unsere Elbhöhen als aus Böhmen und Mähren postglacial besiedelt er-
scheinen lassen. Im Lichte solcher Untersuchungen gewinnt eine einfache Pflanzen-
liste, wie die des Boselstandortes, eine höhere Bedeutung; neue Gesichtspunkte
werden auftauchen und die Jünger der Flora zu immer tieferem Verständniss in die
heimathlichen Fluren hinausziehen lassen. —
Hierauf zerstreute sich die Gesellschaft botanisirend und in wechseln-
der Unterhaltung über die Triften und Gehänge der Spaar-Berge, von wo
der Abstieg nach Meissen erfolgte.
Am 8. Juni 1893 besichtigte eine grössere Zahl von Mitgliedern den
Bau der neuen Dresdner Elbbrücke unter Führung von Stadtbau-
rath H. Klette.
15
Am 29. Juni 1893 wanderten 15 Mitglieder unter Führung von
Privatus K. Schiller durch die Dresdner Haide nach Luden’s Ruhe
im Priessnitzthal, wo eine Hauptversammlung zur Erledigung geschäftlicher
Angelegenheiten abgehalten wurde. Yon hier aus wandten sich die Theil-
nehmer nach der Hofewiese und kehrten über Klotzsche nach Dresden
zurück.
Veränderungen im Mitgliederbestände.
Gestorbene Mitglieder:
Am 2. Januar 1893 verschied in Blasewitz Dr. phil. Benjamin
Yetter, Professor der Zoologie an der K. Technischen Hochschule in
Dresden.
Eine Schilderung des Lebensganges und der hervorragenden wissenschaftlichen
Thätigkeit unseres verewigten Mitgliedes, aus der Feder von Prof. Dr. R. Ebert in
Dresden, wird den im October d. J. bei G. Fischer in Jena erscheinenden, von Prof.
Dr. E. Hackel herausgegebenen 6 öffentlichen Vorträgen, welche der Verewigte im
Winter 1892 in Dresden gehalten hat, vorangehen.
Unserer Gesellschaft trat Prof. Dr. B. Vetter im Jahre 1874 bei und bethei-
ligte sich sogleich in regster Weise an deren wissenschaftlichen Verhandlungen. Für
seine eifrige Thätigkeit in unserem Kreise zeugen die zahlreichen Vorträge und die
grösseren und kleineren Beiträge, welche in den letzten zehn Jahrgängen unserer
Sitzungsberichte niedergelegt sind, sowie die in der Festschrift der Isis 1885 ver-
öffentlichte Abhandlung „Ueber die Verwandtschaftsbeziehungen zwischen Dinosauriern
und Vögeln“. In dankbarer Anerkennung seines Wirkens wählte ihn die Section für
Zoologie bereits im Jahre 1875 zu ihrem zweiten und nach v. Kiesen w etter’ s Hin-
scheiden zum ersten Vorsitzenden, welches Amt er fast ohne Unterbrechung bis zu
seinem Tode mit grosser Hingebung verwaltete. Die Stellung eines zweiten Biblio-
thekars vertrat er in den Jahren 1878 — 1887.
Dass unsere Gesellschaft in dem Verewigten ein zur Unterstützung ihrer wissen-
schaftlichen Bestrebungen allzeit bereitwilliges Mitglied betrauert und das Andenken
an den unermüdlichen Forscher in unserer Isis immer in dankbarer Erinnerung fort-
leben wird, bezeugten die Worte, die der Vorsitzende der Gesellschaft dem Dahin-
geschiedenen am Sarge nachrief.
Am 12. Januar 1893 starb in Pirna Realschuloberlehrer Theodor
Frenkel, correspondirendes Mitglied seit 1883.
Am 17. Januar 1893 verschied nach kurzem Krankenlager Dr. phil.
Christian Reinhold Körner, Oberlehrer an der Realschule in Dresden-
Friedrich stadt, im Alter von 33 Jahren.
Geboren am 19. November 1859 als zweiter Sohn des K. Kammermusikus
Traugott Körner in Dresden, hatte er den Elementarunterricht in dem Privatinstitut
von W. E. Böttcher, später R. Gelineck, genossen. Seine wissenschaftliche Ausbildung
erlangte er von Ostern 1871 — 1878 auf dem hiesigen Kreuzgymnasium und von
Ostern 1878 an bis 1882 auf der Universität Leipzig, wo er sich vier Jahre lang dem
Studium der Philosophie und der Naturwissenschaften gewidmet hat. Nach glänzend
bestandenem Staatsexamen absolvirte er in seiner Vaterstadt das Probejahr am Vitz-
thum’schen Gymnasium, war dann 3 Jahre lang in Oberstein-Idar als Reallehrer
thätig, bis er im Jahre 1886 an die Realschule zu Dresden-Friedrichstadt berufen
wurde, wo er bis zu seinem Tode segensreich gewirkt hat.
Während seines Aufenthaltes in Oberstem erschien seine Inauguraldissertation
zur Erwerbung der philosophischen Doctorwürde an der Universität Leipzig: „Die
logischen Grundlagen der Systematik der Organismen. Leipzig, W. Engelmann,
1883.“ Eine Abhandlung von Dr. Reinhold Körner: „Die Verhältnisse der natür-
lichen Belastung und Entlastung des Thierkörpers in ihrer gesetzmässigen Beziehung
zur Ortsbewegung“ wurde 1885 in dem Programm der Realschule zu Oberstein-Idar
veröffentlicht.
16
Trotz seiner angestrengten Lehrthätigkeit in Dresden blieb er den im Eltern-
hause gepflegten künstlerischen Neigungen bis zum Tode treu und war ein eifriges
und mit tiefem Verständniss begabtes Mitglied des Tonkünstlervereins. Sein feines
und sicheres Gefühl auf dem Gebiet der Kunst und Dichtung und das allzeit auf
das Schöne und Edle gerichtete Streben leuchten hell hervor aus den trefflichen
Uebersetzungen der Tragödien des Sophokles: Aias, König Oedipus und Philoktetes,
welche in der Bibliothek der Gesammtlitteratur des In- und Auslandes von 0. Hendel
in Halle a. S. 1888 und 1889 erschienen sind.
Unser Isis-Kreis, welchem Dr. R. Körner seit 1888 in Sitzungen und auf Ex-
cursionen ein reges Interesse gewidmet hat, wird dem Andenken des liebenswerthen
edlen jugendlichen Forschers ein treues Gedächtniss bewahren. Dem theuren alten
Elternpaare aber, denen nun auch der letzte ihrer beiden hochbegabten und ausge-
zeichneten Söhne entrissen worden ist, und der innig geliebten Gattin des geschie-
denen Freundes möge Gott den nöthigen Trost in ihrem Trübsale verleihen!
H. B. Geinitz.
Am 21. Januar 1893 starb in Bautzen Seminarob erlehr er Ernst
Schmidt, correspondirendes Mitglied seit 1866.
Am 31. Januar 1893 starb in Dresden Major z. D. Dr. phil. Gustav
Kahl, wirkliches Mitglied seit 1862.
Am 3. Februar 1893 entschlief der Bergrath Carl Rückert, Salinen-
director in Salzungen, correspondirendes Mitglied seit 1866.
Carl Rückert, ein naher Verwandter des Dichters Friedr. Rückert, war am
21. October 1838 im Pfarrhaus zu Schweina in Thüringen geboren, in welchem er
schon in früher Jugend durch die Studien des Vaters die Liebe zur Geognosie und
zum Bergbau einsog. Vorgebildet auf dem Realgymnasium zu Eisenach und dann
unter Professor Emmrich’s anregendem Einflüsse auf der Realschule in Meiningen,
bezog er 1859 die Bergschule zu Clausthal und sodann die Universität Bonn. Nach
1863 bestandener Staatsprüfung als Bergmann und Markscheider im Herzogthum
Meiningen erhielt er sogleich eine Anstellung als Obersteiger auf dem Steinkohlen-
werke des Freiherrn von Swaine in Stockheim und dann 1866 als Verwalter eines
Schieferbruches in Lehesten. Nach Errichtung eines Kohlenbergwerkes in der Nähe
von Pilsen kehrte er im Jahre 1873 nach der Stadt Meiningen zurück, von wo aus
er als Sachverständiger in Bergwerkssachen für Hypothekenbanken zahlreiche Reisen
ausführte, die ihn nach England, Schweden, Russland und Polen, Oesterreich u. s. w.
geführt haben. Im Jahre 1877 wurde er als Director des alten Salzwerkes nach
Salzungen berufen, welches eben von einer sogenannten Pfännerei in eine Actien-
gesellschaft umgewandelt worden war, und hier abermals hat sich bei der Erhebung
dieser Anstalt aus primitiven Verhältnissen zu hoher Entwickelung sein praktisches
Talent, gepaart mit hoher wissenschaftlicher Einsicht, wieder glänzend bewährt.
Ich habe es dankbarst anzuerkennen, wie mich der liebenswürdige, damals noch
junge Freund auf meinen Excursionen im Thüringer Lande vielfach unterstützt hat,
und dass die schwierige Schilderung der „Kohlenformation von Stockheim und Neu-
haus“ in meiner „Geologie der Steinkohlen Deutschlands und anderer Länder Euro-
pa’s“ 1865, p, 109 — 114 von Carl Rückert herrührt, dessen Name durch Ephe-
merites Bückerti Gein. aus dem Rothliegenden von Reitsch zu verewigen mir
eine besondere Freude war. Pis haben unsere hiesigen Sammlungen, das K. Minera-
logische Museum und die K. Technische Hochschule, seinem wissenschaftlichen Streben
und seinen freundschaftlichen Gesinnungen so manche Prachtexemplare der seltensten
Versteinerungen und wichtige Handstücke von Gesteinen zu verdanken, und noch
vor Kurzem widmete er unserer Isis einen interessanten Bericht über die verschie-
denen Salzvorkotnmnisse in Salzungen (Sitzungsber. d. Isis, 1892, S. 7). Treue Liebe
und dankbare Verehrung sind ihm nicht allein von seiner Familie, sondern von allen,
welche ihr Lebensweg mit ihm zusammengeführt hat, weit hinaus über sein Grab
hin gefolgt und diese wird auch bei uns nie verlöschen. H. B. Geinitz.
Am 18. März 1893 starb in Agram der Botaniker Dr. phil. Ludwig
Vukotinovich, correspondirendes Mitglied seit 1860.
Am 29. März 1893 verschied im Alter von 83 Jahren in Eisenach
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Geh. Hofrath Dr. Christian Senft, seit länger als 50 Jahren Professor
der Mineralogie und Geognosie an der dortigen Forstlehranstalt, correspon-
direndes Mitglied seit 1866.
Heu aufgenommene wirkliche Mitglieder :
Beiger, G. Rud., Bürgerschullehrer in Dresden, am 26. Januar 1893;
Dressier, Heinr., Seminaroberlehrer in Dresden, am 20. Mai 1893;
Sanders, W., Realschullehrer in Dresden, am 29. Juni 1893;
Weber, Rieh., Apothekenbesitzer in Dresden, am 26. Januar 1893.
Aus den cor respondirenden in die wirklichen Mitglieder
ist übergetreten:
Osborne, W., Privatus in Blasewitz.
Heu ernannte correspondirende Mitglieder:
Schlimpert, Apotheker in Cölln bei Meissen, am 23. Februar 1893.
Dresden, am 23. Februar 1893. H. Warn atz, z. Z. Kassirer der Isis.
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Kassenabschluss der ISIS vom Jahre 1892.
Position. Einnahme. Position. Ausgabe.
19
Voranschlag
für das Jahr 1893.
Mark
1. Gehalte . 630
2. Inserate . 70
3. Localspesen 130
4. Buchbinderarbeiten 200
5. Bücher und Zeitschriften 400
6. Sitzungsberichte und Drucksachen ..... 1100
7. Insgemein 130
Summa Mark 2660.
♦
Sitzungsberichte
*
der
naturwissenschaftlichen Gesellschaft
in Dres cle n.
1893
23
I. Section für Zoologie.
Dritte Sitzung am 16. November 1893. Vorsitzender: Instituts-
director Th. Reibisch. — Anwesend 25 Mitglieder.
Prof. Dr. 0. Drude bespricht in einem längeren, ausführlichen Vor-
trage die Apochromat- Objective der Mikroskope von Zeis in Jena.
Privatus K. Schiller spricht über sächsische Cicaden.
•
Nachdem er ihre Stellung im System in Kürze angegeben, charakterisirt er die
acht Gattungen derselben, wie sie von Fieber in seinem ursprünglich deutsch ge-
schriebenen Werke „Les cicadines d’Europe“ aufgestellt sind, und theilt eine Tafel
zum Bestimmen mit. Hierauf werden die ihm bekannt gewordenen Arten in Wort und
Bild vorgeführt unter besonderer Rücksichtnahme auf die stimmbildenden Organe der
Singcicaden und die zeitweilige Schädlichkeit der Kleincicaden in der Landwirtschaft.
Institutsdirector Th. Reibisch legt vor die Schädel von Mustela
martes L., M. foina Briss. , Foetorius putorius L. , F. vison Briss.,
Lutra vulgaris L., Mephitis mesomelas L. und Meies taxus Schreb.
Der Vortragende bespricht zuerst ihre gemeinsamen Raubthiermerkmale, als Reiss-
zähne, Weite der Jochbogen, Breite über der Ohröffnung, Ausschnitt der Nasenbeine.
Darauf hebt er als vorzügliche Merkmale in der Familie der Marder das Zurück-
treten des 2. und 5. Vorderzahnes im Unterkiefer hervor und bespricht alsdann die
Unterschiede einzelner Arten, wozu er vorzüglich die Zahl der Zähne überhaupt und
die Form der Kronzähne im Besonderen benutzt. Bei Lutra macht er auf die Breite
des Schädels als Wasserthier und bei Meies auf die sichere und stets zuverlässige
Einfügung des Gelenkkopfes am Unterkiefer in die Gelenkgrube des Schläfenbeines
aufmerksam.
II. Section für Botanik.
Vierte Sitzung am 12. October 1893 (im Hörsaale des K. Botanischen
Gartens). Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude. — Anwesend 27 Mitglieder.
Prof. Dr. 0. Drude hält einen Vortrag über die Vegetations-
Regionen der Central-'Karpathen.
Redner bespricht zunächst ältere Arbeiten über die Vegetations - Regionen und
charakterisirt die letzteren specieller nach den auf der Isis-Excursion dieses Sommers
gesammelten Beobachtungen. Hierauf legt er, geordnet nach diesen Regionen, die
interessanteren in der Tatra gesammelten Pflanzen vor und bespricht deren Ver-
breitungs-Areale (vergl. Abhandl. IX).
24
Fünfte Sitzung* am 23. November 1893. Vorsitzender: Prof. Dr.
0. Drude. — Anwesend 31 Mitglieder.
Bei Beginn der Sitzung zeigt der Vorsitzende unter dem von ihm am
16. November d. J. erläuterten Apochromat- Mikroskop von Zeis ein
Polarisationsbild der Bastzellen des Pinien-Zapfens zur klaren Veranschau-
lichung des Kreuzes und der Interferenzfarben.
Oberlehrer A. Wobst macht Mittheilung von der Schenkung einiger
Abhandlungen von Fr. Stephani in Leipzig über „Lebermoose“.
Der Vorsitzende trägt alsdann über die neueren Strömungen auf
dem Gebiete der botanischen Nomenclatur vor.
Ausgehend von den Linnee’ischen Prioritäts - Kegeln und deren Verbesserung in
den „Lois de Nomenclature botanique‘‘ von De Candolle, von den weiter dadurch
hervorgerufenen Umänderungen in den Benennungen deutscher Flora unter Führung
von Garcke und Asclierson, giebt er Beispiele für die damit verbundenen Unzu-
träglichkeiten. Nachdem Vortragender als weitere Beispiele heutiger Disharmonie
die Verfahren von Dr. Günther von Beck und Richter- Wien in Beispielen gebracht
hat, erläutert er die Tendenzen von 0. Kuntze’s „Revisio plantarum“ und kenn-
zeichnet die Hauptsätze der Berliner Beschlüsse, wrelche auf der internationalen
Botaniker-Conferenz zu Genua 1898 besprochen wurden und zu weiterer Ausarbeitung
einer Commission unterworfen sind, gegen welches Verfahren Dr. 0. Kuntze’s
jüngste Veröffentlichungen sehr scharfe, oft geradezu komisch wirkende Entgeg-
nungen führen.
Oberlehrer A. Wobst trägt vor über die Formen der Gattung
j Rosa von Dresden und seiner Umgebung.
Nach Einleitungen über die Vielgestaltigkeit der einzelnen Species macht er
aufmerksam auf die grosse Summe von Merkmalen, welche alle beim Bestimmen zu
berücksichtigen sind. Nach einem Ueberblick über die Mittheilungen älterer säch-
sischer Floristen bespricht der Vortragende unter Zugrundelegung der Christ’schen
Eintheilung die Hauptformen der Rosen und bringt folgende im genannten Gebiete
gesammelten zur Vorlage:
Rosa alpina L. — R. pomifera Herrn.; R. tomentosa L. — R. rubiginosa L. var.
rotundifolia Rau (sehr nahe stehend), R. micrantlia Sm., R. inodora Fr., R. graveolens
Gren. — R. Jundzüli Bess. — R. canina L. f. Lutetiana Lern., R. canina f. dumalis
Bechst. , R. canina f, biserrata Bak. , R. canina f. firmula Christ, ex p. — R. glauca
Vill. — R. dumetorum Thuill., R. dumetorum f. platyphylla Rau. — R. coriifolia Fr.
— R. gallica L. (verw.), R. gallica f. Austriaca Crantz ( R . pumila L.).
Dabei spricht der Vortragende die interessante Vermuthung aus, dass die von
Reichenbach an der Bosel aufgefundene Rosa pumila jetzt verschwunden und an
deren Stelle durch Bastardirung eine Form der R. trachyphylla , R. Jundzüli Bess.,
getreten ist. Eine kurze Mittheilung über die geographische Vertheilung der Rosen -
Formen in Sachsen beschliesst den Vortrag.
Sechste (ausserordentliche) Sitzung am 28. Decemher 1893.
(Floristenabend). Vorsitzender: Oberlehrer A. Wobst. — Anwesend 10
Mitglieder.
Privatus K. Schiller bringt die kryptogamische Ausbeute der
Isi s-Excursion nach der Tatra zur Vorlage (s. unter Abhandl. IX).
Dr. B. Schorler bespricht die Arbeit von CI. König: „Die Zahl der
in Sachsen heimischen und angebauten Bliithenpflanzen“.
Prof. Dr. 0. Drude legt den 1. Band der Ko ch’ sehen „Synopsis“ in der
25
Bearbeitung’ von Haiti er und Wohlfarth vor und macht auf deren
Mängel aufmerksam, ferner eine Anzahl interessanter Pilzformen, die
auf einer in Gesellschaft von Prof. Magnus- Berlin und Prof. Fischer-
Leipzig unternommenen Excursion nach Meissen gesammelt worden sind
(s. Excursionsbericht von Prof. Magnus unter Abhandl. YIII).
Dr. B. S chor ler berichtet über die interessanteren Bereicherungen
der Fl ora Saxonica mit Vorlage der Belegexemplare.
Was zunächst die Neuigkeiten anbetrifft, so ist in erster Linie zu
erwähnen
1. Campanula bononiensis L. (= C. Thaliana Wallr., C. ruthenica M.
B. ), aufgefunden von Apotheker Schlimpert (Cölln Meissen) an einem
bewaldeten Geröllhang bei Daubnitz, nordwestlich von Meissen.
Diese Glockenblume ist für das Königreich Sachsen thatsächlich neu. Wünsche
giebt zwar einen Standort bei Leipzig, Röglitz, an, aber derselbe liegt ausserhalb
Sachsens an der Elster noch unterhalb Schkeuditz. Sie musste bisher jenen durch
ihre Verbreitung interessanten Pflanzen zugezählt werden, die, wie Astragalas ex -
scapus, Hypericum elegans und Trifolium parviflorum im N. und S. des Gebietes ver-
breitet sind, in Sachsen selbst aber nicht verkommen, und die dieser eigenthiimlichen
Verbreitung wegen zur Aufstellung gewagter Aussterbungsliypothesen von Floren-
gliedern Veranlassung gegeben haben. Durch die Auffindung der Campanula bono-
niensis L. sind wenigstens für diese Pflanze die Standorte in Böhmen und Thüringen
resp. der Mark überbrückt. Die Standorte in Böhmen vertheilen sich namentlich auf
den Norden: Jung-Bunzlau, Bölnnisch-Leipa, Aussig, Teplitz, Bilin, Brüx bis nach
Kommotau, doch kommt sie auch südlicher vor, z. B. bei Prag und Carlstein. Im
benachbarten Schlesien ist die Pflanze selten, im Süden ist nur ein Standort bei
Kätscher und im Norden je einer bei Grünberg und Guhren bekannt. Häufiger ist sie da-
gegen in der Mark, wo As cherson in seiner Flora einige zwanzig getrennte Standorte auf-
zählt, sie scheint aber hier vielfach nur verwildert zu sein, wie die wiederkehrende
Angabe ,,auf dem Kirchhof“ beweist. An die Mark schliessen sich direct die Stand-
orte in Thüringen an, wo sie bei Aschersleben, Halle, Frankenhausen, Sondershausen,
Gotha etc. auftritt, also auch nicht selten ist. — Das Hauptverbreitungsgebiet von
C. bononiensis ist aber unstreitig der Südosten. Sie ist verbreitet bis häufig im süd-
lichen Russland, in den unteren Donauländern, in Bulgarien, Serbien, Banat, Bosnien,
Croatien, Slavonien, Dalmatien, Istrien, Herzegowina und Montenegro bis nach
Thessalien, in Ungarn und Polen, in der Tatra besonders in den Liptauer und Belaer
Kalkalpen häufig. Beck giebt an: „vornehmlich im Gebiet der pannonischen Flora,
Wiener Wald, auf allen Hügeln im südlichen Wiener Becken, im Leithagebirge, in
den Marschauen etc.“ Die am weitesten nach Nord westen vorgeschobenen Posten
dieser interessanten Pflanze stehen auf einer Linie, die von Gumbinnen in der Prov.
Preussen über Bromberg, Stettin, Rostock, Hannover, nach Trier verläuft und sich
von hier nach der Dauphine in Südost -Frankreich wendet. Doch ist in dem durch
diese Vegetationslinie angegebenen Areale die Verbreitung eine sehr sporadische.
Die Pflanze fehlt z. B. in Elsass-Lothringen , der Pfalz, Baden, Württemberg und
Bayern vollständig. Sie ist kalkbedürftig und siedelt sich gern wie ihre südöst-
lichen Verwandten auf sonnigen buschigen Abhängen und Felsen an, kommt aber
auch auf Lehmboden, Basalt und Gneiss vor. — Bei Meissen wächst sie in dem an
interessanten Pflanzen so reichen Lössgebiet, an jenem durch seine vielen Seltenheiten
berühmten Südhang des Lommatzschthaies. Bei einer Excursion, die ich am 27. Mai 1893
mit Herrn und Frau Prof. Drude und geführt von den Herren Schlimpert und Fritzsche
dahin unternahm, konnten wir u. A. folgende Arten constatiren: Verbascum phoeni-
ceum, llosa trachyphylla , Spiraea Filipendula , Anthericum Liliago, Carex humilis,
Pulsatilla pratensis, Peucedanum Oreoselin >im und Cervaria, Sedum rupestre, Potentilla
opaca und rupestris, Inula hirta, Hypochoeris maculata, Myosotis sparsiflora, Cyno-
glossum officinale etc. Es ist wunderbar, dass die Pflanze in einem so gut durch-
forschten Gebiete bisher übersehen werden konnte. Nachträglich wurde von mir ein
2. Standort bei Lommatzsch festgestellt, von wo Seminaroberlehrer Leonhardt in
Nossen die Pflanze bereits 1890, allerdings unter anderer Bezeichnung, an das Her-
barium der Flora Saxonica eingesandt hatte.
26
Neu ist ferner für Sachsen
2. Veronica Dillenii Crtz. (= V. campestris Schmalhausen), aufgefunden
von F. Fritz sehe (Kötzschenbroda) auf einem sandigen Acker bei Lindenau
bei Kötzschenbroda.
Als Herr Fritzsche, der bei allen seinen neuen Funden in liebenswürdigster Weise
des Herbariums der Flora Saxonica im Polytechnikum gedenkt, die Pflanze daselbst
ablieferte, durchmusterten wir gemeinschaftlich die vorhandenen Veronica- Arten und
fanden zu unserer grossen Freude die Pflanze im Herbar bereits vertreten, die als
V. verna L. etiquettirt und von dem eifrigen Sammler um Königsbrück, Herrn
A. Schultz eingesandt worden war. Eine von Lodny bei Blasewitz gesammelte
V. verna entpuppte sich auch als V. Dillenii. So liegt uns also diese Novität gleich
von 8 Standorten aus Sachsen vor. V. Dillenii wurde zuerst von dem russischen
Botaniker Schmalhausen in den Ber. d. Deutsch. Botan. Ges. 1892 unter dem
Namen V. campestris von V. verna L. als eigene Art abgetrennt. Schmalhausen giebt
von derselben folgende Diagnose, die ich hier wiederhole, weil doch vielleicht manchem
der Botaniker der Isis damit gedient sein könnte:
Stengel aufrecht, einfach oder verzweigt, unten etwas kraus, oben drüsig behaart,
7 ■ — 20 cm hoch; untere Blätter kurz gestielt, eiförmig, gekerbt, die übrigen stengel-
ständigen sitzend, tief 8—5 theilig oder fiederspaltig, mit linealischen oder länglichen
stumpfen Zipfeln, der Endzipfel grösser und bisweilen eingeschnitten; die unteren
Deckblätter dreispaltig, die oberen lineal-lanzettlich, ganzrandig; Blütenstiele aufrecht,
kürzer als der Kelch, Kelchzipfel ungleich lang; Blumenkrone so lang als der Kelch,
tief blau; Griffel so lang wie die halbe Kapselscheidewand, länger als die Ausrandung;
Kapsel zusammengedrückt, abgerundet nierenförmig, drüsig gewimpert, mit 9 — 13
sämigen Fächern. —
Diese neue Species, die, wie Ascherson feststellte, nach Prioritäts-Principien den
Namen V. Dillenii Crtz. erhalten muss, ist der V. verna L. sehr nahe verwandt,
unterscheidet sich aber sehr leicht von derselben durch die Länge des Griffels, der
bei ihr halb so lang als die Scheidewand der ausgewachsenen Frucht ist, während
er bei V. verna höchstens J/3 so lang, meist noch kürzer ist und die Ausrandung
kaum überragt. Auch die grössere Drüsigkeit, die doppelt so grosse dunkler gefärbte
und flach ausgebreitete Blumenkrone, die bei V. verna klein und trichterförmig ver-
tieft ist, und die grössere Fruchtkapsel mit zahlreicheren Samen (bei V. verna nur
6 — 8 in jedem Fache) unterscheidet sie gut von der verwandten Art. — Sie bevorzugt,
wie auch V. verna L., sandigen Boden. Nach dem, was bisher über ihre Verbreitung
bekannt geworden ist, scheint sie auch wie Campanula bononiensis südeuropäischen
Ursprungs zu sein, wenigstens ist sie im mittleren und südlichen Russland und in
Oesterreich-Ungarn verbreitet, Ascherson konnte für sie vorläufig folgende nord-
westliche Verbreitungsgrenze feststellen: Rostock, Neuruppin, Magdeburg, Bodegebirge
im Harz, Frankfurt a. M. und Kreuznach im Nahethal.
Als dritte Neuheit ist zu erwähnen
3. Helosciadium nodiflorum Koch, aufgefunden von dem Seminaristen
Th. Angermann am ßienitz bei Leipzig.
In den Sitzungsberichten der Isis vom Jahre 1890 wurde das Vorkommen dieser
in Deutschland seltenen Gattung in Sachsen constatirt. Heute können wir bereits
von der Auffindung einer zweiten Art berichten. Der entdeckte Standort ist für
Helosciadium nodiflorum möglicherweise ein sehr alter, wenigstens erwähnt Baum-
garten, der allerdings nicht sehr zuverlässig ist, in seiner Flora Lipsiensis vom
Jahre 1790 die Pflanze vom Bienitz. Alle neueren Localfloristen Leipzigs aber geben
sie nicht an. Die Art hat im Gegensatz zu den beiden ersten Novitäten im Westen
oder Süd westen Europas ihr eigentliches Verbreitungsgebiet, sie ist. in England,
Spanien, Frankreich, Belgien, Elsass-Lothringen und im Rheinthal häufig, kommt
auch in der Westschweiz und Italien und mit ihren letzten Ausläufern auf der
Balkanhalbinsel vor. In Mitteldeutschland wird von Sc holler in seiner Flora Bar-
biensis noch ein Standort „unterhalb Gödniz gegen Domburg“ zu angegeben.
Ausser diesen 3 Novitäten ist die Flora Saxonica noch um eine An-
zahl neuer Standorte von seltenen Pflanzen oder Varietäten bereichert
worden, von denen nur die folgenden erwähnt sein mögen. Es wurden
von F. Fritzsche (Kötzschenbroda) aufgefunden:
21
Potamogeton pusillus L. var. tenuissimus K. unter der var. major in Lachen am
Elbufer zwischen Gauernitz und Scharfenberg; P. obtusifolius M. et K. im Mittelteich
in Moritzburg; P. trichoid.es Cham, et Schld. ebenda; Zannichellia palustris L. in
Lachen am linken Elbufer bei Scharfenberg und in einem Graben zwischen dem
Schlossteich und dem Mittelteich bei Moritzburg; Alisma natans L. im Gröditzer
Kanal; Al. Plantago L. var. graminifolium Ehrh. am linken Elbufer bei Scharfenberg;
Cyperus fuscus L. am Elbufer bei Serkowitz ; Corydalis solida L. bei Diesbar; Geranium
divaricatum L. an Weinbergszäunen bei Zitzschewig; Potentilla recta L. bei Oberau;
Gerastium brachypetalum Desp. bei Wachwitz; Pier is hier acioides L. bei Cölln-Meissen ;
Cirsium lanceolatum Scop. var. nemorale Rchb. im Saubachthale bei Gauernitz.
Ferner wurden von H. Hofmann in Hohenstein-E. aufgefunden:
Rubus Sprengelii Wh. bei Hohenstein-E. im Walde nach Falken zu und Iliera-
cium flagellare Willd. (H. pratensexVilosella Aschers.) *pilicaule Sagorski bei Döbeln.
Eine Anzahl eingeschleppter Ruderalpflanzen wurden von Bürgerschul-
lehrer Naumann in der Nähe eines Bahnneubaues in Crossen bei Zwickau
beobachtet. Es sind dies:
Gypsophila porrigens, Glaucium corniculatum , Lepidium perfoliatum , Silene conica,
Vaccaria agrestis , Nigella arvensis, Specularia Speculum , Centaurea solstitialis und
C. calcitrdpa.
Oberlehrer A. Wobst legt im Anschluss hieran einige in diesem Jahre
in Sachsen gesammelte neue Rubus- Arten vor. Es sind:
Rubus chaerophyllus Sagorski und W. Schultz. Fundort: Berthelsdorf bei Herrhut;
R. dumetorum W. et N. var. Warnsdorfii Focke. Fundort: Zittau auf der Koitsche, ge-
sammelt von Hofmann; R. Idaeo x caesius G. F. W. Mey. Fundort: Göda bei Bautzen,
gesammelt von Feurich.
111. Sectio n für Mineralogie und Geologie.
Dritte Sitzung am 19. October 1893. Vorsitzender: Geh. Hofrath
Dr. Geinitz. — Anwesend 32 Mitglieder.
Mit tief empfundenen Worten zeigt der Vorsitzende zunächst den am
9. October d. J. im 76. Lebensjahre erfolgten Tod des früheren Directors
der K. K. geologischen Reichsanstalt in Wien, Hofrath L). Stur, Ehren-
mitgliedes der Gesellschaft seit 1885, an und behält sich einen Nekrolog
des verdienten Forschers für eine der nächsten Sitzungen vor.
Es wird Einsicht genommen von einem instructiven Modell zur
Erläuterung von Verwerfungen, welches unsere Technische Hochschule
von dem Obersteiger a. D. Häusler in Charlottenburg erworben hat.
Den Hauptgegenstand der Tagesordnung bildet ein kurzer Bericht
des Vorsitzenden über einen Ausflug nach Oberbayern im August d. J.,
der ihn zunächst nach München und später über Tölz, den Tegernsee, Dorf
und Bad Kreuth nach dem Achensee und nach Innsbruck geführt hat.
Mussten zunächst die reichen mineralogisch-geologischen Sammlungen in München,
wie das von F. von KobeU und zuletzt von Prof. Dr. Groth auf seinen hohen
Rang erhobene mineralogische Museum, das von Prof. Dr. von Zittel begründete
und ausgezeichnet geleitete p al äontolo gi sch e Museum, sowie die von Oberberg-
director Prof. Dr. von Gümbel verwalteten ansehnlichen mineralogisch-geo-
logischen Sammlungen des Münchener Polytechnikums und die unschätzbaren
Materialien in der geologischen Landessammlung, die nach Sectioncn und
28
Districten der grossen von GümbeTschen geognostisclien Karte von Bayern geordnet in
den unteren Räumen des K. Oberbergamtes niedergelegt sind, das Interesse in vollen
Anspruch nehmen, so fand dasselbe doch auch später in Innsbruck vielseitige Anregung.
Hier waren es die schönen Sammlungen des unter Prof. Wieser’s Leitung stehenden
Ferdinandeum, ferner die Sammlungen der Universität, welche Prof. Dr. Blaas,
der Nachfolger des hochgeschätzten von Pichler erschloss, und eine vor Kurzem
eröffnete sehr gelungene Tiroler Industrie- Ausstellung, die auch in geologischer
Beziehung manch Interessantes darbot. Zu kleinen geologischen Ausflügen, zum Theil
unter freundlicher Leitung von Prof. Blaas verlockte schon die zauberische Um-
gegend Innsbrucks in hohem Grade.
Ferienreisen sind in der Regel für Museumsbesuche nicht günstig, da sich die
Beamten meist selbst auf Ausflügen befinden und diese Zeit oft für bauliche Ver-
änderungen benutzt zu werden pflegt. Der Vortragende hat sich während seines kurzen
Aufenthaltes in München der wesentlichen Unterstützung einiger der Assistenten an
den genannten Anstalten , insbesondere der Herren Dr. Grünling, Dr. Rud. Schäfer
und Dr. Reis zu erfreuen gehabt.
Eine lustige Omnibusfahrt mit 4 Maulthieren führte alsdann von Zirl in dem
Innthale aus über Seefeld, den bekannten Fundort fossiler Fische in den Asphalt-
lagem des Hauptdolomits, nach Scharnitz und durch den alten Römerpass zwischen
dem Karwendelgebirge und Wettersteingebirge nach Mittenwald und später nach
Partenkirchen, welche Orte hinreichende Veranlassung boten zu Ausflügen in die
wundervolle felsenreiche Umgebung mit dem smaragdgrünen Badersee und dem Eib-
see am Fusse der gletscherbedeckten Zugspitze.
Zur näheren Erläuterung der geognostisclien Verhältnisse werden vorgelegt
A. Rothpletz: Das Karwendelgebirge. Mit Karte, 2 Tafeln und 29 Figuren im
Text. München 1888;
C. W. v. Gümbel: Abriss der geognostischen Verhältnisse der Tertiärschichten
bei Miesbach und des Alpengebirges zwischen Tegernsee und Wendelstein. Mit Aus-
flugskarten in dieses Gebiet. München 1875;
Th. Skuplios: Die stratigraphische Stellung der Partnach- und der sogenannten
Cardita- Schichten in den Nordtiroler und Bayerischen Alpen. Cassel 1892, und als
neueste Schrift, welche hohe Anerkennung verdient, die einer Dame,
Marie M. Ogilvie: Contributions to the Geology of the Wengen and St. Cassian
Strata in Southern Tyrol. London 1898.
Gleichzeitig lagen zur näheren Einsicht vor die prächtigen Publicationen von
Mojsisovics: Ueber die Dolomit-Riffe von Südtirol und Vetietien, Wien 1879,
und von Simony: Das Dachsteingebirge, Wien 1889 — 1898, sowie mehrere geologische
Karten von v. Gümbel, v. Hauer und verschiedene photographische Ansichten der
besuchten Gegenden und namentlich von dem schönen Innsbruck.
Eine prachtvolle Fahrt an den Walchensee und den Kochelsee und zuletzt noch
über den stattlichen Starnberger See führte von Mittenwald aus nach München zurück,
um hier noch einmal unter Leitung von Dr. Schäfer im paläontologischen Museum
die Reihe von triadischen und jüngeren Gebirgsgliedern der alpinen Formationen zu
überblicken, denen man in der grossartigsten und verwegensten Weise auf den Wander-
ungen und Fahrten durch das Bayerische und Tiroler Alpengebiet begegnet. Von den
Werfener Schichten an als Vertreter des bunten Sandsteins gelangt man durch
unteren Muschelkalk {Myophoria- Schichten, Gutten steinkalk und Virgloria-Kalk) in
die Partnach -Schi eilten, als Aequivalent der St. Cassian-Schichteü, findet
hierauf den weitverbreiteten Wettersteinkalk mit seinen zackigen Kars, ein
Aequivalent des Hallstädter Kalkes, des Esinokalkes und des Schlerndolomits, gelangt
sodann in die Raibler Schichten und den Hauptdolomit bis zu den jüngsten
Schichten der alpinen Trias, dem Rhät, und hier und da selbst noch in jurassische
und cretacische Schichten
Zum Schlüsse der schönen, gelungenen Reise bot sich auf der Rückfahrt von
München nach Würzburg noch die verlockende Gelegenheit dar, von Station Stein-
bach aus einen Abstecher nach dem altberühmten Rothenburg ob der Tauber aus-
zuführen, welcher reichen Genuss gewährt hat und Jedem dringend zu empfehlen ist.
Mit allem Rechte sagt Albert Schultheiss in seinen Europäischen Wanderbüchern,
Rothenburg ob der Tauber, Zürich: „Rothenburg ob der Tauber in Mittelfranken,
hart an der bayerisch- württembergischen Landesgrenze gelegen, bietet mehr als jede
andere deutsche Stadt, sogar Nürnberg nicht ausgenommen, ein Bild von nahezu
unversehrtem mittelalterlichem Gepräge“.
29
Vor Schluss der Sitzung wirft Prof. Dr. 0. Drude noch einige Blicke
auf eine Abhandlung von A. C. Seward, Fossil Plants as tests of Climate,
London 1852, woran sich auch Bemerkungen von H. B. Geinitz und
H. Engelhardt knüpfen.
Vierte Sitzung am 7. December 1893. Vorsitzender: Geh. Hofrath
Dr. Geinitz. — Anwesend 38 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende legt ein ihm von Kammerherrn Freiherrn von Burgk
geschenktes Prachtwerk vor: „Erinnerungsblätter an den Steinkohlenbergbau
zu Burgk“.
Diese 30 grossen uncl schönen, unter Anwendung von Magnesiumlicht angefertigten
Photographien sind dem Steinkohlenbergbau zu Burgk im Plauenschen Grunde ent-
nommen; sie geben eine getreue Darstellung der Maschinenanlagen, der Abteufung
von Schächten, des Grubenausbaues, des Abbaues u. s. w. und lassen erkennet) , mit
welcher musterhaften Umsicht und Intelligenz in diesen Gruben gearbeitet wird.
Hierauf circulirt ein neues Schriftchen über Schneekry stalle, Be-
obachtungen und Studien von Prof. Dr. Hell mann, Berlin 1893, das
an alle früheren derartigen und namentlich auch an die 1845 und 1846
von J. F. A. Franke in Dresden beobachteten zahlreichen Formen von
Schneekrystallen*) eng anschliesst.
Dr. Th. Wolf hält hierauf einen interessanten Vortrag über die
Goldgruben von Vöröspatak, prächtige Objecte dabei zur Vorlage
bringend.
Redner bereiste im vorigen Sommer das siebenbürgische Erzgebirge, um die da-
sigen Goldbergwerke kennen zu lernen, von denen vor Allem die von Vöröspatak,
einem zwischen Maros und Aranyos gelegenen Gebiete, von grösstem Interesse sind.
Das siebenbürgische Erzgebirge bildet ein mit seinem spitzen Winkel nach Osten ge-
richtetes Dreieck von etwa 13 — 14 geographischen Meilen Länge. Es ist landschaft-
lich schön, trägt beinahe alpinen Charakter und würde auch Touristen zur Bereisung
zu empfehlen sein, wenn die Verkehrs Verhältnisse besser wären. Für Geologen und
Bergleute ist die Gegend ein Eldorado. Geologisch besteht das Gebirge in seinem
Grundstöcke aus krystallinischem Schiefer, inselartig lagern darauf Kalkfelsen (Jura-
kalk). In der Gegend von Vöröspatak (Rothenbach) herrscht Karpathensandstein
vor. Form und Farbe dieses eocänen Sandsteins sind dem der sächsischen Schweiz
ähnlich. Eruptivgesteine durchbrechen und umlagern diese Schichten und bilden sie
überragende Kuppen. Es sind Porphyr- und Grünstein-artige Gesteine, welche be-
reits viele namhafte Geologen beschäftigt haben Die meisten sind tertiären Ursprungs
und gehören zu den Trachytgesteinen, sind Andesite und Dacite. Basalt tritt nur
selten auf, dann aber in schönster, typischer Weise.
Merkwürdig erscheint, dass die Erzführung an das Auftreten gewisser Eruptiv-
gesteine gebunden ist. Wo sich Dacit zeigt, sind gewiss Gold, Silber , Tellur und andere
Metalle zu finden. Das Auftreten des Goldes ist so allgemein, dass man das Erzge-
birge das goldreichste Gebiet Europas nennen kann. Silbererze erscheinen erst in
zweiter Linie. „ *
Vöröspatak hat etwa 8000 Bewohner verschiedener Abstammung und Religion.
Der Ort liegt im Thal der Rosia, etwa 800 m über dem Meere. Im Osten und Norden
von Audesitkegeln umschlossen, erhebt sich im Süden der Gebirgsstock des Kirnik,
aus Dacit bestehend und von Karpathensandstein umlagert. Metallische Substanzen
durchziehen den ganzen Berg in regellosem Vorkommen. Namentlich ist Pyrit vor-
handen mit gediegenem Gold, Kalkspath, Braunspath, Manganspath und Gyps.
Redner untersuchte längere Zeit das Gebirge und fand vorherrschend einen zersetzten
und verwitterten Dacit, theils tuffartig zerreiblich, theils ganz verkieselt. Der ganze
Stock des Kirnik ist von Klüften durchsetzt, ebenso die ihn umgebenden Breccien,
Tuffe, Localsedimente und der Karpathensandstein.
*) H. B. Geinitz in Denkschriften der Isis .zu Dresden, 1860, S. 20, Taf. 1—6.
30
Der Reich thuni an Gold in diesem Gebiete, der bereits in ältester Zeit bekannt
war, führte hier zur Gründung einer römischen Kolonie; während des ganzen Mittel-
alters wurde gegraben, und gegenwärtig sind etwa 100 Gruben im Betrieb. Sämmt-
liche Bewohner sind Bergleute. Die Gehänge des Kirnik sind mit Halden bedeckt
und das ganze 2 km lange Thal hat in seiner Sohle Minenschutt. Tag und Nacht
vernimmt man das unaufhörliche Pochen und Stampfen in den Häusern, denn fast
jeder Hausbesitzer ist Minen- und Mühlenbesitzer. Die Ausbeute der Minen wird in
Goldstein ausgezahlt und jeder Theilhaber muss dasselbe selbst aufbereiten. Diese
kleinlichen Verhältnisse sind es, welche den rationellen Bergbau hindern. Nur dann,
wenn die kleineren Besitzer sich zu grösseren Gesellschaften vereinigten, wenn der
Bergbau systematisch betrieben würde, Hesse sich grösserer Ertrag erzielen. Bleiben
die Verhältnisse so, wie sie jetzt sind, wird auch Vöröspatak ein armer Bergort bleiben.
Oberlehrer H. Engelhardt, dem wir bereits die Kenntniss der
Tertiärflora Chiles verdanken , bespricht neuerdings von ihm untersuchte
fossile Pflanzen der Tertiärformation Bolivias, die ihm durch
Consul Dr. Ochsenius in Marburg, Bergrath Dr. Stelzner in Freiberg und
die Boyal Silver Mine of Potosi Company in London zur wissenschaft-
lichen Verwerthung zugesandt worden sind.
Oberlehrer Dr. E. Danzig in Bochlitz sendet unter dem 12. August
1893 folgende, die Gliederung des oberen Quaders südlich von
Zittau betreffende briefliche Mittheilung ein:
„ln meiner im Jahrgange 1874 der Isis-Berichte enthaltenen Abhandlung: „Das
Quadergebirge südlich von Zittau“ hatte ich den oberen Quader jenes Gebiets in eine
tiefere und eine höhere Abtheilung trennen zu können geglaubt. Veranlassung dazu
gab mir der Umstand, dass das zur tieferen Abtheilung gezogene, aus einem Wechsel
von feinkörnigem Sandstein und Quadermergel bestehende, relativ versteinerungsreiche
Schichtensystem von Lückendorf in den Brandbergen überlagert wird von dem grob-
körnigen, an Versteinerungen sowohl der Zahl der Individuen wie der der Arten
( Lima canalifera, Ostrea frons) nach sehr armen Quader der Umgebung des Oybins.
Da nun dieser Quader andererseits aber auch wieder ein tieferes Niveau wie der
erstgenannte einnimmt, so kam ich dazu, an mehreren Orten eine Anlagerung des
Quaders vom Oybiner Typus an die Lückendorfer Schichten oder deren Aequivalente
anzunehmen, vergleiche Profile 4, 6, 7. Wenige Jahre nach der Publication jenes
Aufsatzes machte ich indessen folgende Beobachtung, welche beweist, dass eine der-
artige Gliederung des oberen Quaders sich doch nicht vornehmen lässt.
Den gegen 70 m mächtigen, aus grobkörnigem Oybin- Quader aufgebauten Wänden,
weiche zu den als „Schindellöcher“ bezeichneten Schluchten zwischen Eschen-Grund
und Hölle bei Oybin schroff abstürzen, ist ein kleiner, 5 — 6 m hoher, allseitig frei
stehender Fels aufgesetzt (auf der 500 m Linie gelegen, nahe einem Waldweg zwischen
Schneisse F und 19). Derselbe besteht von unten nach oben a) aus einem 2 m
mächtigen, dünnbankigen, etwas röthlichen, kalkreichen Sandstein, ganz gleich dem
a. a. O. aus den „rothen Schichten“ von Lückendorf u. s. w. beschrieben m, b) bis
zum Gipfel aus gewöhnlichem Oybin - Quader. Die obersten Bänke von a gehen z.
Th. schon im Streichen ziemlich rasch in den grobkörnigen , kalkfreien Sandstein b
über. Die Schichtenlage des ganzen Complexes ist wie überall in der Umgebung
des oberen Oybin-Thales völlig horizontal. Die kalkige Bank ist also hier dem
grobkörnigen Oybin-Quader, der der höheren Stufe zugerechnet worden war, deutlich
eingeschaltet, am östlichen Fusse des erwähnten Felsens kommt auch der letztere
unmittelbar unter den Schichten a noch zum Vorschein. Das Niveau, in welchem
hier der kalkige Sandstein auftritt, entspricht etwa dem der oberen Mergel- Zwischen-
lager bei Lückendorf.
Hiernach muss man also von einer Gliederung des oberen Quaders jener Gegend
in eine höhere und liefere Abtheilung absehen. Dieselbe ist nicht durchführbar, und
die Fälle, wo ich von einer An lagerun g der höheren an die tieferen Schichten ge-
sprochen habe, sind so zu deuten, dass die letzteren im Streichen ihren Gesteins-
charakter ändern. Demnach sind in Profil 4 die im Niveau von b, c, d gelegenen
Schichten des Complexes a als Fortsetzungen jener anzusehen, entsprechend ist in
Profil 6: c aequivalent b, in 7: d aequivalent b“.
31
IV. Section für prähistorische Forschungen.
Dritte Sitzung am 9. November 1893. Vorsitzender: Dr. J. Deich-
müller. — Anwesend 24 Mitglieder.
Der Vorsitzende widmet dem am 1. November d. J. verschiedenen
Ehrenmitgliede der Gesellschaft, Fräulein Ida von Boxberg, einen warm
empfundenen Nachruf.
Rentier W. Osborne berichtet über die vorgeschichtlichen Forsch-
ungen in Bayern, welche er während seines mehrjährigen Aufenthaltes
in München kennen zu lernen Gelegenheit hatte.
Die in München bestehende anthropologische Gesellschaft hat auch die prä-
historischen Forschungen in den Bereich ihrer Thätigkeit gezogen; sie pflegt namentlich
die Untersuchung der Reste aus der Römerzeit, an denen Bayern im Donau-Gebiete
reich ist, und betheiligt sich lebhaft an der Limes-Forschung, für welche das deutsche
Reich eine ansehnliche Summe zur Verfügung gestellt hat.
Unter den vorgeschichtlichen Sammlungen Münchens ist in erster Linie die im
alten Akademiegebäude aufgestellte, von Prof. Dr. Ranke ins Leben gerufene zu
erwähnen. Sie enthält in drei Zimmern eine allgemeine Abtheilung mit Funden aus
verschiedenen Gegenden, sodann eine solche mit Resten aus der Stein- und Bronce-
zeit Bayerns, unter denen die Knochenartefacte aus den fränkischen Höhlen und die
Funde aus der Gegend zwischen dem Ammer- und Staffelsee hervorragen, und eine
weitere aus der Eisenzeit Bayerns, durch Reihengräberfunde charakterisirt. Von
bedeutenderen Privatsammlungen ist die des Dr. J. Naue zu nennen, welcher vor
Allem eine Reihe schöner und interessanter Schwerter besitzt, sowie die des Malers
Gabriel Max.
Für den Privatmann ist es in Bayern nicht leicht, selbständig vorgeschichtliche
Forschungen vorzunehmen oder eigene Sammlungen anzulegen, da die Erlaubniss zu
Ausgrabungen nur schwer zu erlangen ist und sämmtliche gefundenen Gegenstände
an das Münchener Museum abgeliefert werden müssen. Vortragender schloss sich des-
halb an Dr. J. Naue bei dessen amtlichen Untersuchungen an und hatte hierdurch
Gelegenheit, namentlich die Hügelgräber am Ammersee kennen zu lernen, deren sich
dort etwa 150 befinden, die durch die treffliche Schrift von J. Naue: Die Hügel-
gräber zwischen Ammer- und Staffelsee, Stuttgart 1887, bekannt geworden sind.
Nach diesen Untersuchungen gehören die Grabhügel Oberbayerns fünf verschiedenen
Perioden an: Der älteren Broncezeit von 1200—1000 v. Chr., der Uebergangszeit zur
Hallstattperiode 1000 — 800, der älteren Hallstattzeit 800 — 600, der jüngeren 600 — 400
und der Uebergangszeit zur La Tene-Periode von 400 — 200 v. Chr. Auch Gräber aus
der Römerzeit finden sich dabei.
Lehrer H. Döring ergänzt seine früheren Berichte über den Burg-
wall bei Leckwitz durch die Mittheilung, dass nun auch westlich des-
selben Spuren slawischer Ansiedelungen gefunden worden sind, und lenkt
die Aufmerksamkeit auf die Hilfe, welche die Photographie bei vor-
geschichtlichen Forschungen gewährt, indem sie ermöglicht, alte Stätten,
die durch die Bodencultur nach und nach zerstört werden, wenigstens
durch treue Bilder zukünftiger Forschung zu erhalten. Zur Vorlage
kommen Photographien der Burgwälle von Leckwitz und Altoschatz.
Derselbe spricht ferner über die als klassische Stätte der prähistorischen
Forschung bekannte Insel Rügen.
Vortragender legt eine Anzahl Steinwerkzeuge der neolithischen Periode^vor und
spricht sodann über die von ihm besuchten Burgwälle auf dem Hengst, am^Werder,
der Herthaburg, des Rugard und auf Arkona. Von letztgenanntem Burgwall werden
eine Anzahl Scherben mit slavischem Ornament und mehrere bildliche Darstellungen
der Oertlichkeit v orgelegt.
32
Lehrer J. A. Jen t sch berichtet über einige in der Nie der lau sitz ge-
machte Beobachtungen.
In der Nähe des an der Grenze der Niederlausitz, zwischen der Sornoischen und
der schwarzen Elster gelegenen Ortes Partwitz, wendisch Parcow, liegen sumptige
Wiesen, die den Namen hrodUsco (Burgstätte) führen. Auf diesen sind ausser Spuren
von Niederlassungen aus jüngerer Zeit zahlreiche Eichenstämme ausgegraben worden,
die möglicherweise als Unterlage eines ehemals im sumpfigen Boden zu Vertheidigungs-
zwecken angelegten, jetzt zerstörten Burgwalles zu deuten sind, auf welchen jene
noch heute übliche Bezeichnung hrodzisco hindeutet. Auf einer in der Nähe gelegenen
flachen sandigen Erhöhung hat man Urnen gefunden.
Der Schlossberg bei Görkau bei Sorau ist ein ehemaliger, jetzt zur Hälfte
abgetragener Rundwall, ähnlich dem von Burg im Spreewald, an welchen sich die
Sage von einem versunkenen Schlosse und verborgenen Schätzen knüpft. Der Ort
selbst kann nach dem Schlossberg (niederwendisch gorka = Berglein oder Hügel) ge-
nannt sein, wie das eine Stunde nördlich davon entfernte, durch sein Gräberfeld
bekannte Droskau nach dem noch jetzt dort vorhandenen üppigen Laubwald (drezga).
Auf letzteren Ursprung sei auch der Name der Stadt Dresden zurückzuführen, da
die Gegend um Dresden früher reich an feuchten, der Entwickelung von Laubwald
günstigen Stellen gewesen ist.
V. Section für Physik und Chemie.
Vierte Sitzung am 2. November 1803. Vorsitzender: Prof. Br.
E. Zetzsehe. — Anwesend 31 Mitglieder.
Oberlehrer Dr. A. Wittin g hält einen Vortrag über seine Unter-
suchungen an offenen und gedeckten Lippenpfeifen von nicht-
cylin drisch er Form.
Vortragender zeigt unter Vorführung vieler Experimente mit Röhren von den
mannigfaltigsten Formen die Abhängigkeit der Tonhöhe von der Form der Röhre, von
der Grösse der gedeckten Fläche und von der Grösse der angeblasenen Oeffnung.
Prof. Dr. H. Klein schliesst daran eine Bemerkung über den Einfluss
der Gestalt von Röhrenöffnungen auf die Lage der Schwingungs-Bäuche
und Knoten.
Sodann bespricht der Vorsitzende den mehrfachen Telegraphen
des Amerikaners Ino J. Ghegan.
Bei demselben werden durch einen Selhstunterhrecher abwechselnd kurze positive
und negative Ströme in rascher Folge in die Telegraphenleitung gesendet. Jedes
Amt erhält zwei gewöhnliche Telegraphenapparatsätze, bestehend aus einem Taster
und einem Relais, das bei abfallendem Ankerhebel einen Localstrom durch einen Klopfer
sendet; dazu kommt noch in jedem Amte ein polarisirter Elektromagnet, der durch
die rasch folgenden Ströme seinen Anker schnell zwischen zwei Contactsclirauben
hin und her bewegt und an ihnen abwechselnd den einen oder den anderen Apparat
kurz schliesst.
Wird ein Taster in einem Amte niedergedrückt , so wird durch Beseitigung der
Kurzschliessun g eines Widerstandes die Stärke der durch diesen Taster gehenden
Ströme so geschwächt, dass alle zugehörigen Relais in den verschiedenen Aemtern
ihre Anker abfallen lassen und deren Klopfer sämmtlich arbeiten.
Der Vortragende weist noch auf einen anderen Telegraphen hin, welchen Sieur
1878 in Paris ausgestellt hatte, und macht einige Andeutungen über die diesen beiden
einander sehr nahe verwandten Telegraphen anzuweisende Stellung im System
33
Fünfte Sitzung am 14. December 1893. Vorsitzender: Prof. Dr.
E. Zetzsclie. — Anwesend 30 Mitglieder.
Dr. A. Naumann spricht über Mikrochemie.
Als kräftiger Zweig des Baumes der Wissenschaft Chemie ist die in neuerer Zeit durch
die Fortschritte der Mikroskopie geförderte „Mikrochemie“ zu betrachten. Begründende
Disciplinen sind besonders die Mineralogie und Botanik. Nachdem der Vortragende
einschlägige Werke besprochen und zur Ansicht gebracht hat, behandelt er die
mikrochemischen Methoden der Mineralogen. Er charakterisirt die Methoden von
Behrens und Boficky und hebt nach einigen mehr technischen Bemerkungen
die Hauptanforderungen, welche an die mikrochemischen Reactionen zu stellen sind,
hervor. Letztere müssen sein: 1. eindeutig, 2. scharf erkennbar, 3. empfindlich.
Nach einigen Beispielen, die durch Abbildungstafeln erläutert werden, wendet sich der
Vortragende zu der botanischen Mikrochemie. Während sich die Chemie daran
genügen lässt, das Vorkommen gewisser Stoffe in der Pflanze zu bestätigen und die-
selben daraus herzustellen bestrebt ist, will der Botaniker, insbesondere der Physiolog,
den Sitz dieser Stoffe in der Pflanze auffinden. Wie dies in mikrochemischer Weise
geschehen kann, zeigt der Vortragende an einem Querschnitte der Cacaobolme, in
welchem er Fett durch Alkanin, Stärke durch Jod, Eiweiss durch Milions - Reagenz,
das wirksame Alkaloid Theobromin durch Goldchlorid, etc. nachweist. Im Allgemeinen
ist scharf zu unterscheiden zwischen Reactions- und Tinctions verfahren. Während
das erstere die Existenz gewisser Stoffe nachweist, macht letzteres durch verschiedenes
Speicherungsvermögen von Farbstoffen die feineren Structurverhältnisse, besonders
des Plasmas, kenntlich.
Nachdem in chemisch systematischer Reihenfolge die Hauptreactionen anorganischer
und organischer Stoffe unter Vorlage entsprechender Zeichnungen abgehandelt worden,
wendet sich Redner zu den für die Technik so wichtigen Unterscheidungsmitteln von
Holz und Cellulose und führt die bis jetzt bekannten Lignin-Reactionen vor. Zum
Schlüsse werden noch die Tinctionsverfahren, insbesondere diejenigen der Bacteriologie
erwähnt und der Vortragende spricht den Wunsch aus, dass diese kleine Wissenschaft
sich fruchtbringend fortentwickeln möge, auch im Kleinen gross.
VI. Section für Mathematik.
Dritte Sitzung am IG. November 1893. Vorsitzender: Prof. Dr.
M. Krause. — Anwesend 8 Mitglieder.
Im Anschluss an die von Prof. Dr. Gr. Helm und Privatdocent Dr.
J. Freyberg in der Hauptversammlung im October gehaltenen Vorträge
über die Münchener Ausstellung mathematischer Modelle erläutert Ober-
lehrer Dr. A. Witting diejenigen Instrumente, welche dazu dienen,
die Fourier’sche Reihenentwickelung für eine willkürlich gezeichnete
Function auf mechanischem Wege herzustellen.
Prof. Dr. 0. Helm erwähnt eine Anwendbarkeit dieser Vorrichtungen
auf meteorologische Beobachtungen.
Vierte Sitzung am 7. December 1893. Vorsitzender: Prof. Dr.
M. Krause. — Anwesend 4 Mitglieder.
Prof. Dr. K. Rohn spricht über Kummer ’ sehe Modelle von Flächen
4. Ordnung.
34
VII. Hauptversammlungen.
Fünfte Sitzung am 28. September 1893. Vorsitzender : Prof. Dr.
Gr. Helm. — Anwesend 33 Mitglieder und Gäste.
Prof. Dr. 0. Drude berichtet über die von Mitgliedern der Isis im
Sommer 1893 unternommene Reise in die Tatra (vergl. Abhandl. IX).
An Bemerkungen des Vortragenden über die Dobschauer Eishöhle
anknüpfend, geben Geh. Hofrath Dr. Geinitz und Oberlehrer H. Engel-
hardt einige Mittheilungen über die von Hartenstein beschriebene Eis-
höhle bei Saalburg und über die Frauen mauerhöhle bei Eisenerz
in Steiermark.
Sechste Sitzung am 26. October 1893, Vorsitzender: Prof. Dr.
G. Helm. — Anwesend 41 Mitglieder und Gäste.
Prof. Dr. G. Helm berichtet über die mathematisch-physikalische
Ausstellung in München und behandelt eingehender einzelne der dort
ausgestellten Apparate.
Privatdocent Dr. J. Freyberg spricht über die in München aus-
gestellten Apparate und Modelle zur mechanischen Veranschau-
lichung elektrodynamischer Vorgänge und der Fortpflanzungs-
gesetze der W ellenbe wegungen.
Prof. E. Z sch au bringt zur Ansicht eine in eine Glasglocke ein-
gebaute Gruppe von Honigwaben.
Siebente Sitzung am 30. November 1893. Vorsitzender: Prof. Dr.
G. Helm. — Anwesend 29 Mitglieder.
Nach Wahl der Beamten der Gesellschaft für das Jahr 1894 (s. Zu-
sammenstellung auf S. 40) spricht Oberlehrer H. Engelhardt über den
Charakter der Tertiärformation.
Achte Sitzung am 21. Deeember 1893. Vorsitzender: Prof. Dr. G.
Helm. — Anwesend 41 Mitglieder.
Zur Vorlage gelangt eine Schrift von W. Krebs: ,,Die Erhaltung
der Mansfelder Seen.“
Prof. Dr. H. Vater-Tharandt spricht über die Theorie der Krystall-
structu r.
35
Veränderungen im Mitgliederbestände.
Gestorbene Mitglieder:
Am 4. August 1893 verschied in Dresden Hofrath Johann Friedrich
Jencke, Begründer und langjähriger Director der hiesigen Taubstummen-
anstalt, wirkliches Mitglied der Isis seit 1843.
Geboren 1812 in Diehsa in der Oberlausitz, besuchte der Verewigte nach
Vollendung des Elementarunterrichts das Fletcher’sche Lehrer-Seminar in Dresden,
wo er, kaum 16 Jahre alt, zum ersten Male Gelegenheit fand, als Lehrer von taub-
stummen Knaben zu wirken. Dieser Unterricht wurde seine Lebensaufgabe, besonders
seitdem derselbe 1837 von dem Fletcher’schen Seminar getrennt und einer eigenen
Anstalt überwiesen werden musste. Vertrauensvoll wandte sich der Verewigte an
die Mildthätigkeit seiner Mitmenschen und seiner rastlosen Energie gelang es, binnen
kurzer Zeit die Summen zusammenzu bringen, welche nöthig waren zur Erwerbung
eines Areals am Hahneberge in Dresden, auf welchem später mit Unterstützung der
Landstände das Taubstummeninstitut errichtet und im November 1838 unter Jencke’s
Leitung als Staatsanstalt eröffnet wurde. Hier wirkte er lange mit seiner edlen, am
22. Februar 1882 verschiedenen Gattin Marie, geh. Löwe, bis kurz vor seinem Tode
segensreich als allerseits hochgeschätzter und von seinen Zöglingen wie ein Vater
geliebter Leiter der Dresdner Taubstummen-Anstalt und der davon abgezweigten
Taubstummen-Asyle in Dresden und Plauen. Director Jencke hatte die grosse
Freude, 1878 in voller Rüstigkeit das 50jährige Jubiläum als Taubstummenlehrer
und am 14. October 1888 das 50jährige Jubiläum der von ihm begründeten grossen
Anstalt zu feiern. Hohe Ehren und Auszeichnungen wurden ihm für seine erfolg-
reiche Thätigkeit zu Theil: 1863 die erste Klasse des K. Sächs. Verdienstordens und
der Rittergrad des K. K. Oesterreich. Franz-Josef-Ordens, 1878 Titel und Rang eines
K. Sächs. Hofraths und 1890, gelegentlich seines Eintritts in den Ruhestand, das
Comthurkreuz des K. Sächs. Albrecht-Ordens. Mit ihm ging ein Mann von wahrhaft
grossem Verdienste um die leidende Menschheit zur ewigen Ruhe ein, dem auch die
Gesellschaft „Isis“ als ihrem 50 jährigen Mitgliede und treuen Freunde, welcher stets
bemüht war, die Naturwissenschaften in seinen Kreisen zu fördern, ein dankbares
Andenken bewahren wird.
Am 17. September 1893 starb in Gaassig bei Bautzen, 72 Jahre alt,
der emeritirte Lehrer Michael Rostock, correspoiidirendes Mitglied
seit 1872.
Wenige Tage vor seinem Tode war er noch bemüht, seine Kenntnisse in den
Naturwissenschaften zu erweitern, wie er überhaupt unermüdlich war, die schwierigen
Gebiete der Naturgeschichte für sich und Andere zu erhellen. Es war dies für ihn
um so weniger leicht, da er, auf einem ziemlich abgelegenen Dörfchen der mittleren
Oberlausitz amtirend, wenig persönliche Anregung haben konnte und anfänglich
ohne vollständige Litteratur und hinreichende Hilfsmittel arbeiten musste. Es war
zunächst seine landschaftliche Umgebung, wo er sich völlig heimisch zu machen
wusste; denn nicht nur die pbanerogamischen Pflanzen des östlichen Sachsens kannte
er genau, sondern auch fast sämmtiiche Kryptogamen, und in den Dekaden von
Rabenhorst’s Algen finden sich viele merkenswerthe Aufsammlungen aus seiner Hand.
Von seinem grossen Fleiss, mit dem er es auch möglich machte, Werke in englischer,
schwedischer und böhmischer Sprache zu benützen, haben wir in den Sitzungsberichten
und Abhandlungen der Isis mehrfache Beweise; u. A. bringt der Jahrgang 1889 von
ihm eine Arbeit über „Die Phanerogamenflora von Bautzen und Umgegend“, nebst
einem Anhänge „Verzeichniss Oberlausitzer Kryptogamen“. Mit scharfem Auge
musterte er die floristischen Verhältnisse seines Gebietes, und etwaige Veränderungen
entgingen ihm kaum.
Mit besonderer Liebe widmete er Zeit und Kräfte auf zoologischem Gebiete den
Neuropteren und er war sicher der beste Kenner dieser Insectenklasse in Sachsen
und über die Grenzen hinaus, wie sein Briefwechsel mit deutschen und ausländischen
Autoritäten beweisen könnte. Schon in den Isisberichten von 1878 brachte er
„Neuropterologische Mittheilungen“ und ein Verzeichniss der „Neuroptera Saxonica“,
welches 1879 eine Erweiterung erfuhr. Seine Hauptarbeit: „Neuroptera Germanica“
gab der Zwickauer Verein für Naturkunde 1888 heraus. Damit hat sich Rostock
36
ein bleibendes Denkmal gestiftet, wie er überhaupt wegen seines grundehrlichen,
biederen Sinnes und uneigennützigen Wesens bei Allen, die ihn kannten, unvergessen
bleiben wird und mit seinen naturforschenden Arbeiten ein nachahmungswürdiges
Vorbild gegeben hat. C. Schiller.
Nach langen schweren Leiden verschied am 9. October 1893 in Wien
im 67. Lebensjahre Hofrath Dionys Stur, pensionirter Director der K. K.
geologischen Reichsanstalt in Wien.
Geboren in Modern in Ungarn, war Stur einer der ersten Zöglinge der 1850
begründeten K. K. geologischen Reichsanstalt in Wien, welcher er ununterbrochen
42 Jahre lang als eines der werkthätigsten Mitglieder angehört hat und um deren
Interessen er sich als Chefgeolog und seit 1885, nach F. von Hau er1 s Ernennung zum
Intendanten des K. K. naturhistorischen Hofmuseums in Wien, als Director durch
sein erfolgreiches Wirken die grössten Verdienste erworben hat. Seine Thätigkeit
als Geolog begann er 1851 mit einer Untersuchung über die liasischen Kalkstein-
gebilde von Hirtenberg und Enzersfeld ; in den nächsten Jahren lenkte er durch seine
geognostischen Untersuchungen in den Hochalpen und zugleich durch seine zwei-
malige Besteigung des Grossglockner die Aufmerksamkeit auf sich. An der Aufnahme
der geologischen Uebersichtskarten der österreichisch-ungarischen Monarchie nahm
Stur hervorragenden Antheil. Eines seiner Hauptwerke ist die 1871 erschienene
,, Geologie von Steiermaik“, welcher 1875 ,,I)ie Culmflora des mährischen Dachschiefers“
und 1877 ,,Die Culmflora der Ostrauer und Waldenburger Schichten“ und ,,Die Carbon-
flora der Schatzlarer Schichten“ folgten. Durch letztere Werke hat er sich hohe
Verdienste um die Erforschung der Fructification und der Wachsthumserscheinungen
zahlreicher Farnkräuter und anderer Pflanzen der Steinkohlenzeit erworben. Unsere
Gesellschaft ernannte den Verewigten 1878 zu ihrem correspondirenden und 1885
zu ihrem Ehrenmitgliede, Se. Majestät König Albert verlieh ihm 1887 die 1. Klasse
des K. Sächs. Albrecht- Ordens und die Kais. Leopoldiniseh-Carolinische Akademie
1890 in Anerkennung seiner hervorragenden Forschungen die Cothenius-Medaille.
Am 31. October 1893 starb in Wolfenbüttel der emeritirte Pfarrer
Dr. Eduard Baldamus, einer der bekanntesten Ornithologen Deutschlands,
correspondirendes Mitglied der Isis seit 1846.
Der Verewigte war 1812 zu Giersieben bei Aschersleben geboren und hatte in
Berlin Theologie studirt. In anhaitischen Diensten als Gymnasiallehrer und später
als Pfarrer angestellt, widmete er unter Naumanns Einfluss seine freie Zeit der
Erforschung der Vogelwelt. Auf seine Veranlassung wurde 1845 die deutsche ornitho-
logische Gesellschaft gegründet, als deren Secretär er viele Jahre hindurch thätig
war und von 1849 — 1866 die Herausgabe der Vereins-Zeitschrift „Naumannia“, die
1860 mit dem „Journal für Ornithologie“ vereinigt wurde, leitete. Seit 1870 lebte
er als Emeritus in Coburg. Im Verein mit Blasius bearbeitete Baldamus den Schluss
von Naumann’s „Naturgeschichte der Vögel Deutschlands“, veröffentlichte ferner 1871
den „Catalogus cothecae Baedekerianae“, 1876 das „Illustrirte Handbuch der Feder-
viehzucht“ und „Vogelmärchen“, 1882 „Das Hausgeflügel“. Noch in seinen letzten
Lebensjahren, 1892, vollendete er ein grösseres Werk über „Das Leben des euro-
päischen Kukuks“.
Am 1. November 1893 starb in Zschorna bei Radeburg Fräulein Ida
Wil helmine von Boxberg, Ehrenmitglied der Isis seit 1877.
Ida von Boxberg wurde am 23. August 1806 zu Jüterbog geboren, wo ihr
Vater, Carl Gottlob von Boxberg, als Premierlieutenant und Adjutant des Chur-
sächsischen Löwe’schen Infanterie-Regiments in Garnison stand. Nach der Ueber-
siedelung nach Dresden, wohin ihr Vater, zuletzt als Oberstlieutenant in der K. Sächs.
Geh. Kriegskanzlei, versetzt worden war und 1825 starb, lebte sie im Hause ihrer
Mutter Henriette Wilhelmine geh. Sichart von Sichartshof und machte hier 1837
die Bekanntschaft der Marquise de la Rochelambert, welche für ihre drei Töchter
eine Dame suchte, die sie in der Ausbildung ihrer Talente unterstützen könnte und
sie nach Frankreich begleiten würde. Ida von Boxberg nahm diese ihr angebotene
Stellung freudig an, erhoffte sie doch gleichzeitig von dem französischen Klima einen
günstigen Einfluss auf ihre angegriffene Gesundheit. Erst 1883 verliess sie definitiv
37
Frankreich wieder, nachdem sie in der Zwischenzeit zu öfterem, meist längerem
Aufenthalte im Vaterlande geweilt hatte, so im Jahre 1850, wo die Kränklichkeit
ihrer im folgenden Jahre verstorbenen Mutter sie dazu veranlasste, später in den
Jahren 1860, 1866, 1870 und 1871.
In der Familie der Marquise de la Rochelambert nahm sie vollkommen die Stellung
einer Freundin ein und verblieb daselbst in Folge dessen auch nach der Verheil athung
der Töchter der Marquise. Trotz des langen Aufenthaltes in Frankreich und in der
streng katholischen Familie de la Rochelambert, trotz des hohen Interesses für die
katholische Religion, für den Marien- und Heiligen-Cultus, blieb sie der protestan-
tischen Kirche treu; ein Zug von Kindlichkeit charakterisirte nicht nur ihren religiösen
Glauben, sondern auch ihre Ansichten und Arbeiten, und gestaltete sich im Verkehr
mit anderen Menschen zu grösstem Wohlwollen und Vertrauen gegen Jedermann.
Nach ihrer letzten Rückkehr aus Frankreich lebte sie im Hause ihrer Schwägerin,
der Frau O. von Boxberg auf dem Rittergute Zschorna bei Radeburg, im trauten
Familienkreise und inmitten einer regen wissenschaftlichen und künstlerischen
Tliätigkeit. Hier ist sie auch nach kurzem Kranksein an den Folgen einer Erkältung
am 1. November 1893 im 88. Lebensjahre verschieden.
Während Ida von Boxberg sich in früheren Jahren mehr mit der Kunst,
Aquarell- und Glasmalerei, Modelliren etc. beschäftigte, wandte sie sich in den letzten
20 Jahren ihres Lebens mehr den Forschungen auf vorgeschichtlichem Gebiete zu,
angeregt durch den Verkehr mit französichen Gelehrten und den auf diesem Gebiete
thätigen Geistlichen, sowie durch die auf französichem Boden mit grossem Erfolge
ausgeführten Ausgrabungen. Ihre ernsten und gründlichen Forschungen führten die
Verewigte in die besten wissenschaftlichen Kreise Deutschlands und Frankreichs ein,
welche sie wegen ihres Strebens und ihrer Begeisterung für Wissenschaft und Kunst
hochgeschätzt haben und lange noch hochschätzen werden. Unserer Isis trat Ida von
Boxberg zuerst im Jahre 1870, während ihres Aufenthaltes im Vaterlande, näher, in
welchem Jahre sie den Stoff zu einer in unseren Sitzungsberichten enthaltenen
kleineren Abhandlung von H. B. Geinitz über „Kreideversteinerungen von Chateau
deMeaulne im Departement Maine et Loire“ dem hiesigen K. Mineralogisch-geologischen
Museum übergab, welche Sammlung sie in den folgenden Jahren derartig erweiterte, dass
darauf die 1892 im 11. Hefte der Mittheil, aus dem K. Miner.-geolog. Museum er-
schienene Monographie über „Spongien der Kreideablagerungen Frankreichs“ von
Ph. Pocta in Prag ausgeführt werden konnte. Diesem ersten Geschenke folgten bald
weitere, die den Stoff zu vielen interessanten Mittheilungen in unseren Zusammen-
künften gegeben haben. Verschiedene grössere Originalberichte aus ihrer Feder
sind in unseren Sitzungsberichten enthalten, so 1870 eine Abhandlung: „Die Brunnen-
gräber von Troussepoil in der Vendee“, 1871 „Das keltische Mondbild“, 1872 „Die
Sepultures ovoi'des oder die Vonnes von Beaugency im Loiret“, 1874, 1877 und 1882
Berichte über ihre Ausgrabungen in den Höhlen des Departement Mayenne, 1880
über römische Grabstätten von Vagoritum, 1884 Mittheilungen über Spuren vor-
geschichtlicher Trepanation in Sachsen und 1881 und 1885 über das Urnenfeld von
Dobra bei Radeburg, welcher Localität sie bis kurz vor ihrem Tode unausgesetzte
Aufmerksamkeit zugewendet hat. Noch in den letztvergangenen Monaten haben die
mit bewundernswürdiger Energie von ihr fortgeführten Ausgrabungen auf den
heimischen Fluren von Dobra und Zschorna unser Interesse immer von Neuem wach-
gehalten. Noch vor wenigen Wochen war es mir und anderen Mitgliedern unserer
Isis vergöjnnt, die körperliche Rüstigkeit und geistige Frische zu bewundern, mit der
die Verewigte sich den Anstrengungen der von ihr geleiteten Ausgrabungen vom
frühen Morgen bis zum späten Abend im Dienste der Wissenschaft unterzog.
Selbst erfüllt von lebhaftem Interesse für Alles, was um sie her vorging, beseelt
vom regsten Eifer für ihre Forschungen, verstand sie es in ganz besonderer Weise,
auch bei ihrer Umgebung dieses Interesse hervorzurufen und auch in Anderen den
ihr innewohnenden Sinn zum Sammeln zu erwecken. Ihre eigenen Sammlungen
erstreckten sich hauptsächlich auf die Geologie und Vorgeschichte, ausserdem besass
sie eine grössere Zahl werthvoller Erzeugnisse der kirchlichen Kunst.
In hochherzigster Weise hat sie aber auch die wissenschaftlichen und Kunst-
Sammlungen ihres Vaterlandes durch zahlreiche Geschenke bedacht. Allen denen,
welche der Entwickelung unseres hiesigen geologischen Museums und dessen prä-
historischer Abtheilung in den letzten Jahrzehnten gefolgt sind, wird der Name Ida
von Boxberg unvergesslich sein, verdankt doch der Verewigten unser Museum als
eine Hauptzierde jene wundervollen Ueberreste aus der ältesten Zeit menschlichen
2
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Daseins auf der Erde, die sie zumeist den Höhlen auf Frankreichs Boden eigenhändig
entnommen hat, die mannigfaltigen Ueberreste vorgeschichtlicher Bewohner der Um-
gegend von Radeburg in unserer prähistorischen Sammlung, die reichen Ansammlungen
fossiler Seeschwämme aus den Kreideablagerungen und viele werthvolle Gebirgsarten
aus Frankreich, sowie zahlreiche Spuren alter Gletscherwirkungen aus der Gegend
von Zschorna. Auch andere Kgl. Sammlungen und unsere Technische Hochschule
verdanken ihrer hochherzigen Gesinnung mancherlei werth volle Geschenke.
Wie bereits im Jahre 1877 unsere Gesellschaft ihrem Dank für die zahlreichen
wissenschaftlichen Anregungen durch Ernennung zum Ehrenmitgliede Ausdruck gab,
so war es auch bei ihrem Scheiden nur eine Pflicht innigster Dankbarkeit, wenn bei
dem Begräbniss des Fräulein Ida von Boxberg am 4. November auf dem stillen
Friedhofe in Dobra durch Geh. Hofrath Dr. Geinitz im Namen der Generaldirection der
Kgl. Sammlungen und der naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis der Verewigten
warme Worte dankbarer Anerkennung über das Grab nachgerufen wurden und durch
Niederlegung eines Lorbeerkranzes auf dem Grabe seitens der Isis noch einmal der
dankbaren Bewunderung und Aneikennung der reichen segenspendenden Thätigkeit
der Verblichenen Ausdruck verliehen wurde. Ehre ihrem Andenken I
J. Deichmüller.
Am 9. November 1893 starb in Cambridge, Mass., im 77. Lebensjahre
der bekannte Professor der Entomologie am Harvard College Dr. Hermann
August Hagen, Ehrenmitglied der Isis seit 1866.
1817 zu Königsberg i. Pr. geboren, studirte August Hagen Medicin an der
Universität seiner Heimathstadt, wo er sich nach seiner Promotion 1840 als praktischer
Arzt niederliess. Schon während seiner Studienzeit beschäftigte er sich viel mit
Entomologie und veröffentlichte bereits 1839 ein ,, Verzeichniss der Libellen Ost-
preussens“. Von 1840 bis 1862 erschienen von ihm zahlreiche Arbeiten über Insecten
in deutschen und ausländischen Zeitschriften, 1862 seine zweibändige ,,Bibliotheca
entomplogicau, in welcher dio gesammte neuere entomologische Litteratur in sorg-
fältigster Weise zusammengestellt ist. Auch den vorweltlichen Insecten, namentlich
den Neuropteren, wandte er seine Aufmerksamkeit zu und veröffentlichte u. A. 1848
eine „Uebersicht der fossilen Libellen Europas“, 1862 „Neuropteren aus der Braun-
kohle von Rott“ und „Neuropteren aus dem lithographischen Schiefer in Bayern“,
1866 „Die Neuroptera des lithographischen Schiefers in Bayern“. Nach längeren
ausgedehnten Reisen zum Studium der Insectenwelt wandte sich Hagen gegen Ende
der sechziger Jahre nach denVereinigten Staaten und trat in die Dienste des Museums
für vergleichende Zoologie am Harvard College in Cambridge, Mass., wo er bis zu
seinem Tode als Professor der Entomologie thätig war.
Neu aufgenommene wirkliche Mitglieder:
Ehnert, Osc., Vermessungs-Ingenieur in Dresden, am 21. December 1893;
Griseke, Karl, Privatus in Dresden, am 26. October 1893;
Hall wachs, Wilh., Dr. phil., Prof, an der K. Techn. Hochschule in Dresden,
am 21. December 1893;
Klette, Reinh., Baurath in Dresden, am 26. October 1893; l;
Nessig, Rob., Dr. phil., Oberlehrer in Dresden, am 30. November 1893;
Patten hausen, Bernh., Prof, an der K. Techn. Hochschule in Dresden,
am 21. December 1893;
Risch, Osc., Privatus in Dresden, am 30. November 1893;
Scheele, Curt, Oberlehrer in Dresden, am 28. September 1893;
von Schoeler, Heinr., Dr. phil. in Dresden, am 26. October 1893.
Neu ernannte Ehren -Mitglieder;
Nitsche, Heinr., Dr. phil., Prof, an der K. Eorstakademie in Tharandt,
am 30. November 1893.
39
Neu ernannte correspon dir ende Mitglieder:
Stephani, Franz, Kaufmann in Leipzig, \ __ XT .
Voretzsch, Max, Dr. phil., in Altenburg, ) am o0- !sovember 1893i
White, Charles, Professor in Washington, am 26. October 1893.
Aus den wirklichen in die correspondirenden Mitglieder ist
übergetreten :
Blochmann, Rud., Dr. phil., Physiker am Torpedo-Laboratorium in Kiel.
Freiwillige Beiträge zur Gesellschaftskasse
zahlten: Dr. Amthor, Hannover, 3 Mk.; Oberlehrer Dr. Bachmann *
Plauen i. V., 3 Mk. ; K. Bibliothek, Berlin, 3 Mk.; naturwissensch-
Modelleur Blaschka, Hosterwitz, 3 Mk. ; Ingenieur Carstens, Berlin,
3 Mk.; Docent Dr. Doss, Riga, 3 Mk. ; Privatus Eisei, Gera, 3 Mk. :
Bergmeister Hartung, Lobenstein, 6 Mk.; Prof. Dr. Hibscli, Liebwerd,
3 Mk. ; Oberlehrer Dr. Köhler, Schneeberg, 3 Mk.; W. Krebs, Altona,
3 Mk.; Apotheker Dr. Lange, Rinteln, 3 Mk. ; Oberlehrer Leonhardt,
Nossen, 3 Mk. ; Oberlehrer Dr. Lohrmann, Schneeberg, 3 Mk. 5 Pf.;
Prof. Dr. Ludwig, Greiz, 3 Mk. 5 Pf.; Oberlehrer Dr. Mehnert, Pirna,
3 Mk.; Stabsarzt Dr. Naumann, Gera, 3 Mk. ; Prof. Dr. Nits che,
Tharandt, 3 Mk.; Privatus Osborne, Blasewitz, 3 Mk ; Betriebsingenieur
a. D. Pr asse, Leipzig, 6 Mk.; Dr. Reiche, Constitucion, 3 Mk.; Dr.
Reidemeister, Schönebeck, 3 Mk.; Apotheker Schlimpert, Cölln, 3 Mk.
5 Pf.; Oberlehrer Seidel T, Zschopau, 3 Mk. ; Oberlehrer Seidel II,
Zschopau, 3 Mk. ; Rittergutspachter Sieber, Grossgrabe, 3 Mk. 10 Pf.,
Fabrikbesitzer Siemens, Dresden, 100 Mk. ; Oberlehrer Dr. Sterz el;
Chemnitz, 3 Mk.; Dr. Wohlfahrt, Freiberg, 3 Mk.; Oberlehrer Wolff,
Pirna, 6 Mk. ; Oberlehrer Dr. Wünsche, Zwickau, 3 Mk. — In Summa
199 Mk. 25 Pf. H. Warnatz.
Beamte der Isis im Jahre 1894.
Tor stand.
Erster Vorsitzender: Prof. Dr. G. Helm.
Zweiter Vorsitzender: Dr. Fr. Raspe.
Kassirer: Hofbuchhändler H. Warnatz.
öirectoriuni.
Erster Vorsitzender: Prof. Dr. G. Helm.
Zweiter Vorsitzender: Dr. Fr. Raspe.
Als Sectionsvorstände: Prof. Dr. 0. Drude,
Geh. Hofrath Prof. Dr. H. B. Geinitz,
Prof. Dr. M. Krause.,
Prof. Dr. H. Nits che,
Rentier W. Osborne,
Prof. Dr. E. Zetzsche.
Erster Secretär: Dr. J. Deichmüller.
Zweiter Secretär: Oberlehrer K. Vetters.
2*
40
Sections - Beamte.
I. Section für Zoologie.
Yor stand: Prof. Dr. H. Nit sc he.
Stellvertreter: Prof. Dr. R. Ebert.
Protokollant: Dr. J. Thiele.
Stellvertreter: Tnstitutsdirector A. Thümer.
II. Section für Botanik.
Vorstand: Prof. Dr. 0. Drude.
Stellvertreter: Oberlehrer A. Wobst.
Protokollant: Dr. A. Naumann.
Stellvertreter: Dr. B. Schorle r.
III. Section für Mineralogie und Geologie.
Vorstand: Geh. Hofrath Prof. Dr. H. B. Geinitz.
♦ Stellvertreter: Dr. Th. Wolf.
Protokollant: Lehrer A. Zipfel.
Stellvertreter: Dr. H. Francke.
IV. Section für prähistorische Forschungen.
Vorstand: Rentier W. Osborne.
Stellvertreter: Lehrer H. Döring.
Protokollant: Taubstummenlehrer 0. Ebert.
Stellvertreter: Lehrer A. Jen t sch.
V. Section für Physik und Chemie.
Vorstand: Prof. Dr. E. Zetzsch e.
Stellvertreter: Privatdocent Dr. J. Ereyberg.
Protokollant: Handelsschullehrer K. Roder.
Stellvertreter: Oberlehrer Dr. G. Schulze.
VI. Section für Mathematik.
V orstand : Prof. Dr. M. Krause.
Stellvertreter: Oberlehrer Dr. A. Witting.
Protokollant: Oberlehrer J. von Vieth.
Stellvertreter: Privatdocent Dr. J. Ereyberg.
Redaetions - Comit$,
Besteht aus den Mitgliedern des Directoriums mit Ausnahme des
zweiten Vorsitzenden und des zweiten Secretärs.
41
Bericht des Bibliothekars.
\
Im Jahre 1893 wurde die Bibliothek der „Isis“ durch folgende Zeit-
schriften und Bücher vermehrt:
A. Durch Tausch.
1. Kiiropa,
1. Deutschland.
Altenburg: Naturforschende Gesellschaft des Osterlandes — Verzeichniss
der Mitglieder im October 1892. [Aa 69. |
Annaber g- Buchhol#: Verein für Naturkunde.
Augsburg : Naturwissenschaftlicher Verein für Schwaben und Neuburg.
Bamberg : Naturforschende Gesellschaft. — Bericht XVI [Aa 19.]
Berlin : Botanischer Verein der Provinz Brandenburg. — Verhandl., Jhrg.
33 und 34. [Ca 6.]
Berlin'. Deutsche geologische Gesellschaft. — Zeitschr., Bd. 44, Hft. 3
und 4; Bd. 45, Hft. 1 und 2. [Da 17.]
Berlin : Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. —
Verhandl., Juli 1892 bis März 1893. [G 55. |
Bonn : Naturhistorischer Verein der preussischen Rheinlande, Westfalens
und des Reg. -Bez. Osnabrück. — Verhandl., 49. Jhrg., 2. Hälfte; 50.
Jhrg., 1. Hälfte. [Aa 93.]
Braunschiveig : Verein für Naturwissenschaft, — 7. Jahresber. für 1890 — 1891.
[Aa 245.]
Bremen: Naturwissenschaftlicher Verein. — Abhandf, Bd. XII, Hft. 3. [Aa2 ]
Breslau : Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur. — 70. Jahresber.,
1892, mit Ergänzungsheft 2: Litteratur der Landes- und Volkskunde
der Provinz Schlesien. [Aa 46.]
Chemnitz: Naturwissenschaftliche Gesellschaft.
Chemnitz: K. Sächsisches meteorologisches Institut. — Jahrbuch, IX. Jhrg.,
2. Hälfte; X. Jhrg. [Ec 57.] — Das Klima des Königreichs Sachsen.
Hft. 1 und 2. [Ec 80.]
Danzig: Naturforschende Gesellschaft. — Schriften, n. F. VIII. Bd., 1. Hft.
[Aa 80.]
Darmstadt: Verein für Erdkunde und mittelrheinischer geologischer Verein. —
Notizblatt, 4. Folge, 13. Hft. [Fa 8.]
Donauesehingen: Verein für Geschichte und Naturgeschichte der Baar und
der angrenzenden Landestheile. — Schriften, VIII. Hft. [Aa 174]
Dresden: Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. — Jahresber., 1892 — 93.
[Aa 47.]
Dresden: K. mineralogisch-geologisches Museum.
Dresden: K. zoologisches Museum.
Dresden: K. öffentliche Bibliothek.
Dresden: Verein für Erdkunde. — Jahresberichte XXII und XXIII. [Fa 6.]
Dresden: K. Sächsischer Alterthumsverein. — Neues Archiv für sächs.
Geschichte und Alterthumskunde, Bd. XIV. [G 75 ]
Dresden: Oekonomische Gesellschaft im Königreich Sachsen.
Dresden: K. thierärztliche Hochschule.
42
Dresden : K. Sächsische technische Hochschule. — Die Bibliothek der tech-
nischen Hochschule Dresden im Jahre 1892. [Je 101.]
Dürkheim: Naturwissenschaftlicher Verein der Rheinpfalz „Polliehia“. —
Mittheil., Jahresber. XL1X und L. [Aa 56.]
Düsseldorf: Naturwissenschaftlicher Verein. — Mitteil., Hft. 1 und 2. [Aa 310.]
Elberfeld: Naturwissenschaftlicher Verein.
Emden: Naturforschende Gesellschaft. — 77. Jahresber., 1891 — 92. [Aa48.]
Emden: Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer. —
Jahrbücher, 10. Band, 1. und 2. Hft. [G 124.]
Erfurt: K. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften. — Jahrbücher, Hft.
18 und 19. [Aa 263.]
Erlangen: Physikalisch-medicinische Societät.
Frankfurt a. M.: Senckenbergische naturforschende Gesellschaft. — Bericht
für 1893. [Aa 9a.]
Frankfurt a . M. : Physikalischer V erein. — Jahresber. für 1891 — 92 [Eb 35.]
Frankfurt a. 0. : Naturwissenschaftlicher Verein des Regierungsbezirks
Frankfurt. — „Helios“, 10. Jhrg. , Nr. 7 — 12; 11. Jhrg. ; 12. Jhrg.,
Nr. 1. [Aa 282.]
Freiburg i. Br.: Naturforschende Gesellschaft. — Berichte, Bd. 6 und 7.
[Aa 205.]
Gera: Gesellschaft von Freunden der Naturwissenschaften.
Giessen: Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. — Bericht 29.
[Aa 26.]
Görlitz: Naturforschende Gesellschaft. — Abhandl , 20. Bd. [Aa 3 ]
Görlitz: Oberlau sitzische Gesellschaft der Wissenschaften. — Neues Lau-
sitzisches Magazin, Bd. 68, Hft. 2; Bd. 69, Hft. 1 und 2. [Aa 64.]
Görlitz: Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte der Oberlausitz.
Greifswald: Naturwissenschaftlicher Verein für Neu - Vorpommern und
Rügen. — Mittheil., 24. Jhrg., 1892. [Aa 68.]
Greifswald: Geographische Gesellschaft. — V. Jahresber., 1890—93. [Fa 20.]
Güstrow : Verein der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg. —
Archiv, 46. Jhrg. [Aa 14.]
Halle a. S. : Naturforschende Gesellschaft. — Berichte über die Sitzungen
1892. [Aa 24.]
Halle a. S. : Kais. Leopoldino-Carolinische deutsche Akademie. — Leopoldina,
Hft. XXVIII, Nr. 21—24; Hft. XXIX, Nr. 1-20. [Aa 62.]
Halle a. S. : Verein für Erdkunde. — Mittheil., Jhrg. 1893. [Fa 16.]
Hamburg: Naturhistorisches Museum. — Jahrb., Jhrg. X, mit Beiheft 1.
[Aa 276.]
Hamburg: Naturwissenschaftlicher Verein. — Abhandl., Bd. XII, Hft. 1.
[Aa 293.]
Hamburg: Verein für naturwissenschaftliche Unterhaltung.
Hanau: Wetterauische Gesellschaft für die gesammte Naturkunde. — Be-
richte vom 1. April 1889 bis 30. Nov. 1892. [Aa 30.]
Hannover: Naturhistorische Gesellschaft.
Hannover: Geographische Gesellschaft. — Jahresber. IX, 1889—92. [Fa 18.]
Heidelberg: Naturhistorisch-medicinischer Verein. — Verhandl., n. F.. Bd. V,
Hft. 1. [Aa 90.]
Karlsruhe: Naturwissenschaftlicher Verein.
Kassel: Verein für Naturkunde, — Berichte, Nr. XXXVIII. |Aa 242.]
43
Kassel : Verein für hessische Geschichte und Landeskunde. — Zeitschr.,
16. und 17. Bd.; Mittheil., Jhrg. 1890-91. [Fa 21.]
Kiel: Naturwissenschaftlicher Verein für Schleswig-Holstein. — Schriften,
Bd. X, 1. Hft. [Aa 189.]
Königsberg i. Pr.: Physikalisch - ökonomische Gesellschaft. — Schriften,
33. Jhrg., 1892. [Aa 81.]
Königsberg i. Pr. : Altertums - Gesellschaft Prussia. — Sitzungsber.,
48. Vereinsjahr, 1892—93. [G 114.1 — Katalog des Prussia-Museums,
Teil 1. [G 114b.]
Landshut: Botanischer Verein.
Leipzig: Naturforschende Gesellschaft. — Sitzungsber, 17. und 18. Jhrg.
[Aa 202.]
Leipzig: K. Sächsische Gesellschaft der Wissenschaften. — Berichte über
die Verhandl., mathem -physikal. Klasse, 1892, IV — VI; 1893, 1 — VI.
[Aa 296.]
Leipzig : K. Sächsische geologische Landesuntersuchung. — Geologische
Specialkarte des Königreichs Sachsen: 3 Profile durch das Steinkohlen-
becken des Plauen’schen Grundes; Sect. Pirna, Bl. 83; Sect, Tharandt,
Bl. 81; Sect. Stolpen, Bi. 68; Sect. Pillnitz, Bl. 67; Sect. Bischofs-
werda, Bl. 53; Sect. Kötzschenbroda, Bl. 49; Sect. Kloster Marienstern,
Bl. 37; Sect. Kamenz, Bl. 36; Sect. Königswartha- Wittichenau, Bl. 22;
Sect. Lommatzsch -Leuben, Bl. 47; Sect. Strassgräbchen , Bl. 21; mit
12 Heften Erläuterungen. [De 146.]
iÄibben: Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte. —
Mittbeil., Bd. III, Hft. 1-4. [G 102.]
iÄibeck: Geographische Gesellschaft und naturhistor. Museum. — Jahresber.
für 1892. [Aa 279a. ] — Mittheil., zweite Reihe, Hft. 4 — 6. [Aa 279b.]
Lüneburg: Naturwissenschaftlicher Verein für das Fürstentum Lüneburg. —
Jahresheft XII, für 1890 — 92. [Aa 210.]
Magdeburg: Naturwissenschaftlicher Verein. — Jahresber. und Abhandl.,
Jhrg. 1892. [Aa 173.]
Mannheim: Verein für Naturkunde.
Marburg: Gesellschaft zur Beförderung der gesammten Naturwissenschaften.
— Sitzungsber., Jhrg. 1891 — 92. [Aa 266.]
Meissen: ,,Isisu, Verein für Naturkunde. — Beobachtungen der Isis-Wetter-
warte zu Meissen im Jahre 1892. [Ec 40.]
Münster: Westfälischer Provinzialverein für Wissenschaft und Kunst. —
20. Jahresber., Jhrg. 1891. [Aa 231.]
Neisse: Wissenschaftliche Gesellschaft „Philomathie“.
Nürnberg: Naturhistorische Gesellschaft. — Jahresber. für 1892, nebst
Abhandl., X. Bd., Hft. 1. [Aa 5.]
Offenbach: Verein für Naturkunde.
Osnabrück: Naturwissenschaftlicher Verein. — IX. Jahresber. für die Jahre
1891—92. [Aa 177.]
Passau: Naturhistorischer Verein.
Regensburg: Naturwissenschaftlicher Verein.
Regensburg: K. Bayerische botanische Gesellschaft.
Reichenbach i. V.: Vogtländischer Verein für Naturkunde.
Reutlingen: Naturwissenschaftlicher Verein.
Schneeberg: Wissenschaftlicher Verein. — Mittheil., Hft. 3. [Aa 236.J
44
Stettin : Ornithologischer Verein. — Zeitschr. für Ornithologie und prakt.
Geflügelzucht, Jhrg. XVII. [Bf 57.]
Stuttgart : Verein für vaterländische Naturkunde in Württemberg. — Jahres-
hefte, Jhrg. 49. [Aa 60.]
Stuttgart: Württembergiscber Altertumsverein. — Württemberg. Viertel-
jahreshefte für Landesgeschichte, n. F., 1. Jhrg., Hft. 3-4. [G 70.]
Tliarancl : Redaction der landwirthschaftlichen Versuchsstationen. — Land-
wirthsch. Versuchsstationen, Bd. XLI, Hft. 5 — 6; Bd. XLII ; Bd. XLIII,
Hft. 1-2. [Ha 20.]
Thorn : Coppernicus- Verein für Wissenschaft und Kunst. — Mittheil.,
Hft. VIII. [Aa 145.]
Ulm : Verein für Mathematik und Naturwissenschaften. — Jahreshefte,
5. Jhrg. [Aa 299.]
Ulm : Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben. —
Mitteil., Heft 4. [G 70.]
Weimar : Thüringischer botanischer Verein. — Mittheil., n. R, 3. u. 4. Hft.
[Ca 23.]
Wernigerode’. Naturwissenschaftlicher Verein des Harzes. — Schriften, VII.
Bd., 1892. [Aa 289.]
Wiesbaden’. Nassauischer Verein für Naturkunde. — Jahrbücher, Jhrg. 46.
[Aa 43.]
Würzburg: Physikalisch-medicinische Gesellschaft. — Sitzungsber., Jhrg.
.1892. [Aa 85.]
Zwickau: Verein für Naturkunde.
2. Oesterreich-Ungarn.
Bistritz : Gewerbeschule.
Brünn: Naturforschender Verein. — Verhandl., Bd. XXX. und 10. Ber.
der meteorol. Commission 1890. [Aa 87.]
Budapest: Ungarische geologische Gesellschaft — Földtani Közlöny, XXII.
köt., 11.-12. füz. ; XXIII. köt., 1. — 10. füz. [Da 25.]
Budapest: K. Ungarische naturwissenschaftliche Gesellschaft, und: Ungarische
Akademie der Wissenschaften.
Graz : Naturwissenschaftlicher Verein für Steiermark. — Mittheil., Jhrg.
1891-92. [Aa 72.]
Hermannstadt: Siebenbürgischer Verein für Naturwissenschaften. — Verband],
und Mittheil., XLII. Jhrg. [Aa 94.]
Iglo: Ungarischer Karpathen- Verein. — Jahrbuch, XX. Jhrg., 1893. [Aal98.|
Innsbruck: Naturwissensehaftlich-medicinischer Verein. — Berichte, XX.
Jhrg. [Aa 171.]
Klagenfurt: Naturhistorisches Landes-Museum für Kärnthen. — Jahrbuch,
Hft. 22. [Aa 42.]
Krakau: Akademie der Wissenschaften. — Anzeiger 1892, Nr. 10; 1893,
Nr. 1-9. [Aa 302.]
Laibach: Musealverein für Krain.
Linz: Verein für Naturkunde in Oesterreich ob der Enns. — Jahresber.,
Nr. 21 und 22. [Aa 213.]
Linz: Museum Francisco-Carolinum. — 51. Bericht nebst der 45. Lieferung
der Beiträge zur Landeskunde von Oesterreich ob der Enns. [Fa 9.J
45
Prag : Naturwissenschaftlicher Verein „Lotos‘c. — Jahrb. für Naturwiss.,
n. F., Bd. XIII. [Aa 63.]
Prag : K. Böhmische Gesellschaft der Wissenschaften. — Sitzungsber.,
mathem.-naturw. CI., 1892 [Aa 269.] — Jahresber. für 1892. [Aa 270 ]
Prag : Gesellschaft des Museums des Königreichs Böhmen. — Pamatky
Archaeologicke, dilu XV, ses. 9 — 12; dilu XVI, ses. 1 und 2. [G 7 1. 1
Praa: Lese- und Redehalle der deutschen Studenten. — Jahresber. für
" 1892. [Ja 70.]
Prag : Ceska Akademie Cisare Frantiska Josefa. — Trida II, Rocnik 1,
* 1891—92. [Aa 313.]
Pressburg : Verein für Natur- und Heilkunde.
Reichenberg : Verein der Naturfreunde. — Mittheil., Jhrg. 24. [Aa 70.]
Salzburg : Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. — Mittheil., XXXII.
und XXXIII. Bd. [Aa 71.]
Temesvdr : Süduftgarische Gesellschaft für Naturwissenschaften. — Termes-
zettudomänyi Füzetek, XVII. köt. [Aa 216.]
Trencsin : Naturwissenschaftliche Gesellschaft für das Trencsiner Comitat.
— Jahreshefte, Jhrg. XIV— XV. [Aa 277.]
Triest : Museo civico di storia naturale
Triest: Societä Adriatica di scienze naturali. — Bolletino, Vol. XIV.
[Aa 201.]
Wien: Kais. Akademie der Wissenschaften. — Anzeiger, Jhrg. 1892, Nr.
19—27; 1893, Nr. 1—21. [Aa 11.]
Wien: Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse. —
Schriften, Bd. XXXII und XXXIII. [Aa 82.]
Wien : K. K. naturhistorisches Hofmuseum. — Annalen, Bd. VII, Nr. 4;
Bd. VIII, Nr. 1-2. [Aa 280.]
Wien: Anthropologische Gesellschaft. — Mittheil., Bd. XXII, Hft. 6; Bd.
XXIII, Hft. 1-5. [Bd 1.]
Wien: K. K. geologische Reichsanstalt. — Verhandl , 1892, Nr. 11 — 18;
1893, Nr. 1—10. [Da 16.]
Wien: K. K. geographische Gesellschaft. — Mittheil., XXXV. Bd. (n. F.
XXV. Bd) [Fa 7.]
Wien: K. K. zoologisch-botanische Gesellschaft. — Verhandl., Bd XLII;
Bd. XLIII, 1. — 2. Quartal. [Aa 95.]
Wien: Naturwissenschaftlicher Verein an der Universität, — Mittheil,
1892-93. [Aa 274.]
3. Rumänien.
Bukarest: Institut meteorologique de Roumanie. — Annales, tome VI,
1890. [Ec 75.]
4. Schweiz.
Basel: Naturforschende Gesellschaft. — Verhandl, Bd. 10, Hft. 1. [Aa 86.]
Bern: Naturforschende Gesellschaft. — Mittheil, 1892, Nr. 1279 — 1304.
[Aa 254.]
Bern: Schweizerische naturforschende Gesellschaft. — Verhandl der 75.
Jahresversamml. zu Basel, 1892. [Aa 255.]
Chur: Natui forschen de Gesellschaft Graubtindens.
Frauenfeld: Thurgauische naturforschen de Gesellschaft,
46
Freiburg : Societd Fribourgeoise des Sciences naturelles.
St. Gallen : Naturforschende Gesellschaft. — Bericht für 1890 — 91. [Aa 23.]
Lausanne : Societe Vaudoise des Sciences naturelles. — Bulletin, 3. ser.,
yoL XXVIII, no. 109; vol. XXIX, no. 110—112. [Aa 248.]
Neuchatel : Societe des Sciences naturelles. — Bulletin, tome XVII — XX.
[Aa 247.]
Schaffhausen: Schweizerische entomologische Gesellschaft. — Mitth., Vol.
VIII, Hft. 10. [Bk 222.]
Sion : La Murithienne, societe Valaisanne des Sciences naturelles.
Zürich : Naturforschende Gesellschaft. — Viertel]' ahrsschr., Jhrg. 37 ,
Heft 3-4; Jhrg. 38, Hft. 1—2. [Aa 96.]
Zürich : Schweizerische botanische Gesellschaft. — Berichte 1893, Heft 3.
[Ca 24.]
5. Frankreich.
Amiens: Societe Linneenne du nord de la France. — Bulletin mensuel
tome X, no. 223-234. [Aa 252.]
Bordeaux: Societe des Sciences physiques et naturelles. — Memoires, sei.
4, tome II et appendice. [Aa 253.]
Cherbourg: Societe nationale des Sciences naturelles et mathematiques. —
Memoires, tome XXVIII. [Aa 137.]
Dijon: Academie des Sciences, arts et helles lettres.
Le Mans: Societd d’agriculture, Sciences et arts de la Sarthe. — Bulletin,
tome XXV, fase. 4; tome XXVI, fase. 1. [Aa 221.]
Lyon: Societe Linneenne. — Annales, tome 35 — 37. [Aa 132.]
Lyon: Societe d’agriculture, d’histoire naturelle et des arts utiles.
Lyon: Academie nationale des Sciences, heiles lettres et arts.
Baris: Societe zoologique de France. — Bulletin, tome XVII, no. 2—4.
[Ba 24.]
Toulouse: Societe franqaise de botanique.
6. Belgien.
Brüssel: Societe malacozoologique de Belgique. — Annales, tome XV,
XXV — XXVI. [Bi 1.] — Proces verbaux des seances, tome XX — XXI.
[Bi 4.]
Brüssel: Societe entomologique de Belgique. — Annales, tome 34 — 35.
[Bk 13.] — Memoires I, 1892, [Bk 13 b.]
Brüssel: Societe royale de botanique de Belgique.
Gembloux: Station agronomique de l’etat. — Bulletin, no. 52. |Hb 75.]
Lüttich: Societe geologique de Belgique.
7. Holland.
Gent: Kruidkundig Genootschap „Dodonaea“. — Botanisch Jaarboek, 5.
Jhrg., 1893. [Ca 21.]
Groningen: Naturkundig Genootschap. — 92. Verslag over 1892'. [Je 80.]
Hartem : Musee Teyler. — Archives, ser. 2, vol. IV, part. 1. [Aa 217.]
Hartem: Societe Hollandaise des Sciences. — Archives Neerlandaises, tome
XXVI, livr. 4-5; tome XXVII, livr. 1-3. [Aa 257.]
47
8. Luxemburg.
Luxemburg : Societe de botanique.
Luxemburg : Institut royal grand-ducal. — Publications, tome XXII.
[Aa 1 44.]
Luxemburg : Verein Luxemburger Naturfreunde ,, Fauna“. — Mitth.,
Jhrg. 1891, Nr. 2-4; 1892; 1893, Nr. 1-5. [Ba 26.J
9. Italien.
Brescia : Ateneo. — Commentari per Tanno 1891 — 92. [Aa 199. |
Catania : Accademia Gioenia di scienze naturale. — Atti, ser. IV, vol. 5.
— Bulletino mensile, fase XXX — XXXII. [Aa 149.)
Florenz : R. Institute.
Florenz : Societä entomologica Italiana. — Bullettino, anno XXIV, trim.
3 — 4; anno XXV, trim. 1—2. [Bk 193.]
Mailand: Societä Italiana di scienze natura li. — Atti, vol XXXI; vol. XXXIV.
no. 1-3. [Aa 150.]
Mailand: R. Institute Lombardo di scienze e lettere.
Modena: Societä dei naturalisti. — Atti, ser. 3, vol. XI, fase. 3; vol. XII,
fase. 1. — Annuario, vol. VI, fase, 7 — 9; vol. VII, fase. 2- 3; vol.
XI, fase. 3 — 4. [Aa 148.]
Padua: Societä V eneto- Trentin a di scienze naturali. — Bullettino, tomo
V, no. 3. [Aa 193b.] — Atti, ser. 2, vol. 1, fase. 1. [Aa 193.]
Parma: Redazione dell Bullettino di paletnologia Italiana. — Bullettino,
ser. II, anno XVIII, no. 9—12; anno XIX, no 1 — 9. [G 54.]
Pisa: Societä Toscana di scienze naturali. — Memoire, vol. XII; Processi
verbali , vol. VIII (bis 7. V. 93). [Aa 209.]
Pom: Accademia dei Lincei. — Atti, rendiconti, ser. 5, vol. 1, sem. 2,
fase. 11 — 12; vol. II, sem. 1; sem. 2, fase. 1 — 11. — Rendiconto
delTadunanza solenne dei 4. VI. 1893. [Aa 226.]
Pom: R. Comitato geologico d’Italia. — Bollettino, 1892, 3.-4. trim.;
1893, 1. — 3. trim. [Da 3.]
Pom : Redazione delle Rassegna delle scienze geologiche in Italia. — Ras-
segn a, anno II, fase. 3. [De 220.]
Turin: Societä meteorologica Italiana. — Bollettino mensuale, ser. II,
vol. XII, no. 12; vol. XIII, no. 1 — 11. [Ec 2.]
Venedig: R. Institute Veneto di scienze, lettere e arti.
Verona: Accademia d'argricoltura, arti e commercio. — Memoire, ser. III,
vol. LX VIII ; vol. LXIX, no. 1. [Ha 14.]
10. Grossbritannien und Irland.
Dublin: Royal geological society of Irland. — Transactions, vol. VI, p. V.
[Da 14.]
Fdinburg: Scottish meteorological society. — Journal, 3. ser., no. IX [Ec 3.]
Glasgow: Natural history society. — Proceedings and transactions, vol. III,
p. 3. [Aa 244.]
Glasgoiv: Geological society.
Manchester: Geological society. — Transactions, vol. XXII, p. 3 — 12. [Da 20. |
Newcastle-upon-Tyne: Tyneside naturalists Held club, und: Natural history
society of Northumberland, Durham and Newcastle-upon-Tyne,
48
II. Schweden, Norwegen.
Bergen : Museum. — Aarsberetning for 1891; Aarbog for 1892. [Aa 294.]
Christinnia : Un i v ersität.
Christiania : Foreningen til Norske fortidsmindesmerkers bevaring. — Aars-
beretning for 1891. [G 2 ] — Kunst og haandverk fra Norges fortid,
Hft. 10; Supplement IV. [G 81.]
£7ocMo£m:£Entomologiska Föreningen. — Entomologisk Tidskrift, Arg. 13,
Nr. 1-4. [Bk 12.]
Tromsoe : Museum. — Aarshefter, XV; Aarsberetning for 1890 — 91.
[Aa 243.]
Upsala : The geologioal Institution of the university. — Bulletin, vol. 1,
no. 1 (1892). [Da 30.]
12. Russland.
j Ekatharinenburg : Societe Ouralienne d’amateurs des Sciences naturelles. —
Bulletin, tome XIV, livr. 2. — Jahresber. für 1891 92. [Aa 269.]
Heising fors : Societas pro fauna et flora fennica. — Acta, vol. V, p. 1- 2.
[Ba 17.]
KharJcow : Societe des naturalistes ä l’universite imperiale. — Travaux,
tome XXVI. [Aa 224.]
Kiew : Societe des naturalisles. — Memoires, tome XII, livr. 1 — 2.
[Aa 298.]
Moslzau: Societe imperiale des naturalistes. — Bulletin, annee 1892, no.
3—4; annöe 1893, no. 1 — 3. (Aa 134.]
Odessa : Societe des naturalistes de la Nouvelle-Russie. — Memoires, tome
XVII, p. 2—3. [Aa 256.]
Petersburg : Kais, botanischer Garten. — Acta horti Petropolitani, t. XII,
fase. 2. [Ca 10.]
Petersburg : CornhA geologique. — Bulletins, vol. XI, no. 5 — 8; vol. XII,
no. 1 — 2. [Da 23.] — Memoires, vol. IX, no. 2; vol. X, no. 2; vol.
XIII, no. 2. [Da 24.] — Carte geologique de la Russie d’Europe.
(6 Bl.) [Da 24 b.]
Petersburg : Physikalisches Centralobservatoiium. — Annalen, Jhrg. 1891.
[Ec 7.]
Piga: Naturforscher -Verein. — Correspondenzblatt, Nr. XXXVI. [Aa 34.]
II. Amerika.
1. Nord-Amerika.
(Canada, Vereinigte Staaten, Mexiko.)
Albany : New York state museum of natural history. — Annual report 44.
[Aa 119.]
Baltimore : John Hopkins university. — University circulars, vol. XII, no.
102 — 107. [Aa 278.] — Amer. journal of mathematics, vol. XIV,
no. 2—3 [Ea 38.] — Amer. Chemical journal, vol. XIV, no. 2-7.
[Ed 60.] — Studies in histor. and politic. Science, 10. ser., no.
IV — XI. [Fb 125] — Amer. journal of philology, vol. XII, no. 4;
vol. XIII, no. 1-3 [Ja 64.] '
49
Boston: Society of natural historv. — Proceedings, vol. XXV, p. III — IV.
[Aa 111.] — Memoirs, vol. IV, no. 10 [Aa 106.]
Boston : American academv of arts and Sciences. — • Proceedings, new ser.,
vol. XIX. [Aa 170.] 1
Buffalo : Society of natural Sciences.
Cambridge'. Museum of comparative zoology. — Annual report for 1891 —
1892. - Bulletin, vol. XVI, no. 11—14; vol. XXIII, no. 4-6; vol.
XXIV, no. 1-7; vol. XXV, no. 1. [Ba 14.]
Bavenport : Academy of natural Sciences.
Halifax : Nova Scotian institute of natural Science. — Proceedings and
transactions, 2. sei*., vol. I, p. 2. [ Aa 304.]
Madison : Wisconsin Academy of Sciences, arts and letters.
Mexiko : Sociedad cientifica „Antonio Alzate“. — Memorias, tomo VI, cuad.
b — 12; tomo VII, cuad. 1 — 2. [Aa 291.]
Milwaukee : Wisconsin natural history society.
Montreal: Natural history society. — Canadian record of Science, vol. V,
no. 4 u. 7. [Aa 109.]
New-Haven : Connecticut academy of arts and Sciences. — Transactions,
vol. VIII, p. 2; vol. IX, p. 1. [Aa 124.]
New -York: Academy of Sciences. — Annals, vol. VII, no. 1—5. [Aa 101.]
— Transactions, Index zu vol. XI mit Ergänzungen. [Aa 258 ]
New -York: American museum of natural history.
Philadelphia: Academv of natural Sciences. — Proceedings, 1892, p.
II— III; 1893, p. I. [Aa 117.]
Philadelphia: American philosophical society. — Proceedings, vol. XXX,
no. 139; vol. XXXI, no. 140—141. ‘[Aa 283.]
Philadelphia: Wagner free institute of Science. — Transactions, vol. 3,
p. 2. [Aa 290.]
Philadelphia: Zoological society. — Annual report 21. [Ba 22.]
Rochester: Academy of Science. — Proceedings, vol. II, broch. 1 — 2.
[Aa 312.]
Rochester: Geological society of America. — Bulletin, vol. III. [Da 28.]
Salem: Essex Institute. — Bulletin, vol. 23 — 24; vol. 25, no. 1 — 3. [Aa 163.]
Salem: Peabody academy of Science.
San Francisco: California academv of Science. — Occasional papers, vol.
III. [Aa 112 b.]
St. Louis: Academy of Science. — Transactions, vol. VI, no. 2 — 8. [Aa 125.]
Topeka: Kansas academy of Science.
Toronto : Canadian institute. — Transactions, vol. III, p. 1— 2. ■ — 5. annual
report. [Aa 222.]
Washington: Smithsonian institution. — Report of the National-museum,
ending VI, 1890. [Aa 120 c.] — Bureau of ethnology, 7.-8. annual
report. [Aa 120 b.]
Washington: United States geological survey. — Monographs, vol. XVII,
XV III und XX, mit Atlas. [De 120 c.] — XI. annual report, 1889 to
1890. [De 120 a.] — Bulletin, no. 82—86, 90-96. [De 120 c.j —
Mineral resources of the United-States, 1891. [Db 81.]
Washington: Bureau of education.
Washington: Geograph, and geolog. survey of the Rocky mountain region,
vol. VII. [De 120 d.]
50
2. Süd- Amerika.
(Argentinien, Brasilien, Chile, Costarica.)
Buenos -Aires\ Museo nacional.
Buenos- Aires: Bevista argentina de historia natural. — Publicacion
bimestral, 1891, tomo I, entr. 1 — 6. [Aa 307.]
Buenos -Aires: Sociedad cientifica Argentina. — Anales, tomo XXXIV, entr.
2-6; tomo XXXV, entr. 1-5. [Aa 280.]
Cordoba : Academia nacional de ciencias. — Boletin, tomo X, entr. 4 ;
tomo XI, entr. 4. [Aa 208 b.]
Bio de Janeiro: Museo nacional.
San Jose : Instituto fisico-geografico y del museo nacional de Costa-Rica.
— Anales, tomo III, 1892. [Aa 297.]
Sao Paulo: Commissao geographica e geologica da provincia de S. Paulo.
La Plata: Museum.
La Plata: Redaction der Revista argentina de historia natural.
Santiago de Chile: Deutscher wissenschaftlicher Verein. — Verband!, Bd.
II, Heft 5-6. [Aa 286.]
III. Asien.
Batavia: K. natuurkundige Vereeniging. — Natuurk. Tijdsehrift voor
Nederlandsch Indie, Deel 52. [Aa 250.]
Calcutta: Geologica! survey of India. — Records, vo! XXV, p. 4; vol.
XXVI, p. 1 — 3. [Da 11.] — Memoirs, Inhaltsverz. zu vol. I— XX.
[Da 8.] — Palaeontologia Indica, Inhaltsverz. bis 1891. [Da 9.]
Tokio: Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens —
Mittheil., Bd. V, Heft 51-52. [Aa 187.]
IT. Australien.
Melbourne: Mining department of Victoria.
B. Durch Geschenke.
Ardissone, Fr.: L’organismo vivente. 1892. Edizione 2. [Ab 81.]
Boettger , 0,: Katalog der Reptilien-Sammlung im Museum der Sencken-
bergischen naturforschenden Gesellschaft in Frankfurt a. M. Theil I.
[Bg 28 b.]
Bonn: Niederrheinische Gesellschaft. — Bericht über die Feier des 75jährigen
Bestehens der Gesellschaft. [Ja 75.]
Brooks, W. K. and Herrick, F. H.: The embryology and metamorphosis
of the Macroura. [Bl 41.]
Cooke, C. M. : Australian Fungi. [Ce 30.]
Congr.es archeologique de France. LII. session ä Montbrison 1885, 1886.
(Geschenk des Fr! J. v. Boxberg.) [G 125.]
Credner, H. : Die geologische Landesuntersuchung des Königreichs Sachsen.
Sep. 1893. [De 119 b.]
Crejgin, F. : Mes excursions rhodologiques dans les alpes en 1893. [Cd 111.]
Dathe, F. : Die Strahisteinschiefer des Eulengebirges. Sep. 1891. [De 198 g. |
51
Deutscher Verein zum Schutz der Vogelwelt : Zweite Wandtafel, mit Ab-
bildungen der wichtigsten kleineren deutschen Yögel, mit erläuterndem
Text von Dr. Rey, 1893. (Geschenk des Herrn Dr. Frenzei, Freiberg.)
[Bf 61 II.]
Eck, Th.: Les deux cimetieres gallo-romains de Yermaud et de Saint-
Quentin. 1891. (Gesch. des Frl. J. von Boxberg.) [G 126.]
Engelhardt, EL,: Flora aus den unteren Paludinenschichten des Capla-
grabens bei Podvin (Slavonien). Sep. 1893. [Dd 941.]
Fergusson , J. : Les monuments megalithiqnes de tous pays. Traduit de
l’anglais par Hamard. 1878. (Gesch. des Frl. J. von Boxberg.) [G 127.]
Eickel, J. : Die Litteratur über die Tierwelt des Königreichs Sachsen.
Sep. 1893. [Je 115.]
Frenzei, A.: Die Zwergpapageien. 1892. [Bf 56 c.]
Fritsch , A. : Fauna der Gaskohle und der Kalksteine der Permformalion
Böhmens. Bd. III, Hft. 2. [Dd 19.]
Gaea : Natur und Leben. Jhrg. 29. [Aa 4L]
Gebirgsverdn für die Sächsische Schweiz: Ueber Berg und Thal, Nr. 179
bis 190. [Fa 19.]
Geinitz, E. : Mittheilungen aus der Grossherzoglich Mecklenburg, geo-
logischen Landesanstalt. Nr. III, über Brunnenanlagen. 1893.
[De 217 b.]
Geinitz, E. : Die Käferreste des Dobbertiner Lias. Sep. 1893. [Dd 73 c.]
Gümhel, W. von: Geologische Mittheilungen über die Mineralquellen von
St. Moritz im Oberengadin und ihre Nachbarschaft. Sep. 1893. [De 168 c.]
Jentzsch, A. : Die geologische Sammlung des Provinzialmuseums zu Königs-
berg. Sep. 1892. [De 114 v.]
Klinggtaeff, II. von: Die Leber- und Laubmoose West- und Ostpreussens.
1893. [Ce 31.]
Ki • one , H.: Ueber das Problem, in natürlichen Farben zu photograph iren.
[Eb 4L]
Liebe, K. Th.: Sand- und Staubbäder der Raubvögel und Eulen. Sep.
1893. [Bf 55 p.]
Liebe, K. Th.: Yerlorene oder weggelegte Eier. Sep. 1892. [Bf 55q.|
Liebe, K. Th.: Zur Naturgeschichte der Rohrdommel. Sep. 1892. [Bf 55r.J
Liebe, K. Th.: Zur Namenfrage. Sep. 1893. [Bf 55s.]
Makowsky , Al: Der diluviale Mensch im Löss von Brünn. 1892. (Gesch.
des Frl. J. von Boxberg.) [G 128.]
Mueller, F. von: Index perfectus ad Caroli Linnaei Species plantarum,
nempe earum primam editionem. 1880. [Cb 43.]
Mueller, F: von: Descriptions of australian plants. [zu Cd 51.]
Mueller , F. von: Ulustrated description of Thistles. 1893 [Cd 51 c.]
Ferner: Ueber die Foraminiferen des böhmischen Cenomans. [Dd 140.]
Petersburg: Russ. kaiserl. mineralog. Gesellschaft. — ■ Yerhandl., 2. Ser,
Bd. 29. [Da 29.] — Materialien zur Geologie Russlands, Bd. XYI.
[Da 29 b.]
PoUa, Pli: Ueber Bryozoen aus dem Cenoman am Fusse des Gangberges
r, • bei Kuttenberg. [Dd 141.]
Baleigh: Elisa Mitchell scientific society. — Journal, vol. IX. [Aa 300.]
Richter , P. E.: Litteratur der Landes- und Yolkskunde des Königreichs
Sachsen. Nachtrag I. 1892. [Je 69 d.]
52
Schütte, /?.: Die Tucheier Haide, vornehmlich in forstlicher Beziehung.
1893. [Hb 122.]
Schulze, Er Faunae Saxonicae Mammalia. Sep. 1893. [Be 31c.]
Strouhäl : 0 zivote a pusobeni Dr. A. Seydlera. [Jb 72.]
Steinert, Hr. Die Macrolepidopteren der Dresdner Gegend. Sep. 1892.
[Bk 239.]
Stephani , Fr. Lebermoose. Gesammelte Separatabhandl., 1885—1893. [Ce 32.]
Stevenson, Jr. 28 Arbeiten über geologische Verhältnisse Nordamerikas.
[De 221.]
Stevenson, J. : Second geologial survev of Pennsylvania. 1875 — 1881.
[De 222 a— d.j
Stossich, Mr. Osservazioni elmintologiche. Sep. 1892. [Bm 54 p.]
Stossich, Mr. II genere Angiostomum Dujardin. Sep. 1893. [Bm 54 q.]
Stossich, Mr Note helmintologiche. Sep. 1893. [Bm 54 r.]
Vogel, G. Cr. Der Vermehr ungsprocess im Tierreiche. 1893. [Bc 46.]
Voretzsch, 71/.: Untersuchung einer speciellen Fläche constanter mittlerer
Krümmung. Inaug.-Diss., Göttingen 1883. [Ea 42.]
Voretzsch, M. : Ein Blick auf die Vergangenheit der Stadt Altenburg. Sep.
1890. [G 130 a.]
Voretzsch, Mr. Altenburg zur Zeit des Kaisers Friedrich Barbarossa. 1891.
[G 130 B.]
Voretzsch, 71/.: Bericht über die Thätigkeit der naturforsch. Gesellsch. des
Osterlandes vom 1. Oct. 1888 — 30. Juni 1892. Sep. 1892. [Aa 69.]
Worsaae, J. Ar. Zur Alterthumskunde des Nordens. 1847. (Geschenk des
Frl. J. von Boxberg.) [G 129.]
Wosinslcy, Mr. Das prähistorische Schanz werk von Lengyel, seine Erbauer
und Bewohner. (Geschenk des Frl. J. von Boxberg.) [G 123.]
Zetzsche, E. : Ueber Stationsrufer für Telegraphen anlagen. Sep. 1893.
[Eb 42 a.]
Zetzsche, Er. Wetzer’s neuester Stationsrufer. Sep. 1893. [Eb 42 b.]
C. Durch Kauf.
Annals and magazine of natural history, ser. 6, no. 61—71. [Aa 102.]
Antiqua , Beiträge zur prähistor. Archaeologie, 1894, Bog. 1 — 2. [G 91.]
Anzeiger für Schweizer Alterthümer, Jahrg. XXVI. [G 1.]
Anzeiger , zoologischer, Jahrg. XVI. [Ba 21.]
Bromüs Klassen und Ordnungen des Thierreichs, Bd. III (Mollusca), Lief.
3-9; Supplem. 1. Lief.; Bd. IV (Vermes), Lief. 24 — 30; Bd. V,
Abth. 2 (Crustaceen), Lief. 35 — 37 ; Bd. VI, Abth. 4 (Aves), Lief. 42- 49;
Abth. 5 (Mammalia), Lief. 40 u. 41. [Bb 54.]
Hedwigia , Bd. 31, Nr. 3—6; Bd. 32. [Ca 2.]
Monatsschrift , deutsche botanische, Jahrg. 10, Nr. 9 — 12; Jahrg, 11. [Ca 22.]
Nachrichten , entomologische, Jahrg. 9. [Bk 235. J (Vom Isis-Lesezirkel.)
Natur , Jahrg. 42. [Aa 76.] (Vom Isis-Lesezirkel.)
Neapel : Zoologische Station. — - XV. Monographie: Enteropneusten von
Dr. J. W. Sprengel; XIX. Monographie: Pelagische Capepoden von
Dr. W. Gisbrecht; XX. Monographie: Gammarini del Golfo di Napoli
von Dr. A. della Valle. [Bb 56.]
Palaeontographical society , vol. XLY und XLYI. [Da 10.]
Prähistorische Plätter , Jahrg. Y. [G 112.]
Wochenschrift , naturwissenschaftliche, Bd. YIIL [Aa 311.] (Yom Isis-
Lesezirkel.)
Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften, Bd. 65, Nr. 4—6; Bd.
66, Nr. 1-4. [Aa 98. J
Zeitschrift für Meteorologie, Bd. 11. [Ec 66.]
Zeitschrift für wissenschaftliche Mikroskopie, Bd. IX, Nr. 3 — 4; Bd. X,
Nr. 1 — 3. [Ee 16.]
Zeitschrift , Oesterreichische botanische, Jahrg. 43. |Ca 8. ]
Zeitung , botanische, Jahrg. 51. [Ca 9.|
Geschlossen am 31. December 1893.
C. Schiller,
Bibliothekar der „Isis“.
Zu bequemerer Ausnutzung unserer Bibliothek ist für Mitglieder der
Isis ein Lesezirkel eingerichtet worden. Gegen einen jährl. Beitrag von
3 M. können eine grosse Anzahl Schriften bei Selbstbeförderung zu Hause
gelesen werden. Anmeldungen nimmt der Bibliothekar entgegen.
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Abhandlungen
der
n atair wissenschaftlichen G esellschaft
in Dresden
1893.
I. San Remo lind seine Thierwelt im Winter.
Von Prof. Dr. Oskar Schneider.
Bis zum Ende des Jahres 1887 war die Stadt San Remo an der
italienischen Riviera di Ponente in Deutschland noch recht wenig bekannt,
während die Engländer sie längst zu einem ihrer Lieblingswintersitze er-
koren und ihre Anwesenheit in üblicher Weise durch Kirchenbau und
Schaffung von Spielplätzen vor Augen geführt hatten; nur wenige Geo-
graphen von Fach, manche der Aerzte, einige Tausende von Kranken, die
der einfältige Deutschenhass der Franzosen von Nizza und Mentone ver-
trieben hatte, und einzelne Touristen, welche von dem alten Ruhme der
französischen Rivierenstädte und dem blendenden Monaco nicht allzu kräftig
angezogen worden waren, wussten bei uns Genaueres über jene beste aller
ligurischen Heilstätten und warben ihr einen sich nur sehr langsam ver-
grössernden Kreis von Anhängern. Da erwählte des Deutschen Reiches
Kronprinz, an dessen edler Duldergestalt damals die Augen des gesamm-
ten deutschen Volkes hingen, die Perle der italienischen Küstenstädte zum
Winteraufenthalte — eine Wahl, die gesundheitlich und politisch die denk-
bar beste war, trotzdem aber auf die Entschlüsse gekrönter Häupter zu
wenig Einfluss ausgeübt hat — und sofort wurde San Remo die am
häufigsten genannte und bestbekannte aller Städte am Golfe von Genua,
denn Tag für Tag suchten Millionen mit gespannter Erwartung seinen
Namen in den Zeitungen, die ihn auch täglich mehr als einmal boten,
jeden Tag klang derselbe von Millionen von Lippen, und ausführliche, in
den illustrirten Journalen auch mit Bildern ausgestattete Schilderungen des
Ortes und seiner Umgebung sorgten dafür, dass sich dem Namen auch ein
mehr oder minder richtiger Begriff zugesellte. Infolgedessen mehrte sich
bereits im Winter 1887 — 1888 und in dem folgenden die Zuwanderung
auch von Deutschland aus, und das war der Stadt zu gönnen, denn
während der vorhergehenden Winter hatte Furcht vor der Cholera, die in
Italien hauste, und besonders, da San Remo stets verschont blieb, vor der
Quarantäne an der italienischen Grenze und dann das furchtbare Erdbeben
vom Februar 1887 und die Angst vor einer Wiederholung der verhängnis-
vollen Katastrophe Tausende von dem Besuche der Riviera abgehalten.
Wir freuten uns der Anerkennung, die San Remo nun fand, denn
wir hatten es durch zweimaligen längeren Besuch, im Herbst 1883 und
im Frühjahr 1884, kennen und lieben gelernt und waren mit Wort und
Schrift für dasselbe eingetreten; und als sich dann für uns die Nothwendig-
keit ergab, einen vollen Winter in dem milderen Süden zuzubringen, da
pilgerten wir Anfang November 1888 wiederum nach der ligurischen Küste
Oes. Isis in Dresden, 1893. — Abh. 1.
4
und verbrachten volle sechs Monate, vom 12. November bis zum 10. Mai,
fast ausschliesslich in San Remo und seiner nächsten Umgebung. Getreu
unserer Gewohnheit bemühten wir uns, diese immerhin lange Zeit dahin
auszunützen, dass wir uns die klimatischen und sonstigen naturwissen-
schaftlichen Winterverhältnisse der Gegend vornehmlich durch das Studium
der wilden und cultivirten Pflanzen wie der niederen Thierwelt möglichst
klarzustellen suchten, und die Ergebnisse unseres Beobachtens und Sam-
melns bestärkten uns, obwohl jener Winter dort keineswegs zu den besten
gehörte, in der festen Ueberzeugung, dass San Remo ein trefflicher klima-
tischer Heilort ist, jedenfalls einer der besten, wenn nicht überhaupt der
beste an der ganzen Riviera. Ich fand auch, dass von Seiten der Stadt
mit Aufbietung hoher Summen darnach gestrebt wurde, vorhandene Mängel
zu beseitigen, die auf die Gesundheit wirkenden Verhältnisse möglichst
zu bessern und den Fremden den Aufenthalt angenehm zu machen. Man
hatte in einer langen Leitung von dem Berge treffliches Trink-, Spül- und
Giesswasser herbeigeführt und am Ufergehänge der stillen Ostbucht ein
hübsches Casino mit Versammlungsräumen und Bädern erbaut, dessen
sonnige Terrassen den Kranken einen ebenso angenehmen ^wie durch die
Seeluft heilkräftigen Aufenthalt bieten, und war nun darüber, eine lange
Uferpromenade an der Ostbucht anzulegen, die vor dem Corso mezzogiorno
an der Westbucht den Vorzug der unmittelbaren Seenähe und meist voller
Windruhe hat, und die durch herrliche Aussicht berühmte, jetzt freilich
mehr und mehr durch Anbau von Villen geschädigte Berigostrasse der
Westseite mit dem Beragallo und Peirogallo der Ostseite durch einen an
den Steilgehängen des Romolothales hinlaufenden Weg zu verbinden und
so einen stundenlangen bequemen Weg zur Spazierfahrt und Fusswanderung
zu schaffen, der an abwechselungsvoller Schönheit seines Gleichen sucht.
Jetzt sind diese grossartigen Anlagen längst vollendet und dienen seit
Jahren dem Wohle der Wintergäste, die in der letztvergangenen Saison
die Zahl von fast 15000 erreichten und aus allen Ländern Europas sowie
aus Aegypten, Indien, China, Japan, Nord- und Südamerika herbeigeströmt
waren. Inzwischen ist von der Stadt auch ein grosser Desinfectionsapparat
aufgestellt worden, in dem alle Gegenstände in Zimmern, die von mit
Tuberkulose oder ähnlichen Krankheiten behafteten Personen bewohnt waren,
gereinigt werden müssen, eine hygienische Massnahme, die keine andere
Stadt der Riviera aufzuweisen hat. Augenblicklich ist man ferner an den
Bau eines Schlachthauses herangetreten, dem dann baldigst die Errichtung
eines Kurhauses folgen soll. Bereits in der Ausführung begriffen ist end-
lich eine Fahrstrasse zu dem am oberen Gehänge des Monte Bignone ge-
legenen San Romolo, durch welche den Gesunden der durch unbeschreiblich
schöne Aussicht auf die schneebedeckten Seealpen einerseits und die herr-
liche ligurische Küste anderseits lohnende Besuch des 1293 m hohen
Bignone-Gipfels erleichtert und den Kränkelnden für die Spätherbst- und
Frühlingszeit wie für schöne Wintertage eine ebenso angenehme wie an-
regende Spazierfahrt und von dem Kamme des Gebirges ein prachtvoller
Blick auf die Seealpen ermöglicht wird. Bei der Bepflanzung der in der
Küstenebene liegenden Promenaden hat man, soweit sich das aus der
Liste generale etc. von Märest ersehen lässt, von Platanen gänzlich ab-
gesehen, und das ist nur zu billigen, denn ein ligurischer Kurort sollte
keine Zierbäume pflegen, die im Winter durch Abwerfen der Blätter kahl
5
dastehen wie die mächtigen Platanen des Corso di Garibaldi, und die dazu
durch ihre leicht von jedem Lufthauche emporgewirbelten Blatt- und
Fruchthaare die empfindlichen Athmungsorgane der Hais- und Lungen-
kranken in schädlicher Weise reizen können. Wir könnten es nur loben,
wenn die Stadtverwaltung von San Remo sich entschlösse, alle Platanen
niederzulegen und durch immergrüne und unschädliche Bäume zu ersetzen;
kann man sich aber zu so energischem Vorgehen nicht aufraffen, so möge
man doch darauf bedacht sein , zur Zeit des Abfalles der Platanenhaare
täglich die betreffenden Strassen zu kehren und den Kehricht zu ver-
brennen.
Wesentlich gehoben wurde die Bedeutung San Remos als Kurort
auch durch die in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrzehnts erfolgte
Gründung eines deutschen Krankenhauses, das den dort Heilung Suchenden,
wenn sich ihr Leiden steigert, sowie dem zahlreichen Dienstpersonale der
Hotels und Pensionen im Falle der Erkrankung Zuflucht und sorgsame
Pflege gewährt und , was sehr hoch zu schätzen ist , die Fremdenhäuser
von ansteckend Kranken entlastet Im Frühjahr 1885 bereits bekämpfte
ich , als in den deutschen Zeitungen um Beiträge für Gründung eines
„deutschen Kurhauses in Nizza für unbemittelte Landsleute“ gebeten wurde,
die Unterstützung eines solchen Hauses in Nizza in einem Vortrage im
Vereine für Erdkunde zu Dresden aus nationalen, socialen und sanitären
Gründen auf das Entschiedenste und schloss meine Erörterung mit den
Worten: , , Auf das Wärmste aber befürworten wrir die aus Reichsmitteln
oder durch die Mildthätigkeit Einzelner zu erfolgende Gründung einer
solchen Anstalt im Gebiete der freundlichen und gefälligen ligurischen
Bevölkerung der italienischen Riviera, ... an einem nicht einsamen, schön
gelegenen, gegen Wind gut geschützten, in Hinsicht auf Vegetation und
Wege wohlgepflegten und möglischst staubfreien Orte, als dessen relatives
Ideal uns San Remo vorschwebt.“ Der aus der Mitte der damaligen
Zuhörer geäusserte Wunsch , den Inhalt weiteren Kreisen des deutschen
Volkes zugänglich zu machen, wurde dadurch vereitelt, dass eine Anzahl
der gelesensten Zeitschriften aus augenscheinlich nichtigen Gründen den
kleinen Kampfartikel nicht aufnahm; die wahre Ursache ihrer Weigerung
lag zweifellos darin, dass die Kaiserin Augusta das Protectorat über, das
Nizzaer Kurhaus übernommen hatte. Nach langem Zögern hat schliesslich
noch der Dresdner Anzeiger die „kühne That“ gewagt und den Vortrag
am 21. Juni 1886 veröffentlicht, während ich inzwischen meiner Meinung
auch in dem von dem Weimaraner Geographischen Institute herausge-
gebenen Werkchen „Die Riviera di Ponente“ rückhaltslos Ausdruck gegeben
hatte. In San Remo selbst trat jener Gedanke erst während der Anwesen-
heit des deutschen Kronprinzen zu Tage, indem fünf Herren, der dortige
deutsche Vicekonsul Schneider, die deutschen Aerzte Dr. Goltz und
Dr. Secchi, der evangelische Pastor Nieschling und Dr. jur. J. Weber am
29. December 1887 zu Gründung eines deutschen Krankenhauses zusammen-
traten und im Januar 1888 an das kronprinzliche Paar die Bitte richteten,
dem Werke seinen Schutz angedeihen zu lassen. Die darauf vom Kron-
prinzen bewilligten 1000 Lire bildeten die Grundlage für Ansammlung
eines Kapitals, das durch zum Theil wirklich grossartige Spenden und in
nicht geringem Maasse durch die Bemühungen des als Kassirer mit in
den Vorstand gewählten Hofapothekers K. Wiedemann bis zum September
6
1892 auf rund 160 000 Lire angewachsen war, oder angewachsen wäre,
wenn man nicht vorher an die Ausführung des Planes, den Ankauf einer
Villa, die bauliche und sonstige Einrichtung derselben zum Krankenhause
und die Anschaffung der ärztlichen Instrumente geschritten wäre. Anfang
Hecember 1890 ist das Kaiser-Eriedrich-Krankenhaus eröffnet worden und
hat, geleitet vom Sanitätsrath Br. Secchi und einer von dem Yiktoriahause
für Krankenpflege berufenen Schwester dann bis zum 1. Mai 1891 und
wiederum im Winter 1891 bis 1892 je 22 Kranke mit im Hinblicke auf
die Art der Erkrankungen sehr günstigem Erfolge verpflegt. Hie Ge-
sammtzahl der Verpflegungstage betrug 520, beziehentlich 532. Hie Lage
der nun zum Krankenhause umgewandelten Villa Maddalena war, dessen
erinnere ich mich sehr wohl, eine selten günstige, denn sie stand an der
windsichersten Stelle des östlichen Gehänges, fern dem lauteren Getriebe
der Stadt und der Hauptstrasse, oberhalb der vom Kaiser Friedrich einst
bewohnten Villa Zirio, an einer Biegung des Peirogallo, noch etwas herein-
gerückt in die Ausmündung eines ganz kurzen Thälchen^ So ist denn
der im Januar 1888 in Angriff genommene Plan in wenig Jahren in alle
Erwartungen übertreffender Weise schnell und völlig zur Verwirklichung ^ r
gekommen, denn es besteht jetzt in San Remo ein deutsches Krankenhaus,
schuldenfrei und ausgerüstet mit einem zinstragenden Kapital von recht
erfreulicher Höhe; so bedeutend ist das letztere aber doch noch nicht, dass
die Zinsen die für die meisten Kranken unentgeltliche oder doch sehr billige ^
Pflege , die Erhaltung von Haus und Garten und die durch Abnutzung sv
nöthig werdenden Neuanschaffungen u. s. w. decken, sowie das im Hienste
der Menschen- und Vaterlandsliebe stehende Unternehmen gegen alle ^
möglichen Fährlichkeiten ' sichern und seine weitere Entwickelung gewähr-
leisten könnten; deshalbV-Mten wir es für unsere Pflicht, auch hier der
Bitte Worte zu leihen, ‘dass noch recht Viele durch einmalige oder jähr-
liche Beiträge den vollen Betrieb des Krankenhauses ermöglichen und das
Kapital desselben mehren möchten.
Es hat mir natürlich zu grosser Freude gereicht, dass ich im Winter
1888 — 89 an Ort und Stelle die gedeihliche Entwickelung des mich so
ansprechenden Planes verfolgen und gleichsam mit durchleben konnte;
desto bedauerlicher aber erschien es mir, dass gerade zu dieser Zeit zum
ersten Male Stimmen sich hörbar machten, welche die Heilkraft des Ri-
vierenklimas in Frage oder völlig in Abrede stellten.
Während der ersten Monate des Jahres 1889 erschien in dem ersten
bis achten Stück der „Allgemeinen medicinischen Centralzeitung“ ein Auf-
satz von dem Geh. Medicinalrath Hr. Schultz über Italien bei Leiden
der Athmungsorgane. Her Genannte hat, wie aus seinem Bericht hervor-
geht, vor jetzt mehr als fünfzig Jahren in Rom und Neapel „eingehende
meteorologische Untersuchungen“ angestellt, ist aber wohl nie an der
Riviera gewesen, hat daselbst jedenfalls nie beobachtet, sondern stützt sich
da nur auf fremde Mittheilungen und zieht aus denselben, obwohl er
selbst den „Mangel solcher zuverlässigen Beobachtungen“ betont und an
anderer Stelle hervorhebt, dass über die Feuchtigkeitsverhältnisse der Ri-
viera wenig vorliege, und was vorliege, im Ganzen wenig genügend sei,
doch weitgehende, gründlich verfehlte Schlüsse, so dass er Nizza, Mentone
und San Remo als in sanitärer Hinsicht gleichwerthig erachtet und für
ungünstiger hinstellt nicht nur als Palermo, sondern auch als Rom und
7
Neapel. Ein Hauptmangel seiner Beweisführung ist dabei der, dass er das
Klima lediglich nach der Temperatur und dem Feuchtigkeitsverhältniss der
Luft beurtheilt, die Einwirkung des Windes auf die erkrankten Athmungsorgane
und den Einfluss der mehr oder minder langen Besonnung aber gar nicht mit
in Rechnung zieht. Eins freilich scheint doch auch Herrn Schultz selbst
für die Richtigkeit seiner Schlussfolgerung etwas bange gemacht zu haben,
d. i. die wunderbare Wintervegetation der Riviera; doch auch über dies
Bedenken kommt er hinweg, freilich nur mit Hilfe eines Sprunges, der,
wie wir zeigen werden, alle seine anderen an Wagehalsigkeit übertrifft,
und so hindert ihn am Schlüsse nichts, zu behaupten, dass das Winter-
klima der Riviera (und des übrigen Italien) dem Frühlingsklima von Ber-
lin gleich und deshalb den Lungenkranken gefährlich sei, dass die Diri-
girung eines Patienten mit tieferen Leiden der Athmungsorgane nach der
Riviera für so verfehlt gehalten werden müsse, dass über sie nur wieder-
holt werden könne: ce n’est pas une crime, c’est une faute — welches
bedenkliche Dictum des bedenklichen Talleyrand ihm so wohl gefällt, dass
er es in gleicher Anwendung uns nochmals auftischt — und dass er end-
lich seinen Rath in die etwas unklaren Worte fasst: „Nicht blos für den
Winter nach Italien, nicht nach der Riviera, sondern mindestens für den
ganzen Sommer und in die südlichsten Theile Italiens.“
Es ist an sich wenig verlockend, eine solche Darstellung zu beurtheilen,
in der das Wahre nicht neu und das Neue nicht wahr ist, und das, wie hier
nothwendig, in Kürze zu thun, ist noch dazu schwierig; ich glaube aber
doch, mich der undankbaren Aufgabe nicht ganz entziehen zu dürfen, umso-
weniger, da Herr Schultz an die Möglichkeit, dass man seine Aufstellungen
bemängeln könne, gar nicht gedacht zu haben scheint, sondern alle, die für
die Riviera eingetreten sind, mit den hochmüthigen und unhöflichen Wor-
ten abzuthun sucht: „Man wird den Yertheidigern der Riviera keinen
besonderen Yorwurf daraus machen wollen, dass sie nicht helfen wollen,
das Huhn abzu schlachten, was (!!) ihnen goldne Eier legt, allein voll-
ständige intacte Objectivität kann man verlangen.“ Es haben diese un-
überlegten und verleumderischen Worte in mir dasselbe „g’spassige“ Gefühl
wachgerufen, das der Herr Geheimrath haben würde, wenn ich unbedingt
voraussetzen und öffentlich behaupten wollte, dass er seinen Artikel zu
Gunsten Süditaliens nur deshalb in die Welt gesandt habe, weil er heim-
licher Mitbesitzer eines Hotels in Neapel, Sorrent, Reggio oder Palermo
sei; denn auch meine Wenigkeit ist für die Riviera eingetreten, ohne dass
sie dort goldne Eier legende Hühner besitzt, und sie ist zu dem so ver-
messen, zu glauben, dass ein gebildeter, mit offenem, durch Naturforschung
geübtem Blicke ausgerüsteter Laie in der Medicin, der an Ort und Stelle
beobachtet, die volle, intacte Objectivität leichter und besser zu wahren
vermag, als ein Fachgelehrter, der, ohne das Gebiet besucht zu haben,
auf Grund fremder, eingestandenermassen ungenügender Beobachtungen
über dessen sanitären Werth am Studirtische aburtheilt. Dieser Ansicht
wird nun der Herr Medicinalrath natürlich nicht beitreten dürfen, deshalb
will ich seine Bestrafung ob jener Beleidigung den Aerzten überlassen,
die, ohne an der Riviera zu prakticiren, für dieselbe sich erklärt haben;
ich rufe hier zunächst den als Kenner der Heilorte berühmten Sanitätsrath
Dr. Reimer in Stuttgart auf, sodann den Stabsarzt Dr. Körner (vgl. San
Remo, eine deutsche Winterkolonie), der sich zwei Winter an der Riviera
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mit seiner schwer erkrankten Frau aufhielt und trotz deren Yerlust sich den
objectiven Blick für die Heilkraft San Kemos nicht trüben liess, und den Stabs-
arzt Dr. Ra mdohr (vgl. Ar co und die Riviera), der wegen eigener Erkrankung
an der ligurischen Küste weilte: Diese drei Aerzte empfehlen die Riviera als
klimatisches Heilgebiet auf das Wärmste, obwohl sie gegen manche Mängel
derselben durchaus nicht blind sind. Heber den klimatischen Werth Roms
aber mag Herr Schultz die offenen Worte des dort lebenden Arztes
Dr. Kunde in Fournier’s Rom und die Campagna und Dr. Reimer’ s
Aeusserungen im Bädecker nachlesen.
Einige Bemerkungen, nicht vom Standpunkte des gelehrten Theoretikers,
sondern des praktischen Laien mögen dann auch mir gestattet sein; es soll
dabei von Schultz ’s Forderung, der Lungenkranke solle den ganzen
Sommer im südlichsten Italien weilen — obwohl ich auch das nach meinen
Sommererfahrungen an der Kordküste Aegyptens für nicht unbedenklich
halte — ganz abgesehen werden und lediglich seine Verurtheilung der
Riviera Berücksichtigung finden.
Ich gründe meine Angaben , obwohl ich dreimal an der ligurischen
Küste weilte, vornehmlich auf den Winter 1888/89, den ich, wie schon
erwähnt, vom 12. November bis zum 10. Mai an der Riviera und zwar fast
ausschliesslich in San Remo verlebte. Während dieser 6 Monate, die einen
nicht günstigen, weil allzu regen- und wolkenreichen Rivierenwinter dar-
stellten, blieb der Winterüberzieher in dem Koffer, in den er bei der An-
kunft in San Remo versenkt worden war, während Schultz berichtet, dass
er einst in Palermo trotz dicker Winterkleidung im Januar erheblich von
Kälte zu leiden hatte; an den bei weitem meisten Tagen konnte auch ein
empfindlicher Mensch im einfachen Rocke, an den andern, auch an den
Regentagen doch im Sommerüberzieher stundenlang spazieren gehen. Min-
destens die Hälfte der Tage gewährte den Kranken die Möglichkeit, 6 bis
8 Stunden lang im Freien in genügend, oft sogar überreichlich wärmendem
Sonnenschein zu sitzen, und täglich konnten die Zimmer durch anhalten-
des Oeffnen der mächtigen Fenster in ausgiebigster Weise gelüftet werden.
Schnee fiel nur zweimal in wenigen Flocken im Regen, obwohl die Tem-
peratur gegen Morgen ungewöhnlich oft, nämlich 8 mal bis auf 0°, ja ein-
mal selbst bis zu — - 2° sank. Gesunde und Genesende, die es wagten,
gegen Ende Februar das von Schultz vorgezogene Neapel und Rom zu
besuchen, meldeten von da mit den lakonischen Worten: „II piove, piove,
piove; neve, neve!“ das traurigste Wetter, während es sich in San Remo
recht angenehm leben liess, und kamen stark erkältet und fiebernd zurück,
und selbst einige nach dem angeblich günstigeren Ajaccio Uebergesiedelte
trafen bald enttäuscht wieder bei uns ein. Schneestürme, wie solche in
jenem Winter noch am 18. März Rom, Neapel, Kalabrien und Sicilien
heimsuchten, blieben der Riviera auch da fremd.
Ueberraschen muss jeden Objectiven, dass Schultz die Häufigkeit
und Stärke kalter Winde, die auf erkrankte Luftwege so verderblich wir-
ken, gar nicht in Betracht gezogen hat; er hätte sonst freilich Rom wahr-
lich nicht der Riviera vorziehen, sondern eingestehen müssen, dass sich,
etwa abgesehen von der Südwestseite von Korsika, kein Küstengebiet
Europas eines so grossartigen Windschutzes erfreut wie die ligurische
Küste und besonders deren östlicher, italienischer Theil, den auch der
greuliche Mistral nicht mehr trifft, und er würde, falls er nicht eben nur
9
vom Berliner Studirzimmer aus urtheilte, nimmermehr die vom Mistral
und der Tramontana heimgesuchten Gebiete von Nizza und Men tone in
klimatischer Hinsicht zusammenwerfen mit San Eemo, das von beiden
so gut wie frei ist, das zudem auch infolge seines lehmigen Bodens
des Uebermaasses von Kalkstaub entbehrt, das den sanitären Werth der
westlichen Rivieren städte so erheblich mindert; Schultz aber hat ja das
vom Mistral und in seinem westlichen Theile auch von der Tramontana
geschädigte, staubreiche Mentone für die beste der ligurischen Städte
erklärt.
Um die ausserordentliche Mühe, welche Schultz sich gegeben hat,
um den starken Gegensatz, welcher sich an der Riviera zwischen den
Wärmeverhältnissen in der Sonne und im Schatten, bei Tage und bei
Nacht zeigt, zu beweisen und zu erklären, ist es wirklich schade, denn
derselbe ist eine längst bekannte Thatsache, deren Beachtung von allen
Aerzten allen Kranken dringend empfohlen wird, strenger selbst, als
Dr. Ramdohr für angebracht hält, der mit Recht bezweifelt, dass diese
Kontraste grösser seien als die bei uns im Norden während des Sommers
gewöhnlichen, und darauf hinweist, dass man in den „von den Lungen-
kranken mit berechtigter Vorliebe besuchten Kurorten in den deutschen
Waldgebirgen, z. B. in einigen Orten Schlesiens“ den Phtysikern das Er-
tragen von noch weit erheblicheren Schwankungen ohne Bedenken zu-
muthet. Ich aber möchte noch hinweisen auf die noch viel gewaltigeren
Gegensätze, die das Winterklima des gerade von schwer Erkrankten auf-
gesuchten Davos bietet, sowie auf die ebenfalls sehr starken, oft noch durch
Nachtnebel vergrösserten Unterschiede von Tag- und Nachttemperatur in
dem gleichfalls, thatsächlich allerdings zu sehr als Heilgebiet gepriesenen
Aegypten; ich habe mich über die Gefahren, welche das Winterklima des
Nillandes den Lungenkranken entgegenbringt, bereits 1872 in einem Vor-
trage im Verein für Erdkunde ausgesprochen und stimme durchaus
Schliemann bei, der im Frühjahr 1887, durch schlimme Erfahrung be-
lehrt, schrieb: ,,Ich wüirde Brustkranken viel eher rathen, nach der Ri-
viera zu gehen, als nach Aegypten.“
Dass die Erfolge der Winterkur an der Riviera, insbesondere in San
Remo, hinter den berechtigten Erwartungen wesentlich Zurückbleiben, wie
von mancher Seite behauptet worden ist, dürfte kaum zu erweisen sein.
Im Winter 1891 zu 92 wurden von den rund 15 000, doch zu einem
grossen Theile kranken Wintergästen San Remos daselbst nur 25 begraben
— ein anderer kleiner Theil ist wohl den heimathlichen Friedhöfen zuge-
führt worden — und das grosse Hotel de Nice, welches monatelang 180
Gäste und unter ihnen sehr viel Leidende und eine ziemliche Zahl schwer
Erkrankte beherbergte, hatte in den sechs Monaten meines Dortseins nicht
einen einzigen Todesfall zu beklagen. Sicher aber wäre das Allgemein-
befinden der Kranken und der Enderfolg ihres Kuraufenthaltes an der
Riviera noch viel günstiger, als so schon der Fall ist, wenn nicht viele
der Leidenden die ligurische Küste erst bei allzuweit vorgeschrittener Er-
krankung aufsuchten, wenn dieselben ferner sich nicht durch That- und
Unterlassungssünden aller Art Rückfälle holten, und wenn sie endlich,
wie ich dies in zwei Frühlingen beobachtet habe, nicht allzu zeitig die
Riviera verliessen, um sich in den noch zu rauhen Heilorten in den Süd-
thälern der Alpen wieder gründlich zu erkälten. Gegen solche Thorheiten
10
aber würde selbst ein klimatisches Paradies, falls die Erde ein solches
aufzuweisen hätte, nichts helfen; ich kenne Beispiele, dass ihnen Lungen-
leidende auf den Kanaren und Madeira erlagen, und sah ihre Folgen in
ebenso klarer wie schlimmer Weise sich äussern während je zwei Wintern
in Aegypten und an der Riviera, und so wird auch das von Schultz
angepriesene Kalabrien und Sicilien davor nicht schützen.
Schliesslich müssen wir noch jene Stelle der Schultz’schen Arbeit
etwas beleuchten, welche die herrliche Flora der Riviera in ursächliche
Beziehung zu der Gluth eines unter ihr liegenden vulkanischen Heerdes
bringt. Wir lesen dort: „Die entzückende Pflanzenwelt lässt nicht daran
denken , welchem Boden sie ihre Pracht verdankt. Die Gärtner wissen
sehr wohl, dass Pflanzen unter ihnen sonst ungünstigen Verhältnissen ganz
gut bestehen und gedeihen, wenn sie nur, nach gärtnerischem Ausdrucke,
einen warmen Fuss haben. Geognostischer Anschauung entspricht es, die
Riviera anzusehen als auf einer Spalte der Erdkruste liegend — entstan-
den entweder durch Einsinken eines Theiles derselben da, wo jetzt das
Meer ist, oder durch Erhebung eines Theiles, der jetzt die Seealpen bil-
det, oder durch beide Erscheinungen — an deren Rändern die unter-
irdischen Kräfte gern ihre Gewalt bemerkbar machen. So kann die nicht
allzu grosse Entfernung einer unterirdischen Gluth, wie sie sich durch die
heissen Quellen bei Abano annehmen lässt, wie sie sich 1887 zum Schrecken
der Besucher der Riviera zu erkennen gab, wie sie sich, freilich weiter
ab, vermuthen lässt am Meeresgründe in der Nähe der Ponza-Inseln durch
das in einer Nacht erfolgende Verderben der Fischernetze, und wie sie,
als Brand eines tiefliegenden Kohlenflötzes bei Zwickau die Kultur der
Ananas begünstigt (! ! seit Mitte der sechziger Jahre nicht mehr! ! 0. S.),
auch der Pflanzenwelt in diesem nördlichen Theile Italiens zu ihrem Flor
verhelfen, ohne dass die übrigen Verhältnisse eine Beschaffenheit haben,
welche der üppigen Pflanzenwelt entspräche.“ Dieser Passus nun enthält
den ärgsten der vielen Irrthümer, in welche sich Herr Schultz seiner
Haupthypothese zuliebe hineintheoretisirt hat.
Wir können die Pracht und Ueppigkeit der durch den ganzen Winter
grünenden und blühenden Rivierenvegetation hier nicht nochmals ein-
gehend schildern, sondern müssen auf unsere Darstellung in dem Heftchen
„Die Riviera di Ponente“ und betreffs der Zuchtpflanzen auf Carl von
Hüttner ’s treffliches Buch über die Gartenflora des klimatischen Winter-
kurorts San Remo verweisen. Nur eine auf dem letzteren fussende Ueb er-
sieht bestimmter dort gepflegter Pflanzen mag vorgeführt werden, um den
Reichthum und den kosmopolitischen Charakter der daselbst eingebürgerten
Pflanzenwelt und das ihn ermöglichende ungewöhnlich günstige Klima
der Riviera erkennen zu lassen. Es wurden nach v. Hüttner in der
ersten Hälfte des vorigen Jahrzehnts allein in San Remo in Gärten und
Anlagen gehalten: 25 Cicadeen aus Sansibar, Südafrika, Siam, China, Japan
und Mejiko, 18 Koniferen aus Italien und Spanien, von den Kanaren,
aus Kleinasien und Persien, vom Himalaya, aus China, Japan, Australien
und Nordamerika, 3 Kasuarinen aus Australien, 49 Palmen aus den
Tropen und Subtropen aller Erdtheile, 5 Dracänen von den Kanaren, aus
Madagaskar, Australien, Neuseeland und Brasilien, 26 Aloe aus Südafrika,
Ost- und Westindien, 12 Yucca aus dem südlichen Nordamerika, 17 Agaven
aus Mittel- und Südamerika, 3 Bananen aus Nordafrika, Abessinien und
11
China, 5 Ficus aus Ostindien, China, Japan und Australien, 3 baumförmige
Euphorbien aus Afrika und Südasien , 5 Proteaceen aus Australien und
Südamerika, 73 Cacteen aus Mittel- und Südamerika, 8 Eisblumen vom
Kapland, 10 Myrtaceen aus Australien, Neuseeland und Brasilien, 15 echte
Akazien aus Afrika, Südasien und Australien. Upd diese Pflanzen nebst
zahlreichen anderen, die fast ausnahmslos Orten geringerer geographischer
Breite und damit warmen oder heissen Landstrichen entstammen, gedeihen
in San Remo ohne jeden Winterschutz, treiben Blüthen und bringen zu
einem Th eile durch den Winter hindurch Früchte zur Reife. Dies Letztere
schien mir besonders bezeichnend für die Milde des Klimas und deshalb
grösserer Beachtung werth, als ihm bisher geschenkt worden ist, weshalb
ich gesucht habe , die dem ligurischen Gebiete fremden Subtropen- und
Tropenpflanzen festzustellen , deren Fruchtreife in San Remo bisher be-
obachtet worden ist; ich kann nun als solche notiren: Cycas revoluta sowie
mehrere Arten von Encephalartos und Zamia , Araucaria excelsa , mehrere
Kasuarinen, Dattel- und Zwergpalmen, Philodendron pertusum , Aloe, Yucca
(bemerkenswerth besonders Y, baccata mit essbaren Früchten), Testudinaria
elephantipes , Agaven, Bananen, Strelitzia , Hakea eucalyptoides , Eugenia ;
Fambor , Persea gratissima , Diospyros Kaki, Aralia in mehreren Arten,
Cookia punctata, Passifloren, Opuntien, Eucalyptus globulus, E. amagdalina
und E. Ekakeana, mehrere Melaleuken, Metrosideros, Pisidium Arcissa, Mes-
pilus japonicci, Cerasus lusitanica, Chironia baccifera, Swainsonia Osbornii ,
viele Akazien, Schinus molle , Citronen- und Orangenarten, Magnolien und
Anona triloba. Jedenfalls ist mir noch mancherlei entgangen, doch dürfte
das Vorstehende genügen, um die Triebkraft des Sanremeser Klimas zu
erweisen. Im Laufe der Jahre erleiden allerdings die sehr empfindlichen
Pflanzen in San Remo manchen Frostschaden, obgleich die Mitteltemperatur
der drei Wintermonate Dezember, Januar und Februar nach der niedrigsten
Berechnung 10,5° beträgt, also besser ist als die Deutschlands im ganzen
Jahre. Im Winter 1888 bis 89 sank das Thermometer gegen Morgen
ungewöhnlich oft, nämlich achtmal bis zu 0 0 oder etwas darunter, und
bei jedem Fallen unter 0 0 zeigte sich sofort ein mehr oder minder grosser
Theil der Blätter bestimmter Pflanzen schwarz, wie verbrannf ; ich sah das
an Bananen, Ricinus, Sparmannia africana, Wigand ia caracassana, Hibis-
cus rosa chinensis und den weicheren Pelargonien. Und als am 16. März
— 2° eingetreten waren, erschien der Frostschaden an den gleichen Pflanzen,
besonders an jungen Bananen noch erheblicher und dazu auch an Erug-
mansia candida. Wird es noch kälter, was äusserst selten geschieht, in
dem so ungewöhnlich rauhen Winter, den wir jetzt durchlebten, aber
stattgefunden haben dürfte, so frieren manche zarte Stauden, selbst hohe
Bananen bis zur Erde ab, im nächsten Frühjahre aber sprosst alles aus
den Wurzelstöcken wieder frisch empor, so dass hoffentlich auch heuer
die herrliche Vegetation der Riviera nicht sehr, oder doch nicht auf lange
Zeit gelitten haben wird. Jedenfalls geben diese Beobachtungen über die
Wirkungen ganz geringer Fröste auf bestimmte Pflanzen im Verein mit
der Thatsache, dass sich an der Riviera grosse Büsche und Stauden solcher
leicht erfrierenden Arten in Menge vorfinden, einen weiteren Beweis von
der Milde des dortigen Klimas.
Herr Schultz freilich will in dieser herrlichen Pflanzenwelt nur die
Wirkung vulkanischer Kräfte sehen, die er kühner Weise mit den heissen
12
Quellen von Abano (in den Euganeen!) und mit dem Gebiete der Ponza-
Inseln (bei Neapel!), sowie mit dem Erdbeben vom Februar 1887 in
Beziehung setzt. Dass er auch das letztere mit heranzieht, erweist, dass
er sich um die geologischen Verhältnisse Liguriens nicht gekümmert hat
und in der Erdbebenfrage um einige Jahrzehnte zurückgeblieben ist, denn
es fehlt jeder Anhalt, das furchtbare Ereigniss, welches 710 Menschen den
Tod und 620 anderen Verwundung brachte, auf Rechnung vulkanischer
Thätigkeit zu setzen. — Nebenbei mag hier erwähnt werden, dass der
Zusammensturz so vieler Gebäude und die dadurch bedingte grosse Zahl
der Opfer mit veranlasst worden ist durch elende Bauweise der Häuser
der Eingebornen und der weitgewölbten Kirchdecken, wie ich bei dem
zum Theil mit einem Baumeister unternommenen Besuche der Ruinen -
Stätten von Diano Marina, Pompejana, Castellaro, Bussana, Taggia und
Ceriana ersah, wie sich auch daraus ergiebt, dass kein einziger der in
solider errichteten Häusern wohnenden Fremden Schaden gelitten hat, und
dass die kräftig gebaute Kirche in dem fast ganz zerstörten Diano Marina
wenig und geringe Zeichen der Erschütterung aufwies; nach Palmieri
stand ja auch die schreckliche Verheerung, welche 1883 Ischia erlitt, in
keinem Verhältnis zu der Intensität und der Dauer der Stösse, sondern
rührte zum grössten Theile von der schlechten Bauart der Häuser her. —
Als die eingehendsten der mir bekannten Besprechungen des grossen
ligurischen Erdbebens habe ich zu erwähnen G. Uzzielli’s Le commozione
telluriche e il terremoto dal 23. Febbraio 1887 (Turin 1887) und: Das
Erdbeben an der Riviera etc, von Gustav Wolf, 2 Werke, die merk-
würdiger Weise in dem Abschnitte über die Fortschritte der Geophysik
in Wagner ’s Geographischem Jahrbuch, Bd. XIII, nicht mit angeführt
worden sind. Für uns haben besondere Bedeutung die Angaben des
preussischen Bergrathes Wolf aus Halle, der die furchtbare Katastrophe
in San Remo miterlebte und von da aus die benachbarten Stätten der
Zerstörung besuchte. Derselbe zeigt mit Hülfe einer nach der 1881 er-
schienenen geologischen Karte von Italien in vergrössertem Maassstabe aus-
gefübrten Veranschaulichung der Ligurischen und See -Alpen, dass die
Küstenketten dieser Gebirge durchweg aus Sedimentgesteinen und zwar,
soweit das Gebiet der starken Erschütterung vom Februar 1887 in Frage
kommt, aus tertiären Schichten bestehen, unter denen wiederum eocene
vorwiegen, und erklärt es „für durchaus unwahrscheinlich, dass der Vul-
kanismus hier irgend eine Rolle gespielt haben kann, denn im ganzen
Erschütterungsgebiete und den benachbarten Gegenden findet sich kein
Vulkan vor, weder ein thätiger noch ein erloschener, und überdies fehlt
dem Beben selbst jeder vulkanische Charakter“. Wolf weist dann auch
die von dem französischen Astronomen Flammarion in: Le petit Ni9ois
auf das Erdbeben der Riviera angewandte Spaltentheorie zurück, nach der
das Meer durch in der Erdrinde vorhandene Spalten bis zu dem feuer-
flüssigen Erdinnern vorgedrungen und die plötzliche Bildung grosser
Massen überhitzten Dampfes von unglaublicher Spannung veranlasst haben
soll, welche, mit grosser Gewalt entweichend, die Oberfläche erschüttert
hätten. Er erklärt ferner die bekannte Theorie von R. Falb für unbrauchbar,
hält es auch für durchaus unwahrscheinlich, dass in dem gegebenen Falle
Zusammenbrüche von Hohlräumen im Innern der Erdschichten als die
veranlassende Ursache des Bebens anzusehen seien , und bekennt sich
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endlich zu der Ansicht, dass die ligurischen Erdbeben gleich den meisten
derselben überhaupt zu denen gehören, welche die Wissenschaft als tek-
tonische bezeichnet und deren „Ursachen damit im Zlusammenhange stehen,
dass die Erde einer stetigen fortschreitenden Abkühlung unterworfen ist
und damit einer Verminderung des "Rauminhaltes, einem Einschrumpfen
unterliegt , welches vorzugsweise die oberen Schichten der Erde trifft.
Letztere werden auf einen kleinen Raum zusammengedrängt , und dabei
entstehen Gebirgsstauungen und Verschiebungen, mit welchen Erschütter-
ungen bald schwächeren , bald stärkeren Grades verbunden sind. Auf
einen derartigen Vorgang dürfte auch unser Erdbeben zurückzuführen
sein. Es spricht dafür:
1. Der ganze Charakter des Bebens, seine Verbreitung in der Richtung
des Hauptstreichens der Gebirgsschichten und die horizontale
Wirkungsweise der Stösse,
2. die geognostische Zusammensetzung und der stratographische Bau
des Terrains.“
Diese Auffassung eines klar sehenden Fachmannes, der auch ich, in
Erinnerung an die hochinteressante Fältelung zahlloser dünner Schichten
am Wege unterhalb San Romolo, huldigte, lange bevor ich von Wolf ’s
Abhandlung etwas wusste, lässt des Herrn Schultz’ Theorie von der
vulkanischen Heizung des Rivierenbodens sammt den aus ihr gezogenen
kühnen Folgerungen als eitel und hinfällig erscheinen; dennoch aber wurde
ich unerwarteter Weise gezwungen, noch weiter auf dieselbe einzugehen.
Ich fand nämlich zunächst auf einer von dem seiner Gesundheit halber
seit Jahren während des Winters in Ospedaletti weilenden Regierungsrath
Geigel aus Colmar entworfenen Kartenskizze der Umgegend von Ospedaletti
zu meiner Verwunderung eingetragen eine „grotta fumante , ehemaliger
Vulkan, 1300 m südwestlich vom Gipfel des Monte nero“, einer Kuppe
des allmählich nach Bordighera abfallenden Westendes des Bignone-Stockes.
Auf weitere Erkundigung hin erfuhr ich dann von einer in San Remo
ansässigen Familie, dass man hie und da ein eigenthümliches Getöse oder
Dröhnen vernehme , das nicht durch Steinbrucharbeiten veranlasst sein
könne und allgemein der vulkanischen Thätigkeit des Monte nero zu-
geschrieben werde, während mir Herr Geigel mittheilte, dass seine Ein-
tragung auf der Karte sich auf die Angaben der Eingeborenen und auf
eine Bemerkung von Nota in dessen (mir unzugänglich gebliebener) Ab-
handlung, Del terremoto avvenuto nella provincia di San Remo 1831,
stütze, welcher berichte, dass man angeblich des Nachts schon wiederholt
Flammen vom Monte nero habe aufsteigen sehen ; auch sei der Monte
nero bereits 1755, nach dem Erdbeben von Lissabon von der französischen
Akademie für einen Vulkan erklärt worden, und in dem Pfarrbuche von
Vallebona finde sich vom 5. August desselben Jahres eine lateinische Ein-
tragung, welche besage, dass an dem genannten Berge einer aus dem
Walde belastet heimkehrenden Frau in Gegenwart ihres Mannes, ihres
Sohnes und Anderer auf unsichtbare Weise und plötzlich die Kleider in
Stücke gerissen und der Körper gänzlich zerfleischt worden sei, mit Aus-
nahme des Gesichtes und der Brust, die aber auch an vielen Stellen enorm
verletzt erschienen seien. Dazu las ich dann noch in Kaden ’s Pracht-
werk, Die Riviera: „Der riesige (!?) Monte nero, ein düsterer Gesell, dem
man nachsagt, dass er in Vorzeiten vielfach vulkanische Launen gehabt
14
habe, was geologische Forschungen denn auch bestätigten. Sein Gipfel
ist wüst und kahl, seine Hänge sind mit Pinien umkleidet, aus seinen
Eingeweiden fliesst eine Schwefelquelle, die am Meeresufer zu Tage tritt“.
Diese Angaben, welche zu den Darstellungen auf der auch von Wolf
benutzten geologischen Karte von Italien und auf der Carta geognostica
dell Alta Italia in Uzzielli’s Werk, sowie zu Wolf’s und Uzzielli’s
Aeusserungen im schroffsten Gegensätze standen, mussten mich nöthigen,
der Sache möglichst auf den Grund zu gehen. Ich erstieg deshalb mit
meinem Sohne und einem ortskundigen Führer Ende April 1889 den
Rücken östlich vom Monte - nero - Gipfel und ging, da dieser im Gegensatz
zu Kaden’s Behauptung sich vollständig mit Kiefern besetzt zeigte, also
•keine Aussicht versprach, an seinem obersten Nordgehänge nach Westen
und dann über den Kamm zu der am Südhange befindlichen berühmten
„rauchenden Grotte“. Beim Aufstieg waren wir durchweg auf jenem hie
und da mit Bändern weissen Kalkspathes durchsetzten grauen Kalkschiefer
eocenen Charakters gewandert, der bei San Remo zum Theil schon unten
am Strande ansteht, einen grossen Theil des Bignone-Massives bildet und
mich durch allerdings nicht allzuhäufige, doch oft sehr hübsche Fucoiden
überrascht hatte; hier an der Steillehne nördlich von Ospedaletti war er
an vielen Stellen vollständig mit solchen versteinerten Algen erfüllt, sprang
aber unter dem Hammer so leicht und unregelmässig, dass sich die
prächtigen Fucoidenstöcke beim Herausschlagen zu unserem immer erneuten
Aerger mit dem Gestein stets in mehrere Stücke th eilten. Die von mir
mitgenommenen Gesteinsproben tragen nach Dr. Deichmül ler ’s freund-
licher Bestimmung Repräsentanten der Arten: Chondrites intricatus Brgt. sp.,
Ch. Targionii var. arbuscida Fisch -Oost., Ch. affinis Stbg. , Ch. ? inclinatus
Brgt. und Taeniäimn Fis eher i Heer.
An der Grotte selbst aber standen wir vor jenem hellgelben, weichen,
zerreiblichen pliocenen Mergelsandstein, der längs der ligurischen Küste
bei Albenga, an der unteren Taggia, an der Höhe der Stadt San Remo,
bei Bordighera und Ventimiglia, sowie bei Nizza in mehr oder minder
grossen Massen ansteht und mit Vulkanismus durchaus nichts zu thun
hat, dagegen hier und da zahlreiche Versteinerungen führt, von denen
Wolf seltsamer Weise nichts gemerkt zu haben scheint; ich konnte mich
dem Suchen von Petrefacten nicht hingeben, nahm jedoch im Vorbeigehen
bei Bussana und von der steil abstürzenden Wand am oberen Beragallo
in San Remo zahlreiche Fecten mit, und Goodschild soll an diesen
beiden Fundstätten nicht weniger als 51 Genera Univalven und 29 Genera
Bivalven nachgewiesen haben. So das Gestein der grotta fumante, die
eine vulkanische Ausbruchsstelle bilden soll! Doch auch der Form nach
ist dieselbe nichts weniger als ein alter Krater, sondern eine unbedeutende
Sandsteinkluft, wie solche in den Sandsteingebirgen sich zu Tausenden
finden, auf beiden Seiten mit je einem engeren Seitenspalt; der auf der
westlichen Seite ist durch von oben eingestürztes Gestein zu einem niedrigen
Tunnel geworden , der nur ein Durchkriechen gestatten würde. Durch
denselben sollen sich , nach Aussage unseres mit der unvermeidlichen
Vogelflinte bewaffneten Führers, in den grösseren Hinterraum oft Füchse
und Wildschweine (!) verkriechen, welche die Verfolger dann ausräuchern,
wodurch unser Sandstein spalt zur grotta fumante wird; sehr wohl ist
auch denkbar, dass in der windsicheren Kluft Jäger oder Holzfäller über-
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nachten und Feuer anzünden, das über die niedrigen Seitenwände empor-
leuchten und von der Küste bei Ospedaletti stets gesehen werden würde.
Als ich auf der berühmten Brücke St. Louis bei Mentone stand, welche
die Grenze zwischen Italien und Frankreich kennzeichnet, sah ich plötzlich
aus einer der an der steilen Schluchtwand befindlichen, scheinbar unzu-
gänglichen Höhlungen Rauch emporqualmen, dessen Entstehung bald ver-
ständlich wurde, als plötzlich ein halbwüchsiger Bursche der Grotte ent-
schlüpfte und sich in dem knorrigen Gesträuch zur Höhe emporarbeitete,
wo seine Ziegen weideten. Auch das war eine grotta fumante, die für
den ersten Augenblick fast räthselhaft erschien , obwohl heller Tag und
grosse Nähe die Beobachtung erleichterten. Auf jene Bemerkung im
Pfarrbuche zu Vallebona lässt sich die Hypothese von vulkanischer Thätigkeit
des Monte nero gewiss auch nicht gründen, denn zweifellos kann ein
plötzlicher vulkanischer Ausbruch, etwa einer Fumarole, nicht eine Person
neben anderen, ja mitten unter denselben („in medio eorundem“) so zer-
fleischen, wie der Bericht meldet; es liegt vielmehr der Verdacht nahe,
dass es sich da um ein Verbrechen handelt, dessen Schuld die Uebel-
thäter durch eine recht plumpe Fabel erfolgreich von sich ab und dem
harmlosen Monte nero zugewälzt haben. Von dem angeblichen Krater
stiegen wir am steilen, nicht mit Pinien, wie Kaden will, sondern mit
Seekiefer licht bestandenen Hang hinunter und wanderten trotz unserer
Ermüdung noch, um unsere Pflicht voll zu erfüllen, zu der am Fusse
der Küstenkette, unmittelbar neben der Eisenbahn und nahe dem Meere
in dem an Bordighera anstossenden Giunchetto hervorbrechenden Schwefel-
quelle. Eine da zu Tage tretende schwache Wasserader von ziemlich
starkem Schwefelwasserstoffgeruch und angeblich 20° Temperatur ist in
ein kleines, unbedecktes, viereckiges Bassin geleitet und wird hie und da
in primitivster Weise zu Bädern benutzt. Die Angabe der Eingeborenen,
dass das Wasser im Winter wärmer und im Sommer kälter sei, beruht
natürlich auf Gefühlstäuschung und wird nur wahr, wenn man in beiden
Fällen hinzusetzt: als die Luft. Am Abhange des Monte nero soll sich
eine zweite solche Quelle voifinden, eine dritte kennt man, wenige Stunden
von Bordighera entfernt, im Thale der Nervia unweit Isolabuona. Die
wenige Grad über der mittleren Jahrestemperatur der Luft liegende
Temperatur der Quelle von Giunchetto beweist ebensowenig den Zusammen-
hang des Wassers mit vulkanischen Kräften, wie der Schwefelgehalt, der
leicht auf andere Ursachen , z. B. den Schwefelkiesgehalt der Gesteine
zurückgeführt werden kann; ich fand bei San Remo eine hübsche Gruppe
von zumeist in Brauneisen-Pseudomorphosen umgewandelten Schwefelkies-
krystallen, aufsitzend auf grauem Kalkschiefer.
Auch die Ergebnisse unserer Beobachtungen am Monte nero sprechen
also gegen das Wirken vulkanischer Kräfte an der Riviera und damit
gegen jene mehr als kühne Hypothese des Herrn Geheimrath Schultz,
die wir sammt allem, was er über die Riviera sonst orakelte, in die wohl-
verdiente Vergessenheit versenkt sehen möchten.
Die im Februar 1890 von San Remo selbst aus- und in die deutschen
Zeitungen übergegangene Warnung des dortigen italienischen Arztes Dr.
Aicardi vor der Riviera hat glücklicherweise, wie der Besuch San Remos
in den letzten Wintern gezeigt hat, dem ligurischen Küstengebiete ebenfalls
keinen Abbruch thun können. Aicardi hatte behauptet, dass unter der
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eingeborenen Bevölkerung San Remos die Sterblichkeit an Schwindsucht von
Jahr zu Jahr zunehme infolge der Ueberschwemmung der Riviera mit
schwindsuchtskranken Fremden; man solle deshalb diesen in ihrem eigenen
Interesse den Besuch der Kiviera widerrathen. Dem gegenüber hat der seit
Jahrzehnten in San Kemo ansässige Dr. Goltz in der deutschen medici-
ni sehen Wochenschrift betont, dass eine zu obiger Behauptung berechtigende
sorgfältige Statistik der italienischen Aerzte nicht vorhanden sei, dass
thatsächlich die Zahl derer, die in San Remo an Schwindsucht sterben,
sich als verhältnissmässig sehr gering, jedenfalls als geringer als anderswo
erweise, und dass, wenn wirklich die Sterblichkeit an Tuberkulose bei den
Einheimischen etwas zugenommen haben sollte, dies seinen Grund haben
würde in der vielfachen Ansiedelung von Kranken aus Italien, sowie in
der veränderten Lebensweise vieler der Sanremeser, die früher ihre Oliven-
pnd Limonenpflanzungen bearbeiteten, während sie jetzt in geschlossenen
Räumen für die Fremden thätig seien. Ich möchte dem noch hinzufügen,
dass zu einer Mehrung der Schwindsucht unter den Bewohnern der
Riviera in den letzten Jahren auch daä Erdbeben von 1887 beigetragen
haben kann, durch das dieselben, mangelhaft bekleidet, an einem kühlen
Februarmorgen aus Bett und Haus getrieben und zu wiederholtem Näch-
tigen im Freien sowie zu längerem Wohnen in Holzbaracken gezwungen
wurden. Die dadurch veranlassten Erkältungen können sehr wohl bei vielen
der auf 18 000 berechneten Obdachlosen die Empfänglichkeit für den Tu-
berkelbaccillus gesteigert haben. Wer die schauerlichen, sonnenlosen,
feuchten, übel duftenden Gassen und Wohnhöhlen des alten San Remo
kennt, wird es sich aber gewiss nur durch die Annahme eines ganz be-
sonders günstigen Klimas erklären können, dass die Bewohner nur in
geringer und nicht vielmehr in grösster Zahl der Tuberkulose verfallen.
Auch eine dritte durch die deutschen Zeitungen gegangene Bewegung,
welche die Ablenkung der Lungenkranken von der Riviera mit erstrebt,
dürfte für diese ohne merkeuswerthe Folgen bleiben; ich meine die Be-
mühung mancher deutschen Aerzte, den Lungenkranken durch Winter-
aufenthalt auf den deutschen Nordseeinseln Heilung oder Linderung ihres
Leidens zu verschaffen. So sehr mich das Patriotische in diesem Ge-
danken anmuthet, und so sehr ich für die Heilkraft der friesischen Inseln
schwärme, — ich bin während der letzten 6 Jahre jeden Sommer vier
bis sieben Wochen lang dort gewesen und werde jeden weiteren, der mir
beschieden ist, dorthin pilgern — so kann ich mich doch für den Winter-
aufenthalt der Kranken auf unseren Inseln nicht begeistern, denn sie
scheinen mir dann für Körper und Geist nicht das zu bieten, dessen der
Kranke zur Ausheilung bedarf. Er bedarf dazu denn doch zunächst des
täglichen langen Yerweilens in freier Luft, das ihm in dem milden, wind-
armen, nebelfreien und an Sonnenschein reichen Klima der Riviera fast
für jeden Tag gesichert ist; wie oft aber wird er auf den rauhen, an
Stürmen und Nebeln reichen Nordseeinseln das Zimmer verlassen können?
Er bedarf sodann unausgesetzt der besten Ernährung, die an der ligurischen
Küste stets in einer jeden, auch den von ärztlicher Seite gestellten An-
forderungen voll genügenden Weise möglich ist, während unsere nordischen
Inseln im Sommer schon mit wechselnder, tadelfreier Fleisch- und Pflanzen-
kost viel schwerer zu versehen und thatsächlich auch weit weniger gut aus-
gestattet, im Winter aber zum grössten Theile auf die Zufuhr vom Festlande
17
angewiesen und dabei wohl jeden Winter für kürzere oder längere Zeit,
jedenfalls aber unberechenbar lange von demselben abgeschnitten sind.
Der Kranke bedarf endlich — das möge man doch nicht unterschätzen —
der geistigen Anregung, die am Golfe von Genua durch die Grossartigkeit
und Schönheit der Scenerie, durch die Kraft und Wärme der subtropischen
Beleuchtung, durch die Yielartigkeit und Ueppigkeit der ewig grünen und
mit duftenden Blüthen überladenen herrlichen Pflanzenwelt, durch eine
auch im Winter lebendige Thierwelt, durch die Eigenart, Beweglichkeit,
Heiterkeit und Singlust des italienischen Volksstammes und durch zahl-
lose historische Erinnerungen reichliche Nahrung findet, aber auf den ein-
förmigen, im Winter doppelt öden Düneninseln mit ihren schweren Nebeln,
der vorherrschenden Bewölkung des Himmels, dem kalten Ton der Be-
leuchtung, bei vollstem Mangel von Blatt und Blüthe und fast gänzlichem
Ersterben oder Verschwinden der Thierwelt, und in Gesellschaft unserer
biederen, aber körperlich und geistig schwer beweglichen, ernsten und
wortkargen Inselfriesen des genügenden Anstosses entbehren muss. Wenn
es schon, wie ich zu meiner unbegrenzten Verwunderung sah, möglich
ist, dass sich hochgebildete, aber freilich des Verständnisses für die Natur
entbehrende Leute an der Riviera nach mehrmonatlichem Aufenthalte an
einem und demselben Orte zu langweilen begannen, so muss doch unter
den während des Winters auf den Nordseeinseln internirten Kranken eine
geradezu tödtliche Langeweile Platz greifen. Ich kann mich für eine
Winterkur auf den friesischen Inseln ebensowenig erwärmen wie für eine
Sommerkur in Kalabrien und Sicilien, sehr wohl aber für Sommeraufent-
halt auf den Düneninseln der Nordsee und Winteraufenthalt in San Remo
und will diese ganze Erörterung mit einem Hinweise schliessen, der meines
Erachtens hohe Beweiskraft hat und Schultz ’s Forderung einer Sommer-
kur im Süden als überflüssig erweist: Die Deutschen, welche während des
Winters in San Remo die ärztliche Praxis ausüben und einige andere
Herren in öffentlichen Aemtern sind alle mehr oder minder ernst von
Lungenleiden heimgesucht gewesen und haben sich durch regelmässigen
Winteraufenthalt an der Riviera jahrzehntelang nicht nur das Leben, son-
dern auch die Kraft zu Ausübung ihres Berufes erhalten ; — der einzige
Kranke aber, der, weil er zu spät die ligurische Küste aufgesucht hatte,
während der Saison von 1888 zu 89 und zwar gleich am Beginne der-
selben im Hotel de Nice an Tuberkulose verstarb, war — so wollte es
ein merkwürdiger Zufall — der dirigirende Arzt des Krankenhauses auf
Norderney.
Es erübrigt nun nur noch, die Eigenart des Sanremeser Klimas
durch die dortige Winterthier weit zu erweisen, ich gestatte mir jedoch,
hier die Besprechung einer Erscheinung einzuschalten, welche gleich dem
Klima im Wesentlichen von den Luftverhältnissen abhängig und dazu ge-
wiss vielen der Sanremeser Wintergäste von Interesse ist. Es wird
allen Besuchern der Riviera kund, dass, wie von vielen anderen Punk-
ten der ligurischen Küste, so besonders auch von San Remo aus zuweilen,
doch immerhin selten das Felseneiland Korsika gesehen werden kann und
hie und da in so überraschender Klarheit sich am Horizonte aufbaut, dass
man nicht nur die Umrisse der Bergmassen scharf erkennen, sondern auch
weite öde Flächen und an den oberen Gehängen lagernde Schneefelder
deutlich unterscheiden kann. Tag für Tag schauen Tausende nach Süden
2
18
oder Südosten aus, um des wegen seiner Seltenheit und Zufälligkeit fast
märchenhaft erscheinenden Anblickes theilhaftig zu werden, doch meist
ohne Erfolg: und dann hört man immer und immer wieder über die
dicke, schwere Luft klagen, welche am Horizont ' lagere und Korsika ver-
hülle. Mit solcher Annahme aber ist das geehrte Publikum selbst in
dickem Nebel und schwerem Irrthum, denn thatsächlich ist für die Ri-
viera Korsika gerade nur dann sichtbar, wenn es in schwerer, dichter Luft
liegt. Es muss den ruhig Beobachtenden schon befremden, dass man von
dem fast 1300 m hohen Gipfel des Monte Bignone, wo man bei reiner
Luft die Insel stets erblickt, gewöhnlich nicht oder doch nicht wesentlich
mehr von derselben sieht, als hie und da unten in der Küstenniederun0’-
zieht derselbe nun in Rechnung, dass der mit der höchsten; Erhebung,
dem 2700 m hohen Monte Cinto belagerte nordwestliche Theil Korsikas
von San Remo 1°38/ entfernt liegt, so ergiebt sich ihm durch leichte
Rechnung, dass infolge der Krümmungsverhältnisse der Seeoberfläche alles
von dem korsischen Gebirgsmassiv , was sich weniger als 2600 m über
das Meer erhebt, unter dem Horizont von San Remo liegen muss, dass
also in gerader Linie nur die eigentliche Gipfelpyramide des Monte Cinto,
als kleine Eelszacke im Meere erscheinend, im günstigsten Falle gesehen
werden kann. Alles aber, was sonst von Korsika gelegentlich sichtbar
wird, muss, wenn schwere Luft auf der Insel liegt, durch Strahlenbrechung
über den Horizont gehoben sein, und die Gesetze der Physik lehren uns,
dass im vorliegenden Falle rund 1850 m mehr erblickt werden können,
als in gerader Linie, dass man also dann die Gebirgsmasse von Korsika
bis zu etwa 750 m Meereshöhe herab sehen kann. Je nach der grösseren
oder geringeren Dichtigkeit der schweren Luft, die auf Korsika liegt, wird
sich mehr oder weniger von jenem mit Einschluss des Monte-Cinto-Gipfels
1950 m mächtigen oberen Theile Korsikas dem an der ligurischen Küste
stehenden Beschauer zeigen.
Die Winterthierwelt von San Remo, die uns nun noch zu beschäftigen
hat, ist, soweit mir bekannt, noch niemals festgestellt worden, ebensowenig
wohl die irgend eines anderen Ortes der ligurischen Küste, und doch ist
dieselbe für die Beurtlieilung des Klimas von nicht geringerer Bedeutung
als die dortige frei wachsende Pflanzenwelt. Es ist natürlich, dass die
Fülle der subtropischen Thierwelt, die an der Riviera vorwiegen muss,
sich nur im Sommer zeigen wird, in dem der Subtropencharakter des
Klimas in verhältnissmässig starker Hitze und anhaltender Trockenheit zum
vollen Ausdruck kommt; diese Sommerfauna der ligurischen Küste ist
jedoch noch weniger bekannt, als das, was sich daselbst im Winter zeigt,
da in letzterer Jahreszeit vorwiegend durch französische Forscher besonders im
westlichen, französischen Theile der Riviera viel gesammelt wurde, freilich
ohne dass das Ergebniss des Sammelns zu Winterfaunen der betreffenden
Orte zusammengestellt und veröffentlicht worden ist. Viele der subtro-
pischen, südlichen, mediterraneen Thierarten werden also in der Umgebung
von San Remo im Winter überhaupt nie auftauchen oder sie werden da
nur verborgen im Winterquartier oder abgestorben zufällig gefunden wer-
den; doch auch viele der mitteleuropäischen Arten, die bei dem dortigen
Klima der sechs Wintermonate recht wohl im Freien ausdauern könnten,
haben sich bis zu gewissem Grade den dort herrschenden Wärmeverhält-
nissen angepasst und verbringen die ganze Zeit vom November bis April
19
oder doch die kälteste Periode vom Dezember bis Februar im Verborge-
nen in Winterruhe, so dass dann auch dort das Thierleben weniger als
sonst und vornehmlich nur an den sonnenwarmen Tagen in die Augen
fällt. Es bedarf also immerhin eines fleissigen, rastlosen und vielseitigen
Sammelns, um im Laufe eines Winters betreffs auch nur einiger Thier-
gruppen annähernd alles zu erbeuten, was dort in dem betreffenden Win-
ter lebend angetroffen werden konnte, „in dem betreffenden Winter“ muss
betont werden, denn selbstverständlich wird die Fauna in verschiedenen
Wintern einigermassen verschieden sein, da die klimatischen Verhältnisse
der letzteren schwanken und dazu manche Insektenarten nur periodisch
auftreten. Ausgeschlossen konnten bei meinem Sammeln werden die we-
nigen, selten sich zeigenden Arten der Säugethiere — ich habe auch that-
sächlich kein solches zu Gesicht bekommen — sowie die Vögel, die nach
den beiden berühmten Sammlungen von Orsini in Genua und beson-
ders von Durazzo in Cornegliano genügend besprochen worden sind; das
Museum Durazzo enthielt bereits 1841 nicht weniger als 336 Arten von
Vögeln, die an der Riviera und in den dieselbe begrenzenden Gebirgen
geschossen worden sind. Doch auch die übrigen, kleineren Thiere konnten
nicht alle beim Sammeln ins Auge gefasst werden, da die Jagd nach ge-
wissen Insekten nur dann erfolgreich ist, wenn man sich auf den Fang
der Thiere nur einer Ordnung beschränkt; ich rechne zu solchen Thieren,
denen man sich ausschliesslich widmen muss, die Schmetterlinge, die
Aderflügler, die Fliegen, auch wohl die Gradflügler und die kleine Thier-
Avelt der See. Die übrigen kleineren Thiere dagegen lassen sich recht
wohl gemeinsam mit ausgiebigem Erfolge sammeln, doch wird man auch
da das Augenmerk stets zunächst einer bestimmten Ordnung zuwenden
und hinter deren Vertretern die aller übrigen Ordnungen beim Fangen
zurücktreten lassen müssen. Ich sammelte so an der Riviera wie früher
in Aegypten, Palästina, Kaukasien, Mittel- und Norditalien und neuerdings
in Borkum stets in erster Linie Käfer, sodann alles, was sich mit solchen
leicht erbeuten lässt, nämlich Schnabelkerfe, von Aderflüglern nur Ameisen,
Spinnen, Tausendfüsse, Asseln, Conchylien, sowie Reptilien und Amphibien,
während ich von den anderen oben genannten Ordnungen nur das mit-
nahm, was sich, ohne das übrige Sammeln zu beeinträchtigen, d. h. ohne
besondere Mühe und Zeitverlust, bot. Es wird diese Andeutung genügen,
um zu erklären und za entschuldigen, dass von einigen Ordnungen so
wenig aufgeführt werden kann. Ich erlangte auf die oben beschriebene
Weise, lediglich unterstützt von meinem damals erst zwölfjährigen und im
Sammeln noch wenig erfahrenen Sohne an Kleinthieren Vertreter der folgen-
den Ordnungen in der beigesetzten Artenzahl: 5 Reptilien, 2 Batrachier, 1
Fisch, 520 Käfer, 34 Schmetterlinge, 10 Fliegen, 97 Schnabelkerfe, 31
Aderflügler, 16 Gradflügler, 2 Pseudoneuropteren, 143 Spinnen, 28 Tausend-
füsse, 10 Asseln und 101 Weichthiere, im Ganzen also 1000 Arten von
mit ganz wenigen Ausnahmen lebend gefangenen Thieren, deren manche in
grösster, viele in grosser Stückzahl hätten eingetragen werden können; einzelne
Arten von Seeigeln, Einsiedlerkrebsen und Cypris sind dabei nicht mit auf-
gezählt worden. Wenn wir mit dieser in San Remo gemachten Winterbeute
das vergleichen, was sich bei uns, oder selbst in der im Winter so rauhen
Po-Ebene in dem einmaligen Zeiträume vom 12. November bis zum 10. Mai
erjagen Hesse, so tritt sofort auch die Ursache jener reichen Winterthier-
2*
20
weit, der überraschend günstige Charakter des Rivierenklimas vor unser
Auge, — falls wir nicht in die Thorheit fallen, auch dies reiche Thierleben
auf vulkanische Heizung des Rivierenbodens zurückzuführen. Und dabei
muss noch betont werden, dass die Zahl der erjagten Thierarten zweifellos
noch weit grösser ausgefallen wäre, wenn nicht die Verhältnisse des Sammel-
terrains, besonders im Hinblick auf Strand- und Süsswasserthiere, sehr
ungünstige wären. 266 jener 1000 Arten sind im nördlichen und mitt-
leren Europa bisher noch nicht beobachtet worden.
Ueberschauen wir, um die Fanggelegenheiten kennen zu lernen, zu-
nächst von dem Molo des Hafens aus das Sanremeser Sammelgebiet, so
fällt unser Auge zuerst auf die am Fusse der Molenmauer zu deren
Schutze im Wasser liegenden grossen Steinblöcke, die mit einigen Arten
von Seeschnecken besetzt sind. Mit dem Boote an den Steinen hinfahrend,
kann man bequem sammeln; lässt man sich dann quer über die Hafen-
bucht zur Küste rudern, so bietet sich Gelegenheit mit dem Käferkätscher
einige der zahllosen Seeigel (Strongylocentrus lividus ) von dem nicht tiefen
Grunde heraufzuholen, wobei vielleicht auch einige Seeasseln in das Netz
gerathen. W ahrscheinlieh werden sich durch fleissiges Fischen vom Ufer
aus auch einige im Seewasser lebende winzige Käfer, den Ochthebien zu-
gehörig, auffinden lassen, da sie bei Genua nachgewiesen worden sind;
mir ist der Fang in San Remo nicht gelungen.
Der meist sehr schmale Strand ist für das Sammeln in hohem Grade
ungeeignet, denn er ist zumeist schwer zugänglich und vollständig mit
rundem, dioritischem Steingeröll bedeckt, das kein Thierleben birgt und
selbst die weiterher herbeigeschwemmten und durch die Brandung auf die
Steinbank geworfenen Gehäuse und Schalen abgestorbener Muschelthiere
in kürzester Zeit zertrümmert oder verunstaltet; auch fehlt ja der Wechsel
von Ebbe und Fluth fast ganz. So ist, besonders an der Ostbucht, von
jenem ergötzlichen und erspriesslichen Suchen von Käfern , Krebsthieren
und Mollusken, wie solches die Sandgestade gestatten, gar keine Rede;
selbst die nur selten in grösserer Masse an geschwemmten Seegrasgeniste
erwiesen sich als todt.
An der Westbucht war das Gestade insoweit besser , als im Meere
liegende Steinblöcke und Felsriffe eine Unzahl von Steinschnecken und
Bohrmuscheln trugen und angeschwemmte Korallen- und Pflanzenstöcke
eine Anzahl kleiner Mollusken bargen; immerhin war aber auch da das
Sammeln sehr mühsam und zu wenig ergiebig. Die steile Lehne, welche
von diesem westlichen Strande bis zu der Eisenbahn ansteigt, bietet hie
und da unter auf Lehmgrund liegenden Steinen eine hübsche, wenn auch
sparsame Ausbeute von Carabiden, Staphyliniden, Scydmäniden, Pselaphiden,
Spinnen und Gehäusschnecken. Die über der Bahn an der Westbucht
liegende erste schmale Terrassenstufe bildet den Corso mezzogiorno und
den Giardino del Imperatrice, die beide besonders gegen das Frühjahr hin
auf den blühenden Ziersträuchern massenhaft auftretende, doch gemeine
Coccinelliden und auf Tamarisken in Menge einen guten Nanophyes und
Berginus liefern. In der breiteren, gelind sich hebenden Küstenebene an
der Ostbucht lassen sich, wie allenthalben an den Mauern Spinnen, dazu
auch an im Schatten stehendem , feuchtem Mauer w'erk von Gärten und
Häusern in Masse Pupa cinerea ablesen, und die neu gepflanzten Sträucher
der Strandpromenade werden bald mancherlei tragen.
21
Ein Hauptgebiet täglichen Sammelns wurde mir der grosse Garten
des Hotel de Nice , der in seinem Haupttheile zahlreiche Arten von
Bäumen und Sträu ehern sowie Blumenbeete aufwies, während ein eben-
falls umfangreicher Nebentheil zum Gemüsebau und als Abraumplatz
diente. Hier bot sich jederzeit Gelegenheit zu ergiebiger Jagd, denn um
die durch den ganzen Winter blühenden Blumen flogen im Sonnenschein
Schmetterlinge, Aderflügler, Fliegen und Raub suchende Libellen, auf
Opuntien und Agaven sassen mit Yorliebe bestimmte Arten grosser Blatt-
wanzen, während sich in die herrlichen Rivierenrosen Cetonien einbohrten
und Halticiden die Resedablätter durchlöcherten. An den Dattelpalmen-
stämmen krochen träge grosse Gehäusschnecken , Limonen- und Orangen-
bäumchen sowie Bananen hatten sich die zahllosen Laubfrösche zur
Residenz erlesen, Mauereidechsen stellten an der Hotelmauer und auf
Agavenblättern der Beute nach, und überall, besonders auch unter den
sich ablösenden Rinden von Laubenlatten hausten Spinnen , an letzterer
Stelle auch Klein Schmetterlingslarven. Der erhoffte Nachtfang liess sich
freilich auch da nicht durchführen, da die mit Sonnenuntergang eintretende
Kühle den Flug der Abend- und Nachtfalter hinderte; auch würde der
Köderfang wohl durch den allzustarken Duft der Blumen resultatlos ge-
macht werden. Nur an den erleuchteten Gangfenstern des Hotels liess
sich hie und da ein angeflogener Nachtschmetterling erbeuten; durch Licht
die Thiere ins Zimmer zu locken war aber nicht thunlich, weil man des
Abends der schwärmenden Mücken halber die Fenster nicht öffnen durfte.
Erst Ende April oder Anfang Mai flogen durch die milde Abendluft
Leuchtkäfer, deren flügellose Weibchen in von phosphorischem Lichte
förmlich glühenden Mauerlöchern sassen. Der wenig gepflegte Neben-
garten des Hotels zeigte sich ganz besonders reich, denn die Gemüse und
ein ganzes Naturbeet von Symphytum bulbosum lieferten zahlreiche Hal-
ticiden, Scymnus und kleine Rüssler, alte Bretter und Tonnen trugen an
ihrer Unterseite Mengen von Anthiciden, Staphyliniden und mancherlei
Kleinkäfer, unter Steinen waren gemein mehrere Arten Nacktschnecken
mit der seltenen Testacella bisulcata , kleinere Gehäusschnecken, Raubkäfer,
sowie Scydmäniden und Pselaphiden; der an einem kleinen Abhange an-
gehäufte Jätabraum, in der Hauptsache aus Gras bestehend, lieferte auf
das Sammeltuch Unmassen von Staphylinen , freilich nur eine Vulda
gracilipes , einen einzelnen Carabus vagans , viele Clavicornier, Sphäridiinen
und Histeriden, sowie Tausendfüsse und Asseln, und alte Limonen- und
Feigenbäume bargen unter der Rinde in der Winterruhe befindliche Hal-
ticiden und im Innern zahllose Termiten sammt ihren Gästen, unter denen
besonders Choerorrhinus squalidus unser Interesse beansprucht. In dem
am Gehänge der Westseite befindlichen Garten des jetzigen Hotel Bristol
belebten gegen das Frühjahr 1884 hin Tausende von Mordelliden und
Mylabriden (Bruchiden) die blühenden Ziersträucher, während Chrysomela
americana eine als Beeteinfassung dienende Rosmarinhecke bevölkerte,
Halticiden, Coccinelliden, Scymnus , kleinere Rüssler, Clytus , Cetonien und
Blattwanzen bestimmte Pflanzen besuchten und Gehäusschnecken in Menge
unter den üppigen Blumenmassen hausten ; die Blätter der anstossenden Wein-
pflanzung liessen sich Haltica ampelophaga und ein Rhynchites schmecken,
während in den Wurzeln die Larve von Vesperus strepens arbeitete, der hie
und da in alters- oder wintermüden Stücken in den Häusern auftauchte.
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Was von dem Gehänge nicht zu Gärten benutzt ist, das ist zu
Oelbaumterrassen umgewandelt, die wiederum der freilich mühsamen
Sammelthätigkeit ergiebigen Boden gewähren. Im eigentlichen Winter ist
dort im Schatten der Oliven der niedere Pflanzenwuchs noch gering und
an Thieren arm, vom März an aber lässt sich daselbst auf reichem Blumen-
flor, insbesondere an Leontodon , Urospermum , Lotus u. a. eine arten- und
individuenreiche Beute an Käfern, Wanzen, Schlupfwespen u. a. kätschern,
wobei die Insekten oft durch mitgefangene Gehäusschnecken gefährdet
werden. Der Boden der Terrassen aber bietet besonders unter Steinen
auch vom Dezember bis Februar vieles und darunter mit die interessantesten
Arten. Frei auf dem Boden langsam laufend oder an den Terrassenmauern
sitzend zeigt sich uns nur hie und da eine Timarcha , ein SJcarabäus oder
ein Pentodon sowie an Oelbäumen die auffällige Limax Decampi , unter
den Steinen aber enthüllt sich reicheres Leben: zahlreiche Ameisennester,
zum Theil mit schmarotzenden Cicaden, werden aufgedeckt; in den Lehm
zur Winterruhe eingewühlte Skarabäen und Copris , Carabiden, Staphy-
liniden, Pselaphiden und Scvdmäniden mit dem seltnen Leptomastax ,
Dichillus , Dendarus und Asida , Gleonen, Acalles , Brachycerus und Minyops ,
Meloe und Chrysomelen , hie und da auch ein Vesperusy Spinnen und
Skorpione, Wanzen, Orthopteren und Embia- Larven, Tausendfüsse und
Asseln , ganze Nester oder einzelne Stücke grosser und kleiner Gehäus-
schnecken, zuweilen auch Schlangen und Schleichen liegen unter den
durch Einbruch der mörtellosen Mauern abgestürzten Steinen, Otior-
rhynchen und Skorpione hauptsächlich auch unter den obersten Decksteinen
der Stützmauern. Besondere Erwähnung aber verdient der Fang be-
stimmter meist blinder Kleinkäfer , der nur in den Subtropengebieten
lohnend ist; es handelt sich da vornehmlich um die Carabiden Anilins
und Scotodipnus , die Staphyliniden Octavius , Edaphus und Cylindrogaster ,
die Lathridier Anommatus und Langelandia und die Curculioniden der
Gattung Alaocyba. Diese kleinen, zarten, zumeist fast durchsichtigen und
hellgelben oder hellbraunen Thiere finden sich nur bei nassem Wetter
unter mittelgrossen Steinen, bei trocknerem aber nur an der Unterseite
grosser Blöcke, die etwas in den lehmigen Boden eingesenkt sind. Hat
man, wenn nöthig mit einem Hebel, den Stein umgedreht, so muss man
vor ihm niederknien und seine feuchtlehmige Unterseite mustern und
sieht dann die bald laufenden winzigen Carabiden und Staphyliniden leicht,
die weniger schnellen Anommatus und die phlegmatischen Rüsselkäfer
schon schwerer und am allerschwersten die flachen, grauen, auf der Ober-
seite stets mit zwischen die Riefen und Leisten der Flügeldecken und
des Halsschildes eingelagertem Lehm bedeckten Langelandien, die fest am
Steine angedrückt liegen bleiben, bis der Lehmüberzug desselben stark
zu trocknen beginnt; geschieht dies, so heben sie sich auf die kurzen
Beinchen und schieben sich langsam über die Fläche. Um sie besser zu
sehen und durch schnellere Trocknung des Lehms sowie durch Wärmung
und stärkere Beleuchtung zu beunruhigen, beleuchtet man wohl auch den Stein
mit einem grossen Brennglas, doch habe ich die Thierchen stets auch ohne
solches Hülfsmittel aufgefunden. Dieser Fang der kleinen Steinkäfer ist in
hohem Grade anziehend und lohnt dadurch die aufgewandte Zeit und Mühe;
in San Remo erbeutete ich so Vertreter der Gattungen Scotodipnus , Edaphus ,
Anommatus und Langelandia , doch nur die letztere in grösserer Zahl.
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Grosse Hoffnungen hatte ich auf das Sieben gesetzt, das oft so reichen
Kleinthierfang ergiebt, doch war das Aussieben des Mulmes der zahlreichen
alten Oelbäume fast resultatlos, nur eine in einen solchen eingelagerte
Heu- und Strohbucht lieferte ein etwas günstigeres Ergebniss, auch einige
Scotodipnen und zwei Arten der zierlichen Mcme-Schnecke. Einigermassen
besser, doch auch nicht gerade reich an Ertrag gestaltete sich das Durch-
sieben der auf manchen Terrassen stufen zu niedrigen Dämmen aufgehäuf-
ten Unrathmassen, die im Wesentlichen aus Erde, Sternchen, ausgerauften
Pflanzen, alten Oliven und Oelbaumbläftern bestand und unter Anderen
zahlreich Pselaphus Heisei , seltener bessere Pselaphiden und Scydmäniden,
viele Acalles, wenige Peritelus nicaeensis und Trachyphlöeus , einige Hemipteren,
Tausendfüsse und vereinzelte Stücke kleiner Pupa- Arten enthielten. An den
höheren Gehängen des Monte Bignone, wo der Oelbaum der Buche und
Steineiche Platz gemacht hat, suchte ich vergeblich nach genügendem
Siebmaterial, da die dürftigen Buchen zu vereinzelt standen, und als ich
Ende Februar nach San Romolo hinaufgestiegen war, um probeweise dort zu
sammeln und mich günstigenfalls da eine Woche einzuquartieren, ergab das
Aussieben der dort, damals freilich auf noch zum Theil gefrorenem Boden
lagernden Massen von Edelkastanienlaub nur zahlreiche Stücke gewöhn-
licher Trechus , Pembidion und Paederus , während ein in der zweiten
Hälfte des März ausgeführter Besuch des Bignone-Gipfels unter den die
Spitze bedeckenden Steinen Harpalus dimidiatus und Pichillus minutus ,
sowie durch Abklopfen der unmittelbar unter der Kuppe stehenden Kiefern
einige Prachonyx pineti gewinnen liess.
Den Holz- und Borkenkäfern habe ich natürlich beim Besuche der
Olivenhaine wie der lichten Seekiefer- und der höher liegenden, dichteren
Föhrenbestände, an denen der Monte Bignone noch sehr reich ist, eifrig
nachgestellt, habe da aber wenig gefunden; dagegen lieferte mir der Holz-
stall des Hotel de Nice aus Kiefern-, Buchen- und Olivenholz eine sehr
erfreuliche Zahl solcher Käferarten, unter denen sich auch mehrere recht
gesuchte Thiere in grosser Menge fanden, und dazu auch einige Vertreter
anderer Käferfamilien, die unter Rinde leben. Ich habe so ziemlich alle
Zeit starken Regens nutzbringend in dem Holzstalle verbracht und bin
überzeugt, dass ein in San Remo ansässiger Sammler durch Anlegung
einer für den Fang berechneten sogenannten Holzkammer und Eintragung
recht verschiedenartiger Hölzer und Stauden noch sehr viel von mir
nicht Gefundenes und darunter gewiss viel Interessantes wird erbeuten
können.
Mist- und Dungkäfer zu sammeln bietet sich, wie überhaupt in den
südlichen Ländern, so auch in San Remo reichlich Gelegenheit, wiewohl
es mit Ausnahme der Esel an Vieh, besonders aber an Kühen mangelt,
denn es liebt ja dort der an das Leben in freier Luft gewöhnte Mensch
die Produkte seiner Verdauungsthätigkeit auch im Freien, auf den Oel-
baumterrassen, leider auch mit Vorliebe unter den Eisenbahnbögen nieder-
zulegen, durch die man zum Strande gelangen kann. Wenn trotzdem
nun die Zahl der von mir von dort mitgebrachten derartigen Käfer nicht
sehr gross ist, so liegt das wesentlich daran, dass es im Sammlerleben
auch des eifrigsten Entomologen nicht nur Augenblicke, sondern ganze
Perioden giebt, in denen er für solches Sammeln geistig und körperlich
nicht recht gestimmt ist.
24
Y erhältnissmässig arm ist das Süsswasserthier] eben, denn dasselbe ist
lediglich auf die vom Monte Bignone kommenden Torrente (Giessbäche)
angewiesen, die, an steilem Gehänge herabstürzend, nur in den auf kleinen
Stufen sich bildenden Becken und in dem sehr kurzen Laufe durch die
ganz schmale Küstenebene Thiere beherbergen können, in diesen ruhiger
fliessenden Partien aber entweder von der Seife der Wäscherinnen schäu-
men oder, wenigstens im Unterlaufe, durch die Abführwässer der Oel-
mühlen so verunreinigt sind, dass die Steine und Wasserpflanzen mit
einer widerwärtigen, flockigen Schicht einer halb ausgelaugten Oelschmiere
bedeckt sind; im mittleren Lorenzobache ist ausserdem die an einem vom
Wasser überströmten Felskopfe befindliche Pflanzenmasse, die in normalem
Zustande Elmis , Ochthebius und Hydraena einschliessen müsste, vollkom-
men mit Kalk übersintert; bei solchen Yerhältnissen muss es überraschen,
dass überhaupt noch thierisches Leben in diesen Gewässern sich vorfindet.
Bas Sammeln in denselben ist noch dadurch sehr erschwert, dass sie am
Unterlaufe durch Abschluss der daran liegenden Privatbesitzungen und
im oberen und mittleren Laufe durch die Steilheit der Uferfelswände
schwer und nur an wenigen Stellen zugänglich sind; ich beobachtete da-
rin die ersten Entwickelungsformen von Kröten, einige Aale, 42 Arten
von Wasserkäfern, einige Lesteva , 9 Arten Wasserwanzen, Libellula-L'drvQn ,
6 Arten Conchylien und eine Cypris in zahlreichen Stücken.
Um zuverlässige Bestimmung der sämmtlichen erbeuteten Thiere zu
erlangen, musste ich in reichem Maasse die Hilfe von Fachmännern in
Anspruch nehmen, die mir allenthalben, wo ich anklopfte, auf das Liebens-
würdigste gewährt worden ist. So bestimmten die Herren Major Br. L.
v. Heyden, Br. Eppelsheim, Weise, Reitter, Br. Stierlin, Gangl-
bauer, Schreiner, Br. Flach und Baudi Käfer, Br. Puton die
Schnabelkerfe, Calberla Schmetterlinge, Albert Kuntze Fliegen, Br.
Heller und Kohl Aderflügler, Prof. Br. G. Mayr Ameisen, Prof. Redten-
b ach er Gradflügler, Prof. Br. Bertkau die Spinnen, Br. Haase die
Tausendfüsse, Prof. Koelbel die Asseln, Prof. Br. Boettger die Rep-
tilien, Batrachier und Mollusken; ihnen allen auch hier herzlich zu danken
ist mir eine liebe Pflicht.
In der nun folgenden Aufzählung sind die bisher in Nord- und Central-
europa noch nicht gefundenen Arten mit einem * versehen. Bie hinter
den Namen stehenden Zahlen geben die Anzahl der erbeuteten Arten oder
Stücke an.
Reptilien: 5.
*Tarentola mauritanica L., 2 Stück, von denen das eine nach Art der
Geckos an der Zimmerdecke laufend gefunden wurde, und ein Ei aus
einem Loche einer Terrassenmauer.
Anguis fragilis L., 5 variirende Stücke unter Steinen am Beragallo.
Lacerta muralis Laur. typ., überall an Mauern gemein.
* — ocellata Baud., am Gehänge des Bernardo-Thales gesehen.
*Coronella girondica Baud., 1 Stück unter einem Steine am Francia-Thale.
H assall erwähnt nach Bestimmungen von G. L. Fenton ohne An-
gabe der Jahreszeit von San Remo: Goluber Aesculapi . Coronella
girondica, Tropidonotus natrix var. siculus , Tr. viperinus, Calopeltis
lacertina u. Lacerta ocellata,
25
Batrachier: 2.
Bufo vulgaris Laur., 1 Stück im Foce-Thale; Laich und Junge im
Bernardo- und Loren zo-Bache.
*Hyla meridionalis Bttgr., (= H. Perezi Bosca = II. barytonus Her.-
Rey). Das Thier war früher von Böttger nach todten Stücken für
eine Varietät unseres gemeinen Laubfrosches gehalten worden; als
ich ihm aber, durch das nicht quakende sondern mehr schnarrende
Geschrei der Thiere aufmerksam geworden, lebende Stücke sandte,
erkannte er in denselben eine besondere Art. Gemein besonders
auf Orangen- und Limonenbäumen, von deren einem man zuweilen
ein halbes Dutzend und mehr abschütteln kann , im März und April
auch zahlreich in Tümpeln am Beragallo. Gegen das Frühjahr hin
durchtönt an jedem milden Abende stundenlang und ununterbrochen
das Schnärren von Tausenden der verliebten Laubfroschmännchen die
Rivierenlandschaft.
Nach Hassall sollen noch Vorkommen: Bufo viridis, Pelodytes
punctatus und Bombinator igneus.
Fische: 1.
Anguilla fluviatilis C., 2 etwa fingerlange Stücke in dem Tümpel des
Lorenzo-Baches, der unmittelbar unterhalb Pietro liegt. Es waren
dies die einzigen Fische, die bei dem vielen Fahnden nach Wasser-
käfern in den Kätscher kamen. Ist es schon schwer begreiflich, dass
die Aale in dem unreinen Wasser des Baches leben können, so er-
scheint es doch noch räthselhafter, wie sie auf ihrer Wanderung den
riesig hohen, steilen Felsabsturz unmittelbar unter jenem Tümpel zu
überklettern vermochten.
Käfer: 520.
Carabidae: 33.
Procrustes coriaceus L., selten unter grossen Steinen auf den Terrassen.
*Carabus vag ans Oliv., 1 Stück tief im Jätabraum.
Bembidion lampros Hbst., in Menge Ende Februar aus Kastanienblättern
bei San Romolo gesiebt.
* — praeustum Dej., 1.
— nitidulum Marsh., 1.
* — minimum F. var. rivulare Dej., 1.
*Tachys haemorrhoidalis Dej., 1 St. mit nur schwach angedeutetem rothen
Fleck; bei San Remo gesiebt.
*Scotodipnus Anbei Saulcy, einzeln unter grossen Steinen der Terrassen,
in Anzahl aus einer in einem hohlen Oelbaume liegenden Strohbucht
gesiebt.
* — affinis Baudi, unter grossen Steinen selten.
Trechus palpalis Dej., bei San Romolo in Kastanien blättern häufig.
*Laemosthenes algerinus Gory, unter Steinen der Terrassen sehr selten.
Pterostichus melas Creutz., ebenda selten.
*Percus Villae Kraatz, ebenda 3.
Amara aenea Dej., an der Strandlehne selten.
*Acinopus picipes OL, ebenda und auf den Terrassen nicht selten.
*Aristus dama Rossi, sehr selten.
26
* Opitonus diffinis var. rotundicollis Frm., selten.
— puncticollis Payk., selten.
* — rotundatus Dej., selten.
— calceatus Duft., selten.
Harpalus psittaceus Fourcr., selten.
— rubripes Duft., selten.
* — dimidiatus Rossi, nicht selten, im März auch unter Steinen auf
dem Gipfel des Monte Bignone.
B radycellus verbasci Duft., 2.
AcMpalpus meridianus L., 1 St. von der Strandlehne.
*Licinus silplioides Rossi, selten an der Strandlehne.
— granulatus Dej., ebenso.
Metablelus truncatellus L., 1.
— foveatus Fourcr., 1.
Blechrus maurus Sturm, nicht selten im Gesiebe.
Dromius linearis Oliv., 1.
— meridionalis Dej, 1.
— fenestratus F., 1.
Dytiscidae: 15.
*Haliplus badius Aub., im Bernardo- und Lorenzobach nicht gar selten.
— lineatocollis Marsh., in allen Bächen gemein.
*Cnemidotus rotundatus Aub., im Bernardo-Bache nicht selten.
*Bidessus bicarinatus Latr., nicht selten.
— delicatulus Schaum, häufig, besonders im Bernardo und Lorenzo.
*Deronectes moestus Frm., ziemlich häufig.
*Hydroporus crux F., ziemlich selten.
— varius Aub., nicht selten.
— halensis var. fuscitarsis Aub., nicht selten.
* — limbatus Aub., selten.
* — obsoletus Aub., selten.
Laccopliilus interruptus Panz., gemein.
*Agabus brunneus F., ziemlich selten.
— biguttatus Oliv., 1.
— bipustidatus L., selten.
Gyrinidae: 1.
Gyrinus urinator 111., häufig.
Hydrophilidae: 25.
*Hydrous pistaceus Lap., 1 St. im Bernardo-Bache.
Helochares erythrocephalus F., sehr selten.
Anacaena bipustidata Marsh., häufig.
— globula Payk., nicht selten.
*Laccobius gracilis Mötsch., selten.
— nigriceps var. maculiceps Rottbg, selten.
— scutellaris Mötsch., gemein.
— — var. atratus Rottbg, seltener.
— — var. minor Rottbg, nicht selten.
*Limnebius nitiduloides Baudi, nicht häufig.
* — dissimilis Kuw. n. sp., häufiger, besonders im oberen Lorenzo bei
San Pietro.
27
*Limnebius sericans Muls., ziemlich häufig im ßernardo.
Cercyon flavipes F., nicht selten im Abraum.
— — var. erythropterus Muls., 3.
— melanocephalus L., selten.
Megasternum obscurum Marsh., und
Cryptopleurum ätomarium Oliv., gemein im Jätabraum im Hotelgarten.
Sphaeridium bipustulatum F., selten.
Helophorus rugosus Oliv., und
* — obscurus Muls., im Bernardo.
*Ochthebius exaratus Muls., sehr selten.
— bicolon Germ., etwas häufiger im Lorenzo.
Hydraena, testacea Curtis, häufig im Lorenzo.
— angustata Sturm, ebenso.
— nigrita Germ., häufig im Bernardo- und Foce-Bach.
Parnidae: 2.
Limnius troglodytes Gyll., 1.
* Pärnus intermedius Kuw. n. sp., 1.
Staphylinidae: 99.
Ocalea picata Steph., 1 St. im Genist.
Chilopora longitarsis Er., häufig im Jätabraum des Hotelgartens.
Calodera umbrosa Er., 1 St. am Ufer des Foce* Baches.
Phloeoptera reptans Grav., 3 St. und
— corticalis Grav., 2 St. unter Rinde von Seekiefer im Holzstall.
Oxypoda opaca Grav., gemein im Jätabraum.
— sericea Heer, 4 St. im Gesiebe der Oliventerrassen.
Aleochara bipunctata Ol., 1.
— crassiuscula Sahib., 1.
— nitida Grav., 1.
Drusilla canaliculata F., 1 St. im Abraum.
*Callicerus atricollis Aub., 1.
Colpodota sordida Marsh., im Abraum und vielfach im Gesiebe gemein.
— pygmaea Grav., 1.
— aterrima Grav., 1.
— fungi Grav., 6.
— laticollis Steph., selten.
— fuscipes Heer, 2.
Thectura cuspidata Er., 1.
Liogluta vicina Steph., 2.
*Atheta Reyi Kiesw., 2.
— Pertyi Heer, gemein im Abraum und unter Brettern.
— trinotata Kr., 1.
— coriaria Kr., 3.
— oblita Er., 1.
— testaceipes Heer, 1.
— longicornis Grav., häufig im Abraum.
— occulta Er., 1.
— amicula Steph., 5.
— inquinula Er., 1.
28
Alconota insecta Thoms., 1.
— sulcifrons Steph., 1.
— gregaria Er., 1.
Falagria sulcata Payk., gemein im Abraum etc.
— sulcatula Grav., 1.
— obscura Grav., gemein wie sulcata.
Placusa complanata Er., nicht selten unter Seekieferrinde im Holzstalle.
Pronomaea rostrata Er., 1 St. an einer faulenden Orange.
Myllaena brevicornis Matth., 1.
Oligota pusillima Grav., häufig im Abraum, auch unter Steinen.
— flavicornis Luc., 1.
Leucoparyphus sylphoides L., 1 St. im Abraum.
Tachyporus hypnorum F., häufig und
— nitidulus F., sehr häufig im Abraum.
Conurus immaculatus Steph., 4.
— pedicularius Grav., selten.
Mycetoporus splendens Marsh., 2.
Quedius cinctus Payk., 1.
— lucidulus Er., 4.
Creophilus maxillosus L., 1.
Leistotrophus murinus L., 2 im Abraum.
Staphylinus chrysocephalus Fourcr., 1.
Ocypus olens Müll., unter Steinen der Terrassen recht häufig.
— pedator Grav., 1.
— - edentulus Block, 2.
Cafius sericeus Holme, 1.
Actobius rivularis Kiesw., 1.
Philonthus debilis Grav., 5.
— concinnus Grav., häufig, wie die meisten Philonthus besonders im
Abraum.
immundus Gyll., ebenso.
— fimetarus Grav , nicht so häufig.
— nigritulius Grav., gemein.
— thermarum var. maritimus Mötsch., 1.
— varians Payk., häufig.
Xantholinus punctulatus Payk., häufig.
— linearis Oliv., 1.
*Vulda gracilipes Duv. Von diesem seltenen Thiere lieferte der Abraum
trotz all meiner Bemühung nur ein Stück.
Lathrobium multipunctum Grav., 1.
Medon apicalis Kr., 2.
— propinquus Bris., 5.
— welanocephalus F., 2.
— ochraceus Grav., 1.
Scopaeus gracilis Sperk., 1.
Stilicus orbiculatus Payk. , im Abraum , unter Brettern und Steinen
gemein.
* Astenus curtulus Er., 1.
* — uniformis Duv., 2.
« — angustatus Payk,
29
Paederus Uttoralis Grav., gemein im Abraum und unter Kastanienlaub
bei San Roruolo.
Stenus asphaltinus Er.
* — scaber Fauv., 1.
*Edaphus dissimilis Aub., leider nur 1 St. an der Unterseite eines grossen
Steines am Monte Bignone etwa in der Höhe der Oelbaumgrenze.
Oxytelus inustus Grav., gleich allen Gattangsgenossen besonders im Abraum.
— sculpturatus Grav., gemein.
— nitidulus Grav., nicht häufig.
— complanatus Er., häufig.
* — speculifrons Kr., 2.
— tetracarinatus Bloch, gemein.
— Jiamatus Frm,, nicht selten.
Trogophloeus riparius Lac., selten.
— corticinus Grav., selten.
— pusillus Grav., selten.
*Lesteva Pandellei Fauv., einmal etwa ein Dutzend in dem Bache hinter
dem jetzigen Kaiser-Friedrichs-Krankenhause.
Omalium pusillum Grav., ziemlich häufig an faulen Orangen.
— rivulare Payk., im Abraum nicht häufig.
— caesum Grav., an faulen Orangen nicht häufig.
Protinus ovalis Steph., häufig im Gesiebe und an faulen Orangen.
— brachypterus F., selten ebenda.
— atomarius Er., selten ebenda.
Megarthrus affinis Mill., 1 Stück im Abraum.
Microp eplidae: 1.
Micropeplus fulvus Er., 1 Stück im Abraum.
Pselaphidae: 6.
*Euplectus intermedius Woll., selten im Gesiebe.
*Bryaxis nigriventris Schm., selten ebenda.
* — Chevrieri Aub., etwas häufiger ebenda und unter Steinen.
*Bythinus Schneideri Beitt. nov. sp., unter Steinen der östlichen Ter-
rassen nicht selten.
* — pedator Reitt., unter Steinen der westlichen Terrassen seltener.
Pselaphus Heisei Hbst., unter Steinen und besonders im Gesiebe häufig.
Scydmaenidae: 11.
Euthia Schaumi Kiesw., 1.
* Cephennhim maritimum Reitt., einzeln an der Unterseite von Steinen,
häufiger im Gesiebe.
— aglenum Reitt., 2 Stück unter grossen Steinen.
*Neuraphes myrmecophilus Aub., 1 Stück unter Steinen.
— subeordatus Frm., 3 ebenda.
*Cyrtoscydmus Helferi Schm., häufig, auch im Gesiebe.
— pusillus Müll., 2 Stück unter Steinen.
Scydmaenus tarsatus Müll., 3 Stück im Gesiebe.
— rufus Müll., 1 ebenda.
*Leptomastax sublaevis Reitt., 5 Stück unter Steinen der westlichen und
im Gesiebe der östlichen Terrassen.
BO
*Leptomastax nov. spec. prope hypogaeum Piraz., 1 Stück unter einem
Steine der Westseite.
Silphidae: 3.
Catops coracinus Kelln., 3 Stück im Abraum.
Colon griseum Czwal., 1.
— ruf es eens Kr., 2.
Anisotomidae: 1.
Liodes ccäcarata Er., 1.
Clambidae: 2.
Clambus pubescens Redtb., 4.
*Loricaster testaceus Muls., 2.
Corylophidae: 3.
Sericoderus lateralis Gyll., gemein im Abraum und Gesiebe.
Orthoperus punctum Mrsh., 1.
*Bhypobius velox WolL, 4.
Trichopterygidae: 5.
Ptenidium pusillum Gyll., 2.
Trichopteryx grandicollis Maerk., selten.
— thoracica Waltl, 2.
— intermedia Gillm., ziemlich selten.
— fascicularis Hbst, häufiger.
Phalacridae: 2.
Olibrus liquidus Er., häufig.
-- affnis Strm, häufig.
Eudomy chidae: 2.
Symbiotes gibberosus Luc., selten.
Mycetaea hirta Marsh., nicht selten.
Cryptophagidae: 13.
Cryptopliilus integer Heer, häufig.
* Leucohimatium elongatum Er., 2.
Cryptophagus pilosus Gyll., selten gleich den übrigen unter Steinen oder
im Frühjahre gekätschert.
— affinis Strm, selten.
— cellaris Scop., selten.
— distinguendus Strm, selten.
— dentatus Hbst et varietates, häufig.
— scanicus L., nicht häufig.
* — var. hirtulus Kr., häufig.
Atomaria atricapilla Steph., nicht selten.
— pusilla Payk., nicht selten.
— nigripennis Payk., 1.
Ephistemus globulus Payk., gemein unter Brettern und im Abraum.
Lathridiidae: 13.
*Anommatus planicollis Frm., 3 ungemein an Grösse variirende Stücke
unter grossen Steinen der Terrassen am Francia-Thale.
)
31
Lathridius angusticollis Gyll., selten.
* — productus Rosenh., häufig.
— nodifer Westw., 1.
Enicmus minutus L., häufig.
— transversus Oliv., selten.
Corticaria elongata Gvll., 1.
* Melanophthalma sericea Mannh., 1.
— distinguenda Comolli, häufig.
— fuscipennis Mannh., gemein im Abraum.
— gibbosa Hbst, selten.
- — fulvipes Comolli, selten.
*Migneauxia crassiuscula Aub., 2.
Tritomidae: 2.
Typhaea fumata L., gemein.
*Berginus tamarisci Woll., auf blühender Tamarix tetandra im Giardino
del Imperatrice häufig.
Nitidu lidae: 6.
* Garpophilus mutilatus Er., 2.
— hemipterus L., 1.
*Meligethes rubripes Muls., selten.
— brassicae Scop., häufig.
— picipes Hbst, selten.
Rhizophagus depressus F., 2.
Colydiidae: 4.
Coxelus picüis Strm, 1.
*Langelandia Reitteri Belon; durch viele Mühe wurden unter grossen
Steinen der östlichen Terrassen an 50 Stück erbeutet, meist mehrere,
einmal 13 zusammen. Die Art war bis dahin nur von Korsika und
Sardinien bekannt, ist dazu später auch in Algier nachgewiesen
worden. Die kleinen meist mit Lehm bedeckten Thiere sind schwer
zu sehen.
Colydium elongatum F., 1.
Aulonium ruficorne Oliv., 1.
Cucujidae: 8.
*Laemophloeus elongatus Luc., 1 Stück von Reitter bestimmt. Die Art
für Europa neu.
Silvanus bidentatus F., 6 St. unter Rinde von Seekiefer im Holzstall.
Cathartus advena Waltl, 1.
Monotoma spinicollis Aub., selten, gleich den übrigen im Abraum und
unter alten Brettern.
— quadrifoveolata Mötsch., 1.
— quadricollis Aub., nicht häufig.
— brevicollis Aub., ziemlich häufig.
— picipes Hbst, 5.
JD ermestidae : 4.
Dermestes Frischi Kugel., selten.
— lardarius L., 1.
32
*Hermestes aurichalceus Küst., in Nestern der Porthesia similis Füssli
von Pinus maritimus des Monte Nero in Anzahl gezogen.
Anthrenus verbasci L., gemein auf Blüthen.
Histeridae: 11.
*Platysoma elongatum Oliv., 1.
* Hist er major L., 1.
— cadaverinus Hoffm., 1.
— duodecimstriatus Schrak, 1.
— corvinus Germ., 2.
Par omalus parallelopipedus Hbst, 1.
Gnathoneus rotundatus Kugel., 2.
*Plegaderus Otti Mars., 3.
Onthophilus striatus Forst., 3 im Abraum.
Abraeus graniäum Er., 1.
Acritus nigricornis Hoffm., häufig unter alten Brettern.
Platy ceridae : 1.
Horms parallelopipedus L., selten.
Scarabaeidae : 21.
* Scarabaeus laticollis L. , nicht selten im Lehmboden unter Steinen im
Winterquartier, seltener zu Tage auf den Terrassen laufend. Hassal
erwähnt in seinem Werke über San Remo als Vertreter der Käferfauna
ausser Luciola italica , Cantharis vesicatoria und Aromia moschata
auch Sc. sacer , die dabei stehende Abbildung ergiebt aber Sc. laticollis.
* Copris hispanus L., selten.
* Onthophagus Amyntas Oliv.
— coenobita Hbst.
* — ovatus var. ruficapillus Brüll.
Aphodius fimetarius L.
— obliteratus Panz.
— varians Duft.
Oxyomus sylvestris Scop., häufig unter Brettern und im Gesiebe.
Pleurophorus caesus Panz.
Trox scaber L., selten.
Geotrupes stercorarius L.
* Pentodon punctatus Villers, nicht eben selten auf den Terrassen laufend.
*Oryctes grypus 111., wenige Stücke in der Erde des Hotel-Gartens.
* Tr opinota squalida L., nicht häufig und
Leucocelis funesta Poda, häufig gegen das Frühjahr hin.
Cetonia aurata var. lucidula Fieb. , nicht selten , besonders auf Rosen
und wie alle Cetoniinen besonders von März bis Mai.
Potosia affnis Andsch., 2.
* — floricola var. florentina Hbst, nicht häufig.
* — morio F., selten.
Valgus hemipterus L., auch erst gegen das Frühjahr häufiger.
Hupr estidae : 2.
* Ptosima 11-maculata var. 6-maculata Hbst, 1 Stück zugeflogen.
Traehys minuta L., 1 Stück gekätschert.
33
Rucnemidae: 1.
*T1iroscus asiaticus Bonv., 2.
j Elateridae: 1.
Drasterius bimaculatus Rossi, nicht oft gekätschert.
D ascillidae: 1.
Cyphon coarctatus Payk., vom März an oft gekätschert.
Cantharidae: 18.
* Lamprorhim Miäsanii Kiesw. Im Frühjahr 1884 in der zweiten Hälfte
des April 6S nicht häufig des Abends fliegend, die Weibchen mit
grün phosphorescirendem Lichte prachtvoll ruhig leuchtend in Mauer-
löchern. Nicht nur die Leuchtflecke der letzteren strahlten Licht aus,
sondern ausserdem war der ganze Hinterleib von Licht durchglüht,
das am stärksten an den Schulterecken bemerkbar war.
*Luciola lusitanica var. Mentonensis Perag. 1884 in der zweiten Hälfte
April nicht selten, 1889 ein einziges Stück am 26. April, dann selbst
bis zum 10. Mai keine. Hassal verwechselt die Art mit L. italica.
Das den Luciola eigene stoss weise Aufflammen des Lichtes verstärkte
sich, wenn man die Tbiere in die Cyankaliflasche oder in Spiritus
legte, zunächst bis zum baldigen Absterben, dann leuchteten die
weissen Flecke mit ruhigem grünlichen Lichte noch 5 — 55 Minuten
lang fort.
Rhagonycha fulva Scop., häufig.
— femoralis Brüll., häufig.
— var. nigripes Redtb., selten.
*Pygidia denticollis Schümm., seltener.
— punctipennis Kiesw., nicht selten.
*Malthimis fdicornis var. scriptus Kiesw., häufig, doch nur jj.
*Malthodes recurvus Baudi, häufig.
Drilus flavescens Rossi, nicht selten cM; es ist dringend zu empfehlen,
die ungeflügelten , larvenähnlichen in Schneckenhäusern zu
suchen, deren Bewohner sie fressen.
Charopus concolor F., häufig.
Axinotarsus ruficollis Oliv., nicht selten.
*Malachius flavilabris Waltl, selten.
Dasytes niger L.
— plumbeus Müll., häufig.
*Haplocnemus pectinicornis L. var., 1.
Danacaea pallipes Panz., gemein.
— nigritarsis Küst., häufig. , >
Cleridae: 2.
Clerus formicarius L, 1.
Necrobia violacea L., selten.
* ' f 1
Rruchidae: 3.
Bruchus (Ptinus) brunneus Duft., nicht häufig.
* — bidens Oliv., selten.
* — — var. minutus Lap., selten.
3
34
Byrrhidae: 1.
Byrrhus (Anobium) paniceus L.
Bostrychidae: 2.
*Sinoxylon sexdentatum Oliv., 3.
Stephanopachys substriatus Payk., 2.
Ciidae: 2,
Cis festivus Panz., selten. Ans dem Holzstalle.
*Rhopalodontus populi Bris., 3.
Tenebrionidae : 6.
* Stenosis angustata var. brenthoides Rossi, 2, unter Steinen.
*Dichillus minutus Sol., nicht allzu häufig unter Steinen am Strand-
gehänge, auf den Terrassen und auf dem Gipfel des Mte. Bignone.
*Asida JDejeani So]., einzeln im lehmigen Boden der Terrassen unter
Steinen.
*Dendarus tristis Rossi, selten am Strandgehänge.
Corticeus pini Panz., etwa ein DutzencT unter Rinde von Seekiefer im
Holzstall.
*Helops pygmaeus Küst , wenige Stücke unter Steinen.
Lagriidae: 1.
Lagria Jiirta L., vom März an auf Blumen.
Mordellidae: 5.
*Trotomma pubescens Kiesw., nicht häufig.
Anaspis Geoffroyi Müller, nicht selten mit
— maculata Fourcr., die gemein auf Blüthen grosser Crataegus glabra -,
Myosporum- und Pi^osporwm-Sträucher in Gärten.
— ruficollis F., seltener.
— subtestacea Steph., mit A. maculata , doch viel weniger häufig.
Meloidae : 1.
Meloe rugosus Marsh., 1 Stück unter einem Steine der Terrassen.
Im Sommer kommt, wie Hass all erwähnt und mir der Sanremeser
Grundbesitzer Lamperti bestätigte, die spanische Fliege, Lytta vesicatoria
vor, und zwar oft in solcher Menge, dass sie zum Verkauf gesammelt wird.
Anthicidae: 8.
*Euglenes sanguinolentus Kiesw., 1.
— populneus Panz., nicht selten gekätschert.
Formicomus pedestris Rossi, gemein unter feuchtliegenden Brettern im
Nebengarten des Hotel de Nice.
* Anthicus Rodriguesi Latr , mit Formicomus , häufig.
— floralis L., ebenda, selten.
* — quadriguttatus Rossi, ebenda, häufig.
*Ochthenomus punctatus Laf., ebenda, 2.
* — tenuicollis Rossi, ebenda, nicht selten.
Oedemeridae: 1.
Oedemera lurida Marsh., gegen das Frühjahr hin häufig.
35
Curculionidae: 50.
* Otiorhynchus aurifer Boh., 1 Stück unter einem Stein.
* — meridionalis Gyll., besonders unter den obersten Steinen der Ter-
rassen-Stützmauern häufig.
*Peritelus nicaeensis Stiert., im März auf den Terrassen in geringer Zahl
gesiebt.
Sitona Uneatus var. geniculatus Fahrs.
— sulcifrons Thunb.
* Trachyphloeus aurocruciatus Desbr. var., leider nur 1 Stück gesiebt.
JBarynotus obscurus F. var. ?, 1.
*Brachycerus algirus F., wenige Stücke unter Steinen.
Cleonus nigrosuturatus Goeze, 1, unter einem Stein.
* — excoriatus Gyll., 1, ebenso.
— alternans Hbst, 1, ebenso.
— pedestris Poda, 1, ebenso.
*Lixus anguinus L., 1.
* — Ascanii var. albomarginatus Boh., 1.
— elongatus Goeze., 1.
Minyops carinatus L., 1.
* Hyper a salviae Schrak, 1.
— variabilis Hbst, 1.
JBrachonyx pineti Payk., 3 Stück Ende März auf dem Mte. Bignone
unmittelbar unter dem Gipfel von Kiefern geklopft.
Orthochaetes setiger Beck, 2.
* Choerorrhinus squalidus Frm. Das bisher selten und nur von Des-
br ochers in Handel gebrachte Thier wurde von mir 1884 aus einem
alten Feigenstumpfe in 2 Stücken gesiebt und 1889 in grosser Zahl
in den Gängen von Termes lucifugus in einem alten Feigenbäume
im Nebengarten des Hotel de Nice gewonnen. Die hartgepanzerten
Rüssler dürften wohl den Termiten keinen Nutzen gewähren, sondern
von diesen nur gezwungenermassen geduldet werden; sie wählen ihren
Aufenthalt in den Gängen der Termiten, weil ihnen diese die Mühe
abuehmen. das Holz sich zum Frasse zu zerstückeln, ln dem Ge-
siebe aus jenem alten Feigenstumpfe fanden sich auch Ameisen; es
ist also möglich, dass dort die Choerorrhinus aus gleicher Ursache
bei Ameisen schmarotzten. Ich nahm Stücke des von den Termiten
durchfressenen Feigenholzes mit nach Dresden und habe daselbst noch
wiederholt lebende Choerorrhinus ausgelesen. Perris sagt in seiner
Arbeit „Larves des Coleopteres“ nur: „Die Larven von Choerorrhinus
squalidus sind in Ulme, die des Ch. brevirostris in Feigenbaum ge-
funden worden“, er wusste also nichts davon, dass Ch. schmarotzt,
was wohl überhaupt neu sein dürfte. Die beiden von Perris noch
unterschiedenen Arten aber werden jetzt für eine gehalten.
Codiosoma spadix Hbst, 8 Stücke in dem eben erwähnten Feigenstumpfe;
es ist also möglich, dass auch diese Art bei Ameisen schmarotzt.
Eremotes planirostris Panz., 1.
Acalles Anbei Boh., selten unter Steinen und im Gesiebe von den Terrassen.
* — variegatus Boh., häufig ebenda, auch am Ufergehänge des Meeres.
* — Hioeletianus Germ., seltener als variegatus ebenda.
Coeliodes affmis Payk., 1.
86
Ceuthorrhynchus quadridens Panz., 1.
* — faeculentus Gyll., nicht selten und
— assimilis Payk., häufig gekätschert.
Ccdandra oryzae L
Anthonomus rubi Hbst, häufig gekätschert.
*Tychius argentatus Chevr., selten.
* — tomentosus Hbst var. ?, 1.
— j picirostris F., 1.
Gymnetron pascuorum Gyll., nicht selten.
*Nanophyes pallidulus var. Doriae Bris. , gemein auf blühender Tamarix
tetandra im Giardino del Imperatrice.
Magdalis barbicornis Latr., 1.
- — aterrima L., selten.
*Apion tubiferum Gll., 1, gekätschert wie alle übrigen Apionen.
* — rugicolle Gll., 1.
— carduorum Kirb., häufig.
* — candidum Wenck., 1.
— semivittatum Gll., gemein.
— radiolus Marsh., häufig.
— assimile Kirb., nicht selten.
— pisi F., 1.
— malvae F., selten.
JRhynchites betulae L., selten auf Weinblättern.
Rhinomacer popidi L., selten.
Mylabridae: 14.
Die Vertreter dieser Gattung fanden sich besonders gegen das Früh-
jahr hin auf den Blüthen grosser kultivirter Sträucher und Bäumchen von
Schmetterlingsblüthlern wie Polygala -, Templetonia- , und Anthyllis- Arten
sowie auf wildem Urospermum und Leontodon der Terrassen , manche
Arten in unzählbarer Menge der Individuen.
Mylabris (Bruchus) pisorum L., 1.
— rufipes Hbst, mit zwei Varietäten gemein.
— rufcmana Boh., häufig.
— var. velutina Rey, häufig.
* — seminaria L. var. pedibus posticis pro parte rufis, mit einer
forma minor, gemein. Ich benenne die Varietät M. Sanremi.
— seminaria var. picipes Germ.
— — var. basalis Gyll.,
* — pusilla Germ., häufig.
— nana Germ., häufig.
— murina Boh., gemein.
— bimaculata Oliv., gemein,
— varia var. tarsalis Gyll., sehr klein, gemein.
— imbricornis Panz., selten.
* — tibialis Boh., selten.
Scolytidae: 16. y
Hylastes ater Payk., 1.
— attenuatus Er., nicht selten.
— palliatus Gyll., 2.
37
Hylurgus ligniperda F., nicht selten unter Seekieferrinde im Holzstalle.
Myelophilus piniper da L., ebenso.
— minor Hartig, seltener ebenda.
Hylesinus oleiperda F., selten lebend, oft todt in Oelbaumholz ebenda.
— fraxini F., häufig iu Buchenholz ebenda.
Phloeophthorus spartii Nördl., selten unter Seekieferrinde ebenda.
*Phloeotribus scarabaeoides Bernard, selten (meist todt) unter Oelbaumrinde
ebenda.
Crypturgus cinereus Hbst, gemein unter Seekieferrinde ebenda.
*Hypoborus ficus Er., selten in alten Feigenbäumen.
Pityogenes quadridens Hartig, nicht häufig unter Kieferrinde im Holzstall.
*Ips (Bostrychus) sexdentatus Boerner, häufig ebenda.
— — acuminatus Gyll., gemein ebenda.
— — proximus Eichh., häufig ebenda.
Cerambycidae: 6.
Ergates faber L., 1 9 im Garten des Hotel de Nice.
*Vesperus strepens F., einzeln, doch in Anzahl gefunden unter Steinen und
in hohlen Oelbäumen, kam auch, besonders in der ersten Hälfte des
Winters nicht selten in die Hausfluren. Ende Mai während der
Weinblüthe soll er an den Beben häufig sein, um den ausfliessenden
Saft zu schlürfen. Seine Larve schadet den Wurzeln der Weinstöcke.
Grammoptera ruficornis F., häufig auf Blüthen von Crataegus u. a.
Phymatodes lividus Rossi, 2.
Clytus arietis L., eine Anzahl Stücke auf Miobium nigrum in einem
Yillengarten der Westseite.
*Morimus funereus Muls , 1 .
Hass all erwähnt auch Aromia moschata als Bewohner des Sanremeser
Gebietes.
Clirysomelidae : 43.
Lema melanopus L., ziemlich häufig.
Crioceris lilii Scop., einmal einige Stücke auf Lilium candidum.
Lachnaea sexpunctata Scop., selten auf Urospermum.
* Cryptocephalus rugicollis Oliv., etwas häufiger auf Leontodon.
*Timarcha nicaeensis Villa, meist einzeln, doch nicht selten auf Wegen
oder an Terrassenmauern laufend.
Chrysomela haemoptera L., selten.
* — femoralis Oliv., 2.
* — Banksi F., nicht selten unter Steinen.
* — americana L., gemein an Rosmarin, der in einem Garten der West-
seite zur Beeteinfassung diente.
*Malacosoma lusitanica L. , gegen das Frühjahr häufig auf Urospermum
und Leontodon.
Gallerucella luteola Müll., in Anzahl unter Platanenrinde im Winterquartier.
*Podagrica semirufa Küst., nicht häufig.
* — intermedia Kutsch., nur, doch nach und nach in einiger Zahl, an
einem Stocke von Malva viscus arborea aus Jamaica, deren Blätter
sie siebartig durchlöcherte, in einem Garten der Westseite.
*Ochrosis ventralis 111., oft gekätschert.
Epitrix pubescens Koch, seltener.
1
38
Chaetocnema concinna Marsh., 1.
— aridula Gyll., 1.
— Jiortensis Fourcr., 1.
Psylliodes chrysocephala L., 1.
— — var. erytrocephala L., 1.
— — var. collaris Weise, 1.
* — laevifrons Kutsch., 1.
*Hcdtica ampelophaga Guer., häufig auf Weinblättern, die sie durchlöchert.
In ihren Larven schmarotzt sehr häufig eine kleine Schlupfwespe (die
Braconide Perilitus brevicollis). Da man von derselben aus Algier
und Europa bisher nur Weibeben gezogen hat, ist die Zucht der
Schlupfwespe ans den Larven der H . ampelophaga sehr zu empfehlen.
Phyllotreta variipennis Boield., in Anzahl an einem alten Limonenbaume
in Winterruhe.
— — var. guttata Weise, ebenda.
— atra F., nicht selten.
— cruciferae Goeze, ebenso.
— aerea All., ziemlich häufig.
— nodicornis Marsh., selten.
— procera Redtb., auf Reseda im Garten des Hotel de Nice häufig.
Aphthona nigriceps Redtb., nicht selten.
— pygmaea Kutsch., ebenso.
— euphorbiae Schrank, selten.
* — aenea All., 2.
*Longitarsus echii var. dimidiatus All., 1.
* — IÄnnaei Duft. , auf Symphytum bidbosum im Nebengarten des Hotel
de Nice vom März an gemein.
— rectilineatus Fourcr., 1.
— luridus Scop., häufig.
— — var. nigricans Weise, 3.
— pratensis Panz., häufig.
Dibolia occidtans Koch, 1.
Sphaeroderma testaceum F., 1.
* — rubidum Graells, 3.
Cryptostoma: 4.
Hispa atra L, nicht häufig.
*Cassida deflorata Suffr., 1.
— subferruginea Schrank, 1.
— vittata Yillers, gemein auf einem zur Heckenbildung benutzten
Mesembryanthemum. Die schönen grünen Streifen der lebenden Thiere
waren nach deren Tode weder durch Glycerin noch durch Yaselin
zu erhalten.
Coccinellidae: 38.
Adonia variegata Goeze.
— — var. carpini Fourcr., 4.
— — var. constellata Laich., 2.
— — var. ustidata Weise, 2.
— — var. neglecta Weise, 1.
Semiadalia undecimnotata Schneid., 1.
»
39
Adalia bipundata L., nicht häufig.
— — var. sexpustulata L., 2.
— — var. quadrimaculata Scop., 3.
CoccineTla septempundata L., nicht selten.
— decempundata var. quadripundata L., 1.
— — var. decempustulata L., 1.
— conglobata L., 2.
Halyzia duodecimguttata Poda, 1.
— vigintiduopundata L., gemein.
— quatuordecimpundata L., 2.
— — var. tetragonata Laich., 1.
— — var. fimbriata Sulz., 1.
Chilocorus bipustulatus L., gemein.
Exochomus quadripustidatus L., gemein auf blühenden Sträuchern des
Giardino del Imperatrice.
* — flavipes Thunb., häufig.
Platynaspis lateorubra Goeze, 1.
Hyperaspis reppensis Hbst, 3.
Phizobius litura F., häufig.
* — — var. discimaciäa Costa, etwas seltener.
Scymnus subvillosus Goeze, häufig.
— — var. juniperi Mötsch., 1.
— suturalis Thunb., 2.
— pallidivestis Muls., 3.
— arcuatus Rossi, 4 nebst
— — var. Hausmanni Gredl., 7, auf Rlüthen von Pytosporum odori-
feratum.
— pundilluM Weise, häufig.
— rubromaculatus Goeze, gemein.
— Apetzi Muls., häufig.
— interruptus Goeze, häufig.
— — var. basalis Rdtb., I.
— pulchellus Hbst, 3.
* — bipundatus var. nigrinus Weise, 3.
Anhangsweise mögen noch folgende 37 von mir bei San Remo nicht
erbeutete Arten Erwähnung finden, welche neben manchen bereits auf-
geführten von Herrn Major z. D. Dr. Lucas v. Heyden ebenfalls im Winter
in Bordighera nachgewiesen worden sind, denn sie werden sicher auch bei
San Remo Vorkommen. Es sind dies: Tachypus flavipes Schaum, *Calatlms
fuscipes var. pundipennis Germ., Oxypoda induta Rey, Colpodota parens Rey,
C. fungi var. clientula Er., Atheta crassicornis F., A. celata Er., Oligota
inflata Mnnh., Habrocerus capillaricornis Grav., Tachyporus solutus Er.,
Hderothops praevia Er., Quedius picipes Mnnh., Qu. scintillans Grav.,
Xantholinus tricolor var. meridionalis Luc., * Astenus melanurus Küst., Ast.
immaculatus Steph., Stenus argus Grav., Platysthetus nitens Sahib., Oxytelus
rugosus F., Omalium excavatum Steph., *Bathyscia ovoidea Frm., *Eucinetus
meridionalis Lap., Cartodere ruficollis Marsh., Omosita discoidea F., Hister
funestus Er., Throscus obtusus Curt., Dendarus meridionalis Muls., *Gonoce-
phalum rusticum Oliv., *Helops pygmaeus var. agonus Muls., Euglenes pruinosus
Kiesw., *Anthicus optabilis Laf. , *Peritelus Clairei Stierl., PUoeopJithorus
40
rhododactylus Marsh., Galleruca circumdata Duft., Podagrica fuscicornis var.
meridionalis Weise und Cynegetis impunctata L.
Schmetterlinge: 34.
Papilionidae : 2.
Papiiio Podalirius L, nicht selten.
— Machaon L , seltener.
Pieridae: 2.
Pieris hrassicae L., häufig.
— Daplidice L. var. gen. 1 Beilid, ice 0., selten.
Lycaenidae : 3.
Polyommatus Phloeas L., selten.
Lycaena Baton Berg., nicht selten.
— Icarus Rott., nicht selten.
Nymphalidae: 4.
* Vanessa Egea Cr. ab. J album Esp., selten.
— urticae L., häufig.
— Atalanta L., häufig, auch in sehr kleinen Stücken.
— cardui L., häufig.
Satyridae: 3.
Pararge Megaera L.
— Aegeria L. u. Egeria 0. (var. vulgaris Z.) forma intermedia.
Coenonympha Pamphilus L., häufig.
Hesperidae : 1.
Nisoniades Tages L., selten.
Sphingidae: 2.
Sphinx nerii L. , aus zwei Raupen gezogen, die im Nov. auf der Erde
liefen; weitere Raupen konnte ich auch auf den zahlreichen Oleander-
büschen nicht finden.
Macroglossa stellatarum L., sehr häufig.
Arctiidae : 2.
Arctia villica L., in Uebergängen zu ab. angelica B. Die Raupen, nicht
selten am Boden laufend oder unter Steinen , entwickelten sich im
April zur Imago.
*Euprepia pudica Esp., gezogen, die Raupen viel seltener als die der
vorigen Art.
Liparidae: 1.
Porthesia similis Fuessl. Die Nester am Monte Nero häufig.
Notodontidae: 1.
Cnethocampa pityocampa Schiff. Aus nach Dresden gesandten Raupen
daselbst gezogen. Am Monte Nero bei Ospedaletti auf Pinus mari-
tima und hie und da in den Villen- und Hotelgärten zu San Remo
auf Pinus austriaca lebten die Raupen in mächtigen, weithin sicht-
baren Nestern und wirkten, besonders am Monte Nero, verwüstend
41
in den Kieferbeständeu , ohne dass von Seiten der Porst Verwaltung
das Geringste gegen das fortschreitende Verderben gethan zu werden
schien. Zweifellos bezieht sich auf diese Art Hassal’s Bemerkung,
dass bei Cannes, Yillafranca und San Remo Bomhyx processionaria
zerstörend auftrete; das Uebel war also schon 1882 offenbar.
Noctuae: 9.
Biloba caeruleocephala L.
Agrotis pronuba L.
— C nigrum L.
— saucia Hb.
Brotolomia meticulosa L.
Plusia gamma L.
*j Hypena lividalis Hb.
— obsitalis Hb. und
— — var. trigonalis Costa , flogen Abends häufig an die erleuch-
teten Fenster.
Geometrae: 3.
Hemerophila abruptaria Thnb.
Cidaria fluctuata L.
Eupithecia pumilata Hb.
Gelechidae: 1.
Dasycera sulphurella F., aus Räupchen gezogen, die im Garten des Hotel
de Nice unter der losen Rinde alter Laubenstangen lebten.
Hassall hat in seinem Werke: „San Remo' and the western Riviera,
1879“, zwei Listen von bei San Remo gefangenen Schmetterlingen ver-
öffentlicht, die ihm von John Congreve und Crump mitgetheilt worden waren.
Diese Verzeichnisse enthalten zusammen 113 Arten, die aber zumeist sicher
nicht im Winter gefangen sind, also für unsere Zusammenstellung kein
Interesse bieten. Ein Vergleich mit unserer Liste zeigt, dass jene dort
ansässigen Sammler 15 Arten nicht gefangen haben, die wir erbeuteten.
Die Zahl der bei San Remo vorkommenden Arten beträgt aber sicher noch
weit mehr als 128.
Fliegen: 10.
Scatopse notata L.
Lonchoptera lacustris Mg.
Tachydromia cimicoides F.
Syrpkus arcuatus Fall.
— balteatus Mg.
Yetodesia lucorum Zett.
JExorista cheloniae Rond., entwickelte sich aus Puppen von Pieris
brassicae.
Macharaea serriventris Rond., aus Puppen* von Euprepia padica.
Dacus oleae Rossi, der Verwüster der Oliven, in deren einer oft zwei oder
drei seiner Larven leben.
Tephrytis ruralis Lw.
Stechmücken treten besonders im Spätherbst in Menge auf, so dass
man die Schlafstätten mit Muskitonetzen abschliessen muss.
42
Schnabelkerfe: 97.
Wanzen: 84.
Eurygaster hottentotta F., 1 auf Agave americana.
Ochetostefhus nanus H.-S., häufig’.
Sciocoris terreus Sehr., häufig.
* — Helfen Fieb., selten.
Aelia acuminata L., häufig.
*Peribalus distinctus Fieb., selten.
Carpocoris fuscispinus Boh., selten.
Palomena prasina L., selten.
Rhaphigaster grisea F., selten.
* Nezara viridula L., häufig, auf Opuntienkaktus, gleich den Yarietäten
* — — var. torquata F., seltener.
* — — varietas (schwärzlichgrün), 1.
* — Heegeri Fieb., 1.
Eurydema ornatum L., selten.
— decoratam H.-S., ziemlich selten.
*Verlasia sinuata Fieb., 1.
*Centrocoris variegatus Kol., 1.
*Enoplops scapha F. var. nov. curvidens Puton, Rev. Ent. 1889, p. 396
nicht selten.
*Strobilotoma typhaecornis F., 1.
Coreus denticulatus Scop., 1.
*Micrelytra fossularum Rossi, nicht selten, unter Steinen?
TlierapJia hyoscyami L., nicht seiten.
Corims capitatus F., 1.
*Lygaeus müitaris F., 1.
*Lygaeosoma reticulatum H.-S., selten.
*Orsillus depressus Muls. Rey , selten.
* — Reyi Put., 1.
*Nysius graminicola Fieb., 2.
* • — stalianus Horv. {graminicola Stal.), 2.
*Ischnorhynchus geminatus Fieb., selten.
Platyplax salviae Schill., häufig.
RhyparocJiromus chiragra F., ziemlich selten.
*Plinthisus Putoni Horv., selten.
*Ischnocoris pundulatus Fieb., selten.
Tropistethus holosericeus Schltz, ziemlich häufig.
*Stygmis faustus Horv. 1888, 1.
— arenarius Hahn, zimlich selten.
*Hyalochilus mediterraneus Ferrari, 1.
Calyptonotus Rolandri L., 1.
*Aplianus saturnius Rossi, selten.
— pini L., ziemlich selten.
* Drymus pilipes Fieb., I.
*Notockilus ferrugineus Mls., selten.
* — taurus Costa, 1.
*Notochilus contractus H.-S., sehr häufig.
Pyrrhocoris apterus L., häufig.
43
Monanthia cardui L., 1 im Gesiebe.
— geniculata Fieb., ebenso.
Hebrus pusillus Fall., 1.
*Microvelia pygmaea Duf., Nymphen nicht selten.
*Velia major Put., 1 im Bernardo-Bach.
* — - rivulorum F., brachyptere Form, 2 ebenda.
Hydrometra stagnorum L., gemein in der Mündung des Martino-Baches.
Gerris najas Dej., nicht selten im Lorenzo- und Martin o-Bache.
— gibbifera Schum., häufig im Foce-Bach.
Nabis lativentris Boh., häufig unter Steinen und im Gesiebe.
* — capsiformis Germ., 2.
— ferus L., 2.
*ÄllaeorhyncJius flavipes Fieb., 2.
Pyrates inybridus Scop., ziemlich häufig auf Opuntien und unter Steinen.
*Oncocephalus spec., oft Larven unter grösseren Steinen der Terrassen.
Coranus spec., 1 Larve ebenda.
Reduvius spec., 1 Larve ebenda.
* Cardiastethus nazarenus Reut., selten.
*Brachysteles parvicornis Costa, häufig.
Triplüeps minuta L., häufig.
— nigra Wolff, selten.
— — var. TJllricliii Fieb., häufig.
Antliocoris nemoralis F., 1.
Lyctocoris campestris F., häufig.
Miris laevigatus L., häufig.
Notöstira erratica L., 1.
Camptobrochis punctulata Fall., selten.
Liocoris tripustulatus F., häufig.
Orthops Kalmii L., häufig.
— cervinus H.-S., 1.
* Dicyplms hyalinipennis Klg, selten.
— annulatus Wolff, 2.
Macrolophus nubilus H.-S., 2.
* Lobops minor Costa, sehr häufig gekätschert.
Nepa cinerea L., 2 im Lorenzo-Bach.
*Notonecta glauca var. umbrina Germ., in allen Bächen.
Corixa Fabricii Fieb., selten im Lorenzo-Bache.
* — transversa Fieb., 1 ebenda.
Cicaden: 13.
* Hyrteropterum immaculatum F., 1.
* Tettigometra Rarani Sign., über ein Dutzend Stücke in unter Steinen
auf den Terrassen befindlichen Nestern von Crematogaster sordidida
Ny]., ein einzelnes ertrunken in einem Tümpel eines Steinbruches.
Soviel mir bekannt, ist es ebenso neu, dass T. Rarani bei Ameisen
haust, wie dass Cr. sordidula Gäste hegt. Wenn das Nest blossgelegt
wurde, suchten die Ameisen die Cicaden schleunigst in die innern
Gänge zu zerren. Andre kannte 1874 bereits 6 Tettigometra , die bei
Ameisen leben, worunter die von v. Heyden sen. bei Frankfurt
a. M. beobachtete T. atra. Aus Italien hat schon Delpino mitgetheilt,
44
dass Camponotus pubescens der Larve von Tettigometra virescens des
Zuckersaftes halber nachgehe. Vielleicht geht auf solche Gemeinschaft
der Ausspruch des Theokrit: „Die Cicade ist der Ameise Freundin
und die Ameise die der Cicade.“
* Tettigometra griseola Sign. var. bimaculata Fieb., 1.
Ptyelus spumarius L., 2.
Ulopa trivia Germ., 1.
Agdllia venosa Fall., häufig.
Acocephalus albifrons L., 1.
Athysanus obscurellus Kb., selten.
— plebejus Zett., selten.
— prasinus Fall., 1.
*Eupteryx andalusiaca Ferr., selten.
— urticae F., 1.
Alebra albostriella Fall., selten.
Aderfiügler: 31.
Anthophila: 5.
Apis mellifica L.
Xylocopa violacea Scop., häufig.
Anthrophora retusa L.
Andrena fulvicrus Kirb.
Eucera longicornis L.
Sphegidae: 1.
*Pelopaeus spirifex L.
Vespidae: 3
Vespa crabro L.
Polistes gallica F., häufig.
Odynerus parietum L.
Formicidae: 16.
* Camponotus cruentatus Latr.
— - pubescens F.
— sylvatico-aethiops Fov.
— lateralis Ol.
— marginatus Latr., auch in Gängen von Termes lucifugus. Marshall
sagt in seinen zoolog. Vorträgen (Leben und Treiben der Ameisen)
1889: „Aehnliche Beziehungen (Parasitismus) finden wahrscheinlich
in den Tropen zwischen einigen Ameisen und Termiten statt. Man hat
wenigstens in den Nestern der letzteren Ameisencolonien angetroffen,
welche kaum in freundschaftlichem Verbältniss zu ihren Wirthen stehen
dürften.“ Dasselbe ist nun wohl durch meine Funde auch für das
subtropische Europa wahrscheinlich geworden.
Lasius niger L.
— emarginatus Latr., auch bei Termes lucifugus.
Plagiolepis pygmaea Latr., auch bei Termes lucifugus.
Tapinoma erraticum Latr.
Aphaenogaster structor Latr.
45
* Apha eno gast er larhara L. Das von Kovats behauptete Auftreten dieser Art
auf den Ofnerbergen ist zu bezweifeln, da sie Gust. Mayr während
5 Jahren dort vergeblich gesucht hat.
— subterranea Latr.
Leptothorax tuberum Fahr, var., auch bei Termes lucifugus.
*Pheidole pallida FTyl.
* Onemaiogaster scutellaris Ol.
* — soräidula Nyl., Wirth von Tettigometra Barani Sign.
Mutillidae: 1.
* Mutilla Spinolae Lep.
Ichneumonidae: 5.
Ichneumon zonalis Grav.
* — computatorius Grav. Müll.
— sedulus Grav.
— scutellator Grav.
Äpanteles fulvipes Hai. (nach Herrn Prof. Kriechbaumer’s freundlicher
Bestimmung), entwickelte sich in Massen aus Raupen von Arctia villica .
Gradfliigler: 16.
Forficularia: 2.
* Anisolabis moesta Gene.
* Forficularia pubescens Gene.
Blattodea: 4.
Fctobia livida F.
* Loboptera decipiens Germ.
Periplaneta orientalis L.
Blatta spec. , eine kleine Art, deren gesammelte Stücke durch Aus •
trocknen der Spiritusflasche unbestimmbar geworden, war gemein
unter den oberen Steinen der Terrassenmauern, besonders der Westseite.
Mantodea: 1.
Mantis religiosa L.
Acridiodea : 5.
Stenobothus bicolor Sharp.
* Fpacromia strepens Latr.
* Acridium aegyptiacum L.
*Platyphyma Giornae Rossi.
Tettix depressus Bris.
Gryllodea: 4.
Gryllus campestris L.
* — desertus Pall.
— domesticus L.
* — burdigalensis Latr.
Hassal erwähnt von in San Remo beobachteten Orthopteren nur
Gryllotalpa vulgaris , die ich nicht gesehen habe. L. v. Heyden fing
bei Bordighera in einem in den Lehm gegrabenen fensterlosen Eiskeller
an den Wänden häufig GryUomorpha dalmatina Olskay.
46
Pseudoneuroptera: 2.
Embiidae: 1.
*j Emhia Solieri Ramb.? Larven, welche Dr. Heller dieser bisher nur bei
Marseille und Toulon beobachteten Art, deren entwickelte, geflügelte
Form man noch nicht kennt, zuschreiben zu müssen glaubt, sind
unter grossen, im Lehm der Terrassen etwas eingesunkenen Steinen
bei San Remo recht häufig. Dr. Er. Haase glaubte die Thiere als
„eine der ausgezeichneten Beschreibung Ramb ur ’s durchaus ent-
sprechende flügellose Jugendform von E. Savignyi Westw.“ deuten
zu müssen, welche bisher nur aus Aegypten und der Gegend von
Athen bekannt war. Hoffentlich gelingt es mir selbst bald, durch
Gewinnung von frischem und mehr entwickeltem Materiale die Frage
zu lösen und unseren Sammlungen das in ihnen noch seltene Thier
zugänglicher zu machen.
T ermitidae: 1.
*Termes lucifugus Latr. Die bisher an der italienischen Riviera unbe-
kannten, auch in dem Almanacco per l’agricoltore ligure von Lan-
terni (1889) nicht erwähnten Termiten wurden von mir im Spät-
herbst 1883 in einem Feigenbäume am unteren Berigo-Wege und bald
darauf auch von Dr. Luc. v. Heyden bei Bordighera in Oelbäumen
aufgefunden. Im Winter von 1888 zu 1889 beobachtete ich sie
zuerst in einem Feigenbäume am Beragallo, dann in einem solchen
an der Steillehne, die von Colla nach Ospedaletti abfällt, und endlich
in mehreren Limonen bäumen und einem alten Feigenbäume im Neben-
garten des Hotel de Nice; in letzterem hatte ich sie nicht vermuthet,
weil an der Oberfläche des entrindeten Holzes und an dessen Löchern
nie Termiten, dagegen oft Ameisen sich zeigten. Als ich aber das
Holz aufbrach, wimmelten die zahllosen Gänge von Termiten und
zwar von massenhaft vorhandenen Arbeitern, weniger häufigen Krie-
gern und wenigen dunkelbraunen mit Flügelstummeln begabten Stücken,
die Battist a Grassi nach seinen Beobachtungen in Sicilien als
Complement-Könige und -Königinnen ansieht. — Ich zeigte ligurischen
Frauen Termiten und erfuhr so von ihnen, dass diese bei Remo auch
in Oelbäumen Vorkommen; augenscheinlich kennen aber die Bewohner
der Riviera die sclrwere Gefahr nicht, die ihren Baumpflanzungen
von diesem aus dem Süden eingewanderteu Feinde droht. In den
Gängen fand ich zahlreich Choerorrhinus, in geringerer Zahl die
Ameisen Camponotus marginatus, Lasius emarginatus, Plagiolepis
pygmaea, Leptothorax tuberum und verschiedene Insectenlarven, sowie
eine Tarentula albof'asciata.
Arachniden: 143.
Bearbeitet von Prof. Dr. Pb. Bertkau.
Die Zahl der gesammelten Arachnidenarten betrug 143, von denen
die Mehrzahl (126) echte Spinnen sind. Reichlich ein Drittel der Gesammt-
zahl der Arten ist ein Bewohner der Mittelmeerländer, entweder in ihrer
ganzen Ausdehnung oder der Küstenländer des westlichen Mittelmeer-
beckens; einige wenige sind nach unseren jetzigen Kenntnissen auf den
südöstlichen Theil Frankreichs oder Norditalien beschränkt. Fast zwei
47
Drittel der Arten sind auch in Mitteleuropa, zum Theil bis Nordeuropa
verbreitet, und es scheint, dass diese Arten in San Reino in der Zeit-
dauer ihrer Entwickelung (mindestens 2 Jahre) und dem Eintreten der
Geschlechtsreife von ihren nördlich lebenden Genossen nicht erheblich
abweichen.
Neue Arten waren nicht zu beschreiben, da die Franzosen im
ligurischen Gebiete viel gesammelt haben und einige Species in den letzten
Jahren durch E. Simon veröffentlicht worden sind; es sind aber mehrere
Arten in der Sammlung, für deren geographische Verbreitung ihr Vor-
kommen bei San Remo bemerken s werth ist. Von Tegenaria (Histopona)
debilis Thor, ist hier das Männchen zum ersten Male bekannt gemacht.
Acarina: 2.
Gamasidae : 1.
Uropoda obscura (Koch) Berlese; häufig unter Steinen und im Gesiebe.
Trombidiadae: 1.
Trombidium holosericeum L., 7.
Opiliones: 6.
Phalangodidae: 1.
*Plialangodes terricola E. Simon, 5 Stücke dieser bisher von Korsika und
Algier bekannten kleinen Art.
Phalangiadae: 3.
*Liobunum Doriae Canestrini, 10. In Spanien, Frankreich und Italien
vorkommend.
* — silvaticum E. Simon, 1. Nach Simon findet sich die Art in kleinen
Gesellschaften unter Moos, Reisig, alten Baumstümpfen in verschiedenen
Theilen Frankreichs.
* Acantholophus Seoanei E. Simon, 1. Wird von Simon aus den Kan-
tabrischen Pyrenaeen (b. Ferrol) angegeben.
Trogulidae: 2.
Trogidus tricarinatus L., 1. In Deutschland verbreitet; Frankreich.
*Anelasmocephalus pusülus E. Simon, 1 Stück dieser kleinen Art, die
Simon von Korsika bekannt machte.
Chernetina: 8.
Cheliferidae: 8.
*Chelifer lacertosus L Koch, 1. Aus Südfrankreich und Korsika gemeldet.
— peculiaris L. Koch, 3. Scheint dem Süden Europas und Nordafrika
anzngehören und ist aus der Schweiz, verschiedenen Orten Frankreichs
und Algier bekannt.
— cimicoides F., einige Stücke. Durch ganz Europa verbreitet.
*Garypus minor L. Koch, zahlreiche Stücke. Aus Korsika und Algier
bereits bekannt.
Obisium muscorum Leach, 5. Kommt auch in Holland, Deutschland,
Oesterreich und der Schweiz vor.
— lubricum L. Koch, 2. In England, Frankreich, Oesterreich, Italien,
Algier und Marokko vorkommend.
48
Ckthonius orthodaciylus Leach, 6. Diese seltene Art findet sich gleich
ihren Gattungsgenossen unter Steinen und Moos und wird aus Franken,
Frankreich und Italien gemeldet.
* — microphthalmus E. Simon. 2 von San Remo mitgebrachte Cherne-
tiden ziehe ich zu dieser als Grottenbewohner bekannten Art.
Scorpiones: 1.
Ischnuridae: 1.
*Euscorpias carpathicus L. Eine sehr grosse Anzahl von Exemplaren in
verschiedenen Altersstufen. Die Art ist in Spanien , Frankreich,
Italien, Ungarn und der Türkei verbreitet und bewohnt das Gebirge.
(Fand sich häufig unter Steinen, besonders den obersten Deckplatten
der Terrassenmauern , hie und da auch in hohlen Bäumen. Nur
einmal wurde Ende März auf dem Wege zum Monte-Bignone-Gipfel
in etwa 1000 m Höhe ein Scorpion am Tage frei laufend gesehen.
Die Versuche, Scorpione durch Feuerringe zum Selbstmord zu be-
wegen, erwiesen sich, wie erwartet, als vergeblich. Kleinere Scorpione
und Chrysomela americana wurden mit den Scheeren und Kiefern
gepackt und ausgesaugt, eine Anwendung des Stachels zum Tödten
der Beute konnte auftallenderweise nicht beobachtet werden. 0. S.)
Araneae: 126.
Ctenizidae: 1.
*Nemesia Sauvagesii Dorthes. 3 junge, aber zwei verschiedenen Alters-
stufen angehörende Stücke. Die Art ist aus Südfrankreich und Italien
bekannt und wird in Ungarn durch N. pannonica vertreten.
Dysderidae : 5.
*Dysdera provincialis E. Simon. Zahlreiche vom Autor selbst bestimmte
Stücke beiderlei Geschlechts dieser Art, die Simon von Isle de Por-
querolles beschrieb.
Segestria senoculata L., 1 Weibchen. Wohl über ganz Europa verbreitet,
scheint aber in Nord- und Mitteleuropa häufiger zu sein als im Süden,
wo die folgende Art an ihre Stelle tritt.
— florentina Rossi. Je 1 geschlechtsreifes Stück beiderlei Geschlechts
und mehrere jugendliche. Eine mehr südliche Art, deren von Schnur
gemeldetes Vorkommen bei Trier zweifelhaft ist und vielleicht auf
einer Verwechselung mit S. bavarica beruht; vgl. Bertkau: Ver-
zeichn. der Spinnen . . . Bonns in Verhdl. des Naturh. Ver. der preuss.
Rheinl. u. Westf., 1880, S. 222.
*Gamasomorpha loricata E. Simon. 12 Stück dieser kleinen, am Hinter-
leibe mit einem hornigen Rücken- und Bauchschilde bedeckten Art.
L. v. Heyden sammelte sie auch bei Bordighera. Simon beschrieb
sie von Vaucluse.
Oonops pulcher Templeton. 2 Bruchstücke: ein ganz seiner Beine
beraubtes Weibchen und ein Cephalothorax. Diese Art hat eine
weitere Verbreitung, da sie bereits aus England, Holland, Deutsch-
land und Italien nachgewiesen ist. L. v. Heyden fand sie bei Bor-
dighera.
49
Attidae: 20.
Epiblemum cingulatum Panz., 1 erwachsenes Weibchen.
— scenic-um Clerck, 1 desgl. In ganz Europa, Nordafrika, Madeira;
auch Nordamerika.
— zebraneum C. L. Koch, 1 desgl.
^Dendry pikantes nidicolens Walckenaer. 4 junge Stücke. Die Art scheint
im ganzen Mittelmeergebiete vorzukommen und ist aus Spanien,
Frankreich, Italien, Griechenland, Syrien und Algier bekannt.
*Cyrba algerina Lucas. Ueber 20 Stück beiderlei Geschlechts, aber vor-
wiegend Weibchen. Die Art ist in allen Mittelmeerländern verbreitet
und an trockenen, sandigen Stellen gemein; nach Norden scheint sie
über Norditalien und Südfrankreich hinaus nicht vorzudringen.
Thor eil erhielt sie auch aus Sumatra (Siboga) und giebt ihre Ver-
breitung durch Turkestan, Indien, Birma an.
Pldlaeus chrysops Poda, 1 junges Weibchen. Eine entschieden südliche
Art, die in Italien, Südfrankreich, Südtirol (Eisackthal, auch im Ahr-
thal bei Täufers) häufig, schon in Nordfrankreich und Süddeutsch-
land aber selten vorkommt. Nach Grube’s, von Thorell, wie es scheint,
nicht bezweifelten Angabe findet sie sich auch in den Ostseeprovinzen;
ihr Vorkommen in Schweden scheint aber nicht vollständig verbürgt
zu sein. Menge’s gleichnamige Art ist eine von unserer Spinne ver-
schiedene, wie Menge selbst schon vermuthete.
— bicolor Walckenaer, 1 Weibchen.
Heliophanus cupreus Walck. 5 junge Exemplare eines Heliophanus ziehe
ich zu dieser häufigen und verbreiteten Art, mit der dieselben in der
Färbung übereinstimmen; bei der grossen Aehnlichkeit der Heliophanus-
Arten und bei der Unzuverlässigkeit der nur von der Färbung her-
genommenen Merkmale bleibt freilich die Bestimmung jugendlicher
Stücke immer unsicher.
— armatus E. Simon, 6 jugendliche Stücke. Ueber die Sicherheit der
Benennung gilt dasselbe wie bei voriger Art.
* Icius striaius Walck., 8 Stücke dieser in Südfrankreich verbreiteten und
häufigen Art.
*Menemerus semilimbatus Hahn, 1 Männchen und 2 Weibchen. Die Art
ist, wie die verschiedenen ihr von Lucas, C. L. Koch und Blackwall
gegebenen Namen beweisen, im Mittelmeergebiet verbreitet und häufig:
bekannt ist sie aus Spanien, Italien, Korsika, Korfu, Griechenland
und Algier.
Pellenes Bedelii E. Simon, 1 Weibchen dieser schönen Art, die Simon
von Digne, Her man aus Ungarn beschrieb; ich fand sie wiederholt
im Mainzer Becken bei Ingelheim.
* Ergo, ne jucunda (Lucas) E. Simon. 7 Stück dieser in Spanien, Süd-
frankreich, Italien, Algier, Griechenland und Syrien verbreiteten Art.
- — arcuata Clerck. 15 junge Spinnen dieser Gattung ziehe ich nach
der Färbung zu dieser Art , die wohl über ganz Europa verbreitet
ist und sich bei uns mit Vorliebe auf Sumpfwiesen auf hält. Die
Geschlechtsreife der Art tritt im Juli ein.
Attus terebratus Clerck, ein junges Männchen. Diese Art scheint mehr
dem Norden anzugehören und im Süden erst wieder in den Alpen
häufiger aufzutreten. In Schweden, Norddeutschland scheint sie nicht
4
50
selten zu sein; in Frankreich tritt sie nur spärlich auf; aus West-
deutschland ist sie mir nicht bekannt, dagegen fand ich sie zahlreich
an Pfosten und Geländern im Oberengadin und im Stubaithal bei
Neustift in 1000 m Höhe ü. M.
*Phlegra Bresnieri Lucas, 6 Stück, worunter 2 entwickelte Männchen.
In der ganzen Mittelmeerregion verbreitet.
*Saitis barbipes E. Simon. Zahlreiche, zum Theil auch erwachsene Stücke
dieser über Spanien, Frankreich, Italien und Südrussland verbreiteten
Art, die v. Heyden im Winter auch bei Bordighera sammelte.
*j Euophrys gambosa E. Simon, 6. Bereits von Nizza gemeldet, auch
sonst in Südfrankreich, in Spanien, Marokko, Sicilien und Syrien
gefunden.
Neon reticulatus Black wall, 6. Diese Art lebt bekanntlich am Boden,
unter Laub und Moos, und kann namentlich im Winter nur durch
Aufkratzen des Mooses gefunden werden.
Balhis depressns Walck., 26 Stück, worunter einige geschlechtsreife Männ-
chen, welche jedenfalls gegen Ende des Aufenthalts in San Remo gesam-
melt sind, da Simon auch für Frankreich den Mai als den frühesten
Termin für das Eintreten der Geschlechtsreife bezeichnet. Die Art
wurde auch von v. Heyden bei Bordighera erbeutet und ist bei uns
nicht selten.
Thomisidae: 13.
Artanes margaritatns Clerck. 1 junges Weibchen dieser verbreiteten und
namentlich in Kieferwäldern häufigen Art.
Pkilodromus cmreolus Clerck, 1 junges Weibchen. In ganz Europa ver-
breitet und häufig.
Trnarus piger Walck., 1 junges Weibchen. Die Geschlechtsreife der Art
tritt bei uns im Mai ein.
Synema globosa F. Geber 20 Stücke, von denen keines geschlechtsreif ist,
wie denn auch bei uns die Geschlechtsreife dieser Art erst im Mai
eintritt. Ueber ganz Europa mit Ausnahme von Grossbritannien und
Schweden, durch Sibirien bis China und in Nordafrika verbreitet und
in manchen Gegenden Deutschlands häufig.
Heriaens Inirsutus Walck. Nur 1 jugendliches Stück dieser aus den
Pyrenäen, Frankreich und Südtyrol bekannten, von mir auch am
Rochusberge bei Bingen nachgewiesenen Art.
Misumena vatia Clerck. 10 ganz junge, jedenfalls aus Eiern des vorher-
gegangenen Sommers geschlüpfte Stücke.
Thomisus onustus Walck., 2 ganz junge Exemplare, Brut des vorigen
Sommers. In den Mittelmeerländern verbreitet und häufig, in Mittel-
europa nur an einzelnen Stellen und selten (Rheinbrohl im Rhein-
thal, Bingen, Frankfurt a. M.). P. Pavesi führt diese Art (Studi
sugli Aracoidi Africani; I, Arach. di Tunisia, Ann. Mus. Civ. Genov.
XV, p. 365) fide Tborell als Th. albus (Aranea alba) Gmel. auf.
Die Beschreibung Gmelin’s (Linne, Syst. nat. ed. XIII, I, 5, S. 2961):
„Alba, basi abdominis depressa bicorni, apice globoso,“ sowie ferner
die Angabe „sub arborum cortice, abdomine punctis impressis 5“
passt schlecht auf unsere Art. Die dort angeführte Abbildung in
Lepechin it. I, T. 20, Fig. 1, habe ich nicht vergleichen können.
51
Oxyptila scabrimla Westring. Nur 1 Weibchen, v. Heyden sammelte
die Art bei ßordighera.
— nigrita Thorell. Zahlreiche Weibchen dieser verbreiteten und nicht
seltenen Art.
Xysticus Kochii Thor., 6 Männchen, worunter 3 entwickelte, und 8
Weibchen. Die entwickelten Männchen sind wohl gegen Ende des
Aufenthaltes gesammelt ; bei uns finden sich die geschlechtsreifen Thiere
dieser und der vorhergehenden Art von Anfang Mai an.
— cristatus Olerck, 6 Männchen, worunter 1 geschlechtsreif, und 8
Weibchen. Wohl durch ganz Europa verbreitet,
* — desidiösus E. Simon, 1 Weibchen. Simon beschrieb die Art von
Korsika.
— f usciis C. L. Koch. 16 Weibchen dieser auch in Deutschland
vorkommenden, im Süden aber jedenfalls häufigeren Art. Ich sam-
melte sie wiederholt in Nord- und Südtyrol; v. Heyden fand sie in
Bordigliera; A. Koenig brachte 2 Weibchen aus Tunis mit.
Sparassidae: 3.
*Micrommata ligurina C. L. Koch. 6 junge Stücke dieser in Italien, Frank-
reich und Spanien verbreiteten Art, Die Exemplare gehören 2 Alters-
stufen an, was als Beweis dienen kann dafür, dass diese Art gleich
unserer M. virescens mindestens zwei Jahre zu ihrer Entwickelung
braucht.
— virescens Clerck, 1 Weibchen. Ueber ganz Mittel- und Nordeuropa
verbreitet und von v. Heyden bei ßordighera nachgewiesen.
*.Sparassus spongitarsis L. Dufour, 9, darunter ein erwachsenes und ein
Männchen mit angeschwollenen Tastern. In den westlichen Mittel-
meerländern verbreitet,
Anyphaenidae : 1.
Änyphaena accentuata Walck. 18 junge Exemplare beiderlei Geschlechts;
die Geschlechtsreife scheint demnach bei dieser Art im Süden zu der-
selben Zeit einzutreten wie bei uns (Mai). In ganz Europa in Ge-
büsch wohl nirgends selten.
Drassidae: 22.
Aphantäulax trimacidatus E. Simon, 1 junges Weibchen. Simon
machte diese Art 1878 bekannt und erwähnt ihr Vorkommen von
Morbihan, Ile de Ke, Cantal, Lot-et-Garonne ; in Morbihan fand er sie
vorzüglich auf ülex europaeus. Ich fand die Art auch b.ei Bonn
(neu für Deutschland).
Prostliesima oblonga C. L. Koch. 3 Männchen und 8 Weibchen dieser
von L. Koch aus Dalmatien, den Salzburger und Tiroler Alpen und
von Meran angegebenen Art. Simon, der das Männchen als noch
„inconnu“ bezeichnet, führt sie von mehreren Punkten der Basses
Alpes an. L. Koch’s Abbildung des männlichen Tasters in Seiten-
ansicht (vergl. Die Arachniden, VI, Tab. VII, Fig, 105) ist zu klein
gehalten, um zur Erkennung der Art wesentlich beitragen zu können ;
charakteristisch ist an der Aussenseite des Bulbus, in der oberen
Hälfte, ein breites, dicht mit Borsten besetztes Band.
4*
52
* Prosthesima electa C. L. Koch. 1 junges Männchen gehört nach der Färbung
der Beine zu dieser Art, die v. Heyden auch bei Bordighera erbeutete.
* — Carmeli 0. P. Cambridge, 3 junge Weibchen. Cambridge beschrieb
diese Art vom Berge Karmel, Canestrini (unter dem Namen Melano-
phora latipes) aus Italien; Simon giebt sie aus Spanien und Frank-
reich (Gers; Marseille; Var; Aude; Korsika) an; sie scheint demnach
im Mittel meergebiete eine weite Verbreitung zu haben.
* — bimaculata C. L Koch. Koch beschrieb die Art aus Griechen-
land; 0. Her man erwähnt sie aus Ungarn (Pancsova) als Frühjahrsform
auf Urtica ; weiter westlich scheint sie bisher nicht gefunden zu sein.
0. Herrn an verweist die Art indirect durch seinen Vergleich mit
Poec. conspicua in die Gattung Poecilochroa.
* Pythonissa exornata C. L. Koch. Ueber 40 junge Stücke, die im Sammel-
glase ihre schöne Schuppenbekleidung zum grössten Theile einbüssten.
Die Art scheint im ganzen Mittelmeergebiet verbreitet und häufig zu
sein: Sahara, Griechenland, Südtyrol, Korsika, Frankreich. 0. Herman
führt sie aus Ungarn an.
— spec. 1 Männchen mit angeschwollenen Tastern gehört einer an-
deren, grau gefärbten Art an, die ich nicht näher zu benennen vermag.
*Gnaphosa alacris E. Simon. 5 junge Stücke einer Gnapliosa scheinen
mir zu der genannten Art zu gehören, doch ist die Bestimmung nicht
ganz sicher. Simon führt Gn. alacris aus den Pyrenäen und Korsika
an ; auf letzterer Insel ist sie bei Ajaccio sehr häufig.
*Drassus viator L. Koch, 3 Weibchen. Aus Spanien, Südfrankreich, Dal-
matien, Sicilien und Algier (Oase Biskra) gemeldet.
— retusus E. Simon. Nur 1 Weibchen dieser, wie es scheint, seltenen
Art, die bisher aus Frankreich und der Rheinprovinz bekannt war.
* — macellinus Thor. ( liebes Cambridge, macellinus Simon). 5 Exemplare
von denen aber nur 1 Männchen geschlechtsreif; sie gehören alle der
kleineren Varietät an. Thor eil beschrieb die Art nach Stücken,
die er bei Nizza unter Steinen gefunden hatte und giebt dabei an:
vielleicht auch bei Kissingen. Nach Simon im Süden Frankreichs
verbreitet.
— Heeri P. Pavesi, 4 ausgewachsene Weibchen. In Frankreich, Nord-
italien und der Schweiz, aber auch in der Rheinprovinz.
* Chiracanthium Seidlitm L. Koch. 2 junge Stücke von Ghir. ziehe ich
nach der Färbung, Augenstellung und Bestachelung der Beine zu
obengenannter Art, die dem Süden Europas angehört,
— Mildei L. Koch, 7 Stücke, die alle noch nicht die letzte Häutung
überstanden haben; nach Simon finden sich die geschlechtsreifen Exem-
plare im Juni auf Gebüsch. Eine südeuropäische Art, die in Spanien,
Frankreich, Italien, der Türkei, Syrien und Algier aufgefunden ist.
Clubiona brevipes Black w. 1 Männchen dieser namentlich in Nord- und
Mitteleuropa auf Eichengebüsch häufigen Art.
— terrestris Westr., 1 Weibchen.
* — parvida Luc., 1 Weibchen dieser südeuropäischen Art.
— decora Blackw. 12 Stück, darunter ein erwachsenes Männchen. Hin-
sichtlich dieser Art, die von Simon aus Frankreich nicht angegeben
wird, hatte ich lange Zweifel, indem ich an die Möglichkeit dachte,
dass sie mit der vorhergehenden identisch sein könnte; diese Zweifel
53
sind aber nun, da ich auch CI. parvula kennen geiernt habe, gehoben.
Die Art war bisher aus der Schweiz, von Madeira und dem Rhein-
und Moselthal angegeben.
Zorn spinimana C. L. Koch. 1 Weibchen der bei uns am Boden der
Gebüsche häufigen Art.
Fhrurolithus mininms C. L. Koch. 4 noch nicht ganz entwickelte Stücke
dieser in Frankreich und Deutschland verbreiteten Art.
*Agroeca lineata E. Simon, 2 junge Exemplare. Simon machte die Art
von Korsika bekannt.
* — lycosiformis Cambridge? Es liegen mir 13 Stück einer Agroeca vor,
die ich zu dieser Art ziehe, mit der die Augenstellung (hintere Reihe
gerade!) und Färbung überein stimmt; da sämmtliche Exemplare noch
nicht entwickelt sind, so ist die Bestimmung freilich nicht ganz zuver-
lässig. Die Art war bisher nur aus Syrien, Sizilien und Algier bekannt.
Lycosiclae: 9.
Oxyopes rcimosus Panz., 1 junges Weibchen.
Ocyale mirabilis Clerck. Mehrere junge Stücke dieser fast kosmopo-
litischen, von v. Heyden auch bei Bordighera beobachteten Art.
Trocliosa terricola Thor., 13 Stück dieser weit verbreiteten und häufigen
Art, die v. Heyden auch bei Bordighera fand.
* Tarentula Simonis Thor., 2 unentwickelte Thiere, daher die Bestimmung
nicht ganz unzweifelhaft. Simon giebt die Art von Digne (Basses
Alpes) und Escorial (Spanien) an.
* — - albofasciata (Brülle) E. Simon, 24, darunter ein altes Männchen in
einem Termitenbau. Im ganzen Mittelmeergebiete verbreitet und häufig.
Lycosa liortensis Thor. Zahlreiche unausgewachsene Stücke einer Lycosa
gehören zu dieser oder einer nahe verwandten Art.
— nigriceps Thor., 1 junges Weibchen.
— morosa L. Koch, 1 Weibchen.
— amentata Clerck, 1 entwickeltes Männchen.
Agalenidae: 8.
*Textrix coardata L. Dufour, 15 Stück, von v. Heyden auch bei Bordighera
gesammelt. Die Art ist im ganzen westlichen Südeuropa verbreitet
und häufig. P. Pavesi führt sie auch aus Algier, Tunis, Aegypten
und Abessinien an.
Tegenaria campestris C. L. Koch, 1 junges Weibchen der in ganz Mittel-
europa verbreiteten Art.
— domestica Clerck, 1. Die Art lebt in Häusern, in Mittel- und Nord-
europa; fehlt in England. Im Süden wird sie allmählich durch T.
parietina ersetzt.
* — pagana C. L. Koch, 2 Weibchen. Die Art scheint dem Südwesten
Europas anzugehören (Pyrenäen, Südfrankreich, Korsika).
* — pallidula E. Simon? Nur ein unausgewachsenes Stück, deshalb die
Bestimmung zweifelhaft. Simon beschrieb die Art aus den Pyrenäen.
* — parietina (Fourcroy) E. Simon. 1 Stück dieser südeuropäischen aber
auch schon in England auftretenden, langbeinigen Art.
— silvestris L. Koch, 3 Weibchen. Die Art ist erst von wenigen Punkten
bekannt: Nürnberg, Paris, Tirol. Ich selbst fing sie mehrfach bei
Atzwang im Eisackthale.
54
*Tegenaria debilis Thor., 14 Exemplare, darunter mehrere ausgewachsene
Männchen. Charakteristisch für den Bulbus ist der tief gegabelte
Fortsatz an seiner Aussenseite, der das Ende des Eindringers auf-
nimmt. Die Art war bisher von Nizza (Thoreil) und Monaco (Simon)
bekannt, aber nur das Weibchen.
Zoropsididae: 1.
*Zoropsis ochreata C. L. Koch, 2 Weibchen. Die Art ist aus Spanien,
der Provence, Sicilien und Algier bekannt; in Norditalien scheint sie
noch nicht gefunden zu sein.
Amaurobiadae: 3.
*Amaurobius Erberii Keyserling. 15, worunter einige erwachsene. Die
Art scheint in Südfrankreich und Italien verbreitet und häufig zu sein.
* __ jugorum L. Koch, 4 Weibchen. Koch beschrieb die Art aus Tirol,
wo ich sie ebenfalls bei Atzwang aufländ; nach Pavesi ist sie im
Tessin häufig; Simon erhielt sie auch aus der Sierra d’Estrella.
*Twanoeca albomaculata Lucas. 18 junge Stücke dieser aus Algier, Italien,
Korsika und Nizza bekannten Art. Diese jugendlichen Stücke haben
eine grosse äusserliche Aehnlichkeit mit Dictyna ; die Beschaffenheit
der Tracheen (4 einfache Röhren) überzeugten mich aber, dass sie
zu Titanoeca gehören.
Dictynidae : 3.
Dictyna flavescens Walck. 4 unausgewachsene Stücke dieser auf Gebüsch
lebenden Art, die bei uns mit Anfang Mai entwickelt ist.
— viridissima Walck. Mehrere Stücke beiderlei Geschlechts. Die Art
tritt bei uns namentlich an Spalieren und Kalthauspflanzen des Gar-
tens auf und ist im Spätsommer bis tief in den Herbst hinein im er-
wachsenen Zustande zu finden.
— vicina E. Simon. 1 junges Exemplar einer mir unbekannten Dictyna
ziehe ich zu dieser Art, mit der es in seiner Färbung übereinstimmt;
Simon beschreibt sie von Korsika, wo sie sich im Sommer im er-
wachsenen Zustande auf Büschen und Hecken findet,
Micryphantidac: 2.
* Plaesiocraerus longicarpus E. Simon, 1 Männchen. Simon beschreibt die
Art von den Seealpen und Ostpyrenäen, wo er sie im September in
feuchtem Moose fand.
* Lophocarenum ineditum Cambridge, 1 Männchen. Die Art ist von ver-
schiedenen Punkten Südfrankreichs und so auch von Nizza bekannt.
Scytodidae : 1.
Scyiodes thoracica Latr., 2 Weibchen. Bei uns findet sich diese Art fast
nur in Häusern, im Süden dagegen häufig im Freien; die südlichen
Exemplare zeichnen sich durch bedeutendere Grösse und lebhaftere
Färbung, wobei das Schwarz von dem Gelb schärfer abgesetzt ist,
aus.
Pholcidae: 1.
* Spernwphora sexociäata Duges. Nur 1 Weibchen dieser kleinen, in Süd-
frankreich, Spanien, Italien und Nordafrika verbreiteten Art.
•»
55
Theridiadae: 18.
PedanostetJms lividus Black w., 1 Männchen, 2 Weibchen. Ueber ganz
Europa verbreitet und von L. Koch auch aus Sibirien nachgewiesen.
*Enoplognatha testacea E. Simon. 2 Stücke, welche mir der Autor selbst
benannt hat. Simon beschrieb die Art von verschiedenen Punkten
Südfrankreichs und von Korsika.
Enoplognatha mandibularis Lucas. 7 Weibchen dieser im ganzen Mittel-
meergebiete verbreiteten und häufigen Art, die leicht mit einer
Epeiride verwechselt werden kann. Das Yerbreitungsgebiet derselben
erstreckt sich bis nach Arabien und China.
Ero aphana Walck. — atomaria C. L. Koch. Ein junges Weibchen
dieser über Mittel- und Westeuropa verbreiteten Art.
*Euryopis acuminata (Lucas) E. Simon. 7 junge Weibchen dieser Art,
die nach Simon in allen Mittelmeerländern ungemein häufig ist.
Asagena phalerata Panz., 1 junges Weibchen. Die Art ist über Eng-
land, Skandinavien, Mitteleuropa, Frankreich bis zu den Pyrenäen
verbreitet, in den Alpen bis hoch ins Gebirge hinauf.
*Teutana triawgulosa Walck. 13 Stücke, darunter auch 2 Männchen, aber
alle noch nicht geschlechtsreif. In den Mittelmeerländern verbreitet, soll
aber auch in St. Helena und in Brasilien Vorkommen und Simon
erhielt sie aus Alabama und Colorado.
*Lathrodectus tredecimguttatus Kossi, 2 Weibchen. Diese ihres schmerz-
haften, unter Umständen tödtlichen Bisses wegen gefürchtete Art ist
in allen Mittelmeerländern bis nach Südrussland verbreitet. L. v. Heyden
fand diese Malmignatte der Italiener in „prachtvoll sammtschwarzen,
schwefelgelb gezeichneten“ Exemplaren häufig am Meeresufer bei Bor-
dighera; A. König brachte sie auch von Teneriffa mit.
*Lithypkantes Eaykullianus Walck. 19 Stück dieser in Südeuropa und Nord-
afrika verbreiteten und häufigen Art; 12 gehören zu der fast einfarbig
dunkeln Yar. b. Yon v. Heyden auch von Bordighera mitgebracht.
*Theonoe longiseta E. Simon. Nur ein Männchen dieser winzigen Spinne,
die Simon im Yar auffand.
*Labidla rupicola E. Simon. Mehrere Weibchen; v. Heyden sammelte
die A# auch bei Bordighera; Simon giebt ihr Yorkommen von ver-
schiedenen Punkten der Seealpen (Mentone, Sospel, St. Martin-Lan-
tosque) an. Sie findet sich, ähnlich unserer L thoracica , an sehr
feuchten, mit Moos bedeckten, dunklen Felswänden.
*Theridhmi aulicum C. L. Koch. Sehr zahlreiche Exemplare dieser der
Färbung nach sehr veränderlichen Art, die unter mehreren Synonymen
beschrieben ist; sie ist aus England und allen Mittelmeerländern ein-
schliesslich Palästina bekannt geworden. Cambridge hat bereits den
höchst eigentümlichen männlichen Taster dieser Art abgebildet.
— tindum Walck., 8 junge Stücke. In ganz Mittel- und Westeuropa.
— denticidatum Walck., 10 junge Exemplare. Die Fortpflanzung dieser
Art findet bei uns im Mai und Anfangs Juni statt. Ueber ganz
Europa und Nordafrika verbreitet; von Cambridge auch aus Syrien
angegeben.
— simile C. L. Koch. 16 Exemplare dieser Art, die in zahlreichen
Farben Varietäten auftritt; Simon unterscheidet deren 15; die meisten
in San Remo gesammelten (jungen) Tbiere gehören zur Var. 8 Simon's. •
Die Art ist aus ganz Europa (England, Schweden, Frankreich, Deutsch-
land), ausserdem Algier und Syrien bekannt.
Lmhthyphantes Zimmermanni nov. nom. ( zebrinus E. Simon nec [. Bathy -
phantes] zebrinus Menge). Ein Vergleich der Beschreibungen und Ab-
bildungen von Menge und Simon lehrt, dass Lephthyph. zebrinus
Sim. nicht der ( Bathyph .) zebrinus Menge ist und daher einen beson-
deren Namen haben muss, als welchen ich Zimmermanni vorschlage,
weil Zimmermann mich auf die Incongruenz beider Arten aufmerk-
sam machte, nachdem ich dieselbe an einem von Simon mir als L.
zebrinus Menge bestimmten Exemplare ebenfalls bemerkt hatte. Von
L. Zimmermanni liegen mir von San Remo 2 Weibchen vor; die Art
ist auch hei Bonn häufig, wo ich den B. zebrinus Menge bisher mit
Sicherheit noch nicht nachgewiesen habe.
LinypJiia pusilla Sundevall, 2 junge Weibchen. In ganz Europa und Sibirien.
— frutetorum C. L. Koch, 1 entwickeltes Männchen. In ganz Süd-
europa und Nordafrika häufig; auch in Syrien.
TetragnatJiidae: 3.
Pachygnatha de Geeri Sundev. 1 1 Stuck dieser in ganz Europa ver-
breiteten und im Frühjahr häufigen Art, die v. Heyden auch bei
Bordighera nachwies.
Tetragnatha extensa L., 8 Junge. Durch ganz Europa verbreitet.
— obtusa C. L. Koch, 7 ebenfalls noch junge Stücke. Die Ge-
schlechtsreife dieser und der vorigen Art tritt bei uns nie vor Ende
Mai ein.
Epeiridae: 12.
Meta Merianae Scop., 2 junge Männchen und I Weibchen. Die Art ist
durch ganz Europa verbreitet und von v. Heyden bei Bordighera
nachgewiesen.
— segmentata Clerck, 2 junge Weibchen dieser bei uns äusserst ge-
meinen und verbreiteten Art.
Zilla x-notata Clerck, 4 ausgewachsene Weibchen dieser ebenfalls gemeinen
und verbreiteten Art.
Singa Herii Hahn, 1 Weibchen.
— pygmaea Sundev., 5. Die beiden letzten Bestimmungen sind nicht
ganz sicher, da nur sehr junge Exemplare vorliegen.
Cyclosa conica Pallas, 3 ganz junge Stücke dieser in ganz Europa ver-
breiteten und zwischen Gebüsch häufigen Art.
Epeira diademata Clerck. 6 grosse, ausgewachsene Weibchen, z. Th. vor,
z. Th. nach dem Eierlegen; sie sind wohl ohne Zweifel in der ersten
Zeit des Aufenthaltes gesammelt worden.
— Sturmii Hahn. 5 junge Stücke dieser oder einer mit ihr ver-
wandten Art.
— soTlers Walck. 3 Männchen und 4 Weibchen dieser über den grössten
Theil Europas verbreiteten, auch von St. Helena, Südafrika und Japan
angegebenen Art. Die Weibchen sind alle noch unentwickelt, und
von den Männchen ist erst eines geschlechtsreif; es geht hieraus her-
57
vor, dass die Reife dieser Art in San Remo nicht früher eint ritt als
bei uns, da ich im Ahrthal in der ersten Hälfte des April zahlreiche
entwickelte Männchen fand.
— acalypha Walck. 20 junge Stücke dieser auf Haiden und im Grase
häufigen und über ganz Europa verbreiteten Art.
■ — diodia Walck. 8 noch nicht entwickelte Stücke dieser Art, die an
ähnlichen Orten vorkommt wie E. acalypha , aber nicht ganz so
häufig ist.
— cucurbUina Clerck, 4 junge Exemplare. Die Verbreitung der Art
erstreikt sich über Europa, Algier, Palästina, Japan und Nordamerika.
Dr. Luc. v. Heyden fand bei Bordighera im Winter 34 Arten,
unter denen folgende 16 in der Sanremeser Beute nicht mit vorliegen:
Dysdera Cambridgei Thor. , D. cröcata C. L. Koch , Salticus fomiicarkis
Deg., Menemerus vicinus Sim., Euophrys finitima Sim,, Drassus severus
0 L. Koch, Dr. hypocrita Sim., Dr. pubescens Thor., Trochosa cinerea,
E., Lycosa paludicola Clerck, Textrix denüculata Oliv., Amaiirobiiis
Scopolii Thor., Lithyphantes corollatios L. , Asagena phulerata Panz.
Pholcus pltalangioides Schrank und Coeculus echinipes.
Tausendtüsse: 28.
Chiwpoda: 13.
Seidigem coleoptrata L., 2, gleich allen anderen unter Steinen oder im
Gesiebe.
Liikobius forficatus L., häufig.
— picea s L. Koch, 1 .
— calcaratus , häufig.
— crassipes L. Koch, 6.
:1: — aeruginosus L Koch, 5 Stücke dieser zierlichen, gelbrothen Art.
Cryptops hortensis Leach, 1.
Geophilus flavidus C. Koch, 2.
— proximus C. Koch , 1 .
— sodalis Mnt. (conchylogasfer Lutz.), 1.
Scolioplanes crassipes 0. Koch, 1.
* ‘Stigmatogaster gracilis Mnt., 4.
Schendyla nemorensis C. Koch, 6.
Diplopoda: 15.
Glomeris pustulata Latr., 4.
— conspersa C. Koch, 3.
* Strongylosoma iadrense Pregl., häufig; bisher nur bei Zara gefunden.
Brachydesmus superus Latr., gemein.
Polydesmus denticidatus C. Koch, 3.
Craspedosoma Batvlinsii I^each, 2.
*Aulocosoma compactile Attems nov. gen. et nov. spec. In einem Weib-
chen, das ich in San Remo gefunden und dem k. k. Hofmuseuni in
Wien überlassen hatte, erkannte Herr Graf Attems eine neue Art,
über welche er mir die folgende Beschreibung zusandte:
„Aulocosoma nov. gen. Corpus cylindricum, segmenta carinis
omnino destituta, dorso sulco medio longitudinali , dorso et lateribus
58
l
striis profundis longitüdinalibus mar ata, tub er cutis seliger is senis
minimis praedita. Ocidi manifesti , trianguläres. Äntennae longae,
apice paululum incrassatae , pedes exiles, haud longi. Segmentorum
numerus 30.
A ulocoso m a co mp act i le n ov. sp. Corpus robustuni , parvum, fla-
vimi, brunneo marmoratum, glabrum; pedes pallidi et antennae nigres-
centes et caput dense crinita ; oculi trianguläres, utrimque ocellis
6 compositi (1. 2. 3.) nigerrimi, tubercula setigera anterior um segmen-
torum sat distincta, sed parva, posteriorum segmentorum vix conspicua.
Löngitudo corporis 8 mm, latitudo corporis ad 1 mm.
Mas ignotus. — Hab. San Remo.“
* Lysiopetalum foetidissimum Savi, gemein.
Jidus pusillus Leach, gemein.
— rußfrons C. Koch (= boleti C. K.), 2.
• — longabo K , häufig.
— trilineatus K., 1.
— sabulosiis L., häufig.
* — — var. rubripes C. Koch, in besonders grossen Stücken.
* — aurozonatus Berlese, 1, bisher aus Toscana und Kalabrien bekannt.
Asseln: 10.
Oniscidae: 8.
* Ärmadillidium Willii C. L. Koch, nach Dollfuss = Oniscus macidatus F.;
nicht selten unter Steinen. Bisher nur von Montpellier und von
Cannes bis Mentone gefunden.
* - — gramdatum Brndt., nicht selten.
* — depressum Brndt., selten.
— vulgare Latr., häufig.
Forcellio laevis Latr., häufig.
Metoponorthus pruinosus Brndt., nicht häufig.
*Leptotrichus Panzern And. Sav., nicht häufig, bisher nur aus Aegypten,
Algerien, Korsika, Spanien und Portugal bekannt.
Philoscia muscorum Scop., nicht selten.
Idotheidae: 2.
Idothea marina L. (= I. tricuspidata Desm.), im Hafen von San Remo.
— - acuminata Leach, ebenda.
Weichthiere: 101.
Land“ und Süsswasser-Molluskenr 58.
Schnecken: 57.
* Testacella bisidcata Risso, in mässiger Anzahl unter Brettern und Steinen
im Nebengarten des Hotel de Nice. Da ich von dem interessanten
Thiere, ohne dasselbe und seine Seltenheit zu kennen, aus der Masse
der dort sich findenden Nacktschnecken doch mehr als ein halbes
Dutzend Stücke mitnahm, bin ich überzeugt, dass die Art in San
Remo nicht eben selten ist. Ich freute mich , durch Abgabe von
dem Materiale Herrn Dr. L. Plate bei seiner Arbeit über die Anatomie
59
der Gattungen Baudebantia und Testacella (Spenge), Zool. Jahrbücher,
1891) unterstützen zu können.
Limax maximus L. var. Becampi Meneg., 5 Stück an Oelbäumen.
— variegatm Drap., 7 Stück unter Steinen der Terrassen.
Agriolimax agrestis L., sehr häufig im Nebengarten des Hotels.
— laevis Müll., 6 ebenda.
* Amalict gagates Drap., häufig ebenda.
— marginata Drap., nicht selten auf den Terrassen, selten im Garten.
* — carinata Risso , sehr häufig im Nebengarten , sonst seltener.
Ausser in Süd-Europa auch in Frankreich und Süd-England.
Hyalinia ( Polita ) Brapanaudi Beck, 4 Stück unter Steinen.
— — septentrionalis Bgt., 2 ebenda.
— (Vitrea) diapliana Stud., 1 gesiebt.
*Zonites algirus L., ziemlich häufig im lehmigen Boden der Terrassen am
Peirogallo und am Wege nach Verezzo unter Steinen.
*Leucochroa candidissima Drap, type und
* — — var. rimosa Cbr u. Jan., beide sehr häufig an den Felswänden am
Fahrwege nachColla und am Wege nach dem Croce da Para unter Steinen.
Patula rotundata Müll., 6 gesiebt.
— rupestris Drap., 1 im Thale des Lorenzo-Baches.
* Helix ( Trigonostoma ) nautiliformis Porro , 4 unter Steinen am West-
gehänge des Lorenzo-Thales.
— — angigyra Rosm., 2 ebenda.
— — obvoluta Mül)., in mässiger Zahl ebenda.
— ( Vallonia) costata Müll., häufig unterSteinen und Brettern im Nebengarten.
* — (Carthusiana) cantiana Mtg. var. cemenelea Risso, einzeln an Pflanzen
der Thalgehänge und unter Steinen. Ausser in Süd-Europa auch in
Frankreich und Süd-England.
* — (Euparypha) pisana Müll., 1 auf den Terrassen.
* — ( Xerophil-a ) caespitum Drap., ebenda häufig, stark abändernd in der
Färbung.
* — — virgata Mtg. , 4 im Hotelgarten. Auch in Frankreich und Süd-
England.
* — — lauta Lowe, häufig ebenda und auf den Terrassen.
— 1 — interseda Mich., 2.
* — — rugosiuscula Mich., 1.
* — — conspurcata Drap., häufig im Hotelgarten.
— — trochoides Poir., 2 Stück an den Felsen am oberen Beragallo.
— — terrestris Penn., gemein unter Steinen am Ufergehänge der
Westbucht, seltener auf den Terrassen.
* — (CocJdicella) acuta Müll., häufig auf den Terrassen am Anfänge
des Weges nach San Pietro an Pflanzen und unter Steinen.
— (Tachea) nemoralis , 13. „Auffällig ist neben der lebhaften und
variabeln Bindenzeichnung die constante Hämmerung der Schalen-
oberfläche“ In Gärten der Westseite.
* — (Mactdaria) vermicidata Müll., häufig in manchen Gärten der West-
seite, besonders an Rosmarin. Stark abändernd an Grösse und Färbung.
* — (Helicogena) aspersa Müll., ziemlich häufig, besonders an den Agaven
und Palmen des Hotelgartens; an Grösse und Zeichnung recht ver-
schieden, meist stark, selten nur ganz undeutlich gebändert,
60
* Helix ( Helicogena) aperta Born., überall nicht selten.
— — pomatia L., 1 sehr dickschaliges Stück von den Terrassen.
*Cionella (Ferussacia) folliculus Gron., 1.
* — (Caecilianella) petitiana Ben., ein Dutzend unter Steinen und gesiebt.
* __ — acicula Müll. var. eburnea Risso, in massiger Anzahl bei San
Remo und in den Grotten von Mentone lebend unter Steinen ge-
sammelt. Die typische Form auch in Deutschland.
*Stenogyra (Rumina) decollata L. , häutig, hie und da gemein, in allen
Altersstufen in dem Lehmboden der Terrassen unter grösseren Steinen.
*Pupa (Torquilla) similis Beng., sehr häufig an den Steinen der Terrassen-
mauern und an den feuchteren Wänden der Häuser im östlichen
Th eile der Stadt.
*Pupa (Granopupa) granum Drap., selten an Steinen.
* — (Coryna) Ferrarii Porro, ziemlich selten gesiebt.
(Pagodulina) pagodula Desm., 2 gesiebt.
— (Sphyradium) edentula Drap., 3 gesiebt.
* — (Isthmia) Strobeli Gredl., 1 gesiebt.
— ( Vertigo) pygmaea Drap., 1 gesiebt.
*Clausilia (Delima) itala v. Mts. var. nigra Issel , 1 an einer Mauer
oberhalb des Berigo.
* Anoylus striatus Qu. u. Gaim. Verhältniss von Höhe zu Breite zu
Länge der Schale 1:1,66:2,29- Nur in einer Stelle des Bernardo-
Baches, doch da an der Unterseite der Steine häufig.
Limnaeus ovatus Drap., häufig im unteren Torrente San Martino oberhalb
der Landstrassenbrücke. „Kleine Form von nur bis 14 mm Länge
und wahrscheinlich durchweg nur Jugendform von lagotis Sehr. (var.
intermedia Fer.).u
— pereger Müll., 6 aus dem Bernardo-Bache. „Kleine Form von nur
7 — liy2 mm Länge.“
— truncatidus Müll., in mässiger Anzahl aus dem unteren Martino-Bache.
* Planorbis umbilicakts Müll. var. sidoangiäatus Phil., in geringer Zahl
aus dem Torrente d’Olivi.
*Acme lineata Hartm.,2 aus einer Strohbucht in einem hohlen Oelbaume gesiebt,
* — sublineata Andr., 4 ebenso.
Pomatias septemspiralis Raz., 5 gesiebt.
Cy clostoma elegans Müll., ziemlich häufig unter Steinen der Terrassen.
Muscheln: 1.
Pisidium casertanum Poli, häufig im unteren Martino-Bache.
Meeresmollusken: 43.
Schnecken: 30.
Alurex brandaris L., 2 stark beschädigte todte Stücke; an einer sandigen
Strandstelle bei Bordighera wurde sie lebend und gut erhalten gefunden.
— (Phyllonotus) trunciilus L, 3.
Pisania maciäosa Lmk,, häufig an Steinen auf der Hafenseite des Molo.
Pollia POrbignyi Payr., 1. Westbucht.
Fasset incrassaia Müll., 5 an der Hafenseite des Molo.
— costulata Ren., häufig und sehr gross, ebenda.
, — corniculum Oliv., 1 an der Ostbuchtküste angeschwemmt.
61
Columbella rustma L., häufig an der Hafenseite des Molo.
Conus mediterraneus Brug., 2 an der Westbucht.
Cerithium vulgatum Brug., häufig in der Westbucht, zum Theil von Ein-
siedlerkrebsen besetzt.
Bittium reticulatum Costa, 4 aus angeschweiumten Korallen- und
Pflanzenstöcken.
Litorina neritioides L., an Steinen der Westbucht gemein.
Rissoa ventricosa Desm., 1 an einer Felsklippe der Westbucht,
Alvama calathisms Mtg., 2 wie Bittium.
— Montagui Payr., 1 ebenso.
— subcrenulata Schwartz, 6 ebenso.
— punctura Mtg., 1 ebenso.
— tenera Phil., in Anzahl ebenso. Lebend dunkelbraun, einfarbig.
Truncatella truncatula Drap., 1 junges Stück, ebenso.
Phasianella piäla L, 1 ebenso.
Zizyphinus exiguus Pult., 3 an einer Felsklippe der Westbucht.
Trochocochlea turbinata Born, gemein an Steinen der Westbucht.
— mutabilis Phil., 1 ebenda,
Gihbula divaricata L , 2 ebenda.
* — Bichardi Payr., sehr häufig ebenda. Nur im westlichen Mittel meere.
Fissurelia rubecula L., 2 ebenda.
Emargimda elongata Costa, 1 an einem angeschwemmten Korallenstock.
Patella caenäea L. type und
— — var. tarentina Lmk., beide gleich gemein an Steinen der West-
bucht. Die Thiere werden von den Sanremesern gegessen.
Chiton cajetanus Poli, 1 an einer Felsklippe der Westbucht.
Muscheln: 13.
Teredo navalis L., in Holz angescliwemmt.
Mactra corallina L., 3 Klappen ebenso. Lebend am Sandstrand bei
Bordighera.
Venus gallina L., 2 Klappen ebenso.
Tapes geographicus Gmel., 1 Klappe ebenso.
Petricola lithophaga Retz., häufig in den Uferfelsen und Strandgeröllen
der Westbucht eingebohrt, ebenso bei Monaco in hartem Kalk.
Chama griphoides L., 1 angeschwemmt,
Area (Barbatia) barbata L., 1 aus einem angeschwemmten Korallenstocke.
— (Acar) lactea, 6 ebenso.
Pectuncidus glycimeris L., 2 Klappen angeschwemmt,
Pecten opercularis L., 1 Klappe ebenso.
— (Hinnites) pusio L., 1 Klappe ebenso.
Anomia ephippium L., 2 Klappen ebenso.
Ostrea edidis L, 1 Klappe ebenso.
Hassal hat aus der weiteren Umgebung von San Remo, d. h. aus
dem ligurischen Küstengebiete von Ventimiglia, bis Taggia 62 Arten von
Land- und Siisswasserconchylien bekannt gemacht, von denen nach
Boettger’s Ansicht 28 mit von mir gesammelten zusammenfallen, 4
jedenfalls falsch bestimmt sind und 30 von mir nicht beobachtete sicher,
möglicher- oder wahrscheinlicherweise als Bewohner des fraglichen Ge-
bietes zu betrachten sind. Letztere sind: Buliminus detritus Brug., B.
62
*
monianus Drap., B. obscurus Müll., B. quadridens Müll., Bythinia tenta-
culata L., *Clausilia bidens L., CI. bidentata Ström, var. nigricans , *CZ.
solid a Drap., CI. ventricosa Drap,, Hydrobia ventrosa Mtg., Helix arbusto-
rum Müll., II. carthusiana Müll., *//. cinctella Drap., 'II. ciliata Stud.,
BI. explanata, Müll., *H. zonata Stud., II. incarnata Müll., II. lapicida
Müll., *//. niciensis Per., II. puhhella Milli., ''II. scrpentina, Per., Lim-
naeus palustris Müll., Planorbis contortus Müll., Modicella avenacea Brno'.,
Orcula dolium Drap., * Tor quill a variabilis Drap., Balea perversa L., Cio-
nella lubrica Müll., Lauria cylindracea Costa, Hyalima cellaria Müll. Von
den von mir in einem Winter erbeuteten 57 Arten fehlen jener Liste 29.
* 4 •
63
II. Wurde Bernstein von Hinterindien nach dem Westen
exportirt?
Von A. B. Meyer,
In den „Abhandlungen der Gesellschaft Isis in Dresden“ (1892, Abh.
Nr. 7) habe ich vor Kurzem über Bernstein berichtet, der in Barma ge-
funden wird und von dem mir eine Probe aus dem Indian Museum in
Calcutta zugekommen war. Die chemische Untersuchung ergab, dass er
dem Ostsee- Bernstein (Succinit) in Bezug auf die Bernstein säure (2°/0)
ähnelt (Succinit entwickelt 3<y0 bis 8°/0), während er dem sizilischen
(Simetit) in Bezug auf die Fluorescenz näher steht. Ich erhielt dann von
dem Kaiserlichen Deutschen Konsul in Rangun weiteres Material, allein
dieses erwies sich nach Dr. Ost er ’s Untersuchungen dem baltischen Bern-
stein so vollkommen gleich, dass ich überzeugt bin, es ist dorthin expor-
tirter und von dem Konsul in gutem Glauben gekaufter preussischer
Succinit. Ich zweifle deshalb nicht daran, weil Dr. Noetling kürzlich
speciell erwähnt hat (Rec. Geol. Survey of India, 1893, XXVI, 38), dass
man jetzt in Mandalay diesen auch kaufen könne.
Der ebengenannte Forscher hat (1. c. 31 — 40) eingehende Angaben
über das barmanische Vorkommen gemacht („On the occurrence of Burmite,
a new fossil Resin from Upper Burma“), nachdem das Material von Dr. Helm
untersucht (1. c. 1892, XXV, 180) und mit dem Namen Bur mit belegt
worden war (1. c. 1893, XXVI, 31). Die Resultate differiren allerdings
von denen, die Dr. Oster an dem Stück aus dem Indian Museum erzielte,
allein, da Dr. Helm ’s Untersuchungen noch nicht abgeschlossen sind, so
muss ich dies vorläufig unerörtert lassen, zumal hier nur die Frage be-
sprochen werden soll, ob im Alterthume von diesem barmanischen Bern-
stein nach dem Westen ausgeführt worden sei oder nicht. Die folgenden,
so viel ich weiss, bisher nicht genügend berücksichtigten Stellen des Pli-
nius sind es, welche mich glauben lassen, dass es wohl der Fall gewesen
sein mag.
1) . . . ln Aegypto nasci simili modo ac vocari sacal, item in India
gratiusque ipso ture esse In dis . . . (Ed. Detlefsen, 1873, vol. V, lib.
XXXVII, sect. 11, § 36). Nach der Uebersetzung von Strack (1855,
537) heisst dies: „In Egypten erzeuge es [nachNikias nämlich] sich auf
ähnliche Weise [durch Sonnenstrahlen nämlich, die in die Erde dringen]
und werde dort Sakal genannt; ebenso und noch lieblicher in India, wo
es den Einwohnern statt Weihrauch diene.“ Wittstein (1882, V, 245)
übersetzt: „Auf dieselbe Weise soll er in Aegypten entstehen und dort
den Namen Sacal führen; ferner in Indien, und die Indier sollen ihn dem
Ges, Isis tu Dresden, 1893. — Abh. 2.
64
Weihrauch vorziehen.u Yon Niklas ist Nichts mehr bekannt; Dr. Jacob
(Z. D. M. G. 1889, 43, 354) meint, es sei vielleicht Nicias Maleotes gemeint.
2) Ctesias in Indis flumen esse Hypobarum, quo vocabulo significetur
omnia bona eum ferre, fluere a septentrione in exortivum oceanum iuxta
montem silvestrem arboribus electrum ferentibus. arbores eas psitthaehoras
vocari, qua appellatione significetur praedulcis suavitas (ibid. p. 205, sect.
11, § 39). Nach Wittstein (246): „Nach Ctesias giebt es in Indien
einen Fluss, Namens Hypobarus, welches Wort anzeigen solle, dass er
alles Gute in sich trage; derselbe fliesse von Norden her in den östlichen
Ocean neben einem bergigen Walde vorbei, dessen Bäume Bernstein trügen,
und diese Bäume heissen Siptachorae, was so viel als äusserst angenehme
Süssigkeit bedeute.“ Ctesias lebte 400 v. Chr. und in den von seinen
Schriften noch vorhandenen Fragmenten (ed. Baehr, 1824, 252) heisst es
(nach mir glitigst von Prof. May ho ff in Dresden gegebener Uebersetzung) :
„Es ist ein Fluss, der durch Indien fliesst, nicht bedeutend, sondern etwa
2 Stadien [ 1/20 D. Meile] breit; er heisst auf Indisch Hyparchos, auf
Griechisch bedeutet das: Alles Gute hervorbringend. Dieser führt 30 Tage
im Jahre Bernstein, denn man sagt, dass auf den Bergen Bäume seien,
die über das Wasser hervorragen (denn die Berge werden von Wasser
überströmt); dann ist die Zeit, wo die Bäume Thränen hervorbringen, wie
der Mandelbaum oder die Fichte oder andere Bäume, hauptsächlich aber
30 Tage lang im Jahre. Dann fallen diese Thränen in den Fluss und
werden fest. Dieser Baum heisst auf Indisch Siptachora, auf Griechisch
bedeutet es: sehr süss und von dort sammeln die Indier den Bernstein.
Es sollen die Bäume auch als Frucht Trauben hervorbringen, wie der Wein-
stock und die Beeren sollen sie haben wie die pontischen Nüsse.“
3) Hie ultra Indiam fieri dixit e lacrimis meleagridum avium Mele-
agrum deflentium (ibid. p. 205, sect. 11, § 40). Nach Strack (ibid. 537):
„Dieser [nämlich Sophokles] giebt an, er entstehe jenseit India's aus den
Thränen der Meleagriden d. h. der Vögel, die Meleagros Tod beweinen.“
Nach Witt st ein (ibid. 246): „Er sagt nämlich, der Bernstein fliesse hinter
Indien aus den Thränen der Vögel des Meleager, die ihren Herrn bewein-
ten.“ — Sophokles’ Tragödie „Meleagris“ ist verloren. Die Verbindung
der Entstehung des „hinterindischen“ Bernsteins mit der Meleagersage
dürfte nur poetische Licenz sein. Entstehung des Bernsteins aus Thränen
kommt sonst vor: „ . . . Apollonius ging soweit dass er . . . eine angeb-
liche keltische sage herbeizieht von der entstehung des bernsteins aus den
tränen, die Apoll bei den Hyperboreern vergossen habe.“ (Müllenhoff:
Altertumskunde I, neuer Abdr. 1890, 220). Sophokles wählte die Perl-
hühner ihres Gefieders wegen, das thränenbetropft aussieht. Dass er sie
von Afrika oder Arabien (Hehn) nach Hinterindien versetzte, ist entweder
poetische Willkür oder sein Glaube gewesen. (Siehe auch Surber: Die
Meleagersage. Diss., Zürich 1880, 21, 121, wo p. 124 darauf hingewiesen
ist, dass die Sage von der Verwandlung in Vögel, um Verstorbene zu be-
weinen, mehrfach vorkommt. Vgl. Helm: Kulturpflanzen und Hausthiere,
3. Aufl., 1877, 316.) Nach Sophokles wäre also im 5. Jahrhundert v.
Chr. die Herkunft des Bernsteins aus Indien angenommen gewesen. Auch
aus Persien, Arabien nahe, könnte Bernstein gekommen sein, denn Plinius
(XXXVII, 39 bei Müllenhoff: Germ, ant., 112) sagt: »Mithridates -ft
Carmaniae litoribus insidam esse quam vocari Seritam, cedr.i generi silvosani,
65
inde defluere in petras.u Früher las man statt Carmaniae : Germaniae.
Carmanien war eine persische Provinz am arabischen Meerbusen. Die
Lesart Carmaniae stammt von Detlefsen, und Mü lienhoff adopirte sie;
die Handschriften sagen alle Germaniae , allein Cedern gab es da nicht
und Mithridates lebte 121— 64 v. Chr. in Asien und kannte Germanien
gar nicht, weshalb es zweifellos Carmanien heissen muss.
4) Nasci et in India certum est . Archelaus qui regnavit in Cappa-
docia illinc pineo cortice inhaerente tradit advehi rüde polirique adipe suis
lactentis incoctum (ibid. p. 207, sect. 11, § 46). Hach Strack (539) „Auch
das ist gewiss, dass er sich auch in India erzeugt. Archelaos, der in
Kappadokia [Kleinasien] regiert hat [starb 17 n. Chr.], sagt, derselbe komme,
roh und noch mit Pinienrinde behaftet, von dort her und werde, in Schmalz
von einer säugenden Sau gekocht, geglättet.“ Külb (1855 p. 4302) über-
setzt „verfeinert“. Wittstein (248): „Dass auch in Indien Bernstein vor-
kommt, kann nicht bezweifelt werden. Archelaus, der Cappadocien be-
herrschte, sagt, er werde von dort im rohen Zustande, an Fichtenrinde
hängend hervorgebracht und durch Kochen mit dem Schmalze einer säu-
genden Sau blank gemacht.“
Man findet diese vier, hier angezogenen Stellen des Plinius auch
bei Müllenhoff „Germania antiqua“ 1873, 111, 112 und 115, wo alles
auf Bernstein Bezügliche zusammengestellt ist
Nach Jacob hiess Bernstein im 16. Jahrhundert im Barmanischen
pajang (Z. D. M. G. 1889, 43, 356, wo auch andere alte Namen), nach
Balfour (Cyclopaedia of India 1885, I, 89) jetzt ambeng, nach Palle-
goix (Dict. fing. Thai, Paris 1854) heisst grauer und gelber Bernstein im
Siamesischen amphan, gelber ausserdem amphan thong (thong = Gold),
auch giebt es einen amphan khipla.
Dr. Helbig (Atti d. R. Accad. dei Lincei 1876 — 77, ser. 3, Mem, CI.
di sc. mor. etc. vol. I, Roma 1877, „Osserv. sopra il commercio dell’ am-
bra,u p. 425) kommt zu folgendem Resultate: „Risulta dunque, che i Greci
facevano uso dell’ ambra soltanto nel periodo primitivo, quando subi-
vano ancora l’influenca della civiltä asiatica, e poi di nuovo all’
epoca imperiale, quando la loro arte cominciava a decadere. All’ incontro
durante il periodo propriamente classico, che comincia coli’ emancipazione
dell’ Influenza orientale e finisce coli principio della decadenza, essi s’aste-
nevano dall’impiegarla nell’arte e nell’industria.“ Ygl. auch p. 429, Zeile
17—24 und p. 433, Zeile 5 — 1 von unten, sowie p. 424, wo es heisst:
„I Greci all’epoca omerica assegnarono all’ambra un grande pregio.“ Dr.
Olshausen (Z. f. E. 1891, Yerh. 297) bemerkt dazu, dass bezüglich des
Bernsteins schwerlich an einen Einfluss direct von Asien aus zu denken
sei, da der Bernstein in Asien wenig benutzt worden zu sein scheine und
sagt ferner (L c. 295), dass er „in alter Zeit im ganzen Orient keinen-
falls eine wesentliche Rolle gespielt“ habe. „Wenn sich daher zu
Mykenae neben massenhaftem Gebrauch des Bernstein ein starker orienta-
lischer Einfluss zeigt, so ist eben nur festgestellt, dass sich beide gleich-
zeitig finden, ohne dass ersterer durch letzteren bedingt ist“ (1. c. 297
Anm.). Ob sich dieser Ausspruch rechtfertigen lässt — mir scheint es
nicht — , wird man erst dann beurtheilen können, wenn Asien prae-
historisch und archaeologisch besser bekannt ist als jetzt. Wenn nun
Dr. Helm (Sehr. Naturf. Ges. Danzig, N. F. Bd. YI, Heft 2, S. 6 des S.
66
A.) Bernstein aus den Königsgräbern von Mykenae seiner chemischen
Eigenschaften wegen für „baltischen“ erklärt, unter welchem Kamen er
den der Nord- und Ostsee, sowie den bis Mitteldeutschland gefundenen
versteht (s. auch 1. c. VII, Heft 4, S. 8 des S. A.), so ist das, meiner An-
sicht nach, zu schnell geschlossen. Der Mykenae-Bernstein kann auch
anderen, noch unbekannten Ursprunges sein. Nach Mtillenhoff aller-
dings holten die Phönizier den Bernstein von den Nordseeküsten (D. Alter-
tumskunde, 2. Aufl. 1890, I, p. VI): „ . . . ich glaube es doch erreicht
zu haben dass hinfort im ernst unter einigermassen verständigen leuten
nicht mehr davon die rede sein kann ob die Phoenizier oder Griechen
den bernstein aus der Ostsee geholt haben.“ Und (p. 214): „der bernstein
wird niemals . . . weder bei Herodot noch sonst irgendwo unter den
handelsartikeln die die alten über den Pontus bezogen erwähnt, und keine
sage oder andere notiz über die herkunft des rätselhaften fossils . . . weist
in diese richtung.“ Ferner (p. 216): „mit grosser Sicherheit darf man
daher annehmen dass der samländische, aestische bernstein erst um die
mitte des ersten Jahrhunderts nach Ohr. gegenständ des directen handels-
betriebes über land wurde.“ Endlich (p. 222): „Phoenizier brachten den
Griechen den bernstein wie das zinn“, und zwar das Zinn von England,
den Bernstein von der cimbrischen Halbinsel. Movers (Phönizier, 1856,
II 3, 62) erwähnt den Bernstein gar nicht als Handelsartikel der Phöni-
zier und bezüglich des Zinns ging er so weit, zu behaupten, dass das
britannische auch nach Indien gebracht, also selbst hier nicht aus dem
nahen Hinterindien bezogen wurde; allein schon 1873 hat v. Baer (Reden
III, 316) ihn widerlegt. Die Phönizier holten das Zinn aus Ophir, dessen
Lage in Hinterindien so gut wie sicher gestellt ist (1. c. 112). Mit dem
Zinn, dem Elfenbein, dem Santelholz, den Pfauenfedern und anderen Kost-
barkeiten können sie aber sehr wohl auch den Bernstein nach dem Westen
gebracht haben*), zu welcher Annahme man um so mehr veranlasst wird,
als, wie wir sahen, Sophokles, nach Plinius, Hinterindien speciell als
Heimath des Bernsteins nennt, abgesehen davon, dass eine Reihe anderer
Schriftsteller des Alterthums Indien als Fundort angeben. Dieses schliesst
den gleichzeitigen Bezug von der Nordsee nicht aus. Die angezogenen
Stellen bei Plinius scheinen mir bisher zu sehr ausser Acht gelassen
worden zu sein und man wird nicht umhin können, sie in Zukunft bei
der Discussion dieser Fragen ihrer Bedeutung nach zu würdigen.
Ich habe schon in dem Eingangs citirten Aufsatz in den „Abhand-
lungen der Gesellschaft Isis“ auf verschiedene Reise- und andere Werke
hingewiesen, welche von der weiten Verbreitung und vielfachen Anwendung
des Bernsteins in Barma und auch von dem Exporte von dort sprechen**),
speciell auch auf Anderson’s „Report on the Expedition to Western
Yunan“ (Calcutta 1871). In diesem Werke findet man (p. 108 Anm.) die
auffallende Notiz, dass eine Silberkette mit einer Anzahl kleiner daran
hängender Instrumente als häufig vorkommender und brauchbarer Schmuck
*) Nach Hirth (China and the Roman Orient 1885, 41 und 244) wäre baltischer
Bernstein von Syrien über Land nach China gekommen, aber wenn dieses sich auch
so verhielte, so handelt es sich dabei um eine spätere Zeit.
**) Auch nach Noetling (Rec. Geol. Survey of India 1893, XXVI, 37) werden
grosse Mengen nach China exportirt und existirt eine umfangreiche und Jahrhunderte
alte Bernstein-Industrie in Barma (S. 39).
67
der Männer bei den Shans (Sandathal) im Stile fast identisch sei mit dem
Körper des Schmuckes, den v. Sacken im „Grabfeld von Hallstatt“ (1868),
Tafel XIII, Figur 1 abgebildet habe. Ebenso (p. 107 Anm.) bezieht sich
Anderson bei Riechfläschchen der Frauen von dort aufSacken’s Figur
16, Tafel XIV und nennt die Aehnlichkeit der Ornamente höchst auffallend.
Sacken’s Figur stellt eine Fibel dar. Endlich sagt er von Ohrringen der
Shanmädchen (p. 105 Anm.): „This earring has a most remarkable resem-
blance in every particular to that figured by Sacken pl. XIII, fig. 4; indeed,
so much so that it Stands for the European Ornament of that early period.“
Alle diese Schmuckstücke der Shans sind von Silber, die Hallstattgegen-
stände aus Bronze. Das Object, das Figur 4, Tafel XIII abgebildet ist,
nennt v. Sacken (p. 154) „Beschlägstück (eines Stabes?) von Kettchen
umgeben u — Ich erhielt auf meine Bitte vom Indian Museum in Calcutta
Photographien dieser Shan-Objecte und konnte daher die von Anderson
behauptete Aehnlichkeit einer Controlle unterziehen. Die zuletzt genannten
Ohrringe haben eine nur ganz äusserliche und allgemeine Aehnlichkeit mit
dem „Beschlägstück“, welche das Wesen der Sache nicht angeht. Das Riech-
fläschchen hat insofern eine äussere Aehnlichkeit mit der Fibel, als bei
beiden an einem halbmondförmigen Körper Kettchen mit Zierplättchen
hängen, bei dem Shan-Schmuckstücke rhombische, bei dem Hallstätter mehr
pyramidal geformte. Solche äussere Aehnlichkeiten zwischen toto coelo
verschiedenartigen Gegenständen aus zwei Weitenden, so zu sagen, lassen
sich zahlreich auffinden, ohne dass sie das Mindeste besagen. Was endlich
die Silberkette mit daranhängenden Instrumenten im Vergleiche mit dem
,, Anhängsel“ von Hallstatt anlangt, so ist die allgemeine Aehnlichkeit die,
dass in beiden eine Radform mit Kettchen daran vorkommt, sonst aber
ist in den Einzelheiten der Ornamente nicht die allermindeste Aehnlichkeit,
vielmehr totale Verschiedenheit vorhanden. Dieser Hinweis auf Hallstatt
ist daher ganz verfehlt und irreleitend, anderenfalls würde er das grösste
Interesse in Anspruch nehmen können. Es kommen, wie bekannt, Bern-
steinperlen in den Gräbern Hallstatts massenhaft vor, ferner unter anderem
Elfenbeinschwertknäufe mit Bernstein verziert (Sacken, Tafel V, 2, Seite 27),
allein es hat dieses Nichts mit hinterindischen Schmuckstücken zu thun,
wenn auch einstmals vielleicht auch Bernstein zusammen mit den anderen
bekannten Producten aus Ophir in die Westländer, bis Griechenland oder
selbst weiter, gelangte. Es wäre in der That auffallend, wenn die Phönizier
das Elfenbein, die Pfauenfedern, das Santelholz, das Zinn, Edelsteine, Gewürze
und Anderes in Hinterindien verladen, den im Lande selbst aber hoch-
geschätzten, verbreiteten, auffallenden und ausserdem so leicht transportablen
Bernstein zurückgelassen haben sollten, wozu noch in Betracht gezogen
werden muss, dass altgriechische Schriftsteller selbst die indische und
Sophokles speciell die hinterindische Herkunft angeben.
Nachschrift. Während der Correctur erhalte ich von Herrn Dr. Helm
einen Abdruck seiner Abhandlung aus den Schriften der Naturforschenden
Gesellschaft zu Danzig, N. F. VIII. Bd., 3. Hft. „Ueber Birmitu, wie der
barmanische Bernstein nunmehr statt Burmit (s. oben S. 63) von ihm ge-
nannt wird. (Ueber die Schreibweise von „Barma“ habe ich früher ein-
mal eine Notiz gegeben: Publ. d. K. Ethn. Mus. Dresden 1883, III, 46,
Anm. 4; es kommt Birma, Bürma, Byrma, Burma, Berma und Barma vor.
68
Deutsche Sprachforscher schreiben meist Barma, weshalb ich es auch thue.)
Der von Dr. Helm untersuchte Bernstein entwickelte keine Bernsteinsäure,
während der, welcher Dr. Oster vorlag, 2 °/0 ergab. Ich hebe noch hervor,
dass die Stücke „häufig mit vermoderten Holz- und Rinden Stückchen durch-
setzt“ sind, was an die oben Seite 65 angezogene Aeusserung des Arche-
laos erinnert, der von dem indischen Bernstein sagte, dass er noch mit
Pinienrinde behaftet von dort herkomme. Ob die Provenienz der Probe
aus dem Indian Museum in Calcutta, die Dr. Oster untersuchte, eine andere
ist, wie die der Helm’schen Stücke, wird durch weitere Forschungen fest-
zustellen sein.
Dresden, den 15. Juli 1893.
Abhandlungen
der
naturwissenschaftlichen Gesellschaft
in Dres de n
/
71
III. Die Diamantengruben von Kimberley.
Vortrag, gehalten in der naturwissenschaftlichen Gesellschaft ,,Isisu am 20. April 1893
von Dr. Alfred W. Stelzner
Der Ausspruch des alten Aristoteles, nach welchem Afrika immer
etwas Neues bringt, hat sich in den letzten Jahrzehnten wieder einmal
und zwar im wahrsten Sinne des Wortes in der „glänzendsten“ Weise
bewährt: denn der Süden des schwarzen Welttheiles hat inmitten von
Wüsten und Einöden 1867 den Kimberley -District und 1887 den Wit-
watersrand entdecken lassen und während der erstere seitdem 3 cbm funkelnder
Diamanten geliefert hat, sind von dem letzteren bereits 5 cbm Gold in
den Yerkehr gebracht worden und die Förderung dieser 8 cbm Gold und
Edelgestein, welche selbst die Schätze des märchenhaften Landes Ophir
in Schatten stellen dürften, hat sich nicht nur über die ganze Erde hin-
weg bemerkbar gemacht, sondern sie hat vor allen Dingen auch in Afrika
selbst den unmittelbaren Anstoss zu einer nie geahnten Entwickelung
der Cultur und des wirtschaftlichen Lebens gegeben, den Anstoss zu
Neuerungen, welche für die ganze weitere Erschliessung Afrikas die aller-
höchste Bedeutung haben werden.
Und zu gleicher Zeit haben die bergmännischen Aufschlüsse, welche
die Gewinnung jener 8 cbm erheischte, auch der wissenschaftlichen Welt
die grössten Ueberraschungen bereitet und ihr nicht nur reiche Belehrung
gewährt, sondern auch eine Vielzahl hochinteressanter Probleme zu lösen
gegeben.
Dass ein Würfel von 2 m Kantenlänge, der sich nach seinem räum-
lichen Verhältnis zu dem ganzen gewaltigen Continent einem Sandkorne
an der Meeresküste vergleichen lässt, Wirkungen der soeben angedeuteten
Art ausgeübt haben soll, mag zunächst für eine arge Uebertreibung ge-
halten und nur ungläubig aufgenommen werden; indessen gewinnt die
Sachlage ein anderes Ansehen, sobald wir uns zu ihrer Beurteilung
einmal anderer Masseinheiten bedienen und alsdann zu dem Ergebnisse
gelangen, dass jener Würfel, den Südafrika in den letzten 25 Jahren
lieferte, einen Marktwerth von mehr als U/4 Milliarde Mark gehabt hat,
und wenn wir weiterhin sehen werden, dass jener Würfel von 2 m Kanten-
länge sich thatsächlich gegliedert hat in
50 Millionen Karat Diamanten
und in 3 Millionen Unzen oder rund
96 000 kg metallischen Goldes.
Nun erst wird der Einfluss verständlich werden, den er für die ein-
geborene und für die eingewanderte Bevölkerung gehabt, den er auf
1*
Ges. Isis in Dresden, 1893. — Abh. 8.
72
Handel und Industrie, auf Städtegründungen und auf das Verkehrswesen
ausgeübt hat.
Während die südafrikanischen Hochländer bis gegen 1870 nur hier
und da von Boern besiedelt waren und während um jene Zeit der
Gesammtexport der Capcolonie nur einen Jahresbetrag von 2 Millionen £
erreichte, von welchem etwa 3/4 durch Wolle gedeckt wurden, bezifferte
sich der Waarenumsatz für ganz Südafrika in 1892 auf rund 26 x/4 Mill. £,
nämlich auf 12 1/2 Mill. Import und 133/4 Milk Export und dabei bestand
jetzt die grössere Hälfte des letzteren aus Diamanten und Gold.
Da bei diesem Umschwünge der Verhältnisse Bergleute die wichtigsten
Actoren gewesen sind, so kann es auch nicht Wunder nehmen, dass jener
seine Wellen bis nach Freiberg fortgepflanzt hat, dass unter den Berg-
ingenieuren zu Kimberley und am Witwatersrand auch gar manche alte
Freiberger eine einflussreiche und hochgeachtete Rolle spielen und dass
nun diese, in freundlicher Erinnerung an ihre alma mater, zeitweise Ge-
steine und Erze, Geschäftsberichte, Karten und Bilder herüberschicken,
so dass wir Erzgebirger über den Bergbau in Griqualand West und in
Transvaal ziemlich gut unterrichtet sind.
Da diese letztgenannte Thatsache auch Herrn Geheimen Hofrath
Dr. Geinitz bekannt ist, so hat er es für zweckmässig erachtet, mich
aufzufordern: Ihnen, meine Herren, einmal einen Bericht über das neue
Ophir zu erstatten. Ich folge gern seiner Einladung und will nun ver-
suchen, ihr im Folgenden so gut gerecht zu werden, als das für Jemanden
möglich ist, der Südafrika nicht selbst besucht, sondern eben nur in der
angedeuteten Weise aus der Ferne kennen gelernt hat.
Ich gestatte mir also, Sie zu bitten, mich in Gedanken nach Kimberley
zu begleiten. Die Reise von London aus dahin erfordert heute nur noch
19 Tage. Ausgezeichnete Steamer bringen uns nach der Capstadt oder
nach Port Elizabeth und von da aus legen wir den noch übrig bleibenden
1040 bezw. 780 km langen Landweg in 36 bezw. 27 Stunden mit der
Eisenbahn schnell zurück.
Kimberley liegt in Griqualand West, jetzt zur Cap-Colonie gehörig.
Es ist eine Stadt von 29 000 Einwohnern; nur 3 km abseits, und durch
elektrische Tramway mit dem Hauptorte verbunden, ist neuerdings Beacons-
fieid mit weiteren 10 000 Einwohnern entstanden.
Wollen wir uns geographischer ausdrücken, so können wir sagen:
Kimberley liegt unter 28° 43/ s. B. und 24° 16' östl. Länge von Greenwich,
zwischen dem Vaal- und Oranje River, in einer Meereshöhe von 4042
Fuss oder 1232 m.
Eine 22 km lange Leitung muss die beiden Städte mit Wasser aus
dem Vaal versorgen, denn um jene breitet sich nach allen Seiten eine
sterile Hochebene aus.
Terrain einschnitte und bergbauliche Aufschlüsse belehren uns darüber,
dass diese Hochebene im Wesentlichen aus einer sehr mächtigen und
nahezu horizontal gelagerten Wechselfolge von Sandsteinen, Conglomeraten
und Schieferthonen besteht. Leider führen diese Sedimente entweder
keine oder nur sehr wenige Versteinerungen ; ihr Alter hat sich daher
noch keineswegs an allen Orten mit Sicherheit feststellen lassen, indessen
scheint es nach den vorliegenden Nachrichten, dass die Schichten theils
obercarbonisches, theils triasisches, z. Th. vielleicht auch jurassisches Alter
73
haben. Vorläufig hat man sie unter den Namen Karoo-Formation (Karoo-
Wüste) zusammengefasst. Eine oder mehrere Abtheilungen dieser Karoo-
Formation umschliessen Kohlenflötze, von denen einige durch Glossopteris
charakterisirt sind; die Ausbeutung der Kohlen hat bereits begonnen und
es dürfte ihr für die zukünftige Entwickelung des Landes eine nicht un-
bedeutende Rolle beschieden sein.
Weiterhin ist zu erwähnen, dass sich an dem Aufbaue der Karoo-
Formation auch deckenförmige Ergüsse von Diabasen, Quarzdiabasen und
Olivin diabasen (Melaphyren) betheiligt haben, die nun als plattenförmige,
bis 100 und mehr Meter mächtige Einlagerungen zwischen den sedimen-
tären Schichten bemerkbar werden und dass anderweite Diabase die Karoo-
Formation an zahlreichen Orten gang- und stockförmig durchsetzen.
Wenn ich dem Gesagten noch hinzufüge, dass weite Flächen der
Hochebene von ein bis zwei Meter mächtigen Krusten diluvialer Kalktuffe
bedeckt werden, dass diese Kalktuffe von Cohen für die Absätze flacher,
diluvialer Seen gehalten werden und dass sich über ihnen stellenweise
auch noch schwache Decken alluvialer Sande ausbreiten, so dürften hiermit
die geologischen Verhältnisse von Griqualand West und wohl auch die-
jenigen von den benachbarten Theilen des Oranje- Freistaates für unsere
Zwecke hinlänglich charakterisirt sein.
Es war nun im Jahre 1867, als einem dem Waidwerk nachgehenden
Engländer unter den Kieselsteinen, mit denen die Kinder einer Boernfarm
am Oranje River , unweit dem heutigen Hopetown , spielten , ein Stein
wegen seines ganz besonderen Glanzes auffiel. Er nahm ihn mit und
zeigte ihn Goldschmieden; diese hielten den Stein zunächst für Topas,
aber bald kam die Wahrheit an den Tag: es war ein 21J/4 Karat schwerer
Diamant.
Zwei Jahre später, 1869, fand ein Hottentotte einen zweiten, noch
grösseren Stein, der sich als ein Diamant von 83 Karat entpuppte und
nachdem er aus einer Hand in die andere gegangen und dabei sein Preis
von 400 auf 1200 £ gestiegen war, schliesslich als „Star of South Afrika“
in den Besitz des Lord Dudley gelangte.
Daraufhin begann der neue südafrikanische Diamanten-„Rush“ und
bald zeigte es sich, dass die Geröll ablager ungen des Vaales, kurz oberhalb
seiner Einmündung in den Oranje River, am erträgnissreichsten waren.
Hier sind denn auch die Wäschereien ununterbrochen bis auf den heu-
tigen Tag fortgesetzt worden , namentlich in der Nähe des Städtchens
Barkly, 110 km NNW. von Kimberley gelegen. Sie sollen heute gegen
1000 Weisse und eine entsprechende Anzahl von eingeborenen Arbeitern
beschäftigen und Steine reinsten Wassers liefern; immerhin hat sich die
Arbeit in diesen „River diggings“ nicht über einen mühseligen Kleinbe-
trieb zu erheben vermocht und in der Regel hat sie nur einen jährlichen
Ertrag von etwa 30 000 Karat, d. i. von wenig mehr als 6 kg geliefert.
Die wirthschaftliche Bedeutung der Wäschereien ist also eine be-
schränkte und das wissenschaftliche Interesse, welches die letzteren bean-
spruchen, dasselbe, welches auch alle anderen nichtafrikanischen Vorkomm-
nisse von Diamanten auf secundärer Lagerstätte wachrufen.
Ganz anders verhält es sich mit der zweiten Art des Diamantenvor-
koramens in Griqualand West und in den benachbarten Theilen des
74
Oranje - Freistaats , mit den „dry diggings“, deren Entdeckung jener der
„River diggings“ im Jahre 1870 folgte.
In diesem Jahre nämlich fand man auch Diamanten auf der sterilen
Hochebene, welche sich zwischen dem Vaal und dem Oranje River aus-
breitet und zwar an den Hängen kleiner flacher Hügel (Kopjes), die sich
in der Gegend des heutigen Kimberley wenige Meter über die umgebende,
aus der Karoo-Formation bestehende Landfläche erhoben. Diese heute
längst verschwundenen Hügel bestanden , im Gegensätze zu den in der
Gegend herrschenden Sedimenten, aus einem eisenschüssigen, hochgradig
zersetzten Gesteine, das man „yellow ground“ nannte. Man durch wühlte
dasselbe und fand immer neue Diamanten, auch dann noch, als der yellow
ground bei 6 bis 12 m Tiefe in eine dunkelbraune festere Masse, den
„rusty ground“, und nach weiteren 2 bis 5 m in ein ganz eigenartiges,
schwärzlich grünes oder schwärzlich blaues Gestein, den „blue ground“
übergegangen war. Zunächst freilich glaubte man, mit dem blue ground
auch das Ende des diamantenführenden Bodens erreicht zu haben und
man suchte deshalb seine Besitztitel an den seither betriebenen Gruben
an neuan gekommene „Grüne“ zu verkaufen; aber gar bald stellte sich
heraus , dass diesmal die „Grünen“ den besseren Theil erwählt hatten:
denn die Diamantenführung hielt, wider alles Erwarten, auch im blue
ground an.
Eine fieberhafte Aufregung bemächtigte sich daher der im Entstehen
begriffenen Bergwerks-Stadt und schaarenweise strömten Digger von allen
Seiten herbei , denn es unterlag keinem Zwreifel mehr : man hatte eine
durchaus neue und eigenartige Diamantenlagerstätte vor sich — das erst-
malige und noch dazu massenhafte Vorkommen des herrlichen Edelsteins
auf primärer Lagerstätte, ein Vorkommen vom höchsten materiellen Werthe,
vom höchsten wissenschaftlichen Interesse.
Die mir verfügbare Zeit gestattet nicht, die historische Entwickelung
des nun beginnenden Bergbaues, die Ueberrasch ungen , welche er be-
reitet, die Wechselfälle, denen er ausgesetzt war, im Einzelnen zu schil-
dern ; ich kann hier nur die wichtigsten Phasen skizziren und die Ergeb-
nisse zusammenfassen, welche in den seither verflossenen 22 Jahren und
nachdem man stellenweise schon bis zu einer Tiefe von 384 m nieder-
wärts gedrungen ist, in geologischer und wissenschaftlicher Hinsicht ge-
wonnen worden sind.
Es wird dabei, wie ich hoffe, zum leichteren Verständnisse der Sach-
lage beitragen, wenn ich mich zunächst einer kurzen Schilderung der
inzwischen festgestellten geologischen Verhältnisse zuwende.
Die Zahl der Kopjes, welche sich in Griqualand West und im Oranje-
Freistaat erheben, ist oder war eine ziemlich grosse; aber bis jetzt haben
nur 6 Stellen eine grössere Bedeutuug erlangt. Dieselben liegen sämmt-
lich innerhalb eines Quadrates , das vom 28. und 30. 0 s. Br. und vom
24. und 26.° östl. Länge begrenzt wird. Vier Gruben, die im NW. der
von NO. nach SW. verlaufenden Diagonale jenes Quadrates zu suchen
sind, nämlich Kimberley, de Beers, Bultfontein und Du Toit’s Pan, ge-
hören zu Griqua Land, die anderen beiden, südöstlicher gelegenen, Kofly-
fontein und Jagersfontein , zum Oranje-Freistaat. Hierzu ist dann seit
1891 als siebente und sehr aussichtsvolle Grube die Premier- oder
Wesselton Mine gekommen, auf der Grenze beider Staaten gelegen und
75
im Gegensatz zu allen anderen dadurch merkwürdig , dass sie an der
Tagesoberfläche nicht durch eine hügelartige Emporragung, sondern durch
eine mit Kalktuff überkrustete Bodensenkung charakterisirt war.
Durch den Betrieb der zuerst genannten sechs Gruben hat sich nun
bis jetzt das Folgende herausgestellt.
Das diamantenführende Gestein, der blue ground , bildet in formeller
Hinsicht säulenförmige Körper von kreisförmigen oder elliptischen Quer-
schnitten. Seine Säulen, welche Durchmesser von 25 bis 450 m haben,
ziehen sich vom Tage aus senkrecht in die Tiefe nieder, durchsetzen also
die nahezu horizontal gelagerten Sedimente der Karooformation und die
diesen letzteren eingelagerten Diabasplatten unter rechtem Winkel. Die
beiden bis jetzt am besten bekannt gewordenen Säulen sind die von
Kimberley und de Beers. Die Durchmesser der ersteren beziffern sich
am Tage auf 167 und 274 m , dagegen bei 300 m Tiefe nur noch auf
103 und 234 m. Die elliptischen Querschnitte dieser Säule berechnen
sich hiernach auf 36 000 und 19 000 qm. Die ebenfalls elliptischen
Querschnitte des De Beer’s Stockes messen am Tage 54 000 und in einer
Tiefe von 274 m nur noch 47 000 qm. Die säulenförmigen Massen ziehen
sich also in der Tiefe conisch zusammen.
Die hier und in der Folge zu gebenden Zahlen werden vielleicht
besser verständlich, wrenn ich sie mit anderen Ihnen gut bekannten
Grössen vergleiche. Die eine Grösseneinheit möge der Dresdner Altmarkt
liefern, der etwa 13 860 qm einnimmt; der Kimberley-Stock ist dann am Tage
2,6 und in der Tiefe 1,4 mal so gross als der Altmarkt; derjenige von
de Beers zieht sich von der vierfachen Fläche des Marktes auf die 3,4fache
zusammen. Die anderen Stöcke sind in grösserer Tiefe noch nicht aufge-
schlossen.
Wenden wir uns jetzt der Masse zu, welche die diamantenführenden
Säulen bildet, so lernen wir in dem blue ground ein sehr merkwürdiges
Gestein kennen. Dasselbe muss als eine Breccie bezeichnet werden. Die
meisten kleineren und grösseren, scharfkantigen oder gerundeten Frag-
mente dieser Breccie bestehen aus einer grün- oder blauschwarzen, serpentin-
artigen Masse; aber daneben finden sich auch verschieden grosse Frag-
mente derjenigen Gesteine der Karoo-Formation, welche unmittelbar an die
Säulen des blue ground angrenzen, also Fragmente von Sandstein, Schiefer-
tbon und Diabas; endlich sollen auch noch hier und da Bruchstücke von
Granit, von Eklogit und von Hornblendefels angetroffen worden sein, die
in ihrer mineralogischen Zusammensetzung ebensowohl der Hauptmasse
des blue ground , wie den Gesteinen der Karoo-Formation fremd gegen-
überstehen würden und als „exotische Fragmente“ bezeichnet worden
sind. Ich behalte mir vor, auf diese letzteren später zurückzukommen.
Einstweilen sei noch bemerkt, dass die Kimberleyer Bergleute alle im
blue ground eingebetteten Fragmente, unbekümmert um ihre petrographische
Beschaffenheit und um ihre bald scharfkantige, bald gerundete Form,
„boulders“, d. h. Gerolle zu nennen pflegen.
Die Dimensionen dieser boulders schwanken zwischen den weitesten
Grenzen; von wenigen Cubikmillimetern und Cubikcentimetern an können
sie bis zu gigantischen Blöcken anwachsen. So liegt z. B. inmitten des
blue ground von de Beers Mine eine Scholle von Olivindiabas, das söge-
76
nannte Island , die einen Querschnitt von etwa 280 qm besitzt und die
nach der Tiefe zu auf 216 m verfolgbar war.
Das Cement, welches alle diese Fragmente verkittet und in der Regel
vorherrscht, also die Hauptmasse des blue ground bildet, macht auf das blosse
Auge den Eindruck eines erhärteten, grünschwarzen Schlammes und lässt
erst dann, wenn man es mit Hülfe schwerer Lösungen in seine verschie-
denen Elemente zergliedert hat oder wenn man Dünnschliffe von ihm u. d. M.
untersucht, erkennen, dass es in der Hauptsache aus feinsten Partikelchen
jener Serpentin artigen Masse besteht, welche wir schon in Gestalt gröberer
Fragmente kennen gelernt haben.
Dieser Serpentin besteht aber seiner Hauptmasse nach aus mehr oder
weniger verändertem Olivin. Ausserdem betheiligen sich an seiner Zu-
sammensetzung und au derjenigen des vorhin besprochenen Cementes
chromhaltiger Diallag, der smaragditartig umgewandelt sein kann, Bronzit,
chromhaltiger Pyrop, fleischfarbener Zirkon (in Kimberley dutch bord ge-
nannt), Cyanit, Biotit, der oft mehr oder weniger gebleicht ist, Chrom-,
Titan- und Magneteisenerz, sowie kleinste Körnchen und Kryställchen von
Perowskit.
Zu den eben genannten Mineralien gesellt sich in dem blue ground
von Jagersfontein auch noch blauer Korund, der eine Zeit lang für Cor-
dierit gehalten wurde. Endlich werden Turmalin und Rutil erwähnt. Ich
selbst habe diese beiden Körper nicht beobachten können, dagegen habeich in
den Aufbereitungsprodukten von Kimberley mehrfach noch Kryställchen und
kleine Concretionen von Schwefelkies , sowie Bröckchen von Baryt ange-
troffen. Die ersteren sind wohl zugleich mit Fragmenten von Schiefer-
thon der Karoo-Formation in den blue ground gekommen , während die
letzteren von kleinen Gangtrümmern abstammen mögen, die als selbständige
Gebilde den blue ground durchsetzen.
Endlich möchte ich noch ausdrücklich betonen, dass bis jetzt Krystalle
oder Fragmente von Quarz in dem blue ground nicht aufgefunden worden
sind.
Nach allem Gesagten wird man den blue ground als einen breccien-
artig zerstückelten und mehr weniger serpentinisirten Olivinfels mit Frag-
menten von Quarziten, Schieferthonen und Diabasen der Karoo-Formation
bezeichnen dürfen ; im Sinne des petrographischen Systemes von Rosen-
busch würde er wegen seines Gehaltes an Diallag und rhombischem
Pyroxen dem Lherzolith unterzuordnen sein. Carville Lewis hat unser
Gestein Kimberlit genannt und dieser Name möge auch hier in der Folge
angewendet werden.
Das eben gefundene Resultat regt dazu an, nochmals einen Blick
auf die schon früher erwähnten ,, exotischen Fragmente“ des blue ground
zu werfen. Da das Kimberlit -Magma ganz unzweifelhaft aus der Tiefe
emporgedrungen ist, so würde es an und für sich auch nicht zu be-
fremden vermögen, wenn jenes Fragmente von solchen Gesteinen mit herauf-
gebracht hätte, die, wie Granit und Eklogit, zwar in dem Gebiete zwischen
dem Oranje- und Yaal River am Tag nirgends zu sehen sind, die aber
doch recht füglich unter der Karoo-Formation an stehen könnten. Die
Sachlage würde alsdann jener ähnlich sein , welche man seiner Zeit am
Melilithbasalte vom Zeughaus in der sächsischen Schweiz beobachten konnte,
denn dieser schliesst, obwohl er gangförmig in dem Quadersandstein auf-
77
setzt, dennoch Fragmente von dem den Sandstein unterlagernden Lausitzer
Granit ein. Immerhin möchte ich erwähnen, dass ich meinen Freund und
Gönner, Herrn Gardner Williams, General Manager der de Beers Consoli-
dated Mines, zwar mehrfach und ganz ausdrücklich gebeten habe , mir,
wenn irgend möglich , auch einmal einen Granit-Boulder aus dem blue
ground herüberzuschicken, dass ich aber unter den bis heute erhaltenen
Fragmenten keines gefunden habe, welches irgend welchen Anspruch auf
die Benennung Granit machen könnte. Ausser denen von Diabas und Quarzit
zeigt keines der Fragmente , welche mir bis jetzt zu Gesicht gekommen
sind, Quarz oder Feldspath. Richtig ist es dagegen, dass eklogitartige
boulder im blue ground Vorkommen ; dergleichen liegen mir von de Beers
und von Jagersfontein vor, indessen scheint sich aus anderen, Uebergänge
vermittelnden „Gerollen“ zu ergeben, dass die eklogitartigen Mineralaggregate
thatsächlich nur extreme, nämlich olivinarme oder olivinfreie Entwickelungs-
zustände des Kimberlites und dass sie sonach nicht als exotische Gerolle
oder Fragmente, sondern als intratellurische Ausscheidungen des genannten
Eruptivgesteins aufzufassen sind. Damit ist dann auch ihre rundliche, an
Gerolle erinnernde Form recht gut in Einklang zu bringen.
Weiteres über die „exotischen Gerolle“ muss zukünftiger Beobach-
tung überlassen bleiben.
Um meine Bemerkungen über die petrographische Beschaffenheit des
blue ground zum Abschlüsse zu bringen , bleiben mir nur noch einige
Mittheilungen über den Diamant übrig. Bezüglich dieses werthvollsten
und wissenschaftlich interessantesten Uebergemengtheiles des blue ground
ist in erster Linie hervorzuheben, dass sich derselbe bis jetzt lediglich in
den Kimberlitfragmenten und in dem aus Kiniberlitmasse bestehenden
Gement des blue gi ound gefunden hat; alle anderen, zeitweilig aufge-
tauchten Angaben haben sich als irrthümlich erwiesen. Insonderheit ist
der Diamant niemals innerhalb des Wandgesteines der Kimberlitstöcke und in
den von diesem Wandgesteine abstammenden Fragmenten angetroffen worden.
Weiterhin ist anzugeben, dass sich der Diamant unter den genannten Um-
ständen bald in ringsum ausgebildeten Krystallen, bald nur in Krystall-
fragmenten findet und dass man in Fällen der letzteren Art seither aller-
zeit vergeblich nach den zusammengehörigen Theilen eines und desselben
zerstückelten Krvstalles gesucht hat. Hieraus geht die wichtige That-
sache hervor, dass die Krystallfragmente bereits als solche an Ort und
Stelle gelangt und dass sich mithin die Krystalle selbst bereits an einem
anderen Orte gebildet haben müssen. Unter Berücksichtigung aller ob-
waltenden Umstände kann deshalb ihr Bildungsherd nur in der grösseren
Tiefe gesucht werden.
Sodann ist erwähnenswerth , dass nicht nur der blue ground der
verschiedenen Stöcke, sondern dass selbst derjenige eines und desselben
Stockes seiner allgemeinen Beschaffenheit nach nicht völlig gleichartig
beschaffen sein und dass sich diese Ungleichförmigkeit auch in der Menge,
in der Form und Färbung der an den verschiedenen Orten vorkommenden
Diamanten zu erkennen geben soll, derart, dass erfahrene Bergleute unter
Umständen die Herkunft eines bestimmten Steines aus dem oder jenem
Theile einer Grube anzugeben vermögen. Diese Verhältnisse haben zu
der Annahme geführt, dass der blue ground eines und desselben Stockes
zu verschiedenen Zeiten in den betreffenden schlauchförmigen Hohlraum
78
eingedrungen sein soll. Nach Moulle’s Meinung ist z. B. der Stock der
Kimberley -Grube durch 15 verschiedene, zeitlich einander folgende Erup-
tionen gebildet worden.
Endlich dürfte noch zu bemerken sein, dass der blue ground des
einen Stockes, nämlich desjenigen von de Beers, auch noch von einem
1/2 bis 2 m mächtigen Gange durchsetzt wird, der in seinem Verlaufe
sehr starke Windungen macht, und deshalb den Namen Schlange (the
snake) erhalten hat. Das grünschwarze, dem blossen Auge dicht er-
scheinende Ganggestein lässt u. d. M. erkennen, dass es eine mit dem
Kimberlit im wesentlichen gleiche Zusammensetzung hat. Diamanten sind
aber bis jetzt in ihm nicht angetroffen worden. Es dürfte ein Nachschub
aus dem Eruptionsherde des Kimberlites sein.
Was endlich die Verbandsverhältnisse und die sonstigen Beziehungen
zwischen dem blue ground und den Gesteinen der herrschenden Karoo-
formation anlangt, so ist in dieser Beziehung zu bemerken, dass die säulen-
förmigen Massen des ersteren ganz scharf von den Sandsteinen, Schiefern
und Diabasdecken der letzteren abgegrenzt sind ; der Kimbörleyer Berg-
mann vermag daher mit Leichtigkeit den diamantenführenden blue ground
von dem sterilen Wandgestein seiner Grube zu unterscheiden. Das letz-
tere nennt er in seiner Gesammtheit und unbekümmert um seine beson-
dere petrographische Beschaffenheit das Reef.
Am Contacte zwischen dem blue ground und dem Reef sind die
sedimentären Schichten des letzteren zuweilen 1 bis 3 m weit etwas nach
aufwärts gebogen; hierauf und auf die schon besprochene Losreissung und
Umhüllung von Nebengesteinsschollen beschränkt sich die erkennbare Ein-
wirkung des Kimberlites auf die von ihm durchbrochenen Gesteine.
Schmelzungen , Frittungen oder sonstige auffällige Metamorphosen des
Reefes sind bis jetzt an keiner Stelle wahrgenommen worden.
Ich wende mich dem Bergbaue im Kimberley-Districte zu. Derselbe
fesselt das Interesse im höchsten Grade, nicht nur wegen seiner staunens-
werthen Erträgnisse und wegen seiner technischen Besonderheiten, sondern
auch, weil er bei seiner rapiden Entwickelung in dem kurzen Zeiträume
von zwei Jahrzehnten Betriebsweisen an unseren Augen vorüberziehen
lässt, die sich in unseren heimathlichen Grubenbezirken erst im Laufe
von Jahrhunderten zu folgen pflegten: denn aus dem zersplitterten Klein-
betriebe, der 1870 in den Ausstrichen der Kopjes herumzuwühlen begann,
ist inzwischen die Arbeit des Grosskapitales herausgewachsen, die roheste
Handarbeit hat sich zur Ausnutzung der besten neuzeitlichen Maschinen
umgewandelt, aus den luftigen Zeltlagern in der Wüste sind schmucke
Städte mit allem Comfort der Neuzeit entstanden.
Zu gleicher Zeit sehen wir harte, ehrliche Arbeit auf der einen Seite,
Diebstahl , Lug und Trug auf der anderen ; hier echten , kerngesunden
Bergbau, der jede sich in den Weg legende Schwierigkeit zu überwinden
weiss, dort wagehalsige Speculation und jene reinen Börsengeschäfte, die
man in England mit dem sehr treffenden Namen „paper mining“ bezeichnet,
da die verkauften und gekauften Actien vielleicht das Einzige sind, was
überhaupt von der ganzen Grube existirt.
Als 1870 das Diamanten Vorkommen im yellow ground der Kopjes
constatirt worden war und nun Bergbaulustige von allen Seiten herbei-
geströmt kamen , wurden an den zu Hoffnung berechtigenden Stellen
79
quadratische Grubenfelder (claims) von je 31 Fuss oder 9,5 m Seitenlange
abgesteckt. Jedes Grubenfeld umfasste also 90 qm. Wollen wir jetzt ein-
mal dieses Auditorium zur Maasseinheit nehmen, so würde dasselbe , da
es eine Bodenfläche von 76,6 qm hat, 0,8 Grubenfeld entsprechen. In
der ersten Zeit konnte man sich ein solches Grubenfeld um 7 sh. 6 p.
(7 M. 65 Pf.) kaufen ; wenig später musste man schon einen monatlichen
Pacht von 10 sh. zahlen und als dann weiterhin erkannt worden war,
dass auch der in der Tiefe anstehende blue ground diamantenführend sei,
gingen die Preise derart in die Höhe , dass in 1879 der von Seiten der
Regierung erhobenen Grubenfeldsteuer Werthe von 50 bis 6500 J7, d. i.
von 1000 bis 130 000 M. für einen claim zu Grunde gelegt werden
konnten. 1880 sollen sogar einzelne Claims Verkaufspreise von 10 000
bis 15 000 d. i. von 2 bis 300 000 M. erzielt haben.
Greifen wir, um uns über die Bedeutung dieser Zahlen klarer zu
werden, wieder auf den Altmarkt zurück, so ergiebt sich, dass derselbe
154 Grubenfelder umfassen und bei der niedrigen Taxe von 2500 CM
oder 50 000 M. pro claim, einem Werthe von 7,7 Millionen Mark reprä-
sentiren würde.
Und nun wollen wir das sich entwickelnde bergmännische Leben
selbst in’s Auge fassen.
Auf dem zuerst entdeckten Stocke von Du Toits Pan waren 1430
Grubenfelder verpachtet worden ; für Bultfontein schwanken die mir vor-
liegenden Zahlen zwischen 886 und 1003. Dann wurden die beiden
reichsten Stöcke, de Beers und Kimberley, aufgefunden ; der von de Beers
Avurde in 600 Felder parcellirt, der von Kimberley im Anfänge sogar mit
1500 claims bedeckt. Von diesen haben sich freilich im Laufe der Zeit
die an der Peripherie gelegenen als un bauwürdig erwiesen; aber von den
centralen entwickelten sich über 400 zu den reichsten, die man kennt.
Anfangs durfte Niemand mehr als zwei claims auf einmal besitzen,
wohl aber Bruchtheile eines claims, und da sich die Nachfrage immer
mehr und mehr steigerte, so wurden selbst achtel und sechzehntel Claims
gehandelt und in selbständigen Betrieb genommen. Von solchen Sechzehnteln
ä 5,6 qm würden also 13,6 in dieses Auditorium gegangen sein. Denken wir
uns nun in jedem Grubenfeld und Grubenfeldchen wenigstens je einen Mann,
nur mit einer Hacke, einer Schaufel und einem Sacke ausgerüstet, bei
der Arbeit, so haben wir das Bild des vollendetsten Kleinbetriebes und
wir werden — für diese Zeit — das Leben auf einer Kopje vielleicht am
besten mit demjenigen vergleichen können, welches uns ein in seiner
Ruhe gestörter Ameisenhaufen wahrnehmen lässt.
Dabei mochte im Anfänge, auf Du Toits Pan und Bultfontein, ein
Jeder sehen, wie er nach seiner vielleicht im Centrum des ganzen Stockes
gelegenen Grube gelangen und wie er die in ihr gegrabene diamanten-
führende Masse in Sicherheit bringen konnte. Das führte natürlich zu
allerhand Streit und um diesem vorzubeugen und den Eingang zu den
einzelnen Claims zu regeln, wurden dann auf dem erst später in Angriff
genommenen Kimberley-Stock zahlreiche Strassen ausgespart und, damit
die denselben benachbarten Gruben bis hart an den Strassenkörper ab-
bauen konnten, durch eingerammte Pfähle verwahrt. Dieses System be-
währte sich denn auch ein Jahr lang; als aber der Betrieb immer weiter
niederwärts rückte, brachen die Strassenkörper zusammen und zu gleicher
80
Zeit stellten sieh auch andere Erschwernisse ein, von denen ich hier nur
zwei erwähnen will: diejenigen, welche nunmehr die Abförderung des blue
ground veranlasste und die anderen, welche dadurch hervorgerufen wurden,
dass jeder einzelne Grubenbesitzer, ganz unbekümmert um seine Nach-
barn und unbekümmert um das an seine Grube angrenzende Reef, seinen
blue ground aushieb.
Anfangs hatten die Grubenbesitzer ihre Diamantenerde in einem
Sacke auf ihren eigenen Rücken nach den Aufbereitungsplätzen getragen
oder wohl auch durch angeworben e Hottentotten dahin tragen lassen ;
aber diese einfache Förderungsmethode wurde in dem Maasse, in welchem
sich an Stelle der ehemaligen Kopjes grosse steinbruchsartige Tagebaue
entwickelten, Tagebaue, die bereits 50, 60 und mehr Meter Tiefe erreichten,
immer lästiger und schwieriger. Man fing daher an, Haspel aufzustellen,
späterhin — 1874 — Ochsen- und Pferdegöpel. 1875 erscheint auch die
erste Locomobile auf der Bildfläche. Da aber jeder Grubenbesitzer seine
eigene Förderung hatte und da er sein Maschinchen nicht in unmittel-
barer Nachbarschaft seiner Grube aufstellen konnte — denn da bauten ja
seine Nachbarn den blue ground ab — , so mussten die Hunderte von
Göpeln auf dem Reefe postirt werden. Wir sehen daher um diese Zeit ein
wahres Spinnewebennetz von Förderseilen, welches sich von dem Rande der
Kimberley stocke aus nach den tiefer gelegenen Abbaustellen hinabzieht.
Im fiebrigen mussten jetzt die Fördergelässe auch noch zur Hebung
desjenigen Wassers benutzt werden, welches sich in den tiefsten Gruben zu
sammeln anfing. Durch alles das wurde der Betrieb arg vertheuert, aber
er blieb doch immer noch im grossen Ganzen rentabel ; dagegen zogen
sich nun von anderer Seite dunkle Wolken zusammen.
Da nämlich der ganze Grund und Boden eines jeden Stockes diamant-
führend war, da Niemand etwas von seinem blue ground verloren geben
wollte und da er es zu gleicher Zeit auch nicht für nothwendig erachtete,
auf seine Nachbarn Rücksicht zu nehmen , so hatten die Einzelbaue im
Laufe der Jahre die Gestalt von Löchern mit nahezu verticalen Wänden
angenommen und diejenigen Gruben, welche an der Peripherie lagen,
hatten den blue ground bis hart an das Reef abgebaut, sodass nun dieses
letztere mit steilen Wänden immer höher und höher über die Abbausohlen
herauszuwachsen schien. Kein Wunder, dass nun Rutschungen zwischen
den einzelnen Gruben eintraten und eine chaotische Verwirrung in den
Besitz Verhältnissen erzeugten , dass das der Widerlager beraubte Reef
seinen Halt verlor und dass, als der Abbau zu Anfang der 80er Jahre
bereits Tiefen von 100 und mehr Metern erreicht hatte, so grosse Reef-
massen zusanunenbrachen, dass ganze Grubencomplexe unter ihrem Schutt
begraben wurden. Allein die Kimberley-Grube , die als Beispiel heraus-
gegriffen werden möge, hatte bis 1882 4 Millionen Cubikyard oder 1 Mil-
lion cbm hereingebrochenes Reef mit einem Kostenaufwand von 2 Mill. #
wieder zu beseitigen gehabt, als am 4. Novbr. 1883 abermals 60 000 cbm
Reef in die Tiefe stürzten , sodass die ganze weitere Existenz der Grube
ernstlichst in Frage gestellt war. In Folge dieser Ereignisse nahm jetzt
auch der Umfang der Tagebaue immer grössere Dimensionen an. Der
blue ground des Kimberley-Stockes, um bei diesem zu bleiben, hatte, wie
ich schon früher sagte, am Tage Durchmesser von 167 und 124 m ge-
habt, aber durch die Nachfälle des Reefs war um die Mitte der 80er
81
Jahre ein 122 m tiefes kraterartiges Loch von 300 m Breite und 350 m
Länge entstanden ; während also die Fläche des abbaufähigen blue grounds
nur 2,6 Altmarkte umfasste, nahm jetzt die nach und nach entstandene
Weitung nahezu 6 Altmarkte ein. Auf dem Reefe stehend sah man
also in ein gigantisches Loch hinab, welches 2lj2 mal so gross und um
die Hälfte tiefer war, als die Altenberger Binge.
Eine Rettung aus den soeben skizzirten misslichen Verhältnissen war
nur davon zu erhoffen, dass man die ganze seitherige Abbaumethode ab-
änderte und von der steinbruchsartigen Hereingewinnung unter offenem
Himmel zu einem geregelten unterirdischen Betrieb überging. Das ist denn
auch seit dem Jahre 1884 geschehen. Der erste Schacht wurde mit ver-
wegener Kühnheit mitten in den zu Bruch gegangenen Reefmassen ange-
setzt. Er war nur ein Versuchsbau von kurzer Dauer; die späteren
Hauptschächte wurden ausserhalb der Region, in welcher sich Zusammen-
brüche ereignen konnten, also inmitten der Karoo-Formation , abgeteuft.
Von ihnen aus ist man dann in verschiedenen Horizonten mit Strecken
in den blue ground hineingegangen und hat nun diesen letzteren mit
eigenartigen Weitungsbauen hereingewonnen. Diese Abbauweise hat sich
bewährt ; sie erfolgt heute bei de Beers in einer Tiefe von 360, bei Kim-
berley in einer solchen von 380 m.
Es ist selbstverständlich, dass im Angesichte der ungeahnten Bahnen,
welche der Kimberleyer Bergbau nach und nach einschlagen musste, die
alte Bestimmung, nach welcher Niemand mehr als zwei Claims gleich-
zeitig besitzen durfte, nicht mehr aufrecht erhalten werden konnte. Die
täglich zunehmenden Betriebsschwierigkeiten Hessen sich nur noch durch
grössere Bergbaugenossenschaften überwinden. Dergleichen entwickeln sich
denn auch, so dass wir 1888 in der Hauptsache nur noch grössere Actien-
gesellschaften in Thätigkeit finden. Aber auch damit war die Sache noch
nicht in ihr richtiges Gleis gekommen, denn nun begann auch die Ueber-
production und dieser musste, bei der beschränkten Kaufkraft der Welt
für Diamanten, ein Rückgang der Verkaufspreise auf dem Fusse nach-
folgen. Um diesen Uebelstän den der Concurrenz zu entgehen, ist der ganze
Kimberleyer Bergbau mit 1888 in seine letzte, und man darf wohl sagen
glänzendste Periode eingetreten. Die verschiedenen Gesellschaften ver-
schmelzen immer mehr und mehr zu den de Beers Consolidated Mines,
die über ein Actiencapital von 3 950 000 CS gleich 79 Millionen Mark
verfügen und heute, cla ihnen nicht nur der ganze de Beers- und der
Kimberleystock , sondern auch die grössten Theile der Stöcke von Bult-
fontein und Du Toits pan gehören und da sie sich den Besitz der erst
neuerdings aufgefundenen grossen Wesselton gesichert haben, die Beherr-
scher des südafrikanischen Diamantenbergbaues sind.
Die Zahl der beschäftigten Arbeiter finde ich nur bei Sawyer für
1888 angegeben; sie betrug damals 1689 Weise und 9755 Kaffern , zu-
sammen 11444 Personen. Ueberdies verfügte man über 1037 Pferde,
450 Maulthiere und 224 Ochsen. Mit einem derartigen lebendigen Appa-
rate und mit einer Anzahl von Dampfmaschinen haben die de Beers Cons.
Mines in den 15 Monaten vom 1. April 1891 bis zum 30. Juni 1892
3 338 533 loads blue ground gefördert, also in 12 Monaten 2 670 842 loads
oder 680 263 cbm. Das entspricht 1615 Auditorien oder einem Würfel
von etwa 88 m Kantenlänge. Der Gehalt des in den letzten 12 Monaten
82
geförderten blue ground an Diamanten hat sich zu 0,92 Karat pro load
ergeben. Ein Auditorium blue ground würde demnach 1520 Karat oder
311 g geliefert haben, entsprechend 88,86 ccm, die, als eine solide Masse
gedacht, einen Würfel von 4,46 cm Kanten länge gleichkommen würden.
Die gesammte vom 1. Juli 1891 bis letzten Juni 1892 geförderte
Masse hat dagegen 2 457 174 Karat oder 503,7 kg Diamanten gewinnen
lassen ; das entspricht 143,9 cdm oder 5,24 dm3.
Es bleiben, um den technisch-statistischen Theil zu vollenden, zu-
nächst noch ein paar Worte über die Art und Weise übrig, mit welcher
man die Diamanten aus dem blue ground gewinnt. In der ersten Zeit
war der am Tage anstehende, mürbe yellow ground von den Kleingewerben
nur noch etwas zerdrückt, durch Siebe geworfen und mit der Hand durch-
sucht worden — daher der Name dry diggings. Dieses einfache Verfahren
war jedoch nicht mehr brauchbar, als man späterhin den frischeren und
festeren blue ground erreicht hatte. Jetzt musste davon Nutzen gezogen
werden, dass der letztere nicht wetterbeständig ist, sondern an der Luft
grusig zerfällt, namentlich dann, wenn Feuchtigkeit und Trockenheit,
höhere und niedere Temperatur mit einander abwechseln. Bei dem
neuerlichen Grossbetriebe wird daher die geförderte Masse auf gepflasterten
Feldern, floors, ausgebreitet und hier ihrem Schicksale, d. h. der Mittags-
sonne, dem abendlichen Thau und der nächtlichen Kühle überlassen.
Dadurch zerwittert sie allmählich und ist nach 3 bis 6 Monaten der-
artig zerfallen, dass sie in verschiedene Korngrössen gegliedert und, da
man jetzt auch über die vom Vaale herkommende Wasserleitung verfügt,
einem Wasehprocesse auf Rundheerden übergeben werden kann. Der Ser-
pentin, welcher ja die Hauptmasse des blue ground bildet und nur eine
Eigenschwere von 2,7 hat, wird hierbei abgeschwemmt und es bleibt ein
Gemenge von Diallag, Olivin, Pyrop, Zirkon und den verschiedenen Eisen-
erzen zurück , d. i. ein Gemenge von Mineralien, deren specifischen Ge-
wichte zwischen 3,2 und 5,2 liegen. In diesem Gemenge ist auch der
Diamant (s. G. 3,5) enthalten. Derselbe wird nun auf Tischen mit der
Hand ausgesucht und zum Schlüsse in einer Mischung von Schwefel- und
Salpetersäure gekocht, um von den ihm allenfalls noch anhaftenden Silicat-
partikelchen und sonstigen Fremdkörpern befreit zu werden und ein
schönes marktfähiges Ansehen zu erhalten.
Die Grösse und Güte der gewonnenen Steine schwankt natürlich
zwischen weiten Grenzen. Die kleinsten wiegen 1/3 0 Karat oder 7 mg ;
von diesen gehen also 1 42 857 auf 1 kg ; der grösste seither gefundene
Stein war ein regelmässig ausgebildetes Oktaeder von 47,6 mm Axenlänge
und einem Gewichte von 428 ya Karat oder 88 g. Im geschnittenen Zu-
stande, in dem er auf der Pariser Ausstellung von 18b9 zu sehen ge-
wesen ist, ehe er in den Besitz irgend eines indischen Nabobs überging,
wog er nur noch 228 1/2 Karat oder 46,8 g .*)
Die Kimberleyer Steine haben vielfach einen ihren Werth etwas
herabm indem den Stich ins gelbliche, der mit der Grösse jener an Inten-
*) Inzwischen ist im Juni 1893 in dem Stocke von Jagersfontein ein Diamant
von 969 ’/2 Karat oder 198.7 g gefunden worden. Dieser Stein, welcher eine un-
regelmässige Form besitzt, misst (nach Reunert) etwa 6,3 cm in der Länge, 3,8 bis
5 cm in der Breite und 2,2 bis 3,2 cm in der Dicke.; er dürfte der grösste Diamant
sein, den man überhaupt bis jetzt kennt.
sität zunimmt; aber es kommen auch die herrlichsten wasserhellen Steine
und daneben, als Seltenheiten, wohl auch solche von rothen und blauen
Farbentönen vor.
Ich kann endlich, um vollständig zu sein, einen Uebelstand nicht un-
erwähnt lassen , der freilich den Diamanten unzertrennlich anhaftet : die
leichte Unterschlagbarkeit, welcher die kleinen und doch so hochwerthigen
Kryställchen und Körnchen fähig sind. Durch Verschlucken , in einem
hohlen Zahn , zwischen den Zehen oder sonst wo ist so ein glitzerndes
Steinchen gar schnell verborgen und an Hehlern und Käufern des ge-
stohlenen Gutes ist hernach kein Mangel. Die I. D. B.s (Illicid Diamond
Buyers) sind daher eine in Diamantengegenden niemals fehlende Staffage,
mit deren verborgenem Thun und Treiben sehr ernsthaft gerechnet werden
muss. In Kimberley hat man ihnen seit einigen Jahren namentlich da-
durch das Handwerk zu legen gesucht, dass man die eingeborenen Ar-
beiter in „Compounds“ casernirt So lange sie auf der Grube beschäftigt
sind, bewegt sich nun ihr ganzes Dasein lediglich zwischen ihren Arbeits-
stätten und dem hoch ummauerten Compound , und wenn sie dann ein-
mal ein paar Wochen lang ihr heimathliches Kraal aufsuchen wollen , so
werden sie vor ihrer Entlassung erst einer sehr genauen Untersuchung
und bei vorliegendem Verdachte auch mit Hülfe von Wasser und einer
guten Dosis Bittersalz einer gründlichen äusseren und inneren Wäsche
unterzogen; aber trotz aller dieser Vorsichtsm assregeln und anderer, welche
den Verkauf und die Ausfuhr gestohlenen Gutes zu erschweren trachten
und mit hohen Strafen belegen, glaubt man, dass jährlich immer noch
mindestens 1/8 aller gewonnenen Diamanten, also Steine im Werthe von
etwa 10 Millionen Mark veruntreut werden.
Die jährliche Gesammtproduction wird jetzt von Seiten der de Beers
Cons. Mines dem Consume angepasst. Die Erfahrung hat nämlich ge-
lehrt, dass die Welt an Schmuck- und Brauchsteinen jährlich für etwa
4 Millionen j£, d. i. für 80 Millionen Mark zu kaufen pflegt , also , das
Karat rohen Diamantes zu 21 M. angenommen, 3,8 Millionen Karat oder
rund 780 kg. Hiernach wird jetzt, da alle den Preis drückende Concur-
renz weggefallen ist, die Höhe der Production geregelt.
Die gesammte Diamantenmasse , welche Südafrika seit 1867 auf den
Weltmarkt gebracht hat, wird auf Grund der vorhandenen Ausfuhrstatistik
und auf Grund sonstiger Erfahrungen auf 50 Millionen Karat , d. i. auf
10 250 kg oder lO1^ Tonne ä 1000 kg geschätzt.
Da ein 1 kg schwerer Diamant 285 ccm messen würde , so ent-
sprechen jene 50 Millionen Karat 2,93 cbm oder einem soliden Diamanten-
würfel von 1,43 m Kanlenlänge.
Nimmt man weiterhin für die Jahre 1882 bis 1887 den Durch-
schnittswerth eines Karates zu 22 sh. 5T/8 d. oder rund zu 23 M. an, so
würden jene 50 Mill. Karat einen Werth von 1150 Mill. Mark repräsen-
tiren. Nach der Schätzung Reunert’s soll sich der Verkaufs werth jener
50 Millionen Karat sogar auf 70 Millionen £ oder 1,4 Millarde Mark be-
laufen haben.
Obwohl ich nun Ihre Geduld schon in sehr reichem Maasse in An-
spruch genommen habe, möchte ich, um meinen Vortrag zum Abschluss
zu bringen , trotzdem noch um die Erlaubniss bitten , einen Ueber-
blick über diejenigen Anschauungen geben zu dürfen , welche man von
84
geologischer Seite hinsichtlich cler Genesis des blue ground und der von
ihm umschlossenen Diamanten ausgesprochen hat.
Während man, wie ich schon betont habe, bis zum Jahre 1870 den
Diamant nur in Seifengebirgen , also nur auf secundären Lagerstätten
kannte, ist derselbe auf den Kimberley-Gruben zum ersten Male in seinem
Muttergestein angetroffen worden. Man stand also zunächst einer durch-
aus neuen Thatsache gegenüber und dadurch erklärt es sich wohl auch,
dass die geologische Beurtheilung derselben anfänglich weit aus einander
ging.
Die Einen (Chaper, Cohen , Me unier) wollten jetzt in dem blue ground
das Product von Schlammvulkanen erblicken, Andere waren der Meinung,
dass man es mit Einschwemmungen von Oben her zu thun habe, und
da die heutige Geologie nun einmal unter den Zeichen des Eises steht, hat
es auch nicht an Solchen gefehlt , welche an die Ausfüllung gigantischer
Riesentöpfe durch glacialen Schotter gedacht haben (SawyerJ. Die breccien-
artige Struetur des blue ground und die im letzteren zeitweilig vorkom-
menden boulders mögen für die Entwickelung derartiger Anschauungen
massgebend gewesen sein , indessen lassen sich diese letzteren im Ange-
sichte der Ergebnisse , zu welchen inzwischen die bergmännischen Auf-
schlüsse und die genauere petrographische Untersuchung des blue ground
geführt haben, wohl kaum mehr aufrecht erhalten. Alle neuerlich bekannt
gewordenen Verhältnisse gestatten vielmehr, meiner Ansicht nach, nur
noch die eine Deutung, dass der blue ground ein eruptives Olivingestein
ist, welches bei seinem Empordringen in schlottenartigen Hohlräumen Frag-
mente der Wandgesteine losgerissen und in sich eingebettet hat. Die
Entstehungsweise der merkwürdigen Schlotten- oder schachtartigen Hohl-
räume ist hierbei eigentlich das am schwersten Verständliche, indessen
sind derartige Eruptionscanäle an und für sich nichts Neues. Ich erinnere
hier nur an denjenigen des Stolpener Basaltes, dem sich manche andere
an die Seite stellen lassen.
Ueberdies beweist die dermalige Beschaffenheit des Kimberlites,
dass die eruptive Masse während oder nach ihrer Erstarrung noch
weitere Bewegungen erlitten und sich dadurch zu einer Eruptivbreccie
entwickelt hat. Hierbei mag dann auch das eine oder andere vom Reefe
losgerissene Fragment starke Abreibungen erlitten und seine auch von an-
deren Gangconglomeraten her bekannte abgerundete Form erhalten haben.
Endlich bezeugen die Gliederung der Kimbeilitstöcke in verschiedene
Colonnen und der im blue ground von de Beers aufsetzende Snake-Gang,
dass der erstmaligen Eruption auch noch weitere Nachschübe gefolgt sind.
Auch hierin begegnen uns von anderen Orten her bekannte geolo-
gische Vorgänge.
Aber wo und wie ist nun der Diamant entstanden ?
Da das Wandgestein der Kimberlitstöcke z. Th. aus kohlenstoffreichen
Schiefern besteht und da der Kimberlit selbst zahlreiche Fragmente dieser
schwarzen Schiefer einschliesst, so haben Hudleston und Lewis gemeint,
der aus solchem Schiefer abstammende Kohlenwasserstoff’ sei unter den
bei der Eruption obwaltenden Temperatur- und Druckverhältnissen durch
das Magnesiasilicat des Kimberlitmagmas zersetzt und hierauf der Kohlen-
stoff als Diamant ausgeschieden worden. Cohen erblickt in dem Diamant
fremde, aus irgend welchen, in der Tiefe vorhandenen Gesteinen abstam-
inende Einschlüsse des Kimberlites und endlich vertreten Knop, Mo u Ile
und Reyer die Ansicht, dass das Kimberlitmagma selbst kohlenstoff-
oder kohlenwasserstoffhaltig gewesen , dass also der Diamant aus diesem
Magma selbst auskrystallisirt und somit als ein primärer Gemengtheil des
Kimberlites aufzufassen sei. Knop erinnert, indem er diese Meinung aus-
spricht, an den bekannten Graphitgehalt des Roheisens und an die weitere
Thatsache, dass sich das dem Kohlenstoff verwandte Bor aus geschmolzenem
Aluminium je nach den obwaltenden physikalischen Verhältnissen amorph,
graphitisch oder als Bordiamant abzuscheiden vermöge.
Ehe ich meinen eigenen Standpunkt ausspreche, möge es mir erlaubt
sein, wenigstens an drei den Geologen bekannte Thatsachen zu erinnern :
einmal nämlich daran, dass die primären Gemengtheile mannigfacher
Eruptivgesteine, u. a. auch die Olivine mancher Basalte, flüssige Kohlen-
säure einschliessen und dass wir hiernach zu der Annahme berechtigt
sind, dass gluthflüssige Magmen unter Umständen mit Kohlensäure im-
prägnirt gewesen sein müssen ; ein anderes Mal daran, dass der Kimberlit,
worauf schon Lewis aufmerksam gemacht hat, nach Zusammensetzung und
Structur eine gewisse Verwandtschaft mit manchen Meteoriten zeigt und
endlich daran, dass man neuerdings in Meteoriten ausser dem schon längst
in ihnen bekannten Graphit auch eine demantartige Modification des
Kohlenstoffes angetroffen hat. Wenn man diesen drei Thatsachen Rech-
nung trägt und wenn man sich endlich noch daran erinnert, dass in den
meisten von denjenigen Gegenden, in welchen diamantenführendes Seifen-
gebirge vorkommt — im Ural, in Indien, auf Borneo, in Neu Süd Wales
und in den Vereinigten Staaten von Nordamerika — auch Serpentin, bez.
Peridotite vorhanden sind, so wird man sich meiner Meinung nach nur
zu der zuletzt erwähnten, u. a. von Knop vertretenen Auffassung hinge-
zogen fühlen können, nach welcher, wie ich schon sagte, der Kohlenstoff
des Diamanten dem peridotitischen Magma von Haus aus angehört und
der Diamant selbst sich aus dem an Magnesiasilicat reichen Gluthflusse
bei dessen Erkaltung ausgeschieden hat. Zu Gunsten dieser Ansicht
spricht auch eins der hier vorliegenden Stücke , das unsere Ereiberger
Sammlung, wie so viele andere, Herrn Gard ner W illiams verdankt: ein
Diamantfragment, das mit einem Pyrop verwachsen ist und deshalb wohl
nur eine und dieselbe Heimath mit diesem wesentlichen Elemente des
Kimberlites haben kann.
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IV. Der Losch witz-Blasewitz er Brückenbau.
Vortrag, gehalten in der naturwissenschaftlichen Gesellschaft „Isis“ am 13. April 1893
von Geh. Finanzrath CI. Kopeke.
Um die Mitte der fünfziger Jahre tauchte der Plan auf, die Elbe
zwischen Hamburg und Harburg zwecks Herstellung einer Eisenbahn zu
überbrücken, ein Plan, welcher etwa 15 Jahre später zur Ausführung
gekommen ist. Nach der damals in der technischen Welt herrschenden
Ansicht erschien es nicht angänglich, Pfeiler in den tiefen Strom zu stellen,
man hielt es vielmehr für nothwendig, die eigentliche Stromrinne frei zu
lassen, welche in der Süder-Elbe bei Harburg eine Breite von ca. 300 m
besitzt und die gegenwärtig mit 3 Trägern von ca. 100 m Spannweite
überbrückt worden ist. Die Aufgabe war also, eine Oeffnung von 300 m
ungetheilt zu tiberspannen und dieses war damals und bis vor wenigen
Jahren — vor dem Bau der Forth-Brücke in Schottland — nur mit einer
Hängebrücke möglich, weshalb denn auch an die Herstellung einer solchen
gedacht werden musste. Es zeigte nun aber die einzige Brücke dieser
Art, nämlich die Röbling’sche 250 m weite Niagara-Drahtbrücke, unge- *
achtet ihrer Absteifung durch einen hölzernen Gitterträger, eine so geringe
Steifigkeit, dass man genöthigt war, die Fahrgeschwindigkeit auf derselben
* nicht über 3 Euss (— 0,9 m) in der Secunde zu steigern, um schädliche
Schwankungen zu vermeiden, was für den Bahnbetrieb ausserordentlich
lästig war, indem dadurch die Leistungsfähigkeit dieser Bahnverbindung
zwischen den Vereinigten Staaten und Canada sehr eingeschränkt wurde.
Dieser Umstand gab zur Anwendung einer wirksameren Absteifung der
Hängebrückenconstruction dringende Veranlassung und es wurde daher
von mir 1857 ein in den Jahrgängen 1860 und 1861 der Hannover-
schen Ingenieur Vereins -Zeitschrift veröffentlichter Entwurf aufgestellt,
welcher darauf hinausging, statt Ketten aus einzelnen Gliedern, oder statt
der Drahtseile eine aus Blech und Winkeleisen zusammengenietete Gurtung
zum Tragen zu verwenden und dieselbe mit dem Fahrbahnrahmen unver-
schieblich zu verbinden, bezw. unter Bildung einer doppelten Sichelform
eine zweite Gurtung anzuwenden, die wegen der Temperatur-Einwirkungen
nothwendige Beweglichkeit des Ganzen in verticaler Richtung aber durch
Anbringung von 3 Gelenken zu sichern. In den betreffenden Veröffent-
lichungen, deren eine auch in dem Civil Engineer and Arehitects Journal,
January 1861, erfolgte, war auf die Anwendbarkeit der empfohlenen An-
ordnung bei eisernen Bogenbrücken mit hingewiesen und es sind seitdem
Bogen- und Hängewerke mit drei Gelenken mehrfach zur Ausführung
gekommen. Namentlich hat die Anordnung bei Dächern über Bahnbofs-
G 'es. Isis in Dresden, 1898. — Abli. 4.
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lind anderen Hallen Anwendung gefunden, von welchen diejenige des
Manufacture and Liberal Arts-Building auf der Chicagoer Weltausstellung
mit Sparren von 112,2 m Weite bei 63,4 m Höhe die grösste ist. In
Deutschland ist u. A. das Dach der Flora bei Charlottenburg und eine
grössere Anzahl von Bahnhofshallen mit 3 Gelenken versehen. Hänge-
brücken mit dieser Einrichtung sind in Deutschland der 65 m weite
Kettensteg über den Main in Frankfurt, in Italien eine Brücke über den
Tiber in Rom, in Amerika die 244 m weite Brücke über den Monon-
gahela in Pittsburg. Die neueste ist die Tower-Brticke in London mit
Seitenöffnungen von 92 m Weite, die sich aus unsymmetrischen, sichel-
förmigen Hälften von 57 und 35 m Länge zusammensetzen.
Die Elbbrücke zwischen Loschwitz und Blasewitz ist nun ebenfalls
eine steife Hängebrücke mit 3 Gelenken in der Mittelöffnung.
Die gestellten Anforderungen waren folgende :
Es soll die Mittelöffnung sich über den ganzen Strom erstrecken, in
den keine Pfeiler gebaut werden dürfen, weil die Gesammtdurchflussweite
des Stromes ohnehin stark eingeengt ist und der lebhafte Schiffsverkehr,
insbesondere derjenige der Personendampfer, durch solchen Pfeilereinbau
sehr behindert und geradezu gefährdet werden würde. Die Fahrbahnbreite
der Brücke für den Wagenverkebr soll 7 m, die Breite jedes der Fuss-
wege 2,2 m betragen. Diese Breitendimensionen und deren Yertheilung
kommen ungefähr den Abmessungen der entsprechenden Bahnen auf der
Augustusbrücke gleich. Obwohl nun die Fusswege auch ausserhalb der
Träger hätten angebracht werden können, entschied man sich doch für
deren Anordnung im Innern, um die Benutzbarkeit des Fahrweges auch
für den Personenverkehr zu ermöglichen und die Abtrennung der Fuss-
wege als schmale abgetrennte Bahnen, auf welchen jedes Ausweichen
durch beiderseitige Wände erschwert ist, zu vermeiden. Es ist aber
gleichwohl für den Fall der bedeutenden Erhöhung der Brückenbenutzung
Vorsorge getroffen, dass nachträglich Fusswege an den Seiten hergestellt
werden können, indem die Querträgergurte über bezw. unter den Unter-
gurten durchgeführt und durch eine Blechwand verbunden sind, sodass
beiderseits der Brücke bereits die Ansätze der Fussbahnträger vorhanden
sind.
Die Tragweiten sind für die Mittelöffnung 146,68 m, für die Seiten-
öffnungen je 61,76 m. Die Pfeilhöhe der Mittelöffnung ist 24 m. Um
sowohl jeden Wechsel zwischen Zug und Druck in den Untergurten zu
-vermeiden und in letzteren nur Zugspannungen zu erhalten, sowie um
ferner die zur Herstellung der erforderlichen Widerstandsfähigkeit gegen
die biegenden Wirkungen der fremden Last in dem Mitteltheil nöthigen
Versteifungsträger möglichst abzukürzen, ist als Form des Mitteltheiles
nicht die Parabel, sondern die Hyperbel mit der Form für Metermaass
y = 1,871)/ 4Öx -f- x2
gewählt; in diesen Ausdrücken bezeichnet y die Horizontalabstände vom
Scheitel, x die Ordinaten. Die Gurte der Seitenträger sind nach Kreisbogen
von 375 m Halbmesser gekrümmt. Die Fahrbahn steigt vom Ufer bis,
zur Pilone um 1,392, von da bis zum Scheitel bei mittlerer Temperatur
um 0,608 m an. Die Abstände der Querträger an den Gurten sind fast
2*
88
durchweg 3,86 m. Um nun mit Zuhilfenahme von Hängeeisen zwischen
je 2 Befestigungsstellen der Querträger eine Beanspruchung der Gurte
auf Biegung zu vermeiden, konnten die Gitterfusspunkte in nicht mehr
als 2 x 3,86 = 7,72 m Abstand angenommen werden, woraus sich ein
doppeltes System der Gitter als nothwendig ergab. Machte schon die
Befestigung der erwähnten Hängeeisen an den Kreuzungspunkten zweier
Gitterstäbe die Verbindung dieser Kreuzungspunkte durch einen Mittelgurt
wünschens werth, so noch mehr die Rücksicht auf Vermeidung von Ein-
biegungen einzelner schwer belasteter Knotenpunkte; dass und wie sehr
solche Biegungen bei Trägern Vorkommen, welche mit mehrfachen Gitter-
oder Fachwerksystemen versehen sind, habe ich bei den älteren Trägern
der Niederwarthaer Elbbrücke mit Hilfe von Libellen beobachten können.
Eine besondere Sorgfalt bezüglich der Sicherung gehöriger Steifigkeit
gegen Seitenkräfte erfordern die Pilonen. Da nämlich die Fahrbahn zur
Vermeidung jeder Einengung durch die Pfeiler in voller Weite frei
zu lassen war, mussten die seitlich bleibenden Säulen alle Seitenkräfte
aufnehmen und sind dieselben daher im Grundriss rechteckig in 2,2 m
Breite hergestellt worden. Die Pilonen sind nicht selbständige Säulen,
sondern die verticalen Rahmen der Hälfte des Mittel träg ers ; sie bedürfen
daher keiner Stabilität in der Längsrichtung, sondern sie werden in dieser
von den Gurten der Träger der Seitenöffnungen gehalten, so dass sie sich
bei steigender Temperatur nach der Mitte zu neigen.
Unten stehen die Pilonen auf mit Rolllagern versehenen pyramidalen
Stahlkörpern, während eine runde konisch geformte Unterlagsplatte die
Last auf das Mauerwerk überträgt. Beiläufig enthalten diese Unterlags-
platten je 1 cbm Gusseisen, sie sind 2,88 m im Durchmesser Jgross und
mit harten Ziegeln in Cement untermauert. Zur Sicherung der festen
Auflage der Eisenplatte ist das Mauerwerk abgeschliffen worden, eine
Arbeit, die ich bereits bei mehreren grösseren Brücken habe ausführen
lassen und die sich durch Ausbleiben jeder unvorhergesehenen Bewegung,
sowohl Senkung wie Drehung der Unterlagsplatten bewährt hat.
Die Rollen sind cylindrisch und etwas schräg gelegt in der durch
einige Versuche begründeten Voraussetzung, dass sich das Eisen um das
Anderthalbfache des Maasses ausdehnt, welches bei dem Steinpfeiler eintritt.
Hierbei will ich bemerken, dass bei einem grossen Viaducte in Amerika
zur Vermeidung von Gleitbewegungen die Verbindungsrahmen der Pfeiler-
säulen in ihrer Mitte auf dem Mauerwerk befestigt und an den Auflager-
stellen mit 2 Schichten Rollen über einander in sich kreuzender Richtung
— natürlich durch Platten getrennt — ausgerüstet sind; soweit zu gehen
wurde im vorliegenden Falle nicht für nothwendig gehalten, zumal die
Breitendimension denn doch nur eine mässige ist und die bei der ge-
troffenen Anordnung noch möglichen Seitenkräfte nicht bedeutend ausfallen
können.
Das ganze Mauerwerk besteht aus Stampfbeton mit Sandsteinver-
kleidung im Aeussern. Die vom Publikum zu betretenden Treppenstufen
sind aus Granit.
Die Befestigung der Fahrbahn der Brückenzufahrten besteht aus Stein-
pflaster; auf der Brücke ist eichenes Holzpflaster 12 cm hoch auf Bohlen, die
auf Zoreseisen ruhen, in der Ausführung begriffen. Die Fusswege bestehen
aus Bohlen auf Langsch wellen. Die Zoreseisen liegen diagonal zur Brücke,
rechtwinkelig zur einen Schaar der Querträger, jedoch in der Mitte zwischen
zwei solchen noch einmal gestützt. Für die tJeberführung von 2 Pferde-
bahngleisen werden Ruhrorter Rillenschienen (Phönixschienen) gleich mit
verlegt. Zur Ueberbrückung der beiden für die Dilatation zu lassenden
Spalten sind sehr einfache Vorkehrungen getroffen.
Zu erwähnen sind noch die Neuerungen, welche bei der Brücke zur
Anwendung gekommen sind und deren Zweckmässigkeit sowohl aus
Erfahrungen an ähnlichen Bauwerken, wie aus theoretischen Erwägungen
hervorging. Diese Neuerungen sind hauptsächlich
1. die Yerbindung der Pilonen mit den Trägerhälften der Hauptöffnung,
2. die Anwendung von Federn zu den Gelenken,
3. die Anbringung des Scheitelgelenkes unter der Fahrbahn,
4. die kreuzweise Anordnung der Querträger,
5. die Anwendung von mit je ca. 1500 t Schlacken und Roheisen be-
lasteten Ankern zur Uebertragung der Schubkräfte auf den Erdboden.
Ist das nähere Eingehen auf diese Einzelheiten, welche in den Jahr-
gängen der Hannoverschen Zeitschrift von 1860, 1861, 1888 und 1889
vom Vortragenden behandelt sind, hier ohne Zeichnungen — die im Vor-
trage zur Ansicht ausgegeben wurden — nicht wohl thunlich, so bleibt
nur noch übrig, die Gewichte der einzelnen Haupttheile hier anzugeben.
Diese sind:
die Anker constructionen
die beiden Seitenträger
die beiden Pilonen . .
die Mittelträger . . .
Nieten
450 408 kg
973 102
411841
1 065 621
97117
2 998 089 kg
oder rund 3000 Tonnen Constructions-Eisen.
Das zur Verwendung gekommene Eisen ist Martin-Siemens-Flusseisen
und zumeist von der Königin Marienhütte in Cainsdorf, welcher die
Trägerlieferung übertragen war, selbst producirt; die grösseren Bleche sind
indess von der Duisburger Hütte, die Stahlauflagen der Pilonen und der
Anker von Solingen bezogen.
Bei der Projectirung und Ausführung der Brücke waren als Ingenieure
hauptsächlich thätig Herr Bau-Inspector Krüger hinsichtlich des gesammten
Eisenwerks, während Herrn Bau-Inspector Ringel die Pfeiler und Zugangs-
strassen zur speciellen Bearbeitung und Ausführung übertragen waren.
Seit Anfang December 1892 ist die Brücke fertig montirt und sind
seitdem die Fahrbahn- und Geländer-Herstellungen in Ausführung begriffen.
Die Eröffnung der Brücke für den Verkehr wird voraussichtlich Mitte
dieses Jahres (1893) erfolgen.
90
V. Die Zeolithe im Syenitgebiete des Plauenschen
Grundes bei Dresden.
Von E. Zschau in Dresden.
Der zuerst gefundene Zeolith des Plauenschen Grundes ist ein rother
Stilbit. Das Mineral gehörte aber nicht dem Syenite an , sondern es
findet sich in den bekannten, man darf wohl sagen berühmten Melaphyr-
gängen des Syenits bei der Königsmühle, am südlichen Ende des kurzen
Eisenbahntunnels. Jedenfalls ist das Mineral schon so lange bekannt,
wie der Melaphyr eingehender beobachtet worden ist. Durch den Eisen-
bahnbau sind die Melaphyrgänge vor der Zerstörung durch Steinbruch-
betrieb gerettet worden , aber leider ist Aussicht vorhanden , dass die
herrlichen Gänge durch die geplanten Eisenbahn- und Strassenverlegungen
doch noch zerstört werden , und etwaige mineralogische Aufschlüsse
werden keineswegs den Verlust aufwiegen, den die Geologie erleiden würde.
In dem Melaphyre bildet der Stilbit die Ausfüllung mancher der
kleinen mandelartigen Hohlräume und bietet nichts besonders Ausge-
zeichnetes. Es ist nur die bezeichnende Spaltbarkeit und der eigenthümliche
Glanz zu erkennen. Freie Krystalle wurden nicht beobachtet, das Mineral
zeigte sich nur als einheitliche oder zuweilen auch als strahligblätterige
krystallinische Masse.*)
1. Laumontit.
Das Mineral wurde um die Mitte der fünfziger Jahre durch einen
Gymnasiasten, Herrn Männel, zuerst aufgefunden und damit die Reihe
unserer Syenitzeolithe aufs glücklichste eröffnet, Die erste Fundstelle ist
bis in die Gegenwart der Hauptfundort geblieben und es ist Aussicht
vorhanden, dass auch in Zukunft das Auftreten des Minerals von Zeit zu
Zeit wird beobachtet werden können.
In meinem ersten Berichte über unseren Laumontit (Isis -Zeitschrift
1857, S. 134 — 138) sind wohl einige Ansichten über das Vorkommen des
Minerals ausgesprochen worden, welche, gelind gesagt, jetzt als irrthümlich
anzusehen sind. Ganz besonders bezieht sich dieser Selbstvorwurf auf die
Annahme, dass manche der dunkeln, meist sehr wenig mächtigen, den
Syenit aderartig durchziehenden Gesteinsmassen basaltischer (melaphyrischer)
*) Eine Abbildung der Melaphyrgänge ist zu linden in K. C. v. Leonhard’s
Lehrbuche der Geognosie und Geologie, S. 168. Stuttgart 1846. Leonhard sagt:
„Die beigefügte Tafel ist entnommen aus J. Roth’s interessanter Schrift, die Kugel-
form im Mineralreiche. Dresden 1844.“
Oes. Isis in Dresden, 1898. - Abli. 5.
91
Natur seien. Erst im Jahre 1882 beobachtete ich in den ersten Brüchen
am linken Weisseritzufer, aufwärts von der Gasanstalt, das dunkle Gestein
in grösserer Masse und fand, dass in die dunkle, feinkörnige Grundmasse
deutliche , scharfeckige Syenitbrocken eingebettet waren. Bei genauerer
Betrachtung der Grundmasse wurden in derselben gelbe zersetzte Titanite
erkannt und die Annahme schien nun gerechtfertigt , dass das dunkle,
gangartige Gestein ein Trümmergestein und die bindende Grundmasse fein
zerriebener Syenit sei; der Titanit w^ar gleichsam das Leitfossil. Dem
Stoffe nach ist also wahrscheinlich das Reibungstrümmergestein nicht
wesentlich von dem Syenite verschieden, und wenn dasselbe besonders
günstig für die Bildung secundärer Mineralien gewesen wäre , so würde
dies nicht auf eine abweichende Stoffnatur, sondern mehr auf Gefüge-
verhältnisse zurückzuführen sein, denn wo das Gefüge gelockert ist, haben
äussere , zersetzende Stoße (Atmosphärilien) freieres Wirken. In dem
Syenite als solchem ist ja durch das, wenn auch sparsame, Yorkommen
von Oligoklas genügendes Material für die Entstehung solcher Mineralien
wie Laumontit u. s. w. gegeben. Auch der Orthoklas würde durch unter-
geordnete Bestandtheile , wie z. B. Kalk und Natron genügen, das Yor-
kommen mancher Zeolithe und des Kalkspaths zu erklären. Die früher
behauptete Abwesenheit des Quarzes und des Pistazits kann nicht auf-
recht erhalten werden, denn spätere Funde haben die Anwesenheit beider,
wenn auch selten, in Gesellschaft von Zeolithen ergeben.
In dem von der Gasanstalt in Plauen bis zum Wehre beim Forst-
hause sich erstreckenden Syenitbruche, welcher durch die Arbeit von Dr.
D o s s über Laraprophyre und Melaphyre (Tschermak , mineralog. und
petrograph. Mittheilungen, XI. Bd., 1. Heft) grössere Wichtigkeit erlangt
hat, ist der Laumontit bis jetzt nicht aufgefunden worden, trotzdem dass
in diesem Bruche gerade das oben erwähnte Reibungstrümmergestein in
grösserer Masse (gangartig) auftritt. Auch der Syenit ist in ungefähr nord-
südlicher Richtung im Grossen senkrecht zerklüftet und hat so der Zer-
setzung Gelegenheit geboten, aber noch keine Spur von Zeolith wurde be-
merkt. Ebenso hat auch der in bedeutender Mächtigkeit aufgeschlossene
Lamprophyr nichts geboten von fremden Dingen.
In neuerer Zeit (1892) ist der Laumontit in dem oberhalb des Wehres
beim Forsthause gelegenen Bruche vorgekommen. Der Bruch bietet, mehr
als irgend ein anderer, eine grosse Mannigfaltigkeit des Syenitgesteins und
besonders auch ausgezeichnete Trümmergebilde. Dieselben sind entweder
dicht durch das feine Reibungsbindemittel oder auch mehr lose, fast ohne
Bindemittel. Das dichtere Gestein hat nicht gar selten Drusenräume,
hauptsächlich mit Carbonaten ausgekleidet, ohne Zeolithe. Die Höhlungen
und Klüfte der lockeren Masse boten ausser Kalkspath den Laumontit in
Menge dar , leider zumeist durch Entwässerung zerfallen , so dass die
Splitter spannengrosse Haufwerke bildeten. Der Laumontit dieser Oertlichkeit
sitzt meist auf Kalkspath und zeigt fast nur die gewöhnliche einfache
Gestalt. Die Drusen müssen ursprünglich so schön gewesen sein wie die
ungarischen.
Unterhalb Dölzschen an der Thalstrasse sind 4 Syenitbrüche (1, 2,3,4
von NO nach SW gerechnet), die unmittelbar aneinander grenzen. In
I wurde bis jetzt kein Laumontit gefunden; in 2, dem grössten und
schönsten Bruche fand sich der Lanmontit als mehr derbe Kluftaus-
füllung, ziegelroth und nicht verwitternd, was jedenfalls dem Eisen-
gehalte zu verdanken ist. Die Begrenzung dieses Laumontits ist entweder
Syenit oder auch Quarz und grünerdeartige Masse. Als ganz dünne
Rinden zeigte sich der Laumontit auch noch in engsten Syenitklüften.
Das Mineral ist roth und die Krystalle liegen auf dem Gesteine, so dass nur
selten ein Ende zu erkennen ist. Mit krystallisirtem Kalkspath wurde
der Laumontit sehr selten gefunden und war dann begleitet von Phillipsit.
Im Bruch 3 wird der Laumontit mitunter angetroffen. Als Interessantestes
dieser Stelle können vielleicht die kreisrunden 1 bis 2 cm grossen blass-
rothen Flecken angesehen werden, die engste Syenitklüfte (meist N-S er-
streckt) in grosser Ausdehnung bekleiden. Nur sehr selten, aus weiteren
Klüften stammend, wurden flachknollige, etwas strahlige erdige Stücke er-
halten, die nach dem chemischen Verhalten jedenfalls ein zersetzter Zeolith
sind. Nach der Aehnlichkeit werden auch die Flecken wohl nichts anderes
sein. Ich halte das Mineral für zersetzten Laumontit.
Auf der Grenze zwischen 3 und 4 ist der erste Laumontit gefunden
worden, und bis heute ist Bruch 4 die Hauptfundstätte geblieben. Der
Laumontit füllt mit Kalkspath engere und weitere Klüfte und Hohlräume,
die besonders in mehr zersetztem Gesteine anzutreffen sind. Leider ist
auch hier der Laumontit meist halb oder ganz zerstört. Begleiter des
Laumontits sind: Schwerspath (selten) älter als der Laumontit, Kalkspath
jünger als der Laumontit, Phillipsit! jünger als Laumontit und Kalkspath.
— Auch auf anscheinend frischem Syenite findet sich der Laumontit, und
zwar als strahliger Ueberzug, an die in Bruch 3 erwähnten Flecken er-
innernd, und auch krystallisirt. Die Krystalle zeichnen sich durch grössere
Frische aus, und besonders die sehr kleinen haben hübschen Glanz und
sind fast durchsichtig. Gewöhnlich bleiben diese kleinen aber schönsten
Krystalle unbeachtet.
Ist der Laumontit ganz in Kalkspath eingebettet, so hält er sich gut.
Es ist schade, dass man das Mineral nicht durch Säure frei machen kann.
Salzsäure ist ganz unbrauchbar, nur die Essigsäure lieferte ein erträgliches
Ergebniss. Ueber das Ueberziehen mit Gummi wurde früher berichtet.
Die herrlichen ungarischen Laumontite, die anfänglich ganz wasserhell
erschienen, sind trotz Ueberzug auch trüb geworden.
Bemerkenswerth mag es sein, dass die rothen, wenn auch nur sehr
wenig Eisenoxyd führenden Laumontite sich gut halten auch ohne Ueber-
zug. Ein solcher ziegelrother, körnig krystallinischer, nicht verwitternder
Laumontit (3 cm starke Kluftausfüllung im Syenite) ergab :
Kieselsäure — 53,88 %
Thonerde = 20.73 „ mit Spuren von Eisenoxyd.
Kalkerde' = 9,28 „
Natron = 1,97 „
Wasser — 13 96 ,,
99,82 °/o.
Zum Vergleiche seien die älteren Analysen Plauenschen Laumontits
angeführt :
93
I.
Kieselsäure = 51,33%
Thonerde — 21,98 „
Kalkerde = 9,01 „
Wasser = 14,93 „
Eisenoxyd — 0,14 „
Natron — 3,20 „
“100,59%.
I. Gericke, Anm. d. Chem. u. Pharm.,
II.
Kieselsäure — 52,29 %
Thonerde = 22,70 „
Kalkerde = 9,69 „
Wasser = 14,94 ,,
99,62%.
. — II. Z sch au, Isis-Zeitschrift 1857.
Ausser im Plauenschen Grunde kommt der Laumontit bei Dresden
noch vor: 1) oberhalb Wesenstein am linken Müglitzufer, als Kluftausfüllung
eines syenitartigen Gesteins; fast nur körnig-krystallinisch, röthlich, selten
deutlich krystallisirt; 2) in sehr geringer Menge einmal gefunden auf einem
feinkörnigen Granite in dem Bruche oberhalb der Haidemühle am rechten
Priessnitzufer.
Zum Schlüsse will ich es noch unternehmen, einiges über die Gestalt
unseres Laumontits mitzutheilen , beschränke mich aber im Wesentlichen
darauf, meinen Wahrnehmungen durch elementare Zeichnungen Ausdruck
zu verleihen. Die Zeichnungen stellen die Formen von oben gesehen dar
Fig. 1. Einfachste Gestalt. Säule a und schiefe Endfläche b. a = oc P;
b = — P ec. Also: ec P. — Poe.
Fig. 2. Säule a; schiefe Endfläche b; Basis c; Pyramide d. Diese Com-
bination ist nicht gar selten.
Fig. 3. Säule a; schiefe Endfläche b; Basis c; Pyramide d; Abstumpfung
parallel der Klinodiagonale: e ein Pinakoicl; Abstumpfung zwischen
Säule und schiefer Endfläche: f pyramidale Flächen.
Fig. 4. Säule a; schiefe Endfläche b; Basis c; Pyramide d; Säulenpina-
koid e; Hemidoma g; steiles Hemidoma h; steiles Hemidoma i;
Doma k.
In dieser Figur sind Flächen, die an verschiedenen Kry stallen
beobachtet wurden, zusammengestellt.
Zu bemerken bleibt noch, dass die Flächen i, g, h und e nur
selten, ja sehr selten gesehen werden; f und k wurden nur einmal
gesehen, so dass als werthvollste Gestalt nur Figur 2 übrig bleibt.
Ich halte dafür, dass unser Laumontit, so sehr er auch in Bezug auf
Schönheit hinter dem ungarischen, von dem ich allerdings nur sehr wenige
Stücke gesehen habe, zurückstehen mag, in Bezug auf Mannigfaltigkeit
der Gestalt eine Art Vorzug habe, Hoffentlich wird yon berufener
94
Seite einmal etwas ganz Bestimmtes über diesen Gegenstand, die Gestalt,
gegeben.
t
2. Analcim.
In dem ersten (nördlichsten) Bruche unterhalb Dölzschen ist Ende
1883 eine gangartige Kluftausfüllung blossgelegt worden, die eine Stärke
von 1 bis 10 cm hatte und mehrere Meter weit verfolgt werden konnte.
Die Längserstreckung war ungefähr rechtwinkelig zur Thalrichtung. — Die
gangartige Masse bestand scheinbar nur aus Kalkspath ohne freie Krystalle,
schien also nur wenig Beachtung zu verdienen, denn rothe schmale Streifen,
im Wesentlichen eisenoxydhaltiger Kalkspath, zwischen den reineren Kalk-
spathpartien waren auch anderwärts in den Kluftausfüllungen des Syenits
beobachtet worden. Schon hatte ich die ersten Fundstücke des 'Vor-
kommens wieder fortgeworfen, aber ich nahm doch einige wieder auf und
glaubte bei wiederholter Betrachtung, die rothe Masse nun als etwas vom
Calcite Verschiedenes zu erkennen, denn sie zeigte nicht die Spaltbarkeit
desselben, sondern einen durchaus unebenen Bruch. — Möglichst viel
mitnehmen und wiederholt betrachten, zum Wegwerfen ist es
nie zu spät, ist beim Sammeln eine gute Kegel, deren Beachtung
sich in vielen Fällen höchlichst belohnt.
Die fraglichen Stücke wurden einem bewährten Mitarbeiter, der mir
schon manchen erfreulichen Aufschluss verschafft, nämlich verdünnter
Salzsäure übergeben, um den missgünstigen Kalkspath zu entfernen,
und der Erfolg war höchst lohnend. Es kamen Draschen schön glänzender
.Krystalle zum Vorschein, nicht nur roth, sondern auch farblos, manche
auch trüb und fast oder ganz erdig. Die Säure durfte weder zu stark
noch gar zu schwach angewendet werden, in beiden Fällen scheint es, als
wenn die Krystalle stärker angegriffen würden, durch zu grosse Stärke
oder durch zu lange Einwirkung. Ich nahm etwa 1 Theil gewöhnliche
Salzsäure auf 5 bis 6 Theile Wasser. Nach der Säurewirkung ist ein
oft und lange wiederholtes Auswaschen nothwendig, am besten, man stellt
die Steine mit viel Wasser an einen mässig warmen Ort.
Die mit Säure freigelegten deutlichen Krystalle konnten nach meiner
Ansicht nichts anderes sein als Analcim. Später wurden auch gute Kry-
stalle, von denen der Kalkspath durch Schlagen gelöst, und auch solche
in von Natur freien Drusen gefunden. Der Fund erfreute mich um so
mehr, da meines Wissens bis jetzt noch kein Analcim aus Sachsen bekannt
war. Erst nach und nach, im Laufe von Jahren, ist das Vorkommen mir
in seiner Gesammtheit so bekannt geworden, dass ich es unternehmen
darf, Angaben darüber zu machen, wenn auch mit Vorbehalt.
Ausser den beiden Hauptmineralien, Kalkspath und Analcim, wurden
noch gefunden :
1. ein wie rhomboedrisch aussehendes Mineral in sehr kleinen Krv-
stallen, unmittelbar auf dem Syenite (selten); ich halte es für einen
Feldspath; die Krystalle bilden Reihen und scheinen immer nur
auf der Schmalseite der langgestreckten (flachen) Feldspathe des
Syenits zu sitzen und die freie Ausbildung derselben nach dem
Kluftraume hin zu sein. Sie entsprachen wohl ähnlichen Gebilden,
die auch an anderen Stellen des Syenits, in engen Klüften des-
95
selben beobachtet wurden, und an denen die fraglichen Krystalle
zwei Gegenreihen, entsprechend den Feldspathzwillingen , bilden;
2. kleindrusiger farbloser und auch rother eisenhaltiger Quarz;
3. rother Zeolith (Analcim) eisenhaltig;
4. Phillipsit! meist roth, anscheinend quadratisch säulig, mit Pyra-
midenflächen über den Längskanten der Säule;
5. Schwerspath, ziemlich selten;
6. farbloser Analcim, zuweilen gekerbt durch Schwerspath;
7. Kalkspath, älterer gemeiner, in keilartigen Massen, weiss, auch mit
rothen wohl quarzigen Ausfüllungen;
7b. Brauneisen in kleinen Kugeln, wie solche sich namentlich auf
skalenoedrischem Kalkspathe des Syenits finden;
8. Kalkspath (edler Kalkspath nach dem Ausspruche eines Stein-
brechers, Herrn Mai, welcher ein besonders gutes Auge und Ver-
ständnis für Mineralien hat), schön basische Blätteraggregate bildend,
und über diesen noch freie flachrhomboedrische Kalkspatbgruppen.
Diese Aufzählung giebt ungefähr die Altersfolge der Gangmineralien.
Es ist selbstverständlich, dass die Reihe erst durch Zusammenstellung
vieler Stücke erhalten weiden konnte.
Der Analcim ist derb und roth in den unteren Partien, auf diesen
aber findet sich das Mineral in schön ausgebildeten rothen, glänzenden
Krystallen, oft sind dieselben theilweise mit einer dicken Haut farblosen
Analcims bedeckt und durch dieselbe vervollständigt. Auch hier zeigt
sich also dieselbe Erscheinung wie bei anderen secundären unserer Syenit-
mineralien, dass die älteren Bildungen durch das Eisen des zersetzten
Syenits beeinflusst sind. — Die Krystalle sind meist klein, 1 — 3 mm.
Eine Grösse von 1 cm ist sehr selten. Die Gestalt ist ein reines Ikosite-
traeder, nicht gar selten aber ist auch das Hexaeder als Heine quadratische
oder rectanguläre Abstumpfung zu sehen. Also 2 0 2 ocOoc, letztere
Fläche immer untergeordnet. Ich glaubte auch einmal eine sehr schwache
Kantenabstumpfung gesehen zu haben. Die Krystalle sind schön frisch
und glänzend, die rothen durchscheinend, die farblosen bis durchsichtig.
Durch das Behandeln mit Säure leiden die Krystalle und werden mehr
oder weniger trübe. Auch durch die Natur können sie verändert sein
und in kaolinartige Masse umgewandelt werden, doch ist dies selten der Fall.
In Bezug auf Umwandlung des Analcims mag noch eine Thatsache
erwähnt werden. Im südlichsten Bruche unterhalb Dölzschen, aufwärts
am Thalabhange an der nach dem genannten Dorfe führenden Bergstrasse
gelegen, wurde ein absonderlicher Fund gemacht. — Unter dem Kalk-
spathe einer dünnen (1 cm) Kluftausfüllung auf ziemlich frischem Syenite
wurden dunkle, fast schwarze, hübsche, kleine, 1 bis 2 mm grosse Ikosite-
traeder gefunden, die man auf den ersten Anblick wohl für Granat halten
konnte. Die Substanz war aber weich und erdig, wie talkartig. Immer-
hin konnte man annehmen, es mit einem umgewandelten Granate zu thun
zu haben.
Die Krystalle sind grünlich-schwarz, zuweilen auch unrein roth-braun,
meist deutliche Leucitoeder; an einem Krystalle wurde auch eine Würfel-
fläche gesehen und dadurch der Gedanke alsbald auf Analcim gelenkt.
In einem Falle zeigten sich die Krystalle auch wie tafelig, als seien sie
96
durch ein blätteriges Nebenmineral an vollkommener Ausbildung gehindert
worden. Die innere Substanz ist nicht nur rein erdig und dunkel, sondern
in geringem Maasse auch hell, ja wie krystallinisch, besonders an der
Stelle, wo der Kry stall auf dem Syenite sitzt und ähnliche rundliche Flecken
bildet, wie sie oben beim Laumontit erwähnt wurden, und auch achtseitige
Figuren: Durchschnitte des Leucitoeders.
Ich glaube nicht zu irren, wenn ich dieses Vorkommen für eine
Analcim-Pseud omorphose halte. Chemische Untersuchung konnte
wegen der geringen Menge des Materials nicht vorgenommen werden.
Während der Laumontit und die vorerwähnten Analcim Vorkommen
als durchaus secundär anzusehen sind, giebt es doch auch ausser dein
Analcim noch andere Zeolithe des Syenits, die mehr dem Gesteine als
solchem anzugehören scheinen, indem sie nicht auf Klüften auftreten,
sondern in dem Gesteine selbst.
In dem unteren Bruche hinter der Garnisonmühle wurden seit 1883
bedeutende, viele Kubikmeter grosse Massen einer Syenitabart bloss gelegt
und abgebaut. Das Gestein bildet gleichsam grosse Linsen im gewöhn-
lichen Syenite, die von unten nach oben wenig regelmässig gereihet und
unter einander wrie durch Verzweigungen verbunden sind. Dieses Gestein
hat nicht das Parallelgefüge des gewöhnlichen Syenits, sondern ist mehr
granitisch körnig, meist reich an Hornblende und schwer zersprengbar;
es enthält gewöhnlich viel Magneteisen, auch wohl grünliches augitisches
Mineral, Titanit in unvollkommenen, gestörten Krystallen , nur selten sind
dieselben wohl gebildet, Orthit wurde einmal beobachtet, Quarz scheint
ganz zu fehlen. An den Grenzen kann das Gestein wohl auch in einen
Epidotsyenit übergehen, sehr arm an Feldspath, auf Klüften Quarz führend.
In diesem mehr oder weniger grobkörnigen , bis fast feinkörnigen
Gesteine finden sich unregelmässige Einsprenglinge, gewöhnlich klein, nur
ein bis mehrere Centimeter gross, selten bis zu etwa 10 cm in Länge,
und 1 — 3 cm in Breite und Höhe. Dieselben sind immer von rother
Farbe und bestehen im Wesentlichen aus Zeolithen, aber sie führen auch,
obgleich sparsam, Magneteisen (sehr selten deutlich octaedrisch), Horn-
blende und Glimmer, hierdurch wohl ihre Zugehörigkeit zum Mutter-
gesteine andeutend. Die kleineren Einschlüsse erscheinen meist frisch,
wenn sie auch von äusseren Einflüssen keineswegs gänzlich abgeschlossen
geblieben sind, wie der die in ihnen etwa enthaltenen Drusenräume immer
ausfüllende Kalkspath beweist. Die grösseren zeigen sich meist sehr ver-
ändert, der Inhalt zersetzt in eine thonige Masse, diese ist gewöhnlich
roth durch Eisenoxyd, seltener schmutzig-grün durch Eisenoxydul.
Die genannten Einschlüsse enthalten : 1) ein dunkelrothes bis licht
fleischrothes Mineral, durchaus gefügelos derb, nicht sehr stark glänzend,
aber darin auch bis farblose, stark glänzende krystallinisch e Th eile mit
eigenthümlicher Streifung auf den für mich nicht deutbaren Flächen.
Sehr selten wurden beim Schlagen deutliche quadratische Flächen sichtbar.
Analcim ! 2) ein strahl iges stängeliches Mineral, Natrolith ! 3) seltener
ein schön glänzendes blätteriges Mineral, Stilbit ! 4) feinglänzende, frische,
sehr kleine Apatitsäulchen mit Pyramidenflächen ! 5) Kalkspath , ohne
äussere Gestalt, und wohl noch anderes.
97
Am meisten nahm das derbe rothe Mineral (1) meine Aufmerksamkeit
in Anspruch, und die Hoffnung, dass der Kalkspath vorhandene Drusen
ausfülle, wurde nicht getäuscht, denn nach Wegnahme des Kalkspaths mit
Säure wurden kleine Drusenräume frei, welche sehr kleine, anscheinend
würfelige Krystalle enthielten, deren Zugehörigkeit zur derben rothen
Masse zweifellos war. Ausser diesen wurden in einigen Fällen auch sehr
kleine, deutliche Stilbitkrystalle (Heulandit) blossgelegt und ebenso Strahl-
zeolithnadelchen. Nur in äusserst wenigen Fällen wurden deutliche Kry-
stalle mit Analcimgestalt wahrgenommen.
Dass das würfelige Mineral ein Zeolith sei, liess sich chemisch leicht
darthun; ich dachte wohl an Chabasit, da es mir vorkam, als seien
wenigstens manche der Würfel etwas schiefwinkelig. Nur in einem einzigen
Falle glaubte ich an einer Würfelecke drei Analcimflächen zu erkennen.
Die Krystalle kleiden die Drusen räume ganz gewöhnlich regellos aus, in
einigen Fällen aber war auch eine Art Parallelismus der Krystalle zu
sehen, eine Reihe mit Zwischenräumen, als wären die Krystalle Fort-
setzungen eines einzigen unteren Krystalls. Es wäre ja hochinteressant,
wenn es sich bestätigen sollte, dass die würfeligen Krystalle sich wirklich
als Analcim erweisen sollten, ich will es vor der Hand als solchen be-
zeichnen.
V. d. L. schmilzt das Mineral ziemlich schwer zu weissem blasigen
Glase. H == 5 (ungefähr); Y. G. = 2,26 — 2,27. Durch Salzsäure leicht
und vollkommen zersetzbar, unter Abscheidung von schleimiger Kieselerde.
Analysen wurden von diesem und anderem Plauenschen Analcim wieder-
holt ausgeführt, um neben dem Zweifelhaften doch irgend einen Anhalt
zu gewinnen.
Ausser in dem körnigen hornbiendereichen Syenite sind ähnliche
Einschlüsse wie in diesem auch im gewöhnlichen Syenite vorgekommen.
Als bedeutendste Stellen für dieses Vorkommen sind der Bruch hinter
der Garnisonmühle und der grosse Bruch (2) unterhalb Dölzschen zu
nennen. In den meisten Fällen liess aber der Inhalt dieser Einschlüsse
eine genauere mineralogische und chemische Bestimmung nicht zu, da
es mir nicht möglich war, hinreichend reines Material auszuscheiden.
Als eine gewiss nicht unliebsame Thatsache sei nebenbei noch erwähnt,
dass einmal in dem derben rothen Analcim hinter der Garnisonmühle und
in dem des grossen Bruches unterhalb Dölzschen äusserst feine Kupfer-
flimmern gesehen wurden, an den Sonnenstein (Avanturin) erinnernd.
a) Analysen des derben und würfeligen rothen Analcims aus dem
Bruche hinter der Garnisonmühle:
•
I
II
III
Kieselsäure
58,16 °/o
58,44 0/o
58,90 °/o
Thonerde -j- ein )
wenigEisenoxyd j
20,43 „
21,56 „
19,91 ,,
Natron
11,43 „
11,09 „
11,66 „
Kalkerde
0,37 „
0,33 „
8,19 „
0,33 „
Wasser
8,79 „
8,86 „
99,18%
99,61 %
99,66 %.
98
Auch unterhalb Dölzschen (Bruch 1) fand sich einmal ein ähnlich
dichtes rothes Mineral mit strahligem Zeolithe, wie das hinter der Garnison-
mühle. Die Analyse ergab :
Kieselsäure = 58,04%
Thonerde — 21,91 „ Spur von Eisenoxyd.
Kalkerde — 0,41 ,,
Natron = 1 1 ,01 „
Wasser = 8,95 „
100,32 %
b) Rothes dichtes Zeolithmineral mit feinstrahligem Zeolith und feinsten
Magnetitkörnern in gewöhnlichem Syenite. Hinter der Garnison-
mühle. Die von strahligem Zeolithe freie Masse ergab :
Kieselsäure — 46,98 %
Eisenoxyd = 12,78 „
Thonerde = 20,35 „
Natron = 5,85 „
Kalkerde = 6,42 „
Wasser — 7,33 „
99771%.
Nimmt man an, dass alles Eisenoxyd als Magneteisen vorhanden
gewesen , so würde nach dessen Abzüge der Zeolith ergeben :
Kieselsäure = 53,60 %
Thonerde — 23,23 „
Natron = 6,67 „
Kalkerde = 7,32 „
Wasser — 8,36 „
99,18%.
Dieses Mineral giebt vor d. L. eine dunkle Schlacke, und das Pulver
sintert beim Glühen etwas zusammen.
c) Analcim, weiss, glänzend, krystalliniscb, und auch deutliche Krystall-
flächen zeigend. Die Flächen des krystallinischen zeigen die eigen-
thiimliche Streifung, so dass es aussieht, als seien Krystalle über
einander gehäuft, die sich gegenseitig an völliger Ausbildung
gehindert haben.
Begleiter waren : ein Natrolith, dessen Nadeln in den Analcim hinein-
ragen (also älter) und ein grau-grünes strahliges Mineral (sehr mild),
welches man als Epichlorit bezeichnen könnte. Der Natrolith zumeist
zersetzt zu rother, thoniger Masse, in welcher auch zuweilen winzige,
ganz frisch gebliebene Apatitkrystalle vorhanden sind. Bruch hinter
der Garnisonmühle.
Kieselsäure = 57,32%
Thonerde = 20,90 „ (Spur Eisen)
Natron ~ 11,45 „
Kalkerde — 0,31 „
Wasser == 9,18 „
99,16 %.
99
d) Analcim von dem Analcimgange unterhalb Dölzschen, Bruch 1,
Das Mineral krystallisirt, farblos, glasig, enthielt:
Kieselsäure = 56,09 %
Thonerde = 21,68 „
Natron — 11,49 ,,
Kalkerde = 0,81 ,,
Wasser = 9,01 „
99^8%.
e) Rothes krystallinisch-körniges, glasiges Mineral unter dem farblosen
Analcim, von Anderen auch für Phillipsit gehalten, ergab :
Kieselsäure = 60,05 %
Thonerde — 20,02 „ (mit Spur Eisen)
Natron — 10,56 „
Kalkerde = 0,25 „
Wasser — 8,84 „
“99,72 V
Trotz des sehr hohen Kieselgehaltes dürfte das Mineral doch vielleicht
dem Analcim zugerechnet werden , dem Phillipsit aber keinesfalls.
Anhang. — Epichlorit (?).
f) Mit dem unter c angegebenen Analcim fand sich ein grau-grünes
bis gelblich -bräunliches Mineral, dasselbe bildet nur schwache
strahlige Masse in zeolithischer Gesellschaft (Analcim und Strahl-
zeolith oder Natrolith , auch kaolinisirter Zeolith und etwas Apatit)
in körnigem, rothem, etwas zersetztem Syenite. Das Mineral sehr
weich, talkartig mild, schwer zerreiblich und dabeitalkartig schuppig
werdend. Nach dem Glühen bedeutend härter und leicht pulverisir-
bar. Durch Salzsäure vollständig zersetzbar. Das sehr spärliche,
aber ziemlich reine Mineral ergab :
Kieselsäure = 40,38%. Eine andere Probe: 38,86 %.
Thonerde = 16,47 ,,
Eisenoxyd — 21,04 „ Wohl zum Theil als Oxydul
Kalkerde — 5,44 ,, [vorhanden.
Magnesia — 6,94 ,,
Wasser = 9,30 ,,
99,57 %.
Nach diesem Ergebnisse habe ich angenommen, dass das fragliche
Mineral allenfalls zum Epichlorit oder dessen Verwandten gehören dürfte.
g) In dem Bruche oberhalb der Garnisonmühle (linkes Ufer), der
durch mehrere Gangbildungen ausgezeichnet ist, findet sich auch
ein Gang, rechtwinkelig zur Thalrichtung, auf dem in früher Zeit
ein Versuchsbau betrieben worden ist. Der Gang ist 5 — 20 cm
mächtig und besteht aus dünnblättriger Masse, im Ganzen von
hellrother Farbe. Die Gangmasse besteht zum grossen Theile aus
weissen Kalkspathblättern, meist parallel zu den Ganggrenzen (wohl
basische Blätter), und dazwischen aus rothem kleinkörnigen Minerale.
Der Gang ist begrenzt durch grau-grüne thonige Masse, zersetzten
Syenit.
100
Da das rothe Mineral wegen geringer -Stärke mechanisch nicht wohl
trennbar war, so wurde der Kalkspath durch verdünnte Salzsäure entfernt,
aber da auch die rothe Masse als nicht ganz unzersetzbar durch die Säure
sich erwies, so wurde vor dem Lösen nicht zu fein gepulvert, und nach
dem Lösen die feineren rothen Theile noch fortgewaschen, so dass man
annebmen konnte, eine ziemlich unzersetzte Substanz erhalten zu haben.
Durch Salzsäure mögen ungefähr 20 °/o des Minerals zersetzbar sein,
die Lösung ergab: Thonerde 2,59%; Eisenoxyd 6,53%. Letzteres wurde
vorwaltend aufgelöst aus nicht abgeschlämmtem Materiale, es ist wahr-
scheinlich nur mechanisch beigemengt. Der wirklich zersetzbare Theil
würde darnach nur etwas über 10% betragen, und dürfte als ein Zeolith
anzusehen sein, wenn man den Wassergehalt in Betracht zieht.
Wasser — 2,11 % in nicht abgeschlämmtem Materiale.
„ — 2,29 „ in abgeschlämmtem Materiale.
Aufgeschlossen wurde das Mineral mit Soda und mit Elusssäure.
Die Zerlegung ergab :
Kieselerde = 61,96 %
Thonerde = 19,82 „ Spur Eisen nicht getrennt.
Kalkerde — 0,60 „
Kali = 15,09 „ Natron nicht getrennt.
Magnesia = Spur
Wasser == 2,29 „
99,76 %.
Anderer Versuch gab: Thonerde = 19,22%
Kali — 14,87 „
Das rothe Mineral zwischen den Kalkspathblättern könnte man dem-
nach für ein Gemenge aus einem neugebildeten Feldspathe, Zeolith und
Eisenoxyd, halten. Ich habe dieses Vorkommen hier nur erwähnt, weil
ich beim ersten Anblicke in etwas an das des Analcims in dem Gange
unterhalb Dölzschen erinnert wurde.
3. Natrolith (Strahlzeolith).
Am öftersten wurde der Natrolith in dem hornblendereichen granitisch-
körnigen Syenite im unteren Bruche hinter der Garnisonmühle gefunden,
in Gesellschaft von Analcim, Stilbit und Apatit, sowie etwas Kalkspath.
Aber auch in gewöhnlichem Syenite am selben Orte fand sich das Mineral
einmal hübsch roth, frisch, strahlige Aggregate in Bändern bis 10 cm
Länge und 1 bis 2 cm Dicke. An anderen Stellen des Grundes ist der
Natrolith nur äusserst selten angetroffen worden, so je einmal in Gesell-
schaft von Granat; von Pistazit, Quarz, Chlorit; von Pistazit, krystalisirtem
Feldspath und Quarz; in grosskrystallischem schmalen Bande von Feld-
spath und Hornblende mit Scheelit zusammen. Alle diese Funde stammen
aus dem grossen Bruche (2) unterhalb Dölzschen. Im oberen Bruche
beim Forsthause wurde das Mineral einigemale in sehr kleiner Menge an-
getroffen, besonders an den Grenzen des knolligen granitischen Syenit-
gesteins. Die Vorkommnisse eines mehr strahlig blätterigen Zeoliths
dürften wohl nicht hierher zu rechnen sein.
101
Das bedeutendste Vorkommen ist das erst erwähnte, in dem körnigen
hornblendereichen Syenite, und auf dieses bezieht sich das Folgende.
Der Natrolith bildet nur strahlige Massen, die Individuen sehr selten
bis über 2 cm lang und 1 mm dick, meist nur nadelartig oder haarfein.
Freie Krystalle , nadelartig , wurden nur spärlich erhalten , wenn der die
kleinen Drusen immer ausfüllende Kalkspath durch Säure entfernt wurde,
und zwar zuweilen mit dem würfeligen Analcim zusammen. Da der
Natrolith durch die Säure mehr angegriffen wird als die anderen Zeolithe,
so gelang es nicht, ein deutliches Krystallende wahrzunehmen. Nach dem
Ausätzen mit Säure zeigten sich zuweilen neben den stärkeren nadelartigen
rothen Natrolithen auch ungemein feine Krystallnetze von heller Farbe,
ähnlich den Rutilnetzen; es könnte dies vielleicht eine spätere Natrolith-
bildung sein, die in ihrer Gruppirung durch das Kalkspathgefüge bestimmt
worden ist. Die Farbe des Natroliths ist meist dunkelroth, seltener hell-
roth bis fast weiss. Das Mineral ist oft ganz in eine thonige rothe, seltener
fahlgrüne Masse umgewandelt, in der aber die Strahlen mitunter noch
bemerkbar sind. — Glanz meist gering. V. G. = 2,243 — 2,266. Schmilzt
v. d. L. ziemlich schwer zu weissem blasigen Glase.
Die Analyse ergab:
Kieselerde — 48,04 °/o
Thonerde = 26,17 „ (Spur Eisen)
Natron = 13,96 ,,
Kalkerde = 0,96 „ *
Wasser = 9,91 „
99,04 %.
4. Stilbit.
In den Zeolitheinschlüssen des hornblendereichen granitisch- körnigen
Syenits im unteren Bruche hinter der Garnisonmühle, und zwar nur da
und in dieser Gesteinsabänderung angetroffen. Das Mineral fast nur im
Gemenge mit Analcim und Natrolith auftretend, gleichsam weniger selbst-
ständig als diese beiden, selten allein einen Einschluss bildend, aber auch mit
Apatit zusammen. Die Farbe ist roth wie die des Fassastilbits , und der
schöne Perlmutterglanz fehlt nicht auf den frischeren Partien. Durch Aus-
ätzen mit Säure wurden hübsche Gruppen kleiner Kryställchen erhalten,
die weniger durch die Säure gelitten hatten als die des Analcims und
besonders die des Natroliths. Die Länge der sechsseitigsäuligen Krystalle
war bis zu 2 mm, die Dicke höchstens 1 mm. Die Gestalt ist die in den
Lehrbüchern (Naumann) bezeichnete : ocPcvd.ooPoc.Poc.OP. Dazu tritt
in manchen Fällen noch eine Fläche, die ich für 2P gehalten habe.
Eine chemische Untersuchung ist nicht ausgeführt worden, denn hin-
reichend frisches Material war nicht genügend vorhanden, und die aus-
gezeichneten äusseren Eigenschaften waren zur Bestimmung vollkommen
ausreichend.
5. Phillipsit (Harmotom-Mineral).
In der Isis-Zeitschrift von 1857, S. 139 habe ich den Desmin als im
Plauenschen Grunde vorkommend angeführt. Die sehr deutlichen dünn
nadelartigen, nur sehr selten 0,5 bis 1,5 mm dicken und dann etwa 2 bis
102
5 mm langen Krystalle erscheinen als recht winkelige Säulen mit über_den
Säulenkanten aufgesetzten Pyramiden-Flächen. Also nach Naumann: ocPoc .
oc Poc.P. Andere Flächen, die auch nicht selten am Desmin Vorkommen
sollen, nämlich oc P und OP, konnten nicht bemerkt werden.
Da der Desmin mit Harmotom und Phillipsit isomorph ist, so könnte
ich meine frühere Angabe wohl vor mir selbst entschuldigen, besonders wenn
man in Betracht zieht, dass früher nur ein sehr spärliches Material vorlag.
Aber die Entschuldigung wird gänzlich hinfällig, denn ich habe früher ver-
säumt, die pyramidalen Flächen genau anzusehen. Die neueren Funde,
seit etwa zehn Jahren, haben mich dazu gebracht, das fragliche Mineral
als zu den Harmotomen gehörig anzusehen, ich glaube es nun als Phillipsit
bezeichnen zu dürfen.
Als Fundstellen kommen im Nachstehenden nur die Brüche unterhalb
Dölzschen 1 bis 4 (von N nach S gerechnet) in Betracht.
Beim Freimachen des Analcims, aus dem Gange in Bruch 1, vom
bedeckenden Kalkspathe (mittelst Säure) kam nicht nur Analcim zum Vor-
scheine, sondern, wenn auch selten, anscheinend quadratische Säulen mit
über deren Längskanten befindlichen Pyramidenflächen: diese Krystalle,
meist roth, sind zuweilen mit Analcim theilweise oder ganz bedeckt, daher die
Meinung, dass das rothe Mineral unter den Analcim etwas anderes sein müsse.
Die rothen vollen Säulen haben mir auch meinen Desmin-Irrthum nicht ge-
nommen, sondern dies geschah erst durch Aufdecken der Säulen, welche durch
die Säure hohl gemacht worden waren, und nur aus einer graugrünen etwas
warzigen Haut bestanden. Die Ausfüllung dieser Pseudomorphosen hat
also wohl aus Kalkspath bestanden, und erinnerte mich lebhaft an die
Pseudomorphosen von Kalkspath (daneben auch Quarz, Epidot, Magnetit)
nach Granat, von dem entweder auch nur eine dünne Binde übrig geblieben,
oder dieselbe ist später gebildet worden (Thorbjörnsborgrube bei Arendal). —
Unsere hohlen Säulenkrystalle zeigten im Innern eine etwas unregelmässige
Längenwand, gegenüberliegende Säulenflächen verbindend. Ich schloss daraus,
dass der ursprüngliche Krystall ein Zwilling gewesen. Später wurde weiter
ein Querschnitt einer verwitterten Säule beobachtet, in dem ziemlich deut-
lich zwei sich kreuzende Linien zu sehen waren, also eine weitergehende
Zusammensetzung des Krystalls angedeutet schien, die wohl auf Phillipsit
hinweisen konnte. Daraufhin wurden die deutlichen frischen Krystalle aus
Bruch 4 näher angesehen, und die so bezeichnende Federstreifung der
pyramidalen Flächen in vielen Fällen deutlich wahrgenommen.
Im Analcimgange (Bruch 1) sind auch freie Drusen mit Analcim und
Phillipsit vorgekommen. Letzterer meist roth, selten hell, wenig glänzend,
kaum durchscheinend, meist mehr zersetzt als der Analcim und deshalb
etwaige Streifung nicht zu sehen. Yon Spaltbarkeit war auch an ziem-
lich frischen Krystallen nichts zu bemerken. Einige Male wurden ein-
springende Säulenkantenwinkel gesehen und angelagerte flache Säulen,
wie sie beim Phillipsit angegeben werden.
In Bruch 2 wurde der Phillipsit nur in sehr geringer Menge gefunden
und zwar in Gesellschaft von zersetztem Laumontit, und von säuligem und
tafeligem Kalkspathe. Die Krystalle sind ganz winzig, aber schön frisch und
glänzend, gut gestaltet, etwa wie kleine Zirkone aussehend, roth und auch
honiggelb. Gute Augen können vielleicht die Streifung der Pyramide
deutlich sehen, ich glaube dieselbe schon bemerkt zu haben.
103
Der Bruch 4 ist nicht nur für Laumontit, sondern auch für den
Phillipsit die Hauptfundstelle. Der Phillipsit ist immer in Gesellschaft von
Laumontit und Kalkspath, und muss als jüngstes Glied gelten. Die frühere
Angabe, dass wo Phillipsit auftrete, der Kalkspath fehle, ist falsch. — Der
Phillipsit ist zumeist schön frisch, glänzend, farblos, auch röthlich und
gelb, durchscheinend bis durchsichtig. Die Kry stalle sind immer gut ge-
bildet, fein nadelartig, selten bis 1 mm oder etwas mehr dick und höchstens
2 bis 3 mm lang; sie bilden Gruppen oder Rinden auf Laumontit und
Kalkspath, selten sind einzeln stehende und liegende aber recht vollkommene
Krystallsäulchen, Oft sind die schönen Zwillingsstreifungen wohl bemerk-
bar, sodass wohl kaum noch ein Zweifel aufkommen kann, dass man es
mit Phillipsit (Harmotom-Mineral) zu thun hat.
Ganz besondere Freude und Genugthuung wurde mir gewährt durch
das Auffinden zweier Krystallkreuze in ganz unscheinbaren Kalkspath-
Laum ontit-Dru sen . Die Kreuze sind zwar nur ganz winzig, aber deutlich
beobachtbar, und das Einspiegeln der Flächen aa ist deutlich zu sehen.
Durch diesen Fund sind meiner Meinung nach alle Zweifel gehoben. —
Die beifolgende Figur, der Mineralogie Naumann’s, 9.
Auflage, 1874, S. 365, entlehnt, giebt das Bild des voll-
kommensten Kreuzes. Auch in der schönsten Phillipsit-
a druse mit grösseren Krystallen (etwa 0,5 bis 0,8 mm
dick und 2 bis 2,5 mm lang) ist ein solches Kreuz
angedeutet , die Einspiegelung der Flächen aa ziem-
lich gut zu sehen und dazu auch noch die Feder-
streifung dieser Flächen, die ich bei den kleinen Kreuzen
nicht zu sehen vermochte.
Eine chemische Untersuchung ist nicht ausgeführt worden, da ich das
immerhin seltene und sparsame Material nicht gefährden wollte. Aus
früherer Zeit befindet sich etwas von unserem Phillipsite im mineralogischen
Museum, ich habe es damals als Desmin übergeben. Alles in einer Reihe
von Jahren bis jetzt gesammelte Phillipsitmaterial habe ich zusammen-
gehalten, denn ein Stück ist in vielen Fällen kein Stück.
6. Desmin.
In letzter Stunde wurde die Hoffnung erregt, dass der Desmin denn
doch noch in die Reihe unserer Zeolithe aufgenommen werden dürfe.
Beim Ausätzen einer sehr zersetzten Zeolithpartie aus dem dunklen
Syenite hinter der Garnisonmühle wurden ganz besonders viele der netz-
artigen, beim Natrolith erwähnten, hellen Gebilde blossgelegt und zwischen
denselben auch ein paar Kryställchen, dunkelroth, mehr erdig, glanzlos,
aber die Gestalt deutlich erkennbar. Die Gestalt war anscheinend rectan-
gulär säulig, mit Pyramidenflächen über den Längskanten,
und einer basischen Endfläche, also im Ganzen recht wohl
mit der Desmingestalt: oc P oc . oc P oo . P. OP vereinbar (s. Fig.).
Ich möchte hierher auch gewisse strahlig blättrige Aggregate
von meist rothgelber Farbe rechnen, die sich in den Brüchen
unterhalb Dölzschen und hinter der Garnisonmühle einigemale
vorfanden, sowohl in gewöhnlichem Syenite, wie auch an den
Grenzen der dunklen, Kupferglanz und Magneteisen führenden
Ausscheidungen desselben. Es gelang mir bis jetzt nicht,
104
hinreichend reines Material für die Analyse zu erlangen und andere
Bestimmungen zu ermöglichen.
Noch einige Worte über die Beziehungen zwischen den Syenite und
den genannten Zeolithen. — Vom Laumontite und Phillipsite gilt unbedingt,
dass sie durchaus spätere (secundäre) Abkömmlinge des Syenits (Feldspaths)
sind, auch vom Analcim kann dies gesagt werden, insoweit er als Gang-
gebilde auftritt. Dem Gesteine näher, demselben scheinbar angehörig, stehen
die übrigen, mit Einschluss des Analcims in dem dunkeln Syenite hinter
der Garnisonmühle, denn in diesen werden mitunter Syenitmineralien,
namentlich Glimmer, Hornblende und Magneteisen, seltener Feldspath an-
getroffen, sodass man sich des Gedankens nicht erwehren kann, dass diese
Zeolithe dem Gesteine gewissermassen angehören.
Secundär:
Laumontit,
- Phillipsit,
Analcim.
Primär:
Analcim,
Natrolith,
Stilbit,
Desmin?
Jedenfalls dürfte es sehr wtinschenswerth sein, dass unsere Zeolithe
einmal auch in eine andere Hand gelangten, um ein bestimmteres Urtheil
über das Ganze zu erhalten. Ich habe das Material zusammengehalten,
um eine weitere ausgiebigere Bearbeitung zu ermöglichen.
Nachtrag.
Noch ein Vorkommen mag hier erwähnt werden, und zwar nur des-
halb, weil ich einmal glaubte, das fragliche Mineral für einen Zeolith
halten zu dürfen. Ich hoffe es wird nicht gar zu sehr verurtheilt werden,
dass meine Angaben hier noch unsicherer sind als bei den Zeolithen.
Vor vielen Jahren schon fand ich in dem schönsten Bruche unterhalb
Dölzschen (2) einen mir in hohem Maasse anziehend erscheinenden Kalk-
spath. Die ältesten Krystalle (seltener beobachtbar) langgestreckte Skalen-
oeder, daran und darüber flache tafelige Krystalle mit skalenoedrischen
und Säulenflächen. Die Basis frei, oder auch gänzlich oder theilweise
bedeckt durch ein flaches Skalenoeder (-^R3). Letztere Gestalt ist auf-
gebaut aus Tafeln und erscheint treppenförmig. Die Stufen durch Ein-
spiegeln mit am Ende zuweilen vorhandener Basis deutlich erkennbar.
Auf einigen dieser Kalkspathdrusen bemerkte ich (leider zu spät, so-
dass gewiss manches vorloren gegangen ist) kleine sehr regelmässige an-
scheinend quadratische Pyramiden von röthlicher Farbe bis fast farblos,
durchscheinend, Glanz meist nicht sehr stark. Die grössten Krystalle erreichen
nicht 1 mm. Sie sind einfach pyramidal (modellartig wohl gebildet, wie
ich die Gestalt nur an einigen Xenotimen gesehen habe), zuweilen erscheint
auch eine Abstumpfung der Mittelkanten, sowie eine zweiflächige Zuschärfung
an Mittelecken. Ja ich glaubte einmal hemiedrische Pyramidenflächen an
einer Mittelecke gesehen zu haben. So konnte es kommen, dass ich wohl
an Scheelit dachte, aber das Vorkommen schien mehr auf Zeolith hinzu-
weisen, und Herr A. Frenzei nannte mir das Wort Gismondin.
Einige der winzigen Krystalle wurden nach Möglichkeit von dem
Kalkspathe frei gemacht und mit Salzsäure behandelt, sie lösten sich unter
105
Aufbrausen leicht lind vollständig auf, und die Lösung gab mit Ammoniak
einen flockigen Niederschlag. So glaube ich bemerkt zu haben. End-
ergebnis: Also wohl ein Carbonat. Meine Kunst ist zu Ende mit dem
winzigen Materiale.
Ich habe von dem spärlichen Materiale nichts weiter durch eigene
Versuche verdorben, in der Hoffnung, dass ein Mineralog von Beruf sich
desselben einmal annehmen werde. Es wäre ja hübsch, wenn doch zu-
letzt ein tetragonales Carbonat zum Vorschein kommen sollte; ist es etwas
Anderes und nicht weiter zu Beachtendes, so bin ich auch zufrieden,
denn ich habe meine Belohnung gehabt durch die Freude, die mir die
kleinen vollkommenen Kryställchen gewährt haben.
Eine Aussicht, mehr von dem fraglichen Materiale zu erhalten, ist
kaum vorhanden.
106
VI. Ein Titanit-Abkömmling im Syenite des Plauensclien
Grundes bei Dresden.
Von E. Zschau in Dresden.
Im Jahre 1888 (22. December) fand ich auf einem ziemlich stark
zersetzten Syenite des Plauenschen Grundes (unterer Bruch hinter der
Garnisonmühle) Rinden eines kleinkrystallinischen Kalkspaths als Decke
über einem stark angegriffenen Calcite. An derselben Fundstelle wurden
auch frische unscheinbare Calcitdrusen, sowie kugelig gruppirte flache
Baiytkrystalle angetroffen. Zierliche gute Barytkrystalle wurden auch er-
halten, wenn man den Kalkspath mit Säure entfernte.
Bei genauerer Betrachtung fand ich in dem Syenite kleine, bis 2 mm
grosse, unregelmässige Druschen, ausgekleidet und angefüllt mit äusserst
kleinen, meist honiggelben, fein und stark (diamantartig) glänzenden
Kry stallen. Mein erster Gedanke war, dass man es mit einem neuen
Titanit-Abkömmling zu thun haben könne, da der gewöhnliche mehr
erdige und glanzschwache Titanit, wie er im zersetzten Syenite so oft
beobachtet werden kann, gänzlich fehlte. Selbstverständlich wurden die
Späthe nun in den Hintergrund gethan.
Schon aus der sehr grossen Anzahl der Krystalle in einer höchstens 2 mm
grossen Druse konnte man schliessen, dass dieselben nur etwa 0,01 — 0,1 mm
gross sein könnten. Nur in wenigen Fällen war mit der Lupe schon in
den Drusen eine flachtafelige Gestalt erkennbar. Frei gelegte Krystalle
zeigten unter dem Mikroskop eine hübsche,
anscheinend quadratische oder rectanguläre
Gestalt, mit gleichartigen pyramidalen Ab-
schrägungen an allen vier Seiten, also viel-
leicht eine quadratische Tafel mit Pyramide
(Fig. I). Nur ein einziges Mal wurde eine
Gestalt gesehen wie Fig. II.
Ich habe mir das Mineral zu deuten
versucht, und habe gemeint, dass etwa eine
Umsetzung des gewöhnlichen Titanits in
Guarinit vorliege; oder dass es Pseudobrookit sein könne, ich konnte
allerdings die Längsstreifung nicht wahrnehmen , wenn dieselbe auch vor-
handen sein sollte; als drittes bliebe noch Anatas zu erwähnen.
Was die Gestalt Fig. II anlangt, so könnte dieselbe allenfalls auf
Brookit hindeuten; und das Unglück wäre nicht gross, wenn sich heraus-
stellen sollte, dass Anatas und Brookit neben einander ans dem Titanite
hervorgegangen wären.
Oes. Isis in Dresden, 1893. — Abh, 6.
107
Was das fragliche Mineral ist, kann ich nicht entscheiden, und wird
eine genauere Bestimmung von anderer Seite gegeben werden.
Angefügt mag noch werden, dass das Mineral nur an einer einzigen
Stelle des oben genannten Steinbruches, und sonst nirgends im Grunde,
bis jetzt gefunden wurde. Jedenfalls ist es da in einer ziemlich grossen
Syenitmasse vorgekommen, aber unbeachtet geblieben. In früherer Zeit
sind der Fundstelle grössere Syenitstücke mit den erwähnten kugeligen
Baryten entnommen worden, und haben solche Stücke als Gartenschmuck
(z. B. auf der Brühlschen Terrasse) Verwendung gefunden. Ich glaube
nicht zu irren, dass diese Ausstattungsstücke das Mineral enthalten und
eine secundäre Fundstätte sein können, wenn die ursprüngliche versagen
sollte.
108
VH. Beobachtungen Uber die Eierdeckschuppen der
weiblichen Processionsspinner.
(Gattung Cnethocampa Stph.)
Von Dr. H. Nitsche in Tharandt.
Am 23. Februar 1893 hielt ich in der zweiten Hauptversammlung*)
unserer Gesellschaft einen allgemeinen Vortrag über die Naturgeschichte
der Processionsspinner. Derselbe beruhte auf einer Eeihe eingehender
Studien, die sich namentlich auch auf die Ursache der „Giftigkeit“ ihrer
Kaupen erstreckt haben. Alles was ich damals an biologischen Thatsachen
mittheilen konnte, ist inzwischen bereits ausführlich gedruckt erschienen
in dem 3. Hefte der von Judeich und mir herausgegebenen „Mittel-
europäischen Insektenkunde“ (S. 902 — 922). Meine Beobachtungen über
den feineren Bau der Eierdeckschuppen waren aber so eingehender Natur,
dass sie in den Rahmen des genannten Lehrbuches nicht passten. Ich
veröffentliche sie daher nachträglich an dieser Stelle und erläutere sie
durch einige Abbildungen.
Im Sommer 1887 folgten Professor Altum und ich einer freundlichen
Einladung von Oberforstmeister von Rössing, den Frass des Eichen-
Processionsspinners in der näheren Umgebung von Dessau zu besichtigen.
Bei dieser Gelegenheit fanden wir in einem dem Frassgebiete benachbarten
Pflanzgarten an der glatten Rinde jüngerer Eichen Haufen von Schmetterlings-
eiern, welche in mehreren regelmässigen Reihen nebeneinander festgeklebt
waren. Jede Gruppe enthielt 100 — 200 Eier und hatte die Gestalt eines langge-
zogenen Sechseckes (5, S. 908, Fig. 268), da die mittleren Reihen etwas
länger waren als die Randreihen. Professor Altum sprach dieselben sofort als
Eier des Eichen-Processionsspinners, Cnethocampa processionea L., an und
beschrieb diese Art der Eiablage bald darauf (1, S. 541). Obgleich ich
die Richtigkeit der Alt um’ sehen Bestimmung durchaus nicht bezweifelte,
versuchte ich doch bei Niederschreibung des betreffenden Abschnittes der
„Mitteleuropäischen Forstinsektenkunde“ die directe Gewissheit zu erlangen,
dass die Eier von dem Processionsspinner herrührten. Ich untersuchte daher
mikroskopisch den braunen Kittüberzug, der sie bedeckt und ihnen völlig
die Farbe der Eichenrinde giebt. Waren die Angaben von Kollar
(2, S. 325 u. 326) richtig, so mussten in diesem Kitt Theile der Haare
*) ln der kurzen Mittheilung hierüber in den Sitzungsberichten S. 12 dieses
Bandes hat sich der Druckfehler „Ctenocampa“ eingeschlichen, den ich zu verbessern bitte.
Oes. Iszs in Dresden, 1893. — Abh. 7„
109
oder Schuppen des Afterbusches des Weibchens enthalten sein. Bei
Betrachtung des ersten von mir hergestellten Präparates fand ich denn
auch zahlreiche Bruchstücke brauner Schmetterlingsschuppen und ein
Vergleichspräparat, das ich aus dem Afterbusche des Weibchens eines
Eichen-Processionsspinners herstellte, liess die absolute Uebereinstimmung
der dem Eierhäufchen und dem Afterbusche des weiblichen Falters ent-
nommenen Schuppen erkennen. Die Richtigkeit der Altum’schen
Bestimmung stand also fest.
Es fiel mir aber auf, dass es wirkliche Schuppen und zwar sehr
grosse, mit ganz charakteristischerer Sculptur versehene waren, nicht, wie bei
vielen anderen Eierhäufchen, z. B. beim Schwammspinner, Liparis (Ocneria)
dispar L., wirklich haarartige Wolle. Ferner waren diese Schuppen in
Grösse, Gestalt und Sculptur vollständig verschieden von denen, welche
der so ungemein nahe verwandte Kiefern-Processionsspinner, Cnethocampa
pinivora Tr. , zum Eindecken seiner, an 'den Kiefernnadeln abgelegten Eier
verwendet, wie diese nicht lange vorher von Dr. Zickerow in Cammin
beschrieben und abgebildet worden waren (4, S. 74 7). Ich beschloss daher,
den Afterbusch aller mir zugänglichen Cnethocampa- Arten zu untersuchen.
Die dritte mitteleuropäische Art, den Pinien-Processionsspinner, Cn. pityocampa
Schiff., besass unsere Sammlung, dagegen fehlten ihr die beiden noch süd-
licheren und ihr hoher Preis (2,5 und 12 Mark für ein Exemplar) hielt
mich von dem Ankäufe zurück. Hocherfreut war ich daher, als der
bekannte Lepidopterologe Dr. Staudinger in Blasewitz bei Dresden mir
einige nicht ganz fehlerfreie Exemplare der spanischen Cn. herculeana Rbr.
und der levantinischen Cn. solitaria Frr. kostenlos zur Untersuchung
überliess. Ich verfehle nicht, hierfür auch öffentlich meinen besten Dank
auszusprechen.
Die Untersuchung dieses reichen Materiales ergab, dass
1) am Hinterleibe der Weibchen aller 5 Cnethocampa- Arten des
europäischen Faunengebietes unter einer äusseren Schicht einfach linearer
Afterwolle ein dichter Wulst sehr grosser, speciell zur Bedeckung der Eier
bestimmter Schuppen, die ich Eierde ck schuppen nenne, vorhanden ist,
wie er meines Wissens bei keiner anderen Nachtfaltergattung vorkommt;*)
2) dass jede dieser äusserlich einander ähnlichen Arten eine ihr speciell
eigenthümliche nach Grösse, Form, Zeichnung und Sculptur verschiedene
Form von Eierdeckschuppen besitzt.
*) Die Afterbüsche der übrigen Nachtfalter, die das Material zum Eindecken der
Eier liefern, bestehen nämlich aus ganz langen fadenartigen Gebilden, die ent-
weder jedes für sich einer Schuppe entsprechen ( Porthesia chryrorrhoea L.), oderTheile
einer lang zerschlitzten Schuppe ( Bornbyx Janestris L.) oder wenigstens eine ganz
schmale Schuppe darstellen, die nur bei starker Vergrösserung als flache Schuppe
erkennbar wird ( Orgyia selenitica Esp.). Am nächsten steht den Processionsspinnern,
was den Afterbusch der Weibchen betrifft, noch Diloba caeruleocephala L. Bei dieser
Gattung besteht er aus sehr langen fadenartigen Schuppen, die aber am Ende in
einen breiten, abgerundet dreieckigen Endtheil ausgehen. Dies dürften wohl sicher
die „geknöpften Fäden“ sein, mit denen nach E. Rofmann die Eier besetzt sein sollen.
Doch besteht auch bei dieser Gattung der Afterbusch aus einer Schuppenart und
hat nicht eine äussere verhüllende Bedeckung von eigentlicher After wolle. Ich weise
übrigens darauf hin, dass eingehenderes Studium der Afterwolle der Nachtfalter noch
manche interessante Thatsachen zu Tage fördern dürfte,
110
1. 2.
Die Lage und Anordnung dieser Eierdeckschuppen ist bei allen 5 Arten
die gleiche. Der Hinterleib des Weibchens ist stumpf abgerundet und an
seinem Ende mit einem Besätze gewöhnlicher, langer Afterwolle von an-
nähernd der Farbe des Hinterleibes bedeckt, so dass man an einem wohl-
erhaltenen Exemplare nichts Auffälliges bemerkt (Fig. 1). Entfernt man
dagegen diese äussere Schicht, so liegt unter ihr, dicht ziegelartig über-
einander gelegt, eine geradezu riesige Menge grosser Schuppen, die eine
ungefähr halbkugelförmige , dicke Schale auf dem letzten Leibringe ober-
halb der After- und Geschlechtsöffnung bilden (Fig. 2).
Befeuchtet man den Hinterleib eines gewöhnlichen, trockenen Sammlungs-
exemplares zunächst mit Benzin, legt dasselbe eine längere Zeit in ge-
schmolzenes Paraffin und lässt das herausgenommene Exemplar erkalten,
so kann man bequem den Hinterleib mit einem Rasirmesser in der Mittel-
ebene spalten. Löst man dann das Paraffin wieder in Benzin auf, so
entsteht ein Präparat, in welchem man die natürliche Lage der Eierdeck-
schuppen und der Afterwolle auf dem Längsschnitt genau übersehen kann
(Fig. 3). Es tritt jetzt eine geradezu lächerliche Aehnlichkeit des Eier-
deckschuppenwulstes mit dem unter dem Namen „Tournure“ bekannten
weiblichen Kleidungsstücke hervor. Das spitze eigentliche Hinterleibsende
erhält durch diesen Wulst eine gewölbte Abrundung und bauscht die
deckende Schicht Afterwolle auf.
Besonders bemerk enswerth ist die geradezu riesige Grösse dieser
Schuppen im Vergleich mit den Flügelschuppen, sogar bei dem Eichen-
processionsspinner, der die kleinsten Eierdeckschuppen unter allen 5 Arten
hat. Bei dem Pinien-Piocessionsspinner werden sie bis über 2 mm lang
und über 1 mm breit. Uebrigens wechselt die Grösse in einem und dem-
selben Afterbusche sehr bedeutend, doch überwiegen stets die grossen
Schuppen an Zahl.
In der entomologischen Literatur ist mir eine einzige —genauere Er-
wähnung dieses Verhaltens bekannt und diese ist so versteckt, dass sie
wrohl nur wenigen Fachleuten zur Kenntniss gekommen sein dürfte. Der
Augustiner-Priester Prosper Dallinger beschreibt und zeichnet diese Ver-
hältnisse bereits 1798 bei dem ,, Fichtenspinner“ Phalaena hombyx
Pityocampa , wie er fälschlich den Kiefern-Processionsspinner nennt:
. an dem Ende des rothgelben Hinterleibes über dem After eine
braune, etwas glänzende Bedeckung, welche aus einer sehr grossen Menge
aufeinander gehäufter Schüppchen besteht, sie sind sehr leicht und die
kleinste Bewegung gegen dieselben ist hinreichend, sie zu beben und
ausfallen zu machen.“ (3, S. 31, Taf. II, Fig. 9.)
Ebensowenig dürfte es in wissenschaftlichen Kreisen bekannt sein ,
dass Dr. Zick er ow in Cammin in der Gartenlaube in einem auch sonst
ganz vortrefflichen Aufsatze die Eierdeckschuppen und ihre Lage bei der-
selben Art gut geschildert hat (4, S, 747),
111
Die Verwendung dieser Schuppen ist, soweit ich weiss, nur bei den
drei bekannteren Arten beobachtet worden.
Das Weibchen des Eichen-Processionsspinners mischt die Schuppen
unter den Kitt, mit dem es die an und für sich schneeweissen Eier
anklebt und so überzieht, dass sie die Farbe der Eichenrinde bekommen.
Die beiden Nadelholzarten legen ihre Eier an die Kiefernadeln und
decken dieselben ganz regelmässig mit den Eierdeckschuppen ein. Dies
wird zwar in der älteren Literatur erwähnt, genauer aber nur von
Dr. Zickerow beschrieben und abgebildet. Ihre Anordnung auf dem meist
beide Nadeln eines Nadelpaares umfassenden, langgestreckt walzigen , am
besten mit einem Rohrkolben zu vergleichenden Eierhaufen ist genau wie
die der Schuppen in einem Fichtenzapfen. Es deckt also die ursprünglich
der Cuticula ansitzenden Spitze jeder Schuppe das breite Ende jeder folgenden
weiter nach der Nadelspitze zu aufgeklebten , sodass bei dem Kiefern-
Processionsspinner der ganze Eierhaufen gleichmässig braungelb erscheint,
obgleich die Endhälfte jeder Schuppe zunächst einen schmalen ganz
dunklen Rand, dann eine weisse und schliesslich eine breite dunkelbraune
Binde zeigt. Diese ganze Zeichnung wird durch die regelmässige Ueber-
einanderschichtung der Schuppen völlig verdeckt. Da nach Zickerow die
Ablage und Eindeckung der Eier an der Nadelbasis beginnt, so muss das
freie Ende jeder folgenden Schuppe unter die Spitze der vorhergehenden
untergeschoben werden.
Wenden wir uns nun zur genaueren Schilderung der Eierdeckschuppen
bei den 5 Arten des europäischen Faunengebietes.
Man kann diese Arten in 2 Gruppen theilen, je nachdem die Stirn
des Falters unter der Beschuppung einfach gewölbt oder mit einem un-
beschuppten, hahnenkammähnlichen , mittleren Chitinfortsatz versehen ist,
der allerdings durch die seitlichen Kopfschuppen oder richtiger Haare fast
verdeckt wird (5, S. 912, Fig 265). Zu der ersten Gruppe gehört unsere
heimische Cneiliocampa processionea und die levantinische, in Kleinasien,
Syrien und Palästina vorkommende Cn. solitär ia. In der zweiten Gruppe
stehen die ost- und norddeutsche Cn. pinivora , die circummediterrane
Cn. pityocampa , also die beiden auf Firnis als Raupennahrung angewiesenen
Arten, und die der iberischen Halbinsel eigenthümliche Cn. lierculeana ,
deren Raupe sich von verschiedenen niederen Pflanzen nährt. Wir werden
die Arten in der angegebenen Reihenfolge besprechen.
Cnethocampa processionea L. , der Eichen - Pr ocessionsspinner.
Diese Art hat die kleinsten Eier deckschuppen (Fig. 6). Sie sind lang und
schmal; von ihrem zugespitzten Gründende, an dem ein eigentliches
Stielchen, wie bei so vielen anderen Schmetterlingsschuppen nicht vor-
handen ist, laufen die ganz sanft geschwungenen Seitenränder allmählich
auseinander und werden weiterhin fast ganz parallel. Von der Mitte ab
treten sie nunmehr kaum merklich wieder zusammen, sodass der quer
abgestutzte Endrand um eine Kleinigkeit schmäler wird, als die Mitte.
Der Endrand bildet keine gerade Linie, sondern geht in fein ausgezogene
Zacken über (Fig. 6b). Je grösser die Schuppe, desto grösser die Zahl
der Zacken. Zwischen den grossen Zacken stehen mitunter kleinere.
Die Maasse von 5 recht verschieden ausgesuchten Schuppen waren:
Länge 1,4 — 1,3 — 1,2 — 1,0 - — 0,8 mm
Breite 0,19— 0,2 — 0,12— 0,11— 0,05
n
112
6
*V.
fjivUA^CVCl' .
£<. enj^ttSl £ cfuijp p evt cW <J) <j) 3e/t §aX£. ß>H ^eXls-OC^J/VH-p cu
113
Die meisten Schuppen waren ungefähr 1,2 mm lang.
Die in der Grundhälfte hellere Färbung der Schuppen geht allmählich
nach dem Endrande zu ins Dunkle über, bei durchfallendem Lichte ins
Dunkelbraune.
Ihre Sculptur ist eine verhältnlssmässig grobe, schon bei ÖOfacher
Yergrösserung erkennbare (Fig. 6c). Sie besteht aus Längsrippen,
die vom Gründende ausstrahlen und ziemlich parallel bis zum Endrande
verlaufen. Yon der Mitte der Schuppe an gefangen schalten sich einige
Rippen aus. Die Rippen sind am Grunde ungefähr 3—3,5 p von einander
entfernt, und linear, aber in Entfernung von 4 — 14 u zu länglichen
Knötchen angeschwollen, die in der Grundhälfte der Schuppe oft zu
kleinen endwärts gerichteten Dörnchen werden, und auch an den Seiten-
rändern schwach vortreten. Dort wo die dunklere Färbung der Schuppe
beginnt, werden Rippen und Knötchen dicker und dunkler chitinisirt und
von den einzelnen Knötchen strahlen feinste fiederartige Fortsätzchen aus,
die nach dem Endrande zu mit den Rippen selbst verschmelzen und diese
verbreitern, sodass nun breitere braune Kiele entstehen, auf deren Mitte
die ursprüngliche Rippe und die Knötchen nur wenig hervortreten.
Diese Kiele sind nur durch ganz feine helle Linien geschieden. Sie
laufen am Endrande entweder frei aus oder treten auf den Zacken
zusammen. Die grossen Schuppen haben mehr Rippen als die kleinen.
Bei der breitesten zählte ich 62, bei der schmälsten nur 27.
Cnethocampa solitaria Frr.
Diese Art hat bereits bedeutend grössere Schuppen, die aber auch
stark in ihren Dimensionen wechseln (Fig. 4 a). Die meisten haben einen
halbkreisförmig begrenzten Grund, von dem sich das sie festheftende, kurze
Stielchen scharf absetzt. Hier liegt die grösste Breite der Schuppe, und
von dieser Stelle laufen nun die geraden Seitenränder convergirend dem
quer abgestutzten Endrande zu, kurz vor demselben plötzlich noch etwas
enger zusammentretend, sodass der Endrand ungefähr die Hälfte der
grössesten Breite misst. Letzterer ist entweder einfach senkrecht gegen
die Längsrichtung der Schuppe oder schwach convex und dann häufig
etwas schief angesetzt. Ergeht in längere, grobe Zacken (Fig. 4 b) mit an-
fänglich parallelen Rändern aus, die sich erst ganz am Ende zuspitzen,
oder hier in feinere spitze Zäckchen zertheilen; die Lücken zwischen je
zwei grossen Zacken haben einen gerundeten Grund. Die Grundhälfte der
Schuppen ist farblos mit einigen dunkleren, unregelmässig von demStielcben
ausstrahlenden Streifen. Yon der Mitte an wird die Schuppe ganz all-
mählich dunkler braun, eine Färbung, die kurz vor dem Rande plötzlich
aufhört, sodass hier eine schmale weisse Binde entsteht, die sich auf den
Grund der grossen Zacken fortsetzt, deren Spitzen wieder dunkel gezeichnet
sind. Bei den kleineren Schuppen ist das Gründende der Schuppen nicht
halbkreisförmig, sondern mehr lancettlich zugespitzt. Zwischen beiden
Formen bestehen alle Uebergänge.
Die Maasse von 4 möglichst verschieden ausgesuchten Schuppen
waren folgende:
Länge 1,5 — 1,4 — 1,2 — 1,0 mm
grösste Breite . . . 0,7 — 0,6 — 0,3 — 0,21 „
Breite des Endrandes 0,24— 0,33 — 0,16 — 0,10 „
114
Das Sti eichen war bei allen 15 u lang, die Endbinde mit Zacken
ungefähr 0,12 mm breit.
Erst bei sehr starker Yergrösserung, am besten mit homogener
Immersion, erkennt man die feinere Scnlptur. Diese besteht an der
bellen Basis in einer äusserst feinen, von dem Stielcben ausstrahlenden
Kippung. Die einzelnen bellen Rippen stehen hier ungefähr 1,75 p aus-
einander. Sie sind besetzt mit sehr feinen, dunkel cbitinisirten Körnchen,
die viel enger aneinander stehen als die Rippen und sich oft berühren.
Die oben erwähnten, schon bei schwacher Yergrösserung sichtbaren, von
den Stielchen ausstrahlenden Streifen entstehen dadurch, dass in ihnen die
Körnchen noch dichter stehen und auch grösser sind. Da wo die Seiten-
ränder der Schuppen gerade “zu werden anfangen, treten ganz feine
Körnchen auch zwischen den eigentlichen Rippen auf. Beim Beginne der
dunkleren Endhälfte werden die Rippen allmählich dunkler und die
Knötchen in den Zwischenräumen ordnen sich neben jeder eigentlichen
Rippe in zwei Längsreihen, die mitunter fiederartig angeordnet sind, weiter-
hin an die Rippen herantreten und diese verbreitern, sodass sie nun zu-
sammen breitere Längskiele bilden, deren erhabene Mittelkante von der
ursprünglichen Rippe gebildet wird. Da sich da, wo die dunklere Färbung
deutlich bemerkbar wird, viele der ursprünglichen Längsrippen auskeilen,
so tritt dort häufig ein solcher dunkler Längskiel ungefähr an die
Stelle zweier ursprünglicher Rippen, und da zugleich die Schuppe nach
dem Ende schmäler wird, sind die um 3,5 p breiten Kiele nur durch eine
ganz feine helle Linie von einander getrennt.
Die helle Endbinde entsteht dadurch, dass plötzlich jeder Kiel sich
wieder in eine Mittelrippe und zwei ihm parallele Nebenrippen auflöst,
die wellig in die Zacken verlaufen.
Cnethocampa pinivora Tr., der Kiefern - Processionsspinner.
Die Eierdeckschuppen dieser Art haben die Gestalt eines gleichschenkligen
Dreieckes mit nach aussen sanft geschwungenen Schenkeln (Fig. 7).
Sie sitzen mit einem kurzen, kaum abgesetzten Stielchen fest, von
dem die Seitenränder in sanfter Biegung abgehen. Ihr querer End-
rand geht in grössere Zacken aus, deren Anzahl bei den breitesten
Schuppen bedeutend grösser ist, wie bei den kleinen und die selbst wieder
häufig kleinere, feinere Zäckchen tragen. Bei einer grossen Schuppe konnte
man ungefähr 25 grosse Zacken zählen, während die kleinsten nur 5 oder
gar nur 3 hatten. Abgesehen von den Zacken ist der Endrand entweder
ganz gerade oder sanft convex. Ihre grösste Breite erreichen die Schuppen
entweder auf dem Endrande oder ganz dicht vor demselben. Die Grund-
hälfte ist bei allen Schuppen farblos. In der zweiten Hälfte erscheint eine
bei durchfallendem Lichte hellbraun erscheinende Querbinde, die grund-
wärts ganz allmählich verläuft , während sie kurz vor dem Endrande
scharf abgesetzt erscheint, so dass nun wieder eine farblose schmale End-
binde auftritt. Der gezackte Rand ist wieder mehr weniger tiefbraun.
Schon bei schwacher Yergrösserung erscheinen auf den Schuppen feine
von dem Stielchen ausstrahlende und dann an den Seitenrändern parallel
laufende Längsfältchen.
Ihre eigentliche Sculptur beginnt aber erst bei 200facher Yergrösserung
sichtbar zu werden und kann nur mit Immersion klar erkannt werden.
Sie besteht aus sehr feinen Längsrippen , die in der Mitte ungefähr
115
1,5 // von einander abstehen. Im Allgemeinen sind sie durchaus parallel,
doch spalten sich einzelne wurzelwärts in zwei neue, oder hören plötzlich
auf oder legen sich seitlich an eine Nebenrippe an. Auch schieben sich
mitunter neue Längsrippen mit freiem Anfänge ein. An dem Grundeude
stehen sie etwas näher bei einander, als in ihrem weiteren Verlaufe. Vom
Stiel bis zum Anfang der breiten braunen Binde finden sich spärlichst
vertheilt an den Längsrippen kleine, kurze, aber im Verhältniss hohe
Knötchen, die mitunter zu kurzen, dem Endrande zugerichteten Dörnchen
werden. Da sie aber meist ganz hell sind, erkennt man sie nur bei ge-
nauester Aufmerksamkeit und seitlicher Beleuchtung. Betrachtet man nur
den Theil der Schuppe, der bei starker Vergrösserung gerade im Gesichts-
felde liegt , so scheint es , als trüge immer nur die dritte oder fünfte Längs-
rippe solche Knötchen. Verschiebt man aber das Präparat, so sieht
man, dass in ihrem weiteren Verlaufe auch die anscheinend knotenfreien
Rippen solche Anschwellungen tragen , die also nicht auf bestimmte
Rippen, sondern im Allgemeinen regellos und sparsam über alle Rippen
vertheilt sind. Auf dem braunen Theile der Schuppen fehlen sie völlig.
Die braune Färbung beruht darauf, dass hier die Längsrippen dunkler
werden und auch ihre Zwischenräume etwas gefärbt sind.
Die Maasse von 5 absichtlich recht verschieden ausgesuchten Schuppen
waren :
Länge 1,8 — 1,4 — 1,2 — 0,9 — 0,7 mm
Breite 1,2 — 0,55 — 0,39 — 0,1 — 0,05 „
Cnethocampa pityocampa Schiff., der Pinien-Processionsspinner.
Diese Art hat die grössesten und zugleich wenigst pigmentirten Eier-
deckschuppen (Fig. 8). Sie haben am Grunde ein deutliches Stielchen,
von dem aus die Seitenränder mit stärkerem, aber auf beiden Seiten
meist ungleichmässigen Schwünge abgehen; weiterhin werden sie schwach
gewölbt und gehen allmählich in den convexen Endrand über, der in un-
regelmässige , faltig zusammengelegte Zacken ausläuft. Dieser zackige
Endrand ist schmäler, als die kurz vor ihm auftretende grösste Breite
der Schuppe.
Die Maasse von 5 verschieden ausgewählten Schuppen waren:
Länge 2,7 — 2,4 — 1,5 — 1,4 — 1,2 mm
Breite 1,1 — 1,0 — 0,3 — 0,4 — 0,18 „
Endrand 0,8 — 0,9 — 0,25 — 0,3 — 0,15 „
Am Stielchen erscheinen die Schuppen bei durchfallendem Lichte etwas
gelblich, späterhin farblos und erst im letzten Viertel beginnt allmählich
eine hellbraune, etwas längstreifige Verdunkelung, die vor dem Endrande
wieder aufhört, sodass dort eine farblose Endbinde entsteht. Die Zacken
des Randes erscheinen durch die Faltung wieder etwas dunkler.
Die Sculptur ist etwas deutlicher als bei denen des Kiefern-Pro-
cessionsspinners, klar aber immerhin nur mit Immersion erkennbar.
Sie besteht in feinen Rippen, die von dem Stielchen zuerst in Gestalt
unregelmässiger Faltungen ausstrahlen, bald aber ganz regelmässig parallel
verlaufen in einem Abstande von ungefähr 1,75 p. Besetzt sind diese
Rippen mit feinen zackigen Dörnchen, die verhältnissmässig stark sind,
bis 3 p) und ihre Spitzen bald nach dem Grunde, bald nach dem Ende
der Schuppe richten. Sie sind in der Grundhälfte zahlreicher, als in der
116
Endhälfte, aber auch noch in dem dunkleren Schuppentheil völlig erkennbar.
Nur auf der hellen Endbinde fehlen sie vollkommen. Die dunklere Färbung
im letzten Schuppenviertel wird durch stärkere Chitinisirung von Rippen
und Dörnchen verursacht, die aber hier zugleich etwas weiter von einander
abstehen. Im Canadabalsam werden diese Schuppen so hell, dass sie nur
schwer erkennbar sind.
CnetJiocam/pa Jierculeana Rbr.
Die Eierdeckschuppen dieser Art (Fig. 5 a) sind zwar kleiner als die der
beiden vorhergehenden, aber immer noch viel grösser, als die des Eichen-
Processionsspinners , denen sie der allgemeinen Form nach am nächsten
stehen, während sie sich der Sulptur nach denen der Nadelholzarten an-
schliessen. Sie sind lancettförmig und beginnen am Grunde mit einem
deutlichen, aber nur schwach abgesetzten, stets seitlich ein wenig von
der Mittellinie abgebogenen Stielchen. Auch die beiden Seitenränder sind
anfänglich meist ungleich geschwungen ; später verlaufen sie mehr parallel
und treten schliesslich wieder etwas näher zusammen, sodass der gezackte
Endrand schmäler ist, als die grösste Breite der Schuppe. Der End-
rand ist unregelmässig und seicht ausgezackt und stets senkrecht auf der
Mittellinie. Das Stielchen ist gelblichbraun, dann folgt eine hellgelbe
Grundhälfte, die allmählich in die etwas dunklere Endhälfte übergeht. Kurz
vor dem Endrande hellt sich die Schuppe wieder auf, ohne dass eine
eigentliche helle Endbinde zu bemerken wäre. Auch die Zacken sind nicht
wesentlich dunkler. Die Zeichnung der Schuppe ist also bei dieser Art
am wenigsten ausgesprochen. Am Grunde scheinen die Schuppen oft mit
einem wachsähnlichen Ueberzuge bedeckt.
Die Maasse 5 recht verschiedener Schuppen waren:
Länge 1,7 — 1,7 — 1,6 — 1,2 — 1,1 mm
Breite 0,65 — 0,5 — 0,4 — 0,14 — 0,12 ,,
Endrand 0,37 — 0,3 — 0,2 — 0,05 — 0,045 „
Die Sculptur besteht wieder in einer feinen Längsrippung (Fig. 5 b).
Die einzelnen Rippen sind linear und stehen am Grunde ungefähr 2 it
auseinander, später etwas weiter, aber nie über 3 Am schmalen End-
rande nähern sie sich wieder. In der Grundhälfte sind sie mit feinsten
Knötchen besetzt, die weiter auf der Rippe auseinander stehen, als diese
untereinander. Sie sind sehr regelmässig über alle Rippen vertheilt, aber
so, dass nur selten zwei auf benachbarten Rippen gelegene Knötchen
nebeneinander stehen; meist entspricht einem Knötchen auf der einen
ein knotenfreies Stück auf der anderen. Von der Mitte ab hören die
Knötchen völlig auf, dagegen werden die Rippen etwas stärker chitinisirt.
Gemeinsam ist also den Eierdeck schuppen aller Arten die verhältniss-
mässig bedeutende Grösse, besonders da stets die grossen Exemplare die
kleinen an Zahl bedeutend übertreffen , der gezackte Endrand und. die
Längsrippung mit Knötchen. Dagegen ist die Form ungemein verschieden,
ebenso die Färbung und die feineren Verhältnisse der Sculptur. Was
letztere anbetrifft, so stehen die Arten mit gewölbtem Scheitel einander
bedeutend näher als die mit kammtragendem Scheitel, indem bei jenen die
Rippen in der Endhälfte zu deutlichen Kielen verbreitert sind, was bei
letzteren nicht zutrifft. Auf jeden Fall sind die Eierdeckschuppen aller
117
5 Arten aber so verschieden, dass eine Eierdeckschuppe genügt, um
mikroskopisch die Art, der sie angehört, zweifellos festzustellen.
Ich versage es mir, an die eben geschilderten Thatsachen längere
theoretische Auseinandersetzungen zu knüpfen. Nur kurz will ich darauf
hinweisen, wie merkwürdig es ist, dass Schmetterlingsarten, die einander
im allgemeinen Habitus so nahe stehen, dass einige von ihnen lange Zeit
zusammengeworfen wurden — ich meine den Kiefern- und den Pinien-
processionsspinner — und welche in dem Bau und der Lebensweise ihrer
Raupen so nahe übereinstimmen, dass man wohl berechtigt ist, vom
descenztheoretischen Standpunkte aus anzunehmen, dass die Trennung der
einzelnen Arten noch nicht allzulange erfolgt ist, in so minutiösen Delails
absolut scharf unterschieden sind. Kann man sich wirklich denken, dass
diese Unterschiede durch natürliche Zuchtwahl entstanden sind?
Zum Schlüsse möchte ich noch bemerken, dass der Zweifel, den
Dr. Staudinger in seinem Catalog der Lepidopteren des europäischen
Eaunengebietes in Bezug auf die Zugehörigkeit der Cn. herculeana zu der
Gattung Cnethocampa ausspricht, indem er zusetzt: „vix hujus generis “,
mir durch das Vorhandensein des Eierdeckschuppen- Busches bei den
Weibchen völlig beseitigt erscheint.
Quellenangaben.
1. Altum: Zur Lebensweise und Vertilgung des Eichenprocessionsspinners.
Zeitschr. f. Forst- u. Jagdwesen XIX, 1887, S. 540—547.
2. Kollar: Naturgeschichte der schädlichen Insecten in Beziehung auf
Landwirthschaft und Forstcultur. Wien 1887, 8°.
3. Dallinger, P.: Gesammelte Nachrichten und Bemerkungen über den
Fichten Spinner oder die Baumraupe u. s f. X u. 78 S. m. 3 Kupfer-
tafeJn. Weissenburg 1798 bei den Gebr. Jacobi, kl. 8°.
4. Zickerow, G.: Der Kiefernprocessionsspinner. Gartenlaube 1890,
S. 744 — 747 mit Abbildungen.
5. Judeich und Nitsche: Lehrbuch der Mitteleuropäischen Forstinsecten-
kunde. Wien, Ed. Hölzel, 8°.
4
118
VIII. Mycologische Ergebnisse eines kurzen Ausfluges
bei Meissen.
Von Prof. Dr. P. Magnua in Berlin.
Als ich Anfang September 1893 in Dresden weilte, folgte ich gern
der freundlichen Aufforderung des Herrn Prof. Drude, mit ihm einen
Ausflug nach Meissen zu machen, den wir am 6. September in der sach-
kundigen und gefälligen Begleitung des Herrn Prof. Alfr. Fischer aus-
führten. Der Vormittag war einer kurzen botanischen Excursion gewidmet,
auf der ich meine Aufmerksamkeit auch etwas den parasitischen Pilzen
zuwandte. Da ich dabei eine einiges Interesse darbietende Beobachtung
über das Auftreten der unseren angebauten Kohlsorten so schädlichen
Plasmodiophora Brassicae Woron. machte, so erlaube ich mir hier einen
kurzen Bericht über dieselbe zu geben.
Wir schritten von Meissen gegenüber der Festung zunächst unten an
der Elbe, verliessen dann das tiefere Elbufer und begaben uns auf die
sich am Elbufer hinziehenden Hügel bis zur Knorre, auf denen den
Berliner Botaniker Euphrasia lutea, Asperula glauca, Andropogon Ischae-
mum u. a. erfreuten. Von der Knorre stiegen wir wieder zum Elbbette
hinab, Hessen uns unweit derselben übersetzen und kehrten am Elbufer
über die Elbwiesen und den dortigen Bergesrücken nach Meissen zurück.
Gleich am Elbufer hinter der Brücke bemerkte ich niedrige Exemplare
von Nasturtium silvestre mit knollig angeschwollenem Wurzelhalse. Sie
nahmen mein lebhaftes Interesse in Anspruch ; die später vorgenommene
Untersuchung ergab, dass sie von Plasmodiophora Brassicae Wor. ge-
bildet waren. Auf den Hügeln sammelte ich ausser den Phanerogamen
namentlich Ustilago violacea (Pers.) Tul. in den Antheren von Dianthus
Carthusianorum. Es trat dort an einer Stelle epidemisch auf dieser
Wirthspflanze auf, während ich es an anderen Caryopbylleen nicht bemerkte;
doch war die Zeit zu kurz, diesen interessanten Punkt genauer festzu-
stellen (vergl. meine hierauf bezüglichen Ausführungen inHedwigia 1894,
Nr. 2). Auch traf ich dort das seltenere Sorisporium Saponariae Rud.
in den Fruchtknoten und Blüthenboden von Dianthus Carthusianorum ,
leider nur in einem einzigen Stocke, dessen sämmtliche Blüthen triebe aber
natürlich dicht davon befallen waren. Unten an dem eigentlich noch zum
Elbbette gehörigen Ufer sammelte ich wieder unter dem gefälligen Beistände
der Herren Prof. 0. Drude und Prof. A. Fischer Nasturtium silvestre mit
knolligen unterirdischen Anschwellungen an den Wurzeln und dem Wurzel-
halse. Es verdient hervorgehoben zu werden , dass wir Drei niemals einer
Pflanze des Nasturtium silvestre vorher schon einen leidenden Zustand
ansehen konnten; wir mussten vielmehr die Pflänzchen auf gut Glück aus
dem Boden nehmen und die unterirdischen Theile untersuchen; dennoch
sammelten wir dort in kurzer Zeit etwa 10 Pflanzen mit Wurzelknollen
und hätten, wenn wir uns mehr Zeit genommen hätten, sicher deren noch
Oes. Isis in Dresden, 1893. — Abh, 8.
119
viele gefunden. Im Elbbette traf ich dort noch von mich interessirenden
parasitischen Pilzen ATbugo canclida (Pers.) 0. Kze. (— Cystopus candiclus
Lev.) auf Nasturtium amphibium , Gercospora dubia Riess. auf Okenopodium
album , Puccinia Acetosae (Schum.) Körn, auf Rumex acetwsa , nur in der
Uredoform und auch auf dem Stengel der Blüthen schäfte viel auftretend,
ferner Ustilago utriculosa auf Polygonum lapatkifolium , Erysiphe Umbelli-
ferarum DBy. auf Heracleum Sphondylium und Pastinaca sativa und
Erysiphe Linkii Lev. auf Anacetum vulgare. Am wiesigen Elbufer wurde
gegenüber der Knorre Ustilago anomala J. Kze. auf Polygonum Convol-
vulus reichlich angetroffen. Näher Meissen zu war auf einer niedrigen Elb-
wiese Knautia arvensis viel befallen von Ustilago flosculorum DC. und es
war mir ein interessantes Schauspiel, zu sehen, wie an den befallenen
Blüthen, deren Pollen durch Brandsporen ersetzt ist, viele Fliegen sassen,
dort saugten und weiter flogen und so die Brandsporen weiterverbreiteten.
Die brandigen Blüthen waren mindestens ebenso stark von Insecten besucht,
als die gesunden. Auf dem Hügel, den wir, um zur Stadt zurück zu
gelangen, noch überstiegen, stand auch viel das hier weit verbreitete An-
dropogon Ischaemon , dessen Blüthen staude nicht selten von Ustilago Ischaemi
angegriffen und in Folge dessen verkrüppelt und deformirt waren.
Konnte ich in der geringen Zeit dieses schönen Spazierganges auch
nur wenige parasitische Pilze ein sammeln, so fällt doch unter denselben
sofort die verhältnissmässig grosse Anzahl von Ustilagineen auf, die an
der stets etwas feuchten Luft des Elbufers offenbar sehr gute Bedingungen
zu ihrem Gedeihen finden. Am interessantesten ist aber das Auffinden
der Plasmodiophora Brassicae Woron. an einer wilden Crucifere in einem
Boden mit seiner natürlichen, d. h. nicht von Menschen angelegten
Pflanzendecke. Soviel ich wenigstens mich in der Litteratur umgesehen
habe, ist Plasmodiophora Brassicae Wor. bisher nur auf cultivirten
Cruciferen in Culturland beobachtet worden , und wir wissen eigentlich
über ihr Vorkommen nicht mehr, als was ihr Erforscher darüber 1878 in
seiner ausführlichen Arbeit berichtet hat. Woronin giebt in Pringsheim’s
Jahrbüchern für wissenschaftliche Botanik, Bd. XI, 1878, S. 551 an,
dass die Hernienkrankheit alle Kohlsorten befällt, und auch auf Iberis
umbellata und der Levkoje gefunden wurde, und genau dasselbe geben
die zusammenstellenden Autoren in ihren Sammelwerken an, vgl. z. B.
Schroeter in Engler und Prantl, Natürliche Pflanzenfamilien, I. Th.,
1. Abth., S. 7. Hier möchten wir aber zum ersten Male die Krankheit
an ihrem natürlichen Standorte angetroffen haben, von wo sie in’s Cultur-
land eingedrungen ist. Dieser Fund lässt mit Sicherheit erkennen , dass
auch diese Krankheit unserer Culturpflanzen sich in den natürlichen
Standorten mit bestimmten klimatischen und Boden-Verhältnissen (feuchtes
Flussbett) auf nicht cultivirten Pflanzen ausgebildet und von dort auf nahe
verwandte Culturpflanzen übergegangen ist und sich dort ausgebreitet hat.
Auch möchte ich die Gärtner Sachsens darauf hinweisen , dass sie mit
doppelter Aufmerksamkeit das Auftreten dieser verderblichen Krankheit in
ihren Gärten bewachen und ihr entgegentreten müssen, da sie immer
wieder vom Elbbette aus aufs Neue eindringen kann. Verderbliches Auf-
treten der Kohlhernie hatte ich schon Gelegenheit in einzelnen Gärten in
Dresden und Königstein a. d. Elbe kennen zu lernen.
120
IX. Bericht über die Isis-Fahrt nach den Central
Karpathen im Jnli und August 1893.
Von Prof. Dr. 0. Drude.
In der Nacht des 27. zum 28. Juli fanden sich auf dem Dresdner
Bahnhofe die 8 Reisegefährten zusammen, die Herren Grub, Schulze,
Schiller, Fuhrmann, Dr. Schunke, Dr. Schorler, Dr. Naumann
und der Berichterstatter, um bis zum 12. August in gemeinsam verketteter,
auseinander und wieder zusammenführender Excursionstour die Hohe Tatra
und einige anschliessende Punkte der Centralkarpathen besonders in
floristischer Absicht zu durchstreifen. Unser in diesem Lande vielerfahrenes
Mitglied Stabsapotheker Grub hatte das touristische Netz zu dem Reiseplan
entworfen, Drude floristisehe Punkte darin verquickt; nicht das ganze
Programm, in dem ursprünglich auch der Krivän in der westlichsten
Tatra, der Djumbir südlich der Waag bei Hradek, Javorina und Fischsee
enthalten waren, konnte anhaltender Regengüsse wegen ausgeführt werden;
doch gelang es uns immerhin, vom Velki Choc bei Rosenberg in den
Liptauer Kalkalpen bis zum Sattelpass am Durlsberge in den Belaer
Kalkalpen und bis zum Kralova Hola-Abhang an der Dobschauer Eishöhle
die berühmtesten Punkte des Gebirges vom Csorber-See aus (Mlinica-Thal,
Popper-Thal) und über die Osterva zum Felkaer Thal und Polnischen Kamm,
zum kleinen und grossen Kohlbach-Thal , endlich zum Weisswasser-Thal
mit seinen Seen und ostwärts zu den Belaer Kalkgehängen kennen zu lernen
und nicht unbedeutende phanerogame Pflanzensammlungen von dort heim-
zubringen, welche nunmehr in ihren besten Auslesen dem Königl. Herbarium
zu Dresden von den drei Sammlern Drude, Schorler und Naumann
geschenkt worden sind, denen unser Bibliothekar Schiller den ganzen
Reichthum der von ihm gleichzeitig gesammelten Kryptogamen hinzugefügt
hat. Ein Th eil unserer Expedition lernte auch die Pieninen mit ihren
Reizen am Dunajec kennen, Dr. Naumann mit Herrn Apotheker Schulze hat
sogar die Meeraugen spitze (2500 m) erstiegen und dort einige Pflanzen
gesammelt, welche in dem von Sagorski und Schneider mitgetheilten Ver-
zeichniss der dortigen Flora fehlen.*) Alle sind wir einig, dass der Genuss
*) Bas vollständige Verzeichnis der am Gipfel der Meeraugen-Spitze gesammelten
Arten folgt hier:
Banunculus mcmtanus W. ; Oxygraphis vulgaris Freyn; Arabis neglecta Schult.;
Silene acaulis L. ; Geum montanum L., 10 cm hoch, äusserst gedrungene Form;
Saxifraga carpathica Reichb. ; S.muscoides L.subsp., eine Gesteinsstufe gesellig bedeckend,
Blattform ähnlich der S. perdurans Kit.; Neogaya simplex Meisn. ; Chrysanthemum
alpinum L. , Strahlblüthen die Hülle kaum überragend; Aronicum Clusii Koch;
Campanula alpina Jacq. ; Primula minima L. ; Gentiana frigida Haenke, die grünlichen
Blüthen in der Blattrosette versteckt ; Pedicularis versicolor Whlbg. ; Salix herbacea
L. Lloydia serotina Salisb., blühend; Luzula spadicea DC. ; Poa laxa Hke., 7 cm
hoch, mit der folgenden kurze Rasen bildend; Oreochloa disticha Link, Rispen im
Rasen versteckt. — - Alle diese Pflanzen wurden im nivalen Geröll und in Felsspalten
am Gipfel und 80 m abwärts gesammelt. Dr. Arno Naumann.
Oes, Isis in Dresden, 1898, — Abh. 9.
der ganzen Fahrt in wissenschaftlicher wie gemüthvoller Art ein hoher
gewesen ist und dass die von unserer Gesellschaft gebildeten Freund-
schaftsbande hier zu einem schönen Erfolg geführt haben, indem die
Unterstützung und Arbeitsteilung es wesentlich ermöglichte, so viel in
kurzer Zeit zusammenzubringen und doch noch Zeit zum Frohsinn zu
haben! Wir erfreuten uns aber auch der liebenswürdigen Unterstützung
der ungarischen Männer der Wissenschaft, Professor Roth, Apotheker
Aurel Scherfel, auch mit Herrn Vrany wurde ein Theil unserer
Gesellschaft am Dunajec bekannt, während wir leider Herrn Ullepitsch
verfehlten. In den Museen und Herbarien zu Poprad-Felka war besonders
noch dem Berichterstatter nach Abschluss der Reise zu arbeiten und von
Herrn Scherfel ’s reichem Wissen zu lernen ermöglicht, werthvolle und in
der Erinnerung lebhaft vor Augen stehende Dinge. Im Felkaer Museum
konnten wir Sachsen auch das unserem floren bewanderten Könige Friedrich
August II. gewidmete Denkmal im Modell kennen lernen, welches zur
Erinnerung an dessen Besuch i. J. 1840 ein Jahr darauf der j Waldmeister
Georg Münster als 6/ hu hohe Pyramide auf dem Gipfel^ des^Kriväu^hatte
errichten lassen, wo der König am 4. August bei Nebel und kaltem Wetter
aber später erfolgender Aufklärung, begleitet vom Fl tigeladju tan tenJMajor
v. Hainz, 2 Dienern und dem Dr. Christian Zipser aus Neusohl als^Botaniker
und Mineralog und anderen ungarischen Herren geweilt hatte.*)
Der floristische Zweck, dem sich die Anlage der ganzen Reise unter-
ordnete, besonders auch die Absicht, über die von Sagorski und Schneider
in etwas verworrener Weise angeordneten Vegetationsregionen im Vergleich
mit den schlesisch -sächsischen Mittel -Gebirgen und mitj den j. Alpen
autoptischen Aufschluss zu erhalten, lässt es entschuldigen, wenn über
unsere Resultate hier ausführlicher, als sonst üblich, berichtet wird. Die
Frage nach der Anordnung der Vegetations-Höhenregionen in der Tatra
ist übrigens in einem für die Geographischen Mittheilungen bestimmten
speciell pflanzengeograpischcn Aufsatze von mir behandelt und kommt
daher hier nicht nochmals zur breiten Auseinandersetzung. Wohl aber
erscheint es passend, die Formationsanordnung der Vegetation nach diesen
Höhenregionen an der Hand unserer gemachten Aufzeichnungen und
Sammlungen zu besprechen, welche stets mit genauen Aneroid-Höhen-
bestimmungen von Dr. Schunke und Drude unter Temperaturmessungen
am Schleuderthermometer Hand in Hand gingen.
Bedauerlicher Weise fehlt unserer Kenntniss die ganze galizische
Tatra, da wir den Kamm des Gebirges nur einmal an dem ca. 2260 m
hohen „Kerbeben“**) am Westende des grossen Kohlbach -Thaies zur Nord-
seite überstiegen, um aber nach Besichtigung des Gefrorenen Sees sogleich
über den Polnischen Kamm (2191 m) in das Felker Thal zurückzukehren.
Besonders diese Lücke fordert zum wiederholten Tatra-Besuch auf, zumal
*) Reise wie Krivän Monument sind ausführlich beschrieben im Karpathen-
Jahrbuch, VI (1879), S. 238 : „Ein königlicher Tourist in der Tatra.“ Die Isis unter-
hält seit Anfang Austausch mit diesem ungarischen Karpathen -Verein in Kesmark.
**) Kolbenheyer’s wohlbekannter, 1891 in 8. Auflage erschienener Führer: „Die
Hohe Tatra“ giebt in seinem Höhenverzeicbniss für dasKerbchen 2863 m Höhe an. Jeder,
welcher diese Einsattelung mit der des Polnischen Kammes vergleicht, muss das
Fehlerhafte davon bemerken. Wir fanden die Höhe, bezogen auf die Kohlbach-Seen,
zu 2256 m, und bezogen auf den Polnischen Kamm zu 2274 nu
wenn man die hübschen Resultate vergleicht, welche Fritze und Dr. Ilse
vom Norden ausgehend besonders am Novy und Havrän hatten.*)
Die Längen- und Flächenausdehnung der Central-Karpathen ist nicht
gross, nach ihr wäre das Gebirge leicht zu durchstreifen. Vom Yelki Choc
in den Liptauer Kalkalpen ist die westliche Hohe Tatra im Krivän etwa
40 km entfernt und der Zug der eigentlichen Tatra vom Krivän bis zu
den Belaer Kalkalpen am Stirnberg beträgt etwa. 28 km. Das ist also an
Ausdehnung zu vergleichen, wie wenn der Besucher des südlichen Vogt-
landes bei Brambach die 40 km lange Strecke bis zum Fichtelberg zurück-
legt, natürlich auf der südlich laufenden Bahnlinie, und dann das Gebirge
selbst vom Fichtelberg bis nach Sebastiansberg entlang wandert. Aber
freilich, welch' ein Unterschied! Nur die Bahnlinie entlang der Waag mit
ihren hübschen Stationen theilt die Bequemlichkeit mit dem Vergleichs-
object, nördlich von ihr hebt sich das Gebirge mit einer steilen Schroffheit
empor, dass man von der Bahn aus schon bei Csorba (900 m) in die
weit geöffneten Coulissen der ganzen Quellflüsse der Popper bis zum Kamm-
grat hineinschauen, den Mlinica-Schleierwasserfall in über 1700 m Höhe
wie in gradlinigem Aufstieg vor sich erblicken kann und sich über die
Steilheit des zu nehmenden Aufstieges täuscht. So liegen die Vegetations-
gürtel steil am Gebirge aufgerichtet; man betritt dasselbe meistens mit
800 oder 900 m im düstern Fichtenwald in der ungarischen Tatra, noch
eintönig und vergleichbar den Waldbeständen des oberen Erzgebirges; nur
wo eine Wasserader schäumend und tosend zu Thale geht, hat die reiche
obere Bergflora der Karpathen eine schöne Auswahl von Vorposten zur
Tiefe gesendet. Die Fichte mischt sich mit Lärche, der subalpine (oberste)
Wald löst sich auf und glänzt in reizenden Gruppen kräftiger Arven
oder Zirbelkiefern; dann erliegt er dem schon vorher sich zudringlich
einmischenden Krummholz- oder Zwergwacholderbestand, der als schwärz-
licher breiter Streifen schon von fernher am ganzen Gebirgshange erkennbar
war und nun langsam und allmählich den oberen alpinen Grasstreifen und
Gerollen Platz macht, bis das Ganze von schwärzlichen Felsmassen mit
leuchtenden Schneestreifen gekrönt wird, deren finsteres Aussehen nur von
Flechtenbesiedelung zeugt, auf denen aber trotzdem eine Auswahl von
subnivalen FVls- und Geröllpflanzen bis zu den höchsten Höhen (Gerls-
dorfer Spitze 2659 m) an kleinen Flecken und sonnigen Plätzen sich an-
gesiedelt hat. Neues allerdings bieten diese höchsten subnivalen Genossen-
schaften an Blüthenpflanzen dem nicht mehr, der die Wände der „Meer-
augen“ genannten Seen und deren Becken bis zum Anstieg der Kammlinie
abgesucht hat; sie bestehen aus denselben Arten wie hier, nehmen jedoch
nach oben in der Nähe der theoretisch auf 2300 m berechneten mittleren
Schneelinie, welche eine durchaus orographische, höchst unregelmässige
und nicht in einem Mittelwerth ausdrückbare Gestalt angenommen hat, an
Arten- und Individuenmenge bedeutend ab.
Die Armuth an zusammenhängenden Rasenformationen und Matten ist
bezeichnend für die Hochgeb irgsregion der granitischen Tatra. Sie steht
in schroffem Gegensatz zu dem Verhalten der Liptauer und auch der
Belaer Kalkalpen, welche — allerdings in weit niedrigeren Höhen, da
ihre Gipfel sich um 2000 m zu hallen pflegen (Fatra Krivän im Liptauer
*) „Karpathen-Reise“, in Verh. der zool.-botan. Ges. Wien, XX (1870), S. 467.
123
Gebirge nur 1670 m, Thörichter Gern in den Belaer Alpen 2060 m, der
von uns nicht gesehene Havrän nordwestlich vom vorigen 2150 m) —
mit grün berasten Hängen aufzusteigen pflegen bis zu dem letzten, meistens
steil aufgerichteten mauerartigen First, in dessen Gesteinsspalten überhaupt
nur wenige Pflanzen festen Fuss fassen. Wahrscheinlich hängt dies zusammen
mit der leichteren Erdbildung aus Kalkfelsen, da unter diesen Gipfel-
mauern grosse Schotterfelder zu Thale gehen, in deren beweglichem Grunde
wiederum nur wenige Pflanzenarten, z. B. Arabis alpina, Biscutella
laevigata, Linum perenne* extraaxillare etc., Wurzel fassen, in den Liptauer
Kalkalpen auch namentlich Calamintha alpina und Alsine laricifolia.
Aber abgesehen von diesen weissleuchtenden Steilmauern und den
unter ihnen befindlichen beweglichen Schotterfeldern von nacktem Charakter
sind die Kalkgestein-Hochgebirge der nördlichen Karpathen von sanftem
Grün bedeckt, von einem sehr oft auch durch weidende Herden kurz
gehaltenen festen Rasen, der aber auch ohne Abweiden der Hauptmasse
nach aus niedrigen Graspolstern und Staudenrosetten besteht. Herrliche
Landschaftsbilder entstehen dadurch, wenn die sinkende Sonne mit
röthlichem Schimmer diese grünenden Flächen überhaucht und zugleich
von den drohend aufgerichteten Bastionen der zusammenhängenden Firste
oder einzelnen schroffen, jäh zu bedeutender Tiefe abstürzenden Zinken kalt zu-
rückgeworfen wird. Steht man an dem Berührungspunkte der beiden
Hauptgebirgsarten , z. B. im oberen Weisswasser-Gebiet am grünen See
und am Durlsberg, den ich mit Dr. Schorler besuchte und für einen
der hübschesten und lehrreichsten Punkte halte, so hat man zurück-
schauend von den im Nordosten vorgelagerten Kalkzuge der Belaer Alpen
im Westen das grossartige Panorama der Weissee-, Rothsee- und Grün-
see-Spitze, welche nach Norden von der altberühmten Lomnitzer Spitze
ausstrahlen, alle etwa zwischen 2400 und 2600 m hoch, in jäher Schroffe
zu den Seebecken abfallend, deren Namen sie tragen, und die zackigen
granitischen Häupter von Schneefurchen durchzogen bis herab zu den
höchsten Krummholzbüschen, welche an den Felswänden emporzuklettern
scheinen und sich an den Seegehängen zu undurchdringlichem dunkel-
grünen Gürtel vereinigen ; aber von dem lieblichen Grün der Alpenmatten
erscheint dem von fernher spähenden Auge nichts, obwohl selbstverständlich
eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Alpenpflanzen in den Spalten und
Schottern des Granitgesteins wurzelnd und blühend, aber nicht zu grossen
Beständen verbunden, ihr langdauerndes Leben führen.
Diese grossen Züge der Vegetation s-Anordnung in Verbindung mit
den grundlegenden Bedingungen des Gebirgsbaues zu bringen und bei
den floristischen Skizzen in den Vordergrund zu stellen, ist die heutige
Aufgabe der Botaniker, die sich nicht mehr damit begnügen dürfen,
die Artenlisten von diesem und jenem Punkte des Gebirges zusammenzu-
stellen und deren Formenkreise in Diagnosen einzuzwängen; das Pflanzen-
leben der Landschaft wurzelt in solchen Zügen, es drängt sich dem un-
befangenen Naturfreund wie dem Naturforscher auf, und es ist Sache des
Letzteren, sich der geographischen Auffassung mit seinen eigenen Erfahrungen
klärend und belehrend zu bemächtigen und die Floristik zum weiter-
gehenden Gemeingut zu machen.
Die geographische Anordnung der Vegetation wird wissenschaftlich
durch bestimmte Cardinallinien bestimmt, welche die tonangebenden For-
124
mationen des Waldes lind zusammenhängender Gebüsche bilden. In der
Waldgrenze nach oben hin ist zu unterscheiden die durchschnittliche
Höhenlinie des kräftigen geschlossenen Waldes, die bald nach oben folgende
Linie der durchschnittlichen Baumgrenze überhaupt und endlich die durch-
schnittliche Lage der höchsten vorgeschobenen vereinzelten Baumgruppen,
deren Wachsthum nur durch besonders günstige Lagen im orographischen
Aufbaue ermöglicht wird. Wie ausführlicher in meiner Abhandlung in den
Geographischen Mittheilungen auseinandefgesetzt wird, sind nach unseren
auf der Reise gemachten Messungen die betreffenden Zahlen für den
südlichen Karpathenabhang von den Liptauer bis Belaer Alpen 1510 m,
1557 m und 1655 m Höhe. Die obersten Oasen sind fast nur von Zirbel-
kiefern gebildet, welche weit über dem Fichtenwalde noch stämmige Gruppen
zu bilden vermag. Oberhalb von 1510 m beginnt also die „alpine Region“,
in der die Legföhre den unteren Charaktergürtel bildet. Entsprechend dem
Aufhören des Waldes und der Baumgrenze bildet auch das Krummholz-
und Zwergwacholdergebüsch drei übereinander folgende Höhengrenzen,
deren Zahlen 1790, 1830 und 1920 m Höhe sind. Die untere alpine
Region liegt also im genannten Gebiete rund gerechnet zwischen 1500
und 1800 m, auf sie folgt die obere alpine Region bis zu den Höhen,
wo unter dem Einfluss zunehmender Schneebedeckung sowohl zusammen-
hängende Cariceto-Gramineten aufhören, als auch die Hauptmasse der alpinen
Stauden zurückbleibt. Diese Höhe kann rund auf 2100 m an gesetzt
weiden und es bleibt dann als dritte Abtheilung der alpinen Region die
subnivale übrig, welche einige wenige Stauden für sich allein und im
übrigen unter vielen mit der mittleren Abtheilung gemeinsamen Arten doch
deren grösste Entwickelung an Individuen besitzt.
Nach dem vorhin über die Kalkgebirge Gesagten ist selbstverständlich ,
dass die subnivale Flora in ihnen fehlt, umsomehr, als sie bei dem
wärmeren Charakter des von ihnen geschaffenen Geröllbodens eher in
höherer Lage erst beginnen würde, als in der granitischen Tatra. Es seien
daher zunächst diejenigen Arten in zusammenhängender Liste *) hier
genannt, welche wir als charakteristisch für die subnivale Region der
granitischen Tatra auf unserer Reise gesammelt haben.
Liste I.
Ranunculus glacialis L. = Oxygraphis
vulgaris Freyn.
— alpestris L.
— montanus L.
( — pygmaeus L., an dessen Stand-
ort an der Mittelgratwand des
Kohlbach wir uns befanden, wo
in diesem Jahre noch Schnee lag.)
Pulsatilla alpin a Delarb. (seltener
als weiter unten).
Anemone narcissiflora L.
Arabis neglecta L.
— alpina L. (auf Kalk häufiger).
Cherleria secloides L. — Sx.
Cerastiuni latifolium E. var. uniflorüm.
— alpinum L.
— — var. lanatum.
Dianthus glacialis Hke.
Silene acaidis L. — Sx.
Greum montanuni L.
— reptans L.
Saxifraga Aizoon Jacq. — - Sx.
— bryoides L. — Sx.
— perduräns W. et K. — Sx.
— muscoides L. * moschata.
Wulf. — Sx.
*) Ftlspflanzen mit oberirdischen Polstern haben den Zusatz Sx. (plantae saxicolae)
erhalten. Sie bilden ein besonders physiognomisches Merkmal der oberen Regionen.
125
Saxifraga androsacea L.
— carpathica Rchb.
— oppositifolia L. — Sx.
— retusa Grouan. — Sx.
— hieracifolia W. et K. * **))
Sempervivum montanum L. — Sx.
Sedum atratum L. — Sx.
— alpestre Vill. — Sx.
Rhodiola rosea L.
Gaya simplex Hand.
Campanula alpina Jacq.
Chrysanthemum alpinum L.
Aronicum Clusii Koch.
Gnaphalium supinum L.
Erigeron uniflorus L.
Senecio carniolicus Willd.
Hieracium alpinum L.
— decipiens Tausch.
— calendiäiflorum Backh.
— Auricula var. melaneilema.
Pedicularis versicolor Wahbg.
Myosotis silvatica * alpestris Schm.
Primula minima L.
Soldanella alpina L.
Androsace ohtusifolia All.
Gentiana frigida Hke.
Swertia perennis L.
— — var. alpestris Brng.
Oxyria digyna Campd.
Salix herbacea L.
Luzula spadicea DC.
— spicata DC.
Juncus trifidus L.
Carex sempervirens (selten in dieser
Reg.).
Oreochloa disticha Lk.
Festuca ovina var. supina etc. (dar-
unter auch die vivipare Form!)
Poa laxa Hke.
Lloydia serotina Salisb.
Lycopodium Selago L.
**)Andreaea frigida Hüb. — Sx.
Dicranum albicans Bryol. eur. — Sx.
— longifolium Ehrh. — Sx.
Grimmia subsulcata Limpr. — Sx.
Lecidea geographica F. — Sx.
*) Es seien als Beispiele der in den nördlichen Karpathen zusammenkommenden
Florenelemente die Verbreitungsareale der alpinen Saxifragen hier erwähnt:
a) endemisch sind:
(25) 1. Saxifraga carpathica Rchb. in den Centralkarpathen und in Siebenbürgen,
aber nahe verwandt mit der arktisch- circumpolaren Art S. rivularis L.
(75) 2. S . perdurayis W. et K., in den Centralkarpathen allein , nicht sehr nahe
verwandt mit S. ajugifolia der Pyrenäen, etc.
b) mitteleuropäische Ho ch gebirgsarten sind:
(91) 3. S. muscoides L. * moschata, Alpen-Apennin , ganze Karpathenkette bis
Siebenbürgen, Schneegrube im Riesengebirge.
(154) 4. S. caesia L. Pyrenäen, Alpen, Tatra.
(166) 5. S. retusa Gouan. Pyrenäen — Alpen — Siebenbürgen.
c) mittel- und nordeuropäisch:
(8) 6. S. adscendens L., europ. Hochgebirge und ganz Scandinavien (Gothland
bis Nord-Lappland, Esthland.) m
d) mitteleuropäisch und sibirisch:
(104) 7. S. androsacea L., Pyrenäen — Alpen — Tatra — Siebenbürgen, Baikal-
Seegebiet.
e) mitteleuropäische Hochgebirgsarten und zugleich arktis ch- circum-
polare Arten:
(138) 8. S. Aizoon Jacq. in Europä, Kaukasus— Armenien , Nord-Amerika und
Grönland.
(128) 9. S. aizoides L. in Europa, Ural, Grönland, Labrador, Neufundland.
(163) 10. S. oppositifolia L in Europa, Sibirien, Nord-Amerika, Grönland.
(68) 11. S. hieracifolia W. K. Alpen (7), Tatra, Siebenbürgen, Nord-Europa!
Sibirien! arktisches Amerika!
Die (eingeklammeiten) Zahlen beziehen sich auf die Speciesanordnung in Engler’s
Monographie von Saxifraga.
**) Die Bestimmungen der Kryptogamen nach den von ihm selbst in Ergänzung
der Gefässpflanzen-Sammlungen zusammengebrachten Proben hat der Bibliothekar
C. Schiller freundlich übernommen und hier zur Mittheilung gegeben.
126
Bedeutender als der Unterschied zwischen den Alpenpflanzen der
subnivalen und supraalpinen Region, oder denen der letzteren und der
infraalpinen Region, ist derjenige zwischen den granitischen und Kalk-
Bergketten, also zwischen eigentlicher Tatra und den Liptauer und Belaer
Alpen in Hinsicht auf ihre Standorte der Arten. Auch die Liptauer und
Belaer Alpen sind unter sich verschieden, aber weniger als beide gegen-
über der granitischen Tatra, Schon beim Botanisiren fällt die Verschieden-
heit des Substrates in der Geschwindigkeit des Fortkommens in das
Gewicht: die Mannigfaltigkeit auf kalkigem Boden ist so viel bedeutender,
dass bei der floristischen Aufnahme eines Bergstockes das Notizbuch nicht
zur Ruhe kommt, die Abwechselung der Formen zu immer erneuten
Beobachtungen zwingt. Auf den granitischen Gerollen und im Bereich der
oberen Alpen wiesen auf gleichem Substrat herrscht zwar ebenfalls eine
bunte Flora , aber sie ist zerstreuter und bewegt sich in einem einzelnen
Thalzuge der Hauptsache nach im gleichen Grundton, der den Floristen
bis zum Verlassen der Region begleitet. l)a nun die einzelnen Thal-
ziige so tief eingeschnitten sind und ihre Granitfels-Scheiden so steil auf-
gerichtete Sperren bilden , dass jede Excursion gewöhnlich thalaufwärts
und thalabwärts sich an demselben Flusslauf bewegt, so ist das Zusammen-
bringen der granitischen Artreichthümer im Allgemeinen beschwerlicher
und erfordert längere Zeit. Hie Standorte der Arten bewegen sich über
dem Krummholzgürtel frei an sumpfigen, quelligen, kiesigen, wenig oder
steil geneigten Flächen, innerhalb der alpinen Strauchregion aber sind sie
eingeengt durch die Legföhre sowohl als durch Zwergwachholder und
begleitende Ericaceen. Hie Bichtigkeit dieser aller drei ist sehr viel grösser
auf Granit als auf Kalk, — ist doch der letztere überhaupt schon den
Ericaceen feindlich und bedarf zu ihrer Zulassung einer Ueberlagerung mit
torfigem Humus , den die Reste andeier Gewächse aufgehäuft haben. So
ist im Allgemeinen die Hoc-hgebirgsregion in den Matten-, Wiesen- und
Geröllformationen der granitischen Tatra durch den infraalpinen dem Walde
vorgeschobenen Strauchgürtel sehr viel schärfer nach unten hin abgeschlossen,
als in den Kalkalpen, wo die steilen Geröllhalden bis tief in die Wald-
region hinein noch viele Alpenbewohner sich mit den Formationsgruppen
der wärmeren Felsbewohner mischen lassen und merkwürdige Uebergangs-
bilder erzeugen. Has merkwürdigste Beispiel dieser Art, welches wir
beobachten konnten, fanden wir an den bei etwa 1400 bis 1550 m Höhe
gelegenen Steilhängen des „Rothen Lehm“ am Stirnberg der Belaer Alpen,
die bei nur flüchtiger Durchstreifung folgendes merkwürdige Gemisch
zeigten:
Campet iiula glomerata .
— pusilla.
Centaurea montana.
— Scabiosa *alpestris (— C. Kot-
schyana).
Carduus glaucus.
Crepis grandiflora .
succisifolia.
Hieracium auranti acum .
— villosmu .
An emone narcissiftora.
Linum per enne * extraaxillare W. K.
Dianthus superbus var. speciosus.
Rosa alpina.
Trifolium badium .
Vicia silvotica.
Saxifraga aizoides .
Astrantia major.
Bupleurum lang ifol ium.
Galium silvaticum *Schultesii Vest.
127
Hieraciüm scor zonerif olium .
— prenanthoides.
— leiocephalum.
— bupleur oldes.
Gentiana obtusifolia.
Thesium alpinum.
Orchis glohosa.
Phleum Micheln.
Carex sempervirens.
Pinus montana *Pumilio.
Indem nun zunächst die Formationen der unteren alpinen Gerolle,
Matten, Wiesen und Felsgehänge von denen des Strauchgürtels getrennt
gehalten, diejenigen des granitischen Gebietes aber denen der Liptauer
und Belaer Kalkalpen gegenübergestellt werden, erhalten wir folgende zwei
weiteren Listen unserer Excursionssammlungen.*)
Liste II. Alpine Formationen der granitischen Tatra.
Pidsatilla alpin a Del. — W.
Banunciäus montanus Willd.
Trollius europaeus L. — W.
Cerastium triviale Lk.,
— — *macrocarpum Schur.
— alpinum L
— — Hanatum. — Sx.
Sagin a Linnaei. — Sx
Silene acatdis L. — Sx.
Dianthus glacialis Hke. — Sx. (niv.)
Geranium silvaticum L. — W.
Potentilla aurea L. — W.
Sedum atratum L. — Sx.
Saxifraga Aizoon Jacq. — Sx.
— bryoides L. — Sx. (niv.)
— nmscoides *moschata Wulf. —
Sx. (niv.)
Meum Mutellina Gärtn. — W.
Gaya simplex Gaud.
Heracleum flav'escens Bess. — W.
Galium anisophyllum Will. var. sude-
iicum. — W.
Campamda *Scheuchzeri Vill. — Sx.
und W.
— alpina Jacq. — (niv.)
Homogyne alpina Lass. — W.
Chrysanthemum alpinum L.
— rotundif olium W. et K.
Achillea Millef olium L. var. alpestris
— W.
Gnaphalium supinum L.
Senecio abrotanifolius L. var. car-
pathicus.
— carniolicus. — W.
Cineraria crispa Jacq. var. alpestris
- W.
Aronicum Clusii Koch. — (niv.)
Hypochoeris uniflora Vill. — W.
Leontodon hispidus L. var. hastilis
glabratus. — W.
Hieraciüm Auricida L. var. — W.
— aurantiacum L.
— alpinum L.
Pirola minor L.
— secunda L.
Veronica alpina L.
Euphrasia scdisburgensis und Formen-
kreise der übrigen. W.
Bartsia alpina L.
Rhinanthus alpinus Bau mg.
Pedicularis verticillata L.
— versicolor. — (niv.)
Myosotis silvatica L. var. alpestris .
Swertia perennis L.
Gentiana frigida Hke. — (niv.)
— - punctata L.
Polygonum viviparum L.
Rumex scutatus L.
Salix herbacea L. — (niv.)
Gymnadenia albida Rieh.
Coeloglossum viride Hatm.
Veratrum album *Lobelianum Bernh.
*) Das Zeichen Sx. von gleicher Bedeutung wie in Liste I. Denjenigen Pflanzen,
welche ihrer ganzen Verbreitung nach in der Tatra der oberen alpinen Region
angehören und daher grösstentheils in Liste I enthalten sind, ist ein (niv.) beigefügt.
Die hauptsächlich auf Wiesen und Matten, also im unteren Theile der Region ver-
breiteten Arten haben ein W. zugefügt erhalten. Die Standorte der übrigen sind,
verschiedenartig.
128
Luzula sudetica Presl.
— spadicea DC. — (niv.)
— spicatci DC. — (niv.)
Juncus trifidus L. — W. und (niv.).
Carex atrata L. — W.
— fuliginosa Schk. — W.
— sempervirens Vill. — W.
— lagopina Whlbg.
— rigida Good.
Anthoxanthum odoratum L. — W.
Phleum alpinum L. — W.
Oreochloa disticha Lk. — W. und
(niv.)
Agrostis rupestris All. *— W
Arena versicolor Vill. — W.
Aira flexuosa L.
Festuca varia Hke. — W.
— ovina L. var. vulgaris etc.
Poa alpine, L. incJ. forma vivipara
— W.
— laxa Hke.
Andreaea petrophila Ehrh. — Sx.
Liste III.
Ranunculus alpestris L.
— montanus L.
— Thora var. carpathieus.
Arabis arenosa Scop.
Biscutella laevigata L.
Hutchinsia alpina RBr.
Kerner a saxatilis Rchb.
Draba aizoides L. — Sx.
Sagina Linnaei Presl. — Sx.
Arenaria ciliata L.
Alsine laricifolia Whbg. — Sx.
— rer na Bartl. — Sx.
Cerastium arvense var. alpicolum.
— alpinum L. var. lanatum. — Sx.
Dianthus hungaricus Pers.
— nitidus W. et K. — Sx.
— glacialis Hke. — Sx.
Silene acaulis L — Sx.
Polygala amara L.
Helianthemum hirsutum Thuill. var.
grandiflorum DC. — Sx.
Linum perenne * extraaxillare Kit.
Dryas octopetala L. — Sx.
Potentilla aurea L. — W.
Sempervivum soboliferum, — Sx.
Andreaea Rothii Web. u. M. — Sx.
Splachnum sphaericum C.
Sphagnum compactum Brid.
— Grirgensohnii Russ.
Polytrichum alpinum L.
— strictum var. alpestre Hoppe.
— juniperinum var. alpinum Sckpr.
Oligotrichum hercynicum Ehrh. — Sx.
JBryum elegans N. v. E. — Sx.
Mnium punctatum var. elatum Schpr.
Limnobium ochraceum Wils. — Sx.
Hypnum sarmentosum Whls.
Amblystegium fluviatile Schpr.
Sarcoscyphus sphacelatus N. v. E.
Gymnomitrium concinnatum Corda.
Solorina saccata L.
Gyrophora cylindrica L. — Sx.
Cetraria juniperina L.
Cornicularia aculeata var. alpina
Schaer.
Endocarpon aquaticum Weiss.
Ramalina carpathica Krb.
Sedum atratum L. — Sx.
— acre L. var. — Sx.
Parnassia palustris L.
| Saxifraga aizoides L. — Sx.
— androsacea L. — Sx.
— adscendens L. — Sx.
— Aizoon Jacq. — Sx.
— muscoides *moschata W ulf. — Sx.
— caesia L. — Sx.
Gaya simplex Gaud. — W.
Galium vernum Scop.
— anisophyllum "Vill. — W.
Scabiosa lucida Vill.
Valeriana tripteris L.
Campanula pusilla Hke.
— Scheuchzeri Vill. — W.
Phyteuma orbiculare L. — W.
Erigeron uniflorus L.
Antennaria Leontopodium Gärtn.
— Sx.
Bellidiastrum Michelii Cass. — W.
Carduus glaucus Bau mg.
Leontodon *clavatus Sag. et Schn.
— hastilis L. var. opimus Koch.
— W.'
— Sx.
Alpine Formationen der Kalk-Karpathen.
129
Crepis Jaquini Tausch.
Hieracium bupleuroides *glaucum All.
— alpinum L.
— caesium (Fries)*
— aurantiacum L. — W.
Thymus Serpyllum L. *pulcherrimus
Schur.
Calamintha alpina L. — Sx.
Teucrium montanum L. — Sx.
Veronica saxatilis Scop.
— aphylla L.
Bartsia alpina L. — W.
Euphrasia salisburgensis Funk. — W.
Pinguicula alpina L.
Androsace chamaejasme Host. — Sx.
— ladea L. — Sx.
Primula Auricida L. — Sx.
Soldanella alpina L.
Gentiana tenella Rottb.
— nivalis L.
— verna L.
— acaulis L. var. Clusii.
Swertia perennis L.
Thesium alpinum L. - — W.
Salix reticulata L. — Sx.
— hastata L.
— retusa x Myrsinites.
Orchis globosa L.
Gymnadenia albida Rieh.
— conopea R. Br.
Tofieldia calyculata Whbg.
Carex ornithopoda W.
— capillaris L.
— pihdifera L.
W.
Carex firma Host. — W
— sempervirens Vill. —
Sesleria coerulea All.
Oreochloa disticha Lk. — W.
Phleum alpinum L.
Agrostis rupestris All. —
Trisetum alpestre Host.
Poa alpina L. — W.
Festuca amethystina L.
— ovina L. var. plur.
W. und Sx.
— W.
— w.
— w.
Selaginella spinulosa RBr.
Aspidium Lonchitis Sw.
Asplenium viride Huds.
Botrychium Lunaria Sw.
Amblyodon dealbatus Dicks.
Tortella ; tortuosa L.
Orthotrichum saxatile Schpr.
Encalypta contorta Wulf.
Leptotrichum flexicaule Hampe.
Bartramia Oederi Gunn.
Philonotis fontana var. falcata Schpr.
Pseudoleskea catenulata Brid.
— atrovirens var. brachyclados B. S.
Myurella julacea Vill.
Homalothecium Philippeanum Schpr.
Hypnum molluscum Hedw.
— crista-castrensis L.
— rugosum Ehrh.
— chrysophyllum Brid.
— Vaucheri Lesqu.
Madotheca rivularis N. v. E.
Thalloedema coeruleo-nigricans Lightf.
Rivularia haematites DC.
Die hier zusammengestellten Listen I — III können, so wenig Anspruch
sie auf Vollzähligkeit machen und so sehr sie den Charakter der flüchtigen
Excursionssammlung an sich tragen, zeigen, welche Pflanzenarten in be-
sonderer Vertheil ung durch die Kalk- und Granit-Centralalpen die dortige
Hochgebirgsregion schmücken. Es ist durchaus nicht gesagt, dass die-
jenigen Arten, welche wir nur auf Kalk oder auf Granit fanden, ihren
ständigen Platz ausschliesslich dort haben; aber sie erscheinen doch als
die betreffende Bodenart bevorzugend. — Zur Anordnung derselben nach
Vegetationsformationen in bestimmter Höhenlage, welche die Listen
zu einem deutlicheren Bilde zusammenfassen und aus der Alpenregion bis
zu den Hügelformationen herabsteigen, dient das Folgende.
A. Formationen der Hochgebirgsregion.
(Höhen zahlen von oben nach unten gerechnet.)
1. Obere alpine Geröllformation aus locker gemischten, zerstreuten
Felsspalten und festere Geschiebefelder und Abhänge bewohnenden
Stauden und Rasen ;
■•m
130
a) subnivale Abtheilung (artenärraer) : Gipfel bis 2100 m.
b) supraalpine Abtheilung (artenreicher): 2100—1800 m.
2. Schneefeld-Ränder un d Schmelzwasserformation aus einzelnen
geselligen Arten von kürzester Vegetationsdauer : Gipfel bis herab zu
ca. 1800 m.
3. Geschlossene kurzgrasige Alpenmatten aus gemischten rein
alpinen Arten: 2050 — 1750 m.
4. Geschlossene langhalmige Alpen wiesen und b e raste Abhänge:
1900—1500 m (Anschluss an F. 9).
5. Alpine Borstgrasmatten. — Zwischenglied.
6. Untere alpine Geröll- und Felsspaltenformation (Anschluss an
Formation lb: 1800 — 1450 m.
a) granitisches und b) kalkreiches Substrat.
7. Geschlossene Krummholzformation: 1800 — 1450 m.
8. Hochstaudenformation der Quellwasser und Bachthäler:
1700—1200 m.
B. Formationen der Berg- und Hügelregion,
(Höhenzaklen von unten nach oben gerechnet.)
9. Subalpine Wiesen- un d Wiesenmoorformation: 1200 — 1650 m.
10. Subalpine und montane Nadelwaldformation;
a) Krummholz häufiger Bestandtheil: 1300 — 1500 (— 1650 m)*)
b) Geschlossener Wald: 850 — 1300 m.
11. Präalpine Felsformation (auf Kalkgebirge), aus Mischung alpiner
mit montanen Felsspalten- und Geröllbewohnern: 1050 — 1450 m.
12. Obere Bergwiesenformation und Borstgrasmatte: 800 — 1020 m,
13. Präalpine Laubwaldformation**): 800 — 1020 m.
14. Hügeltriften und trockne Felsabhangformation: bis 1050 m,
granitisches und kalkreiches Substrat.
15. Untere langhalmige Wiesenformation, mit Hochstauden der
Hügelregion : bis 800 m.
Es folgen die Laub- und Nadelwälder der Hügelregion: bis ca.
800 m (Anschluss an F. 10 b).
Diese Aufzählung bedarf der Erläuterung durch hinzugefügte Charakter-
pflanzen, welche den Kern jeder einzelnen Formation ausmachen, unter
Hinweis auf ausführlichere Schilderungen***) des Gesammtbestandes, wie er
sich an den verschiedenen Standorten zeigt.
Der Reichthum und die Mannigfaltigkeit der alpinen Flora ist in den
Formationen F. 1 — 3 und F. 6 enthalten ; bei diesen ist das Substrat, ob
granitisch oder kalkreich dolomitisch, von starker Bedeutung, so wie noch-
mals in der Hügel- und unteren Bergregion bei F. 14. Die oberen
alpinen Gerolle, unter deren Bewohnern die Gesträuche nur durch Zwerg-
weiden ( Salix herbaceal ) vertreten sind, sind bewachsen theils von kurzen,
*) Entspricht der „unteren Krummholzregion“ von G. Beck, Flora von Herrn-
stein, S. 71.
**) Entspricht dem „Voralpenwald“ in der Voralpenregion bei G. Beck, Fl. v.
Herrnstein, S. 60 u. flgd.
***) Für topographische Schilderung finden sich dieselben am ausführlichsten
angeordnet in Aurel Scherfel’s „Beiträgen zur Kenntniss der subalpinen und
alpinen Flora der Zipser Tatra“, Jahrb. d. ung. Karp. Ver. 1879, VI, 265, und 1880,
VII, 835 u. flgd.
131
Rasen erzeugenden Gräsern und grasartigen Pflanzen, theils von dicke
Polster bildenden und mit oberirdischen Rosetten über dem Fels wurzelnden
Stauden, theils von solchen, welche unter der Gerölloberfläche ihren
Wurzelstock, selten eine Zwiebel, Knolle, einklemmen zwischen Fels-
spalten oder Geschiebebrocken. Die wichtigsten subnivalen Rasenbildner
der Tatra sind Oreochloa disticha, Poa laxa, Luzula spadicea und spicata,
Junens trifidus , die subnivalen Polsterbildner Silene acaulis, Gherleria
seäoides, Saxifraga muscoides, bryoides, per daraus, opipositifolia und retusa,
von subnivalen Spaltenwurzlern die niedliche Zwiebelpflanze Lloydia serotina,
Salix herbacea, Aronicum Clusii mit seinen grossen gelben Sternen als
auffälligstem einsamen Blüthenschmuck, Hieracium und Chrysanthemum
alpinum, Pedicularis versicolor, Primula minima, Saxifraga carpathica,
Bhodiola rosea, Geum reptans, Cerastium lanatum, Anemone narcissiflora.
Die untere artenreichere Abtheilung derselben Formation hat alle dieselben
Charakterarten und noch neue dazu, deren obere Y egetationslinien um
2100 m herum liegen ; mehrere Gräser und Seggen (Carex atrata) kommen
zu den Rasenbildnern, Saxifraga Aizoon nebst Sedum atratum, S.alpestre
und Dianthus glacialis zu den Polsterbildnern, zu den Spalten wurzlern
schon Orchideen: Coeloglossum viride und Gymnadenia albida , ausserdem
besonders Gentiana frigida und punctata, Pedicularis verticillata, Bartsia,
Hypochoeris uniflora , Campanula älpina , Gaya Simplex, Pulsatilla alpina etc.
Noch viele andere Arten wären zu nennen, aber die Formation ist
durch die Angeführten gekennzeichnet; da eigentlich keine derselben in
dichteren Mengen gesellig vorkommt, so ist es schwierig, aus der grösseren
Zahl untereinander gemischter Arten einige wenige als Charaktertypen der
ganzen Formation herauszuheben. Besser gelingt dies mit F. 2 an den
Schneefeldrändern: hier bilden die weissen Ranunkeln Oxygraphis vulgaris
(— Banunculus glacialis) und Ban. alpestris im Verein mit den blauen
Glöckchen der Soldanella , mit dem Gelb, Weiss und Rosa der Viola biflora ,
Saxifraga carpathica und Arabis neglecta lustig schimmernde Streifen;
hier ist auch der Platz der nur mit 2 Standorten in der Tatra vertretenen
arktischen Art Banunculus pygmaeus.
In F. 3 treten die subnivalen Rasenbildner nunmehr schon zu ge-
schlossenen Matten zusammen , besonders Oreochloa disticha, mit ihren
gedrungenen bläulich-grauen Kopfrispen und der düstere Juncus trifidus
mit braunen Blattspitzen, die zarte Agrostis rupestris ; Poa alpina , Avena
versicolor und einige Festuca- Formen gesellen sich dazwischen. Charakteristisch
ist für diese obersten Matten die Gegenwart einzelner Polsterbildner in
Rasen , auf Granit besonders Silene acaulis , auf Kalk neben ihr Dryas.
In den unteren alpinen Geröll- und Felsformationen (F. 6) werden
einzelne subnivale Arten durch neue wärmebedürftige abgelöst und Zwerg-
gesträuche, Empeirum, Vaccinium uliginosum, Salix retusa auf Granit,
Salix reticulata mit Saxifraga caesia, aizoides und Aizoon auf Kalk finden
sich ein. Die fetten Rosetten der Sempervivum sind hier am häufigsten
und zeigen, je nach Gesteinsart verschieden, ihre trübrothen oder blass-
grünlichen Blüthenstände
Mit F. 7 findet nicht selten eine so innige Vermischung statt, dass
die einzelnen Krummholzbüsche nur wie Bestandttheile der unteren alpinen
Gerolle erscheinen, und wenn sich dann zwischen diesen auf sanfteren
Lehnen zugleich die alpinen Matten ausbreiten, auf denen die steilen
132
Felsen allein die Rasenbildung verwehren, so erblickt man die Formationen
3 — 6 und 8 wie ein einziges zusammenhängendes Ganze , aus dem sich
erst bei Veränderung der Standorte die einzelnen Formationen zur Selbst-
ständigkeit herausgliedern.
Die untere alpine Geröllformation habe ich auf granitischem Boden
nirgends in die Hügeltriften abwärts sich mischend übergehen sehen , was
auf kalkigem Fels und Schotter überall, wo es nur durch die orographischen
Anschlüsse ermöglicht wird, geschieht. Es ist dies dadurch bedingt , dass
der Kalkboden zumal bei gegen Süd und Südost gekehrten Hängen vielen
Hügelpflanzen eine bedeutend höhere obere Vegetationsgrenze gestattet,
als die Granitgebirge mit ihren feuchten , zur Torfbildung neigenden Gehängen.
Auf diesen unterdrücken Heidel- und Preisselbeeren im Verein mit der
Krummholzkiefer und dem Nadelwalde die Versuche der Hügelpflanzen,
aufwärts sich ein Feld zu erobern; aber die lichten Laub- und gemischten
Waldungen der Bergregion im Kalkgebiet mit Unterdrückung des Heidel-
und Preisselbeergestrüpps und Einschränkung des Krummholzes in der
oberen Waldregion durch Rasenbildungen lässt dies vielfältig zu.
Die geschlossene Krummholzformation bedeckt weite Strecken, ist eine
der in der granitischen Tatra am meisten dem Bergsteiger sich aufdrängenden,
ihn mit dem besonderen Reiz des Eintritts in die Alpenregion umgebenden
Scenerien. Im subalpinen Walde schon in starken Nestern angesiedelt
wird sie durch Mächtigkeit des Wuchses der Legföhre über seiner Grenze
übermächtig und gleicht einem niedrigen, aber um so dichteren Walde,
welcher viel mehr als der wirkliche Wald die begleitenden Stauden aus-
schliesst. Nachdem sie in üppigster Kraft 200 — 300 m Höhenerhebung für
sich besetzt hat, wird sie niedriger und zerstreut ihre allmählich zu
Zwergsträuchern herabsinkenden Formen, welche hauptsächlich aus folgenden
Arten bestehen:
Firnis montana * Pumilio Hke.
Juniperus nana Willd.
Salix silesiaca Willd.
— retusa L. (an den Geröllblöcken
in eigenen , von der Kiefer
freien Lichtungen der oberen
Region)
Calluna vulgaris Salisb.
Vacciniwn uliginosum L.
— Vitis idaea L.
— Myrtillus L.
Empelrum nigrum L.
Lycopodium Selago L.
Gladonia rangiferina als Unterkleid
der Formation.
In den Filzen des Böhmerwaldes tritt im Gebüsch der Legföhre mit
ihr zwischen Sumpfmoos vergesellschaftet und stellenweise an Häufigkeit
mit ihr wetteifernd die Zwergbirke Betula nana auf: davon ist in den
Krummholzbeständen der Tatra nichts zu sehen.
Wo ein Quellbach oder ein grösseres Wasser, gesammelt in den See-
becken der oberen alpinen Region und dort umgeben von den Feuchtigkeit
liebenden Sumpfgräsern und Rieselstauden, gewöhnlich mit Ungestüm
zwischen Blöcken durch Matten , Krummholzbestände und die Fichten- und
Lärchenwälder hindurch seinen Weg zu Thale sucht, bilden seine Ufer
und die zahlreichen wasserüberspritzten Blockinseln in seinem Laufe selbst
den Bereich der 8. Formation der Hochstauden.
Auch diese Formation macht bei ihrer weiten Höhenerstreckung (auf
500 m angenommen) einen nicht unbedeutenden Wechsel durch, indem sie
133
oben mit der Aufnahme einzelner von Schneefeldern und subnivalen
Gerollen herstammender Arten, wie Viola Uflora, Saxifraga carpathica an
tropfenden Felshängen, Rhodiola rosea etc. beginnt, weiter thalwärts aber
diese oberen Alpenpflanzen zurücklässt und sie immer mehr gegen Hoch-
stauden der Bergregion wie Mulgedium alpinupi vertauscht. Es setzt sich
daher die obere Abtheilung dieser 8. Formation ausser aus den schon
genannten Arten hauptsächlich aus folgenden zusammen:
Ar chang elica officinalis Hoffm.
Pedictdaris sumana Sprg. = P.
Hacquetii Graf.
Ällium Schoenoprasum *sibiricum W.
Eriophorum alpinum L.
Arabis neglecta Schult.
Epilobium alsinefolium Vill.
— ' anagallidifolium Lmk
Cardamine amara var. Opicii.
Caltka palustris (welche hoch hinauf
an den Quellbächen in unver-
änderter Thalform vorkommt).
Im Kalkgebiete gesellt sich Cortusa Matthioli var. sibirica öfters mit
anderen Genossen dazu, aber die Quellbäche sind hier überhaupt als eigene
Formation sehr viel schwächer ausgeprägt und entbehren der durch die
Blocktrümmer geschaffenen mannigfaltigen Standorte.
Nachdem die Gebirgsbäche in den oberen Nadelwald eingetreten sind, ver-
lieren sie den grösseren Theil der bezeichn eten Arten an ihren Ufern, oder es
finden sich dieselben wenigstens nur mehr als Seltenheiten in der Tiefe
zwischen der Hauptmasse kräftiger, langstengeliger Stauden, in denen die
Formation ihre beste Entwickelung feiert. Daher der schöne Eindruck,,
den die Bachthäler im ernsten Kranze dunkler Nadelwälder hervorrufen, wo
sich zwischen dem nicht trocknenden Gestein die blauen Trauben der
Eisenhüte und Rittersporne erheben, oder die Adenostyles ihre breiten
Blätter, wie die Pestwurz an den Bächen der Ebene, zu einem Schirm-
dach über den feuchten Gräsern und Moosen gestaltet. Senecio subalpinus ,
der aber auch weit über die Baumgrenze hinaufgeht, kann als ein typischer
Karpathen-Bestandtheil dieser Formation gelten, zumal er im Kalkgebiet
so weit verbreitet ist als auf Granit. Die Liste der hauptsächlichen
Glieder dieser unteren Formationsabtheilung setzt sich aus folgenden Arten
zusammen:
Ranuncidus aconitifolius L.
Delphinium elatum L.
Aconitum Napellus L.
— moldavicum Hacq.
Valeriana tripteris L.
Senecio subalpinus Koch.
Doronicum austriacum Jacq.
Chrysanthemum * rotundifolium W.
et K.
Mtdgedium alpinum Cass.
Adenostyles albifrons Rchb.
Es sind also die Hauptträger dieser unteren Formationsabtheilung
Ranunculaceen und Compositen, was für ihre Bezeichnung verwendet
werden kann.
Die Bergregion. — Es ist wohl schwierig zu entscheiden, ob der
klimatisch rauhere Charakter oder die granitische Gesteinsunterlage in der
Hohen Tatra die Eintönigkeit des Waldwuchses bedingt und das U eber-
gewicht der Fichte in so starkem Masse hervorruft, während sowohl in den
Liptauer als Belaer Alpen und in den Karpathenzügen südlich von Waag
134
und Popper auf dem Kalkgebirge die Tanne und Buche bis über 1000 m
Höhe grosse Bestände bilden und der Fichte wie Lärche wenigstens in
den tieferen Lagen der Bergregion den Rang erfolgreich streitig machen.
Da nun diese letzteren Bergzüge bei niederer Gesammthöhe überhaupt aus
tieferen Thaleinschnitten sich erheben und an ihren unteren Gehängen eine
breite Entwickelung von Hügel- und Triftformationen gestatten, so rührt
daher der so viel lieblichere Charakter ihres Landschaftsbildes, während in
der Tatra mit Nadelwald, Krummholzgürtel und spärlich begrünten Fels das
Wilde in grossartigen Zügen sich darbietet. Sagorski und Schneider
machen die Bemerkung, dass in den Karpathen die Tanne zu den kalk-
liebenden Bäumen gehöre; das ist ohne Zweifel wahr, dass sie auf dem
Kalk gut gedeiht, aber sie meidet auch nicht den Granit. Im Weisswasser-
Thal, auf dem Wege von Matlarenau zum Grünen See, begleiten in
900 — 1020 m Höhe den Wanderer schöne Tannen bestände, stellenweise
geht man im hochstämmigen Weisstannenwald allein, dann erst beginnt
oberhalb 1020 m die Fichte mit Lärche ihre Alleinherrschaft. Von dem
Punkte an ist gewöhnlich der ganze Reichthum der „subalpinen Nadel-
waldformation“ schon voll entwickelt, nimmt nicht selten nach oben
hin sogar an Mannigfaltigkeit der Stauden wieder ab, bis dann mit dem
Einmischen der Arve und des Krummholzes zugleich alpine Stauden ein-
treten und die obersten Waldbestände zu einem Uebergangsbilde von
Wald- und unterer Alpenregion gestalten. Die Charakterstauden der
subalpinen Nadelwälder, wie sie sich am häufigsten von 1000—1200 ro
zeigen, gehen aus folgender kurzen Liste hervor:
Hibes alpinuni L.
Lonicera nigra L.
Atragene alpina L.
Ranunculus aconitifölius L.
Geranium süvaticum L.
— phaeum L.
Aruncus Silvester Kost.
Pirola minor L.
— secunda L.
Valeriana tripteris L.
Homogyne alpina Cass.
Doronicum austriacum Jacq.
Mulgedium alpinum Cass.
Prenanthes purpurea L.
Hieracium aurantiacum L.
Soldanella, montana Willd.
Gentiana asclepiadea L
Polemonium coemdeum L.
Lmida silvatica Huds.
Streptopus amplexifolius DC. (stellen-
weise auch Veratrum).
Polygonatum verticidatum All.
Lilium Martagon L.
Listera cordata R. Br.
Coralliorrhiza innata R. Br.
Bergfarne, Athyrium , Aspidium etc.
Sphagnum acutifolium Ehrh.
11 Iota crispa L.
Tetraphis pellucida L.
Schistidium apocarpum L.
Racomitrium heterostichum Hedw.
— aciculare L.
— sudeticum Funck.
Mnium spinidosum Bryol. eur.
Buxbaumia indusiata Brid.
Mastigobryum deflexum N. v. E.
Metzgeria pubescens Raddi.
Peltigera aphthosa L.
Asterina, Veronicae Lib.
Craterellus violaeeus Hall.
Otidea leporina Bätsch.
Exobasidium Vaccinii Fckl.
Lophodermium juniperinum Fckl.
Ustilago Caricis Pers.
Puccinia Asarina Kze.
— conglomerata Str.
Phragmidium ftisiforme Schrot.
Lenzites sepiaria Wulf.
Polyporus hirsutus Schrad.
TrentepoJdia iolithus L. = Ghroolepus
iolithus A g.
135
Ist durch diese kurze Liste der düstere, feuchte und in seiner Moos-
decke die Nebenbestandtheile bergende subalpine Nadelwald gekennzeichnet,
der oft noch gegen die Baumgrenze hin in arme und monotone Fichten-
und Lärchenbestände übergebt, deren Boden nur von Myrtillus , einzelnen
Farnen, Oxalis Acetosella und hier und da als Zeichen des Gebirges von
einer Gentiana asclepiadea besetzt ist — , so bleibt nunmehr noch zur
Vollendung des Bildes von den hauptsächlicheren Bergregions-Formationen
diejenige des (13) präalpinen Laubwaldes zu erwähnen übrig, für
welche wir nur Beispiele auf den Kalkbergen gefunden haben, welche
aber durch die Fülle von selteneren Arten und das merkwürdige neben-
einander wachsende Gemisch um so bemerkenswerther sind. Die „präalpine
Laubwaldformationa, welche sich mit dem von G. v. Beck sogenannten
„Voralpen waldu in der Voralpenregion der Flora von Herrnstein ungefähr
zu decken scheint, verbindet die Hügel- und Alpenregion, indem sie aus diesen
beiden Arten auf dem sonnigen wärmeren Erdreich und in den feuchteren
Schluchten aufweist. Vielerlei Laubhölzer bedecken die Abhänge und
Thäler neben den ebenfalls nicht fehlenden einzelnen Tannen und Fichten.
An der oberen Grenze dieser Formation mischt sich auch ziemlich regel-
mässig die Lärche ein, welche die Buche allmählich ablöst, und so unter
Zutritt der Fichte den präalpinen Laubwald zum subalpinen Nadelwald
überleitet Nur in solchen Gebirgsländern scheint sich diese (13.) Formation
überhaupt ausbilden zu können, wo der Einfluss starker alpiner Ent-
wickelung in den Florenelementen für deren Sonderung nach niederen
und höheren Regionen verschiedene Bodenbedeckung zu wählen hatte. In
den artenarmen mitteldeutschen (hercynisch-rhenanischen) Bergländern
kann man sie daher als eigenes Zwischenglied kaum aufstellen.
Ihr gehören in den nördlichen Karpathen ausser Punkten der Belaer-
Alpen besonders auch die schönen Standorte der unteren Gehänge des
Velki Choc und an der Popova bei Vernär (Osthang des Kralova-
Hola-Zuges) an, aus denen ich folgende Charakterliste dieser Formation
zusammenstelle:
t)t> Fagus silvatica L.
Betula alba L.
Ainus incana Gärtn.
Abics pectinata DC.
Larix europaea L.
Picea excelsa LK.
Corylus Avellana L.
Viburnum Lantana.
Sorbus Aria Crtz.
Cotoneaster * tomentosa Lin dl.
Juniperus communis L.
Salix Caprea L.
\)2±. Cimicifuga foetida L.
Hesperis inodora L.
Dentaria glandidosa W. et K.
Silene nemoralis W. et K.
Hypericum hirsutum L.
Anthyllis Vulneraria L. var.
Cytisus hirsutus L.
Rubus saxatilis L.
Saxifraga rotundifolia L.
Parnassia palustris L.
Astrantia major L.
Pleurospermum austriacum Hoffm.
Laserpitium latifolium L.
Heracleum Sphondylium var.
Bupleurum falcatum L.
Achillea tanacetifolia All.
Chrysanthemum corymbosum
var. grandiflorum Drd.
Senecio umbrosus W. et K.
(Liptau.)
— subalpinus Koch.
Centaurea montana L.
— austriaca W.
Cirsium eriophorum L.
— Frisithales Scop.
136
Cirsium rivulare Lk.
Carduus glaucus Baumg.
Campanula carpathica Jacq.
Knautia silvatica Koch.
Salvia glutinosa L
Melittis Melissophyllum L.
Stachys alpina L.
Digitalis ambigua Murr.
Orobanche (Speoies unbestimmt).
Pirola media Sw.
Cortusa Matthiom L.
Epipactis rubiginosa Crtz.
Cephalanthera rubra Rieh.
Orchis ustulata L.
Gymnademia odoratissima Rieh.
— conopea R. Br.
Poa sudetica Hänk.
Calamagrostis varia Lk.
Gentiana asclepiadea L.
— Cruciata L
Thesium alpinum L.
ln den übrigen Formationen der unteren Region haben wir zu wenig
Erfahrungen gesammelt, als dass es angezeigt erschiene, diese Vegetations-
skizze auf sie auszudehnen. Es sei daher nur kurz erwähnt, dass die
unteren Wiesen einen dem mitteldeutschen ganz ähnlichen Vegetations-
bestand in ihren Rasenbildnern darstellen: Alopecurus pratensis, Phleum
pratense und Bohmeri, Anthoxanthum , Trisetum flavescens , Avena pratensis ,
Briza, Cynosurus, Festuca elatior, Poa pratensis DC. — dass den ge-
wöhnlichen Riedgräsern (z. B. Carex glauca) sich an nassen Stellen
häufig Ccirex Davalliana zugesellt, dass Gladiolus imbricatus und Allium
fallax einen östlichen Charakter, Orchis ustulata und globosa einen
montanen auch tief herab (500 m) bewirken, und dass diese Wiesen im Früh-
jahr vielfach mit einem Teppich von Crocus vernus bedeckt sein sollen.
Im Uebrigen ist die Flora schon seit Scherfel’s Vegetationsskizzen gut in
ihrer allgemeinen Anordnung bekannt, wie auch diese Mittheilungen nur
die schärfere Fassung der Formationen im Gegensatz zu den üblichen
Schilderungen einzelner Standorte bieten sollten, um dadurch einer um-
fassenderen pflanzengeographischen Darstellung der Centralkarpathen , die
wir zu erwarten berechtigt sind, vorzubauen und die schwachen, un-
bestimmten, in jüngster Zeit zur Grundlage der Gebirgsflora gemachten
Regionsunterscheidungen durch naturgemässere zu ersetzen.
der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dresden.
Herausgegeben
von dem Redactions-Comite.
Jahrgang 1894.
Mit 2 Tafeln und 4 Abbildungen im Text.
Dresden.
In Commission von Warnatz & Lehmann, K. Sachs. Hofbuclihändler.
1895.
Inhalt des Jahrganges 1894.
Mitgliederverzeicliniss S. VII
A. Sitzungsberichte.
I. Section für Zoologie S. 3 und 23. — Drude, 0.: Die sogenannten chilenischen
Haselnüsse S. 3. — Ebert, R, : Bau, Entwickelung und Lebensweise der Nematoden
S. 3. — Geinitz, H. B. : Stellung der Schwanzflosse an lchthyosauren S. 23. —
Nitsche, H.: Leuchtende Thiere und Pflanzen, morphologischer Zusammenhang
zwischen abnormen und normalen Nematoden, neuere Eintheilung der Pflanzenläuse,
J. Fr. Judeich f S. 3; Vogelvarietäten S. 23; insektentödtende Pilze und Spalt-
pilze, mit Bemerk, von 0. Drude, S. 23. — Raspe, F.: Vorlage von Eiern eines
afrikanischen Finken, mit Bemerk, von H. Nitsche, S. 23. — Reibiscli, Th.:
Zwischenkiefer verschiedener Säugethiere S. 23. — Steglich, Br.: Ivranklieits-
erscheinungen an Pflanzen durch Reteroderci S. 3. — Thiele, J.: Neuere Systematik
der Schnecken S. 23.
II. Section für Botanik S. 4 und 24. — Drude, 0.: Moosherbarium von Wälde,
Biographie vonAlph.de Candolle, Pringsheim’s 70. Geburtstag, Sitzungen der Vereine
für Botanik und Gartenbau im K. botanischen Garten S. 4; periodisches Auftreten von
Desmidiaceen und Palmellaceen S. 5; Palmflora des tropischen Afrika S. 6; Asple-
nium germanicum Weiss, Verbreitung der südöstlichen Pflanzengenossenschaften im
Meissner Hügellande S. 24; Refer. über Engler’s Gliederung dir Vegetation von
Usambara und die Flora des Gebirgslandes von Usambara S. 27; Secretbildung in
den Oel- und Balsam - Gängen der höheren Pflanzen S. 28; neue Litteratur S. 4, 5,
25 und 26. — Fritzsche, F. : Abweichende Form von Filago arvensis Fr. S. 26. —
Jenke, A.: Neue Desmidiaceen und Diatomaceen der Flora von Dresden S. 4 und 24;
Chlathrocystus aeruginosa aus den Carolaseen S. 5; und K. Wobst: Ver-
schwinden von Orchideen aus der Dresdner Flora S. 5. — Magnus, P. : Weitere
Notiz über das Auftreten von Plasmodiophora JBrassicae Woron. an wilden Cruciferen
S. 25. — Naumann. A.: Nordamerikanische Nussbäume S. 24. — Schiller, K. : Bei
Meissen beobachtete Pilze, Vorlagen S. 5; Flora des Bayrischen Waldes S. 26. —
Schlimpert, A. M. : Abnorme Form von Veronica spicata L. S. 24. — Schorler, B.:
Ueber Carica quercifolia S. 4; seltene Orchideen der Flora Saxonica S. 5; blüthen-
biologische Demonstrationen S. 6 ; Flora des oberen Saalethaies und des Frankenwaldes
S. 24; neue Phanerogamenfimde der Flora Saxonica S. 26; Dodel’s Pflanzenatlas,
Sect. Iris S. 27. — Wobst, K.: Ueber Amarantus hypochondriacus L., Bildungs-
abweichungen der Pflanzen S. 5. — Wolf, Th.: Neue Pflanzen der Flora Sachsens
S. 26.
III. Section für Mineralogie und Geologie S. 6 und 28. — Bergt, W.: Festigkeits-
prüfungen von Gesteinen S. 7; Litteraturbesprechung S. 8; der internationale Geologen-
Congress in Zürich S. 30. — Deichmüller, J. : Encriniten des Muschelkalks S. 8. —
Döring, H. : Strudellöcher im Pläner von Cotta, Ausstellung des Lehrervereins für
Naturkunde in Dresden S. 7; Lagerungsverhältnisse des oberen Muschelkalks von
Krailsheim S. 29. — Engelhardt, H.: Tertiärpflanzen aus dem böhmischen Mittel-
IV
gebirge S. 7; was erinnert in unserem Sachsenlande an die Pflanzenwelt der Tertiär-
zeit? neue Litteratur S. 8. — Francke, H.: Mineral Vorlagen S. 8; grosser Bleiglanz-
krystall aus der Eifel S. 30. — Geinitz, H. B.: Versteinerungen aus der oberen
Kreide von Bügen S. 6; Gliederung der Flötzformationen Helgolands, neue Diatomeen-
schichten in der Lausitz, der internationale Geologen- Congress in Zürich S. 7; die
mineral.- geolog. Sammlungen der K. technischen Hochschule in Dresden S. 8; Be-
richt über einen Ausflug nach dem Nord-Ostsee-Kanal S. 28; neue Litteratur S. 7, 8
und 30. — Kalkowsky, E.: K. Th. Liebe f, naturwissenschaftliche Wanderversamm-
lungen, Demonstrations-Mikroskope von B. Fuess S. 8 ; Schwämme aus der Quadraten-
Kreide, geotektonische Modelle S. 30. — Schneider, 0.: Nephrit -Schnitzereien aus
China S. 8. — Z schau, E.: Kalkspathkrystalle aus dein Syenit des Plauenschen
Grundes S. 9.
IV. Section für prähistorische Forschungen S. 9 und 30. — Bergmann, A,: Kur-
fürst August und Kurfürstin Anna in ihren Beziehungen zur prähistorischen Forschung
S. 9. — Deichmüller, J. : J. Undset f, Ausgrabungen und neue Erwerbungen der
K. prähistorischen Sammlung S. 11; Steinzeitfunde bei Dresden S. 12 und in Böhmen
S. 32; Versammlung der Deutschen und Wiener anthropol. Gesellschaften in Innsbruck
S. 31; neues Urnenfeld in Blasewitz 8. 32. — Döring, H.: Der Liiptitzer Spitzberg
bei Wurzen S. 10; Gräberfeld von Löbtau, neolitliische Funde in Löbtau S. 12; der
Burgwall von Kleinböhla bei Oschatz, mit Bemerk, von «T. Deichmüller, S. 30;
Vorlagen S. 11. — Ebert, 0.: Steinzeitfunde bei Cotta, slavische Herdstelle bei
Cossebaude S. 12; La Teile -Fibel von Stetzsch S. 33. — Geinitz, H.B.: Ein Dolmen
in der Gersdorfer Heide bei Gross -Cotta, Steinbauten an den Trollhättanfällen in
Schweden S. 12. — Jentsch, A : Zusammenhang zwischen Ansiedelungen und klima-
tischen Verhältnissen S. 33. — Osborne, W.: Neolithisches Gefäss von Prag, die
vorgeschichtlichen megalithischen Steinbauten, Vorlagen S. 11; Ursitz und Vorgeschichte
der Arier S. 30; die jüngere Steinzeit in Böhmen S. 31; Fund aus der jüngeren Stein-
zeit auf der Zämka bei Prag S. 32. — Excursion nach Zschorna S. 12.
V. Section für Physik und Chemie S. 12 und 33. — Corsepius, M. : Anlage eines
Elektricitäts werks der Stadt Dresden S. 13. — Freyberg, J.: H. Hertz f 8. 12. —
Helm, G.: E. Zetzsclie 7 S. 13. — von Meyer, E.: Lavoisier und die Chemie seiner
Zeit — eine Säcularbetrachtung S. 13. — Töpler, A. : Neue Methode der absoluten
Temperaturmessung S. 33. — Excursion nach dem Elektricitätswerk der K. Säclis.
Staatseisenbahnen in Dresden-Friedrichstadt S. 13.
YI. Section für Mathematik S. 13 und 34. — Helm, G.: Die neuen Prinzipien der
Mechanik von Heinrich Hertz S. 34. — Klette, 0.: Die neuen Dresdner Bahnhofs-
anlagen S. 35. — Krause, M. : Entwickelung der elliptischen Functionen in Potenz-
reihen S. 13. — Bolin, K.: Construction einer Fläche 2. Grades, von der 9 Punkte
gegeben sind S. 13; Vereinfachung einiger Sätze und Aufgaben der Planimetrie
S. 14.
VII. Hauptversammlungen S. 14 und 35. — Veränderungen im Mitgliederbestände S. 15
und 38. — Beamte im Jahre 1895 S. 39. — Kassenabschluss für 1893 S. 14 und 20.
— Freiwillige Beiträge zur Kasse S. 39. — Vermehrung der Bibliothek S. 4. — Be-
richt des Bibliothekars S. 42. — Werner-Denkmal S. 38. — Liebe-Denkmal S. 36. —
Ausstellung des Lehrervereins für Naturkunde in Dresden 8. 14. — Vorlagen S. 14. —
Feier des 80. Geburtstags von Dr. H. B. Geinitz S. 36. — 80. Geburtstag von
Dr. Fr. Th eile S. 36. — Bergt, W.: Die classischen Stätten des Contactmeta-
morphismus in Sachsen S. 14. — Deichmüller, J. : Die bisherigen Ergebnisse der
vorgeschichtlichen Forschungen in und um Dresden S. 14; E. Haase f S. 36. —
Helm, G.: H. von Helmholtz j- S. 36; Vorlage Mach’scher Photographien fliegender
Geschosse S. 37. — Hempel, W. : Beobachtungen über die Entstehung von Gesteinen
S. 14. — König, CI.: Die Grundlagen zu Alexander von Humboldt’s pflanzen-
geographischen Ideen S. 15. — N au mann , A.: Nährwerth und Nährwerthsbestimmungen
pflanzlicher Nahrungsmittel S. 36. — Raspe, F. : Vorlagen S. 14. — Reibisch, P.:
Ergebnisse der methodischen Plankton-Forschung S. 38. — Schneider, 0.: Litteratur-
bespreclmng S. 14. — Töpler, A. : Die mit vielplattigen Influenzmaschinen erzeugten
elektrischen Condensatorschwingungen in ihrer Anwendung auf die sogenannten
Tesla’schen Versuche S. 35. — Ulbricht, R. : Bericht über seine Reise nach Chicago
1893 S. 14. — Witting, A. : Messung der Geschwindigkeit von Geschossen S. 37. —
Excursionen nach Tetschen, nach den elektrischen Werkstätten von Kummer & Co.
in Niedersedlitz S. 15.
V
B. Abhandlungen.
Bergt, W. : Die Gesteine der Ruinenstätte von Tiahuanaco im alten Peru (Bolivia).
Mit Tafel II. S. 35. v
Döring, H. : Der Burgwall von Kleinböhla bei Oscliatz. S. 67.
Ebert, R. : Ueber Allantonemci mirabile, Sphaerulia bombt und Heterodera Schachtii .
S. 18.
Engelhardt, H.: Ueber neue fossile Pflanzenreste vom Cerro de Potosi. Mit Tafel I.
S. 3,
Geinitz , H. B. : Die mineralogisch-geologischen Sammlungen der K. Technischen Hoch-
schule in Dresden. S. 14.
Schiller, K.: Kryptogamen des Bayrischen Waldes. S. 71.
Schorler, B. : Die Flora der oberen Saale und des Frankenwaldes. S. 53.
Schorlen, B.: Bereicherungen der Flora Saxonica im Jahre 1894. S. 61.
Töpler, A.: Ueber die mit vielplattigen Influenzmaschinen erzeugten elektrischen
Condensatorscliwingungen in ihrer Anwendung auf die sogenannten Tesla’schen Ver-
suche. S. 22.
Die Autoren sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer
Abhandlungen .
Die Autoren erhalten von den Abhandlungen 50, von den Sitzungsberichten am
besonderen Wunsch 25 Separat- Abzüge unentgeltlich, eine grössere Anzahl gegen Er-
stattung der Herstellungskosten.
der
aturw iss e nsch aftlichen Gesellschaft
ISIS
i xi I ) r e s d e ix
im December 1894.
v
Berichtigungen bittet man an den Secretär der Gesellschaft, d. Z.
Dr. J. Y. Deichmüller in Dresden, zu richten.
I. Wirkliche Mitglieder.
A. In Dresden. Jahr der
Aufnahme.
1. Abendrotli, Gst. William, Dr. phil., Professor, Conrector an der Kreuzsclmle 1877
2. Baensch, Eman. William von, K. Hof -Verlagsbuchhändler 1886
3. Baumeyer, Gr. Herrn., Privatus 1852
4. Bein, Wilh., Dr. phil., Director des „Prometheus“ 1894
5. Beiger, Gottl. Rud., Bürgerschullehrer . 1893
6. Bergmann, Alb. Rieh., Bezirksschullehrer 1891
7. Bergt, Waith., Dr. phil., Assistent am K. mineral.- geolog. und prähistor. Mu-
seum 1891
8. Besser, 0. Ernst, Professor 1863
9. Beyer, Th. Washington, Fabrikbesitzer 1871
10. Bley, W. Carl, Apotheker am Stadtkrankenhause 1862
11. Bose, C. Mor. von, Dr. phil., Chemiker 1868
12. Botlie, F. Alb., Dr. phil., Professor, Conrector am Neustädter Realgymnasium 1859
13. Brückner, Sam. Gst., Institutslehrer 1867
14. Buck, Ant., Consistorialrath, Pfarrer an der katholischen Kirche .... 1871
15. Burgk, Arth. Freiherr von, K. Kammerherr. 1886
16. Calberla, G. Mor., Privatus 1846
17. Christlieb, Carl, Privatus 1877
18. Crusius, Georg, Dr. phil., Privatus 1888
19. Deichmtiller, Joh. Vict., Dr. phil., Directorial-Assistent am K. mineral. -geolog.
und prähistor. Museum 1874
20. Döring, Herrn., Bezirksschullehrer 1885
21. Dressier, Heinr., Oberlehrer am K. Seminar 1893
22. Drude, Osc., Dr. phil., Professor an der K. technischen Hochschule und Director
des K. botan. Gartens . , 1879
23. Ebert? Gst. Rob., Dr. phil., Professor, Oberlehrer am Vitzthum’ sehen Gym-
nasium 1863
24. Ebert, Otto, Lehrer an der Taubstummen - Anstalt 1885
25. Eiinert, Osc. Max, Vermessungs -Ingenieur 1893
26. Engelhardt, Bas. von, Dr. phil., Astronom 1884
27. Engelhardt, Herrn., Oberlehrer am Neustädter Realgymnasium 1865
28. Engelmann, Alb. Alex., Bergdirector a. D., Consul von Chile ...... 1870
29. Fessler, Jul., Privatus . . . 1862
30. Eickel, Joh., Dr. phil., Oberlehrer am Wettiner Gymnasium 1894
31. Fiseber, Hugo Rob., Professor an der K. technischen Hochschule .... 1879
32. Flaniant, A., Maler 1875
33. Frankel, Wilh., Dr. phil., Geh. Hofrath, Professor an der K. technischen Hoch-
schule 1866
34. Francke, Hugo, Dr. phil., Mineralog 1889
35. Freude, Aug. Bruno, Bürgerschullehrer 1889
36. Freyberg, Joh. Ad., Dr. phil., Privatdocent an der K. technischen Hochschule 1882
37. Friedrich, Edm., Dr. med 1865
38. Frölich, Gst., K. Hof- Bauinspector . 1888
39. Gebhardt, Mart., Realgymnasial -Lehrer und Assistent an der K. technischen
Hochschule 1894
40. Geinitz, C. Leop., Büreau- Assistent an den K. Sächs. Staatsbahnen. . ... 1886
X
Jahr der
Aufnahme.
41. Geissler, Ew. Alb., Dr. phil., Apothekenrevisor, Professor an der K. thierärzt-
lichen Hochsclmle . 1877
42. Giseke, Carl, Privatus 1893
43. Grub, C., Stabsapotheker a. D 1890
44. Günther, Pich., Architekt 1891
45. Günther, Pud. Biedermann, Dr. med., Geh. Medicinalrath, Präsident des K.
Landes - Medicinal - Collegiums 1873
46. Guthmann, Louis, Fabrikbesitzer . 1884
47. Hallwachs, Willi., Dr. phil., Professor an der K. technischen Hochschule . . 1893
48. II artig , C. Ernst, Dr. phil., Geh. Regierungsrath, Professor an der K. tech-
nischen Hochschule 1866
50. Heger, Gst. Pich., Dr. phil., Professor an der K. technischen Hochschule und
Oberlehrer am Wettiner Gymnasium 1868
51. Helm, Georg Ferd., Dr. phil., Professor an der K. technischen Hochschule . 1874
52. Hempel, Waith. Matthias, Dr. phil., Professor an der K. technischen Hochschule 1874
53. Hertwig, Theod., Bergdirector a. D 1888
54. Hirt, F. Bob., Fabrikbesitzer 1886
55. Hofmann, Alex. Emil, Dr. phil., Hofrath, Apothekenrevisor 1866
56. Hofmann, Herrn., Dr. phil., Privatus . 1885
57. Hübner, Georg, Dr. phil., Apotheker 1888
58. Hummitzsch, Eug., Bezirksschullehrer 1891
59. IMe, Carl Herrn., Oberlehrer am K. Gymnasium in Neustadt 1894
60. Jacoby, Jul., K. Hofjuwelier 1882
61. Jani, F. Herrn , Privatus 1871
62. Jenke, Andreas, Bezirksschullehrer 1891
63. Jentseb, Joh. Aug., Bezirksschullehrer 1885
64. Känmitz, Max, Chemiker • 1894
65. Käseberg, Mor. Pich., Dr. phil., Institutslehrer 1886
66. Kalkowsky, Ernst, Dr. phil., Professor an der K. technischen Hochschule . 1894
67. Kayser - Langerbanns, Agnes, Sanitätsraths -Wittwe 1883
68. Keil, Pich., Dr. phil., Professor, Oberlehrer am Annen - Realgymnasium . . 1873
69. Helling, F. Emil, Civil - Ingenieur ; . 1879
70. Klein, Herrn., Dr. phil., Professor, Oberlehrer am Vitzthum'schen Gymnasium 1863
71. Klette, Alphons, Privatus 1883
72. Klette, Otto, Baurath 1893
73. Köhler, Alex., Verlagsbuchhändler 1884
74. König, Clem., Oberlehrer am K. Gymnasium in Neustadt 1890
75. Kopeke, Clauss, Geh. Finanzrath 1877
76. Kramsta, Pich., Privatus 1868
77. Krause, Bruno, Bezirksschullehrer 1891
78. Krause, Gst. Friede., K. Gartendirector 1848
79. Krause, Mart., Dr. phil., Professor an der K. technischen Hochschule . . . 1888
80. Krone, Herrn., Privatdocent an der Iv. technischen Hochschule ... . 1852
81. Kühnsclierf, Emil, Fabrikbesitzer 1866
82. Kuntze, Alb. Arth., Bankier 1880
83. Langsdorff, Carl Alex, von, Oekonomierath 1885
84. Lauterbach, Camillo, Oberst z. D 1892
85. Ledebur, Hans Em. Freiherr von, Friedensrichter ... 1885
86. Ledien, Franz, Inspector am K. botan. Garten 1889
87. Leuner, Ose., Ingenieur und Mechaniker an der K. technischen Hochschule . 1885
88. Lewicki, J. Leonidas, Geh. Hofrath, Professor an der K. technischen Hochschule 1875
89. Littrow, Arth, von, Dr. phil., Kreissecretär 1891
90. Meissner, Herrn. Linus, Bürgerschullehrer . 1872
91. Meyer, Ad. Bernh., Dr. med., Hofrath, Director des K. zoolog. und anthrop.-
ethnograph. Museums 1875
92. Meyer, Ernst von, Dr. phil., Professor an der K. technischen Hochschule . . 1894
93. Modes, Herrn., Ingenieur 1887
94. Morgenstern, Osc. Wold., Lehrer am Annen - Realgymnasium 1891
95. Müller, C. Alb., Dr. phil., Lehrer an der öffentlichen Handelslehranstalt . . 1888
96. Müller, Hugo, Dr. jur., Geh. Rath 1870
97. Müller, Pud. Louis, Dr. med 1877
98. Naumann, Arno, Dr. phil., Assistent an der K. technischen Hochschule . . 1889
XI
Jahr der
Aufnahme.
99. Nessig, Rob., Dr. pliil., Oberlehrer am Neustädter Realgymnasium .... 1893
100. Neubert, Gst. Ad., Professor, Lehrer beim K. Cadetten - Corps 1857
101. Niedner, Chrtn. Frz., Dr. med.,.Medicinalrath, Stadtbezirksarzt 1873
102. Nowotny, Frz. Seraph. Wenzl., Ober -Finanzrath a. D 1870
103. Pattenliausen , Beruh., Professor an der K. technischen Hochschule und
Director des K. mathein.- physikal. Salons . . . 1893
104. Peuckert, F. A., Institutslehrer 1873
105. Pötschke, Jul., Techniker 1882
106. Putscher, J. W. H., Privatus 1872
107. Rabenhorst, O. Ldw., Privatus 1881
108. Raspe, Friedr., Dr. pliil., Chemiker 1880
109. Reinicke, Gfhelf. F., em. Seminar -Oberlehrer 1839
110. Renk, F., Dr. phil., Professor an der K. technischen Hochschule 1894
111. Risch, Osc., Privatus 1893
112. Rittershaus, Herrn. Trajan, Professor an der K. technischen Hochschule . 1875
113. Rotier, Carl, Lehrer an der öffentlichen Handelslebranstalt 1890
114. Rolin, Carl, Dr. phil., Professor an der K. technischen Hochschule .... 1885
115. Sanders, W., Realschullehrer 1893
116. Schade, Benno, Amtsgerichtsrath a. D 1891
117. Scheele, Curt, Oberlehrer am Wettiner Gymnasium 1893
118. Schiller, Carl G., Privatus 1872
119. Schoeler, Heinr. von, Dr. phil, Privatus 1893
120. Schorler, Bernh., Dr. phil., Realschullehrer 1887
121. Schulze, Georg, Dr. pliil., Oberlehrer am Neustädter Realgymnasium . . . 1891
122. Schulze, Jul. F., Privatus 1882
123. Schurig, Rob. Ew., Oberlehrer am Fletcher’schen Seminar 1877
124. Schweissinger, Otto, Dr. pliil., Apotheker 1890
125. Schwotzer, Mor., Bezirksschullehrer 1891
126. Seyde, Ernst, Kaufmann 1891
127. Siemens, Friedr., Civil - Ingenieur und Fabrikbesitzer ........ 1872
128. Siemers, Auguste, Fräulein 1872
129. Siemers, Florentine, Tonkünstlers Wittwe 1872
130. Steglich, Bruno, Dr. phil., Vorsteher des landwirtschaftlichen Versuclis-
wesens am K. botan. Garten 1890
131. Steuer, Ferd. Willibald, Privatus 1889
132. Stötzer, Emil, Bezirksschuldirector 1866
133. Stübel, Mor. Alphons, Dr. pliil., Geolog 1856
134. Tempel, Paul, Lehrer am K. Gymnasium in Neustadt 1891
135. Thiele, Joh., Dr. phil, Assistent am K. zoolog. Museum 1891
136. Töpler, Aug., Dr. phil., Geh. Hofrath, Professor an der K. technischen Hoch-
schule 1877
137. Ulbricht, Rieh., Dr. pliil., Baurath, Professor an der K. technischen Hochschule 1885
138. Vetters, C. W. E., em. Bürgerschul -Oberlehrer . . 1865
139. Vieth, Joh. von, Dr. pliil., Oberlehrer am K. Gymnasium in Neustadt . . 1884
140. Vogel, Clem., Lehrer an der evangel. Freischule 1894
141. Vogel, J. Carl, Fabrikbesitzer 1881
142. Vorländer, Herrn., Privatus 1872
143. Warnatz, Heinr., K. Hofbuchhändler 1873
144. Weber, Friedr. Aug., Institutslehrer . 1865
145. Weber, Rieh., Apotheker 1893
146. Weigel, Joh., Kaufmann 1894
147. Weissbach, Rob., Baurath, Professor an der K. technischen Hochschule . . 1877
148. Wilkens, F. Georg, Dr. phil., Director der Steingutfabrik von Villeroy & Boch 1876
149. Winkler, Olaf, Maler 1888
150. Witting, Alex., Dr. pliil., Oberlehrer an der Kreuzschule 1886
151. Wobst, Karl, Oberlehrer am Annen-Realgymnasium 1868
152. Wolf, Curt, Dr. med., Assistent an der K. technischen Hochschule .... 1894
153. Worgitzky, Eug. Georg, Dr. phil., Oberlehrer an der Kreuzschule .... 1894
154. Zeuner, Gust., Dr. phil., Geh. Rath, Professor an der K. technischen Hoch-
schule 1874
155. Zipfel, E. Aug., Bürgerschullehrer 1876
156. Zscliau, E. Fchgtt., Professor 1849
157. Zschuppe, F. A., K. Vermessungs-Ingenieur 1879
XII
IL Ausserhalb Dresden, Jahr der
Aufnahme.
158. Boxberg, Georg von, Rittergutsbesitzer auf Rehnsdorf bei Kamenz . . . 1883
159. Carlo witz, von, Major atsherr auf Kukukstein bei Liebstadt 1885
160. Degenkolb, Rittergutsbesitzer auf Rottwerndorf bei Pirna ....... 1870
161. Fritzsche, Felix, Privatus in Kötzschenbroda 1890
162. Heuer, Ernst, Fabrikbesitzer in Cotta 1879
163. Kesselmeyer, Carl, in Altrincham, Cheshire 1863
164. Kohsmahl, F. A., K. Oberförster a. D. in Langebrück 1882
165. Krutzseh, Herrn., K. Oberförster in Hohnstein 1894
166. Osborne, W., Privatus in Rlasewitz 1876
167. Reibiscli, Th. F., Institutsdirector in^ Plauen b. Dr 1851
168. Schneider, Osk., Dr. phil., Professor in Rlasewitz . ......... 1863
169. Sclmnke, Th. Huldreich, Dr. phil., Seminaroberlehrer in Rlasewitz . . . 1877
170. Schreiter, Rr., Rergdirector in Rerggiesshübel 1883
171. Seidel, C. F., Maler in Weinböhla 1860
172. Thiiiner, Ant. Jul., Institutsdirector in Rlasewitz 1872
173. Wagner, Arth., Ingenieur und Gasinspector a. D. in Rlasewitz 1891
174. Wolf, Th., Dr. phil, Geolog in Plauen b. Dr 1891
II. Ehrenmitglieder.
1. Agassiz, Alex., Dr. phil, Curator des Museum of Comparative Zoology in
Cambridge, Mass 1877
2. Carus, Jul Viel, Dr. phil, Professor an der Universität in Leipzig . . . 1869
3. Daubree, Aug., Membre de lTnstitut, Professor am naturhistor. Museum in Paris 1867
4. Ettingshausen, Const. Freiherr von, Dr. phil, Regierungsrath, Professor an
der Universität in Graz 1852
5. Flügel, Felix, Dr. phil, Vertreter der Smithsonian Institution in Leipzig . 1855
6. Fraas , Osc., Dr. phil., Oberstudienrath, Professor am Naturalien -Cabinet in
Stuttgart 1867
7. Galle, J. G., Dr. phil, Geh. Regierungsrath , Director der Sternwarte und
Professor an der Universität in Rreslau 1866
8. Geinitz, Hans Rruno, Dr. phil, Geh. Hofrath, Professor a. I)., Director des
K. mineral- geolog. und prähistor. Museums in Dresden 1838
9. Günibel, Carl Willi, von, Dr. pliil, Oberbergdirector und Professor an der
Universität in München 1860
10. Ilall, James, Professor, Director des N. Y. State Museum in Albany . . . 1873
11. Hauer, Franz Ritter von, Dr. phil, K. K. Hofrath, Intendant des K. K. natur-
histor. Hofmuseums in Wien 1857
12. Haughton, Rev. Sam., Professor am Trinity College in Dublin 1862
13. Jones, T. Rupert, Professor a. D. in Chelsea, London . . 1878
14. Kenngott, Ad., Dr. , Professor am Polytechnikum und an der Universität in Zürich 1 868
15. Köllicker, Alb. von, Dr., Geh. Rath, Professor an der Universität in Würzburg 1866
16. Laube, Gust., Dr. phil, Professor an der Universität in Prag ...... 1870
17. Leuckart , Rud., Dr., Geh. Hofrath, Professor an der Universität in Leipzig 1869
18. Loven, Sven, Dr., Professor an der Universität in Stockholm 1869
19. Marcou , Jules, in Cambridge, Mass . 1866
20. Marsh, Othn. Charles, Dr. phil, Professor am Yale College in Newhaven, Conn. 1881
21. Mercklin, Carl von, Dr., Geh. Rath, Professor in Petersburg 1868
22. Möhl, Heinr., Dr., Professor in Kassel '. . . . 1875
23. Müller, Ferd. Freiherr von, Dr. phil, Government Rotanist for Victoria in
Melbourne 1849
24. Kitsche, Heinr., Dr. phil, Professor an der K. Forstakademie in Tharandt . 1893
25. Nöldeke, C., Dr. jur., Oberappellationsrath in Celle .......... 1888
26. Nostiz-Yf allwitz, Herrn, von, Dr., Minister des Innern und des K. Hauses in
Dresden 1869
27. Omboni, Giov., Professor an der Universität in Padua . 1868
28. Bossberg, C. Mor., Regierungsrath in Dresden (Mit Stifter der Isis) . . 1886
XIII
Jahr der
Aufnahme
29. Kütimeyer, Ludw., Dr., Professor an der Universität in Basel 1869
30. Serlo, Dr., Oberberghauptmann a. D. in Berlin 1870
31. Silva, Mig. Ant. da, Professor an der Ecole centrale in Rio de Janeiro . . 1868
32. Stäche, Guido, Dr. phil. , K. K. Oberbergrath, Director der K. K. geolog.
Reichsanstalt in Wien 1877
33. Steenstrup, Joh. Jap et. , Dr., Staatsrath, Professor an der Universität in
Kopenhagen 1846
34. Theile, Friedr., Dr. rned. in Lockwitz' (Mitstifter der Isis) 1885
35. Tscliermak, Gst., Dr., Hofrath, Professor an der Universität in Wien . . . 1869
36. Yerheek, Rogier D. M., Dr. phil., Director der geologischen Landesuntersuchung
von Niederländisch-Indien in Buitenzorg 1885
37. Yirchow, Rud., Dr. med., Geh. Medicinalrath, Professor an der Universität
in Berlin 1871
38. Vogt, Carl, Dr., Professor an der Universität in Genf 1868
39. Willkomm, Heinr. Mor., Dr. phil., Staatsrath, Professor a. D. in Prag . . 1866
40. Zeuner, Gust., Dr. phil., Geh. Rath, Professor an der K. technischen Hochschule
in Dresden 1874
III. Correspondirende Mitglieder.
1. Alberti, Osc. von, Bergamtsreferendar in Freiberg 1890
2. Amthor, C. E. A., Dr. phil., in Hannover 1877
3. Ancona, Cesare de, Dr., Professor am R. Instituto di studi superiori in Florenz 1863
4. Ardissone, Frz., Dr. phil., Professor an dem technischen Institut und der
Ackerbauschule in Mailand 1880
5. Artzt, Ant., Vermessungs-Ingenieur in Plauen i. V. . . j 1883
6. Asclierson, Paul, Dr. phil., Professor an der Universität in Berlin .... 1870
7. Bachmann, Ewald, Dr. phil., Realschul-Oberlehrer in Plauen i. V 1883
8. Baessler, Herrn., Director der Strafanstalt in Voigtsberg 1866
9. Baldauf, Rieh., Bergdirector des Hermannschachts in Dux . . 1878
10. Baltzer, A., Dr. phil., Professor an der Universität in Bern ...... 1883
11. Bech, Emil, Dr. med., Hofrath, Gerichtsarzt in Pirna ......... 1846
12. Bernliardi, Joh., Landbauinspector in Altenburg 1891
13. Bibliothek, Königliche, in Berlin 1882
14. Blanford, Will. T., Esqu., in London 1862
15. Blaschka, Rud., naturwissensch. Modelleur in Hosterwitz 1880
16. Blochmann, Rud., Dr. phil., Physiker am Marine-Laboratorium in Kiel . . 1890
17. Bombicci, Luigi, Professor an der Universität in Bologna 1869
18. Brusina, Spiridion, Professor an der Universität in Agram 1870
19. Bureau, Ed., Dr., Professor am naturhistor. Museum in Paris 1868
20. Canestrini, G., Professor an der Universität in Padua 1860
21. Carstens, C. Dietr., Ingenieur in Berlin 1874
22. Conwentz, Hugo Wilh. , Dr. phil., Professor, Director des westpreuss. Pro-
vinzialmuseums in Danzig 1886
23. Credner, Herrn., Dr. phil., Geh. Bergrath, Professor an der Universität und
Director der geologischen Landesuntersuchung von Sachsen in Leipzig . . 1869
24. Danzig, Emil, Dr. phil., Realschul-Oberlehrer in Rochlitz 1883
25. Datlie, Ernst, Dr. phil., K. preuss. Landesgeolog in Berlin 1880
26. Dittmarscli, A., Bergschul-Director in Zwickau 1870
27. Roll, Ed., Dr., Oberrealschul-Director in Wien 1864
28. Ross, Bruno, Dr. phil., Docent am Kais. Polytechnikum in Riga 1888
29. Dzieduszycki, Wladimir Graf, in Lemberg 1852
30. Eisei, Roh., Curator des städtischen Museums in Gera 1857
31. Fischer, Aug., Kaufmann in Pösneck 1868
32. Flolir, Conrad, Amtsrichter in Leipzig 1879
33. Frencli, C., Esqu., Governement Entomologist in Melbourne 1877
34. Frenzei, A., Dr. phil., K. Hütteneliemiker in Freiberg 1872
35. Friederich, A., Dr. med., Sanitätsrath in Wernigerode 1881
36. Friedrich, Osc., Dr. phil., Professor, Conrector am Gymnasium in Zittau . 1872
XIV
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93.
Jahr der
Aufnahme.
Fritsch, Ant., Dr. med. , Professor an der Universität und Gustos am böhmi-
schen Landesmuseum in Prag' 1867
Gaudry, Alb., Dr., Membre de 1’Institut, ‘Professor am naturhistorisclien
Museum in Paris 1868
Gelieeb, Adelb., Apotheker in G-eisa 1877
Geinitz, Frz. Eng., Dr. pliil , Professor an der Universität in Rostock . . . 1877
Gerndt, Leonh., Dr. pliil., Professor, Oberlehrer am Realgymnasium in Zwickau 1880
Gonnerinann, Max, Apotheker und Chemiker in Teterow 1865
Groth, Paul, Dr. phil., Professor an der Universität in München 1865
Härter, C., Ingenieur in Mexiko 1881
Hans, Willi., Gärtnereibesitzer in Herrnhut 1868
Hartung, H., Bergmeister in Lobenstein 1867
Heim, Alb.,Dr. phil., Professor an der Universität und am Polytechnikum in Zürich 1872
Heine, Ferd., K. Domänenpächter und Klostergutsbesitzer auf Hadmersleben 1863
Hennig, Georg Rieh., Dr. pliil, Docent am Kais. Polytechnikum in Riga . 1888
Herb, Salinendirector in Traunstein 1862
Hernnann, Willi., Dr. theol. et phil., Professor an der Universität in Marburg 1862
Hibscli, Emanuel, Dr. phil, Professor an der höh. Ackerbauschule in Lieb-
werd bei Tetschen 1885
Hilgard, W. Eug., Professor an der Universität in Berkeley, Californien . . 1869
Hilgendorf, Frz., Dr. phil, Professor, Custos am K. zoolog. Museum in Berlin 1871
ITL.n/vl TT ~ - T\ .. TT> L* _ 1 \ * T . * * i
Hofinann, H., Bürgerschullehrer in Hohenstein-E 1894
Hübner, Ad., Hüttenmeister in Muldner Hütten bei Freiberg 1871
Hüll, Ed., Dr., Professor in London 1870
Israel, A., Schulrath, Seminardirector in Zschopau 1868
Issel, Arth., Dr., Professor an der Universität in Genua 1874
Jentzscli, Alfr. , Dr. phil, Professor an der Universität und Director des
ostpreuss. Provinzial-Museums in Königsberg 1871
Kesselmeyer, Willi., in Manchester 1863
Kinne, B., Apotheker in Herrnhut 1854
Kirbacli, Fr. Paul, Dr. phil., Lehrer an der Müllerschule in Dippoldiswalde 1894
Iflain TT ovni TTovonorvoliDv dav floaa^ in TJnln 1 QAA
Köhler, Ernst, Dr. pliil, Seminar-Oberlehrer in Schneeberg 1858
König von Wartliausen, Willi. Rieh. Freiherr von, Kammerherr auf Wart-
hausen bei Biberach 1855
Kornliuber, Andreas von, Dr., Professor am Polytechnikum in Wien . . . 1857
Krebs, Willi., Privatgelehrter in Altona 1885
Krieger, W., Lehrer in Königstein 1888
Kühn, E., Dr. phil, Schulrath, Bezirksschulinspector in Leipzig 1865
Kyber, Arth., Chemiker in Riga 1870
Lange, Tlieod., Dr. phil, Apotheker in Werningshausen 1890
Lanzi, Matthaeus, Dr. med. in Rom 1880
Lapparent, Alb. de, Ingenieur des mines, Professor in Paris 1868
Letevre, Theod., Dr., in Brüssel 1876
Le Jolis, Aug., Dr. pliil., Director der Societe nation. des Sciences natur. et
mathem. in Cherbourg 1866
Leonhardt, Otto Emil, Seminar-Oberlehrer in Nossen 1890
Lohrmann, Ernst, Dr. phil, Lehrer am K. Gymnasium in Schneeberg. . . 1892
Ludwig, F., Dr. phil., Professor, Oberlehrer am Gymnasium in Greiz . . . 1887
Liittke, Joh., Fabrikbesitzer in Hamburg .... 1884
Mayer, Charles, Dr., Professor an der Universität in Zürich 1869
Mehnert, Ernst, Dr. phil, Seminar-Oberlehrer in Pirna 1882
Menzel, Carl, Oberbergrath, Bergamtsrath in Freiberg 1869
Menzel, Paul, Dr. med. in Hainitz bei Bautzen 1894
Möller, Valerian von, wirkl. Staatsrath, Oberberghauptmann in Petersburg . 1869
Mortillet, Gabriel de, Professor am anthropolog. Institut in Paris .... 1867
Naschold, Heinr., Dr. phil, Fabrikbesitzer in Aussig 1866
Naumann, Ferd., Dr. med., Marinestabsarzt a. D. in Gera 1889
Naumann, Herrn., Realschul-Oberlehrer in Bautzen 1884
Nobbe, Friedr., Dr. pliil., Geh. Hofrath, Prof, an der K. Forstakademie in Tharandt 1864
Pabst, Mor., Dr. phil., Professor, Conrector am Realgymnasium in Chemnitz 1866
Pabst, Wilh., Dr. phil, Custos der naturhistor. Sammlungen in Gotha . . 1881
XV
Jahr der
Aufnahme.
94. Peck, Reinhard, Dr., Director des Museums der naturforsch. Gesellschaft in
Görlitz 1868
95. Petermann, A., Dr., Director der Station agronomique in Gembloux . . . 1868
96. Pigorini, L., Dr., Professor an der Universität und Director des Museums
Kirchen anum in Rom 1876
97. Prasse, Ernst Alfr., Betriebs -Ingenieur a. D. in Leipzig 1866
98. Rebmann, Antoni, Dr., Professor an der Universität in Lemberg .... 1869
99. Reiche, Carl, Dr. phil., Lehrer am Lyceum in Constitucion, Chile .... 1886
100. Reidemeister, C., Dr. phil., Fabrikdirector in Schönebeck . 1884
101. Runge, Wilh., Dr., Geh. Bergrath a. D. in Breslau 1868
102. Sandberger, Fridolin Ritter von, Dr., Geh. Hofrath, Professor an der Uni-
versität in Würzburg 1862
103. Schimpfky, Paul Rieh., Lehrer in Lommatzsch 1894
104. Schließen, H. L. von, Oberst z. D. in Oberlössnitz - Radebeul 1862
105. Scklimpert, Alf. Mor., Apotheker in Cölln bei Meissen . 1893
106. Schnorr, Veit Hanns, Professor, Oberlehrer am Realgymnasium in Zwickau 1867
107. Schreiber, Paul, Dr. phil., Professor, Director des K. sächs. meteorolog. In-
stituts in Chemnitz 1888
108. Schuster, Osc., Generalmajor z. D. in Niederlössnitz -Radebeul ..... 1869
109. Scott, Dr. phil., Director der Meteorological Office in London ..... 1862
110. Seidel I, 0. M., Seminar- Oberlehrer in Zschopau 1883
111. Seidel II, Heinr. Beruh., Seminar- Oberlehrer in Zschopau 1872
112. Seidlitz, Georg von, Dr. phil., in Ludwigsort bei Königsberg 1868
113. Senoner, Ad., Bibliothekar a. D. in Wien 1855
114. Sieber, Georg, Rittergutspächter in Grossgrabe bei Kamenz 1879
115. Siegmund, Wilh., Privatus in Reichenberg, Böhmen 1868
116. Sonntag, F., Privatus in Berlin 1869
117. Stauss, Waith., Dr. phil., Chemiker in Leipzig 1885
118. Stephani, Frz., Kaufmann in Leipzig 1893
119. Sterzei, Joh. Traug., Dr. phil., Lehrer an der I. höheren Mädchenschule in
Chemnitz 1876
120. Steuer, Alex., Dr. phil., in Strassburg 1888
121. Stevenson, John J., Professor an der University of the City in New-York 1892
122. Stossich, Mich., Professor in Triest . 1860
123. Temple, Rud., Director des Landes -Versicherungsamtes in Pesth .... 1869
124. Thallwitz, Joh., Dr. phil., Realschul -Oberlehrer in Pirna 1888
125. Tietjen, Friedr., Dr., Professor an der Universität in Berlin 1868
126. Ulbricht, R., Dr. phil., Professor a. D,, in Dahme 1884
127. Ulrich, George H. F., Dr. phil., Professor an der Universität in Dunedin,
Neu- Seeland 1876
128. Vater, Heinr., Dr. phil., Professor an der K. Forstakademie in Tharandt . 1882
129. Vetters, K., Dr. phil., Lehrer an der höheren Gewerbeschule in Chemnitz 1884
130. Voigt, Bernh., Steuerrath, Bezirks - Steuerinspecteur in Zwickan .... 1867
131. Voretzscli, Max, Dr. phil, Oberlehrer am Realgymnasium in Altenburg . . 1893
132. Waagen, Wilh. Heinr., Dr. phil., Oberbergrath, Professor an der Universität
in Wien 1877
133. Wartmann, B., Dr. med., Professor in St. Gallen 1861
134. Weinland, Dav. Friedr., Dr., in Hohen Wittlingen bei Urach 1861
135. Weise, Aug., Buchhalter in Ebersbach 1881
136. Welemensky, Jak., Dr. med., in Prag 1882
137. Wentzel, Gg. Alb., K. Hofgärtner a. D. in Pillnitz 1871
138. White, Charles, Dr., Curator am National -Museum in Washington . . . 1893
139. Wiechel, Hugo, Betriebsin spector in Chemnitz 1880
140. Wiesner, Jul., Dr., Professor an der Universität in Wien 1868
141. Winkler, T. C., Dr., Cnstos am Teyler Museum in Harlem 1875
142. Wohlfahrt, Jul. Osc., prakt. Arzt in Freiberg 1868
143. Wolff, F. A., Seminar -Oberlehrer in Pirna 1883
144. Wünsche, F. Otto, Dr. phil., Professor, Oberlehrer am Gymnasium in Zwickau 1869
145. Zimmermann, Osc-, Dr. phil., Professor, Oberlehrer am Realgymnasium in
Chemnitz 1880
<3^
Sitzungsberichte
der
naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dresden.
1894,
■»
I. Section für Zoologie.
Erste Sitzung am 18. Januar 1891. Vorsitzender: Prof. Dr. R. Ebert.
— Anwesend 42 Mitglieder.
Prof. Dr. H. Nit sehe dankt für die ihm durch Ernennung zum Ehren-
mitgliede gewordene Auszeichnung und legt weiter dar, nach welchen
Gesichtspunkten er das ihm übertragene Amt des Vorsitzenden der Section
zu führen gedenkt.
Hierauf referirt er mit Demonstrationen über das neu erschienene
Buch: Gadeau de Kerville, Die leuchtenden Thiere und Pflanzen, über-
setzt von W. Marshall. Leipzig 1893.
Zweite Sitzung* am 15. März 1891 (in Gemeinschaft mit der Section für
Botanik). Vorsitzender: Prof. Dr. H. Nits che. — Anwesend 16 Mitglieder.
Prof. Dr. R. Ebert referirt ausführlich über: R. Leuckart, Neue
Beiträge zur Kenntniss des Baues und der Lebensweise der Nematoden
(Abh. d. matli. -physik. Kl. d. K. Sachs. Ges. d. Wiss., Bd. XIII, Nr. 8),
und: A. Strub eil, Untersuchungen über den Bau und die Entwickelung
des Rübennematoden, Heteroclera Schcichtii Schmdt.
Mit Rücksicht auf das grosse Interesse, welches dieser Vortrag bietet,
beschliesst die Section, das Referat in die „Abhandlungen44 aufzunehmen.
Dr. B. Steglich erläutert dann die durch Heteroderci hervorgebrachten
Krankheitserscheinungen an Pflanzen und bespricht deren Abwehr.
Prof. Dr. H. Nit sehe bespricht im Allgemeinen den morphologi-
schen Zusammenhang zwischen den behandelten abnormen und den
normalen Nematoden.
Prof. Dr. 0. Drude bemerkt endlich, dass die neuerdings auch in
Dresden auf den Markt kommenden sogen, chilenischen Haselnüsse
von einer Proteacee, Guivina avellana , stammen.
Dritte Sitzung* am 21. Mai 1891. Vorsitzender: Prof. Dr. II. Nits che.
— Anwesend 24 Mitglieder.
Prof. Dr. H. Nitsche widmet dem am 28. März 1894 verstorbenen Ehren-
mitglieder Geh. Oberforstrath Dr. Joh. Friedr. Ju deich, Director der
K. Forstakademie in Tharandt, einen warm empfundenen Nachruf
und spricht sodann auf Grund eingehender Studien über die neuere
Eintheilung der Pflanzenläus c.
4
II. Section für Botanik.
Erste Sitzung1 am 1. Februar 1894. Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude.
— Anwesend 29 Mitglieder.
Der Vorsitzende legt unter kritischen Anmerkungen ein von Lehrer
Wälde herausgegebenes Mo o s herb arium vor und lässt gleichzeitig eine
von unserem correspondirenden Mitgliede, Prof. Dr. 0. Wünsche ver-
öffentlichte Schrift: Der naturkundliche Unterricht in Darbietungen und
Uebungen, Hft. 2, „Die Laubmoose“ circuliren.
Ausserdem überweist er der Isis den von ihm veröffentlichten „Führer
durch den K. Botanischen Garten“ als Geschenk.
Nachdem Prof. Dr. 0. Drude noch darauf aufmerksam gemacht hat,
dass für die Botanik und Gartenbau treibenden Vereine all-
monatlich am ersten Montage im botanis eben Garten eine
Sitzung abgehalten wird,
gedenkt er des 70. Geburtstages des verdienten Physiologen Prings-
heim und verliest die diesem bei jener Gelegenheit von der Deutschen
Botanischen Gesellschaft gewidmete Adresse.
Darauf folgt der Vortrag über die Biographie des am 5. April
1893 zu Genf verstorbenen Alphonse de C an dolle, eines der her-
vorragendsten Botaniker dieses Jahrhunderts.
Dr. B. Schorle r bespricht die zur Familie der Papayaceen gehörige
Carica quer cif olia unter Vorlage mehrerer 30 cm starker Stammstücke,
welche von einem im botanischen Garten innerhalb 1 ]/2 Jahren gezogenen
Exemplare herstammen. Er geht dabei des Näheren auf die anatomische
Stammstructur ein und erläutert das Gesagte an 5 mikroskopischen Prä-
paraten.
Wir haben es hier mit einem sogen. „Schwammholz“ zu tliun, d. h. einem sehr
wasserhaltigen, raschwüchsigen, seine Holzzellen auf das Dürftigste ausbauenden Stamme.
Derselbe ist in 1V2 Jahren von 2 cm Durchmesser auf einen Fuss Durchmesser heran-
gewachsen; sein Holz zeigte an einem im botanischen Garten nachträglich gewogenen
Abschnitt von 7600 gr Frischgewicht folgenden Wassergehalt: 95,3% Wasser, 4,7%
lufttrockene Holzsubstanz. D. h. also: der Wassergehalt dieses Holzes steht ungefähr
mit dem des Spargels in dessen jungen, essbaren Trieben auf gleicher Stufe, hat aber
viel zahlreichere, kräftig gebaute Gefässe und besonders sehr feste Radialreihen von
Bastfasern in seiner Rinde. (Drude)
Zweite (ausserordentliche) Sitzung am 22. März 1894 (Floristenabend).
Vorsitzender: Oberlehrer K. Wobst. — Anwesend 18 Mitglieder.
Lehrer A. Jen ke bespricht einige für die Flora von Dresden und
seiner Umgebung neue und für genanntes Gebiet noch nicht ver-
öffentlichte Desmidiaceen und erläutert dieselben in mehreren, von
Prof. Dr. 0. Drude zur Verfügung gestellten Mikroskopen:
1. Pleurotaeniopsis tesselata De Toni (syn: Dysphinctium striolatum Naeg., Cos-
marium striolatum Arch. , Cosmaridium striolatum Gay var. Cohnii Hansg.,
Calocylindrus Cohnii Krch. , Dysphinctium tesselatum Delp). — Abbild, in
Oesterr. Botan. Zeitg*., Hft. 2.
2. Micrasterias Americana Ktz. — Wolle, Desm. PL 32,2;
3. Micrasterias Americana Ktz. var. recta Wolle. — Wolle, Desm. PI. 32,3.
Vortragender sammelte dieselben an verschiedenen Stellen des Dippelsdorfer Teiches
bei Moritzburg im October 1892 vergesellschaftet mit folgenden Arten:
5
Dßsmidium Schivartzii A g., Micrasterias furcata Ag., ilf. Crux-Melitensis Ehr.,
Euastrum binale Turp., jE. oblongum Grev., Cosmcirium granattim Breb., C. tetraoph-
thalmum Ktz., C. Botrytis Bory, C. Ralfsii Breb., C. Meneghinii Breb., C. bioculatum
Breb., Anthrodesmus convergens Ehr., Staurastrum polymorphum Breb., Penium Digutus
Ehr., Docidium truncatum Breb., Closterium Lumda Mllr., GL costatum Cord., Pediastrum
pertusum Ktz., P. ellipticum Ehr., Scenedesmus quadricaude Turp., sowie mit Pandorina
Morum Bory.
Ferner lässt derselbe circuliren Präparate der Wasser blütlie,
Chlathrocystus aeruginosa Henfr., welche im vergangenen Jahre in den
Carolaseen ziemlich häufig auftrat.
Im Anschluss daran spricht Prof. Dr. 0. Drude über das periodische
Auftreten von Desmidiaceen und Palmellaceen, bezugnehmend
auf eine Arbeit von W. Sch midie, Aus der Chlorophyceen- Flora der
Torfstiche zu Virnheim. (Flora, Jhrg. 1894.)
Privatus K. Schiller giebt Nachträge zu den von Prof. Dr. Magnus
1893 bei Meissen beobachteten Pilzen und bringt folgende von Herrn
Fritz sc he (Kötzschenbroda) gesammelte Formen zur Vorlage: Uromyces
Scillarwm Grev. und Ustilago Vaillantii Tul. Ferner Ly copodium Selago L.,
von ihm selbst an Felsen des oberen Priessnitzthales aufgefunden.
Prof. Dr. 0. Drude referirt über folgende neue botanische Werke:
Reinke: Algenflora der westlichen Ostsee;
— Atlas deutscher Meeresalgen;
Grant und Oliver: Botany of the Speke and Grant Expedition;
Wel witsch: Sertum Angolense.
Dr. B. Schorle r bringt einige seltene Orchideen der Flora
Saxonica aus dem hiesigen K. Herbarium zur Vorlage:
Anacamptis pyramidalis Reh., Traunsteinera globosa Rchb., Himantoglossum
hircinum Spr., Aceras anthropophora R. Br., Ophrys aranifera Huds., O. fuscifera
Rchb., Epipogon aphyllum Sw., Malaxis pedudosa Sw., Sturmia Loeselii Rclib. etc.
Hieran schliessen sich Bemerkungen von A. Jenke und K. Wobst über
das Verschwinden verschiedener Orchideen aus der näheren
Umgebung von Dresden.
Es wurden in den letzten Jahren Orchis coriophora und 0. ustulata L. im
Zschoner Grunde, wo sie früher nicht selten waren, vergeblich gesucht, ebenso erstere
auf den Wiesen von Pillnitz. Das Gehege ist als Standort von Arten dieser interessan-
ten Familie wohl gänzlich zu streichen, und die berühmte „Orchideen wiese“ am Heller,
auf welcher neben Gymnadenia conopea Reh., Platanthera bifolia Rchb., Orchis
Morio , latifolia und maculata L. u. a. die seltene Orchis incarnata L. gesammelt
wurde, kaum mehr eines Besuches werth, da sie zum grössten Tlieil in Feld um-
gewandelt ist.
Von Oberlehrer K. Wobst wird noch vorgelegt Amarantus hypo-
chondriacus L. var. atropurpureus Hort.
Derselbe beobachtete diese schöne Pflanze am 26. August 1893 auf einem Erdhaufen
bei Heidenau in Gesellschaft folgender Unkräuter und Ruderalpflanzen : Panicum san-
guinale und crus gali L. , Polygonum lapatliifolium, persicaria und aviculare L.,
Amarantus rctroflexus L., Olienopodium glaucum, polyspermum, hybriduni und viridc L.,
Solanum nigrum L., Lamium album L., Sonchus oleraceus L. u. a.
Zum Schlüsse spricht derselbe unter Vorlage zahlreicher Beleg-
exemplare über Bildungsabweichungen der Pflanzen.
6
Dritte Sitzung am 5. April 1894 (im Hörsaale des K. Botanischen
Gartens). Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude. — Anwesend 31 Mitglieder.
Der Vorsitzende hält einen Vortrag über die Palmenflora des
tropischen Afrika, unter Vorlage von Belegstücken seiner Sammlung
und der von dem Gärtner Holst für das Berliner Museum gesammelten
Herbarexemplare.
Dieselben sind zur Bearbeitung hierher gesendet worden; die Revision des jetzigen
Palinenbestandes im tropischen Afrika, welcher sich durch die Gattungen Phoenix und
Raphia, Hyphaene und endlich Elaeis guineensis nebst kletternden Calameen besonders
auszeichnet, wird demnächst in Eugler's botanischen Jahrbüchern für Systematik und
Pflanzengeographie zur Veröffentlichung gelangen.
Vierte Sitzung am 7. Juni 1894 (im Hörsaale des K. Botanischen
Gartens). Vorsitzender: Prof. Dr. Ö. Drude. — Anwesend 27 Mitglieder.
Dr. B. Sc horler hält einen Vortrag: Blüthen biologische De-
in o n s t r a t i o n en , in Erinnerung an Chr. Conrad Sprengel.
Der Vortragende erläutert seine Ausführungen an lebendem Material, welches
vom botanischen Garten geliefert, den Zuhörern die wichtigen Entdeckungen der da-
maligen Zeit vor Augen führte, über welche jetzt ein Jahrhundert dahingegangen ist,
und schliesst mit einer kurzen Lebensskizze Sprengel’s.
III. Section für Mineralogie und Geologie.
Erste Sitzung am 15. Februar 1894. Vorsitzender: Geh. Hofrath
Dr. Geinitz. — Anwesend 31 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung mit einem Vortrage über die
von Frau Agnes Laur in Dresden in der oberen Kreide der Insel
Rügen gesammelten Versteinerungen, von denen ca. 60 Arten aus-
gelegt sind und besprochen werden, wozu noch eine grosse Anzahl noch
nicht genauer bestimmter Bryozoen tritt.
Darunter befanden sich einige Fischzähne, Scalpellnm maximuni Sow., Serpula
gorclialis Schl., S. impliata Hag., S. macropus Sow., iS. canteriata Hag. = <9. quadran-
gularis Röm., S. heptagona Hag., S. trochiformis incl. conica Hag. und S. granulata
Sow., Prachtexemplare der Belemnitella mucronata Schl., Pinna decussata Goldf. kürzere
Form, Chama angulosa d’Orb., Spondylus truncaius Lam. incl. fimbriatus Goldf.,
Vota striato -costata Goldf. und Ostrea vesicularis Lam., die gewöhnlichste Muschel.
— Von Brachiopoden lagen vor: Terebratula carnea Sow., T. obesa Sow., Tcrcbratu-
lina gracilis Schl., T. striatula Mant., T. Faujasi Röm., Terebratella Menardi Lam.
incl. Rumboldti Hag., Fissurirostra pulchclla Miss., Archiope an Megathiris depressa
d’Orb., Mayas pumilus Sow., Rhynchonella plicatilis Sow. incl. octoplicata Sow. und
die zierlichen Crania costata Lam. und Cr. larva Hag.
Unter den Seeigeln treten hervor: Cidaris subvesiculosa d’Orb. und die nächst
verwandten Stacheln von C. papillata Mant., C. perornata Quenst., C. serrata Des., C.
pistillum Quenst. incl. C. stemmacantha Röm., ferner C. cretosa Mant., Cyphosoma coral-
lare Ag. incl. Diadema princeps Hag., C. granulosum Ag., Galenites vulgaris Lam.
(Quenst.), G. abbreviatus Lam. und G. Boemeri Qu., unter den Galeriten auch eine vier-
strahlige Varietät, welcher später nach vielen Bemühungen noch eine sechsstrahlige ge-
folgt ist. Auch von Herrn Lehrer Döring wurde ein vierstrahliger Galenites auf
Rügen gesammelt. Ananchytes ovatus Lam. = Fchinocorys vulgaris Breyn, incl.
A. ovatus, conoideus und striatus Goldf., ein Prachtexemplar des Ananchytes perconicus
Hag. und des A. sulcatus Goldf. — Von Seesternen fanden sich nur viele Randtäfelchen
der Asterias quinqueloba Goldf. und mittlere Tafeln von Oreaster coronatus Dixon vor.
7
Die Criiioiden oder Haarsterne waren reichlich vertreten durch Bourgueticrinus
cllipticus Mant. sp., Apiocrinus Hagenowi Q,u. incl. Eugeniacrinites Hag. (Goldf.),
Pentacrinus Bronni Hag’, incl. P. Buchi Rom., P. carincitus Rom. und P. Agassizi Hag’.
Unter den Korallen waren zu bemerken eine grosse Anzahl der Turbinolia
centralis Mant., welche der Wissenschaft unter sehr verschiedenen Gattungsnamen be-
kannt ist, als Madrepora Mant., Cyclosmilia d'Orb., Parasmilia Edw. Haiine, Monocaria
Dixon, neben der seltenen Axogaster cretacea Dixon. Unter den Milleporiden zeigten
sich zahllose Exemplare der vielnamigen Porospliaera globularis Phill. sp. und Stolley,
welche als Achilleum globosum und Ceriopora nuciformis Hag. z. Th., Ceriopora pisum
und Tragos globularis Reuss, Amorphospongia globosa Rom. und Geinitz, Bradya
tergestina und Millepora globularis Cartes beschrieben worden sind. Daneben zeigen
sich Porospliaera semiglobularis , P. plana und P. galeata Stolley, Lunulites mitra
Hag., L. Goldfussi Hag. und einige Spuren von Spongien, wie Ventriculites radiatus
Mant., Spongia ramosa Mant. und Plocoseyphia oder Gyrispongia labyrinthica Quenst.*)
Ueber die Verbreitung dieser Arten in der Kreide von Rügen theilt Frau A. Laur
folgende Notizen mit:
Belemniten, Cidariten, Ananchyten, Terebratula carnea, Bhynchonella plicatilis
und Porospliaera globularis sind auf ganz Rügen verbreitet, Terebratulina gracilis,
Serpula- Arten, Pentacrinus und Lunulites haben meist nur die Kreide -Schlämmereien
von Hagen, Pensow und Pluckow geliefert, ein reicher Fundort für Cidariten und
Bryozoen war der Hertha - Schacht bei Bromaisei, als die reichhaltigsten Kreide-
Schlämmereien, wo fast Alles vertreten ist, wurden Nipmerow und Gumanz genannt.
Im Anschluss hieran bespricht der Vorsitzende die Gliederung der
Flötzformationen Helgolands nach W. Dames (Sitzber. d. K. Preuss.
Ak. d. Wiss. zu Berlin, 1893), ferner die Entdeckung neuer Diatomeen-
schichten in der Lausitz durch Dr. 0. Herrmann und H. Reichelt
(Bei*, d. naturforsch. Ges. zu Leipzig, 1892 — 1893) und die neueste aus-
gezeichnete Arbeit von H. Credner, Zur Histologie der Faltenzähne
paläozoischer Stegocephalen (Abh. d. K. Sachs. Ges. d. Wiss., 1893, Nr. IV).
Hierauf giebt Dr. W. Bergt Mittheilungen über Festigkeits-
prüfungen von Gesteinen, welche an sächsischen Graniten und Dia-
basen von der Firma J. M. Lehmann in Löbtau bei Dresden neuerdings
angestellt worden sind.
Unter dankbarer Anerkennung dieser praktischen Untersuchungen und
überhaupt der immer mehr hervortretenden praktischen Richtung in der
Geologie macht der Vorsitzende auf die seit 1893 erscheinende „Zeit-
schrift für praktische Geologie“ von Krahmann aufmerksam, worin so
wichtige Tagesfragen, wie der Wasserandrang zu Schneidemühl und die
Mansfelder Bergbaufrage in den Jahren 1893 und 1894 ihre fachgemässe
Besprechung finden.
Er schliesst mit dem Programm für den diesjährigen, vom 29. August
bis 2. September in Zürich tagenden internationalen Geologen-
Congress, an welchen sich mehrere hochinteressante geologische Ex-
cursionen anschliessen.
Lehrer H. Döring ladet zur Besichtigung der im Pläner von Cotta
bei Dresden aufgefundenen Strudellöcher und zum Besuche der vom
Lehrerverein für Naturkunde in dem Fröbelhause veranstalteten Aus-
stellung ein.
Zum Schluss bespricht Oberlehrer H. Engelhardt noch Tertiär-
pflanzen aus Tuffen des böhmischen Mittelgebirges, welche der
*) Die ganze Sammlung ist dem K. Mineralogischen Museum freundlichst überlassen
worden und in dem geologischen Saale K an einem der ersten Fenster aufgestellt.
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unermüdete Erforscher dieses Gebietes, Prof. Dr. E. Hi b sch in Liebwerd
ihm zur Bestimmung zugesendet.
Zweite Sitzung' am 12. April 1894. Vorsitzender: Geh. Hofrath
Dr. Geinitz. — Anwesend 24 Mitglieder.
Nach Einführung des Prof. Dr. Kalkowsky, seines Nachfolgers in
der Professur für Mineralogie und Geologie an der K. Technischen Hoch-
schule, giebt der Vorsitzende einen Bericht über die Entwickelung und
den Stand der mineralogisch-geologischen Sammlungen dieser
Hochschule, der früheren technischen Bildungsanstalt und späteren
polytechnischen Schule, oder des K. Polytechnikums, in den Jahren 1838
bis 1894 (vergl. Abhandl. II).
Dr. J. Deichmüller hält einen eingehenden Vortrag über Encriniten
des Muschelkalks unter Bezugnahme auf zahlreiche und ausgezeichnete
Exemplare von Encrinus liliiformis Lam., E. gracilis v. Buch, E. Carnalli
Beyr. und E. Wagneri Ben. und die neuesten einschlagenden Publicationen
hierüber von E. Beyrich, C. Dalmer, H. Klinisch, R. Wagner u. A.
Durch Dr. Ii. Francke erfolgen Vorlagen auserwählter Mineralien,
wie Krystalle von Aegyrin oder Natronaugit aus Grönland, von Uranpecherz
aus Norwegen, Granat -Perimorphosen von Friedeberg im östlichen
Schlesien etc.,
ferner durch Prof. Dr. 0. Schneider von seltenen Nephrit-
Schnitzereien aus China, deren eine ein heiliges Thier, deren andere
eine von heiligen Drachen beschützte Gottheit darstellt.
Dr. W. Bergt spricht über das kostbare Werk von A. St übel und
M. Ulile: Die Ruinenstätte von Tialiuanaco im Hochlande des alten Peru,
Breslau 1892, welches zur Ansicht vorliegt, und gedenkt eines sorgfältigen
Berichtes darüber in der Zeitschrift ,, Globus“.
Schliesslich verweist der Vorsitzende auf das im Jahrbuch der K. K.
Geolog. Reichsanstalt, 1894, 44. Bd., S. 1 — 24, veröffentlichte Lebensbild:
Zur Erinnerung an Dionys Stur, von M. Vacek.
Dritte Sitzung am 14. Juni 1894. Vorsitzender : Oberlehrer
H. Engelhardt. — Anwesend 20 Mitglieder.
Prof. Dr. E. Kalkowsky widmet dem am 5. Juni d. J. in Gera ver-
storbenen Prof. Dr. K. Theodor Liebe einen Nachruf, in dem er dessen
ausgezeichnete Thätigkeit auf dem Gebiete der Ornithologie und der
Geologie gebührend hervorhebt.
Oberlehrer H. Engelhardt legt eine Reihe neuer geologischer Ab-
handlungen vor und beantwortet sodann in längerer Rede die Frage:
Was erinnert uns in unserem Sachsenlande an die Pflanzen-
welt der Tertiärzeit?
Prof. Dr. E. Kalkowsky berichtet über im Laufe des Jahres statt-
findende naturwissenschaftliche Wanderversammlungen, verbreitet sich
über neue litterarische Erscheinungen und legt drei Demonstrations-
Mikroskope vor, die vom Mechaniker R. Fuess in Steglitz bei Berlin
soeben für den Unterricht in Mineralogie und Petrographie construirt
worden sind.
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Dieselben sind leicht aber fest gebaut und können von Hand zu Hand gehen für
die Beobachtung gegen den Himmel oder irgend eine künstliche Lichtquelle. Polarisator,
drehbarer Tisch mit Klemmfedern, leicht ausschaltbarer Analysator, ein Ocular und
schwächere Objective von Hartnack bilden die Ausstattung dieser billigen Instrumente,
deren Brauchbarkeit noch durch Beigabe von einigen weiteren Vorrichtungen zur Be-
obachtung von optischen Interferenzerscheinungen und durch ein ganz einfaches Stativ
mit Spiegel zur Verwendung des Instruments als einfaches, vertikal stehendes Mikroskop
erhöht worden ist. Der Tubus wird durch eine Hülsenschraube festgehalten, eine Pein-
einstellung ist noch durch Verschiebung des Oculars möglich.
Prof. E. Zschau legt eine Reihe von ihm gesammelter Kalkspath-
krystalle aus dem Syenit des Plauenschen Grundes vor.
Die Kry stalle zeichnen sich alle durch Grösse und Schönheit und durch Wachs-
thumserscheinungen aus, wie z. B. die grossen Tafeln, auf deren Basisflächen zahlreiche
spitze Skalenoeder aufgewachsen sind, oder wie die grossen Krystalle mit Flächen voller
Spitzen von Subindividuen. Alle diese Kalkspäthe sind aber ferner ausgezeichnet durch
die ganz ungewöhnliche, gute Spaltbarkeit nach der Basis; mit Leichtigkeit lassen sich
Spaltungsblättchen gewinnen, die in der Turmalinzange die Interferenzkreuze mit iso-
chromatischen Curven zeigen.
IV. Section für prähistorische Forschungen.
Erste Sitzung am 11. Januar 1894. Vorsitzender: Rentier
W. Osborne. — Anwesend 20 Mitglieder.
Lehrer A. R. Bergmann hält einen Vortrag über Kurfürst August
und Kurfürstin Anna in ihren Beziehungen zur prähistorischen
F orschung.
Dem universellen Interesse der Kurfürstin Anna, das sie für jedes Gebiet mensch-
lichen Wissens und Könnens zeigte, verdanken wir die ersten urkundlichen Nach-
richten von vorgeschichtlichen Funden und somit überhaupt die ersten Anfänge
prähistorischer Forschungen, wenigstens in Kursachsen.
Im Jahre 1566 hatte man in der Niederlausitz im Dorfe „Gross Luben“ (Lübbenau),
einer Besitzung des Asmus von Minckwitz, Töpfe gefunden, „die von selbst ge-
wachsen vnd von keinem Menschen gemacht seien“. Was waren dies für Töpfe? Man
erging sich in allerlei Muthmassungen und — man begnügte sich vor der Hand damit.
Das Kurfürstenpaar, das von diesen Funden gehört hatte, suchte sich nun solche Wunder-
dinge zu verschaffen. Kurfürstin Anna wandte sich am 10. Juni 1566 an Wolt
von Schönberg. Dieser sollte zu erfahren suchen, „wo dieser orth sey, zu welcher
Zeit die gefehfse gefunden, ob sie vber der Erden oder darunter vnd wie tieff sie ligen
vnnd was sonst mehr bestendigs vnd gruntlichs dauon gesagt vnd erweiset werden möge.“
Wolf von Schönberg kann darüber der Kurfürstin am 14. Juni 1566 Bericht erstatten,
dass der Ort, „der ende man solch Jrdisch gefefs gräbt“ in „Gross -Liebenau“ (Nieder-
lausitz) sei. Zugleich theilt er noch mit, „dass solch gefehfs an dem ort etzlichs einer
eilen afler anderthalb, auch zwo ehlen vnd also eines tiefer den das andere im erdtreich
lieget vnd zu befinden ist.“ Die Zeit des Ausgrabens wusste er jedoch nicht mehr, wes-
halb er bereits Asmus von Minckwitz darüber um Auskunft gebeten hatte. Dieser
schreibt nun selbst an die Kurfürstin „wegen etzlicher irdischer gefefs, so vf meinem
felde selbst gewachsen.“ Asmus von Minckwitz berichtet ausserdem, dass er selbst ein-
mal nach Dresden kommen und solche Gefässe mitbringen wolle, da würde er dann selbst
„allerley bericht thun, zu welcher Zeitt man sihe pfleget zu finden, ob silie vber oder
vnter der erde stehen, wan sihe tieff oder seichte liegen, auch was man vor Materie
pfleget darinnen zu finden.“ In seinem Berichte erwähnt er dann noch andere Sachen.
Wahrscheinlich hoffte Asmus von Minckwitz sein Gut „Gross Luben“ vortheilhaft an
den Kurfürsten verkaufen zu können. Dies berührt jedoch die feinfühlende Anna un-
angenehm, weshalb sie absieht von Asmus von Minckwitz „solche geschirr oder gefeefs“
zu erhalten. Wolf von Schönberg soll nun darnach trachten, anderwärts diese begehrens-
werthen Töpfe zu erlangen. Allein sein Mühen ist vergeblich. Da endlich schickt
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Caspar von Minckwitz „zwey stucklein, wie woll gantz vnformlich, doch rechter
irden art.“ Auch verspricht er noch ein Mehreres zu schicken, wenn die Kurfürstin
„in seinem ihm anliegenden Sachen gnädigste Vorbitt hei dem Kurfürsten thun wolle.“
Es betrifft dies wahrscheinlich den Gutsverkauf. Wolf von Schönberg theilt dies Alles
am 4. August 1566 der Kurfürstin mit, weshalb nun diese endgültig absieht von Caspar
von Minckwitz solche Töpfe zu bekommen. Damit war die ganze Angelegenheit von
Seiten der Kurfürstin erledigt
Vortragender geht nun auf den Glauben des Volkes ein, was das Volk von diesen
Töpfen hält und meint. Der gemeine Mann fasste dieselben als „Zwergentöpfe“ auf.
Anderer Ansicht sind jedoch die Gelehrten damaliger Zeit. Cromerus nennt sie eben-
falls „selbstgewachsene“ (sponte nascuntur). Matthe sius hält sie für „natürliche,
vngemachte vnd von Gott vnd der Natur gewirkte Töpfe“. Lange konnte sich diese
Ansicht nicht halten. Es war im Jahre 1578. In Annaburg waren Töpfe mit Asche
gefunden worden. Der Schösser zu Annaburg vermittelt diese Funde an den Kurfürsten
und dieser schreibt nun am 7. August 1578 wieder an seinen Beamten. Dies Schreiben
ist gerade dadurch interessant, da wir daraus ersehen, dass jetzt eine andere Auffassung
bezüglich dieser Töpfe herrschte. „Es ist zuuormuthen, das inn vorzeitten inn der
Heidenschafft, da man die toden Leichnam noch hat pflegen zu vorbrennen, ihr begrebnuss
alda gewesen sei etc.“ — Nun war die räthselhafte Frage gelöst, die Antwort gefunden.
Die Töpfe, von denen man die wunderlichsten Fabeln berichtete, sind also unsere be-
kannten Urnen. Agricola, ein Gelehrter damaliger Zeit, theilte auch diese Ansicht
und suchte die Richtigkeit seiner Auffassung durch mehrere Beweise zu bekräftigen.
Am Schlüsse seiner Beweisführung sagte er dann: „Also lass ich es derwegen dabey
bleiben, dass es urnae mortuorum seien.“ — So werden also seit dem Jahre 1578 diese
Töpfe als Urnen aufgefasst.
Lehrer H. Döring spricht über von ihm aufgefimdene slavisclie
Reste auf dem Lüptitzer Spitzberge hei Wurzen.
Der eine Stunde nördlich von Wurzen liegende Lüptitzer Spitzberg, eine steile
Porphyrkuppe der Hohburger Berge, gewährt nicht nur einen umfassenden Rundblick
über die bewaldeten Höhen und die fruchtbare Muldenaue, er giebt auch Veranlassung,
den Blick in die ferne Vorzeit schweifen zu lassen. Beim Besteigen der von der Boden-
cultur völlig unberührten steilen Höhe findet man sowohl an den durch den fortschreiten-
den Steinbruchbetrieb veranlassten Schurfstellen des Nordabhangs wie auch insbesonders
an der von wilden Kaninchen unterwühlten Rasenfläche der Ostseite zahlreiche Scherben,
Holzkohle, gebrannten Lehmbewurf, Thierknochen und vereinzelt einige Eisenreste.
Durch die an den Gefässscherben häufig auftretende Wellenlinie, durch Parallelstreifen
und den umgelegten Gefässrand ist der slavisclie Ursprung dieser Reste zur Genüge
festgestellt, der weiter durch das Vorkommen der charakteristischen Burgwallschlacke
und durch eine wohlerhaltene eiserne Scheere bestätigt wird. Vergebens sucht man
freilich nach einem ausgeprägten Wall, nur schwache Andeutungen eines solchen finden
sich als sanfte Welle im oberen Theile des Ostabhanges. Der durch die Steilheit des
Spitzberges in ausreichender Weise gebotene natürliche Schutz ist wohl der Grund ge-
wesen, dass von der mühevollen Errichtung eines Walles zur Sicherung dieser Stätte
abgesehen werden konnte.
Wel chem Zwecke die Höhe gedient, soll hier nicht entschieden werden. Mögen nun
in der Vorzeit die Opferfeuer weit in die Ebene hinausgeleuchtet haben, oder mag die
Schaar der Krieger von hier aus die heimathlichen Gefilde bewacht haben — jedenfalls
war der Besitz der die Umgebung beherrschenden Höhe von Werth; von hier aus konnte
leicht der Feind erspäht oder ein Signal nach fernliegenden Höhen gegeben werden.
Es ist verwunderlich, dass dieser Oertlichkeit, deren prähistorischen Charakter man
ohne Schwierigkeiten erkennt, bisher in der vorgeschichtlichen Litteratur nirgends Er-
wähnung geschah. Selbst Preusker, der die ausgezeichnetste Kenntniss prähistorischer
Oert.lichkeiten besass und in allen Theilen des sächsischen Landes vielseitige und gute
Beziehungen unterhielt, erwähnt ihrer nicht.
Das am Ostfusse des Berges gelegene Dorf Lüptitz gehörte zum Stift Wurzen.
Es geht die Sage, dass vom Spitzberge nach dem Wurzener Dom ein unterirdischer,
jetzt verschütteter Gang führe. Eine weitere Ueberlieferung berichtet von einem Riesen,
der von der Höhe nach den nördlich gelegenen Bergen geschritten sei und Steine ins
ebene Land geschleudert habe. Jedenfalls geht daraus hervor, dass die Bevölkerung der
Höhe eine Bedeutung für die älteste Zeit beilegt. Auch heute noch hat das Volk Sinn
und Interesse für alte und neue Ueberlieferungen, die sich an den Berg knüpfen. So
berichten die Dorfbewohner, dass man 1871 zur Feier des Friedens und als Ausdruck
11
der Siegesfreude auf der felsigen Höhe ein mächtiges Holzfeuer entzündete, welches als
gigantische Siegesfackel in die Ebene hinaus leuchtete. Das Volk hat die alte Höhe
im Augenblicke des lebhaften Empfindens noch nicht vergessen.
Eine Anzahl photographischer Aufnahmen des Berges, sowie Gefäss-
scherben, Eisenreste etc. gelangen während des Vortrags zur Vorlage.
Dr. J. Deichmüller widmet dem am 3. December 1893 zu Christiania
verstorbenen Archäologen J. Undset einen ehrenden Nachruf und legt
dessen Hauptwerk: „Das erste Auftreten des Eisens in Nordeuropa“ vor.
Derselbe berichtet ferner über die im Jahre 1893 für die K. Prä-
historische Sammlung zu Dresden unternommenen Ausgrabungen und
über neuere Erwerbungen dieser Sammlung.
Auf Anregung des Bürgermeisters von Lommatzsch, Dr. Zahn, unternahm Bericht-
erstatter im September unter Leitung von Geh. Hofrath Dr. Geinitz die Untersuchung
eines Gräberfeldes, welches kurz vorher auf Zöthainer Flur bei Lommatzsch, auf
einem dem Gemeindevorstand Wenke gehörigen Acker aufgefunden worden war. Die
theils mit grösseren Steinen umsetzten und bedeckten, theils frei im Boden angelegten
Grabstätten sind regellos in nur geringer Tiefe unter der Erdoberfläche vertheilt, die
Gefasse zumeist durch den Frost oder den Pflug zerstört. Um eine grössere Urne mit
Leichenbrand und unbedeutenden Bronzeresten, darunter dem Bruchstück einer Nadel
mit quergeripptem Kopf, sind zumeist kleinere Beigefässe, u. a. auch Buckelurnen ge-
stellt; alle Gefässe tragen den Charakter des „Lausitzer Typus“ an sich. Die die Urnen
umgebende Erde enthielt vereinzelt in ihrer Form an Schaber erinnernde Feuersteinsplitter.
Eine gleichzeitig vorgenommene Untersuchung der sogen. Zöthainer Schanze
ergab, dass die noch in einer Urkunde des vorigen Jahrhunderts als „Burgberg“ be-
zeiclmete Anhöhe ein heute eiugeebneter, von Slaven angelegter Bundwall ist, dessen
ehemalige Umgrenzungen noch durch beraste Wallböschungen angedeutet sind. Zahl-
reiche auf der Hügeloberfläche verstreute Gefässsch erben sind mit den für den „Burgwall-
Typus“ charakteristischen Wellenlinien und Stichornamenten versehen.
Eine bei der Anlage der Helbig’schen Gärtnerei in Laubegast in 0,6 m Tiefe
unter einer Henkelurne gefundene, aus zwei genau aufeinander passenden Steinplatten
bestehende Handmühle, welche der K. Prähistorischen Sammlung von dem Besitzer als
Geschenk übermittelt wurde, gab Veranlassung zur weiteren Untersuchung des Fundorts,
wobei aber nur noch ein Urnengrab vom „Lausitzer Typus“ festgestellt werden konnte.
Neben neueren Erwerbungen aus den Urnenfeldern von Dobra, Hosterwitz und
Löbtau ist namentlich die reiche Sammlung von Urnen und Bronzen hervorzuheben,
die Lehrer E. Peschei auf dem ausgedehnten Gräberfelde von N ünchritz (s. Sitzungs-
ber. d. Isis, 1893, S. 8) ausgegraben und an das Museum abgetreten hat.
Rentier W. Osborne legt ein in Prag erworbenes Gefäss von der
Juliska b. Prag vor, das mit einer ungewöhnlichen Verzierung geschmückt
ist, die aus einer Combination von 5 Schnurornamenten besteht und gurt-
oder bandartiges Aussehen hat.
Derselbe bringt weiter zur Ansicht ein mittelalterliches Eisenbeil
von Reichenhall und eine Anzahl prähistorischer Beile ver-
schiedener Typen, die er zum Zwecke der Demonstration mit Holzschäften
versehen liess.
Zweite Sitzung am 8. März 1894. Vorsitzender: Rentier W. Osborne.
— Anwesend 20 Mitglieder.
Der Vorsitzende hält einen längeren Vortrag über die vor-
geschichtlichen megalithischen Steinbauten mit Zugrundelegung
von Fergusson’s Werk: Les monuments megalithiques.
Geh. Hofrath Dr. Geinitz macht bei dieser Gelegenheit auf einen
Dolmen in der Gersdorfer Haide bei Gross-Cotta bei Pirna auf-
merksam, der sich vor einigen Jahren noch dort befand, und berichtet
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weiter über cigentliümliclie Steinbauten an den Trollhättan fällen
in Schweden.
Lehrer H. Döring spricht über grosse Glasperlen, Bronze- und Eisen-
beigaben aus einer Urne des Gräberfeldes von Löbtau und über
neolithische Beste aus unmittelbarer Nähe dieses Urnenfeldes.
Bei Besichtigung der Planirungsarbeiten am Nostitz- Wall witzplatz in Löbtau fand
Berichterstatter eine Anzahl verzierter Gefässscherben, geschlagene Feuersteinsplitter,
Nuclei sowie polirte Grünstein artefacte, sogen. Flachbeilchen. Die Ornamente der Scherben
zeigen den ausgeprägten Typus der „Bandkeramik“ der neolithischen Zeit, und reihen
sich die Funde den Resten der neolithischen Tri cht ergruben im neuen Weisseritzbett an
(s. Sitzungsber. d. Isis, 1893, S. 7).
Lehrer 0. Ebert berichtet über weitere neolithische Funde in
Cotta an der Ecke der Heinrich- und Briessnitzstrasse und über eine
slavische Herdstelle in Cossebaude gegenüber dem Bahnhof.
Dr. J. Deichmüller legt ein neolithisches Gefäss mit schönem
Schnurornament von Klotzsche-Königswald bei Dresden vor, das sich
im Besitz des Herrn E. Kiihnscherf befindet, sowie verschiedene durch-
lochte Steinbeile, die bei Anlage des neuen K. B otanischen Gartens,
des Tolkewitz er Friedhofs und beim Grundgraben des Hauses Canaletto-
strasse Nr. 7 in Dresden gefunden wurden.
Excursion.
Am 16. Juni 1894 unternahmen 7 Mitglieder der Isis einen Ausflug
nach Schloss Zschorna bei Radeburg zur Besichtigung der Sammlungen
des verstorbenen Ehrenmitgliedes der Gesellschaft, Fräulein Ida von
B o x b e r g.
In einem von Frau Osw. von Boxberg zur Verfügung gestellten Wagen wurde
der Weg von Radeburg nach Zschorna zurückgelegt , woselbst die Theilnehmer an der
Excursion in liebenswürdigster Weise empfangen und bewirthet wurden. Hierauf erfolgte
die Besichtigung der Sammlung, die zufolge letztwilliger Verfügung des Fräulein
Ida von Boxberg in Zschorna verbleiben soll.
Die Sammlung enthält ausser einer grossen Anzahl prähistorischer Gegenstände,
zumeist aus der nächsten Umgebung von Zschorna, aus den Gräberfeldern am Knochen-
berg bei Niederrödern und Dobra stammend, auch mittelalterliche Kunstgegenstände und
verschiedene Naturalien, darunter ausgestopfte Thiere, Mineralien, Gesteine u. s. w. Unter
letzteren befinden sich charakteristische Exemplare der in der Umgebung von Zschorna
ausserordentlich häufigen sogenannten Dreikantner oder Kantengeschiebe.
Nach einer Besichtigung der schönen Parkanlagen um Zschorna erfolgte die Rück-
fahrt nach Radeburg.
Y. Section für Physik und Chemie.
Erste Sitzung am 1. März 1894. Vorsitzender: Privatdocent Dr.
J. Frey b erg. — Anwesend 42 Mitglieder.
Der Vorsitzende gedenkt des im Januar d. J. verstorbenen Physikers
Prof. Dr. H ein rieh Hertz in Bonn und giebt ein kurzes Bild seiner
wissenschaftlichen Laufbahn und seiner hochbedeutenden, bahnbrechenden
Arbeiten auf dem Gebiete der Physik.
Dr. M. Corsepius, Oberingenieur der Firma 0. L. Kummer & Co.
in Niedersedlitz, hält hierauf einen Vortrag über die Anlage eines
13
Elektricitätswerkes der Stadt Dresden, welcher zu einer Debatte
und verschiedenen Anfragen reichlich Anlass giebt.
Zweite Sitzung am 19. April 1894. V orsitz ender : Privatdocent
Dr. J. Freyberg, — Anwesend 41 Mitglieder.
Der 1. Vorsitzende der Isis, Prof. Dr. G. Helm, macht der Section
die erschütternde Mittheilung von dem unerwarteten Hinscheiden ihres
Vorstandes, des Herrn Prof. Dr. E. Zetzsche, welchem er nach Schil-
derung seines Lebenslaufes einen warmen Nachruf widmet.
Prof. Dr. E. von Meyer spricht hierauf über Lavoisier und die
Chemie seiner Zeit, — eine Säcularbetrachtung.
Excursion.
Am 21. Juni 1894 besichtigten 38 Mitglieder und Gäste das Elek-
tricitätswerk der K. Sächsischen Staatseisenbaimen in Dresden-
F rie dri ch stadt.
Unter der freundlichen Führung' von Baurath Prof. Dr. R. Ulbricht wurde die
von vorgenanntem Herrn geplante, seit 1. Mai d. J. in Betrieb genommene, z. Z. in
Dresden einzig dastehende elektrische Centrale einer eingehenden Besichtigung unter-
zogen. Hierbei erregten die Kessel- und Dampfmaschinen- Anlage, die riesigen elektrischen
Maschinen, die Transformatoren, sowie die Schaltungsanlage , die Leitungsführung der
hochgespannten Ströme und das Laboratorium durch Ausführung wie Anordnung in dem
schmucken Gebäude am neuen Weisseritz-Flussbett, gerechte Bewunderung.
Yl. Section flir Mathematik.
Erste Sitzung’ am 8. Februar 1894. Vorsitzender: Prof. Dr. M. Krause.
— Anwesend 7 Mitglieder.
Prof. Dr. M. Krause spricht über die Entwickelung der ellip-
tischen Functionen in Potenzreihen.
Jede elliptische Function kann nach Potenzen ihres Arguments entwickelt werden,
wobei die Coeffizienten ganze Functionen des Moduls sind. Hermite giebt einige
Eigenschaften dieser Coeffizienten ohne Beweis an, Joubert und Andre haben die
Hermite’schen Sätze verallgemeinert und auf andere Functionen übertragen. Die Be-
weise sind mannigfacher Art. Der Vortragende giebt eine einheitliche Methode, die für
alle Sätze der skizzirten Art ausreicht und in einer einfachen Weise die Sätze von Andre
und Joubert ergiebt. Die nähere Ausführung findet sich in den Sitzungsberichten der
K. Sachs. Ges. der Wissenscli. in Leipzig vom 8. Januar 1894.
Zweite Sitzung am 14. Juni 1894. Vorsitzender: Prof. Dr. M. Krause.
— Anwesend 9 Mitglieder.
Prof. Dr. K. Rohn spricht über die Construction einer Fläche
2. Grades, von der 9 Punkte gegeben sind.
Diese Aufgabe ist im Wesentlichen gelöst, wenn durch 3 mal 3 der 9 Punkte eine
Ebene und in diesen durch die bez. 3 Punkte ein Kegelschnitt gelegt ist, so dass jeder
dieser 3 Kegelschnitte jeden der 2 anderen in 2 Punkten schneidet. Die ersten Lösungen
dieses Problems rühren von Hesse, Steiner und Ch äsles her. Der Vortragende giebt
eine neue Lösung, indem er zu dem Schnittpunkte der obigen 3 Ebenen in Bezug auf
die gesuchte Fläche die Polarebene construirt, deren Schnitte mit den drei Ebenen die
Polaren zu jenem Schnittpunkt in Bezug auf die 3 Kegelschnitte sind, wodurch diese
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Kegelschnitte construirbar, bestimmt sind. Diese Polarebene enthält die 3 Punkte, die
dem Schnittpunkte der drei Ebenen in Bezug auf alle Flächen durch nur 6 der gegebenen
9 Punkte conjugirt sind.
Zum Schluss erwähnt der Vortragende einige Sätze und Aufgaben
der Planimetri e, die dadurch einfacher werden, dass man die be-
treffende Figur als Projection einer räumlichen Figur ansieht.
VII. Hauptversammlungen.
Erste Sitzung am 25. Januar 1894. Vorsitzender: Prof. Dr. G. Helm.
— Anwesend 38 Mitglieder.
Zur Mittheilung gelangt die Einladung zu der vom Leb rer verein
für Naturkunde in Dresden im Fr ö beihause veranstalteten Aus-
stellung, welche den geologischen Aufbau der Heimath veranschaulichen
und eine Sammlung von Lehrmitteln für die Behandlung der Erdbildungs-
lehre im Unterricht bieten soll.
Vorgelegt wird ferner eine photographische Aufnahme der ,, Osiris“
am 21. December 1893.
Dr. Fr. Raspe legt eine Anzahl von ihm am Strande von Norderney
gesammelter Muscheln, Schnecken, Seeigel, Seesterne und Tange aus.
Dr. W. Bergt spricht an der Hand zahlreicher Belegstücke über die
klassischen Stätten des C o ntactmetam orplii smus in Sachsen.
Im Anschluss an diesen Vortrag theilt Prof. Dr. W. Hempel Be-
obachtungen in grösseren Eisenhüttenwerken mit, die geeignet sind, Auf-
schluss über die Entstehung mancher Gesteine zu geben.
Zweite Sitzung am 22. Februar 1894. V orsitzender : Prof. Dr. G. Hel m.
— Anwesend 38 Mitglieder.
Dr. Fr. Raspe erstattet Bericht über den Kassenabschluss für das
Jahr 1893 (s. Anlage S. 20). Zu Rechnungsrevisoren werden Bankier
A. Kuntze und Prof. Dr. K. Rohn gewählt.
Der Voranschlag für 1894 wird einstimmig angenommen.
Prof. Dr. 0. Schneid er bespricht das Werk von An t. Göhri ng:
Vom tropischen Tieflande zum ewigen Schnee. Eine malerische Schilde-
rung des schönsten Tropenlandes Venezuela. Leipzig bei Adalb. Fischer.
Dr. J. Deichmüller erläutert an einer Fundkarte die bisherigen
Ergebnisse der vorgeschichtlichen Forschungen in und um
Dresden.
Dritte Sitzung am 29. März 1894. Vorsitzender: Prof. Dr. G. Helm.
— Anwesend 36 Mitglieder.
Die Rechnungsrevisoren haben den Kassenabschluss für 1893 für
richtig befunden und wird dem Kassirer Decharge er theilt.
Baurath Prof. Dr. R. Ulbricht berichtet über seine 189 3 nach
Chicago unternommene Reis e.
15
Vierte Sitzung am 20. April 1894. Vorsitzende: Dr. Fr. Raspe
lind Prof. Dr. G. Helm. — Anwesend 27 Mitglieder.
Oberlehrer CI. König hält einen Vortrag über die Grundlagen
zu Alexander von Humboldt ’s pflanz engeographischen Ideen.
Hieran scliliesst sich eine Besprechung über die für die nächste Woche
in Aussicht genommene Excursion.
Excursionen. —
Am 3. Mai 1894 unternahmen 22 Mitglieder einen Ausflug nach
T et sehen, von wo sie unter Leitung von Prof. Dr. E. Hi b sch in Lieb-
werd der „Kolm er Scheibe“ einen Besuch abstatteten, um deren geo-
logischen Aufbau kennen zu lernen.
Nachdem die Theilnehmer, immer aufwärts steigend, die hier die Kreideformation
überdeckenden diluvialen Gebilde verlassen, gelangten sie an den tongrischen Sandstein
und die ihn überlagernden, während des Aquitanien entstandenen vulkanischen Massen-
gesteine und pflanzenführenden Tephrittuffe. Zuletzt wurde dem Explosivkrater dieses
interessanten Berges ein längerer Besuch zu Th eil. Den anwesenden Botanikern bot
die an seltenen Pflanzen reiche Frühlingsflora Gelegenheit zu fleissigem Sammeln.
Am Nachmittage wurden der S chlossg arten in Tetscli en und dessen
Gewächshäuser einer Besichtigung unterzogen.
Am 2. Juni 1894 besichtigten 38 Mitglieder und Gäste die Maschinen-
fabrik und elektrischen Werkstätten von 0. L. Kummer & Co.
in Niedersedlitz bei Dresden.
Die Reihe stattlicher Neubauten, welche die obengenannte Firma in wenigen Jahren
bei Erweiterung ihres geschäftlichen Betriebes aufführen liess, wurde dankenswerter
Weise unter der sachkundigen Führung des Herrn Oberingenieur Fi sc hing er durch-
wandert. Hierbei wurden die Modellwerkstätten, die Form- und Giessereiräume , die
Werkstätten für Maschinenbau und Mechanik, die Montirungssäle und Prüfungslaboratorien,
sowie der Akkumulatorraum besucht. Besonders interessant war der Einblick in die
für den Dynamo-Maschinenbau bestimmte geräumige Halle, in welcher zahlreiche Hilfs-
maschinen und viele geschäftige Hände eine grosse Anzahl von Dynamos verschiedener
Grösse und Construction ihrer Vollendung entgegenführten. Gebührende Aufmerksamkeit
erregte die Kraftstation für die elektrisch betriebene Strassenbahn Laubegast-Tolkewitz-
Blasewitz. Zwei mächtige Dampfdynamos stehen hier allzeit bereit, den zum Bahn-
betriebe erforderlichen elektrischen Strom zu entwickeln, der alsdann auf Luftleitungen
durch die Fluren von Niedersedlitz und Leuben dem Endpunkte der Strassenbahn in
Laubegast zugeführt wird. Der Besuch der Kummer’schen Werkstätten war ganz be-
sonders dadurch lehrreich, dass er zeigte, in wie vielseitiger Weise die verschiedensten
Arbeitsmaschinen durch Elektromotoren angetrieben werden können und wie praktisch
und einfach dieser leicht regulirbare Betrieb sich zu gestalten vermag.
Hierauf wanclerte die Hälfte der Theilnehmer nach Lauhegast, wo
im Restaurant zum Elbthal unter Vorsitz von Prof. Dr. G. Helm eine
Hauptversammlung zur Erledigung geschäftlicher Angelegenheiten, Aufnahme
von Mitgliedern u. s. w. abgehalten wurde.
Veränderungen im Mitgliederbestände.
Gestorbene Mitglieder:
Am 6. Februar 1894 verschied im Alter von 65 Jahren Dr. Victor
Hofmeister, Professor an der K. Thierärztlichen Hochschule in Dresden,
wirkliches Mitglied seit 1867.
16
In 0 schätz geboren, besuchte der Verewigte die Fürstenschule zu Grimma, um
später in Leipzig zuerst Medicin, dann Chemie zu studiren, in deren Dienst er schliess-
lich sein ganzes segensreiches Leben gestellt hat. Nach längerer Thätigkeit als Farben-
chemiker in einer Fabrik bei Wittenberge folgte er 1862 einem Rufe als Lehrer der
organischen Chemie an die K. Thierarzneischule in Dresden, deren Lehrkörper
er bis zu seinem Tode angehört hat. Neben seiner Lehrthätigkeit entwickelte
Dr. V. Hofmeister eine ausgedehnte schriftstellerische Wirksamkeit. Für zahlreiche
Fachzeitschriften schrieb er anregende Artikel physiologischen wie chemischen und
landwirtschaftlichen Inhalts, sein Hauptwerk ist die physikalisch-chemische Diagnostik,
die er in Gemeinschaft mit Prof. Dr. Siedamgrotzky herausgab. Der Verstorbene war
ob seines biederen und bescheidenen Wesens in allen Kreisen, die ihm näher traten,
hoch geschätzt.
Am 28. März 1894 starb Geh. Oberforstrath Dr. Johann Friedrich
Jn deich, Director der K. Sächsischen Forstakademie in Tharandt.
Am 27. Januar 1828 zu Dresden geboren, erhielt Friedrich Judeich seine Vor-
bildung auf der Kreuzschule, prakticirte 1845 — 1846 auf dem Altenberger Staatsforst-
reviere, studirte 1846—1848 auf der Forstakademie Tharandt und darauf noch ein Jahr
in Leipzig Nationalökonomie. Während seiner Thätigkeit bei der Forsteinrichtungs-
anstalt in Dresden 1849 — 1857 legte er die Prüfung für den höheren Staatsforstdienst
ab, trat dann als Forstmeister in die Dienste des Grafen Morzin in Hohenelbe, dessen
ausgedehnten Waldbesitz im böhmischen Riesengebirge er bis 1862 verwaltete, um hierauf
die Leitung der neuerrichteten Forstlehranstalt Weisswasser in Böhmen zu übernehmen.
Ostern 1866 folgte er einem ehrenvollen Rufe als Director der K. Sächsischen
Forstakademie zu Tharandt, welches Amt er mit treuester Liebe und Hingebung bis zu
seinem Hinscheiden verwaltete. Verschiedene Berufungen in andere, äusserlich be-
deutendere Stellungen lehnte er wiederholt ab, um das zu bleiben, was er sich selbst
als Lebensziel gesteckt hatte: der anregendste Lehrer und treueste Berather der jungen
Forstleute, die zu gutem Tlieile sein Weltruf aus allen Ländern in Tharandt ver-
sammelte.
Seine forstliche Wirksamkeit zu würdigen, oder die grosse Reihe ihm gewordener
äusserer Ehrenbezeugungen aufzuzählen, ist hier nicht der Ort. Erwähnt sei nur, dass
ihn 1866 die philosophische Facultät der Universität Leipzig zum Dr. phil. honoris causa
promovirte und zahlreiche hervorragende Gesellschaften, wie die Kaiserlich Leopoldinisch-
Carolinische Akademie der Naturforscher und die Kaiserliche Gesellschaft der Natur-
forscher zu Moskau zu ihrem Mitgliede ernannten.
In den Kreis unserer Isis führte 1854 den Verewigten sein Lieblingsfach, das ihm
bis an das Lebensende eine Erholung nach amtlicher Thätigkeit geblieben ist, die
Entomologie. Schon frühzeitig hatte er angefangen, Insecten zu sammeln, und war mit
gleichstrebenden Sammlern und Forschern Dresdens und dessen Umgebung in Ver-
bindung getreten, vor Allem mit seinem langjährigen Freunde Clemens Müller, dessen
bewährtes Urtheil er jederzeit hochschätzte. Naturgemäss wandte er den forstschädlichen
Insecten und ihrem Frasse sein Hauptinteresse zu, welches ihn schon zeitig mit Ratze-
burg in Verbindung brachte, dessen Beispiel folgend er jeden ihm vorkommenden
Insectenfrass durch Beobachtung oder Zuchtversuch zu ergründen suchte. Besonders
beschäftigte er sich mit der Zucht der Borkenkäfer; seine grosse Sammlung von Frass-
stücken bildet heute den Grundstock der betreffenden Abtheilung der akademischen
Sammlung, der er sie 1876 bei Begründung des Lehrstuhls für Zoologie, welche zum
guten Tlieile seiner Anregung zu danken ist, schenkte.
Den reichen Schatz seiner entomolog’ischen Erfahrungen hat Judeich in ver-
schiedenen Schriften niedergelegt. Seine hervorragendste schriftstellerische Leistung ist
die von ihm 1876 besorgte 7. Auflage von Ratzeburg’s ,, Waldverderbern“, in welcher
der ursprüngliche Text von ihm wesentlich erweitert und zeitgemäss umgestaltet wurde.
Die Vollendung der 8. Auflage dieses bedeutenden Werkes, deren Mitbearbeitung Prof.
Dr. H. Nit sehe in Tharandt übernahm, sollte er leider nicht mehr erleben. Seine
übrigen entomologischen Veröffentlichungen sind nicht zahlreich, die erste mit seinem
Freunde CI. Müller herausgegebene findet sich als „Beitrag zur Käferfauna Sachsens“
im Jahrgang 1857 des ältesten Vereinsorganes unserer Gesellschaft, in der allgemeinen
deutschen naturhistorischen Zeitung; daselbst ist auch ein von ihm gehaltener Vortrag
über „die Bedeutung des Waldes im Haushalte der Natur“ und ein Bericht über die
Thätigkeit der zoologischen Abtheilung der Isis, als deren Secretär er 1855 amtirte,
abgedruckt. Die späteren entomologischen Arbeiten sind wesentlich im Tharandter
forstlichen Jahrbuche enthalten. Im XXXI. Bande desselben findet sich auch eine
17
Arbeit über „die Y ogelschutzfrage in Deutschland“, auf deren gesetzliche Regelung er
wesentlichen Einfluss ausgeübt hat.
Unserer Isis gehörte der Verewigte von 1854 an als beförderndes, nach seinem
Weggange von Dresden 1857 als correspondirendes Mitglied an. 1873 ernannte ihn
unsere Gesellschaft in dankbarer Anerkennung seiner grossen Verdienste um die Natur-
wissenschaften zu ihrem Ehrenmitgliede.
Die Tragweite des durch seinen Tod erlittenen Verlustes können wir in den
Worten zusammenfassen, die ihm Prof. Dr. H. Nit sehe am 24. Mai d. J. in unserer
Gesellschaft nachrief : In ihm starb ein edler Mensch, ein eifriger Freund und Förderer
der Naturwissenschaften, ein geistvoller und pflichteifriger Lehrer und der erste Forst-
mann Deutschlands !
Am 18. April 1894 starb in Dresden Prof. Dr. Karl Eduard
Zetzsche, wirkliches Mitglied seit 1876.
Karl Eduard Zetzsche wurde am 11. März 1830 als Sohn des Wagnermeisters
und späteren Bauverwalters Johann Gotthilf Zetzsche in Altenburg geboren, besuchte
von 1843 an das Friedrichs- Gymnasium seiner Vaterstadt, verliess dasselbe Ostern 1851
mit grosser Auszeichnung und siedelte nach Dresden über, um sich hier an der
K. Sächsischen polytechnischen Schule dem Studium der Mathematik und Naturwissen-
schaften, besonders in ihrer Anwendung auf die Ingenieurwissenschaften, zu widmen.
Ostern 1853 legte er die Reifeprüfung für die untere, 1855 die für die obere Ab-
theilung ab, nachdem ihm bereits 1854 die bronzene, bei seinem Abgänge die
silberne Preismedaille verliehen worden war. Im Herbst 1855 wendete er sich nach
Wien, um sowohl an dem K. K. polytechnischen Institute, wie an der K. K. Universität
noch ein Jahr lang Vorlesungen über verschiedene Ingenieurfächer, über mathe-
matische Physik und staatswissenschaftliche Disciplinen zu hören. Hier fand Zetzsche
auch Gelegenheit, an einem Cursus über Telegraphie Theil zu nehmen, der ihm
den Eintritt in den österreichischen Telegraphendienst eröffnete, zunächst in Padua,
später in Triest. 1857 promovirte er an der philosophischen Facultät der Universität
Jena, wurde 1858 als Lehrer der Mathematik und Mechanik an die Gewerbeschule
in Chemnitz berufen , aus welcher Stellung er erst nach fast 20jähriger Thätig-
keit 1876 ausschied, um einem ehrenvollen Rufe als Professor für theoretische und
praktische Telegraphie an das K. Polytechnikum in Dresden zu folgen. Während seines
Chemnitzer Aufenthaltes hatte er sich einen eigenen Hausstand mit Fräulein Marie
Amalie Specht aus Dresden gegründet.
Mit dem Eintritt in den neuen Wirkungskreis in Dresden kam Eduard Zetzsche
als Lehrer an eine Anstalt, die er genau ein Vierteljahrhundert vorher als Lernender
bezogen hatte. Mit grossem Erfolge wirkte er hier als Lehrer der Elektrotechnik, und
sein sachgemässer akademischer Unterricht trug wesentlich zur Hebung dieses Wissens-
zweiges bei; ein besonderes Verdienst um das Polytechnikum erwarb er sich ausserdem
durch Schaffung einer werthvollen Sammlung elektrotelegraphischer Apparate. Leider
sollte Dresden den verdienstvollen Mann bald wieder verlieren. Eine Berufung in den
Reichstelegraphendienst führte ihn im Herbst 1881 nach Berlin als Docent der Telegraphen-
technik an der Telegraphenschule des Reichspostamtes und als kaiserlichen Telegraphen-
ingenieur. Gleichzeitig führte er die bereits von Dresden 1879 übernommene Redaction
der „Elektrotechnischen Zeitschrift“ in hingebender und unparteiischer Weise bis Ende
1886 fort, zu welcher Zeit ihn ein nervöses Leiden, die Folge von Ueberanstrengung
und Arbeitsüberlastung, zwang, zunächst auf seine redactionelle Thätigkeit zu verzichten
und im Herbst 1887 auch aus dem Reichsdienste zu scheiden.
Zetzsche zog sich nach Dresden zurück, um hier seine umfangreiche litterarische
Thätigkeit fortzusetzen. Zahlreiche werthvolle Abhandlungen aus seiner Feder sind
in den verschiedenen technischen Zeitschriften des In- und Auslandes veröffentlicht;
nicht minder gross ist die Zahl der von ihm verfassten selbständigen Werke aus den
Gebieten der Mathematik und der Telegraphie. Sein Hauptwerk ist das „Handbuch
der elektrischen Telegraphie“, dessen erster Band 1877 erschienen ist. Dieses bedeutende
Werk, zu dessen Herausgabe er die erste Anregung von Werner Siemens erhielt,
wird immer die Grundlage für alle späteren ähnlichen Arbeiten bleiben; noch wenige
Monate vor seinem Tode hat er die Schluss - Abtheilung desselben im Manuskript
vollendet.
Mit zahlreichen technischen und naturwissenschaftlichen Gesellschaften des In- und
Auslandes stand Zetzsche in reger Verbindung, mit Stolz zählten ihn viele zu ihren
Ehren- oder correspondirenden Mitgliedern. In unsere Isis trat der Verewigte 1876 als
wirkliches Mitglied ein, folgte auch während seines Aufenthaltes in Berlin mit leb-
18
haftem Interesse der Entwickelung der Gesellschaft und nahm nach seiner Rückkehr
nach Dresden die Beziehungen zu ihr gern wieder auf; oft weilte er seitdem in unserer
Mitte. 1893 und 1894 wählte ihn die physikalisch - chemische Section zu ihrem ersten
Vorsitzenden, welches Amt er bis zu seinem Scheiden mit grosser Hingabe verwaltete,
aus dem reichen Schatz seiner Erfahrungen immer belehrend und anregend auf die Hörer
einwirkend oder für Vorträge in den Sitzungen sorgend.
In den weitesten Kreisen schätzte man den Verewigten als ruhigen, bescheidenen
Mann, verehrte ihn als treuen Freund und biederen Genossen. Am Grabe trauern mit
der Familie seine zahlreichen Freunde, trauert die deutsche Wissenschaft um einen
Mann, dessen Name mit grösster Achtung und Verehrung genannt werden wird, so lange
es eine elektrische Telegraphie geben wird.
Am 5. Juni 1894 starb in Gera einer der bekanntesten Ornithologen
der Jetztzeit, Hofrath Prof. Dr. Karl Theodor Liebe, correspondirendes
Mitglied unserer Gesellschaft seit 1862.
Karl Theodor Liebe wurde am 11. Februar 1828 zu Moderwitz bei Neustadt
an der Orla als Sohn eines Predigers geboren, genoss seinen ersten Unterricht im
väterlichen Hause , besuchte dann das Stiftsgymnasium in Zeitz , welches er 1848 mit
dem Reifezeugniss verliess, um in Jena Theologie, daneben Geologie und Paläontologie
zu studiren. Nach Ablegung der theologischen Staatsprüfung ging er 1852 nach Hamburg
als Hauptlehrer am Schleiden’schen Realgymnasium, kehrte jedoch schon 1855 in seine
thüringische Heimath zurück, um in Gera die Stellung als Lehrer der Mathematik, von
1860 an als Director an der Gewerbeschule zu übernehmen. Ein Jahr später wurde er
zum Professor der Mathematik und Naturwissenschaften am Fürstlichen Gymnasium in
Gera ernannt und blieb, trotz mehrfacher Berufungen an Universitäten oder höhere
Lehranstalten, in diesem Amte bis Ostern 1894, um sich dann in den wohlverdienten
Ruhestand zurückzuziehen.
Ausser seiner Lehrthätigkeit fand Liebe noch Zeit, sich mit geologischen und
ornithologischen Studien zu befassen. Das Hauptgebiet seiner geologischen Forschungen
ist Ostthüringen, hier legte er die Grundlinien zu seinen späteren geologischen Auf-
nahmen. Die Ergebnisse seiner Untersuchungen hat er in zahlreichen Schriften ver-
öffentlicht, von denen hier nur einige hervorgehoben werden können: „Der Zechstein
des Fürstenthums Reuss-Gera“, „Das Zechsteinriff von Köstritz“, die mit H. B. Geinitz
1866 herausgegebene Arbeit über „Ein Aequivalent der takonischen Schiefer Nord-
amerikas in Deutschland und dessen geologische Stellung“, „Die erratischen Gesteine
in der Umgegend Geras“, „Ueber das Alter der Tentaculitenschichten in Thüringen“,
„Die Seebedeckungen Ostthüringens“, „Die zonenweise gesteigerte Umwandlung der
Gesteine in Ostthüringen“ und seine Arbeiten über die Knochenfunde in den Höhlen
Thüringens, namentlich in der Lindenthaler Hyänenhöhle. 1868 wurde Liebe von der
K. Preussischen und der Fürstlich Reussischen Regierung mit der geologischen Auf-
nahme Ostthüringens betraut. Seit dieser Zeit hat er die Resultate seiner Forschungen
in den Erläuterungen zu den einzelnen Sectionen und im Jahrbuch der K. Preussischen
geologischen Landesanstalt niedergelegt. Als Gesammtergebniss seiner Untersuchungen
veröffentlichte er 1884 die „Uebersicht über den Schichten auf bau von Ostthüringen“.
Die Thätigkeit als Geolog gab ihm vielfach Gelegenheit, die Vogelwelt seiner
Heimath zu beobachten. Schon im Vaterhause, wie auch durch Besuche beim Altmeister
der Ornithologie, dem Pfarrer Ohr. L. Brehm in Renthendorf, war in dem Knaben
das Interesse für die gefiederte Welt erregt worden, das ihm bis an sein Lebensende
treu bleiben sollte. In zahlreichen Schriften hat er seine Beobachtungen mitgetheilt;
der Werth dieser Arbeiten erhellt daraus, dass z. B, seine „Winke, betr. das Aufhängen
von Nistkästen“ und „Futterplätze für Vögel im Winter“ in 11 Auflagen in mehreren
Hunderttausend Exemplaren in Deutschland, Oesterreich und der Schweiz verbreitet
sind. Eine Zusammenstellung der in den verschiedensten Fachzeitschriften erschienenen
ornithologischen Veröffentlichungen Liebe’s ist durch Dr. C. R. Hennicke geschehen.
1876 betheiligte sich Liebe an der Gründung des „Sächsisch-Thüringischen Vereins für
Vogelkunde und Vogelzucht“, der 1878 in den „Deutschen Verein zum Schutze der
Vogelwelt“ umgewandelt wurde, als dessen zweiter Vorsitzender er die Zeitschrift
dieses Vereins von 1884 ab redigirte.
Auch gemeinnützige Bestrebungen hat er als langjähriges Mitglied des Gemeinde-
raths, des Gewerbe Vereins und als erster Vorsitzender der Gesellschaft von Freunden
der Naturwissenschaften in Gera stets unterstützt. Seine wissenschaftliche Bedeutung
wurde 1886 durch Ernennung zum fürstlichen Hofrath und 1894 durch Verleihung des
goldenen Verdienstkreuzes, wie durch die Ertheilung der Ehrenmitgliedschaft vieler
19
naturwissenschaftlicher und ornithologisclier Gesellschaften Deutschlands anerkannt.
Unserer Isis gehörte der Verewigte seit 1862 als correspondirendes Mitglied an, zahl-
reiche Schenkungen an unsere Bibliothek werden den Namen des verdienstvollen
Gelehrten in unserem Mitgliederkreise immer in dauerndem Andenken erhalten.
Am 6. Juni 1894 starb in Görlitz Restaurateur A. Peclitner, cor-
respondirendes Mitglied seit 1871.
Als wirkliche Mitglieder sind aufgenommen:
Pickel, Job., Dr. phil., Oberlehrer in Dresden, am 26. April 1894;
Kämnitz, Max, Chemiker in Dresden, am 29. März 1894;
Kalkowsky, Ernst, Dr. phil., Professor an der K. Technischen Hoch-
schule in Dresden, am 26. April 1894;
Krutzsch, Herrn., K. Oberförster in Hohnstein, am 2. Juni 1894;
v. Meyer, E., Dr. phil., Professor an der K. Technischen Hochschule in
Dresden, am 25. Januar 1894;
Vogel, Clem., Lehrer in Dresden, am 25. Januar 1894;
Weigel, Joh., Kaufmann in Dresden, am 2. Juni 1894;
Worgitzky, Eug., Dr. phil., Oberlehrer in Dresden, am 22. Februar 1894.
Zu correspondirenden Mitgliedern sind ernannt:
Hofmann, H., Bürgerschullehrer in Hohenstein-Ernstthal, am 25. Januar
1894;
Menzel, Paul, Dr. med., in Hainitz bei Bautzen, am 22. Februar 1894.
In die correspondirenden Mitglieder sind übergetreten:
Bernhardi, Joh., Landbauinspector in Altenburg;
Vater, Heinr., Dr. phil., Professor an der K. Forstakademie in Tharandt.
Dresden, am 21. Februar 1894. H. Warnatz, z. Z. Kassirer der Isis.
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Kassenabschluss der ISIS vom Jahre 1893.
Position. Einnahmen. Position. Ausgaben.
Sitzungsberichte
der
naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dresden.
1894,
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I. Section für Zoologie.
Yierte Sitzung am 11. October 1894 (in Gemeinschaft mit der Section
für Botanik). Vorsitzender: Prof. Dr. H. Nit sehe. — Anwesend 33 Mitglieder.
Der Vorsitzende hält einen Vortrag über die insektentödtenden Pilze
und Spaltpilze, sowie über deren leider sehr geringe Bedeutung für die
Bekämpfung der Feinde forst- und landwirtschaftlicher Kulturpflanzen.
Prof. Dr. 0. Drude bestätigt die Schwierigkeit der Anlage von
Kulturen niederer pflanzlicher Organismen in grossem Massstabe.
Institutsdirector Th. Reibisch spricht über den Zwischenkiefer
bei verschiedenen Säugethieren und legt mehrere Schädel zur De-
monstration dieses Knochens vor.
Fünfte Sitzung am 22. November 1894. Vorsitzender: Prof. Dr. H.
Nitsche. — Anwesend 21 Mitglieder.
Dr. F. Raspe legt eine Anzahl Eier eines afrikanischen Finken,
sogen. Mövchensi, vor, die dasselbe in einer Zeit legte, während der es
seinen Käfig in Gemeinschaft mit einem Tigerfinken -Männchen bewohnte.
Die Eier sind bebrütet, aber ohne Erfolg.
Prof. Dr. H. Nitsche hebt hervor, dass aus den von Dr. F. Raspe mit-
getheilten Beobachtungen nicht festzustellen sei, ob Bastardirung vorliege.
Dr. J. Thiele hält einen Vortrag über die neuere Systematik
der Schnecken unter Vorlage von Material aus der Sammlung des Herrn
Putscher und einschläglicher Litteratur:
Recherches sur divers Opistobranch.es, par P. Pelseneer;
Morphologie der Prosobranchier (gesammelt auf einer Weltreise der italienischen
Oorvette „Vettor Pisani“), von B. Haller;
Das Gebiss der Schnecken, zur Begründung einer rationellen Klassification unter-
sucht von Troschel, fortgesetzt von J. Thiele.
Geh. Hofrath Dr. H. B. Geinitz macht Mittheilungen über die Stel-
lung der Schwanzflosse an neuerdings aufgefundenen Ichthyosauren.
Prof. Dr. H. Nitsche berichtet über Vogelvarietäten, die neuer-
dings in die Sammlung der Forstakademie Tharandt gelangt sind, und
zwar besonders über einen Dompfaffen -Melanismus.
II. Section für Botanik.
Fünfte Sitzung am 25. October 1894 (Floristenabend). Vorsitzender:
Oberlehrer K. Wobst. — Anwesend 24 Mitglieder.
I)r. B. Scho r ler hält einen Vortrag über die Flora des oberen
Saalthaies und des Frankenwaldes und erläutert denselben durch
zahlreiche Vorlagen, welche er in dem genannten Gebiete gesammelt hat
(vergl. Abhandl. VI).
Im Anschluss hieran giebt Prof. Dr. 0. Drude nähere Erklärungen
über den von Dr. B. Schorler vorgelegten interessanten Bastard Asplenium
germanicum Weiss,
und spricht hierauf über die Verbreitung der südöstlichen
Pflanzengenossenschaften im Meissner Hügellande.
Dr. A. Naumann macht Mittheilungen über zwei nord amerika-
nische Nuss bäume, Juglcins cinerea und nigra L., besonders über
deren Früchte.
Zum Schlüsse legt Apotheker A. M. Schiimp ert eine abnorme Form
von Veronica spicata L. mit vielfach verzweigter Traube vor, gesammelt
in Löbsal bei Meissen.
Sechste (ausserordentliche) Sitzung am 15. November 1894 (Floristen-
abend). Vorsitzender: Oberlehrer K. Wobst. — Anwesend 15 Mitglieder.
Lehrer A. Jenke berichtet über neue Funde von D iatomaceen und
Desmidiaceen in der Flora von Dresden und seiner Umgebung
und demonstrirt dieselben an ausgestellten mikroskopischen Präparaten.
1. Cymb eil a s ub ae qualis Grün, oder C. p is ciculus Grün., gesammelt im
April 1894 im Palaisteiche des Iv. Grossen Gartens mit Oscilarien, Scenedesmus quadri-
cauda Turp., Closterium acerosum Ehrb. und CI. acutum Lyng., sowie mit Cymato-
pleura Sotea Ktz., Amphora ovalis Ehrb., Nitzschia sigmoidea W. Sm., Pleurosigma
Spencerii W. Sm., Pl. acuminatum W. Sm., Pinnularia viridis Rbh., Navicula cuspi-
data Krz., N. affinis Ehrb., N. limosa Ktz. var. gibberula Grün.
2. Pinnulari a polyonca Breb. oder P. undulata Greg., von Uirector Gersten-
berger in einem Wassertümpel der Charwiese bei Klotzsche gesammelt, vergesellschaftet
mit einer Anzahl Diatomeen und Desmidiaceen, als z. B. :
Navicula firma Ktz., N. gracillima Pritch., N. pachycephala Bbh., N. laevissima
Ktz. var. rectangularis Ktz., N. nodosa Ehrb., Pinnularia gibba Ehrb. (grosse Form)
P. stauroptera Gr., P. hemiptera Ktz., Stauroneis Phoenicenteron Ehrb., Eunotia dio-
don Ehrb., E. lunaris Ehrb. (Grün.), Gomphonema acuminatum Ehrb., G. coronatum
Bbh., Nitzschia curvula W. Sm., Tabellaria flocculosa Ktz., T. fenestrata Ktz., Cym-
bella gracilis Ktz., C. cuspidata Ktz. und
Eyalotheca dessiliens Sm., Desmidium Swartzii A g\, Micrasterias rotata Grev.,
M. truncata Cord., Euastrum oblongum Grev., E. ansatum Ehrb., E. binale Turp.,
Cosmarium Botrytis Bor., Xanthidium fasciculatum Ehrb., Staurastrum dejectum Breb.,
St. teliferum Rifs., St. polymorphum Breb., St. crenulatum Naeg., St. tricorne Breb.,
Didymocladon furcigerus Breb., Penium Digitus Ehrb., Docidium nodulosum Breb.,
D. asperum Breb., Closterium costatum Cord., CI. lineatum Ehrb., CI. striolatum Ehrb.,
CI. juncidum Rifs., Ankistrodesmus falcatus Cord., Pediastrum Heptactis Ehrb.
3. Staur astrum tumidum Breb., Abbild, in Wolle, Pl. 39, Fig. 1 und 2; Ralfs,
Tab. 21, Fig. 6, vom Vortragenden im October 1894 im bösen Loch der Dresdner Haide
gesammelt, und
4. Naviculci serians Ktz. var. minor Grün. Ausser der unter 3 angegebenen
Stelle, wo diese Diatomee ziemlich reichlich vorkam , noch in verschiedenen anderen
Wassertümpeln der Dresdner Haide gefunden. Im bösen Loch vergesellschaftet mit
folgenden
a) Desmidiaceen : Hyalotheca dessilicus Breb., Dydimoprium Grevillü Ktz., D.
Borreri Ulfs., Deswiidium Swartzii Ag\, Sphaerozosma vertebratuni Breb., Micrasterias
denticulata Breb., AI. rot ata Grev., Al. fimbriata Grev., M. Crux- Melitensis Ehrb.,
M. pinnatifida Ktz., M. crenata Breb., Euastrum verrucosum Ehrb., E. oblongum Grev.,
E. ansatum Ehrb., E. binale Turp., E. sublobatum Breb., Cosmarium Cucumis Cord.,
C Meneghinii Breb., C. tetraophthalmum Ktz., C. margaritiferum Turp., C. conspersum
Rifs, (sehr reichlich), C. Phaseolus Breb., C. Cucurbita Breb., C. turgidum Breb.,
Xanthidium armatum Breb., X cristatum Breb., X fasciculatum Ehrb., Anthrodesmus
convergens Ehrb., Staurastrum muticum Breb., St. orbiculare Ehrb., St. teliferum Ehrb.,
St. punctulatum Breb., St. polymorphuni Breb., St. controversum Breb., St. aculeatum
Ehrb., Tetmemorus granulatum Breb., Penium Digitus Breb., P. interruptum Breb.,
P. closterioides Breb., Docidium nodulosum Breb., D. Ehrenbergii Ktz., Closterium
Lunula Müll., CI. acerosum Sehr., CI. Diane Ehrb., CI. striolatum Ehrb., CI. juncidum
Ktz., CI. lineatum Ehrb., Ankistrodesmus falcatus Cord., Pediastrum Boryanum Turp.,
P. ellipticum Ehrb., Scenedesmus quadricauda Turp., Sorastrum spinulosum Naeg. ;
b) Diatomeen: Eunotia Tetrctodon Ehrb., Tabellaria flocculosa Ktz., T.fenestrcita
Ktz., Nitz sein a curvula W. Sm., Gomphonema coronatum Rbh., G. capitatum Ehrb.,
G. auritum A. Br., Cymbella gracilis Ktz., Navicula laevissima var. rectangularis
Ktz., N. racliosa Ktz., N. ovalis W. Sm., Pinnularia viridis Rbh., Frustulia saxo-
nica Rbh.
Prof. Dr. 0. Drude bespricht und bringt zur Vorlage:
Specialkarte der Umgebung von Meissen, herausgegeben von der naturwissenschaft-
lichen Gesellschaft Isis daselbst;
Loew: Pflanzenbiologische Floristik;
Regel: Thüringen, geographisches Handbuch;
Schulz: Die Orchideen Deutschlands;
Altenkircli: Beiträge über die Verdunstungsvorrichtungen in der trockenen
Geröllflora Sachsens (Inaug. -Diss.).
Derselbe übergiebt weiter eine Mittheilung von Prof. Dr. P. Magnus
in Berlin: Weitere Notiz über das Auftreten der Plasmodiophora
B rassicae Woron. an wilden Cruciferen.
„In den Abhandlungen der Isis 1893, Abh. VIII, habe ich mitgetheilt, dass ich
Plasmodiophora Brassicae Woron. auf Nasturtium silvesire am Elbufer bei Meissen
gefunden habe, und gebührend hervorgehoben, dass dieser an den kultivirten Kohlarten
und anderen kultivirten Cruciferen oft sehr verderblich auftretende Parasit nach meinem
Wissen zum ersten Male auf einer wilden Crucifere in einem Boden mit seiner natür-
lichen, d. h. nicht von Menschen angelegten Pflanzendecke beobachtet worden sei.
Seitdem habe ich Kenntniss erhalten von einer Arbeit, die der amerikanische
Botaniker Byron D. Halsted im Bulletin of the Torrey Botanical Club 1894, S. 76,
unter dem Titel: Club-Root in Common Weeds veröffentlicht hat. Halsted theilt darin
mit, dass er Plasmodiophora Brassicae Woron. auf Capselia bursa pastoris und
Sisymbrium vulgare bei New Brunswick in New Jersey, Nordamerika, beobachtet hat.
Er weist darauf hin, dass diese Pflanzen während des ganzen Jahres auf Gartenland
leben, auf dem später nützliche Cruciferen gezogen werden. So möchten diese wilden
Cruciferen die Plasmodiophora von einer Kulturperiode zur andern erhalten und sie
weiter verbreiten. Er räth daher dringend, diese wilden Cruciferen zu vernichten.
Auch ich kann nur meine Aufforderung an die Gärtner wiederholen, mit doppelter
Aufmerksamkeit das Auftreten dieser verderblichen Krankheit in ihren Gärten zu über-
wachen, namentlich in der Nähe der Fluss-, See- und Teichufer. Aus den Halsted’schen
Beobachtungen folgt aber noch vor allen Dingen, dass, wenn die Kohlhernie auf einem
Beete verderblich aufgetreten ist, es nicht genügt, auf diesem Beete mehrere Jahre
keine Kohlarten zu kultiviren , sondern man dort auch jedenfalls die wilden Cruciferen
sorgfältig entfernen muss, um sicher zu sein, dass sich keine entwickelungsfähigen
Sporen der Plasmodiophora Brassicae mehr in diesem Boden befinden.
Die mächtigen, von Plasmodiophora Brassicae hervorgerufenen Anschwellungen
des Wurzelstocks dürfen nicht verwechselt werden mit den von den Larven des Rüssel-
26
käfers Ceutorrhynchus am Wurzelstocke von Brassica und vielen anderen Cruciferen
her vorgeb rächten kugeligen Gallen.
Für gütige Uebersendung der an wilden Cruciferen aufgetretenen Plasmodiophora
Brassicae wäre ich sehr dankbar, da es von Interesse für weitere Untersuchungen
wäre.“
Hierauf spricht Privatus K. Schiller über die Flora des Bayri-
schen Waldes und erläutert seinen Vortrag durch zahlreiche daselbst
gesammelte Pflanzen, hauptsächlich Kryptogamen, und viele von ihm nach
der Natur gemalte und gezeichnete Abbildungen (vergl. Abhandl. IX).
Privatus F. Fritzsche legt eine abweichende Form von Filago ar-
vensis Fr. vor.
Dr. Th. Wolf macht im Anschlüsse daran Mittheilung über eine von
ihm im Rabenauer Grunde gesammelte Pflanze, welche für die Flora
Sachsens neu ist: Corydalis capnoides Walilbg.; ferner berichtet derselbe
über einen neuen Standort von Scilla bifolia DC. und über das Auftreten
von Melüotus parviflorus Dsf. und Bromus serotinus Ben. im Plauenschen
Grunde, sowie Eruca sativa Lam. am Elbufer. Alle genannten Formen
werden zur Vorlage gebracht.
Zum Schlüsse bespricht Dr. B. Sch or ler an der Hand der Beleg-
exemplare die neuen Phanerogamenfunde, welche im Herbarium der
K. botanischen Sammlung eingegangen sind (vergl. Abhandl. VII).
Siebente Sitzung am 6. December 1894. Vorsitzender: Prof. Dr.
0. Drude. — Anwesend 31 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende lenkt die Aufmerksamkeit auf Prof. Nitsche’s Vor-
lesungen über die „Naturgeschichte europäischer Hirscharten“ in der
Tharandter Forstakademie, die für einen weiteren Kreis berechnet sind.
Von neuer Litteratur wird besprochen und vorgelegt:
Die botanischen Anstalten Wiens;
En gier: Ueber die Flora des Gebirgslandes von Usambara und über die Glie-
derung der Vegetation von Usambara und der angrenzenden Gebiete;
Haeckel: Systematische Phylogenie der Protisten und Pflanzen;
Index Kewensis, Bd. I — III, Herausgabe des mit Darwinschem Legate be-
gründeten neuen Nomenclators der Gefässpflanzen bis 1885, also bis zu der
Zeit, in welcher die Nomenclatur ihre neueste verwirrungsreiche Periode un-
nöthiger Abänderungen begann;
Strasburger, Noll, Schenk und Schimper: Lehrbuch der Botanik für
Hochschulen (Preis bei ausserordentlich reicher Ausstattung und vielseitigem
Inhalt nur 7 Mark).
Schon öfters ist die Aufmerksamkeit der Section auf die neueren Errungenschaften
in der Flora des tropischen Afrika hingelenkt, wo Deutschland jetzt den älteren Be-
strebungen der Engländer [Speke & Grant, Welwitsch, Oliver’s in Kew ver-
fasste „Flora“ (unvollendet), Kirk u. A.] folgend mit dem grössten Eifer für Auf-
deckung des systematischen Materials und der geographischen Verbreitungsverhältnisse
sorgt und als Stützpunkt dieser Arbeiten unsere Kolonien benutzt. Nachdem vor
Kurzem Engler’s „Hochgebirgsflora“ des tropischen Afrika als sehr wichtige Arbeit
aus dem Berliner Museum ausgegeben war, hat sich die unermüdliche Arbeitskraft des
Leiters dieses Museums jetzt besonders auf das ostafrikanische Kolonialgebiet gerichtet,
von wo umfangreiche Sammlungen nach Berlin gesendet wurden. Es mögen daher die
Referate der vorliegenden neuen Arbeiten selbst folgen.
27
1. Engl er: Ueber die Gliederung der Vegetation von Usambara und
der angrenzenden Gebiete. (Abh. der preuss. Akad. d. Wissensch.
1894 86 S. 4°.)
In dieser wichtigen Abhandlung fasst Engler die Gesammtresultate zusammen,
welche sich aus den 4600 Sammlungsnummern zählenden Einsendungen Holst’s hei
ihrer Durcharbeitung in Berlin ergehen haben; eine Gliederung des Landes nach For-
mationen ist durch die genauen Angaben des Sammlers möglich geworden. Ist dadurch
eine Einsicht in die Landesverhältnisse gewonnen, wie sie für wenige afrikanische Ge-
biete gleich genau existirt, so hat noch ein höheres Interesse die hier gegebene pflanzen-
geographische Verallgemeinerung: Die tropisch -westafrikanische Waldflora,
deren Verwandtschaft hauptsächlich nach Madagaskar und Indien hin gerichtet ist,
schien bisher von dem afrikanischen Osten ausgeschlossen, da man südlich
vom Ghasal- Quellengebiete fast nur Steppen und Savannenpflanzen kannte, bis hin zu
den südtropischen Wäldern von Natal. Es hat sich nun in Usambara’s unteren
feuchten Bergwaldung en dasselbe Element wiedergefunden, zwar noch
nicht in so reichlicher Menge wie im Kamerun -Congo- Gebiet, doch genügend zu dem
Ausspruch, dass „an dem einheitlichen Charakter der tropischen Waldflora Afrikas nicht
mehr gfezweifelt werden kann“. Engler betrachtet die jetzt im Westen, im Ghasal-
Quellengebiet und in Usambara sich findenden zusammengehörigen Glieder desselben
Waldelementes als einen tropisch - afrikanischen Grundstock, der durch Ungunst der
Verhältnisse vielfältig zu einem Relict geworden ist, während die mit ihm nicht ver-
waldete Steppen- und Savannengehölzflora ihn umlagert und durchsetzt hat. — Von
den acht Formationsgruppen des Verfassers entfallen fünf auf Strand, Creek und Busch
der Hügelregion, Nyikasteppe und auf das zwischen Küstenland und Gebirgswaldregion
liegende Hügelland, zwei auf die untere und obere (über 1700 m) Gebirgswaldregion,
eine auf die offenen Formationen des höheren Gebirgslandes ; jede einzelne ist durch die
Beifügung ihrer Florenlisten ganz ausführlich gekennzeichnet.
2. Engler: Ueber die Flora des Gebirgslandes von Usambara. (Botan.
Jalirb. Syst. 1893, XVII, 156.)
Ein Gärtner, Carl Holst, war seit 1891 als Gärtner der Missionsstation Holien-
friedeberg bei Mlalo, 1460 m hoch gelegen, thätig und hat von dort reiche Sammlungen
nach Berlin geschickt, aus deren Bestimmung Engler das ungefähre Formationsbild
eines Landes entwerfen konnte, „welches jedenfalls im ganzen deutschen Ostafrika die
glänzendste Zukunft als Kulturland hat und pflanzengeographisch in seinen Beziehungen
zu Abessinien und zum Kapland eine hervorragende Rolle spielt“. Die Florenskizze
unterscheidet eine untere Gegend am Umba-Fluss mit 1320 m Thalsohle von der oberen
über 1700 m ansteigenden Gebirgsregion. Folgendes ist daraus hervorzuheben : Thalwiesen,
hauptsächlich aus „Ngage“ = Cyperus latifolius und „Nrine“ = Scirpus corymbosus ge-
bildet; in den Thalwaldungen grosser Reichthum von Farnen, baumartig Marattia fraxinect
und Cyathea Mannii , Laubbäume von Cussonia und Podocarpus ; Hügelgehölze von
Erythrina tomentosa mit zahlreichen Sträuchern, vereinzelt Protea abyssinica, alles
zahlreiche Verwandtschaft mit der Woina-Dega-Region Abessiniens bietend. Kulturland
hauptsächlich von „Ndigi“ = Banane, „Mtama“ = Sorghum, „Mgua“ = Zuckerrohr,
auch Mais; Manihot -Knollen hauptsächlichste Mehlpflanze. Hochwald der höheren Re-
gionen aus Podocarpus Mannii, Myrica- und Berberis - etc. Arten vom Kilimandscharo
oder den dortigen verwandten Arten ; Gesträuche daselbst auf den waldlosen Bergrücken
vorzugsweise gebildet von Ericinella Mannii und dem gemeinen Adlerfarn mit Struthiola,
Tliunbergia , vielen Gräsern, Liliaceen, Irideen, Stauden; an trockenen sonnigen Abhängen
massenhaft das als Deckmaterial benutzte ,,Inde“-Gras = Andropogon Nardus\ auf den
Gebirgswiesen Hauptbestand von Kyllingia brevifolia und Fimbristylis diphylla , Gräser
fast gar nicht. Letztere herrschen dagegen in der Nyika-Steppe vor, deren allgemeinen
Charakter schon Baumann (Usambara, S. 7) entwarf, deren botanische Analyse aber
hier zum ersten Mal gegeben wird (über ein Dutzend Gräserarten); hier auch Sanse-
viera und Adansonia , über deren Benutzung als Fasermaterialien Holst ebenfalls be-
richtet. Auf den trockenen Hügeln dieser Steppenregion finden sich wenige Gehölze,
darunter Olea chrysophylla.
Dr. B. Schorler legt vor und erläutert den neuen Dodel’schen
Pflanzenatlas, Section „Iris“, welcher die Entwickelungsgeschichte eines
typischen Beispiels (Iris sibirica) von der Befruchtung einer Blüthe zur
28
Samenbildung und Entstehung des jungen Keimpflänzchens in z. Th. sehr
schön gelungenen farbigen Abbildungen verfolgt, unter denen die Bildung
des Embryos am besten bedacht ist.
Prof. Dr. 0. Drude bespricht schliesslich die Secretbildung in
den Oel- und Balsam-Gängen der höheren Pflanzen, unter Vor-
lage einer neueren Abhandlung in den Berichten der naturforschenden
Gesellschaften zu Bern und unter Demonstration einer Reihe mikroskopischer
Präparate von Nadelhölzern und Doldengewächsen (Imperatoria).
III. Section für Mineralogie und Geologie.
Vierte Sitzung am 1. November 189t. Vorsitzender: Geh. Hofrath
Dr. H. B. Geinitz. — Anwesend 25 Mitglieder.
Zunächst berichtet der Vorsitzende über einen Ausflug, den er im
Laufe des September d. J. mit seinem Sohne, Prof. E. Geinitz in Rostock,
nach dem N o r d-Ostsee-Kanal unternommen hat.
Die geologischen Verhältnisse der ganzen Kanalstrecke sind nach den ersten Mit-
theilungen darüber von E. Geinitz in der Naturwissenschaftlichen Wochenschrift von
Potonie, 1890, Nr. 52, hier früher besprochen worden, jetzt liegt die schöne officielle
Karte vom Nord -Ostsee- Kanal, mit Erläuterungen bearbeitet von der Kaiserl. Kanal-
Commission in Kiel, im Massstabe von 1 : 100000, Berlin 1890, zur näheren Einsicht der
geographischen und orogra.phischen Verhältnisse vor. Es sei daran erinnert, dass die
Kanallinie die Gesammtlänge von 98,65 km hat und von der Mündung in die Kieler
Eöhrde bei Holtenau bis Rendsburg im Allgemeinen dem alten Eiderkanal, nur mehr-
fach dessen Windungen abschneidend, folgt, von Rendsburg nahe demselben südlich
nebenher läuft und bei dem nördlichen Knie der Eider deren Nähe verlässt, um sich in
südwestlicher Richtung durch die sich hier anschliessenden Alluvialniederungen nach
Brunsbüttel zur Mündung der Elbe zu wenden. Ausser Anschlussschleussen bei
Rendsburg und Burg besitzt der Kanal nur an seinen Enden Schleussen, bei Holtenau
zum Abschluss von Hochwasser durch Sturmfluthen, bei Brunsbüttel zur Regulirung
der Gezeitdifferenzen , die sich im alten Eiderkanale bis nach Rendsburg hin Geltung
verschafften. Die durchschnittliche Breite des Kanals ist 70 m, das Mittelwasser ist auf
9 m gehalten, so dass die grössten Ostsee-Dampfer, welche mit vereinzelten Ausnahmen
nicht über 6 m Tiefgang und 12 m Breite haben, an einander vorbeifahren können.
Von den vier Eisenbahnen, welche den Kanal kreuzen, werden zwei durch Drehbrücken
und zwei durch Hochbrücken (bei Grünthal und Levensau) überführt. Die letzteren
besitzen eine lichte Höhe von 42 m über dem mittleren Kanalwasserstande und eine
Stützweite von nahe 160 m. Der feste diluviale Geschiebemergel hat für diese Hoch-
brücken einen sicheren Grund geboten, während die im Bereiche des Kanals vorherr-
schenden Sandmassen und jüngeren Torfablagerungen derartige Bauten nicht gestatten.
Unter der lehrreichen und liebenswürdigen Führung des Königl. Bauamts- Assessor
Adolph Specht in Rendsburg, welcher von Anfang an bei dem Kanalbau thätig ge-
wesen ist, traten uns die bewundernswerthen Arbeiten und Anlagen deutscher Ingenieure
aus den verschiedenen Ländern unseres Kaiserreiches am 6. September schon bei Rends-
burg entgegen, wo eine Drehbrücke mit ihrem beweglichen Arme von 73 m Länge den
Kanal überschreitet und auch die Wehranlagen an dem alten Eiderkanale das Interesse
fesselten. Grosse Bagger und mächtige Elevatoren zum Herausiühren des sandigen
Schlammes und der gebaggerten Materalien überhaupt zur Erhöhung des Ufers, auch
eine grössere, wohleingerichtete Baracke bei Rendsburg für 100 Mann wurden auf leicht
beweglichen kleinen Petroleum-Dampfern besucht, deren sich die Beamten zum leichteren
Verkehre bedienen.
29
Die Fahrt am 7. September auf dem Kanäle bis nach Holtenau auf einem kleinen
mit Comfort ausgestatteten Dampfer der Direction des Kanals Hess uns die Boden-
und Baggerungsverhältnisse längs des Kanals und die grossen Schwierigkeiten erkennen,
welche an mehrfachen Stellen das Einschlemmen von Sand und torfmoor artigen Massen
zum Theil durch schon fertige Ufermauern verursacht hatten, die wohl auch fernerhin
noch manche Störungen herbeiführen werden. Noch war die Riesenbrücke bei Levesau im
Bau und man konnte die neuesten Mittel der Technik bewundern, insbesondere die
Hebung des gesammten Baumaterials und der schweren Massen der Brücke selbst durch
Elektricität mit Dynamomaschinen. Die grossen, noch trockenen Schleussen bei Holtenau
sind einige Tage nach unserer Anwesenheit geöffnet worden, die feierliche Eröffnung
der westlichen Schleussen bei Brunsbüttel ist erst am 27. October erfolgt.
Für uns hatte der Himmel seine Schleussen schon am 7. September eröffnet, was
jedoch den erhebenden Anblick des Einlaufens der Kaiserlichen Marine mit ihren
acht grossen Kriegsdampfern von Düsternbrok aus nicht verhinderte.
Die umsichtige Direction des Kanals hat in Holtenau ein kleines Museum ein-
gerichtet, worin alle bei dem Kanalbau gefundenen Seltenheiten niedergelegt werden
sollten. Unter diesen bemerkten wir einige Beste von Mammuth, Rhinoceros, Pferd
und Hirsch, einen stattlichen torquirten Bronzering, eiserne Messer, Lanzen- und Pfeilspitzen
u. s. w., welche wahrscheinlich später in dem Museum von Kiel Aufnahme finden werden.
Das Schleswig-Holsteinische Museum vaterländischer Alterthümer zu Kiel,
welches unter der ausgezeichneten Leitung von Fräulein J. Mesdorf als Directorin
und Herrn W. Splieth als Custos steht, ist seit langer Zeit ein mächtiger Anziehungs-
punkt für alle Alterthumsforscher gewesen. Enthält es doch den berühmten Runenstein
von Gottorp, dessen Inschrift glücklich entziffert ist, und das 22 m lange und 3 m breite
Wickinger Bood von Nydam mit seinem ganzen darin aufgefundenen Inhalt. (Vergl.
Führer durch dieses Museum, Kiel 1893.)
Die mineralogischen und geologischen Sammlungen haben ein Asyl in dem
Neubau auf dem Areale des Prof. Dr. Lehmann - Hohenberg gefunden, und man war
dort bei unserer Anwesenheit mit der Aufstellung eitrigst beschäftigt.
Hatte schon auf der Reise nach Rendsburg das stattliche, neue, reiche und wohl
geordnete naturhistorische Museum zu Hamburg, unter Direction von Prof.
Dr. Kraepelin (vergl. Führer durch dieses Museum 1893), unsere Bewunderung erregt,
zumal auch die unter Dr. Gottsche stehende mineralogisch -geologische Abtheilung
viele Seltenheiten enthält, so wurden wir auf unserer Rückreise wieder in dem neuen
schönen Museum zu Lübeck, welches am 16. Mai 1893 eröffnet worden ist, auf das
Angenehmste überrascht.
Es sind darin alle Sammlungen vereinigt, welche der patriotische Sinn der Lübecker
meist aus weiter Ferne der alten Hansastadt zugeführt hat, ein treffliches naturhisto-
risches Museum, mit dem Conservator Dr. H. Lenz, das Museum lübeckischer Kunst
und Kulturgeschichte, ein Gewerbemuseum, ein Handelsmuseum, ein Museum für Völker-
kunde und eine Sammlung von Gemälden, Kupferstichen und Gypsabgiissen , für deren
jede ein Custos wirkt; die Museums -Verwaltung führt ein Verwaltung^ -Ausschuss,
welchem namentlich Consul G. Graupe seine Thätigkeit widmet. Die Ausführung
des imposanten und sehr zweckmässigen Gebäudes (vergl. Abbildungen in der Schrift:
„Das Museum zu Lübeck“) wurde durch ein Vermächtniss des Kaufmanns Georg Blum
ermöglicht, welcher seiner Vaterstadt hierzu 150 000 Mark hinterliess, der Bauplan ist
von dem Stadtdirector A. Schwining entworfen, der im Frühjahr 1889 begonnene Bau
war im Sommer 1892 beendet, seit welcher Zeit man die Aufstellung der schönen
Sammlungen in der eifrigsten Weise gefördert hat. Durch Schenkungen und Ver-
mächtnisse fliessen dem Museum auch jetzt noch immer neue und ansehnliche Mittel zu.
Vor Abschluss unseres lehrreichen Ausfluges durchschritten wir noch die Seen-
platte von Holstein und Mecklenburg mit kurzem Aufenthalte in dem vielbesuchten Eutin
und der alten höchst sehenswerthen Hansastadt Wismar (vergl. Führer durch Wismar
und Umgebung in Worts Reisehandbüchern) und erreichten Rostock als nächsten
längeren Aufenthaltsort, wo uns das mineralogisch-geologische Institut der Universität
und der geologischen Landesanstalt, welche Prof. Eugen Geinitz neu begründet hat
und sorgsam verwaltet, wieder neue Anziehungspunkte insbesondere für diluviale oder
glaciale und alluviale Erscheinungen entgegenführte.
Lehrer H. Döring schildert hierauf unter zahlreichen Vorlagen von
schönen und seltenen Versteinerungen die Lagerungsverhältnisse des
oberen Muschelkalkes von Krailsheim in Württemberg mit seinem
berühmten Bonebed.
30
Zum Schluss giebt Dr. W. Bergt eingehende Mittheilungen über den
letzten internationalen Geolog en-Congress in Zürich, welchem er
beigewohnt hat.
Fünfte Sitzung am 13. December 1894. Vorsitzender: Geh. Hof-
rath Dr. H. B. Geinitz. — Anwesend 30 Mitglieder.
Nach Vorlage der neu erschienenen Hefte der empfehlenswerthen
,,Geognostischen Wanderungen in Deutschland: Ein Handbuch für Natur-
freunde und Reisende“, von Ferd. Senft, 2 Bde., Hannover und Leipzig
1894, und der stattlichen „Höhlenkunde“ von Franz Krauss, Wien 1894,
durch den Vorsitzenden
legt Prof. Dr. E. Kalkowsky 12 Arten von Schwämmen aus der
Quadraten-Kreide (Unter-Senon) von Glentorf bei Königslutter vor,
die sich durch gute Erhaltung des Kanalsystems auszeichnen, und iiber-
giebt sie dem K. mineralogischen Museum.
Derselbe bespricht ferner 32 von ihm construirte geotek tonische
Modelle.
Mit den sich lebhaft von einander unterscheidenden Farben schwarz, weiss und
roth bemalte Holzkästchen und zerlegbare massive Holzmodelle, alle von den Dimen-
sionen 10 x 20 x 25 cm, ermöglichen es, in kurzer Zeit und dabei sozusagen handgreiflich
alle Lagerungsverhältnisse der sedimentären und eruptiven Gesteine zu demonstriren.
Das rheinische Mineralien -Comptoir von Dr. F. Krantz in Bonn hat diese Modelle in
den Handel gebracht.
Dr. H. Francke legt hierauf einen Bleiglanzkry stall aus der
Eifel vor, welcher einen Hexaeder von 5,5 cm Durchmesser bildet.
Zum Schluss verliest der Vorsitzende einen Brief des Herrn Di egel-
mann in Dresden, welcher zur Bildung eines „Steingartens“, analog
einem zoologischen oder Thiergarten und einem botanischen oder Pflanzen-
garten, Veranlassung geben soll.
IY. Section für prähistorische Forschungen.
Dritte Sitzung am 4. October 1894. Vorsitzender: Rentier W.
Osborne. — Anwesend 14 Mitglieder.
Lehrer H. Döring hält einen Vortrag über den Burgwall von
Klein-Böhla bei Oschatz (vergl. Abhandl. VIII).
Dr. J. Deichmüller weist auf ähnliche hügelartige Bauten im
March fei de hin, die er bei Gelegenheit der Versammlung der deutschen
anthropologischen Gesellschaft in Wien 1889 besucht hat.
Der Vorsitzende spricht hierauf über den Ursitz und die Vor-
geschichte der Arier auf Grundlage von K. von Ihering’s hinter-
lassenem Werke: Die Vorgeschichte der Indogermanen.
Die Frage nach Abstammung und Urheimath der Völker, die heute Europa be-
wohnen, hat schon von Alters her die Wissenschaft beschäftigt. Die Völker Europas
31
gehören, mit Ausnahme einiger weniger Volksstämme, z. B. der Finnen, Lappen etc.,
einer grossen Völkerfamilie an, die man mit verschiedenen Namen helegt hat: Indokelten,
Indogermanen, Indoeuropäer, Arier. Der letzte Name scheint dem Vortragenden der
empfehlenswerthere zu sein, da er weder in Bezug auf Urheimath, noch auf Nationalität
präjudicirt. Die meisten Gelehrten bezeichnen Asien als Urheimath der Arier, doch
ist dies noch keineswegs festgestellt. Cuno nimmt das südlicheRussland, Penka
Skandinavien, Montelius das südliche Europa als diese Heimath an. Einen
gleichsam vermittelnden Standpunkt nimmt Ihering ein, indem er der Ansicht ist, die
Arier stammten aus dem Hindu kusch am Himalaya, hätten sich aber auf ihrer
Wanderung nach dem Westen im südlichen Russland sehr lange Zeit aufgehalten und
daselbst gleichsam eine zweite Heimath gefunden. Von dort seien dann erst die ver-
schiedenen arischen Stämme nach dem Westen gezogen, zuerst die Kelten, dann die
Italiker und Griechen nach dem Süden und endlich die Germanen nach dem Norden
Europas. Die Slaven seien im südlichen Russland, in der zweiten Heimath der Arier
zurückgeblieben und hätten niemals eine richtige Wanderung angetreten, sondern sich
erst viel später von Osten gegen Westen vorgeschoben, indem sie die von den Ger-
manen auf ihrem westlichen Zuge verlassenen Landstriche nach und nach besiedelten.
Auf Grundlage linguistischer Forschungen und verschiedener Gebräuche und Sitten,
die er hauptsächlich dem römischen Rechtsleben entnimmt, bildet sich Ihering sein
Urtheil über die Urheimath und den Kulturgrad der Arier vor ihrem Auszuge aus Asien.
Er kommt zu dem Ergebniss, dass die Urheimath derselben in einem warmen Klima
und in einer von hohen Gebirgen umgebenen Gegend gelegen haben müsse, woselbst
sie, unbeeinflusst von der Kultur der umwohnenden Völkerschaften, ihre Sprache und
ihre Kultur aus sich selbst heraus schufen. Ihering meint, diese Bedingungen seien in
dem grossen Bergkessel am Südabhange des Himalaya, im sogenannten Hindukusch
gegeben. Die Arier hätten in ihrer Urheimath weder den Gebrauch der Metalle, noch
den Ackerbau gekannt, sondern sich nur der Steinwerkzeuge bedient und sich als Hirten
ernährt. Die Metalle und den Ackerbau hätten sie erst auf ihrer Wanderung gegen Westen
kennen gelernt.
Dr. J. Deichmüller erstattet hierauf Bericht über die von ihm be-
suchte gemeinsame Versammlung der Deutschen und der Wiener
anthropologischen Gesellschaften in Innsbruck im August 1894.
Vierte Sitzung am 15. November 1894. Vorsitzender: Rentier W-
Osborne. — Anwesend 14 Mitglieder.
Der Vorsitzende hält einen längeren Vortrag über die jüngere
Steinzeit in Böhmen mit Benutzung der von Dr. Niederle veröffent-
lichten Untersuchungen über diese Periode in Böhmen.
Darüber, ob es in Böhmen eine jüngere Steinzeit gegeben hat, stimmen die An-
sichten der böhmischen Archäologen nicht überein. Prof. Smolik stellt dies in Abrede,
auch Prof. Pic schliesst sich dieser Ansicht im Wesentlichen an. Dr. Niederle hat es nun
unternommen, in einem Aufsatze, der vor Kurzem in der tschechischen Zeitschrift „Cesky
lid“ erschien, nachzuweisen, dass es in Böhmen, gerade so wie im übrigen Mitteleuropa,
eine neolithische Zeit gegeben hat. Da die Anwesenheit des Menschen zur paläolithischen
Zeit in Böhmen durch Funde nachgewiesen ist, sagt Niederle, muss man, wenn Smolik’s
Ansicht richtig wäre, annehmen, dass Böhmen von der paläolithischen Zeit bis zur Bronze-
zeit unbewohnt war. Abgesehen davon, dass dies höchst unwahrscheinlich ist, da doch
alle umliegenden Länder zur neolithischen Zeit bewohnt waren, ist die Anwesenheit des
Menschen in Böhmen während dieser Periode auch durch zahlreiche Funde, die ihrem
Charakter nach unzweifelhaft neolithisch sind, erwiesen. Niederle zählt nun diese Funde
auf und weist hauptsächlich aus den keramischen Erzeugnissen, die mit denjenigen aus gut
bestimmten neolithischen Funden anderer Länder identisch sind, nach, dass auch diese böh-
mischen Funde aus derselben Epoche stammen.
Für die Keramik der neolithischen Periode in Böhmen stellt Niederle drei Typen
auf. Der erste wird vertreten durch dickwandige Gefässe mit rauher Oberfläche, meist
mit dem Fingerornament am oberen Rande verziert, und rundliche Gefässe mit Punkt-
ornament. Dem zweiten Typus gehören an dünnwandige Gefässe mit geglätteter Ober-
fläche, die zumeist ein Linienornament mit Kreideeinlage tragen (Monsheimer Typus).
32
Zum dritten Typus rechnet er becher- und topffönnige Gef ässe mit dem Wolfszahn-, Fisch-
gräthen- und Schnurornament (Thüringer Typus). Auch die Gef ässe mit halbmondförmigem
Henkel (ansa lunata) setzt Niederle an das Ende der jüngeren Steinzeit und in die Ueber-
gangszeit zur Bronze (von den böhmischen Archäologen „ounetitzer Kulturperiode“ genannt).
Nach Niederle ist es wahrscheinlich, dass das neolithische Volk von Norden her
durch das Elbthal nach Böhmen eingewandert ist. Ethnologisch ist es also wohl identisch
gewesen mit dem neolithischen Menschen in Sachsen, Thüringen und Norddeutschland.
Er hält es für ein arisches Volk, ob aber die Trennung der Arier in verschiedene
Stämme schon zu der Zeit stattgefunden hatte, und welcher Stamm der Arier in diesem
Falle nach Böhmen einwanderte, das zu bestimmen ist nicht möglich. Dagegen nimmt
Niederle keine neue Einwanderung nach Böhmen zur Bronzezeit an, sondern ist der
Ansicht, dass die Bronzekultur sich daselbst aus der Steinkultur selbständig entwickelt hat.
In anthropologischer Beziehung ist das neolithische Volk in Böhmen von hohem
Wüchse, helläugig und blondhaarig gewesen, mit dolicho'idem Schädeltypus, analog dem
Menschen aus der jüngeren Steinzeit im übrigen Mitteleuropa, und deutlich unterschieden
vom dunkelhaarigen brachyphalen Steinzeitmenschen in Südeuropa (Ligurer, Iberer),
sowie von demjenigen, dessen Ueberreste in Dänemark und den französischen Dolmen
gefunden worden sind.
Hieran anschliessend, weist der Vortragende hin auf einen von ihm
in den Sitzungsberichten der Isis 1879 beschriebenen Fund aus der
jüngeren Steinzeit aus der prähistorischen Ansiedelung auf der
„Zämka“ bei Bohnitz in der Nähe von Prag.
Daselbst wurden neben ca. 80 Stück Steinbeilen, meist Flachcelten, und einer
Menge von Thierknochen gefunden: Kornquetscher, Webstuhlgewichte, Spinnwirtel,
gebrannter Mauerbewurf und eine grosse Anzahl Gefässscherben, die theils die charakte-
ristischen Ornamente der neolithischen Zeit, theils jüngere Muster, so z. B. das Wellen-
ornament tragen. Auch halbmondförmige Gefässhenkel fehlen nicht. Ausserdem fand
man daselbst einige wenige Gegenstände aus Metall: ein Flachcelt und eine kleine
Pfeilspitze aus Kupfer und ein Bronzemesser.
In einem Referate über den Bericht des Vortragenden, den Fund auf der Zämka
betreffend, das in der Zeitschrift für Ethnologie 1880, S. 82, aus der Feder Virchows
erschien, wird bezweifelt, dass dieser Fund in die neolithische Zeit zu versetzen sei, da
einestheils Metallgegenstände daselbst Vorkommen, anderentheils das Wellenornament
auf eine viel jüngere Zeitstellung hin weist. Dem Rathe Virchow’s folgend, hat Vor-
tragender die Ansiedelung auf der Zämka einer abermaligen Untersuchung unterworfen
und glaubt, nun zu einem befriedigenden Resultate gelangt zu sein.
Die Gegenstände auf der Zämka werden entweder auf der Oberfläche des Bodens
oder in der losen Ackerkrume gefunden, oder aber mittels Grabung in 1 — 2 m Tiefe in
cy linderförmigen Löchern, die mit schwarzer Erde, Asche, Kohlenresten und gebranntem
Mauerbewurf angefüllt sind. In der Ackerkrume findet man neben Steinbeilen Gegen-
stände aller Art, Alles untereinander gemengt. Die Gefässscherben zeigen hier sowohl die
älteren als die jüngeren Ornamente. In den Löchern oder Brandgruben dagegen kommen
neben Steinbeilen, Webstuhlgewichten, Spinnwirteln und Thierknochen Gefässscherben
vor, die ausschliesslich ältere, für die neolithische Zeit charakteristische
Ornamente tragen, das Wellenornament ist darin nicht vertreten.
Daraus geht hervor, dass die Brandgruben aus einer älteren Zeit stammen, als die
Gefässscherben mit Wellenornament, dass man also eine zweimalige Besiedelung
der Zämka annehmen muss, einmal zur neolithischen Zeit und dann zur Zeit des Wellen-
ornamentes. Dass in der Ackerkrume auch Steinbeile und Gefässscherben mit älterem
Ornamente Vorkommen, lässt sich leicht daraus erklären, dass durch den Pflug der obere
Theil der Brandgruben zerstört und über die Oberfläche des Ackers verschleppt worden ist.
Wenn daher der Vortragende die Ansiedelung auf der Zämka in die neolithische
Zeit setzt, so ist dies ebenso richtig, als wenn Virchow dieselbe einer späteren Zeit
zuweist, sie war eben zu beiden Zeiten bewohnt.
Dr. J. Deichmüller legt Gegenstände aus neolithischen Funden
in Böhmen, von Zalesl bei Aussig, Libotschan bei Saaz, Tscheren bei
Kommotau und Nehasitz bei Posteiberg vor,
und berichtet über ein neues Urnenfeld vom Lausitzer Typus an
der Emser Allee Nr. 9 in Blasewitz b. Dr., wobei er besonders auf ein
33
daselbst gefundenes schalenförmiges Gefass, das ringsum mit Buckeln
besetzt ist, aufmerksam macht.
Lehrer 0. Ebert legt eine wohlerhaltene Bronzefibel der Früh-
La Te ne- Zeit aus dem Gräberfelde von Stetzsch vor.
Lehrer A. Jentsch macht schliesslich auf den Zusammenhang auf-
merksam, der, seiner Meinung nach, zwischen der Lage der ältesten An-
siedelungen und den klimatischen Verhältnissen dieser Oertlichkeiten,
insbesondere dem Frühjahrsanfange, zu bestehen scheine.
V. Section für Physik und Chemie.
Dritte Sitzung am 8. November 1894. Vorsitzender : Privatdozent
Dr. J. Freyberg. — Anwesend 56 Mitglieder.
Geh. Hofrath Prof. Dr. A. Toepler spricht über eine neue Methode
der absoluten Temperatur messung.
Die vom Vortragenden aufgefundene, neue Methode beruht auf der Einführung
eines äusserst feinen Instrumentes für die Messung minimaler Gasdruckdifferenzen.
Dieses Instrument, welchem der Vortragende wegen der Verwandtschaft mit einem
bekannten Hilfsmittel der astronomischen und geodätischen Messkunst den Namen
Drucklibelle gegeben hat, besteht im Wesentlichen aus einer in der Mitte geknickten,
sonst geraden Glasröhre , deren beide Schenkel unter sehr stumpfem Winkel zusammen-
stossen. Die Schenkel sind in der Vertikalebene so aufzustellen, dass sie gegen die
Horizontale ungefähr gleich geneigt sind. Mitten in der so aufgestellten Röhre schwebt
an der Knickungsstelle ein Faden einer sehr leicht beweglichen Flüssigkeit im Gleich-
gewicht; die kleinste Luftdruckdifferenz diesseits und jenseits der Flüssigkeit veranlasst
eine Verschiebung derselben. Man misst nun die Druckdifferenz nicht direct an der
eintretenden Verschiebung, sondern indem man diese im Mikroskop beobachtete Ver-
schiebung durch Neigung des Instrumentes mittels einer Messschraube compensirt. Die
hierzu nöthige Bewegung der Schraube ergiebt das Mass des Druckes. Die Beobachtung
wird noch dadurch verfeinert, dass man die Libelle mittels einer Umschaltevorrichtung
abwechselnd von rechts und links dem zu messenden Drucke aussetzt. Dieses Ver-
fahren lässt sich einer mathematischen Discussion unterwerfen. Es zeigt sich, dass
unter Innehaltung geeigneter Versuchsanordnung und Mittelwerthsberechnung die
wesentlichsten Fehlerquellen beseitigt sind, welche den älteren Druckbeobachtungen mit
geneigten Flüssigkeitssäulen anhaften. Hierbei ist vorausgesetzt, dass die bei der
Messung stattfindende Winkelbewegung der Libelle klein ist im Verhältnis zu dem
spitzen Winkel, welchen die (verlängert gedachten) Schenkelriclitungen mit einander
bilden, woraus sich als eine Noth wendigkeit die Anwendung langer Flüssigkeitsfäden
und selbstverständlich einer vortrefflichen Messschraube ergiebt.
Vorsichtig angestellte Versuchsreihen ergaben in der That eine Genauigkeit der
Messung bis auf ein Achtzigmilliontel des Atmosphärendruckes, ohne Zweifel
das Höchste, was bis jetzt bei directer Druckmessung erreicht wurde. Die Drucklibelle
genügt, wie der Vortragende zeigt, um auf dem Experimentirtische die barometrische
Höhenmessung zu demonstriren.
Solche feine Druckmessungen ermöglichen nun eine neue Art der absoluten
Temperaturbestimmung, welche man als barometrische Temperaturmessung be-
zeichnen kann. Dieselbe beruht nämlich auf dem Unterschiede des Schweredruckes einer
Luftsäule bestimmter Höhe, je nachdem dieselbe kälter oder wärmer ist. Zwei mit
trockner Luft gefüllte vertikale Rohre oder sonstige Gefässräume stehen oben und
unten durch horizontale Kapillarröhren in Verbindung. Die Mitte der oberen Kapillaren-
verbindung communicirt mit der äusseren Luft, in die Mitte der unteren ist die Druck-
libelle eingeschaltet. Wird die eine der beiden vertikalen Luftsäulen auf constanter,
z. B. Eisschmelztemperatur, erhalten, so lässt sich aus der gemessenen Luftdruckdifferenz
34
die Temperatur der anderen, wärmeren Säule in einfacher Weise berechnen. Es haben
zur Feststellung der Genauigkeit und Sicherheit der Methode zahlreiche Beobachtungen
im physikalischen Laboratorium hierselbst stattgefunden, aus denen bereits zu schliessen
ist, dass, insofern es auf die Feinheit der Druckmessung allein ankommt, die Angaben
der barometrischen Temperaturmessung hinter denjenigen des Luftthermometers, welches
bisher das einzige Instrument für Absolutbestimmungen war, nicht zurückstehen. Die
Schärfe der barometrischen Temperaturmessung ist am grössten bei niedrigen Tempe-
raturen; sie nimmt für höhere nach einem bestimmten Gesetze ab. Dessenungeachtet
würde beispielsweise die Druckhöhe der beiden Luftsäulen nur etwa 15 cm betragen
müssen, um selbst bei den höchsten künstlichen Temperaturen noch brauchbare Messungen
zu erhalten, natürlich unter Voraussetzung äusserst sorgfältiger Beobachtung und insofern
die Genauigkeit nur von der Feinheit der Libelleneinstellung bedingt ist; freilich
kommen auch noch andere Umstände in Frage.
Dabei ist aber zu beachten, dass das Luftthermometer verschiedenen Fehlerquellen
ausgesetzt ist, die von der barometrischen Methode ganz oder grösstentheils vermieden
werden, und dass bei hohen Ofentemperaturen fremde Gase im Innern der Luftthermo-
metergefässe auftreten. Die barometrische Methode gestattet eine rasche Erneuerung
des Luftinhaltes zwischen den Einzelbeobachtungen, was beim Luftthermometer aus-
geschlossen ist. Selbstverständlich wird bei dem vom Vortragenden construirten Apparate
der Zutritt der Dämpfe der Libellenflüssigkeit zu den vertikalen Luftsäulen beseitigt.
Aus diesen und anderen Gründen hofft der Vortragende, dass die neue Temperatur-
bestimmungsmethode in weiterer Ausbildung ein lange entbehrtes Hilfsmittel abgehen
werde, um die bei höheren Temperaturen unsicher werdenden Luftthermometerangaben
zu controliren und mit mehr Sicherheit die für den praktischen Gebrauch bestimmten
thermo - elektrischen Pyrometer zu aichen.
Das nächste Studium soll einer noch genaueren Ermittelung derjenigen Einflüsse
gelten, welche der Oberflächenspannung der Libellenflüssigkeit zukommen. Diese Einflüsse
scheinen unter den Versuchsbedingungen, welche der Vortragende bei den bisherigen Be-
obachtungen innegehalten hat, sehr klein zu sein. Bei diesen mit etwa 74 cm hohen Luft-
säulen ausgeführten Beobachtungen wurde der Reductionsfactor der Drucklibelle direct aus
den Constanten des Instrumentes selbst und vergleichsweise auch indirect aus Beobach-
tungen zwischen zwei bekannten Temperaturen berechnet. Die Uebereinstimmungen waren
nicht weniger befriedigend, als diejenigen anderer guter Constantenbestimmungen bei
Wärmeuutersuchungen. Der Vortragende behält sich noch genauere Beobachtungen mit
höheren Luftsäulen vor, wobei zugleich eine erneute Bestimmung des Ausdehnungs-
coefficienten für Luft (und andere Gase) nach derselben Methode ins Auge gefasst ist.
Vach dem Ergebniss dieser Untersuchung werden sich auch genauere Angaben über die
zweckmässigen Dimensionen des Druckmessers machen lassen, je nach dem Temperatur-
bereiche, für welchen er eventuell benutzt werden soll.
Den vorgenannten Erörterungen schliesst der Vortragende noch einige Mittheilungen
an über anderweitige Verwendungen, zu denen die Constructionen der Drucklibelle Anlass
geben dürften. Dampfdichtebestimmungen zu chemisch-analytischen Zwecken sind mit der-
selben ohne Wägung ausführbar. Zu einem Differentialluftthermometer uragestaltet, würde
die Drucklibelle für Wärmestrahlungsversuche ein neues Bolometer' abgeben. Auch zu
akustischen Anwendungen, die Tonstärke betreffend, fordert das Hilfsmittel auf u. s. w.
Dem A^ortrage folgt die Besichtigung des in einem besonderen Raume
aufgestellten Apparates, an welche sich noch einige vom Arortragenden und
dem Vorsitzenden vorbereitete Experimente mit Hochfrequenz -Wechsel-
strömen anschliessen.
VI. Section für Mathematik.
Dritte Sitzung am 11. Octolber 1894. Vor sitzen der: Prof. Dr. M.
Krause. — Anwesend 21 Mitglieder und Gäste.
Prof. Dr. G. Helm spricht über die neuen Prinzipien der Mecha-
nik von Heinrich Hertz.
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Die eigenartige Mechanik, die der der Wissenschaft so früh entrissene H. Hertz
in dem jüngst erschienenen Werke hinterlassen hat, wird in ihren Hauptzügen ent-
wickelt. Es werden die dynamischen Differentialgleichungen für rechtwinkelige Carte-
sisclie Koordinaten in der Hertz’schen Weise abgeleitet und dann die Art dargelegt,
wie Hertz diese Gleichungen durch die Einführung verborgener Massen und durch die
Helmholtz’schen Begriffe der Koppelung und der cyklischen Bewegung zur Beschreibung
der Bewegungserscheinungen verwerthet. Die Eigenschaften der Kraft und der Energie
ergehen sich dabei als mathematische Folgerungen aus dem Hertz’schen Grundgesetze
und den Grundbegriffen des Raumes, der Zeit und der Masse.
Auf Hertz’ Darstellungen der mechanischen Differentialgleichungen in beliebigen
Koordinaten, wie auf seine Ableitung der Hamilton- Jacobi’schen Sätze konnte nur
flüchtig hingewiesen werden.
Zum Schlüsse des Referats wird betont, wie künstlich hiernach doch die Aus-
führung des Gedankens ausfällt, alle Naturvorgänge als Bewegungsübertragungen zu
erfassen. Es wird die Frage aufgeworfen, ob ein methodisch allerdings wundervoll
klares und in sich widerspruchsloses System, das jeden Einzelfall in so verwickelter
Weise auffassen muss, und doch bei alledem nichts weiter sein kann und will als ein
Bild, ein Zeichen für die Wirklichkeit — ob ein solches System noch einen eigentlichen,
über die Befriedigung eines theoretischen Bedürfnisses hinausgehenden sachlichen Vor-
theil gewähre. Die bisherigen Versuche, thermodynamische Vorgänge auf Bewegungs-
übertragungen zurückzuführen, sprechen nicht für Bejahung dieser Frage. Demgegenüber
wird auf die moderne Energetik hingewiesen, die es unternimmt, das Gemeinsame der
verschiedenen Energieformen zur Vereinfachung unserer Natur anschauungen auszu-
nutzen, ohne das Gemeinsame als Bewegung anzusehen, ohne es also in substanzieller
Gleichartigkeit zu suchen.
An den Vortrag schliessen sich kurze Bemerkungen von Geh. Hofrath
Prof. Dr. A. Töpler, Prof. Dr. M. Krause und Prof. Dr. K. Rohn.
Vierte Sitzung am 13. December 1894. Vorsitzender: Prof. Dr. M.
Krause. — Anwesend 10 Mitglieder.
Baurath 0. Klette spricht unter Vorlage zahlreicher Pläne und eines
Modells des neuen Centralbahnhofs über die im Bau begriffenen neuen
Dresdner Bahnhofsanlagen, insbesondere über den gemeinsamen
Rangirbahnhof bei Friedrichstadt und den Central-Personenbahnhof nebst
dazugehörigem Abstellbahnhof. Das Nähere findet sich im ,,Civilingenieur‘;
vom Februar 1895.
VII. Hauptversammlungen.
Fünfte Sitzung am 12. Juli 1894. Vorsitzender: Prof. Dr. G. Helm. —
Anwesend 89 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende giebt zunächst der Freude Ausdruck, Geh. Hofrath
Prof. Dr. A. Töpler zum ersten Male seit seiner schweren Erkrankung
wieder im Kreise der Isis begrüssen zu können.
Geh. Hofrath Prof. Dr. A. Töpler hält nun einen von zahlreichen,
vortrefflich gelungenen Experimenten begleiteten Vortrag über die mit
vielplattigen Influenzmaschinen erzeugten elektrischen Con-
36
densatorschwingungen in ihrer Anwend ung auf die sogenannten
Tesla’schen Versuche.
Der Vortrag ist bereits im Januar- Juni- Hefte der Sitzungsber. und Abbandl. der
Isis 1894, S. 22—32 abgedruckt.
Sechste Sitzung am 27. September 1894. Vorsitzender: Prof. Dr.
G. Helm. — Anwesend 24 Mitglieder.
Der Vorsitzende theilt der Gesellschaft ein Schreiben ihres Ehren-
mitgliedes Dr. Fr. Th eile in Lockwitz mit, worin derselbe für die ihm
durch Prof. Dr. G. Helm, Dr. J. Deichmüller und Fabrikant E. Kühnscherf
zu seinem 80. Geburtstage überbrachten Glückwünsche der Isis dankt.
Vorgelegt wird ein Aufruf zur Errichtung eines Denkmals für den am
5. Juni 1894 verstorbenen Prof. Dr. Karl Theodor Liebe in Gera.
Dr. J. Deichmüller gedenkt des im Mai d. J. in Bangkok ver-
storbenen Dr. Erich Haase, welcher während seiner Thätigkeit als
Assistent am K. zoologischen Museum in Dresden auch unserer Isis näher
getreten ist und hier zu wiederholten Malen über die Ergebnisse seiner
Forschungen berichtet hat.
Prof. Dr. G. Helm feiert in längerer Rede das Andenken des am
8. September 1894 in Charlottenburg verschiedenen Physikers Hermann
von Helmholtz und schildert mit warmen Worten des grossen Ge-
lehrten unsterbliche Verdienste um die deutsche Wissenschaft.
Dr. A. Naumann spricht über den Nährwerth und die Nähr-
werthsbestimmungen pflanzlicher Nahrungsmittel.
Siebente Sitzung am 17. October 1894. Festsitzung zur Feier
des 80. Geburtstages von Geh. Hofrath Prof. Dr. H. B. Geinitz. —
Anwesend 144 Mitglieder und Gäste.
Nachdem bereits am 16. October 1894, dem Geburtstage selbst, eine
aus Prof. Dr. G. Helm, Hofbuchhändler H. Warnatz und Dr. J. Deich-
müller bestehende Abordnung dem Jubilar ein künstlerisch ausgeführtes
Diplom überbracht hatte, das, seine Verdienste in treffenden Worten be-
tonend, die Ernennung zum Ehrenmitgliede der Isis ausspricht,
versammelte sich am Abend des folgenden Tages die Gesellschaft mit
ihren Damen und eine grosse Zahl auserlesener Gäste in den Räumen des
K. Belvedere, um Geh. Hofrath Prof. Dr. H. B. Geinitz im Kreise der
Isis selbst zu ehren.
Nach den Eröffnungsworten des Vorsitzenden, Prof. Dr. G. Helm,
ergreift Prof. Dr. E. Kalkowsky, der Nachfolger des Jubilars auf dem
Lehrstuhle an der K. technischen Hochschule in Dresden, das Wort zu
dem Festvortrage über die Steinkohlen Sachsens.
Unter Hervorhebung der wissenschaftlichen Streitfragen wird der geologische Auf-
hau unseres sächsischen Steinkohlengebirges ebenso treffend charakterisirt , wie die
wirthschaftliche Bedeutung der Steinkohlen hervorgehoben. Der Einfluss, den die be-
vorstehende Erschöpfung der sächsischen Kohlenlager auf unsere Industrie, den schliess-
87
lieh die allmähliche Erschöpfung’ aller auf dem Continent vorhandenen Kohle auf unsere
Kultur überhaupt ausüben muss, wird vom Vortragenden ins Auge gefasst und überall
Geinitz’ Mitarbeit an diesen Fragen ins rechte Licht gestellt.
Geh. Bergrath Prof. Dr. H. Cre ein er- Leipzig verleiht in bewegten
Worten dem verehrungsvollen Danke Ausdruck, den die Mitglieder der
K. Sächsischen geologischen Landesuntersuchung dem Gefeierten als ihrem
Altmeister darbringen, auf dessen unvergleichliche Schaffenskraft diese
Anstalt ihr Fundament wesentlich gegründet hat.
Nachdem noch der Vorsitzende dem Jubilar im Aufträge der Wiener
Geologen eine prächtig ausgestattete Glückwunschadresse überreicht hat,
begiebt sich die Versammlung zur Festtafel.
Prof. Dr. G-. Helm eröffnet die Reihe der Tafelreden, indem er der festlich ge-
hobenen Stimmung der Tafelgenossen beredten Ausdruck verleiht; er schildert, was die
Isis dem Jubilar seit fast sechs Jahrzehnten verdankt: geistige Anregung zahlreicher
Männer zu wissenschaftlicher Mitarbeit, äussere Förderung nach allen Richtungen. Die
Versammlung erhebt sich bei den Schlussworten der Rede, um dem Altmeister seiner
Wissenschaft zu huldigen, dem treuen Mitglied der Isis zu danken, den Glückwunsch
für sein neuntes Jahrzehnt ihm mit Zuruf und Gläserklang darzubringen. Nachdem
Prof. Dr. W. Hempel mit herzlichen, launigen Worten der Gattin und der ganzen, an
der Tafel versammelten Familie des Gefeierten gedacht hat, erhebt sich der Jubilar,
um in einem Rückblicke auf sein Wirken der mannigfachen Bestrebungen zu gedenken,
denen er sich gewidmet hat. Seine Rede klingt in dankbare Anerkennung der von hoher
Stelle ihm zu Theil gewordenen Förderung und damit in ein Hoch auf Se. Majestät den
König aus.
Nach dem Gesänge eines den Jubilar feiernden Tafelliedes und der Verlesung
zahlreicher Telegramme beginnt eine Reihe trefflicher musikalischer Darbietungen, an
denen sich auch einige Damen der Gesellschaftsmitglieder betheiligen und die ihren
Höhepunkt in dem Gesänge von Fräulein Grub finden, deren herrliche Sopranstimme
die Hörer zu lebhaftem Beifall hinreisst.
Nachdem der Sohn des Jubilars, Prof. Dr. E. Gei nitz- Rostock, die Gesellschaft
Isis gefeiert, Prof. Dr. R. Heger auf die Zukunft des noch so rüstigen Jubilars ge-
trunken hat, ergreift dieser selbst nochmals das Wort zu einem Hoch auf den Vor-
sitzenden der Isis; auch des Secretärs der Isis, Dr. J. Deichmüller, wird mit dankenden
Worten gedacht.
In einem witzigen Gesänge, einer geologischen Buschiade, verhilftDr. A. Naumann
dem musikalischen Humor zu seinem Rechte, Privatdocent Dr. J. Freyberg führt eine die
Lachmuskeln reizende Schnitzelbank vor, heitere Tafellieder erhöhen die Feststimmung.
Spät erst trennten sich die Festgenossen mit dem Bewusstsein, sich an einem
ebenso des Jubilars, wie der Isis würdigen Feste erfrischt zu haben.
Achte Sitzung am 29. November 1894. Vorsitzender: Prof. Dr.
G. Helm. — Anwesend 30 Mitglieder und Gäste.
Nach Wahl der Beamten der Gesellschaft für das Jahr 1895 (vergl.
Zusammenstellung auf S. 39) spricht
Oberlehrer Dr. A. Witting über die Messung der Geschwindig-
keit von Geschossen und erläutert die Art der Messung an verschie-
denen Zeichnungen von Messapparaten.
Prof. Dr. G. Helm legt im Anschluss hieran mehrere Mach’sche
Originalphotographien fliegender Geschosse vor.
Neunte Sitzung am 20. December 1894. Vorsitzender : Prof. Dr.
G. Helm. — Anwesend 40 Mitglieder.
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Der Friedhofs- Ausschuss der Annen- und St. Jacobi- Gemeinden in
Dresden tlieilt in einer Zuschrift mit, dass er beschlossen habe, die Frage
der Beseitigung des Werner-Denkmals in Löbtau (vergl. Sitzungsber.
d. Isis 1893, S. 12) bis auf Weiteres auf sich beruhen zu lassen. Dem-
entsprechend beschliesst auch die Gesellschaft, vorläufig von einer weiteren
Verfolgung dieser Angelegenheit abzusehen.
Dr. P. Reibisch spricht über einige Ergebnisse der methodischen
Plankton -Forschung.
An der sich anschliessenden Debatte betheiligen sich Prof. Dr. 0. Drude
und Geh. Hofrath Prof. Dr. H. B. Geinitz.
Veränderungen im Mitgliederbestände.
Gestorbene Mitglieder:
Am 24. Marz 1894 starb in Dresden Baurath Moritz Amandus
Engelhardt, Betriebs-Oberingenieur a. D. an den K. Sächsischen Staats-
bahnen, correspondirendes Mitglied seit 1862.
Am 28. März 1894 starb auf seinem Gute Emersleben bei Halberstadt
der Oberamtmann Ferdinand Heine, ein bekannter Ornitholog und
Besitzer einer der umfangreichsten Vogelsammlungen, über welche er
mehrere grössere Werke veröffentlicht hat. Unserer Isis gehörte der Ver-
ewigte seit 1863 als Ehrenmitglied an.
Am 11. August 1894 verschied in Dresden Astulf Ri g dag Vollborn,
Generalmajor z. D., Genie-Director und Director a. D. des topographischen
Bureaus im K. Sächsischen Generalstabe, wirkliches Mitglied seit 1867.
Am 13. November 1894 starb Privatus Gustav Fuhrmann in Blase-
witz, wirkliches Mitglied seit 1891.
Am 14. December 1894 starb Prof. Franz Den za, Director des vati-
kanischen Observatoriums in Rom, correspondirendes Mitglied seit 1869.
Am 21. December 1894 verschied in Dresden im 62. Lebensjahre
Baurath Bernhard August Salbach, Premierlieutenant a. D., wirkliches
Mitglied seit 1872.
Neu aufgenommene wirkliche Mitglieder:
Bein, Wilhelm, Dr. phil., Director des Prometheus in Dresden, am 20. De-
cember 1894;
Gebhardt, Martin, Realgymnasial-Lehrer und Assistent an der K. tech-
nischen Hochschule in Dresden, am 29. November 1894;
Ihle, Carl Herrn., Gymnasial- Oberlehrer in Dresden, am 29. November
1894;
Renk, F„ Dr. phil., Professor an der K. technischen Hochschule in Dresden,
am 20. December 1894.
Wolf, Curt, Dr. med., Assistent an der K. technischen Hochschule in
Dresden, am 20. Decemher 1894.
39
Neu ernannte Eh ren -Mitglieder :
Geinitz, Hans Bruno, Dr. phil., Geh. Hofrath, Prof. a. I)., Director des
K. mineralogisch- geologischen und prähistorischen Museums in Dresden,
wirkliches Mitglied seit 1838, am 16. October 1894;
Stäche, Guido, 13 r. phil., K. I\. Oberbergrath, Director der K. K. geo-
logischen Reichsanstalt in Wien, correspondirendes Mitglied seit 1877,
am 20. December 1894.
Neu ernannte correspon dir ende Mitglieder:
Kirbach, Fr. Paul, Dr. phil., Lehrer an der Müllerschule in Dippoldis-
walde, am 20. December 1894;
Schimpfky, Paul Rieh., Lehrer in Lommatzsch, am 29. November 1894.
Freiwillige Beiträge zur Gesellschaftskasse
zahlten: Dr. Amthor, Hannover, 3 Mk.; Oberlehrer Dr. Bachmann in
Plauen i. V., 3 Mk.; K. Bibliothek, Berlin, 3 Mk.; naturwissensch. Modelleur
Blaschka, Hosterwitz, 3 Mk. ; Ingenieur Carstens, Berlin, 3 Mk. ; Docent
Dr. Do ss, Riga, 3 Mk.; Privatus Eisei, Gera, 3 Mk.; Bergmeister Har-
tung, Lobenstein, 5 Mk.; Prof. Dr. Hibsch, Liebwerd, 3 Mk.; Bürger-
schullehrer Hofmann, Hohenstein -E., 6 Mk. ; Dr. Kirbach, Dippoldis-
walde, 3 Mk.; Lehrer Krieger, Königstein, 6 Mk. 5 Pf.; Apotheker Dr.
Lange, Werningshausen, 3 Mk.; Oberlehrer Dr. Lohrmann, Schneeberg,
3 Mk. 5 Pf.; Prof. Dr. Ludwig, Greiz, 3 Mk.; Oberlehrer Dr. Mehnert,
Pirna, 3Mk.; Dr. med. Menzel, Hainitz, 9Mk,; Fabrikbesitzer Dr. Naschold,
Aussig, 6 Mk.; Oberlehrer Naumann, Bautzen, 3 Mk.; Stabsarzt Dr. Nau-
mann, Gera, 3 Mk.; Dr. Reiche, Constitucion, 3 Mk.; Dr. Rei dem eiste r,
Schönebeck, 3 Mk.; Apotheker Schiimp ert, Cölln, 3 Mk.; Oberlehrer
Seidel I, Zschopau, 3 Mk. 5 Pf.; Oberlehrer Seidel II, Zschopau, 3 Mk.;
Rittergutspachter Sieber, Grossgrabe, 3 Mk. 15 Pf.; Fabrikbesitzer Sie-
mens, Dresden, 100 Mk.; Dr. Stauss, Leipzig, 9 Mk.; Oberlehrer Dr.
Sterzei, Chemnitz, 3 Mk.; Oberlehrer Dr. Thallwitz, Pirna, 3 Mk.;
Betriebsinspector Wiechel, Chemnitz, 3 Mk. 15 Pf.; Dr. med. Wohlfarth,
Freiberg, 3 Mk.; Oberlehrer Dr. Wünsch e , Zwickau, 3 Mk. — In Summa
219 Mk. 45 Pf. H. Warnatz.
Beamte der Isis im Jahre 1895.
Tor stand.
Erster Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude.
Zweiter Vorsitzender: Dr. Fr. Raspe.
Kassirer: Hofbuchhändler H. Warnatz.
Direetorium
Erster Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude.
Zweiter Vorsitzender: Dr. Fr. Raspe.
Als Sectionsvorstände:
Geh. Hofrath Dr. H. B. Geinitz,
Prof. Dr. W. Hall wachs,
Prof. Dr. E. von Meyer,
Prof. Dr. H. Nit sehe,
Rentier W. Osborne,
Oberlehrer K. Wobst.
Erster Secretär: Dr. J. Deichmüller.
Zweiter Secretär: Oberlehrer K. Vetters.
T erwaltungsrath.
Vorsitzender: Dr. Fr. Raspe.
1. Civilingenieur und Fabrikbesitzer Fr. Siemens,
2. Geheimer Rath Prof. Dr. G. Zeuner,
3. P rivatu s F. Illing,
4. Privatus W. Puts eher,
5. Prof. Dr. G. Helm,
6. Fabrikant E. Kühnscherf.
Kassirer: Hofbuchhändler H. Warn atz.
Bibliothekar: Privatus K. Schiller.
Secretär: Oberlehrer K. Vetters.
Sectionsfoeamte.
I. Section für Zoologie.
Vorstand: Prof, Dr. H. Nitsclie.
Stellvertreter: Prof. Dr. R. Eber t.
Protokollant: Dr. J. Thiele.
Stellvertreter : Institutsdirector A. Thü m e r.
II. Section für Botanik.
Vorstand: Oberlehrer K. Wobst.
Stellvertreter: Dr. B. Schorler.
Protokollant: Obergärtner F. Le dien.
Stellvertreter: Dr. A. Naumann.
III. Section für Mineralogie und Geologie.
Vorstand: Geh. Hofrath Prof. Dr. H. B. Geinitz.
Stellvertreter: Prof. Dr. E. Kalkowsky.
Protokollant: Dr. H. Francke.
Stellvertreter: Dr. W. Bergt.
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IV. Section für Physik und Chemie.
Vorstand: Prof. Dr. E. von Meyer.
Stellvertreter: Prof. G. Neubert.
Protokollant: Lehrer K. Roder.
Stellvertreter: Oberlehrer Dr. G. Schulze.
V. Section für prähistorische Forschungen.
Vorstand: Rentier W. Osborne.
Stellvertreter: Dr. J. Deichmüller.
Protokollant: Lehrer 0. Ebert.
Stellvertreter: Lehrer A. R. Bergmann.
VI. Section für Mathematik.
Vorstand: Prof. Dr. W. Hallwachs.
Stellvertreter: Oberlehrer Dr. A. Witting.
Protokollant: Oberlehrer Dr. J. von Vieth.
Stellvertreter: Privatdoeent Dr. J. Freyherg.
Redactious - Comite.
Besteht aus den Mitgliedern des Directoriums mit Ausnahme des
zweiten Vorsitzenden und des zweiten Secretärs.
Bericht des Bibliothekars.
Im Jahre 1894 wurde die Bibliothek der „Isis“ durch folgende Zeit-
schriften und Bücher vermehrt:
A. Durch Tausch.
I. Europ a.
1. Deutschland.
Altenburg : Naturforschende Gesellschaft des Osterlandes.
Annaber g-Buchholz : Verein für Naturkunde. — IX. Bericht, 1888 — 93. [Aa 50.]
Augsburg : Naturwissenschaftlicher Verein für Schwaben und Neuburg. —
31. Bericht. [Aa 18.]
Bamberg : Naturforschende Gesellschaft.
Berlin : Botanischer Verein der Provinz Brandenburg. — Verhandl., Jahrg. 35.
[Ca 6.] — Abhandl., Heft 1, 1890. [Ca 6P]
Berlin : Deutsche geologische Gesellschaft. — Zeitschr., Bd. 45, Heft 3
und 4; Bd. 46, Heft 1 und 2. [Da 17.]
Berlin : Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. —
Verhandl., Juli 1893 bis Mai 1894. [G 55.]
Bonn : Naturhistorischer Verein der preussischen Rheinlande, Westfalens
und des Reg.-Bez. Osnabrück. — Verhandl., 50. Jahrg., 2. Hälfte;
51. Jahrg., 1. Hälfte. [Aa 93.]
Brannschiveig : Verein für Naturwissenschaft.
Bremen: Naturwissenschaftlicher Verein. — Abhandl., Bd. XIII, Heft 1.
[Aa 2.]
Breslau : Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur. — 71. Jahresber.,
1893. [Aa 46.]
Chemnitz: Naturwissenschaftliche Gesellschaft. — XII. Bericht, 1889 — 92.
[Aa 20.]
Chenmitz: K. Sächsisches meteorologisches Institut. — Jahrbuch, XI. Jahrg.,
1. und 2. Hälfte. [Ec 57.]
Danzig: Naturforschende Gesellschaft. — Schriften, n. F. VIII. Bd., Heft 3
und 4. — Die Feier des 150jährigen Stiftungsfestes 1893. [Aa 80.]
Darmstadt: Verein für Erdkunde und mittelrheinischer geologischerVerein. —
Notizblatt, 4. Folge, 14. Heft. [Fa 8.]
Donaueschingen: Verein für Geschichte und Naturgeschichte der Baar und
der angrenzenden Landestheile.
43
Dresden : Gesellschaft für Natur- uncl Heilkunde. — Jahresber., 1893 — 94.
[Aa 47.]
Dresden : K. mineralogisch-geologisches Museum.
Dresden: K. zoologisches Museum.
Dresden: K. öffentliche Bibliothek.
Dresden: Verein für Erdkunde.
Dresden: K. Sächsischer Alterthumsverein. — Neues Archiv für sächs.
Geschichte und Alterthumskunde, Bd. XV. [G 75.]
Dresden: Oekonomische Gesellschaft im Königreich Sachsen. — Mittheil.,
1893—94. [Ha 9.]
Dresden: K. thierärztliche Hochschule. — Berichte, 38. Jalirg. [Ha 26.]
Dresden : K. Sächsische technische Hochschule. — Die Bibliothek der tech-
nischen Hochschule Dresden im Jahre 1893. [Je 101.] — Verzeichn,
der Vorlesungen für 1894 — 95. [Je 63.]
Dürkheim: Naturwissenschaftlicher Verein der Rheinpfalz „Pollichia“. —
Mittheil., Jahrg. LI. [Aa 56.]
Düsseldorf: Naturwissenschaftlicher Verein.
Elberfeld: Naturwissenschaftlicher Verein.
Emden: Naturforschende Gesellschaft. — 78. Jahresber., 1892 — 93.
[Aa 48.]
Emden: Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer.
Erfurt: K. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften. — -Jahrbücher, Heft XX.
[Aa 263.]
Erlangen: Physikalisch -medicinische Societät. — Sitzungsber. , 25. Heft.
[Aa 212.]
Frankfurt a. M. : Senckenbergische naturforschende Gesellschaft. — Bericht
für 1894. [Aa 9 a.]
Frankfurt a. M.: Physikalischer Verein. — Jahresber. für 1892 — 93. [Eb 35.]
Frankfurt a. 0.: Naturwissenschaftlicher Verein des Regierungsbezirks
Frankfurt. — ,, Helios“, 12. Jahrg., Nr. 2 — 12. [Aa 282.]
Freiburg i. Br.: Naturforschende Gesellschaft. — Berichte, Bd. 8. [Aa 205.]
Gera: Gesellschaft von Freunden der Naturwissenschaften.
Giessen: Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde.
Görlitz: Naturforschende Gesellschaft.
Görlitz: Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften. — Neues Lau-
sitzisches Magazin, Bd. 70. [Aa 64.]
Görlitz: Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte der Oberlausitz. —
Jahreshefte, Heft 3. [G 113.]
Greifswald: Naturwissenschaftlicher Verein für Neu -Vorpommern und
Rügen. — Mittheil., 25. Jahrg., 1893. [Aa 68.]
Greifswald: Geographische Gesellschaft.
Güstrow: Verein der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg. —
Archiv, 47. Jahrg. [Aa 14.]
Halle a. S. : Naturforschende Gesellschaft.
Halle a. S.: Kais. Leopoldino-Carolinische deutsche Akademie. — Leopoldina,
Heft XXIX, Nr. 21-24; Heft XXX, Nr. 1—20. [Aa 62.]
Halle a. S.: Verein für Erdkunde. — Mittheil., Jahrg. 1894. [Fa 16.]
Hamburg : Naturhistorisches Museum. — Jahrb., Jahrg. X, 2. Hälfte.
[Aa 276.]
Hamburg: Naturwissenschaftlicher Verein. — Verhandl., III. Folge, 1. Heft,
1893. [Aa 293 b.]
44
Hamburg : Verein für naturwissenschaftliche Unterhaltung.
Hanau : Wetteranische Gesellschaft für die gesammte Naturkunde.
Hannover : Naturhistorische Gesellschaft. — 42. und 43. Jahresber. [Aa 52.]
Hannover : Geographische Gesellschaft.
Heidelberg : Naturhistorisch-medicinischer Verein. — Verhandl., n. F., Bd. V,
Heft 2. [Aa 90.]
Karlsruhe : Naturwissenschaftlicher Verein.
Kassel : Verein für Naturkunde. — Berichte, Nr. XXXIX. [Aa 242.]
Kassel : Verein für hessische Geschichte und Landeskunde.
Kiel: Naturwissenschaftlicher Verein für Schleswig-Holstein.
Königsberg i. Pr.: Physikalisch- ökonomische Gesellschaft. — Schriften,
34. Jahrg., 1893. [Aa 81.]
Königsberg i. Pr. : Altertums-Gesellschaft Prussia.
Landshut: Botanischer Verein. — Bericht 13. [Ca 14.]
Leipzig: Naturforschende Gesellschaft.
Leipzig: K. Sächsische Gesellschaft der Wissenschaften. — Berichte über
die Verhandl., mathem.-physikal. Klasse, 1893, A4I — IX; 1894, I.
[Aa 296.]
Leipzig: K. Sächsische geologische Landesuntersuchung. — Geologische
Specialkarte des Königreichs Sachsen: Sect. Welka-Lippitzsch, Bl. 23/38;
Sect. Baruth -Neudorf, Bl. 39/24; Sect. Moritzburg -Klotzsche, Bl. 50;
Sect. Dresden, Bl. 66; Sect. Schirgiswalde- Schluckenau, Bl. 70; Sect.
Kreischa- Hänichen , Bl. 82; Sect. Königstein -Hohnstein, Bl. 84; mit
7 Heften Erläuterungen. [De 146.]
Lübben: Xiederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte. —
Mittheil., Bd. III, Heft 5 — 8. [G 102.]
Lübeck: Geographische Gesellschaft und naturhistor. Museum.
Lüneburg: Naturwissenschaftlicher Verein für das Fürstentum Lüneburg.
Magdeburg : Naturwissenschaftlicher Verein. — Jahresber. und Abhandl.,
Jahrg. 1893—94, 1. Halbj.; Festschrift zur Feier des 25. Stiftungs-
tages, [Aa 173.]
Mannheim: Verein für Naturkunde. — 56. — 60. Jahresber. [Aa 54.]
Marburg: Gesellschaft zur Beförderung der gesummten Naturwissenschaften.
— Sitzungsber., Jahrg. 1893. [Aa 266.]
Meissen: „Isis“, Verein für Naturkunde. — Beobachtungen der Isis-Wetter-
warte zu Meissen im Jahre 1893. [Ec 40.]
Münster : Westfälischer Provinzialverein für Wissenschaft und Kunst. —
21. Jahresber., Jahrg. 1892 — 93. [Aa 231.]
Neisse: Wissenschaftliche Gesellschaft „Philomathie“.
Nürnberg: Naturhistorische Gesellschaft. — Jahresber. für 1893, nebst
Abhandl., X. Bd., Heft 2. [Aa 5.]
Offenbach: Verein für Naturkunde.
Osnabrück: Naturwissenschaftlicher Verein.
Passau: Naturhistorischer Verein.
Posen: Naturwissenschaftlicher Verein. — Zeitschr. der botan. Abtheil.,
Heft 1 und 2. [Aa 316.]
Regensburg: Naturwissenschaftlicher Verein. — Mittheil., Heft IV, 1892 — 93.
[Aa 295.]
Regensburg: K. Bayerische botanische Gesellschaft.
Reichenbach i. V.: Vogtländischer Verein für Naturkunde.
Reutlingen: Naturwissenschaftlicher Verein.
45
Schneeberg : Wissenschaftlicher Verein.
Stettin : Ornithologischer Verein. — Zeitschr. für Ornithologie und prakt.
Geflügelzucht, Jahrg. XVIII. [Bf 57.]
Stuttgart : Verein für vaterländische Naturkunde in Württemberg. — Jahres-
hefte, Jahrg. 50. [Aa 60.]
Stuttgart : Württembergischer Altertumsverein. — Württemberg. Viertel-
jahreshefte für Landesgeschichte, n. F., 2. Jahrg. [G 70.]
Tharandt : Redaction der landwirtschaftlichen Versuchsstationen. — Land-
wirtsch. Versuchsstationen; Bd. XLII1, Heft 3 — 6; Bd. XLIV ; Bd. XLV,
Heft 1 — 4. [Ha 20.]
Thorn : Coppernicus -Verein für Wissenschaft und Kunst. — Mittheil.,
Heft IX. [Aa 145.]
Trier : Gesellschaft für nützliche Forschungen. — Jahresber. für 1882—93.
[Aa 262.]
Ulm : Verein für Mathematik und Naturwissenschaften. — Jahreshefte,
6. Jahrg. [Aa 299.]
Ulm: Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben.
Weimar : Thüringischer botanischer Verein. — Mittheil., n. F., 5. Heft.
[Ca 23.]
Wernigerode : Naturwissenschaftlicher Verein des Harzes. — Schriften,
Vill. Bd., 1893. [Aa 289.]
Wiesbaden: Nassauischer Verein für Naturkunde. — Jahrbücher, Jahrg. 47.
[Aa 43.]
Würzburg: Physikalisch-medicinisclie Gesellschaft. — Sitzungsber., Jahrg.
1893. [Aa 85.]
Zwickau: Verein für Naturkunde. — Jahresber. 1892 u. 93. [Aa 179.]
2. Oesterreich -Ungarn.
Aussig: Naturwissenschaftlicher Verein. — Thätigkeitsbericht für 1887 — 93.
[Aa 228.]
Bistritz: Gewerbeschule. — XVIII. Jahresber., 1892—93. [Je 105.]
Brünn: Naturforschender Verein. — Verhandl., Bd. XXXI, und 11. Ber.
der meteorol. Commission 1891. [Aa 87.]
Budapest: Ungarische geologische Gesellschaft. — Földtani Közlöny, XXIII.
kot., 11. — 12. füz. ; XXIV. köt., 1. — 10. füz. [Da 25.]
Budapest: K. Ungarische naturwissenschaftliche Gesellschaft, und: Ungarische
Akademie der Wissenschaften.
Graz: Naturwissenschaftlicher Verein für Steiermark. — Mittheil., Jahrg.
1893. [Aa 72.]
Hermannstadt : Siebenbürgischer Verein für Naturwissenschaften. — Verhandl.
und Mittheil., XLI1I. Jahrg. [Aa 94.]
Iglo: Ungarischer Karpathen-Verein. — Jahrbuch, XXI. Jahrg., 1893. | Aal98.]
Innsbruck: Naturwissenschaftlich-medicinischer Verein. — Berichte, XXL
Jahrg. [Aa 171.]
Klagenfürt: Naturhistorisches Landes-Museum von Kärnthen. — Diagramme
der magnet. u. meteorolog. Beobacht, zu Klagenfürt, 1893. “[Ec 64.]
Krakau: Akademie der Wissenschaften. — Anzeiger 1893, Nr. 10; 1894,
Nr. 1—9. [Aa 302.]
Laibach: Musealverein für Krain.
Linz: Verein für Naturkunde in Ober-Oesterreich.
46
Linz : Museum Francisco-Carolinmm. — 52. Bericlit nebst der 46. Lieferung
der Beiträge zur Landeskunde von Oesterreich ob der Enns. [Fa 9.|
Prag : Naturwissenschaftlicher Verein „Lotos“. — Jahrb. für Naturwiss.,
n. F., Bd. XIV. [Aa 63. J
Prag : K. Böhmische Gesellschaft der Wissenschaften. — Sitzungsber.,
mathem.-naturw. CI., 1893. [Aa 269.] — Jahresber. für 1893. [Aa 270.]
P*ag: Gesellschaft des Museums des Königreichs Böhmen. — Pamätky
Archaeologicke, dilu XVI, ses. 3—6. [G 71.]
Prag: Lese- und Redehalle der deutschen Studenten.
Prag: Ceska Akademie Cisare Frantiska Josefa. — Rozpravy, Trida II,
Rocnik 2 u. 3. [Aa 313.] — Bulletin international; classe des Sciences
mathematiques et naturelles, Nr. I. [Aa 313b.]
Pressburg: Verein für Natur- und Heilkunde.
Reichenberg : Verein der Naturfreunde. — ’ Mittheil., Jahrg. 25. |Aa 70.]
Salzbur q: Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. — Mittheil., XXXII.
und XXXIV. Bd. [Aa 71.]
Temesvär: Südungarische Gesellschaft für Naturwissenschaften. — Termes-
zettudomänyi Füzetek, XVIII. köt. [Aa 216.]
Trencsin: Naturwissenschaftliche Gesellschaft für das Trencsiner Comitat.
Triest: Museo civico di storia naturale.
Triest : Societä Adriatica di scienze naturali. — Bollettino, Vol. XV.
[Aa 201.]
Wien: Kais. Akademie der Wissenschaften. — Anzeiger, Jahrg. 1893,
Nr. 22 — 27; 1894, Nr. 1 — 23; Index zu Bd. I — XXVI L [Aa 11.] —
Prähistor. Commission, Mittheil., Bd. 1, Nr. 3 u. 4. [G 111.]
Wien: Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse. —
Schriften, Bd.. XXXIV. [Aa 82.]
Wien: K. K. naturhistorisches Hofmuseum. — Annalen, Bd. VIII, Nr. 3— 4;
Bd. IX, Nr. 1—2. [Aa 280.]
Wien: Anthropologische Gesellschaft. — Mittheil., Bd. XXIII, Heft 6;
Bd. XXIV, Heft 1 — 5. [Bdl.]
Wien: K. K. geologische Reichsanstalt. — Verhandl., 1893, Nr. 11 — 18;
1894, Nr. 1-9. [Da 16.] - Abhandl., Bd. XV, Heft 4-6; Bd. VI,
2. Hälfte mit Atlas; Bd. XVH, Heft3. [Da 1.] — Jahrbuch, Bd. 42,
Heft 2—4; Bd. 43. [Da 4.]
Wien: K. K. geographische Gesellschaft.
Wien: K. K. zoologisch-botanische Gesellschaft. — Verhandl., Bd. XL III,
3. — 4. Quartal; Bd. XLIV, 1. — 2. Quartal. [Aa 95.]
Wien: Naturwissenschaftlicher Verein an der Universität. — Mittheil.,
1893-94. [Aa 274.]
Wien: Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus. — Jahrbücher,
Jahrg. 1892. [Ec 82.J
3. Rumänien.
Bukarest: Institut meteorologique de Roumanie. — Annales, tome VI,
1891 u. 1892. [Ec 75.]
4. Schweiz.
Aarau: Aargauische naturforschende Gesellschaft. — Mittheil., Heft I — VI,
1892. [Aa 317.]
4?
Basel : Natur forschende Gesellschaft. — Verhandl., Bd. 9, Heft 3. |Aa 86. )
Bern : Naturforschende Gesellschaft. — Mittheil., 1892, Nr. 1305 — 1334.
[Aa 254.]
Bern'. Schweizerische naturforschende Gesellschaft. — Verhandl. der 76.
Jahresversamml. zu Lausanne, 1893. [Aa 255.]
Chur: Naturforschende Gesellschaft Graubiindens. — Jahresber., n. F.,
Jahrg. XXXVII. [Aa 51.]
Frauenfeld'. Thurgauische naturforschende Gesellschaft.
Freiburg: Societe Fribourgeoise des Sciences naturelles.
St. Gallen'. Naturforschende Gesellschaft. — Bericht für 1891—92. [Aa 23.]
Lausanne'. Societe Vaudoise des Sciences naturelles. — Bulletin, 3. ser.,
vol. XXIX, no. 113; vol. XXX, no. 114. [Aa 248.]
Neuchatel: Societe des Sciences naturelles.
Schaff hausen\ Schweizerische entomologische Gesellschaft. — Mitth., Vol.
IX, Heft 1—4. [Bk 222.]
Sion'. La Murithienne, societe Valaisanne des Sciences naturelles.
Zürich'. Naturforschende Gesellschaft. — Vierteljahrsschr., Jahrg. 38,
Heft 3 — 4; Jahrg. 39, Heft 1 — 2. [Aa 96.]
Zürich: Schweizerische botanische Gesellschaft. — Berichte 1893, Heft 4.
[Ca 24.]
5. Frankreich.
Amiens : Societe Linneenne du nord de la France.
Bordeaux'. Societe des Sciences physiques et naturelles.
Cherbourg: Societe nationale des Sciences naturelles et mathematiques.
Dijon: Academie des Sciences, arts et heiles lettres.
Le Mans: Societe d’agriculture, Sciences et arts de la Sarthe. — Bulletin,
tome XXVI, fase. 2 — 3. [Aa 221.]
Lyon: Societe Linneenne.
Lyon: Societe d’agriculture, d’histoire naturelle et des arts utiles.
Lyon: Academie nationale des Sciences, heiles lettres et arts.
Paris: Societe zoologique de France. — Bulletin, tome XVIII, no. 1 — 6.
[Ba 24.]
Toulouse: Societe frangaise de botanique.
6. Belgien.
Brüssel: Societe malacozoologique de Belgique.
Brüssel: Societe entomologique de Belgique. — Annales, tome 37. [Bk 13.]
Memoires II, 1894. [Bk 13b.]
Brüssel: Societe royale de botanique de Belgique. — Bulletin, tome
XXX— XXXIII. [Ca 16.]
Gembloux: Station agronomique de l’etat.
Lüttich: Societe geologique de Belgique.
7. Holland.
Gent: Kruidkundig Genootschap „Dodonaea“. — Botanisch Jaarbock,
6. Jahrg., 1894. [Ca 21.]
Groningen : Naturkundig Genootschap.
48
Hartem : Musee Teyler.
Hartem : Societe Hollandaise des Sciences. — Archives Neerlandaises,
tome XXVII, livr. 4—5; tome XXVI [I, livr. 1 — 4. [Aa 257.]
8. Luxemburg.
Luxemburg : Societe de botanique.
Luxemburg : Institut royal grand-ducal.
Luxemburg : Verein Luxemburger Naturfreunde ,, Fauna“.
9. Italien.
Brescia : Ateneo. — Commentari per 4 anno 1893. [Aa 199.]
Catania : Accademia Gioenia di scienze naturale. — Atti, sei*. IV, vol. 6.
— Bullettino mensile, fase. XXXIII -XXXV. [Aa 149.]
Florenz : R. Instituto. — Pubblicazioni, Section I, vol. 12 — 16; Section II,
vol. 11 und 12. [Aa 229. J
Florenz : Societä entomologica Italiana. — Bullettino, anno XXV, trim.
3—4; anno XXVI, trim. 1 — 2. [Bk 193.]
Mailand: Societä Italiana di scienze naturali. — Atti, vol. XXXIV, fase. 4.
[Aa 150.]
Mailand: R. Instituto Lombardo di scienze e lettere. — Rendieonti, ser. 2,
vol. XXV. [Aa 161.] — Memorie, vol. XVII, fase. 2. [Aa 167.]
Modena : Societä di naturalisti. — Atti, ser. 3, vol. XII, fase. 2. [Aa 148.]
Padua: Societä Veneto Trentina di scienze naturali. — Bulletino, tomo V,
no. 4. [Aa 193 b.] — Atti, ser. 2, vol. 1, fase. 2; vol. 2, fase. 1. [Aa 193.J
Parma: Redazione dell Bullettino di paletnologia Italiana. — Bullettino,
ser. II, anno XIX, no. 10—12; anno XX, no 1—9. [G 54.]
Pisa: Societä Toscana di scienze naturali. — Memoire, vol. XIII; Processi
verbali, vol. VIII (9. VII. 93); vol. IX (bis 6. V. 94). [Aa 209.]
Pom: Accademia dei Lincei. — Atti, rendieonti, ser. 5, vol. II, sem. 2,
fase. 12; vol. III, sem. 1 ; sem. 2, fase. 1 — 9. — Rendiconto dell’adunanza
solenne del 3. VI. 1894. [Aa 226.]
j Rom: R. Comitato geologico dTtalia. — Bollettino, 1893, 4. trim.; 1894,
1. — 3. trim. [Da 3.]
Pom: Redazione delle Rassegna delle scienze geologiche in Italia.
Turin: Societä meteorologica Italiana. — Bollettino mensuale, ser. II,
vol. XIII, no. 12; vol. XIV, no. 1—11. [Ec 2.]
Venedig: R. Instituto Veneto di scienze, lettere e arti.
Verona: Accademia d’agricoltura, arti e commercio. — Memoire, ser. III,
vol. LXIX, no. 2. [Ha 14.]
10. Grossbritannien und Irland.
Dublin: Royal geological society of Irland. — Transactions, vol. VII, p. 1.
[Da 14.]
Edinburg: Scottish meteorological society. — Journal, 3. ser., no. X. [Ec 3.]
Glasgoiv: Natural bistory society. — Proceedings and transactions, vol. III,
p. 3. [Aa 244.]
Glasgoiv: Geological society. — Transactions, vol. IX, p. 2. [Da 15.]
49
Manchester : Geological society. — Transactions, vol. XXII, p. 13—21;
vol. XXIII, p. 1—2. [Da 20.]
Neiucastle-upon-Tyne : Tyneside naturalists field club, und: Natural history
society of Northumberland, Durharn and Newcastle-upon-Tyne.
11. Schweden, Norwegen.
Bergen : Museum.
Christiania : Universität. — Den norske Nordbavs- Expedition 1876 — 78:
Bd. XXII, Zoologie (Ophiuroiden). — Kjerulf, Th.: Beskrivelse af en
Kaekke norske Bergarter. [Aa 251.]
Christiania : Foreningen til Norske fortidsmindesmerkers bevaring. — Aars-
beretning for 1892. [Gr 2.] — Kunst og haandverk fra Norges fortid,
Supplement V. [Gr 81.]
Stockholm : Entomologiska Eöreningen. — Entomologisk Tidskrift, Arg. 14,
Nr. 1 — 4. [Bk 12.]
Tromsoe : Museum. — Aarshefter, XVI; Aarsberetning for 1892. [Aa 243.]
TJpsala\ The geological Institution of the university. — Bulletin, vol. 1,
no. 2 (1893). [Da 30.]
12. Russland.
Ekatharinenburg : Societe Ouralienne d’amateurs des Sciences naturelles. — •
Bulletin, tome XIV, livr. 3. — Jahresber. für 1893. [Aa 259.]
Heising fors: Societas pro fauna et flora fennica.
Kharkoiv : Societe des naturalistes ä l’universite imperiale. — Travaux,
tome XXVII. [Aa 224.]
Kieiv: Societe des naturalistes.
Moskau : Societe imperiale des naturalistes. — Bulletin, annee 1893, no. 4;
annee 1894, no. 1 — 2. [Aa 134.] — Nouveaux memoires, tome XV,
livr. 1. [Aa 134 b.]
Odessa'. Societe des naturalistes de la Nouvelle-Russie. — Memoires, tome
XVIII, p. 1—2. [Aa 256.]
Petersburg : Kais, botanischer Garten. — Acta horti Petropolitani, t. XIII,
fase. 1. [Ca 10.]
Petersburg : Comite geologique. — Bulletins, vol. XII, no. 3 — 7. [Da 23.] —
Memoires, vol. IV, no. 3. [Da 24.]
Petersburg : Physikalisches Centralobservatorium. — Annalen, Jahrg. 1892.
[Ec 7.]
Petersburg: Academie imperiale des Sciences. — Bulletin, nouv. serie IV,
Nr. 1—2. [Aa 315.]
Riga: Naturforscher -Verein.
II« A m erika.
1. Nord-Amerika.
(Canada, Vereinigte Staaten, Mexiko.)
Albany: New York state museum of natural history. — Annual report 45—46.
[Aa 119.]
Baltimore: John Hopkins university. — University circulars, vol. XII, no. 109;
50
vol. XIII, do. 110 — 114. [Aa 278.] — Amer. Journal of mathematics,
vol. XIV, no. 4; vol. XV ; vo]. XVI, no. 1 — 3. [Ea 38.] — Amer. Chemical
journal, vol. XIV, no. 8; vol XV; vol. XVI, no. 1 — 6. [Ed 60.] —
Studies in histor. and politic. Science, ser. 11., no. 1 — 6, 9—12; ser. 12,
no. 1 — 7. [Eb 125.] — Amer. journal of pliilology, vol. XIII, no. 4;
vol. XIV; vol. XV, no. 1. [Ja 64.]
Berkeley : University of California. — Departement of geology, bulletin,
vol. I, no. 1 — 7. [Da 31.]
Boston: Society of natural history. — Proceedings, vol. XXVI, p. I. [Aa 111.]
— Memoirs, vol. IV, no. 11. [Aa 106.] — Occasional papers, vol. 1.
[111b.]
Boston : American academy of arts and Sciences. — Proceedings, new ser.,
vol. XX. [Aa 170.]
Buffalo: Society of natural Sciences.
Cambridge: Museum of comparative zoology. — Annual report for
1892 — 1893. — Bulletin, vol. XXV, no. 2 — 10. [Ba 14.]
Davenport: Academy of natural Sciences. — Proceedings, vol. V, p. 2.
[Aa 219.]
Halifax: Nova Scotian institute of natural Science.
Madison: Wisconsin Academy of Sciences, arts and letters. — Transactions,
vol. IX, p. 1 — 2. [Aa 206.]
Mexiko: Sociedad cientifica „Antonio Alzate“. — Memorias, tomo VII,
cuad. 3 — 12. [Aa 291.]
Milwaukee: Wisconsin natural history society.
Montreal : Natural history s-ociety. — Canadian record of Science, vol. V,
no. 8. [Aa 109.]
Neiv-Haven: Connecticut academy of arts and Sciences.
New-York: Academy of Sciences. — Annals, vol. VII, no. 6 — 12; vol. VIII,
no. 1—4. [Aa 101.] — Transactions, vol. XII, mit Ergänzungen.
[Aa 258.]
New -York: American museum of natural history.
Philadelphia: Academy of natural Sciences. — Proceedings, 1893, p. II— III;
1894, p. I. [Aa 117.]
Philadelphia: American philosophical society. — Proceedings, vol. XXXI,
no. 142; vol. XXXI 1, no. 144. [Aa 283.]
Philadelphia: Wagner free institute of Science.
Philadelphia: Zoological society. — Annual report 22. [Ba 22.]
Pochester: Academy of Science.
Pochester: Geological society of America. — Bulletin, vol. IV — V. [Da 28.]
Salem: Essex Institute. — Bulletin, vol. 25, no. 4 — 12; vol. 26, no. 1 — 3.
[Aa 163.]
Salem: Peabody academy of Science.
San Francisco: California academy of Science. — Occasional papers, vol.
IV. [Aa 112b.] — Proceedings, vol. III, p. 2. [Aa 112.]
St. Louis: Academy of Science.
Topeka: Kansas academy of Science. — Transactions, vol. XIII, 1891 — 92
[Aa 303.]
Toronto: Canadian institute. — Transactions, vol. IV, p. 1. — 7. annual
report. [Aa 222.]
Washington: Smithsonian Institution. — Annual report 1891 — 92. [Aa 120.]
— Bureau of ethnology, 9. — 10. annual report. [Aa 120 b.]
51
Washington : United States geological survey. — XII. anrnrnl report, 1890
to 1891. [De 120 a.]
Washington : Bureau of education. — Report of 1889— 90, vol. I — II.
[Je 103.]
Washington : Geograph, and geolog. survey of tlie Roeky mountain re-
gion. — Contributions to North- american ethnology, vol. VI — VII.
[De 120 d.]
2. Süd -Amerika.
(Argentinien, Brasilien, Chile, Costarica.)
Buenos -Aires: Museo nacional.
Buenos -Aires: Museo de La Plata. — Revista, T. III — V. [Aa 308.]
Buenos -Air es: Revista argentina de historia natural.
Buenos -Aires: Sociedad ei entifica Argentina. — Anales, tomo XXXV, entr. 6;
tomo XXXVI— XXXVU. [Aa 280.]
Cordoba: Academia nacional de ciencias. — Boletin, tomo XII — XIII.
[Aa 208 b.]
Rio de Janeiro : Museo nacional.
San Jose: Instituto fisico-geografico y del museo nacional de Costa-Rica.
— Anales, tomo IV. [Aa 297.]
Säo Paulo : Commissäo geographica e geologica do estado de S. Paulo. —
Boletin, No. 8 — 9. [Aa 305a.] — Dados climatoligicos 1891 — 92.
[Aa 305 b.]
La Plata : Museum.
T.a Plata: Redaction der Revista argentina de historia natural.
Santiago de Chile : Deutscher wissenschaftlicher Verein.
III. Asien.
Batavia : K. natuurkundige Vereeniging. — Natuurk. Tijdschrift voor
Nederlandsch Indie, Deel 53. [Aa 250.]
Calcutta: Geological survey of India. — - Records, vol. XXV[, p. 4; vol.
XXVII, p. 1 — 3. [Da 11.] — A manual of the geology of India,
2. edit. 1893. [Da 11b.] — Palaeontologia Indica, sei*. IX, vol. 11,
p. 1. [Da 9.]
Tokio: Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens. —
Mittheil., Bd. VI, Heft 53 — 54; Supplem. zu Bd. VI. [Aa 187.]
IV. Australien,
Melbourne : Mining department of Victoria.
B. Durch Geschenke.
Albert, Fr.: Ueber das Kaugerüst der Makruren. Dissert. 1893. [Bb 60 i.]
Allgemeiner deutscher Bäderverband: 2. Versammlung Wiesbaden 1893.
[Ha 38.]
52
Altenkirch , G. : Beiträge über die Verdunstungseinrichtungen in der trockenen
Geröllfiora Sachsens. Dissert. 1894. [Cc 64.]
Barner, Fr.: Kry s tallo grapli i s che Untersuchungen einiger organischer Ver-
bindungen. Dissert. [Db 9 3 d .]
Barrande , J.\ Systeme silurien du centre de la Boheme. I. Partie: Re-
ch er dies paleontologiques, Vol. II i, T. 3. [Dd 3.]
Behrens , TU. : Untersuchungen über den Processus uncinatus der Vögel
und Krokodile. Dissert. 1880. [Bb 60 g.]
Ben- Saude, A.: Ueber den Analcim. Dissert. 1881. [Db 93a.]
Bodenstein, E.: Der Seitenkanal von Cottus gobio. Dissert. 1882. [Bb 60 f.]
Böhls, J. : Die Mundwerkzeuge der Physopoden. Dissert. 1891. [Bb 60c.]
Buchenau, Fr. : Ueber Einheitlichkeit der botanischen Kunstausdrücke und
Abkürzungen. Sep. 1893. [Cb 44.]
Caracas: Riqueza publica. — Boletin, anno II, t, III, no. 41 — 46, 48 — 57.
[Aa. 237 b.]
Conwentz, ff.: Bildliche Darstellungen von Thieren, Menschen, Bäumen und
Wagen an westpreussischen Gräberurnen. Sep. 1894. [G 131.]
Conwentz, ff.: Bericht über die Verwaltung des Westpreuss. Provinzial-
Museums in Danzig für 1893. [Ab 82.]
Credner, ff.: Die Stegocephalen und Saurier aus dem Rothliegenden des
Plauenschen Grundes bei Dresden, X. Th., 1894. [Dd 108.]
Dörr, TU.: Die erste allrussische hygienische Ausstellung, 1893. [Hb 124.]
Doss, B.: Künstliche Darstellung von Anatas und Rutil mittelst der
Phosphorsalzperle. Sep. 1894. [Db 89 e.]
Dove , K.: Das Klima des aussertropischen Südafrika. Dissert. [Fb 131.]
Emery, C: Estudios sobre las Hormigas de Costa Rica. [Bk 240.]
Fritsch , A. : Fauna der Gaskohle und der Kalksteine der Permformation
Böhmens. Bd. III, Heft 3. [Dd 19.]
Gaea: Natur und Leben. Jahrg. 30. [Aa 41.]
Galle, P. : Ueber die Bahn des am 4. Dec. 1893 vornehmlich in Schlesien
beobachteten hellen Meteors. Sep. 1894. [Ea 29 f.]
Gebirgsverein für die Sächsische Schweiz: Ueber Berg und Thal,
Nr. 191—201. [Fa 19.]
Geinitz, E.: Mittheilungen aus dem Grossherzoglich Mecklenburg, geolo-
gischen Landesanstalt. Nr. IV, die Endmoränen Mecklenburgs. Sep.
1894. [De 217b.]
Geinitz, E.: XV. Beitrag zur Geologie Mecklenburgs. 1. Cenoman und
unterster Lias bei Remplin. Sep. 1894. [De 152.]
Geinitz, E.: Bemerkungen über die Beschaffenheit des Wassers aus Bohr-
brunnen. Sep. 1893. [De 217 c.]
Girard, ff.: Le deluge devant la critique histoire. [De 223.]
Göttingen: Universität; 174 Dissertationen meist chemischen Inhalts [Ed 68.];
diejenigen, welche zoologische, botanische und mineralogische Gegen-
stände behandeln, sind in dieser Abtheil, des Berichtes besonders
aufgeführt.
Gurke , M.: Beiträge zur Systematik der Malvaceen. Dissert. 1892.
[Cb 45 f.]
ff decket, E. : Natürliche Schöpfungsgeschichte. 5. Aufl. [Ab 28.] (Ge-
schenk von Dr. Raspe.)
Hauthcd, ff.: Nota sobre un nuevo genero de* filiceos de la formacion
Rhetica del Challao. Sep. 1894. [Dd 142.]
53
Henking, H. : Beiträge zur Anatomie, Entwicklungsgeschichte und Biologie
von Trombium fuliginosum. Dissert. 1882. [B 60h.]
Hibsch, J.: Beiträge /Air Geologie des böhmischen Mittelgebirges, I. Sep.
1894. [De 188 f.]
Hoestra, J.\ Die Oro- und Hydrographie Sumatra’ s. [Fb 131b.]
Hoffbauer, C. : Beiträge zur Kenntniss der Insektenflügel. Dissert. 1892.
[Bb 60k.]
Jentzsch, A.: Der F rühlin^seinzug des Jahres 1893. Festschrift. [Cd 112.]
Jordan , K: Die Schmetterlingsfauna Göttingens. Dissert. 1885. [Bb 60e.]
Jung ck , M.v Flora von Gleiwitz und Umgegend. Dissert. 1889. [Cb 45 d.]
Kienitz, M.\ Vergleichende Keimversuche mit Waldbaum-Samen, Dissert.
[Cb 45 e.]
Klossovsky, A.: Organisation de l'etude climaterique speciale de la Russie.
Sep. 1894. [Ec 77a.]
Klossovsky, A.: Distribution annuelle des orages ä la surface du globe
terrestre. Sep. 1894. [Ec 77 b.]
Langemann , L.\ Beiträge zur Kenntniss der Mineralien Harmotom,
Phillipsit und Desmin. Dissert. 1886. [Db 93 c.]
Laube, G.: Das Alter der Erde. Prag 1894. [De 140 e.]
Liebe, K: Die Ueberzahl der Männchen. Sep. 1894. [Bf 55t.]
Liebe, K: Ein Lebensbild von E. Fischer. Sep. 1894. [Jb 74.]
Lotsy, J.\ Beiträge zur Biologie der Flechtenflora des Hainberges bei
Göttingen. Dissert. 1890. [Cb 45 c.]
Martin, C. : Ein Beitrag zur Kenntniss fossiler Euganoiden. Dissert. [Db 93 e.]
Mehlis, (?.: Der Drachenfels bei Dürkheim a. d. H. Sep. 1894. [G 39 b.]
Müller, G.: Beiträge zur Kenntniss der oberen Kreide am nördlichen
Harzrande. Dissert. 1888. [Db 93 f.]
0 ekler , A. : Das Krallenglied am Insektenfuss. Dissert. 1890. | Bb 60 b.]
Peralta und Alfaro : Katalog archäologischer Objecte der Republik Costa
Rica. 1893. [G 133.]
Petersburg : Russ. kaiserl. mineralog. Gesellschaft. — Verh., 2. Ser., Bd. 30.
[Da 29.]
Paleigh: Elisa Mitchell scientific society. — Journal, vol. X. [Aa 300.]
Reg , E.: Beobachtungen über den Kuckuk bei Leipzig aus dem Jahre 1893.
Sep. 1894. [Bf 65.]
Roloff, Fr.: Ueber den Instinkt der Thiere und dessen Bedeutung für die
Diätetik. Dissert. 1865. [Bb 60 a.]
Sanchez , A.: Observatorio astronomico y meteorojogico. 1892. [Ec 81.]
Smith, J.: Die Jurabildungen des Kahlberges bei Echte, Dissert. 1893.
[Db 93 g.]
Sommer , A.: Ueber Macrotoma plumbea. Dissert. 1884. [Bb 60 d.]
Stelzner, A.: Die Diamantgruben von Kimberley. Sep. 1894. [De 214a.]
Stauss, TL.: Ueber eine Synthese der Pentamethylen-Dicarbonsäure und
Monocarbonsäure. Dissert. 1894. [Ed 67.]
Stevenson, JA On the sue of the name „catskill“. Sep. 1893. [De 222 d.]
Stevenson, J.: On the origin of the Pennsylvania Anthracite. Sep. 1893.
[De 222 ef.]
Tautphöus , C .: Ueber die Keimung der Samen bei verschiedener Be-
schaffenheit derselben. Dissert. 1876. [Cb 45 a.]
Tietschert, C.: Keimungsversuche mit Secale cereale bei verschieden tiefer
Unterbringung. Dissert. 1872. [Cb 45 b,]
54
Tschusizu Schmidhoffen : Meine bisherige literarische Thätigkeit 1865 — 1893.
[Bf 39 b.]
Washington'. Memoirs of the Nationalacademy of Sciences. Yol. VI. [Aa317.]
White, Ch. : The relation of biology to geological investigation. 1894. [Del 143 a.]
White, Ch.: Cretaceous Invertebrate fossils. [Dd 143b.]
Wien: Entomologischer Verein. — Jahresber. III. [Bk 236.]
Williams, J. : Ueber den Monte Amiata in Toscana. Dissert. 1887. [Db 93 b.
Wolf, Fr.: Licht und Luft, Wasser und Boden der Städte. 1894. [Hb 123.
Wulfsberg, N.: Holarrhena Africana. Dissert. 1880. [Cb 45g.l
Zetzsche , Prof. Dr. Karl Eduard; Zur Erinnerung an , von M.Voretzsch.
1894. [Jb 73.]
C. Durch Kauf.
Anzeiger für Schweizer Alterthümer, Jalirg. XXVII. [Gl.]
Anzeiger , zoologischer, Jahrg. XVII. [Ba 21.]
Bronn' 's Klassen und Ordnungen des Thierreichs, Bd. II, Abth. 2 (Coelent.),
Lief. 9 und 10; Abth. 3, Lief. 17 und 18; Bd. III (Mollusca), Lief.
10 — 14; Supplem. 2. und 3. Lief.; Bd. IV (Vennes), Lief. 31 — 37;
Bd. V, Abth. 2 (Crustaceen), Lief. 38 — 40. [Bb 54.]
Haechel, E.: Systematische Phylogenie der Protisten und Pflanzen. 1. Theil.
[Ab 83.]
Hedwigia , Bd. 33. [Ca 2.]
Hoernes, M. : Die Urgeschichte des Menschen. [G 132.]
Monatsschrift , deutsche botanische, Jahrg. 12. [Ca 22.]
Nachrichten , entomologische, Jahrg. 10. (Bk 235.] (Vom Isis-Lesezirkel.)
Natur , Jahrg. 43. [Aa 76.] (Vom Isis-Lesezirkel.)
Prähistorische Blätter , Jahrg. VI. [G 112.]
Wochenschrift , naturwissenschaftliche, Bd. IX. [Aa311.| (Vom Isis-Lesezirkel.)
Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften, Bd. 66, Nr. 5 — 6;
Bd. 67, Nr. 1—4. [Aa 98.]
Zeitschrift für Meteorologie, Bd. 12. [Ec 66. J
Zeitschrift für wissenschaftliche Mikroskopie, Bd. X, Nr. 4 — 5; Bd. XI,
Nr. 1—3. [Ee 16.]
Zeitschrift , Oesterreichische botanische, Jahrg. 44. [Ca 8.]
Zeitung , botanische, Jahrg. 52. [Ca 9.]
Geschlossen am 31. December 1894.
C. Schiller,
Bibliothekar der „Isis“.
Zu bequemerer Ausnutzung unserer Bibliothek ist für Mitglieder der Isis
ein Lesezirkel eingerichtet worden. Gegen einen jährlichen Beitrag von
3 Mk. können eine grosse Anzahl Schriften bei Selbstbeförderung zu Hause
gelesen werden. Anmeldungen nimmt der Bibliothekar entgegen.
Abhandlungen
der
naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dresden.
1894.
. * I I l'r | | I ; I I ■ ■ ■
1
I. lieber neue fossile Pflanzenreste vom Cerro de Potosi.
Von H. Engelhardt.
(Mit Tafel I.)
In den Abhandlungen der naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis zu
Dresden veröffentlichte ich im Jahre 1887 die Bearbeitung einiger fossiler
Blattreste (S. 36 — 38, Taf. I) aus Schiefern des Cerro de Potosi in Bolivia,
deren Zusendung ich der Güte des Herrn Dr. Ochsenius in Marburg zu
danken hatte. In neuerer Zeit kamen mir durch ihn von Herrn Bergwerks-
director Braun in Potosi gesammelte Stücke von derselben Localität zu,
ebenso von Herrn Bergrath Stelzner in Freiberg solche, die von Herrn
Ingenieur A. Gmehling in Huanchaca übermittelt waren und durch Herrn
Bergwerksbesitzer Francke in Cassel diejenigen, welche der Royal Silver
Mine of Potosi-Compagnie in London gehören.
Aus einer Skizze und einem Profile, beide von Herrn Gmehling her-
rührend, ist zu ersehen, dass der Kern des Cerro de Potosi aus Rhyolith
besteht, welcher eine mächtige Spalte in den daselbst befindlichen
Schiefern*) ausgefüllt und dieselben überdeckt hat. Letztere treten in
bedeutender Höhe zu Tage aus; auf der nordöstlichen Seite des Berges
sind sie stark zersetzt, auf der südwestlichen enthalten sie fossile Pflanzen-
reste „etwa 150 m über der Halde der Mina Forsados“; auf beiden fallen
sie nach N. ein. An sie lagert sich grobkörniger Sandstein an, der auf
der Ostseite von Gerollen überdeckt wird.
In Folgendem gebe ich die Beschreibung der mir bekannt gewordenen
Fossilien, helfen sie doch aufs Neue die gewaltige Lücke in der Kenntniss
von der tertiären Pflanzenwelt Südamerikas in etwas ausfüllen.
Nachdem ich die Bearbeitung der mir zugesendeten Reste bereits
vollendet, aber glücklicherweise noch nicht veröffentlicht hatte, über-
mittelte mir Herr Dr. Ochsenius die Abhandlung des Herrn Professor
N. L. Britton (Columbia College, New-York City): „Note on a collection
of tertiary fossil plants from Potosi, Bolivia“, welche in Transactions of
the American Institute of Mining engineers erschienen ist, so dass es mir
noch möglich wurde, auf sie Bezug nehmen zu können.
*) Herr Prof. James F. Kemp liat dieselben einer mikroskopischen Untersuchung’
unterworfen und theilt über diese mit: „A thin section was prepared, and with erossed
nicols is seen to be composed in largest part of an isotropic substance, through which
are scattered minute feldspar rods. This is undoubtedly a volcanic glass, and the deposit
is formed of fine dust, pumiceous in character and very likely water-sorded and deposited.
The glass has suffered some devitrification from decay.“
Ges. Isis in Dresden , 1894. — Abh. 1.
4
Beschreibung der fossilen Pflanzenreste.
Cryptogamen.
Ordnung der Farne.
Gattung A er o stich um L.
Acrostichum linearifolium nov. sp. Taf. I, Fig. 4.
Der Wedel ist linealisch, am Grunde allmählich verschmälert, gestielt,
ganzrandig; der Mittelnerv ist stark, in dem unteren Theile hervortretend,
gerade, die feinen Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln, ver-
laufen bis zum Rande, sind einfach, bisweilen gegabelt, und stehen ziem-
lich entfernt von einander.
Mit Wedeln von Acrostichum lineare Fee (Brasilien, Bourbon) stimmt .
unser Bruchstück wohl überein.
Sammlung der Freiberger Bergakademie.
Gattung Gymnogramme Desv.
Gymnogramme (?) sp. Taf. I, Fig. 1.
Das vorhandene Fragment ist zu unvollständig und dazu schlecht
erhalten, so dass es nur ahnen lässt, was es sein könnte.
Der Mittelnerv ist kräftig, die Seitennerven entspringen unter vmnig
spitzen Winkeln und gabeln sich mehrfach.
Es ist leicht möglich, dass der Farnrest mit Gymnogramme trifoliata
Desv. (Peru, Brasilien) verwandt ist.
Sammlung der Freiberger Bergakademie.
Gattung Lomariopsis Fee.
Lomariopsis tertiaria nov. sp. Taf. I, Fig. 3.
Der Fieder ist linealisch, am Rande gezähnelt, von einem bis zur
Mitte hervortretenden, von da nach der Spitze sich verdünnenden Mittel-
nerv durchzogen, von dem zahlreiche feine, meist einfache, selten gegabelte,
unter etvras spitzen Winkeln entspringende und bis zum Rande verlaufende
zarte Seitennerven ausgehen.
Es ist nur ein Fieder erhalten. Nach vorn endigt er in eine Spitze,
von der die Kohle abgesprungen ist. Er stimmt genau mit solchen von
Lomariopsis sorbifolia L. sp. (Brasilien, Columbien, Guatemala, Antillen)
überein und dürfte hieraus auf einen gefiederten Farn zu schliessen sein.
Prof. Britton bildet in Fig. 18 unter der Bezeichnung ,,Undeterminedu
ein grösseres Stück ab, das hierher zu rechnen ist.
Sammlung des Herrn Dr. Ochsenius.
Lomariopsis (?) sp. Taf. I, Fig. 2.
Etwa die Hälfte eines Fiederstücks, dem noch dazu der Grund ver-
letzt ist, vermag ich nicht mit Sicherheit der Gattung Lomariopsis zuzu-
weisen. Es ist ganzrandig und zeigt einen starken Mittelnerv, von dem
zahlreiche gegabelte Seitennerven, die den Rand erreichen, unter beinahe
rechtem Winkel ausgehen.
Sammlung der Freiberger Bergakademie.
5
Gattung Pecopteris Brongn.
Pecopteris sp. Taf. I, Fig. 15.
Ein Farnrest ist vorhanden, der uns leider zu einer genaueren Be-
stimmung keine Handhabe bietet.
Der Mittelnerv eines Fieders zeigt auf der einen Seite fiederspaltiges
Laub, während es auf der anderen fehlt; die Fiederspaltstücke sind
linealisch, an der Spitze gerundet, haben einen unter spitzem Winkel
entspringenden, durch die Mitte verlaufenden und nach der Spitze zu sich
verdünnenden Nerv; die übrige Nervatur ist ganz unsichtbar.
Sammlung der Freiberger Bergakademie.
Phanerogamen.
Familie der Gramineen L.
Gattung Po a eite s Brongn.
Poacites sp. Taf. I, Fig. 5.
Ein Stück eines Grasblattes zeigt 16 parallele Nerven.
Ich bildete es trotz seiner Werthlosigkeit mit ab, um das Vorhanden-
sein von Gräsern zu bezeichnen.
Sammlung des Herrn Dr. Ochsenius.
Familie der Taxineen Eich.
Gattung Podocarpus Herit.
Podocarpus fossilis nov. sp. Taf. I, Fig. 12.
Das Blatt ist lederig, linealisch-lanzettlich; der Mittelnerv ist auf der
Oberseite etwas vertieft.
Podocarpus Lamberti Klotzsch (Brasilien) hat Blätter, welche mit
dem fossilen recht wohl verglichen werden können.
Sammlung der Freiberger Bergakademie.
Familie der Myriceen L.
Gattung Myrica L.
Myrica banksioides m. Taf. I, Fig. 6, 7, 14, 17.
1887. Engelhardt, Ueber foss. Blattreste v. Cerro de Potosi, S. 36, Taf. I,
Fig. 10, 14. — Britto n, Tert. foss. plants from Potosi, S. 8, Fig. 5—8.
Die Blätter sind lederig, linealisch -lanzettförmig, scharfgesägt, zuge-
spitzt, am Grunde ganzrandig; der Mittelnerv ist kräftig, nach der Spitze
zu verschmälert, die Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln, ver-
laufen bogenförmig und münden in den Randzähnen aus.
Es ist mir immer noch nicht möglich, eine jetztweltliche Art zur
Vergleichung heranziehen zu können, weshalb die Bestimmung durchaus
noch nicht als fest bestimmt anzusehen ist. Von anderwärts gefundenen
Tertiärblättern sind die von Myrica polymorpha Schp. — Myricophyllum
Zacliariense Sap.^ (vergl. Lesquereux, Cret. and Tert. Fl., Taf. 25, Fig. 1,
2. — Saporta, Etudes s. 1. veget. du Sud-Est de la France. Suppl. I, PI. 5,
Fig. 4 — 7) am ähnlichsten. Zum ersten Male ist es möglich gewesen, sie
mit dem feineren Netzwerk abbilden zu können.
Sammlung der Royal Silver Mine of Potosi -Compagnie in London:
Fig. 14, 17; Sammlung der Freiberger Bergakademie: Fig. 6; Sammlung
des Herrn Dr. Ochsenius: Fig. 7.
6
Myrica Wendtii Britton. Taf. I, Fig. 13.
1892. Britton, Tert. foss. piants from Potosi, S. 8, Fig. 1 — 4, 20.
Die Blätter sind lanzettförmig oder länglich-lanzettförmig, breit, spitz
oder zugespitzt, am Grunde verschmälert, grob und unregelmässig ge-
zähnt; der Mittelnerv tritt hervor, die Seitennerven sind gerade und endigen
in den Zähnen.
Sammlung der Royal Silver Mine of Potosi- Compagnie in London.
Myricophyllum sp. Taf. I, Fig. 24.
Es erinnert der vorhandene Blattfetzen sehr an Myrica acutiloba
Stbg. sp. == Dryandra acutiloba Ung.
Sammlung des Herrn Dr. Ochsenius.
Familie der Polygoneen it. Br.
Gattung Ruprechtia Rchb.
Ruprechtia Braunii nov. sp. Taf. I, Fig. 19.
Das Blatt ist etwas lederig, lanzettförmig, zugespitzt, am Grunde
verschmälert, ganzrandig; der Mittelnerv ist kräftig, die Seitennerven sind
sehr zart und bogenläufig.
Unser Blatt hat manches Aehnliche von den Blättern der jetztlebenden
Ruprechtia laurifolia Mart., doch stimmt es noch mehr mit denen der
R. (Triplaris) salicifolia Mey. (Brasilien) überein.
Es ist zu Ehren Herrn Braun’s, welcher die an Herrn Consul Dr. Ochsenius
gesandten Stücke sammelte, benannt worden.
Sammlung des Herrn Dr. Ochsenius.
Familie der Ericaceen Endl.
Gattung Gaylussacia H. B. K.
Gaylussacia tertiaria nov. sp. Taf. I, Fig. 8, 9.
Die Blätter sind etwas lederig, spatelig, linealisch, spitz, über der
Mitte am breitesten, gegen den Grund verschmälert, am Rande ein wenig
umgebogen, ganzrandig; der Mittelnerv ist kräftig, die Seitennerven gehen
unter spitzen Winkeln aus und sind meist verwischt.
Die Blätter, von denen ich Anfangs annahm, dass sie einer Leucothoe
angehören dürften, bis mich Vergleichungen eines anderen belehrten, sehen
aus, als müssten sie starrlich gewesen sein. Bei dem einen Stücke fügte
ich den wahrscheinlichen Grund in der Zeichnung hinzu. Das in den
Hauptfeldern befindliche und unter der Loupe sichtbare Netzwerk ist
sehr fein.
Ich vergleiche die Blätter mit denen von Gaylussacia ledifolia Mart.
(Brasilien).
Sammlung des Herrn Dr. Ochsenius.
Familie der Saxifrageen Vent.
Gattung Weinmannia L.
Weinmannia Brittoni nov. sp. Taf. I, Fig. 16.
Das Blättchen ist lederig, elliptisch, gezähnt; der Mittelnerv tritt
hervor, die wenigen Seitennerven sind sehr zart und entspringen unter
spitzen Winkeln.
7
Aehnliche kleine Blättchen hat die in Nordbrasilien heimische Adesmia
muricata DC., doch zeigen dieselben keine Seitennerven und dürfen daher
nicht in Betracht gezogen werden. Ganz anders ist es mit den Blättchen
von Weinmannia cjlabra DC. (Süd-Mexico, Westindien, Guiana, Venezuela,
Columbien), welche mit dem unserigen nach allen Richtungen hin überein-
stimmen.
Sammlung der Freiberger Bergakademie.
Familie der Capparideen Juss.
Gattung Capparis L.
Capparis multinervis nov. sp. Taf. I, Fig. 18.
Die Blätter sind lederig, linealisch, ganzrandig, sehr kurz gestielt;
der Mittelnerv ist stark, die unter spitzen Winkeln austretenden Seiten-
nerven verlaufen parallel, verbinden sich vor dem Rande in Bogen und
treten gleich den Nervillen hervor.
Es sind nur Bruchstücke vorhanden, welche aber soviel Ueberein-
stimmendes mit Blättern einiger Capparis- Arten ( C . angustifolia H. B. K.
von Südmexico, C. Jacobinae Moric. von Brasilien, in erster Linie C. longi-
folia SW. von Jamaica, S. Thomas, Antigua) zeigen, dass ich mich ver-
anlasst fühlte, sie der genannten Gattung einzureihen.
Sammlung des Herrn Dr. Ochsenius.
Familie der Papilionaceen L.
Gattung Lonchocarpus H. B. K.
Lonchocarpus obtusifolius nov. sp. Taf. I, Fig. 22.
Das Blättchen ist länglich -elliptisch, an der Spitze stumpf, ein wenig
lederig, ganzrandig; der Mittelnerv ist schwach, die Seitennerven sind fein,
entspringen unter spitzen Winkeln, verlaufen ziemlich gerade und verbinden
sich vor dem Rande in Bogen.
Es ist nur ein Bruchstück, dem der Grund fehlt, vorhanden. Ich
vergleiche dasselbe mit den Blättchen von Lonchocarpus obtusus Benth.
(Brasilien).
Sammlung der Freiberger Bergakademie.
Gattung Hedysarum L.
Hedysarum bolivianum nov. sp. Taf. I, Fig. 62, 6l3.
Die Blättchen sind länglich-umgekehrt-eiförmig, ganzrandig, zart; der
Mittelnerv ist etwas gebogen, die Seitennerven entspringen unter spitzen
Winkeln, verlaufen gerade und verbinden sich vor dem Rande in Bogen.
Die Blättchen der fossilen Art entsprechen denen des jetzt lebenden
Hedysarum (Aeschy nomene) falcatum DC. (Brasilien, Peru, Central-Amerika,
warmes Mexico.)
Sammlung der Freiberger Bergakademie.
Gattung Drepanocarpus Mey.
Drepanocarpus Franckei nov. sp. Taf. I, Fig. 36—38.
Die Blättchen sind lederig, länglich, gerundet, am Grunde gerundet
oder allmählich verschmälert, ganzrandig; der Mittelnerv ist auf der oberen
8
Seite vertieft, auf der unteren hervortretend, die zahlreichen Seitennerven
entspringen unter spitzen Winkeln und verlaufen parallel bis zum Rande.
Unsere Blättchen stimmen mit denen von Drepanocarpus lunatus Mey.
überein (Nord-Brasilien, Guiana, Panama, Nicaragua, Süd-Mexico, West-
indische Inseln, tropisches West -Afrika).
Ich habe diese Art zu Ehren des Herrn Bergwerksbesitzer Francke
in Kassel benannt, welcher sich in hochschätzbarer Weise um Erlangung
von Material bemühte.
Sammlung der Royal Silver Mine of Potosi- Compagnie in London:
Fig. 36; Sammlung der Freiberger Bergakademie: Fig. 37, 38.
Gattung Des m odium Desv.
Desmodium ellipticum nov. sp. Taf. I, Fig. 42 — 44.
Die Blätter sind elliptisch, an Spitze und Grund gerundet, ganzrandig,
kurzgestielt; der Mittelnerv verschmälert sich allmählich nach der Spitze
hin, die Seitennerven verlaufen parallel, sind wenig gebogen und verbinden
sich vor dem Rande untereinander.
Ich vergleiche sie mit den an Grösse und Gestalt sehr verschiedenen
des Desmodium barbatum Benth. ( Hedysarum barbatum L. = TJraria
lagocephala DC.), welches eine weite Verbreitung besitzt (Süd- Mexico,
Nicaragua, Costa- Rica, Panama, West-Indien, Brasilien, Columbien,
Guiana, Peru).
Sammlung der Freiberger Bergakademie.
Gattung Mach a er i um P.
Mackaerium eriocarpoides nov. sp. Taf. I, Fig. 28.
Das Blättchen ist lanzettlich, ganzrandig, kurzgestielt, lederig; der
Mittelnerv ist gerade, deutlich, die Seitennerven sind fein, entspringen
unter spitzen Winkeln, verlaufen gerade oder wenig gebogen und verbinden
sich vor dem Rande in Bogen.
Man vergleiche das fossile Blättchen mit solchen von Mackaerium
eriocarpum Benth. (Brasilien).
Sammlung der Royal Silver Mine of Potosi- Compagnie in London.
Gattung Dalbergia L.
Dalbergia antiqua nov. sp. Taf. I, Fig. 23.
Die Hülse ist länglich-oval, feingerunzelt, gestielt.
Als entsprechende Art könnte Dalbergia riparia Benth. ( Trioptolemaea
riparia Mart.) gelten (Nord -Brasilien).
Sammlung der Royal Silver-Mine of Potosi- Compagnie in London.
Dalbergia cliartacea nov. sp. Taf. I, Fig. 25.
Das Blättchen ist etwas lederig, länglich -elliptisch, spitzlich, ganz-
randig; der Mittelnerv ist gerade, die Seitennerven entspringen unter
spitzen Winkeln, verlaufen wenig gebogen und parallel.
Uebereinstimmung mit Blättchen von Dalbergia variabilis Vog. (Brasilien,
Guiana, Peru) findet statt.
Sammlung des Herrn Dr. Ochsenius.
9
Familie der Mimoseen R. Br.
Gattung Sweetia Spr.
Siveetia tertiaria m. Taf. I, Fig. 26.
1887. Engelhardt, Ueber foss. Blattreste v. Cerro de Potosi, S. 38, Taf. I,
Fig. 11.
1892. Sivertia tertiaria. Britto n, Tert. foss. plants from Potosi, S. 4, Fig. 79.
Die Blättchen sind eiförmig, wenig lederig, an der Spitze stumpf,
etwas ausgerandet; der Mittelnerv ist gerade, am Grunde kräftig und
nimmt nach der Spitze zu allmählich an Stärke ab, die Seitennerven ent-
springen unter spitzen Winkeln, sind wenig gebogen, vor dem Rande
gabelspaltig verbunden, die Maschen des Netzwerkes sind länglich.
Sammlung der Royal Silver Mine of Potosi-Compagnie in London.
Britton rechnet diese Art zu der Gattung Sivertia , mit welcher sie
jedoch nicht in Beziehung gebracht werden kann; diese gehört in die
Familie der Contorten und nicht in die der Mimosen.
Gattung Caesalpinia Bl.
Caesalpinict Gmehlingi nov. sp. Taf. I, Fig. 29.
Das Blättchen ist länglich, ganzrandig, an der Spitze stumpf, am
Grunde einerseits gerundet, andererseits verschmälert, ganzrandig, der
Mittelnerv ist deutlich, die Seitennerven sind sehr schwach.
Blättchen von Caesalpinia pidcherrima Swartz. stimmen mit den fossilen
überein (Brasilien, Guiana, Columbien, Antillen, Mexico, Guatemala, Central-
Amerika, Galapagos, Sandwichinseln).
Sammlung der Freiberger Bergakademie.
Gattung Peltophorum Vogel.
Peltophorum membranaceum nov. sp. Taf. I, Fig. 47.
Das Blättchen ist schief-länglich, stumpf, am Grunde ungleich, ganz-
randig; der Mittelnerv ist fein, die Seitennerven sind zart und entspringen
unter spitzen Winkeln.
Blättchen von Peltophorum Vogelianum Benth. (Brasilien), unter
welchen sich neben gleichhälftigen ungleichhälftige befinden sind von mir
zur Vergleichung herangezogen worden.
Sammlung der Freiberger Bergakademie.
Gattung CassiaL.
Cassia membranacea nov. sp. Taf. I, Fig. 31, 32.
Die Blättchen sind häutig, lanzettförmig, zugespitzt (?), am Grunde
etwas ungleich, ganzrandig; der Mittelnerv ist fein, die Seitennerven
sind zart.
Wahrscheinlich gehören beide unvollständig erhaltene Blättchen einer
und derselben Art an. Als verwandte jetztweltliche ist Cassia laevigata
Willd. (Brasilien, Peru, Columbien, Costa -Rica, Californien, Süd -Mexico)
anzusehen.
Sammlung der Freiberger Bergakademie.
Cassia chrysocarpoides m. Taf. I, Fig. 30.
1887. Engelhardt, Ueber foss. Blattreste v. Cerro de Potosi, S. 37, Taf. I,
Fig. 15. — Britton, Tert. foss. plants from Potosi, S. 3, Fig. 29 — 35.
10
Die Blättchen sind umgekehrt - eiförmig , ungleichhälftig, am Grunde
schief, an der einen Seite mehr als an der anderen gebogen, ganzrandig;
der Mittelnerv ist am Grunde stark und verschmälert sich allmählich nach
der Spitze zu, die Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln und
sind vor dem Rande untereinander verbunden, das Netzwerk zeigt ge-
brochene und untereinander verbundene zarte Nervillen.
Britton lag eine grössere Reihe von Blättchen vor, die geeignet sind,
den bisherigen Grössen- und Formenkreis derselben zu erweitern. Einige
derselben zeigen auch den kurzen Stiel erhalten.
Sammlung der Royal Silver Mine of Potosi- Compagnie in London.
Cassia lignstrinoides m. Taf. I, Fig. 27.
1887. Engelhardt, Ueber foss. Blattreste v. Cerro de Potosi, S. 4, Taf. I,
Fig. 16. — Britton, Tert. foss. plants from Potosi, S. 4, Fig*. 21 — 27,
46—48.
Die Blättchen sind lanzettförmig, spitz, ganzrandig; der Mittelnerv
ist am Grunde verhältnissmässig stark und nimmt nach der Spitze zu all-
mählich an Dicke ab, die Seitennerven entspringen unter wenig spitzen
Winkeln und verbinden sich vor dem Rande in Bogen.
Sammlung der Royal Silver Mine of Potosi -Compagnie in London.
Cassia rigididifolia nov. sp. Taf. I, Fig. 34.
Das Blättchen ist starrlich- häutig, breitlich- länglich, stumpf, am
Grunde ungleichseitig, ganzrandig; der Mittelnerv verläuft beinahe in der
Mitte, die zarten Seitennerven entspringen unter wenig spitzen Winkeln,
verlaufen gerade und verbinden sich am Rande in flachen Bogen.
Das Blättchenstück, welches uns allein zukam, zeigt sich völlig überein-
stimmend mit Blättchen von Cassia mucronata Spgl. (Brasilien).
Sammlung des Herrn Dr. Ochsenius.
Cassia obscura nov. sp. Taf. I, Fig. 50.
Das Blättchen ist häutig, ungleichhälftig, stumpf, am Grunde ungleich-
seitig, ganzrandig; der Mittelnerv und die Seitennerven sind zart, von
letzteren entspringen mehrere am Grunde der einen Seite.
Aehnlich sind Blättchen von Cassia rotimdifolia Pers. (Brasilien,
Guiana, Columbia, Central -Amerika, Mexico, Westindische Inseln); doch
ist bei ihnen der Grund der einen Hälfte mehr herabgezogen, auch sind
sie fast immer grösser, weshalb es mir noch zweifelhaft bleibt, ob wirklich
das fossile mit ihnen zu vergleichen ist.
Gattung Mimosa Ad.
Mimosa arcuatifolia nov. sp. Taf. I, Fig. 52 — 54.
Die Blättchen sind klein, häutig, länglich-linealisch, ganzrandig; der
Mittelnerv ist fein, die Seitennerven sind verwischt.
Die fossilen Blättchen zeigen grosse Aehnlichkeit mit solchen von
Mimosa invisa Mart. (Brasilien, Surinam, Costa-Rica, Panama, Süd-Mexico,
Westindien); ähnlich sind auch die von Parkinsonia acideata L. und die
von Mimosa lapidina Benth.
Sammlung der Freiberger Bergakademie.
Mimosa montanoides nov. sp. Taf. I, Fig. 64.
Die Blättchen sind häutig, gegenständig, klein, sitzend, schief-länglich-
elliptisch, ganzrandig, undeutlich einnervig.
11
Unser Stück entspricht ganz Blättertlieilen von Mimosa montana
H. B. K. (Peru).
Sammlung des Herrn Dr. Ochsenius.
Gattung Mimosites Ung.
Mimosites sp. Taf. I, Fig. 48, 49.
Die Blättchen sind sehr klein, vielpaarig angeordnet, länglich-linealisch,
stumpflich.
Es ist wohl hier am besten angebracht, obigen Gattungsnamen zu
gebrauchen, da die Reste zu klein und unvollständig vorhanden sind, als
dass sie mit Bestimmtheit einer jetzt lebenden Art, ja Gattung identisch
erklärt werden könnten. Mimosa microcephala Humb. et Bonpl. scheint mir
die grösste Uebereinstimmung zu zeigen, doch kommen auch andere
Pflanzen wie Mimosa pectinata Kth., Acacia umbellifera Humb. et Bonpl.,
Calliandra parviflora Benth. etc. in Betracht.
Sammlung der Freiberger Bergakademie.
Gattung Acacia T.
Acacia tenuifolia nov. sp. Taf. I, Fig. 45, 46.
Die Blättchen sind häutig, länglich, an der Spitze stumpf, ganzrandig;
der Mittelnerv verjüngt sich nach der Spitze zu, die überaus zarten Seiten-
nerven entspringen unter spitzen Winkeln und verlaufen parallel.
Die fossilen Reste entsprechen Blättchen von Acacia pedicellatci Benth.
(Brasilien, Bolivia).
Sammlung der Freiberger Bergakademie.
Acacia uninervifolia nov. sp. Taf. I, Fig. 10, 11, 20.
Die Blättchen sind länglich-lanzettlich, spitz, am Grunde schief; der
Mittelnerv ist zart, Seitennerven sind nicht sichtbar.
Sehr übereinstimmend finde ich die Phyllodien von Acacia paradoxa DC.
Sammlung des Herrn Dr. Ochsenius.
Acacia dimidiato - cor data nov. sp. Taf. I, Fig. 51.
Das Blättchen ist sehr kurz gestielt, ungleichseitig-länglich, spitz, am
Grunde halbseitig-herzförmig, ganzrandig; der Mittelnerv ist deutlich, die
Seitennerven sind verwischt.
Die Blättchen von Acacia fasciculata Kunth (. Mimosa fascicidata Benth.)
sind sehr ähnlich. (Süd-Mexico.)
Sammlung der Royal Silver Mine of Potosi- Compagnie in London.
Gattung Inga PL
Inga Ochseniusi nov. sp. Taf. I, Fig. 39, 40.
Die Blättchen sind lederig, länglich, am Grunde schief, gerundet,
ganzrandig; der Mittelnerv verläuft ausserhalb der Mitte, die Seitennerven
sind sehr zart.
Nur zwei Blättchen, von denen dem einen die Spitze fehlt, konnten
von mir aufgefunden werden. Manches Aehnliche haben sie mit denen
von Inga ftabelliformis Mart., doch unterscheiden sie sich von ihnen so-
fort durch ihre geringere Grösse; mehr noch stimmen sie mit denen von
12
Pithecolobium diversifolium Benth. überein, am meisten aber mit solchen
von Inga Blanchetiana Benth. (Brasilien).
Sammlung des Herrn Dr. Ochsenius.
Gattung Pithecolobium Mart.
Pithecolobium tertiarium nov. sp. Taf. I, Fig. 33.
Das Blättchen ist etwas lederig, schief-rhombisch, stumpf, ganzrandig;
der Mittelnerv ist gerade, zur Spitze hin verfeinert, die Seitennerven ent-
springen unter spitzen Winkeln, verlaufen gerade, spalten sich vor dem
Rande und verbinden sich daselbst in Schlingen.
Es ist nur die obere Hälfte eines Blättchens erhalten geblieben. Trotzdem
muss ich dieses mit den in ihrer Gestalt sehr wechselnden Blättchen von
Pithecolobium trapezifolium Benth. (Brasilien, Guiana, Columbien) zu-
sammenbringen. Denken wir uns das Stück ergänzt, so erhalten wir ein
Blättchen, das von solchen der lebenden Art nicht unterschieden werden
kann. Dazu kommt die etwas lederige Textur und die völlig gleiche Nervatur.
Sammlung der Bergakademie zu Freiberg.
Gattung Enter olobium Mart.
Enter olobium granäifolium nov. sp. Taf. I, Fig. 60.
Das Blättchen ist länglich-sichelförmig, spitz, sitzend, ganzrandig ; der
Mittelnerv ist zart und verläuft gerade ausserhalb der Mitte, die Seiten-
nerven entspringen unter spitzen Winkeln und sind kaum sichtbar.
An unserem Blättchen vermag ich nur einen Seitennerv zu erkennen,
die übrigen sind verwischt.
Enter olobium Timbouva Mart. (Brasilien) besitzt entsprechende Blättchen.
Sammlung der Freiberger Bergakademie.
Enter olobium parvifolium nov. sp. Taf. I, Fig. 61.
Das Blättchen ist klein, schmal-linealisch-sichelformig, ganzrandig; der
Mittelnerv ist allein sichtbar.
Enterolobium Schomburgkii Benth. (Brasilien, Cayenne, Panama) zeigt
entsprechende Blättchen.
Sammlung der Freiberger Bergakademie.
Gattung Platipo dium Vog.
Platipodium Potosianum nov. sp. Taf. I, Fig. 41.
Das Blättchen ist länglich, an der Spitze gerundet, am Grunde schief,
ganzrandig, der Mittelnerv ist deutlich, die Seitennerven sind zart, ge-
drängt, entspringen unter spitzen Winkeln, laufen gerade aus und sind
am Rande gebogen.
Als entsprechende Art kann von mir Platipodium elegans Yog. (Brasilien,
Bolivia, Panama) genannt werden, doch ist hervorzuheben, dass der Stiel
bei der fossilen Art länger ist als bei der recenten.
Sammlung der Royal Silver Mine of Potosi-Compagnie in London.
Gattung Calliandra Benth.
Calliandra ovatifolia nov. sp. Taf. I, Fig. 56.
Das Blättchen ist etwas lederig, eiförmig, ganzrandig; der Mittelnerv
verläuft etwas ausserhalb der Mitte, am Grunde entspringen zwei vor dem
13
Rande aufsteigende Nerven, die seitlichen Nerven sind sehr zart, verlaufen
gerade und verbinden sich unter einander.
Unser Blättchen zeigt mit solchen von Calliandra leptopoda Benth.
(Brasilien) sehr grosse Aehnlichkeit.
Sammlung des Herrn Dr. Ochsenius.
Calliandra obliqua nov. sp. Taf. I, Fig. 55.
Das Blättchen ist schief- länglich, ungleichhälftig, ganzrandig; der
Mittelnerv ist nur sichtbar.
Bei Calliandra macrocephala Benth. finden wir solche Blättchen.
Sammlung des Herrn Dr. Ochsenius.
Pflanzenreste mit unsicherer Stellung.
Phyllites Franclcei m.
1887. Engelhardt, Foss. Blattreste v. Cerro de Potosi, S. 36, Taf. I,
Fig. 12.
Leider fanden sich wiederum nur unvollständige Reste.
Antholithes quinquepartita nov. sp. Taf. I, Fig. 57.
Es liegt ein Kelch vor, der einfach und mit fünf kurzen dreieckigen,
derben Abschnitten versehen ist; der zusammenhängende mittlere Theil
zeigt sich vertieft und lässt die Stelle erkennen, auf welcher der Frucht-
knoten aufsass. Es ist mir nicht möglich gewesen, eine sichere Deutung
in Hinsicht auf Familie oder Gattung zu geben.
Sammlung der Bergakademie zu Freiberg.
Carpolites ovoideus nov. sp. Taf. I, Fig. 58.
Eine nicht genau zu deutende Frucht liegt vor. Sie ist eiförmig und
zeigt unter einer glatten und trocknen Mittelschicht einen anschliessen-
den Kern.
Sammlung der Bergakademie zu Freiberg.
Leguminosites (?) globidaris nov. sp. Taf. I, Fig. 59.
Samen, die wohl der Frucht einer der hier beschriebenen Leguminosen
angehören dürften, zeigen sich auf einzelnen Stücken ziemlich häufig, mehr
noch die von ihnen hinterlassenen Eindrücke.
Sie sind etwas flachkugelig, glatt, breit.
Sammlung des Herrn Dr. Ochsenius.
Mimosites linearis nov. sp. Taf. I, Fig. 21, 35.
Die Blättchen sind länglich, ungleichhälftig, linealisch, spitzlich, am
Grunde spitz, ganzrandig; nur der Mittelnerv ist sichtbar.
In dem mir zugänglichen recenten Material fand ich keine Art, auf
welche ich sie beziehen konnte.
II. Die mineralogisch -geologischen Sammlungen der
Königlich Technischen Hochschule zu Dresden.
Yon H. B. Geinitz.
Für die mineralogisch-geologischen Sammlungen der Königlich Tech-
nischen Hochschule und das dazu gehörige Inventar vor und seit Er-
richtung eines Lehrstuhls für Mineralogie und Geologie im Jahre 1850,
welchen ich von jener Zeit an bis Ostern 1894 inne hatte, haben Anfangs
zahlreiche Geschenke den wesentlichsten Beitrag geliefert, wie namentlich
1850 eine aus ca. 1820 Exemplaren bestehende Mineraliensammlung des
Kaufmanns Becker, ferner 1871 eine stattliche Mineraliensammlung aus
dem Nachlasse des verstorbenen Oberstlieutenants von Koppen fels von
dessen Erben, wozu in demselben Jahre eine Sendung des Professors
Dr. Glocker in Breslau und zahlreiche Gaben eines dankbaren Schülers
des Polytechnikums, des jetzigen Professors Ernst Z sch au und vieler
anderer Freunde der Hochschule getreten sind.
Als Stamm für die geologischen Sammlungen konnte eine 1851 für
350 Thaler erworbene Privatsammlung des Dr. H. B. Geinitz, welche
1400 Arten in ca. 5000 Exemplaren Versteinerungen und 765 Exemplare
Gebirgsarten in vier Schränken enthielt, und eine Sammlung von säch-
sischen Gebirgsarten aus dem Nachlasse des Geheimen Regierungsraths
von Weissenbach dienen, während 1871 durch Ankauf von Versteine-
rungen aus dem Nachlasse des Generalstabsarztes Professor Dr. Günther,
incl. 4 grosser Wandschränke für 1950 Mark, diese Sammlungen zu der
jetzigen, einer technischen Hochschule würdigen Höhe geführt worden sind.
Eine hochherzige Schenkung der Wittwe des hiesigen Rechtsanwalts
Dr. Richard von Otto, Frau Clara von Otto führte 1885 der Königlich
Technischen Hochschule einen grossen Theil der naturhistorischen Samm-
lungen des am 26. December 1863 hier verstorbenen früheren Ritterguts-
besitzers auf Possendorf Ernst von Otto*) zu und zwar ca. 1000 gute
Exemplare von Mineralien und einige 100 Stück geschliffene Gesteins-
platten, ferner eine reiche Sammlung von Süsswasser- und Landconchylien,
sowie eine ansehnliche Sammlung von Eiern, Seesternen u. s. w., die in
den zoologischen Sammlungen der Königlich Technischen Hochschule Auf-
nahme gefunden haben. Diesem werthvollen Geschenke folgten 1892 von
derselben Dame die Seeconchylien und Korallen der Ernst von Otto’schen
Sammlung, in 334 Nummern eines Special-Kataloges, nach, welche bis auf
Weiteres noch in den Räumen der geologischen Sammlungen verblieben sind.
*) Nekrolog in Sitzungsiber, der Isis, 1864, S. 8.
Oes. Isis in Dresden, 1894. — Abh. 2.
15
ln neuester Zeit, Ende 1893, ist für die geologische Sammlung noch
eine Reihe zierlicher Versteinerungen aus der Kreide von Rügen ein-
gegangen, welche Frau Agnes Laur in Dresden mit grossem Fleiss ge-
sammelt und unseren Sammlungen verehrt hat.
Unter der grossen Zahl von Freunden, welche durch schätzbare
Gaben unsere mineralogisch -geologischen Sammlungen gefördert haben,
seien vor Allem hervorgehoben die Herren Oberlehrer Hermann Engel-
hardt, Consul Engelmann, 1870, Professor Dr. Friedrich in Zittau,
1880, L. Bürkner, 1880, Consul Russ, 1881, Bergschuldirector Ditt-
marsch in Zwickau, Berginspector Wiefel in Stassfurt, 1882, Dr. Reide-
ln eist er in Schönebeck, 1882 u. f., Ingenieur 0. Jünger in Copen-
hagen, 1885, Professor Bombicci in Bologna, 1885, Professor Dr. von
Hantken in Budapest, 1886, und Dr. B. Doss, 1889, worüber die Zu-
gangskataloge nähere Auskunft ertheilen. Mit dem Königlich Minera-
logischen Museum ist ein lebhafter Tauschverkehr unterhalten worden.
Einen werthvollen Bestandteil der geologischen Sammlung bilden
die in den Wandschränken aufgestellten Steinarten, welche im Königreiche
Sachsen zur Chausseeunterhaltung verwendet werden und als Unterlage
für die von H. B. Geinitz und C. Th. Sorge im Juli 1860 veröffentlichte
Druckschrift dienen, über welche sich auch mikroskopische Untersuchungen
des Professors Möhl in Cassel und Anderer verbreiteten.
In den Räumen der Königlich Technischen Hochschule selbst sind
mikroskopische Untersuchungen sehr lebhaft in den Jahren 1888 und 1889
von dem damaligen Assistenten für Mineralogie und Geologie Dr. B. Doss
betrieben worden. Zur Förderung dieses immer mehr in den Vorder-
grund tretenden Zweiges wurden schon früher zahlreiche ausgewählte
Dünnschliffe von Gebirgsarten von Voigt & Hochgesang in Göttingen und
von anderen Seiten bezogen, sowie auch für Ankauf zweier guter Mikro-
skope gesorgt. In ähnlicher Weise wurde auch das Studium der Krystallo-
graphie durch Ankauf zahlreicher Krystallmodelle und Anschaffung mehrerer
hierzu nöthigen Instrumente und Apparate gefördert. Die optische Rich-
tung in Mineralogie und Petrographie und die sogenannte chemische
Krystallographie sind seit Ostern 1887 durch den Privatdocenten für
Mineralogie und Geologie Dr. Heinrich Vater, späterem Professor an
der Königlichen Forstakademie in Tharandt, in besonders dazu eingerich-
teten Räumen der Königlich Technischen Hochschule in erwünschter Weise
bis Ostern 1894 vertreten worden.
Als meine Assistenten für Mineralogie und Geologie fungirten 1886
bis 1887: Dr. Herrn. Hofmann, 1887 — 1888: Dr. Heinrich Vater und
Dr. B. Doss, 1888 — 1889: Dr. B. Doss und Dr. H. Francke, 1889 — 1894:
Dr. H. Francke mit nur kurzer Unterbrechung.
Das Mobiliar für die Sammlungen war Anfangs ein höchst bescheidenes.
Der einzige Schrank, welcher nicht nur die Mineralien und Gebirgsarten,
sondern zugleich auch chemische Präparate und kleinere physikalische
Apparate in den Räumen der Königlich Technischen Bildungs-Anstalt am
Jüdenhofe enthielt, ist noch vorhanden. Dann trat ein grosser Mineralien-
schrank aus dem Nachlasse des verewigten Directors Professor Seebeck
hinzu und mit den vorgenannten durch Schenkungen und Ankäufe er-
worbenen Gegenständen folgten auch die alten und mit neuem Anstrich
versehenen Schränke nach. Es waren bis zum Jahre 1876 überhaupt nur
drei neue Mineralienschränke angefertigt worden, in welchen sich jetzt
16
noch die mineralogischen und geologischen Lehr- und Hauptsammlungen
befinden.
Mit Uebersiedelung der Sammlungen aus dem alten Polytechnikum am
Postplatz in die neuen Räume unserer Königlich Technischen Hochschule
stellte sich auch das Bedürfniss zur Aufstellung von Schausammlungen im
Interesse der Studirenden heraus, soweit die dafür disponiblen Räume in den
Zimmern 81 — 84 genügten. Das Auditorium -Zimmer 81 ist mit den
geologischen Karten des Königreichs Sachsen und der angrenzenden Länder-
theile von C. Fr. Naumann und B. von Cotta und mit Gebirgsprofilen
ausgestattet, das leider unheizbare Zimmer 82 enthält in grossen statt-
lichen neuen Schränken eine reiche geologische Sammlung mit den
krystallinischen Gebirgsarten und den sedimentären mit ihren Versteine-
rungen, nach ihrem geologischen Alter geordnet, ausserdem die schon
oben erwähnte werthvolle Sammlung der im Königreiche Sachsen zur
Chausseeunterhaltung gebrauchten Gebirgsarten. Daneben befinden sich
Modelle eines Gletschers und einer Vulkaninsel von Heim, eines Vulkans
von von Hochstetter und ein Modell für Gebirgsverschiebungen von
R. Schäfer in München. Das auch für praktische Uebungen und Re-
petitionen der Studirenden benutzte Zimmer 83 ist im Wesentlichen mit
den Lehrsammlungen für Mineralogie und Geologie, mit einer Studien-
sammlung zum selbständigen Gebrauche der Studirenden und einigen
kleinen Aufsatz -Schränken zu verschiedenen Zwecken erfüllt. In dem
daranstossenden sogenannten Docenten-Zimmer 84 konnte ausser 2 Schreib-
tischen für den Professor und einen Assistenten, einem mit vielen Schub-
fächern versehenen alten aber sehr brauchbaren Schrank zur Aufnahme
von botanischen und zoologischen Vergleichsmaterialien und einem anderen
kleinen Schrank mit Aufsatz noch die unentbehrliche Handbibliothek für
die mineralogisch-geologische Abtheilung aufgenommen werden.
Diese Handbibliothek, über welche ausser dem älteren allgemeinen
Zugangskataloge ein besonderer Zugangskatalog für Bücher von 1890 an
geführt wird, enthält ausser einigen bei den Lehrmitteln angeführten
Schriften 66 mineralogische und 329 geologische Schriften und Karten-
werke. Ausserdem ist dafür ein vollständiger Zettelkatalog vorhanden.
Bei Anschaffung und der nur langsam fortschreitenden Vermehrung dieser
Bibliothek wurde der Grundsatz festgehalten, einerseits nur die als Lehr-
mittel wichtigsten und zur Untersuchung der Materialien nothwendigsten
Schriften anzuschaffen, andererseits aber geologische Karten herbeizuführen,
sei es durch Schenkung oder Ankauf, da unsere Königlich Technische
Hochschule die einzige Stelle in Dresden ist, wo für die letzteren eine
Centralstelle geschafft werden konnte, zumal an dem Königlich Minera-
logisch-geologischen Museum in Dresden bei den vielen anderen Anforde-
rungen an dasselbe die Möglichkeit hierzu ziemlich ausgeschlossen war.
Als Geschenke sind vornehmlich anzuführen:
Die von dem Königlich Sächsischen Finanzministerium herausgegebenen
Special-Karten des Königreichs Sachsen mit Erläuterungen, von H. Credner;
das grosse Kartenwerk der geologischen Landesuntersuchung von Schweden
(Sveriges Geologiska Undersökning), von Director Professor 0. Tor eil
(Institut royal geologique de la Suede, Stockholm); zahlreiche Kartenwerke
der U. S. Geological Survey, von Director W. Po well in Washington.
Unter den Ankäufen sind die bedeutendsten die geologischen Special-
karten von Preussen und den Thüringischen Staaten, jene von Eisass-
17
Lothringen, die geognostische Specialkarte von Württemberg, Bayern z. Th.,
vom Peloponnes und Attika, Italien, Flötzkarten des Ruhr- Steinkohlen-
beckens und von Schlesien, des Europäischen Russlands, von Frankreich,
Spanien, der Schweiz, England, überhaupt der meisten Länder Europas.
Chemische Arbeiten mussten während meiner Wirksamkeit als Pro-
fessor der Mineralogie wegen mangelnder Räumlichkeiten hier unter-
bleiben, da nur ein kleiner Raum neben der nach dem Boden führenden
Treppe zwischen den Zimmern 81 und 82 für die Anbringung eines
Schränkchens mit chemischen Reagenzien disponibel war, welchem Uebel-
stande bei dem bevorstehenden Neubau unter fachkundiger Leitung meines
Nachfolgers leicht abgeholfen werden kann.
III. Ucber Allantonema mirabile, Sphärularia
bonibi und Heterodera Schacht H.
Von Dr. R. Ebert in Dresden.
Im 12. Bande der mathematisch-physischen Klasse der Königlich Säch-
sischen Gesellschaft der Wissenschaften, No. VIII, findet sich eine Arbeit
lind. Leuch art’s über 3 schmarotzende Nematoden. Die Entwicklungs-
geschichte derselben, wie sie dort zur Kenntniss gebracht wird, lässt vor
Allem erkennen, wie mit dem Uebergange zur parasitischen Lebensweise
tiefgreifende Aenderungen der Organisation der betreffenden Thiere ver-
bunden sind, und dass daher das Stadium der Würmer, bei denen ja
Parasitismus eine besonders häufige Erscheinung ist, ein vortreffliches
Mittel bietet, die grosse Anpassungsfähigkeit organischer Materie an ver-
änderte Lebensbedingungen kennen zu lernen.
Der im Fichtenrüsselkäfer, Hylobius Abietis , schmarotzende wurst-
förmige Nematode Allantonema mirabile hat, um durchlässig für die Nähr-
flüssigkeit zu werden, seine Körperdecke auf eine ungemein zarte Cuticula
beschränkt, Bewegungs- und Empfindungsorgane, die ihm nicht weiter
nothwendig sind, zum Schwinden gebracht und fast die ganze innere
Körpermasse zu einem Geschlechtsapparate umgewandelt.
Anfangs männlich und zur Bereitung von sperma dienend, wird er
später weiblich, Eier bereitend, so dass das Thier als ein protandrisclier
Hermaphrodit sich charakterisirt. Die Eier entwickeln sich bereits zum
Embryo im Mutterleibe, die selbständig ihren Ausgang gewinnen müssen,
da keine Muskelkraft im Mutterthier vorhanden ist, die den Geburtsakt
vollziehen könnte. Die Embryonen finden nun reichlich Nahrung im Leibe
des Wirthes, daher ist ihre Mundöffnung zunächst noch geschlossen. Sie
gelangen endlich durch den Mastdarm des Wirthes nach aussen, halten
sich hier noch längere Zeit, besonders zwischen Flügeldecken und Rücken
desselben auf, legen allmählich den Larvencharakter ab, und aus den
früher geschlechtlich indifferenten Parasiten werden frei lebende Ge-
schlechtsthiere, die, weit entfernt ihrem Mutterthiere zu gleichen, Form
und Bau der echten Nematoden annehmen.
Man hat es hier also mit Thieren zu thun, die einen heterogonischen
Generationswechsel durchlaufen.
Der Unterschied der beiden Geschlechter prägt sich immer mehr aus,
und es kommt zur Begattung. Die Nachkommen werden von der frei
lebenden Form im Eizustande entlassen, wenn auch in einem schon vor-
gerückten Zustande der Furchung. Die hieraus hervorgehenden Embryonen
haben so ziemlich Gestalt und Grösse der Embryonen der parasitären
G es. Isis in Dresden, 1804. — Abh. 3.
19
Form, ihr Mund aber ist nicht geschlossen wie bei jener, da sie sich selbst-
ständig ernähren müssen. Was aus ihnen wird, ist mit voller Sicherheit
nicht ermittelt worden, doch neigt Leuckart der Ansicht zu, dass sie als
Schmarotzer weiter leben, so dass freie und parasitäre Form sich regel-
mässig abwechseln.
In Betreff der Benennung des Thieres ist es Leuckart gelungen, einer
idealen Namengebung möglichst nahe zu kommen, indem er im ersten
Theile des zusammengesetzten Wortes die Form des Thieres, äXXag, die
Wurst, im anderen, in vyfia, seine Stellung im System, die Zugehörigkeit
zu den Nematoden zum Ausdruck gebracht hat.
Der zweite Nematode ist Sphäralaria bornbi , dessen Lebensgeschichte
von Leuckart zum Abschluss gebracht worden ist.
Dieses Thier schmarotzt als Weibchen in verschiedenen Hummelarten.
Es kriecht in die Weibchen letzterer, während sie ihre Winterquartiere
aufsuchen, und zeichnet sich besonders durch seine vorgefallene und mächtig
entwickelte Geschlechtsröhre aus. Es ist aber nicht nur biologisch und
entwickelungsgeschichtlich, sondern auch anatomisch und histologisch ein
ungewöhnliches Geschöpf.
Die durch den Darmkanal aus den Hummeln ausgewanderten, wurm-
formigen Embryonen bedürfen keiner weiteren Nahrung; sie verbrauchen
nur die als Körnchen und Ballen in ihrem Verdauungsrohre aufgespeicherten
Reservestoffe und gelangen mit diesem Vorrathe zur vollen Geschlechts-
reife. Nach der Begattung stirbt das Männchen ab, das Weibchen aber
sucht seine Einwanderung in das Wohnthier zu halten, die durch den
Mund vor sich zu gehen scheint. Hier angelangt stülpt sich bald die
vagina um und bildet einen Schlauch. Nach vollständiger Umstülpung
wächst sie um ein Beträchtliches, nimmt den Uterus mit anhängendem
Ovarium aus dem Wurmkörper in sich auf, kapselt seinen Innenraum
gegen die Leibeshöhle vollständig ab und bringt die auf diese Weise von
ihrem ursprünglichen Träger völlig isolirten Organe zur weiteren Aus-
bildung.
Die auffallendste der hier in Betracht kommenden Veränderungen ist
das enorme Wachsthum des Schlauches; in wenig Wochen erfährt er eine
60000 fache Vergrösserung. Und nur der Schlauch ist es, der dieses
Wachsthum zeigt; denn der Wurm, der denselben trägt, verändert seine
Dimension nur insofern, als er zusammenfällt und wie ein dünner Faden
dem Schlauche anhängt, der ihn selbst, von dem er ursprünglich doch nur
ein Organ ist, bis auf das 20000 fache übertrifft. Es kommt schliesslich
vor, dass sich das Organ von seinem Träger ganz trennt und wie ein
überpflanzter Körpertheil gewissermassen dem Organcomplex des Wirthes
angehört.
Aber nicht nur die schliessliche Grösse des Schlauches, sondern auch
seine Entwickelungsphasen sind ungewöhnliche. Die Wandung desselben
hat zunächst einen durchaus epithelialen Charakter mit einfacher Zelllage.
Ihre Zellen springen halbkugelartig vor, die Oberfläche des Schlauches
hat demnach ein höckeriges Aussehen. Sie sind die ursprünglich innere
Zellschicht der Scheide, so lange sie noch nicht hervorgestülpt ist, und
ungemein klein. Mit der Vergrösserung des Schlauclis aber wachsen sie
in das kaum Glaubliche, während ihre Anzahl immer dieselbe bleibt. In
der Zahl von 600 bis 650 stehen sie alternirend in 60 bis 70 Querreihen
mit etwa 8 bis 10 Zellen in etwa 10 Längsreihen. Ihr buckelartiges Auf-
20
treiben ist vorwaltend eine Folge der Vergrösserung ihrer Zellkerne. Der
den Genitalschlauch mit ausfüllende Fettkörper verdankt seine Grössen-
zunahme ebenfalls nur der Vergrösserung, nicht der Vermehrung seiner
Zellen.
Die Dicke der Geschlechtsröhre ist unabhängig von der Entwickelung
der Eier. Erst im Hummelkörper geht die Embryonalbildung vor sich;
der Embryo erlangt aber seine wurmförmige Gestalt schon vollkommen
im Ei. Nach seinem Auskriechen lassen sich alle seine Veränderungen im
Hummelkörper auf Wachsthumerscheinungen zurückführen, wozu er auch
bereits hier schon keiner weiteren Nahrungsaufnahme bedürftig zu sein
scheint.
Ein ähnlich interessantes Thier ist der Rübennematode Hetero der a
Schachtii Sclimdt. nach den Beobachtungen von Adolf Strub eil.
Das Männchen, das eine Grösse bis 1 mm erreicht, trägt alle Merk-
male eines echten Nematoden an sich. Eine Eigenthümlichkeit zeigt nur
die kappenartige Erhebung am Kopfe. Aus 6 vorspringenden Lamellen
bestehend ist sie ein vortrefflicher Bohrapparat, der daher auch nur den
freibeweglichen Männchen und den Larven zukommt, während sie den
Weibchen und den sessilen Larven fehlt. Cuticula, Subcutanschicht, Haut-
schlauch, Excretionsgefäss sind ganz ähnlich den entsprechenden Partien
anderer Nematoden. Die Leibeshöhle wird fast vollkommen ausgefüllt
durch Darm und Geschlechtsorgane. Der Verdauungsapparat beginnt
mit der Mundspalte; ihr folgt das cylindrische Rohr der Mundhöhle, die
sich bald birnenförmig erweitert. In sie hinein ragt ein kräftiger Stachel,
der ein Stechorgan ist. Der Mundhöhle reiht sich der 3 Mal sich er-
weiternde Oesophagus an, dem der cylindrische Darm folgt. Der Ge-
schlechtsapparat ist sehr einfach, zwischen keimbereitenden Hoden und
Samenleiter ist kaum ein Unterschied wahrzunehmen.
Das Weibchen ist in seiner Gestalt einer Citrone zu vergleichen von
0,8 bis 1,3 mm Länge. Der vordere Fortsatz hat die Form eines mit
einem Stachel versehenen Flaschenhalses, das hintere Ende trägt in seiner
zapfenartigen Hervorragung den Vulvaspalt. Ganz in der Nähe desselben
ist der After, der infolge einer Dislocation an diese Stelle gekommen ist,
denn ursprünglich liegt er auf der Bauchseite. Die äussere Bedeckung
ist wie beim Männchen, nur spärlicher, und besonders ist es der Haut-
schlauch, der um so mehr schwindet, je älter das Weibchen wird. Der
Darm gliedert sich in die 3 bekannten Abschnitte. Die Kopf kappe fehlt;
der Stachel ist länger und schwächer als beim Männchen. Der Genital-
schlauch wird, wie gewöhnlich bei Nematoden, von 2 Schläuchen mit ge-
meinsamem. Endstück gebildet. Als accessorische Bildung ist ein rundlicher
Pfropfen zu erwähnen, der der vagina anhängt und als eine Schutz-
einrichtung für entweichende Eier aufzufassen ist.
Die zu vollen Geschlechtsthieren sich entwickelnden Embryonen machen
interessante Metamorphosen durch und zwar diejenigen, die sich zu
Männchen entwickeln, complicirtere, als die zu Weibchen heranreifenden.
Nachdem der Embryo mit allen Organen ausgerüstet ist, die zu einem
selbständigen Leben befähigen, sprengt er die Eischale und gelangt in den
Leib der Mutter, die bereits während seiner Entstehung verstorben ist
und ihn nur noch als Schutzhülle umgiebt. Er wandert durch die Vulva
in den umgebenden Erdboden als 0,36 mm grosses Würmchen aus, stösst
beständig seinen Stachel vor- und rückwärts, um eine Nährpflanze zu
21
finden. Hat er sie gefunden, so wird durch die Stossbewegung des Stachels
die Epidermis aufgerissen und der Wurm kriecht in tangentialer Richtung
vorwärts. Das centrale Leitbündel der Wurzel bleibt immer unversehrt.
Ist er liier zur Ruhe gelangt, so macht er eine Häutung durch und schwillt
zu einem plumpen Gebilde an, das keinerlei Bewegung mehr zu erkennen
giebt. Nach und nach bauscht sich der Körper unter reichlicher Nahrungs-
aufnahme immer mehr auf, so dass die Epidermis der Wurzel allmählich
nach aussen vorgewölbt wird.
Bis hierher gleichen sich alle Individuen. Während aber nun hei
denjenigen, die sich zu Männchen umwandeln, das Wachsthum auf hört,
schreitet es bei den anderen weiter fortj die sich nun bald durch das Auf-
treten einer Vulva als Weibchen zu erkennen geben. Nach vielfachen
Wachsthumvorgängen erreichen sie endlich die oben beschriebene Organi-
sation. Bei der ausserordentlichen Ausdehnung des Thieres platzt nun
auch die Wurzelepidermis und das Thier tritt mit seinem Hinterende aus
der Wurzel aus. In dieser Lage wird wahrscheinlich der Befruchtungsakt
vollzogen.
Sind die Würzelchen der Pflanzen zu dünn, so kommt es nicht zu
einem eigentlichen Entoparasitismus; die Würmer dringen dann nur mit
dem Kopfende in die Pflanze ein, die schädliche Einwirkung auf die Pflanze
bleibt aber dieselbe. Uebrigens ist die Einwanderung nicht nothwendige
Bedingung der Entwickelung. Es ist Dr. Strub eil gelungen, Larven in
humusreicher Erde in die späteren Entwickelungsstadien überzuführen.
Die Entwickelung des Männchens geht anders vor sich. Es sistirt von
einer bestimmten Zeit an seine Nahrungsaufnahme; sein ganzer Inhalt
zieht sich von der Chitinwand zurück und umgiebt sich mit einer sehr
zarten, biegsamen Membran. Der innere Wurm wird schmäler, die Cuti-
cula dicker, ein neuer, kräftiger Stachel bildet sich aus, der Geschlechts-
apparat wächst zu einer schlanken Röhre aus und bald sind in ihm
Spermatozoen zu erblicken. Bei seinem weiteren Wachsthum muss sich
der Wurm in seiner alten Haut krümmen und sieht bald aus wie ein im
Ei aufgerollter Embryo. Jetzt sprengt er seine Larvenhülle, durchbohrt
die Epidermis der Wurzel, wandert in die Erde aus und sucht das
Weibchen. Nach der Befruchtung geht er rasch zu Grunde, so dass seine
Ueberreste nicht selten am Eiersacke des Weibchens hängen bleiben. Diese
letzte Entwickelung des Männchens vollzieht sich in 4 bis 6 Tagen, während
die ganze Entwickelung vom Ei bis zum geschlechtsreifen Thiere 4 bis
5 Wochen in Anspruch nimmt. Im Laufe eines Sommers können demnach
bequem 5 bis 6 Generationen auf einander folgen. Schon bei der An-
nahme, dass sich 5 Generationen folgen und jedes Weibchen 300 Nach-
kommen hat, von denen die Hälfte Weibchen sein mögen, kann ein einziges
Pärchen in einem Jahre eine Nachkommenschaft von 151 Milliarden haben.
IV. Uebcr die mit vielplattigen Influenzmaschinen
erzeugten elektrischen Condensatorschwingungen in
ihrer Anwendung auf die sogenannten Tesla’schen
Versuche.
Experimental vortrag, gehalten in der naturwissenschaftlichen Gesellschaft „Isis“
am 12. Juli 1894
von Geh. Hofrath Dr. A. Töpler.
Berichterstatter Er. Max Töpler*).
Hertz hatte bei seinen bahnbrechenden Exp erimentaluntersucliungen,
die der Physik ein neues Arbeitsfeld aufschlossen, mit der Schwierigkeit
zu kämpfen, in sogenannten linearen Leitern (Drahtleitungen) reine, von
störenden Nebenumständen möglichst freie Schwingungen zu erzeugen. Bei
späteren Untersuchungen, unter denen vor allen diejenigen von S arasin
und De la Rive, ferner Lecher zu erwähnen sind, wurden die Schwierig-
keiten überwunden. Der letztgenannte Physiker hat zur Erregung der
Schwingungen mit bestem Erfolg einen symmetrisch gebauten Doppol-
condensator benutzt. Dasselbe Hülfsmittel hat auch dem Vortragenden
in Verbindung mit der Influenzmaschine die besten Dienste geleistet.
Nach den Entdeckungen von Helmhol tz, Feddersen, Oettingen
und Kirchhoff besteht die Entladung einer Leydner Flasche oder Batterie,
wenn der elektrische Widerstand der die Belegungen verbindenden Leitung
(des Schliessungsbogens) ein gewisses Maass nicht überschreitet, nicht in
einem einmaligen Ausgleiche der entgegengesetzten Elektricitäten, sondern
in einer alternirenden (oscillirenden) Bewegung derselben, wobei die
Belegungen abwechselnd in entgegengesetztem Sinne geladen und wieder
entladen werden**). Der Vortragende veranschaulicht den Prozess durch
eine hydrodynamische Analogie. Zwei gleichgrosse am Boden durch eine
Röhre communicirende Gefässe seien ungleich hoch mit Flüssigkeit gefüllt
und dann der Schwerewirkung überlassen, so dass die Flüssigkeitsspiegel
schliesslich in gleicher Höhe zur Ruhe kommen. Ist die Verbindungsröhre
*) Der Berichterstatter hatte zusammen mit Herrn Privatdocenten und Adj mieten
Dr. J. Freyberg die Vorbereitungen und Ausführungen der mitgetheilten Experimente
nach Anleitung des Vortragenden, seines Vaters, zu besorgen; er hat auch mit Zu-
stimmung des letzteren, da der Gegenstand ohne Zweifel für Fachleser von Interesse
ist, die Beschreibung der Versuche in den Sitzungsberichten übernommen.
**) Der Erste, welcher den oscillatorischen Charakter der Condensatorentladungen
wenn auch nicht bewiesen, so doch vermuthet zu haben scheint, ist Henry (1842).
Ges. Isis in Dresden , 1894. — Abh. 4.
23
sehr eng, so wird die ganze Schwereenergie der ungleich gefüllten Gefässe
hei einmaligem Herabsinken der höheren Säule durch Reibung in Wärme
umgesetzt; die Bewegung geschieht nur in einem Sinne. Ist das Rohr
sehr weit, die Reibung also klein, so schiesst die heruntersinkende Masse
gleichsam über das Ziel hinaus; die Flüssigkeit beruhigt sich erst nach
mehrmaligem Hin- und Herschwingen, bis endlich alle Schwereenergie
durch Reibung in Wärme verwandelt wird. Ganz ähnlich wird die elek-
trische Energie der Condensatorentladung in guten Leitern erst durch
eine Reihe von Oscillationen in Wärme oder andere Energieformen über-
geführt. Freilich vollziehen sich die elektrischen Condensatorschwingungen
ganz unvergleichlich rascher, als die der trägen Materie. Bei den
Experimenten des Vortragenden mit Hochspannungstransformation kamen
Schwingungen in Betracht, von denen Millionen und mehr auf die Secunde
zu schätzen sind.
Neuerdings hat die Elektrotechnik mit Erfolg von rasch hin- und
hergehenden Inductionsströmen (sogen. Wechselströmen) Anwendung ge-
macht. Infolge des durch theoretische Untersuchungen festgestellten
Umstandes, dass derartige Ströme bei möglichst hoher Wechselzahl
(Frequenz) per Secunde gewisse wichtige praktische Vortheile erwarten
Hessen, besonders bei gleichzeitiger Anwendung von Transformatoren,
bauten Tesla und Ewing magnetoelektrische Wechselstrominductoren
mit 30 000, ja 56 000 Stromwechseln. Tesla erkannte aber bald, dass mit
den complicirten und kostspieligen, nach bekannten Principien gebauten
elektromagnetischen Inductionsmaschinen doch nicht unmittelbar jene hohe
Frequenzzahl der Wechselströme zu erreichen sein würde, welche den
Physikern in den Condensatorentladungen zu Gebote stand. Er traf daher
eine combinirte Anordnung der folgenden Art.
Der von einer kräftigen Induktionsmaschine gelieferte Wechselstrom
mit mässiger Frequenzzahl (etwa 70 bis 100 genügt vollkommen) wird
durch den Primärdraht eines Spannungstransformators geleitet. In den
zahlreichen Windungen des Secundärdrahtes wird hierbei ein Wechsel-
strom derselben Frequenz von so hoher Spannung inducirt, dass ein mit
demselben gespeister einfacher oder Doppel-Condensator Entladungsfunken
von einigen Millimetern Schlagweite liefert. Die von der Inductions-
maschine mittelst Transformation erzeugten Wechselströme sind bekannt-
lich eine sehr ergiebige Elektricitätsquelle, so dass der Condensator bei
jedem einzelnen Stromstosse mehrmals rasch hintereinander bis zur Funken-
bildung geladen wird, selbst wenn der Condensator aus sehr grossen
Leydnerflaschen besteht. So erhält man viele Hundert Condensatorfunken
in der Secunde. Jeder einzelne Condensatorfunken löst nun aber im
Schliessungsbogen ungeheuer rasche Oscillationen aus, deren Frequenz
nach bekannten Formeln aus der Condensatorcapacität und der Beschaffen-
heit des Schliessungsbogens annähernd berechnet werden kann. Die so
erhaltenen Condensator-Oscillationen (Hochfrequenz-Wechselströme) lassen
sich nun wiederum durch Transformation auf sehr hohe Spannung
bringen. Zu diesem Zwecke führt man die Oscillationen durch einen zweiten
Spannungstransformator. Letzterer liefert dann den Hochspannungs-
Wechselstrom.
Eine Hauptschwierigkeit, die hierbei überwunden werden musste, lag
darin, alle von dem hochgespannten Strome durchflossenen Leitertheile
genügend zu isoliren. Zu diesem Zwecke wandte Tesla Oeltransforma-
24:
toren an. Er erzielte mit seiner Combination, die er in vielen Städten
öffentlich vorzeigte, die überraschendsten Erfolge. Man war in Laien-
und Elektroteclmikerkreisen erstaunt über die höchst eigentümlichen
Erscheinungen sehr hochgespannter Schwingungen.
Freilich hat Tesla mit seinen Versuchen physikalisch wesentlich
Neues nicht entdeckt. Aber er hat das Verdienst, die hochgespannten
Condensatorschwingungen versuchsweise in die Elektrotechnik eingeführt
zu haben. Auch sind manche seiner Versuche physikalisch sehr interessant
und lehrreich.
Nun haben alsbald einige Physiker (z. B. Eber t*) und Himstedt)
bereits angedeutet, dass mit der von dem Vortragenden erfundenen**)
vielplattigen Influenzmaschine viele der Tesla’sclien Versuche sich voraus-
sichtlich in noch einfacherer Weise würden anstellen lassen. Dies ist in
der That der Fall. Die Ausführung der in physikalischer Hinsicht charak-
teristischen Tesla’schen Versuche gelingt, wenigstens mit der grossen
60 plattigen Influenzmaschine, so ziemlich vollständig, theilweise sogar mit
sehr gutem Erfolge. Freilich liefert diese grosse Influenzmaschine noch
lange nicht soviel Elektricität, als eine
kräftige Magnetinductionsmaschine. Man
muss sich daher mit einem kleineren
Maassstabe der Versuche begnügen. Da-
für erfordert aber auch die 60scheibige
Maschine nur einfachen Handbetrieb (von
höchstens 1/8 Pferdekraft), während Tesla
zu seinen Versuchen einen Gas- oder
Dampfmotor benutzte.
Das Schema der von dem Vor-
tragenden angegebenen Versuchsanord-
nung ist das folgende (vergl. beistehende
Figur).
Die von dem Influenzmaschinenstrom
direct gespeisten Innenbelegungen A1 B 1
zweier Leydner Flaschen entladen sich
durch die Funkenstrecke F viele Mal in
der Secunde. Bei der vom Vortragenden
benutzten Maschine erhält man mit
Flaschen mittlerer Grösse leicht gegen
100 Funken von 3 mm Schlagweite in
der Secunde. Der dabei entstehende
oscillirende Ausgleich der Aussenbeleg-
ungen A B wird durch den Transfor-
mator D geleitet, dessen Einrichtung
*) Zu erwähnen ist eine dank ens wertli e wissenschaftliche Besprechung der Tesla-
schen Versuche von Ebert in der „Naturwissenschaftlichen Bundschau“, Jahrg. XI.
Derselbe hat bekanntlich im Verein mit E. Wiedemann seit einer Eeihe von Jahren
auf dem von Tesla betretenen Gebiete Untersuchungen angestellt.
**) Die zu den Experimenten benutzte Influenzmaschine ist nach dem Grundschema
gebaut, welches der Vortragende durch Beschreibung und Abbildung bereits publicirt
hat, bevor noch die Holtz'sche Maschine bekannt wurde. Die Einrichtung ist aus dem
Lehrbuche von Müller- Pouill et -Pfaundler, Bd. III, 1890, zu ersehen, jedoch sind neuer-
dings sämmtliche Stromscheiben der Maschine mit Holtz’schen Nebenconductoren ver-
sehen worden.
25
später beschrieben wird. Theoretisch kann man die Sache so ansehen, als
ob in dem nur durch die Glasdicken der Leydner Flaschen unterbrochenen
Leitercyklus Fab D c d F während der Entladungsdauer eines jeden
Funkens ein Wechselstrom mit angenähert durch die Rechnung angebbarer
Frequenzzahl circulirt.
Ein Hauptvortheil der Anwendung der Influenzmaschine für die Demon-
stration besteht nun darin, dass sie schon ohne Weiteres einen hoch-
gespannten Hochfrequenz- Wechselstrom liefert, der dann nach Bedarf sowohl
auf niedrigere als auf viel höhere Spannung transformirt werden kann.
Weitere Vorzüge liegen in den Symmetrieverhältnissen, die gerade
hier leicht nachweisbar sind. Man erkennt sofort, dass bei der gleich-
mässigen Elektricitätszufuhr von + El zu den Innenbelegungen Al B\ wie
sie der vielplattigen Influenzmaschine eigen ist, in der Aussenleitung c D b
die Influenz elektricitäteji (2. Art) der Aussenbelege fortwährend neutralisirt
werden, so dass der Spannungszustand dieser Aussenleitung fast Null bleibt.
Erst beim Ausbruch des Funkens in F entstehen starke Potentialdifferenzen
in c D b, den oscillatorischen Bewegungen entsprechend. Man kann die An-
ordnung aber auch mit einfachem Condensator benutzen, indem man z. B. die
Flasche A A 3 durch eine gerade, isolirte Leitung von c bis d ersetzt, oder
durch eine Nebenleitung überbrückt. Dann ladet und entladet sich B B1
allein im Kreise F ab c d F, wobei die Oscillationszahl per Secunde un-
gefähr im Verhältniss y 2 : 1 abnimmt. Man erkennt aber sofort, dass in
diesem Falle die der Aussenbelegung B von der Maschine über d c Db
zugeführte — El diese letztere Leiterstrecke mit dem vollen Maschinen-
potential schon vor der Funkenbildung statisch ladet. Hierdurch ent-
stehen kräftige Influenzwirkungen auf den Secundärkreis x y , welche
offenbar, wenn es sich um die reine Beobachtung der Oscillations-
wirkungen handelt (z. B. in Geisslerröhren), sehr stören kann*). Nun
kann freilich auch im Falle der eben besprochenen einseitigen Condensator-
schaltung die Primärleitung von c bis b vor statischen Ladungen im
Wesentlichen durch ableitende Verbindung des Punktes c oder b mit der
Erde (Gas- oder Wasserleitung) geschützt werden, allein da bei solch
einseitiger Inanspruchnahme der Maschine das Potential auf a B1 nicht
entsprechend steigt, so erhält man in diesem Falle nicht den vollen Effect
der symmetrischen Anordnung.
Der Funkenstrom F der Influenzmaschine bedarf übrigens, weil ihm
die Aureolenbildung fehlt, der Beihülfe eines Luftgebläses oder der Zer-
reissung durch Einwirkung eines Magnetfeldes nicht. Vielleicht ist dieser
Umstand an dem verliältnissmässig guten Gelingen der Versuche mit der
Influenzmaschine wesentlich mitbetheiligt.
Dass der Ausgleich im Schliessungsbogen zwischen A und B in der
That ein oscillirender ist, wurde durch folgenden Versuch gezeigt. Wurde
in diesen Schliessungsbogen ein Geisslerrohr geschaltet, so zeigte dasselbe
das sogenannte Kathodenlicht an beiden Polen; dies erklärt sich daraus,
dass bei rasch wechselndem Kathoden- und Anodenlicht an derselben
Elektrode schliesslich nur das lichtstärkere und ausgeprägtere Kathoden-
licht scheinbar continuirlich sichtbar wird**). Im Gegensätze hierzu zeigte
*) Auch bei Hertz’schen Versuchen sind solche einseitige Condensatoranordnungen
störend.
**) Diese Erscheinung hei Oscillationen ist bekanntlich von E. Wiedeniann und
Ebert, genauer untersucht worden.
26
natürlich die einfache Rhumkorff- Entladung hei denselben Röhren ein-
seitig Kathoden- und Anodenlicht getrennt.
Wer zum ersten Male das Gebiet der sehr raschen Schwingungen be-
tritt, der muss die gewöhnlichen Vorstellungen, die er sich im Umgänge
mit elektrischen Strömen angeeignet hat, zum Theil ignoriren. Im Laufe
der folgenden Experimente wurden denn auch eine Reihe Eigenthümlich-
keiten gezeigt, welche nur den hochgespannten, sehr, rasch wechselnden
Strömen eigen sind, welche übrigens nach den theoretischen oder prak-
tischen Untersuchungen verschiedener Physiker schon früher theils bekannt,
theils vorherzusehen waren. Eine besonders eklatante Eigenschaft rasch
wechselnder Ströme besteht z. B. darin, dass dieselben häufig den Weg
durch schlechte Leiter oder gar Nichtleiter demjenigen durch sehr gute
Leiter anscheinend vorziehen; dies zeigte der Vortragende durch folgenden
Versuch, der sich den analogen Tesla’schen und
E. Thomson’schen Experimenten anschliesst. Ein sehr
dicker massiver Kupferbügel a b in Figur 2 von 8 mm
Durchmesser und 40 cm Länge setzte den raschen
Schwingungen so erheblichen Widerstand entgegen,
dass eine bei g als Nebenschluss eingeschaltete Glüh-
lampe, deren Widerstand etwa 100 000 mal grösser
war als der des Kupferbügels, in lebhaftes Glühen
kam. Ein zweiter derartiger Bügel liess sich im Scheitel
durch Wegnahme eines dort angebrachten Verbindungs-
stückes m unterbrechen, wodurch die Lampe zwar
heller leuchtete, aber ohne bei der angewandten Con-
densatorschlagweite Schaden zu nehmen, obgleich jetzt
sicher der ganze Wechselstrom durch dieselbe ging.
Dieses merkwürdige Verhalten erklärt sich aus
der bei sehr raschem Stromwechsel ungeheuer an-
wachsenden Intensität der sogenannten Extraströme
(Selbstinduction), welche wie eine verzögernde Kraft
auf die Schwingungen im Bügel wirkt. Diese hat zur
Folge, dass, wie insbesondere Stephan mathematisch
erwiesen hat, Hochfrequenzströme nicht im ganzen
Querschnitt, sondern in einer sehr dünnen Schicht
längs der Oberfläche der Leiter fliessen. Letzterer Umstand ist der
wesentliche bei obigem Experiment, wie der Vortragende dadurch zeigte,
dass er ein nach innen federndes, sehr dünnes Kupferblechband (von nur
0,1 mm Dicke) in der aus Figur 2 ersichtlichen Weise auf den dicken
Kupferbügel schob, wodurch die Helligkeit der Lampe sofort sehr auffallend
abnahm. Der leitende Querschnitt wird durch die Hinzufügung des Blech-
bügels nicht wesentlich yergrössert, wohl aber die Leiteroberfläche;
dieser muss daher im Sinne der Stephaifischen Resultate der hauptsächliche
Einfluss zugeschrieben werden. Fliessen die Hochfrequenzströme nur in
einer äusserst dünnen Oberflächenschicht, so leitet der Bügel nach Hinzu-
fügung des Blechstreifens viel besser; die durch die Glühlampe gehenden
Zweigströme müssen sehr geschwächt werden, was in der That geschah.
Eine zweite nicht minder merkwürdige Eigenthümlichkeit der Hoch-
frequenz-Wechselströme besteht in ihrem Verhalten zu Eisenmassen. Es
ist bekannt, dass langsam verlaufende Wechselströme (oder Strom-
schwankungen überhaupt) in ihren Inductionswirkungen auf Nachbarleiter
m
Figur 2.
27
(Volta-Induction) durch benachbarte Eisenmassen unterstützt werden. Ein
in die Primärspirale eines gewöhnlichen Rhumkorff - Inductoriums ein-
geschohenes Eisendrahthündel verstärkt, wie der Vortragende zeigte, das
Leuchten einer in die Secundärspirale geschalteten Geisslerröhre ganz
auffallend. — Hochfrequenzwechselströme zeigen gerade die umgekehrte
Erscheinung, ihre Volta-Induction wird durch Eisenmassen herabgesetzt.
Um dies zu zeigen wurde über eine kleine Primärspirale mit nur 10 Win-
dungen (4 cm Durchmesser) eines in Guttapercha gehüllten Kupferdrahtes
von 2 mm Dicke eine Nebenspirale von nur 3 Windungen desselben Drahtes
geschoben, zwischen deren freien Enden eine 5 Kerzenlampe eingeschaltet
war. Letztere glühte beim Hindurchleiten der Condensator-Oscillationen
durch die Primärspirale lebhaft; wurde in die Achse der letzteren ein
Eisenkern eingeführt, so wurde hierdurch das Glühen fast bis zum Er-
löschen geschwächt.
Nach diesen Versuchen ging der Vortragende zu den mit Zuhülfenahme
von Transformation angestellten Hauptversuchen über. Zu diesem Zwecke
wurde eine Reihe verschiedener Spulen gebraucht, welche je nach dem
gerade stattfindenden Transformationsbedürfnisse paarweise mit einander
durch einfaches Ineinanderstecken combinirt wurden. Dieselben waren
folgendermassen hergestellt. Auf verschiedene Glasglocken von 26 cm oder
31 cm Durchmesser und 18 cm Höhe des cylindrischen Theiles, welche
paarweise in einandergeschoben werden konnten, waren Drahtspiralen auf-
gewickelt. Einige dieser Spiralen bestanden aus mehreren, getrennten,
parallel-geschalteten Lagen, zur Verminderung der Dämpfung und Selbst-
induction. Der Kupferdraht war U/2 bis 2 mm, bei den Secundärspiralen
für Höchstspannung nur 1 mm stark und dick mit Guttapercha umhüllt.
Vor seinem Aufwickeln wurden die Glasglocken mit Wachs überzogen.
Nach beendigtem Wickeln wurden alle Windungen vorsichtig mit Paraffin
umgossen. Die Zuleitungsdrähte waren, wo Gefahr der Seitenentladungen
nach den Windungslagen bestand, mit Glimmerplatten geschützt.
Zunächst zeigte der Vortragende, dass zwischen den Windungen der
inducirenden und inducirten Spirale eine merkliche mechanische Wechsel-
wirkung, nämlich eine Abstossung entsteht. Ueber dem oberen Ende
einer vertikalen Spule von 64 Windungen schwebte conaxial ein geschlossener
Aluminiumring, mittelst Seidenfäden von der elastischen Spirale einer
Jolly’schen Federwaage getragen. Beim Spiel der Condensator-Oscillationen
wurde der Aluminiumring, welcher den Secundärleiter bildete, sehr merklich
gehoben; er konnte durch rhytmische Unterbrechung des Maschinen-
stromes in sehr lebhafte Schwingungen versetzt werden. Der Vortragende
schreibt diese Abstossung der Mitwirkung der Dämpfung zu.
Die weiteren mit der Influenzmaschine ausgeführten Versuche ge-
stalteten sich nach der vom Vortragenden gewählten Disposition um so
interessanter, als der Transformation auf Hochspannungswechselstrom der
umgekehrte Fall, nämlich die Hinuntertransformation auf niedrigere
Spannung mit entsprechend vermehrter Stromintensität vorausgeschickt
wurde, was ja bei den an sich schon hohen Spannungen des Influenz-
maschinenstromes keine Schwierigkeit hat. Es war hierzu nur nöthig,
im Transformator den Primärdraht aus vielen, den Secundärdraht aus
wenigen Windungen bestehen zu lassen. Man erhält in diesem Falle
Stromwirkungen, die mit elektrostatischen Maschinen noch nicht
beobachtet worden sind.
28
Zunächst dienten hierbei als Primärspule drei parallel geschaltete
Lagen von je 28 Windungen. Wurde über diese ein einfacher Kupfer-
ring von 8 mm Dicke gehalten, in den eine 5-Kerzenlampe eingeschaltet
war, so leuchtete dieselbe schon auf, wenn der King noch 10 cm oberhalb
der Primärspule sich befand. Wurde er über die Spule geschoben, so
wurde sie weissglühend bis zum Durchbrennen.
Wurde als Secundärleitung ein starkes Kupferband benutzt und der
Secundärstrom mittels eines Stückes dünnen Eisendrahtes geschlossen, so
wurde dasselbe alsbald durchgeschmolzen; eine Eisenfeile an den Kupfer-
bandenden gestrichen gab Sprühfunken wie bei einer vielplattigen Accumu-
latorbatterie.
Für andere Y ersuche dieser Art erwies sich als noch geeigneter eine
Secundärleitung, bei der auf einer Glasglocke von 31 cm Durchmesser
vier parallel geschaltete Lagen eines in drei Windungen gewickelten 2 mm
dicken Kupferdrahtes sich befanden. In diesen Fällen war der Secundär-
strom absolut unfühlbar, eine Schlagweite war kaum vorhanden. Ging
ein Secundärstrom zwischen zwei Graphitstäben hindurch, deren unterer
ein ebenes Ende besass, auf das der obere sich mit einer Spitze durch
sein eigenes Gewicht stützte, so entstand eine Art kleines Bogenlicht; ein
selbst momentanes Aneinanderbacken der Stifte verhinderte, ähnlich wie
bei der sogenannten Contactlampe, die wenn auch geringe Spannung des
(stossweisen) Stromes. Ein zugespitzter Eisenstift auf dem ebenen Graphit-
stiftende aufstehend zeigte dieselbe Erscheinung unter sehr lebhaften
Funkensprühen. Dieselbe Anordnung der Spulen genügte auch, um eine
grössere Glühlampe mit 12 cm langem Kohlefaden zu vollem Leuchten
zu bringen. Alle diese Pirscheinungen zeigten sich durchaus den Wirkungen
starker, aber niedrig gespannter Ströme analog.
Wesentlich interessantere Erscheinungen ergaben sich jedoch, falls
der schon hochgespannte Strom des Maschinencondensators auf noch viel
höhere Spannung transformirt wurde.
Zunächst wurden die vorher erwähnten Spulen nur in anderer
Schaltungsweise benutzt, d. h. als Primäre dienten 3 vierfache, als Se-
cundäre 28 dreifache Windungen. Die hierdurch erhaltene Spannung ist,
besonders falls man schon an und für sich hochgespannte Condensator-
entladungen benutzt, recht bedeutend. Mit dieser Anordnung wurden
elektrische Büschel in der Tesla’schen Weise gezeigt, indem bei einer
rückwärts belegten und mit dem einen Pole verbundenen Glasplatte durch
Verbindung des anderen Poles mit einer auf der Vorderseite aufgeklebten
Stanniolfigur, diese sich mit einem Kranze von Büschelentladungen umgab,
welche die unbedeckten Theile der Glasscheibe in zahllosen Strahlen
luden und entluden.
Für eine Reihe weiterer Versuche erwies sich folgende Spulencombination
als zweckmässig. Primär 28 Windungen dreifach, Durchmesser der Spule
26 cm; secundär 64 Windungen einfach, Spulendurchmesser 31 cm. Zu-
nächst wurde der eine Pol der Secundärspule zur Erde abgeleitet.
Wurde nun der andere Pol von einer isolirt stehenden Person angefasst,
welche in der zweiten Hand einen Pol einer Geisslerröhre hielt, so
leuchtete diese auf; besonders hell, falls der andere Pol des Rohres noch
mit einer kleinen Leiterfläche (hier eine aufgesetzte Kupferblechscheibe
von 8 cm Durchmesser) verbunden war. Es schwingt dann die Elektricität
aus der Secundärspule durch den Menschen und das Geisslerrohr in deren
29
äusseres Polende und zurück im Rhythmus des sehr raschen Wechsel-
stromes.
Mit derselben Anordnung wurde dann einer der interessantesten Ver-
suche Tesla’s, der mit einer einpoligen Glühlampe gezeigt. Die Her-
stellung solcher einpoliger Lampen für Influenzmaschinen versuche ist mit
Schwierigkeiten verknüpft. Nach zahlreichen Ver-
suchen, die dem Berichterstatter oblagen, gelangte
derselbe zu der aus Figur 3 ersichtlichen Form,
die sich bewährt hat.
Die Platinelektrode mit der Oese a war nach
Tesla fast ihrer ganzen Länge nach in Glas ein-
geschmolzen, da es sich zeigte, dass die hoch-
gespannten Ströme besonders an der Eintrittsstelle
die Glühlampe leicht undicht machten. Die Ein-
schnürung bei m verhindert, dass ein zu grösser
Theil der Elektricität schon aus dem Platindrahte
ausstrahlt und so für die Erwärmung der Kohle
verloren geht. Die Evacuation mit der Quecksilber-
luftpumpe wurde so lange fortgesetzt, bis das
Glühen in der unten beschriebenen AVeise eintrat;
dann wurde zugeschmolzen. Lag die Zuschmelzungs-
stelle am oberen Theile der Birne gegenüber ä;, so
wurde dieselbe dort binnen kurzem durchgeschlagen;
sie musste daher nach rückwärts verlegt werden
haft ist es schliesslich, der Glasbirne eine fast ebene Endfläche zu
geben und den Kohlefaden 1 bis 2 cm von derselben entfernt endigen
zu lassen.
Wird nun a direct oder durch eine isolirt aufgestellte Person mit
dem einen Pol verbunden, während der andere mit der Erde verbunden
ist, und befindet sich, ähnlich wie bei Tesla, bei F eine leitende Ober-
fläche mit merklicher Capacität, so zeigt sich Folgendes. Infolge der
hohen Spannung strömt die Elektricität von a durch den Kohlefaden k
nach der inneren Oberfläche der Glasbirne, während von F entgegen-
gesetzte Elektricität auf die äussere Oberfläche strömt; das Glas wird
geladen. Nach einer Halbschwingung hat der Strom sein Zeichen ge-
wechselt, die Ladungen des Glases kehren sich um, kurz der Hoch-
frequenz-Wechselstrom mit hoher Spannung ladet mit abwechselndem
Vorzeichen die als Condensator aufzufassende Glasbirne und schwingt
hierbei durch den Kohlefaden, der dadurch ins Glühen kommt. — Es
ist nun eine Eigenschaft des Hochspannungswechselstromes, dass er an
der Glaswand, gegenüber dem Kohlefadenende (oder überhaupt gegen-
über jeder ihn ausstrahlenden Spitze), grosse Wärmewirkungen erzeugt.
Es wird daher die Glasbirne rasch sehr heiss. Dies zu verhindern, wurde
bei der Demonstration des Versuches mit Erfolg anstatt der Capacität F
eine grosse Schale mit Wasser benutzt, in die der ebene Theil der Glas-
birne getaucht wurde; noch besser ist der Erfolg, wenn eine zweite da-
neben stehende Person die Capacität der Wassermasse durch Eintauchen
eines Fingers erhöht. Die Wärmewirkung (Brennen) bei kleiner Ein- und
Austrittsstelle des Körpers ist die einzige unangenehme Empfindung beim
Durchgänge des hochgespannten Stromes. Bei der beschränkten Strom-
menge der 60 plattigen Maschine war es freilich nur möglich, den Kohle-
30
faden bei k auf etwas mehr als Rothgluth zu erwärmen*). Die Ergiebigkeit
der angewandten Maschine scheint zum vollen Gelingen des Versuches
nicht auszureichen. Dass die mit obigen Spiralen erhaltenen Wechsel-
ströme erhebliche Zündkraft besitzen, zeigte sich, indem ein zwischen die
beiden Pole gehaltenes Stück Baumwolle sofort in Brand gerieth.
Eine noch erheblich höhere Spannung des Secundär -Wechselstromes
liess sich durch folgende zu einer Reihe weiterer Versuche benutzten
Combinationen erhalten. Als Primärspule dienten zwei parallel geschaltete
Lagen von je drei dickdrahtigen Windungen auf einer Glasglocke von
26 cm Durchmesser, als Secundärspule die schon benutzte mit 64 einfachen
Windungen etwas dünneren Drahtes. Die Spannung des secundären Stromes
wurde hierbei so bedeutend, dass die ganze Secundärspule trotz der
Guttapercha- und Paraffinumkleidung von Büschellicht wie mit leuchtendem
Spinngewebe umsponnen erschien, mehr noch die freien Enddrähte. Als
die Primärschlagweite auf 1,5 cm erhöht wurde, versagte der Transfor-
mator den Dienst, indem auf der ganzen Länge der Paraffinhülle ein Funken-
spiel überging**). Holz, über das die Transformatorfunken in der Faser-
richtung schlugen, wurde gesplittert; über eine benetzte Gypsplatte schlugen
bis zu 15 cm lange Funken; zugleich zeigten die Polenden die bekannten
Funkenverästelungen. Dass es hierbei trotz der grossen Feuchtigkeit,
also Leitfähigkeit der Gypsplatte zu derartigen Funkenentladungen kommt,
spricht wieder für den oscillatorischen Charakter der Funken. Der Ver-
such erklärt sich nämlich durch die Beschränkung der Leitung auf die
Oberfläche. Durch Ueberflihren über mit Graphitpulver ganz schwach be-
stäubtes Papier Hessen sich Funkenströme von 30 cm Länge erhalten.
Auch das Ueberschlagen der hochgespannten Funken unter Wasser wurde
gezeigt.
Bekanntlich haben die Experimente mit Hochfrequenz- Wechselströmen
auch zu merkwürdigen physiologischen Ergebnissen geführt, welche
wohl noch näher zu untersuchen sind. Schon durch die Versuche von
D’Arsonval ist bekannt, dass rasch schwingende Ströme auffallender-
weise von dem menschlichen Körper beim Durchgänge gar nicht (oder bei
kleinen Ein- und Austrittsstellen nur an diesen) unangenehm empfunden
werden. Vortragender zeigte dies, indem eine kleine Glühlampe mit sehr
dünnem, 2cm langem Kohlefaden in lebhaftes Glühen gerieth, falls sich
zwei Personen in den Hochspannungsstromkreis parallel einschalteten.
Dies geschah durch Eintauchen der Hände in mit Salzwasser gefüllte
Tröge, in die der Strom durch grossplattige Elektroden eintrat; Er-
schütterungen wurden bei dem Experimente nicht empfunden. Selbst bei
Einschaltung nur einer Person ist die physiologische Wirkung kaum
merklich. Die Thatsache erscheint vom physikalischen Standpunkte auf
den ersten Blick paradox. Man könnte nämlich die Transformation auf
hohe Spannung mittelst des Influenzmaschinenstromes auch ohne Inductions-
*) Das Glühen ist von eigentümlichen Erscheinungen begleitet, die auch Tesla
beobachtet hat. Der Kohlefaden ist wie mit einer leuchtenden Gashaut überzogen,
aus welcher zuweilen blendende Partikel des Fadens hervorsprühen.
**) Bei dem benutzten Spiralenpaar war das Transformationsverhältniss etwa 1 : 12
gefunden worden. Die obige maximale Beanspruchung der Secundärspirale entspricht
daher etwa 500000 Volt; man sieht, zu welch enormen Spannungen die Influenzmaschine
mit genügend isolirtem Transformator führen würde, wenn das volle Maschinenpotential
mit Flaschenfunken von 12 bis 15 cm Schlagweite hätte angewandt werden können.
31
spiralen ausführen, indem man entsprechend kleinere Condensatoren wählt,
diese aber mit entsprechend grösserer Funkenlänge entladet. Man würde
hierdurch sogar zu noch rascheren Schwingungen gelangen, sicherlich
würden aber die Entladungen schmerzhaft empfunden werden. Der Wider-
spruch löst sich durch die Erwägung, dass die Transformation durch
Inductionsspiralen dem in die Secundärleitung geschalteten Körper die
Schwingungen des schwach gedämpften Primärstromes aufzwingt, während
für den directen Entladungsprozess und dessen Wirkung die Dämpfung
im eingeschalteten Körper entscheidet. Es handelt sich um zwei keines-
wegs analoge Prozesse.
Von Tesla’s sämmtlichen Versuchen haben, neben der Erscheinung
an der einpoligen Glühlampe, auf das Laienpublikum wohl wenige solchen
Eindruck gemacht, als die im Nachfolgenden beschriebenen. Es handelt
sich hierbei um das selbständige Leuchten von Geisslerröhren im Ex-
perimentirraume, welcher von den elektrischen Schwingungen durcheilt
wird, die von den ausserhalb des Raumes angebrachten Endplatten der
Transformatorleitung ausgehen. Tesla hat diese allerdings überraschenden
Erscheinungen als Ausgangspunkt einer zukünftigen Zimmerbeleuchtung
ins Auge gefasst; freilich muss der Erfolg erst abgewartet werden*).
Bei Anwendung der Influenzmaschine konnten diese von Tesla im
grössten Massstabe ausgeführten Experimente in kleinerer Form wieder-
gegeben werden. Zwei quadratische, vom Transformator gespeiste Zink-
platten von 60 cm Seitenlänge, getrennt durch 4 Glasstäbe, bildeten ein
würfelförmiges, seitlich offenes Gehäuse, welches isolirt aufgestellt war. In
ihm stand ein hölzernes Tischchen und auf demselben mehrere Geisslerrolire
mit und ohne Elektroden, deren Enden Kupferblechscheiben von 8 cm
Durchmesser trugen. Standen die Röhren in dem Gehäuse, d. h. lief
ihre Achse normal zu den Zinkflächen, so leuchteten sie beim Spiel der
Oscillationen sofort sehr intensiv auf, obgleich sie mit den Zinkplatten in
keinerlei Verbindung standen**). Wurden die Geisslerrohre jedoch auf
das Tischchen im Gehäuse hingelegt, so erloschen sie sofort, da jetzt
ihre Achsen parallel zu den Zinkplatten waren. Umgekehrt genügte ein
einfaches Wiederaufstellen der Geisslerröhren, um sie so zu sagen wieder
anzuzünden. (Zu bemerken ist, dass Tesla zur Erhöhung der Leuchtkraft
solcher Rohre dieselben mit allerlei stark phosphorescirender oder fluores-
cirender Substanzen in Verbindung brachte.) Doch auch ausserhalb des
beschriebenen Hauses leuchteten empfindliche Jodröhren bis auf 2 Meter
Abstand von demselben, obgleich in diesem Falle bei dem geringen
Abstande der Zinkplatten nur die Differenz der Einwirkungen beider
wirksam war. (Besonders empfindliche Jodröhren erhält man, falls man
als Elektroden zwei lange Platindrähte wählt, die im Geisslerrohre auf
8 bis 10 cm Länge in etwa 1 cm Entfernung parallel nebeneinander
laufen.)
*) Gerade diese Versuche bieten für den mit hohen Spannungen vertrauten Phy-
siker wenig Neues. Der Vortragende erzählte z. B , dass elektrodenlose Vacuumröhren
in der Nähe seiner i. J. 1870 in Graz aufgestellten Hochspannungs - Influenzmaschine,
welche 70 cm lange Funken lieferte (vergl. T. über „Influenzmaschine und Inductorium“,
Elektrotechn. Zeitschrift, Oktober 1882), auf mehrere Meter Entfernung stossweise auf-
leuchteten, wenn sie dem geladenen Conductor rasch genähert wurden. Tesla’s Beobach-
tung, dass Vaccuumröhren erst dann leicht ansprechen, wenn sie vorher schon erregt
waren, ist bekannt und von E. Wiedemann ausführlich beschrieben worden.
**) Das Leuchten ist so intensiv, dass es bei Tageslicht gezeigt werden kann.
32
An einer Reihe schöner Geisslerrohre zeigte der Vortragende schliess-
lich, dass alle Erscheinungen in Crookes’schen Röhren, Kathodenstrahlen,
Phosphorescenz, Fluorescenz etc. durch hochgespannte Wechselströme sich
brillant zeigen lassen, wobei natürlich stets Kathodenlicht an beiden Polen
sichtbar wird.
Zum Schlüsse bemerkt der Vortragende, dass man in einer praktischen
Frage Tesla’s Ansichten wohl beistimmen müsse. Wenn die Technik jemals
in die Lage kommen sollte, sehr hoch gespannte und zugleich sehr rasche
elektrische Schwingungen in Anwendung zu bringen, so würden hierzu
nicht Magneto- oder Dynamomaschinen die zweckmässigen Hülfsmittel sein,
sondern man würde mit Vortheil elektrostatische Apparate (nach dem
Princip der Influenzmaschine) 'einführen. Da aber für die Technik der
ökonomische Standpunkt, d. h. die Erzielung möglichst hohen Nutzeffectes
hinsichtlich der Arbeitsverwandlung massgebend sei, so werde man diese
Maschinen voraussichtlich nicht in der gebräuchlichen, allerdings für
physikalische Zwecke günstigen Weise mit Isolatoren und Spitzenkämmen
construiren, noch weniger werde man letztere in comprimirter Luft arbeiten
lassen, sondern man werde zu denjenigen typischen Formen greifen, welche
von der Influenz auf gute Leiter Anwendung machen. Die geschichtliche
Entwickelung der Influenzmaschine hat solche Formen bereits aufzuweisen.
Abhandlungen
der
naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dresden.
1894.
Y. Die Gesteine der ßuinenstätte von Tiahuanaco im
alten Peru (Bolivia).
Y011 Dr, W. Bergt.
(Mit Tafel II.)
A. Stübers und M. U hie ’s Werk: Die Ruinen statte von Tiahuanaco*)
erörtert auf S. 40 — 43 des Textes das zu den alten Bauwerken von Tia-
huanaco verwendete Steinmaterial und tritt insbesondere der Frage nach
dessen Herkunft näher. Da hei dem archäologischen Charakter des ge-
nannten Werkes den petrographischen Verhältnissen der Gesteine nur ein
enger Raum gegönnt werden konnte, schien dem Verfasser eine besondere
und eingehendere petrographische Darstellung nicht ungerechtfertigt. In
Bezug auf genauere Schilderung der örtlichen Verhältnisse der Ruinen-
stätte, der Bauwerke, deren Geschichte und Deutung muss auf das Werk
selbst verwiesen werden. Nur einige kurze Bemerkungen mögen dem
eigentlichen Gegenstand als Einführung dienen.
Auf dem rauhen bolivianischen Hochland, in einer Lage, deren nähere
Umgebung jeglichen landschaftlichen Reizes entbehrt, befindet sich ungefähr
20 — 25 km vom Südende des Titicacasees entfernt, zwischen baumlosen
Grassteppen in 3897 m Höhe das von Aimarä- Indianern bewohnte Dorf
Tiahuanaco. Seine räthselhaften grossartigen Ruinen auf der öden, sturm-
durchbrausten Hochebene, inmitten einer heruntergekommenen Bevölkerung,
Ruinen, von denen man nur weiss, dass sie schon in der Blüthezeit der
Inkaherrschaft verfallen, prähistorisch waren, sind weit und breit berühmt
geworden und haben von jeher das Interesse der Reisenden gefesselt.
Die Umgebung Tiahuanaco’s zeigt zwei solcher Ruinenstätten, zwei
Ruinengruppen. Die eine, grössere liegt östlich 1 km vom Dorfe entfernt,
nimmt einen Flächenraum von etwa 10 Hektaren ein und besteht aus dem
Berg „El Cerro“, der mit bearbeiteten Steinblöcken bedeckt ist; aus einer
grösseren Steinumzäunung von Ak-Kapana, zwei kleineren „El Palacio“ und
„El Templo“; aus Mauerresten, unter dem Namen „El Bano del Incau
bekannt; einem grösseren und einem kleineren Monoliththor; aus einer
grossen ausgearbeiteten Steinplatte, die als Opferstein bezeichnet wird.
*) Die Ruinenstätte von Tiahuanaco im Hochland des alten Peru. Eine kultur-
geschichtliche Studie auf Grund selbständiger Aufnahmen. Breslau 1892. Berichte in:
Globus, LXIV, No. 1, S. 5-40, mit Wiedergabe einiger Abbildungen; Verhandl. d. Ges.
für Erdkunde Berlin, XX, 1893, No. 4, S. 247 — 249; Petermann’s Mitth., 1893, Heft 9,
S. 131 — 132.
Ges. Isis in Dresden, 1894 . — Abh. 5.
3*
36
Die zweite Ruinenstätte, Pumapungu, liegt südlich vom Dorfe Tia-
huanaco, ungefähr l1/2 km südwestlich von der ersten, und bedeckt
etwa einen Hektar. Den merkwürdigsten Theil derselben bilden Reste von
Steinbauwerken; zerstreut liegende ganze oder zerbrochene Blöcke, welche
nach Form, Bearbeitung und Grösse eine ausserordentliche Mannig-
faltigkeit zeigen; ferner Trümmer von monolithischen Thoren, platten-
förmige Steine; eine grosse Zahl kleinerer, regelmässig bearbeiteteter
Steine u. a. m. Unverkennbar ist namentlich hier, dass die geplanten
Bauwerke nie fertig geworden sind. Allem Anschein nach wurde die
Baustätte schon verlassen zu einem Zeitpunkte, als erst einige mächtige
Baustücke dem Plane gemäss angeordnet waren, während andere zahl-
reiche Baustücke noch wirr durcheinander lagen.
Petrographisches.
Von diesen Ruinenstätten waren 26 Gesteinsproben zu untersuchen
und zwar 7 von fertigen Bauwerken und bearbeiteten Blöcken, 19 von
unbearbeiteten Blöcken, welche offenbar noch als Bausteine dienen sollten.
Ihrer petrographischen Natur nach sind es:
Andesite verschiedener Ausbildung,
Dacit,
Quarz-Propylit (oder Porphyrit?),
Quarzporphyr,
Thonschiefer (Halbphyllit),
Porphyrtuff,
Sandsteine,
Conglomerat (sogen. Trümmerporphyr).
Da die Andesite besonders in ihrem Aeusseren sehr verschieden von
einander sind, seien sie einzeln betrachtet und nach der Bedeutung, welche
sie bei den Bauwerken haben, angeordnet.
Tri dymitreicher Biotit-Pyroxenandesit bildet das architek-
tonisch schönste und künstlerischste Bauwerk, das grosse Monoliththor
von Ak-Kapana (3 m hoch, 3,82 breit und 0,42 — 0,48 dick).
Es ist ein hellgraues, feinporöses, scheinbar feinkörniges Gestein.
Die porphyrische Struktur offenbart sich erst unter dem Mikroskop deut-
lich, weil die durchschnittlich 1 mm grossen Feldspäthe wegen ihrer hellen
Farbe aus der Grundmasse makroskopisch nicht hervortreten, nur hie
und da durch Auf blitzen der Spaltungsflächen sich bemerkbar machen.
Als dunkele Gemengtheile erkennt man mit der Lupe Augit und Biotit.
Mehr in die Augen fallen dagegen reinweisse, die Grösse von 1 mm selten
überschreitende kugelige Gebilde, welche namentlich in den Hohlräumen
angetroffen werden und sich unter dem Mikroskop als Tridymitaggregate
herausstellen. Mikr.: In der wolkig getrübten Grundmasse sind Augit,
Biotit, Plagioklas, vereinzelt braune Hornblende porphyrisch ausgeschieden.
Den makroskopisch erkennbaren Tridymitaggregaten fügt das Mikroskop
noch zahlreiche kleine Nester und Anhäufungen desselben Minerals hinzu,
so dass dieser Andesit als sehr tridymitreich bezeichnet werden muss.
Die Grundmasse, grau und bräunlich wolkig, an sehr dünnen Stellen
des Präparates farblos durchsichtig, besteht aus winzigen Leisten und
37
Körnchen von Feldspath und schwarzem Erz. Ausser einzelnen Apatit-
säulchen betheiligt sich weder Augit noch Glimmer an der Zusammen-
setzung der Grundmasse und es herrscht zwischen dieser und den por-
phyrischen Ausscheidungen, obgleich dieselben auch geringere Ausdehnung
zeigen, ein ausgesprochener Gegensatz. Glas kann wegen der Trübung
nicht festgestellt werden; seine Anwesenheit ist aber anzunehmen, zumal
da es sich als Einschluss in den porphyrischen Feldspäthen findet.
Die letzteren sind klar, Zwillingsstreifung kennzeichnet sie gut als
Plagioklase. Undulöse Auslöschung und Schalenbau kommen vor, sind
indessen nicht häufig. Einschlüsse können gänzlich fehlen oder besonders
in den grösseren Krystallen reichlich vorhanden sein. Der Pyroxen, ölgrün,
wenn pleochroitisch ölgrün und röthlich oder gelbbräunlich, zeigt in den
Querschnitten meist gute und scharfe Begrenzung durch oo P. oo B oo.
oo P qo (110) (010) (100) und nicht selten einfache Zwillinge nach oo P oo
(100). Auch gute Endbegrenzung kam zur Beobachtung. Einschlüsse von
Magneteisen, Apatit und Glas kann er recht reichlich beherbergen. Quer-
gegliederte, mit fahlen Farben polarisirende, an Hypersthen erinnernde
Säulen gehörten wegen ihrer schiefen Auslöschung ebenfalls dem monoklinen
Augit an. Der Tridymit tritt nur in den bekannten dachziegelähnlichen
Aggregaten auf.
Pyroxen- Andesit, olivinhaltig. Bearbeiteter Block vom ,,Cerro
artificial“ bei Tiahuanaco.
Es ist ein schmutzig hell- bis satt mäusegraues, körnig- dichtes Ge-
stein, an dem spärlich dunkele, kaum 1 mm grosse Mineralkörner schwer
sichtbar sind. Dagegen treten zerstreute, bis 7 mm grosse, rissige Quarze
deutlich hervor. Runde Löcher, die namentlich auf der bearbeiteten und
roh geglätteten Fläche des Probestückes zahlreicher vorhanden sind,
rühren jedenfalls von herausgebrochenen Quarzen her.
Das mikroskopische Bild überrascht durch seinen Reichthum an
Magnetitanhäufungen, welche entweder unregelmässig rundlich gestaltet
sind oder sich durch ihre geradlinigen Grenzen als Pseudomorphosen
nach einem anderen Mineral zu erkennen geben. Das letztere ist, nach
der langen Säulenform und wenigen leidlichen Querschnitten zu urtheilen,
Hornblende. Reste derselben konnten erst nach längerem Suchen in der
Mitte zweier solcher Pseudomorphosen entdeckt werden. Körner von
lichtgrünlichem bis fast farblosem Augit, welche mit den Magnetit-
aggregaten vergesellschaft sind, verdanken ihre Entstehung wohl der
Umschmelzung der Hornblende, während grössere, der Magnetitumsäumung
entbehrende und krystallographisch gut begrenzte Körner dieses Minerals
intratellurische Ausscheidungen sind. Der schiefen Auslöschung nach ist
er monoklin, zuweilen recht rissig, neben einheitlichen Individuen kommen
Körneraggregate vor.
Porphyrischer Feldspath' fehlt nicht ganz, wenn er auch recht selten
erscheint.
Die Grundmasse ist farblos und besteht aus einem Gewirr einfach
verzwillingter, zuweilen fluidal angeordneter winziger Feldspathleisten und
dicht gesäeten, fast farblosen, grünlich schimmernden Augit- und schwar-
zen Erzkörnchen. Zwischen den Grundmassenfeldspäthen sind wohl zarte
farblose Glashäute anzunehmen, wenn deren Gegenwart auch nicht fest-
gestellt werden konnte. Recht reichlich ist ferner Rutil in gelbbraunen,
38
stark lichtbrechenden Säulchen und Körnern vorhanden. Quarz kam im
Präparat nicht zur Beobachtung. Die lose Verbindung desselben mit der
Gesteinsmasse, welche ihn so leicht herausfallen lässt, ferner der Um-
stand, dass zwischen ihm und der Gesteinsmasse oft ein schmutzig braunes
oder grünliches Häutchen angetroffen wird, macht es wahrscheinlich, dass
er dem Gestein eigentlich nicht zugehört, sondern mechanisch a/ufgenom-
men ist, eine Erscheinung, die auch anderwärts bei Andesiten beobachtet
wurde. (Siehe Zirkel, Petrogr. II, 602).
Olivin trat in dem einen Präparat sehr spärlich, in einem anderen
wieder reichlicher auf. Er bildet frische, farblose, nur selten auf den
Sprüngen durch Eisenoxyd roth gefärbte unregelmässige Körner.
Der eben geschilderte Andesit scheint zu einem wohl charakterisirten
Typus zu gehören, welcher in den südamerikanischen Anden weitere Ver-
breitung besitzt. Mit denselben Eigenschaften ausgerüstete Andesite:
mäusegraue Farbe, dicht, ohne porphyrische Ausscheidungen, mit zer-
streuten, wahrscheinlich Fremdlingsquarzen, Reichthum an Magnetitpseudo-
morphosen, Olivingehalt, Rutilreichthum in der Grundmasse, sind mir be-
kannt aus dem Rio Paez bei Huila in Columbien, von der Ebene zwischen
Ibaque und dem Rio Gualantai, ferner aus dem Rio Coello ebenfalls in
Columbien.
Quarzführender Ampliib ol-Andesit (Dacit?), grob porphyrisch.
Lose Blöcke auf der Ruinenstätte.
Das etwas bröckelige, rauhe Gestein ist durch zahlreiche glasige,
rissige, im Mittel 3 — 5 mm, häufig auch 7 mm messende Feldspäthe aus-
gezeichnet, welche sich mit ihrer weissen Farbe scharf aus der dunkel-
grauen Grundmasse herausheben und das Aussehen des Gesteines be-
herrschen. Ihre Durchschnitte sind meist rundlich, kurzrechteckig, seltener
lang- und schmalrechteckig. Sie liegen in einer zerstreut porösen dunkel-
grauen Grundmasse , welche kleinere schwarze Hornblendesäulen und
Biotittafeln reichlich enthält.
Die Aehnlichkeit dieses Gesteines mit einem in Südamerika häufigen
Dacittypus, z. B. mit dem Dacit von II Barca, Cerros de Sillota, Cerro
Chimsachata*) veranlasste, da porphyrischer Quarz zunächst zu fehlen
schien, auch mikroskopisch nicht bemerkt wurde, eine genaue Besichtigung
der beiden zur Verfügung stehenden Handstücke, und wirklich wurden
ganz vereinzelte röthliche porphyrische Quarze gefunden. Es liegt so die
Möglichkeit vor, dass unser Gestein ein zufällig quarzarmes Stück eines
typischen Dacites ist.
Die Grundmasse erweist sich unter dem Mikroskop als ein farbloses
Glas, welches aber von winzigsten farblosen und grünlich schimmernden
Mikrolithen (0,003 mm) so dicht erfüllt ist, dass sie grauwolkig erscheint.
Darin sind spärlich kleine braune Hornblenden und Feldspäthe zweiter
Generation eingebettet, letztere gern kurzrechteckig und quadratisch.
Rundliche sphärolithartige Gebilde heben sich von der helleren Grund-
masse durch ein etwas dunkleres Grau ab, zeigen aber keine Spkärolitli-
struktur, sind dickwolkig ohne Einwirkung auf polarisirtes Licht und
stellen wahrscheinlich mikrofelsitische Umwandlungsprodukte der Glasbasis
*) Beschrieben von F. Rudolph: Beitrag z. Petrogr. der Anden etc. Tsehenn.,
Min. Petr. Mitth. IX, 269—317.
39
dar. Gleiche Dinge beschreibt Rudolph S. 291. Porphyrisch ausgeschieden
finden sich (ausser Feldspath) an erster Stelle Hornblende, gelbbraun-
schwarz, in langen schmalen Säulen und dickeren Krystallen ohne Opacit-
rand; wenig Biotit, dunkelbraun -hellgelb. Der letztere zeigt vorzügliche
Stauchungen, Biegungen, die nebst örtlichen Flusserscheinungen, lang
ausgezogenen, gebogenen Blasen im Gesteinsglas ihr Dasein Bewegungen
im flüssigen Magma verdanken dürften.
0 eigrüner, monokliner Augit ist nur spärlich vorhanden und spielt
die Rolle eines Uebergemengtheiles.
Der porphyrische Feldspath zeigt scharfe krystallographische Umrisse
oder infolge nachträglichen Abschmelzens runde Gestalten, wie sie sonst
dem Quarz eigen sind. Auffällig ist an ihm zuweilen fleckiges oder
streifenweises Polarisiren, welches gleichsam die polysynthetische Ver-
zwillingung in unvollkommener Weise, ohne scharfe Grenzen und Nähte
nachahmt. An schönen farblosen Glaseinschlüssen mit Blase ist er ausser-
ordentlich reich. Zonenstruktur kommt häufig erst zwischen gekreuzten
Nicols zur Erscheinung. Eine Bestimmung des specifischen Gewichtes
mittels Thoulet’sch er Lösung ergab für einen kleineren, aber nicht unbeträcht-
lichen Theil des angewandten Feldspathes das mittlere Eigengewicht von
2,655, was einem Kalknatronfeldspath der Oligoklasreihe — für den grösseren
Theil 2,682, das einem der Andesinreihe entspricht.
Quarz kam im Schliff nicht zur Beobachtung. An Erz ist das Ge-
stein arm. Neben wenigen Magnetitkörnchen bleibt nur noch Apatit in
scharfen Säulchen zu erwähnen.
Biotit-Amphibolandesit, augitführend, grob porphyrisch. Lose
Blöcke auf der Ruinenstätte.
Dieser Andesit, äusserlich trachytähnlich, hellgefärbt, rauh, feinporös,
sehr bröckelig, stellenweise mit bimssteinartiger Grundmasse, zeichnet sich
wie der vorige durch seinen Reichthum an grossen weissen glasigen,
häufig schon makroskopisch deutlich gestreiften Feldspäthen aus, welche
durchschnittlich 5 und 6 mm, aber auch 10 und 12 mm messen, aus der
hellgrauen Grundmasse aber weniger hervortreten, als dies bei dem Dacit
der Fall ist. Der Grundmasse sind reichlich 2 — 3 mm grosse, ausnahms-
weise 5 mm erreichende Hornblendesäulen und Glimmerblättchen eingebettet.
Unter dem Mikroskop erweist sich die Grundmasse als ein farbloses
reines Glas, das stellenweise Flusserscheinungen vorzüglich zeigt, zu stark
gewundenen und gebogenen Faden ausgezogen und dann dicht mit Blasen
erfüllt ist. Kleinere Feldspäthe, Hornblenden und Augite zweiter Gene-
ration sind eingestreut, aber so, dass das reine Glas vorwaltet. Neben
brauner Hornblende, zuweilen durch Einlagerung winziger Körnchen dunkel
gefärbt, und Biotit in wohlbegrenzten Krystallen ist ein fast farbloser
monokliner Augit, der gern mit Hornblende primär verwachsen auftritt,
so reichlich vorhanden, dass man von einem Biotit-Pyroxen-Amphibolandesit
reden könnte. Die porphyrischen Feldspäthe scheinen hier basischer zu
sein als im vorigen. Bei dem specifischen Gewichte der Oligoklasreihe
fielen in der Thoulet’schen Lösung nur wenige Körnchen, der weitaus
grösste Theil bei dem der Andesinreihe und zwar bis zur Grenze nach
dem Labradorit hin.
Bio tit- Amphibol- Andesit, augitreich, kleinporphyrisch, dunkel-
grau. Lose Blöcke bei den Ruinen.
40
Dunkelgraue, krystallreiche, compakte Gesteine mit zahlreichen, 3 mm
erreichenden weissen und dann wenig hervortretenden, an einem anderen
Handstück gelblichen und dann schärfer sich heraushebenden Feldspäthen,
schwarzen Hornblendesäulen, 2 — 3 mm, auch 6 mm, vereinzelten Biotit-
blättchen.
Mikr.: ln einer an farblosen und grünlich schimmernden Mikrolithen
(Trichiten) reichen, selbst farblosen Glasbasis liegt eine zweite Generation
Feldspath, Hornblende, lichter Augit und zerstreute Erzkörnchen, die bei-
den ersten in krystallographisch wohl begrenzten Kryställchen, aber so,
dass sich Basis und individualisirte Substanz in Bezug auf Menge das
Gleichgewicht halten.
Die porphyrischen Feldspäthe erster Generation zeigen neben lang-
rechteckiger häufig mehr quadratische Form bei sehr scharfer krystallo-
graphischer Begrenzung. Zonale Struktur ist sehr schön entwickelt, oft
durch Glas- und andere Einlagerungen erkennbar, wobei sich häufig die
Gestalt ändert, die äusseren Schalen andere Form haben als die inneren.
Unter den mit Bläschen versehenen Glaseinschlüssen fallen chocoladebraune
auf; netz- und maschenförmige Einlagerung von dunkelem, gekörn eitern
Glas, central, randlich, zonenförmig angeordnet, oder den ganzen Krystall
erfüllend, kann hier gut studirt werden.
Der vorwaltende dunkele Gemengtheil erster Generation ist braune,
stark pleochroitische Hornblende in schlanken oder dicksäulenförmigen
Krystallen, Biotit tritt ihr gegenüber etwas zurück; ölgrüner Augit spielt
wie im vorigen kaum mehr die Rolle eines Nebengemengtheiles.
B i o t i t - A m p li i b o 1 a n d e s i t , augitreich, kleinporphyrisch.
Hellgrau, trachytähnlich, ärmer an porphyrischen Ausscheidungen als
die vorigen, wenig hervortretende 1,5 — 2 mm 'grosse Feldspäthe, nicht
eben zahlreiche Hornblendesäulen, 1 — 2 mm gross, ausnahmsweise 7 mm,
und Biotitblättchen.
Das eine Handstück ist feinporös, ein anderes compakt mit etwas
mehr hervortretenden weissen kleinen Feldspäthen und reicher an Horn-
blende. Im ersten Gestein waltet die an winzigen Mikrolithen reiche, an
porphyrischen Krystallen zweiter Generation arme, farblose Glasbasis vor.
Im zweiten dagegen ist die gleichbeschaffene Glasbasis reich an kleinen
Feldspäthen, Hornblenden, auch Pyroxen. Im Uebrigen gleichen diese
beiden Andesite den vorigen, sind erzarm, der Feldspath zeigt seltener
Zonenstruktur, reinere, von Einlagerungen freiere Substanz.
Biotit - Amphybolandesit, augitreich. Lose Blöcke bei den
Ruinen.
Licht schmutzig gelblich-grau, feinporös, wie zerfressen aussehend.
Reich an kleineren, wenig hervortretenden gelblichen Feldspäthen, schwar-
zen, noch erkennbaren Hornblenden, Biotitblättchen, lichtgrünen Augit-
säulchen.
Dieser Andesit unterscheidet sich von den übrigen dadurch, dass die
farblose Glasbasis von wirr durcheinander liegenden, wie kurze Haare aus-
sehenden Mikrolithen erfüllt ist. Letztere zeigen bei stärkerer Ver-
grösserung verschiedene Form. Sie werden mit einem grünlichen Schein
durchsichtig, sind stark lichtbrechend, darum scharf und dunkel begrenzt,
haben lange nadelförmige Gestalt, sind gerade oder gekrümmt; endlich
können sie durch Einschnürungen gegliedert sein oder sich in einzelne
41
hintereinander liegende Körnchen auf lösen und dann ebenfalls eine gerade
oder krumme Linie bilden (Margarite).
Die Basis enthält ausserdem zerstreute Erzkörner, Hornblende, Augit,
Biotit und Feldspath zweiter Generation in kleineren Körnern und Kry stallen.
Der glasige porphyrische Feldspath zeigt mehr eine feine, scharfe Lamel-
lirung nach dem Albitgesetz oder nach dem Albit- und Periklingesetz zu-
gleich. Aber auch die schon genannten Eigenschaften finden sich an ihm:
durch huschende Auslöschung kenntlicher sprungloser zonaler Aufbau,
vorzüglich entwickelter Schalenbau mit oder ohne zonal angeordneten
Einlagerungen, zonale Umwachsung ursprünglich getrennter benachbarter
Krystalle, netzförmiges Erfülltsein von braun gekörneltem Glas, das nur
Theile oder den ganzen Krystall einnimmt, wobei einschlussfreie Rand-
zonen zuweilen optisch abweichend orientirt sind als das glaserfüllte
Centrum.
Die dunkelen Mineralien, braune Hornblende, stark pleochroitischer
Biotit, ölgrüner monokliner Augit, etwas pleochroitisch, zuweilen reich an
Einschlüssen, alle drei frisch und unzersetzt und ohne Magnetitrand,
scheinen in gleicher Menge betheiligt zu sein, höchstens tritt Augit etwas
zurück. Das Gestein ist ebenfalls erzarm. Apatit bildet recht grosse
Nadeln.
Pyroxen- Andesit, schwarz, kleinporphyrisch, glasreich. Lose Blöcke
bei Tiahuanaco.
Dieser Andesit besitzt äusserlich Aehnlichkeit mit dem Pyroxen-
Hornblende- Andesit vom Sajamo (Rudolph). In einer schwarzen, pech-
glänzenden, dicht- und feinporösen schlackigen Grundmasse liegen regel-
mässig verstreut zahlreiche, weisse blitzende Feldspathleisten von 1 — 1,5 mm,
seltener 2—3 mm Länge; 'mit der Lupe bemerkt man hellgrüne Augit-
säulen von derselben Ausdehnung.
Unter dem Mikroskop ergiebt sich ein vorwaltendes chocoladenbraunes
Glas mit hellen und dunkelen, wenig ausgeprägten Schlieren und zahl-
reichen, oft langgestreckten schlauchförmigen Blasen als Grundmasse.
Sie enthält keine Feldspäthe, wohl aber Hornblenden zweiter Generation,
wenn auch in geringer Menge.
Der Augit bildet meist schlanke Säulen, Körner und grössere Aggre-
gate, zeigt schöne fast regelmässige achteckige Querschnitte [ao P. oo P ao.
ao R oo (HO) (100) (010) im Gleichgewicht], schiefe Auslöschung bis 44°,
scharfe Spaltrisse nach ao P, ölgrüne Farbe, wenn pleochroitisch, ölgrün
und lichtröthlich, Einschlüsse von Apatit, Magneteisen, braunem Glas.
Biotit und Hornblende tauchen bei genauerer Betrachtung des Prä-
parates häufiger auf, als man Anfangs meint; ihre in gewissen Stellungen
der Glasbasis gleiche Farbe hält sie dem Auge verborgen.
Die porphyrischen Feldspäthe zeichnen sich durch massenhafte Ein-
lagerungen aus. Neben einzelnen röthlichen Glaseinschlüssen mit Blasen
und Kryställchen finden wir sie ganz durchsetzt mit dem Grundmassen-
glas, so dass ein Durchschnitt maschiges Aussehen besitzt; es bleibt dabei
ringsherum ein schmaler Rand frei oder das Centrum kann dieser Dinge
entbehren und von da nach den Grenzen des Krystalles häuft sich die
braune Substanz an.
Quarz-Amphibol-Propylit (Quarz-Dioritporphy rit?). Lose
Blöcke auf der Ruinenstätte.
42
Das Gestein hat porphyritisches Aussehen. In einer griinlich-schwarz-
grauen dichten, vorwaltenden Grundmasse sind bis 10 mm grosse weisse
glasige, an einem anderen Handstück getrübte weisse oder röthlich ge-
färbte Feldspäthe, und hier zahlreicher als im ersten ausgeschieden, Quarz
in zuweilen recht schönen abgerundeten Doppelpyramiden bis 8 und 10 mm,
dunkele Biotitblättchen. An einem. Handstück fanden sich Bruchstücke
(30 mm lang) von säulenförmigen Krystallen eines fleischrothen Feld-
spathes.
Mikr.: Die Grundmasse ist scheinbar holokrystallin, besteht aus
meist verzwillingten Feldspathleisten (0,015 lang), einzelnen lückenausfül-
lenden Quarzkörnern, langen gebleichten Hornblendenadeln und reichlichen
schwarzen Erzkörnern. In fortgeschrittenerem Zersetzungszustand wird
sie grauwolkig verhüllt und von Chlorit, Hämatit und ferritischem Staub
erfüllt. Auch die porphyrische Hornblende ist meist in Chlorit, serpen-
tinige Substanz und Rotheisen zersetzt, während der Biotit frische Be-
schaffenheit aufweist.
Der porphyrische Quarz enthält schöne Glaseinschlüsse mit Blase oder
gekörneltes Glas. Ihn umsäumen zuweilen schmale Kränze von Kalk,
der in secundären Fetzen auch in der Grundmasse auftritt.
Der Feldspath ist sehr rein, ohne Einschlüsse, nur vom Rand herein
und längs der Sprünge körnig getrübt. Die grossen Krystalle werden
meist nur von wenigen Einzelindividuen zusammengesetzt. Als Neben-
gemengtkeile sind zu erwähnen: Apatit, der in grossen Säulen vorkommt;
Zirkon; Titanit in fast farblosen, schwachgelblichen spitzrhombischen
Kryställchen. Von diesem Mineral kam auch ein sehr hübscher, schwalben-
schwanzförmiger Zwilling, also entgegen den bisherigen Angaben, mit ein-
und ausspringenden Winkeln zur Beobachtung. (Rosenbusch, Mikr. Phys.,
2. AufL, I, 500; Zirkel, Petrogr. I, 408.) Eine Verwechselung mit Epidot,
welcher ähnliche Zwillinge [nach oo P oo (100)] bildet, ist hierbei wegen
der für Titanit charakteristischen Eigenschaften ausgeschlossen.
Quarzporphyr, glimm erreich.
Das Gestein besitzt eine hellbläulich- bis violett-graue dichte Grund-
masse, in der sehr zahlreiche, bis 10 mm grosse gelbliche oder rostgelbe
trübe Orthoklase, seltener noch frische und glänzende Feldspäthe, ebenso
grosse Quarze in geringerer Menge, dagegen sehr reichlich bis 4 mm
grosse schwarze Bi otitkry stalle eingelagert sind. Ausnahmsweise erreicht
der Orthoklas noch grössere Ausdehnung. An einem der Handstücke fand
sich ein 27 mm langes, 10 mm dickes Bruchstück eines modellgleichen,
nach c säulenförmigen, im Querschnitt sechseckigen, von oo P. oo P oo
begrenzten Krystalles. Ein anderes Probestück lässt auf ziemliche dünn-
plattige Absonderung des Gesteines schliessen.
Im Mikroskop gewahrt man eine helle, von wenigen Erzkörnchen,
braunen Glimmerblättchen und -fetzen, von dunklem, feinem Staub durch-
. spickte Grundmasse, welche bei gekreuzten Nicols holokrystallin, aus
Körnchen von Quarz und unverzwillingten Feldspath besteht, also mikro-
granitisch ist.
Der Staub löst sich bei stärkerer Vergrösserung in bräunlich durch-
scheinende Hämatitkörnchen auf. Am porphyrischen Quarz herrscht rund-
liche Umgrenzung vor. Seine Substanz ist ausserordentlich rein, Glas-
einschlüsse wurden nicht beobachtet, Flüssigkeitseinschlüsse nur einzeln
43
und zerstreut, aber dann ziemlich gross und schlauchartig ausgezogen mit
stehender Libelle. Auch von Rissen ist er frei. Der Feldspath löscht
vorwiegend gerade aus, ist unverzwillingt, oder einfach nach dem Karls-
bader Gesetz. Gestreifter Plagioklas fehlt nicht. Seine Substanz ist reiner
und frischer als man nach dem makroskopischen Aussehen erwarten sollte.
Die gelbe Färbung rührt von Eisenrost her, der auf Spalten einge-
drungen ist.
Der Biotit, stark pleochroitisch, grünbraun-hellgelb, ist frisch oder
infolge Zersetzung faserig geworden und schliesst dann Rostballen ein,
um welche sich die Glimmerfasern herumwinden. Auch ziemlich grosse
Rutile beherbergt er. Apatit beobachtet man häufig in scharf begrenzten
sechseckigen Querschnitten. Man kommt bei diesem Gestein kaum in
Versuchung, es für jungeruptiv zu halten. Sein Aeusseres, die Eigen-
schaften der Gemengtheile deuten auf einen noch recht frischen älteren
Porphyr.
Cambrischer oder silurischek Thonschiefer, metamorphosirt,
,,Halbphyllitu. Zu Bildsäulen verarbeitet. Weg nach La Paz. Härte
3 — 4, zäh.
Dieser Halbphyllit ist ein grauschwarzes dichtes Gestein, in dem man
mit blossem Auge nur zerstreute bis etwa millimetergrosse dunkle Quarze
erkennt. Der Bruch zeigt eine unebene körnig-schuppige Fläche und schwache
Andeutung von Parallelstruktur. Das mikroskopische Bild bietet ein
dichtes Gewirre etwa 0,oi5 bis 0,02 mm grosser grünlich schimmernder
Fetzen eines hellen Glimmers oder Sericites, welche, im Allgemeinen parallel
gestellt, eine Art Fluctuationsstruktur um die porphyrischen Quarze herum
erzeugen. Nur an wenigen dünnen mit diesen Dingen besäeten Stellen
blickt ein mikroskopisch mittelkörniger quarziger oder äusserst fein-
schlammiger, adiagnostischer Untergrund hervor. Zwischen 0,oi und 0,5 mm
schwankende Fetzen eines dunklen Glimmers mit den Axenfarben roth-
braun und lichtröthlichgelb sind stellenweise reichlich und truppweise,
anderswo spärlich eingestreut, indem sie entweder die Richtung des hellen
Glimmers einhalten, sich quer dazu stellen oder keine bestimmte An-
ordnung besitzen. Aehnliche Verbreitung und Vertheilung bemerkt man
auch am Magneteisen. Die porphyrischen Quarze sind wohl abgerollt,
deutlich klastischen Ursprungs. Sie sinken von 1 mm bis zu 0,oi mm
herab; ihre meist länglich-runden Körner liegen im Allgemeinen der oben
erwähnten Richtung parallel. Als Einschlüsse beherbergen sie haarförmige
Rutile und mit Flüssigkeit erfüllte Poren.
Ein zweiter zu ähnlichen Zwecken verwendeter Schiefer entbehrt der
porphyrischen Quarze, ist blau-schwarz, körnig dicht, zackig brechend, am
Handstück ohne Schieferung, zeigt aber im Präparat dem blossen Auge eine
matte Streifung, indem hellere gelbgrüne Lagen mit dunkleren wechseln. In
den ersteren herrscht der quarzige Untergrund, dessen Körner etwa 0,02 mm
Durchmesser besitzen, in den letzteren der hellgrüne sericitische Glimmer
in parallelen Strähnen mit Erzkörnern und kohliger Substanz. Eines der
Handstücke enthält einen deutlichen, aus derselben Schiefermasse be-
stehenden Pflanzenstengel mit langelliptischem Querschnitt (2x4 mm),
an dessen Präparat keine Holzstruktur mehr bemerkt werden konnte.
Der Unterschied dieses Gesteines von dem vorigen besteht darin, dass
hier die klastischen Quarze, der rothe Glimmer und die schlammartigen
44
Partieen gänzlich fehlen; das Gestein ist vollkrystallin, besteht ans einem
recht gleiclimässig körnigen Pflaster von Quarz (und Feldspath, Albit?),
welches von parallelen Strähnen des sericitischen Glimmers durchzogen wird.
Beide Schiefer haben ein recht ungewöhnliches i\.ussehen und nehmen
mit ihren Eigenschaften eine Mittelstellung zwischen Thonschiefern und
Phylliten ein und scheinen den von Loretz*) „Halbphyllite“ genannten
Schiefern aus dem thüringischen Untercambrium ähnlich zu sein. In der
That ergab eine Vergleichung von Schliffen dieser erwähnten Gesteine,
welche Herr Prof. Kalkowsky freundlichst zur Verfügung stellte, grosse
Uebereinstimmung. Das zuerst beschriebene Gestein mit klastischen
Quarzen glich fast vollständig (Handstücke standen nicht zur Verfügung)
einem solchen Halbphyllit oberhalb Masserbrück im Schwarzathal: dieselbe
Textur, dieselben klastischen Quarze, der gleiche rothe Glimmer, schlamm-
artige Partieen. Unsere zweite Art stimmte, wenn auch nicht so gut, überein
mit einem als Thonschiefer bezeichneten Gestein von Oelze ebendaher.
Porphyrtuff, lose Stücke auf der Ruinenstätte von Tiahuanaco.
Grünlich-bläulich-weisses, körnig-dichtes, stark thonig riechendes Ge-
stein. Die unter dem Mikroskop einförmig aussehende, helle, feingekörnelte
Substanz wird nur durch zahlreiche Tümpelchen von Calcitfetzen unterbrochen.
Wenn man das Gestein mit Salzsäure betupft, bemerkt man mittels der
Lupe Bläschenbildung. Im polarisirten Licht erscheint das dunkelblaue
Gesichtsfeld dicht besäet mit winzigen, unbestimmbaren hellen Punkten,
welche wahrscheinlich feinest zerriebenem Quarz und Feldspath angehören;
etwas verstreute grössere „porphyrisch“ eingesprengte Splitter sind als
Quarz und Feldspath erkennbar. Nester gröberkörnigen Aggregates der-
selben Mineralien dürften Neubildungen sein.
Roth er eisenschlüssiger Sandstein, aus dem die antiken Monu-
mente angefertigt sind.
Das Gestein ist feinkörnig, von braun-violetter Farbe, ganz fein weiss
gesprenkelt, dünnplattig, besitzt flachmuscheligen Bruch, auf dem Quer-
bruch feine undeutliche Parallelstruktur und durch dunklere Streifen blasse
Farbenunterschiede. Die durchschnittliche Korngrösse mag 0,08 — 0,1 mm
betragen; kleinere und grössere Fragmente sind häufig. Den Haupt-
antheil nimmt der Quarz mit klaren, mehr oder weniger abgerundeten
und eckigen Körnern, darnach trüber unverzwillingter Feldspath; auch
Plagioklase, welche die mehrfache Streifung noch gut zeigen, finden sich
eingestreut. Als Gesteinsbruchstücke können einige wenige trübe, mit
Magneteisen erfüllte Partieen gedeutet werden. Calcit in seltenen Fetzen,
chloritische Nester, vereinzelte Apatite und eine einsame abgerollte Horn-
blende sind die noch zu erwähnenden Bestandtheile. Rothes und braunes
Eisenoxyd und -hydroxyd dqrchdringen als feiner erdiger Staub nament-
lich die Feldspäthe, füllen in braunen undurchsichtigen Massen die Zwischen-
räume aus und umkleiden als feine Häute fast alle Körner des Sand-
steines.
Gelbbrauner quarzitähnlicher Sandstein, lose Stücke bei den
Ruinen.
*) H. Loretz: Beitrag zur Kenntniss der cambrisch - phyllitischen Schieferreihe
in Thüringen. Jahrh. preuss. geol. Land. A., 1881, 175—257.
45
Dieses leberbraune , auf frischem Bruche unbestimmt hellgefleckte
Gestein steht wegen seiner Härte, Dichte und Festigkeit manchen Quarziten
nahe. Die genannten Eigenschaften haben ihren Grund darin, dass Quarz
bedeutend verwiegt und dass seine Körner dicht aneinander liegen, Feld-
spath und Bindemittel zurücktreten. Die Sandsteinnatur zeigt sich aber
in der durchaus klastischen, abgerollten Natur der Elemente. Recht reich-
lich sind Apatit, Zirkon, Rutil vorhanden zum Unterschied vom vorigen
Sandstein; auch Turmalin wurde in mehreren grünen, stark pleochroitischen
Krystallbruchstücken beobachtet. Ganz dünne chloritische und sericitische
Häute legen sich um die ziemlich gleichmässig 0,12 grossen Gesteins-
elemente, selten nur ferritische Substanz.
P orphyr ähnliches festes Conglomerat, sog. ,, Trümmerporphyr“,
lose Stücke bei den Ruinen.
In der feinkörnigen, schwarzgrauen „Grundmasse“ dieses festen porphyr-
ähnlichen Gesteines liegen zahlreiche fleischrothe, weisse und gelbe Körner
von Feldspath und Quarz in allen Grössen zwischen 1 und 10 mm. Die-
selben erweisen sich bei genauerem Zusehen, so sehr sie im Bruch das
Aussehen porphyrischer Krystalle haben, als wohlabgerundete Gerolle und
im Mikroskop offenbart sich sofort die klastische Natur des Gesteines.
Grössere Körner von Quarz, getrübtem Orthoklas, feingestreiftem Plagio-
klas, ausgezeichnetem Mikroperthit, rothe und grüne Gesteinsbruchstücke
mit zum Theil deutlich porphyritischem Habitus werden durch kleinere
Körner derselben Mineralien verkittet. Die Pseudogrundmasse ist nur in
schmalen Strängen zwischen den ersteren vorhanden, bildet allerdings
zuweilen grössere Nester.
Alle die grossen und kleinen Gesteinselemente werden von Häuten
grüner chloritischer , weisser muskovitischer und sericitischer, selten von
rother und schwarzer ferritischer Substanz umzogen, welche sich, nament-
lich die beiden ersten, ebenfalls in Ecken und Winkeln anhäufen können.
Die Quarze sind bemerkenswert!! wegen der massenhaften Einlagerung
eines schwarzen Staubes, der oft bei 550facher Vergrösserung erst er-
kennen lässt, dass er aus Flüssigkeitseinschlüssen mit beweglicher Libelle
besteht. Auch die haarähnlichen Rutile kommen häufig vor und huschende
Auslöschung beobachtet man oft.
Während die Orthoklase getrübt und mit farblosem Glimmer erfüllt
sind, zeigen die Plagioklase, mehr noch die Mikroperthite , frisches Aus-
sehen.
Verwendung der Gesteine bei den Bauwerken.
(Nach H. Stübel und M. Ulile, Ruinenstätte von Tiahuanaco.)
Neben den andesitischen Gesteinen, welche besonders für Werke ver-
wendet worden sind, denen eine höhere technische Vollendung gegeben
werden sollte, hat sich den Baumeistern von Tiahuanaco in dem rothen
Sandstein ein sehr brauchbares Material dargeboten. Derselbe war nicht
nur weit leichter zu bearbeiten als die andesitischen Laven, sondern eignete
sich auch durch die der Masse eigentümliche Schichtung ganz vorzüglich
zur Herstellung grosser Platten. Zur Anfertigung kleiner Bildsäulen wurde,
wie es scheint, vorzugsweise der Halbphyllit benutzt, so zu einer Bild-
säule „El Fraile“, welche etwa 1,80 m lang ist und in der Ebene östlich
46
vom Berge „El Cerro“ an einem durch die Ruinen führenden Wege liegt.
Trotzdem ist nicht eine bestimmte Art der Gegenstände regelmässig aus
einem und demselben Gestein verfertigt, vielmehr giebt sich hierin ein
sehr willkürlicher Wechsel kund.
Die Pfeiler der Einzäunung von Ak-Kapana bestehen wohl sämmtlich
aus Sandstein, ebenso die Mauerreste vom Berge bei Ak-Kapana und die
Steine der Plattform von Pumapungu. Andererseits sind die monolithischen
Thore mit Ausnahme eines Sandsteinthores aus Blöcken andesitischer
Lava gemeiselt. Die architektonischen Blöcke bestehen theils aus Andesit,
theils aus Sandstein.
Herkunft der Gesteine.
(Mit wörtlicher Benutzung des Textes von A. St übel und M. Uhle.)
Die Frage nach der Herkunft der Gesteine auf der Ruinenstätte von
Tiahuanaco hat schon frühere Besucher und Schilderer beschäftigt. Den-
selben war bekannt, dass Gesteine, wie sie auf der Ruinenstätte gefunden
werden, in der unmittelbaren Umgebung nicht anstehend zu treffen sind.
Sie sahen sich daher genöthigt, den Ursprungsort in grösserer Entfernung
zu suchen. Ciega (La Chronica del Peru, 1554, Cap. 105) hat darauf
hingewiesen, dass es hier keine Steine giebt und dass die Herbeischaffung
mit grossen Schwierigkeiten verbunden gewesen sein muss. Aehnliche
Angaben finden sich in den beiden „Relaciones“, welche aus dem Jahre
1586 stammen. Bemerkenswerth ist dabei die in der „Relacion de la
Ciudad de la Pazu zugefügte Notiz, dass auch die alten Leute unter den
Indianern die Fundorte der Gesteine nicht anzugeben wussten, unrichtig
jedoch die Angabe von Polo de Ondegardo bei Markham, Narra-
tives 1873 (p. 171), dass das Material der Bauten erst in einer Entfernung
von 100 leguas von Tiahuanaco angetroffen werde. In unserem Jahr-
hundert beschäftigten sich mehrere Forscher mit diesem Gegenstand.
A. d’Orbigny (voyage III, 1, p. 346) und G. Squier*) kennen grosse
andesitische Blöcke, welche zwischen der Ruinenstätte und dem Ufer des
Titicacasees liegen und die gewissermassen den Weg und die Richtung
bezeichnen würden, aus welcher die Blöcke nach der Ruinenstätte ge-
schafft worden wären. Der Erstere zog aus ihnen den richtigen Schluss,
dass die Gesteinsblöcke über den Titicacasee transportirt worden seien.
Nur kannte er noch nicht den Cerro Capira als ihre Fundstätte und rieth
deshalb auf die Inseln im Titicacasee. Dagegen nehmen J. v. Tschudi
(Reisen in Südamerika, p. 65) und G. Squier (p. 298) das westliche
Ufer des Titicacasees als Fundstelle an. J. v. Tschudi nennt schon den
Cerro de „Ckapia“ als Ursprungsort. G. Squier spricht von dem Isthmus
von Yunguyo, welcher an die Gegend angrenzt. Er und Forbes erwähnen
auch schon die bearbeiteten Blöcke, welche in dieser Gegend liegen.
J. v. Tschudi glaubte, dass die Steinblöcke des Cerro Capira dem
Ufer des Titicacasees entlang und über den Desaguadero, also auf dem
Landwege befördert worden seien. Ihm waren die Blöcke unbekannt,
welche zwischen Tiahuanaco und dem Ufer des Sees liegen sollen. Der
*) G. Squier: Peru. Incidents of Traval and Exploration in the Land of the Incas.
New York 1887.
47
Landweg am Ufer des Sees über Zepita ist indess so uneben, dass er
sich zum Transport grosser Lasten in keinem Falle geeignet haben würde.
Middendorf (Ollanta, S. 6) und Ber (Tiahuanaco, Bull, de la Soc. de
Geogr., Paris 1882, III, p. 579) wollen auch an den Ursprung der Blöcke
vom Cerro Capira wegen der eben erwähnten Schwierigkeiten, welche der
Landweg bieten würde, nicht glauben. Der Erstere dachte deshalb, dass
die Gesteine aus den Bergen südlich von Tiahuanaco gebracht worden
seien. Ber scheint die Thatsache unbekannt gewesen zu sein, dass der
Cerro Capira in der Nähe des Sees liegt, so dass die Verschiffung der
Blöcke verhältnissmässig leicht zu bewerkstelligen war. Er meinte, dass
die Lava- und Sandsteinblöcke gemeinsam von der Titicacainsel ent-
nommen worden seien, weil sich auf dieser beide Gesteinsarten neben
einander fänden. Die letztere Behauptung entbehrt der thatsächlichen
Begründung.
Herr Stiibel hat nun, um diese Fragen der Lösung näher zu bringen,
die engere und weitere Umgebung Tiahuanacos und die bereits früher in
Betracht gekommenen Oertlichkeiten, soweit es die kurze Zeit seines Auf-
enthaltes erlaubte, geologisch untersucht und eine grössere Anzahl von
Gesteinen mitgebracht. Seine Beobachtungen, ferner die genaueste Ver-
gleichung dieser Gesteinsproben mit denen der Ruinenstätte führten zu
folgenden Ergebnissen:
Zunächst ist zweifellos, dass die Gesteine wegen des geologischen
Charakters des Thalbodens nicht an Ort und Stelle gefunden sind, son-
dern entfernten Gesteinslagerstätten entnommen worden sein müssen.
Der Boden des etwa 15 km breiten Thaies setzt sich in der Haupt-
sache aus lehmigen, sandigen und geröllführenden Schichten zusammen,
deren Lagerungsverhältnisse auf Anschwemmung und Absatz unter Wasser
mit Sicherheit hinweisen und die Vermuthung nahe legen, dass sich ein
Arm des Titicacasees, in welchem diese Absätze erfolgten, ehedem weit
ins Thal hinein erstreckte.
Die Frage nach der Herkunft der Blöcke aus rotliem Sandstein be-
reitet die geringsten Schwierigkeiten. Die wallartigen Höhenzüge, welche
das Thal an seiner Nordseite begrenzen, bestehen aus diesem Sandstein,
dessen Alter noch nicht endgiltig festgestellt ist, aber vermuthlich der
Devonformation zugerechnet werden darf. Das Bruchstück eines Trilo-
biten Orphaeus giganteus *), welches bei den Ruinen gefunden wurde, be-
stätigt diese Vermuthung. Das Material selbst ist an diesem Gebirgszuge
nirgends auffällig aufgeschlossen.
Die Sandsteinblöcke können demnach aus verhältnissmässig geringer
Entfernung herbeigeschafft worden sein. A. d’Orbigny schon hat ange-
nommen, dass die rothen Sandsteinblöcke von den Hügeln des nördlichen
Thalrandes herrühren. Etwas unklar drückt sich G. Squier, p. 298 aus:
,,There are great cliffs of red sandstone about five leagues to the north
of the ruins, on the road to the Desaguadero.“ Die Hügel nördlich von
Tiahuanaco liegen nicht am Wege nach dem Desaguadero.
Wo sich die alten Brüche dieses rothen Sandsteines befanden, ist
noch nicht festgestellt worden. Ein Forschen nach demselben würde kaum
vergeblich sein, da die Gegend, in welcher sie zu suchen sind, bekannt
ist. Gewisse Fragen, welche die Art des Transportes der Sandsteinblöcke
*) Stein mann: Beiträge zur Geol. und Paläont. von Südamerika, 1892, I, 14.
48
betreffen, werden jedoch erst nach der Wiederauffindung dieser Brüche
sicher entschieden werden können.
Rothe Sandsteine finden sich auch südlich vom Titicacasee; sie ge-
hören aber hier permischen und triadischen Schichten an, welche sich bis
fast durch die ganze Republik Bolivia erstrecken. Die Gesteinsvertreter
sind: bunte, zum Theil Steinsalz und Gyps führende Mergel, Gypslager,
rothe Sandsteine, graue und rothe Conglomerate. Charakteristisch sind
die rothen Kupfer führenden Sandsteine, welche die Veranlassung zur
Anlegung der bekannten Kupferminen von Corocoro gegeben haben.
Einem in der Sammlung vorhandenen derartigen rothen Sandstein von
Corocoro (70 km Luftlinie), welcher die kupferreichen Schichten über-
lagert und den Gipfel des Cerro de Corocoro bildet, gleicht der oben
beschriebene rothe Sandstein von der Ruinenstätte vollständig.
Auf dieselbe Gegend verweist der oben angeführte grünlich-gelbbraune
quarzitisclie Sandstein. Genau der gleiche ist in der Stübel’schen Samm-
lung vorhanden mit der Bemerkung: „Unter den Bruchstücken, die in der
Gegend von Topoeo (etwa 35 km ostsüdöstlich Corocoro und 95 km Luft-
linie südsüdöstlich Tiahuanaco) den Weg bedecken, sehr verbreitete
Varietät.“
Der klastischer Quarze entbehrende Halbphyllit stimmt makro- und
mikroskopisch vollständig mit mehreren Handstücken von Gesteinen über-
ein, welche einmal aus der grossen zwischen Coni und Cotana gelegenen,
vom Illimani (östlich Tiahuanaco) herunterkommenden Quebrada (Schlucht)
Urileque angetroffen worden sind und die sich vielleicht an der Zusammen-
setzung des Illimani betheiligen. Ferner ist genau das gleiche Gestein
im Thal des Pongo, ebenfalls östlich von La Paz, anstehend gefunden
worden und liegt auch von dort vor. Da indessen die Entfernung dieser
Oertlichkeiten von Tiahuanaco zu gross, vor Allem aber der gebirgige
Charakter der Gegend einen Transport von daher nach der Ruinenstätte
als unmöglich erscheinen lässt, so kann wohl angenommen werden, dass
diese Gesteine sich bis in grössere Nähe von Tiahuanaco erstrecken.
Weiteres ist darüber nicht bekannt.
Für den Propylit (?) fehlt jeder Anhalt. Propylitähnliche Gesteine
scheinen weit verbreitet zu sein, sie kommen am Rio de la Paz vor,
zwischen Coni und Cotana am Illimani, an der Tetilla bei Oruro südöstlich
Tiahuanaco in grosser Entfernung. Sie gleichen aber dem vom der Ruinen-
stätte wenig. Auch hier kann an eine Lösung der Frage nach dem Ur-
sprung nicht gedacht werden.
Der griinlich-weisse Tuff führt uns nach Norden an den Titicacasee.
Bei der Finca Cuyavi bei Tiquina ist genau derselbe Tuff zwischen Kalk
und Sandsteinen anstehend gefunden worden.
Bestimmter lässt sich die Frage nach der Herkunft in Bezug auf
einige andere Gesteine der Ruinenstätte lösen. Der tridymitreiche Pyroxen-
andesit vom grossen Thor von Ak-Kabana kann mit einem schmutzig-
violettgrauen Gestein vom Cerro Capira bei Yunguyo am südwestlichen
Ufer des Titicacasees identificirt werden. Die abweichende Färbung dieses
Andesites ist secundärer Natur, die Folge von Zersetzung, indem die
Grundmasse durch ferritischen Staub eine bräunliche Farbe erhält und
die etwas zahlreicheren porphyrischen Hornblendekryställchen rothbraune
Erzkränze aufweisen. Im Uebrigen stimmen die beiden Gesteine vollständig
überein. Der Tridyniitgehalt ist bei dem vom Cerro Capira etwas geringer.
49
Das Gleiche lässt sich von dem olivinhaltigeil Pyroxenandesit S. 37
sagen. Er stimmt genau mit einem Andesit ebenfalls vom Cerro Capira
überein. Die zerstreuten rissigen Quarze, deren Fremdlingsnatur hier noch
deutlicher hervortritt durch Ueberrindung derselben mit einer schmutzig-
grünlichen Kruste, die Magnetitpseudomorphosen, die Rutilkörnchen in der
Grundmasse, der Gehalt an Olivin, der hier etwas reichlicher in besser
ausgebildeten Krystallen auftritt, alle diese Merkmale finden wir an dem
Capiragestein.
Dem Dacit S. 38 kann ein recht ähnliches Gestein, wieder vom Cerro
Capira herrührend, an die Seite gestellt werden.
Durch die genaueste Uebereinstimmung der angeführten Gesteine
von der Ruinenstätte mit denen des Vulkanberges Capira wird jeder
Zweifel darüber beseitigt, dass die andesitischen Blöcke der Ruinenstätte
von dem Cerro Capira entnommen worden sind.
Mit dieser Thatsache stehen andere Anzeichen im Einklang, welche
auf die Herkunft der andesitischen Gesteinsblöcke aus dieser Gegend hin-
weisen. Wie bereits oben erwähnt, sollen zwischen der Ruinenstätte und
dem Ufer des Titicacasees noch grosse andesitische Blöcke liegen. Am
westlichen Ufer findet sich ferner ein „divanartig ausgehauener Block“,
welcher unter dem Namen ,,La Piedra cansada“ bekannt ist. Nach
Forbes*) sind diese „Piedras cansadas“ (Squier, „Tired stones“) grosse
Steinblöcke, welche zur Einfügung in Bauten bestimmt waren, jedoch nie
ihr Ziel erreichten, eine Eigentümlichkeit verschiedener altperuanischer
Ruinenstätten. In der Nähe der Festung Sacsaliuaman bei Cuzco liegt
gleichfalls eine „Piedra cansada“, (Garcilaso, Comm. Reales VII, Cap. 28;
Squier, p. 501); wieder andere finden sich bei den Ruinen von Ollantai-
tambo (Squier, p. 501).
Nach demselben (Squier, 298) liegen noch viele theils halb, theils
fertig ausgearbeitete Blöcke auf dem Isthmus von Yunguyo, welcher nach
Norden zu dem Vulkanberge Capira benachbart ist.
Sie kennzeichnen also diese Gegend als diejenige, von welcher aus
die andesitischen Blöcke nach der Ruinenstätte befördert wurden.
Der Vulkanberg Capira ist in der Luftlinie ungefähr 80 km, die
Sandsteinhügel des nördlichen Thalrandes sind 5 km von Tiahuanaco ent-
fernt**). Der Umstand, dass die für die Errichtung von Bauwerken und
für die Aufstellung von Bildsäulen nöthigen Steine aus solchen Entfernungen
herbeigeschafft worden sind, würde nicht besonders überraschend sein,
wenn die Blöcke nicht zum Th eil von solcher Grösse wären, dass es nur
schwer zu verstehen ist, welche Mittel zum Transport so grosser Lasten
angewendet worden sind. Ein Sandsteinblock (b) unter den Steinen der
Plattform von Pumapungo (A. Stiibel und M. Uhle, Taf. 24, b und Taf. 27,
F. 2 a) besitzt ein Gewicht von wenigstens 99000 kg, nach Forbes ein
solches von 160000 kg. Nach G. Squier, p. 296 liegen zwei grosse Sand-
steinblöcke nördlich vom Berge. Der eine soll 26' (= 7,90 m) Länge,
17' (— 5,17 m) Breite und 31// (= 1,06 m) Stärke haben. Sein Inhalt
*) On the Aymara Indians, p. 65.
**) Der Weg von den Sandsteinbrüchen bis nach Tiahuanaco würde nach A. d’Or-
bigny mindestens eine französische Meile betragen haben. G. Squier veranschlagt
dagegen die Entfernung auf 5 leguas. Er überschätzt sie jedenfalls.
4
50
müsste darnach etwa 48 cbm und sein Gewicht ungefähr 112 000 kg be-
tragen. Der andere Block soll von gleicher Grösse sein.
Ein 40' (ca. 12 m) langer Block soll nach demselben Autor nord-
westlich vom Berge zu finden sein. Ferner will Acosta einen Block,
welcher 38' Länge, 18' Breite, 6' Stärke besitzt, in Tiahuanaco gemessen
haben. Dieser Block müsste, den spanischen Fuss zu 0,278 m Länge ge-
nommen, 10,5 m Länge, 5 m Breite und etwa 1 m Stärke und dabei ein
Gewicht von rund 140 000 kg gehabt haben.
Unter den Blöcken, welche aus andesitischer Lava bestehen, scheint
ein unvollendet ausgearbeiteter Block (Taf. 40, Fig. 5) einer der grössten
zu sein. Sein Gewicht muss etwa 65 000 kg betragen. Im Verhältniss
zu ihm besitzt das monolithische Thor von Ak-Kapana nur ein geringes
Gewicht (etwa 9500 kg).
Derartige Blöcke müssen also viele Kilometer weit zu Lande trans-
portirt worden sein, die andesitischen ausserdem über breite Buchten des
Titicacasees. Für die letzteren kommen von den 70 — 80 km, auf welche
sich die Entfernung zwischen der Gegend von Yunguyo und Tiahuanaco
beläuft, für den Transport auf dem Seeweg etwa 50 km, die übrigen auf
den Landweg.
Forbes (p. 65) und Inwards (The Temple of the Andes, p. 15) u. A.
vermuthen, dass zur Zeit der Errichtung der alten Bauwerke der See bis
in die Nähe von Tiahuanaco reichte, dass also die Niveauveränderung
des Sees, für welche vom geologischen Gesichtspunkte aus alle Anzeichen
vorhanden sind, in geschichtlicher Zeit stattgefunden habe. Für die end-
giltige Lösung dieser Frage dürften aber dem Geologen keine genügenden
Anhaltspunkte geboten sein. Ihm, der gewöhnt ist, mit grossen Zahlen
zu rechnen, erscheint es bei Weitem wahrscheinlicher, dass zur Errichtungs-
zeit der Bauwerke die Entfernung bis zum See annähernd die gleiche
gewesen ist wie jetzt, als dass der See die Bauplätze damals bespült
habe. Denn wenn wenige Jahrhunderte genügt hätten, um einen so be-
deutenden Rückgang im Wasserstande (35 bis 40 m) des Sees zu bewirken,
so würde auch der Zeitpunkt gar nicht weit zurückliegen, wo die Bau-
stätten selbst noch unter Wasser standen, vorausgesetzt, dass der Rück-
gang in dem gegebenen Zeitraum ein gleichmässiger gewesen wäre. Volle
Gewissheit würden jedoch nur zuverlässige geschichtliche Aufzeichnungen
zu geben vermögen. Diejenigen älteren Berichte, welche eine grössere
Nähe des Sees behaupten, erweisen sich bei näherer Prüfung als falsch.
(Siehe darüber A. Stübel und M. Uhle, S. 10, 11).
Ein Vergleich der grössten Blöcke aus Sandstein mit den grössten
aus Andesit scheint zu ergeben, dass die Sandsteinblöcke die letzteren an
Grösse übertreffen. Der Grössenunterschied der Blöcke beider Materiale
würde, so scheint es, dem Verhältniss entsprechen, nach welchem die
Schwierigkeiten des Transportes zu Wasser wahrscheinlich noch grössere
gewesen sind, als die zu Lande.
Die Kulturgeschichte verzeichnet zahlreiche Beispiele von einer Fort-
bewegung mächtiger Steinhlöcke durch Menschenkräfte. In der Bewegung
ungeheurer Steinmassen haben wohl die Aegypter das Erstaunlichste ge-
leistet. Die Memnonssäule besitzt (nach Ebers) ein Gewicht von 1 305 992 kg.
Das Gewicht eines grossen Kalksteinblockes im Steinbruch von Baalbek
(21,85 m Länge, 4,83 m Breite, 4,oo m Höhe, Volumen 369,8 cbm) ist von
51
Gr. vom Rath auf 1368 000 kg berechnet. Das Dach des Grabmals
Theodorichs des Grossen in Ravenna soll etwa 470000 kg schwer sein.
Auch Südamerika scheint wenigstens einen Stein aufzuweisen, dessen
Last mit den grössten in der alten Welt bewegten Lasten verglichen
werden darf. Die „Piedra cansada“ bei Cuzco, deren Transport durch
einen unglücklichen Zufall nach Garcilaso in einem Augenblick drei- bis
viertausend Menschen das Leben gekostet haben soll, dürfte nach G. Squier
1000000 kg oder mehr Gewicht besitzen. Der grösste Stein der Festung
Sacsahuaman bei Cuzco soll etwa 340000 kg Gewicht haben (G. Squier,
Peru, p. 475). Mit derartigen Lasten können die grössten Blöcke der
Ruinenstätte von Tiahuanaco allerdings nicht verglichen werden. Dagegen
sind an diesem Orte zahlreiche Blöcke im Gewichte von 100 000, 150 000 und
mehr Kilogramm vorhanden. Ueberhaupt sind hier die Mehrzahl der Blöcke
Monolithe von ungewöhnlicher Grösse, so dass ihr Transport sicher mit
einem aussergewöhnlichen Aufwande von Menschenkräften verbunden ge-
wesen sein muss. Dazu kommt, dass sie zum Theil zu Wasser transportirt
worden sind, woraus auf eine grosse, durch lange Uebung erworbene Er-
fahrung der dortigen Bevölkerung geschlossen werden muss.
Zur Bestimmung der Mittel, welcher man sich bediente, um Lasten
bis zu 100 000 und 150 000 kg zu Lande zu bewegen, sind wir auf die
Mittheilungen des Inca Garcilaso angewiesen. Er giebt an, dass
etwa 20000 Indianer angestellt gewesen seien, um die schon erwähnte
„Piedra cansada“, welche sich bei Cuzco noch findet, mittels Tauen zu
bewegen.
Es ist sicher, dass Baumstämme als Rollen benutzt, durch solche
Lasten zermalmt worden wären. G. Squier berichtet von Dämmen mit
schiefen Ebenen, auf welchen grosse Blöcke nach höher gelegenen Stellen
geführt worden wären. (Squier, Peru, p. 380.) Aehnlicher Mittel be-
dienten sich die alten Aegypter (Pyramide von Abu Roäsch). Sie
pflegten diese Hilfsconstructionen, gleichsam das Gerüst für die Er-
richtung der Bauwerke, nach der Vollendung der letzteren wieder zu
entfernen.
Von der Anwendung dieses Mittels, um Lasten aufwärts zu bewegen,
sind auf der Ruinenstätte von Tiahuanaco noch keine Spuren gefunden
worden. Jedenfalls ist der Transport der grossen andesitischen Blöcke
über den See am rätselhaftesten. Da er gleichwohl stattgefunden haben
muss, kann es sich nur darum handeln, die Mittel festzustellen, mit denen
es möglich war.
Der Titicacasee selbst erzeugt in dem Schilfe, der sogenannten Totora,
welches an seinen Ufern wächst, ein Transportmittel von grosser Trag-
fähigkeit. Würde dieser dem Zwecke nicht gedient haben, dann hätte
sich ein geeignetes Material in dem Balsaholze ( Ochroma piscatoria, Palo
de balsa) dargeboten, welches den Wäldern am Fusse der Ostcordillere
in hinreichender Menge entnommen werden konnte. Untersuchungen,
welche an einem mitgebrachten Stück solchen Holzes von Herrn Prof.
Ebert in Dresden in Bezug auf seine Tragfähigkeit angestellt wurden,
ergaben:
Um Steinblöcke von 65 000 kg Gewicht über den See zu befördern,
hätte man höchstens 19 400 kg oder etwa 128 cbm Balsaholz bedurft.
Dazu würden etwa 410 10 m lange, 20 cm dicke Stämme nöthig ge-
4*
52
wesen sein. Ein einzelner Stamm würde ca. 50 kg gewogen haben. Etwa
400 Träger hätten demnach die erforderliche Zahl der Stämme aus den
Wäldern der östlichen Cordillere herbeibringen können. Das daraus zu-
sammengesetzte Floss würde bei 10 m Länge und Breite etwa 1,60 m
Tiefgang besessen haben.
Noch jetzt werden die Balsas der Indianer, welche Reisende über
den Titicacasee führen, aus Totoraschilf angefertigt. Man giebt ihnen die
kahnförmige Gestalt, welche in anderen Gegenden die Fähren aus Holz
besitzen. Nach Ber baut man noch jetzt Balsas, gross genug, um 100 Per-
sonen, also 7500 kg zu tragen. Es gehört daher nicht zu den Unmöglich-
keiten, dass zu der Zeit einer in der Gegend herrschenden höheren
Kultur Flösse zusammengesetzt wurden, welche die zehnfachen Lasten zu
tragen vermochten.
VI. Die Flora der oberen Saale und des Frankenwaldes.
Von Dr. B. Schorler.
Meine diesjährige Sommer-Ferienreise führte mich im Dienste der Flora
Saxonica nach dem Vogtlande, dem oberen Saalgebiet und dem Franken-
wald. Es handelte sich dabei um die Beantwortung der Fragen; Welche
verwandtschaftlichen Merkmale zeigen die beiden letzten Gebiete bezüglich
ihrer Vegetation zum Vogtlande? Wie verhält sich namentlich der zwischen
Thüringerwald und Fichtelgebirge eingeschlossene Frankenwald in pflanzen-
geographischer Beziehung zu seinen beiden: Nachbargebirgen, und wie ge-
staltet sich sein Vegetationscharakter im Vergleich zu unserem Erzgebirge?
Wenn nun auch eine achttägige Wanderung diese wichtigen Fragen nicht
zur definitiven Beantwortung bringen kann, so liefern meine Excursions-
resultate doch vielleicht einen kleinen Beitrag dazu.
Die Wanderung nahm in Pausa i. V., meiner Vaterstadt, ihren Anfang
und führte mich zunächst über Schleiz in die Gegend von Plothen. Hier
liegen auf einer ungefähr 20 qkm grossen Fläche gegen 400 grosse und
kleine Teiche dicht bei einander, 420 m über Meer. Auf dem engen
Raume, den die spiegelnden Wasserflächen für die Vegetation frei lassen,
sind besonders drei pflanzengeographische Formationen, je nach der Be-
schaffenheit des Untergrundes, entwickelt: Die trockenen, höher gelegenen
Stellen werden von Nadelwald bedeckt, auf torfigem Untergründe dehnen
sich Wi esenmo ore aus und die offenen Wasserflächen werden am Rande
vom Röhricht umsäumt, das kleinere Teiche auch vollständig aus-
füllen kann.
Der Nadelwald ist entweder dicht geschlossener dunkler Fichten-
wald, oder es sind lichte Kiefernbestände mit reichem Unterholz von Heide
oder Heidel- und Preisselbeere, die mitunter grössere Flächen frei lassen,
auf denen sich dann Grasmoore mit Juncus squarrosus und Molinia an-
gesiedelt haben, wo auch vereinzelt die im sächsischen Vogtlande ver-
breitete Polygala depressa und Calamagrostis lanceolata wachsen. Den
Waldrand aber und die Teichdämme flankiren vielfach Gebüsche von Ainus
glutinosa oder Prunus spinosa, Sorbus ancuparia, Corylus und Frangula
Ainus , unter die sich sporadisch Lonicera nigra und Daphne Mezereum
mischen. Der Nadelwald grenzt entweder direct an das Röhricht der
Teiche, oder es schiebt sich auf torfigem Substrat eine mehr oder weniger
breite Zone eines Wiesenmoores zwischen beide.
Die Formation des Wiesenmoores zeigt verschiedene Typen: Auf
trockenem, torfigem Boden kurzrasige Carex- Arten mit ziemlich festem
Oes. Isis in Dresden, 1894. — Abh. 6.
54
Rasenschluss , da wo der Boden allmählich nach dem oberen seichten
Teichrande hin sich senkt und sumpfig wird, Bestände von Agrostis canina,
Juncus articulatus, Car ex acuta und Car ex vesicaria. Unter diesen,
namentlich in dem lichten Agrostis- Bestände breiten sich cop. Comarum,
Menyanthes und Ranunculus flammula aus, und vereinzelt ragt mit seinen
weissen Dolden eine Oenanthe aquaticci über das braungrüne „Ried“. Die
Grenze gegen das Röhricht ist an diesen Stellen vollständig verwischt.
Mit den Car ex vesicaria- Beständen wechseln nämlich vielfach im flachen
Wasser Bestände von Glyceria fluitans und Equisetum limosum ab, oder
schliessen sich an die ersteren nach innen zu unmittelbar an.
Auch das Röhricht tritt je nach der Höhe des Wasserstandes in
zwei verschiedenen Ausprägungen oder Typen auf: Das hohe Röhricht,
der Typus der Formation im tiefen Wasser ist nur sehr spärlich ent-
wickelt. Wenn man sich die breiten, hohen Rohrdickichte in den
Teichen der Niederlausitz, oder bei Lausa und Moritzburg vergegen-
wärtigt, die grosse Bestände von Phragmites , Glyceria spectäbilis, Scirpus
lacustris und maritimus, Acorus Calamus und Equisetum limosum auf-
weisen, so fällt einem diese Spärlichkeit hier als ein ganz charak-
teristisches Merkmal der gesammten Plothener Teiche sofort in die Augen.
In den beiden grössten Teichen des ganzen Gebietes, dem Plothen-Teich
und dem Pörmitzer Teich, besteht das höhere Röhricht aus einem ganz
schmalen durchsichtigen Kranz von Scirpus lacustris , der ringsum den
freien Wasserspiegel umsäumt und nur an einigen Stellen von Phragmites
oder Typha oder Acorus gebildet ist, die aber eben so dünn stehen, wie
Scirpnis. Glyceria spectabilis wurde gar nicht gesehen, Scirpus maritimus
auch nur einmal gefunden. Fragt man sich nach den Ursachen der für
grosse Teiche doch merkwürdig spärlichen Entwickelung des hohen Röhrichts,
so dürften wohl besonders zwei zur Erklärung derselben in Betracht kommen.
Die erste liegt in dem festen thonigen Teichboden, auf dem sich der
Schlamm nur in geringerer Mächtigkeit abgelagert hat, und die zweite in
der Art der Bewirthschaftung der Teiche, die (wenigstens die grösseren)
alle sechs Jahre ein Jahr lang trocken gelegt werden, vielleicht gerade
auch aus dem Grunde, um dem allzu üppigen Wuchern der Vegetation
mit Erfolg Einhalt zu thun. In einem solchen Teiche zerreisst dann beim
Eintrocknen der schlammige Thonboden ausserordentlich, das in der dünnen
Schlammschicht befindliche Wurzelwerk wird vielfach blossgelegt und erliegt
der Kälte des Winters oder dem austrocknenden Einflüsse der Luft. So
sah ich an einer solchen Stelle freiliegende Rhizome von Scirpus lacustris ,
deren eines eine Länge von ca. 2 m zeigte, schlangenartig auf dem harten,
trockenen Boden hinkriechen, aber sie waren abgestorben und bereits zu
einer kohligen, aber noch ziemlich fest zusammenhängenden Masse ver-
wandelt. Hinter der schmalen Zone von Scirpus lacustris ist im flacheren
Wasser zuweilen das niedrigere Geliälm von Glyceria fluitans mit oder ohne
Equisetum limosum entwickelt, oder es folgt sofort das höhere', sandig
thonige Ufer mit der diesem Boden entsprechenden, weiter unten erwähnten
Flora. Der Bestand von Glyceria fluitans abwechselnd mit dem von Equisetum
limosum bildet den Typus des Röhrichts in kleineren flacheren Teichen und
zugleich den am häufigsten entwickelten. Kleine Teiche sind mitunter von
ihm und namentlich dem Glyceria- Bestände vollständig ausgefüllt.
Der sandige, weiche Thonboden trägt ausserhalb des Röhrichts, da
wo keine Torfbildung eingetreten und demnach die Entwickelung eines
55
Wiesenmoores unterblieben ist, oft eine höchst eigentümliche Mis chlings-
flora von Acker- resp. Schutt- und Sumpfpflanzen. So tritt am Pörmitzer
Teich Trifolium spadiceum mit Tussilago in den Bestand von Car ex vesi-
caria mit Ranuncidus Flammida ein, Veronica scutellata mischt sich mit
Litorella lacustris (letztere nur am Pörmitzer Teich, hier jedoch in Menge)
und an recht sandigen Stellen mit Gypsophila muralis, Carex Oederi und
Alopecurus fulvus. An einer anderen gleichgearteten Stelle notirte ich
noch als vergesellschaftet Trifolium procumbens und arvense, Juncus
supinus und Potentilla norwegica , welche durch ihr massenhaftes Auf-
treten höchst auffällig ist.
Bemerkenswerth ist noch die reiche Flora, die sich in den trocken
liegenden Teichen zeigt. So fielen mir in dem grossen Fürstenteiche
besonders der seltene Bidens radiatus Thuill., ferner Carex cyperoides
und Polygonum lapathifolium auf, die hier entweder reine oder gemischte
grosse Bestände bilden, unter die sich noch cop. Heleocharis ovata an
feuchten Gräben, Rumex maritimus und Ranunculus sceleratus mischen.
Carex cyperoides kommt je nach der Trockenheit des Standortes in 1 cm-
spannengrossen Exemplaren vor. Auffällig sind auch hier die Landformen
der Wasserpflanzen. So sah ich in einem anderen kleinen Teiche Nymphaea
alba , und zwar eine Pflanze mit ca. 3 cm dickem Rhizom, auf dem ganz
trockenen weissen Thon schlämme ihre kleinen 4 cm breiten kreisförmigen
Blätter an nur 3 — 5 cm langen Stielen büschelartig frei in die Luft ent-
falten. Ein blühender Ranunculus aquatilis tritt mit einem kurzen, auf-
rechten, dicht blätterigen Stengel und vieltheiligen, etwas fleischigen Blatt -
zipfeichen auf, eine Form, die von den verschiedensten Autoren als succu-
lentus, minutus und caespitosus beschrieben worden ist.
Von den für die Gegend von Plothen aufgezählten Pflanzen fehlen
dem sächsischen Vogtlande: Carex cyperoides, Heleocharis ovata, Scirpus
maritimus, Potentilla norwegica, Bidens radiatus und Litorella lacustris .
Von den Plothener Teichen führte mich mein Weg nach Ziegenrück
a. d. Saale (250 m über Meer) und von hier stromaufwärts bis Blanken-
berg. Diese Parthie des Saalthaies ist von hoher landschaftlicher Schön-
heit. Der Fluss windet sich in wahrhaft mäandrischen Schlingen durch
das Schiefergebirge, in dessen mächtige Ablagerungen er stellenweise ein
so enges, tiefes Thal eingeschnitten hat, dass nicht einmal Raum für
einen schmalen Fusspfad, geschweige denn für grössere Verkehrswege
Platz ist. „Ein Bild von überraschender Schönheit und Grossartigkeit
ist es, wenn man an schönen Sommermorgen nach der Wanderung über
die öde Hochfläche plötzlich einen Einblick gewinnt flussauf- und abwärts
in das vielgeschlungene Saalthal mit seinen Seitenschluchten, in dessen
Tiefe die wogenden Nebel im Sonnenglanze erstrahlen, während die oberen
Thalwände mit prächtigem Waldbestand daraus wie die Küsten eines
Meeres emporragen. Zwischen den Saaleschlingen und den kleineren
Seitenthälern in der Nähe unseres Standortes sehen wir wie Coulissen
die Bergrücken sich von rechts und links in einander schieben, und je
näher am Flusse, um so schärfer zergliedert sich und löst sich die ganze
Plateaumasse in einzelne steiler gewölbte und steil abfallende Rücken auf,
um so deutlicher tritt der Charakter der Berglandschaft hervor.“ (Sections-
geolog Dr. E. Zimmermann.)
Die von den Touristen am meisten besuchten Glanzpunkte des oberen
Saalthaies sind neben Ziegenrück noch Burgk und Saalburg.
56
Wenn ich von den Wiesen auf der Thalsohle absehe, haben wir an
dem Gelände besonders die folgenden pflanzen geographischen Formationen
entwickelt: Mengwald, Nadelwald und die Fels- und Geröllformation.
Den Mengwald setzen Bestände von Fichten und Kiefern zusammen,
unter die sich auch sporadisch die Tanne und von den Laubhölzern
Quercus, Carpinus, Tilia grandifolia und Acer pseudoplatanus mischen.
Stellenweise geht der Mengwald in Buschwald über mit Cornus sanguinea ,
Sambucus racemosa, Lonicera nigra, L. Xylosteum und Ribes Grossularia
var. uva crispa , oder es überwiegen die Laubbäume, namentlich Quercns
wie bei Burgk. Von den Stauden zeigt sich in der Formation unter
anderen, wenn auch selten, die Serratida tinctoria , die im sächsischen
Vogtlande bisher noch nicht beobachtet wurde. Ich fand sie unterhalb
Wahnsdorf im Vorholz mit Graswuchs in Gesellschaft von Betonica off-
cinalis , doch auch auf einer trockenen Grastrift mit Dianthus deltoides
und in der Felsformation oberhalb Burgk mit Allium fctllax. Als weitere
Bürger des Mengwaldes notirte ich Vicia pisiformis , die ich oberhalb
Ziegenrück in einem einzigen Exemplar fand; Actaea spicata, Astragalus
glycyphyllos , Hypericum hirsutum , Vicia silvatica, Senecio nemorensis
und Eupatorium canabinum , die letzteren beiden treten nur in der Nähe
des Flusses in die Formation ein.
Die grösste Ausdehnung hat von den drei oben erwähnten Formationen
der Nadelwald, bestehend aus Beständen der Fichte mit eingesprengten
Tannen, oder an trockenen Hängen der Kiefer. Charakteristische Pflanzen
dieser Formation sind: Die dem Vogtlande fehlende Digitalis purpurea,
die ich einmal in einem lichten, jungen Bestände bei Ziegenrück, ein
zweites Mal auf einem Waldschlag bei Burgk fand (weiter flussaufwärts
scheint sie an den gleichen Orten durch Digitalis ambigua vertreten zu
sein), ferner Cardamine impatiens sporadisch im Waldesschatten, und
Lathyrus Silvester. An den Nadelwald schliessen sich auf der felsigen
Thalsohle statt der Wiesen vielfach trockene Grastriften an, in denen
Brachypodium pinnatum , Triodia decumbens, Dianthus deltoides, Ononis
spinosa und Genista tinctoria eine Rolle spielen, und wo auch noch
Selinum carvif olium im Schatten des Waldsaumes die Bedingungen seiner
Existenz findet.
Die interessanteste von allen ist jedoch die Fels- und Geröll-
formation, die auf nacktem Gestein oder losem Geröll oft nur in sehr
geringer Ausdehnung in die beiden anderen Formationen sich einschiebt.
Tonangebend in derselben ist für diese Jahreszeit Anthemis tinctoria , die
in üppiger Entwickelung ganze Hänge weithin leuchtend gelb färbt, eine
Wirkung, die im Elbhügelland zu gewissen Zeiten an gleichen Orten
Cytisus nigricans erreicht. Dieser wurde hier zwar auch beobachtet,
kommt aber nur sporadisch vor. In kleinerem Massstabe erzielt stellen-
weise Sedum rupestre den gleichen Effect wie die Färber -Kamille. Von
weiteren Bürgern der Formation erwähne ich: Woodsia ilvensis copiös an
steiler Felswand an den sogen. Bleibergen oberhalb Burgk, in der Nähe
der berühmten Eishöhle, des „Saalburger Eisloches“, die Professor Harten-
stein in Schleiz 1886 im Programm des Schleizer Gymnasiums den Geo-
logen bekannt gemacht hat. Hier wächst auch noch unsere zierliche
Nelke des Plauenschen Grundes, Dianthus caesius. Ein zweiter Standort
dieser befindet sich am Röhrensteig bei Burgk. An einem Felsen ober-
halb der Motschen- Mühle bei Gottliebsthal fand ich unter Asplenium
57
septentrionale und A. Trichomanes das seltene A. germanicum Weis, das
jetzt wohl mit Recht als ein Bastard der beiden ersten betrachtet wird.
Die für das vogtländische Elsterthal charakteristische Saxifraga decipiens
Ehrh. sammelte ich oberhalb Burgk und oberhalb Saalburg an der Herren-
mühle. Bemerkenswerth sind ferner: Arabis arenosa , die dem Vogtlande
fehlt, Jnula Conyza, Artemisia vulgaris und Campanula persicifolia , die
mit C. Trachelium vereinzelt unter Anthemis tinctoria auf Geröll wächst.
Das herrliche Thal der Selb itz, durch das ich, von Blankenberg
aus südwärts wandernd, meinen weiteren Weg nahm, und welches unter
dem Namen ,, Höllenthal“ allgemeiner bekannt und wegen seiner gross-
artigen Felsbildungen viel besucht ist, schliesst sich in seiner Vegetation
eng an das Saalthal an. Es ist eine Wiederholung derselben im Kleinen,
mit den gleichen, nur weniger ausgedehnten Formationen. Am Bache
fällt die reiche Entwicklung von Impatiens noli tangere und Galeopsis
versicolor auf, die stellenweise Bestände bilden.
Das Selbitzthal, das nur im unteren Theil bis zur „Hölle“ den wild-
romantischen Charakter hat und sich von hier ab verflacht, führte mich
allmählich ansteigend (411 m bei Blankenberg, 500 m bei Naila), mitten in
das Gebirge. In Naila verliess ich das Thal und erreichte bei dem 680 m
hoch liegenden bayerischen Städtchen Schwarzenbach am Wald das
Plateau des Frankenwaldes. Der Frankenwald stellt ein durchschnittlich
650 — 700 m hohes, von der Saale her allmählich ansteigendes, nach SW.
aber steiler abfallendes Thonschieferplateau dar, das in einer ungefähren
Längenausdehnung von 50 km sich zwischen Thüringerwald und Fichtel-
gebirge einschiebt, aber weder gegen diese beiden Gebirge noch gegen
das vogtländische Bergland scharfe geologische oder orographische Grenzen
aufweist. Nur der steile Südwest-Abhang bildet in beiden Beziehungen eine
scharfe Grenzlinie gegen die Mainebene, derselbe erinnerte mich bei Stadt
Steinach lebhaft an den böhmischen Absturz des Erzgebirges. Die Haupt-
masse des Gebirges wird aus paläozoischen Schiefern, meist dem Kulm
zugehörig, aufgebaut. Eine höchst charakteristische Eigenthümlichkeit
dieses Hochplateaus liegt in der ausserordentlichen Zerklüftung, die es
durch Spaltenbildung und die Erosionsthätigkeit sehr zahlreicher, nach
SW. und NO. abfliessender Bäche erfahren hat. Dadurch löst sich das
Ganze in eine Menge langgedehnter, flacher Bergrücken und tiefer, enger
Thalfurchen auf. „Auf einem solchen Rücken stehend,“ schreibt Gümbel,
„glaubt man eine fast ebene oder nur wenig hügelige, weite Landschaft
vor sich zu sehen und kann stundenlang in dieser Täuschung sich er-
halten, wenn man die Querrichtung von SW. nach NO. einhält. Dagegen
führt uns jede andere Richtung, die wir einschlagen, rasch von der Höhe
über sehr steile Gehänge in enge Spalten thäler, die, wo grünsteinartige
Felsmassen im Thonschiefer lagern, in bizarre, oft senkrecht ansteigende
Wände eingeschnitten, selbst schluchtenartig sich gestalten. Ein gleich
steiles Gehänge steigt jenseits wieder zu einem schmalen Rücken empor,
um eben so rasch weiter hinaus aufs Neue zu einer tiefen Thalfurclie sich
nieder zu ziehen. So führt uns der ermüdende Weg von wenigen Stunden
über fünf und mehr hohe, schmale Rücken zu ebenso vielen Thaltiefen,
in denen klares Bergwasser in eiligem Sturze den Bergen zu entrinnen sucht.“
Die höchsten Erhebungen ragen nur wenig aus der durchschnittlichen
Plateauhöhe empor, es sind der Döbraberg mit 796 m, der Spitzberg
mit 731 m und der Wetzstein mit 815 m. Wir befinden uns also un-
58
gefähr in der Höhe von Altenberg, in der unteren Bergregion. Wiesen
und Wiesenmoore sind um diese Zeit gemäht oder durch weidende
Viehheerden abgegrast, so dass sie dem Botaniker nur sehr wenig bieten.
Es war mir deshalb unmöglich, festzustellen, ob namentlich die ersteren
auch das charakteristische Gepräge zeigen, wie die Bergwiesen um Alten-
berg. Nur Meum athamanticum, Cirsium heterophyllum, Centaurea phrygia,
Arnica montana, Lathyrus tuberosus und Tliesium alpinum konnte ich auf
denselben in sporadischer Vertheilung constatiren, also alles erzgebirgische
Bekannte. Ein Moosmoor, das sich an einer nassen Stelle innerhalb
eines Wiesenmoores am Döbraberg ca. 700 m hoch entwickelt hatte, zeigte
in den Polstern von Sphagnum acutifolium , Drosera rotundifolia, Pinguicida
und Parnassia. Und in einem anderen Moosmoore südlich vom Spitzberge
im Thale des Froschbaches fand ich daneben noch Salix aurita und Car ex
pulicaris. Letzterer ist, wie mir nachträglich Herr Pfarrer Hanemann in
Presseck, der beste Kenner der Flora des Frankenwaldes, mittheilte, neu
für das Gebiet.
Die meisten Höhen und weite Flächen der Bergrücken sind mit
düsterem Nadelwald bedeckt, der vorzugsweise aus dicht geschlossenen
Fichtenbeständen sich zusammensetzt, doch kommen auch reine Bestände
aus Tannen vor mit lichterem Schluss, so dass auf dem Boden ein dichter
Teppich von Zwergsträuchern, Waldgräsern und Moosen sich angesiedelt
hat. Am Döbraberg reicht der Tannenwald bis zum Gipfel, also bis zu
einer Höhe von 796 m, nur truppweise mischen sich diesem Fichten bei,
die Kiefer fehlt. Da der Wald überall durch seine Nebenbestandtheile
erst seinen eigentlichen pflanzengeographischen Charakter erhält, so theile
ich hier meine vollständige Formationsaufnahme am Döbraberge mit,
unter Beifügung der Signaturen für die Häufigkeit:
soc.
greg.-soc.
greg.
greg.
soc.
cop. 3 - greg.
spor.
spor.
spor. - greg.
spor. - greg.
cop. 1.
spor.
spor.
spor.
cop. 1.
cop. 3 - greg.
cop. 1 - greg.
greg.
greg.
Äbies alba\
Picea excelsa ;
Vaccinium Myrtillus ;
Vitis idaea (im Walde selbst nicht gesehen, nur
einmal am Fusse in einem Holzschlag und dann auf der
Plattform unter der Heidelbeere);
Aira flexuosa ;
Melampyrum silvaticum ;
— pratense (beide mehr am Waldesrand, wie
auch die folgende);
Trifolium alpestre ;
Galium rotundifolium ;
Asperula odorata\
Pirola secunda ;
Phegopteris polyp odioides\
— Dryopteris ;
Polystichum spinulosum ;
Ly copodium davatum ;
Polytrichum commune ;
Dicranum scoparium ;
Hylocomium squarrosum ;
Ptilidium ciliare (nur auf freiliegenden Tannenwurzeln
und Stöcken).
59
Von weiteren in diese Formation gehörigen Pflanzen notirte ich noch:
Pirola uniflora , gefunden an einem Waldrand mit P. secuncla in einer
Höhe von 700 m bei Schwarzenbach, und Polygala depressa , an einem
feuchten lehmigen Wegrande zwischen Hypnum- Polstern mit Vaccinium
Myrtillus und Calluna im Fichtenwalde bei Göhren. Die Pflanze ist im
Vogtlande an feuchten, grasigen Waldrändern weit verbreitet, war aber
bisher im Frankenwalde noch nicht beobachtet worden. Ferner theilte
mir Herr Pastor Hanemann mit, dass er auch Coralliorrhiza inuata und
Aspidium lobatum in den Wäldern gefunden habe. In den weit aus-
gedehnten hochstämmigen Fichtenwaldungen, welche den Spitzberg be-
decken, übernehmen an Stelle der Aira flexuosa neben den am Döbraberg
erwähnten Moosen die graugrünen Flechtenpolster der Cetraria islandica
und Cladonia rangiferina in der Bedeckung des Waldbodens die ton-
angebende Bolle, und Bacomitrium canescens überzieht an den Wegrändern
grosse Strecken mit einem hellgrünen krausen Teppich.
Von Schwarzenbach, das auf der Wasserscheide von Main und Elbe
liegt, stieg ich in eines der nach Westen gerichteten Querthäler hinab.
In einer trockenen Thymus- Trift am Wege fielen mir neben den gewöhn-
lichen Triftpflanzen Dianthus deltoides und Cirsium acaule auf, in der
Fels- und Geröllformation dagegen Tunica prolifera, Epipactis latifolia,
Teucrium Botoys, Linnaria minor und Euphorbia cyparissias. Die
Anthemis tinctoria , welche ich seit dem Verlassen des Höllenthales nicht
mehr gesehen, stellt sich hier bei einer Höhe von ca. 480 m wieder ein.
Paris quadrifolia, Majantliemum bifolium und Sanicula europaea treten
an feuchten Stellen bei 450 m als neue Mitglieder in den Verband des
Nadelwaldes ein. Und endlich konnte ich fast an der Südwest- Grenze
des Gebirges, bei St. Steinach im Thale des Schönleinbaches bei ca. 400 m
Höhe Sambucus Ebulus L. oder, wie er jetzt vielfach heisst, Ebulum
lmmile Grcke. als Bürger des Buschwaldes constatiren, in dessen Nähe
am Bache Eupatorium cannabinum und Mentha silvestris wachsen.
Der Südwest-Abhang des Frankenwaldes bei Stadt Steinach ist, wie
schon oben erwähnt, ein sehr steiler und auch geologisch scharf begrenzter,
indem hier die devonischen Schiefer und eruptiven Grünsteine des Ge-
birges direct an die Triasschichten des Mainthaies in einer von SO. nach
NW. gerichteten Grenzlinie stossen, eine Erscheinung, die durch eine
Spaltenbildung und nachherige Senkung ihre Erklärung findet (s. Begel:
Thüringen, Bd. I, S. 236 und ff.), also ganz der Südgrenze des Erzgebirges
gegen Nordböhmen entsprechend.
Mit dem plötzlichen Wechsel der geologischen Schichten geht Hand in
Hand eine ganz auffällige Veränderung der Vegetation. Weit ausgedehnte
Kulturflächen bedecken den schwach gewellten Kalkboden bei Stadt Steinach
und lassen den natürlichen Formationen nur einen sehr beschränkten
Baum, besonders auf Steinhalden, an Wegrändern und in kleineren Erosions-
thälern. Hier zeigen sich dann unter Gebüsch von Acer campestre, Cor-
nus sanguinea, Prunus spinosa, Evonymus und Rosa und Bubus spec.
das in Thüringen weit verbreitete Bupleurum falcatum, Veronica latifolia
Auct. (= F. Tenirium L.), Centaurea Scabiosa und Agrimonia , in trockenen
Triften dagegen Medicago falcata und unter der Saat die kleine Aethusa
Cynapium L. var. agrestis Wallr.
Wenn nun auch nicht überall, z. B. wahrscheinlich da, wo Buntsand-
stein an die paläozoischen Schiefer herantritt, eine so auffällige Ver-
60
schiedenheit der Vegetation hervortreten wird, wie hei Stadt Steinach, so
muss doch der Südwestrand des Frankenwaldes als eine wichtige pflanzen-
geographische Scheidelinie, wenn auch nur für kleinere Florengebiete,
betrachtet werden. Fragen wir uns nun nach den pflanzengeographischen
Grenzen, resp. nach dem Anschluss des Waldes auf den übrigen drei
Seiten, so ist Folgendes in Betracht zu ziehen: Wie man weder geologisch
noch orographisch den Frankenwald von dem vogtländischen Hügellande
abtrennen kann, so lässt sich auch nach pflanzengeographischen Gesichts-
punkten, ohne der Natur Gewalt anzuthun, zwischen beiden eine Grenz-
linie nicht construiren. Der ganze Aufbau der Formationen ist hier wie
dort der gleiche. Eine Anzahl Pflanzen, die im Vogtlande verbreitet,
sonst aber selten sind, kehren im Frankenwalde wieder; und diese ver-
wandtschaftlichen Züge werden bei genauerer Kenntniss der Florenliste
des Frankenwaldes sich noch vermehren lassen, so dass man beide zu
einem einheitlichen pflanzengeographischen Territorium zusammenfassen
kann. Freilich die beiden für unseren westlichen Theil Sachsens so be-
zeichnenden Pflanzen Polygala Chamaebuxus und Erica carnea fehlen
dem Wald. Dafür treten diese aber im Fichtelgebirge auf, so dass auch
dieses in gewisse verwandtschaftliche Beziehungen zu dem obigen Terri-
torium tritt, die aber enger mit dem östlichen als mit dem westlichen
Theil geknüpft zu sein scheinen. Nach einer brieflichen Mittheilung des
Herrn Pfarrer Hanemann fehlen dem Frankenwalde ausser den beiden
oben erwähnten folgende charakteristische Fichtelgebirgspflanzen Nymphaea
alba und N. candida Presl., Nuphar luteum, Peucedanum pcdustre, Vac-
cinium uliginosum und V. Oxycoccos, Myriophyllum verticillatum , Utri -
cularia vulgaris (bis jetzt ein Standort), Andromeda polyfolia, Carex
teretiuscida , C. paniculata und endlich C. paradoxa. Sämmtliche auf-
gezählte Arten kommen jedoch im Vogtlande vor, fraglich ist nur Nymphaea
candida Presl. Verglichen endlich mit dem Thüringerwald scheint die
Flora des Frankenwaldes grössere Verschiedenheiten zu zeigen, die schon
zum Theil durch die grössere Höhe des ersten bedingt sind. Eine scharfe
pflanzengeographische Scheide ist jedoch nicht vorhanden. Man kann
daher die auch von Geographen und Geologen vielfach als Grenze an-
genommene Senke des Loquitz- und Hasslach thales , durch welche die
Eisenbahnlinie Eichicht-Stockheim führt, auch für die Flora gelten lassen.
VII. Bereicherungen der Flora Saxonica im »Talire 1894.
Zusammengestellt von Br. B. Schorler.
Es scheint unter den sächsischen Botanikern nicht allgemein bekannt
zu sein, dass Herr Professor Dr. Drude vor einigen Jahren von dem
hiesigen Königl. Allgemeinen Herbarium in der Technischen Hochschule
ein Specialherbarium der Flora Saxonica abgetrennt hat. Der Zweck der
Schaffung dieses öffentlichen Specialherbariums war, in demselben ein ge-
treues Abbild der Vegetation Sachsens und zugleich eine für Jedermann
zugängige, vom Wechsel der Person unabhängige Centrale für alle floristi-
schen Bestrebungen in Sachsen zu schaffen. Das Herbarium besteht be-
reits aus 120 Fascikeln und reichem Karten- und Aktenmaterial behufs
Fixirung der Verbreitung der Pflanzen. Soll nun der obige Zweck erreicht
werden, und ein vollständiges vaterländisches Herbarium entstehen, so ist
die Mitwirkung der über das Land zerstreuten Floristen nöthig. Es wird
daher an dieselben die dringende Bitte gerichtet, im Interesse der guten
Sache alle ihre neuen Funde hier anzuzeigen und in Belegexemplaren
mit möglichst vollständiger Etiquette dem Herbarium einzuverleiben, ln
diesem Jahre haben uns die folgenden Herren Zuwendungen gemacht, für
die auch an dieser Stelle nochmals bestens gedankt sei: F. Fritzsche,
Kötzschenbroda (F.); Seminarist Herrn. Müller, Dresden (M.); Oberlehrer
Paetz, Pausa i. V. (P.); Apotheker Schlimpert, Cölln-Meissen (Schl.);
A. Schulz, Königsbrück (Sch.). Nur die Funde dieser Herren sind in
der folgenden Zusammenstellung berücksichtigt. (Vergl. hierzu auch noch
die Sitzungsberichte.)
Asplenium germcmicum Weiss. Dresden: Hoflössnitz, Sattelberg (M.).
Eguisetum ramosissimum Desf. Königstein: Prossener Insel (M.).
— pratense Ehrh. Königstein: Prossener Insel (M.).
Melica ciliata L. Dresden: Hoflössnitz in Weinbergen und an Weinbergs-
mauern, jedoch auch in lichtem Waldgebüsch, wie vor ,, Walthers Wein-
berg“, sehr verbreitet (M.).
— ■ uniflora Rtz. Lössnitz: im Gebüsch zwischen Spitzhäuschen und
Wilhelmshöhe häufig; Herrnskretzschen: Edmundsklamm (M.)
Phleum Boehmeri Wibl. Hoflössnitz (M.); Lommatzsch: Geröllhang mit
Artemisia Absinthium am Lommatzscher Wasser,
f Panicum capillare L. Dresden: Elbufer gegenüber Uebigau (M.).
Festuca glauca Link. Dresden: Hoflössnitz (M.).
Bromus serotinus Beneken. Dresden: Plauenscher Grund (W.).
— arvensis L. Dresden: Berliner Bahnhof (M.).
Ges. Isis in Dresden, 1804. — Abh. 7.
62
f Setaria italica P. B. Dresden: Gehege (M.).
Carex humilis Leyss. In der Lössnitz und im Meissner Hügellande an
sonnigen Abhängen häufig (Fr.).
— pulicaris L. Am Fusse des Sattelberges bei Oelsa; im Bienhofthal
oberhalb Bienhof; bei Fürstenau (M.).
— pendula Huds. Gottleubathal unterhalb Langhennersdorf im Gebüsch
(M.). Diese prächtige Carex ist eine südwestliche Pflanze, die nach
Gerndt folgende Nordostgrenze ihrer Verbreitung zeigt: Britannien —
Westphalen — Harz— Belzig — Frankfurt a. 0. und Spreewald — Lau-
ban — Heuscheuer — Friedland — Reinerz — Niedecker Schlag — Ustron —
Beskiden — Kl. Karpathen — fehlt der Fatra und Tatra.
— tomentosci L. Meissen: bei Zaschendorf (M.).
Junens fUiformisL. Radeburg: an den beiden Waldteichen zwischen Oberau
und Steinbach (M.).
— capitatus Weigel. Radeburg: bei Steinbach (M.),
— Tenageia Ehrh. Radeburg: bei Steinbach (M.).
Luzula sudetica Presl. var. nigricans Pohl. Erzgebirge: bei Moldau und
Böhmisch-Einsiedel; zwischen Stadt Geising und Lauenstein; bei Bien-
hof; am Fusse des Sattelberges (M.).
Gagea minima Schult. Niederwartha hinter dem Gasthofe (F. und M.);
Lommatzsch: zwischen Perba und Leuben, zwischen Prositz und
Wachtnitz (M.); Meissen: bei Niedermuschütz (Schl.).
Allium ursinum L. Pirna: am Egelsee im Gebüsch (M.). Der Standort
ist Frenkel entgangen.
Polygonatum verticillatum Meli. Dresden: Wachwitzgrund (M.).
Leucojuni vernum L. Lommatzsch: sehr häufig zwischen Porschnitz und
Nössige mit Ar um maculatum auf lehmigen fetten Wiesen, auch im
Wiesengrund zwischen Perba und Lossen (M.). Der Standort ist ein
sehr alter, Heynhold giebt an bei Lommatzsch.
Orchis fusca Jacq. Soll nach einer Notiz im Dresdner Anzeiger Nr. 151
am Sattelberg gefunden worden sein.
Epipactis latifolia All. var. varians Crtz. Zschopauthal oberhalb Krieb-
stein (M.).
Platantliera viridis Lindl. Bei Geising und Altenberg; am Fusse des
Sattel- und Spitzberges; Lommatzsch: Koboldsberg bei Pröda (M.).
Potamogeton gramineus L. Dresden: bei Uebigau (M ).
f Hippophae rhamnoidesL. Am Elbufer bei Kötitz. Wohl angepflanzt (Fr.).
Anagallis coerulea Schreb. Königstein: Elbufer, hier auch mit weissen
Blüthen; Dresden: Packhof und Neustädter Elbquai (M.).
Stachys alpina L. Zschopauthal: bei Mittweida unter dem ersten Raub-
schloss, also weiter flussaufwärts als der erste von Hofmann entdeckte
Standort (M.).
Salvia verticillata L. Dresden: zwischen Lossnitz und Kaditz; Meissen:
bei Oberau (M.); Elbbrticke bei Kötzschenbroda (F.).
Teucrium Scorodonica L. Kirnitzschthal hinter dem Schützenhaus (M.).
Veronica spicata L. var. orchidea Crntz. (als Art). Meissen: bei
Löbsal, meist die Form mit ästigen Trauben (Schl.).
Digitalis purpur ea L. Sächsische Schweiz: in der Edmundsklamm an Fels-
wänden (M.).
V erbascum Lychnites L. var. album Mill. (als Art). Lommatzsch: bei
W7achtnitz, Prositz (M.) und Leuben.
68
Gynoglossum officinale L. var. bicolor Rchb. Lommatzsch : bei Wachtnitz,
Prositz und Leuben (M.).
Cerinthe minor L. Dresden: Elbufer bei Kotitz (F.).
Symphytum tuberosum L. Dresden: zwischen Stetsch und Kemnitz;
Meissen: bei Seilitz (M.).
Solanum rillosum Lmk. Dresden: bei Kotitz (M.).
Phyteuma orbiculare L. Um Lauenstein (M.).
Vaccinium MyrtiUo x Vitis idaea (= V. intermedium Ruthe). Pausa i.V.:
am Pöbl (P.). Dieser Bastard wurde in Sachsen bisher nur zweimal
gefunden und zwar bei Königsbrück von Schulz und bei Voigtsdorf
bei Sayda von Seurich, ist aber bereits vor einem halben Jahrhundert
von Ruthe bei Berlin entdeckt und in seiner Flora der Provinz
Brandenburg und der Niederlausitz (1834, 2. Aufl.) beschrieben worden.
Er kommt namentlich im nordöstlichen Deutschland vor, ist aber auch
aus England bekannt.
Cirsium palustri x heterophyllum (= C. Wanckelii Reich ard). Unter den
Eltern bei Neugeising (M.).
— oleraceum Scop. var. amarantinum Lang. Dresden: Saubachthal (F.);
Lommatzsch: bei Wachtnitz.
— oleraceo x heterophyllum: Zschopauthal bei Mittweida (M.).
— cano x oleraceum (= C. tataricum Wimm. et. Grab.). Dresden: bei
Strehlen auf feuchten Wiesen (M.).
Senecio vernalis W. K. Diese osteuropäische Pflanze, die in Ungarn,
Galizien etc. ihre Heimath bat, scheint jetzt immer weiter nach Westen
zu wandern, oder vielmehr mit Getreidearten verschleppt zu werden.
Sie ist bisher in Sachsen besonders östlich der Elbe an verschiedenen
Standorten und einmal bei Leipzig und bei Königstein a. E. beobachtet
worden. In diesem Jahre fand sie A. Schulz bei Röhrsdorf bei Königs-
brück, Leonhardt auf Kleeäckern bei Nossen, Fritz sehe bei Jessen,
und zwar am Waldrande in Weizenstoppeln, und Schiimp er t bei Meissen.
— saracenicus L. Am Elbufer bei Scharfenberg im Weidengebüsch (F.).
Diese Art, welche mit v S. nemorensis und Fuchsii sehr nabe ver-
wandt ist, weshalb sie Celakovsky alle drei zu einer Hauptart S. ne-
morensis zusammenzieht, wird vielfach mit ihren beiden Verwandten
verwechselt. Sie unterscheidet sich aber leicht von ihnen durch ihre
scharf nach vorn gekrümmten Blattzähne. Der Standort „Leuben
am Dorfbache bei Lommatzsch“ (s. Ber. d. deutsch, bot. Ges. 1889)
ist zu streichen, die dort vorkommende Art ist S. nemorensis.
f Artemisia Tournefortiana Rchb. Dresden: Grosses Gehege (M.). Hatte
sich bisher im Elbthal nur an der Brührschen Terrasse und bei
Grossenhain eingebürgert. Heimath: Südrussland.
Jnula salicina L. Moritz bürg: Forsthaus Kreyern (F.); Muldenthal, ober-
halb Rosswein (M.).
Taraxacum officinale Web. var. palustre DG. Radeburg: im Moore bei
Steinach (M.); Meissen bei Neu-Sörnewitz (E.).
Hypochoeris maculata L. Dresden: Niederlössnitz (F.); im Muldenthal,
oberhalb Rosswein (M.).
Chrysanthemum segetum L. Dresden: Grosses Gehege (M.).
Galium tricorne Wilh. Dresden: Kötitz an der Elbe in der Nähe der
Strohhutfabrik (F.) ; Grosses Gehege und Plänerbrüche bei Leute-
witz (M.).
64
Galium boreale L. Meissen: im Ziegenbusch, bei Oberau, bei Priesa (M.).
PeucedanumOreoselinum Much. Dresden: Radebeuler Sumpfwiese, Volkers-
dorf, Auerliaus, Weinböhla (M.).
— Cervaria Cuss. Dresden: Hoflössnitz (M.).
Laserffjtöum prutenicum L. Im Muldenthal, oberhalb Rosswein, häufig.
Hier auch var. glabrum Wallr. (— scabrum Cel. [M.]). Diese voll-
kommen kahle Form kommt vielleicht auch anderwärts vor und ist
bisher nur übersehen worden.
Meum athamanticum Jacq. Dresden: Hoflössnitz, vor der Heidemühle,
Steinbach bei Radeburg, Bastei (M.).
Aethusa cynapium var. agrestis Wallr. Dresden: auf einem Stoppelacker
bei Kötitz (M.).
Ribes alpinum L. An einem Wasserfall unterhalb Stadt Wehlen (M.).
Montia rivularis Gmel. Chemnitz: Zwischen Röhrsdorf und Ober-Raben-
stein (M.).
Trapa natans L. Dresden: bei Uebigau (M.).
Circaea alpina L. Am Gipfel des Greifensteins bei Geyer (M.).
Epiiobium nutans Schm. Erzgebirge : Rudolfsdorf bei Fürsten-
walde (M.).
Potentilla recta L. Meissen: Proschwitzer Graben (M.).
— alba L. Dresden: Kötzschenbroda, Himmelsbusch, Naundörfel (F.).
Rosa micrantha Sm. Dresden: Niedersedlitz (F.). Die Rose gehört
zu den Rubiginosen, unterscheidet sich aber von der Weinrose durch
die grösseren, am Grunde etwas verschmälerten Blättchen, die auch
schmälere und tiefere Zähne zeigen, durch längere Blüthenstiele und
den langen, scheinbar ein Säulchen bildenden kahlen Griffel. In der
benachbarten schlesischen Flora ist die Art schon seit 1875 be-
kannt.
— coriifolia Fr. Am Fusse des Sattelberges; zwischen Schönwalde und
Rudolfsdorf; zwischen Zöblitz und Sorgau (M.).
f Lajtrhyrus hirsutus L. Dresden: Niederlössnitz (F.). Da diese Art
unter der Saat vorkommt, so ist ihre Einschleppung durch Getreide-
samen wahrscheinlich. In den benachbarten Floren wird sie für
Thüringen (Erfurt, Schnepfenthal, Koburg) und Schlesien erwähnt.
In dem letzteren Gebiet kommt sie nur im SO. bei Ratibor und
Teschen vor, wo sie hier ihre Nordgrenze erreicht. In Süddeutsch-
land ist die Pflanze häufiger, in Böhmen und Brandenburg fehlt sie.
Ileimath: Süd-Europa, und zwar erstreckt sich hier ihre Verbreitung
von England bis nach Süd-Russland.
*j -Cytisus capitatus Jacq. Dresden: bei Lindenau (F.). Obgleich die
Pflanze mitten im lichten Nadelwald gefunden wurde, so ist doch
eine Verschleppung aus den Gärten, vielleicht durch Vögel, anzu-
nehmen. Sie kommt in Böhmen in zwei Varietäten und auch in der
Südhälfte Schlesiens südlich des 51. Grades an verschiedenen Stellen vor.
In Thüringen wird Saalfeld als Standort für dieselbe angegeben. In
Brandenburg ist sie an verschiedenen Stellen verwildert. Heiinath:
Südost -Europa.
f Melilotus parvifiorus Desf. Dresden: am Eingang des Plauenschen
Grundes (W.).
Medicaqo falcato X sativa Rclib. (== M. media Pers.). Dresden: Löss-
nitz (M.).
65
Vicia villosa Roth. Dresden: Lössnitz, Uebigau, bei „Antons“; Meissen:
bei Oberau (M.).
f — pannonica Jacq. Dresden: Verlassener Weinberg bei Zitzscbewig.
Auch an dem alten, schon vor einigen Jahren entdeckten Standort in
Kötzschenbroda hat sich die Pflanze gehalten (F.).
f — lutea L. Dresden: Niederlössnitz (Fr.).
Dianthus superbus L. Muldenthal, oberhalb Rosswein (M.).
Silene nemoralis W. K. Dresden: Hoflössnitz (M.). Dadurch wird der
schon von Rückert und Heynhold angegebene alte Standort, den
Reichenbach bezweifelt, bestätigt.
— dichotoma L. Dresden: Grosses Gehege (M.).
Polygala depressa Wenderoth. Erzgebirge: bei Zinnwald und Lauen-
stein (M.).
Drosera ro tundifo lia x anglica (= Dr. obovata M. et. K.). Dieser
sehr seltene, für die Flora Saxonica neue Bastard wurde von H. Müller
bei Karlsfeld unter den Eltern gefunden, von denen Dr. anglica an
derselben Stelle erst 1892 von Dr. Naumann entdeckt wurde. Er
ähnelt in der Blattform einer recht kräftigen Dr. intermedia , unter-
scheidet sich aber von dieser sofort durch den geraden Schaft, ln
der Koch’schen Flora wird er als eine Varietät von anglica aufgeführt.
Aus Schlesien, wo er an fünf Standorten beobachtet wurde, ist er
schon seit 1858 bekannt. Für Brandenburg giebt Ascherson nur einen
Standort an. Der Bastard ist zuerst in Röhling's Deutschlands Flora,
bearbeitet von Mertens und Koch, 1826 nach einem Exemplar, das
Zuccarini 1825 in den bayerischen Alpen gefunden hatte, beschrieben
und als Dr. obovata bezeichnet worden.
Sisymbrium Columnae L. Dresden: Grosses Gehege (M.).
f Erucastrum Pollichii Sch. et Spenn. Dresden: an der Weisseritz (M.).
Soll auch am Berliner Bahnhof beobachtet worden sein. Für diese
südliche oder südwestliche Pflanze giebt Gerndt als nördliche Grenze
ihres spontanen Vorkommens an: Nordfrankreich — Ardennen — Trier —
N euwied — Würzburg — Hildburghausen — T ennstädt — Eckartsberga —
Weissensee und Weimar. Die thüringischen und sächsischen Stand-
orte beruhen wohl alle auf Einschleppung.
■ \ Brassica incana Döll. Dresden: Grosses Gehege (M.).
Erysimum orientale R. Br. Dresden: Plänerbrüche bei Leutewitz (M.).
f Eruca sativa Lmk. Dresden: Plauenscher Grund (W.).
jBunias orientalis L. Dresden: Niederlössnitz und bei Kotitz (F.).
Fumaria rostellata Knaf. Erzgebirge: zwischen Lauenstein und Lie-
benau (M.).
Corydalis capnoides Wahlbg. Dresden: Rabenauer Grund (W.). Die
Pflanze wird zwar in der Flora von Wünsche nicht erwähnt, ist aber
für Sachsen nicht neu, denn der Standort im Rabenauer Grunde ist
schon seit 50 Jahren bekannt. In dem Herbarium der Flora Saxonica
befindet sich ein Exemplar , das bereits 1844 gesammelt und richtig
erkannt wurde. Herr Bankier Kuntze theilte mir ferner mit, dass
er die Art am gleichen Orte 1868 gefunden habe. Veröffentlicht ist
der Standort zum ersten Male von Willkomm in dem Tharandter
Jahrbuch 1866. Das Vorkommen dieser Pflanze in unserer Gegend
ist allerdings ein höchst merkwürdiges und ganz isolirtes und wohl
nur durch Einschleppung oder Aussaat erklärlich, da ihre nächsten
66
Standorte sich erst in den südöstlichen Alpen (Tyrol) finden, von wo
sie bis nach Ungarn und die Karpathenländer verbreitet ist und dann
in Centralasien wieder auftritt. Der Name C. capnoides L., wie er
in Koch’s Flora angegeben wird, ist nicht recht bezeichnend, da der
Linne’sche Name ein Kollektivname ist, der noch lutea und ochroleuca
umfasst. Ledebour hatte die Pflanze als C. Geliert beschrieben, er
nahm aber dann in seiner Flora Rossica den Namen capnoides mit
dem Autor Koch an. Nach Nymann muss sie die Bezeichnung
C. capnoides Wahlenberg bekommen,
f Glaucium corniculatum Curt. Dresden: Grosses Gehege (M.).
VIII. Der Burgwall von Kleinböhla bei Oscliatz.
Von Fr. H. Döring.
Die Dorfschaften Gross- und Kleinböhla liegen zwischen den Städten
Oscliatz und Dahlen, etwa 7 km von ersterer und 3 km von letzterer Stadt
entfernt. Grossböhla wird von der Leipzig -Dresdener Chaussee und
Eisenbahn berührt, während Kleinböhla abseits davon etwa 1 km nach
Norden gelegen ist. Der im Süden ragende Colmberg, dessen Gipfel circa
5 km entfernt ist, reicht hier in sanftem Gehänge an die ebenen Gefilde
des Nordens heran. In nordöstlicher Richtung öffnet sich nach den
Dorfschaften Wellerswalde und Lambertswalde zu ein breiter, flacher
Wiesengrund, dessen Boden zur Versumpfung neigt; ein Theil dieses feuchten
Grundes ist mit hohen Laubbäumen bewachsen und wird als Radeland
bezeichnet. Auch die Teiche von Gross-
böhla sind mit hohem Laubwald um-
geben, der noch heute allgemein im Volks-
munde als „Hain“ bekannt ist. Der vom
Hain nach Bahnhof Dahlen und weiter
nach dem Dorfe Radegast führende alte
Weg heisst ebenso allgemein der Hain weg
und steht in dem Rufe, vor Zeiten ein
heiliger Weg gewesen zu sein, der zum
Zwecke der Gottesverehrung in der Heiden-
zeit vielfach beschritten wurde.
Nur wenige hundert Schritte vom Hain
entfernt liegt in der erwähnten Niederung,
zur Ortsflur Kleinböhla gehörig, ein Hügel
von geringer Höhe, der mit grossen Bäumen
bestanden und von Wassergräben und Erd-
wällen umgeben ist. Trotz der unbedeu-
tenden Dimensionen der offenbar durch
Menschenhände geschaffenen Anlage darf
dieselbe als ein sehr gut erhaltener Burg-
wall angesehen werden.
Der den Innenraum des Burgwalles
darstellende Hügel überragt das Niveau
der Wiese um etwa 2,5 m und ist mit hohen
Eichen, Linden, Akazien und Erlengebüsch
bewachsen. Die Längenausdehnung des
Hügels beträgt von Ost nach West 25 m,
des. Isis in Dresden, 1894. — Abh. 8.
68
während in der Breite von Süd nach Nord 22 m gemessen wurden. Der
den Hügel umschliessende erste 4 — 5 m breite Wallgraben ist noch voll-
ständig mit Wasser gefüllt', wird vom Besitzer als Fischteich benutzt und
regelmässig gefischt.
Der den Wallgraben umfassende erste Erd wall ist 4 m breit und
1,5 bis 2 m hoch. An der Südseite der Anlage ist derselbe eingeebnet,
doch darf wohl als sicher angenommen werden, dass er auch auf dieser
Seite ursprünglich geschlossen war.
Der etwa 6 m breite zweite Wallgraben ist gegenwärtig nicht
mehr mit Wasser gefüllt, doch sumpfig und von einem unbedeutenden
Wassergraben, der im Dorfe Kleinböhla seinen Ursprung nimmt, durch-
flossen.
Der zweite Erdwall, dem inneren in Breite und Höhe conform, um-
fasste ehemals nicht nur das vom äussern Wallgraben umgrenzte Gebiet,
sondern auch einen etwa 100 m langen und 60 m breiten Vorraum. In
der ursprünglichen Form ist der Erdwall freilich nicht mehr vorhanden,
doch bezeugen ältere Leute übereinstimmend, dass sie ihn noch wohl-
erhalten gekannt haben. Er ist aus einem gelben Lehm errichtet, von
dem die Bewohnerschaft des gesammten Dorfes ihren Bedarf an den für
ländliche Verhältnisse wichtigen Baustoffe deckt und so zur fortgesetzten
Verminderung des Walles beiträgt. An der Ostseite ist der Wall durch-
brochen, um dem aus beiden Wallgräben abfiiessenden Wasser Abzug zu
verschaffen.
Die ganze Wallanlage gehört zum Besitze des Gutsbesitzers Teller,
in dessen Familie sie seit mehr denn einem Jahrhundert forterbte und
derem pietätvollen Sinne es in erster Linie zu danken ist, dass die An-
lage verhältnissmässig wohlerhalten bis auf unsere Tage überliefert ist.
Einer der Vorfahren des jetzigen Besitzers legte einen Zugang zum Burg-
wall an, indem er eine Holzbrücke über den mit Wasser gefüllten Wall-
graben baute; auf der Höhe des Hügels unter der mächtigsten Eiche
errichtete er ein einfaches Buheplätzchen für sich und seine Familie. Seit
jener Zeit heisst die Wallanlage im Volksmunde allgemein das „Teller-
hölzchen“. In der Familie des Besitzers bezeichnet man sie als
„Schlösschen“, während ältere Leute der Nachbardörfer die Bezeichnung
„Abgott“ gebrauchen. Interessant ist daran, dass die letztere Be-
zeichnung, welche entschieden die ältere Ueberlieferung darstellt, durch
die vom Namen des Eigenthiimers entlehnte jüngere Ueberlieferung im
Dorfe selbst vollständig verdrängt worden ist.
Die Ortsbewohner halten dafür, dass hier ehemals ein Raubschloss
gestanden habe. An das alte Erdwerk anknüpfende Sagen scheinen unter
dem Volke wenig überliefert zu werden. Nur eine Sage meldet, dass ein
Riese vom ColmlDerge aus einen Stein nach der Lambertswaldaer Kirche
habe werfen wollen, das Handgeschoss habe aber sein Ziel nicht erreicht,
sondern sei in den Wiesen von Böhla zur Erde gefallen.
Die am Burgwall vorgenommenen Nachgrabungen hatten folgendes
Ergebniss :
Der Hügel ist aus einer grauen, ascheartigen, lockeren Erde auf-
gescliüttet, in welcher sich Lehmbewurf, Reste von Holzkohle und Thon-
scherben vorfanden. In früherer Zeit wurden gelegentlich vom Besitzer
Topfgeschirre, auch Eisengeräthe gefunden. Beim Ausfischen des inneren
Wallgrabens zog man aus dem Schlamm verkohlte Balken zu Tage.
69
Innerhalb des weiten Vorraumes fand man bei Planierungsarbeiten eine
feste Steinpflasterung aus gewöhnlichen Bruchsteinen.
Bei Beurtheilung der Scherbenfunde ergiebt sich, dass das Topf-
geräth jener Zeit aus feingeschlämmtem Material gefertigt, hart gebrannt
und — wie die zahlreichen feinen Parallelstreifen verrathen — mittels
Drehscheibe hergestellt wurde. Der Gefässrand ist, wie bei den Burg-
wallscherben allgemein, umgelegt und die äussere Kante mehr oder weniger
herabgezogen. Ein Gefässboden zeigte auf der Mitte eine sogenannte
Töpfermarke, ein kreisrundes Stempelzeichen. Das Topfgeräth charakterisirt
sich demnach als slavisch, und die Benutzung des Walles muss in die
Zeit zwischen dem 6. und 10. Jahrhundert versetzt werden.
Die Feinheit des beim Gefässformen verwendeten Materials, der harte
Brand und vor allem die Drelistreifen deuten darauf hin, dass die Anlage
aus spätslavischer Zeit herrührt. Die in der Verwahrung des Besitzers
befindlichen Eisenfunde, zwei wohlerhaltene Aexte, repräsentiren ebenfalls
slavischen Typus.
Nach alledem darf man wohl die Vermuthung aussprechen, dass die
Wallanlage von Kleinböhla eine alte Sumpfburg ist, wie sie in spät-
slavischer Zeit, etwa im 9. und 10. Jahrhundert, gegen Ende der slavischen
Periode angelegt wurden. Dass die Slaven jener Zeit ihre Wallbauten
in ähnlicher Form errichteten, wird uns direct durch einen historischen
Zeugen bestätigt.
Ibrahim ibn Jakub, ein arabischer Schriftsteller des 10. Jahr-
hunderts, der wahrscheinlich als Begleiter der maurischen Gesandtschaft,
welche Kaiser Otto I. 973 in Merseburg empfing, das von Slaven besiedelte
Gebiet auf seiner Weiterreise nach der Ostsee kennen lernte, giebt über
seine Beobachtungen Notiz. Was Ibrahim über die slavischen Völker-
schaften berichtet, ist in den Jahrbüchern für Mecklenburgische Geschichte
und Alterthumskunde 1880, Band 45, S. 3 von Wigger veröffentlicht.
Derselbe weiss vom Burgbau der Slaven Folgendes zu erzählen:
„Wenn sie nämlich eine Burg gründen wollen, so suchen sie ein
Weideland, welches an Wasser und Rohrsümpfen reich ist, und stecken
dort einen runden oder viereckigen Platz ab, je nach der Gestalt und
dem Umfange, welchen sie der Burg geben wollen. Dann ziehen sie darum
einen Graben und häufen die ausgehobene Erde auf. Diese Erde wird
mit Brettern und Balken so fest gestampft, bis es die Härte von Pise
erhalten hat. Ist dann die Mauer (der Wall) bis zu der erforderlichen
Höhe aufgeführt, so wird an der Seite, welche man auswählt, ein Thor
abgemessen und von diesem eine hölzerne Brücke über den Graben
gebaut.“
Noch gilt es, der Frage nach dem Zwecke der Sumpf bürg Böhla
näher zu treten. Ist sie als Zufluchtsstätte für die bedrängten Dorf-
bewohner zu betrachten, war sie zu Vertheidigungszwecken angelegt oder
diente sie der Bewohnerschaft als Stätte der Gottesverehrung?
Die Kleinheit des inneren Wallraumes, welcher als letzter und
sicherster Zufluchtsort nur in Frage kommen kann, spricht wohl deutlich
genug gegen die Annahme, dass die Anlage als Fliehburg in Kriegszeiten
gedient haben könnte. Auch als militärisches Schanzwerk kann man es
bei Berücksichtigung der localen Verhältnisse nicht ansehen; ein solches
Vertheidigungswerk hätte man doch wohl günstiger auf das gegen 20 m
höhere hügelige Terrain verlegt und nicht so abgelegen im seichten Wiesen-
70
gründe errichtet. Es erscheint demnach gerathen, die Anlage als eine
nach Art der Sumpfburgen errichtete slavische Kultusstätte zu betrachten.
Der durch Wallgräben und Erdwälle gebotene mehrfache Schutz erscheint
für das slavische Heiligthum nicht überflüssig, denn die Stätte der An-
betung, die darin geborgene Bildsäule der Gottheit und eventuell den
Tempelschatz suchte man gegen hereindringende Feinde und Verächter
der nationalen Gottheit bis zum letzten Augenblicke mit Todesmuth zu
vertheidigen. Schliesslich sei noch an die wahrscheinlich aus frühmittel-
alterlicher Zeit stammende Ueberlieferungsform „ Abgott u erinnert, sowie
auf den nahegelegenen Hain, den Hain weg, auf das Radeland und
Radegast hingewiesen, um darzuthun, dass die Deutung als heidnische
Kultusstätte die nächstliegende ist.
Ueber den aus dem Slavischen stammenden Ortsnamen Böhla schreibt
Hey*) :
„Gross- und Kleinböhla am Böhlbach bei Dahlen, Belin = belna
Fichtenau; den Gegensatz bildet der nahe „schwarze Berg“.
Von dieser Deutung auf die Anbetung eines Bely boh = lichten
Gottes schliessen zu wollen, würde gewiss zu weit führen.
*) Gust. Hey, Die slavisclien Sieclelungen im Königreich Sachsen, Dresden 1893,
S. 221.
IX. Kryptogamen des Bayrischen Waldes.
Zusammengestellt von K. Schiller.
Die phanerogamiscken Gewächse des Böhmer- und Bayrischen Waldes
sind seit einer langen Reihe von Jahren von Botanikern der betreffenden
Länder gut und vollständig durchforscht, jedoch von den Kryptogamen
giebt es nur gelegentliche Aufzählungen. Auch ich kann nur eine solche
und dazu noch unvollständige bieten, da ich das Gebiet zum ersten Male
betreten, und auch nur wenige Wochen, die leider in regenreiche Zeit
fielen, dort gesammelt habe; ausserdem war ich als Familien -Sommer-
frischler an ein Centrum etwas kurz gebunden. Trotzdem blicke ich auf
die dort verlebten Tage mit grossem Vergnügen zurück, und es wäre un-
dankbar von mir, wenn ich nicht hier die Gelegenheit benutzte, meinen
diesjährigen Excursionsmittelpunkt allen Freunden der Kryptogamen bestens
zu empfehlen, da dort zur Zeit (wie lange noch?) der Botaniker nach seinen
erfolgreichen Wanderungen gute und freundliche Verpflegung findet und
in heiterer Umgebung die Vorzüge des Landlebens mit ersehntem Nutzen
gemessen kann. Regenhütte hiess das Ziel, das von der zwischen
Böhmisch- Eisenstein und Zwiesel in Bayern gelegenen Eisenbahnstation
Ludwigsthal in dreiviertel Stunden auf dem in jedem Reisehandbuche mit
einem * versehenen Prinzenstege erreicht wird. Immer am wasserreichen
Regen, von dessen Ufern Mimulus luteus botanisch grüsst, gehts durch
herrlichen Wald hin zu der frischgrünen, grossen Wiese, auf welcher
gruppenweise eine Menge malerischer Häuser stehen, in denen die Beamten
und Arbeiter der Glashütte, dem eigentlichen Mittelpunkte des Ortes, wohnen.
Das Gebirge dieses engeren Gebietes ist aus Gneiss, welcher der Ent-
wickelung einer reichen Kryptogamenflora nicht sehr günstig ist, aufgebaut,
zeigt nur wenige tief gespaltene Schluchten, ist aber mit sehr altem
Nadelwalde, der theilweise mit Laubbäumen untermischt ist, gleichmässig
bedeckt. Kein eigentlicher Holzschlag und keine jahrelange Belichtung
und Austrocknung des Bodens haben die Entwickelung der Pflanzen je
unterbrochen, und insofern kann noch von einem Urwalde gesprochen
werden, zumal die zahlreichen Baumleichen den Gedanken an Waldkultur
schwer aufkommen lassen. Da die Berge keine bedeutende Höhe haben
(Arber, als höchste Erhebung, 1476 m), sind Hochgebirgskryp togamen aus-
geschlossen; was aber sonst im mitteldeutschen Waldgebirge gesucht
werden kann und hier oder da nicht zu häufig ist, kann hier in ausser-
ordentlichen Mengen gesammelt werden, weshalb ich Kosmopoliten über-
haupt nicht aufzähle.
Ges. Isis in Dresden, 1894. — Abh. 9.
72
Von Gefässkryp togamen wuchs Lycopodium annotinum L. an
vielen Orten sehr reichlich, besonders aber zwischen dem Regen und der
Deffernickbacb ; Lycopodium Selago L. in den Felsspalten des Arbergipfels.
Isoetes lacustris L. im Arbersee zu suchen hatte ich weder genügende
noch passende Zeit.
Laub- und Lebermoose waren meist in dichten Polstern bei-
sammen; die dauernde Beschattung und Durchfeuchtung des Bodens ist
ihrer Entwickelung hier sehr günstig. Ausser den gewöhnlichen Moosen
wuchsen an den Felsen im Walde: Antitrichia curtipendula Brid., Dicranum
longifolium Hedw., D. montanum Hedw., Racomitrium fasciculare Schrad.,
R. sudeticum Funck., Web er a elongata Hedw. An den Felsen des Arber-
gipfels: Andreaea petrophila Ehrli., Grimmia montana Bryol. eur. An
den Quarzfelsen bei Rabenstein und an der Seewand am Teufelssee: Di-
trichum tortile Schrad. An alten Bäumen: Amblystegium subtile Schmp.,
Neckera crispa Hedw. und eine schöne Form von Hypnum cupressiforme
Hedw. An faulen Baumstöcken: Dicranodontium longirostre Starke (mit
Frucht), Buxbaumia indusiata Brid. (selten), Plagiothecium silesiacum
Schmpr. An Wegrändern: Dicranella rufescens Dicks., Diphyscium sessile
Schmid., Schistostega osmundacea Dicks. (am Wege von Regenhütte zum
Arbersee häufig). An sumpfigen Stellen : Hypnum stramineum Dicks., Bryum
uliginosum Bruch, und ausgedehnte Polster von Sphagnum acutifolium
Ehrh. , Sph. Girgensohnii Russ., Sph. recursum Pal., Sph. subsecundum
Nees, Sph. cymbifolium Ehrh. An den Ufern des Arbersees: Sphagnum
medium Limpr. In den Waldbächen: Fontinalis antipyretica L., F. squa-
mosa Dill., Limnobium ochraceum Wils. Auf Waldboden: Plagiothecium
undiäatum L. (oft grosse Flächen bedeckend), Hylocomium loreum L..
Hypnum arcuatum Lindb., H. crista- castrensis L., Pterygophyllum lucens L.
(nahe bei Regenhütte an der kleinen Deffernickbacb). Von Lebermoosen
wuchs Aneura pcdmata N. a. E. in grossen Rasen an faulenden Stämmen
mit Jungermannia trichophylla L. und J. curvifolia Dicks. An Felsen
der Seewände: Sarcoscyphus spliacelatus N. a. E., Metzgeria furcata N. a. E.,
Jungermannia Taylori Hook. An Steinen in den Bächen: Scapania
undulata N. a. E., Sc. nemorosa N. a. E. Am Ufer des Regens: Anthoceros
laevis L.
Dass die Pilzflora in diesem Gebiete eine reiche sein muss, lässt
sich erwarten. Die dortigen Bewohner sammeln fleissig, aber fast aus-
schliesslich Boletus edulis Bull., B. scaber Bull., B. versipellis Kr., meist
um sie für den winterlichen Verbrauch zu trocknen; Gunthar ellus cibarius
Fr., Sparassus crispa Wulf., Sp. brevipes Krmbh., Hydnum imbricatum L.,
Polyporus ovinus Sch. wurden verschmäht. Von auffälligen Blätterpilzen
erwähne ich nur: Limaemm Cossus Sow., Clitocybe odora Bull., Mycena
rosella Fr., M. alcalina Fr., Marasmius peronatus Bolt., M. prasiosmus
Fr., Flammula Liquiritae Pers., Lepiota mucida Schrad., Schizophyllum
alneum L., Inoloma violaceus L., Psalliota stercoraria Fr., Lactarius
deliciosus L., L. necator Pers., L. vellereus Fr., L. scrobiculatus Scop.
An faulenden Stöcken, Stämmen und Aesten: Polyporus applanatus Pers.,
P. frondosus Fl. dan., P. pinicola Sw., P. caesius Schrad., P. mollis Som ,
P. cinnabarinci Jacq., Hydnum coralloides Scop. in herrlichen Exemplaren,
Merulius tremellosus Schrad., Daedalea unicolor Bull., Trogia faginea
Schrad. in lieblichen Rosetten, Corticium Mougeoitii Fr.
Von Ascomyceten seien nur genannt: Bidgaria polymorpha Fl. dan.
73
(sehr häutig an Klafterholz), Peziza carbonaria Alb. u. Schw., HelotiUm
citrinum Hedw., Rliizina inflata Schff., Hiimariella scutellata L„ Otidea
onotica Pers., Lasiobotrys Lonicerae Kze., Coryne sarcoides Jacq., Ustulina
vulgaris Tul.
Myxomyce ten fanden sehr günstigen Nährboden, ich nenne nur:
Stemonitis dictyospora Rstf., Tubulina cylindrica Bull., Fuligo septica L ,
Ceratium mucidum Pers.
Von Uredineen erwähne ich: Puccinia argentata Schltz., P. Cirsii-
lanceolati Sehrt., P. Circaeae Pers., P. Prenanthis Pers., Phragmidium
Tormentillae Fuck; von Flechten: Sticta Pulmonaria L., Sphaerophorus
coralloides Pers., Stereocaulon paschale L., Peltigera aphthosa L., Rhizo-
carpon geographicum L., Pannaria triptophylla Mss., Cetraria rangiferina
(fructificirend).
An Steinen findet sich häufig die Alge Trentepohlia iolithus L. und
im Arbersee Scytonema figuratum Ag.
Wie diese kurze Aufzählung aus den angeführten Gründen nur ein
flüchtiges Bild der dortigen kryptogamischen Welt giebt, von der ich die
genannten Pflanzen gleichsam nur zur Erinnerung an die im Bayrischen
Walde zugebrachten Wochen mitgenommen, so kann auch so lange kein
Vergleich mit anderen Gebirgen, wie z. B. dem Erzgebirge und Kiesen-
gebirge, welche Böhmen westlich und östlich begrenzen, gezogen werden,
als das Gebiet nicht vollständig durchforscht ist. Dazu aufzumuntern
soll auch der Zweck dieser Zeilen sein. So sind von Regenhütte aus
genauer zu durchsuchen: das Riesloch bei Bodenmais, die Seewand am
Arbersee mit dessen Eifern und die verschiedenen sumpfigen Orte.
Der von mir nicht besuchte Theil des Gebirges birgt gewiss noch
viele Schätze und jeder Kryptogamen -Botaniker wird mit grossem Ver-
gnügen und Nutzen die unvergleichlich schönen Waldungen durchstreifen.
Abhandl. d. Isis in Dresden, 1894.
Taf. I.
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Abband!, d. Isis in Dresden, 1894. Taf. H.
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Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
i n D resden.
Heransgegeben
von dem Redactions - Comite.
Jahrgang 1895.
Mit zwei Tafeln.
Dresden.
In Commission von Warnatz & Lehmann, K. Sachs. Hofbuchhändler.
1896.
Inhalt des Jahrganges 1895.
A. Sitzungsberichte.
I. Section für Zoologie S. 3 und 27. — Drude, 0.: Vegetation der Lofoten S. 3. —
Ebert, R.: Temperatur derLofoten S.3; Thierleben derTiefsee S.27. — Geinitz, H.B.:
Fossiles Vorkommen des Dorsches S. 3; geologisches Vorkommen der Tiefseebewohner,
Besuch des K. mineralogisch-geologischen Museums S. 27. — König, CI.: Dorschfang
auf den Lofoten im Jahre 1893 S.3. — Naumann, A.: Pflanz entheile mit Miss-
bildungen durch Thiere S. 27. — Kitsche, H.: Zahnformeln der Säugethiere, Sitten
der Lofotenbewohner, Frass von Rhyncolus culinaris S. 3 ; Fortschritte in der Kenntniss
der Gallmilben, Litteraturbesprechung S. 27. — Reibisch, P. : Neueste Ansichten
über Artenbildung und Vererbung S. 3. — Schiller, K.: Litteraturbesprechung
S. 28. — Schorler, B. : Selbstreinigung der Gewässer S. 28.
II. Section für Botanik S. 4 und 28. — Drude, 0.: Der Traubenschimmelpilz S. 4;
glaciale Florenreste von Deuben S. 6; Flora um Wettin a. S. S. 29; neue Litteratur,
S. 28. — Jenke, A. : Neue Algen der Flora von Dresden S. 4. — Ledien, F. :
Frostwirkungen des letzten Winters auf Laubhölzern S. 7; neue Litteratur S. 28. —
Nit sehe, H.: Mittel zur Vernichtung der Engerlinge, der sogen. „Seelachs“ S. 4. —
Raspe, F. : Vorlagen S. 28. — Schiller, K.: Neuropteren von Borkum, neue Litteratur
S. 4; Ergebnisse seiner Kryptogamen-Excursionen im Jahre 1894 S. 6; über systematische
Pilzwerke S. 28. — Schorler, B.: Entwickelung der Kenntniss des Zellenbaues in
den letzten 20 Jahren S. 4; die sogen. „Holzblumen“ S. 7. — Wobst, K.: Bildungs-
abweichungen an Pflanzen S. 30; neue Litteratur S. 6 und 30. — Wobst, K.,
Schorler, B. und Jenke, A,: Neue und seltene Pflanzen der Flora Saxonica S. 4
und 28. — Besichtigung des K. botanischen Gartens S. 7. — Vorlagen S. 5 und 7.
III. Section für Mineralogie und Geologie S. 7 und 30. — Bergt, W.: Litteratur
und Wesen der Melaphyrgänge des Plauenschen Grundes S. 10; geologische Natur der
Umgebung von Aden S. 31. — Ebert, 0.: Cretacisclie Schwarzkohlenfunde bei Dresden
S. 8. — Engelhardt, H. : Tertiäre Florenverhältnisse von Ecuador und Colombia S. 8.
— Francke, H. : Kalkspath Vorkommen von Niederrabenstein S. 32. — Gein itz, H. B.:
J. F. Johnstrup f, Haushofer f S. 7; J. D. Dana f S. 9; 0. B. Kinne f, O. A. Winkler
f S. 31; Einwirkung der Melaphyrgänge auf die Bildung des Plauenschen Grundes
S. 10; Fortschritte der geologischen Landesaufnahme in den Vereinigten Staaten
Amerikas S. 31; neue Litteratur S. 8 und 31. — Kalkowsky, E.: Korallenkalke in
Deutschland S. 9. — Krone, H.: Melaphyr -Vorkommen bei Aden S. 10; Brasilit=
Baddeleyit aus Brasilien S. 31. — N essig, R.: Die Sande der Umgebung von Dresden
S. 31. — Osborne, W.: Pithekanthropus erectus aus dem Pliocän von Java S. 9. —
Zschau, E.: Rhinoceros tichorhinus aus dem Plauenschen Grunde, Knochenpfeil-
spitze von Koschütz S. 31. — Besichtigung der Melaphyrgänge im Plauenschen
Grunde S. 10.
IY. Section für prähistorische Forschungen S. 10 und 33. — Deichmüller, J. :
Steinbeil aus der Elbe in Dresden, Gräberfeld von Deila, Reise durch die Lausitz
S. 33; neue Litteratur S. 11. — Döring, H. : Litteraturbesprechung S. 33. — Ebert, H. :
Neolithische Ansiedelungen und Begräbnissplätze bei Lobositz, Amulett und Glasperle
von Stetzsch S. 10. — Geinitz, H. B.: Neue Litteratur S. 11. — Jentsch, A.:
Uralte Ackerspuren in der Trieske bei Pillnitz S. 11 und 33; Urnen von Ebendörfel
IV
S. 33. — Osborne, W. : Neolithisches Grab bei Bolmic bei Prag, Ursprung und Heimath
des Urmensclien, mit Bemerkungen von J. Deichmüller 8. 11. — Scliorler, B.:
Neue Litteratur S. 33. — Excursion nach Kleinbölila und Altoscliatz S. 12.
Y. Section für Physik und Chemie S. 12 und 33. — Förster, J. S. : Chemische
Natur der Metalllegierungen S. 12. — Hempel, W. : Principien der Heizung S. 12. —
Meyer, E. von: Karl Wilhelm Scheele und die Chemie seiner Zeit S. 12; über
Argon S. 12 und 13; über Calciumcarbid und Acetylengas S. 13; Geschichte, Chemie
und Industrie der Riechstoffe S. 33. — Schorler, B. : Stiftungsfest der Isis in
Meissen S. 13.
VI. Section für Mathematik S. 13 und 34. — Hallwachs, W. : Problem der Strom-
verzweigung in einem Wechselstromnetz S. 14. — H artig, E.: Topologische Beispiele
aus dem Gebiete der Fasertechnik, mit Bemerkungen von K. Rohn und A. Witting,
S. 34. — Helm, G. : Anwendung Fourier’scher Integrale auf die Theorie des Spectrums
S. 13. — Rohn, K.: Darstellung einfacher complexer Functionen durch Modelle S. 13. —
Witting, A.: Litteraturbesprechung S. 14.
VII. Hauptversammlungen S. 14 und 34. — Veränderungen im Mitgliederbestände
S. 20 und 36. — Wahl eines Verwaltungsraths-Mitgliedes S. 17. — Beamte im Jahre
1896 S. 39. — Kassenabschluss für 1894 S. 16, 18 und 23. — Freiwillige Beiträge zur
Kasse S. 38. — Bericht des Bibliothekars S. 41. — Verlegung der Bibliothek S. 16
und 35. — Beschluss über Vermehrung der Bibliothek S. 16. — Ausfall von Haupt-
versammlungen S. 20. — Helmholtz-Denkmal S. 20 und 35. — Excursion und Fest-
sitzung zur Feier des 60jährigen Stiftungsfestes S. 17 und 18. — Ergebnisse der
diesjährigen Natuiforscherversammlung S. 34. — Drude, 0.: Die Papierstoffe in ihrer
culturhistorisehen Bedeutung S. 14; neue Instrumente der meteorologischen Station im
K. botanischen Garten S. 17; Förderung floristischer Studien durch Formationsherbarien
S. 20; Untersuchungen über die Veränderung der Arten und die Descendenztheorie
S. 35; Uebersicht über die Mitgliederzahl S. 35; neue Litteratur S. 14 und 20. —
Geinitz, H. B. : A. Stelzner f S. 16; Abstammung und Veränderung der Inoceramus-
Arten der Kreideformation S. 35. — Hartig, E.: Technik der Papierfabrikation und
deren Geschichte S. 17. — Hempel, W.: Die schlagenden Wetter und die Mittel zu
ihrer Bekämpfung S. 35. — Kalkowsky, E. : Die neuere Krystallographie und der
Unterricht darin S. 18. • — Pattenhausen, B.: Die verschiedenen Methoden der Dar-
stellung der Bodenconfiguration S. 35.
B. Abhandlungen.
Bergt, W. : Die Melaphyrgänge am ehemaligen Eisenbahntunnel im Plauenschen Grunde
bei Dresden. S. 20.
Drude, 0. und Schorler, B. : Die Vertheilung östlicher Pflanzengenossenschaften in der
sächsischen Elbthalflora und besonders in dem Meissner Hügellande. Mit Tafel II. S. 35.
Geinitz, H. B.: Der Syenitbruch an der Königsmühle im Plauenschen Grunde bei
Dresden. Mit Tafel I. S. 30.
Geinitz, H. B.: Die Fortschritte der geologischen Landesaufnahme in den Vei einigten
Staaten Nordamerikas. S. 68.
Jenke, A., Schorler, B. und Wobst, K.: Bereicherungen der Flora Saxonica. S. 89.
König, CI.: Der Dorschfang auf den Lofoten im Jahre 1893. S. 3.
Nessig, R. : Die Sande der Umgebung von Dresden. S. 71.
Schorler, B. : Die Bedeutung der Vegetation für die Selbstreinigung der Flüsse. S. 79.
Die Autoren sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer
Abhandlungen .
Die Autoren erhalten von den Abhandlungen 50, von den Sitzungsberichten auf
besonderen Wunsch 25 Separat- Abzüge unentgeltlich, eine grössere Anzahl gegen Er-
stattung der Herstellungskosten.
Sitzungsberichte
der
naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in D resden.
1895,
I. Section für Zoologie.
Erste Sitzung am 24. Januar 1895. Vorsitzender: Prof. Dr. H.
Nits che. — Anwesend 28 Mitglieder.
Prof. Dr. H. Nitsche spricht über die Zahnformeln der Säuge-
thier e und erläutert die beste Art, sie graphisch darzustellen, an einer
Reihe von Wandtafeln.
Zweite Sitzung am 21. März 1895. Vorsitzender: Prof. Dr. R. Ebert.
— Anwesend 27 Mitglieder.
Dr. P. Reibisch spricht über die neuesten Ansichten über
Artenbildung und Vererbung.
Nach Erwähnung der Ansichten der Alten, des Aristoteles und Anderer über
Urzeugung u. s. w. berichtet Vortragender ausführlicher über die hierher gehörigen
Hypothesen Lamarck’s, Darwin’s und Weismann’s.
Dritte Sitzung am 16. Mai 1895. Vorsitzender: Prof. Dr. H. Nitsche.
— Anwesend 29 Mitglieder.
Oberlehrer CI. König schildert in anschaulicher Darstellung den
Dorschfang auf den Lofoten im Jahre 1893 (vergl. Abhandl. I).
Bei der sich anschliessenden Besprechung machen
Prof. Dr. R. Ebert Bemerkungen über die Temperatur der Lo-
foten,
Prof. Dr. 0. Drude über die Vegetation der Lofoten und
Prof. Dr. H. Nitsche über die Sitten der Lofotenbewohner.
Geh. Hofrath Prof. Dr. H. B. Geinitz weist auf das fossile Vor-
kommen des Dorsches hin und ladet ferner zum Besuch der neu auf-
gestellten cretaceischen Abtheilung der K. paläontologischen Sammlung ein.
Der Vorsitzende macht zum Schluss noch einige Mittheilungen über
einen Frass von Rhyncolus culinaris in den Zimmerungen der
Hänichener Steinkohlengrube.
4
II. Section für Botanik.
Erste Sitzung am 7. Februar 1895 (in Gemeinschaft mit der Section
für Zoologie). Vorsitzender: Dr. B. Schorler. — Anwesend 24 Mitglieder.
Dr. B. Schorler hält einen Vortrag über die Entwickelung unserer
Kenntniss des Zellenbaues in den letzten 20 Jahren.
Es werden zunächst Bestandteile , Structur und Function von Cytoplasma, Zell-
kern, Centrosphären und Chromatophoren behandelt, die eigentümlichen Kerntheilungs-
vorgänge bei pflanzlichen und tierischen Zellen besprochen und dann die erst durch
van Bene den 1883 bekannt gewordenen Reductionen der Chromosomen beim Be-
fruchtungsvorgang im Anschluss an eine Arbeit Str as bürge r’s im Biolog. Centralbl.
mitsammt den daran geknüpften Deutungen und Speculationen über die Vererbung des
Näheren erörtert und die gegensätzlichen Meinungen auf diesem Gebiete (Evolution-
Epigenesis) hervorgehoben.
Privatus K. Schiller bespricht und legt vor: Alwin Voigt, Excur-
sionsbuch zum Studium der Vogelstimmen.
Hierauf berichtet derselbe über die von Prof. Dr. 0. Schneider auf
Borkum gesammelten Neuropteren und erläutert seinen Vortrag durch
eine Beihe von Zeichnungen und Kästen mit präparirten Insekten.
Daran schliessen sich Mittheilungen von Prof. Dr. 0. Drude über
den Trauben Schimmelpilz, Botrytis BcissianaB als, einen Conidienpilz,
welcher die Krankheit der Seidenraupe hervorruft.
Redner verbreitet sich über Entwickelung und systematische Stellung dieser Form
und erläutert die Versuche, welche namentlich Sorauer ausführte, durch Verbreitung
dieses Pilzes schädliche Insekten, denen derselbe durch ein einfaches Verfahren einge-
impft wurde, auszurotten; leider aber scheint nach den bisherigen Erfahrungen die
Erzeugung solcher Pilzepidemien nur geringe Aussichten zu haben.
Prof. Dr. H. Kitsch e bestätigt diese Beobachtungen und erwähnt,
dass die Mittel, welche man bis heute zur Vernichtung der Enger-
linge anrathen könnte, auch die Culturpflanzen schädigen würden; selbst
das Ueberstauen mit Wasser überstanden die Engerlinge.
Auf eine Anfrage über die richtige Bezeichnung des unter dem Namen
„Seelachs“ in den Handel gebrachten Fisches bemerkt Prof. Dr. H.
Nitsche, dass es sich wohl hier um einen minderwerthigen Fisch, Gadus
carbonarius L., handeln dürfte.
Zweite Sitzung am 4. April 1895. Vorsitzender: Oberlehrer Iv.
Wobst. — Anwesend 33 Mitglieder.
Lehrer A. Jenke giebt Mittheilungen über zwei in der Flora von
Dresden nicht ver zeichnete Algen: Cosmarium Gerstenbergeri P.
Richter nov. sp. und Navicida miniscidus J. Schum. Beide werden an
verschiedenen mikroskopischen Präparaten veranschaulicht.
Oberlehrer K. Wobst hält einen Vortrag über neue oder selten
vorkommende Pflanzen der Flora Saxonica, welche bei ihm ein-
gegangen oder von ihm selbst gesammelt wurden, und bringt dieselben in
getrockneten Exemplaren zur Vorlage.
5
Von Bürgerschullehrer H. Hofmann in Hohenstein-E. wurden ge-
sammelt:
Carex caespitosa L. Hohenstein: am Kiefernwege, Juni 1894.
Aster abbreviatus Nees. Zittau: Mandauufer im Schülerthale , September 1894.
Diese Form dürfte 1894 wohl zum ersten Male in grösseren Mengen aufge-
treten sein.
Hieracium Auricula Lam. et DC. subsp. Magnauricula Naeg. Pet. Hohenstein-E. :
an der Goldbachstr., 3. Juni 1894.
— collinum Gochn. (Naeg. Pet.) subsp. colliniforme Naeg. Pet. Hohenstein: bei
Kirchberg, 6. Juni 1894.
— umbelliferum Naeg. Pet. subsp. saxonicum Naeg. Pet. Glaucha bei Döbeln,
16. Juni 1894.
— hyperdoxum Sag. = umbelliferum x Pilosella n. hybr. Döbeln: an der Strasse
von Glaucha nach Lommatzsch, Juni 1893.
Rosa pomifera Herrn. Döbeln: bei Steina, 10. Juni 1894.
— rubrifolia Yilt. Bei Lichtenstein, 26. Juni 1894.
Rubus sulcatus Yest. Döbeln: Muldenabhänge, 16. Juni 1894.
— Bertrami G. Br. Bei Döbeln, 26. Juni 1894.
— rosulentus P. J. Muell. Diese durch lebhaft rosafarbene Bliithen ausgezeich-
nete Abart des R. nitidus Whe. et N. wurde auf bewaldeten Anhöhen
zwischen Gersdorf und Bernsdorf bei Hohenstein im September 1894 ge-
sammelt. Alle drei Arten in der Flora Saxonia noch nicht verzeichnet.
— silesiacus Whe. Um Hohenstein nicht selten, Juli 1894. Da genannte Form
im benachbarten Thüringen noch nicht aufgefunden, so dürfte dieser Standort
der westlichste ihres Verbreitungsbezirks sein.
— hirtifolius P. J. Muell. et Wrtg. Chemnitz: bei Wüstenbrand, 20. August 1894.
Diese unterseits grünblättrige Brombeere der Yillicaules-Gruppe ist ebenfalls
für Sachsen neu.
— rudis Whe. et N. Zwickau: bei Pöhlau, 7. Juli 1894. Yon 0. Wünsche
zuerst beobachtet.
— dasycantlius G. Br. ( R . rivularis P. J. Muell. et Wrtg. var. dasycantlms.)
Döbeln: im Töpelwinkel, 10. Juni 1894.
— hercynicus G. Br. Bei Bad Hohenstein, Juli 1894. Beide dem R. hirtus
W. K. nahestehenden glandulosen Formen finden sich ebenfalls in der Flora
des Königreichs Sachsen noch nicht verzeichnet.
— Güntheri Whe. et N. Bei Bad Hohenstein, Juli 1894.
— Lagerbergii Lindeb. Diese mehr dem Norden (Schleswig, Dänemark) ange-
hörige Form der Gruppe Corylifolii wurde in Sachsen zum ersten Male von
H. Hofmann bei Hohenstein im Juni 1894 gesammelt.
Ferner kommen zur Vorlage:
Dipsacus pilosus L. Die behaarte Karde ist um Dresden selten und wurde von
Apotheker E. Francke im September 1894 auf einem Erdhaufen in Cossebaude
gefunden; bis jetzt nur im Plauenschen Grande und bei Briessnitz beobachtet
und schon von Reichenbach verzeichnet.
Saponaria ozijmoides L. Weinberge bei Pillnitz, Juni 1894. Apotheker E. Frau cke.
Diese den südlichen Alpen entstammende und vom Institutsdirector Thümer
zuerst beobachtete Pflanze dürfte wohl von Einbürgerungsversuchen herrühren,
welche auf Anregung des verstorbenen Königs Friedrich August II. ausge-
führt wurden.
Sium latifolium L. Monströse, durch tiefzerschlitzte, schmale Blätter auffällige
Form, von Privatus K. Schiller im September 1894 an der Elbe in Dresden-N.
gesammelt.
Fragaria vesca L. var. Diese von K. Wobst am 12. Mai 1894 in einem schattigen
Grunde bei Potschappel nur in 2 Exemplaren beobachtete Pflanze weicht von
der Stammart durch kräftigeren Wuchs, länger gestielte Blättchen, grössere
Blüthen und mehr wagerecht abstehende Haare der Blüthenstiele ab und
nähert sich der Fragaria intermedia Bach.
Rubus macrophyllus Whe. et N. Wald zwischen Yolkersdorf und Klotzsche,
14. Juli 1894.
— Schleichen Whe. et N. Wald hinter Klotzsche, 14. Juli 1894. Beide Stand-
orte für die Flora von Dresden neu.
6
Rubus Schleicheri x dumetorum ( caesius ?). Von K. Wobst am 14. Juli 1894 an
feuchten Stellen im Walde zwischen Klotzsche und Volkersdorf mitten unter
den Stammeltern gesammelt. — Schössling liegend, verschieden stachelig, be-
haart, wenig stieldrüsig. Blätter länglich, dem R. Schleicheri sehr ähnlich.
Blüthenstand geknickt. Blumenblätter schwach rosa.
Im Anschluss daran werden vom Redner noch folgende Schriften zur
Ansicht gebracht:
Friederichsen und 0. Gielert: 1. Danmarks og Slesvigs Rubi. Kjoben-
havn 1887 ; 2. Les Rubes de Dänemark et de Slesvig. Copenhague 1888.
0. G eiert: Batologische Notizen.
Prof. Dr. 0. Drude berichtet eingehend über Untersuchungen von
Nathorst: Glaciale Florenreste von Deuben, und bringt die betr.
Broschüre zur Vorlage.
Privatus K. Schiller referirt über die Ergebnisse seiner Kryp-
togamen-Excursionen im Jahre 1894 und belegt seinen Vortrag
durch zahlreiche von ihm selbst gefertigte Zeichnungen und Präparate.
Zunächst wird die Frage erörtert, ob es möglich sei für einen „sächsischen Bota-
niker“, sich eine sichere, zuverlässige Kenntniss der Phanerogamen Sachsens anzueignen.
Er hält dies trotz des verhältnissmässigen Reichthums der heimathlichen Flora und der
ihm nicht unbekannten Schwierigkeiten, die einige Gattungen bereiten, bei mehrjähriger,
ununterbrochener Arbeit, bei Benutzung unserer guten floristischen Werke und bei der
freundliclist gewährten Unterstützung seitens der K. botanischen Sammlung in Dresden
und gleichstrebender Botaniker für möglich. Dabei hat er nicht nur die Fachbotaniker
im Auge, sondern auch die nicht geringe Anzahl der Freunde der „liebenswürdigen
Wissenschaft“, von denen er weiss, mit welchem Eifer sie dem freiwillig gesteckten
Ziele zusteuern. Es sind dies freilich die Grenzen der Möglichkeit. Wer von der Er-
reichung derselben zurückschreckt, könnte und sollte sich wenigstens in seinem Wohn-
gebiete sicher heimisch machen; und es ist mit Freuden wahrzunehmen, dass dies von
einigen Botanikern mit Glück an gestrebt wird. Es würden sich auf diese Weise
„Formations-Botaniker“ entwickeln, eine Species, vor denen man gewiss Respekt haben
müsste. Wir hätten dann Botaniker für die grösseren Flussläufe Sachsens mit ihren
Auen und felsigen Abhängen, für die sandigen Haiden und sumpfigen Niederungen des
Nordens, für das lehmige Mittelland, für die nach Osten offene Lausitz, für das Elb-
sandsteingebiet, für das Erzgebirge in niederer und höherer Lage und für das mit
Thüringen verwandte westliche Sachsen. Wenn das Gebiet in dieser Weise vertheilt
und bearbeitet wird, könnte es vom Mittelpunkte aus leichter beherrscht werden. Einem
Botaniker eines solchen kleinen Kreises kann man auch zumuthen, zunächst die auf-
fälligeren kryptogamischen Gewächse in den Bereich des Studiums aufzunehmen. Hier
und da ist es auch wohl schon geschehen, aber es ist noch zu grosse Scheu vor den
überschätzten Schwierigkeiten vorhanden. Der Mangel eines Mikroskops mag meist der
Abhaltungsgrund sein.
Als ein sehr gutes Werk zur Einführung in die Kryptogamenkunde sei hier
empfohlen: Wünsche, Schulflora von Sachsen I, die niederen Pflanzen, Leipzig;
auch sei bemerkt, dass der Vortragende mit Vergnügen bereit ist, hilfreich zur Seite
zu stehen.
Hierauf wird eine Reihe von Kryptogamen, welche von hiesigen und andern
sächsischen Botanikern (Gerstenberger, Wobst, Jenke, Krieger, Wagner,
Schlimpert, Fritzsche, Feurich) im Laufe des Jahres 1894 gesammelt wurden,
mit Zeichnungen der mikroskopischen Theile vorgelegt. Hervorgehoben werden hier
nur folgende:
Farne: Osmunda regalis L. , Ly copodium Selago L., Botrychium Lunaria Sw.,
Equisetum pratense Ehrh.
Moose: Ephemerum serratum Schreb., Physcomitrella patens Hedn., Physcomi-
trium sphaericum Ludw., Hypnum stellatum Schreb., PL. stranineum Dicks.,
H. pratense Br. Sch., Polytrichum perigoniale Michx., Grimmia crinita Brid.,
Plagiothecium Roeseanum Schimp., Fossombronia pusilla Lindb.
Algen: Spirogyra crassa Ktz., Stigonema thermale Schw., Herposteiron conf'er-
vicola Hg. (Ausserdem sei hingewiesen auf die Excursionsergebnisse des
Herrn A. Jenke in den Sitzungsber. Isis 1894, S. 4 u. 24.)
7
Pilze: Merulius tremello sus Sclirad. , Boletus cctvipes Op., Mycena rosella Fr.,
Nyctcilis asterophora Fr., Craterellus cornucopioides L., Tricholoma sapo-
naceus Fr., Exoascus Fckl., Sphaerothecn Castagnei Lev., Sph. pannosa Wallr.,
Cordyceps ophioglossoides EhiM., C. Dilmari Quel., Naemacyclus niveus P ,
Diaporthe salicella Fr., Dothidella betulina Fr., Hypocopra equorum Fckl.,
Lentomita acutem NI., Pseudovalsa aucta Br., Ascobolus glaber P., Lachnum
fuscescens P., Dasyscyplia pteridis Au. Schw., Lachnum nidulus Schm.,
Phyalea amenti Ba., Ph. dumorum Bob., Macropodia macropus P., Elapho-
myces granulatus N. ab E., Triphragmium echinatum Lev., Gymnosporangium
Sabinae Dicks. , Phragmidium fragariastri DC. , Puccinia Circaea P., P.
Herniariae Ung\ , P. fusca Reih., Uromyces Limonii Desm., TJ. Scillarum
Grev. , Ustilaqo violacea P., Cicinnobolus Cesatii d. By., Hymenoqaster
Klotzschii Tul.
Zum Schluss legt Dr. B. Schorler jene sonderbaren, aus der Samm-
lung des Consul A. Engelmann stammenden sogen. „Holzblumen“ vor,
die in Süd- und Mittelamerika, ihrer Heimath, unter den Namen Flores
de palo, Rose de palo oder Rose de Madera bekannt sind und eigen-
thümliche Wucherungen darstellen, die durch eine schmarotzende Loran-
thacee (. Phoradendron ) auf den Aesten einer Leguminose hervorgebracht
werden.
Dritte Sitzung am 6. Juni 1895 (im Kalthause des K. botanischen
Gartens). Vorsitzender: Oberlehrer K. Wobst. — Anwesend 32 Mit-
glieder und Gäste.
Garteninspector F. Bedien hält den angekündigten Vortrag: Eigen-
tümliche Frostwirkungen des letzten Winters bei gewissen
Laubhölzern.
Von seltenen und neuen Gehölzen liegen aus: Jamesia americana
Torr, et Grag, aus den Rocky Mountains von Arizona, Colorado, und
Fendlera rupicola Engelm. et Grag, Fundort: senkrechte Felswände in
Texas; beide in reicher Blüthe.
Den Schluss der Sitzung bildet ein Gang durch den K. botanischen
Garten, wobei Garteninspector F. Bedien in liebenswürdiger Weise die
Führung übernimmt und die nöthigen wissenschaftlichen Erläuterungen giebt.
IM. Section für Mineralogie und Geologie.
Erste Sitzung am 21. Februar 1895. Vorsitzender: Geh. Hofrath
Dr. H. B. Geinitz. — Anwesend 23 Mitglieder.
Der Vorsitzende leitet die Sitzung mit Worten der Erinnerung an
die jüngst verstorbenen Mineralogen und Geologen Prof. Dr. Job. Fr.
Johnstrup in Kopenhagen, f am 31. December 1894, 70 Jahre alt, und
Prof. Dr. Haushofer, Director des K. Polytechnikums in München,
f am 8. Januar 1895, ein.
Dem Ersteren hat V. Madsen in Geol. Foren. Förhandl., No. 162, Bd. 17, S. 85
einen Nekrolog gewidmet.
8
Unter Bezugnahme auf eine reiche und kostbare Büchersendung für
die Bibliothek der Isis von Seiten der U. St. Geological Survey in
Washington weist der Vorsitzende zunächst nur auf folgende wichtige
Arbeiten hin:
David White: Ueber die Kohlenbassins des südwestlichen Missouri (Bull. No. 98);
W. B. Clarke: Ueber die mesozoischen Echinodermen der Vereinigten Staaten,
mit 50 Tat. Abbild. (Bull. No. 97);
C. B. Boyle: Katalog und Bibliographie der amerikanischen mesozoischen In-
vertebraten (Bull. No. 102);
F. W. Stanton: Die Invertebraten-Fauna der Colorado-Formation (Bull. No. 106).
Näher verbreitet er sich dann über die folgenden ihm zugegangenen
neuesten literarischen Erscheinungen;
Joachim Bar ran de: Systeme silurien du centrede la Boheme, Vol. VIII, T. I:
Bryozoen, Hydrozoen und Anthozoen, von Phil. Pocta. Prag 1894, 21 Taf.;
L. Ch. de Saporta*)-- Flore fossile de Portugal, avec notice stratigraphique par
Paul Choffat. Lisbonne 1894, 40 pl. ;
Jowa: Geological Survey, Vol. I. Des Moines, Jowa, 1893;
B. Lundgren: Die Molluskenfauna der Mammillatus- und Mucronata-Schichten
des nordöstlichen Schonen. Stockholm 1894;
H. 0. Seeley: .Researches on the structure, Organisation and Classification of the
fossil Reptilia. London 1894;
Fr. J. V. Skiff: Beschreibung des Field Columbian Museum in Chicago.
Chicago 1894;
H. W. Conwentz: XV. amtlicher Bericht über die Verwaltung des west-
preussisclien Provinzial-Museums in Danzig für 1894;
We alt on Hind: A monograph on Carbonicola (Anthracosia) , Anthracomya and
Najadites in der Steinkohlenformation. London 1894, 11 pl. (Palaeontogr. Soc.);
J. W. Dawson: Ueber Najadites in der Steinkohlenformation von Neu-Schott-
land (Quart. Journ. Geol. Soc. 1894);
J. Cornet: Die Geologie des südöstlichen Theils des Congo-Beckens und die
metallführenden Lagerstätten von Katanga. 1894;
F. E. Geinitz: Die Endmoränen Mecklenburgs. Rostock 1894;
R. Beck: Ueber die corrodirende Wirkung des Windes im Quadersandstein-
gebiete der Sächsischen Schweiz (Zeitschr. deutsch, geol. Ges. 1894);
L. Fletcher: On recent progress in Mineralogy and Crystallography. Lon-
don 1894;
C. Klein: Der Universaldrehapparat, ein Instrument zur Erleichterung krystal-
lographisch- optischer Untersuchungen. Berlin 1895. (Sitzungsber. d. Ak.
d. Wiss.)
Hierauf spricht Lehrer 0. Ebert über neue cretacische Schwarz-
kohlenfuncle nordwestlich von Dresden im Gebiete des cenomanen
Quaders und Pläners, welche aber keineswegs zu Versuchen nach bau-
würdigen Kohlen verleiten können.
Oberlehrer H. Engelhardt giebt eine Darstellung tertiärer Flo-
ren-Verhältnisse von Ecuador und Colombia.
Das Resultat seiner Untersuchungen gipfelt darin, dass die ihm vorliegenden
Pflanzenreste sich noch heute mit den in Südamerika lebenden Pflanzen vergleichen
lassen, dass die heutige Flora mit der tertiären im innigen Zusammenhänge stehe, und
zwar infolge der schon frühen geologischen Abgeschlossenheit dieses Continentes und
dessen eiuigermassen grossen Beständigkeit in klimatischer Hinsicht.
*) Louis Charles Joseph Gaston Marquis de Saporta ist am 26. Januar 1895
in seinem 72. Lebensjahre in Aix-en-Provence verschieden.
9
Zweite Sitzung am 18. April 1895. Vorsitzender: Geh. Hofrath
Dr. H. B. Geinitz. — Anwesend 25 Mitglieder.
Die von den Tagesblättern gebrachte Nachricht von dem plötzlichen
Hinscheiden des Prof. James D wight Dana in Newhaven, Conn., wird
von dem Vorsitzenden bezweifelt, er gedenkt dieses hervorragenden Natur-
forschers Amerikas heute noch als Lebenden.*)
Prof. Dr. E. K a 1 k o w s k y spricht über Korallenkalke in
Deutschland.
In neuerer Zeit sind wiederum Untersuchungen über den Aufbau der recenten
Korallenriffe angestellt worden, die gezeigt haben, dass hier dreierlei Gesteinsarten Vor-
kommen, nämlich 1. „gewachsener“ Korallenfels; 2. Kalk-Psammit mit Bruchstücken von
Korallenfels; 3. Kalk-Pelit. Charakteristisch für Kiffe ist nun doch besonders der
Korallenfels, in dem wenigstens z. Th. die Korallen auf einander fortgewachsen sind
und für die Gesteinsbildung ein festes Gerüst geliefert haben. Der Vortragende hat
nun fast zwei Dutzend Vorkommnisse von Korallenkalken in Deutschland besucht,
ihren Gehalt an Fossilien ausgebeutet und dabei auch besonders auf die Gesteins-
beschaffenheit geachtet; aber nirgends konnte er den oben unter 1. angeführten „ge-
wachsenen“ Korallenfels auffinden. Die devonischen Korallen bei Gerolstein und am
Iberg bei Grund im Harz kommen isolirt im Gestein vor und bilden keine Kiffe. Das
Vorkommniss im untersten Lias von Adneth bei Salzburg zeigt zwar, wie die Marmor-
platten in der Walhalla bei Kegensburg und Säulen in München lehren, Lithodendron-
Anhäufungen, ist aber räumlich unbedeutend. Dasselbe gilt von dem alpinen unter-
liassisclien Korallenkalk vom Gipfel des Hochfellen bei Bergen in Bayern. Im Dogger
treten bei Attenhofen in Schwaben, im Hauptoolith bei Riedlingen in Baden, im Oxford
bei Goslar und Hildesheim, im oberen weissen Jura bei Nattheim. Gussenstadt, Ettlen-
schiess, Sirchingen, Sotzenhausen und Blaubeuren in Schwaben die Korallen durchaus
nur in verhältnissmässig recht dünnen Schichten als Bruchstücke oder als einzelne
Stöcke auf. Der von Korallen freie Kalkstein des weissen Jura in Schwaben kann aber
seiner petrographischen Beschaffenheit wegen auch nicht als Riffkalk aufgefasst werden.
An dem Korallenfels von Arnegg bei Ulm konnte die angebliche Mächtigkeit von
100 Fuss gar nicht festgestellt werden; überdies liess sich auch hier durchaus kein ge-
wachsener Korallenfels nachweisen. Dasselbe gilt von dem tithonischen Korallenkalk
von Kelheim und Abensberg und von dem Vorkommen unteroligocäner Korallen zu
Reit im Winkel. Kalksteine mit Riffkorallen sind eben noch keine Korallenriffe.
Der Vortragende demonstrirt die Korallenkalke und die Art des Auftretens der
Korallen in ihnen an zahlreichen Handstücken und Exemplaren.
Rentier W. Osborne macht Mittheilungen über die im Pliocän
der Insel Java gefundenen versteinerten Reste eines Skelettes, das von
seinem Finder, dem holländischen Militärärzte Duboi als zu einem Mittel-
gliede zwischen Anthropoiden und Menschen gehörig bezeichnet und
Pithekanthropus erectus benannt wurde.
Gefunden wurde 1. ein Backzahn, der unzweifelhaft einem Anthropoiden angehört
2. in einer Entfernung von 1 m davon das Fragment eines Schädels (Schädeldach) und
3. in 15 m Entfernung davon ein Oberschenkelknochen. Duboi berechnet den Schädel-
inhalt auf ca. 1000 cbcm, was bedeutend mehr als bei einem Anthropoiden, aber
V8 weniger als beim Menschen ist. Nach dem Oberschenkel zu urtheilen müsste das
Wesen einen aufrechten Gang gehabt haben. Daraus schliesst Duboi, dass es ein
zwischen den Anthropoiden und dem Menschen stehendes Wesen war.
In der Sitzung der Berliner anthropologischen Gesellschaft vom 19. Januar 1895
wurde die Schrift Duboi’s über den Pithekanthropus erectus mit Photographien der
*) Die bald darauf von der Familie des Verewigten eingegangenen Mittheilungen
führten leider die tief betrübende Bestätigung jener Nachricht herbei: Prof. J. D.
Dana ist nach rastloser Thätigkeit am 14. April 1895 im 83. Lebensjahre gestorben.
Sein Nekrolog mit Bildniss ist von seinem Sohne und Nachfolger Eduard S. Dana im
Am. Journ. of Science, Vol. XLIX, May 1895, niedergelegt.
10
Fundstücke von Dr. Krause besprochen, und das Resultat der sich anschliessenden
Discussion war folgendes:
1. Es kann nicht mit Sicherheit geschlossen werden, dass die drei Skeletttheile
von einem und demselben Individuum stammen;
2. es ist unmöglich, aus dem Schädelbruchstücke den Schädelinhalt zu berechnen;
3. der Oberschenkelknochen stammt beinahe mit voller Sicherheit von einem
Menschen.
Infolge dessen konnte sich die Versammlung der Ansicht Duboi’s, dass die Ske-
lettreste von einem Mittelgliede zwischen Anthropoiden und Menschen stammen, nicht
anschliessen.
Dritte Sitzung am 20. Juni 1895. Vorsitzender: Geh. Hofrath
Dr. H. B. Geinitz. — Anwesend 30 Mitglieder.
Die gewaltigen Veränderungen und Erweiterungen, welche das Eisen-
bahnnetz in und um Dresden in diesen Jahren erleidet, haben auch eine
der grössten geologischen Zierden Sachsens, die berühmten Melaphyr-
gänge in dem Plauens eben Grunde betroffen.
Es erschien daher zeitgemäss, denselben vor ihrem gänzlichen Ver-
schwinden noch einen Abschiedsgruss von Seiten unserer mineralogisch-
geologischen Section zu bringen, und wurde deshalb die Sitzung auf dem
jenen Gängen unmittelbar gegenüberliegenden Plauenschen Felsenkeller
abgehalten.
Nach einer vorherigen Besichtigung der bereits bis auf ihren Grund
weggesprengten Melaphyrgänge im Syenit
verbreitete sich Dr. W. Bergt eingehend über die ansehnliche
Litteratur und das Wesen dieser Gänge (vergl. Abhandl. II),
worauf der Vorsitzende seine Ansichten über die Einwirkung der-
selben auf die Bildung des als ,, Plauenscher Grund“ speziell
bezeichneten Felsenthaies von Neuem zusammenfasst. (Vergl. Ab-
handl. III.)
Auf eine Notiz von Herrn H. Krone über ein ähnliches Vorkommen
von Melaphyr bei Aden wird Dr. W. Bergt nach vorgenommener pe-
trographischer Untersuchung zurückkommen.
IV. Section für prähistorische Forschungen.
Erste Sitzung am 17. Januar 1895. Vorsitzender: Rentier W.
Osborne. — Anwesend 21 Mitglieder.
Lehrer 0. Ebert spricht über neolithische Ansiedelungen und
Begräbnissplätze bei Lobositz in Böhmen auf Grundlage der Aus-
grabungen R. von Weinzierl’ s
und legt ein durchlochtes Stein-Amulett und eine Glasperle aus dem
Urnenfeld von Stetzsch vor.
11
Rentier W. Osborne berichtet über ein neolithisches Grab auf
dem Hügel „Homolka“ bei Bohnic in der Nähe von Prag, in welchem
sich ein Gerippe mit gänzlich zertrümmertem Schädel, ein ziemlich grosser
polirter Steinkeil und ein schwarzes Thongefäss mit vertikal stehendem
Henkel („Lobositzer Typus“ nach R. von Weinzierl) befanden.
Lehrer A. Jentsch macht auf uralte Ackerspuren in der Trieske
bei Pillnitz aufmerksam.
Dr. J. Deichmüller legt vor und bespricht das Werk von C.
Koenen: Gefässkunde der vorrömischen, römischen und fränkischen Zeit
in den Rheinlanden, Bonn 1895.
Geh. Hofrath Dr. H. B. Geinitz lenkt die Aufmerksamkeit auf die
neuerschienene 2. Auflage der Schrift von A. Yoss: Merkbuch, Alter-
thümer aufzugraben und aufzubewahren, Berlin 1894.
Zweite Sitzung am 14. März 1895. V orsitzender : Rentier W.
Osborne. — Anwesend 24 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende hält einen Vortrag über Ursprung und Heimath
des Urmenschen.
Bei Beantwortung der Frage nach dem Ursprünge des Menschen werden zwei
Ansichten geltend gemacht, die sich ziemlich schroff gegenüberstehen : die theologische
und die naturwissenschaftliche. Erstere nimmt an, dass der Mensch als solcher erschaffen
worden sei, letztere behauptet auf Grund von Darwin’s Lehre, dass er sich nach und
nach aus einer niederen Lebensform, speziell einem Anthropoiden, entwickelt habe.
Nur die letztere Ansicht, die naturwissenschaftliche, lässt eine Discussion zu, während
die theologische reine Glaubenssache ist.
Darwin sagt in seinem Werke über den Ursprung des Menschen, dass nur eine
einschneidende Aenderung der Existenzbedingungen die Ursache gewesen sein könne,
dass der Anthropoide sich zum Menschen aushildete, denn wären die Existenzbedingungen
immer dieselben geblieben, so hätte für den Anthropoiden kein Grund zur Aenderung
Vorgelegen. Moritz Wagner trachtet die Ursache dieser Aenderung der Lehens-
bedingungen festzustellen und kommt zu dem Ergebnisse, dass der Eintritt der Eiszeit
diese Ursache gewesen sei. Das Verschwinden der tropischen Vegetation der Tertiär-
zeit und mit ihr der grossen Bäume infolge des Klimawechsels zwang den Anthro-
poiden, der bisher ein Kletterthier war, seine Nahrung am Boden zu suchen und sich
den aufrechten Gang anzugewöhnen. Als Ort der Umwandlung des Anthropoiden zum
Menschen nimmt Wagner infolge verschiedener Erwägungen das nördliche Europa und
nördliche Asien an.
Josef Müller geht einen Schritt weiter und sucht zu ergründen, auf welche
Weise die Umwandlung des Anthropoiden zum Menschen stattgefunden habe. Nach
seiner Meinung war es der Gebrauch des Steines als Waffe, zu dem der Anthropoide
infolge seiner geringen Fortbewegungsfähigkeit am Boden gezwungen wurde und der
die Veranlassung zur Erlernung des aufrechten Ganges war.
Franz von Schwarz verlegt den Ort der Umwandlung des Anthropoiden in das
centrale Afrika, indem er das Verschwinden der Baumvegetation daselbst infolge der
allmählichen Austrocknung des Sahara-Meeres annimmt.
Dr. J. Deichmüller macht gegen die Ansicht, dass Nord-Europa
als Ort der Umwandlung des Anthropoiden zum Menschen anzusehen sei,
den Umstand geltend, dass man im nördlichen Europa, welches geologisch
doch am besten erforscht sei, bisher weder Reste von Anthropoiden noch
von Zwischengliedern zwischen diesen und dem Menschen gefunden habe.
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Excursion.
Am 12. Mai 1895 besuchten 4 Mitglieder der Isis die Burgwälle
von Kleinböhla und von Altoschatz bei Oschatz.
Ein von Gutsbesitzer Teller, dem Eigenthümer des Kleinböhlaer Walles, gesandter
Wagen beförderte die Theilnelimer an dem Ausfluge von Bahnhof Dahlen nach Klein-
bölila, wo sie von der Familie des genannten Herrn in gastlicher Weise empfangen
und bewirthet wurden. Hierauf erfolgte ein Rundgang um den noch wohlerhaltenen
Wall (vergl. dessen Beschreibung in den Abhandl. der Isis, 1894, VIII), auf welchem eine
grössere Zahl spätslavischer und frühmittelalterlicher Gefässscherben gesammelt wurde.
Der Weg nach Oschatz wurde wiederum zu Wagen zurückgelegt und dann nach
dem 1V2 km südlich der Stadt bei dem Dorfe Alto schätz gelegenen Burgwall (vergl.
Sitzungsber. der Isis, 1892, S. 8) gewandert. Die durch den Steinbruchbetrieb bewirk-
ten Durchschnitte durch den Wall gaben auch hier reichlich Gelegenheit zum Sammeln
slavischer Gefässscherben und thierischer Reste.
Den Schluss des Ausflugs bildete die Besichtigung der Gletscherspuren auf der
Oberfläche des Quarzporphyrs in den Steinbrüchen am Schwemm - Teich nördlich von
Altoschatz.
Y. Section für Physik und Chemie.
Erste Sitzung am 10. Januar 1895. Vorsitzender: Prof. Dr. E.
von Meyer. — Anwesend 79 Mitglieder und Gäste.
Prof. Dr. W. Hempel hält einen Vortrag über die Principien der
Heizung.
Nach Erörterung und theilweiser Demonstration der wichtigsten neueren Heiz-
vorrichtungen gelangt Vortragender zu dem Schluss, dass die neuen Gasöfen von
Siemens in Folge der vortrefflichen Ausnutzung der strahlenden Wärme allen den
Anforderungen, die an eine gute Heizanlage zu stellen sind, am besten entsprechen.
Durch zahlreiche Versuche mit Gasöfen verschiedener Construction wurde der Vortrag,
der an sich grosses act.uelles Interesse beansprucht, belebt.
An denselben schliessen sieb einige Bemerkungen des Herrn Fr.
Siemens.
Zweite Sitzung am 7. März 1895. Vorsitzender: Prof. Dr. E. von
Meyer. — Anwesend 36 Mitglieder.
Der Vorsitzende hält einen Vortrag über Carl Wilhelm Scheele
und die Chemie seiner Zeit.
Nach einem kurzen Lebensabriss des deutsch - schwedischen Apothekers werden
seine grossartigen Leistungen auf den verschiedenen Gebieten der Chemie gekenn-
zeichnet : seine bahnbrechenden Forschungen und vielseitigen Entdeckungen im Bereiche
der unorganischen, der organischen, der analytischen Chemie. Er war, wie sich erst
jetzt herausgestellt hat, der Erste, dem die Isolirung des Sauerstoffs gelang. Seine
Gabe, scharf zu beobachten, grenzt an das Fabelhafte. Die Gestalt Scheel e’s ragt unter
seinen bedeutenden Zeitgenossen, deren Bedeutung kurz dargelegt wird, weit hervor.
Der Vorsitzende spricht sodann über die neuere Tageslitteratur, ins-
besondere über das von Lord Rayleigh und Bamsay entdeckte und
sorgfältig erforschte Argon, dessen Darstellung und Verhalten eingehender
erörtert wird.
13
Dritte Sitzung am 2. Mai 1895. Vorsitzender: Prof. Dr. E. von
Meyer. — Anwesend 37 Mitglieder.
Dr. B. Schorler übermittelt der Versammlung den Dank der Ge-
sellschaft Isis in Meissen für die ihr von unseren Vertretern überbrachten
Glückwünsche zu ihrem 50. Jubelfeste, und theilt mit, dass die Meissner
Schwestergesellschaft ihre Zustimmung zur gemeinsamen Feier unseres
60jährigen Stiftungsfestes am Himmelfahrtstag in Meissen gegeben habe.
Hierauf hält Privatdocent Dr. Fr. Förster einen Vortrag über die
chemische Natur der Metalllegierungen.
Der Vortragende legt dar, dass zumal nach den auf verschiedenen Wegen in der
neueren Zeit unternommenen physikalisch-chemischen Forschungen die starren Metall-
legierungen aufgefasst werden müssten als mechanische Gemenge, sei es, dass die
einzelnen Metalle darin neben einander krystallisirt wären, sei es, dass neben reinen
Metallen sich Verbindungen der Metalle unter sich ausgeschieden hätten. In diesem
letzteren Falle, welcher recht oft vorkommt, hat man sich vorzustellen, dass das zunächst
aus der noch geschmolzenen, dann also eine echte Lösung bildenden Legierung aus-
krystallisirende Metall sich mit einer Anzahl Atome des die Rolle des Lösungsmittels
spielenden anderen Metalles verbindet, ähnlich wie z. B. Glaubersalz aus wässriger
Lösung mit einer Anzahl von Molekeln Krystallwasser anschiesst. Es ist in zahlreichen
Fällen schon gelungen, solche Verbindungen aus den Legierungen abzuscheiden; ihr
Vorhandensein und ihre oft sehr eigenartigen Eigenschaften bedingen vielfach das
mechanische Verhalten der Legierungen.
Der Vorsitzende macht sodann weitere Mittbeilungen über das
Argon, sowie über das in neuerer Zeit vielgenannte Calcium carbi d
und das daraus mittelst Wasser zu gewinnende Acetylengas, über
dessen Darstellung und praktische Verwendung unter Vorführung von
Versuchen einige Angaben gemacht werden.
YI. Seetion für Mathematik.
Erste Sitzung am 14. Februar 1895. Vorsitzender: Prof. Dr. W.
Hall wachs. — Anwesend 13 Mitglieder.
Prof. Dr. K. Rohn spricht über die Darstellung einfacher
complexer Functionen durch Modelle.
Der Vortragende zeigt und bespricht einige auf der technischen Hochschule zu
München hergestellte, im Verlag von Brill in Darmstadt erschienene Gypsmodelle,
welche die reellen und imaginären Tlieile von Functionen einer complexen Variabein
räumlich als Flächen darstellen und dadurch besonders geeignet sind, die Singularitäten
der betreffenden Functionen zu veranschaulichen.
Zweite Sitzung am 16. Mai 1895. Vorsitzender: Prof. Dr. W.
Hallwachs. — Anwesend 13 Mitglieder.
Prof. Dr. G. Helm spricht über die Anwendung Fourier’ sch er
Integrale auf die Theorie des Spectrums.
Der Vortragende berichtet über die Arbeiten von Garbasso (Atti di Torino,
XXX, 16. Dec. 1894) und Jaumann (Wied. Annalen, 53, S. 832).
14
Prof. Dr. W. Hallwachs spricht über das Problem der Strom-
verzweigung in einem Wechselstromnetz, insbesondere über die
bequeme Lösbarkeit desselben mittels complexer Widerstandsoperatoren,
und erläutert diese Methode an Zahlenbeispielen.
Dritte Sitzung am 13. Juni 1895. Vorsitzender: Prof. Dr. W.
II all wachs. — Anwesend 7 Mitglieder.
Dr. A. Witting referirt über eine Arbeit von H. Maschke: Ueber
ternäre endliche Substitutionsgruppen, die ein Dreieck ungeändert lassen
(Amer. Journ. of Math., XVII, No. 2), und schliesst daran einige Be-
merkungen über die Behandlung der analogen Gruppen, die sich bei
n homogenen Variabein ergeben. Die Ausführungen beziehen sich auf
die Gruppe selbst, sowie auf die zugehörigen invarianten Formen.
VII. Hauptversammlungen.
Erste Sitzung am 31. Januar 1895. Vorsitzender: Prof. Dr. 0.
Drude. — Anwesend 65 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende macht zunächst auf verschiedene neuere litterarische
Erscheinungen aufmerksam.
Als ersten Theil eines Doppelvortrags über die Geschichte der
Papierfaser-Stoffe und ihrer technischen Zubereitung*) bespricht
Prof. Dr. 0. Drude die Papierstoffe in ihrer culturhistorischen Bedeutung
und die Hilfsmittel ihrer Unterscheidung nach den Methoden der bota-
nischen Rohstofflehre.
Es mag einleitend auf den Gegensatz zwischen pflanzlichen Rohstoffen zur Haupt-
nahrung des Menschen und solchen zu seinen technischen Verwendungen hingewiesen
werden: Die ersteren haben sich nur langsam unter Hinzuziehung der in neu ent-
deckten Erdtheilen Vorgefundenen Anbaupflanzen vermehrt und scheinen kaum einer
weiteren Vermehrung bedürftig oder fähig; technische Rohstoffe aber, wie die Papier-
fasern und ihre Surrogate, sind in einer stetigen Zunahme besonders aus dem Grunde,
weil hier auf technischem Wege Erfindungen gemacht werden, die schlechtere Rohstoffe
verbessern und aus ihnen hochwerthige Erzeugnisse schaffen können.
Seit Erfindung der Schriftzeichen musste so , wie deren Anwendung stieg , das
Bedürfniss nach den Unterlagen der Schrift sich steigern. Von pflanzlichen Stoffen
scheinen dazu zuerst abgespaltene Tafeln oder ganze, armesdicke Stammstücke von
Bambusrohr**) gedient zu haben, wie es in Asien noch jetzt gebräuchlich ist und ein
Sammlungsstück des hiesigen botanischen Gartens mit sumatranischen Inschriften zeigt ;
oder aber die starken Blätter von Palmen lieferten Streifen eines dauerhaften Karten-
*) Den zweiten Theil dieses Vortrags s. unter Hauptvers. am 28. März 1895.
**) Vergl. Hirth über die Erfindung des Papiers in China (Litteraturbericht von
Peterm. Geogr.- Mittlgn. No. 397, Jahrg. 1891): Als ältester Schreibstoff haben dort
Bambustäfelchen gedient; sodann trat Seidenpapier im 2. oder 3. Jahrhundert v. Chr.
an die Stelle. Das vegetabilische Faserpapier vom Papiermaulbeerbaum soll von
T’sai Lun im Jahre 105 n. Chr. erfunden sein und kam über Samarkand nach dem
Westen.
15
Mattes, wie sie noch heute bei den Bewohnern Ceylons von der berühmten indischen
„Palmyra“: Borassus flabellifer, stark im Gebrauche sind und von einer Wandertruppe
im zoologischen Garten vor einigen Jahren gezeigt wurden.
Für die Cultur des classischen Alterthums und des davon abhängigen Mittelalters
wurde aber das Produkt einer ganz anderen Pflanze unter ägyptischem Einfluss mass-
gebend: Unser Wort „Papier“ leitet sich ab von Papyrus und erinnert so an einen
der grössesten Dienste, den das erfinderische Talent des alten Aegyptens der Civilisation
geleistet hat, indem es aus den Riesenhalmen des hohen, mit Straussköpfen geschmück-
ten Cyperus Papyrus die dünnen Lamellen von schwammigem Mark mit zähen Bast-
fasern schnitt und durch kreuzweise Lagen von 2 oder 3 mit Stärkekleister zusammen-
gepressten Schichten die bis zu unseren Zeiten überkommenen Papyrusrollen verfertigte.
Dieses Papier ist ungleich haltbarer und brauchbarer als das nur aus weichen, paren-
chymatischen Zellen ohne Baststränge herausgeschnittene Markpapier von Aralia
(Fatsia) papyrifera , das aus Ostasien unter dem unbegreiflichen Namen „Reispapier“
auch zu uns herkommt und nur zu zarten' Malereien verwendbar bleibt.
Ein Stoff wie der Papyrus konnte nur so lange ausreichen, als er auch in seinem
Heimathlande ein seltnerer Verbrauchsgegenstand war; zwar verbreitete die Cultur bis
weit in das westliche Mittelmeerbecken (Sicilien) hinein den Anbau dieses Cypergrases,
ohne jedoch damit je den Bedarf nordischer Länder decken zu können. Bei hohem
Preise*) musste er einer besseren Erfindung weichen.
Diese Erfindung lag in den aus Pflanzenfasern gefilzten Papieren. Es steht
fest, dass diese Filzpapiere niemals aus roher, un versponnener Baumwolle verfertigt
sind, wie man lange Zeit glaubte; Alles was man von ältesten Papieren im Abendlande
und Orient kennt, besteht aus Bastfasern von Lein oder Hanf, und schon die Faijumer
Papiere geben sich als aus Hadern dieser Stoffe bereitet zu erkennen**). So sehen
wir, während in Ostasien die Broussonetia Veranlassung zu der ersten Herstellung
von aus Bastfasern gefilzten Papieren wurde, im Mittelalter diese Kunst über den
Orient nach Europa kommen und sich anknüpfen an die beiden wichtigsten Faserpflanzen
dieser Länder noch heute: an Lein und Hanf.
Der Lein beansprucht unter den nicht zur Nahrung dienenden Culturpflanzen des
Orients und Europas zweifellos den ersten Rang; linnene Gewänder waren überall die
herrschenden, schon die Mumien findet man in linnene Binden eingewickelt, Baumwoll-
gewänder traten im Alterthum zuerst in Indien und Oberägypten auf und wurden nach
dem Westen als Kostbarkeiten verhandelt. Plinius erzählt, dass der spanische und
oberitalische Lein als beste Sorten gelten und fährt fort: Selbst bis zu den Germanen
jenseits des Rhein ist diese Kunstfertigkeit gedrungen, und das germanische Weib
kennt kein schöneres Kleid als das linnene.
So war die Erzeugung des Hadern- oder Lumpenpapieres, welche um 650 n. dir.
durch Chinesen in Samarkand eingeführt und nach dessen Eroberung i. J. 704 den
Arabern bekannt geworden sein soll, hauptsächlich an die Leinpflanze und neben ihr
an den im Orient einheimischen Hanf geknüpft, und es muss sich der Wechsel vom
Papyrus zum gefilzten Bastfaserpapier zwischen 800— 1000 n. Chr. vollzogen haben, wie
auch die Befunde der berühmten Sammlung des Erzherzog Rainer in El Faijum be-
zeugen. In Bagdad gab es schon um die Mitte des 9. Jahrhunderts einen Platz,
genannt „Markt der Papierhändler“; dort wurde hauptsächlich Hanfpapier verkauft,
dessen Rohstoff alte Hanfstricke lieferten, die im Schiffsdieiist abgenutzt worden waren.
Als bestes leinenes Papier der arabischen Periode galt das Papier von Khorassan. Um
die Mitte des 12. Jahrhunderts bildete Ceuta einen Papiermarkt, in Spanien blühte
diese Industrie in Toledo und Valencia.
Seitdem verbreitete sie sich allgemein und bewegte sich in den gleichen Grund-
stoffen, bis nach der Entdeckung Amerikas die Einführung der Baumwolle allgemeiner
wurde und nunmehr auch dieser Rohstoff in die Hadernpapiere mit steigendem Mengen-
verhältniss eintrat. Aber schon seit dem vorigen Jahrhundert ist man bemüht, den
sich immer mehr steigernden Papierbedarf durch Einführung von Surrogaten in diese
*) Um 1000 n. Chr. kosteten 21/2 pm Papyrusrolle 6 Karatgold oder 1 Thaler;
diese Fläche entspricht etwa 33 gewöhnlichen Papierbogen, welche jetzt bei ungemein
gesunkenem Geldwerth den 10. Theil kosten.
**) Siehe die in dieser Beziehung als hauptsächlichste Quellen dienenden Abhand-
lungen von Br iquet: Recherches sur les premiers papiers employes en occident et en Orient
(Paris 1886) und Wiesner: Mikroskopische Untersuchung des Papieres, in Mittheilungen
aus d. Samml. d. Papyrus Erzherzog Rainer, welches grosse Werk sich in der K. öffentl.
Bibliothek zu Dresden-Neustadt befindet.
16
Industrie zu decken, deren Yerwerthung durch die Fortschritte der Technik eine
ungemein wichtige wurde. Als wichtigste Bastfaser-Surrogate können die mono-
kotyledonen Faserstränge vom Mais, Esparto ( Stipa tenacissima ), von Agave-, Musa-
Arten und von Phormium tenax genannt werden, dann die dikotyledonen Bastfasern
der vielen Urticaceen (Nesseln, Böhmeria , Broussonetia , Morus , Humulus) und Mal-
vaceen ; selbst so abgelegen scheinende Stoffe wie Bastfasern vom gemeinen Besenstrauch
sucht man zu den Papierstoffen heranzuziehen und kann darin noch viel Glutes finden,
wenn es sich nur leicht und in grossen Massen gewinnen lässt.
Aber der Schwerpunkt liegt für die heutige europäische und für die von Europa
aus beeinflusste Industrie in der Einführung der Stroh- und Holzcellulose, welche
Stoffe, zuerst nur höchst geringwerthig und verrufen als Verderber guter Papiere,
durch die Entholzungsprocesse hochwerthig geworden sind. Da nun trotzdem ein grosser
Unterschied auf die Herkunft eines Papieres aus reinen Bastfasern oder Baumwollhaaren
von natürlicher Cellulose gegenüber den Surrogaten künstlicher Cellulose aus Stroh oder
Holz von Laub- und Nadelbäumen gelegt wird, so hat sich hier eine eigene mikro-
skopische Untersuchungstechnik zur Feststellung der Herkunft aller dieser im Papier
sich zusammenfindenden pflanzlichen Bohstoffe ausgebildet, die mit Tinctionen und feinen
Reactionsmitteln auf Holz arbeitet, Polarisation anwendet und eine eigene Litteratur
um sich auf baut. In dieses weite Feld, welches die pflanzliche Anatomie in den Kreis
technischer Hülfswissenschaften einbezogen hat, erhielt die Versammlung durch Vor-
führung einiger dem botanischen Institut gehöriger und von unserm Mitglied Herrn
Krone nach Originalpräparaten hergestellter Projections-Photogramme verschiedener
Papierfaserstoffe zum Schluss einen kurzen Einblick.
Zweite Sitzung am 28. Februar 1895. Vorsitzender: Prof. Dr.
0. Drude. — Anwesend 23 Mitglieder.
Geh. Hofrath Dr. H. B. Geinitz widmet einen warmempfundenen
Nachruf dem am 25. Februar d. J. verstorbenen correspondirenden Mit-
gliede Prof. Dr. Alfred Stelzner in Freiberg.
Dr. Fr. Raspe erstattet Bericht über den Kassenabschluss der
Isis für das Jahr 1894 (s. S. 23). Zu Rechnungsrevisoren werden Bankier
A. Kuntze und Prof. Dr. K. Rohn gewählt.
Der Voranschlag für 1895 wird einstimmig angenommen.
Prof. Dr. 0. Drude tlieilt weiter mit, dass infolge baulicher Aender-
ungen in der K. technischen Hochschule unsere Gesellschaft genöthigt ist,
die Hälfte des bisher zur Aufstellung ihrer Bibliothek benutzten Raumes
iml. Stock der K. technischen Hochschule abzugeben, und ihr dafür ein
Zimmer im Erdgeschoss zur Verfügung gestellt wird.
Die Hauptversammlung erklärt sich mit dieser Aenderung einver-
standen und beauftragt das Directorium und den Bibliothekar mit der
Auswahl und Vertheilung der Bücher in die beiden Räumlichkeiten.
Die Hauptversammlung erklärt ferner ihre Zustimmung zu den Vor-
schlägen des Vorsitzenden, bei Vermehrung ihrer Bibliothek sich vor
Allem auf die Beschaffung der nächstverwandten Gesellschaftsschriften
und der für die Studien ihrer Mitglieder nöthigen Werke und Zeitschriften
zu beschränken,
besondere Vollständigkeit der naturwissenschaftlichen Litteratur für
Sachsen, Thüringen und die benachbarten Gaue zu erstreben, und
falls nützliche und wichtigere Schriften wegen Raummangels veräussert
werden müssen, dieselben nicht aus dem Erlangungsbereich ihrer Mit-
glieder fallen zu lassen.
17
In Rücksicht auf das bevorstehende 60jährige Stiftungsfest unserer
Gesellschaft und die demnächst stattfindende Feier des 50jährigen Be-
stehens der Meissner Schwestergesellschaft wird beschlossen, im Mai
einen Ausflug nach Meissen zu unternehmen und mit der dortigen
Isis eine gemeinsame Festsitzung abzuhalten.
Prof. Dr. 0. Drude erklärt die neuen für die Station im botanischen
Garten angeschafften meteorologischen Instrumente, nämlich den
Wild’schen Verdunstungsmesser, den Campbeirschen Sonnenschein-Auto-
graph, ferner die Vacuum-Insolationsthermometer und Bodenthermometer
für Messung der Oberfläche, alle aus der Fabrik von Fuess in Berlin.
Dritte Sitzung* am 28. März 1895. Vorsitzender: Prof. Dr. 0.
Drude. — Anwesend 46 Mitglieder und Gäste.
An Stelle des verstorbenen Privatus F. Illing wird Geh. Regierungs-
rath Prof. Dr. E. II artig als Mitglied des Verwaltungsrathes gewählt.
Im Anschluss an Prof. Dr. 0. Drude’s Vortrag in der Hauptversamm-
lung am 31. Januar 1895 giebt Geh. Regierungsrath Prof. Dr. E. Hartig
eine Uebersicht über die Technik der Papierfabrikation und deren
Geschichte, unter A orzeigung von Proben aus der mechanisch -techno-
logischen Sammlung der K. technischen Hochschule.
Die älteste Nachricht über die Kunst, pflanzliche Fasergebilde in die elementaren
Holz- und Bastzellen aufzulösen und aus dem „Ganzzeug“ einen Niederschlag zu ge-
winnen, der nach gehöriger Entwässerung das Erzeugniss „Papier“ ergiebt, reicht bis
zum Jahr 125 v. Chr. (China, Staatsminister Tsai-lün) und bezeichnet das Bambusrohr
als Rohstoff; in der Uebertragung auf Zweige des Maulbeerbaumes*) fand 610 n. Chr.
durch Doncho und Hoyo aus Koreo Einführung nach Japan. Um das Jahr 751 ist
die Papierfabrikation aus Hadern und abgenütztem Tauwerk in der ostasiatischen
Stadt Samarkand nachgewiesen, um 794 in Bagdad, im Jahre 800 in Sana (Arabien),
von wo die weitere Verbreitung nach Aegypten (Kairo 900), Syrien (Damaskus 950),
Nordafrika (Fez 1000), Spanien (Toledo, Valencia 1000—1300), sowie nach Italien
(Fabriano 1150, Treviso 1365) sich verfolgen lässt. Die ursprünglich gebräuchliche
Zerfaserung der Hadern mit von Hand geführten Schlägeln wird hier unter Benutzung
des Stampfgeschirrs durch elementare Betriebskraft (Wasserräder) bewirkt, das Wasser-
zeichen wird erfunden (1285), die animalische Leimung tritt an Stelle der Verdichtung
mit Stärke (1271). In Deutschland ist die technisch schon gut entwickelte Papier-
fabrikation zuerst nachweisbar in Vorstadt Au bei München (1346), in Gleissmühle bei
Nürnberg (Ulmann Stromeir 1390), in Strassburg (1440), in Augsburg (1468), in Dresden
(1485), in Angermühle bei Leipzig (1492); die Schweiz besass in Zürich (1470) die erste
Papiermühle.
An der weiteren technischen Entwickelung der Papiertechnik haben sich vorzugsweise
Deutschland, Frankreich, Holland und England betheiligt, wie eine chronologisch geordnete
Aufführung der hauptsächlichen Erfindernamen ergiebt: Nachdem in Holland im
17. Jahrhundert das Stampfwerk durch die schneller wirkende Walzmühle („Holländer“)
ersetzt worden war, erfolgte deren Einführung in Deutschland durch Kunwitz in
Glauchau (1717); das Bleichen der Hadern mit Chlor begann auf Grund der Arbeiten
von Scheele (1774); die Langsiebmaschine, welche die Anwendung der Schöpfform all-
mählig verdrängte, kam durch Robert in Essonne bei Paris (1799) und den Fabrikanten
Donk in in London (1804) zu Stande; an der Gestaltung der einfacheren Rundsieb-
maschine betheiligten sich Br am ah und Dickinson in London (1805, 1820), sowie
Keferstein in Weida (1816); die Harzleimung ist eine Erfindung des Deutschen
Illig in Erbach (1806). Die fernerweite Entwickelung bezieht sich hauptsächlich auf
den Ersatz der Hadern durch die Fasern des Holzes und des Getreidestrohs. G. Keller
*) Broussonetia ycipyrifera.
18
in Hainichen (jetzt in Krippen bei Schandau) kam auf den Gedanken, die mechanische
Zerfaserung des Holzes mittelst eines Schleifprozesses zu bewirken (1845), dessen
Ausführung auf Maschinen von Voelter in Heidenheim seit 1860 in ausgedehntem
Maasse erfolgt, obwohl der so erhaltene Holzschliff wegen der Starrheit und geringen
Länge der darin enthaltenen Fasern nur als ein Füllstoff besserer Art aufzufassen ist;
die damit versetzten Papiere haben den Fehler, im Licht rasch zu vergilben. Einen
eigentlichen Ersatzstoff für Hadern erhält man aus Holz und Stroh erst durch chemische
Entfernung des Lignin und anderer Zwischen Zellstoffe nach vorhergegangener Zer-
kleinerung dieser .Rohstoffe. Hie hierzu geeigneten Verfahren knüpfen sich an folgende
Namen: Mellier in Paris (1850), Gewinnung des Strohzellstoffs durch Kochen in
alkalischer Lauge bei erhöhter Temperatur; Ooupier & Mellier in Paris (1852),
sowie Houghton in England (1857), Herstellung des Holzzellstoffs nach dem Natron-
verfahren; Tilghman in Philadelphia (1866), Ekman in Norwegen (1874). Mitscher-
lich in Deutschland (1878), Herstellung des Holzzellstoffs nach dem Sulfitverfahren.
Eine für Packpapiere geeignete Zwischenform des Holzfaserstoffs ergab sich, seitdem
Behrens in Varzin (1880) und 0. Meyh in Zwickau (1882) die zur Herstellung des
Holzschliffs bestimmten Holzstücke vor dem Schleifen mit heissem Wasserdampf be-
handelten (Braunholzschliff).
Zum Schluss giebt der Vortragende auf Grund einer von Prof. Kirchner in
Chemnitz bewirkten Abschätzung das Gesammtquantum der in Deutschland verarbeiteten
Papierrohstoffe
zu 410000 Tonnen für das Jahr 1877,
„ 625000 „ „ „ „ 1893
an, deren Vertheilung ungefähr folgende ist:
1877 1893
Hadern 67,1% 16%
Holzschliff 24,4 % 36%
Strohzellstoff 7,4% 16%
Holzzellstoff 1,1% 32%
Auch werden einige statistische Nachweise über die Zahl der Papierfabriken in
den verschiedenen Industriestaaten gegeben, unter denen Deutschland mit ungefähr
1500 an erster Stelle steht.
An den Vortrag scliliesst sich eine längere Discussion über die
Dauer der Haltbarkeit der nach dem Sulfitverfahren hergestellten Papier-
sorten mit Zusatz von Stroh- und Holzzellstoff und über das Tilghman’sche
Verfahren.
Vierte Sitzung am 25. April 1895. Vorsitzender: Dr. Fr. Raspe.
— Anwesend 53 Mitglieder und Gäste.
Prof. Dr. E. Kalkowsky spricht über die neuere Krystallo-
graphie und den Unterricht darin.
Der Vortrag wird als Abhandlung im nächsten Hefte dieser Sitzungsberichte
erscheinen.
An den Vortrag schliesst sich eine lebhafte Debatte.
Prof. Dr. K. Rohn theilt mit, dass der Kassenahschluss für 1894
geprüft und richtig befunden worden ist. Dem Kassirer wird Decharge
ertheilt.
Fünfte Sitzung am 23. Mai 1895. (Excursion und Festsitzung
zur Feier des 60jährigen Bestehens der Gesellschaft.)
Am 23. Mai 1895 unternahm eine grosse Anzahl von Mitgliedern mit
ihren Damen einen Ausflug nach Meissen.
Am Bahnhof vom 1. Vorstande der dortigen Gesellschaft Isis, Director
Dr. Franz Wolf empfangen und durch den Garten der Albrechtsburg nach
19
clem Burgkeller geleitet, vereinigten sich hier die Theilnehmer mit den
Mitgliedern der genannten Schwestergesellschaft zu einer gemeinsamen
Festsitzung, gemeinsam auch insofern, als die Meissner Isis einen Monat
zuvor ihr 50 jähriges Stiftungsfest gefeiert hatte. War damals die Dresdner
Isis nur durch eine Glückwunsch-Deputation vertreten gewesen, so galt
es heute, in gemeinsamer Sitzung der Gemeinsamkeit der Bestrebungen
Ausdruck zu geben.
Der Vorsitzende der Meissner Isis, Dr. F. Wolf, richtet zunächst eine herzliche
Begriissungsrede an die ihr 60 jähriges Stiftungsfest feiernde ältere Dresdner Schwester
und wünscht ihren Bestrebungen für die weitere Zukunft stets lohnenden Erfolg.
Prof. Dr. O. Drude dankt im Namen der Dresdner Isis und knüpft an das fröh-
liche in Meissen am 25. April verlebte Stiftungsfest an, auf welchem der heutige Tag
in Aussicht genommen wurde. Er trägt dann die damals in der gleichzeitig in Dresden
abgehaltenen Hauptversammlung beschlossenen Ernennungen von drei Ehrenmitgliedern
vor und überreicht zunächst beglückwünschend dem Vorsitzenden der Meissner Isis, Dr.
Franz Wolf , von jetzt ab Schuldirector in Rochlitz, das Ehrendiplom unserer Gesellschaft,
als ein Zeichen wahrhaft empfundener Anerkennung der in unermüdlicher Hingabe an
die Ziele naturwissenschaftlicher Vereinigungen in Meissen seit Jahren ausgeübten
Leitung der dortigen Isis. Nach dankender Erwiederung des Herrn Dr. Wolf werden
die beiden anderen Ehrenmitgliedschaften, deren Träger nach Meissen zu kommen leider
verhindert waren, verkündet: Prof. Dr. P. Magnus in Berlin und Prof. Dr. Fr. Lud-
wig in Greiz.
In einem kurzen Rückblick über die Geschicke der Gesellschaft Isis in dem seit
ihrer 50jährigen Stiftungsfeier verstrichenen Jahrzehnt betont der Vorsitzende, dass
die Gesellschaft in den alten Bahnen wissenschaftlichen Strebens fortgewandelt sei, wie
ein Blick auf die in den Sitzungsberichten und Abhandlungen verhandelten Gegenstände
lehrt. Das erste vor nunmehr 52 Jahren gedruckte Mitgliederverzeichniss habe 121
Mitglieder enthalten; unsere jetzige Zahl bewege sich zwischen 180 und 190. Dazu
komme aber noch eine nicht unbeträchtliche Zahl correspondirender Mitglieder in
Sachsen, die thatsächlichen regen Antheil an den Isis- Arbeiten nehmen und das Arbeits-
feld unserer Gesellschaft verbreitern helfen; dies sei ein besonders erfreulicher Umstand,
der auch in der Gegenwart mehrerer correspondirender Mitglieder bei der heutigen
Festversammlung seinen beredten Ausdruck finde. Denn die Isis ist für ihre eigene
Arbeit doch in erster Linie eine Gesellschaft für vaterländische Naturkunde, so
dass man sagen darf, auf diesem Gebiete sei ihre Arbeit unersetzlich und nehmen ihre
Druckschriften einen, wenn auch bescheidenen Platz von dauernder Bedeutung ein.
Fundamente sammeln zur Kenntniss der heimischen Natur und Naturgeschichte muss
auch weiterhin ihr hauptsächlichstes Arbeitsfeld bleiben, auf dem die verschiedenen
Sectionen sich freudig vereinigen; aber diese Ziele müssen im Anschluss bleiben an den
Fortschritt der gesammten Wissenschaft, den in grösseren Kreisen zu verbreiten und
durch einzelne Arbeiten selbständig zu fördern der weitere Zweck unserer Vorträge und
Abhandlungen ist. Die Gliederung in Fachsectionen, unter denen als älteste am
5. September 1844 die botanische Section, die nun auch über ein Halbjahrhundert alt
ist, gegründet wurde, hat sich stets als zweckmässig erwiesen, um die Arbeit auf
mehrere Schultern zu vertheilen und die Gesellschaft vor einseitigen Strömungen zu
schützen. Denn gerade im Gesellschaftsleben wird für den Einzelnen die Beschränkt-
heit menschlichen Wissens zum deutlichen Ausdruck, und der riesenhaft schwellende
Stoff, der bei allem Anwachsen geklärt und geläutert von einer Generation zur anderen
übertragen werden muss, erfordert seine Beherrschung durch eine Gesammtheit vielseitig
thätiger Männer, die — ein Jeder nach seinem Beruf und nach seinen Kräften —
wacker mitarbeiten und sammeln helfen; denn die heutige Naturerkenntniss und die
wissenschaftliche Bekanntschaft mit unserem eigenen engeren Vaterlande, dem wir zu-
nächst in Liebe unsere Dienste weihen, ruht auf vielen Säulen: mag auch die Isis sich
weiterhin als eine solche feste Säule in Streben und Erfolg bethätigen, mag sie mit
ihren Schwestergesellschaften im Bunde ihre durch die Naturforschung hohen Ziele
verfolgen.
An die Festsitzung schloss sich eine Wanderung nach dem Bismarck-
denkmal und durch das Kauhen- und Triebischthal nach dem Götter-
felsen, wo Kechtsanwalt KÖrnich -Meissen einen Vortrag über die
Porphyre und die Pechsteine der Meissner Gegend hielt.
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Nach der Stadt zurückgekehrt vereinigten sich ca. 120 Personen im
Gasthaus Säuberlich zu einem mit heiteren Tischreden gewürzten Mittags-
mahle, an welches sich Nachmittags ein Spaziergang über den Martins-
berg und den Poetenweg nach Neudörfchen anschloss.
Den Schluss des Ausflugs bildete ein gemüthliches Beisammensein im
Garten der Bahnrestauration Cölln.
Sechste Sitzung’ am 27. Juni 1895 (im Hörsaale des K. botanischen
Gartens). Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude. — Anwesend 29 Mitglieder
und Gäste.
Prof. Dr. G. Helm bringt zur Kenntniss einen Aufruf zu Beiträgen
für ein dem grossen Physiker Hermann von Helmholtz zu errichtendes
Denkmal.
Die Gesellschaft beschliesst, hierzu M. 100 als „Beitrag der Mitglieder
der Isis“ beizusteuern, welche Summe später durch freiwillige Beiträge
der Mitglieder gedeckt werden soll.
Prof. Dr. O. Drude macht aufmerksam auf eine in der Vierteljahr sschr.
der naturforsch. Ges. in Zürich erschienene Abhandlung von Alb. Heim:
Ueber das absolute Alter der Eiszeit,
und hält einen mit zahlreichen Demonstrationen verbundenen Vortrag
über die Förderung floristi scher Studien durch Formation s-
h e rbarien.
Der Bericht darüber wird als Anhang zu der in Arbeit befindlichen Studie über
die östlichen Pfianzengenossenschaften in Sachsen erscheinen.
Die Gesellschaft beschliesst noch, die Hauptversammlungen im Juli
und August aus fallen zu lassen.
Veränderungen im Mitgliederbestände.
Gestorbene Mitglieder:
Am 6. Januar 1895 starb in Dresden Privatus Feodor Illing,
wirkliches Mitglied der Isis seit 1882, Mitglied des Verwaltungsrathes der
Gesellschaft seit 1892.
Am 25. Februar 1895 verschied nach schweren Leiden in Wiesbaden
Bergrath Dr. Alfred Wilhelm Stelzner, Professor der Geologie an
der K. Bergakademie zu Freiberg, correspondirendes Mitglied seit 1865.
Geboren am 20. Dezember 1840 in Dresden als Sohn des hochverdienten Geh.
Kegierungsraths Gustav Stelzner und einer edlen Mutter, geh. Kuhn, hatte Alfred
Stelzner die hiesige Kreuzschule bis Obertertia besucht und trat von dort aus am
1. April 1856 in die K. polytechnische Schule in Dresden ein, um sich zunächst für eine
bergmännische Laufbahn vorzubereiten. Von Mitte October 1857 an benutzte der junge
Student die sich ihm darbietende Gelegenheit, sich ausserdem auf dem K. mineralogischen
Museum mit geologischen Arbeiten zu beschäftigen, in welchem Gebiete dem Verstorbenen
später so ausgezeichnete Arbeiten zu verdanken sind. 1859 wurde Stelzner an der
K. Bergakademie in Freiberg inscribirt, am 30. Juli 1866 finden wir ihn in der Fest-
schrift zum 100jährigen Jubiläum der Akademie als Bergwerkskandidat verzeichnet,
21
1867 ist er als Bergakademie-Inspector mit Abhaltung eines petrographischen und eines
petrefactologischen Praktikums beauftragt, nach dem Tode des Oberbergrath Prof. Reich
erhielt er die Verwaltung der Werner sehen Sammlung, der Sammlung von Rissen,
Zeichnungen und Modellen, welche Stellung er bis Ostern 1871 innegehabt haben mag.
In die folgenden Jahre fällt Stelzner’s Uebersiedelung nach Cordoba in Argen-
tinien als Professor der Mineralogie und Geologie, wo er auch die Vorarbeiten für sein
bahnbrechendes Werk „Beiträge zur Geologie und Paläontologie der argentinischen
Republik“ (1885) traf.
Nach dem Tode von Bernhard von Cotta wurde er an dessen Stelle im Jahre 1875
als Professor für Geognosie, Lagerstätten- und Versteinerungskunde nach Freiberg
berufen, wo er als Nachfolger von A. G. Werner, C. F. Naumann und B. von Cotta
an Sachsens berühmter Bergakademie diese Berufung nach allen Richtungen hin im
höchsten Grade gerechtfertigt hat. Insbesondere verdankt ihm Freiberg die neue Auf-
stellung der umfangreichen akademischen Sammlungen, deren Werth er durch seine
gründlichen Untersuchungen mit allen Mitteln der neuesten Methoden bedeutend erhöht
und leichter zugänglich gemacht hat. In Anerkennung seiner grossen Verdienste wurde
Stelzner zum K. Bergrath ernannt und ihm 1893 von Sr. Majestät dem Könige das
Ritterkreuz 1. Kl. vom Albrechtsorden verliehen.
Die zahlreichen wissenschaftlichen Abhandlungen Stelzner's, deren mannigfacher
Inhalt zumeist aus den letzten 30 Jahrgängen des neuen Jahrbuchs für Mineralogie,
Geologie und Paläontologie zu überblicken ist, erwarben ihm bald die hohe Achtung
aller Fachgenossen. Aufforderungen zu oft sehr verantwortlichen Gutachten über Vor-
kommen und Lagerungsverhältnisse nutzbarer Mineralien in nahen und fernen Ländern,
wie in Norwegen, oder zu Beurtheilungen von Quellen und Wasserläufen, wie in
Freiberg und Teplitz, oder auch bei Berufungen von Fachmännern nach dem fernen
Auslande erweiterten seinen internationalen Verkehr immer mehr und mehr.
Alle seine Schüler hingen mit grösster Liebe an Stelzner und folgten mit Be-
geisterung seinen gediegenen, klaren Vorträgen sowohl im Colleg als auf seinen zahl-
reichen geognostischen Excursionen.
In unsere Gesellschaft wurde der Verewigte 1865 eingeführt, bis zu seinem Tode
ist er ihr ein eifriger Freund und Förderer geblieben, jederzeit gern bereit, unseren
Mitgliedern von dem reichen Schatze seines Wissens mitzutheilen. Wir erinnern hier
nur an seine in unseren Gesellschaftsschriften veröffentlichten Vorträge über „Die Ent-
wickelung der petrographischen Untersuchungsmethoden in den letzten fünfzig Jahren“
(Festschr. d. Isis 1885, S. 25) und „Die Diamantengruben von Kimberley“ (Abhandl. d.
Isis 1893, S. 71). Manche lehrreiche und durch Humor gewürzte Stunde hat der für
immer geschiedene Freund unserem Isis-Kreise gewidmet; dem gelungenen Isis-Feste
am 17. October 1894 wohnte er in heiterer Stimmung bei und verkehrte auch noch
später mündlich und schriftlich bis Mitte November mit Dresdner Freunden anscheinend
gesund. Die tödliche Krankheit, die ihn nachher ergriff, hat ihn unter Begleitung
seiner treuen Schwester am 23. Januar d. J. zur Kur nach Wiesbaden geführt, wo er,
anstatt die erhoffte Genesung zu linden, am 25. Februar sanft verschied.
So ist er, der treue, unvergessliche Forscher und Freund, allen seinen Lieben und
der Wissenschaft entrissen worden, sein Andenken aber wird von Allen, die ihn gekannt,
heilig gehalten werden.
Am 21. März 1895 verschied in Dresden der emer. Seminaroberlehrer
Gotthelf Friedrich Reinicke, welcher unserer Gesellschaft fast sechs
Dezennien, seit 1839, ununterbrochen als wirkliches Mitglied angehört hat.
Am 28. März 1895 starb in Görlitz Dr. Reinhard Peck, Director
des Museums der dortigen naturforschenden Gesellschaft, correspondirendes
Mitglied der Isis seit 1868.
Am 13. April 1895 starb in Dresden Geh. Hofrath Dr. Wilhelm
Fränkel, Professor der Ingenieurwissenschaften an der K. technischen
Hochschule, wirkliches Mitglied seit 1866, Vorstand der Sectionen für
Mathematik und für Physik und Chemie in den Jahren 1870, 1871, 1878,
1884 und 1885.
Am 5. Mai 1895 verschied Dr. Carl Vogt, Professor an der Univer-
sität in Genf, Ehrenmitglied seit 1868,
22
Am 23. Juni 1895 starb Dr. Friedrich Tietjen, Professor der
Astronomie an der Universität und Director des Recheninstituts der K.
Sternwarte in Berlin, correspondirendes Mitglied seit 1868.
Neu aufgenommene wirkliche Mitglieder:
Förster, Fritz, Dr. phil., Privatdocent an der K. technischen Hochschule
in Dresden, am 25. April 1895;
Funk, Ernst, Apotheker in Radebeul, am 25. April 1895;
Grosse, Johannes, Dr. med. in Dresden, am 28. März 1895;
Hering, Adolph, Bergingenieur in Dresden, am 28. Februar 1895;
Salb ach, Franz, Ingenieur in Dresden, am 25. April 1895;
Schirrmeister, Moritz, Buchdruckereibesitzer in Dresden, am 25. April
1895;
Siegert, Theodor, Prof. Dr., K. S. Landesgeolog in Dresden, am 28. März
1895 ;
Stopp, Paul, Bankbeamter in Dresden, am 31. Januar 1895;
Teichmann, Balduin, Major a. 1). in Dresden, am 23. Mai 1895;
Walther, R., Dr. phil., Assistent an der K. technischen Hochschule in
Dresden, am 27. Juni 1895.
Neu ernannte Eh ren -Mitglieder :
Ludwig, Friedrich, Dr. phil., Professor in Greiz, correspondirendes Mit-
lied seit 1887, am 23. Mai 1895;
Magnus, Paul, Dr. phil., Professor an der Universität in Berlin, am
23. Mai 1895;
Wolf, Franz, Dr. phil., Director in Rochlitz, am 23. Mai 1895.
Kassenabsckluss der ISIS vom Jahre 1894.
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Dresden, am 27. Februar 1895. H. Warnatz, z. Z. Kassirer der Isis.
der
naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in D resden,
1895,
I. Section für Zoologie.
Vierte Sitzung am 7. November 1895. Vorsitzender: Prof. Dr.
H. Nits che. — Anwesend 34 Mitglieder.
Prof. Dr. R. Ebert hält einen Vortrag über das T hi erleben der
Tiefsee.
Er bespricht zunächst die Einwirkungen, welche der hohe Wasserdruck, die gleich-
mässige Temperatur, der Mangel an Licht und Wasserbewegung, sowie die dort herrschen-
den Ernährungsverhältnisse auf die Tiefseebewohner im Allgemeinen üben und geht
dann über auf die Anpassungen an diese Verhältnisse, welche die Vertreter der Foraminiferen,
Radiolarien und Spongien erkennen lassen.
Geh. Hofrath Dr. H. B. Geinitz bespricht im Anschluss an den vorher-
gehenden Vortrag das geologische Vorkommen von Resten der in jenem
erwähnten Thiergr tippen.
Derselbe erklärt sich ferner, einer von Prof. Dr. 0. Drude aus-
gegangenen Anregung folgend, bereit, demnächst einmal die Mitglieder der
Gesellschaft durch das K. mineralogisch-geologische Museum zu führen.
Dr. A. Naumann legt aus seiner Sammlung eine Reihe von Pflanz en-
tliehen mit durch Thiere, besonders durch Milben und Insekten ver-
ursachten Missbildungen vor und empfiehlt zur Bestimmung von
Gallenbildungen
H. R. von Sc hl echten dal: Die Gailbildungen (Zoocecidien) der deutschen Gefäss-
pflanzen. Eine Anleitung zum Bestimmen derselben. Zwickau 1891. R. Zückler.
Preis 2 M. (Aus dem Jahresberichte des Vereins für Naturkunde zu Zwickau
für das Jahr 1890.)
Prof. Dr. H. Nit sehe bestätigt die hohe Brauchbarkeit der Schlechten-
daPschen Arbeit und weist darauf hin, dass zur Orientirung über den Ur-
heber einer Pflanzenbeschädigung im Allgemeinen zu empfehlen sei
J. H. Kaltenbach: Die Pflanzenfeinde aus der Klasse der Insekten. Ein nach
Pflanzenfamilien geordnetes Handbuch sämmtlicher auf den einheimischen
Pflanzen bisher beobachteten Insekten zum Gebrauch für Entomologen, In-
sektensammler, Botaniker, Land- und Forstwirthe und Gartenfreunde. Mit 402
charakteristischen Holzschnitt-Illustrationen der wichtigsten Pflanzenfamilien.
Stuttgart 1874.
Derselbe macht ferner Mittheilung über die grossen Fortschritte,
welche in den letzten Jahren unsere Kenntniss der Gallmilben durch
die Arbeiten von A. Nalepa in Wien gemacht hat.
Während früher die Beschreibung der durch die Gallmilben verursachten Pflanzen-
missbildung die Grundlage der Artbenennung bildete, kann man jetzt die Arten der
Gallmilben wirklich zoologisch unterscheiden. Die alte Gattung Phytoptus wird neuer-
dings sogar in mehrere Gattungen zerlegt und diese sind wieder in zwei Unterfamilien
untergebracht.
28
Fünfte Sitzung- am 5. December 1895 (in Gemeinschaft mit der
Section für Botanik). Vorsitzender: Oberlehrer K. Wobst. — Anwesend
27 Mitglieder.
Dr. B. Scliorler hält einen Vortrag über Selbstreinigung der
Gewässer (vergl. Abhandlung VI L).
Privatus Iv. Schiller referirt über das neueste Werk von E. Haeckel:
Systematische Phylogenie, Berlin 1895.
II. Section für Botanik.
Vierte Sitzung am 10. October 1895. Vorsitzender: Oberlehrer
K. Wobst. — Anwesend 32 Mitglieder.
Dr. Fr. Raspe bringt verschiedene Meeresalgen zur Vertheilung.
Vom Vorsitzenden werden vorgelegt:
Pr. Schultheis s: Phänologische Mittheilungen (Nürnberger Generalanzeiger 1895,
Nr. 139);
J. Dörfler: Fragebogen für das Botaniker- Adressbuch. Wien 1895.
Prof. Dr. 0. Drude berichtet eingehend über eine Abhandlung von
K. 0. E. Steenström: Ueber das Vorkommen derselben Arten in ver-
schiedenen Klimaten und verschiedenen Standorten. München 1895.
Garteninspector F. Le dien gieht ein ausführliches Referat über ein
neu erschienenes Schriftchen von H. Conwentz: Ueber seltene Wald-
bäume in Westpreussen. Danzig 1895.
Zum Schluss spricht Privatus K. Schiller über Anforderungen, welche
der Mykologe an die systematischen Pilz werke stellen muss, und
gieht einen Ueberblick derselben.
Kurz besprochen werden die Werke von Schaffer, Nees, Krombholz, Harzer,
Lorinser, Gonnermann, Weberbauer, Kummer, Lenz, Wünsche, Hahn, Stitzenberg,
Schröter, Babenhorst und Michael. Besonders lobend wird erwähnt die 2. Auflage von
Rabenhorst ’s Cryptogamenflora, in welcher die Pilze von Winter, Fischer und Rehm
bearbeitet sind, und ausführlicher besprochen das neueste Pilzwerk : E. Michael, Führer
für Pilzfreunde. Zwickau 1895. Die Abbildungen dieses Werkes sind in der Zeichnung
in hohem Grade vollkommen und in der Farbe meist gelungen. Bei einer neuen Auflage
würden nur wenige Verbesserungen anzubringen sein. Es wäre wünschenswert!) , dass
alle Pilze, welche in dem vorzüglichen Texte besprochen sind, abgebildet werden.
Vielleicht könnten sich Verfasser und Verleger entschliessen , noch weitere Tafeln
folgen zu lassen, zu Nutz und Freude des Mykologen, der nicht nach „gut oder böse“
fragt. Freilich dürfte dann die Abbildung des Querschnittes, der Sporen und Cystiden
nicht fehlen.
Fünfte (ausserordentliche) Sitzung am 1P. November 1895 (Floristen-
abend). Vorsitzender: Oberlehrer K. Wobst. — Anwesend 30 Mitglieder.
Lehrer A. Jenke, Dr. B. Scliorler und Oberlehrer K. Wobst be-
richten über neue und selten vorkommende Pflanzen der Flora
Saxonica, welche von denselben gesammelt oder bei ihnen eingegangen
sind, und bringen dieselben in getrockneten Exemplaren oder mikro-
skopischen Präparaten zur Veranschaulichung. (Vergl. Abhandlung VIII.)
29
Prof. Dr. 0. Drude hält einen Vortrag über die Flora um Wettin
a. S., unterstützt durch Vorlage zahlreicher getrockneter Pflanzen.
Das Florengebiet im weitesten Umkreise um Halle , nördlich bis Cönnern, westlich
bis Eisleben etc., ist durch die schönen Arbeiten vonA. Schulz so gründlich in seinen
interessanten Standorten bearbeitet, dass es sich in diesen Bemerkungen hier nur darum
handeln kann, die Eindrücke wiederzugeben, welche der sächsische, von den Elbhügeln
zwischen Meissen und Riesa herkommende Florist empfindet, wenn er an der Saale
zwischen Wettin und Rothenburg botanisirt ; sie drängten sich mir auf einer Sommer-
reise im August d. J. auf, wo es sich darum handelte, die Formationen vergleichend
aufzunehmen und für unser Herbarium der „Flora Saxonica“ zu gewinnen.
Die Totalansicht des Landes entspricht etwa dem genannten sächsischen Distrikte,
aber die Höhen sind insgesammt niedriger, erheben sich von dem Saale -Niveau mit
ca. 200 Fuss meistens um 100 Fuss höher, fallen schroff und in zerrissenen Zacken zur
Saale ab und verlieren sich landeinwärts in rundlichen Hügeln mit sehr trockenem
Boden, oder sie setzen sich ohne Weiteres in die sanft gewellte Ebene fort, die für
Ackerbau gut geeignet, doch in trockenen Jahren an Wassermangel leidet und, wie
die Wettiner sagen, einen „scharfen“ Boden besitzt. Wälder sind sehr vereinzelt und
am häufigsten noch an den Abdachungen gegen die Saale hin; am Höhenrande an-
gekommen schweift der Blick meist über endlose Felder und haftet mit Vergnügen an
einzelnen, auf Höhenpunkten oder mitten im Felde an Wegen aufgebauten Windmühlen :
hier oben ist fast gar nichts zu botanisiren , gerade wie an der Elbe, und die ein-
gestreuten Mulden oder Lehnen, welche nicht zu Ackerland umgebrochen sind, zeigen
eine einförmige Formation von Schwingelgrastrift mit Scabiosa ochroleuca , Eryngium
campestre , Dianthus Carthusianorum und Galium verum , Mollugo etc.
Das Interesse knüpft sich also fast überall an die Steilhänge zur Saale, auf deren
einem die Burg Wettin hoch und langgedehnt über dem tief mit starkem Wasser
fliessenden Strom thront, oder an die benachbarten rasenbedeckten und von dunklen,
oft schwärzlich gewordenen Felsen mit Geröll überschütteten Kuppen; von Friedeburg
bis Rothenburg, wo die schönsten und botanisch interessantesten Abhänge sich befinden,
hebt sich eine verschiedenartige Vegetation von lebhaft rothem Gestein ab, Sandsteine
und Mergel, ganz verschiedenartig von den Porphyrhöhen dicht bei Halle. Ein breites
Wiesengelände breitet sich oft am Flusse einseitig da aus, wo der Höhenzug eine
Unterbrechung erleidet: so sind es im Wesentlichen die gleichen Formationen an der
Saale wie an der mittleren Elbe, von wo sie in diesem Hefte (s. Abhandlung IV) aus-
führlicher geschildert sind. Auf diesen Wiesen, oft salzig, ist aber Silans pratensis
und vielfach Trifolium fragiferum , auch Erythraea pulchella , so stark an der Stauden-
vegetation betheiligt, dass man daran sogleich den Saale-Distrikt erkennt.
Unter den Holzpflanzen, die von der Pobinia Pseudacacia eine fremde Massen-
invasion erlitten haben, sind neben Schlehen- und Weissdornbüschen, Hagedornen der
jß. rubiginosa- und tracliyphylla - Gruppe an manchen Stellen die Cotoneaster häufig,
lang über die Felsen hingestreckt und jetzt im vollen Roth der Beeren prangend, oder
— wie im Lustwäldchen bei Wettin, das den Namen „Schweizerling“ erhalten hat —
hoch aufrecht in den Nischen der Felskuppe.
Die Hauptmasse der Geröll- und Felspflanzen sind alte liebe Bekannte aus dem
Elbhügellande, bald seltenere, bald gemeine Arten, alle durchsetzt von vergilbten wehenden
Halmen kurzer Rasenbüschel, Festuca, Plileum Böhmeri, Koeleria, Agrostis^eschampsia
fiexuosa etc., jetzt kaum noch nach ihrer Art zu erkennen. Centaurea paniculata ist
massig, Silene Otites viel häufiger als an der Elbe, Pulsatilla pratensis überall ver-
streut, Anthericum Liliago in grossen Gruppen an vielen Standorten, neben den drei
Verbascum- Arten ( plilomoides1 Thapsus , Lychnitis) treten oft grosse Gruppen von
Stachys germanica in den Graslehnen auf, vergesellschaftet mit Andropogon Ischaemum ,
und noch häufiger als im Meissner Umkreise deckt Potentilla cinerea mit grauen Polstern
die Blöcke. Während in allen Wäldchen und Gebüschen unser schöner Cytisus nigri-
cans fehlt, sieht man nun mit Interesse die Besonderheiten der Saaleflora in oft grossen
Beständen, keine Art ist wohl charakteristischer als Seseli Hipp omarathrum , nach der
man die ganze Facies dieser Saale-Geröllflora benennen kann. Tief im Gestein wurzelnd,
in Felsspalten oder im heissen Geröll, decken die zierlichen, graugrünen Blätter der
Grundrosette dieser Dolde rings um Wettin an vielen Plätzen in reicher Menge von
Exemplaren den Hang und bilden zuweilen so dichte Massen, wie die viel kleinere
Pimpinella Saxifraga. Während das goldgelbe Erysimum jetzt mit abgetrockneten
Fruchttrauben höchst unansehnlich aussieht, wehen an vielen Stellen die langen Grannen
der Stipa capillata: die mit Chondrilla juncea zusammen zwischen dichtem Gestrüpp
der Artemisia campestris auch an den Abhängen der Burg Wettin wächst, weithin
30
über die niederen Standen und Gräser sichtbar, oft einen eigenen kleinen Bestand bildend.
Die Melica ciliata , im Elbhügellande so äusserst selten (am Felsen gegenüber Diesbar !),
schimmert an dem Rothenburger Hange mit ihren weissen Aehrenrispen zahllos zwischen
Ononis , Eryngium , Anthericum und Cotoneaster , oft genug auch findet man Alyssum
montanum mit gedrungenem Wuchs, trotzdem aber reich fruchtend, in Felsen neben
Sedum rupestre eingenistet. Barkhausia foetida dient nicht zur Zierde der Flora, mit
ihr vergesellschaftet sich an den Hainen und Ackerrändern die Nonnea pulla mit ihren
dunkelbraunen Blumen. Da, wo der reiche Rothenburger Hang am Ostufer der Saale
gegen Wettin hin an der Ziegelei beim Helbachs Grund jäh zu Ende geht, deckt auch
das sonst hier im Norden des Thüringer Kalkes nicht mehr so häufige Teucrium mon-
tanum mit niedergestrecktem Gesträuch den Fels und entfaltet jetzt seine gelben
Blüthen, und dicht dabei stellt in einer Felsnische auf besserem Boden Oxitropis pilosa ,
eine der seltenen Leguminosen, die alle östlich der Saalelinie fehlen und erst in Böhmen
wiederkehren, oder besser gesagt: die hier zwischen Saale und Harz noch einmal in
auffallender "Vertretung der Standorte wieder erscheinen.
Vieles, was bei Eisleben und an den Seen noch gemein ist, tritt hier zurück, so
besonders die thüringische Lavathera und die salzliebende Altliaea , aber auch die in
unsäglichen Mengen hei Ober - Köhlingen auf der Schafschwingeltrift mit Eryngium
campestre hausende Centaurea Calcitrapa. Doch vereinigt sich Vieles, um einen bo-
tanischen Ausflug nach Wettin lohnend zu machen, und Niemand, der den Salzigen und
Süssen See besucht , sollte versäumen, hier oder in Rothenburg Aufenthalt zu nehmen
und sich von der Reichhaltigkeit der Hügelformationen an östlichen und südlichen
Arten zu überzeugen.
Der Vorsitzende bespricht ferner einige von ihm gesammelte Bildungs-
ah weichungen.
1. Carex muricata L., auf dem Kohlberge bei Pirna am 8. Juni 1895 gesammelt.
Die Pflanzen besitzen neben regelmässig gebildeten Blüthen solche, bei denen der Utri-
culus bedeutend vergrössert und häufig noch eigenthümlich gekrümmt ist. (Frank,
Krankheiten der Pflanzen, Seite 246.)
2. G-agea silvatica Müll. Dresden, schattiger Grund hinter Niederwartha, April
1895. Alle Blüthen zeigen eine eigenthümliche Vergrünung und erinnern auffällig an
Ornithogalum umbellatum L.
3. Digitalis purpur ea L. Von K. Schiller im Dresdner Palaisgarten gesammelt.
Die Blüthen sind regelmässig, ausserordentlich vergrössert und stellen eine Verwachsung
dar mit entsprechender Vermehrung der Kelch- und Blumenkronenblattzipfel, Staub -
gefässe und Pistille.
Endlich bringt derselbe zur Vorlage ein soeben erschienenes Exiccaten-
werk, herausgegeben von Bürgerschullehrer H. Hofmann in Hohenstein-
Ernstthal: Plantae criticae Saxoniae, 1896.
Dasselbe will das Studium der kritischen und polymorphen Genera der Flora
Sachsens erleichtern, indem es zahlreiche Formen der Gattungen Rosa , Rubus , Mentha ,
Hieracium , Salix , Asplenium u. s. w. in jährlichen Fascikeln darbietet. — Fase. 1 enthält
25 Arten und Varietäten, 14 Brombeeren, 5 Hieracien, 2 Menthen und 4 Asplenium-
formen. Die Pflanzen sind vollständig und schön präparirt, dazu in reichlicher Anzahl
aufgelegt; auch ist der Preis der Lieferung, 6 Mark mit, 5 Mark ohne Mappe, ein so
geringer, dass dieses Unternehmen allen Pflanzenfreunden, ganz besonders aber Lehrern
der Botanik, höheren Lehranstalten, botanischen Instituten u s. w. aufs wärmste em-
pfohlen werden kann.
III. Section für Mineralogie lind Geologie.
Vierte Sitzung am 3. October 1895. Vorsitzender: Geh. Hofrath
Dr. H. B. Geinitz. — Anwesend 21 Mitglieder.
In warmen WTorten gedenkt der Vorsitzende zweier aus unserem Kreise
geschiedener Mitglieder, des am 18. September 1895 im Alter von 83 Jahren
31
verstorbenen Apothekers Bernhard Kinne in Herrnhut und des Land-
schaftsmalers Olof Alex. Winkler, gestorben in Dresden am 26. September
1895. (Vergl. Nekrologe S. 36 und 37.)
Hierauf hält Geh. Hofrath Dr. H. B. Geinitz einen eingehenden
Vortrag über die riesigen Fortschritte der geologischen Landes-
aufnahme (Geological Survey) in den Vereinigten Staaten Amerikas,
mit Unterlage der von dem jetzigen Director derselben, Charles Doolittle
Walcott, in seiner „ Presidential Address u an die Geological Society of
Washington am 18. December 1894 gegebenen Mittheilungen. (Vergl. Ab-
handl. V.)
Ferner legt der Vorsitzende noch einige neuere Abhandlungen zur
Ansicht vor:
Ch. D. Walcott: Palaeozoic Intra - Formational Coiiglomerates (Bull. Geol. Soc.
of America, 1894, Vol. 5, p. 194 u. f.), worin ähnliche Verhältnisse dargestellt
sind, wie sie von Alt - Mittweida und im Mtiglitz - Thale hei Weesenstein in
Sachsen bekannt sind;
Ch. D. Walcott: The Trilobite, new and old evidence relating to its Organisation
(Bull. Mus. of compar. Zoology, Vol. VIII, 10);
Ch. D. Walcott: Note on some appendages of the Trilobites (Proc. Geol. Soc. of
Washington, 1894, Vol. IX, p. 80);
Ch. E. Beecher: The Larval Stages of Trilobites (Arner. Geologist, 1895, Vol. XVI,
Sept.), in welchen zwei letzten Abhandlungen die neuesten Entdeckungen an
Trilobiten, sogar auch Antennen bekannt gemacht werden.
Die nachstehenden Schriften legen Zeugniss ab für die erfolgreichen Forschungen
im Gebiete der Geologie von einzelnen seltenen Damen:
Maria M. Ogilvier: Contributions to the Geology of the Wengen and St. Cassian
Strata in Southern Tyrol (Quart. Journ. Geol. Soc., London, 1893, Vol. XLIX);
Maria M. Ogilvier: Corals in the „Dolomites“ of South Tyrol (Geol. Magaz.,
Dec. IV, Vol. I, 1894);
Agnes Crane: The Evolution of the Brachiopoda (Geol. Magaz., Dec. IV,
Vol. II, 1895).
Einer Vorlage des Prof. H. Krone am 20. Juni 1895 (Sitzungsber.
Isis 1895, S. 10) entsprechend, verbreitet sich Privatdocent Dr. W. Ber gl
über die geologische Natur der Umgebung von Aden.
Dieselbe ist eine rein vulkanische, entbehrt älterer Eruptivgesteine wie des Syenites
gänzlich und bietet demnach keine Vergleichspunkte mit dem Plauenschen Grunde.
Ausserdem ist das fragliche Gestein nicht Melaphyr, sondern Basalt.
Prof. H. Krone überreicht eine für das K. mineralogische Museum
bestimmte Probe von Brasilit Hussak oder Baddeleyit Fletcher, einer
neuen Form der Zirkonerde aus Brasilien, welche ihm Oberingenieur
H. C. Bauer von dort zugesandt hat.
Dem Sammeleifer des Prof. E. Z schau ist es gelungen, in dem Lehm-
lager unterhalb Döltzschen im Plauenschen Grunde abermals Reste von
Rliinoceros tichorhinus , Backzahn und Knochenfragment, aufzufinden,
sowie eine zierliche Pfeilspitze aus Knochen an dem bekannten prä-
historischen Fundorte, der Heidenschanze bei Koschütz unweit Dresden,
welche derselbe in liebenswürdiger Weise dem K. mineralogischen Museum
zuweist.
Fünfte Sitzung am 12. December 1895. Vorsitzender : Geh. Hofrath
Dr. H. B. Geinitz. — Anwesend 45 Mitglieder und Gäste.
Oberlehrer Dr. R. Nessig spricht, unter Vorlage zahlreicher Proben,
über die Sande der Umgebung von Dresden. (Vergl. Abhandl. YI.)
32
Dr. H. Francke giebt eine vorläufige Mittheilung über das Kalk -
spatli Vorkommen von Nieder-Rabenstein bei Siegmar, westl. Chemnitz
in Sachsen, unter Vorlegung einer Anzahl Proben, die er nicht lange vorher
an Ort und Stelle gesammelt hatte.
Obwohl seit verschiedenen Jahrzehnten von der genannten Fundstätte die schönsten
Krystallstufen in die Sammlungen gelangt sind, so scheinen sie in der Fachliteratur
noch keine monographische Erörterung erfahren zu haben, während sie doch wohl eine
ausführlichere Beschreibung verdienen, als ihnen in Frenzel’s mineralogischem Lexicon
für das Königreich Sachsen und in der Erläuterung zu Blatt Chemnitz der geologischen
Specialkarte von Sachsen zu Tlieil wird. Die Herberge der Krystalle sind Hohl- und
Drusenräume eines feinkörnigen schwarzgrauen Kalksteins, der in grossen linsenförmigen
Massen den Gliedern der archäischen Formation, speciell der Pliyllitformation, eingelagert
ist. In diesen Schichtencomplexen müssen öftere und zahlreiche Bewegungen statt-
gefunden haben, wie das die vielen Klüfte, Rutschflächen und Harnische, sowie die ganze
verwickelte Tektonik überhaupt, anzeigen. Aber auch plötzliche stoss- und ruckweise
Erschütterungen, vermuthlich veranlasst durch die nicht ungewöhnlichen tektonischen
Erdbeben im Erzgebirge, dürften sich ereignet haben, wodurch viele Kalkspatlikrystalle
entlang ihren natürlichen rhomboedrischen Spaltungsrichtungen von ihrem Sitze abge-
sprengt wurden und beim Herabfallen auf den Boden des Drusenraums sich und andere
noch fest haften gebliebene verletzten. Die in Kalksteinhohlräumen sich immer bildende
Calciumcarbonatlösung voran! asste nun einen umfangreichen Ausheilungsprocess , der
sowohl die Spaltflächen der abgeschleuderten Krystalle, als auch die Schäden an Ecken
und Kanten dieser und der sitzen gebliebenen betraf, abgesehen davon, dass durch neue,
einen ganzen Krystall ziemlich gleichmässig umhüllende Stoflablagerung blosse Ver-
grösserung herbeigeführt wurde. Infolge dieses Ausheilungsvorganges erscheinen die
abgesprengten Krystalle, die heute meist in Letten eingebettet sind, als ringsum aus-
gebildete, ohne sichtbare Bruch- oder Ansatzstelle, wobei sie, da die Neubildung nur als
dünne Schicht erfolgte, oft eine groteske Gestalt erlangten, der man die Kalkspathnatur
zuzuschreiben auf dem ersten Blick schwerlich geneigt sein könnte.
Die Calcite der verschiedenen Hohlräume des Nieder-Rabensteiner Kalksteinlagers
gehören verschiedenen Generationen an und zeigen demnach verschiedene Krystalltypen
und Formen Verbindungen , die in einer mineralogischen Fachzeitschrift eingehender be-
handelt werden sollen. Hier sei nur erwähnt, dass das Skalenoeder 3 (R) =R3 überall
vorherrscht, während das anderwärts gemeine primäre Prisma GOR ganz untergeordnet,
meist gar nicht, auftritt. Zu dem genannten Skalenoeder 3 (R) gesellt sich an dessen
Polecken gewöhnlich das flachere, 3(V4 R) = V4R3, in mehr oder minder starker Ent-
wickelung, welches insbesondere die ausheilende Schicht auf den Spaltflächen der ab-
gesprengten Krystalle repräsentirt. Auch steilere Skalenoeder kommen messbar vor oder
deuten sich als Vicinalflächen und in Combinationsstreifung an den Mittelkanten, bez.
-Ecken von 3(R) an. Wieder andere Skalenoeder in schmalen Flächen bewirken eine
Zuschärfung der kürzeren scharfen Polkanten von 3 (R). Mehrere positive und negative
Rhomboeder mit gewöhnlichen Indices treten ebenfalls auf.
Die Krystalle, die bei höchstem Grade der Pellucidität zuweilen recht ansehnliche
Grösse bis zu mehreren Decimetern Ausdehnung erreichen, sind entweder einfach, oder
ebenso oft verzwillingt nach dem Gesetze : Zwillingsachse die Hauptachse, Verwachsungs-
ebene die Basis. Diese Bildung wiederholt sich häufig und es entstehen Drillinge, deren
mittleres Individuum in der Hauptachsenrichtung stark verkürzt ist, so dass sie wie
einfache Krystalle erscheinen mit einer in der Aequatorgegend eingeschobenen Zwillings-
lamelle; sämmtliche sechs Mittelecken des Skalenoeders zeigen dann einspringende Winkel.
An den basischen Zwillingen nun konnte Berichterstatter die interessante, sonst
am Kalkspath sehr selten beobachtete Thatsache feststellen, dass die Verwachsung ausser
nach OR auch nach einer dazu senkrechten Fläche von OüR stattfindet. Die „oberen“
Hälften zweier neben einander sitzender Skalenoeder sind demnach so gestellt, dass je
eine Ebene durch Verticalachse und eine scharfe Polkante des einen Individuums
parallel ist je einer Ebene durch Verticalachse und eine stumpfe Polkante des anderen
Individuums. Aber auch an einen nach 00 R verwachsenen basischen Zwilling schliesst
sich zuweilen ein drittes mit der „oberen“ Hälfte ausgebildetes Einzelwesen an, das
mit dem ersten parallel, mit dem zweiten in Zwillingsstellung sich befindet, sodass auch
in diesem Falle ein Drilling entsteht. Alle drei Individuen sind dabei ungefähr gleich-
gross und mit freiem Ende. Die nach 00 R verwachsenen Zwillinge und Drillinge
wurden vom Referenten bisher nur an wenigen grossen Krystallen beobachtet, an kleinen
dagegen nicht.
35
Achte Sitzung am 24. October 1895. Vorsitzender: Prof. Dr. 0.
Drude. — Anwesend 29 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende theilt mit, dass die Bibliothek der Gesellschaft
vorläufig in dem zu ihrer Aufstellung benutzten Raume der K. technischen
Hochschule verbleiben kann (vergl. Sitzungsber. Isis 1895, S. 16).
Die unter den Mitgliedern veranstaltete Sammlung für das Helm-
holtz-Denk m al hat einen Gesammtbetrag von 122 Mark ergeben (vergl.
ebendaselbst, S. 20).
Prof. Dr. 0. Drude behandelt im Vortrage die Ergebnisse der neuesten
Untersuchungen über die Veränderung der Arten und die
Descendenzth eo rie.
Dieselben ergeben sieb als Forschungsresultate aus drei methodisch weit entlegenen,
aber einheitlich zusammenwirkenden Gebieten, um das „Flüssige“ im Wesen der Art
zu erläutern und ihre Umwandlungsfähigkeit zu erhärten: dem der phylogenetischen
Untersuchungen, wo besonders Ettingshausen’s zahlreiche und verdienstvolle Arbeiten in
ihren Zielen klar gelegt wurden, demjenigen der biologischen Forschung, und dem der
Pflanzengeographie.
Geh. Hofrath Dr. H. B. Geinitz knüpft hieran Bemerkungen über
Abstammung und Veränderungen der Inoceramus- Arten der
Kreideformation.
Neunte Sitzung am 28. November 1895. Vorsitzender: Prof. Dr. 0.
Drude. — Anwesend 38 Mitglieder und Gäste.
Zunächst werden die Beamten der Gesellschaft für das Jahr 1896
gewählt. (Vergl. Uebersicht auf S. 39.)
Prof. B. Patten hausen hält hierauf einen Vortrag über die ver-
schiedenen Methoden der Darstellung der Bodenconfiguration
und erläutert dieselben an einer ausgestellten reichhaltigen Kartensammlung.
Zehnte Sitzung am 19. December 1895. Vorsitzender: Prof. Dr.
0. Drude. — Anwesend 62 Mitglieder und Gäste.
Nach einer Ergänzungswahl für den Verwaltungsrath hält
Prof. Dr. W. Hempel einen von zahlreichen Experimenten begleiteten
Vortrag über schlagende Wetter und die Mittel zu ihrer Be-
kämpfung.
Prof. Dr. 0. Drude giebt zum Schluss eine kurze Uebersicht über
die Mitglied erzähl am Ende des laufenden Jahres.
Nach einer Zusammenstellung des Secretärs Dr. Deichmüller besteht unsere Ge-
sellschaft zur Zeit aus 180 wirklichen Mitgliedern (174 am Ende d. J. 1894), 40 Ehren-
mitgliedern (wie im Vorjahre) und 139 correspondirenden (gegen 145 im Jahre 1894).
36
Veränderungen im Mitgliederbestände.
Gestorbene Mitglieder:
Am 25. Juli 1895 starb in Dresden Wilhelm Bein, Director und
Inhaber des „Prometheus“, wirkliches Mitglied seit 1894.
Am 31. Juli 1895 starb Julius Oscar Wohlfahrt, praktischer Arzt
in Freiberg, correspondirendes Mitglied seit 1868.
Am 26. August 1895 starb im 74. Lebensjahre während eines Sommer-
aufenthaltes in Wartenberg, Böhmen, der Kaiserl. Russische Staatsrath
Dr. Moritz Willkomm, ehemaliger Professor der systematischen Botanik
an der Universität Prag, Ehrenmitglied seit 1866.
Derselbe, von Geburt ein Lausitzer, bekleidete früher die botanischen Professuren
an der Forstakademie zu Tharandt, wohin er als Privatdocent der Leipziger Universität
berufen war, darauf an der Universität zu Dorpat, von wo er einem Kufe nach Prag
folgte. Als Systematiker und Florist vielseitig thätig und bis zum letzten Athemzuge
mit der Feder arbeitend, hat er sich besonders durch seine Arbeiten in der spanischen
Flora und durch dendrologische Werke einen bekannten Namen erworben.
Am 30. August 1895 verschied in Wien im hohen Alter von 90 Jahren
Dr. Adolf Senoner, früher Militärarzt im österreichischen Heere und
Landarzt in Niederösterreich, später langjähriger Bibliothekar der K. K.
geologischen Reichsanstalt in Wien, correspondirendes Mitglied seit 1855.
Am 4. September 1895 starb in Stockholm Dr. Sven Ludwig
. Loven, Professor der Zoologie an der dortigen Universität, Ehrenmitglied
seit 1869.
Am 18. September 1895 verschied Otto Bernhard Kinne, Apotheker
in Herrnhut, correspondirendes Mitglied seit 1854.
Otto Bernhard Kinne, geboren am 17. April 1812 in Herrnhut, war 1824 — 1826
Zögling der Unitätsanstalt in Mesky, trat 1826 in die Lehre als Apotheker bei Br. Just
in Herrnhut, wurde 1830 daselbst Gehilfe, ging 1836 nach Dresden als Volontär in ein
chemisches Laboratorium und besuchte die Collegien der damals hier bestehenden medi-
cinischen Akademie. 1837 -—1839 studirte er an der Universität Jena, legte 1839 sein
Staatsexamen in Dresden ab und trat im Juli desselben Jahres wieder als Gehilfe in
die Herrnhuter Apotheke ein, welche er 1855 in Pacht erhielt. 1846 verheirathete er
sich mit Fräulein Louise Lier, welche glückliche Verbindung 1884 durch den Tod
der geist- und gemüthvollen Gattin gelöst wurde. Bernhard Kinne trat 1887 in den
wohlverdienten Buhestand und verlebte die letzten Jahre unter der sorgsamen Pflege
seiner geliebten Tochter Helene noch in beschaulicher Buhe und wissenschaftlicher
Thätigkeit. Sein Tod trat am 18. September 1895 in Folge eines Darmleidens im
Krankenhause in Zittau ein.
Bernhard Kinne war einer der ältesten und angesehensten Persönlichkeiten Herrn-
huts. Die Beschwerden des Alters hatten den anspruchslosen Mann zwar schon seit
einer Beihe von Jahren gezwungen, sich immer mehr in die Stille zurückzuziehen;
wer ihn daher nur aus dieser Zeit gekannt hat, vermag sich kein rechtes Bild von
seinem in den Dienst der Wissenschaft gestellten Leben zu machen. Noch jetzt er-
innern sich die älteren Bewohner Herrnhuts dankbar an den Genuss, der ihnen in seinen
populär- wissenschaftlichen Vorträgen zu Theil wurde, wie es überhaupt sein Bestreben
war, sein reiches Wissen auch Anderen nutzbar zu machen. Unter seinen Berufsgenossen
erfreute er sich eines hohen Ansehens. Seit 1872 war er Vorsitzender des pharmaceu-
tischen Kreisvereins Bautzen und als solcher ausserordentliches Mitglied des K. Säch-
sischen Medicinal- Collegiums. Auch der Staat erkannte seine Verdienste an bei seinem
50jährigen Jubiläum als Apotheker i. J. 1876 durch Verleihung des Bitterkreuzes II. Kl.
vom Albrechtsorden und später des Bitterkreuzes II. Kl. vom Verdienstorden. Seinem
Heimathsorte diente er, ausser in seinem Berufe als Apotheker, als langjähriges Mit-
glied des Aufseher-Collegiums und des Schulrathes. Sein letztes Werk, mit dem sein
Name auf immer verknüpft sein wird, war die Gründung des ethnographischen Museums
seiner Vaterstadt im Jahre 1878.
37
Am 26. September 1895 verschied nach schweren Leiden in Dresden
der Landschaftsmaler Olof Alexander Winkler, wirkliches Mitglied
seit 1888.
Geboren am 29. Januar 1843 als Sohn des Hütteninspectors Alexander Winkler in
Zschopauthal, welcher 1848 auf das Blaufarbenwerk Niederpfannenstiel übersiedelte,
erhielt der Knabe zunächst längeren Unterricht durch Hauslehrer, ging dann auf das
Gymnasium in Plauen i. Y. und wendete sich später nach seinen inständigen Bitten mit
der väterlichen Erlaubniss der Kunst zu. Er hatte sich schon in frühen Jahren, 1848,
durch einen Sturz ins Wasser ein Fussleiden zugezogen, welches sein ganzes Leben
erschwerte und schliesslich sein Ende herbeigeführt hat. Nach einer kurzen Lehre bei
dem Dresdner Lithographen Williard trat er iii die Dresdner Kunstakademie ein und
ging dann auf die Künstlerschule in Weimar. Hier waren Graf Kalkreuth und später
Böcklin seine verehrten Lehrer, während Macart und Lenbach ihm treue Studiengenossen
wurden. Nach Beendigung seiner dortigen Studien blieb er noch längere Zeit in Weimar,
verheirathete sich dort mit Emmy Palleske, der Tochter des Schillerbiographen, mit der
er eine Reihe von Jahren verbunden war. Schon in Weimar suchte er sein reges Interesse
für Naturwissenschaften künstlerisch zu verwerthen. 1883 siedelte er nach Dresden über;
hier entstanden seine Landschaften über die Perioden der Erdentwickelung für die
Urania in Berlin. Kräftig, wenn auch von Kindheit an lahm, hat Winkler bis vor
Kurzem noch fleissig an der Staffelei arbeiten können und für verschiedene geschätzte
Zeitschriften gesuchte Illustrationen geliefert*), bis ihn im letzten Lebensjahr die immer
fortschreitende Krankheit an das Krankenlager fesselte und ihn eine tiefe urämische
Ohnmacht am 26. September von seinen schmerzlichen Leiden erlöste.
Unser geschiedener Freund, der seit 1888 in unserem Isis -Kreise ein treues und
werthes Mitglied war, hatte sich am 26. Mai 1891 zum zweiten Male verheirathet mit
Laura Alexandrine Hering, Tochter des Pastor era. Hering in Meissen, welcher
edlen Gattin der lange schwer Leidende bis zu seinem Tode die liebevollste Pflege ver-
dankt. Mit ihr betrauern zwei erwachsene Söhne und eine blühende Tochter aus erster
Ehe den geliebten, für das Wohl der Seinigen treu sorgenden Vater und Freund.
Am 16. October 1895 starb in Dresden im 88. Lebensjahre der Königl.
Sächsische Regierungsrath a. D. Carl Moritz Rossberg, Mitstifter der
Isis und Ehrenmitglied derselben seit 1886.
In dem Verewigten scheidet wiederum einer der Männer aus dem Leben, welche
sich im December 1833 in Dresden zur Gründung einer Gesellschaft von Freunden der
Naturkunde vereinigten, aus welcher in der Folge unsere jetzige naturwissenschaftliche
Gesellschaft Isis hervorging. Carl Moritz Rossberg gehörte dem ersten Directorium
der jungen Gesellschaft als Kassirer an und er hat ihr, wenn auch später nicht mehr Mit-
glied, doch immer ein reges Interesse bewahrt. „Niemand von uns“, schreibt er aus Anlass
des fünfzigjährigen Stiftungsfestes der Isis an den Vorsitzenden, Geh. Hofrath Dr. Geinitz,
„hätte damals geahnt, dass dieses Kind unter der Pflege seiner Gönner und Freunde zu
einer so blühenden und kräftigen Gestalt empor wachsen würde“, und schliesst mit dem
Wunsche , „dass auch fernerhin unter Leitung hochbewährter Männer der Wissenschaft
die Isis wie bisher noch lange segensreich wirken möge.“ In dankbarer Anerkennung
der Verdienste um die Gesellschaft ernannte ihn dieselbe 1886 zum Ehrenmitgliede,
leider aber verhinderte ein langjähriges körperliches Leiden seine Betheiligung an den
Sitzungen.
Am 21. October 1895 starb in Dresden, 72 Jahre alt, der K. Sächsische
Hofgartendirector Gustav Friedrich Krause, ausserordentliches Mitglied
des sächsischen Landesculturrathes und langjähriger erster Vorsitzender der
Genossenschaft „Flora11, Gesellschaft für Botanik und Gartenbau in Dresden,
wirkliches Mitglied der Isis seit 1848. Ein sanfter Tod raffte den bis an
sein Lebensende unermüdlich thätigen, liebenswürdigen und treuen Mann
aus seiner vollen Berufsthätigkeit hinweg.
*) Auch eine Reihe der trefflichen Bilder in A. von Kerner’s weit bekanntem
„ Pflanzenleben “ rühren von seiner naturwissenschaftlich weit durchgebildeten Kunst-
fertigkeit her.
38
Am 25. November 1895 starb in Basel im Alter von 70 Jahren
Dr. Ludwig Rütimeyer, Professor der Zoologie und vergleichenden
Anatomie an der dortigen Universität, einer der bedeutendsten Forscher
auf dem Gebiete der Entwickelung der Säugethiergruppen wie der Vor-
geschichte seiner schweizerischen Heimath. Unserer Gesellschaft gehörte
der Verewigte seit 1869 als Ehrenmitglied an.
In Dresden starb der Privatus Carl Christlieb, wirkliches Mitglied
seit 1877.
Neu aufgenommene wirkliche Mitglieder:
v. Alvensleben, Ludw. Osk., Landschafts-Malerin Dresden, am 24. October
1895;
Klette, Emil, Privatus in Dresden, am 24. October 1895;
Meinert, Eugen, Dr. jur., in Dresden, am 19. December 1895;
Möhlau, Rieh., Dr. phil., Professor an der K. technischen Hochschule in
Dresden, am 24. October 1895;
Rebenstorff, Herrn. Alb., Realschullehrer in Dresden, am 24. October 1895;
Richter, Conrad, Cand. rer. nat. in Dresden, am 19. December 1895;
Schneider, Alfred, Dr. pliih, Corpsstabsapotheker in Dresden, am
19. December 1895;
Thiele, Hermann, Dr. phil., Chemiker in Dresden, am 28. November 1895.
Neu ernannte Ehren -Mitglieder:
Credner, Hermann, Dr. phil., Geh. Bergrath, Professor an der Universität
und Director der geologischen Landesuntersuchung für Sachsen in
Leipzig, correspondirendes Mitglied seit 1869, am 24. October 1895;
Zirkel, Ferdinand, Dr. phil., Geh. Bergrath, Professor an der Universität
in Leipzig, am 24. October 1895.
Freiwillige Beiträge zur Gesellschaftsklasse
zahlten: Dr. Amthor, Hannover, 3 Mk.; Oberlehrer Dr. Bach mann,
Plauen i. V., 3 Mk.; K. Bibliothek, Berlin, 3 Mk.; naturwissensch. Modelleur
Blaschka, Hosterwitz, 3 Mk.; Ingenieur Carstens, Berlin, 3 Mk.; Docent
Dr. Do ss, Riga, 3 Mk. 5 Pf.; Privatus Eisel, Gera, 3 Mk. ; Bergmeister
Hartung, Lobenstein, 5 Mk. ; Prof. Dr. Hibsch, Liebwerd, 3 Mk.; Bürger-
schullehrer Hofmann, Hohenstein - E. , 3 Mk.; Apotheker Dr. Lange,
Werningshausen, 3 Mk.; Oberlehrer Dr. Lohrmann, Schneeberg, 3 Mk. 5 Pf.;
Prof. Dr. Ludwig, Greiz, 6 Mk.; Oberlehrer Naumann, Bautzen, 3 Mk.;
Stabsarzt Dr. Naumann, Gera, 3 Mk.; Prof. Dr. Papperitz, Freiberg,
12 Mk.; Betriebsingenieur Prasse, Leipzig, 3 Mk.; Director Dr. Reide-
meister, Schönebeck, 3 Mk.; Lehrer Schimpfky, Lommatzsch, 3 Mk.;
Apotheker Sclilimpert, Cölln, 3 Mk.; Oberlehrer Seidel I, Zschopau,
3 Mk. ; Oberlehrer Seidel II, Zschopau, 3 Mk.; Rittergutspachter Sieber,
Grossgrabe, 3 Mk. 10 Pf.; Fabrikbesitzer Siemens, Dresden, 100 Mk.;
Chemiker Dr. Staus s, Hamburg, 3 Mk.; Oberlehrer Dr. Sterzei, Chemnitz,
3Mk. ; Dr. Steuer, Göttingen, 3Mk.; Betriebsinspector Wiechel, Chemnitz,
3 Mk. 10 Pf.; Dr. Wohlfahrt, Freiberg, 3 Mk. ; Oberlehrer Wolff, Pirna,
3 Mk. — In Summa 201 Mk. 30 Pf. H. Warn atz.
39
Beamte der Isis im Jahre 1896.
Tor stand.
Erster Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude.
Zweiter Vorsitzender: Dr. Fr. Raspe.
Kassirer: Hofbuchhändler H. Warnatz.
Directorium.
Erster Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude.
Zweiter Vorsitzender: Dr. Fr. Raspe.
Als Sectionsvorstände:
Geh. Hofrath Dr. H. B. Geinitz,
Geh. Regierungsrath Prof. Dr. E. H artig,
Prof. Dr. E. von Meyer,
Prof. Dr. H. .Nit sehe,
Rentier W. Osborne,
Oberlehrer K. Wobst.
Erster Secretär: Dr. J. Deichmüller.
Zweiter Secretär: Oberlehrer K. Vetters.
V erwaltungsrath.
Vorsitzender: Dr. Fr. Raspe.
1. Fabrikbesitzer L. Guthmann,
2. Privatus W. Puts eher,
3. Prof. Dr. G. Helm,
4. Fabrikant E. Kühn scherf,
5. Civilingenieur und Fabrikbesitzer Fr. Siemens,
6. Geheimer Rath Prof. Dr. G. Zeuner.
Kassirer: Hofbuchhändler H. Warnatz.
Bibliothekar: Privatus K. Schiller.
Secretär: Oberlehrer K. Vetters.
Sectionsbeamte.
I. Section für Zoologie.
Vorstand: Prof. Dr. H. Nitsche.
Stellvertreter: Prof. Dr. R. Ebert.
Protokollant: Institutsdirector A. Thümer.
Stellvertreter: Dr. A. Naumann.
II. Seetion für Botanik.
Vorstand: Oberlehrer K. Wobst.
Stellvertreter: Dr. B. Schorler.
Protokollant: Garteninspector F. Le dien.
Stellvertreter: Dr. A. Naumann.
40
HI. Section für Mineralogie und Geologie.
Vorstand: Gell. Hofrath Prof. Dr. H. B. Geinitz.
Stellvertreter: Prof. Dr. E. Kalkowsky.
Protokollant: Dr. H. Francke.
Stellvertreter: Dr. W. Bergt.
IV. Section für Physik und Chemie.
Vorstand: Prof. Dr. E. von Meyer.
Stellvertreter: Prof. G. Neubert.
Protokollant: Handelsschullehrer Dr. K. Roder.
Stellvertreter: Oberlehrer Dr. G. Schulze.
V. Section für prähistorische Forschungen.
Vorstand : Rentier W. 0 s b or n e.
Stellvertreter: Dr. J. Deichmüller.
Protokollant: Lehrer 0. Ebert.
Stellvertreter: Lehrer A. R. Bergmann.
VI. Section für Mathematik.
Vorstand: Geh. Regierungsrath Prof. Dr. E. Hartig.
Stellvertreter: Oberlehrer Dr. A. Witting.
Protokollant: Oberlehrer Dr. J. von Vieth.
Stellvertreter: Privatdocent Dr. J. Freyberg.
Redactions - Corn ite.
Besteht aus den Mitgliedern des Directoriums mit Ausnahme des
zweiten Vorsitzenden und des zweiten Secretärs.
Bericht des Bibliothekars.
Im Jahre 1895 wurde die Bibliothek der ,,Isisu durch folgende Zeit-
schriften und Bücher vermehrt:
A. Durch Tausch.
I. E u i' o p a.
1. Deutschland.
Altenburg : Naturforschende Gesellschaft des Osterlandes. — Mitteil., neue
Folge, 6. Bd. [Aa 69.]
Annaher g -Buchholz: Verein für Naturkunde.
Augsburg : Naturwissenschaftlicher Verein für Schwaben und Neuburg.
Bamberg : Naturforschende Gesellschaft.
Berlin : Botanischer Verein der Provinz Brandenburg. — Verhandh, Jahrg. 36.
[Ca 6.]
Berlin: Deutsche geologische Gesellschaft. — Zeitschr., Bd. 46, Heft 3
und 4; Bd. 47, Heft 1 und 2. [Da 17.]
Berlin: Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. —
Verhandh, Juni 1894 bis Mai 1895. [G 55.]
Bonn: Naturhistorischer Verein der preussischen Rheinlande, Westfalens
und des Reg.-Bez. Osnabrück. — Verhandh, 51. Jahrg., 2. Hälfte. [Aa93.]
Braunschweig : Verein für Naturwissenschaft.
Bremen: Naturwissenschaftlicher Verein. — Abhandh, Bd. XIII, Heft 2;
Bd. XIV, Heft 1. | Aa 2.] — Beiträge zur nordwestdeutschen Volks-
und Landeskunde, Heft 1, 1895. [Aa 2 b.]
Breslau: Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur. — 72. Jahresber.,
1894, mit Ergänzungsheft bibliograph. Inhalts. [Aa 46.]
Chemnitz: Naturwissenschaftliche Gesellschaft.
Chemnitz: K. Sächsisches meteorologisches Institut. — Jahrbuch, XII. Jahrg.,
1. Hälfte. [Ec 57.]
Danzig: Naturforschende Gesellschaft.
Darmstadt: Verein für Erdkunde und mittelrheinischer geologischer Verein. —
Notizblatt, 4. Folge, 15. Heft. [Fa 8.]
Donaueschingen : Verein für Geschichte und Naturgeschichte der Baar und
der angrenzenden Landestheile.
Dresden: Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. — Jahresber., 1830,
1894—95. [Aa 47.]
42
Dresden : K. mineralogisch- geologisches Museum.
Dresden : K. zoologisches Museum.
Dresden : K. öffentliche Bibliothek.
Dresden : Verein für Erdkunde.
Dresden : K. Sächsischer Altertums verein. — Neues Archiv für sächs.
Geschichte und Altertumskunde, Bd. XVI. [G 75.]
Dresden: Oekonomische Gesellschaft im Königreich Sachsen. — Mittheil.,
1894—95. [Ha 9.]
Dresden : K. thierärztliche Hochschule. — Berichte, 39. Jahrg. [Ha 26.]
Dresden : K. Sächsische technische Hochschule. — Die Bibliothek der
Technischen Hochschule Dresden im Jahre 1894. [Je 101.]
Dürkheim : Naturwissenschaftlicher Verein der Rheinpfalz „Pollichia“.
Düsseldorf : Naturwissenschaftlicher Verein. — Mitteilungen, 3. Heft. [Aa310.]
Elberfeld : Naturwissenschaftlicher Verein.
Emden : Naturforschende Gesellschaft. — 79. Jahresber., 1893— 94. [Aa48.]
Emden : Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer.
Erfurt: K. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften. — Jahrbücher, Heft XXI.
[Aa 263.]
Erlangen: Physikalisch -medicinische Societät. — Sitzungsber. , 26. Heft.
[Aa 212.]
Frankfurt a. M.: Senckenbergisclie naturforschende Gesellschaft. — Bericht
für 1895. [Aa 9 a.]
Frankf urt a. M.: Physikalischer Verein. — Jahresber. für 1893 — 94. [Eb35.]
Frankfurt a. 0.\ Naturwissenschaftlicher Verein des Regierungsbezirks
Frankfurt. — ,, Helios“, 13. Jahrg., Nr. 1—6. — Societatum litterae,
Bd. IX, Nr. 1 — 9. [Aa 282.]
Freiburg i. B.\ Naturforschende Gesellschaft. — Berichte, Bd. 9. [Aa 205.]
Gera : Gesellschaft von Freunden der Naturwissenschaften.
Giessen: Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. — 30. Bericht.
[Aa 26.]
Görlitz : Naturforschende Gesellschaft.
Görlitz: Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften. — Neues Lau-
sitzisches Magazin, Bd. 71. [Aa 64.]
Görlitz : Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte der Oberlausitz. —
Jahreshefte, Heft 4. [G 113.]
Greifsivald: Naturwissenschaftlicher Verein für Neu -Vorpommern und
Rügen. — Mittheil., 26. Jahrg., 1894. [Aa 68.]
Greifsivald: Geographische Gesellschaft.
Güstrow: Verein der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg. —
Archiv, 48. Jahrg. [Aa 14.]
Halle a. iS.: Natur forschen de Gesellschaft, — Neue Schriften, 1. Heft, 1809;
2. Bd., 1819; Jahresber., 1821. [Aa 24.]
Halle a. S.: Kais. Leopoldino-Carolinische deutsche Akademie. — Leopoldina,
Heft XXX, Nr. 21—24; Heft XXXI, Nr. 1—22. [Aa 62.]
Halle a. S.: Verein für Erdkunde. — Mittheil., Jahrg. 1895. [Fa 16.]
Hamburg: Naturhistorisches Museum. — Jahrb., Jahrg. XI und XII, mit
Beiheften. [Aa 276.]
Hamburg: Naturwissenschaftlicher Verein. — Verhandl., III. Folge, 2. Heft,
1894. [Aa 293b.] — Abhandl., XIII. Bd. [Aa 293a.]
Hamburg: Verein für naturwissenschaftliche Unterhaltung. — Verhandl.,
8. Bd., 1891—93. [Aa 204.]
43
Hanau : Wetterauische Gesellschaft für die gesammte Naturkunde. — Be-
richte, 1. December 1892 bis 30. April 1895. [Aa 30.]
Hannover : Naturhistorische Gesellschaft.
Hannover : Geographische Gesellschaft.
Heidelberg : Naturhistorisch-medicinischer Verein. — Verhandl., n. F., Bd. V,
Heft 3. [Aa 90.]
Karlsruhe : N atunvissenschaftlicher Verein .
Kassel: Verein für Naturkunde. — Berichte, Nr. XXXX. [Aa 242.]
Kassel: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, — Zeitschrift,
Bd. 18 und 19; Mittheil., Jahrg. 1892 — 93. [Fa 21. |
Kiel : Naturwissenschaftlicher Verein für Schleswig-Holstein. — Schriften,
Bd. X, 2. Hälfte. [Aa 189.]
Köln: Redaction der Gaea. — Natur und Leben, Jahrg. 31. [Aa 4L]
Königsberg i. Fr.: Physikalisch -ökonomische Gesellschaft. — Schriften,
35. Jahrg., 1894. [Aa 81.]
Königsberg i. Fr.: Altertums-Gesellschaft Prussia. — Sitzungsber., 49. und
50. Vereinsjahr, 1893 — 95. [G 114.]
Landshut’. Botanischer Verein.
Leipzig : Naturforschende Gesellschaft. — Sitzungsber., 19. — 21. Jahrg.,
1892—94. [Aa 202.]
Leipzig : K. Sächsische Gesellschaft der Wissenschaften. — - Berichte über
die Verhandl., mathem.-physikal. Klasse, 1894, II— III; 1895, I — IV.
[Aa 296.]
Leipzig: K. Sächsische geologische Landesuntersuchung. — Geologische
Specialkarte des Königreichs Sachsen: Sect. Wilsdruff- Potschappel,
Bl. 65; Sect. Bautzen -Wilthen, Bl. 54; Sect. Hochkirch-Czorneboh,
Bl. 55; Sect. Löbau- Neusalza, Bl. 71; Sect. Löbau -Herrnhut, Bl. 72;
Sect. Löbau -Reichenbach, Bl. 56; Sect. Rumburg- Seif hennersdorf,
Bl. 87; Sect. Zittau-Oderwitz, Bl. 88; Sect. Gr. Winterberg- Letschen,
Bl. 104; Sect. Sebnitz-Kirnitzschthal, Bl. 85; mit 11 Heften Er-
läuterungen. [De 146.]
Lübben: Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte.
Lübeck : Geographische Gesellschaft und naturhistor. Museum. — Mitteil.,
2. Reihe, Heft 7 und 8. [Aa 279 b.]
Lüneburg: Naturwissenschaftlicher Verein für das Fürstentum Lüneburg.
— XIII. Jahresheft, 1893 — 95. [Aa 210.]
Magdeburg: Naturwissenschaftlicher Verein.
Mannheim: Verein für Naturkunde.
Marburg: Gesellschaft zur Beförderung der gesammten Naturwissenschaften.
Meissen: Naturwissenschaftliche Gesellschaft ,,lsis“. — Beobachtungen der
Isis -Wetterwarte zu Meissen im Jahre 1894. [Ec 40.] — Festschrift
zur Feier ihres 50jährigen Bestehens, 1895. [Aa 319.]
Münster: Westfälischer Provinzialverein für Wissenschaft und Kunst. —
22. Jahresber., Jahrg. 1893 — 94. [Aa 231.]
Neisse: Wissenschaftliche Gesellschaft „Philomathie“.
Nürnberg : Naturhistorische Gesellschaft. — Jahresber. für 1894, nebst
Abhandk, X. Bd., Heft 3. [Aa 5.]
Offenbach: Verein für Naturkunde. — 33. — 36. Bericht, 1891 — 95. [Aa 27.]
Osnabrück: Naturwissenschaftlicher Verein. — X. Jahresber., 1893 — 94.
[Aa 177.]
Fassau: Naturhistorischer Verein. — 16. Jahresber. [Aa 55.]
44
Posen: Naturwissenschaftlicher Verein. — Zeitschr. der botan. Abtheil.,
2. Jahrg., Heft 1. [Aa 316.]
j Regensburg: Naturwissenschaftlicher Verein.
Pegensburg: K. Bayerische botanische Gesellschaft. — Katalog der Bibliothek,
1. Teil, nichtperiodische Schriften. [Cb 42 b.]
Reichenbach i. V.: Vogtländischer Verein für Naturkunde.
Reutlingen : Naturwissenschaftlicher Verein.
Schneeberg: Wissenschaftlicher Verein.
Stettin: Ornithologischer Verein. — Zeitschr. für Ornithologie und prakt.
Geflügelzucht, Jahrg. XIX. [Bf 57.]
Stuttgart: Verein für vaterländische Naturkunde in Württemberg. — Jahres-
hefte, Jahrg. 51. [Aa 60.]
Stuttgart: Württembergischer Altertumsverein. — Württemberg. Viertel-
jahreshefte für Landesgeschichte, n. F., 3. Jahrg. [G 70.]
Tharandt: Redaction der landwirtschaftlichen Versuchsstationen. — Land-
wirtsch. Versuchsstationen, Bel. XLV, Heft 5—6; Bd. XL VI, Heft 1 — 5.
[Ha 20.]
Thorn: Coppernicus -Verein für Wissenschaft und Kunst.
Trier: Gesellschaft für nützliche Forschungen.
Ulm: Verein für Mathematik und Naturwissenschaften.
Ulm: Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben. — Württem-
berg. Vierteljahreshefte für Landesgeschichte, n. F., 3. Jahrg. [G 70.]
Weimar: Thüringischer botanischer Verein. — Mittheil., n. F., 6 — 7. Heft.
[Ca 23.]
Wernigerode: Naturwissenschaftlicher Verein des Harzes. — Schriften,
IX. Bei., 1894. [Aa 289.]
Wiesbaden: Nassauischer Verein für Naturkunde.
Würzburg: Physikalisch-medicinische Gesellschaft. — Sitzungsber., Jahrg.
1894. [Aa 85.]
Zivickau: Verein für Naturkunde. — Jahresber. 1894. [Aa 179.]
2. Oesterreich-Ungarn.
Aussig: Naturwissenschaftlicher Verein.
Bistritz: Gewerbeschule. — XIX. Jahresber., 1893 — 94. [Je 105.]
Brünn: Naturforschender Verein. — Verhandl., Bd. XXXII, und 12. Bei*.
der meteorol. Commission; Bd. XXXIII, und 13. Ber. [Aa 87.]
Budapest: Ungarische geologische Gesellschaft. — Földtani Közlöny, XXIV.
köt., 11. — 12. füz.; XXV. köt., 1. — 10. fiiz. [Da 25.]
Budapest: K. Ungarische naturwissenschaftliche Gesellschaft, und: Ungarische
Akademie der Wissenschaften. — Mathem. und naturwissensch. Be-
richte, Bd. 10—12. [Ea 37.]
Graz: Naturwissenschaftlicher Verein für Steiermark. — Mittheil., Jahrg.
1894. [Aa 72.]
Hermannstadt: SiebenbürgischerV erein für Naturwissenschaften. — Verband].
und Mittlieil., XLIV. Jahrg. [Aa 94.]
Iglo: Ungarischer Karpatlifn-Verein. — Jahrbuch, XXII. Jahrg., 1894. [Aal98.]
Innsbruck: Naturwissenschaftlich-medicinischer V erein.
Klagenfurt: Naturhistorisches Land es-Museum von Kärnthen. — Diagramme
der magnet. und meteorolog. Beobacht, zu Klagenfurt, 1894. [Ec 64.]
— Jahrbuch, 23. Heft. [Aa 42.]
45
Krakau: Akademie der Wissenschaften. — Anzeiger 1894, Nr. 10; 1895,
Nr. 1-8. [Aa 302.]
Laibach : Museal verein für Krain.
Lins:: Verein für Naturkunde in Ober-Oesterreich. — Jahresber., 23. Jahrg.
[Aa 213.]
Linz: Museum Francisco-Carolinum. — 53. Bericht nebst der 47. Lieferung
der Beiträge zur Landeskunde von Oesterreich ob der Enns. [Fa 9.]
Prag: Naturwissenschaftlicher Verein ,, Lotos“. — Jahrb. für Naturwiss.,
1 n. F., Bd. XV. [Aa 63.]
Prag: K. Böhmische Gesellschaft der Wissenschaften. — Sitzungsber.,
mathem.-naturw. CI., 1894. [Aa 269.] — Jahresber. für 1894. — Vor-
träge, gehalten 1825. [Aa 270. |
Prag: Gesellschaft des Museums des Königreichs Böhmen.
Prag: Lese- und Redehalle der deutschen Studenten. — Jahresber. für 1894.
[Ja 70.]
Prag: Ceska Akademie Cisafe Frantiska Josefa. — - Rozpravy, Trida II,
Rocnik 3 (Schluss). [Aa 313.] — Bulletin international, classe des
Sciences mathematiques et naturelles, Nr. I (Schluss). [Aa 313 b.j
Pressburg : V erein für Heil- und N aturkunde. — Verhandl., n. F., 8. Heft. [Aa 92.]
Peichenberg: Verein der Naturfreunde. — Mittheil., Jahrg. 26. [Äa 70.]
Salzburg: Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. — Mittheil., XXXV. Bd.
[Aa 71.]
Temesvär: Südungarische Gesellschaft für Naturwissenschaften. — Jermes-
zettudomanyi Füzetek, XIX. köt. [Aa 216.]
Trencsin: Naturwissenschaftlicher Verein für das Trencsiner Comitat
Triest: Museo civico di storia naturale. — Atti, vol. IX. [Aa 154b.]
Triest: Societä Adriatica di scienze naturali.
Wien: Kais. Akademie der Wissenschaften. — Anzeiger, Jahrg. 1894,
Nr. 24—27; 1895, Nr. 1—18. [Aa 11.]
Wien: Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse. —
Schriften, Bd. XXXV. [Aa 82.]
Wien: K. K. naturhistorisches Hofmuseum. — Annalen, Bd. IX, Nr. 3 — 4;
Bd. X, Nr. 1—2. [Aa 280.]
Wien: Anthropologische Gesellschaft. — Mittheil., Bd. XXIV, Heft 6;
Bd. XXV, Heft 1—3. [Bd 1.]
Wien: K. K. geologische Reichsanstalt. — Verhandl., 1894, Nr. 10 — 18;
1895, Nr. 1—13. [Da 16.]
Wien: K. K. geographische Gesellschaft.
Wien: K. K. zoologisch -botanische Gesellschaft — Verhandl., Bd. XLIV,
3. — 4. Quartal; Bd. XLV, 1. — 9. Heft. [Aa 95.]
Wien: Naturwissenschaftlicher Verein an der Universität.
Wien: Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus.
3. Rumänien.
Bukarest: Institut meteorologique de Roumanie. — Annales, tome VH — IX,
1893. [Ec 75.]
4. Schweiz.
Aarau: Aargauische naturforschende Gesellschaft.
Basel: Naturforschende Gesellschaft. — Verhandl., Bd. X, Heft 1 — 3. [Aa86.]
46
Bern\ N atur f o r s cli ende Gesellschaft. — Mittheil., 1894, Nr. 1335 — 1372.
[Aa 254.]
Bern : Schweizerische naturforschende Gesellschaft. — Verhandl. der 77.
Jaliresversamml. zu Schaff hausen, 1894. [Aa 255.]
Chur: Naturforschende Gesellschaft Graubündens. — Jahresber. , n. F.,
Jahrg. XXXVIII. [Aa 51.]
Frauenfeld : Thurgauische naturforschende Gesellschaft. — Mittheil., 11. Heft.
[Aa 261.]
Freiburg : Societe Fribourgeoise des Sciences naturelles. — Compte rendu
1890-93. [Aa 264.]
St. Gallen: Naturforschende Gesellschaft. — Bericht für 1892 — 93.
[Aa 23.]
Lausanne: Societe Vaudoise des Sciences naturelles. — Bulletin, 3. ser.,
yoI. XXX, no. 115, 116; vol. XXXI, no. 117. [Aa 248.]
Neuchatel: Societe des Sciences naturelles.
Schaffhausen: Schweizerische entomologische Gesellschaft. — Mittheil,,
Vol. IX, Heft 5-6. [Bk 222.]
Sion : La Murithienne, societe Valaisanne des Sciences naturelles. —
Bulletin, fase. XXI— XXII. [Ca 13.]
Zürich: Naturforschende Gesellschaft. — Vierteljahrsschr. , Jahrg. 39,
Heft 3 — 4; Jahrg. 40, Heft 1—2. [Aa 96.]
Zürich: Schweizerische botanische Gesellschaft. — Berichte, Heft 5. [Ca 24.]
5. Frankreich.
Amiens: Societe Linneenne du nord de la France. — Bulletin mensuel,
tome XI, no. 235 — 258; toine XH, no. 259—282. [Aa 252.] — Me-
moires 1889 — 91, t. 8. [Aa 252b.]
Bordeaux : Societe des Sciences physiques et naturelles. — Memoires, ser. 4,
tome I, III — IV et appendice. [Aa 253.]
Cherbourg: Societe nationale des Sciences naturelles et mathematiques.
Dijon: Academie des Sciences, arts et belles lettres. — Memoires, ser. 4,
tome 3—4. [Aa 138.]
Le Alans: Societe d’agriculture, Sciences et arts de la Sarthe. — Bulletin,
tome XXVI, fase. 4; tome XXVII, fase. 1. [Aa 221.]
Lyon: Societe Linneenne. — Annales, tome 38—40. [Aa 132.]
Lyon: Societe d’agriculture, d’histoire naturelle et des arts utiles. —
Annales, ser. 6, tome 2 — 5; ser. 7, tome 1 — 2. [Aa 133.]
Lyon: Academie nationale des Sciences, belles lettres et arts. — Memoires,
tome 30 — 31; 3. ser., tome 1—2. [Aa 139.]
Paris: Societe zoologique de France. — Bulletin, tome XVH, no. 7—8;
tome XIX, no. 1—9. |Ba 24.]
Toulouse: Societe Frangaise de botanique. — Bulletin mensuel, tome IX — XII,
no. 107-139. [Ca 18.]
6. Belgien.
Brüssel: Societe royale malacozoologique de Belgique. — Annales, tome
XXVII. [Bi 1.] — Proces-verbaux, tome XXII— XXIV. [Bi 4.J
Brüssel: Societe entomologique de Belgique. — Annales, tome 38. [Bk 13.]
47
Brüssel'. Societe royale de botanique de Belgique. — Bulletin, tome XXX11I.
[Ca 16.]
Gembloux : Station agronomique de l'etat. — Bulletin, no. 54 — 59. [Hb 75.]
Lüttich : Societe geologique de Belgique.
7. Holland.
Gent : Kruidkundig Genootschap „Dodonaea“.
Groningen \ Naturkundig Genootschap. — 93. Verslag, 1893. [Je 80.]
Hartem : Musee Teyler. — Archives, ser. II, vol. IV, p. 3 — 4. [Aa 217. |
Hartem: Societe Hollandaise des Sciences. — Archives Neerlandaises,
tome XXVIII, livr. 5; tome XXIX, livr. 1 — 3. [Aa 257.]
8. Luxemburg.
Luxemburg : Societe de botanique.
Luxemburg : Institut royal grand-ducal.
Luxemburg : Verein Luxemburger Naturfreunde „Fauna“. — Mittheil., 1891,
Nr. 2—4; 1892; 1893, Nr. 1—5. [Ba 26.]
9. Italien.
Brescia: Ateneo. — Commentari per l’anno 1894. [Aa 199.]
Catania: Accademia Gioenia di scienze naturale. — Atti, ser. IV, vol. 7.
— Bullettino mensile, fase. XXXVI— XXXVIII. [Aa 149.]
Florenz: R. Instituto.
Florenz: Societa entomologica Italiana. — Bullettino, anno XXVI, trim.
3—4; anno XXVII, trim. 1 — 2. [Bk 193.]
Mailand: Societa Italiana di scienze naturali. — Atti, vol. XXXV, fase. 1 — 2.
[Aa 150.]
Mailand: R. Instituto Lombardo di scienze e lettere. — Rendiconti, ser. 2,
vol. XXVI -XXVII. [Aa 161.] - Memorie, vol. XVII, fase. 3 — 4.
[Aa 167.]
Modena: Societa di naturalisti. — Atti, ser. 3, vol. XIII, fase. 1. [Aa 148. ]
Padua: Societa Veneto Trentina di scienze naturali. — Bullettino, tomo VI,
no. 1. [Aa 193b.]
Parma: Redazione del Bullettino di paletnologia Italiana. — Bullettino,
ser. II, anno XX, no. 10 — 12; ser. III, anno XXI, no. 1 — 9. [G 54.]
Pisa: Societa Toscana di scienze naturali. — Processi verbali, vol. IX,
(1. VII. 1894 bis 13. III. 1895). [Aa 209.]
Pom: Accademia dei Lincei. — Atti, rendiconti, ser. 5, vol. III, sem. 2,
fase. 10—12; vol. IV. — Rendiconto delFadunanza solenne del 9. VI.
1895. [Aa 226.]
Pom : R. Comitato geologico d’Italia. — Bollettino, 1894, 4. trim.; 1895,
1. — 3. trim. [Da 3.]
Pom: Redazione delle Rassegna delle scienze geologiche in Italia.
Turin: Societa meteorologica Italiana. — Bollettino mensuale, ser. II,
vol. XIV, no. 12; vol. XV, no. 1 — 11. [Ec 2.]
Venedig: R. Instituto Veneto di scienze, lettere e arti.
Verona: Accademia d’agricoltura, arti e commercio. — Memoire, ser. III,
vol. LXX; vol. LXXI, fase. 1. [Ha 14.]
48
10. Grossbritannien und Irland.
Dublin'. Royal geological society of Irland. — Transactions, vol. I, p. 3; vol. II,
p. 1 — 3; vol. III, p. 2; vol. IV, p. 2—3; vol. V, p. 1, 3, 4; vol. VI, p. 1—5.
[Da 7.]
Edinburg : Geological Society. — Transactions, vol. VII, p. 1. [Da 14.]
Edinburg : Scottish meteorological society.
Glasgow. Natural history society.
Glasgoiv: Geological society.
Manchester : Geological society. — Transactions, vol. XXIII, p. 3 — 9;
vol. XXIV, p. 1 — 2. [Da 20.]
New castle-up on-Tgne: Tyneside naturalists field club, und: Natural history
society of Northumberland, Durham and Newcastle-upon-Tyne.
11. Schweden, Norwegen.
Bergen'. Museum. — Aarbog for 1893. [Aa 294.]
Christiania : Universität.
Christiajiia : Foreningen til Norske fortidsmindesmerkers bevaring. — Aars-
beretning for 1893. [G 2.] — Kunst og haandverk fra Norges fortid,
2. Reibe, Heft 1. [G 81.]
Stockholm-. Entomologiska Föreningen. — Entomologisk Tidskrift, Are. 15.
[Bk 12. J
Tromsoe : Museum.
TJpsala: The geological Institution of the university. — Bulletin, vol. II,
p. 1 (no. 3), 1894. [Da 30.]
12. Russland.
Ekatharinenburg : Societe Ouralienne d’amateurs des Sciences naturelles. —
Bulletin, tome XIII, livr. 2; torne XIV, livr. 4; tome XV, livr. 1. —
Jahresber. für 1894. [Aa 259. |
Helsingfors : Societas pro fauna et flora fennica.
Kharkow: Societe des naturalistes ä l’universite imperiale. — Travaux,
tome XXVIII. [Aa 224.]
Kieiv \ Societe des naturalistes. — Memoires, tome XIII, livr. 1 — 2; tome XIV,
livr. 1. ( Aa 289.]
Moskau : Societe imperiale des naturalistes. — Bulletin, annee 1894, no. 3—4;
annee 1895, no. 1 — 2. |Aa 134.]
Odessa: Societe des naturalistes de la Nouvelle-Russie. — Memoires, tome
XIX, p. 1 — 2. [Aa 256.]
Petersburg: Kais, botanischer Garten. — Acta liorti Petropolitani, t. XI H,
fase. 2. [Ca 10.]
Petersburg: Comite geologique. — Bulletins, vol. XII, no. 8 — 9; vol. XIIT;
vol. XIV, no. 1 — 5. [Da 23.] — Memoires, vol. VIII, no. 2 — 3; vol. IX,
no. 3 — 4; vol. X, no. 3; vol. XIV, no. 1 et 3. [Da 24.]
Petersburg: Physikalisches Centralobservatorium. — Annalen, Jahrg. 1893.
— H. Wild: Neue Normal-Lufttemperaturen für das Russische Reich,
1894. [Ec 7.]
Petersburg: Academie imperiale des Sciences. — Bulletin, nouv. serie V,
tome 1, no. 1 — 4; tome 2, no. 1 — 5. — Memoires, ser. VIII, vol. 1,
no. 8. [Aa 315.]
49
Riga : Naturforscher-Verein. — Correspondenzblatt XXXV II. [Aa 34.] —
Festschrift in Anlass seines 50jährigen Bestehens. [Aa 169b.] —
Jubiläumsfeier des Naturforscher- Vereins 27. III. 1895. [Aa 169c.]
II. A in er ika.
1. Nord-Amerika.
(Canada, Vereinigte Staaten, Mexiko.)
Albanij: New York state museum of natural history. — Annual report 47.
[Aa 119.]
Baltimore: John Hopkins university. — University circulars, vol. XIII,
no. 116-120. [Aa 278.]
Berkeley: University of California. — Departement of geology, bulletin,
vol. I, no. 8—9. [Da 31.]
Boston : Society of natural history. — Proceedings, vol. XXVI, p. II — III.
[Aa 111.] — Memoirs, vol. IV, no. 14. [Aa 106.] — Occasional papers,
vol. 1, p. 2. [Aa 111b.]
Boston : American academy of arts and Sciences. — Proceedings, new sei*.,
vol. XXI. [Aa 170.]
Buffalo: Society of natural Sciences. — Bulletin, vol. V, no. 4. [Aa 185.]
Cambridge : Museum of comparative zoology. — Annual report for
1893 — 1894. — Bulletin, vol. XXV, no. 11 — 12; vol. XVI, no. 15;
vol. XXVI, no. 1—2; vol. XXVII, no. 1—5; vol. XXVIII, no. 1. [Ba 14.]
Davenport: Academy of natural Sciences.
Halifax: Nova Scotian institute of natural Science. — Proceedings and
transactions, vol. I, p. 3. [Aa 304.]
Madison: Wisconsin Academy of Sciences, arts and letters.
Mexiko : Sociedad cientifica „Antonio Alzate“. — Memorias, tomo VIII,
cuad. 3 — 4. [Aa 291.]
Milwaukee: Wisconsin natural history society. — Occasional papers, vol. II,
no. 2 — 3. — Public-Museum of the City of Milwaukee, 12. ann. report.
[Aa 233 b.]
Montreal: Natural history society.
New -Haven: Connecticut academy of arts and Sciences. — Transactions,
vol. IX, p. 2. [Aa 124.]
New - York: Academy of Sciences. — Annals, vol. VIII, no. 5. [Aa 101.] —
Transactions, vol. XIII. [Aa 258.]
Neiv-York : American museum of natural history.
Philadelphia: Academy of natural Sciences. — Proceedings, 1894, p. II — III;
1895, p. I. [Aa 117.]
Philadelphia : American philosophical society. — Proceedings, vol. XXXII,
no. 143; vol. XXXUI, no. 145 — 146; vol. XXXIV, no. 147. [Aa 283.]
Philadelphia: Wagner free institute of Science. — Transactions, vol. 3, p. 3.
[Aa 290.]
Philadelphia: Zoological society. — Annual report 23. [Ba 22.]
Rochester: Academy of Science.
Rochester: Geological society of America. — Bulletin, vol. VI. [Da 28.]
Salem: Essex Institute.
50
San Francisco : California academy of Sciences. — Proceedings, vol. IV,
p. 1 — 2. [Aa 112.]
St Louis : Academy of Science. — Transactions, vol. VI, 9—18; vol. VII,
1—8. [Aa 125.]
Topelm : Kansas academy of Science.
Toronto : Canadian institute.
Tufts College : Studies, no. I — III. [Aa 314.]
Washington : Smithsonian institntion. — Annual report 1893. [Aa 120.]
— Bureau of etlmology, 11.— 12. annual report. — Schriften ethno-
logischen Inhalts von Pilling, Thomas, Pollard, Boas, Fowke und
Mooney. [Aa 120b.] — Report of the National Museum, 1891 und 1892.
[Aa 120 c.]
Washington : United States geological survey. — XIII. — XIV. annual report,
1891 — 1893. [De 120a.] — Monographs, vol. XIX, XXI — XXIV.
[De 120c.] — Bulletin, no. 97—122. [De 120b.] — Mineral resources,
1892-1893. [Db 81.]
Washington : Bureau of education.
Washington : Geograph, and geolog. survey of the Rocky mountain region.
— Contributions to North- american ethnology, vol. IX. [De 120 d.]
2. Süd -Amerika.
(Argentinien, Brasilien, Chile, Costarica.)
Buenos -Aires: Museo nacional.
Buenos -Aires: Museo de La Plata.
Buenos -Air es: Revista argentina de historia natural.
Buenos- Aires: Sociedad cientifica Argentina. — Anales, tomo XXXVIII —
XXXIX; tomo XL, entr. 1 — 4. [Aa 230.]
Cordoba: Academia nacional de ciencias. — Boletin, tomo XIV, entr.
1—2. [Aa 208b.]
Bio cle Janeiro : Museo nacional. — Archivos, vol. VII. [Aa 211.]
San Jose: Instituto fisico-geografico y del museo nacional de Costa- Rica.
Sao Paulo : Commissao geographica e geologica do estado de S. Paulo.
La Plata : Museum. — Revista, tomo III — V. [Aa 308.]
Za Plata : Redaction der Revista argentina de historia natural.
Santiago de Chile: Deutscher wissenschaftlicher Verein. — Verhandl.,
Bd. III. [Aa 286.]
III. Asien.
Batavia: K. natuurkundige Vereeniging. — Natuurk. Tijdschrift voor
Nederlandsch Indie, Deel 54. — Boekwerken, 1893 — 94. [Aa 240.]
Calcutta: Geological survey of India. — Records, vol. XXVII, p. 4; vol.
XXVIII. [Da 11.]
Toldo: Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens. —
Mittheil., Bd. VI, Heft 55 — 56; 2. Supplem. zu Bd. VI. [Aa 187.]
IV. Australien.
Melbourne: Mining department of Victoria. -— Annual report of the secretary
for mines, 1894. [Da 21.]
51
B. Durch Geschenke.
Aguilera y Ordonez: Expedicion cientifica al Popocatepetl. 1895. [De 229.]
Aquila , Zeitschrift für Ornithologie, Heft 1 — 4. [Bf 68.]
j Barrande, J.\ Systeme silurien du centre de la Boheme, vol. VIII, tome 1.
[Dd 3.]
Castülo y Aguilera : Fauna fosil de la Sierra de Catorce. [Dd 144.]
Colorado : Scientific society. — Studies, 5. ann. publ. [Ah 84.]
Conwentz , H.\ Beobachtungen über seltene Waldbäume in Westpreussen.
1895. [Cd 114.]
Credner, H.\ Die Phosphoritknollen des Leipziger Mitteloligocäns. 1895.
[De 137 g.]
Daday, E. v.\ Cypridicola parasidica n. sp. Sep. 1893. [Bm 52b.]
Doss , B.\ Ueber Pseudomorphen von Anatas nach Titanit im Syenit des
Plauenschen Grundes. Sep. 1895. [Db 89f.|
Doss , B.: Die geologische Natur der Kanger im Riga’schen Kreise. 1895.
[De 225.]
Engelhardt , B. v.\ Observations astronomiques. III. partie. 1895. [Ea 39.]
Engelhardt , H. : Ueber neue Tertiärpflanzen Südamerikas. Sep. 1895. [ Dd94m. |
Engelhardt , H.\ Beiträge zur Paläontologie des böhmischen Mittelgebirges.
Sep. 1895. [Dd 94 n.]
Filarzky, N.: Die Characeen Ungarns. [Ce 33.]
Frenzei , A.: Leitfaden für den Unterricht in der Mineralogie an der
Kgl. Bergschule zu Freiberg. 1895. [Dh 73.]
Fritsch , A.: Fauna der Gaskohle und der Kalksteine der Permformation
Böhmens. Schluss des III. Bandes. [ Lid 19.]
Oebirgsverein für die Sächsische Schweiz: Ueber Berg und Thal,
Nr. 202—213. [Fa 19.]
Guldberg und Nansen : On the development and structure of the whale,
P. i. [Be 32.]
Heim , A.: Geologische Nachlese, Nr. 4 und 5. [De 99g. ]
Hegyfoky , J.\ Ueber die Windrichtung in Ungarn. Anhang: Barometer-
stand und Regen. 1894. [Ec 83b.]
Janet , Ch.\ Studien über Wespen. 7 Sep. [Bk 240g — n. ] — Ueber
Myrmica rubra. [Bk 240 o.]
Kjellmann , F. R.\ Norra Ishafvets Algflora. (Vega-Expedition.) [Aa 318.]
Kuntze , 0.\ Geogenetische Beiträge. 1895. [De 226.]
Ludwig , F.: Ueber einen neuen algenähnlichen Pilz. (Leucocystis Criei
n. sp.) [Cf 31.]
Martorelli , G. : Monografia illustrata degli ucelli di rapina in Italia. [Bf 60.]
Müller , F. v.: Iconography of Candolleaceous plants. 1892. [Cg 34.]
Nachtrieb , H.\ Notes of the birds of Minnesota. 1892. [Bf 67.]
Petersburg'. Kaiserl. Russische geographische Gesellschaft. — Beobacht,
der russischen Polarstation an der Lenamündung. 1. Th. Astronom,
und magnet. Beobacht. 1882—84. [Ec 69.]
Petersburg: Kaiserl. Russische mineralogische Gesellschaft. — Verhandl.,
2. Ser., Bd. 31. [Da 29.] — Materialien zur Geologie Russlands,
Bd. XVII. [Da 29b.]
Paleigh: Elisha Mitchell scientific society. — Journal, vol. IX. [Aa 300.]
Rey , E.\ Beobachtungen über den Kuckuck bei Leipzig aus dem Jahre 1894.
Sep. [Bf 65a.]
52
Rey , E. : Was ist der Grund für die grosse Variabilität der Kuckuckseier?
[Bf 65b.] > _
Sanchez , M.: Observatorio astronömico y meteorolögico, San Salvador.
Anales, 1893 — 94. [Ec 81.]
Sandberger , P. v.: Pisidium ovatum Giess. Sep. 1895. [Da 127 b.]
Schaf arzik, F. v.\ Die Pyroxen-Andasite des Cserhat. Sep. 1895. [De 228.]
Schreiber , P: Ueber registrirende Regenmesser und Pegel. Sep. 1895.
[Ec 76 b.]
Schreiber , P: Das Klima des Königreichs Sachsen, Heft III. [Ec 80.]
Stavanger Museum: Aarsberetning 1891 — 93. [Aa 321.]
Stossich , M.\ Osservazioni sul Solenophorus megalocephalus. Sep. 1895.
[Bm 54 s.]
Stossich , JA: II genere Ankylostomum Dubini. Sep. 1895. [Bm 54t.]
Stossich , JA: I distomi dei vettili. Sep. 1895. [Bm 54u.]
Stossich , JA: Notize helmintologiche. Sep. 1895. [Bm 54 v.]
Stur, I).\ Geologische Specialkarte der Umgebung von Wien, 6 Bl. mit
Erläuterungen. [De 147d.]
Teller , F. : Geologische Karte der Ostkarawanken und Steiner Alpen, 4 Bl.
[De 231.]
Tietze , E. : Geologische Karte von Olmiitz, 1 Bl. mit Erläut. [De 230.]
Voretzsch , JA: Den Manen Galileo Galileis. Sep. 1892. [Jb 75.]
Voretzsch , JA : Bericht über die Thätigkeit der naturforsch. Gesellschaft
des Osterlandes 1892 —94. [Aa 69. |
Voretzsch , JA: Bericht über die Feier des 25jährigen Bestehens der
naturforsch. Gesellschaft des Osterlandes. Sep. 1892. [Aa 69.]
Zahalka , (7.: Die statigraphische Bedeutung der Bischitzer Uebergangs-
schichten in Böhmen. Sep. 1895. [De 227.]
C. Durch Kauf.
Anzeiger für Schweizer Alterthümer, Jahrg. XXVIII. [G 1.]
Anzeiger , zoologischer, Jahrg. XVIII. [Ba 21.]
Bronn' s Klassen und Ordnungen des Thierreichs, Bll. II, Abth. 3 (Echino-
dermen), Lief. 19; Bd. III (Mollusca), Lief. 17 — 21 ; Supplem.
4. — 5. Lief.; Bd. IV (Vennes), Lief. 38—42; Bd. V, Abth. 2 (Crustaceen),
Lief. 41 — 46; Bd. VI, Abth. 5 (Mammalia), Lief. 42 — 44. [Bb 54.]
Haeckel, E. : Systematische Phylogenie der Protisten und Pflanzen. 3. Theil.
[Ab 83.]
Hedwigia , Bd. 34. [Ca 2.]
Monatsschrift , deutsche botanische, Jahrg. 13. [Ca 22.]
Nachrichten , entomologische, Jahrg. 11. [Bk 235.] (Vom Isis-Lesezirkel.)
Natur , Jahrg. 44. [Aa 76.] (Vom Isis-Lesezirkel.)
Prähistorische Blätter , Jahrg. VII. [G 112.]
Wochenschrift , naturwissenschaftliche,5 Bd. X. [Aa 311.] (Vom Isis-Lese-
zirkel.)
Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften, Bd. 67, Nr. 5 — 6;
Bd. 68, Nr. 1—4. [Aa 98.]
Zeitschrift für Meteorologie, Bd. 13. [Ec 66.]
58
Zeitschrift für wissenschaftliche Mikroskopie, Bd. XI, Nr. 4; Bd. XII,
Nr. 1—2. [Ee 16.]
Zeitschrift , Oesterreichische botanische, Jahrg. 45. [Ca 8.]
Zeitung , botanische, Jahrg. 53. [Ca 9.]
Geschlossen am 81. December 1895.
C. Schiller,
Bibliothekar der „Isis“.
Zu bequemerer Ausnutzung unserer Bibliothek ist für Mitglieder der Isis
ein Lesezirkel eingerichtet worden. Gegen einen jährlichen Beitrag von
3 Mk. können eine grosse Anzahl Schriften bei Selbstbeförderung zu Hause
gelesen werden. Anmeldungen nimmt der Bibliothekar entgegen.
Berichtigung.
In Abhandlung VIII, S. 93 muss es heissen:
Rubus macrophyllus Whe. et N. var. piletostachys Gr. et Godr„
statt
Rubus macrophyllus Whe. et X. var. pilostachys Gr. et Godr.
34
Mit dem Hinweis darauf, dass allein durch die rationelle Anwendung wissenschaft-
licher Principien auf das erörterte Gebiet seine glänzende Entwickelung, ganz besonders
in Deutschland, möglich geworden ist, schliesst der Vortrag. Derselbe wird durch eine
reichhaltige Sammlung ätherischer Oele, natürlicher wie künstlicher, erläutert.
YI. Section für Mathematik.
Vierte Sitzung am 14. November 1895. Vorsitzender: Prof. Dr. W.
Hall wachs. — Anwesend 12 Mitglieder und Gäste.
Geh. Regierungsrath Prof. Dr. E. H artig spricht über einige topo-
golische Beispiele aus dem Gebiete der Fasertechnik.
Der Vortragende knüpft an die von dem Mathematiker Listing 1847 gegebene
Definition des Begriffes Topologie an, wonach unter dieser Bezeichnung die Lehre
von den rein modalen Verhältnissen räumlicher Gebilde verstanden sein soll, unter
Ausschliessung aller Grössenbestimmungen und Grössenverhältnisse.
Es wird zunächst die eigentümliche Umordnung spinnbarer Fasern auf der
Krempel als Beispiel der topologischen Veränderung von Punktreihen auseinander-
gesetzt. Hierauf bespricht der Vortragende die Vereinigung einer Eadenreihe und einer
Fadenfolge mittelst der Ueberkreuzungen von wechselndem Sinn als die topologische
Grundlage der Weberei und erörtert näher, nach Feststellung des Begriffes Rapport,
die sogenannten Grundbindungen der Weberei.
Als Grundlage der Seilerei wird die Vereinigung von Fadengruppen zu Ge-
zwirnen von verschiedener Ordnung erörtert und die Aequivalenz von Windungen und
Verdrehungen, sowie von Verdrehungen und Ueberkreuzungen nachgewiesen. Ein Ge-
zwirn von n Fäden lässt in der Projection auf eine zur Längsachse parallele Ebene
n (n—1) Ueberkreuzungen erkennen, deren Sinn nach (n — ]) Fäden wechselt, eine Be-
trachtung, die auf eine einfache topologische Erklärung der Gef lech te führt; dieselben
entstellen aus den Gezwirnen durch Aufnahme des wechselnden Sinnes der Ueber-
kreuzungen oder durch die Einführung von Verschränkungen.
Der V ortragende geht hiernach auf die T opologie der Knotenverschlingungen
ein, für welche durch die Mathematiker Listing, Tait, Simony, Schuster u. A. schon
erhebliche Aufschlüsse gewonnen sind. Es wird die Entstehung gewisser einfacher
Knoten am ringförmigen Bande gezeigt, sowie die Bedeutung der Zahl der Ueber-
kreuzungen für die Eintheilung der Knotenverschlingungen nachgewiesen: Seil-
schlingen, Seilschleifen, Seilknoten.
Zuletzt wird die Anwendung der Begriffe Ueb erkreuzung, Verwindung,
Maschenbildung, Verschränkung und Verknotung auf die topologische Er-
klärung der anderweit bekannten mechanisch herstellbaren Fadengebilde erwähnt.
Prof. Dr. K. Rohn führt Anwendungen dieser Untersuchungen auf
die Theorie der Curven höherer Ordnung an.
Oberlehrer Dr. A. Witting th eilt mit, dass Dr. Brunn in München
neuerdings Untersuchungen über Verknotungen angestellt hat.
VII. Hauptversammlungen.
Siebente Sitzung am 26. September 1895. Vorsitzender: Prof.
Dr. 0. Drude. — Anwesend 12 Mitglieder.
An die Erledigung geschäftlicher Angelegenheiten schliessen sich Mit-
theilungen über die Ergebnisse der diesjährigen Naturforscher-
versammlung.
33
IV. Section für prähistorische Forschungen.
Dritte Sitzung am 21. November 1895. Vorsitzender: Kontier
W. Osborne. — Anwesend 24 Mitglieder.
Dr. J. Deiclimiiller legt ein gelochtes Steinbeil aus Kieselschiefer
vor, welches beim Baggern im Elbbett oberhalb der Carolabrücke in
Dresden gefunden wurde, sowie Urnen und cylindrische Thongewichte
aus einem Gräberfelde vom „Lausitzer Typus“ zwischen Deila und
Leutewitz bei Meissen.
Derselbe macht ferner ausführliche Mittheilungen über eine Reise
durch die sächsische Lausitz, welche er kürzlich zum Zwecke der
Feststellung namentlich älterer prähistorischer Fundorte unternommen hat.
Lehrer H. Döring referirt über das neu erschienene Werk von
G. Buschan: Vorgeschichtliche Botanik der Cultur- und Nutzpflanzen der
alten Welt auf Grund prähistorischer Funde. Breslau 1895.
Dr. B. Schorler verweist auf eine Arbeit von E. Hahn in den Ver-
handlungen der Berl. Ges. für Anthrop., 1894, S. 603, worin der Ver-
fasser nachzuweisen sucht, dass die Hirse das älteste Getreide unserer
Cultur ist.
Lehrer A. Jentsch legt Scherben von Gefässen des „Lausitzer
Typus“ von Eben dör fei bei Bautzen vor, sowie Funde aus der Trieske
bei Pillnitz, welche seiner Ansicht nach beweisen, dass die dortigen ur-
alten Feldanlagen nicht prähistorischen Ursprungs sind. (Vergl. Sitzungsber.
Isis 1895, S. 11.)
V. Section für Physik und Chemie.
Vierte Sitzung am 17. October 1895. Vorsitzender: Prof. Dr. E.
von Meyer. — Anwesend 36 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende hält einen Vortrag über Geschichte, Chemie
und Industrie der Riechstoffe.
Zunächst werden die im Alterthum und Mittelalter bekannten Riechstoffe be-
sprochen, deren Gewinnung bis in die Mitte dieses Jahrhunderts in Apotheken betrieben
wurde. Mit dem Aufschwung der organischen Chemie wuchs allmählich die Kenntniss
der chemischen Zusammensetzung der sogenannten ätherischen Oele, und damit wurde
die rationelle Verarbeitung dieser Naturprodukte, sowie die künstliche Bildungsweise
mancher .Riechstoffe angebahnt. Der Vortragende bespricht das Vorkommen, die Dar-
stellungsweise und insbesondere die chemische Zusammensetzung der wichtigsten in der
Natur vorkommenden Riechstoffe. Die Uebersicht der letzteren wird durch ihre Ein-
theilung in verschiedene Körperklassen (Terpene, Kampherarten , Phenole und Aetlier
dieser, Säureester, Aldehyde, Ketone, Senföle) wesentlich erleichtert.
Die Besprechung der künstlich bereiteten, den Naturprodukten nachgeahmten Riech-
stoffe, z. B. Gaulteria-Oel, Heliotropin, Cumarin, Vanillin, Jonon, giebt Anlass zu einem
Streifzug in das Gebiet der organischen Synthese.
Endlich werden die wirtschaftlichen Verhältnisse mit specieller Berücksichtigung
der deutschen Industrie ätherischer Oele etc. beleuchtet. Hierbei wird besonders auf
die Leistungen der Weltfirma Schimmel & Co, hingewiesen und der bahnbrechenden
Thätigkeit von H. Haensel (in Pirna) gedacht.
Abhandlungen
der
naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in D resden.
1895,
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I. Der Dorschfang auf den Lofoten im Jahre 1893.
Von Clemens König in Dresden.
1. Die Lofoten, der reichste Fischgrund Europas und der nördlichste
auf der ganzen Erde.
Der Westfjord, der im Südwesten in einer Weite von 100 — 120 km
in den Atlantischen Ocean ausläuft und nach Nordost im schmalen
Ofotenfjord endigt, trennt von dem steil aus dem Meere sich heraus-
hebenden Festlande eine mächtige Insel- und Klippenguirlande, welche,
wie das ganze Küstenland, geologisch gesprochen, seit uralten Zeiten der
Kampfplatz gewesen, auf dem Sturm, Regen, Gletscher und Brandungs-
wellen bald allein, bald vereint gegen die horstartig stehen gebliebenen
Erdschollen zerstörend anlaufen. Was diese wilden Gewalten der Deflation,
Erosion, Exaration und Abrasion erreicht und bewirkt haben, das sagt
uns das aus festem, krystallinischem Urgestein aufgebaute Küsten- und
lnselland durch seine reiche Gliederung und wunderbare Modellirung.
Die Inseln mit ihren Vorsprüngen, glatten Flächen und rauhen Wänden,
mit ihren Klippen, Löchern und Wassertümpeln liegen so dicht und wild
durcheinander, dass das Auge nicht im Stande ist, das gewaltige Gewirr
von Spitzen und Mauern, von Spalten und Zacken, von Basteien, Ecken,
Fjorden und Sunden von irgend einer Seite her zu überschauen. Wer da-
gegen diese inselreihe aus der Vogelperspektive oder auf der Landkarte
betrachtet, der kann sie in seiner Phantasie mit dem abgefleischten Rück-
grate eines vorweltlichen Seeungeheuers vergleichen, das hier strandete
und in Stücke brach. Die grossen Rückenwirbel liegen nahe der Küste
und sind nur wenig von einander getrennt; dagegen reicht das Schwanz-
stück in die See hinein und seine kleinen Wirbel liegen weiter auseinander.
Diese lange, kahle Inselkette scheidet der schmale Raftsund, der sich
winden, krümmen und strecken muss, um von Südwest nach Nordost vorzu-
dringen, in einen mehr nördlichen Theil, Westeraalen genannt, und in einen
mehr südlichen Abschnitt, die Lofoten.
Die Lofoten bestehen aus vier grösseren Inseln. Die grösste und
nördlichste, unmittelbar am Raftsund gelegen, heisst Ost-Waagö. Auf ihr
liegen und zwar am Westfjord: Swolwär, Oerswaag mit dem Pfarrhof
Kirkewaag, wo Hans Egede, der grönländische Missionar, von 1707—1718
als Geistlicher wirkte, und Henningswär, wo die Königliche Aufsichts-
behörde ihren Sitz hat und wo der Waagekallen, der höchste Berg der
Insel, wild und trotzig aus einer Höhe von mehr als 1000 m auf die
Ges. Isis in Dresden, 1895. — Abh. 1.
4
ewig brandende Fluth niederschaut. Dann folgte West -Waagö mit Buknäs,
Flakstadö mit Sund und Moskenäsö mit Reine. Jenseits des bekannten
Malstroms, der über den Horganklippen beständig schäumt und siedet,
taucht die kleine Insel Mosken und weiter 25 km südwestlich Wärö und
noch weiter südwestlich das flache und verhältnissmässig dicht bevölkerte
Rost aus dem Meere empor. Die Meeresströme, welche diese Inseln von
einander trennen, sind die Strassen und Pforten, durch welche das Wasser
nach dem Meere abfliesst und durch welche die vom Ocean her wandernden
Fische in den Westfjord einziehen.
Wer diese grossartige und in mancher Hinsicht hochalpine Felsen-
und Inselwelt in ihrer landschaftlichen Schönheit, in ihrer ganzen Pracht
und Erhabenheit kennen lernen will, der muss an einem hellen sonnigen
Sommertage vom Festlande aus über den Westfjord herüberfahren, also
zur Zeit, wenn die vielbesungene Mitternachtssonne gross und blutroth
am Himmelsrande steht und in Hammerfest, der nördlichsten Stadt
Europas, einen Tag heraufführt, der 21/2Monat dauert.
Das sind einige von den vielen Reizen, die uns hinauf nach dem
hohen Norden Norwegens locken. Und wie leicht ist es uns gemacht,
diesen Lockungen zu folgen. Laufen doch im Sommer allwöchentlich
von Bergen und von Drontheim kommende und dahin zurückkehrende
Dampfer hier vorbei und das Lokalboot der Bergen- Nord enfjeld Ge-
sellschaft legt an vielen, an zwölf verschiedenen Orten der Lofoten regel-
mässig an.
Wir bewundern die Sicherheit, mit welcher der Lotse das Schiff durch
ein anscheinend unentwirrbares Labyrinth von Inseln und Felsen führt.
Hier, wo der Dampfer nicht unmittelbar am Lande anlegen kann, warten
in leichten norwegischen Böten, die wie Schaum auf den Wogen schwimmen,
Knaben und Mädchen, um den erwarteten Besuch oder um die Post abzu-
holen, und auf grossen schweren Prahmen hagere, hellblonde, aber wetter-
feste Männer und Knechte, um allerlei Frachtgut zu verladen oder entgegen
zu nehmen.
Auf der nächsten Station steigen wir aus; es ist ein Fischerdorf.
Dicht am Strande steht ein grosses, geräumiges Packhaus, vor dem ein
Dreimaster auf den Wellen schaukelt. Nicht weit davon steht das behäbige
Haus des Landhändlers, bei dem wir ein gutes Quartier und freundliche
Aufnahme finden. Auf der Veranda wartet schon die Frau mit den
Kindern; sie schwenkten ihre weissen Tücher und heissen uns mit dem
führenden Freunde willkommen. Bei dem Landhändler ist Alles zu kaufen,
was auf der Insel gebraucht wird. Reseden, Goldlack oder Gelbveilchen,
Astern und Nelken schmücken die Fenster und in dem kleinen Gärtchen,
das mit Gewalt dem Felsen abgerungen, blühen allerlei Blumen und reifen
allerlei Sträucher ihre Früchte. Rothe und schwarze Johannisbeeren,
Stachel-, Erd- und Himbeerstöcke sind bis zum Nordkap hinauf verbreitet,
aber in einzelnen Exemplaren und Büschen. Aehnlich verhält es sich
auch mit den Bäumen und Nutzpflanzen. Aecker und Wälder, wie wir
sie gewöhnt sind, fehlen ganz und gar. Aber es giebt einzelne Birken
und Kiefern, einzelne Plätze, auf denen Hafer, Gerste oder Kartoffeln
gebaut werden. Die inneren Theile der Festlandsfjorde haben günstigere
Vegetationsverhältnisse, aber trotz alledem werden auch auf den Lofoten
vielerlei Blumen und Sträucher gezogen und gepflegt und oft mit Erfolg.
Entwickelte doch im freien Land zu Stamsund eine australische Stroh-
5
blume*) bei 62 cm Höhe 90 vollständige Blumen. Ja, auch auf den
Lofoten lernen wir das vegetationsarme Norwegen als das Land kennen
und schätzen, in dem der schlichte Mann mit warmer, wohlthuender Liebe
Blumen und Bäume zieht und schützt**).
Soweit die Bergspitzen nicht mit Schnee bedeckt sind, bekleiden sie
sich in ihrem oberen Theile mit allerlei Moosen, die namentlich bei
feuchtem Wetter eine eigenthümliche Leuchtkraft besitzen, und in ihrem
unteren Theile, immer vorausgesetzt, dass keine senkrechten Abstürze vor-
handen sind, mit frischen Gräsern, die den Schafen eine ausreichende
Weide geben. Auf den kleinen Inseln Mosken, Wärö und Rost bleiben
diese Thiere sogar im Winter, selbst während des kältesten Monats im
Jahre, während des Februars, im Freien. Die Erklärung hierfür liegt in
der grossen Milde des Klimas, die der Golfstrom bedingt. Alten, das fast
unter dem 70 0 n. Br. und 13 m über dem Meeresspiegel liegt, sollte seiner
Lage nach eine Januartemperatur von — 24,4°, eine Julitemperatur von
-f- 7,3° und ein Jahresmittel von — 8,9° C aufweisen, und in Wirklichkeit
heissen diese Werthe nach mehrjährigen Beobachtungen — 7,7° für den
Januar, -j- 12,6° für den Juli und -f- 0,9° C für das ganze Jahr***). Also
beide Jahreszeiten: Sommer und Winter sind wärmer als sie sein sollten,
der Juli etwa um 6° und der Januar um 16°. Dazu kommen noch die
hellen Sommernächte, in denen die Blätter ihre Tagesarbeit fortsetzen
können. Um diese Thatsachen so recht zu würdigen, müssen wir bedenken,
dass die Lofoten unter dem 68. und 69.° n. Br. liegen, also zwei und
drei Grade nördlicher als der Polarkreis, der den Atlantischen Ocean
von dem Nördlichen Eismeer scheidet. Bedenken wir, dass der 68.° in
Nordamerika vor der Mündung des Mackenzie und quer durch das mittlere
Grönland verläuft, dass der 68.° in Russland die Nordspitze von der Halb-
insel Kanin abschneidet und in Sibirien an Werchojansk vorbeizieht, das
den traurigen Ruhm hat, die grösste bekannte Winterkälte zu besitzen.
Die Lofoten liegen volle zwanzig Grad nördlicher als die Bänke von Neu-
fundland, die unter dem 48.° gelegen sind und einerlei Breite mit Mainz
und Prag und Krakau haben.
Der schmale Flachseesaum, der die lange Küste Norwegens umgiebt,
erweitert sich rechts und links von den Lofoten, an der atlantischen
Seite noch etwas mehr als an der inneren Seite, wo die Tiefen des West-
fjords den Boden der Flachsee zerschneiden f). Zwischen den Tiefen steigen
aus dem Meeresgründe Bänke herauf, die sich hier 20, dort 30, da 50,
80, 100, ja 300 m unter dem Meeresspiegel plateauartig ausbreiten. Auf
diesen Gründen erscheinen seit Alters her in den ersten Monaten des
Jahres die Dorsche so zahlreich, dass hier mehr davon gefangen werden
als auf der Doggerbank ff) in der Nordsee und auf den Bänken der Orkney-
und Shetlandsinseln. Nur die Bänke um Neufundland liefern noch höhere
Erträge.
*) Rhodante maculata Dram.
**) Yergl. Kosmos, VII. Jahrg\, 1883, S. 418 ff., S. 481 ff. und S. 574ff.
***) Kosmos, VII. Jahrg. , 1883, S. 348ff. Ueber die Meerestemperaturen vergl.
Prof. Mohn: Die Strömungen des europ. Nordmeeres. Ergänzungsh. Nr. 79 zu Peterm.
Mitth., Gotha 1885.
f) Vergl. die Karten im Ergänzungsh. Nr. 63 zu Peterm. Mitth. Prof. Mohn:
Die Norwegische Nordmeer -Expedition.
ff) Der Dorsch heisst im Niederländischen dogge; daher Doggerbank = Dorschbank.
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Ueberschauen wir die mitgeth eilten Thatsachen, so ergiebt sieb, dass
die Lofotenbänke im Westfjord die reichsten Fischgründe in Europa und
die nördlichsten auf der ganzen Erde sind. Und wer fängt den Fisch?
In welcher Menge kommen die Fischer und Händler hier zusammen?
2. Wie der Fisch zieht, so gehen und kommen die Menschen.
Um das Haus des Landhändlers gruppiren sich eine Menge von
Häusern und Schuppen, von denen nur wenige bewohnt sind. So ist es
auch anderwärts auf den Lofoten. Es ist, als wäre der grössere Theil
der Bevölkerung ausgestorben oder weggezogen. Wie kommt das?
Die Erklärung liefern die Dorsche. Sie fehlen im Hochsommer und
mit ihnen sind auch die Fischer weggezogen.
Wenn die Sonne in den Mittagsstunden wieder über den Rand des
Horizontes heraufschaut, dann kommen die Fische und mit ihnen kommen
die Männer aus Finnmarken, Tromsö, Helgeland, aus Drontheims Amt und
aus Romsdal in ihren Böten mit allerlei Fischereigeräth, mit Köder und
Proviant heraufgezogen, erst einzeln und verstreut, später vereint und
geschwaderweise. Jeder Tag bringt neue Schaaren. Die Häuser füllen
sich und werden 1 's * in ihre Winkel hinein bewohnt. Am Strande und
draussen auf fr ^ e entwickelt sich ein buntes Leben und Treiben, wie
wir es uns kaum bewegter und geschäftiger und dann wieder stiller und
ruhiger ausmalen können. Erwägen wir nur, was es heisst: Vierzig Tausend
Männer strömen auf kurze Zeit herbei und vertheilen sich auf dreizehn
Plätze und haben all ihr Trachten darauf gerichtet, so viel als möglich
Fische zu fangen.
Der Fang beginnt im Januar und endigt im April; er erstreckt sich
somit über die schlechtesten Monate im ganzen Jahre.
Um Ordnung und Sicherheit in den Verkehr zu bringen und um die
Erträge des Fanges so viel als möglich zu steigern, sendet die Regierung
während der Fangzeit eine Aufsichtsbehörde nach den Lofoten, welche in
Henningswär ihren Sitz hat. Im Jahre 1893 kam dieselbe am 16. Januar
nach hier und war bis zum Abend des 23. Aprils thätig. Sie hat alle An-
ordnungen zu treffen und all die Bestimmungen durchzuführen, welche in
dem Gesetze vom Jahre 1857, die Lofotenfischerei betreffend, vorgeschrieben
sind. Der Kommandeur- Kapitän der Marine, der an ihrer Spitze steht
und einen Assistenten zur Seite und zehn Aufseher mit zwei Segelfahr-
zeugen und 26 Mann Besatzung unter sich hat, hat alle Schiffe, alle
Fischer, alle Anwesenden innerhalb des Gebietes, das dreizehn grössere
und auseinander gelegene Fangplätze umfasst, zu kontrolliren. These Be-
hörde hat jedesmal das Signal zu geben, wenn die Böte auf den Fang
auslaufen dürfen; sie hat die Plätze und Bänke wechselweise unter die
verschiedenen Fischer und Fischereibetriebe zu vertheilen und darauf zu
achten, dass beim Aussetzen der langen Fanggerätlie Ordnung herrscht
und kein Uebergreifen in nachbarliche Gebiete stattfindet. Ferner hat
diese Behörde ein sehr reiches, statistisches Material zu sammeln und zu
verarbeiten. Dazu kommen endlich noch eine Menge andere und oft recht
zeitraubende Arbeiten.
Dieser Behörde verdanken wir auch die Zahlen, die wir zur klaren
und scharfen Begrenzung der Linien in das Bild eingeflochten haben.
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Das Fang- und Aufsichtsgebiet auf den Lofoten liegt in der Haupt-
sache im Westfjord*). An der atlantischen Seite der Insel läuft die See
selten ruhig; auch fehlt es hier an sicheren, schützenden Häfen. Aber
trotzdem wird es hin und wieder befahren, denn so weit die Linie reicht,
welche eine Seemeile ausserhalb der entlegensten Inseln und Klippen
hinläuft, soweit reicht das Gebiet, in dem nur norwegische Staatsbürger
fischen und fangen dürfen.
Die Bevölkerung, die sich innerhalb des Lofotenfangbezirkes sammelt,
besteht aus drei verschiedenen Elementen: aus Fischern und Schiffern
einerseits, aus selbständigen Händlern andererseits und zur Dritt aus
kleinen, Verdienst suchenden Leuten.
Während die Fischer und Händler auf eigenen Schiffen daherkommen,
benützen die kleinen Leute jedes Fahrzeug, das sie mitnimmt. Im Jahre
1893 zählte die Fischerflotte Mitte Januar 500, Mitte Februar 4200, Mitte
März sogar 6000 Böte. Am 25. März erreichte ihre Zahl den Höhepunkt
mit 6186. Am 16. März 1892 waren sogar 7148 Böte vorhanden. Auch
in den Jahren 1894 und 1895 betheiligten sich 6500, bez. 7570 Böte am
Fange. Im April, wenn der Fisch in seiner Menge abnimmt, fällt auch
die Zahl der fischenden Böte ziemlich rasch. In der ersten Woche des
Aprils 1893 waren noch 3500, in der zweiten Woche noch 2100 und in
der dritten Woche nur noch 300 Böte vorhanden, und am 23. April Abends
konnte die Behörde ihre Aufsicht und Thätigkeit ganZ',' inb llen.
Auf diesen Fahrzeugen, die meist nach alter Wikinger AVeise nur ein
Raasegel führen, waren 26683 Fischer mit 2481 Fischerknechten und
6003 Schiffern, also rund 35000 Mann zugewandert. Die Fischerknechte
sind solche Männer, die gegen festen Lohn arbeiten und den Mannsantheil
ihrer Ausbeute dem einbringen, der sie bezahlt.
So kopfreich sind die beiden anderen Bevölkerungsgruppen nicht. Die
Handelsflotte zählte 1893 hier insgesammt 622 Fahrzeuge mit 329110 Tonnen
(zu je 116 Liter) und mit 2862 Mann Besatzung. Ein kleiner Theil der
Schiffe, nämlich 63, befasste sich mit dem Verkauf von Manufaktur-,
Kolonial- und allerlei Kramwaaren; sie brachten Korn, Mehl, Brot und
Fettwaaren, Tuch und Kleider, Leder und fertiges Schuhwerk, Geräthe
und Handwerkszeug, ferner Netze, Taue, Köder und allerlei Schiffs- und
Fischereigeräthe. Der grössere Theil der Handelsflotte, nämlich 559 Fahr-
zeuge, war gekommen, um einzukaufen und zwar Fische und Fischprodukte,
und sie erhielten alle volle Ladung.
Was die Fischer und Schiffer auf den Lofoten in ihrer freien Zeit
für Bedürfnisse und Wünsche haben, verräth uns das dritte Bevölkerungs-
element durch seine bunte Zusammensetzung. Es bestand im Jahre 1893
aus 2 Graveuren, 3 Quacksalbern, 16 Photographen, 20 Uhrmachern und
Goldarbeitern, aus 24 Musikanten und Künstlern, aus 49 Speisewirthen,
61 Fischarbeitern, 70 Handwerkern, 195 Dienstleuten, 196 Fischkopfkäufern,
aus 272 Hausirern, 357 Arbeitern und aus 70 anderen Leuten, die in keine
von diesen Gruppen eingestellt werden konnten. Es waren im Ganzen
1345 Köpfe.
*) Auf der Aussenseite der Lofoten liegen die Fischerplätze: Rost, Gimsö, Eggnm
und Borgewär, auf der Innenseite scheidet Henningswär die Ost-Lofoten (mit Skrowen,
Swolwär, Kabelwaag, Storwaag und Hopen) von den West-Lofoten (mit Stamsund, Stene,
Baistad, Sund, Reine und Sörwaag). Auf Westeraalen liegen: Andenäs, Hofden, Nyk-
sund und Stö. Auf den Lofoten giebt es 36 Fischerdörfer oder Fiskewär.
8
Und wo finden diese vierzig Tausend Menschen, die mit dem Fische
nach den Lofoten gekommen sind, Wohnung und Unterkunft?
Ein kleiner Theil findet auf den Schiffen und in den aufgelegten
Fahrzeugen, die 1893 45 zählten, die nöthigen Wohn- und Schlafräume.
Der grössere Theil dagegen sucht und findet auf dem Lande in Logier-
und Blockhäusern die gewünschte Aufenthaltsstätte. Im Jahre 1893 konnten
in den 279 Logierhäusern 5216 Mann und in den 2615 Blockhäusern*),
in den sogenannten Rorbodern, 31955 Mann untergebracht werden.
Die Rorboder sind niedrige Holzhäuser, die oft ganz eingeschneit
sind, wenn die Leute im Januar mit dem Fische einziehen. Bald ist der
Pfahl- oder Blockbau ausgeschaufelt und wohnlich gemacht.
Schauen wir einmal in das Häuschen hinein.
Vor der Thür steht ein kleiner Vorbau, der zugleich als Vorraths-
kammer dient. Hier ist Brennholz, Proviant, Köder, Thran, Roggen, Salz
und allerlei Geräth aufgeschichtet und aufgehangen. Ein schmaler kurzer
Gang führt uns in die Stube, in den Bod. In der Mitte, auf dem ge-
dielten Fussboden, steht der Kochherd. Von der Decke herab hängen
Netze und Leinen, an denen gestrickt und geknüpft wird. Vor dem Fenster
hat der Tisch mit Bänken und Stühlen seinen Platz. An dem übrigen
freien Theile der Wände sehen wir die breiten, für je 2 Mann eingerichteten
Bettstellen, die fest gezimmert sind und wie in Schiffskojen etagenweise
übereinander stehen. Statt der weichen Pfühle liegen wollene Decken
darin.
Besonders auffällig an den Blockhäusern ist das Dach. Auf die
Bretter, die in der Stube die Decke bilden, wird beim Bau eine dicke
Lage Birkenrinde aufgetragen und darauf eine Rasendecke ausgebreitet,
welche im Sommer kühlt und im Winter hübsch warm hält. In den ersten
zwanzig Jahren braucht diese billige Bedachung so gut wie keine Aus-
besserung und Erneuerung.
Aber nicht nur im Grossen und Ganzen ziehen die Menschen mit dem
Fische auf den Lofoten ein und aus, sondern sie folgen ihm tagtäglich,
sobald die Flagge aufgehisst wird und das Zeichen giebt, dass der Fisch
gefangen werden darf. Und wie zieht und wandert der Fisch?
3. Der Dorsch und sein Fang.
Der Fisch, dem die Norweger auf den Bänken der Lofoten nachstellen,
heisst Dorsch oder Kabeljau ( Gadus morrhua L.). Die Norweger sagen
Torsk oder Skrei**).
Linne, der grosse Naturforscher des 18. Jahrhunderts, unterschied
zwischen Dorsch und Kabeljau. Der Dorsch war die kleinere, auf die
Ostsee beschränkte, der Kabeljau dagegen die grössere, in der Nordsee
und an der atlantischen Küste lebende Art. Diese Auffassung theilt die
moderne Wissenschaft nicht mehr. Weil der thatsächliche Unterschied nur
*) Davon gehörten 1999 den Landhändlern, 443 den Fischern selbst und 173 anderen
Leuten, in Summa = 2615 Rorboder.
**) In Norwegen werden auch noch andere Kabeljau- Arten gefangen, nämlich Gadus
aeglefinus , der Schellfisch, G. carbonarius , der Köhler, G. pollachius , der Pollack,
G. virens , der Kohlfisch, G. molva , der Leng, der bis 2 m gross wird (die grösste und
geschätzteste Art der ganzen Familie), und die ßrosme, Brosmius Brosme.
9
an der Grösse und der damit in Verbindung stehenden stärkeren Aus-
bildung der einzelnen Theile haftet, deshalb werden heute beide Formen
für Rassen einer Art erklärt und als Ilochseedorsch und Küstendorsch
bezeichnet. Aehnliche Unterschiede bemerken wir auch an Würmern,
Muscheln und anderen Fischen, die sich vom Ocean aus bis in die Ostsee
hinein verbreiten; denken wir nur an Pectinaria belgica und Travisia
Forbesii , an Cardium edule , Tellina baltica, Mytilus edulis und Mya
arenaria und an Cottus scorpius, Esox Bellone und Cyclopterus Lumpus.
Die Erklärung hierfür dürfte nicht bloss in dem verminderten Salzgehalte
des Wassers, sondern auch in der engen Begrenzung des individuellen
Wohngebietes zu suchen sein.
Hochseedorsch und Küstendorsch stimmen darin überein, dass sie auf
grünlichem oder gelbgrauem Grunde zahlreiche bald gelb, bald braun,
bald roth aussehende Punkte und Flecke tragen. Beide Formen haben
am Kinn einen Bartfaden, der wenigstens so lang, oft aber noch länger
ist als der Durchmesser ihrer Augen. Beide Formen unterscheiden sich
vom Schellfisch, der eine Art für sich bildet. Der Schellfisch besitzt
einen stets kürzeren Bartfaden und an jeder Seite eine schwarze Linie,
die hinter der Brustflosse mit einem schwärzlichen Flecke beginnt. Dorsch
und Schellfisch sind nahe Gattungsangehörige; beide Arten haben ge-
meinsam drei Rücken- und zwei Afterflossen, eine hervorragende Ober-
kinnlade und eine verhältnissmässig grosse Schwimmblase; dazu haben
sie von allen achtzehn Gadus- Arten, die wir zur Zeit unterscheiden, das
wohlschmeckendste Fleisch.
Der Dorsch fehlt im Mittelmeere. In der Ostsee wird der Küsten-
dorsch und auf den Lofotenbänken während der ersten Monate im Jahre
der Hochseedorsch gefangen. Der Letztgenannte scheint aus der tiefen
Senke des nördlichen Eismeeres, die zwischen Spitzbergen und den Bären-
inseln sich nach Süden streckt und 3700 — 4800 m unter dem Meeres-
spiegel gelegen ist, aufzusteigen und durch die Meeresstrassen, welche die
Lofoteninseln, besonders aber Röst, Wärö und Mosken von einander trennen,
in den Westfjord hineinzuziehen und zwar in mächtigen Gesellschaften, in
sogenannten Bänken und Fischbergen, um daselbst zu laichen.
Die Dorsche, die zuweilen bis 1 */2 m lang und bis 50 kg schwer
werden, messen, wie die Untersuchungen ergeben haben, durchschnittlich
85 cm und wiegen 4 — 5 kg. Sie gehören zu den fruchtbarsten Geschöpfen
auf der ganzen Erde. Zählte doch Leeuwenhoek, der grosse Heros der
Geduld und der stillvergnügte Entdecker der Welt der mikroskopischen
kleinen Wesen, in einem Thiere 9 Mill. Keime, und Bradley, der ameri-
kanische Zoolog, der im Aufträge der Regierung den Dorsch auf den
Bänken von Neufundland studirte, spricht bei grossen Fischen von 4 Mill.
Eiern. Wo solche Fische in so dichten Bänken heraufziehen, dass die
Angelleinen in ihrem Niedersinken aufgehalten werden, wo die See von
dem abgesetzten Laich streckenweise dick und grumsig wird, dort muss,
zumal, wenn die lokalen Verhältnisse der Entwickelung der Keime nicht
nachtheilig sind, der Fisch in ungeheuren Mengen heranwachsen, und das
geht ziemlich rasch. Bereits im ersten Halbjahr erreicht der Lofotendorsch
eine Länge von mehr denn 20 cm; dann verlässt er die Ileimath und zieht
hinaus in das Meer, wo das Futter noch reichlicher zu sein scheint; denn
je höher die Breite, desto ungleicher sind die Existenzbedingungen unter
die Landflora und Meeresfauna vertheilt. Je kürzer der Sommer, je nörd-
10
iicher die Lage, desto ärmlicher die Flora, die circumpolar ist. Dagegen
begünstigt die niedrige, aber konstante Temperatur der polaren Meere die
Entwickelung gewisser Thiere, die eine ungemein reiche und kräftige Fauna
bilden, die oft auf kurze Entfernungen sich ändert. Zwischen den Wäldern
der riesengrossen Laminarien wohnen Millionen von Krebsthieren , die
grössere Formen sättigen. Aus einer Tiefe von 4754 m, wie Joh. Walther
in seiner Bionomie des Meeres erzählt (S. 51), brachte ein Netzzug
50 Thiere herauf, die in 25 Gattungen gehörten und 27 verschiedene Arten
zählen Hessen. Endlich sei noch gesagt, dass zu der Zeit, wenn aus den
pelagisch treibenden Fischeiern die junge Brut ausschlüpft, die nördlichen
Meere ausserordentlich reich sind an kleinen, planktonischen Krebsen,
und dass man in dem Magen solcher Fischbrut, die den Dottersack noch
besass oder kurz vorher resorbirt hatte, bereits mikroskopische Krebse
gefunden hat. Also an Nahrung fehlt es hier den Dorschen zu keiner
Zeit. Bereits im dritten Jahre werden sie fortpflanzungsfähig und als
Marktwaare geschätzt. Der erwachsene Dorsch ist ein gefrässiger, nimmer-
satter Bursche. Fische, Krebse, Muscheln, kurz alles, was er verschlingen
und bewältigen kann, dient ihm zur Nahrung. Der kleinen Lodde (Mal-
lotus vülosus ) folgt er in unzähligen Mengen bis zum Nordcap hinauf und
heisst deshalb „Lodde-Dorsch“. Ob die Lofotenbänke, welche die Dorsche
seit Alters her als ihre Heim- und Geburtsstätte alljährlich aufsuchen,
die Urstätte für die Art sind, mag ich nicht entscheiden. Sicher ist, dass
sie hier die Wassertemperatur vorfinden, die den Thieren, die sich fort-
pflanzen wollen, gerade zusagt; es sind, wie jahrelange Beobachtungen des
Marinelieutenants Gade gelehrt haben, die Wasserschichten von 5° Wärme*).
Fische, die plötzlich aus Wasser von -f- 5° C in solches von — (— 1 0 C
versetzt und darin 15 Minuten gehalten wurden, hatten, wie die Messungen
ergaben, ihre Blutwärme um 1/2, ja oft schon um einen ganzen Grad er-
niedrigt. Der Dorsch soll überhaupt seine Blutwärme nur 3/2 Grad höher
einstellen, als das ihn umgebende Wasser temperirt ist, und jeder Rück-
gang in der Blutwärme stört und verzögert den Laichungsprocess. Der
Fisch steigt und fällt daher mit der Wasserschicht von -f- 5° C. Um diese
Schicht aufzufinden, vertheilt die Regierung an intelligente Fischer Tiefsee-
thermometer; sie schickt auch selbst Späher aus, die die Tiefe dieser
Schicht und die Zugrichtung der Fische zu ermitteln haben. Die Ergebnisse
werden sofort zum allgemeinen Besten bekannt gegeben. Dabei spielt der
Telegraph eine wichtige Rolle. Die kleinsten und entlegensten Inseln, so-
fern sie für den Fang Bedeutung haben, sind an das grosse, über die
Lofoten ausgebreitete Drahtnetz angeschlossen. Im Jahre 1893 wurden
innerhalb des Aufsichtsgebietes und der Fangzeit 82581 Depeschen auf-
gegeben und befördert. So erfahren die Fischer, wo und in welcher Tiefe
der Dorsch zieht und wo und in welcher Tiefe sie ihr Zeug auszuwerfen
haben. Und von welcher Art ist dasselbe? Es ist dreierlei; es sind Netze,
Leinen und Handschnuren.
Sind die Netze aus starkem Bindfaden gestrickt, so heissen sie „Nöter“
(Sing. Not). Sie werden so gehandhabt, wie unsere Fischer ihre Netze
gebrauchen; sie werden entweder ausgespannt und dann mit ihrem Unter-
rande voran landwärts gezogen oder wie eine Waagschale in die Tiefe ge-
*) An der Oberfläche hatte das Wasser niemals unter 0° und am Grunde nie über
+ 7° C.
11
lassen und dann senkrecht lieraufgezogen. Es sind die sogenannten Zieh-,
Sperr- und Sinknetze oder, wie es auf den Lofoten heisst, Dragenöter,
Stängenöter und Synkenöter. Das grösste bis jetzt auf den Lofoten ge-
brauchte Ziehnetz war 1000 m lang und 80 m breit. Die hier gebräuch-
lichen Sinknetze dagegen haben quadratische Gestalt und eine Seitenlange
von 40 m (also 1600 qm Fläche). Diese beiden Netzarten kommen immer
mehr ausser Gebrauch; dagegen erfreuen sich die „Garne“, die aus
schwächeren Schnüren, aus Hanfzwirn, gestrickt sind und wie Wände in
die See gesetzt werden, einer immer grösseren Verbreitung. Der Fisch
wird darin gefangen, indem er seinen Kopf durch die Maschen hindurch-
schiebt und dann weder vor- noch rückwärts kann. Die Garne, die auf
den Lofoten gebraucht werden, sind zumeist 30 — 40 m lang und 8 — 10 m
tief und werden so dicht aneinander gehangen, dass Netzlängen („Garn-
länke“) von 1200 — 2100 m entstehen. Die Maschenlänge zwischen zwei
Knoten beträgt 80 — 95 mm.
Die Leinen, es sind die ältesten aller norwegischen Fischgeräthe, sind
Taue, die in Abständen von 3/4 m bis l]/4 m eine Menge Angeln tragen.
In der Kegel sind 120, aber auch 300, 400, sogar 500 Angeln daran be-
festigt. Je nach dem Gebrauche unterscheidet man Tag- und Nachtleinen.
Die Letzteren herrschen vor.
Das dritte Fanggeräth sind die Handschnuren oder die Tiefseeangeln,
welche, wie schon ihr Name sagt, mit der Hand in die Tiefe hinabgelassen
und dann wieder heraufgezogen werden. Sie tragen unter dem Senkblei
entweder einen mit Köder besteckten Haken oder einen verzinnten Blech-
fisch mit Doppelhaken, einen sogenannten Pilk.
Die Zahl der Tiefseeangler ist verhältnissmässig nicht gross. Sie
zählten 1893 von der Gesammtheit 7,6 °/0; aber ihre Menge ist sich gleich-
geblieben (1884: 8,1 °/0); dagegen haben sich die Zahlen der Nachtleine-
und der Netzefischer in den letzten zehn Jahren sehr verschoben. 1884
bildeten die Nachtleinefischer 65 °/0 und 1893 nur noch 50 °/0. In entgegen-
gesetzter Richtung bewegten sich die Zahlen der Netzefischer ; sie stiegen
von 27 °/o (1884) auf 43 °/0 (1893). Wird diese Bewegung sich fortsetzen?
Wird es dahin kommen, dass es nur noch Netze- oder Garnfischer geben
wird? Abgesehen von der persönlichen Vorliebe für jede der drei Betriebs-
weisen, kommen hierbei noch drei andere Umstände in Betracht, nämlich
die Grösse der hierzu nöthigen Kapitalanlagen, die Ertragshöhe, die eine
jede Fangweise durchschnittlich liefert, und endlich die Bewältigung der
Anstrengungen und Gefahren, die mit jeder Fangweise verbunden sind.
4. Auf der See.
Der Tiefseeangler, der wenig für seine Handschnur ausgegeben und
dieselbe an der Wand im Rorbod hängen hat, wenn es draussen stürmt,
hat auf der See ein schweres Tagewerk. Vom Morgen bis zum Abend,
so lange es das Wetter gestattet, steht er zur Dritt in seinem Boote und
wirft und zieht, ohne sich frei bewegen zu können, die Angel bald aus,
bald ein. Dabei werden ihm die Füsse nass und kalt; sie sind steif
und wie abgestorben. Wenn er mit 100 Fischen, das Boot also mit
300 Fischen heimkehrt, dann war der Tag ein besonders glücklicher. Be-
denken wir nur, dass in dem ertragsreichen Jahre 1893 auf jeden selbst-
12
ständigen Fischer innerhalb des Aufsichtsbezirkes und nicht auf einen Tag,
sondern auf die ganze Fangzeit berechnet, 1012 (das Jahr vorher nur 540)
Fische im Durchschnitt gezählt wurden. Die Gesammtausbeute betrug
im Mittel für den Tiefseeangler 517, für den Netzefischer 955 und für den
Nachtleinefischer 1137 Fische.
Der Leinefischer, der sein Boot mit drei oder vier Mann und mit einem
Führer (Hövedsmand) auszurüsten pflegt, der sich auf allerlei Feinheiten
und Fangkniffe versteht, führt in einem Zuber seine voll beköderten Angeln.
Dieselben zählen, wenn das Schiff regelrecht und gut ausgestattet ist,
2880 Stück (nämlich 6 Back oder 24 Leinen zu je 120 Angeln). Dieselben
mit Frass zu bestecken, ist eine unangenehme und recht ermüdende Arbeit,
selbst wenn es leicht wäre, den nöthigen Köder in ausreichender Menge
zu beschaffen. Das Quantum ist viel grösser als Mancher denkt. Es be-
trug, wie die amtlichen Angaben von 1893 besagen, 5000 hl frische Heringe,
9400 hl eingesalzene Heringe, 600 hl gesalzene und ungesalzene Muscheln
und 1200 hl andere Fische, besonders Lodde oder Kaplan ( Mallotus
arcticus ); dazu kommen noch die Eingeweide, die von der gefangenen
Waare benutzt werden. Für den Frass überhaupt wurde etwas weniger
als 1/3 Mill. Alk. baar ausgegeben, d. h. etwa 25 Alk.*) von jedem Leine-
fischer.
Während zwei Mann rudern, der dritte auf Segel und Steuer achtet,
setzt der Führer, die Richtung und die Geschwindigkeit des Fahrzeuges
regelnd, eine Leine nach der andern aus, und ist das geschehen, dann
gilt es unter Aufbietung aller Kräfte das Boot vorwärts zu treiben, damit
die ausgeworfenen Leinen gestreckt werden. Der Satz ist stets doppelt.
Die eingenommene Leine wird durch eine neu ausgelegte sofort ersetzt.
Das Einholen erfordert aber noch mehr Anstrengung. Das Boot muss
vorwärts gleiten, stossen, wenden und halten, wie es die Lage der schwer-
behangenen Leine gerade mit sich bringt. Sie wird über Bord gehoben,
abgenommen, sorglich zusammengelegt und der fremde von dem eigenen
Fische gesondert. Bei stillem, sonnigem Wetter arbeitet es sich gut.
Wind und Wellen können diese Arbeit ungemein erschweren und die
Leinen mit fremden Schnüren und Netzen verwickeln. Unter diesen Um-
ständen seufzt auch der Netzefischer, der seine Boote in der Regel mit
sechs Alann ausrüstet, damit die Nöter und Garne leichter bewältigt werden.
Es kommt nicht selten vor, dass die Garne kreuz und quer übereinander
gestellt und zu langen Wänden verknüpft werden, besonders wenn das
Wetter still und ruhig zu bleiben scheint. Aber auch hier trügt oft der
Schein. Unerwartet bricht der Sturm herein und reisst hier und da wohl
ein Tau vom Anker, wodurch die Netze und Leinen locker und fortgetrieben
und bald zu einem unförmlichen Klumpen verfitzt werden, der, sobald er
in das Gebiet der Leinen hinüber getrieben wird, sich mit Hunderten von
Haken spickt. Zuweilen gelingt es, das wirre Haufwerk herauszufischen,
und dann ist es eine Kunst, dasselbe zu entwirren. Meist erhält man
davon nur geschundenes Zeug. Ebenso oft raubt der Ocean aber auch
das ganze Haufwerk, um es irgendwo endlich auf den Strand zu werfen.
In welchem Grade Netze und Leinen verloren gehen und sich ab nutzen,
ist in den einzelnen Jahren sehr verschieden, ln dem nicht ungünstigen
*) In der Tabelle steht 18 Mk. Es sind 50 % Leinefischer unter 26 683 ; also
13 342, und zahlen diese 330 000 Mk., so kommt auf Jeden 25 Mk.
13
Jahre 1893 belief sich für die Netzefischer der Verlust auf 92 000 und
der Abnutzungsbetrag auf 233000 Mk., für die Leinefischer dagegen der
Verlust auf 108 000 und der Abnutzungsbetrag auf 122 000 Mk. Das er-
giebt in Summa einen W erth von mehr als einer halben Million Mark.
Noch kostbarer sind die Menschenleben, die jedes Jahr das nimmer-
satte Meer verschlingt. Obgleich, wie schon gesagt, 1893 die Wetter-
verhältnisse sehr günstige waren, so gingen doch 15 Böte und 20 Mann
verloren*). 50 Menschenleben wurden noch aus der Gefahr des Ertrinkens
gerettet. Der schwerste Unglückstag, der in den letzten 50 Jahren über
die Lofoten hereingebrochen, war der verhängnissvolle 11. Februar 1848;
da kamen 500 Menschen auf einmal ums Leben.
Am gefürchtetsten sind die Tage, an denen plötzlich ein Südwestwind
sich erhebt, der in einen Schneesturm ausartet und sich nordwärts dreht.
Wie mit einem Riesenbesen werden dann die Wellen durch den breiten
Eingang in den Westfjord hineingefegt, wo sie bald haushoch gehen und
den nicht rechtzeitig zurückgekehrten Böten den Weg nach den sicheren
Häfen abschneiden. Dann kentert ein Boot nach dem andern. Hierauf
versucht die Mannschaft ,, umzutreten“, d. h. auf den Kiel des Schiffes zu
klettern, um sich an den angebrachten Griffen oder Stoppern festzuhalten.
Wo dieselben fehlen, da versuchen die Unglücklichen ihre Messer in den
Balken zu schlagen, um sich daran festzuklammern. Trotzdem gelingt es
nicht immer, sich zu retten; denn die Kraft der Arme erstirbt meist eher
als der Sturm sich legt oder Hilfe kommt. Früher schloss man, wo das
leere Boot an das Land trieb, aus der Zahl der eingeschlagenen Messer
auf die Menge der Verunglückten.
Um die Noth und das Elend, welches durch solche Tage herauf-
beschworen wird, nach Kräften zu mildern, haben die Fischer unter sich
die .Lofotenhilfskasse gegründet, welche von der Regierung überwacht und
unterstützt wird.
Wenn dagegen das Wetter sonnig, die See ruhig und der Fisch in
Menge vorhanden ist, dann entrollt sich vor unserem Auge ein freund-
liches Bild. Die Eiderenten, an ihrer weissen Brust und ihrem weissen
Rücken und an ihrem schwarzen Scheitel und schwarzem Bauche leicht
und sicher erkennbar, wissen, dass sie von den Bewohnern gehegt und
gepflegt und durch besondere Gesetze geschützt werden, und beleben die
See. Sie schwimmen mit eingesenktem Leibe und tauchen in grosse Tiefen
hinab. Die meisten bleiben dabei zwei und drei Minuten unter dem Wasser,
ln den Böten, die in einer unübersehbaren Reihe am Strande halten,
herrscht ein munteres und geschäftiges Leben. Alles eilt und schafft, um
die Fahrzeuge klar und segelfertig zu machen, und in dem Augenblicke,
da die Signalflagge in die Höhe steigt, laufen sie unter lautem Jubel aus.
Ein Geschwader von 600, 800, ja 900 Böten**), die um die Wette rudern
und segeln, erst auf einheitlicher Bahn, dann strahlenweise auseinander-
laufend, um die gesonderten Fangplätze womöglich zuerst zu erreichen;
das Rufen, Schreien, Lachen und Singen, das von den Schiffen und den
*) So sagt die amtliche Tabelle; ich linde aber die Bemerkung eingewebt, dass am
25. Januar 1893 auf dem Westfjord 41 Böte mit 119 Fischern untergingen.
**) Am 18. März 1893 waren in Swolwär gleichzeitig anwesend 2500 Fischerböte
mit rund 10 000 Mann und 130 Handelsschiffe. 900 Böte schickt ein kleiner Fiskewär
z. B. Baistad aus.
14
Felsen herüberschallt, dazwischen das laute Gekreisch der silbergrauen
Möven, die in stattlicher Gesellschaft leichten Fluges beutelustig folgen,
die Eleganz und Schnelligkeit, mit welcher die scharfen, lenksamen Segel-
böte die entgegenkommenden Wellen durchschneiden, das Alles bietet uns
eine frohe, fesselnde Unterhaltung und dem Fischer eine Aussicht auf
einen glücklichen Fang.
Ein solcher Tag war der 22. März 1893. Da wurden an einer Nacht-
leine 1000, in einer Garnlänge 1500 und mit einem einzigen Not im Laufe
des Tages 6000 Fische, d. h. mehr als 54 000 Pfund Fisch gefangen.
Und wie gross ist der ganze Fang?
Innerhalb des Aufsichtsbezirkes wurden in diesem Jahre 273/4 Mill.
Dorsche gefangen. 1894 war die Ausbeute kleiner, 1895 sogar noch
grösser (bis 29. März 30,8 Milk). Davon wurden im Januar und Februar
19,6 %, im März 73,4 °/o und im April 7 °/o gewonnen. Die Tiefseeangler
hatten hierzu 3,9%, die Netzefischer 40,3% und die Leinefischer 55,8 %
geliefert. Erwägen wir weiter, dass ausserhalb des Aufsichtsbezirkes, in
Tromsö und Nordland, 12% Milk, also halb soviel Dorsche aus dem
Meere genommen wurden, so betrug 1893 die Gesammtausbeute etwa
40% Milk Fische*) oder, den Dorsch zu 4% kg gerechnet, 182 % Milk kg
lebendes Gewicht oder 168 % Milk kg ausgeschlachtete Waare.
Was heisst das? Unsere deutsche Fischerflotte brachte in diesem
Jahre, das ihr einen Fang schenkte, wie nie zuvor, auf ihren Segelschiffen,
die 771, und auf ihren Dampfschiffen, die 1088 Fahrten ausführten, eine
Fischernte von 9% Milk kg nach Geestemünde, d. h. unsere Fischerflotte
hat, gleichgute Jahre vorausgesetzt, achtzehn Jahre zu arbeiten, um soviel
zu fangen, als auf den Lofoten in ungefähr acht Wochen aus dem Meere
gehoben wird.
Diese Zahlen helfen das Bäthsel lösen, weshalb bei den Küsten-
bewohnern sich die Furcht vor dem wilden, grausigen Elemente in Liebe
und Anhänglichkeit verwandelt hat. Dem Norweger, dem sein kahles
Felsenland so wenig bietet, das kaum soviel Ackerfläche besitzt, als unsere
Bautzner Kreishauptmannschaft, ist das Meer der ewige, unerschöpfliche
Acker, darauf er ernten kann, ohne gesäet zu haben.
5. Auf dem Strande.
Halbe und ganze Tage, an denen die Behörde das Signal zum Aus-
laufen zurückbehält, heissen „konträre“ oder „Landliegetage“. Unter den
98 Tagen, vom 16. Januar bis zum 23. April 1893, gab es auf den West-
lofoten 54 und auf den Ostlofoten 47 konträre Tage, sodass nur acht
Wochen Fangzeit übrig bleiben. Einen ungewollten Landliegetag feiert
die Flotte, wenn die See ruhig daliegt und der Fisch fehlt. Dann glänzt
wohl der Fjord wie eine blanke Silber- oder Spiegelscheibe, und die Moos-
decken der Felsen leuchten vom sonnigen Grün; dann gemessen die Fischer
in vollen Zügen und mit grösster Behaglichkeit den warmen Sonnenschein.
Sie legen sich auf den trockenen Fels, strecken sich lang und scherzen
*) Lin de man giebt für ganz Norwegen als Minimum 1876 mit 40 und als
Maximum 1877 mit 66,8 Mill. Stück Winter- und Frühjahrsdorscli an (vergl. Ergänzungsh.
Nr. 60 zu Peterm. Mitth.).
15
und plaudern mit einander. Die Bedürfnisse, die in solcher Lage bei uns
die Arbeiter befriedigen würden, kennt der norwegische Schiffer und Fischer
nicht.
Zunächst schlafen sie an den arbeitslosen Tagen weit in den hellen
Tag hinein. Danach lesen sie die Zeitungen und „nette“, „fromme“ Bücher
oder singen „hübsche Weisen“ und „schmachtende Zionslieder“. Und dabei
sind diese nordischen Männer weder Heuchler, noch Mucker, noch süssliche
Schwärmer; es sind ernste, biedere Männer, denen das Christenthum ein
wahres Herzensbedürfniss ist. Sie verlangen nach Gottesdienst und Predigt,
und Geistliche und Lehrer unterhalten dieses edle Feuer durch Gottes-
dienste und Bibelstunden, durch Tag- und Abendschulen, durch Zuspruch
und Vorbild. Fünf Bibliotheken versorgen sie mit gutem Lesestoff; denn
auch der gemeine Mann in Norwegen strebt nach Bildung. Dagegen ver-
schmäht er auch bei Kälte und Anstrengung alle berauschenden Getränke.
Ich habe während eines sechswöchentlichen Aufenthaltes in Norwegen keine
betrunkene Person gesehen, wohl aber in Schweden.
Innerhalb des weiten Aufsichtsbezirkes gab es im Jahre 1893 während
der Fangzeit nur 6 Verkaufsstätten für Branntwein, nur 7 Verkaufsstätten
für Bier und 8 Verkaufsstätten für Wein, und ausserhalb der Fangzeit ist
auf den ganzen Lofoten auch nicht eine polizeilich gestattete Schankstätte
für Spirituosen irgend welcher Art zu finden. Wenn wir nach dieser Hin-
sicht die nordischen Fischplätze mit ihrer reichen Zuwanderung mit unseren
Jahrmärkten und Vogelwiesen vergleichen, so ist es nicht schwer, zu sagen,
wo es besser ist. In dieser Beziehung können wir von Norwegen lernen;
etwas mehr polizeiliche Zucht dürfte auch bei uns hierbei wohlthätig wirken.
Dass der heimliche Verkauf von Wein, Bier und Schnaps nicht von
Bedeutung sein kann, geht schon daraus hervor, dass die wachsame, überall
hinblickende Polizei im Jahre 1893 nur 28 Personen deshalb (16 wegen
heimlichen Verkaufs von Branntwein und 12 desgleichen wegen Bier und
Wein) zur Anzeige und Bestrafung bringen konnte. Würde dem Laster
der Trunksucht im Geheimen geopfert, so müssten die Folgen doch sichtbar
werden, zumal die Leute so dicht beisammen wohnen; ich meine Zank, Streit
und Schlägerei. Und doch hatten Polizei und Bichter 1893 auch nicht
einen derartigen Fall zu untersuchen. Ihre ganze Arbeit, es klingt fast
unglaublich, beschränkte sich auf 260 Polizei- (149 davon betrafen vor-
zeitiges Aussetzen von Fischereigeräth und unnöthiges Ausstehenlassen in
den Sonntag hinein) und 13 Strafsachen, unter denen eine auf Betrug und
nur vier auf Diebstahl lauteten. Das sind Zahlen und Thatsachen, die
uns den nüchternen und biederen Charakter der Norweger in schönster
Weise schildern.
Die nordischen Fischer und Schiffer lieben Thee und Backwerk, Kaffee,
Fleisch und Fisch. Der Tabak wird selten geraucht, fast allgemein ge-
kaut; daher die hässliche Angewohnheit des häufigen Ausspuckens.
Wenn die Leute des Morgens aufstehen, gemessen sie eine Tasse
Kaffee und geröstetes Brot (Smaabröd) mit Fisch oder Käse, oft auch eine
Suppe (Supamöla). Die Hauptmahlzeit besteht aus einer Sauerampfer-
suppe und Fisch, entweder Dorsch oder Hering. An Festtagen bereitet
man etwas Besseres, eine Erbsen- oder Grützesuppe mit Fleisch und Speck
und vielleicht sogar mit Kartoffeln. Im höchsten Ansehen steht die
„Levermölje“, d. i. eine Suppe aus aufgeweichtem Haferbrot und mit in
Essig zubereiteter Dorschleber. Abends giebts Mehlbrei mit Syrup.
16
Der Sauerampfer, der zur Suppe verwandt wird, ist von unseren
Ampferarten sehr verschieden; er heisst Oxyrici reniformis und fehlt in
unserer sächsischen Flora. In Norwegen ist diese Pflanze häufig und wird
daselbst in grossen Mengen für den Wintergebrauch gesammelt, klar ge-
schnitten und mit wenig Wasser zu einem Brei eingekocht. Wenn es kalt
wird, lässt man den Brei gefrieren, wodurch die Speise noch mehr auf-
geschlossen wird. Davon wird genommen, soviel man gerade braucht, sei
es zur Suppe oder zur Milch oder zum Mehlbrei. Wird der Mehlbrei teig-
artig und auf heisse Platten gegossen und gebacken, so entsteht das harte,
plinzenartig dünne und dem Norden eigenthümliche Flachbrod (Fladbröd).
Eine derartige Kost ernährt die Männer, die tagtäglich auf der See
in so angestrengter Weise arbeiten, nicht gut genug. Deshalb versäumt
die Regierung keine Gelegenheit, den Leuten vorzuhalten: „Ihr müsst mehr
Fisch, vor Allem mehr Leber und Rogen gemessen, damit eure Blutbildung
eine reichlichere und bessere werde.“
Wie sehr die Regierung für die Gesundheit der Fischer sorgt, ist auch
daraus zu ersehen, dass sie während der Fangzeit eine Anzahl Aerzte
nach den Lofoten sendet (1893 : sieben), welche den Fischern und Schiffern
unentgeltlich ärztlichen Rath ertheilen und ärztliche Hilfe bringen; die
Patienten haben nur für die Medikamente aufzukommen. Wie fleissig diese
Aerzte sind, sagt ausführlich die Statistik. Im Jahre 1893 hatten sie,
von den Fällen ausserhalb des Bezirkes ganz abgesehen*), 4193 Personen
in Behandlung gehabt. Davon waren 419 in Krankenhäusern untergebracht,
und 9 Kranke verloren sie durch den Tod**).
Der Gesundheitszustand war in diesem Jahre überhaupt ein recht
günstiger. Die Ursache hierzu lag insofern in der herrschenden Winter-
kälte und in dem verhältnissmässig starken Schneefall, als durch beide
die schmutzigen Sumpflachen, die das Thauwetter mit sich bringt, zugedeckt
und ausgefüllt werden, und dadurch wird die gesundheitsschädliche Ver-
unreinigung der Gebrauchswasser unmöglich gemacht. Befördert doch das
Handwerk, das die Leute treiben, die Verunreinigung der nahen Wasser-
läufe durch die Abfälle, die beim Anstecken des Köders und beim Aus-
schlachten der Fische unvermeidlich sind.
Von dieser Arbeit sind die Netzefischer befreit. Kommen sie mit
ihrem Fange ans Land, so verkaufen sie denselben und pflegen der Ruhe,
sobald sie ihre Netze in Ordnung gebracht haben. An den Landliegetagen
werden die grösseren Ausbesserungen besorgt.
Die Tiefseeangler und Leinefischer dagegen verarbeiten den Fisch
weiter, wenn sie vom Fange heimkehren. Wie die Fischarbeiter, so köpfen
sie die Thiere, weiden sie aus, spalten sie auf und hängen sie auf. Hierbei
werden Kopf, Schwimmblase, Leber und Rogen jedes für sich gesammelt.
Der Strand wird zu einer allgemeinen Schlachtbank und erhält da, wo die
Gestelle und Stangen zum Trocknen aufgerichtet sind, einen sonderbaren
Anblick, der an einen Schuliwaaren- Jahrmarkt erinnert.
Welchen Werth haben die Fische und ihre Produkte? Wozu werden
die Köpfe, die Schwimmblasen, die Leber und der Rogen gebraucht?
*) 741 Personen.
**) Am meisten kamen vor Brustentzündung 113 Fälle, akute Krankheiten der Ver-
dauungsorgane 117 Fälle, Wunden 148 Fälle, akute Diarrhoe 154 Fälle, Augenkrankheiten
213 Fälle, Krätze 250 Fälle, Stoss und Verrenkung 333 Fälle, chronischer Rheumatismus
346 Fälle, chronische Gastritis Cordialgi 365 Fälle und geschwollene Finger 391 Fälle.
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6. Der Werth des Fisches und seiner Theile.
Die abgehackten Köpfe, die früher als werthlos weggeworfen wurden,
werden jetzt als Viehfutter und Düngemittel verwerthet. Im Jahre 1893
wurden hier 195 Männer gezählt, die nichts weiter betrieben, als den Ein-
kauf von Fischköpfen. Sie versorgen damit Viehzüchter und Fabrikanten.
In drei Fabriken, die eine befindet sich in Henningswär, die andere in
Brottesnäs und die dritte in Swolwär, wurden in diesem Jahre 17,7 Mill.
Dorschköpfe auf Guano verarbeitet. Die Fabrik in Brottesnäs allein stellte
aus 7,9 Mill. Köpfen 16 560 Sack künstlichen Dünger her, der gern ge-
kauft und gestreut wird.
Vielleicht ebensoviel Köpfe mögen die Viehbesitzer auf kaufen. Sie
kochen dieselben in Wasser und Salz weich und verfüttern in ausgekühltem
Zustande bald die salzige Brühe, bald das Dickfutter, bald beides zugleich.
Die Kühe nehmen dieses Futter gern und geben danach besonders reichlich
Milch, die ohne jeden Beigeschmack ist.
Aus den Schwimmblasen, die man erst jetzt hier und da zu sammeln
anfängt, wird Leim gesotten. Ob diese Industrie sich verlohnen und weiter
verbreiten wird, kann nur die Erfahrung entscheiden.
Besser steht es um die Verwendung des Bogens. Man weiss ihn jetzt
als blutbildendes Nahrungsmittel zu schätzen. Ausserdem wird er ein-
gesalzen und als Köder zum Sardinenfang nach Frankreich verkauft. Was
das Kilogramm jetzt kostet, kann ich nicht sagen; aber der Handel ist
nicht unbedeutend. 1893 wurden 14 Mill. kg dahin versandt. Nach dem
offiziellen Telegramm vom 30. März 1895 betrug bis dahin die Ausbeute
an Bogen im Lofoten- und Nordmeerbezirk schon 43 719 hl.
Noch werthvoller ist die Leber des Fisches. Aus ihr wird nicht bloss
gewöhnlicher Fischthran, sondern auch der berühmte norwegische Leber-
thran bereitet. Die hierfür eingerichteten Dampfkochereien, deren es im
Jahre 1893 bereits 52 gab, besitzen die nöthigen Klär- und Beinigungs-
apparate und konnten 37 510 hl feinen Medizinalthran fertigstellen. Nach
dem neuesten offiziellen Berichte vom 30. März 1895 waren bis dahin auf
den Lofoten 9345 hl Leber und 10 706 hl Medizinalthran, im Nordmeer-
Distrikte dagegen 1195 hl Leber und 142 Tonnen Medizinalthran gebucht*).
Und nun der Fisch selbst.
Da die Lofoten und das ganze norwegische Festland äusserst dünn
bevölkert sind, so kann nur der allerkleinste Theil der gefangenen Fische
frisch genossen werden. Fast der ganze Fang muss deshalb abgedörrt
oder eingesalzen oder sonst wie dauernd gemacht werden. Das verursacht
selbstverständlich viel Arbeit. Zuerst werden die Fische geköpft, dann
ausgeweidet und endlich gespalten oder, wie der Norweger sagt, ,,kleppetu.
Darnach heissen die gespaltenen Fische „Klepfisk“, woraus die verstümmelte
und falsch hergeleitete Form „Klippfisch“ geworden. Je zwei halbe Fische
werden mit ihren Schwänzen zusammengebunden und auf Stöcken, daher
Stockfisch, aufgehangen und gedörrt. In der Begel bleiben solche Fische
bis zum 14. Juni darauf hängen und werden dann als „Dörrfisch“
(d. i. Törfisk) zumeist von „norischen Jachten“ (d. i. lange, breite Fahr-
zeuge mit einem Mast und einem viereckigen Baasegel) nach Bergen, aber
*) Zunge und Magen, schreibt Linde man, bilden einen geschätzten Nahrungsstoff.
Ergänzungsheft Nr. 60 zu Peterm. Mitth., S. 86.
18
auch nach Russland verkauft und verschifft. Die eingesalzene Waare heisst
Laberdan.
Der Preis für den Dauerfisch ist nach Güte, Zeit und Umständen
sehr verschieden, und daraus lässt sich der Werth des ganzen Fanges
nicht zutreffend berechnen. Um einen minimalen Anhalt hierfür zu ge-
winnen, verfolgt die Regierungsbehörde einen sehr einfachen Weg; sie ver-
rechnet den gefangenen Fisch mit 25 Pf. das Stück. Darnach repräsen-
tiren die 40 ^ Mill. Dorsche einen Werth von 10 1/8 Milk Mk.*).
Da alle Geschäfte auf den Lofoten gegen baares Geld abgeschlossen
werden und der Umsatz noch viel höher steigt als bis auf diese 10 1/8 Milk Mk.,
so wird es leicht verständlich, welche Arbeit und Mühe die grossen Banken
in Christiania und Bergen haben, um das nöthige Geld in ausreichender
Münze herbeizuschaffen.
Von diesen 10]/8 Milk Mk. entfallen im Durchschnitt auf jeden Netze-
fischer 240 Mk., auf jeden Leinefischer 285 Mk. und auf jeden Tiefseeangler
130 Mk. Diese Unterschiede im Verdienste werden noch grösser, wenn
wir die Einnahmen einander gegenüberstellen, welche im Jahre 1893 die
Fischer erhielten, die mit grösstem und kleinstem Erfolge gearbeitet hatten.
Sie sagen uns, dass bei dem
höchsten Brutto Verdienste ein Netzefischer 900 Mk., hei dem niedrigsten nur 45 Mk.
„ „ „ Leinefischer 763 „ „ „ „ ,, 23
„ „ „ Tiefseeangler 394 „ „ „ „ „ 5 „
vereinnahmt hat.
Diese Zahlen lehren weiter, dass der Fang um so einträglicher erscheint,
je grösser und theurer die gebrauchten Fanggeräthe sind und dass das
Meer, das unerschöpflich reiche Meer, dem fleissigen und mit Erfolg
arbeitenden Fischer das Gold doch nicht so leicht und so haufenweise in
den Schooss wirft, als Viele meinen. Der Lofotenfischer ist durch die
Lage seiner Fischgründe sogar noch übler daran, als unsere deutschen
Fischer, die ein verlangendes Land hinter sich haben. Das beweisen auch
die Gesammtzahlen des Jahres 1893. Obgleich die Ausbeute an Dorschen,
die in Geestemünde auf den Markt gebracht wurde, der Masse nach 18 mal
kleiner war, als die von den Lofotenbänken, so wurde sie doch so theuer
bezahlt, dass der Erlös dafür nur der fünfte Theil von dem auf 10 1/8 Milk Mk.
berechneten Bruttobeträge war, der für die Lofoten zu Buche stand. Noch
grösser erscheint dieser Werth, wenn wir ihn mit den Summen messen,
welche die Engländer und Schotten aus den Dorschen lösen, die sie an
den Orkney- und Shetlandsinseln alljährlich fangen. Damit dürfte der
Satz, mit dem wir unseren Vortrag begannen, nach allen Richtungen be-
leuchtet und begründet sein: Die Lofoten besitzen nicht nur die nördlichsten
Fischgründe auf der ganzen Erde, sondern auch die ertragreichsten in
ganz Europa.
Zum Schluss sei noch bemerkt, dass für die Zuverlässigkeit der mitge-
theilten Zahlen nicht nur Konsul Bernhard Br ons (vergh den 18. Jahresber.
d. naturf. Gesellschaft zu Emden 1894), sondern vor Allen der Kommandeur-
*) Lin dem an verzeichnet, auf die Schätzungen von Mohn gestützt, der auch den
Werth der Nebenprodukte einschliesst, als Durchschnitt 13,9 Mill. Kronen (Min. 1869:
8.4 Mill. Kr. — Max. 1877: 19,4 Mill. Kr.). Der Werth ertrag für sämmtliche Fischereien
Norwegens wird auf rund 24 Milk Kr. (Min. 1869 : 18, n Mill. Kr. — Max. 1877 :
29.4 Mill. Kr.) angegeben und davon kommen 60 % a^f Dorsch und 27,6 % auf Hering.
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Kapitän der Marine, Herr Knaps selbst haften, welcher über die Lofoten-
fischerei das amtliche Zahlenmaterial veröffentlicht hat. Ausserdem wurden
H. B. Berger, die Fischerei in Norwegen 1873, und M. Lindeman, die
Seefischerei 1880 benützt.
Vergleichen wir unser Bild mit dem Gemälde, das wir in Brehm’s
Thierleben (Band: Fische) vorfinden, so machen sich manche Unterschiede
geltend. Da sollen 70 000 Menschen zusammenströmen, 16 000 Fahrzeuge
fischen, da sollen 2000 in lange Leinen mit 1200 Angeln*) gebraucht
werden, da soll man am. Strande buchstäblich in den blutigen Eingeweiden
waten, da soll auf weite Strecken hin das Meer so mit Rogen und Milch
der Fische bedeckt sein, dass sich hier ohne Wissen und Willen der Fischer
eine künstliche Befruchtung der herausgeschnittenen Geschlechtsprodukte
vollzöge.
In so grossen und kühnen Strichen konnte ich das Bild nicht ent-
werfen; dafür bringt es aber auch die wahren und thatsächlichen Verhält-
nisse zur klaren und scharfen Anschauung, und das genügt mir. Ueber-
schauen wir den Dorschfang auf den Lofoten, so müssen wir sagen:
Grossartig ist die Landschaft, furchtbar das sturmgepeitschte Meer, an-
strengend die Arbeit und still und bieder sind die Leute, die hier schaffen.
Möchte ihnen auch in Zukunft der Dorsch alljährlich ihre Mühen und
noch reicher lohnen als bisher.
*) Lindeman spricht von Leinen, die 500 — 2400 Angeln tragen und meint damit
aneinander geknüpfte Leinen.
I
II. Die Melaphyrgänge am ehemaligen Eisenhahntunnel
im Plauenschen Grunde bei Dresden.
Von Dr. W. Bergt.
Den weit in die Umgebung Dresdens hinausgreifenden Bahnhofsbauten
ist eine Merkwürdigkeit zum Opfer gefallen, welche länger als ein volles
Jahrhundert die Aufmerksamkeit der Geologen erregt und zu immer sich
erneuenden Untersuchungen Anlass gegeben hat. Mit der Beseitigung des
Eisenbahntunnels im Plauenschen Grunde verschwinden im Jahre 1895
vollständig die längst bekannten berühmten und von Fachleuten viel be-
suchten Melaphyrgänge. Welche Bedeutung sie in der Geologie besessen
haben, sollen die folgenden Zeilen lehren, in denen der Verfasser auf
Veranlassung des Herrn Geh. Hofrathes Dr. H. B. Geinitz die ältere
Literaturzusammenstellung von B. von Cotta aus dem Jahre 1836 und
die jüngere von B. Doss aus dem Jahre 1889 zu einem ausführlicheren
Erinnerungsblatt erweiterte.
Die Werke und Abhandlungen, in denen der Melaphyrgänge kürzer
oder eingehender Erwähnung geschieht, sind in Folgendem der Zeit nach
angeführt. Die ihnen Vorgesetzten Zahlen dienen im Text als Citate.
1. Chr. Fr. Schultze: Nachricht von den bei Zöblitz und an anderen
Orten in Sachsen befindlichen Serpentinsteinarten. Nebst einem Anhänge vom
Topf- oder Lavetzsteine und den mancherlei Vortheilen, die man sich wahr-
scheinlicherweise davon zu versprechen hat. Dresden und Leipzig 1771, S. 8;
2. A. G. Werner: Neue Theorie von der Entstehung der Gänge mit
Anwendung auf den Bergbau. Freiberg 1791, S. 81;
3. J. K. Freiesieben: Mineral.- bergmännische Beobachtungen auf
einer Beise durch einen Theil des meissner und erzgebirgischen Kreises
zu Anfang des 1791. Jahres. Bergmänn. Journal 1792, Bd. II, S. 154;
4. W. G. Becker: Der Plauische Grund bei Dresden mit Hinsicht
auf Naturgeschichte und schöne Gartenkunst. Nürnberg 1799, S. 36, 45;
5. A. Tauber: Mineral. Beschreibung des Plauischen Grundes bis
Tharand. Im vorigen enthalten S. 12, 13;
6. J. K. Freiesieben: Beiträge zur Naturgeschichte der Gänge.
Jahrbücher der Berg- und Hüttenkunde 1800*), Bd. IV, 2. Lief., S. 62, 76, 143;
7. Ch. G. Pötzsch: Bemerkungen und Beobachtungen über das
Vorkommen des Granits in geschichteten Lagen oder Bänken u. s. w., wie
auch über den Syenit u. s. w. Dresden 1803, S. 336;
*) Bei Doss irrthümlicherweise 1780.
Ges. Isis in Dresden, 1895. — Abh. 2.
21
8. J. F. Daubuisson: Memoire sur les Basaltes de la Saxe. Paris
1803, S. 39. Ins Englische übersetzt von P. Neill: An account of the
Basalts of Saxony. Edinburgh 1814, S. 70;
9. K. von Raumer: Geognostische Fragmente. Nürnberg 1811, S. 38;
10. C. von Sternberg: Versuch einer geognostisch-botanischen Dar-
stellung der Flora der Vorwelt. 1820, I, S. 8;
11. A. H. von Bonnard: Geognostischer Versuch über das Erz-
gebirge Sachsens. Auszug in Leonhard’s Taschenbuch für die gesammte
Mineralogie. 1822, S. 129;
12. K. L. Krutzsch: Gebirgs- und Bodenkunde. Dresden und Leipzig
1827, l.Theil, S. 157;
13. A. Klipstein: Brief in Leonhard’s Mineral. Zeitschr. 1829,
S. 502 und
14. Geogn. Bemerkungen. 1830, S. 10;
15. A. Boue: Geogn. Gemälde von Deutschland, herausgeg. von Leon-
hard. Frankfurt a. M. 1829, S. 172;
16. J. K. Freiesieben: Magazin für die Oryktographie von Sachsen.
1829, Heft 3, S. 105; ebenda 1831, Heft 5, S. 47, 48;
17. K. C. von Leonhard: Einige geol. Erscheinungen in der Gegend
um Meissen. Leonhard’s Jahrb. 1834, S. 136;
18. B. von Cotta: Geologische Beschreibung der Gegend von Tharandt.
1836, S. 114, Abb. Taf.II, Fig. 11. l.Theil der „Geognostisclien Wanderungen“;
19. Derselbe: Briefl. Mittheilung im N. Jahrb. f. Min. 1848, S. 688, mit
Abb.;
20. Derselbe: Geologische Fragen. Dresden und Leipzig 1858, S. 217,
mit Abb.;
21. A. Petzoldt : Beiträge zur Geognosie von Tyrol. Leipzig 1843, S. 4;
22. J. Roth: Die Kugelformen im Mineralreich und deren Einfluss
auf die Absonderungsgestalten der Gesteine. Dresden und Leipzig 1844.
Erläuterung zu Taf. II, Fig. 1, S. 37, 38;
23. C. F. Naumann: Erläuterungen zu Sekt. X der geogn. Karte des
Königr. Sachsen. Dresden und Leipzig 1845, S. 373;
24. K. C. von Leonhard: Lehrbuch der Geognosie und Geologie.
Stuttgart 1846, S. 169, mit Abb.;
25. H. B. Geinitz: lieber die Entstehung des Plauenschen Grundes.
Wochenblatt, für den Plauenschen Grund und Umgegend. 1848, Nr. 5, 6, 7;
26. Derselbe: Früheste und späteste Nachrichten aus dem Plauen-
schen Grunde. Wissenschaftl. Beilage der Leipz. Zeitung. 1854, Nr. 35,
36 ff., 37;
27. Derselbe : Geognostische Darstellung der Steinkohlenformation in
Sachsen etc. Leipzig 1856, S. 72;
28. Derselbe: Die Entstehung des Plauenschen Grundes. Sachsen-
grün, kulturgeschichtl. Zeitschr. Dresden 1861, Nr. 9, S. 98 — 99; Nr. 10,
S. 105 — 107, mit Abb. auf S. 97.
29. Derselbe : Das Elbthalgebirge in Sachsen. I. Th. (Palaeonto-
graphica, Bd. XXL) 1871, S. 7;
30. F. Zirkel: Mikromineral. Mitth. Neues Jahrb. f. Mineral. 1870,
S. 808;
31. G. Haar mann: Mikrosk. Untersuch, über die Struktur und Zu-
sammensetzung der Melaphyre. Zeitschr. d. deutsch, geol. Gesellschaft.
1873, S. 452, 453;
22
32. H. Möhl: Das Ganggestein des Plauensclien Grundes ist Minette.
Neues Jahrb. f. Min. 1875, S. 176;
33. A. Wicli mann: Begriff von Melaphyr und Minette. Neues Jahrb.
f. Min. 1875, S. 623;
34. E. Kalkowsky: Elemente der Lithologie. Heidelberg 1886, S. 127;
35. J. Iloth: Allgem. u. chemische Geologie. Berlin 1887, Bd. II,
S. 27, 182;
36. W. von Gümbel: Grundzüge der Geologie. Kassel 1888, S. 136;
37. Br. Doss: Die Lamprophyre und Melaphyre des Plauensclien
Grundes bei Dresden. Tsch. Min. u. petrogr. Mitth. XI, S. 1 — 66;
38. Erläuterungen zur geol. Specialkarte des Königr. Sachsen, Bl.
Dresden, Nr. 66, 1893, S. 30;
39. F. Zirkel: Lehrbuch der Petrographie, II. Bd. 1894, S. 861.
Bevor die Melaphyrgänge des Plauensclien Grundes Gegenstand wissen-
schaftlicher Untersuchungen wurden, hatten sie schon aus praktischem
bergmännischen Interesse Anziehung ausgeübt. Etwa in der Mitte des
vorigen Jahrhunderts, „in einer Zeit reger Bergbaulust, wo man fast jeden
Gang und die Klüfte mit kleinen Stollen untersuchte, nahm man die
Gänge auch wohl auf Grund alter fabelhafter Sagen von ungeheueren
Schätzen auf edle Metalle in Angriff, aber ohne Erfolg.“
Zum ersten Mal werden die Gänge in den Kreis wissenschaftlicher
Erörterungen gezogen durch den Dresdner Mineralogen Schultz e (1)
im Jahre 1771 mit den Worten: „Und endlich befindet sich allhier in
dem plauischen Grunde, unweit der sogenannten Buschmühle eine Felsen-
klippe, in welche ein mächtiger Gang einsetzt, der mit dunkelgrauem
Serpentinsteine angefüllt ist.“
Zwanzig Jahre später nennt Werner (2) 1791 das Ganggestein Basalt,
ohne sich weiter damit zu beschäftigen. Eine ausführlichere Beschreibung
finden wir zum ersten Male bei Freiesieben (3) 1792. Der Gang, welcher
einige Schritte von der dritten Mühle nordwärts aufsetzt, „ist 2 J/2 Ellen
mächtig und besteht aus sehr zerklüftetem, etwas mürbem, Wacke sich
näherndem Basalte, der uneben, von sehr grobem Korne, unabgesondert
und ziemlich rein ist; nur ist Hornblende und Glimmer sehr fein in ihn ein-
gemengt, und er hat ziemlich häufig rothe und braune Eisenockerflecken.“
„Neben ihm .... findet man noch einen Basaltgang, welcher in seiner
Mitte einen kleinen Bug bekommen hat. Er ist fast saiger, doch neigt
er sich etwas gegen W., auch scheint er sich oben so zu wenden, dass
er zu dem vorherbeschriebenen kommt und alsdann mit ihm einen Gang
ausmacht. Er ist 3/4 Ellen mächtig und sein Basalt unterscheidet sich
von dem vorigen bloss durch die weit häufiger und deutlicher in ihn ein-
gemengte Hornblende.“
Sehr eingehend werden die Gänge im Syenit in dem Becker’schen
W erke (4) 1799 behandelt. Dasselbe muss für die damalige Zeit ein
Prachtwerk genannt werden. Neben einer landschaftlichen, durch eine
genaue Karte und zahlreiche Kupferstiche unterstützten Beschreibung des
Plauensclien Grundes bis und mit Tharandt finden wir darin ein Ver-
zeichniss der wildwachsenden Pflanzen von Er. Tr. Pursch, ein Ver-
zeichniss der merkwürdigsten Insekten von Ludw. Heinr. Ereiherrn von
Block mit sehr schönen bunten Kupfern und endlich eine eingehende
mineralogische Beschreibung von Andreas Tauber mit farbigen Profilen.
23
Becker sagt über die Gänge: „Die tiefe Entblössung dieses Syenit-
gebirges und die mancherlei merkwürdigen Gänge, welche dasselbe durch-
setzen, können einem Jeden, der mit der Bergkunde noch unbekannt ist,
eine deutliche Vorstellung von dem inneren Bau der Gebirge geben und
ihn lehren, was eigentlich Gänge sind, welche in den Tiefen der Gebirge
die Schätze der Erde enthalten. Unter diesen sind hauptsächlich zwei
Wackengänge beim Schweizerbette merkwürdig, die in älteren Zeiten, wo
man überall Gold und Silber vermuthete, zu -sonderbaren Fabeln Ver-
anlassung gegeben haben. “ — „Eine der merkwürdigsten von den hervor-
ragenden, jetzt weggebrochenen Felsenklippen war das sog. Schweizerbette
kurz vor der zweiten Mühle, welche den Namen Königsmühle erhalten,
weil sie im Jahre 1747 unter der Regierung des Königs August III. erbaut
worden ist. Dieses Schweizerbette, welches sich zwischen dem ersten und
zweiten daselbst zu Tage aussetzenden Basaltgang befand, war eine herüber-
ragende Felsklippe, die etwa 6 Ellen hoch, etliche Ellen breit und oben
zwar flach, doch abschüssig war.“
Tauber (5) beschreibt in seinen fachmännischen Erörterungen die
Gänge des Grundes genauer. „Sowohl im Grunde als auch in seinen zu
beiden Seiten hereinbrechenden Schluchten setzen sehr viele Gänge und
Klüfte zu Tage aus. Auf der Westseite bei dem Schweizerbette kommen
drei stehende Gänge nebeneinander heraus. Der erste ist 20 Zoll mächtig,
fällt 70 0 nach Osten, in seiner Mitte aber wendet er sich in einem flachen
Bogen nach Westen. Seine Gangmasse ist Wacke mit kleinen Horn-
blendekrystallen , Glimmerblättchen, Kalkspath, Quarz und Spatheisen-
körnern gemengt und in rhomboidalische Stücke zerklüftet. Der andere,
etliche Ellen davon entfernte hat die nämliche Gangmasse und Gemeng-
theile, ist 2 ]/2 Ellen mächtig, streicht Stunde 3, fällt 75° nach Osten,
alsdann wendet er sich in St. 3 mit 76 0 Fallen nach Westen. Hierauf
nimmt er 3 1/2 Ellen weiter unten sein voriges Streichen und Fallen an.“
Das Becker’sche Werk mit den ausführlichen geologischen Erörte-
rungen von Tauber war wohl geeignet, die landschaftlichen, noch nicht
durch ausgedehnte Industrie beeinträchtigten und verrussten Schönheiten
und geologischen Merkwürdigkeiten des Plauenschen Grundes weiter be-
kannt zu machen. Wir begegnen denn auch im Anfang dieses Jahrhunderts
zahlreichen Notizen über denselben und die „Basalt“- Gänge.
Kurz darauf findet Freiesieben (6) 1800 an dem „dunkelen graulich -
schwarzen Gestein des einen Wackenganges mit seinen gelblichen und
röthlich - grauen Flecken ganz das Ansehen des Zöblitzer Serpentin-
steines.“
In den ausführlichen Bemerkungen von Pötzsch (7) 1803, welche in
Bezug auf die mineralogische Zusammensetzung der Ganggesteine mit
denen von Freiesieben und Tauber übereinstimmen, dürfte Folgendes
interessant sein: „Das Ganze ist in rhomboidalische oder vielmehr in
meist gleichseitige Prismen von ungefähr 12 Zoll breit und 6 Zoll hoch,
zerklüftet. Vermöge der nebeneinander gelagerten Würfel erhalten diese
Gänge ein treppenförmiges Ansehen, das völlig einer sogenannten Katzen-
treppe an einem steinernen Giebel grosser Häuser gleichet. Anfänglich,
als dieselben vom Fusse an bis oben hinaus frisch entblösst waren, er-
regte diese sogleich in die Augen fallende Erscheinung bei jedem Vorüber-
gehenden Bewunderung. Nunmehr aber haben beide durch die Witterung
und durch Einsturz an ihrem äussern grotesken Ansehen gar vieles ver-
24
loren.“ — „Die Masse des zweiten Ganges wird von einer mitten durch-
schneidenden Kluft in zwei gleiche Theile zersetzt,“
Pötzsch entscheidet sich für keinen der bisher gebrauchten Bezeich-
nungen Basalt und Wacke, findet aber eine grosse Uebereinstimmung mit
dem schwedischen „Trapp“. Kalkspath soll „auf den Ablösungsklüften
in äusserst kleinen zusammengehäuften Nadeln, die sternförmig auseinander-
laufen, angeflogen“ sein.
Daubuisson (8) 1803, Raumer (9) 1811 und Sternberg (10) 1820
führen unser Gestein als Basalt an. Aber Daubuisson will das Gestein
des einen Ganges eher für einen Grünstein oder Hornblendefels halten,
als Basalt. „Den letzteren erreicht es nicht an Härte und spec. Gewicht.“
Interessant ist, wie schon Daubuisson auf Grund seiner eingehenden
Basaltkenntniss das Gestein des Plauenschen Grundes wegen seines äusseren
Aussehens und seiner unbasaltischen Eigenschaften nicht zum Basalt ge-
stellt wissen will.
Daubuisson, der das Vorkommen wohl zweifellos als Freiberger Student
selbst gesehen hat, berichtet weiter, dass die Gangmasse „in sehr unregel-
mässige wie die Scheite in einem Zimmerhof horizontal gelagerte Prismen
getheilt“ ist. Dagegen scheint Sternberg über die erwähnte Absonderung
nicht aus eigener Erfahrung zu berichten. Bei ihm werden die „unregel-
mässigen Prismen“ Daubuisson’s zu „horizontal liegenden prismatischen
Säulen, mit denen der Basalt die Spalten oder Klüfte zu erfüllen scheine.“
Von einigem Interesse wäre es, festzustellen, oh die an Basalten so häufig
und schön zu beobachtende säulenförmige Absonderung in der Regel-
mässigkeit, wie die Worte Sternberg’s glauben machen wollen, jemals auf-
getreten ist. Die Schilderungen Tauber’s, Pötzsch’s und Daubuisson’s
sprechen nicht dafür, ebensowenig die späteren Angaben darüber.
Nach Bonnard (11) 1822 „scheint der eine der Gänge mit einer,
gewissem Uebergangsgrünstein sehr ähnlichen Masse erfüllt, der andere
zeigt ein hornsteinartiges Gestein, das ein basaltisches Ansehen hat und
specksteinartige Partieen aufnimmt.“
In schärfstem Gegensatz zu den bisherigen Auffassungen, namentlich
zu den oben angeführten Worten Beckers: „Die Gänge etc. im Plauen-
schen Grunde können lehren, was eigentlich Gänge sind, welche in den
Tiefen der Gebirge die Schätze der Erde enthalten“ stehen Krutzsch
(12) 1827 und Klipstein (13) 1829. Sie leugnen die Gangnatur über-
haupt. Der Erste, Krutzsch, sagt: „Wie der Feldspath stellenweise in
grösseren Massen sich an gesammelt hat, die nur einzelne kleine Horn-
blendetheilchen einschliessen ; so findet sich auch die Hornblende in
Nestern oder in ader- und gangartigen Streifen mit nur wenig Feldspath
entweder in einem grünstein- oder hornblendegesteinartigen Gemenge,
welches zuweilen dem Basalte gleicht.“ In einer Anmerkung hierzu heisst
es nochmals ausdrücklich: „Was man für Basaltgänge im Syenit des
Plauenschen Grundes hat halten wollen, ist nichts weiter als eine fast
dichte Masse aus Hornblende und wenig Feldspath gemengt.“
Ihm scldiesst sich Klip st ein an, indem er ausführt: „Die öfteren
gangförmigen Ausscheidungen eines bald feinkörnigen, bald sehr grob-
und ungleichkörnigen Gemenges, theils aus Quarz und Feldspath, theils
auch aus Hornblende und Feldspath bestehend, können doch nicht als
eigentliche Gangbildung angesehen werden. — Sollte Herr Tauber nicht
auch einige dieser feinkörnigen Lager mit Gängen verwechselt haben,
25
welche er als mit Wacke und Syenit ausgefüllt anführt.“ Die Worte von
Krutzsch und Klipstein machen fast den Eindruck, als hätten sie das,
was andere Basalt etc. genannt haben, überhaupt nicht gesehen, obgleich
dies wohl kaum anzunehmen ist.
Bei Boue (15) 1829 taucht zum ersten Mal der Olivin als Gemeng-
theil des Gesteines auf, welches Boue als „eine basaltische Trappfelsart
beschreibt, die ziemlich feldspathreich ist und Krystalle gelbbraunen
Glimmers und schwarzen Augits einschliesst. Hin und wieder scheinen
auch olivinartige Partieen sich zu finden.“ Uebrigens „ist das Gestein
regellos abgesondert in wagrecht liegende Säulen und die stets dem
Liegenden der Gänge parallelen Blasenräume sind mit Kalkspatli oder
mit einer grünen specksteinähnlichen Substanz angefüllt.“ Einer dieser
Gänge hat 1 1/2 Fuss, der andere 3 Fuss Mächtigkeit. Sie streichen aus 0.
nach W. und fallen unter 30 0 gegen W. In der Höhe des Felsens ver-
einigen sich beide und bilden ein Y.
In demselben Jahre 1829 erwähnt Freiesieh en (16) das Vorkommen
von rotliem „Blätterzeolith“ (Stilbit) in den mandel- oder grünsteinartigen
Basaltgängen. Früher, als er weniger deutlich vorkam, habe man ihn
für rothen Feldspath gehalten. Derselbe Verfasser schreibt bald darauf,
dass das Gestein zu verschiedenen Zeiten, so wie der seit einigen Jahren
angelegte Steinbruch sich änderte, einen verschiedenen Charakter besessen
habe. Zur Zeit zeige sich die Masse als ein Mittelgestein zwischen Grün-
stein, Wacke und Basalt, das man wohl als echten Syenit oder vielleicht
mit noch mehrerem Rechte als gangförmige Ausscheidungen sehr fein-
körnigen Syenites betrachten könnte, indem es übrigens das nämliche
Gestein ist, was die Technologen schwarzen Granit oder orientalischen
Basalt nennen. Es ist meist dunkelgrünlichschwarz und für Basalt nicht
dicht und hart genug. — „Im vorigen Jahre habe ich einige regelmässige,
sich glatt ablösende, rundliche Gestalten darin gefunden, die man (bei
ihrer Aehnlichkeit mit manchen Gryphiten) im ersten Anblick wohl für
Muschelversteinerungen halten könnte; jedenfalls scheinen sie fernere
Untersuchungen zu verdienen.“
Anziehend schildert Leonhard (17) 1834 seinen ersten Besuch im
Plauenschen Grunde. Im Jahre 1834, also noch vor dem Erscheinen der
geognostischen Wanderungen Cotta’s erzählt er in einer Abhandlung seines
Jahrbuches: ?, Geführt von einem jungen, mir überaus werthen Freunde
(B. von Cotta war damals 26 Jahre), dessen Kenntnisse der Wissenschaft
reiche Ernte bringen werden, wurde es mir leicht, in der kurzen Zeit
weniger Tage mich mit den bedeutendsten Phänomenen durch eigene An-
sicht vertraut zu machen. Ich sah, geleitet von Dr. Cotta, die schönen
Gänge von Augit- Porphyr im Syenit an der Königsmühle im Plauenschen
Grunde.“
1836 belegte ebenderselbe Cotta (18) unser Ganggestein mit dem
Namen Melaphyr, welcher 1813 von A. Brongniart aufgestellt, von Leop.
von Buch auf verschiedene Gesteine Deutschlands angewandt worden war.
„Die Verschiedenartigkeit der Meinungen“, sagt Cotta, „über den
richtigen Namen dieses Ganggesteines macht die reiche Litteratur hierüber
(welche Cotta zusammenstellt) besonders interessant und den Steinbruch
bei der Königsmühle zugleich zu einer vielerwähnten klassischen Stelle.“
An einer anderen Stelle: „Die Grenzen dieser Gänge gegen den Syenit
sind vollkommen scharf, hier und da aber sonderbar verzahnt. Bei genauerer
26
Untersuchung des Gesteines findet man, dass es wohl mit Unrecht Basalt
genannt worden ist; ich glaube es mit grösserem Hechte dem Melaphyr
des Herrn von Buch beizählen zu können, da dieser berühmte Geologe
es selbst so nannte.“
Von dem Verdacht, Versteinerungen zu enthalten, befreit Cotta den
Melaphyr mit den Worten: „Zuweilen findet man kleine abgerundete
Körper in dem Gestein, welche, mit glänzenden Schüppchen überzogen,
das Ansehen von Versteinerungen haben und auch wirklich dafür gehalten
worden sind. Ihre ganz ungleichmässige Form und Grösse überzeugt
jedoch vom Gegentheile; im Innern bestehen sie gewöhnlich aus Zeolith
oder Kalkspath.“
In seinem Werkchen (18) giebt Cotta zugleich eine Skizze des Syenit-
bruches an der Königsmühle mit den Melaphyrgängen. Aus der ausführ-
lichen Beschreibung des Bruches, wie er sich damals dem Auge darbot,
sei noch Folgendes hervorgehoben: „An der östlichen Ecke des Stein-
bruches zeigt sich noch ein dritter — weit undeutlicher, begrenzter —
solcher Gang im Syenit .... Zahllose Syenitbrocken schwimmen in dem
Gestein dieses Ganges, welches weniger krystallinisch und mehr bräunlich
von Farbe ist, als das der beiden anderen; eine Modifikation, die wohl
durch Einwirkung der vielen eingeschlossenen Syenitstücke bedingt sein
kann. Dasselbe Brecciengestein sieht man auch am oberen Felsrande
links neben dem Hauptgange anstehen.“
Die Uebereinstimmung der Cotta’schen Benennung mit der heutigen
verliert allerdings etwas an Bedeutung, wenn wir an die Unbestimmtheit
des damaligen Begriffes „Melaphyr“ denken, der, wie Girard seiner Zeit
sagte: „wie ein schwarzes Gespenst auf der Bühne der Wissenschaft er-
schienen ist, ohne dass ihn Jemand bestimmt zu fassen vermochte.“
„Der Name wurde lediglich nach dem äusseren Ansehen aufgestellt, ohne
bestimmte Kenntniss von der eigentlichen Constitution des so Bezeichneten
fortgepflanzt.“*) Die Bestimmung des Begriffes „Melaphyr“ in dem heutigen
Sinne erfolgte erst 1887 durch Rosenbusch.
Mit der Cotta’schen Benennung kam freilich das Ganggestein des
Plauenschen Grundes keineswegs zur Ruhe; es theilte vielmehr das Schicksal
seines Namens. Schon wenige Jahre darauf taucht es bei Petzoldt (21)
1843 als Augitporphyr auf. „Bald war Dresden unseren Blicken ent-
schwunden, und der romantische Plauensche Grund hätte uns ebenso
bald im Rücken gelegen, wenn es uns nicht gewissermassen Verrath an
der Heimath geschienen hätte, seine Augitporphyre (Melaphyre) ohne be-
sondere Begrüssung vorüberfliegen zu lassen. Wie hätten wir vorüber-
fahren können, wo es galt, Tyrol mit seinen klassischen Melaphyr en (jetzt
Augitporphyrit genannt d. Verf.) zu besuchen. Für uns war es eine
moralische No th wendigkeit, an diesem Orte zu verweilen.“
An einer anderen Stelle betont Petzoldt besonders das eruptive
Empordringen der Gangmasse gegenüber der Ansicht der syenitischen
Ausscheidungen: „Was aber diesen Gängen ganz besonderes Interesse ver-
leiht, das ist ihr Verhalten zum Syenit und die Art und Weise der Ab-
sonderung ihres Gesteines, indem durch diese Erscheinungen der unleug-
bare Beweis ihres gewaltsamen plutonischen Aufsteigens im feurig-flüssigen
Zustande geliefert wird.“
*) Siehe darüber F. Zirkel: Lehrbuch der Petrographie, Bd. II, 1894, S. 847 — 851.
27
Ein schärferer Gegensatz zu Krutzsch, Klipstein, Freiesieben, welche
die Gangnatur leugneten, kann kaum gedacht werden.
Als besondere Stützpunkte für die eruptive Natur führt Petzoldt an:
die zahlreichen Syenitbruchstücke, welche sich in der Gangmasse ein-
geschlossen finden; die deutlich prismatische Absonderung, welche auch
hier senkrecht zur abkühlenden Fläche stattfindet; und als recht zweifel-
haften Beweis für das gewaltsame Aufsteigen der Gangmasse die an den
Berührungspunkten von Porphyr und Syenit zu beobachtenden vertikal-
gestreiften Bntschflächen.
„Man kann“, so schliesst Petzoldt diese Betrachtungen, „in der That
nicht leicht einen Punkt finden, wo auf so kleinem Raume sich so vieles
zur Bestätigung der pliitonischen Hypothese vereinigt.“
Auch Roth (22) 1844 und Naumann (23) 1845 nennen unser Ge-
stein Augitporphyr. Der Letztere beschreibt es unter diesem Namen bei
den Basalten. Einer der Gänge „lässt eine Anlage zu prismatischer
Absonderung rechtwinkelig auf seine Salbänder erkennen.“ ,,Die Grund-
masse besitzt allerdings nicht die Härte der gewöhnlichen Basalte.“
„Beide Gänge zeigen im oberen Theile des Steinbruches eine sehr auf-
fallende Verwerfung.“
Roth gieht auf Taf. II, Fig. 1 einen ausgezeichneten, möglichst natur-
getreuen Steindruck von dem rechts gelegenen Theil des Syenitsteinbruches
ohnweit der Königsmühle mit seinen zwei Gängen von Augitporphyr.
Auch er erwähnt die, „wenn auch undeutliche“ Absonderung in horizon-
tale Prismen. „Nebenbei sieht man einen 2 Fuss im Durchmesser halten-
den Syenitblock in die Masse des Porphyrs eingeschlossen, zum ander-
weitigen Beweise des plutonischen Aufdringens dieses Porphyrs.“
Bruchstücke des Syenites im Melaphyr tauchen nochmals im Jahre
1848 auf. Cotta berichtet in einem Brief an Leonhard (19): „Von
Bruchstücken, die gewissermassen erst halb losgerissen sind und mit dem
einen Ende noch an der ursprünglichen Verbindungsstelle ruhen, sieht
man jetzt zwei recht deutliche Beispiele in den Melaphyrgängen , welche
hei der Königsmühle im plauenschen Grunde den Syenit durchsetzen.“
In Fig. 2 auf Taf. X giebt Cotta diese Verhältnisse in einer Skizze wieder,
ebenso durch eine Abbildung im Text in den „Geol. Fragen“ (20) 1858.
Das Dresdner mineral.- geol. Museum besitzt einen grossen Melaphyrblock,
welcher ein etwa 16 cm grosses Syenitbruchstück einschliesst.
Die Ansicht von H. B. Geinitz (25 — 29) 1848 — 1871 über unseren
Gegenstand möge durch dessen eigene Worte im „Elbthalgebirge“ wieder-
gegeben werden: „Dieses augitreiche Gestein kann seiner petrographischen
Beschaffenheit und seinem Alter nach nur zu den Basalten gestellt werden.
Ihm verdankt man ganz vornehmlich die Entstehung eines Theiles des
Plauenschen Grundes“, welche erst nach Ablagerung des Pläners erfolgt
sein könnte. Mit der Aufreissungsspalte des Plauenschen Grundes sollen
die Klüfte gleichalterig sein, welche mit unserem Melaphyr erfüllt wurden.
(Ausführliches darüber in 25 — 29). Der Abhandlung in „Sachsengrün“
(28) 1861 ist ein Holzschnitt von Friedrich Seidel beigegeben, welcher
unter allen Abbildungen am besten die Gänge und deren Lage am oberen
Ausgang des Tunnels veranschaulicht. Eine Wiedergabe desselben s. Tafel I
dieses Heftes.
Der von H. B. Geinitz im Jahre 1854 ausgesprochene Wunsch, die
Melaphyrgänge sollten als Siegestrophäen der plutonischen Thätigkeit bei
28
fc
der Bildung des Plauenschen Grundes ewig erhalten bleiben, ist leider
nicht in Erfüllung gegangen.
Mit dem Jahre 1870 beginnt die mikroskopische Untersuchung des
Ganggesteines. Auch sie vermag nicht sofort vollkommene Klarheit über
die Natur des Gesteines zu geben. Das letztere erfährt vielmehr an sich
die wechselnden Schicksale der jungen, rasch sich entwickelnden mikro-
skopischen Petrographie. F. Zirkel (30) erwähnt 1870 das Vorkommen
von mikroskopischen Apatit in dem „Melaphyr des Plauenschen Grundes.“
Haar mann (31) 1873 stellt abermals mikroskopisch die Anwesenheit von
Olivin fest, der theils frisch, theils serpentinisirt auftrete, wie in dem
Melaphyr aus dem Fassatliale.
Während Haarmann den Mangel an Hornblende in dem Gestein be-
tont, will Mo hl (32), gänzlich abweichend hiervon, das Gestein wegen
seines Reichthums an Hornblende, den Haarmann für Augit angesehen
habe, zur Minette stellen. „So lange der Name Minette fortbesteht, ge-
hört das Ganggestein im Plauenschen Grunde hierher und weder zu den
Melaphyren noch Basalten“, fordert Möhl kategorisch. Nach Möhl’s
Untersuchungen ist „die Zusammensetzung im Allgemeinen dieselbe an
verschiedenen Stellen des Ganges und Abweichungen sind fast nur in
dem Grössenverhältniss der constituirenden Mineralien zu suchen, wo-
gegen nach dem Salbande hin wesentliche Aenderungen eintreten.“
Gegen die Bezeichnung „Minette“ wendet sich Wichmann (33) 1875:
„Glimmer betheiligt sich nicht derart an der Zusammensetzung, dass das
Gestein den Glimmergesteinen beizuzählen wäre. Bedenkt man, dass der
Olivin im Allgemeinen der Minette fehlt und ferner, dass das Gestein aus
dem Plauenschen Grunde der Hauptsache nach ein Plagioklas - Augit-
G estein ist, so wird es als wenig gerechtfertigt erscheinen, für den Namen
„Melaphyr“ den Namen „Minette“ zu substituiren.“
Kalkowsky (34) 1886 rechnet es zu den „Glimmermelaphyren“ und
lässt es seinem ganzen Habitus und geologischem Auftreten nach dem
Olivin -Kersantit nahe stehen. —
Roth (35), Gümbel (36) und Zirkel (39) führen es unter den
Melaphyren an.
Zuletzt hat Doss (37) 1889 unser vielumstrittenes Gestein zum
Gegenstand eingehender Studien gemacht, dasselbe nebst den übrigen im
Plauenschen Grunde auftretenden Ganggesteineil vergleichend betrachtet
und beurtheilt. Zwei beigegebene Kärtchen bezeichnen für immer die
Stelle, wo sich die bald verschwundenen Gänge befunden haben. Doss
kommt zu folgendem Sclilussergebniss: „Das Gestein der beiden Gänge
am Eisenbahntunnel bei der Haltestelle Plauen ebenso wie das oberhalb
„Eiswurms Lager“ ist ein olivin haltiges Plagioklas- Augit -Biotit -Gestein
mit porphyrischer Structur. Die Hornblende besitzt classificatorisch nicht
den Werth der übrigen Gemengtheile. Das Alter ist nicht genau be-
stimmbar, da über dem Syenit, den es durchbricht, keine geologische
Formation gelegen ist. Dass wir es mit einem vortertiären Gestein zu
thun haben, ‘kann nur durch die petrographisclie Beschaffenheit wahr-
scheinlich gemacht werden; von den Basalten trennt es die wenig feste
Beschaffenheit der Grundmasse, der grosse Gehalt an Biotit, die leichte
Neigung zur Verwitterung. Von Bezeichnungen, die sich auf vortertiäre
Gesteine beziehen, ist vor allem die ihm von Möhl beigelegte Benennung
Minette zu verwerfen. Unser in Rede stehendes Gestein können wir als
29
Glimmermelaphyr bezeichnen, welcher local ziemlich hornblenclereich
werden kann. Er steht der von Rosenbusch aufgestellten Gruppe des
Weiselbergits am nächsten (S. 63). Mit den Lamprophyren des Plauenschen
Grundes hat der Glimmermelaphyr nichts zu tliun. Gewisse Erscheinungen
deuten darauf hin (siehe darüber Doss S. 64, 65), dass der Melaphyr
jünger als jene Lamprophyre ist. Und dies würde uns ein Recht geben,
das in Frage stehende Ganggestein von den älteren dyadischen Melaphyren
zu trennen und es, wie dies schon H. B. Geinitz that, als jüngeren Me-
laphyr — aber nicht als Basalt — zu bezeichnen.“
Die Auffassung der geologischen Landesuntersuchung (38) 1893 weicht
von derjenigen Doss’ nicht ab. —
Wenn wir scherzweise 1771 (Schultze) als das Geburtsjahr der
Melaphyrgänge an der Königsmühle, d. h. als Jahr ihres Eintrittes in
den Kreis wissenschaftlicher Untersuchung, 1889 (Doss) als Emeritirungs-
jahr und 1895 als Sterbejahr annehmen, dann haben sie ein Alter in
diesem Sinne von 124 Jahren erreicht. 118 Jahre lang ist an ihnen
herumgezogen und gezerrt worden, grosse Männer haben sich an ihnen
die Köpfe zerbrochen und wenn sie glaubten, das Richtige gefunden zu
haben, dann tauchte ein anderer mit neuer Weisheit empor.
Vieler Augen haben die Gänge von Kopf bis zu Fuss gemustert und
sind bis in ihr innerstes Mark gedrungen, Hunderte von Geologenhämmern
rüttelten an ihnen, wenn sie einmal vor dem Steinbruchsbetrieb Ruhe
hatten; in den chemischen Gläsern und Retorten wurden Theile von ihnen
ausgekocht und ausgesogen, vor dem Löthrohr gepeinigt und gequält.
Die neueren Petrographen folterten die Gangmasse so lange mit Diamant-
pulver und Smirgel, bis das unzugängliche schwarze Herz durchsichtig
wurde und den forschenden Blicken Eingang gewährte bis in die innersten
Falten. Grosses aber haben sie auch dafür gesehen und erlebt, die Be-
gründung der Geologie als Wissenschaft zu Freiberg, den gewaltigen Auf-
schwung derselben in diesem Jahrhundert, die glänzende Entwickelung
der neueren Petrographie.
Eingegraben sind ihre Namen, ihr Aussehen in die Bücher der Wissen-
schaft. Zwar sind sie vergangen; wie lange aber wird es dauern, da
gräbt vielleicht ein des Doktorhutes Lüsterner ihre „Gebeine“ aus den
Schubläden einer Privatsammlung oder eines Museums aus und findet an
ihnen Eigenschaften, von denen die Zeitgenossen sich nichts träumen Hessen.
III. Der Syenitbruch an der Königsmiihle im
Plauensehen Grunde bei Dresden.
Von Dr. H. B. Geinitz.
(Mit Tafel I.)
Da dieser Steinbruch seit Anlage des benachbarten Eisenbahn-
tunnels ausser Betrieb gesetzt 'worden ist, so sind die dortigen Lagerungs-
verhältnisse, welche die beistehende Abbildung des geschätzten Malers
Friedrich Seidel aus dem Jahre 1860 sehr treu darstellt, unverändert
geblieben, und es bedarf nur, sie aus der Vergessenheit wieder hervor-
zuziehen.
Diese Abbildung war ursprünglich für eine kleine Abhandlung von
mir: „Die Entstehung des Plauenschen Grundes“ angefertigt, welche 1861
in der von G. Klemm, A. V. Richard und L. Gottwald herausgegebenen
kulturgeschichtlichen Zeitschrift „Sachsengrün“, Dresden 1861, S. 96 u.
105 niedergelegt worden ist.
Die auf dem Bilde befindlichen Buchstaben bedeuten Syenit = S,
Basalt oder jüngeren Melaphyr = B, und unteren Pläner, die
cenomane Stufe der Kreideformation = PI.
Wie aus der vorhergehenden Abhandlung (II) hervorgeht, hat das
Gestein der beiden schwarzen Gänge (B) im Laufe der Zeit sehr ver-
schiedene Beurtheilung erfahren, bis schliesslich die genaueste petro-
graphische Untersuchung desselben durch Dr. B. Doss*) erfolgte. Vor
Allem fällt dem Beschauer das Vorwalten kleiner Krystalle und Körner
von schwarzem Augit, neben grünlichen Einsprenglingen eines weichen und
milden, serpentinartigen oder kerolithartigen Minerals und der nester-
artigen Einschlüsse von ziegelrothem Stilbit in der schwärzlichen glimmer-
reichen Grundmasse auf, wodurch sich das Gestein sowohl dem Augit-
porphyre des Fassathales nähert, der lange Zeit hindurch als Normalgestein
für Melaphyr galt, als auch manchen älteren Melaphyren, welche man
jetzt vorzugsweise als Melaphyr bezeichnet. Es ist bekannt, dass für die
letzteren, um Verwechselungen zu verhüten, C. von Raumer 1819 den
Namen Basaltit vor schlug**).
*) Bruno Doss: Die Lamprophyre und Melaphyre des Plauenschen Grundes bei
Dresden. Wien 1883.
**) Vgl. IT. B. Geinitz: Geogn. Darstellung der Steinkohlenformation in Sachsen
1856, S. 27.
Oes. Isis in Dresden, 1895. — Abli. 3.
31
Aber ebenso gross ist die Verwandtschaft dieses Gesteines mit
manchen Abänderungen der tertiären Basalte, welchen sich wohl die
meisten der sogen, jüngeren Melaphyre naturgemäss anscliliessen.
Gerade für diese ist ein Ausspruch von Leopold von Buch noch
beachtens werth, welchen unser Altmeister der Geologie bei einer Besprechung
dieser Gangmassen im Syenit an der Königsmühle mir gegenüber that:
Melaphyr ist Basalt und Basalt ist Melaphyr.
Das Alter unserer melaphyrischen Gänge im Syenit lässt sich nicht
petrographisch, sondern nur geologisch feststellen und in dieser Beziehung
muss ich den an verschiedenen Orten, wie namentlich: Geogn. Darstell,
der Steink., 1856, S. 72 — Sachsengrün, 1861 — Elbthalgebirge, 1871
geführten Beweis für das gleiche Alter mit unseren sächsischen und
allermeisten deutschen Basalten auch heute noch aufrecht erhalten.
Beiderseitige Gehänge des Plauenschen Grundes zwischen Plauen und
der König Friedrich August- Hütte bei Potschappel sind mit Schichten von
unterem Pläner, theilweise auch von dem darunter lagernden Quader be-
deckt, welche sowohl unweit Coschütz an der rechten, als auch in ausgezeich-
netster Weise bei Dölzschen (Teltschen) an der linken Seite der Weisseritz,
an der nach dem Grunde herabführenden Chaussee vorzüglich aufge-
schlossen sind. Beide Glieder der cenomanen Stufe unserer Kreide- oder
Quadergruppe werden durch eine bis mehrere Meter mächtige Conglomerat-
schicht mit vorherrschenden Syenitgeröllen von einander getrennt, welche
auf eine gewaltige Bewegung der Gewässer in dieser Gegend hinweist.
Diese Plänerschichten der beiderseitigen Gehänge müssen früher un-
mittelbar zusammen gehangen haben und mögen erst durch Aufreissen einer
grossen Spalte im Syenit des Plauenschen Grundes durch unterirdische
Kräfte von einander getrennt worden sein, wobei ihre Schichtenstellung
wenigstens an vielen leicht zugänglichen Stellen eine vom Thale abwärts
fallende geworden ist.
Wäre dieser Theil des Plauenschen Grundes vor Ablagerung des
Quaders und Pläners schon vorhanden gewesen, so hätte sich der Meeres-
schlamm, aus welchem jene Schichten verhärtet sind, vor Allem in dem
Grunde selbst mit seinen vielen noch jetzt hervorragenden Felsenklippen
abscheiden müssen. Dies ist jedoch nicht der Fall gewesen; man findet
in dem Thale des Plauenschen Grundes selbst nirgends eine Spur von
Quader und Pläner, und nur an seinem Ausgange hinter dem Forsthause
und dem nahe gelegenen alten Flossrechen bei dem Dorfe Plauen steigt
der Pläner zugleich mit der Abnahme der Felsenhöhe tiefer herab.
Unmöglich hätten spätere, diluviale Fluthen Alles so spurlos wieder ver-
schwinden lassen können, da die vorhandenen Ablagerungen hinreichenden
Schutz vor ihrer gänzlichen Zerstörung gefunden haben würden. Der
Plauensche Grund war demnach vor und während der Ablagerung
des Pläners auf den ihn begrenzenden Höhen noch nicht vorhanden und
seine Entstehung fällt in eine spätere Zeit, welche wohl nur die Tertiär-
zeit sein kann.
Das Wasser konnte solch eine Trennung unmöglich bewirken, selbst
ähnliche Hochfluthen wie die durch Schmelzen der alten nordischen Gletscher
herbeigelockten diluvialen es waren, vermochten nur bei ihrem Durchströmen
eine vorhandene Spalte zu erweitern und an den günstigeren Orten ihre
Schuttmassen und lehmigen oder lössartigen Producte noch abzulagern,
wo man sie gegenwärtig auch vielorts antrifft.
Die schönsten und grossartigsten Partien der Erdoberfläche sind das
Product einer inneren Thätigkeit unseres Planeten, die Folge der Erhebung
und Spaltung vorhandener Gebirgsmassen, sei es durch plutonisclie (vul-
kanische) Kräfte, oder auch nur infolge der immer noch fortschreitenden
Zusammenschrumpfung der Erde und der hierdurch ausgeübten Druck-
äusserungen nach oben.
In keinem Falle kann daher unsere Annahme befremden, dass die
melapliyrischen oder basaltischen Gänge im Syenit an der Königsmühle,
und auf dem Areale des Felsenkellers an der rechten Seite der Weisseritz,
in den sie ausfüllenden Klüften im feuerflüssigen Zustande emporgepresst
worden sind, während die Kluftbildung selbst mit dem Aufreissen einer
grossen Längsspalte zusammenfällt, welcher unser herrliches Felsenthal,
der Plauensche Grund, seine Entstehung verdankt.
Wohl liegt auch die Annahme sehr nahe, dass diese nach der
Ablagerung der cretacischen Plänerschichten erfolgte Katastrophe im
Wesentlichen erst in der Tertiärzeit eingetreten ist, wo auch die basal-
tischen Gesteine am Wiliscli bei Kreischa durch den alten Gneiss, bei
Spechtshausen im Tharandter Walde durch Felsitporphyr und Quader-
sandstein, am Cottaer Spitzberge und an vielen anderen Orten im Gebiete
des Elbthalgebirges durch die über Hunderte von Metern mächtigen
Quadersandsteine hindurch aus dem Erdinnern heraus empor gepresst
worden sind.
Abhandlungen
der
naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in D resden.
1895,
\
IV. Die Verth eil img' östlicher Pflanzengenossensch.aften
in der sächsischen Elbthal-Flora und besonders in dem
Meissner Hügellande.
Zweite Abhandlung.
(Mit Tafel II.)
I. Einleitung und allgemeiner Theil.
Von Professor Dr. Oscar Drude.
In der Festschrift der Isis vom Jahre 1885 (S. 75 — 107) habe ich
unter dem Titel: „Die Verthei lung und Zusammensetzung östlicher Pflanzen-
genossenschaften in der Umgebung von Dresden“ eine erste Abhandlung
über den Gegenstand veröffentlicht, der heute nach weiterer zehnjähriger
Durchforschung der sächsischen und thüringischen Gaue in seinen Er-
gänzungen und Verbesserungen behandelt und der botanischen Section
unserer Gesellschaft zum 60jährigen Jubiläum dargebracht werden soll.
Die Grundlage ist dieselbe, die damals in der Einleitung hervorgehoben
wurde: es handelt sich um die geographische Analyse derjenigen Bestände
nach Heimathszugehörigkeit und Form der Areale ihrer einzelnen Arten,
welche das Elbhügelland zwischen Pirna und Riesa als das wärmste,
durch seinen Weinbau auf sonnendurchglühten Gehängen ausgezeichnete
Territorium Sachsens kennzeichnen.
Von floristischen Territorien, den kleinsten die Floren gaue zer-
gliedernden Einheiten mit gleichmässigem Formationscharakter und gleich-
artigen Leitpflanzen, zähle ich in Sachsen nach einer in „Deutschlands
Pflanzengeographie“ I, Seite 18, kürzlich veröffentlichten Skizze acht,
nämlich 1. das Territorium der Weissen Elster von Gera bis Leipzig,
welches schon an den floristischen Eigenthümlichkeiten des Halle’schen
Territoriums in beschränktem Maasse Theil nimmt; 2. das ärmliche Terri-
torium der mittleren Mulde, südlich bis Chemnitz und Zwickau reichend;
3. das Elbthal-Hügelland beiderseits des Stromlaufes zwischen Pirna und
Riesa , am reichsten um Meissen und an den Hügeln des Lommatzscher
Wassers entwickelt; 4. das Territorium der Schwarzen Elster, die nörd-
liche Lausitz einnehmend; 5. das Lausitzer Hügel- und Bergland ; 6. das
Vogtländische Bergland ; 7. das Territorium des unteren, und endlich
8. das des oberen Erzgebirges. Mit Ausnahme der Territorien 2, 3 und 7
Ges. Isis in Dresden, 189-5. — Abh. 4.
36
schliessen sich alle an entsprechende Florenlandschaften Thüringens,
Schlesiens oder Böhmens an, und von den speciell sächsischen Territorien
ist das dritte bei weitem das interessanteste.
Wenn bei dem Erscheinen der ersten Abhandlung im Jahre 1885 besonders
die Abhandlung von Loew*) über Perioden und Wege ehemaliger Pflanzen-
wanderungen im norddeutschen Tieflande Anregung zu interessanten Ver-
gleichen und Ableitungen bot, indem die in dieser Abhandlung geschilderte
„pannonische Association“ mit merkwürdigem Eigensinn vieler ihrer
interessantesten Glieder Sachsen überspringt, so bieten in neuerer Zeit die
inzwischen von A. Schulz gelieferten, sehr eingehenden Arbeiten aus dem
Territorium der Saale, aus der Flora um Halle und weiterer Umgebung**)
eine erneute Anregung zur Fortsetzung des Vergleichs um so mehr, als
in dem Hügelgebiet an der Saale bei Plalle, Wettin und Rothenburg ein
ganz ähnliches, nach Nordwesten geöffnetes Thalgelände gegeben ist, wie
wir es besonders in dem Meissner Umkreis in Sachsen besitzen.
Auf diese beiden Abhandlungen mag zum steten Vergleich hingewiesen
sein, wenn auch die Beschränkung des Raumes verbietet, ständig auf sie
bei den Arealen der Charakterpflanzen zurückzukommen. Jedoch sind
vorerst einige principielle Punkte aus der Isis-Festschrift des Jahres 1885
herauszugreifen, für welche jetzt bei dem fortgeschrittenen Zustande der
pflanzengeographischen Floristik eine schärfere Fassung nützlich scheint.
Der vorliegende Zweck ist nicht der, eine vollständige Liste der ge-
meinen und seltenen Pflanzenarten des Elbthal -Territoriums zu geben,
sondern diejenigen Arten herauszugreifen, welche als östliche Pflanzen-
genossenschaft von westpontischem Florencharakter***) mit mehr
oder minder grossem Rechte bezeichnet werden müssen, weil sie zu
einem kleinen Theile schon an der Elblinie Halt machen, also in dem Elb-
thal-Territorium ihre westlichsten Standorte haben, zu einem viel grösseren
Theile aber auch an den östlichen Pflanzengenossenschaften im Saale-
gebiete Theil nehmen und nun entweder im Süden des Harzes an den
*) Es seien schon hier diejenigen Arten genannt, welche in Loew’s vorzüglicher
Abhandlung (in Linnaea XLII, 1879) eine genauere Schilderung ihres Areals erhalten
haben und zu Vergleichen mit den Arealen der Meissner Hügelgenossenschaft einladen:
Clematis recta (S. 547), Erysimum hieraciifolium (S. 551), Draba muralis (S. 551),
Biscutella laevigata (S. 552), Eryngium campestre (S. 554), Myosotis sparsiflora (S. 564),
Allium Sclioenoprasum (S. 569) und Scorodoprasum (S. 571). Dann im späteren Theile
Anemone silvestris (S. 597), Alyssum montanum (S. 599), Inula hirta (S. 603), Euphrasia
lutea (S. 607) und Thesium intermedium (S. 608).
**) Die Vegetationsverhältnisse der Umgebung von Halle, in den Mittheilungen
des Vereins für Erdkunde zu Halle a. S. 1887, S. 30—124 mit vier, Pflanzengrenzen an
der Saale enthaltenden Karten. Auch hat derselbe Verfasser in seinem Buche: „Grund-
züge einer Entwickelungsgeschichte der Pflanzenwelt Mitteleuropas“, über welches ich
in Engler’s botanischen Jahrbüchern für Systematik und Pflanzengeographie XIX,
Litteraturbericht S. 1 — 7 berichtet habe, überall auf die im Florenumkreis der Thüringer
Saale herrschenden Areale und Wanderungswege hingewiesen. Wenn ich mich in
meinen Berichten gegen die geologisch-entwickelungsgeschichtlichen Ideen von A. Schulz
mit Nachdruck in den allzusehr gewagt scheinenden Punkten ausgesprochen habe, so
geschah das in dem Streben, die pfl anzengeographische Litteratur vor einem Zerfall in
Hypothesen und persönliche Anschauungen über Dinge vergangener Perioden zu be-
wahren; es hindert dies nicht, ausdrücklich zu betonen, dass gleichzeitig die thatsächlichen
Verhältnisse in dem weiteren Umkreis des Halle’schen Florenbezirkes von Schulz so
gründlich und nutzbringend für deutsche Pflanzengeographie dargestellt sind, wie es mit
wenigen kleineren Floren bis jetzt der Fall ist.
***) Vergl. Anleitung zur deutschen Landes- und Volksforschung, herausgegeben
von Kirchhoff 1889, S. 210, sowie Drude, Handbuch der Pflanzengeographie, S. 379.
37
Wasserscheiden der Leine und Werra Halt machen (Kyffhäuser, Flora von
Sondershausen etc.), oder aber im Norden des Harzes nach Besiedelung
einzelner vorgeschobener Tosten im Gebiete von Halberstadt und Braun-
schweig (am Huy, an der Asse etc.) eine entschiedene Westgrenze früher
oder später erreichen. Höher im Norden können sie dann trotzdem
wiederkehren; Beispiele dafür bieten Dianthus Carthusianorum und
Veronica spicata , auf deren bedeutungsvolle Gegenwart in der Flora der
nordfriesischen Inseln (Amrun und Röm) jüngst Knuth ausdrücklich hin-
gewiesen hat*); aber diese entfernteren Standorte weisen dann auf ein
anderes secundäres Ausgangscentrum, sie hängen viel mehr mit der allge-
meinen südbaltischen Verbreitung zusammen als mit derjenigen im südost-
deutschen warmen Hügellande. Im Südwesten können sich diese Arten
weiter erstrecken und thun es meistens; Arten, welche in Bayerns
floristischen Territorien durchaus fehlen, sind sehr wenig zahlreich, aber
doch in ihrem Vorhandensein um so bedeutungsvoller.
Für solche „Associationen“ oder Genossenschaften von Arten,
d. h. für die durch ihre Einwanderungsgeschichte auf gleichartigen, durch
die geographische Lage und geognostische Beschaffenheit verbundenen
Standorten zusammengekommenen Pflanzenarten, gilt der von Loew im
Jahre 1879 sehr richtig ausgesprochene Grundsatz**), dass es leichter
erscheint, die Verbreitung der ganzen Genossenschaft festzustellen und
aus derselben Rückschlüsse auf die Verbreitungsursachen zu ziehen, als
es bei einer einzelnen Art möglich ist. „Die Standorte einer einzelnen
Art sind so vielen Zufälligkeiten unterworfen, dass Irrthümer über ihr
gegenseitiges Verhältniss unvermeidlich sind. Fasst man eine grössere
Gruppe von Standorten verschiedener Arten zusammen, so treten ähnlich
wie bei meteorologischen Untersuchungen bestimmte Durchschnittswerthe
auf, in denen die zufälligen Anomalien sich mehr oder weniger aus-
geglichen haben.“
Diese östliche Pflanzengenossenschaft besteht aber aus ganz ver-
schiedenen Formationsgliedern und findet sich dementsprechend an
verschiedenen Standorten; wenngleich in der ersten Abhandlung schon
Stromuferpflanzen, Hügelpflanzen und Wiesenpflanzen unterschieden wurden,
so war in ihr die Gliederung der Standorte nach Formationen doch noch
schwach und vermischte sich allzuhäufig mit den Charakteren der Ge-
nossenschaft. Pflanzenarten, wie die damals Seite 89 unter 2 und 3 ge-
nannten A.nthyllis Vulneraria und Trifolium montanum , die im ganzen
deutschen Kalkgebiet und besonders häufig auf Bergwiesen Vorkommen,
sind in die damalige Aufzählung nur deshalb hineingekommen, weil sie im
Elbthalgebiete Antheil an der Formation nehmen, die die östliche Ge-
nossenschaft in ihrer reichsten Zusammensetzung einschliesst.
Wenn irgendwo in Sachsen zu einer interglacialen oder postglacialen
Periode Aveiter ausgedehnte Steppe nlandsc haften ausgebreitet gewesen
sind, so ist es im Territorium der Elbthalhügel gewesen und wir sehen
ja gerade das Vorkommen der westpontischen Genossenschaft als Beweis
dafür an. Steppenlandschaften in reich gegliedertem Gelände an einem
grossen Strom sind aber nicht gleichbedeutend mit Steppenformationen
auf Geröllhängen, sondern schliessen ausser diesen auch noch kurz rasige
*) Flora der nordfriesisclien Inseln, S. 6.
**) a. a. 0., S. 583.
38
Grassteppen von beinahe wiesen artigem Charakter, ferner Haine und
Gebüsche, am Strome selbst Auenwaldungen und Wiesen ein. Die
Steppenformationen selbst bestehen aus offenem Bestände: zerstreute
Gruppen von bei uns am liebsten kahle Berghänge, Geröllflächen und
trockenen Lösslehm mit feinerdiger Beschaffenheit bewohnenden Sträuchern,
Rasen, Stauden mit Trockenschutz und einjährigen Arten; sie gehören zu
den Landschaftsbildern mit rasch von Ort zu Ort je nach der Boden-
beschaffenheit wechselnden besonderen Ausprägungen.
Diese Formationen habe ich an anderer Stelle*) in ihrer Allgemein-
heit charakterisirt, die „lichte Hain- und Vorholzformation des
Hügellandes11 in ihrem Baumbestände von Steinbirke, Hainbuche,
Winterlinde, Kiefer und Feldahorn mit Eichenstämmen der Unterart
Qaercus sessilifiora , mit Hartriegel und Rhamnus cathartica , häufigem
Vorkommen von Chrysanthemum corymbosum , Trifolium meclium und
alpestre\ dann die Grassteppen als „Trift gras -Fluren“ der Facies von
Bromus erectus , Koeleria und Brachypodium pinnatum mit Artemisia
campestris , Helianthemum vulgare, Anthemis tinctoria und ähnlichen
Stauden, endlich die engeren Steppenformationen bei uns unter den
„offenen Formationen des dysgeogenen Felsgesteins“, das in
Sachsen hauptsächlich den harten Silicaten angehört und daher die ganz
specifischen Kalkbewohner — wie die Facies der Sesleria coemdea — aus-
schliesst. Die Rasen bestehen daher von gemeineren Arten hier aus
Deschampsia flexuosa, Festiica ovina mit *glauca und *durinscula , von
selteneren sind in Hinsicht auf ihre Vegetationslinien Car ex humilis und
Schreberi zu nennen, von Gräsern Melica ciliata.
Diese Formationen bestehen naturgemäss in ihrer grösseren Be-
standesmenge aus Arten von weiter Verbreitung im ganzen siid- und
mitteldeutschen Hügellande, deren Auftreten nichts charakteristisches für
die speciellen Besiedelungsrichtungen bietet und die daher auch in ihrer
Verbreitung nicht besonders geschildert zu werden brauchen; aber zwischen
diesen Formationsmitgliedern mit weiterem Areal sind zahlreich unter-
mischt solche mit engerem, bei uns bald gemeine und bald seltenere
Arten , und da diese insgesammt westpontischen Arten in ihrer Areal-
ausdehnung entweder auf Böhmen und Mähren, oder auch wohl auf die von
Loew geschilderten Standorte der pannonischen Association an der Oder
hinweisen, die Beziehungen zu der letzteren aber durch das Fehlen so
vieler Charakterarten in Sachsen schwächere sind, so erscheint ihre Be-
zeichnung als südöstliche oder „böhmische“ Genossenschaft für Sachsen
als Hinweis auf ihr nächstes reicheres, secundäres Ausgangsgebiet be-
rechtigt.
Diesen Beziehungen sollte nun auch schon in der Abhandlung vom
Jahre 1885 durch die Auswahl bestimmter Leitpflanzen entsprochen
werden, von denen Cytisus nigricans für die lichten Haine, Peucedanum
Oreoselinum und Scabiosa ochroleuca für die Triftgrasfluren mit Stauden-
wuchs, endlich Verbascum Lychnitis für die Geröllhänge der dysgeogenen
Felshügel gewählt waren. Wenn sich nun auch gegen diese Auswahl vom
Standpunkte der Formationsbezeichnung durch Charakterpflanzen in weiterer
Verbreitung nichts sagen lässt, so können doch hinsichtlich ihres engeren
*) Deutschlands Pflanz engeographie I, Abschn. IV, Vegetationsformationen.
39
Areals und zumal für Verlas cum Lychnitis noch charakteristischere Arten
gefunden werden. Andropogon Ischaemum zeichnet jedenfalls die Trift-
grasfluren ebenso als Formationsglied wie durch sein Areal in Mittel-
deutschlands Osten aus, da es in Schlesien fehlt und auch nicht zu Loew’s
„pannonischer Association“ gehört; in Bayern findet sich dieses schöne Gras
bis Aschaffenburg und Bamberg, aber auch Cytisus nigricans , welcher
ebenfalls nicht zu Loew’s „pannonischer Association“ gehört und nicht mehr
im nördlichen Saalegebiete zu Hause ist, ist einem grossen Theile Bayerns
nicht fremd. Dagegen haben wir in der Pulsatilla pratensis für die be-
rasten Hügel, seltener auch für beraste Granitgerölle, eine durch ihr
Areal viel mehr ausgezeichnete Art als das genannte Peucedanum , denn
diese Art fehlt südlich vom Thüringer Walde und in der ganzen
bayrischen Flora und weist um so deutlicher auf den Osten mit
weiterem Ausgreifen in den Bereich der Loew’schen „pannonischen
Association“.
In der Geröllflora endlich ist Centaurea maculosa (= panicidata Aut.),
welche am Harz ihre relative Nordgrenze erreicht und im Leine- Weser-
gebiet aufhört, eine noch viel besser bezeichnende Art als das Verbascum
Lychnitis und sie mag daher als Ersatz für dieses eintreten. In Sachsen
hält sie sich ziemlich streng an den Lauf der Elbe.
Es seien daher mit Bezug auf den genannten Zweck dieser Abhand-
lung als verbesserte „Leitpflanzen“ der südöstlichen Genossenschaft im
Elbhügel-Territorium der Cytisus nigricans, Andropogon Ischae-
mum mit Scabiosa ochroleuca und dem Oreoselinum , Pulsatilla
pratensis , endlich Centaurea maculosa genannt. Von diesen Leit-
pflanzen steigt Cytisus nigricans am weitesten in den sonnigen Thalrissen
des Erzgebirges hinauf, indem er noch um Glashütte die Steilhänge mit
seinem Blüthengold schmückt; alle anderen vermeiden auch das äusserste
Erzgebirge ängstlich und erreichen das Maximum ihrer Standorte und
Häufigkeit im weiteren Umkreis um Meissen!
Denn das ist die wichtigste allgemeine Erfahrung gegenüber der ersten
Abhandlung, dass nunmehr die Flora des Gebietes um Meissen ganz anders
dasteht, als sie vor zehn Jahren geschildert wurde. Pflanzengeographische
Untersuchungen lassen sich ungleich schwieriger als die gewöhnlichen
morphologisch -systematischen nach Herbarmaterial anstellen, da dessen
Etikettirung zur Zeit für die Zwecke der Formations- und Genossenschafts-
studien völlig ungenügend zu sein pflegt. Deshalb stellte ich mich auch
im Jahre 1885 auf den Boden eigener Autopsie, welche — wie Seite 87
gesagt wurde — damals über Meissen hinaus noch nicht verfolgt war.
Jetzt ist diese, Dank der wichtigen Förderung, welche das Studium der
Flora Saxonica dadurch gewonnen hat, dass es zu einer vom Königlichen
Cultusministerium unterstützten Aufgabe unseres in der Technischen Hoch-
schule befindlichen botanischen Instituts gemacht wurde, ausserordentlich
erweitert; ich selbst habe an den meisten der auf der Karte angegebenen
Standorte gesammelt und die Grenzen der Leitpflanzen festgestellt, von
den Custoden des Herbariums haben der Reihe nach Dr. Reiche, Dr. Nau-
mann und Dr. Schorler wesentlich an derselben Aufgabe mit gearbeitet,
zahlreiche Excursionssammlungen sind veranstaltet und zu dem Zweck
Standquartiere nördlich von Meissen bis gegen Riesa hin aufgeschlagen.
Dazu kamen die werthvollen Unterstützungen durch andere Floristen,
denen wir zahlreiche neue Entdeckungen und sichere Feststellungen ver-
40
danken, und unter denen nur Herr Apotheker Schlimpert*), Herr Schimpfky
in Lommatzsch und Herr Fritzsche in Kötzschenbroda aus der Zahl unserer
Isis-Mitglieder mit besonderem Nachdruck genannt werden sollen. So ist
denn jetzt in dieser zweiten Abhandlung auch das inzwischen stattlich
herangewachsene Herbarium der Flora Saxonica im botanischen Institut,
welches im Jahre 1885 noch in kleinen Anfängen sich bewegte, stark zur
Benutzung herangezogen. Aus dem Allen hat sich mit Sicherheit ergeben,
dass sehr mit Unrecht im Jahre 1885 gemuthmasst wurde, die westpontische
Genossenschaft werde wahrscheinlich an den Höhen stromabwärts von
Meissen weniger reichhaltig werden: denn eine Leihe der interessantesten
Standorte folgt erst in der Gegend von Diesbar und Seusslitz an der Elbe,
noch mehrere an den Höhenzügen des Lommatzsch er Wassers; und da
die Entfernung Meissen-Lommatzsch oder Meissen-Seusslitz und Hirschstein
so gross ist, wie diejenige von Meissen stromaufwärts nach Kötzschenbroda,
so muss man betonen, dass der reichste Theil von Arten, welche
mit Fug und Recht zur westp ontischen Genossenschaft gezählt
werden, im Elbhügellande und an einigen kleine Seitenthäler
begleitenden Höhenzügen im Umkreis von Meissen noch jetzt
erhalten ist. Hier sind besonders 15 Arten zu nennen, welche dem
oberen Elbhügellande von Dresden bis Pirna fehlen: Astragalus Cicer ,
Trifolium ochroleucum und rubens , Potentilla cinerea, Tordylium maximum ,
Artemisia Äbsinthium (am anscheinend natürlichen Standort!), Campanula
bononiensis , Veronica *prostrata, Euphrasia lutea , Verbascum phoeniceum,
Praha muralis , Alyssum saxatile und montanum, Anemone silvestris ,
Thesium linophyllum A'inter medium ; andere Arten von weiterer Verbreitung,
wie Rosa gallica *pumila, Lactuca perennis, Inula hirta , Veronica spicata
und auch Andropogon Ischaemum als eine der Leitpflanzen selbst erreichen
hier in der Häufigkeit der Standorte und Dichtigkeit des Vorkommens ihr
Maximum. Ausserhalb der Elbhöhen im Meissner Umkreis kommen einzelne
dieser Arten noch an anderen sehr zerstreuten Standorten in Sachsen vor,
so Alyssum saxatile an der Wechselburg im Muldenlande, Verbascum
phoeniceum bei Löbau, Trifolium ochroleucum bei Penig, Anemone silvestris
im Vogtlande und Muldenlande, wo sie sich ihrer westlich viel bedeuten-
deren Häufigkeit nähert.
Gegenüber der Bevorzugung des Meissner Umkreises sind nur ver-
hältnissmässig wenige Arten dieser Genossenschaft zu nennen, welche nur
im oberen Theil des Elbhügellandes Standorte haben und zwischen der
Lössnitz, Meissen und den Seusslitzer Felsen und Ufergehängen fehlen;
Omphalodes scorpioides vom Kohlberg bei Pirna und nahe Tharandt steht
hier voran, dann der berühmte Standort von Aster Amellus an den Felsen
des Plauenschen Grundes, vielleicht auch Chrysocoma Linosyris. Diese
Thatsache im Verein mit manchen anderen verdient wohl Beachtung. Es
kann ja gar nicht geleugnet werden, dass im südlicheren Tlieile des Elb-
hügellandes zwischen Pirna und Dresden, um Dohna und den Cottaer
Spitzberg sich ähnlich beanlagte Standorte wiederfinden, auf denen die
genannten Arten, wären sie einmal da, gewiss alle die nöthigen Erhaltungs-
bedingungen finden würden. Und wenn man an die Wanderungslinie in
*) Derselbe hat für die Flora im Umkreis von Meissen ein durch Genauigkeit werth-
volles Verzeichniss der Arten und Standorte herausgegeben in der Deutschen botanischen
Monatsschrift 1894 flg.
41
jüngerer Zeit aus Böhmen her denkt, so müsste man erwarten, dass das
südlichere Elbhügelland das reichere an Arten und Mannigfaltigkeit der
Standorte wäre, zumal gerade hier die Bodenverhältnisse mehr an Nord-
Böhmen erinnern, wie in dem unteren um Meissen gelegenen Theile des
Elbhügellandes.
Es mag daran erinnert werden, dass A. Schulz in seinen interessanten
Arbeiten über die pflanzengeographischen Verhältnisse der Flora um Halle
betont hat, dass sich hier viele südöstliche, auf Böhmen als nächstes
Ursprungsland weisende Arten finden, welche das ganze wärmere Hügel-
land im Königreich Sachsen überspringen. Es wäre demnach die vorhin
betonte Auffälligkeit der Vertheilung in Sachsen selbst noch viel stärker
an der Saale vertreten: die Anhäufung südöstlicher Arten nach Nordwesten
zu, von Nordböhmen (besonders dem böhmischen Mittelgebirge) gegen den
Harz hin. Wenn ich auch in gelegentlichen Bemerkungen zu den theo-
retischen Auseinandersetzungen von Schulz angeführt habe, dass in der
Flora von Halle ausser den eigentlichen südöstlichen Arten noch ein anderer
Kern, den man als fränkischen bezeichnen könne, stecke, und dass dieser
letztere in das pflanzenreiche thüringische Muschelkalkgebiet eingetreten
und aus ihm nordwärts weiter verbreitet anzunehmen sei, so bleiben noch
genug Arten übrig, die das Auffällige in der genannten Verbreitungs weise
bestätigen. Zwischen Halle, Wettin und Rothenburg an der nördlichen
Saale, wo die steilen Ufergehänge mit ihren reichen Standorten oft keine
100 m mehr an Höhe erreichen und vom Flusse entfernt nur den Anblick
weiter Kulturflächen auf trocken -feinerdigem Ackerboden bieten, und
zwischen dem Seengebiet bei Röblingen und Eisleben sind auf kalkarmem
Boden, der allerdings häufig Salz führt, ganz neue Arten der südöstlichen
Genossenschaft, die in ihrer charakteristischen Häufigkeit geradezu das
Formationsbild beeinflussen; ich nenne hier hauptsächlich Seseli Hippo-
marathrum , Stipa capillata , Centaurea Calcitrapa , Althaea officinalis und
Lavatera thuringiaca , unter den Leguminosen Oxytropis pilosa und
Astragalus exscapus , auch Gagea saxatilis. Keine derselben kommt im
sächsischen Elbhügellande vor; Stipa , Centaurea und die Malven treten
dem Leipziger Umkreise bei Dürrenberg nahe, sie halten sich alle westlich
der zwischen der Flora Sachsens und Thüringens scheidenden Saalelinie.
In Böhmen haben die meisten dieser Arten ebenfalls häufige Stand-
orte und scheinen in ihrer Betheiligung an den offenen warmen Hügel-
formationen dem Vorkommen im unteren Saalegebiet gleichzukommen.
Nur Althaea officinalis, die ja Salz liebt und im Südbalticum an der Küste
vorkommt, gilt für Böhmen als sehr selten und die am Ostharze und um
Eisleben so häufige Centaurea Calcitrapa gilt für Böhmen als eingeschleppt
und nicht ursprünglich.
Schulz hat im Jahre 1887 eine theoretische Erklärung, eine Ein-
wanderungs- und Aussterbetheorie, für diese Verbreitungsverhältnisse ver-
öffentlicht, hat dieselbe dann in seiner Entwickelungsgeschichte der mittel-
europäischen Flora im Jahre 1894 gänzlich verlassen und durch ein in
seinen Einzelzügen viel zu detaillirt ausgemaltes Bild der mit den wech-
selnden Eiszeiten wechselnden Wanderzüge ersetzt. Es soll hier nicht
näher darauf eingegangen werden, da eine um so grössere Breite der
Darstellung von Ideen und Vorstellungen nöthig wird, je weniger Sicheres
man aus alten Perioden kennt. Nur das möchte hervorgehoben sein, dass
die Vertheilung der südöstlichen Genossenschaft in Sachsen und der Ver-
42
gleich der Areale ihrer Schwesterarten im Saalegebiete und am Ostharz
sowie der Vergleich des Elbhügellandes mit dem Hügelland der unteren
Saale im Ganzen genommen den Eindruck hervorrufen, dass diese Ver-
theilung nicht auf gegenwärtig wirksamen Wanderungslinien erzielt worden
ist, sondern auf andere Vegetationsverhältnisse früherer Perioden hinweist,
und dass sie sich für die localen Verhältnisse am befriedigendsten erklären
lassen würde, wenn man beweisen könnte, dass in jenen mehr oder weniger
weit zurückliegenden Perioden am Mittellauf der Elbe und Unterlauf der
Saale ein mächtiger als jetzt entwickelter Zweig der südöstlichen, noch
heute in Böhmen stehen gebliebenen Hügelformationen die Höhen und
zwischenliegenden Flächen besetzt hielt, von dem die heutige Flora daselbst
die Reliefen darstellt, und dass die Hauptmasse der interessanteren heutigen
Standorte Ausstrahlungen von den damaligen Verbreitungscentren Halle-
Rothenburg-Eisleben im Westen und von dem Meissner Umkreis im Osten
seien. Dies als richtig angenommen, würden natürlich die früher als
wirksam anerkannten Wanderungslinien in unserer jetzigen Periode noch
weiter gelten, fallen dann aber weniger stark in das Gewicht, nämlich für
Sachsen der Elbedurchbruch von Böhmen nach Pirna und der niedere
Sattel an den Nollendorfer Höhen, auf Gottleuba- Pirna zu, und für das
nordthüringische Gebiet die Wanderlinien aus Franken und dem Thüringer
Muschelkalkgebiete nordwärts. Aber es ist nicht einzusehen, wie eine
solche Theorie alle Verbreitungserscheinungen befriedigend erklären könnte;
denn sie müsste sich mit den von Loew im Jahre 1879 gebrauchten Er-
klärungen nothwendig in Verbindung setzen, dass vom Osten her über
das alte Strombett der noch nicht in Flusssysteme geschiedenen Weichsel -
Oder-Elbe eine starke Einwanderung der pannonischen Association statt-
gefunden hätte, die bis Magdeburg reichte und ringsum ausstrahlte. Dann
bleibt aber das eigensinnige Verhalten von Schlesien und das Fehlen vieler
Pflanzenarten, welche am Oderbruch in der Mark und im Gebiet von
Halle-Magdeburg Vorkommen, in Sachsen trotzdem unerklärt, wenn wir
uns vergegenwärtigen, dass die nämlichen Arten, welche an der Saale
stromauf gewandert wären, sich ja auch stromaufwärts an der Elbe hätten
ausbreiten können, und dass sie ebenso Wanderwege nach Schlesiens
Hügellande hätten finden können. Also Loew’s Erklärung lässt sich nur
in dessen eigenem Sinne, die Verbindungen alter und jetziger Stromthäler
als directe Wanderungswege zu betrachten, gut benutzen und eignet sich
nicht für eine Erweiterung. Immer bleibt die zwischen dem Saalegebiet
und dem sächsischen Elbhügellande bestehende Verschiedenheit unerklärt,
es sei denn, dass man vielleicht das Gebiet Halle-Magdeburg als von einer
dreifachen Besiedelungsrichtung eingenommen betrachten will: von Böhmen
her, von Ober-Franken her und von der Weichsel -Oderbruch her. Das
scheint den Thatsachen zu entsprechen. —
Doch muss man sagen, dass im Allgemeinen jetzt eine Neigung besteht,
zu weit vorzugehen und an Erklärung von Dingen heranzustreifen, die
sich nun einmal zunächst nur durch ein künstliches Gebäude von Voraus-
setzungen und Schlüssen gewagter Art erklären lassen. Dies hat ja be-
sonders A. Schulz mit seinem Versuch der Entwickelungsgeschichte der
mitteleuropäischen Flora gezeigt. Ueberlegt man dem gegenüber die
merkwürdige und unregelmässige Vertheilung der Areale und Standorte,
die schon ein kleineres als einheitlich aufgefasstes Gelände, wie z. B.
das im Umkreise um Meissen, zeigt, so findet man darin schon so viel
43
Launenhaftes und einer Erklärung durchaus Unfähiges, sogenanntes Zu-
fälliges, dass man sich denn auch nicht wundern kann, wenn ein starker
Rest von Unerklärlichem bei der Vergleichung grösserer Gebiete übrig
bleibt. Dabei möchte man sich einstweilen beruhigen, bis vielleicht ge-
sicherte Erfahrungen auf geologischem Gebiete in vielen jetzt noch streitigen
Punkten eine Grundlage bieten, von der aus mit besserem Erfolge Er-
klärungsversuche der ehemaligen Wanderwege und ihrer zeitlichen Auf-
einanderfolge gemacht werden können. Bis wir so weit sind, stellen wir
uns am besten auf den Boden der Thatsachen und bezeichnen die Ge-
nossenschaften nach ihrer jetzigen geographischen Zugehörigkeit zu be-
stimmten Florenelementen, die wir für Sachsens Elbhügelland in den
westpontischen Gauen mit reichstem nordwestlich vorgeschobenen Ende im
böhmischen Mittelgebirge wiederfinden. —
Kommen wir nun nach Erörterung dieser theoretischen Fragen auf
das Thatsächliche des gegenwärtigen Zustandes, besonders auf die oben
(Seite 38) kurz berührte Anordnung der Formationen in dem frag-
lichen Gelände zurück, so können wir die gesammten in der ersten und
in der vorliegenden Abhandlung aufgezählten Pflanzenarten mit vergleichend
abgehandeltem Areal nach ihrer Formationszugehörigkeit in vier Gruppen
bringen. Dadurch wird hier Gelegenheit geboten, auch die Arten der im
Jahre 1885 veröffentlichten Abhandlung noch einmal im Zusammenhänge
zu wiederholen. Die Formationen folgen hier in der Reihenfolge ihrer
Wichtigkeit für die Standorte der westpontischen Genossenschaft: Gerolle,
kurzrasige trockene Triften, Haine und Gebüsche, Wiesen; manche der
Arten können unter mehreren Formationen genannt werden, bei allen
bleiben die gewöhnlichen und für unseren Zweck bedeutungslosen
Arten weg.
A. Geröllformation dysgeogener Felsarten (grösstentheils auf Granit),
auch auf sterilen Kieshügeln und nacktem Thon- oder Lehmboden.
Von Holzpflanzen Cotoneaster , Prunus spinosa und P osa- Arten aus der
canina , tomentosa , rubiginosa und gallica- Gruppe, zuweilen Pirus- und
Malus- Wildlinge, welche hier ursprüngliche Standorte haben könnten.
Calluna vulgaris ab und zu im granitischen Geröll.
Von Halbsträuchern mehrere Formen von Thymus Serpyllum und PLelianthe-
mum vulgare.
Von Stauden solche mit tiefliegendem und mächtigem Wurzelstocksystem
( Pulsatilla pratensis , Cynanchum Vincetoxicum , Peucedanum Cer-
varia etc.), oder solche mit Schleim in den Blättern und Reif auf
denselben und Succulenz ( Sedum album, rupestre, acre , sexangulare —
Anthericum Liliago und ramosum ), Milchsaft (Euphorbia Cyparissias ,
Cynanchum , Laduca perennis , Hieracium Pilosella ), oder nur mit
steifen, bereiften Blättern ( Asperula glauca = galioides) , wolligen
Blättern ( Helichrysum arenarium , Potentilla argentea , Verbascum
phlomoides)\ oder oberirdisch ausgebreitete Rosetten mit dicht be-
haarten und oft grauen Blättern ( Potentilla opaca , cinerea ), auch
Hochstauden mit kleinen, fein zertheilten Blattflächen ( Achillea *setacea ,
Anthemis tinctoria , Artemisia campestris , Centaurea maculosa).
Einjährige Gewächse mit kurzer Periode: Veronica - Arten , Holosteum ,
Cerastium , Spergula vernalis1 Myosotis versicolor u. a.
Folgende Arten der früheren Abhandlung haben kein besonders aus-
gezeichnetes Areal in Mitteldeutschland in Hinsicht der Wanderungslinien,
gehören der allgemeinen Formationscharakteristik an und bleiben aus der
hier zum Schluss folgenden synoptischen Tabelle der östlichen Genossen-
schaft fort:
2. Anthyllis Vulneraria *), auch in die Grastrift übertretend.
5. Coronilla varia , auch in Gebüschen.
9. Potentüla verna var. pilosa. Diese Form, welche sich von P opaca
nur schwierig trennen lässt, zeichnet die Hügelformationen gegenüber
den feuchteren Rainen und Haiden mit P. verna *genuina gerade so
aus, wie bestimmte Unterarten von Thymus Serpyllum gegenüber
anderen.
12. Rosa rubiginosa *micrantha.
13. Plrus communis.
16. Sedum rupestre.
22. Spergula vernalis.
27. Helianthemum Chamaecistus = vulgare.
28. Euphorbia Cyparissias. ,
32. Campamda glomerata.
38. Anthemis tinctoria .
49. Verbascum Lychnitis , welches zwar viel charakteristischer als V. phlo-
moides und Thapsus für die Formation ist, aber bei weitem mittel-
deutschen Areal keine besondere Genossenschaft auszeichnet.
54. Cynanchum Vincetoxicum.
56. Polygonatum officinale.
57. Anthericum ramosum.
58. — Liliayo ; für beide Arten gilt das von Verbascum Lychnitis
Gesagte, obwohl ihr Auftreten sich in Sachsen ziemlich eng an die
Standorte der östlichen Genossenschaft hält und überall von Be-
deutung ist, zumal das von Nr. 57.
67. Festuca ovina *duriuscida , welche Schwingelform besonders auszeich-
nend für granitische und syenitische Felsabhänge ist, in deren Spalten
sie starke Rasenbüschel entwickelt.
B. Kurzrasige Grastriften und beraste Hügelgehänge auf dysgeogenen
Gebirgsarten und auf Lösslehm, seltener auf Kiesunterlage.
Diese Formation steht besonders mit der erstgenannten in so inniger Verbindung,
dass eine grosse Menge beider gemeinsamer Arten aufgeführt werden kann, denn die
Rasenbildner verlieren sich in einzelnen Horsten in das Gerolle, wie man im heissen
humuslosen Granitboden der Bosel sogar kräftige Rasen von Anthoxanthum odoratum
iindet, welches seine Vegetationsperiode merkwürdig früh ab laufen lässt und vom Juli
an wie verbrannt dasteht. Siehe Altenkirch in Engler’s botanischen Jahrbüchern XVIII
vom Jahre 1894. — Anderseits braucht an berasten Hügelgehängen die Steilheit nur
zuzunehmen, um den Bestand der Grastrift in den der Gerolle überzuführen, und hier
findet also die innigste Mischung beider statt. Solche Mischungen durch die Natur des
Geländes sind etwas selbstverständliches und es ist davon in Deutschlands Pflanzen-
geographie Seite 284 unter dem Beispiel der Hainleithe ausführlich die Rede.
Die Holzpflanzen werden hier in der normalen Ausbildung der
Formation durch die rasenbildenden Gräser und Seggen ersetzt, nämlich:
*) Die Vorgesetzten Zahlen beziehen sich auf die Abhandlung in der Festschrift
vom Jahre 1885.
45
Festuca ovinci und F. *glauca , seltener F. rubra , pratensis und
pubescens , Anthoxanthum odoratum , Deschampsia flexuosa , auf frucht-
bareren, zusammenhängenden Flächen auch Cynosurus ; Koeleria
cristata bildet oft in mächtigen, im Juni schön silberglänzenden,
hochhalmigen Hörsten den Alleinbestand; auf Kalkboden ist Brachy-
podium pinnatum besonders häufig. Andropogon Ischaemum
und Phi e um Böhm er i sind die oft in zusammenhängenden Rasen-
decken ausgebreiteten, am meisten charakteristischen Gräser, Car ex
humilis und C. Schreberi die entsprechenden Charakterarten der
Seggen. Bemerkenswerth ist das Fehlen von Sesleria coerulea auch
auf dem Kalk im Bereich der ganzen Elbhügelflora!
Von Stauden sind ausser den in der synoptischen Liste nachher anfge-
führten viele mit weiter ausgedehntem Areal durch den grössten Theil
Mitteleuropas zu nennen: Armeria elongata, Silene nutans , Genista
tinctoria , Viscaria vulgaris ebenfalls hier und im Geröll, Galium
Mollugo und verum , Saxifraga gramdata , Achillea Millefolium etc.
mögen als Kennzeichen des Bestandes dienen. An den feuchteren
Beständen dieser Gruppe tritt auch Ornithogalum umbellatum auf,
aber Orchideen fehlen fast gänzlich, beschränken sich vielmehr auf
die feuchteren Wiesen oder die Haine. Dianthus Carthusianorum
und Scabiosa ochroleuca , welche letztere viel häufiger ist als die
typische Scabiosa Columbciria , verleihen diesen Triften von den
arealbeständigeren Formen einen reichen Blüthenschmuck, in den im
August gelegentlich das freundliche Blau einzelner Hörste von Veronica
spicata Mannigfaltigkeit bringt.
Unter den in der ersten Abhandlung 1885 genannten Arten gehören
folgende von weiterer Verbreitung dieser Formation hauptsächlich an:
3. Trifolium montanum.
26. Polygala comosa neben der P. vidgaris.
51. Veronica latifolia.
66. Koeleria cristata.
67. Festuca ovina *glauca.
68. Brachypodium pinnatum.
C. Lichte Haine und Buschhölzer.
Diese Formation' besteht im Elbhügel- Gelände hauptsächlich aus
Eichen-, Hainbuchen-, Kiefern- und Steinbirkenhainen, welche sich selten
(soweit als die Standorte der südöstlichen Genossenschaft reichen) zu ge-
schlossenen Hochwäldern erheben und in letzterem Falle einige Schatten-
pflanzen beherbergen. Viel häufiger sind Gebüsche von Schlehen, Weiss-
dorn- und Hagedorn-Arten, Rhamnus cathartica mit Hartriegel und niederem
Feldahorn, wo gelegentlich der Liguster auftritt, und die zwischen sich
noch zahlreiche Gräser ( Brachypodium , Koeleria etc.) aufkommen lassen.
Wenn man an steileren Gehängen, wo die Kulturschwierigkeiten natürlichere
Verhältnisse übrig gelassen haben, solche Haine und Gebüsche betrachtet,
so kann man sich der Vorstellung nicht erwehren, dass die Standorte der
westpontischen Genossenschaft in Sachsen im Urzustände weit ausgedehnte
Waldungen von diesem lichten Hain Charakter gehabt haben mögen, zwischen
denen dann die Gehänge mit Grastriften und Geröllformationen zur Elbe
46
oder zur Sohle der Nebenthälchen abfielen. An den Felsen zwischen solchen
Gehölzen sind die besten zahlreichen Standorte des Cytisus nigricans .
Von Arten mit weiterem Areal, welche mehr die gemeinsame Formation
als die Merkmale der westpontischen Genossenschaft zur Schau tragen,
sind aus der Abhandlung von 1885 folgende Nummern zu nennen:
3. Trifolium montanum l zwischen Gras in Gebüschen und
4. — alpestre (und medium ) J Vorhölzern.
5. Coronilla varia in Gebüschen niedergestreckt.
6. Orobus niger im schattigeren Walde an nicht allzuhäufigen Standorten.
15. Sorbus torminalis als seltener Hainbestandtheil in Sachsen.
~ , TT . , ^ in den Gebüschen zahlreich verbreitet und in
,^4. Hypericum montanum I sachsen wenig aus den Hügelstandorten
25- - hirsutum f herausgehend. ^
31. Aquilegia vulgaris : besser ganz, auch aus dieser Formation, zu
streichen, da ihre Standorte mehr die des unteren Bergwaldes sind.
35. Galium boreale an einzelnen Stellen auf Gras mit 3, 4, 24 und 25 im
Gebüsch.
37. Inula salicina im grasreichen Gebüsch.
40. Chrysanthemum corymbosum : charakteristisch für die Formation in
ihren Waldrändern und Dorngebüschen 1
47. Betonica officinalis: auf grasigen Stellen an Lichtungen mit 3, 4 etc.
61. Allium vineale im Dorngestrüpp häufig.
63. Car ex montana an den lichteren Stellen der Haine, in Sachsen nicht
entfernt so häufig als im kalkreichen Thüringer Becken.
In dieser Formation finden sich auch seltenere Orchideen, die aber
gleichwohl trotz des Interesses ihrer Standorte nur mit Zwang zu der
westpontischen Genossenschaft gerechnet werden dürften: besonders
Orchis sambucina , welche von der Lausitz her bis zu den Elbhügeln
(Hutberg bei Weissigü) nahe Dresden vorrückt und dort in Grastriften
wie im Eichenhain häufig ist, dann Cypripedilum Calceolus , jetzt fast aus-
gerottet, und von den seltensten Knabenkräutern Orchis purpur ea und
Cephalanthera grandiflora = pallens , beide im Ziegenbusch bei Meissen,
während Orchis mmtaris und tridentata im Elbhügellande ganz fehlen und
erst im Territorium der Weissen Elster westwärts auftreten.
Diejenigen Arten nun, welche von Charakterarten der in Sachsen auf-
tretenden westpontischen Genossenschaft in den genannten drei Haupt-
formationen vertreten sind, mögen im Folgenden zu einer synoptischen
Tabelle vereinigt werden, welche in systematischer Beihenfolge die Arten
aufzählt. Jede ist derjenigen Formation zugerechnet, in welcher sie im
Elbhügellande hauptsächlich auftritt; das gleichzeitige typische Vorkommen
in den beiden anderen Formationen wird durch einen beigefügten Strich
mit Nummer bezeichnet. Die Vorgesetzten Nummern 1 — 68 beziehen sich
auf die Verbreitungstabelle der ersten Abhandlung, die Nummern 69 —110
auf die nachher folgende Verbreitungstabelle der jetzt im Nach trage ge-
sammelten zahlreichen Arten des Meissner weiteren Umkreises. Die durch
ihr Areal: exclusiv gegenüber Thüringen westlich der Saalelinie, oder
gegenüber Schlesien, oder gegenüber dem nordöstlichen Bayern — ausge-
zeichneten Arten sind gesperrt gedruckt, die als Leitpflanzen ausgewählten
Arten durch fetten Sperrdruck hervorgehoben.
47
Tabelle der durch ihr Areal bemerkenswerthen Formationsglieder
im Elbhügelgelände.
I. Dicotyledoneae cliori — und apetalae.*)
a) der Felsen und G-erölle.
Vicia cassubica (7)
Potentillci cinerea (73)
- (72)
Bosa gallica *pumila (11)
— trachyphylla *Jundzilli
(75)
Cotoneaster inteqerrimus
(W
Sedum alb um (76)
Peucedanum Cervaria (17)
Tor dylium maximum
(79)
Eryngium campestre (19)
Libanotis montan a (77)
b) der trocknen Grastriften.
Astragalus Cicer (71)
- (7)
Potentilla rupestris (74)
Filipendula hexapetala (10)
- (17)
Peucedanum Oreoseli-
num (18)
Seseli coloratum (78)
c) der Haine und Gebüsche.
Cytisus nigricans
(1)
Trifolium ochroleucum
(69)
— rubens (70)
- (7)
Potentilla alba (72)
- (74)
Bosa gallica *pumila (11)
- (18)
Dianthus caesius (20)
(besitzt eine abweichende Areal-
verbreitung).
— Carthusianorum (21)
Geranium sanguineum (80)
Erysimum hieraciifolium
(81)
Draba muralis (82)
- (83)
Alyssum saxatile (84)
— montanum (85)
— (29)
Nigella arvensis (89)
Viola hirta (23)
- (23)
Geranium sanguineum (80)
Bis cutella laeviqata
(83)
Corydalis solida (86)
Anemone silvestris (87)
Pulsafilla praten-
sis (29)
Banunculus illyricus
(88)
- (89)
- (88)
Clematis recta (30)
Thesium montanum(90 )
— *intermedium (91)
*) Die systematische Reihenfolge ist im Anschluss an die erste Abhandlung im
Jahre 1885 unverändert geblieben. Gegenwärtig würde ich mich der in Deutschlands
Pflanzengeographie, Abschn. III, angewendeten floristischen Reihenfolge bedienen.
48
H. Dicotyledoneae sympetalae.
a) der Felsen und Gerolle.
- (33)
A sperula galioides (34)
— (36)
Artemisia Absynthium (93)
Achillea Millef. *setacea
(39)
Centaurea maculosa
(43)
Lactuca perennis (44)
— viminea (95)
Hieracium cymosum (96)
Stachys recta (48)
■ — germanica (98)
Salvia silvestris (99)
T eucrium Cliamae dry s
(100)
Yerb ascump hoeniceum
(101)
- (103)
Orobanche arenaria (52)
b) der trocknen Grastriften.
Asperula cynanchica (33)
Scabiosaochroleuca(36)
Hieracium praealtum (45)
— (96)
Prunella grandiflora (97)
Yeronica prostrata (103)
— spicata (104)
Euphrasia lutea (102)
Orobanche caryophyllacea
(105)
c) der Haine und Gebüsche.
— (36)
Campanula bononien-
sis (92)
Inula hirta (86)
Serraiula tinctoria (42)
Melittis Melissophyllum (4 6)
Melampyrum cristatum (50)
- (104)
Symphytum tuberosum
(53)
Myosotis sp ars iflora
(106)
III« Monocotyledoneae.
Allium fallax (59)
— (62)
- (64)
Festuca * glauca var. (67)
Carex humilis (62)
— Schreberi (64)
Andropo gon
Ischae m u m ( 65 )
Phleum Boehmeri (107)
Melica ciliata (109)
Poa bulbosa (110)
Hier ochloa australis
(108)
Wenig ist an dieser Stelle von den Wiesenformationen zu sagen,
da dieselben die geringste Zahl von Arten der westpontischen Genossen-
schaft in sich aufnehmen. Es handelt sich zumeist um die Formation
der langhalmigen Thalwiesen mit Avena elatior etc., auf welchen Sanguisorba
officincilis und Allium Scorodoprasum als häufige oder sporadische Mit-
49
glieder die Facies mitbestimmen (aufgezählt in der Liste 1885 unter Nr. 8
und 60). Von Arten, welche durch ihr Areal für Mitteldeutschland be-
deutsam sind, möchten nur Iris sibirica (55) und Cirsium canum (41)
zu nennen sein. Ihr bedeutsamster Standort liegt ebenfalls im Meissner
Gebiete, nahe den Spaarbergen und Niederau. —
Aufzählung der durch ihre sächsischen Standorte im Vergleich
mit den Nachbar fl oren bedeutsamsten Arten.
In der vorstehenden Tabelle sind diejenigen Arten durch Sperrschrift
hervorgehoben, welche bei den Arealvergleichen als bedeutungsvoll gelten
müssen, weil sie auf bestimmte Wanderungswege der in dem Elbthal-
hügellande vereinigten Genossenschaften hin weisen, oder weil sie wenigstens
die Identität mit einer bestimmten anderen Genossenschaft erweisen. Als
solche giebt sich unzweideutig, wie auch schon in der Abhandlung von
1885 gesagt war, die in Böhmens nördlichem warmen Hügellande, auf
Basalt- und granitischen Bergen im Mittelgebirge, an den Elbgestaden
und am Südfusse des Erzgebirges vereinigte Genossenschaft zu erkennen,
denn hier findet sich die ganze sächsische Genossenschaft ebenfalls und
fast alle Arten in viel reicherer Formationsvertretung und mit noch viel
mehr neuen westpontischen Bürgern vermischt wieder vor. Dagegen fehlen
sowohl im nördlichen Saalegebiete (Flora um Halle und am Osthärz bis
zum Huy und zur Asse), als auch in ganz Thüringen westlich der von
A. Schulz näher bezeichneten Saalelinie manche der um Meissen -Dresden
vereinigten Arten, und dieselben oder andere, die in Thüringen und bei
Halle Vorkommen, fehlen auch in dem zum Vergleich herangezogenen
fränkisch- vogtländischen Gebietstheile des nordöstlichen Bayerns oder
endlich in Schlesien. Dadurch gilt florenstatistisch Böhmen als das
relative Ursprungsgebiet der östlichen Pflanzengenossenschaft im Elbhügel-
gelände Sachsens.
Im Folgenden sind die durch bestimmte Lücken im Areal be-
merkenswerthen Arten nach vier Kategorien aufgezählt:
a) fehlend westlich der Saale-
linie:
Nr.
4L Cirsium canum.
53. Symphytum tuberosum
(siehe Ausnahme in Abh. 1885,
Seite 102).
84. Alyssum saxatile.
[88. Ranunculus illyricus tritt erst
im nördlichen Saalegebiet um
Halle auf, fehlt südlich.]
Diese Art hat eines der für
südöstliche Genossenschaftsbe-
ziehungenbemerkenswerthesten
Areale.
95. Lcictuca viminea.
108. Hierochloa australis.
b) fehlend um Halle und am
Ostharz, in Nordthüringen:
Nr.
1. Cytisus niyricans.
tu. Rosa ycillica * pumila bei Halle
sparsam und dann fehlend.]
41 . Cirsium canum.
[44. Lactucaperennis fehlt um Halle,
kehrt aber bei Bernburg und am
Ostharz wieder.]
53. Symphytum tuberosum.
69. Trifolium ochroleucum.
76. Sedum album.
84. Alyssum saxatile.
95. Lactuca viminea.
108. Hierochloa australis.
50
c) fehlend in Bayern (und zwar
in dessen nördlichem Gebiet,
Ober- und Unter-Franken):
Nr.
29. Pulsatilla pratensis.
39. Achillea Millefoliwn * setacea
aus Unterfranken (Wiirzburg)
mit einem einzigen Fundort
angegeben.
41. Cirsinm canum aus dem nörd-
lichen Keupergebiet (Burgwind-
heim im Steigerwald) als ein-
zigem Fundort in Bayern an-
gegeben.
[74. Potentilla rupestris : selten im
nördlichen Keuper.]
79. Tordylium maximum.
82. Praha muratis.
83. Biscutella laevigata.
88. Panunculus illyricus.
92. Campanula bononiensis.
95. Lactuca viminea.
101. Verbascum phoeniceum erst bei
Nürnberg auftretend.
106. Myosotis sparsiflora in Bayern
nur bei Nürnberg.
d) fehlend in Schlesien:
Nr.
[19. Eryngium campestre: sehr
selten.]
[30. Clematis recta : sehr selten. |
44. Lactuca perennis.
[62. Carex Jmmilis: sehr selten. |
65. Andropogon Ischaemum.
76. Sedum album.
79. Tordylium maximum.
82. Praha muralis.
[83. Biscutella : ein Standort.]
84. Alyssum saxatile.
88. Panunculus illyricus.
90. Thesium montanum.
95. Lactuca viminea.
99. Salvia silvestris.
100. Teuer ium Chamaedrys.
102. Euphrasia lutea.
Werfen wir nach diesen Vergleichen mit den grösseren summarisch
herangezogenen Nachbargebieten noch einen Blick auf die westliche säch-
sische Grenzflora im Gebiet der W eissen Elster, welche sich nach unseres
correspondirenden Mitgliedes Dr. med. Naumann in Gera Untersuchungen
so bequem für die Gegend von Weida bis Zeitz in unseren Gesellschafts-
schriften*) zusammengestellt findet. Die treffend am Anfang dieser Ab-
handlung zusammengestellten Pflanzenarten geben an, dass die Flora des
Weissen Elster- Hügellandes sich viel enger an die der Saale, als an die
des Meissner Elb -Hügellandes anschliesst; es sind dies Clematis Vitalba ,
Viola mirabilis , Malva moschata , Viburnum Lantana , Gentiana ciliata ,
Lithospermum purpur eo-co er ideum, Ajuga Chamaepithys , Allium rotundum
und Carex ornithopoda , welche alle in den drei Hauptformationen der
östlichen Genossenschaft ihre Standorte haben würden, wenn sie zum
Pflanzenbestande des sächsischen Elb-Hügellandes gehörten. Diesen Arten
lässt sich wohl auch mit gewissem Rechte Asperula tinctoria beifügen, die
auf der gemeinsamen Excursion der Isis und des thüringischen botanischen
Vereins zu Pfingsten 1892 am Mühlberg bei Crossen und Tauchlitz ge-
funden wurde und deren Standort „im Gehege bei Dresden 1871“ doch als
ein höchst zweifelhafter zu bezeichnen ist. Auch Ligustrmn vulgare ist von
Dr. Naumann in diese kleine, aber wichtige Liste aufgenommen, dessen
Bürgerrecht übrigens auch für Sachsen nicht ohne Zweifel bei Seite zu
setzen ist. Die genannten Clematis -, Gentiana- und Lithospermum- Arten
sind besonders wichtig als weit verbreitete Bürger im Gebiete Frankens,
*) Isis 1890, Abhandlung Nr. 7.
51
des Thüringer Beckens, des nördlichen Saalelandes, des Ostharzes und
sogar noch des Braunschweiger Landes, da die bekannte Clematis Vitalba,
welche in Böhmen fehlt, noch auf der Asse südlich der Stadt Braun-
schweig in den lichten Hainen die vom Diptam und Melittis geschmückten
offenen Plätze umschlingt und Lithospermum purpureo - coeruleum am Huy
bei Halberstadt ebenso häufig ist, als am Mühlberg nördlich von Gera;
hier ist es im Gebüsch so charakteristisch, dass die Hinzufügung eines (r)
als Zeichen der Seltenheit in Dr. Naumann’s Liste nur auf geringere An-
zahl der Standorte Bezug hat.
Die in der genannten Liste aufgeführte zweite Kategorie von Arten,
welche um Gera relativ häufiger sein sollen, als in Sachsen, ist für unsere
Zwecke weniger zu gebrauchen. Sie zerfällt nämlich in Arten, welche im
Elb -Hügellande von Pirna- Riesa mit dein Centrum um Meissen genau so
charakteristisch sind, wie auf den Höhen an der Weissen Elster mit ihren
Zechsteinkalken und schwarzen Schiefern. Solches sind Peucedanum
Cervaria , Aspenda glauca , Scabiosa ochroleuca , Innla hirta , Chrysanthemum
corymbosum, Lappula Myosotis, vielleicht sogar die auch um Gera sehr seltene
Orchis fusca (nicht aber 0. militaris und tridentata ), Anthericum ramosum
und Melica ciliata und andere aus Dr. Naumann’s zweiter Liste. Dagegen
fehlt ausser den zwei genannten Orchis- Arten besonders Lactuca quercina!
in der Waldformation des Elb -Hügellandes, während sie an dem vom
Lithospermum purp. -coeruleum besetzten Waldberge nördlich Gera so
charakteristisch verbreitet dasteht; und dann kann man allerdings von
einigen Arten, besonders von Salvia verticillata , Brunella yrandiflora ,
Teucrium Botrys , den Cephalanthera- Arten und von Epipactis rubiyinosa be-
haupten, dass diese in der Geraer Flora durch Abundanz einen wesent-
lichen Antheil an den Formationszusammensetzungen nehmen, während sie
im sächsischen Elb -Hügellande einen äusserst dürftigen Platz inne haben.
Aber das könnte recht wohl in der Bodenverschiedenheit begründet sein;
denn alle diese letztgenannten Arten bevorzugen ausserordentlich das bei
uns fehlende Kalkgeröll, und wenn es schon eine auffällige Sache ist, dass
solche kalkholde Arten überhaupt auf den sächsischen Graniten und Dia-
basen Vorkommen, so kann man ja nicht die grosse Häufigkeit von ihnen
erwarten, die ihnen in den Kalkgeröll-Formationen zukommt.
Machen wir dagegen die entgegengesetzte Probe und durchmustern
die Hügel an der Weissen Elster auf das Vorkommen derjenigen Arten,
welche oben als charakteristisch für das sächsische Elb -Hügelland und
fehlend im Saalegebiete bezeichnet sind, so finden wir keine derselben
und es bestätigt sich also, dass das Gelände der Weissen Elster sich an
das weitere Gebiet der Saale mit seiner Flora ansehliesst, zu dem es
auch geognostisch und hydrographisch gehört; zu demselben Schlüsse ist
Dr. Naumann gekommen: er erklärt die Flora des weiteren Umkreises um
Gera als eine östliche Grenzflora des thüringischen Kalkgebietes.
Somit ist die pflanzengeographische Bedeutung der in dem Hügellande
um die Stadt Meissen herum in besonders reicher Entwickelung zusammen-
gekommenen Genossenschaft, die mit vier verschiedenen Formationen das
Elbgebiet vom westlichsten Quadersandsteingebirge bis zum Auslaufen der
bedeutenderen Granithöhen und Steilabfälle nahe der nördlichen Landes-
grenze Sachsens besetzt hält, gekennzeichnet: sie trägt einen verarmten
böhmisch-mährischen Charakter und ist in sehr viel kräftigerer Weise an
der oberen Elbe zwischen Leitmeritz und dem genannten Quadersand-
52
steingebirge und im Bereich des böhmischen Mittelgebirges bis zum Süd-
fusse des Erzgebirges hin entwickelt. Sie ist durch ganz bestimmte negative
und positive Charaktere von den entsprechenden Floren an der Weissen
Elster und Saale, in Schlesien und im nordöstlichen Bayern geschieden.
Sie gliedert sich in ihrem sächsischen Bereich aber ebenfalls in einen
weniger reichen Südosttheil, der etwa von Pirna bis Dohna und zum
Plauenschen Grunde reicht, und in einen mannigfaltigere Arten enthalten-
den Nordwesttheil, dessen Hauptstandorte die Lössnitz und Kötzschenbroda,
die Bosel und Meissner Hügel dicht an der Stadt, der Ziegenbusch bei
Niederau, die Flügel am Lommatzscher Wasser und endlich die Elbgehänge
bei Seusslitz und Diesbar sind. Von diesen letzteren Standorten gab es
noch eine Menge interessanter Areale als Ergänzung zu der Abhandlung
von 1885 nachzutragen, welche nunmehr in derselben Form wie damals
verzeichnet werden sollen; nur ist das gleichzeitige Vorkommen in Nord-
Bayern bei jeder Art besonders angemerkt.
II. Specieller Theil.
Weitere Aufzählung der Areale von Arten der östlichen Pflanzengenossen-
schaften, welche in der Festschrift des Jahres 1885 noch nicht auf-
geführt worden sind, aus dem Meissner Hügellande in weiterem Umkreise,
unter Benutzung des Königl. Herbars zu Dresden.*)
Von Prof. Dr. Oscar Drude und Dr. Bernhard Schorler.
I. D i k o t y 1 e (1 o n e n.
A. Choripetalen.
Verbreitung in Sachsen und Thüringen.
(Die Ziffern scliliessen an die Abhandlung Isis 1885
fortlaufend an.)
69. Trifolium ochroleucwn. — Seltener Be-
standtheil der lichten Hainformation:
nur im Meissner Gebiet, Ziegenbusch !
(Z.) und in der Nähe der Milch-
insel; ausserdem aber westwärts im
Gebiet der Zwickauer Mulde (Penig)
und an der oberen Saale (Saalburg).
Im Thüringer Becken**) (?) (Naumburg).
Fehlt um Halle. Nordabhang des Harzes (?).
Am Inselsherg.
70. Trifolium rubens. — Sehr seltener Be-
standteil der lichten Hainformation:
Verbreitung im Osten, Südosten und
Südwesten. — Gesammtareal.
Das ganze südöstliche, mittlere
und westliche Europa von Mace-
donien bis England.
Böhmen: Südabhang des Erz-
gebirges.
Niederschlesien: sehr selten.
Nordbayern: viele Standorte.
Wird nach Westen: Rhein-
provinz, häufiger.
Verbreitung in Mitteldeutsch-
land unregelmässig und wenig
bedeutungsvoll. —
Das ganze südöstliche, mittlere
und westliche Europa von Süd-
russland bis Belgien.
*) Die von den Verfassern in freier Natur beobachteten Standorte sind mit ! ! be-
zeichnet, die aus Herbarium-Exemplaren anderer Sammler mit !, andere ohne Zeichen
belassen.
**) Die thüringer Standorte sollen nach Schulz (siehe Regel’s „Thüringen“ Bd. II,
Abthlg. I) auf Verwechselung beruhen. S. 82, Anm. 3.
53
Verbreitung in Sachsen und Thüringen.
nur im Meissner Gebiet vom Lössnitz-
thal bis zu den Spaarbergen. (B.)!
Im Thüringer Bechen verbreitet. Zweifel-
haft um Halle. Nordöstlicher Harz mit Vor-
bergen und weiter nach NW. zerstreut.
71. Astragcdus Cicer. — Seltener Bestand-
teil der trockenen Grastriften und
bebuschten Anhöhen von Pillnitz bis
nördlich von Meissen (Zehren a. Elbe) :
Briessnitz nördlich Dresden!, einige
Standorte bei Meissen. Ausserdem
bei Rochlitz.
Thüringen : Mit vielen Standorten sowohl
im Muschelkalkgebiet als an der unteren Saale
verbreitet. Bei Halle auf kalkarmem und
kalkreichem Boden ; viele Standorte am Nordost-
harz und von da bis zur Asse bei Braunschweig
verbreitet, auch im Magdeburger Flözgebiet.
72. Potentilla alba. — Im Hügellande von
Hosterwitz bis Kötzschenbroda! und
bei Diesbar auf dem rechten Elbufer,
und ausserdem an den Hängen des
Lommatzscher Wassers an einzelnen
Standorten auf Felsgeröll und in Vor-
hölzern ! ! häufig. Bei Leipzig und
Zeitz.
Von Halle an westwärts um den Harz
herum mit zunehmender Häufigkeit nach dem
Werra- und Leinegelbiete.
73. Potentilla cinerea. — Seltener Bestand-
teil der Meissner Hügelflora: in
der Lössnitz ! !, Zitschewig, nördlich
von Seusslitz (Schwedenschanze ! !),
Gohrisch unterhalb Niedermuschütz!,
am Lommatzscher Wasser bei Prositz ! !,
im sonnigen Geröll trockener Ab-
hänge meist in Gesellschaft der Poten-
tilla verna var. pilosa (vergl. Abhand-
lung 1885, Nr. 9). Bei Leipzig.
Verbreitung im Osten, Südosten und
Südwesten. — Gesammtareal.
Schlesien: sehr zerstreut und
selten.
Böhmen : zerstreut, hauptsäch-
lich im Mittelgebirge und am süd-
lichen Erzgebirge.
Nordbayern: viele Standorte.
In Mitteldeutschland die warme
Hügelregion (besonders auf Kalk)
bevorzugend. —
Vom mittleren und südlichen
Russland durch Mitteleuropa bis
Aragonien verbreitet; fehlt im
deutschen Nordwesten, dagegen
bis zum südöstlichen Neu Vor-
pommern und Marienwerder im
Nordosten von Sachsen an seltenen
Standorten vorkommend.
Schlesien: sehr zerstreut.
Böhmen : in der nördlichen
Landeshälfte ziemlich verbreitet
und stellenweise häufig.
Bayern: viele Standorte in
Nordbayern, zumal auf Kalk.
In dem sächsisch en Vorkommen
liegt bei der Häufigkeit derselben
Art in Nordböhmen und in Thü-
ringen nichts auszeichnendes. —
In breitem Strich von Süd-
russland nach den Pyrenäen mit
vorgeschobenen Stationen in Polen
und Ostpreussen.
Böhmen : im Mittelgebirge ver-
breitet, auch am Südabhange des
Erzgebirges.
Bayern: fehlt im Waldgebiet,
sonst häufig im J ura- und Muschel-
kalkgebiet.
In Mitteldeutschland mit einer
von Ostpreussen nach dem Nahe-
thal südwestwärts abfallenden
Vegetationslinie; vergl. Schulz.
Entwickelungsgesch. Mitteleurop.
S. 48. —
Vom südlichen und mittleren
Russland bis nach Südschweden
und von dort mit Umgehung des
nordwestlichen Deutschlands zum
Nahegebiet und zur Pfalz , süd-
lich durch das Eisass zum Rhone-
gebiet. Vegetationslinie vergl. in
Schulz wie sub Nr. 71.
Schlesien: zerstreut in der
Ebene.
Böhmen: verbreitet und ge-
sellig im Hügellande, häufig im
Mittelgebirge.
54
Verbreitung in Sachsen und Thüringen.
Um Halle verbreitet; zerstreut im Gebiet
des Thüringer Muschelkalkes. Harzgebiet und
nordwestwärts bis Braunschweig.
74. Potentüla rupestris. — Seltener Be-
standtheil der Meissner Hügelflora:
von der Lössnitz bis Nünchritz ! !, bei
Riesa am rechten Elbufer, und häufiger
südlich des Lommatzscher Wassers
bei Schieritz ! !, im gleichen Bachthal
bei Prositz ! ! und hinauf bis Leuben.
An ihren Standorten in der Gras-
trift, im Hügelgeröll, oder am Saume
kleiner Vorhölzer meist in Rudeln und
üppig blühend. — Oestlich von diesem
Gebiet in der Lausitz bei Bautzen.
Westlich im Muldengebiet bei Wurzen
und im Zeisigwald bei Chemnitz !.
Bei Halle auf meist kalkarmem Tertiär und
Diluvium. Selten im Kalkgebiet der Saale,
aber stromauf über Saalfeld bis Ziegenrück.
Unterharz: Felsen der Rosstrappe.
75. Rosa trachyphylla Rau, *Junäzüliana
Bess. (Garcke, Fl. v. Deutschi. 1890,
Nr. 607). — Seltener Bestandteil
der Meissner Hügelflora, dessen Ver-
breitung noch nicht genügend fest-
gestellt ist. Niedere, am Boden hin-
gestreckte Sträucher auf sonnigem
Fels: Höhen bei Wachtnitz ! !, Boselü,
Ziegenbusch. — Ausserdem um Zwickau
und im Vogtlande.
Ist bisher im Saalegebiet nur bei Gösch-
witz gefunden worden. Sie kann aber unter
dem Formenkreis von R. ccinina versteckt
sein. Bei Erfurt, Sondershausen und vielleicht
am Südharz (? Focke).
76. Sedum cdbum. — Succulente Staude der
trockensten Silicat-Felsen und Gerolle,
mit ursprünglichen Standorten wahr-
scheinlich nur im oberen Elbthal
(Ausgang des Elbsandsteingebirges)
zwischen Wehlen und Pirna, am Sattel-
Verbreitung im Osten, SUdosten und
Südwesten. — Gesammtareal.
Bayern: nicht viele Standorte
im Muschelkalk- , Keuper- und
Jura- Gebiet.
Wegen mangelnder Standorte
in der gesammten schlesischen
und sächsischen Lausitz erscheint
das Vorkommen im Elbliügellande
Sachsens verknüpft mit der böh-
mischen Verbreitung. —
Fast das ganze mitteleuro-
päische Florengebiet und das an-
grenzende nördliche Mediterran-
gebiet, auch im nordöstlichen
Deutschland. Fehlt in der Nieder-
lausitz.
Böhmen : im wärmeren Hügel-
lande und Mittelgebirge ziemlich
selten; auf grasigen Hügeln ähn-
lich wie in Sachsen wachsend!
Bayern: Nur vereinzelte Stand-
orte im nördlichen Keupergebiete.
Die Standorte im sächsischen
Elbthalgebiet entsprechen dem
zerstreuten Areal in Deutschland.
Verbreitung noch nicht genau
nach den Floren festzustellen .
Schlesisches Hügelland selten, in
Böhmen meist mit R. gallica ver-
gesellschaftet und selten bis zum
Mittelgebirge und südlichen Erz-
gebirge, in Bayern bei Würz-
burg etc.
Es scheint diese Form der mit
R. ccinina verwandten tracky-
pliylla eine durch ganz Mittel-
deutschland an seltenen Standorten
zerstreute Hügelpflanze zu sein.
Weit durch Mitteleuropa ver-
breitet, in Norddeutschland feh-
lend, aber von Bornholm und dem
sw. Finnland angegeben.
Fehlt in Schlesien.
Böhmen: häufig im warmen
Hügellande , durch das Mittel-
55
Verbreitung in Sachsen und Thüringen.
berg bei Gottleuba !, sowie unterhalb
zwischen Meissen!! und Diesbar!!.
Andere Standorte (Dresden) wahr-
scheinlich durch Verwilderung auf
Mauern. — [Selten in der Ober-
lausitz: Tollenstein!!, Bautzen.] Im
Vogtlande bei Plauen, Weida, Loben-
stein, Ebersdorf.
Im Kalkgebiet der Saale an vielen Orten,
nordwärts bis Merseburg; fehlt um Halle und
am Harz.
77. Libanotis montana. — Sehr seltener
Bestandteil der trockenen Geröll-
flora: bei Pirna, Lössnitz und Kötitz !;
auch Langebrück wird ausserhalb der
Elbhöhen als Standort angegeben. —
Im Vogtlande bei Zeulenroda, Loben-
stein, Ziegenrück und am Heinrich-
stein (Saale).
Im Thüringer Kalkgebiet häufiger, sowohl
im Saale-Unstrut- Gebiet (Hainleithe ! !), als an
der Westgrenze im Muschelkalk der Werra-
Höhen. Nordöstlich vom Harz scheint nur
ein Standort an der Liethe (Magdeburg) zu
existiren, da Schulz die Pflanze von Halle
nicht angiebt.
78. Seseli coloratum. — Selten im südlichen
Theil des Hügellandes bei Rottwern-
dorf und Pillnitz. Dann viel häufiger
auf grasigen Hügeln bei Kötzschen-
broda (Himmelsbusch ! !), Zaschen-
dorf, Weinböhla, an der Bosel und im
Gebiet des Lommatzscher Wassers
auf den trockenen Uferhöhen ! ! .
Sparsam in der Lausitz und bei
Leipzig.
Häufig und an vielen Orten durch das
ganze Thüringer Hügelland, besonders auch
bei Halle und von da nördlich des Harzes bis
Braunschweig.
79. Tordylium maximum. — Sehr seltener
Bestandteil in der Flora der trockenen
Hügelgerölle an buschigen Abhängen
nur im Meissner Gebiet: B! und nord-
wärts bei Zadel!, ausserdem von
Zehren und der Karpfenschänke an-
Verbreitung im Osten, Südosten und
Südwesten. — Gesammtareal.
gebirge bis zum Elbsandstein-
gebirge bei Tetschen.
In Nordbayern Ins Berneck
(Fichtelgebirge).
Die Verbreitung in Sachsen
schliesst sich zunächst den Stand-
orten im Elbgebiet des böhmischen
Mittelgebirges an.
Weit durch Mitteleuropa ver-
breitet und in dessen nördlichem
Theile zerstreut, auch in den
meisten deutschen Gauen (aus-
genommen Posen und den Nord-
westen) vorhanden, häufiger erst
im südlicheren Hügelgebiet.
Schlesien: zerstreut im Hügel-
lande.
Böhmen : auf Basalt und Kalk
im wärmeren Hügellande an ein-
zelnen Standorten häufig.
Nordbayern: auf Jura- und
Muschelkalk.
Das seltene Vorkommen in
Sachsen zeigt keine besondere
Wanderungslinie an und ent-
spricht dem im kalkarmen öst-
licheren Gebiet. —
Aehnlich wie Nr. 77 verbreitet,
aber weniger weit nordwärts
gehend ; in Deutschland der Nord-
osten und Nordwesten .ausge-
geschlossen.
In Schlesien, Böhmen und
Nordbayern auf verschiedenen Ge-
steinsarten des trockenen Hügel-
landes häufiger als in Sachsen.
Das Elbthal - Verbreitungs-
gebiet entspricht in etwas dem
schlesischen; beide hängen mit
einander durch Vorkommnisse in
der Ober- und Niederlausitz zu-
sammen. —
Vom europäischen Mediterran-
gebiet (Krim bis Portugal) nord-
wärts durch die Balkanhalbinsel
und Mitteleuropa bis Frankreich
und England verbreitet; erreicht
in Deutschland an der Oder
(Freienwalde etc.) seine Nord-
grenze.
56
Verbreitung in Sachsen und Thüringen.
gegeben (Schlimpert), also alle Stand-
orte an den der Elbe zugewendeten
Höben nabe am Strom oder bocb
über demselben. Sonst in Sachsen
fehlend.
Thüringen : mehrere Standorte im Muschel-
kalkbecken (Sulza, Allstedt, Eckartsberge etc.).
Wird von A. Schulz aus der Flora von Halle
gegenüber früheren Angaben nicht genannt,
findet sich dagegen wieder am Unterharz
(Falkenstein).
80. Geranium sanguineum. — An einzelnen
Stellen der granitischen Elbbügel sehr
häufiger (cop. 3), an anderen seltener
und dann auf weite Strecken fehlender
Bestandtheil der Staudenvegetation
bebuschter Höhen, von Pirna! bis
Meissen !. Am häufigsten im Lössnitz-
grund ! !. Auch am Bienitz ! bei Leipzig.
Thüringen-, häufig im Kalkgebiet, ebenso
um Halle, und nordwestlich gemein noch am
Huy ! ! und bis zur Asse ! ! .
81. Erysimum hieraciifolium *virgatum. —
Nur an den Flussufern der Elbe auf
Mauern und trockenen Sandhügeln von
Dresden (Blasewitz !) bis Meissen
(Karpfenschänke !, Gauernitz, Kötzschen-
broda! etc.) und bei Seusslitz. Ausser-
dem bei Pirna abseits der Elbe im
Wessnitzthal!. Wird von Chemnitz
angegeben; vielleicht verschleppt?
Thüringen : an nicht vielen Standorten von
Halle bis zum Ostharz und von Saalfeld sowie
Jena bis Auleben an der Westgrenze des
Gebietes.
[An m.] Diplotaxis muralis. ) Ruderal- und Fluss-
— tenuifolia. > ufer - Pflanzen mit
SisymbriumLoeselii. J vielleicht nicht ganz
natürlichem Areal in Sachsen. Die Diplo-
taxis fehlen um Meisseil, wo Sisymbrium
vorkommt; alle drei Arten um Dresden zer-
streut, Sisymbrium auch im Elbsandstein-
gebirge und bei Leipzig. Diplotaxis muralis
ebenfalls bei Leipzig. —
Verbreitung im Osten, Südosten und
Südwesten. — Gesammtareal.
Schlesien: fehlt.
Böhmen : sehr selten „und viel-
leicht nicht ursprünglich“ bei Prag
und Jungbunzlau.
Bayern: nur eingeschleppt (da-
gegen in der Pfalz, Rheinprovinz
und weiter westlich).
Obwohl die Art durch ihr
sporadisches Vorkommen grosses
Interesse besitzt, so sind die säch-
sischen Stationen im Meissner
Gebiet weder die nördlichsten
noch den Osten oder Westen in
Deutschland ausschliessend. —
Mitteleuropäisches Areal im
weitesten Umfange, aber in diesem
das südliche sowie mittlere Berg-
und Hügelland (auf Kalk) bevor-
zugend. Fühlt in den deutschen
Haidegauen.
Schlesien: zerstreut auf son-
nigen Hügeln.
Böhmen : verbreitet im Hügel-
lande und Mittelgebirge.
Bayern: verbreitet, auf dem
Muschelkalk im nördlichen Bayern
gemein.
Areal ohne deutliche Bezieh-
ung; aber die Verbreitung in
Sachsen fällt in das Vorkommen
der östlichen Genossenschaften. — •
Areal durch das ganze Mittel-
europa ausgedehnt , in Deutsch-
lands Nord westen und Norden
fehlend.
Schlesien : verbreitet.
Böhmen: fast nur im Elb-
thale.
Bayern: viele Standorte.
Arealbeziehung zweifelhaft ;
doch scheint das sächsische Vor-
kommen wegen der Verbindungs -
Standorte in dem Elbsandstein-
gebiet auf die böhmische Elb-
thal-V erbreitung hinzuweisen.
Mitteleuropäisches Areal ohne
besondere Beziehung ; in Deutsch-
land fehlen die drei Arten haupt-
sächlich in den nordwestlichen
Gauen.
57
Verbreitung in Sachsen und Thüringen.
Sind hier nebensächlich mit angeführt,
weil ihr Areal mit in die östliche Genossen-
schaft fällt.
82. Draba muralis. — Sehr selten: nur
auf einer Gartenmauer an einem Stein-
bruch in Oberspaar (Rothe Gasse)
gegenüber Meissen ! ! und bei Gauer-
nitz oberhalb Meissen. Sonst in
Sachsen fehlend.
Thüringen: selten, hei Weissenfels, Naum-
burg und Halle (Schulz, Yeget. v. Halle, p. 96).
Nordostwärts hei Dessau und im Gebiet von
Burg (Schneider, Fl. v. Magdeburg, S. 23).
Ostharz (Harpe, S. 27).
83. Biscutella laevigata. — Seltener Be-
standtheil der trockenen Sand- und
Hügelflora: bei Dresden!!, Nieder-
lössnitz ! ! und bei Meissen, überall
in geringer Menge. Sonst in Sachsen
fehlend.
Thüringen : an mehreren Standorten im
Saalegebiet von Halle (siehe Schulz, Veget. v.
Halle, p. 117); ausserdem hei Schleusingen und
am Südharz bei Nordhausen ! ! (Kohnstein),
sowie im Dessauer Gebiet.
84. Alyssum saxatile. , — Sehr seltener Be-
standteil der nördlichen sonnigen
Felsformation an der Elbe: bei Dies-
bar-Seusslitz am linken ! ! und rechten
Elbufer!!. — In Sachsen ausserdem
bei Wechselburg in der Eulenkluft
an der Mulde ! .
Fehlt in Thüringen , Halle und Ostharz.
Verbreitung im Osten, Südosten und
Südwesten. — Gesammtareal.
Sehr sporadisch durch Europa
von Südrussland bis Schweden,
England, Portugal und Herzego-
wina.
Schlesien: fehlt.
Böhmen: auf buschigen, gra-
sigen Lehnen der Bergregion
wenig verbreitet; häufig und oft
massig auf den Moldauabhängen
bei Zavist etc.
Fehlt in Nordbayern, erst im
Rheingebiet wiederum häufiger.
Das vereinzelte sächsische Vor-
kommen schliesst sich an das
böhmische Areal an. —
In weitem Areal durch Europa
hat B. I. in Deutschland ihre Nord-
grenze in Schlesien— Sachsen —
Magdeburger Flora— Nahethal —
Rheinthal. In Süddeutschland
alpin (bis 2200 m).
Schlesien : einziger Standort
Kottwitzer Wald bei Breslau.
Böhmen: auf Felsen (Kalk,
Schiefer, Basalt), buschigen Ab-
hängen und sandigen Hügeln sehr
zerstreut im Mittelgebirge , auch
im Bielathal des Elbsandstein-
gebietes.
Fehlt im bayerischen Grenz-
gebiet,
Das Vorkommen im Elbthal
und bei Halle schliesst sich an
das böhmische Areal an. —
Südost-Europa, besonders Süd-
russland und nördliche Balkan-
Halbinsel, bis Mitteldeutschland
(Sachsen) und zum Rhein.
Fehlt in Schlesien.
Böhmen: imElbthale vonLeit-
meritz bis gegen Tetschen fast
auf allen Basaltfelsen, ebenso
häufig dort im Mittelgebirge (auf
Kalk, Schiefer und Basalt).
Bayern: Kalkfelsen im nörd-
lichen Jura.
Der sächsische Standort ist
bemerkenswert!! durch das|Fehlen
der Species im ganzen Saalegebiet
und schliesst sich der böhmischen
Verbreitung an.
58
Verbreitung in Sachsen und Thüringen.
85. Alyssum montanum. — Seltener Be-
st and th eil der wärmsten Hügelforma-
tion: nur im Meissner Gebiet zwischen
der Lössnitz!!, den Spaarbergen und
Diesbar.
Thüringen : im Muschelkalkgebiet von
Jena - Mauinburg - Erfurt - Sondershausen und
Auleben an zahlreichen Standorten. Im Ge-
biet von Halle bei Giebich enstein, sowie auf
allen Bodenarten der Saalehöhen bei Wettin
(siehe Schulz, Yeget. v. Halle, p. 117) bis zum
östlichen Harz (Gernrode); von da westwärts
fehlend.
86. Corydalis solida. — Für Sachsen eine
seltene und nur im Bereich der öst-
lichen Hügelformationen zwischen Ge-
büsch vorkommende Art: bei Pirna
an der Wesnitz!, bei Nieschütz ober-
halb Diesbar!, ausserdem bei Kalk-
reuth! (Grossenhain).
Thüringen : fehlt um Halle, wo dagegen
die in Sachsen fehlende C. pumila häufig ist,
sonst als ziemlich seltene Pflanze von Gera
westwärts und am Ostrande des Harzes ent-
lang durch das Gebiet zerstreut.
87. Anemone silvestris. — Höchst seltener
Bestandteil der lichten Laubwal-
dungen auf einer Hügelkuppe bei
Schloss Scliieritz ! !. Wird auch ausser-
halb des Meissner Hügellandes bei
Bochlitz angegeben.
In Thüringen häufig und verbreitet von
den Elsterhöhen bei Gera westwärts; ebenso
schon im Vogtlande: einziger Standort auf
einem kalkhaltigen Diabashügel bei Plauen
(Artzt !); und bei Schleiz. Bei Halle? fehlend,
bei Magdeburg und Braunschweig selten.
88. Ranunculus illyricus. — Seltener Be-
standteil auf den kiesig -sandigen
Verbreitung im Osten, Südosten und
Südwesten. Gesammtareai.
Südliches und mittleres Europa
von der Weichsel über die Oder
(Angermünde) nach dem Nord-
rande des hercynischen Hügel-
landes im Diluvium von Magde-
burg und zum Ostharz; dann in
Nordhessen!! und im Sieben-
gebirge, von da nach Central-
Frankreich.
In Schlesien selten (Glogau-
Breslau).
In Böhmen verbreitet auf Kalk,
Basalt und besonders auf Sand
im wärmeren Hügellande.
Bayern : zahlreiche Standorte
in Franken etc.
V erbreitungs weise in Mittel-
deutschland unbestimmt. —
Im ganzen mitteleuropäischen
Gebiete, auch in Deutschland
(vielleicht mit Ausschluss des
Nordwestens) zerstreut und be-
sonders in den mittleren Gauen.
Schlesien: im südöstlichen Ge-
biete, selten.
Böhmen: in der wärmeren
Hügelregion, selten.
Bayern: von vielen Fundorten
angegeben.
Arealbeziehung zweifelhaft ;
die wenigen Standorte fallen nur
in das Gebiet der südöstlichen
Genossenschaft. —
Südöstliches und mittleres
Europa mit NW- Grenze: Süd-
schweden—Braunschweig.
In Schlesien an wenig Stand-
orten.
Im böhmischen Hügellande
verbreitet, gern auf Kalk.
Nordbayern : verbreitet.
Die Seltenheit der Art östlich
der Elsterhöhen ist auffallend
und entspricht ihrer sporadischen
Verbreitung in Schlesien und
im nordöstlichen Deutschland.
Die sonst kalkliebende Pflanze
hat die Plänerkalke des Elb-
gebietes nicht aufgesucht. (Vergl.
erste Abhandlung Isis 1885, S. 79
bis 81.) —
Von Südrussland durch die
Balkanländer und Ungarn nach
Oesterreich (von da nordwest-
59
Verbreitung in Sachsen und Thüringen.
Wiesen der Elbufer bei Dresden!!*),
Riesa und Mühlberg.
Bei Halle auf den Porphyrhügeln der
Saale (Schulz, Veget. v. Halle, p. 116), ver-
breitet; ausserdem ziemlich häufig bei Magde-
burg. Fehlt im ganzen Thüringer Becken.
89. Nigella arvensis. — Rudelweis im
trockenen Hügelgelände besonders um
Meissen ! und Lommatzsch ! ! vor-
kommende und bis gegen Dresden
verbreitete Art, vielfach auf Brach-
äckern. Ebenso um Leipzig!.
Thüringen : zahlreiche Standorte sowohl
im Kalk- als Porphyrgebiet der Saale und so
um den Harz (Huy !) bis Braunschweig ! ! ver-
breitet.
Verbreitung im Osten, Südosten und
Südwesten. — Gesammtareal.
wärts bis Magdeburg vorgescho-
ben), und nach Italien verbreitet.
Fehlt in Schlesien und Bayern.
Böhmen : nur im unteren Mol-
dau- und Elbtlial.
Diese in ihrem Areal aus-
gezeichnete Art erscheint als
Flussthalpflanze der Elbe. —
Vom mittleren Russland bis
ausschliesslich Belgien durch den
grössten Theil Europas verbreitete
Art, wahrscheinlich durch Cultur
weiter verschleppt.
Schlesien: auf Aeckern zer-
streut.
Böhmen: auf Aeckern, aber
auch auf buschigen Abhängen
besonders im Norden des Landes,
viele Standorte.
Bayern : auf Aeckern im ganzen
nördlichen Gebiete.
[Anm.] Eupliorbia Gerardiana. — • Diese auf
Sandhügeln und an kiesigen Ufern entlang des
ganzen Elblaufs von Bodenbach (in Böhmen)-
Schandau - Königstein - Pillnitz - Dresden und
von da bis nach Meissen-Diesbar verbreitete
Art erscheint als Flussuferpflanze.
Thüringen : zerstreut durch das ganze Ge-
biet, nordwestlich fehlend.
90. Tliesium montanum : — Seltener Bestand-
theil im Hügelgelände von Dresden
(Lössnitzgrund !) bis über Meissen
hinaus: Schieritz ! und Zadel!. Auch
bei Oberau! von den Elbhügeln ent-
fernt.
Thüringen : tritt, mit Ausnahme der Flora
um Halle, im ganzen Gebiet besonders in Ge-
büschen auf Muschelkalk, an vielen Punkten
zerstreut auf und ist viel häufiger als in
Sachsen.
Die Verbreitung lässt für
Sachsen auf keine deutliche Wan-
derungslinie schliessen. —
Südliches und mittleres Europa
von Russland bis Holland, in
Deutschlands nördlichen Gauen
fehlend.
Schlesien: fehlt.
Böhmen : auf Hügeln an den
Ufern der unteren Moldau und
Elbe von Prag bis Aussig und
Bodenbach.
Bayern: zerstreut im Main-
gebiet etc.
Die sächsischen Standorte
weisen auf Böhmen. —
In den Ländern des südöst-
lichen Europas von Thessalien
bis Ungarn häufig, strahlt das
Gebiet durch Oesterreich nach
Mitteldeutschland und der Schweiz
aus.
Schlesien: fehlt (vergl. Th.
inter medium).
Böhmen: zahlreiche Standorte
im Mittelgebirge ! ! und bis zum
Erzgebirge.
Bayern: zerstreut im ganzen
nordöstlichen Gebiet.
*) Der von Vogel angegebene Standort bei „Hohnstein“, den auch Hippe (Nr. 1263)
citirt, erscheint der Bestätigung bedürftig.
60
Verbreitung in Sachsen und Thüringen.
Verbreitung im Osten, Südesten und
Südwesten. Gesammtareal.
Die sächsischen Standorte
nehmen an der nördlichen Vege-
tationslinie dieser Art in Deutsch-
land Theil, weisen aber ebenso
auf den SW. als den SO. —
91. Thesium inter medium. — Etwas häu-
figerer Bestandteil als vorige sehr
verwandte Art, aber nur im Meissner
Gebiet, bez. Leuben ! bei Lommatzsch,
auf der Bosel und bei Zadel. Ausser-
halb der Elbhügel bei Skassa (Grossen-
liain), bei Wurzen und am Bienitz
bei Leipzig.
Thüringen : häufiger als vorige, zugleich
auch auf kalkarmem wie kalkreichem Boden
der Flora um Halle (Schulz).
Areal nach Osten und Westen
etwas weiter ausgreifend.
Schlesien : sehr zerstreut in
der Ebene.
Böhmen: häufiger als vorige
Art.
Bayern : ebenso.
Das Auftreten dieser Form
ist weniger charakteristisch als
das der vorigen, welche allgemein
als seltenere Unterart zu be-
trachten ist.
B. Sympetale n.
92. Campanula bononiensis. — An einem
einzigen Standorte, an einem be-
buschten Hügel bei Daubnitz am
Lommatzscber Wasser, mit Verbascum
phoeniceum etc. häufig ! !. Erst neuer-
dings entdeckt: siehe Schorler in
Sitzungsber. d. Isis 1893, S. 25. In
Sachsen sonst fehlend.
In Thüringen nur in den nördlichen und
nordöstlichen Strichen: von Halle und Schkeu-
ditz bis Gotha, Sondershausen- Frankenhausen,
Ascherslehen und noch im Magdeburg - Helm-
stedter Gebiet zerstreut.
Hauptsächlich im südöstlichen
Europa und von da bis Ungarn-
Oesterreich verbreitet (s. Schorler,
1. c.). In Deutschlands nordöst-
lichen Provinzen einzelne vor-
geschobene Standorte , auch in
der Mark.
Böhmen : häufig im nördlichen
Gebiet.
Schlesien : nur an drei Stand-
orten (N. und S.).
Bayern : fehlt.
Der einzige sächsische Stand-
ort scheint der nordböhmischen
Verbreitung anzugehören; jedoch
ist die Wanderlinie wegen der
nördlicheren Standorte nicht klar.
Jedenfalls ist das Areal ein öst-
liches. —
93. Artemisia Absinthium. — Ausser dem
Vorkommen auf Schutt etc. nahe den
Ortschaften, welches auf Verwilderung
zurückzuführen ist, kommt der Absinth
an seltenen Standorten im Geröll und
als Bestandtheil der Dornbuscli-F orma-
tionen cop. an südlichen Lagen der
Hügelabhänge, mit allen Anzeichen
der Ursprünglichkeit, vor, so z. B. auf
den Rosa galliea -Hügeln am Lom-
matzscher Wasser ! !, an der Knorre
und im Spaargebirge.
Einheimisch im südöstlichen
und im südlichen mittleren Europa,
von da nordwärts verwildert.
Böhmen : Celakovsky unter-
scheidet manche der zalilreichen
Standorte auf Felsen, Abhängen,
als wirklich ursprüngliche von
den durch V erwilderung ent-
standenen.
Bayern : gilt als einheimisch
im nördlichen Jura- und Muschel-
kalkgebiet.
61
Verbreitung in Sachsen und Thüringen.
In Thüringen werden Standorte durch Ver-
wilderung von ursprünglichen nicht unter-
schieden; Schulz (Halle), Ilse und Vogel geben
ursprüngliche wenigstens nicht an.
94. Inula hirtci. — Seltener Bestandtheil
der lichten Hügelgebüsclie bei Pirna
im Siidtheil der Elbbügel, im Meissner
Gebiet an den Hügeln von Schieritz ! !
bis Wachtnitz ! ! und bei Seilitz. Dann
im Westen: Bienitz bei Leipzig!.
In Thüringen sowohl im Gebiet der Weissen
Elster (Gera), als häutig im Muschelkalkgebiet
der Saale und Unstrut, und ebenso im Gebiet
um Halle auf kalkarmem Boden, von da als
Seltenheit zum nordöstlichen Harz und Huy,
bis Magdeburg.
[Anm.] Echinops sphaerocephalus. — Ist wegen
Unbeständigkeit der Standorte und des Ver-
dachtes späterer Einbürgerung nur fraglich
zu den echten Bestandtheilen der Elbthal-
Hügelflora zu zählen, findet sich in Sachsen
nur im Bereich der südöstlichen Genossen-
schaft von Schandau bis unterhalb Meissen
auf Weinbergen, buschigen Hügeln und am
Elbufer.
Thüringen’, auch in Thüringen als ver-
wildert an vielen Standorten angegeben bis
zum Ostharz (Grafschaft Mansfeld!) und bei
Halle zerstreut; auch bei Braunschweig ver-
wildert.
95. Lactuca viminea. — Sehr seltener Be-
standtheil der trockenen Felsflora: im
Elbgebiet östlich Dresden an den
Gehängen bei Pillnitz ! ! und dann
im Meissner Gebiet zwischen Diesbar
und Seusslitz. (Wird aus dem Vogt-
lande bei Netzschkau angegeben: dieser
Standort würde der westlichste in
Mitteldeutschland sein.)
Fehlt westlich und nördlich von Sachsen.
Verbreitung im Osten, Südosten und
Südwesten. — Gesanimtareal.
Man darf annehmen, dass das
Vorkommen im Meissner Hügel-
lande mit zur Nordgrenze der
ursprünglichen Verbreitung ge-
hört. —
Vom südlichen und mittleren
Russland bis Frankreich und
Spanien verbreitet, auch mit ein-
zelnen Standorten im nordöst-
lichen Deutschland bis Stettin.
Schlesien: von Teschen bis
Striegau als Seltenheit zerstreut.
Böhmen: viele Standorte im
wärmsten Hügellande auf Kalk-
und Lehmboden.
Nordbayern: viele Standorte.
Die Standorte im sächsischen
Elbthalgebiet entsprechen dem
zerstreuten Areal in Deutsch-
land. —
Im südlichen Theil von Mittel-
europa häufig und nach Norden
selten, durch Einbürgerung aus
dem ursprünglichen Areal ver-
breitet.
In Böhmen auf sonnigen,
buschigen Hügeln der wärmsten
Thäler, besonders um Prag und
an der Elbe bei Czernosek, am
südlichen Erzgebirge bei Komo-
tau etc.
Von Südrussland durch Oester-
reich und die südliche Schweiz
bis Spanien , hauptsächlich im
südöstlichen Europa.
Schlesien: fehlt.
Bayern: fehlt.
Böhmen : im trockenen Hügel-
lande um Prag und in Nord-
böhmen zerstreut.
Der sächsische Standort ist
bemerkenswert!) durch das Fehlen
der Species im ganzen Saalegebiet
und schliesst sich der böhmischen
Verbreitung an. —
Anmerkung. Lactuca quercina , in der Oberlausitz bei Bernstadt vorkommend
fehlt — wie es scheint — gänzlich im Elbthalgebiet, beginnt aber westlich der Weissen
Elster auf den Höhen nördlich von Gera und im Gebiet von Halle ein neues thüringisches
Areal. — Lichte Hain- und Waldpflanze der Hügelformationen.
62
Verbreitung in Sachsen und Thüringen.
96. Hieracium cymosum. — Seltener Be-
stancltheil der trockenen Felsflora: auf
der Kuppe des Todsteines bei Wahns-
dorf oberhalb des Lössnitzgrundes ! ! ,
bei Räcknitz auf Mauern (Fl. v. Dres-
den) ! ! , wahrscheinlich noch an anderen
Orten bei Kötzschenbroda und südlich
der Elbe. Die sonstige Verbreitung
in Sachsen ergiebt sich nicht genau
aus den Floren.
Thüringen-, im Kalkgebiet der Saale, Saal-
feld-Jena Ü-Weissenfels, nordwärts im Gebiet
von Halle fehlend (Schulz), dagegen am Ost-
und Südostrande des Harzes und am Kyff-
häuser.
Verbreitung im Osten, Südosten und
Südwesten. — Gesammtareal.
Weit im ganzen mitteleuro-
päischen Gebiet, mit Ausschluss
des Westens, und im südöstlichen
Russland verbreitete Art.
Schlesien: nur bei Striegau.
Böhmen: zahlreiche Standorte
in der warmen Hügelregion des
Mittelgebirges und "am Südhange
des Erzgebirges.
Bayern: einzelne Standorte im
nördlichen Jura- und Triasgebiet.
Die sächsische Verbreitung
scheint sich an die Herkunft aus
Böhmen anzuschliessen , ist aber
nicht eindeutig.
97. Prunella grandiflora. — An verschie-
denen Standorten im Meissner Gebiet,
östlich der Elbe selten, westlich der
Elbe besonders bei Prositz ! ! nahe
Lommatzsch, cop. in Grastriften von
geringer Ausdehnung. Bei Leipzig
(Bienitz) und im Vogtlande selten.
Im Gebiet der Weissen Elster um Gera
schon häufig auf allen Zechstein-Kalkhügelnü,
ebenso als Charakterpilanze der Hügelforma-
tionen durch ganz Thüringen und das untere
Saalegebiet (Halle! !) bis zum Elm bei Braun-
schweig.
98. Stachys germanica. — An mehreren
Standorten im warmen Felsgeröll
streckenweise verbreitet: bei Dresden
(P. G.) und oberhalb im Weisseritz-
thal bei Somsdorf; dann häufig
bei Niedermuschütz und Schieritz
an den Südhängen zum Lommatzscher
Wasser ! ! . (Fehlt im Osten des Elb-
gebiets.) Westwärts: bei Leipzig-
Pegau etc. Im Vogtlande bei Greiz,
Schleiz und Hohenleuben.
An vielen Standorten westlich der Weissen
Elster und Saale durch Thüringen ! ! nach
Nordwesten abnehmend.
99. Salvia silvestris. — An der Elbe zwischen
Pirna (Copitz, Posta) — Dresden
(Blasewitz ! !) — Zadel, Diesbar, und
Verbreitet im ganzen mittel-
europäischen Gebiet und in Süd-
russland, aber mitUeberspringung
der nordatlantischen und süd-
baltischen Region.
Schlesien: sehr zerstreut.
Böhmen: sehr häufig, besonders
im NW.
Bayern : sehr häufig (im Kalk-
gebiet).
Die Seltenheit in Schlesien
und Sachsen , wo sie auch im
oberen Elbgebiet (auf den Pläner-
kalken!) fehlt, ist der Häufigkeit
gegenüber westlich der Elster
und Saale bemerkenswert!!. —
Nur im südlicheren Theile des
mitteleuropäischen Gebietes von
Südrussland bis Belgien und Por-
tugal, dort in allen Ländern ver-
breitet; wenige Standorte in
Deutschland nordöstlich von
Sachsen.
Schlesien: sehr zerstreut.
Böhmen: häufig im wärmeren
Hügellande.
Bayern: ausserhalb des nörd-
lichen Jura in Nordbayern selten.
Die sächsischen Standorte
nehmen Theil an den zerstreuten
Standorten der allgemeinen Nord-
grenze im mitteldeutschen Hügel-
lande. —
Im südlichen Mitteleuropa ver-
breitet von Südrussland her durch
die pannonischen Gebiete durch
Deutschland bis zum Rhein, im
63
Verbreitung in Sachsen und Thüringen.
zwar hier an beiden Ufern, Seusslitz
und Nünchritz auf kleine Strecken
verstreut und meist vereinzelt. — Bei
Leipzig, Gera, Lobenstein.
Im Thüringer Becken an vielen Standorten,
zumal im Unstrutgebiet!!, nach NW. häufiger.
Im Gebiet von Halle und dem Ostharz (Schulz,
Veget. v. Halle, p. 109 und 118).
100. Teucrium Chamaedrys. — Sehr selten
in Sachsen und von uns noch nicht
lebend beobachtet:
a) im Elbsandsteingebiet oberhalb
Pirna am rechten Ufer der Elbe
bei Rathen (ältere Exemplare vom
Jahre 1868 im Herbarium der
Flora Saxonica!, ferner von
C. Schiller 1885!), Holl und Heyn-
hold, p. 474, Reichenb. Fl. Saxon.,
p. 209, Hippe, Verz. d. Plian.
Sachs. Schweiz, p. 83.
b) im Meissner Gebiet ebenfalls am
rechten Ufer an einer Stelle bei
Dorf Mülbitz, seit 1891 inW ünsche’s
Excursionsflora von Sachsen auf-
genommen.
Thüringen : charakteristischer Bestandtheil
und vielfach gesellig mit T. montcinum auf
dem Muschelkalk an den Saalehöhen, aufwärts
bis gegen Lobenstein und nach NW. über
Halle zum Südostharz bis Eisleben verbreitet.
t
101. Verlyascum phoeniceum. — Nur im nörd-
lichen Theil des Elbthalgebietes,
hauptsächlich links der Elbe auf den
Hügeln am Lommatzscher Wasser,
z. B. zahlreich zwischen Prositz und
Schieritz ! !, seltener bei Leckwitz bei
Riesa. Wird auch von Skassa, Mersch-
witz und Mühlberg am rechten Elb-
ufer angegeben. Fehlt sonst in Sachsen.
Thüringen : zerstreut im Gebiet um Halle
auf kalkarmem und kalkreichem Boden und
nordwestlich am Ostharz bis Quedlinburg;
scheint dagegen nur selten im Kalkgebiet
Verbreitung im Osten, Südosten und
Südwesten. — Gesammtareal.
südwestlichen Deutschland feh-
lend.
Schlesien : fehlt [dagegen
häufig im südlichen Mähren].
Böhmen: zahlreiche Standorte.
Bayern: nur einzelne Stand-
orte im nördlichen Triasgebiet.
Die sächsischen Standorte
schliessen sich gegenüber dem
Fehlen in Schlesien an die böh-
mische Verbreitung an und er-
weitern das reichere Thüringer
Areal um eine östlich vorge-
schobene Insel. —
Im südlichen Theil des mittel-
europäischen und im nördlichen
Theil des Mittelmeergebietes von
Südrussland bis Spanien weit
verbreiteter und zumal in Kalk-
gebirgen häufiger Halbstrauch ;
in Deutschland zieht sich seine
Nordgrenze vom südöstlichen Ge-
biet bis Thüringen, dann am Rhein
bis nach Belgien hinauf.
Schlesien: fehlt.
Böhmen: auf den Bergen des
böhmischen Mittelgebirges häufig,
ebenso bei Leitmeritz und Prag etc.
Bayern : häufig , besonders
stark verbreitet im nördlichen
Jura- und Muschelkalkgebiet.
Die seltenen sächsischen Stand-
orte erscheinen als vorgeschobene
Posten von Böhmen entlang der
Elbe, während die Thüringer
Formation der im nördlichen
Franken entspricht. Auch in
Böhmen fehlt Teucrium mon-
tanum.
Von Südrussland durch das
pannonische Gebiet bis Dalmatien
im Süden und das Elbgebiet bei
Barby (bez. Ostharz) im Norden ;
in Deutschland nur im Osten und
dort nördlich bis Posen-Branden-
burg.
Schlesien: Ebene, selten [da-
gegen häufig im südlichen Mähren,
in österreichisch Schlesien fehlend].
Böhmen: im nördlichen Lande
zerstreut, aber meist sehr ge-
sellig.
Bayern : sehr selten • angegeben
nur von München und Nürnberg.
64
Verbreitung in Sachsen und Thüringen.
oberhalb an der Saale (Jena) vorzukommen,
auch am Wendelstein a. d. Unstrut zwischen
Nebra und Artern.
Verbreitung im Osten, Südosten und
Südwesten. — Gesammtareal.
Die sächsischen Standorte bil-
den zusammen mit denen von
Barby bis zum Harz gelegenen
ein nordwestlich vorgeschobenes
Areal dieser südöstlichen Pflanze
von Mähren und Böhmen her. —
102. Euphrasia lutea. — Nur im Meissner
Elbthalgebiet, und zwar auf den
rechten Uferhöhen bei Cölln und von
der Knorre ! ! bis Dorf Zadel!!, auch
bei Okrilla und Naundörfel, an ein-
zelnen Stellen zahlreich in der Hügel-
formation mit Car ex humilis , spät
im Jahre blühend; geht bis zum
Strom auf den Dämmen herunter.
Auf dem linken Elbufer nur an den
sonnigen Hängen des Triebischthales.
Fehlt sonst in Sachsen.
Thüringen : an vielen Standorten auf kalk-
reichem und kalkarmem Boden, am Ostharz
entlang bis zur Asse bei Braunschweig gen
NW.
Von Südrussland durch das
pannonische Gebiet bis Frank-
reich und Spanien, mit Nord-
grenze durch Deutschland hin-
durch (vorgeschobener Posten bei
Stettin).
Schlesien fehlt [dagegen viele
Standorte im südlichen und mitt-
leren Mähren].
Böhmen: häufig im nordwest-
lichen Lande, cop.
Bayern: zahlreiche Standorte
im Norden des Landes auf Kalk.
Aehnlich der vorigen Art
(Nr. 101) bilden die sächsisch-thü-
ringischen Standorte das Haupt-
areal im östlichen Deutschland,
welchem aber eine weite Ver-
breitung am Rhein folgt. —
103. Veronica prostrata. — Diese als Sub-
species von V. Teucrium nicht immer
von den Floristen scharf unterschie-
dene Form scheint in Elbthalgebiet
zwischen Dresden und Meissen an
manchen Standorten häufig zu sein
(siehe Holl und Heynhold, p. 11). Die
mit der böhmischen Mittelgebirgs-
pflanze (Milleschauer!!) genau über-
einstimmende Form z. B. zahlreich
zwischen Haide- und Schwingelgras in
den Spaarbergen (B.ü) und am Zadler
Abhang.
Thüringen : scheint ebenfalls häufig, sowohl
im Kalkgebiet von der Saale bis Franken-
hausen, als im nördlichen Saalegebiet von
Halle bis zum Nordostharz.
Weit verbreitet im wärmeren
mitteleuropäischen Gebiet von
Südrussland bis Belgien und
Spanien, ganz Norddeutschland
ausschliessend.
Schlesien: nur bei Friedland
undRatibor angegeben [in Mähren
gemein; Oesterreichisch - Schle-
sien: Troppau].
Böhmen: auf trockenem Ge-
lände, besonders auf Sandboden,
gemein.
Bayern: viele Standorte an-
gegeben.
Die sächsischen Standorte
nehmen an der allgemeinen Nord-
grenze dieser Hügelregionspflanze
Theil.
104. Veronica spicata . — Im Elbhügellande
nur im Meissner Gebiet beiderseits des
Stromes, an den grasigen Lehnen an
einzelnen Stellen cop. 3 eingesprengt,
besonders von der Knorre ! ! gegen-
über Meissen bis Dorf Zadel und
Löbsal, an sonnigen Hügeln des Lom-
Das ganze mitteleuropäische
Gebiet von Süd- und Mittel-
Russland— südliches Norwegen—
Pyrenäen, auch in Norddeutsch-
land als Seltenheit an einzelnen
Standorten.
Schlesien: strichweise in der
Ebene.
65
Verbreitung in Sachsen und Thüringen.
matzscher Wassers!!, und zwischen
Zehren und Hirschstein. Ausserhalb
dieses Gebiets in Sachsen nur noch
am Bienitz bei Leipzig.
Thüringen: an vielen Standorten durch das
Kalkbecken und das nördliche Gebiet , am Ost-
harz, bis Braunschweiger Land!!.
Verbreitung im Osten, Südosten und
Südwesten. — Gesammtareal.
Böhmen: verbreitet in der
Hügelregion des nördlichen
Landes.
Bayern: viele Standorte.
Die Standorte im sächsischen
Elbthalgebiet entsprechen dem
zerstreuten Areal in Deutsch-
land mit Abnahme nach Norden. —
105. Orobanche caryophyllacea. — Seltener
Bestandtheil der trockenen mit Galium-
Arten bestandenen Triften: bei Dres-
den !, im Lössnitzgrunde !, im Meissner
Gebiet auf der Bosel, bei Zscheila
und am Lommatzscher Wasser bei
Prositz. (Wird auch von Markers-
bach angegeben; sonst in Sachsen
fehlend.)
Thüringen: durch das ganze Gebiet zer-
streut! Um Halle auf kalkreichem und kalk-
armem Boden; von da zum Ostharz und zum
Magdeburger Gebiet übergehend und mit west-
licher Vegetationslinie dort für das Gebiet
endend.
Mitteleuropa vom Ural bis zu
den Pyrenäen (Beck, Orobanche,
S. 160). In Deutschlands bal-
tischen Gauen bis Rügen und
Usedom.
Schlesien: sehr zerstreut.
Böhmen : viele Standorte, nörd-
lich bis Tetschen.
Bayern: viele Standorte.
Die Standorte im sächsischen
Elbhügellande entsprechen dem
zerstreuten Areal in Deutschland
mit Abnahme nach Norden.
106. Myosotis sparsiflora. — ■ Im Elbhügel-
lande als seltener Bestandtheil feuch-
terer Gebüsche, an ihren Standorten
cop. Bei Pirna und Dresden, am
Ausgange des Weisseritzthales (P. G.),
bei Briessnitz und Scharfenberg, bei
Wachtnitz am Lommatzscher Wasser ! !
und bei Zadel. Ausserdem in der
Lausitz und bei Leipzig und Grimma ! .
Thüringen : im östlichen Tlieil des Landes
an manchen zum Theil zweifelhaften Stand-
orten, häufiger im Gebiet um Halle und bis
in den nordöstlichen Harz ! ! . Fehlt westwärts.
Im südlichen und nördlichen
Ost-Europa weit verbreitet, mit
seiner Westgrenze durch Deutsch-
land laufend, in Westdeutschland
ganz fehlend. (Genaueres s. Schulz,
Grundz. Entwickelg. Pfl. Mittel-
europas, p. 50.)
Schlesien: links der Oder
stellenweise.
Böhmen: im Hügel- und nie-
deren Berglande zerstreut, öfters
mit Omphalodes scorpioides.
Bayern: nur von Nürnberg an-
gegeben.
Die Standorte in Sachsen und
Thüringen nehmen an der W est-
grenze in Deutschland Theil.
II. llonokotyledonen.
107. Phi eum Böhmen. — Auf sonnigen Hügeln
an einzelnen Stellen cop. 3 — fast soc.,
aber stets in kleinerem Umkreise, so
besonders auf den Felsen des Lössnitz-
grundes ! ! , am rechten Elbufer ober-
halb Meissen ! !, und unterhalb bei
Im ganzen mitteleuropäischen
Gebiet verbreitet, ebenso im süd-
östlichen Russland; in Deutsch-
land fast nur auf die warmen
Hügelformationen beschränkt.
Schlesien : zerstreut in der
Ebene.
66
Verbreitung in Sachsen und Thüringen.
Winkwitz und Diesbar, auch am Lom-
matzscber Wasser ! ! (hier mit Rosa
gallica). -- Sonstige Verbreitung in
Sachsen noch nicht genauer bekannt.
Thüringen : vom Gebiet der Weissen Elster
bei Gera ! ! und dem rechten Saaleufer an
westwärts durch das ganze Gebiet stellenweise
häufig und an den Triftgrasformationen Antheil
nehmend!!. So bis zu den nordöstlichen Vor-
bergen des Harzes.
108. Hierochloa australis. — Diese in Böhmen
an einzelnen Standorten (Milleschauer ! !
und Göltsch ! ! im Mittelgebirge, Tet-
schen ! !) zahlreich vertretene Art der
Wald- und Gebüschformationen ist
im sächsischen Elbhügellande höchst
selten und von uns noch nicht beob-
achtet: im Triebischthal ! und Dorf
Jessen bei Meissen (Schlimpert), ferner
Lockwitzgrund bei Dresden!; ausser-
dem von Penig im Bereich der Leipziger
Flora angegeben.
Thüringen : fehlt.
109. Milica ciliata. — Seltener Bestandtheil
der trockenen Felsflora, nur vereinzelt:
im Süden des Gebiets am Cottaer
Spitzberg, bei Lockwitz, Tharandt und
P. G. ; bei Lössnitz und im Meissner
Gebiet am Elbufer bei und gegenüber
Diesbar an steilen Granitfelsen ! !
(neben Alyssum saxatile)\ auch bei
Zadel.
Thüringen : an einzelnen Standorten zer-
streut von den Uferhöhen der Weissen Elster ! !
bis zum Kyffhäuser ! ! und Harz, im Floren-
gebiet um Halle südlich einer von Thale
a. d. Bode über Wettin nach Leipzig ver-
laufende Linie (Schulz, Yeget. v. Halle, p. 106,
119, Karte 8).
110. Poa bulbosa. — Nicht häufiger Bestand-
theil der Felsgerölle und Haide-be-
deckten, dürren, kiesigen Hügel, beider-
seits der Elbe, z. B. Grosses Gehege!,
Kaditz!, Lössnitz ! !, B ! !, Osterberg ! !,
Batzdorf bei Meissen, Zehren und
am Lommatzscher Wasser!. Auch am
Verbreitung im Osten, Südosten und
Südwesten. — Gesammtareal.
Böhmen : an vielen Standorten,
doch nicht allgemein verbreitet.
Bayern: sehr häufig.
Die verhältnissmässige Selten-
heit in Sachsen macht das Vor-
kommen dieser Art gegenüber
der allgemeineren Verbreitung
westlich der Elster- und Saale-
linie bemerkenswerte
Vom mittleren Bussland und
Finnland, besonders aber vom
westpontischen Gebiete durch
Oesterreich und die Schweiz.
Schlesien : in Laubwäldern an
zwei Standorten.
Böhmen : von Prag bis zu den
Vorbergen des Erzgebirges an
vielen Standorten, besonders im
Mittelgebirge.
Bayern: im nördlichen Keuper-
und Buntsandsteingebiet an we-
nigen Standorten.
Diese in Thüringen fehlende
und in Schlesien seltene Art zeigt
für die spärlichen sächsischen
Standorte eine Verbindung mit
Böhmen an. —
Vom mittleren Kussland bis
zur Schweiz durch Deutschland
mit Kordgrenze in der nördlichen
Hügelregion verbreitet.
Schlesien : auf felsigen Stand-
orten im Hügellande zerstreut.
Böhmen: zerstreut, um Prag
häufig.
Bayern: an vielen Standorten,
besonders im Kalkgebiet.
Die sächsischen Standorte neh-
men an der nördlichen Vegetations-
grenze in Deutschland Theil und
entsprechen denen an der Saale.
Von der Türkei und Portugal
bis zum mittleren Schweden weit
verbreitet, in Deutschland gleich-
falls durch das ganze Gebiet, aber
mit einigen grösseren Lücken,
zumal im N. und NW.
Schlesien: im Nordwesten [im
mittleren und südlichen Mähren
stell en weise gern ein] .
67
Verbreitung in Sachsen und Thüringen.
Bienitz! und bei Königsbrück!. Sonstige
Verbreitung in Sachsen noch nicht
genau festgestellt.
Thüringen: ebenfalls nicht häufig, doch
an vielen Standorten durch das ganze Land,
auf kalkreichem und kalkarmem Boden um
Halle, von da bis zum Südrande des Harzes,
bis Bernburg und Aschersleben; westwärts
fehlend.
Verbreitung im Osten, Südosten und
Südwesten. Gesammtareal.
Böhmen: im wärmeren Lande
sehr häufig.
Bayern : an vielen Standorten.
Das Areal dieser Art zeigt
keine besondere Wanderungsrich-
tung für Sachsen.
Erklärung der Karte.
Die im Massstabe 1:135000 gegebene Skizze der im weiteren Umkreis um Meissen
liegenden Standorte der westpontischen (böhmischen) Genossenschaft bietet den Lauf der
Elbe unterhalb Dresdens vorbei an Kötzschenbroda (Lössnitz), vorbei an der Bosel
(Spaarberge) , an Meissen-Cölln und Diesbar bis Schloss Hirschstein am linken Ufer,
von wo nur noch unbedeutendere Höhenzüge auf der rechten Thalseite bis gegen Riesa
hin mit interessanten Fundstellen folgen. Die Elbe liegt hier im ungefähren Niveau
von 100 m, die Uferhöhen erreichen im Durchschnitt 150—170 m, schwellen landeinwärts
auf den Flanken der Triebisch bis zu 250 m an.
Die Begrenzungslinie der Standorte der Genossenschaft ist nach dem gemeinschaft-
lichen Auftreten einiger, auch nur weniger Arten der synoptischen Tabelle der drei
Hauptformationen gezogen und es ist besonderes Gewicht auf die Leitpflanzen gelegt;
einzelne sporadische Vorkommnisse jedoch ausserhalb der Grenzlinie, welche zwischen
Triebisch und Lommatzscher Wasser noch unsicher ist, sind unberücksichtigt gelassen.
Die wichtigen Standorte besonders interessanter oder besonders zahlreicher Arten
der Genossenschaft sind durch farbige Kreuze in mit der Fülle zunehmender Zahl an-
gedeutet und die in der Nähe gelegenen Ortschaften genannt. Wie man sieht, halten
sich diese Standorte hauptsächlich an die der Elbe zugewendeten Gehänge, sind zahl-
reicher und bedeutungsvoller an der rechten Uferseite als an der linken und biegen nur
an einer einzigen Stelle weit in ein Seitenthal ab : dies sind die sehr bedeutende Stand-
orte enthaltenden Hügel am Lommatzscher Wasser zwischen Zehren an der Elbe bez.
Schloss Schieritz und Leuben.
Das Thal der Freiberger Mulde, welches bei Nossen eine Ecke der Karte ausfüllt,
wird in einem weiten Bogen von den östlichen Genossenschafts-Arten umgangen und
es bleiben dort nur die gewöhnlichen Formationsglieder an den entsprechenden Stand-
orten übrig. Im Nordosten rückt der südlichste Ausläufer der Niederlausitzer Moor-
und Teichflora von Radeburg her bis Moritzburg und bis zum Friedewald bis hart gegen
die Standorte der Elbhügelflora vor und breitet sich eintönig auf den sandigen Hügeln
und Kiesgeschieben diluvialen Alters ans.
V. Die Fortschritte der geologischen Landesaufnahme
in den Vereinigten Staaten Nordamerikas.
Yon Dr. H. B. Geinitz.
Aus der von dem jetzigen Director der U. St. Geological Survey in
Washington. Charles Doolittle Walcott, am 14. December 1894 an die
Geological Society of Washington gerichteten „Presidential Address“ geht
hervor, dass nach Begründung der Geologie in Europa in den ersten Jahren
dieses Jahrhunderts das Interesse daran durch Auswanderung auch nach
Amerika drang, und es hat sich dasselbe, vom Staate New-York ausgehend,
nach und nach von Staat zu Staat weiter verbreitet, bis auch ofücielle, höchst
erfolgreiche geologische Untersuchungen der Bundesregierung in das Leben
traten. Unter den Männern, welche in verschiedenen Staaten die Leitung
der geologischen Aufnahmen führten, sind besonders zu nennen: William
Maclure, Arnos Eaton, James Hall, Ebenezer Emmons, Timothy
Conrad, die Brüder William B. Rogers und Henry D. Rogers und
Richard Dale Owen. Das Werk im Westen begannen Jules Marcou,
J. S. Newberry u. A. unter der Bundesregierung (Federal Government),
und ihnen folgten die Organisatoren der ersten Government Surveys
unter Clarence King, E. V. Hayden, J. W. Powell und George
M. Wheeler.
Eine derselben stand als militärische und topographische Survey,
westlich vom 100. Meridian, unter Controle des Kriegsministeriums und
specieller Leitung des Lieutenants George M. Wheeler; eine zweite, die
Geological and Geographical Survey of the Territories, war von dem
Departement des Innern 1867 autorisirt und dem unermüdlichen F. V. Hayden
an vertraut; die dritte stand als Geographical and Geological Survey of the
Rocky Mountain Region seit 1870 unter dem hochverdienten Major
J. W. Powell. Viele kostbare Publikationen dieser Surveys sind in
früheren Sitzungen der Isis vorgelegt und besprochen worden.
Es sind diese drei grossen Aufnahmen oder Surveys, in Folge der
Anregung von Seiten der Nationalacademie der Wissenschaften 1878, seit
23. März 1879 vereinigt und als „The United States Geological Survey“
unter das Ministerium des Innern gestellt. Ihr Director, welcher vom
Präsidenten berufen und vom Senate bestätigt ist, ernennt die vom Secretär
des Innern zu bestätigenden ständigen und anderen Mitglieder der Survey,
hat dem Letzteren einen jährlichen Operationsplan und Kostenanschlag zu
unterbreiten und einen Jahresbericht oder Report am Ende des fiskalischen
Ges. Isis in Dresden, 7Sf)5, — Abh. 5.
69
Jahres abzustatten. Sein Jahresgehalt ist auf 6000 Dollars, der jährliche
Etat für die Geological Survey anf 100000 Dollars festgesetzt. Alle
Sammlungen von Gesteinen, Mineralien, Bodenarten, Fossilien und anderen
Gegenständen der Naturgeschichte, der Archäologie und Ethnologie, auch
die aus den früheren grossen Surveys gewonnenen, sind in dem National -
Museum niederzulegen, das in dem grossen, stattlichen Gebäude der
Geological Survey geschaffen worden ist.
Die Publikationen der Geological Survey bestehen aus Annual Reports
of Operations, geologischen und ökonomischen Karten, welche die Hilfs-
quellen und Classificationen der Länder zeigen und Berichte über allge-
meine Geologie und Paläontologie enthalten. Alle Reports und speciellen
Memoiren werden in Quartformat gedruckt, und, wofern es dem Director
nöthig erscheint, theilweise auch in Octav.
Von jedem Bande sollen 3000 Exemplare veröffentlicht werden, welche
zum Tausch und Verkauf bestimmt sind.
Dem ersten Director der U. St. Geological Survey, Cläre nee King,
ist Major J. W. Po well schon 1879 gefolgt, dem auch unsere Dresdener
Bibliotheken eine so reiche Anzahl der werthvollsten Publikationen ver-
danken; seit 1894 ist Charles Doolittle Walcott Director des gross-
artigen Instituts.
Nach einer von Walcott hier gegebenen Uebersicht über die Arbeits-
periode der U. St. Geological Survey in den Jahren 1879—1894, worüber sich
schon der frühere Director J. W. Powell in seinen 14. und 15. Jahres-
berichten ausspricht, sind von der topographischen Abtheilung
608 650 Quadratmeilen vermessen worden, von denen 500 000 für geologische
Aufnahmen fertig sind, von geologischen Aufnahmen 100000 Quadrat-
meilen, von denen 60000 für den Gravirer bereit lagen, von speciell
geologischen und gemischten Untersuchungen lagen 15 grosse Jahres-
berichte, 122 Bulletins und 24 Monographien vor. Viele Tausende Ab-
drücke von topographischen und speciell geologischen Karten wurden
gefertigt und vertheilt und es wurde ein reiches und praktisches Aus-
stattungsmaterial beschafft, das für alle Zukunft einen sehr grossen
Werth hat.
In dem Plane für die nächste Zukunft liegt die Beendigung des hoch-
wichtigen topographischen Werkes namentlich in den Landstrichen von
hervorragend geologischer Wichtigkeit, und mit besonderer Rücksicht auf
die Kohlen- und Eisenregion in den Appalachians von Alabama bis Penn-
sylvanien; ferner die krystallinischen Areen der östlichen Appalachians
mit ihrem Gold, Korund, Glimmer u. s. w.; auf die Phosphatdistrikte von
Florida, welche Forschungen sich nach Georgia, Süd-Carolina und Tennessee
ausdehnen sollen; auf die mergelreichen Gegenden in New- Jersey, Delaware
und Virginia; die nordöstliche Abtheilung, deren Aufnahme in Massachusetts,
Connecticut und Vermont nahe vollendet ist; die Eisenregion am Lake
superior, deren Bearbeitung schon sehr weit vorgeschritten ist; auf die
Rocky mountains mit ihrem Gold- und Silberreichthum in Colorado, Utah,
Wyoming, Idaho und Montana. In dem pacifischen Gehänge sind die
Untersuchungen der Goldregion in Californien weit vorgeschritten; das
innere Südwesten und die grossen Ebenen von dem Rio Grande aus bis
zur britischen Grenze sollen bald folgen; die Erforschung der grossen
Periode des von Nord ausgeführten Inlandeises wird ununterbrochen
eifrigst betrieben.
70
Zur möglichsten Förderung des grossen Werkes sind von der Regierung
der Vereinigten Staaten die nöthigen Mittel in liberaler Weise in Aussicht
gestellt. Daneben aber nehmen die schätzbaren geologischen Aufnahmen
in einzelnen Staaten, wie Jowa, Ohio, Illinois, Missouri etc., ihren leb-
haften Fortgang.
In neuester Zeit hat man auch begonnen, eine nach allen Richtungen
hin ausgezeichnete topographische und geologische Karte der Vereinigten
Staaten unter dem Titel „Geological Atlas of the United States“, heraus-
gegeben von dem Departement des Innern, Washington, D. C., 1894 u. f.,
in das Lehen zu rufen. Hiervon liegen die ersten elf Foliohefte vor, die
wir der Güte des Directors Ch. D. Walcott als freundliche Gabe für
unser Königl. Mineralogisch-geologisches Museum verdanken. Die vorzüglich
bearbeiteten und ausgestatteten Kartenblätter sind in dem Maassstabe
von 1:62580, 1:125 000 und 1:250000 ausgeführt und von einem über-
sichtlichen Texte mit Erläuterungen, Profilen etc. begleitet.
Seit Erregung des wissenschaftlichen Lebens in Amerika durch Be-
gründung des „American Journal of Science“, das 1818 von Prof. Benjamin
Silliman in New-Haven, Conn., seit 1846 von Prof. James D wight
Dana und Prof. Benjamin Silliman j r. , später mit Edw. S. Dana
herausgegeben wurde und noch heute unter Leitung von Prof. Edward
S. Dana die Naturwissenschaften auf würdigste Weise vertritt*), haben
ausser dem berühmten Yale College in New-Haven auch verschiedene
andere Universitäten der Vereinigten Staaten mit ihren grossen Museen
auch die geologischen Forschungen sehr wesentlich gefördert. Hier sei
insbesondere das von Louis Agassiz begründete und noch jetzt von
Alexander Agassiz geleitete grossartige Museum of Comparativ
Zoology am Harvard College in Cambridge, Mass., genannt, es sei
auf die von dem unermüdlichen Staats -Geologen Professor James Hall
in Albany für das Natio nal-Museum des Staates New-York gesammelten
reichen Schätze hin gewiesen, auf die von O. C. Marsh in New-Haven und
von Professor E. D. Cope in Philadelphia genial entzifferten fossilen Wirbel-
thiere, auf die unschätzbaren Arbeiten über fossile Insekten Amerikas von
Samuel H. Scudder, ohne der zahllosen anderen werthvollen Arbeiten der
fleissigen amerikanischen Collegen über fossile Thiere und Pflanzen der
amerikanischen Vorwelt zu gedenken.
Sowohl ältere geologische Institute als auch die neubegründeten
geologischen Gesellschaften von Amerika sind in voller Thätigkeit zur
Förderung des gemeinschaftlichen Werkes für die umfassende Wissenschaft
Geologie mit ihren einzelnen Zweigen. Mit vielen dieser hervorragenden
Institute pflegen unsere Gesellschaft und andere Institute Dresdens schon
seit Jahrzehnten einen lebhaften Verkehr, welcher durch die wohlthuende
Thätigkeit der Smithsonian Institution in denkbarst liberaler Weise
vermittelt wird.
Unser Königl. Mineralogisches Museum in Dresden hatte den Vorzug,
den Altmeister der Wissenschaften in Amerika, Professor Benjamin
Silliman sen. in New-Haven im Juli 1851 in seinen Räumen zu be-
grüssen, und viele freundschaftliche Beziehungen verbinden seit jener Zeit
die Geologen der alten und neuen Welt.
*) Vergl. Nekrolog von James D wight Dana von E. S. Dana in American
Journ. of Science, Vol. XLIX, May 1895.
VI. Die Saude der Umgebung yon Dresden.
Von Dr. Robert Nessig.
Eines der geologischen Werkzeuge, welche nach der oberflächlichen
Erstarrung des Glutballes der Erde an deren Kruste gearbeitet haben,
ist das Wasser. Während sich über die chemische Wirksamkeit desselben
ein erst in der Neuzeit entstandener Theil der geologischen Wissenschaft
verbreitet, ist dessen mechanische Thätigkeit schon seit den ältesten
Zeiten bekannt, lange schon, ehe es eine geologische Wissenschaft als
solche gab.
Man sollte darum meinen, dass auf diesem Gebiete Alles klar sei.
Dem ist jedoch nicht so, wie ich im Folgenden zu überzeugen hoffe.
Die Thätigkeit des Wassers ist bekanntlich eine doppelte, eine zer-
störende, das feste Gestein zersetzende, und eine neubildende, neue Ge-
steinschichten schaffende. Beide Thätigk eiten im Verein beseitigen die
Unebenheiten der Erdoberfläche, so dass wir die Arbeit des Wassers kurz
als Nivelliren bezeichnen können. Das Wasser, welches als Regen oder
sonst in einer anderen Form aus der Atmosphäre auf die Erdoberfläche
gelangt, leitet im Verein mit Temperaturschwankungen die Verwitterung
der Felsarten ein, und nachdem auch chemische Kräfte mitgearbeitet
haben, fällt dem abfliessenden Wasser der Transport der Verwitterungs-
produkte von Berg zu Thal zu. Nun ist aber die transportirende Kraft
des Wassers bekanntlich abhängig von der Wassermenge und dem Ge-
fälle. Wir sehen bei grossen Regengüssen oder Wolkenbrüchen, oder zur
Zeit der Schneeschmelze ganz erhebliche Veränderungen auf den Höhen
der Gebirge sowohl, wie auch in den Thälern vor sich gehen. Der
mächtige Druck der steil abfliessenden Bergströme und Bäche vermag
umfangreiche Blöcke und Trümmer hinab ins Thal zu rollen, und in oft
kürzester Frist ist eine blühende Niederung zum öden Schuttfeld, ein mit
fruchtbarer Lehmdecke besetzter Bergrücken zum kahlen Felsgrat ge-
worden. Wir sehen in solchen Fällen, bei der Schnelligkeit, mit der
solche elementare Ereignisse einzutreten und vor sich zu gehen pflegen,
nur das Ende der Riesenarbeit, welche das fliessende Wasser verrichtete,
vor uns, zum Beobachten des Vorganges im Einzelnen ist meist weder
Zeit noch Gelegenheit. Es lässt sich vielleicht hinterher noch berechnen,
welcher Wasserdruck dazu gehört hat, diesen oder jenen Block von so
und so viel Kubikmeter Inhalt von der Höhe hinabzuschaffen ins Thal,
im Uebrigen aber flösst uns das Chaos der Verwüstung nur Grauen ein.
Beobachten wir weiter nach einer grossen Ueberschwemmung die Resultate
Ges. Isis in Dresden, 1895. — Abh. 6.
72
der transportirenden Kraft des Wassers, so sehen wir wohl Kies- und
Sandmassen auf Wiesen- und Felder geschlämmt, sehen tiefe Löcher und
Furchen in den weichen Boden gewühlt, gepflasterte Uferränder und
Strassen aufgerissen, Brückenpfeiler unterwaschen, aber die Arbeit des
Wassers selbst in der Tiefe hat Niemand gesehen, die schlammigen Fluthen
decken Alles zu, und wir sind darauf angewiesen uns irgend eine Vor-
stellung von dem Spiel der Kräfte zu machen, ohne ihre Richtigkeit
controlliren zu können.
Angeregt durch die zu einem besonderen Zwecke vorgenommene
Untersuchung der im Dresdner Elbthalkessel sowohl, als auch auf der
Lausitzer Hochfläche abgelagerten Sande, von denen die geologische
Landesuntersuchung im Allgemeinen Haidesande, Thalsande und Flusssande
unterscheidet, und über welche ich später zu berichten haben werde, be-
gann ich eine grosse Zahl aus verschiedenen Strömen und Flüssen be-
zogener Flusssande bezüglich ihrer Beschaffenheit mit dem Elbsande zu
vergleichen, so dass ungefähr 50 Proben zur gründlichen Durchsicht ge-
kommen sind. Die Methode war die denkbar einfachste. Die Sandprobe
wurde zunächst gründlich mit Wasser geschüttelt, die feine Flusstrübe
ausgewaschen, dann filtrirt und getrocknet. Nach dem Trocknen wurde
die Probe durch ein Sieb geschlagen, dessen Maschenweite 1 qmm betrug.
Die gewählte Maschenweite war zunächst eine zufällige, erwies sich aber,
wie wir später sehen werden, als sehr praktisch. Siebrückstand und ge-
siebter Tlieil wurden hierauf mit einem kräftigen Magneten auf das Vor-
handensein von Magneteisen geprüft und dann die Durchmusterung mit
der Lupe vorgenommen. Dabei stellte sich nun die überraschende und
mir vollständig unerwartete Thatsache heraus, dass in dem gesiebten
Tlieile der Elbsande, dessen Korngrösse also hier bis 1 qmm reicht, sich
eine grosse Zahl splitteriger, nicht im geringsten gerundeter Quarze mit
noch fettglänzenden Bruchflächen befanden. Im Siebriickstande wurden
neben dem gröberen, gerundeten Material gleichfalls vereinzelte Splitter
erkennbar. Jede weitere Probe, wo immer auch dem Strome entnommen,
zeigte dieselben Verhältnisse. Zum Vergleich wurden nun, wie oben er-
wähnt, Sandproben aus der Oder, dem Rhein, der Donau, der Mulde,
Saale, Elster u. s. w. herangezogen und überall bestätigt gefunden, dass
die Flusssande mit 1 mm und geringerer Korngrösse zahlreiche, splitterige,
durch das fliessende Wasser unveränderte Bestandteile, namentlich
Quarze enthalten. Die aus kleinen Flüssen und Bächen, namentlich aus
solchen, welche krystallinische Gesteine oder den erzgebirgischen Schiefer-
flügel durchfliessen, entnommenen Proben zeigten die Splitter meist vor-
herrschend oder fast ausschliesslich den Sand bildend. Als Beispiele
Hessen sich anführen der Sand aus der Röder bei Radeberg, aus der
Weisseritz bei Edle Krone, aus dem Bober bei Bunzlau, aus dem Queiss
bei Lauban u. s. w.
Anders liegen die Verhältnisse, wenn ein Wasserlauf durch sandige
Sedimente, wie den auf dem Lausitzer Plateau abgesetzten Haidesand,
der, wie schon hier erwähnt werden mag, aus lauter wohl gerundeten
Körnern besteht, sich den Weg gebahnt hat. Da finden wir neben den
Quarzsplittern, die aus krystallinischen Gesteinen, hier dem Lausitzer
Granit, stammen, die vollkommen abgerollten Körner dieses Haidesandes.
Als Beispiel diene der Sand der Lockwitz im Stechgrunde. Der Sand der
Polenz enthält neben ganz vereinzelten Quarzsplittern fast nur kanten-
gerundete Quarze, die aus zerstörtem Elbsandstein stammen, und der
Sand der Wesenitz am Eingänge des Liebethaler Grundes beweist, dass
der Bach ein Granitgebiet und ein Sandsteingebiet durchfliesst, denn
neben den Quarzsplittern und eckigen Granitbrocken erscheinen die
charakteristischen, später noch näher zu beschreibenden, meist kanten-
gerundeten Quarze des Quadersandsteines.
Nach diesen Beobachtungen stand also fest, dass im strömenden
Wasser die Sande unter 1 mm Korngrösse im Allgemeinen schlecht ge-
rundet, namentlich aber reich an splitterigen Fragmenten von Quarz und
seltener Feldspath sind. Nun machte ich mich daran, zu ergründen, worin
diese eigenartige Erscheinung ihre Ursache hat. Die Frage konnte nur
gelöst werden durch directe Beobachtung des Sandtransportes im Strome.
Dass dieses nicht ohne weiteres möglich, oder doch nur auf Umwegen
zu erreichen war, sah ich bald ein und beschloss daher, die Beobachtungen
zunächst an einem schnell und kräftig fliessenden, wenig tiefen Gewässer
zu beginnen. Als geeignet erwiesen sich die Priessnitz und zum Theil der
Eisenbornbach. Stundenlang habe ich mit dem Opernglas das leise,
zierliche Spiel der Wasser und Sandkörner beobachtet und gar bald
herausgefunden, dass die kleinen Sandkörner vom Wasser gar nicht ge-
rollt, sondern ausgehoben und getragen werden. Da blitzte ein hell-
glänzendes Quarzkörnchen im Sonnenscheine auf! Schnell wurde ein
Holzstückchen in das Wasser geworfen, und fast ebenso schnell, wie das
Hölzchen abschwamm, wurde das Körnchen von der Strömung mit fort-
genommen. Dass sich solche, vom Wasser ausgehobene Sandbestandtheile
gar nicht oder nur nach ausserordentlich langem Transport erst abrunden,
wenn sie als Splitter in die Strömung gelangen, ist bei dem relativ
elastischen Medium des Wassers nur zu begreiflich.
Soweit war ich mit meinen Studien gekommen, als der III. Band von
Zirkel’s Petrographie"') erschien. Darin wurde auf Daubree’s Be-
obachtungen an Flusssanden hingewiesen, die sich darin zusammenfassen
lassen, dass alle unter 0,1 mm grossen Bestandtheile der Sande splitterig
bleiben, also keine Abrundung erfahren.
Daubree’s Untersuchungen erstrecken sich augenscheinlich nur auf
eine beschränkte Zahl von Wasserläufen. Zu seiner Ansicht habe ich vor
Allem hinzuzufügen, dass mir die Feststellung einer Grenze, bis zu welcher
das Quarzkorn splitterig bleibt, u-nthunlich erscheint, denn die Grenze
wird sich verschieben mit dem Wasserdruck und dem Gefälle des trans-
portirenden Wasserlaufes. Bei starker Strömung werden eben noch
grössere als 0,1 mm im Durchmesser haltende Bestandtheile ausgehoben
und so als splitterige Fragmente erhalten.
Ehe ich weiter auf den Absatz der sandigen Sedimente im Flussbett
eingehe, seien hier einige Betrachtungen des grobsandigen oder kiesigen
Materials, welches vom Wasser transportirt wird, eingeschaltet. Da ist
zunächst darauf hinzuweisen, dass die groben Gesteinsbruchstücke in ver-
hältnissmässig kurzer Zelt, je nach der Härte der Gesteine, kanten-
bestossen, dann kantengerundet und schliesslich zum vollkommenen Geröll
oder Geschiebe deformirt werden. Am besten kann man dies erkennen
an zufällig in den Strom gelangten Schlacken, Ziegelstücken, Glasscherben,
*) F. Zirkel, Lehrbuch der Petrographie. Leipzig 1894, III, S. 715, 73H, 739.
Vergl. auch Section Meissen der geol. Specialkarte des Kgr. Sachsen, S. 124.
/
Kohlen-, ja selbst Holzstücken, die in kurzer Zeit scharfe Kanten ver-
loren und eine gerundete Oberfläche angenommen haben. Die Art, wie
dies geschieht, ist auch noch nicht in jeder Beziehung klar, nur soviel
konnte ich ermitteln, dass ein Abschleifen der Fragmente aneinander
nicht in dem Sinne erfolgt, dass die Stücke scheuernd übereinander hin-
gleiten, sondern dass die Bewegung mehr ein fortgesetztes Stossen, mit
tlieilweiser Schaukelbewegung der Geschiebe ist, wodurch die Kanten
zunächst abgestumpft, die Unebenheiten beseitigt und sonach die Ober-
fläche geglättet wird. Als Beweis dient das untere binde eines Glas-
stopfens, der aus dem Baggersande der Elbe stammt und der deutlich
die Spuren der Stösse anderer Gerolle aufweist. Auch ein Glasstück,
welches als scharfkantiger Scherben in einer Trommel, die mit Wasser
und anderen Gerollen gefüllt war, ca. vier Wochen zeitweise geschüttelt
wurde, zeigt die Wirkungen der Stösse deutlich. Weiter ist noch hinzu-
zufügen, dass Gesteine mit porphyrischen Feldspathen, wie manche
Granite und Granitporphyre, ferner Basalte mit grossen porphyrischen
Augiten deutlich zeigen, dass die betreffenden Mineralien keine glatt ge-
schliffene Oberfläche haben, sondern dass sich unter den erlittenen
Stössen die Spaltbarkeit geltend machte und so die betreffenden Krystalle
deutliche Spaltungsflächen zeigen.")
Ueberhaupt wird die Oberfläche der Gerolle und Geschiebe selbst
bei verschiedenen Arten des gleichen Gesteines ganz verschieden her-
gerichtet. An Basaltgeschieben kann man das ganz besonders studiren.
Auch die Härte der Felsart spielt bei der Abrundung natürlich eine
Hauptrolle. So werden Quarzadern oder Schnüre im rothliegenden Sand-
stein förmlich lierausmodellirt, Quarzgerölle in feinerem Gestein fast frei-
gelegt u. s. w. Eine Beobachtung über den Transport der Gerolle im
Kiesbette des Stromes will ich noch anführen.
Nach dem Hochwasser im Frühjahr 1895, während dessen die Priess-
nitz weit bachaufwärts aufgestaut gewesen war, war der Schuttkegel, den
der Bach vorgetrieben hatte, etwa schon 100 Schritt vor der Mündung in
die Elbe zu Ende, die Sandmassen waren in schönen Wellenfurchen
modellirt und am 21. April die Strömung so beschaffen, dass sie am
Ende des Schuttkegels im Bachlaufe aufhörte, da dann die Stauung von
der Elbe her bei einem Wasserstande von 32 cm über Null wirkte. Es
wurden nun auf dieser Sandunterlage folgende Versuche angestellt.
Kubische, eckige Ziegelstücken, deren rothe Farbe eine leichte Beobachtung
ermöglichte, wurden in die Strömung gebracht. Sofort begann das
fliessende Wasser sie wegzurollen und zwar sie immer um eine Achse
drehend, wie ein Fass fortgerollt wird. Auf der schiefen Ebene eines Sand-
wellenberges wurden sie auch vielfach geschoben. Vor hohen Wellen-
bergen im entsprechend tiefen Wellenthal blieben diese Stücke vielfach
liegen, und sofort begann dann hinter ihnen in der Strömungsrichtung
ein Sandwirbel, der einen langgezogenen Sandrücken schuf. Allmählig
versandete dann das ganze Stück.*) **) Plattenförmige Stücke wurden beim
*) Eine Beobachtung, die Herr Ingenieur H. Engelhardt hei Pontonierübungen
auf dem Rhein machte, verdient hier erwähnt zu werden. Man hörte daselbst auf dem
Strome deutlich ein eigenartiges Geräusch, welches aus dem Grunde der Wasser kam
und nach Aussage der Schiffer von Geröllbewegungen auf der Stromsohle herrührte.
**) Vergl. damit die Erscheinung, dass hinter Brückenpfeilern in der Stromrichtung
sich sehr gewöhnlich Sandbänke bilden.
75
Transport gewendet, seltener geschoben. Die Bewegung beim Wenden
war aber keine stetige, sondern mehr eine ruckweise. Weitere Be-
obachtungen dieser Art, zum Theil mit dem Opernglas gemacht, Hessen
Folgendes erkennen. Der leicht bewegliche Sand wird in der Regel in quer
zur Strömungsrichtung ziehenden Wellenfurchen abgesetzt. Wenn nun
gröbere Körner oder Gerolle vom Wasser herbeigeschafft werden, so
bleiben sie vielfach in den Wellenthälern liegen, da dort, im todten Winkel,
der Wasserdruck nachlässt, so dass sich zwischen den feinsandigen Wellen-
bergen das Wellenthal allmählig mit gröberem Materiale füllt. Ist die
Vertiefung ausgefüllt, so streicht wieder der feine Sand darüber hin und
deckt bald die gröberen Nester zu. In kurzer Zeit bilden sich neue
Wellenfurchen, und das Hinabrollen von gröberem Material ins Wellen-
thal beginnt von neuem. Bilden sich hinter gröberen Geschieben lange
Sandrücken, so sammelt sich das gröbere Material in den in der
Strömungsrichtung dahinziehenden Vertiefungen an. Es lässt sich so,
wenn man die Verhältnisse aufs Grosse überträgt und dabei die wechseln-
den Wasserm engen im Frühjahr, Sommer und Herbst in Rechnung zieht,
der häufige Wechsel sandiger und kiesiger Lagen, vielleicht auch die
discordante Parallelstruktur der sandigen Sedimente erklären.
Die bisher erörterten Verhältnisse gelten, wie ausdrücklich hervor-
gehoben werden muss, nur für die recenten Kiese und Sande des Elb-
stromes. Nun wird aber ein grosser Theil der Elbthalweitung bekannt-
lich eingenommen von den Absätzen des Stromes in früheren Perioden,
von den sogenannten Thalsand en. In grösseren Massen abgelagert
findet sich dieser Thalsand auf dem links der Elbe liegenden Gebiete in
einem bei Zschieren schmal beginnenden, über Laubegast nach Dresden-
Altstadt sich ziehenden und verbreiternden Streifen. Dann lagern die
Thalsande weiter rechts der Elbe vom Waldschlösschen über den Alaun-
platz nach Trachenberge, Kaditz, Radebeul, Serkowitz, Kötzschenbroda
bis zum Spaargebirge. Vielfach sind diese Thalsandmassen von lehmigem
Thalsand oder Thallehm überlagert, immer aber erweisen sich dieselben
durch Führung böhmischer Basalte und Phonolithe, von Elbsandstein-
geschieben u. s. w. als Absätze der Elbe zu einer Zeit, wo sie entweder
als breiterer Strom das Elbthal durchfloss, oder wo sie durch Ver-
sandung ihres Bettes zu vielfachen Verlegungen desselben genötliigt wurde.
Diese Verdrückungen des Wasserlaufes gingen besonders von Nebenflüssen
aus. So verdankt bekanntlich die Dresdner Elbschlinge ihre Entstehung
den beiden Zuflüssen der Weisseritz und der Priessnitz. Die Weisseritz
schuf das heutige Gehege und die Priessnitz den Boden, auf dem heute
Neu- und Antonstadt steht.
In Section Dresden (Seite 84) wird über den Thalsand gesagt, er
bestehe aus stumpfeckigen, theilweise auch aus wohlgerundeten Quarz-
körnern, während Feldspathbröckchen und Glimmerschüppchen nur eine
untergeordnete Rolle spielen. Dem habe ich nach sorgfältiger Unter-
suchung von 23 Thalsandproben aus dem Gebiet hinzuzufügen, dass der
Thalsand allerdings eine etwas vollkommenere Rundung seiner Bestandteile
erkennen lässt, dass aber Splitter in ihm ebenfalls, wenn auch etwas
weniger reichlich als im Flusssande, vorhanden sind. Am ärmsten an
solchen sind noch die Thalsande, die am Fusse des Haideplateaus lagern,
und in denen sich nachweislich grosse Mengen von Haidesand einge-
schwemmt finden. Die zahlreichen Brocken und Grusstheile von Lausitzer
76
Granit, die ich bei Aufschlüssen und Grundgrabungen im Thalsand in der
Schnitzer, Alaun-, Hospital-, Glacis-, Camenzer, Schönefelder Strasse u. s.w.
fand, weisen neben zahlreichen, wohl gerundeten Haidesandkörnern auf
das sandüberschüttete Granitplateau der Haide hin.
Warum sind nun die Thalsande im Allgemeinen besser gerundet und
ärmer an Splitterquarzen, als die Flusssande? Ich weiss nur eine Antwort
zu geben, und diese lautet: Hie Thalsande sind viel länger als unsere
recenten Flusssande im strömenden Wasser bewegt, wohl auch Ablagerungen
derselben wieder aufgearbeitet worden, so dass die Rundung der Körner
sich vervollkommnte und Splitter seltener wurden.
Das dritte, weitverbreitete Sandvorkommen im Gebiet ist der Haide-
sand. Bereits von v. Gutbier*) einer sehr gründlichen Untersuchung
unterzogen, wird er in Section Dresden (Seite 67) bezeichnet als ein
gleichmässig feinkörniger Quarzsand mit reichlicher Feldspathführung und
Glimmerblättchen, dessen fast stets gerundete Gemengtheile von ver-
wittertem Sandstein der Kreideformation und von Feldspathsteinen her-
rühren, besonders vom Lausitzer Granit. Dieser meist hellgelbe, aber
auch fast weisse Haidesand bildet eine breitere oder schmälere Terrasse,
welche das schroff nach dem Elbthal abfallende Lausitzer Plateau von
Pillnitz bis zu den Trachenbergen begleitet, er findet sich aber auch auf
der Hochfläche selbst, namentlich in den Depressionen und Thalgründen
mehr oder minder hoch aufgeschüttet. Er zeigt allerorten ausgezeichnete
Schichtung, die nur den obersten Lagen bis etwa 1 m Tiefe fehlt. Ausser-
ordentlich oft ist früher, als das Sandgebiet noch der schützenden Pflanzen-
decke entbehrte, stellenweise auch noch heute, der leicht bewegliche Sand
von den herrschenden Westwinden zu langgestreckten Dünen zusammen-
gefegt und dann als Dünensand von der Landesuntersuchung kartirt
worden.
Die Untersuchung der Haidesande bot ausserordentlich viel des
Interessanten. Der Haidesand hat meist eine lichtgelbe Farbe, local, z. B.
am Süd- und Ostabhange des Wolfshügels; am Pillnitz-Moritzburger Wege,
sowie im Bereiche des Eisenborngrundes ist derselbe jedoch dunkelroth-
braun durch starken Eisenschuss gefärbt. Auch fast weisse Haidesande
kommen vor, so z. B. am rechten Quellflüsschen des Eisenbornbaches
hinter Theresens Ruhe. Weiter mag erwähnt werden, dass der Haidesand
einen sehr wechselnden Gehalt von Magneteisen aufweist, ein Umstand,
der darum besondere Beachtung verdient, weil dieses Magneteisen nur
aus verwitterten Feklspathgesteinen stammen kann, denn alle zum Vergleich
herangezogenen Verwitterungssande des Quadersandsteines enthielten ent-
weder gar kein Magneteisen oder nur Spuren desselben. Ferner enthält
der Haidesand Feldspathkörner, auch Granitkörner sehr gewöhnlich, zum
Theil völlig gerundet, aber auch als grussige Brocken, im Syenitgebiete
auch Syenitbröckchen. Beim „letzten Heller“ gelang es mir, im Haide-
sande sogar Plänerkörner neben Braunkohlenquarzitfragmenten nachzu-
weisen. Die Plänerbruchstücke stammen sicher aus der daselbst einst in
grösserer Ausdehnung vorhanden gewesenen Plänerbedeckung. Sehr ge-
wöhnlich sind nun in den ausgezeichnet geschichteten Haidesanden Lagen
oder Nester, auch vereinzelte, meist eckige Stücke von Lausitzer Granit.
Einen prächtigen Aufschluss in diesen in grosser Mächtigkeit auf-
*) A. v. G ut bi er, Die Sandformen der Dresdner Haide. 1865.
77
geschlossenen Haidesanden mit eingelagerten Granitfragmenten gewährte der
Tunnelbau der Loschwitzer Drahtseilbahn. Am 10. Januar 1895 war der
Burgberg in einem Anschnitt von etwa 10 m Höhe abgegraben. In den
Sanden lagen nun etwa in halber Höhe viel Schmitzen und Lagen dicht
aufeinander gepackter Granitstücken, darunter auch einzelne Gerolle von
Kieselschiefer, Hornstein und Braunkohlenquarzit. Der Gehalt an Glimmer
ist im Haidesand auch ein wechselnder. Noch bleibt zu erwähnen, dass
bei Anlage der Prinzess -Louisa- Strasse in Loschwitz im Haidesande ein
apfelgrosses böhmisches Basaltgeschiebe nebst mehreren kleineren gefunden
wurde, und bei einer Grundgrabung am Stadtweg 47 b in etwa 2 m Tiefe
ein vererztes Braunkohlenholz aus Böhmen. Alle diese Funde weisen, wie
schon hier erwähnt werden mag, auf den wässerigen Absatz der Haidesande
hin, und zwar durch die Elbe der Diluvialzeit.
Was nun die Rundung der Körner des Haidesandes anbetrifft, so ist
sie durchgehends eine ausgezeichnete. So viel und oft auch Haidesande
aus allen Gegenden des Gebietes zur Untersuchung gelangten (ca. 41 Proben),
nirgends und nie gab es Splitterquarze, nur grussige Feldspath- und Granit-
oder Syenitbröckchen aus dem Untergründe waren zu entdecken. Zu dieser
durchgehends ganz vorzüglichen Rundung der Haidesandkörner kommt
noch der Umstand, dass namentlich die hirsekorngrossen bis erbsengrossen
Bestandtheile eine ganz eigenartig matte Oberflächenbeschaffenheit zeigen.
Bekanntlich hat schon v. Gutbier die intensive Betheiligung des Windes
bei der Ablagerung oder wohl richtiger Umlagerung des Haidesandes in
Anspruch genommen, es kann sich diese aber doch nur auf die oberen
Lagen erstreckt haben, denn der z. B. beim Waldschlösschen 33 m hoch
aufgeschüttete Sand der Haidesandterrasse ist aus schon oben citirten
Gründen sicher ein Sediment des diluvialen Vorläufers des Elbstromes.
Die vom Sandgebläse der Weststürme früher aufgewehten Sandmassen
haben auch die eigenartigen Kantengeschiebe der Haidedünen zugeschliffen.
Besonders interessant ist ein Aufschluss in der Südostecke des Kaditzer
Tännichts. Dort lagert in den Kiesgruben von Clemen und von Jähnichen
unter unzweifelhaftem Haidesand ein gröberes Material, welches die Landes-
untersuchung als kiesigen Haidesand bezeichnet. Hier waltet sicher ein
Irrthum ob. Der Haidesand ist ein typischer, mit lauter gut gerundeten
Körnern, ohne eine Spur von Splittern, das gröbere Material, welches
darunter lagert, ist echter Thalsand mit Basalt-, Phonolith-, Sandstein-
geschieben und vor Allem mit Splitterquarzen. Derselbe Thalsand ist
aufgeschlossen in zwei neu angelegten Kiesgruben von Schäfer an der
Strasse von Kaditz nach Radebeul, die zur Zeit der geologischen Aufnahme
noch nicht bestanden. Noch ist zu bemerken, dass die Auflagerungsfläche
des Haidesandes im Niveau der weiten Thallehmebene liegt, die sich von
Pieschen bis zu den Trachenbergen nach Radebeul hin erstreckt. Weiter
ist von Bedeutung, dass auch ein Farbenunterschied zwischen dem kiesigen
Thalsand und dem echten Haidesand obwaltet und dass der Thalsand
eine selten schöne diskordante Parallelstruktur zeigt.
Fassen wir unsere Betrachtungen zusammen, so ist das Korn der
Haidesande sehr gut gerundet und er selbst frei von Splittern, der Thal-
sand ist mittelmässig gerundet und enthält Quarzsplitter, der Flusssand
ist schlecht gerundet und reich an Splittern. Hierzu sei noch bemerkt,
dass die Prüfung von etwa einem Dutzend Sandproben der Nord- und
Ostseeküste in allen diesen Sanden das Vorhandensein von Quarzsplittern
78
ergab. Besonders schon zeigte dies eine Probe vom nördlichen Strande
von Bornholm.
In letzter Linie erstreckten sich meine Studien auf die Bestandtheile
aller drei Sandarten des Elbthales und namentlich auf die charakteristischen,
allen gemeinsamen Mineralien. Und da ist es mir denn zunächst gelungen,
eine besondere Art von Quarzkörnern von rothbrauner bis rosenrother
Farbe und solche von gelblicher Farbe *), nicht nur im Thal-, Haide- und
Flusssand, sondern auch in vielen grobkörnigen Quadersandsteinen der
sächsischen Schweiz nachzuweisen. Es unterliegt sonach keinem Zweifel,
dass die so auffälligen Quarzkörner, die wir in allen drei Sandarten
finden, aus dem Quader stammen. Im Haidesande finden wir sie am
besten gerundet — das sind die ältesten Körner dieser Art — im Thal-
sand sind sie wie im jüngeren Flusssand alle mindestens kantengerundet,
da sie schon im Quadersaudstein selbst als gerundete Körner eingebettet
lagen. Viele Verwitterungssande des Sandsteingebietes von zwölf ver-
schiedenen Orten und ungezählte Sandsteinblöcke an den Ausladeplätzen
des Stromes haben mir dieselben charakteristischen rothen und gelben
Quarze geliefert, die in den Sanden so auffällig sind, ein Beweis dafür,
dass grosse Mengen der sandigen Bestandtheile aus dem zerstörten Sand-
steingebiet bezogen worden sind. Die grauen und weissen Quarze des
Haidesandes müssen zum Theil auf krystallinische Gesteine zurückgeführt
werden, so die rauchgrauen namentlich auf den Lausitzer Granit.
*) Vergl. Section Kötzschenbroda, Seite 54.
VII. Die Bedeutung der Vegetation für die Selbst
reinigung der Flüsse.
Von Dr. B. Schorler.
Kanalisation oder Abfuhr? Rieselfelder oder Schwemmsystem? Das
sind Fragen, die heutigen Tages in jeder grösseren Gemeindevertretung
erörtert werden, und jedes dieser Verfahren findet seine eifrigen Verfechter.
Offenbar wäre es für eine an einem Flusse gelegene Stadt das Einfachste
und Bequemste, ihren Unrath los zu werden, wenn derselbe in den Fluss
geleitet würde. Leider hat auch dieses einfache Verfahren einen grossen
Nachtheil, und der besteht in der Verunreinigung des Flusses, welche für
die Anwohner flussabwärts schwere Schädigungen im Gefolge haben kann.
Aber trotzdem hat dieses System recht zahlreiche Anhänger. Man hat
nämlich beobachtet, dass die Verunreinigungen, genau wie die Trübungen
des Flusswassers nach einem heftigen Gewitterregen, nach kürzerer oder
längerer Zeit wieder vollständig verschwinden. Man sagt, der Fluss reinigt
sich selbst. Eine solche Selbstreinigung ist bei den verschiedenen Flüssen
nach ganz verschieden langem Lauf beendet. In dem durch Frankfurt
stark verunreinigten Main kann in Orten, die weiter als 3 km mainab wärts
gelegen sind, keine Spur von Verunreinigung mehr wahrgenommen werden;
das schmutzige Isarwasser ist 7 km unterhalb München wieder so voll-
ständig rein, „dass nichts mehr zu sehen, zu riechen oder zu schmecken,
auch nichts mehr chemisch oder bakteriologisch von Stoffen nachzu-
weisen ist, was berechtigte, von einer Flussverunreinigung zu sprechen“;
die durch Köln bewirkte Verunreinigung des Rh ein wassers ist wenige
Meilen stromabwärts nicht mehr bemerkbar und die durch Paris früher
arg verpestete Seine endlich führte bei Meulan wieder reines genuss-
fähiges Wasser. Die Selbstreinigung dieser Flüsse ist also eine fest-
stehende Thatsache.
Fragen wir uns nun nach den Ursachen dieses Reinigungsproeesses,
so kommen eine ganze Reihe mitwirkender Kräfte in Betracht. Zunächst
möchte man an die gleichen Vorgänge denken, welche die Trübungen des
Flusswassers namentlich nach heftigem Gewitterregen beseitigen, an Nieder-
schlag oder Sedimentirung. Aber gerade diese Sedimentirung ist nicht
im Stande, irgendwie reinigend zu wirken. Es ist etwas ganz anderes,
ob sich die anorganischen im Wasser schwebenden Theilchen der Regen-
trübungen niederschlagen, oder die organischen Massen der Ver-
ses, Isis in Dresden, 1805. ■ — Abh, 7. '
80
unreinigungen, welche auch nach dem Niederschlag zum Faulen leicht
geneigt sind und dann dem Flusse den Stempel dauernder Verunreinigung
aufdrücken. Gerade diejenigen Flüsse, deren träge fliessendes Wasser
den Schmutztheilchen sich niederzuschlagen gestattet, erscheinen am
stärksten verunreinigt, so die Themse bei London und ehemals die Seine
hei Paris, während die rasch strömende Tiber, die schon seit Tarquinius
Priscus, also seit mehr als 2000 Jahren, den ganzen Unrath der Stadt
Kom aufnimmt, keine organischen Sedimente zeigt, ebenso die Isar unter-
halb München, welche eine Geschwindigkeit von durchschnittlich 120 cm
in der Sekunde hat. Bei grösseren Flüssen ist die bedeutendere Wasser-
menge vielfach der Sedimentirung hinderlich. Es ist schon vor Jahren
von Pettenkofer (dessen Darstellung der beregten Verhältnisse auf der
Naturforscherversammlung zu Halle 1891 ich im Wesentlichen hier folge)
der Satz aufgestellt worden, dass jeder Fluss sich selbst zu reinigen vermag,
„wenn dessen Wassermenge beim niedersten Wasserstande mindestens das
Fünfzehnfache von der durchschnittlichen Menge des Sielwassers bei
trockenem Wetter beträgt, und wenn die Geschwindigkeit des Flusses
keine wesentlich geringere als die des Wassers in den Sielen ist“. Es
ist ferner zu beachten, dass durch Sedimentirung wohl die festen Theilchen
aus dem Wasser entfernt werden könnten (wie das z. B. in den Klärbassins
geschieht), nie aber die im Wasser gelösten Stoffe und die freischwimmen-
den Bakterien.
Wenn also die Sedimentirung bei dem Selbstreinigungsprocess der
Gewässer nicht in Anschlag zu bringen ist, so müssen wir uns nach
anderen Ursachen umsehen, und da stossen wir auf chemisch wirkende
und biologische Kräfte. Die ersteren bestehen der Hauptsache nach in
Oxydationen. Wichtig sind hierfür Untersuchungen, die man an der Seine
und Isar angestellt hat. In dem durch die Cloaken verunreinigten Seine-
wasser in und unterhalb Paris fehlt der Sauerstoff vollständig, er ergänzt
sich dann allmählig und ist erst bei Meulan wieder normal. Das Isar-
wasser zeigt oberhalb München im Liter 6,4 ccm Sauerstoff, nach Ein-
mündung der Schleussenabwässer dagegen 3,o — 3,2 ccm, aber schon 5 km
weiter flussabwärts wieder 6,4 ccm. Der Sauerstoff tritt entweder direct
oxydirend auf, namentlich den gelösten organischen Stoffen gegenüber,
die dadurch vergast werden, oder er wird verbraucht durch Oxydation
von Wasserstoff und Schwefelwasserstoff, die bei der Fäulniss erzeugt
werden, und von denen namentlich der letztere für pflanzliches und
thierisches Leben giftig wirkt. Die Hauptmasse des Sauerstoffes aber
wird verbraucht durch den Athmungsprocess von Mikroorganismen, welche
in dem mit gelösten organischen Stoffen reichlich angefüllten Wasser sehr
günstige Existenzbedingungen finden. Damit kommen wir zur dritten
Gruppe von reinigenden Kräften, zu den biologischen.
Wir wissen seit den Untersuchungen Pasteur’s, dass die Fäulniss nicht
durch physikalische und chemische Kräfte entsteht, sondern allein durch
den Lebensprocess niederer Wesen, der Fäulnissbakterien. Diese nehmen
Sauerstoff auf, verzehren die gelösten organischen Stoffe, die entweder
zum Aufbau ihres Körpers benutzt oder als Wärme- und Kraftbildner
verathmet werden, und scheiden endlich Kohlensäure und Wasser ab.
Auch die Entwickelung von Sumpfgas ist der Thätigkeit der Fäulniss-
bakterien zuzuschreiben. Dass diese Wasserbakterien durch ihren Lebens-
process eine reinigende WTrkung auf das Wasser ausüben, sehen wir am
81
deutlichsten an den Sandfiltern. Bei der Untersuchung der Filter der
Berliner Wasserwerke hat man in den oberen 10—12 cm mächtigen Kies-
und Sandschichten dieselben zu Milliarden beobachtet, auch weiss man,
dass neue Filter, denen diese Wasserbakterien noch fehlen, im Anfang
nicht so gründlich das Wasser zu reinigen vermögen. Nach der Meinung
Pettenkofer’s sollen diese Wasserbakterien auch sehr rasch mit den in das
Wasser gelangenden pathogenen Bakterien, z. B. Typhusbacillen und ähn-
lichen aufräumen. Die Wasserbakterien selbst können dann höheren Lebe-
wesen zur Nahrung dienen, denn auch solche leben in dem verunreinigten
Wasser, namentlich Amöben, Infusorien, Flagellaten, Rotatorien, Würmer,
Krebsthiere und eventuell auch Fische, die auch durch das Verzehren
der organischen festen Stoffe bei dem Selbstreinigungsprocess eine Rolle
spielen. Die Hauptrolle aber bei der Reinigung der Flüsse von organischen
Stoffen und namentlich von sogenannten Fäkalien spielt, nach der Ansicht
Pettenkofer’s, die Flussvegetation. Die Wirkungsweise derselben kann eine
doppelte sein. Wir haben oben gesehen, welch’ wichtige Aufgabe der
Sauerstoff, theils als Oxydationsmittel, theils als Lebensluft für die Wasser-
bakterien in dem verunreinigten Flusse hat. Die Ergänzung desselben
geschieht zwar allmählig durch Aufnahme aus der Luft, sie wird aber
unzweifelhaft beschleunigt durch die Assimilation der chlorophyllführenden
Wasserpflanzen, welche den freiwerdenden Sauerstoff direct in das Wasser
aussclieiden. Mit dieser wichtigen Thätigkeit als Sauerstofflieferanten
scheint aber die Wirkung der Wasserpflanzen noch keineswegs erschöpft
zu sein. Wenigstens ein Theil von ihnen ist wahrscheinlich im Stande,
auch organische Stoffe aufzunehmen. Es sind ja seit lange eine grosse
Anzahl höherer und niederer Pflanzen bekannt, und zwar chlorophyllfreie
und chlorophyllführende, welche die Fähigkeit organischer Nahrungs-
aufnahme besitzen. Kerner widmet dieser interessanten Gruppe von
Pflanzen in seinem Pflanzenleben ein längeres Kapitel. Neben den eigent-
lichen Schmarotzerpflanzen, den Pilzen, Cuscutci- Arten, den Santalaceen
und Rhinanthaceen, der Schuppenwurz und den Orobanchen, der Mistel
und anderen werden in dieser Zusammenstellung die sogenannten fleisch-
fressenden Pflanzen und die „Verwesungspflanzen“ aufgezählt. Unter den
letzteren, die entweder im verunreinigten Wasser oder auf der Borke der
Bäume, an Felsen oder im Humus der Wälder etc. leben, finden wir Algen,
Pilze, Moose, Bärlappe und Farne, Aroideen und Orchideen vertreten.
Uns interessiren hier besonders die Wasserbewohner: In der Jauche der
Düngerstätten und in den urinhaltigen Pfützen an den Viehställen und
anderwärts kommen oft kleine grüne Euglenen vor, „die sich hier so
massenhaft vermehren, dass die Flüssigkeit binnen wenigen Tagen nicht mehr
braun, sondern grün erscheint. Der von stinkender Flüssigkeit überrieselte
Schlamm an den Mündungen der Cloaken und Abzugsgräben ist über-
sponnen von dem grünen Hormidium murale und der lebhaft schwingenden,
dunkelen Oscillaria limosa , und vor Allem macht sich hier die räthselhafte
Beggiatoa versatilis breit, welche aus der schleimig-häutigen, weisslichen
Grundmasse lange, schwingende Fäden aussendet, die nach Sonnenunter-
gang hervorkriechen, um dann bis zum nächsten Tage in unzählige
Stäbchenbakterien zu zerfallen.“ Wird nun bei diesen Arten auch vielfach
nur aus dem Standort auf die Aufnahme von organischer Nahrung ge-
schlossen, so wird diese Annahme doch durch Beobachtungen und Er-
nährungsversuche, wie sie namentlich Löw und Bokorny, G. Klebs
82
und Beyerinck an Algen angestellt haben, bestätigt. Genannte Forscher
cultivirten die verschiedensten Algen in organischen Flüssigkeiten, wie
Lösungen von Zucker, Glycerin, Pepton, Methylsulfid, Methylalkohol,
Methylal, Glycol, formaldehyd-schwefligsaurem Natrium u. s. w. und beob-
achteten an ihren Versuchspflanzen entweder Längenwachsthum oder
Theilungen oder Stärkebildung. Löw und Bokorny halten es daher für
wahrscheinlich, dass viele Fäulnissprodukte als Nährstoffe für Algen ebenso
wie für Pilze dienen können. Dass auch höhere Pflanzen, die sich für
gewöhnlich normal ernähren, aus solchen organischen Flüssigkeiten Stoffe
aufzunehmen vermögen, ersieht man daraus, dass abgeschnittene und ent-
stärkte Blätter oder Triebe bei Lichtabschluss in Zucker- oder Glycerin-
lösungen Stärkebildung aufweisen.
Für die Frage nach der Bedeutung der Wasservegetation für die
Selbstreinigung der Flüsse ist nun in erster Linie wichtig die Constatirung
der in einem verunreinigten Flusse vorhandenen Arten, „die Aufna-hme des
floristischen Inventars“ und ihr mehr oder minder massenhaftes Auftreten,
die Abundanz. Ausführliche derartige Untersuchungen liegen uns bis jetzt
vom Rheine vor, die Sehen ck bei Bonn und Köln anstellte und im Central-
blatt für allgemeine Gesundheitspflege 1893 veröffentlichte. Im Folgenden
seien die Resultate dieser Untersuchungen kurz angegeben. Die Phanero-
gamen fehlen im Rhein bei Bonn und Köln vollständig. Wegen der
starken Strömung und des beweglichen Substrates des Uferbodens können
weder die Samen keimen, noch angeschwemmte Sprosse sich anwurzeln.
Auch für die Algen liegen die Verhältnisse aus den gleichen Gründen
ungünstig. Freischwimmende Formen fehlen ganz, nur solche, die sich
durch besondere Haftorgane (Rhizoiden) an festliegenden Steinen oder
Ufer mauern befestigen können und kräftig genug gebaut sind, um von
der Strömung nicht zerrissen zu werden, oder solche, die durch Gallert-
bildung zu Massen verbunden werden, welche in Form von Ueberzügen
oder Schichten dem festen Uferboden aufsitzen, kommen hier vor. Aus-
geschlossen vom Rheine sind demnach auch jene freischwimmenden Formen,
die vorwiegend in stark verunreinigtem Wasser oder in stinkender Jauche
Vorkommen, wie die obenerwähnten Euglenen u. a., die in erster Linie für
eine etwaige Verarbeitung von organischen Substanzen in Betracht kommen
könnten. Der grösste Th eil des Flussbettes von der Mitte bis zur Ufer-
zone ist wegen des beweglichen Gerölles und Sandes und wegen des
herrschenden Lichtmangels vegetationslos, nur eine einzige kleine Faden-
alge, die Chantransia chalybaea Fr., fand sich bei 4 m Tiefe und einige
Diatomeen bei 6 m. Die Hauptmasse der Algenvegetation ist auf die
schmale Uferzone beschränkt. Die schrägen oder senkrechten Steinmauern
und Bühnendämme tragen dünne, schmutzig grünlich -braune Ueberziige,
die im Wesentlichen von der blaugrünen Oscillaria membranacea und
gesellig vegetirenden Diatomeen gebildet werden. Eingestreut finden sich
hier die fluthenden Büschelchen von Cladophora ylomerata, oder die
sammetartigen Flecke von Ulothrix zonata. Sandige oder kiesige, flache
Uferstrecken sind entweder ganz vegetationslos, oder die festliegenden
Steine sind mit einer feinen Schlammschicht mit Diatomeen überzogen
oder zeigen die Oscillaria -Vegetation der Ufermauern. Günstige Standorts-
bedingungen bieten dann auch die schwimmenden Holzmassen der Brücken,
Schwimmbassins und Schiffe, welche neben langfluthenden Rasen von Clado-
phora schöne reine Ueberzüge von Diatomeen und Oscillarien aufweisen.
83
Eine ganz andere Vegetation stellt sich unterhalb der Einmündung der
Abwässersielen grösserer Uferstädte ein. „Das stark verunreinigte
Wasser ist hier die Bedingung für die massenhafte Ansiedelung der Faden-
spaltpilze, vor Allem der Beggiatoa alba , in geringerer Masse Cladothrix
dichotoma , zu denen im Winter auch die Saprolegniee Leptomitus hinzu-
kommen kann. Die Beggiatoen bilden je nach der Menge des einfliessenden
Schmutzwassers mehr oder weniger weit flussabwärts sich hinziehende
schleimige Ueberzüge am Ufergrund.“ In den Schleimmassen der Beggiatoa
selbst leben oft in grosser Menge Diatomeen. Auch die schon oben er-
wähnten Algen, Cladophora und Ulothrix , kommen neben Stigeoclonium
an solchen Orten vor. Für die Frage der Flussreinigung können von den
erwähnten assimilirenden Algen in erster Linie wegen ihres massenhafteren
Vorkommens eigentlich nur Diatomeen und Oscillarien in Betracht kommen.
Nun ist zwar für beide die Benutzung organischer Substanz wahrscheinlich,
aber nicht erwiesen, auch kommen sie an den Sielen nie in besonders
üppiger Entwickelung vor. Schenck pflichtet daher für den Rhein der
Ansicht Pettenkofer’s, dass die Algen besonders für die Selbstreinigung
der Flüsse in Betracht kommen, nicht bei und erwähnt, dass auch
J. Uffelmann zu der Ueberzeugung gelangt ist, „dass man die Rolle der
Algen für die Flussreinigung nicht überschätzen dürfe, denn es stehe fest,
dass die grünen Fadenalgen und die meisten Diatomeen nur in frischem,
wenig verunreinigtem Wasser existiren können, dass also ihre Wirksamkeit
gerade da fehlen werde, wo sie am erwünschtesten sei.“ Dagegen schreibt
Schenck den chlorophyllfreien Wasserbakterien die Hauptrolle der Fluss-
reinigung, soweit sie von lebenden Organismen besorgt wird, zu, nament-
lich der Beggiatoa -Vegetation, die selbst noch in den Cloaken und Fabrik-
abwässern gedeiht und unterhalb der Sielen den Uferboden auf eine
mehrere Meter breite Zone dicht mit fluthenden, oft Decimeter langen,
dicken schleimigen Massen bedeckt. Wenn nun das verunreinigte Wasser
über die Beggiatoa -Yliesse strömt, so entziehen diese demselben die zu
ihrer Ernährung nöthigen organischen Stoffe, verathmen oder assimiliren
sie, vermehren sich stark und nehmen so anderen schädlichen Bakterien
die Existenzbedingungen weg. Sie selbst aber dienen niederen Wasser-
thieren zur Nahrung. Auch in der Isar unterhalb Münchens hat man
diese Beggiatoa-Ye getation in gleicher Ausbildung nachweisen können,
sie lässt sich hier 14,5 km weit flussabwärts verfolgen, aber schon auf
der Hälfte des Weges hört die üppige Entwickelung, die sich in der
reichlichen Rasenbildung ausspricht, auf, weil hier der Fluss schon
soweit gereinigt ist, dass die Nahrung für die Beggiatoa -Vegetation un-
genügend wird.
In der geschilderten Weise gestalten sich die Vegetationsverhältnisse
in einem grossen Flusse mit bedeutender Wassermenge und starker
Strömung. Wir sahen, dass hier die Phanerogamen für das Leben im
Wasser nicht die geringste Rolle spielen. In kleineren Flüssen mit lang-
sam fliessendein oder theilweise stehendem Wasser und seichtem Ufer ist
das anders. Da können, wenn ein solcher durch Schleussenabwässer ver-
unreinigt ist, auch die höheren Pflanzen bei der Selbstreinigung in Be-
tracht kommen. Es seien deshalb hier noch die Vegetationsverhältnisse
besprochen, wie sie sich in der stark verunreinigten Luppe und Elster
unterhalb Leipzigs vorfinden. Die betreffenden Untersuchungen wurden
von mir im letzten Sommer im Aufträge des Deutschen Fischerei -Vereins,
84
in dessen Zeitschrift für Fischerei auch die Resultate ausführlich be-
schrieben sind, unternommen. Da es sich um die Beantwortung einer
anderen mit der Selbstreinigung allerdings innig zusammenhängenden
Frage handelte, so sind der Hauptsache nach nur die Phanerogamen berück-
sichtigt worden. Oberhalb Leipzigs fiiesst das Wasser der Elster rein
und klar über den meist kiesigen Boden des Flussbettes. Die Ver-
unreinigungen, welche Gera, Zeitz und Pegau der Elster zugeführt haben,
sind vollständig verschwunden. Ist die Configuration des Ufers für
Pflanzenwuchs geeignet, so breitet sich hier als schmaler Saum eine
Schilf- und Röhrichtformation (siehe Drude: Deutschlands Pflanzen-
geographie, Seite 364), aus, die sich im Wesentlichen zusammensetzt aus
grösseren oder kleineren, reinen oder gemischten Beständen von Spar-
ganium ramosum (cop.3 greg.), Sagittaria (cop. 1 greg.) und Glyceria
spedabilis (spor. greg.) oder Typha latifolia (spor. greg.), unter die sich
noch sporadisch Alisma Plantago und Butomus mischen. Der hier zur
Ausbildung gekommene Typus der Wasserpflanzenformation (a. a. 0. Seite 366)
zeigt Schwimm- und Tauchpflanzen. Unter den ersteren ist besonders
Nupliar luteum , die Nixblume, zu nennen, die mit ihren lederartigen
Schwimmblättern an Stellen mit stehendem oder langsam fliessendem
Wasser grössere Flächen des Wasserspiegels mehr oder weniger dicht be-
deckt. Zwischen den Schwimmblättern sind die an die Blätter des
Gartensalates erinnernden submersen Blätter, die für die Wechsel-
beziehungen zwischen thierischem und pflanzlichem Leben noch wichtiger
sind, bemerkbar. Mit der Nixblume vergesellschaftet, oder an den näm-
lichen Stellen auch selbstständig kleinere Trupps bildend, wächst Potamo-
geton natans , der auch zuweilen submerse Blätter ausbildet. Auch die
flutbende Form von Spargcmium simplex (spor.) und die grosse und kleine
Wasserlinse (cop.1 greg.), welche da Vorkommen, wo andere festsitzende
Schwimm- oder auch Tauchpflanzen ihnen Schutz vor dem Fortgeschwemmt-
werden gewähren, sind noch als Vertreter der Schwimmpflanzen zu
nennen. Die Tauchpflanzen, denen ja bei der Frage nach der Bedeutung
der höheren Pflanzen für die Selbstreinigung die Hauptrolle zufallen
müsste, bilden auch ausgedehnte Bestände. So kleiden zuweilen die
fluthenden Vliesse von Potamogeton perfoliatus für sich allein oder in Ge-
sellschaft mit Potamogeton pectinatus *interruptus Kit. den Boden des
Flussbettes auf 10 — 15 m Länge vollständig aus. Ganz ähnliche Vegetations-
formen zeigen, namentlich an den Kiesbänken, Panunculus fluitans mit
seinen oft mehrere Meter langen Rasen, und an tieferen Stellen Myrio-
phyllum spicatum. Die Gesellschaft von Ceratophyllum demersum und
Lemna trisulca imponirt zwar nicht durch ihre Ausdehnung, stellt aber
an ruhigen Stellen oft eine recht beträchtliche Menge assimilirender
Pflanzensubstanz dar. In dieser Ausprägung lassen sich die beiden
Formationen bis nahe an die Stadt Leipzig verfolgen, wenn auch die Be-
schaffenheit des Standortes mancherlei Unterbrechungen derselben hervor-
ruft. Das Vegetationsbild des Flusses ändert sich aber sofort an der
Einmündung des Elstermühlgrabens, welcher die grosse nördliche Vorfluth-
schleusse aufnimmt und deren schmutzigen Inhalt hinter dem Rosenthal
in die alte Elster leitet. Die trüben, dicken, übelriechenden Fluthen, die
sich aus dem Mühlgraben hereinwälzen, sind dicht mit Sumpfgasblasen
und vereinzelten schwimmenden schwarzen Schlammballen, die durch
Sumpfgas getragen werden, bedeckt. Da die Elster langsamer fliesst als
85
das Wasser des Mühlgrabens, kommt dieser schwarze Schlamm an der
Einmündungsstelle in, wie es scheint, ziemlich mächtiger Bodenschicht zur
Ablagerung. Darauf deuten wenigstens eigenthümliche, von Zeit zu Zeit
eintretende Sumpfgaseruptionen. Das Gas bildet sich in der dicken
Bodenschicht durch die Fäulniss der organischen Massen, durchbricht
schliesslich die zähe Schlammdecke und bringt das Wasser über einer
solchen Durchbruchsstelle in brodelnde Bewegung. Dabei werden grosse
Mengen des schwarzen Schlammes entweder in Form grösserer Klumpen,
oder in feiner Vertheilung mit emporgerissen, die das Wasser schwarz
färben. Die empordringenden Gasblasen aber erzeugen beim Zerplatzen
auf dem Wasserspiegel ein deutlich wahrnehmbares zischendes Geräusch,
Von den höheren Wasserpflanzen des nicht verunreinigten Flusses ist hier
keine Spur mehr vorhanden. Dafür tritt aber die oben erwähnte Beggiatoa-
Vegetation in üppigster Entwickelung auf. Der Boden des Flussbettes
ist, am Ufer wenigstens, mit ihren weissen, fluthenden oder festsitzenden,
schleimigen Rasen dicht bedeckt, die, Leinenfetzen vergleichbar, dem
schwarzen Schlamme aufsitzen. Weiter flussabwärts aber überziehen sie
Aeste, höhere Wasserpflanzen etc. mit einem grauweissen schlüpfrigen
Schleim. Ueber der Wasserlinie bemerkt man am Ufer einen vegetations-
losen, oft glänzend pechschwarzen Schlammstreifen, auf dem sich dann
allmälilig einige kümmerliche Exemplare von Sparganium rcimosum und
Sagittaria einfinden. Auf dem ersten reichlichen Kilometer, von der Ein-
mündung des Elstermühlgrabens an gerechnet, zählte ich drei Stöcke der-
selben. Weiter flussabwärts werden diese häufiger, und schon unterhalb
der Einmündung der Pleisse (1,8 km), deren Wasser nicht nennenswerth
verunreinigt ist, umrahmen den Fluss wieder reine oder gemischte Be-
stände von Sparganium ramosum , Qlyceria spectabilis und Alisma , unter
die sich noch sporadisch Butomus mischt. Auch die ersten Schwimm-
und Tauchpfianzen treten hier unter dem Einfluss des belebenden Pleissen-
wassers auf: Ceratophyllum demersum mit Lemna minor bilden neben
j Ranunculus fluitans und Elodea canadensis einen kleinen Bestand. Doch
kehren ähnliche Bestände von Wasserpflanzen im Flusse selbst auf weite
Strecken nicht wieder. Der Boden ist streckenweise mit feinem, lockerem,
schwarzem Schlamm bedeckt, und am Uferschilf hängen die grauweissen
Schleimüberzüge der Beggiatoa -Vegetation. In reicherer Entwickelung
tritt die Formation der Wasserpflanzen zuerst in den Theilen des Fluss-
laufes unterhalb der Wehre auf, die das Wasser für die Mühlgräben
abfangen, wodurch grössere und kleinere Strecken mit stagnirendem
Wasser zu Stande kommen, denen nur von Zeit zu Zeit bei Hochwasser
und an Feiertagen neue Verunreinigungen zugeführt Averden. Es haben
diese Theile mehr den Charakter der pflanzenreichen Altwässer, nur mit
dem Unterschiede, dass sie an ihrem unteren Ende mit dem Haupt-
flusse in offener Verbindung stehen. Die erste derartige Stelle bildet
das sogenannte Hundewasser, das sich bei Wahren (4,2 km) von der
Elster abzweigt und erst bei Lützschena sich wieder mit derselben ver-
einigt. Eine zahlreiche Gesellschaft von Nuphar luteum , Lemna und
Potamogeton natans , P. pectinatus , Myrioplvyllum spicatum, Ceratophyllum
und anderen hat sich hier zwischen dem Geschilf am Ufer, das haupt-
sächlich aus Sparganium ramosum und Sagittaria besteht, zusammen-
gefunden. Aebnliche Vegetationsbilder begegnen uns unterhalb der Wehre
bei Hänichen, Altscherbitz und Schkeuditz. Die offene Verbindung dieser
86
Flusstheile mit dem Hauptflusse gestattet den Pflanzen auch den Ueber-
tritt in den eigentlichen Flusslauf, wie es hier geschieht, wo sie dann
auch von den durch diese Orte herbeigeführten der Masse nach geringeren
Schmutzabwässern bespült werden. Von Schkeuditz (15 km) an abwärts
treten im Flusse selbst neben dem Geschilf am Ufer auch die Wasser-
pflanzen einzeln, oder kleinere und grössere Haufen bildend, auf: die
fluthende Form von Sparganium simptex mit ihren hellgrünen Blättern,
die dunkelgrünen langen Vliesse von Potamogeton pectinatus , die Stöcke
von Ceratophgllum clemersum mit ihren in dem fliessenden Wasser weichen
biegsamen Zweigen, zwischen denen an geschützten Stellen die grosse und die
kleine Wasserlinse sich ansiedeln, und endlich Nuphar luteum mit reichem
submersem Blätterschmuck sind hier bemerkenswerte Bei Wesmar (26 km)
und noch mehr bei Itassnitz (27 km) schliessen sich diese Pflanzen in
Verbindung mit Sparganium ramosum und Sagittaria zu einem so üppigen
Bestände zusammen, wie wir ihn weiter oberhalb nur in den Altwässern
oder höchstens noch in den Flusstheilen unterhalb der Wehre finden.
Eine reiche Fischwelt tummelt sich ausserdem zwischen den Wasser-
pflanzen, so dass die Elster hier nicht mehr den Eindruck eines ver-
unreinigten Flusses macht. Auch weiter abwärts lässt sich diese Wasser-
vegetation in mehr oder minder vollkommener Ausprägung bis zur Saale
verfolgen. Im Vergleich mit den im Anfang genannten Flüssen, besonders
der Isar und dem Main ist also die Selbstreinigung in der Elster unter-
halb Leipzigs recht spät erst beendet.
Etwas anders noch liegen die Verhältnisse bei der Luppe, jenem
Elsterarm, der sich unterhalb Plagwitz abzweigt und, mit der Elster un-
gefähr parallel westwärts fliessend, endlich in die Saale mündet. Für die
Luppe ist kennzeichnend die im Verhältniss zur Grösse der Verunreinigung
recht geringe Wassermenge. Bei ihrer Abzweigung erhält sie reines
Elsterwasser und zeigt daher auch die oben beschriebene Vegetation des
nicht verunreinigten Mutterflusses, auf ihrem Lauf durch Lindenau aber
wird sie stark durch Fabrikabwässer, die aus den dortigen Fellfärbereien,
einer Indigofabrik etc. stammen, verunreinigt. Es werden aber hier noch
keine Schleussenabwässer eingeleitet. Unterhalb Lindenau ist das wenige
Wasser des Flusses durch die erwähnten Fabrikabwässer tief dunkelblau
gefärbt. Man sollte meinen, dass sich in diesem so stark verunreinigten
Wasser keine Pflanzen halten könnten. Und doch ist dem nicht so.
Nur auf einer Strecke von nicht ganz 1 km Länge fehlen die höheren
Wassergewächse ganz, während die Beggiatoa-Ye getation auch hier in
Form weisser schleimiger Rasen den Boden überzieht. Dann aber stellt
sich mit vereinzelten Stöcken von Igels- und Bohrkolben am Ufer, und
mit dem Froschlöffel, dem Wasserstern und dem Pfeffer-Knöterich auf
dem schwarzen Schlammboden im Wasser selbst Potamogeton pectinatus
in Gesellschaft der Lemna minor und L . polyrrhiza ein und bildet gleich
mächtige Basen, die das schmale Flussbett auf einige Meter Länge voll-
ständig auskleiden. Die freudig grünen Basen machen in ihrer üppigen
Entwickelung nicht den Eindruck, als ob die Pflanzen hier mit ungünstigen
Existenzbedingungen zu kämpfen hätten. Diese reiche Wasservegetation
reicht flussabwärts bis zu der Stelle, wo ein grosses Siel die Schleussen-
abwässer von Plagwitz-Lindenau der Luppe zuführt, und bildet hier, wo
sich das blaue Luppen- mit dem schmutziggrauen Schleussenwasser mischt,
eine scharfe Grenzlinie. Unterhalb der Sieleneinmündung ist der Fluss
87
wieder vegetationslos, obgleich die Bodenverhältnisse noch die gleichen
sind. Grössere Mengen von Verunreinigungen werden der Luppe ca. 100 m
weiter flussabwärts durch die Nahle zugeführt, einem zweiten Elsterarni,
der sich ungefähr 1 km unterhalb der Einmündung des erwähnten Elster-
mühlgrabens abzweigt und in Folge dessen stark verunreinigt ist. In dem
so doppelt belasteten Flusslauf tritt als erste gegen Verunreinigung am
wenigsten empfindliche Wasserpflanze wieder Potamogeton pectinatus un-
mittelbar unterhalb der einmündenden Nahle auf Kiesbänken in zwei
grösseren Basen auf, die allerdings dick mit Beggiatoa- Schleim über-
zogen sind und dadurch ein recht krüppelhaftes Aussehen haben, aber
Ende October die für diese Art charakteristischen Winter- und Ver-
mehrungsknollen in reicher Entwickelung zeigen. Weiter abwärts aber ist
der Fluss auf eine Strecke von ca. 6 km wieder ganz vegetationslos, nur
am Ufer fristet hier und da ein Exemplar von Sparganium ramosum ein
kümmerliches Dasein. Dann stellt sich wieder in zerstreuten kleineren
und grösseren Rasen das kammartige Laichkraut, seltener das krause
Laichkraut in der ebenblättrigen Form (P. *serrulatus Schräder) und
etwas häufiger Ceratophyllum demersum ein. Zu eigentlichen Beständen
vereinigen sich diese wenigen Wassergewächse ebensowenig wie die am
Ufer zerstreut vorkommenden Schilfpflanzen, ja sie fehlen auf grösseren
Strecken mit stehendem Wasser des öfteren gänzlich. So lässt sich das
unschöne Vegetationsbild, das durch die missfarbenen grauen Schleim-
überzüge der Beggiatoa auf allen Blättern und Stengeln auch nicht ge-
winnt, 31 km weit bis zum Eintritt der Luppe in die alte Saale verfolgen.
Auf ihrem ganzen Lauf macht die Luppe überall den Eindruck eines
stark verunreinigten Flusses. Ueberall haben, wegen des langsam
fliessenden Wassers, die organischen Beimengungen mit losgerissenen oder
abgestorbenen Theilen der Fadenbakterien in mehr oder minder dicker
schwarzer Bodenschicht sich niedergeschlagen, die nun, der oxydirenden
Wirkung des Sauerstoffs entrückt, langsam faulen und durch die Ent-
wickelung von Sumpfgas und anderen übelriechenden Gasen den feinen
schwarzen Schlamm beständig aufrühren und dadurch das Wasser immer
wieder von Neuem verunreinigen. Es kommt also trotz der Wirkung
chemischer und biologischer Kräfte in der Luppe keine vollständige
Reinigung zu Stande, weil eben die Hauptbedingungen für dieselbe: eine
für die Grösse der Verunreinigung genügend grosse Wassermenge und
eine raschere Strömung, um den Niederschlag des schwarzen übelriechenden
Schlammes zu verhindern, fehlen.
Wenn wir nun nach diesen Befunden in der Elster und Luppe die
Frage nach der Bedeutung der höheren Pflanzen für die Selbstreinigung
der beiden Flüsse zu beantworten suchen, so können wir nur die eigent-
lichen Wasserpflanzen, also Schwimm- und Tauchpflanzen, in Betracht
ziehen. Von diesen leben in den stark verunreinigten Elusstheilen und
sind gegen die, durch die organischen faulenden Massen geschaffenen, für
die höhere Pflanzenwelt ungünstigen Existenzbedingungen am wenigsten
empfindlich nur Potamogeton pectinatus *interruptus Kit., Ceratophyllum
demersum , Lemna minor und L. polyrrhiza und endlich Potamogeton
crispus *serrulatus Schrad. Nuphar luteum und Myriophyllum spicatum
dagegen, die in der verunreinigten Luppe nicht Vorkommen, verlangen
schon einen höheren Grad von Reinheit im Wasser, wie ihr Auftreten in
der Elster zeigt. Lässt man nun auch die noch offene Frage der Auf-
88
nähme organischer Stoffe bei der Ernährung dieser Wasserpflanzen ganz
unberücksichtigt, so stellen doch immerhin die erst erwähnten Gewächse,
und namentlich Potamogeton jiectinatus, eine so beträchtliche Menge
assimilirender Substanz dar, dass sie durch die Production von Sauerstoff,
welcher ja, wie wir in der Einleitung gesehen haben, bei dem Reinigungs-
process eine so wichtige Rolle spielt, als wichtige Hilfskräfte bei der
Selbstreinigung der Elster und Luppe von Bedeutung sind.
YIIL Bereicherungen der Flora Saxonica.
Zusammengestellt von Lehrer A. Jenke, Dr. B. Schorler und Oberlehrer
K. Wobst.
Die folgende Arbeit enthalt die im Jahre 1895 gemachten Beobachtungen
derjenigen Pflanzenformen, welche für das Gebiet als neu oder als selten
vorkommend bezeichnet werden müssen.
I.
Im kleinen Teiche des König], botanischen Gartens sammelte Unter-
zeichneter im vorigen Frühjahre und zwar zwischen Cladophora- und
Spirogyra -Arten, welche in reichlicher Anzahl auf demselben schwammen,
das für die Dresdner Umgebung noch nicht verzeichnete
Co smarium protr actum Arch., Rabenh., p. 172, und Wolle, p. 83, Abbildung:
Wolle, PI. XVII, Fig. 27 und 28, vergesellschaftet mit Cosmarinm
Broomei Thw. und C. Botrytis Bor., Closterium acerosmn Sehr.,
Pecliastrum Boryanum Turp., sowie mit Cocconeis Pediculus Ehrb.,
Cymatopleura elliptica Breb., Fragilaria capucina Des., Gomphonema
curvatum Ktz., Navicida cryptocephala Ktz., Snrirella minuta Breb.,
Tryblionella angustata W. Sm.
A. Jenke.
II.
Scirpus multicaulis Sm. Diese im Westen und Norden Deutschlands
verbreitete Pflanze ist als neuer Bürger der Flora Saxonica von Prof.
Drude in der Niederlausitz bei Grossgrabe aufgefunden worden.
Carex dioica L. Der alte, schon von Reichenbach erwähnte Standort:
Zschaila auf der nassen Aue wird durch neue Funde von Apotheker
Schlimpert bestätigt.
— vulpina L. *nemorosa Rebent. Bei Medingen in der Niederlausitz
(Lehrer Müller -Medingen).
— G oo denoughii Gay *melaena Wimm. Erzgebirge bei Fribus : am Rande
eines Hochmoores im Filzbruckerwald (Scliorler).
— filiformis L. Niederlausitz: Grossgrabe, Lugkteich (Drude).
— hirta L. *hirtaeformis Pers. Bei Kötzschenbroda (Fritzsclie).
Potamogeton crispus L. * serndatus Schrad. (= P. planifolius auct.). In
der Elster und Luppe unterhalb Leipzigs (Scliorler). Diese Varietät
Ges. Isis in Dresden , 1895. — Abh. 8.
90
betrachten Fick und Ucclitritz in ihrer Flora von Schlesien als
Jugendform der typischen Art. Ich fand jedoch noch im September
bei Leipzig, und zwar in den stark durch Schleussen wässer verun-
reinigten Flussläufen, nur diese Varietät, so dass mir dieselbe eher
als eine biologische Form der verunreinigten Gewässer erscheint.
Auch Buchenau giebt in seiner Flora der nordwestdeutschen Tiefebene
an, dass sich diese Varietät in allen selbst warmen Fabrikabwässern
um Bremen häufig findet.
— pectinatus L. *interriiptus Kit, (= P. Vaillantii R. et Sch.). In der
Luppe und Elster unterhalb Leipzigs bis zur Saale (Schorler), Diese
kräftige Varietät, deren Zugehörigkeit zu P. pectinatus sich an ihren,
den Gräsern ähnlichen Blattscheiden leicht feststellen lässt, bildet
grosse, oft mehrere Meter lange submerse Vliesse, auch in stark ver-
unreinigtem Flusswasser. Doch fanden sich hier nie Früchte, dagegen
im October jene schon seit Irmisch bekannten Ueberwinterungs- und
Vermehrungsknollen in reicher Menge.
Geum rivale x urbanum {G. int er medium Ehrh.). Erzgebirge: Sehmathal
bei Steinbach (Drude).
Rosa trachyphylla Rau f. virgata Gremli (= R. gallica x canina a. virgata
Gremli). Meissen: Naundorf ler Holz (Schlimpert).
— canina var. Lutetiana x gallica. Meissen: Lommatzsch er Wasser bei
Prositz (Schlimpert).
— - gcdlica x glauca var. complicata. Meissen: Lommatzscher Wasser
(Schlimpert).
— coriifolia Fr. Bei Medingen (Müller).
Epitobium tetragonum L. (E. adnatum Griseb.). An der Röder bei Herms-
dorf (Müller).
Circaea alpina L. Pirna: Wesnitzthal bei Jessen (Müller).
Myriophyllum spicatum L. A on dieser Art beobachtete ich in der Elster
oberhalb Leipzigs bei Hartmannsdorf kleine, nur 2 — 3 cm über dem
Boden emporragende Landformen mit kriechendem wurzelndem Stengel
und zierlichen feinzerschlitzten Blättern. Letztere unterscheiden sich
nur durch ihre Kleinheit von den submersen Blättern, ihre Blattzipfel
sind zwar kürzer, aber nicht dicker, und eben so zahlreich als wie
bei jenen, während Sclienck (Biologie der Wassergewächse, S. 22)
nur Landformen mit dickeren breiteren Blattzipfeln, die den laub-
artigen Tragblättern des Myriophyllum verticillatum in Gestaltung
ganz entsprechen, auffand und beschrieb.
Galium boreale L. Niederlausitz: bei Medingen (Müller),
f Ambrosia artemisiaef dlia L. Dresden: Kötzschenbroda auf einem
Acker (Lehrer Hiller - Lindenau).
Artemisia pontica L, Im oberen Saalethal bei Burgk (Müller).
Vaccinium Myrtillus L. var. leucocarpum Dumort. Dresden : Höckendorf
bei Königsbrück (Schulz).
— intermedium Ruthe. Dresden: Nadelwald bei Medingen, an zwei Stellen
verschiedene Büsche, blühend, aber nicht fructificirend (Müller).
Drosera anglica Huds. Erzgebirge: Hochmoor westlich von Hirschenstand
(Schorler).
Barbar ea stricta Andrz. Dresden: bei Weinböhla am Eisenbahndamm
(Fritzsche).
Erysimum virgatum Rth, Pirna: Liebethaler Grund (Müller).
91
* \Rapistrum rugosum All. Dresden: Niederlössnitz auf Schutt
(Fritzsche).
Ranunculus fluitans Lnck. In der Elster oberhalb Leipzigs bei Gross*
zschocher fand ich neben der typischen Form mit ausschliesslich sub-
mersen 3- und 2-spaltigen Blättern am 31. August mit Bliithen auch
die recht seltene Form mit schwimmenden kleinen f cm langen und
l2/2 cm breiten nierenförmigen 2- oder schwach 4 -lappigen Blättern,
die nach Schenck nur dann auftreten, wenn die Pflanze zur Blüthen-
bildung übergeht. Die zierlichen Landformen dieser Art beobachtete
ich auf aus dem Wasser emporragenden Schlammpolstern in der
kleinen Luppe unterhalb Lindenau.
Cerastium brachypetalum Dep. Meissen: hei Gasern (Schlimpert).
A mar antu s silvestris Desf. Diese in Böhmen hei Prag, Leitmeritz und
Gr.-Cernosek vorkommende Art wurde in diesem Jahre zum ersten
Male in Sachsen gefunden, und zwar von Schlimpert hei Meissen,
unterhalb der Knorre.
Equisetum maximum Lnck. (= E. Telmateja Ehrh.). Pirna: Wesnitzthal,
gegenüber Jessen (Müller).
B. Scliorler.
IIP
Andropogon Ischaemum L. Zerstreut am Dohnaer Schlossberge (Wobst).
Bromus arvensis L. Dresden-Neustadt (C. Schiller).
Agropyrum repens P. B. var. glaucurn ( Triticum caesium Prsl., Triticum
repens var. caesium Hackel). Abhänge unterhalb Schieritz bei Meissen
(Wobst). Auf diese von der Stammart durch bläulich bereifte Blätter
und Aehrchen abweichende Varietät machte schon Reichenbach An-
fang der siebziger Jahre auf seinen Excursionen aufmerksam und be-
zeichnete sie als Agropyrum glaucurn. Der Originalstandort, Eingang
des Lössnitzgrundes, ist durch Wegebauten verloren gegangen.
Carex praecox Jacqu. var. longebrateata. Lössnitz (Wobst); Sächsische
Schweiz (Schiller). Bei dieser um Dresden selten vorkommenden
Varietät ist das Tragblatt des untersten kurzgestielten Aehrchens
blattartig und mit deutlicher Scheide versehen.
Ceratophgllum demersum L. Steinbruchlöcher der Dresdner Haide und
in einem Teiche bei Lindenau (Wobst).
Succisa pratensis Mnch. var. hispidula Peterm. ( S . lürsuta Opitz). Bei
Meissen (Wobst). Blätter und der untere Theil des Stengels sind bei
dieser Varietät mehr oder minder mit steifen Haaren besetzt.
Mentha crispa L. Plauenscher Grund an der Friedrich- Augusthütte.
Gartenflüchtling.
Fhacelia tanacetifolia Benth. Diese aus Californien stammende Pflanze
fand sich sehr häufig im August dieses Jahres auf einem wüsten
Platze in Strehlen und dürfte wohl dem Königl. botanischen Garten
entstammen (Wobst).
Mimulus moschaius Dougl. Genannte Pflanze, Ziergewächs aus Columbia,
fand sich in grossen Mengen in einem Steinbruche an der Radeberger
Strasse in der Dresdner Haide, wo dieselbe mehrere Quadratmeter
vom Juni bis September üppig überzog. Sicher mit Topferde dahin
gebracht (Wobst).
92
Vaccinium uliginosum L. Dresdner Haide (Wobst). Dieser Standort ist
seit Jahren bekannt. Die Pflanzen waren aber stets steril; in diesem
Sommer aber batten sie schöne Blüthen und reichlich Früchte
angesetzt.
Delphinium Consolida L. flore albo. Felder bei Meissen (Wobst).
Corydalis cava Schw. et K., mit auffällig blauer Blumenkrone. Grund
hinter Niederwartha (Wobst).
Viola palustris L., und zwar eine Form des trockenen Bodens. Alle
Pflanzen gedrungener, vielblüthiger, in allen Theilen härter. Blüthen-
und Blattstiele bedeutend kürzer. Karwiese in der Dresdner Haide
(Wobst).
Dianthus Carthusianorum L. var. pusyllus Beck ( nanus Neilr.) Die
Stengel dieser spärlich auf der Bosel bei Meissen gesammelten
Pflanzen waren sehr verkürzt (ca. 6 cm lang), mit wenig Blüthen und
mit unregelmässig ausgebildeten Blättern versehen (Wobst).
Lychnis coronaria Desr. Zöthain bei Lommatzsch (Wobst). Garten-
flüchtling.
— Flos ciiculi L. albiflora. Die sehr selten weissblühende Form fand
sich auf einer sumpfigen Wiese bei Rhänitz bei Dresden zu Hunderten,
unter ihnen auch einzelne mit fleischrother Färbung (Wobst).
Rubus Koehleri Whe. et N. Bei Langebrück.
— Schleichen Whe. et N. Ebendaselbst.
— nemorosus Hayne. Ebendaselbst (Wobst).
Trifolium incarnatum L. Mertitz bei Lommatzsch; verwildert.
Vicia segetalis Thuill. mit V. sativa L. und V. cingustifolia All. häufig
in einem Haferfelde bei Volkersdorf (Wobst).
Vom Bürgerschullehrer H. Hofmann aus Hohenstein-E. gingen bei
Unterzeichnetem eine Reihe von Pflanzen ein, welche derselbe auf seinen
zahlreichen Excursionen in der Lausitz und im Erzgebirge gesammelt, und
von denen eine grosse Anzahl in der Flora des Königreichs Sachsen noch
nicht verzeichnet sind:
Aspidium montanum Aschers. Bei Waldenburg: im Grünfelder Parke.
Juni, — Herrnhut: am Königsholze. Juli.
Pliegopteris Robertianum A. Br. Zittau: an einer Eisenbahnbrücke.
Juli. Hierzu bemerkt indess Einsender, dass dieser Standort ver-
loren sein dürfte, da diebetreffende Mauer in diesem Jahre renovirt
wurde.
Hieracium Pelertianum Merat. ssp. Relertianum a. genuinum b. angustius
N. et P. Döbeln : an einem trockenen, an Hieracien reichen Abhange
des Muldenthaies. Juni.
- — Pilosella L. ssp. vulgare Tausch, ß subvulgare 1 striatum N. et P.
Bei Hohenstein. Juni.
— pachylodes N. et P. ssp. oxytorum N. et P. Hohenstein: an der
Lutherhöhe. Juni.
— Auricula Lam. ssp. Auricula a. genuinum N. et P. Hohenstein:
Hüttengrund. Mai.
— Auricula Lam. ssp. amaureilema N. et P. Hohenstein: Hüttengrund.
Juni.
— collinum Gochn. ssp. Uechtritzii N. et P. Bei Hohenstein. Juni.
— collinum Gochn. ssp. sudetorum N. et P. Bei Döbeln. Juni.
93
Hieradium spathophyllwn N. et P. ssp. exorrabdum N. et P. a. exstriatum.
Hohenstein: an der Lutherhöhe. Juni.
— floribundum W. Gr. ssp. teplitzense N. et P. Hohenstein: bei Gers-
dorf. Juni.
— floribundum W. Gr. ssp. teplitzense X. et P. schmalblättrige Form.
Hohenstein: Hirschgrund bei Oberlungwitz. Juni.
— umbelliferum N. et P. ssp. saxonicum N. et P. Hohenstein: in der
Nähe der Eisenstrasse, Hermsdorfer Flur. Juni.
Mentha gentilis L. n. var. Hofmannii H. Braun. Bei Hohenstein. August.
— silvestris L. var. cuspidata (Opitz). Zittau: hei Scheibe. Juli.
— silvestris L. var. serrata (Opitz). Zittau: am Mandauufer bei Scheibe.
Juli.
Rubus opacus Focke. Bei Flohenstein. Juli. Diese dem Rubus plicatus
Whe. et N. nahestehende Form ist in der Flora Saxonica noch nicht
verzeichnet.
— amygdalanthus Focke. Hohenstein: an der Lutherhöhe ziemlich ver-
breitet. Juli. Eine dem R. thyrsoideus spec. collect, verwandte
Form; sie ist ebenfalls für Sachsen neu und wurde von Dr. Schulz
auch in der Niederlausitz gesammelt. In einem Steinbruche beob-
achtete H. Hofmann Stöcke, welche dem R. thyrsanthus sehr
nahe stehen.
— hirtifolius P. J. Muell. var. Danicus Focke. Flohenstein: bei Ernst-
thal. Juli.
— macrophyllus Whe. et N. var. pilostachys Gr. et Godr. Hohenstein:
bei Wüstenbrand. Juli. Beide der Yillicaulisgruppe angehörigen
Formen für Sachsen neu.
— Sprengeli Whe. et N. Grüna Hei Chemnitz und bei Waldenburg im
Grünefelder Parke. Juni.
— chaerophyllus Sag. et Schultz. Im Neissethale bei Flirschfelde. Juli.
— Cimbricus Focke. Hohenstein: bei Hüttengrund an mehreren Stellen
und noch häutiger im Oberwald, nach dem Dorfe Reichenbach zu.
Juli. Diese für Sachsen neue Art gehört in die Gruppe der Adeno-
phori, und zwar in die Abtheilung mit langgestielten Seitenblättchen.
— Weickeri Hofmann. Chemnitz: im Zeisigwalde. Juli. Gruppe: Adeno-
phori, Abtheil. Corylifolii. Genannte Pflanze ist jedenfalls der Ab-
kömmling eines Bastards. Ihr Blüthenstand erinnert an Rubus Köhleri
Whe. et N. Sie wurde in einer Anzahl von Stöcken beobachtet und
hat sich ohne Zweifel durch Samen fortgeptlanzt (Hofmann).
— radula Whe. et N. Döbeln: Muldenabhänge. Juli.
— Koehleri Whe. et N. var. Zittau: Kahleberg bei Reichenau. August.
— apricus Wimm. Zittau: auf dem Scheibenberge. Basalt. 380 m.
Juli. Die für Sachsen noch nicht verzeiehnete Form steht dem Rubus
Koehleri Whe. et N. nahe, ist in Schlesien verbreitet und bildet mit
R. silesiacus Whe. interessante Belege für die nahe Verwandtschaft
der lausitzer und schlesischen Floren.
— serpens Whe. Hohenstein: bei Hüttengrund. Juli.
— hercynicus X Guentheri ? Hohenstein: bei Hüttengrund. Juli.
— Guentheri Whe. et N. Im Neissethale bei Hirschfelde. Juli. Walden-
burg: Grünefelder Park sehr häufig. Juni und Juli.
— Guentheri Whe. et N. n. var. Wobstii IFofm. Hohenstein: bei Hütten-
grund, und Steina bei Waldheim. Juli. Diese neue Varietät ist kräftiger
94
als die typische Form. Schössling aufstrebend. Blätter nur am Grunde
3-, sonst 5-zählig. Rispe meist durchblättert. Griffel grün (H. Hof-
mann).
Rubus nemorosus Hayne. Bei Hohenstein. Juli.
— cciesius X tomentosus Focke. Hohenstein: unweit der Kirche. Juli.
Das Vorkommen dieses Bastards ist im hohen Grade interessant, da
es noch nicht gelungen ist, die eine Stammform, Rubus tomentosus
Borkh., welche in Böhmen vereinzelt auftritt, für Sachsen mit Sicher-
heit nach zu weisen.
K. Wobst.
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Abhandl. d. Isis in Dresden, 1895.
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von dem Redactions - Comite.
Jahrgang 1892.
Juli bis December.
(Mit 1 Tafel.)
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Dresden.
In Commission von Wamatz & Lehmann, König].. Sachs. Hofbuchhändler.
1893.
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Kedactions-Comite für 1892:
Vorsitzender: Prof. Dr. K. Rohn.
Mitglieder: Dr. J. Deichmüller, Prof. Dr. 0. Drude, Geh. Hofrath Dr.
H. B. Geinitz, Prof. Dr. G. Helm, Prof. Dr. B. Vetter und Geh. Rath Prof. Dr.
G. Zeuner.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. J. Deichmüller.
Sitzungskalender für 1893.
Januar. 12. Physik und Chemie. 19. Präliistorisc Ire Forschungen. 26. Hauptver-
sammlung.
Februar. 2. Zoologie. 9. Botanik. — Mathematik. 16. Mineralogie und Geologie.
23. Hauptversammlung.
März. 2. Physik und Chemie. 9. Prähistorische Forschungen. 16. Zoologie und
Botanik. 23. Hauptversammlung.
April. 6. Botanik (Floristenabend). 13. Mathematik. 20. Mineralogie und Geologie.
27. Hauptversammlung.
Mai. 4. Physik und Chemie. 11. Excursion oder 18. Hauptversammlung.
Juni. 1. Prähistorische Forschungen. 8. Zoologie. — Mathematik. 15. Botanik.
22. Mineralogie und Geologie. 29. Hauptversammlung.
Juli. 27. Hauptversammlung.
August. 3i. Hauptversammlung.
September. 28. Hauptversammlung.
October. 5. Zoologie und Botanik. 12. Botanik (Floristenabend). — Mathematik.
19. Mineralogie und Geologie. 26. Hauptversammlung.
November. 2. Physik und Chemie. 9. Prähistorische Forschungen. 16. Zoologie.
23. Botanik. 30. Hauptversammlung.
Decetnber. 7. Mineralogie und Geologie. — Mathematik. 14. Physik und Chemie.
21. Hauptversammlung.
Die Preise für die noch vorhandenen Jahrgänge der Sitzungs-
berichte der „Isis'1, welche durch die Burdach’sche Hofbuch-
handlung in Dresden bezogen werden können, sind in folgender
Weise festgesteht worden:
Denkschriften. Dresden 1860. 8
Festschrift. Dresden 1885. 8
Dr. Oscar Schneider: Natnrwissensch. Beiträge zur Kenntniss
der Kaukasusländer. 1878. 8 .
Sitzungsberichte. Jahrgang 1861
Sitzungsberichte. Jahrgang 1868 .
Sitzungsberichte. Jahrgang 1864 und 1865. pro Jahrgang . .
Sitzungsberichte. Jahrgang 1866. April-December
Sitzungsberichte. Jahrgang 1867 und 1868. pro Jahrgang . .
Sitzungsberichte. Jahrgang 1869
Sitzungsberichte. Jahrgang 1870 u. 1871. April-December p. Heft
Sitzungsberichte. Jahrgang 1872. Januar-September
Sitzungsberichte. Jahrgang 1873—1878. pro Jahrgang . . . .
Sitzungsberichte. Jahrgang 1879
Sitzungsberichte. Jahrgang 1880. Juli-December
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1881. Juli-December
Sitzungsberichte und Abhandlungen. J ahrgang 1 882 — 1884, 1886— 92.
pro Jahrgang .....
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1885.
1 M. 50 Pf.
8 M. - Pf.
6 M. — Pf.
1 M. 20 Pf.
1 M. 80 Pf.
1 U. 50 Pf.
2 M. 50 Pf.
8 M. — Pf.
3 M. 50 Pf.
3 M. - Pf.
2 M. 50 Pf.
4 M: - Pf.
5 M. - Pf.
3 M. — Pf.
3 M. - Pf.
5 M. — Pf.
2 M. 50 Pf.
Mitgliedern der „Isis“ wird ein Rabatt von 25 Proc. gewährt.
Alle Zusendungen für die Gesellschaft „Isis“, sowie auch
Wünsche bezüglich der Abgabe und Versendung der „Sitzungs-
berichte der Isis“ werden von dem ersten Secretär der Ge-
sellschaft, d. Z. Dr. Deichmüller, Schillerstrasse 33, entgegen-
genommen.
Die regelmässige Abgabe der Sitzungsberichte an aus-
wärtige Mitglieder, sowie an auswärtige Vereine erfolgt in der
Regel entweder gegen Austausch mit anderen Schriften oder einen
jährlichen Beitrag von 3 Mark zur Vereinskasse, worüber
in den Sitzungsberichten quittirt wird.
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Königl.
Sachs. Hofbuchhandlung ‘
H. Burdach.
— ~ Warnatz & Lehmann — —
Schloss-Strasse 32. DRESDEN. Fernsprecher 152.
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empfiehlt sich
zur
Besorgung wissenschaftlicher Literatur.
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in Dresden.
Herausgegeben
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Jahrgang 1893,
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Dresden.
In Commission von Warnatz & Lehmann, Königl. Sachs. Hofbuchhändler.
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Redactions-Comit6 für 1893:
Vorsitzender: Prof. Dr. G. Helm.
Mitglieder: Dr. J. D eiehmüller, Prof. Dr. 0. Drude, Geh. Hofrath Prof. Dr.
H. B. Geinitz, Prof. Dr. M. Krause, Institutsdirector Th. Reibisch und Prof. Dr.
E. Zetzsche.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. J. Deichmüller.
Inhalt.
I. Sitzungsberichte.
I. Section für Zoologie S. 3. — Drude, 0.: Neue Plankton - Litteratur S. 3. —
Reiche, K.: Die Hoch- und Küsten-Cordillere Chile’s S. 3. — Schiller, K.: Vor-
lage einer Sertularia S. 3. — Excursion nach Tharandt S. 3.
II. Section für Botanik S. 4. — Drude, 0.: Der winterliche Wurzelschutz der
Bäume, Führung durch den K. Botanischen Garten, topographische und floristische
Mittheilungen über die Karpathen S. 4. — Reiche, K.: Die Cultur pflanzen in
Chile S. 4.
III. Section für Mineralogie und Geologie S. 5. — Ebert, 0.: Vorlage eines
Ammoniten von Kemnitz b. Dresden S. 6. — Engelhardt, H. : Pechglanzkohle
und Basaltbreccie aus Böhmen, diluviale Ablagerungen von Klinge bei Cottbus
S. 5; Braunkohlenpflanzen von Vetschkau S. 6. — Friedrich, E.: Bimssteine und
Schlacken von den Nordseeküsten S. 6. — Geinitz, H. B.: Verstorbene Mineralogen
und Geologen, der Geschiebemergel an der Stoltera bei Warnemünde S. 5; der
Pönitenten-Schnee, neue Litteratur, Werner-Denkmal in Löbtau S. 6. — Stelzner, A.:
Die südafrikanischen Diamantengruben S. 6. — Z sch au, E.: N. J. von Kokseharow f
S. 5. — Excursion nach Zschertnitz S. 7.
IT. Section für prähistorische Forschungen S. 7. — Deichmüller, J.: Verstorbene
deutsche Alterthumsforscher, Gefässe aus dem Gräberfelde von Kl. Saubernitz S. 7;
neue Litteratur S. 8. — Döring, H. : Neolithische Funde von Cotta b. Dresden
S. 7; Steingeräthe von Möritzsch, Nünchritz und Leckwitz, der Burgwall von Leck-
witz S. 8. — Ebert, 0.: Grünsteinbeil von Briessnitz b. Dresden S. 7; neue prä-
historische Funde b. Dresden S. 8. — Schneider, 0.: Neue Funde aus den Ruinen-
stätten des Somalilandes S. 7. — Excursion nach Nünchritz und Leckwitz S. 8.
Y. Section für Physik und Chemie S. 8. — Burkhardt, A.: Ueber eine Rechen-
maschine S. 10. — Corsepius, M.: Verwendung von Speicherzellen zum Betriebe
von Fahrrädern S. 10. — Freyberg, J.: Vermeidung von Schäden durch Blitz-
schläge S. 9. — Krebs, W. : Blitzschlag -Untersuchungen in Hamburg S. 9. —
Rittershaus, Tr.: Mittheilungen zur Geschichte der Rechenmachinen S. 9. —
Zetzsche, E.: Ueber Stationsrufer S. 8; Relais für Untersee-Kabel-Telegraphie S. 10.
YI. Section für Mathematik S. 10. — Hartig, E.: Die Abhängigkeit des Elastizitäts-
moduls des geraden Stabes von der specifischen Beanspruchung S. 10; mit Be-
merkung von M. Krause S. 11. — Kopeke, CI.: Die Construction der neuen
Loschwitz-Blasewitzer Elbbrücke S. 11.
VII. Hauptversammlungen S. 11. — Veränderungen im Mitgliederbestände S. 15. —
Kassenabschluss für 1892 S. 12 und 18. — Voranschlag für 1893 S. 12 und 19. —
Werner-Denkmal in Löbtau S. 12. — Besuch des „Prometheus“ in Dresden
S. 12. - — Drude, 0.: Die modernen Bestrebungen der Floristik S. 14. — Ebert, R.:
B. Vetter f S. 12. — Geinitz, H. B.: R. Körner f, C. Rückert f S. 12. —
Helm, G. : Die Ansätze zu einer mathematischen Chemie S. 13. — Neubert, G.:
Falb’s kritische Tage und die Regenbeobachtungen in Sachsen S. 12. — Nit sehe, H.:
Die Arten der Gattung Ctenocampa, mit Bemerkung von 0. Schneider S. 12. —
Schlimpert: Vorlage von Pflanzen der Meissner Gegend S. 14. — Schneider, 0. :
San Remo und seine Thierwelt im Winter S. 11. — Excursionen nach der Bosel
bei Sörnewitz, zur Besichtigung der neuen Dresdner Elbbrücke und durch die
Dresdner Haide S. 14 und 15.
II. Abhandlungen.
Meyer, A. B.: Wurde Bernstein von Hinterindien nach dem Westen exportirt? S. 68.
Schneider, 0.: San Remo und seine Thierweit im Winter. S. 8.
Die Autoren sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer
Abhandlungen .
Die Autoren erhalten von den Abhandlungen 50, von den Sitzungs-
berichten auf besonderen Wunsch 25 Separatabziige gratis, eine grössere
Anzahl gegen Erstattung der Herstellungskosten.
Sitzungskalender für 1893.
September. 28. Hauptversammlung.
October. 5. Zoologie und Botanik. 12. Botanik. — Mathematik. 19. Mineralogie
und Geologie. 26. Hauptversammlung.
November. 2. Physik und Chemie. 9. Prähistorische Forschungen. 16. Zoolbgie.
28. Botanik. 80. Hauptversammlung.
December. 7. Mineralogie und Geologie. — Mathematik. 14. Physik und Chemie.
21. Hauptversammlung.
Die Preise für die noch vorhandenen Jahrgänge der Sitzungs-
berichte der „Isis“, welche durch die Burdach’sche Hof buch-
_ • .,*•.* ■ •
handlung in Dresden bezogen werden können, sind in folgender
Weise festgestellt worden:
Denkschriften. Dresden 1860. 8. ' . 1 M. 50 Pf.
Festschrift. Dresden 1885, 8. 178 8. 4 Tafeln ...... 3 M. — Pf.
Dr. Oscar Schneider: Naturwissensch. Beiträge zur Kenntniss
der Kaukasusländer. 1878. 8. 160 S. 5 Tafeln . , 6 1. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1861 . 1 M. 20 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1863 ‘ 1 M. 80 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1864 und 1865. pro Jahrgang . . 1 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1866. April-December 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1867 und 1868. pro Jahrgang . . 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1869 3 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1870 u. 1871. April-December p. Heft 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1872. Januar-September 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1873 — 1878. pro Jahrgang .... 4 M. — - Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1879. . . 5 1. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1880. Juli-December 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1881. Juli-December 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1882 — 1 884, 1 8 86 — 92.
pro Jahrgang 5 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1885 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1893. Januar-Juni 2 M. 50 Pf.
Mitgliedern der „Isis“ wird ein Rabatt von 25 Proc. gewährt.
Alle Zusendungen für die Gesellschaft „Isis“, sowie auch
Wünsche bezüglich der Abgabe und Versendung der „Sitzungs-
berichte der Isis“ werden von dem ersten Secretär der Ge-
sellschaft, d. Z. Dr. Deichmüller, Dresden- A. , Zwingergebäude,
K. Mineral. -geolog. Museum, entgegengenommen.
KT Die regelmässige Abgabe der Sitzungsberichte an aus-
wärtige Mitglieder, sowie an auswärtige Vereine erfolgt in der
Regel entweder gegen Austausch mit anderen Schriften oder einen
jährlichen Beitrag von 3 Mark zur Vereinskasse, worüber
in den Sitzungsberichten quittirt wird.
DRUCK VON JULIUS REICHEL, DRESDEN.
der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
Herausgegeben
von dem Redactions - Comite.
Jahrgang 1893.
Juli bis Oecember.
(Mit Abbildungen im Text.)
Dresden.
In Commission von W&rnatz & Lehmann, Königl. Sachs. Hofbuchhändler.
1894.
Redactions- Co mitd für 1893:
Tor sitzender: Prof. Dr. G. Helm.
Mitglieder: Dr. J. .Deichmüller, Prof. Dr. 0. Drude, Gell. Hofrath Prof. Dr.
H. B. Geinitz, Prof. Dr. M. Krause, Institutsclirector Th. Reihisch und Prof. Dr.
E. Zetzsche.
"Verantwortlicher Redacteur: Dr. J. Deichmüller.
Sitsangskalender für 1894.
Januar. 11. Prähistor. Forschungen, 18. Zoologie. 25. Hauptversammlung.
Februar. 1. Botanik. 8. Mathematik. 15. Mineralogie und Geologie. 22. Hauptver-
sammlung.
März. 1. Physik und Chemie. 8. Prähistor. Forschungen. 15. Zoologie und Botanik.
29. Hauptversammlung.
April. 5. Botanik (Floristenabend). 12. Mineralogie und Geologie. 19. Physik und
Chemie. 26. Hauptversammlung.
Mai. 8. Excursion. 10. Prähistor. Forschungen. 24. Zoologie. 81. Hauptversammlung.
Juni. 7. Botanik. 14. Mineralogie und Geologie. — Mathematik. 21. Physik und
Chemie. 28. Hauptversammlung.
Juli. 26. Hauptversammlung.
August. 80. Hauptversammlung.
September. 27. Hauptversammlung.
October. 4. Prähistor. Forschungen. 11. Zoologie und Botanik. — Mathematik. 18.
Botanik (Floristenabend). 25. Hauptversammlung.
November. 1. Mineralogie und Geologie. 8. Physik und Chemie. 15. Prähistor.
Forschungen. 22. Zoologie. 29. Hauptversammlung.
December. 6. Botanik. 13. Mineralogie und Geologie. — Mathematik. 20. Hauptver-
sammlung.
KV
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I
Die Preise für die noch vorhandenen Jahrgänge der Sitzungs-
berichte der „Isis“, welche durch die Burdach’sche Hofbuch-
handlung in Dresden bezogen werden können, sind in folgender
Weise festgestellt worden:
Denkschriften. Dresden 1860. 8 1 M. 50 Pf.
Festschrift. Dresden 1885. 8. 178 S. 4 Tafeln 3 M. — Pf.
Dr. Oscar Schneider: Natnrwissensch. Beiträge zur Kenntniss
der Kaukasusländer. 1878. 8. 160 S. 5 Tafeln . . 6 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1861 . 1 M. 20 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1863 1 M. 80 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1864 und 1865. pro Jahrgang . . 1 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1866. April-Decomber 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1867 und 1868. pro Jahrgang . . 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1869 3 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1870 u. 1871. April- December p. Heft 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1872. Januar-September 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1873— 1878. pro Jahrgang .... 4 1VI. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1879 5 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1880. Juli- December 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1881. Juli-December 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1882 — 1 884,1886 —93.
pro Jahrgang 5 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1885. 2 M. 50 Pf.
Mitgliedern der „Isis“ wird ein Rabatt von 25 Proc. gewährt.
Alle Zusendungen für die Gesellschaft „Isis“, sowie auch
Wünsche bezüglich der Abgabe und Versendung der „Sitzungs-
berichte der Isis“ werden von dem ersten Secretär der Ge-
sellschaft, d. Z. Dr. Deichmüller, Dresden-A., Zwingergebäude,
K. Mineral. -geolog. Museum, entgegengenommen.
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wärtige Mitglieder, sowie an auswärtige Vereine erfolgt in der
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Königl. Sachs. Hofbuchhandlung
H. Burdach.
Warnatz & Lehman»
Schloss-Strasse 32. DRESDEN. Fernsprecher 152.
empfiehlt sich
zur Besorgung wissenschaftlicher Literatur.
1
DRUCK VON irthJUS RE CH£L( DRESi fc N
der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in 13 resden.
Herausgegeben
von dem Redactions - Comite.
Jahrgang 1894.
Januar bis Juni.
Mit 1 Tafel und 3 Abbildungen im Text.
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Dresden.
In* Commission von Warnatz & Lehmann, K. Sachs. Hofbuchhändler.
>■ 1894.
Redaetions - Comite für 1894:
Vorsitzender: Prof. Dr. G. Helm.
Mitglieder : Dr . J. D e i c h m ü 1 1 e r , Prof. Dr. 0. D r u d e , Privatdocent Dr. J. F r e y b e r g ,
Geh. Hofrath Prof. Dr. H. B. Geinitz, Prof. Dr. M. Krause, Prof. Dr. H. Nit sehe
und Rentier W. Os borne.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. J. Deichmüller.
Inhalt.
I. Sitzungsberichte.
I. Section für Zoologie S. 3. — Drude, 0.: Die sogenannten chilenischen Haselnüsse
S. 3. — Ebert, R. : Bau, Entwickelung und Lebensweise der Nematoden S. 3. —
Nitsche, H.: Leuchtende Thiere und Pflanzen, der morphologische Zusammenhang
zwischen abnormalen und normalen Nematoden, neuere Eintheilung der Pflanz enläuse,
Dr. J. Fr. Judeich f S. 3. — Steg lieh, Br.; Krankheitserscheinungen an Pflanzen
durch Hetero der a S. 3.
II. Section für Botanik S. 4. — Drude, 0.: Moosherbarium von Wälde, Biographie
von Alph. de Candolle, Pringsheiin’s 70. Geburtstag, Sitzungen der Vereine für Botanik
und Gartenbau im K. Botanischen Garten S. 4 ; periodisches Auftreten von Desmidiaceen
und Palmellaceen S. 5; Palmflora des tropischen Afrika S. 6; neue Litteratur S. 4
und 5. — Jenke, A. : Neue Desmidiaceen der Flora von Dresden S. 4; Chlathrocystus
aeruginosa aus den Carolaseen S. 5; und K. Wobst, Verschwinden von Orchideen
aus der Dresdner Flora S. 5. — Schiller, K. : Bei Meissen beobachtete Pilze, Vor-
lagen S. 5. — Schorler, B.: Ueber Carica quercifolia S. 4; seltene Orchideen der
Flora Saxonica S. 5; blüthenbiologische Demonstrationen S. 6. — Wobst, K.: Ueber
Amarantus hypochondriacus , Bildungsabweichungen der Pflanzen S. 5.
III. Section für Mineralogie und Geologie S. 6. — Bergt, W.: Festigkeitsprüfungen
von Gesteinen S. 7; Litteraturbesprechung S. 8. — D eichmüller, J. : Encriniten des
Muschelkalks S. 8. — Döring, H. : Strudellöcher im Pläner von Cotta, Ausstellung
des Lehrervereins für Naturkunde in Dresden S. 7. — Engelhardt, H.: Tertiär-
pflanzen aus dem böhmischen Mittelgebirge S. 7; was erinnert in unserem Sachsenlande
an die Pflanzenwelt der Tertiärzeit? neue Litteratur S. 8. — Francke, H.: Mineral-
vorlagen S. 8. — Geinitz, H. B.: Versteinerungen aus der oberen Kreide von Rügen
S. 6; Gliederung der Flötzformationen Helgolands, neue Diatomeenschichten in der
Lausitz, der internationale Geologen- Congress in Zürich S. 7; die mineralogisch-
geologischen Sammlungen der K. Technischen Hochschule in Dresden S. 8; neue
Litteratur S. 7 und 8. — Kalkowsky, E.: K. Th. Liebe f, naturwissenschaftliche
Wanderversammlungen, Demonstrations-Mikroskope von R. Fuess S. 8. — S c h n e i d e r , 0.:
Nephrit -Schnitzereien aus China S. 8. — Z schau, E.: Kalkspathkrystalle aus dem
Syenit des Plauenschen Grundes S. 9.
IV. Section für prähistorische Forschungen S. 9. — Bergmann, A.: Kurfürst
August und Kurfürstin Anna in ihren Beziehungen zur prähistorischen Forschung
S. 9. — Deichmüller, J. : J. Undset f, Ausgrabungen und neue Erwerbungen der
K. Prähistorischen Sammlung im Jahre 1893 S. 11; Steinzeitfunde bei Dresden S. 12. —
Döring, H.: Der Lüptitzer Spitzberg bei Wurzen S. 10; Beigaben aus dem Gräber-
felde von Löbtau, neolithische Reste von Löbtau S. 12; Vorlagen S. 11. — Ebert, 0.:
Steinzeitfunde bei Cotta, slavische Herdstelle bei Cossebaude S. 12. — Geinitz, H. B.:
Ein Dolmen in der Gersdorfer Heide bei Gross- Cotta 3 Steinbauten an den Troll-
hättanfällen in Schweden S. 12. — Osborne, W.: Neolithisches Gefäss von Prag, die
vorgeschichtlichen megalithischen Steinbauten, Vorlagen S. 11. — Excursion nach
Zschorna S. 12.
V. Section für Physik und Chemie S. 12. — Corsepius, M. : Anlage eines Elek-
tricitätswerks der Stadt Dresden S. 13. — Freyberg, J.: H. Hertz f S. 12. —
Helm, G.: E. Zetzsche f S. 13. — von Meyer , E.: Lavoisier und die Chemie seiner
Zeit — eine Säcularbetrachtung S. 13. — Excursion nach dem Elektricitätswerk der
K. Sächs. Staatseisenbahnen in Dresden- Friedrichstadt S. 13.
VI. Section für Mathematik S. 13. — Krause, M.: Entwickelung der elliptischen
Functionen in Potenzreihen S. 13. — Rohn, K. : Construction einer Fläche 2. Grades,
von der 9 Punkte gegeben sind S. 13 ; Vereinfachung einiger Sätze und Aufgaben der
Planimetrie S. 14.
YII. Hauptversammlungen S. 14. — Veränderungen im Mitgliederbestände S. 15. —
Kassenabschluss für 1893 S. 14 und 20. — Voranschlag für 1894 S. 14. — Vermehrung
der Bibliothek S. 4. — Ausstellung des Lehrervereins für Naturkunde in Dresden
S. 14. — Vorlagen S, 14. — Bergt, W.: Die classischen Stätten 'des Contactmeta-
morphismus in Sachsen S. 14. — Deichmüller, J. : Die bisherigen Ergebnisse der
vorgeschichtlichen Forschungen in und um Dresden S. 14. — Hempel, W.: Be-
obachtungen über Entstehung von Gesteinen S. 14. — König, CI.: Die Grundlagen
zu Alexander von Humboldt’s pflanzengeographischen Ideen S. 15. — Raspe, F. :
Vorlagen S. 14. — Schneider, 0.: Litteraturbesprechung S. 14. — Ulbricht, R. :
Bericht über seine Reise nach Chicago 1893 S. 14. — Excursionen nach Tetschen,
nach den elektrischen Werkstätten von Kummer & Co. in Niedersedlitz S. 15.
II. Abhandlungen.
Eb ert, R. : Ueber Allantonemct mirabile, Sphaerularia bombi und Heterodera Schachtii.
S. 18.
Engelhardt, H.: Ueber neue fossile Pflanzenreste vom Cerro de Potosi. Mit Tafel I.
S. 3,
Geinitz , H. B. : Die mineralogisch-geologischen Sammlungen der K. Technischen Hoch-
schule in Dresden. S. 14.
Töpler, A.*. Ueber die mit vielplattigen Influenzmaschinen erzeugten elektrischen
Condensatorschwingungen in ihrer Anwendung auf die sogenannten Tesla’schen Ver-
suche. S. 22.
Die Autoren sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer
Abhandlungen .
Die Autoren erhalten von den Abhandlungen 50, von den Sitzungsberichten auf
besonderen Wunsch 25 Separat- Abzüge unberechnet, eine grössere Anzahl gegen Erstattung
der Herstellungskosten.
Sitzungskalender für 1894.
September. 27. Hauptversammlung.
October. 4. Prähistorische Forschungen. 11. Zoologie und Botanik. — Mathematik.
18. Botanik (Floristenabend). 25. Hauptversammlung.
November. 1. Mineralogie und Geologie. 8. Physik und Chemie. 15. Prähistorische
Forschungen. 22. Zoologie. 29. Hauptversammlung.
December. 6. Botanik. 13. Mineralogie und Geologie. — Mathematik. 20, Haupt-
versammlung.
Die Preise für die noch vorhandenen Jahrgänge der Sitzungs-
berichte der „Isis“, welche durch die Burdach’sche Hofbuch-
handlung in Dresden bezogen werden können, sind in folgender
Weise festgestellt worden:
Denkschriften. Dresden 1860. 8 1 M. 50 Pf.
Festschrift. Dresden 1885. 8. 178 S. 4 Tafeln 3 I. — Pf.
Dr. Oscar Schneider: Naturwissensch. Beiträge zur Kenntniss
der Kaukasusländer. 1878. 8. 160 S. 5 Tafeln . . 6 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1861 1 M. 20 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1863 1 M. 80 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1864 und 1865, pro Jahrgang . . 1 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1866. April-December 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1867 und 1868, pro Jahrgang . . 3 I. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1869 3 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1870 und 1871. April-December pro
Heft 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1872. Januar-September . . . . 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1873 bis 1878, pro Jahrgang . . 4M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1879 5 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1880. Juli-December 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1881. Juli-De-
cember 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1882 bis 1884,
1886 bis 1893, pro Jahrgang 5 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1885 . . . . 2 M. 50 Pf
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1894. Januar-
Juni . t 2 M. 50 Pf.
Mitgliedern der „Isis“ wird ein Rabatt von 25 Proc. gewährt.
Alle Zusendungen für die Gesellschaft „Isis“, sowie auch
Wünsche bezüglich der Abgabe und Versendung der „Sitzungs-
berichte der Isis“ werden von dem ersten Secretär der Gesell-
schaft, d. Z. Dr. Deiclimüller, Dresden-A., Zwingergebäude,
K. Mineral.- geolog. Museum, entgegengenommen.
Die regelmässige Abgabe der Sitzungsberichte an aus-
wärtige Mitglieder, sowie an auswärtige Vereine erfolgt in der
Regel entweder gegen Austausch mit anderen Schriften oder einen
jährlichen Beitrag von 3 Mark zur Vereinskasse, worüber
in den Sitzungsberichten quittirt wird.
Königl. Sachs. Hofbuchhandlung
H. Burdach
— Warna tz &, Lehmann
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empfiehlt sich
zur Besorgung wissenschaftlicher Litteratur.
Druck von Wilhelm Baensch in Dresden.
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y
der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in D resden.
Herausgegeben,
von dem Redactions-Comite.
Jahrgang 1894.
•Juli b is De cem'be i*.
Mit 1 Tafel und 1 Abbildung im Text.
Dresden.
In Commission von Warnatz & Lehmann, K. Sachs. Hofbuchhändler.
1895.
Redactions -Comite für 1894:
Vorsitzender: Prof. Dr. G. Helm.
Mitglieder: Dr. J. Deichmüller, Prof. Dr. 0. Drude, Privatdocent Dr. J. Freyberg,
Geh. Hofrath Prof. Dr. H. B. Geinitz, Prof. Dr. M. Krause, Prof. Dr. H. Kitsche
und Rentier W. Osborne.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. J. Deichmüller.
Sitzungskalender für 1895.
Januar. 10. Physik und Chemie. 17. Prähistorische Forschungen. 24. Zoologie.
31. Hauptversammlung.
Februar. 7. Botanik und Zoologie. 14. Mathematik. 21. Mineralogie und Geologie.
28. Hauptversammlung.
März. 7. Physik und Chemie. 14. Prähistorische Forschungen. 21. Zoologie. 28. Haupt-
versammlung.
April. 4. Botanik. 18. Mineralogie und Geologie. 25. Hauptversammlung.
Mai. 2. Physik und Chemie. 9. Prähistorische Forschungen. 16. Zoologie. 23. Ex-
cursion oder 30. Hauptversammlung.
Juni. 6. Botanik. 13. Mathematik. 20. Mineralogie und Geologie. 27. Haupt-
versammlung.
Juli. 25. Hauptversammlung.
August. 29. Hauptversammlung.
September. 26. Hauptversammlung.
October. 3. Mineralogie und Geologie. 10. Botanik. 17. Physik und Chemie. 24. Haupt-
versammlung.
November. 7. Zoologie. 14. Mathematik. 21. Prähistorische Forschungen. 28. Haupt-
versammlung.
December. 5. Zoologie und Botanik. 12. Mineralogie und Geologie. — Mathematik.
19. Hauptversammlung.
-
'
Die Preise für die noch vorhandenen Jahrgänge der Sitzungs-
berichte der „Isis“, welche durch die Burdach’sche Hofbuch-
handlung in Dresden bezogen werden können, sind in folgender
Weise festgestellt worden:
Denkschriften. Dresden 1860. 8 1 M 50 Pf.
Festschrift. Dresden 1885. 8. 178 S. 4 Tafeln 3 M. — Pf.
Dr. Oscar Schneider: Naturwissensch. Beiträge zur Kenntniss
der Kaukasusländer. 1878. 8. 160 S. 5 Tafeln . . 6M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1861 1 M. 20 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1863 1 M. 80 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1864 und 1865, pro Jahrgang . . 1 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1866. April-December 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1867 und 1868, pro Jahrgang . . 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1869 3 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1870 und 1871. April-December pro
Heft 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1872. Januar-September . . . . 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1873 bis 1878, pro Jahrgang . . 4M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1879 5 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1880. Juli-December 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1881. Juli-De-
cember 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1882 bis 1884,
1886 bis 1894, pro Jahrgang 5 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1885 . . . . 2 M. 50 Pf.
Mitgliedern der „Isis“ wird ein Rabatt von 25 Proc. gewährt.
Alle Zusendungen für die Gesellschaft „Isis“, sowie auch
Wünsche bezüglich der Abgabe und Versendung der „Sitzungs-
berichte der Isis“ werden von dem ersten Secretär der Gesell-
schaft, d. Z. Dr. Deichmüller, Dresden-A., Zwingergebäude,
K. mineral.- geolog. Museum, entgegengenommen.
Die regelmässige Abgabe der Sitzungsberichte an aus-
wärtige Mitglieder, sowie an auswärtige Vereine erfolgt in der
Regel entweder gegen Austausch mit anderen Schriften oder einen
jährlichen Beitrag von 3 Mark zur Vereinskasse, worüber
in den Sitzungsberichten quittirt wird.
sr- -■ %
Königl. Sachs. Hofbuchhandlung
H. Burdach
' Warnatz & Lehmann
Schloss -Strasse 32. DRESDEN. Fernsprecher 152.
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zur Besorgung wissenschaftlicher Litteratur.
Druck von Wilhelm Baensch in Dresden.
der
ft aturwissensehaftliehen Gesellschaft
... * ' - \ •
ISIS
in TD resden.
Herausgegeben
von dem Redactions - Comite.
Jahrgang 1895.
Januar bis Juni.
Mit 1 Tafel.
Dresden.
In Commission von Warnatz & Lehmann, K. Sachs. Hof buchhändler.
1895.
Redactions -Comite für 1895:
Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude.
Mitglieder: Dr. J. Deich müller, Geh. Hofrath Prof. Dr. H. B. Geinitz, Prof.
Dr. W. Hall wachs, Prof. Dr. E. von Meyer, Prof. Dr. H. Nits che, Bentier W.
Osborne und Oberlehrer K. Wobst.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. J. Deichmüller.
Inhalt.
I. Sitzungsberichte.
I. Section für Zoologie S. 3. — Drude, 0.: Vegetation der Lofoten S. 3. — Ebert,
R. : Temperatur der Lofoten S. 3. — Geinitz, H. B.: Fossiles Vorkommen des
Dorsches S. 3. — König, OL: Dorschfang auf den Lofoten im Jahre 1893 S. 3. —
Kitsche, H. : Zahnformeln der Säugethiere, Sitten der Lofotenbewohner, Erass von
Rhyncolus culinaris S. 3. — Reibisch, P. : Neueste Ansichten über Artenbildung
und Vererbung S. 3.
II. Section für Botanik S. 4. — Drude, 0.: Ueber den Traubenschimmelpilz S. 4 ;
glaciale Elorenreste von Deuben S. 6. — Jenke, A.: Neue Algen der Elora von
Dresden S. 4. — Le dien, E. : Er o st Wirkungen des letzten Winters auf Laubhölzer
S. 7. — Nits che, H.: Mittel zur Vernichtung der Engerlinge, der sogen. „ Seelachs
S. 4. — Schiller, K. : Neuropteren von Borkum, neue Litteratur S. 4; Ergebnisse
seiner Kryptogamen- Excursionen im Jahre 1894 S. 6. — Schorler, B.: Entwickelung
der Kenntniss des Zellenbaues in den letzten 20 Jahren S. 4; die sogen. „Holzblumen“
S. 7. — Wobst, K. : Neue oder seltene Pflanzen der Elora Saxonica S. 4 ; neue Lit-
teratur S. 6. — Besichtigung des K. botanischen Gartens S. 7. — Vorlagen S. 5 und 7.
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III. Section für Mineralogie und Geologie S. 7. — Bergt, W. : Litteratur und
Wesen der Melaphyrgänge des Plauenschen Grundes S. 10. — Ebert, 0.: Cretacische
Schwarzkohlenfunde bei Dresden S. 8. — Engelhardt, H.: Tertiäre Florenverhält-
nisse von Ecuador und Colombia S. 8. — Geinitz, H. B.: J. F. Johnstrup f,
Haushofer f S. 7; J. D. Dana f S. 9; Einwirkung der Melaphyrgänge auf die
Bildung des Plauenschen Grundes S. 10; neue Litteratur S. 8. — Kalkowsky, E.:
Korallenkalke in Deutschland S. 9. — Krone, H.: Melaphyr- Vorkommen bei Aden
S. 10. — Osborne, W.: Pithekanthropus erectus aus dem Pliocän von Java S. 9. —
Besichtigung der Melaphyrgänge im Plauenschen Grunde S. 10.
IV. Section für prähistorische Forschungen S. 10. — Deich müller, J.: Neue
Litteratur S. 11. — Ebert, 0.: Neolithische Ansiedelungen und Begräbnissplätze
bei Lobositz, Amulett und Glasperle von Stetzsch S. 10. — Geinitz, H. B.: Neue
Litteratur S. 11. — J ent sch, A. : Uralte Ackerspuren in der Trieske bei Pillnitz
S. 11. — Osborne, W.: Neolifchisches Grab bei Bohnic bei Prag, Ursprung und
Heimath des Urmenschen, mit Bemerkungen von J. Deichmüller S. 11. — Ex-
cursion nach Kleinböhla und Altoschatz S. 12.
V. Section für Physik und Chemie S. 12. — Förster, Fr.: Chemische Natur der
Metalllegierungen S. 13. — Hempel, W. : Principien der Heizung S. 12. — Meyer,
E. von: Carl Wilhelm Scheele und die Chemie seiner Zeit S. 12; über Argon S. 12
und 13; über Calciumcarbid und Acetylengas S. 13. — Schorler, B.: Stiftungsfest
der Isis in Meissen S. 13.
VI. Section für Mathematik S. 13. — Hall wachs, W. : Problem der Stromverzweig-
ung in einem Wechselstromnetz S. 14. — Helm, G.: Anwendung Fourier’scher
Integrale auf die Theorie des Spectrums S. 13. — Rohn, K.: Darstellung ein-
facher complexer Functionen durch Modelle S. 13. — Witting, A.: Litteratur -
besprechung S. 14.
T1I. Hauptversammlungen S. 14. — Veränderungen im Mitgliederbestände S. 20. —
Kassenabschluss für 1894 S. 16, 18 und 28. — Voranschlag für 1895 S. 16. — Wahl eines
Verwaltungsraths -Mitgliedes S. 17. — Verlegung der Bibliothek S. 16. — Beschluss
über Vermehrung der Bibliothek S. 16. — Ausfall von Hauptversammlungen S. 20. —
Helmholtz-Denkmal S. 20. — Excu'rsion und Festsitzung zur Feier des 60 jährigen
Stiftungsfestes S. 17 und 18. — Drude, 0.: Die Papierstoffe in ihrer culturhisto-
rischen Bedeutung S. 14 ; neue Instrumente der meteorologischen Station im K. bota-
nischen Garten S. 17; Förderung floristischer Studien durch Formationsherbarien
S. 20; neue Litteratur S. 14 und 20. — Geinitz, H. B.: A. Stelzner f S. 16. —
H artig, E.: Technik der Papierfabrikation und deren Geschichte S. 17. — Kal-
kowsky, E.: Die neuere Krystallographie und der Unterricht darin S. 18.
II. Abhandlungen.
Bergt, W. : Die Melaphyrgänge am ehemaligen Eisenbahntunnel im Plauenschen
Grunde bei Dresden. S. 20.
Geinitz, H. B. : Der Syenitbruch an der Königsmühie im Plauenschen Grunde bei
Dresden. Mit Tafel I. S. 30.
König, CI. : Der Dorschfang auf den Lofoten im Jahre 1893. S. 3.
Die Autoren sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer
Abhandlungen •
Die Autoren erhalten von den Abhandlungen 50, von den Sitzungsberichten auf
besonderen Wunsch 25 Separat- Abzüge unentgeltlich, eine grössere Anzahl gegen Er-
stattung der Herstellungskosten.
Sitzungskalender für 1895.
September. 26. Hauptversammlung.
October. 3. Mineralogie und Geologie. 10. Botanik. 17. Physik und Chemie. 24. Haupt-
versammlung.
Kovember. 7. Zoologie. 14. Mathematik. 21. Prähistorische Forschungen. 28. Haupt-
versammlung.
Dezember. 5. Zoologie und Botanik. 12. Mineralogie und Geologie. — Mathematik
19. Hauptversammlung.
Die Preise für die noch vorhandenen Jahrgänge der Sitzungs-
berichte der „Isis“, welche durch die Burdach’sche Hofbuch-
handlung in Dresden bezogen werden können, sind in folgender
Weise festgestellt worden:
Denkschriften. Dresden 1860. 8. 1 M. 50 Pf.
Festschrift. Dresden 1885. 8. 178 S. 4 Tafeln 3 I. — Pf.
Dr, Oscar Schneider: Naturwissensch. Beiträge zur Kenntniss
der Kaukasusländer. 1878. 8. 160 S. 5 Tafeln . . 6 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1861 1 M. 20 Pf..
Sitzungsberichte. Jahrgang 1863 1 M. 80 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1864 und 1865, pro Jahrgang . . 1 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1866. April-December . . . . . 2 M. 50 Pf..
Sitzungsberichte. Jahrgang 1867 und 1868, pro Jahrgang . . 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1869 . 3 M. 50 Pf..
Sitzungsberichte. Jahrgangl870 u. 1871. April-December, pro Heft 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1872. Januar-September . . . . 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1873 bis 1878, pro Jahrgang . .4M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1879 . . . 5 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1880. Juli-December 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrg. 1881. Juli-December 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1882 bis 1884,
1886 bis 1894, pro Jahrgang . . 5 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1885 . . . . 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1895. Januar
bis Juni 2 M. 50 Pf.
Mitgliedern der „Isis“ wird ein Rabatt von 25 Proc. gewährt..
Alle Zusendungen für die Gesellschaft „Isis“, sowie auch
Wünsche bezüglich der Abgabe und Versendung der „Sitzungs-
berichte der Isis“ werden von dem ersten Secretär der Gesell-
schaft, d. Z. Dr. Deichmüller, Dresden-A., Zwingergebäude,
K. mineral.- geolog. Museum, entgegengenommen.
Die regelmässige Abgabe der Sitzungsberichte an aus-
wärtige Mitglieder, sowie an auswärtige Vereine erfolgt in der
Regel entweder gegen Austausch mit anderen Schriften oder einen
jährlichen Beitrag von 3 Mark zur Vereinskasse, worüber
in den Sitzungsberichten quittirt wird.
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Königl. Sachs. Hofbuchhandlung
H. Burdach
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Schloss -Strasse 32. DRESDEN. Fernsprecher 152.
empfiehlt sich
zur Besorgung wissenschaftlicher Litteratur.
Druck von Wilhelm Baensch in Dresden.
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der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dresden.
Herausgegeben
von dem Redactions - Comite.
Jahrgang 1895.
«Juli bis December,
Mit einer Tafel.
Dresden.
In Commission von Warnatz & Lehmann, K. Sachs. Hofbuchhändler.
1896. ' __
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Redactions - Comite für 1895 :
Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude.
Mitglieder: Dr. J. Deichmüller, Geh. Hofrath Prof. Dr. H. B. Geinitz, Prof.
Dr. W. Hallwachs, Prof. Dr. E. von Meyer, Prof. Dr. H. Nitsche, Rentier
W. Oshorne und Oberlehrer K. Wobst.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. J. Deichmüller.
Sitzungskalender für 1896.
Januar. 9. Physik und Chemie. 16. Prähistorische Forschungen. 23. Zoologie.
30. Hauptversammlung.
Februar. 6. Botanik. 13. Mathematik. • 20. Mineralogie und Geologie. 27. Haupt-
versammlung.
März. 5. Physik und Chemie. 12. Prähistorische Forschungen. 19. Zoologie und
Botanik. 26. Hauptversammlung.
April. 9. Botanik. 16. Mineralogie und Geologie. — Mathematik. 23. Prähistorische
Forschungen. 30. Hauptversammlung.
Mai. 7. Physik und Chemie. 14. Excursion oder 21. Hauptversammlung.
Juni. 4. Zoologie. 11. Botanik. 18. Mineralogie und Geologie. 25. Hauptversammlung.
Juli. 30. Hauptversammlung.
August. 27. Hauptversammlung.
September. 24. Hauptversammlung.
October. 1. Physik und Chemie. 8. Zoologie. — Mathematik. 15. Botanik. 22. Mineralogie
und Geologie. 29. Hauptversammlung.
November. 5. Prähistorische Forschungen. 12. Physik und Chemie. 19. Zoologie.
26. Hauptversammlung.
Ilecember. 3. Botanik und Zoologie. 10. Mineralogie und Geologie. — Mathematik.
17. Hauptversammlung.
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Die Preise für die noch vorhandenen Jahrgänge der Sitzungs-
berichte der „Isis“, welche durch die Burdach’sche Hofbuch-
handlung in Dresden bezogen werden können, sind in folgender
Weise festgestellt worden:
Denkschriften. Dresden 1860. 8
Festschrift. Dresden 1885. 8. 178 S. 4 Tafeln
Dr. Oscar Schneider: Natnrwissensch. Beiträge zur Kenntniss
der Kaukasusländer. 1878. 8. 160 S. 5 Tafeln . .
Sitzungsberichte. Jahrgang 1861
Sitzungsberichte. Jahrgang 1868
Sitzungsberichte. Jahrgang 1864 und 1865, pro Jahrgang . .
Sitzungsberichte. Jahrgang 1866. April-December
Sitzungsberichte. Jahrgang 1867 und 1868, pro Jahrgang . .
Sitzungsberichte. Jahrgang 1869
Sitzungsberichte. Jahrgang 1870. April-Juni, October-December
Sitzungsberichte. Jahrgang 1871. April-December
Sitzungsberichte. Jahrgang 1872. Januar-September ....
Sitzungsberichte. Jahrgang 1873 bis 1876, 1878, pro Jahrgang
Sitzungsberichte. Jahrgang 1877. Januar-März, Juli-December
Sitzungsberichte. Jahrgang 1879
Sitzungsberichte. Jahrgang 1880. Juli-December
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrg. 1881. Juli-December
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1882 bis 1884,
1886 bis 1895, pro Jahrgang .
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1885 ....
Mitgliedern der „Isis“ wird ein Rabatt von 25 Proc. gewährt.
Alle Zusendungen für die Gesellschaft „Isis“, sowie auch
Wünsche bezüglich der Abgabe und Versendung der „Sitzungs-
berichte der Isis“ werden von dem ersten Secretär der Gesell-
schaft, d. Z. Dr. Deichmiiller, Dresden-A., Zwingergebäude,
K. mineral.- geolog. Museum, entgegengenommen.
jpQP’ Die regelmässige Abgabe der Sitzungsberichte an aus-
wärtige Mitglieder, sowie an auswärtige Vereine erfolgt in der
Regel entweder gegen Austausch mit anderen Schriften oder einen
jährlichen Beitrag von 3 Mark zur Vereinskasse, worüber
in den Sitzungsberichten quittirt wird.
1
M.
50
Pf.
3
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