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Sitzungstericlite iM Alaiiip
der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
in Dresden.
Herausgegeben
von dem Redaetions - Comite.
Jahrgang 1899.
Mit Abbildungen im Text.
Dresden.
In Commission der K. Sachs. Hofbuchhandlung H. Burdach.
1900.
Inhalt des Jahrganges 1899.
Yerzeicliniss der Mitglieder S. I.
Dr. med. Friedrich Theile f S. Y.
A. Sitzungsberichte.
I. Section für Zoologie S. 3 und 19. — Kalkowsky, E.: Nene Litteratur S. 19. —
Kuntze, A.: Vorlagen S. 3. — Nitsche, H.: Morphologie der Mnndwerkzeuge bei
den Insecten S. 3 ; Bau der Lungen und Gefangenleben des Chamäleon, Einschleppung
japanischer Laubheuschrecken, Frass des Fichtennestwicklers S. 4; zoologische Reise-
eindrücke aus Ungarn, Bosnien und der Herzegowina S. 19; neue Litteratur S. 19. —
Putscher, W.: Vorlagen S. 4. — Reibisch, Th.: Elektrische Erscheinungen an
einer Landschnecke S. 3; Knochenbau des Chamäleon S. 4. — Thallwitz, J. : Kampf
zwischen Käfern, Hydrobiologie der Elbe S. 3; Befruchtung und Zelltheorie S. 19. —
Geschenk für die Bibliothek S. 3.
II. Section für Botanik S. 4 und 19. — Drude, 0.: Areale der Leitpflanzen in den
Pflanzenformationen Sachsens und Thüringens S. 4; die Petersburger Gartenbau-
Ausstellung, Referat über Schimper: „Pflanzengeographie auf physiologischer Grund-
lage“, neue Litteratur S. 5; Thätigkeit der biogeographischen Section des VII. inter-
nationalen Geographentages zu Berlin S. 20, mit Bemerkungen von W. Bergt. —
Schorler, B.: Das Plankton der Elbe bei Dresden S. 19. — Stiefelhagen, H.:
Vorlagen frühblühender Pflanzen S. 4, mit Bemerkungen von F. Le dien und
A. Thümer. — Aufforderung zum Sammeln sächsischer Moorhölzer S. 5.
III. Section für Mineralogie und Geologie S. 5 und 20. — Bergt, W. : Muschelkalk-
brüche von Rüdersdorf S. 5; über vulkanischen Staub, über Moldawite S. 6; Vor-
kommen von Turmalingranit bei Miltitz S. 21 ; neue Litteratur S. 5, 6 und 20. —
Engelhardt, H. : Neue Kreidepflanze aus Sachsen, tertiäre Pflanzen von Sardinien
und aus der Rhön, Bestimmung fossiler Palmenreste, Thoneinlagerungen unter dem
Haidesand, neue Litteratur S. 6. — Francke, H.: Neue Mineralvorkommnisse S. 20.
— Kalkowsky, E.: Natur und Entstehung des Chilisalpeters S.5; paläozoische Korallen
aus Nordamerika S. 20. — Naumann, E. : Tektonische Störungen der triadischen
Schichten bei Kahla S. 21. — Nessig, R. : Rechtselbische Bohrlöcher, Aufschluss
im Syenitconglomerat und Leopardensandstein bei Coschütz S. 6. — Nit sehe, H. :
Verbreitung des Fischreihers in Sachsen und ihre Beziehung zu Urstromthälern
S. 20. — Siegert, L.: Urströme in Norddeutschland S. 20. — Wagner, P. : Erd-
pyramiden, neue Litteratur S. 6.
IY. Section für prähistorische Forschungen S. 6 und 21. — Deichmüller, J.:
Ueber die Büste einer Frau aus dem Pfahlbau Auvernier, neue Erwerbungen der K. Prä-
historischen Sammlung S. 7 ; Urnenfunde bei Klein - Zschachwitz und am Bahnhof
Klotzsche, neue Litteratur S. 22; Vorlagen S. 7 und 22. — Döring, H.: Der
Burgwall von Arkona, Vorlagen S. 7. — Kalkowsky, E.: Ueber das Hakenkreuz
(Svastika) S. 21, mit Bemerkungen von A. Peuckert. — Nobbe, F.: Vorgeschicht-
liche Funde im K. Forstgarten zu Tharandt S. 6. — Osborne, W.: Das Alter des
Menschengeschlechts, Vorlagen S. 7. — Excursion nach Hermsdorf und Klotzsche S. 7
und nach Klein - Zschachwitz S. 22.
Y. Section für Physik und Chemie S. 8 und 22. — Drossbach, G. P. : Die industrielle
Verwerthung der Elemente der Cer- und Zirkongruppe S. 22. — Hempel, W. : Ueber
Kryochemie S. 8. — Hentschel, W. : Die chemischen Grundlagen des Pflanzenbaues
S. 23. — Kelling, G.: Physikalische Methoden zur Untersuchung des Magens und
IV
der Speiseröhre S. 9. — Müller, E. : El ektrolytisches Verfahren zur Herstellung
chlor-, brom- und jodsaurer Salze S. 9. — Rebenstorff, A.: Neue Versuche und
Apparate für den physikalischen Unterricht S. 10. — Schlossmann, A. : Entwickelung
der Heilkunde unter dem Einfluss von Physik und Chemie S. 9. — Uhl mann, P.: Die
epochemachendsten Fortschritte der Theerfarben-Industrie seit 1890 S. 8.
VI. Section für Mathematik S. 10 und 24. — Müller, F.: Ueber Winkeltheilungs-
curven und Kreistheilungsgleichungen S. 24. — Rohn, K. : Anwendung der Schnitt-
punktsystemsätze auf die ebenen Curven 4. Ordnung S. 10; die Anordnung der Krystall-
molekeln S. 24. — Wittin g, A. : Die Constructionen von Mascheroni mit dem
Zirkel S. 11.
VII. Hauptversammlungen S. 11 und 25. — Veränderungen im Mitgliederbestände S. 14
und 26. — Beamte im Jahre 1900 S. 28. — Rechenschaftsbericht für 1898 S. 13 und 16. —
Voranschlag für 1899 S. 13 und 14. — Uebergabe der Kasse S. 13; freiwillige Beiträge
zur Kasse S. 27. — Bericht des Bibliothekars S. 30. — Dr. med. Friedrich Theile f
S. 25. — Drude, 0.: Pflanzengeographische Betrachtungen über Klima und Flora der
Eiszeit in Mitteleuropa S. 13. — Ebert, R. : Zusammenhang von Wald und Niederschlags-
mengen S. 26. — Engels, H.: Das neue Flussbaulaboratorium der K. Technischen
Hochschule S. 14. — Gravelius, H.: Vertheilung des Regens auf der Erde S. 14. —
Helm, Gr.: Statistische Beobachtungen biologischer Erscheinungen S.ll. — Hempel, W. :
Entstehung der Golderzlagerstätten in den Propyliten S. 13; die Argongruppe und das
Vorkommen von Gasen in Gesteinen S. 26. — Kal ko wsky , E. : Zur Geologie des Goldes
S. 13; neue Litteratur S. 25. — Pattenhausen, B.: Wissenschaftliche Begründung des
metrischen Systems S. 14. — Petrascheck, W. : Faciesbildungen im Gebiete der
sächsischen Kreideformation S. 25. — Stübel, A.: Die Vulkanberge von Colombia
S. 25. — Treu, G.: Galton’s Erfindung, auf dem Wege photographischer Registrirung
zu einer Darstellung von Typen des menschlichen Antlitzes zu gelangen S. 12. —
Wagner, P.: Die Schnee Verhältnisse des Bayrischen Waldes S. 26.
B. Abhandlungen.
Bergt, W. : Das erste Anhydritvorkommniss in Sachsen (und Böhmen). S. 88.
Deichmüller, J. : Neue Urnenfelder aus Sachsen. I. II. Mit Abbildungen. S. 23 und 85.
Nessig, R.: Neue Tiefbohrungen. S. 16.
Nobbe, F.: Ueber die Funde antiker Bronzen im akademischen Forstgarten zu
Tharandt. S. 19.
Schlimpert, A. M.: Rosenformen der Umgebung von Meissen. S. 3.
Petrascheck, W.: Studien über Faciesbildungen im Gebiete der sächsischen Kreide-
formation. Mit 14 Abbildungen. S. 31.
Die Autoren sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer
Abhandlungen .
Die Autoren erhalten von den Abhandlungen 50, von den Sitzungsberichten auf
besonderen Wunsch 25 Sonder - Abzüge gratis, eine grössere Anzahl gegen Erstattung
der Herstellungskosten.
Dr. med. Friedrich Theile.
Am 16. August d. J. ist der letzte der Männer, welche vor
nunmehr 66 Jahren unsere naturwissenschaftliche Gesellschaft
Isis gegründet haben, Dr. med. Friedrich Theile in Lockwitz in
die Ewigkeit abgerufen worden.
Friedrich Theile wurde am 12. Juli 1814 in Chemnitz geboren, wohin
die Mutter von Dresden zu den Eltern gezogen war, nachdem der Vater
als Feldproviantbeamter der sächsischen Armee den Verbündeten nach
Frankreich gefolgt war. Kaum ein Jahr alt verlor der Knabe schon die
Mutter, ohne dass diese den Gatten wiedergesehen hatte, der erst im
Herbst 1815 aus Frankreich nach Dresden zurückkehrte. Hier zuerst im
grosselterlichen Hause erzogen fand das Kind nach der Wiederverehelichung
des Vaters in der zweiten Gattin desselben eine treufürsorgende Mutter.
Den ersten Unterricht genoss er in einer Privatschule, vom zehnten Jahre
an besuchte er die Kreuzschule, welche er 1832 als Abiturient verliess.
Die Pedanterie, welche damals das Gymnasium beherrschte und den
Schüler wohl in die grammatikalischen Kegeln des Latein und Griechisch,
nicht aber in den Geist der alten klassischen Schriftsteller einweihte,
hatte ihn nicht befriedigt, sein Sinn verlangte nach Naturwissenschaften
und bestimmte ihn, das medicinische Studium zu ergreifen.
Zunächst besuchte Friedrich Theile drei Jahre lang die zur Ausbildung
von Militärärzten bestimmte chirurgisch-medicinische Akademie in Dresden.
In die Zeit dieses Dresdner Studiums fällt die Gründung unserer Gesell-
schaft; am 13. December 1833 versammelten sich zwölf Herren, unter
ihnen auch Friedrich Theile, um über die Statuten einer neuzubegründenden
Gesellschaft für Naturkunde zu berathen, aus welcher in der Folge unsere
naturwissenschaftliche Gesellschaft Isis hervorging. In einer der ersten vier
monatlichen Versammlungen der neubegründeten Gesellschaft hielt Theile
einen Vortrag über die physiologischen und physischen Farben.
Zur Fortsetzung seiner Studien bezog er 1835 die Universität Leipzig,
wo er sich auch mit der damals verpönten Homöopathie beschäftigte und
an seinem eigenen Körper die Wirkungen homöopathischer Arzneimittel
erprobte. Mit eisernem Fleisse gab er sich seinen Studien hin, von den
Ausschreitungen des Studentenlebens hielt er sich fern. Botanische Studien
führten ihn oft in die nähere und weitere Umgebung der Universitäts-
stadt; das lebhafte Interesse auch an den technischen Errungenschaften
der damaligen Zeit veranlasste ihn sogar zu einer Fusswanderung nach
VI
Nürnberg, um die von dort nach Fürtli erbaute erste deutsche Eisenbahn
zu sehen und zu befahren. Nach drei Jahren schloss er 1838 seine
Studien in Leipzig ab und machte mit günstigem Erfolge sein Doctor-
examen. Die von ihm verfasste Dissertation behandelt die Wirkungen des
Kellerhalses: „De viribus Daphnes Mezerii nonnulla“.
Seine Liebe zum Landleben bestimmte ihn, sich als Arzt auf dem
Lande niederzulassen, um mit der ärztlichen Praxis auch den Betrieb der
Landwirthschaft verbinden zu können. Zur Erlangung der hierzu nöthigen
Kenntnisse wählte er sich zunächst das Bittergut Bottwerndorf bei Pirna
zum Aufenthalt, wohin ihm auch seine ihm kurz zuvor angetraute Gattin
Pauline geh. Binnebösel aus Leipzig folgte. Zwei Jahre wurden so in
Bottwerndorf verlebt, bis sich 1840 Gelegenheit bot, ein seinen Wünschen
entsprechendes Landgut in Lungwitz bei Kreischa zu erwerben. Trotzdem
die Bewirthschaftung dieses und des später hinzugekauften Nachbargutes
seine Thätigkeit stark in Anspruch nahm, fand Theile noch Zeit, auch
belehrend auf seine Umgebung einzuwirken. Die von ihm ins Leben ge-
rufenen allmonatlichen Abendunterhaltungen versammelten in seinem Hause
die Nachbarn zur Besprechung kirchlicher und politischer, wie natur-
wissenschaftlicher und landwirtschaftlicher Fragen. Zur Hebung dieses
regen geistigen Verkehrs wurde Ostern 1846 von ihm ein anfänglich ge-
schriebenes ,,Kreischaer Wochenblatt“ herausgegeben, welches seit Anfang
1847 als „Kreischaer Dorfzeitung“, von 1848 an als „Vaterländische
Dorfzeitung“ gedruckt erschien. In dieser Zeituog, welche auch dem 1846
von Theile gegründeten Kreischaer Turnverein als Vereinsorgan diente,
wurde der in jenen Abendunterhaltungen begonnene gegenseitige Gedanken-
austausch in geeigneter Weise fortgesetzt und nach Gewährung der Press-
freiheit auch die Politik zum Gegenstand der Besprechungen gemacht.
In der ersten Nummer der „Vaterländischen Dorfzeitung“ legte Theile
sein politisches Glaubensbekenntniss nieder, aus welchem hervorgeht, dass
der später so vielfach mit Unrecht angefeindete Mann mit Ueberzeugung
und Entschiedenheit sich gegen die republikanische Staatsverfassung aus-
sprach und für die Erhaltung der constitutionell monarchischen Staats-
form eintrat. Das Vertrauen seiner Mitbürger berief ihn zunächst in das
Amt des Gemeindevorstandes für Lungwitz und 1848 als Abgeordneter
in die erste Kammer des sächsischen Landtages.
Der schwere Conflict, in welchen Dr. Theile durch seine Betheiligung
an der Volkserhebung des Jahres 1849 mit der Begierung gerieth, zog
ihm eine mehrjährige Freiheitsstrafe zu, die er in Waldheim verbüsste.
Hier wurde ihm gestattet, sich schriftstellerisch zu beschäftigen, von hier
aus leitete er auch schriftlich die Erziehung seiner beiden Kinder Hedwig
und Conrad, wie die Bewirthschaftung seiner mit Beschlag belegten Güter.
In den Jahren nach seiner Bückkehr in den Familienkreis, 1854 — 1862,
widmete sich Dr. Theile in erster Linie der Verwaltung seiner beiden
Güter, ergriff aber auch jetzt wieder jede Gelegenheit, durch Wort und
Schrift die Volksbildung zu fördern; nebenbei arbeitete er als Lehrer der
Naturwissenschaften, der Mathematik und des Turnens in Dippoldiswalde
und gab Veranlassung zur Gründung eines Localmuseums für Dippoldis-
walde und Umgebung, welches aber später mangels eines geeigneten Leiters
wieder einging.
Die vom Staate und der Stadt Dresden erhobenen grossen Schaden-
ansprüche und die Verheirathung seiner Tochter, durch welche ihm eine
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wesentliche Stütze in cler Bewirtschaftung seiner Güter verloren ging,
veranlassten ihn, sein Besitzthum in Lungwitz zu veräussern in der Ab-
sicht, die ärztliche Praxis wieder aufzunehmen. Zu diesem Zwecke be-
suchte der nun 48 Jahre alte Mann nochmals drei Semester von 1862 bis 1864
die medicinischen Kliniken und Vorlesungen an der Universität Leipzig, im
Sommersemester 1864 die Kliniken von Oppolzer, Skoda, Hebra u. A. in Wien,
und siedelte Ende September 1864 als Arzt nach Lockwitz über. Seine Liebe
zu anderen Wissenschaften und die Neigung, als Lehrer für die Ver-
breitung namentlich naturwissenschaftlicher Kenntnisse im Volke zu wirken,
veranlassten ihn aber, als Lehrer der Naturwissenschaften am Institut des
Fräulein von Schepke in Dresden, als Gemeinderathsmitglied in Lockwitz
wie als Vortragender in verschiedenen Vereinen von Lockwitz und Um-
gegend thätig zu sein, seine ärztliche Wirksamkeit trat mehr und mehr
zurück.
Im Jahre 1877 traf ihn und seine Gattin, die ihm in schweren und
frohen Stunden immer treu und liebevoll zur Seite stand, ein schwerer
Schlag durch den Tod seines einzigen Sohnes Conrad, der als Thierarzt
auf einem Rittergute in Preussen lebte.
Seit 1880 bis Anfang 1899 widmete sich Dr. Theile fast ausschliesslich
der Redaction des vom Gebirgsverein für die Sächsische Schweiz heraus-
gegebenen Vereinsorgans ,,Ueber Berg und Thal“, in welcher Zeitschrift
er auch mit Vorliebe die Ergebnisse seiner wissenschaftlichen Thätigkeit
niederlegte. Diese Aufsätze legen Zeugniss von seinen vielumfassenden
Kenntnissen ab; mit Vorliebe arbeitete er für die Ortskunde, daneben
beschäftigten ihn geologische Fragen, wie die Eiszeit und die Entstehung
der Kantengeschiebe, der sogenannten Dreikantner, deren Ausbildung er
durch gegenseitige Abreibung kugeliger und eiförmiger Geschiebe in der
Grundmoräne der diluvialen Gletscher zu erklären suchte. Von seinem
grossen Interesse für Botanik zeugt der Garten, welcher sein Wohnhaus
in Lockwitz umgiebt; hier entwickelten sich unter seiner sorgsamen Pflege
zahlreiche fremde und einheimische Pflanzen, und man konnte ihm eine
grosse Freude bereiten, wenn man ihn um eine seiner Seltenheiten bat,
die er gern und willig abgab.
1885 ernannte ihn unsere Gesellschaft Isis aus Anlass ihres fünfzig-
jährigen Bestehens zum Ehrenmitgliede. Zu wiederholten Malen ist er
dann in unseren Versammlungen erschienen und hat in unserem Kreise
sein geologisches Lieblingsthema, die Entstehung der Dreikantner, welchem
er bis zu seinem Ende fortgesetzte Aufmerksamkeit zuwendete, in Vor-
trägen behandelt.
1888 feierte Dr. Theile in möglichster Stille sein fünfzigjähriges Doctor-
jubiläum, beglückwünscht von Behörden und Vereinen, und 1894 in geistiger
und körperlicher Frische im Kreise der Seinen den 80. Geburtstag, bei
welcher Gelegenheit ihm auch unsere Gesellschaft ihre Glückwünsche durch
eine Abordnung darbringen liess.
Nachdem Dr. Theile Anfang April 1899 trotz seines hohen Alters
seine Redactionsgeschäfte noch selbst in Dresden erledigt und sich in ver-
schiedenen Bibliotheken Unterlagen für seine schriftstellerische Thätigkeit
geholt hatte, erlitt er am 16. April d. J. in Folge zu grosser körperlicher
Anstrengungen bei Arbeiten in seinem Garten einen Schlaganfall, von dem
er sich nicht wieder vollständig erholen konnte. Am 16. August 1899 früh
VIII
3/4 5 Uhr setzte ein erneuter Schlaganfall seinem arbeitsreichen Lehen
ein Zieh
Am 19. August d. J. fand sein Begräbniss auf dem stillen Friedhofe
in Lockwitz statt, nachdem zuvor der Ortsgeistliche am Sarge des Ver-
ewigten inmitten des sein schlichtes Heim umgebenden Blumengartens in
erhebenden Worten die trefflichen Charaktereigenschaften des Dahin-
geschiedenen geschildert hatte. Die herzliche Theilnahme zahlreicher
Freunde aus allen Lebens- und Berufskreisen, von Vereinen und Körper-
schaften aus Dresden und Lockwitz legte ein beredtes Zeugniss von der
Liebe ab, welche der Verewigte unter seinen Freunden und Mitbürgern
genossen hatte.
Mit voller Ueberzeugung können wir die Worte wiederholen, die ihm
der Gebirgsverein in seinem Vereinsorgan ,,Ueber Berg und Thal“ nach-
gerufen hat: „Das ganze Leben des Verstorbenen war nur dem Dienste
Anderer gewidmet. Nie arbeitete er für sich selbst; selbstlos und be-
scheiden fand er sein grösstes Glück in der Beglückung Anderer. Darum
war er hochgeachtet, geliebt und verehrt in den weitesten Kreisen. Er
hatte keinen Feind.“
Sein für alles Wahre, Gute und Schöne stets empfänglicher Geist,
seine grosse Liebe für die Menschheit sichern ihm ein bleibendes An-
denken.
J. Deichmüller.
Verzeichnis der Mitglieder
der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dresden
im Juni 1899»
Berichtigungen bittet man an den Secretär der Gesellschaft,
d. Z. Prof. Dr. J. Y. Deiclimüller in Dresden , K. Mineral. - geologisches Museum im
Zwinger, zu richten.
I. Wirkliche Mitglieder.
A. in Dresden. Jahr der
Aufnahme.
1. Alvensleben, Ludw. Osc. von, Landschaftsmaler, Kaitzerstr. 7 1895
2. Baensch, Willi., Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei, Waisenhausstr. 34 1898
3. Barth, Curt, Dr. phil., Chemiker an der städtischen Gasanstalt, Königsbrücker-
strasse 97 . . 1899
4. Baumeyer, G. Hermann, Privatus, Holbeinstr. 38 1852
5. Beck, P. Heinr., Bezirksschullehrer, Mathildenstr. 60 1896
6. Becker, Herrn., Dr. med., Pragerstr. 46 1897
7. Beiger, Gottl. Pud., Bürgerschullehrer, Wittenbergerstr. 67 1893
8. Berger, Carl, Dr. med., Struvestr. 9 1898
9. Besser, C. Ernst, Professor a. D., Löbtauerstr. 24 1863
10. Beyer, Th. Washington, Maschinenfabrikant, Grossenhainerstr. 9 1871
11. Biedermann, Paul, Dr. phil., Oberlehrer an der Annenschule, Rabenerstr. 7 1898
12. Bley, W. Carl, Apothekenverwalter am Stadtkrankenhause, Friedrichstr. 39 . 1862
13. Böttger, Adolf, Realschuloberlehrer, Seidnitzerstr, 14 1897
14. Bose, C. Mor. von, Dr. phil., Chemiker, Leipzigerstr. 11 1868
15. Bothe, F. Alb., Dr. phil., Professor, Conrectoran der Dreikönigschule, Tieck-
strasse 9 1859
16. Calberla, Gust. Mor., Privatus, Bürgerwiese 8 1846
17. Calberla, Heinr., Privatus, Bürgerwiese 8 1897
18. Crusius, Georg, Dr. phil., Privatus, Lindengasse 24 1888
19. Ciippers, Friedr., Kaufmann, Comeniusstr. 43 1896
20. Deichmüller, Joh. Vict. , Dr. phil., Professor, Directorial- Assistent am
K. Mineral.-geolog. Museum nebst der Prähistor. Sammlung, Fürstenstr. 64 1874
21. Döring, Herrn., Bürgerschullehrer, Reissigerstr. 19 1885
22. Doering, Carl, Bezirkssqhullehrer, Cottaerstr. 7 . 1899
23. Drude, Osc., Dr. phil., Geh. Hofrath, Professor an der K. Technischen Hochschule
und Director des K. Botanischen Gartens, Stübel- Allee 2 1879
24. Ebert, Gust. Roh., Dr. phil., Professor am Vitzthum’schen Gymnasium,
Gr. Plauenschestr. 15 . 1863
25. Ebert, Otto, Lehrer an der Taubstummen- Anstalt, Löbtauerstr. 9 . . . . 1885
26. Ehnert, Osc. Max, Vermessungs - Ingenieur, Zinzendorfstr. 50 1893
27. Engelhardt, Bas. von, Dr. phil., Kais. Russ. Staatsrath, Astronom, Liebig-
strasse 1 • 1884
28. Engelhardt, Herrn., Professor an der Dreikönigschule, Bautznerstr. 34 . . . 1865
29. Fickel, Joh., Dr. phil., Professor am Wettiner Gymnasium, Fürstenstr. 65. . 1894
30. Fischer, Hugo Rob., Professor an der K. Technischen Hochschule, Schnorr-
atvQaao K>7 1Q7Q
31. Flachs, Rieh.,' Dr. med., Pragerstr. 21 ' .’ * .’ .’ .’ .’ ‘ .' 1897
32. Foerster, J. S. Friedr., Dr. phil., Professor an der K. Technischen Hochschule,
Werderstr. 23 1895
33. Freude, Aug. Bruno, Bürgerschullehrer, Berlinerstr. 8 1889
34. Freyer, Carl, Bürgerschullehrer, Tittmannstr. 25 1896
35. Friedrich, Edm., Dr. med., Lindengasse 20 1865
36. Frölich, Gust., K. Hofarchitekt und Hofbauinspector, Ludwig Richterstr. 9 . 1888
37. Galewsky, Eug. Eman., Dr. med., Waisenhausstr. 21 1899
38. Gebhardt, Mart., Dr. phil., Realgymnasiallehrer an der Annenschule, Winckel-
mannstr. 47 1894
IY
Jahr der
Aufnahme.
39. Geinitz, 0. Leop., Bureau- Assistent an den K. Sächs. Staatsbahnen, Lindenau-
strasse 10 ... .
40. Giseke, Carl, Privatus, Franklinstr. 9
41. Grayelius, Harry, Dr. phil., Astronom, Professor an der K. Technischen
Hochschule, Beissigerstr. T3
42. Grosse, C. Joh., Dr. med., Chemnitz erstr. 53
43. Grub, Carl, Stabsapotheker a. D., Hassestr. 6
44. Griindler, Joh., Dr. med., Comeniusstr. 31
45. Gühne, Herrn. Bernh., Dr. phil., Oberlehrer an der Dreikönigschule, Jägerstr. 28
46. Günther, Rud. Biederm., Dr. med., Geh. Rath, Präsident des K. Landes-
medicinal- Collegiums, Eliasstr. 22
47. Guthmann, Louis, Fabrikbesitzer, Pragerstr. 34
48. Hänel, Paul, Chemiker, Hertelstr. 29
49. Hallwachs, Willi., Dr. phil., Professor an der K. Technischen Hochschule,
Schweizerstr. 14
50. Hartig, C. Ernst, Dr. phil, Geh. Regierungsrath, Professor an der K. Tech-
nischen Hochschule, Winckelmannstr. 31
51. Hartmann, Alb., Ingenieur, Reichenbach str. 11
52. Hefelmann, Rud., Dr. phil., Chemiker, Schreibergasse 6
53.. Heger, Gust. Rieh., Dr. phil., Professor an der K. Technischen Hochschule und
am Wettiner Gymnasium, Winckelmannstr. 37 . .
54. Heinrich, Carl, Buchdruckereibesitzer, Nieritzstr. 14
55. Helm, Georg Ferd., Dr. phil., Professor an der K. Technischen Hochschule,
Winckelmannstr. 27
56. Hempel, Waith. Matthias, Dr. phil., Geh. Hofrath, Professor an der K. Tech-
nischen Hochschule, Zelleschestr. 44 .
57. Henke, C. Rieh., Dr. phil., Professor, Conrector an der Annenschule, Lindenau-
strasse 9
58. Hering, C. Adolph, Berg- und Hütten-Ingenieur, Gutzkowstr. 10
59. Hertwig, Theod., Bergdirector a. D., Stephanienstr. 26 . .
60. Hirt, F. Rob., Stadtrath a. D., Fabrikbesitzer, Bürgerwiese 1
61. Hofmann, Alex. Emil, Dr. phil., Geh. Hofrath, Göthestr. 5 ...... .
62. Hofmann, Herrn., Dr. phil., Rittergutsbesitzer, Eliasstr. 31
63. Hoyer, C. Ernst, Dr. phil., Oberlehrer an der I. Realschule, Schubertstr. 29
64. Hühner, Georg, Dr. phil., Apotheker, Am Markt 3 und 4
65. Hupfer, Paul, Dr. phil., Lehrer an der öffentlichen Handelslehranstalt, Loth-
ringerstr. 4
66. Jani, F. Herrn., Privatus, Königstr. 17
67. Jenke, Andreas, Bezirksschullehrer, Circusstr. 10
68. Jentsch, Joh. Aug., Bezirksschullehrer, Eisenbergerstr. 13
69. Ihle, Carl Herrn., Oberlehrer am IC. Gymnasium zu Neustadt, Kamenzerstr. 9
70. Kämnitz, Max, Chemiker, Bautznerstr. 79 . . . . ;
71. Käseberg, Mor. Rieh., Dr. phil., Institutslehrer, Kl. Plauenschestr. 29 . . .
72. Kalkowsky, Ernst, Dr. phil., Professor an der K. Technischen Hochschule
und Director des K. Miner. -geolog. Museums nebst der Prähistor. Sammlung,
Franklinstr. 32
73. Kayser, Agnes, Sanitätsraths -Wittwe, Terrassenufer 3 . . . . ....
74. Keil, Rieh., Dr. phil., Professor an der Annenschule, Lindenaustrasse 12
75. Kelling, Em. Georg, Dr. med., Christianstr. 30
76. Klein, Herrn., Dr. phil., Professor am Vitzthum’schen Gymnasium, Grosse
Plauenschestr. 15
77. Klette, Alphons, Privatus, Residenzstr.. 18
78. Klette, Emil, Privatus, Elsasserstr. 2
79. König, Clem., Professor am K. Gymnasium zu Neustadt, Katharinenstr. 16.
80. Kopeke, Clauss, Geh. Rath, Strehlenerstr. 25
81. Krause, Mart., Dr. phil., Geh. Hofrath, Professor an der K. Technischen Hoch-
schule, Kaitz erstr. 12
82. Krone, Herrn., Professor an der IC. Technischen Hochschule, Josephinenstr. 2
83. Kühnscherf, Emil, Fabrikbesitzer, Gr. Plauenschestr. 20 ....... .
84. Kuntze, F. Alb. Arth., Bankier, Hohestr. 4
85. Langsdorlf, Carl Alex, von, Geh. Oekonomierath, Professor an der K. Thier-
ärztlichen Hochschule, Franklinstr. 22
86. Ledebur, Hans Em. Freiherr von, Friedensrichter, Uhlandstr. 6 . . . ’ . .
87. Bedien, Franz, Garten-Inspector am K. Botanischen Garten, Stübel- Allee 2
1886
1893
1897
1895
1890
1897
1896
1873
1884
1899
1893
1866
1896
1884
1868
1898
1874
1874
1898
1895
1888
1886
1866
1885
1897
1888
1896
1871
1891
1885
1894
1894
1886
1894
1883
1873
1899
1863
1883
1895
1890
1877
1888
1852
1866
1880
1885
1885
1889
Y
Jahr der
Aufnahme.
88. Lehmann, F. Georg, K. Hofbuchhändler, Albrechtstr. 22 1898
89. Leuner, F. Osc., Ingenieur, Franklinstr. 34 1885
90. Lewicki, J. Leonidas, Geh. Hofrath, Professor an der K. Technischen Hoch-
schule, Zelleschestr. 29 1875
91. Littrow, Arth, von, Dr. phil., Secretär des landwirthschaftl. Kreisvereins,
Gr. Plauenschestr. 21 1891
92. Lohmann, Hans, Dr. phil., Oberlehrer an der Annenschule, Schnorrstr. 82 . 1896
93. Lottermoser, 0. A. Alfred, Dr. phil., Assistent an der K. Technischen Hoch-
schule, Zelleschestr. 31 1898
94. Ludwig, J. Herrn., Bezirksschullehrer, Wintergartenstr. 58 1897
95. Meinert, Eug., Dr. jur., Moltkeplatz 3 . . . 1895
96. Meissner, Herrn. Linus, Bürgerschullehrer, Löbtauerstr. 24 1872
97. Menzel, Paul, Dr. med., Mathildenstr. 46 1894
98. Meyer, Ad. Beruh., Dr. med., Geh. Hofrath, Director des K. Zoolog, und
xjlJLL uiiJL UJJ. “ uIJLllU^L • lllUöCUlllöj VY ICllClötl. TO (| « IO I O
99. Meyer, Ernst von, Dr. phil., Geh Hofrath, Professor an der K. Technischen
. Hochschule, Lessingstr. 6 1894
100. Modes, Herrn., Ingenieur, Antonstr. 18 1887
101. Möhlau, Pich., Dr. phil., Professor an der K. Technischen Hochschule,
Semperstr. 4 1895
102. Mollier, Pob. Pich., Dr. phil., Professor an der K. Technischen Hochschule,
Gutzkowstr. 29 . 1897
103. Morgenstern, Osc. Wold., Oberlehrer an der Annenschule, Chemnitzerstr. 21 1891
104. Miihlfriedel, Pich., Bezirksschul-Oberlehrer, Haydnstr. 9 1898
105. Müller, C. Alb., Dr. phil., Oberlehrer an der öffentlichen Handelslehranstalt,
Mathildenstr. 66 1888
106. Müller, Herrn. Otto, Forstassessor, Schnorrstr. 12 1896
107. Müller, Max Erich, Dr. phil., Chemiker, Wasastr. 15 1898
108. Kätsch, Emil, Dr. phil., Privatdocent an der K. Technischen Hochschule,
Gluckstr. 6 1896
109. Kaumann, C. Arno, Dr. phil., Assistent am K. Botanischen Garten und Lehrer
an der Gartenbauschule, Zöllnerstr. 7 1889
110. Kaumann, Ernst, Dr. phil., Assistent am K. Miner.-geolog Museum, Holbein-
strasse 17 1898
111. Kessig, Pob., Dr. phil., Oberlehrer an der Dreikönigschule, Martin Lutherstr. 6 1893
112. Kiedner, Chr. Franz, Dr. med., Obermedicinalratb, Stadtbezirksarzt, Winckel-
mannstrasse 33 1873
113. Kowotny, Franz, Ober -Finanzrath a. D., Chemnitzerstr. 27 1870
114. Ostermaier, Joseph, Kaufmann, Gerokstr. 45 1896
115. Pattenhausen, Bernh., Professor an der K. Technischen Hochschule und
Director des K. Mathem.-physikal. Salons, Eisenstuckstr. 43 1893
116. Paulack, Theod., Apotheker, Paul Gerhardtstr. 4 1898
117. Pestei, Pich. Martin, Mechaniker und Optiker, Hauptstr. 1 und 3 . . . . 1899
118. Peuckert, F. Adolf, Institutslehrer, Seilergasse 2 1873
119. Pockels, Friedr., Dr. phil., Professor an der K. Technischen Hochschule,
Sedanstr. 8 1896
120. Pötschke, Jul., Techniker, Gärtnergasse 5 1882
121. Pohle, Pich., Assistent an der K. Technischen Hochschule, Schweizerstr. 12 1897
122. Polscher, A., Zahnkünstler, Pragerstr. 13 1897
123. Prinzhorn, Joh. Ludw., Director einer Lehr- und Erziehungsanstalt für
Knaben, Ferdinandstr. 17 1896
124. Putscher, J. Wilh., Privatus, Bergstr. 44 1872
125. Rahenhorst, G. Ludw., Privatus, Stolpenerstr. 8 1881
126. Range, E. Albert, Strassen- und Wasserbau-Inspector, Bürgerwiese 8 . . 1898
127. Raspe, Friedr., Dr. phil., Chemiker, Terrassenufer 3 1880
128. Rehenstorff, Herrn. Alb., Oberlehrer beim K. Cadettencorps, Priessnitzstr. 2 1895
129. Reichardt, Alex. Wilibald, Dr. phil., Oberlehrer am Wettiner Gymnasium,
Chemnitzerstr. 35 . . 1897
130. Renk, Friedr., Dr. med., Geh. Medicinalrath, Professor an der K. Technischen
Hochschule und Director der Centralstelle für öffentliche Gesundheitspflege,
Residenzstr. 10 1894
131. Richter, C. Wilh., Dr. med., Hähnelstr. 1 1898
132. Risch, Osc., Privatus, Gutzkowstr. 10 1893
133. Röhner, C. Wilh., Bezirksschullehrer, Elisenstr. 16 1898
VI
Jahr der
Aufnahme.
134. Rolin, Carl, Dr. phil., Professor an der K. Technischen Hochschule, Liebig-
strasse 18 ... • . 1885
135. Salhach, Franz, Ingenieur, Victoriastr. 3 1895
136. Schaede, Benno, Amtsgerichtsrath a. D., Uhlandstr. 24 . . 1891
137. Schanz, Alfr., Dr. med., Georgplatz 11 1897
138. Scheele, Curt, Dr. phil., Oberlehrer am Wettiner Gymnasium, Reichenbach-
strasse 13 1893
139. Schiller, Carl, Privatus, Bautznerstr. 49 1872
140. Schlossmann, Arth. Herrn., Dr. med., Privatdocent an der K. Technischen
Hochschule, Franklinstr. 7 1896
141. Schmidt, Herrn., Bezirksschullehrer, Schumannstr. 29 1898
142. Schneider, Beruh. Alfr., Dr. phil., Corpsstabsapotheker, Bietschelstr. 14 . . 1895
143. Schöpf, Adolf, Betriebsdirector des Zoologischen Gartens, Thiergartenstr. 1 1897
144. Schorler, Bernh., Dr. phil., Realschullehrer und Assistent an der K. Tech-
nischen Hochschule, Haydnstr. 5 1887
145. Schulze, Georg, Dr. phil., Oberlehrer an der Dreikönigschule, Markgrafen-
strasse 34 1891
146. Schulze, Jul. Ferd., Privatus, Liebigstr. 2 1882
147. Schuster, Osc., Generalmajor z. D., Sedanstr. 1 1869
148. Schweissinger, Otto, Dr. phil., Apotheker, Dippoldiswaldaerplatz 3 . . . 1890
149. Schwotzer, Mor., Bürgerschullehrer, Kl. Plauenschestr. 12 1891
150. Seyde, F. Ernst, Kaufmann, Strelilenerstr. 29 1891
151. Siegert, Theod., Professor, Antonstr. 16 1895
152. Siemens, Friedr., Civil - Ingenieur und Fabrikbesitzer, Liebigstr. 4 . . . . 1872
153. Siemers, Auguste, Privata, Sclmorrstr. 45 1872
154. Siemers, Florentine, Tonkünstlers Wittwe, Schnorrstr. 45 1872
155. Steuer, Wilibald Ferd., Privatus, Unterer Kreuzweg 3 1889
156. Stiefelliagen, Hans, Bezirksschullehrer, Lüttichaustr. 13 1897
157. Stopp, Paul, Bankbeamter, Schössergasse 4 1895
158. Streit, Wilh., Verlagsbuch- und Kunsthändler, Uhlandstr. 8 . 1897
159. Stresemann, Rieh. Theod., Dr. phil., Apotheker, Residenzstr. 42 .... 1897
160. Struve, Alex., Dr. phil , Fabrikbesitzer, Struvestr. 8 1898
161. Stübel, Mor. Alphons, Dr. phil., Geolog, Feldgasse 10 1856
162. Süss, P., Dr. phil., Assistent an der K. Technischen Hochschule, Behrischstr. 1 1899
163. Teichmann, Balduin, Major a. D., Wienerstr. 26 1895
164. Tempel, Paul, Oberlehrer am K. Gymnasium zu Neustadt, Markgrafenstr. 37 1891
165. Thallwitz, Job., Dr. phil., Oberlehrer an der II. Realschule, Schnorrstr. 70 . 1888
166. Thiele, Herrn., Dr. phil., Chemiker, Winckelmannstr. 27 1895
168. Toepler, Aug., Dr. phil. et med., Geh. Hofrath, Professor an der K. Technischen
Hochschule, Winckelmannstr. 43 1877
169. Toepler, Maximilian, Dr. phil., Assistent an der K. Technischen Hochschule,
Winckelmannstr. 43 1896
170. Ulbricht, F. Rieh., Dr. phil., Finanz- und Baurath, Professor an der K. Tech-
nischen Hochschule, Strelilenerstr. 43 1885
171. Umlauf, Carl, Dr. phil., Oberlehrer an der Dreikönigschule, Schill erstr. 40 . 1897
172. Yetters, Carl W. E., em. Bürgerschul- Oberlehrer, Görlitz erstr. 28 .... 1865
173. Yiehmeyer, Hugo, Bezirksschullehrer, Reissigerstr. 21 1898
174. Yieth, Job. von, Dr. phil., Oberlehrer am K. Gymnasium zu Neustadt, Arndt-
strasse 6 1884
175. Yogel, G. Clem., Bezirksschullehrer, Lindenaustr. 25 1894
176. Yogel, J. Carl, Fabrikbesitzer, Leubnitz erstr. 14 1881
177. Yorländer, Herrn., Privatus, Parkstr. 2 1872
178. Wähmann, Friedr., Bezirksschullehrer, Fürstenplatz 1 1898
179. Wagner, Paul, Dr. phil., Oberlehrer an der I. Realschule, Hüblerstr. 9 . . 1897
180. Walther, Reinhold, Dr. phil., Professor an der K. Technischen Hochschule,
Schnorrstr. 40 1895
181. Weber, Friedr. Aug., Institutslehrer, Circusstr. 34 1865
182. Weigel, Johannes, Kaufmann, Marienstr. 12 1894
183. Weissbach, Rob., Geh. Hofrath, Professor an der K. Technischen Hochschule,
Schnorrstr. 5 1877
184. Werther, Johannes, Dr. med., Amalienstr. 23 1896
185. Wilkens, Carl, Dr. phil., Director der Steingutfabrik von Villeroy & Boch,
Leipzigerstr. 4 1876
YII
Jahr der
Aufnahme.
186. Winthropp, Neilson, Privatus, Wienerstr. 32 1896
187. Witting, Alex., Dr. pliil., Oberlehrer an der Kreuzschule, Residenzstr. 32 . 1886
188. Wobst, Carl, Oberlehrer an der Annenschuje, Ammonstr. 78 1868
189. Wolff, Ernst, Dr. phil., Oberlehrer am K. Cadettencorps, Weintranbenstr. 11 1896
190. Worgitzky, Eug. Georg, Dr. phil., Oberlehrer an der Kreuzschule, Pestalozzi-
strasse 10 1894
191. Zeuner, Gust., Dr. phil., Geh. Rath, Professor a. D., Winckelmannstr. 25 . 1874
192: Zielke, Otto, Apotheker, Altmarkt 10 1899
193. Zipfel, E. Aug., Oberlehrer und Dirigent der II. städtischen Fortbildungs-
schule, Zöllnerstr. 7 1876
194. Zscliau, E. Fchgtt., Professor a. D., Zwickauerstr. 44 1849
195. Zschuppe, E. Aug., Finanz -Yermessungs- Ingenieur, Holbeinstr. 15 . . . 1879
B. Ausserhalb Dresden.
196. Altenkirch, Gust Mor., Dr. phil., Pealschullehrer, in Plauen b. Dr , Coschützer-
strassö 39. 1892
197. Beck, Ant. Rieh., Forstassessor in Tharandt 1896
198. Bergt, Waith., Dr. phil., Privatdocent an der K. Technischen Hochschule
und Assistent am K. Mineral.- geolog. Museum, in Plauen b. Dr., Bienert-
strasse. 19 1891
199. Boxberg, Georg von, Rittergutsbesitzer auf Rehnsdorf bei Kamenz . . . 1883
200. Büttner, Gust. Ad., Forstgärtner in Tharandt 1896
201. Carlowitz, Carl von, K. Kammerherr, Majoratsherr auf Liebstadt .... 1885
202. Contractor, Noshirvan, Student an der K. Forstakademie in Tharandt . . 1899
203. Begeukolb, Herrn., Rittergutsbesitzer auf Rottwerndorf bei Pirna .... 1870
204. Diekkoff, Alphons, Privatus in Blasewitz, Forsthausstr. 5 1898
205. Dressier, Heinr., Seminar-Oberlehrer in Plauen b. Dr., Reisewitzerstr. 30 . 1893
206. Drossbach, G. P., Dr. phil., Chemiker in Deuben 1897
207. Engelhardt, Rud., Dr. phil., Chemiker in Radebeul, Leipzigerstr. 2 . . . 1896
208. Francke, Hugo, Dr. phil., Mineralog in Plauen b. Dr., Rathhausstr. 5 . . . 1889
209. Fritzsche, Felix, Privatus in Kötzschenbroda, Moritzburgerstr. 2 . . . . 1890
210. Günther, Osw., Chemiker in Blasewitz, Weststr. 1 1899
211. Günther, Rieh., Architekt in Blasewitz, Forsthausstr. 7 1891
212. Häkle, H., Dr. phil., Chemiker in Radebeul, Albertstr. 20 1897
213. Jacoby, Julius, K. Hofjuwelier in Blasewitz, Emser Allee 12 1882
214. Jentzsck, Albin, Dr. pliil., Fabrikbesitzer in Radebeul, Friedrich August-
strasse 4 1896
215. Kesselmeyer, Carl, Privatgelehrter in Altrincham, Cheshire 1863
216. Krntzsch, Herrn., K. Oberförster in Hohnstein 1894
217. Lewicki, Ernst, Ingenieur, Adjunct an der K. Technischen Hochschule, in
Plauen b. Dr., Bernhardstr. 20 1898
218. Müller, Felix, Dr. phil., Professor a. D. in Losch witz, Heinrichstr. 12. . . 1898
219. Müller, Rud. Ludw., Dr. med. in Blasewitz, Friedrich Auguststr. 25 . . . 1877
220. Osborne, Wilh., Privatus in Serkowitz, Wasastr. 1 1876
221. Osborne, Wilh., Dr. pliil., Chemiker in Serkowitz, Wasastr. 1 1898
222. Eeibisch, Theod., Privatlehrer in Plauen b. Dr., Bienertstr. 24 1851
223. Scheidhauer, Rieh., Civil -Ingenieur in Klotzsche - Königswald , Richard
Wagnerstr. 16 . 1898
224. Schreiter, Rr., Bergdirector a. D. in Berggiesshübel 1883
225. Schnnke, Th. Huldreich, Dr. phil., Seminaroberlehrer in Blasewitz, Waldpark-
strasse 2 1877
226. Seidel, T. J. Rudolf, Kunst- und Handelsgärtner in Laubegast, Uferstr. 7 . 1899
227. Sommer, Carl, Gymnasiallehrer a. D. in Meissen, Bismarckplatz .... 1898
228. Thoss, Fr. Aug., Seminaroberlehrer in Plauen b. Dr., Hohestr. 56 ... . 1898
229. Thümer, Ant. Jul., Institutsdirector in Blasewitz, Residenzstr. 12 ... . 1872
230. Weber, Rieh., Apotheker in Königstein a. E 1893
231. Wolf, Curt, Dr. med., K. Polizeiarzt in Plauen b. Dr., Reisewitzerstr. 22 . 1894
232. Wolf, Theod., Dr. phil., Privatgelehrter in Plauen b. Dr., Hohestr. 15 . . 1891
vin
7.
8.
9.
10.
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18.
19.
20.
21.
22.
23.
24.
25.
26.
II. Ehrenmitglieder. Jahr der
Aufnahme.
dz, Alex., Dr. phil., Curator a. D. des Museum of Comparative Zoology in
Cambridge, Mass. . . ' 1877
Carus, Jul. Vict., Dr. phil., Professor an der Universität in Leipzig . . . 1869
Credner, Herrn., Dr. phil., Geh. Bergrath, Professor an der Universität und
Director der geologischen Landesuntersuchung des Königreichs Sachsen in
Leipzig (1869)1895
Flügel, Felix, Dr. phil., Vertreter der Smithsonian Institution in Leipzig . 1855
Galle, J. G., Dr. phil., Geh. Regierungsrath, Professor a. D. in Potsdam . . 1866
Geinitz, Hans Bruno, Dr. phil., Geh. Rath, Professor und Director a. D. des
K. Mineral.-geolog. Museums nebst der Prähistor. Sammlung in Dresden,
Lindenaustr. 10 (1838)1894
Haughton, Rev. Sam., Professor am Trinity College in Dublin 1862
Jones, T. Rupert, Professor a. D. in London 1878
Köllicker, Alb. von, Dr., Geh. Rath, Professor an der Universität in Würzburg 1866
Laube, Gust., Dr. phil., Professor an der Universität in Prag 1870
Ludwig, Friedr., Dr. phil., Professor am Gymnasium in Greiz. . . . (1887)1895
Magnus, Paul, Dr. phil., Professor an der Universität in Berlin 1895
Mercklin, Carl von, Dr., Geh. Rath, in Petersburg 1868
Möhl, Heinr., Dr. phil., Professor in Kassel 1875
Kitsche, Heinr., Dr. phil., Professor an der K. Forstakademie in Tharandt . 1893
Kostiz-Wallwitz, Herrn, von, Dr., Staatsminister a. D. in Dresden, Kaiser
Wilhelmsplatz 10 1869
Oniboni, Giov., Professor an der Universität in Padua 1868
Silva, Mig. Ant. da, Professor an der Ecole centrale in Rio de Janeiro . . 1868
Stäche, Guido, Dr. phil., K. K. Oberbergrath, Director der K. K. Geolo-
gischen Reichsanstalt in Wien (1877)1894
Theile, Friedr., Dr. med. in Lockwitz (Mitstifterderisis) 1885
Tschermak, Gst., Dr., Hofrath, Professor an der Universität in Wien . . . 1869
Yerbeek, Rogier D. M., Dr. phil., Director der geologischen Landesuntersuchung
von Niederländisch-Indien in Buitenzorg 1885
Yirchow, Rud., Dr. med., Geh. Medicinalrath, Professor an der Universität in Berlin 1871
Wolf, Frz., Dr. phil., Professor, Realschuldirector in Rochlitz 1895
Zeuner, Gust., Dr. phil., Geh. Rath, Professor a. D. in Dresden, Winckelmann-
strasse 25 1874
Zirkel, Ferd., Dr. phil., Geh. Bergrath, Professor an der Universität in Leipzig 1895
III. Correspondirende Mitglieder.
1. Alberti, Osc. von, Bergamtsreferendar in Freiberg 1890
2. Ainthor, C. E. A., Dr. phil., in Hannover 1877
3. Ancona, Cesare de, Dr., Professor am R. Instituto di studi superiori in Florenz 1863
4. Ardissone, Frz., Dr. phil., Professor an dem Technischen Institut und der
Ackerbauschule in Mailand 1880
5. Artzt, Ant., Vermessungs-Ingenieur in Plauen i. V. ... 1883
6. Ascherson, Paul, Dr. phil., Professor an der Universität in Berlin .... 1870
7. Bachmann, Ewald, Dr. phil., Professor an der Realschule in Plauen i. V. . 1883
8. Baensch, William von, Privatus in Stralsund 1886
9. Baessler, Herrn., Director der Strafanstalt in Voigtsberg 1866
10. Baldauf, Rieh., Bergdirector in Dux 1878
11. Baltzer, A., Dr. phil., Professor an der Universität in Bern 1883
12. Bernhardi, Joh., Landbauinspector in Altenburg 1891
13. Bibliothek, Königliche, in Berlin 1882
14. Blanford, Will. T., Esqu., in London 1862
15. Blaschka, Rud., naturwissensch. Modelleur in Hosterwitz 1880
16. Blochmann, Rud., Dr. phil., Physiker am Marine-Laboratorium in Kiel . . 1890
17. Bombicci, Luigi, Professor an der Universität in Bologna 1869
18. Brusina, Spindion, Professor an der Universität in Agram 1870
19. Bureau, Ed., Dr., Professor am naturhistor. Museum in Paris 1868
20. Canestrini, G., Professor an der Universität in Padua 1860
IX
Jahr der
Aufnahme.
21. Carstens. C. Dietr., Ingenieur in Yarel 1874
22. Conwentz, Hugo Wilh., Dr. phil., Professor, Director des Westpreuss. Pro-
vincialmuseums in Danzig 1886
23. Danzig, Emil, Dr. phil, Oberlehrer an der .Realschule in Rochlitz .... 1883
24. Dathe, Ernst, Dr. phil., K. Preuss. Landesgeolog in Berlin 1880
25. Dittmarsch, A., Bergschuldirector in Zwickau 1870
26. Döll, Ed., Dr., Oberrealschuldirector in Wien 1864
27. Doss, Bruno, Dr. phil, Docent am Kais. Polytechnikum in Riga 1888
28. Dzieduszycki, Wladimir Graf, in Lemberg 1852
29. Eisei, Rob., Curator des städtischen Museums in Gera 1857
30. Eischer, Aug., Kaufmann in Pösneck 1868
31. Flohr, Conrad, Amtsgerichtsrath, Amtsrichter in Leipzig 1879
32. French, C., Esqu., Governement Entomologist in Melbourne ...... 1877
33. Frenzei, A., Dr. phil., Lehrer an der Bergschule und K. Hüttenchemiker in Freiberg 1872
34. Friederich, A., Dr. med., Sanitätsrath in Wernigerode 1881
35. Friedrich, Osc., Dr. phil., Professor, Conrector am Gymnasium in Zittau . 1872
36. Fritsch, Ant., Dr. med., Professor an der Universität und Gustos am böhmi-
schen Landesmuseum in Prag 1867
37. Gaudry, Alb., Dr., Membre de Ilnstitut, Professor am naturhistorischen
Museum in Paris 1868
38. Geheeh, Adelb., Apotheker in Geisa 1877
39. Geinitz, Frz. Eug., Dr. phil, Professor an der Universität in Rostock . . . 1877
40. Gonnermann, Max, Dr. phil., Apotheker und Chemiker in Rostock . . . 1865
41. Groth, Paul, Dr. phil., Professor an der Universität in München 1865
42. Hartung, H., Bergmeister in Lobenstein 1867
43. Heim, Alb.,Dr. phil., Professor an der Universität und am Polytechnikum in Zürich 1872
44. Heine, Ferd., K. Domänenpächter und Klostergutsbesitzer auf Hadmersleben 1863
45. Hennig, Georg Rieh., Dr. phil., Docent am Kais. Polytechnikum in Riga . 1888
46. Herb, Salinendirector in Traunstein 1862
47. Herrmann, Wilh., Dr. theol. et phil., Professor an der Universität in Marburg 1862
48. Hibsch, Emanuel, Dr. phil, Professor an der Höh. Ackerbauschule in Lieb-
werd bei Tetschen 1885
49. Hilgard, W. Eug., Professor an der Universität in Berkeley, Oalifornien . . 1869
50. Hilgendorf, Frz., Dr. phil., Professor, Custos am K. zoolog. Museum in Berlin 1871
51. Hirzel, Heinr., Dr. phil., Professor a. D. in Leipzig 1862
52. Hofmann, Herrn., Bürgerschullehrer in Grossenhain 1894
53. Hübner, Ad., Oberhüttenmeister auf der Halsbrückner Hütte bei Freiberg . 1871
54. HuH, Ed., Dr., Professor in London 1870
55. Israel, A., Schulrath, Seminardirector a. D. in Zschopau 1868
56. Issel, Arth., Dr., Professor an der Universität in Genua 1874
57. Jentzscb, Alfr., Dr. phil., Professor an der Universität und Director des
Ostpreuss. Provincialmuseums in Königsberg 1871
58. Kesselmeyer, Wilh., in Manchester 1863
59. Kirbacb, Fr. Paul, Dr. phil., Oberlehrer an der Realschule in Meissen . . 1894
60. Klein, Herrn., Herausgeber der „Gaea“ in Köln 1865
61. Köhler, Ernst, Dr. phil., Seminaroberlehrer a. D. in Schneeberg 1858
62. König von Warthausen, Wilh. Rieh. Freiherr von, Kammerherr auf Wart-
hausen bei Biberach 1855
63. Kornhuber, Andreas von, Dr., Professor am Polytechnikum in Wien . . . 1857
64. Kosmahl, Friedr., K. Oberförster a. D. in Langebrück 1882
65. Krebs, Wilh., Privatgelehrter in Altona 1885
66. Krieger, W., Lehrer in Königstein 1888
67. Kühn, E., Dr. phil., Schulrath, Bezirksschulinspector in Leipzig 1865
68. Kyber, Arth., Chemiker in Riga 1870
69. Lange, Theod., Dr. phil., Apotheker in Werningshausen 1890
70. Lanzi, Matthaeus, Dr. med., in Rom 1880
71. Lapparent, Alb. de, Ingenieur des min es, Professor in Paris 1868
72. Leie vre, Theod., Dr., in Brüssel 1876
73. Le Jolis, Aug., Dr. phil., Director der Societe nation. des Sciences natur. et
mathem. in Cherbourg 1866
74. Leonhardt, Otto Emil, Seminaroberlehrer in Nossen 1890
75. Lohrmann, Ernst, Dr. phil., Oberlehrer am Realgymnasium in Annaberg . 1892
76. Lüttke, Joh., Fabrikbesitzer in Hamburg 1884
77. Mayer, Charles, Dr., Professor an der Universität in Zürich 1869
X
Jahr der
Aufnahme.
78. Mehnert, Ernst, Dr. phil, Seminaroberlehrer in Pirna 1882
79. Menzel, Carl, Oberbergrath, Bergamtsrath in Ereiberg 1869
80. Möller, Yalerian von, wirkt Staatsrath, Oberberghauptmann in Petersburg . 1869
81. Naschold, Heinr., Dr. phil, Eabrikbesitzer in Aussig 1866
82. Naumann, Ferd., Dr. med., Marinestabsarzt a. D. in Gera 1889
88. Naumann, Herrn., Oberlehrer an der Realschule in Bautzen ...... 1884
84. Neubert, Gust. Ad., Hofrath, Professor a. D. in Klotzsche - Königswald . . 1857
85. Nobbe,Friedr.,Dr. phil., Geh. Hofrath, Prof, an der K. Forstakademie in Tharandt 1864
86. Pabst, Mor., Dr. phil., Professor, Conrector am Realgymnasium in Chemnitz 1866
87. Pabst, "Willi., Dr. phil, Custos der naturhistor. Sammlungen in Gotha . . 1881
.88. Papperitz, Erwin, Dr. phil., Professor an der K. Bergakademie in Freiberg 1886
89. Peschei, Ernst, Lehrer in Nünchritz 1899
90. Petermann, A., Dr., Director der Station agronomique in Gembloux . . . 1868
91. Pigorini, L., Dr., Professor an der Universität und Director des Museums
Kircherianum in Rom 1876
92. Prasse, Ernst Alfr., Betriebsingenieur a. D. in Leipzig 1866
93. Rehmann, Antoni, Dr., Professor an der Universität in Lemberg .... 1869
94. Reiche, Carl, Dr. phil., in Santiago, Chile . 1886
95. Reidemeister, C., Dr. phil., Fabrikdirector in Schönebeck 1884
96. Richter, Conr., Realschullehrer in Aue . 1895
97. Schimpfky, Paul Rieh., Lehrer in Lommatzsch 1894
98. Sehlieben, H. L. von, Oberst z. D. in Radebeul 1862
99. Schiimp ert, Alfr. Mor., Apotheker in Cölln bei Meissen 1893
100. Schneider, Osc., Dr. phil., Professor a. D. in Blasewitz 1863
101. Schnorr, Veit Hanns, Professor a. D. in Zwickau 1867
102. Schreiber, Paul, Dr. phil., Professor, Director des K. Sächs. Meteorolog.
103. Scott, Dr. phil, Director der Meteorological Office in London ..... 1862
104. Seidel, Osc. Mor., Seminaroberlehrer in Zschopau . 1883
105. Seidel, Heinr. Bernh., S eminarob erlehrer in Zschopau 1872
106. Seidlitz, Georg von, Dr. phil., in Ludwigsort bei Königsberg i. Pr. . . . 1868
107. Sieber, Georg, Rittergutspächter in Grossgrabe bei Kamenz 1879
108. Sonntag, F., Privatus in Berlin 1869
109. Stauss, Waith., Dr. phil., Chemiker in Hamburg 1885
110. Stephani, Franz, Kaufmann in Leipzig 1893
111. Sterzei, Joh. Traug., Dr. phil., Oberlehrer an der I. höheren Mädchenschule
in Chemnitz 1876
112. Steuer, Alex., Dr. phil., Privatdocent an der Universität in Jena .... 1888
113. Stevenson, John J., Professor an der University of the City in New -York 1892
114. Stossich, Mich., Professor in Triest 1860
115. Temple, Rud., Director des Landesversicherungsamtes in Pesth 1869
116. Ulbricht, R., Dr. phil., Professor a. D. in Dahme 1884
117. Ulrich, George H. F., Dr. phil, Professor an der Universität in Dunedin,
Neu- Seeland 1876
118. Yater, Heinr., Dr. phil, Professor an der K. Forstakademie in Tharandt . 1882
119. Yetters,K.,Dr. phil., Lehrer an den Technischen Staatslehranstalten in Chemnitz 1884
120. Yoigt, Bernh., Steuerrath, Bezirkssteuerinspector in Chemnitz 1867
121. Yoretzsch, Max, Dr. phil, Oberlehrer am Herzogi. Ernst-Realgymnasium in
Altenburg 1893
122. Waagen, Wilh. Heinr., Dr. phil., Oberbergrath, Professor an der Universität
in Wien 1877
123. Wartmann, B., Dr. med., Professor in St. Gallen 1861
124. Weinland, Dav. Friedr., Dr., in Hohen Wittlingen bei Urach 1861
125. Weise, Aug., Buchhalter in Ebersbach . 1881
126. Welemensky, Jac., Dr. med. in Prag 1882
127. Wentzel, Gg. Alb., K. Hofgärtner a. D. in Pillnitz 1871
128. White, Charles, Dr., Curator am National -Museum in Washington . . . 1893
129. Wiechel, Hugo, Baurath, Betrieb sin spector in Chemnitz . 1880
130. Wiesner, Jul, Dr., Professor an der Universität in Wien ....... 1868
131. Wollt, F. A., Seminaroberlehrer in Pirna 1883
132. Wünsche, F. Otto, Dr. phil., Professor am Gymnasium in Zwickau . . . 1869
133. Zimmermann, Osc-, Dr. phil, Professor am Realgymnasium in Chemnitz . 1880
Sitzungsberichte
der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dresden.
1899,
'
■
I. Section für Zoologie.
Erste Sitzung am 2. Februar 1899. Y orsitzender : Prof. Dr. H. N i t s c h e.
— Anwesend 27 Mitglieder.
Prof. Dr. H. Nits che überreicht für die Bibliothek der Gesellschaft
ein Exemplar seines jüngst erschienenen Buches: „Studien über Hirsche“,
Heft I.
Institutsdirector Th. Beibisch berichtet, dass neuerdings an einer
Landschnecke elektrische Erscheinungen beobachtet worden seien.
Dr. J. Thallwitz schildert einen von ihm beobachteten Kampf
zwischen zwei Käfern.
„Im Spätsommer 1898 bemerkte ich an einem Waldrändchen bei Pirna einen zwischen
dem Gras dahineilenden und auf meinen Standort zukommenden Carabus auratus. Kaum
zufällig auf ihn aufmerksam geworden, sah ich, wie das Thier von einem Necrophorus
vespillo angegriffen wurde, der es von der Seite her anfiel. Da sich der Laufkäfer kurze
Zeit darauf nicht mehr regte, fasste ich ihn und sah, dass er eine klaffende Wunde
uuterseits hinter dem ersten Brustring aufwies. Wenn der Laufkäfer die schwere
Schädigung auch wahrscheinlich vorher anderswo davongetragen hat, so erschien mir
der hastige Angriff des Necrophorus auf ein lebendes Insect, noch dazu auf einen
Carabus , immerhin als eine merkwürdige Sache, zumal mich der umgekehrte Fall viel
weniger verwundert hätte.“
Prof. Dr. H. Nits che bespricht in einem längeren Vortrage die
Morphologie der Mundwerkzeuge bei den Insecten mit besonderer
Berücksichtigung der saugenden.
Zweite Sitzung am 6. April 1899. Vorsitzender: Dr. J. Thallwitz. —
Anwesend 20 Mitglieder.
Dr. J. Thallwitz hält einen Vortrag: Zur Hydrobiologie der
Elbe, in dem er den Bau, die Entwickelung und die Lebensart der in
der Elbe vorkommenden niederen Krebse, besonders die der Blattfuss-,
Muschel- und Spaltfusskrebse, d. h. der Phyllopoden, Ostracoden und
Copepoden behandelt. Zur Erläuterung dienen von ihm selbst angefertigte
Tafeln und mikroskopische Präparate. Einschlägige Litteratur wird vor-
gelegt.
Bankier A. A. Kuntze legt eine mit Schildläusen (wahrscheinlich der
Gattung Mytilaspis angehörig) besetzte Apfelsine vor.
4
Dritte Sitzung am 1. Juni 1899. Vorsitzender: Prof. Dr. H. Nits che.
— Anwesend 28 Mitglieder.
Herr W. Putsch er lässt zunächst den genauen Katalog seiner Mineralien-
sammlung circuliren und zeigt ein in seinem Garten aus Samen gezogenes
Exemplar von Aquilegia vulgaris vor, dessen Blüthen merkwürdig miss-
gebildet und vergrünt sind.
Institutsdirector Th. Reibisch erläutert an einem sehr schönen
Chamäleon-Skelett die besonderen Eigentümlichkeiten des Knochen-
baues dieser Gruppe.
Prof. Dr. H. Nits che schliesst hieran einige Bemerkungen über den
Bau der Lungen und das Gefangenleben dieses Thieres.
Prof. Dr. EL Nits che berichtet über die Einschleppung einer
japanischen ungeflügelten Laubheuschrecke (Rhaphidophorus marmo-
ratus) durch Eier. Die vorgelegten Exemplare stammen aus zwei Glas-
häusern in Mittweida in Sachsen und Bückeburg.
Derselbe schildert schliesslich in längerem Vortrage den 1897 und
1898 über fast alle sächsischen Staatswaldungen verbreiteten Frass des
Fichtennestwicklers, Grapholitha tedella.
Besonders hervorzuheben ist, dass in einigen Revieren dieser Frass durch einen
insectentödtenden Pilz, durch die gewöhnlich nur auf Kohlweisslingsraupen vorkommende
Entomophtliora radicans sein Ende fand.
II. Section für Botanik.
Erste Sitzung am 9. Februar 1899. Vorsitzender: Geh. Hofrath
Prof. Dr. 0. Drude. — Anwesend 36 Mitglieder.
Prof. Dr. 0. Drude hält einen Vortrag über die Areale der Leit-
pflanzen in den Pflanzenformationen Sachsens und Thüringens.
Derselbe bildet die Fortsetzung des am 20. October 1898 vor der Gesellschaft ge-
haltenen Vortrages und ist in seinem wesentlichsten Inhalte in den Abhandlungen der
Isis, Jahrgang 1898, S. 91, als „Anhang“ zu demselben gedruckt.
Lehrer H. Stiefelhagen legt unter anderen vom Herbste her bis
jetzt unausgesetzt weiterblühenden Herbstpflanzen Arabis albida als frühen
Frühlingsblüher dieses merkwürdig milden Winters vor, mitgebracht
von Cossebaude.
Garteninspector F. Le dien lenkt die Aufmerksamkeit auf den sibiri-
schen Frühblüher Rhododendron chrysanthum im botanischen Garten.
Institutsdirector A. Thümer berichtet, dass Galanthus seit Mitte
Januar in Blasewitz blühe.
Zweite Sitzung vom 13. April 1899 (im Hörsaale des K. Botanischen
Gartens). Vorsitzender: Geh. Hofrath Prof. Dr. 0. Drude. — Anwesend
22 Mitglieder und 15 Gäste. — Der Sitzung ist eine demonstrative „Monats-
versammlung“ im K. Botanischen Garten um 5 Uhr Nachmittags voraus-
gegangen.
5
Prof. Dr. 0. Drude bespricht das neu erschienene, höchst anregend
geschriebene und glänzend ausgestattete Werk von Prof. Dr. Schimper:
„Pflanzengeographie auf physiologischer Grundlage“, beleuchtet dessen
Stellung und den in ihm gebotenen Fortschritt zu Grisebach’s „Vegetation
der Erde“, sowie zu dem in jüngerer Zeit von Warming herausgegebenen
„Lehrbuch der ökologischen Pflanzengeographie“, und erklärt unter De-
monstration geeigneter Pflanzen der Gewächshäuser die Tendenz des Werkes
an einzelnen herausgegriffenen Capiteln, um auf das Studium desselben
hinzuwirken.
Eine von Prof. Dr. H. Conwentz, Danzig, als Geschenk eingegangene
Broschüre über das Vorkommen der Eibe in Deutschland wird vor-
gelegt und die Bitte des Verfassers mitgetheilt, dass zu seinen Unter-
suchungszwecken Proben sächsischer Moorhölzer gesammelt und an ihn
gesendet werden möchten.*)
Dritte Sitzung am 15. Juni 1899 (im Kalthause des K. Botanischen
Gartens). Vorsitzender: Geh. Hofrath Prof. Dr. 0. Drude. — Anwesend
30 Mitglieder und 2 Gäste. — Der Sitzung ist wiederum eine „Monats-
versammlung“ um 5 Uhr Nachmittags vorangegangen, doch mussten sich
die geplanten Besichtigungen wegen anhaltenden Regens auf die Gewächs-
häuser beschränken.
Prof. Dr. 0. Drude hält einen Vortrag über die Petersburger
Gartenb au- Austeilung vom 16. — 27. Mai d. J., zu welcher ihn ein
Auftrag des K. Ministeriums des Innern als Vertreter des sächsischen
Gartenbaues entsendet hat, legt Photographien jener Ausstellung im Tau-
rischen Palais vor, und bespricht die allgemeinen, auf das strengere Klima
begründeten Verhältnisse des russischen Gartenbaues.
III. Section für Mineralogie und Geologie.
Erste Sitzung am 16. Februar 1899. Vorsitzender: Privatdocent
Dr. W. Bergt. — Anwesend 38 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende macht an der Hand einer Probenummer auf die in
Spemann’s Verlag erscheinende naturwissenschaftliche Zeitschrift „Mutter
Erde“, im Einzelnen auf einen darin enthaltenen Aufsatz über die geo-
logischen Verhältnisse Norddeutschlands aufmerksam und knüpft
daran einige Bemerkungen über die interessanten Muschelkalkbrüche
von Rüdersdorf bei Berlin, in denen für den Berliner Geologentag im
Herbst 1898 Gletschertöpfe, Gletscherschliffe und ein tiefes Gletscherthal
von hervorragender Schönheit freigelegt worden waren.
Prof. Dr. E. Kalkowsky hält den angekündigten Vortrag über Natur
und Entstehung des Chilisalpet ers mit Vorführung von Gesteins-
proben und Lichtbildern.
*) Vielleicht hat die Verbreitung dieser Bitte durch den Druck Erfolg; zur Ver-
mittelung erbietet sich der Vorstand der botanischen Section (Drude, Wobst).
6
Prof. H. Engelhardt berichtet über eine neuentdeckte Kreide-
pflanze, Sassafras Geinitzi Engelh., aus dem cenomanen Quadersandstein
von Eutschütz, über neue tertiäre Pflanzen von Sardinien*) und
über die Bestimmung von fossilen Palmenresten im Allgemeinen.
Zweite Sitzung am 20. April 1899. Vorsitzender: Privatdocent
Dr. W. Bergt. — Anwesend 26 Mitglieder.
Dr. W. Bergt hält einen Vortrag über vulkanischen Staub und
veranschaulicht denselben durch Proben und mikroskopische Präparate.
Oberlehrer Dr. P. Wagner spricht über Erd pyramiden unter Hin-
weis auf die Schrift von Chr. Kittier: ,,Ueber die geographische Ver-
breitung und Natur der Erdpyramiden“, Inaug.-Diss. Erlangen 1897.
Dr. W. Bergt spricht unter Vorlage von Moldawiten und ähnlichen
Bildungen über Suess: „Ueber den kosmischen Ursprung der Moldawite.“
Dritte Sitzung am 22. Juni 1899. Vorsitzender: Privatdocent Dr. W.
Bergt. — Anwesend 22 Mitglieder.
Der Vorsitzende legt mit kurzer Besprechung das Werk von 0. Herr-
mann: „Steinbruchindustrie und Steinbruchgeologie“ und den Katalog der
Mineraliensammlung des Herrn W. Putscher zur Einsicht vor.
Oberlehrer Dr. P. Wagner macht auf das neu erschienene Werk von
Gürich: „Das Mineralreich“ aufmerksam.
Oberlehrer Dr. R. Nessig giebt einen Bericht über rechtselbische
Bohrlöcher (vergl. Abhandlung II) und weist auf einen verbesserten
Aufschluss im Syenitconglomerat und Leopardensandstein bei
Coschütz hin.
Prof. H. Engelhardt macht einige ergänzende Bemerkungen über
Thoneinlagerungen unter dem Häidesand, legt eine Arbeit von
R. Zeiller über Steinkohlenpflanzen vor und berichtet über neue tertiäre
Pflanzenfunde in der Rhön.
Dr. W. Bergt ergänzt seinen früheren Vortrag über die Moldawite
und führt Präparate natürlicher Gläser vor.
IY. Section für prähistorische Forschungen.
Erste Sitzung am 19. Januar 1899. Vorsitzender: Prof. Dr. J. Deich-
müller. — Anwesend 26 Mitglieder.
Geh. Hofrath Prof. Dr. F. Nobbe spricht über vorgeschichtliche
Funde im K. Forstgarten zu Tharandt. (Vergl. Abhandlung III.)
In der sich an den Vortrag anschliessenden Debatte wird namentlich
die Frage erörtert, ob diese Funde als Depotfunde oder, falls sich in der
:) Vergl. Abhandl. Isis 1898, S. 101.
7
Nähe des Fundortes in urgeschichtlicher Zeit eine Cultusstätte befunden
haben sollte, als Opfergaben anzusehen seien.
Herr W. Osborne legt eine Bronzefibel aus dem La Tene-Gräber-
felde von Rudnikersee bei Graudenz und ein Feuersteingeräth von
der Insel Seeland vor und
referirt über einen von John Evans auf der Jahresversammlung der
Gesellschaft zur Beförderung der Wissenschaften zu Toronto gehaltenen
Vortrag über das Alter des Menschengeschlechts.
Prof. Dr. J. Deichmüller bringt zur Ansicht einen in der rauhen
Fuhrt bei Diesbar aus der Elbe gebaggerten Steinhammer, in dessen
fast vollendetem Bohrloch noch der wohlerhaltene Bohrkern steht,
sowie das Bruchstück eines Steinbeils, ein topfartiges Gefäss mit drei
warzenförmigen Ansätzen und eine Anzahl Gefässscherben mit Stichband-
verzierungen, welche aus einer Niederlassung der jüngeren Stein-
zeit im Dorfe Röderau stammen.
Zweite Sitzung am 16. März 1899. Vorsitzender: Prof. Dr. J. Deich-
miiller. — Anwesend 15 Mitglieder.
Prof. Dr. J. Deichmüller spricht über die als „Frau von Auver-
nier“ bekannte Büste, welche von Prof. Dr. J. Kollmann in Basel durch
Aufträgen der Weichtheile auf den Schädel einer Frau aus dem Pfahlbau
Auvernier hergestellt worden ist.
Lehrer H. Döring hält einen Vortrag über den Burgwall von
Arkona auf Rügen und legt Photographien und Fundgegenstände von
demselben vor.
Derselbe bringt ferner zur Ansicht ein Steinbeil von Stönzsch
bei Pegau, ein Flachbeil, einen Spinnwirtel und einen bandverzierten
Gefässscherben aus neolithischen Herdstellen in der fiscalischen Kies-
grube von Wiederau bei Pegau, sowie eine Anzahl Gefässreste von dem
Burgwall bei Altoschatz.
Unter letzteren befinden sich auch solche von germanischem Typus, welche darauf
hindeuten, dass dieser Burgwall vielleicht bereits in vorslavischer Zeit errichtet worden ist.
Prof. Dr. J. Deichmüller berichtet über neue Erwerbungen der
K. Prähis toris chen Sammlung:
Von Steinbach bei Radeburg erhielt die Sammlung einen Lappencelt aus
Bronze, aus dem beim Kasernenbau zu Kamenz aufgedeckten Gräberfelde eine
grosse Anzahl z. Th. wohlerhaltener Gefässe, deren Formen den jüngeren Lausitzer
Typus zeigen und, wie die spärlichen Eisenbeigaben, beweisen, dass dieses Gräberfeld
in den letzten Jahrhunderten vor Chr. angelegt worden ist.
Excursion am 10. Juni 1899 zur Besichtigung einer angeblichen
vorgeschichtlichen Opferstätte bei Hermsdorf zwischen Klotzsche und
Königsbrück und eines Burgwalls bei Klotzsche. — Zahl der Theil-
nehmer 9.
Die nur wenige Minuten südlich Hermsdorf dicht am Wege nach Lausa gelegene
sogenannte Opferstätte ist eine flache natürliche Bodenerhebung ohne jede Spur künst-
licher Erhöhung oder Umwallung, welche von einer regellosen Anhäufung grosser Stein-
blöcke gekrönt wird. Das zur letzteren verwendete Material sind theils kantige Bruck-
*
8
stücke des den Untergrund bildenden Lausitzer Granits, theils abgerollte Blöcke be-
nachbarter contactmetamorphischer Grauwacken und nordischer Granite oder erzgebirgisch-
böhmischer Granitporphyre und Basalte, wie sie im Diluvium der Umgebung nicht selten
sind. Dass dieser Steinban in vorgeschichtlicher Zeit errichtet und der Platz als Opfer-
stätte benutzt worden sei, dürfte sich nach den örtlichen Verhältnissen kaum beweisen lassen.
Der östlich des Bahnhofs Klotzsche über dem Steinbruch auf dem linken Ufer des
Priessnitzbaches befindliche Burgwall, welcher schon auf der aus dem 16. Jahrhundert
stammenden Oeder’schen Karte als Burgstadl bezeichnet wird (vergi. Sitzungsber. Isis
1897, S. 7), ist ein aus Granitstücken errichteter Wallrest, dessen Alter jedoch mangels
jeglicher Fundstücke noch unsicher ist.
V. Section für Physik und Chemie.
Erste Sitzung am 12. Januar 1899. Vorsitzender: Prof. Dr.F. Fo erster.
— Anwesend 198 Mitglieder und Gäste.
Geb. Hofrath Prof. Dr. W. Hempel hält einen Vortrag über Kryo-
chemie.
Der Vortragende erörtert zunächst die Fortschritte, welche Theorie und experimen-
telle Hilfsmittel erfuhren, bis man zu der heute im technischen Massstabe möglich gewor-
denen Verflüssigung der früher für „permanent“ gehaltenen Gase, zumal der Bestandteile
der atmosphärischen Luft, gelangen konnte. Die Linde’sche Maschine erlaubt heute,
flüssigen Sauerstoff in beliebiger Menge zu erzeugen. Mit Hülfe eines vom Vortragenden
selbst nach den bei dieser Maschine befolgten Grundsätzen construirten Apparates wurde
flüssiger Sauerstoff in reichlichem Masse hergestellt und durch eine Beihe sehr an-
schaulicher Versuche dargethan, welche Wirkungen durch eine Erniedrigung der Tem-
peratur auf diejenige des siedenden Sauerstoffs hervorgebracht werden können : es wurde
z. B. Ozon als indigoblaue Flüssigkeit aus ozonisirter Luft niedergeschlagen und die
grosse Reactionsträgheit bei gewöhnlicher Temperatur explosionsartig auf einander
wirkender Stoffe, wie Brom und Kalium, gezeigt. Die Chemie bei niederen Tempera-
turen, die Kryochemie, ist nun aber auch bei erheblich über dem Siedepunkte des Sauer-
stoffs liegenden Temperaturen noch so gut wie unerforscht. So bietet z. B. die durch
Einträgen fester Kohlensäure in Aether verhältnismässig leicht zu erhaltende Temperatur
von — 79° der Forschung noch ein weites Feld. Der Vortragende hat es sich an-
gelegen sein lassen, die Hülfsmittel zu suchen, die man zur Aufrechterhaltung so
niedriger Temperaturen zweckmässig verwendet. Er hat gefunden, dass ähnlich guter
Kälteschutz wie durch das Vacuum der Dewar’schen Böhren auch durch Einpacken der
die kalte Flüssigkeit enthaltenden Gefässe in Eiderdaunen, oder billiger in gut ge-
trocknete Schafwolle zu erreichen ist. Mit solchen Mitteln arbeitend, hat er flüssige
Kohlensäure mit Wasser wie mit Alkoholen zu starren Verbindungen vereinigen können.
Die Bedeutung dieser sauren Aether und des Hydrates der Kohlensäure für das Ver-
ständniss des merkwürdigen Unterschieds zwischen der Festigkeit, mit der einerseits
die natürlichen kohlensauren Wasser' und der echte Champagner ihre Kohlensäure zurück-
halten, und der Leichtigkeit, mit der künstliches Selterwasser oder Schaumwein das
eingepresste Kohlensäuregas wieder entlassen, wird am Schluss des mit grossem Beifall
aufgenommenen Vortrages erörtert.
Zweite Sitzung am 2. März 1899. Vorsitzender: Prof. Dr. F. Fo erster.
— Anwesend 50 Mitglieder und Gäste.
Dr. P. Uhlmann spricht über die epochemachendsten Fort-
schritte der Theerfarben- Industrie seit 1890.
Der Vortragende bespricht zunächst nach einigen historischen Bemerkungen die
Bedeutung des Indigos als Farbstoff und schildert dessen Verwendung und künstliche
Darstellung unter Vorlegung zahlreicher Präparate und Ausfärbungen nebst Druck-
mustern. Im zweiten Theile seines Vortrages wendet er sich dann zu der enormen
Bedeutung, welche die grosse Gruppe der Azofarbstoffe in Färberei und Zeugdruck er-
9
langt haben, und illustrirt deren Fixirung und Erzeugung auf der Faser durch viel-
fache Experimente, um dann zu den erst in neuerer Zeit, zuerst von Yidal, entdeckten
schwefelhaltigen Farbstoffen überzugehen, wie sie neuerdings auch in den deutschen
Fabriken im grossen Massstabe dargestellt werden, um mit einem kurzen statistischen
Ueberblick über Import, Export und Fabrication zu schliessen.
Nächstdem spricht Dr. E. Müller über ein elektrolytisches Ver-
fahren zur Herstellung chlor-, brom- und jodsaurer Salze.
Nach einer Erläuterung und Vorführung der Verfahren und der Apparate, mit
deren Hülfe man elektrolytische Vorgänge an unlöslichen Elektroden verfolgen kann,
erörtert der Vortragende die Schwierigkeiten, welche die Herstellung chlor-, brom- und
jodsaurer Salze durch Elektrolyse der Lösungen von Chloriden, Bromiden und Jodiden
entgegenstehen. Diese sind vor allen Dingen darin zu suchen, dass die durch die anodi-
schen Vorgänge in der Lösung erzeugten Halogensauerstoffverbindungen mehr oder
weniger leicht an der Kathode wieder zu den Halogeniden reducirt werden. Es ist
dem Vortragenden gelungen, im einfachchromsauren Kali einen Stoff zu finden, der, in
kleiner Menge dem Elektrolyten zugesetzt, die kathodische Beduction fast ganz aus-
schliesst. Auf diese Weise gelingt es, Bromate und Jodate elektrolytisch mit einer
über 90%lichen Strom- und Materialausbeute herzustellen.
An der sich hieran anschliessenden Debatte betheiligen sich Geh. Hof-
rath Prof. Dr. W. Hempel, Prof. Dr. F. Foerster und der Vortragende selbst.
Dritte Sitzung am 4. Mai 1899. Vorsitzender: Prof. Dr. F. Foerster.
— Anwesend 59 Mitglieder.
Privatdocent Dr. A. Schlossmann spricht über die Entwickelung
der Heilkunde unter dem Einfluss von Physik und Chemie.
Der Vortragende schildert einleitend den tiefen Stand der Medicin zu Anfang
unseres Jahrhunderts, da die Diagnose eine rein speculative war und die Behandlung
der Krankheiten wesentlich in der Verabreichung möglichst zusammengesetzter Arzneien
bestand; ferner die Einflüsse des Mesmerismus, des Spiritismus und der Homöopathie.
Erst mit der synthetischen Darstellung des Harnstoffes durch Wöhler im Jahre 1828
begann eine neue Epoche, die alte Lehre von der Lebenskraft fiel, und das Gesetz von
der Erhaltung der Kraft wurde auch für den Aufbau der modernen Medicin grundlegend,
die nun erst zu einer selbständigen Wissenschaft heranwuchs.
Für die Erkennung der Krankheiten wurden namentlich die physikalischen Methoden
der Percussion, der Auscultation , der Thermometrie und der Beobachtung des Pulses
dienstbar gemacht. Es folgte die Erfindung des Augenspiegels durch Helmholtz und
daran anschliessend die Ausbildung von Methoden zur Beleuchtung des Kehlkopfes, des
Magens, der Blase u. s. w. Auch die Elektricität konnte in den Dienst der Diagnostik
treten, da sich die Beizbarkeit der Muskeln und Nerven gegenüber dem Strome in
verschiedenen abnormen Zuständen als verschieden herausstellte. Für manche Fälle
wurde die Bestimmung des specifischen Gewichts, z. B. des Urins, unerlässlich. Endlich
brachte die Entdeckung der X-Strahlen für einen ganzen Kreis von Erkrankungen ein
unentbehrliches Erkennungsmittel. Die Chemie leistete nicht minder wichtige Dienste
durch Stoffwechseluntersuchungen, durch Untersuchung des Blutes bei einer ganzen
Beihe von Krankheiten, besonders bei Vergiftungserscheinungen.
Beide Wissenschaften wirkten aber auch fördernd auf dem Gebiete der Therapie.
Der Physik entsprangen namentlich die Methoden der Elektrotherapie, der mechanischen
und der pneumatischen Behandlungsweise, während die Chemie eine Unzahl wirksamer
chemischer Verbindungen der Medicin zur Verfügung stellte.
Von grosser Bedeutung endlich waren auch die Vortheile, welche aus der An-
wendung der physikalischen Untersuchungsmethoden für die Verhütung der Krankheiten
erwuchsen. Als die wichtigste Hülfe aber, welche Physik und Chemie der Medicin ge-
leistet haben, ist die zu betrachten, dass sie ihr methodisch den Weg gewiesen haben,
eine exacte Naturwissenschaft zu werden.
Im Anschluss an den Vortrag macht Dr. med. G. Kelling einige
Mittheilungen über physikalische Methoden zur Untersuchung des
Magens und der Speiseröhre.
**
10
Oberlehrer H. A. Rebenstorff spricht über einige neue Versuche
und Apparate für den physikalischen Unterricht.
Der Vortragende zeigt, wie man beim Luftleermachen eines Kolbens durch Aus-
kochen das Wasser durch den Dampf selbst aus dem Kolben entfernen kann. Es gelingt
dies durch Anfügen einer langen Glasröhre, welche nach schnellem Umkehren des
Kolbens den Druck so herabsetzt, dass das Wasser weiterkocht, bis der Kolben leer ist.
Hierauf wird das Modell einer Dampfstrahlpumpe vorgeführt (Zeitschr. für den phys.
und ehern. Unt. 1899, S. 13). Es ist leicht herstellbar, enthält keine durchbohrten Korke
und gestattet, während des Betriebes der Dampfröhre die beste Stellung zu geben. Zu
beziehen durch die Glasbläserei von Eichhorn, Dresden, Mittelstrasse.
Nach Vorführung einiger Versuche mit Tauchern (Zeitschr. f. d. phys. und ehern.
Unt. 1898, S. 213 — 221) wird der neue Apparat für Wärmeleitung des Holzes gezeigt.
Derselbe besteht aus einer Holzpyramide mit in der Achse gelegenem Dampfrohr und
äusserem thermoskopischen Earbmantel. Mit dem Farbenthermoskop (zu beziehen von
G. Lorenz, Chemnitz, Schillerstrasse) wird auch die Wärmeentwickelung beim Er-
starren des überkalteten Schmelzflusses von Natriumacetat nachgewiesen und gezeigt,
wie man zu verfahren hat, um mit einem farbenthermoskopischen Papierstreifen eine
Temperaturerhöhung sichtbar zu machen, welche den Umwandlungspunkt des Silber-
quecksilberjodids (45°) noch nicht erreicht.
Zu Mittheilungeil über die Vorführung der Eunkentelegraphie im Unterricht über-
gehend, zeigt der Vortragende einen leicht aus Aluminiumfolie herzustellenden Cohärer
von bedeutender Empfindlichkeit, berichtet über andere Cohärerarten und erläutert ein
neues Verfahren, die bei der Funkentelegraphie so störenden Wellen, welche von dem
elektromagnetischen Abklopfer ausgehen, wirkungslos zu machen. Der Cohärer wird
hierbei nur am einen Ende und zwar federnd befestigt, während am anderen Ende sich
ein leicht lösbarer Platincontact befindet. Mit der Mitte des Cohärers ist der Hammer
einer elektrischen Klingel durch einen dünnen Faden verbunden, den man durch Aus-
einanderrücken der Apparate so anspannt, dass der federnde Cohärer durch das An-
schlägen des Hammers mitbewegt und dadurch abgeklopft wird, dass er gegen ein sehr
nahe angebrachtes Widerlager schlägt. Beim Zurückspringen wird er zum zweiten
Mal erschüttert. Die störenden Wellen treten dann nur in solchen Augenblicken auf,
in denen der Cohärerstromkreis geöffnet ist, sodass für die Zuleitung der Wellen durch
die zum Relais führenden Drähte der eine ausser Betracht kommt. Auch die Erregung
durch die Wellen in dem zum befestigten Cohärerende führenden Draht ist bei offenem
Cohärerstromkreis nicht vorhanden, wenn vor dem Cohärer ein langer, dünner Draht
(am besten ein Galvanoskop von etwa 100 Ohm) eingeschaltet ist. Man kann auch
statt des Cohärer und Relais verbindenden Drahtes zwei Leitungen zur Erde anwenden.
Die in zweiter Linie mögliche Erregung des Cohärers durch akustische Einwirkung
der Klingel wird infolge des grösseren Abstandes zwischen beiden Apparaten gehindert;
es ist indessen rathsam, zwei getrennt stehende Tische zur Aufstellung zu benutzen.
Bei dem mitgetheilten Verfahren ist es möglich, mit den empfindlichsten Cohärern zu
arbeiten, sodass nach dem Berichte des Vortragenden die schwachen Funken eines
Elektrophors innerhalb eines grossen Zimmers, sowie hinter einer 5 m entfernten Thür
ausreichten, die Klingel zum jedesmaligen Anschlägen zu bringen.
Der Vortragende macht ferner darauf aufmerksam, dass man in bequemer Weise
einen Ebonitelektrophor dadurch sehr stark elektrisiren kann, dass man ihn wie einen
Condensator und zwar den Deckel negativ von der Influenzmaschine aus ladet.
Aluminiumstriche auf Glas besitzen ein erhebliches Leitungs vermögen, welches
durch starke elektrische Wellen sehr herabgesetzt wird.
YI. Section für Mathematik.
Erste Sitzung am 19. Januar 1899. Vorsitzender: Prof. Dr. K. Rohn.
— Anwesend 10 Mitglieder.
Prof.Dr. K. Rohn spricht über die Anwendung der Schnittpunkt-
systemsätze auf die ebenen Kurven 4. Ordnung.
11
Es werden die 63 Systeme der einhüllenden Kegelschnitte, die 28 Doppeltangenten
und gewisse Gruppirungen derselben, sowie ihrer Berührungspunkte behandelt.
Zweite Sitzung am 20. April 1899. Vorsitzender: Prof. Dr. K. Rohn.
— Anwesend 8 Mitglieder.
Dr. A. Witting spricht über die Con structionen von Mascheroni
mit dem Zirkel.
Nach einigen historisch-litterarischen Bemerkungen über die in älterer und neuerer
Zeit gemachten Versuche, planimetrische Constructionen entweder bloss mit dem Lineal,
oder bloss mit dem Zirkel auszuführen, setzt der Vortragende die Constructionen aus-
einander, durch welche Mascheroni eine Reihe von Grundaufgaben der Planimetrie unter
ausschliesslicher Benutzung des Zirkels zu lösen gelehrt hat. Insbesondere werden die
Aufgaben behandelt, einen gegebenen Kreisbogen zu halbiren, einen Kreis sowie eine
Strecke in eine gegebene Anzahl gleicher Theile zu zerlegen, eine Strecke zu verviel-
fachen, Strecken zu addiren sowie zu subtrahiren, an einen Kreis in einem gegebenen
Peripheriepunkte die Tangente zu legen u. a.
VII. Hauptversammlungen.
Erste Sitzung am 26. Januar 1899. Vorsitzender: Prof. Dr. E.
Kalkowsky. — Anwesend 54 Mitglieder und Gäste.
Prof. Dr. G. Helm spricht über statistische Beobachtungen
biologischer Erscheinungen.
Der Vortrag geht von den zahlreichen Beobachtungen Ludwig’s (Botan. Cbl. 1895 ff.)
über die Zahl der Strahlenblüthen bei Chrysanthemum Leuc. aus, um zunächst im All-
gemeinen das Eigenartige biologischer Massenerscheinungen zu erläutern. Als derartige
Massenerscheinungen werden nicht nur in den anthropometrischen Untersuchungen die
Eigenschaften des menschlichen Körpers aufgefasst, sondern es fügen sich auch die
menschlichen Handlungen dieser Betrachtungsweise, wie schon Süssmilch’s „Göttliche
Ordnung“ 1741 in weitem Umfange darlegte. Die besonders durch Quetelet’s zahlreiche
Arbeiten hervorgerufenen Bedenken metaphysischer Natur berührt der Vortrag nur, um
dann sogleich das Thatsächliche, allen Massenerscheinungen Gemeinsame zu beschreiben.
Vor Allem wird über das Individuum Nichtwissen constatirt, wenn ein Vorgang
als Massenerscheinung aufgefasst wird ; nicht die Höhe dieses Individuums vor mir oder
seine Todesgefahren sind bekannt, sondern die Höhe etwa des Sachsen, die Sterblichkeit
der sächsischen weiblichen Bevölkerung bilden den Gegenstand der Untersuchung. Daher
stehen die Massenerscheinungen in der innigsten Beziehung zum Wahrscheinlichkeits-
begriff, er ist es, der (etwa wie der Energiebegriff die Veränderungen in der Natur) die
ganze Gesammtheit der Massenerscheinungen umspannt, ohne dass deswegen für einzelne
Gebiete, wie etwa die Beobachtungsfehler, besondere Begriffsbildungen neben der Wahr-
scheinlichkeitsauffassung unberechtigt oder ausgeschlossen wären.
Es ist nämlich in allen seinen Anwendungen das Wesentliche des in logischer
Hinsicht aus dem disjunctiven Urtheil hervorgegangenen Wahrscheinlichkeitsbegriffes,
dass elementare Einzelfälle des Vorganges, auf den er angewendet wird, abgezählt
werden können, die zwar individuell verschieden sind, jedoch so, dass ihre Unterschiede
uns unbekannt bleiben oder als unbekannt betrachtet werden, sodass diese Einzelfälle
als gleichm öglich erscheinen. Wenn die Wahrscheinlichkeit, mit einem Würfel eine
bestimmte Nummer zu werfen, als V6 angegeben wird, so wird damit über keinen ein-
zelnen Wurf etwas ausgesagt als das Negative, dass wir über die individuellen Be-
dingungen dieses einzelnen Wurfs nichts wissen. Dagegen enthält die Angabe V6 eine
Eigenschaft des Würfels, und der Würfel ist es gerade, der das bei allen einzelnen
Würfen Unveränderliche darstellt. Ihm entspricht in den Massenerscheinungen socialer
Natur der sociale Körper, in den biologischen Massenerscheinungen etwa der Species-
12
begriff, allgemein der Typus. So kommt es denn bei den Anwendungen des Wahr-
scheinlichkeitsbegriffs im Grunde genommen nicht auf die grosse Zahl der Einzelfälle
an, wie so oft behauptet wird, sondern vielmehr auf die Gleichgültigkeit der Einzel-
fälle, die allerdings im Allgemeinen um so mehr gewährleistet erscheint, je grösser die
Anzahl der Einzelfälle wird.
Wie nun nach der Wahrscheinlichkeitstheorie bei Versuchen über den wiederholten
Eintritt eines Ereignisses von unveränderlicher Wahrscheinlichkeit sich die möglichen
Häufigkeitszahlen nach dem bekannten mathematischen Gesetze der Fehlerkurve um
den wahrscheinlichsten Fall vertheilen, so müssen auch die Versuche über eine Massen-
erscheinung dieses Gesetz der Verth eilung um den wahrscheinlichsten Fall zeigen,
wenn die einzelnen Versuchsreihen unter denselben Bedingungen stehen, also der Typus,
auf den sie sich beziehen, unverändert derselbe bleibt. Eine Massenerscheinung soll
eine einfache Massenerscheinung oder einfache statistische Erscheinung heissen , wenn
sie diese theoretisch ideale Vertheilung der Wahrscheinlichkeitstheorie zeigt. Eine
solche einfache Erscheinung ist z. B. die Höhe der Schulkinder gleichen Stammes, Alters
und Geschlechts (Geissler und Uhlitzsch, Zeitschr. K. stat. Bur. 1888), während sich
offenbar die Höhen einer aus Erwachsenen und Kindern gemischten Personengruppe
keineswegs um die mittlere Höhe der Wahrscheinlichkeitskurve gemäss vertheilen
würden.
Schon eine einfache statistische Erscheinung erfordert zu ihrer Beschreibung zwei
Angaben; neben dem mittleren, durchschnittlichen oder wahrscheinlichsten Werthe muss
ein Mass für die Streuung der Versuchsergebnisse um ihn angegeben werden, etwa die
wahrscheinliche oder die durchschnittliche oder die mittlere Abweichung, das Präcisions-
mass oder die Dispersion. Hierbei wird zur Erläuterung auf Galton’s Apparat hin-
gewiesen, bei dem Schrot aus einem Trichter durch Reihen von Drahtstiften hindurch-
fällt, die wie beim Tivolispiel angeordnet sind ; die Schrotkörner häufen sich schliesslich
nach einer Wahrscheinlichkeitskurve an, und die Streuung ist um so grösser, je grösser
das Kaliber des Schrots im Vergleich zum Abstande der Stifte ist.
Im Allgemeinen aber wird eine Massenerscheinung nur durch möglichst voll-
ständige Angabe der ganzen Vertheilungskurve beschrieben, z. B. durch Angaben nach
Galton’s percentiler Skala. (Vergl. Geissler, Allg. Statist. Archiv 1892.)
Wie weit eine Massenerscheinung vom Charakter einer einfachen Erscheinung ab-
weicht, haben Fechner (Collectivmasslehre, 1897), Lexis (Massenerscheinungen, 1877) und
Galton (Inquiries into human faculty, 1888 und Natural inheritance, 1889) untersucht.
Jedenfalls ist die Statistik meist unbewusst bestrebt, die Erscheinungen der Natur und
des socialen Lebens in einfache statistische Erscheinungen zu zerlegen und ihre Frage-
stellungen auf diese zn richten. Mehr ins Bewusstsein wird dieses Verfahren der
Analyse gehoben, wenn man aus biologischen Massenerscheinungen, die unregelmässige
Vertheilung, z. B. zweigipfelige Variationskurven zeigen, geradezu auf Vermischung
mehrerer Species oder Typen schliesst, ja sogar diese, wie bei de Vlies’ Züchtungs-
versuchen, rein darzustellen vermag, wonach die einfache Massenerscheinung den reinen
Typus charakterisirt. (Litteratur von Ludwig, Zeitschr. f. Math, und Phys., Bd. 43
zusammengestellt.)
Solchen Bestrebungen gegenüber ist man zu der Erwartung berechtigt, dass der
Wahrscheinlichkeitsbegriff, von dem die französischen Analytiker des 18. Jahrhunderts
so grosse, vielfach übertriebene Hoffnungen hegten und der dann in den Händen von
Gauss und seinen Nachfolgern zu einem mächtigen Mittel der Kritik auf dem Gebiete
der Fehlertheorie geworden ist, auch berufen sein dürfte, zu einer schärferen Theorie
sociologischer und biologischer Massenerscheinungen hinzuführen und zu einer wissen-
schaftlichen Erkenntniss des Wesens der Begriffe Species und Typus vorzudringen.
Im Anschluss an diese Ausführungen bespricht Geh. Hofrath Prof.
Dr. G. Treu Galton’s Erfindung, auf dem Wege photographischer
Registrirung zu einer Darstellung von Typen des mensch-
lichen Antlitzes zu gelangen (Inquiries into human faculty, p. 8 ff.
und 339 ff.).
Galton stellte seine photographischen Durchschnitts- oder Gattungsbilder in der
Weise her, dass er Vorderansichten von Einzelköpfen in gleichem Massstab, gleicher
Beleuchtung und in gleichen Bruchtheilen der zur Herstellung eines Gesammtbildes
nöthigen Expositionszeit auf dieselbe photographische Platte auf einander projicirte. Da
bei einem solchen Verfahren die den einzelnen Bildern gemeinsamen Formen sich durch
Deckung verstärken, die abweichenden individuellen Züge zurücktreten und sich ver-
13
wischen, ohne doch ganz zu verschwinden, so wird es auf diese Weise möglich, Typen-
bilder zu gewinnen, welche neben den constituir enden Hauptzügen auch Umfang und
Stärke der Abweichungen zur Anschauung bringen.
Galton hatte sein Verfahren zur Herstellung von Familien-, Verbrecher- und
Krankheitstypen angewandt. Fortgeführt hat seine Versuche namentlich der Professor
der Physiologie in Boston, Dr. H. P. Bowditch, und zwar mit der Herstellung von
Standes- und Rassentypen amerikanischer Studenten und Studentinnen, sächsischer und
wendischer Soldaten und dergl. mehr. Vergl. dessen Aufsatz: „Are composite photo-
graphs typical pictures ? “ in Mc. Clure’s Magazine , September 1893 , und P. Pumpelly,
Science V, p. 378.
Eine hochbedeutsame Eigenschaft aller dieser Typenbilder ist die, dass sie, je mehr
Einzelindividuen sie umfassen, nicht nur um so charakteristischer, sondern auch um so
schöner erscheinen. Es ist dies ein Umstand, der die Vermuthungen Kant’s über
die Entstehung der „ästhetischen Mormalidee“ vom Menschen in schlagendster Weise
bestätigt und die hiergegen von Lotze vorgebrachten Bedenken widerlegt (Kant, Kritik
der Urtheilskraft, Bd. VII, S. 79 ff. der Ausgabe von Hartenstein; Lotze, Gesch. der
Aesthetik, S. 566 f. und 21 f.). Jene photographischen Gattungsbilder geben uns in der
That ein Analogon für den physischen und psychischen Hergang bei der Typen- und
Idealbildung innerhalb der künstlerischen Phantasie. Sie gewinnen damit einen hohen
und bisher noch nicht gewürdigten Werth für die ästhetische Theorie des Schönheits-
begriffes. Vergl. hierüber die Ausführungen von Treu im Jahrbuch des K. Archäo-
logischen Institutes, Bd. V (1890), Anzeiger S. 61 ff.
Zweite Sitzung am 23. Februar 1899. Vorsitzender: Prof. Dr. E.
Kalkowsky. — Anwesend 48 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende des Verwaltungsratkes, Prof. H. Engelhardt, be-
richtet über den Rechnungsabschluss vom Jahre 1898 (s. S. 16) und legt
den Voranschlag für 1899 vor. Als Rechnungsrevisoren werden Bankier
A. Kuntze und Architect R. Günther gewählt. Der Voranschlag wird
einstimmig genehmigt.
Prof. H. Engelhardt theilt weiter mit, dass die Uebergabe der Kasse
an den neugewählten Kassirer, Hofbuchhändler G. Lehmann, statuten-
gemäss erfolgt sei. Die Gesellschaft beschliesst, dem nach 26jähriger
uneigennütziger Thätigkeit aus seinem Amte scheidenden bisherigen Kassirer,
Hofbuchhändler H. Warn atz ihren Dank durch ein Schreiben zum Aus-
druck zu bringen.
Geh. Hofrath Prof. Dr. 0. Drude hält hierauf den angekündigten
Vortrag: Pflanzengeographische Betrachtungen über Klima und
Flora der Eiszeit in Mitteleuropa.
Dritte Sitzung am 23. März 1899. Vorsitzender Prof. Dr. E. Kal-
kowsky. — Anwesend 61 Mitglieder und Gäste.
Nach Prüfung des Rechnungsabschlusses für 1898 wird dem Kassirer
Decharge ertheilt.
Prof. Dr. E. Kalkowsky hält einen Vortrag: Zur Geologie des
Goldes.
An diesen Vortrag knüpft Geh. Hofrath Prof. Dr. W. Hempel Be-
merkungen über die Entstehung der Golderzlagerstätten in den
jungen Eruptivgesteinen, den Propyliten.
14
Vierte Sitzung am 27. April 1899. Vorsitzender: Prof. Dr. E. Kal-
kowsky. — Anwesend 64 Mitglieder und Gäste.
Geh. Hofrath Prof. H. Engels spricht über das neue Flussbau-
laboratorium der K. Technischen Hochschule.
Der Vortragende schildert zunächst die Einwirkung des fliessenden Wassers auf
das Flussbett, welche die Ausführung von Elussbauten zur Regulirung der Wassertiefen
erforderlich macht. Im Laboratorium, welches dazu bestimmt ist, den Studirenden am
Experiment diese Wirkungen vorzuführen, zeigt der Vortragende dann an einer im
kleinen Massstab ausgeführten Nachbildung eines Theiles des Elblaufes, wie das fliessende
Wasser und seine Sinkstoffe das Flussbett hei Hoch- und Niederwasser verändern und
welchen Einfluss auf die Regelung der Wassertiefe die in den Strom eingebauten
Buhnen haben.
Fünfte Sitzung am 18. Mai 1899. Vorsitzender: Prof. Dr. E. Kal-
kowsky. — Anwesend 25 Mitglieder.
Prof. Dr. H. Gravelius spricht über die Verth eilung des Regens
auf der Erde.
An den Vertrag schliesst sich eine längere Debatte.
Sechste Sitzung am 29. Juni 1899. Vorsitzender: Prof. Dr. E. Kal-
kowsky. — Anwesend 41 Mitglieder und Gäste.
Prof. B. Pattenhausen hält einen Vortrag über die wissenschaft-
liche Begründung des metrischen Systems.
Auf Antrag des Vorsitzenden des Verwaltungsrathes, Prof. H. Engel-
hardt, wird eine zum Neudruck von Statuten bestimmte Nachtrags-
forderung zum Voranschlag für 1899 einstimmig genehmigt.
Veränderungen im Mitgliederbestände.
Gestorbene Mitglieder:
Am 18. März 1899 verschied in Newhaven, Conn., Dr. Othniel
Charles Marsh, Ehrenmitglied der Isis seit 1881.
Othn. Ch. Marsh hat sich grosse Verdienste um die Kenntniss der fossilen Wirbel-
thiere Nordamerikas erworben, die Ergebnisse seiner Untersuchungen sind in mehreren
bedeutenden Werken niedergelegt. Seine mit grossen Geldopfern erworbenen Samm-
lungen hat er in hochherziger Weise der Yale University in Newhaven hinterlassen, an
welcher er seit 1866 als Professor der Paläontologie gewirkt hat.
Am 20. März 1899 starb in Wien im Alter von 77 Jahren Hofrath
Franz Ritter von Hauer, ein um die geologische Erforschung der
österreichisch-ungarischen Monarchie hochverdienter Gelehrter, vormaliger
Director der K. K. Geologischen Reichsanstalt, seit 1885 Intendant des
K. K. Naturhistorischen Hofmuseums in Wien. Unserer Gesellchaft gehörte
der Verewigte seit 1857 als Ehrenmitglied an.
Am 26. März 1899 starb im 52. Lebensjahre K. Hofbuchhändler
Heinrich "Warnatz in Dresden.
Einer Dresdner Familie entstammend, widmete sich H. Warnatz nach dem Besuche
der Kreuzschule dem Buchhandel und erwarb im December 1872 gemeinsam mit seinem
15
Freunde Gr. Lehmann die alte, ihren Ursprung bis auf das Jahr 1672 zurückführende
K. S. Hofbuchhandlung H. Burdach in Dresden. Aus dieser Firma trat er im Juni 1898
aus, um die grosse Verlagsbuchhandlung von Otto Hendel in Halle a. S., zu der neben
dem Buch verlag auch der Verlag mehrerer grosser Tageszeitungen gehört, zu über-
nehmen. Im Frühjahr 1899 schwer erkrankt, suchte H. Warnatz Genesung im Süden,
wo ihn in Locarno am 26. März d. J. ein plötzlicher Tod ereilte.
Unserer Gesellschaft gehörte der Verewigte seit November 1872 als wirkliches
Mitglied an. Nach dem im Herbst jenes Jahres erfolgten Tode des früheren Kassirers
H. Burdach wählte ihn die Isis zu dessen Nachfolger, und der Verewigte hat dieses
Amt bis Ende des Jahres 1898 mit grosser Hingebung verwaltet. Unsere Gesellschaft
wird ihm für seine 26jährige uneigennützige Thätigkeit immer ein dankbares Andenken
bewahren.
Am 26. April 1899 starb in Dresden Verlagsbuchhändler Alexander
Köhler, wirkliches Mitglied seit 1884.
Am 3. Juni 1899 starb Fabrikbesitzer Ernst Heuer in Cotta b. Dr.,
wirkliches Mitglied seit 1879.
Als wirkliche Mitglieder sind aufgenommen:
Barth, Curt, Dr. phil., Chemiker in Dresden, am 23. März 1899;
Contractor, Noshirvan, Forststudent in Tharandt, am 29. Juni 1899;
Döring, Carl, Lehrer in Dresden, am 27. April 1899;
Galewsky, Eugen, Dr. med. in Dresden, am 18. Mai 1899;
Günther, Oswald, Chemiker in Blasewitz, i nn T
Hänel, Paul, Chemiker in Dresden, } am 26' Januar 1899 ^
Kelling, Georg, Dr. med. in Dresden, am 23. Februar 1899;
Pestei, Rieh. Martin, Optiker und Mechaniker in Dresden, am 29. Juni 1899;
Seidel, Rudolf, Kunst- und Handelsgärtner in Laubegast, am 18. Mai 1899;
Süss, Paul, Dr. phil., Assistent an der K. Technischen Hochschule, am
23. März 1899;
Zielke, Otto, Apotheker in Dresden, am 23. Februar 1899.
Zum correspondirenden Mitglied ist ernannt:
Peschei, Ernst, Lehrer in Nünchritz, am 26. Januar 1899.
Uebergetreten sind in die correspondirenden Mitglieder:
Kosmahl, Friedr., K. Oberförster a. D. in Langebrück;
Richter, Conrad, Realschullehrer in Aue;
in die wirklichen Mitglieder:
Schuster, Oscar, Generalmajor z. D. in Dresden,
Kassenabschluss der ISIS vom Jahre 1898.
Position. Einnahmen. Position. Ausgaben.
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Dresden, am 22. Februar 1899. H. Warnatz, z. Z. Kassirer der Isis.
Abhandlungen
der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dresden.
1899.
I. Rosenformen der Umgebung von Meissen
Von A. M. Schiimp er t.*)
Bei dem Versuche, eine Specialflora der Umgegend von Meissen auf-
zustellen, fiel mir der Formenreichthum unserer wilden Rosen auf, und
während ich in derselben nur die wichtigsten guten Arten anführte, gebe
ich, nach sechsjährigem Studium und nach über 500 zurückgelegten
grösseren und kleineren Excursionen, eine Ergänzung jener Lücke.
Wenn Christ die schweizerische Jurakette vom Saleve bis zum Schaff-
hauser Hügelland den „Rosengarten Europas“ nennt, so dürfte das Meissner
Terrain ein herrliches Bosquet in demselben bilden, ja nach Aussage einiger
bekannter Rhodologen soll dasselbe sogar jenem Rosengarten mindestens
sehr nahe kommen.
Wohl mag unser Gebiet nicht so viel Gelegenheit bieten, Beobachtungen
über den Einfluss der Höhenlage etc. anstellen zu können, denn die Höhen-
lage desselben variirt nur von 100 bis höchstens 260 m über dem Meere,
aber trotzdem weist es auch seinen eigenartigen Charakter auf.
So ist z. B. der Parallelismus der Caninen bezüglich der Bekleidung
und Zahnung schön ausgeprägt:
Zahnung einfach anderthalbfach
Lutetiana Lern. Swartzii Fr.
subcanina Chr. subcanina Chr.
Reuteri f. typica Chr.
Nudae Desegl.
zweifach
dumalis Bchst.
mehrfach
biserrata Mer.
Kelchzipfel und
Blüthenst. drüsig
dolosa God.
(Uehergangsform.)
subcanina Chr. subcanina Chr. —
complicata Chr. myriodonta Chr. caballicens Pug.
Pubescentes Crep.
(Uehergangsform.)
subcollina Chr. subcollina Chr. subcollina Chr. subcollina Chr. —
coriifolia Fries. complicata Chr. biserrata Chr. scaphusiensis Chr.
dumetorum Th. und Formen derselben — —
Hispidae Desegl.
Andegavensis hirtella Chr. Kosinsciana verticillacantha
Bast. „ Ripart. Besser. Baker.
*) Eine vollständige Sammlung der Belegexemplare in Originalbenennung ist von
dem Verfasser der Flora Saxonica - Abtheilung des K. Herbariums in der Technischen
Hochschule als Geschenk einverleibt. (Amn. d. Red.)
4
Bemerkenswert]! ist das Auftreten complicirter Zahnung fast aller
Rosen.
Bei der dumetorum ist dies nicht ohne Wichtigkeit, denn sie erhält
dadurch den Charakter einer tomentella und führt zu irrigen Bestimmungen.
So habe ich im folgenden Yerzeichniss auch nur eine einzige Tomentella-
form aufgenommen und diese nur, weil Hasse, Witten, dieselbe Form in
Westfalen fand und f. rotundifolia H. mod. Güglingensis H. benannte.
Diese, der tomentella ähnlichen, kritischen Dumetorumformen sandte
ich an Herrn Prof. Dr. Christ. Derselbe schreibt: „Ob Formen wie
Ihre Nr. x zu tomentella oder zu dumetorum zu rechnen sind, darüber
wird man nie einig werden“, und weiter: „Ihr Gebiet zeichnet sich aus
durch starke doppelte Zahnung aller Rosen, besonders der dumetorum , die
dadurch schwer von tomentella zu trennen sind“. Mons. Direct. Crepin
äusserte sich über dieselben Formen: „Neben der typischen tomentella
giebt es eine ganze Anzahl von Formen, die man mit ihr nicht identificiren
kann, und die man erst noch classificiren muss. Dies erklärt Ihnen meine
Verlegenheit, die Varietäten dieser Gruppe aus Sachsen genau zu be-
stimmen. Die R. tomentella in ihrem echten Typus ist nur im Südosten
Europas verbreitet“.
Nachdem ich echte Tomenteilen nach Zahnung und Drüsigkeit unter-
sucht, glaube ich kaum tomentella im Gebiet zu haben — es sind nur
Formen der dumetorum.
Von den Tomentosen findet sich im Gebiet nur die f. dimorpha
Besser = f. subglobosa Baker = R. subglobosa Sm. — alle anderen sind
Formen der venusta Scheutz.
Durch Hochfluthen wurden an den Elbufern angeschlemmt: R. acan-
thina Desegl. et Ozan., R. amblyphylla Rip., R. acutiformis H. Br.
Möge das folgende Verzeichniss beitragen, das Interesse an unseren
wilden Rosen anzuregen.
I. Sect. Synstylae.*)
Vacat.
II. Sect. Indicae.
Vide H. Gruner’s „praktischer Blumengärtner“ v. L. Reissner; Wünsche’s
Excursionsflora für das Königreich Sachsen.
III. Sect. Luteae.
Rosa lutea Miller, dict. Nr. 11, ed. frang., 1785, VI, p. 326 (= R. Eglan-
teria L. sp. 1764, p. 703 pr. part.).
Rosa punicea Miller, Nr. 13, 1. c.
In Oberspaar u. a. 0. häufig in Gärten.
IV. Sect. Pimpinellaefoliae.
Rosa pimpinellifolia L. (= R. spinosissima Sm.).
In Gärten, Anlagen und an Hecken nicht selten anzutreffen.
*) Sectionen und Subsectionen nach Crepin in: „Die Rosen von Tirol und Vorarlberg.“
5
V. Sect. Cnmatnomeae L.
Rosa cinnamomea L. God., fl., 206, suppl. 68; Grenier, fl., 233; Reuter,
cat., 65; Rapin, Guide, 193.
f. foecundissima Münchh., hausv. Y, 279.
In Gärten und oft verwildert , z. B. am Fürstengraben. In
Gröbern in einer Hecke.
Rosa alpina L., spec. ed. II, p. 703.
Von Bienenhof in den Garten der Frau Bücher in Coswig
verpflanzt worden.
YI. Sect. Gallicae.
Rosa gallica L. Godet, fl., 207, und suppl. 67; Rapin, guide, 197; Reuter,
cat. 73.
(1) f. typica Chr. (R. gallica f. pumila L. fil. R. austriaca Crntz. bei
Gren., fl., 223).
Kommt in verschiedenen Modificationen vor.
(2) a) Blättchen auf der Unterfläche entweder nur auf den Nerven
oder auf der ganzen Blattfläche behaart und am Rande
gewimpert;
b) Blättchen mehr oder weniger behaart, mit Subfoliardrüsen;
(3) c) Blättchen klein, oval- elliptisch, 13 : 23 mm breit und lang,
Mittelnerv, theilweise auch die Nervillen behaart und drüsig.
Am Naundorf ler Holz, Nasse Aue, Oberau.
(4) f. elata Chr.
Kommt wie oben in den Modificationen a und b vor. Naun-
dörfler Holz, Nasse Aue, Wachtnitz.
(5) f. Axmanni G-mel.
Griffel behaart und säulen artig verwachsen und hochgehoben.
Unter den vorhergehenden Formen im Naundorf ler Holz.
Die Rosa gallica ist sehr geneigt* hybride Formen zu erzeugen. Die-
selben kennzeichnen sich 1. durch das Auftreten einzelner borstlicher
Stacheln und Stieldrüsen zwischen den normalen der Eltern auf den
Zweigen, 2. durch Starrheit und seichte Zahnung der grossen Blättchen,
die sitzend und meist an der Basis etwas herzförmig sind, 3. durch die
Länge der Blüthenstiele und 4. durch eine auffallend starke Entwickelung
und Färbung der Corolle. Dies sind die wesentlichen Merkmale, die der
Bastard von der gallica ererbt hat. Was die Ermittelung des anderen
Parens anlangt, so zeigt sich dieselbe im Allgemeinen durch die Zahnung
und die verschiedenartige Bekleidung der Blattstiele und Blättchen. (Siehe
Christ, Rosen der Schweiz, p. 200, und Jena’s wilde Rosen von Max
Schulze, p. 43.) Aufgefunden wurden bis jetzt die wenigen folgenden*):
R. canina L. var. Lutetiana et dumetorum x gallica.
Zwischen Piskowitz und Prositz rechts am Abhange.
R. gallica x glauca var. complicata .
Am Fusse des Wachtnitzer Abhanges.
*) Es steht wohl sicher zu erwarten, dass noch mehr Hybriden aufgefunden werden !
6
VII. Sect. Caninae.
1. Subsect. Villosae.
Rosa pomifera Herrmann. Koch, syn. ed. I, 229; Reuter, cat., p. 67; Rapin,
guide, 193.
f. recondita Chr.
Bei Weinböhla. Bei Zehren. Am Gartenzaun und in der Hecke
der Rotunde bei Thürmer auf der Posel.
2. Subsect. Tomentosae.
Rosa tomentosa Sm. Smith, fl. brit., 1800, II, p. 539; Grenier, fl., 233
bis 234; Reuter, cat., p. 67 und 68.
(6) f. dimorpha Besser, apud Gren., fl. jurassi., 1864, 69.
An der Strasse von Priestewitz nach Grossenhain; im Gebiet
nicht häufig.
(7) f. cuspidatoides Crepin var. umbelliflora Christ, Flora, 1874, p. 512
(= R. umbelliflora Swartz in Sched.).
In reiner, der Diagnose ganz entsprechender Form kommt
dieselbe nicht vor. Alle Sträucher, die man obiger Form
angehörig ansehen könnte, befinden sich im U ebergang zur
venusta und lassen sich nach den von Max Schulze in ,,Jena’s
wilde Rosen“ aufgestellten Schema wohl placiren. Solche Formen
kommen vor: auf der Posel, der Karlshöhe, bei Weinböhla
an der Köhlerstrasse und bei Löbsal.
(8) Ueber eine blendend weissblühende Form von dem Spaargebirge
schreibt Christ in litt, den 11. VIII. 1897: „Eine sehr schöne
T omentosen-F orm, meiner umbelliflora „ähnlich“, während die-
selbe von Anderen (Hasse und Dufft) für die echte cristata Chr.
gehalten wurde. Diese Form deckt sich aber mit der Seite 6
B 1. b. in „Jena’s wilde Rosen“.
(9) f. venusta Scheutz, Studier öfver de Scandin. art. af sclägtet Rosa,
1872, p. 36. — R. pseudocuspidata Crepin. Christ, Flora, 1874,
p. 512; id. Flora, 1876, p. 371.
Rein typische Formen bei Zscheila und der Riesensteinen,
Klause-Steinberg und bei Weinböhla; Preuskermühle.
Ein hochinteressanter Strauch, der verschiedene Deutung erfahren —
z. B. als R. alpina x tomentosa var. venusta, als ein Bastard etwa der
canina biserrata x tomentosa oder glauca myriodonta mit der letzteren,
endlich als pomifera glabrescens ! — harrt noch der Bestimmung und der
Beobachtung im blühenden Zustande; nichtsdestoweniger gebe ich vor-
läufig die Diagnose unter meiner Herbarnummer:
304b. Strauch ca. 2 m hoch. Jüngere Zweige blaubereift.
Stacheln an den Schösslingen aus breiter Basis (8 mm lang) zugespitzt,
gerade und plattgedrückt bis 12 mm lang, gelbbraun; an den Aesten und
Blüthenzweigen zart pfriemenförmig, gerade oder nur leicht gebogen, hie
und da dicht und gehäuft stehend. Nebenblätter bis 18 mm lang, aus
schmaler Basis sich meist bogig erweiternd, auf beiden Flächen kahl und
7
haarlos, der Hand mit dunkelbraunen Stieldrüsen dicht gewimpert bis fast
gezähnelt, Oehrchen divergirend, gespitzt. Blattstiel dicht filzig behaart,
mit aus dem Filz hervorragenden braunen Stieldrüsen und ziemlich zahl-
reichen gelben, gebogenen Stächelchen. Blättchen zu 5, 7 und „neun“
etwas gestielt, oberseits grün und kahl, selten mit Spuren von Haaren,
unterseits hellblaugrün, auf den Nerven und Nervillen kahl oder mit einigen
braunen Drüsen und nur dann auch mit einzelnen Härchen. Endblättchen
länglich eirund 15 : 28 mm bis 22 : 40 mm Breite und Länge. Die
Zahnung ist eine mehrfache, der Hauptzahn mit brauner Weichspitze,
auf dem Rücken mit ein oder zwei Drüsenzähnen, vorn meist nur mit
einem. Blumenstiele von verschiedener Länge, 10 — 25 mm, ein- und
zweiblüthig, haarlos mit horizontal abstehenden Drüsenborsten mehr oder
weniger dicht bekleidet. Brakteen, obere lanzettlich zugespitzt oder oval
gespitzt, unterseits drüsig und filzig, oberseits kahl, am Rande fast drüsig
gezähnelt und gewimpert; untere oftmals kräftiger entwickelt und meist
blatttragend. Kelchzipfel aufrecht, die reife Frucht krönend. Die drei
äusseren bis 20 mm lang, auf dem Rücken dicht drüsig, mit untermischten
Drüsenborsten und zwei bis drei Paaren linealen, 6 mm langen, dicht
drüsig und haarig gewimperten Fiederchen. Anhängsel gestielt, lanzettlich
verbreitert mit 1 — 2 Zähnchen; die beiden inneren wesentlich kürzer
(10 mm), innen filzig, auf dem Rücken drüsig und drüsenborstig. Griffel-
köpfchen dicht filzig, den Discus meist verdeckend. Frucht eiförmig,
seltener rundlich, in einen Hals verjüngt, 12 mm breit und 16 mm lang,
theils kahl, theils mehr oder weniger drüsenborstig.
f. farinosa Sechstem.
Diese Form soll nach Reichenbach bei Meissen Vorkommen,
der Diagnose auch wirklich entsprechend fand ich sie noch
nicht, weder am rechten noch linken Elbufer.
3. Subsect. Rubiginosae.
Rosa rubiginosa L. Godet, fl., 214, excl. var. /?, suppl. 77.
f. comosa Chr. ( R . comosa Ripart. Gren., fl., 249, var. /).
Am Wachtnitzer Abhang mit der nächst folgenden Form. In
Meissen an Hecken.
(10) f. comosa Chr. in transitu var. umbellata.
Am Schieritzer und Wachtnitzer Abhange. In Oberau auf dem
Tunnel.
(11) f. umbellata Chr. (var. ß und y. Gren., fl., 249, 250; R. umbellata
Leers; R. echinocarpa Ripart.).
In rein typischer Form, d. h. mit vollständiger Heteracanthie
versehen, tritt dieselbe im Gebiet häufig auf, z. B. an der
inneren Mauer des Stadtkrankenhauses, auf der Karlshöhe an
einem Feldraine, Oberau am Bahndamme nach dem Grenz-
stein 25, hinter der Kötitzer Fabrik und dem unmittelbar an-
grenzenden Acaziengebüsch, in Weinböhla, im Triebischthale
an Felsen.
R. micrantha Sm.
Bisher nur an der Friedensburg von F. Fritzsche nachgewiesen
8
R. graveolens Gren., fl. jur., 248. R. pulverulenta Baker, mon., 223, non M. B.
(12) f. typica Chr.
Nach der Poselspitze zu, links am Wege. In Semmelsberg
unter dem Hause 15 b an der Strasse. Am Hafendamme. In
der Gartenecke der Bezirksanstalt in Bobnitzsch. Am Eingänge
zum Bottewitzer Heuwege. Auf der Proschwitzer Höbe.
(13) f. calcarea Chr.
Klause-Steinberg auf der Höbe, an der alten Weinbergsmauer.
Am Wege zur Karlshöhe. Auf den Korbitzer Schanzen. Am
Dorfwege in Gruben.
R. sepium Thuillier, fl. Paris, 1799, p. 252.
(14) f. typica Gremli. ( R . arvatica Pug. = f. arvatica Chr.)
Auf dem Knorrplateau ein einziger kleiner Strauch.
(15) f. Gizellae Borbas.
Bei Zscheila ein einziger Strauch. (Neuerdings daselbst noch
zwei Sträucher aufgefunden.)
(16) f. inodora Fries.
In Mülbitz bei Gross enhain.
f. robusta Chr.
Bei Dobritz.
4. Subsect. Jundzilliae.
Rosa Jundzilliana Besser ex Charin in Sched., 1861.
(17) Auf dem Boitzschberge. Oberspaar an der Förster’schen
Weinbergsmauer. Auf der Poselspitze. Am rechten Elbufer.
R. trachyphylla. Bauenum, ros. Wirceburg., 124.
(18) f. typica Chr.
In der Nähe von Schlechte auf der Posel links am Wege. Vor
dem Tunnel bei Oberau. Nasse Aue nach Gröbern zu am
Baine. Auf dem Boitzschberge * am Weinberge. Am rechten
Elbufer vor der Karpfenschänke. Am Wege nach den Kor-
bitzer Schanzen vom Triebischthale aus. Am Tunnel in Oberau
in der Nähe der Bahnwärterhäuser. Unmittelbar hinter der
Knorre am steilen Felsen. Am Bahndamme zwischen Niederau
und Oberau. Am Bahndamme ohnweit des Bahnhofes in
Niederau. Auf der Karlshöhe.
(19) f. nitidula Christ. Fl., 1875, p. 294.
Am Biesensteine vor dem Bahnübergang. Auf der Prosch-
witzer Höhe. Am Bretstuhle bis zur halben Höhe hinauf.
(20) f. virgata Gremli.
Im Walde hinter Naundörfel.
(21) f. Aliothii Chr.
Vor dem Winkewitzer Gasthause in der Steinhalde rechts vom
Wege. Am Wachtnitzer Abhange. In Oberau auf dem Tunnel-
plateau.
9
5. Subsect. Encaninae.
Rosa ferruginea Vill. 1799 (= R. rubrifolia Vill. 1789).
f. Jurana Gaudin, fl. helv. III, 347.
Wird in Gärten und Anlagen in Meissen und Cölln sehr häufig
angetroffen.
R. montana Chaix.
In Sachsen wohl fehlend.
R. glauca Villars (= R. Reuteri Godet).
f. typica Chr. (= R. montivaga Desegl.)
Im Gebiet noch nicht angetroffen. Sträucher, die man dafür
hätte ansehen können, entpuppten sich immer als R. globosa
Desv.
(22) f. complicata Chr.
Bei Weinböhla. Am rechten Elbufer eine Form mit auffällig
langen, flaschenförmigen Früchten. In Daubnitz am Abhange.
In Diesbar ohnweit des Pavillon. In Oberspaar an der Weinbergs-
mauer von Fischer. Bei Kötitz. Am Rottewitzer Heuwege.
Am Wege nach Zscheila.
(23) f. acutiformis H. Braun.
Am rechten Elbufer.
(24) f. Sandbergi Chr.
Auf dem Riesenstein, ohnweit des Bahnüberganges, selten.
(25) f. Caballicensis Chr. (= R. Caballicensis Puget).
Am Wege von Niederau nach der Buschmühle. Sehr charak-
teristisch ! Die Stieldrüsen sind zuweilen auf den Blüthenstiel
erstreckt. Selten.
(26) f. myriodonta Chr.
Auf der Poselspitze. In den Proschwitzer Anlagen.
(27) f. subcanina Chr.
Am Elbufer bei Oberspaar. Hinter dem Fichtner’schen Gut
in Zscheila. Auf der Posel an der kleinen Binge.
R. coriifolia Fries. Reuter, cat., 69.
(28) f. typica Chr.
Selten rein typisch! Daubnitz, ohnweit der Schule am Fusse
des Abhanges.
(29) f. frutetorum Chr.
Bei Bockwen an der Strasse. Am Wege nach der Korbitzer
Höhe. Hinter Polenz am Sandwege. Nach der Poselspitze zu,
rechts an den Felsen. Auf dem Tunnel bei Oberau an mehreren
Stellen.
(30) f. biserrata Chr. Separat -Abdruck aus den Mittheilungen des
Bot. Yer. für Gesammt-Thüringen, Bd. V, S. 84.
Vom Rösschen in Diesbar aus, nach Löbsal zu, rechts an der
Weinbergsmauer. An der Strasse nach Bohnitzsch zu.
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(31) f. Scaphusiensis Chr. Fl., 1874, p. 196; Jena’s wilde Rosen von
Max Schulze, S. 39.
Blüthenstiele oder Basis der Früchte hie und da hispid —
so an der Dorfstrasse in Lindenau. Selten.
(32) f. subcollina Chr.
Am Kalkberge ohnweit des Wasserbassins.
R. canina L. ex parte.
var. Lutetiana Lemann.
(33) f. glaucescens Desv.
Am Wege zur Karlshöhe von Klause -Steinherg aus und sonst
verbreitet.
(34) f. syntrichostyla Rip.
Bei Winkewitz am Heuwege. An der Priestewitzer Strasse.
(35) f. nitens Desv. (Ist die „ viridis Hasse“.)
An Rainen auf der Posel. An Weinbergsmauern und allen
süd- und nordwestlichen Abhängen nicht selten.
(36) f. globosa Desv.
Klause-Steinberg. Am Berliner Eisenbahndamme in der Nähe
des Ziegenbusches. Auf dem Tunnelplateau. Am Fahrwege
in der Nassen Aue. Am Wege nach Questenberg zu.
(37) f. filiformis Ozanon.
Am Abhange vor der Knorre und der Karlshöhe. Der Be-
schreibung Ozanon’s vorzüglich entsprechend.
(38) f. oxyodonta Kern, in Sched. und Desegl. in litter. ad Kerner.
An dem Elbufer bei Niederfähra. (Wohl aus Böhmen an-
geschwommen.)
Transitoriae
var. Schivartzii Fr.
(39) f. fissidens Borbäs.
(40) modificat. acuminaia H. Braun.
Bei Oberau am Tunnel. Am rechten Elbufer nicht selten. Bei
der Knorre. In den Proschwitzer Anlagen. An den westlichen
Abhängen. In der Brombeergasse. Ueberall verbreitet.
(41) f. mucronulata Desegl.
In der Nassen Aue, nach dem Roitzschberge zu. Spaargebirge.
f. firmula Godet, suppl. 71 (— R. dolosa Godet, suppl. 72).
Am Bocksberge, an mehreren Stellen. Am Fusse des Bret-
stuhles.
(42) f. spnria Pug.
Auf dem Spaargebirge, selten! Nasse Aue an einem Raine,
var. dumalis Christ. (= R. dumalis Bechst.)
(43) f. rotundifolia Bräuker, Deutschlands wilde Rosen, Nr. 113.
Am Elbdamme ohnweit des Fürstengrabens.
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(44) f. eriostyla Rip.
Bisher ausschliesslich nur längs des rechten Elbufers nicht
selten angetroffen und wohl daselbst angeschwemmt.
(45) f. rubelliflora Rip.
Im Naundörfler Gehölz.
(46) f. rubescens Rip.
Auf dem Knorrplateau und den westlichen Abhängen daselbst.
Im Naundörfler Gehölz. Häufig i. G.
(47) f. glaberrima Du Mortier.
Kommt nicht, wie die von Sagorski, die Rosen der Flora von
Naumburg, Seite 37 beschriebene ochroleuca mit gelblich-
weisser, sondern mit blass-röthlicher Blumenkrone im Gebiete
vor, z. B. bei Winkewitz, in den Carlowitz’schen Anlagen, bei
Lindenau.
(48) f. insignis Gren.
An dem rechten Elbufer.
(49) f. oblonga Desegl.
An den Proschwitzer Stufen. Auf Münch’s Elbwiese. Bei
Scharfenberg.
(50) f. sphaeroidea Rip.
In Weinböhla an der Köhlerstrasse. In Diesbar nach dem
Pavillon zu.
(51) f. Schiimp erti Hofmann (siehe Anhang I).
var. biserrata Merat.
(52) f, typica bei Baker, mon. 228.
An der Knorre. Am Bretstulile. Bei Niederau am Bahndamme
Am Fürstengraben bei Niederfähre.
(53) f. Chaboisaei Gren.
Bei Proschwitz.
(54) f. ascita Desegl. (Stacheln hakig).
An den westlichen Abhängen. In der Nähe des Cöllner Wasser-
bassins. Bei Prositz an einem Feldrande. Auf dem Spaar-
gebirge.
(55) f. squarrosula Keil. (Stacheln gerade).
Am Riesenstein. Unter der Poselspitze mehrere Sträucher.
(56) f. labilipoda Keller.
Auf dem Roitzschberge.
(57) f. villosiuscula Rip.
Am Steinbruche ohnweit der Knorre.
var. Andegavensis Bast.
(58) f. Andegavensis Rapin, Guide, 196.
Münch’s Elbwiese. In Weinböhla an der Köhlerstrasse. Am
Bocksberg. Am rechten Elbufer. In Züchner’s Weinberg.
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(59) f. Kosinsciana Bess.
Auf dem Knorrplateau. Am Katzensprung. Am Bretstuhle.
Bei Zscheila. In Weinböhla.
var. dumetorum Thuill.
(60) f. trichoneura Chr.
An den Abhängen bei Daubnitz nicht vereinzelt.
(61) f. sphaerocarpa Fuget.
In Prositz am Abhange. Im Züchner’schen Weinberge bei
Zscheila. Am Karlshöhenweg. Hinter der Knorre. Hinter
Zscheila nach dem heiligen Grunde zu.
(62) f. amblyphylla Rip.
Am rechten Elbufer zwischen Weiden.
(63) f. urbica Chr.
Zwischen Zscheila und Grobem an der Strasse. In Winkewitz
nach der Winzerei zu.
(64) f. acanthina Des. et Ozan.
Am rechten Elbufer in Weidengebiischen und wohl durch Hoch-
wasser angeschwemmt.
(65) f. decalvata Crep.
Bei Weinböhla nicht selten. Vor Sörnewitz an der Strassen-
inauer. In Winkewitz an der Weinbergsmauer von Krumbiegel.
(66) f. subatrichostyla Borb.
Oberspaar an der Förster’schen Weinbergsmauer.
(67) f. subglabra Borb.
Auf dem Knorrplateau.
(68) f. interposita mihi (siehe Anhang II).
Rottewitzer Abhang an verschiedenen Stellen,
var. tomentella Lern.
(69) f. rotundifolia Hasse mod. Güglingensis Hasse.
An der Lehne zwischen der Knorre und Winkewitz,
var. scabrata Crep.
(70) f. Missniensis mihi (siehe Anhang III).
Im Triebischthale, nach den Korbitzer Schanzen zu. Bei Garse-
bach. Am Steinbruche bei der Knorre. Am Bretstuhle. An
den westlichen Abhängen. Bei Wachtnitz. Bei Lindenau.
Anhang I.
Rosa canina L. var. dumalis Chr. f. Schiimp erti Hofmann.
Crepin in litt, de 31. I. 1897: „Eine ganz eigenartige Form. Ihr Gesammtaussehen
erinnert an gewisse zweifellose Varietäten von B. sepium Thuill.“ Derselbe den
4. III. 1898 : „Form aus der Gruppe „dumalis“,
W. Hasse den 12. III. 1897: — „ist ein wunderliches Gebilde, wahrscheinlich ein
Bastard, aber wovon?“ Derselbe den 1. V. 1898: „f. multiflora Wirtg. Für
falcata sind die Fruchtstiele viel zu lang und die Griffel zu wenig behaart.“
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M. Schulze, Jena: R glauca Vill. var. falcata Puget (Christ in Flora, 1874, p. 472).
„Eine sehr seltene Form, die ich noch niemals seihst antraf.“ .
C. Dufft den 15. X. 1898: „Würde ich auch für eine R. dumalis Bechst., die durch
schattigen Standort*) entstellt ist, halten, wenn die Kelchzipfel an den Schein-
früchten zurückgeschlagen wären. Sie sind aber abstehend.“
Am 5. Mai d. J. theilt mir Herr Hof mann, Grossenhain, mit: „Die mir seiner Zeit
freundlichst übersandte interessante Kosenform habe ich an Herrn Prof. Sagorski ge-
schickt und zwar habe ich mir erlaubt, dieselbe als R. Sehlimpertiana zu bezeichnen.
Herr Prof Sagorski hält dieselbe für eine der zahlreichen Formen der dumalis Bechst.“
Strauch ca. 21/2 m hoch. Stamm stark, Rinde desselben aschgrau.
Stacheln des Stammes aus verlängerter Basis hakig, gerundet, dunkel-
aschgrau. Zweige dünn, bogig oder hin und her gebogen, Rinde grün.
Blüthenzweige unbewehrt, ein- und zwei-, seltener dreiblüthig. Neben-
blätter beiderseits kahl, drüsig gewimpert, Oehrchen ziemlich lang ge-
spitzt. Blattstiel reichlich mit gelben Stächelchen, einigen Stieldrüsen
und nur selten mit einzelnen Härchen versehen. Blättchen etwas ge-
stielt, kahl, vorwiegend zu fünf, seltener zu sieben, meist 18 mm von
einander entfernt, oberseits dunkelgrün, etwas fettglänzend, unterseits
heller, bläulich grün, hie und da leicht weinroth überlaufen. End-
blättchen an ein und demselben Zweige oft verschieden gestaltet. Vor-
herrschend ist die ovallängliche Form von 30 : 50 mm Breite und Länge.
Das untere Blattpaar misst gewöhnlich annähernd die Hälfte, 15:30 mm
Breite und Länge. Die Basis der Endblättchen ist verschmälert oder ab-
gestumpft. Die andere breitovale Form der Endblättchen mit mehr ge-
rundeter Basis misst 30 : 45 mm Breite und Länge, die ellyptische dagegen
meist 18:32 mm Breite und Länge. Die Zahnung ist doppelt bis drei-
fach. Nebenzähnchen drüsentragend, im Alter theilweise vergänglich.
Brakteen so lang oder länger als die Fruchtstiele mit aufsitzendem Blatt
oder ohne ein solches und dann aus breitovaler Form, langgespitzt, Rand
drüsig gewimpert. Blüthenstiele kahl, meist 18 mm lang, mittlerer bei
mehrblüthigen sehr kurz, im Allgemeinen vorwiegend einblüthig, seltener
in Corymben zu sieben Blüthen. Kelchzipfel die Knospe überragend,
die beiden inneren 20 mm lang, unterseits ganz, aussen bis zur Mitte
filzig, mit lanzettlichem, drüsig gesägtem Anhängsel; die drei äusseren
26 mm lang, innen filzig, aussen kahl mit drei bis vier Paaren linealen
drüsig gezähnten Fiedern und erweitertem drüsig gezahntem Anhängsel,
anfangs zurückgeschlagen, mit beginnender Fruchtreife theilweise hori-
zontal abstehend, vor der Keife aber hinfällig. Discus breit, schwach
kegelförmig. Griffel wenig zahlreich, in der Jugend leicht beborstet,
auf der Frucht etwas verkahlt und säulenartig gehoben. Blumen kröne
hellrosa, bis 52 mm im Durchmesser. Frucht rundlich, oben eingeschnürt
oder oval bis flaschenförmig.
Anhang II.
j Rosa dumetorum Thuill. f. interposita Schiimp ert.
Crepin in litt. 1894: „Eine interessante Form der Gruppe dumetorum Thuill.“
— in litt. 1895: „Ich wage nicht, über diese Nummer mich auszusprechen, weil die
Exemplare mir nicht alle zur sicheren Bestimmung nöthigen Theile bieten.“
— in litt. 1897 : „Diese Nummern können wegen ihrer weichhaarigen Blätter mit mehr
oder weniger drüsig zusammengesetzter Zahnung zu der Art gezählt werden,
0 Standort sonnig.
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welche man gewöhnlich mit dem Namen tomentella Lern, bezeichnet, aber keine
stellt die typische Art dar. Sollten sie Varietäten der tomentella darstellen ? Dies
ist möglich, aber nicht sicher. Man muss sie provisorisch unter den Namen zur
tomentella var.? bringen.“
C rep in in litt. 1898: „Es giebt unter den zahlreichen Formen der R. canina eine Formen-
gruppe mit mehr oder weniger behaarten Blättchen, manchmal mit drüsigen Secundär-
nerven, mit drüsigen zusammengesetzten Zähnen. Zu dieser Gruppe gehört die
R. tomentella , welche als eine Subspecies der R. canina betrachtet werden kann.
Die R. tomentella in ihrem echten Typus ist im Südosten Europas verbreitet. Aber
neben der typischen R. tomentella giebt es eine ganze Anzahl von Formen, die
man mit ihr nicht identificiren kann und die man erst noch classificiren muss.
Das erklärt Ihnen meine Verlegenheit, die Varietäten dieser Gruppe aus Sachsen
genau zu identificiren.“
Max Schulze in litt. 1896: „ R . coriifolia Fr. var. subcollina Chr.“
— in litt. 1897: „K. coriifolia Fr. var. complicata Chr.“
— in litt. 1898: „B. tomentella var. affinis .“
0. Dufft in litt. 1898: „Halte ich für eine Form der R. dumetorum Th. mit vollständig
doppelt gesägten Blättchen, sie scheint mir der var. juncta Puget (Beck’s Flor,
v. Nieder-Oesterreich, p. 798) am nächsten zu stehen und von derselben nur durch
stärker behaarte Griffel abzuweichen.“ *)
Christ in litt, den 4. VI. 1897: „Schwache tomentella gegen dumetorum hin.“
— in litt, den 11. VIII. 1897: „ — ist für mich dumetorum mit starker Hinneigung
zur tomentella durch Dürftigkeit und doppelte Zahnung. Man sollte dieser Form
einen Varietätsnamen geben unter dumetorum als Hauptart.“
Strauch 1 3/2 bis 2 m hoch, gedrungen und durch sein dunkles
Colorit schon von Weitem auffällig. Blüthenzweige rechtwinklig auf-
strebend, robust, bis 8 cm lang und meist vrehrlos, selten an der Basis
der Blätter mit zwei kleinen hakigen Stachelchen. Die starken Zweige
dagegen an der Basis der Blätter mit gepaarten grossen, hakigen Stacheln
versehen. Stacheln der Aeste aus langovaler Basis rund, aschgrau, hakig.
Nebenblätter gerade gestreckt mit gespitzten Oehrchen, oberseits kahl,
unterseits dicht behaart, am Rande drüsig und langhaarig gewimpert.
Blattstiel dicht filzig mit mehr oder wenigeren gestielten oder auch im
Filze sitzenden Drüsen, stachellos. Blättchen fünf bis sieben, lederig,
kurz gestielt, sich gegenseitig meist deckend, oberseits dunkelgrün mit
eingesenkten Nerven, dicht angedrückt behaart, unterseits heller, graugrün
mit stark hervortretendem Adernetz und dichter Behaarung. Endblättchen
oval; meist 15 : 25 mm, seltener 18 : 26 mm breit und lang. Die Zahnung
könnte wohl eine vorwiegend einfache genannt werden, nicht selten aber
hat der mit Weichspitze versehene Hauptzahn noch ein, auch zwei drüsige
Nebenzähnchen. Alle Zähne lang wimperhaarig. Blüthenstiele kahl,
einblüthige 10 mm lang, bei vier- bis fünfblüthigen die seitenständigen bis
14 mm lang. Brakteen blatttragend, oberseits kahl, unterseits dicht
behaart, am Rande drüsig und haarig gewimpert. Kelchzipfel vor der
Reife hinfällig; die drei äusseren 15 mm lang, aussen nur im oberen
Drittel, innen aber ganz behaart. Fiederchen, die unteren zwei länglich-
oval mit zwei bis drei Stieldrüsen, das obere lineal. Die inneren beiden
Kelchzipfel beiderseits filzig. Anhängsel lanzettförmig, beiderseits filzig,
ganzrandig. Griffel mässig behaart, sich später säulenförmig über den
conischen Discus erhebend. Blumenkrone hellrosa. 30 — 55 mm im
Durchmesser. Frucht klein, kugelig, 10 mm lang und breit oder etwas
oval, 10 mm breit und 12 mm lang.
*) Blättchen und Blüthenzweige weichen ebenfalls ab! Schlimpert.
15
Anhang III.
Rosa scabrata Crepin f. Missniensis mihi.
Crepin in litt.: „Varietät aus der Gruppe scabratae. — Diese Form unterscheidet sich
von B. scabrata Crp. durch die behaarten Blattstiele und die Behaarung — sie
nähert sich der sclerophylla Scheutz — aber sie kann nicht mit ihr identificirt
werden; in der sclerophylla sind die Blättchen drüsiger und von anderer Form.“
Max Schulze in litt.: „Einzelne folioli, auch die Zahnung, erinnern allerdings bereits
an die sclerophylla Scheutz.“
W. Hasse in litt.: „var. scabrata Crep. — die stark behaarte Form müssen Sie Miss-
niensa heissen.“
Strauch ca. 2 m hoch. Zweige dünn, reich bestachelt. Blüthen-
zweige kürzer oder länger, meist unbewehrt. Stacheln des Stammes
aus langer Basis hakig, plattgerundet, aschgrau, an den Aestchen weniger
gebogen bis gerade. Nebenblätter breit, drüsig gewimpert, Oehrchen
an der Spitze mitunter leicht behaart. Blattstiel dicht filzig, stieldrüsig
mit kleinen Häkchen. Blättchen dicklich, oben grün, unten bläulich-
grün. Endblättchen länglich-oval, meist 18 : 24 mm breit und lang,
die verkehrt eiförmigen, in den Stiel verschmälerten 18 : 27 mm breit und
lang. Mittelnerv deutlich behaart und drüsig. Nebennerven nur
leicht behaart bis kahl. Das Adernetz unterseits deutlich hervortretend
und vom Rande herein zerstreut drüsig. Die Zahnung ist zwei- bis
dreifach; die grossen Zähne mit hornartiger Spitze, tragen nach vorn
meist einen, auf dem Rücken aber bis drei kleine Drüsenzähne, Blumen-
stiel kahl, 14 mm lang, ein- bis dreiblüthig. Brakteen sehr breit,
blattig, dicht drüsig und leicht haarig gewimpert.' Kelchzipfel, die
beiden inneren auch auf dem Rücken leicht filzig behaart, die drei äusseren
gefiedert, Fiedern drüsig gezahnt oder nur stieldrüsig, schwach haarig
gewimpert. Griffelköpfchen säulenartig gehoben, deutlich behaart.
Discus nur wenig erhaben. Blumenkrone hellrosa, meist nur 23 mm
im Durchmesser. Frucht länglich -eiförmig oder oval, meist in einen
kurzen Hals verjüngt.
Auf verwittertem Granit.
II. Neue Tiefbohrungen.
Von Oberlehrer Dr. E, Hessig.
Die in der Dresdner Elbthalwanne unter diluvialen und alluvialen
Absätzen lagernden, stark erodirten Pläner wurden linkselbisch durch den
artesischen Brunnen auf dem Antonsplatze in 15, 1 m Tiefe, mit dem Bohr-
loch in der Antonstrasse in Neustadt in 16 m Tiefe erreicht. Dass die
Pläner auch unter den Thal- und Haidesanden bis zum Granitplateau
weiterziehen, beweisen die Aufschlüsse an den Hellerbergen, wo die durch
die Lausitzer Hauptverwerfung stark zerrütteten Labiatuspläner mit etwa
45° nach SO einfallen.*) Neuerdings ist nun eine Tiefbohrung von Inter-
esse geworden, welche im Priessnitzgrunde, in der Nähe des Wasserhauses
rechts der Priessnitz ausgeführt, die thonig verwitterten Pläner sowohl
wie das feste Gestein in 30,80 m Tiefe erreichte, während eine andere
Bohrung links vom Bach mit 28 m das Plänergebirge noch nicht auf-
schloss. Bemerkenswerth ist bei dem ersteren Aufschluss der Wechsel in
der Färbung der durchteuften Sandschichten, weiter das Auftreten von
festen Brauneisensteinschichten und schliesslich das Gröberwerden des
Materials mit zunehmender Tiefe, so dass schliesslich über dem Pläner
echter Kies mit elbgebirgischen Gerollen und Geschieben von Sandstein,
Basalt u. s. w. lagert.
Diese Verhältnisse mag beistehende Bohrliste offenbaren:
Von 0,o — 1,20
,, 1,20 1,50
„ 1,50 — 3,70
„ 3,70 — 4,0
„ 4,0 — 6,40
„ 6,40 — 8,20
„ 8,20 — 16,90
„ 16,90 — 19,50
„ 19,50 — 23,0
„ 23,0 — 30,70
„ 30,70 — 30,80
„ 30,80 — 33,70
m Waldboden,
„ lehmiger Sand,
„ weisser Sand,
,, rother Sand mit Eisenschicht,
„ gelber Sand,
„ gelber Sand mit grossen Steinen,
„ feiner, weisser Sand (bei 10, 20 m Eisenschicht),
„ grauer Sand,
„ grauer Kies,
,, grober Kies,
„ Thonschicht,
„ Letten und Felsen (Pläner).
*) Sect. Moritzburg, S. 46.
17
Eine weitere Bohrung hinter dem Waldschlösschen auf dem Exercir-
platze des 177. Regiments schloss folgenden Schichtenverband auf:
Von 0,o — 0,20 m
„ 0,20 — 13,80 „
„ 13,80 — 14,70 „
„ 14,70 — 16,0 „
„ 16,0 —18,40 „
„ 18,40 — 20,80 „
„ 20,80 — 22,20 „
„ 22,20 — 24,50 „
„ 24,50 — 25,20 „
„ 25,20 — 26,80 „
„ 26,80 — 28,70 „
„ 28,70 — 30,80 „
„ 30,80 — 33,30 ),
,, 33,30 35,50 ,,
,, 35,50 38,60 ,,
„ 38,60 — 40,10 „
Rasennarbe,
feiner Haidesand,
„ „ mit Steinen,
„ „ „ Granitfragmenten,
gelber Haidesand (Wasserzufluss),
kiesiger Haidesand,
brauner Thon,
grauer, fetter Thon,
Kies,
Sand,
grober Sand,
feiner Schwimmsand (Wasser),
grober Sand,
feiner Sand,
Kies,
grober Kies.
Auffällig in dem gebotenen Profile ist das Auftreten der in 20,80 m
Tiefe sich einstellenden, 3,70 m mächtigen Thonschicht, deren Vorhanden-
sein in Wannen, Sätteln und Linsen im Material des Haidesandes, und
zwar zumeist in der Höhe des heutigen Elbspiegels, schon von Gutbier*)
nachweisen konnte. Einen Einblick in diese Verhältnisse gewährten s. Z.
die Ausschachtungen für das rechtselbische Wasserwerk, die Kunstbauten
im Albrechtsberg und die Brunnenbauten für das Waldschlösschen und für
die Saloppe. Der Thon wird von von Gutbier als mager bezeichnet, offen-
barte aber in dem neuen Bohrloche durchaus nicht diese Beschaffenheit.
Die obersten Lagen waren bräunlich durch Eisenschuss, bald aber wurde
das Material hellgrau, von feinen schwarzen Streifen und Striemen durch-
zogen, fett und speckig, und ergab nach dem Aufweichen und Abschlämmen
als Rückstand nur wenige kaolinisirte Granitkörner, Quarze und kleine
Eisenkiesconcretionen. Die Behandlung mit HCl ergab einen starken Kalk-
gehalt, und nach dem Aufschluss mit conc. H2S04 (nach Seger)**) blieb
nur ein minimaler, feinsandiger Rückstand. Eine Probe dieses Thones,
welche im Steingutofen bei 1200° gebrannt wurde, stand nicht im Feuer,
sondern zerfloss zu einem rothbraun und strohgelb gestreiften und ge-
flammten Kuchen, ein Verhalten, welches auf den reichen Kalkgehalt
zurückzuführen ist. So erscheint nun das Material nicht als Thon, sondern
als kalkreicher Mergel, und es entsteht die Vermuthung, dass diese Lager
als Elbschlicke über dem ältesten, meist von groben Sanden und Kiesen
ausgefüllten, alten Elbbett zum Absatz gelangten — eine Ansicht, die
dadurch noch eine Stütze enthält, dass über dem Thon echter Haidesand,
unter demselben nur schlecht gerollter, meist grober Sand und Kies mit
Basalt- und Quadersandsteingeschieben angetroffen wurde. Wir haben hier
jedenfalls das Elbbett vor uns, welches nach den Trachenbergen zu ge-
richtet war. Die Höhenlage der Thonschicht ist wenig höher als der
*) v. Gut hier: Die Sandformen der Dresdner Haide, S. 37. ’ — Yergl. auch Sect.
Dresden, S. 71.
**) F. Fischer: Handbuch der chemischen Technologie, Leipzig 1893, S. 778.
18
heutige Elbspiegel. Während Pegel -Null der Carolabrücke 105,832 m
beträgt, liegt die Umgebung des Bohrloches (Höbenbolzen am Einnehmer-
häuschen an der Dresden-Loscliwitzer Stadtgrenze, Bautzner Landstrasse)
in 133,772 m Höhe. Die Differenz von 27,940 entspricht ungefähr der
Höhenlage der Sandschichten, in denen das Grundwasser sich einstellte,
welches nach Auflassen der Bohrung in 40, io Tiefe ca. 10 m hoch im
Bohrloche stand.
III. lieber die Funde antiker Bronzen im akademischen
Forstgarten zu Tharandt.
Yon Geh. Hofrath Prof. Dr. F. Mobbe.
Im Herbst 1898 sind auf der höchsten Kuppe des Königlichen Forst-
gartens zu Tharandt eine Anzahl prähistorischer Gegenstände aus Bronze-
guss und Stein — im Ganzen 20 — ausgegraben worden.
Der genannte botanische Garten liegt an den Hängen und auf der
Höhe des Kiehnberges, eines Ausläufers des Erzgebirges. Das Plateau
fällt nordwestlich zum „Zeisiggrund“, südöstlich zum Weisseritzthale steil
ab; nach Osten dagegen tragen die letzten zwei Abstufungen die Schloss-
ruine und weiterhin die Kirche von Tharandt.
Die Höhenlage des Forstgartens schwankt zwischen 252 m (am Grenz-
stein im Zeisiggrund) und 331 m (an den „Königseichen“) üb. d. Ostsee.
Der specielle Fundort der antiken Bronzegeräthe ist ein sanft nach
Osten geneigter Hang dicht unter der Hochfläche, welche zwei von Sr. Majestät
dem König Johann im Jahre 1855 gepflanzte „Königseichen“ und eine
im Frühjahr 1898 aus Anlass des Kegierungsjubiläums Sr. Majestät des
Königs gesetzte „König Albert-Fichte“ {Picea pungens var. glauca
Hort.) trägt.
Veranlassung zu dem Funde wurde dadurch gegeben, dass der er-
wähnte Hang, behufs seiner Einbeziehung in die seit 1874 erfolgreich
angestrebte systematische Ordnung der Bestände des Gartens, mit aus-
ländischen Tannenarten bepflanzt werden sollte. Zu diesem Zwecke wurde
die ganze etwa 12 a grosse Fläche, nach Bäumung des bisherigen dichten
und ungeregelten Bestandes von Fichten, Wald- und Schwarzkiefern und
Birken, gründlich rajolt. Die humose Bodendecke überlagert hier nur
1/3 — 1/2 m stark in allmählichem Uebergange zu den Yerwitterungstrümmern
das Felsgestein (Felsitporphyr). Sämmtliche antike Gegenstände ruhten
in geringer Tiefe, und zwar lagerte je ein Theil derselben in drei wenig
von einander entfernten Nestern dicht beisammen. Dieses Vorkommen
deutet wohl mit Sicherheit darauf hin, dass hier Werthgegenstände vor-
liegen, welche die Urbewohner der Gegend auf diesen einsamen Höhen
vor herannahenden Feinden zu verbergen wünschten. Dass es sich um
eine Opferstätte handelte, erscheint aus weiterhin anzuführenden Gründen
minder wahrscheinlich.
Eine sehr feste Kruste von Erde und Oxyden überzieht die Bronze-
körper, nach deren sorgfältiger Beseitigung ein oft sehr schöner blau-
20
grüner, aus basisch kolilensaurem Kupferoxyd bestehender Edelrost zum
Vorschein kommt, welcher die an sich goldglänzende Legirung in dünner
Schicht bekleidet.
I. Am 20. October 1898 wurden zunächst folgende sechs Gegenstände
ausgegraben. Sie lagen zwischen den Wurzeln einer gefällten Birke, deren
Stock gerodet wurde, in einem Neste von etwa 35 cm Durchmesser und
25 cm Tiefe.
Ko. 1 — 5. Sogenannte „Sichelmesser“ aus Bronzeguss 'mit 1cm langem Stielfortsatz
zur Befestigung des (nicht mehr vorhandenen) Griffes. Sie repräsentiren zwei
Formen, wie sie in den ethnographischen Museen aus Fundstätten ganz Deutsch-
lands übereinstimmend vorhanden sind.
No. 1 — 3 sind unter sich von gleicher Form, 15 cm lang, 2,5 cm grösste Breite, je etwa
78.2 g (zusammen 234,7 g) schwer, nach der Spitze verjüngt und so stark ge-
krümmt, dass der Abstand der Schneide von einer die Spitze und Basis ver-
bindend gedachten Linie in der Mitte 4 — 5 cm beträgt. Die eine Seite der
Klinge ist flach, die andere, welche den erwähnten Stielfortsatz trägt, ist vom
Bücken her plötzlich verjüngt und besitzt zwei dem Bücken parallel laufende
erhabene Linien. An der noch ziemlich scharfen Schneide sind mit der Lupe
Spuren des Schärfens deutlich erkennbar und die Schneide ist durch ihre Hand-
habung stellenweise etwas umgebogen.
No. 4 u. 5 sind unter einander wiederum von gleicher Form, aber länger und schwächer
gekrümmt als No. 1—3, und an der verjüngten Spitze scalpellartig zurück-
gebogen. Ihre Länge beträgt 18 — 19 cm, die grösste Breite 2,i cm, Gewicht
67.3 bezw. 65,3 g. No. 4 trägt auf der Unterfläche eine erhöhte Linie parallel
dem Bücken, No. 5, welchem die Spitze fehlt, dagegen zwei, wie die Sichel-
messer 1—3. Der grösste Abstand der Schneide von einer gedachten geraden
Verbindungslinie beträgt hier nur 2,7 cm.
No. 6, ein kleiner flacher Bronzering von 18 mm Durchmesser, 1,5 mm Höhe und 3 mm
Breite. Gewicht 0,9 g. Das Binglein ist leider in zwei Theile zerbrochen
und nicht mehr festzustellen, oh es geschlossen oder etwas klaffend gewesen.
II. Am 5. November 1898 fand man, 4 m südöstlich von der ersten
Fundstätte,
No. 7, ein kreisrundes Bronzeschild von 11 cm Durchmesser. Das Schild ist schwach
(etwa 6 mm) gewölbt, im Centrum der concaven Innenfläche mit einer Oese
(Griff) versehen. Gewicht 78, i g. Dieses werthvolle Fundstück ist namentlich
an der convexen Oberfläche von schöner glänzender Patina überzogen. Auf
den ersten Blick erinnert die Scheibe an einen Topf- oder Urnendeckel, und
wurde auch von den Arbeitern als „Stürze“ angesprochen. Wahrscheinlicher
stellt sie ein Brust Schild, jedenfalls ein Schmuckstück dar.
III. Am 3. December 1898 wurde am oberen (Südwest-) Ende des
Hanges, etwa 25 m von dem ersten Fundorte entfernt, ein dritter bloss-
gelegt. Auch dieser lagerte in etwa 25 cm Tiefe und hat einen Durch-
messer von 30 — 40 cm. Er enthielt folgende 9 Gegenstände.
No. 8. Eine wohlerhaltene bronzene „ Spiral spange“. Sie besteht aus 12 engen
schraubenförmigen Windungen, ist 10 cm hoch und — abgerollt — 2,30 m lang.
Ihr Gewicht beträgt 232,5 g. Die Weite der Spange ist am unteren Ende
6 cm, am oberen 5 cm im Durchmesser, würde mithin, als Armspange gedacht,
eine recht schmächtige Extremität voraussetzen. Das Band selbst ist unten
7 mm breit und 1,5 mm dick, verjüngt sich aber nach oben bis auf kaum
4 mm Breite. Die letzten Enden fehlen beiderseits. Die etwas convexe Aussen-
seite ist in primitiver Weise durch verticale Strichelungen verziert und von
schöner Patina ganz überzogen. Sie entspricht genau einer Abbildung in
Dr. B. Platz: „Der Mensch etc.“, 3. Aufl., S. 421.
No. 9. Eine der No. 8 ähnliche Spiralspange, aber mit nur sieben Windungen und nur
5 cm hoch. Durchmesser 4,5 cm. Gesammtlänge des Bandes 98 cm, sein Ge-
wicht beträgt 41,7 g. Das Band selbst ist auch hier in der Mitte am brei-
testen (8 mm) und verjüngt sich nach beiden Seiten bis auf 2 V2 mm. Ver-
zierungen fehlen.
21
No. 10. Ein unregelmässig1 aufgewundenes Bronzeband von 206 cm Länge, 10 mm
grösster Breite, verjüngt sich nach beiden Seiten, um schliesslich in ein beider-
seits 28 cm langes stielrundes Ende auszulaufen. Gewicht 204,7 g. Wahr-
scheinlich ein vorläufig roh zusammengeschlagenes Band, dessen regelmässige
Ausformung zur Spange Vorbehalten blieb , vielleicht auch war dasselbe für
die Einschmelzung bestimmt.
No. 11. Ein Bronzeband, wie No. 10, jedoch nur l,si m lang, 241,3 g schwer.
No. 12, 13. Zwei ganz identische massive Bronzeringe von 5 cm äusserem Durch-
messer. Das eine Ende greift 2,5 cm über das andere hinaus, und zwar aussen
an der Peripherie, nicht schraubenförmig. Die obere und untere Fläche des
liegenden Ringes ist flach, die äussere etwas convex und in regelmässigen
Abständen vertical gestrichelt in der Art, dass je 10 — 12 Striche den Raum
von etwa 7 mm Breite einnehmen, worauf ein fast 2 cm breiter Zwischenraum
folgt, hierauf wiederum Strichelung etc. Höhe des liegenden Ringes 4 mm,
Dicke 3 mm. Ihr Gewicht beträgt 20,9 bezw. 17,5 g.
No. 14. Ein massiver Bronzering, nach Entfernung der Erdkruste malachitartig
glänzend. Aeusserer Durchmesser 90 — 92 mm. Gewicht 164,5 g. Die Ring-
masse ist an einer Seite flach; ihre grösste Höhe beträgt 10 mm; sie ist nach
beiden — um 5 mm klaffenden — Enden etwas verjüngt und gerundet und
hier oberseits fein schräg gestrichelt.
No. 15. Ein etwas klaffender massiver Bronzering von 124, o g Gewicht. Die Ent-
fernung der beiden abgeplatteten Enden von einander beträgt 4 cm. Dieser
Ring ist nicht kreisrund, sondern etwas in die Breite gezogen; der grösste
Durchmesser beträgt (aussen) 11 cm, der kleinere 10,2 cm. Die Masse ist fast
1 cm breit, mit einer schraubenförmig gewundenen Furche verziert, welche in
etwa 15 mm Entfernung von beiden gestrichelten Enden aufhört, und deren
Schraubenwindungen durch eine Abplattung der oberen und unteren Fläche
unterbrochen werden. Die Patina ist, wie bei No. 14, sehr schön ausgebildet.
No. 16. Ein 12 cm langes gewundenes Bronzestück (Fragment), der No. 15 ähnlich.
Gewicht 53, i g.
Von No. 16 wurde ein 2 cm langes Stück (5 g) abgeschnitten, um
nach Entfernung der Oxydationsschicht der chemischen Analyse unter-
zogen zu werden. Diese im Laboratorium der Königlichen pflanzen-
physiologischen Versuchs -Station zu Tharandt durch Herrn Assistenten
Störmer ausgeführte Analyse hat ergeben:
91,50 Procent Kupfer,
8,50 „ Zinn,
nehst unwägbaren Spuren von Blei, Nickel, Kobalt und Wismuth.
Schon in früheren Zeiten — vor 40 — 50 Jahren und wiederum vor
etwa 25 Jahren — sind antike Bronze- und Steingeräthe an verschiedenen
von den obigen entfernten Punkten des Forstgartens gefunden worden,
ein Umstand, welcher nicht zu Gunsten der Annahme spricht, dass es
sich hier um eine Opferstätte handelt. Diese Gegenstände — darunter
Lanzenspitzen etc. — sind s. Z. bedauerlich in Privatbesitz übergegangen.
Einiges hoffe ich noch wieder beizuziehen. Bisher war es nur möglich,
wieder zu erlangen:
No. 17. Ein Steinbeil von 10 cm Länge, 4 cm Höbe und 4,5 cm Rückenbreite.
Die sehr harte Gesteinsart scheint Grünstein zn sein, was durch Dünnschliffe
zu erörtern sein wird. Das Beil besitzt eine 15 mm weite , sich auf 12 mm
verjüngende Durchbohrung für die Einführung des Stieles.
Eine so enge Durchbohrung dürfte ein Beweis dafür sein, dass das Beil für einen
metallenen Stiel bestimmt gewesen ist: ein hölzerner würde eine kräftige Handhabung
nicht erlaubt haben; woraus dann folgen würde, dass das Steinbeil der Bronzezeit
angehört. Beispiele für ein Herüberragen von Instrumenten einer früheren urzeitlichen
22.
Periode in eine spätere sind ja überhaupt nicht selten, vrie denn neuerdings eine strenge
Folge der Stein-, Bronze- und Eisenzeit entschieden in Abrede gestellt wird.*)
No. 18 — 20. Drei durch Wasser linsenförmig abgeschliffene Steine, der eine aus
Quarz, die anderen beiden aus einem noch nicht näher bestimmten Gestein.
Ihre Grösse beträgt:
Länge
Breite
grösste Höhe
No. 18
70
55
35 mm,
„ 19
60
48
30 „
„ 20
52
50
BO „
Unzweifelhaft sind diese Steine aus dem Flussthal an den Fundort
geschafft worden. Vielleicht waren es sogenannte Siedesteine, welche
geglüht und in Wasser geworfen wurden, das in nicht feuerbeständigen Ge-
lassen zum Sieden gebracht werden sollte: ein Verfahren, welches noch heute
bei manchen wilden Völkern in Gebrauch ist**) Doch ist auch die An-
nahme nicht ausgeschlossen, dass sie als Klopfsteine zur Zerkleinerung
von Getreidekörnern gedient haben.
Die vorstehend beschriebenen Fundstücke sind mit Genehmigung des
Königlichen Finanzministeriums der prähistorischen Sammlung zu Dresden,
als Beitrag zur Vaterlandskunde, überwiesen worden. Da mit Wahrschein-
lichkeit anzunehmen ist, dass der akademische Forstgarten noch mehr
dergleichen ethnographisch werthvolles Material in seinem Schosse birgt,
wird keine Gelegenheit verabsäumt werden, solches zu Tage zu fördern.
*) Vergl. Dr. B. Platz: Der Mensch, sein Ursprung, seine Basse und sein Alter.
3. Aufl. 1898, S. 415.
**) Yergl. W. Boy d Dawkins: Die Höhlen und die Ureinwohner Europas (deutsch
von J. W. Spengel). 1876, S. 72.
IV. Neue Urnenfelder aus Sachsen. I.
Von Prof. Dr. J. Deiehmüller.
Weissfoach bei Königsbrlick.
Beim Bau der Eisenbahn Königsbrück -Schwepnitz wurde im Januar
1898 auf Flur Weissbach nordöstlich Königsbrück ein Urnenfeld*) auf-
geschlossen, welches dem Beginn der Periode der grossen Urnenfelder,
dem älteren Lausitzer Typus, angehört. Die Fundstelle liegt ca. 0,27 km
vom südlichen Ausgang des Dorfes in der Richtung nach Königsbrück
entfernt, im sogenannten „Grund“, einer flachen Einsenkung zwischen dem
Lindenberg W Weissbach und dem Wagenberg ONO Königsbrück.
Ueber die Auffindung berichtet das Baubureau Königsbrück an die
K. Generaldirection der Sächsischen Staatseisenbahnen unter dem
13. Februar 1899 Folgendes:
„Die Urnen wurden im Scheiteleinschnitt bei Station 28 + 50 südlich
des Ortes Weissbach etwa unter 31° 35' 36" w. L. und 51° 16' 45" n. Br.
angetroffen.
Die Oberfläche des Fundortes war mit Jungholz — Birken mit Kiefern
vermischt — bestanden gewesen, der aufgeschnittene Einschnitt enthält
festgewachsene, sandige Massen. Auf der Fundstelle lagen flache Haufen
von Grauwackensteinen, welche, da derartige Steine in unmittelbarer Nähe
nicht Vorkommen, zusammengetragen sein müssen. Unter diesen Grau-
wackenhaufen wurden zumeist die Urnenreste vorgefunden.
Es kam zunächst eine 40 — 50 cm starke Humusschicht, unter welcher
eine höchstens 5 cm mächtige Schicht grobkörnigen Kieses angetroffen
wurde, die mitunter auf einige Quadratmeter gänzlich fehlte oder auf noch
kleineren Flächen trichterförmig gesenkt war. Während der Boden sonst
festlagernder gelber Sand über glacialem Schotter war, war er an den
Fundstellen locker und rostbraun gefärbt. Unter der erwähnten dünnen
Kiesschicht lagen die Urnen, fast alle bereits zertrümmert und zerbrochen,
sodass die einzelnen Scherben mit der Hand aus dem Boden gezogen
werden konnten. Es war jedoch noch zu erkennen, dass die Urnen meistens
— nicht immer — ■ verkehrt und in Gruppen, welche in sehr flachen,
schalenartigen Becken lagen, zusammengesetzt waren. Das ganze Urnen-
*) Die in mehreren Tageszeitungen anfgenommene Mittheilung von dem Funde
von Skeletten mit Münzen des 8. Jahrhunderts n. Ohr. ist später widerrufen und be-
richtigt worden.
24
feld dürfte sich wohl noch über die Breite des Einschnittes nach Osten
zu erstrecken.
Die Urnen waren mit schwarzem Boden fest ausgestopft, irgend welche
Gebrauchs- oder Schmuckgegenstände wurden nicht entdeckt, an einigen
Stellen lagen geringe Knochen- und Aschenreste.
In der geringen Tiefenlage der Urnen unter der Oberfläche dürfte
wohl der Grund zu suchen sein, warum dieselben fast alle zertrümmert
vorgefunden wurden, sie waren offenbar vom Froste zersprengt worden.“
Aus diesem Berichte geht hervor, dass die einzelnen Grabstätten
ihrem Bau nach Flachgräber mit Steinsetzungen waren, welche in der
Tiefe von wenig mehr als 0,5 m unter der Oberfläche in den diluvialen
Decksand der Fundstelle eingesetzt waren. Das Material zu den Stein-
setzungen dürften die naheliegenden untersilurischen Grauwacken des
Linden- oder des Wagenbergs geliefert haben. Leider ist der Direction der
prähistorischen Sammlung in Dresden eine Anzeige des Fundes nicht zu-
gegangen, sodass eine Untersuchung einzelner Gräber an der Fundstelle
selbst nicht mehr möglich war; auch sind in Folge der Unkenntniss der
beim Bau beschäftigten Arbeiter und aufsichtführenden Beamten fast keine
unbeschädigten Gefässe, nur eine Anzahl grösserer Bruchstücke und ein-
zelner Scherben in die Dresdner Sammlung gelangt. Aus diesen Resten
wurden mehrere Gefässe fast vollständig, andere so weit zusammengesetzt,
dass sie den nachstehenden Abbildungen zu Grunde gelegt werden konnten.
Die Fundstelle ist ziemlich reich an verschiedenen Gefässformen, welche
sämmtlich zu den in den älteren Urnenfeldern des Lausitzer Typus ge-
wöhnlichen gehören. Doppelconische Näpfe sind in zweierlei Gestalt vor-
handen, theils in der häufigen mit hohem Ober- und flachem Untertheil
(Fig. 1), theils in der selteneren niedrigen und weiten, bei welcher der
fast senkrecht aufsteigende obere Theil und der flache untere nahezu die
gleiche Höhe haben (Fig. 2). Auf die an anderen Fundorten häufigen
eiförmigen Töpfe mit umgelegtem Rand weisen verschiedene Bruchstücke
mit geglätteter oder gerauhter Aussenwandung hin. Die für die älteren
Urnenfelder charakteristischen Buckelgefässe sind durch Bruchstücke mit
aufgeklebten oder aus der Gefässwandung herausgeformten, elliptisch um-
randeten Buckeln, sowie durch ein kleines napfartiges Gefäss vertreten,
dessen spitzwarzenförmige Buckel von je fünf flachen, halbkreisförmigen
Furchen umgeben werden (Fig. 10). Unter den Gefässen mit bauchigem
Untertheil und hohem, steil aufsteigendem Halse (Fig. 4) erscheint auch
eine seltenere Form, welche durch die Einschnürung über der Standfläche
pokalartig wird (Fig. 3). Mit diesen Gefässen verwandt sind doppelhenkelige,
25
weitbauchige mit niedrigem, senkrechtem Hals und kugeligem oder nach
dem Boden conisch verjüngtem Bauch (Fig. 5 und 6). Hierzu kommen
Näpfe mit bauchigem Untertheil und niedrigem, ausladendem Rande (Fig. 7),
zum Theil mit engem, ösenartigem Henkel (Fig. 8), halbkugelige Näpfe mit
centraler Bodenerhebung (Fig. 16), breite, niedrige, tassenartige Formen mit
weitoffenem, bandartigem Henkel (Fig. 9) und kegelförmige Tassen, deren
breiter Henkel in der Mitte kantig verdickt und deren Rand beiderseits
neben dem Henkel höckerartig erhöht ist (Fig. 12). Grosse Schalen oder
Schüsseln, welche vielleicht als Deckel zu den Knochenurnen dienten, haben
entweder flachkegelige Form mit breiter Standfläche (Fig. 13 — 15), oder
sind zusammengesetzt aus einem niedrigen Untertheil mit mässig grosser
Standfläche und einem kurzen, leicht concav geschweiften Hals (Fig. 17).
Die Verzierungen der Gefässe sind einfacher Natur: die Mittelkanten
doppelconischer Näpfe oder der Oberrand einer Schüssel sind durch mehr
oder weniger scharfe und tiefe Einschnitte oder Eindrücke gekerbt, die
Wandungen mancher Gefässe dicht mit radial um den Boden geordneten
Strichen oder mit horizontalen, durch verticale getrennten Strichgruppen
oder mit Gruppen senkrechter Striche zwischen flachen Horizontalfurchen
bedeckt. Als plastische Ornamente erscheinen umrandete Buckel oder
höckerartige Erhöhungen auf Gefässrändern.
Der zu den aus freier Hand geformten Gefässen verwendete Thon
ist mit Gesteinsgrus gemengt, die Gefässoberflächen sind mit feingeschlämm-
tem Thon überzogen und zumeist sorgfältig geglättet. Der Brand ist
mässig hart, lichte Farben wiegen vor.
Der Inhalt mancher Gefässe bestand nach dem angeführten Bericht
aus schwarzer (holzkohlehaltiger) Erde und aus gebrannten Knochenresten;
Bronze- und andere Beigaben fehlten. Welche Gefässformen als Knochen-
behälter gedient haben, ist unbekannt, weil Gefässe mit Inhalt nicht auf-
bewahrt worden sind.
Das Urnenfeld von Weissbach gehört zweifellos zur älteren Gruppe
sächsischer Urnenfelder vom Lausitzer Typus. Bau der Gräber, Formen
und Verzierungsweisen der Gefässe entsprechen denen, welche aus dem
zu Beginn der Periode der grossen Urnenfelder angelegten Gräberfelde
auf dem Knochenberge bei Niederrödern in Sachsen*) bekannt geworden sind.
Unterhalb Vorwerk Mannewitz bei Pirna.
Von Pirna erstreckt sich nach SO ein Sandsteinplateau, die Pirna-
Struppener Ebenheit, an dessen westlichem Rande, etwa 1,2 km südlich
von Schloss Sonnenstein, über dem Gottleubathal das Vorwerk Manne-
witz liegt. Von der Thalsohle aufwärts steigend überschreitet man hier
ein sanft geböschtes Gehänge, den Ausstrich der Grünsandsteine und Mergel
der oberen Kreideformation, welche den darüber steil aufsteigenden
Brongniarti-Quader mantelartig umgeben. Das zum Theil mit Obstbäumen
bepflanzte Gehänge ist in Parzellen getheilt, welche als Acker- oder
Wiesenland benutzt werden.
Beim Umgraben eines solchen bisher mit Gras bedeckten Grundstücks
wurde im März d. J. ein Urnenfund gemacht, von welchem ich durch
*) Mittheilungen aus dem K. Mineral.-geolog. und Prähistor. Museum in Dresden,
Heft 12 Kassel 1897.
**
26
Herrn Seminaroberlehrer F. A. Wolff in Pirna sofort Kenntniss erhielt.
Die Untersuchung der etwa auf halber Höhe des Abhangs liegenden Fund-
stelle ergab das Vorhandensein von Urnengräbern, welche aber leider
in Folge der wiederholten Umarbeitung des Bodens bis auf wenige Beste
zerstört waren. Die Gräber liegen so flach unter der Oberfläche, dass
die Scherben der Gefässe schon beim Umwenden der Grasnarbe mit dem
Spaten zwischen den Wurzeln der Gräser zum Vorschein kommen. Diese
aussergewöhnlich geringe Tiefenlage erklärt sich aus der fortgesetzten
Abschwemmung des Erdreichs nach der Thalsohle hin.
Ausser einzelnen, auf dem schon umgegrabenen Theile des Feldes
umherliegenden Scherben fanden sich noch zwei Grabstätten. In einer
derselben lagen Bruchstücke eines doppelconischen Napfes mit Ueberresten
des Knocheninhalts und einer Deckelschale oder -Schüssel. Das Erdreich
war in der nächsten Umgebung des mit einem Kranz grösserer Sandstein-
stücke umstellten Grabes durch beigemengte feinere und gröbere Holz-
kohlenbröckchen dunkel gefärbt.
Nur wenige Schritte davon entfernt lag ein zweites, ebenfalls schon
stark beschädigtes Grab ohne Steinsetzung. Als Urne diente auch hier
ein an der Mittelkante gekerbter,
unten gerauhter doppelconi scher
Napf (Fig. 20), welcher mit
calcinirten Knochen zwischen
schwärzlich gefärbter Erde ge-
füllt war. Auf dem Inhalt lagen
Boden- und andere Stücke einer
Schüssel (Fig. 19), um die Urne
herum Randstücke desselben Ge-
fässes, Bronzebeigaben fehlten.
Dicht neben der Urne fanden
sich Bruchstücke eines umge-
kehrt gestellten tassenartigen,
auf der Oberseite des Gefäss-
bauchs mit flachen, schrägen
Furchen verzierten Kruges (Fig.
21). Die Ausfüllung der Grube,
in welche das Grab eingesetzt
war, bestand auch hier aus holz-
kohlereicher, schwarzer Erde, die
sich von dem gelblichen, lehmigen Sandboden der Umgebung scharf abhob.
Im Juni d. J. erhielt die Dresdner prähistorische Sammlung durch
Herrn Walter Gebier in Pirna von derselben Fundstelle noch eine
grössere Zahl Gefässscherben, die sich aber leider nur zum kleinsten Theil
zusammensetzen Hessen. Ein durch seine Grösse bemerkenswerther
doppelconischer Napf (Fig. 18) ist über der durch aneinander gereihte
Eindrücke perlschnurartig gekerbten Mittelkante mit sieben horizontalen
Furchen verziert, auf der Unterseite mit Gruppen radial um den Boden
gestellter Striche, deren genauer Parallelismus nur mittels eines kamm-
artigen Instruments erzeugt sein kann. Ein zweiter Napf der gleichen
Form (Fig. 24) zeigt dieselbe Verzierung der Mittelkante und gerauhte
Unterseite. Ein kleinerer (Fig. 22), dessen Obertheil leicht nach aussen
gewölbt ist, trägt über der perlschnurartig verzierten Mittelkante vier
Fig. 18—24 in Vio der natürlichen Grösse.
27
seicht eingezogene Horizontallinien. Von einem dickwandigen, grossen
kesselartigen Gefäss aus grobsandigem Material (Fig. 23) ist nur ein Bruch-
stück vorhanden, welches aussen roh gerauht und mit einer aufgeklebten,
durch Fingereindrücke kettenartig gekerbten Thonleise verziert ist.
Alle hier gefundenen Gefässe sind dunkel gefärbt.
Zu welcher Gruppe der Urnenfelder vom Lausitzer Typus das hier
beschriebene gehört, lässt sich bei der geringen Zahl der Gefässe und
dem Fehlen charakteristischer Formen nicht mit Sicherheit sagen. Für
den älteren Abschnitt der Periode der grossen Urnenfelder spricht die
Form der anscheinend häufigeren doppelconischen Näpfe, deren beide in
der Höhe so verschiedene Th eile [in einer scharfen Kante zusammen-
stossen, während die in den jüngeren Urnenfeldern Sachsens vorkommenden
gerundetere Form haben und der obere Theil dieselbe, oft sogar geringere
Höhe als der untere hat.
Wie weit sich das Urnenfeld in nördlicher oder südlicher Richtung
erstreckt, war nicht festzustellen. Vielleicht bilden die Urnenfunde, welche
1885 am unteren Gehänge des Hausbergs, im Garten des der scharfen
Umbiegung der Hausbergstrasse nach Norden gegenüber liegenden Grund-
stücks gemacht wurden*), nur die nördlichen Ausläufer desselben. Von
letzterer Stelle wird ein doppelconischer Napf im Museum des Gebirgs-
vereins für die Sächsische Schweiz in Pirna aufbewahrt.
Casabra bei Oschatz.
Im October 1898 theilte mir Herr Lehrer 0. Gutte in Casabra mit,
dass beim Ausheben von Erde zur Bedeckung eines Kartoffelfeims Urnen
gefunden und bereits mehrere Gräber von ihm aufgedeckt worden seien.
Hie vom Eigenthümer des Feldes, Herrn Gutsbesitzer Hennig in Casabra
bereitwilligst gestattete Untersuchung der Fundstelle ergab das Vorhanden-
sein eines anscheinend ausgedehnten Urnenfeldes vom älteren Lausitzer Typus.
Dasselbe liegt etwa 250 m vom östlichen Ausgange des Dorfes
Casabra links der Strasse nach Stauchitz, nur wenige Schritte davon
entfernt. Durch die zur Gewinnung des Erdreichs längs der Kartoffelfeimen
ausgehobenen flachen Gräben waren mehrere Urnengrabstätten blosgelegt
und angeschnitten worden. In einer derselben, deren photographische
Aufnahme ich Herrn Gutte verdanke, hatten in einem Steinkranz zwei
grössere, mit Knochen gefüllte und mit Schüsseln bedeckte Urnen und
eine Anzahl grösserer und kleinerer Beigefässe gestanden: ein zweites,
dicht daneben befindliches Grab enthielt einen doppelconischen Napf mit
Knochenresten, bedeckt von den Trümmern eines Deckelgefässes, und
einen Topf, über den eine grössere kegelförmige, auf der Aussenseite mit
senkrechten Strichen verzierte Tasse gestellt war. In einem dritten Grabe,
welches leider fast vollständig zerstört war, fanden sich Bruchstücke eines
Buckelgefässes und einer mit schwarzer, durch beigemengte Holzkohlen-
stückchen gefärbter Erde und mit Resten des Leichenbrandes gefüllten Urne.
Ziemlich vollständig erhalten waren zwei weitere Gräber ohne Stein-
packungen, welche in den Wandungen der Gräben zum Vorschein kamen.
Das eine derselben enthielt als Urne ein doppelhenkeliges Gefäss mit
*) Sitzungsber. Isis Dresden 1885, S. 40.
28
vier aus der Wandung herausgeformten flachen Buckeln (Fig, 33), das
von einer niedrigen gehenkelten Schüssel (Fig. 32) überdeckt war.
Der Boden der Urne lag 30 cm unter der Erdoberfläche. Als Beigefäss
stand neben der Urne umgekehrt ein eiförmiger Topf mit niedrigem,
wenig ausladendem Bande (Fig. 31); von einem zweiten Topfe derselben
Form waren nur noch einzelne Scherben vorhanden. Im anderen Grabe
standen ein weitoffener, bauchiger Napf (Fig. 25) mit Leichenbrandresten
und drei Beigefässe: ein doppelhenkeliges Gefäss mit seichten, senkrechten
Furchen auf dem oberen Gefässbauch (Fig. 26), ein kleineres ähnliches
ohne Verzierungen (Fig. 29) und ein kleiner tassenartiger Krug (Fig. 27).
Die Bodentiefe aller Gefässe betrug 46 cm. Die Beigefässe waren dicht
an die Urne herangerückt, zum Theil unter dieselbe geschoben. Die geringe
Tiefenlage der Gräber mag wohl auch die Ursache sein, warum sämmtliche
Gefässe mehr oder weniger zertrümmert und zerdrückt sind.
Ausser den den letzterwähnten beiden Gräbern entnommenen Gefässen
erhielt die Dresdner prähistorische Sammlung von Herrn Lehrer 0. Gutte
noch einen grösseren terrinenartigen Napf (Fig. 34), einen Krug mit ge-
drückt kugeligem Untertheil und neben dem Henkel zu niedrigen Höckern
ausgezogenem Rande (Fig. 30) und ein kleines birnenförmiges Näpfchen
(Fig. 28), dessen Oberfläche im Brande rissig geworden ist; andere
Gefässe sind in den Besitz des Herrn Rechtsanwalt Schmorl II in Oschatz
übergegangen.
Von Beigaben hat sich bis jetzt nur ein wenige Centimeter langer,
angeschmolzener Bronzedraht und das Bruchstück eines flachen Mahlsteines
aus röthlichem Quarzporphyr gefunden, doch ist zu erwarten, dass fort-
gesetzte Ausgrabungen noch weitere Beigaben aus Bronze oder Thon zu
Tage fördern werden.
Betreffs der Zeitstellung des Urnenfeldes von Casabra gilt das für das
Weissbacher Gräberfeld Gesagte. Formen und Technik der keramischen
Erzeugnisse weisen auf den Beginn der Periode der Lausitzer Gräberfelder
hin, wenn sich auch in der Fierstellungsweise der Gefässe von Casabra
geringe, nur als örtliche anzusehende Unterschiede gegenüber denen von
Weissbach bemerkbar machen. So ist der zu den Gefässen verwendete
Thon nicht so reich an groben Gesteinsbrocken, sondern mehr gleich-
körnig grobsandig, und die an den Weissbacher Urnen vorherrschenden
gelben Farbentöne sind hier durch weisse, graue bis schwarze, selten
röthliche ersetzt.
Sitzungsberichte
der
N aturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
i ii Dresden.
1899.
I. Section für Zoologie.
Vierte Sitzung* am 19. October 1899. Vorsitzender: Oberlehrer
Dr. J. Thallwitz. — Anwesend 32 Mitglieder.
Prof. Dr. E. Kalkowsky legt vor und bespricht mit warmer Empfehlung
Hackel, E.: Die Kunstformen in der Natur, und
„ „ Welträthsel, Studien über monistische Philosophie.
Dr. J. Thallwitz hält einen Vortrag über Befruchtung und Zell-
theorie.
Fünfte Sitzung am 7. December 1899 (in Gemeinschaft mit der
Section für Botanik). Vorsitzender: Prof. Dr. H. Nits che. — Anwesend
45 Mitglieder und 1 Gast.
Prof. Dr. H. Nits che legt vor und bespricht kurz zwei neue zoologische
Prachtwerke
Becker, L. : Les Arachnides de Belgique. Fol. 3 Theile mit 70 Tafeln;
v. Graff, L. : Monographie der Turbellarien. II. Landplanarien. Fol. Mit einem
Atlas von 58 Tafeln.
Derselbe berichtet hierauf über zoologische Reiseeindrücke
aus Ungarn, Bosnien und der Herzegowina, die er gelegentlich
des Besuches des ornitholögischen Congresses zu Sarajewo im September
1899 sammeln konnte.
Der Vortrag wird durch Vorlage bezüglicher Publicationen, Photographien und
einzelner Präparate und ethnographischer Gegenstände erläutert.
II. Section für Botanik.
Vierte Sitzung am 2. November 1899 (in Gemeinschaft mit der
Section für Zoologie). Vorsitzender: Geh. Hofrath Prof. Dr. 0. Drude. —
Anwesend 42 Mitglieder.
Zunächst spricht Dr. B. Schorler über das Plankton der Elbe
bei Dresden (mit Demonstrationen unter dem Mikroskop).
Es knüpft sich daran eine rege Discussion über die Assimilation der
niederen Algen bei trübem Wetter und Sonnenmangel.
20
Darauf folgt der Vortrag des Vorsitzenden Prof. Dr. 0. Drude: Die
Thätigkeit der biogeographischen Section des VII. internatio-
nalen Geographen-Tages zu Berlin, September bis October dieses
Jahres.
Redner schildert zunächst die schönen äusseren Verhältnisse, unter denen die Ver-
sammlungen stattfanden, sowie die innere Einrichtung der internationalen geographischen
Congresse. Einer der biographisch wichtigsten allgemeinen Vorträge war der
über die Deutsche Tiefsee-Expedition der „Valdivia“ von Prof. Chun aus Leipzig.
Einen Hauptgegenstand in den Sitzungen der bio geographischen Section
bildeten die modernen Arbeiten in der kartographischen Pflanzengeographie, einen zweiten
die Begründung einer internationalen Nomenclatur für die pflanzengeographischen Begriffe
(Drude, Warburg). Von allgemeinerem Interesse war auch ein Bericht über Versuche,
die südrussischen Steppen wieder aufzuforsten, von Prof. Krassnow-Charkow. Herr M.
Ewan sprach über die Anbau- und Absatzländer des Thees u. s. w.
Unter den Excursionen war eine der interessantesten die nach den Rüdersdorfer
Kalksteinbrüchen unter Wahnscliaffe’s Führung. Den Schluss bildete auf die Einladung
der Hamburger Gesellschaft für Erdkunde ein Ausflug nach Hamburg zur Besichtigung
der dortigen wissenschaftlichen Institute und des Hafenverkehrs. Sehr beachtens werth
ist das neue colonialbotanische Museum unter Prof. Sadebeck’s Leitung, dessen Ein-
richtung Vortragender bespricht. In der Seewarte waren die Tiefsee-Mess- und -Fang-
Instrumente der „Valdivia“ aufgestellt.
Dr. W. Bergt fügt einige Bemerkungen über die Rüdersdorfer Kalk-
brüche hinzu und ladet zu der nächsten Sitzung der geologischen Section
der Isis ein, in welcher von einem Geologen über den Geographen-
Congress berichtet werden wird.
III. Section für Mineralogie und Geologie.
Vierte Sitzung am 9. November 1899. Vorsitzender: Privatdocent
Dr. W. Bergt. — Anwesend 51 Mitglieder.
Der Vorsitzende legt E. Treptow: ,,Der Bergbau“, W. Deecke:
„Geologischer Führer durch Pommern und Bornholm“, E. Geinitz: „Geo-
logischer Führer durch Mecklenburg“ und L. von Ammon: „Geologischer
Führer durch die Fränkische Alp“ vor.
Dr. L. Sieger t hält einen Vortrag über Ur ströme in Nord-
deutschland.
Vergl. hierzu u. A. K. Keilhack: ,,Thal- und Seebildung im Gebiet des Baltischen
Höhenrückens“ (Verhandl. der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin, Bd. XXVI, 1899,
No. 2 und 3, mit 1 Karte).
Im Anschluss daran spricht Prof. Dr. H.Nitsche über die Ver-
breitung des Fischreihers in Sachsen und ihre Beziehung zu
Urstromthälern.
Dr. H. Francke zeigt und bespricht eine Anzahl interessanter
Mineralvorkommnisse (Zinnober, Aragonit, Boleit, Sapphir, Pyrit, Roth-
kupfererz) und neuer Mineralien (Bouglisit),
Prof. Dr. E. Kalkowsky vom K. Mineralogisch-geologischen Museum
neuerworbene paläozoische Korallen aus Nordamerika.
21
Fünfte Sitzung am 14-. Deeember 1899. Vorsitzender: Privatdocent
Dr. W. Bergt. — Anwesend 30 Mitglieder.
Dr. E. Naumann spricht unter Vorlage von Karten und Verstei-
nerungen über tektonische Störungen der triadischen Schichten
in der Umgebung von Kahla.
Vergl. die Veröffentlichungen des Vortragenden im Jahrbuch der K. Preussischen
Geologischen Landesanstalt für 1897/98.
Dr. W. Bergt berichtet über ein neues Vorkommniss von Turmalin-
granit bei Miltitz im Triebischthal, welcher durch Gebirgsdruck stufen-
weise in Turmalinsericitgneiss - artige Gesteine ausgewalzt ist.
Die Umwandlungserscheinungen werden an Handstücken und Dünnschliffproj ectionen
vorgeführt und ihre Bedeutung für die Frage der Entstehung der kristallinen Schiefer
kurz erörtert.
IV. Section für prähistorische Forschungen.
Dritte Sitzung am 16. November 1899. Vorsitzender: Prof. Dr. J.
Deichmüller. — Anwesend 30 Mitglieder.
Prof. Dr. E. Kalkowsky hält einen Vortrag über das Hakenkreuz
(Svastika).
Das fast über die ganze Erde verbreitete Hakenkreuz (der Svastika) tritt in vor-
historischer Zeit wohl zuerst in Asien nördlich vom Himalaya auf und verbreitet sich
von hier aus, aber ohne nach Erän und zu den semitischen und hamitischen Völkern
vorzudringen. Im Sanskrit ist svastika, das Adjectiv zu svasti (su = wohl ; asti = es ist),
Wohlsein, Segen, zur Zeit des Grammatikers Pänini (um 300 vor Chr.) ein allgemein
bekanntes Wort und Symbol; letzteres kann nicht als altindisches Schriftzeichen, aber
auch nicht als Bild der Sonne oder als das eines Feuerzeuges gedeutet werden. Im
Buddha- Dienst wird der Svastika vielfach verwendet, und in der im 5. Jahrhundert
vor Chr. entstandenen Jaina-Religion ist das Hakenkreuz noch heute gemein gebräuch-
lich als Symbol für die Verbindung von Körper und Seele.
In China ist das Hakenkreuz seit alter Zeit wahrscheinlich bei der Sekte der
taö ss'i, im 7. Jahrhundert nach Chr. eine Zeit lang als Schriftzeichen für „Sonne“ und
gegenwärtig noch als Ornament mit dem Namen wän, d. h. 10000, alle, und mit der
ausgesprochenen Bedeutung „langes Leben, viele Jahre, Glück“ im Gebrauch. In
Japan, Korea, Tibet findet sich das Hakenkreuz ebenfalls noch jetzt, in letzterem Lande
z. B. auf die Hand tatuirt.
Von Innerasien hat sich das Hakenkreuz nach den Kaukasusländern (Koban) und
nach Vorderasien schon in prähistorischer Zeit verbreitet. Reichlich findet es sich z. Th.
in flüchtigen Formen auf Gebrauchsgegenständen des gemeinen Lebens (Spinnwirteln)
inllios; auf griechischen Inseln, in Griechenland (z. B. Olympia-Fibel mit quadratischer
Fussplatte) finden sich auch die Formen des Mäander- und Spiralhakenkreuzes. Die
Inschrift auf einer thrakischen Münze (Mes und Hakenkreuz von derselben Höhe) giebt
eine sichere Deutung, hier im Stadtnamen Mesembria als „Tag“.
Auch nach Unteritalien, Etrurien, alpinen Pfahlbaugebieten, Südrussland, Polen,
Schlesien hat das Hakenkreuz seinen Weg gefunden, und ebenso nach Süd- und Nord-
Deutschland und Skandinavien und mit spärlicherer Verbreitung nach dem alten Gallien
und den britischen Inseln. Ein ausgezeichnetes Beispiel für geschichtlich nachweisbare
Wanderung von Symbolen ist die Verwendung der sicilischen Triskele im Wappen der
Insel Man; doch hat dies Zeichen nichts gemein mit dem Hakenkreuz.
Das Hakenkreuz hat sich spärlich in Afrika gefunden, hier wohl von Aegypten
her in jüngerer Zeit durch Metallverkehr verbreitet.
Sehr auffällig ist das Vorkommen von gunz normalen Hakenkreuzen in vor-
historischer Zeit und bis in die Gegenwart bei Indianern verschiedener Stämme in
22
Nordamerika, z. Th. mit der geradezu angegebenen Bedeutung „Glück! gut Glück!“
Sicher ist auch die Angabe, dass bei den Azteken ein dem normalen Hakenkreuz sehr
nahestehendes Zeichen Symbol des Jahreslaufes war.
In Europa ist das Hakenkreuz in vorhistorischer Zeit sicher nicht blo.ss Ornament,
sondern ein bedeutungsvolles Zeichen gewesen; sein Gebrauch ist völlig erloschen: ob
das Hakenkreuz, das noch in neuerer Zeit als Steinmetzzeichen gebraucht worden ist,
mit dem vorhistorischen Symbol zusammenhängt, oder ob es eine neue Erfindung ist,
bleibt ungewiss.
Institutslehrer A. Peuckert weist darauf hin, dass das Hakenkreuz
in den Steinmetzzeichen nicht selten vorkommt.
Prof. Dr. J. Deich mii Iler legt das soeben erschienene Werk von
R. Wuttke: „Sächsische Volkskunde“ vor und
berichtet über neue Urnenfunde auf Kleinz schach witzer Flur,
auf dem Gebiete der Haltestelle Klotzsche und in der nordnordöstlich
von dort liegenden Kiesgrube. (Vergl. Abhandlung VI.)
Zur Vorlage kommen weiter ein in der Baumschule von 0. Poscharsky
in Laubegast gefundener Steinhammer, ein zweiter von der Halte-
stelle Klotzsche, welcher zusammen mit schnurverzierten Gelassen ge-
funden worden ist, und ein hei Böhlen bei Leisnig ausgeackerter, mit
prachtvoller blaugrüner Patina überzogener Flachcelt aus Bronze.
Sämmtliche Gegenstände befinden sich in der K. Prähistorischen Samm-
lung in Dresden.
Excursion am 28. October 1899 zur Untersuchung eines Urnen-
feldes auf Kleinzschachwitzer Flur. — Zahl der Theilnehmer 19.
Die Aufdeckung mehrerer Urnen gräber gab hier den Theilnehmern Gelegenheit,
in der Natur den Bau derselben mit ihren Steinsetzungen und den Inhalt und die
Anordnung der Gefässe in den Gräbern nach Entfernung der Steinbedeckungen kennen
zu lernen. Gefunden wurden eine grössere Anzahl meist zerdrückter Thongefässe,
mehrere Bronzenadeln und Thonperlen und in der Steinsetzung des einen Grabes ein
flacher Mahlstein aus Syenit. Das Gräberfeld gehört zur jüngeren Gruppe der Urnen-
felder vom Lausitzer Typus.
V. Section für Physik und Chemie.
Vierte Sitzung am 5.0ctoberl899. Vorsitzender: Prof.Dr.F. Fo er st er.
— Anwesend 62 Mitglieder und Gäste.
Dr. G. P. Drossbach spricht über die industrielle Verwerthung
der Elemente der Cer- und Zirkongruppe.
Unter Vorzeigung zahlreicher Monazitproben und Präparate führt der Vortragende
etwa Folgendes aus:
Die Gewinnung der sogen, seltenen Erden, d. h. der Oxyde der Elemente der Cer-
und Zirkongruppe beginnt mit der Entwickelung der Gasgltihlicht- Industrie und ist
heute noch ausschliesslich von dieser abhängig. Seit Zirkonerde als Leuchtkörper eine
wesentliche Rolle nicht mehr spielt, ist die Verarbeitung des in den beiden Staaten
Carolina und Virginia massenhaft vorkommenden Zirkons sehr zurückgegangen und
hauptsächlich der Monazit an seine Stelle getreten. Die Verwendbarkeit dieses Minerals
beruht auf seinem Thorium-Gehalt. Da der Monazit nur 3—6,5 °/0 Thoriumoxyd enthält,
resultiren die restlichen 60 °/0 der Cergruppe als zum Theil lästiges Nebenproduct.
23
Der Monazit findet sich, sowohl in Brasilien (Bahia), als in den beiden Carolina als
integrirender Bestandtheil des dortigen Angengneisses. Durch Vermahlen und Waschen
des Gesteins wird der Monazit nur vereinzelt in Nord -Carolina gewonnen, die Haupt-
masse entstammt dem durch Verwitterung des Gneisses entstandenen Latent, welcher
insbesondere in den Bächen durch einen natürlichen Waschprocess (in Brasilien auch an
der Küste) soweit in Bezug auf den specifisch schweren Monazit (spec. Gew. = 5,0 — 5,3)
angereichert ist, dass dessen Gewinnung lohnt.
Die Monazite der verschiedenen Fundstätten sind oft sehr verschieden, die Brasil-
monazite stellen sämmtlich einen aus glänzenden bernsteingelben, völlig abgeriebenen,
hirsekorngrossen Mineralindividuen bestehenden Sand dar, der vielfach durch Quarz,
Titanit, Chromit und dergleichen verunreinigt ist. Sein Gehalt an Thoriumoxyd schwankt
meist zwischen 2,5 — 4,5 °/0, doch kommen in Sao Paulo auch sechsprocentige Monazite
vor. Der Monazit von Süd -Carolina bildet grüngelbe, der Monazit Nord -Carolinas
gelbe bis dunkelbraune, wohlausgebildete , monokline Krystalle vermengt mit Granat,
Chromit, Zirkon, Columbit, Vivianit, seihst Gold und Platin. Der Gehalt dieser Monazite
an Thoriumoxyd beträgt 4,5 — 8 °/0.
Die Verarbeitung des Monazits selbst erfolgt in der Weise, dass das feinst gemahlene
Mineral in geeigneter Weise aufgeschlossen wird. Obwohl sich der Monazit mit Soda
sehr leicht aufschliessen lässt, und die zurückbleibenden Oxyde sich sehr gut fractionirt
lösen lassen, verwendet man hierzu ausschliesslich die Schwefelsäure. Die Sulfate wurden
früher in Oxalate verwandelt (direct durch Fällen mit freier Oxalsäure aus stark saurer
Lösung) und diesen durch Soda die Thorerde entzogen. Heute fractionirt man aus der
Sulfatlauge die Thorerde direct als Phosphat aus und lässt die Mutterlauge, welche
fast sämmtliches Cer, Lanthan, Didym, Erbium, Yttrium und Ytterbium enthält, fort-
laufen, insofern nicht ein kleiner Theil zu deren Gewinnung zurückgehalten wird. Der
Thorphosphat - Niederschlag kann nach der Bunsen’schen Methode weiter gereinigt und
in Nitrat übergeführt werden.
Die Gewinnung des Cers erfolgt analog den älteren aus der Verarbeitung des Cerits
bekannten Methoden. Meist dient hierfür sowie für die Gewinnung aller übrigen Elemente
der Gruppe der mit dem Thoriumphosphat mitgerissene Gemengtheil.
Die Verwendung des Thoriums in der Gasglühlicht-Industrie erfolgt in der Weise,
dass die aus Baumwolle gestrickten Netze mit einer Lösung von Thoriumnitrat unter
Zusatz von 1% Ceriumnitrat getränkt, getrocknet und verascht werden. Killing und
Bunte führen das Leuchten der Glühkörper auf die Fähigkeit des Ceriums, zwei Oxyde
zu bilden und somit als Sauerstoff Übertrager wirken zu können, zurück. Vortragender
theilt diese Ansicht nicht, sie steht im Widerspruch mit der Thatsache, dass noch 0,3 °/0
Cer einen intensiv leuchtenden Glühkörper bilden, während hei Erhöhung des Cergehalts
die Leuchtkraft rasch herabgeht. Andererseits wirkt das Cerium nur im Gemenge
mit Thoriumoxyd, aber mit keinem anderen Oxyde. Da nun andererseits jede Wärme-
übertragung als rein physikalischer Vorgang beim Thor-Cer-Gemenge keine andere sein
kann als hei anderen Gemengen, die Leuchtkraft aber von der Amplitude der Licht-
schwingungen abhängt, so ist es wahrscheinlich, dass das Ceriumoxyd lediglich dazu
dient, die Thoriummoleküle bis zur günstigsten .Resonanz mit den heissen Flammengasen
abzustimmen. Dementsprechend wirken auch andere Oxyde ähnlich, wenn auch (ihrer
Flüchtigkeit wegen) nur vorübergehend. So z. B. Uranoxyd, aber auch dieses nur im
Gemenge mit Thoriumoxyd.
Cer, Lanthan, Didym finden als Oxyde in der Glastechnik einige Verwendung, sei
es zum Färben oder Entfärben des Glases. Die Salze des Didyms und Lanthans sind
ausserdem sehr wirksame, absolut ungiftige Desinfectionsmittel.
In der sich anschliessenden Discussion werden namentlich die An-
sichten des Vortragenden über die Rolle des Cers in den Glühkörpern
erörtert und finden Zustimmung.
Fünfte Sitzung am 23. November 1899. Vorsitzender: Prof. Dr. F.
Fo erster. — Anwesend 54 Mitglieder und Gäste.
Dr. phil. W. Hentschel hält einen Vortrag über die chemischen
Grundlagen des Pflanzenbaues.
Seit Liebig hat sich die Erkenntniss Bahn gebrochen, dass die hauptsächlichste
Aufgabe des Pflanzenbaues in dem Ersatz der mineralischen Pflanzennährstoffe, wie sie
in den Pflanzenaschen vorliegen, besteht.
24
Von Natur arme, sandige oder moorige Ackerflächen sind überhaupt erst nach
Zufuhr ausreichender Mengen dieser löslichen mineralischen Düngestoffe zu einer den
Anforderungen entsprechenden Production zu bringen; hier erscheinen jene als Roh-
producte, während die Ackerfläche im Wesentlichen die Rolle eines Werkzeugs spielt.
Reichliche Zufuhr von Kali und Kalk in erster Linie , in zweiter Phosphorsäure-
Düngung erschliessen hier durch Vermittelung stickstoffsammelnder Pflanzen den atmo-
sphärischen Stickstoff und ermöglichen so eine gesteigerte billige Pflanzenproduction
selbst auf ärmsten Haideböden, die wie ein modernes Wunder erscheint.
Die reicheren Böden enthalten oftmals für Jahrzehnte und Jahrhunderte ausreichende
Vorräthe an mineralischen Planzennährstoffen. Dieselben können indessen nicht in dem
gewünschten Tempo in lösliche Pflanzenkost übergeführt werden. Hier ist die künst-
liche Düngung die Voraussetzung der gerade auf diesen Böden gebotenen „intensiven
Wirthschaft“ ; zugleich bietet sie Gewähr, dass die von Liebig zuerst erkannte Gefahr
der endlichen Erschöpfung der Ackerflächen für die Zukunft nicht mehr in Frage kommt.
In diesem Sinne erscheinen besonders die endlosen Schätze an Kalisalzen, die in
Deutschland entdeckt worden sind, als eine Gewähr für Deutschlands Zukunft.
Der Vortragende sucht in dem hier nur angedeuteten Rahmen seines Vortrags
besonders den Nachweis zu führen, dass der deutsche Pflanzenbau vielfach im Gegensatz
zu dem des Auslandes auf der Höhe der Zeit steht, dass es sich in ihm um eine voll-
wertige chemische Technik handelt, was besonders auch aus dem Zusammenwirken mit
einer durch vervollkommnete Forschungsmethoden gehobenen Theorie zum Ausdruck
kommt.
An der Debatte betheiligen sich Prof. Dr. F. Foerster, Dr. A. Schloss-
mann, Chemiker M. Kämnitz und der Vortragende selbst.
VI. Section für Mathematik.
Dritte Sitzung1 am 12. Oetober 1899. Vorsitzender: Prof. Dr. K. Rohn.
— Anwesend 16 Mitglieder und Gäste.
Prof. Dr. K. Rohn spricht über die Anordnung der Krystall-
m ol ekeln.
Die Anordnung der Molekeln eines Krystalls lässt sich als eine regelmässige
ansehen, indem man annehmen kann, dass jedes auf die Anordnung der Nachbarmolekeln
genau so einwirkt, wie jedes andere. Jede Molekel ersetzt man durch einen Punkt
und erhält dann eine regelmässige Punktgruppe im Raum, die man sich in unbegrenzter
Ausdehnung vorstellen kann. Jeder Punkt dieser Gruppe ist dann von allen übrigen
genau in der gleichen Weise umlagert, wie jeder andere. Es bieten sich, hier drei
Möglichkeiten dar: 1. Verschiebt man die Gruppe parallel, sodass der Ausgangspunkt
in die Lage eines beliebigen anderen gelangt, so kommt die ganze Gruppe mit sich
selbst zur Deckung. 2. Nur ein Theil der Punkte hat die Eigenschaft, dass eine
Parallelverschiebung des Ausgangspunktes in ihre Lage die ganze Gruppe mit sich zur
Deckung bringt. 3. Für keinen Punkt ist diese Eigenschaft vorhanden. Es wird
gezeigt, dass dieser letzte Fall nicht eintreten kann bei regelmässigen Punktgruppen,
deren Nachbarpunkte keine unendlich kleinen Abstände aufweisen. Im ersten Falle ist
die Anordnung der Molekeln die eines Punktgitters. Im zweiten Falle ordnen sich die
Molekeln in mehrere Punktgitter an.
Vierte Sitzung am 14. December 1899. Vorsitzender: Prof. Dr. K.
Rohn. — Anwesend 11 Mitglieder und Gäste.
Prof. Dr. F. Müller spricht über Winkeltheilun gscurven und
Kreistheilungsgleichungen.
Der Vortragende geht aus von der elementaren Aufgabe, die Beziehung zwischen
den Seiten eines Dreiecks zu suchen , in welchem Winkel « = 2 ß ist. Die rationalen
Dreiecke dieser Art hat bereits Schwering untersucht und für seine Aufgabensammlung
25
verwertliet. Es lässt sich mm die Aufgabe dahin verallgemeinern, dass a — nß ist; doch
wird die allgemeine Relation zwischen den drei Seiten, die mit Hilfe der Moivre’schen
Formel abgeleitet werden kann, für die wirkliche Aufstellung der Beziehungen in den
speciellen Fällen sehr bald unbrauchbar. Nun giebt es aber eine einfache Substitution
n- b2
! 1 k
n + l
bn + l~C
an + l
, welche diese Relation für den Fall n in die folgende
für den Fall n-f- 1 überführt. Mit ihrer Hülfe lassen sich die Relationen für n = 2, 3, .... 8
leicht herleiten; sie gewinnen eine noch einfachere Form, wenn man ^t^==u, - ^ == v
setzt. Die obige Aufgabe, als kinematisches Problem: „Die Durchschnittspunkte zweier
unendlichen Geraden zu finden, die sich um die Endpunkte einer Strecke c, von dieser
ausgehend, mit den Winkelgeschwindigkeiten w und n.w drehen“, führt auf die Winkel-
theilungscurven, sectrices genannt, weil sie einen gegebenen Winkel in n gleiche Theile
theilen. Diese Curven sind schon 1885 von Schoute, dann von de Longchamps, Brocard
u. A., und kürzlich von He}rmann, der sie ihrer Gestalt wegen Araneiden nennt, unter-
sucht worden. Der Vortragende stellt die allgemeine Gleichung derselben in recht-
winkeligen Coordinaten auf und geht näher auf die Trisectrix und die Maclaurin’sche
Transformation ein. Alsdann zeigt er, wie sich aus den zuerst abgeleiteten Relationen
durch die Substitution alc = l, b = x auf sehr einfache Weise die Kreistheilungs-
gleichüngen ^n(x) = 0 herleiten lassen, d. h. die Gleichungen n. Grades, denen die Seite
des regelmäsigen 2 (2n -f- 1)-Ecks genügt. Mit Hülfe der Moivre’schen Formel kann
man die allgemeine Form dieser Gleichungen aufstellen, aus der sich die Gauss’sche
Kreistheilungsgleichung zv = 1 ableiten lässt. Aus der allgemeinen Form ergiebt sich,
dass unsere Gleichungen Abel’sche Gleichungen sind; ferner ergeben sich merkwürdige
Beziehungen zwischen den rationalen Functionen einer einzigen Wurzel, als welche sich
die übrigen Wurzeln darstellen lassen. Sie führen wieder zu einer neuen Darstellung
der Function <pn (x).
Den Schluss des Vortrags bildet der Nachweis, dass durch geeignete Gruppirung
der Wurzeln der Gleichung cps (x)=0 für die Seite des regelmässigen 34 -Ecks eine
sehr einfache Construction des regelmässigen 17-Ecks gewonnen wird.
VII. Hauptversammlungen.
Siebente Sitzung am 28. September 1899. Vorsitzender: Prof. Dr. E.
Kalkowsky. — Anwesend 28 Mitglieder.
Prof. Dr. J. Deichmüller widmet dem am 16. August d. J. ver-
storbenen letzten Stifter der Isis, Dr. med. Friedrich Theile in Lock-
witz, einen warm empfundenen Nachruf.
Dr. W. Petrascheck spricht über Faciesbildungen im Gebiete
der sächsischen Kreideformation. (Vergl. Abhandlung V.)
Achte Sitzung am 26. October 1899. Vorsitzender: Prof. Dr. E.
Kalkowsky. — Anwesend 67 Mitglieder und Gäste.
Prof. Dr. E. Kalkowsky legt als Einleitung für den nachfolgenden
Vortrag das Werk von Dr. W. Bergt: „Die älteren Massengesteine,
krystallinen Schiefer und Sedimente“, aus W. Reiss und A. Stübel, Geo-
logische Studien in der Republik Colombia, Bd. II, 2, Berlin 1899 vor.
Hierauf hält Dr. A. Stübel einen durch Vorführung zahlreicher Licht-
bilder erläuterten Vortrag über die Vulkanberge von Colombia.
*
26
Neunte Sitzung am 30. November 1899. Vorsitzender: Prof. Dr. E.
Kalkowsky. — Anwesend 32 Mitglieder.
Nach der Wahl der Beamten der Gesellschaft für das Jahr 1900
(vergl. die Zusammenstellung auf S. 28) spricht
Oberlehrer Dr. P. Wagner über die Schneeverhältnisse des
Bayrischen Waldes.
Eingehende Untersuchungen über die Schneedecke des bayrisch-böhmischen Grenz-
gebirges sind von dem Vortragenden in der „Leopoldina“, Heft XXXIII — XXXV,
1897 — 99 veröffentlicht worden.
Prof. Dr. R. Ebert knüpft an diesen Vortrag Bemerkungen über den
Zusammenhang von Wald und Niederschlagsmengen.
Zehnte Sitzung am 21. Becember 1899. Vorsitzender: Prof. Dr. E.
Kalkowsky. — Anwesend 113 Mitglieder und Gäste.
Geh. Hofrath Prof. Dr. W. Hempel hält einen Experimentalvortrag
über die Argongruppe und das Vorkommen von Gasen in Ge-
steinen.
Veränderungen im Mitgliederbestände.
Gestorbene Mitglieder:
Am 5. August 1899 starb Privatus Hermann Jani in Dresden,
wirkliches Mitglied seit 1871.
Am 16. August 1899 verschied der letzte der Stifter unserer Gesell-
schaft, Dr. med. Friedrich Theile in Lockwitz, Ehrenmitglied seit 1885.
Nekrolog s. am Anfang dieses Heftes.
Am 19. November 1899 starb in Meissen Gymnasiallehrer a. D. Carl
Sommer, wirkliches Mitglied seit 1898.
Am 27. November 1899 starb Geheimer Commerzienrath Wilhelm
von Baensch, K. Hofverlagsbuchhändler, Begründer und Senior-Chef der
Firma Wilhelm Baensch, Buchdruckerei und Verlagshandlung in Dresden,
wirkliches Mitglied seit 1898.
Am 30. December 1899 starb in Langebrück Friedrich August
Kos mahl, K. Sächsischer Oberförster a. D., seit 1882 wirkliches, zuletzt
correspondirendes Mitglied.
Neu aufgenommene wirkliche Mitglieder:
Franck, Paul, Bealschullehrer in Dresden, am 30. November 1899;
Hentschel, W., Dr. phil., in Neugruna,
Jahr, Rieh., Photochemiker in Dresden,
Klähr, Maximilian, Realschullehrer in Dresden,
Richter, Arthur, Chemiker in Blasewitz,
Seefehl n er, Egon, Privatdocent und Assistent an
der K. Technischen Hochschule in Dresden,
Siegert, Leo, Dr. phil., Assistent an der K. Tech-
nischen Hochschule in Dresden,
am 26. October 1899;
am 30. November 1899;
27
Specht, Carl, Privatus in Niederlössnitz,
Wi slicenus, Adolf, Dr. phil., Professor an der
Iv. Forstakademie in Tharandt,
am 21. December 1899;
In die correspondirenden Mitglieder ist übergetreten:
Hering, Adolf, Berg- und Hütten-Ingenieur in Freiberg.
Freiwillige Beiträge zur Gesellscliaftskasse
zahlten: Dr. Amtbor, Hannover, 3 Mk.; Prof. Dr. B acli mann, Plauen i. V.,
3 Mk.; Stadtarchivar von Baensch, Stralsund, 3 Mk. 10 Pf.; K. Biblio-
thek, Berlin, 3 Mk.; naturwissensch. Modelleur Blaschka, Hosterwitz,
3 Mk. 10 Pf.; Privatus Eisei, Gera, 3 Mk. ; Bergmeister Hartung, Loben-
stein, 5 Mk.; Prof. Dr. Hi b sch, Liebwerd, 3 Mk. 1 Pf.; Bürgerschullehrer
Hofmann, Grossenhain, 3 Mk.; Oberlehrer Dr. Lohrmann, Annaberg,
3 Mk.; Stabsarzt Dr. Naumann, Gera, 3 Mk.; Oberlehrer Naumann,
Bautzen, 3 Mk.; Dr. Reiche, Santiago, Chile, 3 Mk.; Director Dr. Reide-
meister, Schönebeck, 3 Mk.; Apotheker Schlimpert, Cölln, 6 Mk.; Prof.
Dr. Schneider, Blasewitz, 10 Mk.; Oberlehrer Seidel I, Zschopau, 3 Mk.
15 Pf.; Rittergutspachter Sieber, Grossgrabe, 3 Mk. 10 Pf.; Fabrikbesitzer
Siemens, Dresden, 100 Mk.; Chemiker Dr. Stauss, Hamburg, 3 Mk.;
Oberlehrer Dr. Sterzei, Chemnitz, 3 Mk.; Privatdocent Dr. Steuer, Jena,
3 Mk.; Prof. Dr. Vater, Tharandt, 3 Mk.; Baurath Wiechel, Chemnitz,
3 Mk. 10 Pf.; Oberlehrer Wolff, Pirna, 3 Mk.; Prof. Dr. Wünsche,
Zwickau, 3 Mk. — In Summa 187 Mk. 56 Pf.
G. Lehmann,
Kassirer der „Isis“.
28
Beamte der Isis im Jahre 1900.
Torstand.
Erster Vorsitzender: Prof. Dr. E. Kalkowsky.
Zweiter Vorsitzender: Prof. H. Engelhardt.
Kassirer: Hofbuchhändler G. Lehmann.
Directorium.
Erster Vorsitzender: Prof. Dr. E. Kalkowsky.
Zweiter Vorsitzender: Prof. H. Engelhardt.
Als Sectionsvorstände:
Privatdocent Dr. W. Bergt,
Prof. Dr. J. Deichmüller,
Geh. Hofrath Prof. Dr. 0. Drude,
Geh. Hofrath Prof. Dr. M. Krause,
Prof. Dr. H. Nit sehe,
Oberlehrer H. A. Reben stör ff.
Erster Secretär: Prof. Dr. J. Deichmüller.
Zweiter Secretär: Institutsdirector A. Thümer.
Y erwaltungsrath.
Vorsitzender: Prof. H. Engelhardt.
Mitglieder: 1. Fabrikbesitzer E. Kühnscherf,
2. Dr. Fr. Raspe,
3. Prof. H. Fischer,
4. Civil-Ingenieur und Fabrikbesitzer Fr. Siemens,
5. Fabrikbesitzer L. Gutlimann,
6. Privatus W. Putscher.
Kassirer: Hofbuchhändler G. Lehmann.
Bibliothekar: Privatus K. Schiller.
Secretär: Institutsdirector A. Thümer.
Sectionsfoeamte»
I. Section für Zoologie.
Vorstand: Prof. Dr. H. Nit sehe.
Stellvertreter: Oberlehrer Dr. J. Thallwitz.
Protokollant: Institutsdirector A. Thümer.
Stellvertreter: Dr. A. Naumann.
II. Section für Botanik.
Vorstand: Geh. Hofrath Prof. Dr. 0. Drude.
Stellvertreter: Oberlehrer K. Wobst.
Protokollant: Garteninspector F. Le dien.
Stellvertreter: Dr. A. N au mann.
29
III. Section für Mineralogie und Geologie.
Vorstand: Privatdocent Dr. W. Bergt.
Stellvertreter: Oberlehrer Dr. R. Nessig.
Protokollant: Dr. E. Naumann.
Stellvertreter: Dr. L. Sieg er t.
IV. Section für prähistorische Forschungen.
Vorstand: Prof. Dr. J. Deichmüller.
Stellvertreter: Lehrer H. Döring.
Protokollant: Lehrer 0. Ebert.
Stellvertreter: Lehrer H. Ludwig.
V. Section für Physik und Chemie.
Vorstand: Oberlehrer H. A. Reben stör ff.
Stellvertreter: Prof. Dr. R. Freiherr von Walther.
Protokollant: Oberlehrer Dr. 0. Schulze.
Stellvertreter: Dr. R. Engelhardt.
VI. Section für Mathematik.
Vorstand: Geh. Hofrath Prof. Dr. M. Krause.
Stellvertreter: Oberlehrer Dr. A. Witting.
Protokollant: Privatdocent Dr. E. N ätsch.
Stellvertreter: Oberlehrer Dr. J. von Vieth.
Redactions - Comite.
Besteht aus den Mitgliedern des Directoriums mit Ausnahme des
zweiten Vorsitzenden und des zweiten Secretärs.
**
Bericht des Bibliothekars.
Im Jahre 1899 wurde die Bibliothek der „Isis“ durch folgende Zeit-
schriften und Bücher vermehrt:
A. Durch Tausch.
I« E 11 I' Ö p &.
1. Deutschland.
Altenburg: Naturforschende Gesellschaft des Osterlandes. — Mitteil., neue
Folge, 8. Bd. [Aa 69.]
Annaber g-Buchholz: Verein für Naturkunde. — X. Bericht, 1894 — 98. [Aa50.]
Augsburg : Naturwissenschaftlicher Verein für Schwaben und Neuburg. —
33. Bericht. [Aa 18.]
Bamberg: Naturforschende Gesellschaft.
Bautzen: Naturwissenschaftliche Gesellschaft „Isis“.
Berlin: Botanischer Verein der Provinz Brandenburg. — Verhandl., Jahrg.40.
[Ca 6.]
Berlin: Deutsche geologische Gesellschaft. — Zeitschr., Bd. 50, Heft 3
und 4; Bd. 51, Heft 1 und 2. [Da 17.]
Berlin: Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. —
Verhandl., Juni 1898 bis März 1899. [G 55.]
Bonn: Naturhistorischer Verein der preussischen Rheinlande, Westfalens
und des Reg.-Bez. Osnabrück. — Verhandl., 55. Jahrg.; 56. Jahrg.,
1. Hälfte. [Aa 93.]
Bonn: Niederrheinische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. — Sitzungs-
ber., 1898; 1899, 1. Hälfte. [Aa 322.]
Braunschiveig : Verein für Naturwissenschaft. — 11. Jahresber. [Aa 245.]
Bremen: Naturwissenschaftlicher Verein. — Abhandl., Bd. XVI, Heft 1 — 2.
[Aa 2.]
Breslau: Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur. — 76. Jahresber.,
1898. [Aa 46.]
Chemnitz: Naturwissenschaftliche Gesellschaft.
Chemnitz: K. Sächsisches meteorologisches Institut. — Jahrbuch, XIV. Jahrg.,
3. Abth.; XV. Jahrg., l.u. 2. Abth. [Ec 57.]
Danzig: Naturforschende Gesellschaft. — Schriften, Bd. IX, Heft 3 — 4.
[Aa 80.]
Darmstadt: Verein für Erdkunde und Grossherzogi. geologische Landes-
anstalt. — Notizbl., 4. Folge, 19. Heft. [Fa 8.]
Donaueschingen: Verein für Geschichte und Naturgeschichte der Baar und
der angrenzenden Landestheile.
Dresden: Gesellschaft für Natur- und Heilkunde.
31
Dresden : Gesellschaft für Botanik und Gartenbau „Flora“. — Sitzungsber.
und Abhandl., n. F„ Jahrg. 3. [Ca 26.]
Dresden: K. Mineralogisch -geologisches Museum.
Dresden: K. Zoologisches und Anthrop.-ethnogr. Museum.
Dresden: K. 0 eff entliehe Bibliothek.
Dresden: Verein für Erdkunde. — Jahresberichte, Jahrg. XXIV. [Fa 6.]
Dresden: K. Sächsischer Altertumsverein. — Neues Archiv für Sachs.
Geschichte und Altertumskunde, Bd. XX. [G 75.] ■ — Die Sammlung
des K. Sachs. Altertumsvereins in ihren Hauptwerken. Lief. 2 und 3,
Bl. XI -XXX. [G 75b.]
Dresden: Oekonomische Gesellschaft im Königreich Sachsen. — Mittheil.
1898-99. [Ha 9.]
Dresden: K. Thierärztliche Hochschule. — Bericht über das Veterinär wesen
in Sachsen, 43. Jahrg. [Ha 26.]
Dresden : K. Sächsische Technische Hochschule. — Bericht über die K. Sächs.
Techn. Hochschule a. d. Jahr 1898 — 99. [Je 63.] — Personalverz. Nr.
XIX— XX. (Je 63 b.]
Dürkheim: Naturwissenschaftlicher Verein der Rheinpfalz „Pollichia“. —
LVL Jahresber.; Mitteil. Nr. 12. [Aa 56.]
Düsseldorf: Naturwissenschaftlicher Verein.
Elberfeld: Naturwissenschaftlicher Verein. — Jahresberichte, Heft 9.
[Aa 235.]
Emden: Naturforschende Gesellschaft. — Kleine Schriften, Nr. XIX.
[Aa 48b.]
Emden: Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer.
Erfurt: K. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften.
Erlangen: Physikalisch-medicinische Societät. — Sitzungsber., 30.Heft, 1898.
[Aa 212. J
Frankfurt a. M.: Senckenbergische naturforschende Gesellschaft. — Bericht
für 1899. [Aa 9 a.]
Frankfurt a. M.: Physikalischer Verein. — Jahresber. für 1897 — 98.
[Eb 35.]
Frankfurt a. 0.: Naturwissenschaftlicher Verein des Regierungsbezirks
Frankfurt. — „Helios“, 16. Bd.; Societatum litterae, Jahrg. XII,
Nr. 5—12. [Aa 282.]
Freiberg: K. Sächs. Bergakademie. — Programm für das 134. Studien-
jahr 1899-1900. [Aa 323.]
Freiburg i. ß.: Naturforschende Gesellschaft.
Gera : Gesellschaft von Freunden der Naturwissenschaften.
Giessen: Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. — 32. Bericht.
[Aa 26.]
Görlitz: Naturforschende Gesellschaft.
Görlitz: Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften. — Neues Lau-
sitzisches Magazin, Bd. 75, 1. Heft; Codex diplomaticus Lusatiae
superioris, Heft 4. [Aa 64.]
Görlitz: Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte der Oberlausitz.
Greifswald: Naturwissenschaftlicher Verein für Neu -Vorpommern und
Rügen. — Mittheil., 30. Jahrg., 1898. [Aa 68.]
Greifsioald: Geographische Gesellschaft.
Guben: Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte. —
Mittheil., V. Bd., Heft 8; VI. Bd., Heft 1. [G 102.]
32
Güstrow : Verein der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg.
Halle a. S.: Naturforschende Gesellschaft.
Halle a. S.: Kais. Leopoldino-Carolinische deutsche Akademie. — Leopoldina,
Heft XXXIV, Nr. 12; Heft XXXV, Nr. 1—11. [Aa-62.]
Halle a. S.: Verein für Erdkunde. — Mitteil., Jahrg. 1899. [Fa 16.]
Hamburg: Naturhistorisches Museum. — Jahrbücher, Jahrg. XV, mit Bei-
heft 1—2. [Aa 276.]
Hamburg : Naturwissenschaftlicher Verein. — Verband!., III. Folge, 6. Heft.
1898. [Aa 293 b.]
Hamburg: Verein für naturwissenschaftliche Unterhaltung.
Hanau : Wetterauische Gesellschaft für die gesammte Naturkunde. —
Berichte vom 1. Mai 1895 bis 31. März 1899. [Aa 30.]
Hannover : Naturhistorische Gesellschaft.
Hannover : Geographische Gesellschaft.
Heidelberg •: Naturhistorisch -medicinischer Verein. — Verhandh, Bd. VI,
Heft 1 — 2. [Aa 90.]
Hof: Nordoberfränkischer Verein für Natur-, Geschichts- und Landes-
kunde.
Karlsruhe: Naturwissenschaftlicher Verein.
Kassel: Verein für Naturkunde. — Abhandl. und Berichte, Nr. 41 u. 44.
[Aa 242.]
Kassel: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde. — Zeitschr.,
Bd. 24, 1. Hälfte; Mittheil., Jahrg. 1898. [Fa 21.]
Kiel: Naturwissenschaftlicher Verein für Schleswig -Holstein. — Schriften,
Bd. XI, 2. Heft. [Aa 189.]
Köln: Redaction der Gaea. — Natur und Leben, Jahrg. 35. [Aa 41.]
Königsberg i. Pr.: Physikalisch - ökonomische Gesellschaft. — Schriften,
39. Jahrg., 1898. [Aa 81.]
Königsberg i. Pr.: Altertums-Gesellschaft Prussia.
Krefeld: Verein für Naturkunde.
Landshut: Botanischer Verein.
Leipzig: Naturforschende Gesellschaft. — Sitzungsberichte, 24.-25. Jahrg.
[Aa 202.] ^
Leipzig: Iv. Sächsische Gesellschaft der Wissenschaften. — Berichte über
die Verhandh, mathem.-physikal. Klasse, 1898, L. Bd., naturwissensch.
Th eil; 1899, LI. Bd., mathemat. Th eil, Heft 1 — 5. [Aa 296.]
Leipzig: K. Sächsische geologische Landesuntersuchung.
Lübeck: Geographische -Gesellschaft und naturhistorisches Museum. —
Mitteil., 2. Reihe, Heft 12 und 13. [Aa 279 b.]
Lüneburg: Naturwissenschaftlicher Verein für das Fürstentum Lüneburg.
Magdeburg: Naturwissenschaftlicher Verein.
Mannheim: Verein für Naturkunde.
Marburg: Gesellschaft zur Beförderung der gesammten Naturwissenschaften.
Meissen: Naturwissenschaftliche Gesellschaft ,, Isis“. — Beobacht, d. Isis-
Wetterwarte zu Meissen i. J. 1898. [Ec 40.] — Mittheilungen aus den
Sitzungen des Vereinsjahres 1898 — 99. [Aa 319.]
Münster: Westfälischer Provinzialverein für Wissenschaft und Kunst. —
26. Jahresber., Jahrg. 1897—98. [Ca 231.]
Neisse: Wissenschaftliche Gesellschaft „Philomathie“. — 29. Bericht,
1896-98. [Aa 28.]
33
Nürnberg'. Naturhistorische Gesellschaft. — Jahresber. für 1891 und
1898, nebst Abhandl., IX. und XII. Bd. [Aa 5.]
Offenbach : Verein für Naturkunde.
Osnabrück : Naturwissenschaftlicher Verein. — 13. Jahresber., 1898. [Aa 177.]
Passau : Naturhistorischer Verein.
Posen: Naturwissenschaftlicher Verein. — Zeitschr. der botan. Abtheil.,
5. Jahrg., Heft 3; 6. Jahrg., Heft 1—2. [Aa 316.]
Regensburg : Naturwissenschaftlicher Verein.
Regensburg: K. botanische Gesellschaft. — Denkschr., n. F., 1. Bd. [Cb 42.]
Reichenbach i. V.: Vogtländischer Verein für Naturkunde.
Reutlingen: Naturwissenschaftlicher Verein.
Schneeberg : Wissenschaftlicher Verein. — Mitteil., Heft 4. [Aa 236.]
Stettin: Ornithologischer Verein. — Zeitschr. für Ornithologie und prakt.
Geflügelzucht, Jahrg. XXIII. [Bf 57.]
Stuttgart: Verein für vaterländische Naturkunde in Württemberg. — Jahres-
hefte, Jahrg. 55. [Aa 60.]
Stuttgart: Württembergischer Altertumsverein. — Württemberg. Viertel-
jahrshefte für Landesgeschichte, n. F., 8. Jahrg. [G 70.]
Tharandt: Redaction der landwirtschaftlichen Versuchsstationen. — Land-
wirts ch. Versuchsstationen, Bd. LI, Heft 2 — 6; LII, Heft 1—4.
(In der Bibliothek der Versuchsstation im botan. Garten.)
Thorn: Coppernicus -Verein für Wissenschaft und Kunst. — Mitteil..
XII. Heft. [Aa 145.]
Trier: Gesellschaft für nützliche Forschungen.
TJlm: Verein für Mathematik und Naturwissenschaften.
Ulm: Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben.
Weimar: Thüringischer botanischer Verein. — Mittheil., n. F., 12. Heft.
[Ca 23.]
Wernigerode: Naturwissenschaftlicher Verein des Harzes.
Wiesbaden: Nassauischer Verein für Naturkunde. — Jahrbücher, Jahrg. 52.
[Aa 43.]
Würzburg: Physikalisch-medicinische Gesellschaft. — Sitzungsber., Jahrg.
1898. [Aa 85.]
Zwickau: Verein für Naturkunde. — Jahresber. 1898. [Aa 179.]
2. Oesterreich-Ungarn.
Aussig: Naturwissenschaftlicher Verein.
Bistritz : Gewerbelehrlingsschule. — XXIII. Jahresber. [Je 105.]
Brünn: Naturforschender Verein. — Verhandl., Bd. XXXVI, u. 16. Bericht
der meteorolog. Commission. [Aa 87.]
Budapest: Ungarische geologische Gesellschaft. — Földtani Közlöny, XXVIII.
köt., 10. — 12. füz.; XXIX. köt„ 1., 5 — 10. füz. [Da 25.]
Budapest: K. Ungarische naturwissenschaftliche Gesellschaft, und: Ungarische
Akademie der Wissenschaften.
Graz: Naturwissenschaftlicher Verein für Steiermark. — Mittheil., Jahrg.
1898. [Aa 72.]
Hermannstadt: SiebenbürgischerV erein für Naturwissenschaften. — V erhandl.
und Mittheil., XL VIII. Jahrg. [Aa 94.]
Iglo: Ungarischer Karpathen -Verein. — Jahrbuch, XXVI. Jahrg. [Aa 198.]
34
Innsbruck: Naturwissenschaftlich -medicinischer Verein. — Berichte, XXIV.
Jalirg. [Aa 171.]
Klagenfurt : Naturhistorisches Landes -Museum von Karn then. — Jahrbuch,
25. Heft. [Aa 42.] • — Diagramme der magn. und meteorolog. Be-
obachtungen zu Klagenfurt von 1898. [Ec 64.]
Krakau: Akademie der Wissenschaften. — Anzeiger, 1898, Nr. 9—10; 1899,
Nr. 1-7. [Aa 302.]
Laibach : Musealverein für Krain.
Linz: Verein für Naturkunde in Oesterreich ob der Enns. — 28. Jahresber.
[Aa 213.]
Linz: Museum Francisco-Carolinum. — 57. Bericht nebst der 51. Lieferung
der Beiträge zur Landeskunde von Oesterreich ob der Enns. [Fa 9.]
Pt'ag: Deutscher naturwissenschaftlich -medicinischer Verein für Böhmen
„Lotos“. — Sitzungsber., Jahrg. 1896, XVI. Bd.; Jahrg. 1897, XVII. Bd.
[Aa 63.]
Prag : K. Böhmische Gesellschaft der Wissenschaften. — Sitzungsber.,
mathem.-naturwissensch. CI., 1898. [Aa 269.] — Jahresber. für 1898.
[Aa 270.]
Prag : Gesellschaft des Museums des Königreichs Böhmen. — Pamätky
archaeologicke, dilu XVIII, ses. 3—5. [G 71.]
Prag: Lese- und Redehalle der deutschen Studenten.
Prag: Ceska Akademie Cisafe Frantiska Josefa. — Rozpravy, Trida II,
Rocnik 7. [Aa 313.] — Bulletin international, classe des Sciences
mathematiques et naturelles, Nr. V. [Aa 313 b.J
Presburg: Verein für Heil- und Naturkunde. — Verhandl., n. F., Heft 10.
[Aa 92.]
Peichenberg: Verein der Naturfreunde. — Mittheil., Jahrg. 30. [Aa 70.]
Salzburg: Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. — Mittheilungen,
Bd. XXXIX. [Aa 71.]
Temesvär: Südungarische Gesellschaft für Naturwissenschaften. — Termes-
zettudomänyi Füzetek, XXII. köt., füz. 1 und 4; XXXIII. köt., füz. 3 und 4.
[Aa 216.]
Trencsin: Naturwissenschaftlicher Verein des Trencsiner Comitates. —
Jahresheft, Jahrg. XI — XII. [Aa 277.]
Triest: Museo civico di storia naturale.
Triest: Societä Adriatica di scienze naturali.
Wien: Kais. Akademie der Wissenschaften.
Wien: Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse. —
Schriften, Bd. XXXIX. [Aa 82.]
Wien: K. K. naturhistorisches Hofmuseum. — Annalen, Bd. XIII, Nr. 2 — 4;
Bd. XIV, Nr. 1-2. [Aa 280.]
Wien: Anthropologische Gesellschaft. — Mittheil., Bd. XXVIII, Heft 5 — 6;
Bd. XXIX, Heft 1—5. [Bd 1.]
Wien: K. K. geologische Reichsanstalt. — Jahrbuch, Bd. XL VIII; Bd. XLIX,
Heft 1 — 2. [Da 4.] — Verhandl., 1898, Nr. 13—18; 1899, Nr. 1 — 10.
[Da 16.] — Geologische Karte der Oesterreich-Ungarischen Monarchie,
Zone 5, Col. XVI; Zone 6, Col. XVII; Zone 8, Col. XV; Zone 9,
Col. XVI; Zone 10, Col. XIV; Zone 18, Col. XVI; Zone 20, Col. XI-XIV.
[Da 33.]
Wien : K. K. zoologisch-botanische Gesellschaft — Verhandl., Bd. XLVIII.
[Aa 95.]
35
Wien : Naturwissenschaftlicher Verein an der Universität.
Wien: Central - Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus. — Jahr-
bücher, Jahrg. 1895, 1896 und 1898. [Ec 82.]
3. Rumänien.
Bukarest: Institut meteorologique de Roumanie. — Annales, tome XIII, 1897.
[Ec 75.]
4. Schweiz.
Aarau: Aargauische naturforschende Gesellschaft.
Basel: Naturforschende Gesellschaft.
Bern: Naturforschende Gesellschaft, — Mittheil., 1897, Nr. 1436 — 1450.
[Aa 254.]
Bern: Schweizerische botanische Gesellschaft. — Berichte, Heft 9. [Ca 24.]
Bern: Schweizerische naturforschende Gesellschaft. — Verhandl. der 80.
[Engelberg 1897] und 81. [Bern 1898] Jahresversammlung. [Aa 255.]
Cliur: Naturforschende Gesellschaft Graubündens. — Jahresber., n. F.,
Jahrg. XXXIX und XLII. [Aa 51.]
Frauenfeld: Thurgauische naturforschende Gesellschaft.
Freiburg: Societe Fribourgeoise des Sciences naturelles.
St. Gallen: Naturforschende Gesellschaft. — Bericht für 1896 — 97. [Aa 23.]
Lausanne: Societe Vaudoise des Sciences naturelles. — Bulletin, 4. ser.,
vol. XXXIV, no. 130; vol. XXXV, no. 131 — 132. [Aa 248.]
Neuchatel: Societe des Sciences naturelles. — Bulletin, tome XXI — -XXV.
[Aa 247.]
Schaffhausen: Schweizerische entomologische Gesellschaft. — Mittheil,,
Vol. X, Heft 5. [Bk 222.]
Sion: La Murithienne, societe Valaisanne des Sciences naturelles.
Zürich: Naturforschende Gesellschaft. — Vierteljahrsschr. , Jahrg. 43,
Heft 4; Jahrg. 44, Heft 1 — 2. [Aa 96.]
5. Frankreich.
Amiens: Societe Linneenne du nord de la France.
Bordeaux: Societe des Sciences physiques et naturelles. — Memoires,
ser. 5, tome IV et appendice au tome IV; proces-verbaux, annee
1897 — 98. JAa 253.]
Cherbourg: Societe nationale des Sciences naturelles et mathematiques.
Dijon: Academie des Sciences, arts et helles lettres. — Memoires, ser. 4,
tome VI. [Aa 138.]
Le Alans: Societe d’agriculture, Sciences et arts de la Sarthe. — Bulletin,
tome XXVIII, fase. 4; tome XXIX, fase. 1. [Aa 221.]
Lyon: Societe Linneenne. — Annales, tome 45. [Aa 132.]
Lyon: Societe d’agriculture, Sciences et industrie. — Annales, ser. 7. tome 5.
[Aa 133.]
Lyon: Academie des Sciences et lettres. — Memoires, ser. 3, tome 5.
[Aa 139.]
Paris: Societe zoologique de France. — Bulletin, tome XXIII. [Ba 24.]
Toulouse: Societe Frangaise de botanique.
36
6. Belgien.
Brüssel : Societe royale malacologique de Belgique. — Armales, iome
XXXIT. [Bi 1.] — Proces-verbaux des seances, tome XX Vif, August-
December 1898; Bulletins des seances, tome XXXIV, pag. 1 — 50;
memoires, tome XXXIV, pag. 1 — 16. [Bi 4.]
Brüssel : Societe entomologique de Belgique.
Brüssel'. Societe royale de botanique de Belgique. — Bulletin, tome XXXVII.
[Ca 16.]
Gembloux : Station agronomique de l’etat. — Bulletin, no. 66. [Hb 75.]
Lüttich : Societe geologique de Belgique.
7. Holland.
Gent : Kruidkundig Genootschap „Dodonaea“. — Botanisch Jaarboek,
9. — 10. Jaarg. [Ca 21.]
Groningen'. Naturkundig Genootschap. — 98. Verslag, 1898. [Je 80.] —
Centralbureau voor de Kennis van de Provincie Groningen en omgebgen
streken: Bejdragen, deel I, stuk 1. [Je 80 b.]
Hartem: Musee Teyler. — Archives, ser. II, vol. VI, p. 3 — 4. [Aa 217.]
Hartem: Societe Hollandaise des Sciences. — Archives Neerlandaises
des Sciences exactes et naturelles, ser. II, tome II, livr. 2 — 5; tome III,
livr. 1—2. [Aa 257.]
8. Luxemburg.
Luxemburg: Societe botanique du Grandduche de Luxembourg.
Luxemburg: Institut royal grand-ducal.
Luxemburg: Verein Luxemburger Naturfreunde ,, Fauna“.
9. Italien.
Brescia: Ateneo. — Commentari per l’anno 1898. [Aa 199.]
Catania: Accademia Gioenia di scienze naturale. — Bollettino, fase. L,
LI, LV-LIX. [Aa 149.]
Florenz: R. Instituto.
Florenz: Societä entomologica Italiana. — Bullettino, anno XXX. [Bk 193.]
Mailand: Societä Italiana di scienze naturali. — Atti, vol. XXXVII,
fase. 4; vol. XXXVIII, fase. 1—3. [Aa 150.]
Mailand: R. Instituto Lombardo di scienze e lettere. — Rendiconti, ser. 2,
vol. XXXI. [Aa 161.] — Memorie, vol. XVIII, fase. 6. [Aa 167.]
Modena: Societä dei naturalisti. — Atti, ser. 3, vol. XV, fase. 1—2;
vol. XVI, fase. 1—3. [Aa 148.]
Padua: Societä Veneto Trentina di scienze naturali. — Bullettino, tomo VI,
no. 4. [Aa 193 b.] — Atti, vol. III, fase. 2. [Aa 193.]
Parma: Redazione del Bullettino di paletnologia Italiana.
Pisa: Societä Toscana di scienze naturali. — Processi verbali, vol. XI
(3. VII. 98 — 7. V. 99); Memorie, vol. XVI. [Aa209.]
Pom: Accademia dei Lincei. — Atti, Rendiconti, ser. 5, vol. VII, fase. 11 — 12;
vol. VIII, 1. sem.; 2. sem., fase. 1 — 10. [Aa 226.]
Pom : R. Comitato geologico d’Italia.
37
Turin : Societä meteorologica Italiana. — Bollettino mensuale, sei*. II,
vol. XVIII, no. 9 — 11; yoI. XIX, no. 1 — 7. [Ec 2.] — Annuario storico
meteorologico italiano, vol. I, 1898. [Ec 2 b.]
Venedig : R. Instituto Veneto di scienze, lettere e arti.
Verona : Accademia di Verona. — Memoire, ser. III, vol. LXXIV, fase. 1 — 2.
[Ha 14.]
10. Grrossbritannien und Irland.
Dublin : Royal geological society of Irland.
Edinburg : Geological Society. — Transactions, vol. VII, p. 4. [Da 14.]
Edinburg : Scottish meteorological society.
Glasgoiv: Natural history society. — Transactions, vol. V, p. 2. [Aa 244.]
Glasgoiv: Geological society.
Manchester : Geological society. — Transactions, vol. XXVI, p. 1—9.
[Da 20.]
Newcastle-upon-Tyne: Tyneside naturalists field club, und: Natural history
society of Northumberland, Durham and Newcastle-upon-Tyne. —
Nat. history transactions, vol. XII, p. 1. [Aa 126.]
11. Schweden, Norwegen.
Bergen : Museum. — Aarbog for 1898 und 1899. [Aa 294.] — Report on
Norwegian marine investigations 1895 — 97. [Ab 87.]
Christiania : Universität. — Universitets- Programm for 1897. [Aa 251.]
Christiania : Foreningen til Norske fortidsmindesmerkers bevaring. — Aars-
beretning for 1897. [G 2.] — Kunst og handverk fra Norges fortid,
2. Reihe, 3. Heft. [G 81.]
Stockholm : Entomologiska Eöreningen. — Entomologisk Tidskrift, Arg. 19.
[Bk 12.]
Stockholm : K. Vitterhets Historie och Antiqvitets Akademien. — Antiquarisk
Tidskrift, Del XIV, 1. [G 135.] — Mänadsblad, 1895. [G 135 a.]
Tromsoe : Museum. — Aarsberetning 1895 — 97; Museums Aarshefter,
XIX— XX. [Aa 243.]
Upsalct : The geological Institution of the university. — Bulletin, vol. IV, p. 1
(no. 7), 1898. [Da 30.]
12. Russland.
Ekatharinenburg : Societe Ouralienne d’amateurs des Sciences naturelles.
Helsingfors : Societas pro fauna et flora fennica. — Meddelanden, Heft 23.
[Ba 20.] — Acta, vol. XIII -XIV. [Ba 17.]
Kharkow : Societe des naturalistes ä l’universite imperiale.
Kiew: Societe des naturalistes.
Moskau: Societe imperiale des naturalistes. — Bulletin, annee 1898, no. 2 — 4.
[Aa 134.] ^
Odessa: Societe des naturalistes de la Nouvelle-Russie. — Memoires, tome
XXII, p. 2. [Aa 256.]
Petersburg : Kais, botanischer Garten.
Petersburg : Comite geologique. — Bulletins, vol. XVII, no. 6 — 10; vol. XVIII,
no. 1 — 2. [Da 23.] — Memoires, vol. VIII, no. 4; vol. XII, no. 3.
[Da 24.]
38
Petersburg'. Physikalisches Centralobs'ervatorium. — Annalen, Jalirg. 1897.
[Ec 7.]
Petersburg : Academie imperiale des Sciences. — Bulletin, nouv. serie Y,
tome Ylir, no. 5; tome IX; tome X, no. 1—4. [Aa 315.]
Petersburg : Kaiserl. Russische mineralogische Gesellschaft. — Yerhandl.,
2. Ser., Bd. 3G. [Da 29.] — Materialien zur Geologie Russlands,
XIX. Bd. [Da 29 b.]
Riga: Naturforscher- Verein.
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1. Nord-Amerika.
Albany : New York state museum of natural history. — Annual report 49;
50, p. 1. [Aa 119.]
Baltimore : John Hopkins university. — University circulars, vol. XIII,
no. 108; vol. XIV, no. 115; vol. XV, no. 121; vol. XVIII, no. 137—138,
141. [Aa 278.] — American Journal of mathematics, vol. XX, no. 4;
XXI, no. 1 — 2. [Ea 38.] — American Chemical journal, vol. XX, no. 8 — 10;
vol. XXI, no. 1—5. [Ed 60.] — - Studies in histor. and politic. Science,
ser. XI, no. 7 — 8; ser. XV, no. 3 — 5; ser. XVI, no. 10 — 12; ser. XVII,
no. 1—5. [Fb 125.] — American journal of philology, vol. XIX, no. 2 — 4.
[Ja 64.]
Berkeley : University of California. — Departement of geology: Bulletin II,
no. 4. [Da 31.] — Agriculturial experiment Station: Partial report
1895 — 96, 1896 — 97; biennial report 1896 — 98; annual report 1898.
[Da 31b. J
Boston: Society of natural history. — Memoirs, vol. V, no. 4 — 5.
[Aa 106.]
Boston: American academy of arts and Sciences. — Proceedings, new ser.,
vol. XXXIV, 2-23; XXXV, 1—3. [Aa 170.]
Buffalo: Society of natural Sciences.
Cambridge: Museum of comparative zoology. — Annual report for 1897—98,
1898 — 99; Bulletin, vol. XXXII, no. 9 — 10; vol. XXXIII; vol. XXXIV;
vol. XXXV, no. 1-6. [Ba 14.]
Chicago: Academy of Sciences. — Bulletin, vol. II, no. 2; 40. annual report,
1897. [Aa 123 b.]
Chicago: Field Columbian Museum. — Publications 29 — 39. [Aa 324.]
Daveitport: Academy of natural Sciences.
Halifax: Nova Scotian institute of natural Science. — Proceedings and
transactions, 2. ser., vol. II, p. 4. [Aa 304.]
Lawrence: Kansas University. — Quarterly, series A: Science and mathe-
matics, vol. I, no. 1, 3, 4; vol. II — IV; vol. V, no. 1 — 2; vol. VI — VII;
vol. VIII, no. 1 — 3. [Aa 328.]
Madison: Wisconsin Academy of Sciences, arts and letters. — Transactions,
vol. XII, p. 1. [Aa 206. |
Mexiko: Sociedad cientifica „Antonio Alzate“. — Memorias y Revista,
tomo XI, cuad. 9 — 12; tomo XII, cuad. 1 — 10. [Aa 291.]
Mihvaukee: Public Museum of the City of Milwaukee. — 16. annual report.
[Aa 233.]
39
Montreal: Natural history society. — The canadian record of Science,
vol. VII, no. 8. [Aa 109.]
New -Häven: Connecticut academy of arts and Sciences. — Transactions,
vol. X, p. 1. [Aa 124.]
Neiv-York: Academy of Sciences. — Annals, vol. XI, no. 3; vol. XII,
no. 1. [Aa 101.]
Neiv-York: American museum of natural history.
New- York: State geologist.
Philadelphia: Academy of natural Sciences. — Proceedings, 1898, p. II— III;
1899, p. I. [Aa 117.]
Philadelphia: American philosophical society. — Proceedings, vol. XXXVII,
no. 158; vol. XXXVIII, no. 159. [Aa 283.]
Philadelphia: Wagner free institute of Science.
Philadelphia: Zoological society. — Annual report 27. [Ba 22.]
Pochester : Academy of Science.
Pochester: Geological society of America. — Bulletin, vol. IX — X. [Da 28.]
Salem: Essex Institute. — Bulletin, vol. XXVIII, no. 7-12; vol. XXIX,
no. 7 — 12; vol. XXX. [Aa 163.]
San Francisco: California academy of Sciences. — Occasional papers,
vol. VI. [Aa 112b.] — Proceedings, 3. ser. , vol. I, no. 6 — 12.
[Aa 112.]
St. Louis: Academy of Science. — Transactions, vol. VIII, no. 8-12;
vol. IX, no. 1 — 5, 7. [Aa 125.]
St. Louis: Missouri botanical garden. — 1., 2., 4. — 10. annual report.
[Ca 25.]
Topeka: Kansas academy of Science.
Toronto: Canadian institute. — Proceedings, n. ser., no. 7 — 8, vol. 2, p. 1— 2.
[Aa 222,]
Tafts College.
Washington: Smithsonian Institution. — Deport of the U. St. nat. museum,
1896. [Aa 120 c.]
Washington: United States geological survey. — XVII 1. annual report,
1896—97, p. 1-5; XIX. annual report, 1897 — 98, p. 1, 4, 6. [De 120a.]
— Bulletin, no. 88, 89, 149. [De 120b.] — Monographs, vol. XXIX
bis XXXI, XXXV mit Atlas. [De 120 c.]
Washington: Bureau of education.
2. Süd-Amerika.
Buenos- Aires: Museo nacional. — Anales, tomo VI; communicaciones,
tomo I, no. 2—4. [Aa 147b.]
Buenos- Aires: Sociedad cientifica Argentina. — Anales, tomo XL VI,
entr. 5—6; tomo XLVII; tomo XLVIII, entr. 1 — 5. [Aa 230.]
Cordoba: Academia nacional de ciencias. — - Boletin, tomo XVI, entr. 1.
[Aa 208 b.]
Montevideo: Museo nacional. — Anales, fase. X — XI. [Aa 326.]
Pio de Janeiro: Museo nacional.
San Jose: Instituto fisico-geografico y del museo nacional de Costa Rica. —
Informe 1898—99. [Aa 297.]
40
Säo Paulo: Commissäo geographica e geologica de S. Paulo. — Dados
climatologicos, 1893 — 97. [Aa 305 b.]
La Plata : Museum.
Santiago de Chile: Deutscher wissenschaftlicher Verein. — Verhandl.,
Bd. III, Heft 6. [Aa 286.]
111. Asien.
Batavia: K. naturkundige Vereeniging. — Natuurk. Tijdschrift voor
Nederlandsch Indie, Deel 58. [Aa 250.]
Calcutta: Geological survey of India. — Palaeontologia Indica, Ser. XV,
yoI. 1, p. 3. [Da 9.] — General report 1898 — 99. [Da 18.] — Economic
geology, P. I. [Da 11b.]
Tokio : Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens. —
Mittheil., Bd. VII, Th. 1 und 2; Supplem.: Ehmann, japan. Sprich-
wörter, Th. V. [Aa 187.]
IV. Australien.
Melbourne: Mining department of Victoria. — Annual report of the secretary
for mines, 1898. [Da 21.]
B. Durch Geschenke.
Albert , F.: La propagacion de la langosta. Sep. 1898. [Bl 42.]
Anders, J.: Lichenologisches vom Jeschken. Sep. 1898. [Ce 36.]
Barrande .. J. : Systeme silurien du centre de la Boheme. Vol. VII, p. 2.
[Dd 3.]
Bruxelles: Societe beige de geologie, de paleontologie et d’hydrologie. —
Proces-verbaux, annee 1896, tome X. [Da 34.]
Central- Commission, K. K., für Erforschung und Erhaltung der Kunst-
und historischen Denkmale: Normative und Berichte. Wien 1898.
[G 142.]
Comventz , H.: Neue Beobachtungen über die Eibe. [Cd 106 d.]
Cory , Ch.: The birds of Eastern North America, p. 1: Waterbirds. [Bf 72.]
Danzig, E.: Die Bealschul- Wetterwarte zu Rochlitz, 1881—98. [Ec 92.]
Drews und Hueppe: Die Grundlagen der geistigen und materiellen Cultur
der Gegenwart. Sep. 1899. [Ja 79.]
Engelhardt, H.: TertiärÜora von Berand. [Dd 94 q.]
Forest Heald, F. de: Gametophytic regeneration as exhibited by mosses,
and conditions for the germination of cryptogam spores. Diss. 97.
[Cb 45 i.] (Gesch. v. Prof. Engelhardt.)
Friedrich , 0.: Die ehemalige Entwässerung Böhmens durch die Südlausitz.
Sep. 1898. [De 109 c.]
Fritsch , A.: Fauna der Gaskohle und der Kalksteine der Permformation
Böhmens. Bd. IV, Heft 1 und 2. [Dd 19.]
41
Gräntz, F.: Ueber den Einfluss des Lichtes auf die Entwickelung einiger
Pilze. Diss. 1899. [Cb 45 b.] (Gesch. v. Prof. Engelhardt.)
Gravelius, H. : 3 Sep. aus der Zeitschrift für Gewässerkunde, 1898.
[Ec 90 a — c.]
Grosse , J.: Leuckart in seiner Bedeutung für Natur- und Heilkunde.
Sep. 1898. [Jb 78.]
Jentzsch , A.: Eine Tiefbohrung in Graudenz. Sep. 1898. [De 114 bb.]
Jentzscli, A.: Maasse einiger Benthierstangen aus Wiesenkalk. Sep. 1898.
[De 114cc.]
Isis- Osiris-Blätter, Nr. 1—3. [Ja 78 b.]
Köhler , E.: Zur Geschichte des ehemaligen Arznei-Laborantenwesens im
westlichen Erzgebirge. 1898. [Hb 128.]
König , W.: Goethe’s optische Studien. Festrede, 1899. [Eb 46.]
Königsberg : Preussischer botanischer Verein. — Flora von Ost- und West-
preussen. 1. Hälfte. [Cd 119.]
Lefort , F. : Faussete de l’idee evolucioniste. Sep. 1899. [De 240.]
Maiden , J. : Botanic gardens and domains in Sydney. Bep. for 1898.
[Cd 118.]
Möhl , H.: Die Witterungsverhältnisse der Jahre 1895—98. Sep. [Ec 91.]
München : 71. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte, mit 2 Beil.
[Ab 89. J
Naumann , E.: Tektonische Störungen der triadischen Schichten in der
Umgebung von Kahla. Sep. 1897. [De 239.]
Nehring , A. : Ueber Alactaga saliens fossilis Nehr. Sep. 1898. [Dd 147.]
Kitsche , H.: Studien über Hirsche, Heft 1: Untersuchungen über mehr-
stangige Geweihe und die Morphologie der Hufthierhörner im All-
gemeinen. 1898. [Be 35.]
Osirisblatt : Der Lange. 2. Jahrg., Nr. 15. [Ja 78.]
Frag : Gedenkbuch zum 50jährigen Begierungsjubiläum Kaiser Franz I.
(Czechisch.) [Ab 88.]
Raleigh: Elisha Mitchell scientific society. — Journal, vol. XV — XVI, p. I.
[Aa 300.]
Sars , G.: An account of the Crustacea of Norway, vol. II, p. 13 — 14.
[Bl 29 b.]
Schmidt , A.: Nachruf von Dr. Gründler. [Jb 80.]
Schweder, G.: Die Bodentemperaturen bei Biga. Sep. [Ec 98.]
Stossich , M.: Appunti di elmintologia. Sep. 1899. [Bm 54cc.]
Stossich, M.: Le smembramento dei Brachycoelium. Sep. 1899. [Bm 54 dd.]
Stossich , ML: La sezione degli Echinostomi. Sep. 1899. [Bm 54 ee.]
Stossich, MI.: Strongilidae, lavora monografico. Sep. 1899. [Bm 54 ff.]
Theile , Fr.: Gedächtnissrede von Pfarrer Zenker-Lockwitz. [Jb 79.]
Thiele, R.: Die Temperaturgrenzen der Schimmelpilze in verschiedenen
Nährlösungen. Diss. [Cb 45 k.]
Thonner, Fr.: Analytical key to the natural Orders of flowering-plants.
[Cd 120.]
Thonner, Fr.: Anleitung zum Bestimmen der Familien der Phanerogamen.
[Cd 121.]
Thonner , Fr.: Vergleichende Gegenüberstellung der Pflanzenfamilien, welche
in den Handbüchern von Bentham-Hooker und Engler-Prantel unter-
schieden sind. [Cb 47.]
Thonner , Fr.: Im afrikanischen Urwald. [Fb 132.]
42
Voretzsch , M.: Festrede zur Feier des 80jährigen Bestehens der natur-
forschenden Gesellschaft des Osterlandes. Sep. 1898. [Aa 69.]
Washington: National academy of Sciences. — Memoirs, vol. VIII. [Aa 320.]
C. Durch Kauf.
Abhandlungen der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft,
Bd. XXI, Heft 3—4; Bd. XXIV, Heft 4. [Aa 9.]
Anzeiger für Schweizer Alterthümer, Jahrg. XXXI, Nr. 4; neue Folge, Bd. I,
Heft 1—3, mit Beil. [G 1.]
Anzeiger , zoologischer, Jahrg. XXII, Nr. 577 — 604. [Ba 21.]
Bronn' s Klassen und Ordnungen des Thierreichs, Bd. II, Abth. 3 (Echino-
dermen), Lief. 22— 28; Bd. III (Mollusca), Lief. 35—47; Bd. IV (Vennes),
Suppl., Lief. 14—17; Suppl., Bd. V (Crustacea), Abth. 2, Lief. 53 — 56;
Bd. VI, Abth. 5 (Mammalia), Lief. 54 — 56. [Bb 54.]
Gebirgsverein für die Sächsische Schweiz : Ueber Berg und Thal, Nr. 245
bis 262. [Fa 19.]
Geradflügler Mitteleuropa’ s von Tümpel, Lief. 1—6. [Bk 243.]
Hedwigia , Bd. 38. [Ca 2.]
Jahrbuch des Schweizer Alpenclub, Jahrg. 34. [Fa 5.]
Monatsschrift , deutsche botanische, Jahrg. 17. [Ca 22.]
Mutter Erde , Jahrg. I — II. [Ha 35.] (Vom Isis-Lesezirkel.)
Nachrichten , entomologische, Jahrg. 15. [Bk 235.] (Vom Isis-Lesezirkel.)
Natur , Jahrg. 47. [Aa 76.] (Vom Isis-Lesezirkel.)
Palaeontographical society , London, vol. LII. [Da 10.]
Prähistorische Blätter , Jahrg. XL [G 112.]
Wochenschrift , naturwissenschaftliche, Bd. XIV. [Aa 311.] (Vom Isis-Lese-
zirkel.)
Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften, Bd. 71, Nr. 4—6;
Bd. 72, Nr. 1—2. [Aa 98.]
Zeitschrift für Meteorologie, Bd. 16. [Ec 66.]
Zeitschrift für wissenschaftliche Mikroskopie, Bd. XV, Heft 2 — 4; Bd. XVI,
Heft 1—3. [Ee 16.]
Zeitschrift , Oesterreichische botanische, Jahrg. 49. [Ca 8.]
Zeitung , botanische, Jahrg. 57. [Ca 9.]
Abgeschlossen am 31. December 1899.
C. Schiller,
Bibliothekar der „Isis“.
Zu besserer Ausnutzung unserer Bibliothek ist für die Mitglieder der
,,Isisu ein Lesezirkel eingerichtet worden. Gegen einen jährlichen Beitrag
von 3 Mark können eine grosse Anzahl Schriften bei Selbstbeförderung
der Lesemappen zu Hause gelesen werden. Anmeldungen nimmt der Biblio-
thekar entgegen.
Abhandlungen
der
N aturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dr e s den.
1899,
V. Studien über Faciesbildungen im Gebiete der
sächsischen Kreideformation.
Von Dr. Wilhelm Petrascheek.
Das Gebiet der sächsischen Kreideformation zerfällt in zwei Facies-
bezirke, den des Quaders und denjenigen des Pläners. Die gegenseitigen
Beziehungen beider zu einander zu verfolgen und zwar namentlich fest-
zustellen, welche Schichten des einen Complexes speciell denen des anderen
entsprechen, sowie klar zu legen, in welchem Maasse mit den petro-
graphischen F aciesunterschieden eine faunistische Differenzirung Hand in
Hand geht, ist die Aufgabe der folgenden Untersuchungen.
Als Grundlage für die nachstehenden Erörterungen dienten
1. H. B. Geinitz: Charakteristik der Schichten und Petrefacten des
sächsisch -böhmischen Kreidegebirges. Dresden und Leipzig 1839 — 42.
2. H. B. Geinitz: Das Elbthalgebirge in Sachsen. Palaeontographica
Bd. 20, 1871—75.
3. Die nachstehenden Blätter und zugehörigen Erläuterungen der
geologischen Specialkarte des Königreichs Sachsen, bearbeitet
unter der Leitung von Hermann Credner:
Section Meissen und Freiberg von A. Sauer,
„ Kötzschenbroda von Th. Siegert,
,, Tharandt von R. Beck und A. Sauer,
„ Wilsdruff, Dresden, Kreischa -Hänichen, Pirna, Königstein
und Berggiesshübel von R. Beck,
„ Glashütte -Dippoldiswalde und Rosenthal- Hoher Schnee-
berg von F. Schalch,
„ Grosser W interb erg - T etsch en von R. Beck und J. Hibsch.
Die übrige in Betracht kommende Litteratur findet sich an der be-
treffenden Stelle citirt.
Die von der geologischen Landesuntersuchung Sachsens eingeführte
und in deren Publicationen kartographisch und textlich zur Anwendung
gebrachte Stufen -Gliederung der sächsischen Kreideformation ist auch
unserer Arbeit über die Faciesbildungen der letzteren zu Grunde ge-
legt worden.
Den erforderlichen palaeontologischen Studien standen die reichen
Sammlungen des K. Mineralogisch -geologischen Museums zu Dresden und
der K. Sächsischen Technischen Hochschule, sowie die Sammlung der
K. Sächsischen Geologischen Landesanstalt in Leipzig zu Gebote. Das
82
auf solche Weise verfügbare geologische und palaeontologische Material
wurde durch eigene seit mehreren Jahren angestellte Beobachtungen und
sammlerische Ausbeutungen ergänzt und vervollständigt.
Es ist meine Pflicht, auch an dieser Stelle meinen Lehrern, Herrn
Geheimen Bergrath Prof. Dr. H. Credner und Herrn Prof. Dr. E.Kalkowsky
für die vielfachen Förderungen und Unterstützungen, die sie mir hei der
Abfassung vorliegender Arbeit zu Theil werden liessen, meinen wärmsten
Dank auszusprechen. Auch den Herren Prof. Dr. R. Beck, Prof. Dr.
J. Hi b sch und Dr. J. Jahn bin ich für schätzenswerthe Unterweisungen
sehr zu Dank verbunden.
Innerhalb des sächsischen Kreidegebietes erscheint die Stufe des
Inoceramus labiatus zur Prüfung und Beantwortung der einschlägigen
Fragen besonders geeignet, weil gerade sie die ausgesprochenste petro-
graphische Faciesdifferenzirung aufweist, von der vorauszusetzen ist,
dass sie auch in faunistischen Unterschieden ihren Ausdruck finde.
I. Die Quader- und Flänerfacies der Stufe des Inoceramus
labiatus .
Das Unter -Turon, also die Labiatus -Stufe, ist in Sachsen in zwei
einander schroff gegenüberstehenden petrographischen Facies zur Ent-
wickelung gelangt, nämlich dem Labiatus -Quader und dem Labiatus -Pläner.
Der erstere beschränkt sich auf das Verbreitungsgebiet der Sächsisch-
Böhmischen Schweiz, der letztere hingegen auf das nordwestlich vor-
liegende Elbthalareal von Mügeln bis Meissen. Zwischen diesen beiden
petrographischen Gegensätzen wird ein Uebergang durch kalkige Quader
und sandige Pläner vermittelt. Beck*) hat diesen genau verfolgt und
gezeigt, dass der Kalkgehalt zunächst in den liegenden Schichten auftritt
und dann nach KW in immer höhere Gesteinsbänke hinaufsteigt. Ganz
allmählich und stetig ändern die Quader und Pläner ihre Beschaffenheit.
Bei Königswald im Fulauer Thal in Böhmen ist der Labiatus -Quader
mittelkörnig, er bleibt es bis in die Gegend von Klein-Cotta in der süd-
östlichen Ecke von Section Pirna, von hier ab beginnt er feinsandig zu
werden und bildet den wegen seines feinen und gleichmässigen Kornes
geschätzten Bildhauersandstein von Gross-Cotta, Rottwerndorf und Dohna.
Weiter nach NW wird sein Bindemittel kalkig, und kaum merklich geht
er in sandigen Pläner über. Solcher steht am Wege von Gross -Sedlitz
nach Krebs an und reicht, immer ärmer an Sand werdend, bis in die
Gegend nördlich von Dohna. Erst im Gebiete der Section Dresden und
zwar zunächst bei Leubnitz ist die Labiatus -Stufe als eigentlicher Pläner
entwickelt. Die Strecke, auf der dieser ganz langsame Uebergang statt-
findet, entspricht einer Entfernung von fast 20 km.
1. Die Quaderfacies.
Der Labiatus -Quader stellt einen in dicke, 1 bis 3 m mächtige Bänke
geschichteten, fein-, mittel- bis grobkörnigen Sandstein dar, der im
äussersten Südosten, bei Königswald, sogar einzelne Gerolle in sich auf-
*) Erläuterungen Sect. Pirna, S. 60.
33
nimmt. Quarz und zwar von weisser, grauer, seltener von röthlicher Farbe
ist bei weitem vorwiegend, daneben treten vereinzelte, ganz kleine Glimmer-
schüppchen, Glaukonit und, jedoch nur als mikroskopische Bestandtheile,
Turmalin , Zirkon und Rutil auf.*) Das Bindemittel ist thonig, im NW
kalkig, seltener eisenschüssig. Vom Carinaten- Quader unterscheidet sich
der Labiatus - Quader durch seine kleineren und spärlichen Muskovit-
schüppchen , vom Brongniarti - Quader durch das Fehlen kaolinisirter Feld-
spathe, durch die geringere Zahl rosarother Quarze und durch das Binde-
mittel, das bei letzterem meist eisenschüssig ist. Diagonalschichtung und
Wellenfurchen kennzeichnen den Labiatus - Quader als eine Ablagerung
des seichten Wassers** ***)).
Die V erbandsverhältnisse des Labiatus - Quaders sind durch die tief
in die Kreideschichten einschneidenden Flussthäler wiederholt klar auf-
geschlossen. Sein Liegendes wird von einem plattigen , feinkörnigen
Sandstein (Plänersandstein) gebildet, der, wie später gezeigt werden soll,
eine selbständige obere Stufe des Cenomans repräsentirt, ein Lagerungs-
verhältniss, welches durch das von Herrn Geheimen Bergrath Prof. Dr.
H. Credner aufgenommene und mir zur Verfügung gestellte Profil 1
Fig. 1.
Eiland.
Profil durch das Cenoman und den Labiatus- Quader bei Eiland,
Section Eosenthal- Hoher Schneeberg***).
Auf den Carinaten - Quader (qc) folgt die obere Stufe des Cenomans, ein Pläner-
sandstein (pac), auf diesen der Labiatus - Quader (ql). Nach H. Credner.
veranschaulicht wird. Im Gottleubathal bei Langenhennersdorf bildet ein
blaugrauer Thon, der nach Geinitz Inoceramus labiatus Schloth. und
Ammonites peramplus Mant. führt , das Liegende, erst unter diesem folgt
der feinkörnige Sandstein des Cenoman. Das Hangende des Labiatus-
Quaders stellt die Stufe des Inoceramus Brongniarti dar, die an ihrer
Basis insofern eine ziemlich wechselvolle Ausbildung zeigt, als sie im
Gottleubathal mit einem sandigen glaukonitischen Mergel beginnt, auf den
glaukonitischer Sandstein mit Rhynchonella bohemica Schlönb. folgt,
*) Erläuterungen Sect. Eosentbal, S. 18.
**) Erläuterungen Sect. Grosser Winterberg - Tetschen , S. 28, und Beck: Ueber
Litoralbildungen in der sächsischen Kreideformation. Ber. natf. Ges. Leipzig 1895/96, S. 5.
***) Anmerkung zu Figur 1 : Die von uns zur Erklärung sämmtlicher Textfiguren
benutzten Buchstabensymbole für die einzelnen Schichten der sächsischen Kreide ent-
sprechen folgenden , auf der geologischen Specialkarte des Königreichs Sachsen für die
gleichen Ablagerungen zur Anwendung gebrachten Symbolen. Cenoman: q c = c 1 s,
pc = clp, pac = tls. — Labiatus-Stufe: ql= tls, pl == tlp. — Brongniarti-
Stufe: m — 1 2 m , q y1 || t 2 g, pb1=t2p,qy3 = t2g, pb3=t2m^=t2p, qb
= t8s. — Scaphiten-Stufe: msc = t4.
34
während im Bielathal und am Fusse des Hohen Schneeberges dieser
letztere den Labiatus- Quader direct überlagert.
Der Labiatus -Quader bat eine beträchtliche Zahl von Fossilien ge-
liefert, die hauptsächlich in den zahlreichen und grossen Steinbrüchen des
Gottleubathales und des Lohmgrundes gesammelt wurden. Geinitz,
Beck und Schalch citiren die folgenden Arten:
Callianassa antiqua Otto. ss.
Ammonites Austeni Sharpe. s.
— peramplus Mant. s.
Lima canalifera Goldf. ss.
— pseudocardium Rss. s.
Area glabra Park. ss.
Pecten decemcostatus Münst. s.
Pinna Cottai Gein. s.
— decussata Goldf. lih.
— cretacea Schloth. h.
Inoceramus labiatus Schloth. hh.
— Cripsii Mant. s.
Exogyra columba Lam. h.
Phynchonella hohem, ica Schlönb. s.
Stellaster albensis Gein. ss.
Holaster suborbicularis Defr. s.
Der unbedeutenden Specieszahl steht der Reichthum an Individuen
einzelner Arten gegenüber. Inoceramus labiatus Schloth. kommt in
ausserordentlich grosser Menge vor; in den Rottwerndorfer Brüchen bildet
er oft Nester, am böhmischen Abhang bei Königswald erscheinen die
Schichtfläch eil zuweilen wie damit gepflastert. Auch Exogyra columba Lam.
ist nicht nur in zahlreichen einzelnen Exemplaren anzutreffen, sondern
tritt ausserdem hie und da bankförmtg angereichert auf.
2. Die Plän erfaß ies.
Das Verbreitungsgebiet der typischen Labiatus-Pläner liegt, wie bereits
hervorgehoben, nordwestlich von dem des Quaders und breitet sich in
der Elbthalwanne zwischen Mügeln und Meissen aus. Charakteristisch für
den Pläner ist seine Schichtung in Bänke, deren Mächtigkeit in der
Regel zwischen 0,2 und 0,5 m schwankt und denen zuweilen schwache
schieferige Lagen zwischengeschaltet sind. Der Pläner ist sehr feinkörnig
bis dicht, von blaugrauer, aschgrauer oder bräunlicher Farbe und weist
meist bräunliche oder graue Flecken auf. Gewöhnlich ist er kalkig,
ausserdem noch thonig oder feinsandig. Spärlich enthält er kleine
Glimmerblättchen oder Glaukonit. Wenn auch der Carinaten - Pläner ge-
wöhnlich zahlreichere Muskovitschiippchen enthält als der Labiatus-Pläner,
so ist es doch nicht möglich, beide lediglich auf Grund des Gesteins-
habitus sicher zu unterscheiden. Ebensowenig finden sich durchgreifende
petrographische Verschiedenheiten zwischen dem Labiatus-Pläner und dem
Brongniarti - Pläner.
Das Liegende der Labiatus-Stufe der Dresdner Elbthalwanne besteht
aus dem Carinaten-Pläner, welcher durch eine 0,5 bis 1 m mächtige Schicht
von gelblichem Mergel, die in den Steinbrüchen von Cotta und Leutewitz
35
wiederholt aufgeschlossen ist, vom Labiatus- Pläner getrennt wird. Das
Hangende ist nirgends in directer Ueberlagerung anstehend zu beobachten,
wird aber durch eine ältere, als Plänermergel entwickelte Abtheilung der
Brongniarti- Stufe gebildet.
Im Vergleich zum Labiatus -Quader ist der Pläner ziemlich arm an
organischen Kesten. Auch im Gegensatz zu den aequivalenten Weissen-
berger Plänern Böhmens hat er bis jetzt verhältnissmässig wenig Petre-
facten geliefert. Bekannt sind folgende Arten*):
Enoploclytia Leachi Mant. sp. ss.
Ammonites peramplus Mant. s.
— Woollgari Mant. h.
— Ansteni Sharpe. s.
Nautilus sublaevigatus d’Orb. h.
Scala decorata Köm. ss.
Eapa cancellata Sow. sp. ss.
Pleurotom aria seriato - granu-
lata Goldf. s.
Turritella multistriata Reuss. s.
Natica Gentii Sow. sp. s.
*Eriphyla lenticularis Sow. ss.
Lima elongata Sow. s.
— pseudocardium Reuss. s.
— divaricata Duj. s.
Pecten curvatus Gein. s.
Inoceramus labiatus Schloth. s.
* Mytilus Neptuni Goldf. ss.
* Pinna decussata Goldf. ss.
Ostrea hippopodium Nilss. s.
Exogyra lateralis Nilss. s.
— columba Lam. s.
— conica Sow. s.
Anomia subtruncata d’Orb. s.
Terebratulina rigida Schloth. s.
Die meisten dieser Fossilien sind selten; häufig sind allein Nautilus
sublaevigatus d’Orb. und Ammonites Woollgari Mant. zu beobachten. Ino-
ceramus labiatus Schloth. kommt nur vereinzelt vor.
3. Vergleich der Faunen beider Facies.
Den beiden Faciesgebilden der Labiatus -Stufe sind nach diesen Zu-
sammenstellungen nur sechs Arten gemeinsam. Jedoch verringert sich die
Zahl der hiernach auf nur eine Facies beschränkt erscheinenden Formen,
wenn man in Betracht zieht, dass manche derselben in anderen Stufen
der sächsischen Kreideformation auch in der entgegengesetzten Facies
Vorkommen, so Area glabra Park, im Carinaten- Pläner, Eriphyla lenticu-
laris Sow. im Brongniarti -Quader, Mytilus Neptuni Goldf., Exogyra
lateralis Nilss. und conica Sow. im Carinaten -Quader. Sie dürfen dem-
*) Die mit * Gezeichneten Arten befinden sich in der Sammlung des Herrn Lehrer
Ebert, Dresden.
36
nach nicht als der Quader- bez, Pläner-Facies charakteristisch angesehen
werden. Die Eigenart der Fauna des Quaders drückt sich namentlich
darin aus, dass in ihm Lamellibranchiaten vorwalten, insbesondere solche
mit kräftiger, stark gerippter Schale, z. B. Inoceramus labiatus Schloth.
und Cripsii Mant., sowie Pecten decemcostatus Münst. Die Gattung Pinna
findet sich hauptsächlich im Quader und ist hier recht häufig, was auch
für den Quader anderer Stufen der sächsischen Kreide gilt. Es besteht
hierin die vollste Analogie zu ihrer heutigen Lebensweise, da sie meist
im Sande steckend gefunden wird*). Cephalopoden sind zwar im Quader
vorhanden, aber selten, Gastropoden fehlen völlig.
In der Pläner-Facies dagegen dominiren die Lamellibranchiaten nicht
in dem Maasse wie in der Quader -Facies, auch stellen sich hier solche
von zarter gebauter Schale ein, wie Eriphyla lenticularis Sow. und Pecten
curvatus Gein. Exogyra columba Lam., die im Quader bankweise vor-
kommt, ist im Pläner Sachsens nur in vereinzelten Exemplaren zu finden;
in Böhmen bildet sie jedoch auch im Pläner z. B. bei Posteiberg und
Michelob Bänke. Charakteristisch ist das Verhalten der Gastropoden,
von denen man aus dem Pläner fünf Arten, aus dem Quader bis jetzt
keine kennt. Bezüglich der Cephalopoden, welche sich in beiden Facies
in ihrer Vertretung, wenn auch nicht in ihrer Häufigkeit, fast gleich
bleiben, scheint eine Erklärung dieser ihrer ungefähr gleichen Vertretung
in den beiden extremen Facies in der Annahme Waith er’s**), dass die
leeren Schalen derselben auf dem Wege pseudoplanktonischer Drift Ver-
breitung gefunden haben, zu liegen. Ein sehr eigenthlimliches Verhältniss
zur Facies zeigen die Brachiopoden, von denen der Labiatus -Quader nur
Rhynchonella , der Labiatus-Pläner Terebratulina enthält. Ihre Beziehung
zur Facies wird noch viel deutlicher, wenn auch die übrigen Quader- und
Plänerschichten der Kreide Sachsens zum Vergleich herangezogen werden.
Es ergiebt sich dann, dass im Quader Rhynchonella in grosser Häufig-
keit (glaukonitischer Sandstein von Krietzschwitz), ja sogar in Bänken
(Knöpfchenschicht des Brongniarti-Quaders) auftritt, während sie im Pläner
vereinzelt, immerhin aber nicht selten vorkommt. Terebratnla und Tere-
bratulina dagegen sind nur aus dem Pläner, aus gewissen, jetzt entkalkten
Plänersandsteinen und aus dem zur Klippenfacies gehörenden, ausser-
ordentlich glaukonitreichen Grünsandstein von Oberau bekannt, niemals
aber wurden sie im eigentlichen Quadersandstein gefunden. Ganz analoge
Beobachtungen theilt Hume***) aus der Kreide Irlands mit; er sagt, dass
es scheine, als habe Rhynchonella noch unter Verhältnissen leben können,
unter denen Terebratula nicht mehr existiren konnte.
So lassen sich denn die faunistischen Divergenzen innerhalb der
beiden Facies der Labiatus -Stufe in folgenden Worten zusammenfassen:
Im Quader herrschen Lamellibr anchiaten vo r, besonders solche
mit starker, kräftig gerippter Schale. Die Gattung Pinna ist
in ihm häufig und für ihn charakteristisch. Cephalopoden sind
selten, Gastropoden ebenso, Terebrateln fehlen ganz. Der
Pläner hat dagegen zahlreichere Cephalopoden aufzuweisen.
*) Walther: Einleitung in die Geologie als historische Wissenschaft. Jena 1893/94,
S. 115, 173, 485.
**) 1. c. S. 509 u. f., u. Zeitschr. der deutschen geolog. Gesellschatt 1897, S. 258.
***) Hume: The cretaceons strata of county Antrim. Quaterly Journ. of the
Geol. Soc. 1897, p. 605.
37
Die dickschaligen und kräftig gerippten Zweischaler treten
zurück, während dünnschalige häufiger werden. Pinna ist sehr
selten. Der Pläner führt im Gegensatz zum Quader verschie-
dene Gastropoden und Terebratula.
II. Das obere Cenoman und seine Faciesverschiedenb eiten.
Im Gebiete der Sächsisch -Böhmischen Schweiz ist das Cenoman
wesentlich als Quader ausgebildet und streicht als solcher unter der
turonen Labiatus- Stufe z. B. bei Niedergrund, Tyssa und Eiland zu Tage
aus. Gleiche petrographische Beschaffenheit zeigen jene grösseren oder
kleineren Lappen des Cenoman, welche in der Gegend zwischen Freiberg
und Tharandt, sowie zwischen Rabenau und Schlottwitz dem Nordost-
abhange des Erzgebirges aufgelagert sind. Auch bei Coschütz und
Döltzschen sind auf den Böschungen des Syenitrückens des Plauenschen
Grundes cenomane Quader aufgeschlossen.
Im Gegensatz hierzu gewinnen in der Gegend von Dohna, Plauen
und Cotta kalkige Ablagerungen des Cenomans, also Carinaten- Pläner
eine allgemeine Verbreitung. Nach der bisherigen Auffassung galten diese
letzteren als Aequivalente, nämlich als Faciesgebilde des gesammten,
andererorts entwickelten, cenomanen Quadersandsteins, also des Carinaten-
Quaders. Im Folgenden soll gezeigt werden und zwar an den instructiven
Aufschlüssen der weiteren Umgebung von Dresden, dass diese Auffassung
nur zum Theil zu Recht besteht, dass nämlich der Carinaten- Pläner das
Aequivalentgebilde nur eines oberen Complexes des sandig entwickelten
Cenomans der oben aufgezählten Quadergebiete ist.
1. Das Verhältniss des Carinaten -Quaders zum Carinaten -Pläner.
Zur Annahme, dass der Carinaten- Quader eine Faciesbildung des
Carinaten -Pläners sei, führte vor Allem der Umstand, dass ebenso wie
über dem Syenit bei Plauen der Carinaten -Pläner und auf diesem, durch
eine Thonschicht getrennt, der Labiatus -Pläner liegt, so auch weiter
nördlich auf dem Rücken, der die Goldene Höhe und die Prinzenhöhe
trägt, discordant auf das Rothliegende erst der Carinaten- Quader und
dann, ebenfalls unter Zwischenschaltung einer Thonschicht, ein Pläner-
sandstein folgt. Diesen letzteren stellte Gümbel*) zum Turon, und
Beck**) that das gleiche, indem er sich bei seiner Grenzziehung nament-
lich auf die trennende Thonschicht stützt. Er setzte dabei die Identität
beider Thonschichten, also derjenigen zwischen Carinaten -Quader und
Plänersandstein mit derjenigen zwischen Carinaten- Pläner und Labiatus-
Pläner voraus, und bezeichnet diese thonigen Zwischenlagerungen sogar
,,als eine nirgends aussetzende Leitschicht“. Aber schon der Anblick der
geologischen Karte lehrt, dass dies nicht ohne Weiteres zulässig ist, da
weite Strecken zwischen der Goldenen Höhe und dem Turon von Leubnitz,
sowie von Plauen und Cotta, wo dieselbe Schicht von Thon wieder auf-
treten soll, vom Diluvium verdeckt oder ohne Aufschlüsse sind, so dass
*) Beiträge zur Kenntniss der Kreide- oder Procaenformation im nordwestlichen
Böhmen. Abhandlungen der Bayerischen Akademie, Band X, S. 53.
**) Erläuterungen Sect. Kreischa -Hänichen, S. 76.
38
man die Thonschichten nicht direct verfolgen kann. Beide, auf der
Goldenen Höhe durch diesen Thon getrennten Sandsteine, also der Carinaten-
Quader und der Plänersandstein sollen ferner nach Norden zu immer
reicher an kalkigem Bindemittel werden, eine dick- bis diinnplattige
Schichtung annehmen und so allmählich in den Carinaten- bez. Labiatus-
Pläner übergehen. — Gegen diese Annahmen lassen sich verschiedene
Einwendungen erheben, die auf zum Theil auch von Beck selbst gemachten
Beobachtungen beruhen.
Dagegen, dass der cenomane Quader der Goldenen Höhe nach Norden
allmählich in Pläner übergehe, spricht schon die Thatsache, dass im
Untergründe Dresdens, also im Gebiete der Plänerfacies und zwar bei
der Anlage der artesischen Brunnen am Antonsplatze, in der Antonstrasse
und in der Papierfabrik, cenomaner Quader erbohrt worden ist, der, wie
die im K. Mineralogisch-geologischen Museum zu Dresden aufbewahrten
Proben zeigen, recht grobkörnig ist. Seine Mächtigkeit wechselt dort
beträchtlich und betrug am Antonsplatze 18, bei der Papierfabrik nur 6 m.
Kohlige Substanz enthält dieser Quader nicht, vielmehr weisen Accumulate
von zerbrochenen Muschelschalen, vielleicht Austern zugehörig, mit
Bestimmtheit darauf hin, dass dieser Sandstein nicht die Crednerien-
Stufe, sondern den marinen Carinaten- Quader repräsentirt. Auch noch
weiter nördlich, am Heller und bei Weissig unweit Pillnitz ist die
Carinaten - Stufe als Quadersandstein bekannt, weshalb die Annahme aus-
geschlossen ist, dass der Carinaten- Quader in dieser Gegend in Carinaten-
Pläner übergegangen sei.
Zahlreiche Profile der engeren und weiteren Umgebung Dresdens
lehren ferner, dass der cenomane Quader stets zunächst von cenomanem
Pläner überlagert wird, wobei beide durch ein Zwischenmittel, das freilich
sehr verschiedener Natur sein kann, getrennt werden. Am instructivsten
ist in dieser Hinsicht die Gegend von Dohna, wo das Cenoman von
Deichmüller*), Lange**) und Beck***) sorgfältig untersucht worden
ist. Im Steinbruch an der Bietzschke sieht man über dem feinkörnigen,
an Glimmer reichen Quader, der unter anderem Ostrea (Alectryonia)
carinata Lam. geliefert hat, den Carinaten -Pläner, der hier etwas sandig
ist, anstehen. Geschieden sind beide durch eine ca. 2 m mächtige, theils
lockere, theils feste eisenschüssige Lage von Quarzconglomerat. Nach
Norden fällt der Carinaten -Pläner unter den Labiatus- Pläner ein, wobei
sich zwischen beide eine gegen 1 m mächtige Thon bank einschiebt.f) Der
sich unter der Kreide ausbreitende Granitit hebt sich nach Osten zu, so
dass am rechten Müglitzufer gegenüber vom Chausseehause der Carinaten-
Quader in nur noch geringer Mächtigkeit auf ihm lagert. Durch eine
kalkreiche Muschelbreccie und zum Theil wieder Quarzconglomerat, die
zusammen über 1 m mächtig sind, getrennt, folgt auch hier Pläner mit
Alectryonia carinata Lam., Inoceramus striatus Mant. und Actinocamax
plenns Blainv. Am Fusse der Porphyrklippe des Kahlebuschs fehlt der
Quader ganz, unter dem Pläner sind nur noch eine Schicht Mergel und
*) Ueber das Vorkommen cenomaner Versteinerungen bei Dohna. Sitzungsberichte
der Isis 1881, S. 97.
**) Geologische Skizze des unteren Müglitzthales. J ahresbericht des Gebirgsvereins
für die Sächsisch -Böhmische Schweiz II, 1885, S. 1.
***) Erläuterungen Sect. Pirna, S. .48 u. f.
f) Erläuterungen Sect. Pirna, S. 61.
39
die Conglomerate entwickelt, die hier ans abgerollten Porphyr- und
Granititgeschieben bestehen. Beides, das Fehlen des Quaders und das
Auftreten von groben Conglomeraten ist eine Folge davon, dass sich der
Untergrund hier zu einer Klippe erhebt.
Südöstlich von Dohna befindet sich im Bahrethal ein von Beck*)
erwähnter Aufschluss, welcher den auf Granit liegenden Carinaten- Quader,
hierauf ein lockeres Conglomerat und Thon (zusammen 2 m mächtig),
sodann Plänersandstein zeigt. Diesen letzteren beschreibt Beck als
feinkörnig, von thonigem Bindemittel, porös, daher auffallend leicht und
von nur noch geringem, durch Auslaugung reducirtem Kalkgehalt. In ihm
fand Beck Cidaris Sorigneti Des. und betrachtet ihn deshalb mit Recht
als ein Aequivalent des Carinaten- Pläners. Darüber erst lagert der
Labiatus- Quader, gerade so wie unterhalb Dohna über dem Carinaten-
Pläner der Labiatus -Pläner folgt. Am besten ist diese Ueberlagerung
an der Haltestelle Langenhennersdorf**) aufgeschlossen. Hier liegt über
der Crednerien- Stufe der Carinaten -Quader, darauf folgen lose Sande
und feinkörnige Sandsteine, die dem Plänersandstein entsprechen, und
hierüber eine Schicht Thon, die nach Geinitz***) Inoceramus labiatus
Schloth. und Ammonites peramplus Mant. führt, endlich der Labiatus-
Quader. Ebenso bildet, wie das Profil 1 S. 33 darstellt, bei Eiland ein
Plänersandstein das Hangende des Carinaten- Quaders und auf diesen
folgt erst der Labiatus -Quader.
In übersichtlicher Zusammenfassung der obigen Darlegungen ergiebt
sich also bei Dohna und südöstlich davon folgende Reihenfolge der Schichten :
4. Labiatus-Pläner oder -Quader,
Zwischenmittel: Thon.
3. Carinaten-Pläner nach SO übergehend in Plänersandstein,
Zwischen mittel: Conglomerat und Musch elbreccie in der
Nähe der Kahlebuschklippe, sonst Mergel oder Thon.
2. Carinaten-Quader, local, besonders am Fusse der Klippe
fehlend.
1. Crednerien-Stufe, local fehlend.
Ganz analoge Lagerungsverhältnisse sind südlich und westlich von
Dresden und zwar am vollständigsten bei Merbitz und Leutewitz zu
beobachtenf). Ueber der Crednerien-Stufe liegt hier der Carinaten-Quader
mit Pecten asper Lam., darauf folgt, wie Beck in Erfahrung gebracht
hat, durch eine Thonschicht getrennt der Carinaten-Pläner, darüber,
wiederum unter Zwischenschaltung einer Mergelschicht, der Labiatus-Pläner.
An den Hängen des Plauenschen Grundes liegt der Carinaten-Pläner
dem Syenit direct auf. Er darf aber trotzdem nicht als ältestes Glied
der Kreide aufgefasst werden, denn der Syenit bildet hier, wie später
ausführlicher gezeigt werden wird, eine dem Kahlebusch und dem Gamig-
hübel entsprechende, die untersten Schichten der Kreide durchragende
Klippe. Der Carinaten-Quader umlagert den Syenit mantelförmig, ja
selbst vom Carinaten-Pläner greifen nur die hängendsten Schichten über
den Syenit hinweg, während ihn die älteren ebenfalls in mantelförmiger
*) Erläuterungen Sect. Pirna, S. 50.
**) Erläuterungen Sect. Berggiesshübel, S. 66 und Eig. 3.
***) Elbthalgebirge II, S. VII.
f) Erläuterungen Sect. Wilsdruff, S. 51.
40
Umlagerung umgeben, wie aus dem steilen Einfallen des Syenits unter
den Pläner an verschiedenen Stellen hervorgeht. Bei Coschütz und ebenso
bei Döltzschen liegt, wie Profil 2 darstellt, der Carinaten- Pläner über
dem Carinaten- Quader und wird von ihm durch mächtige Conglomerate
getrennt. Der Quader, der den Syenit überlagert und sich nach W an
dessen Böschung auskeilt, wird durch ganz schwache Conglomeratschichten
in drei Bänke gesondert, deren oberste eine rasch wechselnde Mächtigkeit
besitzt. Dieselbe zeigt zugleich stellenweise discordante Parallelstructur
Fig. 2.
qc kc Pc
Profil durch das dem Syenit aufgelagerte Cenoman von Coschütz
am Plauenschen Grunde hei Dresden.
S = Syenit, qc = Carinaten-Quader, bei y einen Descensionsgang, den sogenannten
Muschelfels von Coschütz bildend, kc = Conglomerat, p c = Carinaten - Pläner.
und führt häufig Petrefacten, von denen Rudisten am interessantesten
und gar nicht selten sind. Von solchen fanden sich Radiolites Saxoniae
Rom. und Radiolites Germari Gein., ausserdem Patella radiolitarum Gein.
und Alectryonia carinata Lam. Exemplare von Inoceramus striatus Mant.
kommen in grosser Menge nesterweise vor. Das über dem Quader
liegende grobe Conglomerat nimmt nach oben hin kalkiges Bindemittel
auf, worin sich Ostrea hippopodium Nilgs. fand. Noch höher geht es in
eine kalkige, überaus harte Muschelbreccie über, was sich auch am
gegenüberliegenden Thalrande, an der Strasse nach Döltzschen, beobachten
lässt. Die Schalen der Muscheln sind vollständig zertrümmert, nur hie
und da kann man zwischen den unbestimmbaren Fragmenten den Quer-
bruch eines Cidaris - Stachels (? vesicidosa) , zuweilen auch einen Pecten
cf. elongatus entdecken. Der nun folgende Pläner ist in dicke Bänke
geschichtet, die theils sandig, theils so kalkreich sind, dass sie früher
behufs Kalkgewinnung gebrochen und gebrannt wurden. Er ist arm an
organischen Resten und lieferte nur Alectryonia carinata Lam., Vota
notabilis Münst. mit ausgezeichnet erhaltener Oberflächenskulptur und
unbestimmbare Inoceramus- und Spondylus- Reste. Das K. Mineralogisch-
geologische Museum zu Dresden bewahrt aus dem „unteren Pläner von
Coschütz“ einen Inoceramus striatus Mant. und einen Pecten membranaceus
Nilss., die dem Gesteinshabitus nach zu schliessen aus den kalkreichen
Bänken dieses Pläners stammen. Yermuthlich und nach Analogie mit
benachbarten Vorkommnissen griff dieser Carinaten -Pläner früher von
hier aus über die jetzt zu Tage ausstreichenden Conglomerate und Sand-
steine weg und lagerte dann direct auf dem Syenit der westlich an-
stossenden Kuppe auf. Die unregelmässige Lagerung, insbesondere auch
das abnorme nach OSO gerichtete Einfallen der Schichten erklärt sich
durch mantelförmige Auflagerung auf den Syenit, der dort, wie man
wiederholt beobachten kann, eine verschiedentlich auf- und absteigende
41
Oberfläche besitzt, auf deren tiefer liegenden Stellen der Quader zur
Ablagerung gelangte, während auf den Emporragungen nur der Pläner
liegt. Naturgemäss wurden locale Klüfte und kesselartige Vertiefungen
des Syenituntergrundes im Bereiche des Quaders von letzterem ausgefüllt,
so dass gangartige Descensionen entstanden, wie der Coschützer Muschel-
fels vielleicht eine solche vorstellt.
Nur in der Nähe von Coschütz und Döltzschen wird der Carinaten-
Pläner von Syenitconglomeraten unterlagert, -weiter nach Westen treten
Mergel an ihre Stelle. Auf den Carinaten- Pläner folgt bei Döltzschen
und Plauen, und zwar durch eine zweite Mergelschicht getrennt, der
Labiatus- Pläner.
In übersichtlicher Zusammenstellung ergiebt sich hieraus für die
Gegend südlich und westlich von Dresden folgendes, demjenigen von Dohna
ganz analoge Profil:
4. Labiatus-Pläner,
Zwischenmittel: Mergel.
3. Carinaten-Pläner,
Zwischenmittel: Conglomerat und Muschelbreccie , sonst
Thon.
2. Carinaten-Quader, local auf dem Syenitrücken fehlend.
1. Crednerien-Stufe, local fehlend.
Das Vorstehende lehrt, dass in der ganzen bisher betrachteten
Gegend, in der das Cenoman am vollständigsten entwickelt ist, zwei ver-
schiedene thonige Zwischenmittel auftreten, das eine liegt im Cenoman
und trennt den Carinaten-Quader vom Carinaten-Pläner, das zweite bildet
die Grenze zwischen Cenoman und Turon, gehört aber bereits dem Turon
an. Bei Vergleichung von an verschiedenen Orten diesen beiden thonig-
mergeligen Schichten entnommenen Proben, wobei besonders deren Gehalt
an Sand, Kalk, Glimmer und Glaukonit berücksichtigt wurde, konnten
keine durchgreifenden Unterschiede zwischen beiden Schichten gefunden
werden. Jedenfalls aber ergiebt sich, dass man aus der Trennung des
Carinaten- Quaders und Plänersandsteins auf der Goldenen Höhe durch
eine Thonschicht allein noch nicht schliessen darf, dass letzterer zum
Turon gehört.
Ferner wurde gezeigt, dass nirgends in der besprochenen Gegend das
Turon, sei es als Quader oder als Pläner entwickelt, direct auf dem
Carinaten-Quader liegt. Vielmehr besteht die Reihenfolge der Schichten
im Plänerareal (Dohna, Plauen, Leutewitz):
Labiatus-Pläner,
Carinaten - Pläner,
Carinaten - Quader;
im Plänersandsteinareal (Zwirtschkau, Langenhennersdorf,
Eiland):
Labiatus - Quader,
Carinaten - Plänersandstein,
Carinaten - Quader.
Da nun auf der Goldenen Höhe der Plänersandstein direct über
Carinaten-Quader liegt, so ergiebt sich mit zwingender Notli wendigkeit,
dass auch dieser Plänersandstein 1. dem Cenoman angehört,
42
2. eine Facie sbildung des Carinaten- Plan ers ist. Sein Gesteins-
liabitus und seine Fossilien stehen damit völlig im Einklang.
Der Plänersandstein, der auf der Prinzenhöhe und Goldenen Höhe,
ferner von hier bis nach Sobrigau und Lockwitz den Carinaten- Quader
überlagert, ist in dicke Bänke geschichtet. Auf der Prinzenhöhe zählt
man deren vier von je ca. 1,5 m Mächtigkeit, bei Cunnersdorf sechs von
geringerer Stärke. Der Sandstein ist sehr feinkörnig, reich an thonigem
Bindemittel, mürbe, porös und daher auffallend leicht. Er ist entweder
schwach bräunlich gefärbt oder weiss, und dann gewöhnlich von vielen
kurzen Streifen oder kleinen Flecken von brauner Farbe durchsetzt; ausser-
dem führt er zahlreiche weisse Glimmerschüppchen. Auf der Goldenen
Höhe und auf der Prinzenhöhe bemerkt man in seinem unteren Niveau
reihenweise angeordnete, von lockerem Sande erfüllte Höhlungen, die be-
kannten Serpelhöhlen. Kalk ist kaum noch nachweisbar. Dieser Umstand,
sowie die Porosität des Gesteins und das Vorhandensein der Höhlungen,
deutet darauf hin, dass der Kalkstein durch Auslaugung seines kalkigen
Bindemittels verlustig gegangen ist. Die kohlensäurehaltigen Wässer, die
auf den Kalk lösend wirkten, griffen auch den Quarzsand an, doch schied
sich die Kieselsäure wenigstens zum Theil bald wieder aus, indem sie die
Serpeln verkieselte, sich zuweilen an die Stelle der eingeschlossenen Kalk-
schalen der Brachiopoden und Zweischaler setzte oder in kleinen Krystall-
aggregaten auskrystallisirte. Denn die wasserhellen, scharfkantig aus-
gebildeten Quarzkryställchen, die man nicht selten im Serpelsande findet,
können nichts anderes als derartige Neubildungen sein. Der Gesteins-
habitus entspricht also durchaus demjenigen des S. 39 beschriebenen
Plänersandsteins von Zuschendorf und Lindenthal südöstlich von Dohna,
welcher letztere auch von Beck als sandige Facies des Carinaten-Pläners
betrachtet wird. Zwar sind den Serpelhöhlen ähnliche Gebilde dort noch
nicht beobachtet worden, aber auch im Gebiet südlich von Dresden sind
sie nicht überall vorhanden und fehlen z. B. im Steinbruch bei Cunners-
dorf völlig. Da der Carinaten -Pläner nicht selten ein rein klastisches,
fast kalkfreies Gestein ist, sind ihm die Plänersandsteine von der Goldenen
Höhe auch habituell etwas ähnlich.
Die Zahl der früher aus diesem Plänersandstein bekannten Fossilien
ist sehr gering. Beck*) führt nur Serpula gordialis Schloth. an und
nennt den Sandstein sonst fast versteinerungsleer. Er erwähnt jedoch, dass
Gümbel hier Protocardium hülanum Sow. und eine Avicida cf. anomala
Sow. gesammelt habe. Nachdem es uns vor einigen Jahren gelungen war,
im Steinbruch auf der Prinzenhöhe einige Fossilien in dieser Schicht auf-
zufinden, besuchten wir seit Sommer 1897 die Steinbrüche dieser Gegend
behufs Aufsammlung organischer Beste regelmässig, von denen uns bis
jetzt folgende bekannt geworden sind:
Micrabacia coronula Goldf. sp. 2 Exemplare. Steinbruch bei Cunnersdorf.
Serpida gordialis Schloth. hh. Kommt nicht nur, ebenso wie die folgende
Art, in den Serpelhöhlen, sondern auch einzeln im Sandstein zerstreut
vor. Cunnersdorf, Prinzenhöhe, Horkenberg, Welschhufe, Boderitz.
— septemsulcata Reich, hh. Aus denselben Orten.
Plocoscyphia pertusa Gein. s. In den Serpelhöhlen der Prinzenhöhe.
*) Erläuterungen Sect. Kreischa, S. 76.
43
Cibrospongia heteromorpha Gein. ss. Ebendaher.
Holaster suborbicularis Defr. s. Nesterweise zusammengeschaart, von der
Prinzenhöhe.
Terebratula phaseolina Lam. hh. Cunnersdorf und Prinzenhöhe.
Phynchonella compressa Lam. ss. Prinzenhöhe.
Exogyra columba Lam. s. Horkenberg.
— haliotoidea Sow. h. Cunnersdorf und Prinzenhöhe.
— lateralis Nilss. ss. Prinzenhöhe.
Pecten membranaceus Nilss. hh. Cunnersdorf und Prinzenhöhe.
Vola notabilis Münst. h. Cunnersdorf und Prinzenhöhe.
Lima pseudocardium Rss. s. Prinzenhöhe, Cunnersdorf.
Lima cenomanense d’Orb. h. Cunnersdorf, Boderitz, Prinzenhöhe, Horken-
berg.
Pinna cretacea Schloth. ss. Prinzenhöhe.
— decussata Goldf. s. Cunnersdorf, Prinzenhöhe.
Avicida anomala Sow. Cunnersdorf.
Inoeeramus striatus Mant. hh. Bei Cunnersdorf, auf der Prinzenhöhe und
am Horkenberge fanden sich eine grössere Zahl von Exemplaren, die
sicher zu dieser Species gehören. Nessig*) will im Plan er Sandstein
von Cunnersdorf ein Exemplar von Inoeeramus labiatiis Schloth. ge-
funden haben. Wir hingegen sind geneigt, dasselbe zu I. striatus
zu stellen. Ueberhaupt gelang es uns nicht, I. labiatus in diesem
Plänersandstein nachzuweisen; allerdings besitzen wir ein Exemplar,
das wir seiner Unvollständigkeit halber nicht zu bestimmen wagen,
das aber allenfalls I. labiatus sein könnte.
Area glabra Park. s. Prinzenhöhe.
Eriphyla lenticularis Sow. ss. Cunnersdorf.
Hierzu käme nach Gümbel**) noch Protocardium hillanum Sow. sp.
Die Fauna besitzt einen ausgesprochenen cenomanen Charakter, wenn
auch einzelne Arten derselben in höhere Stufen hinaufsteigen. Das einzige
Fossil, das auf Turon hindeutet, ist Pinna cretacea Schloth., doch ist
diese bereits anderwärts***) im Cenoman gefunden worden, und auch bei
Hetzdorf in Sachsen ist ihr Vorkommen im Carinaten-Quader wahrscheinlich.
Sollte es noch gelingen, Inoeeramus labiatus Schloth. in diesem Pläner-
sandstein nachzuweisen, so würde auch dieser Fund nicht im Stande sein,
die Bestimmung dieses Horizontes als Cenoman zu ändern, denn Söhlef)
hat auch diese Art bereits im Cenoman beobachtet.
Zum Vergleiche und zur Erhärtung des cenomanen Alters des Pläner-
sandsteins der Prinzenhöhe mag die Fauna eines Aufschlusses heran-
gezogen werden, dessen cenomanes Alter auf Grund seiner Verbands-
verhältnisse und Versteinerungsführung nicht zu bezweifeln ist. In der
nordöstlich von Alt-Coschütz gelegenen Seitenschlucht des Plauenschen
Grundes war eine Zeit lang ein sehr mürber, feinkörniger und glauko-
nitischer Sandstein entblöst, der voraussichtlich dem Carinaten- Pläner
*) Geologische Excursionen in der Umgehung von Dresden. Dresden 1898, S. 151.
**) 1. c. S. 53.
***) Sohle: Geognostische Aufnahme des Labergebirges. Geognostische Jahreshefte
Bd. IX, S. 37. — Nötling: Fauna der haitischen Cenomangeschiebe. Dames u. Kayser,
Pal. Abh. II, 1885, S. 205.
f) 1. c. S. 38, Taf. 4, Fig. 4.
44
eingeschaltet ist. Er führt eine der oben aufgezählten Fauna des Pläner-
sandsteins von der Goldenen Höhe etc. in hohem Grade gleichende Thier-
welt, nämlich :
Chenendcpora undulata Mich. ss.
Micrabacia coronula Goldf. s.
Pygaster truncatus Ag. ss.
Cidaris vesiculosa Goldf. ss.
Serpula gordialis Schloth. hh.
— septemsulcata Reich. hh.
Rhynchonella compressa Lam. s.
Exogyra haliotoidea Sow. h.
— sigmoidea Rss. h.
— columba Lam. s.
Pecten membranaceus Nilss. h.
— elongatus Lam. s.
— curvatus Gein. s.
Vota notabilis Münst. h.
Lima Peichenbachi Gein. ss.
— pseudocardium Rss. h.
— cenomanensis d’Orb. h.
Inoceramus striatus Mant. h.
Pinna decussata Goldf. ss.
Avicula anomala Sow. h.
— Roxellana d’Orb. ss.
Modiola Cottae Röm. ss.
Ammonites Mantelli Sow. ss.
und Zapfen von Sequoia Reichenbachi Gein. ss.
Die grosse Aehnlichkeit dieser Fauna, die sich auch in der relativen
Häufigkeit einzelner Arten zeigt, mit derjenigen des Plänersandsteins von
der Goldenen Höhe, Prinzenhöhe und Cunnersdorf, beweist die Zugehörig-
keit des letzteren zum Cenoman.
Ist aber das cenomane Alter des Plänersandsteins auf der Goldenen
Höhe, Prinzenhöhe und Cunnersdorf erwiesen, so kann auch kein Zweifel
darüber bestehen, dass er ebenso wie der Plänersandstein von Zuschendorf
ein Aequivalent des Carinaten -Pläners ist, wenn auch Alectryonia carinata
Lam. bis jetzt noch nicht in demselben nachgewiesen worden ist. Der
Plänersandstein allein ist es, der nach Norden zu allmählich
in Pläner übergeht, er allein hat zwei verschiedene Facies,
der Quader dagegen erstreckt sich als solcher unter ihm
weiter, ohne diesem Facieswechsel unterworfen zu sein. Der
allmähliche Uebergang des Plänersandsteins in Pläner lässt sich auch
thatsächlich verfolgen, insbesondere wenn man im Auge behält, dass der
eigentliche Plänerkalk immer nur in Form einzelner Bänke oder Knollen
zwischen mehr sandige Schichten eingelagert vorkommt, welche letztere
man gewöhnlich ebenfalls Pläner nennt, wenn es auch richtiger wäre, sie
als Plänersandstein zu bezeichnen, da weder chemisch noch mikroskopisch
Calcit in ihnen nachweisbar ist.
Allerdings beobachtet man von der Prinzenhöhe über Cunnersdorf in
der Richtung auf Coschütz wandernd, dass sich auch der Carinaten-
Quader in seinem Habitus dem Pläner nähert, indem er immer feinkörniger
45
wird. Er geht bei Cunnersdorf in ein Gestein über, das zwar dem
Plänersandstein sehr nahe steht, dem aber die für diesen charakteristische
dünnbankige Schichtung und das Vorkommen von Kalkknollen fehlt.
In diesem Uebergang mag mit ein Grund zu der Annahme Beck’s gelegen
haben, dass der Carinaten- Quader dem Facieswechsel unterworfen sei.
An der Heidenschanze bei Coschütz und im Untergründe Dresdens hin-
gegen ist der Carinaten -Quader wieder grobkörnig. Es beweist dies, dass
bei Cunnersdorf nur eine locale Modification, wie sie gerade der Carinaten-
Quader öfters zeigt, vorliegt. Man vergleiche, um sich von der Häufig-
keit dieser Abänderungen des Carinaten -Quaders zu überzeugen, nur die
in ihrem Habitus grundverschiedenen Gesteine von Malter, Mobschatz,
Oberau, Reinhardtsgrimma, Tyssa und anderen Orten. Da von Beck
keine Fossilien aus der dem Plänersandstein ähnlichen Modification des
Carinaten- Quaders angeführt werden und auch N'essig*) daraus nur
j Uemiaster sublacunosus Gein. citirt, mögen unsere Funde kurz erwähnt
werden. Rudolfs Steinbruch bei Cunnersdorf lieferte: Sequoia Reichen -
bachi Gein. sp., Cribrospongia heteromorpha Reuss, Rhynchonella com -
pressa Lam., Alectryonia carinata Lam., Mytilus Neptuni Goldf. und
Ammonites Mantelli Sow. Aus MauFs Steinbruch hei Cunnersdorf besitzen
wir Inoceramus sp., Mytilus Neptuni Goldf. und ebenfalls Hemiaster
sublacunosus Gein., von Boderitz endlich Pinna decussata Goldf.
Für die Lagerungsverhältnisse der Kreideformation südlich von Dresden
ergeben die bisherigen Untersuchungen folgendes schematische Profil 3.
Fig. 3.
Schematische Darstellung der Lagerüngsverhältni.sse des Cenomans
und der Labiatus-Stuf e südlich von Dresden.
S == Syenitrücken des Plauenschen Grundes , r = Rothliegendes , q c = Carinaten-
Quader, mc = Mergel, local Conglomerat, pc — Carinaten-Pläner nach Süd übergehend
in Plänersandstein pac, ml = turoner Mergel, p 1 = Labiatus - Pläner.
Der Carinaten - Quader, der nördlich und südlich vom Syenitrücken dem
Rothliegenden auflagert, umgiebt den Syenit. Durch ein thoniges in der
Nähe des Syenits als Conglomerat entwickeltes Zwischenmittel (mc) ge-
trennt, folgt auf dem Quader das jüngere Glied des Cenomans, der
Carinaten-Pläner, der nach S in Plänersandstein übergeht. Dem Gipfel
des Syenitrückens liegt der Carinaten-Pläner allein auf. Ueber letz-
terem breitet sich, durch eine mergelige Schicht getrennt, der Labiatus-
Pläner aus.
:) 1. c. S. 152.
46
2. Die Gliederung des Cenomans.
Aus dem Vorstehenden ergiebt sich für die Gegend von Dresden eine
Gliederung des über der nur local entwickelten Crednerien -Stufe folgenden
Cenomans in zwei Zonen, eine ältere, den Carinaten-Quader, und
eine jüngere, den Carinaten-Pläner und .Plänersandstein, eine
Theilung, die von Geinitz schon längst im Princip erkannt war und die
auch auf der geologischen Specialkarte des Königreichs Sachsen insofern
zum Ausdruck gebracht ist, als beide Schichten mit verschiedener Farbe
eingetragen sind. Es fragt sich nun weiter, oh und wie weit diese Zwei-
theilung auch in den übrigen Cenomanarealen Sachsens durchführbar ist.
Da im Gebiete des Tharandter Waldes im Cenoman bereits zwei
Schichtengruppen unterschieden werden, indem vom Carinaten-Quader
ein jüngerer aus glaukonitischem Plänersandstein bestehender Complex
abgeschieden wurde, ist zunächst zu erörtern, in welchem Verhältnis
dieser letztere zum Carinaten-Pläner und Plänersandstein der näheren
Umgehung Dresdens steht. Der Umstand, dass dieser glaukonitische
Plänersandstein dem Carinaten-Quader aufgelagert ist und von ihm durch
lockeren Sand oder Sandstein, hie und da auch durch grobkörnige,
conglomeratartige oder endlich durch thonige Zwischenmittel getrennt ist*),
macht es wahrscheinlich, dass hier ebenfalls die sandige Facies des
Carinaten- Pläners vorliegt. An Fossilien hat dieser Plänersandstein bis-
her nur Cidaris Sorigneti Des. und Exogyra columba Lam. geliefert**),
denen wir noch Exogyra lateralis Nilss. und Cribrospongia isopleura Reuss,
beide aus dem Steinbruch südlich von Gross -Opitz, und Chenendopora
undulata Mich, von Grüllenburg hinzufügen können. Die Serpelhöhlen
liegen hier unter dem glaukonitischen Plänersandstein und nicht in dem-
selben wie auf der Goldenen Höhe. Den wichtigsten Aufschluss hierüber
bot Knöbel’s, leider jetzt ganz verschütteter und ausgeglichener Steinbruch
in Hetzdorf, der von Sauer***) sorgfältig auch in Bezug auf seine
Fossilien untersucht worden ist. Nach der Häufigkeit einzelner, auch in
dem Plänersandstein der Goldenen Höhe etc. sehr gewöhnlicher Fossilien
(Serpeln und Terebratula phaseolina Lam.), sowie nach dem Vorkommen
von Micrabacia coronula Goldf. zu schliessen, hat man wohl in Sauer’s
Profil dieses Steinbruches die lockeren Sand- und Sandsteinschichten bis
zu den Serpelhöhlen hinab zur oberen, also Plänersandstein -Stufe des
Cenomans zu ziehen.
Die glaukonitischen Plänersandsteine, die im Tharandter Walde weite
Verbreitung gewinnen, erstrecken sich bis in die Nähe des Zschoner Grundes,
wo sie bei Pennrich aufgeschlossen sind. Ueber dem lehmigen Sande der
von Beckf) erwähnten Ziegelei liegt eine Sandsteinbank, die ihrem
Habitus nach völlig mit dem Grünsandstein des Tharandter Waldes
übereinstimmt. Der Sandstein ist wie dort stark thonig, daher sehr zähe,
feinkörnig und von gelblich -grauer Farbe, enthält in grosser Zahl
Glaukonitkörner eingesprengt und bricht in dicken, unebenen Platten.
Da er reich an organischen Resten ist, Hessen sich bei wiederholtem
Besuch folgende Fossilien aufsammeln:
*) Erläuterungen Sect. Ereiberg, S. 48, 49.
**) Erläuterungen Sect. Freiberg, S. 47, und Erläuterungen Sect. Tharandt, S. 75.
***) Erläuterungen Sect. Freiberg, S. 44.
f) Erläuterungen Sect. Wilsdruff, S. 50.
47
Serpula gordialis Schloth. h.
— septemsulcata Reich. h.
Ostrea 'hippopodium Sow. ss.
Exogyra haliotoidea Sow. s.
— lateralis Nilss. hh.
Vota notabilis Münst. h.
Pecten membranaceus Nilss. hh.
— nov. spec. s.
Lima pseudocar dium Reuss. s.
— cenomanensis d’Orb. b.
Avicula Poxellana d’Orb. s.
— anomala Sow. s.
Pinna decussata Goldf. ss.
Die Fauna zeigt namentlich durch das Vorkommen vieler Serpeln,
der Vota notabilis Münst., des Pecten membranaceus Nilss. und vor Allem
der Lima cenomanensis d’Orb. grosse Uebereinstimmung mit der, die oben
aus dem Plänersandstein der Goldenen Höhe etc. mitgetheilt wurde,
weshalb die Zugehörigkeit des glaukonitischen Plänersandsteins zu der
durch den Plänersandstein der Goldenen Höhe und den Carinaten- Pläner
gebildeten jüngeren Zone des Cenomans nicht zu bezweifeln ist.
Sauer*) hält den Plänersandstein des Tharandter Waldes für eine
Faciesbildung des Carinaten -Quaders, da der erstere am Landberge bei
Tharandt in grosser Mächtigkeit auftritt, während der letztere, also der
Carinaten -Quader, stark reducirt erscheint. Es lässt sich dies aber auch
dadurch erklären, dass sich der Plänersandstein unter dem Schutze der
darüber liegenden Basaltdecke des Landberges in grösserer Mächtigkeit
erhalten konnte, als in der Umgebung, wo er dieses Schutzes entbehrte.
Berücksichtigt man, dass der Carinaten -Pläner bei Döltzschen einen fast
25 m mächtigen Schichtencomplex bildet, so wird man die Mächtigkeit
von 30 m für den Plänersandstein als nicht zu gross linden, um so
weniger, als es begreiflich ist, dass sandige Aequivalente kalkiger oder
thoniger Ablagerungen mächtiger als diese letzteren sein können, was
auch in anderen Gegenden beobachtet wurde**). Dass aber die Mächtig-
keit des Carinaten -Quaders gleichzeitig sehr reducirt erscheint, was, wie
oben erwähnt, z. B. auch im Untergründe Dresdens der Fall ist, kann
nicht auffallen, fehlt er doch bei dem nahen Gross-Opitz gänzlich. Es ist
dies lediglich durch die Configuration des Bodens zu erklären, auf den
sich das älteste Glied der Kreide, der Carinaten -Quader auf lagerte,
wodurch die Unebenheiten des Untergrundes planirt und ausgeglichen
werden.
Auf die Verbandsverhältnisse, nämlich Unterlagerung durch
den Cärinaten-Quader und Trennung von ihm durch ein thonig-
sandiges oder conglom erat artiges Zwischenmittel, sowie auf
die Fossilien gestützt, halten wir den glaukonitischen Pläner-
sandstein des Tharandter Waldes ebenso wie den Plänersand-
stein der Goldenen Höhe etc. für eine sandige Facies des
Carinaten-Pläners.
*) Erläuterungen Sect. Tharandt, S. 76, und Erläuterungen Sect. Freiberg, S. 47.
**) Vergl. Zahalka: Ueber die stratigraphisclie Bedeutung der BiscliitzerUebergangs-
schichten. Jahrb. d. K. K. Gteol. Reichsanst. 1895, S. 90.
48
In den übrigen Verbreitungsgebieten der sächsischen Kreide ist das
Cenoman nicht in der Vollständigkeit aufgeschlossen, wie in dem bisher
behandelten Gelände. Immerhin sind aber genügend Anzeichen dafür
vorhanden, dass ,die Zweitheilung durchführbar ist. Im Tunnel von
Oberau füllt ein der Carinaten- Stufe angehöriger Grünsandstein die
Klüfte und Aussackungen des Gneisses aus. Er wird von Pläner über-
lagert, in dem Geinitz unter anderem Inoceramus striatus Mant. und
Actinocamax plenus Blainv. fand, welche beide im K. Mineralogisch-
geologischen Museum zu Dresden aufbewahrt werden. Diese Funde be-
weisen, dass die untersten Plänerschichten des Tunnels noch zur Carinaten-
Stufe gehören und nur die oberen Complexe, in denen Siegert*)
Inoceramus labiatus Schloth. nachwies, zur Labiatus - Stufe zu stellen sind.
Es ist somit auch hier das Cenoman in zwei Horizonten entwickelt, einem
unteren, der aus dem Grün Sandstein gebildet wird, und einem oberen,
der aus dem Carinaten -Pläner besteht.
Im Gebiete der Sächsischen Schweiz ist die Zweitheilung des Cenornans
bei Eiland und Tyssa nachweisbar. Das Profil 1 S. 33 zeigt, dass
zwischen dem Carinaten -Quader und dem Labiatus -Quader bei Eiland
ein Plänersandstein vorhanden ist. Auch bei Reitza und Tyssa wies
Schalch**) an mehreren Stellen im Hangenden des Carinaten -Quaders
und im Liegenden des Labiatus -Quaders diesen feinkörnigen, mürben,
stellenweise glaukonitischen, stellenweise porösen und glaukonitfreien
Sandstein nach und fand in ihm Micrabacia coronula Goldf. und
Terebratula phaseolina Lam. Aber auch die für diesen Horizont höchst
charakteristische Lima cenomanensis d’Orb. ist, wie an einem von Schalch
geschlagenen und in Leipzig aufbewahrten Handstück dieses Plänersand-
steins zu erkennen ist, vorhanden.
Ist somit die weite und allgemeine Verbreitung der beiden Abtheilungen
der Carinaten-Stufe, als der unteren des Carinaten-Quaders und der oberen
des Carinaten -Pläners beziehentlich seines aequivalenten Faciesgebildes,
des Plänersandsteins, nachgewiesen, so erübrigt es noch hervorzuheben,
auf welche Weise sich beide Horizonte faunistisch unterscheiden. Zwischen
der Fauna des Quaders und der des Pläners besteht allerdings eine be-
deutende Verschiedenheit, doch ist einleuchtend, dass diese zum grossen
Theil auf der veränderten petrographischen Facies des letzteren beruht.
Zwischen dem Quader und dem Plänersandstein ist dieser Unterschied
naturgemäss weit geringer. Immerhin sind beide Schichten durch etliche
Fossilien gekennzeichnet, von denen einige sicherlich keine Beziehung zur
Facies haben und darum als Unterscheidungsmittel werthvoll sind. Zu
diesen letzteren gehört vor Allem Actinocamax plenus Blainv., der als dem
Nekton angehörig, auch in einer Quaderfacies Vorkommen könnte und,
wie Funde von Belemniten in anderen Gegenden und anderen Formationen
beweisen, auch vorkommt. Trotzdem fehlt er im Carinaten-Quader, also
in der älteren Abtheilung der Carinaten-Stufe durchaus, während er in der
jüngeren Abtheilung derselben wiederholt, und zwar nicht nur im Pläner
von Plauen, Ockerwitz***), Oberau und Dohna, sondern auch im Pläner-
*) Erläuterungen Sect. Kötzschenbroda, S. 37.
**) Erläuterungen Sect. Rosenthal, S. 13 und 15.
***) Nessig, 1. c. S. 159.
49
sanclstein von Goppeln*) gefunden wurde. Ebenso ist Cidaris Sorigneti
nur aus der oberen Pläner- und Plänersandstein -Zone des Cenomans be-
kannt und hierin weit verbreitet. Dasselbe gilt für Lima cenomanensis
d’Orb. und Micrabacia coronula Goldf., die beide noch nicht mit Sicher-
heit im Carinaten - Quader nachgewiesen wurden. Ferner begegnet man
Pecten membranaceus Nilss. und Vola notabilis Münst. gerade in der
jüngeren Zone des Cenomans sehr häufig, im Carinaten- Quader da-
gegen recht selten. Dieser letztere führt jedoch im Gegensatz zur
Stufe des Carinaten -Pläners und Plänersandsteins Pterocera incerta
d’Orb., Vola aequicostata Sow., Pecten asper Lam. und Pygurus Lampas
de la Beche.
Wir bezeichnen demnach den älteren Complex der Carinaten-Stufe,
also den Carinaten- Quader, als Zone mit Pecten asper und Vola
aequicostata , den jüngeren dagegen, also den Carinaten -Pläner und
Plänersandstein, als Zone mit Actinocamax plenus und Cidaris
Sorigneti. Eine genaue Vergleichung und Parallelisirung des sächsischen
Cenomans mit den drei cenomanen Zonen, die Schlüter in Norddeutsch-
land unterscheidet, ist ebensowenig wie in anderen Gebieten der „her-
cynischen Kreidebucht“ (Gümbel) möglich, da die für diese drei Zonen
charakteristischen Fossilien, nämlich Ammonites Rhotomagensis Brng.,
Avicula gryphaeoides Sow., Hemiaster Griepenkerli Stromb., Holaster
subglobosus Leske und andere der Kreide Sachsens vollständig fremd sind.
Catopygus carinatus Goldf. dagegen wurde bisher nur bei Tyssa und zwar
im Carinaten-Quader und Ammonites varians Sow. erst einmal bei Meissen
gefunden**), ohne dass es sicher bekannt wäre, welchem speciellen Hori-
zont des Cenomans er entstammt. Dahingegen ist das Vorkommen von
Actinocamax plenus Blainv. ausschliesslich in der jüngeren cenomanen
Zone Sachsens für die Gliederung des Cenomans von grösster Bedeutung,
denn dieses Leitfossil wurde noch nirgends tiefer als in den jüngsten
cenomanen Complexen gefunden. Wird doch die nach ihm benannte
Zone von manchen Geologen (Hebert***) und Schlüterf) bereits als
unterstes Turon aufgefasst. In der That beobachtet man in dieser Zone
überall, wo sie abtrennbar ist, eine eigenthümliche Mischung cenomaner
und turoner Arten. So enthält sie in Frankreich Inoceramus labiatus
Schloth. und Terebratula semiglobosa Sow., in Nieder -Schlesien ff)
Rhynchonella Mantelliana Sow. und plicatilis Sow. Auch in Sachsen
zeigt der Actinocamax plenus Blainv. führende Horizont gewisse Anklänge
an das Turon, indem in ihm einige turone Arten auftreten, was nament-
lich von Pinna cretacea Schloth., Mutiella Ringmerensis Mant., Lima
cenomanensis d’Orb. und Natica Gentii Sow. gilt. In Frankreich wurde
die Zone des Actinocamax plenus durch Hebert fff) als solche erkannt
und durch Barroisf*) in den Departements Marne, Ardennes und Aisne
nachgewiesen. Später wurde dieselbe auch in Aube, Normandie, Cham-
*) Geinitz: Charakteristik, S. 42 und 68.
**) Geinitz: Sitzungsberichte der Isis 1877, S. 17.
***) Bull, de la Soc. Geolog, de France, 3. Ser. , Bd. 16, S. 485.
f) Zeit. d. d. geolog. Ges. 1879, Bd. 28, S. 469.
ff) Williger: Die Löwenberger Kreidemulde. Jahrb. der Preuss. geolog. Landes-
anstait 1881, S. 69.
fff) Comptes rendus hebd., 25. Juni 1866.
f*) La zone ä Belemnites plenus. Ann. soc. geol. du Nord. Lille 1875, p. 146.
50
pagne, Hainout und Boulonais erkannt*), bis sie Coquand**) als etage
carentonien noch weiter verfolgte und ihre Aequivalente auch im Süden
Frankreichs constatirte. Von den 64 Arten, die Barrois aus seiner
Plenus-Zone namhaft macht, kommen folgende 22 auch im obersten, von
uns als Zone mit Actinoccimax plenus und Cidaris Sorigneti angesprochenen
Cenoman Sachsens vor:
Ptychodus mammillaris Ag.
Actinocamax plenus Blainv.
. Inocercimus striatus Mant.
Vola quinquecostata Sow.
Pecten curvatus Gein.
— membranaceus Nilss.
— laminosus Mant.
— Galliennei d’Orb.
— elongatus Lam.
Spondylus striatus Goldf.
Exogyra haliotoidea Sow.
— sigmoidea Reuss.
— lateralis Nilss.
Serpula annulata Sow.
— amphisbaena Goldf.
Magas Geinitzi Schlönb.
Terebratulina striata Schloth.
Rhynchonella Mantelliana Sow.
— grasiana d’Orb.
Cidaris vesiculosa Goldf.
Epiaster distinctus Ag.
Micrabacia coronula Goldf.
Nach Barrois***) sind sechs Arten für die Zone des Actinocamax
plenus höchst charakteristisch, von ihnen fahrt der entsprechende Hori-
zont Sachsens Actinocamax plenus Blainv. und Magas Geinitzi Schlönb.,
die übrigen vier ( Ostrea Naumanni Reuss, Plicatula nodosa Duj., Tere-
bratulina rigida Sow. und Vermicularia umbonata Sow.) stellen sich, so-
weit sie in Sachsen überhaupt bekannt sind, erst in weit jüngeren Schichten
ein. Coquand f) nennt ausser den von Barrois angeführten noch
19 weitere Arten aus der Plenus-Zone; von ihnen sind im cenomanen
Pläner und Plänersandstein, also dem wahrscheinlichen Aequivalent der
genannten Zone, folgende sieben vorhanden:
Ammonites Mantelli Sow.
Cyprina quadrata d’Orb.
Exogyra columba Lam.
Alectryonia carinata Lam.
Rhynchonella compressa Lam.
Cidaris Sorigneti Des.
Discoidea subuculus Lam.
*) De Lapparent: Traite de geologie, p. 1156, 1159, 1162 und 1163.
**) Existence de l’etage carentonien. Bull. soc. geol. de France 111, 8, 1879/80,
p. 311.
***) 1. c. p. 187.
f) 1. c. p. 315.
51
Die Uebereinstimmung beider Faunen ist demnach beträchtlich, und
es kann daher kaum zu bezweifeln sein, dass der Pläner und
Plänersandstein der Stufe der Alectryonia carinata in Sachsen
mit der Zone des Actinocamax plenus Frankreichs zu paral-
lelisiren und somit aus dem Gesammtcomplexe der Carinaten-
stufe als Zone mit Actinocamax plenus und Cidaris Sorigneti
abzuscheiden ist. Dass diese letztere aber noch dem Cenoman, nicht
aber dem Turon zugehört, geht daraus hervor, dass sie die charakteristi-
schen Leitfossilien des sächsischen Cenomans, nämlich Ammonites Man-
telli Sow., Nautilus elegans Sow., Pecten acuminatus Gein., Vola phaseola
Lam„ Inoceramus striatus Mant., Alectryonia carinata Lam. und andere
mit dem darunter lagernden Quader gemeinsam führt. Auch Barrois
und Coquand rechnen die Zone ä Belemnites plenus noch dem Ceno-
man zu.
Nach Obigem erhalten wir folgende
Tabellarische Uebersicht über die Stufe der Ostrea carinata
Sachsens.
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Sandsteinfacies.
Typus Sächsische
Schweiz.
Plänersandstein
von Tyssa, Eiland,
Zwirtschkau, Gol-
dene Höhe, Cunners-
dorf und Tharandt,
mit Actinocamax
plenus , Lima ceno-
manensis, Pecten
membranaceus,
Vola notabilis, Ino-
ceramus striatus ,
Cidaris Sorigneti,
Micrabacia coro-
nula.
Plänerfacies.
Typus Dohna.
Pläner
von Dohna, Plauen,
Leute witz, mit Acti-
nocamax plenus,
Pecten membrana-
ceus, Vola notabilis,
Ostrea carinata,
Inoceramus stria-
tus, Cidaris Sorig-
neti.
Quadersandstein von Bannewitz, Co-
schütz, im Untergründe Dresdens, Weissig,
Dohna, Malter, Tyssa, mit Alectryonia
carinata , Vola aequicostata und phaseola ,
Pecten asper, Nautilus elegans.
Klippenfacies.
Typus Kahlehusch.
cf. S 53 u. f.
Mergel, Kalke,
Muschelbreccien
vom Kahlehusch,
Gamighübel, Hoher
Stein, Plauen, mit
Actinocamax ple-
nus, G-astropoden,
Pecten, Modiola,
zahlreichen Austern
und Brachiopoden,
Cidaris Sorigneti
und vesiculosa,
Stockkorallen und
Spongien.
Sandstein der
Klippenfacies von
Lockwitz u. Oberau,
mit Austern , einigen
Gastropoden und
Cidaris vesiculosa.
52
3. Vergleich der Fauna des Carinaten- Pläners mit derjenigen des
Plänersandsteins.
Wir hatten Eingangs am Quader und Pläner der Labiatus-Stufe Be-
obachtungen darüber angestellt, ob die petrographische Facies mit gewissen
Unterschieden der von ihr beherbergten Fauna Hand in Hand gehe. Während
die Labiatus-Stufe zur Prüfung dieser Frage sehr geeignet war, weil in ihr
die beiden schroffen Gegensätze, Quadersandstein und Pläner, repräsentirt
sind, gilt dies nicht in gleichem Maasse von der Plenüs-Zone. Der Carinaten-
Pläner weist zwar einen Wechsel in der Facies auf, indem er in Pläner-
sandstein übergeht, doch stehen sich beide nicht so direct gegenüber, wie
Pläner und Quader. Der Plänersandstein ist, was schon der Name aus-
drückt, dem Pläner viel verwandter, als der Quader dem Pläner, er stand
ihm früher noch näher, als es uns heute erscheint, denn er war kalkig
und hat seinen Kalkgehalt erst nachträglich verloren. Es ist einleuchtend,
dass in Folge dessen kein bedeutender Unterschied in den Faunen beider
Sedimente zu erwarten ist.
Zwar kennt man aus dem Carinaten -Pläner eine beträchtliche Zahl
von Fossilien, doch wurden diese meist in einer ganz eigentümlichen,
sofort zu behandelnden Facies, der Klippenfacies, gefunden, und dürfen
deshalb nicht zum Vergleiche herangezogen werden. In der eigentlichen,
in continuirlicher und schwebender Lage zur Ablagerung gelaugten Pläner-
facies sind bis jetzt wenig organische Reste gefunden worden, von denen
nach Beck, Deichmüller, Geinitz und Nessig nur folgende anzu-
führen sind.
Actinocamax plenus Blainv. s.
Ammonites Mantelli Sow. s.
— Neptuni Gein. ss.
Bostellaria Parkinsoni Mant. ss.
Turritella sp. ss.
Area Galliennei d’Orb. ss.
Inoceramus striatus Mant. h.
Avicula glabra Rss. ss.
Lima pseudocardium Rss. ss.
Vola notabilis Münst. s.
Pecten membranaceus Nilss. s.
— curvatus Gein. ss.
— elongatus Lam. s.
Spondylus truncatus Lam. ss.
Exogyra lateralis Nilss. s.
Alectryonia carinata Lam. s.
Terebratula phaseolina Lam. h.
— capillata d’Arch. ss.
Terebratulina striatula Wahlbg. s.
Phynchonella compressa Lam. s.
Cidaris vesiculosa Goldf. ss.
— Sorigneti Desr. s.
Scyphia isopleura Rss. ss.
Serpida septemsulcata Reich. s.
Vergleicht man mit dieser Fauna diejenige, die S. 42, 44 und 47 aus
dem, dem Carinaten-Pläner aequivalenten Plänersandstein angeführt wurde,
53
so fällt wieder die verhältnissmässig grössere Zahl von Lamellibranchiaten
in den sandigen Schichten auf. Vor Allem ist Inoceramus striatus Mant.
im Plänersandstein viel häufiger anzutreffen als im Pläner. Auch wurde
Pinna wiederholt im Plänersandstein, aber noch nicht im Pläner gefunden.
Nur aus letzterem sind, wenn auch als Seltenheit, Gastropoden bekannt,
Von den Terebrateln lieferte zwar der Pläner mehrere Arten, doch ist
auffälligerweise Terebratula phaseolina Lam. im Sandstein häufiger, wo-
bei aber in Betracht zu ziehen ist, dass hier ein nachträglich entkalkter
Plänersandstein, aber kein eigentlicher Quadersandstein vorliegt.
Wir kommen demnach zu dem Resultat, dass sich zwar
zwischen dem Pläner und dem Plänersandstein der Pläner-
stufe gewisse, der verschiedenen petrographischen Facies ent-
sprechende faunistische Unterschiede geltend machen, die
denjenigen, die zwischen Labiatus-Pläner und -Quader be-
stehen, analog sind, dass sie aber noch unbedeutender sind,
als diejenigen zwischen diesen letzteren beiden petrographisch
viel schrofferen Gegensätzen.
III. Die Klippenfacies des Cenomans.
1. Wesen und Charakteristik der Klippenfacies.
Ueber die Verfolgung der Südwestküste des sich von Böhmen aus
nach N und NW erstreckenden obercretaceischen Meeres genaue Angaben
zu mächen, ist namentlich aus zwei Gründen sehr erschwert. Erstens
vollzog sich nach Ablagerung der oberen Kreide und zwar voraussichtlich
in der Mitte der Tertiärperiode die gewaltige Dislocation, aus der der
böhmische Steilabsturz des Erzgebirges hervorgegangen ist, durch welche
grossartige Verwerfung der Zusammenhang der nordböhmischen Kreide-
ablagerungen mit denjenigen der Hochfläche des heutigen Erzgebirges und
seines Nordabhanges aufgehoben worden ist. Zweitens vernichteten seit
der Ablagerung und Trockenlegung der am weitesten auf das Erzgebirge
vorgeschobenen cenomanen Crednerien-Stufe und Carinaten-Quaders bis in
die Diluvialzeit hinein intensive Denudationen weite Flächen dieses Com-
plexes und Hessen nur local minimale Lappen als Residua derselben zurück.
Ein solches Beispiel ist der auf dem Rücken des Erzgebirges gelegene
Schönwalder Spitzberg, auf dem sich unter dem Schutze einer Basaltkuppe
der Carinaten- Quader erhalten hat, und der mit einem zweiten jenseits
der Kammhöhe bei Jungferndorf gelegenen Vorkommniss desselben Quaders
die einzigen Lappen auf einer Fläche von über 100 qkm vorstellt. Ein
anderes weit vorgeschobenes Kreiderelict sind die Kiese von Langen-
hennersdorf bei Freiberg, die 10 km von dem nächsten Kreidecomplex,
dem des Tharandter Waldes, entfernt liegen. Auch dieser letztere zeichnet
sich durch grosse Zerrissenheit aus und ist noch ziemlich isolirt, da
seine Entfernung vom zusammenhängenden Kreidegebiet im Minimum 4 km
beträgt. Gleichfalls ganz vereinzelte Lappen von cenomanem Quader be-
finden sich mindestens 5 km von der Grenze des geschlossenen Kreide-
areals entfernt zwischen Rabenau und Reinhardtsgrimma.
Wenn auch in Folge dieser vollständigen Zerstückelung und theilweisen
Vernichtung jener Sedimente ohne weiteres keine südwestliche Uferlinie
des cenomanen Meeres zu ziehen ist, so ergiebt sich doch aus den fol-
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genden Beobachtungen, dass alle diese Ablagerungen sich ganz in der
Nähe des Strandes vollzogen haben müssen, wonach dieselben wenigstens
eine ungefähre Reconstruction der alten Küste gestatten.
Gerade am Südrande der heutigen Kreideresidua ist die litorale
Crednerien- Stufe nicht nur am häufigsten, sondern auch am besten ent-
wickelt, so bei Niederschöna, Grüllenburg, Paulsdorf, im Wilischbachthal,
im Bahrethal, bei Langenhennersdorf und bei Tyssa. Innerhalb des ge-
schlossenen Kreidegebietes dagegen ist dieselbe nur bei Leuteritz und
Dohna vorhanden. Der Reichthum dieses Complexes an wohlerhaltenen
Resten der Blätter und Früchte von Laubhölzern weist demselben auf das
Bestimmteste die Ufer zone als Ablagerungsgebiet zu. Ferner nehmen an
diesem, der voraussichtlichen Küste des cenomanen Meeres entsprechenden
Südrande der Kreiderelicte Conglomerate ausserordentlich weite Verbreitung
an, sie bilden nicht allein die Basis der cenomanen Schichten, sondern
finden sich auch in diese eingeschaltet. Ihre Geschiebe erreichen Faust-
grösse und bestehen meist aus Quarzit, oft auch aus silurischem Kiesel-
schiefer, Schlottwitz.er Amethyst, Quarzporphyr und Gneissen, welche
sämmtlich der erzgebirgischen Hochfläche entstammen und im Beginn der
Cenomanzeit von dort aus der nahen Küste zugeführt wurden. Das häufige
Auftreten von discordanter Parallelstructur in den Sandsteinen des Süd-
randes, besonders schön am Götzenbüschgen*) unweit Rabenau und bei
Niederschöna**), sowie das Vorkommen von wohlerhaltenen in die marinen
Sandsteine der Carinaten-Stufe eingeschwemmten Pflanzenresten, z. B. bei
Malter und Welschhufe veranschaulichen ebenfalls die Nähe der Küste.
So lässt sich denn mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit annehmen,
dass die südwestliche Grenzlinie der cenomanen Ablagerungen auf der
Hochfläche des jetzigen Erzgebirges von etwa der Nollendorfer Gegend
in nordwestlicher Richtung südlich von Dippoldiswalde vorüber, und von
hier aus in mehr westlicher Richtung auf Freiberg zu verlaufen sei. Von
dieser freilich nur ganz im Allgemeinen reconstruirbaren Küstenlinie aus
erstreckte sich das flache cenomane Meer nach Nord und Nordost. In der
Nachbarschaft jener Küste kam zunächst, voraussichtlich als Deltabildung,
der Complex der Crednerien -Stufe zur Ablagerung. Ueber diesem folgt,
wie gezeigt wurde, in weiter und allgemeiner Verbreitung der cenomane
Quader. Durch beide Complexe erfolgte eine Planirung des Meeresbodens,
soweit dessen Erhebungen keine beträchtlichen Maasse erreichten. Höher
vom Boden aufragende Rücken und Kuppen des felsigen Meeresgrundes
blieben von diesen ältesten Cenoman -Ablagerungen unbedeckt, da auf
ihren Gipfeln die lockeren Sande meist keinen Halt fanden. In Folge dessen
durchragen er stere den altcenomanen Complex meist vollständig, in zwei
Fällen, bei Lockwitz und bei Oberau jedoch nur zum grössten Theil,
so dass sich dessen hängendste Schichten über diese Emporragung hinweg
erstrecken.
Anders gestalteten sich die Verhältnisse in der nun folgenden oberen
Stufe des Cenoman, nämlich im Carinaten- Pläner und Plänersandstein.
Nicht nur auf den erst kürzlich zur Ablagerung gelangten Quaderflächen,
sondern auch auf den noch von Sedimenten freien Emporragungen breiteten
sich die kalkig -thonigen Massen des Pläners aus. In Folge der durch
*) Beck, Erläuterungen Sect. Tharandt, S. 38.
**) Erläuterungen Sect. Ereiberg, S. 55.
55
diese felsigen Erhebungen .bedingten örtlichen Verhältnisse kommt inner-
halb der jüngeren cenomanen Stufe eine Localfacies zur Ausbildung, welche
an die Gehänge und Gipfel dieser submarinen Erhebungen gebunden ist.
Sie ist es, welche wir mit Beck*) als „Klippenfacies“ bezeichnen. Ihre
Eigenart giebt sich in folgenden Merkmalen kund:
1. In ihren Niveauverhältnissen, indem die hierher gehörigen
Sedimente in einem höheren Niveau zur Ablagerung gelangt sind, als die
rings um diese Klippen verbreiteten, aequivalenten jungcenomanen Schichten.
2. In der Lagerungsform und den Verbandsverhältnissen,
indem die Sedimente der Klippenfacies verschiedentlich gestaltete, zum
Theil tief eingreifende Unebenheiten der Auflagerungsfläche, als Kessel,
sack- oder spaltenartige Vertiefungen und Taschen ausfüllen. Wie charak-
teristisch gerade diese durch die Unregelmässigkeit des Untergrundes be-
dingte Lagerungsform für die Klippenfacies ist, erhellt durch die That-
sache, dass in der übrigen allgemeinen Verbreitung der cenomanen Schichten
eine höchst gleichmässige und continuirliche, durchaus schwebende Lagerung
herrscht. Eine solche ist zu beobachten z. B. an der Auflagerungsfläche
des Carinaten-Quaders auf das Rothliegende bei Cunnersdorf unweit Dresden,
ferner an derjenigen auf Granit von z. B. Dohna, Zwirtschkau bei Pirna
und Niedergrund, endlich auf den im Contact mit Granit in Hornfelse
umgewandelten Grauwacken bei Kauscha unweit Dresden.
3. In ihrer petrogra,phischen Ausbildung, indem die Klippen-
sedimente kleinere oder grössere Gerolle des Untergrundes in beträcht-
licher Zahl in sich aufnehmen. Diese erreichen zuweilen einen Durch-
messer von 1 m und stellen dann gewaltige Rollblöcke vor, die fast stets
wohl gerundet sind und augenscheinlich ihre Losreissung und Abrundung
dem Wogenschwall der einstigen Untiefe verdanken. Ausserdem beobachtet
man, dass der Pläner, der den Klippen auf lagert, meist Glaukonit in
Gestalt grösserer Flecken und Flatschen führt und dass glaukonitische
Substanz auch einen Theil der Petrefacten, sogar gewisse Gerolle überzieht.
4. In der Fauna, indem die Ablagerungen der Klippenfacies durch
das Ueberwiegen von mit Haftapparaten ausgestatteten und dem Unter-
gründe aufwachsenden Thierformen, insbesondere massenhaften Austern
und Spongien, sowie zahlreichen stockbildenden Korallen charakterisirt sind.
Ganz analog gestalten sich die Verhältnisse im Carin aten- Quader,
dort, wo derselbe wie an den beiden bereits genannten Stellen, nämlich
bei Lockwitz und bei Oberau, ebenfalls auf die Oberfläche der dortigen
submarinen Erhebungen übergreift.
Derartige cenomane Sedimente vom Charakter der geschilderten Klippen-
facies sind auf folgenden Empor ragungen des Litorals bekannt:
auf dem Syenitrücken, welcher sich der cenomanen Küsten-
linie in nordöstlicher Richtung vorlagert und jetzt von dem tiefen
Erosionsthal der Weisseritz durchquert wird und zwar bei Plauen,
auf den Emporragungen des sich weiter südöstlich an-
schliessenden Granitmassivs am Gamighübel, bei Kauscha und
bei Lockwitz,
auf der Porphyrkqppe des Kahlebusches bei Dohna,
auf dem Granit von Z sch eil a bei Meissen,
auf dem Gneiss bei Oberau.
*) Erläuterungen Sect. Pirna, S. 55.
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Die Verhältnisse, wie sie sich der Beobachtung auf diesen Vor-
kommnissen der Klippenfacies bieten, sollen im Folgenden ausführlich
dargelegt werden.
2. Beschreibung der Klippenfacies.
a) Die Klippenfacies auf dem Syenitrücken bei Plauen.
Das Meissener Syenitmassiv erstreckt sich von Meissen in südöstlicher,
also Lausitzer Richtung, südwestlich von Dresden vorüber, und bildet hier
einen Rücken, der sich zwischen der Elbthalwanne und dem rothliegenden
Döhlener Becken erhebt und der von der Weisseritz in einem tiefen Thal,
dem Plauenschen Grund, durchschnitten wird. Nördlich und südlich vom
Syenit verbreiten sich, wie es das S. 45 mitgetheilte schematische Profil
Fig. 3 veranschaulicht, die Schichten des Rothliegenden. Diese werden
vom Carinaten- Quader überlagert, welcher bis an den Syenit herantritt
und auch noch eine Strecke weit auf dessen Böschung übergreift. Ueber
diesen Quader und die von letzterem unbedeckt gebliebene Gipfelzone von
Syenit lagert sich der Carinaten-Pläner, wobei er, als Klippenfacies
ausgebildet, die Unregelmässigkeiten der Syenitoberfläche ausfüllt, und
mannigfach in Taschen und Klüfte desselben eingreift, Verhältnisse, die
an den Gehängen des Weisseritzthales wiederholt aufgeschlossen und zu
beobachten sind.
Eine deutliche Vorstellung von diesen Lagerungsverhältnissen ergeben
die Aufschlüsse an der Nordostböschung des Syenitrückens. Bei Rossthal
wird der Carinaten-Pläner von einer kleinen Syenitkuppe durchragt, während
der Aufschluss bei Döltzschen in nur 600 m südöstlicher Entfernung zeigt,
dass hier der Syenit ca. 25 m tiefer liegt und zunächst vom Carinaten-
Quader, dann von Conglomerat und endlich vom Carinaten-Pläner über-
lagert wird, die sich demnach sämmtlich bis auf den letzteren in der
Richtung nach der Rossthaler Kuppe zu an den Böschungen des Syenits
auskeilen. Die gleichen Verhältnisse wiederholen sich von Döltzschen aus
Fig. 4.
Döltzschen, Begerburg. Plauenscher Grund.
OC
mc '
des Plauenschen Grundes. Nur die hängendsten Schichten des Carinaten-
Pläners greifen als Klippenfacies entwickelt über den Syenit weg.
S = Syenit, qc = Carinaten- Quader, kc = Conglomerat, mc = Mergel, pc = Cari-
naten-Pläner.
in nordöstlicher Richtung an den Gehängen des sich hier sanft erhebenden
Syenits des Plauenschen Grundes. Während, wie oben gezeigt, das Cenoman
bei Döltzschen noch vollständig entwickelt ist, greift nur sein oberster
Complex auf den Syenitrücken hinauf, und bedeckt ihn, als Klippenfacies
ausgebildet, continuirlich, sodass an den beiderseitigen Steilrändern des
Plauenschen Grundes unterhalb der Brauerei zum Felsenkeller nur die
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verhältnissmässig schwache Hülle des obersten Cenoman angeschnitten
ist, die in der Gegend des Hohen Steins in voller Mannigfaltigkeit ihrer
charakteristischen Merkmale an verschiedenen Punkten aufgeschlossen ist,
Lagerungsverhältnisse, die das Profil 4 veranschaulichen soll. Noch weiter
nach Dresden zu beginnt die Syenitoberfläche sich wieder zu senken, in
Folge dessen nimmt das oberste Cenoman, also der Carinaten- Pläner, in
gleichem Schritte an Mächtigkeit zu, nahe an der Bienertstrasse in Plauen
wurde er, den Syenit noch direct überlagernd, erbohrt, und erst beim
Plauenschen Lagerkeller stellen sich zwischen diesem letzteren und dem
Carinaten-Pläner Vertreter des Carinaten-Quaders ein.
Aus diesem von uns hiermit verfolgten Profile leuchtet die Thatsache
klar ein, dass auf die Erhebung des syenitischen Untergrundes nur der
oberste cenomane Complex, rings um diesen Syenitrücken aber und an
seinem Abfalle das gesammte Cenoman in seiner normalen Entwickelung
ausgebildet ist. Dass aber diese schwache Cenomanbedeckung des Syenit-
rückens den Habitus einer typischen Klippenfacies besitzt, ergiebt sich
aus den folgenden an den dortigen Aufschlüssen gemachten Beobach-
tungen.
Den schönsten Einblick in die der Klippenfacies des Syenitrückens
eigenthümlichen Gebilde bot ein Steinbruch, der am Eingang in den
Plauenschen Grund dicht hinter der Gasanstalt gelegen ist und dessen
prächtige Profile jetzt leider verschüttet werden. Die Figur 5 veranschau-
Fig. 5.
S = Syenit, pc = Carinaten-Pläner.
licht einen Theil der felsig zerrissenen und zerspaltenen Oberfläche des
Syenits. Man gewahrt in diesem verschiedene tiefe und enge Spalten,
von denen eine hei einer Breite von 10 — 15 cm nicht weniger als 3 m
tief in den harten, kaum zersetzten Syenitfels hineinreicht. Ausserdem
weist die Oberfläche noch etliche sackartige oder ganz unregelmässig ge-
staltete Vertiefungen auf, die mit grobem Geröll erfüllt sind. Zahlreiche
ganz feine Spältchen, die nicht immer auf der Skizze dargestellt werden
konnten, durchsetzen den Syenit am Boden dieser Ausbuchtungen. Daneben
erheben sich steilwandige, durch die Wogen abgerundete Buckel und
Kämme bis zu mehreren Metern Höhe. Alle diese Erscheinungen ver-
einigen sich zum Bilde eines rauhen und wilden Klippenuntergrundes
58
des cenomanen Meeres. Vervollständigt wird dasselbe durch die An-
häufung zum Theil gewaltiger, dann über 1 m grosser Rollblöcke des
Syenits, welche sich namentlich in den Vertiefungen zwischen den Einzel-
klippen concentriren und jetzt ein ausserordentlich grobes, local Riesen-
Conglomerat repräsentiren. Ausser diesen Syenitgeröllen fanden sich ganz
vereinzelt kleine, ebenfalls gut gerundete Geschiebe von anderen Gesteinen,
die zum Theil einen weiteren Transport durchgemacht haben, z. B. horn-
steinartige aus dem Rothliegenden stammende Gerolle, Kieselschiefer und
glaukonitischer Pläner von derselben Beschaffenheit, wie er hie und da
in diesem Bruche ansteht. Alle diese letzteren waren im Gegensatz zu
den Syenitgeschieben von einer glaukonitischen Hülle umgeben. Der
diesen Klippen auf lagernde Pläner weist grosse 1 — 2 cm messende Flat-
schen von Glaukonit auf und enthält ausserdem stellenweise zahlreiche
kleine Glaukonitkörner, sowie einzelne Schwefelkiespartikelchen einge-
sprengt. Unter dem Mikroskop erweist er sich vorwiegend aus Calcit
und Quarz, ausserdem spärlich aus Biotit, Pyrit und Glaukonit zusammen-
gesetzt, neben dem man noch einzelne Foraminiferen gewahrt.
Der Pläner ist, soweit er die Unregelmässigkeiten des Syenits erfüllt,
und soweit er als Conglomerat entwickelt ist, ungeschichtet, nach oben
zu sondert er sich in einzelne Bänke, die sich ungefähr der Configuration
des Syenitbodens anschmiegen, deren welliger Verlauf sich aber nach oben
beständig verflacht und ausgleicht.
Namentlich als Ausfüllung der Klüfte und Kessel des Syenits enthält
der Pläner viele organische Ueberreste und so hat dieser Ort eine reich-
haltige und für die Klippenfacies höchst charakteristische Fauna geliefert,
die um so besser bekannt ist, als hier ein weit grösseres Stück des alten
Meeresbodens abgedeckt und durchforscht worden ist, als es bei allen
anderen Fundorten innerhalb der Klippenfacies der Fall war. Unter
Benutzung der sehr umfangreichen, uns in dankenswerther Weise zur
Bestimmung überlassenen Sammlung des Herrn Ingenieur Pohle, Dresden,
können wir folgendes Verzeichniss der hier vorgekommenen Fossilien
geben:
Dimorphastraea parallela Reuss sp. lih.
Latimaeandra Fromenteli Bölsche. h.
Thamnastraea conferta M. Edw. s.
Cidaris vesiculosa Goldf. ss.
Rhynchonella compressa Lam. hh.
Terebratula biplicata Sow. h.
— phaseolina Lam. h.
Ostrea hipp op odium Nilss. hh.
Älectryonia carinata Lam. ss.
— diluviana L. s.
Exogyra lateralis Nilss. hh.
— sigmoidea Reuss. h.
— haliotoidea Sow. hh.
Spondylus striatus Sow. sp. hh.
Pecten Rhotomagensis d’Orb. s.
— elongatus Lam. h.
— acuminatus Gein. ss.
Vola digitalis Röm. ss.
Modiola Cottae Röm. hh.
59
Modiola carditoides Gein. s.
— arcacea Gein. s.
— irregularis Gein. ss.
Eriphyla striata Sow. sp. ss.
cf. Protocardium hillanum Sow. sp. ss.
Area Galliennei d’Orb. s.
— glabra Park. sp. s.
Mutiella Bingmerensis Mant. ss.
Cyprina quadrata d’Orb. ss.
— trapezoides Röm. ss.
Cardium cenomanense d’Orb. s.
— : alternans Reuss. s.
Psammobia Zitteliana Gein. h.
cf. Turritella granulata Gein. ss.
Pleurotomaria plauensis Gein. s.
— Geinit zi d’Orb. ss.
— sp. ss.
Natica pungens Sow. sp. ss.
Neritopsis costidata A. Röm. ss.
— nodosa Gein. ss.
Stelzneria cepacea Gein. ss.
Trochus Buneli d’Arch. ss.
Turbo Geslini d’Arch. s.
Euchrysalis Laubeana Gein. ss.
Chemnitzia Beussiana Gein. , ss.
Actinocamax plenus Blainv. s.
Oxyrhina angustidens Reuss. ss.
Ausser den drei erstgenannten Stockkorallen kommt hier nach Nessig*)
noch eine weitere, nämlich Psammohelia granulata Bölsche vor.
Auf die Eigentümlichkeiten dieser Klippenfauna wird später ein-
gegangen werden, hier soll nur auf die Häufigkeit der Austern, Brachio-
poden und der Korallen, sowie darauf hingewiesen werden, dass fast
alle Arten mit Haftapparaten ausgestattet oder dem Untergründe auf-
gewachsen sind.
Während sich bei den meisten Petrefacten die kalkigen Bestandteile
aufgelöst und durch Glaukonit ersetzt haben, ist dies nie bei den Brachio-
poden und selten bei den Austern, sowie bei manchen Pecten- und Modiola-
Arten der Fall, was ganz mit analogen von Süss**) mitgeth eilten Be-
obachtungen übereinstimmt.
Andere sehr schöne Aufschlüsse der Klippenfacies auf dem Syenit
des Plauenschen Grundes bietet der in der Nähe dieses Ortes gelegene
Rathssteinbruch, in dem auf einer ca. 120 m langen Strecke die Auf-
lagerung des cenomanen Pläners auf den Syenit ersichtlich ist. Wir geben
eine Gesammtansicht derselben Fig. 6 und zwei Detailprofile Fig. 7 und
Fig. 8 (s. nächste Seite) wieder, die ebenfalls die auffallend unregelmässige
Gestaltung der Syenitoberfläche veranschaulichen. Der sich hier nach N
senkende Syenit weist auf dieser Linie vier buckelartige Erhebungen auf,
*) 1. c. S. 122.
**) Der Boden der Stadt Wien. 1862, S. 112.
60
Fig. 6.
Auflagerung des CJarinaten- Pläners der Klippenfacies auf den Syenit
im Rathssteinbruch bei Plauen.
Fig. 6 Gresammtprofil der Auflagerungsfläche, Fig. 7 und Fig. 8 Specialprofile der
in Fig. 6 mit * bezeichnten Stellen. S = Syenit, p c = Carinaten-Pläner.
deren Oberflächen verschiedene Vertiefungen und Spalten zeigen. Zwischen
diesen Buckeln sind local Geröllansammlungen aufgeschlossen. Die Syenit-
geschiebe erreichen nicht die gewaltige Grösse wie im vorigen Steinbruche,
stellenweise sinken sie zu solcher Kleinheit und Beschaffenheit herab, dass sie
einen Syenitgrus darstellen, der in grosser Menge von Pläner eingeschlossen
und völlig zersetzt ist. Der Pläner gleicht demjenigen, der im Steinbruch
bei der Gasanstalt ansteht, völlig. Auch er ist in Bänke gesondert, die
sich den grösseren Unebenheiten des Bodens anschmiegen und sich nach
oben ausgleichen. Zum Sammeln von Petrefacten sind hier die Verhält-
nisse nicht günstig, immerhin wurden doch einige Gastropoden, Pecten
und Brachiopoden gefunden.
Gegenüber vom Rathssteinbruch liegt das Forsthaus, neben dem
auch noch heute die Spaltenausfüllungen sichtbar sind, die Geinitz im
„Elbthalgebirge“ Bd. I, S. 13 abbildet und die ihm in früherer Zeit eine
Unmasse verschiedenster, vor Allem auch winzig kleiner Fossilien geliefert
haben, so dass Geinitz von einer Liliputfauna spricht. Ein grauer oder
bräunlicher Pläner mit Glaukonitflecken erfüllt diese Spalten. Die in
denselben und zwischen den Conglomeraten eingeschlossene Fauna war
sehr reich an Gastropoden und zwar waren sowohl grosse dickschalige,
61
als auch eine Menge kleiner Formen vorhanden. Ferner fanden sich
zahlreiche Austern, Brachiopoden, Seeigel und Seesterne, Bryozoen und
einzelne Stockkorallen.
Eine ebenfalls sehr reichliche Ausbeute an Fossilien im Gebiet der
Klippenfacies wurde früher am nahen Hohen Stein gemacht. Hier be-
findet sich auf dem Gipfel eines Syenitbuckels, auf dem der „Frohberg’s
Burg“ genannte Thurm steht, eine etwa 3 m tiefe, grosse Einsackung,
in die ein gelblicher, sehr kalkreicher, zahllose Fossilien einschliessender
Mergel eingelagert ist. Es ist das diejenige Stelle, welche Geinitz im
Fig. 9.
,, Elbthalgebirge“ Bd. I, S. 11 abbildet
und von der wir die Profildarstellung
Fig. 9 geben. Vor Allem sind Austern
und zwar Exogyra haliotoidea Sow.,
sigmoidea Reuss, lateralis Nilss,, ferner
und zwar nur an dieser Stelle in solch
grosser Zahl Äledryonia carinata Lam.
und diluviana L. häufig. Auch Stacheln
und Tafeln von Seeigeln und Seesternen,
Zähne von Haifischen und verschiedene
Gastropoden, namentlich grosse Ceri-
thien und Pleurotomarien waren hier
sehr gewöhnlich. Ungefähr 50 m süd-
lich von dieser Stelle erhebt sich jen-
seits des Teiches eine niedrige Syenit-
wand, an deren oberem Rande die Auf-
lagerungsfläche des Pläners deutlich
aufgeschlossen ist. Auch hier ist eine
ganz ähnliche Einsackung wie an „Froh-
berg’s Burg“ vorhanden. Das diese
erfüllende Material hat eine mehr sandige Beschaffenheit und ist stellen-
weise hornsteinartig silificirt. Petrefacten, namentlich Austern und Cidaris-
Stachel sind auch hier in grosser Anzahl vorhanden.
Klippenfacies des Carinaten-
Pläners als Ausfüllung eines tie-
fen Kessels im Syenit an „Froh-
bergs Burg“ östlich vom Plauen-
schen Grunde.
S == Syenit, pc = Carinaten- Pläner.
Am Wege neben der B ege r bürg lässt sich gleichfalls das Eingreifen
des Carinaten -Pläners in mehrere enge Spalten des Syenits wahrnehmen.
Dieselben werden theils von grauem, kalkreichem Pläner mit grossen
Glaukonitflecken, theils von gelblichem Hornstein erfüllt, welche beide
an organischen Resten reich sind und Cidaris vesicidosa Goldf., Ostrea
hippopodium Nilss., Exogyra haliotoidea Sow. und Pecten elongatus Lam.
lieferten. — Noch an einigen benachbarten Stellen des Syenitrückens sind
diese der Klippenfacies eigenthümlichen Gebilde aufgeschlossen, doch meist
nicht so schön, wie an den beschriebenen Orten, oft auch, wie am oberen
Rande der tiefen Syenitbrüche, nicht zugänglich.
b) Die Klippenfacies auf dem Granitit des Gamighübels,
bei Kauscha und bei Lockwitz.
Zwischen Kauscha und Leubnitz, südöstlich von Dresden, erhebt sich
der sich unter der Kreide ausbreitende Granitit zu einer kleinen Kuppe,
dem Gamighübel*), die zwar orographisch wenig auffällt, die aber doch
*) Erläuterungen Sect. Dresden, S. 49.
62
eine beträchtliche Emporragung des altcenomanen Meeresbodens darstellt,
denn sie durchragt nicht nur den gesammten Carinaten -Quader und
Carinaten- Pläner, sondern auch noch einen Theil des turonen Labiatus-
Pläners, von welchem sie rings umgeben wird. Das Profil Fig. 10, das
unter Benutzung der Aufschlüsse der Nachbarschaft zusammengestellt ist,
veranschaulicht diese Lagerungsverhältnisse. Auf dem Granitit und zwar
in Vertiefungen seiner Oberfläche liegt cenomaner Pläner und ist dem-
nach hier in einem höheren Niveau zur Ablagerung gekommen, als sogar
die turone Labiatus-Stufe. In der etwa 1200 m westlich vom Gamighübel
am Wege nach Gostritz gelegenen Grube ist die Auflagerungsfläche des
Carinaten -Pläners auf dem Carinaten -Quader blossgelegt, und zwar liegt
dieselbe in einem 20 m tieferen Niveau als diejenige der entsprechenden
Schichten auf dem Gamighübel, ein Umstand, der letzteren als Klippe
Fig. 10.
Durchragung des gesammten Cenomans und des Labiatus- Pläners durch
die Granitit-Klippe des Gamighübels südöstlich von Dresden.
G = Granitit, qc = Carinaten- Quader, mc = Mergel, pc == Carinaten-Pläner auf
dem Gipfel der Granititkuppe in Klippenfacies entwickelt, p 1 = Labiatus - Pläner.
kennzeichnet. Der im Granitit dieser Kuppe angesetzte Steinbruch zeigt
drei unregelmässig wannenförmige Vertiefungen in der granitischen Ober-
fläche, welche durch Ablagerungen der Plänerfacies ausgefüllt sind. Zwei
dieser Kessel enthalten, in einem gelblichen Mergel eingebettet, vereinzelte
Granititgeschiebe, die theils abgerollt, theils aber noch kantig sind und
jedenfalls dem granitischen Grundgebirge entstammen. Von organischen
Kesten werden in diesen Mergeln zahlreiche Spongien und Austern (siehe
unten) angetroffen. Die dritte, 2 — 3 m tiefe, an der Nord wand des Stein-
bruches sichtbare, von B eck in Fig. 3 seiner Erläuterungen zu Section Dresden
abgebildete Einsackung hat einen ausserordentlich unregelmässigen Boden,
der sich theils zu kleinen Buckeln erhebt, theils sich rasch auskeilende
Spalten in den Granituntergrund entsendet. Sie wird ebenfalls von weichem
gelblichen Mergel erfüllt, dem zwei schwache Bänke von hartem Pläner-
kalk eingelagert sind, die entsprechend der Configuration ihrer Basis
flach beckenförmige Lagerung besitzen. Dieselben sind voll von winzigen
Fischkoprolithen und enthalten ausserdem eine Menge Austern, Haifisch-
zähne und Steinkerne unbestimmbarer Cerithien. Die unter diesen Bänken
liegenden Mergel sind am reichsten an Petrefacten. Neben Unmassen von
Exogyra haliotoidea Sow. und sigmoidea Reuss, sowie Terebratiäina stria-
tula Mant. stellt sich häufig Älectryonia diluviana L. ein; Alectryonia cari-
nata Lam. dagegen ist seltener. In Menge sind Stacheln von Cidaris
vesicuiosa Goldf. und Sorigneti Des. vorhanden, ebenso Spongien wie
Siphonia piriformis Goldf., Stellispongia plauensis Gein., Cupulospongia
infundibuliformis Goldf. und Epitheles robusta Gein. Nicht selten be-
63
obachtet man Steinkerne von Cerithien und Pleurotomaria Geinitzi d’Orb.,
sowie eine Stockkoralle Syrihelia gibbosa Münst. Auch Haifischzähne sind
sehr häufig, Nessig*) nennt vier Species derselben. Namentlich sind es
die massenhaften Austern und Spongien, die dieser Fauna ihren eigen-
thümlichen Charakter verleihen.
Die nächste Stelle, an welcher der Granitit in südöstlicher Richtung
vom Gamighübel zu Tage tritt, befindet sich bei Kauscha in 1 km Ent-
fernung von dem eben beschriebenen Aufschlüsse. Der Granitit markirt
sich hier topographisch in keinerlei Weise, sondern ist durch das Erosions-
thal des Prohliser Baches angeschnitten, also an dessen Gehängen bloss-
gelegt worden. Trotzdem sind auch an dieser Stelle, und zwar am Nord-
gehänge des genannten Baches, Reste einer einstmaligen Klippenfacies
nicht zu verkennen. In dem Steinbruche östlich von Kauscha sieht man
von der denudirten, verwaschenen und von Löss bedeckten Oberfläche des
Granitits aus eine cenomane Spaltenausfüllung 2 m tief hinabsteigen, die
den von den Höhen am Plauenschen Grunde S. 57 beschriebenen analogen
Gebilden in jeder Richtung gleicht. Dieselbe besteht aus einem bräun-
lichen, staubfeinen Sande, der durch ein thoniges Bindemittel locker zu-
sammengehalten wird und neben unbestimmbaren Resten von Austern
einen scharfen Abdruck von Cidaris vesiculosa Goldf. lieferte.
Je weiter wir von hier aus den Granitit nach SO verfolgen, desto
tiefer sinkt seine Oberfläche. Bei dem nur 1,5 km von Kauscha entfernten
Lockwitz fallen deshalb die dortigen Klippenbildungen bereits in die untere
Abtheilung des Cenomans, in den Carinaten-Quader, bei dem 4,5 km weiter
südöstlich gelegenen Dohna lag sie so tief, dass der Quader und sein Han-
gendes, der Pläner, sich ihr continuirlich und zwar schwebend auflagerten,
während erst die dem granitischen Meeresboden aufgesetzte Porphyrkuppe
des Kahlebusches von Neuem zur Klippenbildung Veranlassung gab.
Die Klippenfacies des Carinaten- Quaders bei Lockwitz ist dicht
oberhalb des Ortes durch den Granitbruch bei Adam’s Mühle am oberen
linken Thalrande aufgeschlossen. Wie
das Profil Fig. 11 darstellt, erfüllt der
Carinaten-Quader grössere unregel-
mässige Vertiefungen und die spalten-
förmigen Ausläufer derselben, wäh-
rend zugleich steilbucklige Köpfe und
Kämme des Granitits in ihn hinein-
ragen. Der Quader dieser Ausfül-
lungen ist sehr feinkörnig, dem Pläner-
sandstein ähnlich. An den tiefsten
Stellen hat er graue, sonst graulich-
weisse Farbe und weist grössere
grünliche, glaukonitische Flecken auf.
Eine reiche Fauna stellt sich auch
hier wie an allen übrigen Klippen
ein, während in der Nähe dieses Ortes,
ausserhalb der Klippenfacies der-
selbe Quader überaus arm an Fossilien ist. Wir sammelten in diesen
Quadertaschen :
Fig. 11.
Klippenfacies des Carinaten- Quaders
auf dem Granitit von Lockwitz (Section
Kreischa-Hänichen).
G = Granitit, qc = Carinaten-Quader.
*) 1. c. S. 99.
64
Micrabacia coronula Goldf. ss.
Serpula gordialis Schloth. h.
Phynchonella compressa Lam. s.
Pecten elowgatus Lam. s.
Vola notabilis Münst. ss.
Spondylus striatus Sow. s.
Lima cenomanensis d’Orb., ss.
vor Allem aber in grösster Häufigkeit
Exogyra lateralis Nilss. hh.
— haliotoidea Sow. hh.
— conica Sow. h.
sowie Cidaris vesiculosa Goldf. hh.
Hieraus ist ersichtlich, dass die Fauna dieses Ortes derjenigen der
oben beschriebenen Aufschlüsse ganz analog ist. Austern treten auch hier
in bei Weitem überwiegender Zahl auf, ein, wie bereits betont, charak-
teristisches Merkmal der Klippenfacies.
c) Die Klippenfacies auf der Porphyrkuppe des Kahlebusches*).
Bei Dohna und nördlich von dieser Stadt breitet sich die denudirte
Oberfläche des Granitits durchaus eben und zwar in 160—170 m Meeres-
höhe aus. Ihr conform, also in fast schwebender, nur flach nach N ge-
neigter Schichtenlage ist das Cenoman, und zwar wesentlich als Pläner-
sandstein zur Ablagerung gelangt. Ueber diese Ebenheit erhebt sich bis
zu 208,6 m Meereshöhe, also ca. 40 m über das Niveau des Pläners eine
dem Granitit aufgesetzte glockenförmige Porphyrkuppe, der Kahlebusch.
Durch den Pläner bis in den unterlagernden Granitit ist das Thal der
Müglitz eingeschnitten, dessen Gehänge somit aus letzteren Gesteinen be-
steht, während die die Stadt Dohna tragende Hochfläche von der Pläner-
decke gebildet wird. Am besten lassen sich diese topographisch-geologischen
Verhältnisse von einem hoch liegenden Punkte direct südlich von Dohna
überblicken und sind in dem durch die geologische Darstellung auf Section
Pirna sich zum plastischen Bilde ergänzenden Textprofil Fig. 12 wieder-
gegeben worden. Die, wie erwähnt, die Hochfläche bedeckenden Pläner-
Wasser-
Reservoir
Fig. 12.
Stadt Dohna
Kahlebusch
Profil vom Wasserreservoir westlich von Dohna bis jenseits der
Porphyrklippe des Kahlebusches.
Gr = Granitit, Pq = Quarzporphyr, mc = cenomaner Mergel, pc = Carinaten-Pläner,
auf dem Gipfel des Kahlebusches in der Klippenfacies .‘als Ausfüllung von Vertiefungen
des Porphyrs. Nach H. Credner.
*) Deichmüller, 1. c. S. 99; Lange, 1. c. S. 10; Beck, Erläuterungen Sect.
Pirna, S. 55 und Fig. 5.
35
schichten ziehen sich eine Strecke weit die Böschung des Kahlebusches
hinauf, um sich dann auszukeilen. Erst auf dem äussersten Gipfel und
dessen Umrahmung, also in einem Niveau von beinahe 40 m über der
Stadt Dohna, stellen sich von Neuem ausschliesslich als Ausfüllung von
Vertiefungen auf der Porphyrklippe cenomane Gebilde ein. Dieselben
charakterisiren sich durch ihre beträchtliche Höhenlage über dem normal
ausgebildeten Cenoman, durch ihre Lagerungsform zwischen den Uneben-
heiten der Porphyrklippe, durch ihren petrographischen Habitus und durch
ihre Fauna als ausgezeichnete Vorkommnisse der Klippenfacies, für welche
diese letztere Bezeichnung von Beck zur Einführung gelangte.
Während früher eine grössere Anzahl solcher kessel- oder wannen-
förmigen Vertiefungen auf der Höhe des Kahlebusches beobachtet wurden,
sind augenblicklich nur drei solche aufgeschlossen. Zwei derselben, von
denen die eine 2, die andere 5 m tief ist, enthalten ein grobes Porphyr-
conglomerat, dessen völlig abgerundete und zersetzte, offenbar dem Unter-
grund entstammende Rollstücke 10 bis 25 cm Durchmesser haben. Die-
selben werden durch ein kalkiges Bindemittel verkittet, in dem man nicht
selten Fragmente von Austern findet. Die dritte, 3 m breite und 1,5 m
tiefe wannenförmige Einbuchtung der Porphyroberfläche liegt direct auf
dem Gipfel der Kuppe und enthält einen gelblichen, schwach glaukonitischen
Mergel. In ihm sind Fossilien in grösster Menge enthalten. Die von
Deichmüller*) aufgezählte Fauna ähnelt durchaus derjenigen der Klippen
vom Gamighübel und von „Frohberg’s Burg“.
Vorwaltend sind auch hier die folgenden Austern: Exogyra haliotoidea
Sow., sigmoidea Reuss, lateralis Nilss., Ostrea hippopodium Nilss., Alectryonia
diluviana L. und carinata Lam., ferner Spongien und zwar namentlich
Siphonia piriformis Goldf. Sehr häufig sind auch Bryozoen und die
Stacheln von Cidaris vesicidosa Goldf. und Sorigneti Des. Von Brachio-
poden ist Terebratulina striatula Mant. am gewöhnlichsten. Gastropoden
dagegen sind selten. Von Bedeutung ist ausserdem das reichliche Vor-
kommen von Stockkorallen, so von Syrihelia gibbosa Münst., Isis tenuistriata
Reuss, Stichobothrion foveolatum Reuss sp. und Thamnastrea conferta
M. Edw., sowie dasjenige von Rudisten, von Stellaster plauensis Gein.,
Oreaster thoracifer Gein. und endlich von Pentacrinus lanceolatus Rom. und
Aetinocamax plenus Blainv. Wiederum spielen, das zeigen schon diese kurzen
Angaben, sessile Arten die hauptsächlichste Rolle in dieser Klippenfauna.
Wie auf dem Gipfel und an den obersten Abhängen der Porphyr-
kuppe des Kahlebusches, so haben die Schichten mit Aetinocamax plenus
auch am Fusse derselben, nämlich auf der Böschung seines Sockels eine
von der normalen abweichende, in vielen Beziehungen an die echte Klippen-
facies erinnernde Ausbildung angenommen. So sieht man an dem Ein-
schnitte des Weges, der nach dem Steinbruche des Kahlebusches führt,
direct auf dem, die Basis der Porphyrquellkuppe bildenden Granitit ein
0,5 m mächtiges, grusiges Conglomerat anstehen, welches wesentlich aus
bis kopfgrossen Gerollen des benachbarten Granitits und Porphyrs besteht,
auf welches ein 0,3 m mächtiger Plänermergel folgt. In ihm findet sich
eine Fauna, in der Austern und Schwämme ( Cribrospongia subreticulata
Münst. und Syphonia piriformis Goldf.) verhältnissmässig reichlich ver-
treten sind.
*) 1. c. S. 100.
66
d) Die Klippenfacies auf dem Granitit von Meissen.
Wie im SO, so sind auch im äussersten NW der das sächsische Elb-
thalgebirge durchziehenden Küstenlinie des Kreidemeeres cenomane Gebilde
vom Charakter der Klippenfacies zur Ablagerung gelangt. Ein derartiges
Beispiel lieferte die directe Umgebung von Meissen und zwar von Zscheila.
Dieselben wurden von Gump recht im Beginne der 30er Jahre sorgfältig
untersucht und in seinen ,, Beiträgen zur geognostischen Kenntniss einiger
Theile von Sachsen und Böhmen“, Berlin 1835, S. 10 u. f. beschrieben und
auf Tafel 1 abgebildet. Es galt damals nachzuweisen, dass die schein-
baren Einschlüsse vom Pläner im dortigen Granit thatsächlich keine Ein-
schlüsse seien, sondern mit der dem Granit aufgelagerten Plänerdecke in
directem Zusammenhang gestanden haben, also als Descensionen zu be-
trachten seien. Wie bei Plauen, so füllte auch hier ein grauer Kalkstein
mit Glaukonitflecken die spalten artigen Unebenheiten des Granits aus.
Glaukonit überzog ebenfalls die recht häufigen Fossilien, von denen haupt-
sächlich Brachiopoden, sowie einige Gastropoden citirt werden*). Aehn-
liche Gebilde beobachtete derselbe Autor auf dem Syenit der Baths-
weinberge. Trotzdem ihn die Fauna an diejenige der Felsenriffe der
heutigen Meere erinnerte, spricht er diese Erscheinungen nicht als Klippen
an, sondern erklärt, dass ihre Entstehung eine „wahrscheinlich nie zu
enträthselnde Ursache“ habe. Heute sind diese Spaltenausfüllungen nicht
mehr zu sehen; bereits 1840 , so berichtet Geinitz**), hatte der Eifer
älterer Geologen nichts mehr davon übrig gelassen. Später (1877) fand
Dittmarsch über dem Granit von Zscheila rothe , eisenschüssige, etwas
sandige Mergel, die zahlreiche von Geinitz***) bestimmte Fossilien lieferten,
darunter eine Stockkoralle, ferner die von den Klippen bekannten Brachio-
poden und Austern , Spondylus striatus Sow., Pecten elongatus Lam.,
Opis bicornis Gein., Modiola- und Mytilus- Arten, sowie einige Gastropoden,
eine Fauna, welche für die Klippenfacies dieser Localablagerung spricht.
e) Die Klippenfacies auf dem Gneiss des Oberauer Tunnels.
Fi g. 13.
Profil durch den Oberauer Tunnel nach
Geinitz 1840.
gn = Gneiss, eine Scholle im Granit des Meissener
Massivs bildend, seine Oberfläche durch klippenartige Vor-
sprünge und spaltenartige Klüfte unregelmässig zerrissen,
qc = Carinaten- Quader, diese Unebenheiten ausfüllend,
als Klippenfacies entwickelt, pc = Carinaten-Pläner.
Zur Klippenfacies ge-
hören endlich diejenigen
cenomanen Ablagerungen,
welche nebst ihrem aus
Gneiss gebildeten Unter-
gründe mit dem Oberauer
Tunnel durchfahren wur-
den und von denen Gei-
nitz in seiner „Charak-
teristik“ Tafel A eine
anschauliche Abbildung
giebt, der wir das Profil
Fig. 13 entnehmen. Der
Gneiss stellt hier eine
vielfach von Granitgängen
durchschwärmte Scholle
*) Vergl. Leonhardt im Neuen Jahrbuch 1834, S. 140.
**) Charakteristik, S. 6.
***) Sitzungsberichte der Isis 1877, S. 17 und 74.
67
im Meissener Syenit- Granitmassiv dar. Die Emporragung, die dieses
Grundgebirge auf dem altcenomanen Meeresboden bildete, war offenbar
nicht sehr bedeutend, sodass sie bereits vom Carinaten- Quader über-
lagert wurde, welcher hier als ein an Glaukonit überaus reicher Grün-
sandstein entwickelt ist. Ausfüllungen von Spalten, die sich zum Theil
ähnlich wie diejenigen von Zscheila in der Tiefe sackförmig erweitern,
ferner von kleineren und grösseren, unregelmässig kesselförmigen Ver-
tiefungen, klippenförmige Hervorragungen, endlich grosse, wohlgerundete
Gerolle, zuweilen auch scharfeckige Bruchstücke des den Untergrund
bildenden Gneiss und Granits kennzeichnen diese Ablagerung als höchst
charakteristisches Gebilde der Klippenfacies. Auch die Fauna zeigte
Analogien zu derjenigen anderer Klippenbildungen; Terehratula hiplicata
Sow., j Rhynchoneliw compressa Lam., die folgenden Austern: Exogyra
haliotoidea Sow., Ostrea hippopodium Nilss., Alectryonia diluviana L. und
carinata Lam., ferner Trochus Geinitzi Reuss, Turritella granulata Gein.
und Pleurotomaria sp., auch kleine Hippuriten wurden meist recht häufig
gefunden.
3. Rückblick auf die Fauna der Klippenfacies.
Allen diesen Klippenbildungen ist, wie schon ein Blick auf die ge-
gebenen Aufzählungen der in ihnen enthaltenen Fossilien zeigt, eine höchst
charakteristische Fauna eigentümlich, deren Eigenart besonders durch
das Ueberwiegen solcher Formen zum Ausdruck kommt, die mit Haft-
apparaten ausgestattet oder dem Untergrund direct aufgewachsen waren.
Analogien zu den Faunen der heutigen felsigen Meeresküsten sind in der
fossilen Thierwelt der cenomanen Klippenfacies Sachsens auf das deut-
lichste ausgesprochen. So spiegelt sich in diesen Ablagerungen die Vor-
liebe der stockbildenden Korallen, sich an felsigen Klippen in geringer
Meerestiefe anzusiedeln*), unverkennbar wieder. Die ein festes Substrat
erfordernden Crinoiden kommen gleichfalls, wenn auch als Seltenheit, in
der Klippenfacies vor. Die Brachiopoden leben nach Walther**) in ihrer
grossen Mehrzahl auf felsigen Klippen und härteren Bänken, die am
Meeresboden aus sandigen und schlammigen Gründen hervorragen. Ihre
reichliche Verbreitung in verschiedenen Arten der Gattungen Terehratula,
Terebratulina und Phynchonella steht damit vollständig im Einklang.
Von den mit einer Schale aufgewachsenen Lamellibranchiaten sind die
Ostreiden ganz besonders zahlreich vertreten und können wahre Hauf-
werke und bankartige Vergesellschaftungen bilden. Einzelne Arten (. Exogyra
haliotoidea und sigmoidea , auch lateralis und Ostrea hippopodium) sind
allerorts in der Klippenfacies in solcher Zahl vorhanden, dass sie schon
für sich allein dieser Facies ein eigenthümliches Gepräge verleihen. Zu
diesen Zweischalern gehören ferner auch jetzt noch dem Untergründe
direct aufsitzende Individua von Spondylus striatus Sow. sp., sowie die
selteneren Rudisten und Chamen, welche sich jedoch nicht selten auch im
Quader der Carinaten-Stufe vorfinden, der ja dort ebenfalls eine Ablagerung
des seichten Meeres oder der Litoralzone repräsentirt. Von den Gattungen
Mytilus, Modiola und Pecten , die sich mit ihrem Byssus befestigen,
*) Vergl. Walther: Die Korallenriffe der Sinaihalbinsel. Abh. der sächs. Ges.
der Wiss. Bd. 14, S. 473.
**) Einleitung etc. S. 348.
68
kommen verschiedene Species in der Klippenfacies in grosser Häufigkeit
vor, was0 ganz besonders für Modiola Cottae Köm. gilt. Die in den Felsen
bohrenden Lithodomus und Pholas sind durch mehrere Arten vertreten
und ebenfalls gerade in dieser Facies häufig. Stellenweise sind auch
Gastropoden sehr gewöhnlich und sind viele derselben nur aus dieser
Facies bekannt geworden. Als charakteristisch sind die dickschaligen
Vertreter der Gattungen Turbo , Litorina , Cerithium , Chemnitzia und
Nerinea , sowie die an Felsflächen aufsitzenden Patellen zu nennen. Cepha-
lopoden dagegen sind durchweg selten.
Sehr merkwürdig ist es, dass in der Klippenfacies auf dem Syenit des
Plauenschen Grundes, welche auf ihre Fauna am besten durchforscht ist,
verschiedene Fundorte gewisse, auffallende Unterschiede in der Zusammen-
setzung ihrer Thierwelt aufweisen. Besonders deutlich kommen diese localen
Eigentümlichkeiten an der von Geinitz aus den Spaltenausfüllungen unter-
halb des Forsthauses im Plauenschen Grunde mitgetheilten Fauna und
derjenigen des S. 57 genannten, in einem etwas tieferen Niveau gelegenen
Steinbruches bei der Plauenschen Gasanstalt zum Ausdruck. Der erste
Fundort, also der am Forsthause, ist besonders durch seinen Reichthum
an Gastropoden ausgezeichnet. Die Spalten waren ,, überfüllt“ von den
kleinen Schalen derselben, fast alle die im Band I des „Elbthalgebirges“
abgebildeten Arten stammen von dieser Stelle. Während viele derselben
recht selten waren , traten andere in um so grösserer Zahl auf. Von
Litorina gracilis Sow. sammelte Geinitz*) gegen 50 Exemplare, von
Turbo Reichi Gein. mindestens 60, auch Natica- und Chemnitzia - Arten
waren häufig. Ausserdem fanden sich noch ziemlich zahlreiche Brachio-
poden, verschiedene Echinoiden und Lamellibranchiaten, wie Reden und
Mytilus. Die Korallen waren hier selten, ln dem Aufschlüsse bei der
Gasanstalt hingegen spielen die Gastropoden eine untergeordnete Rolle,
hier dominiren die Brachiopoden und Lamellibranchiaten, auch die Korallen
sind häufig. Die Echinoiden scheinen dagegen fast ganz zu fehlen, gelang
es uns doch nur einen einzigen Cidaris- Stachel aufzufinden. Es ist nicht
zu verkennen, dass sich hier gewisse Anklänge an die Tiefenzonen, wie
man sie an verschiedenen Küsten unterschieden hat**), offenbaren. Der
erste Fundort, beim Forsthause, ähnelt den Regionen der Patellen und
Korallinen, während der zweite die tieferen Regionen repräsentiren könnte.
Da jedoch nicht vorauszusetzen ist, dass alle Organismen an den Stellen
der Klippen gelebt haben, wo wir sie heute finden, und da die Fauna
des im höchsten Niveau gelegenen Fundortes, „Frohberg’s Burg“ durchaus
nicht mit den durch die beiden anderen Localfaunen angedeuteten Regionen
der Litoralzone übereinstimmt, lässt sich über den Grund dieser Eigen-
thümlichkeiten nichts Sicheres aussagen und ist abzuwarten, ob auch an
anderen Klippen, vielleicht am Kahlebusch , ähnliche Beobachtungen ge-
macht wurden.
Von der Fauna der sich in der Nachbarschaft der Klippen ausbrei-
tenden Quader- und Plänerfacies ist diejenige der Klippenfacies ausser-
ordentlich verschieden. Wir gaben S. 42, 44, 47 und 52 die Verzeichnisse
der im Carin aten-Pläner und Plänersandstein aufgefundenen Fossilien; es
waren deren verhältnissmässig wenige, und nur einige derselben sind häufig.
*) Elbthalgebirge, S. 249 und 253.
**) Walther, Einleitung, S. 112 u. f.
69
Genau dasselbe gilt für den Carinaten-Quader. Nicht gross ist die Zahl
seiner Arten, etliche aber, besonders Exogyra columba Lam., Inoceramus
striatus Mant. und Vota phaseola Lam. sind sehr gewöhnlich und kommen
innerhalb gewisser Bänke und Nester sogar massenhaft angehäuft vor.
An den bereits besprochenen Faunen des Labiatus- Quaders und -Pläners
machten wir wiederum dieselbe Beobachtung. Es ist dies offenbar ein
charakteristischer Zug der am flachen Meeresboden erfolgten Ablagerungen.
Ganz anders verhält sich die Fauna der Klippenfacies. Sie zeichnet sich
durch die Fülle der in ihr vertretenen Gattungen und Arten aus, die
ebenfalls zum Theil in grosser Zahl der Individuen vergesellschaftet sind.
In dieser Reichhaltigkeit und Mannigfaltigkeit besteht die vollste Analogie
zu den Verhältnissen, die heute am Boden wenig tiefer Meerestheile zu
bemerken sind.*) Auch hier findet sich an steil aufsteigenden Felsen
eine artenreiche, am flachen mit Sand oder Schlick bedeckten Boden hin-
gegen eine artenarme, aber individuenreiche Thierwelt. Dass auch die
Fauna submariner felsiger Erhebungen von derjenigen des diese umgebenden
Meeresbodens verschieden ist, hat Walther**) nachgewiesen. Der Um-
stand, dass in der Klippenfacies hauptsächlich sich am Boden anheftende
Thiere lebten, unterscheidet die Fauna derselben ebenfalls scharf von
derjenigen des Quaders und Pläners, die nur verschwindend wenige solcher
Arten führen. Die Spongien, Korallen, Crinoiden, Brachiopoden, Bryozoen,
Cirrhipedien und Rudisten, die fast ausschliesslich sessil leben, haben im
Cenoman Sachsens ihre Vertreter hauptsächlich in der Klippenfacies. Zu
ihnen gesellen sich viele Gattungen der Lamellibranchiaten und einige
der Gastropoden***) (. Patella und Litorina) von festsitzender Lebensweise.
Stockbildende Korallen, die in den geschilderten Ablagerungen durch die
Gattungen Synhelia , Thamnastraea , Dimorphastraea , Astrocoenia , Placo-
seris , Isis und Stichobothrion vertreten sind, gehören ausschliesslich der
Klippenfacies an. Auch gewisse Asteroiden (Stellaster plauensis Gein. und
Oreaster sp.) sind im Cenoman Sachsens bisher nur in dieser Facies nach-
gewiesen worden und hier nicht selten. Von den Echinoiden sind die
Cidaris- Arten besonders häufig, Pseudodiadema variolae Brongn., Orthopps
granulosus Ag. und Cyphosoma cenomanense Cott. sind bisher allein,
wenn auch als Seltenheit, an den beschriebenen Klippen beobachtet worden.
Anderentheils aber zeigt es sich, dass einige im Pläner und Quader sehr
häufige Arten gerade in der Klippenfacies nur selten Vorkommen, ein
Verhältniss, das bei Inoceramus striatus Mant. und Exogyra columba am
auffälligsten ist.
Blicken wir auf die oben geschilderten Eigentümlich-
keiten der Fauna der Klippenfacies des sächsischen Cenomans
zurück, so lassen sich diese in kurzen Worten wie folgt zu-
sammenfassen. Sie bestehen 1. in der Reichhaltigkeit dieser
Fauna, verglichen mit der formenarmen Thierwelt des nor-
malen Quaders und Pläners, 2. in dem Vorwalten von fest-
gewachsenen oder mit Haftapparaten ausgestatteten Arten,
darunter eine zum Theil grosse Zahl von Spongien, Brachio-
poden, Austern, Rudisten und Modiola-Arten, 3. im Vorhanden-
*) Yergl. Moebius': Das Thierleben am Boden der Ost- und Nordsee.
**) Einleitung, S. 30.
***) Walther, Einleitung, S. 439.
70
sein vieler und zwar besonders grosser und dickschaliger
Gastropoden ( Nerinea , Chemnitzia , Cerithium und Natica),
4. in dem auf diese Facies beschränkten Vertretensein von Stock-
korallen.
IV. Die Faciesgebilde der Stufe des Inoceramus Brongniarti.
1. Die bisherigen Ansichten bezüglich der Aequivalenzgebilde der
Brongniarti - Stufe.
Der Brongniarti- Quader, der in der Sächsischen Schweiz die all-
gemeinste Verbreitung besitzt, lässt sich in unveränderter Facies weit nach
Böhmen hinein verfolgen, wo er einen Th eil des Complexes bildet, der
von böhmischen Geologen als ,,Iser - Schichten“ bezeichnet wird. Ebenso
ist das Aequi valent des Brongniarti -Pläners von Strehlen und Weinböhla
längst und mit grösster Sicherheit in den Plänerkalken von Hundorf bei
Teplitz erkannt und ist der Typus der Zone, welche man als „Teplitzer
Schichten“ bezeichnet hat, die ebenfalls in Böhmen eine grosse Aus-
dehnung gewinnen. Da sich beide Complexe, Iser-Schichten und Teplitzer
Schichten, in ihrer räumlichen Verbreitung ausschliessen, erwog man schon
längst, ob beide aequivalente Faciesbildungen seien. Diese Frage wurde
dadurch complicirt, dass in Böhmen stellenweise die Teplitzer Schichten
die Iser-Schichten überlagern*) und demnach jünger als diese sein sollten,
während in Sachsen das Umgekehrte der Fall sein sollte**), da hier der
Brongniarti-Quader (Iser-Schichten) über derjenigen Bank von Brongniarti-
Pläner (Teplitzer Schichten) lagert, welche unter dem Namen des Krietzsch-
witz er Pläners, des oberen Pläners oder des Spinosus- Pläners der Säch-
sischen Schweiz bekannt ist. J. J. Jahn’s Untersuchungen***) zeigten
jedoch, dass die erstere Annahme unrichtig sei,, da die in Böhmen für
Teplitzer Schichten gehaltenen, die Iser-Schichten überlagernden Sedimente,
nicht diesen ersteren, sondern einer jüngeren Stufe angehören. Jahn
machte es hierdurch aufs Neue wahrscheinlich, dass in den Iser-Schichten
und Teplitzer Schichten aequivalente Faciesgebilde vorliegen. Aber
auch darüber, dass in Sachsen die Teplitzer Schichten (Brongniarti-Pläner)
die Iser-Schichten (Brongniarti-Quader) unterlagern sollen, herrscht inso-
fern keine völlige Üebereinstimmung, als die oben erwähnte, unter dem
Brongniarti-Quader der Sächsischen Schweiz liegende Bank von Brongniarti-
Pläner von den einen f) zu den Teplitzer Schichten, von den anderen ff)
zu den älteren Malnitz er Schichten gestellt wird.
In tabellarischer Zusammenstellung würden sich diese bisherigen
Anschauungen über die Gliederung und Aequivalenz der Brongniarti-Stufe
wie folgt ausdrücken lassen.
*) A. Fritsch: Studien in der böhmischen Kreideform. IV : Die Teplitzer Schichten.
Archiv für die naturwiss. Landesdurchforschung von Böhmen, Bd. 7, S. 51.
**) Erläuterungen Sect. Bosenthal, S. 10.
***) Beitr. zur Kenntn. der böhmischen Kreideform. Jahrb. der K. K. geol. Beichs-
anstalt 1895, S. 215.
f) Geinitz: Elbthalgeh. II, S. 286; Beck: Erläuterungen Sect. Grosser Winter-
berg, S. 23; Schalch: Erläuterungen Sect. Bosenthal, S. 10.
ff) Weissenberg. Schichten, S. 48.
71
Sachsen.
Sachsen.
Böhmen. Böhmen.
(Geologische Landes-
untersuchung)
Brongniarti-Quader
= Iser-Schichten.
Brongniarti-Pläner
von Krietzschwitz - Hoher
Schneeherg = Teplitzer
Schichten.
(A. Fritsch)
Brongniarti-Quader
= Iser-Schichten.
Brongniarti-Pläner
der Sächsischen Schweiz
== Malnitzer Schich-
ten.
(A. Fritsch)
Teplitzer
S chichten.
Iser-
Schichten.
(Jahn)
Teplitz er
Schichten.
= Iser-
Schichten.
Die uns vorschwebende Aufgabe beschränkt sich auf die Klarlegung
der Ausbildung der Brongniarti-Stufe innerhalb Sachsens. Hier und zwar
in der Sächsischen Schweiz gliedert sich diese von unten nach oben 1. in
glaukonitischen Sandstein mit Rhynchonella bohemica Schlönb., 20—40 m
mächtig*), 2. in glaukonitischen Pläner oder Mergel (Krietzschwitzer Pläner
oder Brongniarti-Pläner der Sächsischen Schweiz), 20—30 m**), die beide
vielfach wechsellagern und als ein einheitlicher Complex aufgefasst werden,
3. in Quader, den Brongniarti-Quader (bis 250 m mächtig), der von der
Elbe durchfurcht wird und wesentlich die als Sächsische Schweiz bekannte
pittoreske Landschaft liefert. Er wird von den wenig mächtigen, schon
nicht mehr zur Brongniarti-Stufe gehörigen Scaphiten-Mergeln überlagert.
Weiter westwärts, in der Dresdner Elbthalwanne, fehlen die für die
Sächsische Schweiz so charakteristischen Quadersandsteine, an ihre Stelle
tritt die Brongniarti-Stufe in kal kig-thoniger Entwickelung, hauptsächlich
als Plänermergel. Durch Bohrungen war erwiesen, dass diese eine ganz
bedeutende Mächtigkeit (über 150 m) besitzen, doch war es nicht möglich,
diese Plänermergel zu gliedern, da es an geeigneten Aufschlüssen fehlte.
Ein solcher war früher bei Strehlen vorhanden, ist aber längst verschüttet.
Den hier gebrochenen Plänerkalk betrachtet Beck***) als zur Brongniarti-
und Scaphiten-Stufe gehörig.
Bezüglich der Aequivalenz der Quader- und Plänerfacies der sächsi-
schen Brongniarti-Stufe ging die Ansicht dahin, dass der Strehlener Pläner
die Gesammtheit der Brongniarti-Schichten der Sächischen Schweiz vertrete,
wie es folgende, in Credner’s Elementen der Geologie, 8. Auf!., S. 643
gegebene tabellarische Uebersicht veranschaulicht.
Stufe der Scaphiten.
rH [
Stufe des Inoceramus Brongniarti:
Ö
aS
Ph
Brongniarti - Quader,
CU
Brongniarti-Pläner von Krietzschwitz,
3
Gläukonitsandsteine mit Rhynchonella
<x>
bohemica.
-t-=>
GO ;
Ueber die Stellung der einzelnen Complexe der Brongniarti-Stufe, wie
sie in der Sächsischen Schweiz entwickelt sind, zu dem Gesammtcomplexe
*) Erläuterungen Sect. Rosenthal, S. 28.
**) Erläuterungen Sect. .Bosenthal, S. 30.
***) Erläuterungen Sect. Dresden, S. 60.
72
cler Strehlener Plänermergel war man jedoch keinesfalls zu einer klaren
Auffassung gelangt. Um eine solche zu erzielen, handelt es sich zunächst
um die Feststellung des genauen Horizontes der den Br ongniarti- Quader
in der Sächsischen Schweiz unterteufenden Bank von Brongniarti- Pläner
und deren Becognoscirung in der Plänerfacies der Gegend von Dresden.
2. Der Brongniarti-Pläner der Sächsischen Schweiz als selbständige
untere Zone der Brongniarti -Stufe.
Dem Brongniarti-Pläner der Sächsischen Schweiz begegnet man, von
Dresden kommend, zunächst bei Pirna (vergl. Fig. 14, S. 77). Er liegt
hier zwischen zwei Schichten von Grünsandstein, von denen die untere
in ihrem Liegenden, die obere in ihrem Hangenden eine schwache Mergel-
schicht führt. Diese letzteren beiden Mergel und auch der über dem
Pläner liegende Grünsandstein, keilen sich nach SO bald aus, sodass nur
der Brongiarti- Pläner und der Grünsandstein allein sich weiter in das
Gebiet der Sächsischen Schweiz hinein erstrecken. Hier aber nehmen
beide grosse Verbreitung an und sind bis zum Hohen Schneeherg, den sie
unterlagern und dessen Fuss ihr Ausgehendes kranzförmig umzieht, zu
verfolgen. Dieser Krietzschwitz-Schneeberger Pläner nimmt oft mergelige
Beschaffenheit an, ist dünnbankig geschichtet, sandig und führt Glaukonit*).
Der ihn begleitende Grünsandstein ist mittel- bis feinkörnig, besitzt ein
kalkiges oder kalkig -thoniges Bindemittel und ist ebenfalls in Bänke ge-
schichtet**). Beide, Pläner- und Grünsandstein, schliessen sich eng an
einander an, wechsellagern wiederholt mit einander und sind als ein Complex
zu betrachten, der zum Liegenden den Labiatus-Quader, zum Hangenden
den Brongniarti-Quader hat. Diese Verbandsverhältnisse weisen deutlich
auf die Malnitzer Schichten in Böhmen hin, wie sie bei Lippenz und
Malnitz unweit Posteiberg aufgeschlossen sind und von wo sie vielen
deutschen Geologen bekannt sind. Hier liegt auf der kalkigsandigen
Labiatus-Stufe ein zur Brongniarti-Stufe gehörender Grünsandstein, der im
Hangenden einen gelblichen, sandigen Mergel führt, auf welchen erst
die jüngere Abtheilung der Brongniarti-Stufe folgt, die hier nicht wie
in der Sächsischen Schweiz in sandiger, sondern in kalkiger Facies als
sogenannte Teplitzer Schichten***) entwickelt ist.
Der die Basis der Brongniarti-Stufe innerhalb der Sächsischen Schweiz
bildende Grünsandstein lieferte nach Schalchf) unter anderem Inocera-
mus Brongniarti Sow. und Rhynchonella bohemica Schlönb. Letztere ist
darin ausserordentlich häufig und wurde von Schlönb ach ff) aus dem
Exogyrensandstein und Grünsandstein der Malnitzer Schichten Böhmens
beschrieben, für welchen Horizont sie charakteristisch ist. Schalch’s
und Beck’sfff) Bemühungen gelang es ferner auch, in den mit diesem
Grünsandstein vergesellschafteten Bänken von Brongniarti-Pläner inner-
halb der Sächsischen Schweiz 23 verschiedene Arten zu sammeln, die bis
*) Erläuterungen Sect. Pirna, S. 64, und Erläuterungen Sect. Bosenihal, S. 28.
**) Erläuterungen Sect. Bosenthal, S. 24.
***) G. Bruder: Die Gegend um Saaz II, S. 9.
f) Erläuterungen Sect. Bosenthal, S. 26.
ff) Kleine palaeontologische Mittheilungen. Jahrb. d. k. k. geol. Beichsanstalt 1868,
Bd. 18, S. 157.
fff) Erläuterungen Sect. Bosenthal, S. 29.
73
auf Patella inconstans Gein.'sämmtlich in den Malnitzer Schichten Böhmens,
insbesondere in der erwähnten mergelig- sandigen, unserem Pläner ent-
sprechenden Schicht bei Malnitz und Laun gefunden wurden. Von den
nach A. Fritsch*) für die Malnitzer Schichten ganz besonders charak-
teristischen Arten sind Ammonites Woolgari Mant,, Area subglabra d’Orb.
und Papa cancellata Sow. sp. auch aus dem Brongniarti-Pläner der Säch-
sischen Schweiz bekannt. Es mag hauptsächlich das Vorkommen des
Inoceramus Brongniarti Sow. und des freilich ausserordentlich seltenen
Spondylus spinosus Sow. gewesen sein, welches schon Geinitz und
Gümbel und später Beck und Schalch bestimmten, den Brongniarti-
Pläner der Sächsischen Schweiz mit den „Strehlener“ = „Teplitzer Schich-
ten“ zu identificiren. Allerdings sind diese beiden organischen Beste in den
letztgenannten Schichtcomplexen sehr häufig, jedoch nicht ausschliesslich
auf sie beschränkt. So erscheint Inoceramus Brongniarti Sow. in Böhmen,
Nieder-Schlesien und am Nordrande des Harzes bereits in der Labiatus-
Stufe, ebenso ist Spondylus spinosus Sow. von A. Fritsch in Böhmen in
den unserer Labiatus-Stufe entsprechenden Weissenberger Plänern wieder-
holt angetroffen worden. Es kann demnach das seltene Vorkommen des
letzteren ebensowenig wie dasjenige von Inoceramus Brongniarti Sow. als
Beweis für die Aequivalenz der Krietzschwitz -Schneeberger Plänerbank
gerade mit den „Strehlener Plänern“ gelten. Andererseits ist aber auch
kein einziges der speciell für die Strehlener, also Teplitzer Schichten
charakteristischen Fossilien in dem Brongniarti-Pläner der Sächsischen
Schweiz vorhanden, selbst nicht die in ersterem Horizonte so gewöhnliche
Terebratula semiglobosa Sow. Es kann daher kaum einem Zweifel
unterliegen , dass der Brongniarti- Pläner von Krietzschwitz und
dem Hohen Schneeberg einen von dem Strehlener Pläner ver-
schiedenen Horizont r epräsentirt. In diesem Falle weist seine
Lage an der Basis der gesammten Brongniarti-Stufe der Sächsischen Schweiz
von vornherein darauf hin, dass sein Aequivalent im Liegenden der
Strehlener Pläner zu suchen sein wird. Diese unterste Zone
der Brongniarti-Stufe entspricht somit nicht den Teplitzer Schichten
(= Strehlener Pläner), sondern vielmehr, wie auch A. Fritsch annimmt,
den Malnitzer Schichten von Posteiberg und Laun, die in genannter
Gegend direct unter den Teplitzer Schichten liegen.
3. Nachweis der unteren Abtheilung der Brongniarti-Stufe
bei Dresden.
Aufschlüsse, . aus denen unmittelbar hervorginge, dass eine solche
unterste Brongniarti-Zone die Strehlener Schichten thatsächlich unterteuft,
sind nicht vorhanden. Dahingegen ist es im höchsten Grade wahrschein-
lich, dass die kall^reichen , schwach glaukonitischen Plänermergel, welche
in den Ziegeleien Von Bossecker und Behr zwischen Plauen und Bäcknitz
anstehen, der Bepräsentant dieser untersten Brongniarti-Zone sind. Beck**)
hat diese Plänermergel auf Grund eines im K. mineralogisch-geologischen
Museum aufbewahrten Exemplars von Inoceramus labiatus Schloth., das
nach seiner Etiquette aus einer dieser Gruben stammen soll, als zur
*) Weissenberger und Malnitzer Schichten, S. 21.
**) Erläuterungen Sect. Dresden, S. 56.
74
Labiatus-Stufe gehörig betrachtet. Jedoch ist dieser Fund ein sehr frag-
licher und wird nach dem Gesteinshabitus des Handstückes zu schliessen
noch zweifelhafter, sodass seine Verwerthung zur Horizontbestimmung der
Räcknitzer Plänermergel unthunlich ist. Dahingegen steht fest, dass die
genannten, mithin in ihrer Stellung noch fraglichen Räcknitzer Pläner-
mergel von echten Labiatus- Plänern unterteuft werden und unter die
Strehlener Plänerkalke einfallen. Sie würden also älter sein als der letztere
und genau dieselbe geologische Stellung einnehmen, wie die Malnitzer
Schichten in Böhmen und die Krietzschwitzer Plänerbank in der Sächsi-
schen Schweiz, falls, wie gezeigt werden soll, der dortige Brongniarti-
Quader dem Strehlener Pläner entsprechen sollte.
Dieser Räcknitzer Plänermergel lieferte folgende organische Reste:
Macropoma Mantelli Ag. ss, ein Koprolith. Von ferneren Fischresten fanden
sich ein schlecht erhaltener Zahn, vielleicht von Corax heterodon Reuss
und Flossenstacheln ähnliche Gebilde.
Ammonites Woollgari Mant. h, oft in jungen Exemplaren, wie sie Geinitz
im Elbthalgebirge II, Taf. 33, Fig. 4 und 5 abbildet.
Crioceras cf. ellipticum Mant. sp. ss.
Baculites baculoides Mant. h. Schlecht erhaltene Exemplare sind sehr
häufig, doch fand sich auch eins mit deutlicher Sutur.
Aporrhais calcarata Sow. s.
— Reussi var. megaloptera Reuss. s.
Cerithium sp. ss. als Steinkern. Auf 12 mm Länge kommen 8 kantige
Umgänge. Es entspricht dem von Fritsch, Weissenberger Schichten,
S. 111, Fig. 60 aus den Launer Kalkknollen abgebildeten Exemplar.
Natica Gentii Sow. h.
Turritella miätistriata Reuss. s.
Dentalium medium Sow. h.
— strehlense Gein. h.
Eriphyla lenticularis Goldf. s.
Venus faba Sow. s.
Nucula pectinata Sow. hh.
Avicula glabra Reuss. ss.
Pinna cf. decussata Goldf. ss.
Gervillia Solenoides Defr. ss.
Inoceramus sp., verdrückte und schlecht erhaltene Exemplare, wahr-
scheinlich I. Brongniarti Sow.
Beeten curvatus Gein. h.
— orbicularis Sow. hh.
Lima elongata Sow. sp. hh.
Spondylus hystrix Goldf. ss.
Anomia subtruncata d’Orb. ss.
Exogyra lateralis Nilss. ss.
Micraster cor testudinarium Goldf. ss.
Holaster planus Mant. sp. s.
Cidaris subvesiculosa d’Orb. ss. Stachel.
Diese Fauna zeigt, dass man diesen Mergel nicht zur Labiatus-Stufe
stellen darf, namentlich weist das Vorkommen verschiedener Gastropoden,
der Dentalien, von Micraster und Holaster sowie Cidaris subvesiculosa
d’Orb. mit Bestimmtheit auf die Brongniarti-Stufe hin.
75
Die geologische Verbreitung der Arten innerhalb der in Frage kom-
menden Schichten soll folgende tabellarische Uebersicht veranschaulichen:
Macropoma Mantelli .
Labiatus-
Stufe.
Krietzschw.
Pläner.
Malnitz er
Schichten.
Strehlener
Pläner.
X
Ammonites Woollgari
X
X
X
X
Crioceras cf. ellipticum
—
—
X
Baculites baculoides .
X
—
X
X
Aporrhais calcarata .
—
—
—
X
— Feussi ....
X
X
X
X
Cerithium sp. . . .
—
' — -
X
—
Natica Gentii . . .
X
X
X
X
Turritella multistriata
X
X
X
X
Dentalium medium .
X
X
X
X
— strehlense . . .
— •
—
- — -
X
Eriphyla lenticularis .
X
X
X
X
Venus faba ....
—
—
—
X
Nucula pectinata . .
X
X
X
X
Finna cf. decussata .
X
— •
X
—
Gervillia solenoides .
X
—
X
X
Avicula glabra . . .
—
—
X
X
Fecten curvatus . .
X
X
X
X
— orbicularis . . .
X
—
X
X
Lima elongata . . .
X
X
X
X
Bpondylus hystrix . .
X
—
X
—
Anomia subtruncata .
X
X
X
X
Exogyra lateralis . .
X
—
X
X
Micraster cor testudinarium
—
X
?
X
Holaster planus . .
—
—
—
X
Cidaris subvesiculosa .
—
—
—
X
ilus dieser tabellarischen Zusammenstellung ergiebt sich, dass die
Fauna des Räcknitzer Plänermergels die grösste Aehnlichkeit mit der-
jenigen besitzt, die als solche der „Strehlener Schichten“ aufgeführt zu
werden pflegt. Jedoch fallen bei dieser anscheinenden Uebereinstimmung
folgende Erwägungen ins Gewicht: 1. fehlen in den Räcknitzer Mergeln
gerade diejenigen Formen, welche für die echten Strehlener Schichten
charakteristisch sind, so z. B. Hypsodon Lewesiensis Ag., Trochus armatus
Gein., Cardita tenuicosta Sow., Lima Hoperi Mant., Scaphites Geinitzi
d’Orb. u. a., vor Allem aber auch die dort so häufige Terebratida semi-
globosa Sow. 2. ist es nicht unwahrscheinlich, dass in den früheren, jetzt
längst verschütteten Strehlener Steinbrüchen nicht nur der echte Strehlener
Pläner, sondern auch an deren Basis die hängendsten Schichten gerade
jener Stufe aufgeschlossen waren, die als unterste Brongniarti-Zone auf-
gefasst werden muss und in der wir gesammelt haben. Da damals die
palaeontologische Ausbeute nicht nach ihrer Herkunft Schicht für Schicht
getrennt gehalten wurde, mag eine Vermischung der Fossilien beider
Horizonte stattgefunden haben. Diese Vermuthung wird durch die Be-
merkung Schlönbach’s*) bestärkt, dass in den tiefsten Schichten, die in
*) Jahrb. der k. k. geolog. Reichsanstalt 1868, Bd. 18, S. 140.
76
früherer Zeit in den Strehlener Kalkbrüchen zugänglich waren, Ammonites
Woollgari Mant. in solchen Exemplaren häufig war, die ebenso wie die-
jenigen der Malnitzer Schichten früher für Ammonites Bhotomagensis
ßrongn. gehalten wurden. Ebendieselben Formen liegen uns, und zwar
in grösserer Zahl aus den Ziegelgruben von Räcknitz vor. Da dieser
Ammonit nirgends in den Teplitzer Schichten Böhmens und auch bei
Weinböhla nicht gefunden wurde, ist es wahrscheinlich, dass er nur in
diesen liegendsten Schichten Strehlens vorkam. Die Uebereinstimmung
der Fauna des Räcknitzer Plänermergels mit derjenigen des Krietzschwitz-
Schneeberger Brongniarti -Pläners ist zwar eine sehr geringe, immerhin
ist aber bedeutungsvoll, dass alle hei Räcknitz häufigeren Arten auch im
Krietzschwitzer Pläner nachgewiesen sind, und dass in letzterem wie bei
Räcknitz Ammonites Woollgari Mant. mit Inoceramus Brongniarti Sow.
und Micraster cor testudinarium Goldf. vergesellschaftet ist. Mit den
Malnitzer Schichten Böhmens zeigt dagegen die Fauna von Räcknitz grosse
Verwandtschaft.
Durch obige Beobachtungen und Erörterungen dürfte nach-
gewiesen sein, dass sowohl in der Sächsischen Schweiz, wie
bei Dresden im Hangenden der Labiatus-Stufe ein bisher nicht
abgeschiedener, zur Bron gniarti-Stufe gehörender Complex vor-
handen ist, welcher einen untersten Horizont der letzteren re-
präsentirt, also älter ist als der Strehlener Pläner.
Es ist zu erwarten, dass sich diese Beziehungen später, wenn in ver-
schiedenen anderen Ziegeleien, z. B. bei Leubnitz etc., dieselben Pläner-
mergel besser aufgeschlossen sein werden, weiter begründen und erhärten
lassen. So wird bei Klein-Luga unweit Niedersedlitz ein Mergel gegraben,
aus dem Beck*) Micraster cor testudinarium Goldf. sowie Lima elongata
Sow. nennt, denen wir noch Turritella multistriata Reuss und Natica
Gentii Sow. zufügen können. Wegen seiner Lagerung im Hangenden der
Labiatus-Stufe, sowie der Häufigkeit der auch bei Räcknitz reichlich ver-
tretenen Lima elongata Sow. und der oben genannten Natica , dürften die
Mergel von Luga dem nämlichen Horizonte angehören wie die von Räck-
nitz. Dahingegen repräsentiren die bei Zschertnitz aufgeschlossenen Mergel
ein jüngeres Niveau. Wenn sie auch an dieser Stelle nur sehr wenige
und zur Horizontbestimmung nicht geeignete Fossilien lieferten, so ent-
hielten doch die direct in ihrem Liegenden durch einen Brunnen erreichten
Mergel Vertreter der typischen Strehlener Fauna und zwar, wie Geinitz**)
berichtet, u. a. Lima Hoperi Mant., Inoceramus Brongniarti Sow., Tere-
bratula semiglobosa Sow. und Terebratulina gracilis Schloth., weshalb
diese und die ihr unmittelbares Hangende bildenden erst erwähnten Mergel
von Zschertnitz zu den Strehlener Schichten zu stellen sind.
4. Der Brongniarti- Quader und der Strehlener Pläner als aequivalente
Faciesgebilde.
Haben wir somit erkannt, dass über demselben, den untersten Hori-
zont der Brongniarti- Stufe bildenden Complex von Plänern und Pläner-
mergeln im Gebiet der Sächsischen Schweiz der Brongniarti -Quader, bei
*) Erläuterungen Sect. Kreischa, S. 74.
**) Sitzungsberichte der Isis 1865, S. 65.
77
Dresden dagegen der Brongniarti- Pläner folgt, so kann kein Zweifel ob-
walten, dass beide letzteren gleiches Alter besitzen und demnach aequivalente
Faciesgebilde repräsentiren.
Der Brongniarti-Quader der Sächsischen Schweiz und der Brongniarti-
Pläner von Strehlen schliessen sich räumlich aus und gelangen nur in
einer in nord-südlicher Richtung über Pirna verlaufenden schmalen Zone
zur Vergesellschaftung. Aus Beck’s genauer Aufnahme und Kartirung
dieses Striches lässt sich schliessen, dass hier nicht, wie es bei den bisher
behandelten Stufen des Inoceramus labiatus und des Actinocamax plenus
der Fall war, ein allmählicher Uebergang, sondern vielmehr eine aus-
k eilende Wechsellagerung zwischen beiden Facies besteht.
Eine solche auskeilende Wechsellagerung findet aber nicht nur zwischen
den eben genannten beiden Faciesgebilden der oberen Brongniarti- Stufe,
also zwischen dem Quader und dem Strehlener Pläner, sondern auch
innerhalb der im vorigen Abschnitt betrachteten untersten Abtheilung der
Brongniarti -Stufe statt, indem sich die in der Sächsischen Schweiz im
engsten Verbände mit dem Krietzschwitzer Brongniarti-Pläner auftretenden
Grünsandsteine nach NW auskeilen, so dass in der Dresdner Gegend, wie
oben dargethan, die gesammte Zone aus Plänermergel besteht. Zur Er-
läuterung der angedeuteten Verbands Verhältnisse der einzelnen Glieder
der Brongniarti -Stufe diene das beistehende schematische Profil Fig. 14.
Fig. 14.
Pirna
Schematisches Profil der Br ongniarti- Stufe in der Pirnaer Gegend zur
Erläuterung der Verknüpfung der Quader- und Plänerfacies dieser
Stufe durch auskeilende Wechsellagerung*).
Labiatus-Stufe: q 1 = Labiatus - Quader , pl = Labiatus- Pläner, in einander
übergehend. — UntereBrongniarti-Stufe: ph, = unterer Brongniarti-Plänermergel
und -Pläner, m = Mergel im Liegenden von qy15 q yt = unterer Grünsandstein, q y2
= oberer Grünsandstein. — Obere Brongniarti-Stufe: pb2 = oberer Brongniarti-
Plänermergel, qb = Brongniarti-Quader. — Scaphiten-Stufe: msc = Scaphiten-
M ergel.
Man sieht auf demselben zu unterst die Labiatus-Stufe, die von SO nach
NW aus dem Quajder (ql) in den Pläner (pl) übergeht, ferner als Han-
gendes des gesam/mten zur Darstellung gebrachten Schichten -Complexes
die Scaphiten-Mergel (msc), zwischen beiden die verschiedenartigen Ver-
treter der Brongniarti-Stufe, zunächst deren untere Abtheilung, und zwar
rechts in der Entwickelung der Sächsischen Schweiz die Grünsandsteine (q/i)
und (q/2), den Brongniarti-Pläner (pbQ und den untersten Mergel (m),
sämmtlich in Wechsellagerung. Nach NW zu, also im linken Theile des
*) Siehe die Anmerkung auf S. 33 über die Buchstabensymbole.
78
Profils, findet eine allmähliche Auskeilung der Grünsandsteine statt, so
dass die Pläner und Mergel allein zur Herrschaft gelangen. Das gleiche
Verhältnis herrscht innerhalb der oberen Abtheilung der Brongniarti-Stufe,
dem Brongniarti - Quader der Sächsischen Schweiz (qb) und dem oberen
Brongniarti-Pläner, also dem Strehlener Pläner (pb2).
Innerhalb der unteren Brongniarti-Stufe ist der obere Grünsand-
stein (qy2) nur von localer Bedeutung, er steht bei Rottwerndorf und
Krietzschwitz als Zwischenmittel zwischen dem unteren (qbj) und dem
oberen (pb2) Plänermergel an, keilt sich aber nach jeder Richtung, nach
der er sich verfolgen lässt, bald aus. Der untere Grünsandstein (q/i)
dagegen bleibt im Gebiet der Sächsischen Schweiz allerwärts im Liegenden
des dortigen Brongniarti-Pläners (pbi), also des Krietzschwitz-Schneeberger
Pläners entwickelt und greift auch am weitesten von allen turonen Sand-
steinen nach NW über. Während er am Cottaer Spitzberg und von hier
bis in die Gegend von Pirna noch mehrfach mit Plänermergeln (m) 'wechsel-
lagert, die sich dort zwischen ihn und die Labiatus -Stufe einschieben*),
findet bei Hinterjessen das gleiche V erbandverhältniss zwischen ihm, dem
Grünsandstein und dem sein directes Hangendes bildenden Krietzschwitz er
Plänermergel statt**). Hierin kommt die auskeilende Wechsellagerung
zum Ausdruck, in Folge deren der Grünsandstein von der Gegend von
Pirna aus gänzlich durch den Pläner und Plänermergel ersetzt wird. In
dem nordwestlich sich anschliessenden Plänergebiet selbst ist derselbe
nirgends aufgeschlossen oder erbohrt worden.
Aehnliche Verhältnisse wie in der unteren Abtheilung der Brongniarti-
Stufe herrschen in deren oberen Abtheilung, also zwischen dem
Brongniarti- Quader (qb) der Sächsischen Schweiz und dem bei Dresden
als Strehlener Pläner entwickelten oberen Brongniarti-Pläner und Pläner-
mergel (pb2). Letzterer schiebt sich bereits in der Gegend von Neundorf
und Krietzschwitz zwischen die hier local entwickelte obere Grünsandstein-
bau k der unteren Stufe und den normalen Brongniarti -Quader ein, lässt
sich von hier aus am rechten Thalgehänge der Gottleuba bis jenseits
Pirna verfolgen, ist bei Copitz und Hinterjessen unmittelbar im Liegenden
des Brongniarti- Quaders aufgeschlossen und in der Elbniederung bei
Birkwitz durch eine ausgedehnte Grube blossgelegt. Von hier aus bis
in die Dresdner Gegend fehlen Aufschlüsse dieses oberen kalkigen Com-
plexes der Brongniarti-Stufe, erst bei Strehlen war derselbe in früheren
Jahrzehnten durch die dortigen Steinbrüche blossgelegt und hat eine so
reiche palaeontologische Ausbeute geliefert, dass die ganze Zone nach
diesem, ihrem günstigsten Aufschlussorte die Bezeichnung „Strehlener
Pläner“ erhalten hat. Dass die Plänermergel, welche sich von Birkwitz
und Hinterjessen aus unter den sich hier bereits auskeilenden Brongniarti-
Quader***) einschieben und sich ebenfalls bald auskeilen, in der That dem
Horizonte der Strehlener Pläner entsprechen, geht daraus hervor, dass
diese Mergel, trotzdem es dort an günstigen Aufschlüssen fehlt, ausser
Foraminiferen die folgenden typischen Vertreter der Strehlener Fauna
geliefert haben f):
*) Erläuterungen Sect. Pirna, S. 62.
**) Erläuterungen Sect. Pirna, S. 66.
***) Erläuterungen Sect. Pirna, S. 71.
f) Nach Glein itz: Charakteristik, S. 106; Beck: Erläuterungen Sect. Pirna, S. 67,
und eigenen Funden.
79
Hypsodon Leivesiensis Ag.
Oxyrhina Mantelli Ag.
Corax heterodon Reuss.
Enoploclytia Leachi Mant.
Scaphites Geinitzi d’Orb.
Nautilus sublaevigatus d’Orb.
Trochus armatus d’Orb.
Cardita tenuicosta Sow.
Venus Goldfussi Gein.
Inoceramus latus Mant.
Pecten Nilssoni Goldf.
Exogyra lateralis Ni Iss.
Micraster cor testudinarium Goldf. sp.
Cidaris subvesiculosa d’Orb.
Aus der Thatsache, dass diese dem Streblener Horizonte entsprechenden
Plänermergel von der Gegend südlich und östlich von Pirna aus durch
den sie hier überlagernden Brongniarti - Quader allmählich bis zu ihrem
Verschwinden verdrängt werden, dass sie andererseits nach NW, also nach
Dresden zu, an Mächtigkeit zunehmen und zugleich der Quader vollständig
verschwunden ist, — aus diesen Thatsachen lässt sich bereits schliessen,
dass der Brongniarti -Quader der Sächsischen Schweiz und die oberen
d. h. Strehlener Plänermergel und Pläner der Dresdener Elbthalwanne
aequivalente Faciesbildungen der oberen Abtheilung der Brongniarti- Stufe
sind. Es fragt sich nun, ob diese Schlussfolgerung durch den Vergleich
der beiderseitigen Faunen, also derjenigen des Brongniarti -Quaders mit
derjenigen des Brongniarti-Pläners von Strehlen, eine Unterstützung findet.
Ob, mit anderen Worten, beide trotz der herrschenden F aciesverschieden-
heit eine genügende Aehnlichkeit aufweisen.
Aus dem Brongniarti -Quader der Sächsischen Schweiz sind bis jetzt
folgende Fossilien bekannt geworden*):
Beryx ornatus Ag. (St.)
Ammonites peramplus Sow. (St.)
Pholadomya nodulifera Münst. (St.)
Gly ebner is Geinitzi Holzapfel. (St.)
cf. Venus faba Sow. (St.)
Eriphyla lenticularis Goldf. (St.)
Pinna cretacea Schloth. (St.)
— decussata Goldf. (St.)
cf. Modiola Cottae Rom. (St.)
Inoceramus Brongniarti Sow. (St.)
— Lctmarcki Park. (St.)
Lima pseudocardium Reuss. (St.)
— semisulcata Nilss. (St.)
— Hoperi Mant. (St.)
— canalifera Goldf. (St.)
Pecten laevis Nilss. (St.)
— cretosus Defr. (St.)
*) Geinitz in Sitzungsberichte der Isis 1878, S. 144, u. 1882, S. 70. Die Ori-
ginale befinden sieb theils im K. Museum, theils in der Technischen Hochschule.
80
Vota quadricosiata Sow. (St.)
Exogyra columba Lam. (St.)
Rhynchonella plicatilis Sow. (St.)
Cidaris subvesiculosa d’Orb. (St.)
Cyphosoma radiatum Sorgn. (St.)
Cardiaster ananchytis Leske.
Catopygus albensis Gein.
Stellaster Schulen Reich.
— albensis Gein.
Die überwiegende Mehrzahl derselben, nämlich die durch (St.) ge-
kennzeichneten Formen, kommt auch im Strehlener Pläner vor. Das
Fehlen einiger dieser Quaderfossilien im Pläner, so von Pinna , Car-
diaster, Catopygus , Stellaster sp., wohl auch der im Quader freilich über-
aus seltenen Pholadomya , dürfte dadurch zu erklären sein, dass diese
Formen die sandige Facies bevorzugen. Auch die sonstigen Verschieden-
heiten, die sich in den Faunen des Quaders und des Strehlener Pläners
und zwar in erster Linie in der grösseren Reichhaltigkeit des letzteren
kundgeben, sind wesentlich Folgen der Faciesverschiedenheit beider Ge-
bilde. So ist der Strehlener Pläner ausgezeichnet durch zahlreiche Fisch-
reste, wie sie im Quader fast nie erhalten sind, wo nur Wirbel als grosse
Seltenheit gefunden werden, so solche von Beryx ornatus Ag., einer der
charakteristischen Arten des Strehlener Pläners. Der häufigste der Streh-
lener Cephalopoden, Ammonites peramplus Sow. ist im Quader vorhanden.
Dass in letzterem Gastropoden, von denen namentlich Rostellaria in Strehlen
häufig war, fehlen, kann nicht befremden, da solche, wie S. 36 und 53
erörtert, kalkig- thonige Sedimente bevorzugen. Auch die Verbreitung
mancher Lamellibranchiaten ist von der Art der Facies abhängig. So ist
z. B. der in Strehlen sehr häufige Spondylus spinosus Sow. noch nirgends
im Quadersandstein gefunden worden, ist er doch durch seine langen
Stacheln als eine Form gekennzeichnet, die milden schlammigen Boden
liebt. Unter den sonstigen Zwei schalem Strehlens befinden sich viele mit
dünner Schale, die entweder überhaupt nicht im Quader auftreten, oder
in ihm nicht erhalten blieben. Als höchst charakteristisch für den Streh-
lener Plänerkalk gelten ferner Terebratula semiglobosa Sow. und Tere-
bratulina gracilis Schloth., welche, wie S. 36 gezeigt, ebenfalls nicht in
dem meist grobkörnigen Quadersandstein erwartet werden können. Ferner
dürfte das Fehlen von Micraster und Holdster im Quader mit grosser
Wahrscheinlichkeit auf den Einfluss der Facies zurückzuführen sein, da
beide sowohl in den Plänermergeln, die älter als der Brongniarti- Quader,
als auch in denen, die jünger als dieser letztere sind, Vorkommen. End-
lich waren die Foraminiferen, wie sie im Strehlener Pläner zahlreich vor-
handen sind, zur Erhaltung im Quader nicht geeignet und voraussichtlich
in seinem Ablagerungsgebiet überhaupt nicht vertreten. Mit Berücksich-
tigung dieser faunistischen Faciesunterschiede zeigt es sich, dass die Fauna
des Brongniarti-Quaders derjenigen des Strehlener Pläners analog ist und
dass beide eine Anzahl charakteristischer Leitfossilien, so Ammonites
peramplus Sow., Hioceramus Brongniarti Sow. und Lamarcki Park., Lima
Hoperi Mant. und Cyphosoma radiatum Sorgn. gemeinsam haben. Auch
aus palaeon tologischen Gründen kann es somit nicht zweifel-
haft sein, dass beide Sedimente, der Brongniarti-Quader der
81
Sächsischen Schweiz und der Strehlener Plänerkalk als gleich-
alterige Faciesgebilde zu betrachten sind.
Das Ergebniss der vorstehenden Untersuchungen lässt sich dahin zu-
sammenfassen, dass in der Brongniarti-Stufe Sachsens eine Gliederung in
zwei Zonen durchführbar ist. Die ältere, direct auf die Labiatus-
Stufe folgende Zone umfasst einerseits den als Krietzschwitzer Pläner
bekannten Brongniarti- Pläner und den früher als Copitzer Grünsandstein
bezeichneten Glaukonitsandstein der Sächsischen Schweiz, anderentheils als
dessen reine Kalkfacies einen bisher als zur Labiatus- Stufe gehörig be-
trachteten Plänermergel, der augenblicklich bei Räcknitz und Klein-Luga
aufgeschlossen ist. Charakterisirt ist diese Zone ausser durch Inoce-
ramus Brongniarti Sow. durch Ammonites Woollgari Mant., Lima elongata
Sow., Area subglabra d’Orb. und Rapa cancellata Sow. sp. Sie ist sowohl
in der Sächsischen Schweiz, wie bei Dresden als Pläner und Plänermergel
entwickelt, mit denen sich im erstgenannten Gebiete noch Grünsandsteine
vergesellschaften. Die jüngere Zone der Brongniarti-Stufe besteht
aus jenen Plänern und Plänermergeln, denen der Brongniarti- Plänerkalk
von Weinböhla und Strehlen, der Plänermergel von Birkwitz und Hinter-
jessen im Wesenitz -Grunde zugehören, andererseits aus dem sie in der
Sächsischen Schweiz vertretenden Brongniarti-Quader. Als für diese Zone
charakteristische Fossilien sind u. a. Inoceramus Brongniarti Sow.,
Ammonites peramplus Sow., Lima Hoperi Mant., Terebratuia semiglobosa
Sow. und Cyphosoma radiatum Sorgn. zu nennen. Dieser Complex zeigt
die ausgesprochenste Faciesdifferenzirung, indem er in dem einen Gebiet
als Quader, in dem anderen als Pläner und Plänermergel auftritt. Beide
Facies sind durch auskeilende Wechsellagerung verbunden.
Nicht im Einklang mit dieser Zweitheilung scheint auf den ersten
Blick der Umstand zu stehen, dass bei Tetschen ein Brongniarti-Quader
dem Labiatus -Quader direct auflagert, ohne dass, wie bei Pirna und am
Hohen Schneeberg der aus Grünsandstein und Pläner bestehende untere
Complex der Brongniarti-Stufe beiden zwischengeschaltet ist. Offenbar
findet hier eine Vertretung auch dieser unteren Abtheilung der Brong-
niarti-Stufe durch den Quader statt. Bereits auf Section Rosenthal hat
der Krietzschwitz - Schneeberger Pläner, wie Schalch*) berichtet, die
Tendenz, sich in nördlicher Richtung auszukeilen: ebenso verliert der
Grünsandstein mehr und mehr seinen Glaukonitgehalt, bis er endlich in
der Nähe der Elbth,alrinne glaukonitfreie Ausbildung erlangt hat**). Dort
wo diese Grünsandsteine und Pläner fehlen, also in der Gegend von
Tetschen und Elbleiten, weist der Brongniarti-Quader zwei, je nach ihrem
Niveau verschiedene Ausbildungen auf***). Der untere Complex ist fein-
körnig, weich, plattig oder bankig geschichtet und giebt einen bindigen
Verwitterungsboden, der obere hingegen ist grob- bis mittelkörnig, dick-
bankig geschichtet und verwittert zu Sand. Da der erstere auch in seiner
Mächtigkeit, nämlich: 30 — 60 m, völlig dem Complex des Krietzschwitz-
Schneeberger Pläners und Grünsandsteins entspricht, der zweite, darüber
*) Erläuterungen Sect. Rosenthal, S. 34.
**) Erläuterungen Sect. Rosenthal, S. 27, u. Erläuterungen Sect. Grosser Winterberg-
Tetschen, S. 31.
***) Erläuterungen Sect. Grosser Winterberg-Tetschen, S. 34.
82
folgende aber viel grössere Mächtigkeit besitzt, ist es sehr wahr-
scheinlich, dass dieser untere, feinkörnige Brongniarti-Quader
eine rein sandige Facies des Krietzschwitz - Schneeberger
Br ongniarti- Pläners und Grünsandsteins, also der unteren Ab-
theilung der Br ongniarti- Stufe vorstellt, und dass nur der obere,
grobkörnige Brongniarti-Quader die Fortsetzung des zwischen Pirna und
dem Hohen Schneeberg über dem Krietzschwitzer Pläner liegenden Brong-
niarti-Quaders ist und somit allein die obere Abtheilung der Brongniarti-
Stufe repräsentirt. Zahalka*) constatirte bei Baudnitz in Böhmen ganz
ähnliche Verhältnisse, indem er zeigte, dass die unteren Quader der Iser-
Schichten einem gewissen Horizont der Malnitzer Schichten entsprechen.
In der Gegend von Dresden und derjenigen von T etschen - Elbleiten
würden also die Extreme der F aciesunterschiede innerhalb der gesammten
Brongniarti - Stufe zu suchen sein, in ersterem Gebiet die rein mergelig-
kalkige, in letzterem die rein sandige Facies.
*) 1. c. S. 85.
83
Nach Obigem erhalten wir folgende
Tabellarische Uebersicht über die Gliederung der Brongniarti- Stufe
Sachsens.
-p
u
cö
• H
fl
fl
0
ffl
m
P
Ö
fl
fl
CD
0
0
p
H
m
0
c2
d
ffl
Obere Abtheilung.
Rein sandige
Facies.
Typus Tetscken.
Sandig-kalkige
Facies.
Typus Hoher
Schneeberg.
Rein kalkige
Facies.
Typus Dresden.
Aequiva-
lente in
Böhmen.
Grobkörniger
Quadersandstein
von Tetschen und
Elbleiten, mit Ino-
ceramus Brong-
niarti und Lima
canalifera.
Quadersandstein
der Sachs. Schweiz
von Pirna bis zum
Hohen Schneeberg,
mit Inoceramus
Brongniarti , Lima
canalifera und Ho-
peri, Cyphosoma ra-
diatum und Ammo-
nites peramplus.
Plänerkalk und
-Mergel von W ein-
böhla, Strehlen und
Birkwitz mit Ino-
ceramus Brong-
niarti , Lima Ho-
peri, Spondylus spi -
nosus, Terebratula
semiglobosa, Cypho-
soma radiatum, Mi-
craster cor testudi-
narium, Ammonites
peramplus und Nep-
tuni, Heterocer as
Reussianum , Sca-
phites Geinitzi und
Actinocamax streh-
lense.
Teplitzer
Schichten
und
Iser-
Schichten
z. Th.
Untere Abtheilung.
Feinkörniger
Quader Sandstein
von Tetschen und
Elbleiten mit Ino-
ceramus Brong-
niarti.
Plänern. -Mergel
von Krietzschwitz,
Langenhennersdorf
und Schneeberg, mit
Lnoceramus Brong-
niarti, Lima elon-
gata, Area sub-
gldbra, Rapa can-
cellaia. Ammonites
Woollgari , u.Grün-
sandstein mit
Inoceramus Brong-
niartif Area sub-
glabra , Rhyncho-
nella bohemica.
Plänermergel
von Räcknitz, Klein-
Luga und im Unter-
gründe von Dresden
mit Micraster cor
testudinarium , Ho-
laster planus, Lima
elongata, Ammoni-
tes Woollgari.
Iser-
Schichten
z. Th.
und
Malnitzer
Schichten.
84
Inhalts- Verzeichntes.
Seite
Einleitende Bemerkungen 31
I. Die Quader- und Plänerfacies der Stufe des Inoceramus labiatus 32
1. Die Quaderfacies (Profil 1) 32
2. Die Plänerfacies 34
, 3. Vergleich der Eaunen beider Facies 35
II. Das obere Cenoman und seine Faciesverschiedenheiten .... 37
1. Das Verhältnis des Carin aten- Quaders zum Carinaten- Pläner (Profil 2 und 3) 37
2. Die Gliederung des Cenomans .46
3. Vergleich der Fauna des Carinaten - Pläners mit derjenigen des Pläner-
sandsteins 52
III. Die Klippenfacies des Cenomans 53
1. Wesen und Charakteristik der Klippenfacies 53
2. Beschreibung der Klippenfacies .56
a) Die Klippenfacies auf dem Syenitrücken bei Plauen (Profil 4—9) . 56
b) Die Klippenfacies auf dem Granitit des Gamighübels, bei Kauscha
und bei Lockwitz (Profil 10 und 11) 61
c) Die Klippenfacies auf der Porphyrkuppe des Kahlebusches (Profil 12) 64
d) Die Klippenfacies auf dem Granitit von Meissen 66
e) Die Klippenfacies auf dem Gneiss des Oberauer Tunnels (Profil 13) 66
3. Rückblick auf die Fauna der Klippenfacies .67
IV. Die Faciesgebilde der Stufe des Inoceramus Brongniarti .... 70
1. Die bisherigen Ansichten bezüglich der Aequivalentgebilde in der Brong-
niarti - Stufe 70
2. Der Brongniarti - Pläner der Sächsischen Schweiz als selbständige untere
Zone der Brongniarti - Stufe 72
3. Nachweis der unteren Abtheilung der Brongniarti - Stufe bei Dresden . . 73
4. Brongniarti - Quader und Strehlener Pläner als aequivalente Faciesgebilde
(Profil 14) 76
VI. Neue Urnenfelder aus Sachsen. II
Yon Prof. Dr. J. Deiehmüller.
Haltestelle Klotzsche.
Ira Frühjahr 1884 wurde heim Bau der Secundäreisenbahn Klotzsche-
Königsbrück an der Stelle, wo dieselbe von der Dresden-Görlitzer Haupt-
bahn abzweigt, in unmittelbarer Nähe der Haltestelle Klotzsche eine
Anzahl Urnengräber aufgefunden, über deren Aufdeckung und Inhalt
H. Wiechel in der „Festschrift der naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isisu
1885, S. 125 u. flg. einen kurzen Bericht veröffentlichte. Aus diesem geht
hervor, dass an dem Fundort ein Gräberfeld der älteren Gruppe der
Urnenfelder vom Lausitzer Typus angeschnitten worden ist, [dessen Zeit-
stellung durch das mehrfache Vorkommen von Buckelurnen bestimmt wird.
Eine vom Verfasser jenes Berichtes in Aussicht gestellte, ausführlichere
Veröffentlichung über die Ausgrabung mit beigegebenen Abbildungen ist nicht
erfolgt, die Funde selbst gelangten auch nur zum Th eil und zumeist zer-
brochen in den Besitz der prähistori-
schen Sammlung in Dresden. Die
wenigen besser erhaltenen Gefässe
sind in den nebenstehenden Figuren
1 — 7, die Bronzebeigaben in Fig. 16,
17, 19 und 20 nach Skizzen dar-
gestellt, welche sich bei einem von
H. Wiechel an das Königliche Finanz-
ministerium erstatteten Berichte über
die Funde von Klotzsche befinden.
Unter den Gefässen, deren Formen
zu den in den ältesten Urnenfeldern
Sachsens sehr häufigen gehören,
fallen durch ihre Verzierungen zwei
Bruchstücke*) auf, deren eines (Fig. 4)
mit eingefurchten parallelen Linien
und dazwischen gestellten Reihen
scharf eingestochener Punkte ver-
ziert ist, während das andere (Fig. 5) am Gefässhals eine horizontal vor-
stehende breite Thonleiste mit Henkelansatz trägt — Ornamente, welche
vorher aus sächsischen Urnenfeldern nicht bekannt waren.
*) Aus Grah 1 bei H. Wiechel, a. a. 0. S. 126.
86
H. Wiechel sprach a. a. 0. S. 126 die Vermuthung aus, dass sich das
Gräberfeld wohl auch über den Theil des Bahnhofsareals erstrecken
dürfte, auf welchem die Geleise der Dresden-Görlitzer Eisenbahn und die
Anschlussgeleise der Secundärbahn Klotzsche -Königsbrück gelegt sind —
eine Vermuthung, die in neuester Zeit durch weitere Urnenfunde auf der
östlichen Seite des Bahnhofsgebietes bestätigt worden ist. Wenig mehr
als 100 m von der älteren Fundstelle in südlicher Richtung entfernt
wurden im Herbst 1899 bei den Vorarbeiten für eine ausgedehnte Central-
weichenanlage in dem lockeren Sandboden wiederum verschiedene Urnen-
gräber aufgedeckt, die Gefässe aber in Folge der Unkenntniss der Arbeiter
bis auf wenige, jetzt in der Dresdner prähistorischen Sammlung auf bewahrte
Reste vernichtet. Von grösseren Gefässen waren nur einzelne Bruchstücke
erhalten, u. a. auch solche von Buckelurnen. Als Deckel zu Urnen mögen
wohl die beiden Schüsseln (Fig. 13 und 14) gedient haben, deren eine
gehenkelt, am mittleren Umfange mit perlschnurartig an einander gereihten
flachen, elliptischen Tupfen geziert und auf der Unterseite durch Gruppen
radial gestellter Striche in einzelne, mit horizontalen Strichen ausgefüllte
Felder getheilt ist. Weiter vorhanden sind ein kleines doppelhenkeliges
Gefäss (Fig. 9) und mehrere halbkugelige oder flachgewölbte Näpfchen
(Fig. 8, 10 und 12). Das eine in Fig. 8 abgebildete ist am Rande mit
einem griffartigen Ansatz versehen und war mit feinem, durch reichlich
beigemengte Holzkohlentheilchen dunkelgefärbtem Sand gefüllt. Zu den
selteneren Formen gehört ein durch seine geringe Grösse auffallendes
enghalsiges Gefäss (Fig. 11). Von Beigaben wurden gefunden eine scheiben-
förmige Thonperle (Fig. 15) und eine Bronzenadel mit quergeripptem,
scheibenförmigem, nach oben flachkegelig erhöhtem Kopf (Fig. 18).
Ueber die Grabanlagen selbst konnte nur wenig in Erfahrung gebracht
werden; alle Gräber waren in geringer Tiefe unter der Oberfläche gefunden
worden, einzelne mit flachen Bruchstücken des in der Nachbarschaft überall
auftretenden Lausitzer Granits umstellt gewesen, in mehreren Gefässen
hatten sich gebrannte Knochen befunden.
Zweifellos gehören die neuesten Funde derselben Zeit an wie die-
jenigen aus dem Jahre 1884; nach den örtlichen Verhältnissen kann als
sicher angenommen werden, dass dieselben nur die südlichen Ausläufer
desselben Gräberfeldes sind, dessen nördlicher Rand an der Secundär-
eisenbahn nach Königsbrück angeschnitten wurde, wenn auch über das
Vorkommen von Urnengräbern in dem zwischenliegenden Gebiete nur
unsichere Angaben vorhanden sind*).
Balm -Kiesgrube NNO Haltestelle Klotzsche.
In Abtheilung 63 des Langebrücker Staatsforstreviers, etwa 1,5 km
nordnordwestlich der Haltestelle Klotzsche, zwischen der Dresden-
Görlitzer Eisenbahn und der Strasse von Klotzsche nach Langebrück ist
vor längerer Zeit zur Gewinnung von Schüttungsmassen für Eisenbahn-
hauten eine Kiesgrube angelegt worden. In dieser wurde im September
1899 beim Abräumen der oberflächlichen, humusreichen Erdschicht durch
Aufdeckung zweier Urnengräber ein neues Urnenfeld aufgeschlossen, welches
:) H. Wiechel, a. a. 0. S. 126.
87
sich nach Lage der Grabstellen in östlicher Richtung nach der Klotzsche-
Langebrücker Strasse hin zu erstrecken scheint. Die Urnen standen in
ca. 60 cm Tiefe unter der Bodenoberfläche und waren nach Angabe des
den Betrieb der Kiesgrube überwachenden Schachtmeisters mit grösseren
Steinen umstellt. Das eine Grab enthielt nur eine grössere, mit Knochen
gefüllte, doppelhenkelige Urne (Fig. 21) mit hohem, nach der Mündung
nur massig verengtem Hals und in der Mitte stumpfkantig gebrochenem
Gefässbauch; in dem anderen standen um die leider gänzlich zerstörte
Urne im Kreise vier Beigefässe herum, unter denen sich ein henkelloser,
eiförmiger Topf mit verhält-
nissmässig hohem, einge-
schnürtem Hals, und nach
aussen um gelegtem Rand (Fig.
22), ein hoher Krug mit wei-
tem , bandförmigem Henkel
(Fig. 23) und zwei kleinere
krugartige Tassen (Fig. 24
und 25) befinden. Als Beigabe
lag in einem der beiden Grä-
ber eine zusammengebogene
Bronzenadel aus rundem
Fig. 21—25 in 1I10, Fig. 26 in 1/2 der natürlichen
Grösse.
Draht, deren oberes Ende flach gehämmert und spiralig eingerollt ist
(Fig. 26). Die Fundgegenstände werden in der prähistorischen Sammlung
in Dresden aufbewahrt.
Wenn auch in diesem Funde von den für die älteren Gräberfelder
vom Lausitzer Typus am meisten charakteristischen Gefässformen, den
Buckelgefässen, doppelconischen Näpfen und henkellosen eiförmigen Töpfen
nur die letztere vertreten ist, so weisen doch die übrigen Formen, welche
bisher in Sachsen nur in den ältesten Urnenfeldern gefunden worden sind,
darauf hin, dass die Urnengräber in der Bahnkiesgrube auch zu Beginn
der Periode der grossen Urnenfelder angelegt und gleichalterig mit den
an der Haltestelle Klotzsche aufgedeckten sind. Wegen der weiten, mehr
als 1 km betragenden Entfernung von letzterer Fundstelle können beide
Fundstätten kaum mit einander in Verbindung gebracht werden. Es ist
sicher zu erwarten, dass beim Fortschreiten des Abbaues der Kiesgrube
in östlicher Richtung weitere Urnepgräber aufgefunden werden.
VII. Das erste Anh ydritTorkomniniss in Sachsen
(und Böhmen).
Von Dr. W. Bergt.
Im Phonolithbruch von Schlüssel bei Hammer-Unterwiesenthal*)
fand Herr Lehrer H. Döring zu Dresden im Jahre 1896 ein Mineral,
welches nach mehreren Seiten grösseres Interesse beansprucht. Der basalt-
ähnliche, augitreiche Phonolithstock des genannten Ortes ist durch einen
tiefen Einschnitt der Bahn und durch einen in lebhaftem Gange befind-
lichen Steinbruch sehr gut aufgeschlossen. Er zeichnet sich durch prächtig
entwickelte, säulenförmige Absonderung, radialstraklige Stellung der Säulen
und senkrecht zu diesen durch ebenplattige Auflösung bei der Verwitterung
aus. In den im Bruch aufgehäuften Phonolithblöcken und -stücken findet
man stets zum Theil recht hübsch ausgebildete Zeolithdrusen. Die Er-
läuterung zu Blatt Kupferberg führt Natrolith, Analcim, ? Skolezit, ?Thom-
sonit und Kalkspath an.
Das von Herrn Döring hier gefundene Mineral ist blauer Anhydrit.
Er scheint eine kugelige oder ellipsoidische, mandelähnliche Masse von
beträchtlicher Grösse im Phonolith gebildet zu haben. Denn mehrere
Proben zeigen den Anhydrit in festem Zusammenhang mit dem Gestein;
an einem 90 x 70 mm grossen Handstück stellt die scharfe Grenze zwischen
Mineral und Gestein eine leicht gekrümmte Fläche mit grossem Krümmungs-
radius dar, vielleicht den Ausschnitt aus der breiten flachsten Stelle eines
Ellipsoides.
Das Mineral ist, wie eine qualitative und quantitative Analyse ergab,
Anhydrit von lebhaft und schön smalteblauer Farbe. In seinem groben
Korn und seiner meist stengelig-strahligen Structur gleicht es z. B. der in
den Sammlungen verbreiteten gelblichen und röthlichen grobkörnigen Aus-
bildung von Hallein. Nach den Grenzen zum Phonolith hin nimmt unser
Anhydrit meist eine weisse Farbe an, weisse Partien schiessen unregel-
mässig strahlenförmig in die blaue Anhydritmasse hinein. Während diese die
dem Mineral eigenen rechtwinkeligen Spaltbarkeiten nach ooPoo, ooPoo
und nach oP deutlich zeigen, bemerkt man beim Uebergang in die er-
wähnten weissen Stellen eine allmähliche Verwischung der Anhydrit-
spaltbarkeit, ebenso eine Umwandlung der grobkörnigen in eine feinkörnige
Structur und eine Abnahme der Härte des Anhydrites von 3—3,5 bis zur
*) Geologische Specialkarte des Königreichs Sachsen. Blatt Kupferberg No. 148
von A. Sauer. 1882, S. 65.
89
Härte 2. Eine chemische Untersuchung bestätigte, dass diese Erscheinungen
die bekannte Umwandlung des Anhydrites in Gyps darstellen. Während
der blaue Anhydrit einen Glühverlust (Wasser) von 0,37 °/o zeigte, ergaben
zwei Bestimmungen der veränderten Substanz 2,54 °/o unc^ 19,67 °/0 Wasser.
Dieser letzte Wassergehalt kommt dem des Gypses mit 20,95 °/o fas^ gleich*
Zwei über wallnussgrosse Proben weissen grob- bis feinblätterig körnigen
Gypses aus dem gleichen Steinbruch dürften zu diesem Yorkommniss
gehören und ebenfalls aus Anhydrit entstanden sein.
Anhydrit bez. Gyps stossen aber nicht unmittelbar an den Phonolith,
vielmehr schiebt sich zwischen sie eine die Wände des Hohlraumes aus-
kleidende schmale Schicht dichten weissen Kalkes, der unter dem Mikro-
skop ein ziemlich gleichmässiges gröberes Korn zeigt.
Anhydrit scheint in dem Phonolith von Schlössel nur äusserst selten
aufzutreten; ja das von Herrn Döring aufgefundene Vorkommen dürfte
bisher das einzige bekannte sein. Das mineralogische Lexikon für
das Königreich Sachsen von A. Frenzei (1874) und die Erläuterung zu
Blatt Kupferberg berichten davon nichts, auch sonst sind dem Verfasser
keine Nachrichten darüber bekannt. Als der Verfasser im Jahre 1893
den Bruch besuchte, waren nur Zeolithe zu finden. Auch ein von Herrn
Döring veranlasstes Nachforschen nach weiteren Anhydritproben in den
Jahren 1897 und 1898 blieb erfolglos.
Das Vorkommen von Anhydrit im Phonolith von Schlössel beansprucht
aus zwei Gründen noch besondere Beachtung, 1. weil es das erste Anhydrit-
vorkommniss für Sachsen bez. Böhmen überhaupt zu sein scheint, 2. wegen
der Frage nach seiner Entstehung.
1. Der Phonolithbruch von Schlössel liegt unmittelbar an der säch-
sischen Grenze auf böhmischem Gebiet. Politisch gehört also unser An-
hydrit unbestritten zu Böhmen. Da aus diesem Lande weder im minera-
logischen Lexikon für Österreich von V. v. Zepharovich (3 Bde. 1859,
1873, 1893) noch in der Geologie von Böhmen von F. Katzer (1892) An-
hydrit aufgeführt wird, so scheinen wir das erste Anhydritvorkommen
in Böhmen vor uns zu haben.
Wissenschaftlich aber kann man den Anhydrit von Schlössel, von der
unmittelbaren Nachbarschaft abgesehen, deshalb auch für Sachsen in An-
spruch nehmen, weil das genannte Gebiet zugleich im Bereiche der sächsi-
schen geologischen Karte liegt. Für Sachsen sind nun die den Anhydrit
betreffenden Verhältnisse recht merkwürdig. In dem mineralogischen Lexikon
von A. Frenzei (1874) fehlt Anhydrit ganz, und in den Erläuterungen zur
sächsischen geologischen Specialkarte wird das Mineral, soweit dem Ver-
fasser bekannt, nicht aufgeführt. Dagegen sind schon lange zahlreiche,
auf Erzgängen vorkommende Pseudo morphosen nach Anhydrit bekannt.
J. Roth*) giebt folgende Zusammenstellung mit Litteraturangaben: Pseudo-
morphosen nach Anhydrit von Tautoklin (Braunspath) von Kurprinz
Friedrich August bei Freiberg nach Breithaupt, von Spatheisen von Kur-
prinz bei Freiberg nach Dana (Sideroplesit nach Frenzei), von Quarz in
Geyer, Grube Kurprinz bei Freiberg, Frisch Glück bei Blauenthal und
Spitzleite im Eibenstöcker Revier nach Blum, Gemenge von Quarz und
Rotheisen von der Spitzleite nach Breithaupt, von Rotlieisen auf der Grube
*) Chemische Geologie I, 1879, S. 192/3; s. auch A. Frenzei: Mineralogisches
Lexikon, S. 83, 151, 261, 290.
90
Friscli Glück bei Eibenstock nach Zepharovich, Gemenge von Eisenkies
und Kalkspath von der Grube Neue Hoffnung Gottes bei Bräunsdorf nach
Breithaupt. Dagegen ist dem Verfasser keine Nachricht über stofflich
erhaltenen Anhydrit bekannt, ein Umstand, welcher Zweifel darüber
aufkommen lässt, ob alle Deutungen der genannten Pseudomorphosen
nach Anhydrit richtig sind*).
Wir hätten demnach auch für den Bereich der sächsischen
geologischeil Karte stofflich das erste Auftreten des Minerales.
2. Anhydrit und mit ihm Gyps, welche aus einander hervorgehen,
sind als Mineralien und Gesteine an drei verschiedene Lagerstätten ge-
bunden. Die allermeisten Vorkommnisse mit den grössten Massen finden
sich in den Sedimentformationen verschiedenen Alters als Begleiter des
Steinsalzes. Man hielt sie hier bis etwa zur Mitte dieses Jahrhunderts
auf der einen Seite für plutonisch, auf der anderen für umgewandelte
Kalke (durch Schwefelverbindungen , besonders schwefelige und Schwefel-
säure) , während heute allgemein eine nicht metamorphe Bildung, ein ur-
sprünglicher Absatz aus dem Meereswasser für sie angenommen wird.
Diesem lager- oder flötzförmigen Auftreten gegenüber bergen die beiden
anderen Arten auf Erzlagerstätten und in vulkanischen Gebieten nur
verschwindende Mengen dieser Mineralien. An Vulkanen entstehen sie
durch Einwirkung von Schwefelverbindungen auf sublimirte Chloride.
Wie oben erwähnt, giebt es in Sachsen verhältnissmässig zahlreiche
Vorkommnisse von Anhydrit auf Erzgängen, freilich nur noch der Form
nach, nicht stofflich. Und aus vulkanischen Gebieten wird Gyps häufig,
Anhydrit dagegen sehr selten und ausdrücklich als sehr selten auftretend
erwähnt. Einige der wenigen dieser Anhydritvorkommnisse sind: Einschlüsse
in der Lava von Aphroessa bei Santorin, in Auswürflingen des Vesuvs, an
den Soffionen in Toskana, in Kalinka in Ungarn (nach Haidinger hier durch
Einwirkung von Schwefelwasserstoff auf Augitandesit entstanden)**).
Für die Entst ehu ng des Anhydrites im Phonolith von Schlösset
kommen zwei Möglichkeiten in Betracht. Entweder ist das Mineral
A. eine N eubildung im Gestein wie die Z eolithe, oder
B. ein fremder Einschluss.
A. „Als secundäres neptunisches Mineral in den Leucitgesteinen“
erwähnt J. Roth***) Gyps, „dessen Schwefelsäure aus dem Hauyn her-
rührt“ ; und „unter den V erwitterungsproducten der schwefelsäurehaltigen
Hauyne findet sich Gyps“ f). In gleicher Weise würde die Schwefelsäure
unseres Anhydrites auf den Hauyn zurückzuführen sein. Dabei muss
aber die merkwürdige Thatsache berücksichtigt werden, dass Hauyn in
den Gesteinen, Phonolithen wie Basalten, des Gebietes (vergl. Blatt
Kupferberg 148 und Blatt Wiesenthal 147) zwar ganz allgemein und
zum Theil sehr reichlich verbreitet ist, dass aber gerade der Phonolith
von Schlüssel ebenso wie die drei Phonolithlappen von Hammer -Unter-
*) Die Herren Oberbergrath Prof. Dr. A. Weissbacli und Dr. A. Frenzei in Frei-
berg hatten die Freundlichkeit , dem Verfasser auf seine Anfrage mitzutheilen . dass
ihnen auch kein Anhydritvorkommniss in Sachsen bekannt sei. Herr Dr. Frenzei be-
zweifelt ebenfalls die Pseudomorphosen Breithaupt’s.
**) Vergl. auch J. Roth: Chemische Geologie III, 1890, S. 103, 282, 297/8, 301.
***) Chemische Geologie II, S. 266.
f) Ebenda, S. 254, 260-
91
wiesenthal nach den Ausführungen in der Erläuterung zu Blatt Kupfer-
berg frei von Hauyn sind. Dieser Umstand bildet aber keinen end-
gültigen Beweis gegen die Annahme nachträglicher Entstehung des An-
hydrites. Ist es doch zur Genüge bekannt, wie wechselnd selbst in
kleinen Eruptivmassen und -gebieten die petrographische Zusammensetzung
häutig ist. So wird der nicht weit nordwestlich von unserem Phonolith
im Kalk aufsetzende Phonolithgang als hauynhaltig angegeben. Unter
den Bruchstücken an dem Gehänge dem Kalkberge gegenüber (Bl. 148)
finden sich hauynarme und hauynreiche Phonolithe, darunter solche, in
denen erbsengrosse zahlreiche Hauyne allein den porphyrischen Gemeng-
theil ausmachen.
Man könnte vermuthen, dass sich bei wässeriger Bildung nicht das
wasserfreie Sulfat Anhydrit, sondern das wasserhaltige Gyps ausscheiden
würde. Diesem Einwand gegenüber ist zu berücksichtigen, dass man den
Anhydrit in den Sedimentformationen ebenfalls für eine ursprüngliche
neptunische Bildung hält und zwar gestützt auf Erscheinungen in der
Chemie und auf Experimente, welche zeigen, dass unter gewissen, aller-
dings noch nicht ganz geklärten Verhältnissen (bedingt durch Druck,
Temperatur und Gegenwart von Chlornatrium) nicht Gyps, sondern An-
hydrit entsteht*).
B. Scheint so die Möglichkeit der nachträglichen wässerigen Bildung
unseres Anhydrites zu bestehen, so sprechen zwei Umstände für die zweite
Annahme, für die Einschlussnatur. Die beiden Umstände sind: 1. Der
einschliessende Phonolith zeigt auch in der Nachbarschaft
keine Zersetzungs- und Auslaugungserscheinungen, er ist bis
an den Einschluss heran frisch, und 2. an der unter dem Mikro-
skop buchtig erscheinenden Grenze von Gestein und Mineral,
auch frei im Mineraleinschluss schwimmend findet man zahl-
reiche kleine runde, etwa stecknadelkopfgrosse Phonolith-
bröckchen, welche ebenfalls unverändert, höchstens durch die
nachträgliche Wass er zufuhr beeinträchtigt sind. Als endogene
Contactwirkung müssen aufgefasst werden die feinblasige
(mikroskopisch) Beschaffenheit und die abweichende Structur
einer etwa 1 — 2 mm breiten Grenzzone des Phonolithes. In
dieser findet eine Verdichtung des Gesteins statt, ausserdem
nehmen die Gr und m a ssenf e ld sp äth e eine s chär f er e und zwar
nadelförmige Gestalt und eine ausgeprägt radialstrahlige An-
ordnung an. Die gleiche Erscheinung bemerkt man an den
erwähnten Bröckchen der Grenzschicht.
Bei der zweiten Annahme bieten sich wiederum zwei Möglichkeiten:
entweder ist der Anhydrit ein ursprünglicher unveränderter Fremd-
einschluss oder ein metamorphes Gebilde.
Dass Anhydrit in Sachsen und Böhmen bisher unbekannt ist, wurde
schon oben erwähnt. Wir befinden uns hier in einem rein archäischen
Gebiet, in der Glimmerschieferformation, in der bisher unbekannt ge-
bliebene Anhydriteinlagerungen, denen unser Einschluss entnommen sein
könnte, so gut wie ausgeschlossen erscheinen. Ebensowenig ist hier in dem
nur aus Basaltconglomerat und -tuff bestehenden Tertiär Anhydrit bekannt.
*) Vergl. F. Zirkel: Petrographie III, 1894, S. 523/4. — J. Roth: Chemische
Geologie I, 1879, S. 552.
92
Eine Möglichkeit wäre, dass sich in kalkigthonigen Tertiärschichten,
ähnlich wie bei den oben erwähnten Soffionen von Toscana, Anhydrit
gebildet hätte, der dann vom Phonolith aufgenommen wurde.
Eine nicht von der Hand zu weisende Annahme ist endlich, dass der
Anhydrit umgewandelter Kalk ist.
Bereits oben wurde die bis zur Mitte dieses Jahrhunderts vertretene
Ansicht erwähnt, der Flötzanhydrit und -gyps wäre durch Schwefel-
verbindungen umgewandelter Kalk. Wenn auch diese Ansicht der neueren
hat weichen müssen, so sind doch eine ganze Anzahl von kleineren Gyps-
und Anhydritvorkommnissen nachweisbar durch vulkanische Gase, durch
Schwefelwasserstoff und Schwefelquellen umgewandelte Kalke und Dolo-
mite (Gyps bei Selvena in Toscana nach Coquand 1849, Gyps von Aix in
Savoyen nach Murchison, die Anhydrite von Modane in Savoyen nach
Des Cloizeaux 1865, Gypse von Tarascon in den Pyrenäen nach Zirkel und
Pouech 1867 und 1882 u. s. w.)*). Für eine derartige Entstehung des
Anhydrites von Schlösset bieten sich folgende Anhaltspunkte. Die Glimmer-
schieferformation unseres Gebietes ist sehr reich an Kalkeinlagerungen.
Der Kalkberg südlich von Schlössel dürfte den zahlreichen Kalkvorkomm-
nissen seinen Namen verdanken. Wenig über 1 km nordwestlich von dem
Phonolith von Schlössel streichen bei den Berghäusern sechs kleinere und
grössere Kalklager zu Tage aus. Das südöstliche Hauptlager setzt, wie
man durch einen Stölln weiss, noch wenigstens 100 m unter dem Basalt-
tuff fort**), also auf den Phonolith von Schlössel zu. Es liegt so durchaus
in dem Bereich der Wahrscheinlichkeit, dass der Phonolithstock von
Schlössel eine solche Kalkeinlagerung berührt und Gestein davon los-
gerissen hat, welches dann durch die im Phonolithmagma enthaltene
Schwefelsäure in Anhydrit verwandelt wurde.
Merkwürdigerweise bietet die nächste Umgebung hierfür das allerbeste
Beispiel. Die eine von den sechs Kalkeinlagerungen bei den Berghäusern
wird von einem 2 m mächtigen Phonolithgang durchsetzt. Dieser Phono-
lith enthält nun Bruchstücke des Nebengesteines, des krystallini sehen
Kalkes, die stellenweise so häufig werden, dass eine durch Phonolithcement
verbundene Breccie entsteht***).
Bemerkenswerth und für die obige Annahme scheinbar ungünstig ist
hier nun das in der Erläuterung zu Blatt Kupferberg (148, S. 69) er-
wähnte Ausbleiben von Contacterscheinungen: „Die Kalkeinschlüsse schei-
nen keine Veränderungen erlitten zu haben.“ Aber auch dafür giebt es
in der grossen Litteratur der Contactmetamorphose zahlreiche Beispiele.
Aus den Erörterungen geht zur Genüge hervor, welche Bedeutung
dem an sich geringfügigen Anhydrit im Phonolith von Schlössel zukommt.
Vielleicht sind weitere Funde und Untersuchungen (z. B. der zuletzt er-
wähnten Kalksteinschlüsse) in dem Gebiet geeignet, die hier gepflogenen,
mehr hypothetischen und theoretischen Erörterungen auf sicherere Fiisse
zu stellen.
*) F. Zirkel: Petrographie III, 1894, S. 524/5.
**) Bl. 148, S. 46.
***) Bl. 148, S. 68/9.
der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
in Dresden.
Herausgegeben
von dem Redactions- Comitö.
Jahrgang 1900.
Mit 6 Tafeln und 12 Abbildungen im Text.
Dresden.
In Commission der K. Sachs. Hofbuchhandlung H. Bur dncli.
1901.
Inhalt des Jahrganges 1900.
Hanns Bruno Geinitz f S. Y.
A. Sitzungsberichte.
I. Section für Zoologie S. 3 und 21. — Bär, W. : Zwei für die Omis Deutschlands
neue Vogelarten S. 3. — Drude, 0.: Ueber F. Unger’s „Die Pflanze im Moment der
Thierwerdung“, mit Bemerkungen von H. Nits che, S. 4; neues Mikroskop der Firma
Seibert S. 22; Vorlagen S. 4; neue Litteratur S. 4 und 22. — Ebert, R. : Die Fauna
der Tiefsee im Allgemeinen S. 3; Zunahme einheimischer Yögel S. 4; Chun’s Tiefsee-
Expedition S. 22. — Heller, K.: Biologie der Coprophagen, über eine bei Gröditz
gefangene Schildkröte S. 21. — Nitsche, H.: H. B. Geinitz f, Schwungfedern des
Kasuars S. 3; verschiedenartige Ausbildung der oberen Eckzähne bei den verschiedenen
Formen der recenten Hirsche, Vorkommen des Wasserschmätzers in Sachsen S. 4;
Aussetzung nichtsächsischer Amphibien bei Tharandt, Schädel einer vierhörnigen
Gabelantilope S. 21; ornithologische Beobachtungen im Engadin S. 22; neue Litteratur
S. 21. — Schiller, K.: Neue Litteratur S. 3, 4 und 21. — Schöpf, A.: Ueber
sibirisches Rehwild, Vorlagen S. 22. — Schorler, B.: Neue Litteratur S. 22. —
Thallwitz, J. : Ueber Höhlenthiere S. 4; Missbrauch beim Verkauf von Krammets-
vögeln S. 22.
II. Section für Botanik S. 5 und 23. — Drude, 0.: Einrichtung von Herbarien für
pflanzengeographische Demonstrationen, vorläufige Bemerkungen über die floristische
Kartographie von Sachsen S. 5; phänologische Bemerkungen über die Retardation
des Frühlings im Jahre 1900 S. 6; Ueber Winterung immergrüner Gewächse, Aufblüh-
geschwindigkeit der Blüthen, Anordnung der Vegetation im Karwendelgebirge S. 7;
neue Litteratur S. 5, 6 und 23; und Schorler, B.: Floristische Arbeiten
und Excursionen im Sommer 1900 S. 23. — Ostermaier, J. : Vorlage von Ab-
bildungen von Alpenpflanzen S. 5; Schutz der Alpenpflanzen, Eintritt der Frühlings-
flora von Oberammergau S. 6. — Schiller, K. : Neue Litteratur S. 5 und 23. —
Schorler, B.: Referat über Gradmanns „Pflanzenleben der Schwäbischen Alb“,
neue Litteratur S. 5. — Wobst, K.: Vorlage verschiedener Rosenformen S. 5.
III. Section für Mineralogie und Geologie S. 8 und 23. — Bergt, W.: Anhydrit
aus dem Phonolith von Schlössel, über Mikromineralogie S. 8, neue Litteratur S. 8
und 23. — Engelhardt, H.: Neue Litteratur S. 8. — Kalkowsky, E.: Kieselige
Sandsteine aus den „Salzpfannen“ Südafrikas S. 24. — Menzel, P.: Entstehung der
Alpen und Bildung des Mittelmeeres S. 8. — Naumann, E.: Neues Kalkspath-
vorkommniss vom Zwieseler Erbstolln S. 24. — Excursion in die Rathssteinbrüche
bei Plauen S. 9.
IV. Section für prähistorische Forschungen S. 9 und 24. — Deichmüller, J. :
Bemalte Geschiebe aus der Höhle von Mas d’Azil S. 9; neolithische Gefässe von
Klotzsche, Nünchritz und Cossebaude, spätslavisches Skelettgräberfeld von Nieder-
sedlitz, Vorlage von Steingeräthen S. 11; der 12. internationale Anthropologencongress
und die prähistorischen Sammlungen in Paris S. 24; schnurverzierte Gefässe aus
Sachsen S. 25, neue Litteratur S. 10, 24 und 25. — Döring, H.: Feuersteinwerk-
stätten auf Rügen,- Nationalmuseum nordischer Alterthümer in Kopenhagen, Feuer-
steingerätlm aus sächsischen Fundorten S. 9; Funde von den Burgwällen bei Alt-
coschütz, Niederwartha, Lockwitz, Altoschatz, Leckwitz und Löbsal, von den neo-
lithischen Herdstellen in Lockwitz, neuer Steinzeitfund aus Lockwitz S. 10; über
Kinderklappern aus Sachsen S. 24; Vorlage von Steingeräthen S 24. — Ebert, 0.:
Vorgeschichtliche Wandtafeln für Westpreussen und für die Provinz Sachsen S. 11.
— Engelhardt, H: Vorlage eines Steinbeils S. 25. — Kalkowsky, E.: Prä-
historisches aus Ungarn S. 25. — Ludwig, H. : Vorlage eines Mahlsteins von Kauscha
IV
S. 11; vorgeschichtliche Niederlassung hei Oberpoyritz S. 24. — Wagner, P.: Neue
Litteratur S. 24
V. Section für Physik und Chemie S. 11 und 25. — Beythien, A. : Ueher Geheim-
mittel und Nährpräparate S 27. — Hallwachs, W.: Die elektrolythische Leitung
in festen Körpern und deren Anwendung bei der Nernstlampe S. 12. — Heger, R.:
Ueber Energetik im Unterricht S. 26. — Meyer, E. von: Rückblick auf die wich-
tigsten Entwickelungsphasen der Chemie im 19. Jahrhundert 8. 11. — Pinnow, J.:
Unterscheidung von Talg und Schmalz S 26. — Rebenstorff, H. : Herstellung der
grauen Modification des Zinns, Beobachtung vagabondirender Ströme S. 12; neue
Form des Cartesianischen Tauchers S. 12 und 25; Vorführung physikalischer und
chemischer Versuche S. 25; über eine neue der Taucherglocke ähnliche Vorrichtung,
Erfindung der Taucherglocke, Geschichte der Erfindung des Thermometers S. 25 —
Wolf, C. : Zerstörung der salpetersauren Salze durch Bakterien S. 11.
VI. Section für Mathematik S. 13 und 27. — Heger, R.: Berührungsaufgaben und
Kreisverwandtschaft S. 13; Kugelberührungsaufgaben und Kugelverwandtschaft S. 27.
— Helm, G.: Ueber Mathematik und Chemie 8. 29. — Krause, M.: Ueber graphischen
Calcül S. 13 — Müller, F.: Tabelle zur Kalenderbestimmung S. 13. — Nätsch, E.:
Ueber Translationsflächen S. 27. — Pestei, R. M.: Sphärometer für dioptrische Zwecke
S. 28. — Vieth, J von: Ueber Centralbewegung S. 13. — Witting, A.: Faden-
modell der abwickelbaren Schraubenfläche S. 14. — • .
VIT. Hauptversammlungen S. 14 und 29. — Veränderungen im Mitgliederbestände S. 15
und 30. — Gedenkfeier für H. B. Geinitz S. 14. — Beamte im Jahre 1901 S. 32. —
Beschluss über 8 Uhr-Beginn der Sitzungen S. 30. — Rechenschaftsbericht für 1899
S. 14, 15 und 18. — Voranschlag für 1900 S. 14. — Freiwillige Beiträge zur Kasse
S. 30. — G uthmann- Stiftung S. 14. — Bericht des Bibliothekars S. 34. — Deich-
müller, J. : Ueber megalithische Denkmäler S. 30 — Drude, 0.: Entwickelungs-
geschichte der mitteldeutschen Hügelflora S 30. — Engelha.rdt, H. : Neue Littera-
tur S. 29. — Ealkowsky, E.: Land und Leute von Noniwales S 14; Gelächtniss-
rede auf H. B. Geinitz S. 15. — Michael, E.: Formen und Ursprung der Dorfanlagen
und der Flurauftheilung in Sachsen S. 15. — Ostermaier, J.: Vorlagen S. 30. —
Pohle, R.: Reiseschilderungen aus Nordrussland S. 15. — Schlossmann, A.: Bei-
trag zur praktischen Ernährungslehre S. 14. — Schneider, 0.: Pillenwälzende Käfer
und ihre Bedeutung für die ägyptische Mythologie S. 29. — Stübel, A.: Rückblick
auf den vulkanischen Ausbruch des Jahres 1866 im Golfe zu Santorin 8. 30. — Toepler,
M. : Kathoden- und Becquerel- Strahlen S. 15. — Excursion nach Nossen S. 15.
B. Abhandlungen.
Bergt, W.: Der Plänerkalkbruch bei Weinböhla. Mit Tafel I. S. 37.
Bergt, W. : Lausitzer Diabas mit Kantengeröllen. Mit Tafel VI. S. 111.
Deichmüller, J.: Zwei neue Funde neolithischer schnür verzierter Gefässe aus Sachsen.
Mit 3 Abbildungen. S. 18.
Deichmüller, J. : Spätslavisches Skelettgräberfeld bei Niedersedlitz. Mit 3 Abbild. S. 22.
Döring, H. : Ueber Feuersteingeräthe aus sächsischen Fundorten. S. 15.
Drude, 0. : Vorläufige Bemerkungen über die floristische Kartographie von Sachsen. S. 26.
Drude, 0.: Die postglaciale Entwickelungsgeschichte der hercynischen Hügelformationen
und der montanen Felsflora. S. 70.
Menzel, P.: Die Gymnospermen der nordböhmischen Braunkohlenformation.
Theil I. Mit Tafel II -IV. S. 49.
Theil II. Mit Tafel V und 1 Abbildung im Text. S. 85.
Nitsche, H.: Bemerkungen über das Vorkommen des schwarzbäuchigen Wasserschmätzers
und einiger anderer seltenerer Vögel im Königreiche Sachsen S. 32.
Rebenstorff, H. : Schul versuche mit dem Cartesianischen Taucher. Mit 5 Abbildungen.
S. 3.
Die Autoren sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer
Abhandlungen ,
Die Autoren erhalten von den Abhandlungen 50, von den Sitzungsberichten auf
besonderen Wunsch 25 Sonder - Abzüge gratis, eine grössere Anzahl gegen Erstattung
der Herstellungskosten.
Hanns Bruno Geinitz.
Die Arbeit seines Lebens.
Rede in der öffentlichen Sitzung der Isis am 22. Februar 1900
von
Prof. Dr. Ernst Kalkowsky.
In Hanns Bruno Geinitz hat die naturwissenschaftliche Gesellschaft
Isis vor wenigen Wochen, am 28. Januar, ihren Ehrenvorsitzenden verloren.
Er ist der Einzige gewesen, dem die Isis dieses in ihren Satzungen nicht
vorgesehene Ehrenamt übertragen hat in der Erkenntniss, dass diese Ehre
einem um die Gesellschaft hochverdienten Mitgliede und einem welt-
bekannten Gelehrten erwiesen wurde. Obwohl Geinitz als stiller deutscher
Gelehrter niemals vor die breite Oeffentlichkeit getreten ist, obwohl er
niemals anderswo als in Dresden gewirkt hat, ist sein Name doch überall
auf der Erde, wo Naturwissenschaft getrieben wird, bekannt und geehrt;
durch seine eigene Arbeit hat er sich unvergänglichen Ruhm erworben.
Erst in hohem Alter, im 86. Lebensjahre, ist er am Ende seiner Lauf-
bahn angelangt; vor 63 Jahren begann er seine wissenschaftliche Thätig-
keit, ununterbrochen folgte ein Werk dem anderen, er erreichte den Gipfel
seines Wirkens und hatte dann noch Jahre lang ordnend und ergänzend
auf das Werk seines Lebens zurückblicken können, geehrt von Allen, die
mit ihm in Berührung kamen. Jetzt gehört seine Thätigkeit der Geschichte
an, und als eine Huldigung mag es betrachtet werden, wenn wir im Schoosse
unserer Gesellschaft seine Arbeiten und seine Leistungen an uns vorüber-
ziehen lassen.
In diesem Hörsaale, von dieser Stelle aus hat H. B. Geinitz vor nun-
mehr sechs Jahren zuletzt zu seinen Studenten gesprochen, ihnen von
seinen reichen Kenntnissen und Erfahrungen mittheilend und selbst immer
wieder Kraft ziehend aus dem Verkehr mit der Jugend. Wer nicht selbst
sein Schüler gewesen ist, kann über seine Lehrerfolge und seinen Einfluss
auf die Studirenden nicht urtheilen, aber alle seine Schüler haben ein-
müthig ihre Anhänglichkeit und ihre Dankbarkeit zum Ausdruck gebracht,
als er hochbetagt aus dem Lehramte schied, um bei Gelegenheit der Er-
VI
richtung eines vergrösserten mineralogisch-geologischen Institutes in einem
neuen Gebäude selbstlos der Zukunft freie Bahn zu lassen. Auf Tausende
unserer Studenten hat er als Lehrer gewirkt, sie ausgestattet im Hörsaal
mit mannigfaltigen Kenntnissen für den Bedarf in ihrer Stellung im prak-
tischen Leben, sie eingeführt auf Ausflügen in die Erkennung des Schaffens
der Natur in unendlichen Zeiträumen. Und mit Freude durfte er darauf
hinweisen, dass es ihm auch gelungen war, trotz der dem nicht günstigen Auf-
gaben der Technischen Hochschule, einige seiner Schüler für seine Wissen-
schaften so zu begeistern, dass sie ihre Thätigkeit dem rein wissenschaft-
lichen Betriebe der Mineralogie, Geologie und Prähistorie gewidmet haben.
Diesen Wissenschaften widmete er ja selbst sein Leben ausschliesslich,
als die Zeit dafür gekommen war. Zuerst aber hatte er sich mit allen
Naturwissenschaften in umfangreichem Maasse bekannt gemacht, wie dies
in den clreissiger Jahren für jeden Naturforscher selbstverständlich und
damals eben auch noch leichter möglich war, ohne eine besonders lange
Lehrzeit durchmachen zu müssen. Wir wollen aber auch nicht vergessen,
dass er überhaupt damals einer der Wenigen war, die sich ganz und gar
den Naturwissenschaften zu widmen wagten zu einer Zeit, als die Gegen-
stände derselben als blosse „Curiositäten“ bezeichnet wurden. Seine all-
seitige naturwissenschaftliche Bildung hat er dann auch in seinem Special-
fache in reichlichem Maasse verwenden können.
Nicht etwa in allen Disciplinen, die er amtlich zu vertreten hatte,
ist Geinitz gleichmässig als Forscher thätig gewesen. Ueber einzelne
Mineralien hat er sich nur gelegentlich geäussert, und doch war er auch
Mineralog. Davon zeugen die prachtvollen Stufen, die er für das K. Mine-
ralogische Museum ausgewählt hat; sie beweisen, wie allgemein anerkannt
worden ist, dass er einen vorzüglichen Blick hatte für lehrreiche und
werthvolle Stücke. Und besonders hervorgehoben muss es werden, dass
er auch schon vor langen Jahren die Mineralien nach seinem eigenen
Systeme angeordnet hatte, das durchaus als Vorläufer des jetzt allgemein
und allein gültigen Systems der Aufeinanderfolge nach rein chemischen
Grundsätzen gelten muss.
Auch in der Lehre von den Gesteinen hat H. B. Geinitz nur wenig
selbständig gearbeitet; immerhin verdanken wir ihm auch einige wichtige
Beobachtungen über Kohlen und andere Sedimentgesteine. Die „Uebersicht
der im Königreiche Sachsen zur Chaussee -Unterhaltung verwendeten Stein-
arten“, die er mit C. Th. Sorge „zusammenstellte“, wie es im Titel heisst,
verfolgte mehr praktisch -technische Zwecke; sie hat keinen rein wissen-
schaftlichen Werth, wohl aber die Bedeutung, dass hier den Ergebnissen
der Wissenschaft Beachtung in der Praxis erobert wurde.
Ueberall in H. B. Geinitzens Werken finden wir die Spuren, dass er
den Problemen der allgemeinen und der dynamischen Geologie rege Theil-
nahme entgegenbrachte, und dass er mit dem bekannt war, was Andere
erforscht hatten; aber diese Gegenstände, mit denen vor 40 und 50 Jahren
leider oft genug wenig wissenschaftlich und wenig ergebnissvoll gespielt
wurde, waren vielleicht eben deshalb nicht gerade nach seinem Geschmack.
Es berühren uns dennoch jetzt manche seiner Darstellungen recht ab-
sonderlich, z. B. die über Erhaltung von Versteinerungen, die auffällige
Fehler in der palaeontologischen Behandlung zur Folge hatten, die Angaben
über die Erhebung der Gesteinsschichten und Thalbildung durch Basalte
und Anderes. Manche solcher bis in die letzte Zeit festgehaltener An-
VII
schaumigen galten längst als veraltet, jedoch um ihretwillen nimmt man
auch nicht seine Werke in die Hand. Immerhin bleibt es höchst charak-
teristisch, wie H. B. Geinitz sich in solchen Fragen nicht selten sehr
vorsichtig ausdrückt und sich den Rückzug deckt für den Fall, dass eine
andere Ansicht als die seine sich doch als die richtige erweisen sollte.
Dass H. B. Geinitz trotz seiner so umfangreichen geologischen Arbeit
für allgemeine Geologie kaum etwas geleistet hat, hängt mit seiner Sinnes-
art und vor Allem mit seinem eigensten Forschungsgebiete zusammen.
Wer ihn aber jetzt gerecht beurtheilen will, muss sich bemühen, nicht
von der Gegenwart aus zu urtheilen; er muss sich bemühen, die An-
schauungen von vor 40 Jahren zur Richtschnur zu nehmen und dabei
noch im Auge behalten, dass H. B. Geinitz stets innerlich ebenso fest
und unveränderlich blieb, wie er äusserlich als eine höchst charakteristische
Persönlichkeit allen jüngeren Geologen stets unverändert vor Augen stand.
Eine Aufgabe hatte er sich bei dem Beginn seiner Thätigkeit in
Dresden gestellt, und daran hat er sein ganzes Leben lang mit aller Kraft
und ohne alle Abschweifungen festgehalten, die Aufgabe, um seine eigenen
Worte in seiner letzten Veröffentlichung vom December vorigen Jahres
zu gebrauchen, „die Urgeschichte Sachsens in allen ihren einzelnen Epochen
zu erforschen und in dem wohlgeordneten Museum zu verewigen“. Dieses
Ziel hat er hartnäckig verfolgt, nicht nur mit aller seiner Arbeit, sondern
auch mit Hülfe seiner ausgebreiteten Bekanntschaft, mit Hülfe seiner
Kenntnisse, seiner Besuche in in- und ausländischen Museen und seiner
wissenschaftlichen Reisen in Deutschland und in fremden Ländern. Und
dieses Ziel hat er auch verfolgt selbstbewusst und sich wohl bewusst,
dass er das als einzelner Mann geleistet hatte, was in anderen Gebieten
auch viele Andere nicht zu Stande gebracht. Als ein in sich abgeschlos-
sener Charakter verhielt er sich Neuerungen gegenüber stets sehr zurück-
haltend; er war daher auch nicht geneigt, sich von Anderen belehren zu
lassen, bis er seinen Sinn durch eigenes Studium geändert hatte. Wenn
er dieses nicht durchführen konnte, blieb er standhaft bei seiner Ansicht
oder doch bei seinen Zweifeln; aber oft hat er sich auch selbst verbessert.
Seiner Zähigkeit entspricht es auch, dass er mehrfach denselben Gegen-
stand nicht in einer neuen Auflage seines Werkes, sondern in einem ganz
neuen behandelt hat, sobald durch anhaltenden Sammeleifer und erneute
Untersuchungen für sein Thema ein neues Gewand gerechtfertigt war,
wie dies besonders für die Werke über Kreideformation in Sachsen gilt.
Wer in günstigen Verhältnissen lebt, ist eher geneigt, sein Thema auf-
zugeben, anderen nachzugeben, als wer durch unablässige harte Arbeit
mit mancherlei äusseren Schwierigkeiten kämpfend allmählich vorwärts
dringt. Und hart gearbeitet und brav gekämpft hat H. B. Geinitz in der
That wie wenig Andere. Wenn man ihm nicht lange persönlich nahe ge-
standen hat, kann man überhaupt gar nicht ausmachen, wie viel er in
Wirklichkeit gearbeitet hat: aber was der Fremde übersehen kann, wenn
er das ganze Lebenswerk an sich vorüberziehen lässt, zeigt doch unzweifel-
haft — unwillkürlich drängt sich hier eine Uebertreibung auf — er hat
die Arbeit geleistet von zwei Menschen. Menschlich ist es da nur, wenn
er auch öfters geirrt hat, wenn er manches Mal anderen Forschern nicht
gerecht geworden ist. Hunderte von Geologen haben mit seinen Leistungen
sowie mit seinen Irrthümern zu thun gehabt, und viele werden sich auch
noch weiter mit dem Werke seines Lebens zu beschäftigen haben.
VIII
Eine eines hervorragenden Mannes würdige Beurtheilung darf seine
Irrthümer nicht verschweigen; auch nach Abzug dieser enthalten seine
Leistungen immer noch so sehr viel, dass er mit Fug und Recht als einer
der verdienstvollsten Gelehrten unseres Vaterlandes für alle Zeiten gelten
muss. Die Gelehrtenwelt hat ja auch stets sein Wirken voll anerkannt
und ihm ihre Würden und Ehren zu Theil werden lassen in Deutschland
wie im Auslande. Die letzte Ehrung hat ihm in feiner und stiller Weise die
Societe geologique de France in Paris erwiesen. Vor zwei Jahren glaubte
er seine langjährige Mitgliedschaft bei derselben aufgeben zu müssen:
man antwortete ihm, dass die Societe geologique leider keine Ehren-
mitglieder ernenne; sie wolle es sich aber zur Ehre anrechnen, ihn als
Mitglied in ihren Listen weiter zu führen, auch wenn er ihr nicht mehr
die jährlichen Leistungen zukommen liesse.
Es unterliegt keinem Zweifel, dass die Aufgabe, die sich H. B. Geinitz
für seine Lebensarbeit gestellt hatte, nicht ganz so umfangreich war, als
wie er sie mit seinen vorhin angeführten Worten bezeichnete. Er wollte
die in Sachsen vorkommenden geologischen Formationen vom palaeonto-
logischen Standpunkte aus durchforschen und die in den verschiedenen
Epochen auftretenden Formen des thierischen und pflanzlichen Lebens
schildern. Die palaeontologische Geologie in Sachsen, das war sein un-
beschränktes Reich. Obwohl in Sachsen, dem in vieler Beziehung
klassischen Lande der Geologie in Deutschland, im ganzen 19. Jahrhundert
viele Mineralogen und Geologen gewirkt haben, die auf den verschieden-
sten Gebieten Hervorragendes leisteten, so hat doch Niemand das palaeonto-
logische Material dieses Landes auch nur annähernd so eingehend be-
handelt, wie H. B. Geinitz: man darf selbst sagen, dass auf diesem Ge-
biete seinen Leistungen gegenüber alles Andere verschwindet. Ihm stand
ein überwältigendes Material zur Verfügung, das er selbst gesammelt und
das ihm in noch viel reicherem Maasse von allen Seiten zur Verfügung
gestellt wurde. Er konnte dann aus dem Vollen schöpfen: er bestimmte
es, beschrieb es, bildete es ab, inventarisirte es. Einmal in dieser
Weise bei der Arbeit, hielt er auch alles Material fest, um es selbst zu
verarbeiten.
H. B. Geinitz erstrebte die Beschreibung und Abbildung aller in
Sachsen vorkommenden Petrefacten; viele derselben stellten sich als bis-
her unbekannte Species heraus, und die seinen Autornamen tragenden
Species zählen nach Hunderten. Der Vergleichung wegen ging er aber
auch oft über Sachsen hinaus in andere Gebiete Europas und auch Nord-
amerikas nach persönlichen Studien an Ort und Stelle und nach dem
Material, das ihm als dem dafür Geeignetsten von anderer Seite zur
Bearbeitung überwiesen wurde. Hierbei beschränkte er sich durchaus
auf die Petrefacten führenden geologischen Formationen, die im Gebiete
Sachsens zur Ablagerung gelangt sind: er hat niemals die archäische
Gruppe, die Jura -Formation, die untere Kreide, das Tertiär und das
Diluvium in den Bereich seiner eingehenderen Studien gezogen.
Vor der Besprechung seiner Werke muss noch eines Verhältnisses
gedacht werden, das jene erst voll verstehen lehrt. Es ist schwer, sich
hierüber knapp auszudrücken, ohne ein Missverständniss befürchten zu
müssen. Es mag paradox klingen: H. B. Geinitz war weder Geolog noch
Palaeontolog; er war eben beides zugleich, palaeontologischer Geologe
oder geologischer Palaeontologe, wenn man so sagen darf. Nie hat er
IX
kartirt oder auch nur Skizzen veröffentlicht, die die Ergebnisse seiner
Studien und seiner Wanderungen leichter verständlich gemacht hätten
und dazu beigetragen hätten, seine Arbeiten selbst zu klären. Die
einzelnen geologischen Horizonte im Gelände streng und Schritt für Schritt
zu verfolgen, war ihm nicht genehm; doch muss man auch hierbei wieder
eingedenk bleiben der Art und Weise, wie diese Verhältnisse vielfach von
seinen älteren Zeitgenossen aufgefasst wurden. Was heute nicht mehr
erlaubt ist, galt damals für selbstverständlich und natürlich. Ferner:
obwohl H. B. Geinitz es wesentlich immer nur mit organischen Formen zu
thun hatte, hat er unsere Kenntniss der einzelnen Gruppen ausgestorbener
Lebewesen doch fast niemals durch rein palaeontologische Forschungen
anders gefördert, als durch eingehendere Schilderung einzelner Formen;
dabei hat er selten die Kunst der Präparation zu Hilfe genommen.
Wesentlich bezog er immer nur die organischen Reste auf die geologischen
Formationen. Auch hierin war er ein Sohn seiner Zeit; die Lehre von
der allmählichen Umwandlung der Arten hat sich ja zunächst den Palaeonto-
logen aufgedrängt, aber die zielbewusste Verfolgung ihrer Grundsätze hat
doch erst in den siebziger Jahren begonnen, als H. B. Geinitz die Haupt-
arbeit bereits hinter sich hatte. In seinem „Grundriss der Versteinerungs-
kunde“ von 1846 wollte er den Zeitgenossen die bisherigen Ergebnisse
der palaeontologischen Forschung leichter zugänglich machen; in dieser
ergebnisreichen Zeit der Beschreibung immer wieder neuer Formen er-
schienen noch mehrere gleiche Zwecke verfolgende Werke, über die
die Geschichte das hart scheinende Urtheil fällen musste, dass sie kurz
nach ihrem Erscheinen veraltet waren. So hat auch H. B. Geinitz’ um-
fangreicher „Grundriss“ keine weitere Auflage erlebt, zumal die Zahl
seiner Schüler, die dafür Interesse hatten und die Zahl derjenigen, die
sich mit diesen Dingen tiefer beschäftigten, doch nur verhältnissmässig
gering war.
Wollen wir die lange und äusserst umfangreiche Reihe der Abhand-
lungen und Werke, die H. B. Geinitz’ Namen tragen, hier nur im Allge-
meinen überblicken, so müssen wir einmal alle kleineren Veröffentlich-
ungen übergehen, und uns andererseits an die Reihenfolge der Formationen
halten, um die auf diese bezüglichen Werke zu würdigen.
Die ältesten versteinerungsführenden Formationen finden sich in
Sachsen namentlich im Vogtlande und in dem sich ostwärts anschliessenden
Gebiete Ost-Thüringens sowie im Fichtelgebirge. Dort treten die Schichten
der Cambriums, Silurs, Devons und Untercarbons auf in stark gestörter
Lagerung und nur an vereinzelten Punkten petrefactenhaltig. Auch trotz
neuerer sorgfältiger Kartirungsarbeiten ist es, wie es scheint, noch nicht
gelungen, völlige Klarheit in die Verhältnisse des ganzen grossen Gebietes
zu bringen; so ist es auch nicht wunderbar, dass H. B. Geinitz die hier
vorhandenen Aufgaben durch die Veröffentlichung seines Werkes „Die
Versteinerungen der Grauwackenformation in Sachsen und den angrenzen-
den Länderabtheilungen“ in den Jahren 1852 — 53 nicht lösen konnte.
Wir finden hier die Petrefacten, die schon aus anderen Ländern be-
schrieben waren, bestimmt und auf 26 Steindrucktafeln abgebildet. Das
Fossilien -Material ist wenig gut erhalten, und seit H. B. Geinitz ist
unsere Kenntniss nur durch wenige Einzeldarstellungen vermehrt worden,
in diesem Werke hat H. B. Geinitz besonders auch die Graptolithen be-
handelt, damit aber wenig Glück gehabt; bei seinem scharfen Auge für
X
Thierformen erscheint es uns ganz befremdend, dass er die sogenannten
Ne reiten und ähnliche schwer deutbare und ziemlich undeutliche Gebilde
zu der doch sonst scharf und klar definirten Gruppe der Graptolithen
rechnete. Er hat es wohl selbst gefühlt, dass die in Sachsen auch nicht
sonderlich gut erhaltenen echten Graptolithen einer erneuten Untersuchung
bedurften, die er 1890 in einer Abhandlung über ,,Die Graptolithen im
K. Mineralogischen Museum in Dresden“ gab. Aber auch hiermit dürften
die Acten über die sächsischen Graptolithen noch nicht geschlossen sein.
Ein grösserer Formenreich thum von organischen Resten und zwar
von Pflanzen tritt uns in der productiven Steinkohlenformation in Sachsen
entgegen. Das reichliche Material aus Sachsen und umfangreiches Ver-
gleichsmaterial aus anderen deutschen und ausländischen Gebieten ging
H. B. Geinitz in grosser Fülle zu, und er hat die Pflanzenformen fast
aller einzelnen Gebiete untersucht und bestimmt in der Art und Weise,
wie das seiner Zeit alle Geologen machten. Die Phytopalaeontologie aber
ist gerade eines der dem geologisch geschulten Forscher am schwersten
zugänglichen Gebiete, das auch in seinen Bereich hineinragt; erst in
neuerer Zeit ist man zu der Ueberzeugung gekommen, dass die fossilen
Pflanzen von botanisch geschulten Specialisten untersucht werden müssen,
nicht nur um ihre Stellung im natürlichen System der Pflanzen zu be-
stimmen, ihre Verwandtschaftsverhältnisse aufzuklären, sondern auch um
ihren Werth für die geologische Stratigraphie festzustellen. Dem Scharf-
blick H. B. Geinitzens gelang es aber doch, bei seinen eingehenden
Prüfungen der aus den verschiedenen Teufen herstammenden Pflanzenreste
schon 1856 in seiner „Geognostischen Darstellung der Steinkohlenformation
in Sachsen“ mit 48 Steindrucktafeln in Folio zu erkennen, dass im
Zwickau -Chemnitzer Becken verschiedenartige Floren auf einander folgen,
die er von unten nach oben als Sigillarien-, Calamiten-, Annularien- und
Farnenzone bezeichnete. Allerdings wissen wir heute, dass eine solche
Gliederung nur localen Werth besitzt, und dass es nöthig ist, für eine
allgemeine Gliederung der productiven Steinkohlenformation ein anderes
Schema aufzustellen. H. B. Geinitz war auch selbst überzeugt, dass mit
seinen Untersuchungen über die Pflanzen der sächsischen Steinkohlenfelder
dieses Thema noch nicht erschöpft war, und in den letzten Jahren seines
arbeitsamen Lebens fing der nie rastende Gelehrte von Neuem an, hier-
über zu arbeiten, um von Neuem zu prüfen, was ihm vor langen Jahren
bei der Fülle des zu bewältigenden Materiales vielleicht zu flüchtig durch
die Hände gegangen war.
Die steigende Bedeutung der Steinkohlen für unser ganzes wirth-
schaftliches Leben bewog H. B. Geinitz 1865 mit Fleck und Hartig, das
gross angelegte Werk „Die Steinkohlen Deutschlands und anderer Länder
Europas“ in Angriff zu nehmen, von dem er den ersten Band, die
„Geologie“, mit einem Atlas von 28 Karten herausgab unter der Mit-
wirkung von mehreren Dutzend Gelehrten und Bergleuten. Es ist seit-
dem kein ähnliches umfassendes Werk mehr erschienen, und man muss
staunen, mit welch bedeutender Kenntniss, mit welcher Mühe und Sorg-
falt nach äusserst beschwerlicher und weitschichtiger Correspondenz
H. B. Geinitz hier ein Bild der rein wissenschaftlichen wie auch der
technisch -bergbaulichen Verhältnisse zu Stande zu bringen bemüht ge-
wesen ist. Wir sehen ihn hier in ganz hervorragender Weise auf dem
Gebiete der gleichzeitigen Behandlung von Wissenschaft und Praxis sein
xr
reiches Wissen und Können verwerthen, und wem nicht genaue Kenntniss
seines Verkehrs und seiner persönlichen Beziehungen und auch seiner
Correspondenz zur Verfügung steht, der kann nur ahnen, welchen Ein-
fluss er auch auf die Entwickelung des Kohlenbergbaues in Sachsen ge-
habt hat. Zur Genüge aber ist es Allen bekannt, wie er auf Grund
seiner geologischen Kenntnisse vor vergeblichen Bohrungen auf Kohle
gewarnt hat, leider ohne dass auf seine Stimme gehört wurde.
Da die Pflanzenreste führenden Schichten des Carbons zum Theil
ganz allmählich in die des Rothliegenden übergehen, so erstreckten sich
die Arbeiten von H. B. Geinitz auch auf die Floren dieses Systems, und
von den geringen Ueberbleibseln des folgenden Zechsteins in Sachsen aus
gelangte er zum Studium des Thüringer, des deutschen Zechsteins, des
Zechsteins in anderen Ländern. Das Perm oder die Dyas, welch’ letztere
von Marcou eingeführte Bezeichnung H. B. Geinitz aufnahm, erhielt durch
ihn, den „besten Kenner dieser Formation“, die umfassendste Darstellung.
Nach vielen Einzeluntersuchungen und kleineren Abhandlungen gab er
1861 — 62 das grosse Werk in zwei Abtheilungen „Dyas oder die Zech-
steinformation und das Rothliegende“ heraus, das für lange Zeit noch
das Grundwerk bleiben wird für die faunistischen Studien über diese
Formationen. Die erste Abtheilung mit 23 Steindrucktafeln behandelt
die animalischen Ueberreste, die zweite Abtheilung mit 42 Steindruck-
tafeln die Pflanzen der Dyas und Geologisches. Eine grosse Anzahl von
Versteinerungen ist hier beschrieben und abgebildet worden, viele davon
als neue Formen zum ersten Male. In dem geologischen Theil finden
wir ausführliche Schilderungen der einzelnen Verbreitungsgebiete der Dyas
in Deutschland und in England, wo H. B. Geinitz selbst Beobachtungen
angestellt und gesammelt hatte. Die Beiträge von anderer Seite in
diesem grossen Werke sind unbedeutend gegenüber der persönlichen
Leistung von H. B. Geinitz.
Nach seinen eigenen Untersuchungen hatte er sich über die Gliederung
der Dyas eine feste Vorstellung gebildet, an der er festhielt, auch als
durch neuere Forschungen namentlich auch in entfernteren Gebieten un-
zweifelhaft dargethan war, dass schon allein der Name „Dyas“ nicht
mehr das Richtige traf. Der Streit um „Dyas“ und „Perm“ und um die
specielle Gliederung dieser Schichtengruppe hat ihm bitteren Aerger und
Kummer bereitet.
Ueber die triassische Schichtenreihe hat H. B. Geinitz wenig ver-
öffentlicht; hierher gehört aber seine Jenaer Inaugural- Dissertation vom
Jahre 1837 „Beitrag zur Kenntniss des Thüringer Muschelkalkgebirges“.
Diese erste Arbeit mag besonders genannt werden, um die Anhänglichkeit
und Vorliebe zu erwähnen, die H. B. Geinitz stets für Jena bewiesen hat.
Eine grosse Freude war ihm die Erneuerung des Doctor- Diploms nach
50 Jahren, und rührend und zugleich für ihn höchst bezeichnend war
es zu sehen, wie er 1890 auf einer Excursion mit Studirenden der
Hochschule nach Jena kam und seine dort auch noch lebende Wirthin
aus der Studienzeit in seiner alten Wohnung besuchte, als wäre das
etwas Alltägliches.
In Dresden und im Elbthale fand H. B. Geinitz sich auf dem Boden
der Kreideformation mit ihrem in mehreren damaligen Aufschlüssen er-
staunlichen Fossilien- Reichthum. Hier sammelte er selbst und hier
gingen ihm von vielen anderen Sammlern grosse Mengen von Petrefacten
XII
zu: sind doch aus den verhältnissmässig kleinen Kalkbrüchen hei Strehlen
gegen 200 verschiedene Thiere gekommen von der jetzt völlig bebauten
Stelle, die nichts mehr ergiebt. Dieses Kreidegebiet wurde nun von
H. B. Geinitz in allen Beziehungen durchforscht und in mehreren zu-
sammenfassenden Werken wiederholt beschrieben. Die complicirten Ver-
hältnisse der Kreideformation in Deutschland wurden nur schrittweise
klargelegt; H. B. Geinitz nahm daran auf Grund seiner Untersuchungen
an Ort und Stelle regen Antheil, kam aber auch bald mit anderen
deutschen Geologen in Widerspruch, bis er sich dann auf die Durch-
forschung der Kreideformation in Sachsen beschränkte, immer aber noch
den Namen Quadersandsteinformation als allgemeine Bezeichnung ver-
teidigend, ohne sich überzeugen zu lassen, dass diese Bezeichnung
genau so wenig zutreffend ist, wie der gemeinübliche Name der Kreide.
Die Petrefacten aber hat er immer wieder von Neuem und mit neuen
litterarischen und Sammlungshilfsmitteln durchgearbeitet und bestimmt,
sich selbst in zahlreichen Fällen verbessernd, bis er seine Arbeit zu
einem gewissen Abschlüsse brachte in dem umfangreichen zweibändigen
Werke 1871 — 75 „Das Elbthalgebirge in Sachsen“ mit zusammen 113 Tafeln
Abbildungen von Fossilien. Das ist ein weiteres hervorragendes Werk
H. B. Geinitzens, das noch durch manches Geologen Hände gehen und
noch manche weiteren Untersuchungen veranlassen, manche Bestätigungen
und manche Verbesserungen erfahren wird.
Das „Elbthalgebirge“ war sein letztes grosses Werk, aber seine
Forscherarbeit ging noch rastlos weiter; lange nicht Alles, was er be-
arbeitet hat, konnte erwähnt werden — und noch nicht genug, noch
andere Seiten seiner wissenschaftlichen Thätigkeit müssen erwähnt werden.
Im Jahre 1863 trat H. B. Geinitz nach dem Tode Bronn’s in die
Redaction des Neuen Jahrbuches für Mineralogie, Geologie und Palaeonto-
logie ein; 16 Jahre lang hat er sich dieser Thätigkeit gewidmet bis zum
Tode seines treuen Mitarbeiters Leonhard. Als 1879 die Redaction dieser
Zeitschrift in andere Hände überging, mussten alsbald zahlreiche Mit-
arbeiter für dieselbe herbeigezogen werden. Was H. B. Geinitz allein zu
bewältigen versucht hatte, fiel nun auf die Schultern einer grossen An-
zahl von Gelehrten. Die Referate über Geologie und Palaeontologie in
den 16 Jahren sind nicht unterzeichnet; es lässt sich nicht erkennen, wie
viele gerade in der Abtheilung für Geologie von H. B„ Geinitz herrühren,
aber eine einfache Durchsicht der 16 Bände ergiebt doch, dass ungefähr
3 — 4000 Referate aus seiner Feder stammen. Welche ungeheure, müh-
same und oft undankbare Arbeit steckt in diesen Artikeln und in der
Correspondenz, die die Redaction mit sich brachte. Es erscheint geradezu
unbegreiflich, wie er auch noch diese Arbeit neben all seiner sonstigen
Thätigkeit leisten konnte. Dafür musste es aber auch mit Dank an-
erkannt werden, dass H. B. Geinitz in Dresden seiner Zeit geradezu ein
persönlicher Centralpunkt für alle geologische Arbeit in Deutschland war.
Und noch nicht genug! Hand in Hand mit dieser Thätigkeit als
Forscher und als Lehrer ging noch seine Verwaltung des Königl. Minera-
logisch-geologischen Museums, das er ja in den 51 Jahren seiner Leitung
nicht bloss verwaltet, sondern zum grössten Theile erst geschaffen hat.
Alles was er selbst gesammelt hatte, was ihm von so vielen Freunden
und Fachgenossen mitgetheilt wurde, ist schliesslich in dieses Museum
gekommen, dessen Schätze die Bewunderung und Anerkennung aller
XIII
Kenner finden. Und nicht bloss Material, das ihm leicht zufloss, hat er
hier in dem Museum aufgehäuft, unter beschränkten Verhältnissen hat
er auch durch zahlreiche Tauschgeschäfte, ja selbst durch Handel die
Sammlungen vermehrt, stets alles ordnend, bestimmend, mühsam kata-
logisirend. In den mittleren Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts, als
Petrefacten und Mineralien in Deutschland oft genug noch als gemeine
Waare angesehen werden konnten, gelangte so viel Material in das
Museum , dass es uns nicht Wunder nehmen kann, wenn H. B. Geinitz
nun auch bemüht war, in den immerhin beschränkten Räumen möglichst
viel, möglichst vielerlei dem Publikum zugänglich aufzustellen , jedem
Laien ein solches Fassungsvermögen zumuthend, wie er es selbst besass.
Und nicht bloss Mineralogie und Geologie brachte er in dem Museum
zur Anschauung, er bereitete dort seit Mitte der siebziger Jahre auch
noch der jüngsten in die Culturgeschichte verlaufenden Periode der Erd-
geschichte, der Periode des vorhistorischen Menschen eine würdige
Stätte , auch auf diesem Gebiete selbst litterarisch thätig.
Und noch nicht genug! Nicht nur im engeren Kreise der Fach-
wissenschaft hat H. B. Geinitz gewirkt, sondern auch noch als Mitglied
gemeinnütziger Gesellschaften in Dresden, im Gewerbe-Verein, in der
Gesellschaft für Natur- und Heilkunde, in dem Sächs. Ingenieur - und
Architekten -V erein und vor allem in unserer Isis, Jahrzehnte lang deren
rührigstes Mitglied. Fast zwei Jahrzehnte lang war er zweiter Vorsitzender
und dann viermal 1868, 1874 — 75, 1881 — 82, 1885 — 86 erster Vor-
sitzender und inzwischen fast stets Vorstand der Section für Mineralogie
und Geologie oder der yon ihm ins Leben gerufenen prähistorischen
Section. Unzählige Vorträge hat er in den Sitzungen der Isis gehalten
und sehr oft auch Excursionen veranstaltet: mehrere seiner kürzeren
Abhandlungen gereichen den Veröffentlichungen der Gesellschaft zur Zierde.
Ueberdies verdankt es ihm die Isis auch , dass ihr zur Förderung ihrer
Aufgaben mehrere Stiftungen zugingen. Wir haben reichlichen Anlass,
ihm ein dankbares Angedenken zu bewahren.
In Hanns Bruno Geinitz war mit einem äusserst widerstandsfähigen
Körper ein reicher Geist verbunden; seine unerschöpfliche Arbeitskraft
hatte er unaufhörlich und allein dem Dienste der Wissenschaft und des
Vaterlandes geweiht.
Ehre seinem Angedenken!
Sitzungsberichte
der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dresden.
1900.
I. Section für Zoologie.
Erste Sitzung am 1. Februar 1900. Vorsitzender: Prof. Dr. H.
Nitsche. — Anwesend 42 Mitglieder und 4 Gäste.
Prof. Dr. H. Nitsclie betont in tiefer Wehmuth, dass dies die erste
Gesellschaftssitzung nach dem Heimgange des am gestrigen Tage zur ewigen
Ruhe bestatteten Ehrenvorsitzenden, Geh. Rathes Prof. Dr. H. B. Geinitz
sei. Ohne einem späteren Nekrologe von berufenerer Seite aus vorgreifen
zu wollen, gedenkt er der hervorragenden Verdienste des Verstorbenen
um die Isis.
Die Anwesenden erheben sich von den Sitzen.
Bibliothekar K. Schiller legt ein neues populäres Werk über die
Vögel des östlichen Nordamerikas vor und betont dessen knappe Fassung
und reiche Illustrirung. Es ist dies
Cory, Ch. B.: The Birds of eastern North America. Parti: Water Birds.
Chicago 1899. 4°.
Prof. Dr. H. Nit sehe demonstrirt fahnenlose Schwungfedern des
Casuars, die der Tharandter Sammlung von Herrn Walter Rothschild
zugewendet wurden.
Prof. Dr. R. Ebert bespricht in längerem Vortrage, ausgehend von
den Ergebnissen der Chun’schen Tiefsee-Expedition, die Fauna der Tief-
see im Allgemeinen.
Zweite Sitzung am 22 . März 1900. Vorsitzender: Prof. Dr. H.
Nits che. — Anwesend 16 Mitglieder und 1 Gast.
Bibliothekar K. Schiller legt als neue Erwerbungen vor
Abhandlungen der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft, ßd. XXVI,
Heft 1 (Entwickelung des Krokodileies);
Den Norske Nordhavs expedition 1876— 1878. Zoologi. Bd. XXV und XXVI.
Herr W. Bär als Gast referirt über zwei für die Omis Deutsch-
lands neue Vogelarten.
C. Gessner beschrieb 1555 den „Waldrapp“ Corvus sylvaticus sehr genau als
schweizer und bayerischen Zug- und Brutvogel. Später wurde derselbe von Linne als
TJpupa eremita aufgeführt. Da er aber mit keinem Mitgliede der jetzigen europäischen
Fauna sicher indentificirt werden konnte, wurde diese Beschreibung später entweder auf
die schlecht geschilderte Alpenkrähe, Pyrrhocorax graculus bezogen oder als apogryph
angesehen. Neuerdings haben nun W. Rothschild und 0. Klein Schmidt nachge-
wiesen, dass alle Angaben Gessner’s genau auf die bisher meist als Ibis oder Greronticus
4
oder Comatibis comatus bezeichnete abbessynische, durch ihre Lebensweise als Gebirgs-
und Felsenvogel von den übrigen Arten völlig verschiedene Ibisform passen. Es stellt
also dieser jetzt richtig als Geronticus eremita L. bezeichnete Yogel ein früheres, jetzt
nach Afrika verdrängtes Mitglied der Yogelfauna Deutschlands dar.
Der Vortragende referirt ferner über die neueren, die Sumpfmeise betreffenden
Arbeiten 0. Kleins chmidVs, der die alte Species Parus palustris in zwei Arten
zerlegt: Parus subpalustris und Parus salicarius , die beide wieder in eine Leihe
analoger Localformen zerfallen.
Prof. Dr. R. Ebert berichtet über einen in der wissenschaftlichen
Beilage der Leipziger Zeitung erschienenen Aufsatz von Gr. Kretzschmar :
,,Ueber Zunahme einheimischer Vögel“, in welchem besonders die neuerliche
Vermehrung des Gartenspötters, des grauen Fliegenschnäppers, der Amsel,
der Laub vögel, der Gartengrasmücke, des Baumpiepers und des roth-
rückigen Würgers betont wird.
Prof. Dr. H. Kitsche spricht schliesslich über die verschieden-
artige Ausbildung der oberen Eckzähne bei den verschiedenen
Formen der recenten Hirsche.
Dritte Sitzung am 17. Mai 1900 (in Gemeinschaft mit der Section
für Botanik). Vorsitzender: Prof. Dr. H. Kitsche. — Anwesend 43 Mit-
glieder und Gäste.
Bibliothekar K. Schiller legt als neue Erwerbung vor
Cory, Ch. B.: The Birds of eastern North America. Part II: Land Birds.
Chicago 1899. 4°.
Geh. Hofrath Prof. Dr. 0. Drude lässt circuliren
Radde, G. : Die Sammlungen des kaukasischen Museums. Bd. I: Säugethiere.
Tiflis 1899. 4°.
Derselbe weist dann zunächst von Dr. K. Reiche -Santiago ein-
gesendete Photographien von eigenthümlichen chilenischen, Rasenpolster
bildenden Umbelliferen vor und hält einen ausführlichen Vortrag über
F. Unger: „Die Pflanze im Moment der Thierwerdung“ und dessen
Correspondenz hierüber mit Endlicher, anschliessend an eine neue
Publication von
Haberland, G.: Briefwechsel zwischen Franz Unger und Stephan Endlicher.
Berlin 1899. 8°.
Prof. Dr. H. Kitsche fügt als weitere Beispiele irriger An-
sichten, den Uebergang vom Planzen- zum Thierreiche betreffend,
einige Bemerkungen bei über Buffon’s Anschauungen über die vegeta-
bilische Katur des Hirschgeweihes und die zuerst von einem spanischen
Mönche Torrubia beschriebene „zoophytische Fliege“, d. h. der Verbindung
eines todten Insectes mit dem Fruchtträger eines Pilzes aus der zu den
Pyromyceten gehörenden Gattung Cordyceps .
Oberlehrer Dr. J. Thallwitz hält einen ausführlichen Vortrag über
Höhlenthiere, anschliessend an die neueren Publicationen über dieses
Thema.
Prof. Dr. H. Kitsche weist nach, dass in Sachsen auch die nordische
schwarzbäuchige Abart des Wasserschmätzers, Cinclus cinclus L. als
Brutvogel vorkommt, z. B. an der Bobritz sch. (Vergl. Abhandlung VI.)
5
II. Section für Botanik.
Erste Sitzung am 8. Februar 1900 (Floristenabend). Vorsitzender:
Oberlehrer K. Wobst. — Anwesend 28 Mitglieder.
Geh. Hofrath Prof. Dr. 0. Drude bespricht und legt vor
Pospichal: Flora der österreichischen Küstenländer;
Raunkiaer, 0.: Morphologisch - biologische Bearbeitung der Monokotyledonen
Dänemarks*), ein vortreffliches Werk!
Im Anschluss daran berichtet Dr. B. Schorler über
Hock, F.: Grundzüge der Pflanzengeographie ;
Kronfeld, M.: Bilderatlas zur Pflanzengeographie ;
Radde, G.: Grundzüge der Pflanzenverbreitung in den Kaukasusländern;
Knuth, P.: Handbuch der Blütenhiologie ;
Ludwig, F.: Lehrbuch der niedern Kryptogamen.
Oberlehrer K. Wohst erläutert und bringt zur Vorlage folgende
Pflanzenformen: Rosa Gremlii Chr. , gesammelt bei Bad Salzungen in
Thüringen; Rosa alba L. und Rosa tomentosa Sm. var. einer as eens Dum.
aus der Umgebung von Hosterwitz, erstere in mächtigen Stöcken daselbst
verwildert.
Bibliothekar K. Schiller setzt hierauf in Umlauf
Thonner, Fr.: Im afrikanischen Urwald, und
Report, annual, of the Missouri Botanical Garden, St. Louis.
Verlagsbuchhändler J. Ostermaier legt zahlreiche Postkarten mit
Blüthenabbildungen, welche der Alpenflora entnommen sind, sowie grössere
Tafeln, Alpenpflanzen darstellend, vor.
Zum Schluss hält Geh. Hofrath Prof. Dr. 0. Drude einen Vortrag
über Einrichtung von Herbarien für pflanzengeographische
Demonstrationen und erläutert denselben durch reichhaltige Vorlagen,
welche verschiedene Pflanzenformationen Sachsens illustriren.
Zweite (ausserordentliche) Sitzung am 8. März 1900. (Floristen-
abend). Vorsitzender: Oberlehrer K. Wobst. — Anwesend 26 Mitglieder.
Geh. Hofrath Prof. Dr. 0. Drude hält folgenden Vortrag: Vorläufige
Bemerkungen über die floristische Kartographie von Sachsen.
(Vergl. Abhandlung V.)
Dieser Vortrag verfolgt die Absicht, der Gesellschaft Mittheilung über den ge-
planten Fortgang weiterer floristischer Arbeiten aus unserem Herbarium zu machen
und womöglich Mitarbeiterschaft in ihren Kreisen zu gewinnen. Denn kartographische
Aufnahmen setzen eine Vertrautheit mit den Einzelheiten voraus, wie sie ein Einzelner
sich schwer zu erwerben im Stande ist.
Dr. B. Schorler referirt über Gradmann’s „Pflanzenleben der
Schwäbischen Alb“, das als ein nachahmenswerthes Muster einer modernen
Localflora hingestellt wird.
# *) Dänischer Titel: De Danske Blomsterplanters Naturhistorie ; förste Bind:
Enkimbladede. Med 1089 Figurer i 293 Grupper, for störste delen tegnede aflngeborg
Raunkiaer og 0. Raunkiaer. Kjöbenhavn 1895—1899. 724 S. in gr. 8°.
6
Verfasser begnügt sieb nicht mit einer blossen Aufzählung der Arten und Stand-
orte seines Gebietes, sondern charakterisirt dieses auch in vortrefflichster Weise pflanzen-
geographisch. Wir erfahren, dass die Schwäbische Alb mit der Fränkischen zusammen
einen pflanzengeographischen Bezirk bildet, der sich von den benachbarten Bezirken,
dem Schwarzwald, dem Alpenvorland, dem Schwäbisch -Fränkischen Hügellande und
dem Schweizer Jura, deutlich heraushebt. Charakteristisch für die Schwäbische Alb
sind die als Glacialrelicte gedeuteten alpinen und präalpinen Arten, die im Südwesten
am häufigsten auftreten, im mittleren Theile seltener werden und im Nordosten voll-
ständig fehlen. So hat beispielsweise die südwestliche Alb an alpinen Arten : Androsace
lactea, Anemone narcissiflora, Athamanta eretensis, Carex sempervirens , Cystopteris
montana , an präalpinen (montanen) Arten Dentaria digitata, Rosa alpina, Adenostylis,
Hieracium amplexicaule , Lonicera alpigena etc.; die mittlere Alb dagegen als Wahr-
zeichen Saxifraga Aizoon, der bis 600 m herabsteigt, Draba aizoides, Cochlearia
saxatilis, Campanula pussilla und als verbreitetstes Felsen- Hier acium das H. Jacquini ,
während als präalpine Arten hier aufgezählt werden Hieracium bupleuroides , Belli -
diaslrum , Valeriana tripteris, Gentiana lutea, Rosa rubrifolia , Anthriscus nitida
und andere. In der nordöstlichen Alb werden die alpinen und präalpinen Arten durch
pontische ersetzt, wie Erysimum odoratum, Linum flavum, die beide hier ihre West-
grenze erreichen, Arabis pauciflora, Ruta graveolens, Potentilla rupestris, Stipa
capillata , Pleurospermum austriacum u. s. w. Bei der Masse von alpinen Arten, die
übrigens durch bunte Tafeln vortrefflich dargestellt sind, ist das Fehlen aller subalpinen
Arten, die im Schwarzwalde, dem Schweizer Jura und auch dem Alpenvorlande reichlich
auftreten, recht auffällig. Ein weiterer bemerkenswerther Unterschied gegen die Nach-
bargebiete besteht in dem Mangel aller atlantischen Arten. Während z, B. Ilex, Buxus
und Tamus im Schwarzwald, Jura und Alpenvorland gar nicht selten Vorkommen,
fehlen diese in der Alb vollständig. Verfasser erklärt diese auffällige Vertheilung durch
die klimatischen Verhältnisse, die Alb hat continentales, die benachbarten Bezirke
ozeanisches Klima: die Januar -Null -Isotherme verläuft längs der Donau bis zu deren
Quellgebiet, biegt dann, östlich vom Bhein und Schwarzwald, nach Norden um und
verläuft zur Westküste von Schweden und Norwegen. Durch die weitere eingehende
Schilderung der Flora der Nachbarbezirke , durch die Hervorhebung von deren Charakter-
pflanzen, welche in der Alb fehlen, wird die pflanzengeographische Stellung der
Schwäbischen Alb noch näher präcisirt.
Ein grosser Baum ist ferner der Schilderung der Formationen und ihrer Ausbreitung
gewidmet. Es werden Haupt- und Nebentypen unterschieden, die Formationsglieder
listenmässig aufgezählt und, was besonders beachtens werth ist, auch die Ausrüstung
derselben, ihre biologischen und ökologischen Verhältnisse geschildert und zwar in so
eingehender und anziehender Weise, dass das Studium dieser Capitel als Vorbereitung
zu Excursionen auch in unserem hercynischen Bezirk mancherlei Anregungen bietet.
Den Schluss bilden Bemerkungen des Verlagsbuchhändlers J. Oster-
maier über den Schutz der Alpenpflanzen und Beobachtungen über
den Eintritt der Frühlingsflora von Oberammergau.
Dritte Sitzung am 5. April 1900 (im Hörsaale des K. Botanischen
Gartens). Vorsitzender: Geh. Hofrath Prof. Dr. 0. Drude. — - Anwesend
20 Mitglieder und 5 Gäste.
Der Vorsitzende legt eine von Dr. L. Meyer, meteorologische
Centralstation in Stuttgart, entworfene Aufblüh karte der Kirsche in
Württemberg im Jahre 1899 vor und knüpft an dieselbe phäno logische
Bemerkungen über die Retardation dieses Frühlings unter Vor-
lage der meteorologischen Aufzeichnungen an der Station des K. Botani-
schen Gartens.
Die Frühlingshauptphase ist im Mittel der Jahre 1891 bis 1899 nach den Beob-
achtungen im Grossen Garten und neuen Botanischen Garten auf
Tag 130 = 30. April
7
gefallen. Den frühesten und längsten Vorfrühling hatte das vergangene Jahr, einen
der spätesten Vorfrühlinge dieses; trotzdem kann die Hauptphase noch ziemlich recht-
zeitig fallen, wenn jetzt warme Witterung eintritt*).
Darauf bespricht der Vorsitzende im Anschluss an Versuche, welche
im K. Botanischen Garten angestellt worden sind, die Ueberwinterung
immergrüner Gewächse im borealen Klima und hebt die Gefahren
der Austrocknung hervor, welche bislang nicht genügend gewürdigt sind.
Es werden Verdunstungs versuche an Thuja occidentalis während der Winter-
monate December bis März besprochen. Im Abschluss daran wird die Aufnahmefähig-
keit der Blätter für Wasser kurz beleuchtet und Präparate der von Schimper genauer
untersuchten Bromeliaceen - Blätter vorgelegt.
Schliesslich lenkt der Vortragende die Aufmerksamkeit auf den
bisher wenig gewürdigten Charakter der Aufblühgeschwindigkeit der
Blüthen einer und derselben Inflorescenz, für deren langsamen Ablauf
soeben Möbius ein Beispiel aus den Bromeliaceen in der Gartenflora mit-
theilt.
Auch in der deutschen Floristik giebt es hier noch vielerlei zu sammeln und zu
beobachten, was zum Verständniss der Blüthenerscheinungen in unseren Formationen
dienen kann, obwohl im Allgemeinen bei uns Alles zu einem rascheren Abschluss der
Blüthenentfaltung drängt.
Yierte Sitzung am 14. Juni 1900 (im K. Botanischen Garten).
Vorsitzender: Geh. Hofrath Prof. Dr. 0. Drude. — Anwesend 28 Mit-
glieder und Gäste.
Der Vorsitzende hält einen Vortrag über die Anordnung der
Vegetation im Karwendelgebirge, anknüpfend an Beobachtungen auf
einer soeben beendigten zweiten Reise nach Oberbayern zur Frühlingszeit.
Die Situation des Gebirges wird durch Schilderung des Aufstieges vom Kochel-
und Walchensee her erläutert. Mittenwald, so hoch als Oberwiesenthal gelegen, zeigte
in seiner phänologischen Entwickelung in diesem Jahre (2. bis 10. Juni) um fast einen
Monat spätere Phasen als Dresden, während die Lärche und Birke in 1500 m Höhe
ca. 40 bis 45 Tage Verspätung ihrer Ergrünung zeigten. So standen in Mittenwald
am 10. Juni Aesculus Hippocastanum und Sorbits aucuparia in Vollblüthe, während
sie in Dresden am 10. Mai, bez. 18. Mai ihren Blüthenbeginn gehabt hatten. Aber der
Frühlingseinzug hatte sich in diesem Jahre im Gebirge besonders verspätet und bei
1700 m traf man noch auf ausgedehnte Schneefelder, welche an Nordhängen die Grat-
pfade völlig überdeckt hielten, während der oberste Lärchenwald sich jetzt erst mit
zartem Grün bekleidete.
Der Vortragende skizzirt die zu unterscheidenden Formationen und vergleicht
dieselben ihrem Vorkommen nach mit entsprechenden Beständen in den hercynisch-
mitteldeutschen Gebirgen. Für die Florenentwickelungsgeschichte Deutschlands ist
besonders die von G. v. Beck aufgestellte und sehr gut begründete Formation des Vor-
alpenwaldes von grosser Bedeutung. Versetzen wir uns in den Anfang der postglacialen
Entwickelung zurück, so wird damals ein weiter Baum der jetzigen Triasgebirge in
Südhannover, Hessen und Thüringen mit einem ähnlichen Voralpenwalde bedeckt ge-
wesen sein, welcher gerade auf dem Kalke seine beste und kräftigste Entwickelung
erreicht. Der Schwäbische Jura zeigt noch heute in zahlreichen Belicten (vergl. das
Beferat Schorler’s über Gradmann’s ausgezeichnete Flora) die Verbreitungslinien präalpiner \
und alpiner Kalkpflanzen auf Höhen von 600 bis 1000 m, wie wir sie heute mindestens
400 m höher in den Bayrischen Alpen zahlreich finden, und auch die Belicte auf den
Gypsbergen am südlichen Harz gehören höchst wahrscheinlich in diese Kategorie.
*) Spätere Anmerkung: Dieselbe ist mit viertägiger Verspätung gegen das letzte
Mittel auf den 4. Mai gefallen.
*
8
Während Sachsen (im Vogtlande) nur wenige Relicte solcher Voralpen wald-Pflanzen
besitzt, Erica carnea und Polygala Chamaebuxus, ist Thüringen bis zur Rhön und
zum Harz, besonders auch noch das Werragebirge bei Allendorf, reichlich damit ver-
sehen, und viele dort jetzt als Seltenheiten oder verbreitet vorkommende Arten, die diesseits
der Saale auf den Urgesteinen Sachsens völlig fehlen, scheinen ihr Vorkommen von
der weiten Ausbreitung einer üppigen präalpinen Wald- und Geröllformation herzuleiten.
Dahin zählt Vortragender besonders folgende Arten:
Amelanchier vulgaris !
Berberis vulgaris.
Viburnum Lantana !
Sorbus Arial
Pleurospermum austriacum.
Laserpitium latifolium.
Selianthemum oelandicum.
Polygala amara.
Hippocrepis comosal
Coronilla vaginalis.
Sesleria coerulea !
Ophrys muscifera,
lauter Pflanzen, welche dem warmen Hügellande Sachsens fehlen und deren Zusammen-
schluss zu kennzeichnenden Mitgliedern der westhercynischen Hügelformationen auf
bedeutungsvolle Ursachen in vorvergangenen Perioden hinzuweisen scheint. Vortragender
betrachtet dieselben also als versprengte oder mit der gemeinen trockenen Hügellandsflora
sowie mit Steppenpflanzen vermischte Ueberbleibsel aus der Zeit, wo ein dem jetzigen
Voralp eil walde der Kalkalpen von 800 bis 1600 m Höhe ähnlicher Bestand auf den
Triaskalken an der Werra und südlich des Harzes die Oberhand hatte.
III. Section für Mineralogie und Geologie.
Erste Sitzung am 15. Februar 1900. Vorsitzender: Prof. Dr. W. Bergt.
— Anwesend 31 Mitglieder.
Der Vorsitzende legt ein von Lehrer H. Döring gefundenes neues
sächsisches (und böhmisches) Mineral, Anhydrit aus dem Phonolith
von Schlössel bei Hammer- Unterwiesenthal, vor (siehe Abhandlungen der
Isis 1899, S. 88-92) und
erläutert in einem Vortrag über Mikromineralogie an Mineral-
und Gesteinsdünnschliffen die Bedeutung der in der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts für die mineralogischen Wissenschaften fruchtbar ge-
machten mikroskopischen Untersuchungsmethode.
Zweite Sitzung am 19. April 1900. Vorsitzender: Prof. Dr. W. Bergt. —
Anwesend 33 Mitglieder.
Prof. H. Engelhardt legt mit erläuternden Bemerkungen G. Laube:
„Neue Schildkröten und Fische aus der böhmischen Braunkohlenformation“,
1900, und „Schildkrötenreste aus der böhmischen Braunkohlenformation“,
1896, sowie P. Grosser: „Die Ergebnisse von Dr. A. Stübel’s Vulkan-
forschungen“, 1900, vor.
Dr. P. Menz el spricht eingehend über die Entstehun g d er Alpen
und die Bildung des Mittelmeeres.
Prof. Dr. W. Bergt macht an der Hand von A. Rothpletz: „Das
geotektonische Problem der Glarner Alpen“, 1898, auf Wandlungen in der
Auffassung der Alpentektonik aufmerksam.
9
Excursion am 21. Juni 1900 nach den Rathssteinbrüchen am
Ausgange des Plauenschen Grundes. — Zahl der Theilnehmer 35.
Hier wurde zunächst die maschinenmässige Herstellung des Steinschlags ver-
schiedener Grösse besichtigt. Im unteren Theile des Bruches, im Syenit, war ein
2*/2 m mächtiger, sehr frischer, am oberen Ende verworfener Kersantitgang aus-
gezeichnet aufgeschlossen. Der obere Theil des Bruches hot Gelegenheit, die unebene,
taschen- und klippenreiche Oberfläche des Syenits (vergl. Isis- Abhandlungen 1899, S. 60,
Fig. 6—8), ferner den auflagernden Carinaten- Pläner mit seiner Grundschicht, dem
versteinerungsreichen Syenitconglomerat, und den Plänerbänken zu studiren. Zum ersten
Male wohl kam hier in dem obersten Anschnitt die, Carinaten- und Labiaten-Pläner
trennende Mergelschicht zum Vorschein. Sie wird bisher in den Bathssteinbrüchen nicht
erwähnt, ist aber durch den starken Abbau in den letzten Jahren blosgelegt worden.
Als ein deutlich sichtbares 0,20 — 0,?o m breites Band verläuft diese Mergelschicht vom
Süd- bis zum Nordende des Bruches, am Nordende von der geneigten Oberfläche abge-
schnitten. Der überlagernde Labiatus-Pläner von wechselnder Mächtigkeit bis zu 2 m
ist meistens in kleine Platten und Scherben aufgelöst.
IV. Section für prähistorische Forschungen.
Erste Sitzung am 18. Januar 1900. Vorsitzender: Prof. Dr. J. Deich-
müller. — Anwesend 23 Mitglieder.
Lehrer H. D örin g spricht über F euersteinwerkstätten auf Rügen.
Der Vortragende weist einleitend darauf hin, dass die vergleichende Forschungs-
methode, welche allein sichere Ergebnisse verspricht, uns dazu nöthigt, öfter über die
Grenzen der Heimath hinaus zu blicken und die Resultate der Urgeschichtsforschung
in anderen Ländern fortdauernd im Auge zu behalten.
Der Berichterstatter benutzte einen mehrmaligen Kuraufenthalt auf der Insel
Rügen, um einige der daselbst zahlreich vorhandenen Feuersteinwerkstätten zu besich-
tigen und auf das Vorhandensein prähistorischer Geräthe wiederholt abzusuchen. Aus
der vorhandenen Litteratur führt er 16 Riigen’sche Werkstätten an, berichtet über die
beiden umfänglichsten Fundstätten von Lietzow und über die kleinere von Drewoldtke
unter Benutzung der Veröffentlichungen von Dr. Haas - Stettin, wie auf Grund der durch
Besichtigung gewonnenen Anschauung. Unter Vorlegung einer reichen Sammlung von
nahezu 400 prähistorischen Fundstücken spricht der Vortragende sodann über das ver-
arbeitete Material, über die angewandte Technik, die verschiedenen Formen der Waffen
und Werkzeuge, sowie über die vermuthliche Verwendung derselben im Leben der
prähistorischen Bevölkerung.
Ein Besuch des Nationalmuseums nordischer Alterthümer in
Kopenhagen giebt dem Referenten Veranlassung, über die dortige Ab-
theilung der Steinzeitreste zu berichten.
Im Anschlüsse hieran spricht derselbe Redner weiterhin über Feuer-
steingeräthe aus sächsischen Fundorten. (Vergl. Abhandlung II.)
Prof. Dr. J. Deichmüller legt vor und bespricht eine Anzahl be-
malter Geschiebe aus der Höhle von Mas d’Azil in den Pyrenäen,
welche von Herrn Ed. Piette-Rumigny der K. Prähistorischen Sammlung
in Dresden geschenkt worden sind.
Ed. Piette hat diesen mit merkwürdigen Zeichen bemalten Flussgeröllen in der
Zeitschrift ,,L’ Anthropologie“ VII, p. 385 eine eingehende Beschreibung und Deutung
gewidmet. Die Lagerstätte derselben ist eine Schicht, welche zwischen der jüngsten
Abtheilung der älteren Steinzeit, der Renthierepoche , und der ältesten der jüngeren
Steinzeit eingeschaltet ist und als Uebergangsformation zwischen beiden betrachtet wird.
Die aus grauem, quarzigem Gestein oder Schiefer bestehenden Geschiebe entstammen
dem nahen Flussbett der Arize und sind mit in rothem Eisenocker kunstlos ausgeführten
**
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an einander gereihten parallelen Strichen oder rundlichen Flecken , kreuzförmigen
Strichen in Verbindung mit Kreisen, leiterartigen Zeichnungen, Schlangenlinien und
schriftähnlichen Zeichen bemalt, die von Ed. Piette als Sonnenbilder, Darstellungen von
Bäumen, uralte Zahlen- und Schriftsysteme gedeutet werden.
Zweite Sitzung am 10. Mai 1900. Vorsitzender: Prof. Dr. J. Deich-
müller. — Anwesend 22 Mitglieder.
Der Vorsitzende maclit auf eine in den Protokollen der General-
versammlung des Gesammtvereins der deutschen Geschichts- und Alter-
thumsvereine zu Strassburg i„ E. 1899 enthaltene Arbeit von Dr. Köhl:
,,Ueber die neolithische Keramik Südwestdeutschlands“, Berlin 1900, auf-
merksam.
Lehrer H. Döring berichtet über die Ergebnisse einiger von ihm
unternommenen Excursionen nach prähistorischen Siedelungen.
Von dem doppelschichtigen Burgwall Altcoschütz, der in der Urzeit von
Germanen und darnach von Slaven benutzt wurde, gelangen eine Anzahl auf Tafeln
geordneter germanischer Scherben, Knochenpfriemen und Knochennadeln, bearbeitete
Geweihstangen und Böhrenknochen, eine thönerne Kinderklapper in Form einer kleinen
Buckelurne, ein Webstuhlgewicht, zwei halbe slavische Töpfe und eine Anzahl Scherben
mit den bekannten slavischen Ornamenten zur Vorlage.
Auf dem Burgberge bei Niederwartha fand der Berichterstatter wiederum
eine grössere Zahl slavischer Scherben, unter denen Bodenstücke mit eingeprägter
Töpfermarke, sowie Randstücke mit abnormem Profil und verschiedene auffällige Com-
binationen von Verzierungsformen bemerkenswerth sind. Von derselben Fundstelle
werden noch vorgelegt das Bruchstück eines durch Punkte verzierten Spinn wirteis aus
Thon, sowie sechs Werkzeuge aus Stein, die zum Schleifen und Poliren der Knochen-
und Metallwerkzeuge gedient haben mögen.
Unter den vom Burg wall Lockwitz stammenden urgeschichtlichen Funden
zeigen sich ebenfalls zwei Steinwerkzeuge zum Schleifen und . Poliren. Als besonders
interessanter Burgwallfund wird das Bruchstück eines mit slavischen Ornamenten ver-
sehenen Graphitgefässes hervorgehoben.
Der Berichterstatter legt weitere slavische Reste von den Burgwällen Alt-
oschatz und Leckwitz a. E. vor und macht dabei auf einen Knochenpfriemen von
Leckwitz und auf mehrere abweichende slavische Verzierungsformen an Scherben auf-
merksam.
Bei einem Besuche der Burgkuppe zu Löbsal oberhalb Diesbar, die bereits
von Preusker (Blicke in die vaterländische Vorzeit, Band III, S. 124) ausführlich
beschrieben ist, fand Redner an der Böschung des hocbaufragenden berasten Hügels,
sowie auf dem anliegenden Felde Scherben, von denen sich die grössere Zahl als Bruch-
stücke germanischen Topfgeräthes erwies, während andere die Characterzeichen der
slavischen Herkunft trugen. Die Burgkuppe ist demnach ein kleiner doppelschichtiger
Wall, der von den Germanen angelegt und später von den Slaven in Benutzung
genommen wurde. Unter den slavischen Gefässscherben wurde als auffällige Neuheit
ein Ornament bezeichnet, das aus fünf kettenartig in einander greifenden Ringeindrücken
besteht. Dieselben sind sehr scharf begrenzt und mögen wohl durch Aufdrücken einer
Metallröhre von reichlich 1 cm Durchmesser hervorgebracht worden sein.
Von den neolithischen Herdstellen in Lockwitz, die seit 1884 durch
Dr. T heile bekannt geworden sind und namentlich in den letzten Jahren zahlreiche
Fundstücke ergaben, legt der Berichterstatter Messer, Schaber und Bohrer aus Feuer-
stein, sowie eine grosse Reibschale aus Porphyr vor. Die Scherben zeigen sogenannte
Bandverzierung.
Derselbe Redner berichtet sodann über einen neuen Steinzeit-
fund aus Lockwitz.
Bei den Abräumungsarbeiten im zweiten Steinbruch am rechten Lockwitzgehänge
fanden die Arbeiter ein flaches Steinbeil und das Bruchstück einer durchbohrten
Steinaxt. Die Fundstelle ist an der steilen Böschung oberhalb des Bruches gelegen
und zeigt weder schwarze Erde noch Scherben, sondern nur Gesteinsschutt.
11
Das flache Steinbeil besteht aus lichtem Grünstein, ist 16,5 cm lang, oben 3 cm
und unten 8,5 cm breit und 2,5 cm dick. Die Schneide zeigt bedeutende Scharten und
lässt eine ausgiebige Benutzung vermuthen. Das Fundstück weicht in Form und Grösse
von den in neolithischen Herdstellen gefundenen Flachbeilen ab.
Das Bruchstück der durchbohrten Steinaxt besteht aus schiefrigem Gestein und
hat eine Länge von 15 cm und eine Breite von 4,5 cm. Das Geräth mag in unverletztem
Zustande in der Länge 18 cm und an dem breiten oberen Ende 7 cm gemessen haben.
Es ist jedenfalls bei der Arbeit und zwar ganz der Natur des schiefrigen Materials
entsprechend längs gespalten.
Die beiden Fundstücke dürfen als Einzelfunde aus neolithischer Zeit gelten. Sie
sind jedenfalls nicht mit den auf der anderen Seite des Thaies befindlichen neolithischen
Herdstellen von Lockwitz in Verbindung zu bringen.
Lehrer 0. Ebert bespricht die zur Ansicht aushängenden
Vorgeschichtliche Wandtafeln für Westpreussen, entworfen im West-
preussischen Provinzial - Museum. 6 Blatt mit colorirten Abbildungen und Erläuterungen,
Berlin 1898;
Vor- und frühgeschichtliche Gegenstände aus der Provinz Sachsen,
herausgegeben von der Historischen Commission für die Provinz Sachsen. 1 Blatt
colorirter Abbildungen mit erläuterndem Text, Halle a. S. 1898.
Lehrer H. Ludwig legt das Bruchstück eines bei Kauscha gefundenen
Mahlsteins aus Quarzporphyr vor.
Prof. Dr. J. Deichmüller berichtet über neuere Funde schnurver-
zierter neolithischer Gefässe auf der Haltestelle Klotzsche und bei
Nünchritz (vergl. Abhandlung III), neolithischer Kugelflaschen bei
Cossebaude und über ein spätslavisches Skelettgräberfeld bei
Niedersedlitz (vergl. Abhandlung IV).
Derselbe legt zum Schluss vier Flachbeile und eine durchbohrte
Hacke aus Amphibolschiefer vor, welche in den Lehmgruben der
sächsischen Dachsteinwerke am „Weinberg“ NW. Forberge bei Riesa
gefunden worden sind.
V. Section für Physik und Chemie.
Erste Sitzung am 11. Januar 1900. Vorsitzender: Oberlehrer H.
Rebenstorf f. — Anwesend 72 Mitglieder und Gäste.
Geh. Hofrath Prof. Dr. E. von Meyer hält einen Vortrag: Rück-
blick auf die wichtigsten Entwickelungsphasen der Chemie im
19. Jahrhundert.
Zweite Sitzung am 15. März 1900. Vorsitzender: Oberlehrer H.
Rebenstorf f. — Anwesend 61 Mitglieder und Gäste.
Privatdocent Dr. C. Wolf spricht über die Zerstörung der salpeter-
sauren Salze durch Bakterien.
Der Vortragende führt eine grössere Anzahl von Cnltnren derjenigen Bakterien
vor, welche die Processe der Denitrification oder Salpetergährung hervorrufen, und
begründet ausführlich seine Ansicht, dass die Reduction des Nitrates zn Nitrit und endlich
zu Stickstoff durch die Stoffwechselproducte der betreffenden Bakterien bewirkt werde.
12
Oberlehrer H. Rebenstorff zeigt eine Form des Cartesianischen
Tauchers, welche nach blossem Einsenken sofort die richtige Füllung hat.
(Vergl. Abhandlung I.)
Früher mitgetheilte sowie neue Versuche lassen sich daher mit diesem Taucher
besonders bequem ausführen. Zur Vorführung gelangt der Nachweis der Löslichkeit
der Kohlensäure in Wasser. Die Taucher sind von A. Eichhorn -Dresden, Mittelstrasse,
sowie von Gr. Lorenz-Chemnitz zu beziehen. Nähere Mittheilungen erfolgen in der
Zeitschrift für den physikalischen und chemischen Unterricht.
Der Vortragende zeigt sodann eine Probe der sogenannten grauen
Mo difi cation des Zinns und berichtet über die erst vor Kurzem den
Niederländern Cohen und van Eyk gelungene Herstellung der grauen
Zinnform in beliebigen Mengen.
Derselbe theilt hierauf mit, dass man die von den Schienen der
elektrischen Strassenbahn sich abzweigenden vagabondiren den Ströme
sehr leicht beobachten kann, wenn man die Gas- und Wasserleitung des
Experimentirtisches mit einem Spiegelgalvanometer von geringem Wider-
stande verbindet.
Bei der auch in grösserem Abstande von der Bahnlinie (450 m am Beobachtungs-
orte des Vortragenden) verhältnissmässig bedeutenden Stromstärke (1—3 Milliamper)
ist für empfindliche Apparate die Benutzung von Nebenschlüssen nothwendig. Der
Lichtzeiger schwankt beständig mit der Annäherung und Entfernung der Motorwagen.
Zur subjectiven Beobachtung der Ströme und ihrer mannigfaltigen schnellen Intensitäts-
änderungen in Folge des Arbeitens der Motoren genügt die Verwendung eines Telephons
nebst Inductor. Näheres in der Zeitschrift für den physikalischen und chemischen
Unterricht 1900, Heft 3.
Dritte Sitzung am 3. Mai 1900. Vorsitzender: Oberlehrer H.
Rebenstorff. — Anwesend 82 Mitglieder und Gäste.
Prof. Dr. W. Hallwachs spricht über die elektrolytische Lei-
tung in festen Körpern und deren Anwendung bei der Nernst-
lampe.
Der Vortragende führt von ihm selbst nach vielfachem Probiren aus erdigen Oxyden
hergestellte Glühkörper vor und erläutert das dabei benutzte Verfahren eingehend. Ver-
suche erläutern dann die Abhängigkeit des Leitungsvermögens von der Temperatur.
Bei gewöhnlicher Temperatur liessen sie auch nicht den schwächsten Strom durch
(10 Amp. wäre nachweisbar gewesen), bei höchster Weissgluth nahmen sie Ströme von
derselben Grössenordnung wie die gewöhnlichen Glühlampen auf. Die elektrolytische
Natur des Leitungsvorganges wird besprochen. Im weiteren Verlauf der Demonstrationen
kommen auch einige von A. E. G. entliehene Nernstlampen in Betrieb. Sowohl Wechsel-
als auch Gleichstrom ist anwendbar.
Als Vorzüge der Nernstlampe hebt der Vortragende die ausserordentliche Weisse,
welche er durch einen Versuch demonstrirt, sowie die verhältnissmässige Billigkeit
(etwa 0,6 der gewöhnlichen Glühlampen) des Betriebs hervor, als Nachtheile den Mangel
der Selbstentzündung, welcher erst durch besondere Zündvorrichtungen, deren Einrichtung
dargelegt wird, zu beseitigen ist, sowie die doppelt so stark wie in den gewöhnlichen
Glühlampen auftretende Variation der Lichtstärke mit der Spannung.
Die weitere, unter Wahrung der durch das wenig zahlreiche Versuchsmaterial
gebotenen Einschränkung, auch quantitativ ausgeführte Beurtheilung, welche nicht nur
die Lampen selbst, sondern auch ihren eventuellen Einfluss auf die Centralen u. a.
ins Auge fasste, führt zu dem Schluss, dass die Nernstlampe in ihrer jetzigen Gestalt
die elektrische Beleuchtung in das Stadium einer allgemeinen Gebrauchsbeleuchtung
überführen werde, sei nicht wahrscheinlich. Vor der Hand stehe für dieselbe nur eine
Anzahl Specialgebiete offen. Ausgeschlossen sei natürlich nicht und bei der kurzen
Lebensgeschichte der Lampe sogar wahrscheinlich, dass noch beträchtliche, die um-
fassendere Einführung begünstigende Verbesserungen aufgefunden würden.
13
Auf eine bezügliche Anfrage des Photocliemikers R. Jahr fügt der
Vortragende hinzu, dass die Lampen bis 100 Kerzen fabricirt würden,
dass aber für eine Lampe bestimmter Kerzenzahl noch weitere Ver-
kleinerung des Glühkörpers bei dem jetzigen Material nicht möglich sei.
YI. Section für Mathematik.
Erste Sitzung am 18. Januar 1900. Vorsitzender: Geh. Hofrath
Prof. Dr. M. Krause. — Anwesend 13 Mitglieder und Gäste.
Oberlehrer Dr. J. von Vieth spricht über Centralbewegung.
Der Vortragende behandelt mit Hülfe der Grassmann’schen Ansdehnungslehre die
Bewegung eines von einem festen Centrum angezogenen Massenpunktes, insbesondere
die Bewegung eines Planeten um die Sonne.
Zweite Sitzung am 8. März 1900. Vorsitzender: Geh. Hofrath Prof.
Dr. M. Krause. — Anwesend 16 Mitglieder und Gäste.
Geh. Hofrath Prof. Dr. M. Krause spricht über graphischen
Calcül.
Vortragender erinnert zunächst an die in älterer und neuerer Zeit, zum Theil aus
rein theoretischem Interesse, zum Theil aus praktisch -pädagogischen Gründen unter-
nommenen Versuche, mehr oder minder ausgedehnte Partien der Analysis einer geo-
metrischen und selbst graphisch -constructiven Behandlung zugänglich zu machen, und
wendet sich dann zu einer eingehenderen Besprechung der vor Allem in der neuesten
englischen Litteratur zu Tage getretenen Bestrebungen, die analytischen Methoden sogar
aus der Differential- und Integralrechnung möglichst ganz durch graphische Methoden
zu verdrängen.
Redner legt ausführlich dar, in welcher Weise diese Bestrebungen in einem neuer-
dings erschienenen Lehrbuch (Barker: „Graphical Calculus“, mit einer Vorrede von
Goodman) an den Grundbegriffen des genannten Wissenschaftszweiges durchgeführt
sind und macht hierbei auf wesentliche Schwächen aufmerksam, welche diese — übrigens
theilweise unverhältnissmässig langen — Betrachtungen sowohl in logischer als auch
in pädagogischer Hinsicht aufweisen.
An den Vortrag schliesst sieb eine kurze Discussion.
Prof. Dr. F. Müller legt eine von ihm construirte Tabelle vor,
welche es in einfacher Weise ermöglicht, für jedes Jahr des 19. und
20. Jahrhunderts den Kalender aufzustellen.
Dritte Sitzung am 10. Mai 1900. Vorsitzender: Geh. Hofrath Prof.
Dr. M. Krause. — Anwesend 10 Mitglieder und Gäste.
Prof. Dr. R. Heger spricht über Berührungsaufgaben und Kreis-
verwandtschaft.
Vortragender erläutert zunächst kurz die theoretischen Grundlagen der Lehre von
der Kreisverwandtschaft, insbesondere die auf die Abbildung von geraden Linien und
Kreisen bezüglichen Sätze, und giebt zugleich ein bequemes Mittel zur graphischen
Herstellung kreis verwandter Figuren an; auch wird die Möglichkeit erörtert, zwei
gegebene Kreise mittels Kreisverwandtschaft so abzubilden, dass ihre Bilder congruent
14
werden. Hierauf setzt Redner aus einander, wie die Kreis Verwandtschaft benutzt werden
kann, um die complicirten Aufgaben des sogenannten Tactions - Problems auf die ein-
facheren zurückzuführen ; so lässt sich die Aufgabe, einen Kreis zu ermitteln, der drei
gegebene Kreise berührt, falls zwei von diesen Kreisen einander schneiden, sofort
recluciren auf die Aufgabe, einen Kreis zu construiren, welcher zwei gegebene gerade
Linien und einen gegebenen Kreis berührt; diese Aufgabe aber löst Vortragender durch
ein auf Aehnlichkeitsbeziehungen beruhendes Verfahren.
An der auf den Vortrag folgenden Discussion betheiligen sich Dr. J.
von Vieth, Prof. Dr. G. Helm und Dr. A. Witting.
Oberlehrer Dr. A. Witting legt ein von ihm für die Sammlung der
K. Technischen Hochschule construirtes Fadenmodell der abwickel-
baren Sch rauben fläche vor und erläutert die Herstellung desselben.
VII. Hauptversammlungen.
Erste Sitzung am 25. Januar 1900. Vorsitzender: Prof. Dr. E. Kal-
kowsky. — Anwesend 41 Mitglieder und Gäste.
Prof. Dr. E. Kalkowsky schildert unter Vorführung zahlreicher
Projectionsbilder Land und Leute von Nordwales, welche er auf einer
Studienreise durch Grossbritannien und Irland im Sommer 1899 kennen
zu lernen Gelegenheit hatte.
Zweite Sitzung am 22. Februar 1900. Vorsitzender: Prof. Dr. E. Kal-
kowsky. — Anwesend 47 Mitglieder und 2 Gäste.
Prof. H. Engelhardt, Vorsitzender des Verwaltungsrathes, erstattet
den Rechenschaftsbericht für 1899 (siehe S. 18) und legt den Vor-
anschlag für 1900 vor, welcher genehmigt wird. Als Rechnungsprüfer
werden Architect R. Günther und Bankier A. Kuntze gewählt.
Derselbe tlieilt ferner mit, dass der Gesellschaft von ihrem Mit-
gliede Fabrikbesitzer L. Guthmann in Dresden 500 Mark zum Geschenk
gemacht worden seien. Für diese hochherzige Schenkung wird ihm der
Dank der Gesellschaft ausgesprochen.
Privatdocent Dr. A. Schlossmann hält einen Vortrag: Beitrag zur
praktischen Ernährungslehre.
Die sich an diese Hauptversammlung anschliessende, von 68 Mitgliedern
und Gästen besuchte
OefFentliche Sitzung
ist dem Andenken des am 28. Januar 1900 verschiedenen Ehren-
vorsitzenden der Isis, des Geheimen Rathes Prof. Dr. Hanns
Bruno Geinitz gewidmet.
Von derselben Stelle, an welcher der Verewigte bis vor wenigen
Jahren als anregender Lehrer gewirkt und Tausende dankbarer Schüler
15
herangebildet hat, schildert sein Amtsnachfolger Prof. Dr. E. Kalkowsky
in längerer Rede das Lehenswerk des bedeutenden Gelehrten und Forschers
und die grossen Verdienste, welche er sich während seiner mehr als
sechzigjährigen Mitgliedschaft um die Entwickelung der Isis erworben hat.
(Diese Rede siehe S. V.)
Die Anwesenden ehren das Andenken ihres geschiedenen Mitgliedes
durch Erheben von den Plätzen.
Dritte Sitzung am 29. März 1900. Vorsitzender: Prof. H. Engel-
hardt. — Anwesend 54 Mitglieder und Gäste.
Nachdem der Rechnungsabschluss für 1899 von den Rechnungsprüfern
für richtig befunden worden ist, wird der Kassirer entlastet.
Herr R. Pohle hält einen Vortrag: Reiseschilderungen aus Nord-
russland. Eine grosse Zahl von Photographien der vom Vortragenden
besuchten Gegenden wird in Umlauf gesetzt.
Vierte Sitzung am 26. April 1900. Vorsitzender: Prof. H. Engel-
hardt. — Anwesend 40 Mitglieder und Gäste.
Regierungsrath E. Michael spricht über die Formen und den
Ursprung der Dorfanlagen und der Flurauftheilung in Sachsen.
Zur Erläuterung ist eine reiche Sammlung von Flurkarten ausgestellt.
Fünfte Sitzung und Excursion am 24. Mai 1900.
Von Dittmannsdorf wanderten die 12 Theilnehmer bis Krummen-
hennersdorf, führten von hier aus die romantische Grabentour bis Ober-
reinsberg aus und wandten sich dann dem Zollhause von Bieberstein zu.
Nach einer Wanderung durch das Muldenthal bis Nossen und nach der
Besichtigung des Parkes von Altzella mit seiner Klosterruine wurde in
„Stadt Dresden“ in Nossen zur Erledigung geschäftlicher Angelegenheiten
eine kurze Hauptversammlung unter Vorsitz von Prof. H. Engelhardt
abgehalten. Die Rückkehr erfolgte über Meissen.
Sechste Sitzung am 28. Juni 1900. Vorsitzender: Prof. Dr. E. Kal-
kowsky. — Anwesend 70 Mitglieder und Gäste.
Privatdocent Dr. M. Toepler hält einen Vortrag: Kathoden- und
Becquerel-Strahlen.
Veränderungen im Mitgliederbestände.
Gestorbene Mitglieder:
Am 28. Januar 1900 verschied im 86. Lebensjahre Geheimer Rath
Dr. Hanns Bruno Geinitz, früher Professor der Mineralogie und Geo-
logie an der K. Technischen Hochschule und Director des K. Mineralogisch-
geologischen und Prähistorischen Museums in Dresden, von 1838 — 1894
16
wirkliches, dann Ehrenmitglied und seit 1896 Ehrenpräsident unserer Ge-
sellschaft.
Eine Schilderung der reichen Lebensarbeit des Verewigten ist diesem Hefte
vorangestellt.
Am 14. Februar 1900 starb Giovanni Canestrini, Professor der
Zoologie und vergleichenden Anatomie an der Universität in Padua, Prä-
sident der Societä Veneto-Trentina di Scienze Naturali, correspondirendes
Mitglied der Isis seit 1860.
Am 4. März 1900 starb Privatus Carl Specht in Niederlössnitz,
wirkliches Mitglied seit 1899.
In Wien starb am 23. März 1900 der Professor der Paläontologie an
der dortigen Universität Dr. Wilhelm Heinrich Waagen, K. K. Ober-
bergrath, correspondirendes Mitglied seit 1877.
Am 27. März 1900 starb der um die Erforschung der Flora der
Umgehung von Meissen verdiente Apotheker Alfred Moritz Schlimpert
in Cölln bei Meissen, correspondirendes Mitglied seit 1893.
In Klotzsche -Königswald starb am 30. März 1900 nach vollendetem
71. Lebensjahre Hofrath Professor Gustav Adolf Neubert.
Er war in Hartenstein im Erzgebirge geboren und besuchte, um sich zum Volks-
schullehrer auszubilden, das Seminar in Dresden - Friedrichstadt. Nach wohlbestandener
Lehrerprüfung übernahm er die Stelle eines Hauslehrers in Ostpreussen in der Familie
des Grafen zu Dohna - Schlowitten , eines Nachkommens der alten Grafen von Dohna.
Mit welchem Segen er dort gewirkt, geht aus den Worten hervor, die ihm wenige
Wochen vor seinem Tode sein Schüler noch zurief: „Je älter ich werde, um so mehr
lerne ich schätzen, was ich Ihnen zu danken habe“. Nach Sachsen zurückgekehrt wurde
er Lehrer am Böttcher’schen Institut in Dresden, darnach Oberlehrer für Naturgeschichte
und Chemie an der Neustädter Realschule, welche Stelle er später mit der Professur
für dieselben Fächer an dem hiesigen Cadettenhause vertauschte.
Unserer Isis gehörte er von 1857 bis zur Uebersiedelung nach Klotzsche - Königs-
wald im Herbst 1897 als wirkliches Mitglied an, von da an als correspondirendes Mit-
glied. Wie sehr man seine Kraft zu schätzen wusste, geht daraus hervor, dass man
ihn in den Jahren 1872 und 1874 zum ersten Vorsitzenden der Section für Physik und
Chemie, in den Jahren 1873, 1881, 1885, 1886, 1888, 1889, 1895 und 1896 zum zweiten
Vorsitzenden dieser Section wählte.
Verschiedene Abhandlungen von bleibendem Werthe zieren unsere Zeitschrift, aus
ihnen seien nur hervorgehoben : „Resultate aus den meteorologischen Beobachtungen
zu Dresden 1876 — 1885“ und „Ergebnisse aus den Beobachtungen der meteorologischen
Station zu Dresden 1848 — 1888“.
Am 23. April 1900 verschied ganz unerwartet Geheimer Regierungs-
rath Professor Dr. Karl Ernst H artig, wirkliches Mitglied seit 1866.
Geboren am 20. Januar 1836 zu Stein bei Rochlitz, bildete er sich auf den tech-
nischen Lehranstalten in Chemnitz und Dresden, sowie in der Fabrik von Richard
Hartmann für das Maschinenwesen aus, besuchte darauf die Universität Leipzig und
widmete sich dann dem technologischen Lehrfache. Zuerst war er Assistent des Directors
des Dresdner Polytechnikums Prof. Hiilsse; darauf wurde er an derselben Anstalt 1863
selbständiger Lehrer. Seit 1865 bekleidete er die Professur der mechanischen Techno-
logie an der K. Technischen Hochschule, auch war er Vorstand der mechanisch -techno-
logischen und bautechnologischen Sammlung wie der dynamometrischen Station. Sein
Leben ist Arbeit und wieder Arbeit gewesen.
Seit 1877 war er auch Mitglied des Kaiserlich Deutschen Patentamtes, als welches
er das Werk: „Studien in der Praxis des Kaiserlichen Patentamtes“, Leipzig 1890, ver-
öffentlichte. Ausser diesem veröffentlichte er noch: „Untersuchungen über die Heizkraft
der Steinkohlen Sachsens“, Leipzig 1860, welche einen starken Band des von H. B. Geinitz
herausgegebenen grossen Werkes über die Steinkohlengebiete der ganzen Erde füllen,
17
und in verschiedenen Zeitungen, auch in unseren Abhandlungen, Aufsätze über technische
Versuche an Arbeitsmaschinen u. a. 1875 übernahm er noch die Redaction des „Civil-
ingenieur“.
Dabei fand er für unsere Isis noch immer Zeit. In den Jahren 1880, 1889 und
1890 bekleidete er in derselben das Amt eines ersten Vorsitzenden, in den Jahren
1870—1872 und 1876—1879 das eines zweiten, von 1867—1869 das des ersten beziehentlich
des zweiten Vorsitzenden in der Section für Physik und Chemie und 1896 das des ersten
Vorsitzenden der Section für Mathematik.
Gegen 50 längere Vorträge über technologische Gegenstände, die sein tiefes und
ausgebreitetes Wissen bekundeten, weisen unsere Sitzungsberichte auf. Seine elementare,
Allen fassliche und Alle packende Vortragsweise fesselte uns von Anfang bis zu Ende
eines jeden an sein Wort.
Neu aufgenommene wirkliche Mitglieder:
Beckel, E., einer. Lehrer in Dresden, 1 pß . .. 1qnn.
Bern köpf, Georg, Bildhauer in Dresden, J a ' P ’
Beythien, Adolf, Dr. phil., Director des chemischen Untersuchungsamtes
in Dresden, am 25. Januar 1900;
Bock, Maximilian, Dr. phil., Fabrikbesitzerin Dresden, am 22. Februar 1900;
Jühling, Franz, rnstrumentenfabrikant in Dresden, am 26. April 1900;
Keller, Wilhelm, Ingenieur in Grosszschachwitz, am 25. Januar 1900;
Meier, Gustav, Gymnasiallehrer in Dresden, am 26. April 1900.
In die correspondirenden Mitglieder ist übergetreten:
Altenkirch, Gustav, Dr. phil., Realschullehrer in Oschatz.
Kassenabschluss der Gesellschaft ISIS vom Jahre 1899.
Position. Einnahme. Position. Ansgabe.
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Dresden, am 21. Februar 1900. G. Lehmann, z. Z. Kassirer der Isis.
Abhandlungen
der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dresden.
1900,
I. Scliulversuehe mit dem Cartesianischen Taucher.
Von H. RebenstorfF.
Fast sämmtliche Apparate, mit deren Hilfe die naturwissenschaftliche
Bildung unserer Jugend begründet wird, haben an der Hand der Fort-
schritte von Wissenschaft und Technik besonders in den letzten Jahr-
zehnten Constructionsänderungen erfahren, um sie für ihren Zweck noch
geeigneter zu machen. Nur an wenigen, besonders einfachen Apparaten
gab es so gut wie nichts zu verbessern, sondern es war höchstens die
Zahl der Anwendungen zu vermehren. Hierhin gehört jene Vorrichtung,
„zwar nicht von grossem Belang, aber auch nicht ohne Interesse“, wie
Poggendorff in seiner „Geschichte der Physik“ sagt, an welcher sich
Descartes’ Name verewigt hat. Mit seltener Lebenskraft haben sich
die Cartesianischen Taucher oder Teufelchen in derselben Form erhalten,
welche ihnen von dem Entdecker der zu Grunde liegenden Erscheinungen
gegeben war. Auch wenn man von der Benutzung von menschlichen
Figuren als Taucher absieht, erscheint das hübsche Sinken und Steigen
der Glaskörper fast als Spielerei, aber gerade mit der gefallenden Leb-
haftigkeit ihrer Bewegungen hängt nun einmal der Werth der Taucher
für den elementaren Physikunterricht zusammen.
Zweck der Taucherversuche. Wer sich im experimentellen Unter-
richt mit dem Nachweis der grundlegenden Gesetze begnügt, wird mit
anderen Apparaten auskommen. Nun ist aber in der neueren Zeit die
Erkenntniss immer allgemeiner geworden, dass es von besonderem Nutzen
für die gründliche Einführung in die Naturwissenschaft ist, das Experiment
wirklich das sein zu lassen, was es sein soll, ein Theil der Sprache
des Lehrers; dies gilt nicht nur für die Ableitungen der Grundgesetze,
sondern der Lehrer hat, wenn er durch Wiederholungen und allerlei Auf-
gaben ein gesichertes Wissen und vor Allem ein freies Verfügen und
„Können“ auf seinem Gebiete hervorrufen will, auch hierbei vom Experi-
mente Gebrauch zu machen. Eine reiche Auswahl von Versuchsreihen
stellen Experimentirbücher und die bekannte Zeitschrift für den physi-
kalischen und chemischen Unterricht von Poske zur Verfügung, um
auch den Wiederholungen nicht das anschauliche Element fehlen zu lassen
und den zu stellenden Aufgaben wenigstens theilw~eise Gegenstände zu
verschaffen, die auf dem Tische Gebrauch finden und eine Nachprüfung
der Aufgabenlösung zulassen. Ueberaus erleichternd wirkt es ebenso bei
der kurzen Denkfrage, wie bei der eine längere Rechnung erfordernden
Aufgabe, wenn deren Gegenstand aus dem Gebiete der Phantasie heraus-
gerückt werden kann, die vielleicht nur deswegen in manchen Fällen
4
nicht recht mitarbeitet, weil sie sich wegen mangelnder Gelegenheit an
der concreten Wirklichkeit noch nicht hinreichend aasbilden konnte.
Bisherige Verwendung des Tauchers. Einen kleinen Beitrag
zur praktischen Durchführung der angedeuteten unterrichtlichen Maass-
nahmen kann der Cartesianische Taucher liefern, der vielfach schon früher
in dem geschilderten Sinne Anwendung fand. Schon der fundamentale
Taucherversuch des Sinkens und Steigens in Folge von Druckänderungen
giebt Anlass zur Wiederholung der Gesetze über die Volumänderung der
Gase durch Druckwechsel, des Archimedischen Princips, sowie der Fort-
pflanzung und Grösse des Druckes in Flüssigkeiten. Von besonderem
Werthe ist hierbei die bequeme und anschauliche Vorführung des eigen-
artigen labilen Gleichgewichtes. Nicht sonderlich geht die Möglichkeit,
diesen Begriff mit Hilfe des Tauchers zu erklären, aus der in Hand- und
Lehrbüchern mehrfach anzutreffenden Bemerkung hervor, ,,es ist nun
leicht, den Druck auf die Membran so zu bemessen, dass der Taucher in
jeder Lage schwebt“. Lässt man den auf die Membran
oder besser mittels einer Wassersäule ausgeübten Druck
(Fig. 1) von einem Augenblicke an ungeändert bestehen,
in welchem der Taucher t mitten in der Flüssigkeit an-
scheinend zur Iluhe gekommen ist, so sieht man nach
wenigen Augenblicken, dass der Taucher nicht wirklich
schwebte, sondern nur sehr langsam stieg oder sank und
sich in beschleunigter Bewegung von der Stelle entfernt,
wo er zu schweben schien. Heben oder Senken des Druck-
rohres*) verlegt in kürzester Frist den Punkt des labilen
Gleichgewichtes weiter nach oben oder unten, wodurch
der Versuch wiederholt wird. Deutlich erkennt man,
dass der Zustand wahren labilen Gleichgewichtes in einer
nur angenähert, aber nicht vollkommen erreichbaren Grenz-
lage des Tauchers besteht. Das charakteristische Kenn-
zeichen dieses Gleichgewichtes, dass der Körper bei der
allerkleinsten Ueberschreitung der Grenzlage aus der Buhe in beschleunigte
Bewegung übergeht, ist mit dem Taucher klar demonstrirbar. Bezüglich
der praktischen Ausführung der Versuche ist zu bemerken, dass man
natürlich bei richtiger Füllung einen Taucher jeder Form verwenden kann,
dass aber der weiter unten beschriebene Apparat die Mühe der Vor-
bereitung auf ein sehr geringes Maass beschränkt und daher auch für
die längst bekannten Versuche empfohlen werden kann. Die bisher ge-
brauchten Taucherformen erfordern eine bisweilen recht zeitraubende,
weil leicht misslingende Füllung, was nicht bei einmaligen, wohl aber bei
schnell auf einander folgenden Anwendungen des Tauchers in Betracht
kommt. Methoden zur Füllung findet man in den ausgezeichneten Vor-
schriften der bekannten Werke über physikalische Demonstrationen von
Weinhold, Frick-Lehmann u. A.**). Es sei nur noch die Bemerkung
*) Die Versuchsanordnung der Figur ist die gleiche wie in der Mittheilung
„Versuche mit Tauchern“, Poske’s Zeitschr. für den physik. u. chem. Unterricht XI,
S. 213, Versuch 1.
**) Weinhold: Vorschule der Experimentalphysik, 4. Aufl., S. 179. — Frick-
Lehmann: Physikal. Technik, 6. Aufl. I, S. 353. — Wein hold: Physik. Demonstrationen,
3. Aufl., S. 170. — Bosenberg: Experimentirbuch für den Elementarunterricht in der
Naturlehre II, S. 42. — K. L. Bauer, Pogg. Ann. Ergänzungsband 6, S. 332.
5
gestattet, dass man gut thut, dem Wasser, in dem man etwa einen Taucher
dauernd verweilen lässt, etwas Salicylsäure hinzuzufügen, den Taucher für
diesen Zweck in der bekannten Weise aus einem Reagensglase, einem
Kork mit Glasröhrchen und Quecksilber als Beschwerungsmittel herstellt,
da das Luftvolumen in Folge Diffusion sich bei anderen Formen schneller
verkleinert. Zum Abschluss des Cylinders dient besser ein Gummipfropf
(Weinhold), als eine Membran; ein Stück Blase sollte man vor dem
Auf bewahren wenigstens etwas loser binden, weil sonst in Folge der Ver-
dunstung von Wasser langsam Luftverdünnung eintritt, die saugend auf
die Luft im Taucher wirkt, so dass er später wieder neu zu füllen ist.
Ist das Röhrchen des erwähnten Tauchers entsprechend gebogen, so zeigt
man die beim Steigen auftretenden Drehungen in Folge des Rückwirkungs-
druckes. Einige für besondere Zwecke geschaffene Taucherformen sind in
den erwähnten Werken beschrieben, ebenso findet man daselbst ver-
schiedene Verfahren, den Druck zu ändern*).
Von anderweitigen Verwendungsarten des Tauchers sind seit geraumer
Zeit bekannt die Methode von Schwalbe**), den Taucher als Druck-
indicator zu benutzen bei Versuchen über Fortpflanzung des Druckes in
Gasen, ferner die Anwendung zur Erläuterung der Fallbewegung und zu
einigen anderen Zwecken nach Heyden***). Liebreich f) benutzte den
Taucher zu Demonstrationen über den interessanten „todten Raum“ bei
Reactionen. Sodann hat der Verfasser vor zwei Jahren eine kleine Zahl
von Versuchen mitgetheilt, welche der Anwendung des Tauchers theils
im Unterricht bei Gelegenheit von Wiederholungen, theils bei den soge-
nannten Schülerversuchen dienen sollten ff).
Einfacher Reagensglas-Taucher. Um die Anstellung der Ver-
suche recht bequem und auch mit den geringsten Mitteln ausführbar zu
machen, wurde a. a. 0. vom Verfasser ein Taucher einfachster Art, nur
aus einem Reagensglase bestehend, empfohlen. Die Füllung mit der
erforderlichen Luftmenge geschieht folgendermassen. Man giesst zunächst
soviel Wasser in das Gläschen, dass es aufrecht auf dem Wasser schwimmt,
und tröpfelt alsdann vorsichtig weitere Mengen Wasser hinein, bis es nur
noch wenig aus der Wasseroberfläche hervorragt. Hierauf zieht man das
Gläschen heraus, verschliesst es mit dem Finger und taucht es verkehrt
in einen zum Ueberlaufen vollen Cylinder mit Wasser hinein. Bei einiger
Uebung gelingt es auf diese Weise leicht, die Taucher fast regelmässig
richtig zu füllen, so dass nur etwa die Hälfte des Bodens aus dem Wasser
hervorragt. Zu empfehlen ist, ein leichtes Drahthäkchen mit Siegellack
auf der äusseren Seite des Bodens zu befestigen, um einen zu wenig
Luft enthaltenden Taucher mit einem unten kurz umgehogenen Draht schnell
wieder empor ziehen zu können. Auch hat man daran zu denken, dass
durch unnöthiges Umfassen des Gläschens mit der Hand vor dem Ver-
schliessen mit dem Finger ein Theil der Luft durch Erwärmen entfernt
würde. Uebrigens gehört ein ein- oder zweimaliges Misslingen der
*) Ferner bei Antolik, Poske’s Zeitschr. IV, S. 124.
**) Schwalbe, Zeitschr. zur Förderung des phys. Unt. III, 1886.
***) Heyden, ebenda.
f) Liebreich, Vortrag in der physik. Gesellschaft in Berlin, ref. in Poske’s
Zeitschr. IV, S. 211, den Hinweis auf den labilen Gleichgewichtszustand des Tauchers
enthaltend.
ff) Rebenstorff, a. a'. 0., S. 213 — 221.
*
6
beschriebenen Taucherfüllung wohl zu denjenigen Momenten des Unter-
richtes, die bei manchen Schülern erst recht zur Gewinnung des Ver-
ständnisses beitragen.
In letzter Zeit hat der Verfasser den einfachen Reagensglas-Taucher
mit einer seitlichen Oeffnung dicht unter derjenigen Stelle versehen,
bis zu welcher das innen befindliche Wasser bei richtiger Füllung reicht.
Man erzielt dadurch die Wirkung, dass man den Taucher nur ruhig in
das im Cylinder befindliche Wasser einzusenken braucht, um ihn sofort in
brauchbarem Zustande zur Verfügung zu haben. Hierbei ist es von Vor-
theil, das Luftvolumen im Taucher vergrössern zu können; deswegen wird
der Taucher entweder unten mit Blei beschwert oder er wird aus stark-
wandigem Glasrohr hergestellt. Die erstere Art der Ausführung eignet
sich auch zur Anfertigung durch Schüler und man kann diesen vorher
die Aufgabe stellen, aus dem Gewicht des Gläschens und seinem Inhalt
das Gewicht der Bleimenge zu berechnen, welche bewirkt, dass der Taucher
noch eben schwimmt, wenn die Oeffnung am Ende des ersten Drittels
— von der Mündung des Gläschens an gerechnet — sich befinden würde.
Die Herstellung des beschwerten Tauchers geschieht in folgender Weise.
Von einer 2 bis 3 mm dicken Bleiplatte schneidet man mit der Scheere
einen schmalen Streifen ab, welcher annähernd das berechnete Gewicht
hat. Man windet ihn spiralig um das Reagensgläschen, so dass er zunächst
am geschlossenen Ende desselben durch Reibung festsitzt. Hierauf bringt
man das Gläschen auf das in einem weiten Gefäss befindliche Wasser
und tröpfelt so viel Wasser hinein, bis der Rand nur noch wenig heraus-
ragt. Man verschliesst dann das etwas angehobene Gläschen, ohne viel
mit der Hand zu erwärmen, mit dem Finger und taucht es verkehrt unter
Wasser. Bevor man loslässt, schiebt man die Bleispirale hinab, so dass
diese nun an der Mündung des Gläschens liegt. Man überzeugt sich
hierauf davon, ob das Gläschen, etwa mit der Hälfte seines Bodens aus
dem Wasser ragend, an der Oberfläche schwimmt. Andernfalls wird die
Manipulation des Füllens wiederholt. Man kann übrigens auch mit einem
U-förmig gebogenen Glasfaden mit recht feiner Oeffnung, der noch an
dem Glasrohre sitzt, welches man zu seiner Herstellung auszog, Luft in
kleinen Mengen in den Taucher treiben oder daraus entfernen. Mit einem
auf das Glasrohr geschobenen kurzen Stück Gummischlauch, den man in
geeigneter Weise zudrückt, gelingt es noch leichter als durch Blasen und
Saugen mit dem Munde, kleine Luftmengen in Bewegung zu setzen.
Ist die Luftmenge im Taucher die richtige, so hebt man ihn, unten zu-
greifend, etwas empor und markirt den Stand des Wassers in ihm mit
dem Schreibdiamanten oder auch nur durch Anlegen des Daumennagels
der linken Hand, hebt den Taucher vollends aus dem Wasser und macht
etwa 1 mm unterhalb der markirten Stelle einen Feilstrich, den man vor-
sichtig bis zur Durchbohrung des Glases vertieft oder an dessen Stelle
man mit der Stichflamme und durch Abziehen des Glases eine kleine
Oeffnung herstellt.
Als käufliches Lehrmittel empfohlene Taucherform. Für
die Anfertigung durch den geübteren Glasbläser eignet sich mehr die
im Wesentlichen übereinstimmende Herstellung des Tauchers aus stark-
wandigem Glasrohr. Die von A. Eichhorn in Dresden verfertigten
Taucher sind etwa 12 cm lang und die seitliche Oeffnung befindet sich
etwa 4 cm vom offenen Ende. Durch bloses Einsenken erhalten sie die
7
den
für die Versuche geeignete Luftfüllung und schwimmen und tauchen in
fast genau senkrechter, durchaus stabiler Haltung. Nur durch heftige
Erschütterung werden Luftbläschen zu der seitlichen Oeffnung hinausge-
trieben,, Man kann sich dies zu nutze machen, wenn man beabsichtigt,
die Luftmenge etwas zu verkleinern. Hat man den Taucher in das
Wasser gleiten oder auch aus einiger Höhe senkrecht hineinfallen lassen,
so kann man bei einiger Uebung an der Grösse des aus der Oberfläche
hervorragenden Bodenstückes sofort erkennen, ob ein geringerer oder
grösserer Wasserdruck nöthig ist, die Luftmenge so weit zu verdichten,
dass der Taucher die Grenzlage des labilen Gleichgewichts überschreitet
und in die Tiefe sinkt. Es ist jedoch empfehlen swerth, durch eine Marke,
Diamantstrich, eingeätzten Bing oder dergleichen sich die Stelle über der
seitlichen Oeffnung zu bezeichnen, bis zu welcher die Luftfüllung reicht,
wenn jene Grenzlage erreicht wird. Um die Marke anbringen zu können,
legt man provisorisch einen Zwirnsfaden oder sehr schmalen Schlauch-
abschnitt um den Taucher, einige Millimeter über der seitlichen Oeffnung.
Man erhöht alsdann nach Abschluss des Cylinders den Druck in irgend einer
Weise und merkt sich die Lage des Wasserniveaus in dem Augenblicke,
in dem der Taucher zu sinken beginnt. Die Anbringung der Marke durch
den Fabrikanten kann den überaus geringen Preis der Taucher nur wenig
erhöhen.
Taucherglocken artige Vorrichtung als Zubehör zu
Tauchern. Ein Taucher, dessen Luftfüllung nicht bis zu der
erwähnten Marke reicht, sinkt zu Boden. Um ihn durch Zu-
führung von Luft zum Ansteigen zu bringen, kann man über
den aufrecht am Boden stehenden Taucher ein oben geschlossenes,
weites Glasrohr stülpen. Aus diesem füllt sich der Taucher
fast völlig mit Luft, so dass er beim Anheben der weiten
Röhre mit heraufkommt. Da die oben und unten gleich-
weite Röhre das Wasser im Cylinder leicht zum Ueberlaufen
bringt, so benutzt man bequemer ein weites Rohr g (Fig. 2),
welches nur einige Centimeter länger als der Taucher ist und sich
in eine etwa 4 mm weite, etwas starkwandige Röhre r fortsetzt.
Der ganze Apparat wird 5 bis 6 dm, für besonders hohe Cylinder
entsprechend länger angefertigt. Die lange Röhre der „Taucher-
glocke“, wie der Apparat wohl der Kürze halber genannt werden
darf, wird natürlich beim Zuführen von Luft oben mit dem
Finger verschlossen. Zur Erleichterung des Anfassens befindet
sich am Ende der Röhre ein Kork &, der zugleich die Röhre Fig. 2.
vor dem Zerbrechen schützt, wenn man sie — die Erweiterung
nach oben — zum Umrühren des Wassers im Cylinder gebrauchen will;
ferner kann man die verkehrt eingesenkte „Taucherglocke“ zum Hinab-
drücken eines Tauchers verwenden, weswegen die Endfläche des Korkes
concav ausgeschnitten wird.
Handhabung der Taucher, ihr Verhalten im Wasser. Lässt man
die Taucher aus der einige Centimeter über der Wasseroberfläche gehaltenen
Hand senkrecht in das Wasser gleiten, so sind dieselben so weit gefüllt,
dass die Grenzfläche der Luft annähernd mit dem oberen Rande der
seitlichen Oeffnung abschneidet. Beim Einfallenlassen aus grösseren
Höhen, wobei der bis auf den Boden hinabgehende Taucher grössere
Mengen Luft mit fortreisst, fällt die Füllung weniger gleichmässig aus.
**
8
Ist die Zimmerluft erheblich wärmer als das Wasser, oder hatte man den
Taucher lange in der Hand gehabt, so kommen natürlich ebenfalls
Unregelmässigkeiten der Taucherfüllung vor; einfaches Anheben und Ein-
senken des eine kurze Zeit im Wasser befindlichen Tauchers gleicht jede
Unregelmässigkeit wieder aus. Bei den von A. Eichhorn gefertigten
Exemplaren war ein Druck von 5 bis 7 dm Wassersäule erforderlich, den
ohne Hast eingesenkten Taucher zum Untersinken zu bringen.
Soll die Luftfüllung geringer sein, so ergreift man den an der Ober-
fläche schwimmenden Taucher mit den Fingern, hebt ihn einige Centimeter
empor, und stösst ihn, ohne loszulassen ein oder mehrere Male in das Wasser.
Dadurch wird meistens eine kleine Luftmenge zur seitlichen Oeffnung
hinausgetrieben. Man überzeugt sich durch Loslassen, ob man seinen
Zweck erreicht hat, indem man entweder, wie schon oben erwähnt, auf
die Grösse des herausragenden Boden theils oder auf die Lage des Wasser-
niveaus zu der die Grenze desselben beim labilen Gleichgewicht angebenden
Marke achtet.
Ein anderes, vielleicht noch besseres Mittel, die Luftfüllung zu ver-
kleinern, besteht in dem Einsenken des kurz zuvor aus dem Wasser
gezogenen Tauchers in schräger Stellung, wobei die seitliche
Oeffnung o nach oben zu halten ist (Fig. 3). Nötigenfalls
neigt man auch den Cylinder hierbei etwas auf die Seite.
Merkt man sich mit dem Augenmaass den Winkel, unter
dem man den Taucher langsam einsenkt, so kann man
in dieser höchst einfachen Weise leicht die Luftfüllung mit
einiger Sicherheit beliebig bemessen, so dass der Taucher
je nach Wunsch sofort untersinkt oder seine labile Gleich-
gewichtslage nur ein kleines Stück unterhalb der Wasser-
oberfläche erreicht. In Folge der Dicke des Glases erwärmt
sich die Luft im Taucher durch die Finger während der
kurzen Handhabung nicht merklich.
Der beschriebene Taucher ersetzt also auch jene grossen
Formen der Cartesianischen Vorrichtung, die von Weinhold
u. A.*) angegeben, an der Oberfläche schwimmen, nach
dem Hinabdrücken bis zu einer gewissen Tiefe sich
nicht wieder erheben können.
Gleicht man nach dem mitgetheilten Verfahren das Luftvolumen so
ab, dass die labile Lage 1 bis 2 dm über dem Boden des Cylinders ist,
so wird der Taucher dadurch sehr hübsch wieder in die Höhe gebracht,
dass man den Cylinder um einige Centimeter vom Tische erhebt und ihn mit
etwas Nachdruck wieder hinstellt. Nur bei gar zu heftigem Stoss treten
Luftmengen zu den seitlichen Oeffnungen hervor; ist dies, wie gewöhnlich,
nicht der Fall, so hüpfen die Taucher — man lässt, um den Eindruck
des Versuches noch zierlicher zu gestalten, am besten mehrere farblose
und bunte bis auf den Boden sinken — genügend weit empor, um die
labile Gleichgewichtsstelle zu überschreiten. Die Taucher müssen hierzu
aber den Boden wirklich berührt haben, sonst können dessen Schwingungen
heim Hinsetzen sie nicht treffen.
Ebenfalls recht gefällig sieht das Emportreiben der etwas zu schweren
Taucher durch einen Wirbel aus, den man durch Umrühren des Wassers
Fig. 3.
*) Weinhold, Frick-Lelnnann, a. a. 0.
9
im oberen Th eil des Cylinders hervorruft. Sobald die rotirende Bewegung
auch die unteren Flüssigkeitsschichten erfasst, erheben sich die Taucher,
um, wenn ihre Luftfüllung es zulässt, oben schwimmen zu bleiben. Das
Emporwirbeln eines Körpers in einer Flüssigkeit, worin er nur noch ein
sehr geringes Gewicht hat, ist eine ebenso alltägliche, wie wohl wenig in
den Kreis der Betrachtungen gezogene Erscheinung. Es erinnert zwar
an die im Innern von Luftwirbeln u. s. w. auftretende Luftverdünnung,
die aufsteigende Bewegung in der Mitte des Flüssigkeitscylinders , welche
die Taucher mit emporreisst, ist hier aber nicht wie dort eine der
Ursachen, sondern Wirkung der Rotation. Der centrale, nach oben
gerichtete Strom ist der Gegenstrom einer an den Wänden des Cylinders
in Spiralen abwärts gehenden Strömung, welche aus der Centrifugal-
kraft der Flüssigkeit und dem Umstande resultirt, dass die Flüssigkeit
am Boden eine geringere Geschwindigkeit hat. Man kann sich in
leicht ersichtlicher Weise von dem Vorhandensein der beiden Strömungen
durch Versuche mit kleinen, im Wasser nahezu schwebenden Körpern
überzeugen.
Hatte man einen Taucher mit so wenig Luft versehen, dass er nicht
mehr in der erwähnten Weise zum Schwimmen an der Oberfläche zu
bringen ist, so stülpt man die oben mit dem Finger zugehaltene Taucher-
glocke über ihn und zieht ihn in bequemster Weise wieder empor. Lässt
man hierbei die lange Röhre geschlossen, so wird der /Tauch er bis über
die Wasseroberfläche angehoben. Nähert man die lufterfüllte Taucher-
glocke einem am Boden liegenden Taucher, bis sein oberer Theil dicht
unter der Taucheröffnung liegt, und lässt jetzt durch Oeffnen der langen
Röhre plötzlich die Luft oben heraustreten, so schnellt der Taucher in
die Glocke hinein. Die lebhafte Bewegung erinnert in besonderem Maasse
an die Saugwirkungen des Luftdruckes und eine vergleichende Behandlung
dieser Wirkungen im Anschluss an den Versuch ist wohl im Stande, das
Verständniss der oft nicht recht klar werdenden Vorstellungen in Betreff
des Luftdruckes zu verbessern. Man wähle bei dem letzten Versuch den
Cylinder recht hoch, so dass der Wasserdruck den Taucher möglichst
energisch in die Glocke emporschleudert.
Wenn man die Taucherglocke einige Zeit in Gebrauch hat, wird man
finden, dass die einfache Vorrichtung auch anderweitig verwendet werden
kann. Ausser zur Demonstration des durch die Bezeichnung angedeuteten
Apparates dient die Vorrichtung in recht wirksamer Weise zum Nachweis
des Wasserstosses und zu manchen anderen Zwecken. Ein halbes Dutzend
Taucher nebst „Glocke“ liefert Eichhorn, Dresden, Mittelstr. für 2 Mark.
Die Taucher werden theils aus weissem, theils aus hellfarbigem Glasrohr
hergestellt.
Versuche mit Tauchern. Die 1898 vom Verfasser a. a. 0.
beschriebenen Versuche werden durch Benutzung der neuen Taucherform
bequemer ausführbar, soweit sie nicht derart sind, dass sie ein Reagens-
glas erfordern, an dem eine seitliche Oeffnung nicht vorhanden sein darf.
Letzteres gilt insbesondere von den Versuchen zur Messung des Dampf-
druckes leicht siedender Flüssigkeiten und des Gasdruckes von höchst
concentrirtem Ammoniak. Auch die Versuche über das Auf- und Nieder-
steigen eines Tauchers durch den wechselnden Dampfdruck von Aether,
sowie von Wasser in einer unten erwärmten Flüssigkeitssäule erfordern
ein gewöhnliches Reagensglas.
10
Bei allen Versuchen über das fast völlige Schweben eines Tauchers
in einem gänzlich mit Wasser gefüllten und überall abgeschlossenen Cylinder
ist die Benutzung des Tauchers der neuen Form bequemer. Man kann
dann auch die Verwendung des mit aufgeschliffener, durchbohrter Glas-
platte versehenen Cylinders umgehen (a. a. 0. S. 215). Dadurch gestaltet
sich der Versuch sehr einfach: Eine recht hohe Flasche mit einer Oeffnung,
die nur etwas weiter ist, als der Durchmesser des Tauchers beträgt, wird
mit Wasser ganz gefüllt und dafür gesorgt, dass nicht an den Wandungen
ein Luftbläschen zurück bleibt. Alsdann senkt man den Taucher, am
besten schräg — unter seitlichem Neigen der Flasche — in das Wasser
und setzt auf die Mündung einen Kork mit gebogenem Glasrohre, an
welchem ein Schlauchstück von einigen Centimetern Länge sitzt. Nach dem
Einfügen des Korkes darf weder unter diesem, noch in der Rohrverbindung
ein Luftrestchen bleiben; es ist rathsam, die Röhren vor dem Aufsetzen
des Korkes mit Wasser vollzusaugen, das Ende des Schlauchstückchens
zuzudrücken und dies erst während des Eindrehens des Korkes zu öffnen.
Hinterher schliesst man es durch ein zugeschmolzenes Stückchen Glas-
rohr ab. Der Kork muss natürlich sehr dicht sein; da er keinen grossen
Durchmesser zu haben braucht, wird man leicht einen genügend reinen
finden, so dass man nicht nöthig haben wird, ihn mit einem der bekannten
Hilfsmittel abzudichten.
Nach dieser Vorbereitung wird auf das Schlauchstückchen ein
Schraubenquetschhahn gesetzt und dessen Schraube etwas angezogen;
meistens wird dies den Taucher noch nicht zum Sinken bringen. Man
schiebt dann unter Drehungen das im Kork sitzende Knierohr langsam
so weit in die Flasche, dass der Taucher seine gleichförmige Bewegung
nach unten beginnt. Durch leise Aenderungen des Druckes, welche man
am Quetschhahn vornimmt, bringt man den Taucher dahin, dass seine
Bewegungen äusserst langsam werden und er auf geringe Aenderungen
der Temperatur reagirt. Weiteres in Betreff des Verhaltens des Tauchers
unter den Umständen des Versuches bietet die citirte Mittheilung. Es sei
noch hervorgehoben, dass der Versuch die charakteristische Eigenschaft
der Flüssigkeiten, die überaus leichte Verschiebbarkeit der Theilchen,
besonders deutlich hervortreten lässt. Man sorge bei der Vorbereitung
für möglichst klares Wasser.
Um den Taucher zum sogenannten wirklichen Schweben zu bringen,
kann man ihn in einen Cylinder fallen lassen, welcher zur Hälfte mit
Wasser, zur andern Hälfte mit verdünntem Spiritus gefüllt ist. Dieser
Taucher reagirt durch mehr oder weniger tiefes Einsinken auf Aenderungen
von Temperatur und Barometerstand und kann als Gegenstand von Auf-
gaben Verwendung finden.
Dasselbe gilt von einem Taucher, den man mittels einer dünnen
Glasröhre, die von unten her in den Luftraum des Tauchers hineinragt,
zum Schweben bringt. Anleitung zur Bildung von Aufgaben ergehen sich
aus dem a. a. 0. S. 216 — 218 Gesagten.
Der für fast völliges Schweben vorhin beschriebene Apparat kann
auch nach Anfügen einer längeren Gummiröhre nebst geradem Glasrohr
anstatt des kurzen Schlauchstückes zu dem Versuche (a. a. 0. No. 1) benutzt
werden, die Druckhöhen des Wassers im Rohres zu vergleichen, die hin-
reichen, um den Taucher einmal oben, einmal unten ins labile Gleichge-
11
wicht zu bringen (Fig. 4). Es ergiebt sich 0 U — ou. Die Volum-
änderung der eingeschlossenen Luft während des Emporsteigens oder Sinkens
macht sich durch Verschiebung der Wassersäule in der Röhre s be-
merkbar.
Eine annähernde Messung dieser Volumänderung ist auch am Taucher
selbst deswegen leicht ausführbar, weil er überall gleiche Weite hat.
Eine Erhöhung des Druckes um 10 cm Wassersäule
verkleinert zwar das Luftvolumen im Taucher nur im
Verhältniss der Zahlen 1043 : 1033, d. h. um ca. 1 Pro-
cent, also ein 8 cm langes Luftvolumen wird um etwa
0,8 mm verkürzt. Macht man die mit dem Knierohr
verbundenen Röhren etwa 1 m lang, so kann man durch
senkrechtes Anheben derselben nach oben, bez. Senken
nach unten schon den Druck um mehr als das 20 -fache
variiren (es kommt noch die Steighöhe des Tauchers
in der Flasche hinzu). Das lange Glasrohr nehme man
bei diesem Versuch etwas eng, damit das Wasser beim
Verkleinern des Druckes nicht herausrinnt. Klebt
man einen sehr schmalen Streifen Millimeterpapier,
den man mit Lack bedeckt, an den Taucher in der
Gegend der seitlichen Oeffnung, so kann man einen
Schüler die mehr als 20 Procent betragende Gesammt-
änderung des Luftvolumens ablesen lassen und die
gefundene Grösse mit der Länge der Luftsäule im
Taucher und dem Unterschied der Druckhöhen zu
einer einfachen Rechnung auf Grund des Mariotte’schen
Gesetzes verbinden. Bei diesem Versuche kann das
Wasserniveau im Taucher nicht unerheblich unter die
seitliche Oeffnung sinken; die Luft wird am Heraus-
treten durch das Oberflächenhäutchen gehindert.
Hat man einen Taucher in eine enghalsige Flasche gebracht, in
welcher er durch irgend welche Ursachen einen zu grossen Theil seiner
Luftmenge eingebüsst hat, so kann man den Taucher auch dadurch wieder
zum Aufsteigen bringen, dass man die Flasche — etwa mit einem Heber
entleert und dann neu füllt.
Die Expansion der Luft zeigt man sehr anschaulich durch den Luft-
pumpenversuch, bei dem ein halb mit Luft gefülltes Reagensglas in ein
Gefäss mit Wasser verkehrt eingestellt und unter den Recipienten gebracht
wird. Es empfiehlt sich, auch hier den Taucher mit seitlicher Oeffnung
zu verwenden. Man senkt denselben derart schräg in das in einem
Cylinder befindliche Wasser, dass der Taucher auf den Boden sinkt, und
stellt den Cylinder entweder unter einen hohen Recipienten oder man
versieht ihn mit einem guten Kork, in dessen Durchbohrung ein recht-
winklig gebogenes Glasrohr sitzt, das man durch weitere Stücke Glasrohr
und festzubindende Gummiröhren an die Kolben- oder Wasserluftpumpe
anschliesst. Gleich nach dem Beginn des Evacuirens erhebt sich der
Taucher und eine Luftblase nach der anderen entweicht aus der seitlichen
Oeffnung. Wenn man nun nicht gleich möglichst grosse Luftverdünnung
hervorruft, sondern von Zeit zu Zeit das Arbeiten der Pumpe unterbricht,
so kann man mit dem Taucher annähernd den Grad der bereits erreichten
Luftverdünnung feststellen. Man lässt hierzu vorsichtig etwas Luft zurück-
12
treten (bei Benutzung der Kolbenluftpumpe lässt man einfach den Kolben
zurückgehen), bis der Taucher gerade zu sinken beginnt. Dieser fällt
jetzt viel schneller auf den Boden, als wenn über dem Taucher der
gewöhnliche Luftdruck besteht, weil das Luftvolumen im Taucher in Folge
des unten grösseren Wasserdruckes jetzt viel stärker verkleinert wird.
Aus der Grösse dieser Volumabnahme und der Höhe der Flüssigkeitssäulen
kann man in einer einfachen Aufgabe eine ungefähre Feststellung des
über der Wasseroberfläche vorhandenen Druckes gewinnen. Beim weiteren
Evacuiren macht sich der Einfluss des Dampfdruckes immer mehr bemerk-
bar. Benutzt man die Kolbenluftpumpe, so kann man mit diesem Versuch
den Nachweis des Siedens von Wasser in der Kälte unter geringem Druck
gleichzeitig erledigen.
Lässt man einen Taucher längere Zeit hindurch in nicht desinficirtem
Wasser, so beobachtet man eine langsame Abnahme der Luftmenge, die
in erster Linie von dem Verbrauch des im Wasser gelösten Sauerstoffes
durch Mikroorganismen herrührt. Auch abgesehen hiervon treten ausser
durch Wechsel von Temperatur und Barometerstand Aenderungen des im
Taucher befindlichen Luftvolumens ein. Will man zu Versuchen, die am
Schluss angedeutet sind, das Luftvolumen recht lange ungeändert durch
Lösungsvorgänge bewahren, so wählt man zur Aufnahme des Tauchers
eine andere, leicht bewegliche Flüssigkeit, Petroleum oder dergleichen.
Versuche hierüber hat der Verfasser erst begonnen. Man hat in dem
Aufsuchen des Punktes, in welchem der Taucher sich im labilen Gleich-
gewicht befindet, ein ziemlich genaues Mittel, ganz kleine Aenderungen
des Volumens unter Berücksichtigung von Temperatur und Barometerstand
zu messen.
An einer etwa % m langen Glasröhre sk (Fig. 5), die innen eine
Millimetertheilung auf Papier enthält und an beiden Enden zugeschmolzen
ist, befinden sich unten zwei verschiebbare, aber
durch Reibung ziemlich festsitzende Spiralen aus
$ Draht oder kurze Blechcylinder h. Dieselben haben
zwei kurze, von der Röhre senkrecht fortragende
Ansätze, welche den Taucher zwischen sich fest-
r halten, jedoch derart, dass derselbe sich um 1 bis
2 mm aufwärts, bez. abwärts bewegen kann. Der
untere Träger des Tauchers ist ein einfacher, wie
die Figur zeigt, gebogener Draht d\ der obere ist
ein am Ende zu einem Ringe r gebogener Draht.
Der Ringdurchmesser ist kleiner als derjenige des
Tauchers. Man befestigt das Skalenrohr des kleinen
Apparates, nachdem man diesen mit eingesetztem
Taucher, in schiefer Stellung in die in einem Cylinder
b befindliche Flüssigkeit eingesenkt hat, so in einer
Stativklemme, dass es leicht in senkrechter Richtung
^ verschoben werden kann, und sucht nun diejenige
Höhenlage für den Taucher auf, in welcher er nach
einer leichten Erschütterung durch Klopfen an das
Stativ mit dem Finger sich etwa ebenso geneigt
zeigt, sich an den oberen, als den unteren Theil
der seine Bewegung begrenzenden Stützen anzulegen. Man kann auch die
Skalenröhre, nachdem der Ort des labilen Gleichgewichts annähernd ge-
13
fanden ist, in der Klemme fester spannen und mit einem als Pipette
benutzten Röhrchen das Flüssigkeitsniveau im Cylinder ändern. Schliess-
lich liest man das Skalenrohr wie ein Aräometer ab und notirt Temperatur
der Flüssigkeit und Barometerstand.
Diese Beobachtung wird nach einigen Tagen, während welcher der
Apparat ruhig stehen bleibt, wiederholt und die Ursache der inzwischen
eingetretenen Aenderungen besprochen. Auch bei Schülerversuchen dürfte
eine Genauigkeit der Beobachtung bis auf 2 mm leicht erreichbar sein,
ein Werth, der einer Aenderung des Barometerstandes um etwa 1/7 mm
entspricht. Die Methode gestattet möglicherweise auch Anwendungen
auf der Schule fernerstehenden Gebieten*).
Für solche Gase, die wie Kohlensäure und Acetylen in Wasser leichter
löslich sind als Luft, kann diese Eigenschaft mit dem Taucher viel ein-
facher constatirt werden. Man füllt diesen entweder wie in der pneu-
matischen Wanne oder durch bloses Einleiten mit dem Gase, wobei man
den Taucher mit Daumen und Mittelfinger, die seitliche Oeffnung ab-
schliessend, festhält; nach dem Füllen legt man den Zeigefinger auf die
Endöffnung des Tauchers und lässt diesen nunmehr in das in einem
Cylinder befindliche Wasser gleiten. Der mit Kohlensäure gefüllte Taucher
sinkt in reinem Wasser in 10 bis 15 Minuten, in sehr verdünntem Ammoniak
in etwa 2 Minuten zu Boden. Ein mit Acetylen gefüllter Taucher braucht
in reinem Wasser erheblich mehr Zeit. Die hierbei mitwirkenden Um-
stände sollen noch näher untersucht werden.
Wie schon Eingangs erwähnt, wurde zuerst von Schwalbe der Car-
tesianische Taucher als Druckindicator bei Schulversuchen benutzt**).
Durch sein Sinken, bez. sein Steigen macht der Taucher das vielleicht
nur äusserst kleine Ueberschreiten zweier Druckgrenzen in einer die Auf-
merksamkeit stark erregenden Weise bemerkbar***). Man kann nun auch
den Taucher dazu verwenden, die innerhalb zweier Grenzwerthe vor-
handenen Drucke in einer zwar nicht für genaue Messungen geeigneten,
aber dafür besonders deutlich sichtbaren Weise anzuzeigen. Bringt man
nämlich mit den oben an gedeuteten Mitteln einen Taucher zum sogenannten
Schweben f), so wird durch Druckänderungen im Cylinder, den man auf
der Aussenseite mit einer lapidarisch gemalten Skale versehen kann, ein
breit herstellbarer Index verschoben. Auf diese Weise sind die a. a. 0.
beschriebenen Apparate, ein Thermoskop, sowie ein Differential -Thermo-
skop construirtff). In justirtem Zustande nicht transportirbar, weil die
*) Die angegebene Genauigkeit entspricht einer solchen der Beobachtung kleiner
Volumänderungen um etwa 1/5 000. Mit Hilfe von auf gleichem Princip beruhenden
Apparaten können auch grosse Volumänderungen genau gemessen werden — soweit
dies bei Benutzung von Wasser als Sperrflüssigkeit möglich ist. Weiteres hierüber
möchte ich einer späteren Arbeit Vorbehalten.
**) Vergl. auch den Versuch von Geschöser, Poske’s Zeitschr. XII, S. 350.
***) Beide Grenzwerthe des Druckes liegen soweit auf einer Wasserdruckskale von
einander, wie die Höhe der vom Taucher durchfallenen Flüssigkeitssäule beträgt.
f) Nimmt man es genau, so könnte man auch bei jenen Versuchsanordnungen
(a. a. 0. S. 214 unten und S. 216 — 218) nur von einer besonderen Art des Schwimmens
reden und wohl behaupten, dass nur die Flüssigkeitsmolekeln und die in die gleichen
Zustände übergeführten Molekeln und Jonen gelöster Körper zu „schweben“ ver-
mögen.
ff) Das Farbenthermoskop hat als ein Indicator für die Ueberschreitung zweier
Temperaturen seinen Anwendungsbereich für sich.
14
Luft des Tauchers beim Kippen heraustritt, haben dieselben vorläufig
noch den Nachtheil, dass die Luftmengen auch bei ruhigem Stehen der
Apparate sich langsam verkleinern. Dieser Umstand wird wohl durch
Aenderungen der Construction, insbesondere durch Fortschaffen der ohne-
hin durch Schlechtwerden die Brauchbarkeit der Apparate beeinträch-
tigenden Gummischläuche und Ausprobiren der besser als Wasser geeigneten
Flüssigkeit zu beseitigen sein.
II. lieber Feuersteingeräthe aus sächsischen Fundorten.
Von H. Döring.
Ein Vergleich zwischen nordischen und sächsischen Feuersteingeräthen
muss ohne Zweifel zu Ungunsten der heimathlichen Funde ausfallen. Im
Norden, wo der Feuerstein der Kreide eingebettet ist, lag das Rohmaterial
zur Fabrikation von Waffen und Werkzeugen massenhaft und in bester
Qualität zur Auswahl bereit. Bei uns findet sich Feuerstein dagegen nur
an secundärer Lagerstätte; er ist in den Grundmoränen der diluvialen
Gletscher, also im Geschiebelehm eingelagert oder wurde hei der Auf-
arbeitung der Formation durch diluviale Wässer über die Ebene verstreut.
Die unseren neolithischen Vorbewohnern zur Verfügung stehenden Feuer-
steinknollen waren also nach Zahl, Umfang und Güte wesentlich geringer.
Aber gleichwohl wurde das durch Gletschereis importirte Rohmaterial
wegen seiner Härte und Spaltbarkeit von den heimathlichen Urbewohnern
gern zu Geräthen verarbeitet.
Bisher sind von folgenden Fundstellen Sachsens Feuersteingeräthe
bekannt geworden:
1. Im Domholz von Grossdölzig westlich von Leipzig: 2 ge-
schliffene und polirte Flachbeilchen.
2. In einer Herdstelle von Grossmiltitz westlich von Leipzig:
Messerchen und Schaber.
3. An der Pulvermühle nördlich von Zwenkau: gemuschelte
Lanzenspitze.
4. In Herdstellen hei Z au schwitz nördlich von Pegau: Messerchen.
5. Auf Flur Hohnstädt nördlich von Grimma: geschliffenes Flach-
beil (13,8 cm lang, grösstes Exemplar aus Sachsen).
6. Auf dem Gaumnitzhügel bei Casabra bei Oschatz: 1 ge-
schliffenes Flachbeilchen, 1 gemuschelte Pfeilspitze, Bohrer, Schaber,
Messer, Nuclei, Splitter, Kugler.
7. Auf dem Festenberg bei Baderitz südwestlich von Mügeln:
gemuschelte Pfeilspitze.
8. Bei Kiebitz südlich von Mügeln: Messerchen.
9. In einer Herdstelle bei Hof bei Stauchitz: Messerchen.
10. Auf Feldern von Nünchritz und Leckwitz an der Elbe bei Riesa:
mehrere geschliffene Flachbeilchen, 4 gemuschelte Pfeilspitzen,
Hunderte von Messern und Schabern, sowie zahlreiche Splitter.
11. Bei Radewitz bei Riesa: Nucleus und Messerchen.
16
12. Bei Cossebaude bei Dresden: 3 geschliffene Flacbbeile, 1 Meisel.
13. Bei Cotta bei Dresden, in Herdstellen: zahlreiche Messerchen,
Schaber, Pfeilspitzen, Abfallsplitter, Schlagsteine oder Kugler.
14. In Löbtau bei Dresden, in Herdstellen: zahlreiche Messerchen
und Schaber, 1 Bohrer und Splitter in grosser Anzahl.
15. In der Haide nördlich Weisser Hirsch bei Dresden: Messer und
Abfallsplitter.
16. Auf Feldern von Sporbitz südöstlich von Dresden: geschliffenes
Flachbeil.
17. Bei Lockwitz südöstlich von Dresden, in Trichtergruben: Messer,
Schaber, Nuclei, Klopfsteine, Schleudersteine, Bohrer, Pfeil- und
Lanzenspitzen, sowie Abfallsplitter in grosser Zahl.
18. Bei Kamenz: 1 Flachbeilchen.
19. Am Abgott bei Oehna nördlich von Bautzen: zahlreiche Schaber
und Splitter, 1 Nucleus.
Vorstehende Zusammenstellung will auf Vollständigkeit nicht Anspruch
machen, es geht jedoch mit Sicherheit daraus hervor, dass in unserem
Heimathlande das Kleingeräth überwiegt. Geschliffene und fein ge-
muschelte Artefacte sind selten. Es besteht darum Neigung, dieselben
als prähistorische Importwaare aus nordischen Ländern anzusehen.
Von dem rohbehauenen Geräth wird man gewiss als sicher annehmen
dürfen, dass dasselbe im Lande hergestellt wurde, da man nicht nur
geeignetes Rohmaterial, sondern auch zahlreiche Klopfsteine, Nuclei und
Abfallsplitter auf neolithischen Plätzen vorfindet. Solcher Feuerstein-
werkstätten haben wir demnach im eigenen Vaterlande eine ganze Reihe.
Die ausgeprägteste derselben ist jedenfalls Lockwitz bei Dresden, aber
auch Leckwitz und Nünchritz bei Riesa, Casabra bei Oschatz und Oehna
scheinen ergiebig zu sein.
Einzelne der kleinen Geräthe, wie Schaber und Bohrer, sind am Rande
gemuschelt oder gedengelt, um an der abgenutzten Schneide neue Schärfe
zu erzeugen. Wenn wir nun dem neolithischen Erzeuger des Geräthes die
Geschicklichkeit Zutrauen, sein Handgeräth zu schärfen und Grünstein-
beile zu schleifen und zu glätten, so mag er wohl auch fähig gewesen
sein, kleine Pfeilspitzen zu muscheln und Flachbeilchen zu schlagen und
zu schleifen. Es ist doch auffällig, dass wir in unserem Lande nur kleine
Formen von Feuersteingeräth finden, während der Norden durchgehends
Funde von bedeutenderen Dimensionen aufweist. Dieser auffällige Unter-
schied findet leicht und einfach seine Erklärung, wenn man annimmt, dass
unsere neolithischen Vorbewohner wegen der quantitativ und qualitativ
geringeren Auswahl an Rohmaterial eben nur kleinere Formen erzeugten,
während der neolithische Rugianer bei seinem Reichthum an Rohstoff
die Dimensionen anders bemessen konnte. Sicher würde doch auch bei
einem Importiren der geschliffenen Feuersteinbeile vom Norden herein die
grössere Handelswaare, wie sie eben der Norden führt, eine höhere Be-
werthung erfahren haben als kleineres Geräth. Es dürfte darum die
Annahme, dass gemuschelte Pfeilspitzen und geschliffene Flachbeilchen
aus Feuerstein heimische Producte seien, nicht als unberechtigt erscheinen.
Da allerdings der Feuerstein bei uns in Sachsen nicht überall gleich
häufig vorhanden ist, so ist immerhin möglich, dass vollkommen aus-
gestaltete Feuersteingeräthe ein Object des Binnenhandels gewesen sind.
17
Eine gewisse Uebereinstimmung zwischen nordischen und sächsischen
Fabrikaten besteht nicht blos hinsichtlich der Hauptformen des Geräthes,
sondern auch in Bezug auf die Technik der Herstellung (Klopfsteine,
Nuclei, Spähne und Splitter). Es erklärt sich diese Harmonie zum Theil
durch die Gleichartigkeit des Stoffes; vielleicht haben auch die einge-
wanderten Neolithen unseres Landes die Fertigkeit der Feuersteinbe-
arbeitung mitgebracht.
Drei der erwähnten sächsischen Werkstätten (Leckwitz, Nünchritz und
Casabra) haben übrigens in ihrer örtlichen Lage noch ein Moment gemein-
sam, worin sie ebenfalls den Rügen’schen Plätzen gleichen: sie liegen
sämmtlich auf einer flachen Bodenwelle; der Untergrund wird von Kies
oder Sand gebildet, doch das Wasser ist nicht allzuweit entfernt.
<3
III. Zwei neue Funde neolithischer schnuryerzierter
Gefässe aus Sachsen.
Von Prof. Dr. J. Deichmüller.
Klotzsche bei Dresden.
Das Gebiet der Haltestelle Klotzsche der Dresden -Görlitzer Eisen-
bahn wird nach NO. hin von einem tiefen Graben begrenzt, dessen
Böschung im Herbst 1899 heftige Begengüsse zerrissen und zerfurcht
hatten. In einem der Wasserrisse waren Gefässscherben blosgelegt worden,
welche die mit der Ausbesserung der entstandenen Schäden beschäftigten
Arbeiter zu weiterem Nachgraben veranlassten , wodurch ein ziemlich
vollständiges Gefäss, das Untertheil eines zweiten und neben letzterem
eine wohlerhaltene Steinaxt zu Tage gefördert wurden. Die Fundstücke
gelangten in den Besitz der K. Prähistorischen Sammlung in Dresden,
leider in stark verletztem Zustande; eine nochmalige Nachgrabung an der
Fundstelle verlief fast ergebnisslos , da seit der Auffindung mehrere
Wochen vergangen waren und die örtlichen Verhältnisse eine ausgedehntere
Untersuchung nicht zuliessen.
Die Fundstelle liegt ganz in der Nähe des in den Abhandlungen der
naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis 1899, S. 85 beschriebenen Urnen-
feldes vom älteren Lausitzer Typus. Der Fund besteht insgesammt aus
drei Gefässen und einer Steinaxt, welche nach Angabe der Arbeiter dicht
bei einander in geringer Tiefe unter der Erdoberfläche ohne Steinpackuug
in dem lockeren Haidesandboden standen; Skelettreste sind nicht be-
obachtet worden.
Das am besten erhaltene Gefäss (Fig. 1), ein deutlich in Hals und
Bauch gegliederter Becher mit breiter Bodenfläche, soll nach Aussage
der Finder gehenkelt gewesen sein, doch ist ein Henkel nicht mehr vor-
handen, auch die Ansatzstelle eines solchen weder am Gefässbauch noch
an dem erhaltenen Theile des Halses zu bemerken. Letzterer steigt
senkrecht auf und ist oben wie unten mit einer vierfachen horizontalen
Schnurlinie, dazwischen mit unregelmässig schräg schraffirten Dreiecken
aus Schnureindrücken verziert. Acht an einander gereihte ähnliche Drei-
ecke umsäumen den Hals oben auf dem Gefässbauch*). Alle Schnurein-
*) J)ie Schnur Verzierungen sind an allen hier beschriebenen Gefässen mit nach
rechts gedrehten Schnuren hergestellt.
19
drücke sind paarweise angeordnet und scharf ausgeprägt. Die Aussen-
fläche des sauber ausgeführten, ziemlich hart gebrannten Gefässes ist
gelb- bis schmutzigbraun, die Innenfläche dunkelgrau, der Querbruch der
4 mm starken Wandung schwarz gefärbt. Weisse Quarzkörnchen und
dunkle Glimmerblättchen durchsetzen in reichlicher Menge den zur Her-
stellung des Gefässes verwendeten Thon.
Von einem zweiten Gefäss (Fig. 2), einem gehenkelten Krug ist nur
ein grösseres Bruchstück mit dem Henkel und der Boden erhalten
geblieben. Hals und Bauch gehen in seicht S-förmig geschwungener
Linie ohne scharfe Trennung in einander über. 13 unregelmässige,
horizontale Schnurlinien bedecken, z. Th. durch den Henkel unterbrochen,
die ganze Halsfläche
mit Ausnahme eines ca.
9 mm breiten Streifens
unter dem Rande, an
einander gereihte,
schräg schraffirte, mit
der Spitze nach unten
gestellte Dreiecke aus
Schnurlinien den obe-
ren Theil des Gefäss-
bauches. Auch der
Henkel trägt Schnur-
verzierung in drei-
facher, im Zickzack
gebrochener Linie. Die
Verzierungen sind
scharf eingedrückt. Die
äussere Oberfläche hat
schmutzigbraune, die
innere schwarzgraue,
der Querbruch der ca. 3,3 mm starken Wandung schwarze Färbung.
Der reichliche Zusatz von z. Th. gröberen Quarzkörnern zu dem ver-
wendeten Thon macht das Gefäss rissig und bröcklig.
Von dem dritten Gefäss sind leider nur so wenige Bruchstücke vor-
handen, dass sich dessen Form nicht genau feststellen lässt. Der untere
Theil (Fig. 3) ist weitbauchig, der Hals (Fig. 3a) anscheinend senkrecht.
Das Gefäss unterscheidet sich von den beiden anderen desselben Fundes durch
das Fehlen von Schnurverzierungen, an deren Stelle Schnittverzierungen
angebracht sind. Auch hier wird die Basis des Halses von an einander
gereihten, schräg schraffirten, mit der Spitze nach unten gerichteten
Dreiecken in roher Ausführung umsäumt (Fig. 3b). Wie das Bruchstück
des Halses erkennen lässt, war auch dieser mit solchen Dreiecken verziert
(Fig. 3a*). Die Striche sind scharf und tief eingeschnitten. Bemerkens-
werth ist die im Verhältniss zur Grösse des Gefässes geringe Wandstärke
von ca. 4 mm. Querbruch wie Innen- und Aussenfläche sind erbsgelb bis
fleckig gelbbraun gefärbt, dunkle Glimmerblättchen in reichlicher Menge
und sparsamer weisse Quarzkörner in der ganzen Masse verth eilt.
Die bei letzterem Gefäss gefundene Steinaxt (Fig. 4) ist am Stielloch
beiderseits verstärkt, der Grundriss fast fünfseitig, der Querschnitt am
Bahnende gerundet. Bahn und Oberseite sind in der Längs- und Quer-
es der natürlichen Grösse.
20
richtung flach gewölbt, die stärker gewölbte Unterseite zeigt Spuren von
Facettenschliff, in der Seitenansicht verbreitert sich das Geräth nach
der scharf gekrümmten Schneide zu axtartig. Die Achse des nahezu
cylindrischen, oben 16, unten 14,5 mm weiten Stiellochs verläuft fast
genau in der Richtung der Schneide, der Rand der Bohrung ist oben
scharfkantig, unten verbrochen. Die Steinaxt ist aus feinkörnigem Diabas
hergestellt, allseitig sorgfältig abgeschliffen und nur wenig verwittert.
Dieses Vorkommen neolithischer schnurverzierter Gefässe bei Klotzsche
ist nicht das erste in dortiger Gegend, bereits 1888 wurde beim Grund-
graben für die Villa des Hofstuckateurs C. B. Hauer in Klotz s che -
Königswald unter den Wurzeln eines Baumes vereinzelt eine schnur-
verzierte Amphore gefunden, welche sich jetzt in der Sammlung des
Fabrikbesitzers Emil Kühnscherf in Dresden befindet. Die Fundstelle
liegt ca. 550 m in südwestlicher Richtung von der ersteren entfernt.
Das wohl erhaltene Gefäss (Fig. 5) hat eine Höhe von 12,4 cm. Der
niedrige, weite, nach innen geschweifte Hals sitzt auf einem fast kugeligen
Bauch, der über der Bodenfläche eingeschnürt ist; wenig über dem grössten
Durchmesser in halber Höhe des Gefässes sind zwei
rohe, ca. 17,5 mm breite, horizontal durchbohrte
Henkel angebracht. Um den Hals läuft spiralig ge-
wickelt eine neunfache horizontale Schnurlinie, welche
nach unten umsäumt wird von neun an einander
gereihten, nach unten gerichteten Dreiecken aus
drei- bis fünffach in einander gestellten Winkeln
von Schnurlinien, welche durch je fünf kurze senk-
rechte Schnurlinien über den Henkeln in zwei Gruppen
1/5 der natürlichen Grösse, zu vier und fünf Dreiecken getrennt werden. Das
Gefäss, dessen Wandungsstärke am Rande des Halses
4 bis 5 mm beträgt, ist ziemlich roh gearbeitet, die Oberfläche uneben
und durch den reichlichen Zusatz von Quarzkörnern zu der Thonmasse
rauh und körnig. Die Verzierungen sind flüchtig und wenig scharf aus-
geführt, namentlich in dem Saum von Dreiecken, deren Schnurlinien bald
regelmässig parallel in breiten Abständen angeordnet sind, bald dicht
beisammen liegen, z. Th. in einander fliessen. Das Gefäss ist ziemlich
hart gebrannt und innen wie aussen gelblichroth, mit erbsgelben Flecken
gefärbt.
Die Funde von Klotzsche sind bis jetzt die südlichsten im Gebiet
der neolithischen schnurverzierten Keramik innerhalb des Königreichs
Sachsen, welche sich von hier aus über eine schmale Zone längs des
Elblaufs bis in die Gegend von Riesa verbreitet, einerseits nach Westen
hin durch ähnliche Funde bei Lommatzsch, Oschatz, Wurzen, Leipzig,
Zwenkau und Pegau mit dem grossen thüringischen Steinzeitgebiet zu-
sammenhängt, andererseits mit ihren östlichen Ausläufern bis in die
Gegend von Bautzen reicht. Im unteren sächsischen Elbthal ist als
neuer Fund der eines schnurverzierten eimerartigen Bechers bei
Künehritz
hinzugekommen. Das Gefäss wurde im Februar 1900 beim Abräumen
der Erddecke im Hangenden eines der zwischen Nünchritz und Sageritz
in dem dort anstehenden Biotitgneiss betriebenen Steinbrüche gefunden
21
und der Dresdner Prähistorischen Sammlung von Lehrer E. Peschei in
N ünch ritz zum Geschenk gemacht.
Der Becher (Fig. 6) ist fast cylindrisch mit nur leicht geschweifter
Wandung und war dicht über der mittleren Höhe mit einem kleinen,
12 mm breiten, horizontal durchbohrten Henkel versehen, der aber vom
Finder abgestossen worden und verloren gegangen ist. Das sauber aus-
geführte Gefäss hat eine Höhe von 8,5 cm und eine Wandungsstärke von
4 mm. Ein 6 mm breiter Streifen längs des Oberrandes und wenig mehr
als das untere Drittel der Aussenfläche sind unverziert , das obere Drittel
wird von zehn horizontalen Schnurlinien bedeckt, welche z. Th. durch den
Henkel unterbrochen und nicht schraubenförmig, sondern in einzelnen
Ringen, deren Anfang und Ende an mehreren Stellen deutlich sichtbar
werden, um das Gefäss gelegt sind. Den Abschluss nach unten bildet
ein Saum von neun Dreiecken, deren Spitzen nach unten stehen und die
aus je vier regelmässig in einander gelegten Winkeln von
Schnurlinien zusammengesetzt sind. Die Henkelansätze lassen
erkennen, dass auch auf dem Henkel fünf senkrechte Schnur-
linien angebracht waren. Die Schnurverzierungen sind regel-
mässig gelegt und scharf abgedrückt. Das Gefäss ist aus
reichlich mit Quarzkörnchen, spärlich mit feinen Glimmer-
blättchen gemengtem Thon hergestellt und fest gebrannt.
Durch die röthlichgelbe , sehr dünne Oberflächenschicht
scheint die schwarze Färbung des Inneren vielfach hindurch.
Die Funde von Klotzsche und Nünchritz haben die aus dem König-
reich Sachsen bekannte neolithische schnurverzierte Keramik durch neue
Formen oder Ornamente nicht wesentlich bereichert. Becher wie Fig. 1
mit deutlicher Gliederung in Hals und Bauch, z. Th. gehenkelt, waren
bereits früher bei Cröbern südlich Leipzig, bei Stauda bei Priestewitz,
bei Nadelwitz, Lubachau und Quatitz in der Umgegend von Bautzen
gefunden worden, Amphoren wie Fig. 5 bei Auritz östlich Bautzen und
in mehreren Exemplaren bei Cröbern. Fundorte für cylindrische Becher
wie Fig. 6, ein- oder zweihenkelig, sind Cröbern, Burgstädt (?), Bornitz
bei Oschatz und Niedercaina bei Bautzen. Nur die in Fig. 2 abgebildete
Krugform, ungegliedert mit S-förmig geschweiftem Profil, scheint bisher
aus Sachsen noch nicht bekannt zu sein; einige Aehnlichkeit mit dieser
Form zeigt der durch H. Jentsch*) beschriebene Krug von Strega in der
Niederlausitz. Unter den Verzierungsmustern, welche in mannigfaltiger
Abwechselung zu den häufigsten der neolithischen schnurverzierten Keramik
gehören, ist die an dem Becher Fig. 1 streng durchgeführte paarige
Anordnung der Schnurlinien bemerkenswerth.
Die hier besprochenen Gefässformen haben von Neuem gezeigt, dass
sich die neolithische Schnurkeramik im Königreich Sachsen in Form wie
Ornamentirung an die Thüringens, speciell des Saalegebietes**) eng an-
schliesst, deren Einfluss sich bis in die sächsische Lausitz geltend macht.
*) Niederlausitzer Mittheilungen Bd. VI, Hft. 2, 1900, S. 55, Fig. 1.
**) A. Götze: Die Gefässformen und Ornamente der neolithischen schnurverzierten
Keramik im Flussgebiete der Saale. Jena 1891.
11 der natürl.
Grösse.
*
IV. Spätslavisches Skelettgräberfeld bei Niedersedlitz.
Von Prof. Dr. J; Deichmüller.
Im April 1900 theilte mir Herr Gand. jur. Alexander Teetzmann
mit, dass an der Windmühlenstrasse in Niedersedlitz beim Abgraben von
Kiesmassen ein slavisches Skelettgräberfeld aufgedeckt worden sei.
Leider kam diese Nachricht zu spät, um der Vernichtung der Funde Vor-
beugen zu können, denn als ich anderen Tages die Fundstelle besichtigte,
waren die letzten Gräber bereits beseitigt und zerstört. Neue Funde
haben sich seitdem nicht wieder gezeigt, obgleich die jetzt beendeten
Ausschachtungsarbeiten um mehrere Meter weiter vorgeschritten und auch
nach Süden ausgedehnt worden sind.
Die Fundstätte liegt am östlichen Rande der den Ausgang des Thaies
zwischen Lockwitz und Niedersedlitz auf dem linken Ufer des Lockwitz-
baches begleitenden, flach nach N. geneigten diluvialen Schotterterrasse,
die nach dem Bache zu durch eine mehrere Meter hohe Steilböschung
abgeschnitten wird. Die von Niedersedlitz nach der Lockwitz -Dresdner
Landstrasse an der ehemaligen holländischen Windmühle vorüberführende
Windmühlenstrasse durchschneidet diese Böschung etwa 350 m östlich der
Mühle. Südlich dieses Punktes sind im März und April d. J. die Schotter-
massen längs des Terrassenrandes in ca. 1,8 bis 2,o m Mächtigkeit von
0. nach W. abgegraben worden, um zur Anschüttung neuer Strassenkörper
in Niedersedlitz Verwendung zu finden. Hierbei stiessen die Arbeiter
auf Reihen von Skeletten, die aber bis auf wenige unbedeutende Reste
zerstört wurden. Herr Teetzmann hatte noch Gelegenheit, den Rest eines
Kindesgrabes zu untersuchen und hierbei eine Silbermünze zu finden.
Ueber die Anordnung und den Inhalt der Gräber konnte mir der
die Erdarbeiten leitende Schachtmeister einige Mittheilungen geben.
Hiernach wurden etwa 20 bis 22 Gräber gefunden, die in drei in nord-
südlicher Richtung verlaufenden Reihen angeordnet waren. Die Gräber
begännen ca. 60 m südlich der Windmühlenstrasse; die erste Reihe lag
ungefähr 8 m vom Rande der Terrasse entfernt und bestand aus vier oder
fünf Gräbern, darunter ein Kindergrab. Durch einen ca. 1 m breiten
Streifen davon getrennt folgte eine zweite Reihe aus sieben oder acht
und weiter im gleichen Abstande eine dritte aus neun Gräbern, unter
diesen mehrere Kindergräber. Die Grabstellen je einer Reihe waren
ca. 0,9 bis l,o m von einander entfernt, wenn auch nicht immer in gleichen
Zwischenräumen; die Skelette sollen nicht senkrecht, sondern schief zur
Längsachse der Reihen in der Richtung WNW. — OSO. gelegen haben.
23
Aufgefallen ist dem Schachtmeister die wechselnde Lage der Skelette in
den drei Reihen: in der ersten waren dieselben mit dem Kopf nach W.,
mit den Füssen nach 0. orientirt, in der zweiten umgekehrt, während in
der dritten Reihe die Anordnung der ersten sich wiederholte. Die Gräber
zweier benachbarter Reihen alternirten mit einander.
Die Skelette lagen gestreckt auf dem Rücken in 90 bis 95 cm Tiefe
unter der Oberfläche ohne Unterlage auf dem Kiesgrund. In der Be-
stattungsform hat sich zwischen Erwachsenen und Kindern
ein Unterschied bemerkbar gemacht: während die Leichen
Erwachsener ohne jede Umhüllung in der Erde ruhten,
waren die Kinderleichen kistenartig mit Plänersandstein-
platten umbaut, die derart auf die Schmalseite gestellt
waren, dass die Ränder der einzelnen Platten die der
beiden benachbarten überdeckten, auch sollen solche
Platten zuweilen den Kopf der Kinderleichen bedeckt haben
(Fig. 1). In einigen Gräbern erwachsener Individuen ist
weiter beobachtet worden, dass auf der Leiche einzelne
grössere, flache Gerolle und darauf Holzkohlen lagen. Die
Gräber selbst hoben sich durch dunklere Färbung von
dem lichteren Kiesgrund der Umgebung ab.
Von dem Inhalt der Gräber ist leider nur sehr wenig
gerettet worden, obgleich die Skelette der Erwachsenen
gut erhalten, die der Kinder aber meist zerdrückt gewesen sein sollen.
Von Skelettresten sind erhalten der unvollständige Schädel eines älteren
Individuums und zwei Bruchstücke von Unterkiefern kindlicher Leichen,
von Beigaben das Bruchstück eines Thongefässes und eine Silbermünze.
Sämmtliche Funde sind der K. Prähistorischen Sammlung in Dresden über-
geben worden.
Die nachstehenden Mittheilungen über die Skelettreste verdanke ich
Herrn Dr. Jablonowski, Assistenten am K. Zoologischen und Anthro-
pologisch-Ethnographischen Museum in Dresden, welcher auf meine Bitte
die Untersuchung derselben bereitwilligst vorgenommen hat.
„1. Fragment eines ziemlich geräumigen Schädels, aus verschiedenen
Stücken zusammengeleimt. Das Schädeldach ist ziemlich vollständig
erhalten, doch fehlen u. a. die vorderen Partieen der Squama frontalis;
sonst sind nur noch geringe Reste der Seitenwände und der Basis vorhanden,
darunter die Squama occipitalis fast vollständig und von den Schläfen-
beinen die Pyramiden und die Umgebung des Porus acusticus externus.
Farbe im Ganzen schmutzig braun -gelb, stellenweise heller oder
dunkler. Oberfläche vielfach angegriffen, Knochensubstanz sehr zerreiblich.
Sutura coronalis, sagittalis und lambdoidea verstrichen 'oder stark
im Verstreichen, an der inneren Oberfläche im Allgemeinen in höherem
Grade als an der äusseren, übrigens regelmässig gebildet.
Norma verticalis eiförmig. Norma occipitalis fünfeckig, die drei
oberen Winkel abgerundet, der Spitzen winkel ziemlich flach. In der Norma
temporalis erscheint der Umriss des Schädeldaches aus drei ziemlich
geradlinigen Abschnitten zusammengesetzt: der erste reicht bis etwa zur
Grenze zwischen zweitem und drittem Fünftel der Sutura sagittalis, der
zweite bis zur Mitte des Planum occipitale der Squama occipitalis, der dritte
bis zum hinteren Rande des Foramen magnum. Der höchste Punkt der
Scheitelcurve fällt anscheinend in das zweite Fünftel der Sutura sagittalis.
24
Squama frontalis wenig gewölbt, Tnber frontale kaum hervor tretend.
Foramina parietalia vorhanden, linkes grösser; Tuber parietale wenig aus-
geprägt. Protuberantia occipitalis externa sehr schwach markirt. Es
lassen sich beiderseits ca. 3 bis 4 cm weit deutliche Reste der Sutura
occipitalis transversa wahrnehmen. Im lateralen Theile der Sutura lamb-
doidea beiderseits Nahtknochen, darunter rechts zwei grössere. Planum
nuchale squamae occipitalis schwach skulpirt, nur Leiste für den Musculus
obliquus capitis superior sehr kräftig. Incisura mastoidea ziemlich tief,
Fossa mandibularis tief, mit kräftigem Tuberculum articulare posticum,
besonders rechts. Linea temporalis frontal schwach ausgeprägt, weiter-
hin undeutlich, ihre supramastoidale Partie wulstig. Porus acusticus
externus oval, vorgeneigt; Spina und Fossula supra meatum ausgeprägt.
Processus mastoideus mässig gross. — An der Innenfläche am Os parietale
deutliche Sulci meningei, am Os occipitale die Eminentia cruciata stark
ausgeprägt.
Folgende Maasse lassen sich annähernd bestimmen: grösste Breite
ca. 144 mm, Intertuberal- Länge ca. 183 mm (?) (vorderer Messpunkt am
Schädel nicht erhalten), Ohrhöhe ca. 113 mm. Danach würde sich ein
Längen -Breiten -Index = 78,7 (?), ein Längen -Ohrhöhen -Index = 61,7 (?)
ergeben, der Schädel also als meso-orthocephal zu bezeichnen sein.
2. Ein Stück Alveolarfortsatz, entsprechend den linken Incisivi und
kleinen angrenzenden Partieen, vom Unterkiefer eines etwa achtjährigen
Kindes. Es zeigt mehrfach, besonders am Limbus alveolaris incis. sin.,
grüne Färbung*).
Die Alveolen der beiden linken Incisivi des Milchgebisses sind voll-
ständig vorhanden, aber leer. Incis. 1 sin. des Dauergebisses nahe am
Durchbrechen, 2 war ungefähr ebenso weit entwickelt, ist aber verloren.
3. Ein Stück des linken Alveolarfortsatzes, entsprechend dem Caninus
bis Molaris 2, vom Unterkiefer eines etwa zwölfjährigen Kindes. Unten
ist an dem Bruchstück das Foramen mentale gerade noch erhalten. —
Von Zähnen sind vorhanden: vom Milchgebiss der 1. und 2. Molar, vom
bleibenden Gebiss 1. Molar, Caninus (mit der Krone bis zur halben Höhe
vorgerückt), Praemolaris 1 (im Begriff hervorzubrechen und den 1. Milch-
molaren zu ersetzen) und, noch im Kiefer verborgen, Praemolaris 2. - —
Die drei functionirenden Zähne ersten bis leicht zweiten Grades abge-
schliffen; der Dauermolar ausserdem mit beginnender Caries.“
Beigaben sind nach Aussage des Schacht-
meisters nur in zwei Gräbern gefunden
worden und zwar ein Thongefäss bei dem
Skelett eines Erwachsenen und eine Silber-
münze am Unterkiefer einer Kinderleiche,
letztere von Herrn Teetzmann gefunden.
Von dem ursprünglich unverletzten, von
den Arbeitern aber zerschlagenen Gefäss
ist nur noch ein Bruchstück (Fig. 2) vor-
handen, aus welchem sich die ungefähre
Form des Gefässes ersehen lässt. Es ist
der in slavischen Burgwällen, Siedelungen
und Gräbern wiederholt aufgefundene henkellose Topf oder Napf mit ab-
*) An diesem Unterkiefer ist die später erwähnte Silbermünze gefunden worden.
Fig. 2. 1/a der natürlichen Grösse.
25
gestumpft kegeligem Untertheil, auf welchem ein niedriger, eingeschnürter,
nach aussen geschweifter Hals mit scharf abgestrichenem Rand aufgesetzt
ist. Die Kante zwischen Hals und Bauch ist mit einer Reihe schräger
ovaler Eindrücke verziert. Der obere Durchmesser des Gefässes beträgt
13 cm, die Wandungsstärke 3,5 bis 7,o mm. Das Material ist reichlich
mit Quarzkörnchen durchsetzt; dichtgedrängte feine Horizontalstreifen auf
der Innenwandung und auf der Äussenseite des Halses weisen auf die
Herstellung mittels der Drehscheibe hin; der Brand ist hart, die Farbe
schmutzig- bis röthlichgelb, mit einzelnen schwarzen Flecken.
Die an der einen Seite beschädigte Silbermünze (Fig. 3) hat durch
Oxydation so stark gelitten, dass das Gepräge nur undeutlich sichtbar
wird. Der Rand ist beiderseits erhaben. Auf der besser ^
erhaltenen Seite sieht man innerhalb eines anscheinend
geperlten Kreises ein Kreuz, zwischen dessen breitdrei- |l|g
eckigen Armen sich je eine Perle bez. eine Winkel-
Verzierung mit Perle gegenüberstehen. Die Rückseite Fig. 3.
zeigt in einem Kreis ein Kreuz mit schmalen Armen, Natürliche Grösse,
an deren Enden je zwei (oder drei?) Perlen stehen. Die Umschriften
zwischen Rand und Perlenkreis sind beiderseits unleserlich. Der Durch-
messer der Münze beträgt 11 mm. Nach Bestimmung durch Herrn
Geh. Hofrath Dr. Erb stein, Director der K. Münzsammlung in Dresden,
ist die Münze ein Wendenpfennig, sogenannter Hälbling der späteren
Gruppe aus dem 11. Jahrhundert nach Chr.
Das Niedersedlitzer Gräberfeld gehört demnach den ersten Jahr-
hunderten des zweiten christlichen Jahrtausends an.
Die weitere Umgebung der Fundstätte ist ziemlich reich an Ueber-
resten aus slavischer Zeit. Manche der in der Nähe gelegenen Dörfer
lassen die alte slavische Dorfform des Rundlings noch jetzt deutlich er-
kennen, sehr klar z. B. Grossborthen, wie auch Niedersedlitz und Sobrigau
in ihren ältesten Theilen. Der jetzt zum grössten Theil eingeebnete
Burgwall auf der Höhe über dem Steinbruch an Adam’s Mühle bei Lock-
witz ist eine reiche Fundgrube für Gefässscherben vom Burg wall -Typus*),
ebenso wie die Herdstellen in den alten Siedelungen im Hof des Ritter-
gutes in Lockwitz und südlich von Neuostra an der Strasse nach Gostritz.
Derartige Herdstellen mit Gefässresten und ringförmigen Webstuhlgewichten
sind neuerdings in der Lehmgrube der Ziegelei von Pahlisch & Voigt in
Prohlis**) aufgeschlossen worden. Auch die bei Sobrigau entdeckten
Skelettgräber***) aus frühchristlicher Zeit sind von einer slavischen Be-
völkerung angelegt und dürften zeitlich von den Skelettgräbern bei Nieder-
sedlitz kaum verschieden sein.
*) Sitzungsberichte der Isis in Dresden 1878, S. 24; 1891, S. 11; 1898, S. 7.
**) Ueber Berg und Thal, 1900, No. 3 (265), S. 236.
***) Ebenda, 1891, No. 3 (157), S. 125.
V. Vorläufige Bemerkungen über die floristische
Kartographie von Sachsen.*)
Yon Prof. Dr. O. Drude.
Von grösster Bedeutung und allseitig begründetem Ansehen ist der
Antheil, welchen die Landesgeologie durch ihre genauen kartographischen
Aufnahmen an der Geographie Mitteleuropas genommen hat und weiterhin
vertieft ausarbeitet.
Dass die planmässigen Landesdurchforschungen auch hinsichtlich der
Flora schliesslich zu kartographischen Zusammenfassungen führen müssen,
ist selbstverständlich. Schon oft sind Uebersichtskarten den Floren bei-
gefügt; es ist zu wünschen, dass dieselben stets mehr in die hohen
Leistungen eintreten, welche den geologischen Landesaufnahmen seit lange
innewohnen. Es handelt sich hierbei — in Anbetracht Sachsens und
Thüringens — um die Aufnahme „kleiner Länder in grossem Maass-
stabe“, wie ich das Verfahren in Kürze auf dem internationalen Geographen-
tage zu Berlin 1899 charakterisirte und an die Formations -Kartographie
anschloss. (In dem darüber von der Hettner’schen „Geographischen Zeit-
schrift“, Jahrgang V, 1899, Heft 12, S. 697 enthaltenen Bericht ist irr-
thiimlich als der Maassstab, unter welchen die topographisch -botanischen
Karten nicht wesentlich sinken sollen, 1 : 500000 anstatt 1 : 200000 an-
gegeben, was hier ausdrücklich hervorgehoben werden mag. Eine passende
Grundlage für die Flora um Dresden würden z. B. die beiden Blätter
31° 51° und 32° 51° Dresden und Bautzen, in 1:200000 herausgegeben
vom K. K. Militär -geographischen Institut in Wien, liefern. Dieselben
stellen das ganze Gelände zwischen Scheibenberg im Erzgebirge und dem
Muskauer Forst nördlich von Görlitz in brauner Gebirgsschummerung,
blauen Wasserläufen und grünen Waldflächen plastisch dar und erlauben
die Eintragung floristisch hervorragender Punkte.)
Als allgemeinen Grundsatz für solche floristische Kartographien
betrachte ich, dass man mit allen Hilfsmitteln dahin strebt, die Be-
ziehungen der Bodenbedeckung zu den massgebenden äusseren
Factoren in der Orographie und Hydrographie und dem dadurch
modificirten örtlichen Klima aufzudecken, und ferner bei der An-
gabe der herrschenden Formationsgruppen — Wald, Wiese, Moor, Haide,
*) Vortrag, gehalten in der botanischen Section der naturwissenschaftlichen Ge-
sellschaft Isis in Dresden am 8. März 1900.
27
Felsgehänge, Teiche etc. — deren allgemeine Bezeichnung durch
Angabe der hauptsächlichsten Charakterpflanzen mit der
speciellen Landesflora zu verbinden. Es sollen also die floristischen
Karten in ihrer Farbengebung ebenso ein deutliches topographisches Bild
des Landes, als auch die nothwendigen botanischen Einzelheiten dar-
bieten.
Botanische Institute können ihre systematischen Herbarsammlungen
durch genaue topographische Karten im Anschluss an besondere Formations-
herbarien ergänzen, wie das jetzt die botanische Sammlung der Technischen
Hochschule ausführt. Als Vorlage eines einzelnen Kartenblattes mag hier
die Section No. 67 der topographischen Karte von Sachsen 1 : 25 000 dienen,
Blatt Pillnitz, welche in Farbstift-Colorirung die Formationen der Hügel-
wälder, Haide wälder, Bergschluchtenwälder mit Tanne und Bergahorn,
der sonnigen Geröllhänge mit trockenen Grastriften und Weinbergen, der
Flussniederungs- und der Moorwiesen am Bande von Teichen neben ein-
ander hinstellt und durch eingetragene Ziffern die besondere Formations-
ausprägung nach dem jetzt von mir dafür entworfenen Eintheilungsschema,
sowie die Standorte hervorragend wichtiger Species kenntlich macht.
Solche topographische Karten in 1:25000 sind zur Vervielfältigung
im Druck zu umfangreich; nur gleichsam als Probeblätter können einzelne
von besonderer Wichtigkeit herausgegeben werden. Sie eignen sich aber
vorzüglich als Unterlage für die im Druck herauszugebende, zusammen-
fassende Karte, besonders dann, wenn sie die Verbreitung solcher wichtiger
Arten genau darstellt, welche zur Kennzeichnung einzelner Formationen
besonders geeignet sind oder welche sogar die Abgrenzung kleinerer Landes-
territorien begründen.
Auf diese Auswahl hervorragender Arten in der weiteren Umgebung
von Dresden möchte ich zunächst eingehen und deren Einzelstandorte, be-
ziehentlich Nord- oder Südgrenzen der Verbreitung zur genaueren Bekannt-
gabe durch vielfältige Mitarbeiterschaft empfehlen. Sie zerfallen natur-
gemäss in die drei Gruppen der Bergpflanzen, Arten des warmen Hügel-
landes und diejenigen der Lausitzer Teichniederung.
I. Montane Arten, deren Nordgrenzen genau festzustellen sind (bei
den mit * bezeichne ten selteneren Arten die Einzelstandorte in Voll-
ständigkeit).
Abies pectinata
Acer Pseudoplatanus
Sambucns racemosa
Senecio nemorensis
Actaea spicata
Prenanthes purpurea
Aruncus Silvester
Euphorbia dulcis
Thalictrum aquilegifolium
Calamagrostis Halleriana
Luzula silvatica
II. Arten des Hügellandes, deren Anschluss an das Elbhügelland
durch Süd- und Nordgrenzen genauer festzustellen ist, beziehentlich * öst-
liche Arten mit Westgrenzen in Sachsen.
Thlaspi alpestre
Meum athamanticum
Cirsium heterophyllum
Orchis mascula
* — sambucina
* — globosa
* Astrantia major
*Dianthus Seguieri
* Dentaria enneaphylla
* Viola biflora.
28
a) Leitpflanzen der Elbhügel-
Formationen.*)
Cytisus nigricans
Andropogon Ischaemum
Scabiosa ochroleuca
Peucedanum Oreoselinmn
Pulsatilla pratensis
Centaurea maculosa (= paniculata)
°)
Verbascum Lyclmitis
Chrysanthemum corymbosum
Inula Conyza
Salvia pratensis
b) Einzelstandorte.
Anthericum Liliago
Carex humilis
* Omphalodes scorpioides
* Gladiolus imbricatus
* Rosa trachyphylla subsp. Jundzüli
* Symphytum tuberosum.
Cynanchum Vincetoxicum
Trifolium alpestre
— montanum
Dianthus Carthusianorum.
c) Gemeine Charakterarten des Hügellandes.
d) Nord- und Südgrenzen von Wiesenpflanzen.
Ornithogalum umbellatum \ *lris sibirica.
III. Atlantisch -baltische Niederungsarten, deren Südgrenzen genau
festzustellen sind (bei den mit * bezeichneten selteneren Arten die Einzel-
standorte in Vollständigkeit).
Teesdalia nudicaulis
Corynephorus canescens
Helichrysum arenarium
Drosera intermedia
Peucedanum (Thysselinum) palustre
Hydrocotyle vulgaris
Hydrocharis Morsus ranae
* Lysimachia thyrsiflora
* Carex filiformis
* Rhyncho spora alba
Der besseren Uebersicht wegen
in alphabetischer Reihenfolge mit abg
auf den topographischen Karten in
können :
Abies pectinata Ab. p.
Acer Pseudoplatanus A. Ps.
Actaea spicata Act.
Alisma natans Al. n.
Andropogon Ischaemum And.
Anthericum Liliago A. L.
Aruncus Silvester Ars.
Astrantia major Ast.
Calamagrostis Halleriana C. H.
Carex filiformis Cr. f.
— humilis Cr. h.
* Phynchospora fusca
* Ly copodium inundatum
* Gentiana Pnmmonanthe
* Erica Tetralix
* Alisma natans
* Stratiotes aloides
*Ledum palustre (im Elbsandstein-
gebirge als niedere Bergpflanze).
stelle ich dieselben Arten nochmals
ikürzten Signaturen zusammen, welche
1:25 000 direct Verwendung finden
Centaurea maculosa Ct. m.
Chrysanthemum corymbosum Ch. c.
Cirsium heterophyllum Cs. h.
Corynephorus canescens Cor.
Cynanchum Vincetoxicum Cyn.
Cytisus nigricans C. ng.
Dentaria enneaphylla Dt. e.
Dianthus Carthusianorum D. C.
— Seguieri D. S.
Drosera intermedia Dr. i.
Erica Tetralix E. T.
*) Siehe Festschrift der Isis 1885, S. 84, und Isis - Abhandlungen 1895, S. 39.
29
Euphorbia dulcis Eu. d.
Gentiana Pneumonanthe G. P.
Gladiolus imbricatus Gl. i.
Helichrysum arenarium Hel.
Hydrocotyle vulgaris Hyd.
Hydro charis Morsus ranae H. M.
Inula Conyza I. C.
Iris sibirica Ir. s.
Ledum palustre Ld.
Luzula silvatica Lz. s.
Lycopodium inundatum Ly. i.
Lysimachia thyrsiflora Ls. t.
Meum athamanticum Mm.
Omphalodes scorpioides Omp.
Orchis globosa Or. g.
— mascula Or. m.
— sambucina Or. s.
Ornithogalum umbellatum Ot. u.
Peucedanum Oreoselinum P. 0.
Peucedanum palustre P. pl.
Prenanthes purpurea Prn.
Pulsatilla pratensis Ps. p.
Phynchospora alba Rh. a.
— fusca Rh. f.
Rosa Jundzilli R. J.
Salvia pratensis Sl. p.
Sambucus racemosa Sb. r.
Scabiosa ochroleuca Sc. o.
Senecio nemorensis Sn. n.
Stratiotes aloides Str.
Symphytum tuberosum Sy. t.
Teesdalia nudicaulis Td.
Thalictrum aquilegifolium Th. a.
Thlaspi alpestre Thl.
Trifolium alpestre Tr. a.
— montanum Tr. m.
Verbascum Lychnitis V. L.
Viola biflora Vi. b.
Die Beobachtnng der hier aufgeführten 60 Arten ist natürlich nur
an den Standorten wichtig, wo ihr Auftreten kein allgemeines ist. Dadurch
aber, dass aus ihren das Land durchschneidenden Vegetationslinien sich
auf breite Grundlage gestellte Abgrenzungen der Territorien oder „Land-
schaften“ ergeben, sind sie berufen, eine wichtige Rolle zu spielen. Noch
viele andere Arten hätten aufgeführt werden können, deren Auftreten
sehr bezeichnend ist, z. B. im Hügellande Allium * montanum (fallax) und
Peucedanum. Cervaria ; da aber diese hier nicht genannten Arten doch
im Umkreise der übrigen Leitpflanzen auftreten, so besagen sie für die
Territorial-Abgrenzung nichts wesentlich Neues. Aber sie gehören selbst-
verständlich ebenso wie die zur Beobachtung in erster Linie empfohlenen
Arten zu den kennzeichnenden Species der betreffenden Formationen, auf
die es ja bei der Kartographie hauptsächlich ankommt.
Wie soll nun später die erstrebte Karte im Maassstabe von 1 : 200 000
aussehen? Wir besitzen aus dem südlichen Frankreich von Flahault
eine vortreffliche Vorlage in der floristisch kartographirten Section Per-
pignan, an welcher man Vergleiche ziehen kann. Auch Flahault erstrebt
eine genaue, plastische Territorial -Eintheilung und gewinnt dieselbe aus
den Arealen von charakteristische Waldungen mit Begleitpflanzen bildenden
Waldbäumen, neben denen noch Küstenlandschaften, alpine Wiesen und
andere baumlose Landschaften selbständig dastehen. Es ist leicht zu
zeigen, dass in Mitteldeutschland eine Kartographie nach den herrschenden
Waldbäumen unmöglich wäre oder nur statistische Forstkarten liefern
würde. Wie ich schon früher in „Deutschlands Pflanzengeographie“
auseinandergesetzt habe, ist auch die Unterscheidung unserer herrschenden
Waldformationen durchaus nicht nur in einzelnen Bäumen zu suchen,
sondern in dem Baumgemisch und dem Hinzukommen besonders kenn-
zeichnender Stauden und Gesträuche. Die Territorial-Abgrenzung
hat sich demnach auf die Gesammtheit der eine bestimmte
Landschaft auszeichnenden Merkmale zu stützen, und dazu ist
für jede sie darstellende Karte eine besondere, sehr gut durchdachte
30
Erklärung nöthig, ohne welche eine Florenkarte gar nicht denkbar
wäre.
Im weiteren Umkreise um Dresden, dessen Flora sich wegen ihrer
Mannigfaltigkeit ganz besonders zu einer kartographischen Aufnahme
empfiehlt, kommen folgende Territorien zusammen:
1. Das Hügelland der mittleren Elbe mit sonnigen Felshöhen und
den Arten der oben genannten Gruppe II; dieses Territorium
wird östlich von Stolpen zum Lausitzer Hügellande;
2. das Erzgebirge im Süden mit der Hauptmasse der unter Gruppe I
genannten Montan- Arten;
3. das Lausitzer Bergland mit dem Elbsandsteingebirge, in welchem
einige neue Montan- Arten auftreten, andere fehlen;
4. das Muldenland im Westen (bei Nossen), gegen welches fast
alle Arten der östlichen Hügelgenossenschaft aus der Gruppe
Andropogon Ischaemum ostwärts scharf abschneiden;
5. die Lausitzer Teichniederung im Norden mit der Hauptmasse
der unter Gruppe III genannten Niederungsarten.
Dies würden die wichtigsten bei uns zu unterscheidenden Theile sein
und die Generalkarte in 1 ; 200000 würde deren Umgrenzung in rothen
Linien zu zeigen haben, ebenso wie der Text die Begründung der Be-
grenzungslinien zu geben hätte. Flahault hat nicht farbige Grenzlinien,
sondern mit je einer Farbe voll angelegte Flächen auf seiner Karte für
die verschiedenen Waldareale gegeben. Ich würde es aber vorziehen, die
verschiedenen Farben, in stets wiederkehrender Weise und gleichmässig
in den genannten Territorien angewendet, für die Stellen mit charakteristi-
schen Ausprägungen der herrschenden Formation zu gebrauchen. Indem
ich mich in dieser kurzen Uebersicht nur an die in den Abhandlungen der
Isis 1898, S. 86 gegebene Formationsgliederung halte, nenne ich für die-
selbe folgende Farbenwahl:
I — III. Wälder: grün; Unterscheidung durch eingeschriebene Ziffer
der genauer charakterisirten Formation; Bruchwälder mit blauer
Schraffirung vom Wasser her, ebenso montane Quellfluren.
IV. Kiefernhaide, Sandfluren etc.: gelbe Flächen.
V. Hain-, Fels- und Geröllfluren: gelbe Abhangs- und Fels-
zeichnung in gebrochenen Linien; bei Vc (montan- subalpine
Felsen) tritt braune Farbe dafür ein.
VI. Wiesen: grüne Schraffirung.
VII. Moore: blaue Schraffirung.
VIII. Berghaide und Bor stgrasmatte: rothbraune Flächen, bei
vorhandenen Geröllabhängen in gebrochenen Linien.
IX. Binnengewässer: blaue Flächen, beziehentlich Flussläufe in
blauen Linien.
X. Culturf ormationen: weisse Flächen.
Somit wären einschliesslich des Roth für die Territorialgrenzen nur
fünf Farben in Anwendung, deren Zahl unter Zuhilfenahme von Ziffern
für die Einzelformationen genügen müsste, ein plastisches Bild von dem
Lande in Gelände und Flora zu geben. Da ich Gewicht darauf lege, dass
diese Farben auf das richtige orographische Kartenbild aufgelegt er-
scheinen, nicht aber (wie bei geologischen Karten üblich) auf weisse
Bl
Fläche mit allein eingetragenen Städtenamen und Flüssen, so wird kaum
an eine Verwendung von mehr Farben gedacht werden können, wenn die
Deutlichkeit erhalten bleiben soll. Das kann man an den schon jetzt in
Braun, Blau und Grün gehaltenen Karten des K. K. Militär-topographischen
Instituts deutlich sehen. Auch ist zu bedenken, dass in vielen Territorien
die eine oder andere Farbe ganz fehlen würde, z. B. die gelbe Farbe im
Erzgebirge, die rothbraunen Flächen in allen Territorien mit warmen
Hügelformationen, so dass diese beiden Farben sich nahezu ausschliessen.
In dieser Weise halte ich die Kartographie des interessanten Floren-
gebietes von Sachsen für ausführbar, ebenso auch die anderer durch
gleich interessantes Florengemisch ausgezeichneter Gegenden Deutschlands,
während grosse Territorien mit gleichmässiger Flora, z. B. weite Strecken
Norddeutschlands, überhaupt auf Ueb er sichtskarten in viel kleinerem Maass-
stabe genügend dargestellt werden können. Es wird darauf ankommen,
den für das Interesse der betreffenden Gegend nothwendigen kleinsten
Maassstab der Kartenunterlage herauszufinden, um die Herausgabe solcher
Karten zu einem möglichst geringe Kosten beanspruchenden Unternehmen
zu machen.
VI. Bemerkungen über das Vorkommen des schwarz-
bäuchigen Wasserschmätzers und einiger anderer
seltenerer Vögel im Königreiche Sachsen.*)
Von Prof. Dr. H. Kitsche -Tharandt.
Der bekannte Charaktervogel unserer Forellenbäche, den man als
Wasserschmätzer, Wasseramsel, Wasserstaar, wohl auch als Wasser-
schwätzer — letzterer Name nach meiner Ansicht ursprünglich eine jetzt
allerdings durch den langen Gebrauch völlig sanctionirte Verdrehung des
richtigeren Wasserschmätzer — bezeichnet, wurde von Linne in der für
die wissenschaftliche Nomenclatur maasgebenden X. Auflage seines „Systema
Naturae“ als Sturnus Cinclus bezeichnet. Im Jahre 1802 entfernte Bech-
stein passender Weise den Vogel aus der Gattung Sturnus , gründete,
den Linne’schen Speciesnamen als Gattungsnamen benützend, für ihn das
Genus Cinclus , und veränderte in der bei solchen Anlässen früher be-
liebten Weise den ursprünglichen Speciesnamen in „aquaticus“ , da man Be-
zeichnungen mit gleichem Art- und Gattungsnamen damals verschmähte
und die absolute Unveränderbarkeit des mit nicht misszudeutender Kenn-
zeichnung gegebenen ersten Artnamens noch nicht zum Gesetz erhoben
war. Lange Zeit wurde daher der Wasserschmätzer allgemein als Cinclus
aquaticus Bchst. bezeichnet.
Genauere Untersuchung vieler Stücke zeigte nun aber bald, dass der
Wasserschmätzer auch erwachsen in verschiedenen Kleidern vorkommt.
Dies wurde wohl zur ersten Veranlassung, die Art zu spalten. Am weitesten
ging hierin Christian Ludwig Brehm, der 1823 in seinem „Lehrbuche der
Naturgeschichte aller europäischen Vögel“ drei verschiedene Arten anführt:
den braunbäuchigen Wasserschmätzer, C. aquaticus Bchst.,
den nordischen Wasserschmätzer, C. septentrionalis Brehm,
den schwarzbäuchigen Wasserschmätzer, C. melanogaster Brehm.
1831 fügt er in dem „Handbuch der Naturgeschichte aller Vögel
Deutschlands“
den mittleren Wasserschmätzer, C. medius Brehm,
zu, und schliesslich 1836 in seinem „Vogelfang“ noch
den südlichen Wasserschmätzer, C. nieridionalis Brehm.
# *) Der den Wasserschmätzer behandelnde Theil dieses Aufsatzes ist die Nieder-
schrift eines am 17. Mai 1900 in der zoologischen Section der naturwissenschaftlichen
Gesellschaft Isis in Dresden gehaltenen Vortrages.
88
Bei der Trennung dieser Arten berücksichtigte er aber nicht nur die
Färbung, sondern auch angeblich constante Unterschiede in den plastischen
Merkmalen und den Körpermaassen, sowie die gleichfalls angeblich con-
stant verschiedene Anzahl der Schwanzfedern.
Die Unhaltbarkeit einer solchen Zersplitterung, von der sich J. F.
Naumann völlig frei hielt, weist J. H. Blasius in der Fortsetzung der
Nachträge zu Naumann’s Naturgeschichte der Vögel Deutschlands 1860
schlagend nach. Er schliesst seine Auseinandersetzung mit den Worten:
„Ueberblicke ich die ganze Reihe von 48 vor mir liegenden Exemplaren
verschiedenen Geschlechts und Gefieders aus Nordrussland, Skandinavien,
von der Ostsee, vom Harz, aus verschiedenen Gegenden der Alpen und
aus Spanien, so muss ich eine jede Speciesunterscheidung der euro-
päischen Wasserschmätzer für unnatürlich und unmöglich erklären.“
Nach dieser Auffassung steht also die gesammte Menge aller euro-
päischen Wasserschmätzer, die darin übereinstimmen, dass sich bei ihnen
die weisse Brust gegen den übrigen dunkleren Theil der Unterseite scharf
nbsetzt, als eine grosse Art scharf gegenüber dem asiatischen braunen oder
einfarbigen Wasserstaar, der als Irrgast auch zu den europäischen Vögeln
gerechnet werden kann, da Gätke berichtet, derselbe sei zweimal auf
Helgoland zwar nicht erlegt, aber doch beobachtet worden. Es werden
diese Beobachtungen gegenwärtig auf die in Ostsibirien, China und Japan
heimische Form Cinclus Pallasi Temm. bezogen. In wie weit die jetzt
in der Litteratur beschriebenen weiteren beiden einfarbigen Arten, C. asia-
ticus Sw. aus dem Himalaya und Afghanistan und C. sordidus J. Gd.
aus Nordkaschmir und Tibet wirklich von C. Pallasi unterschieden sind,
ist noch nicht sicher zu übersehen. Mir ist es wahrscheinlich, dass auch
die drei letzteren Arten nur Farben Varietäten einer grossen asiatischen
Art sind.
Ist dies richtig, so wären die altweltlichen Cinclus- Formen in zwei
Arten zu trennen, in den weisskehligen europäischen Wasser-
schmätzer und den einfarbigen asiatischen Wasserschmätzer.
Diese Arten müssten dann, da nach den von der „Deutschen Zoologischen
Gesellschaft“ festgestellten „Regeln für die wissenschaftliche Benennung
der Thiere“ bezeichnet werden als Cinclus cinclus L. und Cinclus pallasi
Temm. Es sind nach diesen Regeln nämlich jetzt auch Artbezeichnungen
mit gleichem Art- und Gattungsnamen zulässig, und es wird empfohlen,
die Artnamen nach dem Vorgänge der englischen und amerikanischen
Zoologen stets, also auch, wenn sie den Genitiv eines menschlichen, sonst
gewöhnlich mit grossem Anfangsbuchstaben geschriebenen Namens dar-
stellen, mit kleinem Anfangsbuchstaben zu schreiben.
Solche grosse Zusammenfassungen können natürlich in keiner Weise
die unzweifelhaft feststehende Thatsache verschleiern , dass es deutliche
Färbungsunterschiede unter den verschiedenen Exemplaren des weiss-
kehligen europäischen Wasserschmätzers giebt, welche, wie ich aus Nau-
mann, Naturgeschichte der Vögel Mitteleuropa^, herausgegeben von
C. Hennicke, der neuen Auflage der Vögel Deutschlands von J. F. Nau-
mann entnehme, neuerdings einschliesslich der weisskehligen, inzwischen
auch aus Nordasien bekannt gewordenen Formen nach Dress er in nicht
weniger als 10 Unterarten vertheilen lassen. Dass nach den neueren An-
schauungen die besondere Bezeichnung solcher auf sehr geringfügige
Unterschiede hin, ja sogar blos nach Grössenverhältnissen zulässig ist,
34
muss zugestanden werden; ob die Dresser’sche Abgrenzung derselben
glücklich ist, wage ich nicht zu entscheiden.
Auf jeden Fall steht aber fest, dass man die weisskehligen Europäer
nach der Färbung wieder in zwei verschiedene Gruppen zerlegen kann.
Bei der einen, in unseren Breiten häufigsten nnd daher meist als Normal-
form angesehenen, folgt auf den weissen, scharf abgesetzten Vorderhals
eine mehr oder weniger breite rostbraune Binde auf der Vorderbrust, die
allmählich in die dunkel schwarzbraune Unterseite verläuft. Bei der
anderen, bisher mehr aus den nördlichen und östlichen Gegenden bekannt
gewordenen fehlt dagegen diese rostbraune Färbung und es folgt auf den
weissen Vorderhals direct die dunkel schwarzbraune Färbung. Dass, wie
J. H. Blasius behauptet, auch bei dieser dunkleren Farbenvarietät stets
wenigstens eine schmale röthlichbraune Querbinde hinter dem Weiss der
Unterseite vorkommt, kann ich nicht bestätigen, da in der Tharandter
Sammlung letztere einem 1881 von Schlüter in Halle gekauften schwedischen
Weibchen völlig fehlt.
Es ist ferner klar, dass es diese dunkle Form ist, die Linne be-
schrieben hat. Lautet doch seine Diagnose einfach ,,S(turnus) niger,
pectore aTbo“. Hiernach ist also diese dunkle Form als Typus der Gattung
anzusehen und im Einklang mit der von der Deutschen Zoologischen
Gesellschaft im „Thierreich“ angewendeten Nomenclatur als Cinclus cinclus
typicus zu bezeichnen. Die Brehm’schen Namen C. septentrionalis und
C. melanogaster können nur als Synonyme angeführt werden. Die An-
erkennung, dass die dunkle Form die typische ist, sollte daher auch in
den speciell die deutsche Fauna behandelnden Werken klar zum Aus-
drucke kommen, so gross auch die Versuchung sein mag, hier die häu-
figere, rostbäuchige voranzustellen.
Eine weitere Frage ist, ob man mit Rudolf Blasius, dem Bearbeiter
des die Gattung Cinclus betreffenden Abschnittes in der neuen Ausgabe
von Naumann die schwarzbäuchige Farben varietät als Localform an-
sehen darf. Dazu scheint mir doch ihre Verbreitung eine zu sporadische
zu sein. Denn mag auch der nordische Wasserschmätzer vorzugsweise in
Skandinavien und Nordrussland brüten, so kommt er, wie R. Blasius
selbst hervorhebt, doch auch in Pommern und nach Prazak auch in den
grösseren Höhen der Tatra und in den Karpathen als Brutvogel vor.
Er reicht aber auch viel südlicher. So berichtet neuerdings 0. Reiser
in seinen „Materialien zu einer Ornis Balcanica, IV. Montenegro“: „Von
der aus einem Dutzend Exemplaren bestehenden Suite Montenegrinischer
Wasserschmätzer, welche Führer im October und November 1893 in den
Gewässern in der näheren und weiteren Umgebung von Podogorica zu-
sammenbrachte, gehört etwa ein Drittel entschieden zur südlichen Form
meridionalis Chr. L. Br. (= albicollis VieilL), ein Drittel ist so dunkel, dass
man die Vögel füglich zur var. melanogaster rechnen könnte, und das
letzte Drittel besteht aus Zwischenstufen in der Färbung. Alle Exemplare
haben 12 Steuerfedern. Diese Wasserschmätzer stammen offenbar aus den
Gebirgen des Landes und brachten den Späthherbst und Winter an den
Flussläufen der Niederung zu, wo sie im Sommer nur selten zu sehen sind.“
Ich selbst habe ferner neuerdings Beweise von dem Vorkommen der
schwarzbäuchigen Form in Sachsen und zwar als Brutvogel erhalten. An
dem durch Tharandt fliessenden Schloitzbache, wenig oberhalb der Stadt
wurden am 8. Januar 1900 durch einen jugendlichen Schützen zwei sich
35
zusammen haltende Wasserschmätzer erlegt und mir übergeben. Da ich
seither an diesem Wässerchen die sonst jahraus jahrein dort hausenden
Wasserschmätzer vermisse, bin ich geneigt anzunehmen, dass es das hier
seit langer Zeit eingewöhnte Paar war, das im Januar erlegt wurde. Das
Geschlecht konnte ich an den Stücken nicht mehr bestimmen, sie waren
zu zerschossen. Das eine Stück zeigte nun die gewöhnliche Färbung, nur
war die röthliche Binde sehr schmal; das andere war dagegen typisch
schwarzbäuchig, ohne Spur von rostroth, so dass man es, mit dem alten
Brehm zu reden, als C. melanogaster ansprechen muss. Hiervon über-
zeugte sich auch Rud. Blasius, dem ich die Exemplare schickte (vergl.
Beilage zur Morgenausgabe der Braunschweigschen Landeszeitung vom
21. April 1900). Immerhin fehlt in diesem Falle der absolut sichere
Beweis, dass es sich hier um Tharandter Brutvögel handelte.
Anders liegt ein zweiter Fall. Am 8. Mai erhielt ich aus Nieder-
bobritzsch d. h. aus einem 6 km östlich von Freiberg i. S. in einer mittleren
Meereshöhe von 400 m an der Bobritzsch, einem im Erzgebirge ent-
springenden Zuflusse der Freiberger Mulde, gelegenen Dorfe, durch einen
Herrn, der irrthümlicher Weise glaubte, der Sächsische Fischerei-Verein
prämiire auch die Erlegung dieser unschuldigen Vögelchen, wiederum ein
Paar frisch erlegter Wasserschmätzer. Hier konnte ich durch anatomische
Untersuchung die Geschlechtsverhältnisse feststellen. Das eine Stück war
ein völlig reifes Männchen, das andere ein Weibchen, dessen Eierstock
deutlich erkennen liess, dass es bereits heuer Eier gelegt hatte. Das
Männchen war ein typisch schwarzhäuchiger Vogel, das Weibchen dagegen
hatte zwar eine schmale braune, aber durchaus nicht röthlich braune
Binde und stand einem echten Schwarzbauche sehr nahe.
Der zuletzt geschilderte Fall beweist einmal deutlich, dass die schwarz-
häuchige Form des Wasserschmätzers auch als Brutvogel Heimathsrecht
in Sachsen hat, andererseits aber ebenso klar, dass sie nur eine indivi-
duelle Varietät darstellt, mag sie auch im Norden häufiger sein, als im
Süden. Auch werden beide Extreme durch alle möglichen Uebergänge
mit einander verbunden.
Zum Schlüsse füge ich das Verzeichniss einiger im Laufe der Jahre
im Königreiche Sachsen erlegter und in die Sammlung unserer Forst-
akademie gelangter, seltenerer Vögel bei.
Loxia bifasciata Brehm, Weissbinden-Kreuzschnabel. Jüngeres c?,
Schneeberg im Erzgebirge, 1856.
Tichodroma muraria (L.), Alpenmauerläufer. Auf Postelwitzer Revier
bei Schandau a. d. Elbe 1859 gefangen; gestopft von C. F. Hohlfeld
in Ottendorf, erworben von B. W. Hohlfeld 1879. Noch jetzt kommen
nach Aussage der Königl. Revierverwaltung gelegentlich Mauerläufer
in den dortigen Steinbrüchen vor.
Strix ( Nyctea ) scandiaca B., Schneeeule. Aelteres Exemplar mit geringer
dunkeier Zeichnung. Zu Plagwitz bei Wurzen Anfang November 1888
erlegt und frisch hierher gesendet.
Circaetus gallicus (Gm.), Schlangenadler. 9, auf Kreyerer Revier bei
Moritzburg am 14. August 1888 erlegt und frisch hierher gesendet.
Syrrhaptes paradoxus (Pall.), Steppenhuhn. 9, auf Reinhardtsdorfer
Revier in der Sächsischen Schweiz am 5. Mai 1888 erlegt und frisch
36
hierher gesendet. Nach diesem Exemplar wurden die in der ,, Deutschen
Jägerzeitung“ Bd. XI, S. 246 befindlichen Abbildungen von mir ge-
fertigt. Die dort gegebene Zeichnung der Sohle des Fusses ist als
in den meisten übrigen Darstellungen des Thieres fehlend besonders
hervorzuheben.
Himantopus himantopas (L.), Stelzenläufer. Drei junge Exemplare
wurden im August 1899 an einem Teiche bei Scheibenberg im Erz-
gebirge in einer Seehöhe von ungefähr 650 m erlegt und als ,, junge
Reiher“ zur Prämiirung hierher eingesendet.
Ardea purpurea L., Purpurreiher. Nur der Kopf vorhanden, der behufs
Erlangung der Schussprämie eingesendet wurde und von einem in
Königs wartha am 9. September 1892 erlegten jungen Vogel stammt.
Anser minutus Naum., Zwerggans. Junges 9, auf Reinliardtsdorfer
Revier in der Sächsischen Schweiz am 17. November 1888 verendet
gefunden und im Fleisch hierher gesendet.
Anser (Branta) bernicla (L.), Ringelgans. Junger Vogel, bei Grossenhain
erlegt und bereits gestopft der Sammlung geschenkt.
Fuligula hyemalis (L.), Eisente. Erwachsenes cf, auf dem Tharandter
Schlossteiche (wahrscheinlich in den vierziger Jahren) erlegt.
Fuligula marila (L.), Bergente, cf, auf der Wesenitz bei Pillnitz am
1. Januar 1900 erlegt.
Oedemia fusca (L.), Sammetente. Junges cf, auf dem Tharandter Schloss-
teiche am 7. November 1888 durch Rittmeister von Jäckel erlegt.
Podiceps auritus (L.), arktischer Steissfuss. Todt auf einem Bache
bei Grumbach in der Nähe von Tharandt eingefroren gefunden am
14. Januar 1888.
Tharandt, den 14. Juli 1900.
VII. Der Plänerkalkbruch bei Weinböhla.
Von Prof. Dr. W. Bergt.
(Mit Tafel I.)
In der kleinen Abhandlung „Die Melapliyrgänge am ehemaligen Eisen-
balmtunnel im Plauenschen Grunde bei Dresden“, Abhandl. Isis Dresden
1895, S. 20 ist der Verfasser scheinbar schlecht unterrichtet gewesen.
Denn die darin vollständiger Vernichtung preisgegebenen Gänge sind durch
Strassenbau zwar bedeutend gekürzt, dem „mente et malleo“ der Geo-
logen jetzt sogar näher gerückt und zugänglicher gemacht als vordem.
Darauf wies bereits Dr. H. Francke am 1. October 1896 hin*). Der
Verfasser ist für diese falsche Nachricht insofern unverantwortlich, als er
in dem Aufsatze lediglich den Auftrag des damaligen Vorsitzenden der
mineralogischen Isisabtheilung ausführte, in gedrängter Zeit „den Lebens-
lauf und die Schicksale“ der Melaphyrgänge zu einem Sterbelied zusammen-
zustellen, während das Todesurtheil von der anderen Seite gefällt war**).
Heute freilich kann der Verfasser aus eigener Anschauung und mit
persönlicher Verantwortlichkeit von dem Verfall einer anderen geologischen
Sehenswürdigkeit in Dresdens Umgebung berichten. Seit drei Jahren ist
in den Kalkbrüchen von Weinböhla der Betrieb eingestellt, und damit
dürften die geologischen Erscheinungen, welche zu den interessantesten
und wichtigsten Sachsens gehören, bis zu einer etwaigen Neuaufnahme
des Kalkabbruches allmählicher Verwischung und schnell fortschreitender
Vernichtung anheim gegeben sein.
Während nach unseren jetzigen Anschauungen und Erfahrungen den
erwähnten Melaphyrgängen im Laufe eines Jahrhunderts zu grosse geo-
logische Bedeutung beigemessen***) und zu viel Ehre angethan worden
ist, lassen die folgenden Erörterungen erkennen, welche unendlich grössere
Wichtigkeit den Verhältnissen im Kalkbruch zu Weinböhla im Verein mit
einigen anderen Punkten Sachsens und Böhmens nicht nur für die Geo-
logie Sachsens, sondern auch für die Entwickelung der geologischen An-
schauungen überhaupt innewohnt.
Bekanntlich verläuft auf der rechten Elbseite von Oberau bei Meissen
über Weinböhla, Hohnstein und Saupsdorf in Sachsen, Sternberg und
*) Sitzungsberichte Isis Dresden 1896, S. 34.
**) Vergl. auch Sitzungsberichte Isis 1895, S. 10.
***) Vergl. z. B. H. B. Geinitz in Abhandl. Isis Dresden 1895, S. 30—32.
38
Khaa in Böhmen bis zum Jeschkengebirge die sogenannte Lausitzer Haupt-
verwerfung. Das ist ein Bruch, an dem sich die getrennten Gebirgstheile
gegen einander bewegt haben. Dabei ist zunächst, relativ betrachtet, der
nordöstliche Theil vertical nach oben, zum Theil auch seitlich nach
SW. über den anderen Theil hinübergeschoben worden, so dass die hier
in Betracht kommenden jüngeren Kreideschichten (Quadersandstein, Pläner
und Kalk) tiefer, an den Bruchrändern geradezu unter den älteren Bildungen
der nordöstlichen Hälfte liegen. Die Geologie ist wohl nie in der glück-
lichen Lage, derartige Bruchlinien ununterbrochen zu beobachten. Auch
hier bei dieser Verwerfung gewährten nur einzelne, oft weit aus einander
liegende Punkte durch günstige Aufschlüsse unmittelbaren Einblick. Und
das war für die Lausitzer Haupt Verwerfung seit fast einem Jahrhundert
in den Kalkbrüchen von Weinböhla der Fall. Hier konnte man ausser-
dem bis zuletzt und in der ausgezeichnetsten und klarsten Weise eine
häufige Begleiterscheinung von Verwerfungen beobachten, nämlich die
Aufrichtung geschichteter Gesteine an solchen Verwerfungsklüften aus
der ursprünglichen horizontalen in eine mehr oder weniger steile
Lage.
Der Abbau des Weinböhlaer Plänerkalkes, welcher der turonen Stufe
des Inoceramus Brongniarti angehört, hat 1823 in den nordwestlichen
Theilen der Kalkscholle begonnen und ist immer mehr nach Südosten
gerückt. In jenen war der hinter und über dem Kalk liegende Syenit
sichtbar, wie die bunte Carus’sche Zeichnung hei Weiss (Litt. No. 3, Taf. VII)
vortrefflich vorführt. In letzter Zeit wurde nur noch im südöstlichsten
Theile gebrochen. Hier ist man an der nordöstlichen Wand nicht bis an
den Syenit gekommen. Tafel I giebt die Verhältnisse Mitte der neunziger
Jahre wieder. Fig. 1 zeigt den Bruch von dem Wege aus, der an der
südwestlichen Seite entlang von NW. nach SO. läuft. Auf der rechten
Seite, etwa rechtwinkelig zur Bildfläche befindet sich die Wand der Fig. 2
und in der Mitte von Fig. 1 deutet ein weisses Kreuz die von Kalkowsky
beschriebenen Sandsteingänge an (Litt. No. 34), welche in Fig. 3 etwas
grösser dargestellt sind. Sie verlaufen etwa rechtwinkelig zur Bildfläche,
rechtwinkelig zur Verwerfung und parallel zur Wand. Fig. 2 lässt deutlich
die Umbiegung der Kalkbänke aus der horizontalen Lage in die senk-
rechte erkennen. Die Grenze zwischen dem Pläner und Haidesand tritt
deutlich hervor.
Hätte der Verfasser von dem Aufhören des Abbaues und dem schnellen
Verfalle Kenntniss gehabt, dann würde er die nur gelegentlichen und
mangelhaften Aufnahmen durch bessere ersetzt haben. Unter den gegen-
wärtigen Verhältnissen glaubte er aber auch hiermit der Oeffentlichkeit
einen kleinen Dienst zu erweisen und die Bilder nicht untergehen lassen
zu sollen, zumal da bisher nur schematische Profile von dem südöstlichen
Bruche bei Weinböhla vorhanden sind.
Geschichtlicher Rückblick.
Die Geschichte und Entwickelung der Lausitzer Verwerfungsfrage ist
zwar auch in den letzten Jahrzehnten wiederholt dargestellt worden (Lenz,
Litt. No. 26; Bruder, No. 29; Siegert und Beck, No. 32; Rothpletz, No. 33),
aber mehr mit Bezug auf Hohnstein und das Allgemeine. Das folgende
39
Litteraturverzeichniss stellt Weinböhla in den Vordergrund und der Rück-
blick soll in erster Linie zeigen, welche Rolle die dem Verfalle entgegen-
gehenden Brüche von Weinböhla gespielt haben.
Litteratur.
1. Weiss, Chr. Sam.: Ueber einige geognostische Punkte bei Meissen
und Hohnstein. Karsten’s Archiv für Bergbau und Hüttenwesen XVI,
1827, S. 3 — 16. (Vollständig abgedruckt in Leonhard’s Zeitschrift
für Mineralogie 1827, II, S. 518—528.
2. Keferstein, Ch.: Teutschland, geognostisch- geologisch dargestellt.
V, 5. Stück, 1828, S. 67 — 71. (Ausführlicher Auszug aus Weiss mit
einer Nachschrift von Keferstein.
3. Weiss, Chr. Sam.: Zur Erläuterung der beiden Abbildungen des
Steinbruchs von Weinböhla bei Meissen. Karsten’s Archiv für
Mineralogie I, 1829, S. 155—160, Taf. VI, VH.
4. Beaumont, Elie de: Annales d. sc. nat. f. 1829 (nach Kühn
S. 745).
5. Klip st ein, A.: Mittheilung an Bronn. Leonhard’s Zeitschrift für
Mineralogie 1829, S. 495 — 513 (wesentlich nur Hohnstein S. 507; 510
theoretische Erörterungen).
6.. Naumann , C. F.: Ueber die Granitformation im östlichen Theil des
Königreichs Sachsen. Poggendorff’s Annalen der Physik und Chemie
19 1830 S. 437 440.
7. Kühn, K. A.: Handbuch der Geognosie. 1833, S. 737 — 754, 1013,
1014.
8. Münster, G. Graf zu: Mittheilung. Neues Jahrbuch f. Min. 1833,
S. 68-, auch in Keferstein VII, II, 1, S. 2.
9. Leonhard, C. von: Einige geologische Erscheinungen in der Gegend
um Meissen. Neues Jahrbuch f. Min. 1834, S. 127 — 150, Taf. III,
IV. ff. 144-150.
10. Buch, L. von: Mittheilung an Bronn. Neues Jahrbuch f. Min. 1834,
S. 532-534.
11. Bericht, kurzer, über die in der mineralogisch-geognostischen Section
der Versammlung deutscher Naturforscher im September 1834 in
Stuttgart abgehandelten Gegenstände. Neues Jahrbuch f. Min. 1835,
S. 48.
12. Gumprecht, T. E. : Beiträge zur geognostischen Kenntniss einiger
Theile Sachsens und Böhmens. 1835, S. 108 — 183.
13. Naumann, K. Fr.: Einige Bemerkungen zu Herrn T. E. Gumprechts
Schrift: Beiträge u. s. w. Neues Jahrbuch f. Min. 1836, S. 1 — 13.
Anmerkung von C. von Leonhard.
14. Cotta, B.: Geognostische Wanderungen I. 1836.
15. — Aufforderung an das geognostische Publikum, die Erforschung der
Altersbeziehungen zwischen Granit und Kreide in Sachsen betreffend.
Neues Jahrbuch f. Min. 1836, S. 14—29.
16. — Berichte über die Arbeiten bei Hohnstein. Neues Jahrbuch f. Min.
1836, S. 571/2, 577.
17. — Ueber die bisherigen Resultate der geognostischen Untersuchungen
bei Hohenstein. Ein am 25. September 1836 bei der Versammlung
in Jena gehaltener Vortrag. Ebenda 1837, S. 1 — 9, 314.
**
40
18. Cotta, B.: Geognostische Wanderungen II: Die Lagerungsverhältnisse
an der Grenze zwischen Granit und Quadersandstein bei Meissen,
Hohnstein, Zittau und Liebenau. 1838. Taf. III, Fig 8.
19. — Bericht über das vorige. Neues Jahrbuch f .Min. 1838, S. 307 — 310.
20. Naumann, C.F., und Cotta, B.: Geognostische Beschreibung des König-
reiches Sachsen, 5. Heft. 1845, S. 127, 380, 418, 450.
21. Geinitz, II. B.: Das Quadersandsteingebirge oder Kreidegebirge in
Deutschland. 1849, S. 53/4; S. 46 Analyse des Plänerkalkes.
22. — Charakteristik der Schichten und Petrefacten des sächsisch-böhmi-
schen Kreidegebirges. 1850 (S. 4 Analyse des Plänerkalkes von Wein-
böhla).
23. Gutbier, A. von: Geognostische Skizzen der sächsischen Schweiz.
1858, S. 47—54, Fig. 56 auf S. 48.
24. Wunder, H erbrig und Eulitz: Der Kalkwerkbetrieb Sachsens. 1867,
S. 10, 17, 22, 56, 63 (S. 17 3 Analysen des Kalkes von Weinböhla).
25. Körnich, A.: Geologie der Umgegend von Meissen. 1870, S. 23/4.
26. Lenz, O.: Ueber das Auftreten der jurassischen Gebilde in Böhmen.
Zeitschr. f. d. ges. Naturw. 1870, Mai.
27. Geinitz, H. B.: Das Elbthalgebirge in Sachsen. 2 Bde. 1871 — 1875.
28. Dechen, H. von: Ueber grosse Dislocationen. Sitzungsber. nieder-
rhein. Ges. Natur- und Heilkunde 1881, S. 18 — 25.
29. Bruder, G.: Die Fauna der Jura- Ablagerung von Hohnstein in
Sachsen. Denkschriften kais. Ak. Wiss.; mathem. naturw. Klasse, Wien
1885, S. 4 (siehe dort das ausführliche Litteraturverzeichniss).
30. Hettner, A.: Der Gebirgsbau der sächsischen Schweiz. 1887,
S. 21—28.
31. Suess, G.: Das Antlitz der Erde I. 1883—1888, S. 181, 275—276.
32. Siegert, Th.: Blatt Kötzschenbroda (No. 49) der geologischen Special-
karte des Königreichs Sachsen. 1892. Erläuterung: S. 3, 35, 46,
schematische Profile S. 45. Karte: Bandprofil 2 und 3. Vergleiche
auch die Blätter Pillnitz No. 67, S. 41; Hohnstein-Königstein No. 84,
S. 23; Sebnitz-Kirnitzschthal No. 85, S. 29; Hinterhermsdorf-Daubitz
No. 86, S. 27.
33. Rothpletz, A.: Geotektonische Probleme. 1894, S. 101 — 106.
34. Kalkowsky, E.: Ueber einen oligocänen Sandsteingang an der Lau-
sitzer Ueberschiebung bei Weinböhla in Sachsen. Abhandl. Isis
Dresden 1897, S. 80—89, Taf. III.
35. Beck, R. : Geologischer Wegweiser durch das Dresdner Elbthalgebiet
zwischen Meissen und Tetschen. 1897, S. 56/7.
36. Nessig, R.: Geologische Excursionen in der Umgegend von Dresden.
1898, S. 81—83.
37. Herrmann, 0.: Steinbruchindustrie und Steinbruchgeologie. 1899,
S. 187, 288, 313 (S. 288 Analysen nach Geinitz und Wunder).
Zwar ist zuerst im Jahre 1827 eine gedruckte Mittheilung über Wein-
böhla an die Oeffentlichkeit gelangt. Nach einer Anmerkung bei Leonhard
(Litt. No. 9, S. 145) aber liegt die erste Beobachtung der merkwürdigen
Lagerungsverhältnisse noch um 10 Jahre zurück.
„Herr Professor Reich zu Freiberg sah — so erzählte inan uns in Sachsen —
bereits 1818 die Auflagerung des Syenits auf Pläner bei Weinböhla.“
41
Ob die folgende von Keferstein (Litt. No. 2, S. 71) angeführte Stelle
aus Charpentier*) auf unsere Erscheinungen bezogen werden kann, ist
der Orte wegen ganz unwahrscheinlich.
„Der Plänerkalk der Gegend von Dresden verliert sich mit unter einem thon-
oder porphyrartigen Gesteine, das besonders in der Gegend von Possendorf, Naundorf,
Burg, Kohlsdorf und Kesselsdorf häufig zu finden und unter verschiedenen Namen be-
kannt ist“. Keferstein fügt hinzu: „Hiernach scheint es, dass schon Charpentier Be-
obachtungen gemacht hat, die dafür sprechen, dass der Granit und Porphyr bei Meissen
über dem Plänerkalk, wenigstens zum Theil gelagert wäre“.
Die erste wissenschaftliche Darstellung erfolgte durch Weiss münd-
lich in der Sitzung der physikalischen Klasse der Akademie der Wissen-
schaften zu Berlin am 5. Februar 1827 und gedruckt in demselben Jahre
(siehe Litt. No. 1). Indem Weiss die Erscheinungen bei Weinböhla und
Hohnstein den von L. von Buch geschilderten ,, berühmten Phänomenen
von Predazzo“ an die Seite stellt, beschreibt er ausführlich die einzelnen
Orte.
„Der erste, bei weitem schönste Punkt sind die Steinbrüche von Weinböhla ....
hier sind die Entblössungen jetzt so schön, dass das Unglaubliche selbst mit ganzer
Evidenz da liegt, im eigentlichsten Sinn mit Händen zu greifen Man sieht den
Syenit - Granit . .. ganz einfach ohne Widerrede auf dem Plänerkalkstein äufliegend“.
(S. 5.)
Weiss’ Darstellung ist ausserordentlich klar und erschöpfend. Mit
scharfem Auge erkennt er die gegen ein flüssiges Hindurchdringen des
Granites sprechenden Punkte.
„Er (der Granit) kann nur in erstarrtem, festem Zustande durch diese neue Ge-
birgsrinde durchgedrängt worden sein .... keine Verwachsungen mit dem durchbrochenen
Gesteine; keine Bamificationen des Granites von der Hauptlagerstätte aus in kleinen
Gängen, Continuum mit der grossen Masse bildend, ins Nebengestein setzend . . . Ebenso
wenig Verglasungen, Sinterungen oder andere begleitende Phänomene . . .“ (S. 7/8.)
Weiss regt sofort als Erster auch planmässige bergmännische Arbeiten
zur Aufklärung der räthselhaften Verhältnisse in Weinböhla und Hohnstein
an. Er spricht sich entschieden gegen die nach ihm verfochtene An-
lagerung der Kreideschichten an den Granit aus (S. 13) und erkennt, dass
bei Hohnstein untere Flötzgebirgsschichten (des Gryphitenkalkes) herauf-
gebracht worden sind (S. 12), Verhältnisse, welche von den späteren Dar-
stellern vielfach wieder verdunkelt worden sind.
Die Beobachtungen Weiss’ erregten die ganze geologische Welt und
liessen sie lange Zeit nicht zur Ruhe kommen. C. von Leonhard druckte
den Aufsatz fast ungekürzt in seiner Zeitschrift und Keferstein (Litt. No. 12)
zum grossen Theil in seinem „Deutschland41 ab. In der Nachschrift zieht
Keferstein u. a. folgenden Schluss:
„Die Ansicht gewinnt grosse Wahrscheinlichkeit: dass die Granite, Syenite, Por-
phyre u. s. w. in Sachsen ihre jetzigen Lagerungsverhältnisse wohl zum Theil erst in
einer Periode erhalten haben, wo die Kreide gebildet wurde oder gebildet war.“ (S. 70.)
Weiss’ Mittheilung verursacht zugleich eine Wanderung der Geologen
nach Weinböhla und Hohnstein. Im Frühjahr 1828 bestätigt Professor
H offmann zuerst aus eigener Anschauung die Beobachtungen von Weiss.
(Litt. No. 2, S. 71.)
*) W. Charpentier: Mineralogische Geographie der churs ächsischen Lande. 1778,
S. 49.
42
1829 berichtet A. Klipstein (Litt. No. 5) über seine Reise, die aber
nur Hohnstein, nicht Weinböhla berührt zu haben scheint. Er kann keine
der Weiss’schen Ansichten zu der seinigen machen, zweifelt das höhere
Alter, das Heraufschleppen und die Zertrümmerung des Hohnsteiner Kalkes
an und ist geneigt anzunehmen:
„Der Granit müsste gegen das Becken des Quadersandsteines an verschiedenen
Stellen beträchtlich überhängende Massen gebildet haben, unter welche sich die Bänke
des letzteren hereinschoben.“ (S. 511.)
In dem gleichen Jahre veröffentlicht Weiss (Litt. No. 3) zwei vom
K. Leibarzt Hofrath Carus in Dresden angefertigte vortreffliche Zeichnungen
von „dem geognostisch merkwürdigsten wohl aller bekannter Steinbrüche
in Sachsen“ (Weinböhla) und sieht bei seinem Besuch am 1. October 1828
mit Carus seine anfängliche Annahme, dass die Pläner und Syenit tren-
nende Thon- und Mergelschicht ein Zerreibsei von Syenit und Kalk mit
„Bohnen von Syenit“ ist, bestätigt.
Wie Klipstein, so wendet sich zunächst auch Naumann (Litt. No. 6)
gegen Weiss. Er hält den Hohnsteiner Kalk für Pläner und glaubt,
„dass der Granit des Elbthales nach der Bildung des Grünsandes und der Kreide empor-
gestiegen, und sich noch während seines Emporsteigens in einem zähflüssigen Zustande
befand, weil sich ohne eine solche Nachgiebigkeit seiner Masse weder die Ueberlagerung
des Kalkes und Sandsteines hei Weinböhla, Oberau und Hohenstein, noch die Ver-
flechtungen der Granitsubstanz mit Adern und Partien von Kalkstein erklären lassen.“
(S. 439.)
Vorher hatte schon E. de Beaumont (Litt. No. 4), ohne allerdings
eigene Anschauung von den Oertlichkeiten zu haben, den Granit und Syenit
des Elbthales für feurigflüssige Empordringungen, den Syenitgranit des
linken Elbufers für älter, den des rechten für neuer als Quadersandstein
und Pläner angesprochen.
Die Zweifel über das Alter des Hohnsteiner Kalkes werden 1833
durch eine kurze Mittheilung des Grafen zu Münster beseitigt (Litt. No. 8),
indem er die untersuchten Versteinerungen von Hohnstein für jurassisch,
die von Weinböhla sämmtlich für cretaceisch erklärt.
Ein gemeinsamer Besuch von Weinböhla durch Naumann, Breit-
haupt, von Weissenbach und Kühn zeigte (Litt. No. 7), dass die
Granitramificationen Naumann’s nur isolirte Gesteinsplatten im Thon waren.
In gleicher Weise hatten Versuchsschürfe, Stollen und Fallörter, welche
auf Kühn’s Vorschlag 1828 bei Hohnstein unter Leitung des K. Bergamtes
zu Altenberg angelegt worden waren, das Fehlen jeglicher Ausläufer des
Granites in den Quadersandstein ergeben (Litt. No. 7, S. 739). Im Uebrigen
wendet sich Kühn mit apodiktischer Gewissheit, welche angesichts seiner
schliesslich verfehlten Behauptungen einen etwas unangenehmen Eindruck
machen, in allen Punkten gegen Weiss. Er sucht die Klipstein’sche An-
nahme von den überhängenden Granitmassen noch weiter zu stützen
(S. 472) und hält, wahrscheinlich mit der Münster’schen Erklärung noch
nicht bekannt, an dem cretaceischen Alter des Hohnsteiner Kalkes fest.
Im Herbst des Jahres 1833 sieht die Umgegend von Meissen und
Weinböhla eine aus C. von Leonhard, B. Cotta als Führer, Professor
Kapp und Dr. R. Blum bestehende Geologengesellschaft. Leonhard fasst
die Ergebnisse der gemeinsamen Untersuchungen in folgende Sätze zu-
sammen (Litt. No. 9, S. 149):
43
„I. In der Gregend um Dresden und Meissen sind die Glieder der Kreidegruppe
. . . jüngerer Entstehung als der Syenit . . .
II. Jener Granit hingegen, welcher bei Zscheila Plänerkalkfragmente umschliesst,
der hei Nieder -Fehre und bei Weinböhla Gänge im Syenit bildet, endlich der Granit,
von dem der Jurakalk bei Hohenstein über den Quadersandstein gehoben worden, ist
jünger, nicht nur in Vergleich zum Syenit, sondern auch was den Quader- oder Grün-
sandstein und den Plänerkalk betrifft.
Es erscheint mithin als sehr glaubhaft,
III. dass dieser jüngere Granit bei Weinböhla den Syenit ebenso über den Pläner-
kalk geschoben habe, wie der Jurakalk bei Hohenstein von ihm über den Quadersandstein
getragen worden seyn dürfte. Die geringe Mächtigkeit der Granitgänge im Syenit bei
Weinböhla . . . widerstreitet dieser Ansicht keineswegs; jene Gänge sind nur Ver-
zweigungen sehr mächtiger Granitmassen, welche in grösserer Tiefe ihren Sitz haben.“
Eine Verschiedenalterigkeit der rechts- und linkselbischen Granite und
Syenite befürwortet auch Gumprecht (Litt. No. 12). Dagegen wendet er
sich in den meisten Punkten gegen Weiss, Naumann und Leonhard. In
der trennenden Thon- und Mergelschicht sieht er nicht ein Zerreibungs-
produkt, sondern eine normale sedimentäre Bildung. Die weitgehende
Zersetzung und Zertrümmerung des Granites und Syenites von Weinböhla
sucht er durch die Schwefelsäure des reichlich vorhandenen zersetzten
Eisenkieses zu erklären. Den wenig mächtigen Granitgängen, für deren
Zusammenhang mit grösseren Granitmassen gar kein Anhalt vorliege,
spricht er schon jede Fähigkeit, so gewaltige Gebirgsmassen zu heben,
vollständig ab. Er ist also darin gegen die berühmtesten Geologen der
damaligen Zeit ein Vorläufer und Verfechter der jetzt herrschenden An-
schauung. Endlich bekämpft er trotz Münster das jurassische Alter des
Hohnsteiner Kalkes und erklärt ihn für Pläner.
Die Gumprecht’sche Kritik gerade der Hauptbeweisgründe der vorigen
machte böses Blut. In ziemlich gereiztem Tone antworten Naumann
und Leon'hard (Litt. No. 13 und Anmerkung daselbst S. 4). Leonhard
schliesst seine Abweisung mit folgenden anzüglichen Worten:
„Nach mir waren die Herren von Buch und von Humboldt in Zscheila. Von
solchen Koryphäen würde ich gerne Belehrung angenommen haben. — Es giebt
mancherlei Mittel, zu einem Namen zu gelangen ; aber nicht alle Wege führen nach
Jerusalem!“
Bezeichnend für das Aufsehen, welches die geologischen Verhältnisse
bei Meissen und Hohnstein in der wissenschaftlichen Welt erregten, sind
die folgenden Sätze aus einem Brief L. von Buch’s an Bronn im Jahre
1834 (Litt. No. 10):
„ . . . Ich war mit Herrn Bernhard Cotta am 20. Mai (1834) in Hohnstein, und
Sie können glauben, wie sehr ich aufgeregt war, diese wichtigen Orte zu sehen.
Die Erscheinung ist eine der grössten in Europa: von der Gegend von Zittau bis
Meissen ist dieses Auf liegen des Granites ununterbrochen, auf so lange Aus-
dehnung hin!“
Weinböhla hatte L. von Buch damals noch nicht gesehen, seine Be-
merkungen beziehen sich wesentlich nur auf die Versteinerungen von
Hohnstein.
1834 berichtet Weiss zur Versammlung deutscher Naturforscher
zu Stuttgart an der Hand von Zeichnungen über die räthselhaften Ver-
hältnisse in Sachsen (Litt. No. 11), und auf dem folgenden Naturforscher-
tage in Bonn 1835 wird den zahlreichen anwesenden Geognosten ein von
Humboldt, Weiss, Leonhard, Naumann, G. Bose und J. Nöggerath Unter-
zeichneter Plan B. Cotta’s unterbreitet: „Aufforderung an alle Geognosten
44
Deutschlands, sowie an alle Freunde der Geologie, durch gemeinschaft-
liche Beiträge eine massige Geldsumme zusammenzubringen, mittelst
welcher die Grenzverhältnisse des Granites zur Kreideformation in Sachsen
bis zur Evidenz aufgeschlossen werden können.“ (Litt. No. 15, S. 26.) Es
werden Actien zu einem Reichsthaler vorgeschlagen, für welchen ausser dem
Verdienst, ein wichtiges Phänomen offen zu Tage gelegt zu haben . . .,
ein Exemplar der zu druckenden Ergebnisse in Aussicht gestellt werden.
Der Kostenanschlag beträgt 240 — 400 Reichsthaler. Zur Bonner Versamm-
lung melden sich 32 Subscribenten mit 153 Actien. (Litt. No. 15, S. 28/9.)
Die Zahl steigt auf 109 mit 356 Actien, darunter König Friedrich August
und Prinz Johann von Sachsen mit je 15 Actien. (Litt. No. 18, S.54 — 58.)
Am Ende ergab sich eine Einnahme von 356 Reichsthalern gegenüber
359 Thalern Kosten.
Dem Aufruf von Cotta war eine klare und ausführliche Darstellung
des Standes der Frage im Jahre 1835 beigegeben. Darin spricht Cotta
zuerst deutlicher von einer Umkehrung der ursprünglichen Lagerungs-
verhältnisse bei Hohnstein; weiter führt er acht Punkte gegen das jüngere
Alter auch des Granites an.
Mit diesem Aufruf von 1835 bemächtigt sich der junge, damals
sechsundzwanzigjährige Bernhard Cotta der ganzen Angelegenheit und
er führt sie mit rastlosem Eifer zur Entscheidung. Die berühmtesten
Geologen der damaligen Zeit und des 19. Jahrhunderts Hessen sich von
Cotta an die Hauptpunkte des Problemes führen.
„So hatte ich allein in den letzten fünf Jahren (1833 — 1838) die Freude, die Herren
Alexander von Humboldt, Leopold von Buch, von Leonhard, Nöggerath, Elie de Beaumont
und Gustav Rose in diesen Gegenden zu begrüssen und auf ihren Wanderungen nach
Hohnstein und Meissen zu begleiten.“ (Litt. No. 18, S. 1.)
Er leitet die vorgeschlagenen Entblössungsarbeiten und vollendet sie
in den Jahren 1836 und 1837. In seinen „Geognostischen Wanderungen II,
1838“ (Litt. No. 18) giebt er den versprochenen Bericht, den Actionären
unentgeltlich. Zwar ist Weinböhla bei den Aufschlussarbeiten nicht be-
rührt worden; diese entschieden aber ebenso über Hohnstein, wie über
"Weinböhla und alle anderen Orte mit gleichen oder ähnlichen Lagerungs-
verhältnissen auf der Linie Oberau- Jeschkengebirge. Aus den Zusammen-
stellungen und Folgerungen (Litt. No. 18, S. 47 — 53), welche die Ansichten
in der ersten Darstellung überhaupt von Weiss (1827) vollständig be-
stätigen, obwohl Weiss nach einer Aeusserung Cotta’s in Jena 1837 (Litt.
No. 17) seine Ansicht wieder aufgegeben zu haben scheint, mögen nur
einige kurze Stellen wörtlich angeführt werden.
„Der wirkliche Ueberhang (des Granites über den Sandstein hei Hohnstein) . . .
ist jedenfalls sehr beträchtlich. Denkt man sich den Sandstein als nicht vorhanden, so
bleibt ... ein mindestens 930 Fuss vorspringender Granitüberhang , unter dessen Be-
dachung man die ganze Stadt Hohnstein hauen könnte, ohne den vorhandenen Raum
damit zu erfüllen ... Es scheint mir ebenso bedenklich, einen so grossen frei hervor-
ragenden Ueberhang als einst vorhanden anzunehmen, als es gefährlich sein würde,
darunter zu wohnen. — Wenn nun aber schon aus diesem einzigen Punkte mit ziemlicher
Sicherheit hervorgeht, dass der Granit hier nicht vor dem Quadersandstein seine jetzige
Stellung eingenommen haben kann , d. h. dass der Sandstein untergelagert , sondern der
Granit erst später darüber gekommen ist, um wie viel mehr muss dann nicht die An-
nahme gewaltsamer Hebung des letzteren bestärkt werden, wenn man die lange Kette
von ungewöhnlichen Lagerungsverhältnissen an seiner Südgrenze beachtet (S. 49) . . .
Dass der Granit in unserem Falle nach der Ablagerung des Quadersandsteines eine
Ortsveränderung in der Richtung von unten nach oben erlitten hat, kann wohl keinem
45
Zweifel mehr unterliegen; es fragt sich jetzt nur noch: in welchem Zustande dürfte er
emporgetreten sein? — Die Prüfung der Grenzerscheinungen in dieser Rücksicht wird
dem Leser wie dem Beobachter zeigen, dass dies ein trockener (fester) Zustand gewesen
sein müsse (es folgen die bereits von Weiss vorgebrachten Beweise) ... Es muss daher
irgend ein uns unbekanntes Agens den Granit und Syenit ... in der langen Ausdehnung
der merkwürdigen Grenzlinie emporgehoben, und hie und da — hei Hohnstein zugleich
mit Juraschichten — über den Sandstein und Pläner hinweggeschoben haben, während
Alles, was südlich von dieser Erhebungslinie liegt, ruhig in der alten Lage beharrte.“
(S. 53.)
Damit waren die Lagerungs- und Altersverhältnisse geklärt, und es
ist daran bis zum heutigen Tage nichts geändert worden. Dagegen be-
anspruchte die Beantwortung der Frage nach der treibenden Kraft noch
mehrere Jahrzehnte.
Noch 1849 sah H. B. Geinitz im Widerspruch mit den letzten Er-
gebnissen den Granit als treibende und bewegende Masse, indem er schreibt
(Litt. No. 21, S. 53/54):
„Bei Weinböhla und in dem Eckertschen Kalkbruche sieht man eine ungefähr
300 Ellen lange Plänerwand, welche 14 — 16 Ellen durchschnittlich mächtig ist, durch
oft 24 Ellen hohe Syenitmassen überdeckt, welcher durch den hinter ihm empor-
gedrungenen Granit über den Pläner gestürzt worden ist.“
Einen bedeutenden Fortschritt in der Auffassung der Gebirgsbildung
stellt Gutbier ’s Ansicht dar. In seinen „Geognostischen Skizzen“
(Litt. No. 23) bringt er die Lausitzer Verwerfung und Ueberschiebung mit
den Lagerungsveränderungen des Erzgebirges in Zusammenhang, setzt sie
aber, wie H. B. Geinitz noch in seinen späteren Schriften (Litt. No. 27,
S. 7; auch Isis Abh. 1895, S. 30—32), auf Rechnung basaltischer Empor-
treibungen.
Unterdessen war der Glaube an die gebirgsbildende Kraft der Eruptiv-
gesteine besonders durch Suess in den siebziger Jahren beseitigt und die
Lagerungsveränderungen in der Erdrinde durch die Schwerkraft und die
daraus entspringenden tangentialen Druck- und Schubkräfte erklärt worden.
Diese neue Auffassung fand auch schnell auf die Lausitzer Ueberschiebung
Anwendung.
1875 und 1877 brachte H. Credner*) die sächsischen Erdbeben mit
fortdauernden, wenn auch schwachen Lagerungsstörungen an der Lausitzer
Verwerfung in Zusammenhang. Dechen (Litt. No. 28) fasst gegen Cotta
die Bewegung nicht als einseitig auf, indem er den Granit als das ge-
hobene und die Kreide als das gesunkene Gebirgsstück bezeichnet.
Suess (Litt. No. 31) sieht die ungewöhnlichen Lagerungsverhältnisse
als Rückfaltungen an, hervorgebracht durch eine Bewegung des Riesen-
und Isergebirges in nordöstlicher Richtung. Nicht die Hebung des Granites,
sondern das Absinken des südlich von der Bruchlinie gelegenen inneren
Gebirgsflügels hat die Aufrichtung der Kreide, sowie Einklemmung und
Ueberstürzung der Juraschichten zur Folge gehabt. (Litt. No. 29, S. 5.)
Es bleibt nur noch eine interessante Erscheinung zu erwähnen übrig,
welche Mitte der neunziger Jahre im südöstlichsten Bruch bei Weinböhla
blosgelegt und von E. Kalkowsky (Litt. No. 34) beschrieben wurde. Den
Pläner durchsetzte wie eine Mauer senkrecht zur Verwerfung ein Sand-
*) H. Credner: Bericht über das vogtländisch- erzgebirgische Erdbeben vom
23. November 1875. Zeitschr. f. ges. Natur w. 48, 1875, S. 246— 268. — Derselbe: Das
Dippoldiswaldaer Erdbeben vom 5. October 1877. Ebenda Bd. 50, S. 275. (Vergl. auch
Litt. No. 28.)
46
steingang. Dieser stellte eine mit oligocänem verfestigtem Sancl ausgefüllte
Spalte dar, die durch Bewegungen, Erdbeben, gleichsam als Vorläufer der
Lausitzer Verwerfung, im Pläner entstanden war.
Die Versteinerungen von Weinböhla sind von H. B. Geinitz (Litt.
No. 21, 22, 27) beschrieben und abgebildet worden. Sie finden sich auf-
gezählt bei Siegert, Beck und Nessig. (Litt. No. 32, 35, 36.)
Bereits im Jahre 1899, mehr noch im Frühjahr 1900 nach dem langen
strengen Winter, konnte man mit Bedauern die starken Verwüstungen,
welche die Atmosphärilien im Bruch bei Weinböhla angerichtet haben,
wahrnehmen. Bruchstückhaufen des ausserordentlich leicht verwitternden
Plänerkalkes waren durch den Frost in sanft gewölbte Hügel kleiner
Splitter und Scherbchen zusammengesunken. An manchen Orten fand
man sauber ausgewaschene Versteinerungen. Nur kurze Zeit wird die in
Fig. 2 abgebildete Wand, welche so prachtvoll die Umbiegung und Auf-
richtung zeigte, der Verwitterung standhalten, ausserdem ist sie schon
stark von dem darüberliegenden Sand überrollt. Im Frühjahr 1900 war
das in Fig. 2 abgebildete tiefe Loch des Steinbruches hoch mit kalk-
reichem Wasser gefüllt, welches mit seiner milchigen blaugrauen Farbe
an die Wässer der Kalkalpen zur Schneeschmelze erinnerte. Obwohl nach
Herrmann (Litt. No. 37, S. 313) die Erschöpfung der Flötze, sowie die
Erfolglosigkeit der Bemühungen, durch Bohrungen seitlich von den ab-
gebauten Linsen neue Lagerstätten nachzuweisen, die Gründe für das
Erlöschen des Abbaues waren, mag trotzdem die Hoffnung nicht aufgegeben
werden, dass der jetzige Zustand und Verfall des Bruches von Weinböhla
nur eine Buhepause sei.
Cotta braucht in seinen geognostischen Wanderungen II, S. 1 folgendes
hübsche Wortspiel: „Wie das alte Felsenschloss (Hohnstein) in früherer
Zeit den feindlichen Angriffen der wohlgewaffneten Bitter „Hohn“ sprach,
und daher seinen Namen ableitet, so scheint er diesen Namen auch in
neuerer Zeit rechtfertigen zu wollen, indem die Felsen und Steine dieser
Gegend den schulgerechten Geognosten verhöhnen.“ Auch Weinböhla hat
an diesem „Verhöhnen“ theilgenommen. Aber nachdem das Bäthsel gelöst
war, verwandelten sich die Kopfschmerzen, die Bathlosigkeit der Geologen
in eine erhebende Freude bei Betrachtung eines Profiles, wie Fig. 2 es
darstellt. Vielleicht wird späteren Geschlechtern diese Freude, dieses
geologische Vergnügen im schönsten Sinne wieder erschlossen.
Abhandl. d. Isis in Dresden, 1900.
Taf. I.
Sitzungsberichte
der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dresden,
1900.
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I. Section für Zoologie.
Vierte Sitzung am 1. November 1900. Vorsitzender: Prof. Dr. H.
Nits che. — Anwesend 37 Mitglieder.
Dr. K. Heller bespricht die neueren französischen Untersuchungen
über die Biologie der Coprophagen, besonders der südlichen Ateuchus-
Arten unter Vorlage von
Fahre, J. H. : Souvenirs entomologiques V. Paris 1897, und
Car us Sterne: Der heilige Käfer und seine Verwandten. Prometheus 1899,
Nr. 531 und 532.
Derselbe theilt ferner, um etwaigen späteren Irrungen bei faunisti-
schen Zusammenstellungen vorzubeugen, mit, dass die im Dresdner Anzeiger
vom 6. October 1900 enthaltene Nachricht über den Fang einer 2 Pfund
schweren Schildkröte in der Skala bei Gröditz, Amtshauptmannschaft
Bautzen, sich nicht etwa auf die für das sächsische Faunengebiet noch
nicht nachgewiesene Sumpfschildkröte, Emys lutaria , sondern auf ein
aus der Gefangenschaft ausgekommenes Exemplar der griechischen Land-
schildkröte, Testudo gracea beziehe. Dies wurde auf Bitte des Vor-
tragenden durch Prof. H. Naumann in Bautzen festgestellt. Das Stück
stammte aus dem Parke des Rittergutsbesitzers Struve.
Prof. Dr. H. Nit sehe theilt anschliessend, um ähnlichen Irrthümern
zuvorzukommen, mit, dass er im Sommer 1900 bei Tharandt verschiedene
der sächsischen Fauna nicht angehörige Amphibien habe aussetzen lassen,
nämlich in je 10 Exemplaren den schwarzen Alpensalamander, Sala-
mander atra und den Schweizermolch, Triton helveticus (T. palmatus,
T. paradoxus), sowie zwei Exemplare der Geburtshelferkröte, Alytes
obstetricans und 10 Stück der gelbbäuchigen Bergunke, Bombinator
pachypus. Ein Exemplar des ersteren ist inzwischen bereits wieder ge-
sehen worden.
Derselbe bespricht ferner kritisch und legt vor
Zehn der, L.: Die Entstehung des Lehens aus mechanischen Grundlagen ent-
wickelt, Th. I und II. Tübingen 3899 und 1900.
Bibliothekar K. Schiller legt als Neuerwerbung vor die Schluss-
lieferungen von
Tümpel, R. : Die Geradflügler Mitteleuropas. Eisenach 1900.
Prof. Dr. H. Nitsche demonstrirt den Schädel einer vierhörnigen
Gabelantilope, Antilocapra americana , den die Tharandter Sammlung
kürzlich erworben hat, als erste bekannt gewordene solche Monstrosität
22
bei einem nicht domesticirten Boviden, da die bisher beschriebenen Fälle
von Vierhörnigkeit bei Gemsen sich stets als Fälschungen gewinnsüchtiger
Händler erwiesen haben.
Derselbe berichtet ferner über einige im Herbst 1900 im Engadin,
besonders bei Tarasp und Pontresina gemachte ornitholo gisch e Be-
obachtungen.
Dieselben beziehen sich auf Passer domesticus var. italiae, Hirundo rupestris,
Cypselus melba, Cinchis ein eins var. meridionalis, Sterna nigra , Pyrrhocorax alpinus
und Nucifraga caryocatactes. Von letzterem und vom Eichhörnchen beschädigte Arven-
zapfen werden vorgelegt.'
Fünfte Sitzung am 6. December 1900 (in Gemeinschaft mit der
Section für Botanik). Vorsitzender: Oberlehrer Dr. J. Thallwitz. — An-
wesend 32 Mitglieder.
Der Vorsitzende lässt ein Rundschreiben des ornithologischen
Vereins zu Dresden circuliren über Missbrauch beim Verkauf von
Krammetsvögeln. Zugleich legt er zwei Tafeln Abbildungen von Drosseln
vor aus
Fürst, H.: Deutschlands nützliche und schädliche Vögel. Berlin 1893.
Director A. Schöpf demonstrirt eine grössere Anzahl sibirischer
Rehgeweihe, eigenartig in Grösse, Stärke und Gestaltung, und knüpft
daran Bemerkungen über das sibirische Rehwild und Aussetzungsversuche
mit diesem.
Derselbe führt zwei zoologische Phantasiegebilde chinesischer Her-
kunft aus Baumwurzeln vor, über deren Herkunft Geh. Hofrath Prof.
Dr. 0. Drude noch einige Worte spricht.
Prof. Dr. R. Ebert hält einen Vortrag über Chun’s Tiefsee-
Expedition. Es circulirt
Chun, C.: Aus den Tiefen des Weltmeeres. Jena 1900.
Geh. Hofrath Prof. Dr. 0. Drude demonstrirt und bespricht das
neueste Mikroskop der Firma Seibert in Wetzlar und legt vor
Hager, H., und Metz, C.: Das Mikroskop und seine Anwendung. Berlin 1899;
Schimper, A. F. W.: Anleitung zur mikroskopischen Untersuchung der
vegetabilischen Nahrungs- und Genussmittel. Jena 1900.
Dr. B. Schorler berichtet über einige neuere Publicationen und giebt
herum
Eyferth, B.: Einfachste Lebensformen des Thier- und Pflanzenreichs, 3. Auflage.
Braunschweig 1900;
Engler, A., und Prantl, K.: Die natürlichen Pflanzenfamilien, Bd. I,
Abth. I und II. Leipzig 1896—1900;
Weigelt, C.: Unsere natürlichen Fischgewässer, wie sie sein sollten und wie
sie geworden sind. Berlin 1900;
Blücher, H. : Das Wasser, seine Zusammensetzung u. s. w. Leipzig 1900.
23
II. Section für Botanik.
Fünfte Sitzung am 8. November 1900. Vorsitzender: Geh. Hofrath
Prof. Dr. 0. Drude. — Anwesend 38 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende legt zunächst neu erschienene botanische Werke
systematisch -floristischen Inhalts vor, nämlich
Engler, A.: Das Pflanzenreich, 1. Heft: Musaceae. Leipzig 1900;
D a 1 1 a T o r r e , C. G. de, und H a r m s , H. : Genera Siphonogamarum. Leipzig 1900 ;
Wiesner, J. : Rohstoffe des Pflanzenreiches, 2. Auflage, I. Bd. Leipzig 1900;
Fritsch, K. : Schulflora für die österreichischen Sudeten- und Alpenländer.
Wien 1900;
Schinz, H., und Keller, R.: Flora der Schweiz. Zürich 1900;
Winkler, W.: Sudetenflora, mit polychromischen Abbildungen von Nenke und
Ostermaier. Dresden 1900 ;
Buhse, F. (f Riga): Flora des Alburs und der kaspischen Südküste. Riga 1899.
Bibliothekar K. Schiller legt einen Katalog der Handelsgärtnerei
von E. Böhmer & Co. in Yokohama vor, welcher durch seine Ab-
bildungen und Herstellungsweise bemerkenswerth erscheint; daran schliesst
sich die Vorlage eines botanischen Heftes von dem Bulletin of the College
of agriculture, Tokyo, mit Darstellung japanischer Nutzhölzer und Bei-
trägen zur Kenntniss der Gattung Tüia.
Den wissenschaftlichen Vortrag für diese Sitzung hat der Vorsitzende
zusammen mit Dr. B. Schorler vorbereitet, indem beide über ihre
floristischen Arbeiten und Excursionen im verflossenen Sommer
sprechen und dabei eine Auswahl bemerkenswerther Arten aus ihren
Sammlungen zur Vorlage bringen.
Zunächst spricht Dr. B. Schorler über das Fichtelgebirge und das obere Eger-
thal von Weissenstadt bis gegen Eger hin, bemerkenswerth durch Dianthus Seguieri,
Polygala Chamaebuxus (ein ganzer Hügel voll davon bei Sinnatengrün nahe Wun-
siedel!) und Erica carnea , sowie über das fränkische Gebiet südlich von Bamberg.
Geh. Hofrath Prof. Dr. 0. Drude fügt noch Beobachtungen über die Felsflora zwischen
Berneck am Weissen Main und der Saalequelle am Grossen Wald stein hinzu, und be-
spricht alsdann das sehr interessante Thüringer Trias - Gelände der Drei Gleichen und
Seeberge zwischen Arnstadt und Gotha. Dasselbe ist dadurch bemerkenswerth, dass
hier ;die südwestlichste Ecke des an seltenen Arten reichen Thüringer Steppengebietes
mit Öxytropis pilosa, Nepeta nada, Peucedanum alsaticum u. s. w. liegt, in welchem
vor einigen Jahren Gartenmeister Zabel aus Hann. Münden (jetzt in Gotha) Orobanche
Ccrvariae auf einer Grastrift mit Peucedanum Cervaria in Masse entdeckt hat. Es
war dem Vortragenden vergönnt, diesen auserlesenen Standort, an dem auch Pleuro-
spermum austriacum wächst, unter Zabel’s trefflicher Führung am 11. August d. J. zu
besuchen.
III. Section für Mineralogie und Geologie.
Dritte Sitzung am 15. November 1900. Vorsitzender: Prof. Dr. W.
Bergt. — Anwesend 40 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende legt, theilweise mit Besprechung, vor
Toula, F.: Lehrbuch der Geologie, mit Atlas. Wien 1900;
Berichte über den internationalen Ge ologencongress in Paris,
enthalten in der Zeitschrift für praktische Geologie 1900, 11. Heft, und
im Centralblatt für Mineralogie 1900, 7. Heft;
24
Nekrolog auf K. F. Rammeisberg. Centralblatt für Mineralogie 1900,
7. Heft;
Dalmer, K. : Die westerzgebirgiscke Granitmassivzone. Zeitschrift für
praktische Geologie 1900, 10. Heft;
Frech, F. : Ueber die Ergiebigkeit lind voraussichtliche Erschöpfung der
Steint ohlenlager, aus Lethäa paläozoica. Stuttgart 1900.
Prof. Dr. E. Kalkowsky spricht über kieselige Sandsteine aus
den ,, Salzpfannen“ Südafrikas mit Vorführung von Proben und Dünn-
schliffen.
Dr. E. Naumann legt vor und bespricht ein neues interessantes
Kalkspath vorkommniss vom Zwieseler Erbstolln bei Berggiess-
hübel in Sachsen.
1Y. Section für prähistorische Forschungen.
Dritte Sitzung am 18. October 1900. Vorsitzender: Prof. Dr. J.
Deichmüller. — Anwesend 28 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende legt das soeben erschienene Werk von
Woermann, K.: Geschichte der Kunst aller Zeiten und Völker. 1. Band:
Die Kunst der vor- und ausserchristlichen Völker. Leipzig und Wien 1900
vor und berichtet eingehend über den von ihm besuchten 12. inter-
nationalen Congress für Anthropologie und prähistorische
Archäologie in Paris vom 20. — 26. August 1900 und über die prä-
historischen Sammlungen in Paris.
Im Anschluss hieran bringt Oberlehrer Dr. P. Wagner zur Vorlage
Giraud, P.: Les invasions paleolithiques dans l’Europe occidentale. Les
origines de l’art en France. Paris 1900.
Oberlehrer H. Döring legt eine in Thon geformte Axt und zwei Kinder-
klappern, die eine in Vogelform, die andere in Form eines Topfes, aus
einem Urnengrabe von Löbsal bei Diesbar vor und giebt eine Ueber-
sicht über die bisher in Sachsen gefundenen Kinderklappern.
Lehrer H. Ludwig berichtet über eine Niederlassung aus der
Zeit der Gräberfelder vom älteren Lausitzer Typus auf dem
Gartengrundstück des Lehrers M. WTeiclner zwischen Oberpoyritz und
Kleingraupe östlich von Pillnitz.
Ausser Holzkohlen und Stücken von Wandbewurf fanden sich in den aufgedeckten
Herdstellen und in deren Umgebung zahlreiche Gefässreste, darunter dickwandige mit
aufgeklebten, kettenartig gekerbten Thonleisten, das Bruchstück eines doppelconischen
Napfes mit einer Scheidewand, eine flache, einerseits schalenartig vertiefte Thonperle
und eine tonnenförmige Kinderklapper. Ein Theil der Funde wird vorgelegt.
Oberlehrer H. Döring bringt zum Schlüsse einen schuhleistenförmigen
Steinkeil und ein Flachbeil aus Stein von Möritzsch westlich von
Leipzig zur Ansicht.
Vierte Sitzung am 13. December 1900. Vorsitzender: Prof. Dr. J.
Deichmüller. — Anwesend 26 Mitglieder.
25
Prof. Dr. J. Deichmüller bespricht eingehend das Werk von
Montelin s, 0.: Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Norddeutschland
und Skandinavien. Braunschweig 1900.
Prof. H. Engelhardt bringt ein im Rittergutsbezirk Grossseitschen
bei Bautzen gefundenes, wohl erhaltenes Steinbeil aus grobkörnigem
Diabas zur Vorlage.
Prof. Dr. E. Kalkowsky hält einen Vortrag: Prähistorisches aus
Ungarn mit besonderer Berücksichtigung der ungarischen Kupferzeit.
Unter den ausgelegten Werken befinden sich
Pulszky, Fr.: Magyarorszky archaeologiäja, Bd. 1 und 2. Budapest 1897;
Kalauz, A.: Magyar nemzeti muzeum. Budapest 1899;
Much, M. : Die Kupferzeit Europas und ihr Yerhältniss zur Cultur der Ger-
manen, 2. Auflage. Jena 1893;
Cesnola, L. Palma di: Cypern. Seine alten Städte, Gräber und Tempel,
deutsch von L. Stern. Jena 1879.
Prof. Dr. J. Deichmüller bespricht eine grössere Anzahl ausgestellter
schnurverzierter Gefässe aus Sachsen, welche den öffentlichen
Sammlungen in Leipzig, Pegau und Bautzen, sowie verschiedenen Privat-
sammlungen entnommen sind.
Y. Section für Physik und Chemie.
Vierte Sitzung am 4. October 1900. Vorsitzender: Oberlehrer H.
Rebenstorff. — Anwesend 48 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende führt eine Anzahl physikalischer und chemi-
scher Versuche vor.
In vereinfachter Anordnung zeigt er die bekannte gegenseitige Einwirkung zweier
gleichlanger Fadenpendel, die Füllung eines Reagensglases mit dem mittels Natrium
aus Wasser entwickelten Wasserstoff ohne pneumatische Wanne, das Abfangen des
nach der Verbrennung von Natrium auf YYasser zurückbleibenden Kügelchens von
Natriumhydroxyd mittelst eines am Ende glühend gemachten Glasstahes. Sodann wird
ein für die Verbrennung von Magnesium in Wasserdampf, sowie in Kohlensäure ge-
eigneter Verbrennungsraum vorgeführt; um das Zerspringen des Halses des gewöhnlich
zu diesen Zwecken benutzten Kolbens zu vermeiden, nimmt man ein Becherglas, welches
einen Deckel aus Schablonenblech erhält, den man mit einer centralen Oeffnung ver-
sieht. Der so hergestellte Verbrennungsraum kann sehr bequem gereinigt werden.
Verbrennt man das Magnesium nicht in trockener, sondern in mit viel Wasserdampf
vermischter Kohlensäure, so ist die Verbrennung ruhiger, Magnesium wird weniger
stark fortgespritzt und der aus der Kohlensäure abgeschiedene Kohlenstoff ist in Stücken,
welche die Form des Magnesiumbandes nachahmen, gut zu erkennen (Zeitschr. für den
physik. und ehern. Unterricht XIII, S. 31, 163 und 218).
Der Vorsitzende zeigt die Benutzung der neuen Form des Car-
tesianischen Tauche rs nebst einer der Taucherglocke ähnlichen
Vorrichtung (dieselbe Zeitschrift XIII, S. 249),
macht im Anschlüsse hieran einige Mittheilungen über die Erfindung
der Taucherglocke und
giebt einen Abriss der Geschichte der Erfindung des Thermo-
meters unter Benutzung des zur Vorlage gelangenden Werkes von Ger-
26
land und Traumüller: „Geschichte der physikalischen Experimentir-
kunst“, Leipzig 1899.
Prof. Dr. R. Heger spricht über Energetik im Unterricht.
Die herrschende Stellung, die der Satz der Erhaltung der Arbeit in der Physik
einnimmt, verpflichtet den mechanischen Unterricht, im Sinne der Energetik zu ver-
fahren. Nachdem bereits die der Mechanik vorhergehenden Abschnitte Arbeitsbetrach-
tungen in den Vordergrund gestellt haben, hat die Mechanik die energetischen Grund-
begriffe nicht erst neu zu schaffen. Dabei darf dem Schulunterricht nicht abverlangt
werden, rein energetisch zu verfahren; der Kraftbegriff kann nicht aus dem Unterricht
ganz entfernt werden, so lange er in der Wissenschaft noch lebt. Der mechanische
Unterricht beginnt (1. Abschnitt) mit der Arbeit gegen die Schwere. Aufnahme,
Uebertragung, Verwandlung der Arbeit in Wärme und Wucht (hier noch ohne Formel).
An dieser Stelle, nicht in einer vorausgeschickten, in der Luft hängenden Phoronomie,
tritt der Begriff der Geschwindigkeit auf. 2. Abschnitt. Arbeitsübertragung bei
verbundenen Gewichten. Wenn die Gewichte G„ G2 ideal und so mit einander
verbunden sind , dass die senkrechte Bewegung von Gt bestimmte verhältnissglekhe
senkrechte Bewegungen von G2, G3 . . ... . bedingt, und wenn dabei die algebraische
Summe der Hubänderungen Null ist, so sind G1: G2 im Gleichgewichte, d. i.
es verharrt Ruhe, sowie gleichförmige Bewegung. Einfache Maschinen, Gewichte an
einer starren drehbaren Ebene, Hebel. 3. Abschnitt. Freier Fall, getreu nach Galilei,
unter Hervorhebung von v=gt als Hypothese, sowie der Wurf, unter der Hervor-
hebung der Hypothese von der Zusammensetzung endlicher Bewegungen der Beharrung
und der Schwere. Gültigkeit des Arbeitssatzes als beste Stütze dieser Hypothesen. Wucht-
formel. 4. Abschnitt. Bewegung verbundener Gewichte: Wagen auf wagerechter
Bahn, durch sinkendes Gewicht gezogen, Gewichte an einfachen idealen Maschinen.
Die Arbeitsgleichung führt überall zu v2=2g1h, und hierin wird gleichförmig be-
schleunigte Bewegung mit der Beschleunigung gj erkannt. 5. Abschnitt. Hub eines
schweren Körpers; der Schwerpunkt als der Punkt, in dem man bei Hubänderungen
das Gewicht des Körpers vereinigen kann. 6. Abschnitt. Wucht bei Achsendrehung,
TrägheiUmoment. Schwungrad, durch sinkendes Gewicht bewegt u s. w. 7. Abschnitt.
Der Stoss weicher und elastischer Kugeln. Hierbei können die Beziehungen P = mp
u. a. m. nicht wohl umgangen werden. Wirkung und Gegenwirkung. Die Unterscheidung-
weicher und elastischer Körper erfolgt energetisch, so dass für den elastischen Stoss
die Gleichheit der Gesammtwucht vor und nach dem Stos^e sofort ausgesprochen wird.
8. Abschnitt. Arbeit elastischer Kräfte, als Trapezfläche berechnet: hieraus die
Formeln der elastischen Schwingung abgeleitet. Das Pendel. 9. Abschnitt. Gleich-
förmige Bewegung im Kreise. Ihre Abbildung auf einen Durchmesser ergiebt elastische
Schwingung, woiaus centripetale Beschleunigung c2/r geschlossen wird. 10. Abschnitt.
Arbeitsübertragung durch eine ideale gewichtslose Flüssigkeit; Boden- und Seitendruck
schwerer Flüssigkeit, selbstredend rein energetisch abgeleitet, desgleichen Niedertrieb
und Auftrieb, sowie die Ausflussformel. Zum Schluss das Wasser als Arbeitsquelle:
Stossräder, ober- und mittelschlächtige Mühlräder, Turbinen unter einfachsten Voraus-
setzungen. 11. Abschnitt. Bei den Gasen nehmen das Mariotte-Gay- Lussac’sche
Gesetz und die Abnahme des Drucks mit der Höbe den breitesten Raum ein und geben
zunächst keinen Anlass zu Arbeitsbetrachtungen. Wohl aber kommen diese wieder zu
ihrem Rechte bei der Arbeitsübertragung durch Gase und bei einem Schlussabschnitte
über die specifischen Wärmen der Luft (raumgleich, druckgleich, gleiches Verhältniss
von Raum und Druck, wärmedicht). Hieran kann sich als weitere mechanische Er-
gänzung der Wärmelehre die Heissluftmaschine und die Heissdampfmaschine schliessen*).
Fünfte Sitzung am 22. November 1900. Vorsitzender: Oberlehrer
H. Rebenstorff. — Anwesend 51 Mitglieder und Gäste.
Dr. J. Pinnow hält einen Vortrag über Unterscheidung von Talg
und Schmalz.
Talg und Schmalz werden steuertechnisch an ihrem verschiedenen Oleingehalte
erkannt. Dieser setzt den Erstarrungspunkt der abgeschiedenen Fettsäuren herab
*) Weitere Ausführungen in R. Heger: Die Erhaltung der Arbeit. Hannover 1896.
27
(Finkener) und erhöht die Jodzahl (Hübl). Beide Methoden leiden an technischen
Fehlern und beruhen auf mangelhafter wissenschaftlicher Grundlage. Der Erstarrungs-
punkt ist auch abhängig vom Verhältniss zwischen Palmitin und Stearin, 30°/0 Stearin-
säure setzen den Erstarrungspunkt der Palmitinsäure um 8° herab (de V iss er). Der
Olei'ngehalt schwankt innerhalb weiterer Grenzen, als man gemeinhin annimmt, und wird
zumal durch Mästung erhöht (Müntz). Deshalb wurde des Oefteren für reine ameri-
kanische oder australische Talgsendungen, weil schmalzverdächtig, der höhere Steuersatz
gefordert. Eine brauchbare Unterscheidung könnte dagegen aufgebaut werden auf die
Beobachtung von Räumers, dass Schmalz ein Linolsäureglycerid enthält, welches sich
durch eine höhere innere Jodzahl verräth, nämlich die Jodzahl der ungesättigten Säuren,
deren Bleisalze in Aether löslich sind. Das Auffinden eines Nachweises der Linolsäure
auf Grund von Löslichkeitsverhältnissen ist nicht sehr wahrscheinlich. Eher empfiehlt
sich ein vorhergehendes systematisches Studium mehrfach ungesättigter Säuren der
Fettreihe von bekannter Constitution und Anwendung der hierbei gemachten Erfahrungen
auf die Erkenntniss der Linolsäure.
Dr. A. Beythien, Director des städtischen chemischen Untersuchungs-
amtes, spricht über Geheimmittel und Nährpräparate.
Nach einem Hinweis auf den noch immer weite Kreise der Bevölkerung beherr-
schenden Aberglauben als die Quelle des Geheimmittelunwesens bespricht Vortragender
zunächst die zur Heilung menschlicher Krankheiten, darauf die für verschiedene Zwecke
der Technik und des Haushalts und schliesslich die zur Verschönerung des mensch-
lichen Körpers (Kosmetica) angepriesenen Geheimmittel, das Wesen der einzelnen Gruppen
an der Hand einer Reihe typischer Beispiele vor Augen führend. Durch jedesmalige
Gegenüberstellung der Herstellungskosten und des Veikaufspreises, sowie durch Hervor-
hebung der meist völligen Wirkungslosigkeit der Präparate wird gezeigt, welche grosse
Schädigung der socialen Wohlfahrt durch den Vertrieb dieser Mittel erwächst, und wie
nothwendig die unausgesetzte Bekämpfung dieses Unwesens besonders von Seiten des
urtheilsfähigen Publikums ist.
Im zweiten Theile seiner Ausführungen wendet sich Vortragender zu den diäte-
tischen Nährpräparaten, welche, zur Ernährung Kranker bestimmt, ihre Nährstoffe in
leicht löslicher Form enthalten, und hebt besonders hervor, dass das Tropon, im Gegen-
satz zu der vielfach herrschenden Annahme, nicht zu ihnen zu rechnen ist, da es völlig
unlösliches Eiweiss darstellt, und sich von dem in Fleisch und Hülsenfrüchten befind-
lichen Eiweiss nicht unterscheidet. Das von Professor Finkler zu dem Zwecke geschaffene
Tropon, den notorischen Eiweissmangel in der Nahrung des armen Mannes zu ersetzen,
kann nur als Nahrungsmittel beurtheilt werden. In dieser Hinsicht ist es aber zu theuer,
da der gleiche Zweck durch einige Fleischsorten, besonders aber durch das in der Milch
und dem Magerkäse enthaltene Eiweiss auf billige Weise erreicht wird. Vortragender
schliesst mit dem Hinweise, dass das Problem der billigen Eiweissnahrung mit dem
Tropon nicht gelöst sei, und mit dem Wunsche, dass gleiche dahin zielende Bestrebungen
von Erfolg gekrönt sein möchten.
VI. Section für Mathematik.
Vierte Sitzung am 11. October 1900. Vorsitzender: Geh. Hofrath
Prof. Dr. M. Krause. — - Anwesend 15 Mitglieder und Gäste.
Privatdocent Dr. E. Naetsch spricht über Translationsflächen.
Ausgehend von einigen historischen Bemerkungen bespricht Vortragender zunächst
die wichtigsten allgemeinen Eigenschaften der Translationsflächen, wobei insbesondere
derjenigen Flächen gedacht wird, welche sich auf mehr als eine Art als Translations-
flächen darstellen lassen. Hieran schliessen sich Mittheilungen über solche Translations-
flächen, welche zugleich als Rotationsflächen angesehen werden können, sowie kurze
Andeutungen über die Mittel, alle derartigen Flächen zu bestimmen.
Prof. Dr. R. Heger spricht über Kugelberührungsaufgaben und
Kugel verwandt schaft.
28
Im Anschluss an seine in der vorhergehenden Sitzung (am 10. Mai 1900) gegebene
Mittheilung über die Lösung der Kreisberührungsaufgaben durch Kreisverwandtschaft
entwickelt der Vortragende die Auflösung der Kugelberührungsaufgaben durch die
Kugelverwandtschaft, das räumliche Seitenstück der Kreisverwandtschaft. Die 15 Auf-
gaben werden auf 2 Stufen vertheilt; der Unterstufe, die hier ausser Betracht blieb,
werden die 5 Aufgaben zugewiesen, bei denen nur Punkte und Ebenen gegeben sind,
sowie noch die Aufgabe „3 Ebenen und 1 Kugel“, da sie durch einen die 3 Ebenen
berührenden Umdrehungskegel auf die ebene Aufgabe „2 Gerade und 1 Kreis“ zurück-
geführt wird. Die Aufgaben, bei denen neben Ebenen und Kugeln noch mindestens
1 Punkt gegeben ist, werden gelöst, indem man eine Kugelverwandtschaft benutzt,
deren V erwandtschaftsmitte der gegebene Punkt (bez. einer der gegebenen Punkte) ist,
denn die gesuchte Kugel wird alsdann als Ebene abgebildet. Hiernach sind noch die
Aufgaben zu erledigen, bei denen 2 Ebenen und 2 Kugeln, oder 1 Ebene und 3 Kugeln,
oder 4 Kugeln gegeben sind. Aus dem Gesammtgebiete dieser Aufgaben kann man
zwei Gebietstheile ausscheiden, die zum Ganzen ein endliches Verhältniss haben. Wenn
nämlich 3 von den gegebenen Flächen x1; x2, einen gemeinsamen (realen) Punkt 0
haben, so werden sie von 0 als Verwandtschaftsmitte aus als Ebenen */, z2', *3' abge-
bildet, und hierdurch wird die Aufgabe auf „3 Ebenen und 1 Kugel“ zurückgeführt.
Wenn ferner unter den 4 gegebenen Flächen 2, und *.2, sind, die sich nicht schneiden,
so kann man sie in 2 mittengleiche Kugeln verwandeln, indem man einen der beiden
Kulipunkte des Büschels x.2 als Verwandtschaftsmitte benutzt; man hat dann die
Kugel af- zu zeichnen, welche 2 mittengleiche Kugeln und x2 und noch 2 andere
Kugeln x3' und x[ berührt. — Für das Bestgebiet führen folgende Betrachtungen zum
Ziele. Eine Kugel, die den Ebenen at «2 eingeschrieben ist, wird von einer der beiden
Mittelebenen von at «2 rechtwinklig geschnitten ; durch Kugelverwandtschaft folgt hieraus
sofort, dass eine Kugel x, welche die Kugeln x1 x2 berührt, von einer der beiden Kugeln
xia und x12' rechtwinklig geschnitten wird, die dem Büschel x± x2 angehören und die
Kugeln xy x2 unter gleichen Winkeln schneiden. Haben die Kugeln die Normal-
gleichungen j'gib 0, *2 = 0 und die Halbmesser r± und r2, so ist
Zu den 4 Kugeln x1} x3, xs, gehören 6 Paare winkelhalbirende Kugeln
und diese bilden 8 Bündel zu je 6 Kugeln, nämlich
1)
12,
23,
13,
14,
24,
34
1 5)
23,
34,
24,
12',
13',
14'
2)
12,
23,
13,
14',
24',
34' |
6)
12,
34,
13',
24',
23',
14'
3)
12,
24,
14,
13',
23',
34'
7)
13,
24,
12',
34',
23',
14'
4)
13,
34,
14,
12',
23',
24'
8)
14,
23,
12',
24',
34',
13'
Man hat nun die 8 Kugeln zu zeichnen, welche je eins dieser 8 Bündel recht-
winklig schneiden und eine der 4 gegebenen Kugeln berühren; von jedem der 8 Bündel
hat man dabei natürlich 3 Kugeln A, y, v zu verwenden, welche nicht ein Büschel
bilden. Haben A, y: v einen realen Punkt gemein, so nimmt man diesen als Verwandt-
schaftsmitte; x' hat dann den Schnittpunkt der Ebenen P, y\ v' zum Mittelpunkte.
Wenn unter den 3 Kugeln A, y, v zwei sind, die sich nicht schneiden, z. B. A und y, so
bilde man sie als mittengleiche Kugeln A' y' ab; xf ist dann eine Ebene, welche die
gemeinsame Mitte von A' und y\ sowie die Mitte von v’ enthält. Wenn keine dieser Voraus-
setzungen zutrifft, so beachte man, dass die Kugeln, welche A, ,u, v rechtwinklig schneiden,
ein Büschel bilden, dessen (realer) Grundkreis die auf der Mittelebene von A, y, v ent-
haltenen Hauptkreise dieser Kugeln rechtwinklig schneidet. Nimmt man einen Punkt
dieses Grundkreises als Verwandtschaftsmitte, so bildet sich x als Ebene af ab, die
eine gegebene Gerade enthält.
An jeden der beiden Vorträge schliesst sich eine kurze Disc-ussion.
HerrR.M.Pe stellegt ein Sphärometer für dioptris che Zwecke vor.
29
Fünfte Sitzung am 13. December 1900. Vorsitzender: Geh. Hofrath
Prof. Dr. M. Krause. — Anwesend 18 Mitglieder und Gäste.
Prof. Dr. G. Helm spricht über Mathematik und Chemie.
Vortragender erinnert einleitend an die Thatsache, dass chemische Processe bei-
nahe ebenso früh zn mathematischen Betrachtungen Anlass gegeben haben, wie astro-
nomische und physikalische Vorgänge; denn der einfachste wie der complicirteste chemische
Process kann niemals völlig erklärt oder auch nur beschrieben werden ohne Berück-
sichtigung von quantitativen Verhältnissen, also von Grössenbeziehungen. — Zunächst
zeigt sich der Vortheil streng mathematischer Betrachtungsweise beim Studium stöchio-
metrischer Beziehungen; den Sinn und die Bedeutung einer chemischen Gleichung kann
man in erschöpfender Weise wiedergeben, indem man dieselbe durch ein gewisses System
homogener linearer Relationen ersetzt, wie vom Vortragenden ausführlich gezeigt wird. —
Tiefer greift die mathematische Behandlung ein auf dem Gebiete der Energetik. Führt
das Princip der Energie noch auf lineare, wenn auch nicht mehr auf homogene Gleichungen,
so erfordert der Begriff der Entropie sogar die Zuhilfenahme von Differentialgleichungen.
— Im weiteren Verlaufe seines Vortrags bespricht Redner eingehend die neuerdings
von Gordan und Alexejeff entwickelte Theorie, welche die chemischen Formeln mit
der mathematischen Invariantentheorie in Verbindung bringt.*) Die Untersuchungen
von Gordan und Alexejeff, welche übrigens zum Theil an frühere Arbeiten von Syl-
vester und Clifford (American Journal of Mathematics, I) anknüpfen, legen dar, dass
die auf der Werthigkeitstheorie beruhenden sogenannten Structurformeln ersetzt werden
können durch symbolische Ausdrücke, welche nach den Principien der Invariantentheorie
aufgebaut sind. Vortragender zeigt an einfachen Beispielen, wie hierbei zwei der In-
variantentheorie geläufige Operationen, der Evectanten- und der Faltungs-(Ueber-
schiebungs-) Process zur Verwendung kommen. Redner erinnert dann noch kurz an die
Möglichkeit, unsere Vorstellungen über chemische Vorgänge in der Weise mathematisch
einzukleiden, dass jedes Atom als ein Strahlbüschel mit gewissen ausgezeichneten Strahlen
gedeutet wird, wobei dann der eindeutigen (projectiven) Verknüpfung mehrerer derartiger
Strahlbüschel die chemische Verbindung der betreffenden Atome entspricht.
VII. Hauptversammlungen.
Siebente Sitzung am 27. September 1900. Vorsitzender: Prof. H.
Engelhardt. — Anwesend 33 Mitglieder und 1 Gast.
Prof. Dr. 0. Schneider hält einen Vortrag über die pillen wälzenden
Käfer und ihre Bedeutung für die ägyptische Mythologie.
Zur Vorlage kommen hierbei zahlreiche präparirte Coprophagen, Pillen, geschnittene
Scarabaeen und andere religiöse Sculpturen, sowie verschiedene, auf den Gegenstand
des Vortrags bezugnehmende Schriften.
Ergänzende Bemerkungen zu dem Vortrage macht Dr. K. Heller.
Prof. H. Engelhardt legt vor
Zeiller, R.: Elements de paleobotanique. Paris 1900.
Achte Sitzung am 25. October 1900. Vorsitzender: Prof. Dr. E. Kal-
kowsky. — Anwesend 53 Mitglieder und Gäste.
*) P. Gordan und W. Alexejeff: Uebereinstimmung der Formeln der Chemie
und der Invariantentheorie (Sitzungsberichte der physikalisch-medicinischen Societät zu
Erlangen) .
30
Dr. A. Stübel giebt einen Rückblick auf den vulkanischen
Ausbruch des Jahres 1866 im Golfe zu Santorin unter Vorführung
zahlreicher Projectionsbilder von Karten und Ansichten dieses Vulkan-
ausbruches.
Neunte Sitzung am 29. November 1900. Vorsitzender: Prof. Dr. E.
Kalkowsky. — Anwesend 43 Mitglieder und Gäste.
Nach der statutengemäss vorgenommenen Wahl der Beamten der
Gesellschaft für das Jahr 1901 (vergl. die Zusammenstellung auf S. 32) hält
Geh. Hofrath Prof. Dr. 0. Drude einen Vortrag über die Entwicke-
lungsgeschichte der mitteldeutschen Hügelflora. (Vergl. Abhand-
lung IX.)
Eine reichhaltige Auswahl von Vertretern dieser Flora ist in Herbariums-Exemplaren
ausgelegt.
Herr J. Ostermaier bringt eine Anzahl Postkarten mit Blumen-
darstellungen zur Ansicht und Vertheilung unter die Anwesenden.
Zehnte Sitzung am 20. December 1900. Vorsitzender: Prof. Dr. E.
Kalkowsky. — Anwesend 59 Mitglieder und 4 Gäste.
Auf Anregung von Prof. Dr. E. Kalkowsky und Geh. Hofrath Prof.
Dr. 0. Drude wird beschlossen, die Sitzungen der Gesellschaft während
der Monate Januar, Februar und März 1901 probeweise erst um 8 Uhr
beginnen zu lassen.
Prof. Dr. J. Deichmüller hält einen Vortrag über megalithische
Denkmäler.
Der Vortragende giebt eine eingehende Schilderung der der jüngeren Steinzeit an-
gehörenden Dolmen, megalitliischen Ganggräber, Menhirs, Cromiechs und Steinreihen,
bespricht deren Verbreitung von Indien über die Küstenländer des Mittelmeeres bis
nach Skandinavien und führt in 55 Projectionsbildern eine grössere Reihe derartiger
Bauten aus dem gesammten Verbreitungsgebiete, namentlich aus der Bretagne vor.
Veränderungen im Mitgliederbestände.
Neu aufgenommene wirkliche Mitglieder:
Grübler, Mart., Kaiserlich Russischer Staatsrath, Pro-i
fessor an der K. Technischen Hochschule in Dresden, I am 25. October
Heller, Karl, Dr. phil., Custos des K. Zoologischen und | 1900;
Anthropologisch-ethnographischen Museums in Dresden, J
Mann, Max Gg., Dr. med. in Dresden,
Naumann, Bruno, Geh. Commerzienrath in Loschwitz,
Petrascheck, Wilh., Dr. phil., Assistent an der K. Tech-
nischen Hochschule in Dresden,
Stutz, Ludw., Docent an der K. Technischen Hochschule in Dresden, am
20. December 1900;
Thiele, Karl, Apotheker in Dresden, am 25. October 1900;
am 29. No-
vember 1900;
31
Weinmeister, J. Philipp, Dr. phil., Professor an der K. Forstakademie
in Tharandt, am 29. November 1900.
In die wirklichen Mitglieder ist übergetreten:
Wiechel, Hugo, Finanz- und Baurath in Dresden.
Freiwillige Beiträge zur Gesellschaftskasse
zahlten: Dr. Amtlior, Hannover, 3 Mk.; Prof. Dr. B achmann, Plauen i. V.,
3 Mk. ; K. Bibliothek, Berlin, 3 Mk.; naturwissensch. Modelleur Bla sch ka,
Hosterwitz, 3 Mk. 10 Pf.; Privatus Eisei, Gera, 3 Mk. ; Bergingenieur
Hering, Freiberg, 3 Mk. 15 Pf.; Prof. Dr. Hibsch, Liebwerd, 3 Mk.;
Bürgerschullehrer Hof mann, Grossenhain, 3 Mk.; Oberlehrer Dr. Lohr-
mann, Annaberg, 3 Mk.; Stabsarzt Dr. Naumann, Gera, 3 Mk. 5 Pf.;
Prof. Naumann, Bautzen, 3 Mk.; Fabrikbesitzer Dr. Naschold, Aussig,
10 Mk. ; Betriebsingenieur a. D. Prasse, Leipzig, 3 Mk.; Dr. Reiche,
Santiago -Chile, 3 Mk. ; Director Dr. Reidemeister, Schönebeck, 3 Mk.;
Oberlehrer Richter, Aue, 3 Mk. 15 Pf.; Apotheker Schlimpert, Cölln,
3 Mk. ; Oberlehrer Seidel I, Zschopau, 3 Mk. 10 Pf.; Rittergutspachter
Sieber, Grossgrabe, 3 Mk. 15 Pf.; Fabrikbesitzer Dr. Siemens, Dresden,
100 Mk.; Chemiker Dr. Stauss, Hamburg, 3 Mk. ; Oberlehrer Dr. Sterzei,
Chemnitz, 3 Mk.; Landesgeolog Dr. Steuer, Darmstadt, 3 Mk.; Prof.
Dr. Vater, Tharandt, 3 Mk.; Oberlehrer Wolff, Pirna, 3 Mk. 5 Pf. —
ln Summa 179 Mk. 75 Pf.
G. Lehmann,
Kassirer der „Isis“.
32
Beamte der Isis im Jahre 1901.
Tor stand.
Erster Vorsitzender: Prof. Dr. Fr. Förster.
Zweiter Vorsitzender: Prof. H. Engelhardt.
Kassirer: Hofbuchhändler G. Lehmann.
Directorium.
Erster Vorsitzender: Prof. Dr. Fr. Förster.
Zweiter Vorsitzender: Prof. H. Engelhardt.
Als Sectionsvorstände:
Prof. Dr. H. Nitsche,
Geh. Hofrath Prof. Dr. 0. Drude,
Prof. Dr„ F. Kalkowsky,
Prof. Dr. J. D eich mü Her,
Prof. Dr. R. Freiherr von Walther,
Geh. Hofrath Prof. Dr. M. Krause.
Erster Secretär: Prof. Dr. J. Deichmüller.
Zweiter Secretär: Institutsdirector Ä. T hürnen
Y erwaltungsrath.
Vorsitzender: Prof. H. Engelhardt.
Mitglieder: 1. Prof. H. Fischer,
2. Civil-Ingenieur und Fabrikbesitzer Dr. Fr. Siemens,
3. Fabrikbesitzer L. Guthmann,
4. Privatus W. Putscher,
5. Fabrikbesitzer E. Kühnscherf,
6. Dr. Fr. Raspe.
Kassirer: Hofbuchhändler G. Lehmann.
Bibliothekar: Privatus K. Schiller.
Secretär: Institutsdirector A. Thümer.
Sectionsbeamte.
I. Section für Zoologie.
Vorstand: Prof. Dr. H. Nitsche.
Stellvertreter: Oberlehrer Dr. J. Thallwitz.
Protocollant: Institutsdirector A. Thümer.
Stellvertreter: Dr. A. Naumann.
II. Section für Botanik.
Vorstand: Geh. Hofrath Prof. Dr. 0. Drude.
Stellvertreter: Prof. K. Wobst.
Protocollant: Garteninspector F. Le dien.
Stellvertreter: Dr. A. Naumann.
33
III. Section für Mineralogie und Geologie.
Vorstand: Prof. Dr. E. Kalkowsky.
Stellvertreter: Prof. Dr. W. Bergt.
Protocollant: Oberlehrer Dr. B. Nessig.
Stellvertreter: Oberlehrer Dr. P. Wagner.
IV. Section für prähistorische Forschungen.
Vorstand: Prof. Dr. J. Deichmüller.
Stellvertreter: Oberlehrer H. Döring.
Protocollant: Lehrer 0. Ebert.
Stellvertreter: Lehrer H. Ludwig.
V. Section für Physik und Chemie.
Vorstand: Prof. Dr. B. Freiherr von Walther.
Stellvertreter: Oberlehrer H. A. Bebenstorf f.
Protocollant: Oberlehrer Dr. G. Schulze.
Stellvertreter: Dr. B. Engelhardt.
VI. Section für Mathematik.
Vorstand: Geh. Hofrath Prof. Dr. M. Krause.
Stellvertreter: Oberlehrer Dr. A. Witting.
Protocollant: Privatdocent Dr. E. Nätsch.
Stellvertreter: Oberlehrer Dr. J. von Vieth.
Redactions - Comite.
Besteht aus den Mitgliedern des Directoriums mit Ausnahme des
zweiten Vorsitzenden und des zweiten Secretärs.
Bericht des Bibliothekars.
Im Jahre 1900 wurde die Bibliothek der „Isis“ durch folgende Zeit-
schriften und Bücher vermehrt:
A. Durch Tausch.
*
I- Europa.
1. Deutschland.
Altenburg : Naturforschende Gesellschaft des Osterlandes.
Annaber g -Buchholz: Verein für Naturkunde.
Augsburg : Naturwissenschaftlicher Verein für Schwaben und Neuburg. —
34. Bericht. [Aa 18.]
Bamberg : Naturforschende Gesellschaft. — XVII. Bericht. [Aa 19.]
Bautzen : Naturwissenschaftliche Gesellschaft „Isis“.
Berlin: Botanischer Verein der Provinz Brandenburg. — Verhandl., Jahrg.41
[Ca 6.]
Berlin: Deutsche geologische Gesellschaft. — Zeitschr., Bd. 51, Heft 3
und 4; Bd. 52, Heft 1 und 2. [Da 17.]
Berlin: Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. —
Verhandl., April 1899 bis Mai 1900. [G 55.]
Bonn: Naturhistorischer Verein der preussischen Rheinlande, Westfalens
und des Reg.-Bez. Osnabrück. — Verhandl., 56. Jahrg., 2. Hälfte.
[Aa 93.]
Bonn: Niederrheinische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. • — Sitzungs-
ber., 1899, 2. Hälfte. [Aa 322.]
Braunschweig : Verein für Naturwissenschaft. — 8. Jahresber. [Aa 245.]
Bremen: Naturwissenschaftlicher Verein. — Abhandl., Bd. XVI, Heft 3.
[Aa 2.]
Breslau: Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur. — 77. Jahresber.,
1899. [Aa 46.]
Chemnitz: Naturwissenschaftliche Gesellschaft. — XIV. Bericht. [Aa 20.]
Chemnitz: K. Sächsisches meteorologisches Institut. — Jahrbuch, XV. Jahrg.,
3. Abth. [Ec 57.] — Abhandl., Heft 4. [Ec 57b.] — Dekaden Monats-
berichte 1898 und 99. [Ec 57c.]
Danzig: Naturforschende Gesellschaft. — Schriften, Bd. X, Heft 1. [Aa 80.]
Darmstadt: Verein für Erdkunde und Grossherzogi. geologische Landes-
anstalt. — Notizbl., 4. Folge, 20. Heft. [Fa 8.]
Donaueschingen: Verein für Geschichte und Naturgeschichte der Baar und
der angrenzenden Landesteile. — Schriften, X. Heft. [Aa 174.]
Dresden: Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. — Jahresber., 1898 — 99.
[Aa 47.]
35
Dresden : Gesellschaft für Botanik und Gartenbau „Flora“.
Dresden: K. Mineralogisch -geologisches Museum.
Dresden : K. Zoologisches und Anthrop.-ethnogr. Museum.
Dresden: K. Oeffentliche Bibliothek.
Dresden: Verein für Erdkunde.
Dresden: K. Sächsischer Altertumsverein. — Neues Archiv für Sachs.
Geschichte und Altertumskunde, Bd. XXI. [G 75.] — Die Sammlung
des K. Sachs. Altertumsvereins in ihren Hauptwerken. Bl. XXXI — C.
[G 75 b.]
Dresden: Oekonomische Gesellschaft im Königreich Sachsen. — Mittheil.
1899-1900. [Ha 9.]
Dresden: K. Thierärztliche Hochschule. — Bericht über das Veterinärwesen
in Sachsen, 44. Jahrg. [Ha 26.]
Dresden: K. Sächsische Technische Hochschule. — Bericht über die K. Sächs.
Techn. Hochschule a. d. Jahr 1899 — 1900; Verzeichniss der Vorlesungen
und Uebungen sammt Stunden- und Studienplänen, S.-S. 1990, W.-S.
1900 — 1901. [Je 63.] — Personalverz. Nr. XXI. [Je 63 b.]
Dürkheim: Naturwissenschaftlicher Verein der Rheinpfalz „Pollichia“. —
Festschrift zur 60jährigen Stiftungsfeier (1900). [Aa 56.]
Düsseldorf: Naturwissenschaftlicher Verein. — Mitteil., Heft 4 (Festschrift).
[Aa 310.]
Elberfeld: Naturwissenschaftlicher Verein.
Emden: Naturforschende Gesellschaft. — 83. und 84. Jahresber. [Aa 48b.]
Emden: Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer.
Erfurt: K. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften.
Erlangen: Physikalisch-medicinische Societät. — Sitzungsber., 31.Heft, 1899.
[Aa 212. J
Frankfurt a. M.: Senckenbergische naturforschende Gesellschaft. — Bericht
für 1900. [Aa 9 a.]
Frankfurt a. AL : Physikalischer Verein. — Jahresber. für 1898 — 99. [Eb 35.]
Frankfurt a. O.: Naturwissenschaftlicher Verein des Regierungsbezirks
Frankfurt. — „Helios“, 17. Bd.; Societatum litterae, Jahrg. XIII,
[Aa 282.]
Freiberg: K. Sächs. Bergakademie. — Programm für das 135. Studien-
jahr 1900-1901. [Aa 323.]
Freiburg i. B.: Natur forschende Gesellschaft.
Gera: Gesellschaft von Freunden der Naturwissenschaften. — Bericht und
Festbericht über die 25jährige Jubelfeier der Abteilung für Tier-
und Pflanzenschutz. [Aa 49.]
Giessen: Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde.
Görlitz: Naturforschende Gesellschaft.
Görlitz: Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften. — Neues Lau-
sitzisches Magazin, Bd. 75, 2. Heft. [Aa 64.]
Görlitz: Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte der Oberlausitz. —
Tafel vorgeschichtlicher Altertümer der Oberlausitz. 1900. [G 113.]
Greifswald: Naturwissenschaftlicher Verein für Neu -Vorpommern und
Rügen. — Mittheil., 31. Jahrg., 1899. [Aa 68.]
Greifsivald: Geographische Gesellschaft. — VII. Jahresber., 1898 — 1900.
[Fa 20.]
Guben: Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte. —
Mittheil., VI. Bd., Heft 2 — 5. [G 102.]
**
36
Güstrow : Verein der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg.
Halle a. 8.: Naturforschende Gesellschaft.
Halle a. S.: Kais. Leopoldino-Carolinische deutsche Akademie. — Leopoldina,
Heft XXXV, Nr. 12; Heft XXXVI, Nr. 1—11. [Aa 62.]
Halle a. S.: Verein für Erdkunde. — Mitteil., Jahrg. 1900. [Fa 16.]
Hamburg: Naturhistorisches Museum. — Jahrbücher, Jahrg. XVI, mit Bei-
heft 1—4. [Aa 276.]
Hamburg : Naturwissenschaftlicher Verein. — AbhandL, Bd. XVI, 1. Hälfte.
[Aa 293.] — Verhandk, III. Folge, 7. Heft. 1899. [Aa 293b.]
Hamburg: Verein für naturwissenschaftliche Unterhaltung. — Verhandl.,
Bd. X, 1896—98. [Aa 204.]
Hanau : Wetterauische Gesellschaft für die gesammte Naturkunde.
Hannover: Naturhistorische Gesellschaft.
Hannover: Geographische Gesellschaft.
Heidelberg: Naturhistorisch -medicinischer Verein. — Verhandl., Bd. VI,
Heft 3. [Aa 90.]
Hof: Nordoberfränkischer Verein für Natur-, Geschichts- und Landes-
kunde. — Bericht II. [Aa 325.]
Karlsruhe: Naturwissenschaftlicher Verein. — Verhandl., Bd. XII — XIII.
[Aa 88.]
Kassel: Verein für Naturkunde. — Abhandl. und Bericht, Nr. 45. [Aa 242.]
Kassel: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde.
Kiel: Naturwissenschaftlicher Verein für Schleswig -Holstein.
Köln: Redaction der Gaea. — Natur und Leben, Jahrg. 36. [Aa 4L]
Königsberg i. Pr.: Physikalisch -ökonomische Gesellschaft. — Schriften,
40. Jahrg., 1899. [Aa 81.]
Königsberg i. Pr.: Altertums-Gesellschaft Prussia. — Sitzungsber., Heft 21.
[G 114.]
Krefeld : Verein für Naturkunde.
Landshut: Botanischer Verein.
Leipzig: Naturforschende Gesellschaft.
Leipzig: K. Sächsische Gesellschaft der Wissenschaften. — Berichte über
die Verhandl., mathem.-phys. Classe, 1899, LI. Bd., mathemat. Theil,
Heft 6 mit einem naturw. und einem allgem. Theile. [Aa 296.]
Leipzig: K. Sächsische geologische Landesuntersuchung. — Erläuterungen
zu Sect. 'Waldheim -Böhrigen (Bl. 62), 2. Aufl. [De 146.]
Lübeck: Geographische Gesellschaft und naturhistorisches Museum.
Lüneburg: Naturwissenschaftlicher Verein für das Fürstentum Lüneburg.
Magdeburg: Naturwissenschaftlicher Verein. — Jahresber. und Abhandl.,
Jahrg. 1898-1900. [Aa 173.]
Mannheim: Verein für Naturkunde.
Marburg: Gesellschaft zur Beförderung der gesammten Naturwissen-
schaften. — Sitzungsber., Jahrg. 1898. [Aa 266.]
Meissen: Naturwissenschaftliche Gesellschaft „Isis“. — Beobacht, d. Isis-
Wetterwarte zu Meissen i. J. 1899. [Ec 40.] — Mittheilungen aus den
Sitzungen des Vereinsjahres 1899 — 1900. [Aa 319.]
Münster: Westfälischer Provinzialverein für Wissenschaft und Kunst. —
27. Jahresber., Jahrg. 1898—99. [Ca 231.]
Neisse: Wissenschaftliche Gesellschaft „Philomathie“.
Nürnberg: Naturhistorische Gesellschaft. — Jahresber. für 1899, nebst
Abhandl,, XIII. Bd. [Aa 5.]
37
Offenbach : Verein für Naturkunde.
Osnabrück: Naturwissenschaftlicher Verein.
Passau: Naturhistorischer Verein.
Posen : Naturwissenschaftlicher Verein. — Zeitschr. der botan. Abtheil.,
6. Jahrg., Heft 3; 7. Jahrg., Heft 1 — 2. [Aa 316.]
Regensburg: Naturwissenschaftlicher Verein. — VII. Bericht. [Aa 295.]
Regensburg: K. botanische Gesellschaft.
Reichenbach i. V.: Vogtländischer Verein für Naturkunde.
Reutlingen: Naturwissenschaftlicher Verein.
Schneeberg : Wissenschaftlicher Verein.
Stettin: Ornithologischer Verein. — Zeitschr. für Ornithologie und prakt.
Geflügelzucht, Jahrg. XXIV. [Bf 57.]
Stuttgart: Verein für vaterländische Naturkunde in Württemberg. — Jahres-
hefte, Jahrg. 56. [Aa 60.]
Stuttgart: Württembergischer Altertumsverein. — Württemberg. Viertel-
jahrshefte für Landesgeschichte, n. F., 9. Jahrg. [G 70.]
Tharandt: Bedaction der landwirtschaftlichen Versuchsstationen. — Land-
wirtsch. Versuchsstationen, Bd. LII, Heft 5 — 6; Bd. LIII — LIV. (In
der Bibliothek der Versuchsstation im botan. Garten.)
Thorn: Coppernicus -Verein für Wissenschaft und Kunst.
Trier: Gesellschaft für nützliche Forschungen. — Jahresber., 1894 — 99.
[Aa 262.]
Ulm: Verein für Mathematik und Naturwissenschaften.
Ulm: Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Ob er Schwaben.
Weimar: Thüringischer botanischer Verein. — Mittheil., n. F., 13. — 14. Heft
[Ca 23.]
Wernigerode: Naturwissenschaftlicher Verein des Harzes.
Wiesbaden: Nassauischer Verein für Naturkunde. — Jahrbücher, Jahrg. 53.
[Aa 43.]
Würzburg: Physikalisch-medicinische Gesellschaft. — Sitzungsber., Jahrg.
1899. [Aa 85.]
Zerbst: Naturwissenschaftlicher Verein. — 1. Bericht (1892 — 98). [Aa 332.]
Zivickau: Verein für Naturkunde.
2. Oesterreich-Ungarn.
Aussig: Naturwissenschaftlicher Verein.
Bistritz: Gewerbelehrlingsschule. — XXIV. Jahresber. [Je 105.]
Brünn: NaturforschenderVerein. — Verhandl., Bd. XXXVII, u. 17. Bericht
der meteorolog. Commission. [Aa 87.]
Brünn: Lehrerverein, Club für Naturkunde. — Bericht I (1896 — 98),
II (1899). [Aa 330.]
Budapest: Ungarische geologische Gesellschaft. — Földtani Közlöny, XXIX.
köt., 11. — 12. füz.; XXX. köt., 1 — 9. füz. [Da 25.]
Budapest: K. Ungarische naturwissenschaftliche Gesellschaft, und: Ungarische
Akademie der Wissenschaften.
Graz: Naturwissenschaftlicher Verein für Steiermark. — Mittheil., Jahrg.
1899. [Aa 72.]
Hermannstadt: SiebenbürgischerVerein für Naturwissenschaften. — Verhandl.
und Mittheil., XLIX. Jahrg. [Aa 94.]
Iglo: Ungarischer Karpathen -Verein. — Jahrbuch, XXVII. Jahrg. [Aa 198.]
**
38
Innsbruck : Naturwissenschaftlich -medicinischer Verein. — Berichte, XXIII.
und XXV. Jahrg. [Aa 171.]
Klagenfurt : Naturhistorisches Landes -Museum von Kärnthen.
Krakau: Akademie der Wissenschaften. — Anzeiger, 1899, Nr. 8—10; 1900,
Nr. 1-8. [Aa 302.]
Laibach : Musealverein für Krain.
Linz: Verein für Naturkunde in Oesterreich ob der Enns. — 29. Jahresber.
[Aa 213.]
Linz: Museum Francisco-Carolinum. — 58. Bericht nebst der 52. Lieferung
der Beiträge zur Landeskunde von Oesterreich ob der Enns. [Fa 9.]
Prag: Deutscher naturwissenschaftlich -medicinischer Verein für Böhmen
„Lotos“. — Sitzungsber., Bd. XIX. [Aa 63.]
Prag: K. Böhmische Gesellschaft der Wissenschaften. — Sitzungsber., mathem.-
naturwissensch. CI., 1899. [Aa 269.] — Jahresber. für 1899. [Aa 270.]
Prag: Gesellschaft des Museums des Königreichs Böhmen. — Starozit
nosti zeme ceske, dil. 1. [G 71.]
Prag: Lese- und Redehalle der deutschen Studenten. — Jahresber. für 1899.
[Ja 70.]
Prag: Ceska Akademie Cisare Frantiska Josefa. — Rozpravy, Trida II,
Rocnik 8. [Aa 313.]
Presburg: Verein für Heil- und Naturkunde. — Verhandl., n. F., Heft 11.
[Aa 92.]
Peichenberg: Verein der Naturfreunde. — Mittheil., Jahrg. 31. [Aa 70.]
Salzburg: Gesellschaft für Salzburger Landeskunde.
Temesvär: Südungarische Gesellschaft für Naturwissenschaften. — Termes-
zettudomänyi Füzetek, XXIV. köt., füz. 1 — 3. [Aa 216.]
Trencsin: Naturwissenschaftlicher Verein des Trencsiner Comitates. —
Jahresheft, Jahrg. XXI— XXII. [Aa 277.]
Triest: Museo civico di storia naturale.
Triest: Societä Adriatica di scienze naturali.
Wien: Kais. Akademie der Wissenschaften.
Wien: Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse. —
Schriften, Bd. XL. [Aa 82.]
Wien: K. K. naturhistorisches Hofmuseum. — Annalen, Bd. XIV, Nr. 3 — 4;
Bd. XV, Nr. 1—2. [Aa 280.1
Wien: Anthropologische Gesellschaft. — Mittheil., Bd. XXIX, Heft 6;
Bd. XXX, Heft 1—5. [Bd 1.]
Wien: K. K. geologische Reichsanstalt. — Jahrbuch, Bd. XLIX, Heft 3—4;
Bd. L, Heft 1. [Da 4.] — Jubiläums -Festbericht 1900. [Da 4b];
zur Erinnerung an die Jubelfeier. [Da 4c.] — Verhandl., 1899,
Nr. 11—18; 1900, Nr. 1—12. [Da 16.]
Wien: K. K. zoologisch -botanische Gesellschaft — Verhandl., Bd. XLIX.
[Aa 95.]
Wien: Naturwissenschaftlicher Verein an der Universität.
Wien: Central - Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus. — Jahr-
bücher, Jahrg. 1897. [Ec 82.]
3. Rumänien.
Bukarest: Institut meteorologique de Roumanie. — Annales, tome XIV, 1898.
[Ec 75.]
39
4. Schweiz.
Aarau: Aargauische naturforschende Gesellschaft.
Basel : Naturforschende Gesellschaft. — Yerhandl., Bd. XII, Heft 3. [Aa 86.J
Bern: Naturforschende Gesellschaft.
Bern: Schweizerische botanische Gesellschaft. — Berichte, Heft 10. [Ca 24.]
Bern: Schweizerische naturforschende Gesellschaft.
Chur: Naturforschende Gesellschaft Graubündens. — Jahresber., n. F.,
Jahrg. XLIII. [Aa 51.]
Frauenfeld: Thurgauische naturforschende Gesellschaft.
Freiburg: Societe Fribourgeoise des Sciences naturelles. — Bulletin, vol. VII,
no. 3-4. [Aa 264.]
8t. Gallen: Naturforschende Gesellschaft. — Bericht für 1897— 98. [Aa 23.]
Lausanne: Societe Yaudoise des Sciences naturelles. — Bulletin, 4. ser.,
vol. XXXV, no. 133—134; vol. XXXVI, no. 135—137. [Aa 248.]
Neuchatel: Societe des Sciences naturelles. — Bulletin, tome XXVI. [Aa 247.]
Schaffhausen: Schweizerische entomologische Gesellschaft. — Mittheil,,
Vol. X, Heft 6—7. [Bk 222.]
Sion: La Murithienne, societe Valaisanne des Sciences naturelles. — Bulletin,
fase. XXVII — XXVIII. [Ca 13.]
Winterthur: Naturwissenschaftliche Gesellschaft.— Mitth., Heft 1—2. [Aa 331.]
Zürich: Naturforschende Gesellschaft. — Viertel] ahrsschr. , Jahrg. 44,
Heft 3—4; Jahrg. 45, Heft 1—2. [Aa 96.]
5. Frankreich.
Amiens: Societe Linneenne du nord de la France. — Bulletin mensuel,
tome XIII, no. 293-302; tome XIV, no. 303—322. [Aa 252.]
Bordeaux : Societe des Sciences physiques et naturelles. — Memoires,
ser. 5, tome III, cah. 2; tome V et appendice au tome V; proces-
verbaux, annee 1898 — 99. [Aa 253.]
Cherbourg: Societe nationale des Sciences naturelles et mathematiques.
Dijon: Academie des Sciences, arts et belles lettres.
Le Mans: Societe d’agriculture, Sciences et arts de la Sarthe. — Bulletin,
tome XXIX, fase. 2 — 3. [Aa 221.]
Lyon: Societe Linneenne. — Annales, tome 46. [Aa 132.]
Lyon: Societe d’agriculture, Sciences et industrie. — Annales, ser. 7. tome 6.
[Aa 133.] .
Lyon: Academie des Sciences et lettres.
Paris: Societe zoologique de France. — Bulletin, tome XXIV. [Ba 24.]
Toulouse: Societe Frangaise de botanique.
6. Belgien.
Brüssel: Societe royale malacologique de Belgique. — Annales, tome XXXI,
fase. 2; tome XXIII. [Bi 1.] — Bulletins des seances, tome XXXIV,
pag. 97—128. [Bi 4.]
Brüssel: Societe entomologique de Belgique. — Annales, tome XLIII.
[Bk 13.] — Memoires, tome VII. [Bk 13b.]
Brüssel: Societe royale de botanique de Belgique. — Bulletin, tome XXXVIII.
[Ca 16.]
Gembloux: Station agronomique de l’etat. — Bulletin, no. 67 — 68. [Hb 75.]
Lüttich : Societe geologique de Belgique.
40
7. Holland.
Gent : Kruidkundig Genootschap „Dodonaea“.
Groningen'. Naturkundig Genootschap. — 99. Yerslag, 1899. [Je 80.] —
Centralbureau voor de Kennis van de Provincie Groningen en omgebgen
streken: Bejdragen, deel I, stuk 2. [Je 80b.]
Harlem: Musee Teyler. — Archives, ser. II, vol. VI, p. 5; vol. VII, p. 1 — 2.
[Aa 217.]. r
Harlem: Societe Hollandaise des Sciences. — Archives Neerlandaises
des Sciences exactes et naturelles, ser. II, tome III, livr. 3—5; tome IV,
livr. 1. [Aa 257.]
8. Luxemburg.
Luxemburg : Societe botanique du Grandduche de Luxembourg.
Luxemburg: Institut royal grand-ducal.
Luxemburg: Verein Luxemburger Naturfreunde „Fauna“. — Mittheil., 8. bis
9. Jahrg. (1898 — 99). [Ba 26.]
9. Italien.
Brescia: Ateneo. — Commentari per l’anno 1899. [Aa 199.]
Catania: Accademia Gioenia di scienze naturale. — Atti, ser. 4, vol. XII.
[Aa 149.] — Bollettino, fase. LX — LXIII. [Aa 149b.]
Florenz: R. lnstituto.
Florenz: Societa entomologica Italiana. — Bullettino, anno XXXI — XXXII.
[Bk 193.]
Mailand: Societa Italiana di scienze naturali. — Atti, vol. XXXVIII,
fase. 4; vol. XXXIX, fase. 1—2. [Aa 150.]
Mailand: R. lnstituto Lombardo di scienze e lettere. — Rendiconti, ser. 2,
vol. XXXII. [Aa 161.] — Memorie, vol. XVIII, fase. 7—10. [Aa 167.]
Modena: Societa dei naturalisti. — Atti, ser. 4, vol. I. [Aa 148.]
Padua: Societa Veneto Trentina di scienze naturali. — Atti, ser. 1, vol. V,
fase. 2; vol. VI; vol. XII, fase. 1; ser. 2, vol. IV, fase. 1. [Aa 193.]
Parma: Redazione del Bullettino di paletnologia Italiana.
Pisa: SocietaToscana di scienze naturali. — Processi verbali, vol.XI (2. VII. 99);
vol. XII (19. XI — 1. VII. 99); Memorie, vol. XVII. [Aa 209.]
Rom: Accademia dei Lincei. — Atti, Rendiconti, ser. 5, vol. VIII, fase. 11 — 12;
vol. IX, 1. sem. ; 2. sem., fase. 1 — 10. [Aa 226.]
Rom: R. Comitato geologico d’Italia.
Turin: Societa meteorologica Italiana. — Bollettino mensuale, ser. II,
vol. XIX, no. 8-10; vol. XX, no. 1-6. [Ec 2.]
Venedig : R. lnstituto Veneto di scienze, lettere e arti.
Verona: Accademia di Verona. — Memoire, ser. III, vol. LXXV, fase. 1 — 3.
[Ha 14.]
10. Rrossbritannien und Irland.
Dublin: Royal geological society of Irland.
Edinburg: Geological Society.
Edinburg: Scottish meteorological society. — Journal, 3. ser., no. XV— XVI.
[Ec 3.]
41
Glasgow : Natural history society.
Glasgow : Geological society.
Manchester : Geological society. — Transactions, vol. XXVI, p. 10—19.
[Da 20.]
Neivcastle-upon-Tyne : Tyneside naturalists fielet club, und: Natural history
society of Northumberland, Durham and Newcastle -upon-Tyne. —
Nat. history transactions, vol. XIII, p. 3. [Aa 126.]
11. Schweden, Norwegen.
Bergen : Museum. — Aarsberetning 1899; Aarbog 1899, 2. Heft und 1900,
1. Heft. [Aa 294.J
Christiania : Universität. — Den Norske Nordhavs- Expedition 1876 — 78,
Bd. XXXV— XXXVII. [Aa 251.]
Christiania : Foreningen til Norske fortidsmindesmerkers bevaring.
Stockholm : Entomologiska Föreningen. — Entomologisk Tidskrift, Arg. 20.
[Bk 12.]
Stockholm : K. Vitterhets Historie och Antiqvitets Akademien.
Tromsoe : Museum.
TJpsala : Geological institution of the university. — Bulletin, vol. IV, p. 2.
[Da 30.]
12. Russland.
Ekatharinenburg : Societe Ouralienne d’amateurs des Sciences naturelles. —
Bulletin, tome XX, livr. 1; tome XXI. [Aa 259.]
Helsingfors : Societas pro fauna et flora feunica. — Acta, vol. XV und XVII.
[Ba 17.]
Kharkow : Societe des naturalistes ä l’universite imperiale. — Travaux,
tome XXXIII -XXXIV. [Aa 224.]
Kiew : Societe des naturalistes. — Memoires, tome XVI, livr. 1. [Aa 298.]
Moskau : Societe imperiale des naturalistes. — Bulletin, annee 1899, no. 1 — 4.
[Aa 134.] ;
Odessa : Societe des naturalistes de la Nouvelle-Russie.
Petersburg : Kais, botanischer Garten. - — Acta horti Petropolitani, tome XV,
fase. 2 ; tome XVII, und kurzer Abriss der Geschichte des K. botani-
schen Gartens. [Ca 10.]
Petersburg-. Comite geologique. — Bulletins, vol. XVIII, no. 3 — 10. [Da 23.] —
Memoires, vol. VII, no. 3 — 4; vol. IX, no. 5; vol. XV, no. 3. [Da 24.]
Petersburg : Physikalisches Centralobservatorium. — Annalen, Jalirg. 1898.
[Ec 7.] — Histoire de l’observatoire, p. 1. [Ec 7 b.]
Petersburg : Academie imperiale des Sciences. — Bulletin, nouv. serie V,
tome X, no. 5 ; tome XI; tome XII, no. 1. [Aa 315.]
Petersburg : Kaiser!, mineralogische Gesellschaft. — Verhandl., 2. Ser.,
Bd. 37; Bd. 38, Lief. 1. [Da 29.] — Materialien zur Geologie Russ-
lands, XX. Bd. [Da 29 b.] — Travaux de la section geologique du
cabinet de Sa majeste, vol. III, livr. 1. [Da 29 c.]
Riga : Naturforscher -Verein. — Arbeiten, n. F., 8. — 9. Heft. [Aa 12.] —
Korrespondenzblatt, XLIl — XLIII. [Aa 34.]
42
II® A merika.
1. Nord -Amerika.
Albany: New York state museum of natural history.
Baltimore: John Hopkins university. — University circulars, vol. XIX,
no. 142 — 143. [Aa 278.] — American journal of mathematics, vol. XXI,
no. 3 — 4; XXII, no. 1. [Ea 38.] — American Chemical journal, vol. XXI,
no. 6; vol. XXII; vol. XXIII, no. 1—4. [Ed 60.] — Studies in histor.
and politic. Science, ser. XVII, no. 6 — 12; ser. XVIII, no. 1 — 4.
[Fb 125.] — American journal of philology, vol. XX, no. 1— 4. [Ja 64.] —
Maryland geological survey, vol. III. [Da 35.] — Maryland weather
Service, vol. I. [Ec 95.] — Annual report, no. 24. [Aa 278 b.]
Berkeley: University of California. — Departement of geology: Bulletin II,
no. 5 — 6; register 1898 — 99, vol. I, no. 1 — 2. [Da 31.] — University
chronicle, vol. I, no. 6; vol. II, no. 3—4. [Da 31b.]
Boston: Society of natural history. — Proceedings, vol. XXIX, no. 1 — 8.
[Aa 111.]
Boston: American academy of arts and Sciences. — Proceedings, new ser.,
vol. XXXV, 4-27; vol. XXXVI, 1—8. JAa 170.]
Buffalo: Society of natural Sciences. — Bulletin, vol. VI, no. 2 — 4. [Aa 185.]
Cambridge: Museum of comparative zoology. — Bulletin, vol. XXXV,
no. 7—8; vol. XXXVI, no. 1-4; vol. XXXVII, no. 1—2. [Ba 14.]
Chicago: Academy of Sciences. — Bulletin, vol. III. [Aa 123b.]
Chicago: Field Columbian Museum. — Publications 40 — 44, 46 — 50.
[Aa 324.]
Davenport: Academy of natural Sciences.
Halifax: Nova Scotian institute of natural Science. — Proceedings and
transactions, 2. ser., vol. III, p. 1. [Aa 304.]
Lawrence: Kansas University. — Quarterly, series A: Science and mathe-
matics, vol. VIII, no. 4; vol. IX, no. 1 — 2. [Aa 328.]
Madison: Wisconsin Academy of Sciences, arts and letters.
Mexiko: Sociedad cientifica „Antonio Alzate“. — Memorias y Re vista,
tomo XII, cuad. 11 — 12; tomo XIV, cuad. 1 — 10. [Aa 29E]
Mihvaukee: Public Museum of the City of Milwaukee. — 17. annual report.
[Aa 233 b.]
Milwaukee: Wisconsin natural history society. — Bulletin, new ser., vol. I,
no. 1 — 2. [Aa 233.]
Montreal: Natural history society. — The canadian record of Science,
vol. VIII, no. 2 — 3. [Aa 109.]
New -Haven: Connecticut academy of arts and Sciences.
New- York: Academy of Sciences. — Annals, vol. XII, no. 2 — 3. [Aa 101.] —
Memoirs, vol. II, p. 1. [Aa 258b.]
New - York : American museum of natural history.
New- York: State geologist.
Philadelphia: Academy of natural Sciences. — Proceedings, 1899, p. II— III;
1900, p. I. [Aa 117.]
Philadelphia : American philosophical society. — Proceedings, vol. XXXVIII,
no. 160; vol. XXXIX, no. 161 — 162. [Aa 283.] — Memorial vol. I (1900).
[Aa 283b.]
Philadelphia: Wagner free institute of Science.
43
Philadelphia : Zoological society. — Annual report 28. [Ba 22.]
Pochester: Academy of Science. — Proceedings, vol. III, broch. 2. [Aa 312.]
Pochester : Geological society of America. — Bulletin, vol. X. [Da 28.]
Salem: Essex Institute.
San Francisco: California academy of Sciences.
St. Lonis : Academy of Science.
St. Louis: Missouri botanical garden. — 11. annual report. [Ca 25.]
Topeka: Kansas academy of science. — Transact., vol. XVI. [Aa 303.]
Toronto: Canadian institute. — Proceedings, n. ser., no. 9, vol. II, p. 3;
[Aa 222.] — Transactions vol. VI ; semi-centennial memorial vol. 1849 — 99.
[Aa 222 b.]
Tufts College. — Studies, no. 6. [Aa 314.]
Washington: Smithsonian Institution. — Report of the U. St. nat. museum,
1897. [Aa 120c.]
Washington: United States geological survey. — XIX. annual report,
1897—98, p. 2, 3, 5; XX. annual report, 1898 — 99, p. 1. [De 120a.] —
Bulletin, no. 150 — 162. [De 120b.] — Monographs, vol. XXXII, p. 2;
vol. XXXIII; XXXIV; XXXVI— XXX VII r. [De 120c.]
Washington: Bureau of education.
2. Süd-Amerika.
Buenos- Air es: Museo nacional. — Anales, tomo VI; communicaciones,
tomo I, no. 5—7. [Aa 147b.]
Buenos- Aires: Sociedad cientifica Argentina. — Anales, tomo XL VIII,
entr. 6; tomo XLIX; tomo L, entr. 1 — 3. [Aa 230.]
Cordoba: Academia nacional de ciencias.
Montevideo : Museo nacional. — Anales, fase. XII— XVI. [Aa 326.]
j Rio de Janeiro: Museo nacional.
San Jose: Instituto fisico-geografico y del museo nacional de Costa Rica. —
Informe 1898—99, 2. sem.; 1900. [Aa 297.]
Säo Paulo: Commissao geographica e geologica de S. Paulo.
La Plata: Museum. — Revista, tomo IX. [Aa 308.]
Santiago de Chile: Deutscher wissenschaftlicher Verein.
IXX. Asien.
Batavia: K. naturkundige Vereeniging. — Natuurk. Tijdschrift voor
Nederlandsch Indie, Deel 59. [Aa 250.]
Calcutta: Geological survey of India. — Memoirs, vol. XXVIII, p. 1;
vol. XXIX; vol. XXX, p. 1. [Da 8.] — Palaeontologia Indica, ser. XV,
vol. I, p. 2; vol. II; vol. III, p. 1; new series, vol. I. [Da 9.] — General
report 1899 — 1900. [Da 18.]
Tokio: Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens. —
Mittheil., Bd. VII, Th. 3. [Aa 187.]
IV. Australien.
Melbourne: Mining department of Victoria. — Annual report of the secretary
for mines, 1899. [Da 21.]
44
B. Durch Geschenke.
Beythien , A.: Ueber die Gesundheitsschädlichkeit bleihaltiger Gehrauchs-
gegenstände, insbesondere der Trillerpfeifen. Sep. 1900. [Hb 129 a.]
Beythien , A. : Ueber die Genauigkeit des Jörgensen’schen Verfahrens zum
Bestimmen der Borsäure der Fleischkonserven und über die Trennung
von Borsäure und Borax. Sep. 1899. [Hb 129 c.]
Beythien , A.: Beiträge zur chemischen Untersuchung des Thees. Sep. 1900.
[Hb 129 b.]
Beythien , A.\ Bericht über die Thätigkeit des chemischen Untersuchungs-
amtes der Stadt Dresden im Jahre 1899. [Hb 129 d.]
Bruxelles: Societe beige de geologie, de paleontologie et d’hydrologie. —
Proces-verbaux, 1900, tome XIV, fase. 1—3. [Da 34.]
Buchanan, J.\ The meteorology of Ben Nevis in clear and in foggy weather.
Sep. 1899. [Ec 94.]
Central- Commission, K K, für Erforschung und Erhaltung der Kunst-
und historischen Denkmale. Normative und Berichte. Wien 1899.
[G 142.]
Cory , Ch.: The hirds of Eastern North America, p. 2: Landbirds. [Bf 72.]
Credner , H.: Die seismischen Erscheinungen im Königreich Sachsen 1898
und 1899 bis zum Mai 1900. Sep. 1900. [De 137 h.]
Deichmüller , J.\ Sachsens vorgeschichtliche Zeit. Sep. 1899. [G 119 b.]
Dieck , 6r. : Moor- und Alpenpflanzen und ihre Cultur im Nationalarboretum
und Alpengarten Zoeschen bei Merseburg. 2. Aufl. [Cd 122.]
Föyn , N.: Wolkenbeobachtungen in Norwegen. 1896- — 97. [Ec 96.]
Geinitz, E.: Hans Bruno Geinitz, ein Lebensbild aus dem 19. Jahrhundert.
[Jb 82.]
Geinitz, E.: Mittheilungen aus der Grossherzoglich Mecklenburgischen
Landesanstalt. X — XI. [De 217f, g.]
Hauer, J.: Drei Nekrologe. [Jb 83, 84, 85.]
Janet, Ch.: Separata über Ameisen. [Bk 240 q—y.]
Jentzsch, A.: Ueber die im Ostpreussischen Provinzialmuseum aufbewahrten
Gewichte der jüngsten heidnischen Zeit Preussens. [De 114dd.]
Jentzsch, A.: Der tiefere Untergrund Königsbergs mit Beziehung auf die
Wasserversorgung der Stadt. [De 114 ee.]
Kesselmeyer, A.: 3 Separata über Maasse. [Ea 46a — c.]
Koch, A.: Die Tertiärbildungen des Beckens der Siebenbürgischen Landes-
theile. II. neogene Abtheil. [De 241.]
Krone, H.: Dichtungen, Bd. 1 und 2. [Ja 80.]
Laube, G.: H. B. Geinitz. Sep. 1900. [Jb 81.]
Montelms, 0.: Der Orient und Europa. 1. Heft. [G 144. J
Nicolis, E.\ Marmi pietre e terre coloranti della provincia di Verona.
[Hb 129 a.]
Perez , B.: La provincia di Verona ed i suoi vini. Sep. 1900. [Hb 129c.]
Sars , G.: An account of the Crustacea of Norway, vol. III, p. 3 — 8.
[Bl 29 b.]
Stossich, M.\ Contributo allo studio degli Elminti. Sep. 1900. [Bm 54 gg.]
Verbeek, R.: Voorloopig verslag over eene Geologische reis door het
oostelijk gedeelte van den indischen Archipel in 1899. [De 234b.]
Zahälka, C.: Ueber die Schichtenfolge der westböhmischen Kreideformation.
Sep. 1900. [De 227 b.]
45
C. Durch Kauf.
Abhandlungen der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft,
Bd. XX, Heft 2; Bd. XXV, Heft 1; Bd. XXVI, Heft 1 — 2. [Aa 9.]
Anzeiger für Schweizer Alterthümer, neue Folge, Bd. II, Heft 1 — 2, mit Beil.
[G 1.]
Anzeiger , zoologischer, Jahrg. XXIII, Nr. 605 — 631. [Ba 21.]
Bronn' s Klassen und Ordnungen des Thierreichs, Bd. II, Abth. 3 (Echino-
dermen), Lief. 29 — 36; Bd. III (Mollusca), Lief. 48 — 53; Suppl.,
Lief. 21 — 25; Bd. IV (Vermes), Lief. 59—62; Bd. V (Crustacea), Abth. 2,
Lief. 57—59; Bd. VI, Abth. 5 (Mammalia), Lief. 57- — 60. [Bb 54.]
Gebirgsverein für die Sächsische Schweiz : Ueber Berg und Thal, Jahrg. 1900.
[Fa 19.]
Geradflügler Mitteleuropa^ von Tümpel, Lief. 7. [Bk 243.]
Hedwigia , Bd. 39. [Ca 2.]
Käferfauna der Schweiz von Stierlin. I. Theil. [Bk 244.]
Jahrbuch des Schweizer Alpenclub, Jahrg. 35. [Fa 5.]
Monatsschrift , deutsche botanische, Jahrg. 18. [Ca 22.]
Nachrichten , entomologische, Jahrg. 16. [Bk 235.] (Vom Isis-Lesezirkel.)
Natur , Jahrg. 48. [Aa 76.] (Vom Isis-Lesezirkel.)
Palaeontographical society.
Prähistorische Blätter , Jahrg. XII. [G 112.]
Wochenschrift , naturwissenschaftliche, Bd. XV. [Aa 311.] (Vom Isis-Lese-
zirkel.)
Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften, Bd. 72, Nr. 3 — 4;
Bd. 73, Nr. 1—2. [Aa 98.]
Zeitschrift für Meteorologie, Bd. 17. [Ec 66.]
Zeitschrift für wissenschaftliche Mikroskopie, Bd. XVI, Heft 4; Bd. XVII,
Heft 1 — 2. [Ee 16.]
Zeitschrift , Oesterreichische botanische, Jahrg. 50. [Ca 8.]
Zeitung , botanische, Jahrg. 58. [Ca 9.]
Abgeschlossen am 31. December 1900.
C. Schiller,
Bibliothekar der „Isis“.
Zu besserer Ausnutzung unserer Bibliothek ist für die Mitglieder der
„Isis“ ein Lesezirkel eingerichtet worden. Gegen einen jährlichen Beitrag
von 3 Mark können eine grosse Anzahl Schriften bei Selbstbeförderung
der Lesemappen zu Hause gelesen werden. Anmeldungen nimmt der Biblio-
thekar entgegen.
Abhandlungen
der
N aturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
1 \
in Dresden.
1900.
VIII. Die Gymnospermen der nordböhmischen
Br aunkohlenformation .
Von Dr. Paul Menzel.
Theil I.
Mit 3 Tafeln.
Seit Ettingshausen in seiner fossilen Flora des Tertiärbeckens von
Bilin zum ersten Male eine grössere Darstellung der böhmischen Tertiär-
Hora bot, hat sich die Zahl der aus den Schichten der Braunkohlen-
formation Böhmens bekannt gewordenen Pflanzen sehr erheblich ver-
grössert; nicht nur von den altbekannten Fundorten der Biliner Umgegend
liegen zahlreiche Neuentdeckungen vor, vor Allem haben eine Reihe neuer
Fundorte, zumal im Mittelgebirge und im Egerthale, eine überraschende
Fülle von pflanzlichen Resten dargeboten, deren Bearbeitung in einer
langen Reihe von Abhandlungen vorzugsweise Prof. H. Engelhardt zu
danken ist.
Das reiche, bisher in verschiedenen einzelnen Localfloren beschriebene
Material, zu dem noch eine Menge in mehreren Sammlungen aufbewahrter,
noch nicht publicirter Funde hinzukommt, lässt mir eine vergleichende
Zusammenstellung aus allen Fundorten der nordböhmischen Braunkohlen-
formation als eine dankbare Aufgabe erscheinen, und es soll im Nach-
stehenden versucht werden, die Gymnospermen des nordböhmischen Tertiärs
zusammenhängend darzustellen.
Die Untersuchung gründet sich auf die bisher in der Litteratur be-
schriebenen Reste und auf das in verschiedenen Sammlungen aufbewahrte
Material.
Die geologischen Institute der Deutschen Universität und der Deutschen
Technischen Hochschule in Prag, das Böhmische Landesmuseum in Prag,
das Museum in Teplitz, die Landwirtschaftliche Schule zu Liebwerd bei
Tetschen, das Königl. Mineralogisch-Geologische Museum in Dresden und
Herr Prof. Dr. Deichmüller in Dresden stellten mir in dankenswerthester
Weise ihre tertiären Pflanzenreste zur Verfügung; weiteres Material bot
mir meine eigene Sammlung.
50
A. Coniferae.
1. Abietineae.
Zu den Abietineae gehörige fossile Reste werden im Allgemeinen
unter der Gesammtgattung Pinus zusammengefasst. Ihrer bieten die
böhmischen Tertiärschichten eine reiche Menge; es sind Zapfen, einzelne
Zapfenschuppen, Samen, Zweige, Kurztriebe und einzelne Nadeln sowie
ßlüthenkätzchen, die von verschiedenen Fundorten vorliegen. Fast immer
sind diese Theile isolirt gefunden worden, nur einzelne nadelbüscheltragende
Zweige und Samen im Zusammenhänge mit Zapfen oder einzelnen Schuppen
sind zu meiner Kenntniss gelangt, während Zapfen im natürlichen Zu-
sammenhänge mit Zweigen und Blättern bisher nicht vorgekommen sind.
Es scheint mir daher nicht gerechtfertigt, Zapfen und Blattorgane zu be-
stimmten Arten zusammenzubringen, selbst wenn wiederholte Vergesell-
schafterung den Schluss auf deren Zusammengehörigkeit nahelegt, zumal
auch von keiner der beobachteten Arten an anderen Orten Zapfen und
Nadeln in natürlicher Verbindung bekannt sind. Ich ziehe deshalb vor,
die einzelnen Organe getrennt zu behandeln, und unterlasse es auch, die
vorliegenden Reste bestimmten Sectionen der Gattung Pinus zuzuweisen.
Zapfen.
Pinus oviformis Endl. sp. Taf. II, Fig. 1 — 4.
Pinites oviformis Endlicher: Syn. Conif., p. 287.
Goeppert in Bronn: Gesch. d. Nat. III, 2, p. 41.
Monogr. d. foss. Conif., p. 224.
Conites stroboides Rossmässler: Altsattel, p. 40, t. 12, fig. 52.
Pitys stroboides Unger: Syn. pl. foss., p. 197.
Gen. et sp. pl. foss., p. 364.
Pinus oviformis Engelhardt : Sitzungsber. Isis Dresden 1878, p. 3.
— Braunkohlenflora von Dux, p. 5 Anm.
Foss. Pfl. v. Tschernowitz, p. 15, t. 1, fig. 1—3.
Foss. Pfl. y. Grasseth, p. 17.
Sieber: Zur Kenntn. d. Nordb. Braunkohlenflora. Sitzungsber. Ak. d.
Wiss. Wien 1880, p. 74, 1. 1, fig. 1.
Schimper: Traite de pal. veget. II, p. 291.
Pinus rigios (d. Zapfen) Ettingshausen: Bilin I, p. 41, t. XIII, fig. 15.
? Pinites striatus Presl. in Sternberg: Vers. II, p. 202, t. 52, fig. 1—9.
Endlicher: Syn. Conif., p. 289.
Unger: Gen. et sp. pl. foss., p. 377.
Goeppert: Monogr. d. foss. Conif., p. 227.
Pitys striata Unger: Syn. pl. foss., p. 197.
Pinus strobilis ovatis, 8 — 12 cm longis, 5,5— -8 cm latis; squamarum
apophysi integra, compresso-tetragona, carina transversa arguta, umbone
conico subrecurvo; seminibus ovatis.
Vorkommen: Zapfen dieser Art liegen vor aus dem Sandsteine von
Tschernowitz, dem Basalttuffe von Waltsch, dem plastischen Thone von
Preschen, aus dem Hangendletten der Braunkohle vom Concordiaschachte
bei Weschen bei Teplitz, aus der Braunkohle von Thürmitz, aus Sphaero-
sideritknollen vom Lipneibusche bei Teplitz, aus dem Letten des Beust-
schachtes bei Brüx, aus einem glimmerreichen Thone von Komotau und
aus dem Braunkohlenthone von Strahn bei Saaz.
51
Die Grösse der Zapfen schwankt zwischen 8 und 12 cm Länge bei
5,5 bis 8 cm Breite; ihre Gestalt ist eiförmig bis länglich eiförmig. Die
Schuppen, in 10 — 15 Spiralreihen angeordnet, sind nach dem Grunde zu
ziemlich rasch verjüngt (Fig. 3b), sind in der Mitte der Aussenseite mit
einer niedrigen Längsleiste versehen und tragen am freien Ende zusammen-
gedrückt-rhombische Schilder, die in der Mitte des Zapfens am grössten
sind und zwischen 12 — 20 mm Breite und 7 — 12 mm Höhe messen.
Die Apophysen sind stark verdickt und ragen stumpf kegelförmig vor,
sie sind mit einem querverlaufenden, scharfen, meist etwas gebogenen
Kiele versehen, in dessen Mitte sich aus länglich -rundem oder stumpf-
rhombischem Nabel ein kurzer, kräftiger, stumpfvierkantiger, etwas ge-
krümmter Dorn erhebt. Die Wölbung der Schuppenschilder ist bald
oberhalb und unterhalb des Kieles die gleiche, bald ist die obere Hälfte
stärker gewölbt; die Schilder tragen häufig eine oder zwei vom Nabel ab-
wärts gehende, mässig hervortretende Längskanten; seltener finden sich
vom Nabel aufwärts laufende Kanten.
Samen sind an längsgebrochenen Zapfen im Tschernowitzer Sandsteine
zu beobachten; sie sind oval, 6— 7 mm lang, 4 mm breit; Flügel derselben
sind noch nicht aufgefunden.
Die Zapfen von P. oviformis Endl. sp. sind hauptsächlich in Abdrücken
vorhanden; selten sind sie in Kohle erhalten; ein solcher ist Fig. 1 dar-
gestellt; ein anderes in Kohle verwandeltes Exemplar von Thürmitz habe
ich im Böhmischen Landesmuseum zu Prag gesehen; in Sandstein um-
gebildet bietet sie der Purberg von Tschernowitz.
Dass P. oviformis Ludwig, Palaeontogr. VIII, p. 76, t. XIV, fig. 3 von
P. oviformis Endl. sp. verschieden ist, hat bereits Schimper, Traite de
pal. veget. II, p. 266 hervorgehoben.
Ettingshausen giebt in der Flora von Bilin I, t. XIII, fig. 15 die
Abbildung eines aufgebrochenen Zapfens von Preschen und bezeichnet ihn
als P. rigios Ung. sp., ihn willkürlich mit den im plastischen Thone von
Priesen entdeckten Nadeln der P. rigios combinirend. Das Exemplar ist
mangelhaft erhalten, dementsprechend beschreibt es Ettingshausen auch nur
kurz mit den Worten: „Strobilis ovato-oblongis, squamis apice incrassatis.“
Ich habe eine grössere Anzahl von Zapfen der P. oviformis aus derselben
Fundstelle in den Händen gehabt, die genau dieselben Conturen der zer-
rissenen Schuppen aufweisen — auch unsere Fig. 3 zeigt solche — wie
Ettingshausen’s Zapfen, die aber durch wohlerhaltene Apophysen ihre Zu-
gehörigkeit zu P. oviformis unzweifelhaft machen; ich halte daher auch
den Zapfen der Biliner Flora für nicht verschieden von unserer Art.
Unter der Bezeichnung Pinites striatus Presl. sind in Sternberg’s
Vers. II, p. 202, t. 52, fig. 1 — 9 einige ziemlich mangelhafte Abdrücke
von Zapfenfragmenten dargestellt; diese erwecken mir, zumal fig. 1, 2, 3
und 7, durchaus denselben Eindruck wie die Abdrücke abgerollter Zapfen-
bruchstücke von P. oviformis, deren Apophysen nicht mehr eine deutliche
Sculptur erkennen lassen, — im Tschernowitzer Sandsteine sind solche
häufig aufzufinden — oder wie die Längsbrüche von Zapfenabdrücken,
deren der Preschener Thon ähnliche bietet. Im Sternbergeum des Böh-
mischen Landesmuseums in Prag habe ich die Originale nicht aufgefunden,
ich kann daher meine auf die erwähnten Abbildungen gegründete Ansicht
ihrer Identität mit P. oviformis nur vermuthungsweise aussprechen.
**
52
Endlicher hält allerdings (Syn. Conif., p. 289) Finites striatus Presl. für
proprii generis.
Die Zapfen von F. oviformis Endl. sp. kommen denen der recenten
P. pinaster Sol. aus Südeuropa nahe; unter den fossilen ist von unserer
Art kaum zu unterscheiden F. pinastroides Unger, Iconogr., p. 29, t. XV,
fig. 1 aus der Wetterau, eine Art, von der die gleichbenannten Zapfen
von Fohnsdorf in Unger’s Sylloge I, p. 10, t. III, fig. 1 — 3 abgetrennt
werden müssen, wie bereits von Stur, Beitrag zur Kenntniss der Flora der
Süsswasserquarze der Congerien- und Cerithienschichten, p. 72 hervor-
gehoben worden ist.
Finus hordacea Rossm. sp. Taf. II, Fig. 5; Taf. III, Fig. 23—27.
Conites hordaceus Bossmässler: Altsattel, p. 40, t. 12, fig. 50, 51.
Pitys hordacea Unger: Syn. pl. foss., p. 197.
Pinites hordaceus Endlicher: Syn. Conif., p. 284.
Abietites hordaceus Goeppert in Bronn: Gesch. d. Natur III, 2, p. 41.
Monogr. d. foss. Conif., p. 207, t. 29, fig. 9, 10.
Abies hordacea Schimper: Traite de pal. veget. II, p. 303.
Pinus hordacea [p. p.] Engelhardt: Sitzungsiber. Isis Dresden 1878, p. 3.
Foss. Pfl. v. Tschernowitz, p. 16, t. 1, fig. 5—9.
Pinus strobilis ovato-oblongis; squamis basi angustata sursum dilatatis,
apice incrassatis, longitudinaliter striatis vel sulcatis; apophysi dimidiata,
3 — 5 angulari; umbone terminali.
Vorkommen: Im Sandsteine von Tschernowitz und Altsattel, im
plastischen Thone von Preschen.
Diese Art war den älteren Autoren nur in den durch Rossmässler
von Altsattel mitgeth eilten Zapfenbruchstücken bekannt, deren höchst
mangelhafter Zustand nur eine sehr ungenügende Diagnose gestattete, bis
Engelhardt’s Bearbeitung des Tschernowitzer Süsswassersandsteines aus
diesem neue Belegstücke von Zapfenresten und einzelnen Schuppen zu
Tage förderte. Die sehr wenig bestimmte Beschreibung Rossmässler’s
(Conites ovatus, squamis longis latisque) musste die Deutung der neu-
aufgefundenen Reste und ihre Identificirung mit Rossmässler’s Art ausser-
ordentlich erschweren, und daraus erklärt es sich, dass von Engelhardt
verschiedenartige Reste unter der Bezeichnung F. hordacea zusammen-
gefasst worden sind. Ich komme zu dieser Ueberzeugung, nachdem ich
eine grössere Anzahl von Resten dieser Art von Tschernowitz und aus
dem Preschener Thone untersucht habe.
Meine Ansicht gründet sich darauf, dass die Schuppen an dem von
Engelhardt 1. c., t. 1, fig. 4 abgebildeten Zapfenfragmente eine andere
Beschaffenheit aufweisen als die von Engelhardt erwähnten isolirten
Schuppen, deren verschiedene von diesem Autor selbst gesammelte und
als F. hordacea bestimmte Exemplare sich in meinem Besitze befinden.
Während der abgebildete Zapfen nämlich Schilder von durchaus dem
Typus der apophyses integrae besitzt, Schilder, deren Placentarhöcker ein
deutliches Dickenwachsthum mit abwärts gedrängter Spitze und einem
quer verlaufenden Kiele darbieten, gehören die nicht selten vorkommenden
isolirten Schuppen dem Typus derer mit apophyses dimidiatae an, deren
Placentalhöcker vorwiegend durch Flächenwachsthum vergrössert ist, und
die daher am oberen Theile nur mässig verdickt sind und die Spitze end-
ständig in der Mitte des oberen Schuppenrandes tragen.
53
Diese wesentlichen Abweichungen veranlassen mich, Engelhardt’s Fig. 4
von P. hordacea zu trennen und mit einem anderen später mitzutheilenden
Reste zu einer neuen Art zusammenzustellen, dagegen die mit Rossmässler’s
Abbildungen correspondirenden Zapfenfragmente Engelhardt’s und die von
beiden Autoren angeführten vereinzelten Schuppen zu P. hordacea zu-
sammenzufassen und die Diagnose dieser Art auf Grund der neuen Funde
zu ergänzen.
Ein vollständiger Zapfen liegt leider nicht vor; die Zapfengrösse ist
daher nicht festzustellen, sie scheint aber nicht unbeträchtlich gewesen zu
sein; Fragmente und Längsbrüche, die in Tschernowitz nicht selten sind,
— Engelhardt bildet 1. c. einige ab — lassen eine länglich eiförmige
Gestalt vermuthen.
Ich gebe Abbildungen eines Zapfenfragmentes von Preschen, das eine
Anzahl Schuppen von ihrer Innenseite zeigt (Taf. II, Fig. 5), und mehrerer
einzelner Schuppen (Taf. III, Fig. 23 — 27) von der Aussen- und Innenseite,
zum Theil mit Samen; ich identificire diese Reste, da ihre Beschaffenheit
den von Rossmässler und Engelhardt gegebenen Beschreibungen — ab-
gesehen von des Letzteren Darstellung der Schuppenschilder — entspricht.
Die Schuppen besitzen eine beträchtliche Grösse, bis zu 6 cm Länge
und bis 26 mm Breite; eine wahrscheinlich vom Zapfengrunde herrührende
Schuppe ist Taf. III, Fig. 27 dargestellt, die nur 23 mm Länge bei 20 mm
Breite misst. Aus schmalem Grunde verbreitern sie sich nach der Spitze
zu allmählich und erreichen ihre grösste Breite kurz vor dem Ende, um
dann eine abgerundete oder stumpf dreieckige Spitze zu bilden, deren
Mitte einen kleinen, knopfförmigen, dreieckigen Nabel trägt. Die Aussen-
seite der Schuppen besitzt eine flache, drei- bis fünfeckige Apophyse, die
in der Mitte eine vom endständigen Nabel nach der unteren Schildecke
verlaufende, stärkere und seitlich von dieser mehrere ganz flache, vom
Nabel radiär ausgehende Kanten aufweist. Der untere Schuppentheil ist
aussen durch eine in der Mittellinie verlaufende Längskante ausgezeichnet,
der an der Innenseite eine vertiefte Furche entspricht. Ausserdem sind
Aussen- und Innenseite von feineren Längskanten und Furchen durch-
zogen. Die nur wenig dicken Schuppen besitzen ein sehr lockeres Ge-
webe, wie es auf Querbrüchen von Engelhardt 1. c., Fig. 6, 7 dargestellt
ist; die dort beschriebenen, auf den Bruchflächen sichtbaren Poren und
die eben erwähnten Längskanten bez. Riefen dürften auf die in den Schuppen
verlaufenden Leithündel zurückzuführen sein; weiteren anatomischen Details
nachzuforschen, erlaubt die Gesteinsbeschaffenheit nicht.
Die eben geschilderten Eigenthümlichkeiten der Schuppen und deren
Gestaltung verrathen eine überaus grosse Aehnlichkeit mit den Schuppen
von Pinus - Arten der Section Strobus ; insbesondere auf die Gruppe
Eustrobus (P. Strobus L., P. excelsa Wall.) weisen auch die Samen hin,
während sie von denen der Cembra - Gruppe abweichen. Die Samen von
P. hordacea sind eiförmig, 7 — 10 mm lang, 4 — 5 mm breit, sie besitzen
schlanke, bis 3x/2 cm lange, in der Mitte 6 mm breite Flügel mit fast
gradlinigem Innenrande, gleichmässig nach Spitze und Grund gekrümmtem
Aussenrande und abgestumpfter Spitze [Taf. III, Fig. 23, 25; Engelhardt 1. c.,
fig. 5], sie weichen von den genannten lebenden Arten dadurch ab, dass
bei diesen die Samenflügel länger zu sein pflegen.
Der Umstand, dass häufig isolirte Schuppen gefunden werden, ver-
anlasste Rossmässler und nach ihm Goeppert und Schimper zu der Ver-
54
muthung, dass unsere Art zu Äbies gehören möchte ; dem ist bereits Engel-
hardt entgegengetreten; der gesammte Bau der Schuppen und Samen
stimmt keineswegs zu dem der entsprechenden Theile von Äbies- Arten,
zudem hat sich nie auch nur eine Andeutung verschieden gestalteter Frucht-
und Deckschuppen, wie sie Äbies zukommt, gezeigt, vielmehr deuten, wie
oben ausgeführt, die vorliegenden Verhältnisse auf eine Verwandtschaft
mit den Arten der Section Strobus.
Engelhardt glaubte, die 1. c., t. 1, fig. 10 und 11 wiedergegebenen
Nadeln und das Zweigstück 1. c., t. 2, fig. 1 zu dieser Art stellen zu
sollen; ich kann mich nicht dazu entschliessen, einzig auf Grund gemein-
samen Vorkommens Frucht- und Laub theile zusammenzubringen, kann
vielmehr die Tschernowitzer Nadeln und das Zweigstück, wie später aus-
zuführen ist, nicht von dem als P. rigios Ung. sp. zu bezeichnenden Or-
ganen trennen.
Pinus ornata Sternbg. sp. Taf. II, Fig. 6 — 9.
Conites ornatus Sternberg: Vers. I, 4, p. 39. t. 55, fig. 1, 2.
Pitys ornata Unger: Syn. pl. foss., p. 197.
Finites ornatus Unger: Gen. et sp. pl. foss., p. 364.
Goeppert in Bronn: Geschichte der Natur III, 2, p. 41.
Monogr. der foss. Conif., p. 224.
Endlicher: Syn. Conif., p. 287.
Pinus ornata Brongniart: Prodr., p. 107.
Engelhardt: Isis, Sitzungsber. 1876, p. 9; 1878, p. 3.
Tert. Pfl. d. Leitm. Mittelgeb., p. 61, t. 10, fig. 4.
Eoss. Pfl. v. Tschernowitz, p. 15, t. 2, fig. 4.
Tert. Pfl. v. Waltsch, Verh. k. k. geol. B. A. 1880, p. 113.
Schimper: Traite de pal. veget. II, p. 291.
Pinus strobilis conicis vel oblongis, 3,5—9 cm longis, 2 — 5 cm crassis;
squamarum apophysi integra, tetragona, planiuscula, radiatim striata,
carina transversa prominentiore ; umbone transversim-rhombeo, plano.
Vorkommen: Im Süsswassersandsteine von Tschernowitz und von
Schüttenitz, im Basalttuffe von Waltsch, im plastischen Thone von Preschen.
Die Zapfen sind hauptsächlich in Abdrücken vorhanden, einige wenige
haben mir in wirklich versteinertem Zustande Vorgelegen, wie der Zapfen
Taf. II, Fig. 6 aus dem Böhmischen Landesmuseum in Prag.
Die Grösse der Zapfen schwankt bei Exemplaren verschiedenen Alters
innerhalb weiter Grenzen; der grösste, den ich sah, mass 9 cm Länge bei
5 cm Breite, der kleinste cm Länge bei 2 cm Breite.
Die Zapfen sind von schlanker, kegelförmiger Gestalt und haben die
grösste Breite kurz oberhalb der Basis; zuweilen ist die Form mehr
länglich eiförmig; sie sind meist symmetrisch, seltener steht der Stiel,
wie ich an Exemplaren von Tschernowitz beobachtet habe, excentrisch
am Zapfengrunde; die Zapfen standen daher wenigstens theilweise am
Zweige zurückgebogen.
Wie die Zapfen variiren auch die Schuppen in der Grösse; die Apo-
physen weisen Breitenmaasse zwischen 7 und 16 mm, Höhen zwischen 6
und 11 mm auf. Die Apophysen sind fast ganz flach, von rhombischem,
selten durch gegenseitigen Druck unregelmässig fünfseitigem Umriss; der
obere Band ist abgerundet oder stumpfwinkelig, selten, wie im oberen
Theile des Taf. II, Fig. 8 abgebildeten Zapfens, spitzwinkelig; quer über
55
die Schilder verläuft ein schmaler,, aber deutlich hervortretender Kiel, dessen
Mitte einen verhältnissmässig grossen, querrautenförmigen, nur wenig vor-
tretenden, stumpfen, in der Mitte zuweilen etwas vertieften Höcker trägt.
Obere und untere Hälfte der Apophyse sind radiär gestreift, und beide
tragen meist je in der Mitte eine schärfer hervortretende Längsleiste, die
an einzelnen Exemplaren in der oberen Schildhälfte besonders deutlich
ausgeprägt ist; vor Allem ist dies dann der Fall, wenn der obere Schild-
rand spitzwinkelig ausgezogen ist (Fig. 8). Hin und wieder ist die obere
Apophysenhälfte etwas stärker gewölbt als die untere.
Engelhardt erwähnt von Schüttenitz ein Zapfenbruchstück mit eiför-
migen Samen; mir sind nur an einigen Zapfenfragmenten Samengruben
als eiförmige Vertiefungen am Schuppengrunde zu Gesicht gekommen.
Schon von Sternberg ist die Aehnlichkeit der Zapfen von P. ornata
mit denen von P halepensis Mill. hervorgehoben worden; ich kann die
grosse Uebereinstimmung beider nach der Vergleichung des mir zu Ge-
bote stehenden Materials an fossilen und lebenden Zapfen durchaus be-
stätigen. Die gegenwärtige Verbreitung der lebenden Art im Mittelmeer-
gebiete lässt einen genetischen Zusammenhang beider nicht unwahrscheinlich
erscheinen.
Engelhardt vereinigt mit P. ornata Bruchstücke von zweinadeligen
Kurztrieben (Mittelgebirge, p. 62, t. 10, hg. 5 — 7); dieselben sind nicht
vollständig erhalten, stimmen aber zu Nadeln, die ich zum Theil noch
an Zweigen befestigt von Waltsch kennen gelernt habe und die von der
Belaubung der P. halepensis nicht abweichen. Ich komme später auf
diese zurück.
Pinus Laricio Poir. Taf. II, Fig. 10 — 14; Taf. III, Fig. 7 — 10, 22.
Pinus Laricio Heer: Balt. Flora, p. 22, 1. 1, fig. 1 — 18.
— — Ettingshausen: Beitr. z. Erforsch, d. Phyllogenie der Pflanzenarten.
Denkschr. kais. Akad. d. Wiss., math. nat. GL, XXXVIII. Bd., p. 73,
75, 76, t. VI, fig. 1, 2, 4; t. VII, fig. 1, 3-11; t. VIII, fig. 4a, 5a, 6;
t. IX, fig. 11, 12; t. X, fig. 2a, 3—5.
— Fossile Flora von Leoben I, p. 16, t. II, fig. 6, 7.
Menzel: Beitr. z. Tert. Fl. v. Kundratitz. Abhandl. Isis Dresden
1896, p. 5, 1. 1, fig. 1.
Schimper: Traite de pal. veget. II, p. 267.
Pinites Thomasianus Goeppert: Der Bernstein und die in ihm enthaltenen
Pflanzenreste, p. 92, t. III, fig. 12 — 21.
Monogr. d. foss. Conif., p. 226, t. 36, fig. 5—9.
Endlicher: Syn. Conif., p. 289.
Unger: Gen. et. Spec. pl. foss., p. 366.
Weber: Tert. Flora d. niederrhein. Braunkohlenformat. Palaeontogr.il,
p. 50.
Pinus Induni Massalongo.^ (Nach Angabe von Heer, 1. c. p. 24).*)
Pinus strohilis subsessilibus, ovoideo-conicis vel oblongis, 5 — 8 cm
longis, 2,5 — 5 cm crassis; squamarum apophysi integra, rhomboidali,
convexa, carina transversa elevata, latere superiore plerumque convexiore,
umbone rhombeo, mutico vel subspinato; seminum ala nucula bis triplove
longiore, apice augustata.
*) Wo Pinus Induni von Massai ongo publicirt worden ist, habe ich nicht in Er-
fahrung bringen können; in der Flora tertiaria italica von Meschinelli und Squinabol
ist sie nicht verzeichnet.
56
Eine eingehende Untersuchung fossiler Reste dieser Art und den
darauf gegründeten Nachweis, dass diese nicht von den Organen der
lebenden P. Laricio zu trennen sind, hat Heer in seiner baltischen Flora
geliefert; er kannte die Art aus dem Samlande, aus den rheinischen
Braunkohlen und aus der Lombardei; es ist von Interesse, sie nunmehr
auch aus den böhmischen Tertiärschichten nachweisen zu können.
Sie ist in Böhmen gefunden worden im Sandsteine von Tschernowitz
und Davidsthal, im Basalttuffe von Waltsch, im plastischen Thone von
Preschen, im Brandschiefer des Jesuitengrabens und in den Cypris-
schiefern von Grasseth und Krottensee, und zwar liegen von ihr vor
Zapfen, einzelne Schuppen und Samen.
Die Zapfen sind von sehr verschiedener Grösse — ebenso wie bei
der recenten Art und ihren Varietäten. Die kleinsten mir vorliegenden
messen 5 cm Länge bei 2,7 cm Breite, der grösste (Taf. 2, Fig. 10) — mit
P. Laricio var. Pallasiana vergleichbar und dem von Goeppert, d. Bern-
stein, t. III, fig. 19 abgebildeten ähnlich — 8 cm Länge und 5 cm Breite.
Heer hat nach der Gestalt und Grösse der Zapfen mehrere Formen unter-
schieden, auch mir kamen kleine und grössere, kurz -ovale Zapfen neben
solchen von eiförmiger und kegelförmiger Gestalt zu Gesicht. Ihr Er-
haltungszustand ist ein verschiedener; meistens liegen nur Abdrücke vor,
seltener sind die Zapfen selbst erhalten. Auf Taf. II sind mehrere Zapfen
und Bruchstücke von solchen wiedergegeben: Fig. 11 stellt einen auf-
gesprungenen reifen Zapfen dar; bei dem grossen Zapfen Fig. 10 sind die
Schuppenschilder grossentheils abgerieben, und nur einzelne lassen noch
die charakteristische Sculptur erkennen, die die Bestimmung ermöglichte.
Die Schuppen haben eine Länge von 15 — 30 mm; die Apophysen
sind stark gewölbt, rhombisch, selten mehreckig, breiter als lang; sie
messen 7 — 15 mm Breite bei 6 — 9 mm Höhe, ganz am Grunde und an
der Spitze der Zapfen stehen noch kleinere, nicht völlig ausgebildete
Schuppenschilder. Eine erhabene Querleiste theilt die Schilder in zwei
Hälften, diese sind bald gleich stark gewölbt, bald ist die Wölbung der
oberen Hälfte stärker; die Schilder erscheinen danach entweder pyramiden-
förmig oder mehr hakenförmig. Die Mitte des Kieles trägt einen quer-
rhombischen, scharf begrenzten, erhöhten Nabel, der entweder stumpf ist
oder ein kleines Wärzchen — keinen spitzen Stachel — besitzt. Ueber
die Mitte der unteren Apophysenhälfte verläuft nicht selten eine schwach
ausgeprägte Längskante, die sich zuweilen auch auf den bedeckten Theil
der Zapfenschuppe fortsetzt.
Samen sind von Heer beschrieben und abgebildet worden, die denen
der lebenden Art entsprechen, und Ettingshausen hat (Beiträge zur
Phyllogenie 1. c.) eine ganze Musterkarte von Samen lebender und fossiler
P. Laricio mitgetheilt. Sie bestehen aus einem ovalen Nüsschen von
4 — 8 mm Länge und 2 — 5 mm Breite und einem bis 20 mm langen und
bis 6 mm breiten Flügel, der sich aus breitem Grunde allmählich nach
vorn verschmälert, eine stumpfabgerundete Spitze besitzt, und dessen
Innenrand wenig, dessen Aussenrand dagegen stark gebogen verläuft.
Die Beschaffenheit der Samen, Grösse und Gestalt der Samenflügel
sind bei den recenten Arten recht variabel; die verkümmerten Samen und
Schuppen an Basis und Spitze der Zapfen weichen oft wesentlich von den
ausgebildeten Samen aus der Zapfenmitte ab; man kann sich davon durch
57
die Untersuchung jedes beliebigen Zapfen überzeugen. Je mehr Samen
von lebenden Pinus- Arten ich untersucht habe, desto mehr bin ich zu
der Ueberzeugung gekommen, dass diesen für die einzelnen Arten ganz
sichere Unterscheidungsmerkmale nicht zukommen; und eine Art, die wie
P. Laricio in mehreren Varietäten schon verschieden gebildete Zapfen
aufweist (vergl. die typische Form und die var. Pallasiana), bietet nicht
weniger Verschiedenheiten in der Bildung der Samen und Samenflügel; die
beiden citirten Werke von Heer und Ettingshausen geben eine grössere Anzahl
ziemlich verschieden gestalteter Samen als zu P. Laricio gehörig wieder.
Es scheint mir überaus misslich, isolirt gefundene Samen bestimmten
Arten zuzuweisen, und es erscheint mir auch mindestens gewagt, wenn
Ettingshausen in seiner scharfsinnigen Abhandlung über die Phyllogenie
der deutschen Pinus- Arten so variable Gebilde wie die Coniferensamen
mit dazu benützt, Uebergangsformen aufzustellen und einen Stammbaum
der gegenwärtigen deutschen Kiefernarten zu errichten.
Nur mit Vorbehalt stelle ich infolgedessen eine Reihe einzelner in
den böhmischen Tertiärschichten aufgefundener Samen zu P. Laricio :
Taf. III, Fig. 7 und 8 entsprechen Samenformen, die bei P. Laricio
häufig zu beobachten sind;
Taf. III, Fig. 22 stellt eine Schuppe von der Innenseite mit zwei wohl-
erhaltenen Samen dar, deren Flügel eine feine Querrunzelung erkennen
lassen; Flügelsamen derselben Beschaffenheit haben sowohl Heer wie
Ettingshausen zu P. Laricio gestellt (vergl. u. a. Heer 1. c., t. I, fig. 9;
Ettingshausen 1. c., t. VII, fig. 2), auffällig erscheint hier aber die im
Verhältnis zur Schuppe geringe Grösse der Flügel; die Flügel der wohl
als reif änzusprechenden Samen reichen hier nur bis wenig über die Mitte
der Schuppe, während ich bei recenten Zapfen von P Laricio als Regel
beobachtete, dass die Samenflügel mindestens 3/4 der inneren Schuppen-
fläche bedecken.
Zwei weitere Exemplare können möglicherweise noch in den ge-
staltenreichen Formenkreis der P. Laricio- Samen gestellt werden:
Taf. III, Fig. 10 ist eine Copie des von Engelhardt, Cyprisschiefer,
t. VII, fig. 9 abgebildeten, als P. furcata Ung. sp. bezeichneten und mit
Pinites furcatus Unger, Iconographie, p. 27, t. XIV, fig. 7, 8 verglichenen
Samens, und Taf. III, Fig. 9 stellt eine Copie dar von Engelhardt, Cypris-
schiefer, t. VII, fig. 8, die dieser Autor als vielleicht zu P. rigios Ung. sp.
gehörig bezeichnet. Ich fasse, wie noch auseinanderzusetzen sein wird,
P. rigios nur als Bezeichnung für bestimmte Pinus- Laubblätter auf und
habe den als P rigios bezeichneten Zapfen Ettingshausen’s (siehe oben
S. 51) von diesen Nadeln abgetrennt; diese beiden Samen (Taf. III, Fig. 9
und 10) können vielleicht zu P. Laricio gezogen werden; ähnliche Samen
sind wenigstens von Ettingshausen 1. c., t. VII, fig. 4 und D zu dieser Art
gestellt worden.
Pinus Eng elhardti nov. spec. Taf. III, Fig. 28.
Syn. Pinus hordacea (p. p.) Engelhardt: Foss. Pfl. v. Tschernowitz , p. 16,
t.l, fig.4.
Pinus strobilis magnis; squamis latis; squamarum apophysi integra,
rhomboidea, crassa, elongata, compresso-pyramidata, linguaeformi, recte
patente vel subrecurva, obtusa; umbone brevi, obtuso.
58
Das Dresdener Königl. Mineralogisch- Geologische Museum bewahrt
ein Stück einer Sphaerosideritknolle vom Franz Joseph -Schacht bei
Thürmitz mit dem Abdrucke des Bruchstückes eines grossen Pinus- Zapfens,
der mir durch die auffällig tiefen Eindrücke der Schuppenschilder be-
merkenswerth erschien. Durch einen Wachsabguss des vorliegenden
Stückes gelang es, ein anschauliches Bild des Zapfen -Fragmentes zu ge-
winnen, und nach diesem wurde die Reconstruction des Zapfens (Taf. III,
Fig. 28) versucht. Die ausgeführte mittlere Farthie der Abbildung stellt
das im Abdruck einzig Erhaltene dar.
Das Bruchstück lässt auf einen Zapfen von erheblicher Grösse
schliessen; im Abdrucke sind zehn Schilder vollständig, die benachbarten
neun theilweise erhalten; das Knollenstück lässt die scharfen Grenzen
der Apophysen als breite, rhombische oder fünfeckige, oben meist flach
gerundete Gestalten von 22 — 28 mm Breite bei 10 — 13 mm Höhe er-
kennen. Die Gestalt der Apophysen verdeutlicht der Wachsabguss. Die-
selben sind stark verdickt und erheben sich auf der breiten, unregelmässig
rautenförmigen Grundfläche zu flach zusammengedrückten, fast zungen-
förmigen Pyramiden von 13—15 mm Höhe, die vorn stumpf abgerundet
sind, auf der Spitze einen kleinen, länglichen stumpfen Nabel tragen, an
beiden Seiten von einem scharfen Kiele begrenzt werden und gerade oder
schwach zurückgebogen vom Zapfen abstehen. Obere und untere Hälfte
der Apophysen sind von je einer feinen, aber scharfen mittleren und zwei
schwächeren seitlichen Längskanten bedeckt.
Der leider nur in einem unbedeutenden, aber scharf ausgeprägten
Bruchstücke erhaltene Zapfen schliesst sich in der Bildung der Apophysen
an die Zapfen der beiden lebenden zur Gruppe Taeda gehörigen Arten
P. longifolia Roxb. aus Nepal und P. Gerardiana Wall, vom Himalaya
am nächsten an.
Bei der Besprechung von P. hordacea Rossm. sp. habe ich oben, S. 52,
angeführt , dass ich den Zapfen, den Engelhardt in „Die foss. Pfl. des
Süsswassersandsteines von Tschernowitz“, t. 1, fig. 4 abgebildet, von
dieser Art zu trennen veranlasst bin. Engelhardt giebt an: „Der freie
Theil der Schuppen ist gross, stark aufgequollen, gebogen, mit länglichem
kleinen Nabel und wellig gebogenem Kiele versehen“ und „in der Mitte
der Schuppen befindet sich eine hervortretende Längskante“. Diese Be-
schreibung stimmt in allen Theilen zu den Merkmalen unserer Art; auch
die Engelhardt’sche Abbildung lässt sich mit dem vorliegenden Abdrucke
in Einklang bringen, wenn man bei beiden verschiedene Entwickelungs-
zustände annimmt; während es sich beim letzteren um einen geschlossenen
Zapfen handelt, scheint das Tschernowitzer Bruchstück einem aufge-
sprungenen Zapfen angehört zu haben. Es ist mir leider nicht möglich
gewesen, das Originalexemplar Engelhardt’s zu vergleichen, da mir dessen
gegenwärtiger Aufbewahrungsort unbekannt ist.
Pinus horrida nov. spec. Taf. IV, Fig. 1.
Pinus strobilis conicis; squamarum apophysi elevato-pyramidata, patente
vel recurva; umbone acuto, elongato.
Aus dem plastischen Thone von Preschen besitze ich einen längs-
gespaltenen Zapfen, der Taf. IV, Fig.l photolithographisch wiedergegeben ist.
59
Der mangelhafte Erhaltungszustand erlaubt leider nicht, eine genaue
Beschreibung des Zapfens zu geben, der von allen bisher aus tertiären
Schichten bekannt gewordenen abweicht. Es handelt sich um einen kegel-
förmigen Zapfen von 7 cm Länge und 3,5 cm grösster Breite, der sich
aus breiter Basis gleichmässig nach der Spitze zu verjüngt und schwach
gekrümmt ist. Einzelne messbare Schuppen am Zapfengrunde weisen
eine Länge von 2 cm auf. Deutliche Apophysen sind nicht zu erkennen;
der Band des Abdruckes zeigt nur die Aufbrüche erhöhter, abstehender
oder zurückgekrümmter Schuppenschilder, die anscheinend von einem
langen, dornigen Nabel gekrönt sind.
Die Beschaffenheit des Stückes verhindert, Beziehungen zu lebenden
Zapfen aufzusuchen; erwähnt sei nur, dass seine Conturen Aehnlichkeit
mit denen der Zapfen von P. inops Sol. aus Nordamerika darbieten. Es
muss weiteren Funden überlassen "werden, besseren Aufschluss über diesen
Zapfen zu bringen.
Als Finites ovatus Presl. wird in Sternb. Vers. II, p. 202, t. 52, fig. 10
ein Coniferenrest von Altsattel bekannt gegeben mit der Diagnose:
P. strobilo ovato-subgloboso; squamis imbricatis, adpressis, lineari-
oblongis; seminibus ovato-subrotundis, ala angusta cinctis; rhachi crassa.
Derselbe ist ferner citirt bei:
Groeppert: Monogr. der foss. Conif., p. 227.
Unger: Gen. et. sp. pl. foss., p. 376.
— Synops. pl. foss., p. 197.
Endlicher: Synops. Conif., p. 289.
Ich erwähne dieses Fossil, dessen Original mir im Sternbergeum zu
Prag nicht zu Gesicht gekommen ist, nur, um die Liste der aus böhmischen
Tertiärablagerungen mitgetheilten Pi?ms-Zapfen vollständig zu geben. Die
Zuweisung derselben zu einer bestimmten Art oder gar die Begründung
einer besonderen Art auf dasselbe scheint mir aber durchaus nicht
gerechtfertigt. Das Bruchstück bietet nichts Charakteristisches; es ist
nichts weiter, als das Stück einer Zapfenspindel mit einigen Samen und
Schuppenansätzen, das irgend einer der bekannten Arten angehören kann.
Samen.
Samen, die der Gattung Finus zuzuweisen sind, gehören im böhmischen
Tertiär nicht zu den Seltenheiten. Sie finden sich theils isolirt, theils
im Zusammenhang mit den Zapfen oder einzelnen Zapfenschuppen, so bei
P. oviformis und P. ornata , deren Samen ohne die Flügel, und bei
P. hordacea und P Laricio , deren vollständige Samen bekannt und im
Vorstehenden beschrieben worden sind; zu P. Laricio wurden ausserdem
— wenn auch mit Vorbehalt — einige isolirte Samen gestellt, die theil-
weise bereits unter anderer Benennung in der Litteratur verzeichnet waren.
Neben diesen sind mir noch einige weitere vereinzelte Flügelsamen
bekannt geworden; ich führe sie an, ohne aber aus den oben angegebenen
Gründen ihnen bestimmte Artnamen beizulegen.
Taf. III, Fig. 5 a, vergrössert 5b, ist ein Same aus dem Cyprisschiefer
von Krottensee.
60
Der Same ist 6 mm lang, 2 mm breit, unten abgerundet, nach oben
schief zugespitzt, schräg gestreift; der Flügel ist 14 mm lang mit fast
geradem Innenrande, stark gebogenem Aussenrande und stumpfgerundeter
Spitze; oberhalb der Mitte erreicht er mit 4 mm seine grösste Breite;
der Same selbst ist flach; vielleicht handelt es sich um einen tauben
Samen.
Ich vermag nicht, ein Analogon unter den recenten Pinus- Samen
für den vorliegenden anzuführen, wenn schon ich Samen von ähnlicher
Bildung, aber von viel bedeutenderer Grösse von P. canariensis Smith ge-
sehen habe. Fast übereinstimmende fossile Samen sind von Ettings-
hausen, Foss. Flora von Schoenegg bei Wies I, p. 15, t. I, fig. 83 — 85
als P. steno sperma beschrieben worden.
Taf. III, Fig. 6 stammt ebenfalls aus den Cyprisschiefern von Krotten-
see; der schräg gestellte ovale Same misst 5 mm Länge und 3 mm Breite;
sein Flügel ist verkehrt eiförmig, an beiden Bändern, und zwar stärker
am Aussenrande gebogen, vorn breitabgerundet, nach dem Grunde zu
verschmälert und erreicht eine Länge von 12 mm und etwas oberhalb der
Mitte eine Breite von 6 mm.
Dieser Same erinnert an die Bildung der Samen verschiedener Picea-
Arten, z. B. unserer P. excelsa Link, der P. Khutrow Royle (Himalaya)
und der P. orientalis L. (Kl. Asien), in der Flügelform auch an Plnus
lanceolata Ung. sp. (Unger, Iconogr., p. 22, t. XII, fig. 6; Syll. pl. foss. III,
t. XX, fig. 4).
Taf. III, Fig. 11 ist eine Copie des von Engelhardt, Cyprisschiefer,
p. 136, t. VII, fig. 10 als Pinus pseudonigra mitgetheilten Samens. Er
ist klein (1 mm breit, 2 mm lang), elliptisch; der Flügel ist 10 mm lang,
3 mm breit, am Grunde verschmälert, an der Spitze etwas gestutzt (falls
er an dieser Stelle nicht etwa zerstört ist), mit geradem Innenrande und
gebogenem Aussenrande. Engelhardt vergleicht ihn mit den Samen von
P. nigra Link aus Nordamerika.
Taf. III, Fig. 12 endlich ist eine Copie des Samens, den Engelhardt,
Flora der Tertiärschichten von Dux, p. 24, t. 2, fig. 39 aus dem Letten
von Ladowitz anführt.
Der Same ist sehr klein, kaum 1 mm breit und 2 mm lang, der
Flügel 13 mm lang, in der Mitte 5 mm breit; nach Spitze und Basis ver-
schmälert, vorn zugespitzt, mit schwach gebogenem Innenrande und stark
gebogenem, etwas geschweiftem Aussenrande. Er kommt den Samen von
Picea rubra Link (Nordamerika) nahe.
Männliche Blüthen.
Abdrücke, die als männliche Blüthen der Gattung Pinus zugeschrieben
werden, sind in der Litteratur nicht selten verzeichnet. Zumeist lassen
solche Abdrücke nicht eben viel Genaues erkennen: es sind längliche
Kätzchen, die gewöhnlich im Längsbruche vorliegen und Längsschnitte
der gestielten schuppenförmigen Staubblätter darbieten. Derartige Fossilien
liegen auch aus Böhmen vor.
Taf. III, Fig. 13 stellt ein Blüthenkätzchen aus dem Sandsteine des
Steinberges bei Davidsthal, nahe Falkenau, dar, ein schlankes, 23 mm
langes, 5 mm dickes Kätzchen, das mit zahlreichen Staubblattbruchstücken
61
besetzt ist. Sehr ähnliche Blüthenkätzchen sind u. a. von Ettingshausen,
Beiträge zur Phyllogenie der Pflanzenarten, t. X, fig. 3, 4 zu P. Laricio
Poir. gezogen worden; da aber nicht mehr als nur eben der Kätzchen-
charakter der Blüthe und ihre Grösse festzustellen sind, von der Form
der Staubblattschuppe aber nichts zu erkennen ist, muss füglich eine
nähere Bestimmung unterbleiben.
Taf. III, Fig. 14 giebt ein kleines, rundliches Kätzchen aus dem
Cyprisschiefer von Krottensee wieder, welches noch weniger als das vorige
Einzelheiten erkennen lässt; es ist 10 mm lang, 5 mm breit und besitzt
noch am Grunde eine kleine pfriemliche Hüllschuppe.
Taf. III, Fig. 15 a ist ein Fund aus dem Preschener Thone wieder-
gegeben, der weit besser als die eben genannten eine Untersuchung ge-
stattet. Es liegt die Spitze eines Zweiges mit noch fast geschlossener
Gipfelknospe vor; unterhalb von dieser stehen gedrängt eine Anzahl
männlicher Blüthenkätzchen, die bei 5 mm Dicke eine Länge bis zu 27 mm
erreichen. Der Abdruck ist dadurch ausgezeichnet, dass sich an den
Kätzchen einzelne der zahlreich vorhandenen Staubblätter getreu in ihrer
Form erhalten haben. Fig. 15 b und 15 c geben vergrösserte Ansichten
der Staubblätter von der Seite und von vorn; deutlich ist die am unteren
Rande excentrisch gestielte Schuppe zu erkennen, deren flacher Endtheil
von stumpffünfeckigem Umriss einen Durchmesser von 1,5 mm besitzt,
radiär zart gestreift ist und etwas unterhalb des Centrums eine punkt-
förmige Vertiefung trägt, von der aus nach beiden Seiten Furchen
verlaufen. Die Antheren von P Laricio Poir. und von P. halepensis Mill.
bieten ähnliche Gestaltungsverhältnisse dar.
Laubblätter und Zweige.
Coniferenblätter gehören im böhmischen Tertiär durchaus nicht zu
den Seltenheiten; es finden sich zwei- oder dreinadelige Kurztriebe, isolirt
oder in Zusammenhang mit Zweigen, die ohne Zweifel zu Pinus- Arten
gestellt werden müssen; selten sind benadelte Langtriebe erhalten, die
vielleicht Formen von Abies oder Tsuga entsprechen.
Pinus rigios Ung. sp. Taf. III, Fig. 1, 2, 3; Taf. IV, Fig. 2.
Pinites rigios Unger: Gen. et spec. pl. foss., p. 362.
Iconogr., p. 25, t. XIII, fig. 3.
Pinus rigios Ettingshausen: Bilin I, p. 41, t. XIII, fig. 11, 12.
Beitr. z. Erf. d. Phyllog. d. Pflanzenarten, t. IV, fig. 6.
Engelhardt: Cyprisschiefer, p. 136, t. VII, fig 6—7; t. IX, fig. 1.
Eoss. Pfl. Nordböhmens, Lotos 1895, p. 2 und 3.
Foss. Pflanzenreste v. Natternstein, Lotos 1896, p. 3.
Wentzel: Verh. d. k. k. geol. .Reichsanstalt 1881, p. 90.
Schimper: Traite de pal. veget. II, p. 276.
Pinus hordacea (p. p.) Engelhardt: Foss. Pfl. v. Tschernowitz, p. 16, t. 1,
fig. 10, 11; t. 2, fig. 1.
Pinus foliis ternis, 18—24 cm longis, 2—2,5 mm latis, rigidis ; vaginis
2 cm longis.
Nadeln dieser Art sind sehr häufige Funde, vereinzelt kommen
Zweige vor. Sie sind bekannt aus den Thonen von Preschen und
62
Priesen, aus den Polier schiefem vom Natternstein bei Zautig und von
Warnsdorf, aus Basalttuffen von Liebwerd, aus den Cyprisscbiefern von
Krottensee, Falkenau und Grasseth, aus Erdbrandgesteinen des Duppauer
Gebirges und aus dem Süsswassersandsteine des Purberges bei Tscher-
nowitz.
Ich beziehe die Bezeichnung P. rigios lediglich auf Blatt- und Stengel-
organe.
Unger hat die Art auf das Vorkommen von Nadelbüscheln im Thone
der Biliner Gegend begründet; von Ettingshausen sind damit Zapfen und
Samen zusammengebracht worden, die ich von den Nadeln abzutrennen
genöthigt bin (siehe oben S. 51).
Die Nadeln stehen zu dreinadeligen Kurztrieben vereinigt, sind am
Grunde von einer bis 2 cm langen Scheide umgehen und erreichen eine
Länge von 18 — 24 cm bei einer Breite von 2 — 2,5 mm; sie weisen eine
zarte Längsstreifung auf ; soweit sie mit der Bauchseite vorliegen, sind sie
von einer scharfen Längskante durchzogen; Spuren von Spaltöffnungen
konnte ich an keiner der vielen mir vorliegenden Nadeln erkennen. Nach
dem vorderen Ende zu sind die Nadeln allmählich zugespitzt; vereinzelt
beobachtete ich Nadeln, die an der Spitze gespalten sind, eine Erscheinung,
die sicher nur auf Druck zurückzuführen ist.
In seiner Arbeit über die fossile Flora des Süsswassersandsteines von
Tschernowitz hat Engelhardt t. 1, fig. 10, 11 dreinadelige Kurztriebe ab-
gebildet und zu P. hordacea Bossm. sp. bringen zu sollen geglaubt, die
sich nach den Abbildungen nicht von denen der P. rigios unterscheiden,
und die ich deshalb hierher ziehe.
Taf. III, Fig. 1 — 3 sind mehrere wohlerhaltene Kurztriebe von Preschen
und Falkenau wiedergegeben.
Taf. IV, Fig. 2 bringt die photolithographische Wiedergabe eines
grossen Zweigstückes mit zahlreichen Nadelbüscheln von Preschen. Eine
Platte von demselben Fundorte, die ich im böhmischen Landesmuseum in
Prag sah, ist von einem 9 cm langen Zweigende mit vielen wohlausgeprägten
Nadelbündeln dieser Art bedeckt; dieses Stück ist insofern interessant,
als es deutlich die Sculptur der am unteren Theile des Zweiges von Nadeln
entblössten Binde wiedergiebt; es entspricht durchaus dem von Engelhardt,
Foss. Pfi. von Tschernowitz, t. 2, fig. 1, abgebildeten, aber stärkeren
Zweige, dessen genaue Beschreibung dieser Autor 1. c. p. 17 giebt; es
lässt spiralig angeordnete Blattpolster von zweierlei Art erkennen, und
zwar mehrmals abwechselnd einige Beihen schmal -rhombischer und zahl-
reiche Beihen grösserer, hervortretender, rundlicher Blattkissen. Die Ueber-
einstimmung des Tschernowitzer Zweiges mit dem von Nadeln der P. rigios
besetzten Zweige des Prager Museums lässt vermuthen, dass der erstere
ebenfalls einer P. rigios angehörte.
Unger hat seine P. rigios nach den ihm vorliegenden nur theilweise
erhaltenen Nadeln mit P. rigida Mill., P. taeda L. und P. Gerardiana
Wall, verglichen; nachdem vollständige Nadeln bekannt geworden sind,
muss P Gerardiana aus der Beihe der Vergleichsobjecte ausscheiden, da
diese Art wesentlich kürzere Nadeln besitzt; die langen Nadeln der P. taeda
kommen den fossilen am nächsten.
63
Pinus Saturni Ung. sp. Taf. III, Fig. 17 — 21.
Pitys Saturni Unger: Syn. plant, foss., p. 198.
Pinites Saturni Unger : Chloris protog., p. 16, t. 4, t. 5.
Syll. pl. foss. III, p. 65, t. XX, fig. 5 — 7.
Gen. et. spec. pl. foss., p. 362.
Goeppert in Bronn: Gesell, d. Natur III, 2, p. 41.
Monogr. d. foss. Conif., p. 223, t. 35, fig. 8, 9.
— — Endlicher: Synops. conif., p. 286.
Pinus Saturni Engelhardt: Sitzungsber. der Isis Dresden 1882, Ahh. p. 14.
— Tert. Flora d. Jesuitengrabens, p. 18, t. 1, fig. 41.
— Tert. Pfl. v. Waltsch, Leopoldina 1884, p. 129.
— — Schimper: Traite de pal. veget. II, p. 277.
Pinites taedaeformis Unger : Iconogr., p. 25, t. XIII, fig. 4.
Pinus taedaeformis Ettingshausen: Bilin 1, p. 41, t. XIII, fig. 13, 14.
. _ ßeitr. z. Phyllog. d. Pfl., t. III, fig. 1 ; t. V, fig. 1—13; t. VI, fig. 6.
— — Engelhardt: Sitzungsber. Isis Dresden 1883, Abh. p. 48.
— Tert. Fl. von Dux, p. 24, t. 3, fig. 1.
Schimper: Traite de pal. veget. II, p. 277.
Pinus foliis ternis, 12 — 18 cm longis, 0,7 — 1 mm latis; vagina 15 bis
20 mm longa.
Vorkommen: Im Menilitopal von Schichow, im Letten vom Kreuz-
Erhöhungs-Schacht bei Dux, im Thone von Komotau, im Brandschiefer des
Jesuitengrabens bei Kundratitz, im Basalttuffe von Waltsch.
Die Nadeln stehen zu drei in Kurztrieben vereinigt, erreichen bei
0,7 — 1 mm Dicke eine Länge von 12 — 18 cm; sie haben, wie die Nadeln
dreigliedriger Kurztriebe überhaupt, an der Innenseite eine hervorstehende
Kante und sind am Grunde von einer 15 — 20 mm langen Scheide umgeben.
Büschel mit drei langen Nadeln und noch öfter Bruchstücke von
solchen sind in der Litteratur wiederholt von verschiedenen Fundorten
unter den Bezeichnungen P. Saturni Ung. sp. oder P. taedaeformis Ung. sp.
beschrieben worden. Als Unterscheidungsmerkmal beider wurde einzig
die bei P. Saturni beträchtlichere Länge der Nadeln angegeben; im Uebrigen
wurde (z. B. Heer, Fl. tert. Helv. III. p. 160; Schimper 1. c. p. 277) die
grosse Aehnlichkeit beider Formen hervorgehoben. Bei den nicht selten
unvollständig gefundenen Exemplaren muss daher beim Fehlen anderer
Unterscheidungszeichen die Zutheilung zur einen oder anderen Art als
rein willkürlich erscheinen.
Ettingshausen hat (Beitr. z. Erf. d. Phyllog. d. Pflanzenarten, p. 77,
und Foss. Fl. v. Sagor I, p. 11) zahlreiche Nadeln vom Typus der P. taedae-
formis aus den Schichten von Schoenegg, Parschlug, Podsused und Sagor
einer eingehenden Untersuchung unterzogen; auf Grund dieser grenzte er
von der Form taedaeformis mehrere neue Formen ab: P. praetaedaeformis,
P posttaedaeformis, P.prae-Cebra und P. Palaeo-Taeda und benützte
diese (mit Ausnahme der letztgenannten Form von Sagor) dazu, eine
Abstammungsreihe der lebenden P. Cembra L. von der tertiären P. Palaeo-
Strobus Ett. abzuleiten. So interessant dieser phyllogenetische Versuch
einerseits für die Würdigung der in den verschiedenen aufeinanderfolgenden
Horizonten des steirischen Tertiärs erhaltenen dreinadeligen Pinus- Kurz-
triebe ist, ebenso sehr erschwert die Aufstellung neuer, sehr ähnlicher
Formen die Deutung der anderwärts gefundenen Nadelbüschel von ent-
sprechender Beschaffenheit, bei denen, wie z. B. für die ziemlich spärlichen
Funde aus der böhmischen Braunkohlenformation, eine Gliederung nach
verschiedenalterigen Horizonten unmöglich ist.
64
Für die Unterscheidung der P. taedaeformis von P. Batumi hat mich
die mehrfach angezogene Arbeit Ettingshausen’s aber davon überzeugt,
dass der ursprünglich als Trennungsmerkmal angeführte Längenunterschied
zwischen den Nadeln beider nicht aufrecht zu erhalten ist, bildet Ettings-
hausen doch Nadeln von P. taedaeformis ab, die denen von P. Batumi
an Länge gleichkommen, sie sogar übertreffen (z. B. 1. c., t. V, fig. la).
Nachdem so von Ettingshausen das Princip der Scheidung von P. Batumi
und P. taedaeformis auf Grund der verschiedenen Nadellänge durchbrochen
ist, ein anderes Unterscheidungsmerkmal aber nicht angegeben worden
ist, trage ich kein Bedenken, beide zu vereinigen, und zwar unter der
älteren Bezeichnung Pinus Saturni Ung. sp., die sich auf die ausgezeich-
neten Exemplare gründet, die Unger in der Chloris protogaea wiedergiebt.
Die Benennung P. taedaeformis erscheint mir zudem insofern nicht ganz
glücklich gewählt, als die hierher gehörigen Reste mit P. Taeda L. nur
die Dreizahl in den Kurztrieben gemein haben, in der Breite der Nadeln
aber von dieser Art erheblich abweichen.
Die von Ettingshausen aufgestellten, oben angeführten Formen lasse
ich in voller Würdigung von dessen verdienstvollen Untersuchungen be-
stehen, kann ihnen aber eine praktische Bedeutung nur für die besonderen
Verhältnisse ihres Vorkommens im steirischen Tertiär beimessen.
Dass zur vorliegenden Art noch manche andere, besonders benannte
Kurztriebe mit drei langen dünnen Nadeln gehören mögen, will ich hier
nur vermuthungsweise anführen, z. B. P. trichophylla Sap. und P divari-
cata Sap. (Et. sur la Vegetation du sud-est de la France ä l’epoque
tertiaire II, p. 71, pl. IV, fig. 9; p. 73, pl. IV, fig. 2); die letztere Art
Saporta’s hat schon Ettingshausen (Foss. Flora v. Sagor I, p. 12) mit
P. taedaeformis vereinigt.
Aus den böhmischen Tertiärschichten liegen nur wenige und unvoll-
kommene Reste von P. Saturni vor, deren einige Taf. III, Fig. 17 — 21
dargestellt sind. Fig. 17 ist eine Copie nach Engelhardt, Tert. Flora des
Jesuitengrabens, t. 1, fig. 41, dort als P. Saturni bezeichnet; Fig. 18 nach
Engelhardt, Fl. d. Tertiärschichten von Dux, t. 3, fig. 1; Fig. 19 und 20
Copien nach Ettingshausen, Foss Flora von Bilin, t. XIII, fig. 13, 14
(Fig. 18 — 20 sind 1. c. als P. taedaeformis beschrieben); Fig. 21 endlich
giebt ein Exemplar des Dresdener Museums aus dem Thone von Komotau
wieder; ein anderes hier nicht abgebildetes Exemplar desselben Museums,
ebenfalls aus dem Thone von Komotau stammend, ist insofern bemerkens-
werth, als es deutlich die Spuren reihenförmig angeordneter, dichtstehender
Spaltöffnungen erkennen lässt.
Unger stellt seine P. Saturni der mexicanischen P. patida Schiede
und Deppe nahe; zum Vergleich mit den Nadeln können noch manche
andere dreinadelige Arten herangezogen werden, z. B. P. serotina Mchx.
und P. sabiniana Dougl. aus Nordamerika und P. canariensis Smith.
Pinus hepios Ung. sp. Taf. III, Fig. 4.
Pinites hepios Unger: Iconogr., p. 25, t. XIII, fig. 6—9.
(len. et sp. pl. foss., p. 362.
G-oeppert: Monogr. d. foss. Conif., p. 228.
Pinus hepios Heer: Flor. tert. Helv. I, p. 57, t. XXI, fig. 7.
Ettingshausen: Foss. Fl. v. Sagor I, p. 13, t. I, fig. 29.
Foss. Fl. v. Leoben I, p. 16.
65
Pinus hepios Ettingshausen: Foss. Fl. v. Schoenegg I, p. 14.
Beitr. z. Erf. d. Phyllog. d. Pfl., t. VIII, fig. lc, d; t. IX, fig. 9.
— — Schimper: Traite de, pal. veget. II, p. 265.
Pinus leptophylla Saporta: Et. sur l’etat de la veg. du sud-est de la France
ä l’epoque tertiaire II, p. 77, pl. IV, fig. 11.
Pinus ornata (pp.) Engelhardt: Tert. Pfl. a. d. Leitm. Mittelgeh., p. 62, t. 10,
fig. 5—7.
Foss. Flora v. Tschernowitz, p. 17.
Pinus foliis geminis, 9 — 15 cm longis, 0,6 — 0,8 mm latis, rigidis vel
flexuosis, basi vagina 10 — 15 mm longa inclusis.
Vorkommen: Im Basalttuffe von Waltsch, im Sandsteine von Schüttenitz
und Tschernowitz.
Unter dem Namen Pinus hepios Ung. sind seit Unger’s erster Pub-
lication Nadelreste von verschiedenen Fundorten mitgetheilt worden, die
sich theils an die Unger’schen Originalabbildungen anschlossen, theils Ab-
weichungen von diesen, besonders in der Stärke darboten, wie die Nadeln
bei Heer, Baltische Flora, p. 58, t. XIV, fig. 2 — 4; Engelhardt, Tertiär-
flora von Berand, p. 12, 1. 1, fig. 19.
Ettingshausen hat früher (Fl. v. Bilin I, p. 41), die Vermuthung aus-
gesprochen, dass die Nadeibüschel der P hepios Ung. als unvollständige
Büschel von P. taedaeformis Ung. aufzufassen seien, später ist er aber
ohne Zweifel von dieser Ansicht zurückgekommen, denn er hat in späteren
Publicationen P. hepios wiederholt aufgeführt, er hat in seinen phyllo-
genetischen Untersuchungen (Beitr. z. Erf. d. Phyllog., p. 73) P. hepios als
Glied in die Abstammungsreihe der P. Laricio aufgenommen, und er hat
in der eben citirten Abhandlung und in seiner Fossilen Flora von Sagor
(I, p. 13) den Artbegriff der P. hepios Ung. praecisirt, indem er ihn auf
Kurztriebe mit zwei dünnen Nadeln beschränkte, die aus zwei dicken
Nadeln bestehenden Büschel aber davon abtrennte und mit P. Laricio
Poir. vereinte.
Mich führt die Untersuchung der zweinadeligen Kiefernreste der
böhmischen Braunkohlenformation zu gleichem Resultate; mir lagen ins-
besondere von Waltsch eine Anzahl benadelter Zweige und isolirte Kurz-
triebe vor; ein solcher Zweig ist Taf. III, Fig. 4 abgebildet; er trägt an
der Spitze einen Schopf nicht eben dichtgestellter Nadelbüschel, die von
je zwei langen und dünnen, am Grunde von einer 1—1,5 cm langen und
bis zu 1,5 mm dicken Scheide umgebenen Nadeln gebildet werden; am
unteren Theile des Zweiges sind nur vereinzelte Nadelpaare stehen ge-
blieben. Die Nadeln am abgebildeten und an verschiedenen anderen
Exemplaren weisen eine Länge von 9 — 15 cm auf bei einer Breite, die
zwischen 0,6 — 0,8 mm schwankt; sie waren zuweilen leicht gebogen (wie
bei Taf. III, Fig. 4). Die Rinde der Zweige lässt, wie auch auf der Ab-
bildung angedeutet ist, und wie es an anderen untersuchten Exemplaren
noch besser zu erkennen war, deutlich in entfernten Spiralen (Intervalle
durchschnittlich 1 cm) angeordnete, quergestellte, ovale Blattkissen mit
herablaufenden Blattspuren wahrnehmen.
Beim Vergleiche mit lebenden Kieferzweigen bot sich mir als Analogon
P. halepensis Mill. dar, die in allen Eigenschaften, in der Beschaffenheit
der Kurztriebe, in deren Anordnung, im schlanken Habitus der Zweige
und in der Rindenbildung der letzteren mit den fossilen Resten eine über-
raschende Uebereinstimmung aufweist.
*
66
Unter den fossilen Kiefern ist P. hepios. im engeren Sinne mit unseren
Resten identisch, ebenso stimmen mit ihnen die Nadeln von P. leptophylla
Sap. (Rtudes II, p. 77, pl. IV, hg. 11) überein, die Ettingshausen bereits
mit P hepios vereinigt hat, und die Saporta ebenfalls mit den Nadeln
von P. halepensis Mill. vergleicht.
Unger hat seine P hepios mit der nordamerikanischen P mitis Mchx.
verglichen.
Mit der vorliegenden Art glaube ich die von Engelhardt, Tert. Pfl.
d. Leitm. Mittelgeb., p. 62, t. 10, fig. 5 — 7, und Foss. Pfl. von Tschernowitz,
p. 17 angegebenen und von ihm zu P. ornata Sternbg. sp. gestellten Nadel-
fragmente vereinigen zu können; sie übertreffen an Stärke die typischen
Nadeln der P hepios um ein Geringes, da sie etwa 1 mm Breite erreichen,
sie kommen damit den von Heer in der Tertiärflora der Schweiz, t. XXI,
fig. 7 abgebildeten Nadelpaaren nahe.
Die Beziehung dieser Nadeln zu P. ornata scheint nicht ganz der
Berechtigung zu entbehren. Nadeln und Zweige von P hepios Ung. habe
ich mit denen von P. halepensis Mill. verglichen; oben (siehe S. 55) ist
die grosse Aehnlichkeit der Zapfen von P. ornata mit denen von P hale-
pensis hervorgehoben; beiderlei Reste, die zu P. ornata bez. P. hepios zu
ziehen sind, kommen an drei böhmischen Fundorten gemeinsam vor, es
liegt daher die Wahrscheinlichkeit sehr nahe, dass dieselben combinirt
werden können, zumal die gegenwärtige Verbreitung der P. halepensis
sehr wohl die Annahme zulässt, dass diese im mitteleuropäischen Tertiär
bereits vertreten war oder doch in P. ornata -hepios einen sehr nahe-
stehenden Vorläufer besass. Immerhin aber nehme ich Anstand, die
Zapfen P. ornata mit den Nadeln P. hepios bestimmt zu vereinigen, so
lange dieselben nicht in natürlichem Zusammenhänge aufgefunden
worden sind.
Engelhardt erwmhnt (Tert. Pfl. d. Leitm. Mittelgeb., p. 62) Zweigstücke,
die übereinstimmend mit dem von Rossmässler (Altsattel, p. 41, t. 12,
fig. 55) abgebildeten nadellosen Zweige mit spiralig angeordneten Blatt-
polstern bedeckt sind, und die man vielleicht hierher ziehen kann, wenn
man überhaupt solche Reste benennen will.
Pinus laricioides nov. spec. Taf. III, Fig. 16.
Pinus liepios Heer: Balt. Flora, p. 58, t. XIV, fig. 2 — 4.
Engelhardt: Tertiärflora v. Berand, p. 12, t. I, fig. 19.
Pinus Laricio (p. p.) Ettingshausen: Beitr. z. Erf. d. Phyllogenie d. Pfl., t. VI,
fig. 1, 2, 4; t. VIII, fig. 4a, 5a, 6; t. IX, fig. 11, 12.
Pinus foliis geminis, 8 — 15 cm longis, 1,5 — 2,5 mm latis; vaginis
1 — 1,5 cm longis.
Vorkommen: Im Schiefertlione von Sulloditz-Berand.
Dem Beispiele Ettingshausen’s folgend trenne ich von P. hepios Ung.
sp. die Kurztriebe mit zwei dicken Nadeln, die bisher zumeist mit dieser
Art vereinigt wurden, so vor Allem die von Heer fragweise hierher
gestellten Nadelpaare von Rixhöft und unter den böhmischen Funden das
von Engelhardt 1. c. angeführte Stück von Berand.
Heer hat bereits auf das Abweichende seiner Rixhöfter Nadeln von
der Unger’schen P. hepios hingewiesen und hat sie in Beziehung zu
67
P. Laricio Poir. und P. pinaster Sol. gebracht; Ettingshausen hat sie
dann direct mit P. Laricio vereinigt (Foss. Flora von Sagor I, p. 13;
Beitr. z. Phyllogenie 1. c. p. 73).
In der That stimmen diese Kurztriebe mit zwei 8 — 15 cm langen
und 1,5 — 2,5 mm breiten Nadeln, die am Grunde von einer 1 — 2,5 cm
langen Scheide umgeben sind, mit denen von P. Laricio sehr wohl über-
ein, besonders mit denen der var. Lallasiana ; ich möchte diese isolirten
Nadelpaare aber nicht unter diesem Namen aufführen, nachdem bereits
fossile Zapfen als mit der lebenden Art identisch publicirt worden sind,
getreu dem Princip, nichts zusammenzubringen, wras nicht wirklich im
Zusammenhänge gefunden worden ist, ohne jedoch damit die grosse Wahr-
scheinlichkeit der Zusammengehörigkeit der tertiären P. Laricio -Zapfen
mit den P. laricioides - Nadeln in Frage zu stellen.
Taf. III, Fig. 16 stellt das bereits von Engelhardt mitgetheilte Bruch-
stück von Berand dar; es ist auffällig durch die verschiedene Ausbildung
der beiden Nadeln; die eine zeigt die normale für unsere Art angenommene
Breite, die andere ist wesentlich schmäler; wahrscheinlich handelt es sich
um eine Entwickelungshemmung dieser einen Nadel, wie sie zuweilen,
wenn auch selten in so hohem Grade, an den Kurztrieben der Kiefern
zu beobachten ist; eine zufällig entstandene Zerstörung ist ausgeschlossen,
davon überzeugt mich der in beiden Platten in meiner Sammlung be-
findliche Abdruck, und wie ich an mehreren Querbrüchen sehen kann, ist
es auch nicht stichhaltig, die verschiedene Stärke der Nadeln dadurch
zu erklären, dass diese mit verschiedenen Seiten, die eine mit der breiten
Fläche, die andere mit der schmalen Kante vorliegen.
Linus lanceolata Ung. sp.
Elate lanceolata Unger: Syn. pl. foss., p. 200.
Pinites lanceolatus Unger: Iconogr. pl. foss., p. 22, t. XII, fig. 5, 6.
Gen. et sp. pl. foss., p. 357.
Sylloge pl. foss. III, p. 65, t. XX, fig. 3, 4.
Endlicher: Synops. conif., p. 284.
Goeppert: Monogr. d. foss. Conif., p. 207.
Abies lanceolata Schimper: Traite de pal. veget. II, p. 302.
Pinus lanceolata Engelhardt: Sitzungsber. Isis Dresden 1882, Abh. p. 14.
Tertiärflora d. Jesuitengrabens, p. 18, 1. 1, fig. 31.
Pinus foliis subdistichis, planis, lanceolato-linearibus, acutiusculis.
Von dieser Art sind aus Böhmen nur unbedeutende Reste bekannt
geworden; ausser dem von Engelhardt 1. c. mitgetheilten Zweigstückchen
ist ein Zweigfragment mit einigen Nadeln aus dem Preschener Thone
hierher zu stellen, das sich in meiner Sammlung befindet.
Die Art ist charakterisirt durch gescheitelt beblätterte Langtriebe
mit flachen, länglich -lancettlichen, zugespitzten Blättern von 1 — 1,5 cm
Länge und. 1 — 2 mm Breite, die von einem kräftigen mittleren Längsnerven
durchzogen sind.
Unger verglich diese seine Art mit Tsuga (Linus) canadensis Carr.
und vereinigte mit ihr Samen, die denen von Tsuga-, Abies- und Licea-
Arten ähneln; Schimper stellte sie zu den Abietes verae; andererseits wurde
die Existenzberechtigung von P. lanceolata angefochten, z. B. führt sie
Staub in D. Aquitan. Flora des Zsilthales, p. 30 als Synonym von Sequoia
**
68
Langsdorfii Brgt. sp. auf. Jedenfalls ist sie eine auf nur mangelhaft er-
haltenes Material begründete, noch zweifelhafte Art, zu deren Sicherstellung
die böhmischen Tertiärschichten geeignete Reste bisher nicht geboten haben.
Verzeichntes der Abbildungen.
[In Klammern ist die Sammlung beigefügt, die die Originale bewahrt.]
Tafel IL
Fig. 1. Pinus oviformis Endl. sp. Zapfen in Braunkohle vom Concordia-
schachte bei Weschen bei Teplitz [Königl. Mineral.-Geol. Museum,
Dresden].
Fig. 2. Pinus oviformis Endl. sp. Zapfen vom Lipneibusche bei Teplitz,
nach einem Abgusse [Museum zu Teplitz].
Fig. 3a. Pinus oviformis Endl. sp. Zapfenabdruck aus dem Thone von
Preschen [Sammlung Menzel],
Fig. 3E Pinus oviformis Endl. sp. Einzelne Zapfenschuppe aus dem Sand-
steine von Tschernowitz [Sammlung Menzel].
Fig. 4a. Pinus oviformis Endl. sp. Zapfenabdruck von Preschen [Sammlung
Menzel].
Fig. 4E Pinus oviformis Endl. sp. Einzelne Apophyse desselben Zapfens.
Fig. 5. Pinus hordacea Rossm. sp. Zapfenbruchstück, Abdruck von
Preschen [Sammlung Menzel].
Fig. 6a. Pinus ornata Sternbg. Versteinerter Zapfen von Waltsch [Böh-
misches Landesmuseum, Prag].
Fig. 6E Pinus ornata Sternbg. Einzelne Apophyse desselben Zapfens.
Fig. 7. Pinus ornata Sternbg. Längsbruch eines Zapfens von Waltsch
[Böhmisches Landesmuseum, Prag].
Fig. 8. Pinus ornata Sternbg. Zapfenabdruck von Preschen [Sammlung
Menzel].
Fig. 9. Pinus ornata Sternbg. Apophysenabdrücke von Waltsch [Böh-
misches Landesmuseum, Prag].
Fig. 10. Pinus Laricio Poir. Abgerollter und theilweise zerbrochener
Zapfen von Tschernowitz [Sammlung der landwirtschaftlichen
Schule zu Lieb wer d].
Fig. 11. Pinus Laricio Poir. Zapfenabdruck von Tschernowitz [Museum
zu Teplitz].
Fig. 12. Pinus Laricio Poir. Zapfenabdruck von Davidsthal, nach einem
Abgusse [Sammlung Menzel].
Fig. 13. Pinus Laricio Poir. Zapfenabdruck von Waltsch, nach einem
Abgusse [Böhmisches Landesmuseum, Prag].
Fig. 14. Pinus Laricio Poir. Zapfenabdruck von Tschernowitz, nach einem
Abgusse [Museum zu Teplitz].
Tafel III.
Fig. 1,2. Pinus rigios Ung. sp. Kurztriebe von Preschen [Sammlung
Menzel].
Fig. 3. Pinus rigios Ung. sp. Kurztrieb aus dem Cyprisschiefer von
Falkenau [Sammlung Menzel].
69
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
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Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
4. Pinus hepios Ung. sp. Zweig von Walt sch [Böhmisches Landes-
museum, Prag].
5a. Pinus sp. Same von Krottensee, vergrössert Fig. 5t>- [Böhmisches
Landesmuseum, Prag].
6. Pinus sp. Same von Krottensee [Böhmisches Landesmuseum,
Prag].
7. Pinus Laricio Poir. Same von Preschen [Sammlung Menzel].
8. Pinus Laricio Poir. Same vom Jesuitengraben [Sammlung Menzel].
9. Pinus Laricio Poir. Same aus dem Cyprisschiefer von Grassetn
(Copie nach Engelhardt).
10. Pinus Laricio Poir. Same von Krottensee (Copie nach Engel-
hardt).
11. Pinus pseudonigra Engelh. Same von Krottensee (Copie nach
Engelhardt).
12. Pinus sp. Same von Ladowitz (Copie nach Engelhardt).
13. Pinus, sp. cf Blüthenkätzchen von Davidsthal [Sammlung Menzel].
14. Pinus sp. cf Blüthenkätzchen von Krottensee [Böhmisches Landes-
museum, Prag].
15a. Pinus sp. cf Blüthenkätzchen von Preschen [Sammlung Menzel].
Fig. 15t), c. einzelne Antheren desselben von der Seite und
von vorn.
16. Pinus laricioides nov. sp. Kurztrieb von Berand [Sammlung
Menzel].
17. Pinus Saturni Ung. sp. Kurztrieb vom Jesuitengraben (Copie
nach Engelhardt).
18. Pinus Saturni Ung. sp. Kurztrieb von Dux (Copie nach Engel-
hardt).
19. 20. Pinus Saturni Ung. sp. Kurztriebe von Schichow (Copien nach
Ettingshausen).
21. Pinus Saturni Ung. sp. Kurztrieb von Komotau [Königl. Mineral-
Geol. Museum, Dresden].
22. Pinus Laricio Poir. Zapfenschuppe von Krottensee [Böhmisches
Landesmuseum, Prag].
23. 24, 26, 27. Pinus hordacea Bossm. sp. Zapfenschuppen von Preschen
[Sammlung Menzel].
25. Pinus hordacea Kossm. sp. Zapfenschuppe von Preschen [Böh-
misches Landesmuseum, Prag].
28. Pinus Engelhardti nov. sp. Zapfen, nach einem Abgusse ergänzt,
von Thürmitz [Königl. Mineral.-Geol, Museum, Dresden].
Tafel IV.
Fig. 1. Pinus horrida nov. sp. Zapfenabdruck von Preschen [Sammlung
Menzel].
Fig. 2. Pinus rigios Ung. sp. Zweig von Preschen [Sammlung Menzel].
IX. Die postglaciale Entwickelungsgeschichte
der hercynischen Hügelformationen und der montanen
Felsflora.*)
Von Prof. Dr. Oscar Drude.
Die Vorstellungen, welche wir uns von dem Entwickelungsgange der
Flora unserer hercynischen, noch im Norden während der Eiszeiten von
den Wirkungen des grossen Inlandeises direct berührten Gaue machen
können, werden stark beeinflusst durch die Gesammtvorstellung über diese
Eiszeiten und das durch sie in Deutschland geschaffene Bild, an dessen
Enträthselung so viele tüchtige Kräfte unausgesetzt arbeiten. Vieles
Zweifelhafte ist dabei noch übrig geblieben; noch haben die Geologen
hinsichtlich der Zahl, Dauer und Ablösung der einzelnen Eiszeit-Perioden
längst nicht einen endgültigen Abschluss erreicht; Pflanzengeographen
wie A. Schulz -Halle nehmen an deren Arbeit über diese Fragen positiven
Antheil und entwickeln selbständige Meinungen. Es ist hier nicht der
Ort, auf die vielen Controversen einzugehen, welche zumal die Frage be-
treffen, ob zur letzten grossen Eiszeit Deutschland ein verödetes, Grön-
land in seiner Flora vergleichbares Land gewesen sei oder ob der Wald
(Fichte, Moorbirke) in Mitteldeutschland bis gegen die Grenze des Inland-
eises hin sich habe halten können. Ich selbst halte mich an diese letztere
Meinung, wie ich sie wesentlich in einem früheren Aufsatze über die
hypothetischen Einöden zur Eiszeit**) ausgesprochen hatte, wenngleich
sich vielleicht das dort über Skandinaviens Flora Gesagte nach den von
Nathorst gemachten sachlichen Erwiderungen***) nicht aufrecht erhalten
lässt. Hier genügt es, zunächst darauf hinzuweisen, dass fast alle fach-
männischen Urtheile darin iibereinstimmen, dass mehrere Vergletseherungs-
perioden in Deutschland abgewechselt haben und besonders die zwei
grossen Hauptperioden durch eine Interglacialzeit getrennt sind, welche
an vielen Stellen die unzweideutigsten Spuren einer reichen, von wärmerem
Klima als die Jetztzeit zeugenden Flora zurückgelassen hat. Diese
wärmere Flora wurde durch eine zweitmalige Hauptvergletscherung zurück-
gedrängt, welche weniger weit ihre Wirkungen erstreckte als die vorher-
*) Zusammenfassung der Vorträge in den Hauptversammlungen vom 28. Fe-
bruar 1899 und 29. November 1900.
**) Peterm. Geograph. Mittheilungen 1889, S. 282. — Siehe auch Geogr. Jahrb. XV,
1891, S. 350.
***) Engler’s Botan. Jahrb. f. Syst. etc. XIII, Beiblatt zum 3 /4. Hft., März 1891.
71
gegangene; an diese zweite Hauptvergletscherung und deren Ablösung
durch Steppen, Wiesen- und Wald -Vordringlinge hat demnach unsere
pflanzengeographische Betrachtung anzuknüpfen, und wenn die Zahl der
Hauptvergletscherungs- Zeiten nach geologischen Forschungen als grösser
angenommen werden muss, jedenfalls an deren letzte. Dabei ist es zu-
nächst ziemlich gleichgültig, ob es sich dann um eine zweite oder vielleicht
vierte Eiszeit handelt, obgleich Nebenumstände verwickelter Art auch
darnach eine verschiedene Beurtheilung erfahren würden. In. der Haupt-
masse einzelner Fragen und Anschauungen stehe ich auf dem gemässigten
Standpunkte, den Nehring in seinem bekannten, vortrefflichen Buche
über Tundren und Steppen im Jahre 1890 eingenommen und seitdem
vertheidigt hat.
Es ist klar, dass die Ausdehnung des skandinavischen Landeises süd-
wärts bis nach Schlesien und Sachsen zwar einen Begriff von den Ent-
stehungsbedingungen im Centrum, weniger aber von den klimatischen Be-
dingungen am Südrande giebt. Für das letztere müssen wir an andere
bewiesene Darlegungen anknüpfen, welche, zunächst dem osthercynischen
Gau, sich aus Partsch’s Studien über die Gletscher des Riesengebirges*)
ergeben. Nach diesem Forscher erzeugte die erste, grössere Eisbedeckung
eine klimatische Firnlinie zwischen 1100 — 1200 m Höhe und liess aus
einer 84 qkm grossen Gletscherfläche im Weisswasser- und Aupathal bis
800 m Tiefe Gletscherzungen herabreichen; die Grenze des nordischen
Landeises aber lag 6x/2 km vom Riesengebirgs- Gletscher bei Hermsdorf
in 350 — 380 m Höhe entfernt. Die Firnlinie zur zweiten Haupteiszeit
aber glaubt Bartsch nur bei 1350 m Höhe annehmen zu sollen, ca. 200 m
höher als erstmalig. Hiernach lassen sich auch die physikalischen Ver-
hältnisse in den hercynischen Bergländern vom Jeschken westwärts einiger-
massen beurth eilen; denn so unzweideutige geologische Relicte wie in den
Sudeten liegen hier nicht vor. (Vergl. übrigens auch Bayberger’s Geogr.-
geolog. Studien aus dem Böhmerwald.)**)
Die Schneelinie liegt bekanntlich da, wo die Wärme der sommer-
lichen Jahreszeit eben noch die Schneemassen des Winters zu schmelzen
vermag ; sie liegt also in sehr schneereichen Gebieten bei gleichen Sommer-
temperaturen tiefer als in schneearmen, muss daher in den Perioden
mitteldeutscher Eisbedeckung (im Riesengebirge) sehr tief gelegen haben.
Ihre Lage in den Central -Alpen zur Jetztzeit trifft etwa auf eine Höhe
(2750 — 2860 m), in der die Jahrestemperatur zwischen — 3° und — 4° C.
zu liegen pflegt, in der Schweiz bei — 2,8° C.,***) die Schneelinie kann
aber in feuchten Klimaten, wie wir sie auf der südlichen Hemisphäre
antreffen, so tief herabgehen unter dem Einfluss der so viel stärkeren
Schneefälle und der an Sonnenstrahlung armen Sommer, dass diese tiefe
Lage auf eine mittlere Jahrestemperatur von -|- 3° C. trifft. Im Erzgebirge
herrscht jetzt bei 1200 m Höhe eine mittlere Jahrestemperatur von -f- 2,3° C.,
welche Ziffer man bei Eiszeit-Hypothesen nicht überschätzen soll. Aber
bekanntlich wird Mitteleuropa jetzt von einer Temperatur- Isanomale des
Jahres von 4° C. geschnitten; um so viel ist es bei uns jetzt zu warm,
und zweifelsohne war die Temperatur -Isanomale der Eiszeit bei uns zu
*) Forschungen z. deutsch. Landes- und Volksk., VIII, Hft. 2, Karte Taf. 6.
**) Geogr. Mittheilungen, Ergänzungsheft No. 81, Gotha 1886.
***) Vergl. Heim: Gletscherkunde, Tabelle S. 18—19.
Gunsten anderer Länder negativ. Nehmen wir die jetzigen (continentalen)
Klimaverhältnisse der Alpen zum Muster und beurtheilen die Temperatur
an der schlesischen Firnlinie bei 1200 m darnach als etwa um — 3° C.
liegend, so würde das einer Temperatur depression im Erzgebirge von etwa
5— 6°C. gegen das heutige Jahresmittel entsprechen. Unter Vergleichung
der thatsächlichen Verhältnisse in feuchten Klimaten kann man demnach
die obere Fichtenwaldgrenze der Haupteiszeiten in dem zwischen Erz-
gebirge und Sudeten liegenden Landstriche auf 300 — 500 m Höhe als
möglich ansetzen, welche den hier vorkommenden Relicten von Streptopus
und Viola biflora (Lausitzer Bergland und Elbsandstein) entspricht. Allein
schon bei der Fortnahme des jetzigen Temperaturüberschusses von
+ 4° C. würde das Klima im jetzigen sächsischen Elbthale den Charakter
vom heutigen Erzgebirge in 800 m Höhe, also um Altenberg und Reitzen-
hain erhalten.
Soweit Zungen des nordischen Inlandeises sich local südwärts vor-
geschoben haben oder kleine Gebirgsvergletscherungen in Thälern vor-
gedrungen sind, sind damit selbstverständlich besondere Temperatur-
depressionen verbunden gewesen. Aber das allgemeine Temperaturbild
braucht dadurch nur modificirt worden zu sein, und in der Hercynia
voraussichtlich zur Zeit der zweiten Haupteisbedeckung im Bereich der
jetzigen Flügel- und unteren Bergregion nur wenig. In wie weit aber zur
Zeit der grössesten Eisbedeckung arktisch -alpine Glacialflora in den
niederen Vorbergen des Erzgebirges, und zwar nachgewiesen am Ausgange
des Weisseritzthales gegen das Elbthal bei Dresden, formationsbildend
auftreten konnte, zeigt die Abhandlung von Nathorst voll höchsten
Interesses über die fossile Glacialflora von Deuben (1894) mit Salix
herbacea und myrtilloides, Saxifraga Hirculus und oppositifolia , Eriophorum
Scheuchten etc., Arten, welche gemäss der von mir jener Abhandlung
beigefügten Karte ihre jetzigen nächsten Standorte ziemlich weitab und
viele Arten überhaupt nur über der Baumgrenze gelegen haben.
Ohne auf Einzelheiten einzugehen, welche um so breiter und weit-
schweifiger begründet werden müssen, je mehr es an positivem Wissen
fehlt, will ich nur als meine Ansichten über den Schluss der letzten
Haupteiszeit kurz angeben, dass damals Betula odorata und Picea excelsa
als Repräsentanten der Waldbäume gemischt mit den Arten unserer
heutigen Hochmoore und des obersten Bergwmldes und vielen jetzt fort-
gewanderten Glacialpflanzen das hercynische Hügelland besonders in den
östlichen Gauen besetzt hielten, während im Südwesten ein reicherer Be-
stand von Wald- und Wiesenarten herrschte und hier vielleicht Tanne
und Buche ihre damaligen Ostgrenzen hatten. Die gesammte „südöstliche
Genossenschaft“ aber wird sich damals viel weiter südwärts, vielleicht
von Kroatien- Bosnien und den dinarischen Alpen an zerstreut bis Nieder-
österreich, Mähren und Böhmen als äussersten Vorposten, zurück-
gehalten haben.
Deren Zeit und Einwanderung folgte dann später, und es genügt
hier auf Nehring’s Schilderungen hinzuweisen, um den Gang und die Ent-
wickelungsmöglichkeit zu verstehen. Wenn auch die Altersbestimmungen
für viele der Reste von Steppentliieren auf die Interglacialzeit fallen oder
nicht scharf auf einen bestimmten jüngeren Zeitabschnitt deuten, so lässt
doch die ganze Idee von alternirenden Eiszeit- und Wärmeperioden die
Deutung zu, dass ein von Steppenpflanzen einmal genommener Weg auch
73
ein zweites Mal ähnlich entstehen konnte, und deshalb ist die für das
Land der unteren Saale und Braunschweig gewonnene genaue Bekannt-
schaft mit den Steppenthier-Resten in Westeregeln und Thiede (Nehring!)
von grosser und weitergehender Bedeutung. Dass hier die Thierreste
für die Pflanzen, mit denen sie den Aufenthalt theilen, mit eintreten
müssen, ist aus den Schwierigkeiten, die der fossilen Erhaltung von
Steppenpflanzen entgegentreten, leicht verständlich. Nach G. Andersson’s
Uebersicht über die schwedische Quartärflora, beurtheilt nach Fossilresten
in den Mooren, sind darunter Bäume, Sträucher und Zwerggesträuche
überwiegend, aber auf trockenem Boden vorkommende Arten sind über-
haupt nur durch ganz wenige zufällige Funde vertreten. Daher ist es
durchaus nothwendig, der Zoologie mit ihren gut erhaltenen Resten von
Steppenthieren in der Beurtheilung dieser Periode den Vortritt zu lassen,
und Nehring entwickelt darüber folgendes Bild der Wechsel:
Lemming -Periode = Ausbreitung arktischer Tundra;
Pferdespringer -P. = Ausbreitung nördlicher Steppenflora;
Eichhörnchen -P. — Zurtickdrängung der letzteren durch Waldflora.
Erscheint ein solcher Wechsel interglacial annehmbar, so ist ebenso
wahrscheinlich, dass im Bereich der hercynischen Gaue eine postglaciale
Steppenzeit die letzte grössere Eisbedeckung ablöste, immer aber in der
von Nehring selbst betonten massvollen Weise. Die Steppen können
weite Strecken im sonnigen Hügellande eingenommen haben, auf den
Gebirgen und in den feuchten Thälern braucht um deswillen der Wald-
und Wiesenbestand nicht erheblich eingeschränkt gewesen zu sein.
Nur bei Annahme solcher massvollen Anschauungen, welche nicht
damit rechnen, dass insgesammt Glacialtundren nur von Steppen, und
diese dann von Wiesen- und Waldflora abgelöst wurden, kann man be-
greifen, dass noch heute Relicte dieser verschiedenen Perioden friedlich
neben einander wachsen und sich an einigen Stellen zu Bildern von merk-
würdig gemischten Genossenschaften vereinigt haben.
So bedarf es denn, um das hypothetische Bild der Vergangenheit für
die heutige Kenntniss von unserer Pflanzendecke praktisch zu gestalten,
besonders des Aufspürens der Glacialrelicte und der Steppenrelicte in
denjenigen Formationen, die sie erhalten konnten. Zu dem Zweck ist
eine genauere Betrachtung der Hügelformationen, der Hochmoore
und der subalpinen Berghaide nothwendig; erstere enthalten Steppen-
und Glacialrelicte zusammen, die Moore und Berghaiden nur Glacial-
relicte. Dabei wird unter Relictenflora das Vorhandensein am sporadischen
Standorte fernab vom jetzigen Hauptareal jener Art verstanden und dieser
sporadische Standort mit der früheren grösseren Allgemeinverbreitung
zu einer der genannten Quartärperioden in hypothetischen Zusammen-
hang gebracht.
Die Hügelformationen enthalten neben den Arten sonniger Ge-
büsche, lichter Haine und trockener Grasfluren von noch heute den
Steppen vergleichbarem Niederwuchs besonders Fels- und Geröllpflanzen,
und die felsigen Standorte besiedeln sowohl Glacial- als auch Steppen-
pflanzen. Insofern wird hier eine Möglichkeit für ein engeres Beisammen-
sein beider Kategorien geboten, sofern die Länge der Vegetationsperiode und
die Temperaturausschläge nicht einer von ihnen hinderlich sind. Bedenkt
man, wie im nördlichen Russland Steppenarten wie Anemone silvestris
74
weit nach Norden fast bis zur Berührung mit dem Tundrengebiet auf
sonnigem Kalkboden Vordringen (R. Pohle 1899!) und andrerseits die
nordische Saxifraga decipiens in der warmen Hügelregion des Böhmischen
Mittelgebirges an sonnigen Felsen unbestrittene Standorte besitzt, so haben
wir in diesen beiden Pflanzen einen Maaßstab für die Leistungsfähigkeit
mancher Arten, sich an neue Formationen anzuschliessen. Selbstverständ-
lich wird unter den gegenwärtigen Verhältnissen die grössere Anpassungs-
fähigkeit von den boreal- alpinen Arten erwartet, da die Steppenpflanzen
auf trockenen Sanden und Kiesen, Kalk- und Granitschotter, in Fels-
spalten, auf harten Lehm- und Lettenböden oft mit etwas Salzgehalt
eine Menge Relictenstandorte vom Elbhügellande bis zum Werragebiete
finden konnten. Die boreal-alpinen Arten vertheilen sich demnach in der
Hauptsache auf zerstreute Stationen der niederen Bergzone von ca. 500
bis 800 m, die Steppenpflanzen bleiben in der Hauptsache unterhalb
500 m.
Die Kategorie der präalpinen Arten, die im Vorlande der Alpen den
niederen und mittleren Stufen der Bergregion (ca. 600 — 1600 m) ange-
hören, ist aber im Verein mit den Steppenpflanzen der unteren, warmen
Stufe der hercynischen Gaue eingefügt und besiedelt zum grössten Theile
den Muschelkalk.
Die hier bezeichn eten Kategorien lassen sich nach den Arealformen
bezeichnen, welche ich in einem früheren Vortrage der Isis über die
„Resultate der floristischen Reisen in Sachsen und Thüringen“*) unter-
schieden habe, und zwar kommen hier folgende in Betracht:
a) H3 für Arten wie Polygala Chamaebuxus (Eger- und Elster-Bergland),
Aster alpinus (Oberlausitz und Rosstrappe, Thü-
ringen),
Carduus defloratus (Werra- und Thüringer Land),
Gypsophila repens (Südharz),
H5 für Arten wie Cotoneaster vulgaris (zerstreut),
Echinospermum deflexum (Harz bei Rübeland,
Vogtland (?), Böhmisches Mittelgebirge),
Mm für Arten wie Centaurea montana (Werra — Thüringen),
Dianthus Seguieri (Erzgebirge— Vogtland).
Die vorstehend bezeichneten Areale gehören den präalpinen Arten
weiten Sinnes an.
1)) AE1 allein für Saxifraga decipiens (Harz — Böhmen),
AH für die Arten Allium Schoenoprasum *sibiricum (Bodethal, süd-
liche Oberlausitz, Sudeten),
Rosa cinnamomea (Südharz, Milleschauer),
Arabis alpina \ nur am Südharze bei Ellrich etc.
— petraea i auf Gyps der Zechsteinformation,
Salix hastata ebendort am Alten Stollberg.
Diese unter b) verzeichneten Areale bilden also den arktisch-borealen,
bez. arktisch - alpinen Bestand seltener Relicte im Bereich der Hügel-
formationen.
*) Isis- Abhandlungen 1898, S. 82 — 94.
75
c) Po1
Po2
PM2
für die Gesammtheit der eigentlichen Steppenpflanzen, be-
sonders ausser den in Isis (1. c. S. 93) genannten Arten die
seltenen Artemisia- Arten des Gebietes, Oxytropis pilosa,
Pulsatilla pratensis, Andropogon Ischaemum und sehr viele
andere Stauden, von Sträuchern Prunus Chamaecerasus.
Ausführliche Yerbreitungslisten und Aufzählungen werden in dem jetzt
in Veröffentlichung begriffenen Buche: „Grundzüge der Pflanzenverbreitung
im hercynischen Berg- und Hügellande“,*) zu finden sein. Hier soll es
sich nur um die Zusammenfassung der Hauptpunkte handeln.
A. Die lichten Haine, Grastriften, Schotter- und Felsfluren von der
Weser bis zur Elbe und Görlitzer Neisse in 100 — 500 m Höhe.
An allen unseren grossen Strömen im Bereich der Hercynia sind auf
steilen Berggehängen die Hügelformationen am reichsten entwickelt und
besiedeln oft landschaftlich anziehende, scharf gegen den Strom vor-
springende Punkte (Bosel a. d. Elbe bei Meissen, (Hamburg a. d. Saale,
Badenstein a. d. Werra bei Witzenhausen, Ziegenberg a. d. Weser bei
Höxter). Der Reiz der Flora spricht sich darin aus, dass rund 500 Arten
Blüthenpflanzen diese Formationsgruppe zusammensetzen, das ist also 2IS
der Gesammtzahl von ca. 1500 Arten! Diese Formationsgruppe ist die
artenreichste der ganzen Hercynia.
Ihr Aussehen ist in den zwei früheren Abhandlungen unserer Gesell-
schaft über die östlichen Genossenschaften in dem Elbhügellande von
Pirna bis Meissen**) genügend geschildert, soweit es die sächsische Flora
anbetrifft. Eine weit grössere Bedeutung erhält die Formationsgruppe in
Thüringen. Hier sind nicht nur die Gehänge an Flüssen und kleine Busch-
gehölze von ihr besetzt, sondern weite, wellige Flächen wie an den beiden
Mansfelder Seen, und im Bereich der Triasformation alle Steilgehänge
und Schotterfelder mit Muschelkalk, sowie bedeutende Antheile des Bunt-
sandsteins mit seinen blauen Letten , und rothen, kalkreichen Lehmen von
bedeutender Trockenheit und Bindigkeit. Im Wesergebiet schränkt sich
die Formationsgruppe gegenüber dem Auftreten des Waldes mehr ein;
in der Oberlausitz besitzt sie von der Neisse an westwärts über zerstreute
Basaltberge und granitische Höhenzüge hin noch ein nicht unbedeutendes
Areal bis Stolpen, in dessen Mittelpunkt der Rothstein bei Sohland liegt.
Hinsichtlich der Mitwirkung des Substrates ist demnach zwischen
krystallinischen Gesteinen, Basalt und kalkreichen Sedimenten der Trias-
formation, am Harze wie in Thüringen von Gera an westwärts auch
zwischen Zechsteingyps zu unterscheiden, und die Wirkung des Kalkes
auf die Zusammensetzung der ganzen Formation ist so bedeutend, dass
man von der Elbe zur Thüringer Saale oder Unstruth kommend die
grössesten Verschiedenheiten in gemeinen, besonders aber in den die
Genossenschaft charakterisirenden Arten bemerkt. Sehr viele Arten fehlen
unzweifelhaft aus dem Grunde östlich der Weissen Elster, weil hier auch
die Triasformation fehlt. Die Plänerkalke südlich der Elbe und die
*) Abtheilung der bei W. Engelmann erscheinenden. „Vegetation der Erde“, heraus-
gegeben von Eng ler und Drude.
**) Isis- Abhandlungen 1885, S. 75 (Festschrift) und 1895, S. 35, besonders S. 43—46.
76
wenigen Stellen, an denen Urkalke im Yogtlande und im Elbgebiete zu
Tage treten, haben dafür so gut wie keinen Ersatz zu bieten vermocht.
Da die Muschelkalkberge kaum 500 m übersteigen, so gehört die ganze
hercynische Trias zu dieser unteren Stufe.
In derselben zähle ich 457 Arten, welche neben einzelnen überall an
sonnigen Plätzen vorkommenden ihre eigentlichen Standorte hier besitzen,
und zwar
47 Sträucher und Zwerggesträuche, besonders Rosaceen!,
37 Gräser und verwandte Rasenbildner,
373 perennirende, 2- und 1 -jährige Kräuter.
Diese 457 Arten sind nur zur kleineren Hälfte überall zu finden
(Beispiel: Thymus Serpyllum, Helianthemum vulgare , Rosa rubiginosa,
Prunus spinosa ); die grössere Mehrzahl tritt sehr zerstreut, viele Arten
nur an wenigen Standorten auf. Rechne ich diejenigen Arten, welche
wenigstens irgendwo 1) im Weser- und Werralande, 2) in Thüringen und
an der unteren Saale — Elbe bis Magdeburg, 3) im sächsischen Elbgebiete
oder im Lausitzer Hügellande jetzt gleichzeitig verbreitet Vorkommen, als
solche von gemeinsamer Verbreitung, so zähle ich davon 277 Arten. Die
übrigen 180 Arten sind beschränkt auf je 1 oder 2 der ebengenannten
Landgruppen, und unter diesen haben wir die wichtigeren Relictstandorte
zu suchen.
Von diesen 180 Arten sind:
93 Species (oder rund 1/5 der Gesammtzahl) pontisch (Areal
PM oder Po), nämlich von Sträu ehern und Rasenbildnern:
Prunus Chamaecerasus
Rosa Jundzilliana
Cytisus nigricans
Andropogon Ischaemum
Stipa capillata
— pennata
Melica ciliata
Agropyrum glaucum
Poa badensis
Carex humilis
— Sclireberi
— supina
— obtusata
und 80 Stauden oder Q Kräuter.
Ferner befinden sich unter diesen 180 Arten:
36 Species (oder rund 1/12 der Gesammtzahl) präalpin (Areal
H3 — Mm), nämlich von Sträuchern und Rasenbildnern:
Sorbus Aria
Amelanchier vulgaris
Rosa repens
Rubus bifrons
— tomentosus
Viburnum Lantana
Sesleria coendea
Carex ornithopoda
Calamagrostis varia
und 28 Stauden, so gut wie sämmtlich bei uns kalkstet oder kalkhold.
Von den erstgenannten 93 Arten, welche durch die Signatur PM
oder Po ihre pontische Zugehörigkeit anzeigen, besitzt
Sachsen östlich des Weissen Elster-Gebiets (also mit Aus-
schluss der Floren von Gera bis Leipzig) 48 Arten,
von den letztgenannten 36 Arten mit präalpinem Areal
dagegen nur 7 Arten;
77
von der ersteren Gruppe also die grössere Hälfte, von der letzteren
kaum x/5.
Sachsen ist demnach relativ viel reicher an pon tischen,
als an präalpinen Arten!
Diese Thatsache ist zu berücksichtigen bei der Discussion über die
Wanderungswege beider Artengruppen. In der Vertheilung der
pontischen Arealspecies nämlich ist die Landschaft der unteren Saale
(Halle- Wettin, Mansfelder Seen bis Ostharz) allen über, theilt aber ihren
Reichthum mit den Trias-Landschaften des Thüringer Beckens bis in die
Gegend von Arnstadt und Gotha, wo auf den Drei Gleichen und den
Seebergen noch einmal prächtige Artgenossenschaften pontischen Charakters,
Peucedanum alsaticum, Nepeta nuda mit Adonis vernalis, Glaucium etc.
auftreten. (S. Sitzungsberichte dieses Jahrgangs, botan. Section vom
8. November.) Hier ist die hercynisclie Arealausdehnung von Lavatera
thurSngidca , Althaea hirsnta, der pontischen Astragaleen A. exscapus,
danicus ( — Hypoglottis) und Oxytropis pilosa , von Seseli Hipp omaratlirum
mit einem der interessantesten, ziemlich beschränkten PM2- Areale!, hier
finden sich Artemisia rupestris, pontica und laciniata, während A. scoparia
ihren einzigen das Gebiet im Osten berührenden Standort auf der Lands-
krone bei Görlitz hat.
Nicht alle auf den Osten weisenden Arten sind hier und in Sachsen
versammelt, einige recht merkwürdige Fundorte besitzt das Werragebiet.
Hier zeichnet sich der Bielstein bei Allendorf im Höllenthal durch den
Besitz von Allium strictum (nächster Fundort ostwärts der Rollberg im
Böhmischen Mittelgebirge!) aus, sowie durch Salvia Aethiopis , von welcher
wohl mit Unrecht Verwilderung vermuthet wird. Aber eine Hauptmasse
politischer Arten steckt doch nur im Bereich Halle — Magdeburg — Kyff-
häuser — Gotha, und ein grosser Theil davon steckt auch in Sachsen
östlich der Weissen Elster. Es ist nun mit Recht die Frage aufgeworfen*),
wie das zu verstehen sei, dass der hercynische Osten und besonders das
sächsische Elbhügelland so viel ärmer an Arten pontischer Herkunft sei,
als das westlicher gelegene Saaleland, da doch der hypothetische Zuzug
dieser Arten nach Schluss der letzten Haupteiszeit durch Sachsen hin-
durch anzunehmen sei. Denn im Böhmischen Mittelgebirge ist wiederum
der grösste Theil der um Halle a. d. Saale vorhandenen, bei Dresden —
Meissen a. d. Elbe aber fehlenden Arten in reicher Standortsvertretung
zu finden. Schulz glaubte damals annehmen zu sollen, dass alle diese
Arten im sächsischen Elbthal früher vorhanden gewesen und dann später
ausgestorben, an der Saale aber erhalten geblieben seien.
Wenn dies auch zum Theil richtig sein mag — denn jede Relicten-
flora giebt schon in ihrem Namen die Möglichkeit des Aussterbens mancher
Arten derselben Genossenschaft und des Verlorengehens vieler Standorte
noch vorhandener Arten zu — so erscheint die Sache doch in einem
wesentlich anderen Lichte. Zunächst ist nochmals darauf hinzuweisen,
dass von den 98 P- Arten mit beschränkt - hercynischem Vorkommen
Sachsen die grössere Hälfte mitbesitzt, das Werra- und Weserland nur
sehr wenige (die wichtigsten sind vom Bielstein genannt). Diese Gesammt-
*) A. Schulz: Vegetationsverh. d. Umgeb. von Halle. Mitth. Verein f. Erdkunde
zu Halle 1887, S. 30—124.
78
zahl erscheint nun für Sachsen gar nicht gering, wenn man die schwache
Ausdehnung der Standorte bedenkt, die dafür in Betracht kommen. Ein
Blick auf die der zweiten Abhandlung über die östlichen Genossenschaften
in Sachsen beigefügte Karte der Gegend von Dresden bis Hirschstein
nördlich von Meissen (Isis 1895, Taf. II) zeigt den verhältnissmässig
schmalen Hügelsaum an der Elbe und die westlich von Meissen statt-
hndende Ausbuchtung am Lom matzscher Wasser, wo die Mehrzahl der
oben gezählten 48 besonderen pontischen Species der Hügelformationen
vorkommt. Dieser Hügelsaum setzt sich stromabwärts nur noch eine
kurze Strecke mit einigermassen reicher Standortsvertretung bis Riesa
fort und verarmt dann (aus topographischen Gründen: Mangel an felsigen
Höhen!) ausserordentlich; stromaufwärts dagegen hält sich sein nördliches
Ufer gut besetzt bis Pirna und hat auf dieser Strecke einige Sachsen
besonders auszeichnende Arten ( Lactuca viminea bei Pillnitz, Silene itcilica
*nemoralis W. K. bei Loschwitz — Wachwitz — Zehista und Cotta), aber
der Hauptreichthum der interessanteren Arten steckt doch in
der unterhalb Dresdens gelegenen Landschaft um Meissen und
Lommatzsch und endet südlich von Dresden mit dem jetzt durch
menschliche Eingriffe stark entstellten Plauenschen Grunde am Durch-
bruch des Weisseritz -Thaies. Auf diesen wichtigen Umstand haben wir
schon in der Isis-Abhandlung des Jahres 1895 (siehe besonders 1. c. Seite 39)
aufmerksam gemacht und ich komme hier sogleich noch einmal darauf
zurück, wenn für den grösseren Reich thum des unteren Saale -Landes ein
anologer Erklärungsversuch zu machen sein wird.
Vergleicht man mit dieser eng umgrenzten Landschaft an den Elb-
höhen die weiten Gefilde der sonnigen Hügelformationen im Thüringer
und unteren Saale -Lande und nimmt die dort herrschende Mannigfaltig-
keit der Schotter bildenden Gesteine in Vergleich mit der Einförmigkeit
der nur durch Plänerzüge unterbrochenen Bildung krystallinischer Gesteine
an der Elbe in Sachsen, so kann es keinem Zweifel unterliegen, dass die
Thüringer Lande weit mehr befähigt sind, eine grosse Zahl von empfind-
licheren Steppenpflanzen zu erhalten. Auch darauf ist hinzuweisen, dass
dies letztere Gebiet östlich vom Harze zugleich die regenärmsten Land-
schaften der ganzen hercynisclien Gaue enthalten, in denen nämlich nach
Assmann die jährliche Regenhöhe nur 450—500 mm beträgt.
Nun aber kommt noch die Hauptsache. Es braucht gar nicht daran
gedacht zu werden, dass der Wanderungsweg für die vielen bemerkens-
werthen pontischen Arten an der Thüringer Saale und westlich von ihr
bis zum Kyffhäuser und den Gleichen bei Arnstadt nur die Elbstrasse
von Böhmen durch Sachsen hindurch gewesen wäre. Dieser Wanderungs-
weg mag für viele Arten die Einzugslinie gewesen sein, theils im Fluss-
thal selbst nach Ueberwindung der waldbedeckten Elbsandstein-Gehänge,
theils auf dem Wege Sattelberg (Spitzberg) bei Ölsen — Cottaer Spitz-
berg — Gottleubathal — Elbe entlang der zur Heerstrasse benutzten Ein-
sattelung zwischen dem östlichen Erzgebirge und westlichen Elbsandstein-
Gehänge bei Hellendorf; aber er ist nicht der einzige.
Die geologischen Forschungen haben uns mit den Veränderungen
bekannt gemacht, welche die ostdeutschen Ströme vor und nach dem
Abschmelzen des südbaltischen Inlandeises durchgemacht haben. Keil-
hack hat nach vielen vorhergegangenen Einzelstudien eine zusammen-
fassende Abhandlung darüber bei Gelegenheit des VII. Internationalen
79
Geographen -Congresses zu Berlin 1899 veröffentlicht,*) der eine zur Be-
urtheilung der so oft den Flussthälern folgenden Wanderungswege äusserst
wichtige Karte beigefiigt ist. Sie enthält die Stillstandslinien des Inland-
eises zur letzten Eiszeit, deren südlichste (unsicher) südlich von der Oder
bei Glogau nach Magdeburg verläuft, während die dritte (gesicherte) von
der Warthe nördlich von Posen über Frankfurt a. 0. und dann nordwest-
wärts durch Mecklenburg auf Schwerin zu zieht. Zur Zeit dieser dritten
Stillstandslinie ergossen sich die Wasser des Bug, der Weichsel, Warthe,
Oder und Spree durch das Rhinthal in das heutige Elbbett; aber auch
die Flussthal-Linien des ersten (südlichsten) und zweiten (mittleren, von
Glogau nach dem Elbthal nördlich Magdeburg seine Wasser sammelnden)
Stillstandes werden für die Besiedelung noch in Thätigkeit gewesen sein.
Dies lässt voraussetzen, dass ein nördlicher Zug von pontischen
Steppenpflanzen von der Weichsel her westwärts bis an die Elbe bei
Magdeburg gelangen konnte, und thatsächlich hat Loew schon seit langer
Zeit die Relictenflora dieses Charakters im südlichen Balticum mit den
interessanten Standorten zwischen Frankfurt a. 0. und Oderberg bekannt
gemacht. Unter Annahme dieser Wanderlinie wird es verständlich, dass
an der Elbe bei Magdeburg und von da sich strahlig ausbreitend eine
Ansammlung pontischer Arten stattfinden konnte, die nun stromauf zur
Saalemündung und an der Mündung der Mulde vorbei in das Elbthal
nach Meissen gelangen konnte. Hierdurch würde es ferner verständlich,
dass an der Elbe um Meissen herum eine grössere Zahl pontischer Relicte
sich findet als weiter stromauf, da der durch Bergländer erschwerte Ver-
bindungsweg aus dem Böhmischen Mittelgebirge nach Dresden vielleicht
weniger wirksam war als der eben bezeichnete stromauf gerichtete.
Einzelheiten anzuführen würde ein grosses topographisches Detail erfordern
und interessirt nur solche, welche die Standorte Sachsens aus eigener An-
schauung kennen; ich beschränke mich daher darauf, zu sagen, dass die
Erwägung der Standortsvertheilung daselbst zu einer Annahme führt, wie
ich sie eben auseinandersetzte, und dass dem Kenner der Landesflora
eine gewisse Wahrscheinlichkeit sich aufdrängt, viele Arten auf den Weg
von Böhmen (z. B. Lactuca viminea ), viele andere (z. B. Anemone silvestris)
auf den Weg stromaufwärts zurückzuführen. Das kleine Gebiet von be-
merkenswerthen Pflanzen östlicher Arealform in der Oberlausitz zwischen
Neissethal und Bautzen — Stolpen nimmt naturgemäss Antheil an der
Verbindung mit Böhmen in südlicher Angrenzung und an der südlichsten
Wanderlinie von der Oder bei Glogau westwärts.
Auf ganz anderen Wegen wird der Einzug der präalpinen Arten
erfolgt sein, wie wir ihn auch in eine andere Zeit zu versetzen haben,
und zwar voraussichtlich in die der letzten Steppeneinwanderung voraus-
gehende Vergletscherungszeit der Alpen. Es ist in einem Vortrage über
die Anordnung der Vegetation im Karwendelgebirge (siehe Sitzungsberichte
14. Juni 1900, bot. Section, S. 7) von mir darauf hingewiesen worden,
dass für die Floren- Entwickelungsgeschichte Mitteldeutschlands auch die
genauere Kenntniss der von Beck aufgestellten Formation des Voralpen-
waldes bedeutungsvoll sei. Man kann sagen, dass, wie wir in unserem
sonnigen Hügellande lichte Haine, trockene Grastriften auf steinigem
*) Thal- und Seebildung im Gebiet des Baltischen Höhenrückens, veröffentlicht
von der Ges. für Erdkunde zu Berlin.
80
Boden und die Charakterformation der Schotterböden mit anstehenden
Felsen, die in ihren Spalten besondere Arten gedeihen lassen, neben
einander und in einander verwirkt finden, dass so eine ganze Gebirgsstufe
höher im Anstieg unserer nördlichen Kalkalpen, in den Höhen von ca. 700
oder 800 m bis in die volle Krummholzformation bei 16 — -1700 m hinein,
neben dem eigentlichen Alpenwalde von Buche, Tanne, Fichte und Lärche
ein Gemisch sonniger, Schotter- und Felsböden besiedelnder Arten zu-
sammen mit Gras- und Gebüschbedeckung zu unterscheiden sei. Das
nenne ich die „präalpinen Formationen“, die Vertreter der „sonnigen
Hügelformationen“ im Gebirge, in denen durchaus die Beimischungen
politischen Charakters fehlen. Zur Zeit der letzten Hauptvergletscherung
der Alpen waren diese präalpinen Formationen (deren durch ihre Be-
ziehungen zu der mitteldeutschen Flora wichtige Arten in jenem Vortrage
S. 8 genannt sind) nordwärts der Gletscherlinie in so viel niederen Berg-
stufen zu suchen, und nach den von Gradmann so anschaulich zusammen-
gestellten Belicten im Schwäbischen Jura darf man dieses Gebirge und
seine gegen den Main hin gerichtete Fortsetzung als ein solches Rück-
zugsgebiet ansehen, dessen Verlängerung nordwärts des Main zwischen
dem Südwesthange des Thüringer Waldes und der Rhön auf welligem
Triaslande diese Formationen entlang der Werra in die westliche Hercynia
führen konnte. Hier giebt es kein trennendes höheres Gebirge; die
Wasserscheide zwischen Werra und der fränkischen Saale wird von einer
niederen Schwelle gebildet, neben welcher im Westen die Basaltberge der
hohen Rhön mit ihren Vorlagerungen von bunten Mergeln und Muschel-
kalk noch heute eine Menge präalpiner Bürger halten, und besonders
weiter nördlich die Berge des Ringgaues und der Goburg bei Alien-
dorf a. d. Werra angelehnt an den Bergstock des Meissner. Von diesem
letzteren Berge ist früher Dryas odopetala angegeben. Dieser Fund hat
sich nicht mehr wiederholt und steht daher ungewiss da; aber aus
theoretischen Gründen könnte man gerade hier in diesem Bergzuge bei
ca. 700 m Dryas , die so tief in die präalpinen Felsschotter herabsteigt,
als Relict für möglich halten.
Von hier aus konnten sich die präalpinen Formationen nach N. bis
in das Leinethal gegen Hannover und nach 0. bis an die Grenze der
Zechsteingypse sowohl am Südrande des Harzes als an der Weissen Elster
bei Gera ausbreiten und haben die verschiedenartigsten Relicte hinter-
lassen, die aber mit dem Auf hören des Muschelkalkes gegen 0. in der
Hauptsache abschliessen. Den Mangel Sachsens östlich der Saale- und
Weissen Elster-Linie an präalpinen Arten leite ich hauptsächlich von dem
Fehlen der geeigneten Böden ab, wie sie die Triasformation den prä-
alpinen Bürgern geboten hat. Daher enden Pflanzen wie Sesleria coerulea,
Hippocrepis comosa und Ophrys muscifera im Westen des osthercynischen
Gaues. Auch in den Alpen und Karpathen finden wir reiche, tief herab-
steigende Gemische präalpiner Bürger hauptsächlich auf Kalkboden; die
Silicatböden bieten dafür der Massenansiedelung von Vaccinien, Calluna ,
torfigen Riedgräsern und geselligen gemeinen Sträuchern wie Rhamnus
Frangula und Salix aurita zu günstige Existenzbedingungen. In unserem
Falle aber handelt es sich um die gegenwärtigen Zeugen aus längst ver-
schwundener Epoche, und diese hatten nach dem Rückzüge der alpinen
Gletscher und während der Invasion der Steppenpflanzen den Kampf um
den Boden mit eigener Anpassung zu führen, die ihnen durch die oft
81
gerühmten Eigenschaften cles dysgeogenen Kalkbodens allein ermöglicht
worden zu sein scheint. So finden sich diese Zeugen nur auf solchen
Kalken, z. B. auf den höchsten Spitzen vereinzelter westlicher Kalkzinnen
Amelanchier , der in den Voralpen so häufig ist, und dort wie auf den Basalten
Sorbus Aria ; auch Cotoneaster (der Sachsens Graniten und dem Ost-
harze nicht fehlt) hat doch seine Hauptverbreitung auf vorragenden Kalk-
höhen, von den Dolomiten des Süntels im Weserlande bis zu den Muschel-
kalken an der Saale bei Camburg.
Während die Zechsteinhügel des Südharzes bei Ellrich, Walkenried
und Nordhausen neben mehr verbreiteten Arten wie Biscutella laevigata
besonders den so merkwürdigen Belict von 2 Arabis, Gypsophila repens ,
Rosa cinnamomea, Salix hastata und die endemische Pinguicula * gypsophila
als höchste Leistung des Ueberdauerns auf niederen ßergstufen führen,
ist vom fränkischen Jura her gegen die Umgebung des Fichtelgebirges
von solchen präalpinen Bürgern merkwürdiger Verbreitung nur Polygala
Chamaebuxus und Erica carnea vorgedrungen, beide in eigenthümlicher
Umformung ihrer Bedürfnisse. Trotz der Anpassung der genannten
Polygala an den Boden krystallinischer Gesteine und cambrischer Sedi-
mente zeigt doch ihr Vorkommen auf dem Dolomit bei Sinnatengrün un-
weit Wunsiedel, wo sie allein einen an einer Seite zu Kalkbrüchen ab-
gesprengten Hügel mit dichtem Massenwuchs in lichtem Kiefernhain
überzieht, auch bei ihr die Bevorzugung kalkigen Substrates. Und so
ist die Meinung wohl begründet, dass, wenn der Böhmer Wald aus Jura-
kalk anstatt aus krystallinischen Gesteinen aufgebaut wäre, er ein nicht
hercynisches Gebirge, voll von präalpinen Arten wie die Rauhe Alb, vor-
stellen würde, und dass der Harz in seinen oberen Höhen viel mehr
Arten vom Charakter der Gruppe bei Ellrich und Walkenried bergen
würde, wenn er nicht aus denselben krystallinischen Gesteinen aufgebaut
wäre. Die Einwanderung von Pidsatilla alpina und Hieracium alpinum ,
jetzt nur auf der Höhe des Brockens, mag aus derselben geologischen
Hauptperiode oder aus einer anderen stammen, jedenfalls gehörten diese
Arten mit Linnaea zu einer anderen Formationsgruppe als die 2 Arabis
und Gypsophila , so wie sie auch jetzt in den Hochalpen und nicht im
Bereich der präalpinen Genossenschaft ihre Massenstandorte besitzen.
Mit den Erklärungsversuchen der Einzugsrichtungen und -Zeiten für
die pontischen und präalpinen Genossenschaften ist zwar die Hauptsache
für unsere Hügelformationen gesagt, doch nicht Alles. Es giebt west-
liche Arten wie Lactura virosa, südliche wie Ruta graveolens , Arten der
südwestlichen Voralpen wie Hellebor us foetidus , die alle hier Berück-
sichtigung verdienen, aber ihre Beurtheilung ist schwieriger, ihre Zahl
geringer. Arten wie Clematis Vitalba sind weder präalpin noch Steppen-
pflanzen, machen aber trotzdem auf dem Zechsteinkalk an der Weissen
Elster bei Gera gegen Osten (Sachsen) hin Halt und fehlen auch sogar
im Böhmischen Mittelgebirge, wo die präalpinen Arten reichlich vertreten
sind. Für viele solcher Arten lässt sich wohl eine besonders wahrschein-
liche Erklärung ihrer heutigen hercynischen Vertheilung gar nicht geben
und ich freche daher für die heutigen Zwecke kurz* ab.
Es soll aber nicht unerwähnt bleiben, dass in einer fast zu sehr ein-
gehenden Weise A. Schulz in seinen jüngeren Arbeiten über die Ent-
wickelungsgeschichte der mitteleuropäischen Flora alle möglichen Er-
wägungen auf Grund der heutigen Vertheilung der Arten angestellt hat,
*
82
die unser sächsisch -thüringisches Gebiet tief berühren, und dass in den
jüngst von ihm geäusserten Anschauungen über Wanderungswege und
Besiedelung viel Gemeinsames mit den hier vorgetragenen Grundanschau-
ungen enthalten ist oder doch die Möglichkeit einer gleichen Theorie
zulässt.
B. Die Felspflanzen auf den zerstreuten Basalt- und krystallinischen
Felshöhen von (300) 500 — 800 m: ^Montane Felsformation“.
Die unter A betrachtete Formationsgruppe der sonnigen Hügel hält
die Thalzüge unserer grossen Ströme und deren Hauptzuflüsse besetzt,
ebenso bedeckt sie in zusammenhängender Fläche das warme Triasland
in Thüringen und dem Westen. Hier giebt es überall Felspflanzen,
welche wie Sedum rupestre und Asplenium Ruta muraria der trockenen
Sommerhitze gewachsen sind und sich in die trockenen Grasrasen mittel-
und osteuropäischer Arten mischen, die zwischen den Spalten sich ein-
genistet haben {Car ex humilis, Melica ciliata etc.). Eine höhere Stufe
montaner Felsen ist nun noch zu betrachten, welche die Spitzen niederer
Vorberge bilden, die Basalte der Rhön und Oberlausitz, Granitfelsen und
Diabase in der Umgebung höherer Gebirge, wie die Rosstrappe im Harz
oder die Felsen über dem Ölschnitz- und Weissen Main-Thal bei Berneck.
Sagt schon die Lage dieser Berge, dass hier von der warmen Hügel-
formation ebenso wenig die Rede sein kann, wie die zu geringe Höhe
(bis 800 m) das Auftreten subalpiner Formationen mit Calamagrostis
Halleriana und Empetrum verhindert, so zeigt auch die Prüfung der
Flora hier eine eigene Formation, welche für die Besiedelungsgeschichte
unseres Landes nicht ohne Bedeutung erscheint. Manche dieser Arten
sind schon unter A genannt, da sie auch im sonnigen Felsgebiet aus-
halten; die merkwürdige Gruppe von 2 Arabis und GypsopJiüa mit Salix
hastata und Rosa cinnamomea gehört ihrer ganzen Beschaffenheit nach
gleichfalls zu der montanen Felsgruppe und verdankt wohl nur ihrer Lage
am Harze den Umstand, in so geringer Meereshöhe aushalten zu können,
die für die montanen Arten sich ausnahmsweise von 500 m auf 300 m
oder noch etwas tiefer als untere Grenze erniedrigt.
Ich theile hier eine Liste der übrigen montanen Gefässpflanzen mit:
Cotoneaster vulgaris (integerrima)
Polygala Chamaebuxus
Sedum purpureum , rupestre
Sempervivum. tectorum, soboliferum
Saxifraga decipiens
Silene Armeria
Dianthus caesius und Seguieri
Alsine verna (Harz)
Aster alpinus
Asplenium septentrionale
— Trichomanes
— Adiantum nigrum
— adulterinum
— viride
Hieracium Schmidtii
— bijidum , caesium
Echinospermum deflexum
[ Centaurea montana (Kalk)
Carduus defioratus (Kalk)
Thesium alpinum , alle 3 Arten
im Anschluss an Gruppe A.]
Allium >k sibiricum.
Farne:
Cystopteris fragilis
Neplir odium Robertianum
Aspidium Lonchitis
Ceterach officinarum
Woodsia ilvensis.
83
Diese ganze Liste bezeugt für den Kenner unserer Hügelflora eine
andere Zusammensetzung und zeigt als erstes und wesentlichstes Merk-
mal, dass sämmtliche pontische Arten fehlen! Eine einzige Art
ist mit dem Areal PM2 zu belegen, nämlich Sempervivum soboliferum , die
auch thatsächlich in Kiefernhainen des Balticums ausserhalb des mittel-
deutschen Hügellandes noch angetroffen wird; diese Art ist wahrschein-
lich aus den Bergländern an der unteren Donau (Serbien etc.) mit
anderen präalpinen Arten eingewandert. Im Uebrigen gehören die Arten
zu den Arealen, welche auf den Ursprung aus den Alpenländern hinweisen
(Signaturen Mm oder H3 — H5), ausgenommen die drei durch Sperrdruck
ausgezeichneten. Allium sibiricum , bei uns auf dem Kleis und Bosstrappe
zu finden, hat die Signatur AH wie Salix hastata u. a. A.; Saxifraga
decipiens aber und Wordsia üvensis erreichen die Alpenkette nicht und
entstammen dem Norden. Zwischen montan -alpinen Arten sind
demnach hier arktisch-boreale eingestreut. Von manchen der
ersteren ist es schwierig, zwischen alpinem und hochnordischem Ursprünge
zu entscheiden, zumal viele nordische Bürger wahrscheinlich in den mittel-
asiatischen Bergländern ihren Ursprung gehabt haben werden. Die grossen
Eiszeiten bewirkten eben eine Vermischung von vielerlei Gebirgspflanzen
und hochnordischen Arten, deren Heimathsberechtigung sich jetzt nur
mühsam und unsicher nach der Verwandtschaft beurtheilen lässt.
Der Besitz einiger, wenn auch weniger, nordischer Arten zeichnet
also besonders die montane Felspflanzen-Formation aus, und es muss auch
nochmals bestätigt werden, dass die pontischen Arten nicht in die montanen
Felshöhen hinaufsteigen. Soweit meine Beobachtungen reichen, habe ich
nur an einer Stelle des Gebiets, auf den Grünsteinfelsen bei Berneck-
Stein des westlichen Fichtelgebirges Melica ciliata mit Sempervivum
soboliferum , das bei uns streng montan ist, in etwa 500 m Höhe ver-
einigt gefunden; nie würde man im hercynischen Bezirk erwarten, auf
diesen Bergen pontische Arten wie Centaurea maculosa oder Pulsatilla
pratensis mit Andropogon Ischaemum zu finden; nur Cytisus nigricans
stellt sich noch neben das Sempervivum in seinem Vermögen, so hoch als
möglich die montanen Felsen zu ersteigen und sich mit Calluna und
Arnica zu mischen. Viscaria aber und Digitalis ambigua haben in den
Höhen von 400 -—800 m ihre, wie es scheint, eigentlichste hercynische
Standortsverbreitung.
Wenn nun also die Arten, welche die Besiedelung der montanen
Felsen übernommen haben, in erster Linie mitteleuropäisch -montan oder
präalpin und in zweiter Linie arktisch -boreal sind, so lässt sich darnach
auch ihre Besiedelungsperiode beurtheilen. Die präalpinen Arten wie
Aster alpinus und Hieracium Schmidtii gehören wohl derselben Periode
an, welche auch Sesleria und Sorbus Aria auf ihre zahlreichen Stationen
im jetzigen Muschelkalk-Gebiete brachte, nur dass sie vielleicht erst etwas
später die höheren Stationen erreichten und sich dort erhielten. Ob
Woodsia üvensis, Allium * sibiricum und die von dem Bodethal im Harz
durch Thüringen, das Fichtelgebirgsland und das Elsterthal (Vogtland)
bis zum Milleschauer im böhmischen Mittelgebirge an seltenen Standorten
zerstreute Saxifraga decipiens sich gleichzeitig vom nordischen Eisgürtel
her in der Hercynia festsetzten, als auch die präalpine Genossenschaft
von den alpinen Gletschern in die mitteldeutschen Hügel verdrängt war,
lässt sich muthmassen, aber nicht entscheiden. Es hat dann später, bei
84
der allmählichen Umkehr der klimatischen Verhältnisse durch die Wirkungen
der trockenen Steppenperiode, eine Neuordnung der Verhältnisse statt-
gefunden, nach der die genannten nordischen Arten und viele präalpin-
montane Arten zerstreute Bergstandorte besetzten, während eine grosse
Menge anderer präalpiner Arten zusammen mit den jünger eingewanderten
Steppenpflanzen sich zu den Hügelformationen besonders auf kalkreichem
Boden verschmolzen haben.
Neigt man einer Annahme von einer grösseren Zahl oscillirender
kühler (Eiszeit-) und wärmerer Perioden zu, so hätte auch eine der
letzten postglacialen Hauptsteppenzeit folgende kühlere Periode vom
Charakter einer schwächeren Eiszeit die präalpinen Bürger in die Relicten-
standorte der Steppenbürger hineinbringen können. Die Mischung der
Formationen bleibt dieselbe; hinsichtlich der Wanderungsperiode enthält
man sich wohl am besten so lange eines allzu bestimmten Urtheils, als
die Geologie noch nicht mit allen ihren Unterlagen fertig ist, welche die
Pflanzengeographie zu der Ausarbeitung ihres eigenen Bildes dieser Ent-
wickelungsgeschichte nöthig hat.
Aber gerade der Umstand, dass sich mancherlei verschiedene Eloren-
elemente in der Formationsgruppe zusammengefunden und gemischt, zu
einheitlich beisammen wachsenden Genossen vereinigt haben, die nach
ihrer Arealform beurtheilt ein recht verschiedenes Herkommen besassen,
macht die Hügelformationen der Hercynia in ihren Niveaus von 100—800 m
besonders werthvoll und liess den Versuch machen, das im Anfang dieser
Skizze entworfene Bild floristischer Umgestaltung unserer Gaue an dem
reichen Gemisch dieser ca. 500 xerophilen, mit dem Gesteinsschotter eng
verbundenen Arten näher auszuführen. Es mag wenigstens daraus ent-
nommen werden, zu welchen Betrachtungen das auf botanischen Excursionen
zusammengebrachte Material benutzt werden kann und dass gegenüber
dem Ausgehen auf blosse Sammlungsinteressen dieser Theil der pflanzen-
geographischen Methode einen hohen Werth besitzt, der dazu beiträgt,
den Naturforscher -Spruch zu erfüllen: ,,Rerum cognoscere causas“. Ein
ganz anderer, nicht minder wichtiger Gesichtspunkt ist dann der der
ökologischen Einrichtungen, welche den Pflanzen gestatten, ihren Kampf
um den Standort erfolgreich durchzuführen.
Wie das hier an den Hügelformationen gezeigt oder angedeutet ist,
so lassen sich ähnliche interessante Betrachtungen hinsichtlich der glacial-
alpinen Arten an der Formation der Hochmoore und der subalpinen
Berghaide anstellen, welche auf eine spätere Abhandlung verspart bleiben
sollen. Das Wesentliche bleibt dabei die Zurückführung des allgemeinen
Problems unserer Floren -Entwickelungsgeschichte auf die besondere Be-
handlung ihrer einzelnen, natürlich abgegrenzten Vegetationsformationen.
X. Die Gymnospermen der nordböhmischen
Braunkohlenformation.
Von Dr. Paul Menzel.
Tkeil II.
Mit 1 Tafel und 1 Abbildung im Text.
2. Taxodieae.
Taxodium distichum miocenicum Heer.
Phyllites dubius Sternberg: Vers. I, p. 37, t. XXXVI, fig. 3, 4.
Taxodites dubius Sternberg: Vers. II, p 204.
Unger: Iconogr., p. 20, t. X, fig. 1—7.
Taxodium dubium Sternberg sp., Ettingshausen: Foss. Fl. v. Bilin I, p. 34,
t. X, fig. 13; t. XII, fig. 1—16.
— — Stur: Neog. Fl. v. Brüx, Verh. d. k. k. geol. B. A. 1873, p. 201.
— — Sieber: Nordb. Braunkohlenfl. Sitzungsber. Akad. d. Wiss. Wien 1880,
p. 93.
Wentzel: Foss. Pfl. v. Warnsdorf. Verh. d. k. k. geol. B. A. 1881, p. 90.
— — Velenovsky: Fl v. Vrsovic b. Laun, p. 14, 1. L fig. 27.
Taxodium distichum miocenicum Heer, Engelhardt: Sitzungsber. Isis Dresden
1876, p. 2; 1877, p. 20; 1882, p. 14; 1883, Abh. p. 48.
— — Tert. Pfl. d. Leitm. Mittelgeb., p. 15.
Braunkohlenfl. v. Dux, p. 5 Anm.; p. 23, t. 2, fig. 23—34; t. 3, fig. 9, 10.
Tertiärfl. d. Jesuitengr., p. 17, t. 1, fig. 20.
Uebr. Litt. s. Staub: Aquit. Fl. d. Zsilthales, p. 17.
Taxodium ramulis perennibus foliis linearibus, demum cicatriculis
tectis; ramulis anriuis caducis filiformibus, foliis distantibus, alternis,
distichis, hinc inde duobus valde approximatis, basi apiceque angustatis,
lineari - lanceolatis vel aequaliter linearibus, breviter petiolatis, planis,
uninerviis; amentis masculinis subglobosis, plurimis, in spicam terminalem
dispositis; strobilis oviformibus vel subglobosis; squamis excentrice peltatis,
primum marginibus conniventibus, demum hiantibus, e basi tenui sursum
incrassatis, dilatatis, disco convexo, costa transversali et umbone medio
ornatis, margine superiore verrucosis.
Vorkommen: In den Thonen und Letten von Ladowitz, Dux, Hawran,
Brüx, Tschausch, Prohn, Preschen, Priesen, den Tuffen von Warnsdorf,
Salesl, den Brandgesteinen von Schellenken, Straka, Vrsovic, Pohlerad-
Lischnitz, in den Schiefern des Jesuitengrabens, in der Kohle des Tag-
baues Peter und Paul bei Dux.
86
Taxodium distichum miocenium Heer, eine der weitestverbreiteten
und in allen Theilen bestgekannten fossilen Coniferen, besitzt dauernde
Triebe und aus den Achseln solcher entspringende Seitentriebe, die all-
jährlich abgeworfen werden. Die Blätter sind linear, kurz gestielt, spitz,
einnervig und stehen an den perennirenden Zweigen spiralig angeordnet,
aufgerichtet und ziemlich entfernt von einander, an den sammt den Blättern
abfallenden Jahrestrieben bilateral gerichtet. Aeltere Zweige sind mit
den Narben von Blättern und abgefallenen Jahrestrieben bedeckt. Bei
den hauptsächlich vorliegenden Jahrestrieben sind die Blätter 8—15 mm
lang, 1 — 1% mm breit, seltener, bei der früher als Taxod. angustifolhim
Heer bezeichnten Form, bis 20 mm lang; die Blätter sind in der Mitte
der Zweige am längsten und nehmen nach Basis und Ende der Zweige
an Grösse ab; sie sind mehr oder weniger parallelseitig, nach Grund und
Spitze verschmälert, kurz gestielt, von zarter Beschaffenheit, mit deutlichen
Mittelnerven; sie laufen am Stengel nicht herab; selten gehen von der
Insertionsstelle zarte Streifen aus, die in gerader Richtung am Zweige
verlaufen, niemals aber nach den gegenüberstehenden Blättern sich wenden
oder Kanten bilden wie bei Sequoia Langsdorfii. Zuweilen stehen einige
Blätter unregelmässig einander genähert. Die fertilen Zweige sind mit
aufrechten, kurzen, spiralig gestellten Blättern bedeckt.
Die männlichen Blüthen stehen zahlreich in Rispen oder Aehren, in Form
kleiner, 2 — 3 mm langer, ovaler Kätzchen, die je in der Achsel eines
kurzen, vorn zugespitzten Blattes stehen und aus einer Anzahl dachig
angeordneter, eiförmiger, vorn zugespitzter Deckschuppen gebildet werden,
welche 6 — 8 Staubblätter umgeben.
Die weiblichen Blüthen stehen einzeln oder zu wenigen am Grunde
der männlichen Blüthenstände oder an kurzen Seitenästen älterer Zweige;
es sind rundliche, 5 — 8 mm Durchmesser haltende Zäpfchen, aus rund-
lichen Schuppen gebildet, meist zerdrückt, so dass Einzelheiten des Baues
schwer zu erkennen sind.
Die Zapfen sind kurz gestielt, von eiförmiger bis rundlicher Gestalt,
messen ausgewachsen 24 — 30 mm Länge und 20 — 26 mm Breite; sie
werden von 20—25 Schuppen gebildet, deren mittelste im freien Theile
verhältnissmässig gross (13 — 15 mm hoch, 13 — 17 mm breit) sind, während
sie nach Basis und Spitze rasch an Grösse abnehmen; die kleinen Schuppen
an der Spitze und um den Stiel herum sind steril.
Die Schuppen verjüngen sich zu einem schief nach unten gehenden
Schuppenstiel, der an der Zapfenachse befestigt ist; der obere freie Schild
der Schuppen besteht aus zwei Theilen, die durch einen vortretenden,
bogenförmigen Wulst von einander getrennt sind; der untere, glatte Theil
stellt das verholzte eigentliche Fruchtblatt dar, dessen Spitze als
Höcker erhalten ist; dieser Höcker ist verschieden stark entwickelt, oft
tritt er an den unteren Zapfenschuppen stärker hervor. Der obere Theil
der Schuppe wird gebildet von der ebenfalls verholzten, auf der Innen-
seite des Fruchtblattes entstandenen und dieses überragenden Wucherung,
der Samenschuppe, und stellt einen vorn stumpfwinkeligen oder halbkreisför-
migen, mehrere Millimeter breiten Rand dar, der von 3— 8 runzlichen Höckern
bedeckt ist; diese Höcker sind zuweilen an den Schuppen der Zapfenspitze
stärker entwickelt und bilden kleine spitze Zacken; nicht selten sind sie
verwischt, und die Schuppenränder erscheinen dann fast ganz glatt.
87
An den Innenseiten der Schuppen sind die Samen zu je zwei ange-
heftet; diese sind unregelmässig dreikantig, oft zackig, messen 8—12 mm
Länge und 5 — 7 mm Breite.
Von Taxodium distichum miocenicum Heer finden sich an den oben
angeführten Orten sehr zahlreiche Beste, am häufigsten abfällige beblätterte
Zweige, deren Abbildungen in der citirten Litteratur reichlich vorliegen,
ferner ältere Zweige; von mehreren Orten männliche Blüthenähren (cf.
Ettingshausen, Biiin, t. XII, fig. 6 — -10; Engelhardt, Dux, t. 2, fig. 23, 24, 33);
isolirte Zapfenschuppen theilt Engelhardt aus den Braunkohlenschichten
von Dux mit (1. c. t. 2, fig. 27, 29 — 31), ebensolche liegen mir aus den Thonen
von Priesen und dem Brandgesteine von Schellenken vor; ganze Zapfen
scheinen selten zu sein, ich besitze einen einzigen von Schellenken. Samen
bildet Engelhardt von Dux ab (1. c. t. 2, fig. 32, 34).
Ettingshausen hat mehrere Fossilien als Beste von Taxodium abge-
bildet, die ohne Zweifel nicht dazu gehören; die Samen (Flora von Biiin,
t. X, fig. 8, 9) und die Zapfen (ebenda fig. 20—22) hat bereits Heer zu
Sequoia Couttsiae verwiesen; auch von den Laubzweigen (t. XII der Biliner
Flora) scheinen wenigstens nach den Abbildungen einige nicht zu Taxodium ,
sondern wie fig. 5, 11, 15 zu Glyptostrobus zu gehören, während Ettings-
hausen’s Taxodium laxum von Priesen (fig. 4 derselben Tafel) sehr an
sterile Zweige von Widdringtonia erinnert.
Dass Taxodium distichum miocenicum , das zur Tertiärzeit sich über
Nordamerika, die Polarländer, Nordasien und ganz Europa verbreitete,
von dem heute auf die Südstaaten von Nordamerika beschränkten Taxodium
distichum Bich, nicht zu unterscheiden ist, ist von Heer nachgewiesen
worden.
Glyptostrobus europaeus Brongn. sp. Taf. V, Fig. 1 — 3.
Taxodites europaeus Brongniart: Ann. des Sciences nat., 1. ser., vol. XXX,
p. 168.
Glyptostrobus europaeus Ettingshausen: Eoss. El. v. Biiin I, p. 37, t. X,
fig. 10—12; t. XII, fig. 3—7, 11, 12.
— bilinicus Ettingshausen: Foss. Fl. v. Biiin I, p. 39, t. XI, fig. 1, 2, 10.
— europaeus Engelhardt: Sitzungsber. Isis Dresden 1876, p. 5; 1878, p. 5;
1880, p. 79, t. I, fig. 2; 1883, p. 48.
— Tert. Pfl. d. Leitm. Mittelgeh., p. 29, t. 4, fig. 9.
Braunkohlenflora von Dux, p. 24, t. 2, fig. 35 — 38; t. 3, fig. 8; t. 14,
fig. 24; t, 15, fig. 22, 25.
Foss. Pfl. Nordböhmens, Lotos 1895, p. 3.
Stur: Verh. d. k. k. geol. B. A. 1873, p. 204.
Wentzel: Verh. d. k. k. geol. B. A. 1881, p. 90.
Sieber: Zur Kenntn. d. Nordh. Braunkohlenflora. Sitzungsber. Ak. d.
Wiss. Wien 1880, p. 93, t. Y, fig. 47 c.
Velenovsky: Fl. v. Vrsovic b. Laun, p. 15, 1. 1, fig. 21—26.
Uebr. Litt. s. Staub: Aquitan. Fl. d. Zsilthales, p. 21.
Glyptostrobus ramulis strictis; foliis spiraliter insertis, in ramis
perennibus squamaeformibus, adpressis, oviformibus, apicem versus latiori-
bus, breviter acuminatis, dorso 2 — 3-striatis, basi decurrentibus, in senio-
ribus ramis saepius apice patentibus; in ramulis annuis deciduis foliis
subdistichis, erectis, linearibus, apice acuminatis, basin versus numquam
angustatis, late decurrentibus, nervo medio valido; amentis masculinis api-
calibus, rotundatis, multifloris, basi foliis brevibus, ovatis, acutis circum-
datis; amentis femineis terminalibus ad ramulos breves laterales foliis
88
squamaeformibus instructos, ovalibus; strobilis obovatis vel subglobosis;
squamis lignescentibus, imbricatis, maturis hiantibus, e basi cuneata in
discnra ovalem, sulcatum incrassatis, disco snb apice mucronato, margine
anteriore toro semicirculari 6 — 9-crenato et longitudinaliter sulcato circum-
datis; seminibus sub quavis squama duobus, ovatis, arcuatis, erectis,
marginibus alis angustis, basi ala producta instructis.
Vorkommen: In den Sandsteinen von Altsattel und Schüttenitz, in
den Thonen und Letten von Prohn, Preschen, Priesen, Dux, Lado-
witz, Brüx, Komotau, Littmitz bei Falkenau, in den Spbärosideriten
der Duxer Umgebung, den Brandgesteinen von Duppau, Oberhostomitz
bei Bilin, Schellenken, Vrsovic, Pohlerad -Lischnitz, in den Tuffen von
Warnsdorf, in den Hola'iklukschiefern nnd in den Saazer Schichten von
Liebotitz; nicht, selten bilden Zapfen und Zweige von Glyptostrohus ganze
verkohlte Schichten, wie in dem Tagbau Peter und Paul bei Dux und in
den Thonen der Priesener Rachel bei Bilin.
Glyptostrohus besitzt perennirende und abfällige Zweige; die Blätter
stehen spiralig und sind von zweierlei Form. An den ausdauernden
Zweigen sind sie schuppenförmig, eiförmig, vorn aus breiter Fläche kurz
zugespitzt, an älteren Zweigen oft etwas abstehend, niemals aber sichel-
förmig gekrümmt — dadurch sind solche Zweige von den oft recht ähn-
lichen der Sequoia Couttsiae zu unterscheiden — , an der Basis herab-
laufend, am Rücken mit zwei oder drei Streifen versehen. Die Blätter
der abfälligen Zweige (Taf. V, Fig. 1) sind lineal verlängert, 5 — 15 mm
lang, ca. 1 mm breit, vorn zugespitzt, an der Basis nie verschmälert,
sondern breit am Zweige herablaufend; sie sind von kräftigem Mittelnerv
durchzogen; sie stehen bilateral, mehr oder weniger nach vorn gerichtet;
am Grunde der abfälligen Zweige befindet sich eine Anzahl kleiner schuppen-
förmiger Blätter, die mit denen der Dauerzweige übereinstimmen und,
allmählich länger werdend, in die linealen Blätter übergehen.
Die männlichen Blüthenkätzchen stehen einzeln, endständig an den
Zweigen und sind an der Basis von kurzen eiförmigen, zugespitzten Blättern
umgeben.
Die weiblichen Blüthen stehen an kurzen seitenständigen Aesten,
die von schuppenförmigen Blättern dicht bedeckt sind; bei der Reife bilden
sie einen holzigen, verkehrt eiförmigen oder fast kugeligen Zapfen; dieser
besteht aus dachziegelig sich deckenden, bei der Reife etwas klaffenden
Schuppen, die gegen die Basis keilförmig verschmälert, nach vorn zu
einem ovalen, an der Aussenfläche seicht gefurchten und vor der Spitze
mit einem spitzen Höcker versehenen Schilde (der Deckschuppe) ver-
breitert sind und am abgerundeten vorderen Rande von einer halbkreis-
förmigen, am Rande mit 6 — 9 Kerben versehenen und tief gefurchten
Wucherung des Fruchtblattes (der Samenschuppe) umgeben sind. Die
Zapfen haben einen Durchmesser von 1 — 2 cm; die Länge der Schuppen
schwankt zwischen 6 und 10 mm bei etwas geringerer Breite. Deckschuppe
und Samenschuppe haben etwa den gleichen Längsdurchmesser. Jede
Schuppe birgt zwei aufrechte Samen von eiförmiger, mehr oder weniger
gebogener Gestalt, die am Rande von einem schmalen, an der Basis aber
verlängerten Flügelsaume umgeben sind.
Von Glyptostrohus europaeus sind alle wesentlichen Theile an ver-
schiedenen Fundorten Böhmens aufgefunden worden, nur Samen sind mir
bisher nicht bekannt geworden. Letztere sind zuerst von Ettingshausen
89
in fossilem Zustande (Foss. Fl. v. Schoenegg, p. 10, t. I, fig. 40 — 68) mit-
getheilt worden; derselbe giebt an, dass die früher als Pterospermites
vagans und lunulatus Heer bezeichneten Samen zu Glyptostrobus gehören.
Ich vereinige Glyptostrobus TJngeri Heer und Glyptostrobus bilinicus
Ett. mit Glyptostrobus europaeus Brongn. sp., die früher als einzelne Arten
aufgestellt und dann von verschiedenen Autoren für nicht specifisch ver-
schieden erklärt worden sind; wegen des Nachweises ihrer Zusammen-
gehörigkeit verweise ich auf Staub, Aquitan. Flora des Zsilthales, p. 26 fg.
Die böhmischen Tertiärschichten bieten buntgemischt Beste von Glypto-
strobus, die in Zapfenbildung und Belaubung die Merkmale sowohl des
Gl. europaeus wie die der beiden anderen angeführten Formen darbieten.
Taf. V, Fig. 2 und 3 gebe ich einige Zapfen aus dem plastischen Thon
von Preschen in Abbildung, in Fig. 2 zwei geöffnete Zapfen mit unbewehrten
Schuppenschildern, in Fig. 3 einen geschlossenen Zapfen mit hakenförmigen
Fortsätzen der Schilder, wie sie Ettingshausen für seinen GL bilinicus
in Anspruch nimmt.
Der lebende Nachkomme des im Tertiär der ganzen nördlichen Hemi-
sphäre weit verbreiteten Glyptostrobus europaeus ist der jetzt auf die Nord-
provinzen Chinas beschränkte Gl. heterophyttus Endl.
Sequoia Langsdorf ii Brongn. sp. Taf. V, Fig. 26—28.
Taxites Langsdorfii Brongniart: Prodr., p. 108, 208.
Sequoia Langsdorfii (p. p.) Ettingshausen: Foss. FL v. Bilin I, p. 39, t. XIII,
fig. 10.
Engelhardt: Sitzungsber. Isis Dresden 1876, p. 2; 1877, p. 20.
Tert. Pfl. d. Leitm. Mittelgeh., p. 16, t. 1, fig. 3.
Pflanzenreste v. Liebotitz u. Putschim. Sitzungsber. Isis Dresden
1880, p. 78, t. I, fig. 5.
Velenovsky: Flora v. Vrsovic, p. 16, „t. I, fig. 28—35.
Sieber: Z. Kenntn. d. Nordböbm. Braunkohlenflora. Sitzungsber. Ak.
d. Wiss. Wien 1880, p. 93, t. Y, fis:. 47 b.
Uebr. Litt, und Syn. s. Staub: Aquitan. Fl. d. Zsilthales, p. 29, und Friedrich:
Beitr. z. Kenntn. d. Tertiärflora d. Provinz Sachsen, p. 86.
Sequoia foliis rigidis, coriaceis, linearibus, apice obtusiusculis vel bre-
viter acuminatis, planis, basi angustatis, adnato-decurrentibus, patentibus,
distichis, confertis; nervo medio valido; strobilis breviter ovalibus vel sub-
globosis, squamis compluribus, peltatis, mucronulatis.
Vorkommen: In den Thonen von Priesen, Preschen, Prohn, den Brand-
gesteinen von Schellenken, Straka, Vrsovic, den Tuffen von Waltsch und
Salesl, dem Süsswasserkalk von Kostenblatt, den Menilitopalen von Luschitz,
den Schichten von Liebotitz.
Die Zweige tragen eine zweizeilig gescheitelte Belaubung; am Grunde
der im Frühjahre aus den Knospen hervorgehenden Zweige steht eine
Anzahl kurzer, schuppenförmiger, angedrückter Blätter, auf welche die
längeren zweizeiligen Blätter folgen; den Sommersprossen fehlen die schup-
penförmigen Blätter am Grunde.
Die zweireihigen Blätter sind lineal, steif lederig, mit mehr oder
weniger parallelen Rändern, vorn zugespitzt oder stumpf lieh und dann
am Ende des auslaufenden, kräftigen Mittelnerven mit einem kleinen
Spitzchen versehen, am Grunde verschmälert und am Zweige herablaufend.
In Folge des herablaufenden Blattgrundes erscheint der Zweig gestreift;
90
die Streifen verlaufen zumeist von der Blattinsertion aus schief nach der
anderen Seite. Die Blätter sind mehr oder weniger dicht gestellt und
stehen vom Zweige unter rechtem Winkel oder mehr nach vorwärts ge-
richtet ab.
Wahrscheinlich trugen die Sommersprosse (wie bei 8. sempervirens
Endl.) kleinere Blätter als die älteren Zweige. Nach der Beschaffenheit
der Belaubung hat Heer (Beitr. z. foss. Flora Spitzbergens, p. 59 fg.) eine
Anzahl von Formen unterschieden; bei der typischen Form sind die
Blätter 8 — 14 mm lang, in der Mitte etwa 2 mm breit, erreichen aber
bei den anderen Formen Längen zwischen 10 und 30 mm bei 1% — 3 mm
Breite.
Dass eine Angabe fossiler Sequoia- Arten (S. disticha H., brevifolia H.,
Nordenskiöldii H., Tournalii Sap., Heerii Lesqu. etc.), die auf Grund
abweichender Blattbildung von Sequ. Langsdorßi getrennt worden sind,
besser nur für Formen von dieser letzteren zu halten sind, hat Friedrich
(Tertiärflora der Provinz Sachsen, p. 88) wahrscheinlich gemacht; nur be-
züglich der von Friedrich mit angeführten 8. longifolia Lesqu. und 8: acu-
minat'a Lesqu. bin ich anderer Ansicht (vergl. weiter unten bei Torreya).
Die kleinen männlichen Blüthen sind oval und stehen endständig auf
Stengeln mit schuppenförmigen, angedrückten Blättern; die weiblichen
Blüthen bilden ovale, aus kleinen, aussen verdickten Schuppen bestehende
Zäpfchen. ,
Die reifen Zapfen sind kurz oval oder fast kugelig, am Grunde
stumpfer als vorn, 18 — 25 mm lang, 12 — 20 mm breit; sie stehen auf
kurzen Stielen mit angedrückten Schuppenblättern und werden aus etwa
50 Schuppen gebildet. Die Zapfenschuppen sind nach dem Grunde zu
allmählich verschmälert und tragen rhombische Schilder; diese messen
6 — 9 mm Breite bei 4—6 mm Höhe und besitzen in der Mitte eine
rhombische Vertiefung mit einem centralen Wärzchen; der Rand der
Schilder ist wulstartig aufgeworfen und von zahlreichen Runzeln durch-
zogen.
Die Samen sind länglich oval, etwas gekrümmt, 6 — 7 mm lang,
4 — 6 mm breit und von einem ziemlich breiten Flügelrande umgeben.
Aus den böhmischen Tertiärschichten liegen von dieser Art verschie-
dene Theile in fossilem Zustande vor. Am häufigsten sind Zweige auf-
gefunden worden, Abbildungen solcher bietet die angeführte Litteratur.
Der Zweig bei Ettingshausen, Bilin, t. XIII, fig. 9 ist allerdings von unserer
Art zu trennen und zu Torreya zu stellen. Weibliche Blüthen hat Vele-
novsky von Vrsovic mitgetheilt und abgebildet, ebendaher kennen wir
Samen und reife Zapfen. Die letzteren sind mir ausserdem von Preschen
und Waltsch bekannt geworden (s. Taf. V, Fig. 26 — 28).
Sequoia Langsdorfii kommt in der Bildung der Zweige, Blätter,
Zapfenschuppen und Samen der lebenden Sequoia sempervirens Endl.
ausserordentlich nahe, so dass Heer (Mora foss. arct. I, p. 93) geneigt ist,
beide zu vereinigen; die fossile, weit verbreitete (Nordamerika, Nordasien,
arktisches Gebiet, Europa) Art unterscheidet sich von der lebenden, auf
Californien beschränkten nur durch die kleinere vom verlängerten Mittel-
nerv gebildete Blattspitze und durch die grösseren und von zahlreicheren
Schuppen gebildeten Zapfen (S. sempervirens hat nur ca. 20 Zapfen-
schuppen).
91
Sequoia Couttsiae Heer. Taf. V, Fig. 17 — 25.
Sequoia Couttsiae Heer: Bovey Tracey. Phil. Trans, vol. 152, pt. II, p. 105L
t. 59; t. 60, fig. 1-46; t. 61.
Foss. Flora of North Greenland, p. 464, pl. XL1, fig. 1—9; pl. XLII,
fig. 1; pl. XL VIII, fig. 4d,e.
— Flor. foss. arct. I, p. 94, t. III, fig. 1; t. VIII, fig. 14; t. XLV, fig. 19.
— — — Mioc. halt. Flora, p. 55, t. XIII, fig. 17 — 23; t. XIV, fig. 17—19.
Nachtr.^z. mioc. Fl. Grönlands, p. 6.
Saporta: Etudes II, 3, p. 49, pl. II, fig. 2.
Schenk: Botan. Zeitung, Jahrg. 27, p. 376.
Schimper: Traite de pal. veg. II, p. 318, t. LXXVII, fig. 1—12.
Ettingshausen: Foss. Fl. v. Sagor I, p. 10, t. II, fig. 1—8.
Foss, Fl. v. Leoben I, p. 14.
Foss. Fl. v. Schoenegg I, p. 12, t. 1, fig. 69, 70.
Pilar: Flora, fossilis Susedana, p. 28, t. III, fig. 10.
Beck : Beitr. z. Kenntn. d. sächs. Oligocaens. Zeitschr. d. D. geol. Ges.
1886, p. 351.
Friedrich: Tertiärfl. d. Provinz Sachsen, p. 14, 47, 83, t. III, fig. 9, 10;
t. XI, fig. 1—3.
Gardner : British Eocene Flora II, p. 36, pl. VI.
Schmalhausen: Beitr. z. Tertiärflora Südwest -Busslands, p. 19, 30,
t. V, fig. 3-4; t. IX, fig. 4—13.
Sequoia Tournalii (quoad strobilos) Saporta: Etudes II, 3, p. 51, pl. II, fig. 1
C, D.
— — Schimper: Traite de pal. veg. II, p. 320, t. LXXVII, fig. 20, 21.
Squinabol: Contrib. alla flora foss. della Liguria III, Gimnosperme,
p. 28, t. XVI, fig. 5.
Ettingshausen: Foss. Fl. v. Sagor I, p. 10.
— Foss. Fl. v. Leoben I, p. 14.
Sequoia imbricata Heer: Bornstedt, p. 9, t. I, fig. 4.
Sequoia affinis Lesquereux : Ann. Beport 1874, p. 310.
— Tert. Flora, p. 45, t. VII, fig. 3 — 5; t. LXV, fig. 1 — 3.
Sternbergii Heer: Sächs.-Thüring. Braunkohlenflora, p. 4, t. V, fig. 10.
Taxodium dubium (pp.) Ettingshausen : Fl. v. Bilin I, t. X, fig. 8, 9, 20 — 22.
Sequoia ramis curvato-ascendentibus, alternis, ramulis junioribus elon-
gatis, gracilibus; foliis ramorum innovationumque squamaeformibus, basi
adnata decurrentibus, rigidis, imbricatis, semipaten tibus, subfalcatis, acu-
minatis, dorso leviter carinatis; foliis ramulorum productioribus, laxe im-
bricatis, falcato-subliuearibus; amentis masculinis axillaribus, rotundis, e
bracteis conferte imbricatis; strobilis globosis vel subglobosis, ad ramu-
lorum apices plerumque solitarie appensis; squamis paucis, peltatis, rhom-
boideis, medio brevissime mucronulatis, rugosis; seminibus curvatis, com-
pressis, alatis.
Vorkommen: Im plastischen Thone von Preschen und Priesen, im
Sandsteine von Altsattel, im Tuffe von Waltsch, im Braiidgesteine von
Schellenken.
Bei Sequoia Couttsiae weist die Belaubung an älteren und jüngeren,
an sterilen und fertilen Zweigen verschiedenartige Gestaltung auf. Die
Blätter sind spiralig gestellt und allseitswendig; von den sterilen Zweigen
sind die jüngeren schlank, ihre Blätter mehr oder weniger dicht gestellt,
dreieckig pfriemlich bis kurz nadelförmig, meist sichelförmig aufwärts
gekrümmt, steif, mit der Basis herablaufend, am Bücken schwach gekielt;
am Grunde jüngerer Zweige stehen dichter gestellte, kurze Blätter, die
früheren Knospendecken, die allmählich in die eigentliche Blattform über-
gehen. Aeltere Zweige sind dicker und dicht mit breiteren schuppen-
förmigen Blättern bedeckt. An mehrjährigen Zweigen bemerkt man die
92
Narben abgefallener Blätter und Triebe. Die Fruchtzweige sind mit dachig
anliegenden, kürzeren und breiteren Schuppenblättern besetzt.
Die männlichen Blüthen stehen endständig an kurzen axillären, mit
kleinen aufrechten Blättern besetzten Aestchen.
Die Zapfen, ebenfalls endständig, befinden sich einzeln oder zuweilen
zu mehreren an kurzen, von schuppenförmigen Blättern bedeckten Zweigen.
Die Zapfen sind kugelig oder kurzoval, 15 — 24 mm lang, 15 — 17 mm
breit und bestehen aus 8 — 12 Schuppen. Diese sind schildförmig, central
gestielt; die Schuppenschilder sind rhombisch oder polygonal, messen
8 mm Breite bei 7 mm Länge, tragen in der Mitte einen kurzen Fortsatz
und sind mit radiären Runzeln bedeckt. Jede Schuppe trägt 5 — 7 Samen;
diese sind flach, etwas gekrümmt, ca. 5 mm lang und 3 mm breit, an
der Insertionsstelle etwas ausgerandet, nach vorn zugespitzt und rings
von einem flachen, schmalen Flügel umgeben.
Sequoia Couttsiae ist von Heer zuerst von Bovey Tracey beschrieben
worden; später hat derselbe Autor diese Art aus der arktischen und aus
der baltischen Tertiärflora angegeben; Saporta wies eine etwas abweichende
Form als S. Couttsiae polymorpha von Armissan nach.
Gardner (Brit. Eocene Flora II, p. 38 fg.) kommt nach seinen Unter-
suchungen zu dem Resultate, dass diese unter dem nämlichen Namen
publicirten Funde nicht zusammengehören, sondern dass Sequoia Couttsiae
Heer’s und Saporta’s mehrere Arten repräsentiren.
Den Namen S. Couttsiae behält er für die zuerst so genannten Reste
von Bovey Tracey bei und stellt hierher die von Ettingshausen in der
Flora von Bilin als Taxodium dubium abgebildeten Samen und Zapfen.
Als Sequoia Whymperi bezeichnet Gardner die Reste von Grönland,
Spitzbergen, Mackenzie und aus den baltischen Tertiärschichten; diese
unterscheiden sich nach ihm von der zierlicheren S. Couttsiae durch die
etwa doppelt so grossen Dimensionen der Blätter, Zapfen und Samen
und durch dimorphe Belaubung (schuppenförmige und verlängerte bis
nadelförmige Blätter); Gardner ist der Meinung, dass zu S. Whymperi
auch verschiedene in der Litteratur anders benannte Zweige zu ziehen
sind , z. B. der als Glyptostrobus TJnqeri bezeichnete Zweig in der Flora
foss. arct. Bd. IV (Beitr. z. foss. Fl. Spitzbergens), t. XI, fig. 2—8, — die
Blüthen insbesondere, 1. c. fig. 8 seien nicht von den Sequoia- Blüthen
zu unterscheiden, wie sie Heer, Fl. v. Bovey Tracey, pl. LX, fig. 43 ab-
bilde — ferner die zu S. Langsdorfii gestellten Zweige in Fl. foss. arct.
Bd. I, t. XLVII, fig. 36 und Foss. Fl. of North Greenland, pl. XLIV, fig. 2,
auch S. Sternbergii von Oeningen (Fl. tert. Helvetiae I, t. XXI, fig. 5).
Sequoia Couttsiae var. polymorpha Saporta’s (ßtudes II, 3, p. 49, pl. II,
fig. 2) hält Gardner für eine eigene Art mit dimorpher Belaubung, deren
eingehende Beschreibung Saporta 1. c. gegeben hat.
Den Formen, die Gardner unterscheidet, lässt sich noch Sequoia
Couttsiae var. robusta Schmalhausen (Beitr. zur Tertiärflora Südwest-
Russlands, p. 19 und 30, t. V, fig. 3, 4 und t. IX, fig. 4 — 13) anschliessen,
die sich von der typischen Form durch kräftigere Triebe, dickere Aeste
und durchschnittlich längere Blätter unterscheidet.
Ich stimme Gardner vollständig darin bei, dass verschiedene als
Glyptostrobus oder Sequoia Langsdorfii bez. Sternbergii beschriebene Reste
besonders der arktischen Flora nicht von Sequoia Couttsiae zu trennen
sind, dagegen kann ich ihm in der Aufstellung seiner verschiedenen Arten,
93
die er von der typischen S. Couttsiae von Bovey Tracey abtrennt, nicht
beipflichten. Gardner weist selbst auf die Schwierigkeit hin, nach relativ
geringen Abweichungen in der Belaubung allein fossile Arten zu trennen;
solche Abweichungen gehören, bedingt durch Temperaturverschiedenheiten
und andere physikalische Umstände, bei den Individuen derselben lebenden
Coniferenart zu häufigen Erscheinungen. Die Formen Gardner’s, Saporta’s
und Schmalhausen’s sind räumlich auf gewisse Gebiete beschränkt (England
--- arktisches Gebiet — Südfrankreich — Südwestrussland), und diese
boten ohne Zweifel zur Tertiärzeit mancherlei durch Klima und locale
Verhältnisse bedingte Verschiedenheiten der Lebensbedingungen dar, die
in den einzelnen Gebieten bei den Pflanzen -Individuen derselben Art
mässige Abweichungen in der Ueppigkeit der Triebe und der Grösse und
Gestalt einzelner Organe, insbesondere des Laubes, hervorrufen konnten.
Ausserdem ist das Alter der Schichten an den verschiedenen Fundorten,
die Reste von 8. Couttsiae bergen, durchaus nicht das nämliche, so dass
in den Formabweichungen auch Entwickelungsfortschritte der Art erblickt
werden dürfen.
Nun ist aber 8. Couttsiae mit ihren Formen keineswegs auf die bisher
genannten Gebiete beschränkt, vielmehr sind von verschiedenen anderen
Orten Reste als 8. Couttsiae oder unter deren Synonymen mitgetheilt worden.
Dass 8. Tournalii Sap. keine selbständige Art darstellt, sondern auf
einer Combination von Zapfen der 8. Couttsiae mit Zweigen der 8. Langs-
dorfii beruht, ist schon von Heer (Fl. foss. arct. I, p. 94) hervorgehoben
worden. Saporta giebt S. Tournalii an von Armissan und Bois d’Asson;
sie wird ferner erwähnt von Leoben und Sagor, von Kumi und aus
Ligurien.
Sequoia Couttsiae ist durch Schenk und Beck aus dem Oligocän der
Leipziger Umgegend, von Heer und Friedrich aus dem Tertiär der Provinz
Sachsen nachgewiesen; Sequoia imbricata Heer von Bornstedt stellt nichts
anderes als einen Rest unserer Art dar. Ettingshausen fand sie in den
Schichten von Sagor, Leoben und Schoenegg; Pilar giebt sie aus der
Flora von Sused bekannt; Lesquereux theilt aus der nordamerikanischen
Tertiärflora zapfentragende Zweige mit als S. afftnis , die kaum erhebliche
Abweichungen von der typischen 8. Couttsiae darbieten.
Schliesslich liegen mir zahlreiche Reste von unserer Art von mehreren
Tertiärfundorten Böhmens vor, deren einige auf Taf. V wiedergegeben
sind. Dass die von Ettingshausen unter der Bezeichnung Taxodium
dubium in der Flora von Bilin, t. X, Hg. 8 und 9 abgebildeten Samen von
Sobrussan und die Zapfen von Priesen, ebenda fig. 20 — 22, nicht zu
Taxodium , sondern zu Sequoia Couttsiae gehören, ist schon von Heer
bemerkt worden; ich habe eine grosse Anzahl von Zapfen in dem plastischen
Thone von Preschen aufgefunclen , deren einige in verschiedenen Alters-
und Erhaltungsstadien Taf. V, Fig. 19 — 23 abgebildet sind; ausserdem sind
mir Zweigstücke von Preschen, Altsattel und Waltsch bekannt, deren
einige Taf. V, Fig. 18, 24, 25 wiedergegeben sind, und die theilweise in
der Beschaffenheit der Belaubung einige besondere Eigenthümlichkeiten
darbieten.
Das schlanke Zweiglein Fig. 25 entspricht den zarten Zweigen von
Bovey (bes. Fl. v. Bovey Tracey, t. LX, fig. 45), wie sie Gardner für seine
8. Couttsiae im engeren Sinne in Anspruch nimmt; der Zweig von Waltsch
Fig. 24 stimmt dagegen mit den Zweigen der 8. Whymperi Gardner’s von
94
Grönland überein (s. Fl. of North Greenland, t. XLI); die Belaubung
unserer zapfentragenden Zweige findet Analoga sowohl unter den arktischen
Resten der S. Couttsiae Heer’s wie unter denen von Bovey Tracey.
Besonders bemerkenswerth ist das grosse Zweigstück Fig. 18; es
zeigt eine verschiedenartige Belaubung; es besitzt Zweige mit kurzen,
spitzen, gesichelten und herablaufenden Blättern, neben solchen, die an
der Spitze kurze, stumpfe, schwach sichelförmig gebogene und herablaufende
Blätter (vergl. vergr. Fig. 18a), im Uebrigen aber stark verlängerte Blätter
tragen; dies sind Verhältnisse, wie sie Saporta’s Form polymorpha auf-
weist, wie sie aber auch Heer wiederholt, z. B. von Bovey (1. c. pl. LX,
fig. 12), von Spitzbergen (Beitr. z. foss. Fl. Spitzbergens, t. XI, fig. 2, 5 — hier
zu Glyptostrobus gestellt), von Nordgrönland (Fl. of North Greenland,
pl. XLI) u. a. abbildet; einige Zweige von Schmalhausen’s var. robusta
(Tert. Fl. v. Südwestrussland, t. IX, fig. 12) sind ebenfalls zum Vergleich
heranzuziehen. Heer’s S. concinna aus den Patootschichten Grönlands
(obere Kreide) bietet ähnliche Belaubungsverhältnisse dar (cf. Fl. foss.
arct. Bd. VII, p. 13, t. XLIX, fig. 8b, c; t. L, fig. lb; t. LI, fig. 2 — 10;
t. LII, fig. 1 — 3; t. LIII, fig. lb); Heer bezeichnet S. Couttsiae als die
nächstverwandte Art der S. concinna. Erwähnt sei schliesslich noch, dass
Gardner (Brit. Eoc. Fl., Gymnosp., pl. VIII) als Podocarpus elegans de la
Harpe sp. eine Anzahl anscheinend nicht zusammengehöriger Zweige ab-
bildet, deren einige unserem Zweige Fig. 18 nahe kommen, während andere
zu S. Langsdorfii gehören dürften.
Die Mehrgestaltigkeit der S. Couttsiae- Reste der böhmischen Tertiär-
schichten, die im Wesentlichen einem Fundorte, dem plastischen Thone
von Preschen entstammen, und die die Eigenthümlichkeiten der verschie-
denen von Gardner als Arten unterschiedenen Formen von S. Couttsiae
darbieten, lässt es mir durchaus unwahrscheinlich erscheinen, dass es sich
in der That um mehrere verschiedene Arten von Sequoia handele. Vielmehr
meine ich, dass S. Couttsiae eine weit verbreitete Art der Tertiärflora
darstellt, deren Gebiet — ähnlich wie bei S. Langsdorfii und Taxodium
distichum — sich über die arktische Zone, Nordamerika und ganz Europa
bis nach Südrussland erstreckte, und die in der Anpassung an klimatische
und locale Verhältnisse eine erhebliche Variabilität in der Ausbildung
einzelner ihrer Organe sich erwarb.
S. Couttsiae steht zwischen den beiden lebenden S. sempervirens Endl.
und S. gigantea Torr, aus Californien. Die Belaubung ähnelt der von
S. gigantea, von der sich S. Couttsiae durch geringe Grösse und kugelige
Gestalt der Zapfen unterscheidet; S. sempervirens besitzt ähnliche Zapfen,
aber mit einer grösseren Zahl der Zapfenschuppen, und andere Belaubung.
Nach Schenk (Botan. Zeitung 1869, Jahrg. 27, p. 376) erinnert bei S. Couttsiae
die Structur der Blattepidermis an S. gigantea, die Epidermisstructur der
geflügelten Samen und die Anordnung der Zapfentheile an S. sempervirens.
Sequoia Sternbergii Ett. Taf. V, Fig. 35,
Sequoia Sternbergii Ettingshausen: Foss. Flora v. Bilin I, p. 40, t. XIII,
lig. 3-8.
Sequoia ramis alternis, elongatis, crassiusculis; foliis spiraliter dis-
positis, imbricatis, ovato-lanceolatis, subfalcatis, rigidis, apice obtuso-acu-
minatis, basi decurrentibus.
95
Vorkommen: Im Polirschiefer von Kutschlin.
Unter der Bezeichnung Sequoia (Araucarites) Sternbergii Goepp. sp.
sind von mehreren Autoren (Goeppert, Heer, Unger, Ettingshausen, Massa-
longo, Sismonda u. A.) von verschiedenen Fundorten der Polarzone und
des mittel- und südeuropäischen Tertiärgebietes belaubte Coniferenzweige
beschrieben worden, die augenscheinlich nicht zu einer und derselben
Pflanzenart gehören. Die meisten der so genannten Reste entsprechen dem
Typus der von Häring und Sotzka beschriebenen Zweige (Ettingshausen,
Foss. Fl. v. Häring, p. 36, t. VII, fig. 1 — 10; t. VIII, fig. 1 — 12; Unger,
Foss. Fl. v. Sotzka, p. 27, t. III, fig. 1 — 14; t. IV, fig. 1 — 7); daneben finden
sich unter dem gleichen Namen verzeichnet Zweige mit bedeutend längeren
und breiteren Blättern (z. B. bei Sismonda, Materiaux p. serv. ä la Pal.
du terr. tert. du Piemont, pl. IV, fig. 6; bei Heer, Flor. foss. arct. I, t. XXIV,
fig. 7 — 10) und schliesslich Zweige mit viel kürzeren und relativ breiten
und wenig zugespitzten Blättern, wie die Zweige Ettingshausen’s von Bilin
(Fl. v. Bilin, t. XIII, fig. 3 — 8) und Heer’s von Netluarsuk (Nachtr. z.
mioc. Fl. Grönlands, p. 10, t. II. fig. 1 — 4).
Wenn auch Heer ausdrücklich von S. Sternbergii Formen mit kürzeren
und mit längeren Blättern unterschied, blieb doch — bei aller Variabilität
der Coniferenlaubblätter — die Annahme ausserordentlich gezwungen,
dass z. B. die Biliner Zweige Ettingshausen’s und Sismonda’s Zweig von
Turin einer und derselben Pflanze angehört haben sollten. Lange Zeit
waren Zapfen, die in zweifellosem Zusammenhang mit den fraglichen
Zweigen sich befanden und die genauere Deutung der Reste ermöglicht
hätten, unbekannt; umsomehr ist es zu begrüssen, dass neuerdings Funde
von zapfentragenden Zweigen die Trennung der verschiedenartigen, unter
dem Sammelnamen Sequoia Sternbergii begriffenen Fossilien gestatten.
Zuerst gelang es Marion (Comptes rendues de l’Acad. des Sciences
1884, p. 821, und Annales sc. geol. XX, no. 3, 1889 — dazu: Renault,
Cours de Botanique fossile IV ; Gardner, Brit. Foc. Flora, Gymnosp., p. 93;
Zeiller, Elements de Paleobotanique, p. 265) nachzuweisen, dass ein Theil
der S. Sternbergii- Formen einem neuen Genus angehört, welches der
Zapfenbildung nach der Gattung Dammara nahe steht: Doliostrobus
Sternbergii , mit spiralig stehenden, mehr oder weniger anliegenden, pfriem-
lichen, schwach sichelförmigen, starren Blättern, die am Rücken gekielt
erscheinen.
Auf Grund zapfentragender Zweige stellte ferner Gardner (Brit. Eoc.
Flora, Gymnosp., p. 85, pl. X, fig. 2, 3, 10 — 13; pl. XX; pl. XXI) fest, dass sich
unter S. Sternbergii Reste von Cryptomeria verbargen (Cr. Sternbergii );
die augenfällige Aehnlichkeit der Araucarites- Zweige von Häring, Sotzka,
Monte Promina mit solchen von Cryptomeria war früher schon von Ettings-
hausen hervorgehoben worden (Fl. v. Häring, p. 36); Cr. Sternbergii besitzt
Zweige mit lancettlichen bis verlängert nadelförmigen, spitzen, gekrümmten,
am Grunde herablaufenden Blättern; hierher scheint die Mehrzahl der
S. Sternbergii- Reste zu gehören.
Für die lang- und breitblättrigen Zweige Sismonda’s von Turin und
Heer’s von Island besteht nach meiner Kenntniss eine sichere Deutung
noch nicht.
Aus dem böhmischen Tertiär hat Ettingshausen belaubte Zweige von
Kutschlin als S. Sternbergii beschrieben ; eine Anzahl mit diesen überein-
96
stimmender Zweige von demselben Fundorte liegen auch mir vor; einer
derselben ist Taf. V, Fig. 35 abgebildet.
Diese Zweige sind ziemlich lang und verhältnissmässig dick, fast
cylindrisch, auch nach den Enden zu kaum verjüngt; die Verzweigung ist
meist alternirend; die Zweige sind sehr dicht von dachig anliegenden
Blättern bedeckt; die Blätter stehen spiralig, sind steif, dick lederartig,
von eiförmig -lancettlicher Gestalt, an der Basis herablaufend, nach vorn
verschmälert und stumpflich zugespitzt. Der Durchschnitt der Blätter war
ohne Zweifel dreieckig, die flache Seite dem Zweige zugewendet; die
dieser flachen Seite gegenüber liegende Kante der Blätter erscheint in
den Abdrücken als Mittelnerv, die Seitenkanten der Blätter treten im Ab-
druck an den zu beiden Seiten des Zweiges stehenden Blättern deutlich
hervor (vergl. die vergr. Figur 35 a der Taf. V). Die Blätter sind meist
schwach sichelförmig gekrümmt. Ein grosses reich verästeltes Zweig-
stück der Prof. Deichmüller’schen Sammlung, das abzubilden der ver-
fügbare Raum leider nicht gestattete, lässt einige an der Spitze seiten-
ständiger, etwas verschmächtigter Zweiglein mit gleicher Belaubung
stehende, ovale Köpfchen erkennen, die aus einer Anzahl dichtstehender
lancettlicher Blättchen gebildet werden; diese stellen vermuthlich Blüthen-
anlagen dar.
Die Zweige dieses Typus führe ich vorläufig noch unter der Bezeich-
nung Sequoia Sternbergii ; sie ähneln manchen Sequoien der Kreideformation,
z. B. S. fastigiata Stbg. sp. (von Heer!) — vergl. Velenovsky, Gymnospermen
der böhmischen Kreideformation, p. 21 — und scheinen den ältesten Typus
der Sequoien im Tertiär darzustellen ; als S. Couttsiae var. robusta führt
Schmalhausen (Beitr. z. Tert. Fl. Südwestrusslands, p. 19, t. V, fig. 3, 4)
einige Zweigstücke an, die unseren nahe kommen; unter den fossilen
Resten, die als S. Sternbergii bezeichnet sind, sind es die von Heer, Nachtr.
z. mioc. Fl. Grönlands, p. 7, t. II, fig. 1 — 4 dargestellten, die den Kutschliner
Zweigen zunächst kommen.
Die Laubzweige des Doliostrobus Sternbergii Marion’s zeigen eine
ähnliche Anordnung der Blätter; diese scheinen aber nach den mir be-
kannten Abbildungen schärfer zugespitzt zu sein als bei den böhmischen
Resten, ich trage daher Bedenken, diese mit ersteren zu vereinigen,
zumal in Böhmen noch keinerlei Zapfenreste von der Beschaffenheit des
Doliostrobus bisher aufgefunden worden sind.
Die Gestaltung der Zweige und die Belaubung der Kutschliner Reste
besitzen unverkennbar Anklänge an die Verhältnisse bei der lebenden
Gattung Athrotaxis^ möglich ist, dass sie und vielleicht auch andere fossile
Sequoien mit Aihrotaxis- artiger Belaubung wirklich zu Athrotaxis zu
stellen sind — darauf hat Solms aufmerksam gemacht (Einleitung in die
Palaeophytologie, p. 59) — möglich auch, dass unsere Zweige zu den
nachstehend zu beschreibenden Zapfen in Beziehung stehen, die in ihrer
Bildung an Athrotaxis- Zapfen erinnern; die fertilen Zweige der letzteren
zeigen allerdings Abweichungen von unseren S. Sternbergii- Zweigen, und
so lange Laub- und Fruchtzweige nicht in natürlichem Zusammenhänge
vorliegen, lässt sich mehr als eine Vermuthung nicht aussprechen.
97
Athrotaxidium hilinicum nov. sp. Taf. V, Fig. 13 — 16.
Athrotaxidium foliis imbricatis, erecto-incur vatis, lanceolatis, acutis,
dorso costatis, decurrentibus; strobilis o vatis; squamis imbricatis, incrassatis,
rugulosis, apice triangulari-ovato, acuto, producto.
Vorkommen: Im plastischen Thone von Preschen.
Von genanntem Fundorte liegen mir eine Anzahl Zweige mit Zapfen
vor, die augenscheinlich verschiedenen Altersstadien angehören. Diese
Zapfen weichen von allen bisher aus tertiären Schichten beschriebenen
Coniferenzapfen ab; sie sind von eiförmiger Gestalt, messen 7 — 16 mm
Länge bei 6 — 11 mm Breite und werden von einer mässigen Anzahl
spiralig angeordneter, sich dachziegelig deckender Schuppen zusammen-
gesetzt. Der Erhaltungszustand meiner Exemplare ist leider kein be-
sonders guter, doch lassen sie erkennen, dass der freie Theil der Schuppen
stark verdickt ist, ohne aber ein deutlich umgrenztes Schildchen zu bilden;
die Schuppenoberfläche ist fein runzelig; die Spitzen der Schuppen treten
als starke, dreieckig-eiförmige, zugespitzte, mehr oder weniger gekrümmte
Höcker nach aussen vor; an dem jüngsten Zäpfchen (Fig. 15) erscheinen
diese vorstehenden Schuppenhöcker als verhältnissmässig schlanke Dornen,
während sie an den älteren Zapfen (Fig. 13, 14, 16) eine plumpere Ge-
stalt besitzen.
Die Zapfen stehen am Ende kürzerer Seitenzweige, wie es scheint,
gewöhnlich zu mehreren an längeren Zweigen. Die zapfentragenden Zweige,
oft unter dem Zapfen verdickt, sind dicht von schuppenförmigen, kleinen,
ovalen, spitzen Blättern bedeckt; die übrigen Zweige tragen schuppen-
förmige, zugespitzte, lang herablaufende Blätter von lancettlicher Gestalt,
die spiralig angeordnet, etwas entfernt stehen und theilweise mit der
Spitze etwas gekrümmt sind; die Blätter besitzen einen Mittelnerven.
Diese auffälligen Zapfen weisen nach dem leider allein bekannten
äusseren Anblicke die meiste Aehnlichkeit mit den Zapfen der lebenden
Athrotaxis- Arten auf, welche ebenfalls stark verdickte, mit der Spitze
nach aussen vorstehende Zapfenschuppen besitzen ; allerdings haben diese
kleinere Zapfen, und ihre Zapfenstiele sind anders beschaffen; immerhin
besteht eine Aehnlichkeit, welche durch die gewählte Benennung aus-
gedrückt werden soll. Ob bei unseren Zapfen die Athrotaxis zukommende
wulstförmige Anschwellung an der Innenseite der Schuppen vorhanden ist,
erlaubt unser Material nicht zu entscheiden; auch von Samen unserer Art
ist nichts bekannt. Die Stellung unserer Zapfen zu Athrotaxis kann des-
halb nur mit Vorbehalt geschehen; die Belaubung besonders der unteren
Zweigabschnitte lässt sich mit der von A. laxifolia Hook, vergleichen.
Von fossilen Coniferengeschlechtern besitzt eine entfernte Aehnlich-
keit mit unserer Art, die sich aber nur im Umrisse des Zapfens ausspricht,
der Echinostrobus Sternbergii Schimp. des lithographischen Schiefers;
das kleine Zäpfchen (Fig. 15), das ich schon seit längerer Zeit besitze,
erinnerte mich zunächst an die Zapfen der Gattung Ceratostrobus , die
Velenovsky aus der böhmischen Kreide (Gymn. d. böhm. Kreideform.,
p. 24 und 25) in zwei Arten beschrieben hat. Genauere Untersuchung
besonders des übrigen, mir später zugegangenen Materiales hat mich aber
davon überzeugt, dass die Preschener Zapfen aus Schuppen von ganz
anderem Typus zusammengesetzt sind als die von Ceratostrobus ; während
die letzteren ein rhombisches Schildchen mit einem verlängerten, starken
98
Schnabel besitzen, ist bei unseren Zapfen eine Schildchenbildung an den
Schuppen nicht nachzuweisen, die dornigen Höcker der Zapfen erscheinen
vielmehr als die abstehenden Spitzen der verdickten Zapfenschuppen.
Yon der Belaubung unserer Art ist nicht viel bekannt; die der
zapfentragenden Zweige ist in Vorstehendem angegeben worden; ob hier-
her ein Theil der häufig aufzufindenden sterilen Zweige mit schuppen-
förmiger Belaubung, die als Sequoia angesprochen werden, gehört, muss
vorläufig dahingestellt bleiben; vielleicht sind die sterilen Zweige der
Sequoia Sternbergii mit Athrotaxis- artiger Belaubung mit unseren Zapfen
in Verbindung zu bringen, allerdings erinnert der untere Theil der längsten
unserer zapfentragenden Exemplare (Fig. 13) nicht eben sehr an die Zweige
von S. Sternbergii. Die Entscheidung dieser Frage muss jedenfalls voll-
ständigeren Funden Vorbehalten werden.
3. Cupressineae.
Callitris Brongniartii Endl. sp. Taf. V, Fig. 29 — 34.
Thuytes callitrina Unger: Chloris protog. , p. 22, t. VI, fig. 1 — 8; t. VII, fig.
1-10.
Callitrites Brongniartii Endlicher: Syn. Conif., p. 274.
Callitris Brongniartii Engelhardt: Sitzungsiber. Isis Dresden 1876, p. 5; 1882,
Abh. p. 14.
Tert. Pfl. d. Leitm. Mittelgeh., p. 30, t. 4, fig. 10, 11.
Tert. Fl. d. Jesuitengrabens, p. 18, t. 1, fig. 32.
— — — Tert. Flora v. Berand, p. 13.
Uebr. Litt. s. Meschinelli et Squinabol: Flora tertiaria italica, p. 116.
Callitris ramulis saepius sympodialiter divisis, compressis, articulatis;
foliis decussatim 2 -verticillatis; verticillis in ramulis junioribus approxi-
matis, in senioribus distantibus; foliis lateralibus linearibus, adpressis,
apice obtuse acuminatis vel breviter acuto liberis, basi decurrentibus;
facialibus obtusatis; amentismasculinis ternatimaggregatis; strobihs squamis
quattuor inaequalibus, extus leviter rugoso-sulcatis, infra apicein appen-
diculatis, maturis hiantibus; duabus exterioribus late obovato -triangu-
laribus, duabus interioribus a latere compressis, apicem versus attenuatis;
seminibus ad squamam 2 — 3 o vatis, compressis, utroque latere ala magna
semilunari superne producta instructis.
Vorkommen: In den Schiefern des Jesuitengrabens, des Holaikluk
und von Sulloditz-Berand.
Die Zweige sind sparrig, meist sympodial getheilt, plattgedrückt, ge-
gliedert; die kleinen Blätter stehen angedrückt in zweizähligen decussirten
Wirteln, die an den jüngeren Zweigen einander genähert, an den älteren
durch intercalares Wachsthum der Internodien mehr und mehr auseinander
gerückt sind; die Seitenblätter sind kurz, mehr oder weniger zugespitzt,
oft mit etwas abstehender Spitze, mit herablaufender Basis; die facialen
Blätter sind stumpf zugespitzt und angedrückt. Fig. 34 stellt ein älteres
Zweigstück dar.
Die männlichen Blüthen stehen endständig, kurzgestielt an Seiten-
zweigen, gewöhnlich zu dreien.
Die Zapfen (Fig. 32, 33), im reifen Zustande klaffend, stehen an
kurzen Seitenästen, sind rundlich eiförmig, messen 10 — 12 mm Durch-
99
messer und werden von vier in zwei zweizähligen alternirenden Wirteln
stehenden Schuppen gebildet; die Schuppen des äusseren Paares sind
breit dreieckig -eiförmig, die des inneren schmäler und mehr zugespitzt.
Die Schuppen sind am Rücken runzelig und tragen unterhalb der Spitze
einen oft verwischten kleinen Höcker. Die Schuppen — bei der lebenden
C. quadrivalvis Vent. sind nur die äusseren fertil — bergen je zwei bis
drei Samen; diese sind länglich -eiförmig, zusammengedrückt, 3 — 5 mm
lang und tragen einen breiten halbmondförmigen, nach vorn jederseits
stumpf abgerundet vorstehenden Flügelrand (Fig. 29—31).
Von dieser Art sind aus böhmischen Schichten bekannt: Zweigstücke
vom Holaikluk und von Berand, Samen von diesen beiden Orten und vom
Jesuitengraben, Zapfen von Berand.
Die entsprechende lebende Art ist Callitris quadrivalvis Vent., welche
in der Gestalt der Zapfenschuppen Abweichungen aufweist.
Widdringtonia Helvetica Heer. Taf. V, Fig. 6 — 8.
Widdringionia Helvetica Heer: Fl. tert. Helv. I, p. 48, t. XVI, fig. 2—17.
Schimper : Traite de pal. veg. II, p. 327.
Ettingshausen: Fl. v. Bilin I, p. 34.
Engelhardt: Sitzungsber. Isis Dresden 1878, p. 3.
■ Foss. Pfl. v. Tschernowitz, p. 14, t. 2, fig. 2, 3.
— Foss. Pfl. v. Grasseth, p. 17, t. 2, fig. 5, 6.
Pflanzenreste v. Liebotitz und Putschirn. Sitzungsber. Isis Dresden
1880, p. 78, 1. 1, fig. 34.
Widdringtonia bohemica Ettingshausen: Fl. v. Bilin I, p. 34, t. X, fig. 15—19.
Taxodium laxuni Ettingshausen: Fl. v. Bilin I, p. 37, t. XII, fig. 4, (5?).
Widdringtonites Ungeri Endlicher: Syn. Conif., p. 271.
Juniperites baccifera Unger: Chloris protog., p. 80, t. 21, fig. 1 — 3.
Thuytes gramineus Sternberg: Vers. 1, 3, p. 31; I, 4, p. 38, t. 35, fig. 4,
Muscites Stoltzii Sternberg: Vers. II, p. 38, t. 17, fig. 2, 3.
Thuja graminea Brongniart: Prodr., p. 109.
Widdringtonia ramis erectis, fastigiatis, ramulis filiformibus, confertis;
foliis in ramulis junioribus alternis, in senioribus spiraliter dispositis; in
ramulis fertilibus squamaeformibus, ovato- ellipticis, acuminatis, adpressis,
summis erecto-patentibus, in ramulis sterilibus elongatis, apice patentibus,
basi decurrentibus; strobilis ovalibus, squamis 4 lignosis, verticillatim
dispositis, apice mucronatis, maturis hiantibus; seminibus ad squamam
quamcunque 1 — 3 ovatis, anguste alatis.
Vorkommen: Im «plastischen Thone von Preschen und Priesen, im
Polirschiefer von Kutschlin, im Sandsteine von Tschernowitz und Altsattel,
in den Schichten von Liebotitz.
Die Zweige sind schlank und zart, alternirend, dicht verästelt, in
spitzen Winkeln auseinander tretend. Die Belaubung weist wie bei vielen
Coniferen an Zweigen verschiedenen Alters Abweichungen auf. An jüngeren
Zweigen stehen die Blätter in zweizähligen decussirten Wirteln; die Wirtel
sind zuweilen dicht zusammengerückt. An den älteren, besonders sterilen
Zweigen stehen die Blätter in Folge intercalaren Wachsthums zerstreut,
spiralig angeordnet. Die Blätter der fertilen Zweige sind schuppenförmig,
eiförmig bis elliptisch, nach vorn zugespitzt, ohne deutliche Längsrippe,
mit zwei oft verwischten Längsstreifen versehen; sie sind angedrückt, mit
der Spitze etwas abstehend. Bei den sterilen Zweigen sind die Blätter
am Grunde elliptisch, schuppenförmig und angedrückt, nach der Zweig-
st*
100
spitze zu etwas verlängert und in spitzem Winkel abstehend. Alle Blätter
laufen am Grunde herab. Bei den Blättern der lebenden Widdringtonien
befindet sich an der Bückenfläche unterhalb der Spitze eine Harzdrüse;
Andeutungen dieser habe ich bei fossilen Blättern nur vereinzelt be-
obachtet.
Die Belaubung ist durch Fig. 6 und 7 unserer Taf. V wiedergegeben.
Männliche und weibliche Blüthen sind klein und stehen endständig an
Seitenzweigen; Heer bringt (1. c. t. XVI, fig. 15 — 17) einige vermuthliche
Blüthen zur Darstellung, und ich glaube, dass die von Unger (Chlor,
protog., t. XXI, fig. 1) als Früchte der Juniperites baccifera beschriebenen,
nicht recht deutlichen Gebilde nichts anderes als Blüthen sind.
Der Zweig Taf. V, Fig. 6, von Preschen stammend, trägt neben
mehreren kleinen rundlichen Blüthen, die den Unger’schen gleichen, einen
jungen Zapfen in noch nicht ausgewachsenem Zustande, dieses Exemplar
beweist, dass Unger’s vermeintliche kleinen reifen Früchte nicht als solche,
sondern eben nur als Blüthen angesprochen werden dürfen. Ich nehme
daher nicht Anstand, Widdringtonia Ungeri Endl. (= Juniperites bacci-
fera Ung.) zu der vollkommener durch Heer beschriebenen Widdr.
Helvetica zu ziehen; in der Belaubung sind trennende Merkmale beider
nicht vorhanden.
Die Zapfen (Taf. V, Fig. 6, 8) sind länglich oval, ca. 15 mm lang,
geschlossen 6 — 9 mm dick; sie bestehen aus vier, im reifen Zustande
klaffenden, holzigen Schuppen, die in zwei zweizähligen decussirten Wirteln
stehen. Die Schuppen sind an der Aussenseite gewölbt und glatt, eine
am Rücken herabgeschobene Spitze, wie den lebenden Arten von Callitris ,
Section Widdringtonia zukommt, ist an den fossilen Zapfenschuppen noch
nicht beobachtet worden. Heer giebt an, dass die Spitzen der Schuppen
zu einem kleinen Schnabel verlängert und einwärts gerichtet sind; dieses
Verhalten, das von der Zapfenbeschaffenheit der lebenden Widdringtonien
auffällig abweicht, kommt aber nur bei einigen von ihm abgebildeten
Exemplaren (1. c. fig. 6, 8, 9) zur Darstellung, während bei anderen
(1. c. fig. 4, 7, 11, 12) dieser Schnabel fehlt. Das Fehlen der schnabel-
förmigen Verlängerung der Zapfenschuppen bot Ettingshausen Anlass,
Widdr. bohemica von Widdr. Helvetica abzutrennen; da aber Heer selbst
zu Widdr. Helvetica Zapfen mit geschnabelten und mit ungeschnabelten
Schuppen bringt, folge ich dem Beispiele Engelhardt’s (Foss. Pfl. d. Süss-
wassersandsteines von Tschernowitz, p. 14) und vereinige Widdr. Helvetica
und bohemica. #
Jede Schuppe birgt 1 — 3 ovale, schmalgeflügelte Samen; die Zugehörig-
keit des von Ettingshausen in der Fl. v. Bilin, t. X, fig. 15 abgebildeten
grossen und breitgeflügelten Samens zu Widdringtonia scheint mir zweifel-
haft, er dürfte eher zu Sequoia gehören. Heer giebt übrigens an, dass
die Samen ungeflügelt seien ; diese Annahme ist vielleicht auf ungenügenden
Erhaltungszustand der Schweizer Exemplare zurückzuführen.
Von dieser Art sind aus den böhmischen Tertiärschichten Zweige und
Zapfen bekannt. Die Zweige sind zum Theil, zumal wenn nur kleine
Stücke vorliegen, schwierig von denen des Glyptostrobus europaeus zu
unterscheiden; Heer giebt als Unterschied an, dass bei Widdringtonia die
Blätter mehr zugespitzt und am Rücken ohne Längsrippe seien. Diese
Trennungsmerkmale sind recht unscheinbare, zumal die Wahrnehmbar-
keit von Rippen sehr vom Erhaltungszustände der Fossilien und vom
101
Gesteinsmateriale abhängig ist. Einwandfrei erscheint mir die Zuweisung
fossiler Zweige zu Widdringtonia nur dann, wenn sie ihre Blätter in
zweizähligen decussirten Wirteln tragen. Solche Zweige liegen mir vor
von Priesen, Preschen und Altsattel; Fruchtzapfen sind bekannt von
Kutschlin, Liebotitz und Tschernowitz.
Als verwandte lebende Art ist Widdringtonia cupressoides Endl. aus
dem Caplande anzugeben.
Libocedrus salicornioides Ung. sp.
Thuytes salicornioides Unger: Chloris protog., p. 11, t. II, fig. 1 — 4; t. XX,
fig. 8.
Libocedrus salicornioides Ettingshausen: Fl. v. Bilin I, p. 33, t. X, fig. 1—6, 14.
Engelhardt: Sitzungsber. Isis Dresden 1876, p. 5; 1882, Abhandl.,
p. 14.
Leopoldina 1884, p. 129.
Tert. Pfl. a. d. Leitm. Mittelgeb., p. 28, t. 4, fig. 4—8.
— Tert. Fl. d. Jesuitengrabens, p. 18, t. 1, fig. 27 — 30.
— ' Lotos 1896 (Natternstein), p. 2, (Sulloditz), p. 3.
— — — Tert. Fl. v. Berand, p. 13.
Menzel: Flora d. tert. Poliersch. v. Sulloditz. Sitzungsber. u. Abhandl.
d. nat. Ges. Isis Bautzen 1896/97, p. 3.
Uebr. Litt. s. Meschinelli et Squinabol: Flora tertiaria italica, p. 117.
Libocedrus ramis ramulisque plerumque oppositis, compressis, articu-
latis, articulis elongatis vel obovato-cuneatis, in summitatibus ramulorum
moniliformibus; foliis squamaeformibus, quadrifariam imbricatis; lateralibus
complicato - carinatis (navicularibus), adnato-decurrentibus, adpressis, re-
curvatis, longitudinaliter sulcatis; facialibus apice angulatis vel obtusato-
rotundatis, carinatis, infra apicem glanduliferis.
Vorkommen: In den Polirschiefern von Sulloditz, Berand, Leinischen-
dorf, Natternstein, Kutschlin, den Schiefern des Holaikluk und des Jesuiten-
grabens, den Menilitopalen von Schichow, den Cyprisschiefern von Krotten-
see und dem Süsswasserkalke von Waltsch.
Die Verzweigung ist monopodial; die Zweige sind flach zusammen-
gedrückt, gegliedert, gegenständig gestellt; die Stengelglieder sind ver-
längert keilförmig, nach den Spitzen der Zweige zu verkleinert, die jüngsten
sind rundlich und bilden fast rosenkranzförmige Reihen.
Die Blätter stehen vierzeilig in zweizeiligen decussirten Wirteln; je
zwei Paare sind zu scheinbar vierzähligen Wirteln zusammengeschoben;
an älteren Zweigen erscheinen die Blattpaare durch intercalares Wachs-
thum aus einander gerückt. Die Blätter sind ungleich gestaltet: die beiden
seitlichen sind kahnförmig, gekielt, mit herablaufender Basis, anliegend,
längs gefurcht; sie sind an der Spitze schwach nach aufwärts gekrümmt,
wenn sie in der Achsel einen Seitenzweig tragen. Die facialen Blätter
sind rhombisch, flach anliegend, vorn stumpfwinkelig oder bogenförmig
begrenzt, nicht selten am vorderen Rande schwach eingekerbt oder kurz
stumpf- zugespitzt, am Rücken flach gekielt oder von mehreren Längs-
streifen bedeckt, unter der Spitze eine Harzdrüse tragend.
Diese Art war im Tertiär weit verbreitet; doch sind von ihr mit
Sicherheit nur Zweigstücke und einzelne Stengelglieder bekannt, die sich
auch an den angeführten böhmischen Tertiärfundorten nicht selten, theil-
weise sogar, wie in Sulloditz und im Jesuitengraben recht häufig vor-
finden.
102
Was als Blüthen bezüglich als Zapfen und Samen von Liboc. sali -
cornioides in der Litteratur bisher angegeben ist, scheint mir sehr zweifel-
haft; die als männliche und weibliche Blüthen von Unger (Chlor, protog.,
p. 12, t. II, fig. 4) angesprochenen Gebilde, die dieser Autor mit den ent-
sprechenden Organen von Thuja occidentalis L. vergleicht, haben wenig
Aehnlichkeit mit den an den Enden kurzer Seitenzweige stehenden Blüthen
von Libocedrus.
Das nach der Beschreibung einen kurzgestielten, vierklappigen Frucht-
zapfen darstellende Gebilde, das Ettingshausen in der Flora von Bilin,
t. X, fig. 6 mittheilt und zu Lib. salicornioides stellt, kann ich überhaupt
nach der Abbildung kaum für einen Coniferenzapfen halten; jedenfalls
weist es mit Zapfen von Libocedrus nicht die mindeste Ueberein-
stimmung auf.
Schliesslich giebt Ettingshausen von Schoenegg (Foss. Flora von
Schoenegg I, p. 10, t. I, fig. 21) einen Samen als zu Liboc. salicornioides
gehörig bekannt, der zwar ungleiche Flügel trägt, aber die Form des
Samens, die Differenz der zwei Flügelhälften ist nicht wie bei Libocedrus ;
mir liegt die Vermuthung nahe, dass der Schoenegger Same nur ein kleiner,
unregelmässig entwickelter Same von Callitris ist.
Libocedrus salicornioides steht in der Art der Verzweigung der leben-
den Libocedrus chilensis Endl., in der Belaubung der L. decurrens Torr,
nahe.
4. Taxeae.
Cephalotaxites Olriki Heer sp. Taf. V, Fig. 11, 12.
Taxites Olriki Heer: Flor. foss. arct. I, p. 95, t. I, fig. 21 — 24c; t. XLV,
fig. la, b, c.
Flor. foss. arct. II, Mioc. Fl. u. Fauna Spitzbergens , p. 44, t. VI,
fig. 1, 2.
ibid. Flor. foss. alaskana, p. 23, 1. 1, fig. 8; t. II, fig. 5 b.
ibid. Foss. Fl. of North Greenland, p. 465, t. LV, fig. 7 a, b.
Flor. foss. arct. III, Nachtr. z. miöc. Fl. Grönlands, p. 15, 16, 1. 1,
fig. 9, 10.
Flor. foss. arct. IV, Beitr. z. foss. Flora Spitzbergens, p. 64, t. XVI,
fig. 8 b.
Flor. foss. arct. VII, p. 56.
Schimper: Traite de pal. veg. II, p. 851.
Lesquereux: Contrib. to the fossil flora of the western territories
III, p. 240, pl. L, fig. 6.
Cephalotaxites ramulis gracilibus, foliis distichis, firmis, coriaceis?
linearibus, lateribus parallelis, apice brevi acuminatis, basi angustatis, non
decurrentibus, sessilibus, subtus fasciis duabus stomatum multiseriatis
percursis.
Vorkommen: Im Menilitopal von Schichow.
Es sind bisher nur einige isolirte Blätter gefunden worden; diese
messen 2,6 — 4 cm Länge bei 3 — 4 mm Breite; die Abdrücke verrathen
eine derbe, lederige Beschaffenheit der Blätter; diese sind linear gestaltet,
mit parallelen Bändern, vorn kurz zugespitzt, am Grunde verschmälert,
nicht herablaufend; sie besitzen einen breiten Mittelnerven und auf der
Unterseite beiderseits vom Mittelnerven einen deutlich sich abhebenden
breiten Längsstreifen; im Uebrigen ist die Blattfläche fein längsgestreift.
103
In den angeführten Eigenschaften stimmen die Blätter vollständig
mit den von Heer aus den Tertiärschichten Spitzbergens, Nordgrönlands
und Alaskas beschriebenen Blättern von Taxites Olriki überein. Die mir
vorliegenden drei Exemplare gestatten eine genaue Untersuchung; sie liegen
alle drei auf Platte und Gegenplatte mit der Ober- und Unterseite vor.
Die Oberseiten der Blätter zeigen einen ca. 3/4 mm breiten, kräftigen,
etwas hervortretenden Mittelnerven, der eine zarte Längsstreifung besitzt;
die seitlichen Theile der Blattoberfläche sind von zahlreichen feinen Längs-
streifen durchzogen.
Die Unterseiten bieten den Mittelnerven in derselben Breite, aber
glatt und nicht vortretend und jederseits von diesem, durch eine schmale
Zwischenschicht getrennt, je einen ca. 1/2 mm breiten Längsstreifen, der
von der begrenzenden Randparthie des Blattes sich abhebt; letztere Rand-
zone und die erwähnte Zwischenschicht neben dem Mittelnerven erscheinen
glatt und glänzend, während die beiden den Mittelnerven begleitenden
seitlichen Längsstreifen matt und etwas rauh erscheinen; an einem Exem-
plare, das in einem graubraunen Menilitopal abgedrückt ist, erscheinen die
glänzenden Randparthien dunkler und braun, Mittelnerv und die Längs-
streifen dagegen heller und grau, die einzelnen Zonen dadurch sehr deut-
lich differenzirt.
Günstiger Weise erlaubt das feine Gesteinsmaterial eine mikroskopische
Untersuchung der Reste:
Die Oberseite zeigt sich bei stärkerer Yergrösserung von zahlreichen
feinen Längsstreifen durchzogen und fein gerunzelt.
Auf der Unterseite bieten die schon makroskopisch unterscheidbaren
Theile ein verschiedenes Bild dar; die Randparthien und die Zwischen-
schichten zwischen Mittelnerv und seitlichen Längsstreifen erscheinen sehr
zart längsgestreift; der Mittelnerv ist fast glatt, lässt nur hin und wieder
eine ganz feine Streifung erkennen; die beiden seitlichen Längsstreifen
aber sind besetzt mit zahlreichen vertieften, grösseren Punkten, die in
mehreren Längsstreifen — ich konnte deren an einzelnen Stellen 7 — 12
zählen — angeordnet sind, und die ohne Zweifel Spaltöffnungen darstellen.
Heer erwähnt in seinen Beschreibungen von Taxites Olriki, das Vor-
handensein von Spaltöffnungen nicht; einige seiner Abbildungen (z. B. Flor,
foss. arct. I, L I, fig. 23, 24 c) zeigen aber, dass auch er auf einzelnen
Blättern die Gegenwart in Längsstreifen angeordneter Punktreihen be-
obachtet hat. Die von Heer zuweilen gefundene Querrunzelung der Blätter
habe ich an den Schichower Blättern nicht bemerkt.
Der günstige Erhaltungszustand unserer. Fossilien gestattet eine genaue
Vergleichung mit ‘den Blättern lebender Coniferen; nach der Beschaffen-
heit des Laubes, insbesondere der Unterseite desselben sind zum Vergleiche
heranzuziehen, vor Allem Cephalotaxus, Cunninghamia sinensis R. Br. und
Saxegothea conspicua Lindl.
Eine Beziehung zu Saxegothea dürfe mit Rücksicht auf die Beschränkung
dieser Gattung auf das Gebiet der Anden von Patagonien auszuschliessen
sein, während Cephalotaxus und Cunninghamia , gegenwärtig Bewohner
von Japan und China, recht wohl Verwandte im europäischen Tertiär
gehabt haben können. Von Cunninghamia weichen unsere Blätter durch
die Form und die ganzrandige Beschaffenheit ab; mit Cephalotaxus da-
gegen bieten sie eine auffallende Uebereinstimmung dar, auf welche'schon
Heer (Flor. foss. arct. I, p. 95) hingewiesen hat. Die Feststellung der
104
Structurverhältnisse , die unsere mit Heer’s Taxites Olriki übereinstim-
menden Exemplare ermöglicht haben, bestätigt die Annahme ihrer Zu-
gehörigkeit zu Ceplialotaxus. Ceph. Fortunei Hock, besitzt dieselbe Be-
schaffenheit der Epidermis: Oberseite mit kräftigem, etwas vortretenden
Mittelnerven und feiner Längsstreifung, Unterseite ebenfalls fein längs-
gestreift, mit flachem Mittelnerv und zwei neben diesem verlaufenden
Bahnen, die von den in Längsreihen angeordneten Spaltöffnungen gebildet
werden und durch den Wachsüberzug der Spaltöffnungen als weisse Streifen
vortreten.
In der Blattform kommen unsere Reste der Ceplialotaxus peäunculata
Sieb, et Zucc. am nächsten.
Früchte unserer Art sind bisher noch nicht nachgewiesen; ich trage
aber kein Bedenken, auf Grund der übereinstimmenden Blattbildung Taxites
Olriki zu Ceplialotaxus zu stellen, und die Benennung soll dies andeuten.
Der Verbreitungsbezirk der Ceph . Olriki erfährt mit dem Nachweise
ihres Vorkommens im böhmischen Tertiär eine bemerkenswerthe Erwei-
terung: sie lebte in Spitzbergen, Nordgrönland, Alaska, in Californien und
in Mitteleuropa.
Torreya bilinica Sap. et Mar. Taf. V, Fig. 4, 5.
Torreya bilinica Saporta et Marion: Recherches snr les vegetaux fossiles de
Meximienx, p. 221.
Sequoia Langsdorfii (p. p.) Ettingshausen: Fl. v. Bilin I, t. XIII, fig. 9.
Torreya foliis distichis, rigidis , breviter petiolatis, decurrentibus,
e basi rotundata linearibus, apice acuminatis, mucronatis, partim sub-
falcatis.
Vorkommen: Im plastischen Thone von Preschen, im Menilitopal von
Schichow.
Ettingshausen hat 1. c. unter dem Namen Sequoia Langsdorfii einen
beblätterten Zweig von Schichow abgebildet, der in Form und Grösse der
Blätter von den im böhmischen Tertiär häufig anzutreffenden Zweigen
der Sequ. Langsdorfii abweicht; Saporta und Marion haben diesen Zweig
von Sequoia getrennt und als Torreya bilinica bezeichnet.
Ich habe neuerdings im Thone von Preschen einen beblätterten Zweig
(Taf. V, Fig. 4) aufgefunden, der besser als das Exemplar Ettingshausen’s,
das mir allerdings nur in der Abbildung bekannt ist, Eigenschaften er-
kennen lässt, die von denen der Sequoia ab weichen; dieser Zweig sowohl
wie der Ettingshausen’sche bieten zwar einige Aehnlichkeit mit gross-
blättrigen Formen von Sequ. Langsdorfii , wie sie Heer in den Beiträgen
zur fossilen Flora Spitzbergens t. XII, XIII und XIV*) abbildet, aber
diese Aehnlichkeit besteht nur im Habitus; während im Einzelnen, be-
sonders in der Bildung der Blattbasis und Spitze Abweichungen von Sequ.
Langsdorfii vorhanden sind.
Die Blätter stehen zweizeilig, sind von derber Beschaffenheit und
von linealer Form; sie messen ll/2 — 3 cm Länge bei 2 — 3x/2 mm Breite;
die Blätter sind an der Basis zugerundet, haben parallele Ränder, ver-
jüngen sich schwach nach vorn und laufen in eine kurze Spitze aus, über
*) Möglicher Weise sind auch einige dieser Formen von Sequoia Langsdorfii zu
trennen.
105
die der kräftige aber flache Mittelnerv deutlich als scharfe Stachelspitze
heraustritt. Die Blätter sind sehr kurz gestielt und laufen mit den Stielen
am Zweige herab; der Zweig erscheint dadurch gestreift, und diese Streifen
laufen parallel am Zweige herab, während sie bei Sequoia Langsdorfii von
der Blattinsertion aus schief nach der anderen Seite herüber zu laufen
pflegen.
Einige Blätter des vorliegenden Zweiges sind schwach sichelförmig
gebogen; die Blätter desselben Zweiges haben etwa gleiche Länge, sie
nehmen, insbesondere nach der Zweigspitze zu, an Länge nicht wesentlich
ab. (Yergl. Taf. V, Fig. 4, vergr. 4 a.)
In den eben geschilderten Eigenschaften bieten Ettingshausen’s und
mein Zweig eine unverkennbare Uebereinstimmung mit den Zweigen von
Torreya taxifolia Arn. aus Florida dar. Leider geben beide keinen Auf-
schluss über die Bildung der Epidermis; Ettingshausen’s Abbildung lässt
nur den Mittelnerven erkennen, und mein Exemplar, mit der Blattober-
seite vorliegend, zeigt ebenfalls nur den kräftigen., in die Stachelspitze
auslaufenden Mittelnerven; es ist dies zu bedauern, da die Kenntniss der
Blattunterseite durch die charakteristische Anordnung der Spaltöffnungen
eventuell für die Zugehörigkeit zu Torreya noch beweiskräftiger sein würde.
Immerhin halte ich es für sicher, dass die vorliegenden Fossilien
nicht zu Sequoia Langsdorfii gehören, und für sehr wahrscheinlich, dass
sie zu Torreya zu stellen sind.
Von demselben Fundorte, dem mein Zweig entstammt, liegt mir ein
Same vor, der zu Torreya gehören könnte (Taf. V, Fig. 5). Er ist eiförmig,
18 mm lang bei 9 mm grösster Breite, am Grunde stumpf abgerundet,
nach vorn zugespitzt; die Oberfläche ist fast glatt, nur von einigen feinen
Längsfurchen durchzogen. Der Same ist im Abdruck flach zusammen-
gedrückt. Er erinnert sehr an die Samen von Torreya , auch von Crphalo-
taxus, könnte daher möglicher Weise zu Torreya bilinica gehören; es ist
das nicht mehr als eine Yermuthung, da das vereinzelte Vorkommen
eines Zweiges und eines Samens am selben Orte natürlich nicht ohne
Weiteres eine Combination erlaubt, zudem könnte dieser Samen nach
seiner äusseren Form, die einzig und allein bekannt ist, auch noch ver-
schiedenen anderen Pflanzenfamilien angehören.
Fossile Reste von Torreya sind wiederholt beschrieben worden: aus
der Kreide Grönlands Torreya parvifolia Heer: Fl. foss. arct. III, p. 71,
t. XVII, fig. 1, 2; YI, 2, p. 15, t. II, fig. 11; T. Dicksoniana Heer: Fl. foss.
arct. III, p. 70, t. XVIII, fig. 1 — 4; YI, 2, p. 15; aus dem grönländischen
Tertiär T. borealis Heer: Fl. foss. arct. VII, p. 56, t. LXX, fig. 7a.
Saporta und Marion geben aus dem Pliocän von Meximieux (1. c. p. 217)
T. nucifera var. brevifolia an und ziehen Taxites validus Heer (Balt. Flora,
p. 26, t. III, fig. 12; Flor. foss. arct. III, Nachtr. z. mioc. Fl. Grönlands, p. 13,
t. I, fig. 11; Flor. foss. arct. VII, p. 56) zu Torreya.
Nach Schenk (Handbuch der Palaeophytologie, p. 298) dürften Sequoia
acuminata Lesquereux (Contrib. to the fossil fl. of the Western terr. II,
the tertiary flora, p. 80, pl. VII, fig. 15, 16), von Lesquereux selbst schon
mit Torreya californica Torr, verglichen, und Sequoia longifolia Lesqu.
(1. c. p. 79, pl. VII, fig. 14; pl. LXI, fig. 28, 29) zu Torreya gehören und
schliesslich stellt Schenk (Handbuch, p. 331) auch Cunninghamites borealis
Heer aus den Ataneschichten Grönlands (Flor. foss. arct. VI, 2, p. 55, t. XXIX,
fig. 12) zu Torreya.
106
Es ergiebt sich daraus, dass der heute in je zwei Arten in Nord-
amerika und in China -Japan vertretenen Gattung Torreya in der Kreide-
bez. Tertiärzeit ein Verbreitungsgebiet zukam, das sich über Nordamerika,
Grönland, Frankreich, Böhmen und das Samland erstreckte.
Vielleicht ist Torreya auch im Tertiär Japans bereits aufgetreten.
Nathorst bildet (Contrib. ä la höre fossile du Japon, p. 35, pl. I, hg. 8)
als Taxites sp. einen Coniferenzweig ab, den er mit Sequoia Langsdorfii
sowohl als mit Taxus vergleicht, der aber auch zu Torreya gehören könnte;
er ist freilich zu mangelhaft, als dass ein bestimmtes Urtheil über seine
Gattungszugehörigkeit abgegeben werden könnte.
5. Podocarpeae.
Podocarpus eocenica Ung. Taf. V, Fig. 9, 10.
Podocarpus eocenica Unger: Fl. v. Sotzka, p. 28, t. II, fig. 11—16.
Sv 11. pl. foss. I, p. 10, t. III, fig. 4—8.
— — — Gen. et sp. pl. foss., p. 392.
Heer: Flor. tert. Helv. I, p. 53, t. XX, fig. 3.
Ettingshausen: Tert. Flor. v. Häring, p. 37, t. IX, fig. 4 — 15.
Foss. Fl. v. Leoben, p. 277.
Foss. Fl. v. Schoenegg I, p. 16, 1. 1, fig. 94.
Fl. v. Bilin I, p. 42, t. XIII, fig. 1, 2.
Schimper: Traite de pal. veg. II, p. 353.
— — Engelhardt: Sitzungsher. Isis Dresden 1882, p. 14.
Tertiärfl. d. Jesuitengr., p. 19, 1. 1, fig. 37, 38.
Flora von Berand, p. 13.
Podocarpus haeringiana Ettingshausen: Tert. Fl. v. Häring, p. 36, t. IX, fig. 1.
— Taxites Unger: Fl. v. Sotzka, p. 29, t. II, fig. 17.
Ettingshausen : Fl. v. Häring, p. 37, t. IX, fig. 2.
— mucronulata Ettingshausen : Fl. v. Häring, p. 37, t. IX, fig. 3.
Podocarpus foliis coriaceis linearibus vel lanceolato-linearibus, sub-
falcatis, versus basim et apicem angustatis, in petiolum brevem contortum
attenuatis, integerrimis; nervo medio valido.
Vorkommen: In den Tuffen von Warnsdorf, den Schiefern von Sulloditz-
Berand und vom Jesuitengraben, den Polirschiefern von Kutschlin, den
Menilitopalen von Schichow und dem Süsswassersandstein von Schüttenitz.
Zu Podocarpus werden isolirte Blätter gestellt, die an zahlreichen
Tertiärfundorten entdeckt worden sind; eine Anzahl ursprünglich auf-
gestellter Arten, die sich im Wesentlichen durch die Grösse der Blätter
unterschieden, sind von Heer — entsprechend der Veränderlichkeit der
Blattgrösse bei den lebenden Arten — zu einer Art, Pod. eocenica Ung.,
vereinigt worden.
Es sind dicke, lederige Blätter, öfters mit runzeliger Oberfläche, von
linealer bis lineallancettlicher Form, die zwischen 2 und 11 cm Länge
schwanken bei 3 — 9 mm Breite; zuweilen sind die Blätter von der Mittel-
rippe nach den Bändern zu gewölbt. Sie sind nach Grund und Spitze
mehr oder weniger zugespitzt und gehen an der Basis in einen kurzen,
gedrehten Stiel über. Von Nerven ist nur ein kräftig entwickelter Mittel-
nerv sichtbar.
Aus dem böhmischen Tertiär sind durch Ettingshausen und Engel-
hardt Blätter von Podocarpus von Kutschlin, Schichow, Berand und vom
Jesuitengraben beschrieben worden; mir liegen solche von den beiden
107
letztgenannten Fundorten, sowie von Schüttenitz und Warnsdorf vor. Die
Blätter von Kutschlin und Schichow sind grössere Exemplare, welche
Pod. haeringiana Ett. entsprechen; von den übrigen Fundorten stammen
kleinere Blätter, die mit den Formen von Pod . eocenica Ung. Überein-
kommen, wie sie Ettingshausen in der Flora von Häring mittheilt.
Die Oberflächenstructur zu untersuchen, wozu Unger (Syll. pl. foss. I,
p. 10) Gelegenheit gehabt hat, gestatteten die mir vorliegenden Fossilien
nicht.
Die grossblättrigen Formen entsprechen unter den lebenden Podocarpus-
Arten am meisten Pod. macrophyUa Don. und Pod. chinensis Wall., die
kleineren Pod. elongata Herit. und Pod. spinulosa R. Br.
B. Cycadeae.
Podozamites miocenica Vel.
Podozamites miocenica Velenovsky: Flora von Vrsovic bei Laun, p. 13, t. I,
fig. 18-20.
Podozamites foliis obovatis, in petiolum crassum attenuatis, firmis,
coriaceis, multinervosis; nervis paralleiis, percurrentibus, flexuosis, nervulis
tenuissimis interpositis.
Aus dem Brandgestein von Vrsovic bei Laun hat Velenovsky zwei
Blattfragmente mitgetheilt und als Cycadeenreste gedeutet; er weist sie
der Gattung Podozamites zu, deren Arten freilich jurassischen Alters sind,
weil bei dieser ähnlich gebaute Blätter Vorkommen; doch deutet dieser
Autor auch auf die grosse Aehnlichkeit seiner Reste mit Blättern der
lebenden Dammara orientalis Lamb. hin; er sieht von einem definitiven
Urtheil ab und betrachtet die gewählte Bestimmung als eine provisorische.
Schenk (Handbuch, p. 279) hält die Zugehörigkeit der Vrsovicer Blätter
zu Dammara für möglich, deutet aber zugleich an, dass sie auch einer
Podocarpus aus der Section Nageia angehören könnten.
Mir sind ausser den Blättern Velenovsky’s, deren Originale ich im
böhmischen Landesmuseum in Prag zu sehen Gelegenheit hatte, Exemplare
dieser Art nicht bekannt geworden; ich muss mich eines bestimmten Ur-
theils über die Zugehörigkeit derselben enthalten, verschweige aber nicht,
dass für mich ihre Deutung als Dammara- Blätter die meiste Wahrschein-
lichkeit besitzt.
Als Cycadites salicifolius und Cycadites angustifolius hatte Sternberg
(Vers. II, p. 195, t. 40, fig. 1 und ibid. p. 195, t. 44) Blattreste beschrieben,
deren Palmennatur alsbald von Unger (Gen. et. spec. pl. foss., p. 333)
festgestellt wurde.
Eine zusammenfassende Darstellung der tertiären Gymnospermen Nord-
böhmens kann nicht abgeschlossen werden, ohne dass der Presl’schen
Gattung Steinhauer a Erwähnung geschieht, die von mehreren Autoren
zu den Coniferen bez. Cycadeen gestellt worden ist.
In Sternberg’s Versuch einer geologisch -botanischen Darstellung der
Flora der Vorwelt hat Presl drei Arten dieser Gattung aufgestellt.
108
Steinhauera subglobosa, 1. c. II, p. 202, t. 49, fig. 4; t. 57, fig. 1 — 4;
Steinhauera oblonga , 1. c. II, p. 202, t. 57, fig. 5;
Steinhauera minuta , 1. c. II, p. 202, t. 57, fig. 7 — 15.
Presl hat dieselben nach den ihm vorliegenden Zapfen von Altsattel,
Waltsch und Peruz mit Pinus verglichen.
Endlicher (Synops. Conif., p. 302), Unger (Gen. et spec. plant, foss.,
p. 383) und Goeppert (Monogr. d. foss. Coniferen, p. 237, t. 45, fig. 3, 4, 5)
stellen Steinhauera zwischen Äraucarites und Dammamtes , Heer dagegen
(Flor. tert. Helv. III, p. 317, Anm.) deutet sie als Sequoia- Zapfen, und stellt
St. subglobosa zu Sequoia Sternbergii , St minuta zu Sequoia Langsdorfii ;
Schimper (Traite de pal. veget. II, p. 317, 320) folgt dem Beispiele Heer’s.
Später sind wiederholt Reste der St. subglobosa von Engelhardt aus
böhmischen Tertiärfundorten beschrieben worden: von Schüttenitz (Sitzb.
Isis Dresden 1876, p. 9; Tert. Pfl. d. Leitm. Mittelgeb., p. 59, t. 9, fig. 7 — 9;
t. 10, fig. 1 — 3), von Tschernowitz (Sitzb. Isis Dresden 1878, p. 3; Foss.
Pfl. v. Tschernowitz, p. 12, t. 2, fig. 5), von Grasseth (Foss. Pfl. v. Grasseth,
p. 15, t. 1, fig. 8, 9) und von Putchirn (Pflanzenreste von Liebotitz und
Putschirn, Sitzb. Isis Dresden 1880, p. 84, t. II, fig. 6, 7). Dieser Autor
reiht Steinhauera den Cycadeen ein, indem er (Tert. Pfl. d. Leitm. Mittelgeb.,
p. 60) auf die Aehnlichkeit ihrer Früchte mit denen neuholländischer
Zamien und Macrozamien hinweist.
Von anderen Autoren sind einzelne der als Steinhauera beschriebenen
Reste als Fruchtstände dicotyler Angiospermen gedeutet worden. So stellt
Schimper (Traite de pal. veget. II, p. 711) St. oblonga Weber (Tertiär-
flora der niederrheinischen Braunkohlenformation, Palaeontographica II,
p. 166, t. XVIII, fig. 11) zu Liquidambar europaeum A. Br., ebenso erklärt
Schlechtendal (Beitr. z. näh. Kenntniss d. Braunkohlenflora Deutschlands,
Abh. d. Naturforsch. Ges. zu Halle, Bd. XXI, 1897, p. 105), dass Goeppert’s
St. subglobosa von Schossnitz (Goeppert, Tertiäre Flora von Schossnitz, p. 8)
nichts anderes als ein Fruchtstand von Liquidambar sei.
Brongniart (Tableau des genres des vegetaux fossiles, p. 71) wies
darauf hin, dass St. subglobosa die Sammelfrucht einer dicotylen Pflanze
sei, und verglich sie mit Rubiaceenfrüchten; ihm folgte Crie, welcher den
böhmischen Resten analoge Früchte (Crie: Recherches sur la Vegetation
de Fouest de la France ä Fepocjue tertiaire, p. 43, pl. 13, fig. 88 — 96)
als Morinda Brongniarti beschrieb.
Schliesslich hat Schmalhausen (Beiträge zur Tertiärflora Südwest-
Russlands, p. 39, t. XI, fig. 16 — 20) aus dem tertiären Sandsteine von
Mogilno in Wolhynien Fruchtstände von grosser Aehnlichkeit mit Stein-
hauera bekannt gegeben, die er unter der Bezeichnung Syncarpites ovalis
zu den Myrtaceen stellt.
Von den böhmischen Steinhauera- Resten habe ich die Originale PresFs
von Altsattel und Engelhardt’s von Putschirn, Tschernowitz und Grasseth
in den Händen gehabt, weitere Reste sind mir von Davidsthal, Altsattel
und aus der Kohle von „Anton Einsiedler“ hei Dux bekannt geworden.
Ich bin nach deren Untersuchung zu der Ueberzeugung gelangt, dass sie
weder als Coniferen- noch als Cycadeenreste anzusprechen sind, und ich
sehe deshalb hier, in einer Abhandlung über die böhmischen tertiären
Gymnospermen, von einer eingehenden Besprechung derselben ab, indem
ich mir Vorbehalte, bei anderer Gelegenheit ausführlich über sie zu
berichten.
109
Nachtrag.
Nachdem der erste Theil der vorstehenden Arbeit bereits gedruckt
vorlag, bekam ich durch Vermittelung der Herren Prof. Hibsch und
Prof. Bruder eine Anzahl Coniferenreste aus den Sammlungen der land-
wirtschaftlichen Schule zu Liebwerd bei
Tetschen und des Communal- Obergym-
nasiums in Aussig zur Durchsicht; unter
diesem Material befanden sich einige Pinus-
Zapfen, die mir von besonderem Interesse
waren.
Die Sammlung von Liebwerd bewahrt
den Abdruck eines Zapfens von Pinus
hordacea Rossm. sp. aus dem Tscherno-
witzer Sandsteine, der hier wiedergegeben
ist. Von Zapfen dieser Art waren mir
bisher nur Quer- und Längsbrüche und
einzelne Schuppen bekannt, von denen
Engelhardt’s Foss. Pfl. v. Tschernowitz, 1. 1,
sowie Taf. II und III der vorliegenden
Arbeit einige Abbildungen geben; der neue
mir vorliegende Abdruck stellt nun die
Oberfläche eines geschlossenen Zapfens
dar; er ist am unteren Theile nicht voll-
ständig erhalten, lässt aber die verlängert
eiförmige Gestalt und die ungefähre Grösse
erkennen; die Apophysen sind abgerieben,
zeigen aber deutlich, dass es sich um apophyses dimidiatae handelt.
In der Sammlung des Aussiger Gymnasiums wird das Original zu
Engelhardt’s Abbildung Taf. 2, Fig. 4 der „Fossilen Pflanzen von Tscherno-
witz“ aufbewahrt, welches 1. c. als Pinus ornata Stbg. sp. bezeichnet ist.
Nach der Untersuchung dieses Abdruckes kann ich mich der Deutung des-
selben als P. ornata nicht anschliessen. P. ornata besitzt — so wie ich
die Art (vergl. oben S. 54) nach einem umfänglichen Materiale umschrieben
habe — fast ganz flache Apophysen; das vorliegende Engelhardt’sche
Exemplar zeigt nun, dass die Schuppenschilder desselben in der Haupt-
sache allerdings als flache Abdrücke erscheinen; dies hat aber seinen
Grund darin, dass die Mehrzahl der Schilder abgerieben und verdrückt
ist, dieselben tragen auch keinerlei deutliche Sculptur mehr zur Schau;
an der linken Seite des Abdruckes aber befinden sich einige noch wohl-
erhaltene Apophysen — sie sind auch an Engelhardt’s Abbildung durch
genauere Darstellung der Oberflächenbildung hervorgehoben — , und diese
wohlerhaltenen Schuppenschilder erscheinen am Abdrucke als vertiefte,
stumpf kegelförmige Eindrücke, deren Gestaltung ganz und gar mit der
Apophysenbildung bei Pinus oviformis Endl. sp. übereinstimmt. Der Rest
ist daher von der letztgenannten Art nicht zu trennen.
110
Yerzeichniss der Abbildungen.
[In Klammern ist die Sammlung beigefügt, die die Originale bewahrt.]
Tafel Y.
Fig. 1. Glyptostrobus europaeus Brongn. sp. Abfällige Zweige von Preschen
[Sammlung Menzel].
Fig. 2, B. Glyptostrobus europaeus Brongn. sp. Zapfen von Preschen [Samm-
lung Menzel].
Fig. 4. Torreya bilinica Sap. et Mar. Zweig von Preschen, vergr. Fig. 4 a
[Sammlung Menzel].
Fig. 5. Torreya bilinica Sap. et Mar. Same (?) von Preschen [Samm-
lung Menzel].
Fig. 6. Widdringtonia Helvetica Heer. Zweig mit jungem Zapfen und
9 Blüthen von Preschen [Sammlung Menzel].
Fig. 7. Widdringtonia Helvetica Heer. Zweig von Priesen, vergr. Fig. 7 a
[Königl. Mineral.- geol. Museum, Dresden].
Fig. 8. Widdringtonia Helvetica Heer. Zapfen von Preschen [Sammlung
Menzel].
Fig. 9, 10. Podocarpus eocenica Ung. Blätter von Berand [Sammlung
Menzel].
Fig. 11, 12. CepHalotaxites Olriki Heer sp. Blätter von Schichow [Sammlung
Deichmüller].
Fig. 13 — 16. Athrotaxidium bilinicum nov. sp. Zapfen von Preschen [Samm-
lung Menzel].
Fig. 17. Sequoia Couttsiae Heer, cT Blüthe von Preschen [Sammlung
Menzel].
Fig. 18. Sequoia Couttsiae Heer. Zweig von Preschen, vergr. Fig. 18a
[Sammlung Menzel].
Fig. 19—23. Sequoia Couttsiae Heer. Zapfen von Preschen, von aussen
und quergebrochen [Sammlung Menzel].
Fig. 24. Sequoia Couttsiae Heer. Zweig von Waltsch, vergr. Fig. 24a
[Sammlung des geolog. Inst, der deutschen Carl Ferd.- Univer-
sität, Prag].
Fig. 25. Sequoia Couttsiae Heer. Zweig von Altsattel [Sammlung Menzel].
Fig. 26. Sequoia Langsdorfii Brongn. sp. Quergebrochener Zapfen von
Preschen [Sammlung Menzel].
Fig. 27, 28. Sequoia Langsdorfii Brongn. sp. Zapfen, längsgebrochen und
von aussen, von Waltsch [Böhmisches Landesmuseum, Prag].
Fig. 29 — 31. Callitris Brongniartii Endl. sp. Samen von Berand [Samm-
lung Menzel].
Fig. 32, 33. Callitris Brongniartii Endl. sp. Zapfen von Berand [Samm-
lung Menzel].
Fig. 34. Callitris Brongniartii Endl. sp. Zweigstück von Berand [Samm-
lung Menzel].
Fig. 35. Sequoia Sternbergii Ett. Zweig von Kutschlin, vergr. Fig. 35 a
[Sammlung Deichmüller].
XI. Lausitzer Diabas mit Kantenger ollen.
Mittheilung aus dem K. Mineralogisch - geologischen Museum zu
Dresden
von Prof. Dr. W. Bergt.
Mit 1 Tafel.
In der geologischen Sammlung des mineralogisch-geologischen Museums
fand sich unter alten Beständen das auf Taf. VI abgebildete Geröll, das
in mehrfacher Beziehung Beachtung verdient. Leider ist es ohne Fund-
ortangabe. Wahrscheinlich gehört es zu den von Dr. L. Rahenhorst
geschenkten Diluvialgeschieben der Lausitz*), eine Annahme, die durch
weiter unten zu erwähnende Punkte unterstützt wird.
Das Stück stellt im Ganzen ein mehr flaches Gerolle dar. In seinem
jetzigen, auf Taf. VI in natürlicher Grösse abgebildeten Zustande sind
nur drei Begrenzungsflächen unversehrt, die breiten Seiten (Ober- und
Unterseite, Fig. 1 und 2) und eine kurze Seitenfläche zum Theil, die in
Fig. 1 und 2 oben liegt und durch Fig. 3 wiedergegeben wird. Die in
den Figuren 1 und 2 unten abschliessende gerade Linie (Fläche) ist durch
einen Schnitt erzeugt, der Schleifmaterial liefern musste, und die übrige
Begrenzung bilden unregelmässige frische Bruchflächen. Die grösste Länge
und Breite beträgt etwa 85 — 90 cm. Wie die Abbildung zeigt, sitzen in
einem festen Gestein zahlreiche Gerolle und Kantengerölle. In Fig. 1 sind
deren 14, in Fig. 2 deren 13 sichtbar, im Ganzen kann man an dem Stück
35 zählen.
Das Wirthsgestein. Die Bruchflächen des ganzen Stückes zeigen als
Wirthsgestein der Gerolle ein dunkelgrünes, feinkörniges, massiges Gestein,
das, wie die mikroskopische Untersuchung ergiebt, Uralitdiabas ist.
Seine Gemengtheile sind Plagioklas, uralitische, aus Augit hervorgegangene
Hornblende ohne Augitrest, Quarz, Magnet- und Titan eisen, aus diesem
hervorgegangener grauwolkiger Titanit und primärer Titanit. Die typische
ophitische Structur lässt keinen Zweifel an der Diabasnatur des Gesteines
auf kommen. Schon mit blossem Auge kann man um jedes Geröll einen
schwarzen, etwa 1/2 mm breiten Rand bemerken. Er besteht aus dicht
*) H. B. Geinitz: Das K. Min. Mus. in Dresden 1858, S. 23.
112
gedrängten schlanken Augitsäulchen, die meist senkrecht zu den Grenzen
der Gerolle gestellt, durchgehends in Uralit umgewandelt oder in Chlorit
und faserigen Serpentin zersetzt und massenhaft mit schwarzen Erzkörnern
(Magneteisen) überdeckt sind. ln diesem Augitkranz hat man eine
endogene Contactwirkung zu sehen. Feine, zuweilen ganz hindurch-
gehende, von Diabas ausgefüllte Sprünge in den Gerollen entsprechen ihrer
Zusammensetzung nach dem Contactring, indem sie sehr augit (uralit-) reich
sind, aber mit wirrer Lagerung der Säulchen.
Die Gerolle. Die vom Diabas eingeschlossenen Gerolle gehören
einem feinkörnigen bis dichten, harten, quarzitähnlichen Gesteine an. Auf
frischem Bruche besitzen sie weissgraue bis graue Farbe. Bei genauerer
Betrachtung und durch den mikroskopischen Befund aufmerksam gemacht,
bemerkt man mit der Lupe, besonders deutlich nach Anfeuchtung der
Gerolle, dass die grössere Zahl derselben aus zweierlei Mineralien ziem-
lich gleichmässig gemengt ist, aus rauchgrauem Quarz und einem trüben
röthlichen bis fieischrothen Mineral. Dieses scheint vielfach Zwischen-
räume von rundlicher oder gekrümmter wurmähnlicher Gestalt auszu-
füllen.
Die mikroskopische Untersuchung ergiebt nun höchst merkwürdige
Verhältnisse. In der That besteht der ,, Quarzit“ hauptsächlich aus klarem
Quarz und regelmässig mit ihm gemengten, körnerähnlichen, trüben Partieen.
Der Quarz ist verhältnissmässig rein. Durch Flüssigkeitseinschlüsse und
„Thonschiefernädelchen“ giebt er sich als ursprünglicher Gemengtheil alter
krystalliner Gesteine zu erkennen. Die Korngrösse wechselt in den ver-
schiedenen Gerollen. An einem derselben sieht man mit unbewaffnetem
Auge die 2 mm grossen Quarze. Bei gröberem Korn und bei Reichthum
an dem rothen Mineral trägt das Gestein durch die abgerollte Form der
Quarzkörner und die Verbindungsweise mehr einen Sandsteincharakter,
bei feinerem Korn und bei Armuth oder Mangel an dem rothen Mineral
dagegen Quarzitcharakter.
Merkwürdiger ist der andere Gemengtheil. Derselbe hat unter dem
Mikroskop ein körnigtrübes Aussehen, röthliche bis rothbraune Farbe und
grosse Aehnlichkeit mit stark getrübtem, ferritisch geröthetem Orthoklas.
Zuweilen bemerkt man schon im gewöhnlichen Lichte bei stärkerer Ver-
grösserung eine zarte radialfaserige Structur und zwischen + Nie. im
parallelen polarisirten Lichte mehr oder weniger regelmässig das Inter-
ferenzkreuz oder Theile desselben. Es liegen also echte Sphärolithe vor.
Sehr häufig enthält diese rothe Substanz Erzkörner, schlanke Säulen der
gleichen uralitischen Hornblende und diese ebenso wie besonders im Con-
tactring mit Erzkörnern besetzt, endlich winzige Nädelchen von unbestimm-
barer Natur und massenhaft aus winzigen Körnchen zusammengesetzte
Striche (Margarite), die zottenartig, fächerförmig so dicht geschaart sind,
dass die betreffenden Stellen schwarz erscheinen. Man ist vielleicht zuerst
geneigt, diese sphärolithische Substanz für Chalcedon zu halten. Sie wird
indessen ziemlich schnell von Flusssäure angegriffen, während der Quarz
noch vollständig unversehrt geblieben ist. Dagegen wirkt heisse Salzsäure
nicht auf sie ein, auch die rothe Farbe erfährt dadurch kaum eine Aen-
derung. Der Verfasser glaubte darnach in ihnen eine dem Mikrofelsit
entsprechende Substanz von feldspathähnlicher (Orthoklas) Zusammen-
setzung annehmen zu müssen. Als Stütze kann angesehen werden, dass
manche dieser rothen Partieen keine faserige Structur, sondern eine an
113
Feldspath erinnernde Aggregatpolarisation zeigten, und ganz selten erkennt
man an den dem Quarz zugewendeten Krystallenden und eingeschalteten
Zwillingslamellen die Feldspathnatur.
In den verschiedenen Gerollen betheiligt sich diese rothe sphäroli-
thische Substanz in wechselnder Menge an der Zusammensetzung. Nur
wenige scheinen ganz frei davon oder arm daran zu sein. Man unterscheidet
sie schon mit blossem Auge, es sind sehr feinkörnige, fast dichte Gesteine.
In anderen Gerollen befinden sich Quarz und „Mikrofelsit“ im Gleich-
gewicht und ein Ueberwiegen des letzteren findet in einem untersuchten
gröberen Gestein statt, an dem die Korngrösse etwa 1 1/2 — 2 mm erreicht.
Eine bemerkenswerthe Beobachtung macht man häufig an dem Augit-
kranz, welcher die Gerolle umgiebt. Da, wo dieser an den Quarz grenzt,
ist er am breitesten und ungestörtesten, die Augitsäulchen (Uralit) sind
am dichtesten und regelmässigsten radial zum Geröll gestellt. An den
Grenzen gegen den Mikrofelsit dagegen tritt eine Lockerung des Augit-
kranzes ein, ja ein vollständiges Aussetzen, eine Lücke im Contactsaum,
und man hat den Eindruck, als ob die rothe Substanz durch das offene
Thor in den Diabas hinüberströme , während umgekehrt zuweilen der
schmal gewordene Uralitsaum in den „Mikrofelsit“ des Gerölles umge-
bogen erscheint. In einem Präparat, in welchem zwei Gerolle nur durch
eine wenige Millimeter breite Diabasmasse getrennt sind, ist diese mit
„Mikrofelsit“ gemengt.
Wie sind diese merkwürdigen Verhältnisse, für die dem Verfasser
nichts Aehnliches in der Litteratur bekannt geworden ist, zu deuten?
Die im Folgenden versuchte Erklärung kann, da das vom Diabas
eingeschlossene Gestein in seinem ursprünglichen Zustand nicht bekannt
ist, nur hypothetischer Natur sein.
Zunächst ist es unzweifelhaft, dass die Gerolle auf Grund ihrer
Structur Sedimentgesteine sind, und es liegt nahe, sie für mehr oder
weniger thonhaltige Sandsteine und zwar, wie unten noch zu erwähnen sein
wird, der nordsächsischen Grauwackenformation zu halten, Sandsteine,
die durch den Diabas contactmetamorph verändert wurden. Es ist denkbar,
dass das feine thonig schlammige Bindemittel der Quarzkörner zu mikro-
lithenhaltigem Glas geschmolzen wurde, dass also ähnliche Veränderungen
eintraten, wie sie Hibsch*) an den oligocänen Sandsteinen z. B. der
Kolmer Scheibe im Contact mit Basalt beschreibt. Der Verfasser konnte
sich überzeugen, dass die oben erwähnten margaritenreichen Stellen grosse
Aehnlichkeit mit dem „trüben glasartigen Kitt“ der böhmischen Sand-
steine haben; auch hier treten nach Hibsch häufig farblose, schief aus-
löschende Nadeln von unbestimmbarer Natur auf. Das Glas würde sich
dann in unserem Falle in Mikrofelsit umgesetzt haben, wie man es ja
theilweise für die Pechsteine und Porphyre annimmt, und stellenweise in
Feldspath. Oder wenn man nicht erst ein Glasstadium voraussetzen will,
dann bestand die Contactwirkung in einer Umwandlung des thonigen Binde-
mittels in Mikrofelsit- Sphärolithen und Feldspath. Zugleich deutet der
verhältnissmässige Augit (Uralit-) reicht hum der Gerolle auf eine stoffliche
Beeinflussung des Sandsteines durch den Diabas.
*) J. E. Hibsch: Erläuterungen zur geol. Karte des böhmischen Mittelgebirges,
Blatt 1 (Tetschen), 8. 71. Tscherm. min. u. petr. Mitth. XV, 1896, S. 271.
*
114
Herkunft des Diabasgerölles. Giebt nun der geschilderte Befund
einen Anhalt für die Beurtheilung der Herkunft unseres Stückes? Oder,
da bereits am Eingang die Lausitz als Heimath vermuthet wurde: sind
unter den zahlreichen Diabasvorkommnissen der Lausitz solche mit ähn-
lichen Einschlüssen bekannt?
Während der Diabas im Allgemeinen auch hier in der Lausitz sehr
selten Einschlüsse fremder Gesteine enthält, geben die Erläuterungen zur
geologischen Specialkarte von Sachsen auf drei Blättern des lausitzer
Gebietes einschlussreiche Diabase an. Blatt Bischofswerda No. 53, S. 24:
,,Der an der Windmühle bei Niederneukirch aufgeschlossene, 6 m mächtige
Gang von Olivindiabas ist von Fragmenten so reichlich angefüllt, dass
deren in einem etwas über kopfgrossen Blocke etwa 50 gezählt werden
konnten. Diese Einschlüsse bestehen zum weitaus grössten Theile aus
Quarzbrocken, welche nur ausnahmsweise die Grösse eines Hühnereies
erlangen.“
Blatt Neustadt -Hohwald No. 69, S. 20: „In dem Gange vom Stein-
berge an der Hohwaldstrasse fallen schon von Weitem zahllose rundliche
oder unregelmässig geformte, bis über faustgrosse Körner und Brocken
rissigen, fettglänzenden Quarzes auf, welche ganz den Habitus der im
Granit so häufigen Quarzbrocken oder des Gangquarzes besitzen . . . .
Der Gang des Niederneukircher Bahneinschnittes (zwischen Niederneukirch
und Putzkau zwischen Schneisse 26 und 27) ist sehr reich an kleineren
Quarzkörnern.“
Blatt Hinterhermsdorf-Daubitz No. 86, S. 18: „Nur an einem Punkte
der Klippe im N. von Wölmsdorf strotzt der Diabas so von fremden
Einschlüssen, dass er geradezu weiss gefleckt erscheint Die Quarz-
einschlüsse erreichen fast Faustgrösse. Die kleineren Fragmente sind
theils eckig, theils rundlich und meist glattrandig, während die grösseren
Bruchstücke oftmals an ihrer Peripherie zerklüftet sind, so dass Diabas-
material mehr oder weniger tief in dieselben eingedrungen ist.“
Von den genannten Oertlichkeiten konnte der Verfasser im Spät-
herbst 1900 nur eine aufsuchen, den zuerst genannten Diabasgang an der
Windmühle bei Niederneukirch. Obwohl die Windmühle nicht mehr vor-
handen ist, kann der im Verschütten und Verwachsen begriffene Bruch
leicht gefunden werden. Die in der Erläuterung zu Blatt 53 geschilderten
Verhältnisse sind noch gut zu beobachten und die massenhaften Quarz-
einschlüsse zeigt am besten eine glatte Wand im hintersten Theile des
Bruches. In ein Handstück des Diabases bekommt man freilich nur
wenige Quarze, dagegen würde das in der Erläuterung angeführte kopf-
grosse Stück mit 50 Einschlüssen etwa unserem Geröll in Bezug auf Reich-
thum an jenen entsprechen.
Eine Vergleichung der erwähnten lausitzer Vorkommnisse mit unserem
Stück führt nun zu folgendem Ergebniss: Zunächst ist es bei der grossen
Verschiedenheit der lausitzer Diabase in petrographischer Beziehung und
bei dem häufigen Wechsel auf kleinem Raume ohne jede Bedeutung, ob
unser Diabas mit den angeführten einschlussreichen Vorkommnissen über-
einstimmt oder nicht. Der Diabas unseres Stückes stimmt z. B. mit dem
Olivindiabas von Niederneukircb nicht überein. Wichtiger ist wohl das
Auftreten der Einschlüsse überhaupt. Wie aus Obigem hervorgeht, gleicht
unser Stück in der Art und Weise der Einschlüsse den bekannten lau-
sitzer Vorkommnissen. In Bezug auf Häufigkeit, Grösse und Form der
115
Einschlüsse besteht kein wesentlicher Unterschied. Auch die oben ge-
schilderten endogenen Contacterscheinungen werden in der Erläuterung
zu Blatt Bischofswerda ganz entsprechend beschrieben: ,,Die Quarzbrocken
sind mit einem bis 0,5 mm breiten Saum umgeben, der sich aus Augit
nebst wenig Biotit und noch spärlicherem Eisenerz und Plagioklas zu-
sammensetzt. ln einzelne Quarze dringt dieses Gemenge auf feinen
Bissen ein.“
Durchgehends verschieden scheint nur das Material der Einschlüsse
in beiden Fällen zu sein. Während unsere Gerolle jenen eigenthümlichen
contactmetamorphen Grauwackensandstein darstellen, haben wir dort
neben Granitbrocken und seinen Gemengtheilen nur homogenen wasser-
klaren oder milchig trüben fettglänzenden Quarz gleich dem, der auch so
häufig als Einschluss im lausitzer Granit auftritt. Aber auch dieser Um-
stand kann keineswegs gegen die Lausitz als Ursprungsort unseres Stückes
sprechen. Es ist vielmehr anzunehmen, dass es von einem lausitzer
Diabasgange stammt, der gegenwärtig nicht beobachtbar, dessen Aus-
gehendes vielleicht zerstört und von jungen Deckschichten verhüllt ist.
Die Kantengerölle.
Unser Diabasgeröll ist aber noch in einer anderen Beziehung inter-
essant, dadurch, dass die vom Diabas eingeschlossenen Gerolle an der
Oberfläche zu ,, Dreikantern“ umgewandelt sind. Die Dreikanterfrage hat
für Dresden dauernde Wichtigkeit und Bedeutung, weil seine Umgebung
bekanntlich reich an diesen merkwürdig geformten Geschieben ist. Des-
halb und weil man hier nbch immer Ansichten über ihre Entstehung
begegnet, die dem gegenwärtigen Stand unseres "Wissens keineswegs ent-
sprechen, glaubte der Verfasser nicht auf eine Darstellung der Ent-
wickelung der Dreikanterfrage verzichten zu sollen, obwohl eine solche
schon oft, auch im letzten Jahrzehnt, zuletzt wohl 1899 von Papp gegeben
worden ist.
Geschichtlicher Rückblick.*) Nach der bekannten Litteratur hat
zuerst A. von Gutbier 1858 Kantengerölle erwähnt und abgebildet. Er
brachte sie sofort mit der Eiszeit und zwar mit der damaligen Drifttheorie
in engste Verbindung. Die Diluvialgeschiebe haben nach Gutbier einer
zweifachen Abnutzung unterlegen : „Einer ersten oder Abrollung im
Wasser an der Küste; einer zweiten oder Abreibung, wo ein Theil der-
selben im Eise eingefroren, gleichsam gefasst war, mit den Schollen der
Schaukelbewegung des Wellenschlages folgte, und jedenfalls während langer
Zeit gegen andere am Grunde festliegende Blöcke oder angefrorene Ge-
schiebe gerieben wurde (S. 70) .... Manche Steine unterlagen einem
mehrseitigen Schliffe, einer Facettirung mit mehr oder minder scharfen
Kanten. Dies konnte nur geschehen, wenn sie im Eise sich wendeten und
wieder festfroren“ (S. 71).
Diese unmittelbare Verknüpfung der Kantengerölle mit der Eiszeit
hat etwa 30 Jahre bestanden. Hier und da sind auch ähnliche Gebilde
für menschliche Erzeugnisse gehalten worden. 1871 treten z. B. Virchow
und Braun einer solchen Auffassung entgegen und schliessen sich im
*) Eine Zusammenstellung der dem Verfasser bekannten Litteratur befindet sich
am Ende dieser Abhandlung.
116
Allgemeinen der Gutbier’sclien Erklärung an. Braun lässt sie ,, durch
gegenseitige Reibung nebeneinander liegender Gesteinsstücke, welche durch
das Wasser hin- und herbewegt, jedoch nicht von der Stelle gerückt
werden“, entstehen. Seit dem Jahre 1876, in dem Berendt eine grössere
Anzahl Kantengerölle aus dem Diluvium von Berlin in der deutschen
geologischen Gesellschaft vorgelegt hatte, kommt die Dreikanterfrage mehr
in Fluss. In den verschiedensten Gegenden werden sie aufgefunden. Aber
erst das neunte Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts brachte zusammen-
fassende Bearbeitungen der sich immer mehr häufenden Beobachtungen
und Untersuchungen. Besonders erwies sich die Arbeit von Berendt 1885
auf Jahre hinaus von entscheidendem Einfluss. Nach Berendt waren die
„Dreikanter“ durch gegenseitiges Abschleifen lose aufeinander liegender
Geschiebe entstanden, welche durch stark bewegtes Wasser, und zwar, da
man weder vom Meeresboden noch aus dem Bereiche der Brandung der-
artige Geröllformen kannte, durch stürzende und strömende Gletscher-
schmelzbäche in rüttelnde Bewegung versetzt wurden. Diese Ansicht
Berendt’s betrachtete man vielerorts als die „zweifellose“ Lösung des
Dreikanterräthsels. Ja man sah, in einem Kreisschluss sich bewegend,
die „Dreikanter“ als eine Stütze für die Gletschertheorie an.
Ausser dieser eben erwähnten Erklärung war aber noch eine zweite
aufgestellt worden, die bis jetzt freilich weniger Anklang gefunden hatte.
Sie führte die Kantengerölle auf die Wirkung des Flugsandes zurück.
Die Notiz von Travers aus dem Jahre 1869, in der dies zuerst aus-
gesprochen wurde, scheint in Europa nicht bekannt geworden zu sein,
denn sie wird erst 1886 von Nathorst wieder ans Licht gezogen. Unter-
dessen waren die Erscheinungen der Wind- und Sanderosion der Sand-
wüsten und Steppen immer bekannter in Europa geworden und hatten
der kommenden Erklärung der „Dreikanter“ den Boden bereitet. Nach-
dem Enys 1878 eine ganz ähnliche Darstellung wie Travers gegeben hatte,
sprach sich 1883 Gottsche für die äolische Entstehung der Facetten an
den Kanten geröllen aus. 1885 traten Schmidt und Mickwitz entschieden
der Berendt’schen Theorie entgegen, indem sie auf Grund von Beobach-
tungen an den Fundstellen von Pyramidalgeschieben zugleich ausser auf
die herrschenden Hauptwindrichtungen auch auf die Wichtigkeit der ört-
lichen Verhältnisse, welche im Kleinen den Wind und den Flugsand ab-
lenken, hinwiesen. Obwohl noch einige eingehende Darstellungen der „Drei-
kanter“ in den nächsten Jahren (E. Geinitz, Theile) den Berendt’schen
Ausführungen zustimmen, gewinnt die neue Erklärung immer mehr An-
hänger und selbst solche, die sich eben noch für Berendt ausgesprochen
hatten, wenden sich ihr zu. Ganz besonders hat u. a. J. Walther durch
seine Beobachtungen in den ägyptischen Wüsten und seine anschaulichen
Beschreibungen der Wind- und Sanderosion (Deflation) zur Befestigung und
zum Siege der neuen Ansicht beigetragen. Zwar haben sich noch im letzten
Jahrzehnt vereinzelte Stimmen (z. B. Stapff und Stone) in ablehnendem
Sinne erhoben, gegenwärtig aber ist die Entstehung der Kantengerölle
durch Flugsand ganz allgemein angenommen. Von der Thatsache ab-
gesehen, dass man Kantengerölle in den Sandwüsten gewissermassen
hat entstehen sehen und jederzeit in Bildung begriffen wahrnehmen kann,
abgesehen auch von einer ganzen Reihe anderer Punkte, mögen nur fol-
gende schwerwiegende Einwendungen gegen die Berendt’sche Theorie an-
geführt werden.
117
A. Heim sagt 1887: „Im schweizer Diluvium ist bisher nirgends etwas
Aehnliches gefunden worden — was doch der Fall sein müsste, wenn
Gletscherwasser bei ihrer Bildung irgend welche Rolle spielen würde;
hingegen liegen die Kantengerölle im Flugsande auf Hochflächen, der bei
uns fehlt.“
Sauer führt 1889 aus: „Wenn ferner die Berendt'sche Erklärung
zuträfe, so wäre die grösste Häufigkeit der Kantengeschiebe in jenen
rückenartigen Geschiebeanhäufungen zu erwarten, die man als Rückzugs-
oder Endmoränenbildungen zu deuten mit gutem Grunde Veranlassung
hat Und doch trifft man im Innern dieser Geröllanhäufungen nicht
ein einziges Kantengerölle, vielmehr, gleichwie in der Deckschicht des
Geschiebelehms, nur auf die obersten äussersten Theile dieser Rücken
beschränkt.“
Während man die Kantengerölle also früher als Beweise für die
Gletschertheorie betrachtete, spielen sie jetzt im Verein mit den Resten von
Steppen thieren dieselbe Rolle für das ehemalige Vorhandensein von Steppen
in Mitteleuropa.
Um den Vorgang der Dreikanterbildung weiter aufzuklären, hat man
auch das Experiment zu Hilfe genommen. Preussner’s Versuche 1887
waren ergebnisslos, dagegen hat de Geer 1886 erfolgreiche, besonders
aber Thoulet weitgehende und die verschiedensten Punkte berücksich-
tigende Versuche angestellt, deren Ergebnisse aber noch genauerer Ver-
gleichung mit den in der Natur gegebenen Verhältnissen harren.
Im Einzelnen freilich ist die Entstehung der Kantengerölle noch längst
nicht genügend aufgeklärt. So gehen die Meinungen in Bezug auf die
Frage auseinander: wie weit ist die Gestalt, sind die Flächen und scharfen
Kanten besonders der regelmässigen „typischen“ Kanter auf die Rechnung
des Sandschliffes zu setzen. Während man auf der einen Seite die
Herausarbeitung solcher Formen aus einem runden Geröll allein durch
den Sandschliff für möglich hält, will man auf der anderen Seite eine so
starke formende Kraft und Thätigkeit nicht zugestehen. So hat Keil-
hack 1883 als erste Veranlassung angesehen, dass bei der Zertrümmerung
dieser (harten) Gesteine Bruchstücke mit mehreren annähernd ebenen
Flächen entstehen. Nach Heim 1887 hängt die Zahl und Anordnung der
Kanten und damit die Form der geschliffenen Pyramiden ab von der
ursprünglichen und wenig veränderten Umrissform des Gesteinsstückes.
Dieser Ansicht schliesst sich van Calker 1890 an.
Auch betreffs der Abhängigkeit der Flächen und Kanten in Zahl und
Richtung von den herrschenden Winden kommen die verschiedenen Darstel-
lungen zu abweichenden Ergebnissen. Im Allgemeinen hat sich seit den ersten
Zeiten der Sandschlifftheorie bis jetzt eine Wandlung in dieser Frage voll-
zogen. Lange suchte man eine den Hauptwindrichtungen der betreffenden
Gegend entsprechende Zahl und Lagerung der Flächen und Kanten heraus-
zufinden und zu construiren. Mit der wachsenden Erkenntniss aber, dass die
Sandströme oft von den kleinsten örtlichen Verhältnissen bestimmt werden,
sah man von dem oft vergeblichen oder zu erzwungenen Ergebnissen
führenden Bemühen ab. Diese Frage dürfte am besten durch einige
Citate beleuchtet werden. Heim 1887: „Die Gestalt der Kanter ist nur
unwesentlich von den Windrichtungen, weit massgebender hingegen von
der Umrissform der Steinsstücke abhängig.“ Dames 1887: „Ferner kann
man beobachten, wenn auch nicht durchweg, so doch in vielen Fällen,
118
dass die nach Süden gewendete Seite der Geschiebe intact gehlieben;
und es erklärt sich das leicht daraus, dass diese Seite durch den steilen
Nordabfall des Regensteines (bei Blankenburg am Harz) vor der Ein-
wirkung heftig wehender Winde mehr geschützt ist.“ Verworn 1896:
„Unzweifelhaft erscheint noch, dass ein Rollstein nur von einer Richtung
angeblasen, zwei oder drei Schliffflächen bekommen kann, indem nämlich
der Wind den unterliegenden Sand allmählich wegbläst und das Gerolle
zum Stürzen bringt.“
Walther 1887: „Von Bedeutung schien es zu sein, dass die Gerolle
nahe aneinander liegen, indem dadurch Hindernisse und Interferenzstreifen
geschaffen wurden für die Bewegung des wirbelnden Sandes.“
Die klarste Vorstellung von der Entstehung der Kantengerölle dürfte
wohl folgende, eigene Anschauung wiedergebende Schilderung J. Walther’s
(1891) vermitteln: „Einen Zusammenhang zwischen der Richtung der
Kanten und der Windrichtung konnte ich nicht finden und solches scheint
mir auch leicht begreiflich, da die Richtung des Windes in der Wüste
oft jede Stunde wechselt ....
Der Sand fliesst in kleinen Strömen über den Boden hin und die auf
dem Boden liegenden Kiesel bilden ebenso viele Hindernisse und Wider-
stände für die kleinen Sandgerinne. Vor einem grösseren Kiesel theilt
sich der Sandstrom, um sich oft hinter dem Hinderniss wieder zu ver-
einigen, oft laufen die getheilten Stromäste eine Strecke isolirt weiter,
um dann wieder mit anderen benachbarten zusammen zu laufen. In dieser
Gabelung und Wiedervereinigung kleiner Sa.ndströme, hervorgerufen durch
die am Boden liegenden Steine, werden solche Steine, auf welche con-
vergirend zwei Sandströme stossen, mit zwei Facetten versehen, deren
jede durch einen Sandstrom gebildet wurde. Indem sich diese Facetten
immer mehr vergrössern, kommen sie endlich zum gegenseitigen Schneiden
und bilden dadurch eine Kante. Gerolle, welche constant durch ähnliche
Sandströme bespült werden, erhalten scharfe Kanten; wechselt aber die
Richtung der Sandströme, so werden die Kanten und Flächen undeutlich
und wieder verwischt“ (S. 447). Und derselbe 1900: „Der anfänglich ge-
machte Versuch, die Kanten der Dreikanter mit den Windrichtungen
parallel zu orientiren, ging von falschen Voraussetzungen aus. Denn die
Fläche der Facettengeschiebe ist das Wesentliche und nur durch zwei
sich schneidende Schliffflächen entsteht die Kante. Die auf dem sandigen
Boden regellos vertheilten Gerolle werden durch die sich gabelnden und
wieder convergent zusammentreffenden Sandströme angeschliffen und die
entstandenen Schliffflächen verbreitern sich mehr und mehr. Ihre Mittel-
linie ist nicht nothwendig parallel der Windrichtung in der Atmosphäre,
sondern nur der durch viele Hindernisse abgelenkten Luftströmung am
Boden und kann mithin rasch wechseln“ (S. 51).
Was lehrt nun nach den vorausgegangenen Betrachtungen unser
Geröll auf Tafel VI?
Dem Verfasser erscheint es zunächst nicht zweifelhaft, dass die
Herausarbeitung der Gerolle aus dem Diabas und die weitere Gestaltung
ihrer blossgelegten Seiten durch den Sandschliff erfolgt ist. Die rauhe
körnige Oberfläche des zwischen den Geschieben befindlichen Diabases,
die geschweiften, oft tief unter die harten Gerolle eingeschnittenen, durch
Entfernung des Diabases erzeugten Rinnen (in Fig. 1 oben links leider
nicht gut erkennbar, besser in Fig. 3 zwischen den beiden zusammen-
119
laufenden Gerollen), die mannigfache Gestalt der herausragenden Geröll-
enden mit ebenen oder concav und convex gekrümmten Begrenzungsflächen,
mit scharfen geraden und ganz unbestimmten, gebogenen Kanten kann un-
möglich nach der Berendt’schen Theorie durch Reibung mit so und so
vielen losen Gerollen erklärt werden. Ebenso augenscheinlich ist der
Mangel einer einheitlichen, gesetzmässigen Lage der Flächen und Kanten
etwa nach bestimmten Windrichtungen. Wir sehen vielmehr den von
Walther beschriebenen, oben angeführten Vorgang, bei welchem der Sand-
strom zwischen den naheliegenden Gerollen schlängelnd seinen Weg suchen
muss, hier abgelenkt, dort sich theilend, anderswo mit den Abzweigungen
sich wieder vereinigend, an unserem Stück in natürlichem Zustand fest-
gelegt. Wie deutlich springt z. B. in Fig. 2 die Bahn des von oben (im
Bilde) kommenden Sandstromes in die Augen, der das links oben befind-
liche harte Gerolle unterhöhlt, auf die Breitseite des vorliegenden langen
Geschiebes auftrifft und senkrecht zu seiner Richtung die lange Kante
erzeugt. Unmittelbar links davon hat sich im Schutze (Windschatten) des
obersten Gerölles der Diabas noch bis an den äussersten Rand erhalten
können, dagegen ist die linke Seite des langen Geschiebes schon stärker
betroffen und mit voller Kraft wirft sich der Sand auf die beiden ent-
gegenstehenden hellen Flächen.
Die Oberflächen unserer Gerolle sind glatt, aber nicht glänzend,
eine grubige Beschaffenheit ist kaum bemerkbar jedenfalls wegen des
feinen Kornes und wegen der geringen Härteunterschiede der Gemeng-
theile, höchstens machen sich diese durch mattere und weniger matte
Stellen bemerkbar. Auf Bruch- und Anschnittsflächen unseres Diabas-
gerölles wollte es scheinen, als ob die im Diabas steckenden Seiten einiger
Geschiebe ähnliche scharfe Kanten zeigten wie die freien, als ob mit
anderen Worten der Diabas bereits fertige Kantengerölle eingeschlossen
hätte, deren Entstehung dann in die paläozoische Zeit hätte versetzt
werden müssen. Indessen erwies sich dies als trügerisch, und es bildet
so unser Geröll kein Seitenstück zu den von Nathorst’ beschriebenen
cambrischen Kantengeschieben oder zu denen des Buntsandsteins, die
Chelius entdeckt hat.
Es wurde oben erwähnt, dass unser Diabasgeröll in seinem jetzigen
Zustand theilweise von frischen Bruchflächen begrenzt wird. Nichts
spricht gegen die Annahme, dass es vor seiner Verletzung rings herum
die gleiche Beschaffenheit zeigte wie an den abgebildeten Seiten, dass also
auch an den abgebrochenen Stücken die Einschlüsse aus dem Diabas
herausgearbeitet waren. Dies war natürlich nur möglich durch eine
mehrfache Wendung des Stückes, die, wie oben in einem Citat angedeutet
ist, jedesmal nach dem Wegblasen des unterlagernden Sandes erfolgte.
Litteratur über die Kantengerölle.
1858. Gutbier, A. von: Geognostische Skizzen aus der sächsischen Schweiz, S. 70 u. 71,
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1885 . N a t h o r s t , A. G. : Om kambriska pyramidalstenar. Ofversigt of Kgl. V etensk.- Ak.
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Jäkel, 0.: Ueber diluviale Bildungen im nördlichen Schlesien. Ebenda S. 287
bis 289, mit Abb.
Preussner: Versuche mit Sandstrahlgebläsen. Ebenda S. 502.
Geinitz, E.: Ueber Kantengerölle. Neues Jahrb. f. Min. 1887, II, S. 78— 79.
Thoulet, J.: Experiences synthetiques sur l’abrasion des roches. Compt. rend.
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1888. Koch, F. E.: Zur Frage über die Bildung der sog. Dreikanter. Archiv d. Ver.
d. Freunde d. Naturgesch. Mecklenb. 41 (1887), 1888, S. 223 — 226.
Geinitz, H. B. : Ueber Kantenger ölle. Sitzungsber. u. Abhandl. Isis Dresden,
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Mehnert, E.: Ueber einen Dreikanter. Ebenda S. 32.
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Tiefebene. Zeitschr. f. Naturw. Halle, Bd. 62, S. 326 — 351, mit Abb. —
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ratur.) — Ber. Neues Jahrb. f. Min. 1891, I, S. 91.
1890. Sauer, A., und C. Chelius: Die ersten Kantengeschiebe im Gebiete der Rhein-
ebene. Neues Jahrb. f. Min. 1890, II, S. 89 — 91.
Calker, F. J. P. van: Ueber ein Vorkommen von Kantengeschieben u. s. w. in
Holland. Zeitschr. deutsch, geol. Ges. 42, S. 577 — 583.
1891. Walther, J.: Die Denudation in der Wüste und ihre geologische Bedeutung.
Abhandl. math.-phys. Kl. Ges. d. Wiss. Leipzig, XVI.
1892. Wahnschaffe, F. : Beitrag zur Lössfrage. Jahrb. preuss. geol. Landesanst. f.
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Sitzungsber. böhm. Ges. d. Wiss. Math. - naturw. Klasse (1895) 1896,
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1899. Papp, K. : Dreikanter auf den einstigen Steppen Ungarns. Földtani Közlöny,
Suppl. XXIX, S. 193-203, 1 Taf.
? Witt ich, E.: Ueber Dreikanter aus der Umgegend von Frankfurt a. M. (Ohne
nähere Angabe bei Papp citirt.)
? Bather, F. A.: Wind-worn pebbles in the British Isles. Geologists’ Ass. Proc.
XVI, S. 396—420. — Ber. Geol. Centralblatt I, S. 104, No. 331.
P.J/Iemei d£l.
Lith. Anst v. A. Kretzschel, Dresden.
„ Whandl. d Isis in Dresden, 1900.
PJlenzel del.
Lith. Anst. v. A. Kretzschel, Dresden.
Jbhmdl.äJsis in
PMrnzel deL.
L'ith. Anst. v. A.Kretzschel , Dresden.
Jbhandl. (Liste in Dresden, 1900.
Taf.m.
P Jrtmzel deL. Lith.Anst.v. A.Krstischel. Dresden.
Abhandl. d. Isis in Dresden, 1900.
Taf. VI.
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der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dresden.
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Herausgegeben
von dem Redactions-Comite.
Jahrgang 1899.
Januar bis Juni.
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Dresden.
In Commission der K Sachs. Hofbuchhandlung H. Burdach.
1899.
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Redactions - Comite für 1899:
Vorsitzender: Prof. Dr. E. Kalkowsky.
Mitglieder: Privatdocent Dr. W. Bergt, Prof. Dr. J. Deichmüller, Geh. Hofrath
Prof. Dr. 0. Drude, Prof. Dr. F. Foerster, Prof. Dr. H. Kitsche und Prof.
Dr. K. Rohn.
Verantwortlicher Redacteur: Prof. Dr. J. Deichmüller.
Inhalt.
Mitgliederverzeicliniss.
A. Sitzungsberichte.
I. Section für Zoologie S. 3. — Kuntze, A.: Vorlagen S. 3. — Kitsche, H.: Mor-
phologie der Mundwerkzeuge hei den Insecten S. 3-, Bau der Lungen und Gefangen-
leben des Chamäleon, Einschleppung japanischer Laubheuschrecken, Frass des Fichten-
nestwicklers S. 4. — Putscher, W.: Vorlagen S. 4. — Reibisch, Th.: Elektrische
Erscheinungen an einer Landschnecke S. 3; Knochenbau des Chamäleon S. 4. —
Thallwitz, J. : Kampf zwischen Käfern, Hydrobiologie der Elbe S. 3. — Geschenk
für die Bibliothek S, 3.
II. Section für Botanik S. 4. — Drude, 0.: Areale der Leitpflanzen in den Pflanzen-
formationen Sachsens und Thüringens S. 4 ; die Petersburger Gartenbau- Aus Stellung,
Referat über Schimper: „Pflanzengeographie auf physiologischer Grundlage“, neue
Litteratur S.' 5. — Stiefelhagen, H.: Vorlagen frühblühender Pflanzen S. 4, mit
Bemerkungen von F. Le dien und A. Thümer. — Aufforderung zum Sammeln
sächsischer Moorhölzer S. 5.
III. Section für Mineralogie und Geologie S. 5. — Bergt, W. : Muschelkalkbrüche
von Rüdersdorf S. 5 ; über vulkanischen Staub, über Moldawite S. 6; neue Litteratur
S. 5 und 6. — Engelhardt, H. : Reue Kreidepflanze aus Sachsen, tertiäre Pflanzen
von Sardinien und aus der Rhön, Bestimmung fossiler Palmenreste, Thoneinlagerungen
unter dem Haidesand, heue Litteratur S. 6. — Kalkowsky, E.: Katur und Ent-
stehung des Chilisalpeters S. 5. — Kessig, R. : Rechtselbische Bohrlöcher, Aufschluss
im Syenitconglomerat und Leopardensandstein bei Coschütz S. 6. — - Wagner, P. :
Ueber Erdpyramiden, neue Litteratur S, 6,
IV. Section für prähistorische Forschungen S 6. — Deichmüller, J.: Ueber die
Büste einer Frau aus dem Pfahlbau Auvernier, neue Erwerbungen der K. Prähistorischen
Sammlung, Vorlagen S..7. — Döring, H.: Der Burg wall von Arkona, Vorlagen
S. 7. ■ — Kobbe, F. : Vorgeschichtliche Funde aus dem K. Forstgarten zu Tharandt
S. 6. — Osborne, W.: Das Alter des Menschengeschlechts, Vorlagen S. 7. — Ex-
eursion nach Hermsdorf und Klotzsche S. 7.:
V. Section für Physik und Chemie S. 8. — Hempel, W. : Ueber Kryochemie S. 8. —
Ke lling, G.: Physikalische Methoden zur Untersuchung des Magens und der Speise-
röhre S. 9. — Müller, E.: Elektrolytisches Verfahren zur Herstellung chlor-, brom-
und jodsaurer Salze S. 9. *-r Rebenstorff, A.: Keue Versuche und Apparate für
den physikalischen Unterricht S. 10. — Schlossmann, A. : Entwickelung der Heil-
kunde unter dem Einfluss von Physik und Chemie S. 9. — Uhlmann, P.: Die epoche-
machendsten Fortschritte der Theerfarben-Industrie seit 1890 S. 8.
, YL 'Sefction für Mathematik S. 10. — Rohn, K.: Anwendung der Schnittpunkt-
systemsätze auf die ebenen Curven 4. Ordnung S. 10. — Wittin g, A. : Die Con-
strpptionen von Mascheroni mit dem Zirkel S. 11.
VII. Hauptversammlungen S. 11. — Veränderungen im Mitgliederbestände S. 14. —
Rechenschaftsbericht für 1898 S. 13 und 16. — Voranschlag für 1899 S. 13 und 14. —
Uebergabe der Kasse S. 13. — Drude, 0.: Pflanzengeographische Betrachtungen über
Klima und Flora der Eiszeit in Mitteleuropa S. 13. — Engels, H.: Das neue Flussbau-
laboratorium der ^.Technischen Hochschule S. 14. — Gravelius, H.: Vertheilung
des Regens auf der Erde S. 14. — Helm, G. : Statistische Beobachtungen biologischer
Erscheinungen S. 11. — Hernpel, W. : Entstehung der Golderzlagerstätten in den
Propyliten S. 13. — Kalkowsky, E.: Zur Geologie des Goldes S. 13. — Patten-
hausen, B.: Wissenschaftliche Begründung des metrischen Systems S. 14. — Treu, G.:
Galtons Erfindung, auf dem Wege photographischer Registrirung zu einer Dar-
stellung von Typen des menschlichen Antlitzes zu gelangen S. 12.
B. Abhandlungen.
Deich mittler, J.: Neue Urnenfelder aus Sachsen. I. S. 23.
Nessig, R.: Neue Tiefbohrungen. S. 16.
Nobbe, F.: Ueber die Funde antiker Bronzen im akademischen Forstgarten rzu
Tharandt. S. 19.
Schlimpert, A. M.:‘ Rosenformen der Umgebung von Meissen. S. 3.
Die Autoren sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer
Abhandlungen .
Die Autoren erhalten von den Abhandlungen 50, von den Sitzungsberichten auf
besonderen Wunsch 25 Sonder- Abzüge gratis, eine grössere Anzahl gegen Erstattung
der Herstellungskosten.
.Sitzungskalender für 1899.
September. 28. Hauptversammlung.
October. 5. Physik und Chemie..; 12. Mathematik. 19. Zoologie. 26. Hauptver-
sammlung.
November. • 2. Botanik und Zoologie. 9. Mineralogie und Geologie. 16. Prähistorische
Forschungen. 23. Physik und Chemie. 30. Hauptversammlung.
Becember. 7. Zoologie und Botanik. 14. Mineralogie und Geologie. — Mathematik.
21. Hauptversammlung.
Die Preise für die noch vorhandenen Jahrgänge der Sitzungs-
berichte der „Isis“, welche durch die Burdach’sche Hofbuch-
handlung in Dresden bezogen werden können, sind in folgender
Weise festgestellt worden:
Denkschriften. Dresden 1860. 8 1 M. 50 Pf,
Festschrift. Dresden 1885. 8. 3 M. — Pf.
Dr. Oscar Schneider: Naturwissensch. Beiträge zur Kenntniss
der Kaukasusländer. 1878. 8. 160 S. 5 Tafeln . . 6 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1861 1 M. 20 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1863 1 M. 80 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1864 und 1865, pro Jahrgang . . I M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1866. April-December 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1867 und 1868, pro Jahrgang . , 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1869 , . . 3 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1870. April-Juni, October-December 2 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1871. April-December 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1872. Januar-September . . . . 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1873 bis 1876, 1878, pro Jahrgang 4 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1877. Januar-März, Juli-December 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1879 . . 5 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1880. Juli-December 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrg. 1881. Juli-December 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1882 bis 1884,
1886 bis 1898, pro Jahrgang 5 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1885 . . . . 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrg. 1899. Januar-Juni' 2 M. 50 Pf.
Mitgliedern der „Isis“ wird ein Rabatt von 25 Proc. gewährt.
Alle Zusendungen für die Gesellschaft „Isis“, sowie auch
Wünsche bezüglich der Abgabe und Versendung der „Sitzungs-
berichte der Isis“ werden von dem ersten Secretär der Gesell-
schaft, d. Z. Prof. Dr. Deiehmüller, Dresden- A., Zwingergebäude,
K. mineral. -geolog. Museum, entgegengenommen.
Die regelmässige Abgabe der Sitzungsberichte an aus-
wärtige Mitglieder, sowie an auswärtige Vereine erfolgt in der
Regel entweder gegen Austausch mit anderen Schriften oder gegen
einen jährlichen Beitrag von 3 Mark zur Vereinskasse,
worüber in den Sitzungsberichten quittirt wird.
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empfiehlt sich
zur Besorgung wissenschaftlicher Litteratur.
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Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
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Herausgegeben
von dem Redactions - Comitö.
Jahrgang 1899.
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Mit Abbildungen im Text.
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Dresden.
In Commission der K. Sachs. Hofbuchhandlung H. Burdacli.
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Redactions - Comite für 1899:
Vorsitzender: Prof. Dr. E. Kalkowsky.
Mitglieder: Privatdocent Dr. W. Bergt, Prof. Dr. J. Deiclimüller, Geh. Hofratli
Prof. Dr. 0. Drude, Prof. Dr. F. Foerster, Prof. Dr. H. Nit sehe und Prof.
Dr. K. Rohn.
Verantwortlicher Redacteur : Prof. Dr. J. Deiclimüller.
Sitzungskalender für 1900.
Januar. 11. Physik und Chemie. 18. Prähistorische Forschungen. — Mathematik.
25. Hauptversammlung.
Februar. 1. Zoologie. 8. Botanik. 15. Mineralogie und Geologie. 22. Hauptver-
sammlung.
März. 1. Prähistorische Forschungen. 8. Mathematik. 15. Physik und Chemie.
22. Zoologie. 29. Hauptversammlung.
April. 5. Botanik. 19. Mineralogie und Geologie. 26. Hauptversammlung.
Mai. 3. Physik und Chemie. 10. Prähistorische Forschungen. — Mathematik. 17. Zoologie
und Botanik. 24. Excursion oder 31. Hauptversammlung.
Juni. 14. Botanik (6h Nm. Botanischer Garten). 21. Mineralogie und Geologie.
28. Hauptversammlung:
September. 27. Hauptversammlung.
October. 4. Physik und Chemie. 11. Mathematik. 18. Prähistorische Forschungen.
25. Hauptversammlung.
November. 1. Zoologie. 2. Botanik. 15. Mineralogie und Geologie. 22. Physik und
Chemie. 29. Hauptversammlung.
December. 6. Zoologie und Botanik. 13. Prähistorische Forschungen. — Mathematik.
20. Hauptversammlung.
Die Preise für die noch vorhandenen Jahrgänge der Sitzungs-
berichte der „Isis“, welche durch die Burdach’sche Hofbuch-
handlung in Dresden bezogen werden können, sind in folgender
Weise festgestellt worden:
Denkschriften. Dresden 1860. 8 1 M. 50 Pf.
Festschrift. Dresden 1885. 8 3 I. — Pf.
Dr. Oscar Schneider: Naturwissensch. Beiträge zur Kenntniss
der Kaukasusländer. 1878. 8. 160 S. 5 Tafeln . . 6 I. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1861 . 1 M. 20 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1863 1 M. 80 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1864 und 1865, pro Jahrgang . . 1 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1866. April-December 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1867 und 1868, pro Jahrgang . . 3 1. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1869 3 M: 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1870. April- Juni, October-December 2 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1871. April-December . . . . . 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1872. Januar-September . . . . 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1873 bis 1878, pro Jahrgang . . 4M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1879. Januar-Juni 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1880. Juli-December 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrg. 1881. Juli-December 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1882 bis 1884,
1886 bis 1899, pro Jahrgang . . 5 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1885 . . . . 2 M. 50 Pf.
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Alle Zusendungen für die Gesellschaft „Isis“, sowie auch
Wünsche bezüglich der Abgabe und Versendung der „Sitzungs-
berichte der Isis“ werden von dem ersten Secretär der Gesell-
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wärtige Mitglieder, sowie an auswärtige Vereine erfolgt in der
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Jahrgang 1900.
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Dresden.
In Commission der K. Sachs. Hofhuchhandlung H. Burdach.
1900.
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Redactions - Comite für 1900;
Vorsitzender; Prof. Dr. E. Kalkowsky.
Mitglieder; Prof. Dr. W. Bergt, Prof. Dr. J. Deichmüller, Geh. Hofrath Prof.
Dr. 0. Drude, Geh. Hofrath Prof. Dr. M. Krause, Prof. Dr. H. Kitsche und
Oberlehrer H. A. Rebenstorff.
Verantwortlicher Redacteur: Prof. Dr. J. Deichmüller.
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Hanns Bruno Geinitz f S. V.
A. Sitzungsberichte.
I. Section für Zoologie S. 3. — Bär, W.: Zwei für die Ornis Deutschlands neue
Vogelarten S. 3. — Drude, 0.: Ueber F. Unger’s: „Die Pflanze im Moment der Thier-
werdung“, mit Bemerkungen von H. Kitsche, S. 4; Vorlagen, neue Litteratur S. 4. —
Ebert, R.: Die Fauna der. Tiefsee im Allgemeinen S. 3; Zunahme einheimischer
Vögel S. 4. — Kitsche, H.: H. B. Geinitz f, Schwungfedern des Casuars S. 3; ver-
schiedenartige Ausbildung der oberen Eckzähne bei den verschiedenen Formen der
recenten Hirsche, Vorkommen des Wasserschmätzers in Sachsen S. 4. — Schiller, K.:
Keue Litteratur S. 3 und 4. — Thallwitz, J.: Ueber Höhlenthiere S. 4.
II. Section für Botanik S. 5. — Drude, 0.: Einrichtung von Herbarien für pflanzen-
geographische Demonstrationen, vorläufige Bemerkungen über die floristische Karto-
graphie von Sachsen S. 5; phänologische Bemerkungen über die Retardation des
Frühlings im Jahre 1899 S. 6; Ueberwinterung immergrüner Gewächse, Aufblüh-
geschwindigkeit der Blüthen, Anordnung der Vegetation im Karwendelgebirge S. 7;
neue Litteratur S. 5 und 6. — Ostermaier, J. : Vorlage von Abbildungen von Alpen-
pflanzen S. 5; Eintritt der Frühlingsflora von Oberammergau S. 6. — Schiller, K.:
Keue Litteratur S. 5. — Schorler, B.: Referat über Gradmann’s „Pflanzenleben der
Schwäbischen Alb“, neue Litteratur S. 5. — Wobst, K. : Vorlage verschiedener
Rosenformen S. 5.
III. Section für Mineralogie lind Geologie S. 8. — Bergt, W.: Anhydrit aus dem
Phonolith von Schlössel, über Mikromineralogie, neue Litteratur S. 8. — Engel-
hardt, H.: Keue Litteratur S. 8. — Menzel, P.: Entstehung der Alpen und Bildung
des Mittelmeeres S. 8. — Excursion in die Rathssteinbrüche bei Plauen S. 9.
IV. Section für prähistorische Forschungen S. 9. — Deichmüller, J.: Bemalte
Geschiebe aus der Höhle von Mas d’Azil S. 9; neolithische Gefässfunde von Klotzsche,
Münchritz und Cossebaude, spätslavisches Skelettgräberfeld von Kiedersedlitz, Vor-
lage von Steingeräthen S 11; neue Litteratur S. 10. — Döring, H.: Feuerstein-
werkstätten auf Rügen, Kationalmuseum nordischer Alterthümer in Kopenhagen,
Feuersteingeräthe aus sächsischen Fundorten S. 9; Funde von den Burgwällen bei
Altcoschütz, Kiederwartha , Lockwitz, Altoschatz, Leckwitz und Löbsal, neolithische
Herdstellen in Lockwitz, neuer Steinzeitfund aus Lockwitz S. 10. — Ebert, 0.: Vor-
geschichtliche Wandtafeln für Westpreussen und die Provinz Sachsen S. 11. —
Ludwig, H.: Vorlage eines Mahlsteins von Kauscha S. 11.
Y. Section für Physik und Chemie S. 11. — Hall wachs, W.: Die electrolytische
Leitung in festen Körpern und deren Anwendung bei der Mernstlampe S. 12. —
Meyer, E. von: Rückblick auf die wichtigsten Entwickelungsphasen der Chemie im
19. Jahrhundert S. 11. — Rebenstorff, H. : Keue Form des Cartesianischen Tauchers,
Herstellung der grauen Modification des Zinns, Beobachtung vagabondirender Ströme
S. 12. — Wolf, C. : Zerstörung der Salpeter sauren Salze durch Bakterien S. 11.
TI. Section für Mathematik S. 13. — Heger, R. : Ueber Berührungsaufgaben und
Kreisverwandtschaft S. 13. — Krause, M. : Ueber graphischen Calcül S. 13. —
Müller, F.: Tabelle zur Kalenderbestimmung S. 13. — V ieth, J. von: Ueber Central-
beweguug S. 13. — Witting, A.: Fadenmodell der abwickelbaren Schraubenfläche S. 14.
YII. Hauptversammlungen S. 14. — Veränderungen im Mitgliederbestände S. 15. —
Gedenkfeier für H. B. Geinitz S. 14. — Rechenschaftsbericht für 1899 S. 14, 15
und 18. — Voranschlag für 1900 S. 14. — • Gut hm ann- Stiftung S. 14. — Kalkowsky,
E.: Land und Leute von Nordwales S. 14; Gedächtnisrede auf H. B. Geinitz S. 15. —
Michael, E.: Formen und Ursprung der Dorfanlagen und der Flurauftheilung in
Sachsen S. 15. — ) Bohle, R. : Reiseschilderungen aus Nordrussland S. 15. — Schloss-
mann, A.: Beitrag zur praktischen Ernährungslehre S. 14. — Toepler, M.: Kathoden-
und Becquerel- Strahlen S. 15. — Excursion nach Nossen S. 15.
B. Abhandlungen.
Bergt, W.: Der Plänerkalkbruch bei Weinböhla. Mit Tafel I. S. 37.
Deichmülleri, J.: Zwei neue Funde neolithischer schnurverzierter Gefässe aus Sachsen.
Mit Abbildungen. S. 18.
Deichmüller, J. : Spätslavisches Skelettgräberfeld bei Niedersedlitz. Mit Abbildungen.
S. 22.
Döring, H. : Ueber Feuersteingeräthe aus sächsischen Fundorten. S. 15.
Drude, 0.: Vorläufige Bemerkungen über die floristische Kartographie von Sachsen.
S. 26.
Nit sc he, H.: Bemerkungen über das Vorkommen des schwarzbäuchigen Wasserschmätzers
und einiger anderer seltenerer Vögel im Königreiche Sachsen. S. 32.
Rebenstorff, H.: Schulversuche mit dem Cartesianischen Taucher. Mit Abbildungen.
S. 3. . .
Die Autoren sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer
Abhandlungen .
Die Autoren erhalten von den Abhandlungen 50, von den Sitzungsberichten auf
besonderen Wunsch 25 Sonder- Abzüge gratis, eine grössere Anzahl gegen Erstattung
der Herstellungskosten.
Sitzungskalender für 1900.
September. 27. Hauptversammlung.
October. 4. Physik und Chemie. 11. Mathematik. 18. Prähistorische Forschungen.
25. Hauptversammlung.
November. 1. Zoologie. 8. Botanik. 15. Mineralogie und Geologie. 22. Physik und
Chemie. 29. Hauptversammlung.
December. 6. Zoologie und Botanik. 13. Prähistorische Forschungen. — Mathematik.
20. Hauptversammlung.
Die Preise für die noch vorhandenen Jahrgänge der Sitzungs-
berichte der „Isis“, welche durch die Burdach’sche Hofbuch-
handlung in Dresden bezogen werden können, sind in folgender
Weise festgestellt worden:
Denkschriften. Dresden 1860. 8 1 M. 50 Pf.
Festschrift. Dresden 1885. 8 3 I. — Pf.
Dr. Oscar Schneider: Naturwissensch. Beiträge zur Kenntniss
der Kaukasusländer. 1878. 8. 160 S. 5 Tafeln . . 6 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1861 1 M. 20 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1863 1 M, 80 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1864 und 1865, pro Jahrgang . . 1 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1866. April-December . . . . . 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1867 und 1868, pro Jahrgang . . 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1869 . . . . . 3 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1870. April-Juni, October-December 2 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1871. April-December 3 I. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1872. Januar-September . . . . 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1873 bis 1878, pro Jahrgang . . 4 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1879. Januar-Juni 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1880. Juli-December . . . . . 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrg. 1881. Juli-December 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1882 bis 1884,
1886 bis 1899, pro Jahrgang 5 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1885 « . . . 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1900. Januar- Juni 2 M. 50 Pf.
Mitgliedern der „Isis“ wird ein Rabatt von 25 Proc. gewährt.
Alle Zusendungen für die Gesellschaft „Isis“, sowie auch
Wünsche bezüglich der Abgabe und Versendung der „Sitzungs-
berichte der Isis“ werden von dem ersten Secretär der Gesell-
schaft, d. Z. Prof. Dr. Deichmiiller, Dresden-A., Zwingergebäude,
K. Mineral. -geolog. Museum, 'entgegengenommen.
Die regelmässige Abgabe der Sitzungsberichte an aus-
wärtige Mitglieder, sowie an auswärtige Vereine erfolgt in der
Regel entweder gegen Austausch mit anderen Schriften oder gegen
einen jährlichen Beitrag von 3 Mark zur Vereinskasse,
worüber in den Sitzungsberichten quittirt wird.
Druck von Wilhelm Baensch in Dresden.
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der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
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in Dresden.
Herausgegeben
von dem Redactions - Comite.
Jahrgang 1900.
.JvTli bis December,
Mit 5 Tafeln und 1 Abbildung im Text.
Dresden.
In Commission der K. Sachs. Hofbuchhandlung H. Burdach.
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Redactions -Comit^ für 1900:
Vorsitzender: Prof. Dr. E. Kalkowsky.
Mitglieder: Prof. Dr. W. Bergt, Prof. Dr. J. Deichmüller, Geh. Hofrath Prof.
Dr. 0. Drude, Geh. Hofrath Prof. Dr. M. Krause, Prof. Dr. H. Kitsche und
Oberlehrer H. A. Hebe 11s torff.
Verantwortlicher Kedacteur: Prof. Dr. J. Deichmüller.
Sitzungskalender für 1901.
Januar. 10. Botanik und Zoologie. 17. Mineralogie und Geologie. 24. Physik und
Chemie. 31. Hauptversammlung.
Februar. 7. Prähistorische Forschungen. 14. Mathematik. 21. Zoologie. 28. Haupt-
versammlung.
März. 7. Botanik. 14. Mineralogie und Geologie. 21. Physik und Chemie. 28. Haupt-
versammlung.
April. 11. Zoologie. 18. Prähistorische Forschungen. — Mathematik. 25. Haupt-
versammlung.
Mai. 2. Botanik (6 h Nm. Botanischer Garten). 9. Mineralogie und Geologie. 16. Excursion
oder 23 Hauptversammlung.
Juni. 6. Physik und Chemie. 13. Prähistorische Forschungen. — Mathematik. 20. Zoologie.
27. Hauptversammlung.
September. 26. Hauptversammlung.
October. 3. Botanik und Zoologie. 10. Mathematik. 17. Mineralogie und Geologie.
24. Hauptversammlung.
November. 7. Physik und Chemie. 14. Prähistorische Forschungen. — Mathematik.
21. Zoologie. 28. Hauptversammlung.
December. 5. Botanik. 12. Mineralogie und Geologie. — Mathematik. 19. Haupt-
versammlung.
Die Preise für die noch vorhandenen Jahrgänge der Sitzungs-
berichte der „Isis“, welche durch die Burdach’sche Hofbuch-
handlung in Dresden bezogen werden können, sind in folgender
Weise festgestellt worden:
Denkschriften. Dresden 1860. 8 1 M. 50 Pf.
Festschrift. Dresden 1885. 8 3 M. — Pf.
Dr. Oscar Schneider: Naturwissensch. Beiträge zur Kenntniss
der Kaukasusländer. 1878. 8. 160 S. 5 Tafeln . . 6 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1861 1 M. 20 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1863 1 M. 80 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1864 und 1865, pro Jahrgang . . 1 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1866. April-December . . . . 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1867 und 1868, pro Jahrgang . . 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1869 3 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1870. April- Juni, October-December 2 M. — Pf..
Sitzungsberichte. Jahrgang 1871. April-December 3 M. — * Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1872. Januar-September . . . . 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1873 bis 1878, pro Jahrgang . . 4M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1879. Januar-Juni 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1880. Juli-Deeember 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jalirg. 1881. Juli-December 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1882 bis 1884,
1886 bis 1900, pro Jahrgang 5 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1885 . . . . 2 M. 50 Pf.
Mitgliedern der „Isis“ wird ein Rabatt von 25 Proc. gewährt.
Alle Zusendungen für die Gesellschaft „Isis“, sowie auch
Wünsche bezüglich der Abgabe und Versendung der „Sitzungs-
berichte der Isis“ werden von dem ersten Secretär der Gesell-
schaft, d. Z. Prof. Dr. Deichmüller, Dresden-A., Zwingergebäude,
K. Mineral. -geolog. Museum, entgegengenommen.
Die regelmässige Abgabe der Sitzungsberichte an aus-
wärtige Mitglieder, sowie an auswärtige Vereine erfolgt in der
Regel entweder gegen Austausch mit anderen Schriften oder gegen
einen jährlichen Beitrag von 3 Mark zur Vereinskasse,
worüber in den Sitzungsberichten quittirt wird.
Druck von Wilhelm Baensch in Dresden.