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Full text of "Sitzungsberichte und Abhandlungen der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis in Dresden"

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Sitzungstericlite  iM  Alaiiip 

der 

Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 


in  Dresden. 


Herausgegeben 

von  dem  Redaetions - Comite. 


Jahrgang  1899. 


Mit  Abbildungen  im  Text. 


Dresden. 

In  Commission  der  K.  Sachs.  Hofbuchhandlung  H.  Burdach. 

1900. 


Inhalt  des  Jahrganges  1899. 


Yerzeicliniss  der  Mitglieder  S.  I. 

Dr.  med.  Friedrich  Theile  f S.  Y. 

A.  Sitzungsberichte. 

I.  Section  für  Zoologie  S.  3 und  19.  — Kalkowsky,  E.:  Nene  Litteratur  S.  19.  — 
Kuntze,  A.:  Vorlagen  S.  3.  — Nitsche,  H.:  Morphologie  der  Mnndwerkzeuge  bei 
den  Insecten  S.  3 ; Bau  der  Lungen  und  Gefangenleben  des  Chamäleon,  Einschleppung 
japanischer  Laubheuschrecken,  Frass  des  Fichtennestwicklers  S.  4;  zoologische  Reise- 
eindrücke  aus  Ungarn,  Bosnien  und  der  Herzegowina  S.  19;  neue  Litteratur  S.  19.  — 
Putscher,  W.:  Vorlagen  S.  4.  — Reibisch,  Th.:  Elektrische  Erscheinungen  an 
einer  Landschnecke  S.  3;  Knochenbau  des  Chamäleon  S.  4.  — Thallwitz,  J. : Kampf 
zwischen  Käfern,  Hydrobiologie  der  Elbe  S.  3;  Befruchtung  und  Zelltheorie  S.  19.  — 
Geschenk  für  die  Bibliothek  S.  3. 

II.  Section  für  Botanik  S.  4 und  19.  — Drude,  0.:  Areale  der  Leitpflanzen  in  den 
Pflanzenformationen  Sachsens  und  Thüringens  S.  4;  die  Petersburger  Gartenbau- 
Ausstellung,  Referat  über  Schimper:  „Pflanzengeographie  auf  physiologischer  Grund- 
lage“, neue  Litteratur  S.  5;  Thätigkeit  der  biogeographischen  Section  des  VII.  inter- 
nationalen Geographentages  zu  Berlin  S.  20,  mit  Bemerkungen  von  W.  Bergt.  — 
Schorler,  B.:  Das  Plankton  der  Elbe  bei  Dresden  S.  19.  — Stiefelhagen,  H.: 
Vorlagen  frühblühender  Pflanzen  S.  4,  mit  Bemerkungen  von  F.  Le  dien  und 
A.  Thümer.  — Aufforderung  zum  Sammeln  sächsischer  Moorhölzer  S.  5. 

III.  Section  für  Mineralogie  und  Geologie  S.  5 und  20.  — Bergt,  W. : Muschelkalk- 
brüche von  Rüdersdorf  S.  5;  über  vulkanischen  Staub,  über  Moldawite  S.  6;  Vor- 
kommen von  Turmalingranit  bei  Miltitz  S.  21 ; neue  Litteratur  S.  5,  6 und  20.  — 
Engelhardt,  H. : Neue  Kreidepflanze  aus  Sachsen,  tertiäre  Pflanzen  von  Sardinien 
und  aus  der  Rhön,  Bestimmung  fossiler  Palmenreste,  Thoneinlagerungen  unter  dem 
Haidesand,  neue  Litteratur  S.  6.  — Francke,  H.:  Neue  Mineralvorkommnisse  S.  20. 
— Kalkowsky,  E.:  Natur  und  Entstehung  des  Chilisalpeters  S.5;  paläozoische  Korallen 
aus  Nordamerika  S.  20.  — Naumann,  E. : Tektonische  Störungen  der  triadischen 
Schichten  bei  Kahla  S.  21.  — Nessig,  R. : Rechtselbische  Bohrlöcher,  Aufschluss 
im  Syenitconglomerat  und  Leopardensandstein  bei  Coschütz  S.  6.  — Nit  sehe,  H. : 
Verbreitung  des  Fischreihers  in  Sachsen  und  ihre  Beziehung  zu  Urstromthälern 
S.  20.  — Siegert,  L.:  Urströme  in  Norddeutschland  S.  20.  — Wagner,  P. : Erd- 
pyramiden, neue  Litteratur  S.  6. 

IY.  Section  für  prähistorische  Forschungen  S.  6 und  21.  — Deichmüller,  J.: 
Ueber  die  Büste  einer  Frau  aus  dem  Pfahlbau  Auvernier,  neue  Erwerbungen  der  K.  Prä- 
historischen Sammlung  S.  7 ; Urnenfunde  bei  Klein  - Zschachwitz  und  am  Bahnhof 
Klotzsche,  neue  Litteratur  S.  22;  Vorlagen  S.  7 und  22.  — Döring,  H.:  Der 
Burgwall  von  Arkona,  Vorlagen  S.  7.  — Kalkowsky,  E.:  Ueber  das  Hakenkreuz 
(Svastika)  S.  21,  mit  Bemerkungen  von  A.  Peuckert.  — Nobbe,  F.:  Vorgeschicht- 
liche Funde  im  K.  Forstgarten  zu  Tharandt  S.  6.  — Osborne,  W.:  Das  Alter  des 
Menschengeschlechts,  Vorlagen  S.  7.  — Excursion  nach  Hermsdorf  und  Klotzsche  S.  7 
und  nach  Klein  - Zschachwitz  S.  22. 

Y.  Section  für  Physik  und  Chemie  S.  8 und  22.  — Drossbach,  G.  P. : Die  industrielle 
Verwerthung  der  Elemente  der  Cer-  und  Zirkongruppe  S.  22.  — Hempel,  W. : Ueber 
Kryochemie  S.  8. — Hentschel,  W. : Die  chemischen  Grundlagen  des  Pflanzenbaues 
S.  23.  — Kelling,  G.:  Physikalische  Methoden  zur  Untersuchung  des  Magens  und 


IV 


der  Speiseröhre  S.  9.  — Müller,  E. : El ektrolytisches  Verfahren  zur  Herstellung 
chlor-,  brom-  und  jodsaurer  Salze  S.  9.  — Rebenstorff,  A.:  Neue  Versuche  und 
Apparate  für  den  physikalischen  Unterricht  S.  10.  — Schlossmann,  A. : Entwickelung 
der  Heilkunde  unter  dem  Einfluss  von  Physik  und  Chemie  S.  9.  — Uhl  mann,  P.:  Die 
epochemachendsten  Fortschritte  der  Theerfarben-Industrie  seit  1890  S.  8. 

VI.  Section  für  Mathematik  S.  10  und  24.  — Müller,  F.:  Ueber  Winkeltheilungs- 
curven  und  Kreistheilungsgleichungen  S.  24.  — Rohn,  K. : Anwendung  der  Schnitt- 
punktsystemsätze auf  die  ebenen  Curven  4.  Ordnung  S.  10;  die  Anordnung  der  Krystall- 
molekeln  S.  24.  — Wittin g,  A. : Die  Constructionen  von  Mascheroni  mit  dem 
Zirkel  S.  11. 

VII.  Hauptversammlungen  S.  11  und  25.  — Veränderungen  im  Mitgliederbestände  S.  14 
und  26.  — Beamte  im  Jahre  1900  S.  28.  — Rechenschaftsbericht  für  1898  S.  13  und  16.  — 
Voranschlag  für  1899  S.  13  und  14.  — Uebergabe  der  Kasse  S.  13;  freiwillige  Beiträge 
zur  Kasse  S.  27.  — Bericht  des  Bibliothekars  S.  30.  — Dr.  med.  Friedrich  Theile  f 
S.  25.  — Drude,  0.:  Pflanzengeographische  Betrachtungen  über  Klima  und  Flora  der 
Eiszeit  in  Mitteleuropa  S.  13.  — Ebert,  R. : Zusammenhang  von  Wald  und  Niederschlags- 
mengen S.  26.  — Engels,  H.:  Das  neue  Flussbaulaboratorium  der  K.  Technischen 
Hochschule  S.  14.  — Gravelius,  H.:  Vertheilung  des  Regens  auf  der  Erde  S.  14.  — 
Helm,  Gr.:  Statistische  Beobachtungen  biologischer  Erscheinungen  S.ll.  — Hempel,  W. : 
Entstehung  der  Golderzlagerstätten  in  den  Propyliten  S.  13;  die  Argongruppe  und  das 
Vorkommen  von  Gasen  in  Gesteinen  S.  26.  — Kal  ko  wsky , E. : Zur  Geologie  des  Goldes 
S.  13;  neue  Litteratur  S.  25.  — Pattenhausen,  B.:  Wissenschaftliche  Begründung  des 
metrischen  Systems  S.  14.  — Petrascheck,  W. : Faciesbildungen  im  Gebiete  der 
sächsischen  Kreideformation  S.  25.  — Stübel,  A.:  Die  Vulkanberge  von  Colombia 
S.  25.  — Treu,  G.:  Galton’s  Erfindung,  auf  dem  Wege  photographischer  Registrirung 
zu  einer  Darstellung  von  Typen  des  menschlichen  Antlitzes  zu  gelangen  S.  12.  — 
Wagner,  P.:  Die  Schnee  Verhältnisse  des  Bayrischen  Waldes  S.  26. 


B.  Abhandlungen. 

Bergt,  W. : Das  erste  Anhydritvorkommniss  in  Sachsen  (und  Böhmen).  S.  88. 
Deichmüller,  J. : Neue  Urnenfelder  aus  Sachsen.  I.  II.  Mit  Abbildungen.  S.  23  und  85. 
Nessig,  R.:  Neue  Tiefbohrungen.  S.  16. 

Nobbe,  F.:  Ueber  die  Funde  antiker  Bronzen  im  akademischen  Forstgarten  zu 
Tharandt.  S.  19. 

Schlimpert,  A.  M.:  Rosenformen  der  Umgebung  von  Meissen.  S.  3. 

Petrascheck,  W.:  Studien  über  Faciesbildungen  im  Gebiete  der  sächsischen  Kreide- 
formation. Mit  14  Abbildungen.  S.  31. 


Die  Autoren  sind  allein  verantwortlich  für  den  Inhalt  ihrer 

Abhandlungen . 


Die  Autoren  erhalten  von  den  Abhandlungen  50,  von  den  Sitzungsberichten  auf 
besonderen  Wunsch  25  Sonder  - Abzüge  gratis,  eine  grössere  Anzahl  gegen  Erstattung 

der  Herstellungskosten. 


Dr.  med.  Friedrich  Theile. 


Am  16.  August  d.  J.  ist  der  letzte  der  Männer,  welche  vor 
nunmehr  66  Jahren  unsere  naturwissenschaftliche  Gesellschaft 
Isis  gegründet  haben,  Dr.  med.  Friedrich  Theile  in  Lockwitz  in 
die  Ewigkeit  abgerufen  worden. 

Friedrich  Theile  wurde  am  12.  Juli  1814  in  Chemnitz  geboren,  wohin 
die  Mutter  von  Dresden  zu  den  Eltern  gezogen  war,  nachdem  der  Vater 
als  Feldproviantbeamter  der  sächsischen  Armee  den  Verbündeten  nach 
Frankreich  gefolgt  war.  Kaum  ein  Jahr  alt  verlor  der  Knabe  schon  die 
Mutter,  ohne  dass  diese  den  Gatten  wiedergesehen  hatte,  der  erst  im 
Herbst  1815  aus  Frankreich  nach  Dresden  zurückkehrte.  Hier  zuerst  im 
grosselterlichen  Hause  erzogen  fand  das  Kind  nach  der  Wiederverehelichung 
des  Vaters  in  der  zweiten  Gattin  desselben  eine  treufürsorgende  Mutter. 
Den  ersten  Unterricht  genoss  er  in  einer  Privatschule,  vom  zehnten  Jahre 
an  besuchte  er  die  Kreuzschule,  welche  er  1832  als  Abiturient  verliess. 
Die  Pedanterie,  welche  damals  das  Gymnasium  beherrschte  und  den 
Schüler  wohl  in  die  grammatikalischen  Kegeln  des  Latein  und  Griechisch, 
nicht  aber  in  den  Geist  der  alten  klassischen  Schriftsteller  einweihte, 
hatte  ihn  nicht  befriedigt,  sein  Sinn  verlangte  nach  Naturwissenschaften 
und  bestimmte  ihn,  das  medicinische  Studium  zu  ergreifen. 

Zunächst  besuchte  Friedrich  Theile  drei  Jahre  lang  die  zur  Ausbildung 
von  Militärärzten  bestimmte  chirurgisch-medicinische  Akademie  in  Dresden. 
In  die  Zeit  dieses  Dresdner  Studiums  fällt  die  Gründung  unserer  Gesell- 
schaft; am  13.  December  1833  versammelten  sich  zwölf  Herren,  unter 
ihnen  auch  Friedrich  Theile,  um  über  die  Statuten  einer  neuzubegründenden 
Gesellschaft  für  Naturkunde  zu  berathen,  aus  welcher  in  der  Folge  unsere 
naturwissenschaftliche  Gesellschaft  Isis  hervorging.  In  einer  der  ersten  vier 
monatlichen  Versammlungen  der  neubegründeten  Gesellschaft  hielt  Theile 
einen  Vortrag  über  die  physiologischen  und  physischen  Farben. 

Zur  Fortsetzung  seiner  Studien  bezog  er  1835  die  Universität  Leipzig, 
wo  er  sich  auch  mit  der  damals  verpönten  Homöopathie  beschäftigte  und 
an  seinem  eigenen  Körper  die  Wirkungen  homöopathischer  Arzneimittel 
erprobte.  Mit  eisernem  Fleisse  gab  er  sich  seinen  Studien  hin,  von  den 
Ausschreitungen  des  Studentenlebens  hielt  er  sich  fern.  Botanische  Studien 
führten  ihn  oft  in  die  nähere  und  weitere  Umgebung  der  Universitäts- 
stadt; das  lebhafte  Interesse  auch  an  den  technischen  Errungenschaften 
der  damaligen  Zeit  veranlasste  ihn  sogar  zu  einer  Fusswanderung  nach 


VI 


Nürnberg,  um  die  von  dort  nach  Fürtli  erbaute  erste  deutsche  Eisenbahn 
zu  sehen  und  zu  befahren.  Nach  drei  Jahren  schloss  er  1838  seine 
Studien  in  Leipzig  ab  und  machte  mit  günstigem  Erfolge  sein  Doctor- 
examen.  Die  von  ihm  verfasste  Dissertation  behandelt  die  Wirkungen  des 
Kellerhalses:  „De  viribus  Daphnes  Mezerii  nonnulla“. 

Seine  Liebe  zum  Landleben  bestimmte  ihn,  sich  als  Arzt  auf  dem 
Lande  niederzulassen,  um  mit  der  ärztlichen  Praxis  auch  den  Betrieb  der 
Landwirthschaft  verbinden  zu  können.  Zur  Erlangung  der  hierzu  nöthigen 
Kenntnisse  wählte  er  sich  zunächst  das  Bittergut  Bottwerndorf  bei  Pirna 
zum  Aufenthalt,  wohin  ihm  auch  seine  ihm  kurz  zuvor  angetraute  Gattin 
Pauline  geh.  Binnebösel  aus  Leipzig  folgte.  Zwei  Jahre  wurden  so  in 
Bottwerndorf  verlebt,  bis  sich  1840  Gelegenheit  bot,  ein  seinen  Wünschen 
entsprechendes  Landgut  in  Lungwitz  bei  Kreischa  zu  erwerben.  Trotzdem 
die  Bewirthschaftung  dieses  und  des  später  hinzugekauften  Nachbargutes 
seine  Thätigkeit  stark  in  Anspruch  nahm,  fand  Theile  noch  Zeit,  auch 
belehrend  auf  seine  Umgebung  einzuwirken.  Die  von  ihm  ins  Leben  ge- 
rufenen allmonatlichen  Abendunterhaltungen  versammelten  in  seinem  Hause 
die  Nachbarn  zur  Besprechung  kirchlicher  und  politischer,  wie  natur- 
wissenschaftlicher und  landwirtschaftlicher  Fragen.  Zur  Hebung  dieses 
regen  geistigen  Verkehrs  wurde  Ostern  1846  von  ihm  ein  anfänglich  ge- 
schriebenes ,,Kreischaer  Wochenblatt“  herausgegeben,  welches  seit  Anfang 
1847  als  „Kreischaer  Dorfzeitung“,  von  1848  an  als  „Vaterländische 
Dorfzeitung“  gedruckt  erschien.  In  dieser  Zeituog,  welche  auch  dem  1846 
von  Theile  gegründeten  Kreischaer  Turnverein  als  Vereinsorgan  diente, 
wurde  der  in  jenen  Abendunterhaltungen  begonnene  gegenseitige  Gedanken- 
austausch in  geeigneter  Weise  fortgesetzt  und  nach  Gewährung  der  Press- 
freiheit auch  die  Politik  zum  Gegenstand  der  Besprechungen  gemacht. 
In  der  ersten  Nummer  der  „Vaterländischen  Dorfzeitung“  legte  Theile 
sein  politisches  Glaubensbekenntniss  nieder,  aus  welchem  hervorgeht,  dass 
der  später  so  vielfach  mit  Unrecht  angefeindete  Mann  mit  Ueberzeugung 
und  Entschiedenheit  sich  gegen  die  republikanische  Staatsverfassung  aus- 
sprach und  für  die  Erhaltung  der  constitutionell  monarchischen  Staats- 
form eintrat.  Das  Vertrauen  seiner  Mitbürger  berief  ihn  zunächst  in  das 
Amt  des  Gemeindevorstandes  für  Lungwitz  und  1848  als  Abgeordneter 
in  die  erste  Kammer  des  sächsischen  Landtages. 

Der  schwere  Conflict,  in  welchen  Dr.  Theile  durch  seine  Betheiligung 
an  der  Volkserhebung  des  Jahres  1849  mit  der  Begierung  gerieth,  zog 
ihm  eine  mehrjährige  Freiheitsstrafe  zu,  die  er  in  Waldheim  verbüsste. 
Hier  wurde  ihm  gestattet,  sich  schriftstellerisch  zu  beschäftigen,  von  hier 
aus  leitete  er  auch  schriftlich  die  Erziehung  seiner  beiden  Kinder  Hedwig 
und  Conrad,  wie  die  Bewirthschaftung  seiner  mit  Beschlag  belegten  Güter. 

In  den  Jahren  nach  seiner  Bückkehr  in  den  Familienkreis,  1854 — 1862, 
widmete  sich  Dr.  Theile  in  erster  Linie  der  Verwaltung  seiner  beiden 
Güter,  ergriff  aber  auch  jetzt  wieder  jede  Gelegenheit,  durch  Wort  und 
Schrift  die  Volksbildung  zu  fördern;  nebenbei  arbeitete  er  als  Lehrer  der 
Naturwissenschaften,  der  Mathematik  und  des  Turnens  in  Dippoldiswalde 
und  gab  Veranlassung  zur  Gründung  eines  Localmuseums  für  Dippoldis- 
walde und  Umgebung,  welches  aber  später  mangels  eines  geeigneten  Leiters 
wieder  einging. 

Die  vom  Staate  und  der  Stadt  Dresden  erhobenen  grossen  Schaden- 
ansprüche und  die  Verheirathung  seiner  Tochter,  durch  welche  ihm  eine 


VII 


wesentliche  Stütze  in  cler  Bewirtschaftung  seiner  Güter  verloren  ging, 
veranlassten  ihn,  sein  Besitzthum  in  Lungwitz  zu  veräussern  in  der  Ab- 
sicht, die  ärztliche  Praxis  wieder  aufzunehmen.  Zu  diesem  Zwecke  be- 
suchte der  nun  48  Jahre  alte  Mann  nochmals  drei  Semester  von  1862  bis  1864 
die  medicinischen  Kliniken  und  Vorlesungen  an  der  Universität  Leipzig,  im 
Sommersemester  1864  die  Kliniken  von  Oppolzer,  Skoda,  Hebra  u.  A.  in  Wien, 
und  siedelte  Ende  September  1864  als  Arzt  nach  Lockwitz  über.  Seine  Liebe 
zu  anderen  Wissenschaften  und  die  Neigung,  als  Lehrer  für  die  Ver- 
breitung namentlich  naturwissenschaftlicher  Kenntnisse  im  Volke  zu  wirken, 
veranlassten  ihn  aber,  als  Lehrer  der  Naturwissenschaften  am  Institut  des 
Fräulein  von  Schepke  in  Dresden,  als  Gemeinderathsmitglied  in  Lockwitz 
wie  als  Vortragender  in  verschiedenen  Vereinen  von  Lockwitz  und  Um- 
gegend thätig  zu  sein,  seine  ärztliche  Wirksamkeit  trat  mehr  und  mehr 
zurück. 

Im  Jahre  1877  traf  ihn  und  seine  Gattin,  die  ihm  in  schweren  und 
frohen  Stunden  immer  treu  und  liebevoll  zur  Seite  stand,  ein  schwerer 
Schlag  durch  den  Tod  seines  einzigen  Sohnes  Conrad,  der  als  Thierarzt 
auf  einem  Rittergute  in  Preussen  lebte. 

Seit  1880  bis  Anfang  1899  widmete  sich  Dr.  Theile  fast  ausschliesslich 
der  Redaction  des  vom  Gebirgsverein  für  die  Sächsische  Schweiz  heraus- 
gegebenen Vereinsorgans  ,,Ueber  Berg  und  Thal“,  in  welcher  Zeitschrift 
er  auch  mit  Vorliebe  die  Ergebnisse  seiner  wissenschaftlichen  Thätigkeit 
niederlegte.  Diese  Aufsätze  legen  Zeugniss  von  seinen  vielumfassenden 
Kenntnissen  ab;  mit  Vorliebe  arbeitete  er  für  die  Ortskunde,  daneben 
beschäftigten  ihn  geologische  Fragen,  wie  die  Eiszeit  und  die  Entstehung 
der  Kantengeschiebe,  der  sogenannten  Dreikantner,  deren  Ausbildung  er 
durch  gegenseitige  Abreibung  kugeliger  und  eiförmiger  Geschiebe  in  der 
Grundmoräne  der  diluvialen  Gletscher  zu  erklären  suchte.  Von  seinem 
grossen  Interesse  für  Botanik  zeugt  der  Garten,  welcher  sein  Wohnhaus 
in  Lockwitz  umgiebt;  hier  entwickelten  sich  unter  seiner  sorgsamen  Pflege 
zahlreiche  fremde  und  einheimische  Pflanzen,  und  man  konnte  ihm  eine 
grosse  Freude  bereiten,  wenn  man  ihn  um  eine  seiner  Seltenheiten  bat, 
die  er  gern  und  willig  abgab. 

1885  ernannte  ihn  unsere  Gesellschaft  Isis  aus  Anlass  ihres  fünfzig- 
jährigen Bestehens  zum  Ehrenmitgliede.  Zu  wiederholten  Malen  ist  er 
dann  in  unseren  Versammlungen  erschienen  und  hat  in  unserem  Kreise 
sein  geologisches  Lieblingsthema,  die  Entstehung  der  Dreikantner,  welchem 
er  bis  zu  seinem  Ende  fortgesetzte  Aufmerksamkeit  zuwendete,  in  Vor- 
trägen behandelt. 

1888  feierte  Dr.  Theile  in  möglichster  Stille  sein  fünfzigjähriges  Doctor- 
jubiläum,  beglückwünscht  von  Behörden  und  Vereinen,  und  1894  in  geistiger 
und  körperlicher  Frische  im  Kreise  der  Seinen  den  80.  Geburtstag,  bei 
welcher  Gelegenheit  ihm  auch  unsere  Gesellschaft  ihre  Glückwünsche  durch 
eine  Abordnung  darbringen  liess. 

Nachdem  Dr.  Theile  Anfang  April  1899  trotz  seines  hohen  Alters 
seine  Redactionsgeschäfte  noch  selbst  in  Dresden  erledigt  und  sich  in  ver- 
schiedenen Bibliotheken  Unterlagen  für  seine  schriftstellerische  Thätigkeit 
geholt  hatte,  erlitt  er  am  16.  April  d.  J.  in  Folge  zu  grosser  körperlicher 
Anstrengungen  bei  Arbeiten  in  seinem  Garten  einen  Schlaganfall,  von  dem 
er  sich  nicht  wieder  vollständig  erholen  konnte.  Am  16.  August  1899  früh 


VIII 


3/4 5 Uhr  setzte  ein  erneuter  Schlaganfall  seinem  arbeitsreichen  Lehen 
ein  Zieh 

Am  19.  August  d.  J.  fand  sein  Begräbniss  auf  dem  stillen  Friedhofe 
in  Lockwitz  statt,  nachdem  zuvor  der  Ortsgeistliche  am  Sarge  des  Ver- 
ewigten inmitten  des  sein  schlichtes  Heim  umgebenden  Blumengartens  in 
erhebenden  Worten  die  trefflichen  Charaktereigenschaften  des  Dahin- 
geschiedenen geschildert  hatte.  Die  herzliche  Theilnahme  zahlreicher 
Freunde  aus  allen  Lebens-  und  Berufskreisen,  von  Vereinen  und  Körper- 
schaften aus  Dresden  und  Lockwitz  legte  ein  beredtes  Zeugniss  von  der 
Liebe  ab,  welche  der  Verewigte  unter  seinen  Freunden  und  Mitbürgern 
genossen  hatte. 

Mit  voller  Ueberzeugung  können  wir  die  Worte  wiederholen,  die  ihm 
der  Gebirgsverein  in  seinem  Vereinsorgan  ,,Ueber  Berg  und  Thal“  nach- 
gerufen hat:  „Das  ganze  Leben  des  Verstorbenen  war  nur  dem  Dienste 
Anderer  gewidmet.  Nie  arbeitete  er  für  sich  selbst;  selbstlos  und  be- 
scheiden fand  er  sein  grösstes  Glück  in  der  Beglückung  Anderer.  Darum 
war  er  hochgeachtet,  geliebt  und  verehrt  in  den  weitesten  Kreisen.  Er 
hatte  keinen  Feind.“ 

Sein  für  alles  Wahre,  Gute  und  Schöne  stets  empfänglicher  Geist, 
seine  grosse  Liebe  für  die  Menschheit  sichern  ihm  ein  bleibendes  An- 


denken. 


J.  Deichmüller. 


Verzeichnis  der  Mitglieder 

der 

Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 

ISIS 

in  Dresden 


im  Juni  1899» 


Berichtigungen  bittet  man  an  den  Secretär  der  Gesellschaft, 

d.  Z.  Prof.  Dr.  J.  Y.  Deiclimüller  in  Dresden , K.  Mineral.  - geologisches  Museum  im 

Zwinger,  zu  richten. 


I.  Wirkliche  Mitglieder. 

A.  in  Dresden.  Jahr  der 

Aufnahme. 

1.  Alvensleben,  Ludw.  Osc.  von,  Landschaftsmaler,  Kaitzerstr.  7 1895 

2.  Baensch,  Willi.,  Verlagsbuchhandlung  und  Buchdruckerei,  Waisenhausstr.  34  1898 

3.  Barth,  Curt,  Dr.  phil.,  Chemiker  an  der  städtischen  Gasanstalt,  Königsbrücker- 

strasse 97  . . 1899 

4.  Baumeyer,  G.  Hermann,  Privatus,  Holbeinstr.  38  1852 

5.  Beck,  P.  Heinr.,  Bezirksschullehrer,  Mathildenstr.  60  1896 

6.  Becker,  Herrn.,  Dr.  med.,  Pragerstr.  46  1897 

7.  Beiger,  Gottl.  Pud.,  Bürgerschullehrer,  Wittenbergerstr.  67  1893 

8.  Berger,  Carl,  Dr.  med.,  Struvestr.  9 1898 

9.  Besser,  C.  Ernst,  Professor  a.  D.,  Löbtauerstr.  24  1863 

10.  Beyer,  Th.  Washington,  Maschinenfabrikant,  Grossenhainerstr.  9 1871 

11.  Biedermann,  Paul,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  an  der  Annenschule,  Rabenerstr.  7 1898 

12.  Bley,  W.  Carl,  Apothekenverwalter  am  Stadtkrankenhause,  Friedrichstr.  39  . 1862 

13.  Böttger,  Adolf,  Realschuloberlehrer,  Seidnitzerstr,  14 1897 

14.  Bose,  C.  Mor.  von,  Dr.  phil.,  Chemiker,  Leipzigerstr.  11 1868 

15.  Bothe,  F.  Alb.,  Dr.  phil.,  Professor,  Conrectoran  der  Dreikönigschule,  Tieck- 

strasse  9 1859 

16.  Calberla,  Gust.  Mor.,  Privatus,  Bürgerwiese  8 1846 

17.  Calberla,  Heinr.,  Privatus,  Bürgerwiese  8 1897 

18.  Crusius,  Georg,  Dr.  phil.,  Privatus,  Lindengasse  24 1888 

19.  Ciippers,  Friedr.,  Kaufmann,  Comeniusstr.  43  1896 

20.  Deichmüller,  Joh.  Vict. , Dr.  phil.,  Professor,  Directorial- Assistent  am 

K.  Mineral.-geolog.  Museum  nebst  der  Prähistor.  Sammlung,  Fürstenstr.  64  1874 

21.  Döring,  Herrn.,  Bürgerschullehrer,  Reissigerstr.  19 1885 

22.  Doering,  Carl,  Bezirkssqhullehrer,  Cottaerstr.  7 . 1899 

23.  Drude,  Osc.,  Dr.  phil.,  Geh.  Hofrath,  Professor  an  der  K.  Technischen  Hochschule 

und  Director  des  K.  Botanischen  Gartens,  Stübel- Allee  2 1879 

24.  Ebert,  Gust.  Roh.,  Dr.  phil.,  Professor  am  Vitzthum’schen  Gymnasium, 

Gr.  Plauenschestr.  15 . 1863 

25.  Ebert,  Otto,  Lehrer  an  der  Taubstummen- Anstalt,  Löbtauerstr.  9 . . . . 1885 

26.  Ehnert,  Osc.  Max,  Vermessungs  - Ingenieur,  Zinzendorfstr.  50  1893 

27.  Engelhardt,  Bas.  von,  Dr.  phil.,  Kais.  Russ.  Staatsrath,  Astronom,  Liebig- 

strasse  1 • 1884 

28.  Engelhardt,  Herrn.,  Professor  an  der  Dreikönigschule,  Bautznerstr.  34 . . . 1865 

29.  Fickel,  Joh.,  Dr.  phil.,  Professor  am  Wettiner  Gymnasium,  Fürstenstr.  65.  . 1894 

30.  Fischer,  Hugo  Rob.,  Professor  an  der  K.  Technischen  Hochschule,  Schnorr- 

atvQaao  K>7  1Q7Q 

31.  Flachs,  Rieh.,' Dr.  med.,  Pragerstr.  21 ' .’  * .’  .’  .’  .’  ‘ .'  1897 

32.  Foerster,  J.  S.  Friedr.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  Technischen  Hochschule, 

Werderstr.  23  1895 

33.  Freude,  Aug.  Bruno,  Bürgerschullehrer,  Berlinerstr.  8 1889 

34.  Freyer,  Carl,  Bürgerschullehrer,  Tittmannstr.  25  1896 

35.  Friedrich,  Edm.,  Dr.  med.,  Lindengasse  20  1865 

36.  Frölich,  Gust.,  K.  Hofarchitekt  und  Hofbauinspector,  Ludwig  Richterstr.  9 . 1888 

37.  Galewsky,  Eug.  Eman.,  Dr.  med.,  Waisenhausstr.  21 1899 

38.  Gebhardt,  Mart.,  Dr.  phil.,  Realgymnasiallehrer  an  der  Annenschule,  Winckel- 

mannstr.  47  1894 


IY 


Jahr  der 
Aufnahme. 


39.  Geinitz,  0.  Leop.,  Bureau- Assistent  an  den  K.  Sächs.  Staatsbahnen,  Lindenau- 

strasse  10  ...  . 

40.  Giseke,  Carl,  Privatus,  Franklinstr.  9 

41.  Grayelius,  Harry,  Dr.  phil.,  Astronom,  Professor  an  der  K.  Technischen 

Hochschule,  Beissigerstr.  T3 

42.  Grosse,  C.  Joh.,  Dr.  med.,  Chemnitz erstr.  53 

43.  Grub,  Carl,  Stabsapotheker  a.  D.,  Hassestr.  6 

44.  Griindler,  Joh.,  Dr.  med.,  Comeniusstr.  31 

45.  Gühne,  Herrn.  Bernh.,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  an  der  Dreikönigschule,  Jägerstr.  28 

46.  Günther,  Rud.  Biederm.,  Dr.  med.,  Geh.  Rath,  Präsident  des  K.  Landes- 

medicinal- Collegiums,  Eliasstr.  22 

47.  Guthmann,  Louis,  Fabrikbesitzer,  Pragerstr.  34 

48.  Hänel,  Paul,  Chemiker,  Hertelstr.  29 

49.  Hallwachs,  Willi.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  Technischen  Hochschule, 

Schweizerstr.  14 

50.  Hartig,  C.  Ernst,  Dr.  phil,  Geh.  Regierungsrath,  Professor  an  der  K.  Tech- 

nischen Hochschule,  Winckelmannstr.  31 

51.  Hartmann,  Alb.,  Ingenieur,  Reichenbach str.  11 

52.  Hefelmann,  Rud.,  Dr.  phil.,  Chemiker,  Schreibergasse  6 

53..  Heger,  Gust.  Rieh.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  Technischen  Hochschule  und 

am  Wettiner  Gymnasium,  Winckelmannstr.  37  . . 

54.  Heinrich,  Carl,  Buchdruckereibesitzer,  Nieritzstr.  14 

55.  Helm,  Georg  Ferd.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  Technischen  Hochschule, 

Winckelmannstr.  27 

56.  Hempel,  Waith.  Matthias,  Dr.  phil.,  Geh.  Hofrath,  Professor  an  der  K.  Tech- 

nischen Hochschule,  Zelleschestr.  44 . 

57.  Henke,  C.  Rieh.,  Dr.  phil.,  Professor,  Conrector  an  der  Annenschule,  Lindenau- 

strasse  9 

58.  Hering,  C.  Adolph,  Berg-  und  Hütten-Ingenieur,  Gutzkowstr.  10 

59.  Hertwig,  Theod.,  Bergdirector  a.  D.,  Stephanienstr.  26 . . 

60.  Hirt,  F.  Rob.,  Stadtrath  a.  D.,  Fabrikbesitzer,  Bürgerwiese  1 

61.  Hofmann,  Alex.  Emil,  Dr.  phil.,  Geh.  Hofrath,  Göthestr.  5 ......  . 

62.  Hofmann,  Herrn.,  Dr.  phil.,  Rittergutsbesitzer,  Eliasstr.  31 

63.  Hoyer,  C.  Ernst,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  an  der  I.  Realschule,  Schubertstr.  29 

64.  Hühner,  Georg,  Dr.  phil.,  Apotheker,  Am  Markt  3 und  4 

65.  Hupfer,  Paul,  Dr.  phil.,  Lehrer  an  der  öffentlichen  Handelslehranstalt,  Loth- 

ringerstr.  4 

66.  Jani,  F.  Herrn.,  Privatus,  Königstr.  17 

67.  Jenke,  Andreas,  Bezirksschullehrer,  Circusstr.  10 

68.  Jentsch,  Joh.  Aug.,  Bezirksschullehrer,  Eisenbergerstr.  13 

69.  Ihle,  Carl  Herrn.,  Oberlehrer  am  IC.  Gymnasium  zu  Neustadt,  Kamenzerstr.  9 

70.  Kämnitz,  Max,  Chemiker,  Bautznerstr.  79  . . . . ; 

71.  Käseberg,  Mor.  Rieh.,  Dr.  phil.,  Institutslehrer,  Kl.  Plauenschestr.  29  . . . 

72.  Kalkowsky,  Ernst,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  Technischen  Hochschule 

und  Director  des  K.  Miner. -geolog.  Museums  nebst  der  Prähistor.  Sammlung, 
Franklinstr.  32 

73.  Kayser,  Agnes,  Sanitätsraths -Wittwe,  Terrassenufer  3 . . . . .... 

74.  Keil,  Rieh.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  Annenschule,  Lindenaustrasse  12 

75.  Kelling,  Em.  Georg,  Dr.  med.,  Christianstr.  30 

76.  Klein,  Herrn.,  Dr.  phil.,  Professor  am  Vitzthum’schen  Gymnasium,  Grosse 

Plauenschestr.  15 

77.  Klette,  Alphons,  Privatus,  Residenzstr..  18 

78.  Klette,  Emil,  Privatus,  Elsasserstr.  2 

79.  König,  Clem.,  Professor  am  K.  Gymnasium  zu  Neustadt,  Katharinenstr.  16. 

80.  Kopeke,  Clauss,  Geh.  Rath,  Strehlenerstr.  25 

81.  Krause,  Mart.,  Dr.  phil.,  Geh.  Hofrath,  Professor  an  der  K.  Technischen  Hoch- 

schule, Kaitz  erstr.  12 

82.  Krone,  Herrn.,  Professor  an  der  IC.  Technischen  Hochschule,  Josephinenstr.  2 

83.  Kühnscherf,  Emil,  Fabrikbesitzer,  Gr.  Plauenschestr.  20  .......  . 

84.  Kuntze,  F.  Alb.  Arth.,  Bankier,  Hohestr.  4 

85.  Langsdorlf,  Carl  Alex,  von,  Geh.  Oekonomierath,  Professor  an  der  K.  Thier- 

ärztlichen Hochschule,  Franklinstr.  22 

86.  Ledebur,  Hans  Em.  Freiherr  von,  Friedensrichter,  Uhlandstr.  6 . . . ’ . . 

87.  Bedien,  Franz,  Garten-Inspector  am  K.  Botanischen  Garten,  Stübel- Allee  2 


1886 

1893 

1897 

1895 

1890 

1897 

1896 

1873 
1884 
1899 

1893 

1866 

1896 

1884 

1868 

1898 

1874 
1874 

1898 

1895 
1888 
1886 
1866 

1885 

1897 
1888 

1896 
1871 

1891 

1885 

1894 
1894 

1886 


1894 
1883 
1873 
1899 

1863 

1883 

1895 
1890 
1877 

1888 

1852 

1866 

1880 

1885 

1885 

1889 


Y 


Jahr  der 
Aufnahme. 

88.  Lehmann,  F.  Georg,  K.  Hofbuchhändler,  Albrechtstr.  22  1898 

89.  Leuner,  F.  Osc.,  Ingenieur,  Franklinstr.  34  1885 

90.  Lewicki,  J.  Leonidas,  Geh.  Hofrath,  Professor  an  der  K.  Technischen  Hoch- 

schule, Zelleschestr.  29  1875 

91.  Littrow,  Arth,  von,  Dr.  phil.,  Secretär  des  landwirthschaftl.  Kreisvereins, 

Gr.  Plauenschestr.  21 1891 

92.  Lohmann,  Hans,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  an  der  Annenschule,  Schnorrstr.  82  . 1896 

93.  Lottermoser,  0.  A.  Alfred,  Dr.  phil.,  Assistent  an  der  K.  Technischen  Hoch- 

schule, Zelleschestr.  31 1898 

94.  Ludwig,  J.  Herrn.,  Bezirksschullehrer,  Wintergartenstr.  58  1897 

95.  Meinert,  Eug.,  Dr.  jur.,  Moltkeplatz  3 . . . 1895 

96.  Meissner,  Herrn.  Linus,  Bürgerschullehrer,  Löbtauerstr.  24 1872 

97.  Menzel,  Paul,  Dr.  med.,  Mathildenstr.  46  1894 

98.  Meyer,  Ad.  Beruh.,  Dr.  med.,  Geh.  Hofrath,  Director  des  K.  Zoolog,  und 


xjlJLL  uiiJL  UJJ.  “ uIJLllU^L  • lllUöCUlllöj  VY  ICllClötl.  TO  (|  « IO  I O 

99.  Meyer,  Ernst  von,  Dr.  phil.,  Geh  Hofrath,  Professor  an  der  K.  Technischen 

. Hochschule,  Lessingstr.  6 1894 

100.  Modes,  Herrn.,  Ingenieur,  Antonstr.  18 1887 

101.  Möhlau,  Pich.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  Technischen  Hochschule, 

Semperstr.  4 1895 

102.  Mollier,  Pob.  Pich.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  Technischen  Hochschule, 

Gutzkowstr.  29  . 1897 

103.  Morgenstern,  Osc.  Wold.,  Oberlehrer  an  der  Annenschule,  Chemnitzerstr.  21  1891 

104.  Miihlfriedel,  Pich.,  Bezirksschul-Oberlehrer,  Haydnstr.  9 1898 

105.  Müller,  C.  Alb.,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  an  der  öffentlichen  Handelslehranstalt, 

Mathildenstr.  66  1888 

106.  Müller,  Herrn.  Otto,  Forstassessor,  Schnorrstr.  12 1896 

107.  Müller,  Max  Erich,  Dr.  phil.,  Chemiker,  Wasastr.  15 1898 

108.  Kätsch,  Emil,  Dr.  phil.,  Privatdocent  an  der  K.  Technischen  Hochschule, 

Gluckstr.  6 1896 

109.  Kaumann,  C.  Arno,  Dr.  phil.,  Assistent  am  K.  Botanischen  Garten  und  Lehrer 

an  der  Gartenbauschule,  Zöllnerstr.  7 1889 

110.  Kaumann,  Ernst,  Dr.  phil.,  Assistent  am  K.  Miner.-geolog  Museum,  Holbein- 

strasse 17 1898 

111.  Kessig,  Pob.,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  an  der  Dreikönigschule,  Martin  Lutherstr.  6 1893 

112.  Kiedner,  Chr.  Franz,  Dr.  med.,  Obermedicinalratb,  Stadtbezirksarzt,  Winckel- 

mannstrasse  33  1873 

113.  Kowotny,  Franz,  Ober -Finanzrath  a.  D.,  Chemnitzerstr.  27  1870 

114.  Ostermaier,  Joseph,  Kaufmann,  Gerokstr.  45  1896 

115.  Pattenhausen,  Bernh.,  Professor  an  der  K.  Technischen  Hochschule  und 

Director  des  K.  Mathem.-physikal.  Salons,  Eisenstuckstr.  43  1893 

116.  Paulack,  Theod.,  Apotheker,  Paul  Gerhardtstr.  4 1898 

117.  Pestei,  Pich.  Martin,  Mechaniker  und  Optiker,  Hauptstr.  1 und  3 . . . . 1899 

118.  Peuckert,  F.  Adolf,  Institutslehrer,  Seilergasse  2 1873 

119.  Pockels,  Friedr.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  Technischen  Hochschule, 

Sedanstr.  8 1896 

120.  Pötschke,  Jul.,  Techniker,  Gärtnergasse  5 1882 

121.  Pohle,  Pich.,  Assistent  an  der  K.  Technischen  Hochschule,  Schweizerstr.  12  1897 

122.  Polscher,  A.,  Zahnkünstler,  Pragerstr.  13  1897 

123.  Prinzhorn,  Joh.  Ludw.,  Director  einer  Lehr-  und  Erziehungsanstalt  für 

Knaben,  Ferdinandstr.  17 1896 

124.  Putscher,  J.  Wilh.,  Privatus,  Bergstr.  44  1872 

125.  Rahenhorst,  G.  Ludw.,  Privatus,  Stolpenerstr.  8 1881 

126.  Range,  E.  Albert,  Strassen-  und  Wasserbau-Inspector,  Bürgerwiese  8 . . 1898 

127.  Raspe,  Friedr.,  Dr.  phil.,  Chemiker,  Terrassenufer  3 1880 

128.  Rehenstorff,  Herrn.  Alb.,  Oberlehrer  beim  K.  Cadettencorps,  Priessnitzstr.  2 1895 

129.  Reichardt,  Alex.  Wilibald,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  am  Wettiner  Gymnasium, 

Chemnitzerstr.  35  . . 1897 

130.  Renk,  Friedr.,  Dr.  med.,  Geh.  Medicinalrath,  Professor  an  der  K.  Technischen 

Hochschule  und  Director  der  Centralstelle  für  öffentliche  Gesundheitspflege, 
Residenzstr.  10 1894 

131.  Richter,  C.  Wilh.,  Dr.  med.,  Hähnelstr.  1 1898 

132.  Risch,  Osc.,  Privatus,  Gutzkowstr.  10 1893 

133.  Röhner,  C.  Wilh.,  Bezirksschullehrer,  Elisenstr.  16 1898 


VI 


Jahr  der 
Aufnahme. 

134.  Rolin,  Carl,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  Technischen  Hochschule,  Liebig- 

strasse  18  ...  • . 1885 

135.  Salhach,  Franz,  Ingenieur,  Victoriastr.  3 1895 

136.  Schaede,  Benno,  Amtsgerichtsrath  a.  D.,  Uhlandstr.  24  . . 1891 

137.  Schanz,  Alfr.,  Dr.  med.,  Georgplatz  11 1897 

138.  Scheele,  Curt,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  am  Wettiner  Gymnasium,  Reichenbach- 

strasse  13 1893 

139.  Schiller,  Carl,  Privatus,  Bautznerstr.  49  1872 

140.  Schlossmann,  Arth.  Herrn.,  Dr.  med.,  Privatdocent  an  der  K.  Technischen 

Hochschule,  Franklinstr.  7 1896 

141.  Schmidt,  Herrn.,  Bezirksschullehrer,  Schumannstr.  29  1898 

142.  Schneider,  Beruh.  Alfr.,  Dr.  phil.,  Corpsstabsapotheker,  Bietschelstr.  14  . . 1895 

143.  Schöpf,  Adolf,  Betriebsdirector  des  Zoologischen  Gartens,  Thiergartenstr.  1 1897 

144.  Schorler,  Bernh.,  Dr.  phil.,  Realschullehrer  und  Assistent  an  der  K.  Tech- 

nischen Hochschule,  Haydnstr.  5 1887 

145.  Schulze,  Georg,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  an  der  Dreikönigschule,  Markgrafen- 

strasse 34  1891 

146.  Schulze,  Jul.  Ferd.,  Privatus,  Liebigstr.  2 1882 

147.  Schuster,  Osc.,  Generalmajor  z.  D.,  Sedanstr.  1 1869 

148.  Schweissinger,  Otto,  Dr.  phil.,  Apotheker,  Dippoldiswaldaerplatz  3 . . . 1890 

149.  Schwotzer,  Mor.,  Bürgerschullehrer,  Kl.  Plauenschestr.  12 1891 

150.  Seyde,  F.  Ernst,  Kaufmann,  Strelilenerstr.  29  1891 

151.  Siegert,  Theod.,  Professor,  Antonstr.  16 1895 

152.  Siemens,  Friedr.,  Civil  - Ingenieur  und  Fabrikbesitzer,  Liebigstr.  4 . . . . 1872 

153.  Siemers,  Auguste,  Privata,  Sclmorrstr.  45  1872 

154.  Siemers,  Florentine,  Tonkünstlers  Wittwe,  Schnorrstr.  45  1872 

155.  Steuer,  Wilibald  Ferd.,  Privatus,  Unterer  Kreuzweg  3 1889 

156.  Stiefelliagen,  Hans,  Bezirksschullehrer,  Lüttichaustr.  13 1897 

157.  Stopp,  Paul,  Bankbeamter,  Schössergasse  4 1895 

158.  Streit,  Wilh.,  Verlagsbuch-  und  Kunsthändler,  Uhlandstr.  8 . 1897 

159.  Stresemann,  Rieh.  Theod.,  Dr.  phil.,  Apotheker,  Residenzstr.  42  ....  1897 

160.  Struve,  Alex.,  Dr.  phil , Fabrikbesitzer,  Struvestr.  8 1898 

161.  Stübel,  Mor.  Alphons,  Dr.  phil.,  Geolog,  Feldgasse  10 1856 

162.  Süss,  P.,  Dr.  phil.,  Assistent  an  der  K.  Technischen  Hochschule,  Behrischstr.  1 1899 

163.  Teichmann,  Balduin,  Major  a.  D.,  Wienerstr.  26  1895 

164.  Tempel,  Paul,  Oberlehrer  am  K.  Gymnasium  zu  Neustadt,  Markgrafenstr.  37  1891 

165.  Thallwitz,  Job.,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  an  der  II.  Realschule,  Schnorrstr.  70  . 1888 

166.  Thiele,  Herrn.,  Dr.  phil.,  Chemiker,  Winckelmannstr.  27  1895 


168.  Toepler,  Aug.,  Dr.  phil.  et  med.,  Geh.  Hofrath,  Professor  an  der  K.  Technischen 

Hochschule,  Winckelmannstr.  43  1877 

169.  Toepler,  Maximilian,  Dr.  phil.,  Assistent  an  der  K.  Technischen  Hochschule, 

Winckelmannstr.  43  1896 

170.  Ulbricht,  F.  Rieh.,  Dr.  phil.,  Finanz-  und  Baurath,  Professor  an  der  K.  Tech- 

nischen Hochschule,  Strelilenerstr.  43  1885 

171.  Umlauf,  Carl,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  an  der  Dreikönigschule,  Schill erstr.  40 . 1897 

172.  Yetters,  Carl  W.  E.,  em.  Bürgerschul- Oberlehrer,  Görlitz  erstr.  28  ....  1865 

173.  Yiehmeyer,  Hugo,  Bezirksschullehrer,  Reissigerstr.  21 1898 

174.  Yieth,  Job.  von,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  am  K.  Gymnasium  zu  Neustadt,  Arndt- 

strasse 6 1884 

175.  Yogel,  G.  Clem.,  Bezirksschullehrer,  Lindenaustr.  25  1894 

176.  Yogel,  J.  Carl,  Fabrikbesitzer,  Leubnitz  erstr.  14 1881 

177.  Yorländer,  Herrn.,  Privatus,  Parkstr.  2 1872 

178.  Wähmann,  Friedr.,  Bezirksschullehrer,  Fürstenplatz  1 1898 

179.  Wagner,  Paul,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  an  der  I.  Realschule,  Hüblerstr.  9 . . 1897 

180.  Walther,  Reinhold,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  Technischen  Hochschule, 

Schnorrstr.  40  1895 

181.  Weber,  Friedr.  Aug.,  Institutslehrer,  Circusstr.  34  1865 

182.  Weigel,  Johannes,  Kaufmann,  Marienstr.  12 1894 

183.  Weissbach,  Rob.,  Geh.  Hofrath,  Professor  an  der  K.  Technischen  Hochschule, 

Schnorrstr.  5 1877 

184.  Werther,  Johannes,  Dr.  med.,  Amalienstr.  23 1896 

185.  Wilkens,  Carl,  Dr.  phil.,  Director  der  Steingutfabrik  von  Villeroy  & Boch, 

Leipzigerstr.  4 1876 


YII 


Jahr  der 
Aufnahme. 

186.  Winthropp,  Neilson,  Privatus,  Wienerstr.  32 1896 

187.  Witting,  Alex.,  Dr.  pliil.,  Oberlehrer  an  der  Kreuzschule,  Residenzstr.  32  . 1886 

188.  Wobst,  Carl,  Oberlehrer  an  der  Annenschuje,  Ammonstr.  78  1868 

189.  Wolff,  Ernst,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  am  K.  Cadettencorps,  Weintranbenstr.  11  1896 

190.  Worgitzky,  Eug.  Georg,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  an  der  Kreuzschule,  Pestalozzi- 

strasse 10 1894 

191.  Zeuner,  Gust.,  Dr.  phil.,  Geh.  Rath,  Professor  a.  D.,  Winckelmannstr.  25  . 1874 

192:  Zielke,  Otto,  Apotheker,  Altmarkt  10 1899 

193.  Zipfel,  E.  Aug.,  Oberlehrer  und  Dirigent  der  II.  städtischen  Fortbildungs- 

schule, Zöllnerstr.  7 1876 

194.  Zscliau,  E.  Fchgtt.,  Professor  a.  D.,  Zwickauerstr.  44  1849 

195.  Zschuppe,  E.  Aug.,  Finanz -Yermessungs- Ingenieur,  Holbeinstr.  15  . . . 1879 


B.  Ausserhalb  Dresden. 

196.  Altenkirch,  Gust  Mor.,  Dr.  phil.,  Pealschullehrer,  in  Plauen  b.  Dr  , Coschützer- 

strassö  39. 1892 

197.  Beck,  Ant.  Rieh.,  Forstassessor  in  Tharandt 1896 

198.  Bergt,  Waith.,  Dr.  phil.,  Privatdocent  an  der  K.  Technischen  Hochschule 

und  Assistent  am  K.  Mineral.- geolog.  Museum,  in  Plauen  b.  Dr.,  Bienert- 
strasse.  19 1891 

199.  Boxberg,  Georg  von,  Rittergutsbesitzer  auf  Rehnsdorf  bei  Kamenz  . . . 1883 

200.  Büttner,  Gust.  Ad.,  Forstgärtner  in  Tharandt 1896 

201.  Carlowitz,  Carl  von,  K.  Kammerherr,  Majoratsherr  auf  Liebstadt  ....  1885 

202.  Contractor,  Noshirvan,  Student  an  der  K.  Forstakademie  in  Tharandt  . . 1899 

203.  Begeukolb,  Herrn.,  Rittergutsbesitzer  auf  Rottwerndorf  bei  Pirna  ....  1870 

204.  Diekkoff,  Alphons,  Privatus  in  Blasewitz,  Forsthausstr.  5 1898 

205.  Dressier,  Heinr.,  Seminar-Oberlehrer  in  Plauen  b.  Dr.,  Reisewitzerstr.  30  . 1893 

206.  Drossbach,  G.  P.,  Dr.  phil.,  Chemiker  in  Deuben 1897 

207.  Engelhardt,  Rud.,  Dr.  phil.,  Chemiker  in  Radebeul,  Leipzigerstr.  2 . . . 1896 

208.  Francke,  Hugo,  Dr.  phil.,  Mineralog  in  Plauen  b.  Dr.,  Rathhausstr.  5 . . . 1889 

209.  Fritzsche,  Felix,  Privatus  in  Kötzschenbroda,  Moritzburgerstr.  2 . . . . 1890 

210.  Günther,  Osw.,  Chemiker  in  Blasewitz,  Weststr.  1 1899 

211.  Günther,  Rieh.,  Architekt  in  Blasewitz,  Forsthausstr.  7 1891 

212.  Häkle,  H.,  Dr.  phil.,  Chemiker  in  Radebeul,  Albertstr.  20  1897 

213.  Jacoby,  Julius,  K.  Hofjuwelier  in  Blasewitz,  Emser  Allee  12 1882 

214.  Jentzsck,  Albin,  Dr.  pliil.,  Fabrikbesitzer  in  Radebeul,  Friedrich  August- 

strasse 4 1896 

215.  Kesselmeyer,  Carl,  Privatgelehrter  in  Altrincham,  Cheshire 1863 

216.  Krntzsch,  Herrn.,  K.  Oberförster  in  Hohnstein 1894 

217.  Lewicki,  Ernst,  Ingenieur,  Adjunct  an  der  K.  Technischen  Hochschule,  in 

Plauen  b.  Dr.,  Bernhardstr.  20  1898 

218.  Müller,  Felix,  Dr.  phil.,  Professor  a.  D.  in  Losch witz,  Heinrichstr.  12.  . . 1898 

219.  Müller,  Rud.  Ludw.,  Dr.  med.  in  Blasewitz,  Friedrich  Auguststr.  25  . . . 1877 

220.  Osborne,  Wilh.,  Privatus  in  Serkowitz,  Wasastr.  1 1876 

221.  Osborne,  Wilh.,  Dr.  pliil.,  Chemiker  in  Serkowitz,  Wasastr.  1 1898 

222.  Eeibisch,  Theod.,  Privatlehrer  in  Plauen  b.  Dr.,  Bienertstr.  24  1851 

223.  Scheidhauer,  Rieh.,  Civil -Ingenieur  in  Klotzsche  - Königswald , Richard 

Wagnerstr.  16 . 1898 

224.  Schreiter,  Rr.,  Bergdirector  a.  D.  in  Berggiesshübel 1883 

225.  Schnnke,  Th.  Huldreich,  Dr.  phil.,  Seminaroberlehrer  in  Blasewitz,  Waldpark- 

strasse 2 1877 

226.  Seidel,  T.  J.  Rudolf,  Kunst-  und  Handelsgärtner  in  Laubegast,  Uferstr.  7 . 1899 

227.  Sommer,  Carl,  Gymnasiallehrer  a.  D.  in  Meissen,  Bismarckplatz  ....  1898 

228.  Thoss,  Fr.  Aug.,  Seminaroberlehrer  in  Plauen  b.  Dr.,  Hohestr.  56  ...  . 1898 

229.  Thümer,  Ant.  Jul.,  Institutsdirector  in  Blasewitz,  Residenzstr.  12  ...  . 1872 

230.  Weber,  Rieh.,  Apotheker  in  Königstein  a.  E 1893 

231.  Wolf,  Curt,  Dr.  med.,  K.  Polizeiarzt  in  Plauen  b.  Dr.,  Reisewitzerstr.  22  . 1894 

232.  Wolf,  Theod.,  Dr.  phil.,  Privatgelehrter  in  Plauen  b.  Dr.,  Hohestr.  15  . . 1891 


vin 


7. 

8. 
9. 

10. 

11. 

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17. 

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19. 

20. 
21. 

22. 

23. 

24. 

25. 

26. 


II.  Ehrenmitglieder.  Jahr  der 

Aufnahme. 

dz,  Alex.,  Dr.  phil.,  Curator  a.  D.  des  Museum  of  Comparative  Zoology  in 

Cambridge,  Mass.  . . ' 1877 

Carus,  Jul.  Vict.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  Universität  in  Leipzig  . . . 1869 

Credner,  Herrn.,  Dr.  phil.,  Geh.  Bergrath,  Professor  an  der  Universität  und 

Director  der  geologischen  Landesuntersuchung  des  Königreichs  Sachsen  in 

Leipzig (1869)1895 

Flügel,  Felix,  Dr.  phil.,  Vertreter  der  Smithsonian  Institution  in  Leipzig  . 1855 
Galle,  J.  G.,  Dr.  phil.,  Geh.  Regierungsrath,  Professor  a.  D.  in  Potsdam  . . 1866 
Geinitz,  Hans  Bruno,  Dr.  phil.,  Geh.  Rath,  Professor  und  Director  a.  D.  des 
K.  Mineral.-geolog.  Museums  nebst  der  Prähistor.  Sammlung  in  Dresden, 

Lindenaustr.  10  (1838)1894 

Haughton,  Rev.  Sam.,  Professor  am  Trinity  College  in  Dublin 1862 

Jones,  T.  Rupert,  Professor  a.  D.  in  London 1878 

Köllicker,  Alb.  von,  Dr.,  Geh.  Rath,  Professor  an  der  Universität  in  Würzburg  1866 

Laube,  Gust.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  Universität  in  Prag 1870 

Ludwig,  Friedr.,  Dr.  phil.,  Professor  am  Gymnasium  in  Greiz.  . . . (1887)1895 

Magnus,  Paul,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  Universität  in  Berlin 1895 

Mercklin,  Carl  von,  Dr.,  Geh.  Rath,  in  Petersburg 1868 

Möhl,  Heinr.,  Dr.  phil.,  Professor  in  Kassel 1875 

Kitsche,  Heinr.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  Forstakademie  in  Tharandt  . 1893 
Kostiz-Wallwitz,  Herrn,  von,  Dr.,  Staatsminister  a.  D.  in  Dresden,  Kaiser 

Wilhelmsplatz  10 1869 

Oniboni,  Giov.,  Professor  an  der  Universität  in  Padua 1868 

Silva,  Mig.  Ant.  da,  Professor  an  der  Ecole  centrale  in  Rio  de  Janeiro  . . 1868 

Stäche,  Guido,  Dr.  phil.,  K.  K.  Oberbergrath,  Director  der  K.  K.  Geolo- 
gischen Reichsanstalt  in  Wien  (1877)1894 

Theile,  Friedr.,  Dr.  med.  in  Lockwitz  (Mitstifterderisis) 1885 

Tschermak,  Gst.,  Dr.,  Hofrath,  Professor  an  der  Universität  in  Wien  . . . 1869 
Yerbeek,  Rogier  D.  M.,  Dr.  phil.,  Director  der  geologischen  Landesuntersuchung 

von  Niederländisch-Indien  in  Buitenzorg 1885 

Yirchow,  Rud.,  Dr.  med.,  Geh.  Medicinalrath,  Professor  an  der  Universität  in  Berlin  1871 

Wolf,  Frz.,  Dr.  phil.,  Professor,  Realschuldirector  in  Rochlitz 1895 

Zeuner,  Gust.,  Dr.  phil.,  Geh.  Rath,  Professor  a.  D.  in  Dresden,  Winckelmann- 

strasse  25  1874 

Zirkel,  Ferd.,  Dr.  phil.,  Geh.  Bergrath,  Professor  an  der  Universität  in  Leipzig  1895 


III.  Correspondirende  Mitglieder. 


1.  Alberti,  Osc.  von,  Bergamtsreferendar  in  Freiberg 1890 

2.  Ainthor,  C.  E.  A.,  Dr.  phil.,  in  Hannover 1877 

3.  Ancona,  Cesare  de,  Dr.,  Professor  am  R.  Instituto  di  studi  superiori  in  Florenz  1863 

4.  Ardissone,  Frz.,  Dr.  phil.,  Professor  an  dem  Technischen  Institut  und  der 

Ackerbauschule  in  Mailand 1880 

5.  Artzt,  Ant.,  Vermessungs-Ingenieur  in  Plauen  i.  V.  ...  1883 

6.  Ascherson,  Paul,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  Universität  in  Berlin  ....  1870 

7.  Bachmann,  Ewald,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  Realschule  in  Plauen  i.  V.  . 1883 

8.  Baensch,  William  von,  Privatus  in  Stralsund 1886 

9.  Baessler,  Herrn.,  Director  der  Strafanstalt  in  Voigtsberg 1866 

10.  Baldauf,  Rieh.,  Bergdirector  in  Dux 1878 

11.  Baltzer,  A.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  Universität  in  Bern 1883 

12.  Bernhardi,  Joh.,  Landbauinspector  in  Altenburg 1891 

13.  Bibliothek,  Königliche,  in  Berlin 1882 

14.  Blanford,  Will.  T.,  Esqu.,  in  London 1862 

15.  Blaschka,  Rud.,  naturwissensch.  Modelleur  in  Hosterwitz 1880 

16.  Blochmann,  Rud.,  Dr.  phil.,  Physiker  am  Marine-Laboratorium  in  Kiel  . . 1890 

17.  Bombicci,  Luigi,  Professor  an  der  Universität  in  Bologna 1869 

18.  Brusina,  Spindion,  Professor  an  der  Universität  in  Agram 1870 

19.  Bureau,  Ed.,  Dr.,  Professor  am  naturhistor.  Museum  in  Paris 1868 

20.  Canestrini,  G.,  Professor  an  der  Universität  in  Padua 1860 


IX 


Jahr  der 
Aufnahme. 

21.  Carstens.  C.  Dietr.,  Ingenieur  in  Yarel 1874 

22.  Conwentz,  Hugo  Wilh.,  Dr.  phil.,  Professor,  Director  des  Westpreuss.  Pro- 

vincialmuseums  in  Danzig  1886 

23.  Danzig,  Emil,  Dr.  phil,  Oberlehrer  an  der  .Realschule  in  Rochlitz  ....  1883 

24.  Dathe,  Ernst,  Dr.  phil.,  K.  Preuss.  Landesgeolog  in  Berlin 1880 

25.  Dittmarsch,  A.,  Bergschuldirector  in  Zwickau 1870 

26.  Döll,  Ed.,  Dr.,  Oberrealschuldirector  in  Wien 1864 

27.  Doss,  Bruno,  Dr.  phil,  Docent  am  Kais.  Polytechnikum  in  Riga 1888 

28.  Dzieduszycki,  Wladimir  Graf,  in  Lemberg 1852 

29.  Eisei,  Rob.,  Curator  des  städtischen  Museums  in  Gera 1857 

30.  Eischer,  Aug.,  Kaufmann  in  Pösneck 1868 

31.  Flohr,  Conrad,  Amtsgerichtsrath,  Amtsrichter  in  Leipzig 1879 

32.  French,  C.,  Esqu.,  Governement  Entomologist  in  Melbourne  ......  1877 

33.  Frenzei,  A.,  Dr.  phil.,  Lehrer  an  der  Bergschule  und  K.  Hüttenchemiker  in  Freiberg  1872 

34.  Friederich,  A.,  Dr.  med.,  Sanitätsrath  in  Wernigerode 1881 

35.  Friedrich,  Osc.,  Dr.  phil.,  Professor,  Conrector  am  Gymnasium  in  Zittau  . 1872 

36.  Fritsch,  Ant.,  Dr.  med.,  Professor  an  der  Universität  und  Gustos  am  böhmi- 

schen Landesmuseum  in  Prag  1867 

37.  Gaudry,  Alb.,  Dr.,  Membre  de  Ilnstitut,  Professor  am  naturhistorischen 

Museum  in  Paris 1868 

38.  Geheeh,  Adelb.,  Apotheker  in  Geisa 1877 

39.  Geinitz,  Frz.  Eug.,  Dr.  phil,  Professor  an  der  Universität  in  Rostock  . . . 1877 

40.  Gonnermann,  Max,  Dr.  phil.,  Apotheker  und  Chemiker  in  Rostock  . . . 1865 

41.  Groth,  Paul,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  Universität  in  München 1865 

42.  Hartung,  H.,  Bergmeister  in  Lobenstein 1867 

43.  Heim,  Alb.,Dr.  phil.,  Professor  an  der  Universität  und  am  Polytechnikum  in  Zürich  1872 

44.  Heine,  Ferd.,  K.  Domänenpächter  und  Klostergutsbesitzer  auf  Hadmersleben  1863 

45.  Hennig,  Georg  Rieh.,  Dr.  phil.,  Docent  am  Kais.  Polytechnikum  in  Riga  . 1888 

46.  Herb,  Salinendirector  in  Traunstein 1862 

47.  Herrmann,  Wilh.,  Dr.  theol.  et  phil.,  Professor  an  der  Universität  in  Marburg  1862 

48.  Hibsch,  Emanuel,  Dr.  phil,  Professor  an  der  Höh.  Ackerbauschule  in  Lieb- 

werd  bei  Tetschen 1885 

49.  Hilgard,  W.  Eug.,  Professor  an  der  Universität  in  Berkeley,  Oalifornien  . . 1869 

50.  Hilgendorf,  Frz.,  Dr.  phil.,  Professor,  Custos  am  K.  zoolog.  Museum  in  Berlin  1871 

51.  Hirzel,  Heinr.,  Dr.  phil.,  Professor  a.  D.  in  Leipzig 1862 

52.  Hofmann,  Herrn.,  Bürgerschullehrer  in  Grossenhain 1894 

53.  Hübner,  Ad.,  Oberhüttenmeister  auf  der  Halsbrückner  Hütte  bei  Freiberg  . 1871 

54.  HuH,  Ed.,  Dr.,  Professor  in  London 1870 

55.  Israel,  A.,  Schulrath,  Seminardirector  a.  D.  in  Zschopau 1868 

56.  Issel,  Arth.,  Dr.,  Professor  an  der  Universität  in  Genua 1874 

57.  Jentzscb,  Alfr.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  Universität  und  Director  des 

Ostpreuss.  Provincialmuseums  in  Königsberg  1871 

58.  Kesselmeyer,  Wilh.,  in  Manchester 1863 

59.  Kirbacb,  Fr.  Paul,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  an  der  Realschule  in  Meissen  . . 1894 

60.  Klein,  Herrn.,  Herausgeber  der  „Gaea“  in  Köln 1865 

61.  Köhler,  Ernst,  Dr.  phil.,  Seminaroberlehrer  a.  D.  in  Schneeberg 1858 

62.  König  von  Warthausen,  Wilh.  Rieh.  Freiherr  von,  Kammerherr  auf  Wart- 

hausen bei  Biberach 1855 

63.  Kornhuber,  Andreas  von,  Dr.,  Professor  am  Polytechnikum  in  Wien  . . . 1857 

64.  Kosmahl,  Friedr.,  K.  Oberförster  a.  D.  in  Langebrück 1882 

65.  Krebs,  Wilh.,  Privatgelehrter  in  Altona 1885 

66.  Krieger,  W.,  Lehrer  in  Königstein 1888 

67.  Kühn,  E.,  Dr.  phil.,  Schulrath,  Bezirksschulinspector  in  Leipzig 1865 

68.  Kyber,  Arth.,  Chemiker  in  Riga 1870 

69.  Lange,  Theod.,  Dr.  phil.,  Apotheker  in  Werningshausen 1890 

70.  Lanzi,  Matthaeus,  Dr.  med.,  in  Rom  1880 

71.  Lapparent,  Alb.  de,  Ingenieur  des  min  es,  Professor  in  Paris 1868 

72.  Leie  vre,  Theod.,  Dr.,  in  Brüssel 1876 

73.  Le  Jolis,  Aug.,  Dr.  phil.,  Director  der  Societe  nation.  des  Sciences  natur.  et 

mathem.  in  Cherbourg 1866 

74.  Leonhardt,  Otto  Emil,  Seminaroberlehrer  in  Nossen 1890 

75.  Lohrmann,  Ernst,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  am  Realgymnasium  in  Annaberg  . 1892 

76.  Lüttke,  Joh.,  Fabrikbesitzer  in  Hamburg 1884 

77.  Mayer,  Charles,  Dr.,  Professor  an  der  Universität  in  Zürich 1869 


X 


Jahr  der 
Aufnahme. 

78.  Mehnert,  Ernst,  Dr.  phil,  Seminaroberlehrer  in  Pirna 1882 

79.  Menzel,  Carl,  Oberbergrath,  Bergamtsrath  in  Ereiberg 1869 

80.  Möller,  Yalerian  von,  wirkt  Staatsrath,  Oberberghauptmann  in  Petersburg . 1869 

81.  Naschold,  Heinr.,  Dr.  phil,  Eabrikbesitzer  in  Aussig 1866 

82.  Naumann,  Ferd.,  Dr.  med.,  Marinestabsarzt  a.  D.  in  Gera 1889 

88.  Naumann,  Herrn.,  Oberlehrer  an  der  Realschule  in  Bautzen  ......  1884 

84.  Neubert,  Gust.  Ad.,  Hofrath,  Professor  a.  D.  in  Klotzsche  - Königswald  . . 1857 

85.  Nobbe,Friedr.,Dr.  phil.,  Geh.  Hofrath,  Prof,  an  der  K.  Forstakademie  in  Tharandt  1864 

86.  Pabst,  Mor.,  Dr.  phil.,  Professor,  Conrector  am  Realgymnasium  in  Chemnitz  1866 

87.  Pabst,  "Willi.,  Dr.  phil,  Custos  der  naturhistor.  Sammlungen  in  Gotha  . . 1881 

.88.  Papperitz,  Erwin,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  Bergakademie  in  Freiberg  1886 

89.  Peschei,  Ernst,  Lehrer  in  Nünchritz 1899 

90.  Petermann,  A.,  Dr.,  Director  der  Station  agronomique  in  Gembloux  . . . 1868 

91.  Pigorini,  L.,  Dr.,  Professor  an  der  Universität  und  Director  des  Museums 

Kircherianum  in  Rom 1876 

92.  Prasse,  Ernst  Alfr.,  Betriebsingenieur  a.  D.  in  Leipzig 1866 

93.  Rehmann,  Antoni,  Dr.,  Professor  an  der  Universität  in  Lemberg  ....  1869 

94.  Reiche,  Carl,  Dr.  phil.,  in  Santiago,  Chile  . 1886 

95.  Reidemeister,  C.,  Dr.  phil.,  Fabrikdirector  in  Schönebeck 1884 

96.  Richter,  Conr.,  Realschullehrer  in  Aue  . 1895 

97.  Schimpfky,  Paul  Rieh.,  Lehrer  in  Lommatzsch 1894 

98.  Sehlieben,  H.  L.  von,  Oberst  z.  D.  in  Radebeul 1862 

99.  Schiimp ert,  Alfr.  Mor.,  Apotheker  in  Cölln  bei  Meissen 1893 

100.  Schneider,  Osc.,  Dr.  phil.,  Professor  a.  D.  in  Blasewitz 1863 

101.  Schnorr,  Veit  Hanns,  Professor  a.  D.  in  Zwickau 1867 

102.  Schreiber,  Paul,  Dr.  phil.,  Professor,  Director  des  K.  Sächs.  Meteorolog. 


103.  Scott,  Dr.  phil,  Director  der  Meteorological  Office  in  London  .....  1862 

104.  Seidel,  Osc.  Mor.,  Seminaroberlehrer  in  Zschopau  . 1883 

105.  Seidel,  Heinr.  Bernh.,  S eminarob erlehrer  in  Zschopau 1872 

106.  Seidlitz,  Georg  von,  Dr.  phil.,  in  Ludwigsort  bei  Königsberg  i.  Pr.  . . . 1868 

107.  Sieber,  Georg,  Rittergutspächter  in  Grossgrabe  bei  Kamenz 1879 

108.  Sonntag,  F.,  Privatus  in  Berlin 1869 

109.  Stauss,  Waith.,  Dr.  phil.,  Chemiker  in  Hamburg  1885 

110.  Stephani,  Franz,  Kaufmann  in  Leipzig 1893 

111.  Sterzei,  Joh.  Traug.,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  an  der  I.  höheren  Mädchenschule 

in  Chemnitz  1876 

112.  Steuer,  Alex.,  Dr.  phil.,  Privatdocent  an  der  Universität  in  Jena  ....  1888 

113.  Stevenson,  John  J.,  Professor  an  der  University  of  the  City  in  New -York  1892 

114.  Stossich,  Mich.,  Professor  in  Triest 1860 

115.  Temple,  Rud.,  Director  des  Landesversicherungsamtes  in  Pesth 1869 

116.  Ulbricht,  R.,  Dr.  phil.,  Professor  a.  D.  in  Dahme  1884 

117.  Ulrich,  George  H.  F.,  Dr.  phil,  Professor  an  der  Universität  in  Dunedin, 

Neu- Seeland  1876 

118.  Yater,  Heinr.,  Dr.  phil,  Professor  an  der  K.  Forstakademie  in  Tharandt  . 1882 

119.  Yetters,K.,Dr.  phil.,  Lehrer  an  den  Technischen  Staatslehranstalten  in  Chemnitz  1884 

120.  Yoigt,  Bernh.,  Steuerrath,  Bezirkssteuerinspector  in  Chemnitz 1867 

121.  Yoretzsch,  Max,  Dr.  phil,  Oberlehrer  am  Herzogi.  Ernst-Realgymnasium  in 

Altenburg 1893 

122.  Waagen,  Wilh.  Heinr.,  Dr.  phil.,  Oberbergrath,  Professor  an  der  Universität 

in  Wien 1877 

123.  Wartmann,  B.,  Dr.  med.,  Professor  in  St.  Gallen 1861 

124.  Weinland,  Dav.  Friedr.,  Dr.,  in  Hohen  Wittlingen  bei  Urach 1861 

125.  Weise,  Aug.,  Buchhalter  in  Ebersbach . 1881 

126.  Welemensky,  Jac.,  Dr.  med.  in  Prag  1882 

127.  Wentzel,  Gg.  Alb.,  K.  Hofgärtner  a.  D.  in  Pillnitz 1871 

128.  White,  Charles,  Dr.,  Curator  am  National -Museum  in  Washington  . . . 1893 

129.  Wiechel,  Hugo,  Baurath,  Betrieb  sin  spector  in  Chemnitz . 1880 

130.  Wiesner,  Jul,  Dr.,  Professor  an  der  Universität  in  Wien  .......  1868 

131.  Wollt,  F.  A.,  Seminaroberlehrer  in  Pirna 1883 

132.  Wünsche,  F.  Otto,  Dr.  phil.,  Professor  am  Gymnasium  in  Zwickau  . . . 1869 

133.  Zimmermann,  Osc-,  Dr.  phil,  Professor  am  Realgymnasium  in  Chemnitz  . 1880 


Sitzungsberichte 

der 

Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 

ISIS 


in  Dresden. 


1899, 


' 


■ 


I.  Section  für  Zoologie. 


Erste  Sitzung  am  2.  Februar  1899.  Y orsitzender : Prof.  Dr.  H.  N i t s c h e. 
— Anwesend  27  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  H.  Nits  che  überreicht  für  die  Bibliothek  der  Gesellschaft 
ein  Exemplar  seines  jüngst  erschienenen  Buches:  „Studien  über  Hirsche“, 
Heft  I. 

Institutsdirector  Th.  Beibisch  berichtet,  dass  neuerdings  an  einer 
Landschnecke  elektrische  Erscheinungen  beobachtet  worden  seien. 

Dr.  J.  Thallwitz  schildert  einen  von  ihm  beobachteten  Kampf 
zwischen  zwei  Käfern. 

„Im  Spätsommer  1898  bemerkte  ich  an  einem  Waldrändchen  bei  Pirna  einen  zwischen 
dem  Gras  dahineilenden  und  auf  meinen  Standort  zukommenden  Carabus  auratus.  Kaum 
zufällig  auf  ihn  aufmerksam  geworden,  sah  ich,  wie  das  Thier  von  einem  Necrophorus 
vespillo  angegriffen  wurde,  der  es  von  der  Seite  her  anfiel.  Da  sich  der  Laufkäfer  kurze 
Zeit  darauf  nicht  mehr  regte,  fasste  ich  ihn  und  sah,  dass  er  eine  klaffende  Wunde 
uuterseits  hinter  dem  ersten  Brustring  aufwies.  Wenn  der  Laufkäfer  die  schwere 
Schädigung  auch  wahrscheinlich  vorher  anderswo  davongetragen  hat,  so  erschien  mir 
der  hastige  Angriff  des  Necrophorus  auf  ein  lebendes  Insect,  noch  dazu  auf  einen 
Carabus , immerhin  als  eine  merkwürdige  Sache,  zumal  mich  der  umgekehrte  Fall  viel 
weniger  verwundert  hätte.“ 

Prof.  Dr.  H.  Nits  che  bespricht  in  einem  längeren  Vortrage  die 
Morphologie  der  Mundwerkzeuge  bei  den  Insecten  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  saugenden. 


Zweite  Sitzung  am  6.  April  1899.  Vorsitzender:  Dr.  J.  Thallwitz.  — 
Anwesend  20  Mitglieder. 

Dr.  J.  Thallwitz  hält  einen  Vortrag:  Zur  Hydrobiologie  der 
Elbe,  in  dem  er  den  Bau,  die  Entwickelung  und  die  Lebensart  der  in 
der  Elbe  vorkommenden  niederen  Krebse,  besonders  die  der  Blattfuss-, 
Muschel-  und  Spaltfusskrebse,  d.  h.  der  Phyllopoden,  Ostracoden  und 
Copepoden  behandelt.  Zur  Erläuterung  dienen  von  ihm  selbst  angefertigte 
Tafeln  und  mikroskopische  Präparate.  Einschlägige  Litteratur  wird  vor- 
gelegt. 

Bankier  A.  A.  Kuntze  legt  eine  mit  Schildläusen  (wahrscheinlich  der 
Gattung  Mytilaspis  angehörig)  besetzte  Apfelsine  vor. 


4 


Dritte  Sitzung  am  1.  Juni  1899.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  H.  Nits  che. 
— Anwesend  28  Mitglieder. 

Herr  W.  Putsch  er  lässt  zunächst  den  genauen  Katalog  seiner  Mineralien- 
sammlung circuliren  und  zeigt  ein  in  seinem  Garten  aus  Samen  gezogenes 
Exemplar  von  Aquilegia  vulgaris  vor,  dessen  Blüthen  merkwürdig  miss- 
gebildet und  vergrünt  sind. 

Institutsdirector  Th.  Reibisch  erläutert  an  einem  sehr  schönen 
Chamäleon-Skelett  die  besonderen  Eigentümlichkeiten  des  Knochen- 
baues dieser  Gruppe. 

Prof.  Dr.  H.  Nits  che  schliesst  hieran  einige  Bemerkungen  über  den 
Bau  der  Lungen  und  das  Gefangenleben  dieses  Thieres. 

Prof.  Dr.  EL  Nits  che  berichtet  über  die  Einschleppung  einer 
japanischen  ungeflügelten  Laubheuschrecke  (Rhaphidophorus  marmo- 
ratus)  durch  Eier.  Die  vorgelegten  Exemplare  stammen  aus  zwei  Glas- 
häusern in  Mittweida  in  Sachsen  und  Bückeburg. 

Derselbe  schildert  schliesslich  in  längerem  Vortrage  den  1897  und 
1898  über  fast  alle  sächsischen  Staatswaldungen  verbreiteten  Frass  des 
Fichtennestwicklers,  Grapholitha  tedella. 

Besonders  hervorzuheben  ist,  dass  in  einigen  Revieren  dieser  Frass  durch  einen 
insectentödtenden  Pilz,  durch  die  gewöhnlich  nur  auf  Kohlweisslingsraupen  vorkommende 
Entomophtliora  radicans  sein  Ende  fand. 


II.  Section  für  Botanik. 


Erste  Sitzung  am  9.  Februar  1899.  Vorsitzender:  Geh.  Hofrath 
Prof.  Dr.  0.  Drude.  — Anwesend  36  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  0.  Drude  hält  einen  Vortrag  über  die  Areale  der  Leit- 
pflanzen in  den  Pflanzenformationen  Sachsens  und  Thüringens. 

Derselbe  bildet  die  Fortsetzung  des  am  20.  October  1898  vor  der  Gesellschaft  ge- 
haltenen Vortrages  und  ist  in  seinem  wesentlichsten  Inhalte  in  den  Abhandlungen  der 
Isis,  Jahrgang  1898,  S.  91,  als  „Anhang“  zu  demselben  gedruckt. 

Lehrer  H.  Stiefelhagen  legt  unter  anderen  vom  Herbste  her  bis 
jetzt  unausgesetzt  weiterblühenden  Herbstpflanzen  Arabis  albida  als  frühen 
Frühlingsblüher  dieses  merkwürdig  milden  Winters  vor,  mitgebracht 
von  Cossebaude. 

Garteninspector  F.  Le  dien  lenkt  die  Aufmerksamkeit  auf  den  sibiri- 
schen Frühblüher  Rhododendron  chrysanthum  im  botanischen  Garten. 

Institutsdirector  A.  Thümer  berichtet,  dass  Galanthus  seit  Mitte 
Januar  in  Blasewitz  blühe. 


Zweite  Sitzung  vom  13.  April  1899  (im  Hörsaale  des  K.  Botanischen 
Gartens).  Vorsitzender:  Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  0.  Drude.  — Anwesend 
22  Mitglieder  und  15  Gäste.  — Der  Sitzung  ist  eine  demonstrative  „Monats- 
versammlung“ im  K.  Botanischen  Garten  um  5 Uhr  Nachmittags  voraus- 
gegangen. 


5 


Prof.  Dr.  0.  Drude  bespricht  das  neu  erschienene,  höchst  anregend 
geschriebene  und  glänzend  ausgestattete  Werk  von  Prof.  Dr.  Schimper: 
„Pflanzengeographie  auf  physiologischer  Grundlage“,  beleuchtet  dessen 
Stellung  und  den  in  ihm  gebotenen  Fortschritt  zu  Grisebach’s  „Vegetation 
der  Erde“,  sowie  zu  dem  in  jüngerer  Zeit  von  Warming  herausgegebenen 
„Lehrbuch  der  ökologischen  Pflanzengeographie“,  und  erklärt  unter  De- 
monstration geeigneter  Pflanzen  der  Gewächshäuser  die  Tendenz  des  Werkes 
an  einzelnen  herausgegriffenen  Capiteln,  um  auf  das  Studium  desselben 
hinzuwirken. 

Eine  von  Prof.  Dr.  H.  Conwentz,  Danzig,  als  Geschenk  eingegangene 
Broschüre  über  das  Vorkommen  der  Eibe  in  Deutschland  wird  vor- 
gelegt und  die  Bitte  des  Verfassers  mitgetheilt,  dass  zu  seinen  Unter- 
suchungszwecken Proben  sächsischer  Moorhölzer  gesammelt  und  an  ihn 
gesendet  werden  möchten.*) 


Dritte  Sitzung  am  15.  Juni  1899  (im  Kalthause  des  K.  Botanischen 
Gartens).  Vorsitzender:  Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  0.  Drude.  — Anwesend 
30  Mitglieder  und  2 Gäste.  — Der  Sitzung  ist  wiederum  eine  „Monats- 
versammlung“ um  5 Uhr  Nachmittags  vorangegangen,  doch  mussten  sich 
die  geplanten  Besichtigungen  wegen  anhaltenden  Regens  auf  die  Gewächs- 
häuser beschränken. 

Prof.  Dr.  0.  Drude  hält  einen  Vortrag  über  die  Petersburger 
Gartenb au- Austeilung  vom  16.  — 27.  Mai  d.  J.,  zu  welcher  ihn  ein 
Auftrag  des  K.  Ministeriums  des  Innern  als  Vertreter  des  sächsischen 
Gartenbaues  entsendet  hat,  legt  Photographien  jener  Ausstellung  im  Tau- 
rischen Palais  vor,  und  bespricht  die  allgemeinen,  auf  das  strengere  Klima 
begründeten  Verhältnisse  des  russischen  Gartenbaues. 


III.  Section  für  Mineralogie  und  Geologie. 


Erste  Sitzung  am  16.  Februar  1899.  Vorsitzender:  Privatdocent 
Dr.  W.  Bergt.  — Anwesend  38  Mitglieder  und  Gäste. 

Der  Vorsitzende  macht  an  der  Hand  einer  Probenummer  auf  die  in 
Spemann’s  Verlag  erscheinende  naturwissenschaftliche  Zeitschrift  „Mutter 
Erde“,  im  Einzelnen  auf  einen  darin  enthaltenen  Aufsatz  über  die  geo- 
logischen Verhältnisse  Norddeutschlands  aufmerksam  und  knüpft 
daran  einige  Bemerkungen  über  die  interessanten  Muschelkalkbrüche 
von  Rüdersdorf  bei  Berlin,  in  denen  für  den  Berliner  Geologentag  im 
Herbst  1898  Gletschertöpfe,  Gletscherschliffe  und  ein  tiefes  Gletscherthal 
von  hervorragender  Schönheit  freigelegt  worden  waren. 

Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky  hält  den  angekündigten  Vortrag  über  Natur 
und  Entstehung  des  Chilisalpet ers  mit  Vorführung  von  Gesteins- 
proben und  Lichtbildern. 


*)  Vielleicht  hat  die  Verbreitung  dieser  Bitte  durch  den  Druck  Erfolg;  zur  Ver- 
mittelung erbietet  sich  der  Vorstand  der  botanischen  Section  (Drude,  Wobst). 


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Prof.  H.  Engelhardt  berichtet  über  eine  neuentdeckte  Kreide- 
pflanze, Sassafras  Geinitzi  Engelh.,  aus  dem  cenomanen  Quadersandstein 
von  Eutschütz,  über  neue  tertiäre  Pflanzen  von  Sardinien*)  und 
über  die  Bestimmung  von  fossilen  Palmenresten  im  Allgemeinen. 


Zweite  Sitzung  am  20.  April  1899.  Vorsitzender:  Privatdocent 
Dr.  W.  Bergt.  — Anwesend  26  Mitglieder. 

Dr.  W.  Bergt  hält  einen  Vortrag  über  vulkanischen  Staub  und 
veranschaulicht  denselben  durch  Proben  und  mikroskopische  Präparate. 

Oberlehrer  Dr.  P.  Wagner  spricht  über  Erd pyramiden  unter  Hin- 
weis auf  die  Schrift  von  Chr.  Kittier:  ,,Ueber  die  geographische  Ver- 
breitung und  Natur  der  Erdpyramiden“,  Inaug.-Diss.  Erlangen  1897. 

Dr.  W.  Bergt  spricht  unter  Vorlage  von  Moldawiten  und  ähnlichen 
Bildungen  über  Suess:  „Ueber  den  kosmischen  Ursprung  der  Moldawite.“ 


Dritte  Sitzung  am  22.  Juni  1899.  Vorsitzender:  Privatdocent  Dr.  W. 
Bergt.  — Anwesend  22  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  legt  mit  kurzer  Besprechung  das  Werk  von  0.  Herr- 
mann: „Steinbruchindustrie  und  Steinbruchgeologie“  und  den  Katalog  der 
Mineraliensammlung  des  Herrn  W.  Putscher  zur  Einsicht  vor. 

Oberlehrer  Dr.  P.  Wagner  macht  auf  das  neu  erschienene  Werk  von 
Gürich:  „Das  Mineralreich“  aufmerksam. 

Oberlehrer  Dr.  R.  Nessig  giebt  einen  Bericht  über  rechtselbische 
Bohrlöcher  (vergl.  Abhandlung  II)  und  weist  auf  einen  verbesserten 
Aufschluss  im  Syenitconglomerat  und  Leopardensandstein  bei 
Coschütz  hin. 

Prof.  H.  Engelhardt  macht  einige  ergänzende  Bemerkungen  über 
Thoneinlagerungen  unter  dem  Häidesand,  legt  eine  Arbeit  von 
R.  Zeiller  über  Steinkohlenpflanzen  vor  und  berichtet  über  neue  tertiäre 
Pflanzenfunde  in  der  Rhön. 

Dr.  W.  Bergt  ergänzt  seinen  früheren  Vortrag  über  die  Moldawite 
und  führt  Präparate  natürlicher  Gläser  vor. 


IY.  Section  für  prähistorische  Forschungen. 


Erste  Sitzung  am  19.  Januar  1899.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  J.  Deich- 
müller. — Anwesend  26  Mitglieder. 

Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  F.  Nobbe  spricht  über  vorgeschichtliche 
Funde  im  K.  Forstgarten  zu  Tharandt.  (Vergl.  Abhandlung  III.) 

In  der  sich  an  den  Vortrag  anschliessenden  Debatte  wird  namentlich 
die  Frage  erörtert,  ob  diese  Funde  als  Depotfunde  oder,  falls  sich  in  der 


:)  Vergl.  Abhandl.  Isis  1898,  S.  101. 


7 


Nähe  des  Fundortes  in  urgeschichtlicher  Zeit  eine  Cultusstätte  befunden 
haben  sollte,  als  Opfergaben  anzusehen  seien. 

Herr  W.  Osborne  legt  eine  Bronzefibel  aus  dem  La  Tene-Gräber- 
felde  von  Rudnikersee  bei  Graudenz  und  ein  Feuersteingeräth  von 
der  Insel  Seeland  vor  und 

referirt  über  einen  von  John  Evans  auf  der  Jahresversammlung  der 
Gesellschaft  zur  Beförderung  der  Wissenschaften  zu  Toronto  gehaltenen 
Vortrag  über  das  Alter  des  Menschengeschlechts. 

Prof.  Dr.  J.  Deichmüller  bringt  zur  Ansicht  einen  in  der  rauhen 
Fuhrt  bei  Diesbar  aus  der  Elbe  gebaggerten  Steinhammer,  in  dessen 
fast  vollendetem  Bohrloch  noch  der  wohlerhaltene  Bohrkern  steht, 

sowie  das  Bruchstück  eines  Steinbeils,  ein  topfartiges  Gefäss  mit  drei 
warzenförmigen  Ansätzen  und  eine  Anzahl  Gefässscherben  mit  Stichband- 
verzierungen, welche  aus  einer  Niederlassung  der  jüngeren  Stein- 
zeit im  Dorfe  Röderau  stammen. 


Zweite  Sitzung  am  16.  März  1899.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  J.  Deich- 
miiller.  — Anwesend  15  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  J.  Deichmüller  spricht  über  die  als  „Frau  von  Auver- 
nier“  bekannte  Büste,  welche  von  Prof.  Dr.  J.  Kollmann  in  Basel  durch 
Aufträgen  der  Weichtheile  auf  den  Schädel  einer  Frau  aus  dem  Pfahlbau 
Auvernier  hergestellt  worden  ist. 

Lehrer  H.  Döring  hält  einen  Vortrag  über  den  Burgwall  von 
Arkona  auf  Rügen  und  legt  Photographien  und  Fundgegenstände  von 
demselben  vor. 

Derselbe  bringt  ferner  zur  Ansicht  ein  Steinbeil  von  Stönzsch 
bei  Pegau,  ein  Flachbeil,  einen  Spinnwirtel  und  einen  bandverzierten 
Gefässscherben  aus  neolithischen  Herdstellen  in  der  fiscalischen  Kies- 
grube von  Wiederau  bei  Pegau,  sowie  eine  Anzahl  Gefässreste  von  dem 
Burgwall  bei  Altoschatz. 

Unter  letzteren  befinden  sich  auch  solche  von  germanischem  Typus,  welche  darauf 
hindeuten,  dass  dieser  Burgwall  vielleicht  bereits  in  vorslavischer  Zeit  errichtet  worden  ist. 

Prof.  Dr.  J.  Deichmüller  berichtet  über  neue  Erwerbungen  der 
K.  Prähis  toris  chen  Sammlung: 

Von  Steinbach  bei  Radeburg  erhielt  die  Sammlung  einen  Lappencelt  aus 
Bronze,  aus  dem  beim  Kasernenbau  zu  Kamenz  aufgedeckten  Gräberfelde  eine 
grosse  Anzahl  z.  Th.  wohlerhaltener  Gefässe,  deren  Formen  den  jüngeren  Lausitzer 
Typus  zeigen  und,  wie  die  spärlichen  Eisenbeigaben,  beweisen,  dass  dieses  Gräberfeld 
in  den  letzten  Jahrhunderten  vor  Chr.  angelegt  worden  ist. 


Excursion  am  10.  Juni  1899  zur  Besichtigung  einer  angeblichen 
vorgeschichtlichen  Opferstätte  bei  Hermsdorf  zwischen  Klotzsche  und 
Königsbrück  und  eines  Burgwalls  bei  Klotzsche.  — Zahl  der  Theil- 
nehmer  9. 

Die  nur  wenige  Minuten  südlich  Hermsdorf  dicht  am  Wege  nach  Lausa  gelegene 
sogenannte  Opferstätte  ist  eine  flache  natürliche  Bodenerhebung  ohne  jede  Spur  künst- 
licher Erhöhung  oder  Umwallung,  welche  von  einer  regellosen  Anhäufung  grosser  Stein- 
blöcke gekrönt  wird.  Das  zur  letzteren  verwendete  Material  sind  theils  kantige  Bruck- 

* 


8 


stücke  des  den  Untergrund  bildenden  Lausitzer  Granits,  theils  abgerollte  Blöcke  be- 
nachbarter contactmetamorphischer  Grauwacken  und  nordischer  Granite  oder  erzgebirgisch- 
böhmischer  Granitporphyre  und  Basalte,  wie  sie  im  Diluvium  der  Umgebung  nicht  selten 
sind.  Dass  dieser  Steinban  in  vorgeschichtlicher  Zeit  errichtet  und  der  Platz  als  Opfer- 
stätte benutzt  worden  sei,  dürfte  sich  nach  den  örtlichen  Verhältnissen  kaum  beweisen  lassen. 

Der  östlich  des  Bahnhofs  Klotzsche  über  dem  Steinbruch  auf  dem  linken  Ufer  des 
Priessnitzbaches  befindliche  Burgwall,  welcher  schon  auf  der  aus  dem  16.  Jahrhundert 
stammenden  Oeder’schen  Karte  als  Burgstadl  bezeichnet  wird  (vergi.  Sitzungsber.  Isis 
1897,  S.  7),  ist  ein  aus  Granitstücken  errichteter  Wallrest,  dessen  Alter  jedoch  mangels 
jeglicher  Fundstücke  noch  unsicher  ist. 


V.  Section  für  Physik  und  Chemie. 


Erste  Sitzung  am  12.  Januar  1899.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.F.  Fo  erster. 
— Anwesend  198  Mitglieder  und  Gäste. 

Geb.  Hofrath  Prof.  Dr.  W.  Hempel  hält  einen  Vortrag  über  Kryo- 
chemie. 

Der  Vortragende  erörtert  zunächst  die  Fortschritte,  welche  Theorie  und  experimen- 
telle Hilfsmittel  erfuhren,  bis  man  zu  der  heute  im  technischen  Massstabe  möglich  gewor- 
denen Verflüssigung  der  früher  für  „permanent“  gehaltenen  Gase,  zumal  der  Bestandteile 
der  atmosphärischen  Luft,  gelangen  konnte.  Die  Linde’sche  Maschine  erlaubt  heute, 
flüssigen  Sauerstoff  in  beliebiger  Menge  zu  erzeugen.  Mit  Hülfe  eines  vom  Vortragenden 
selbst  nach  den  bei  dieser  Maschine  befolgten  Grundsätzen  construirten  Apparates  wurde 
flüssiger  Sauerstoff  in  reichlichem  Masse  hergestellt  und  durch  eine  Beihe  sehr  an- 
schaulicher Versuche  dargethan,  welche  Wirkungen  durch  eine  Erniedrigung  der  Tem- 
peratur auf  diejenige  des  siedenden  Sauerstoffs  hervorgebracht  werden  können : es  wurde 
z.  B.  Ozon  als  indigoblaue  Flüssigkeit  aus  ozonisirter  Luft  niedergeschlagen  und  die 
grosse  Reactionsträgheit  bei  gewöhnlicher  Temperatur  explosionsartig  auf  einander 
wirkender  Stoffe,  wie  Brom  und  Kalium,  gezeigt.  Die  Chemie  bei  niederen  Tempera- 
turen, die  Kryochemie,  ist  nun  aber  auch  bei  erheblich  über  dem  Siedepunkte  des  Sauer- 
stoffs liegenden  Temperaturen  noch  so  gut  wie  unerforscht.  So  bietet  z.  B.  die  durch 
Einträgen  fester  Kohlensäure  in  Aether  verhältnismässig  leicht  zu  erhaltende  Temperatur 
von  — 79°  der  Forschung  noch  ein  weites  Feld.  Der  Vortragende  hat  es  sich  an- 
gelegen sein  lassen,  die  Hülfsmittel  zu  suchen,  die  man  zur  Aufrechterhaltung  so 
niedriger  Temperaturen  zweckmässig  verwendet.  Er  hat  gefunden,  dass  ähnlich  guter 
Kälteschutz  wie  durch  das  Vacuum  der  Dewar’schen  Böhren  auch  durch  Einpacken  der 
die  kalte  Flüssigkeit  enthaltenden  Gefässe  in  Eiderdaunen,  oder  billiger  in  gut  ge- 
trocknete Schafwolle  zu  erreichen  ist.  Mit  solchen  Mitteln  arbeitend,  hat  er  flüssige 
Kohlensäure  mit  Wasser  wie  mit  Alkoholen  zu  starren  Verbindungen  vereinigen  können. 
Die  Bedeutung  dieser  sauren  Aether  und  des  Hydrates  der  Kohlensäure  für  das  Ver- 
ständniss  des  merkwürdigen  Unterschieds  zwischen  der  Festigkeit,  mit  der  einerseits 
die  natürlichen  kohlensauren  Wasser' und  der  echte  Champagner  ihre  Kohlensäure  zurück- 
halten, und  der  Leichtigkeit,  mit  der  künstliches  Selterwasser  oder  Schaumwein  das 
eingepresste  Kohlensäuregas  wieder  entlassen,  wird  am  Schluss  des  mit  grossem  Beifall 
aufgenommenen  Vortrages  erörtert. 


Zweite  Sitzung  am  2.  März  1899.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  F.  Fo  erster. 
— Anwesend  50  Mitglieder  und  Gäste. 

Dr.  P.  Uhlmann  spricht  über  die  epochemachendsten  Fort- 
schritte der  Theerfarben- Industrie  seit  1890. 

Der  Vortragende  bespricht  zunächst  nach  einigen  historischen  Bemerkungen  die 
Bedeutung  des  Indigos  als  Farbstoff  und  schildert  dessen  Verwendung  und  künstliche 
Darstellung  unter  Vorlegung  zahlreicher  Präparate  und  Ausfärbungen  nebst  Druck- 
mustern. Im  zweiten  Theile  seines  Vortrages  wendet  er  sich  dann  zu  der  enormen 
Bedeutung,  welche  die  grosse  Gruppe  der  Azofarbstoffe  in  Färberei  und  Zeugdruck  er- 


9 


langt  haben,  und  illustrirt  deren  Fixirung  und  Erzeugung  auf  der  Faser  durch  viel- 
fache Experimente,  um  dann  zu  den  erst  in  neuerer  Zeit,  zuerst  von  Yidal,  entdeckten 
schwefelhaltigen  Farbstoffen  überzugehen,  wie  sie  neuerdings  auch  in  den  deutschen 
Fabriken  im  grossen  Massstabe  dargestellt  werden,  um  mit  einem  kurzen  statistischen 
Ueberblick  über  Import,  Export  und  Fabrication  zu  schliessen. 

Nächstdem  spricht  Dr.  E.  Müller  über  ein  elektrolytisches  Ver- 
fahren zur  Herstellung  chlor-,  brom-  und  jodsaurer  Salze. 

Nach  einer  Erläuterung  und  Vorführung  der  Verfahren  und  der  Apparate,  mit 
deren  Hülfe  man  elektrolytische  Vorgänge  an  unlöslichen  Elektroden  verfolgen  kann, 
erörtert  der  Vortragende  die  Schwierigkeiten,  welche  die  Herstellung  chlor-,  brom-  und 
jodsaurer  Salze  durch  Elektrolyse  der  Lösungen  von  Chloriden,  Bromiden  und  Jodiden 
entgegenstehen.  Diese  sind  vor  allen  Dingen  darin  zu  suchen,  dass  die  durch  die  anodi- 
schen Vorgänge  in  der  Lösung  erzeugten  Halogensauerstoffverbindungen  mehr  oder 
weniger  leicht  an  der  Kathode  wieder  zu  den  Halogeniden  reducirt  werden.  Es  ist 
dem  Vortragenden  gelungen,  im  einfachchromsauren  Kali  einen  Stoff  zu  finden,  der,  in 
kleiner  Menge  dem  Elektrolyten  zugesetzt,  die  kathodische  Beduction  fast  ganz  aus- 
schliesst.  Auf  diese  Weise  gelingt  es,  Bromate  und  Jodate  elektrolytisch  mit  einer 
über  90%lichen  Strom-  und  Materialausbeute  herzustellen. 

An  der  sich  hieran  anschliessenden  Debatte  betheiligen  sich  Geh.  Hof- 
rath Prof.  Dr.  W.  Hempel,  Prof.  Dr.  F.  Foerster  und  der  Vortragende  selbst. 


Dritte  Sitzung  am  4.  Mai  1899.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  F.  Foerster. 
— Anwesend  59  Mitglieder. 

Privatdocent  Dr.  A.  Schlossmann  spricht  über  die  Entwickelung 
der  Heilkunde  unter  dem  Einfluss  von  Physik  und  Chemie. 

Der  Vortragende  schildert  einleitend  den  tiefen  Stand  der  Medicin  zu  Anfang 
unseres  Jahrhunderts,  da  die  Diagnose  eine  rein  speculative  war  und  die  Behandlung 
der  Krankheiten  wesentlich  in  der  Verabreichung  möglichst  zusammengesetzter  Arzneien 
bestand;  ferner  die  Einflüsse  des  Mesmerismus,  des  Spiritismus  und  der  Homöopathie. 
Erst  mit  der  synthetischen  Darstellung  des  Harnstoffes  durch  Wöhler  im  Jahre  1828 
begann  eine  neue  Epoche,  die  alte  Lehre  von  der  Lebenskraft  fiel,  und  das  Gesetz  von 
der  Erhaltung  der  Kraft  wurde  auch  für  den  Aufbau  der  modernen  Medicin  grundlegend, 
die  nun  erst  zu  einer  selbständigen  Wissenschaft  heranwuchs. 

Für  die  Erkennung  der  Krankheiten  wurden  namentlich  die  physikalischen  Methoden 
der  Percussion,  der  Auscultation , der  Thermometrie  und  der  Beobachtung  des  Pulses 
dienstbar  gemacht.  Es  folgte  die  Erfindung  des  Augenspiegels  durch  Helmholtz  und 
daran  anschliessend  die  Ausbildung  von  Methoden  zur  Beleuchtung  des  Kehlkopfes,  des 
Magens,  der  Blase  u.  s.  w.  Auch  die  Elektricität  konnte  in  den  Dienst  der  Diagnostik 
treten,  da  sich  die  Beizbarkeit  der  Muskeln  und  Nerven  gegenüber  dem  Strome  in 
verschiedenen  abnormen  Zuständen  als  verschieden  herausstellte.  Für  manche  Fälle 
wurde  die  Bestimmung  des  specifischen  Gewichts,  z.  B.  des  Urins,  unerlässlich.  Endlich 
brachte  die  Entdeckung  der  X-Strahlen  für  einen  ganzen  Kreis  von  Erkrankungen  ein 
unentbehrliches  Erkennungsmittel.  Die  Chemie  leistete  nicht  minder  wichtige  Dienste 
durch  Stoffwechseluntersuchungen,  durch  Untersuchung  des  Blutes  bei  einer  ganzen 
Beihe  von  Krankheiten,  besonders  bei  Vergiftungserscheinungen. 

Beide  Wissenschaften  wirkten  aber  auch  fördernd  auf  dem  Gebiete  der  Therapie. 
Der  Physik  entsprangen  namentlich  die  Methoden  der  Elektrotherapie,  der  mechanischen 
und  der  pneumatischen  Behandlungsweise,  während  die  Chemie  eine  Unzahl  wirksamer 
chemischer  Verbindungen  der  Medicin  zur  Verfügung  stellte. 

Von  grosser  Bedeutung  endlich  waren  auch  die  Vortheile,  welche  aus  der  An- 
wendung der  physikalischen  Untersuchungsmethoden  für  die  Verhütung  der  Krankheiten 
erwuchsen.  Als  die  wichtigste  Hülfe  aber,  welche  Physik  und  Chemie  der  Medicin  ge- 
leistet haben,  ist  die  zu  betrachten,  dass  sie  ihr  methodisch  den  Weg  gewiesen  haben, 
eine  exacte  Naturwissenschaft  zu  werden. 

Im  Anschluss  an  den  Vortrag  macht  Dr.  med.  G.  Kelling  einige 
Mittheilungen  über  physikalische  Methoden  zur  Untersuchung  des 
Magens  und  der  Speiseröhre. 

** 


10 


Oberlehrer  H.  A.  Rebenstorff  spricht  über  einige  neue  Versuche 
und  Apparate  für  den  physikalischen  Unterricht. 

Der  Vortragende  zeigt,  wie  man  beim  Luftleermachen  eines  Kolbens  durch  Aus- 
kochen das  Wasser  durch  den  Dampf  selbst  aus  dem  Kolben  entfernen  kann.  Es  gelingt 
dies  durch  Anfügen  einer  langen  Glasröhre,  welche  nach  schnellem  Umkehren  des 
Kolbens  den  Druck  so  herabsetzt,  dass  das  Wasser  weiterkocht,  bis  der  Kolben  leer  ist. 

Hierauf  wird  das  Modell  einer  Dampfstrahlpumpe  vorgeführt  (Zeitschr.  für  den  phys. 
und  ehern.  Unt.  1899,  S.  13).  Es  ist  leicht  herstellbar,  enthält  keine  durchbohrten  Korke 
und  gestattet,  während  des  Betriebes  der  Dampfröhre  die  beste  Stellung  zu  geben.  Zu 
beziehen  durch  die  Glasbläserei  von  Eichhorn,  Dresden,  Mittelstrasse. 

Nach  Vorführung  einiger  Versuche  mit  Tauchern  (Zeitschr.  f.  d.  phys.  und  ehern. 
Unt.  1898,  S.  213  — 221)  wird  der  neue  Apparat  für  Wärmeleitung  des  Holzes  gezeigt. 
Derselbe  besteht  aus  einer  Holzpyramide  mit  in  der  Achse  gelegenem  Dampfrohr  und 
äusserem  thermoskopischen  Earbmantel.  Mit  dem  Farbenthermoskop  (zu  beziehen  von 
G.  Lorenz,  Chemnitz,  Schillerstrasse)  wird  auch  die  Wärmeentwickelung  beim  Er- 
starren des  überkalteten  Schmelzflusses  von  Natriumacetat  nachgewiesen  und  gezeigt, 
wie  man  zu  verfahren  hat,  um  mit  einem  farbenthermoskopischen  Papierstreifen  eine 
Temperaturerhöhung  sichtbar  zu  machen,  welche  den  Umwandlungspunkt  des  Silber- 
quecksilberjodids (45°)  noch  nicht  erreicht. 

Zu  Mittheilungeil  über  die  Vorführung  der  Eunkentelegraphie  im  Unterricht  über- 
gehend, zeigt  der  Vortragende  einen  leicht  aus  Aluminiumfolie  herzustellenden  Cohärer 
von  bedeutender  Empfindlichkeit,  berichtet  über  andere  Cohärerarten  und  erläutert  ein 
neues  Verfahren,  die  bei  der  Funkentelegraphie  so  störenden  Wellen,  welche  von  dem 
elektromagnetischen  Abklopfer  ausgehen,  wirkungslos  zu  machen.  Der  Cohärer  wird 
hierbei  nur  am  einen  Ende  und  zwar  federnd  befestigt,  während  am  anderen  Ende  sich 
ein  leicht  lösbarer  Platincontact  befindet.  Mit  der  Mitte  des  Cohärers  ist  der  Hammer 
einer  elektrischen  Klingel  durch  einen  dünnen  Faden  verbunden,  den  man  durch  Aus- 
einanderrücken der  Apparate  so  anspannt,  dass  der  federnde  Cohärer  durch  das  An- 
schlägen des  Hammers  mitbewegt  und  dadurch  abgeklopft  wird,  dass  er  gegen  ein  sehr 
nahe  angebrachtes  Widerlager  schlägt.  Beim  Zurückspringen  wird  er  zum  zweiten 
Mal  erschüttert.  Die  störenden  Wellen  treten  dann  nur  in  solchen  Augenblicken  auf, 
in  denen  der  Cohärerstromkreis  geöffnet  ist,  sodass  für  die  Zuleitung  der  Wellen  durch 
die  zum  Relais  führenden  Drähte  der  eine  ausser  Betracht  kommt.  Auch  die  Erregung 
durch  die  Wellen  in  dem  zum  befestigten  Cohärerende  führenden  Draht  ist  bei  offenem 
Cohärerstromkreis  nicht  vorhanden,  wenn  vor  dem  Cohärer  ein  langer,  dünner  Draht 
(am  besten  ein  Galvanoskop  von  etwa  100  Ohm)  eingeschaltet  ist.  Man  kann  auch 
statt  des  Cohärer  und  Relais  verbindenden  Drahtes  zwei  Leitungen  zur  Erde  anwenden. 
Die  in  zweiter  Linie  mögliche  Erregung  des  Cohärers  durch  akustische  Einwirkung 
der  Klingel  wird  infolge  des  grösseren  Abstandes  zwischen  beiden  Apparaten  gehindert; 
es  ist  indessen  rathsam,  zwei  getrennt  stehende  Tische  zur  Aufstellung  zu  benutzen. 
Bei  dem  mitgetheilten  Verfahren  ist  es  möglich,  mit  den  empfindlichsten  Cohärern  zu 
arbeiten,  sodass  nach  dem  Berichte  des  Vortragenden  die  schwachen  Funken  eines 
Elektrophors  innerhalb  eines  grossen  Zimmers,  sowie  hinter  einer  5 m entfernten  Thür 
ausreichten,  die  Klingel  zum  jedesmaligen  Anschlägen  zu  bringen. 

Der  Vortragende  macht  ferner  darauf  aufmerksam,  dass  man  in  bequemer  Weise 
einen  Ebonitelektrophor  dadurch  sehr  stark  elektrisiren  kann,  dass  man  ihn  wie  einen 
Condensator  und  zwar  den  Deckel  negativ  von  der  Influenzmaschine  aus  ladet. 

Aluminiumstriche  auf  Glas  besitzen  ein  erhebliches  Leitungs vermögen,  welches 
durch  starke  elektrische  Wellen  sehr  herabgesetzt  wird. 


YI.  Section  für  Mathematik. 


Erste  Sitzung  am  19.  Januar  1899.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  K.  Rohn. 
— Anwesend  10  Mitglieder. 

Prof.Dr.  K.  Rohn  spricht  über  die  Anwendung  der  Schnittpunkt- 
systemsätze auf  die  ebenen  Kurven  4.  Ordnung. 


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Es  werden  die  63  Systeme  der  einhüllenden  Kegelschnitte,  die  28  Doppeltangenten 
und  gewisse  Gruppirungen  derselben,  sowie  ihrer  Berührungspunkte  behandelt. 


Zweite  Sitzung  am  20.  April  1899.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  K.  Rohn. 

— Anwesend  8 Mitglieder. 

Dr.  A.  Witting  spricht  über  die  Con structionen  von  Mascheroni 
mit  dem  Zirkel. 

Nach  einigen  historisch-litterarischen  Bemerkungen  über  die  in  älterer  und  neuerer 
Zeit  gemachten  Versuche,  planimetrische  Constructionen  entweder  bloss  mit  dem  Lineal, 
oder  bloss  mit  dem  Zirkel  auszuführen,  setzt  der  Vortragende  die  Constructionen  aus- 
einander, durch  welche  Mascheroni  eine  Reihe  von  Grundaufgaben  der  Planimetrie  unter 
ausschliesslicher  Benutzung  des  Zirkels  zu  lösen  gelehrt  hat.  Insbesondere  werden  die 
Aufgaben  behandelt,  einen  gegebenen  Kreisbogen  zu  halbiren,  einen  Kreis  sowie  eine 
Strecke  in  eine  gegebene  Anzahl  gleicher  Theile  zu  zerlegen,  eine  Strecke  zu  verviel- 
fachen, Strecken  zu  addiren  sowie  zu  subtrahiren,  an  einen  Kreis  in  einem  gegebenen 
Peripheriepunkte  die  Tangente  zu  legen  u.  a. 


VII.  Hauptversammlungen. 


Erste  Sitzung  am  26.  Januar  1899.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  E. 
Kalkowsky.  — Anwesend  54  Mitglieder  und  Gäste. 

Prof.  Dr.  G.  Helm  spricht  über  statistische  Beobachtungen 
biologischer  Erscheinungen. 

Der  Vortrag  geht  von  den  zahlreichen  Beobachtungen  Ludwig’s  (Botan.  Cbl.  1895  ff.) 
über  die  Zahl  der  Strahlenblüthen  bei  Chrysanthemum  Leuc.  aus,  um  zunächst  im  All- 
gemeinen das  Eigenartige  biologischer  Massenerscheinungen  zu  erläutern.  Als  derartige 
Massenerscheinungen  werden  nicht  nur  in  den  anthropometrischen  Untersuchungen  die 
Eigenschaften  des  menschlichen  Körpers  aufgefasst,  sondern  es  fügen  sich  auch  die 
menschlichen  Handlungen  dieser  Betrachtungsweise,  wie  schon  Süssmilch’s  „Göttliche 
Ordnung“  1741  in  weitem  Umfange  darlegte.  Die  besonders  durch  Quetelet’s  zahlreiche 
Arbeiten  hervorgerufenen  Bedenken  metaphysischer  Natur  berührt  der  Vortrag  nur,  um 
dann  sogleich  das  Thatsächliche,  allen  Massenerscheinungen  Gemeinsame  zu  beschreiben. 

Vor  Allem  wird  über  das  Individuum  Nichtwissen  constatirt,  wenn  ein  Vorgang 
als  Massenerscheinung  aufgefasst  wird ; nicht  die  Höhe  dieses  Individuums  vor  mir  oder 
seine  Todesgefahren  sind  bekannt,  sondern  die  Höhe  etwa  des  Sachsen,  die  Sterblichkeit 
der  sächsischen  weiblichen  Bevölkerung  bilden  den  Gegenstand  der  Untersuchung.  Daher 
stehen  die  Massenerscheinungen  in  der  innigsten  Beziehung  zum  Wahrscheinlichkeits- 
begriff, er  ist  es,  der  (etwa  wie  der  Energiebegriff  die  Veränderungen  in  der  Natur)  die 
ganze  Gesammtheit  der  Massenerscheinungen  umspannt,  ohne  dass  deswegen  für  einzelne 
Gebiete,  wie  etwa  die  Beobachtungsfehler,  besondere  Begriffsbildungen  neben  der  Wahr- 
scheinlichkeitsauffassung unberechtigt  oder  ausgeschlossen  wären. 

Es  ist  nämlich  in  allen  seinen  Anwendungen  das  Wesentliche  des  in  logischer 
Hinsicht  aus  dem  disjunctiven  Urtheil  hervorgegangenen  Wahrscheinlichkeitsbegriffes, 
dass  elementare  Einzelfälle  des  Vorganges,  auf  den  er  angewendet  wird,  abgezählt 
werden  können,  die  zwar  individuell  verschieden  sind,  jedoch  so,  dass  ihre  Unterschiede 
uns  unbekannt  bleiben  oder  als  unbekannt  betrachtet  werden,  sodass  diese  Einzelfälle 
als  gleichm öglich  erscheinen.  Wenn  die  Wahrscheinlichkeit,  mit  einem  Würfel  eine 
bestimmte  Nummer  zu  werfen,  als  V6  angegeben  wird,  so  wird  damit  über  keinen  ein- 
zelnen Wurf  etwas  ausgesagt  als  das  Negative,  dass  wir  über  die  individuellen  Be- 
dingungen dieses  einzelnen  Wurfs  nichts  wissen.  Dagegen  enthält  die  Angabe  V6  eine 
Eigenschaft  des  Würfels,  und  der  Würfel  ist  es  gerade,  der  das  bei  allen  einzelnen 
Würfen  Unveränderliche  darstellt.  Ihm  entspricht  in  den  Massenerscheinungen  socialer 
Natur  der  sociale  Körper,  in  den  biologischen  Massenerscheinungen  etwa  der  Species- 


12 


begriff,  allgemein  der  Typus.  So  kommt  es  denn  bei  den  Anwendungen  des  Wahr- 
scheinlichkeitsbegriffs im  Grunde  genommen  nicht  auf  die  grosse  Zahl  der  Einzelfälle 
an,  wie  so  oft  behauptet  wird,  sondern  vielmehr  auf  die  Gleichgültigkeit  der  Einzel- 
fälle, die  allerdings  im  Allgemeinen  um  so  mehr  gewährleistet  erscheint,  je  grösser  die 
Anzahl  der  Einzelfälle  wird. 

Wie  nun  nach  der  Wahrscheinlichkeitstheorie  bei  Versuchen  über  den  wiederholten 
Eintritt  eines  Ereignisses  von  unveränderlicher  Wahrscheinlichkeit  sich  die  möglichen 
Häufigkeitszahlen  nach  dem  bekannten  mathematischen  Gesetze  der  Fehlerkurve  um 
den  wahrscheinlichsten  Fall  vertheilen,  so  müssen  auch  die  Versuche  über  eine  Massen- 
erscheinung dieses  Gesetz  der  Verth eilung  um  den  wahrscheinlichsten  Fall  zeigen, 
wenn  die  einzelnen  Versuchsreihen  unter  denselben  Bedingungen  stehen,  also  der  Typus, 
auf  den  sie  sich  beziehen,  unverändert  derselbe  bleibt.  Eine  Massenerscheinung  soll 
eine  einfache  Massenerscheinung  oder  einfache  statistische  Erscheinung  heissen , wenn 
sie  diese  theoretisch  ideale  Vertheilung  der  Wahrscheinlichkeitstheorie  zeigt.  Eine 
solche  einfache  Erscheinung  ist  z.  B.  die  Höhe  der  Schulkinder  gleichen  Stammes,  Alters 
und  Geschlechts  (Geissler  und  Uhlitzsch,  Zeitschr.  K.  stat.  Bur.  1888),  während  sich 
offenbar  die  Höhen  einer  aus  Erwachsenen  und  Kindern  gemischten  Personengruppe 
keineswegs  um  die  mittlere  Höhe  der  Wahrscheinlichkeitskurve  gemäss  vertheilen 
würden. 

Schon  eine  einfache  statistische  Erscheinung  erfordert  zu  ihrer  Beschreibung  zwei 
Angaben;  neben  dem  mittleren,  durchschnittlichen  oder  wahrscheinlichsten  Werthe  muss 
ein  Mass  für  die  Streuung  der  Versuchsergebnisse  um  ihn  angegeben  werden,  etwa  die 
wahrscheinliche  oder  die  durchschnittliche  oder  die  mittlere  Abweichung,  das  Präcisions- 
mass  oder  die  Dispersion.  Hierbei  wird  zur  Erläuterung  auf  Galton’s  Apparat  hin- 
gewiesen, bei  dem  Schrot  aus  einem  Trichter  durch  Reihen  von  Drahtstiften  hindurch- 
fällt, die  wie  beim  Tivolispiel  angeordnet  sind ; die  Schrotkörner  häufen  sich  schliesslich 
nach  einer  Wahrscheinlichkeitskurve  an,  und  die  Streuung  ist  um  so  grösser,  je  grösser 
das  Kaliber  des  Schrots  im  Vergleich  zum  Abstande  der  Stifte  ist. 

Im  Allgemeinen  aber  wird  eine  Massenerscheinung  nur  durch  möglichst  voll- 
ständige Angabe  der  ganzen  Vertheilungskurve  beschrieben,  z.  B.  durch  Angaben  nach 
Galton’s  percentiler  Skala.  (Vergl.  Geissler,  Allg.  Statist.  Archiv  1892.) 

Wie  weit  eine  Massenerscheinung  vom  Charakter  einer  einfachen  Erscheinung  ab- 
weicht, haben  Fechner  (Collectivmasslehre,  1897),  Lexis  (Massenerscheinungen,  1877)  und 
Galton  (Inquiries  into  human  faculty,  1888  und  Natural  inheritance,  1889)  untersucht. 
Jedenfalls  ist  die  Statistik  meist  unbewusst  bestrebt,  die  Erscheinungen  der  Natur  und 
des  socialen  Lebens  in  einfache  statistische  Erscheinungen  zu  zerlegen  und  ihre  Frage- 
stellungen auf  diese  zn  richten.  Mehr  ins  Bewusstsein  wird  dieses  Verfahren  der 
Analyse  gehoben,  wenn  man  aus  biologischen  Massenerscheinungen,  die  unregelmässige 
Vertheilung,  z.  B.  zweigipfelige  Variationskurven  zeigen,  geradezu  auf  Vermischung 
mehrerer  Species  oder  Typen  schliesst,  ja  sogar  diese,  wie  bei  de  Vlies’  Züchtungs- 
versuchen, rein  darzustellen  vermag,  wonach  die  einfache  Massenerscheinung  den  reinen 
Typus  charakterisirt.  (Litteratur  von  Ludwig,  Zeitschr.  f.  Math,  und  Phys.,  Bd.  43 
zusammengestellt.) 

Solchen  Bestrebungen  gegenüber  ist  man  zu  der  Erwartung  berechtigt,  dass  der 
Wahrscheinlichkeitsbegriff,  von  dem  die  französischen  Analytiker  des  18.  Jahrhunderts 
so  grosse,  vielfach  übertriebene  Hoffnungen  hegten  und  der  dann  in  den  Händen  von 
Gauss  und  seinen  Nachfolgern  zu  einem  mächtigen  Mittel  der  Kritik  auf  dem  Gebiete 
der  Fehlertheorie  geworden  ist,  auch  berufen  sein  dürfte,  zu  einer  schärferen  Theorie 
sociologischer  und  biologischer  Massenerscheinungen  hinzuführen  und  zu  einer  wissen- 
schaftlichen Erkenntniss  des  Wesens  der  Begriffe  Species  und  Typus  vorzudringen. 

Im  Anschluss  an  diese  Ausführungen  bespricht  Geh.  Hofrath  Prof. 
Dr.  G.  Treu  Galton’s  Erfindung,  auf  dem  Wege  photographischer 
Registrirung  zu  einer  Darstellung  von  Typen  des  mensch- 
lichen Antlitzes  zu  gelangen  (Inquiries  into  human  faculty,  p.  8 ff. 
und  339  ff.). 

Galton  stellte  seine  photographischen  Durchschnitts-  oder  Gattungsbilder  in  der 
Weise  her,  dass  er  Vorderansichten  von  Einzelköpfen  in  gleichem  Massstab,  gleicher 
Beleuchtung  und  in  gleichen  Bruchtheilen  der  zur  Herstellung  eines  Gesammtbildes 
nöthigen  Expositionszeit  auf  dieselbe  photographische  Platte  auf  einander  projicirte.  Da 
bei  einem  solchen  Verfahren  die  den  einzelnen  Bildern  gemeinsamen  Formen  sich  durch 
Deckung  verstärken,  die  abweichenden  individuellen  Züge  zurücktreten  und  sich  ver- 


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wischen,  ohne  doch  ganz  zu  verschwinden,  so  wird  es  auf  diese  Weise  möglich,  Typen- 
bilder zu  gewinnen,  welche  neben  den  constituir enden  Hauptzügen  auch  Umfang  und 
Stärke  der  Abweichungen  zur  Anschauung  bringen. 

Galton  hatte  sein  Verfahren  zur  Herstellung  von  Familien-,  Verbrecher-  und 
Krankheitstypen  angewandt.  Fortgeführt  hat  seine  Versuche  namentlich  der  Professor 
der  Physiologie  in  Boston,  Dr.  H.  P.  Bowditch,  und  zwar  mit  der  Herstellung  von 
Standes-  und  Rassentypen  amerikanischer  Studenten  und  Studentinnen,  sächsischer  und 
wendischer  Soldaten  und  dergl.  mehr.  Vergl.  dessen  Aufsatz:  „Are  composite  photo- 
graphs  typical  pictures  ? “ in  Mc.  Clure’s  Magazine , September  1893 , und  P.  Pumpelly, 
Science  V,  p.  378. 

Eine  hochbedeutsame  Eigenschaft  aller  dieser  Typenbilder  ist  die,  dass  sie,  je  mehr 
Einzelindividuen  sie  umfassen,  nicht  nur  um  so  charakteristischer,  sondern  auch  um  so 
schöner  erscheinen.  Es  ist  dies  ein  Umstand,  der  die  Vermuthungen  Kant’s  über 
die  Entstehung  der  „ästhetischen  Mormalidee“  vom  Menschen  in  schlagendster  Weise 
bestätigt  und  die  hiergegen  von  Lotze  vorgebrachten  Bedenken  widerlegt  (Kant,  Kritik 
der  Urtheilskraft,  Bd.  VII,  S.  79 ff.  der  Ausgabe  von  Hartenstein;  Lotze,  Gesch.  der 
Aesthetik,  S.  566  f.  und  21  f.).  Jene  photographischen  Gattungsbilder  geben  uns  in  der 
That  ein  Analogon  für  den  physischen  und  psychischen  Hergang  bei  der  Typen-  und 
Idealbildung  innerhalb  der  künstlerischen  Phantasie.  Sie  gewinnen  damit  einen  hohen 
und  bisher  noch  nicht  gewürdigten  Werth  für  die  ästhetische  Theorie  des  Schönheits- 
begriffes. Vergl.  hierüber  die  Ausführungen  von  Treu  im  Jahrbuch  des  K.  Archäo- 
logischen Institutes,  Bd.  V (1890),  Anzeiger  S.  61  ff. 


Zweite  Sitzung  am  23.  Februar  1899.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  E. 
Kalkowsky.  — Anwesend  48  Mitglieder  und  Gäste. 

Der  Vorsitzende  des  Verwaltungsratkes,  Prof.  H.  Engelhardt,  be- 
richtet über  den  Rechnungsabschluss  vom  Jahre  1898  (s.  S.  16)  und  legt 
den  Voranschlag  für  1899  vor.  Als  Rechnungsrevisoren  werden  Bankier 
A.  Kuntze  und  Architect  R.  Günther  gewählt.  Der  Voranschlag  wird 
einstimmig  genehmigt. 

Prof.  H.  Engelhardt  theilt  weiter  mit,  dass  die  Uebergabe  der  Kasse 
an  den  neugewählten  Kassirer,  Hofbuchhändler  G.  Lehmann,  statuten- 
gemäss  erfolgt  sei.  Die  Gesellschaft  beschliesst,  dem  nach  26jähriger 
uneigennütziger  Thätigkeit  aus  seinem  Amte  scheidenden  bisherigen  Kassirer, 
Hofbuchhändler  H.  Warn  atz  ihren  Dank  durch  ein  Schreiben  zum  Aus- 
druck zu  bringen. 

Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  0.  Drude  hält  hierauf  den  angekündigten 
Vortrag:  Pflanzengeographische  Betrachtungen  über  Klima  und 
Flora  der  Eiszeit  in  Mitteleuropa. 


Dritte  Sitzung  am  23.  März  1899.  Vorsitzender  Prof.  Dr.  E.  Kal- 
kowsky. — Anwesend  61  Mitglieder  und  Gäste. 

Nach  Prüfung  des  Rechnungsabschlusses  für  1898  wird  dem  Kassirer 
Decharge  ertheilt. 

Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky  hält  einen  Vortrag:  Zur  Geologie  des 
Goldes. 

An  diesen  Vortrag  knüpft  Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  W.  Hempel  Be- 
merkungen über  die  Entstehung  der  Golderzlagerstätten  in  den 
jungen  Eruptivgesteinen,  den  Propyliten. 


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Vierte  Sitzung  am  27.  April  1899.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  E.  Kal- 
kowsky.  — Anwesend  64  Mitglieder  und  Gäste. 

Geh.  Hofrath  Prof.  H.  Engels  spricht  über  das  neue  Flussbau- 
laboratorium der  K.  Technischen  Hochschule. 

Der  Vortragende  schildert  zunächst  die  Einwirkung  des  fliessenden  Wassers  auf 
das  Flussbett,  welche  die  Ausführung  von  Elussbauten  zur  Regulirung  der  Wassertiefen 
erforderlich  macht.  Im  Laboratorium,  welches  dazu  bestimmt  ist,  den  Studirenden  am 
Experiment  diese  Wirkungen  vorzuführen,  zeigt  der  Vortragende  dann  an  einer  im 
kleinen  Massstab  ausgeführten  Nachbildung  eines  Theiles  des  Elblaufes,  wie  das  fliessende 
Wasser  und  seine  Sinkstoffe  das  Flussbett  hei  Hoch-  und  Niederwasser  verändern  und 
welchen  Einfluss  auf  die  Regelung  der  Wassertiefe  die  in  den  Strom  eingebauten 
Buhnen  haben. 


Fünfte  Sitzung  am  18.  Mai  1899.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  E.  Kal- 
kowsky.  — Anwesend  25  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  H.  Gravelius  spricht  über  die  Verth eilung  des  Regens 
auf  der  Erde. 

An  den  Vertrag  schliesst  sich  eine  längere  Debatte. 


Sechste  Sitzung  am  29.  Juni  1899.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  E.  Kal- 
kowsky.  — Anwesend  41  Mitglieder  und  Gäste. 

Prof.  B.  Pattenhausen  hält  einen  Vortrag  über  die  wissenschaft- 
liche Begründung  des  metrischen  Systems. 

Auf  Antrag  des  Vorsitzenden  des  Verwaltungsrathes,  Prof.  H.  Engel- 
hardt, wird  eine  zum  Neudruck  von  Statuten  bestimmte  Nachtrags- 
forderung zum  Voranschlag  für  1899  einstimmig  genehmigt. 


Veränderungen  im  Mitgliederbestände. 

Gestorbene  Mitglieder: 

Am  18.  März  1899  verschied  in  Newhaven,  Conn.,  Dr.  Othniel 
Charles  Marsh,  Ehrenmitglied  der  Isis  seit  1881. 

Othn.  Ch.  Marsh  hat  sich  grosse  Verdienste  um  die  Kenntniss  der  fossilen  Wirbel- 
thiere  Nordamerikas  erworben,  die  Ergebnisse  seiner  Untersuchungen  sind  in  mehreren 
bedeutenden  Werken  niedergelegt.  Seine  mit  grossen  Geldopfern  erworbenen  Samm- 
lungen hat  er  in  hochherziger  Weise  der  Yale  University  in  Newhaven  hinterlassen,  an 
welcher  er  seit  1866  als  Professor  der  Paläontologie  gewirkt  hat. 

Am  20.  März  1899  starb  in  Wien  im  Alter  von  77  Jahren  Hofrath 
Franz  Ritter  von  Hauer,  ein  um  die  geologische  Erforschung  der 
österreichisch-ungarischen  Monarchie  hochverdienter  Gelehrter,  vormaliger 
Director  der  K.  K.  Geologischen  Reichsanstalt,  seit  1885  Intendant  des 
K.  K.  Naturhistorischen  Hofmuseums  in  Wien.  Unserer  Gesellchaft  gehörte 
der  Verewigte  seit  1857  als  Ehrenmitglied  an. 

Am  26.  März  1899  starb  im  52.  Lebensjahre  K.  Hofbuchhändler 
Heinrich  "Warnatz  in  Dresden. 

Einer  Dresdner  Familie  entstammend,  widmete  sich  H.  Warnatz  nach  dem  Besuche 
der  Kreuzschule  dem  Buchhandel  und  erwarb  im  December  1872  gemeinsam  mit  seinem 


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Freunde  Gr.  Lehmann  die  alte,  ihren  Ursprung  bis  auf  das  Jahr  1672  zurückführende 
K.  S.  Hofbuchhandlung  H.  Burdach  in  Dresden.  Aus  dieser  Firma  trat  er  im  Juni  1898 
aus,  um  die  grosse  Verlagsbuchhandlung  von  Otto  Hendel  in  Halle  a.  S.,  zu  der  neben 
dem  Buch verlag  auch  der  Verlag  mehrerer  grosser  Tageszeitungen  gehört,  zu  über- 
nehmen. Im  Frühjahr  1899  schwer  erkrankt,  suchte  H.  Warnatz  Genesung  im  Süden, 
wo  ihn  in  Locarno  am  26.  März  d.  J.  ein  plötzlicher  Tod  ereilte. 

Unserer  Gesellschaft  gehörte  der  Verewigte  seit  November  1872  als  wirkliches 
Mitglied  an.  Nach  dem  im  Herbst  jenes  Jahres  erfolgten  Tode  des  früheren  Kassirers 
H.  Burdach  wählte  ihn  die  Isis  zu  dessen  Nachfolger,  und  der  Verewigte  hat  dieses 
Amt  bis  Ende  des  Jahres  1898  mit  grosser  Hingebung  verwaltet.  Unsere  Gesellschaft 
wird  ihm  für  seine  26jährige  uneigennützige  Thätigkeit  immer  ein  dankbares  Andenken 
bewahren. 

Am  26.  April  1899  starb  in  Dresden  Verlagsbuchhändler  Alexander 
Köhler,  wirkliches  Mitglied  seit  1884. 

Am  3.  Juni  1899  starb  Fabrikbesitzer  Ernst  Heuer  in  Cotta  b.  Dr., 
wirkliches  Mitglied  seit  1879. 


Als  wirkliche  Mitglieder  sind  aufgenommen: 

Barth,  Curt,  Dr.  phil.,  Chemiker  in  Dresden,  am  23.  März  1899; 
Contractor,  Noshirvan,  Forststudent  in  Tharandt,  am  29.  Juni  1899; 
Döring,  Carl,  Lehrer  in  Dresden,  am  27.  April  1899; 

Galewsky,  Eugen,  Dr.  med.  in  Dresden,  am  18.  Mai  1899; 

Günther,  Oswald,  Chemiker  in  Blasewitz,  i nn  T 

Hänel,  Paul,  Chemiker  in  Dresden,  } am  26'  Januar  1899  ^ 

Kelling,  Georg,  Dr.  med.  in  Dresden,  am  23.  Februar  1899; 

Pestei,  Rieh.  Martin,  Optiker  und  Mechaniker  in  Dresden,  am  29.  Juni  1899; 
Seidel,  Rudolf,  Kunst-  und  Handelsgärtner  in  Laubegast,  am  18.  Mai  1899; 
Süss,  Paul,  Dr.  phil.,  Assistent  an  der  K.  Technischen  Hochschule,  am 
23.  März  1899; 

Zielke,  Otto,  Apotheker  in  Dresden,  am  23.  Februar  1899. 

Zum  correspondirenden  Mitglied  ist  ernannt: 

Peschei,  Ernst,  Lehrer  in  Nünchritz,  am  26.  Januar  1899. 

Uebergetreten  sind  in  die  correspondirenden  Mitglieder: 

Kosmahl,  Friedr.,  K.  Oberförster  a.  D.  in  Langebrück; 

Richter,  Conrad,  Realschullehrer  in  Aue; 

in  die  wirklichen  Mitglieder: 

Schuster,  Oscar,  Generalmajor  z.  D.  in  Dresden, 


Kassenabschluss  der  ISIS  vom  Jahre  1898. 

Position.  Einnahmen.  Position.  Ausgaben. 


16 


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Dresden,  am  22.  Februar  1899.  H.  Warnatz,  z.  Z.  Kassirer  der  Isis. 


Abhandlungen 

der 

Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 

ISIS 

in  Dresden. 


1899. 


I.  Rosenformen  der  Umgebung  von  Meissen 

Von  A.  M.  Schiimp  er  t.*) 


Bei  dem  Versuche,  eine  Specialflora  der  Umgegend  von  Meissen  auf- 
zustellen, fiel  mir  der  Formenreichthum  unserer  wilden  Rosen  auf,  und 
während  ich  in  derselben  nur  die  wichtigsten  guten  Arten  anführte,  gebe 
ich,  nach  sechsjährigem  Studium  und  nach  über  500  zurückgelegten 
grösseren  und  kleineren  Excursionen,  eine  Ergänzung  jener  Lücke. 

Wenn  Christ  die  schweizerische  Jurakette  vom  Saleve  bis  zum  Schaff- 
hauser  Hügelland  den  „Rosengarten  Europas“  nennt,  so  dürfte  das  Meissner 
Terrain  ein  herrliches  Bosquet  in  demselben  bilden,  ja  nach  Aussage  einiger 
bekannter  Rhodologen  soll  dasselbe  sogar  jenem  Rosengarten  mindestens 
sehr  nahe  kommen. 

Wohl  mag  unser  Gebiet  nicht  so  viel  Gelegenheit  bieten,  Beobachtungen 
über  den  Einfluss  der  Höhenlage  etc.  anstellen  zu  können,  denn  die  Höhen- 
lage desselben  variirt  nur  von  100  bis  höchstens  260  m über  dem  Meere, 
aber  trotzdem  weist  es  auch  seinen  eigenartigen  Charakter  auf. 

So  ist  z.  B.  der  Parallelismus  der  Caninen  bezüglich  der  Bekleidung 
und  Zahnung  schön  ausgeprägt: 


Zahnung  einfach  anderthalbfach 
Lutetiana  Lern.  Swartzii  Fr. 


subcanina  Chr.  subcanina  Chr. 
Reuteri  f.  typica  Chr. 


Nudae  Desegl. 

zweifach 
dumalis  Bchst. 


mehrfach 
biserrata  Mer. 


Kelchzipfel  und 
Blüthenst.  drüsig 
dolosa  God. 


(Uehergangsform.) 

subcanina  Chr.  subcanina  Chr.  — 

complicata  Chr.  myriodonta  Chr.  caballicens  Pug. 


Pubescentes  Crep. 

(Uehergangsform.) 

subcollina  Chr.  subcollina  Chr.  subcollina  Chr.  subcollina  Chr.  — 

coriifolia  Fries.  complicata  Chr.  biserrata  Chr.  scaphusiensis  Chr. 

dumetorum  Th.  und  Formen  derselben  — — 


Hispidae  Desegl. 

Andegavensis  hirtella  Chr.  Kosinsciana  verticillacantha 

Bast.  „ Ripart.  Besser.  Baker. 


*)  Eine  vollständige  Sammlung  der  Belegexemplare  in  Originalbenennung  ist  von 
dem  Verfasser  der  Flora  Saxonica  - Abtheilung  des  K.  Herbariums  in  der  Technischen 
Hochschule  als  Geschenk  einverleibt.  (Amn.  d.  Red.) 


4 


Bemerkenswert]!  ist  das  Auftreten  complicirter  Zahnung  fast  aller 
Rosen. 

Bei  der  dumetorum  ist  dies  nicht  ohne  Wichtigkeit,  denn  sie  erhält 
dadurch  den  Charakter  einer  tomentella  und  führt  zu  irrigen  Bestimmungen. 
So  habe  ich  im  folgenden  Yerzeichniss  auch  nur  eine  einzige  Tomentella- 
form  aufgenommen  und  diese  nur,  weil  Hasse,  Witten,  dieselbe  Form  in 
Westfalen  fand  und  f.  rotundifolia  H.  mod.  Güglingensis  H.  benannte. 

Diese,  der  tomentella  ähnlichen,  kritischen  Dumetorumformen  sandte 
ich  an  Herrn  Prof.  Dr.  Christ.  Derselbe  schreibt:  „Ob  Formen  wie 
Ihre  Nr.  x zu  tomentella  oder  zu  dumetorum  zu  rechnen  sind,  darüber 
wird  man  nie  einig  werden“,  und  weiter:  „Ihr  Gebiet  zeichnet  sich  aus 
durch  starke  doppelte  Zahnung  aller  Rosen,  besonders  der  dumetorum , die 
dadurch  schwer  von  tomentella  zu  trennen  sind“.  Mons.  Direct.  Crepin 
äusserte  sich  über  dieselben  Formen:  „Neben  der  typischen  tomentella 
giebt  es  eine  ganze  Anzahl  von  Formen,  die  man  mit  ihr  nicht  identificiren 
kann,  und  die  man  erst  noch  classificiren  muss.  Dies  erklärt  Ihnen  meine 
Verlegenheit,  die  Varietäten  dieser  Gruppe  aus  Sachsen  genau  zu  be- 
stimmen. Die  R.  tomentella  in  ihrem  echten  Typus  ist  nur  im  Südosten 
Europas  verbreitet“. 

Nachdem  ich  echte  Tomenteilen  nach  Zahnung  und  Drüsigkeit  unter- 
sucht, glaube  ich  kaum  tomentella  im  Gebiet  zu  haben  — es  sind  nur 
Formen  der  dumetorum. 

Von  den  Tomentosen  findet  sich  im  Gebiet  nur  die  f.  dimorpha 
Besser  = f.  subglobosa  Baker  = R.  subglobosa  Sm.  — alle  anderen  sind 
Formen  der  venusta  Scheutz. 

Durch  Hochfluthen  wurden  an  den  Elbufern  angeschlemmt:  R.  acan- 
thina  Desegl.  et  Ozan.,  R.  amblyphylla  Rip.,  R.  acutiformis  H.  Br. 

Möge  das  folgende  Verzeichniss  beitragen,  das  Interesse  an  unseren 
wilden  Rosen  anzuregen. 

I.  Sect.  Synstylae.*) 

Vacat. 

II.  Sect.  Indicae. 

Vide  H.  Gruner’s  „praktischer  Blumengärtner“  v.  L.  Reissner;  Wünsche’s 
Excursionsflora  für  das  Königreich  Sachsen. 

III.  Sect.  Luteae. 

Rosa  lutea  Miller,  dict.  Nr.  11,  ed.  frang.,  1785,  VI,  p.  326  (=  R.  Eglan- 
teria  L.  sp.  1764,  p.  703  pr.  part.). 

Rosa  punicea  Miller,  Nr.  13,  1.  c. 

In  Oberspaar  u.  a.  0.  häufig  in  Gärten. 

IV.  Sect.  Pimpinellaefoliae. 

Rosa  pimpinellifolia  L.  (=  R.  spinosissima  Sm.). 

In  Gärten,  Anlagen  und  an  Hecken  nicht  selten  anzutreffen. 

*)  Sectionen  und  Subsectionen  nach  Crepin  in:  „Die  Rosen  von  Tirol  und  Vorarlberg.“ 


5 


V.  Sect.  Cnmatnomeae  L. 

Rosa  cinnamomea  L.  God.,  fl.,  206,  suppl.  68;  Grenier,  fl.,  233;  Reuter, 
cat.,  65;  Rapin,  Guide,  193. 

f.  foecundissima  Münchh.,  hausv.  Y,  279. 

In  Gärten  und  oft  verwildert , z.  B.  am  Fürstengraben.  In 
Gröbern  in  einer  Hecke. 

Rosa  alpina  L.,  spec.  ed.  II,  p.  703. 

Von  Bienenhof  in  den  Garten  der  Frau  Bücher  in  Coswig 
verpflanzt  worden. 

YI.  Sect.  Gallicae. 

Rosa  gallica  L.  Godet,  fl.,  207,  und  suppl.  67;  Rapin,  guide,  197;  Reuter, 
cat.  73. 

(1)  f.  typica  Chr.  (R.  gallica  f.  pumila  L.  fil.  R.  austriaca  Crntz.  bei 

Gren.,  fl.,  223). 

Kommt  in  verschiedenen  Modificationen  vor. 

(2)  a)  Blättchen  auf  der  Unterfläche  entweder  nur  auf  den  Nerven 

oder  auf  der  ganzen  Blattfläche  behaart  und  am  Rande 
gewimpert; 

b)  Blättchen  mehr  oder  weniger  behaart,  mit  Subfoliardrüsen; 

(3)  c)  Blättchen  klein,  oval- elliptisch,  13  : 23  mm  breit  und  lang, 

Mittelnerv,  theilweise  auch  die  Nervillen  behaart  und  drüsig. 
Am  Naundorf ler  Holz,  Nasse  Aue,  Oberau. 

(4)  f.  elata  Chr. 

Kommt  wie  oben  in  den  Modificationen  a und  b vor.  Naun- 
dörfler  Holz,  Nasse  Aue,  Wachtnitz. 

(5)  f.  Axmanni  G-mel. 

Griffel  behaart  und  säulen artig  verwachsen  und  hochgehoben. 
Unter  den  vorhergehenden  Formen  im  Naundorf  ler  Holz. 

Die  Rosa  gallica  ist  sehr  geneigt*  hybride  Formen  zu  erzeugen.  Die- 
selben kennzeichnen  sich  1.  durch  das  Auftreten  einzelner  borstlicher 
Stacheln  und  Stieldrüsen  zwischen  den  normalen  der  Eltern  auf  den 
Zweigen,  2.  durch  Starrheit  und  seichte  Zahnung  der  grossen  Blättchen, 
die  sitzend  und  meist  an  der  Basis  etwas  herzförmig  sind,  3.  durch  die 
Länge  der  Blüthenstiele  und  4.  durch  eine  auffallend  starke  Entwickelung 
und  Färbung  der  Corolle.  Dies  sind  die  wesentlichen  Merkmale,  die  der 
Bastard  von  der  gallica  ererbt  hat.  Was  die  Ermittelung  des  anderen 
Parens  anlangt,  so  zeigt  sich  dieselbe  im  Allgemeinen  durch  die  Zahnung 
und  die  verschiedenartige  Bekleidung  der  Blattstiele  und  Blättchen.  (Siehe 
Christ,  Rosen  der  Schweiz,  p.  200,  und  Jena’s  wilde  Rosen  von  Max 
Schulze,  p.  43.)  Aufgefunden  wurden  bis  jetzt  die  wenigen  folgenden*): 

R.  canina  L.  var.  Lutetiana  et  dumetorum  x gallica. 

Zwischen  Piskowitz  und  Prositz  rechts  am  Abhange. 

R.  gallica  x glauca  var.  complicata . 

Am  Fusse  des  Wachtnitzer  Abhanges. 


*)  Es  steht  wohl  sicher  zu  erwarten,  dass  noch  mehr  Hybriden  aufgefunden  werden ! 


6 


VII.  Sect.  Caninae. 

1.  Subsect.  Villosae. 

Rosa pomifera  Herrmann.  Koch,  syn.  ed.  I,  229;  Reuter,  cat.,  p.  67;  Rapin, 
guide,  193. 

f.  recondita  Chr. 

Bei  Weinböhla.  Bei  Zehren.  Am  Gartenzaun  und  in  der  Hecke 
der  Rotunde  bei  Thürmer  auf  der  Posel. 

2.  Subsect.  Tomentosae. 

Rosa  tomentosa  Sm.  Smith,  fl.  brit.,  1800,  II,  p.  539;  Grenier,  fl.,  233 
bis  234;  Reuter,  cat.,  p.  67  und  68. 

(6)  f.  dimorpha  Besser,  apud  Gren.,  fl.  jurassi.,  1864,  69. 

An  der  Strasse  von  Priestewitz  nach  Grossenhain;  im  Gebiet 
nicht  häufig. 

(7)  f.  cuspidatoides  Crepin  var.  umbelliflora  Christ,  Flora,  1874,  p.  512 

(=  R.  umbelliflora  Swartz  in  Sched.). 

In  reiner,  der  Diagnose  ganz  entsprechender  Form  kommt 
dieselbe  nicht  vor.  Alle  Sträucher,  die  man  obiger  Form 
angehörig  ansehen  könnte,  befinden  sich  im  U ebergang  zur 
venusta  und  lassen  sich  nach  den  von  Max  Schulze  in  ,,Jena’s 
wilde  Rosen“  aufgestellten  Schema  wohl  placiren.  Solche  Formen 
kommen  vor:  auf  der  Posel,  der  Karlshöhe,  bei  Weinböhla 
an  der  Köhlerstrasse  und  bei  Löbsal. 

(8)  Ueber  eine  blendend  weissblühende  Form  von  dem  Spaargebirge 
schreibt  Christ  in  litt,  den  11.  VIII.  1897:  „Eine  sehr  schöne 
T omentosen-F orm,  meiner  umbelliflora  „ähnlich“,  während  die- 
selbe von  Anderen  (Hasse  und  Dufft)  für  die  echte  cristata  Chr. 
gehalten  wurde.  Diese  Form  deckt  sich  aber  mit  der  Seite  6 
B 1.  b.  in  „Jena’s  wilde  Rosen“. 

(9)  f.  venusta  Scheutz,  Studier  öfver  de  Scandin.  art.  af  sclägtet  Rosa, 

1872,  p.  36.  — R.  pseudocuspidata  Crepin.  Christ,  Flora,  1874, 
p.  512;  id.  Flora,  1876,  p.  371. 

Rein  typische  Formen  bei  Zscheila  und  der  Riesensteinen, 
Klause-Steinberg  und  bei  Weinböhla;  Preuskermühle. 

Ein  hochinteressanter  Strauch,  der  verschiedene  Deutung  erfahren  — 
z.  B.  als  R.  alpina  x tomentosa  var.  venusta,  als  ein  Bastard  etwa  der 
canina  biserrata  x tomentosa  oder  glauca  myriodonta  mit  der  letzteren, 
endlich  als  pomifera  glabrescens ! — harrt  noch  der  Bestimmung  und  der 
Beobachtung  im  blühenden  Zustande;  nichtsdestoweniger  gebe  ich  vor- 
läufig die  Diagnose  unter  meiner  Herbarnummer: 

304b.  Strauch  ca.  2 m hoch.  Jüngere  Zweige  blaubereift. 
Stacheln  an  den  Schösslingen  aus  breiter  Basis  (8  mm  lang)  zugespitzt, 
gerade  und  plattgedrückt  bis  12  mm  lang,  gelbbraun;  an  den  Aesten  und 
Blüthenzweigen  zart  pfriemenförmig,  gerade  oder  nur  leicht  gebogen,  hie 
und  da  dicht  und  gehäuft  stehend.  Nebenblätter  bis  18  mm  lang,  aus 
schmaler  Basis  sich  meist  bogig  erweiternd,  auf  beiden  Flächen  kahl  und 


7 


haarlos,  der  Hand  mit  dunkelbraunen  Stieldrüsen  dicht  gewimpert  bis  fast 
gezähnelt,  Oehrchen  divergirend,  gespitzt.  Blattstiel  dicht  filzig  behaart, 
mit  aus  dem  Filz  hervorragenden  braunen  Stieldrüsen  und  ziemlich  zahl- 
reichen gelben,  gebogenen  Stächelchen.  Blättchen  zu  5,  7 und  „neun“ 
etwas  gestielt,  oberseits  grün  und  kahl,  selten  mit  Spuren  von  Haaren, 
unterseits  hellblaugrün,  auf  den  Nerven  und  Nervillen  kahl  oder  mit  einigen 
braunen  Drüsen  und  nur  dann  auch  mit  einzelnen  Härchen.  Endblättchen 
länglich  eirund  15  : 28  mm  bis  22  : 40  mm  Breite  und  Länge.  Die 
Zahnung  ist  eine  mehrfache,  der  Hauptzahn  mit  brauner  Weichspitze, 
auf  dem  Rücken  mit  ein  oder  zwei  Drüsenzähnen,  vorn  meist  nur  mit 
einem.  Blumenstiele  von  verschiedener  Länge,  10 — 25  mm,  ein-  und 
zweiblüthig,  haarlos  mit  horizontal  abstehenden  Drüsenborsten  mehr  oder 
weniger  dicht  bekleidet.  Brakteen,  obere  lanzettlich  zugespitzt  oder  oval 
gespitzt,  unterseits  drüsig  und  filzig,  oberseits  kahl,  am  Rande  fast  drüsig 
gezähnelt  und  gewimpert;  untere  oftmals  kräftiger  entwickelt  und  meist 
blatttragend.  Kelchzipfel  aufrecht,  die  reife  Frucht  krönend.  Die  drei 
äusseren  bis  20  mm  lang,  auf  dem  Rücken  dicht  drüsig,  mit  untermischten 
Drüsenborsten  und  zwei  bis  drei  Paaren  linealen,  6 mm  langen,  dicht 
drüsig  und  haarig  gewimperten  Fiederchen.  Anhängsel  gestielt,  lanzettlich 
verbreitert  mit  1 — 2 Zähnchen;  die  beiden  inneren  wesentlich  kürzer 
(10  mm),  innen  filzig,  auf  dem  Rücken  drüsig  und  drüsenborstig.  Griffel- 
köpfchen dicht  filzig,  den  Discus  meist  verdeckend.  Frucht  eiförmig, 
seltener  rundlich,  in  einen  Hals  verjüngt,  12  mm  breit  und  16  mm  lang, 
theils  kahl,  theils  mehr  oder  weniger  drüsenborstig. 

f.  farinosa  Sechstem. 

Diese  Form  soll  nach  Reichenbach  bei  Meissen  Vorkommen, 
der  Diagnose  auch  wirklich  entsprechend  fand  ich  sie  noch 
nicht,  weder  am  rechten  noch  linken  Elbufer. 

3.  Subsect.  Rubiginosae. 

Rosa  rubiginosa  L.  Godet,  fl.,  214,  excl.  var.  /?,  suppl.  77. 

f.  comosa  Chr.  ( R . comosa  Ripart.  Gren.,  fl.,  249,  var.  /). 

Am  Wachtnitzer  Abhang  mit  der  nächst  folgenden  Form.  In 
Meissen  an  Hecken. 

(10)  f.  comosa  Chr.  in  transitu  var.  umbellata. 

Am  Schieritzer  und  Wachtnitzer  Abhange.  In  Oberau  auf  dem 
Tunnel. 

(11)  f.  umbellata  Chr.  (var.  ß und  y.  Gren.,  fl.,  249,  250;  R.  umbellata 

Leers;  R.  echinocarpa  Ripart.). 

In  rein  typischer  Form,  d.  h.  mit  vollständiger  Heteracanthie 
versehen,  tritt  dieselbe  im  Gebiet  häufig  auf,  z.  B.  an  der 
inneren  Mauer  des  Stadtkrankenhauses,  auf  der  Karlshöhe  an 
einem  Feldraine,  Oberau  am  Bahndamme  nach  dem  Grenz- 
stein 25,  hinter  der  Kötitzer  Fabrik  und  dem  unmittelbar  an- 
grenzenden Acaziengebüsch,  in  Weinböhla,  im  Triebischthale 
an  Felsen. 

R.  micrantha  Sm. 

Bisher  nur  an  der  Friedensburg  von  F.  Fritzsche  nachgewiesen 


8 


R.  graveolens  Gren.,  fl.  jur.,  248.  R.  pulverulenta  Baker,  mon.,  223,  non  M.  B. 

(12)  f.  typica  Chr. 

Nach  der  Poselspitze  zu,  links  am  Wege.  In  Semmelsberg 
unter  dem  Hause  15  b an  der  Strasse.  Am  Hafendamme.  In 
der  Gartenecke  der  Bezirksanstalt  in  Bobnitzsch.  Am  Eingänge 
zum  Bottewitzer  Heuwege.  Auf  der  Proschwitzer  Höbe. 

(13)  f.  calcarea  Chr. 

Klause-Steinberg  auf  der  Höbe,  an  der  alten  Weinbergsmauer. 
Am  Wege  zur  Karlshöhe.  Auf  den  Korbitzer  Schanzen.  Am 
Dorfwege  in  Gruben. 

R.  sepium  Thuillier,  fl.  Paris,  1799,  p.  252. 

(14)  f.  typica  Gremli.  ( R . arvatica  Pug.  = f.  arvatica  Chr.) 

Auf  dem  Knorrplateau  ein  einziger  kleiner  Strauch. 

(15)  f.  Gizellae  Borbas. 

Bei  Zscheila  ein  einziger  Strauch.  (Neuerdings  daselbst  noch 
zwei  Sträucher  aufgefunden.) 

(16)  f.  inodora  Fries. 

In  Mülbitz  bei  Gross enhain. 
f.  robusta  Chr. 

Bei  Dobritz. 

4.  Subsect.  Jundzilliae. 

Rosa  Jundzilliana  Besser  ex  Charin  in  Sched.,  1861. 

(17)  Auf  dem  Boitzschberge.  Oberspaar  an  der  Förster’schen 

Weinbergsmauer.  Auf  der  Poselspitze.  Am  rechten  Elbufer. 

R.  trachyphylla.  Bauenum,  ros.  Wirceburg.,  124. 

(18)  f.  typica  Chr. 

In  der  Nähe  von  Schlechte  auf  der  Posel  links  am  Wege.  Vor 
dem  Tunnel  bei  Oberau.  Nasse  Aue  nach  Gröbern  zu  am 
Baine.  Auf  dem  Boitzschberge  * am  Weinberge.  Am  rechten 
Elbufer  vor  der  Karpfenschänke.  Am  Wege  nach  den  Kor- 
bitzer Schanzen  vom  Triebischthale  aus.  Am  Tunnel  in  Oberau 
in  der  Nähe  der  Bahnwärterhäuser.  Unmittelbar  hinter  der 
Knorre  am  steilen  Felsen.  Am  Bahndamme  zwischen  Niederau 
und  Oberau.  Am  Bahndamme  ohnweit  des  Bahnhofes  in 
Niederau.  Auf  der  Karlshöhe. 

(19)  f.  nitidula  Christ.  Fl.,  1875,  p.  294. 

Am  Biesensteine  vor  dem  Bahnübergang.  Auf  der  Prosch- 
witzer Höhe.  Am  Bretstuhle  bis  zur  halben  Höhe  hinauf. 

(20)  f.  virgata  Gremli. 

Im  Walde  hinter  Naundörfel. 

(21)  f.  Aliothii  Chr. 

Vor  dem  Winkewitzer  Gasthause  in  der  Steinhalde  rechts  vom 
Wege.  Am  Wachtnitzer  Abhange.  In  Oberau  auf  dem  Tunnel- 
plateau. 


9 


5.  Subsect.  Encaninae. 

Rosa  ferruginea  Vill.  1799  (=  R.  rubrifolia  Vill.  1789). 
f.  Jurana  Gaudin,  fl.  helv.  III,  347. 

Wird  in  Gärten  und  Anlagen  in  Meissen  und  Cölln  sehr  häufig 
angetroffen. 

R.  montana  Chaix. 

In  Sachsen  wohl  fehlend. 

R.  glauca  Villars  (=  R.  Reuteri  Godet). 

f.  typica  Chr.  (=  R.  montivaga  Desegl.) 

Im  Gebiet  noch  nicht  angetroffen.  Sträucher,  die  man  dafür 
hätte  ansehen  können,  entpuppten  sich  immer  als  R.  globosa 
Desv. 

(22)  f.  complicata  Chr. 

Bei  Weinböhla.  Am  rechten  Elbufer  eine  Form  mit  auffällig 
langen,  flaschenförmigen  Früchten.  In  Daubnitz  am  Abhange. 
In  Diesbar  ohnweit  des  Pavillon.  In  Oberspaar  an  der  Weinbergs- 
mauer von  Fischer.  Bei  Kötitz.  Am  Rottewitzer  Heuwege. 
Am  Wege  nach  Zscheila. 

(23)  f.  acutiformis  H.  Braun. 

Am  rechten  Elbufer. 

(24)  f.  Sandbergi  Chr. 

Auf  dem  Riesenstein,  ohnweit  des  Bahnüberganges,  selten. 

(25)  f.  Caballicensis  Chr.  (=  R.  Caballicensis  Puget). 

Am  Wege  von  Niederau  nach  der  Buschmühle.  Sehr  charak- 
teristisch ! Die  Stieldrüsen  sind  zuweilen  auf  den  Blüthenstiel 
erstreckt.  Selten. 

(26)  f.  myriodonta  Chr. 

Auf  der  Poselspitze.  In  den  Proschwitzer  Anlagen. 

(27)  f.  subcanina  Chr. 

Am  Elbufer  bei  Oberspaar.  Hinter  dem  Fichtner’schen  Gut 
in  Zscheila.  Auf  der  Posel  an  der  kleinen  Binge. 

R.  coriifolia  Fries.  Reuter,  cat.,  69. 

(28)  f.  typica  Chr. 

Selten  rein  typisch!  Daubnitz,  ohnweit  der  Schule  am  Fusse 
des  Abhanges. 

(29)  f.  frutetorum  Chr. 

Bei  Bockwen  an  der  Strasse.  Am  Wege  nach  der  Korbitzer 
Höhe.  Hinter  Polenz  am  Sandwege.  Nach  der  Poselspitze  zu, 
rechts  an  den  Felsen.  Auf  dem  Tunnel  bei  Oberau  an  mehreren 
Stellen. 

(30)  f.  biserrata  Chr.  Separat -Abdruck  aus  den  Mittheilungen  des 

Bot.  Yer.  für  Gesammt-Thüringen,  Bd.  V,  S.  84. 

Vom  Rösschen  in  Diesbar  aus,  nach  Löbsal  zu,  rechts  an  der 
Weinbergsmauer.  An  der  Strasse  nach  Bohnitzsch  zu. 


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(31)  f.  Scaphusiensis  Chr.  Fl.,  1874,  p.  196;  Jena’s  wilde  Rosen  von 

Max  Schulze,  S.  39. 

Blüthenstiele  oder  Basis  der  Früchte  hie  und  da  hispid  — 
so  an  der  Dorfstrasse  in  Lindenau.  Selten. 

(32)  f.  subcollina  Chr. 

Am  Kalkberge  ohnweit  des  Wasserbassins. 

R.  canina  L.  ex  parte. 

var.  Lutetiana  Lemann. 

(33)  f.  glaucescens  Desv. 

Am  Wege  zur  Karlshöhe  von  Klause -Steinherg  aus  und  sonst 
verbreitet. 

(34)  f.  syntrichostyla  Rip. 

Bei  Winkewitz  am  Heuwege.  An  der  Priestewitzer  Strasse. 

(35)  f.  nitens  Desv.  (Ist  die  „ viridis  Hasse“.) 

An  Rainen  auf  der  Posel.  An  Weinbergsmauern  und  allen 
süd-  und  nordwestlichen  Abhängen  nicht  selten. 

(36)  f.  globosa  Desv. 

Klause-Steinberg.  Am  Berliner  Eisenbahndamme  in  der  Nähe 
des  Ziegenbusches.  Auf  dem  Tunnelplateau.  Am  Fahrwege 
in  der  Nassen  Aue.  Am  Wege  nach  Questenberg  zu. 

(37)  f.  filiformis  Ozanon. 

Am  Abhange  vor  der  Knorre  und  der  Karlshöhe.  Der  Be- 
schreibung Ozanon’s  vorzüglich  entsprechend. 

(38)  f.  oxyodonta  Kern,  in  Sched.  und  Desegl.  in  litter.  ad  Kerner. 

An  dem  Elbufer  bei  Niederfähra.  (Wohl  aus  Böhmen  an- 
geschwommen.) 

Transitoriae 

var.  Schivartzii  Fr. 

(39)  f.  fissidens  Borbäs. 

(40)  modificat.  acuminaia  H.  Braun. 

Bei  Oberau  am  Tunnel.  Am  rechten  Elbufer  nicht  selten.  Bei 
der  Knorre.  In  den  Proschwitzer  Anlagen.  An  den  westlichen 
Abhängen.  In  der  Brombeergasse.  Ueberall  verbreitet. 

(41)  f.  mucronulata  Desegl. 

In  der  Nassen  Aue,  nach  dem  Roitzschberge  zu.  Spaargebirge. 
f.  firmula  Godet,  suppl.  71  (—  R.  dolosa  Godet,  suppl.  72). 

Am  Bocksberge,  an  mehreren  Stellen.  Am  Fusse  des  Bret- 
stuhles. 

(42)  f.  spnria  Pug. 

Auf  dem  Spaargebirge,  selten!  Nasse  Aue  an  einem  Raine, 
var.  dumalis  Christ.  (=  R.  dumalis  Bechst.) 

(43)  f.  rotundifolia  Bräuker,  Deutschlands  wilde  Rosen,  Nr.  113. 

Am  Elbdamme  ohnweit  des  Fürstengrabens. 


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(44)  f.  eriostyla  Rip. 

Bisher  ausschliesslich  nur  längs  des  rechten  Elbufers  nicht 
selten  angetroffen  und  wohl  daselbst  angeschwemmt. 

(45)  f.  rubelliflora  Rip. 

Im  Naundörfler  Gehölz. 

(46)  f.  rubescens  Rip. 

Auf  dem  Knorrplateau  und  den  westlichen  Abhängen  daselbst. 
Im  Naundörfler  Gehölz.  Häufig  i.  G. 

(47)  f.  glaberrima  Du  Mortier. 

Kommt  nicht,  wie  die  von  Sagorski,  die  Rosen  der  Flora  von 
Naumburg,  Seite  37  beschriebene  ochroleuca  mit  gelblich- 
weisser,  sondern  mit  blass-röthlicher  Blumenkrone  im  Gebiete 
vor,  z.  B.  bei  Winkewitz,  in  den  Carlowitz’schen  Anlagen,  bei 
Lindenau. 

(48)  f.  insignis  Gren. 

An  dem  rechten  Elbufer. 

(49)  f.  oblonga  Desegl. 

An  den  Proschwitzer  Stufen.  Auf  Münch’s  Elbwiese.  Bei 
Scharfenberg. 

(50)  f.  sphaeroidea  Rip. 

In  Weinböhla  an  der  Köhlerstrasse.  In  Diesbar  nach  dem 
Pavillon  zu. 

(51)  f.  Schiimp erti  Hofmann  (siehe  Anhang  I). 
var.  biserrata  Merat. 

(52)  f,  typica  bei  Baker,  mon.  228. 

An  der  Knorre.  Am  Bretstulile.  Bei  Niederau  am  Bahndamme 
Am  Fürstengraben  bei  Niederfähre. 

(53)  f.  Chaboisaei  Gren. 

Bei  Proschwitz. 

(54)  f.  ascita  Desegl.  (Stacheln  hakig). 

An  den  westlichen  Abhängen.  In  der  Nähe  des  Cöllner  Wasser- 
bassins. Bei  Prositz  an  einem  Feldrande.  Auf  dem  Spaar- 
gebirge. 

(55)  f.  squarrosula  Keil.  (Stacheln  gerade). 

Am  Riesenstein.  Unter  der  Poselspitze  mehrere  Sträucher. 

(56)  f.  labilipoda  Keller. 

Auf  dem  Roitzschberge. 

(57)  f.  villosiuscula  Rip. 

Am  Steinbruche  ohnweit  der  Knorre. 

var.  Andegavensis  Bast. 

(58)  f.  Andegavensis  Rapin,  Guide,  196. 

Münch’s  Elbwiese.  In  Weinböhla  an  der  Köhlerstrasse.  Am 
Bocksberg.  Am  rechten  Elbufer.  In  Züchner’s  Weinberg. 


12 


(59)  f.  Kosinsciana  Bess. 

Auf  dem  Knorrplateau.  Am  Katzensprung.  Am  Bretstuhle. 
Bei  Zscheila.  In  Weinböhla. 

var.  dumetorum  Thuill. 

(60)  f.  trichoneura  Chr. 

An  den  Abhängen  bei  Daubnitz  nicht  vereinzelt. 

(61)  f.  sphaerocarpa  Fuget. 

In  Prositz  am  Abhange.  Im  Züchner’schen  Weinberge  bei 
Zscheila.  Am  Karlshöhenweg.  Hinter  der  Knorre.  Hinter 
Zscheila  nach  dem  heiligen  Grunde  zu. 

(62)  f.  amblyphylla  Rip. 

Am  rechten  Elbufer  zwischen  Weiden. 

(63)  f.  urbica  Chr. 

Zwischen  Zscheila  und  Grobem  an  der  Strasse.  In  Winkewitz 
nach  der  Winzerei  zu. 

(64)  f.  acanthina  Des.  et  Ozan. 

Am  rechten  Elbufer  in  Weidengebiischen  und  wohl  durch  Hoch- 
wasser angeschwemmt. 

(65)  f.  decalvata  Crep. 

Bei  Weinböhla  nicht  selten.  Vor  Sörnewitz  an  der  Strassen- 
inauer.  In  Winkewitz  an  der  Weinbergsmauer  von  Krumbiegel. 

(66)  f.  subatrichostyla  Borb. 

Oberspaar  an  der  Förster’schen  Weinbergsmauer. 

(67)  f.  subglabra  Borb. 

Auf  dem  Knorrplateau. 

(68)  f.  interposita  mihi  (siehe  Anhang  II). 

Rottewitzer  Abhang  an  verschiedenen  Stellen, 
var.  tomentella  Lern. 

(69)  f.  rotundifolia  Hasse  mod.  Güglingensis  Hasse. 

An  der  Lehne  zwischen  der  Knorre  und  Winkewitz, 
var.  scabrata  Crep. 

(70)  f.  Missniensis  mihi  (siehe  Anhang  III). 

Im  Triebischthale,  nach  den  Korbitzer  Schanzen  zu.  Bei  Garse- 
bach. Am  Steinbruche  bei  der  Knorre.  Am  Bretstuhle.  An 
den  westlichen  Abhängen.  Bei  Wachtnitz.  Bei  Lindenau. 


Anhang  I. 

Rosa  canina  L.  var.  dumalis  Chr.  f.  Schiimp erti  Hofmann. 

Crepin  in  litt,  de  31.  I.  1897:  „Eine  ganz  eigenartige  Form.  Ihr  Gesammtaussehen 
erinnert  an  gewisse  zweifellose  Varietäten  von  B.  sepium  Thuill.“  Derselbe  den 
4.  III.  1898 : „Form  aus  der  Gruppe  „dumalis“, 

W.  Hasse  den  12.  III.  1897:  — „ist  ein  wunderliches  Gebilde,  wahrscheinlich  ein 
Bastard,  aber  wovon?“  Derselbe  den  1.  V.  1898:  „f.  multiflora  Wirtg.  Für 
falcata  sind  die  Fruchtstiele  viel  zu  lang  und  die  Griffel  zu  wenig  behaart.“ 


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M.  Schulze,  Jena:  R glauca  Vill.  var.  falcata  Puget  (Christ  in  Flora,  1874,  p.  472). 

„Eine  sehr  seltene  Form,  die  ich  noch  niemals  seihst  antraf.“ . 

C.  Dufft  den  15.  X.  1898:  „Würde  ich  auch  für  eine  R.  dumalis  Bechst.,  die  durch 
schattigen  Standort*)  entstellt  ist,  halten,  wenn  die  Kelchzipfel  an  den  Schein- 
früchten zurückgeschlagen  wären.  Sie  sind  aber  abstehend.“ 

Am  5.  Mai  d.  J.  theilt  mir  Herr  Hof  mann,  Grossenhain,  mit:  „Die  mir  seiner  Zeit 
freundlichst  übersandte  interessante  Kosenform  habe  ich  an  Herrn  Prof.  Sagorski  ge- 
schickt und  zwar  habe  ich  mir  erlaubt,  dieselbe  als  R.  Sehlimpertiana  zu  bezeichnen. 
Herr  Prof  Sagorski  hält  dieselbe  für  eine  der  zahlreichen  Formen  der  dumalis  Bechst.“ 

Strauch  ca.  21/2  m hoch.  Stamm  stark,  Rinde  desselben  aschgrau. 
Stacheln  des  Stammes  aus  verlängerter  Basis  hakig,  gerundet,  dunkel- 
aschgrau. Zweige  dünn,  bogig  oder  hin  und  her  gebogen,  Rinde  grün. 
Blüthenzweige  unbewehrt,  ein-  und  zwei-,  seltener  dreiblüthig.  Neben- 
blätter beiderseits  kahl,  drüsig  gewimpert,  Oehrchen  ziemlich  lang  ge- 
spitzt. Blattstiel  reichlich  mit  gelben  Stächelchen,  einigen  Stieldrüsen 
und  nur  selten  mit  einzelnen  Härchen  versehen.  Blättchen  etwas  ge- 
stielt, kahl,  vorwiegend  zu  fünf,  seltener  zu  sieben,  meist  18  mm  von 
einander  entfernt,  oberseits  dunkelgrün,  etwas  fettglänzend,  unterseits 
heller,  bläulich  grün,  hie  und  da  leicht  weinroth  überlaufen.  End- 
blättchen an  ein  und  demselben  Zweige  oft  verschieden  gestaltet.  Vor- 
herrschend ist  die  ovallängliche  Form  von  30  : 50  mm  Breite  und  Länge. 
Das  untere  Blattpaar  misst  gewöhnlich  annähernd  die  Hälfte,  15:30  mm 
Breite  und  Länge.  Die  Basis  der  Endblättchen  ist  verschmälert  oder  ab- 
gestumpft. Die  andere  breitovale  Form  der  Endblättchen  mit  mehr  ge- 
rundeter Basis  misst  30 : 45  mm  Breite  und  Länge,  die  ellyptische  dagegen 
meist  18:32  mm  Breite  und  Länge.  Die  Zahnung  ist  doppelt  bis  drei- 
fach. Nebenzähnchen  drüsentragend,  im  Alter  theilweise  vergänglich. 
Brakteen  so  lang  oder  länger  als  die  Fruchtstiele  mit  aufsitzendem  Blatt 
oder  ohne  ein  solches  und  dann  aus  breitovaler  Form,  langgespitzt,  Rand 
drüsig  gewimpert.  Blüthenstiele  kahl,  meist  18  mm  lang,  mittlerer  bei 
mehrblüthigen  sehr  kurz,  im  Allgemeinen  vorwiegend  einblüthig,  seltener 
in  Corymben  zu  sieben  Blüthen.  Kelchzipfel  die  Knospe  überragend, 
die  beiden  inneren  20  mm  lang,  unterseits  ganz,  aussen  bis  zur  Mitte 
filzig,  mit  lanzettlichem,  drüsig  gesägtem  Anhängsel;  die  drei  äusseren 
26  mm  lang,  innen  filzig,  aussen  kahl  mit  drei  bis  vier  Paaren  linealen 
drüsig  gezähnten  Fiedern  und  erweitertem  drüsig  gezahntem  Anhängsel, 
anfangs  zurückgeschlagen,  mit  beginnender  Fruchtreife  theilweise  hori- 
zontal abstehend,  vor  der  Keife  aber  hinfällig.  Discus  breit,  schwach 
kegelförmig.  Griffel  wenig  zahlreich,  in  der  Jugend  leicht  beborstet, 
auf  der  Frucht  etwas  verkahlt  und  säulenartig  gehoben.  Blumen  kröne 
hellrosa,  bis  52  mm  im  Durchmesser.  Frucht  rundlich,  oben  eingeschnürt 
oder  oval  bis  flaschenförmig. 


Anhang  II. 

j Rosa  dumetorum  Thuill.  f.  interposita  Schiimp ert. 

Crepin  in  litt.  1894:  „Eine  interessante  Form  der  Gruppe  dumetorum  Thuill.“ 

— in  litt.  1895:  „Ich  wage  nicht,  über  diese  Nummer  mich  auszusprechen,  weil  die 
Exemplare  mir  nicht  alle  zur  sicheren  Bestimmung  nöthigen  Theile  bieten.“ 

— in  litt.  1897 : „Diese  Nummern  können  wegen  ihrer  weichhaarigen  Blätter  mit  mehr 
oder  weniger  drüsig  zusammengesetzter  Zahnung  zu  der  Art  gezählt  werden, 


0 Standort  sonnig. 


14 


welche  man  gewöhnlich  mit  dem  Namen  tomentella  Lern,  bezeichnet,  aber  keine 
stellt  die  typische  Art  dar.  Sollten  sie  Varietäten  der  tomentella  darstellen  ? Dies 
ist  möglich,  aber  nicht  sicher.  Man  muss  sie  provisorisch  unter  den  Namen  zur 
tomentella  var.?  bringen.“ 

C rep  in  in  litt.  1898:  „Es  giebt  unter  den  zahlreichen  Formen  der  R.  canina  eine  Formen- 
gruppe  mit  mehr  oder  weniger  behaarten  Blättchen,  manchmal  mit  drüsigen  Secundär- 
nerven,  mit  drüsigen  zusammengesetzten  Zähnen.  Zu  dieser  Gruppe  gehört  die 
R.  tomentella , welche  als  eine  Subspecies  der  R.  canina  betrachtet  werden  kann. 
Die  R.  tomentella  in  ihrem  echten  Typus  ist  im  Südosten  Europas  verbreitet.  Aber 
neben  der  typischen  R.  tomentella  giebt  es  eine  ganze  Anzahl  von  Formen,  die 
man  mit  ihr  nicht  identificiren  kann  und  die  man  erst  noch  classificiren  muss. 
Das  erklärt  Ihnen  meine  Verlegenheit,  die  Varietäten  dieser  Gruppe  aus  Sachsen 
genau  zu  identificiren.“ 

Max  Schulze  in  litt.  1896:  „ R . coriifolia  Fr.  var.  subcollina  Chr.“ 

— in  litt.  1897:  „K.  coriifolia  Fr.  var.  complicata  Chr.“ 

— in  litt.  1898:  „B.  tomentella  var.  affinis .“ 

0.  Dufft  in  litt.  1898:  „Halte  ich  für  eine  Form  der  R.  dumetorum  Th.  mit  vollständig 
doppelt  gesägten  Blättchen,  sie  scheint  mir  der  var.  juncta  Puget  (Beck’s  Flor, 
v.  Nieder-Oesterreich,  p.  798)  am  nächsten  zu  stehen  und  von  derselben  nur  durch 
stärker  behaarte  Griffel  abzuweichen.“  *) 

Christ  in  litt,  den  4.  VI.  1897:  „Schwache  tomentella  gegen  dumetorum  hin.“ 

— in  litt,  den  11.  VIII.  1897:  „ — ist  für  mich  dumetorum  mit  starker  Hinneigung 
zur  tomentella  durch  Dürftigkeit  und  doppelte  Zahnung.  Man  sollte  dieser  Form 
einen  Varietätsnamen  geben  unter  dumetorum  als  Hauptart.“ 

Strauch  1 3/2  bis  2 m hoch,  gedrungen  und  durch  sein  dunkles 
Colorit  schon  von  Weitem  auffällig.  Blüthenzweige  rechtwinklig  auf- 
strebend, robust,  bis  8 cm  lang  und  meist  vrehrlos,  selten  an  der  Basis 
der  Blätter  mit  zwei  kleinen  hakigen  Stachelchen.  Die  starken  Zweige 
dagegen  an  der  Basis  der  Blätter  mit  gepaarten  grossen,  hakigen  Stacheln 
versehen.  Stacheln  der  Aeste  aus  langovaler  Basis  rund,  aschgrau,  hakig. 
Nebenblätter  gerade  gestreckt  mit  gespitzten  Oehrchen,  oberseits  kahl, 
unterseits  dicht  behaart,  am  Rande  drüsig  und  langhaarig  gewimpert. 
Blattstiel  dicht  filzig  mit  mehr  oder  wenigeren  gestielten  oder  auch  im 
Filze  sitzenden  Drüsen,  stachellos.  Blättchen  fünf  bis  sieben,  lederig, 
kurz  gestielt,  sich  gegenseitig  meist  deckend,  oberseits  dunkelgrün  mit 
eingesenkten  Nerven,  dicht  angedrückt  behaart,  unterseits  heller,  graugrün 
mit  stark  hervortretendem  Adernetz  und  dichter  Behaarung.  Endblättchen 
oval;  meist  15  : 25  mm,  seltener  18  : 26  mm  breit  und  lang.  Die  Zahnung 
könnte  wohl  eine  vorwiegend  einfache  genannt  werden,  nicht  selten  aber 
hat  der  mit  Weichspitze  versehene  Hauptzahn  noch  ein,  auch  zwei  drüsige 
Nebenzähnchen.  Alle  Zähne  lang  wimperhaarig.  Blüthenstiele  kahl, 
einblüthige  10  mm  lang,  bei  vier-  bis  fünfblüthigen  die  seitenständigen  bis 
14  mm  lang.  Brakteen  blatttragend,  oberseits  kahl,  unterseits  dicht 
behaart,  am  Rande  drüsig  und  haarig  gewimpert.  Kelchzipfel  vor  der 
Reife  hinfällig;  die  drei  äusseren  15  mm  lang,  aussen  nur  im  oberen 
Drittel,  innen  aber  ganz  behaart.  Fiederchen,  die  unteren  zwei  länglich- 
oval mit  zwei  bis  drei  Stieldrüsen,  das  obere  lineal.  Die  inneren  beiden 
Kelchzipfel  beiderseits  filzig.  Anhängsel  lanzettförmig,  beiderseits  filzig, 
ganzrandig.  Griffel  mässig  behaart,  sich  später  säulenförmig  über  den 
conischen  Discus  erhebend.  Blumenkrone  hellrosa.  30 — 55  mm  im 
Durchmesser.  Frucht  klein,  kugelig,  10  mm  lang  und  breit  oder  etwas 
oval,  10  mm  breit  und  12  mm  lang. 


*)  Blättchen  und  Blüthenzweige  weichen  ebenfalls  ab!  Schlimpert. 


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Anhang  III. 

Rosa  scabrata  Crepin  f.  Missniensis  mihi. 

Crepin  in  litt.:  „Varietät  aus  der  Gruppe  scabratae.  — Diese  Form  unterscheidet  sich 
von  B.  scabrata  Crp.  durch  die  behaarten  Blattstiele  und  die  Behaarung  — sie 
nähert  sich  der  sclerophylla  Scheutz  — aber  sie  kann  nicht  mit  ihr  identificirt 
werden;  in  der  sclerophylla  sind  die  Blättchen  drüsiger  und  von  anderer  Form.“ 
Max  Schulze  in  litt.:  „Einzelne  folioli,  auch  die  Zahnung,  erinnern  allerdings  bereits 
an  die  sclerophylla  Scheutz.“ 

W.  Hasse  in  litt.:  „var.  scabrata  Crep.  — die  stark  behaarte  Form  müssen  Sie  Miss- 
niensa  heissen.“ 

Strauch  ca.  2 m hoch.  Zweige  dünn,  reich  bestachelt.  Blüthen- 
zweige  kürzer  oder  länger,  meist  unbewehrt.  Stacheln  des  Stammes 
aus  langer  Basis  hakig,  plattgerundet,  aschgrau,  an  den  Aestchen  weniger 
gebogen  bis  gerade.  Nebenblätter  breit,  drüsig  gewimpert,  Oehrchen 
an  der  Spitze  mitunter  leicht  behaart.  Blattstiel  dicht  filzig,  stieldrüsig 
mit  kleinen  Häkchen.  Blättchen  dicklich,  oben  grün,  unten  bläulich- 
grün. Endblättchen  länglich-oval,  meist  18  : 24  mm  breit  und  lang, 
die  verkehrt  eiförmigen,  in  den  Stiel  verschmälerten  18 : 27  mm  breit  und 
lang.  Mittelnerv  deutlich  behaart  und  drüsig.  Nebennerven  nur 
leicht  behaart  bis  kahl.  Das  Adernetz  unterseits  deutlich  hervortretend 
und  vom  Rande  herein  zerstreut  drüsig.  Die  Zahnung  ist  zwei-  bis 
dreifach;  die  grossen  Zähne  mit  hornartiger  Spitze,  tragen  nach  vorn 
meist  einen,  auf  dem  Rücken  aber  bis  drei  kleine  Drüsenzähne,  Blumen- 
stiel kahl,  14  mm  lang,  ein-  bis  dreiblüthig.  Brakteen  sehr  breit, 
blattig,  dicht  drüsig  und  leicht  haarig  gewimpert.'  Kelchzipfel,  die 
beiden  inneren  auch  auf  dem  Rücken  leicht  filzig  behaart,  die  drei  äusseren 
gefiedert,  Fiedern  drüsig  gezahnt  oder  nur  stieldrüsig,  schwach  haarig 
gewimpert.  Griffelköpfchen  säulenartig  gehoben,  deutlich  behaart. 
Discus  nur  wenig  erhaben.  Blumenkrone  hellrosa,  meist  nur  23  mm 
im  Durchmesser.  Frucht  länglich -eiförmig  oder  oval,  meist  in  einen 
kurzen  Hals  verjüngt. 

Auf  verwittertem  Granit. 


II.  Neue  Tiefbohrungen. 

Von  Oberlehrer  Dr.  E,  Hessig. 


Die  in  der  Dresdner  Elbthalwanne  unter  diluvialen  und  alluvialen 
Absätzen  lagernden,  stark  erodirten  Pläner  wurden  linkselbisch  durch  den 
artesischen  Brunnen  auf  dem  Antonsplatze  in  15, 1 m Tiefe,  mit  dem  Bohr- 
loch in  der  Antonstrasse  in  Neustadt  in  16  m Tiefe  erreicht.  Dass  die 
Pläner  auch  unter  den  Thal-  und  Haidesanden  bis  zum  Granitplateau 
weiterziehen,  beweisen  die  Aufschlüsse  an  den  Hellerbergen,  wo  die  durch 
die  Lausitzer  Hauptverwerfung  stark  zerrütteten  Labiatuspläner  mit  etwa 
45°  nach  SO  einfallen.*)  Neuerdings  ist  nun  eine  Tiefbohrung  von  Inter- 
esse geworden,  welche  im  Priessnitzgrunde,  in  der  Nähe  des  Wasserhauses 
rechts  der  Priessnitz  ausgeführt,  die  thonig  verwitterten  Pläner  sowohl 
wie  das  feste  Gestein  in  30,80  m Tiefe  erreichte,  während  eine  andere 
Bohrung  links  vom  Bach  mit  28  m das  Plänergebirge  noch  nicht  auf- 
schloss. Bemerkenswerth  ist  bei  dem  ersteren  Aufschluss  der  Wechsel  in 
der  Färbung  der  durchteuften  Sandschichten,  weiter  das  Auftreten  von 
festen  Brauneisensteinschichten  und  schliesslich  das  Gröberwerden  des 
Materials  mit  zunehmender  Tiefe,  so  dass  schliesslich  über  dem  Pläner 
echter  Kies  mit  elbgebirgischen  Gerollen  und  Geschieben  von  Sandstein, 
Basalt  u.  s.  w.  lagert. 

Diese  Verhältnisse  mag  beistehende  Bohrliste  offenbaren: 


Von  0,o  — 1,20 

,,  1,20  1,50 

„ 1,50  — 3,70 

„ 3,70  — 4,0 

„ 4,0  — 6,40 

„ 6,40  — 8,20 

„ 8,20  — 16,90 

„ 16,90  — 19,50 
„ 19,50  — 23,0 
„ 23,0  — 30,70 
„ 30,70  — 30,80 
„ 30,80  — 33,70 


m Waldboden, 

„ lehmiger  Sand, 

„ weisser  Sand, 

,,  rother  Sand  mit  Eisenschicht, 

„ gelber  Sand, 

„ gelber  Sand  mit  grossen  Steinen, 

„ feiner,  weisser  Sand  (bei  10, 20  m Eisenschicht), 

„ grauer  Sand, 

„ grauer  Kies, 

,,  grober  Kies, 

„ Thonschicht, 

„ Letten  und  Felsen  (Pläner). 


*)  Sect.  Moritzburg,  S.  46. 


17 


Eine  weitere  Bohrung  hinter  dem  Waldschlösschen  auf  dem  Exercir- 
platze  des  177.  Regiments  schloss  folgenden  Schichtenverband  auf: 


Von  0,o  — 0,20  m 

„ 0,20  — 13,80  „ 

„ 13,80  — 14,70  „ 

„ 14,70  — 16,0  „ 

„ 16,0  —18,40  „ 
„ 18,40  — 20,80  „ 
„ 20,80  — 22,20  „ 
„ 22,20  — 24,50  „ 
„ 24,50  — 25,20  „ 
„ 25,20  — 26,80  „ 
„ 26,80  — 28,70  „ 
„ 28,70  — 30,80  „ 
„ 30,80  — 33,30  ), 
,,  33,30  35,50  ,, 

,,  35,50  38,60  ,, 

„ 38,60  — 40,10  „ 


Rasennarbe, 
feiner  Haidesand, 

„ „ mit  Steinen, 

„ „ „ Granitfragmenten, 

gelber  Haidesand  (Wasserzufluss), 
kiesiger  Haidesand, 
brauner  Thon, 
grauer,  fetter  Thon, 

Kies, 

Sand, 

grober  Sand, 

feiner  Schwimmsand  (Wasser), 
grober  Sand, 
feiner  Sand, 

Kies, 

grober  Kies. 


Auffällig  in  dem  gebotenen  Profile  ist  das  Auftreten  der  in  20,80  m 
Tiefe  sich  einstellenden,  3,70  m mächtigen  Thonschicht,  deren  Vorhanden- 
sein in  Wannen,  Sätteln  und  Linsen  im  Material  des  Haidesandes,  und 
zwar  zumeist  in  der  Höhe  des  heutigen  Elbspiegels,  schon  von  Gutbier*) 
nachweisen  konnte.  Einen  Einblick  in  diese  Verhältnisse  gewährten  s.  Z. 
die  Ausschachtungen  für  das  rechtselbische  Wasserwerk,  die  Kunstbauten 
im  Albrechtsberg  und  die  Brunnenbauten  für  das  Waldschlösschen  und  für 
die  Saloppe.  Der  Thon  wird  von  von  Gutbier  als  mager  bezeichnet,  offen- 
barte aber  in  dem  neuen  Bohrloche  durchaus  nicht  diese  Beschaffenheit. 
Die  obersten  Lagen  waren  bräunlich  durch  Eisenschuss,  bald  aber  wurde 
das  Material  hellgrau,  von  feinen  schwarzen  Streifen  und  Striemen  durch- 
zogen, fett  und  speckig,  und  ergab  nach  dem  Aufweichen  und  Abschlämmen 
als  Rückstand  nur  wenige  kaolinisirte  Granitkörner,  Quarze  und  kleine 
Eisenkiesconcretionen.  Die  Behandlung  mit  HCl  ergab  einen  starken  Kalk- 
gehalt, und  nach  dem  Aufschluss  mit  conc.  H2S04  (nach  Seger)**)  blieb 
nur  ein  minimaler,  feinsandiger  Rückstand.  Eine  Probe  dieses  Thones, 
welche  im  Steingutofen  bei  1200°  gebrannt  wurde,  stand  nicht  im  Feuer, 
sondern  zerfloss  zu  einem  rothbraun  und  strohgelb  gestreiften  und  ge- 
flammten Kuchen,  ein  Verhalten,  welches  auf  den  reichen  Kalkgehalt 
zurückzuführen  ist.  So  erscheint  nun  das  Material  nicht  als  Thon,  sondern 
als  kalkreicher  Mergel,  und  es  entsteht  die  Vermuthung,  dass  diese  Lager 
als  Elbschlicke  über  dem  ältesten,  meist  von  groben  Sanden  und  Kiesen 
ausgefüllten,  alten  Elbbett  zum  Absatz  gelangten  — eine  Ansicht,  die 
dadurch  noch  eine  Stütze  enthält,  dass  über  dem  Thon  echter  Haidesand, 
unter  demselben  nur  schlecht  gerollter,  meist  grober  Sand  und  Kies  mit 
Basalt-  und  Quadersandsteingeschieben  angetroffen  wurde.  Wir  haben  hier 
jedenfalls  das  Elbbett  vor  uns,  welches  nach  den  Trachenbergen  zu  ge- 
richtet war.  Die  Höhenlage  der  Thonschicht  ist  wenig  höher  als  der 


*)  v.  Gut  hier:  Die  Sandformen  der  Dresdner  Haide,  S.  37.  ’ — Yergl.  auch  Sect. 
Dresden,  S.  71. 

**)  F.  Fischer:  Handbuch  der  chemischen  Technologie,  Leipzig  1893,  S.  778. 


18 


heutige  Elbspiegel.  Während  Pegel -Null  der  Carolabrücke  105,832  m 
beträgt,  liegt  die  Umgebung  des  Bohrloches  (Höbenbolzen  am  Einnehmer- 
häuschen an  der  Dresden-Loscliwitzer  Stadtgrenze,  Bautzner  Landstrasse) 
in  133,772  m Höhe.  Die  Differenz  von  27,940  entspricht  ungefähr  der 
Höhenlage  der  Sandschichten,  in  denen  das  Grundwasser  sich  einstellte, 
welches  nach  Auflassen  der  Bohrung  in  40, io  Tiefe  ca.  10  m hoch  im 
Bohrloche  stand. 


III.  lieber  die  Funde  antiker  Bronzen  im  akademischen 
Forstgarten  zu  Tharandt. 


Yon  Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  F.  Mobbe. 


Im  Herbst  1898  sind  auf  der  höchsten  Kuppe  des  Königlichen  Forst- 
gartens zu  Tharandt  eine  Anzahl  prähistorischer  Gegenstände  aus  Bronze- 
guss und  Stein  — im  Ganzen  20  — ausgegraben  worden. 

Der  genannte  botanische  Garten  liegt  an  den  Hängen  und  auf  der 
Höhe  des  Kiehnberges,  eines  Ausläufers  des  Erzgebirges.  Das  Plateau 
fällt  nordwestlich  zum  „Zeisiggrund“,  südöstlich  zum  Weisseritzthale  steil 
ab;  nach  Osten  dagegen  tragen  die  letzten  zwei  Abstufungen  die  Schloss- 
ruine und  weiterhin  die  Kirche  von  Tharandt. 

Die  Höhenlage  des  Forstgartens  schwankt  zwischen  252  m (am  Grenz- 
stein im  Zeisiggrund)  und  331  m (an  den  „Königseichen“)  üb.  d.  Ostsee. 

Der  specielle  Fundort  der  antiken  Bronzegeräthe  ist  ein  sanft  nach 
Osten  geneigter  Hang  dicht  unter  der  Hochfläche,  welche  zwei  von  Sr.  Majestät 
dem  König  Johann  im  Jahre  1855  gepflanzte  „Königseichen“  und  eine 
im  Frühjahr  1898  aus  Anlass  des  Kegierungsjubiläums  Sr.  Majestät  des 
Königs  gesetzte  „König  Albert-Fichte“  {Picea  pungens  var.  glauca 
Hort.)  trägt. 

Veranlassung  zu  dem  Funde  wurde  dadurch  gegeben,  dass  der  er- 
wähnte Hang,  behufs  seiner  Einbeziehung  in  die  seit  1874  erfolgreich 
angestrebte  systematische  Ordnung  der  Bestände  des  Gartens,  mit  aus- 
ländischen Tannenarten  bepflanzt  werden  sollte.  Zu  diesem  Zwecke  wurde 
die  ganze  etwa  12  a grosse  Fläche,  nach  Bäumung  des  bisherigen  dichten 
und  ungeregelten  Bestandes  von  Fichten,  Wald-  und  Schwarzkiefern  und 
Birken,  gründlich  rajolt.  Die  humose  Bodendecke  überlagert  hier  nur 
1/3 — 1/2  m stark  in  allmählichem  Uebergange  zu  den  Yerwitterungstrümmern 
das  Felsgestein  (Felsitporphyr).  Sämmtliche  antike  Gegenstände  ruhten 
in  geringer  Tiefe,  und  zwar  lagerte  je  ein  Theil  derselben  in  drei  wenig 
von  einander  entfernten  Nestern  dicht  beisammen.  Dieses  Vorkommen 
deutet  wohl  mit  Sicherheit  darauf  hin,  dass  hier  Werthgegenstände  vor- 
liegen, welche  die  Urbewohner  der  Gegend  auf  diesen  einsamen  Höhen 
vor  herannahenden  Feinden  zu  verbergen  wünschten.  Dass  es  sich  um 
eine  Opferstätte  handelte,  erscheint  aus  weiterhin  anzuführenden  Gründen 
minder  wahrscheinlich. 

Eine  sehr  feste  Kruste  von  Erde  und  Oxyden  überzieht  die  Bronze- 
körper, nach  deren  sorgfältiger  Beseitigung  ein  oft  sehr  schöner  blau- 


20 


grüner,  aus  basisch  kolilensaurem  Kupferoxyd  bestehender  Edelrost  zum 
Vorschein  kommt,  welcher  die  an  sich  goldglänzende  Legirung  in  dünner 
Schicht  bekleidet. 

I.  Am  20.  October  1898  wurden  zunächst  folgende  sechs  Gegenstände 
ausgegraben.  Sie  lagen  zwischen  den  Wurzeln  einer  gefällten  Birke,  deren 
Stock  gerodet  wurde,  in  einem  Neste  von  etwa  35  cm  Durchmesser  und 
25  cm  Tiefe. 

Ko.  1 — 5.  Sogenannte  „Sichelmesser“  aus  Bronzeguss  'mit  1cm  langem  Stielfortsatz 
zur  Befestigung  des  (nicht  mehr  vorhandenen)  Griffes.  Sie  repräsentiren  zwei 
Formen,  wie  sie  in  den  ethnographischen  Museen  aus  Fundstätten  ganz  Deutsch- 
lands übereinstimmend  vorhanden  sind. 

No.  1 — 3 sind  unter  sich  von  gleicher  Form,  15  cm  lang,  2,5  cm  grösste  Breite,  je  etwa 

78.2  g (zusammen  234,7  g)  schwer,  nach  der  Spitze  verjüngt  und  so  stark  ge- 
krümmt, dass  der  Abstand  der  Schneide  von  einer  die  Spitze  und  Basis  ver- 
bindend gedachten  Linie  in  der  Mitte  4 — 5 cm  beträgt.  Die  eine  Seite  der 
Klinge  ist  flach,  die  andere,  welche  den  erwähnten  Stielfortsatz  trägt,  ist  vom 
Bücken  her  plötzlich  verjüngt  und  besitzt  zwei  dem  Bücken  parallel  laufende 
erhabene  Linien.  An  der  noch  ziemlich  scharfen  Schneide  sind  mit  der  Lupe 
Spuren  des  Schärfens  deutlich  erkennbar  und  die  Schneide  ist  durch  ihre  Hand- 
habung stellenweise  etwas  umgebogen. 

No.  4 u.  5 sind  unter  einander  wiederum  von  gleicher  Form,  aber  länger  und  schwächer 
gekrümmt  als  No.  1—3,  und  an  der  verjüngten  Spitze  scalpellartig  zurück- 
gebogen.  Ihre  Länge  beträgt  18 — 19  cm,  die  grösste  Breite  2,i  cm,  Gewicht 

67.3  bezw.  65,3  g.  No.  4 trägt  auf  der  Unterfläche  eine  erhöhte  Linie  parallel 
dem  Bücken,  No.  5,  welchem  die  Spitze  fehlt,  dagegen  zwei,  wie  die  Sichel- 
messer 1—3.  Der  grösste  Abstand  der  Schneide  von  einer  gedachten  geraden 
Verbindungslinie  beträgt  hier  nur  2,7  cm. 

No.  6,  ein  kleiner  flacher  Bronzering  von  18  mm  Durchmesser,  1,5  mm  Höhe  und  3 mm 
Breite.  Gewicht  0,9  g.  Das  Binglein  ist  leider  in  zwei  Theile  zerbrochen 
und  nicht  mehr  festzustellen,  oh  es  geschlossen  oder  etwas  klaffend  gewesen. 

II.  Am  5.  November  1898  fand  man,  4 m südöstlich  von  der  ersten 
Fundstätte, 

No.  7,  ein  kreisrundes  Bronzeschild  von  11  cm  Durchmesser.  Das  Schild  ist  schwach 
(etwa  6 mm)  gewölbt,  im  Centrum  der  concaven  Innenfläche  mit  einer  Oese 
(Griff)  versehen.  Gewicht  78, i g.  Dieses  werthvolle  Fundstück  ist  namentlich 
an  der  convexen  Oberfläche  von  schöner  glänzender  Patina  überzogen.  Auf 
den  ersten  Blick  erinnert  die  Scheibe  an  einen  Topf-  oder  Urnendeckel,  und 
wurde  auch  von  den  Arbeitern  als  „Stürze“  angesprochen.  Wahrscheinlicher 
stellt  sie  ein  Brust  Schild,  jedenfalls  ein  Schmuckstück  dar. 

III.  Am  3.  December  1898  wurde  am  oberen  (Südwest-)  Ende  des 
Hanges,  etwa  25  m von  dem  ersten  Fundorte  entfernt,  ein  dritter  bloss- 
gelegt. Auch  dieser  lagerte  in  etwa  25  cm  Tiefe  und  hat  einen  Durch- 
messer von  30  — 40  cm.  Er  enthielt  folgende  9 Gegenstände. 

No.  8.  Eine  wohlerhaltene  bronzene  „ Spiral spange“.  Sie  besteht  aus  12  engen 
schraubenförmigen  Windungen,  ist  10  cm  hoch  und  — abgerollt  — 2,30  m lang. 
Ihr  Gewicht  beträgt  232,5  g.  Die  Weite  der  Spange  ist  am  unteren  Ende 

6 cm,  am  oberen  5 cm  im  Durchmesser,  würde  mithin,  als  Armspange  gedacht, 
eine  recht  schmächtige  Extremität  voraussetzen.  Das  Band  selbst  ist  unten 

7 mm  breit  und  1,5  mm  dick,  verjüngt  sich  aber  nach  oben  bis  auf  kaum 

4 mm  Breite.  Die  letzten  Enden  fehlen  beiderseits.  Die  etwas  convexe  Aussen- 
seite  ist  in  primitiver  Weise  durch  verticale  Strichelungen  verziert  und  von 
schöner  Patina  ganz  überzogen.  Sie  entspricht  genau  einer  Abbildung  in 
Dr.  B.  Platz:  „Der  Mensch  etc.“,  3.  Aufl.,  S.  421. 

No.  9.  Eine  der  No.  8 ähnliche  Spiralspange,  aber  mit  nur  sieben  Windungen  und  nur 

5 cm  hoch.  Durchmesser  4,5  cm.  Gesammtlänge  des  Bandes  98  cm,  sein  Ge- 
wicht beträgt  41,7  g.  Das  Band  selbst  ist  auch  hier  in  der  Mitte  am  brei- 
testen (8  mm)  und  verjüngt  sich  nach  beiden  Seiten  bis  auf  2 V2  mm.  Ver- 
zierungen fehlen. 


21 


No.  10.  Ein  unregelmässig1  aufgewundenes  Bronzeband  von  206  cm  Länge,  10  mm 
grösster  Breite,  verjüngt  sich  nach  beiden  Seiten,  um  schliesslich  in  ein  beider- 
seits 28  cm  langes  stielrundes  Ende  auszulaufen.  Gewicht  204,7  g.  Wahr- 
scheinlich ein  vorläufig  roh  zusammengeschlagenes  Band,  dessen  regelmässige 
Ausformung  zur  Spange  Vorbehalten  blieb , vielleicht  auch  war  dasselbe  für 
die  Einschmelzung  bestimmt. 

No.  11.  Ein  Bronzeband,  wie  No.  10,  jedoch  nur  l,si  m lang,  241,3  g schwer. 

No.  12, 13.  Zwei  ganz  identische  massive  Bronzeringe  von  5 cm  äusserem  Durch- 
messer. Das  eine  Ende  greift  2,5  cm  über  das  andere  hinaus,  und  zwar  aussen 
an  der  Peripherie,  nicht  schraubenförmig.  Die  obere  und  untere  Fläche  des 
liegenden  Ringes  ist  flach,  die  äussere  etwas  convex  und  in  regelmässigen 
Abständen  vertical  gestrichelt  in  der  Art,  dass  je  10  — 12  Striche  den  Raum 
von  etwa  7 mm  Breite  einnehmen,  worauf  ein  fast  2 cm  breiter  Zwischenraum 
folgt,  hierauf  wiederum  Strichelung  etc.  Höhe  des  liegenden  Ringes  4 mm, 
Dicke  3 mm.  Ihr  Gewicht  beträgt  20,9  bezw.  17,5  g. 

No.  14.  Ein  massiver  Bronzering,  nach  Entfernung  der  Erdkruste  malachitartig 
glänzend.  Aeusserer  Durchmesser  90  — 92  mm.  Gewicht  164,5  g.  Die  Ring- 
masse ist  an  einer  Seite  flach;  ihre  grösste  Höhe  beträgt  10  mm;  sie  ist  nach 
beiden  — um  5 mm  klaffenden  — Enden  etwas  verjüngt  und  gerundet  und 
hier  oberseits  fein  schräg  gestrichelt. 

No.  15.  Ein  etwas  klaffender  massiver  Bronzering  von  124, o g Gewicht.  Die  Ent- 
fernung der  beiden  abgeplatteten  Enden  von  einander  beträgt  4 cm.  Dieser 
Ring  ist  nicht  kreisrund,  sondern  etwas  in  die  Breite  gezogen;  der  grösste 
Durchmesser  beträgt  (aussen)  11  cm,  der  kleinere  10,2  cm.  Die  Masse  ist  fast 
1 cm  breit,  mit  einer  schraubenförmig  gewundenen  Furche  verziert,  welche  in 
etwa  15  mm  Entfernung  von  beiden  gestrichelten  Enden  aufhört,  und  deren 
Schraubenwindungen  durch  eine  Abplattung  der  oberen  und  unteren  Fläche 
unterbrochen  werden.  Die  Patina  ist,  wie  bei  No.  14,  sehr  schön  ausgebildet. 
No.  16.  Ein  12  cm  langes  gewundenes  Bronzestück  (Fragment),  der  No.  15  ähnlich. 
Gewicht  53, i g. 

Von  No.  16  wurde  ein  2 cm  langes  Stück  (5  g)  abgeschnitten,  um 
nach  Entfernung  der  Oxydationsschicht  der  chemischen  Analyse  unter- 
zogen zu  werden.  Diese  im  Laboratorium  der  Königlichen  pflanzen- 
physiologischen Versuchs -Station  zu  Tharandt  durch  Herrn  Assistenten 
Störmer  ausgeführte  Analyse  hat  ergeben: 

91,50  Procent  Kupfer, 

8,50  „ Zinn, 

nehst  unwägbaren  Spuren  von  Blei,  Nickel,  Kobalt  und  Wismuth. 


Schon  in  früheren  Zeiten  — vor  40  — 50  Jahren  und  wiederum  vor 
etwa  25  Jahren  — sind  antike  Bronze-  und  Steingeräthe  an  verschiedenen 
von  den  obigen  entfernten  Punkten  des  Forstgartens  gefunden  worden, 
ein  Umstand,  welcher  nicht  zu  Gunsten  der  Annahme  spricht,  dass  es 
sich  hier  um  eine  Opferstätte  handelt.  Diese  Gegenstände  — darunter 
Lanzenspitzen  etc.  — sind  s.  Z.  bedauerlich  in  Privatbesitz  übergegangen. 
Einiges  hoffe  ich  noch  wieder  beizuziehen.  Bisher  war  es  nur  möglich, 
wieder  zu  erlangen: 

No.  17.  Ein  Steinbeil  von  10  cm  Länge,  4 cm  Höbe  und  4,5  cm  Rückenbreite. 

Die  sehr  harte  Gesteinsart  scheint  Grünstein  zn  sein,  was  durch  Dünnschliffe 
zu  erörtern  sein  wird.  Das  Beil  besitzt  eine  15  mm  weite , sich  auf  12  mm 
verjüngende  Durchbohrung  für  die  Einführung  des  Stieles. 

Eine  so  enge  Durchbohrung  dürfte  ein  Beweis  dafür  sein,  dass  das  Beil  für  einen 
metallenen  Stiel  bestimmt  gewesen  ist:  ein  hölzerner  würde  eine  kräftige  Handhabung 
nicht  erlaubt  haben;  woraus  dann  folgen  würde,  dass  das  Steinbeil  der  Bronzezeit 
angehört.  Beispiele  für  ein  Herüberragen  von  Instrumenten  einer  früheren  urzeitlichen 


22. 


Periode  in  eine  spätere  sind  ja  überhaupt  nicht  selten,  vrie  denn  neuerdings  eine  strenge 
Folge  der  Stein-,  Bronze-  und  Eisenzeit  entschieden  in  Abrede  gestellt  wird.*) 

No.  18 — 20.  Drei  durch  Wasser  linsenförmig  abgeschliffene  Steine,  der  eine  aus 
Quarz,  die  anderen  beiden  aus  einem  noch  nicht  näher  bestimmten  Gestein. 
Ihre  Grösse  beträgt: 


Länge 

Breite 

grösste  Höhe 

No.  18 

70 

55 

35  mm, 

„ 19 

60 

48 

30  „ 

„ 20 

52 

50 

BO  „ 

Unzweifelhaft  sind  diese  Steine  aus  dem  Flussthal  an  den  Fundort 
geschafft  worden.  Vielleicht  waren  es  sogenannte  Siedesteine,  welche 
geglüht  und  in  Wasser  geworfen  wurden,  das  in  nicht  feuerbeständigen  Ge- 
lassen zum  Sieden  gebracht  werden  sollte:  ein  Verfahren,  welches  noch  heute 
bei  manchen  wilden  Völkern  in  Gebrauch  ist**)  Doch  ist  auch  die  An- 
nahme nicht  ausgeschlossen,  dass  sie  als  Klopfsteine  zur  Zerkleinerung 
von  Getreidekörnern  gedient  haben. 

Die  vorstehend  beschriebenen  Fundstücke  sind  mit  Genehmigung  des 
Königlichen  Finanzministeriums  der  prähistorischen  Sammlung  zu  Dresden, 
als  Beitrag  zur  Vaterlandskunde,  überwiesen  worden.  Da  mit  Wahrschein- 
lichkeit anzunehmen  ist,  dass  der  akademische  Forstgarten  noch  mehr 
dergleichen  ethnographisch  werthvolles  Material  in  seinem  Schosse  birgt, 
wird  keine  Gelegenheit  verabsäumt  werden,  solches  zu  Tage  zu  fördern. 


*)  Vergl.  Dr.  B.  Platz:  Der  Mensch,  sein  Ursprung,  seine  Basse  und  sein  Alter. 
3.  Aufl.  1898,  S.  415. 

**)  Yergl.  W.  Boy  d Dawkins:  Die  Höhlen  und  die  Ureinwohner  Europas  (deutsch 
von  J.  W.  Spengel).  1876,  S.  72. 


IV.  Neue  Urnenfelder  aus  Sachsen.  I. 

Von  Prof.  Dr.  J.  Deiehmüller. 


Weissfoach  bei  Königsbrlick. 

Beim  Bau  der  Eisenbahn  Königsbrück -Schwepnitz  wurde  im  Januar 
1898  auf  Flur  Weissbach  nordöstlich  Königsbrück  ein  Urnenfeld*)  auf- 
geschlossen, welches  dem  Beginn  der  Periode  der  grossen  Urnenfelder, 
dem  älteren  Lausitzer  Typus,  angehört.  Die  Fundstelle  liegt  ca.  0,27  km 
vom  südlichen  Ausgang  des  Dorfes  in  der  Richtung  nach  Königsbrück 
entfernt,  im  sogenannten  „Grund“,  einer  flachen  Einsenkung  zwischen  dem 
Lindenberg  W Weissbach  und  dem  Wagenberg  ONO  Königsbrück. 

Ueber  die  Auffindung  berichtet  das  Baubureau  Königsbrück  an  die 
K.  Generaldirection  der  Sächsischen  Staatseisenbahnen  unter  dem 
13.  Februar  1899  Folgendes: 

„Die  Urnen  wurden  im  Scheiteleinschnitt  bei  Station  28  + 50  südlich 
des  Ortes  Weissbach  etwa  unter  31°  35'  36"  w.  L.  und  51°  16'  45"  n.  Br. 
angetroffen. 

Die  Oberfläche  des  Fundortes  war  mit  Jungholz  — Birken  mit  Kiefern 
vermischt  — bestanden  gewesen,  der  aufgeschnittene  Einschnitt  enthält 
festgewachsene,  sandige  Massen.  Auf  der  Fundstelle  lagen  flache  Haufen 
von  Grauwackensteinen,  welche,  da  derartige  Steine  in  unmittelbarer  Nähe 
nicht  Vorkommen,  zusammengetragen  sein  müssen.  Unter  diesen  Grau- 
wackenhaufen wurden  zumeist  die  Urnenreste  vorgefunden. 

Es  kam  zunächst  eine  40 — 50  cm  starke  Humusschicht,  unter  welcher 
eine  höchstens  5 cm  mächtige  Schicht  grobkörnigen  Kieses  angetroffen 
wurde,  die  mitunter  auf  einige  Quadratmeter  gänzlich  fehlte  oder  auf  noch 
kleineren  Flächen  trichterförmig  gesenkt  war.  Während  der  Boden  sonst 
festlagernder  gelber  Sand  über  glacialem  Schotter  war,  war  er  an  den 
Fundstellen  locker  und  rostbraun  gefärbt.  Unter  der  erwähnten  dünnen 
Kiesschicht  lagen  die  Urnen,  fast  alle  bereits  zertrümmert  und  zerbrochen, 
sodass  die  einzelnen  Scherben  mit  der  Hand  aus  dem  Boden  gezogen 
werden  konnten.  Es  war  jedoch  noch  zu  erkennen,  dass  die  Urnen  meistens 
— nicht  immer  — ■ verkehrt  und  in  Gruppen,  welche  in  sehr  flachen, 
schalenartigen  Becken  lagen,  zusammengesetzt  waren.  Das  ganze  Urnen- 


*)  Die  in  mehreren  Tageszeitungen  anfgenommene  Mittheilung  von  dem  Funde 
von  Skeletten  mit  Münzen  des  8.  Jahrhunderts  n.  Ohr.  ist  später  widerrufen  und  be- 
richtigt worden. 


24 


feld  dürfte  sich  wohl  noch  über  die  Breite  des  Einschnittes  nach  Osten 
zu  erstrecken. 

Die  Urnen  waren  mit  schwarzem  Boden  fest  ausgestopft,  irgend  welche 
Gebrauchs-  oder  Schmuckgegenstände  wurden  nicht  entdeckt,  an  einigen 
Stellen  lagen  geringe  Knochen-  und  Aschenreste. 

In  der  geringen  Tiefenlage  der  Urnen  unter  der  Oberfläche  dürfte 
wohl  der  Grund  zu  suchen  sein,  warum  dieselben  fast  alle  zertrümmert 
vorgefunden  wurden,  sie  waren  offenbar  vom  Froste  zersprengt  worden.“ 

Aus  diesem  Berichte  geht  hervor,  dass  die  einzelnen  Grabstätten 
ihrem  Bau  nach  Flachgräber  mit  Steinsetzungen  waren,  welche  in  der 
Tiefe  von  wenig  mehr  als  0,5  m unter  der  Oberfläche  in  den  diluvialen 
Decksand  der  Fundstelle  eingesetzt  waren.  Das  Material  zu  den  Stein- 
setzungen dürften  die  naheliegenden  untersilurischen  Grauwacken  des 
Linden-  oder  des  Wagenbergs  geliefert  haben.  Leider  ist  der  Direction  der 
prähistorischen  Sammlung  in  Dresden  eine  Anzeige  des  Fundes  nicht  zu- 
gegangen, sodass  eine  Untersuchung  einzelner  Gräber  an  der  Fundstelle 
selbst  nicht  mehr  möglich  war;  auch  sind  in  Folge  der  Unkenntniss  der 
beim  Bau  beschäftigten  Arbeiter  und  aufsichtführenden  Beamten  fast  keine 
unbeschädigten  Gefässe,  nur  eine  Anzahl  grösserer  Bruchstücke  und  ein- 
zelner Scherben  in  die  Dresdner  Sammlung  gelangt.  Aus  diesen  Resten 
wurden  mehrere  Gefässe  fast  vollständig,  andere  so  weit  zusammengesetzt, 
dass  sie  den  nachstehenden  Abbildungen  zu  Grunde  gelegt  werden  konnten. 


Die  Fundstelle  ist  ziemlich  reich  an  verschiedenen  Gefässformen,  welche 
sämmtlich  zu  den  in  den  älteren  Urnenfeldern  des  Lausitzer  Typus  ge- 
wöhnlichen gehören.  Doppelconische  Näpfe  sind  in  zweierlei  Gestalt  vor- 
handen, theils  in  der  häufigen  mit  hohem  Ober-  und  flachem  Untertheil 
(Fig.  1),  theils  in  der  selteneren  niedrigen  und  weiten,  bei  welcher  der 
fast  senkrecht  aufsteigende  obere  Theil  und  der  flache  untere  nahezu  die 
gleiche  Höhe  haben  (Fig.  2).  Auf  die  an  anderen  Fundorten  häufigen 
eiförmigen  Töpfe  mit  umgelegtem  Rand  weisen  verschiedene  Bruchstücke 
mit  geglätteter  oder  gerauhter  Aussenwandung  hin.  Die  für  die  älteren 
Urnenfelder  charakteristischen  Buckelgefässe  sind  durch  Bruchstücke  mit 
aufgeklebten  oder  aus  der  Gefässwandung  herausgeformten,  elliptisch  um- 
randeten Buckeln,  sowie  durch  ein  kleines  napfartiges  Gefäss  vertreten, 
dessen  spitzwarzenförmige  Buckel  von  je  fünf  flachen,  halbkreisförmigen 
Furchen  umgeben  werden  (Fig.  10).  Unter  den  Gefässen  mit  bauchigem 
Untertheil  und  hohem,  steil  aufsteigendem  Halse  (Fig.  4)  erscheint  auch 
eine  seltenere  Form,  welche  durch  die  Einschnürung  über  der  Standfläche 
pokalartig  wird  (Fig.  3).  Mit  diesen  Gefässen  verwandt  sind  doppelhenkelige, 


25 


weitbauchige  mit  niedrigem,  senkrechtem  Hals  und  kugeligem  oder  nach 
dem  Boden  conisch  verjüngtem  Bauch  (Fig.  5 und  6).  Hierzu  kommen 
Näpfe  mit  bauchigem  Untertheil  und  niedrigem,  ausladendem  Rande  (Fig.  7), 
zum  Theil  mit  engem,  ösenartigem  Henkel  (Fig.  8),  halbkugelige  Näpfe  mit 
centraler  Bodenerhebung  (Fig.  16),  breite,  niedrige,  tassenartige  Formen  mit 
weitoffenem,  bandartigem  Henkel  (Fig.  9)  und  kegelförmige  Tassen,  deren 
breiter  Henkel  in  der  Mitte  kantig  verdickt  und  deren  Rand  beiderseits 
neben  dem  Henkel  höckerartig  erhöht  ist  (Fig.  12).  Grosse  Schalen  oder 
Schüsseln,  welche  vielleicht  als  Deckel  zu  den  Knochenurnen  dienten,  haben 
entweder  flachkegelige  Form  mit  breiter  Standfläche  (Fig.  13  — 15),  oder 
sind  zusammengesetzt  aus  einem  niedrigen  Untertheil  mit  mässig  grosser 
Standfläche  und  einem  kurzen,  leicht  concav  geschweiften  Hals  (Fig.  17). 

Die  Verzierungen  der  Gefässe  sind  einfacher  Natur:  die  Mittelkanten 
doppelconischer  Näpfe  oder  der  Oberrand  einer  Schüssel  sind  durch  mehr 
oder  weniger  scharfe  und  tiefe  Einschnitte  oder  Eindrücke  gekerbt,  die 
Wandungen  mancher  Gefässe  dicht  mit  radial  um  den  Boden  geordneten 
Strichen  oder  mit  horizontalen,  durch  verticale  getrennten  Strichgruppen 
oder  mit  Gruppen  senkrechter  Striche  zwischen  flachen  Horizontalfurchen 
bedeckt.  Als  plastische  Ornamente  erscheinen  umrandete  Buckel  oder 
höckerartige  Erhöhungen  auf  Gefässrändern. 

Der  zu  den  aus  freier  Hand  geformten  Gefässen  verwendete  Thon 
ist  mit  Gesteinsgrus  gemengt,  die  Gefässoberflächen  sind  mit  feingeschlämm- 
tem Thon  überzogen  und  zumeist  sorgfältig  geglättet.  Der  Brand  ist 
mässig  hart,  lichte  Farben  wiegen  vor. 

Der  Inhalt  mancher  Gefässe  bestand  nach  dem  angeführten  Bericht 
aus  schwarzer  (holzkohlehaltiger)  Erde  und  aus  gebrannten  Knochenresten; 
Bronze-  und  andere  Beigaben  fehlten.  Welche  Gefässformen  als  Knochen- 
behälter gedient  haben,  ist  unbekannt,  weil  Gefässe  mit  Inhalt  nicht  auf- 
bewahrt worden  sind. 

Das  Urnenfeld  von  Weissbach  gehört  zweifellos  zur  älteren  Gruppe 
sächsischer  Urnenfelder  vom  Lausitzer  Typus.  Bau  der  Gräber,  Formen 
und  Verzierungsweisen  der  Gefässe  entsprechen  denen,  welche  aus  dem 
zu  Beginn  der  Periode  der  grossen  Urnenfelder  angelegten  Gräberfelde 
auf  dem  Knochenberge  bei  Niederrödern  in  Sachsen*)  bekannt  geworden  sind. 


Unterhalb  Vorwerk  Mannewitz  bei  Pirna. 

Von  Pirna  erstreckt  sich  nach  SO  ein  Sandsteinplateau,  die  Pirna- 
Struppener  Ebenheit,  an  dessen  westlichem  Rande,  etwa  1,2  km  südlich 
von  Schloss  Sonnenstein,  über  dem  Gottleubathal  das  Vorwerk  Manne- 
witz liegt.  Von  der  Thalsohle  aufwärts  steigend  überschreitet  man  hier 
ein  sanft  geböschtes  Gehänge,  den  Ausstrich  der  Grünsandsteine  und  Mergel 
der  oberen  Kreideformation,  welche  den  darüber  steil  aufsteigenden 
Brongniarti-Quader  mantelartig  umgeben.  Das  zum  Theil  mit  Obstbäumen 
bepflanzte  Gehänge  ist  in  Parzellen  getheilt,  welche  als  Acker-  oder 
Wiesenland  benutzt  werden. 

Beim  Umgraben  eines  solchen  bisher  mit  Gras  bedeckten  Grundstücks 
wurde  im  März  d.  J.  ein  Urnenfund  gemacht,  von  welchem  ich  durch 

*)  Mittheilungen  aus  dem  K.  Mineral.-geolog.  und  Prähistor.  Museum  in  Dresden, 
Heft  12  Kassel  1897. 

** 


26 


Herrn  Seminaroberlehrer  F.  A.  Wolff  in  Pirna  sofort  Kenntniss  erhielt. 
Die  Untersuchung  der  etwa  auf  halber  Höhe  des  Abhangs  liegenden  Fund- 
stelle ergab  das  Vorhandensein  von  Urnengräbern,  welche  aber  leider 
in  Folge  der  wiederholten  Umarbeitung  des  Bodens  bis  auf  wenige  Beste 
zerstört  waren.  Die  Gräber  liegen  so  flach  unter  der  Oberfläche,  dass 
die  Scherben  der  Gefässe  schon  beim  Umwenden  der  Grasnarbe  mit  dem 
Spaten  zwischen  den  Wurzeln  der  Gräser  zum  Vorschein  kommen.  Diese 
aussergewöhnlich  geringe  Tiefenlage  erklärt  sich  aus  der  fortgesetzten 
Abschwemmung  des  Erdreichs  nach  der  Thalsohle  hin. 

Ausser  einzelnen,  auf  dem  schon  umgegrabenen  Theile  des  Feldes 
umherliegenden  Scherben  fanden  sich  noch  zwei  Grabstätten.  In  einer 
derselben  lagen  Bruchstücke  eines  doppelconischen  Napfes  mit  Ueberresten 
des  Knocheninhalts  und  einer  Deckelschale  oder  -Schüssel.  Das  Erdreich 
war  in  der  nächsten  Umgebung  des  mit  einem  Kranz  grösserer  Sandstein- 
stücke umstellten  Grabes  durch  beigemengte  feinere  und  gröbere  Holz- 
kohlenbröckchen  dunkel  gefärbt. 

Nur  wenige  Schritte  davon  entfernt  lag  ein  zweites,  ebenfalls  schon 
stark  beschädigtes  Grab  ohne  Steinsetzung.  Als  Urne  diente  auch  hier 

ein  an  der  Mittelkante  gekerbter, 
unten  gerauhter  doppelconi scher 
Napf  (Fig.  20),  welcher  mit 
calcinirten  Knochen  zwischen 
schwärzlich  gefärbter  Erde  ge- 
füllt war.  Auf  dem  Inhalt  lagen 
Boden-  und  andere  Stücke  einer 
Schüssel  (Fig.  19),  um  die  Urne 
herum  Randstücke  desselben  Ge- 
fässes,  Bronzebeigaben  fehlten. 
Dicht  neben  der  Urne  fanden 
sich  Bruchstücke  eines  umge- 
kehrt gestellten  tassenartigen, 
auf  der  Oberseite  des  Gefäss- 
bauchs  mit  flachen,  schrägen 
Furchen  verzierten  Kruges  (Fig. 
21).  Die  Ausfüllung  der  Grube, 
in  welche  das  Grab  eingesetzt 
war,  bestand  auch  hier  aus  holz- 
kohlereicher, schwarzer  Erde,  die 
sich  von  dem  gelblichen,  lehmigen  Sandboden  der  Umgebung  scharf  abhob. 

Im  Juni  d.  J.  erhielt  die  Dresdner  prähistorische  Sammlung  durch 
Herrn  Walter  Gebier  in  Pirna  von  derselben  Fundstelle  noch  eine 
grössere  Zahl  Gefässscherben,  die  sich  aber  leider  nur  zum  kleinsten  Theil 
zusammensetzen  Hessen.  Ein  durch  seine  Grösse  bemerkenswerther 
doppelconischer  Napf  (Fig.  18)  ist  über  der  durch  aneinander  gereihte 
Eindrücke  perlschnurartig  gekerbten  Mittelkante  mit  sieben  horizontalen 
Furchen  verziert,  auf  der  Unterseite  mit  Gruppen  radial  um  den  Boden 
gestellter  Striche,  deren  genauer  Parallelismus  nur  mittels  eines  kamm- 
artigen Instruments  erzeugt  sein  kann.  Ein  zweiter  Napf  der  gleichen 
Form  (Fig.  24)  zeigt  dieselbe  Verzierung  der  Mittelkante  und  gerauhte 
Unterseite.  Ein  kleinerer  (Fig.  22),  dessen  Obertheil  leicht  nach  aussen 
gewölbt  ist,  trägt  über  der  perlschnurartig  verzierten  Mittelkante  vier 


Fig.  18—24  in  Vio  der  natürlichen  Grösse. 


27 


seicht  eingezogene  Horizontallinien.  Von  einem  dickwandigen,  grossen 
kesselartigen  Gefäss  aus  grobsandigem  Material  (Fig.  23)  ist  nur  ein  Bruch- 
stück vorhanden,  welches  aussen  roh  gerauht  und  mit  einer  aufgeklebten, 
durch  Fingereindrücke  kettenartig  gekerbten  Thonleise  verziert  ist. 

Alle  hier  gefundenen  Gefässe  sind  dunkel  gefärbt. 

Zu  welcher  Gruppe  der  Urnenfelder  vom  Lausitzer  Typus  das  hier 
beschriebene  gehört,  lässt  sich  bei  der  geringen  Zahl  der  Gefässe  und 
dem  Fehlen  charakteristischer  Formen  nicht  mit  Sicherheit  sagen.  Für 
den  älteren  Abschnitt  der  Periode  der  grossen  Urnenfelder  spricht  die 
Form  der  anscheinend  häufigeren  doppelconischen  Näpfe,  deren  beide  in 
der  Höhe  so  verschiedene  Th  eile  [in  einer  scharfen  Kante  zusammen- 
stossen,  während  die  in  den  jüngeren  Urnenfeldern  Sachsens  vorkommenden 
gerundetere  Form  haben  und  der  obere  Theil  dieselbe,  oft  sogar  geringere 
Höhe  als  der  untere  hat. 

Wie  weit  sich  das  Urnenfeld  in  nördlicher  oder  südlicher  Richtung 
erstreckt,  war  nicht  festzustellen.  Vielleicht  bilden  die  Urnenfunde,  welche 
1885  am  unteren  Gehänge  des  Hausbergs,  im  Garten  des  der  scharfen 
Umbiegung  der  Hausbergstrasse  nach  Norden  gegenüber  liegenden  Grund- 
stücks gemacht  wurden*),  nur  die  nördlichen  Ausläufer  desselben.  Von 
letzterer  Stelle  wird  ein  doppelconischer  Napf  im  Museum  des  Gebirgs- 
vereins  für  die  Sächsische  Schweiz  in  Pirna  aufbewahrt. 


Casabra  bei  Oschatz. 

Im  October  1898  theilte  mir  Herr  Lehrer  0.  Gutte  in  Casabra  mit, 
dass  beim  Ausheben  von  Erde  zur  Bedeckung  eines  Kartoffelfeims  Urnen 
gefunden  und  bereits  mehrere  Gräber  von  ihm  aufgedeckt  worden  seien. 
Hie  vom  Eigenthümer  des  Feldes,  Herrn  Gutsbesitzer  Hennig  in  Casabra 
bereitwilligst  gestattete  Untersuchung  der  Fundstelle  ergab  das  Vorhanden- 
sein eines  anscheinend  ausgedehnten  Urnenfeldes  vom  älteren  Lausitzer  Typus. 

Dasselbe  liegt  etwa  250  m vom  östlichen  Ausgange  des  Dorfes 
Casabra  links  der  Strasse  nach  Stauchitz,  nur  wenige  Schritte  davon 
entfernt.  Durch  die  zur  Gewinnung  des  Erdreichs  längs  der  Kartoffelfeimen 
ausgehobenen  flachen  Gräben  waren  mehrere  Urnengrabstätten  blosgelegt 
und  angeschnitten  worden.  In  einer  derselben,  deren  photographische 
Aufnahme  ich  Herrn  Gutte  verdanke,  hatten  in  einem  Steinkranz  zwei 
grössere,  mit  Knochen  gefüllte  und  mit  Schüsseln  bedeckte  Urnen  und 
eine  Anzahl  grösserer  und  kleinerer  Beigefässe  gestanden:  ein  zweites, 
dicht  daneben  befindliches  Grab  enthielt  einen  doppelconischen  Napf  mit 
Knochenresten,  bedeckt  von  den  Trümmern  eines  Deckelgefässes,  und 
einen  Topf,  über  den  eine  grössere  kegelförmige,  auf  der  Aussenseite  mit 
senkrechten  Strichen  verzierte  Tasse  gestellt  war.  In  einem  dritten  Grabe, 
welches  leider  fast  vollständig  zerstört  war,  fanden  sich  Bruchstücke  eines 
Buckelgefässes  und  einer  mit  schwarzer,  durch  beigemengte  Holzkohlen- 
stückchen gefärbter  Erde  und  mit  Resten  des  Leichenbrandes  gefüllten  Urne. 

Ziemlich  vollständig  erhalten  waren  zwei  weitere  Gräber  ohne  Stein- 
packungen, welche  in  den  Wandungen  der  Gräben  zum  Vorschein  kamen. 
Das  eine  derselben  enthielt  als  Urne  ein  doppelhenkeliges  Gefäss  mit 


*)  Sitzungsber.  Isis  Dresden  1885,  S.  40. 


28 


vier  aus  der  Wandung  herausgeformten  flachen  Buckeln  (Fig,  33),  das 
von  einer  niedrigen  gehenkelten  Schüssel  (Fig.  32)  überdeckt  war. 
Der  Boden  der  Urne  lag  30  cm  unter  der  Erdoberfläche.  Als  Beigefäss 
stand  neben  der  Urne  umgekehrt  ein  eiförmiger  Topf  mit  niedrigem, 
wenig  ausladendem  Bande  (Fig.  31);  von  einem  zweiten  Topfe  derselben 
Form  waren  nur  noch  einzelne  Scherben  vorhanden.  Im  anderen  Grabe 
standen  ein  weitoffener,  bauchiger  Napf  (Fig.  25)  mit  Leichenbrandresten 
und  drei  Beigefässe:  ein  doppelhenkeliges  Gefäss  mit  seichten,  senkrechten 
Furchen  auf  dem  oberen  Gefässbauch  (Fig.  26),  ein  kleineres  ähnliches 
ohne  Verzierungen  (Fig.  29)  und  ein  kleiner  tassenartiger  Krug  (Fig.  27). 
Die  Bodentiefe  aller  Gefässe  betrug  46  cm.  Die  Beigefässe  waren  dicht 
an  die  Urne  herangerückt,  zum  Theil  unter  dieselbe  geschoben.  Die  geringe 
Tiefenlage  der  Gräber  mag  wohl  auch  die  Ursache  sein,  warum  sämmtliche 
Gefässe  mehr  oder  weniger  zertrümmert  und  zerdrückt  sind. 


Ausser  den  den  letzterwähnten  beiden  Gräbern  entnommenen  Gefässen 
erhielt  die  Dresdner  prähistorische  Sammlung  von  Herrn  Lehrer  0.  Gutte 
noch  einen  grösseren  terrinenartigen  Napf  (Fig.  34),  einen  Krug  mit  ge- 
drückt kugeligem  Untertheil  und  neben  dem  Henkel  zu  niedrigen  Höckern 
ausgezogenem  Rande  (Fig.  30)  und  ein  kleines  birnenförmiges  Näpfchen 
(Fig.  28),  dessen  Oberfläche  im  Brande  rissig  geworden  ist;  andere 
Gefässe  sind  in  den  Besitz  des  Herrn  Rechtsanwalt  Schmorl  II  in  Oschatz 
übergegangen. 

Von  Beigaben  hat  sich  bis  jetzt  nur  ein  wenige  Centimeter  langer, 
angeschmolzener  Bronzedraht  und  das  Bruchstück  eines  flachen  Mahlsteines 
aus  röthlichem  Quarzporphyr  gefunden,  doch  ist  zu  erwarten,  dass  fort- 
gesetzte Ausgrabungen  noch  weitere  Beigaben  aus  Bronze  oder  Thon  zu 
Tage  fördern  werden. 

Betreffs  der  Zeitstellung  des  Urnenfeldes  von  Casabra  gilt  das  für  das 
Weissbacher  Gräberfeld  Gesagte.  Formen  und  Technik  der  keramischen 
Erzeugnisse  weisen  auf  den  Beginn  der  Periode  der  Lausitzer  Gräberfelder 
hin,  wenn  sich  auch  in  der  Fierstellungsweise  der  Gefässe  von  Casabra 
geringe,  nur  als  örtliche  anzusehende  Unterschiede  gegenüber  denen  von 
Weissbach  bemerkbar  machen.  So  ist  der  zu  den  Gefässen  verwendete 
Thon  nicht  so  reich  an  groben  Gesteinsbrocken,  sondern  mehr  gleich- 
körnig grobsandig,  und  die  an  den  Weissbacher  Urnen  vorherrschenden 
gelben  Farbentöne  sind  hier  durch  weisse,  graue  bis  schwarze,  selten 
röthliche  ersetzt. 


Sitzungsberichte 

der 

N aturwissenschaftlichen  Gesellschaft 

ISIS 

i ii  Dresden. 


1899. 


I.  Section  für  Zoologie. 


Vierte  Sitzung*  am  19.  October  1899.  Vorsitzender:  Oberlehrer 
Dr.  J.  Thallwitz.  — Anwesend  32  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky  legt  vor  und  bespricht  mit  warmer  Empfehlung 

Hackel,  E.:  Die  Kunstformen  in  der  Natur,  und 

„ „ Welträthsel,  Studien  über  monistische  Philosophie. 

Dr.  J.  Thallwitz  hält  einen  Vortrag  über  Befruchtung  und  Zell- 
theorie. 


Fünfte  Sitzung  am  7.  December  1899  (in  Gemeinschaft  mit  der 
Section  für  Botanik).  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  H.  Nits  che.  — Anwesend 
45  Mitglieder  und  1 Gast. 

Prof.  Dr.  H.  Nits  che  legt  vor  und  bespricht  kurz  zwei  neue  zoologische 
Prachtwerke 

Becker,  L. : Les  Arachnides  de  Belgique.  Fol.  3 Theile  mit  70  Tafeln; 
v.  Graff,  L. : Monographie  der  Turbellarien.  II.  Landplanarien.  Fol.  Mit  einem 
Atlas  von  58  Tafeln. 

Derselbe  berichtet  hierauf  über  zoologische  Reiseeindrücke 
aus  Ungarn,  Bosnien  und  der  Herzegowina,  die  er  gelegentlich 
des  Besuches  des  ornitholögischen  Congresses  zu  Sarajewo  im  September 
1899  sammeln  konnte. 

Der  Vortrag  wird  durch  Vorlage  bezüglicher  Publicationen,  Photographien  und 
einzelner  Präparate  und  ethnographischer  Gegenstände  erläutert. 


II.  Section  für  Botanik. 


Vierte  Sitzung  am  2.  November  1899  (in  Gemeinschaft  mit  der 
Section  für  Zoologie).  Vorsitzender:  Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  0.  Drude.  — 
Anwesend  42  Mitglieder. 

Zunächst  spricht  Dr.  B.  Schorler  über  das  Plankton  der  Elbe 
bei  Dresden  (mit  Demonstrationen  unter  dem  Mikroskop). 

Es  knüpft  sich  daran  eine  rege  Discussion  über  die  Assimilation  der 
niederen  Algen  bei  trübem  Wetter  und  Sonnenmangel. 


20 


Darauf  folgt  der  Vortrag  des  Vorsitzenden  Prof.  Dr.  0.  Drude:  Die 
Thätigkeit  der  biogeographischen  Section  des  VII.  internatio- 
nalen Geographen-Tages  zu  Berlin,  September  bis  October  dieses 
Jahres. 

Redner  schildert  zunächst  die  schönen  äusseren  Verhältnisse,  unter  denen  die  Ver- 
sammlungen stattfanden,  sowie  die  innere  Einrichtung  der  internationalen  geographischen 
Congresse.  Einer  der  biographisch  wichtigsten  allgemeinen  Vorträge  war  der 
über  die  Deutsche  Tiefsee-Expedition  der  „Valdivia“  von  Prof.  Chun  aus  Leipzig. 

Einen  Hauptgegenstand  in  den  Sitzungen  der  bio geographischen  Section 
bildeten  die  modernen  Arbeiten  in  der  kartographischen  Pflanzengeographie,  einen  zweiten 
die  Begründung  einer  internationalen  Nomenclatur  für  die  pflanzengeographischen  Begriffe 
(Drude,  Warburg).  Von  allgemeinerem  Interesse  war  auch  ein  Bericht  über  Versuche, 
die  südrussischen  Steppen  wieder  aufzuforsten,  von  Prof.  Krassnow-Charkow.  Herr  M. 
Ewan  sprach  über  die  Anbau-  und  Absatzländer  des  Thees  u.  s.  w. 

Unter  den  Excursionen  war  eine  der  interessantesten  die  nach  den  Rüdersdorfer 
Kalksteinbrüchen  unter  Wahnscliaffe’s  Führung.  Den  Schluss  bildete  auf  die  Einladung 
der  Hamburger  Gesellschaft  für  Erdkunde  ein  Ausflug  nach  Hamburg  zur  Besichtigung 
der  dortigen  wissenschaftlichen  Institute  und  des  Hafenverkehrs.  Sehr  beachtens werth 
ist  das  neue  colonialbotanische  Museum  unter  Prof.  Sadebeck’s  Leitung,  dessen  Ein- 
richtung Vortragender  bespricht.  In  der  Seewarte  waren  die  Tiefsee-Mess-  und  -Fang- 
Instrumente  der  „Valdivia“  aufgestellt. 

Dr.  W.  Bergt  fügt  einige  Bemerkungen  über  die  Rüdersdorfer  Kalk- 
brüche hinzu  und  ladet  zu  der  nächsten  Sitzung  der  geologischen  Section 
der  Isis  ein,  in  welcher  von  einem  Geologen  über  den  Geographen- 
Congress  berichtet  werden  wird. 


III.  Section  für  Mineralogie  und  Geologie. 


Vierte  Sitzung  am  9.  November  1899.  Vorsitzender:  Privatdocent 
Dr.  W.  Bergt.  — Anwesend  51  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  legt  E.  Treptow:  ,,Der  Bergbau“,  W.  Deecke: 
„Geologischer  Führer  durch  Pommern  und  Bornholm“,  E.  Geinitz:  „Geo- 
logischer Führer  durch  Mecklenburg“  und  L.  von  Ammon:  „Geologischer 
Führer  durch  die  Fränkische  Alp“  vor. 

Dr.  L.  Sieger t hält  einen  Vortrag  über  Ur ströme  in  Nord- 
deutschland. 

Vergl.  hierzu  u.  A.  K.  Keilhack:  ,,Thal-  und  Seebildung  im  Gebiet  des  Baltischen 
Höhenrückens“  (Verhandl.  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu  Berlin,  Bd.  XXVI,  1899, 
No.  2 und  3,  mit  1 Karte). 

Im  Anschluss  daran  spricht  Prof.  Dr.  H.Nitsche  über  die  Ver- 
breitung des  Fischreihers  in  Sachsen  und  ihre  Beziehung  zu 
Urstromthälern. 

Dr.  H.  Francke  zeigt  und  bespricht  eine  Anzahl  interessanter 
Mineralvorkommnisse  (Zinnober,  Aragonit,  Boleit,  Sapphir,  Pyrit,  Roth- 
kupfererz)  und  neuer  Mineralien  (Bouglisit), 

Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky  vom  K.  Mineralogisch-geologischen  Museum 
neuerworbene  paläozoische  Korallen  aus  Nordamerika. 


21 


Fünfte  Sitzung  am  14-.  Deeember  1899.  Vorsitzender:  Privatdocent 
Dr.  W.  Bergt.  — Anwesend  30  Mitglieder. 

Dr.  E.  Naumann  spricht  unter  Vorlage  von  Karten  und  Verstei- 
nerungen über  tektonische  Störungen  der  triadischen  Schichten 
in  der  Umgebung  von  Kahla. 

Vergl.  die  Veröffentlichungen  des  Vortragenden  im  Jahrbuch  der  K.  Preussischen 
Geologischen  Landesanstalt  für  1897/98. 

Dr.  W.  Bergt  berichtet  über  ein  neues  Vorkommniss  von  Turmalin- 
granit bei  Miltitz  im  Triebischthal,  welcher  durch  Gebirgsdruck  stufen- 
weise in  Turmalinsericitgneiss  - artige  Gesteine  ausgewalzt  ist. 

Die  Umwandlungserscheinungen  werden  an  Handstücken  und  Dünnschliffproj ectionen 
vorgeführt  und  ihre  Bedeutung  für  die  Frage  der  Entstehung  der  kristallinen  Schiefer 
kurz  erörtert. 


IV.  Section  für  prähistorische  Forschungen. 


Dritte  Sitzung  am  16.  November  1899.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  J. 
Deichmüller.  — Anwesend  30  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky  hält  einen  Vortrag  über  das  Hakenkreuz 
(Svastika). 

Das  fast  über  die  ganze  Erde  verbreitete  Hakenkreuz  (der  Svastika)  tritt  in  vor- 
historischer Zeit  wohl  zuerst  in  Asien  nördlich  vom  Himalaya  auf  und  verbreitet  sich 
von  hier  aus,  aber  ohne  nach  Erän  und  zu  den  semitischen  und  hamitischen  Völkern 
vorzudringen.  Im  Sanskrit  ist  svastika,  das  Adjectiv  zu  svasti  (su  = wohl ; asti  = es  ist), 
Wohlsein,  Segen,  zur  Zeit  des  Grammatikers  Pänini  (um  300  vor  Chr.)  ein  allgemein 
bekanntes  Wort  und  Symbol;  letzteres  kann  nicht  als  altindisches  Schriftzeichen,  aber 
auch  nicht  als  Bild  der  Sonne  oder  als  das  eines  Feuerzeuges  gedeutet  werden.  Im 
Buddha- Dienst  wird  der  Svastika  vielfach  verwendet,  und  in  der  im  5.  Jahrhundert 
vor  Chr.  entstandenen  Jaina-Religion  ist  das  Hakenkreuz  noch  heute  gemein  gebräuch- 
lich als  Symbol  für  die  Verbindung  von  Körper  und  Seele. 

In  China  ist  das  Hakenkreuz  seit  alter  Zeit  wahrscheinlich  bei  der  Sekte  der 
taö  ss'i,  im  7.  Jahrhundert  nach  Chr.  eine  Zeit  lang  als  Schriftzeichen  für  „Sonne“  und 
gegenwärtig  noch  als  Ornament  mit  dem  Namen  wän,  d.  h.  10000,  alle,  und  mit  der 
ausgesprochenen  Bedeutung  „langes  Leben,  viele  Jahre,  Glück“  im  Gebrauch.  In 
Japan,  Korea,  Tibet  findet  sich  das  Hakenkreuz  ebenfalls  noch  jetzt,  in  letzterem  Lande 
z.  B.  auf  die  Hand  tatuirt. 

Von  Innerasien  hat  sich  das  Hakenkreuz  nach  den  Kaukasusländern  (Koban)  und 
nach  Vorderasien  schon  in  prähistorischer  Zeit  verbreitet.  Reichlich  findet  es  sich  z.  Th. 
in  flüchtigen  Formen  auf  Gebrauchsgegenständen  des  gemeinen  Lebens  (Spinnwirteln) 
inllios;  auf  griechischen  Inseln,  in  Griechenland  (z.  B.  Olympia-Fibel  mit  quadratischer 
Fussplatte)  finden  sich  auch  die  Formen  des  Mäander-  und  Spiralhakenkreuzes.  Die 
Inschrift  auf  einer  thrakischen  Münze  (Mes  und  Hakenkreuz  von  derselben  Höhe)  giebt 
eine  sichere  Deutung,  hier  im  Stadtnamen  Mesembria  als  „Tag“. 

Auch  nach  Unteritalien,  Etrurien,  alpinen  Pfahlbaugebieten,  Südrussland,  Polen, 
Schlesien  hat  das  Hakenkreuz  seinen  Weg  gefunden,  und  ebenso  nach  Süd-  und  Nord- 
Deutschland  und  Skandinavien  und  mit  spärlicherer  Verbreitung  nach  dem  alten  Gallien 
und  den  britischen  Inseln.  Ein  ausgezeichnetes  Beispiel  für  geschichtlich  nachweisbare 
Wanderung  von  Symbolen  ist  die  Verwendung  der  sicilischen  Triskele  im  Wappen  der 
Insel  Man;  doch  hat  dies  Zeichen  nichts  gemein  mit  dem  Hakenkreuz. 

Das  Hakenkreuz  hat  sich  spärlich  in  Afrika  gefunden,  hier  wohl  von  Aegypten 
her  in  jüngerer  Zeit  durch  Metallverkehr  verbreitet. 

Sehr  auffällig  ist  das  Vorkommen  von  gunz  normalen  Hakenkreuzen  in  vor- 
historischer Zeit  und  bis  in  die  Gegenwart  bei  Indianern  verschiedener  Stämme  in 


22 


Nordamerika,  z.  Th.  mit  der  geradezu  angegebenen  Bedeutung  „Glück!  gut  Glück!“ 
Sicher  ist  auch  die  Angabe,  dass  bei  den  Azteken  ein  dem  normalen  Hakenkreuz  sehr 
nahestehendes  Zeichen  Symbol  des  Jahreslaufes  war. 

In  Europa  ist  das  Hakenkreuz  in  vorhistorischer  Zeit  sicher  nicht  blo.ss  Ornament, 
sondern  ein  bedeutungsvolles  Zeichen  gewesen;  sein  Gebrauch  ist  völlig  erloschen:  ob 
das  Hakenkreuz,  das  noch  in  neuerer  Zeit  als  Steinmetzzeichen  gebraucht  worden  ist, 
mit  dem  vorhistorischen  Symbol  zusammenhängt,  oder  ob  es  eine  neue  Erfindung  ist, 
bleibt  ungewiss. 

Institutslehrer  A.  Peuckert  weist  darauf  hin,  dass  das  Hakenkreuz 
in  den  Steinmetzzeichen  nicht  selten  vorkommt. 

Prof.  Dr.  J.  Deich mii Iler  legt  das  soeben  erschienene  Werk  von 
R.  Wuttke:  „Sächsische  Volkskunde“  vor  und 

berichtet  über  neue  Urnenfunde  auf  Kleinz schach witzer  Flur, 
auf  dem  Gebiete  der  Haltestelle  Klotzsche  und  in  der  nordnordöstlich 
von  dort  liegenden  Kiesgrube.  (Vergl.  Abhandlung  VI.) 

Zur  Vorlage  kommen  weiter  ein  in  der  Baumschule  von  0.  Poscharsky 
in  Laubegast  gefundener  Steinhammer,  ein  zweiter  von  der  Halte- 
stelle Klotzsche,  welcher  zusammen  mit  schnurverzierten  Gelassen  ge- 
funden worden  ist,  und  ein  hei  Böhlen  bei  Leisnig  ausgeackerter,  mit 
prachtvoller  blaugrüner  Patina  überzogener  Flachcelt  aus  Bronze. 
Sämmtliche  Gegenstände  befinden  sich  in  der  K.  Prähistorischen  Samm- 
lung in  Dresden. 


Excursion  am  28.  October  1899  zur  Untersuchung  eines  Urnen- 
feldes auf  Kleinzschachwitzer  Flur.  — Zahl  der  Theilnehmer  19. 

Die  Aufdeckung  mehrerer  Urnen gräber  gab  hier  den  Theilnehmern  Gelegenheit, 
in  der  Natur  den  Bau  derselben  mit  ihren  Steinsetzungen  und  den  Inhalt  und  die 
Anordnung  der  Gefässe  in  den  Gräbern  nach  Entfernung  der  Steinbedeckungen  kennen 
zu  lernen.  Gefunden  wurden  eine  grössere  Anzahl  meist  zerdrückter  Thongefässe, 
mehrere  Bronzenadeln  und  Thonperlen  und  in  der  Steinsetzung  des  einen  Grabes  ein 
flacher  Mahlstein  aus  Syenit.  Das  Gräberfeld  gehört  zur  jüngeren  Gruppe  der  Urnen- 
felder vom  Lausitzer  Typus. 


V.  Section  für  Physik  und  Chemie. 


Vierte  Sitzung  am  5.0ctoberl899.  Vorsitzender:  Prof.Dr.F.  Fo  er  st  er. 
— Anwesend  62  Mitglieder  und  Gäste. 

Dr.  G.  P.  Drossbach  spricht  über  die  industrielle  Verwerthung 
der  Elemente  der  Cer-  und  Zirkongruppe. 

Unter  Vorzeigung  zahlreicher  Monazitproben  und  Präparate  führt  der  Vortragende 
etwa  Folgendes  aus: 

Die  Gewinnung  der  sogen,  seltenen  Erden,  d.  h.  der  Oxyde  der  Elemente  der  Cer- 
und  Zirkongruppe  beginnt  mit  der  Entwickelung  der  Gasgltihlicht-  Industrie  und  ist 
heute  noch  ausschliesslich  von  dieser  abhängig.  Seit  Zirkonerde  als  Leuchtkörper  eine 
wesentliche  Rolle  nicht  mehr  spielt,  ist  die  Verarbeitung  des  in  den  beiden  Staaten 
Carolina  und  Virginia  massenhaft  vorkommenden  Zirkons  sehr  zurückgegangen  und 
hauptsächlich  der  Monazit  an  seine  Stelle  getreten.  Die  Verwendbarkeit  dieses  Minerals 
beruht  auf  seinem  Thorium-Gehalt.  Da  der  Monazit  nur  3—6,5  °/0  Thoriumoxyd  enthält, 
resultiren  die  restlichen  60  °/0  der  Cergruppe  als  zum  Theil  lästiges  Nebenproduct. 


23 


Der  Monazit  findet  sich,  sowohl  in  Brasilien  (Bahia),  als  in  den  beiden  Carolina  als 
integrirender  Bestandtheil  des  dortigen  Angengneisses.  Durch  Vermahlen  und  Waschen 
des  Gesteins  wird  der  Monazit  nur  vereinzelt  in  Nord -Carolina  gewonnen,  die  Haupt- 
masse entstammt  dem  durch  Verwitterung  des  Gneisses  entstandenen  Latent,  welcher 
insbesondere  in  den  Bächen  durch  einen  natürlichen  Waschprocess  (in  Brasilien  auch  an 
der  Küste)  soweit  in  Bezug  auf  den  specifisch  schweren  Monazit  (spec.  Gew.  = 5,0 — 5,3) 
angereichert  ist,  dass  dessen  Gewinnung  lohnt. 

Die  Monazite  der  verschiedenen  Fundstätten  sind  oft  sehr  verschieden,  die  Brasil- 
monazite  stellen  sämmtlich  einen  aus  glänzenden  bernsteingelben,  völlig  abgeriebenen, 
hirsekorngrossen  Mineralindividuen  bestehenden  Sand  dar,  der  vielfach  durch  Quarz, 
Titanit,  Chromit  und  dergleichen  verunreinigt  ist.  Sein  Gehalt  an  Thoriumoxyd  schwankt 
meist  zwischen  2,5 — 4,5  °/0,  doch  kommen  in  Sao  Paulo  auch  sechsprocentige  Monazite 
vor.  Der  Monazit  von  Süd -Carolina  bildet  grüngelbe,  der  Monazit  Nord -Carolinas 
gelbe  bis  dunkelbraune,  wohlausgebildete , monokline  Krystalle  vermengt  mit  Granat, 
Chromit,  Zirkon,  Columbit,  Vivianit,  seihst  Gold  und  Platin.  Der  Gehalt  dieser  Monazite 
an  Thoriumoxyd  beträgt  4,5  — 8 °/0. 

Die  Verarbeitung  des  Monazits  selbst  erfolgt  in  der  Weise,  dass  das  feinst  gemahlene 
Mineral  in  geeigneter  Weise  aufgeschlossen  wird.  Obwohl  sich  der  Monazit  mit  Soda 
sehr  leicht  aufschliessen  lässt,  und  die  zurückbleibenden  Oxyde  sich  sehr  gut  fractionirt 
lösen  lassen,  verwendet  man  hierzu  ausschliesslich  die  Schwefelsäure.  Die  Sulfate  wurden 
früher  in  Oxalate  verwandelt  (direct  durch  Fällen  mit  freier  Oxalsäure  aus  stark  saurer 
Lösung)  und  diesen  durch  Soda  die  Thorerde  entzogen.  Heute  fractionirt  man  aus  der 
Sulfatlauge  die  Thorerde  direct  als  Phosphat  aus  und  lässt  die  Mutterlauge,  welche 
fast  sämmtliches  Cer,  Lanthan,  Didym,  Erbium,  Yttrium  und  Ytterbium  enthält,  fort- 
laufen, insofern  nicht  ein  kleiner  Theil  zu  deren  Gewinnung  zurückgehalten  wird.  Der 
Thorphosphat  - Niederschlag  kann  nach  der  Bunsen’schen  Methode  weiter  gereinigt  und 
in  Nitrat  übergeführt  werden. 

Die  Gewinnung  des  Cers  erfolgt  analog  den  älteren  aus  der  Verarbeitung  des  Cerits 
bekannten  Methoden.  Meist  dient  hierfür  sowie  für  die  Gewinnung  aller  übrigen  Elemente 
der  Gruppe  der  mit  dem  Thoriumphosphat  mitgerissene  Gemengtheil. 

Die  Verwendung  des  Thoriums  in  der  Gasglühlicht-Industrie  erfolgt  in  der  Weise, 
dass  die  aus  Baumwolle  gestrickten  Netze  mit  einer  Lösung  von  Thoriumnitrat  unter 
Zusatz  von  1%  Ceriumnitrat  getränkt,  getrocknet  und  verascht  werden.  Killing  und 
Bunte  führen  das  Leuchten  der  Glühkörper  auf  die  Fähigkeit  des  Ceriums,  zwei  Oxyde 
zu  bilden  und  somit  als  Sauerstoff  Übertrager  wirken  zu  können,  zurück.  Vortragender 
theilt  diese  Ansicht  nicht,  sie  steht  im  Widerspruch  mit  der  Thatsache,  dass  noch  0,3  °/0 
Cer  einen  intensiv  leuchtenden  Glühkörper  bilden,  während  hei  Erhöhung  des  Cergehalts 
die  Leuchtkraft  rasch  herabgeht.  Andererseits  wirkt  das  Cerium  nur  im  Gemenge 
mit  Thoriumoxyd,  aber  mit  keinem  anderen  Oxyde.  Da  nun  andererseits  jede  Wärme- 
übertragung als  rein  physikalischer  Vorgang  beim  Thor-Cer-Gemenge  keine  andere  sein 
kann  als  hei  anderen  Gemengen,  die  Leuchtkraft  aber  von  der  Amplitude  der  Licht- 
schwingungen abhängt,  so  ist  es  wahrscheinlich,  dass  das  Ceriumoxyd  lediglich  dazu 
dient,  die  Thoriummoleküle  bis  zur  günstigsten  .Resonanz  mit  den  heissen  Flammengasen 
abzustimmen.  Dementsprechend  wirken  auch  andere  Oxyde  ähnlich,  wenn  auch  (ihrer 
Flüchtigkeit  wegen)  nur  vorübergehend.  So  z.  B.  Uranoxyd,  aber  auch  dieses  nur  im 
Gemenge  mit  Thoriumoxyd. 

Cer,  Lanthan,  Didym  finden  als  Oxyde  in  der  Glastechnik  einige  Verwendung,  sei 
es  zum  Färben  oder  Entfärben  des  Glases.  Die  Salze  des  Didyms  und  Lanthans  sind 
ausserdem  sehr  wirksame,  absolut  ungiftige  Desinfectionsmittel. 

In  der  sich  anschliessenden  Discussion  werden  namentlich  die  An- 
sichten des  Vortragenden  über  die  Rolle  des  Cers  in  den  Glühkörpern 
erörtert  und  finden  Zustimmung. 


Fünfte  Sitzung  am  23.  November  1899.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  F. 
Fo erster.  — Anwesend  54  Mitglieder  und  Gäste. 

Dr.  phil.  W.  Hentschel  hält  einen  Vortrag  über  die  chemischen 
Grundlagen  des  Pflanzenbaues. 

Seit  Liebig  hat  sich  die  Erkenntniss  Bahn  gebrochen,  dass  die  hauptsächlichste 
Aufgabe  des  Pflanzenbaues  in  dem  Ersatz  der  mineralischen  Pflanzennährstoffe,  wie  sie 
in  den  Pflanzenaschen  vorliegen,  besteht. 


24 


Von  Natur  arme,  sandige  oder  moorige  Ackerflächen  sind  überhaupt  erst  nach 
Zufuhr  ausreichender  Mengen  dieser  löslichen  mineralischen  Düngestoffe  zu  einer  den 
Anforderungen  entsprechenden  Production  zu  bringen;  hier  erscheinen  jene  als  Roh- 
producte,  während  die  Ackerfläche  im  Wesentlichen  die  Rolle  eines  Werkzeugs  spielt. 

Reichliche  Zufuhr  von  Kali  und  Kalk  in  erster  Linie , in  zweiter  Phosphorsäure- 
Düngung  erschliessen  hier  durch  Vermittelung  stickstoffsammelnder  Pflanzen  den  atmo- 
sphärischen Stickstoff  und  ermöglichen  so  eine  gesteigerte  billige  Pflanzenproduction 
selbst  auf  ärmsten  Haideböden,  die  wie  ein  modernes  Wunder  erscheint. 

Die  reicheren  Böden  enthalten  oftmals  für  Jahrzehnte  und  Jahrhunderte  ausreichende 
Vorräthe  an  mineralischen  Planzennährstoffen.  Dieselben  können  indessen  nicht  in  dem 
gewünschten  Tempo  in  lösliche  Pflanzenkost  übergeführt  werden.  Hier  ist  die  künst- 
liche Düngung  die  Voraussetzung  der  gerade  auf  diesen  Böden  gebotenen  „intensiven 
Wirthschaft“ ; zugleich  bietet  sie  Gewähr,  dass  die  von  Liebig  zuerst  erkannte  Gefahr 
der  endlichen  Erschöpfung  der  Ackerflächen  für  die  Zukunft  nicht  mehr  in  Frage  kommt. 
In  diesem  Sinne  erscheinen  besonders  die  endlosen  Schätze  an  Kalisalzen,  die  in 
Deutschland  entdeckt  worden  sind,  als  eine  Gewähr  für  Deutschlands  Zukunft. 

Der  Vortragende  sucht  in  dem  hier  nur  angedeuteten  Rahmen  seines  Vortrags 
besonders  den  Nachweis  zu  führen,  dass  der  deutsche  Pflanzenbau  vielfach  im  Gegensatz 
zu  dem  des  Auslandes  auf  der  Höhe  der  Zeit  steht,  dass  es  sich  in  ihm  um  eine  voll- 
wertige chemische  Technik  handelt,  was  besonders  auch  aus  dem  Zusammenwirken  mit 
einer  durch  vervollkommnete  Forschungsmethoden  gehobenen  Theorie  zum  Ausdruck 
kommt. 

An  der  Debatte  betheiligen  sich  Prof.  Dr.  F.  Foerster,  Dr.  A.  Schloss- 
mann, Chemiker  M.  Kämnitz  und  der  Vortragende  selbst. 


VI.  Section  für  Mathematik. 


Dritte  Sitzung1  am  12.  Oetober  1899.  Vorsitzender:  Prof. Dr.  K.  Rohn. 
— Anwesend  16  Mitglieder  und  Gäste. 

Prof.  Dr.  K.  Rohn  spricht  über  die  Anordnung  der  Krystall- 
m ol  ekeln. 

Die  Anordnung  der  Molekeln  eines  Krystalls  lässt  sich  als  eine  regelmässige 
ansehen,  indem  man  annehmen  kann,  dass  jedes  auf  die  Anordnung  der  Nachbarmolekeln 
genau  so  einwirkt,  wie  jedes  andere.  Jede  Molekel  ersetzt  man  durch  einen  Punkt 
und  erhält  dann  eine  regelmässige  Punktgruppe  im  Raum,  die  man  sich  in  unbegrenzter 
Ausdehnung  vorstellen  kann.  Jeder  Punkt  dieser  Gruppe  ist  dann  von  allen  übrigen 
genau  in  der  gleichen  Weise  umlagert,  wie  jeder  andere.  Es  bieten  sich,  hier  drei 
Möglichkeiten  dar:  1.  Verschiebt  man  die  Gruppe  parallel,  sodass  der  Ausgangspunkt 
in  die  Lage  eines  beliebigen  anderen  gelangt,  so  kommt  die  ganze  Gruppe  mit  sich 
selbst  zur  Deckung.  2.  Nur  ein  Theil  der  Punkte  hat  die  Eigenschaft,  dass  eine 
Parallelverschiebung  des  Ausgangspunktes  in  ihre  Lage  die  ganze  Gruppe  mit  sich  zur 
Deckung  bringt.  3.  Für  keinen  Punkt  ist  diese  Eigenschaft  vorhanden.  Es  wird 
gezeigt,  dass  dieser  letzte  Fall  nicht  eintreten  kann  bei  regelmässigen  Punktgruppen, 
deren  Nachbarpunkte  keine  unendlich  kleinen  Abstände  aufweisen.  Im  ersten  Falle  ist 
die  Anordnung  der  Molekeln  die  eines  Punktgitters.  Im  zweiten  Falle  ordnen  sich  die 
Molekeln  in  mehrere  Punktgitter  an. 


Vierte  Sitzung  am  14.  December  1899.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  K. 
Rohn.  — Anwesend  11  Mitglieder  und  Gäste. 

Prof.  Dr.  F.  Müller  spricht  über  Winkeltheilun gscurven  und 
Kreistheilungsgleichungen. 

Der  Vortragende  geht  aus  von  der  elementaren  Aufgabe,  die  Beziehung  zwischen 
den  Seiten  eines  Dreiecks  zu  suchen , in  welchem  Winkel  « = 2 ß ist.  Die  rationalen 
Dreiecke  dieser  Art  hat  bereits  Schwering  untersucht  und  für  seine  Aufgabensammlung 


25 


verwertliet.  Es  lässt  sich  mm  die  Aufgabe  dahin  verallgemeinern,  dass  a — nß  ist;  doch 
wird  die  allgemeine  Relation  zwischen  den  drei  Seiten,  die  mit  Hilfe  der  Moivre’schen 
Formel  abgeleitet  werden  kann,  für  die  wirkliche  Aufstellung  der  Beziehungen  in  den 
speciellen  Fällen  sehr  bald  unbrauchbar.  Nun  giebt  es  aber  eine  einfache  Substitution 


n-  b2 

! 1 k 


n + l 


bn  + l~C 

an  + l 


, welche  diese  Relation  für  den  Fall  n in  die  folgende 


für  den  Fall  n-f- 1 überführt.  Mit  ihrer  Hülfe  lassen  sich  die  Relationen  für  n = 2,  3, ....  8 
leicht  herleiten;  sie  gewinnen  eine  noch  einfachere  Form,  wenn  man  ^t^==u,  - ^ ==  v 


setzt.  Die  obige  Aufgabe,  als  kinematisches  Problem:  „Die  Durchschnittspunkte  zweier 
unendlichen  Geraden  zu  finden,  die  sich  um  die  Endpunkte  einer  Strecke  c,  von  dieser 
ausgehend,  mit  den  Winkelgeschwindigkeiten  w und  n.w  drehen“,  führt  auf  die  Winkel- 
theilungscurven,  sectrices  genannt,  weil  sie  einen  gegebenen  Winkel  in  n gleiche  Theile 
theilen.  Diese  Curven  sind  schon  1885  von  Schoute,  dann  von  de  Longchamps,  Brocard 
u.  A.,  und  kürzlich  von  He}rmann,  der  sie  ihrer  Gestalt  wegen  Araneiden  nennt,  unter- 
sucht worden.  Der  Vortragende  stellt  die  allgemeine  Gleichung  derselben  in  recht- 
winkeligen Coordinaten  auf  und  geht  näher  auf  die  Trisectrix  und  die  Maclaurin’sche 
Transformation  ein.  Alsdann  zeigt  er,  wie  sich  aus  den  zuerst  abgeleiteten  Relationen 
durch  die  Substitution  alc  = l,  b = x auf  sehr  einfache  Weise  die  Kreistheilungs- 
gleichüngen  ^n(x)  = 0 herleiten  lassen,  d.  h.  die  Gleichungen  n. Grades,  denen  die  Seite 
des  regelmäsigen  2 (2n  -f-  1)-Ecks  genügt.  Mit  Hülfe  der  Moivre’schen  Formel  kann 
man  die  allgemeine  Form  dieser  Gleichungen  aufstellen,  aus  der  sich  die  Gauss’sche 
Kreistheilungsgleichung  zv  = 1 ableiten  lässt.  Aus  der  allgemeinen  Form  ergiebt  sich, 
dass  unsere  Gleichungen  Abel’sche  Gleichungen  sind;  ferner  ergeben  sich  merkwürdige 
Beziehungen  zwischen  den  rationalen  Functionen  einer  einzigen  Wurzel,  als  welche  sich 
die  übrigen  Wurzeln  darstellen  lassen.  Sie  führen  wieder  zu  einer  neuen  Darstellung 
der  Function  <pn  (x). 

Den  Schluss  des  Vortrags  bildet  der  Nachweis,  dass  durch  geeignete  Gruppirung 
der  Wurzeln  der  Gleichung  cps  (x)=0  für  die  Seite  des  regelmässigen  34 -Ecks  eine 
sehr  einfache  Construction  des  regelmässigen  17-Ecks  gewonnen  wird. 


VII.  Hauptversammlungen. 


Siebente  Sitzung  am  28.  September  1899.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  E. 
Kalkowsky.  — Anwesend  28  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  J.  Deichmüller  widmet  dem  am  16.  August  d.  J.  ver- 
storbenen letzten  Stifter  der  Isis,  Dr.  med.  Friedrich  Theile  in  Lock- 
witz, einen  warm  empfundenen  Nachruf. 

Dr.  W.  Petrascheck  spricht  über  Faciesbildungen  im  Gebiete 
der  sächsischen  Kreideformation.  (Vergl.  Abhandlung  V.) 


Achte  Sitzung  am  26.  October  1899.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  E. 
Kalkowsky.  — Anwesend  67  Mitglieder  und  Gäste. 

Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky  legt  als  Einleitung  für  den  nachfolgenden 
Vortrag  das  Werk  von  Dr.  W.  Bergt:  „Die  älteren  Massengesteine, 
krystallinen  Schiefer  und  Sedimente“,  aus  W.  Reiss  und  A.  Stübel,  Geo- 
logische Studien  in  der  Republik  Colombia,  Bd.  II,  2,  Berlin  1899  vor. 

Hierauf  hält  Dr.  A.  Stübel  einen  durch  Vorführung  zahlreicher  Licht- 
bilder erläuterten  Vortrag  über  die  Vulkanberge  von  Colombia. 


* 


26 


Neunte  Sitzung  am  30.  November  1899.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  E. 
Kalkowsky.  — Anwesend  32  Mitglieder. 

Nach  der  Wahl  der  Beamten  der  Gesellschaft  für  das  Jahr  1900 
(vergl.  die  Zusammenstellung  auf  S.  28)  spricht 

Oberlehrer  Dr.  P.  Wagner  über  die  Schneeverhältnisse  des 
Bayrischen  Waldes. 

Eingehende  Untersuchungen  über  die  Schneedecke  des  bayrisch-böhmischen  Grenz- 
gebirges sind  von  dem  Vortragenden  in  der  „Leopoldina“,  Heft  XXXIII — XXXV, 
1897  — 99  veröffentlicht  worden. 

Prof.  Dr.  R.  Ebert  knüpft  an  diesen  Vortrag  Bemerkungen  über  den 
Zusammenhang  von  Wald  und  Niederschlagsmengen. 


Zehnte  Sitzung  am  21.  Becember  1899.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  E. 

Kalkowsky.  — Anwesend  113  Mitglieder  und  Gäste. 

Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  W.  Hempel  hält  einen  Experimentalvortrag 
über  die  Argongruppe  und  das  Vorkommen  von  Gasen  in  Ge- 
steinen. 


Veränderungen  im  Mitgliederbestände. 


Gestorbene  Mitglieder: 

Am  5.  August  1899  starb  Privatus  Hermann  Jani  in  Dresden, 
wirkliches  Mitglied  seit  1871. 

Am  16.  August  1899  verschied  der  letzte  der  Stifter  unserer  Gesell- 
schaft, Dr.  med.  Friedrich  Theile  in  Lockwitz,  Ehrenmitglied  seit  1885. 

Nekrolog  s.  am  Anfang  dieses  Heftes. 

Am  19.  November  1899  starb  in  Meissen  Gymnasiallehrer  a.  D.  Carl 
Sommer,  wirkliches  Mitglied  seit  1898. 

Am  27.  November  1899  starb  Geheimer  Commerzienrath  Wilhelm 
von  Baensch,  K.  Hofverlagsbuchhändler,  Begründer  und  Senior-Chef  der 
Firma  Wilhelm  Baensch,  Buchdruckerei  und  Verlagshandlung  in  Dresden, 
wirkliches  Mitglied  seit  1898. 

Am  30.  December  1899  starb  in  Langebrück  Friedrich  August 
Kos  mahl,  K.  Sächsischer  Oberförster  a.  D.,  seit  1882  wirkliches,  zuletzt 
correspondirendes  Mitglied. 


Neu  aufgenommene  wirkliche  Mitglieder: 

Franck,  Paul,  Bealschullehrer  in  Dresden,  am  30.  November  1899; 
Hentschel,  W.,  Dr.  phil.,  in  Neugruna, 

Jahr,  Rieh.,  Photochemiker  in  Dresden, 

Klähr,  Maximilian,  Realschullehrer  in  Dresden, 

Richter,  Arthur,  Chemiker  in  Blasewitz, 

Seefehl n er,  Egon,  Privatdocent  und  Assistent  an 
der  K.  Technischen  Hochschule  in  Dresden, 

Siegert,  Leo,  Dr.  phil.,  Assistent  an  der  K.  Tech- 
nischen Hochschule  in  Dresden, 


am  26.  October  1899; 


am  30.  November  1899; 


27 


Specht,  Carl,  Privatus  in  Niederlössnitz, 

Wi slicenus,  Adolf,  Dr.  phil.,  Professor  an  der 
Iv.  Forstakademie  in  Tharandt, 


am  21.  December  1899; 


In  die  correspondirenden  Mitglieder  ist  übergetreten: 
Hering,  Adolf,  Berg-  und  Hütten-Ingenieur  in  Freiberg. 


Freiwillige  Beiträge  zur  Gesellscliaftskasse 

zahlten:  Dr.  Amtbor,  Hannover,  3 Mk.;  Prof.  Dr.  B acli mann,  Plauen  i.  V., 
3 Mk.;  Stadtarchivar  von  Baensch,  Stralsund,  3 Mk.  10  Pf.;  K.  Biblio- 
thek, Berlin,  3 Mk.;  naturwissensch.  Modelleur  Blaschka,  Hosterwitz, 
3 Mk.  10  Pf.;  Privatus  Eisei,  Gera,  3 Mk. ; Bergmeister  Hartung,  Loben- 
stein, 5 Mk.;  Prof.  Dr.  Hi b sch,  Liebwerd,  3 Mk.  1 Pf.;  Bürgerschullehrer 
Hofmann,  Grossenhain,  3 Mk.;  Oberlehrer  Dr.  Lohrmann,  Annaberg, 
3 Mk.;  Stabsarzt  Dr.  Naumann,  Gera,  3 Mk.;  Oberlehrer  Naumann, 
Bautzen,  3 Mk.;  Dr.  Reiche,  Santiago,  Chile,  3 Mk.;  Director  Dr.  Reide- 
meister,  Schönebeck,  3 Mk.;  Apotheker  Schlimpert,  Cölln,  6 Mk.;  Prof. 
Dr.  Schneider,  Blasewitz,  10  Mk.;  Oberlehrer  Seidel  I,  Zschopau,  3 Mk. 
15  Pf.;  Rittergutspachter  Sieber,  Grossgrabe,  3 Mk.  10  Pf.;  Fabrikbesitzer 
Siemens,  Dresden,  100  Mk.;  Chemiker  Dr.  Stauss,  Hamburg,  3 Mk.; 
Oberlehrer  Dr.  Sterzei,  Chemnitz,  3 Mk.;  Privatdocent  Dr.  Steuer,  Jena, 
3 Mk.;  Prof.  Dr.  Vater,  Tharandt,  3 Mk.;  Baurath  Wiechel,  Chemnitz, 
3 Mk.  10  Pf.;  Oberlehrer  Wolff,  Pirna,  3 Mk.;  Prof.  Dr.  Wünsche, 
Zwickau,  3 Mk.  — In  Summa  187  Mk.  56  Pf. 

G.  Lehmann, 
Kassirer  der  „Isis“. 


28 


Beamte  der  Isis  im  Jahre  1900. 

Torstand. 

Erster  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky. 

Zweiter  Vorsitzender:  Prof.  H.  Engelhardt. 

Kassirer:  Hofbuchhändler  G.  Lehmann. 

Directorium. 

Erster  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky. 

Zweiter  Vorsitzender:  Prof.  H.  Engelhardt. 

Als  Sectionsvorstände: 

Privatdocent  Dr.  W.  Bergt, 

Prof.  Dr.  J.  Deichmüller, 

Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  0.  Drude, 

Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  M.  Krause, 

Prof.  Dr.  H.  Nit  sehe, 

Oberlehrer  H.  A.  Reben  stör  ff. 

Erster  Secretär:  Prof.  Dr.  J.  Deichmüller. 

Zweiter  Secretär:  Institutsdirector  A.  Thümer. 

Y erwaltungsrath. 

Vorsitzender:  Prof.  H.  Engelhardt. 

Mitglieder:  1.  Fabrikbesitzer  E.  Kühnscherf, 

2.  Dr.  Fr.  Raspe, 

3.  Prof.  H.  Fischer, 

4.  Civil-Ingenieur  und  Fabrikbesitzer  Fr.  Siemens, 

5.  Fabrikbesitzer  L.  Gutlimann, 

6.  Privatus  W.  Putscher. 

Kassirer:  Hofbuchhändler  G.  Lehmann. 

Bibliothekar:  Privatus  K.  Schiller. 

Secretär:  Institutsdirector  A.  Thümer. 

Sectionsfoeamte» 

I.  Section  für  Zoologie. 

Vorstand:  Prof.  Dr.  H.  Nit  sehe. 

Stellvertreter:  Oberlehrer  Dr.  J.  Thallwitz. 

Protokollant:  Institutsdirector  A.  Thümer. 

Stellvertreter:  Dr.  A.  Naumann. 


II.  Section  für  Botanik. 

Vorstand:  Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  0.  Drude. 
Stellvertreter:  Oberlehrer  K.  Wobst. 
Protokollant:  Garteninspector  F.  Le  dien. 
Stellvertreter:  Dr.  A.  N au  mann. 


29 


III.  Section  für  Mineralogie  und  Geologie. 

Vorstand:  Privatdocent  Dr.  W.  Bergt. 

Stellvertreter:  Oberlehrer  Dr.  R.  Nessig. 

Protokollant:  Dr.  E.  Naumann. 

Stellvertreter:  Dr.  L.  Sieg  er  t. 

IV.  Section  für  prähistorische  Forschungen. 

Vorstand:  Prof.  Dr.  J.  Deichmüller. 

Stellvertreter:  Lehrer  H.  Döring. 

Protokollant:  Lehrer  0.  Ebert. 

Stellvertreter:  Lehrer  H.  Ludwig. 

V.  Section  für  Physik  und  Chemie. 

Vorstand:  Oberlehrer  H.  A.  Reben  stör  ff. 

Stellvertreter:  Prof.  Dr.  R.  Freiherr  von  Walther. 
Protokollant:  Oberlehrer  Dr.  0.  Schulze. 

Stellvertreter:  Dr.  R.  Engelhardt. 

VI.  Section  für  Mathematik. 

Vorstand:  Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  M.  Krause. 
Stellvertreter:  Oberlehrer  Dr.  A.  Witting. 

Protokollant:  Privatdocent  Dr.  E.  N ätsch. 

Stellvertreter:  Oberlehrer  Dr.  J.  von  Vieth. 


Redactions  - Comite. 

Besteht  aus  den  Mitgliedern  des  Directoriums  mit  Ausnahme  des 
zweiten  Vorsitzenden  und  des  zweiten  Secretärs. 


** 


Bericht  des  Bibliothekars. 


Im  Jahre  1899  wurde  die  Bibliothek  der  „Isis“  durch  folgende  Zeit- 
schriften und  Bücher  vermehrt: 

A.  Durch  Tausch. 

I«  E 11  I'  Ö p &. 

1.  Deutschland. 

Altenburg:  Naturforschende  Gesellschaft  des  Osterlandes.  — Mitteil.,  neue 
Folge,  8.  Bd.  [Aa  69.] 

Annaber g-Buchholz:  Verein  für  Naturkunde.  — X.  Bericht,  1894 — 98.  [Aa50.] 
Augsburg : Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Schwaben  und  Neuburg.  — 
33.  Bericht.  [Aa  18.] 

Bamberg:  Naturforschende  Gesellschaft. 

Bautzen:  Naturwissenschaftliche  Gesellschaft  „Isis“. 

Berlin:  Botanischer  Verein  der  Provinz  Brandenburg.  — Verhandl.,  Jahrg.40. 
[Ca  6.] 

Berlin:  Deutsche  geologische  Gesellschaft.  — Zeitschr.,  Bd.  50,  Heft  3 
und  4;  Bd.  51,  Heft  1 und  2.  [Da  17.] 

Berlin:  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte.  — 
Verhandl.,  Juni  1898  bis  März  1899.  [G  55.] 

Bonn:  Naturhistorischer  Verein  der  preussischen  Rheinlande,  Westfalens 
und  des  Reg.-Bez.  Osnabrück.  — Verhandl.,  55.  Jahrg.;  56.  Jahrg., 
1.  Hälfte.  [Aa  93.] 

Bonn:  Niederrheinische  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde.  — Sitzungs- 
ber.,  1898;  1899,  1.  Hälfte.  [Aa  322.] 

Braunschiveig : Verein  für  Naturwissenschaft.  — 11.  Jahresber.  [Aa  245.] 
Bremen:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  — Abhandl.,  Bd.  XVI,  Heft  1 — 2. 
[Aa  2.] 

Breslau:  Schlesische  Gesellschaft  für  vaterländische  Cultur.  — 76.  Jahresber., 
1898.  [Aa  46.] 

Chemnitz:  Naturwissenschaftliche  Gesellschaft. 

Chemnitz:  K.  Sächsisches  meteorologisches  Institut.  — Jahrbuch,  XIV.  Jahrg., 
3.  Abth.;  XV.  Jahrg.,  l.u.  2.  Abth.  [Ec  57.] 

Danzig:  Naturforschende  Gesellschaft.  — Schriften,  Bd.  IX,  Heft  3 — 4. 
[Aa  80.] 

Darmstadt:  Verein  für  Erdkunde  und  Grossherzogi.  geologische  Landes- 
anstalt. — Notizbl.,  4.  Folge,  19.  Heft.  [Fa  8.] 

Donaueschingen:  Verein  für  Geschichte  und  Naturgeschichte  der  Baar  und 
der  angrenzenden  Landestheile. 

Dresden:  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde. 


31 


Dresden : Gesellschaft  für  Botanik  und  Gartenbau  „Flora“.  — Sitzungsber. 

und  Abhandl.,  n.  F„  Jahrg.  3.  [Ca  26.] 

Dresden:  K.  Mineralogisch -geologisches  Museum. 

Dresden:  K.  Zoologisches  und  Anthrop.-ethnogr.  Museum. 

Dresden:  K.  0 eff  entliehe  Bibliothek. 

Dresden:  Verein  für  Erdkunde.  — Jahresberichte,  Jahrg.  XXIV.  [Fa  6.] 
Dresden:  K.  Sächsischer  Altertumsverein.  — Neues  Archiv  für  Sachs. 
Geschichte  und  Altertumskunde,  Bd.  XX.  [G  75.]  ■ — Die  Sammlung 
des  K.  Sachs.  Altertumsvereins  in  ihren  Hauptwerken.  Lief.  2 und  3, 
Bl.  XI -XXX.  [G  75b.] 

Dresden:  Oekonomische  Gesellschaft  im  Königreich  Sachsen.  — Mittheil. 
1898-99.  [Ha  9.] 

Dresden:  K.  Thierärztliche  Hochschule.  — Bericht  über  das  Veterinär  wesen 
in  Sachsen,  43.  Jahrg.  [Ha  26.] 

Dresden : K.  Sächsische  Technische  Hochschule.  — Bericht  über  die  K.  Sächs. 
Techn.  Hochschule  a.  d.  Jahr  1898 — 99.  [Je  63.]  — Personalverz.  Nr. 
XIX— XX.  (Je  63  b.] 

Dürkheim:  Naturwissenschaftlicher  Verein  der  Rheinpfalz  „Pollichia“.  — 
LVL  Jahresber.;  Mitteil.  Nr.  12.  [Aa  56.] 

Düsseldorf:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Elberfeld:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  — Jahresberichte,  Heft  9. 
[Aa  235.] 

Emden:  Naturforschende  Gesellschaft.  — Kleine  Schriften,  Nr.  XIX. 
[Aa  48b.] 

Emden:  Gesellschaft  für  bildende  Kunst  und  vaterländische  Altertümer. 
Erfurt:  K.  Akademie  gemeinnütziger  Wissenschaften. 

Erlangen:  Physikalisch-medicinische  Societät. — Sitzungsber.,  30.Heft,  1898. 
[Aa  212. J 

Frankfurt  a.  M.:  Senckenbergische  naturforschende  Gesellschaft.  — Bericht 
für  1899.  [Aa  9 a.] 

Frankfurt  a.  M.:  Physikalischer  Verein.  — Jahresber.  für  1897  — 98. 
[Eb  35.] 

Frankfurt  a.  0.:  Naturwissenschaftlicher  Verein  des  Regierungsbezirks 
Frankfurt.  — „Helios“,  16.  Bd.;  Societatum  litterae,  Jahrg.  XII, 
Nr.  5—12.  [Aa  282.] 

Freiberg:  K.  Sächs.  Bergakademie.  — Programm  für  das  134.  Studien- 
jahr 1899-1900.  [Aa  323.] 

Freiburg  i.  ß.:  Naturforschende  Gesellschaft. 

Gera : Gesellschaft  von  Freunden  der  Naturwissenschaften. 

Giessen:  Oberhessische  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde.  — 32.  Bericht. 
[Aa  26.] 

Görlitz:  Naturforschende  Gesellschaft. 

Görlitz:  Oberlausitzische  Gesellschaft  der  Wissenschaften.  — Neues  Lau- 
sitzisches  Magazin,  Bd.  75,  1.  Heft;  Codex  diplomaticus  Lusatiae 
superioris,  Heft  4.  [Aa  64.] 

Görlitz:  Gesellschaft  für  Anthropologie  und  Urgeschichte  der  Oberlausitz. 
Greifswald:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Neu -Vorpommern  und 
Rügen.  — Mittheil.,  30.  Jahrg.,  1898.  [Aa  68.] 

Greifsioald:  Geographische  Gesellschaft. 

Guben:  Niederlausitzer  Gesellschaft  für  Anthropologie  und  Urgeschichte.  — 
Mittheil.,  V.  Bd.,  Heft  8;  VI.  Bd.,  Heft  1.  [G  102.] 


32 


Güstrow : Verein  der  Freunde  der  Naturgeschichte  in  Mecklenburg. 

Halle  a.  S.:  Naturforschende  Gesellschaft. 

Halle  a.  S.:  Kais.  Leopoldino-Carolinische  deutsche  Akademie.  — Leopoldina, 
Heft  XXXIV,  Nr.  12;  Heft  XXXV,  Nr.  1—11.  [Aa-62.] 

Halle  a.  S.:  Verein  für  Erdkunde.  — Mitteil.,  Jahrg.  1899.  [Fa  16.] 
Hamburg:  Naturhistorisches  Museum.  — Jahrbücher,  Jahrg.  XV,  mit  Bei- 
heft 1—2.  [Aa  276.] 

Hamburg : Naturwissenschaftlicher  Verein.  — Verband!.,  III.  Folge,  6.  Heft. 
1898.  [Aa  293  b.] 

Hamburg:  Verein  für  naturwissenschaftliche  Unterhaltung. 

Hanau : Wetterauische  Gesellschaft  für  die  gesammte  Naturkunde.  — 
Berichte  vom  1.  Mai  1895  bis  31.  März  1899.  [Aa  30.] 

Hannover : Naturhistorische  Gesellschaft. 

Hannover : Geographische  Gesellschaft. 

Heidelberg •:  Naturhistorisch -medicinischer  Verein.  — Verhandh,  Bd.  VI, 
Heft  1 — 2.  [Aa  90.] 

Hof:  Nordoberfränkischer  Verein  für  Natur-,  Geschichts-  und  Landes- 
kunde. 

Karlsruhe:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Kassel:  Verein  für  Naturkunde.  — Abhandl.  und  Berichte,  Nr.  41  u.  44. 
[Aa  242.] 

Kassel:  Verein  für  hessische  Geschichte  und  Landeskunde.  — Zeitschr., 
Bd.  24,  1.  Hälfte;  Mittheil.,  Jahrg.  1898.  [Fa  21.] 

Kiel:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Schleswig -Holstein.  — Schriften, 
Bd.  XI,  2.  Heft.  [Aa  189.] 

Köln:  Redaction  der  Gaea.  — Natur  und  Leben,  Jahrg.  35.  [Aa  41.] 
Königsberg  i.  Pr.:  Physikalisch  - ökonomische  Gesellschaft.  — Schriften, 
39.  Jahrg.,  1898.  [Aa  81.] 

Königsberg  i.  Pr.:  Altertums-Gesellschaft  Prussia. 

Krefeld:  Verein  für  Naturkunde. 

Landshut:  Botanischer  Verein. 

Leipzig:  Naturforschende  Gesellschaft.  — Sitzungsberichte,  24.-25.  Jahrg. 

[Aa  202.]  ^ 

Leipzig:  Iv.  Sächsische  Gesellschaft  der  Wissenschaften.  — Berichte  über 
die  Verhandh,  mathem.-physikal.  Klasse,  1898,  L.  Bd.,  naturwissensch. 
Th  eil;  1899,  LI.  Bd.,  mathemat.  Th  eil,  Heft  1 — 5.  [Aa  296.] 

Leipzig:  K.  Sächsische  geologische  Landesuntersuchung. 

Lübeck:  Geographische  -Gesellschaft  und  naturhistorisches  Museum.  — 
Mitteil.,  2.  Reihe,  Heft  12  und  13.  [Aa  279  b.] 

Lüneburg:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  das  Fürstentum  Lüneburg. 
Magdeburg:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Mannheim:  Verein  für  Naturkunde. 

Marburg:  Gesellschaft  zur  Beförderung  der  gesammten  Naturwissenschaften. 
Meissen:  Naturwissenschaftliche  Gesellschaft  ,, Isis“.  — Beobacht,  d.  Isis- 
Wetterwarte  zu  Meissen  i.  J.  1898.  [Ec  40.]  — Mittheilungen  aus  den 
Sitzungen  des  Vereinsjahres  1898 — 99.  [Aa  319.] 

Münster:  Westfälischer  Provinzialverein  für  Wissenschaft  und  Kunst.  — 
26.  Jahresber.,  Jahrg.  1897—98.  [Ca  231.] 

Neisse:  Wissenschaftliche  Gesellschaft  „Philomathie“.  — 29.  Bericht, 
1896-98.  [Aa  28.] 


33 


Nürnberg'.  Naturhistorische  Gesellschaft.  — Jahresber.  für  1891  und 
1898,  nebst  Abhandl.,  IX.  und  XII.  Bd.  [Aa  5.] 

Offenbach : Verein  für  Naturkunde. 

Osnabrück : Naturwissenschaftlicher  Verein.  — 13.  Jahresber.,  1898.  [Aa  177.] 
Passau : Naturhistorischer  Verein. 

Posen:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  — Zeitschr.  der  botan.  Abtheil., 
5.  Jahrg.,  Heft  3;  6.  Jahrg.,  Heft  1—2.  [Aa  316.] 

Regensburg : Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Regensburg:  K.  botanische  Gesellschaft.  — Denkschr.,  n.  F.,  1.  Bd.  [Cb  42.] 
Reichenbach  i.  V.:  Vogtländischer  Verein  für  Naturkunde. 

Reutlingen:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Schneeberg : Wissenschaftlicher  Verein.  — Mitteil.,  Heft  4.  [Aa  236.] 
Stettin:  Ornithologischer  Verein.  — Zeitschr.  für  Ornithologie  und  prakt. 

Geflügelzucht,  Jahrg.  XXIII.  [Bf  57.] 

Stuttgart:  Verein  für  vaterländische  Naturkunde  in  Württemberg.  — Jahres- 
hefte, Jahrg.  55.  [Aa  60.] 

Stuttgart:  Württembergischer  Altertumsverein.  — Württemberg.  Viertel- 
jahrshefte für  Landesgeschichte,  n.  F.,  8.  Jahrg.  [G  70.] 

Tharandt:  Redaction  der  landwirtschaftlichen  Versuchsstationen.  — Land- 
wirts ch.  Versuchsstationen,  Bd.  LI,  Heft  2 — 6;  LII,  Heft  1—4. 
(In  der  Bibliothek  der  Versuchsstation  im  botan.  Garten.) 

Thorn:  Coppernicus -Verein  für  Wissenschaft  und  Kunst.  — Mitteil.. 
XII.  Heft.  [Aa  145.] 

Trier:  Gesellschaft  für  nützliche  Forschungen. 

TJlm:  Verein  für  Mathematik  und  Naturwissenschaften. 

Ulm:  Verein  für  Kunst  und  Altertum  in  Ulm  und  Oberschwaben. 
Weimar:  Thüringischer  botanischer  Verein.  — Mittheil.,  n.  F.,  12.  Heft. 
[Ca  23.] 

Wernigerode:  Naturwissenschaftlicher  Verein  des  Harzes. 

Wiesbaden:  Nassauischer  Verein  für  Naturkunde.  — Jahrbücher,  Jahrg.  52. 
[Aa  43.] 

Würzburg:  Physikalisch-medicinische  Gesellschaft.  — Sitzungsber.,  Jahrg. 
1898.  [Aa  85.] 

Zwickau:  Verein  für  Naturkunde.  — Jahresber.  1898.  [Aa  179.] 

2.  Oesterreich-Ungarn. 

Aussig:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Bistritz : Gewerbelehrlingsschule.  — XXIII.  Jahresber.  [Je  105.] 

Brünn:  Naturforschender  Verein.  — Verhandl.,  Bd.  XXXVI,  u.  16.  Bericht 
der  meteorolog.  Commission.  [Aa  87.] 

Budapest:  Ungarische  geologische  Gesellschaft.  — Földtani  Közlöny,  XXVIII. 

köt.,  10. — 12.  füz.;  XXIX.  köt„  1.,  5 — 10.  füz.  [Da  25.] 

Budapest:  K.  Ungarische  naturwissenschaftliche  Gesellschaft,  und:  Ungarische 
Akademie  der  Wissenschaften. 

Graz:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Steiermark.  — Mittheil.,  Jahrg. 
1898.  [Aa  72.] 

Hermannstadt:  SiebenbürgischerV erein  für  Naturwissenschaften.  — V erhandl. 

und  Mittheil.,  XL VIII.  Jahrg.  [Aa  94.] 

Iglo:  Ungarischer  Karpathen -Verein.  — Jahrbuch,  XXVI.  Jahrg.  [Aa  198.] 


34 


Innsbruck:  Naturwissenschaftlich -medicinischer  Verein.  — Berichte,  XXIV. 
Jalirg.  [Aa  171.] 

Klagenfurt : Naturhistorisches  Landes -Museum  von  Karn then.  — Jahrbuch, 
25.  Heft.  [Aa  42.]  • — Diagramme  der  magn.  und  meteorolog.  Be- 
obachtungen zu  Klagenfurt  von  1898.  [Ec  64.] 

Krakau:  Akademie  der  Wissenschaften.  — Anzeiger,  1898,  Nr.  9—10;  1899, 
Nr.  1-7.  [Aa  302.] 

Laibach : Musealverein  für  Krain. 

Linz:  Verein  für  Naturkunde  in  Oesterreich  ob  der  Enns.  — 28.  Jahresber. 
[Aa  213.] 

Linz:  Museum  Francisco-Carolinum.  — 57.  Bericht  nebst  der  51.  Lieferung 
der  Beiträge  zur  Landeskunde  von  Oesterreich  ob  der  Enns.  [Fa  9.] 
Pt'ag:  Deutscher  naturwissenschaftlich -medicinischer  Verein  für  Böhmen 
„Lotos“.  — Sitzungsber.,  Jahrg.  1896,  XVI.  Bd.;  Jahrg.  1897,  XVII.  Bd. 
[Aa  63.] 

Prag : K.  Böhmische  Gesellschaft  der  Wissenschaften.  — Sitzungsber., 
mathem.-naturwissensch.  CI.,  1898.  [Aa  269.]  — Jahresber.  für  1898. 
[Aa  270.] 

Prag : Gesellschaft  des  Museums  des  Königreichs  Böhmen.  — Pamätky 
archaeologicke,  dilu  XVIII,  ses.  3—5.  [G  71.] 

Prag:  Lese-  und  Redehalle  der  deutschen  Studenten. 

Prag:  Ceska  Akademie  Cisafe  Frantiska  Josefa.  — Rozpravy,  Trida  II, 
Rocnik  7.  [Aa  313.]  — Bulletin  international,  classe  des  Sciences 
mathematiques  et  naturelles,  Nr.  V.  [Aa  313  b.J 
Presburg:  Verein  für  Heil-  und  Naturkunde.  — Verhandl.,  n.  F.,  Heft  10. 
[Aa  92.] 

Peichenberg:  Verein  der  Naturfreunde.  — Mittheil.,  Jahrg.  30.  [Aa  70.] 
Salzburg:  Gesellschaft  für  Salzburger  Landeskunde.  — Mittheilungen, 
Bd.  XXXIX.  [Aa  71.] 

Temesvär:  Südungarische  Gesellschaft  für  Naturwissenschaften.  — Termes- 
zettudomänyi  Füzetek,  XXII.  köt.,  füz.  1 und  4;  XXXIII.  köt.,  füz.  3 und  4. 
[Aa  216.] 

Trencsin:  Naturwissenschaftlicher  Verein  des  Trencsiner  Comitates.  — 
Jahresheft,  Jahrg.  XI — XII.  [Aa  277.] 

Triest:  Museo  civico  di  storia  naturale. 

Triest:  Societä  Adriatica  di  scienze  naturali. 

Wien:  Kais.  Akademie  der  Wissenschaften. 

Wien:  Verein  zur  Verbreitung  naturwissenschaftlicher  Kenntnisse.  — 
Schriften,  Bd.  XXXIX.  [Aa  82.] 

Wien:  K.  K.  naturhistorisches  Hofmuseum.  — Annalen,  Bd.  XIII,  Nr.  2 — 4; 
Bd.  XIV,  Nr.  1-2.  [Aa  280.] 

Wien:  Anthropologische  Gesellschaft.  — Mittheil.,  Bd.  XXVIII,  Heft  5 — 6; 
Bd.  XXIX,  Heft  1—5.  [Bd  1.] 

Wien:  K.  K.  geologische  Reichsanstalt.  — Jahrbuch,  Bd.  XL VIII;  Bd.  XLIX, 
Heft  1 — 2.  [Da  4.]  — Verhandl.,  1898,  Nr.  13—18;  1899,  Nr.  1 — 10. 
[Da  16.]  — Geologische  Karte  der  Oesterreich-Ungarischen  Monarchie, 
Zone  5,  Col.  XVI;  Zone  6,  Col.  XVII;  Zone  8,  Col.  XV;  Zone  9, 
Col.  XVI;  Zone  10,  Col.  XIV;  Zone  18,  Col.  XVI;  Zone  20,  Col.  XI-XIV. 
[Da  33.] 

Wien : K.  K.  zoologisch-botanische  Gesellschaft  — Verhandl.,  Bd.  XLVIII. 
[Aa  95.] 


35 


Wien : Naturwissenschaftlicher  Verein  an  der  Universität. 

Wien:  Central  - Anstalt  für  Meteorologie  und  Erdmagnetismus.  — Jahr- 
bücher, Jahrg.  1895,  1896  und  1898.  [Ec  82.] 

3.  Rumänien. 

Bukarest:  Institut  meteorologique  de  Roumanie.  — Annales,  tome  XIII,  1897. 
[Ec  75.] 

4.  Schweiz. 

Aarau:  Aargauische  naturforschende  Gesellschaft. 

Basel:  Naturforschende  Gesellschaft. 

Bern:  Naturforschende  Gesellschaft,  — Mittheil.,  1897,  Nr.  1436  — 1450. 
[Aa  254.] 

Bern:  Schweizerische  botanische  Gesellschaft.  — Berichte,  Heft  9.  [Ca  24.] 
Bern:  Schweizerische  naturforschende  Gesellschaft.  — Verhandl.  der  80. 

[Engelberg  1897]  und  81.  [Bern  1898]  Jahresversammlung.  [Aa  255.] 
Cliur:  Naturforschende  Gesellschaft  Graubündens.  — Jahresber.,  n.  F., 
Jahrg.  XXXIX  und  XLII.  [Aa  51.] 

Frauenfeld:  Thurgauische  naturforschende  Gesellschaft. 

Freiburg:  Societe  Fribourgeoise  des  Sciences  naturelles. 

St.  Gallen:  Naturforschende  Gesellschaft.  — Bericht  für  1896  — 97.  [Aa  23.] 
Lausanne:  Societe  Vaudoise  des  Sciences  naturelles.  — Bulletin,  4.  ser., 
vol.  XXXIV,  no.  130;  vol.  XXXV,  no.  131 — 132.  [Aa  248.] 

Neuchatel:  Societe  des  Sciences  naturelles.  — Bulletin,  tome  XXI — -XXV. 
[Aa  247.] 

Schaffhausen:  Schweizerische  entomologische  Gesellschaft.  — Mittheil,, 
Vol.  X,  Heft  5.  [Bk  222.] 

Sion:  La  Murithienne,  societe  Valaisanne  des  Sciences  naturelles. 

Zürich:  Naturforschende  Gesellschaft.  — Vierteljahrsschr. , Jahrg.  43, 
Heft  4;  Jahrg.  44,  Heft  1 — 2.  [Aa  96.] 

5.  Frankreich. 

Amiens:  Societe  Linneenne  du  nord  de  la  France. 

Bordeaux:  Societe  des  Sciences  physiques  et  naturelles.  — Memoires, 
ser.  5,  tome  IV  et  appendice  au  tome  IV;  proces-verbaux,  annee 
1897  — 98.  JAa  253.] 

Cherbourg:  Societe  nationale  des  Sciences  naturelles  et  mathematiques. 
Dijon:  Academie  des  Sciences,  arts  et  helles  lettres.  — Memoires,  ser.  4, 
tome  VI.  [Aa  138.] 

Le  Alans:  Societe  d’agriculture,  Sciences  et  arts  de  la  Sarthe.  — Bulletin, 
tome  XXVIII,  fase.  4;  tome  XXIX,  fase.  1.  [Aa  221.] 

Lyon:  Societe  Linneenne.  — Annales,  tome  45.  [Aa  132.] 

Lyon:  Societe  d’agriculture,  Sciences  et  industrie.  — Annales,  ser.  7.  tome  5. 
[Aa  133.] 

Lyon:  Academie  des  Sciences  et  lettres.  — Memoires,  ser.  3,  tome  5. 
[Aa  139.] 

Paris:  Societe  zoologique  de  France.  — Bulletin,  tome  XXIII.  [Ba  24.] 
Toulouse:  Societe  Frangaise  de  botanique. 


36 


6.  Belgien. 

Brüssel : Societe  royale  malacologique  de  Belgique.  — Armales,  iome 
XXXIT.  [Bi  1.]  — Proces-verbaux  des  seances,  tome  XX Vif,  August- 
December  1898;  Bulletins  des  seances,  tome  XXXIV,  pag.  1 — 50; 
memoires,  tome  XXXIV,  pag.  1 — 16.  [Bi  4.] 

Brüssel : Societe  entomologique  de  Belgique. 

Brüssel'.  Societe  royale  de  botanique  de  Belgique.  — Bulletin,  tome  XXXVII. 
[Ca  16.] 

Gembloux : Station  agronomique  de  l’etat.  — Bulletin,  no.  66.  [Hb  75.] 

Lüttich : Societe  geologique  de  Belgique. 

7.  Holland. 

Gent : Kruidkundig  Genootschap  „Dodonaea“.  — Botanisch  Jaarboek, 
9. — 10.  Jaarg.  [Ca  21.] 

Groningen'.  Naturkundig  Genootschap.  — 98.  Verslag,  1898.  [Je  80.]  — 
Centralbureau  voor  de  Kennis  van  de  Provincie  Groningen  en  omgebgen 
streken:  Bejdragen,  deel  I,  stuk  1.  [Je  80  b.] 

Hartem:  Musee  Teyler.  — Archives,  ser.  II,  vol.  VI,  p.  3 — 4.  [Aa  217.] 

Hartem:  Societe  Hollandaise  des  Sciences.  — Archives  Neerlandaises 
des  Sciences  exactes  et  naturelles,  ser.  II,  tome  II,  livr.  2 — 5;  tome  III, 
livr.  1—2.  [Aa  257.] 


8.  Luxemburg. 

Luxemburg:  Societe  botanique  du  Grandduche  de  Luxembourg. 
Luxemburg:  Institut  royal  grand-ducal. 

Luxemburg:  Verein  Luxemburger  Naturfreunde  ,, Fauna“. 

9.  Italien. 

Brescia:  Ateneo.  — Commentari  per  l’anno  1898.  [Aa  199.] 

Catania:  Accademia  Gioenia  di  scienze  naturale.  — Bollettino,  fase.  L, 
LI,  LV-LIX.  [Aa  149.] 

Florenz:  R.  Instituto. 

Florenz:  Societä  entomologica  Italiana.  — Bullettino,  anno  XXX.  [Bk  193.] 
Mailand:  Societä  Italiana  di  scienze  naturali.  — Atti,  vol.  XXXVII, 
fase.  4;  vol.  XXXVIII,  fase.  1—3.  [Aa  150.] 

Mailand:  R.  Instituto  Lombardo  di  scienze  e lettere.  — Rendiconti,  ser.  2, 
vol.  XXXI.  [Aa  161.]  — Memorie,  vol.  XVIII,  fase.  6.  [Aa  167.] 
Modena:  Societä  dei  naturalisti.  — Atti,  ser.  3,  vol.  XV,  fase.  1—2; 
vol.  XVI,  fase.  1—3.  [Aa  148.] 

Padua:  Societä  Veneto  Trentina  di  scienze  naturali.  — Bullettino,  tomo  VI, 
no.  4.  [Aa  193  b.]  — Atti,  vol.  III,  fase.  2.  [Aa  193.] 

Parma:  Redazione  del  Bullettino  di  paletnologia  Italiana. 

Pisa:  Societä  Toscana  di  scienze  naturali.  — Processi  verbali,  vol.  XI 
(3.  VII.  98 — 7.  V.  99);  Memorie,  vol.  XVI.  [Aa209.] 

Pom:  Accademia  dei  Lincei.  — Atti,  Rendiconti,  ser.  5,  vol.  VII,  fase.  11 — 12; 

vol.  VIII,  1.  sem.;  2.  sem.,  fase.  1 — 10.  [Aa  226.] 

Pom : R.  Comitato  geologico  d’Italia. 


37 


Turin : Societä  meteorologica  Italiana.  — Bollettino  mensuale,  sei*.  II, 
vol.  XVIII,  no.  9 — 11;  yoI.  XIX,  no.  1 — 7.  [Ec  2.]  — Annuario  storico 
meteorologico  italiano,  vol.  I,  1898.  [Ec  2 b.] 

Venedig : R.  Instituto  Veneto  di  scienze,  lettere  e arti. 

Verona : Accademia  di  Verona.  — Memoire,  ser.  III,  vol.  LXXIV,  fase.  1 — 2. 
[Ha  14.] 

10.  Grrossbritannien  und  Irland. 

Dublin : Royal  geological  society  of  Irland. 

Edinburg : Geological  Society.  — Transactions,  vol.  VII,  p.  4.  [Da  14.] 
Edinburg : Scottish  meteorological  society. 

Glasgoiv:  Natural  history  society.  — Transactions,  vol.  V,  p.  2.  [Aa  244.] 
Glasgoiv:  Geological  society. 

Manchester : Geological  society.  — Transactions,  vol.  XXVI,  p.  1—9. 
[Da  20.] 

Newcastle-upon-Tyne:  Tyneside  naturalists  field  club,  und:  Natural  history 
society  of  Northumberland,  Durham  and  Newcastle-upon-Tyne.  — 
Nat.  history  transactions,  vol.  XII,  p.  1.  [Aa  126.] 

11.  Schweden,  Norwegen. 

Bergen : Museum.  — Aarbog  for  1898  und  1899.  [Aa  294.]  — Report  on 
Norwegian  marine  investigations  1895  — 97.  [Ab  87.] 

Christiania : Universität.  — Universitets- Programm  for  1897.  [Aa  251.] 
Christiania : Foreningen  til  Norske  fortidsmindesmerkers  bevaring.  — Aars- 
beretning  for  1897.  [G  2.]  — Kunst  og  handverk  fra  Norges  fortid, 
2.  Reihe,  3.  Heft.  [G  81.] 

Stockholm : Entomologiska  Eöreningen.  — Entomologisk  Tidskrift,  Arg.  19. 
[Bk  12.] 

Stockholm : K.  Vitterhets  Historie  och  Antiqvitets  Akademien.  — Antiquarisk 
Tidskrift,  Del  XIV,  1.  [G  135.]  — Mänadsblad,  1895.  [G  135  a.] 
Tromsoe : Museum.  — Aarsberetning  1895  — 97;  Museums  Aarshefter, 
XIX— XX.  [Aa  243.] 

Upsalct : The  geological  Institution  of  the  university.  — Bulletin,  vol.  IV,  p.  1 
(no.  7),  1898.  [Da  30.] 

12.  Russland. 

Ekatharinenburg : Societe  Ouralienne  d’amateurs  des  Sciences  naturelles. 
Helsingfors : Societas  pro  fauna  et  flora  fennica.  — Meddelanden,  Heft  23. 

[Ba  20.]  — Acta,  vol.  XIII -XIV.  [Ba  17.] 

Kharkow : Societe  des  naturalistes  ä l’universite  imperiale. 

Kiew:  Societe  des  naturalistes. 

Moskau:  Societe  imperiale  des  naturalistes.  — Bulletin,  annee  1898,  no.  2 — 4. 
[Aa  134.]  ^ 

Odessa:  Societe  des  naturalistes  de  la  Nouvelle-Russie.  — Memoires,  tome 
XXII,  p.  2.  [Aa  256.] 

Petersburg : Kais,  botanischer  Garten. 

Petersburg : Comite  geologique.  — Bulletins,  vol.  XVII,  no.  6 — 10;  vol.  XVIII, 
no.  1 — 2.  [Da  23.]  — Memoires,  vol.  VIII,  no.  4;  vol.  XII,  no.  3. 
[Da  24.] 


38 


Petersburg'.  Physikalisches  Centralobs'ervatorium.  — Annalen,  Jalirg.  1897. 
[Ec  7.] 

Petersburg : Academie  imperiale  des  Sciences.  — Bulletin,  nouv.  serie  Y, 
tome  Ylir,  no.  5;  tome  IX;  tome  X,  no.  1—4.  [Aa  315.] 

Petersburg : Kaiserl.  Russische  mineralogische  Gesellschaft.  — Yerhandl., 
2.  Ser.,  Bd.  3G.  [Da  29.]  — Materialien  zur  Geologie  Russlands, 
XIX.  Bd.  [Da  29  b.] 

Riga:  Naturforscher- Verein. 


1 I®  _A  meri  1t  a® 

1.  Nord-Amerika. 

Albany : New  York  state  museum  of  natural  history.  — Annual  report  49; 
50,  p.  1.  [Aa  119.] 

Baltimore : John  Hopkins  university.  — University  circulars,  vol.  XIII, 
no.  108;  vol.  XIV,  no.  115;  vol.  XV,  no.  121;  vol.  XVIII,  no.  137—138, 
141.  [Aa  278.]  — American  Journal  of  mathematics,  vol.  XX,  no.  4; 
XXI,  no.  1 — 2.  [Ea  38.]  — American  Chemical  journal,  vol.  XX,  no.  8 — 10; 
vol.  XXI,  no.  1—5.  [Ed  60.]  — - Studies  in  histor.  and  politic.  Science, 
ser.  XI,  no.  7 — 8;  ser.  XV,  no.  3 — 5;  ser.  XVI,  no.  10 — 12;  ser.  XVII, 
no.  1—5.  [Fb  125.]  — American  journal  of  philology,  vol.  XIX,  no.  2 — 4. 
[Ja  64.] 

Berkeley : University  of  California.  — Departement  of  geology:  Bulletin  II, 
no.  4.  [Da  31.]  — Agriculturial  experiment  Station:  Partial  report 
1895  — 96,  1896 — 97;  biennial  report  1896  — 98;  annual  report  1898. 
[Da  31b. J 

Boston:  Society  of  natural  history.  — Memoirs,  vol.  V,  no.  4 — 5. 
[Aa  106.] 

Boston:  American  academy  of  arts  and  Sciences.  — Proceedings,  new  ser., 
vol.  XXXIV,  2-23;  XXXV,  1—3.  [Aa  170.] 

Buffalo:  Society  of  natural  Sciences. 

Cambridge:  Museum  of  comparative  zoology.  — Annual  report  for  1897—98, 
1898 — 99;  Bulletin,  vol.  XXXII,  no.  9 — 10;  vol.  XXXIII;  vol.  XXXIV; 
vol.  XXXV,  no.  1-6.  [Ba  14.] 

Chicago:  Academy  of  Sciences.  — Bulletin,  vol.  II,  no.  2;  40.  annual  report, 
1897.  [Aa  123  b.] 

Chicago:  Field  Columbian  Museum.  — Publications  29 — 39.  [Aa  324.] 

Daveitport:  Academy  of  natural  Sciences. 

Halifax:  Nova  Scotian  institute  of  natural  Science.  — Proceedings  and 
transactions,  2.  ser.,  vol.  II,  p.  4.  [Aa  304.] 

Lawrence:  Kansas  University.  — Quarterly,  series  A:  Science  and  mathe- 
matics, vol.  I,  no.  1,  3,  4;  vol.  II — IV;  vol.  V,  no.  1 — 2;  vol.  VI — VII; 
vol.  VIII,  no.  1 — 3.  [Aa  328.] 

Madison:  Wisconsin  Academy  of  Sciences,  arts  and  letters.  — Transactions, 
vol.  XII,  p.  1.  [Aa  206.  | 

Mexiko:  Sociedad  cientifica  „Antonio  Alzate“.  — Memorias  y Revista, 
tomo  XI,  cuad.  9 — 12;  tomo  XII,  cuad.  1 — 10.  [Aa  291.] 

Mihvaukee:  Public  Museum  of  the  City  of  Milwaukee.  — 16.  annual  report. 
[Aa  233.] 


39 


Montreal:  Natural  history  society.  — The  canadian  record  of  Science, 
vol.  VII,  no.  8.  [Aa  109.] 

New -Häven:  Connecticut  academy  of  arts  and  Sciences.  — Transactions, 
vol.  X,  p.  1.  [Aa  124.] 

Neiv-York:  Academy  of  Sciences.  — Annals,  vol.  XI,  no.  3;  vol.  XII, 
no.  1.  [Aa  101.] 

Neiv-York:  American  museum  of  natural  history. 

New- York:  State  geologist. 

Philadelphia:  Academy  of  natural  Sciences.  — Proceedings,  1898,  p.  II— III; 
1899,  p.  I.  [Aa  117.] 

Philadelphia:  American  philosophical  society.  — Proceedings,  vol.  XXXVII, 
no.  158;  vol.  XXXVIII,  no.  159.  [Aa  283.] 

Philadelphia:  Wagner  free  institute  of  Science. 

Philadelphia:  Zoological  society.  — Annual  report  27.  [Ba  22.] 

Pochester : Academy  of  Science. 

Pochester:  Geological  society  of  America.  — Bulletin,  vol.  IX — X.  [Da  28.] 

Salem:  Essex  Institute.  — Bulletin,  vol.  XXVIII,  no.  7-12;  vol.  XXIX, 
no.  7 — 12;  vol.  XXX.  [Aa  163.] 

San  Francisco:  California  academy  of  Sciences.  — Occasional  papers, 
vol.  VI.  [Aa  112b.]  — Proceedings,  3.  ser. , vol.  I,  no.  6 — 12. 
[Aa  112.] 

St.  Louis:  Academy  of  Science.  — Transactions,  vol.  VIII,  no.  8-12; 
vol.  IX,  no.  1 — 5,  7.  [Aa  125.] 

St.  Louis:  Missouri  botanical  garden.  — 1.,  2.,  4.  — 10.  annual  report. 
[Ca  25.] 

Topeka:  Kansas  academy  of  Science. 

Toronto:  Canadian  institute.  — Proceedings,  n.  ser.,  no.  7 — 8,  vol.  2,  p.  1—  2. 
[Aa  222,] 

Tafts  College. 

Washington:  Smithsonian  Institution.  — Deport  of  the  U.  St.  nat.  museum, 
1896.  [Aa  120  c.] 

Washington:  United  States  geological  survey.  — XVII 1.  annual  report, 
1896—97,  p.  1-5;  XIX.  annual  report,  1897 — 98,  p.  1,  4,  6.  [De  120a.] 
— Bulletin,  no.  88,  89,  149.  [De  120b.]  — Monographs,  vol.  XXIX 
bis  XXXI,  XXXV  mit  Atlas.  [De  120  c.] 

Washington:  Bureau  of  education. 


2.  Süd-Amerika. 

Buenos- Aires:  Museo  nacional.  — Anales,  tomo  VI;  communicaciones, 
tomo  I,  no.  2—4.  [Aa  147b.] 

Buenos- Aires:  Sociedad  cientifica  Argentina.  — Anales,  tomo  XL VI, 
entr.  5—6;  tomo  XLVII;  tomo  XLVIII,  entr.  1 — 5.  [Aa  230.] 
Cordoba:  Academia  nacional  de  ciencias.  — - Boletin,  tomo  XVI,  entr.  1. 
[Aa  208  b.] 

Montevideo:  Museo  nacional.  — Anales,  fase.  X — XI.  [Aa  326.] 

Pio  de  Janeiro:  Museo  nacional. 

San  Jose:  Instituto  fisico-geografico  y del  museo  nacional  de  Costa  Rica.  — 
Informe  1898—99.  [Aa  297.] 


40 


Säo  Paulo:  Commissäo  geographica  e geologica  de  S.  Paulo.  — Dados 
climatologicos,  1893 — 97.  [Aa  305  b.] 

La  Plata : Museum. 

Santiago  de  Chile:  Deutscher  wissenschaftlicher  Verein.  — Verhandl., 
Bd.  III,  Heft  6.  [Aa  286.] 


111.  Asien. 

Batavia:  K.  naturkundige  Vereeniging.  — Natuurk.  Tijdschrift  voor 
Nederlandsch  Indie,  Deel  58.  [Aa  250.] 

Calcutta:  Geological  survey  of  India.  — Palaeontologia  Indica,  Ser.  XV, 
yoI.  1,  p.  3.  [Da  9.]  — General  report  1898 — 99.  [Da  18.]  — Economic 
geology,  P.  I.  [Da  11b.] 

Tokio : Deutsche  Gesellschaft  für  Natur-  und  Völkerkunde  Ostasiens.  — 
Mittheil.,  Bd.  VII,  Th.  1 und  2;  Supplem.:  Ehmann,  japan.  Sprich- 
wörter, Th.  V.  [Aa  187.] 


IV.  Australien. 

Melbourne:  Mining  department  of  Victoria.  — Annual  report  of  the  secretary 
for  mines,  1898.  [Da  21.] 


B.  Durch  Geschenke. 

Albert , F.:  La  propagacion  de  la  langosta.  Sep.  1898.  [Bl  42.] 

Anders,  J.:  Lichenologisches  vom  Jeschken.  Sep.  1898.  [Ce  36.] 
Barrande ..  J. : Systeme  silurien  du  centre  de  la  Boheme.  Vol.  VII,  p.  2. 
[Dd  3.] 

Bruxelles:  Societe  beige  de  geologie,  de  paleontologie  et  d’hydrologie.  — 
Proces-verbaux,  annee  1896,  tome  X.  [Da  34.] 

Central- Commission,  K.  K.,  für  Erforschung  und  Erhaltung  der  Kunst- 
und  historischen  Denkmale:  Normative  und  Berichte.  Wien  1898. 
[G  142.] 

Comventz , H.:  Neue  Beobachtungen  über  die  Eibe.  [Cd  106  d.] 

Cory , Ch.:  The  birds  of  Eastern  North  America,  p.  1:  Waterbirds.  [Bf  72.] 
Danzig,  E.:  Die  Bealschul- Wetterwarte  zu  Rochlitz,  1881—98.  [Ec  92.] 
Drews  und  Hueppe:  Die  Grundlagen  der  geistigen  und  materiellen  Cultur 
der  Gegenwart.  Sep.  1899.  [Ja  79.] 

Engelhardt,  H.:  TertiärÜora  von  Berand.  [Dd  94  q.] 

Forest  Heald,  F.  de:  Gametophytic  regeneration  as  exhibited  by  mosses, 
and  conditions  for  the  germination  of  cryptogam  spores.  Diss.  97. 
[Cb  45  i.]  (Gesch.  v.  Prof.  Engelhardt.) 

Friedrich , 0.:  Die  ehemalige  Entwässerung  Böhmens  durch  die  Südlausitz. 
Sep.  1898.  [De  109  c.] 

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Isis- Osiris-Blätter,  Nr.  1—3.  [Ja  78  b.] 

Köhler , E.:  Zur  Geschichte  des  ehemaligen  Arznei-Laborantenwesens  im 
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König , W.:  Goethe’s  optische  Studien.  Festrede,  1899.  [Eb  46.] 
Königsberg : Preussischer  botanischer  Verein.  — Flora  von  Ost-  und  West- 
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Lefort , F. : Faussete  de  l’idee  evolucioniste.  Sep.  1899.  [De  240.] 
Maiden , J. : Botanic  gardens  and  domains  in  Sydney.  Bep.  for  1898. 
[Cd  118.] 

Möhl , H.:  Die  Witterungsverhältnisse  der  Jahre  1895—98.  Sep.  [Ec  91.] 
München : 71.  Versammlung  deutscher  Naturforscher  und  Aerzte,  mit  2 Beil. 
[Ab  89. J 

Naumann , E.:  Tektonische  Störungen  der  triadischen  Schichten  in  der 
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Kitsche , H.:  Studien  über  Hirsche,  Heft  1:  Untersuchungen  über  mehr- 
stangige  Geweihe  und  die  Morphologie  der  Hufthierhörner  im  All- 
gemeinen. 1898.  [Be  35.] 

Osirisblatt : Der  Lange.  2.  Jahrg.,  Nr.  15.  [Ja  78.] 

Frag : Gedenkbuch  zum  50jährigen  Begierungsjubiläum  Kaiser  Franz  I. 
(Czechisch.)  [Ab  88.] 

Raleigh:  Elisha  Mitchell  scientific  society.  — Journal,  vol.  XV — XVI,  p.  I. 
[Aa  300.] 

Sars , G.:  An  account  of  the  Crustacea  of  Norway,  vol.  II,  p.  13 — 14. 
[Bl  29  b.] 

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Schweder,  G.:  Die  Bodentemperaturen  bei  Biga.  Sep.  [Ec  98.] 

Stossich , M.:  Appunti  di  elmintologia.  Sep.  1899.  [Bm  54cc.] 

Stossich,  M.:  Le  smembramento  dei  Brachycoelium.  Sep.  1899.  [Bm  54  dd.] 
Stossich , ML:  La  sezione  degli  Echinostomi.  Sep.  1899.  [Bm  54 ee.] 
Stossich,  MI.:  Strongilidae,  lavora  monografico.  Sep.  1899.  [Bm  54 ff.] 
Theile , Fr.:  Gedächtnissrede  von  Pfarrer  Zenker-Lockwitz.  [Jb  79.] 
Thiele,  R.:  Die  Temperaturgrenzen  der  Schimmelpilze  in  verschiedenen 
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Thonner,  Fr.:  Analytical  key  to  the  natural  Orders  of  flowering-plants. 
[Cd  120.] 

Thonner,  Fr.:  Anleitung  zum  Bestimmen  der  Familien  der  Phanerogamen. 
[Cd  121.] 

Thonner , Fr.:  Vergleichende  Gegenüberstellung  der  Pflanzenfamilien,  welche 
in  den  Handbüchern  von  Bentham-Hooker  und  Engler-Prantel  unter- 
schieden sind.  [Cb  47.] 

Thonner , Fr.:  Im  afrikanischen  Urwald.  [Fb  132.] 


42 


Voretzsch , M.:  Festrede  zur  Feier  des  80jährigen  Bestehens  der  natur- 
forschenden Gesellschaft  des  Osterlandes.  Sep.  1898.  [Aa  69.] 
Washington:  National  academy  of  Sciences. — Memoirs,  vol.  VIII.  [Aa  320.] 


C.  Durch  Kauf. 

Abhandlungen  der  Senckenbergischen  naturforschenden  Gesellschaft, 
Bd.  XXI,  Heft  3—4;  Bd.  XXIV,  Heft  4.  [Aa  9.] 

Anzeiger  für  Schweizer  Alterthümer,  Jahrg.  XXXI,  Nr.  4;  neue  Folge,  Bd.  I, 
Heft  1—3,  mit  Beil.  [G  1.] 

Anzeiger , zoologischer,  Jahrg.  XXII,  Nr.  577 — 604.  [Ba  21.] 

Bronn' s Klassen  und  Ordnungen  des  Thierreichs,  Bd.  II,  Abth.  3 (Echino- 
dermen),  Lief.  22— 28;  Bd.  III  (Mollusca),  Lief.  35—47;  Bd.  IV  (Vennes), 
Suppl.,  Lief.  14—17;  Suppl.,  Bd.  V (Crustacea),  Abth.  2,  Lief.  53  — 56; 
Bd.  VI,  Abth.  5 (Mammalia),  Lief.  54 — 56.  [Bb  54.] 

Gebirgsverein  für  die  Sächsische  Schweiz : Ueber  Berg  und  Thal,  Nr.  245 
bis  262.  [Fa  19.] 

Geradflügler  Mitteleuropa’ s von  Tümpel,  Lief.  1—6.  [Bk  243.] 

Hedwigia , Bd.  38.  [Ca  2.] 

Jahrbuch  des  Schweizer  Alpenclub,  Jahrg.  34.  [Fa  5.] 

Monatsschrift , deutsche  botanische,  Jahrg.  17.  [Ca  22.] 

Mutter  Erde , Jahrg.  I — II.  [Ha  35.]  (Vom  Isis-Lesezirkel.) 

Nachrichten , entomologische,  Jahrg.  15.  [Bk  235.]  (Vom  Isis-Lesezirkel.) 
Natur , Jahrg.  47.  [Aa  76.]  (Vom  Isis-Lesezirkel.) 

Palaeontographical  society , London,  vol.  LII.  [Da  10.] 

Prähistorische  Blätter , Jahrg.  XL  [G  112.] 

Wochenschrift , naturwissenschaftliche,  Bd.  XIV.  [Aa  311.]  (Vom  Isis-Lese- 
zirkel.) 

Zeitschrift  für  die  gesammten  Naturwissenschaften,  Bd.  71,  Nr.  4—6; 

Bd.  72,  Nr.  1—2.  [Aa  98.] 

Zeitschrift  für  Meteorologie,  Bd.  16.  [Ec  66.] 

Zeitschrift  für  wissenschaftliche  Mikroskopie,  Bd.  XV,  Heft  2 — 4;  Bd.  XVI, 
Heft  1—3.  [Ee  16.] 

Zeitschrift , Oesterreichische  botanische,  Jahrg.  49.  [Ca  8.] 

Zeitung , botanische,  Jahrg.  57.  [Ca  9.] 

Abgeschlossen  am  31.  December  1899. 

C.  Schiller, 
Bibliothekar  der  „Isis“. 


Zu  besserer  Ausnutzung  unserer  Bibliothek  ist  für  die  Mitglieder  der 
,,Isisu  ein  Lesezirkel  eingerichtet  worden.  Gegen  einen  jährlichen  Beitrag 
von  3 Mark  können  eine  grosse  Anzahl  Schriften  bei  Selbstbeförderung 
der  Lesemappen  zu  Hause  gelesen  werden.  Anmeldungen  nimmt  der  Biblio- 
thekar entgegen. 


Abhandlungen 

der 

N aturwissenschaftlichen  Gesellschaft 

ISIS 

in  Dr  e s den. 


1899, 


V.  Studien  über  Faciesbildungen  im  Gebiete  der 
sächsischen  Kreideformation. 


Von  Dr.  Wilhelm  Petrascheek. 


Das  Gebiet  der  sächsischen  Kreideformation  zerfällt  in  zwei  Facies- 
bezirke,  den  des  Quaders  und  denjenigen  des  Pläners.  Die  gegenseitigen 
Beziehungen  beider  zu  einander  zu  verfolgen  und  zwar  namentlich  fest- 
zustellen, welche  Schichten  des  einen  Complexes  speciell  denen  des  anderen 
entsprechen,  sowie  klar  zu  legen,  in  welchem  Maasse  mit  den  petro- 
graphischen  F aciesunterschieden  eine  faunistische  Differenzirung  Hand  in 
Hand  geht,  ist  die  Aufgabe  der  folgenden  Untersuchungen. 

Als  Grundlage  für  die  nachstehenden  Erörterungen  dienten 

1.  H.  B.  Geinitz:  Charakteristik  der  Schichten  und  Petrefacten  des 
sächsisch -böhmischen  Kreidegebirges.  Dresden  und  Leipzig  1839  — 42. 

2.  H.  B.  Geinitz:  Das  Elbthalgebirge  in  Sachsen.  Palaeontographica 
Bd.  20,  1871—75. 

3.  Die  nachstehenden  Blätter  und  zugehörigen  Erläuterungen  der 
geologischen  Specialkarte  des  Königreichs  Sachsen,  bearbeitet 
unter  der  Leitung  von  Hermann  Credner: 

Section  Meissen  und  Freiberg  von  A.  Sauer, 

„ Kötzschenbroda  von  Th.  Siegert, 

,,  Tharandt  von  R.  Beck  und  A.  Sauer, 

„ Wilsdruff,  Dresden,  Kreischa -Hänichen,  Pirna,  Königstein 
und  Berggiesshübel  von  R.  Beck, 

„ Glashütte -Dippoldiswalde  und  Rosenthal- Hoher  Schnee- 

berg von  F.  Schalch, 

„ Grosser  W interb  erg  - T etsch  en  von  R.  Beck  und  J.  Hibsch. 

Die  übrige  in  Betracht  kommende  Litteratur  findet  sich  an  der  be- 
treffenden Stelle  citirt. 

Die  von  der  geologischen  Landesuntersuchung  Sachsens  eingeführte 
und  in  deren  Publicationen  kartographisch  und  textlich  zur  Anwendung 
gebrachte  Stufen -Gliederung  der  sächsischen  Kreideformation  ist  auch 
unserer  Arbeit  über  die  Faciesbildungen  der  letzteren  zu  Grunde  ge- 
legt worden. 

Den  erforderlichen  palaeontologischen  Studien  standen  die  reichen 
Sammlungen  des  K.  Mineralogisch -geologischen  Museums  zu  Dresden  und 
der  K.  Sächsischen  Technischen  Hochschule,  sowie  die  Sammlung  der 
K.  Sächsischen  Geologischen  Landesanstalt  in  Leipzig  zu  Gebote.  Das 


82 


auf  solche  Weise  verfügbare  geologische  und  palaeontologische  Material 
wurde  durch  eigene  seit  mehreren  Jahren  angestellte  Beobachtungen  und 
sammlerische  Ausbeutungen  ergänzt  und  vervollständigt. 

Es  ist  meine  Pflicht,  auch  an  dieser  Stelle  meinen  Lehrern,  Herrn 
Geheimen  Bergrath  Prof.  Dr.  H.  Credner  und  Herrn  Prof.  Dr.  E.Kalkowsky 
für  die  vielfachen  Förderungen  und  Unterstützungen,  die  sie  mir  hei  der 
Abfassung  vorliegender  Arbeit  zu  Theil  werden  liessen,  meinen  wärmsten 
Dank  auszusprechen.  Auch  den  Herren  Prof.  Dr.  R.  Beck,  Prof.  Dr. 
J.  Hi b sch  und  Dr.  J.  Jahn  bin  ich  für  schätzenswerthe  Unterweisungen 
sehr  zu  Dank  verbunden. 


Innerhalb  des  sächsischen  Kreidegebietes  erscheint  die  Stufe  des 
Inoceramus  labiatus  zur  Prüfung  und  Beantwortung  der  einschlägigen 
Fragen  besonders  geeignet,  weil  gerade  sie  die  ausgesprochenste  petro- 
graphische  Faciesdifferenzirung  aufweist,  von  der  vorauszusetzen  ist, 
dass  sie  auch  in  faunistischen  Unterschieden  ihren  Ausdruck  finde. 

I.  Die  Quader-  und  Flänerfacies  der  Stufe  des  Inoceramus 

labiatus . 

Das  Unter  -Turon,  also  die  Labiatus -Stufe,  ist  in  Sachsen  in  zwei 
einander  schroff  gegenüberstehenden  petrographischen  Facies  zur  Ent- 
wickelung gelangt,  nämlich  dem  Labiatus -Quader  und  dem  Labiatus -Pläner. 
Der  erstere  beschränkt  sich  auf  das  Verbreitungsgebiet  der  Sächsisch- 
Böhmischen  Schweiz,  der  letztere  hingegen  auf  das  nordwestlich  vor- 
liegende Elbthalareal  von  Mügeln  bis  Meissen.  Zwischen  diesen  beiden 
petrographischen  Gegensätzen  wird  ein  Uebergang  durch  kalkige  Quader 
und  sandige  Pläner  vermittelt.  Beck*)  hat  diesen  genau  verfolgt  und 
gezeigt,  dass  der  Kalkgehalt  zunächst  in  den  liegenden  Schichten  auftritt 
und  dann  nach  KW  in  immer  höhere  Gesteinsbänke  hinaufsteigt.  Ganz 
allmählich  und  stetig  ändern  die  Quader  und  Pläner  ihre  Beschaffenheit. 
Bei  Königswald  im  Fulauer  Thal  in  Böhmen  ist  der  Labiatus -Quader 
mittelkörnig,  er  bleibt  es  bis  in  die  Gegend  von  Klein-Cotta  in  der  süd- 
östlichen Ecke  von  Section  Pirna,  von  hier  ab  beginnt  er  feinsandig  zu 
werden  und  bildet  den  wegen  seines  feinen  und  gleichmässigen  Kornes 
geschätzten  Bildhauersandstein  von  Gross-Cotta,  Rottwerndorf  und  Dohna. 
Weiter  nach  NW  wird  sein  Bindemittel  kalkig,  und  kaum  merklich  geht 
er  in  sandigen  Pläner  über.  Solcher  steht  am  Wege  von  Gross -Sedlitz 
nach  Krebs  an  und  reicht,  immer  ärmer  an  Sand  werdend,  bis  in  die 
Gegend  nördlich  von  Dohna.  Erst  im  Gebiete  der  Section  Dresden  und 
zwar  zunächst  bei  Leubnitz  ist  die  Labiatus -Stufe  als  eigentlicher  Pläner 
entwickelt.  Die  Strecke,  auf  der  dieser  ganz  langsame  Uebergang  statt- 
findet, entspricht  einer  Entfernung  von  fast  20  km. 

1.  Die  Quaderfacies. 

Der  Labiatus -Quader  stellt  einen  in  dicke,  1 bis  3 m mächtige  Bänke 
geschichteten,  fein-,  mittel-  bis  grobkörnigen  Sandstein  dar,  der  im 
äussersten  Südosten,  bei  Königswald,  sogar  einzelne  Gerolle  in  sich  auf- 


*)  Erläuterungen  Sect.  Pirna,  S.  60. 


33 


nimmt.  Quarz  und  zwar  von  weisser,  grauer,  seltener  von  röthlicher  Farbe 
ist  bei  weitem  vorwiegend,  daneben  treten  vereinzelte,  ganz  kleine  Glimmer- 
schüppchen, Glaukonit  und,  jedoch  nur  als  mikroskopische  Bestandtheile, 
Turmalin , Zirkon  und  Rutil  auf.*)  Das  Bindemittel  ist  thonig,  im  NW 
kalkig,  seltener  eisenschüssig.  Vom  Carinaten- Quader  unterscheidet  sich 
der  Labiatus  - Quader  durch  seine  kleineren  und  spärlichen  Muskovit- 
schüppchen , vom  Brongniarti - Quader  durch  das  Fehlen  kaolinisirter  Feld- 
spathe,  durch  die  geringere  Zahl  rosarother  Quarze  und  durch  das  Binde- 
mittel, das  bei  letzterem  meist  eisenschüssig  ist.  Diagonalschichtung  und 
Wellenfurchen  kennzeichnen  den  Labiatus  - Quader  als  eine  Ablagerung 
des  seichten  Wassers** ***)). 

Die  V erbandsverhältnisse  des  Labiatus  - Quaders  sind  durch  die  tief 
in  die  Kreideschichten  einschneidenden  Flussthäler  wiederholt  klar  auf- 
geschlossen. Sein  Liegendes  wird  von  einem  plattigen , feinkörnigen 
Sandstein  (Plänersandstein)  gebildet,  der,  wie  später  gezeigt  werden  soll, 
eine  selbständige  obere  Stufe  des  Cenomans  repräsentirt,  ein  Lagerungs- 
verhältniss,  welches  durch  das  von  Herrn  Geheimen  Bergrath  Prof.  Dr. 
H.  Credner  aufgenommene  und  mir  zur  Verfügung  gestellte  Profil  1 

Fig.  1. 


Eiland. 


Profil  durch  das  Cenoman  und  den  Labiatus- Quader  bei  Eiland, 
Section  Eosenthal-  Hoher  Schneeberg***). 


Auf  den  Carinaten  - Quader  (qc)  folgt  die  obere  Stufe  des  Cenomans,  ein  Pläner- 
sandstein (pac),  auf  diesen  der  Labiatus  - Quader  (ql).  Nach  H.  Credner. 

veranschaulicht  wird.  Im  Gottleubathal  bei  Langenhennersdorf  bildet  ein 
blaugrauer  Thon,  der  nach  Geinitz  Inoceramus  labiatus  Schloth.  und 
Ammonites  peramplus  Mant.  führt , das  Liegende,  erst  unter  diesem  folgt 
der  feinkörnige  Sandstein  des  Cenoman.  Das  Hangende  des  Labiatus- 
Quaders  stellt  die  Stufe  des  Inoceramus  Brongniarti  dar,  die  an  ihrer 
Basis  insofern  eine  ziemlich  wechselvolle  Ausbildung  zeigt,  als  sie  im 
Gottleubathal  mit  einem  sandigen  glaukonitischen  Mergel  beginnt,  auf  den 
glaukonitischer  Sandstein  mit  Rhynchonella  bohemica  Schlönb.  folgt, 


*)  Erläuterungen  Sect.  Eosentbal,  S.  18. 

**)  Erläuterungen  Sect.  Grosser  Winterberg  - Tetschen , S.  28,  und  Beck:  Ueber 
Litoralbildungen  in  der  sächsischen  Kreideformation.  Ber.  natf.  Ges.  Leipzig  1895/96,  S.  5. 

***)  Anmerkung  zu  Figur  1 : Die  von  uns  zur  Erklärung  sämmtlicher  Textfiguren 
benutzten  Buchstabensymbole  für  die  einzelnen  Schichten  der  sächsischen  Kreide  ent- 
sprechen folgenden , auf  der  geologischen  Specialkarte  des  Königreichs  Sachsen  für  die 
gleichen  Ablagerungen  zur  Anwendung  gebrachten  Symbolen.  Cenoman:  q c = c 1 s, 
pc  = clp,  pac  = tls.  — Labiatus-Stufe:  ql=  tls,  pl  ==  tlp.  — Brongniarti- 
Stufe:  m — 1 2 m , q y1  ||  t 2 g,  pb1=t2p,qy3  = t2g,  pb3=t2m^=t2p,  qb 
= t8s.  — Scaphiten-Stufe:  msc  = t4. 


34 


während  im  Bielathal  und  am  Fusse  des  Hohen  Schneeberges  dieser 
letztere  den  Labiatus- Quader  direct  überlagert. 

Der  Labiatus -Quader  bat  eine  beträchtliche  Zahl  von  Fossilien  ge- 
liefert, die  hauptsächlich  in  den  zahlreichen  und  grossen  Steinbrüchen  des 
Gottleubathales  und  des  Lohmgrundes  gesammelt  wurden.  Geinitz, 
Beck  und  Schalch  citiren  die  folgenden  Arten: 


Callianassa  antiqua  Otto.  ss. 
Ammonites  Austeni  Sharpe.  s. 

— peramplus  Mant.  s. 

Lima  canalifera  Goldf.  ss. 

— pseudocardium  Rss.  s. 

Area  glabra  Park.  ss. 

Pecten  decemcostatus  Münst.  s. 
Pinna  Cottai  Gein.  s. 

— decussata  Goldf.  lih. 

— cretacea  Schloth.  h. 

Inoceramus  labiatus  Schloth.  hh. 

— Cripsii  Mant.  s. 

Exogyra  columba  Lam.  h. 

Phynchonella  hohem, ica  Schlönb.  s. 
Stellaster  albensis  Gein.  ss. 

Holaster  suborbicularis  Defr.  s. 


Der  unbedeutenden  Specieszahl  steht  der  Reichthum  an  Individuen 
einzelner  Arten  gegenüber.  Inoceramus  labiatus  Schloth.  kommt  in 
ausserordentlich  grosser  Menge  vor;  in  den  Rottwerndorfer  Brüchen  bildet 
er  oft  Nester,  am  böhmischen  Abhang  bei  Königswald  erscheinen  die 
Schichtfläch  eil  zuweilen  wie  damit  gepflastert.  Auch  Exogyra  columba  Lam. 
ist  nicht  nur  in  zahlreichen  einzelnen  Exemplaren  anzutreffen,  sondern 
tritt  ausserdem  hie  und  da  bankförmtg  angereichert  auf. 

2.  Die  Plän  erfaß  ies. 

Das  Verbreitungsgebiet  der  typischen  Labiatus-Pläner  liegt,  wie  bereits 
hervorgehoben,  nordwestlich  von  dem  des  Quaders  und  breitet  sich  in 
der  Elbthalwanne  zwischen  Mügeln  und  Meissen  aus.  Charakteristisch  für 
den  Pläner  ist  seine  Schichtung  in  Bänke,  deren  Mächtigkeit  in  der 
Regel  zwischen  0,2  und  0,5  m schwankt  und  denen  zuweilen  schwache 
schieferige  Lagen  zwischengeschaltet  sind.  Der  Pläner  ist  sehr  feinkörnig 
bis  dicht,  von  blaugrauer,  aschgrauer  oder  bräunlicher  Farbe  und  weist 
meist  bräunliche  oder  graue  Flecken  auf.  Gewöhnlich  ist  er  kalkig, 
ausserdem  noch  thonig  oder  feinsandig.  Spärlich  enthält  er  kleine 
Glimmerblättchen  oder  Glaukonit.  Wenn  auch  der  Carinaten  - Pläner  ge- 
wöhnlich zahlreichere  Muskovitschiippchen  enthält  als  der  Labiatus-Pläner, 
so  ist  es  doch  nicht  möglich,  beide  lediglich  auf  Grund  des  Gesteins- 
habitus sicher  zu  unterscheiden.  Ebensowenig  finden  sich  durchgreifende 
petrographische  Verschiedenheiten  zwischen  dem  Labiatus-Pläner  und  dem 
Brongniarti  - Pläner. 

Das  Liegende  der  Labiatus-Stufe  der  Dresdner  Elbthalwanne  besteht 
aus  dem  Carinaten-Pläner,  welcher  durch  eine  0,5  bis  1 m mächtige  Schicht 
von  gelblichem  Mergel,  die  in  den  Steinbrüchen  von  Cotta  und  Leutewitz 


35 


wiederholt  aufgeschlossen  ist,  vom  Labiatus- Pläner  getrennt  wird.  Das 
Hangende  ist  nirgends  in  directer  Ueberlagerung  anstehend  zu  beobachten, 
wird  aber  durch  eine  ältere,  als  Plänermergel  entwickelte  Abtheilung  der 
Brongniarti-  Stufe  gebildet. 

Im  Vergleich  zum  Labiatus -Quader  ist  der  Pläner  ziemlich  arm  an 
organischen  Kesten.  Auch  im  Gegensatz  zu  den  aequivalenten  Weissen- 
berger  Plänern  Böhmens  hat  er  bis  jetzt  verhältnissmässig  wenig  Petre- 


facten  geliefert.  Bekannt  sind  folgende  Arten*): 

Enoploclytia  Leachi  Mant.  sp.  ss. 
Ammonites  peramplus  Mant.  s. 

— Woollgari  Mant.  h. 

— Ansteni  Sharpe.  s. 

Nautilus  sublaevigatus  d’Orb.  h. 
Scala  decorata  Köm.  ss. 

Eapa  cancellata  Sow.  sp.  ss. 

Pleurotom aria  seriato  - granu- 
lata  Goldf.  s. 

Turritella  multistriata  Reuss.  s. 

Natica  Gentii  Sow.  sp.  s. 

*Eriphyla  lenticularis  Sow.  ss. 

Lima  elongata  Sow.  s. 

— pseudocardium  Reuss.  s. 

— divaricata  Duj.  s. 

Pecten  curvatus  Gein.  s. 

Inoceramus  labiatus  Schloth.  s. 

* Mytilus  Neptuni  Goldf.  ss. 

* Pinna  decussata  Goldf.  ss. 

Ostrea  hippopodium  Nilss.  s. 

Exogyra  lateralis  Nilss.  s. 

— columba  Lam.  s. 

— conica  Sow.  s. 

Anomia  subtruncata  d’Orb.  s. 

Terebratulina  rigida  Schloth.  s. 


Die  meisten  dieser  Fossilien  sind  selten;  häufig  sind  allein  Nautilus 
sublaevigatus  d’Orb.  und  Ammonites  Woollgari  Mant.  zu  beobachten.  Ino- 
ceramus labiatus  Schloth.  kommt  nur  vereinzelt  vor. 


3.  Vergleich  der  Faunen  beider  Facies. 

Den  beiden  Faciesgebilden  der  Labiatus -Stufe  sind  nach  diesen  Zu- 
sammenstellungen nur  sechs  Arten  gemeinsam.  Jedoch  verringert  sich  die 
Zahl  der  hiernach  auf  nur  eine  Facies  beschränkt  erscheinenden  Formen, 
wenn  man  in  Betracht  zieht,  dass  manche  derselben  in  anderen  Stufen 
der  sächsischen  Kreideformation  auch  in  der  entgegengesetzten  Facies 
Vorkommen,  so  Area  glabra  Park,  im  Carinaten- Pläner,  Eriphyla  lenticu- 
laris Sow.  im  Brongniarti -Quader,  Mytilus  Neptuni  Goldf.,  Exogyra 
lateralis  Nilss.  und  conica  Sow.  im  Carinaten -Quader.  Sie  dürfen  dem- 


*)  Die  mit  * Gezeichneten  Arten  befinden  sich  in  der  Sammlung  des  Herrn  Lehrer 
Ebert,  Dresden. 


36 


nach  nicht  als  der  Quader-  bez,  Pläner-Facies  charakteristisch  angesehen 
werden.  Die  Eigenart  der  Fauna  des  Quaders  drückt  sich  namentlich 
darin  aus,  dass  in  ihm  Lamellibranchiaten  vorwalten,  insbesondere  solche 
mit  kräftiger,  stark  gerippter  Schale,  z.  B.  Inoceramus  labiatus  Schloth. 
und  Cripsii  Mant.,  sowie  Pecten  decemcostatus  Münst.  Die  Gattung  Pinna 
findet  sich  hauptsächlich  im  Quader  und  ist  hier  recht  häufig,  was  auch 
für  den  Quader  anderer  Stufen  der  sächsischen  Kreide  gilt.  Es  besteht 
hierin  die  vollste  Analogie  zu  ihrer  heutigen  Lebensweise,  da  sie  meist 
im  Sande  steckend  gefunden  wird*).  Cephalopoden  sind  zwar  im  Quader 
vorhanden,  aber  selten,  Gastropoden  fehlen  völlig. 

In  der  Pläner-Facies  dagegen  dominiren  die  Lamellibranchiaten  nicht 
in  dem  Maasse  wie  in  der  Quader -Facies,  auch  stellen  sich  hier  solche 
von  zarter  gebauter  Schale  ein,  wie  Eriphyla  lenticularis  Sow.  und  Pecten 
curvatus  Gein.  Exogyra  columba  Lam.,  die  im  Quader  bankweise  vor- 
kommt, ist  im  Pläner  Sachsens  nur  in  vereinzelten  Exemplaren  zu  finden; 
in  Böhmen  bildet  sie  jedoch  auch  im  Pläner  z.  B.  bei  Posteiberg  und 
Michelob  Bänke.  Charakteristisch  ist  das  Verhalten  der  Gastropoden, 
von  denen  man  aus  dem  Pläner  fünf  Arten,  aus  dem  Quader  bis  jetzt 
keine  kennt.  Bezüglich  der  Cephalopoden,  welche  sich  in  beiden  Facies 
in  ihrer  Vertretung,  wenn  auch  nicht  in  ihrer  Häufigkeit,  fast  gleich 
bleiben,  scheint  eine  Erklärung  dieser  ihrer  ungefähr  gleichen  Vertretung 
in  den  beiden  extremen  Facies  in  der  Annahme  Waith er’s**),  dass  die 
leeren  Schalen  derselben  auf  dem  Wege  pseudoplanktonischer  Drift  Ver- 
breitung gefunden  haben,  zu  liegen.  Ein  sehr  eigenthlimliches  Verhältniss 
zur  Facies  zeigen  die  Brachiopoden,  von  denen  der  Labiatus -Quader  nur 
Rhynchonella , der  Labiatus-Pläner  Terebratulina  enthält.  Ihre  Beziehung 
zur  Facies  wird  noch  viel  deutlicher,  wenn  auch  die  übrigen  Quader-  und 
Plänerschichten  der  Kreide  Sachsens  zum  Vergleich  herangezogen  werden. 
Es  ergiebt  sich  dann,  dass  im  Quader  Rhynchonella  in  grosser  Häufig- 
keit (glaukonitischer  Sandstein  von  Krietzschwitz),  ja  sogar  in  Bänken 
(Knöpfchenschicht  des  Brongniarti-Quaders)  auftritt,  während  sie  im  Pläner 
vereinzelt,  immerhin  aber  nicht  selten  vorkommt.  Terebratnla  und  Tere- 
bratulina dagegen  sind  nur  aus  dem  Pläner,  aus  gewissen,  jetzt  entkalkten 
Plänersandsteinen  und  aus  dem  zur  Klippenfacies  gehörenden,  ausser- 
ordentlich glaukonitreichen  Grünsandstein  von  Oberau  bekannt,  niemals 
aber  wurden  sie  im  eigentlichen  Quadersandstein  gefunden.  Ganz  analoge 
Beobachtungen  theilt  Hume***)  aus  der  Kreide  Irlands  mit;  er  sagt,  dass 
es  scheine,  als  habe  Rhynchonella  noch  unter  Verhältnissen  leben  können, 
unter  denen  Terebratula  nicht  mehr  existiren  konnte. 

So  lassen  sich  denn  die  faunistischen  Divergenzen  innerhalb  der 
beiden  Facies  der  Labiatus -Stufe  in  folgenden  Worten  zusammenfassen: 
Im  Quader  herrschen  Lamellibr anchiaten  vo r,  besonders  solche 
mit  starker,  kräftig  gerippter  Schale.  Die  Gattung  Pinna  ist 
in  ihm  häufig  und  für  ihn  charakteristisch.  Cephalopoden  sind 
selten,  Gastropoden  ebenso,  Terebrateln  fehlen  ganz.  Der 
Pläner  hat  dagegen  zahlreichere  Cephalopoden  aufzuweisen. 

*)  Walther:  Einleitung  in  die  Geologie  als  historische  Wissenschaft.  Jena  1893/94, 
S.  115,  173,  485. 

**)  1.  c.  S.  509  u.  f.,  u.  Zeitschr.  der  deutschen  geolog.  Gesellschatt  1897,  S.  258. 

***)  Hume:  The  cretaceons  strata  of  county  Antrim.  Quaterly  Journ.  of  the 
Geol.  Soc.  1897,  p.  605. 


37 


Die  dickschaligen  und  kräftig  gerippten  Zweischaler  treten 
zurück,  während  dünnschalige  häufiger  werden.  Pinna  ist  sehr 
selten.  Der  Pläner  führt  im  Gegensatz  zum  Quader  verschie- 
dene Gastropoden  und  Terebratula. 


II.  Das  obere  Cenoman  und  seine  Faciesverschiedenb eiten. 

Im  Gebiete  der  Sächsisch -Böhmischen  Schweiz  ist  das  Cenoman 
wesentlich  als  Quader  ausgebildet  und  streicht  als  solcher  unter  der 
turonen  Labiatus- Stufe  z.  B.  bei  Niedergrund,  Tyssa  und  Eiland  zu  Tage 
aus.  Gleiche  petrographische  Beschaffenheit  zeigen  jene  grösseren  oder 
kleineren  Lappen  des  Cenoman,  welche  in  der  Gegend  zwischen  Freiberg 
und  Tharandt,  sowie  zwischen  Rabenau  und  Schlottwitz  dem  Nordost- 
abhange  des  Erzgebirges  aufgelagert  sind.  Auch  bei  Coschütz  und 
Döltzschen  sind  auf  den  Böschungen  des  Syenitrückens  des  Plauenschen 
Grundes  cenomane  Quader  aufgeschlossen. 

Im  Gegensatz  hierzu  gewinnen  in  der  Gegend  von  Dohna,  Plauen 
und  Cotta  kalkige  Ablagerungen  des  Cenomans,  also  Carinaten- Pläner 
eine  allgemeine  Verbreitung.  Nach  der  bisherigen  Auffassung  galten  diese 
letzteren  als  Aequivalente,  nämlich  als  Faciesgebilde  des  gesammten, 
andererorts  entwickelten,  cenomanen  Quadersandsteins,  also  des  Carinaten- 
Quaders.  Im  Folgenden  soll  gezeigt  werden  und  zwar  an  den  instructiven 
Aufschlüssen  der  weiteren  Umgebung  von  Dresden,  dass  diese  Auffassung 
nur  zum  Theil  zu  Recht  besteht,  dass  nämlich  der  Carinaten- Pläner  das 
Aequivalentgebilde  nur  eines  oberen  Complexes  des  sandig  entwickelten 
Cenomans  der  oben  aufgezählten  Quadergebiete  ist. 

1.  Das  Verhältniss  des  Carinaten -Quaders  zum  Carinaten -Pläner. 

Zur  Annahme,  dass  der  Carinaten- Quader  eine  Faciesbildung  des 
Carinaten -Pläners  sei,  führte  vor  Allem  der  Umstand,  dass  ebenso  wie 
über  dem  Syenit  bei  Plauen  der  Carinaten -Pläner  und  auf  diesem,  durch 
eine  Thonschicht  getrennt,  der  Labiatus -Pläner  liegt,  so  auch  weiter 
nördlich  auf  dem  Rücken,  der  die  Goldene  Höhe  und  die  Prinzenhöhe 
trägt,  discordant  auf  das  Rothliegende  erst  der  Carinaten- Quader  und 
dann,  ebenfalls  unter  Zwischenschaltung  einer  Thonschicht,  ein  Pläner- 
sandstein folgt.  Diesen  letzteren  stellte  Gümbel*)  zum  Turon,  und 
Beck**)  that  das  gleiche,  indem  er  sich  bei  seiner  Grenzziehung  nament- 
lich auf  die  trennende  Thonschicht  stützt.  Er  setzte  dabei  die  Identität 
beider  Thonschichten,  also  derjenigen  zwischen  Carinaten -Quader  und 
Plänersandstein  mit  derjenigen  zwischen  Carinaten- Pläner  und  Labiatus- 
Pläner  voraus,  und  bezeichnet  diese  thonigen  Zwischenlagerungen  sogar 
,,als  eine  nirgends  aussetzende  Leitschicht“.  Aber  schon  der  Anblick  der 
geologischen  Karte  lehrt,  dass  dies  nicht  ohne  Weiteres  zulässig  ist,  da 
weite  Strecken  zwischen  der  Goldenen  Höhe  und  dem  Turon  von  Leubnitz, 
sowie  von  Plauen  und  Cotta,  wo  dieselbe  Schicht  von  Thon  wieder  auf- 
treten  soll,  vom  Diluvium  verdeckt  oder  ohne  Aufschlüsse  sind,  so  dass 


*)  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Kreide-  oder  Procaenformation  im  nordwestlichen 
Böhmen.  Abhandlungen  der  Bayerischen  Akademie,  Band  X,  S.  53. 

**)  Erläuterungen  Sect.  Kreischa -Hänichen,  S.  76. 


38 


man  die  Thonschichten  nicht  direct  verfolgen  kann.  Beide,  auf  der 
Goldenen  Höhe  durch  diesen  Thon  getrennten  Sandsteine,  also  der  Carinaten- 
Quader  und  der  Plänersandstein  sollen  ferner  nach  Norden  zu  immer 
reicher  an  kalkigem  Bindemittel  werden,  eine  dick-  bis  diinnplattige 
Schichtung  annehmen  und  so  allmählich  in  den  Carinaten-  bez.  Labiatus- 
Pläner  übergehen.  — Gegen  diese  Annahmen  lassen  sich  verschiedene 
Einwendungen  erheben,  die  auf  zum  Theil  auch  von  Beck  selbst  gemachten 
Beobachtungen  beruhen. 

Dagegen,  dass  der  cenomane  Quader  der  Goldenen  Höhe  nach  Norden 
allmählich  in  Pläner  übergehe,  spricht  schon  die  Thatsache,  dass  im 
Untergründe  Dresdens,  also  im  Gebiete  der  Plänerfacies  und  zwar  bei 
der  Anlage  der  artesischen  Brunnen  am  Antonsplatze,  in  der  Antonstrasse 
und  in  der  Papierfabrik,  cenomaner  Quader  erbohrt  worden  ist,  der,  wie 
die  im  K.  Mineralogisch-geologischen  Museum  zu  Dresden  aufbewahrten 
Proben  zeigen,  recht  grobkörnig  ist.  Seine  Mächtigkeit  wechselt  dort 
beträchtlich  und  betrug  am  Antonsplatze  18,  bei  der  Papierfabrik  nur  6 m. 
Kohlige  Substanz  enthält  dieser  Quader  nicht,  vielmehr  weisen  Accumulate 
von  zerbrochenen  Muschelschalen,  vielleicht  Austern  zugehörig,  mit 
Bestimmtheit  darauf  hin,  dass  dieser  Sandstein  nicht  die  Crednerien- 
Stufe,  sondern  den  marinen  Carinaten- Quader  repräsentirt.  Auch  noch 
weiter  nördlich,  am  Heller  und  bei  Weissig  unweit  Pillnitz  ist  die 
Carinaten  - Stufe  als  Quadersandstein  bekannt,  weshalb  die  Annahme  aus- 
geschlossen ist,  dass  der  Carinaten- Quader  in  dieser  Gegend  in  Carinaten- 
Pläner  übergegangen  sei. 

Zahlreiche  Profile  der  engeren  und  weiteren  Umgebung  Dresdens 
lehren  ferner,  dass  der  cenomane  Quader  stets  zunächst  von  cenomanem 
Pläner  überlagert  wird,  wobei  beide  durch  ein  Zwischenmittel,  das  freilich 
sehr  verschiedener  Natur  sein  kann,  getrennt  werden.  Am  instructivsten 
ist  in  dieser  Hinsicht  die  Gegend  von  Dohna,  wo  das  Cenoman  von 
Deichmüller*),  Lange**)  und  Beck***)  sorgfältig  untersucht  worden 
ist.  Im  Steinbruch  an  der  Bietzschke  sieht  man  über  dem  feinkörnigen, 
an  Glimmer  reichen  Quader,  der  unter  anderem  Ostrea  (Alectryonia) 
carinata  Lam.  geliefert  hat,  den  Carinaten -Pläner,  der  hier  etwas  sandig 
ist,  anstehen.  Geschieden  sind  beide  durch  eine  ca.  2 m mächtige,  theils 
lockere,  theils  feste  eisenschüssige  Lage  von  Quarzconglomerat.  Nach 
Norden  fällt  der  Carinaten -Pläner  unter  den  Labiatus- Pläner  ein,  wobei 
sich  zwischen  beide  eine  gegen  1 m mächtige  Thon  bank  einschiebt.f)  Der 
sich  unter  der  Kreide  ausbreitende  Granitit  hebt  sich  nach  Osten  zu,  so 
dass  am  rechten  Müglitzufer  gegenüber  vom  Chausseehause  der  Carinaten- 
Quader  in  nur  noch  geringer  Mächtigkeit  auf  ihm  lagert.  Durch  eine 
kalkreiche  Muschelbreccie  und  zum  Theil  wieder  Quarzconglomerat,  die 
zusammen  über  1 m mächtig  sind,  getrennt,  folgt  auch  hier  Pläner  mit 
Alectryonia  carinata  Lam.,  Inoceramus  striatus  Mant.  und  Actinocamax 
plenns  Blainv.  Am  Fusse  der  Porphyrklippe  des  Kahlebuschs  fehlt  der 
Quader  ganz,  unter  dem  Pläner  sind  nur  noch  eine  Schicht  Mergel  und 


*)  Ueber  das  Vorkommen  cenomaner  Versteinerungen  bei  Dohna.  Sitzungsberichte 
der  Isis  1881,  S.  97. 

**)  Geologische  Skizze  des  unteren  Müglitzthales.  J ahresbericht  des  Gebirgsvereins 
für  die  Sächsisch -Böhmische  Schweiz  II,  1885,  S.  1. 

***)  Erläuterungen  Sect.  Pirna,  S.  .48  u.  f. 
f)  Erläuterungen  Sect.  Pirna,  S.  61. 


39 


die  Conglomerate  entwickelt,  die  hier  ans  abgerollten  Porphyr-  und 
Granititgeschieben  bestehen.  Beides,  das  Fehlen  des  Quaders  und  das 
Auftreten  von  groben  Conglomeraten  ist  eine  Folge  davon,  dass  sich  der 
Untergrund  hier  zu  einer  Klippe  erhebt. 

Südöstlich  von  Dohna  befindet  sich  im  Bahrethal  ein  von  Beck*) 
erwähnter  Aufschluss,  welcher  den  auf  Granit  liegenden  Carinaten- Quader, 
hierauf  ein  lockeres  Conglomerat  und  Thon  (zusammen  2 m mächtig), 
sodann  Plänersandstein  zeigt.  Diesen  letzteren  beschreibt  Beck  als 
feinkörnig,  von  thonigem  Bindemittel,  porös,  daher  auffallend  leicht  und 
von  nur  noch  geringem,  durch  Auslaugung  reducirtem  Kalkgehalt.  In  ihm 
fand  Beck  Cidaris  Sorigneti  Des.  und  betrachtet  ihn  deshalb  mit  Recht 
als  ein  Aequivalent  des  Carinaten- Pläners.  Darüber  erst  lagert  der 
Labiatus- Quader,  gerade  so  wie  unterhalb  Dohna  über  dem  Carinaten- 
Pläner  der  Labiatus -Pläner  folgt.  Am  besten  ist  diese  Ueberlagerung 
an  der  Haltestelle  Langenhennersdorf**)  aufgeschlossen.  Hier  liegt  über 
der  Crednerien- Stufe  der  Carinaten -Quader,  darauf  folgen  lose  Sande 
und  feinkörnige  Sandsteine,  die  dem  Plänersandstein  entsprechen,  und 
hierüber  eine  Schicht  Thon,  die  nach  Geinitz***)  Inoceramus  labiatus 
Schloth.  und  Ammonites  peramplus  Mant.  führt,  endlich  der  Labiatus- 
Quader.  Ebenso  bildet,  wie  das  Profil  1 S.  33  darstellt,  bei  Eiland  ein 
Plänersandstein  das  Hangende  des  Carinaten- Quaders  und  auf  diesen 
folgt  erst  der  Labiatus -Quader. 

In  übersichtlicher  Zusammenfassung  der  obigen  Darlegungen  ergiebt 
sich  also  bei  Dohna  und  südöstlich  davon  folgende  Reihenfolge  der  Schichten : 

4.  Labiatus-Pläner  oder  -Quader, 

Zwischenmittel:  Thon. 

3.  Carinaten-Pläner  nach  SO  übergehend  in  Plänersandstein, 
Zwischen  mittel:  Conglomerat  und  Musch  elbreccie  in  der 
Nähe  der  Kahlebuschklippe,  sonst  Mergel  oder  Thon. 

2.  Carinaten-Quader,  local,  besonders  am  Fusse  der  Klippe 
fehlend. 

1.  Crednerien-Stufe,  local  fehlend. 

Ganz  analoge  Lagerungsverhältnisse  sind  südlich  und  westlich  von 
Dresden  und  zwar  am  vollständigsten  bei  Merbitz  und  Leutewitz  zu 
beobachtenf).  Ueber  der  Crednerien-Stufe  liegt  hier  der  Carinaten-Quader 
mit  Pecten  asper  Lam.,  darauf  folgt,  wie  Beck  in  Erfahrung  gebracht 
hat,  durch  eine  Thonschicht  getrennt  der  Carinaten-Pläner,  darüber, 
wiederum  unter  Zwischenschaltung  einer  Mergelschicht,  der  Labiatus-Pläner. 

An  den  Hängen  des  Plauenschen  Grundes  liegt  der  Carinaten-Pläner 
dem  Syenit  direct  auf.  Er  darf  aber  trotzdem  nicht  als  ältestes  Glied 
der  Kreide  aufgefasst  werden,  denn  der  Syenit  bildet  hier,  wie  später 
ausführlicher  gezeigt  werden  wird,  eine  dem  Kahlebusch  und  dem  Gamig- 
hübel entsprechende,  die  untersten  Schichten  der  Kreide  durchragende 
Klippe.  Der  Carinaten-Quader  umlagert  den  Syenit  mantelförmig,  ja 
selbst  vom  Carinaten-Pläner  greifen  nur  die  hängendsten  Schichten  über 
den  Syenit  hinweg,  während  ihn  die  älteren  ebenfalls  in  mantelförmiger 


*)  Erläuterungen  Sect.  Pirna,  S.  50. 

**)  Erläuterungen  Sect.  Berggiesshübel,  S.  66  und  Eig.  3. 

***)  Elbthalgebirge  II,  S.  VII. 
f)  Erläuterungen  Sect.  Wilsdruff,  S.  51. 


40 


Umlagerung  umgeben,  wie  aus  dem  steilen  Einfallen  des  Syenits  unter 
den  Pläner  an  verschiedenen  Stellen  hervorgeht.  Bei  Coschütz  und  ebenso 
bei  Döltzschen  liegt,  wie  Profil  2 darstellt,  der  Carinaten- Pläner  über 
dem  Carinaten- Quader  und  wird  von  ihm  durch  mächtige  Conglomerate 
getrennt.  Der  Quader,  der  den  Syenit  überlagert  und  sich  nach  W an 
dessen  Böschung  auskeilt,  wird  durch  ganz  schwache  Conglomeratschichten 
in  drei  Bänke  gesondert,  deren  oberste  eine  rasch  wechselnde  Mächtigkeit 
besitzt.  Dieselbe  zeigt  zugleich  stellenweise  discordante  Parallelstructur 

Fig.  2. 


qc  kc  Pc 


Profil  durch  das  dem  Syenit  aufgelagerte  Cenoman  von  Coschütz 
am  Plauenschen  Grunde  hei  Dresden. 


S = Syenit,  qc  = Carinaten-Quader,  bei  y einen  Descensionsgang,  den  sogenannten 
Muschelfels  von  Coschütz  bildend,  kc  = Conglomerat,  p c = Carinaten  - Pläner. 

und  führt  häufig  Petrefacten,  von  denen  Rudisten  am  interessantesten 
und  gar  nicht  selten  sind.  Von  solchen  fanden  sich  Radiolites  Saxoniae 
Rom.  und  Radiolites  Germari  Gein.,  ausserdem  Patella  radiolitarum  Gein. 
und  Alectryonia  carinata  Lam.  Exemplare  von  Inoceramus  striatus  Mant. 
kommen  in  grosser  Menge  nesterweise  vor.  Das  über  dem  Quader 
liegende  grobe  Conglomerat  nimmt  nach  oben  hin  kalkiges  Bindemittel 
auf,  worin  sich  Ostrea  hippopodium  Nilgs.  fand.  Noch  höher  geht  es  in 
eine  kalkige,  überaus  harte  Muschelbreccie  über,  was  sich  auch  am 
gegenüberliegenden  Thalrande,  an  der  Strasse  nach  Döltzschen,  beobachten 
lässt.  Die  Schalen  der  Muscheln  sind  vollständig  zertrümmert,  nur  hie 
und  da  kann  man  zwischen  den  unbestimmbaren  Fragmenten  den  Quer- 
bruch eines  Cidaris  - Stachels  (?  vesicidosa) , zuweilen  auch  einen  Pecten 
cf.  elongatus  entdecken.  Der  nun  folgende  Pläner  ist  in  dicke  Bänke 
geschichtet,  die  theils  sandig,  theils  so  kalkreich  sind,  dass  sie  früher 
behufs  Kalkgewinnung  gebrochen  und  gebrannt  wurden.  Er  ist  arm  an 
organischen  Resten  und  lieferte  nur  Alectryonia  carinata  Lam.,  Vota 
notabilis  Münst.  mit  ausgezeichnet  erhaltener  Oberflächenskulptur  und 
unbestimmbare  Inoceramus-  und  Spondylus- Reste.  Das  K.  Mineralogisch- 
geologische Museum  zu  Dresden  bewahrt  aus  dem  „unteren  Pläner  von 
Coschütz“  einen  Inoceramus  striatus  Mant.  und  einen  Pecten  membranaceus 
Nilss.,  die  dem  Gesteinshabitus  nach  zu  schliessen  aus  den  kalkreichen 
Bänken  dieses  Pläners  stammen.  Yermuthlich  und  nach  Analogie  mit 
benachbarten  Vorkommnissen  griff  dieser  Carinaten -Pläner  früher  von 
hier  aus  über  die  jetzt  zu  Tage  ausstreichenden  Conglomerate  und  Sand- 
steine weg  und  lagerte  dann  direct  auf  dem  Syenit  der  westlich  an- 
stossenden  Kuppe  auf.  Die  unregelmässige  Lagerung,  insbesondere  auch 
das  abnorme  nach  OSO  gerichtete  Einfallen  der  Schichten  erklärt  sich 
durch  mantelförmige  Auflagerung  auf  den  Syenit,  der  dort,  wie  man 
wiederholt  beobachten  kann,  eine  verschiedentlich  auf-  und  absteigende 


41 


Oberfläche  besitzt,  auf  deren  tiefer  liegenden  Stellen  der  Quader  zur 
Ablagerung  gelangte,  während  auf  den  Emporragungen  nur  der  Pläner 
liegt.  Naturgemäss  wurden  locale  Klüfte  und  kesselartige  Vertiefungen 
des  Syenituntergrundes  im  Bereiche  des  Quaders  von  letzterem  ausgefüllt, 
so  dass  gangartige  Descensionen  entstanden,  wie  der  Coschützer  Muschel- 
fels vielleicht  eine  solche  vorstellt. 

Nur  in  der  Nähe  von  Coschütz  und  Döltzschen  wird  der  Carinaten- 
Pläner  von  Syenitconglomeraten  unterlagert,  -weiter  nach  Westen  treten 
Mergel  an  ihre  Stelle.  Auf  den  Carinaten- Pläner  folgt  bei  Döltzschen 
und  Plauen,  und  zwar  durch  eine  zweite  Mergelschicht  getrennt,  der 
Labiatus-  Pläner. 

In  übersichtlicher  Zusammenstellung  ergiebt  sich  hieraus  für  die 
Gegend  südlich  und  westlich  von  Dresden  folgendes,  demjenigen  von  Dohna 
ganz  analoge  Profil: 

4.  Labiatus-Pläner, 

Zwischenmittel:  Mergel. 

3.  Carinaten-Pläner, 

Zwischenmittel:  Conglomerat  und  Muschelbreccie , sonst 
Thon. 

2.  Carinaten-Quader,  local  auf  dem  Syenitrücken  fehlend. 

1.  Crednerien-Stufe,  local  fehlend. 

Das  Vorstehende  lehrt,  dass  in  der  ganzen  bisher  betrachteten 
Gegend,  in  der  das  Cenoman  am  vollständigsten  entwickelt  ist,  zwei  ver- 
schiedene thonige  Zwischenmittel  auftreten,  das  eine  liegt  im  Cenoman 
und  trennt  den  Carinaten-Quader  vom  Carinaten-Pläner,  das  zweite  bildet 
die  Grenze  zwischen  Cenoman  und  Turon,  gehört  aber  bereits  dem  Turon 
an.  Bei  Vergleichung  von  an  verschiedenen  Orten  diesen  beiden  thonig- 
mergeligen  Schichten  entnommenen  Proben,  wobei  besonders  deren  Gehalt 
an  Sand,  Kalk,  Glimmer  und  Glaukonit  berücksichtigt  wurde,  konnten 
keine  durchgreifenden  Unterschiede  zwischen  beiden  Schichten  gefunden 
werden.  Jedenfalls  aber  ergiebt  sich,  dass  man  aus  der  Trennung  des 
Carinaten- Quaders  und  Plänersandsteins  auf  der  Goldenen  Höhe  durch 
eine  Thonschicht  allein  noch  nicht  schliessen  darf,  dass  letzterer  zum 
Turon  gehört. 

Ferner  wurde  gezeigt,  dass  nirgends  in  der  besprochenen  Gegend  das 
Turon,  sei  es  als  Quader  oder  als  Pläner  entwickelt,  direct  auf  dem 
Carinaten-Quader  liegt.  Vielmehr  besteht  die  Reihenfolge  der  Schichten 

im  Plänerareal  (Dohna,  Plauen,  Leutewitz): 

Labiatus-Pläner, 

Carinaten  - Pläner, 

Carinaten  - Quader; 

im  Plänersandsteinareal  (Zwirtschkau,  Langenhennersdorf, 
Eiland): 

Labiatus  - Quader, 

Carinaten  - Plänersandstein, 

Carinaten  - Quader. 

Da  nun  auf  der  Goldenen  Höhe  der  Plänersandstein  direct  über 
Carinaten-Quader  liegt,  so  ergiebt  sich  mit  zwingender  Notli  wendigkeit, 
dass  auch  dieser  Plänersandstein  1.  dem  Cenoman  angehört, 


42 


2.  eine  Facie sbildung  des  Carinaten- Plan ers  ist.  Sein  Gesteins- 
liabitus  und  seine  Fossilien  stehen  damit  völlig  im  Einklang. 

Der  Plänersandstein,  der  auf  der  Prinzenhöhe  und  Goldenen  Höhe, 
ferner  von  hier  bis  nach  Sobrigau  und  Lockwitz  den  Carinaten- Quader 
überlagert,  ist  in  dicke  Bänke  geschichtet.  Auf  der  Prinzenhöhe  zählt 
man  deren  vier  von  je  ca.  1,5  m Mächtigkeit,  bei  Cunnersdorf  sechs  von 
geringerer  Stärke.  Der  Sandstein  ist  sehr  feinkörnig,  reich  an  thonigem 
Bindemittel,  mürbe,  porös  und  daher  auffallend  leicht.  Er  ist  entweder 
schwach  bräunlich  gefärbt  oder  weiss,  und  dann  gewöhnlich  von  vielen 
kurzen  Streifen  oder  kleinen  Flecken  von  brauner  Farbe  durchsetzt;  ausser- 
dem führt  er  zahlreiche  weisse  Glimmerschüppchen.  Auf  der  Goldenen 
Höhe  und  auf  der  Prinzenhöhe  bemerkt  man  in  seinem  unteren  Niveau 
reihenweise  angeordnete,  von  lockerem  Sande  erfüllte  Höhlungen,  die  be- 
kannten Serpelhöhlen.  Kalk  ist  kaum  noch  nachweisbar.  Dieser  Umstand, 
sowie  die  Porosität  des  Gesteins  und  das  Vorhandensein  der  Höhlungen, 
deutet  darauf  hin,  dass  der  Kalkstein  durch  Auslaugung  seines  kalkigen 
Bindemittels  verlustig  gegangen  ist.  Die  kohlensäurehaltigen  Wässer,  die 
auf  den  Kalk  lösend  wirkten,  griffen  auch  den  Quarzsand  an,  doch  schied 
sich  die  Kieselsäure  wenigstens  zum  Theil  bald  wieder  aus,  indem  sie  die 
Serpeln  verkieselte,  sich  zuweilen  an  die  Stelle  der  eingeschlossenen  Kalk- 
schalen der  Brachiopoden  und  Zweischaler  setzte  oder  in  kleinen  Krystall- 
aggregaten  auskrystallisirte.  Denn  die  wasserhellen,  scharfkantig  aus- 
gebildeten Quarzkryställchen,  die  man  nicht  selten  im  Serpelsande  findet, 
können  nichts  anderes  als  derartige  Neubildungen  sein.  Der  Gesteins- 
habitus entspricht  also  durchaus  demjenigen  des  S.  39  beschriebenen 
Plänersandsteins  von  Zuschendorf  und  Lindenthal  südöstlich  von  Dohna, 
welcher  letztere  auch  von  Beck  als  sandige  Facies  des  Carinaten-Pläners 
betrachtet  wird.  Zwar  sind  den  Serpelhöhlen  ähnliche  Gebilde  dort  noch 
nicht  beobachtet  worden,  aber  auch  im  Gebiet  südlich  von  Dresden  sind 
sie  nicht  überall  vorhanden  und  fehlen  z.  B.  im  Steinbruch  bei  Cunners- 
dorf völlig.  Da  der  Carinaten -Pläner  nicht  selten  ein  rein  klastisches, 
fast  kalkfreies  Gestein  ist,  sind  ihm  die  Plänersandsteine  von  der  Goldenen 
Höhe  auch  habituell  etwas  ähnlich. 

Die  Zahl  der  früher  aus  diesem  Plänersandstein  bekannten  Fossilien 
ist  sehr  gering.  Beck*)  führt  nur  Serpula  gordialis  Schloth.  an  und 
nennt  den  Sandstein  sonst  fast  versteinerungsleer.  Er  erwähnt  jedoch,  dass 
Gümbel  hier  Protocardium  hülanum  Sow.  und  eine  Avicida  cf.  anomala 
Sow.  gesammelt  habe.  Nachdem  es  uns  vor  einigen  Jahren  gelungen  war, 
im  Steinbruch  auf  der  Prinzenhöhe  einige  Fossilien  in  dieser  Schicht  auf- 
zufinden, besuchten  wir  seit  Sommer  1897  die  Steinbrüche  dieser  Gegend 
behufs  Aufsammlung  organischer  Beste  regelmässig,  von  denen  uns  bis 
jetzt  folgende  bekannt  geworden  sind: 

Micrabacia  coronula  Goldf.  sp.  2 Exemplare.  Steinbruch  bei  Cunnersdorf. 
Serpida  gordialis  Schloth.  hh.  Kommt  nicht  nur,  ebenso  wie  die  folgende 
Art,  in  den  Serpelhöhlen,  sondern  auch  einzeln  im  Sandstein  zerstreut 
vor.  Cunnersdorf,  Prinzenhöhe,  Horkenberg,  Welschhufe,  Boderitz. 
— septemsulcata  Reich,  hh.  Aus  denselben  Orten. 

Plocoscyphia  pertusa  Gein.  s.  In  den  Serpelhöhlen  der  Prinzenhöhe. 


*)  Erläuterungen  Sect.  Kreischa,  S.  76. 


43 


Cibrospongia  heteromorpha  Gein.  ss.  Ebendaher. 

Holaster  suborbicularis  Defr.  s.  Nesterweise  zusammengeschaart,  von  der 
Prinzenhöhe. 

Terebratula  phaseolina  Lam.  hh.  Cunnersdorf  und  Prinzenhöhe. 
Phynchonella  compressa  Lam.  ss.  Prinzenhöhe. 

Exogyra  columba  Lam.  s.  Horkenberg. 

— haliotoidea  Sow.  h.  Cunnersdorf  und  Prinzenhöhe. 

— lateralis  Nilss.  ss.  Prinzenhöhe. 

Pecten  membranaceus  Nilss.  hh.  Cunnersdorf  und  Prinzenhöhe. 

Vola  notabilis  Münst.  h.  Cunnersdorf  und  Prinzenhöhe. 

Lima  pseudocardium  Rss.  s.  Prinzenhöhe,  Cunnersdorf. 

Lima  cenomanense  d’Orb.  h.  Cunnersdorf,  Boderitz,  Prinzenhöhe,  Horken- 
berg. 

Pinna  cretacea  Schloth.  ss.  Prinzenhöhe. 

— decussata  Goldf.  s.  Cunnersdorf,  Prinzenhöhe. 

Avicida  anomala  Sow.  Cunnersdorf. 

Inoeeramus  striatus  Mant.  hh.  Bei  Cunnersdorf,  auf  der  Prinzenhöhe  und 
am  Horkenberge  fanden  sich  eine  grössere  Zahl  von  Exemplaren,  die 
sicher  zu  dieser  Species  gehören.  Nessig*)  will  im  Plan  er  Sandstein 
von  Cunnersdorf  ein  Exemplar  von  Inoeeramus  labiatiis  Schloth.  ge- 
funden haben.  Wir  hingegen  sind  geneigt,  dasselbe  zu  I.  striatus 
zu  stellen.  Ueberhaupt  gelang  es  uns  nicht,  I.  labiatus  in  diesem 
Plänersandstein  nachzuweisen;  allerdings  besitzen  wir  ein  Exemplar, 
das  wir  seiner  Unvollständigkeit  halber  nicht  zu  bestimmen  wagen, 
das  aber  allenfalls  I.  labiatus  sein  könnte. 

Area  glabra  Park.  s.  Prinzenhöhe. 

Eriphyla  lenticularis  Sow.  ss.  Cunnersdorf. 

Hierzu  käme  nach  Gümbel**)  noch  Protocardium  hillanum  Sow.  sp. 
Die  Fauna  besitzt  einen  ausgesprochenen  cenomanen  Charakter,  wenn 
auch  einzelne  Arten  derselben  in  höhere  Stufen  hinaufsteigen.  Das  einzige 
Fossil,  das  auf  Turon  hindeutet,  ist  Pinna  cretacea  Schloth.,  doch  ist 
diese  bereits  anderwärts***)  im  Cenoman  gefunden  worden,  und  auch  bei 
Hetzdorf  in  Sachsen  ist  ihr  Vorkommen  im  Carinaten-Quader  wahrscheinlich. 
Sollte  es  noch  gelingen,  Inoeeramus  labiatus  Schloth.  in  diesem  Pläner- 
sandstein nachzuweisen,  so  würde  auch  dieser  Fund  nicht  im  Stande  sein, 
die  Bestimmung  dieses  Horizontes  als  Cenoman  zu  ändern,  denn  Söhlef) 
hat  auch  diese  Art  bereits  im  Cenoman  beobachtet. 

Zum  Vergleiche  und  zur  Erhärtung  des  cenomanen  Alters  des  Pläner- 
sandsteins der  Prinzenhöhe  mag  die  Fauna  eines  Aufschlusses  heran- 
gezogen werden,  dessen  cenomanes  Alter  auf  Grund  seiner  Verbands- 
verhältnisse und  Versteinerungsführung  nicht  zu  bezweifeln  ist.  In  der 
nordöstlich  von  Alt-Coschütz  gelegenen  Seitenschlucht  des  Plauenschen 
Grundes  war  eine  Zeit  lang  ein  sehr  mürber,  feinkörniger  und  glauko- 
nitischer  Sandstein  entblöst,  der  voraussichtlich  dem  Carinaten- Pläner 


*)  Geologische  Excursionen  in  der  Umgehung  von  Dresden.  Dresden  1898,  S.  151. 

**)  1.  c.  S.  53. 

***)  Sohle:  Geognostische  Aufnahme  des  Labergebirges.  Geognostische  Jahreshefte 
Bd.  IX,  S.  37.  — Nötling:  Fauna  der  haitischen  Cenomangeschiebe.  Dames  u.  Kayser, 
Pal.  Abh.  II,  1885,  S.  205. 

f)  1.  c.  S.  38,  Taf.  4,  Fig.  4. 


44 


eingeschaltet  ist.  Er  führt  eine  der  oben  aufgezählten  Fauna  des  Pläner- 
sandsteins von  der  Goldenen  Höhe  etc.  in  hohem  Grade  gleichende  Thier- 
welt, nämlich : 

Chenendcpora  undulata  Mich.  ss. 

Micrabacia  coronula  Goldf.  s. 

Pygaster  truncatus  Ag.  ss. 

Cidaris  vesiculosa  Goldf.  ss. 

Serpula  gordialis  Schloth.  hh. 

— septemsulcata  Reich.  hh. 

Rhynchonella  compressa  Lam.  s. 

Exogyra  haliotoidea  Sow.  h. 

— sigmoidea  Rss.  h. 

— columba  Lam.  s. 

Pecten  membranaceus  Nilss.  h. 

— elongatus  Lam.  s. 

— curvatus  Gein.  s. 

Vota  notabilis  Münst.  h. 

Lima  Peichenbachi  Gein.  ss. 

— pseudocardium  Rss.  h. 

— cenomanensis  d’Orb.  h. 

Inoceramus  striatus  Mant.  h. 

Pinna  decussata  Goldf.  ss. 

Avicula  anomala  Sow.  h. 

— Roxellana  d’Orb.  ss. 

Modiola  Cottae  Röm.  ss. 

Ammonites  Mantelli  Sow.  ss. 

und  Zapfen  von  Sequoia  Reichenbachi  Gein.  ss. 

Die  grosse  Aehnlichkeit  dieser  Fauna,  die  sich  auch  in  der  relativen 
Häufigkeit  einzelner  Arten  zeigt,  mit  derjenigen  des  Plänersandsteins  von 
der  Goldenen  Höhe,  Prinzenhöhe  und  Cunnersdorf,  beweist  die  Zugehörig- 
keit des  letzteren  zum  Cenoman. 

Ist  aber  das  cenomane  Alter  des  Plänersandsteins  auf  der  Goldenen 
Höhe,  Prinzenhöhe  und  Cunnersdorf  erwiesen,  so  kann  auch  kein  Zweifel 
darüber  bestehen,  dass  er  ebenso  wie  der  Plänersandstein  von  Zuschendorf 
ein  Aequivalent  des  Carinaten -Pläners  ist,  wenn  auch  Alectryonia  carinata 
Lam.  bis  jetzt  noch  nicht  in  demselben  nachgewiesen  worden  ist.  Der 
Plänersandstein  allein  ist  es,  der  nach  Norden  zu  allmählich 
in  Pläner  übergeht,  er  allein  hat  zwei  verschiedene  Facies, 
der  Quader  dagegen  erstreckt  sich  als  solcher  unter  ihm 
weiter,  ohne  diesem  Facieswechsel  unterworfen  zu  sein.  Der 
allmähliche  Uebergang  des  Plänersandsteins  in  Pläner  lässt  sich  auch 
thatsächlich  verfolgen,  insbesondere  wenn  man  im  Auge  behält,  dass  der 
eigentliche  Plänerkalk  immer  nur  in  Form  einzelner  Bänke  oder  Knollen 
zwischen  mehr  sandige  Schichten  eingelagert  vorkommt,  welche  letztere 
man  gewöhnlich  ebenfalls  Pläner  nennt,  wenn  es  auch  richtiger  wäre,  sie 
als  Plänersandstein  zu  bezeichnen,  da  weder  chemisch  noch  mikroskopisch 
Calcit  in  ihnen  nachweisbar  ist. 

Allerdings  beobachtet  man  von  der  Prinzenhöhe  über  Cunnersdorf  in 
der  Richtung  auf  Coschütz  wandernd,  dass  sich  auch  der  Carinaten- 
Quader  in  seinem  Habitus  dem  Pläner  nähert,  indem  er  immer  feinkörniger 


45 


wird.  Er  geht  bei  Cunnersdorf  in  ein  Gestein  über,  das  zwar  dem 
Plänersandstein  sehr  nahe  steht,  dem  aber  die  für  diesen  charakteristische 
dünnbankige  Schichtung  und  das  Vorkommen  von  Kalkknollen  fehlt. 
In  diesem  Uebergang  mag  mit  ein  Grund  zu  der  Annahme  Beck’s  gelegen 
haben,  dass  der  Carinaten- Quader  dem  Facieswechsel  unterworfen  sei. 
An  der  Heidenschanze  bei  Coschütz  und  im  Untergründe  Dresdens  hin- 
gegen ist  der  Carinaten -Quader  wieder  grobkörnig.  Es  beweist  dies,  dass 
bei  Cunnersdorf  nur  eine  locale  Modification,  wie  sie  gerade  der  Carinaten- 
Quader  öfters  zeigt,  vorliegt.  Man  vergleiche,  um  sich  von  der  Häufig- 
keit dieser  Abänderungen  des  Carinaten -Quaders  zu  überzeugen,  nur  die 
in  ihrem  Habitus  grundverschiedenen  Gesteine  von  Malter,  Mobschatz, 
Oberau,  Reinhardtsgrimma,  Tyssa  und  anderen  Orten.  Da  von  Beck 
keine  Fossilien  aus  der  dem  Plänersandstein  ähnlichen  Modification  des 
Carinaten- Quaders  angeführt  werden  und  auch  N'essig*)  daraus  nur 
j Uemiaster  sublacunosus  Gein.  citirt,  mögen  unsere  Funde  kurz  erwähnt 
werden.  Rudolfs  Steinbruch  bei  Cunnersdorf  lieferte:  Sequoia  Reichen - 
bachi  Gein.  sp.,  Cribrospongia  heteromorpha  Reuss,  Rhynchonella  com - 
pressa  Lam.,  Alectryonia  carinata  Lam.,  Mytilus  Neptuni  Goldf.  und 
Ammonites  Mantelli  Sow.  Aus  MauFs  Steinbruch  hei  Cunnersdorf  besitzen 
wir  Inoceramus  sp.,  Mytilus  Neptuni  Goldf.  und  ebenfalls  Hemiaster 
sublacunosus  Gein.,  von  Boderitz  endlich  Pinna  decussata  Goldf. 

Für  die  Lagerungsverhältnisse  der  Kreideformation  südlich  von  Dresden 
ergeben  die  bisherigen  Untersuchungen  folgendes  schematische  Profil  3. 


Fig.  3. 


Schematische  Darstellung  der  Lagerüngsverhältni.sse  des  Cenomans 
und  der  Labiatus-Stuf e südlich  von  Dresden. 

S ==  Syenitrücken  des  Plauenschen  Grundes , r = Rothliegendes , q c = Carinaten- 
Quader,  mc  = Mergel,  local  Conglomerat,  pc  — Carinaten-Pläner  nach  Süd  übergehend 
in  Plänersandstein  pac,  ml  = turoner  Mergel,  p 1 = Labiatus - Pläner. 

Der  Carinaten  - Quader,  der  nördlich  und  südlich  vom  Syenitrücken  dem 
Rothliegenden  auflagert,  umgiebt  den  Syenit.  Durch  ein  thoniges  in  der 
Nähe  des  Syenits  als  Conglomerat  entwickeltes  Zwischenmittel  (mc)  ge- 
trennt, folgt  auf  dem  Quader  das  jüngere  Glied  des  Cenomans,  der 
Carinaten-Pläner,  der  nach  S in  Plänersandstein  übergeht.  Dem  Gipfel 
des  Syenitrückens  liegt  der  Carinaten-Pläner  allein  auf.  Ueber  letz- 
terem breitet  sich,  durch  eine  mergelige  Schicht  getrennt,  der  Labiatus- 
Pläner  aus. 


:)  1.  c.  S.  152. 


46 


2.  Die  Gliederung  des  Cenomans. 

Aus  dem  Vorstehenden  ergiebt  sich  für  die  Gegend  von  Dresden  eine 
Gliederung  des  über  der  nur  local  entwickelten  Crednerien -Stufe  folgenden 
Cenomans  in  zwei  Zonen,  eine  ältere,  den  Carinaten-Quader,  und 
eine  jüngere,  den  Carinaten-Pläner  und  .Plänersandstein,  eine 
Theilung,  die  von  Geinitz  schon  längst  im  Princip  erkannt  war  und  die 
auch  auf  der  geologischen  Specialkarte  des  Königreichs  Sachsen  insofern 
zum  Ausdruck  gebracht  ist,  als  beide  Schichten  mit  verschiedener  Farbe 
eingetragen  sind.  Es  fragt  sich  nun  weiter,  oh  und  wie  weit  diese  Zwei- 
theilung auch  in  den  übrigen  Cenomanarealen  Sachsens  durchführbar  ist. 

Da  im  Gebiete  des  Tharandter  Waldes  im  Cenoman  bereits  zwei 
Schichtengruppen  unterschieden  werden,  indem  vom  Carinaten-Quader 
ein  jüngerer  aus  glaukonitischem  Plänersandstein  bestehender  Complex 
abgeschieden  wurde,  ist  zunächst  zu  erörtern,  in  welchem  Verhältnis 
dieser  letztere  zum  Carinaten-Pläner  und  Plänersandstein  der  näheren 
Umgehung  Dresdens  steht.  Der  Umstand,  dass  dieser  glaukonitische 
Plänersandstein  dem  Carinaten-Quader  aufgelagert  ist  und  von  ihm  durch 
lockeren  Sand  oder  Sandstein,  hie  und  da  auch  durch  grobkörnige, 
conglomeratartige  oder  endlich  durch  thonige  Zwischenmittel  getrennt  ist*), 
macht  es  wahrscheinlich,  dass  hier  ebenfalls  die  sandige  Facies  des 
Carinaten- Pläners  vorliegt.  An  Fossilien  hat  dieser  Plänersandstein  bis- 
her nur  Cidaris  Sorigneti  Des.  und  Exogyra  columba  Lam.  geliefert**), 
denen  wir  noch  Exogyra  lateralis  Nilss.  und  Cribrospongia  isopleura  Reuss, 
beide  aus  dem  Steinbruch  südlich  von  Gross -Opitz,  und  Chenendopora 
undulata  Mich,  von  Grüllenburg  hinzufügen  können.  Die  Serpelhöhlen 
liegen  hier  unter  dem  glaukonitischen  Plänersandstein  und  nicht  in  dem- 
selben wie  auf  der  Goldenen  Höhe.  Den  wichtigsten  Aufschluss  hierüber 
bot  Knöbel’s,  leider  jetzt  ganz  verschütteter  und  ausgeglichener  Steinbruch 
in  Hetzdorf,  der  von  Sauer***)  sorgfältig  auch  in  Bezug  auf  seine 
Fossilien  untersucht  worden  ist.  Nach  der  Häufigkeit  einzelner,  auch  in 
dem  Plänersandstein  der  Goldenen  Höhe  etc.  sehr  gewöhnlicher  Fossilien 
(Serpeln  und  Terebratula  phaseolina  Lam.),  sowie  nach  dem  Vorkommen 
von  Micrabacia  coronula  Goldf.  zu  schliessen,  hat  man  wohl  in  Sauer’s 
Profil  dieses  Steinbruches  die  lockeren  Sand-  und  Sandsteinschichten  bis 
zu  den  Serpelhöhlen  hinab  zur  oberen,  also  Plänersandstein -Stufe  des 
Cenomans  zu  ziehen. 

Die  glaukonitischen  Plänersandsteine,  die  im  Tharandter  Walde  weite 
Verbreitung  gewinnen,  erstrecken  sich  bis  in  die  Nähe  des  Zschoner  Grundes, 
wo  sie  bei  Pennrich  aufgeschlossen  sind.  Ueber  dem  lehmigen  Sande  der 
von  Beckf)  erwähnten  Ziegelei  liegt  eine  Sandsteinbank,  die  ihrem 
Habitus  nach  völlig  mit  dem  Grünsandstein  des  Tharandter  Waldes 
übereinstimmt.  Der  Sandstein  ist  wie  dort  stark  thonig,  daher  sehr  zähe, 
feinkörnig  und  von  gelblich -grauer  Farbe,  enthält  in  grosser  Zahl 
Glaukonitkörner  eingesprengt  und  bricht  in  dicken,  unebenen  Platten. 
Da  er  reich  an  organischen  Resten  ist,  Hessen  sich  bei  wiederholtem 
Besuch  folgende  Fossilien  aufsammeln: 


*)  Erläuterungen  Sect.  Ereiberg,  S.  48,  49. 

**)  Erläuterungen  Sect.  Freiberg,  S.  47,  und  Erläuterungen  Sect.  Tharandt,  S.  75. 

***)  Erläuterungen  Sect.  Freiberg,  S.  44. 
f)  Erläuterungen  Sect.  Wilsdruff,  S.  50. 


47 


Serpula  gordialis  Schloth.  h. 

— septemsulcata  Reich.  h. 

Ostrea  'hippopodium  Sow.  ss. 

Exogyra  haliotoidea  Sow.  s. 

— lateralis  Nilss.  hh. 

Vota  notabilis  Münst.  h. 

Pecten  membranaceus  Nilss.  hh. 

— nov.  spec.  s. 

Lima  pseudocar dium  Reuss.  s. 

— cenomanensis  d’Orb.  b. 

Avicula  Poxellana  d’Orb.  s. 

— anomala  Sow.  s. 

Pinna  decussata  Goldf.  ss. 


Die  Fauna  zeigt  namentlich  durch  das  Vorkommen  vieler  Serpeln, 
der  Vota  notabilis  Münst.,  des  Pecten  membranaceus  Nilss.  und  vor  Allem 
der  Lima  cenomanensis  d’Orb.  grosse  Uebereinstimmung  mit  der,  die  oben 
aus  dem  Plänersandstein  der  Goldenen  Höhe  etc.  mitgetheilt  wurde, 
weshalb  die  Zugehörigkeit  des  glaukonitischen  Plänersandsteins  zu  der 
durch  den  Plänersandstein  der  Goldenen  Höhe  und  den  Carinaten- Pläner 
gebildeten  jüngeren  Zone  des  Cenomans  nicht  zu  bezweifeln  ist. 

Sauer*)  hält  den  Plänersandstein  des  Tharandter  Waldes  für  eine 
Faciesbildung  des  Carinaten -Quaders,  da  der  erstere  am  Landberge  bei 
Tharandt  in  grosser  Mächtigkeit  auftritt,  während  der  letztere,  also  der 
Carinaten -Quader,  stark  reducirt  erscheint.  Es  lässt  sich  dies  aber  auch 
dadurch  erklären,  dass  sich  der  Plänersandstein  unter  dem  Schutze  der 
darüber  liegenden  Basaltdecke  des  Landberges  in  grösserer  Mächtigkeit 
erhalten  konnte,  als  in  der  Umgebung,  wo  er  dieses  Schutzes  entbehrte. 
Berücksichtigt  man,  dass  der  Carinaten -Pläner  bei  Döltzschen  einen  fast 
25  m mächtigen  Schichtencomplex  bildet,  so  wird  man  die  Mächtigkeit 
von  30  m für  den  Plänersandstein  als  nicht  zu  gross  linden,  um  so 
weniger,  als  es  begreiflich  ist,  dass  sandige  Aequivalente  kalkiger  oder 
thoniger  Ablagerungen  mächtiger  als  diese  letzteren  sein  können,  was 
auch  in  anderen  Gegenden  beobachtet  wurde**).  Dass  aber  die  Mächtig- 
keit des  Carinaten -Quaders  gleichzeitig  sehr  reducirt  erscheint,  was,  wie 
oben  erwähnt,  z.  B.  auch  im  Untergründe  Dresdens  der  Fall  ist,  kann 
nicht  auffallen,  fehlt  er  doch  bei  dem  nahen  Gross-Opitz  gänzlich.  Es  ist 
dies  lediglich  durch  die  Configuration  des  Bodens  zu  erklären,  auf  den 
sich  das  älteste  Glied  der  Kreide,  der  Carinaten -Quader  auf  lagerte, 
wodurch  die  Unebenheiten  des  Untergrundes  planirt  und  ausgeglichen 
werden. 

Auf  die  Verbandsverhältnisse,  nämlich  Unterlagerung  durch 
den  Cärinaten-Quader  und  Trennung  von  ihm  durch  ein  thonig- 
sandiges  oder  conglom  erat  artiges  Zwischenmittel,  sowie  auf 
die  Fossilien  gestützt,  halten  wir  den  glaukonitischen  Pläner- 
sandstein des  Tharandter  Waldes  ebenso  wie  den  Plänersand- 
stein der  Goldenen  Höhe  etc.  für  eine  sandige  Facies  des 
Carinaten-Pläners. 

*)  Erläuterungen  Sect.  Tharandt,  S.  76,  und  Erläuterungen  Sect.  Freiberg,  S.  47. 

**)  Vergl.  Zahalka:  Ueber  die  stratigraphisclie Bedeutung  der BiscliitzerUebergangs- 
schichten.  Jahrb.  d.  K.  K.  Gteol.  Reichsanst.  1895,  S.  90. 


48 


In  den  übrigen  Verbreitungsgebieten  der  sächsischen  Kreide  ist  das 
Cenoman  nicht  in  der  Vollständigkeit  aufgeschlossen,  wie  in  dem  bisher 
behandelten  Gelände.  Immerhin  sind  aber  genügend  Anzeichen  dafür 
vorhanden,  dass  ,die  Zweitheilung  durchführbar  ist.  Im  Tunnel  von 
Oberau  füllt  ein  der  Carinaten- Stufe  angehöriger  Grünsandstein  die 
Klüfte  und  Aussackungen  des  Gneisses  aus.  Er  wird  von  Pläner  über- 
lagert, in  dem  Geinitz  unter  anderem  Inoceramus  striatus  Mant.  und 
Actinocamax  plenus  Blainv.  fand,  welche  beide  im  K.  Mineralogisch- 
geologischen Museum  zu  Dresden  aufbewahrt  werden.  Diese  Funde  be- 
weisen, dass  die  untersten  Plänerschichten  des  Tunnels  noch  zur  Carinaten- 
Stufe  gehören  und  nur  die  oberen  Complexe,  in  denen  Siegert*) 
Inoceramus  labiatus  Schloth.  nachwies,  zur  Labiatus  - Stufe  zu  stellen  sind. 
Es  ist  somit  auch  hier  das  Cenoman  in  zwei  Horizonten  entwickelt,  einem 
unteren,  der  aus  dem  Grün  Sandstein  gebildet  wird,  und  einem  oberen, 
der  aus  dem  Carinaten -Pläner  besteht. 

Im  Gebiete  der  Sächsischen  Schweiz  ist  die  Zweitheilung  des  Cenornans 
bei  Eiland  und  Tyssa  nachweisbar.  Das  Profil  1 S.  33  zeigt,  dass 
zwischen  dem  Carinaten -Quader  und  dem  Labiatus -Quader  bei  Eiland 
ein  Plänersandstein  vorhanden  ist.  Auch  bei  Reitza  und  Tyssa  wies 
Schalch**)  an  mehreren  Stellen  im  Hangenden  des  Carinaten -Quaders 
und  im  Liegenden  des  Labiatus -Quaders  diesen  feinkörnigen,  mürben, 
stellenweise  glaukonitischen,  stellenweise  porösen  und  glaukonitfreien 
Sandstein  nach  und  fand  in  ihm  Micrabacia  coronula  Goldf.  und 
Terebratula  phaseolina  Lam.  Aber  auch  die  für  diesen  Horizont  höchst 
charakteristische  Lima  cenomanensis  d’Orb.  ist,  wie  an  einem  von  Schalch 
geschlagenen  und  in  Leipzig  aufbewahrten  Handstück  dieses  Plänersand- 
steins zu  erkennen  ist,  vorhanden. 

Ist  somit  die  weite  und  allgemeine  Verbreitung  der  beiden  Abtheilungen 
der  Carinaten-Stufe,  als  der  unteren  des  Carinaten-Quaders  und  der  oberen 
des  Carinaten -Pläners  beziehentlich  seines  aequivalenten  Faciesgebildes, 
des  Plänersandsteins,  nachgewiesen,  so  erübrigt  es  noch  hervorzuheben, 
auf  welche  Weise  sich  beide  Horizonte  faunistisch  unterscheiden.  Zwischen 
der  Fauna  des  Quaders  und  der  des  Pläners  besteht  allerdings  eine  be- 
deutende Verschiedenheit,  doch  ist  einleuchtend,  dass  diese  zum  grossen 
Theil  auf  der  veränderten  petrographischen  Facies  des  letzteren  beruht. 
Zwischen  dem  Quader  und  dem  Plänersandstein  ist  dieser  Unterschied 
naturgemäss  weit  geringer.  Immerhin  sind  beide  Schichten  durch  etliche 
Fossilien  gekennzeichnet,  von  denen  einige  sicherlich  keine  Beziehung  zur 
Facies  haben  und  darum  als  Unterscheidungsmittel  werthvoll  sind.  Zu 
diesen  letzteren  gehört  vor  Allem  Actinocamax  plenus  Blainv.,  der  als  dem 
Nekton  angehörig,  auch  in  einer  Quaderfacies  Vorkommen  könnte  und, 
wie  Funde  von  Belemniten  in  anderen  Gegenden  und  anderen  Formationen 
beweisen,  auch  vorkommt.  Trotzdem  fehlt  er  im  Carinaten-Quader,  also 
in  der  älteren  Abtheilung  der  Carinaten-Stufe  durchaus,  während  er  in  der 
jüngeren  Abtheilung  derselben  wiederholt,  und  zwar  nicht  nur  im  Pläner 
von  Plauen,  Ockerwitz***),  Oberau  und  Dohna,  sondern  auch  im  Pläner- 


*)  Erläuterungen  Sect.  Kötzschenbroda,  S.  37. 

**)  Erläuterungen  Sect.  Rosenthal,  S.  13  und  15. 

***)  Nessig,  1.  c.  S.  159. 


49 


sanclstein  von  Goppeln*)  gefunden  wurde.  Ebenso  ist  Cidaris  Sorigneti 
nur  aus  der  oberen  Pläner-  und  Plänersandstein -Zone  des  Cenomans  be- 
kannt und  hierin  weit  verbreitet.  Dasselbe  gilt  für  Lima  cenomanensis 
d’Orb.  und  Micrabacia  coronula  Goldf.,  die  beide  noch  nicht  mit  Sicher- 
heit im  Carinaten  - Quader  nachgewiesen  wurden.  Ferner  begegnet  man 
Pecten  membranaceus  Nilss.  und  Vola  notabilis  Münst.  gerade  in  der 
jüngeren  Zone  des  Cenomans  sehr  häufig,  im  Carinaten- Quader  da- 
gegen recht  selten.  Dieser  letztere  führt  jedoch  im  Gegensatz  zur 
Stufe  des  Carinaten -Pläners  und  Plänersandsteins  Pterocera  incerta 
d’Orb.,  Vola  aequicostata  Sow.,  Pecten  asper  Lam.  und  Pygurus  Lampas 
de  la  Beche. 

Wir  bezeichnen  demnach  den  älteren  Complex  der  Carinaten-Stufe, 
also  den  Carinaten- Quader,  als  Zone  mit  Pecten  asper  und  Vola 
aequicostata , den  jüngeren  dagegen,  also  den  Carinaten -Pläner  und 
Plänersandstein,  als  Zone  mit  Actinocamax  plenus  und  Cidaris 
Sorigneti.  Eine  genaue  Vergleichung  und  Parallelisirung  des  sächsischen 
Cenomans  mit  den  drei  cenomanen  Zonen,  die  Schlüter  in  Norddeutsch- 
land unterscheidet,  ist  ebensowenig  wie  in  anderen  Gebieten  der  „her- 
cynischen  Kreidebucht“  (Gümbel)  möglich,  da  die  für  diese  drei  Zonen 
charakteristischen  Fossilien,  nämlich  Ammonites  Rhotomagensis  Brng., 
Avicula  gryphaeoides  Sow.,  Hemiaster  Griepenkerli  Stromb.,  Holaster 
subglobosus  Leske  und  andere  der  Kreide  Sachsens  vollständig  fremd  sind. 
Catopygus  carinatus  Goldf.  dagegen  wurde  bisher  nur  bei  Tyssa  und  zwar 
im  Carinaten-Quader  und  Ammonites  varians  Sow.  erst  einmal  bei  Meissen 
gefunden**),  ohne  dass  es  sicher  bekannt  wäre,  welchem  speciellen  Hori- 
zont des  Cenomans  er  entstammt.  Dahingegen  ist  das  Vorkommen  von 
Actinocamax  plenus  Blainv.  ausschliesslich  in  der  jüngeren  cenomanen 
Zone  Sachsens  für  die  Gliederung  des  Cenomans  von  grösster  Bedeutung, 
denn  dieses  Leitfossil  wurde  noch  nirgends  tiefer  als  in  den  jüngsten 
cenomanen  Complexen  gefunden.  Wird  doch  die  nach  ihm  benannte 
Zone  von  manchen  Geologen  (Hebert***)  und  Schlüterf)  bereits  als 
unterstes  Turon  aufgefasst.  In  der  That  beobachtet  man  in  dieser  Zone 
überall,  wo  sie  abtrennbar  ist,  eine  eigenthümliche  Mischung  cenomaner 
und  turoner  Arten.  So  enthält  sie  in  Frankreich  Inoceramus  labiatus 
Schloth.  und  Terebratula  semiglobosa  Sow.,  in  Nieder -Schlesien  ff) 
Rhynchonella  Mantelliana  Sow.  und  plicatilis  Sow.  Auch  in  Sachsen 
zeigt  der  Actinocamax  plenus  Blainv.  führende  Horizont  gewisse  Anklänge 
an  das  Turon,  indem  in  ihm  einige  turone  Arten  auftreten,  was  nament- 
lich von  Pinna  cretacea  Schloth.,  Mutiella  Ringmerensis  Mant.,  Lima 
cenomanensis  d’Orb.  und  Natica  Gentii  Sow.  gilt.  In  Frankreich  wurde 
die  Zone  des  Actinocamax  plenus  durch  Hebert  fff)  als  solche  erkannt 
und  durch  Barroisf*)  in  den  Departements  Marne,  Ardennes  und  Aisne 
nachgewiesen.  Später  wurde  dieselbe  auch  in  Aube,  Normandie,  Cham- 


*)  Geinitz:  Charakteristik,  S.  42  und  68. 

**)  Geinitz:  Sitzungsberichte  der  Isis  1877,  S.  17. 

***)  Bull,  de  la  Soc.  Geolog,  de  France,  3.  Ser. , Bd.  16,  S.  485. 
f)  Zeit.  d.  d.  geolog.  Ges.  1879,  Bd.  28,  S.  469. 
ff)  Williger:  Die  Löwenberger  Kreidemulde.  Jahrb.  der  Preuss.  geolog.  Landes- 
anstait  1881,  S.  69. 

fff)  Comptes  rendus  hebd.,  25.  Juni  1866. 
f*)  La  zone  ä Belemnites  plenus.  Ann.  soc.  geol.  du  Nord.  Lille  1875,  p.  146. 


50 


pagne,  Hainout  und  Boulonais  erkannt*),  bis  sie  Coquand**)  als  etage 
carentonien  noch  weiter  verfolgte  und  ihre  Aequivalente  auch  im  Süden 
Frankreichs  constatirte.  Von  den  64  Arten,  die  Barrois  aus  seiner 
Plenus-Zone  namhaft  macht,  kommen  folgende  22  auch  im  obersten,  von 
uns  als  Zone  mit  Actinoccimax  plenus  und  Cidaris  Sorigneti  angesprochenen 
Cenoman  Sachsens  vor: 

Ptychodus  mammillaris  Ag. 

Actinocamax  plenus  Blainv. 

. Inocercimus  striatus  Mant. 

Vola  quinquecostata  Sow. 

Pecten  curvatus  Gein. 

— membranaceus  Nilss. 

— laminosus  Mant. 

— Galliennei  d’Orb. 

— elongatus  Lam. 

Spondylus  striatus  Goldf. 

Exogyra  haliotoidea  Sow. 

— sigmoidea  Reuss. 

— lateralis  Nilss. 

Serpula  annulata  Sow. 

— amphisbaena  Goldf. 

Magas  Geinitzi  Schlönb. 

Terebratulina  striata  Schloth. 

Rhynchonella  Mantelliana  Sow. 

— grasiana  d’Orb. 

Cidaris  vesiculosa  Goldf. 

Epiaster  distinctus  Ag. 

Micrabacia  coronula  Goldf. 

Nach  Barrois***)  sind  sechs  Arten  für  die  Zone  des  Actinocamax 
plenus  höchst  charakteristisch,  von  ihnen  fahrt  der  entsprechende  Hori- 
zont Sachsens  Actinocamax  plenus  Blainv.  und  Magas  Geinitzi  Schlönb., 
die  übrigen  vier  ( Ostrea  Naumanni  Reuss,  Plicatula  nodosa  Duj.,  Tere- 
bratulina rigida  Sow.  und  Vermicularia  umbonata  Sow.)  stellen  sich,  so- 
weit sie  in  Sachsen  überhaupt  bekannt  sind,  erst  in  weit  jüngeren  Schichten 
ein.  Coquand f)  nennt  ausser  den  von  Barrois  angeführten  noch 
19  weitere  Arten  aus  der  Plenus-Zone;  von  ihnen  sind  im  cenomanen 
Pläner  und  Plänersandstein,  also  dem  wahrscheinlichen  Aequivalent  der 
genannten  Zone,  folgende  sieben  vorhanden: 

Ammonites  Mantelli  Sow. 

Cyprina  quadrata  d’Orb. 

Exogyra  columba  Lam. 

Alectryonia  carinata  Lam. 

Rhynchonella  compressa  Lam. 

Cidaris  Sorigneti  Des. 

Discoidea  subuculus  Lam. 

*)  De  Lapparent:  Traite  de  geologie,  p.  1156,  1159,  1162  und  1163. 

**)  Existence  de  l’etage  carentonien.  Bull.  soc.  geol.  de  France  111,  8,  1879/80, 
p.  311. 

***)  1.  c.  p.  187. 
f)  1.  c.  p.  315. 


51 


Die  Uebereinstimmung  beider  Faunen  ist  demnach  beträchtlich,  und 
es  kann  daher  kaum  zu  bezweifeln  sein,  dass  der  Pläner  und 
Plänersandstein  der  Stufe  der  Alectryonia  carinata  in  Sachsen 
mit  der  Zone  des  Actinocamax  plenus  Frankreichs  zu  paral- 
lelisiren  und  somit  aus  dem  Gesammtcomplexe  der  Carinaten- 
stufe  als  Zone  mit  Actinocamax  plenus  und  Cidaris  Sorigneti 
abzuscheiden  ist.  Dass  diese  letztere  aber  noch  dem  Cenoman,  nicht 
aber  dem  Turon  zugehört,  geht  daraus  hervor,  dass  sie  die  charakteristi- 
schen Leitfossilien  des  sächsischen  Cenomans,  nämlich  Ammonites  Man- 
telli  Sow.,  Nautilus  elegans  Sow.,  Pecten  acuminatus  Gein.,  Vola  phaseola 
Lam„  Inoceramus  striatus  Mant.,  Alectryonia  carinata  Lam.  und  andere 
mit  dem  darunter  lagernden  Quader  gemeinsam  führt.  Auch  Barrois 
und  Coquand  rechnen  die  Zone  ä Belemnites  plenus  noch  dem  Ceno- 
man zu. 

Nach  Obigem  erhalten  wir  folgende 


Tabellarische  Uebersicht  über  die  Stufe  der  Ostrea  carinata 

Sachsens. 


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Sandsteinfacies. 

Typus  Sächsische 
Schweiz. 


Plänersandstein 
von  Tyssa,  Eiland, 
Zwirtschkau,  Gol- 
dene Höhe,  Cunners- 
dorf und  Tharandt, 
mit  Actinocamax 
plenus , Lima  ceno- 
manensis,  Pecten 
membranaceus, 
Vola  notabilis,  Ino- 
ceramus striatus , 
Cidaris  Sorigneti, 
Micrabacia  coro- 
nula. 


Plänerfacies. 

Typus  Dohna. 


Pläner 

von  Dohna,  Plauen, 
Leute witz,  mit  Acti- 
nocamax plenus, 
Pecten  membrana- 
ceus, Vola  notabilis, 
Ostrea  carinata, 
Inoceramus  stria- 
tus, Cidaris  Sorig- 
neti. 


Quadersandstein  von  Bannewitz,  Co- 
schütz, im  Untergründe  Dresdens,  Weissig, 
Dohna,  Malter,  Tyssa,  mit  Alectryonia 
carinata , Vola  aequicostata  und  phaseola , 
Pecten  asper,  Nautilus  elegans. 


Klippenfacies. 

Typus  Kahlehusch. 
cf.  S 53  u.  f. 


Mergel,  Kalke, 
Muschelbreccien 
vom  Kahlehusch, 
Gamighübel,  Hoher 
Stein,  Plauen,  mit 
Actinocamax  ple- 
nus, G-astropoden, 
Pecten,  Modiola, 
zahlreichen  Austern 
und  Brachiopoden, 
Cidaris  Sorigneti 
und  vesiculosa, 
Stockkorallen  und 
Spongien. 


Sandstein  der 
Klippenfacies  von 
Lockwitz  u.  Oberau, 
mit  Austern , einigen 
Gastropoden  und 
Cidaris  vesiculosa. 


52 


3.  Vergleich  der  Fauna  des  Carinaten- Pläners  mit  derjenigen  des 

Plänersandsteins. 

Wir  hatten  Eingangs  am  Quader  und  Pläner  der  Labiatus-Stufe  Be- 
obachtungen darüber  angestellt,  ob  die  petrographische  Facies  mit  gewissen 
Unterschieden  der  von  ihr  beherbergten  Fauna  Hand  in  Hand  gehe.  Während 
die  Labiatus-Stufe  zur  Prüfung  dieser  Frage  sehr  geeignet  war,  weil  in  ihr 
die  beiden  schroffen  Gegensätze,  Quadersandstein  und  Pläner,  repräsentirt 
sind,  gilt  dies  nicht  in  gleichem  Maasse  von  der  Plenüs-Zone.  Der  Carinaten- 
Pläner  weist  zwar  einen  Wechsel  in  der  Facies  auf,  indem  er  in  Pläner- 
sandstein übergeht,  doch  stehen  sich  beide  nicht  so  direct  gegenüber,  wie 
Pläner  und  Quader.  Der  Plänersandstein  ist,  was  schon  der  Name  aus- 
drückt, dem  Pläner  viel  verwandter,  als  der  Quader  dem  Pläner,  er  stand 
ihm  früher  noch  näher,  als  es  uns  heute  erscheint,  denn  er  war  kalkig 
und  hat  seinen  Kalkgehalt  erst  nachträglich  verloren.  Es  ist  einleuchtend, 
dass  in  Folge  dessen  kein  bedeutender  Unterschied  in  den  Faunen  beider 
Sedimente  zu  erwarten  ist. 

Zwar  kennt  man  aus  dem  Carinaten -Pläner  eine  beträchtliche  Zahl 
von  Fossilien,  doch  wurden  diese  meist  in  einer  ganz  eigentümlichen, 
sofort  zu  behandelnden  Facies,  der  Klippenfacies,  gefunden,  und  dürfen 
deshalb  nicht  zum  Vergleiche  herangezogen  werden.  In  der  eigentlichen, 
in  continuirlicher  und  schwebender  Lage  zur  Ablagerung  gelaugten  Pläner- 
facies  sind  bis  jetzt  wenig  organische  Reste  gefunden  worden,  von  denen 
nach  Beck,  Deichmüller,  Geinitz  und  Nessig  nur  folgende  anzu- 


führen sind. 

Actinocamax  plenus  Blainv.  s. 
Ammonites  Mantelli  Sow.  s. 

— Neptuni  Gein.  ss. 

Bostellaria  Parkinsoni  Mant.  ss. 
Turritella  sp.  ss. 

Area  Galliennei  d’Orb.  ss. 

Inoceramus  striatus  Mant.  h. 
Avicula  glabra  Rss.  ss. 

Lima  pseudocardium  Rss.  ss. 
Vola  notabilis  Münst.  s. 

Pecten  membranaceus  Nilss.  s. 

— curvatus  Gein.  ss. 

— elongatus  Lam.  s. 

Spondylus  truncatus  Lam.  ss. 
Exogyra  lateralis  Nilss.  s. 

Alectryonia  carinata  Lam.  s. 
Terebratula  phaseolina  Lam.  h. 

— capillata  d’Arch.  ss. 

Terebratulina  striatula  Wahlbg.  s. 
Phynchonella  compressa  Lam.  s. 
Cidaris  vesiculosa  Goldf.  ss. 

— Sorigneti  Desr.  s. 

Scyphia  isopleura  Rss.  ss. 

Serpida  septemsulcata  Reich.  s. 


Vergleicht  man  mit  dieser  Fauna  diejenige,  die  S.  42,  44  und  47  aus 
dem,  dem  Carinaten-Pläner  aequivalenten  Plänersandstein  angeführt  wurde, 


53 


so  fällt  wieder  die  verhältnissmässig  grössere  Zahl  von  Lamellibranchiaten 
in  den  sandigen  Schichten  auf.  Vor  Allem  ist  Inoceramus  striatus  Mant. 
im  Plänersandstein  viel  häufiger  anzutreffen  als  im  Pläner.  Auch  wurde 
Pinna  wiederholt  im  Plänersandstein,  aber  noch  nicht  im  Pläner  gefunden. 
Nur  aus  letzterem  sind,  wenn  auch  als  Seltenheit,  Gastropoden  bekannt, 
Von  den  Terebrateln  lieferte  zwar  der  Pläner  mehrere  Arten,  doch  ist 
auffälligerweise  Terebratula  phaseolina  Lam.  im  Sandstein  häufiger,  wo- 
bei aber  in  Betracht  zu  ziehen  ist,  dass  hier  ein  nachträglich  entkalkter 
Plänersandstein,  aber  kein  eigentlicher  Quadersandstein  vorliegt. 

Wir  kommen  demnach  zu  dem  Resultat,  dass  sich  zwar 
zwischen  dem  Pläner  und  dem  Plänersandstein  der  Pläner- 
stufe gewisse,  der  verschiedenen  petrographischen  Facies  ent- 
sprechende faunistische  Unterschiede  geltend  machen,  die 
denjenigen,  die  zwischen  Labiatus-Pläner  und  -Quader  be- 
stehen, analog  sind,  dass  sie  aber  noch  unbedeutender  sind, 
als  diejenigen  zwischen  diesen  letzteren  beiden  petrographisch 
viel  schrofferen  Gegensätzen. 

III.  Die  Klippenfacies  des  Cenomans. 

1.  Wesen  und  Charakteristik  der  Klippenfacies. 

Ueber  die  Verfolgung  der  Südwestküste  des  sich  von  Böhmen  aus 
nach  N und  NW  erstreckenden  obercretaceischen  Meeres  genaue  Angaben 
zu  mächen,  ist  namentlich  aus  zwei  Gründen  sehr  erschwert.  Erstens 
vollzog  sich  nach  Ablagerung  der  oberen  Kreide  und  zwar  voraussichtlich 
in  der  Mitte  der  Tertiärperiode  die  gewaltige  Dislocation,  aus  der  der 
böhmische  Steilabsturz  des  Erzgebirges  hervorgegangen  ist,  durch  welche 
grossartige  Verwerfung  der  Zusammenhang  der  nordböhmischen  Kreide- 
ablagerungen mit  denjenigen  der  Hochfläche  des  heutigen  Erzgebirges  und 
seines  Nordabhanges  aufgehoben  worden  ist.  Zweitens  vernichteten  seit 
der  Ablagerung  und  Trockenlegung  der  am  weitesten  auf  das  Erzgebirge 
vorgeschobenen  cenomanen  Crednerien-Stufe  und  Carinaten-Quaders  bis  in 
die  Diluvialzeit  hinein  intensive  Denudationen  weite  Flächen  dieses  Com- 
plexes  und  Hessen  nur  local  minimale  Lappen  als  Residua  derselben  zurück. 
Ein  solches  Beispiel  ist  der  auf  dem  Rücken  des  Erzgebirges  gelegene 
Schönwalder  Spitzberg,  auf  dem  sich  unter  dem  Schutze  einer  Basaltkuppe 
der  Carinaten- Quader  erhalten  hat,  und  der  mit  einem  zweiten  jenseits 
der  Kammhöhe  bei  Jungferndorf  gelegenen  Vorkommniss  desselben  Quaders 
die  einzigen  Lappen  auf  einer  Fläche  von  über  100  qkm  vorstellt.  Ein 
anderes  weit  vorgeschobenes  Kreiderelict  sind  die  Kiese  von  Langen- 
hennersdorf bei  Freiberg,  die  10  km  von  dem  nächsten  Kreidecomplex, 
dem  des  Tharandter  Waldes,  entfernt  liegen.  Auch  dieser  letztere  zeichnet 
sich  durch  grosse  Zerrissenheit  aus  und  ist  noch  ziemlich  isolirt,  da 
seine  Entfernung  vom  zusammenhängenden  Kreidegebiet  im  Minimum  4 km 
beträgt.  Gleichfalls  ganz  vereinzelte  Lappen  von  cenomanem  Quader  be- 
finden sich  mindestens  5 km  von  der  Grenze  des  geschlossenen  Kreide- 
areals entfernt  zwischen  Rabenau  und  Reinhardtsgrimma. 

Wenn  auch  in  Folge  dieser  vollständigen  Zerstückelung  und  theilweisen 
Vernichtung  jener  Sedimente  ohne  weiteres  keine  südwestliche  Uferlinie 
des  cenomanen  Meeres  zu  ziehen  ist,  so  ergiebt  sich  doch  aus  den  fol- 


54 


genden  Beobachtungen,  dass  alle  diese  Ablagerungen  sich  ganz  in  der 
Nähe  des  Strandes  vollzogen  haben  müssen,  wonach  dieselben  wenigstens 
eine  ungefähre  Reconstruction  der  alten  Küste  gestatten. 

Gerade  am  Südrande  der  heutigen  Kreideresidua  ist  die  litorale 
Crednerien- Stufe  nicht  nur  am  häufigsten,  sondern  auch  am  besten  ent- 
wickelt, so  bei  Niederschöna,  Grüllenburg,  Paulsdorf,  im  Wilischbachthal, 
im  Bahrethal,  bei  Langenhennersdorf  und  bei  Tyssa.  Innerhalb  des  ge- 
schlossenen Kreidegebietes  dagegen  ist  dieselbe  nur  bei  Leuteritz  und 
Dohna  vorhanden.  Der  Reichthum  dieses  Complexes  an  wohlerhaltenen 
Resten  der  Blätter  und  Früchte  von  Laubhölzern  weist  demselben  auf  das 
Bestimmteste  die  Ufer zone  als  Ablagerungsgebiet  zu.  Ferner  nehmen  an 
diesem,  der  voraussichtlichen  Küste  des  cenomanen  Meeres  entsprechenden 
Südrande  der  Kreiderelicte  Conglomerate  ausserordentlich  weite  Verbreitung 
an,  sie  bilden  nicht  allein  die  Basis  der  cenomanen  Schichten,  sondern 
finden  sich  auch  in  diese  eingeschaltet.  Ihre  Geschiebe  erreichen  Faust- 
grösse und  bestehen  meist  aus  Quarzit,  oft  auch  aus  silurischem  Kiesel- 
schiefer, Schlottwitz.er  Amethyst,  Quarzporphyr  und  Gneissen,  welche 
sämmtlich  der  erzgebirgischen  Hochfläche  entstammen  und  im  Beginn  der 
Cenomanzeit  von  dort  aus  der  nahen  Küste  zugeführt  wurden.  Das  häufige 
Auftreten  von  discordanter  Parallelstructur  in  den  Sandsteinen  des  Süd- 
randes, besonders  schön  am  Götzenbüschgen*)  unweit  Rabenau  und  bei 
Niederschöna**),  sowie  das  Vorkommen  von  wohlerhaltenen  in  die  marinen 
Sandsteine  der  Carinaten-Stufe  eingeschwemmten  Pflanzenresten,  z.  B.  bei 
Malter  und  Welschhufe  veranschaulichen  ebenfalls  die  Nähe  der  Küste. 

So  lässt  sich  denn  mit  ziemlicher  Wahrscheinlichkeit  annehmen, 
dass  die  südwestliche  Grenzlinie  der  cenomanen  Ablagerungen  auf  der 
Hochfläche  des  jetzigen  Erzgebirges  von  etwa  der  Nollendorfer  Gegend 
in  nordwestlicher  Richtung  südlich  von  Dippoldiswalde  vorüber,  und  von 
hier  aus  in  mehr  westlicher  Richtung  auf  Freiberg  zu  verlaufen  sei.  Von 
dieser  freilich  nur  ganz  im  Allgemeinen  reconstruirbaren  Küstenlinie  aus 
erstreckte  sich  das  flache  cenomane  Meer  nach  Nord  und  Nordost.  In  der 
Nachbarschaft  jener  Küste  kam  zunächst,  voraussichtlich  als  Deltabildung, 
der  Complex  der  Crednerien -Stufe  zur  Ablagerung.  Ueber  diesem  folgt, 
wie  gezeigt  wurde,  in  weiter  und  allgemeiner  Verbreitung  der  cenomane 
Quader.  Durch  beide  Complexe  erfolgte  eine  Planirung  des  Meeresbodens, 
soweit  dessen  Erhebungen  keine  beträchtlichen  Maasse  erreichten.  Höher 
vom  Boden  aufragende  Rücken  und  Kuppen  des  felsigen  Meeresgrundes 
blieben  von  diesen  ältesten  Cenoman -Ablagerungen  unbedeckt,  da  auf 
ihren  Gipfeln  die  lockeren  Sande  meist  keinen  Halt  fanden.  In  Folge  dessen 
durchragen  er stere  den  altcenomanen  Complex  meist  vollständig,  in  zwei 
Fällen,  bei  Lockwitz  und  bei  Oberau  jedoch  nur  zum  grössten  Theil, 
so  dass  sich  dessen  hängendste  Schichten  über  diese  Emporragung  hinweg 
erstrecken. 

Anders  gestalteten  sich  die  Verhältnisse  in  der  nun  folgenden  oberen 
Stufe  des  Cenoman,  nämlich  im  Carinaten- Pläner  und  Plänersandstein. 
Nicht  nur  auf  den  erst  kürzlich  zur  Ablagerung  gelangten  Quaderflächen, 
sondern  auch  auf  den  noch  von  Sedimenten  freien  Emporragungen  breiteten 
sich  die  kalkig -thonigen  Massen  des  Pläners  aus.  In  Folge  der  durch 


*)  Beck,  Erläuterungen  Sect.  Tharandt,  S.  38. 

**)  Erläuterungen  Sect.  Ereiberg,  S.  55. 


55 


diese  felsigen  Erhebungen  .bedingten  örtlichen  Verhältnisse  kommt  inner- 
halb der  jüngeren  cenomanen  Stufe  eine  Localfacies  zur  Ausbildung,  welche 
an  die  Gehänge  und  Gipfel  dieser  submarinen  Erhebungen  gebunden  ist. 
Sie  ist  es,  welche  wir  mit  Beck*)  als  „Klippenfacies“  bezeichnen.  Ihre 
Eigenart  giebt  sich  in  folgenden  Merkmalen  kund: 

1.  In  ihren  Niveauverhältnissen,  indem  die  hierher  gehörigen 
Sedimente  in  einem  höheren  Niveau  zur  Ablagerung  gelangt  sind,  als  die 
rings  um  diese  Klippen  verbreiteten,  aequivalenten  jungcenomanen  Schichten. 

2.  In  der  Lagerungsform  und  den  Verbandsverhältnissen, 
indem  die  Sedimente  der  Klippenfacies  verschiedentlich  gestaltete,  zum 
Theil  tief  eingreifende  Unebenheiten  der  Auflagerungsfläche,  als  Kessel, 
sack-  oder  spaltenartige  Vertiefungen  und  Taschen  ausfüllen.  Wie  charak- 
teristisch gerade  diese  durch  die  Unregelmässigkeit  des  Untergrundes  be- 
dingte Lagerungsform  für  die  Klippenfacies  ist,  erhellt  durch  die  That- 
sache,  dass  in  der  übrigen  allgemeinen  Verbreitung  der  cenomanen  Schichten 
eine  höchst  gleichmässige  und  continuirliche,  durchaus  schwebende  Lagerung 
herrscht.  Eine  solche  ist  zu  beobachten  z.  B.  an  der  Auflagerungsfläche 
des  Carinaten-Quaders  auf  das  Rothliegende  bei  Cunnersdorf  unweit  Dresden, 
ferner  an  derjenigen  auf  Granit  von  z.  B.  Dohna,  Zwirtschkau  bei  Pirna 
und  Niedergrund,  endlich  auf  den  im  Contact  mit  Granit  in  Hornfelse 
umgewandelten  Grauwacken  bei  Kauscha  unweit  Dresden. 

3.  In  ihrer  petrogra,phischen  Ausbildung,  indem  die  Klippen- 
sedimente kleinere  oder  grössere  Gerolle  des  Untergrundes  in  beträcht- 
licher Zahl  in  sich  aufnehmen.  Diese  erreichen  zuweilen  einen  Durch- 
messer von  1 m und  stellen  dann  gewaltige  Rollblöcke  vor,  die  fast  stets 
wohl  gerundet  sind  und  augenscheinlich  ihre  Losreissung  und  Abrundung 
dem  Wogenschwall  der  einstigen  Untiefe  verdanken.  Ausserdem  beobachtet 
man,  dass  der  Pläner,  der  den  Klippen  auf  lagert,  meist  Glaukonit  in 
Gestalt  grösserer  Flecken  und  Flatschen  führt  und  dass  glaukonitische 
Substanz  auch  einen  Theil  der  Petrefacten,  sogar  gewisse  Gerolle  überzieht. 

4.  In  der  Fauna,  indem  die  Ablagerungen  der  Klippenfacies  durch 
das  Ueberwiegen  von  mit  Haftapparaten  ausgestatteten  und  dem  Unter- 
gründe aufwachsenden  Thierformen,  insbesondere  massenhaften  Austern 
und  Spongien,  sowie  zahlreichen  stockbildenden  Korallen  charakterisirt  sind. 

Ganz  analog  gestalten  sich  die  Verhältnisse  im  Carin aten- Quader, 
dort,  wo  derselbe  wie  an  den  beiden  bereits  genannten  Stellen,  nämlich 
bei  Lockwitz  und  bei  Oberau,  ebenfalls  auf  die  Oberfläche  der  dortigen 
submarinen  Erhebungen  übergreift. 

Derartige  cenomane  Sedimente  vom  Charakter  der  geschilderten  Klippen- 
facies sind  auf  folgenden  Empor ragungen  des  Litorals  bekannt: 

auf  dem  Syenitrücken,  welcher  sich  der  cenomanen  Küsten- 
linie in  nordöstlicher  Richtung  vorlagert  und  jetzt  von  dem  tiefen 
Erosionsthal  der  Weisseritz  durchquert  wird  und  zwar  bei  Plauen, 
auf  den  Emporragungen  des  sich  weiter  südöstlich  an- 
schliessenden Granitmassivs  am  Gamighübel,  bei  Kauscha  und 
bei  Lockwitz, 

auf  der  Porphyrkqppe  des  Kahlebusches  bei  Dohna, 
auf  dem  Granit  von  Z sch  eil a bei  Meissen, 
auf  dem  Gneiss  bei  Oberau. 


*)  Erläuterungen  Sect.  Pirna,  S.  55. 


56 


Die  Verhältnisse,  wie  sie  sich  der  Beobachtung  auf  diesen  Vor- 
kommnissen der  Klippenfacies  bieten,  sollen  im  Folgenden  ausführlich 
dargelegt  werden. 

2.  Beschreibung  der  Klippenfacies. 

a)  Die  Klippenfacies  auf  dem  Syenitrücken  bei  Plauen. 

Das  Meissener  Syenitmassiv  erstreckt  sich  von  Meissen  in  südöstlicher, 
also  Lausitzer  Richtung,  südwestlich  von  Dresden  vorüber,  und  bildet  hier 
einen  Rücken,  der  sich  zwischen  der  Elbthalwanne  und  dem  rothliegenden 
Döhlener  Becken  erhebt  und  der  von  der  Weisseritz  in  einem  tiefen  Thal, 
dem  Plauenschen  Grund,  durchschnitten  wird.  Nördlich  und  südlich  vom 
Syenit  verbreiten  sich,  wie  es  das  S.  45  mitgetheilte  schematische  Profil 
Fig.  3 veranschaulicht,  die  Schichten  des  Rothliegenden.  Diese  werden 
vom  Carinaten-  Quader  überlagert,  welcher  bis  an  den  Syenit  herantritt 
und  auch  noch  eine  Strecke  weit  auf  dessen  Böschung  übergreift.  Ueber 
diesen  Quader  und  die  von  letzterem  unbedeckt  gebliebene  Gipfelzone  von 
Syenit  lagert  sich  der  Carinaten-Pläner,  wobei  er,  als  Klippenfacies 
ausgebildet,  die  Unregelmässigkeiten  der  Syenitoberfläche  ausfüllt,  und 
mannigfach  in  Taschen  und  Klüfte  desselben  eingreift,  Verhältnisse,  die 
an  den  Gehängen  des  Weisseritzthales  wiederholt  aufgeschlossen  und  zu 
beobachten  sind. 

Eine  deutliche  Vorstellung  von  diesen  Lagerungsverhältnissen  ergeben 
die  Aufschlüsse  an  der  Nordostböschung  des  Syenitrückens.  Bei  Rossthal 
wird  der  Carinaten-Pläner  von  einer  kleinen  Syenitkuppe  durchragt,  während 
der  Aufschluss  bei  Döltzschen  in  nur  600  m südöstlicher  Entfernung  zeigt, 
dass  hier  der  Syenit  ca.  25  m tiefer  liegt  und  zunächst  vom  Carinaten- 
Quader,  dann  von  Conglomerat  und  endlich  vom  Carinaten-Pläner  über- 
lagert wird,  die  sich  demnach  sämmtlich  bis  auf  den  letzteren  in  der 
Richtung  nach  der  Rossthaler  Kuppe  zu  an  den  Böschungen  des  Syenits 
auskeilen.  Die  gleichen  Verhältnisse  wiederholen  sich  von  Döltzschen  aus 

Fig.  4. 

Döltzschen,  Begerburg.  Plauenscher  Grund. 


OC 

mc  ' 


des  Plauenschen  Grundes.  Nur  die  hängendsten  Schichten  des  Carinaten- 
Pläners  greifen  als  Klippenfacies  entwickelt  über  den  Syenit  weg. 

S = Syenit,  qc  = Carinaten- Quader,  kc  = Conglomerat,  mc  = Mergel,  pc  = Cari- 
naten-Pläner. 

in  nordöstlicher  Richtung  an  den  Gehängen  des  sich  hier  sanft  erhebenden 
Syenits  des  Plauenschen  Grundes.  Während,  wie  oben  gezeigt,  das  Cenoman 
bei  Döltzschen  noch  vollständig  entwickelt  ist,  greift  nur  sein  oberster 
Complex  auf  den  Syenitrücken  hinauf,  und  bedeckt  ihn,  als  Klippenfacies 
ausgebildet,  continuirlich,  sodass  an  den  beiderseitigen  Steilrändern  des 
Plauenschen  Grundes  unterhalb  der  Brauerei  zum  Felsenkeller  nur  die 


57 


verhältnissmässig  schwache  Hülle  des  obersten  Cenoman  angeschnitten 
ist,  die  in  der  Gegend  des  Hohen  Steins  in  voller  Mannigfaltigkeit  ihrer 
charakteristischen  Merkmale  an  verschiedenen  Punkten  aufgeschlossen  ist, 
Lagerungsverhältnisse,  die  das  Profil  4 veranschaulichen  soll.  Noch  weiter 
nach  Dresden  zu  beginnt  die  Syenitoberfläche  sich  wieder  zu  senken,  in 
Folge  dessen  nimmt  das  oberste  Cenoman,  also  der  Carinaten- Pläner,  in 
gleichem  Schritte  an  Mächtigkeit  zu,  nahe  an  der  Bienertstrasse  in  Plauen 
wurde  er,  den  Syenit  noch  direct  überlagernd,  erbohrt,  und  erst  beim 
Plauenschen  Lagerkeller  stellen  sich  zwischen  diesem  letzteren  und  dem 
Carinaten-Pläner  Vertreter  des  Carinaten-Quaders  ein. 

Aus  diesem  von  uns  hiermit  verfolgten  Profile  leuchtet  die  Thatsache 
klar  ein,  dass  auf  die  Erhebung  des  syenitischen  Untergrundes  nur  der 
oberste  cenomane  Complex,  rings  um  diesen  Syenitrücken  aber  und  an 
seinem  Abfalle  das  gesammte  Cenoman  in  seiner  normalen  Entwickelung 
ausgebildet  ist.  Dass  aber  diese  schwache  Cenomanbedeckung  des  Syenit- 
rückens den  Habitus  einer  typischen  Klippenfacies  besitzt,  ergiebt  sich 
aus  den  folgenden  an  den  dortigen  Aufschlüssen  gemachten  Beobach- 
tungen. 

Den  schönsten  Einblick  in  die  der  Klippenfacies  des  Syenitrückens 
eigenthümlichen  Gebilde  bot  ein  Steinbruch,  der  am  Eingang  in  den 
Plauenschen  Grund  dicht  hinter  der  Gasanstalt  gelegen  ist  und  dessen 
prächtige  Profile  jetzt  leider  verschüttet  werden.  Die  Figur  5 veranschau- 


Fig.  5. 


S = Syenit,  pc  = Carinaten-Pläner. 

licht  einen  Theil  der  felsig  zerrissenen  und  zerspaltenen  Oberfläche  des 
Syenits.  Man  gewahrt  in  diesem  verschiedene  tiefe  und  enge  Spalten, 
von  denen  eine  hei  einer  Breite  von  10  — 15  cm  nicht  weniger  als  3 m 
tief  in  den  harten,  kaum  zersetzten  Syenitfels  hineinreicht.  Ausserdem 
weist  die  Oberfläche  noch  etliche  sackartige  oder  ganz  unregelmässig  ge- 
staltete Vertiefungen  auf,  die  mit  grobem  Geröll  erfüllt  sind.  Zahlreiche 
ganz  feine  Spältchen,  die  nicht  immer  auf  der  Skizze  dargestellt  werden 
konnten,  durchsetzen  den  Syenit  am  Boden  dieser  Ausbuchtungen.  Daneben 
erheben  sich  steilwandige,  durch  die  Wogen  abgerundete  Buckel  und 
Kämme  bis  zu  mehreren  Metern  Höhe.  Alle  diese  Erscheinungen  ver- 
einigen sich  zum  Bilde  eines  rauhen  und  wilden  Klippenuntergrundes 


58 


des  cenomanen  Meeres.  Vervollständigt  wird  dasselbe  durch  die  An- 
häufung zum  Theil  gewaltiger,  dann  über  1 m grosser  Rollblöcke  des 
Syenits,  welche  sich  namentlich  in  den  Vertiefungen  zwischen  den  Einzel- 
klippen concentriren  und  jetzt  ein  ausserordentlich  grobes,  local  Riesen- 
Conglomerat  repräsentiren.  Ausser  diesen  Syenitgeröllen  fanden  sich  ganz 
vereinzelt  kleine,  ebenfalls  gut  gerundete  Geschiebe  von  anderen  Gesteinen, 
die  zum  Theil  einen  weiteren  Transport  durchgemacht  haben,  z.  B.  horn- 
steinartige aus  dem  Rothliegenden  stammende  Gerolle,  Kieselschiefer  und 
glaukonitischer  Pläner  von  derselben  Beschaffenheit,  wie  er  hie  und  da 
in  diesem  Bruche  ansteht.  Alle  diese  letzteren  waren  im  Gegensatz  zu 
den  Syenitgeschieben  von  einer  glaukonitischen  Hülle  umgeben.  Der 
diesen  Klippen  auf  lagernde  Pläner  weist  grosse  1 — 2 cm  messende  Flat- 
schen von  Glaukonit  auf  und  enthält  ausserdem  stellenweise  zahlreiche 
kleine  Glaukonitkörner,  sowie  einzelne  Schwefelkiespartikelchen  einge- 
sprengt. Unter  dem  Mikroskop  erweist  er  sich  vorwiegend  aus  Calcit 
und  Quarz,  ausserdem  spärlich  aus  Biotit,  Pyrit  und  Glaukonit  zusammen- 
gesetzt, neben  dem  man  noch  einzelne  Foraminiferen  gewahrt. 

Der  Pläner  ist,  soweit  er  die  Unregelmässigkeiten  des  Syenits  erfüllt, 
und  soweit  er  als  Conglomerat  entwickelt  ist,  ungeschichtet,  nach  oben 
zu  sondert  er  sich  in  einzelne  Bänke,  die  sich  ungefähr  der  Configuration 
des  Syenitbodens  anschmiegen,  deren  welliger  Verlauf  sich  aber  nach  oben 
beständig  verflacht  und  ausgleicht. 

Namentlich  als  Ausfüllung  der  Klüfte  und  Kessel  des  Syenits  enthält 
der  Pläner  viele  organische  Ueberreste  und  so  hat  dieser  Ort  eine  reich- 
haltige und  für  die  Klippenfacies  höchst  charakteristische  Fauna  geliefert, 
die  um  so  besser  bekannt  ist,  als  hier  ein  weit  grösseres  Stück  des  alten 
Meeresbodens  abgedeckt  und  durchforscht  worden  ist,  als  es  bei  allen 
anderen  Fundorten  innerhalb  der  Klippenfacies  der  Fall  war.  Unter 
Benutzung  der  sehr  umfangreichen,  uns  in  dankenswerther  Weise  zur 
Bestimmung  überlassenen  Sammlung  des  Herrn  Ingenieur  Pohle,  Dresden, 
können  wir  folgendes  Verzeichniss  der  hier  vorgekommenen  Fossilien 
geben: 

Dimorphastraea  parallela  Reuss  sp.  lih. 

Latimaeandra  Fromenteli  Bölsche.  h. 


Thamnastraea  conferta  M.  Edw.  s. 

Cidaris  vesiculosa  Goldf.  ss. 

Rhynchonella  compressa  Lam.  hh. 

Terebratula  biplicata  Sow.  h. 

— phaseolina  Lam.  h. 

Ostrea  hipp op odium  Nilss.  hh. 

Älectryonia  carinata  Lam.  ss. 

— diluviana  L.  s. 

Exogyra  lateralis  Nilss.  hh. 

— sigmoidea  Reuss.  h. 

— haliotoidea  Sow.  hh. 

Spondylus  striatus  Sow.  sp.  hh. 

Pecten  Rhotomagensis  d’Orb.  s. 

— elongatus  Lam.  h. 

— acuminatus  Gein.  ss. 

Vola  digitalis  Röm.  ss. 

Modiola  Cottae  Röm.  hh. 


59 


Modiola  carditoides  Gein.  s. 

— arcacea  Gein.  s. 

— irregularis  Gein.  ss. 

Eriphyla  striata  Sow.  sp.  ss. 

cf.  Protocardium  hillanum  Sow.  sp.  ss. 
Area  Galliennei  d’Orb.  s. 

— glabra  Park.  sp.  s. 

Mutiella  Bingmerensis  Mant.  ss. 

Cyprina  quadrata  d’Orb.  ss. 

— trapezoides  Röm.  ss. 

Cardium  cenomanense  d’Orb.  s. 

— : alternans  Reuss.  s. 

Psammobia  Zitteliana  Gein.  h. 

cf.  Turritella  granulata  Gein.  ss. 

Pleurotomaria  plauensis  Gein.  s. 

— Geinit zi  d’Orb.  ss. 

— sp.  ss. 

Natica  pungens  Sow.  sp.  ss. 

Neritopsis  costidata  A.  Röm.  ss. 

— nodosa  Gein.  ss. 

Stelzneria  cepacea  Gein.  ss. 

Trochus  Buneli  d’Arch.  ss. 

Turbo  Geslini  d’Arch.  s. 

Euchrysalis  Laubeana  Gein.  ss. 

Chemnitzia  Beussiana  Gein.  , ss. 
Actinocamax  plenus  Blainv.  s. 

Oxyrhina  angustidens  Reuss.  ss. 


Ausser  den  drei  erstgenannten  Stockkorallen  kommt  hier  nach  Nessig*) 
noch  eine  weitere,  nämlich  Psammohelia  granulata  Bölsche  vor. 

Auf  die  Eigentümlichkeiten  dieser  Klippenfauna  wird  später  ein- 
gegangen werden,  hier  soll  nur  auf  die  Häufigkeit  der  Austern,  Brachio- 
poden  und  der  Korallen,  sowie  darauf  hingewiesen  werden,  dass  fast 
alle  Arten  mit  Haftapparaten  ausgestattet  oder  dem  Untergründe  auf- 
gewachsen sind. 

Während  sich  bei  den  meisten  Petrefacten  die  kalkigen  Bestandteile 
aufgelöst  und  durch  Glaukonit  ersetzt  haben,  ist  dies  nie  bei  den  Brachio- 
poden  und  selten  bei  den  Austern,  sowie  bei  manchen  Pecten-  und  Modiola- 
Arten  der  Fall,  was  ganz  mit  analogen  von  Süss**)  mitgeth eilten  Be- 
obachtungen übereinstimmt. 

Andere  sehr  schöne  Aufschlüsse  der  Klippenfacies  auf  dem  Syenit 
des  Plauenschen  Grundes  bietet  der  in  der  Nähe  dieses  Ortes  gelegene 
Rathssteinbruch,  in  dem  auf  einer  ca.  120  m langen  Strecke  die  Auf- 
lagerung des  cenomanen  Pläners  auf  den  Syenit  ersichtlich  ist.  Wir  geben 
eine  Gesammtansicht  derselben  Fig.  6 und  zwei  Detailprofile  Fig.  7 und 
Fig.  8 (s.  nächste  Seite)  wieder,  die  ebenfalls  die  auffallend  unregelmässige 
Gestaltung  der  Syenitoberfläche  veranschaulichen.  Der  sich  hier  nach  N 
senkende  Syenit  weist  auf  dieser  Linie  vier  buckelartige  Erhebungen  auf, 


*)  1.  c.  S.  122. 

**)  Der  Boden  der  Stadt  Wien.  1862,  S.  112. 


60 


Fig.  6. 


Auflagerung  des  CJarinaten- Pläners  der  Klippenfacies  auf  den  Syenit 
im  Rathssteinbruch  bei  Plauen. 


Fig.  6 Gresammtprofil  der  Auflagerungsfläche,  Fig.  7 und  Fig.  8 Specialprofile  der 
in  Fig.  6 mit  * bezeichnten  Stellen.  S = Syenit,  p c = Carinaten-Pläner. 

deren  Oberflächen  verschiedene  Vertiefungen  und  Spalten  zeigen.  Zwischen 
diesen  Buckeln  sind  local  Geröllansammlungen  aufgeschlossen.  Die  Syenit- 
geschiebe erreichen  nicht  die  gewaltige  Grösse  wie  im  vorigen  Steinbruche, 
stellenweise  sinken  sie  zu  solcher  Kleinheit  und  Beschaffenheit  herab,  dass  sie 
einen  Syenitgrus  darstellen,  der  in  grosser  Menge  von  Pläner  eingeschlossen 
und  völlig  zersetzt  ist.  Der  Pläner  gleicht  demjenigen,  der  im  Steinbruch 
bei  der  Gasanstalt  ansteht,  völlig.  Auch  er  ist  in  Bänke  gesondert,  die 
sich  den  grösseren  Unebenheiten  des  Bodens  anschmiegen  und  sich  nach 
oben  ausgleichen.  Zum  Sammeln  von  Petrefacten  sind  hier  die  Verhält- 
nisse nicht  günstig,  immerhin  wurden  doch  einige  Gastropoden,  Pecten 
und  Brachiopoden  gefunden. 

Gegenüber  vom  Rathssteinbruch  liegt  das  Forsthaus,  neben  dem 
auch  noch  heute  die  Spaltenausfüllungen  sichtbar  sind,  die  Geinitz  im 
„Elbthalgebirge“  Bd.  I,  S.  13  abbildet  und  die  ihm  in  früherer  Zeit  eine 
Unmasse  verschiedenster,  vor  Allem  auch  winzig  kleiner  Fossilien  geliefert 
haben,  so  dass  Geinitz  von  einer  Liliputfauna  spricht.  Ein  grauer  oder 
bräunlicher  Pläner  mit  Glaukonitflecken  erfüllt  diese  Spalten.  Die  in 
denselben  und  zwischen  den  Conglomeraten  eingeschlossene  Fauna  war 
sehr  reich  an  Gastropoden  und  zwar  waren  sowohl  grosse  dickschalige, 


61 


als  auch  eine  Menge  kleiner  Formen  vorhanden.  Ferner  fanden  sich 
zahlreiche  Austern,  Brachiopoden,  Seeigel  und  Seesterne,  Bryozoen  und 
einzelne  Stockkorallen. 


Eine  ebenfalls  sehr  reichliche  Ausbeute  an  Fossilien  im  Gebiet  der 
Klippenfacies  wurde  früher  am  nahen  Hohen  Stein  gemacht.  Hier  be- 
findet sich  auf  dem  Gipfel  eines  Syenitbuckels,  auf  dem  der  „Frohberg’s 
Burg“  genannte  Thurm  steht,  eine  etwa  3 m tiefe,  grosse  Einsackung, 
in  die  ein  gelblicher,  sehr  kalkreicher,  zahllose  Fossilien  einschliessender 
Mergel  eingelagert  ist.  Es  ist  das  diejenige  Stelle,  welche  Geinitz  im 


Fig.  9. 


,, Elbthalgebirge“  Bd.  I,  S.  11  abbildet 
und  von  der  wir  die  Profildarstellung 
Fig.  9 geben.  Vor  Allem  sind  Austern 
und  zwar  Exogyra  haliotoidea  Sow., 
sigmoidea  Reuss,  lateralis  Nilss,,  ferner 
und  zwar  nur  an  dieser  Stelle  in  solch 
grosser  Zahl  Äledryonia  carinata  Lam. 
und  diluviana  L.  häufig.  Auch  Stacheln 
und  Tafeln  von  Seeigeln  und  Seesternen, 

Zähne  von  Haifischen  und  verschiedene 
Gastropoden,  namentlich  grosse  Ceri- 
thien  und  Pleurotomarien  waren  hier 
sehr  gewöhnlich.  Ungefähr  50  m süd- 
lich von  dieser  Stelle  erhebt  sich  jen- 
seits des  Teiches  eine  niedrige  Syenit- 
wand, an  deren  oberem  Rande  die  Auf- 
lagerungsfläche des  Pläners  deutlich 
aufgeschlossen  ist.  Auch  hier  ist  eine 
ganz  ähnliche  Einsackung  wie  an  „Froh- 
berg’s Burg“  vorhanden.  Das  diese 
erfüllende  Material  hat  eine  mehr  sandige  Beschaffenheit  und  ist  stellen- 
weise hornsteinartig  silificirt.  Petrefacten,  namentlich  Austern  und  Cidaris- 
Stachel  sind  auch  hier  in  grosser  Anzahl  vorhanden. 


Klippenfacies  des  Carinaten- 
Pläners  als  Ausfüllung  eines  tie- 
fen Kessels  im  Syenit  an  „Froh- 
bergs  Burg“  östlich  vom  Plauen- 
schen  Grunde. 

S ==  Syenit,  pc  = Carinaten- Pläner. 


Am  Wege  neben  der  B ege r bürg  lässt  sich  gleichfalls  das  Eingreifen 
des  Carinaten -Pläners  in  mehrere  enge  Spalten  des  Syenits  wahrnehmen. 
Dieselben  werden  theils  von  grauem,  kalkreichem  Pläner  mit  grossen 
Glaukonitflecken,  theils  von  gelblichem  Hornstein  erfüllt,  welche  beide 
an  organischen  Resten  reich  sind  und  Cidaris  vesicidosa  Goldf.,  Ostrea 
hippopodium  Nilss.,  Exogyra  haliotoidea  Sow.  und  Pecten  elongatus  Lam. 
lieferten.  — Noch  an  einigen  benachbarten  Stellen  des  Syenitrückens  sind 
diese  der  Klippenfacies  eigenthümlichen  Gebilde  aufgeschlossen,  doch  meist 
nicht  so  schön,  wie  an  den  beschriebenen  Orten,  oft  auch,  wie  am  oberen 
Rande  der  tiefen  Syenitbrüche,  nicht  zugänglich. 


b)  Die  Klippenfacies  auf  dem  Granitit  des  Gamighübels, 
bei  Kauscha  und  bei  Lockwitz. 


Zwischen  Kauscha  und  Leubnitz,  südöstlich  von  Dresden,  erhebt  sich 
der  sich  unter  der  Kreide  ausbreitende  Granitit  zu  einer  kleinen  Kuppe, 
dem  Gamighübel*),  die  zwar  orographisch  wenig  auffällt,  die  aber  doch 


*)  Erläuterungen  Sect.  Dresden,  S.  49. 


62 


eine  beträchtliche  Emporragung  des  altcenomanen  Meeresbodens  darstellt, 
denn  sie  durchragt  nicht  nur  den  gesammten  Carinaten -Quader  und 
Carinaten- Pläner,  sondern  auch  noch  einen  Theil  des  turonen  Labiatus- 
Pläners,  von  welchem  sie  rings  umgeben  wird.  Das  Profil  Fig.  10,  das 
unter  Benutzung  der  Aufschlüsse  der  Nachbarschaft  zusammengestellt  ist, 
veranschaulicht  diese  Lagerungsverhältnisse.  Auf  dem  Granitit  und  zwar 
in  Vertiefungen  seiner  Oberfläche  liegt  cenomaner  Pläner  und  ist  dem- 
nach hier  in  einem  höheren  Niveau  zur  Ablagerung  gekommen,  als  sogar 
die  turone  Labiatus-Stufe.  In  der  etwa  1200  m westlich  vom  Gamighübel 
am  Wege  nach  Gostritz  gelegenen  Grube  ist  die  Auflagerungsfläche  des 
Carinaten -Pläners  auf  dem  Carinaten -Quader  blossgelegt,  und  zwar  liegt 
dieselbe  in  einem  20  m tieferen  Niveau  als  diejenige  der  entsprechenden 
Schichten  auf  dem  Gamighübel,  ein  Umstand,  der  letzteren  als  Klippe 


Fig.  10. 


Durchragung  des  gesammten  Cenomans  und  des  Labiatus- Pläners  durch 
die  Granitit-Klippe  des  Gamighübels  südöstlich  von  Dresden. 

G = Granitit,  qc  = Carinaten- Quader,  mc  = Mergel,  pc  ==  Carinaten-Pläner  auf 
dem  Gipfel  der  Granititkuppe  in  Klippenfacies  entwickelt,  p 1 = Labiatus  - Pläner. 

kennzeichnet.  Der  im  Granitit  dieser  Kuppe  angesetzte  Steinbruch  zeigt 
drei  unregelmässig  wannenförmige  Vertiefungen  in  der  granitischen  Ober- 
fläche, welche  durch  Ablagerungen  der  Plänerfacies  ausgefüllt  sind.  Zwei 
dieser  Kessel  enthalten,  in  einem  gelblichen  Mergel  eingebettet,  vereinzelte 
Granititgeschiebe,  die  theils  abgerollt,  theils  aber  noch  kantig  sind  und 
jedenfalls  dem  granitischen  Grundgebirge  entstammen.  Von  organischen 
Kesten  werden  in  diesen  Mergeln  zahlreiche  Spongien  und  Austern  (siehe 
unten)  angetroffen.  Die  dritte,  2 — 3 m tiefe,  an  der  Nord  wand  des  Stein- 
bruches sichtbare,  von  B eck  in  Fig.  3 seiner  Erläuterungen  zu  Section  Dresden 
abgebildete  Einsackung  hat  einen  ausserordentlich  unregelmässigen  Boden, 
der  sich  theils  zu  kleinen  Buckeln  erhebt,  theils  sich  rasch  auskeilende 
Spalten  in  den  Granituntergrund  entsendet.  Sie  wird  ebenfalls  von  weichem 
gelblichen  Mergel  erfüllt,  dem  zwei  schwache  Bänke  von  hartem  Pläner- 
kalk eingelagert  sind,  die  entsprechend  der  Configuration  ihrer  Basis 
flach  beckenförmige  Lagerung  besitzen.  Dieselben  sind  voll  von  winzigen 
Fischkoprolithen  und  enthalten  ausserdem  eine  Menge  Austern,  Haifisch- 
zähne und  Steinkerne  unbestimmbarer  Cerithien.  Die  unter  diesen  Bänken 
liegenden  Mergel  sind  am  reichsten  an  Petrefacten.  Neben  Unmassen  von 
Exogyra  haliotoidea  Sow.  und  sigmoidea  Reuss,  sowie  Terebratiäina  stria- 
tula  Mant.  stellt  sich  häufig  Älectryonia  diluviana  L.  ein;  Alectryonia  cari- 
nata  Lam.  dagegen  ist  seltener.  In  Menge  sind  Stacheln  von  Cidaris 
vesicuiosa  Goldf.  und  Sorigneti  Des.  vorhanden,  ebenso  Spongien  wie 
Siphonia  piriformis  Goldf.,  Stellispongia  plauensis  Gein.,  Cupulospongia 
infundibuliformis  Goldf.  und  Epitheles  robusta  Gein.  Nicht  selten  be- 


63 


obachtet  man  Steinkerne  von  Cerithien  und  Pleurotomaria  Geinitzi  d’Orb., 
sowie  eine  Stockkoralle  Syrihelia  gibbosa  Münst.  Auch  Haifischzähne  sind 
sehr  häufig,  Nessig*)  nennt  vier  Species  derselben.  Namentlich  sind  es 
die  massenhaften  Austern  und  Spongien,  die  dieser  Fauna  ihren  eigen- 
thümlichen  Charakter  verleihen. 

Die  nächste  Stelle,  an  welcher  der  Granitit  in  südöstlicher  Richtung 
vom  Gamighübel  zu  Tage  tritt,  befindet  sich  bei  Kauscha  in  1 km  Ent- 
fernung von  dem  eben  beschriebenen  Aufschlüsse.  Der  Granitit  markirt 
sich  hier  topographisch  in  keinerlei  Weise,  sondern  ist  durch  das  Erosions- 
thal des  Prohliser  Baches  angeschnitten,  also  an  dessen  Gehängen  bloss- 
gelegt worden.  Trotzdem  sind  auch  an  dieser  Stelle,  und  zwar  am  Nord- 
gehänge des  genannten  Baches,  Reste  einer  einstmaligen  Klippenfacies 
nicht  zu  verkennen.  In  dem  Steinbruche  östlich  von  Kauscha  sieht  man 
von  der  denudirten,  verwaschenen  und  von  Löss  bedeckten  Oberfläche  des 
Granitits  aus  eine  cenomane  Spaltenausfüllung  2 m tief  hinabsteigen,  die 
den  von  den  Höhen  am  Plauenschen  Grunde  S.  57  beschriebenen  analogen 
Gebilden  in  jeder  Richtung  gleicht.  Dieselbe  besteht  aus  einem  bräun- 
lichen, staubfeinen  Sande,  der  durch  ein  thoniges  Bindemittel  locker  zu- 
sammengehalten wird  und  neben  unbestimmbaren  Resten  von  Austern 
einen  scharfen  Abdruck  von  Cidaris  vesiculosa  Goldf.  lieferte. 

Je  weiter  wir  von  hier  aus  den  Granitit  nach  SO  verfolgen,  desto 
tiefer  sinkt  seine  Oberfläche.  Bei  dem  nur  1,5  km  von  Kauscha  entfernten 
Lockwitz  fallen  deshalb  die  dortigen  Klippenbildungen  bereits  in  die  untere 
Abtheilung  des  Cenomans,  in  den  Carinaten-Quader,  bei  dem  4,5  km  weiter 
südöstlich  gelegenen  Dohna  lag  sie  so  tief,  dass  der  Quader  und  sein  Han- 
gendes, der  Pläner,  sich  ihr  continuirlich  und  zwar  schwebend  auflagerten, 
während  erst  die  dem  granitischen  Meeresboden  aufgesetzte  Porphyrkuppe 
des  Kahlebusches  von  Neuem  zur  Klippenbildung  Veranlassung  gab. 

Die  Klippenfacies  des  Carinaten- Quaders  bei  Lockwitz  ist  dicht 
oberhalb  des  Ortes  durch  den  Granitbruch  bei  Adam’s  Mühle  am  oberen 
linken  Thalrande  aufgeschlossen.  Wie 
das  Profil  Fig.  11  darstellt,  erfüllt  der 
Carinaten-Quader  grössere  unregel- 
mässige Vertiefungen  und  die  spalten- 
förmigen Ausläufer  derselben,  wäh- 
rend zugleich  steilbucklige  Köpfe  und 
Kämme  des  Granitits  in  ihn  hinein- 
ragen. Der  Quader  dieser  Ausfül- 
lungen ist  sehr  feinkörnig,  dem  Pläner- 
sandstein ähnlich.  An  den  tiefsten 
Stellen  hat  er  graue,  sonst  graulich- 
weisse  Farbe  und  weist  grössere 
grünliche,  glaukonitische  Flecken  auf. 

Eine  reiche  Fauna  stellt  sich  auch 
hier  wie  an  allen  übrigen  Klippen 
ein,  während  in  der  Nähe  dieses  Ortes, 
ausserhalb  der  Klippenfacies  der- 
selbe Quader  überaus  arm  an  Fossilien  ist.  Wir  sammelten  in  diesen 
Quadertaschen : 


Fig.  11. 


Klippenfacies  des  Carinaten- Quaders 
auf  dem  Granitit  von  Lockwitz  (Section 
Kreischa-Hänichen). 

G = Granitit,  qc  = Carinaten-Quader. 


*)  1.  c.  S.  99. 


64 


Micrabacia  coronula  Goldf.  ss. 

Serpula  gordialis  Schloth.  h. 

Phynchonella  compressa  Lam.  s. 

Pecten  elowgatus  Lam.  s. 

Vola  notabilis  Münst.  ss. 

Spondylus  striatus  Sow.  s. 

Lima  cenomanensis  d’Orb.,  ss. 

vor  Allem  aber  in  grösster  Häufigkeit 

Exogyra  lateralis  Nilss.  hh. 

— haliotoidea  Sow.  hh. 

— conica  Sow.  h. 

sowie  Cidaris  vesiculosa  Goldf.  hh. 

Hieraus  ist  ersichtlich,  dass  die  Fauna  dieses  Ortes  derjenigen  der 
oben  beschriebenen  Aufschlüsse  ganz  analog  ist.  Austern  treten  auch  hier 
in  bei  Weitem  überwiegender  Zahl  auf,  ein,  wie  bereits  betont,  charak- 
teristisches Merkmal  der  Klippenfacies. 

c)  Die  Klippenfacies  auf  der  Porphyrkuppe  des  Kahlebusches*). 

Bei  Dohna  und  nördlich  von  dieser  Stadt  breitet  sich  die  denudirte 
Oberfläche  des  Granitits  durchaus  eben  und  zwar  in  160—170  m Meeres- 
höhe aus.  Ihr  conform,  also  in  fast  schwebender,  nur  flach  nach  N ge- 
neigter Schichtenlage  ist  das  Cenoman,  und  zwar  wesentlich  als  Pläner- 
sandstein zur  Ablagerung  gelangt.  Ueber  diese  Ebenheit  erhebt  sich  bis 
zu  208,6  m Meereshöhe,  also  ca.  40  m über  das  Niveau  des  Pläners  eine 
dem  Granitit  aufgesetzte  glockenförmige  Porphyrkuppe,  der  Kahlebusch. 
Durch  den  Pläner  bis  in  den  unterlagernden  Granitit  ist  das  Thal  der 
Müglitz  eingeschnitten,  dessen  Gehänge  somit  aus  letzteren  Gesteinen  be- 
steht, während  die  die  Stadt  Dohna  tragende  Hochfläche  von  der  Pläner- 
decke gebildet  wird.  Am  besten  lassen  sich  diese  topographisch-geologischen 
Verhältnisse  von  einem  hoch  liegenden  Punkte  direct  südlich  von  Dohna 
überblicken  und  sind  in  dem  durch  die  geologische  Darstellung  auf  Section 
Pirna  sich  zum  plastischen  Bilde  ergänzenden  Textprofil  Fig.  12  wieder- 
gegeben worden.  Die,  wie  erwähnt,  die  Hochfläche  bedeckenden  Pläner- 


Wasser- 

Reservoir 


Fig.  12. 


Stadt  Dohna 


Kahlebusch 


Profil  vom  Wasserreservoir  westlich  von  Dohna  bis  jenseits  der 
Porphyrklippe  des  Kahlebusches. 

Gr  = Granitit,  Pq  = Quarzporphyr,  mc  = cenomaner  Mergel,  pc  = Carinaten-Pläner, 
auf  dem  Gipfel  des  Kahlebusches  in  der  Klippenfacies  .‘als  Ausfüllung  von  Vertiefungen 
des  Porphyrs.  Nach  H.  Credner. 


*)  Deichmüller,  1.  c.  S.  99;  Lange,  1.  c.  S.  10;  Beck,  Erläuterungen  Sect. 


Pirna,  S.  55  und  Fig.  5. 


35 


schichten  ziehen  sich  eine  Strecke  weit  die  Böschung  des  Kahlebusches 
hinauf,  um  sich  dann  auszukeilen.  Erst  auf  dem  äussersten  Gipfel  und 
dessen  Umrahmung,  also  in  einem  Niveau  von  beinahe  40  m über  der 
Stadt  Dohna,  stellen  sich  von  Neuem  ausschliesslich  als  Ausfüllung  von 
Vertiefungen  auf  der  Porphyrklippe  cenomane  Gebilde  ein.  Dieselben 
charakterisiren  sich  durch  ihre  beträchtliche  Höhenlage  über  dem  normal 
ausgebildeten  Cenoman,  durch  ihre  Lagerungsform  zwischen  den  Uneben- 
heiten der  Porphyrklippe,  durch  ihren  petrographischen  Habitus  und  durch 
ihre  Fauna  als  ausgezeichnete  Vorkommnisse  der  Klippenfacies,  für  welche 
diese  letztere  Bezeichnung  von  Beck  zur  Einführung  gelangte. 

Während  früher  eine  grössere  Anzahl  solcher  kessel-  oder  wannen- 
förmigen Vertiefungen  auf  der  Höhe  des  Kahlebusches  beobachtet  wurden, 
sind  augenblicklich  nur  drei  solche  aufgeschlossen.  Zwei  derselben,  von 
denen  die  eine  2,  die  andere  5 m tief  ist,  enthalten  ein  grobes  Porphyr- 
conglomerat,  dessen  völlig  abgerundete  und  zersetzte,  offenbar  dem  Unter- 
grund entstammende  Rollstücke  10  bis  25  cm  Durchmesser  haben.  Die- 
selben werden  durch  ein  kalkiges  Bindemittel  verkittet,  in  dem  man  nicht 
selten  Fragmente  von  Austern  findet.  Die  dritte,  3 m breite  und  1,5  m 
tiefe  wannenförmige  Einbuchtung  der  Porphyroberfläche  liegt  direct  auf 
dem  Gipfel  der  Kuppe  und  enthält  einen  gelblichen,  schwach  glaukonitischen 
Mergel.  In  ihm  sind  Fossilien  in  grösster  Menge  enthalten.  Die  von 
Deichmüller*)  aufgezählte  Fauna  ähnelt  durchaus  derjenigen  der  Klippen 
vom  Gamighübel  und  von  „Frohberg’s  Burg“. 

Vorwaltend  sind  auch  hier  die  folgenden  Austern:  Exogyra  haliotoidea 
Sow.,  sigmoidea Reuss,  lateralis  Nilss.,  Ostrea  hippopodium  Nilss.,  Alectryonia 
diluviana  L.  und  carinata  Lam.,  ferner  Spongien  und  zwar  namentlich 
Siphonia  piriformis  Goldf.  Sehr  häufig  sind  auch  Bryozoen  und  die 
Stacheln  von  Cidaris  vesicidosa  Goldf.  und  Sorigneti  Des.  Von  Brachio- 
poden  ist  Terebratulina  striatula  Mant.  am  gewöhnlichsten.  Gastropoden 
dagegen  sind  selten.  Von  Bedeutung  ist  ausserdem  das  reichliche  Vor- 
kommen von  Stockkorallen,  so  von  Syrihelia  gibbosa  Münst.,  Isis  tenuistriata 
Reuss,  Stichobothrion  foveolatum  Reuss  sp.  und  Thamnastrea  conferta 
M.  Edw.,  sowie  dasjenige  von  Rudisten,  von  Stellaster  plauensis  Gein., 
Oreaster  thoracifer  Gein.  und  endlich  von  Pentacrinus  lanceolatus  Rom.  und 
Aetinocamax  plenus  Blainv.  Wiederum  spielen,  das  zeigen  schon  diese  kurzen 
Angaben,  sessile  Arten  die  hauptsächlichste  Rolle  in  dieser  Klippenfauna. 

Wie  auf  dem  Gipfel  und  an  den  obersten  Abhängen  der  Porphyr- 
kuppe des  Kahlebusches,  so  haben  die  Schichten  mit  Aetinocamax  plenus 
auch  am  Fusse  derselben,  nämlich  auf  der  Böschung  seines  Sockels  eine 
von  der  normalen  abweichende,  in  vielen  Beziehungen  an  die  echte  Klippen- 
facies erinnernde  Ausbildung  angenommen.  So  sieht  man  an  dem  Ein- 
schnitte des  Weges,  der  nach  dem  Steinbruche  des  Kahlebusches  führt, 
direct  auf  dem,  die  Basis  der  Porphyrquellkuppe  bildenden  Granitit  ein 
0,5  m mächtiges,  grusiges  Conglomerat  anstehen,  welches  wesentlich  aus 
bis  kopfgrossen  Gerollen  des  benachbarten  Granitits  und  Porphyrs  besteht, 
auf  welches  ein  0,3  m mächtiger  Plänermergel  folgt.  In  ihm  findet  sich 
eine  Fauna,  in  der  Austern  und  Schwämme  ( Cribrospongia  subreticulata 
Münst.  und  Syphonia  piriformis  Goldf.)  verhältnissmässig  reichlich  ver- 
treten sind. 


*)  1.  c.  S.  100. 


66 


d)  Die  Klippenfacies  auf  dem  Granitit  von  Meissen. 

Wie  im  SO,  so  sind  auch  im  äussersten  NW  der  das  sächsische  Elb- 
thalgebirge durchziehenden  Küstenlinie  des  Kreidemeeres  cenomane  Gebilde 
vom  Charakter  der  Klippenfacies  zur  Ablagerung  gelangt.  Ein  derartiges 
Beispiel  lieferte  die  directe  Umgebung  von  Meissen  und  zwar  von  Zscheila. 
Dieselben  wurden  von  Gump recht  im  Beginne  der  30er  Jahre  sorgfältig 
untersucht  und  in  seinen  ,, Beiträgen  zur  geognostischen  Kenntniss  einiger 
Theile  von  Sachsen  und  Böhmen“,  Berlin  1835,  S.  10  u.  f.  beschrieben  und 
auf  Tafel  1 abgebildet.  Es  galt  damals  nachzuweisen,  dass  die  schein- 
baren Einschlüsse  vom  Pläner  im  dortigen  Granit  thatsächlich  keine  Ein- 
schlüsse seien,  sondern  mit  der  dem  Granit  aufgelagerten  Plänerdecke  in 
directem  Zusammenhang  gestanden  haben,  also  als  Descensionen  zu  be- 
trachten seien.  Wie  bei  Plauen,  so  füllte  auch  hier  ein  grauer  Kalkstein 
mit  Glaukonitflecken  die  spalten  artigen  Unebenheiten  des  Granits  aus. 
Glaukonit  überzog  ebenfalls  die  recht  häufigen  Fossilien,  von  denen  haupt- 
sächlich Brachiopoden,  sowie  einige  Gastropoden  citirt  werden*).  Aehn- 
liche  Gebilde  beobachtete  derselbe  Autor  auf  dem  Syenit  der  Baths- 
weinberge.  Trotzdem  ihn  die  Fauna  an  diejenige  der  Felsenriffe  der 
heutigen  Meere  erinnerte,  spricht  er  diese  Erscheinungen  nicht  als  Klippen 
an,  sondern  erklärt,  dass  ihre  Entstehung  eine  „wahrscheinlich  nie  zu 
enträthselnde  Ursache“  habe.  Heute  sind  diese  Spaltenausfüllungen  nicht 
mehr  zu  sehen;  bereits  1840 , so  berichtet  Geinitz**),  hatte  der  Eifer 
älterer  Geologen  nichts  mehr  davon  übrig  gelassen.  Später  (1877)  fand 
Dittmarsch  über  dem  Granit  von  Zscheila  rothe , eisenschüssige,  etwas 
sandige  Mergel,  die  zahlreiche  von  Geinitz***)  bestimmte  Fossilien  lieferten, 
darunter  eine  Stockkoralle,  ferner  die  von  den  Klippen  bekannten  Brachio- 
poden und  Austern , Spondylus  striatus  Sow.,  Pecten  elongatus  Lam., 
Opis  bicornis  Gein.,  Modiola-  und  Mytilus- Arten,  sowie  einige  Gastropoden, 
eine  Fauna,  welche  für  die  Klippenfacies  dieser  Localablagerung  spricht. 


e)  Die  Klippenfacies  auf  dem  Gneiss  des  Oberauer  Tunnels. 


Fi  g.  13. 


Profil  durch  den  Oberauer  Tunnel  nach 
Geinitz  1840. 

gn  = Gneiss,  eine  Scholle  im  Granit  des  Meissener 
Massivs  bildend,  seine  Oberfläche  durch  klippenartige  Vor- 
sprünge und  spaltenartige  Klüfte  unregelmässig  zerrissen, 
qc  = Carinaten- Quader,  diese  Unebenheiten  ausfüllend, 
als  Klippenfacies  entwickelt,  pc  = Carinaten-Pläner. 


Zur  Klippenfacies  ge- 
hören endlich  diejenigen 
cenomanen  Ablagerungen, 
welche  nebst  ihrem  aus 
Gneiss  gebildeten  Unter- 
gründe mit  dem  Oberauer 
Tunnel  durchfahren  wur- 
den und  von  denen  Gei- 
nitz in  seiner  „Charak- 
teristik“ Tafel  A eine 
anschauliche  Abbildung 
giebt,  der  wir  das  Profil 
Fig.  13  entnehmen.  Der 
Gneiss  stellt  hier  eine 
vielfach  von  Granitgängen 
durchschwärmte  Scholle 


*)  Vergl.  Leonhardt  im  Neuen  Jahrbuch  1834,  S.  140. 

**)  Charakteristik,  S.  6. 

***)  Sitzungsberichte  der  Isis  1877,  S.  17  und  74. 


67 


im  Meissener  Syenit- Granitmassiv  dar.  Die  Emporragung,  die  dieses 
Grundgebirge  auf  dem  altcenomanen  Meeresboden  bildete,  war  offenbar 
nicht  sehr  bedeutend,  sodass  sie  bereits  vom  Carinaten- Quader  über- 
lagert wurde,  welcher  hier  als  ein  an  Glaukonit  überaus  reicher  Grün- 
sandstein entwickelt  ist.  Ausfüllungen  von  Spalten,  die  sich  zum  Theil 
ähnlich  wie  diejenigen  von  Zscheila  in  der  Tiefe  sackförmig  erweitern, 
ferner  von  kleineren  und  grösseren,  unregelmässig  kesselförmigen  Ver- 
tiefungen, klippenförmige  Hervorragungen,  endlich  grosse,  wohlgerundete 
Gerolle,  zuweilen  auch  scharfeckige  Bruchstücke  des  den  Untergrund 
bildenden  Gneiss  und  Granits  kennzeichnen  diese  Ablagerung  als  höchst 
charakteristisches  Gebilde  der  Klippenfacies.  Auch  die  Fauna  zeigte 
Analogien  zu  derjenigen  anderer  Klippenbildungen;  Terehratula  hiplicata 
Sow.,  j Rhynchoneliw  compressa  Lam.,  die  folgenden  Austern:  Exogyra 
haliotoidea  Sow.,  Ostrea  hippopodium  Nilss.,  Alectryonia  diluviana  L.  und 
carinata  Lam.,  ferner  Trochus  Geinitzi  Reuss,  Turritella  granulata  Gein. 
und  Pleurotomaria  sp.,  auch  kleine  Hippuriten  wurden  meist  recht  häufig 
gefunden. 


3.  Rückblick  auf  die  Fauna  der  Klippenfacies. 

Allen  diesen  Klippenbildungen  ist,  wie  schon  ein  Blick  auf  die  ge- 
gebenen Aufzählungen  der  in  ihnen  enthaltenen  Fossilien  zeigt,  eine  höchst 
charakteristische  Fauna  eigentümlich,  deren  Eigenart  besonders  durch 
das  Ueberwiegen  solcher  Formen  zum  Ausdruck  kommt,  die  mit  Haft- 
apparaten ausgestattet  oder  dem  Untergrund  direct  aufgewachsen  waren. 
Analogien  zu  den  Faunen  der  heutigen  felsigen  Meeresküsten  sind  in  der 
fossilen  Thierwelt  der  cenomanen  Klippenfacies  Sachsens  auf  das  deut- 
lichste ausgesprochen.  So  spiegelt  sich  in  diesen  Ablagerungen  die  Vor- 
liebe der  stockbildenden  Korallen,  sich  an  felsigen  Klippen  in  geringer 
Meerestiefe  anzusiedeln*),  unverkennbar  wieder.  Die  ein  festes  Substrat 
erfordernden  Crinoiden  kommen  gleichfalls,  wenn  auch  als  Seltenheit,  in 
der  Klippenfacies  vor.  Die  Brachiopoden  leben  nach  Walther**)  in  ihrer 
grossen  Mehrzahl  auf  felsigen  Klippen  und  härteren  Bänken,  die  am 
Meeresboden  aus  sandigen  und  schlammigen  Gründen  hervorragen.  Ihre 
reichliche  Verbreitung  in  verschiedenen  Arten  der  Gattungen  Terehratula, 
Terebratulina  und  Phynchonella  steht  damit  vollständig  im  Einklang. 
Von  den  mit  einer  Schale  aufgewachsenen  Lamellibranchiaten  sind  die 
Ostreiden  ganz  besonders  zahlreich  vertreten  und  können  wahre  Hauf- 
werke und  bankartige  Vergesellschaftungen  bilden.  Einzelne  Arten  (. Exogyra 
haliotoidea  und  sigmoidea , auch  lateralis  und  Ostrea  hippopodium)  sind 
allerorts  in  der  Klippenfacies  in  solcher  Zahl  vorhanden,  dass  sie  schon 
für  sich  allein  dieser  Facies  ein  eigenthümliches  Gepräge  verleihen.  Zu 
diesen  Zweischalern  gehören  ferner  auch  jetzt  noch  dem  Untergründe 
direct  aufsitzende  Individua  von  Spondylus  striatus  Sow.  sp.,  sowie  die 
selteneren  Rudisten  und  Chamen,  welche  sich  jedoch  nicht  selten  auch  im 
Quader  der  Carinaten-Stufe  vorfinden,  der  ja  dort  ebenfalls  eine  Ablagerung 
des  seichten  Meeres  oder  der  Litoralzone  repräsentirt.  Von  den  Gattungen 
Mytilus,  Modiola  und  Pecten , die  sich  mit  ihrem  Byssus  befestigen, 


*)  Vergl.  Walther:  Die  Korallenriffe  der  Sinaihalbinsel.  Abh.  der  sächs.  Ges. 
der  Wiss.  Bd.  14,  S.  473. 

**)  Einleitung  etc.  S.  348. 


68 


kommen  verschiedene  Species  in  der  Klippenfacies  in  grosser  Häufigkeit 
vor,  was0  ganz  besonders  für  Modiola  Cottae  Köm.  gilt.  Die  in  den  Felsen 
bohrenden  Lithodomus  und  Pholas  sind  durch  mehrere  Arten  vertreten 
und  ebenfalls  gerade  in  dieser  Facies  häufig.  Stellenweise  sind  auch 
Gastropoden  sehr  gewöhnlich  und  sind  viele  derselben  nur  aus  dieser 
Facies  bekannt  geworden.  Als  charakteristisch  sind  die  dickschaligen 
Vertreter  der  Gattungen  Turbo , Litorina , Cerithium , Chemnitzia  und 
Nerinea , sowie  die  an  Felsflächen  aufsitzenden  Patellen  zu  nennen.  Cepha- 
lopoden  dagegen  sind  durchweg  selten. 

Sehr  merkwürdig  ist  es,  dass  in  der  Klippenfacies  auf  dem  Syenit  des 
Plauenschen  Grundes,  welche  auf  ihre  Fauna  am  besten  durchforscht  ist, 
verschiedene  Fundorte  gewisse,  auffallende  Unterschiede  in  der  Zusammen- 
setzung ihrer  Thierwelt  aufweisen.  Besonders  deutlich  kommen  diese  localen 
Eigentümlichkeiten  an  der  von  Geinitz  aus  den  Spaltenausfüllungen  unter- 
halb des  Forsthauses  im  Plauenschen  Grunde  mitgetheilten  Fauna  und 
derjenigen  des  S.  57  genannten,  in  einem  etwas  tieferen  Niveau  gelegenen 
Steinbruches  bei  der  Plauenschen  Gasanstalt  zum  Ausdruck.  Der  erste 
Fundort,  also  der  am  Forsthause,  ist  besonders  durch  seinen  Reichthum 
an  Gastropoden  ausgezeichnet.  Die  Spalten  waren  ,, überfüllt“  von  den 
kleinen  Schalen  derselben,  fast  alle  die  im  Band  I des  „Elbthalgebirges“ 
abgebildeten  Arten  stammen  von  dieser  Stelle.  Während  viele  derselben 
recht  selten  waren , traten  andere  in  um  so  grösserer  Zahl  auf.  Von 
Litorina  gracilis  Sow.  sammelte  Geinitz*)  gegen  50  Exemplare,  von 
Turbo  Reichi  Gein.  mindestens  60,  auch  Natica-  und  Chemnitzia  - Arten 
waren  häufig.  Ausserdem  fanden  sich  noch  ziemlich  zahlreiche  Brachio- 
poden,  verschiedene  Echinoiden  und  Lamellibranchiaten,  wie  Reden  und 
Mytilus.  Die  Korallen  waren  hier  selten,  ln  dem  Aufschlüsse  bei  der 
Gasanstalt  hingegen  spielen  die  Gastropoden  eine  untergeordnete  Rolle, 
hier  dominiren  die  Brachiopoden  und  Lamellibranchiaten,  auch  die  Korallen 
sind  häufig.  Die  Echinoiden  scheinen  dagegen  fast  ganz  zu  fehlen,  gelang 
es  uns  doch  nur  einen  einzigen  Cidaris- Stachel  aufzufinden.  Es  ist  nicht 
zu  verkennen,  dass  sich  hier  gewisse  Anklänge  an  die  Tiefenzonen,  wie 
man  sie  an  verschiedenen  Küsten  unterschieden  hat**),  offenbaren.  Der 
erste  Fundort,  beim  Forsthause,  ähnelt  den  Regionen  der  Patellen  und 
Korallinen,  während  der  zweite  die  tieferen  Regionen  repräsentiren  könnte. 
Da  jedoch  nicht  vorauszusetzen  ist,  dass  alle  Organismen  an  den  Stellen 
der  Klippen  gelebt  haben,  wo  wir  sie  heute  finden,  und  da  die  Fauna 
des  im  höchsten  Niveau  gelegenen  Fundortes,  „Frohberg’s  Burg“  durchaus 
nicht  mit  den  durch  die  beiden  anderen  Localfaunen  angedeuteten  Regionen 
der  Litoralzone  übereinstimmt,  lässt  sich  über  den  Grund  dieser  Eigen- 
thümlichkeiten  nichts  Sicheres  aussagen  und  ist  abzuwarten,  ob  auch  an 
anderen  Klippen,  vielleicht  am  Kahlebusch , ähnliche  Beobachtungen  ge- 
macht wurden. 

Von  der  Fauna  der  sich  in  der  Nachbarschaft  der  Klippen  ausbrei- 
tenden Quader-  und  Plänerfacies  ist  diejenige  der  Klippenfacies  ausser- 
ordentlich verschieden.  Wir  gaben  S.  42,  44,  47  und  52  die  Verzeichnisse 
der  im  Carin aten-Pläner  und  Plänersandstein  aufgefundenen  Fossilien;  es 
waren  deren  verhältnissmässig  wenige,  und  nur  einige  derselben  sind  häufig. 


*)  Elbthalgebirge,  S.  249  und  253. 

**)  Walther,  Einleitung,  S.  112  u.  f. 


69 


Genau  dasselbe  gilt  für  den  Carinaten-Quader.  Nicht  gross  ist  die  Zahl 
seiner  Arten,  etliche  aber,  besonders  Exogyra  columba  Lam.,  Inoceramus 
striatus  Mant.  und  Vota  phaseola  Lam.  sind  sehr  gewöhnlich  und  kommen 
innerhalb  gewisser  Bänke  und  Nester  sogar  massenhaft  angehäuft  vor. 
An  den  bereits  besprochenen  Faunen  des  Labiatus- Quaders  und  -Pläners 
machten  wir  wiederum  dieselbe  Beobachtung.  Es  ist  dies  offenbar  ein 
charakteristischer  Zug  der  am  flachen  Meeresboden  erfolgten  Ablagerungen. 
Ganz  anders  verhält  sich  die  Fauna  der  Klippenfacies.  Sie  zeichnet  sich 
durch  die  Fülle  der  in  ihr  vertretenen  Gattungen  und  Arten  aus,  die 
ebenfalls  zum  Theil  in  grosser  Zahl  der  Individuen  vergesellschaftet  sind. 
In  dieser  Reichhaltigkeit  und  Mannigfaltigkeit  besteht  die  vollste  Analogie 
zu  den  Verhältnissen,  die  heute  am  Boden  wenig  tiefer  Meerestheile  zu 
bemerken  sind.*)  Auch  hier  findet  sich  an  steil  aufsteigenden  Felsen 
eine  artenreiche,  am  flachen  mit  Sand  oder  Schlick  bedeckten  Boden  hin- 
gegen eine  artenarme,  aber  individuenreiche  Thierwelt.  Dass  auch  die 
Fauna  submariner  felsiger  Erhebungen  von  derjenigen  des  diese  umgebenden 
Meeresbodens  verschieden  ist,  hat  Walther**)  nachgewiesen.  Der  Um- 
stand, dass  in  der  Klippenfacies  hauptsächlich  sich  am  Boden  anheftende 
Thiere  lebten,  unterscheidet  die  Fauna  derselben  ebenfalls  scharf  von 
derjenigen  des  Quaders  und  Pläners,  die  nur  verschwindend  wenige  solcher 
Arten  führen.  Die  Spongien,  Korallen,  Crinoiden,  Brachiopoden,  Bryozoen, 
Cirrhipedien  und  Rudisten,  die  fast  ausschliesslich  sessil  leben,  haben  im 
Cenoman  Sachsens  ihre  Vertreter  hauptsächlich  in  der  Klippenfacies.  Zu 
ihnen  gesellen  sich  viele  Gattungen  der  Lamellibranchiaten  und  einige 
der  Gastropoden***)  (. Patella  und  Litorina)  von  festsitzender  Lebensweise. 
Stockbildende  Korallen,  die  in  den  geschilderten  Ablagerungen  durch  die 
Gattungen  Synhelia , Thamnastraea , Dimorphastraea , Astrocoenia , Placo- 
seris , Isis  und  Stichobothrion  vertreten  sind,  gehören  ausschliesslich  der 
Klippenfacies  an.  Auch  gewisse  Asteroiden  (Stellaster  plauensis  Gein.  und 
Oreaster  sp.)  sind  im  Cenoman  Sachsens  bisher  nur  in  dieser  Facies  nach- 
gewiesen worden  und  hier  nicht  selten.  Von  den  Echinoiden  sind  die 
Cidaris- Arten  besonders  häufig,  Pseudodiadema  variolae  Brongn.,  Orthopps 
granulosus  Ag.  und  Cyphosoma  cenomanense  Cott.  sind  bisher  allein, 
wenn  auch  als  Seltenheit,  an  den  beschriebenen  Klippen  beobachtet  worden. 
Anderentheils  aber  zeigt  es  sich,  dass  einige  im  Pläner  und  Quader  sehr 
häufige  Arten  gerade  in  der  Klippenfacies  nur  selten  Vorkommen,  ein 
Verhältniss,  das  bei  Inoceramus  striatus  Mant.  und  Exogyra  columba  am 
auffälligsten  ist. 

Blicken  wir  auf  die  oben  geschilderten  Eigentümlich- 
keiten der  Fauna  der  Klippenfacies  des  sächsischen  Cenomans 
zurück,  so  lassen  sich  diese  in  kurzen  Worten  wie  folgt  zu- 
sammenfassen. Sie  bestehen  1.  in  der  Reichhaltigkeit  dieser 
Fauna,  verglichen  mit  der  formenarmen  Thierwelt  des  nor- 
malen Quaders  und  Pläners,  2.  in  dem  Vorwalten  von  fest- 
gewachsenen oder  mit  Haftapparaten  ausgestatteten  Arten, 
darunter  eine  zum  Theil  grosse  Zahl  von  Spongien,  Brachio- 
poden, Austern,  Rudisten  und  Modiola-Arten,  3.  im  Vorhanden- 


*)  Yergl.  Moebius':  Das  Thierleben  am  Boden  der  Ost-  und  Nordsee. 

**)  Einleitung,  S.  30. 

***)  Walther,  Einleitung,  S.  439. 


70 


sein  vieler  und  zwar  besonders  grosser  und  dickschaliger 
Gastropoden  ( Nerinea , Chemnitzia , Cerithium  und  Natica), 
4.  in  dem  auf  diese  Facies  beschränkten  Vertretensein  von  Stock- 
korallen. 

IV.  Die  Faciesgebilde  der  Stufe  des  Inoceramus  Brongniarti. 

1.  Die  bisherigen  Ansichten  bezüglich  der  Aequivalenzgebilde  der 

Brongniarti  - Stufe. 

Der  Brongniarti- Quader,  der  in  der  Sächsischen  Schweiz  die  all- 
gemeinste Verbreitung  besitzt,  lässt  sich  in  unveränderter  Facies  weit  nach 
Böhmen  hinein  verfolgen,  wo  er  einen  Th  eil  des  Complexes  bildet,  der 
von  böhmischen  Geologen  als  ,,Iser  - Schichten“  bezeichnet  wird.  Ebenso 
ist  das  Aequi valent  des  Brongniarti -Pläners  von  Strehlen  und  Weinböhla 
längst  und  mit  grösster  Sicherheit  in  den  Plänerkalken  von  Hundorf  bei 
Teplitz  erkannt  und  ist  der  Typus  der  Zone,  welche  man  als  „Teplitzer 
Schichten“  bezeichnet  hat,  die  ebenfalls  in  Böhmen  eine  grosse  Aus- 
dehnung gewinnen.  Da  sich  beide  Complexe,  Iser-Schichten  und  Teplitzer 
Schichten,  in  ihrer  räumlichen  Verbreitung  ausschliessen,  erwog  man  schon 
längst,  ob  beide  aequivalente  Faciesbildungen  seien.  Diese  Frage  wurde 
dadurch  complicirt,  dass  in  Böhmen  stellenweise  die  Teplitzer  Schichten 
die  Iser-Schichten  überlagern*)  und  demnach  jünger  als  diese  sein  sollten, 
während  in  Sachsen  das  Umgekehrte  der  Fall  sein  sollte**),  da  hier  der 
Brongniarti-Quader  (Iser-Schichten)  über  derjenigen  Bank  von  Brongniarti- 
Pläner  (Teplitzer  Schichten)  lagert,  welche  unter  dem  Namen  des  Krietzsch- 
witz er  Pläners,  des  oberen  Pläners  oder  des  Spinosus- Pläners  der  Säch- 
sischen Schweiz  bekannt  ist.  J.  J.  Jahn’s  Untersuchungen***)  zeigten 
jedoch,  dass  die  erstere  Annahme  unrichtig  sei,,  da  die  in  Böhmen  für 
Teplitzer  Schichten  gehaltenen,  die  Iser-Schichten  überlagernden  Sedimente, 
nicht  diesen  ersteren,  sondern  einer  jüngeren  Stufe  angehören.  Jahn 
machte  es  hierdurch  aufs  Neue  wahrscheinlich,  dass  in  den  Iser-Schichten 
und  Teplitzer  Schichten  aequivalente  Faciesgebilde  vorliegen.  Aber 
auch  darüber,  dass  in  Sachsen  die  Teplitzer  Schichten  (Brongniarti-Pläner) 
die  Iser-Schichten  (Brongniarti-Quader)  unterlagern  sollen,  herrscht  inso- 
fern keine  völlige  Üebereinstimmung,  als  die  oben  erwähnte,  unter  dem 
Brongniarti-Quader  der  Sächsischen  Schweiz  liegende  Bank  von  Brongniarti- 
Pläner  von  den  einen  f)  zu  den  Teplitzer  Schichten,  von  den  anderen ff) 
zu  den  älteren  Malnitz  er  Schichten  gestellt  wird. 

In  tabellarischer  Zusammenstellung  würden  sich  diese  bisherigen 
Anschauungen  über  die  Gliederung  und  Aequivalenz  der  Brongniarti-Stufe 
wie  folgt  ausdrücken  lassen. 


*)  A.  Fritsch:  Studien  in  der  böhmischen  Kreideform.  IV : Die  Teplitzer  Schichten. 
Archiv  für  die  naturwiss.  Landesdurchforschung  von  Böhmen,  Bd.  7,  S.  51. 

**)  Erläuterungen  Sect.  Bosenthal,  S.  10. 

***)  Beitr.  zur  Kenntn.  der  böhmischen  Kreideform.  Jahrb.  der  K.  K.  geol.  Beichs- 
anstalt  1895,  S.  215. 

f)  Geinitz:  Elbthalgeh.  II,  S.  286;  Beck:  Erläuterungen  Sect.  Grosser  Winter- 
berg, S.  23;  Schalch:  Erläuterungen  Sect.  Bosenthal,  S.  10. 
ff)  Weissenberg.  Schichten,  S.  48. 


71 


Sachsen. 


Sachsen. 


Böhmen.  Böhmen. 


(Geologische  Landes- 
untersuchung) 
Brongniarti-Quader 
= Iser-Schichten. 
Brongniarti-Pläner 
von  Krietzschwitz  - Hoher 
Schneeherg  = Teplitzer 
Schichten. 


(A.  Fritsch) 

Brongniarti-Quader 
= Iser-Schichten. 
Brongniarti-Pläner 
der  Sächsischen  Schweiz 
==  Malnitzer  Schich- 
ten. 


(A.  Fritsch) 


Teplitzer 
S chichten. 
Iser- 

Schichten. 


(Jahn) 

Teplitz  er 
Schichten. 
= Iser- 
Schichten. 


Die  uns  vorschwebende  Aufgabe  beschränkt  sich  auf  die  Klarlegung 
der  Ausbildung  der  Brongniarti-Stufe  innerhalb  Sachsens.  Hier  und  zwar 
in  der  Sächsischen  Schweiz  gliedert  sich  diese  von  unten  nach  oben  1.  in 
glaukonitischen  Sandstein  mit  Rhynchonella  bohemica  Schlönb.,  20—40  m 
mächtig*),  2.  in  glaukonitischen  Pläner  oder  Mergel  (Krietzschwitzer  Pläner 
oder  Brongniarti-Pläner  der  Sächsischen  Schweiz),  20—30  m**),  die  beide 
vielfach  wechsellagern  und  als  ein  einheitlicher  Complex  aufgefasst  werden, 
3.  in  Quader,  den  Brongniarti-Quader  (bis  250  m mächtig),  der  von  der 
Elbe  durchfurcht  wird  und  wesentlich  die  als  Sächsische  Schweiz  bekannte 
pittoreske  Landschaft  liefert.  Er  wird  von  den  wenig  mächtigen,  schon 
nicht  mehr  zur  Brongniarti-Stufe  gehörigen  Scaphiten-Mergeln  überlagert. 
Weiter  westwärts,  in  der  Dresdner  Elbthalwanne,  fehlen  die  für  die 
Sächsische  Schweiz  so  charakteristischen  Quadersandsteine,  an  ihre  Stelle 
tritt  die  Brongniarti-Stufe  in  kal kig-thoniger  Entwickelung,  hauptsächlich 
als  Plänermergel.  Durch  Bohrungen  war  erwiesen,  dass  diese  eine  ganz 
bedeutende  Mächtigkeit  (über  150  m)  besitzen,  doch  war  es  nicht  möglich, 
diese  Plänermergel  zu  gliedern,  da  es  an  geeigneten  Aufschlüssen  fehlte. 
Ein  solcher  war  früher  bei  Strehlen  vorhanden,  ist  aber  längst  verschüttet. 
Den  hier  gebrochenen  Plänerkalk  betrachtet  Beck***)  als  zur  Brongniarti- 
und  Scaphiten-Stufe  gehörig. 

Bezüglich  der  Aequivalenz  der  Quader-  und  Plänerfacies  der  sächsi- 
schen Brongniarti-Stufe  ging  die  Ansicht  dahin,  dass  der  Strehlener  Pläner 
die  Gesammtheit  der  Brongniarti-Schichten  der  Sächischen  Schweiz  vertrete, 
wie  es  folgende,  in  Credner’s  Elementen  der  Geologie,  8.  Auf!.,  S.  643 
gegebene  tabellarische  Uebersicht  veranschaulicht. 


Stufe  der  Scaphiten. 

rH  [ 

Stufe  des  Inoceramus  Brongniarti: 

Ö 

aS 

Ph 

Brongniarti  - Quader, 

CU 

Brongniarti-Pläner  von  Krietzschwitz, 

3 

Gläukonitsandsteine  mit  Rhynchonella 

<x> 

bohemica. 

-t-=> 

GO  ; 

Ueber  die  Stellung  der  einzelnen  Complexe  der  Brongniarti-Stufe,  wie 
sie  in  der  Sächsischen  Schweiz  entwickelt  sind,  zu  dem  Gesammtcomplexe 


*)  Erläuterungen  Sect.  Rosenthal,  S.  28. 

**)  Erläuterungen  Sect.  .Bosenthal,  S.  30. 

***)  Erläuterungen  Sect.  Dresden,  S.  60. 


72 


cler  Strehlener  Plänermergel  war  man  jedoch  keinesfalls  zu  einer  klaren 
Auffassung  gelangt.  Um  eine  solche  zu  erzielen,  handelt  es  sich  zunächst 
um  die  Feststellung  des  genauen  Horizontes  der  den  Br ongniarti- Quader 
in  der  Sächsischen  Schweiz  unterteufenden  Bank  von  Brongniarti- Pläner 
und  deren  Becognoscirung  in  der  Plänerfacies  der  Gegend  von  Dresden. 

2.  Der  Brongniarti-Pläner  der  Sächsischen  Schweiz  als  selbständige 
untere  Zone  der  Brongniarti -Stufe. 

Dem  Brongniarti-Pläner  der  Sächsischen  Schweiz  begegnet  man,  von 
Dresden  kommend,  zunächst  bei  Pirna  (vergl.  Fig.  14,  S.  77).  Er  liegt 
hier  zwischen  zwei  Schichten  von  Grünsandstein,  von  denen  die  untere 
in  ihrem  Liegenden,  die  obere  in  ihrem  Hangenden  eine  schwache  Mergel- 
schicht führt.  Diese  letzteren  beiden  Mergel  und  auch  der  über  dem 
Pläner  liegende  Grünsandstein,  keilen  sich  nach  SO  bald  aus,  sodass  nur 
der  Brongiarti- Pläner  und  der  Grünsandstein  allein  sich  weiter  in  das 
Gebiet  der  Sächsischen  Schweiz  hinein  erstrecken.  Hier  aber  nehmen 
beide  grosse  Verbreitung  an  und  sind  bis  zum  Hohen  Schneeherg,  den  sie 
unterlagern  und  dessen  Fuss  ihr  Ausgehendes  kranzförmig  umzieht,  zu 
verfolgen.  Dieser  Krietzschwitz-Schneeberger  Pläner  nimmt  oft  mergelige 
Beschaffenheit  an,  ist  dünnbankig  geschichtet,  sandig  und  führt  Glaukonit*). 
Der  ihn  begleitende  Grünsandstein  ist  mittel-  bis  feinkörnig,  besitzt  ein 
kalkiges  oder  kalkig -thoniges  Bindemittel  und  ist  ebenfalls  in  Bänke  ge- 
schichtet**). Beide,  Pläner-  und  Grünsandstein,  schliessen  sich  eng  an 
einander  an,  wechsellagern  wiederholt  mit  einander  und  sind  als  ein  Complex 
zu  betrachten,  der  zum  Liegenden  den  Labiatus-Quader,  zum  Hangenden 
den  Brongniarti-Quader  hat.  Diese  Verbandsverhältnisse  weisen  deutlich 
auf  die  Malnitzer  Schichten  in  Böhmen  hin,  wie  sie  bei  Lippenz  und 
Malnitz  unweit  Posteiberg  aufgeschlossen  sind  und  von  wo  sie  vielen 
deutschen  Geologen  bekannt  sind.  Hier  liegt  auf  der  kalkigsandigen 
Labiatus-Stufe  ein  zur  Brongniarti-Stufe  gehörender  Grünsandstein,  der  im 
Hangenden  einen  gelblichen,  sandigen  Mergel  führt,  auf  welchen  erst 
die  jüngere  Abtheilung  der  Brongniarti-Stufe  folgt,  die  hier  nicht  wie 
in  der  Sächsischen  Schweiz  in  sandiger,  sondern  in  kalkiger  Facies  als 
sogenannte  Teplitzer  Schichten***)  entwickelt  ist. 

Der  die  Basis  der  Brongniarti-Stufe  innerhalb  der  Sächsischen  Schweiz 
bildende  Grünsandstein  lieferte  nach  Schalchf)  unter  anderem  Inocera- 
mus  Brongniarti  Sow.  und  Rhynchonella  bohemica  Schlönb.  Letztere  ist 
darin  ausserordentlich  häufig  und  wurde  von  Schlönb  ach  ff)  aus  dem 
Exogyrensandstein  und  Grünsandstein  der  Malnitzer  Schichten  Böhmens 
beschrieben,  für  welchen  Horizont  sie  charakteristisch  ist.  Schalch’s 
und  Beck’sfff)  Bemühungen  gelang  es  ferner  auch,  in  den  mit  diesem 
Grünsandstein  vergesellschafteten  Bänken  von  Brongniarti-Pläner  inner- 
halb der  Sächsischen  Schweiz  23  verschiedene  Arten  zu  sammeln,  die  bis 


*)  Erläuterungen  Sect.  Pirna,  S.  64,  und  Erläuterungen  Sect.  Bosenihal,  S.  28. 

**)  Erläuterungen  Sect.  Bosenthal,  S.  24. 

***)  G.  Bruder:  Die  Gegend  um  Saaz  II,  S.  9. 
f)  Erläuterungen  Sect.  Bosenthal,  S.  26. 

ff)  Kleine  palaeontologische  Mittheilungen.  Jahrb.  d.  k.  k.  geol.  Beichsanstalt  1868, 
Bd.  18,  S.  157. 

fff)  Erläuterungen  Sect.  Bosenthal,  S.  29. 


73 


auf  Patella  inconstans  Gein.'sämmtlich  in  den  Malnitzer  Schichten  Böhmens, 
insbesondere  in  der  erwähnten  mergelig- sandigen,  unserem  Pläner  ent- 
sprechenden Schicht  bei  Malnitz  und  Laun  gefunden  wurden.  Von  den 
nach  A.  Fritsch*)  für  die  Malnitzer  Schichten  ganz  besonders  charak- 
teristischen Arten  sind  Ammonites  Woolgari  Mant,,  Area  subglabra  d’Orb. 
und  Papa  cancellata  Sow.  sp.  auch  aus  dem  Brongniarti-Pläner  der  Säch- 
sischen Schweiz  bekannt.  Es  mag  hauptsächlich  das  Vorkommen  des 
Inoceramus  Brongniarti  Sow.  und  des  freilich  ausserordentlich  seltenen 
Spondylus  spinosus  Sow.  gewesen  sein,  welches  schon  Geinitz  und 
Gümbel  und  später  Beck  und  Schalch  bestimmten,  den  Brongniarti- 
Pläner  der  Sächsischen  Schweiz  mit  den  „Strehlener“  = „Teplitzer  Schich- 
ten“ zu  identificiren.  Allerdings  sind  diese  beiden  organischen  Beste  in  den 
letztgenannten  Schichtcomplexen  sehr  häufig,  jedoch  nicht  ausschliesslich 
auf  sie  beschränkt.  So  erscheint  Inoceramus  Brongniarti  Sow.  in  Böhmen, 
Nieder-Schlesien  und  am  Nordrande  des  Harzes  bereits  in  der  Labiatus- 
Stufe,  ebenso  ist  Spondylus  spinosus  Sow.  von  A.  Fritsch  in  Böhmen  in 
den  unserer  Labiatus-Stufe  entsprechenden  Weissenberger  Plänern  wieder- 
holt angetroffen  worden.  Es  kann  demnach  das  seltene  Vorkommen  des 
letzteren  ebensowenig  wie  dasjenige  von  Inoceramus  Brongniarti  Sow.  als 
Beweis  für  die  Aequivalenz  der  Krietzschwitz -Schneeberger  Plänerbank 
gerade  mit  den  „Strehlener  Plänern“  gelten.  Andererseits  ist  aber  auch 
kein  einziges  der  speciell  für  die  Strehlener,  also  Teplitzer  Schichten 
charakteristischen  Fossilien  in  dem  Brongniarti-Pläner  der  Sächsischen 
Schweiz  vorhanden,  selbst  nicht  die  in  ersterem  Horizonte  so  gewöhnliche 
Terebratula  semiglobosa  Sow.  Es  kann  daher  kaum  einem  Zweifel 
unterliegen , dass  der  Brongniarti-  Pläner  von  Krietzschwitz  und 
dem  Hohen  Schneeberg  einen  von  dem  Strehlener  Pläner  ver- 
schiedenen Horizont  r epräsentirt.  In  diesem  Falle  weist  seine 
Lage  an  der  Basis  der  gesammten  Brongniarti-Stufe  der  Sächsischen  Schweiz 
von  vornherein  darauf  hin,  dass  sein  Aequivalent  im  Liegenden  der 
Strehlener  Pläner  zu  suchen  sein  wird.  Diese  unterste  Zone 
der  Brongniarti-Stufe  entspricht  somit  nicht  den  Teplitzer  Schichten 
(=  Strehlener  Pläner),  sondern  vielmehr,  wie  auch  A.  Fritsch  annimmt, 
den  Malnitzer  Schichten  von  Posteiberg  und  Laun,  die  in  genannter 
Gegend  direct  unter  den  Teplitzer  Schichten  liegen. 

3.  Nachweis  der  unteren  Abtheilung  der  Brongniarti-Stufe 

bei  Dresden. 

Aufschlüsse,  . aus  denen  unmittelbar  hervorginge,  dass  eine  solche 
unterste  Brongniarti-Zone  die  Strehlener  Schichten  thatsächlich  unterteuft, 
sind  nicht  vorhanden.  Dahingegen  ist  es  im  höchsten  Grade  wahrschein- 
lich, dass  die  kall^reichen , schwach  glaukonitischen  Plänermergel,  welche 
in  den  Ziegeleien  Von  Bossecker  und  Behr  zwischen  Plauen  und  Bäcknitz 
anstehen,  der  Bepräsentant  dieser  untersten  Brongniarti-Zone  sind.  Beck**) 
hat  diese  Plänermergel  auf  Grund  eines  im  K.  mineralogisch-geologischen 
Museum  aufbewahrten  Exemplars  von  Inoceramus  labiatus  Schloth.,  das 
nach  seiner  Etiquette  aus  einer  dieser  Gruben  stammen  soll,  als  zur 


*)  Weissenberger  und  Malnitzer  Schichten,  S.  21. 

**)  Erläuterungen  Sect.  Dresden,  S.  56. 


74 


Labiatus-Stufe  gehörig  betrachtet.  Jedoch  ist  dieser  Fund  ein  sehr  frag- 
licher und  wird  nach  dem  Gesteinshabitus  des  Handstückes  zu  schliessen 
noch  zweifelhafter,  sodass  seine  Verwerthung  zur  Horizontbestimmung  der 
Räcknitzer  Plänermergel  unthunlich  ist.  Dahingegen  steht  fest,  dass  die 
genannten,  mithin  in  ihrer  Stellung  noch  fraglichen  Räcknitzer  Pläner- 
mergel von  echten  Labiatus- Plänern  unterteuft  werden  und  unter  die 
Strehlener  Plänerkalke  einfallen.  Sie  würden  also  älter  sein  als  der  letztere 
und  genau  dieselbe  geologische  Stellung  einnehmen,  wie  die  Malnitzer 
Schichten  in  Böhmen  und  die  Krietzschwitzer  Plänerbank  in  der  Sächsi- 
schen Schweiz,  falls,  wie  gezeigt  werden  soll,  der  dortige  Brongniarti- 
Quader  dem  Strehlener  Pläner  entsprechen  sollte. 

Dieser  Räcknitzer  Plänermergel  lieferte  folgende  organische  Reste: 

Macropoma  Mantelli  Ag.  ss,  ein  Koprolith.  Von  ferneren  Fischresten  fanden 
sich  ein  schlecht  erhaltener  Zahn,  vielleicht  von  Corax  heterodon  Reuss 
und  Flossenstacheln  ähnliche  Gebilde. 

Ammonites  Woollgari  Mant.  h,  oft  in  jungen  Exemplaren,  wie  sie  Geinitz 
im  Elbthalgebirge  II,  Taf.  33,  Fig.  4 und  5 abbildet. 

Crioceras  cf.  ellipticum  Mant.  sp.  ss. 

Baculites  baculoides  Mant.  h.  Schlecht  erhaltene  Exemplare  sind  sehr 
häufig,  doch  fand  sich  auch  eins  mit  deutlicher  Sutur. 

Aporrhais  calcarata  Sow.  s. 

— Reussi  var.  megaloptera  Reuss.  s. 

Cerithium  sp.  ss.  als  Steinkern.  Auf  12  mm  Länge  kommen  8 kantige 
Umgänge.  Es  entspricht  dem  von  Fritsch,  Weissenberger  Schichten, 
S.  111,  Fig.  60  aus  den  Launer  Kalkknollen  abgebildeten  Exemplar. 
Natica  Gentii  Sow.  h. 

Turritella  miätistriata  Reuss.  s. 

Dentalium  medium  Sow.  h. 

— strehlense  Gein.  h. 

Eriphyla  lenticularis  Goldf.  s. 

Venus  faba  Sow.  s. 

Nucula  pectinata  Sow.  hh. 

Avicula  glabra  Reuss.  ss. 

Pinna  cf.  decussata  Goldf.  ss. 

Gervillia  Solenoides  Defr.  ss. 

Inoceramus  sp.,  verdrückte  und  schlecht  erhaltene  Exemplare,  wahr- 
scheinlich I.  Brongniarti  Sow. 

Beeten  curvatus  Gein.  h. 

— orbicularis  Sow.  hh. 

Lima  elongata  Sow.  sp.  hh. 

Spondylus  hystrix  Goldf.  ss. 

Anomia  subtruncata  d’Orb.  ss. 

Exogyra  lateralis  Nilss.  ss. 

Micraster  cor  testudinarium  Goldf.  ss. 

Holaster  planus  Mant.  sp.  s. 

Cidaris  subvesiculosa  d’Orb.  ss.  Stachel. 

Diese  Fauna  zeigt,  dass  man  diesen  Mergel  nicht  zur  Labiatus-Stufe 
stellen  darf,  namentlich  weist  das  Vorkommen  verschiedener  Gastropoden, 
der  Dentalien,  von  Micraster  und  Holaster  sowie  Cidaris  subvesiculosa 
d’Orb.  mit  Bestimmtheit  auf  die  Brongniarti-Stufe  hin. 


75 


Die  geologische  Verbreitung  der  Arten  innerhalb  der  in  Frage  kom- 
menden Schichten  soll  folgende  tabellarische  Uebersicht  veranschaulichen: 


Macropoma  Mantelli  . 

Labiatus- 

Stufe. 

Krietzschw. 

Pläner. 

Malnitz  er 
Schichten. 

Strehlener 

Pläner. 

X 

Ammonites  Woollgari 

X 

X 

X 

X 

Crioceras  cf.  ellipticum 

— 

— 

X 

Baculites  baculoides  . 

X 

— 

X 

X 

Aporrhais  calcarata  . 

— 

— 

— 

X 

— Feussi  .... 

X 

X 

X 

X 

Cerithium  sp.  . . . 

— 

' — - 

X 

— 

Natica  Gentii  . . . 

X 

X 

X 

X 

Turritella  multistriata 

X 

X 

X 

X 

Dentalium  medium  . 

X 

X 

X 

X 

— strehlense  . . . 

— • 

— 

- — - 

X 

Eriphyla  lenticularis  . 

X 

X 

X 

X 

Venus  faba  .... 

— 

— 

— 

X 

Nucula  pectinata  . . 

X 

X 

X 

X 

Finna  cf.  decussata  . 

X 

— • 

X 

— 

Gervillia  solenoides  . 

X 

— 

X 

X 

Avicula  glabra  . . . 

— 

— 

X 

X 

Fecten  curvatus  . . 

X 

X 

X 

X 

— orbicularis  . . . 

X 

— 

X 

X 

Lima  elongata  . . . 

X 

X 

X 

X 

Bpondylus  hystrix . . 

X 

— 

X 

— 

Anomia  subtruncata  . 

X 

X 

X 

X 

Exogyra  lateralis  . . 

X 

— 

X 

X 

Micraster  cor  testudinarium 

— 

X 

? 

X 

Holaster  planus  . . 

— 

— 

— 

X 

Cidaris  subvesiculosa  . 

— 

— 

— 

X 

ilus  dieser  tabellarischen  Zusammenstellung  ergiebt  sich,  dass  die 
Fauna  des  Räcknitzer  Plänermergels  die  grösste  Aehnlichkeit  mit  der- 
jenigen besitzt,  die  als  solche  der  „Strehlener  Schichten“  aufgeführt  zu 
werden  pflegt.  Jedoch  fallen  bei  dieser  anscheinenden  Uebereinstimmung 
folgende  Erwägungen  ins  Gewicht:  1.  fehlen  in  den  Räcknitzer  Mergeln 
gerade  diejenigen  Formen,  welche  für  die  echten  Strehlener  Schichten 
charakteristisch  sind,  so  z.  B.  Hypsodon  Lewesiensis  Ag.,  Trochus  armatus 
Gein.,  Cardita  tenuicosta  Sow.,  Lima  Hoperi  Mant.,  Scaphites  Geinitzi 
d’Orb.  u.  a.,  vor  Allem  aber  auch  die  dort  so  häufige  Terebratida  semi- 
globosa  Sow.  2.  ist  es  nicht  unwahrscheinlich,  dass  in  den  früheren,  jetzt 
längst  verschütteten  Strehlener  Steinbrüchen  nicht  nur  der  echte  Strehlener 
Pläner,  sondern  auch  an  deren  Basis  die  hängendsten  Schichten  gerade 
jener  Stufe  aufgeschlossen  waren,  die  als  unterste  Brongniarti-Zone  auf- 
gefasst werden  muss  und  in  der  wir  gesammelt  haben.  Da  damals  die 
palaeontologische  Ausbeute  nicht  nach  ihrer  Herkunft  Schicht  für  Schicht 
getrennt  gehalten  wurde,  mag  eine  Vermischung  der  Fossilien  beider 
Horizonte  stattgefunden  haben.  Diese  Vermuthung  wird  durch  die  Be- 
merkung Schlönbach’s*)  bestärkt,  dass  in  den  tiefsten  Schichten,  die  in 


*)  Jahrb.  der  k.  k.  geolog.  Reichsanstalt  1868,  Bd.  18,  S.  140. 


76 


früherer  Zeit  in  den  Strehlener  Kalkbrüchen  zugänglich  waren,  Ammonites 
Woollgari  Mant.  in  solchen  Exemplaren  häufig  war,  die  ebenso  wie  die- 
jenigen der  Malnitzer  Schichten  früher  für  Ammonites  Bhotomagensis 
ßrongn.  gehalten  wurden.  Ebendieselben  Formen  liegen  uns,  und  zwar 
in  grösserer  Zahl  aus  den  Ziegelgruben  von  Räcknitz  vor.  Da  dieser 
Ammonit  nirgends  in  den  Teplitzer  Schichten  Böhmens  und  auch  bei 
Weinböhla  nicht  gefunden  wurde,  ist  es  wahrscheinlich,  dass  er  nur  in 
diesen  liegendsten  Schichten  Strehlens  vorkam.  Die  Uebereinstimmung 
der  Fauna  des  Räcknitzer  Plänermergels  mit  derjenigen  des  Krietzschwitz- 
Schneeberger  Brongniarti -Pläners  ist  zwar  eine  sehr  geringe,  immerhin 
ist  aber  bedeutungsvoll,  dass  alle  hei  Räcknitz  häufigeren  Arten  auch  im 
Krietzschwitzer  Pläner  nachgewiesen  sind,  und  dass  in  letzterem  wie  bei 
Räcknitz  Ammonites  Woollgari  Mant.  mit  Inoceramus  Brongniarti  Sow. 
und  Micraster  cor  testudinarium  Goldf.  vergesellschaftet  ist.  Mit  den 
Malnitzer  Schichten  Böhmens  zeigt  dagegen  die  Fauna  von  Räcknitz  grosse 
Verwandtschaft. 

Durch  obige  Beobachtungen  und  Erörterungen  dürfte  nach- 
gewiesen sein,  dass  sowohl  in  der  Sächsischen  Schweiz,  wie 
bei  Dresden  im  Hangenden  der  Labiatus-Stufe  ein  bisher  nicht 
abgeschiedener,  zur  Bron gniarti-Stufe  gehörender  Complex  vor- 
handen ist,  welcher  einen  untersten  Horizont  der  letzteren  re- 
präsentirt,  also  älter  ist  als  der  Strehlener  Pläner. 

Es  ist  zu  erwarten,  dass  sich  diese  Beziehungen  später,  wenn  in  ver- 
schiedenen anderen  Ziegeleien,  z.  B.  bei  Leubnitz  etc.,  dieselben  Pläner- 
mergel besser  aufgeschlossen  sein  werden,  weiter  begründen  und  erhärten 
lassen.  So  wird  bei  Klein-Luga  unweit  Niedersedlitz  ein  Mergel  gegraben, 
aus  dem  Beck*)  Micraster  cor  testudinarium  Goldf.  sowie  Lima  elongata 
Sow.  nennt,  denen  wir  noch  Turritella  multistriata  Reuss  und  Natica 
Gentii  Sow.  zufügen  können.  Wegen  seiner  Lagerung  im  Hangenden  der 
Labiatus-Stufe,  sowie  der  Häufigkeit  der  auch  bei  Räcknitz  reichlich  ver- 
tretenen Lima  elongata  Sow.  und  der  oben  genannten  Natica , dürften  die 
Mergel  von  Luga  dem  nämlichen  Horizonte  angehören  wie  die  von  Räck- 
nitz. Dahingegen  repräsentiren  die  bei  Zschertnitz  aufgeschlossenen  Mergel 
ein  jüngeres  Niveau.  Wenn  sie  auch  an  dieser  Stelle  nur  sehr  wenige 
und  zur  Horizontbestimmung  nicht  geeignete  Fossilien  lieferten,  so  ent- 
hielten doch  die  direct  in  ihrem  Liegenden  durch  einen  Brunnen  erreichten 
Mergel  Vertreter  der  typischen  Strehlener  Fauna  und  zwar,  wie  Geinitz**) 
berichtet,  u.  a.  Lima  Hoperi  Mant.,  Inoceramus  Brongniarti  Sow.,  Tere- 
bratula  semiglobosa  Sow.  und  Terebratulina  gracilis  Schloth.,  weshalb 
diese  und  die  ihr  unmittelbares  Hangende  bildenden  erst  erwähnten  Mergel 
von  Zschertnitz  zu  den  Strehlener  Schichten  zu  stellen  sind. 


4.  Der  Brongniarti- Quader  und  der  Strehlener  Pläner  als  aequivalente 

Faciesgebilde. 

Haben  wir  somit  erkannt,  dass  über  demselben,  den  untersten  Hori- 
zont der  Brongniarti- Stufe  bildenden  Complex  von  Plänern  und  Pläner- 
mergeln im  Gebiet  der  Sächsischen  Schweiz  der  Brongniarti -Quader,  bei 


*)  Erläuterungen  Sect.  Kreischa,  S.  74. 

**)  Sitzungsberichte  der  Isis  1865,  S.  65. 


77 


Dresden  dagegen  der  Brongniarti-  Pläner  folgt,  so  kann  kein  Zweifel  ob- 
walten, dass  beide  letzteren  gleiches  Alter  besitzen  und  demnach  aequivalente 
Faciesgebilde  repräsentiren. 

Der  Brongniarti-Quader  der  Sächsischen  Schweiz  und  der  Brongniarti- 
Pläner  von  Strehlen  schliessen  sich  räumlich  aus  und  gelangen  nur  in 
einer  in  nord-südlicher  Richtung  über  Pirna  verlaufenden  schmalen  Zone 
zur  Vergesellschaftung.  Aus  Beck’s  genauer  Aufnahme  und  Kartirung 
dieses  Striches  lässt  sich  schliessen,  dass  hier  nicht,  wie  es  bei  den  bisher 
behandelten  Stufen  des  Inoceramus  labiatus  und  des  Actinocamax  plenus 
der  Fall  war,  ein  allmählicher  Uebergang,  sondern  vielmehr  eine  aus- 
k eilende  Wechsellagerung  zwischen  beiden  Facies  besteht. 

Eine  solche  auskeilende  Wechsellagerung  findet  aber  nicht  nur  zwischen 
den  eben  genannten  beiden  Faciesgebilden  der  oberen  Brongniarti- Stufe, 
also  zwischen  dem  Quader  und  dem  Strehlener  Pläner,  sondern  auch 
innerhalb  der  im  vorigen  Abschnitt  betrachteten  untersten  Abtheilung  der 
Brongniarti -Stufe  statt,  indem  sich  die  in  der  Sächsischen  Schweiz  im 
engsten  Verbände  mit  dem  Krietzschwitzer  Brongniarti-Pläner  auftretenden 
Grünsandsteine  nach  NW  auskeilen,  so  dass  in  der  Dresdner  Gegend,  wie 
oben  dargethan,  die  gesammte  Zone  aus  Plänermergel  besteht.  Zur  Er- 
läuterung der  angedeuteten  Verbands  Verhältnisse  der  einzelnen  Glieder 
der  Brongniarti -Stufe  diene  das  beistehende  schematische  Profil  Fig.  14. 

Fig.  14. 


Pirna 


Schematisches  Profil  der  Br ongniarti- Stufe  in  der  Pirnaer  Gegend  zur 
Erläuterung  der  Verknüpfung  der  Quader-  und  Plänerfacies  dieser 
Stufe  durch  auskeilende  Wechsellagerung*). 

Labiatus-Stufe:  q 1 = Labiatus  - Quader , pl  = Labiatus-  Pläner,  in  einander 
übergehend.  — UntereBrongniarti-Stufe:  ph,  = unterer  Brongniarti-Plänermergel 
und  -Pläner,  m = Mergel  im  Liegenden  von  qy15  q yt  = unterer  Grünsandstein,  q y2 
= oberer  Grünsandstein.  — Obere  Brongniarti-Stufe:  pb2  = oberer  Brongniarti- 
Plänermergel,  qb  = Brongniarti-Quader.  — Scaphiten-Stufe:  msc  = Scaphiten- 
M ergel. 

Man  sieht  auf  demselben  zu  unterst  die  Labiatus-Stufe,  die  von  SO  nach 
NW  aus  dem  Quajder  (ql)  in  den  Pläner  (pl)  übergeht,  ferner  als  Han- 
gendes des  gesam/mten  zur  Darstellung  gebrachten  Schichten -Complexes 
die  Scaphiten-Mergel  (msc),  zwischen  beiden  die  verschiedenartigen  Ver- 
treter der  Brongniarti-Stufe,  zunächst  deren  untere  Abtheilung,  und  zwar 
rechts  in  der  Entwickelung  der  Sächsischen  Schweiz  die  Grünsandsteine  (q/i) 
und  (q/2),  den  Brongniarti-Pläner  (pbQ  und  den  untersten  Mergel  (m), 
sämmtlich  in  Wechsellagerung.  Nach  NW  zu,  also  im  linken  Theile  des 


*)  Siehe  die  Anmerkung  auf  S.  33  über  die  Buchstabensymbole. 


78 


Profils,  findet  eine  allmähliche  Auskeilung  der  Grünsandsteine  statt,  so 
dass  die  Pläner  und  Mergel  allein  zur  Herrschaft  gelangen.  Das  gleiche 
Verhältnis  herrscht  innerhalb  der  oberen  Abtheilung  der  Brongniarti-Stufe, 
dem  Brongniarti  - Quader  der  Sächsischen  Schweiz  (qb)  und  dem  oberen 
Brongniarti-Pläner,  also  dem  Strehlener  Pläner  (pb2). 

Innerhalb  der  unteren  Brongniarti-Stufe  ist  der  obere  Grünsand- 
stein (qy2)  nur  von  localer  Bedeutung,  er  steht  bei  Rottwerndorf  und 
Krietzschwitz  als  Zwischenmittel  zwischen  dem  unteren  (qbj)  und  dem 
oberen  (pb2)  Plänermergel  an,  keilt  sich  aber  nach  jeder  Richtung,  nach 
der  er  sich  verfolgen  lässt,  bald  aus.  Der  untere  Grünsandstein  (q/i) 
dagegen  bleibt  im  Gebiet  der  Sächsischen  Schweiz  allerwärts  im  Liegenden 
des  dortigen  Brongniarti-Pläners  (pbi),  also  des  Krietzschwitz-Schneeberger 
Pläners  entwickelt  und  greift  auch  am  weitesten  von  allen  turonen  Sand- 
steinen nach  NW  über.  Während  er  am  Cottaer  Spitzberg  und  von  hier 
bis  in  die  Gegend  von  Pirna  noch  mehrfach  mit  Plänermergeln  (m)  'wechsel- 
lagert, die  sich  dort  zwischen  ihn  und  die  Labiatus -Stufe  einschieben*), 
findet  bei  Hinterjessen  das  gleiche  V erbandverhältniss  zwischen  ihm,  dem 
Grünsandstein  und  dem  sein  directes  Hangendes  bildenden  Krietzschwitz  er 
Plänermergel  statt**).  Hierin  kommt  die  auskeilende  Wechsellagerung 
zum  Ausdruck,  in  Folge  deren  der  Grünsandstein  von  der  Gegend  von 
Pirna  aus  gänzlich  durch  den  Pläner  und  Plänermergel  ersetzt  wird.  In 
dem  nordwestlich  sich  anschliessenden  Plänergebiet  selbst  ist  derselbe 
nirgends  aufgeschlossen  oder  erbohrt  worden. 

Aehnliche  Verhältnisse  wie  in  der  unteren  Abtheilung  der  Brongniarti- 
Stufe  herrschen  in  deren  oberen  Abtheilung,  also  zwischen  dem 
Brongniarti- Quader  (qb)  der  Sächsischen  Schweiz  und  dem  bei  Dresden 
als  Strehlener  Pläner  entwickelten  oberen  Brongniarti-Pläner  und  Pläner- 
mergel (pb2).  Letzterer  schiebt  sich  bereits  in  der  Gegend  von  Neundorf 
und  Krietzschwitz  zwischen  die  hier  local  entwickelte  obere  Grünsandstein- 
bau k der  unteren  Stufe  und  den  normalen  Brongniarti -Quader  ein,  lässt 
sich  von  hier  aus  am  rechten  Thalgehänge  der  Gottleuba  bis  jenseits 
Pirna  verfolgen,  ist  bei  Copitz  und  Hinterjessen  unmittelbar  im  Liegenden 
des  Brongniarti- Quaders  aufgeschlossen  und  in  der  Elbniederung  bei 
Birkwitz  durch  eine  ausgedehnte  Grube  blossgelegt.  Von  hier  aus  bis 
in  die  Dresdner  Gegend  fehlen  Aufschlüsse  dieses  oberen  kalkigen  Com- 
plexes  der  Brongniarti-Stufe,  erst  bei  Strehlen  war  derselbe  in  früheren 
Jahrzehnten  durch  die  dortigen  Steinbrüche  blossgelegt  und  hat  eine  so 
reiche  palaeontologische  Ausbeute  geliefert,  dass  die  ganze  Zone  nach 
diesem,  ihrem  günstigsten  Aufschlussorte  die  Bezeichnung  „Strehlener 
Pläner“  erhalten  hat.  Dass  die  Plänermergel,  welche  sich  von  Birkwitz 
und  Hinterjessen  aus  unter  den  sich  hier  bereits  auskeilenden  Brongniarti- 
Quader***)  einschieben  und  sich  ebenfalls  bald  auskeilen,  in  der  That  dem 
Horizonte  der  Strehlener  Pläner  entsprechen,  geht  daraus  hervor,  dass 
diese  Mergel,  trotzdem  es  dort  an  günstigen  Aufschlüssen  fehlt,  ausser 
Foraminiferen  die  folgenden  typischen  Vertreter  der  Strehlener  Fauna 
geliefert  haben  f): 


*)  Erläuterungen  Sect.  Pirna,  S.  62. 

**)  Erläuterungen  Sect.  Pirna,  S.  66. 

***)  Erläuterungen  Sect.  Pirna,  S.  71. 

f)  Nach  Glein itz:  Charakteristik,  S.  106;  Beck:  Erläuterungen  Sect.  Pirna,  S.  67, 
und  eigenen  Funden. 


79 


Hypsodon  Leivesiensis  Ag. 

Oxyrhina  Mantelli  Ag. 

Corax  heterodon  Reuss. 

Enoploclytia  Leachi  Mant. 

Scaphites  Geinitzi  d’Orb. 

Nautilus  sublaevigatus  d’Orb. 

Trochus  armatus  d’Orb. 

Cardita  tenuicosta  Sow. 

Venus  Goldfussi  Gein. 

Inoceramus  latus  Mant. 

Pecten  Nilssoni  Goldf. 

Exogyra  lateralis  Ni  Iss. 

Micraster  cor  testudinarium  Goldf.  sp. 

Cidaris  subvesiculosa  d’Orb. 

Aus  der  Thatsache,  dass  diese  dem  Streblener  Horizonte  entsprechenden 
Plänermergel  von  der  Gegend  südlich  und  östlich  von  Pirna  aus  durch 
den  sie  hier  überlagernden  Brongniarti  - Quader  allmählich  bis  zu  ihrem 
Verschwinden  verdrängt  werden,  dass  sie  andererseits  nach  NW,  also  nach 
Dresden  zu,  an  Mächtigkeit  zunehmen  und  zugleich  der  Quader  vollständig 
verschwunden  ist,  — aus  diesen  Thatsachen  lässt  sich  bereits  schliessen, 
dass  der  Brongniarti -Quader  der  Sächsischen  Schweiz  und  die  oberen 
d.  h.  Strehlener  Plänermergel  und  Pläner  der  Dresdener  Elbthalwanne 
aequivalente  Faciesbildungen  der  oberen  Abtheilung  der  Brongniarti- Stufe 
sind.  Es  fragt  sich  nun,  ob  diese  Schlussfolgerung  durch  den  Vergleich 
der  beiderseitigen  Faunen,  also  derjenigen  des  Brongniarti -Quaders  mit 
derjenigen  des  Brongniarti-Pläners  von  Strehlen,  eine  Unterstützung  findet. 
Ob,  mit  anderen  Worten,  beide  trotz  der  herrschenden  F aciesverschieden- 
heit  eine  genügende  Aehnlichkeit  aufweisen. 

Aus  dem  Brongniarti -Quader  der  Sächsischen  Schweiz  sind  bis  jetzt 
folgende  Fossilien  bekannt  geworden*): 


Beryx  ornatus  Ag.  (St.) 

Ammonites  peramplus  Sow.  (St.) 
Pholadomya  nodulifera  Münst.  (St.) 
Gly ebner is  Geinitzi  Holzapfel.  (St.) 
cf.  Venus  faba  Sow.  (St.) 

Eriphyla  lenticularis  Goldf.  (St.) 
Pinna  cretacea  Schloth.  (St.) 

— decussata  Goldf.  (St.) 

cf.  Modiola  Cottae  Rom.  (St.) 

Inoceramus  Brongniarti  Sow.  (St.) 

— Lctmarcki  Park.  (St.) 

Lima  pseudocardium  Reuss.  (St.) 

— semisulcata  Nilss.  (St.) 

— Hoperi  Mant.  (St.) 

— canalifera  Goldf.  (St.) 

Pecten  laevis  Nilss.  (St.) 

— cretosus  Defr.  (St.) 


*)  Geinitz  in  Sitzungsberichte  der  Isis  1878,  S.  144,  u.  1882,  S.  70.  Die  Ori- 
ginale befinden  sieb  theils  im  K.  Museum,  theils  in  der  Technischen  Hochschule. 


80 


Vota  quadricosiata  Sow.  (St.) 

Exogyra  columba  Lam.  (St.) 

Rhynchonella  plicatilis  Sow.  (St.) 

Cidaris  subvesiculosa  d’Orb.  (St.) 

Cyphosoma  radiatum  Sorgn.  (St.) 


Cardiaster  ananchytis  Leske. 

Catopygus  albensis  Gein. 

Stellaster  Schulen  Reich. 

— albensis  Gein. 

Die  überwiegende  Mehrzahl  derselben,  nämlich  die  durch  (St.)  ge- 
kennzeichneten Formen,  kommt  auch  im  Strehlener  Pläner  vor.  Das 
Fehlen  einiger  dieser  Quaderfossilien  im  Pläner,  so  von  Pinna , Car- 
diaster, Catopygus , Stellaster  sp.,  wohl  auch  der  im  Quader  freilich  über- 
aus seltenen  Pholadomya , dürfte  dadurch  zu  erklären  sein,  dass  diese 
Formen  die  sandige  Facies  bevorzugen.  Auch  die  sonstigen  Verschieden- 
heiten, die  sich  in  den  Faunen  des  Quaders  und  des  Strehlener  Pläners 
und  zwar  in  erster  Linie  in  der  grösseren  Reichhaltigkeit  des  letzteren 
kundgeben,  sind  wesentlich  Folgen  der  Faciesverschiedenheit  beider  Ge- 
bilde. So  ist  der  Strehlener  Pläner  ausgezeichnet  durch  zahlreiche  Fisch- 
reste, wie  sie  im  Quader  fast  nie  erhalten  sind,  wo  nur  Wirbel  als  grosse 
Seltenheit  gefunden  werden,  so  solche  von  Beryx  ornatus  Ag.,  einer  der 
charakteristischen  Arten  des  Strehlener  Pläners.  Der  häufigste  der  Streh- 
lener Cephalopoden,  Ammonites  peramplus  Sow.  ist  im  Quader  vorhanden. 
Dass  in  letzterem  Gastropoden,  von  denen  namentlich  Rostellaria  in  Strehlen 
häufig  war,  fehlen,  kann  nicht  befremden,  da  solche,  wie  S.  36  und  53 
erörtert,  kalkig- thonige  Sedimente  bevorzugen.  Auch  die  Verbreitung 
mancher  Lamellibranchiaten  ist  von  der  Art  der  Facies  abhängig.  So  ist 
z.  B.  der  in  Strehlen  sehr  häufige  Spondylus  spinosus  Sow.  noch  nirgends 
im  Quadersandstein  gefunden  worden,  ist  er  doch  durch  seine  langen 
Stacheln  als  eine  Form  gekennzeichnet,  die  milden  schlammigen  Boden 
liebt.  Unter  den  sonstigen  Zwei  schalem  Strehlens  befinden  sich  viele  mit 
dünner  Schale,  die  entweder  überhaupt  nicht  im  Quader  auftreten,  oder 
in  ihm  nicht  erhalten  blieben.  Als  höchst  charakteristisch  für  den  Streh- 
lener Plänerkalk  gelten  ferner  Terebratula  semiglobosa  Sow.  und  Tere- 
bratulina  gracilis  Schloth.,  welche,  wie  S.  36  gezeigt,  ebenfalls  nicht  in 
dem  meist  grobkörnigen  Quadersandstein  erwartet  werden  können.  Ferner 
dürfte  das  Fehlen  von  Micraster  und  Holdster  im  Quader  mit  grosser 
Wahrscheinlichkeit  auf  den  Einfluss  der  Facies  zurückzuführen  sein,  da 
beide  sowohl  in  den  Plänermergeln,  die  älter  als  der  Brongniarti- Quader, 
als  auch  in  denen,  die  jünger  als  dieser  letztere  sind,  Vorkommen.  End- 
lich waren  die  Foraminiferen,  wie  sie  im  Strehlener  Pläner  zahlreich  vor- 
handen sind,  zur  Erhaltung  im  Quader  nicht  geeignet  und  voraussichtlich 
in  seinem  Ablagerungsgebiet  überhaupt  nicht  vertreten.  Mit  Berücksich- 
tigung dieser  faunistischen  Faciesunterschiede  zeigt  es  sich,  dass  die  Fauna 
des  Brongniarti-Quaders  derjenigen  des  Strehlener  Pläners  analog  ist  und 
dass  beide  eine  Anzahl  charakteristischer  Leitfossilien,  so  Ammonites 
peramplus  Sow.,  Hioceramus  Brongniarti  Sow.  und  Lamarcki  Park.,  Lima 
Hoperi  Mant.  und  Cyphosoma  radiatum  Sorgn.  gemeinsam  haben.  Auch 
aus  palaeon tologischen  Gründen  kann  es  somit  nicht  zweifel- 
haft sein,  dass  beide  Sedimente,  der  Brongniarti-Quader  der 


81 


Sächsischen  Schweiz  und  der  Strehlener  Plänerkalk  als  gleich- 
alterige  Faciesgebilde  zu  betrachten  sind. 

Das  Ergebniss  der  vorstehenden  Untersuchungen  lässt  sich  dahin  zu- 
sammenfassen, dass  in  der  Brongniarti-Stufe  Sachsens  eine  Gliederung  in 
zwei  Zonen  durchführbar  ist.  Die  ältere,  direct  auf  die  Labiatus- 
Stufe  folgende  Zone  umfasst  einerseits  den  als  Krietzschwitzer  Pläner 
bekannten  Brongniarti- Pläner  und  den  früher  als  Copitzer  Grünsandstein 
bezeichneten  Glaukonitsandstein  der  Sächsischen  Schweiz,  anderentheils  als 
dessen  reine  Kalkfacies  einen  bisher  als  zur  Labiatus- Stufe  gehörig  be- 
trachteten Plänermergel,  der  augenblicklich  bei  Räcknitz  und  Klein-Luga 
aufgeschlossen  ist.  Charakterisirt  ist  diese  Zone  ausser  durch  Inoce- 
ramus  Brongniarti  Sow.  durch  Ammonites  Woollgari  Mant.,  Lima  elongata 
Sow.,  Area  subglabra  d’Orb.  und  Rapa  cancellata  Sow.  sp.  Sie  ist  sowohl 
in  der  Sächsischen  Schweiz,  wie  bei  Dresden  als  Pläner  und  Plänermergel 
entwickelt,  mit  denen  sich  im  erstgenannten  Gebiete  noch  Grünsandsteine 
vergesellschaften.  Die  jüngere  Zone  der  Brongniarti-Stufe  besteht 
aus  jenen  Plänern  und  Plänermergeln,  denen  der  Brongniarti- Plänerkalk 
von  Weinböhla  und  Strehlen,  der  Plänermergel  von  Birkwitz  und  Hinter- 
jessen im  Wesenitz -Grunde  zugehören,  andererseits  aus  dem  sie  in  der 
Sächsischen  Schweiz  vertretenden  Brongniarti-Quader.  Als  für  diese  Zone 
charakteristische  Fossilien  sind  u.  a.  Inoceramus  Brongniarti  Sow., 
Ammonites  peramplus  Sow.,  Lima  Hoperi  Mant.,  Terebratuia  semiglobosa 
Sow.  und  Cyphosoma  radiatum  Sorgn.  zu  nennen.  Dieser  Complex  zeigt 
die  ausgesprochenste  Faciesdifferenzirung,  indem  er  in  dem  einen  Gebiet 
als  Quader,  in  dem  anderen  als  Pläner  und  Plänermergel  auftritt.  Beide 
Facies  sind  durch  auskeilende  Wechsellagerung  verbunden. 

Nicht  im  Einklang  mit  dieser  Zweitheilung  scheint  auf  den  ersten 
Blick  der  Umstand  zu  stehen,  dass  bei  Tetschen  ein  Brongniarti-Quader 
dem  Labiatus -Quader  direct  auflagert,  ohne  dass,  wie  bei  Pirna  und  am 
Hohen  Schneeberg  der  aus  Grünsandstein  und  Pläner  bestehende  untere 
Complex  der  Brongniarti-Stufe  beiden  zwischengeschaltet  ist.  Offenbar 
findet  hier  eine  Vertretung  auch  dieser  unteren  Abtheilung  der  Brong- 
niarti-Stufe durch  den  Quader  statt.  Bereits  auf  Section  Rosenthal  hat 
der  Krietzschwitz  - Schneeberger  Pläner,  wie  Schalch*)  berichtet,  die 
Tendenz,  sich  in  nördlicher  Richtung  auszukeilen:  ebenso  verliert  der 
Grünsandstein  mehr  und  mehr  seinen  Glaukonitgehalt,  bis  er  endlich  in 
der  Nähe  der  Elbth,alrinne  glaukonitfreie  Ausbildung  erlangt  hat**).  Dort 
wo  diese  Grünsandsteine  und  Pläner  fehlen,  also  in  der  Gegend  von 
Tetschen  und  Elbleiten,  weist  der  Brongniarti-Quader  zwei,  je  nach  ihrem 
Niveau  verschiedene  Ausbildungen  auf***).  Der  untere  Complex  ist  fein- 
körnig, weich,  plattig  oder  bankig  geschichtet  und  giebt  einen  bindigen 
Verwitterungsboden,  der  obere  hingegen  ist  grob-  bis  mittelkörnig,  dick- 
bankig  geschichtet  und  verwittert  zu  Sand.  Da  der  erstere  auch  in  seiner 
Mächtigkeit,  nämlich:  30  — 60  m,  völlig  dem  Complex  des  Krietzschwitz- 
Schneeberger  Pläners  und  Grünsandsteins  entspricht,  der  zweite,  darüber 


*)  Erläuterungen  Sect.  Rosenthal,  S.  34. 

**)  Erläuterungen  Sect.  Rosenthal,  S.  27,  u.  Erläuterungen  Sect.  Grosser  Winterberg- 
Tetschen,  S.  31. 

***)  Erläuterungen  Sect.  Grosser  Winterberg-Tetschen,  S.  34. 


82 


folgende  aber  viel  grössere  Mächtigkeit  besitzt,  ist  es  sehr  wahr- 
scheinlich, dass  dieser  untere,  feinkörnige  Brongniarti-Quader 
eine  rein  sandige  Facies  des  Krietzschwitz  - Schneeberger 
Br ongniarti- Pläners  und  Grünsandsteins,  also  der  unteren  Ab- 
theilung der  Br  ongniarti- Stufe  vorstellt,  und  dass  nur  der  obere, 
grobkörnige  Brongniarti-Quader  die  Fortsetzung  des  zwischen  Pirna  und 
dem  Hohen  Schneeberg  über  dem  Krietzschwitzer  Pläner  liegenden  Brong- 
niarti-Quaders  ist  und  somit  allein  die  obere  Abtheilung  der  Brongniarti- 
Stufe  repräsentirt.  Zahalka*)  constatirte  bei  Baudnitz  in  Böhmen  ganz 
ähnliche  Verhältnisse,  indem  er  zeigte,  dass  die  unteren  Quader  der  Iser- 
Schichten  einem  gewissen  Horizont  der  Malnitzer  Schichten  entsprechen. 

In  der  Gegend  von  Dresden  und  derjenigen  von  T etschen  - Elbleiten 
würden  also  die  Extreme  der  F aciesunterschiede  innerhalb  der  gesammten 
Brongniarti - Stufe  zu  suchen  sein,  in  ersterem  Gebiet  die  rein  mergelig- 
kalkige,  in  letzterem  die  rein  sandige  Facies. 


*)  1.  c.  S.  85. 


83 


Nach  Obigem  erhalten  wir  folgende 


Tabellarische  Uebersicht  über  die  Gliederung  der  Brongniarti- Stufe 

Sachsens. 


-p 

u 

cö 

• H 

fl 

fl 

0 

ffl 

m 

P 

Ö 

fl 

fl 

CD 

0 

0 

p 

H 

m 

0 

c2 

d 

ffl 

Obere  Abtheilung. 

Rein  sandige 
Facies. 

Typus  Tetscken. 

Sandig-kalkige 

Facies. 

Typus  Hoher 
Schneeberg. 

Rein  kalkige 
Facies. 

Typus  Dresden. 

Aequiva- 
lente  in 
Böhmen. 

Grobkörniger 
Quadersandstein 
von  Tetschen  und 
Elbleiten,  mit  Ino- 
ceramus  Brong- 
niarti und  Lima 
canalifera. 

Quadersandstein 
der  Sachs.  Schweiz 
von  Pirna  bis  zum 
Hohen  Schneeberg, 
mit  Inoceramus 
Brongniarti , Lima 
canalifera  und  Ho- 
peri,  Cyphosoma  ra- 
diatum  und  Ammo- 
nites  peramplus. 

Plänerkalk  und 
-Mergel  von  W ein- 
böhla,  Strehlen  und 
Birkwitz  mit  Ino- 
ceramus Brong- 
niarti , Lima  Ho- 
peri,  Spondylus  spi - 
nosus,  Terebratula 
semiglobosa,  Cypho- 
soma radiatum,  Mi- 
craster  cor  testudi- 
narium,  Ammonites 
peramplus  und  Nep- 
tuni,  Heterocer  as 
Reussianum , Sca- 
phites  Geinitzi  und 
Actinocamax  streh- 
lense. 

Teplitzer 

Schichten 

und 

Iser- 

Schichten 

z.  Th. 

Untere  Abtheilung. 

Feinkörniger 
Quader  Sandstein 
von  Tetschen  und 
Elbleiten  mit  Ino- 
ceramus  Brong- 
niarti. 

Plänern.  -Mergel 
von  Krietzschwitz, 
Langenhennersdorf 
und  Schneeberg,  mit 
Lnoceramus  Brong- 
niarti, Lima  elon- 
gata,  Area  sub- 
gldbra,  Rapa  can- 
cellaia.  Ammonites 
Woollgari , u.Grün- 
sandstein  mit 
Inoceramus  Brong- 
niartif Area  sub- 
glabra , Rhyncho- 
nella  bohemica. 

Plänermergel 
von  Räcknitz,  Klein- 
Luga  und  im  Unter- 
gründe von  Dresden 
mit  Micraster  cor 
testudinarium , Ho- 
laster planus,  Lima 
elongata,  Ammoni- 
tes Woollgari. 

Iser- 

Schichten 

z.  Th. 

und 

Malnitzer 

Schichten. 

84 


Inhalts- Verzeichntes. 


Seite 

Einleitende  Bemerkungen 31 

I.  Die  Quader-  und  Plänerfacies  der  Stufe  des  Inoceramus  labiatus  32 

1.  Die  Quaderfacies  (Profil  1) 32 

2.  Die  Plänerfacies 34 

, 3.  Vergleich  der  Eaunen  beider  Facies 35 

II.  Das  obere  Cenoman  und  seine  Faciesverschiedenheiten  ....  37 

1.  Das  Verhältnis  des  Carin aten- Quaders  zum  Carinaten- Pläner  (Profil  2 und  3)  37 

2.  Die  Gliederung  des  Cenomans .46 

3.  Vergleich  der  Fauna  des  Carinaten  - Pläners  mit  derjenigen  des  Pläner- 

sandsteins   52 

III.  Die  Klippenfacies  des  Cenomans 53 

1.  Wesen  und  Charakteristik  der  Klippenfacies 53 

2.  Beschreibung  der  Klippenfacies .56 

a)  Die  Klippenfacies  auf  dem  Syenitrücken  bei  Plauen  (Profil  4—9)  . 56 

b)  Die  Klippenfacies  auf  dem  Granitit  des  Gamighübels,  bei  Kauscha 

und  bei  Lockwitz  (Profil  10  und  11) 61 

c)  Die  Klippenfacies  auf  der  Porphyrkuppe  des  Kahlebusches  (Profil  12)  64 

d)  Die  Klippenfacies  auf  dem  Granitit  von  Meissen 66 

e)  Die  Klippenfacies  auf  dem  Gneiss  des  Oberauer  Tunnels  (Profil  13)  66 

3.  Rückblick  auf  die  Fauna  der  Klippenfacies .67 

IV.  Die  Faciesgebilde  der  Stufe  des  Inoceramus  Brongniarti  ....  70 

1.  Die  bisherigen  Ansichten  bezüglich  der  Aequivalentgebilde  in  der  Brong- 

niarti - Stufe 70 

2.  Der  Brongniarti  - Pläner  der  Sächsischen  Schweiz  als  selbständige  untere 

Zone  der  Brongniarti  - Stufe 72 

3.  Nachweis  der  unteren  Abtheilung  der  Brongniarti  - Stufe  bei  Dresden  . . 73 

4.  Brongniarti  - Quader  und  Strehlener  Pläner  als  aequivalente  Faciesgebilde 

(Profil  14) 76 


VI.  Neue  Urnenfelder  aus  Sachsen.  II 

Yon  Prof.  Dr.  J.  Deiehmüller. 


Haltestelle  Klotzsche. 

Ira  Frühjahr  1884  wurde  heim  Bau  der  Secundäreisenbahn  Klotzsche- 
Königsbrück  an  der  Stelle,  wo  dieselbe  von  der  Dresden-Görlitzer  Haupt- 
bahn abzweigt,  in  unmittelbarer  Nähe  der  Haltestelle  Klotzsche  eine 
Anzahl  Urnengräber  aufgefunden,  über  deren  Aufdeckung  und  Inhalt 
H.  Wiechel  in  der  „Festschrift  der  naturwissenschaftlichen  Gesellschaft  Isisu 
1885,  S.  125  u.  flg.  einen  kurzen  Bericht  veröffentlichte.  Aus  diesem  geht 
hervor,  dass  an  dem  Fundort  ein  Gräberfeld  der  älteren  Gruppe  der 
Urnenfelder  vom  Lausitzer  Typus  angeschnitten  worden  ist,  [dessen  Zeit- 
stellung durch  das  mehrfache  Vorkommen  von  Buckelurnen  bestimmt  wird. 
Eine  vom  Verfasser  jenes  Berichtes  in  Aussicht  gestellte,  ausführlichere 
Veröffentlichung  über  die  Ausgrabung  mit  beigegebenen  Abbildungen  ist  nicht 
erfolgt,  die  Funde  selbst  gelangten  auch  nur  zum  Th  eil  und  zumeist  zer- 
brochen in  den  Besitz  der  prähistori- 
schen Sammlung  in  Dresden.  Die 
wenigen  besser  erhaltenen  Gefässe 
sind  in  den  nebenstehenden  Figuren 
1 — 7,  die  Bronzebeigaben  in  Fig.  16, 

17,  19  und  20  nach  Skizzen  dar- 
gestellt, welche  sich  bei  einem  von 
H.  Wiechel  an  das  Königliche  Finanz- 
ministerium erstatteten  Berichte  über 
die  Funde  von  Klotzsche  befinden. 

Unter  den  Gefässen,  deren  Formen 
zu  den  in  den  ältesten  Urnenfeldern 
Sachsens  sehr  häufigen  gehören, 
fallen  durch  ihre  Verzierungen  zwei 
Bruchstücke*)  auf,  deren  eines  (Fig. 4) 
mit  eingefurchten  parallelen  Linien 
und  dazwischen  gestellten  Reihen 
scharf  eingestochener  Punkte  ver- 
ziert ist,  während  das  andere  (Fig.  5)  am  Gefässhals  eine  horizontal  vor- 
stehende breite  Thonleiste  mit  Henkelansatz  trägt  — Ornamente,  welche 
vorher  aus  sächsischen  Urnenfeldern  nicht  bekannt  waren. 


*)  Aus  Grah  1 bei  H.  Wiechel,  a.  a.  0.  S.  126. 


86 


H.  Wiechel  sprach  a.  a.  0.  S.  126  die  Vermuthung  aus,  dass  sich  das 
Gräberfeld  wohl  auch  über  den  Theil  des  Bahnhofsareals  erstrecken 
dürfte,  auf  welchem  die  Geleise  der  Dresden-Görlitzer  Eisenbahn  und  die 
Anschlussgeleise  der  Secundärbahn  Klotzsche  -Königsbrück  gelegt  sind  — 
eine  Vermuthung,  die  in  neuester  Zeit  durch  weitere  Urnenfunde  auf  der 
östlichen  Seite  des  Bahnhofsgebietes  bestätigt  worden  ist.  Wenig  mehr 
als  100  m von  der  älteren  Fundstelle  in  südlicher  Richtung  entfernt 
wurden  im  Herbst  1899  bei  den  Vorarbeiten  für  eine  ausgedehnte  Central- 
weichenanlage in  dem  lockeren  Sandboden  wiederum  verschiedene  Urnen- 
gräber aufgedeckt,  die  Gefässe  aber  in  Folge  der  Unkenntniss  der  Arbeiter 
bis  auf  wenige,  jetzt  in  der  Dresdner  prähistorischen  Sammlung  auf  bewahrte 
Reste  vernichtet.  Von  grösseren  Gefässen  waren  nur  einzelne  Bruchstücke 
erhalten,  u.  a.  auch  solche  von  Buckelurnen.  Als  Deckel  zu  Urnen  mögen 
wohl  die  beiden  Schüsseln  (Fig.  13  und  14)  gedient  haben,  deren  eine 
gehenkelt,  am  mittleren  Umfange  mit  perlschnurartig  an  einander  gereihten 
flachen,  elliptischen  Tupfen  geziert  und  auf  der  Unterseite  durch  Gruppen 
radial  gestellter  Striche  in  einzelne,  mit  horizontalen  Strichen  ausgefüllte 
Felder  getheilt  ist.  Weiter  vorhanden  sind  ein  kleines  doppelhenkeliges 
Gefäss  (Fig.  9)  und  mehrere  halbkugelige  oder  flachgewölbte  Näpfchen 
(Fig.  8,  10  und  12).  Das  eine  in  Fig.  8 abgebildete  ist  am  Rande  mit 
einem  griffartigen  Ansatz  versehen  und  war  mit  feinem,  durch  reichlich 
beigemengte  Holzkohlentheilchen  dunkelgefärbtem  Sand  gefüllt.  Zu  den 
selteneren  Formen  gehört  ein  durch  seine  geringe  Grösse  auffallendes 
enghalsiges  Gefäss  (Fig.  11).  Von  Beigaben  wurden  gefunden  eine  scheiben- 
förmige Thonperle  (Fig.  15)  und  eine  Bronzenadel  mit  quergeripptem, 
scheibenförmigem,  nach  oben  flachkegelig  erhöhtem  Kopf  (Fig.  18). 

Ueber  die  Grabanlagen  selbst  konnte  nur  wenig  in  Erfahrung  gebracht 
werden;  alle  Gräber  waren  in  geringer  Tiefe  unter  der  Oberfläche  gefunden 
worden,  einzelne  mit  flachen  Bruchstücken  des  in  der  Nachbarschaft  überall 
auftretenden  Lausitzer  Granits  umstellt  gewesen,  in  mehreren  Gefässen 
hatten  sich  gebrannte  Knochen  befunden. 

Zweifellos  gehören  die  neuesten  Funde  derselben  Zeit  an  wie  die- 
jenigen aus  dem  Jahre  1884;  nach  den  örtlichen  Verhältnissen  kann  als 
sicher  angenommen  werden,  dass  dieselben  nur  die  südlichen  Ausläufer 
desselben  Gräberfeldes  sind,  dessen  nördlicher  Rand  an  der  Secundär- 
eisenbahn  nach  Königsbrück  angeschnitten  wurde,  wenn  auch  über  das 
Vorkommen  von  Urnengräbern  in  dem  zwischenliegenden  Gebiete  nur 
unsichere  Angaben  vorhanden  sind*). 


Balm -Kiesgrube  NNO  Haltestelle  Klotzsche. 

In  Abtheilung  63  des  Langebrücker  Staatsforstreviers,  etwa  1,5  km 
nordnordwestlich  der  Haltestelle  Klotzsche,  zwischen  der  Dresden- 
Görlitzer  Eisenbahn  und  der  Strasse  von  Klotzsche  nach  Langebrück  ist 
vor  längerer  Zeit  zur  Gewinnung  von  Schüttungsmassen  für  Eisenbahn- 
hauten eine  Kiesgrube  angelegt  worden.  In  dieser  wurde  im  September 
1899  beim  Abräumen  der  oberflächlichen,  humusreichen  Erdschicht  durch 
Aufdeckung  zweier  Urnengräber  ein  neues  Urnenfeld  aufgeschlossen,  welches 


:)  H.  Wiechel,  a.  a.  0.  S.  126. 


87 


sich  nach  Lage  der  Grabstellen  in  östlicher  Richtung  nach  der  Klotzsche- 
Langebrücker  Strasse  hin  zu  erstrecken  scheint.  Die  Urnen  standen  in 
ca.  60  cm  Tiefe  unter  der  Bodenoberfläche  und  waren  nach  Angabe  des 
den  Betrieb  der  Kiesgrube  überwachenden  Schachtmeisters  mit  grösseren 
Steinen  umstellt.  Das  eine  Grab  enthielt  nur  eine  grössere,  mit  Knochen 
gefüllte,  doppelhenkelige  Urne  (Fig.  21)  mit  hohem,  nach  der  Mündung 
nur  massig  verengtem  Hals  und  in  der  Mitte  stumpfkantig  gebrochenem 
Gefässbauch;  in  dem  anderen  standen  um  die  leider  gänzlich  zerstörte 
Urne  im  Kreise  vier  Beigefässe  herum,  unter  denen  sich  ein  henkelloser, 
eiförmiger  Topf  mit  verhält- 
nissmässig  hohem,  einge- 
schnürtem Hals,  und  nach 
aussen  um  gelegtem  Rand  (Fig. 

22),  ein  hoher  Krug  mit  wei- 
tem , bandförmigem  Henkel 
(Fig.  23)  und  zwei  kleinere 
krugartige  Tassen  (Fig.  24 
und  25)  befinden.  Als  Beigabe 
lag  in  einem  der  beiden  Grä- 
ber eine  zusammengebogene 
Bronzenadel  aus  rundem 


Fig.  21—25  in  1I10,  Fig.  26  in  1/2  der  natürlichen 
Grösse. 


Draht,  deren  oberes  Ende  flach  gehämmert  und  spiralig  eingerollt  ist 
(Fig.  26).  Die  Fundgegenstände  werden  in  der  prähistorischen  Sammlung 
in  Dresden  aufbewahrt. 

Wenn  auch  in  diesem  Funde  von  den  für  die  älteren  Gräberfelder 
vom  Lausitzer  Typus  am  meisten  charakteristischen  Gefässformen,  den 
Buckelgefässen,  doppelconischen  Näpfen  und  henkellosen  eiförmigen  Töpfen 
nur  die  letztere  vertreten  ist,  so  weisen  doch  die  übrigen  Formen,  welche 
bisher  in  Sachsen  nur  in  den  ältesten  Urnenfeldern  gefunden  worden  sind, 
darauf  hin,  dass  die  Urnengräber  in  der  Bahnkiesgrube  auch  zu  Beginn 
der  Periode  der  grossen  Urnenfelder  angelegt  und  gleichalterig  mit  den 
an  der  Haltestelle  Klotzsche  aufgedeckten  sind.  Wegen  der  weiten,  mehr 
als  1 km  betragenden  Entfernung  von  letzterer  Fundstelle  können  beide 
Fundstätten  kaum  mit  einander  in  Verbindung  gebracht  werden.  Es  ist 
sicher  zu  erwarten,  dass  beim  Fortschreiten  des  Abbaues  der  Kiesgrube 
in  östlicher  Richtung  weitere  Urnepgräber  aufgefunden  werden. 


VII.  Das  erste  Anh ydritTorkomniniss  in  Sachsen 

(und  Böhmen). 

Von  Dr.  W.  Bergt. 


Im  Phonolithbruch  von  Schlüssel  bei  Hammer-Unterwiesenthal*) 
fand  Herr  Lehrer  H.  Döring  zu  Dresden  im  Jahre  1896  ein  Mineral, 
welches  nach  mehreren  Seiten  grösseres  Interesse  beansprucht.  Der  basalt- 
ähnliche,  augitreiche  Phonolithstock  des  genannten  Ortes  ist  durch  einen 
tiefen  Einschnitt  der  Bahn  und  durch  einen  in  lebhaftem  Gange  befind- 
lichen Steinbruch  sehr  gut  aufgeschlossen.  Er  zeichnet  sich  durch  prächtig 
entwickelte,  säulenförmige  Absonderung,  radialstraklige  Stellung  der  Säulen 
und  senkrecht  zu  diesen  durch  ebenplattige  Auflösung  bei  der  Verwitterung 
aus.  In  den  im  Bruch  aufgehäuften  Phonolithblöcken  und  -stücken  findet 
man  stets  zum  Theil  recht  hübsch  ausgebildete  Zeolithdrusen.  Die  Er- 
läuterung zu  Blatt  Kupferberg  führt  Natrolith,  Analcim,  ? Skolezit,  ?Thom- 
sonit  und  Kalkspath  an. 

Das  von  Herrn  Döring  hier  gefundene  Mineral  ist  blauer  Anhydrit. 
Er  scheint  eine  kugelige  oder  ellipsoidische,  mandelähnliche  Masse  von 
beträchtlicher  Grösse  im  Phonolith  gebildet  zu  haben.  Denn  mehrere 
Proben  zeigen  den  Anhydrit  in  festem  Zusammenhang  mit  dem  Gestein; 
an  einem  90  x 70  mm  grossen  Handstück  stellt  die  scharfe  Grenze  zwischen 
Mineral  und  Gestein  eine  leicht  gekrümmte  Fläche  mit  grossem  Krümmungs- 
radius dar,  vielleicht  den  Ausschnitt  aus  der  breiten  flachsten  Stelle  eines 
Ellipsoides. 

Das  Mineral  ist,  wie  eine  qualitative  und  quantitative  Analyse  ergab, 
Anhydrit  von  lebhaft  und  schön  smalteblauer  Farbe.  In  seinem  groben 
Korn  und  seiner  meist  stengelig-strahligen  Structur  gleicht  es  z.  B.  der  in 
den  Sammlungen  verbreiteten  gelblichen  und  röthlichen  grobkörnigen  Aus- 
bildung von  Hallein.  Nach  den  Grenzen  zum  Phonolith  hin  nimmt  unser 
Anhydrit  meist  eine  weisse  Farbe  an,  weisse  Partien  schiessen  unregel- 
mässig strahlenförmig  in  die  blaue  Anhydritmasse  hinein.  Während  diese  die 
dem  Mineral  eigenen  rechtwinkeligen  Spaltbarkeiten  nach  ooPoo,  ooPoo 
und  nach  oP  deutlich  zeigen,  bemerkt  man  beim  Uebergang  in  die  er- 
wähnten weissen  Stellen  eine  allmähliche  Verwischung  der  Anhydrit- 
spaltbarkeit, ebenso  eine  Umwandlung  der  grobkörnigen  in  eine  feinkörnige 
Structur  und  eine  Abnahme  der  Härte  des  Anhydrites  von  3—3,5  bis  zur 

*)  Geologische  Specialkarte  des  Königreichs  Sachsen.  Blatt  Kupferberg  No.  148 
von  A.  Sauer.  1882,  S.  65. 


89 


Härte  2.  Eine  chemische  Untersuchung  bestätigte,  dass  diese  Erscheinungen 
die  bekannte  Umwandlung  des  Anhydrites  in  Gyps  darstellen.  Während 
der  blaue  Anhydrit  einen  Glühverlust  (Wasser)  von  0,37  °/o  zeigte,  ergaben 
zwei  Bestimmungen  der  veränderten  Substanz  2,54  °/o  unc^  19,67  °/0  Wasser. 
Dieser  letzte  Wassergehalt  kommt  dem  des  Gypses  mit  20,95  °/o  fas^  gleich* 
Zwei  über  wallnussgrosse  Proben  weissen  grob-  bis  feinblätterig  körnigen 
Gypses  aus  dem  gleichen  Steinbruch  dürften  zu  diesem  Yorkommniss 
gehören  und  ebenfalls  aus  Anhydrit  entstanden  sein. 

Anhydrit  bez.  Gyps  stossen  aber  nicht  unmittelbar  an  den  Phonolith, 
vielmehr  schiebt  sich  zwischen  sie  eine  die  Wände  des  Hohlraumes  aus- 
kleidende schmale  Schicht  dichten  weissen  Kalkes,  der  unter  dem  Mikro- 
skop ein  ziemlich  gleichmässiges  gröberes  Korn  zeigt. 

Anhydrit  scheint  in  dem  Phonolith  von  Schlössel  nur  äusserst  selten 
aufzutreten;  ja  das  von  Herrn  Döring  aufgefundene  Vorkommen  dürfte 
bisher  das  einzige  bekannte  sein.  Das  mineralogische  Lexikon  für 
das  Königreich  Sachsen  von  A.  Frenzei  (1874)  und  die  Erläuterung  zu 
Blatt  Kupferberg  berichten  davon  nichts,  auch  sonst  sind  dem  Verfasser 
keine  Nachrichten  darüber  bekannt.  Als  der  Verfasser  im  Jahre  1893 
den  Bruch  besuchte,  waren  nur  Zeolithe  zu  finden.  Auch  ein  von  Herrn 
Döring  veranlasstes  Nachforschen  nach  weiteren  Anhydritproben  in  den 
Jahren  1897  und  1898  blieb  erfolglos. 

Das  Vorkommen  von  Anhydrit  im  Phonolith  von  Schlössel  beansprucht 
aus  zwei  Gründen  noch  besondere  Beachtung,  1.  weil  es  das  erste  Anhydrit- 
vorkommniss  für  Sachsen  bez.  Böhmen  überhaupt  zu  sein  scheint,  2.  wegen 
der  Frage  nach  seiner  Entstehung. 

1.  Der  Phonolithbruch  von  Schlössel  liegt  unmittelbar  an  der  säch- 
sischen Grenze  auf  böhmischem  Gebiet.  Politisch  gehört  also  unser  An- 
hydrit unbestritten  zu  Böhmen.  Da  aus  diesem  Lande  weder  im  minera- 
logischen Lexikon  für  Österreich  von  V.  v.  Zepharovich  (3  Bde.  1859, 
1873,  1893)  noch  in  der  Geologie  von  Böhmen  von  F.  Katzer  (1892)  An- 
hydrit aufgeführt  wird,  so  scheinen  wir  das  erste  Anhydritvorkommen 
in  Böhmen  vor  uns  zu  haben. 

Wissenschaftlich  aber  kann  man  den  Anhydrit  von  Schlössel,  von  der 
unmittelbaren  Nachbarschaft  abgesehen,  deshalb  auch  für  Sachsen  in  An- 
spruch nehmen,  weil  das  genannte  Gebiet  zugleich  im  Bereiche  der  sächsi- 
schen geologischen  Karte  liegt.  Für  Sachsen  sind  nun  die  den  Anhydrit 
betreffenden  Verhältnisse  recht  merkwürdig.  In  dem  mineralogischen  Lexikon 
von  A.  Frenzei  (1874)  fehlt  Anhydrit  ganz,  und  in  den  Erläuterungen  zur 
sächsischen  geologischen  Specialkarte  wird  das  Mineral,  soweit  dem  Ver- 
fasser bekannt,  nicht  aufgeführt.  Dagegen  sind  schon  lange  zahlreiche, 
auf  Erzgängen  vorkommende  Pseudo morphosen  nach  Anhydrit  bekannt. 
J.  Roth*)  giebt  folgende  Zusammenstellung  mit  Litteraturangaben:  Pseudo- 
morphosen  nach  Anhydrit  von  Tautoklin  (Braunspath)  von  Kurprinz 
Friedrich  August  bei  Freiberg  nach  Breithaupt,  von  Spatheisen  von  Kur- 
prinz bei  Freiberg  nach  Dana  (Sideroplesit  nach  Frenzei),  von  Quarz  in 
Geyer,  Grube  Kurprinz  bei  Freiberg,  Frisch  Glück  bei  Blauenthal  und 
Spitzleite  im  Eibenstöcker  Revier  nach  Blum,  Gemenge  von  Quarz  und 
Rotheisen  von  der  Spitzleite  nach  Breithaupt,  von  Rotlieisen  auf  der  Grube 


*)  Chemische  Geologie  I,  1879,  S.  192/3;  s.  auch  A.  Frenzei:  Mineralogisches 
Lexikon,  S.  83,  151,  261,  290. 


90 


Friscli  Glück  bei  Eibenstock  nach  Zepharovich,  Gemenge  von  Eisenkies 
und  Kalkspath  von  der  Grube  Neue  Hoffnung  Gottes  bei  Bräunsdorf  nach 
Breithaupt.  Dagegen  ist  dem  Verfasser  keine  Nachricht  über  stofflich 
erhaltenen  Anhydrit  bekannt,  ein  Umstand,  welcher  Zweifel  darüber 
aufkommen  lässt,  ob  alle  Deutungen  der  genannten  Pseudomorphosen 
nach  Anhydrit  richtig  sind*). 

Wir  hätten  demnach  auch  für  den  Bereich  der  sächsischen 
geologischeil  Karte  stofflich  das  erste  Auftreten  des  Minerales. 

2.  Anhydrit  und  mit  ihm  Gyps,  welche  aus  einander  hervorgehen, 
sind  als  Mineralien  und  Gesteine  an  drei  verschiedene  Lagerstätten  ge- 
bunden. Die  allermeisten  Vorkommnisse  mit  den  grössten  Massen  finden 
sich  in  den  Sedimentformationen  verschiedenen  Alters  als  Begleiter  des 
Steinsalzes.  Man  hielt  sie  hier  bis  etwa  zur  Mitte  dieses  Jahrhunderts 
auf  der  einen  Seite  für  plutonisch,  auf  der  anderen  für  umgewandelte 
Kalke  (durch  Schwefelverbindungen , besonders  schwefelige  und  Schwefel- 
säure) , während  heute  allgemein  eine  nicht  metamorphe  Bildung,  ein  ur- 
sprünglicher Absatz  aus  dem  Meereswasser  für  sie  angenommen  wird. 
Diesem  lager-  oder  flötzförmigen  Auftreten  gegenüber  bergen  die  beiden 
anderen  Arten  auf  Erzlagerstätten  und  in  vulkanischen  Gebieten  nur 
verschwindende  Mengen  dieser  Mineralien.  An  Vulkanen  entstehen  sie 
durch  Einwirkung  von  Schwefelverbindungen  auf  sublimirte  Chloride. 
Wie  oben  erwähnt,  giebt  es  in  Sachsen  verhältnissmässig  zahlreiche 
Vorkommnisse  von  Anhydrit  auf  Erzgängen,  freilich  nur  noch  der  Form 
nach,  nicht  stofflich.  Und  aus  vulkanischen  Gebieten  wird  Gyps  häufig, 
Anhydrit  dagegen  sehr  selten  und  ausdrücklich  als  sehr  selten  auftretend 
erwähnt.  Einige  der  wenigen  dieser  Anhydritvorkommnisse  sind:  Einschlüsse 
in  der  Lava  von  Aphroessa  bei  Santorin,  in  Auswürflingen  des  Vesuvs,  an 
den  Soffionen  in  Toskana,  in  Kalinka  in  Ungarn  (nach  Haidinger  hier  durch 
Einwirkung  von  Schwefelwasserstoff  auf  Augitandesit  entstanden)**). 

Für  die  Entst ehu ng  des  Anhydrites  im  Phonolith  von  Schlösset 
kommen  zwei  Möglichkeiten  in  Betracht.  Entweder  ist  das  Mineral 

A.  eine  N eubildung  im  Gestein  wie  die  Z eolithe,  oder 

B.  ein  fremder  Einschluss. 

A.  „Als  secundäres  neptunisches  Mineral  in  den  Leucitgesteinen“ 
erwähnt  J.  Roth***)  Gyps,  „dessen  Schwefelsäure  aus  dem  Hauyn  her- 
rührt“ ; und  „unter  den  V erwitterungsproducten  der  schwefelsäurehaltigen 
Hauyne  findet  sich  Gyps“  f).  In  gleicher  Weise  würde  die  Schwefelsäure 
unseres  Anhydrites  auf  den  Hauyn  zurückzuführen  sein.  Dabei  muss 
aber  die  merkwürdige  Thatsache  berücksichtigt  werden,  dass  Hauyn  in 
den  Gesteinen,  Phonolithen  wie  Basalten,  des  Gebietes  (vergl.  Blatt 
Kupferberg  148  und  Blatt  Wiesenthal  147)  zwar  ganz  allgemein  und 
zum  Theil  sehr  reichlich  verbreitet  ist,  dass  aber  gerade  der  Phonolith 
von  Schlüssel  ebenso  wie  die  drei  Phonolithlappen  von  Hammer -Unter- 


*)  Die  Herren  Oberbergrath  Prof.  Dr.  A.  Weissbacli  und  Dr.  A.  Frenzei  in  Frei- 
berg hatten  die  Freundlichkeit , dem  Verfasser  auf  seine  Anfrage  mitzutheilen . dass 
ihnen  auch  kein  Anhydritvorkommniss  in  Sachsen  bekannt  sei.  Herr  Dr.  Frenzei  be- 
zweifelt ebenfalls  die  Pseudomorphosen  Breithaupt’s. 

**)  Vergl.  auch  J.  Roth:  Chemische  Geologie  III,  1890,  S.  103,  282,  297/8,  301. 

***)  Chemische  Geologie  II,  S.  266. 
f)  Ebenda,  S.  254,  260- 


91 


wiesenthal  nach  den  Ausführungen  in  der  Erläuterung  zu  Blatt  Kupfer- 
berg  frei  von  Hauyn  sind.  Dieser  Umstand  bildet  aber  keinen  end- 
gültigen Beweis  gegen  die  Annahme  nachträglicher  Entstehung  des  An- 
hydrites.  Ist  es  doch  zur  Genüge  bekannt,  wie  wechselnd  selbst  in 
kleinen  Eruptivmassen  und  -gebieten  die  petrographische  Zusammensetzung 
häutig  ist.  So  wird  der  nicht  weit  nordwestlich  von  unserem  Phonolith 
im  Kalk  aufsetzende  Phonolithgang  als  hauynhaltig  angegeben.  Unter 
den  Bruchstücken  an  dem  Gehänge  dem  Kalkberge  gegenüber  (Bl.  148) 
finden  sich  hauynarme  und  hauynreiche  Phonolithe,  darunter  solche,  in 
denen  erbsengrosse  zahlreiche  Hauyne  allein  den  porphyrischen  Gemeng- 
theil ausmachen. 

Man  könnte  vermuthen,  dass  sich  bei  wässeriger  Bildung  nicht  das 
wasserfreie  Sulfat  Anhydrit,  sondern  das  wasserhaltige  Gyps  ausscheiden 
würde.  Diesem  Einwand  gegenüber  ist  zu  berücksichtigen,  dass  man  den 
Anhydrit  in  den  Sedimentformationen  ebenfalls  für  eine  ursprüngliche 
neptunische  Bildung  hält  und  zwar  gestützt  auf  Erscheinungen  in  der 
Chemie  und  auf  Experimente,  welche  zeigen,  dass  unter  gewissen,  aller- 
dings noch  nicht  ganz  geklärten  Verhältnissen  (bedingt  durch  Druck, 
Temperatur  und  Gegenwart  von  Chlornatrium)  nicht  Gyps,  sondern  An- 
hydrit entsteht*). 

B.  Scheint  so  die  Möglichkeit  der  nachträglichen  wässerigen  Bildung 
unseres  Anhydrites  zu  bestehen,  so  sprechen  zwei  Umstände  für  die  zweite 
Annahme,  für  die  Einschlussnatur.  Die  beiden  Umstände  sind:  1.  Der 
einschliessende  Phonolith  zeigt  auch  in  der  Nachbarschaft 
keine  Zersetzungs-  und  Auslaugungserscheinungen,  er  ist  bis 
an  den  Einschluss  heran  frisch,  und  2.  an  der  unter  dem  Mikro- 
skop buchtig  erscheinenden  Grenze  von  Gestein  und  Mineral, 
auch  frei  im  Mineraleinschluss  schwimmend  findet  man  zahl- 
reiche kleine  runde,  etwa  stecknadelkopfgrosse  Phonolith- 
bröckchen,  welche  ebenfalls  unverändert,  höchstens  durch  die 
nachträgliche  Wass er zufuhr  beeinträchtigt  sind.  Als  endogene 
Contactwirkung  müssen  aufgefasst  werden  die  feinblasige 
(mikroskopisch)  Beschaffenheit  und  die  abweichende  Structur 
einer  etwa  1 — 2 mm  breiten  Grenzzone  des  Phonolithes.  In 
dieser  findet  eine  Verdichtung  des  Gesteins  statt,  ausserdem 
nehmen  die  Gr  und  m a ssenf  e ld  sp  äth  e eine  s chär  f er  e und  zwar 
nadelförmige  Gestalt  und  eine  ausgeprägt  radialstrahlige  An- 
ordnung an.  Die  gleiche  Erscheinung  bemerkt  man  an  den 
erwähnten  Bröckchen  der  Grenzschicht. 

Bei  der  zweiten  Annahme  bieten  sich  wiederum  zwei  Möglichkeiten: 
entweder  ist  der  Anhydrit  ein  ursprünglicher  unveränderter  Fremd- 
einschluss oder  ein  metamorphes  Gebilde. 

Dass  Anhydrit  in  Sachsen  und  Böhmen  bisher  unbekannt  ist,  wurde 
schon  oben  erwähnt.  Wir  befinden  uns  hier  in  einem  rein  archäischen 
Gebiet,  in  der  Glimmerschieferformation,  in  der  bisher  unbekannt  ge- 
bliebene Anhydriteinlagerungen,  denen  unser  Einschluss  entnommen  sein 
könnte,  so  gut  wie  ausgeschlossen  erscheinen.  Ebensowenig  ist  hier  in  dem 
nur  aus  Basaltconglomerat  und  -tuff  bestehenden  Tertiär  Anhydrit  bekannt. 


*)  Vergl.  F.  Zirkel:  Petrographie  III,  1894,  S.  523/4.  — J.  Roth:  Chemische 
Geologie  I,  1879,  S.  552. 


92 


Eine  Möglichkeit  wäre,  dass  sich  in  kalkigthonigen  Tertiärschichten, 
ähnlich  wie  bei  den  oben  erwähnten  Soffionen  von  Toscana,  Anhydrit 
gebildet  hätte,  der  dann  vom  Phonolith  aufgenommen  wurde. 

Eine  nicht  von  der  Hand  zu  weisende  Annahme  ist  endlich,  dass  der 
Anhydrit  umgewandelter  Kalk  ist. 

Bereits  oben  wurde  die  bis  zur  Mitte  dieses  Jahrhunderts  vertretene 
Ansicht  erwähnt,  der  Flötzanhydrit  und  -gyps  wäre  durch  Schwefel- 
verbindungen umgewandelter  Kalk.  Wenn  auch  diese  Ansicht  der  neueren 
hat  weichen  müssen,  so  sind  doch  eine  ganze  Anzahl  von  kleineren  Gyps- 
und  Anhydritvorkommnissen  nachweisbar  durch  vulkanische  Gase,  durch 
Schwefelwasserstoff  und  Schwefelquellen  umgewandelte  Kalke  und  Dolo- 
mite (Gyps  bei  Selvena  in  Toscana  nach  Coquand  1849,  Gyps  von  Aix  in 
Savoyen  nach  Murchison,  die  Anhydrite  von  Modane  in  Savoyen  nach 
Des  Cloizeaux  1865,  Gypse  von  Tarascon  in  den  Pyrenäen  nach  Zirkel  und 
Pouech  1867  und  1882  u.  s.  w.)*).  Für  eine  derartige  Entstehung  des 
Anhydrites  von  Schlösset  bieten  sich  folgende  Anhaltspunkte.  Die  Glimmer- 
schieferformation unseres  Gebietes  ist  sehr  reich  an  Kalkeinlagerungen. 
Der  Kalkberg  südlich  von  Schlössel  dürfte  den  zahlreichen  Kalkvorkomm- 
nissen seinen  Namen  verdanken.  Wenig  über  1 km  nordwestlich  von  dem 
Phonolith  von  Schlössel  streichen  bei  den  Berghäusern  sechs  kleinere  und 
grössere  Kalklager  zu  Tage  aus.  Das  südöstliche  Hauptlager  setzt,  wie 
man  durch  einen  Stölln  weiss,  noch  wenigstens  100  m unter  dem  Basalt- 
tuff fort**),  also  auf  den  Phonolith  von  Schlössel  zu.  Es  liegt  so  durchaus 
in  dem  Bereich  der  Wahrscheinlichkeit,  dass  der  Phonolithstock  von 
Schlössel  eine  solche  Kalkeinlagerung  berührt  und  Gestein  davon  los- 
gerissen hat,  welches  dann  durch  die  im  Phonolithmagma  enthaltene 
Schwefelsäure  in  Anhydrit  verwandelt  wurde. 

Merkwürdigerweise  bietet  die  nächste  Umgebung  hierfür  das  allerbeste 
Beispiel.  Die  eine  von  den  sechs  Kalkeinlagerungen  bei  den  Berghäusern 
wird  von  einem  2 m mächtigen  Phonolithgang  durchsetzt.  Dieser  Phono- 
lith enthält  nun  Bruchstücke  des  Nebengesteines,  des  krystallini sehen 
Kalkes,  die  stellenweise  so  häufig  werden,  dass  eine  durch  Phonolithcement 
verbundene  Breccie  entsteht***). 

Bemerkenswerth  und  für  die  obige  Annahme  scheinbar  ungünstig  ist 
hier  nun  das  in  der  Erläuterung  zu  Blatt  Kupferberg  (148,  S.  69)  er- 
wähnte Ausbleiben  von  Contacterscheinungen:  „Die  Kalkeinschlüsse  schei- 
nen keine  Veränderungen  erlitten  zu  haben.“  Aber  auch  dafür  giebt  es 
in  der  grossen  Litteratur  der  Contactmetamorphose  zahlreiche  Beispiele. 

Aus  den  Erörterungen  geht  zur  Genüge  hervor,  welche  Bedeutung 
dem  an  sich  geringfügigen  Anhydrit  im  Phonolith  von  Schlössel  zukommt. 
Vielleicht  sind  weitere  Funde  und  Untersuchungen  (z.  B.  der  zuletzt  er- 
wähnten Kalksteinschlüsse)  in  dem  Gebiet  geeignet,  die  hier  gepflogenen, 
mehr  hypothetischen  und  theoretischen  Erörterungen  auf  sicherere  Fiisse 
zu  stellen. 


*)  F.  Zirkel:  Petrographie  III,  1894,  S.  524/5. 

**)  Bl.  148,  S.  46. 

***)  Bl.  148,  S.  68/9. 


der 


Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 


in  Dresden. 


Herausgegeben 

von  dem  Redactions- Comitö. 


Jahrgang  1900. 


Mit  6 Tafeln  und  12  Abbildungen  im  Text. 


Dresden. 

In  Commission  der  K.  Sachs.  Hofbuchhandlung  H.  Bur  dncli. 

1901. 


Inhalt  des  Jahrganges  1900. 


Hanns  Bruno  Geinitz  f S.  Y. 

A.  Sitzungsberichte. 

I.  Section  für  Zoologie  S.  3 und  21.  — Bär,  W. : Zwei  für  die  Omis  Deutschlands 
neue  Vogelarten  S.  3.  — Drude,  0.:  Ueber  F.  Unger’s  „Die  Pflanze  im  Moment  der 
Thierwerdung“,  mit  Bemerkungen  von  H.  Nits  che,  S.  4;  neues  Mikroskop  der  Firma 
Seibert  S.  22;  Vorlagen  S.  4;  neue  Litteratur  S.  4 und  22.  — Ebert,  R. : Die  Fauna 
der  Tiefsee  im  Allgemeinen  S.  3;  Zunahme  einheimischer  Yögel  S.  4;  Chun’s  Tiefsee- 
Expedition  S.  22.  — Heller,  K.:  Biologie  der  Coprophagen,  über  eine  bei  Gröditz 
gefangene  Schildkröte  S.  21.  — Nitsche,  H.:  H.  B.  Geinitz  f,  Schwungfedern  des 
Kasuars  S.  3;  verschiedenartige  Ausbildung  der  oberen  Eckzähne  bei  den  verschiedenen 
Formen  der  recenten  Hirsche,  Vorkommen  des  Wasserschmätzers  in  Sachsen  S.  4; 
Aussetzung  nichtsächsischer  Amphibien  bei  Tharandt,  Schädel  einer  vierhörnigen 
Gabelantilope  S.  21;  ornithologische  Beobachtungen  im  Engadin  S.  22;  neue  Litteratur 
S.  21.  — Schiller,  K.:  Neue  Litteratur  S.  3,  4 und  21.  — Schöpf,  A.:  Ueber 
sibirisches  Rehwild,  Vorlagen  S.  22.  — Schorler,  B.:  Neue  Litteratur  S.  22.  — 
Thallwitz,  J. : Ueber  Höhlenthiere  S.  4;  Missbrauch  beim  Verkauf  von  Krammets- 
vögeln  S.  22. 

II.  Section  für  Botanik  S.  5 und  23.  — Drude,  0.:  Einrichtung  von  Herbarien  für 
pflanzengeographische  Demonstrationen,  vorläufige  Bemerkungen  über  die  floristische 
Kartographie  von  Sachsen  S.  5;  phänologische  Bemerkungen  über  die  Retardation 
des  Frühlings  im  Jahre  1900  S.  6;  Ueber  Winterung  immergrüner  Gewächse,  Aufblüh- 
geschwindigkeit  der  Blüthen,  Anordnung  der  Vegetation  im  Karwendelgebirge  S.  7; 

neue  Litteratur  S.  5,  6 und  23; und  Schorler,  B.:  Floristische  Arbeiten 

und  Excursionen  im  Sommer  1900  S.  23.  — Ostermaier,  J. : Vorlage  von  Ab- 
bildungen von  Alpenpflanzen  S.  5;  Schutz  der  Alpenpflanzen,  Eintritt  der  Frühlings- 
flora von  Oberammergau  S.  6.  — Schiller,  K. : Neue  Litteratur  S.  5 und  23.  — 
Schorler,  B.:  Referat  über  Gradmanns  „Pflanzenleben  der  Schwäbischen  Alb“, 
neue  Litteratur  S.  5.  — Wobst,  K.:  Vorlage  verschiedener  Rosenformen  S.  5. 

III.  Section  für  Mineralogie  und  Geologie  S.  8 und  23.  — Bergt,  W.:  Anhydrit 
aus  dem  Phonolith  von  Schlössel,  über  Mikromineralogie  S.  8,  neue  Litteratur  S.  8 
und  23.  — Engelhardt,  H.:  Neue  Litteratur  S.  8.  — Kalkowsky,  E.:  Kieselige 
Sandsteine  aus  den  „Salzpfannen“  Südafrikas  S.  24.  — Menzel,  P.:  Entstehung  der 
Alpen  und  Bildung  des  Mittelmeeres  S.  8.  — Naumann,  E.:  Neues  Kalkspath- 
vorkommniss  vom  Zwieseler  Erbstolln  S.  24.  — Excursion  in  die  Rathssteinbrüche 
bei  Plauen  S.  9. 

IV.  Section  für  prähistorische  Forschungen  S.  9 und  24.  — Deichmüller,  J. : 
Bemalte  Geschiebe  aus  der  Höhle  von  Mas  d’Azil  S.  9;  neolithische  Gefässe  von 
Klotzsche,  Nünchritz  und  Cossebaude,  spätslavisches  Skelettgräberfeld  von  Nieder- 
sedlitz, Vorlage  von  Steingeräthen  S.  11;  der  12.  internationale  Anthropologencongress 
und  die  prähistorischen  Sammlungen  in  Paris  S.  24;  schnurverzierte  Gefässe  aus 
Sachsen  S.  25,  neue  Litteratur  S.  10,  24  und  25.  — Döring,  H.:  Feuersteinwerk- 
stätten auf  Rügen,- Nationalmuseum  nordischer  Alterthümer  in  Kopenhagen,  Feuer- 
steingerätlm  aus  sächsischen  Fundorten  S.  9;  Funde  von  den  Burgwällen  bei  Alt- 
coschütz, Niederwartha,  Lockwitz,  Altoschatz,  Leckwitz  und  Löbsal,  von  den  neo- 
lithischen  Herdstellen  in  Lockwitz,  neuer  Steinzeitfund  aus  Lockwitz  S.  10;  über 
Kinderklappern  aus  Sachsen  S.  24;  Vorlage  von  Steingeräthen  S 24.  — Ebert,  0.: 
Vorgeschichtliche  Wandtafeln  für  Westpreussen  und  für  die  Provinz  Sachsen  S.  11. 
— Engelhardt,  H:  Vorlage  eines  Steinbeils  S.  25.  — Kalkowsky,  E.:  Prä- 
historisches aus  Ungarn  S.  25.  — Ludwig,  H. : Vorlage  eines  Mahlsteins  von  Kauscha 


IV 


S.  11;  vorgeschichtliche  Niederlassung  hei  Oberpoyritz  S.  24.  — Wagner,  P.:  Neue 
Litteratur  S.  24 

V.  Section  für  Physik  und  Chemie  S.  11  und  25.  — Beythien,  A. : Ueher  Geheim- 
mittel  und  Nährpräparate  S 27.  — Hallwachs,  W.:  Die  elektrolythische  Leitung 
in  festen  Körpern  und  deren  Anwendung  bei  der  Nernstlampe  S.  12.  — Heger,  R.: 
Ueber  Energetik  im  Unterricht  S.  26.  — Meyer,  E.  von:  Rückblick  auf  die  wich- 
tigsten Entwickelungsphasen  der  Chemie  im  19.  Jahrhundert  8.  11.  — Pinnow,  J.: 
Unterscheidung  von  Talg  und  Schmalz  S 26.  — Rebenstorff,  H. : Herstellung  der 
grauen  Modification  des  Zinns,  Beobachtung  vagabondirender  Ströme  S.  12;  neue 
Form  des  Cartesianischen  Tauchers  S.  12  und  25;  Vorführung  physikalischer  und 
chemischer  Versuche  S.  25;  über  eine  neue  der  Taucherglocke  ähnliche  Vorrichtung, 
Erfindung  der  Taucherglocke,  Geschichte  der  Erfindung  des  Thermometers  S.  25  — 
Wolf,  C. : Zerstörung  der  salpetersauren  Salze  durch  Bakterien  S.  11. 

VI.  Section  für  Mathematik  S.  13  und  27.  — Heger,  R.:  Berührungsaufgaben  und 
Kreisverwandtschaft  S.  13;  Kugelberührungsaufgaben  und  Kugelverwandtschaft  S.  27. 
— Helm,  G.:  Ueber  Mathematik  und  Chemie  8.  29.  — Krause,  M.:  Ueber  graphischen 
Calcül  S.  13  — Müller,  F.:  Tabelle  zur  Kalenderbestimmung  S.  13.  — Nätsch,  E.: 
Ueber  Translationsflächen  S.  27.  — Pestei,  R.  M.:  Sphärometer  für  dioptrische  Zwecke 
S.  28.  — Vieth,  J von:  Ueber  Centralbewegung  S.  13.  — Witting,  A.:  Faden- 
modell der  abwickelbaren  Schraubenfläche  S.  14.  — • . 

VIT.  Hauptversammlungen  S.  14  und  29.  — Veränderungen  im  Mitgliederbestände  S.  15 
und  30.  — Gedenkfeier  für  H.  B.  Geinitz  S.  14.  — Beamte  im  Jahre  1901  S.  32.  — 
Beschluss  über  8 Uhr-Beginn  der  Sitzungen  S.  30.  — Rechenschaftsbericht  für  1899 
S.  14,  15  und  18.  — Voranschlag  für  1900  S.  14.  — Freiwillige  Beiträge  zur  Kasse 
S.  30.  — G uthmann- Stiftung  S.  14.  — Bericht  des  Bibliothekars  S.  34.  — Deich- 
müller, J. : Ueber  megalithische  Denkmäler  S.  30  — Drude,  0.:  Entwickelungs- 
geschichte der  mitteldeutschen  Hügelflora  S 30.  — Engelha.rdt,  H. : Neue  Littera- 
tur S.  29.  — Ealkowsky,  E.:  Land  und  Leute  von  Noniwales  S 14;  Gelächtniss- 
rede  auf  H.  B.  Geinitz  S.  15.  — Michael,  E.:  Formen  und  Ursprung  der  Dorfanlagen 
und  der  Flurauftheilung  in  Sachsen  S.  15.  — Ostermaier,  J.:  Vorlagen  S.  30.  — 
Pohle,  R.:  Reiseschilderungen  aus  Nordrussland  S.  15.  — Schlossmann,  A.:  Bei- 
trag zur  praktischen  Ernährungslehre  S.  14.  — Schneider,  0.:  Pillenwälzende  Käfer 
und  ihre  Bedeutung  für  die  ägyptische  Mythologie  S.  29.  — Stübel,  A.:  Rückblick 
auf  den  vulkanischen  Ausbruch  des  Jahres  1866  im  Golfe  zu  Santorin  8.  30.  — Toepler, 
M. : Kathoden-  und  Becquerel- Strahlen  S.  15.  — Excursion  nach  Nossen  S.  15. 

B.  Abhandlungen. 

Bergt,  W.:  Der  Plänerkalkbruch  bei  Weinböhla.  Mit  Tafel  I.  S.  37. 

Bergt,  W. : Lausitzer  Diabas  mit  Kantengeröllen.  Mit  Tafel  VI.  S.  111. 

Deichmüller,  J.:  Zwei  neue  Funde  neolithischer  schnür  verzierter  Gefässe  aus  Sachsen. 
Mit  3 Abbildungen.  S.  18. 

Deichmüller,  J. : Spätslavisches  Skelettgräberfeld  bei  Niedersedlitz.  Mit  3 Abbild.  S.  22. 

Döring,  H. : Ueber  Feuersteingeräthe  aus  sächsischen  Fundorten.  S.  15. 

Drude,  0. : Vorläufige  Bemerkungen  über  die  floristische  Kartographie  von  Sachsen.  S. 26. 

Drude,  0.:  Die  postglaciale  Entwickelungsgeschichte  der  hercynischen  Hügelformationen 
und  der  montanen  Felsflora.  S.  70. 

Menzel,  P.:  Die  Gymnospermen  der  nordböhmischen  Braunkohlenformation. 

Theil  I.  Mit  Tafel  II -IV.  S.  49. 

Theil  II.  Mit  Tafel  V und  1 Abbildung  im  Text.  S.  85. 

Nitsche,  H.:  Bemerkungen  über  das  Vorkommen  des  schwarzbäuchigen  Wasserschmätzers 
und  einiger  anderer  seltenerer  Vögel  im  Königreiche  Sachsen  S.  32. 

Rebenstorff,  H. : Schul  versuche  mit  dem  Cartesianischen  Taucher.  Mit  5 Abbildungen. 
S.  3. 


Die  Autoren  sind  allein  verantwortlich  für  den  Inhalt  ihrer 

Abhandlungen , 


Die  Autoren  erhalten  von  den  Abhandlungen  50,  von  den  Sitzungsberichten  auf 
besonderen  Wunsch  25  Sonder  - Abzüge  gratis,  eine  grössere  Anzahl  gegen  Erstattung 

der  Herstellungskosten. 


Hanns  Bruno  Geinitz. 

Die  Arbeit  seines  Lebens. 

Rede  in  der  öffentlichen  Sitzung  der  Isis  am  22.  Februar  1900 

von 

Prof.  Dr.  Ernst  Kalkowsky. 


In  Hanns  Bruno  Geinitz  hat  die  naturwissenschaftliche  Gesellschaft 
Isis  vor  wenigen  Wochen,  am  28.  Januar,  ihren  Ehrenvorsitzenden  verloren. 
Er  ist  der  Einzige  gewesen,  dem  die  Isis  dieses  in  ihren  Satzungen  nicht 
vorgesehene  Ehrenamt  übertragen  hat  in  der  Erkenntniss,  dass  diese  Ehre 
einem  um  die  Gesellschaft  hochverdienten  Mitgliede  und  einem  welt- 
bekannten Gelehrten  erwiesen  wurde.  Obwohl  Geinitz  als  stiller  deutscher 
Gelehrter  niemals  vor  die  breite  Oeffentlichkeit  getreten  ist,  obwohl  er 
niemals  anderswo  als  in  Dresden  gewirkt  hat,  ist  sein  Name  doch  überall 
auf  der  Erde,  wo  Naturwissenschaft  getrieben  wird,  bekannt  und  geehrt; 
durch  seine  eigene  Arbeit  hat  er  sich  unvergänglichen  Ruhm  erworben. 

Erst  in  hohem  Alter,  im  86.  Lebensjahre,  ist  er  am  Ende  seiner  Lauf- 
bahn angelangt;  vor  63  Jahren  begann  er  seine  wissenschaftliche  Thätig- 
keit,  ununterbrochen  folgte  ein  Werk  dem  anderen,  er  erreichte  den  Gipfel 
seines  Wirkens  und  hatte  dann  noch  Jahre  lang  ordnend  und  ergänzend 
auf  das  Werk  seines  Lebens  zurückblicken  können,  geehrt  von  Allen,  die 
mit  ihm  in  Berührung  kamen.  Jetzt  gehört  seine  Thätigkeit  der  Geschichte 
an,  und  als  eine  Huldigung  mag  es  betrachtet  werden,  wenn  wir  im  Schoosse 
unserer  Gesellschaft  seine  Arbeiten  und  seine  Leistungen  an  uns  vorüber- 
ziehen lassen. 

In  diesem  Hörsaale,  von  dieser  Stelle  aus  hat  H.  B.  Geinitz  vor  nun- 
mehr sechs  Jahren  zuletzt  zu  seinen  Studenten  gesprochen,  ihnen  von 
seinen  reichen  Kenntnissen  und  Erfahrungen  mittheilend  und  selbst  immer 
wieder  Kraft  ziehend  aus  dem  Verkehr  mit  der  Jugend.  Wer  nicht  selbst 
sein  Schüler  gewesen  ist,  kann  über  seine  Lehrerfolge  und  seinen  Einfluss 
auf  die  Studirenden  nicht  urtheilen,  aber  alle  seine  Schüler  haben  ein- 
müthig  ihre  Anhänglichkeit  und  ihre  Dankbarkeit  zum  Ausdruck  gebracht, 
als  er  hochbetagt  aus  dem  Lehramte  schied,  um  bei  Gelegenheit  der  Er- 


VI 


richtung  eines  vergrösserten  mineralogisch-geologischen  Institutes  in  einem 
neuen  Gebäude  selbstlos  der  Zukunft  freie  Bahn  zu  lassen.  Auf  Tausende 
unserer  Studenten  hat  er  als  Lehrer  gewirkt,  sie  ausgestattet  im  Hörsaal 
mit  mannigfaltigen  Kenntnissen  für  den  Bedarf  in  ihrer  Stellung  im  prak- 
tischen Leben,  sie  eingeführt  auf  Ausflügen  in  die  Erkennung  des  Schaffens 
der  Natur  in  unendlichen  Zeiträumen.  Und  mit  Freude  durfte  er  darauf 
hinweisen,  dass  es  ihm  auch  gelungen  war,  trotz  der  dem  nicht  günstigen  Auf- 
gaben der  Technischen  Hochschule,  einige  seiner  Schüler  für  seine  Wissen- 
schaften so  zu  begeistern,  dass  sie  ihre  Thätigkeit  dem  rein  wissenschaft- 
lichen Betriebe  der  Mineralogie,  Geologie  und  Prähistorie  gewidmet  haben. 

Diesen  Wissenschaften  widmete  er  ja  selbst  sein  Leben  ausschliesslich, 
als  die  Zeit  dafür  gekommen  war.  Zuerst  aber  hatte  er  sich  mit  allen 
Naturwissenschaften  in  umfangreichem  Maasse  bekannt  gemacht,  wie  dies 
in  den  clreissiger  Jahren  für  jeden  Naturforscher  selbstverständlich  und 
damals  eben  auch  noch  leichter  möglich  war,  ohne  eine  besonders  lange 
Lehrzeit  durchmachen  zu  müssen.  Wir  wollen  aber  auch  nicht  vergessen, 
dass  er  überhaupt  damals  einer  der  Wenigen  war,  die  sich  ganz  und  gar 
den  Naturwissenschaften  zu  widmen  wagten  zu  einer  Zeit,  als  die  Gegen- 
stände derselben  als  blosse  „Curiositäten“  bezeichnet  wurden.  Seine  all- 
seitige naturwissenschaftliche  Bildung  hat  er  dann  auch  in  seinem  Special- 
fache in  reichlichem  Maasse  verwenden  können. 

Nicht  etwa  in  allen  Disciplinen,  die  er  amtlich  zu  vertreten  hatte, 
ist  Geinitz  gleichmässig  als  Forscher  thätig  gewesen.  Ueber  einzelne 
Mineralien  hat  er  sich  nur  gelegentlich  geäussert,  und  doch  war  er  auch 
Mineralog.  Davon  zeugen  die  prachtvollen  Stufen,  die  er  für  das  K.  Mine- 
ralogische Museum  ausgewählt  hat;  sie  beweisen,  wie  allgemein  anerkannt 
worden  ist,  dass  er  einen  vorzüglichen  Blick  hatte  für  lehrreiche  und 
werthvolle  Stücke.  Und  besonders  hervorgehoben  muss  es  werden,  dass 
er  auch  schon  vor  langen  Jahren  die  Mineralien  nach  seinem  eigenen 
Systeme  angeordnet  hatte,  das  durchaus  als  Vorläufer  des  jetzt  allgemein 
und  allein  gültigen  Systems  der  Aufeinanderfolge  nach  rein  chemischen 
Grundsätzen  gelten  muss. 

Auch  in  der  Lehre  von  den  Gesteinen  hat  H.  B.  Geinitz  nur  wenig 
selbständig  gearbeitet;  immerhin  verdanken  wir  ihm  auch  einige  wichtige 
Beobachtungen  über  Kohlen  und  andere  Sedimentgesteine.  Die  „Uebersicht 
der  im  Königreiche  Sachsen  zur  Chaussee -Unterhaltung  verwendeten  Stein- 
arten“, die  er  mit  C.  Th.  Sorge  „zusammenstellte“,  wie  es  im  Titel  heisst, 
verfolgte  mehr  praktisch -technische  Zwecke;  sie  hat  keinen  rein  wissen- 
schaftlichen Werth,  wohl  aber  die  Bedeutung,  dass  hier  den  Ergebnissen 
der  Wissenschaft  Beachtung  in  der  Praxis  erobert  wurde. 

Ueberall  in  H.  B.  Geinitzens  Werken  finden  wir  die  Spuren,  dass  er 
den  Problemen  der  allgemeinen  und  der  dynamischen  Geologie  rege  Theil- 
nahme  entgegenbrachte,  und  dass  er  mit  dem  bekannt  war,  was  Andere 
erforscht  hatten;  aber  diese  Gegenstände,  mit  denen  vor  40  und  50  Jahren 
leider  oft  genug  wenig  wissenschaftlich  und  wenig  ergebnissvoll  gespielt 
wurde,  waren  vielleicht  eben  deshalb  nicht  gerade  nach  seinem  Geschmack. 
Es  berühren  uns  dennoch  jetzt  manche  seiner  Darstellungen  recht  ab- 
sonderlich, z.  B.  die  über  Erhaltung  von  Versteinerungen,  die  auffällige 
Fehler  in  der  palaeontologischen  Behandlung  zur  Folge  hatten,  die  Angaben 
über  die  Erhebung  der  Gesteinsschichten  und  Thalbildung  durch  Basalte 
und  Anderes.  Manche  solcher  bis  in  die  letzte  Zeit  festgehaltener  An- 


VII 


schaumigen  galten  längst  als  veraltet,  jedoch  um  ihretwillen  nimmt  man 
auch  nicht  seine  Werke  in  die  Hand.  Immerhin  bleibt  es  höchst  charak- 
teristisch, wie  H.  B.  Geinitz  sich  in  solchen  Fragen  nicht  selten  sehr 
vorsichtig  ausdrückt  und  sich  den  Rückzug  deckt  für  den  Fall,  dass  eine 
andere  Ansicht  als  die  seine  sich  doch  als  die  richtige  erweisen  sollte. 

Dass  H.  B.  Geinitz  trotz  seiner  so  umfangreichen  geologischen  Arbeit 
für  allgemeine  Geologie  kaum  etwas  geleistet  hat,  hängt  mit  seiner  Sinnes- 
art und  vor  Allem  mit  seinem  eigensten  Forschungsgebiete  zusammen. 
Wer  ihn  aber  jetzt  gerecht  beurtheilen  will,  muss  sich  bemühen,  nicht 
von  der  Gegenwart  aus  zu  urtheilen;  er  muss  sich  bemühen,  die  An- 
schauungen von  vor  40  Jahren  zur  Richtschnur  zu  nehmen  und  dabei 
noch  im  Auge  behalten,  dass  H.  B.  Geinitz  stets  innerlich  ebenso  fest 
und  unveränderlich  blieb,  wie  er  äusserlich  als  eine  höchst  charakteristische 
Persönlichkeit  allen  jüngeren  Geologen  stets  unverändert  vor  Augen  stand. 

Eine  Aufgabe  hatte  er  sich  bei  dem  Beginn  seiner  Thätigkeit  in 
Dresden  gestellt,  und  daran  hat  er  sein  ganzes  Leben  lang  mit  aller  Kraft 
und  ohne  alle  Abschweifungen  festgehalten,  die  Aufgabe,  um  seine  eigenen 
Worte  in  seiner  letzten  Veröffentlichung  vom  December  vorigen  Jahres 
zu  gebrauchen,  „die  Urgeschichte  Sachsens  in  allen  ihren  einzelnen  Epochen 
zu  erforschen  und  in  dem  wohlgeordneten  Museum  zu  verewigen“.  Dieses 
Ziel  hat  er  hartnäckig  verfolgt,  nicht  nur  mit  aller  seiner  Arbeit,  sondern 
auch  mit  Hülfe  seiner  ausgebreiteten  Bekanntschaft,  mit  Hülfe  seiner 
Kenntnisse,  seiner  Besuche  in  in-  und  ausländischen  Museen  und  seiner 
wissenschaftlichen  Reisen  in  Deutschland  und  in  fremden  Ländern.  Und 
dieses  Ziel  hat  er  auch  verfolgt  selbstbewusst  und  sich  wohl  bewusst, 
dass  er  das  als  einzelner  Mann  geleistet  hatte,  was  in  anderen  Gebieten 
auch  viele  Andere  nicht  zu  Stande  gebracht.  Als  ein  in  sich  abgeschlos- 
sener Charakter  verhielt  er  sich  Neuerungen  gegenüber  stets  sehr  zurück- 
haltend; er  war  daher  auch  nicht  geneigt,  sich  von  Anderen  belehren  zu 
lassen,  bis  er  seinen  Sinn  durch  eigenes  Studium  geändert  hatte.  Wenn 
er  dieses  nicht  durchführen  konnte,  blieb  er  standhaft  bei  seiner  Ansicht 
oder  doch  bei  seinen  Zweifeln;  aber  oft  hat  er  sich  auch  selbst  verbessert. 
Seiner  Zähigkeit  entspricht  es  auch,  dass  er  mehrfach  denselben  Gegen- 
stand nicht  in  einer  neuen  Auflage  seines  Werkes,  sondern  in  einem  ganz 
neuen  behandelt  hat,  sobald  durch  anhaltenden  Sammeleifer  und  erneute 
Untersuchungen  für  sein  Thema  ein  neues  Gewand  gerechtfertigt  war, 
wie  dies  besonders  für  die  Werke  über  Kreideformation  in  Sachsen  gilt. 
Wer  in  günstigen  Verhältnissen  lebt,  ist  eher  geneigt,  sein  Thema  auf- 
zugeben, anderen  nachzugeben,  als  wer  durch  unablässige  harte  Arbeit 
mit  mancherlei  äusseren  Schwierigkeiten  kämpfend  allmählich  vorwärts 
dringt.  Und  hart  gearbeitet  und  brav  gekämpft  hat  H.  B.  Geinitz  in  der 
That  wie  wenig  Andere.  Wenn  man  ihm  nicht  lange  persönlich  nahe  ge- 
standen hat,  kann  man  überhaupt  gar  nicht  ausmachen,  wie  viel  er  in 
Wirklichkeit  gearbeitet  hat:  aber  was  der  Fremde  übersehen  kann,  wenn 
er  das  ganze  Lebenswerk  an  sich  vorüberziehen  lässt,  zeigt  doch  unzweifel- 
haft — unwillkürlich  drängt  sich  hier  eine  Uebertreibung  auf  — er  hat 
die  Arbeit  geleistet  von  zwei  Menschen.  Menschlich  ist  es  da  nur,  wenn 
er  auch  öfters  geirrt  hat,  wenn  er  manches  Mal  anderen  Forschern  nicht 
gerecht  geworden  ist.  Hunderte  von  Geologen  haben  mit  seinen  Leistungen 
sowie  mit  seinen  Irrthümern  zu  thun  gehabt,  und  viele  werden  sich  auch 
noch  weiter  mit  dem  Werke  seines  Lebens  zu  beschäftigen  haben. 


VIII 


Eine  eines  hervorragenden  Mannes  würdige  Beurtheilung  darf  seine 
Irrthümer  nicht  verschweigen;  auch  nach  Abzug  dieser  enthalten  seine 
Leistungen  immer  noch  so  sehr  viel,  dass  er  mit  Fug  und  Recht  als  einer 
der  verdienstvollsten  Gelehrten  unseres  Vaterlandes  für  alle  Zeiten  gelten 
muss.  Die  Gelehrtenwelt  hat  ja  auch  stets  sein  Wirken  voll  anerkannt 
und  ihm  ihre  Würden  und  Ehren  zu  Theil  werden  lassen  in  Deutschland 
wie  im  Auslande.  Die  letzte  Ehrung  hat  ihm  in  feiner  und  stiller  Weise  die 
Societe  geologique  de  France  in  Paris  erwiesen.  Vor  zwei  Jahren  glaubte 
er  seine  langjährige  Mitgliedschaft  bei  derselben  aufgeben  zu  müssen: 
man  antwortete  ihm,  dass  die  Societe  geologique  leider  keine  Ehren- 
mitglieder ernenne;  sie  wolle  es  sich  aber  zur  Ehre  anrechnen,  ihn  als 
Mitglied  in  ihren  Listen  weiter  zu  führen,  auch  wenn  er  ihr  nicht  mehr 
die  jährlichen  Leistungen  zukommen  liesse. 

Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dass  die  Aufgabe,  die  sich  H.  B.  Geinitz 
für  seine  Lebensarbeit  gestellt  hatte,  nicht  ganz  so  umfangreich  war,  als 
wie  er  sie  mit  seinen  vorhin  angeführten  Worten  bezeichnete.  Er  wollte 
die  in  Sachsen  vorkommenden  geologischen  Formationen  vom  palaeonto- 
logischen  Standpunkte  aus  durchforschen  und  die  in  den  verschiedenen 
Epochen  auftretenden  Formen  des  thierischen  und  pflanzlichen  Lebens 
schildern.  Die  palaeontologische  Geologie  in  Sachsen,  das  war  sein  un- 
beschränktes Reich.  Obwohl  in  Sachsen,  dem  in  vieler  Beziehung 
klassischen  Lande  der  Geologie  in  Deutschland,  im  ganzen  19.  Jahrhundert 
viele  Mineralogen  und  Geologen  gewirkt  haben,  die  auf  den  verschieden- 
sten Gebieten  Hervorragendes  leisteten,  so  hat  doch  Niemand  das  palaeonto- 
logische Material  dieses  Landes  auch  nur  annähernd  so  eingehend  be- 
handelt, wie  H.  B.  Geinitz:  man  darf  selbst  sagen,  dass  auf  diesem  Ge- 
biete seinen  Leistungen  gegenüber  alles  Andere  verschwindet.  Ihm  stand 
ein  überwältigendes  Material  zur  Verfügung,  das  er  selbst  gesammelt  und 
das  ihm  in  noch  viel  reicherem  Maasse  von  allen  Seiten  zur  Verfügung 
gestellt  wurde.  Er  konnte  dann  aus  dem  Vollen  schöpfen:  er  bestimmte 
es,  beschrieb  es,  bildete  es  ab,  inventarisirte  es.  Einmal  in  dieser 
Weise  bei  der  Arbeit,  hielt  er  auch  alles  Material  fest,  um  es  selbst  zu 
verarbeiten. 

H.  B.  Geinitz  erstrebte  die  Beschreibung  und  Abbildung  aller  in 
Sachsen  vorkommenden  Petrefacten;  viele  derselben  stellten  sich  als  bis- 
her unbekannte  Species  heraus,  und  die  seinen  Autornamen  tragenden 
Species  zählen  nach  Hunderten.  Der  Vergleichung  wegen  ging  er  aber 
auch  oft  über  Sachsen  hinaus  in  andere  Gebiete  Europas  und  auch  Nord- 
amerikas nach  persönlichen  Studien  an  Ort  und  Stelle  und  nach  dem 
Material,  das  ihm  als  dem  dafür  Geeignetsten  von  anderer  Seite  zur 
Bearbeitung  überwiesen  wurde.  Hierbei  beschränkte  er  sich  durchaus 
auf  die  Petrefacten  führenden  geologischen  Formationen,  die  im  Gebiete 
Sachsens  zur  Ablagerung  gelangt  sind:  er  hat  niemals  die  archäische 
Gruppe,  die  Jura -Formation,  die  untere  Kreide,  das  Tertiär  und  das 
Diluvium  in  den  Bereich  seiner  eingehenderen  Studien  gezogen. 

Vor  der  Besprechung  seiner  Werke  muss  noch  eines  Verhältnisses 
gedacht  werden,  das  jene  erst  voll  verstehen  lehrt.  Es  ist  schwer,  sich 
hierüber  knapp  auszudrücken,  ohne  ein  Missverständniss  befürchten  zu 
müssen.  Es  mag  paradox  klingen:  H.  B.  Geinitz  war  weder  Geolog  noch 
Palaeontolog;  er  war  eben  beides  zugleich,  palaeontologischer  Geologe 
oder  geologischer  Palaeontologe,  wenn  man  so  sagen  darf.  Nie  hat  er 


IX 


kartirt  oder  auch  nur  Skizzen  veröffentlicht,  die  die  Ergebnisse  seiner 
Studien  und  seiner  Wanderungen  leichter  verständlich  gemacht  hätten 
und  dazu  beigetragen  hätten,  seine  Arbeiten  selbst  zu  klären.  Die 
einzelnen  geologischen  Horizonte  im  Gelände  streng  und  Schritt  für  Schritt 
zu  verfolgen,  war  ihm  nicht  genehm;  doch  muss  man  auch  hierbei  wieder 
eingedenk  bleiben  der  Art  und  Weise,  wie  diese  Verhältnisse  vielfach  von 
seinen  älteren  Zeitgenossen  aufgefasst  wurden.  Was  heute  nicht  mehr 
erlaubt  ist,  galt  damals  für  selbstverständlich  und  natürlich.  Ferner: 
obwohl  H.  B.  Geinitz  es  wesentlich  immer  nur  mit  organischen  Formen  zu 
thun  hatte,  hat  er  unsere  Kenntniss  der  einzelnen  Gruppen  ausgestorbener 
Lebewesen  doch  fast  niemals  durch  rein  palaeontologische  Forschungen 
anders  gefördert,  als  durch  eingehendere  Schilderung  einzelner  Formen; 
dabei  hat  er  selten  die  Kunst  der  Präparation  zu  Hilfe  genommen. 
Wesentlich  bezog  er  immer  nur  die  organischen  Reste  auf  die  geologischen 
Formationen.  Auch  hierin  war  er  ein  Sohn  seiner  Zeit;  die  Lehre  von 
der  allmählichen  Umwandlung  der  Arten  hat  sich  ja  zunächst  den  Palaeonto- 
logen  aufgedrängt,  aber  die  zielbewusste  Verfolgung  ihrer  Grundsätze  hat 
doch  erst  in  den  siebziger  Jahren  begonnen,  als  H.  B.  Geinitz  die  Haupt- 
arbeit bereits  hinter  sich  hatte.  In  seinem  „Grundriss  der  Versteinerungs- 
kunde“ von  1846  wollte  er  den  Zeitgenossen  die  bisherigen  Ergebnisse 
der  palaeontologischen  Forschung  leichter  zugänglich  machen;  in  dieser 
ergebnisreichen  Zeit  der  Beschreibung  immer  wieder  neuer  Formen  er- 
schienen noch  mehrere  gleiche  Zwecke  verfolgende  Werke,  über  die 
die  Geschichte  das  hart  scheinende  Urtheil  fällen  musste,  dass  sie  kurz 
nach  ihrem  Erscheinen  veraltet  waren.  So  hat  auch  H.  B.  Geinitz’  um- 
fangreicher „Grundriss“  keine  weitere  Auflage  erlebt,  zumal  die  Zahl 
seiner  Schüler,  die  dafür  Interesse  hatten  und  die  Zahl  derjenigen,  die 
sich  mit  diesen  Dingen  tiefer  beschäftigten,  doch  nur  verhältnissmässig 
gering  war. 

Wollen  wir  die  lange  und  äusserst  umfangreiche  Reihe  der  Abhand- 
lungen und  Werke,  die  H.  B.  Geinitz’  Namen  tragen,  hier  nur  im  Allge- 
meinen überblicken,  so  müssen  wir  einmal  alle  kleineren  Veröffentlich- 
ungen übergehen,  und  uns  andererseits  an  die  Reihenfolge  der  Formationen 
halten,  um  die  auf  diese  bezüglichen  Werke  zu  würdigen. 

Die  ältesten  versteinerungsführenden  Formationen  finden  sich  in 
Sachsen  namentlich  im  Vogtlande  und  in  dem  sich  ostwärts  anschliessenden 
Gebiete  Ost-Thüringens  sowie  im  Fichtelgebirge.  Dort  treten  die  Schichten 
der  Cambriums,  Silurs,  Devons  und  Untercarbons  auf  in  stark  gestörter 
Lagerung  und  nur  an  vereinzelten  Punkten  petrefactenhaltig.  Auch  trotz 
neuerer  sorgfältiger  Kartirungsarbeiten  ist  es,  wie  es  scheint,  noch  nicht 
gelungen,  völlige  Klarheit  in  die  Verhältnisse  des  ganzen  grossen  Gebietes 
zu  bringen;  so  ist  es  auch  nicht  wunderbar,  dass  H.  B.  Geinitz  die  hier 
vorhandenen  Aufgaben  durch  die  Veröffentlichung  seines  Werkes  „Die 
Versteinerungen  der  Grauwackenformation  in  Sachsen  und  den  angrenzen- 
den Länderabtheilungen“  in  den  Jahren  1852  — 53  nicht  lösen  konnte. 
Wir  finden  hier  die  Petrefacten,  die  schon  aus  anderen  Ländern  be- 
schrieben waren,  bestimmt  und  auf  26  Steindrucktafeln  abgebildet.  Das 
Fossilien -Material  ist  wenig  gut  erhalten,  und  seit  H.  B.  Geinitz  ist 
unsere  Kenntniss  nur  durch  wenige  Einzeldarstellungen  vermehrt  worden, 
in  diesem  Werke  hat  H.  B.  Geinitz  besonders  auch  die  Graptolithen  be- 
handelt, damit  aber  wenig  Glück  gehabt;  bei  seinem  scharfen  Auge  für 


X 


Thierformen  erscheint  es  uns  ganz  befremdend,  dass  er  die  sogenannten 
Ne  reiten  und  ähnliche  schwer  deutbare  und  ziemlich  undeutliche  Gebilde 
zu  der  doch  sonst  scharf  und  klar  definirten  Gruppe  der  Graptolithen 
rechnete.  Er  hat  es  wohl  selbst  gefühlt,  dass  die  in  Sachsen  auch  nicht 
sonderlich  gut  erhaltenen  echten  Graptolithen  einer  erneuten  Untersuchung 
bedurften,  die  er  1890  in  einer  Abhandlung  über  ,,Die  Graptolithen  im 
K.  Mineralogischen  Museum  in  Dresden“  gab.  Aber  auch  hiermit  dürften 
die  Acten  über  die  sächsischen  Graptolithen  noch  nicht  geschlossen  sein. 

Ein  grösserer  Formenreich thum  von  organischen  Resten  und  zwar 
von  Pflanzen  tritt  uns  in  der  productiven  Steinkohlenformation  in  Sachsen 
entgegen.  Das  reichliche  Material  aus  Sachsen  und  umfangreiches  Ver- 
gleichsmaterial aus  anderen  deutschen  und  ausländischen  Gebieten  ging 
H.  B.  Geinitz  in  grosser  Fülle  zu,  und  er  hat  die  Pflanzenformen  fast 
aller  einzelnen  Gebiete  untersucht  und  bestimmt  in  der  Art  und  Weise, 
wie  das  seiner  Zeit  alle  Geologen  machten.  Die  Phytopalaeontologie  aber 
ist  gerade  eines  der  dem  geologisch  geschulten  Forscher  am  schwersten 
zugänglichen  Gebiete,  das  auch  in  seinen  Bereich  hineinragt;  erst  in 
neuerer  Zeit  ist  man  zu  der  Ueberzeugung  gekommen,  dass  die  fossilen 
Pflanzen  von  botanisch  geschulten  Specialisten  untersucht  werden  müssen, 
nicht  nur  um  ihre  Stellung  im  natürlichen  System  der  Pflanzen  zu  be- 
stimmen, ihre  Verwandtschaftsverhältnisse  aufzuklären,  sondern  auch  um 
ihren  Werth  für  die  geologische  Stratigraphie  festzustellen.  Dem  Scharf- 
blick H.  B.  Geinitzens  gelang  es  aber  doch,  bei  seinen  eingehenden 
Prüfungen  der  aus  den  verschiedenen  Teufen  herstammenden  Pflanzenreste 
schon  1856  in  seiner  „Geognostischen  Darstellung  der  Steinkohlenformation 
in  Sachsen“  mit  48  Steindrucktafeln  in  Folio  zu  erkennen,  dass  im 
Zwickau -Chemnitzer  Becken  verschiedenartige  Floren  auf  einander  folgen, 
die  er  von  unten  nach  oben  als  Sigillarien-,  Calamiten-,  Annularien-  und 
Farnenzone  bezeichnete.  Allerdings  wissen  wir  heute,  dass  eine  solche 
Gliederung  nur  localen  Werth  besitzt,  und  dass  es  nöthig  ist,  für  eine 
allgemeine  Gliederung  der  productiven  Steinkohlenformation  ein  anderes 
Schema  aufzustellen.  H.  B.  Geinitz  war  auch  selbst  überzeugt,  dass  mit 
seinen  Untersuchungen  über  die  Pflanzen  der  sächsischen  Steinkohlenfelder 
dieses  Thema  noch  nicht  erschöpft  war,  und  in  den  letzten  Jahren  seines 
arbeitsamen  Lebens  fing  der  nie  rastende  Gelehrte  von  Neuem  an,  hier- 
über zu  arbeiten,  um  von  Neuem  zu  prüfen,  was  ihm  vor  langen  Jahren 
bei  der  Fülle  des  zu  bewältigenden  Materiales  vielleicht  zu  flüchtig  durch 
die  Hände  gegangen  war. 

Die  steigende  Bedeutung  der  Steinkohlen  für  unser  ganzes  wirth- 
schaftliches  Leben  bewog  H.  B.  Geinitz  1865  mit  Fleck  und  Hartig,  das 
gross  angelegte  Werk  „Die  Steinkohlen  Deutschlands  und  anderer  Länder 
Europas“  in  Angriff  zu  nehmen,  von  dem  er  den  ersten  Band,  die 
„Geologie“,  mit  einem  Atlas  von  28  Karten  herausgab  unter  der  Mit- 
wirkung von  mehreren  Dutzend  Gelehrten  und  Bergleuten.  Es  ist  seit- 
dem kein  ähnliches  umfassendes  Werk  mehr  erschienen,  und  man  muss 
staunen,  mit  welch  bedeutender  Kenntniss,  mit  welcher  Mühe  und  Sorg- 
falt nach  äusserst  beschwerlicher  und  weitschichtiger  Correspondenz 
H.  B.  Geinitz  hier  ein  Bild  der  rein  wissenschaftlichen  wie  auch  der 
technisch -bergbaulichen  Verhältnisse  zu  Stande  zu  bringen  bemüht  ge- 
wesen ist.  Wir  sehen  ihn  hier  in  ganz  hervorragender  Weise  auf  dem 
Gebiete  der  gleichzeitigen  Behandlung  von  Wissenschaft  und  Praxis  sein 


xr 


reiches  Wissen  und  Können  verwerthen,  und  wem  nicht  genaue  Kenntniss 
seines  Verkehrs  und  seiner  persönlichen  Beziehungen  und  auch  seiner 
Correspondenz  zur  Verfügung  steht,  der  kann  nur  ahnen,  welchen  Ein- 
fluss er  auch  auf  die  Entwickelung  des  Kohlenbergbaues  in  Sachsen  ge- 
habt hat.  Zur  Genüge  aber  ist  es  Allen  bekannt,  wie  er  auf  Grund 
seiner  geologischen  Kenntnisse  vor  vergeblichen  Bohrungen  auf  Kohle 
gewarnt  hat,  leider  ohne  dass  auf  seine  Stimme  gehört  wurde. 

Da  die  Pflanzenreste  führenden  Schichten  des  Carbons  zum  Theil 
ganz  allmählich  in  die  des  Rothliegenden  übergehen,  so  erstreckten  sich 
die  Arbeiten  von  H.  B.  Geinitz  auch  auf  die  Floren  dieses  Systems,  und 
von  den  geringen  Ueberbleibseln  des  folgenden  Zechsteins  in  Sachsen  aus 
gelangte  er  zum  Studium  des  Thüringer,  des  deutschen  Zechsteins,  des 
Zechsteins  in  anderen  Ländern.  Das  Perm  oder  die  Dyas,  welch’  letztere 
von  Marcou  eingeführte  Bezeichnung  H.  B.  Geinitz  aufnahm,  erhielt  durch 
ihn,  den  „besten  Kenner  dieser  Formation“,  die  umfassendste  Darstellung. 
Nach  vielen  Einzeluntersuchungen  und  kleineren  Abhandlungen  gab  er 
1861 — 62  das  grosse  Werk  in  zwei  Abtheilungen  „Dyas  oder  die  Zech- 
steinformation und  das  Rothliegende“  heraus,  das  für  lange  Zeit  noch 
das  Grundwerk  bleiben  wird  für  die  faunistischen  Studien  über  diese 
Formationen.  Die  erste  Abtheilung  mit  23  Steindrucktafeln  behandelt 
die  animalischen  Ueberreste,  die  zweite  Abtheilung  mit  42  Steindruck- 
tafeln die  Pflanzen  der  Dyas  und  Geologisches.  Eine  grosse  Anzahl  von 
Versteinerungen  ist  hier  beschrieben  und  abgebildet  worden,  viele  davon 
als  neue  Formen  zum  ersten  Male.  In  dem  geologischen  Theil  finden 
wir  ausführliche  Schilderungen  der  einzelnen  Verbreitungsgebiete  der  Dyas 
in  Deutschland  und  in  England,  wo  H.  B.  Geinitz  selbst  Beobachtungen 
angestellt  und  gesammelt  hatte.  Die  Beiträge  von  anderer  Seite  in 
diesem  grossen  Werke  sind  unbedeutend  gegenüber  der  persönlichen 
Leistung  von  H.  B.  Geinitz. 

Nach  seinen  eigenen  Untersuchungen  hatte  er  sich  über  die  Gliederung 
der  Dyas  eine  feste  Vorstellung  gebildet,  an  der  er  festhielt,  auch  als 
durch  neuere  Forschungen  namentlich  auch  in  entfernteren  Gebieten  un- 
zweifelhaft dargethan  war,  dass  schon  allein  der  Name  „Dyas“  nicht 
mehr  das  Richtige  traf.  Der  Streit  um  „Dyas“  und  „Perm“  und  um  die 
specielle  Gliederung  dieser  Schichtengruppe  hat  ihm  bitteren  Aerger  und 
Kummer  bereitet. 

Ueber  die  triassische  Schichtenreihe  hat  H.  B.  Geinitz  wenig  ver- 
öffentlicht; hierher  gehört  aber  seine  Jenaer  Inaugural- Dissertation  vom 
Jahre  1837  „Beitrag  zur  Kenntniss  des  Thüringer  Muschelkalkgebirges“. 
Diese  erste  Arbeit  mag  besonders  genannt  werden,  um  die  Anhänglichkeit 
und  Vorliebe  zu  erwähnen,  die  H.  B.  Geinitz  stets  für  Jena  bewiesen  hat. 
Eine  grosse  Freude  war  ihm  die  Erneuerung  des  Doctor- Diploms  nach 
50  Jahren,  und  rührend  und  zugleich  für  ihn  höchst  bezeichnend  war 
es  zu  sehen,  wie  er  1890  auf  einer  Excursion  mit  Studirenden  der 
Hochschule  nach  Jena  kam  und  seine  dort  auch  noch  lebende  Wirthin 
aus  der  Studienzeit  in  seiner  alten  Wohnung  besuchte,  als  wäre  das 
etwas  Alltägliches. 

In  Dresden  und  im  Elbthale  fand  H.  B.  Geinitz  sich  auf  dem  Boden 
der  Kreideformation  mit  ihrem  in  mehreren  damaligen  Aufschlüssen  er- 
staunlichen Fossilien- Reichthum.  Hier  sammelte  er  selbst  und  hier 
gingen  ihm  von  vielen  anderen  Sammlern  grosse  Mengen  von  Petrefacten 


XII 


zu:  sind  doch  aus  den  verhältnissmässig  kleinen  Kalkbrüchen  hei  Strehlen 
gegen  200  verschiedene  Thiere  gekommen  von  der  jetzt  völlig  bebauten 
Stelle,  die  nichts  mehr  ergiebt.  Dieses  Kreidegebiet  wurde  nun  von 
H.  B.  Geinitz  in  allen  Beziehungen  durchforscht  und  in  mehreren  zu- 
sammenfassenden Werken  wiederholt  beschrieben.  Die  complicirten  Ver- 
hältnisse der  Kreideformation  in  Deutschland  wurden  nur  schrittweise 
klargelegt;  H.  B.  Geinitz  nahm  daran  auf  Grund  seiner  Untersuchungen 
an  Ort  und  Stelle  regen  Antheil,  kam  aber  auch  bald  mit  anderen 
deutschen  Geologen  in  Widerspruch,  bis  er  sich  dann  auf  die  Durch- 
forschung der  Kreideformation  in  Sachsen  beschränkte,  immer  aber  noch 
den  Namen  Quadersandsteinformation  als  allgemeine  Bezeichnung  ver- 
teidigend, ohne  sich  überzeugen  zu  lassen,  dass  diese  Bezeichnung 
genau  so  wenig  zutreffend  ist,  wie  der  gemeinübliche  Name  der  Kreide. 
Die  Petrefacten  aber  hat  er  immer  wieder  von  Neuem  und  mit  neuen 
litterarischen  und  Sammlungshilfsmitteln  durchgearbeitet  und  bestimmt, 
sich  selbst  in  zahlreichen  Fällen  verbessernd,  bis  er  seine  Arbeit  zu 
einem  gewissen  Abschlüsse  brachte  in  dem  umfangreichen  zweibändigen 
Werke  1871 — 75  „Das  Elbthalgebirge  in  Sachsen“  mit  zusammen  113  Tafeln 
Abbildungen  von  Fossilien.  Das  ist  ein  weiteres  hervorragendes  Werk 
H.  B.  Geinitzens,  das  noch  durch  manches  Geologen  Hände  gehen  und 
noch  manche  weiteren  Untersuchungen  veranlassen,  manche  Bestätigungen 
und  manche  Verbesserungen  erfahren  wird. 

Das  „Elbthalgebirge“  war  sein  letztes  grosses  Werk,  aber  seine 
Forscherarbeit  ging  noch  rastlos  weiter;  lange  nicht  Alles,  was  er  be- 
arbeitet hat,  konnte  erwähnt  werden  — und  noch  nicht  genug,  noch 
andere  Seiten  seiner  wissenschaftlichen  Thätigkeit  müssen  erwähnt  werden. 

Im  Jahre  1863  trat  H.  B.  Geinitz  nach  dem  Tode  Bronn’s  in  die 
Redaction  des  Neuen  Jahrbuches  für  Mineralogie,  Geologie  und  Palaeonto- 
logie  ein;  16  Jahre  lang  hat  er  sich  dieser  Thätigkeit  gewidmet  bis  zum 
Tode  seines  treuen  Mitarbeiters  Leonhard.  Als  1879  die  Redaction  dieser 
Zeitschrift  in  andere  Hände  überging,  mussten  alsbald  zahlreiche  Mit- 
arbeiter für  dieselbe  herbeigezogen  werden.  Was  H.  B.  Geinitz  allein  zu 
bewältigen  versucht  hatte,  fiel  nun  auf  die  Schultern  einer  grossen  An- 
zahl von  Gelehrten.  Die  Referate  über  Geologie  und  Palaeontologie  in 
den  16  Jahren  sind  nicht  unterzeichnet;  es  lässt  sich  nicht  erkennen,  wie 
viele  gerade  in  der  Abtheilung  für  Geologie  von  H.  B„  Geinitz  herrühren, 
aber  eine  einfache  Durchsicht  der  16  Bände  ergiebt  doch,  dass  ungefähr 
3 — 4000  Referate  aus  seiner  Feder  stammen.  Welche  ungeheure,  müh- 
same und  oft  undankbare  Arbeit  steckt  in  diesen  Artikeln  und  in  der 
Correspondenz,  die  die  Redaction  mit  sich  brachte.  Es  erscheint  geradezu 
unbegreiflich,  wie  er  auch  noch  diese  Arbeit  neben  all  seiner  sonstigen 
Thätigkeit  leisten  konnte.  Dafür  musste  es  aber  auch  mit  Dank  an- 
erkannt werden,  dass  H.  B.  Geinitz  in  Dresden  seiner  Zeit  geradezu  ein 
persönlicher  Centralpunkt  für  alle  geologische  Arbeit  in  Deutschland  war. 

Und  noch  nicht  genug!  Hand  in  Hand  mit  dieser  Thätigkeit  als 
Forscher  und  als  Lehrer  ging  noch  seine  Verwaltung  des  Königl.  Minera- 
logisch-geologischen Museums,  das  er  ja  in  den  51  Jahren  seiner  Leitung 
nicht  bloss  verwaltet,  sondern  zum  grössten  Theile  erst  geschaffen  hat. 
Alles  was  er  selbst  gesammelt  hatte,  was  ihm  von  so  vielen  Freunden 
und  Fachgenossen  mitgetheilt  wurde,  ist  schliesslich  in  dieses  Museum 
gekommen,  dessen  Schätze  die  Bewunderung  und  Anerkennung  aller 


XIII 


Kenner  finden.  Und  nicht  bloss  Material,  das  ihm  leicht  zufloss,  hat  er 
hier  in  dem  Museum  aufgehäuft,  unter  beschränkten  Verhältnissen  hat 
er  auch  durch  zahlreiche  Tauschgeschäfte,  ja  selbst  durch  Handel  die 
Sammlungen  vermehrt,  stets  alles  ordnend,  bestimmend,  mühsam  kata- 
logisirend.  In  den  mittleren  Jahrzehnten  des  19.  Jahrhunderts,  als 
Petrefacten  und  Mineralien  in  Deutschland  oft  genug  noch  als  gemeine 
Waare  angesehen  werden  konnten,  gelangte  so  viel  Material  in  das 
Museum , dass  es  uns  nicht  Wunder  nehmen  kann,  wenn  H.  B.  Geinitz 
nun  auch  bemüht  war,  in  den  immerhin  beschränkten  Räumen  möglichst 
viel,  möglichst  vielerlei  dem  Publikum  zugänglich  aufzustellen , jedem 
Laien  ein  solches  Fassungsvermögen  zumuthend,  wie  er  es  selbst  besass. 
Und  nicht  bloss  Mineralogie  und  Geologie  brachte  er  in  dem  Museum 
zur  Anschauung,  er  bereitete  dort  seit  Mitte  der  siebziger  Jahre  auch 
noch  der  jüngsten  in  die  Culturgeschichte  verlaufenden  Periode  der  Erd- 
geschichte, der  Periode  des  vorhistorischen  Menschen  eine  würdige 
Stätte , auch  auf  diesem  Gebiete  selbst  litterarisch  thätig. 

Und  noch  nicht  genug!  Nicht  nur  im  engeren  Kreise  der  Fach- 
wissenschaft hat  H.  B.  Geinitz  gewirkt,  sondern  auch  noch  als  Mitglied 
gemeinnütziger  Gesellschaften  in  Dresden,  im  Gewerbe-Verein,  in  der 
Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde,  in  dem  Sächs.  Ingenieur  - und 
Architekten -V erein  und  vor  allem  in  unserer  Isis,  Jahrzehnte  lang  deren 
rührigstes  Mitglied.  Fast  zwei  Jahrzehnte  lang  war  er  zweiter  Vorsitzender 
und  dann  viermal  1868,  1874 — 75,  1881 — 82,  1885 — 86  erster  Vor- 
sitzender und  inzwischen  fast  stets  Vorstand  der  Section  für  Mineralogie 
und  Geologie  oder  der  yon  ihm  ins  Leben  gerufenen  prähistorischen 
Section.  Unzählige  Vorträge  hat  er  in  den  Sitzungen  der  Isis  gehalten 
und  sehr  oft  auch  Excursionen  veranstaltet:  mehrere  seiner  kürzeren 
Abhandlungen  gereichen  den  Veröffentlichungen  der  Gesellschaft  zur  Zierde. 
Ueberdies  verdankt  es  ihm  die  Isis  auch , dass  ihr  zur  Förderung  ihrer 
Aufgaben  mehrere  Stiftungen  zugingen.  Wir  haben  reichlichen  Anlass, 
ihm  ein  dankbares  Angedenken  zu  bewahren. 

In  Hanns  Bruno  Geinitz  war  mit  einem  äusserst  widerstandsfähigen 
Körper  ein  reicher  Geist  verbunden;  seine  unerschöpfliche  Arbeitskraft 
hatte  er  unaufhörlich  und  allein  dem  Dienste  der  Wissenschaft  und  des 
Vaterlandes  geweiht. 


Ehre  seinem  Angedenken! 


Sitzungsberichte 

der 

Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 

ISIS 

in  Dresden. 


1900. 


I.  Section  für  Zoologie. 


Erste  Sitzung  am  1.  Februar  1900.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  H. 
Nitsche.  — Anwesend  42  Mitglieder  und  4 Gäste. 

Prof.  Dr.  H.  Nitsclie  betont  in  tiefer  Wehmuth,  dass  dies  die  erste 
Gesellschaftssitzung  nach  dem  Heimgange  des  am  gestrigen  Tage  zur  ewigen 
Ruhe  bestatteten  Ehrenvorsitzenden,  Geh.  Rathes  Prof.  Dr.  H.  B.  Geinitz 
sei.  Ohne  einem  späteren  Nekrologe  von  berufenerer  Seite  aus  vorgreifen 
zu  wollen,  gedenkt  er  der  hervorragenden  Verdienste  des  Verstorbenen 
um  die  Isis. 

Die  Anwesenden  erheben  sich  von  den  Sitzen. 

Bibliothekar  K.  Schiller  legt  ein  neues  populäres  Werk  über  die 
Vögel  des  östlichen  Nordamerikas  vor  und  betont  dessen  knappe  Fassung 
und  reiche  Illustrirung.  Es  ist  dies 

Cory,  Ch.  B.:  The  Birds  of  eastern  North  America.  Parti:  Water  Birds. 

Chicago  1899.  4°. 

Prof.  Dr.  H.  Nit  sehe  demonstrirt  fahnenlose  Schwungfedern  des 
Casuars,  die  der  Tharandter  Sammlung  von  Herrn  Walter  Rothschild 
zugewendet  wurden. 

Prof.  Dr.  R.  Ebert  bespricht  in  längerem  Vortrage,  ausgehend  von 
den  Ergebnissen  der  Chun’schen  Tiefsee-Expedition,  die  Fauna  der  Tief- 
see im  Allgemeinen. 


Zweite  Sitzung  am  22 . März  1900.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  H. 
Nits  che.  — Anwesend  16  Mitglieder  und  1 Gast. 

Bibliothekar  K.  Schiller  legt  als  neue  Erwerbungen  vor 

Abhandlungen  der  Senckenbergischen  naturforschenden  Gesellschaft,  ßd.  XXVI, 
Heft  1 (Entwickelung  des  Krokodileies); 

Den  Norske  Nordhavs  expedition  1876— 1878.  Zoologi.  Bd.  XXV  und  XXVI. 

Herr  W.  Bär  als  Gast  referirt  über  zwei  für  die  Omis  Deutsch- 
lands neue  Vogelarten. 

C.  Gessner  beschrieb  1555  den  „Waldrapp“  Corvus  sylvaticus  sehr  genau  als 
schweizer  und  bayerischen  Zug-  und  Brutvogel.  Später  wurde  derselbe  von  Linne  als 
TJpupa  eremita  aufgeführt.  Da  er  aber  mit  keinem  Mitgliede  der  jetzigen  europäischen 
Fauna  sicher  indentificirt  werden  konnte,  wurde  diese  Beschreibung  später  entweder  auf 
die  schlecht  geschilderte  Alpenkrähe,  Pyrrhocorax  graculus  bezogen  oder  als  apogryph 
angesehen.  Neuerdings  haben  nun  W.  Rothschild  und  0.  Klein  Schmidt  nachge- 
wiesen, dass  alle  Angaben  Gessner’s  genau  auf  die  bisher  meist  als  Ibis  oder  Greronticus 


4 


oder  Comatibis  comatus  bezeichnete  abbessynische,  durch  ihre  Lebensweise  als  Gebirgs- 
und  Felsenvogel  von  den  übrigen  Arten  völlig  verschiedene  Ibisform  passen.  Es  stellt 
also  dieser  jetzt  richtig  als  Geronticus  eremita  L.  bezeichnete  Yogel  ein  früheres,  jetzt 
nach  Afrika  verdrängtes  Mitglied  der  Yogelfauna  Deutschlands  dar. 

Der  Vortragende  referirt  ferner  über  die  neueren,  die  Sumpfmeise  betreffenden 
Arbeiten  0.  Kleins  chmidVs,  der  die  alte  Species  Parus  palustris  in  zwei  Arten 
zerlegt:  Parus  subpalustris  und  Parus  salicarius , die  beide  wieder  in  eine  Leihe 
analoger  Localformen  zerfallen. 

Prof.  Dr.  R.  Ebert  berichtet  über  einen  in  der  wissenschaftlichen 
Beilage  der  Leipziger  Zeitung  erschienenen  Aufsatz  von  Gr.  Kretzschmar : 
,,Ueber  Zunahme  einheimischer  Vögel“,  in  welchem  besonders  die  neuerliche 
Vermehrung  des  Gartenspötters,  des  grauen  Fliegenschnäppers,  der  Amsel, 
der  Laub vögel,  der  Gartengrasmücke,  des  Baumpiepers  und  des  roth- 
rückigen  Würgers  betont  wird. 

Prof.  Dr.  H.  Kitsche  spricht  schliesslich  über  die  verschieden- 
artige Ausbildung  der  oberen  Eckzähne  bei  den  verschiedenen 
Formen  der  recenten  Hirsche. 


Dritte  Sitzung  am  17.  Mai  1900  (in  Gemeinschaft  mit  der  Section 
für  Botanik).  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  H.  Kitsche.  — Anwesend  43  Mit- 
glieder und  Gäste. 

Bibliothekar  K.  Schiller  legt  als  neue  Erwerbung  vor 

Cory,  Ch.  B.:  The  Birds  of  eastern  North  America.  Part  II:  Land  Birds. 

Chicago  1899.  4°. 

Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  0.  Drude  lässt  circuliren 

Radde,  G. : Die  Sammlungen  des  kaukasischen  Museums.  Bd.  I:  Säugethiere. 

Tiflis  1899.  4°. 

Derselbe  weist  dann  zunächst  von  Dr.  K.  Reiche -Santiago  ein- 
gesendete Photographien  von  eigenthümlichen  chilenischen,  Rasenpolster 
bildenden  Umbelliferen  vor  und  hält  einen  ausführlichen  Vortrag  über 
F.  Unger:  „Die  Pflanze  im  Moment  der  Thierwerdung“  und  dessen 
Correspondenz  hierüber  mit  Endlicher,  anschliessend  an  eine  neue 
Publication  von 

Haberland,  G.:  Briefwechsel  zwischen  Franz  Unger  und  Stephan  Endlicher. 

Berlin  1899.  8°. 

Prof.  Dr.  H.  Kitsche  fügt  als  weitere  Beispiele  irriger  An- 
sichten, den  Uebergang  vom  Planzen-  zum  Thierreiche  betreffend, 
einige  Bemerkungen  bei  über  Buffon’s  Anschauungen  über  die  vegeta- 
bilische Katur  des  Hirschgeweihes  und  die  zuerst  von  einem  spanischen 
Mönche  Torrubia  beschriebene  „zoophytische  Fliege“,  d.  h.  der  Verbindung 
eines  todten  Insectes  mit  dem  Fruchtträger  eines  Pilzes  aus  der  zu  den 
Pyromyceten  gehörenden  Gattung  Cordyceps . 

Oberlehrer  Dr.  J.  Thallwitz  hält  einen  ausführlichen  Vortrag  über 
Höhlenthiere,  anschliessend  an  die  neueren  Publicationen  über  dieses 
Thema. 

Prof.  Dr.  H.  Kitsche  weist  nach,  dass  in  Sachsen  auch  die  nordische 
schwarzbäuchige  Abart  des  Wasserschmätzers,  Cinclus  cinclus  L.  als 
Brutvogel  vorkommt,  z.  B.  an  der  Bobritz  sch.  (Vergl.  Abhandlung  VI.) 


5 


II.  Section  für  Botanik. 


Erste  Sitzung  am  8.  Februar  1900  (Floristenabend).  Vorsitzender: 
Oberlehrer  K.  Wobst.  — Anwesend  28  Mitglieder. 

Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  0.  Drude  bespricht  und  legt  vor 

Pospichal:  Flora  der  österreichischen  Küstenländer; 

Raunkiaer,  0.:  Morphologisch  - biologische  Bearbeitung  der  Monokotyledonen 
Dänemarks*),  ein  vortreffliches  Werk! 

Im  Anschluss  daran  berichtet  Dr.  B.  Schorler  über 

Hock,  F.:  Grundzüge  der  Pflanzengeographie ; 

Kronfeld,  M.:  Bilderatlas  zur  Pflanzengeographie ; 

Radde,  G.:  Grundzüge  der  Pflanzenverbreitung  in  den  Kaukasusländern; 

Knuth,  P.:  Handbuch  der  Blütenhiologie ; 

Ludwig,  F.:  Lehrbuch  der  niedern  Kryptogamen. 

Oberlehrer  K.  Wohst  erläutert  und  bringt  zur  Vorlage  folgende 
Pflanzenformen:  Rosa  Gremlii  Chr. , gesammelt  bei  Bad  Salzungen  in 
Thüringen;  Rosa  alba  L.  und  Rosa  tomentosa  Sm.  var.  einer as eens  Dum. 
aus  der  Umgebung  von  Hosterwitz,  erstere  in  mächtigen  Stöcken  daselbst 
verwildert. 

Bibliothekar  K.  Schiller  setzt  hierauf  in  Umlauf 

Thonner,  Fr.:  Im  afrikanischen  Urwald,  und 

Report,  annual,  of  the  Missouri  Botanical  Garden,  St.  Louis. 

Verlagsbuchhändler  J.  Ostermaier  legt  zahlreiche  Postkarten  mit 
Blüthenabbildungen,  welche  der  Alpenflora  entnommen  sind,  sowie  grössere 
Tafeln,  Alpenpflanzen  darstellend,  vor. 

Zum  Schluss  hält  Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  0.  Drude  einen  Vortrag 
über  Einrichtung  von  Herbarien  für  pflanzengeographische 
Demonstrationen  und  erläutert  denselben  durch  reichhaltige  Vorlagen, 
welche  verschiedene  Pflanzenformationen  Sachsens  illustriren. 


Zweite  (ausserordentliche)  Sitzung  am  8.  März  1900.  (Floristen- 
abend). Vorsitzender:  Oberlehrer  K.  Wobst.  — Anwesend  26  Mitglieder. 

Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  0.  Drude  hält  folgenden  Vortrag:  Vorläufige 
Bemerkungen  über  die  floristische  Kartographie  von  Sachsen. 
(Vergl.  Abhandlung  V.) 

Dieser  Vortrag  verfolgt  die  Absicht,  der  Gesellschaft  Mittheilung  über  den  ge- 
planten Fortgang  weiterer  floristischer  Arbeiten  aus  unserem  Herbarium  zu  machen 
und  womöglich  Mitarbeiterschaft  in  ihren  Kreisen  zu  gewinnen.  Denn  kartographische 
Aufnahmen  setzen  eine  Vertrautheit  mit  den  Einzelheiten  voraus,  wie  sie  ein  Einzelner 
sich  schwer  zu  erwerben  im  Stande  ist. 

Dr.  B.  Schorler  referirt  über  Gradmann’s  „Pflanzenleben  der 
Schwäbischen  Alb“,  das  als  ein  nachahmenswerthes  Muster  einer  modernen 
Localflora  hingestellt  wird. 


# *)  Dänischer  Titel:  De  Danske  Blomsterplanters  Naturhistorie ; förste  Bind: 
Enkimbladede.  Med  1089  Figurer  i 293  Grupper,  for  störste  delen  tegnede  aflngeborg 
Raunkiaer  og  0.  Raunkiaer.  Kjöbenhavn  1895—1899.  724  S.  in  gr.  8°. 


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Verfasser  begnügt  sieb  nicht  mit  einer  blossen  Aufzählung  der  Arten  und  Stand- 
orte seines  Gebietes,  sondern  charakterisirt  dieses  auch  in  vortrefflichster  Weise  pflanzen- 
geographisch. Wir  erfahren,  dass  die  Schwäbische  Alb  mit  der  Fränkischen  zusammen 
einen  pflanzengeographischen  Bezirk  bildet,  der  sich  von  den  benachbarten  Bezirken, 
dem  Schwarzwald,  dem  Alpenvorland,  dem  Schwäbisch -Fränkischen  Hügellande  und 
dem  Schweizer  Jura,  deutlich  heraushebt.  Charakteristisch  für  die  Schwäbische  Alb 
sind  die  als  Glacialrelicte  gedeuteten  alpinen  und  präalpinen  Arten,  die  im  Südwesten 
am  häufigsten  auftreten,  im  mittleren  Theile  seltener  werden  und  im  Nordosten  voll- 
ständig fehlen.  So  hat  beispielsweise  die  südwestliche  Alb  an  alpinen  Arten : Androsace 
lactea,  Anemone  narcissiflora,  Athamanta  eretensis,  Carex  sempervirens , Cystopteris 
montana , an  präalpinen  (montanen)  Arten  Dentaria  digitata,  Rosa  alpina,  Adenostylis, 
Hieracium  amplexicaule , Lonicera  alpigena  etc.;  die  mittlere  Alb  dagegen  als  Wahr- 
zeichen Saxifraga  Aizoon,  der  bis  600  m herabsteigt,  Draba  aizoides,  Cochlearia 
saxatilis,  Campanula  pussilla  und  als  verbreitetstes  Felsen- Hier acium  das  H.  Jacquini , 
während  als  präalpine  Arten  hier  aufgezählt  werden  Hieracium  bupleuroides , Belli - 
diaslrum , Valeriana  tripteris,  Gentiana  lutea,  Rosa  rubrifolia , Anthriscus  nitida 
und  andere.  In  der  nordöstlichen  Alb  werden  die  alpinen  und  präalpinen  Arten  durch 
pontische  ersetzt,  wie  Erysimum  odoratum,  Linum  flavum,  die  beide  hier  ihre  West- 
grenze erreichen,  Arabis  pauciflora,  Ruta  graveolens,  Potentilla  rupestris,  Stipa 
capillata , Pleurospermum  austriacum  u.  s.  w.  Bei  der  Masse  von  alpinen  Arten,  die 
übrigens  durch  bunte  Tafeln  vortrefflich  dargestellt  sind,  ist  das  Fehlen  aller  subalpinen 
Arten,  die  im  Schwarzwalde,  dem  Schweizer  Jura  und  auch  dem  Alpenvorlande  reichlich 
auftreten,  recht  auffällig.  Ein  weiterer  bemerkenswerther  Unterschied  gegen  die  Nach- 
bargebiete besteht  in  dem  Mangel  aller  atlantischen  Arten.  Während  z,  B.  Ilex,  Buxus 
und  Tamus  im  Schwarzwald,  Jura  und  Alpenvorland  gar  nicht  selten  Vorkommen, 
fehlen  diese  in  der  Alb  vollständig.  Verfasser  erklärt  diese  auffällige  Vertheilung  durch 
die  klimatischen  Verhältnisse,  die  Alb  hat  continentales,  die  benachbarten  Bezirke 
ozeanisches  Klima:  die  Januar -Null -Isotherme  verläuft  längs  der  Donau  bis  zu  deren 
Quellgebiet,  biegt  dann,  östlich  vom  Bhein  und  Schwarzwald,  nach  Norden  um  und 
verläuft  zur  Westküste  von  Schweden  und  Norwegen.  Durch  die  weitere  eingehende 
Schilderung  der  Flora  der  Nachbarbezirke , durch  die  Hervorhebung  von  deren  Charakter- 
pflanzen, welche  in  der  Alb  fehlen,  wird  die  pflanzengeographische  Stellung  der 
Schwäbischen  Alb  noch  näher  präcisirt. 

Ein  grosser  Baum  ist  ferner  der  Schilderung  der  Formationen  und  ihrer  Ausbreitung 
gewidmet.  Es  werden  Haupt-  und  Nebentypen  unterschieden,  die  Formationsglieder 
listenmässig  aufgezählt  und,  was  besonders  beachtens werth  ist,  auch  die  Ausrüstung 
derselben,  ihre  biologischen  und  ökologischen  Verhältnisse  geschildert  und  zwar  in  so 
eingehender  und  anziehender  Weise,  dass  das  Studium  dieser  Capitel  als  Vorbereitung 
zu  Excursionen  auch  in  unserem  hercynischen  Bezirk  mancherlei  Anregungen  bietet. 

Den  Schluss  bilden  Bemerkungen  des  Verlagsbuchhändlers  J.  Oster- 
maier über  den  Schutz  der  Alpenpflanzen  und  Beobachtungen  über 
den  Eintritt  der  Frühlingsflora  von  Oberammergau. 


Dritte  Sitzung  am  5.  April  1900  (im  Hörsaale  des  K.  Botanischen 
Gartens).  Vorsitzender:  Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  0.  Drude.  — - Anwesend 
20  Mitglieder  und  5 Gäste. 

Der  Vorsitzende  legt  eine  von  Dr.  L.  Meyer,  meteorologische 
Centralstation  in  Stuttgart,  entworfene  Aufblüh  karte  der  Kirsche  in 
Württemberg  im  Jahre  1899  vor  und  knüpft  an  dieselbe  phäno logische 
Bemerkungen  über  die  Retardation  dieses  Frühlings  unter  Vor- 
lage der  meteorologischen  Aufzeichnungen  an  der  Station  des  K.  Botani- 
schen Gartens. 

Die  Frühlingshauptphase  ist  im  Mittel  der  Jahre  1891  bis  1899  nach  den  Beob- 
achtungen im  Grossen  Garten  und  neuen  Botanischen  Garten  auf 

Tag  130  = 30.  April 


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gefallen.  Den  frühesten  und  längsten  Vorfrühling  hatte  das  vergangene  Jahr,  einen 
der  spätesten  Vorfrühlinge  dieses;  trotzdem  kann  die  Hauptphase  noch  ziemlich  recht- 
zeitig fallen,  wenn  jetzt  warme  Witterung  eintritt*). 

Darauf  bespricht  der  Vorsitzende  im  Anschluss  an  Versuche,  welche 
im  K.  Botanischen  Garten  angestellt  worden  sind,  die  Ueberwinterung 
immergrüner  Gewächse  im  borealen  Klima  und  hebt  die  Gefahren 
der  Austrocknung  hervor,  welche  bislang  nicht  genügend  gewürdigt  sind. 

Es  werden  Verdunstungs versuche  an  Thuja  occidentalis  während  der  Winter- 
monate December  bis  März  besprochen.  Im  Abschluss  daran  wird  die  Aufnahmefähig- 
keit der  Blätter  für  Wasser  kurz  beleuchtet  und  Präparate  der  von  Schimper  genauer 
untersuchten  Bromeliaceen  - Blätter  vorgelegt. 

Schliesslich  lenkt  der  Vortragende  die  Aufmerksamkeit  auf  den 
bisher  wenig  gewürdigten  Charakter  der  Aufblühgeschwindigkeit  der 
Blüthen  einer  und  derselben  Inflorescenz,  für  deren  langsamen  Ablauf 
soeben  Möbius  ein  Beispiel  aus  den  Bromeliaceen  in  der  Gartenflora  mit- 
theilt. 

Auch  in  der  deutschen  Floristik  giebt  es  hier  noch  vielerlei  zu  sammeln  und  zu 
beobachten,  was  zum  Verständniss  der  Blüthenerscheinungen  in  unseren  Formationen 
dienen  kann,  obwohl  im  Allgemeinen  bei  uns  Alles  zu  einem  rascheren  Abschluss  der 
Blüthenentfaltung  drängt. 


Yierte  Sitzung  am  14.  Juni  1900  (im  K.  Botanischen  Garten). 
Vorsitzender:  Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  0.  Drude.  — Anwesend  28  Mit- 
glieder und  Gäste. 

Der  Vorsitzende  hält  einen  Vortrag  über  die  Anordnung  der 
Vegetation  im  Karwendelgebirge,  anknüpfend  an  Beobachtungen  auf 
einer  soeben  beendigten  zweiten  Reise  nach  Oberbayern  zur  Frühlingszeit. 

Die  Situation  des  Gebirges  wird  durch  Schilderung  des  Aufstieges  vom  Kochel- 
und Walchensee  her  erläutert.  Mittenwald,  so  hoch  als  Oberwiesenthal  gelegen,  zeigte 
in  seiner  phänologischen  Entwickelung  in  diesem  Jahre  (2.  bis  10.  Juni)  um  fast  einen 
Monat  spätere  Phasen  als  Dresden,  während  die  Lärche  und  Birke  in  1500  m Höhe 
ca.  40  bis  45  Tage  Verspätung  ihrer  Ergrünung  zeigten.  So  standen  in  Mittenwald 
am  10.  Juni  Aesculus  Hippocastanum  und  Sorbits  aucuparia  in  Vollblüthe,  während 
sie  in  Dresden  am  10.  Mai,  bez.  18.  Mai  ihren  Blüthenbeginn  gehabt  hatten.  Aber  der 
Frühlingseinzug  hatte  sich  in  diesem  Jahre  im  Gebirge  besonders  verspätet  und  bei 
1700  m traf  man  noch  auf  ausgedehnte  Schneefelder,  welche  an  Nordhängen  die  Grat- 
pfade völlig  überdeckt  hielten,  während  der  oberste  Lärchenwald  sich  jetzt  erst  mit 
zartem  Grün  bekleidete. 

Der  Vortragende  skizzirt  die  zu  unterscheidenden  Formationen  und  vergleicht 
dieselben  ihrem  Vorkommen  nach  mit  entsprechenden  Beständen  in  den  hercynisch- 
mitteldeutschen  Gebirgen.  Für  die  Florenentwickelungsgeschichte  Deutschlands  ist 
besonders  die  von  G.  v.  Beck  aufgestellte  und  sehr  gut  begründete  Formation  des  Vor- 
alpenwaldes von  grosser  Bedeutung.  Versetzen  wir  uns  in  den  Anfang  der  postglacialen 
Entwickelung  zurück,  so  wird  damals  ein  weiter  Baum  der  jetzigen  Triasgebirge  in 
Südhannover,  Hessen  und  Thüringen  mit  einem  ähnlichen  Voralpenwalde  bedeckt  ge- 
wesen sein,  welcher  gerade  auf  dem  Kalke  seine  beste  und  kräftigste  Entwickelung 
erreicht.  Der  Schwäbische  Jura  zeigt  noch  heute  in  zahlreichen  Belicten  (vergl.  das 
Beferat  Schorler’s  über  Gradmann’s  ausgezeichnete  Flora)  die  Verbreitungslinien  präalpiner  \ 
und  alpiner  Kalkpflanzen  auf  Höhen  von  600  bis  1000  m,  wie  wir  sie  heute  mindestens 
400  m höher  in  den  Bayrischen  Alpen  zahlreich  finden,  und  auch  die  Belicte  auf  den 
Gypsbergen  am  südlichen  Harz  gehören  höchst  wahrscheinlich  in  diese  Kategorie. 


*)  Spätere  Anmerkung:  Dieselbe  ist  mit  viertägiger  Verspätung  gegen  das  letzte 
Mittel  auf  den  4.  Mai  gefallen. 

* 


8 


Während  Sachsen  (im  Vogtlande)  nur  wenige  Relicte  solcher  Voralpen wald-Pflanzen 
besitzt,  Erica  carnea  und  Polygala  Chamaebuxus,  ist  Thüringen  bis  zur  Rhön  und 
zum  Harz,  besonders  auch  noch  das  Werragebirge  bei  Allendorf,  reichlich  damit  ver- 
sehen, und  viele  dort  jetzt  als  Seltenheiten  oder  verbreitet  vorkommende  Arten,  die  diesseits 
der  Saale  auf  den  Urgesteinen  Sachsens  völlig  fehlen,  scheinen  ihr  Vorkommen  von 
der  weiten  Ausbreitung  einer  üppigen  präalpinen  Wald-  und  Geröllformation  herzuleiten. 
Dahin  zählt  Vortragender  besonders  folgende  Arten: 


Amelanchier  vulgaris ! 
Berberis  vulgaris. 

Viburnum  Lantana ! 

Sorbus  Arial 

Pleurospermum  austriacum. 
Laserpitium  latifolium. 


Selianthemum  oelandicum. 
Polygala  amara. 
Hippocrepis  comosal 
Coronilla  vaginalis. 
Sesleria  coerulea ! 

Ophrys  muscifera, 


lauter  Pflanzen,  welche  dem  warmen  Hügellande  Sachsens  fehlen  und  deren  Zusammen- 
schluss zu  kennzeichnenden  Mitgliedern  der  westhercynischen  Hügelformationen  auf 
bedeutungsvolle  Ursachen  in  vorvergangenen  Perioden  hinzuweisen  scheint.  Vortragender 
betrachtet  dieselben  also  als  versprengte  oder  mit  der  gemeinen  trockenen  Hügellandsflora 
sowie  mit  Steppenpflanzen  vermischte  Ueberbleibsel  aus  der  Zeit,  wo  ein  dem  jetzigen 
Voralp  eil  walde  der  Kalkalpen  von  800  bis  1600  m Höhe  ähnlicher  Bestand  auf  den 
Triaskalken  an  der  Werra  und  südlich  des  Harzes  die  Oberhand  hatte. 


III.  Section  für  Mineralogie  und  Geologie. 


Erste  Sitzung  am  15.  Februar  1900.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  W.  Bergt. 
— Anwesend  31  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  legt  ein  von  Lehrer  H.  Döring  gefundenes  neues 
sächsisches  (und  böhmisches)  Mineral,  Anhydrit  aus  dem  Phonolith 
von  Schlössel  bei  Hammer- Unterwiesenthal,  vor  (siehe  Abhandlungen  der 
Isis  1899,  S.  88-92)  und 

erläutert  in  einem  Vortrag  über  Mikromineralogie  an  Mineral- 
und  Gesteinsdünnschliffen  die  Bedeutung  der  in  der  zweiten  Hälfte  des 
19.  Jahrhunderts  für  die  mineralogischen  Wissenschaften  fruchtbar  ge- 
machten mikroskopischen  Untersuchungsmethode. 


Zweite  Sitzung  am  19.  April  1900.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  W.  Bergt.  — 
Anwesend  33  Mitglieder. 

Prof.  H.  Engelhardt  legt  mit  erläuternden  Bemerkungen  G.  Laube: 
„Neue  Schildkröten  und  Fische  aus  der  böhmischen  Braunkohlenformation“, 
1900,  und  „Schildkrötenreste  aus  der  böhmischen  Braunkohlenformation“, 
1896,  sowie  P.  Grosser:  „Die  Ergebnisse  von  Dr.  A.  Stübel’s  Vulkan- 
forschungen“, 1900,  vor. 

Dr.  P.  Menz el  spricht  eingehend  über  die  Entstehun g d er  Alpen 
und  die  Bildung  des  Mittelmeeres. 

Prof.  Dr.  W.  Bergt  macht  an  der  Hand  von  A.  Rothpletz:  „Das 
geotektonische  Problem  der  Glarner  Alpen“,  1898,  auf  Wandlungen  in  der 
Auffassung  der  Alpentektonik  aufmerksam. 


9 


Excursion  am  21.  Juni  1900  nach  den  Rathssteinbrüchen  am 
Ausgange  des  Plauenschen  Grundes.  — Zahl  der  Theilnehmer  35. 

Hier  wurde  zunächst  die  maschinenmässige  Herstellung  des  Steinschlags  ver- 
schiedener Grösse  besichtigt.  Im  unteren  Theile  des  Bruches,  im  Syenit,  war  ein 
2*/2  m mächtiger,  sehr  frischer,  am  oberen  Ende  verworfener  Kersantitgang  aus- 
gezeichnet aufgeschlossen.  Der  obere  Theil  des  Bruches  hot  Gelegenheit,  die  unebene, 
taschen-  und  klippenreiche  Oberfläche  des  Syenits  (vergl.  Isis- Abhandlungen  1899,  S.  60, 
Fig.  6—8),  ferner  den  auflagernden  Carinaten- Pläner  mit  seiner  Grundschicht,  dem 
versteinerungsreichen  Syenitconglomerat,  und  den  Plänerbänken  zu  studiren.  Zum  ersten 
Male  wohl  kam  hier  in  dem  obersten  Anschnitt  die,  Carinaten-  und  Labiaten-Pläner 
trennende  Mergelschicht  zum  Vorschein.  Sie  wird  bisher  in  den  Bathssteinbrüchen  nicht 
erwähnt,  ist  aber  durch  den  starken  Abbau  in  den  letzten  Jahren  blosgelegt  worden. 
Als  ein  deutlich  sichtbares  0,20 — 0,?o  m breites  Band  verläuft  diese  Mergelschicht  vom 
Süd-  bis  zum  Nordende  des  Bruches,  am  Nordende  von  der  geneigten  Oberfläche  abge- 
schnitten. Der  überlagernde  Labiatus-Pläner  von  wechselnder  Mächtigkeit  bis  zu  2 m 
ist  meistens  in  kleine  Platten  und  Scherben  aufgelöst. 


IV.  Section  für  prähistorische  Forschungen. 


Erste  Sitzung  am  18.  Januar  1900.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  J.  Deich- 
müller. — Anwesend  23  Mitglieder. 

Lehrer  H.  D örin  g spricht  über  F euersteinwerkstätten  auf  Rügen. 

Der  Vortragende  weist  einleitend  darauf  hin,  dass  die  vergleichende  Forschungs- 
methode, welche  allein  sichere  Ergebnisse  verspricht,  uns  dazu  nöthigt,  öfter  über  die 
Grenzen  der  Heimath  hinaus  zu  blicken  und  die  Resultate  der  Urgeschichtsforschung 
in  anderen  Ländern  fortdauernd  im  Auge  zu  behalten. 

Der  Berichterstatter  benutzte  einen  mehrmaligen  Kuraufenthalt  auf  der  Insel 
Rügen,  um  einige  der  daselbst  zahlreich  vorhandenen  Feuersteinwerkstätten  zu  besich- 
tigen und  auf  das  Vorhandensein  prähistorischer  Geräthe  wiederholt  abzusuchen.  Aus 
der  vorhandenen  Litteratur  führt  er  16  Riigen’sche  Werkstätten  an,  berichtet  über  die 
beiden  umfänglichsten  Fundstätten  von  Lietzow  und  über  die  kleinere  von  Drewoldtke 
unter  Benutzung  der  Veröffentlichungen  von  Dr.  Haas  - Stettin,  wie  auf  Grund  der  durch 
Besichtigung  gewonnenen  Anschauung.  Unter  Vorlegung  einer  reichen  Sammlung  von 
nahezu  400  prähistorischen  Fundstücken  spricht  der  Vortragende  sodann  über  das  ver- 
arbeitete Material,  über  die  angewandte  Technik,  die  verschiedenen  Formen  der  Waffen 
und  Werkzeuge,  sowie  über  die  vermuthliche  Verwendung  derselben  im  Leben  der 
prähistorischen  Bevölkerung. 

Ein  Besuch  des  Nationalmuseums  nordischer  Alterthümer  in 
Kopenhagen  giebt  dem  Referenten  Veranlassung,  über  die  dortige  Ab- 
theilung der  Steinzeitreste  zu  berichten. 

Im  Anschlüsse  hieran  spricht  derselbe  Redner  weiterhin  über  Feuer- 
steingeräthe  aus  sächsischen  Fundorten.  (Vergl.  Abhandlung  II.) 

Prof.  Dr.  J.  Deichmüller  legt  vor  und  bespricht  eine  Anzahl  be- 
malter Geschiebe  aus  der  Höhle  von  Mas  d’Azil  in  den  Pyrenäen, 
welche  von  Herrn  Ed.  Piette-Rumigny  der  K.  Prähistorischen  Sammlung 
in  Dresden  geschenkt  worden  sind. 

Ed.  Piette  hat  diesen  mit  merkwürdigen  Zeichen  bemalten  Flussgeröllen  in  der 
Zeitschrift  ,,L’ Anthropologie“  VII,  p.  385  eine  eingehende  Beschreibung  und  Deutung 
gewidmet.  Die  Lagerstätte  derselben  ist  eine  Schicht,  welche  zwischen  der  jüngsten 
Abtheilung  der  älteren  Steinzeit,  der  Renthierepoche , und  der  ältesten  der  jüngeren 
Steinzeit  eingeschaltet  ist  und  als  Uebergangsformation  zwischen  beiden  betrachtet  wird. 
Die  aus  grauem,  quarzigem  Gestein  oder  Schiefer  bestehenden  Geschiebe  entstammen 
dem  nahen  Flussbett  der  Arize  und  sind  mit  in  rothem  Eisenocker  kunstlos  ausgeführten 

** 


10 


an  einander  gereihten  parallelen  Strichen  oder  rundlichen  Flecken , kreuzförmigen 
Strichen  in  Verbindung  mit  Kreisen,  leiterartigen  Zeichnungen,  Schlangenlinien  und 
schriftähnlichen  Zeichen  bemalt,  die  von  Ed.  Piette  als  Sonnenbilder,  Darstellungen  von 
Bäumen,  uralte  Zahlen-  und  Schriftsysteme  gedeutet  werden. 


Zweite  Sitzung  am  10.  Mai  1900.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  J.  Deich- 
müller.  — Anwesend  22  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  maclit  auf  eine  in  den  Protokollen  der  General- 
versammlung des  Gesammtvereins  der  deutschen  Geschichts-  und  Alter- 
thumsvereine zu  Strassburg  i„  E.  1899  enthaltene  Arbeit  von  Dr.  Köhl: 
,,Ueber  die  neolithische  Keramik  Südwestdeutschlands“,  Berlin  1900,  auf- 
merksam. 

Lehrer  H.  Döring  berichtet  über  die  Ergebnisse  einiger  von  ihm 
unternommenen  Excursionen  nach  prähistorischen  Siedelungen. 

Von  dem  doppelschichtigen  Burgwall  Altcoschütz,  der  in  der  Urzeit  von 
Germanen  und  darnach  von  Slaven  benutzt  wurde,  gelangen  eine  Anzahl  auf  Tafeln 
geordneter  germanischer  Scherben,  Knochenpfriemen  und  Knochennadeln,  bearbeitete 
Geweihstangen  und  Böhrenknochen,  eine  thönerne  Kinderklapper  in  Form  einer  kleinen 
Buckelurne,  ein  Webstuhlgewicht,  zwei  halbe  slavische  Töpfe  und  eine  Anzahl  Scherben 
mit  den  bekannten  slavischen  Ornamenten  zur  Vorlage. 

Auf  dem  Burgberge  bei  Niederwartha  fand  der  Berichterstatter  wiederum 
eine  grössere  Zahl  slavischer  Scherben,  unter  denen  Bodenstücke  mit  eingeprägter 
Töpfermarke,  sowie  Randstücke  mit  abnormem  Profil  und  verschiedene  auffällige  Com- 
binationen  von  Verzierungsformen  bemerkenswerth  sind.  Von  derselben  Fundstelle 
werden  noch  vorgelegt  das  Bruchstück  eines  durch  Punkte  verzierten  Spinn  wirteis  aus 
Thon,  sowie  sechs  Werkzeuge  aus  Stein,  die  zum  Schleifen  und  Poliren  der  Knochen- 
und  Metallwerkzeuge  gedient  haben  mögen. 

Unter  den  vom  Burg  wall  Lockwitz  stammenden  urgeschichtlichen  Funden 
zeigen  sich  ebenfalls  zwei  Steinwerkzeuge  zum  Schleifen  und . Poliren.  Als  besonders 
interessanter  Burgwallfund  wird  das  Bruchstück  eines  mit  slavischen  Ornamenten  ver- 
sehenen Graphitgefässes  hervorgehoben. 

Der  Berichterstatter  legt  weitere  slavische  Reste  von  den  Burgwällen  Alt- 
oschatz und  Leckwitz  a.  E.  vor  und  macht  dabei  auf  einen  Knochenpfriemen  von 
Leckwitz  und  auf  mehrere  abweichende  slavische  Verzierungsformen  an  Scherben  auf- 
merksam. 

Bei  einem  Besuche  der  Burgkuppe  zu  Löbsal  oberhalb  Diesbar,  die  bereits 
von  Preusker  (Blicke  in  die  vaterländische  Vorzeit,  Band  III,  S.  124)  ausführlich 
beschrieben  ist,  fand  Redner  an  der  Böschung  des  hocbaufragenden  berasten  Hügels, 
sowie  auf  dem  anliegenden  Felde  Scherben,  von  denen  sich  die  grössere  Zahl  als  Bruch- 
stücke germanischen  Topfgeräthes  erwies,  während  andere  die  Characterzeichen  der 
slavischen  Herkunft  trugen.  Die  Burgkuppe  ist  demnach  ein  kleiner  doppelschichtiger 
Wall,  der  von  den  Germanen  angelegt  und  später  von  den  Slaven  in  Benutzung 
genommen  wurde.  Unter  den  slavischen  Gefässscherben  wurde  als  auffällige  Neuheit 
ein  Ornament  bezeichnet,  das  aus  fünf  kettenartig  in  einander  greifenden  Ringeindrücken 
besteht.  Dieselben  sind  sehr  scharf  begrenzt  und  mögen  wohl  durch  Aufdrücken  einer 
Metallröhre  von  reichlich  1 cm  Durchmesser  hervorgebracht  worden  sein. 

Von  den  neolithischen  Herdstellen  in  Lockwitz,  die  seit  1884  durch 
Dr.  T heile  bekannt  geworden  sind  und  namentlich  in  den  letzten  Jahren  zahlreiche 
Fundstücke  ergaben,  legt  der  Berichterstatter  Messer,  Schaber  und  Bohrer  aus  Feuer- 
stein, sowie  eine  grosse  Reibschale  aus  Porphyr  vor.  Die  Scherben  zeigen  sogenannte 
Bandverzierung. 

Derselbe  Redner  berichtet  sodann  über  einen  neuen  Steinzeit- 
fund aus  Lockwitz. 

Bei  den  Abräumungsarbeiten  im  zweiten  Steinbruch  am  rechten  Lockwitzgehänge 
fanden  die  Arbeiter  ein  flaches  Steinbeil  und  das  Bruchstück  einer  durchbohrten 
Steinaxt.  Die  Fundstelle  ist  an  der  steilen  Böschung  oberhalb  des  Bruches  gelegen 
und  zeigt  weder  schwarze  Erde  noch  Scherben,  sondern  nur  Gesteinsschutt. 


11 


Das  flache  Steinbeil  besteht  aus  lichtem  Grünstein,  ist  16,5  cm  lang,  oben  3 cm 
und  unten  8,5  cm  breit  und  2,5  cm  dick.  Die  Schneide  zeigt  bedeutende  Scharten  und 
lässt  eine  ausgiebige  Benutzung  vermuthen.  Das  Fundstück  weicht  in  Form  und  Grösse 
von  den  in  neolithischen  Herdstellen  gefundenen  Flachbeilen  ab. 

Das  Bruchstück  der  durchbohrten  Steinaxt  besteht  aus  schiefrigem  Gestein  und 
hat  eine  Länge  von  15  cm  und  eine  Breite  von  4,5  cm.  Das  Geräth  mag  in  unverletztem 
Zustande  in  der  Länge  18  cm  und  an  dem  breiten  oberen  Ende  7 cm  gemessen  haben. 
Es  ist  jedenfalls  bei  der  Arbeit  und  zwar  ganz  der  Natur  des  schiefrigen  Materials 
entsprechend  längs  gespalten. 

Die  beiden  Fundstücke  dürfen  als  Einzelfunde  aus  neolithischer  Zeit  gelten.  Sie 
sind  jedenfalls  nicht  mit  den  auf  der  anderen  Seite  des  Thaies  befindlichen  neolithischen 
Herdstellen  von  Lockwitz  in  Verbindung  zu  bringen. 

Lehrer  0.  Ebert  bespricht  die  zur  Ansicht  aushängenden 

Vorgeschichtliche  Wandtafeln  für  Westpreussen,  entworfen  im  West- 
preussischen  Provinzial  - Museum.  6 Blatt  mit  colorirten  Abbildungen  und  Erläuterungen, 
Berlin  1898; 

Vor-  und  frühgeschichtliche  Gegenstände  aus  der  Provinz  Sachsen, 
herausgegeben  von  der  Historischen  Commission  für  die  Provinz  Sachsen.  1 Blatt 
colorirter  Abbildungen  mit  erläuterndem  Text,  Halle  a.  S.  1898. 

Lehrer  H.  Ludwig  legt  das  Bruchstück  eines  bei  Kauscha  gefundenen 
Mahlsteins  aus  Quarzporphyr  vor. 

Prof.  Dr.  J.  Deichmüller  berichtet  über  neuere  Funde  schnurver- 
zierter neolithischer  Gefässe  auf  der  Haltestelle  Klotzsche  und  bei 
Nünchritz  (vergl.  Abhandlung  III),  neolithischer  Kugelflaschen  bei 
Cossebaude  und  über  ein  spätslavisches  Skelettgräberfeld  bei 
Niedersedlitz  (vergl.  Abhandlung  IV). 

Derselbe  legt  zum  Schluss  vier  Flachbeile  und  eine  durchbohrte 
Hacke  aus  Amphibolschiefer  vor,  welche  in  den  Lehmgruben  der 
sächsischen  Dachsteinwerke  am  „Weinberg“  NW.  Forberge  bei  Riesa 
gefunden  worden  sind. 


V.  Section  für  Physik  und  Chemie. 


Erste  Sitzung  am  11.  Januar  1900.  Vorsitzender:  Oberlehrer  H. 
Rebenstorf f.  — Anwesend  72  Mitglieder  und  Gäste. 

Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  E.  von  Meyer  hält  einen  Vortrag:  Rück- 
blick auf  die  wichtigsten  Entwickelungsphasen  der  Chemie  im 
19.  Jahrhundert. 


Zweite  Sitzung  am  15.  März  1900.  Vorsitzender:  Oberlehrer  H. 
Rebenstorf f.  — Anwesend  61  Mitglieder  und  Gäste. 

Privatdocent  Dr.  C.  Wolf  spricht  über  die  Zerstörung  der  salpeter- 
sauren Salze  durch  Bakterien. 

Der  Vortragende  führt  eine  grössere  Anzahl  von  Cnltnren  derjenigen  Bakterien 
vor,  welche  die  Processe  der  Denitrification  oder  Salpetergährung  hervorrufen,  und 
begründet  ausführlich  seine  Ansicht,  dass  die  Reduction  des  Nitrates  zn  Nitrit  und  endlich 
zu  Stickstoff  durch  die  Stoffwechselproducte  der  betreffenden  Bakterien  bewirkt  werde. 


12 


Oberlehrer  H.  Rebenstorff  zeigt  eine  Form  des  Cartesianischen 
Tauchers,  welche  nach  blossem  Einsenken  sofort  die  richtige  Füllung  hat. 
(Vergl.  Abhandlung  I.) 

Früher  mitgetheilte  sowie  neue  Versuche  lassen  sich  daher  mit  diesem  Taucher 
besonders  bequem  ausführen.  Zur  Vorführung  gelangt  der  Nachweis  der  Löslichkeit 
der  Kohlensäure  in  Wasser.  Die  Taucher  sind  von  A.  Eichhorn -Dresden,  Mittelstrasse, 
sowie  von  Gr.  Lorenz-Chemnitz  zu  beziehen.  Nähere  Mittheilungen  erfolgen  in  der 
Zeitschrift  für  den  physikalischen  und  chemischen  Unterricht. 

Der  Vortragende  zeigt  sodann  eine  Probe  der  sogenannten  grauen 
Mo difi cation  des  Zinns  und  berichtet  über  die  erst  vor  Kurzem  den 
Niederländern  Cohen  und  van  Eyk  gelungene  Herstellung  der  grauen 
Zinnform  in  beliebigen  Mengen. 

Derselbe  theilt  hierauf  mit,  dass  man  die  von  den  Schienen  der 
elektrischen  Strassenbahn  sich  abzweigenden  vagabondiren den  Ströme 
sehr  leicht  beobachten  kann,  wenn  man  die  Gas-  und  Wasserleitung  des 
Experimentirtisches  mit  einem  Spiegelgalvanometer  von  geringem  Wider- 
stande verbindet. 

Bei  der  auch  in  grösserem  Abstande  von  der  Bahnlinie  (450  m am  Beobachtungs- 
orte  des  Vortragenden)  verhältnissmässig  bedeutenden  Stromstärke  (1—3  Milliamper) 
ist  für  empfindliche  Apparate  die  Benutzung  von  Nebenschlüssen  nothwendig.  Der 
Lichtzeiger  schwankt  beständig  mit  der  Annäherung  und  Entfernung  der  Motorwagen. 
Zur  subjectiven  Beobachtung  der  Ströme  und  ihrer  mannigfaltigen  schnellen  Intensitäts- 
änderungen in  Folge  des  Arbeitens  der  Motoren  genügt  die  Verwendung  eines  Telephons 
nebst  Inductor.  Näheres  in  der  Zeitschrift  für  den  physikalischen  und  chemischen 
Unterricht  1900,  Heft  3. 


Dritte  Sitzung  am  3.  Mai  1900.  Vorsitzender:  Oberlehrer  H. 
Rebenstorff.  — Anwesend  82  Mitglieder  und  Gäste. 

Prof.  Dr.  W.  Hallwachs  spricht  über  die  elektrolytische  Lei- 
tung in  festen  Körpern  und  deren  Anwendung  bei  der  Nernst- 
lampe. 

Der  Vortragende  führt  von  ihm  selbst  nach  vielfachem  Probiren  aus  erdigen  Oxyden 
hergestellte  Glühkörper  vor  und  erläutert  das  dabei  benutzte  Verfahren  eingehend.  Ver- 
suche erläutern  dann  die  Abhängigkeit  des  Leitungsvermögens  von  der  Temperatur. 
Bei  gewöhnlicher  Temperatur  liessen  sie  auch  nicht  den  schwächsten  Strom  durch 
(10  Amp.  wäre  nachweisbar  gewesen),  bei  höchster  Weissgluth  nahmen  sie  Ströme  von 
derselben  Grössenordnung  wie  die  gewöhnlichen  Glühlampen  auf.  Die  elektrolytische 
Natur  des  Leitungsvorganges  wird  besprochen.  Im  weiteren  Verlauf  der  Demonstrationen 
kommen  auch  einige  von  A.  E.  G.  entliehene  Nernstlampen  in  Betrieb.  Sowohl  Wechsel- 
als  auch  Gleichstrom  ist  anwendbar. 

Als  Vorzüge  der  Nernstlampe  hebt  der  Vortragende  die  ausserordentliche  Weisse, 
welche  er  durch  einen  Versuch  demonstrirt,  sowie  die  verhältnissmässige  Billigkeit 
(etwa  0,6  der  gewöhnlichen  Glühlampen)  des  Betriebs  hervor,  als  Nachtheile  den  Mangel 
der  Selbstentzündung,  welcher  erst  durch  besondere  Zündvorrichtungen,  deren  Einrichtung 
dargelegt  wird,  zu  beseitigen  ist,  sowie  die  doppelt  so  stark  wie  in  den  gewöhnlichen 
Glühlampen  auftretende  Variation  der  Lichtstärke  mit  der  Spannung. 

Die  weitere,  unter  Wahrung  der  durch  das  wenig  zahlreiche  Versuchsmaterial 
gebotenen  Einschränkung,  auch  quantitativ  ausgeführte  Beurtheilung,  welche  nicht  nur 
die  Lampen  selbst,  sondern  auch  ihren  eventuellen  Einfluss  auf  die  Centralen  u.  a. 
ins  Auge  fasste,  führt  zu  dem  Schluss,  dass  die  Nernstlampe  in  ihrer  jetzigen  Gestalt 
die  elektrische  Beleuchtung  in  das  Stadium  einer  allgemeinen  Gebrauchsbeleuchtung 
überführen  werde,  sei  nicht  wahrscheinlich.  Vor  der  Hand  stehe  für  dieselbe  nur  eine 
Anzahl  Specialgebiete  offen.  Ausgeschlossen  sei  natürlich  nicht  und  bei  der  kurzen 
Lebensgeschichte  der  Lampe  sogar  wahrscheinlich,  dass  noch  beträchtliche,  die  um- 
fassendere Einführung  begünstigende  Verbesserungen  aufgefunden  würden. 


13 


Auf  eine  bezügliche  Anfrage  des  Photocliemikers  R.  Jahr  fügt  der 
Vortragende  hinzu,  dass  die  Lampen  bis  100  Kerzen  fabricirt  würden, 
dass  aber  für  eine  Lampe  bestimmter  Kerzenzahl  noch  weitere  Ver- 
kleinerung des  Glühkörpers  bei  dem  jetzigen  Material  nicht  möglich  sei. 


YI.  Section  für  Mathematik. 


Erste  Sitzung  am  18.  Januar  1900.  Vorsitzender:  Geh.  Hofrath 
Prof.  Dr.  M.  Krause.  — Anwesend  13  Mitglieder  und  Gäste. 

Oberlehrer  Dr.  J.  von  Vieth  spricht  über  Centralbewegung. 

Der  Vortragende  behandelt  mit  Hülfe  der  Grassmann’schen  Ansdehnungslehre  die 
Bewegung  eines  von  einem  festen  Centrum  angezogenen  Massenpunktes,  insbesondere 
die  Bewegung  eines  Planeten  um  die  Sonne. 


Zweite  Sitzung  am  8.  März  1900.  Vorsitzender:  Geh.  Hofrath  Prof. 
Dr.  M.  Krause.  — Anwesend  16  Mitglieder  und  Gäste. 

Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  M.  Krause  spricht  über  graphischen 
Calcül. 

Vortragender  erinnert  zunächst  an  die  in  älterer  und  neuerer  Zeit,  zum  Theil  aus 
rein  theoretischem  Interesse,  zum  Theil  aus  praktisch -pädagogischen  Gründen  unter- 
nommenen Versuche,  mehr  oder  minder  ausgedehnte  Partien  der  Analysis  einer  geo- 
metrischen und  selbst  graphisch -constructiven  Behandlung  zugänglich  zu  machen,  und 
wendet  sich  dann  zu  einer  eingehenderen  Besprechung  der  vor  Allem  in  der  neuesten 
englischen  Litteratur  zu  Tage  getretenen  Bestrebungen,  die  analytischen  Methoden  sogar 
aus  der  Differential-  und  Integralrechnung  möglichst  ganz  durch  graphische  Methoden 
zu  verdrängen. 

Redner  legt  ausführlich  dar,  in  welcher  Weise  diese  Bestrebungen  in  einem  neuer- 
dings erschienenen  Lehrbuch  (Barker:  „Graphical  Calculus“,  mit  einer  Vorrede  von 
Goodman)  an  den  Grundbegriffen  des  genannten  Wissenschaftszweiges  durchgeführt 
sind  und  macht  hierbei  auf  wesentliche  Schwächen  aufmerksam,  welche  diese  — übrigens 
theilweise  unverhältnissmässig  langen  — Betrachtungen  sowohl  in  logischer  als  auch 
in  pädagogischer  Hinsicht  aufweisen. 

An  den  Vortrag  schliesst  sieb  eine  kurze  Discussion. 

Prof.  Dr.  F.  Müller  legt  eine  von  ihm  construirte  Tabelle  vor, 
welche  es  in  einfacher  Weise  ermöglicht,  für  jedes  Jahr  des  19.  und 
20.  Jahrhunderts  den  Kalender  aufzustellen. 


Dritte  Sitzung  am  10.  Mai  1900.  Vorsitzender:  Geh.  Hofrath  Prof. 
Dr.  M.  Krause.  — Anwesend  10  Mitglieder  und  Gäste. 

Prof.  Dr.  R.  Heger  spricht  über  Berührungsaufgaben  und  Kreis- 
verwandtschaft. 

Vortragender  erläutert  zunächst  kurz  die  theoretischen  Grundlagen  der  Lehre  von 
der  Kreisverwandtschaft,  insbesondere  die  auf  die  Abbildung  von  geraden  Linien  und 
Kreisen  bezüglichen  Sätze,  und  giebt  zugleich  ein  bequemes  Mittel  zur  graphischen 
Herstellung  kreis  verwandter  Figuren  an;  auch  wird  die  Möglichkeit  erörtert,  zwei 
gegebene  Kreise  mittels  Kreisverwandtschaft  so  abzubilden,  dass  ihre  Bilder  congruent 


14 


werden.  Hierauf  setzt  Redner  aus  einander,  wie  die  Kreis  Verwandtschaft  benutzt  werden 
kann,  um  die  complicirten  Aufgaben  des  sogenannten  Tactions  - Problems  auf  die  ein- 
facheren zurückzuführen ; so  lässt  sich  die  Aufgabe,  einen  Kreis  zu  ermitteln,  der  drei 
gegebene  Kreise  berührt,  falls  zwei  von  diesen  Kreisen  einander  schneiden,  sofort 
recluciren  auf  die  Aufgabe,  einen  Kreis  zu  construiren,  welcher  zwei  gegebene  gerade 
Linien  und  einen  gegebenen  Kreis  berührt;  diese  Aufgabe  aber  löst  Vortragender  durch 
ein  auf  Aehnlichkeitsbeziehungen  beruhendes  Verfahren. 

An  der  auf  den  Vortrag  folgenden  Discussion  betheiligen  sich  Dr.  J. 
von  Vieth,  Prof.  Dr.  G.  Helm  und  Dr.  A.  Witting. 

Oberlehrer  Dr.  A.  Witting  legt  ein  von  ihm  für  die  Sammlung  der 
K.  Technischen  Hochschule  construirtes  Fadenmodell  der  abwickel- 
baren Sch  rauben  fläche  vor  und  erläutert  die  Herstellung  desselben. 


VII.  Hauptversammlungen. 


Erste  Sitzung  am  25.  Januar  1900.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  E.  Kal- 
kowsky.  — Anwesend  41  Mitglieder  und  Gäste. 

Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky  schildert  unter  Vorführung  zahlreicher 
Projectionsbilder  Land  und  Leute  von  Nordwales,  welche  er  auf  einer 
Studienreise  durch  Grossbritannien  und  Irland  im  Sommer  1899  kennen 
zu  lernen  Gelegenheit  hatte. 


Zweite  Sitzung  am  22.  Februar  1900.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  E.  Kal- 
kowsky. — Anwesend  47  Mitglieder  und  2 Gäste. 

Prof.  H.  Engelhardt,  Vorsitzender  des  Verwaltungsrathes,  erstattet 
den  Rechenschaftsbericht  für  1899  (siehe  S.  18)  und  legt  den  Vor- 
anschlag für  1900  vor,  welcher  genehmigt  wird.  Als  Rechnungsprüfer 
werden  Architect  R.  Günther  und  Bankier  A.  Kuntze  gewählt. 

Derselbe  tlieilt  ferner  mit,  dass  der  Gesellschaft  von  ihrem  Mit- 
gliede  Fabrikbesitzer  L.  Guthmann  in  Dresden  500  Mark  zum  Geschenk 
gemacht  worden  seien.  Für  diese  hochherzige  Schenkung  wird  ihm  der 
Dank  der  Gesellschaft  ausgesprochen. 

Privatdocent  Dr.  A.  Schlossmann  hält  einen  Vortrag:  Beitrag  zur 
praktischen  Ernährungslehre. 


Die  sich  an  diese  Hauptversammlung  anschliessende,  von  68  Mitgliedern 
und  Gästen  besuchte 

OefFentliche  Sitzung 

ist  dem  Andenken  des  am  28.  Januar  1900  verschiedenen  Ehren- 
vorsitzenden der  Isis,  des  Geheimen  Rathes  Prof.  Dr.  Hanns 
Bruno  Geinitz  gewidmet. 

Von  derselben  Stelle,  an  welcher  der  Verewigte  bis  vor  wenigen 
Jahren  als  anregender  Lehrer  gewirkt  und  Tausende  dankbarer  Schüler 


15 


herangebildet  hat,  schildert  sein  Amtsnachfolger  Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky 
in  längerer  Rede  das  Lehenswerk  des  bedeutenden  Gelehrten  und  Forschers 
und  die  grossen  Verdienste,  welche  er  sich  während  seiner  mehr  als 
sechzigjährigen  Mitgliedschaft  um  die  Entwickelung  der  Isis  erworben  hat. 
(Diese  Rede  siehe  S.  V.) 

Die  Anwesenden  ehren  das  Andenken  ihres  geschiedenen  Mitgliedes 
durch  Erheben  von  den  Plätzen. 


Dritte  Sitzung  am  29.  März  1900.  Vorsitzender:  Prof.  H.  Engel- 
hardt. — Anwesend  54  Mitglieder  und  Gäste. 

Nachdem  der  Rechnungsabschluss  für  1899  von  den  Rechnungsprüfern 
für  richtig  befunden  worden  ist,  wird  der  Kassirer  entlastet. 

Herr  R.  Pohle  hält  einen  Vortrag:  Reiseschilderungen  aus  Nord- 
russland. Eine  grosse  Zahl  von  Photographien  der  vom  Vortragenden 
besuchten  Gegenden  wird  in  Umlauf  gesetzt. 


Vierte  Sitzung  am  26.  April  1900.  Vorsitzender:  Prof.  H.  Engel- 
hardt. — Anwesend  40  Mitglieder  und  Gäste. 

Regierungsrath  E.  Michael  spricht  über  die  Formen  und  den 
Ursprung  der  Dorfanlagen  und  der  Flurauftheilung  in  Sachsen. 
Zur  Erläuterung  ist  eine  reiche  Sammlung  von  Flurkarten  ausgestellt. 


Fünfte  Sitzung  und  Excursion  am  24.  Mai  1900. 

Von  Dittmannsdorf  wanderten  die  12  Theilnehmer  bis  Krummen- 
hennersdorf, führten  von  hier  aus  die  romantische  Grabentour  bis  Ober- 
reinsberg aus  und  wandten  sich  dann  dem  Zollhause  von  Bieberstein  zu. 
Nach  einer  Wanderung  durch  das  Muldenthal  bis  Nossen  und  nach  der 
Besichtigung  des  Parkes  von  Altzella  mit  seiner  Klosterruine  wurde  in 
„Stadt  Dresden“  in  Nossen  zur  Erledigung  geschäftlicher  Angelegenheiten 
eine  kurze  Hauptversammlung  unter  Vorsitz  von  Prof.  H.  Engelhardt 
abgehalten.  Die  Rückkehr  erfolgte  über  Meissen. 


Sechste  Sitzung  am  28.  Juni  1900.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  E.  Kal- 
kowsky. — Anwesend  70  Mitglieder  und  Gäste. 

Privatdocent  Dr.  M.  Toepler  hält  einen  Vortrag:  Kathoden-  und 
Becquerel-Strahlen. 


Veränderungen  im  Mitgliederbestände. 

Gestorbene  Mitglieder: 

Am  28.  Januar  1900  verschied  im  86.  Lebensjahre  Geheimer  Rath 
Dr.  Hanns  Bruno  Geinitz,  früher  Professor  der  Mineralogie  und  Geo- 
logie an  der  K.  Technischen  Hochschule  und  Director  des  K.  Mineralogisch- 
geologischen und  Prähistorischen  Museums  in  Dresden,  von  1838 — 1894 


16 


wirkliches,  dann  Ehrenmitglied  und  seit  1896  Ehrenpräsident  unserer  Ge- 
sellschaft. 

Eine  Schilderung  der  reichen  Lebensarbeit  des  Verewigten  ist  diesem  Hefte 
vorangestellt. 

Am  14.  Februar  1900  starb  Giovanni  Canestrini,  Professor  der 
Zoologie  und  vergleichenden  Anatomie  an  der  Universität  in  Padua,  Prä- 
sident der  Societä  Veneto-Trentina  di  Scienze  Naturali,  correspondirendes 
Mitglied  der  Isis  seit  1860. 

Am  4.  März  1900  starb  Privatus  Carl  Specht  in  Niederlössnitz, 
wirkliches  Mitglied  seit  1899. 

In  Wien  starb  am  23.  März  1900  der  Professor  der  Paläontologie  an 
der  dortigen  Universität  Dr.  Wilhelm  Heinrich  Waagen,  K.  K.  Ober- 
bergrath, correspondirendes  Mitglied  seit  1877. 

Am  27.  März  1900  starb  der  um  die  Erforschung  der  Flora  der 
Umgehung  von  Meissen  verdiente  Apotheker  Alfred  Moritz  Schlimpert 
in  Cölln  bei  Meissen,  correspondirendes  Mitglied  seit  1893. 

In  Klotzsche -Königswald  starb  am  30.  März  1900  nach  vollendetem 
71.  Lebensjahre  Hofrath  Professor  Gustav  Adolf  Neubert. 

Er  war  in  Hartenstein  im  Erzgebirge  geboren  und  besuchte,  um  sich  zum  Volks- 
schullehrer auszubilden,  das  Seminar  in  Dresden  - Friedrichstadt.  Nach  wohlbestandener 
Lehrerprüfung  übernahm  er  die  Stelle  eines  Hauslehrers  in  Ostpreussen  in  der  Familie 
des  Grafen  zu  Dohna  - Schlowitten , eines  Nachkommens  der  alten  Grafen  von  Dohna. 
Mit  welchem  Segen  er  dort  gewirkt,  geht  aus  den  Worten  hervor,  die  ihm  wenige 
Wochen  vor  seinem  Tode  sein  Schüler  noch  zurief:  „Je  älter  ich  werde,  um  so  mehr 
lerne  ich  schätzen,  was  ich  Ihnen  zu  danken  habe“.  Nach  Sachsen  zurückgekehrt  wurde 
er  Lehrer  am  Böttcher’schen  Institut  in  Dresden,  darnach  Oberlehrer  für  Naturgeschichte 
und  Chemie  an  der  Neustädter  Realschule,  welche  Stelle  er  später  mit  der  Professur 
für  dieselben  Fächer  an  dem  hiesigen  Cadettenhause  vertauschte. 

Unserer  Isis  gehörte  er  von  1857  bis  zur  Uebersiedelung  nach  Klotzsche  - Königs- 
wald im  Herbst  1897  als  wirkliches  Mitglied  an,  von  da  an  als  correspondirendes  Mit- 
glied. Wie  sehr  man  seine  Kraft  zu  schätzen  wusste,  geht  daraus  hervor,  dass  man 
ihn  in  den  Jahren  1872  und  1874  zum  ersten  Vorsitzenden  der  Section  für  Physik  und 
Chemie,  in  den  Jahren  1873,  1881,  1885,  1886,  1888,  1889,  1895  und  1896  zum  zweiten 
Vorsitzenden  dieser  Section  wählte. 

Verschiedene  Abhandlungen  von  bleibendem  Werthe  zieren  unsere  Zeitschrift,  aus 
ihnen  seien  nur  hervorgehoben : „Resultate  aus  den  meteorologischen  Beobachtungen 
zu  Dresden  1876  — 1885“  und  „Ergebnisse  aus  den  Beobachtungen  der  meteorologischen 
Station  zu  Dresden  1848 — 1888“. 

Am  23.  April  1900  verschied  ganz  unerwartet  Geheimer  Regierungs- 
rath Professor  Dr.  Karl  Ernst  H artig,  wirkliches  Mitglied  seit  1866. 

Geboren  am  20.  Januar  1836  zu  Stein  bei  Rochlitz,  bildete  er  sich  auf  den  tech- 
nischen Lehranstalten  in  Chemnitz  und  Dresden,  sowie  in  der  Fabrik  von  Richard 
Hartmann  für  das  Maschinenwesen  aus,  besuchte  darauf  die  Universität  Leipzig  und 
widmete  sich  dann  dem  technologischen  Lehrfache.  Zuerst  war  er  Assistent  des  Directors 
des  Dresdner  Polytechnikums  Prof.  Hiilsse;  darauf  wurde  er  an  derselben  Anstalt  1863 
selbständiger  Lehrer.  Seit  1865  bekleidete  er  die  Professur  der  mechanischen  Techno- 
logie an  der  K.  Technischen  Hochschule,  auch  war  er  Vorstand  der  mechanisch -techno- 
logischen und  bautechnologischen  Sammlung  wie  der  dynamometrischen  Station.  Sein 
Leben  ist  Arbeit  und  wieder  Arbeit  gewesen. 

Seit  1877  war  er  auch  Mitglied  des  Kaiserlich  Deutschen  Patentamtes,  als  welches 
er  das  Werk:  „Studien  in  der  Praxis  des  Kaiserlichen  Patentamtes“,  Leipzig  1890,  ver- 
öffentlichte. Ausser  diesem  veröffentlichte  er  noch:  „Untersuchungen  über  die  Heizkraft 
der  Steinkohlen  Sachsens“,  Leipzig  1860,  welche  einen  starken  Band  des  von  H.  B.  Geinitz 
herausgegebenen  grossen  Werkes  über  die  Steinkohlengebiete  der  ganzen  Erde  füllen, 


17 


und  in  verschiedenen  Zeitungen,  auch  in  unseren  Abhandlungen,  Aufsätze  über  technische 
Versuche  an  Arbeitsmaschinen  u.  a.  1875  übernahm  er  noch  die  Redaction  des  „Civil- 
ingenieur“. 

Dabei  fand  er  für  unsere  Isis  noch  immer  Zeit.  In  den  Jahren  1880,  1889  und 
1890  bekleidete  er  in  derselben  das  Amt  eines  ersten  Vorsitzenden,  in  den  Jahren 
1870—1872  und  1876—1879  das  eines  zweiten,  von  1867—1869  das  des  ersten  beziehentlich 
des  zweiten  Vorsitzenden  in  der  Section  für  Physik  und  Chemie  und  1896  das  des  ersten 
Vorsitzenden  der  Section  für  Mathematik. 

Gegen  50  längere  Vorträge  über  technologische  Gegenstände,  die  sein  tiefes  und 
ausgebreitetes  Wissen  bekundeten,  weisen  unsere  Sitzungsberichte  auf.  Seine  elementare, 
Allen  fassliche  und  Alle  packende  Vortragsweise  fesselte  uns  von  Anfang  bis  zu  Ende 
eines  jeden  an  sein  Wort. 


Neu  aufgenommene  wirkliche  Mitglieder: 

Beckel,  E.,  einer.  Lehrer  in  Dresden,  1 pß  . ..  1qnn. 

Bern  köpf,  Georg,  Bildhauer  in  Dresden,  J a ' P ’ 

Beythien,  Adolf,  Dr.  phil.,  Director  des  chemischen  Untersuchungsamtes 
in  Dresden,  am  25.  Januar  1900; 

Bock,  Maximilian,  Dr. phil.,  Fabrikbesitzerin  Dresden,  am  22. Februar  1900; 
Jühling,  Franz,  rnstrumentenfabrikant  in  Dresden,  am  26.  April  1900; 
Keller,  Wilhelm,  Ingenieur  in  Grosszschachwitz,  am  25.  Januar  1900; 
Meier,  Gustav,  Gymnasiallehrer  in  Dresden,  am  26.  April  1900. 


In  die  correspondirenden  Mitglieder  ist  übergetreten: 
Altenkirch,  Gustav,  Dr.  phil.,  Realschullehrer  in  Oschatz. 


Kassenabschluss  der  Gesellschaft  ISIS  vom  Jahre  1899. 

Position.  Einnahme.  Position.  Ansgabe. 


18 


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Dresden,  am  21.  Februar  1900.  G.  Lehmann,  z.  Z.  Kassirer  der  Isis. 


Abhandlungen 

der 

Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 

ISIS 


in  Dresden. 


1900, 


I.  Scliulversuehe  mit  dem  Cartesianischen  Taucher. 

Von  H.  RebenstorfF. 


Fast  sämmtliche  Apparate,  mit  deren  Hilfe  die  naturwissenschaftliche 
Bildung  unserer  Jugend  begründet  wird,  haben  an  der  Hand  der  Fort- 
schritte von  Wissenschaft  und  Technik  besonders  in  den  letzten  Jahr- 
zehnten Constructionsänderungen  erfahren,  um  sie  für  ihren  Zweck  noch 
geeigneter  zu  machen.  Nur  an  wenigen,  besonders  einfachen  Apparaten 
gab  es  so  gut  wie  nichts  zu  verbessern,  sondern  es  war  höchstens  die 
Zahl  der  Anwendungen  zu  vermehren.  Hierhin  gehört  jene  Vorrichtung, 
„zwar  nicht  von  grossem  Belang,  aber  auch  nicht  ohne  Interesse“,  wie 
Poggendorff  in  seiner  „Geschichte  der  Physik“  sagt,  an  welcher  sich 
Descartes’  Name  verewigt  hat.  Mit  seltener  Lebenskraft  haben  sich 
die  Cartesianischen  Taucher  oder  Teufelchen  in  derselben  Form  erhalten, 
welche  ihnen  von  dem  Entdecker  der  zu  Grunde  liegenden  Erscheinungen 
gegeben  war.  Auch  wenn  man  von  der  Benutzung  von  menschlichen 
Figuren  als  Taucher  absieht,  erscheint  das  hübsche  Sinken  und  Steigen 
der  Glaskörper  fast  als  Spielerei,  aber  gerade  mit  der  gefallenden  Leb- 
haftigkeit ihrer  Bewegungen  hängt  nun  einmal  der  Werth  der  Taucher 
für  den  elementaren  Physikunterricht  zusammen. 

Zweck  der  Taucherversuche.  Wer  sich  im  experimentellen  Unter- 
richt mit  dem  Nachweis  der  grundlegenden  Gesetze  begnügt,  wird  mit 
anderen  Apparaten  auskommen.  Nun  ist  aber  in  der  neueren  Zeit  die 
Erkenntniss  immer  allgemeiner  geworden,  dass  es  von  besonderem  Nutzen 
für  die  gründliche  Einführung  in  die  Naturwissenschaft  ist,  das  Experiment 
wirklich  das  sein  zu  lassen,  was  es  sein  soll,  ein  Theil  der  Sprache 
des  Lehrers;  dies  gilt  nicht  nur  für  die  Ableitungen  der  Grundgesetze, 
sondern  der  Lehrer  hat,  wenn  er  durch  Wiederholungen  und  allerlei  Auf- 
gaben ein  gesichertes  Wissen  und  vor  Allem  ein  freies  Verfügen  und 
„Können“  auf  seinem  Gebiete  hervorrufen  will,  auch  hierbei  vom  Experi- 
mente Gebrauch  zu  machen.  Eine  reiche  Auswahl  von  Versuchsreihen 
stellen  Experimentirbücher  und  die  bekannte  Zeitschrift  für  den  physi- 
kalischen und  chemischen  Unterricht  von  Poske  zur  Verfügung,  um 
auch  den  Wiederholungen  nicht  das  anschauliche  Element  fehlen  zu  lassen 
und  den  zu  stellenden  Aufgaben  wenigstens  theilw~eise  Gegenstände  zu 
verschaffen,  die  auf  dem  Tische  Gebrauch  finden  und  eine  Nachprüfung 
der  Aufgabenlösung  zulassen.  Ueberaus  erleichternd  wirkt  es  ebenso  bei 
der  kurzen  Denkfrage,  wie  bei  der  eine  längere  Rechnung  erfordernden 
Aufgabe,  wenn  deren  Gegenstand  aus  dem  Gebiete  der  Phantasie  heraus- 
gerückt werden  kann,  die  vielleicht  nur  deswegen  in  manchen  Fällen 


4 


nicht  recht  mitarbeitet,  weil  sie  sich  wegen  mangelnder  Gelegenheit  an 
der  concreten  Wirklichkeit  noch  nicht  hinreichend  aasbilden  konnte. 

Bisherige  Verwendung  des  Tauchers.  Einen  kleinen  Beitrag 
zur  praktischen  Durchführung  der  angedeuteten  unterrichtlichen  Maass- 
nahmen kann  der  Cartesianische  Taucher  liefern,  der  vielfach  schon  früher 
in  dem  geschilderten  Sinne  Anwendung  fand.  Schon  der  fundamentale 
Taucherversuch  des  Sinkens  und  Steigens  in  Folge  von  Druckänderungen 
giebt  Anlass  zur  Wiederholung  der  Gesetze  über  die  Volumänderung  der 
Gase  durch  Druckwechsel,  des  Archimedischen  Princips,  sowie  der  Fort- 
pflanzung und  Grösse  des  Druckes  in  Flüssigkeiten.  Von  besonderem 
Werthe  ist  hierbei  die  bequeme  und  anschauliche  Vorführung  des  eigen- 
artigen labilen  Gleichgewichtes.  Nicht  sonderlich  geht  die  Möglichkeit, 
diesen  Begriff  mit  Hilfe  des  Tauchers  zu  erklären,  aus  der  in  Hand-  und 
Lehrbüchern  mehrfach  anzutreffenden  Bemerkung  hervor,  ,,es  ist  nun 
leicht,  den  Druck  auf  die  Membran  so  zu  bemessen,  dass  der  Taucher  in 
jeder  Lage  schwebt“.  Lässt  man  den  auf  die  Membran 
oder  besser  mittels  einer  Wassersäule  ausgeübten  Druck 
(Fig.  1)  von  einem  Augenblicke  an  ungeändert  bestehen, 
in  welchem  der  Taucher  t mitten  in  der  Flüssigkeit  an- 
scheinend zur  Iluhe  gekommen  ist,  so  sieht  man  nach 
wenigen  Augenblicken,  dass  der  Taucher  nicht  wirklich 
schwebte,  sondern  nur  sehr  langsam  stieg  oder  sank  und 
sich  in  beschleunigter  Bewegung  von  der  Stelle  entfernt, 
wo  er  zu  schweben  schien.  Heben  oder  Senken  des  Druck- 
rohres*) verlegt  in  kürzester  Frist  den  Punkt  des  labilen 
Gleichgewichtes  weiter  nach  oben  oder  unten,  wodurch 
der  Versuch  wiederholt  wird.  Deutlich  erkennt  man, 
dass  der  Zustand  wahren  labilen  Gleichgewichtes  in  einer 
nur  angenähert,  aber  nicht  vollkommen  erreichbaren  Grenz- 
lage des  Tauchers  besteht.  Das  charakteristische  Kenn- 
zeichen dieses  Gleichgewichtes,  dass  der  Körper  bei  der 
allerkleinsten  Ueberschreitung  der  Grenzlage  aus  der  Buhe  in  beschleunigte 
Bewegung  übergeht,  ist  mit  dem  Taucher  klar  demonstrirbar.  Bezüglich 
der  praktischen  Ausführung  der  Versuche  ist  zu  bemerken,  dass  man 
natürlich  bei  richtiger  Füllung  einen  Taucher  jeder  Form  verwenden  kann, 
dass  aber  der  weiter  unten  beschriebene  Apparat  die  Mühe  der  Vor- 
bereitung auf  ein  sehr  geringes  Maass  beschränkt  und  daher  auch  für 
die  längst  bekannten  Versuche  empfohlen  werden  kann.  Die  bisher  ge- 
brauchten Taucherformen  erfordern  eine  bisweilen  recht  zeitraubende, 
weil  leicht  misslingende  Füllung,  was  nicht  bei  einmaligen,  wohl  aber  bei 
schnell  auf  einander  folgenden  Anwendungen  des  Tauchers  in  Betracht 
kommt.  Methoden  zur  Füllung  findet  man  in  den  ausgezeichneten  Vor- 
schriften der  bekannten  Werke  über  physikalische  Demonstrationen  von 
Weinhold,  Frick-Lehmann  u.  A.**).  Es  sei  nur  noch  die  Bemerkung 


*)  Die  Versuchsanordnung  der  Figur  ist  die  gleiche  wie  in  der  Mittheilung 
„Versuche  mit  Tauchern“,  Poske’s  Zeitschr.  für  den  physik.  u.  chem.  Unterricht  XI, 
S.  213,  Versuch  1. 

**)  Weinhold:  Vorschule  der  Experimentalphysik,  4.  Aufl.,  S.  179.  — Frick- 
Lehmann:  Physikal.  Technik,  6.  Aufl.  I,  S.  353.  — Wein  hold:  Physik.  Demonstrationen, 
3.  Aufl.,  S.  170.  — Bosenberg:  Experimentirbuch  für  den  Elementarunterricht  in  der 
Naturlehre  II,  S.  42.  — K.  L.  Bauer,  Pogg.  Ann.  Ergänzungsband  6,  S.  332. 


5 


gestattet,  dass  man  gut  thut,  dem  Wasser,  in  dem  man  etwa  einen  Taucher 
dauernd  verweilen  lässt,  etwas  Salicylsäure  hinzuzufügen,  den  Taucher  für 
diesen  Zweck  in  der  bekannten  Weise  aus  einem  Reagensglase,  einem 
Kork  mit  Glasröhrchen  und  Quecksilber  als  Beschwerungsmittel  herstellt, 
da  das  Luftvolumen  in  Folge  Diffusion  sich  bei  anderen  Formen  schneller 
verkleinert.  Zum  Abschluss  des  Cylinders  dient  besser  ein  Gummipfropf 
(Weinhold),  als  eine  Membran;  ein  Stück  Blase  sollte  man  vor  dem 
Auf  bewahren  wenigstens  etwas  loser  binden,  weil  sonst  in  Folge  der  Ver- 
dunstung von  Wasser  langsam  Luftverdünnung  eintritt,  die  saugend  auf 
die  Luft  im  Taucher  wirkt,  so  dass  er  später  wieder  neu  zu  füllen  ist. 
Ist  das  Röhrchen  des  erwähnten  Tauchers  entsprechend  gebogen,  so  zeigt 
man  die  beim  Steigen  auftretenden  Drehungen  in  Folge  des  Rückwirkungs- 
druckes. Einige  für  besondere  Zwecke  geschaffene  Taucherformen  sind  in 
den  erwähnten  Werken  beschrieben,  ebenso  findet  man  daselbst  ver- 
schiedene Verfahren,  den  Druck  zu  ändern*). 

Von  anderweitigen  Verwendungsarten  des  Tauchers  sind  seit  geraumer 
Zeit  bekannt  die  Methode  von  Schwalbe**),  den  Taucher  als  Druck- 
indicator  zu  benutzen  bei  Versuchen  über  Fortpflanzung  des  Druckes  in 
Gasen,  ferner  die  Anwendung  zur  Erläuterung  der  Fallbewegung  und  zu 
einigen  anderen  Zwecken  nach  Heyden***).  Liebreich f)  benutzte  den 
Taucher  zu  Demonstrationen  über  den  interessanten  „todten  Raum“  bei 
Reactionen.  Sodann  hat  der  Verfasser  vor  zwei  Jahren  eine  kleine  Zahl 
von  Versuchen  mitgetheilt,  welche  der  Anwendung  des  Tauchers  theils 
im  Unterricht  bei  Gelegenheit  von  Wiederholungen,  theils  bei  den  soge- 
nannten Schülerversuchen  dienen  sollten  ff). 

Einfacher  Reagensglas-Taucher.  Um  die  Anstellung  der  Ver- 
suche recht  bequem  und  auch  mit  den  geringsten  Mitteln  ausführbar  zu 
machen,  wurde  a.  a.  0.  vom  Verfasser  ein  Taucher  einfachster  Art,  nur 
aus  einem  Reagensglase  bestehend,  empfohlen.  Die  Füllung  mit  der 
erforderlichen  Luftmenge  geschieht  folgendermassen.  Man  giesst  zunächst 
soviel  Wasser  in  das  Gläschen,  dass  es  aufrecht  auf  dem  Wasser  schwimmt, 
und  tröpfelt  alsdann  vorsichtig  weitere  Mengen  Wasser  hinein,  bis  es  nur 
noch  wenig  aus  der  Wasseroberfläche  hervorragt.  Hierauf  zieht  man  das 
Gläschen  heraus,  verschliesst  es  mit  dem  Finger  und  taucht  es  verkehrt 
in  einen  zum  Ueberlaufen  vollen  Cylinder  mit  Wasser  hinein.  Bei  einiger 
Uebung  gelingt  es  auf  diese  Weise  leicht,  die  Taucher  fast  regelmässig 
richtig  zu  füllen,  so  dass  nur  etwa  die  Hälfte  des  Bodens  aus  dem  Wasser 
hervorragt.  Zu  empfehlen  ist,  ein  leichtes  Drahthäkchen  mit  Siegellack 
auf  der  äusseren  Seite  des  Bodens  zu  befestigen,  um  einen  zu  wenig 
Luft  enthaltenden  Taucher  mit  einem  unten  kurz  umgehogenen  Draht  schnell 
wieder  empor  ziehen  zu  können.  Auch  hat  man  daran  zu  denken,  dass 
durch  unnöthiges  Umfassen  des  Gläschens  mit  der  Hand  vor  dem  Ver- 
schliessen  mit  dem  Finger  ein  Theil  der  Luft  durch  Erwärmen  entfernt 
würde.  Uebrigens  gehört  ein  ein-  oder  zweimaliges  Misslingen  der 


*)  Ferner  bei  Antolik,  Poske’s  Zeitschr.  IV,  S.  124. 

**)  Schwalbe,  Zeitschr.  zur  Förderung  des  phys.  Unt.  III,  1886. 

***)  Heyden,  ebenda. 

f)  Liebreich,  Vortrag  in  der  physik.  Gesellschaft  in  Berlin,  ref.  in  Poske’s 
Zeitschr.  IV,  S.  211,  den  Hinweis  auf  den  labilen  Gleichgewichtszustand  des  Tauchers 
enthaltend. 

ff)  Rebenstorff,  a.  a'.  0.,  S.  213  — 221. 

* 


6 


beschriebenen  Taucherfüllung  wohl  zu  denjenigen  Momenten  des  Unter- 
richtes, die  bei  manchen  Schülern  erst  recht  zur  Gewinnung  des  Ver- 
ständnisses beitragen. 

In  letzter  Zeit  hat  der  Verfasser  den  einfachen  Reagensglas-Taucher 
mit  einer  seitlichen  Oeffnung  dicht  unter  derjenigen  Stelle  versehen, 
bis  zu  welcher  das  innen  befindliche  Wasser  bei  richtiger  Füllung  reicht. 
Man  erzielt  dadurch  die  Wirkung,  dass  man  den  Taucher  nur  ruhig  in 
das  im  Cylinder  befindliche  Wasser  einzusenken  braucht,  um  ihn  sofort  in 
brauchbarem  Zustande  zur  Verfügung  zu  haben.  Hierbei  ist  es  von  Vor- 
theil, das  Luftvolumen  im  Taucher  vergrössern  zu  können;  deswegen  wird 
der  Taucher  entweder  unten  mit  Blei  beschwert  oder  er  wird  aus  stark- 
wandigem  Glasrohr  hergestellt.  Die  erstere  Art  der  Ausführung  eignet 
sich  auch  zur  Anfertigung  durch  Schüler  und  man  kann  diesen  vorher 
die  Aufgabe  stellen,  aus  dem  Gewicht  des  Gläschens  und  seinem  Inhalt 
das  Gewicht  der  Bleimenge  zu  berechnen,  welche  bewirkt,  dass  der  Taucher 
noch  eben  schwimmt,  wenn  die  Oeffnung  am  Ende  des  ersten  Drittels 
— von  der  Mündung  des  Gläschens  an  gerechnet  — sich  befinden  würde. 
Die  Herstellung  des  beschwerten  Tauchers  geschieht  in  folgender  Weise. 
Von  einer  2 bis  3 mm  dicken  Bleiplatte  schneidet  man  mit  der  Scheere 
einen  schmalen  Streifen  ab,  welcher  annähernd  das  berechnete  Gewicht 
hat.  Man  windet  ihn  spiralig  um  das  Reagensgläschen,  so  dass  er  zunächst 
am  geschlossenen  Ende  desselben  durch  Reibung  festsitzt.  Hierauf  bringt 
man  das  Gläschen  auf  das  in  einem  weiten  Gefäss  befindliche  Wasser 
und  tröpfelt  so  viel  Wasser  hinein,  bis  der  Rand  nur  noch  wenig  heraus- 
ragt. Man  verschliesst  dann  das  etwas  angehobene  Gläschen,  ohne  viel 
mit  der  Hand  zu  erwärmen,  mit  dem  Finger  und  taucht  es  verkehrt  unter 
Wasser.  Bevor  man  loslässt,  schiebt  man  die  Bleispirale  hinab,  so  dass 
diese  nun  an  der  Mündung  des  Gläschens  liegt.  Man  überzeugt  sich 
hierauf  davon,  ob  das  Gläschen,  etwa  mit  der  Hälfte  seines  Bodens  aus 
dem  Wasser  ragend,  an  der  Oberfläche  schwimmt.  Andernfalls  wird  die 
Manipulation  des  Füllens  wiederholt.  Man  kann  übrigens  auch  mit  einem 
U-förmig  gebogenen  Glasfaden  mit  recht  feiner  Oeffnung,  der  noch  an 
dem  Glasrohre  sitzt,  welches  man  zu  seiner  Herstellung  auszog,  Luft  in 
kleinen  Mengen  in  den  Taucher  treiben  oder  daraus  entfernen.  Mit  einem 
auf  das  Glasrohr  geschobenen  kurzen  Stück  Gummischlauch,  den  man  in 
geeigneter  Weise  zudrückt,  gelingt  es  noch  leichter  als  durch  Blasen  und 
Saugen  mit  dem  Munde,  kleine  Luftmengen  in  Bewegung  zu  setzen. 
Ist  die  Luftmenge  im  Taucher  die  richtige,  so  hebt  man  ihn,  unten  zu- 
greifend, etwas  empor  und  markirt  den  Stand  des  Wassers  in  ihm  mit 
dem  Schreibdiamanten  oder  auch  nur  durch  Anlegen  des  Daumennagels 
der  linken  Hand,  hebt  den  Taucher  vollends  aus  dem  Wasser  und  macht 
etwa  1 mm  unterhalb  der  markirten  Stelle  einen  Feilstrich,  den  man  vor- 
sichtig bis  zur  Durchbohrung  des  Glases  vertieft  oder  an  dessen  Stelle 
man  mit  der  Stichflamme  und  durch  Abziehen  des  Glases  eine  kleine 
Oeffnung  herstellt. 

Als  käufliches  Lehrmittel  empfohlene  Taucherform.  Für 
die  Anfertigung  durch  den  geübteren  Glasbläser  eignet  sich  mehr  die 
im  Wesentlichen  übereinstimmende  Herstellung  des  Tauchers  aus  stark- 
wandigem  Glasrohr.  Die  von  A.  Eichhorn  in  Dresden  verfertigten 
Taucher  sind  etwa  12  cm  lang  und  die  seitliche  Oeffnung  befindet  sich 
etwa  4 cm  vom  offenen  Ende.  Durch  bloses  Einsenken  erhalten  sie  die 


7 


den 


für  die  Versuche  geeignete  Luftfüllung  und  schwimmen  und  tauchen  in 
fast  genau  senkrechter,  durchaus  stabiler  Haltung.  Nur  durch  heftige 
Erschütterung  werden  Luftbläschen  zu  der  seitlichen  Oeffnung  hinausge- 
trieben,, Man  kann  sich  dies  zu  nutze  machen,  wenn  man  beabsichtigt, 
die  Luftmenge  etwas  zu  verkleinern.  Hat  man  den  Taucher  in  das 
Wasser  gleiten  oder  auch  aus  einiger  Höhe  senkrecht  hineinfallen  lassen, 
so  kann  man  bei  einiger  Uebung  an  der  Grösse  des  aus  der  Oberfläche 
hervorragenden  Bodenstückes  sofort  erkennen,  ob  ein  geringerer  oder 
grösserer  Wasserdruck  nöthig  ist,  die  Luftmenge  so  weit  zu  verdichten, 
dass  der  Taucher  die  Grenzlage  des  labilen  Gleichgewichts  überschreitet 
und  in  die  Tiefe  sinkt.  Es  ist  jedoch  empfehlen swerth,  durch  eine  Marke, 
Diamantstrich,  eingeätzten  Bing  oder  dergleichen  sich  die  Stelle  über  der 
seitlichen  Oeffnung  zu  bezeichnen,  bis  zu  welcher  die  Luftfüllung  reicht, 
wenn  jene  Grenzlage  erreicht  wird.  Um  die  Marke  anbringen  zu  können, 
legt  man  provisorisch  einen  Zwirnsfaden  oder  sehr  schmalen  Schlauch- 
abschnitt um  den  Taucher,  einige  Millimeter  über  der  seitlichen  Oeffnung. 
Man  erhöht  alsdann  nach  Abschluss  des  Cylinders  den  Druck  in  irgend  einer 
Weise  und  merkt  sich  die  Lage  des  Wasserniveaus  in  dem  Augenblicke, 
in  dem  der  Taucher  zu  sinken  beginnt.  Die  Anbringung  der  Marke  durch 
den  Fabrikanten  kann  den  überaus  geringen  Preis  der  Taucher  nur  wenig 
erhöhen. 

Taucherglocken  artige  Vorrichtung  als  Zubehör  zu 
Tauchern.  Ein  Taucher,  dessen  Luftfüllung  nicht  bis  zu  der 
erwähnten  Marke  reicht,  sinkt  zu  Boden.  Um  ihn  durch  Zu- 
führung  von  Luft  zum  Ansteigen  zu  bringen,  kann  man  über 
den  aufrecht  am  Boden  stehenden  Taucher  ein  oben  geschlossenes, 
weites  Glasrohr  stülpen.  Aus  diesem  füllt  sich  der  Taucher 
fast  völlig  mit  Luft,  so  dass  er  beim  Anheben  der  weiten 
Röhre  mit  heraufkommt.  Da  die  oben  und  unten  gleich- 
weite Röhre  das  Wasser  im  Cylinder  leicht  zum  Ueberlaufen 
bringt,  so  benutzt  man  bequemer  ein  weites  Rohr  g (Fig.  2), 
welches  nur  einige  Centimeter  länger  als  der  Taucher  ist  und  sich 
in  eine  etwa  4 mm  weite,  etwas  starkwandige  Röhre  r fortsetzt. 

Der  ganze  Apparat  wird  5 bis  6 dm,  für  besonders  hohe  Cylinder 
entsprechend  länger  angefertigt.  Die  lange  Röhre  der  „Taucher- 
glocke“, wie  der  Apparat  wohl  der  Kürze  halber  genannt  werden 
darf,  wird  natürlich  beim  Zuführen  von  Luft  oben  mit  dem 
Finger  verschlossen.  Zur  Erleichterung  des  Anfassens  befindet 
sich  am  Ende  der  Röhre  ein  Kork  &,  der  zugleich  die  Röhre  Fig.  2. 
vor  dem  Zerbrechen  schützt,  wenn  man  sie  — die  Erweiterung 
nach  oben  — zum  Umrühren  des  Wassers  im  Cylinder  gebrauchen  will; 
ferner  kann  man  die  verkehrt  eingesenkte  „Taucherglocke“  zum  Hinab- 
drücken eines  Tauchers  verwenden,  weswegen  die  Endfläche  des  Korkes 
concav  ausgeschnitten  wird. 

Handhabung  der  Taucher,  ihr  Verhalten  im  Wasser.  Lässt  man 
die  Taucher  aus  der  einige  Centimeter  über  der  Wasseroberfläche  gehaltenen 
Hand  senkrecht  in  das  Wasser  gleiten,  so  sind  dieselben  so  weit  gefüllt, 
dass  die  Grenzfläche  der  Luft  annähernd  mit  dem  oberen  Rande  der 
seitlichen  Oeffnung  abschneidet.  Beim  Einfallenlassen  aus  grösseren 
Höhen,  wobei  der  bis  auf  den  Boden  hinabgehende  Taucher  grössere 
Mengen  Luft  mit  fortreisst,  fällt  die  Füllung  weniger  gleichmässig  aus. 


** 


8 


Ist  die  Zimmerluft  erheblich  wärmer  als  das  Wasser,  oder  hatte  man  den 
Taucher  lange  in  der  Hand  gehabt,  so  kommen  natürlich  ebenfalls 
Unregelmässigkeiten  der  Taucherfüllung  vor;  einfaches  Anheben  und  Ein- 
senken des  eine  kurze  Zeit  im  Wasser  befindlichen  Tauchers  gleicht  jede 
Unregelmässigkeit  wieder  aus.  Bei  den  von  A.  Eichhorn  gefertigten 
Exemplaren  war  ein  Druck  von  5 bis  7 dm  Wassersäule  erforderlich,  den 
ohne  Hast  eingesenkten  Taucher  zum  Untersinken  zu  bringen. 

Soll  die  Luftfüllung  geringer  sein,  so  ergreift  man  den  an  der  Ober- 
fläche schwimmenden  Taucher  mit  den  Fingern,  hebt  ihn  einige  Centimeter 
empor,  und  stösst  ihn,  ohne  loszulassen  ein  oder  mehrere  Male  in  das  Wasser. 
Dadurch  wird  meistens  eine  kleine  Luftmenge  zur  seitlichen  Oeffnung 
hinausgetrieben.  Man  überzeugt  sich  durch  Loslassen,  ob  man  seinen 
Zweck  erreicht  hat,  indem  man  entweder,  wie  schon  oben  erwähnt,  auf 
die  Grösse  des  herausragenden  Boden theils  oder  auf  die  Lage  des  Wasser- 
niveaus zu  der  die  Grenze  desselben  beim  labilen  Gleichgewicht  angebenden 
Marke  achtet. 

Ein  anderes,  vielleicht  noch  besseres  Mittel,  die  Luftfüllung  zu  ver- 
kleinern, besteht  in  dem  Einsenken  des  kurz  zuvor  aus  dem  Wasser 
gezogenen  Tauchers  in  schräger  Stellung,  wobei  die  seitliche 
Oeffnung  o nach  oben  zu  halten  ist  (Fig.  3).  Nötigenfalls 
neigt  man  auch  den  Cylinder  hierbei  etwas  auf  die  Seite. 
Merkt  man  sich  mit  dem  Augenmaass  den  Winkel,  unter 
dem  man  den  Taucher  langsam  einsenkt,  so  kann  man 
in  dieser  höchst  einfachen  Weise  leicht  die  Luftfüllung  mit 
einiger  Sicherheit  beliebig  bemessen,  so  dass  der  Taucher 
je  nach  Wunsch  sofort  untersinkt  oder  seine  labile  Gleich- 
gewichtslage nur  ein  kleines  Stück  unterhalb  der  Wasser- 
oberfläche erreicht.  In  Folge  der  Dicke  des  Glases  erwärmt 
sich  die  Luft  im  Taucher  durch  die  Finger  während  der 
kurzen  Handhabung  nicht  merklich. 

Der  beschriebene  Taucher  ersetzt  also  auch  jene  grossen 
Formen  der  Cartesianischen  Vorrichtung,  die  von  Weinhold 
u.  A.*)  angegeben,  an  der  Oberfläche  schwimmen,  nach 
dem  Hinabdrücken  bis  zu  einer  gewissen  Tiefe  sich 
nicht  wieder  erheben  können. 

Gleicht  man  nach  dem  mitgetheilten  Verfahren  das  Luftvolumen  so 
ab,  dass  die  labile  Lage  1 bis  2 dm  über  dem  Boden  des  Cylinders  ist, 
so  wird  der  Taucher  dadurch  sehr  hübsch  wieder  in  die  Höhe  gebracht, 
dass  man  den  Cylinder  um  einige  Centimeter  vom  Tische  erhebt  und  ihn  mit 
etwas  Nachdruck  wieder  hinstellt.  Nur  bei  gar  zu  heftigem  Stoss  treten 
Luftmengen  zu  den  seitlichen  Oeffnungen  hervor;  ist  dies,  wie  gewöhnlich, 
nicht  der  Fall,  so  hüpfen  die  Taucher  — man  lässt,  um  den  Eindruck 
des  Versuches  noch  zierlicher  zu  gestalten,  am  besten  mehrere  farblose 
und  bunte  bis  auf  den  Boden  sinken  — genügend  weit  empor,  um  die 
labile  Gleichgewichtsstelle  zu  überschreiten.  Die  Taucher  müssen  hierzu 
aber  den  Boden  wirklich  berührt  haben,  sonst  können  dessen  Schwingungen 
heim  Hinsetzen  sie  nicht  treffen. 

Ebenfalls  recht  gefällig  sieht  das  Emportreiben  der  etwas  zu  schweren 
Taucher  durch  einen  Wirbel  aus,  den  man  durch  Umrühren  des  Wassers 


Fig.  3. 


*)  Weinhold,  Frick-Lelnnann,  a.  a.  0. 


9 


im  oberen  Th  eil  des  Cylinders  hervorruft.  Sobald  die  rotirende  Bewegung 
auch  die  unteren  Flüssigkeitsschichten  erfasst,  erheben  sich  die  Taucher, 
um,  wenn  ihre  Luftfüllung  es  zulässt,  oben  schwimmen  zu  bleiben.  Das 
Emporwirbeln  eines  Körpers  in  einer  Flüssigkeit,  worin  er  nur  noch  ein 
sehr  geringes  Gewicht  hat,  ist  eine  ebenso  alltägliche,  wie  wohl  wenig  in 
den  Kreis  der  Betrachtungen  gezogene  Erscheinung.  Es  erinnert  zwar 
an  die  im  Innern  von  Luftwirbeln  u.  s.  w.  auftretende  Luftverdünnung, 
die  aufsteigende  Bewegung  in  der  Mitte  des  Flüssigkeitscylinders , welche 
die  Taucher  mit  emporreisst,  ist  hier  aber  nicht  wie  dort  eine  der 
Ursachen,  sondern  Wirkung  der  Rotation.  Der  centrale,  nach  oben 
gerichtete  Strom  ist  der  Gegenstrom  einer  an  den  Wänden  des  Cylinders 
in  Spiralen  abwärts  gehenden  Strömung,  welche  aus  der  Centrifugal- 
kraft  der  Flüssigkeit  und  dem  Umstande  resultirt,  dass  die  Flüssigkeit 
am  Boden  eine  geringere  Geschwindigkeit  hat.  Man  kann  sich  in 
leicht  ersichtlicher  Weise  von  dem  Vorhandensein  der  beiden  Strömungen 
durch  Versuche  mit  kleinen,  im  Wasser  nahezu  schwebenden  Körpern 
überzeugen. 

Hatte  man  einen  Taucher  mit  so  wenig  Luft  versehen,  dass  er  nicht 
mehr  in  der  erwähnten  Weise  zum  Schwimmen  an  der  Oberfläche  zu 
bringen  ist,  so  stülpt  man  die  oben  mit  dem  Finger  zugehaltene  Taucher- 
glocke über  ihn  und  zieht  ihn  in  bequemster  Weise  wieder  empor.  Lässt 
man  hierbei  die  lange  Röhre  geschlossen,  so  wird  der /Tauch er  bis  über 
die  Wasseroberfläche  angehoben.  Nähert  man  die  lufterfüllte  Taucher- 
glocke einem  am  Boden  liegenden  Taucher,  bis  sein  oberer  Theil  dicht 
unter  der  Taucheröffnung  liegt,  und  lässt  jetzt  durch  Oeffnen  der  langen 
Röhre  plötzlich  die  Luft  oben  heraustreten,  so  schnellt  der  Taucher  in 
die  Glocke  hinein.  Die  lebhafte  Bewegung  erinnert  in  besonderem  Maasse 
an  die  Saugwirkungen  des  Luftdruckes  und  eine  vergleichende  Behandlung 
dieser  Wirkungen  im  Anschluss  an  den  Versuch  ist  wohl  im  Stande,  das 
Verständniss  der  oft  nicht  recht  klar  werdenden  Vorstellungen  in  Betreff 
des  Luftdruckes  zu  verbessern.  Man  wähle  bei  dem  letzten  Versuch  den 
Cylinder  recht  hoch,  so  dass  der  Wasserdruck  den  Taucher  möglichst 
energisch  in  die  Glocke  emporschleudert. 

Wenn  man  die  Taucherglocke  einige  Zeit  in  Gebrauch  hat,  wird  man 
finden,  dass  die  einfache  Vorrichtung  auch  anderweitig  verwendet  werden 
kann.  Ausser  zur  Demonstration  des  durch  die  Bezeichnung  angedeuteten 
Apparates  dient  die  Vorrichtung  in  recht  wirksamer  Weise  zum  Nachweis 
des  Wasserstosses  und  zu  manchen  anderen  Zwecken.  Ein  halbes  Dutzend 
Taucher  nebst  „Glocke“  liefert  Eichhorn,  Dresden,  Mittelstr.  für  2 Mark. 
Die  Taucher  werden  theils  aus  weissem,  theils  aus  hellfarbigem  Glasrohr 
hergestellt. 

Versuche  mit  Tauchern.  Die  1898  vom  Verfasser  a.  a.  0. 
beschriebenen  Versuche  werden  durch  Benutzung  der  neuen  Taucherform 
bequemer  ausführbar,  soweit  sie  nicht  derart  sind,  dass  sie  ein  Reagens- 
glas erfordern,  an  dem  eine  seitliche  Oeffnung  nicht  vorhanden  sein  darf. 
Letzteres  gilt  insbesondere  von  den  Versuchen  zur  Messung  des  Dampf- 
druckes leicht  siedender  Flüssigkeiten  und  des  Gasdruckes  von  höchst 
concentrirtem  Ammoniak.  Auch  die  Versuche  über  das  Auf-  und  Nieder- 
steigen eines  Tauchers  durch  den  wechselnden  Dampfdruck  von  Aether, 
sowie  von  Wasser  in  einer  unten  erwärmten  Flüssigkeitssäule  erfordern 
ein  gewöhnliches  Reagensglas. 


10 


Bei  allen  Versuchen  über  das  fast  völlige  Schweben  eines  Tauchers 
in  einem  gänzlich  mit  Wasser  gefüllten  und  überall  abgeschlossenen  Cylinder 
ist  die  Benutzung  des  Tauchers  der  neuen  Form  bequemer.  Man  kann 
dann  auch  die  Verwendung  des  mit  aufgeschliffener,  durchbohrter  Glas- 
platte versehenen  Cylinders  umgehen  (a.  a.  0.  S.  215).  Dadurch  gestaltet 
sich  der  Versuch  sehr  einfach:  Eine  recht  hohe  Flasche  mit  einer  Oeffnung, 
die  nur  etwas  weiter  ist,  als  der  Durchmesser  des  Tauchers  beträgt,  wird 
mit  Wasser  ganz  gefüllt  und  dafür  gesorgt,  dass  nicht  an  den  Wandungen 
ein  Luftbläschen  zurück  bleibt.  Alsdann  senkt  man  den  Taucher,  am 
besten  schräg  — unter  seitlichem  Neigen  der  Flasche  — in  das  Wasser 
und  setzt  auf  die  Mündung  einen  Kork  mit  gebogenem  Glasrohre,  an 
welchem  ein  Schlauchstück  von  einigen  Centimetern  Länge  sitzt.  Nach  dem 
Einfügen  des  Korkes  darf  weder  unter  diesem,  noch  in  der  Rohrverbindung 
ein  Luftrestchen  bleiben;  es  ist  rathsam,  die  Röhren  vor  dem  Aufsetzen 
des  Korkes  mit  Wasser  vollzusaugen,  das  Ende  des  Schlauchstückchens 
zuzudrücken  und  dies  erst  während  des  Eindrehens  des  Korkes  zu  öffnen. 
Hinterher  schliesst  man  es  durch  ein  zugeschmolzenes  Stückchen  Glas- 
rohr ab.  Der  Kork  muss  natürlich  sehr  dicht  sein;  da  er  keinen  grossen 
Durchmesser  zu  haben  braucht,  wird  man  leicht  einen  genügend  reinen 
finden,  so  dass  man  nicht  nöthig  haben  wird,  ihn  mit  einem  der  bekannten 
Hilfsmittel  abzudichten. 

Nach  dieser  Vorbereitung  wird  auf  das  Schlauchstückchen  ein 
Schraubenquetschhahn  gesetzt  und  dessen  Schraube  etwas  angezogen; 
meistens  wird  dies  den  Taucher  noch  nicht  zum  Sinken  bringen.  Man 
schiebt  dann  unter  Drehungen  das  im  Kork  sitzende  Knierohr  langsam 
so  weit  in  die  Flasche,  dass  der  Taucher  seine  gleichförmige  Bewegung 
nach  unten  beginnt.  Durch  leise  Aenderungen  des  Druckes,  welche  man 
am  Quetschhahn  vornimmt,  bringt  man  den  Taucher  dahin,  dass  seine 
Bewegungen  äusserst  langsam  werden  und  er  auf  geringe  Aenderungen 
der  Temperatur  reagirt.  Weiteres  in  Betreff  des  Verhaltens  des  Tauchers 
unter  den  Umständen  des  Versuches  bietet  die  citirte  Mittheilung.  Es  sei 
noch  hervorgehoben,  dass  der  Versuch  die  charakteristische  Eigenschaft 
der  Flüssigkeiten,  die  überaus  leichte  Verschiebbarkeit  der  Theilchen, 
besonders  deutlich  hervortreten  lässt.  Man  sorge  bei  der  Vorbereitung 
für  möglichst  klares  Wasser. 

Um  den  Taucher  zum  sogenannten  wirklichen  Schweben  zu  bringen, 
kann  man  ihn  in  einen  Cylinder  fallen  lassen,  welcher  zur  Hälfte  mit 
Wasser,  zur  andern  Hälfte  mit  verdünntem  Spiritus  gefüllt  ist.  Dieser 
Taucher  reagirt  durch  mehr  oder  weniger  tiefes  Einsinken  auf  Aenderungen 
von  Temperatur  und  Barometerstand  und  kann  als  Gegenstand  von  Auf- 
gaben Verwendung  finden. 

Dasselbe  gilt  von  einem  Taucher,  den  man  mittels  einer  dünnen 
Glasröhre,  die  von  unten  her  in  den  Luftraum  des  Tauchers  hineinragt, 
zum  Schweben  bringt.  Anleitung  zur  Bildung  von  Aufgaben  ergehen  sich 
aus  dem  a.  a.  0.  S.  216  — 218  Gesagten. 

Der  für  fast  völliges  Schweben  vorhin  beschriebene  Apparat  kann 
auch  nach  Anfügen  einer  längeren  Gummiröhre  nebst  geradem  Glasrohr 
anstatt  des  kurzen  Schlauchstückes  zu  dem  Versuche  (a.  a.  0.  No.  1)  benutzt 
werden,  die  Druckhöhen  des  Wassers  im  Rohres  zu  vergleichen,  die  hin- 
reichen, um  den  Taucher  einmal  oben,  einmal  unten  ins  labile  Gleichge- 


11 


wicht  zu  bringen  (Fig.  4).  Es  ergiebt  sich  0 U — ou.  Die  Volum- 
änderung der  eingeschlossenen  Luft  während  des  Emporsteigens  oder  Sinkens 
macht  sich  durch  Verschiebung  der  Wassersäule  in  der  Röhre  s be- 
merkbar. 

Eine  annähernde  Messung  dieser  Volumänderung  ist  auch  am  Taucher 
selbst  deswegen  leicht  ausführbar,  weil  er  überall  gleiche  Weite  hat. 
Eine  Erhöhung  des  Druckes  um  10  cm  Wassersäule 
verkleinert  zwar  das  Luftvolumen  im  Taucher  nur  im 
Verhältniss  der  Zahlen  1043  : 1033,  d.  h.  um  ca.  1 Pro- 
cent, also  ein  8 cm  langes  Luftvolumen  wird  um  etwa 
0,8  mm  verkürzt.  Macht  man  die  mit  dem  Knierohr 
verbundenen  Röhren  etwa  1 m lang,  so  kann  man  durch 
senkrechtes  Anheben  derselben  nach  oben,  bez.  Senken 
nach  unten  schon  den  Druck  um  mehr  als  das  20 -fache 
variiren  (es  kommt  noch  die  Steighöhe  des  Tauchers 
in  der  Flasche  hinzu).  Das  lange  Glasrohr  nehme  man 
bei  diesem  Versuch  etwas  eng,  damit  das  Wasser  beim 
Verkleinern  des  Druckes  nicht  herausrinnt.  Klebt 
man  einen  sehr  schmalen  Streifen  Millimeterpapier, 
den  man  mit  Lack  bedeckt,  an  den  Taucher  in  der 
Gegend  der  seitlichen  Oeffnung,  so  kann  man  einen 
Schüler  die  mehr  als  20  Procent  betragende  Gesammt- 
änderung  des  Luftvolumens  ablesen  lassen  und  die 
gefundene  Grösse  mit  der  Länge  der  Luftsäule  im 
Taucher  und  dem  Unterschied  der  Druckhöhen  zu 
einer  einfachen  Rechnung  auf  Grund  des  Mariotte’schen 
Gesetzes  verbinden.  Bei  diesem  Versuche  kann  das 
Wasserniveau  im  Taucher  nicht  unerheblich  unter  die 
seitliche  Oeffnung  sinken;  die  Luft  wird  am  Heraus- 
treten durch  das  Oberflächenhäutchen  gehindert. 

Hat  man  einen  Taucher  in  eine  enghalsige  Flasche  gebracht,  in 
welcher  er  durch  irgend  welche  Ursachen  einen  zu  grossen  Theil  seiner 
Luftmenge  eingebüsst  hat,  so  kann  man  den  Taucher  auch  dadurch  wieder 
zum  Aufsteigen  bringen,  dass  man  die  Flasche  — etwa  mit  einem  Heber 
entleert  und  dann  neu  füllt. 

Die  Expansion  der  Luft  zeigt  man  sehr  anschaulich  durch  den  Luft- 
pumpenversuch, bei  dem  ein  halb  mit  Luft  gefülltes  Reagensglas  in  ein 
Gefäss  mit  Wasser  verkehrt  eingestellt  und  unter  den  Recipienten  gebracht 
wird.  Es  empfiehlt  sich,  auch  hier  den  Taucher  mit  seitlicher  Oeffnung 
zu  verwenden.  Man  senkt  denselben  derart  schräg  in  das  in  einem 
Cylinder  befindliche  Wasser,  dass  der  Taucher  auf  den  Boden  sinkt,  und 
stellt  den  Cylinder  entweder  unter  einen  hohen  Recipienten  oder  man 
versieht  ihn  mit  einem  guten  Kork,  in  dessen  Durchbohrung  ein  recht- 
winklig gebogenes  Glasrohr  sitzt,  das  man  durch  weitere  Stücke  Glasrohr 
und  festzubindende  Gummiröhren  an  die  Kolben-  oder  Wasserluftpumpe 
anschliesst.  Gleich  nach  dem  Beginn  des  Evacuirens  erhebt  sich  der 
Taucher  und  eine  Luftblase  nach  der  anderen  entweicht  aus  der  seitlichen 
Oeffnung.  Wenn  man  nun  nicht  gleich  möglichst  grosse  Luftverdünnung 
hervorruft,  sondern  von  Zeit  zu  Zeit  das  Arbeiten  der  Pumpe  unterbricht, 
so  kann  man  mit  dem  Taucher  annähernd  den  Grad  der  bereits  erreichten 
Luftverdünnung  feststellen.  Man  lässt  hierzu  vorsichtig  etwas  Luft  zurück- 


12 


treten  (bei  Benutzung  der  Kolbenluftpumpe  lässt  man  einfach  den  Kolben 
zurückgehen),  bis  der  Taucher  gerade  zu  sinken  beginnt.  Dieser  fällt 
jetzt  viel  schneller  auf  den  Boden,  als  wenn  über  dem  Taucher  der 
gewöhnliche  Luftdruck  besteht,  weil  das  Luftvolumen  im  Taucher  in  Folge 
des  unten  grösseren  Wasserdruckes  jetzt  viel  stärker  verkleinert  wird. 
Aus  der  Grösse  dieser  Volumabnahme  und  der  Höhe  der  Flüssigkeitssäulen 
kann  man  in  einer  einfachen  Aufgabe  eine  ungefähre  Feststellung  des 
über  der  Wasseroberfläche  vorhandenen  Druckes  gewinnen.  Beim  weiteren 
Evacuiren  macht  sich  der  Einfluss  des  Dampfdruckes  immer  mehr  bemerk- 
bar. Benutzt  man  die  Kolbenluftpumpe,  so  kann  man  mit  diesem  Versuch 
den  Nachweis  des  Siedens  von  Wasser  in  der  Kälte  unter  geringem  Druck 
gleichzeitig  erledigen. 

Lässt  man  einen  Taucher  längere  Zeit  hindurch  in  nicht  desinficirtem 
Wasser,  so  beobachtet  man  eine  langsame  Abnahme  der  Luftmenge,  die 
in  erster  Linie  von  dem  Verbrauch  des  im  Wasser  gelösten  Sauerstoffes 
durch  Mikroorganismen  herrührt.  Auch  abgesehen  hiervon  treten  ausser 
durch  Wechsel  von  Temperatur  und  Barometerstand  Aenderungen  des  im 
Taucher  befindlichen  Luftvolumens  ein.  Will  man  zu  Versuchen,  die  am 
Schluss  angedeutet  sind,  das  Luftvolumen  recht  lange  ungeändert  durch 
Lösungsvorgänge  bewahren,  so  wählt  man  zur  Aufnahme  des  Tauchers 
eine  andere,  leicht  bewegliche  Flüssigkeit,  Petroleum  oder  dergleichen. 
Versuche  hierüber  hat  der  Verfasser  erst  begonnen.  Man  hat  in  dem 
Aufsuchen  des  Punktes,  in  welchem  der  Taucher  sich  im  labilen  Gleich- 
gewicht befindet,  ein  ziemlich  genaues  Mittel,  ganz  kleine  Aenderungen 
des  Volumens  unter  Berücksichtigung  von  Temperatur  und  Barometerstand 
zu  messen. 

An  einer  etwa  % m langen  Glasröhre  sk  (Fig.  5),  die  innen  eine 
Millimetertheilung  auf  Papier  enthält  und  an  beiden  Enden  zugeschmolzen 
ist,  befinden  sich  unten  zwei  verschiebbare,  aber 
durch  Reibung  ziemlich  festsitzende  Spiralen  aus 
$ Draht  oder  kurze  Blechcylinder  h.  Dieselben  haben 
zwei  kurze,  von  der  Röhre  senkrecht  fortragende 
Ansätze,  welche  den  Taucher  zwischen  sich  fest- 
r halten,  jedoch  derart,  dass  derselbe  sich  um  1 bis 
2 mm  aufwärts,  bez.  abwärts  bewegen  kann.  Der 
untere  Träger  des  Tauchers  ist  ein  einfacher,  wie 
die  Figur  zeigt,  gebogener  Draht  d\  der  obere  ist 
ein  am  Ende  zu  einem  Ringe  r gebogener  Draht. 
Der  Ringdurchmesser  ist  kleiner  als  derjenige  des 
Tauchers.  Man  befestigt  das  Skalenrohr  des  kleinen 
Apparates,  nachdem  man  diesen  mit  eingesetztem 
Taucher,  in  schiefer  Stellung  in  die  in  einem  Cylinder 
b befindliche  Flüssigkeit  eingesenkt  hat,  so  in  einer 
Stativklemme,  dass  es  leicht  in  senkrechter  Richtung 
^ verschoben  werden  kann,  und  sucht  nun  diejenige 
Höhenlage  für  den  Taucher  auf,  in  welcher  er  nach 
einer  leichten  Erschütterung  durch  Klopfen  an  das 
Stativ  mit  dem  Finger  sich  etwa  ebenso  geneigt 
zeigt,  sich  an  den  oberen,  als  den  unteren  Theil 
der  seine  Bewegung  begrenzenden  Stützen  anzulegen.  Man  kann  auch  die 
Skalenröhre,  nachdem  der  Ort  des  labilen  Gleichgewichts  annähernd  ge- 


13 


fanden  ist,  in  der  Klemme  fester  spannen  und  mit  einem  als  Pipette 
benutzten  Röhrchen  das  Flüssigkeitsniveau  im  Cylinder  ändern.  Schliess- 
lich liest  man  das  Skalenrohr  wie  ein  Aräometer  ab  und  notirt  Temperatur 
der  Flüssigkeit  und  Barometerstand. 

Diese  Beobachtung  wird  nach  einigen  Tagen,  während  welcher  der 
Apparat  ruhig  stehen  bleibt,  wiederholt  und  die  Ursache  der  inzwischen 
eingetretenen  Aenderungen  besprochen.  Auch  bei  Schülerversuchen  dürfte 
eine  Genauigkeit  der  Beobachtung  bis  auf  2 mm  leicht  erreichbar  sein, 
ein  Werth,  der  einer  Aenderung  des  Barometerstandes  um  etwa  1/7  mm 
entspricht.  Die  Methode  gestattet  möglicherweise  auch  Anwendungen 
auf  der  Schule  fernerstehenden  Gebieten*). 

Für  solche  Gase,  die  wie  Kohlensäure  und  Acetylen  in  Wasser  leichter 
löslich  sind  als  Luft,  kann  diese  Eigenschaft  mit  dem  Taucher  viel  ein- 
facher constatirt  werden.  Man  füllt  diesen  entweder  wie  in  der  pneu- 
matischen Wanne  oder  durch  bloses  Einleiten  mit  dem  Gase,  wobei  man 
den  Taucher  mit  Daumen  und  Mittelfinger,  die  seitliche  Oeffnung  ab- 
schliessend, festhält;  nach  dem  Füllen  legt  man  den  Zeigefinger  auf  die 
Endöffnung  des  Tauchers  und  lässt  diesen  nunmehr  in  das  in  einem 
Cylinder  befindliche  Wasser  gleiten.  Der  mit  Kohlensäure  gefüllte  Taucher 
sinkt  in  reinem  Wasser  in  10  bis  15  Minuten,  in  sehr  verdünntem  Ammoniak 
in  etwa  2 Minuten  zu  Boden.  Ein  mit  Acetylen  gefüllter  Taucher  braucht 
in  reinem  Wasser  erheblich  mehr  Zeit.  Die  hierbei  mitwirkenden  Um- 
stände sollen  noch  näher  untersucht  werden. 

Wie  schon  Eingangs  erwähnt,  wurde  zuerst  von  Schwalbe  der  Car- 
tesianische  Taucher  als  Druckindicator  bei  Schulversuchen  benutzt**). 
Durch  sein  Sinken,  bez.  sein  Steigen  macht  der  Taucher  das  vielleicht 
nur  äusserst  kleine  Ueberschreiten  zweier  Druckgrenzen  in  einer  die  Auf- 
merksamkeit stark  erregenden  Weise  bemerkbar***).  Man  kann  nun  auch 
den  Taucher  dazu  verwenden,  die  innerhalb  zweier  Grenzwerthe  vor- 
handenen Drucke  in  einer  zwar  nicht  für  genaue  Messungen  geeigneten, 
aber  dafür  besonders  deutlich  sichtbaren  Weise  anzuzeigen.  Bringt  man 
nämlich  mit  den  oben  an  gedeuteten  Mitteln  einen  Taucher  zum  sogenannten 
Schweben f),  so  wird  durch  Druckänderungen  im  Cylinder,  den  man  auf 
der  Aussenseite  mit  einer  lapidarisch  gemalten  Skale  versehen  kann,  ein 
breit  herstellbarer  Index  verschoben.  Auf  diese  Weise  sind  die  a.  a.  0. 
beschriebenen  Apparate,  ein  Thermoskop,  sowie  ein  Differential -Thermo- 
skop  construirtff).  In  justirtem  Zustande  nicht  transportirbar,  weil  die 


*)  Die  angegebene  Genauigkeit  entspricht  einer  solchen  der  Beobachtung  kleiner 
Volumänderungen  um  etwa  1/5 000.  Mit  Hilfe  von  auf  gleichem  Princip  beruhenden 
Apparaten  können  auch  grosse  Volumänderungen  genau  gemessen  werden  — soweit 
dies  bei  Benutzung  von  Wasser  als  Sperrflüssigkeit  möglich  ist.  Weiteres  hierüber 
möchte  ich  einer  späteren  Arbeit  Vorbehalten. 

**)  Vergl.  auch  den  Versuch  von  Geschöser,  Poske’s  Zeitschr.  XII,  S.  350. 

***)  Beide  Grenzwerthe  des  Druckes  liegen  soweit  auf  einer  Wasserdruckskale  von 
einander,  wie  die  Höhe  der  vom  Taucher  durchfallenen  Flüssigkeitssäule  beträgt. 

f)  Nimmt  man  es  genau,  so  könnte  man  auch  bei  jenen  Versuchsanordnungen 
(a.  a.  0.  S.  214  unten  und  S.  216 — 218)  nur  von  einer  besonderen  Art  des  Schwimmens 
reden  und  wohl  behaupten,  dass  nur  die  Flüssigkeitsmolekeln  und  die  in  die  gleichen 
Zustände  übergeführten  Molekeln  und  Jonen  gelöster  Körper  zu  „schweben“  ver- 
mögen. 

ff)  Das  Farbenthermoskop  hat  als  ein  Indicator  für  die  Ueberschreitung  zweier 
Temperaturen  seinen  Anwendungsbereich  für  sich. 


14 


Luft  des  Tauchers  beim  Kippen  heraustritt,  haben  dieselben  vorläufig 
noch  den  Nachtheil,  dass  die  Luftmengen  auch  bei  ruhigem  Stehen  der 
Apparate  sich  langsam  verkleinern.  Dieser  Umstand  wird  wohl  durch 
Aenderungen  der  Construction,  insbesondere  durch  Fortschaffen  der  ohne- 
hin durch  Schlechtwerden  die  Brauchbarkeit  der  Apparate  beeinträch- 
tigenden Gummischläuche  und  Ausprobiren  der  besser  als  Wasser  geeigneten 
Flüssigkeit  zu  beseitigen  sein. 


II.  lieber  Feuersteingeräthe  aus  sächsischen  Fundorten. 

Von  H.  Döring. 


Ein  Vergleich  zwischen  nordischen  und  sächsischen  Feuersteingeräthen 
muss  ohne  Zweifel  zu  Ungunsten  der  heimathlichen  Funde  ausfallen.  Im 
Norden,  wo  der  Feuerstein  der  Kreide  eingebettet  ist,  lag  das  Rohmaterial 
zur  Fabrikation  von  Waffen  und  Werkzeugen  massenhaft  und  in  bester 
Qualität  zur  Auswahl  bereit.  Bei  uns  findet  sich  Feuerstein  dagegen  nur 
an  secundärer  Lagerstätte;  er  ist  in  den  Grundmoränen  der  diluvialen 
Gletscher,  also  im  Geschiebelehm  eingelagert  oder  wurde  hei  der  Auf- 
arbeitung der  Formation  durch  diluviale  Wässer  über  die  Ebene  verstreut. 
Die  unseren  neolithischen  Vorbewohnern  zur  Verfügung  stehenden  Feuer- 
steinknollen waren  also  nach  Zahl,  Umfang  und  Güte  wesentlich  geringer. 
Aber  gleichwohl  wurde  das  durch  Gletschereis  importirte  Rohmaterial 
wegen  seiner  Härte  und  Spaltbarkeit  von  den  heimathlichen  Urbewohnern 
gern  zu  Geräthen  verarbeitet. 

Bisher  sind  von  folgenden  Fundstellen  Sachsens  Feuersteingeräthe 
bekannt  geworden: 

1.  Im  Domholz  von  Grossdölzig  westlich  von  Leipzig:  2 ge- 
schliffene und  polirte  Flachbeilchen. 

2.  In  einer  Herdstelle  von  Grossmiltitz  westlich  von  Leipzig: 
Messerchen  und  Schaber. 

3.  An  der  Pulvermühle  nördlich  von  Zwenkau:  gemuschelte 
Lanzenspitze. 

4.  In  Herdstellen  hei  Z au  schwitz  nördlich  von  Pegau:  Messerchen. 

5.  Auf  Flur  Hohnstädt  nördlich  von  Grimma:  geschliffenes  Flach- 
beil (13,8  cm  lang,  grösstes  Exemplar  aus  Sachsen). 

6.  Auf  dem  Gaumnitzhügel  bei  Casabra  bei  Oschatz:  1 ge- 
schliffenes Flachbeilchen,  1 gemuschelte  Pfeilspitze,  Bohrer,  Schaber, 
Messer,  Nuclei,  Splitter,  Kugler. 

7.  Auf  dem  Festenberg  bei  Baderitz  südwestlich  von  Mügeln: 
gemuschelte  Pfeilspitze. 

8.  Bei  Kiebitz  südlich  von  Mügeln:  Messerchen. 

9.  In  einer  Herdstelle  bei  Hof  bei  Stauchitz:  Messerchen. 

10.  Auf  Feldern  von  Nünchritz  und  Leckwitz  an  der  Elbe  bei  Riesa: 
mehrere  geschliffene  Flachbeilchen,  4 gemuschelte  Pfeilspitzen, 
Hunderte  von  Messern  und  Schabern,  sowie  zahlreiche  Splitter. 

11.  Bei  Radewitz  bei  Riesa:  Nucleus  und  Messerchen. 


16 


12.  Bei  Cossebaude  bei  Dresden:  3 geschliffene  Flacbbeile,  1 Meisel. 

13.  Bei  Cotta  bei  Dresden,  in  Herdstellen:  zahlreiche  Messerchen, 
Schaber,  Pfeilspitzen,  Abfallsplitter,  Schlagsteine  oder  Kugler. 

14.  In  Löbtau  bei  Dresden,  in  Herdstellen:  zahlreiche  Messerchen 
und  Schaber,  1 Bohrer  und  Splitter  in  grosser  Anzahl. 

15.  In  der  Haide  nördlich  Weisser  Hirsch  bei  Dresden:  Messer  und 
Abfallsplitter. 

16.  Auf  Feldern  von  Sporbitz  südöstlich  von  Dresden:  geschliffenes 
Flachbeil. 

17.  Bei  Lockwitz  südöstlich  von  Dresden,  in  Trichtergruben:  Messer, 
Schaber,  Nuclei,  Klopfsteine,  Schleudersteine,  Bohrer,  Pfeil-  und 
Lanzenspitzen,  sowie  Abfallsplitter  in  grosser  Zahl. 

18.  Bei  Kamenz:  1 Flachbeilchen. 

19.  Am  Abgott  bei  Oehna  nördlich  von  Bautzen:  zahlreiche  Schaber 
und  Splitter,  1 Nucleus. 

Vorstehende  Zusammenstellung  will  auf  Vollständigkeit  nicht  Anspruch 
machen,  es  geht  jedoch  mit  Sicherheit  daraus  hervor,  dass  in  unserem 
Heimathlande  das  Kleingeräth  überwiegt.  Geschliffene  und  fein  ge- 
muschelte  Artefacte  sind  selten.  Es  besteht  darum  Neigung,  dieselben 
als  prähistorische  Importwaare  aus  nordischen  Ländern  anzusehen. 

Von  dem  rohbehauenen  Geräth  wird  man  gewiss  als  sicher  annehmen 
dürfen,  dass  dasselbe  im  Lande  hergestellt  wurde,  da  man  nicht  nur 
geeignetes  Rohmaterial,  sondern  auch  zahlreiche  Klopfsteine,  Nuclei  und 
Abfallsplitter  auf  neolithischen  Plätzen  vorfindet.  Solcher  Feuerstein- 
werkstätten haben  wir  demnach  im  eigenen  Vaterlande  eine  ganze  Reihe. 
Die  ausgeprägteste  derselben  ist  jedenfalls  Lockwitz  bei  Dresden,  aber 
auch  Leckwitz  und  Nünchritz  bei  Riesa,  Casabra  bei  Oschatz  und  Oehna 
scheinen  ergiebig  zu  sein. 

Einzelne  der  kleinen  Geräthe,  wie  Schaber  und  Bohrer,  sind  am  Rande 
gemuschelt  oder  gedengelt,  um  an  der  abgenutzten  Schneide  neue  Schärfe 
zu  erzeugen.  Wenn  wir  nun  dem  neolithischen  Erzeuger  des  Geräthes  die 
Geschicklichkeit  Zutrauen,  sein  Handgeräth  zu  schärfen  und  Grünstein- 
beile zu  schleifen  und  zu  glätten,  so  mag  er  wohl  auch  fähig  gewesen 
sein,  kleine  Pfeilspitzen  zu  muscheln  und  Flachbeilchen  zu  schlagen  und 
zu  schleifen.  Es  ist  doch  auffällig,  dass  wir  in  unserem  Lande  nur  kleine 
Formen  von  Feuersteingeräth  finden,  während  der  Norden  durchgehends 
Funde  von  bedeutenderen  Dimensionen  aufweist.  Dieser  auffällige  Unter- 
schied findet  leicht  und  einfach  seine  Erklärung,  wenn  man  annimmt,  dass 
unsere  neolithischen  Vorbewohner  wegen  der  quantitativ  und  qualitativ 
geringeren  Auswahl  an  Rohmaterial  eben  nur  kleinere  Formen  erzeugten, 
während  der  neolithische  Rugianer  bei  seinem  Reichthum  an  Rohstoff 
die  Dimensionen  anders  bemessen  konnte.  Sicher  würde  doch  auch  bei 
einem  Importiren  der  geschliffenen  Feuersteinbeile  vom  Norden  herein  die 
grössere  Handelswaare,  wie  sie  eben  der  Norden  führt,  eine  höhere  Be- 
werthung  erfahren  haben  als  kleineres  Geräth.  Es  dürfte  darum  die 
Annahme,  dass  gemuschelte  Pfeilspitzen  und  geschliffene  Flachbeilchen 
aus  Feuerstein  heimische  Producte  seien,  nicht  als  unberechtigt  erscheinen. 
Da  allerdings  der  Feuerstein  bei  uns  in  Sachsen  nicht  überall  gleich 
häufig  vorhanden  ist,  so  ist  immerhin  möglich,  dass  vollkommen  aus- 
gestaltete Feuersteingeräthe  ein  Object  des  Binnenhandels  gewesen  sind. 


17 


Eine  gewisse  Uebereinstimmung  zwischen  nordischen  und  sächsischen 
Fabrikaten  besteht  nicht  blos  hinsichtlich  der  Hauptformen  des  Geräthes, 
sondern  auch  in  Bezug  auf  die  Technik  der  Herstellung  (Klopfsteine, 
Nuclei,  Spähne  und  Splitter).  Es  erklärt  sich  diese  Harmonie  zum  Theil 
durch  die  Gleichartigkeit  des  Stoffes;  vielleicht  haben  auch  die  einge- 
wanderten Neolithen  unseres  Landes  die  Fertigkeit  der  Feuersteinbe- 
arbeitung mitgebracht. 

Drei  der  erwähnten  sächsischen  Werkstätten  (Leckwitz,  Nünchritz  und 
Casabra)  haben  übrigens  in  ihrer  örtlichen  Lage  noch  ein  Moment  gemein- 
sam, worin  sie  ebenfalls  den  Rügen’schen  Plätzen  gleichen:  sie  liegen 
sämmtlich  auf  einer  flachen  Bodenwelle;  der  Untergrund  wird  von  Kies 
oder  Sand  gebildet,  doch  das  Wasser  ist  nicht  allzuweit  entfernt. 


<3 


III.  Zwei  neue  Funde  neolithischer  schnuryerzierter 
Gefässe  aus  Sachsen. 

Von  Prof.  Dr.  J.  Deichmüller. 


Klotzsche  bei  Dresden. 

Das  Gebiet  der  Haltestelle  Klotzsche  der  Dresden -Görlitzer  Eisen- 
bahn wird  nach  NO.  hin  von  einem  tiefen  Graben  begrenzt,  dessen 
Böschung  im  Herbst  1899  heftige  Begengüsse  zerrissen  und  zerfurcht 
hatten.  In  einem  der  Wasserrisse  waren  Gefässscherben  blosgelegt  worden, 
welche  die  mit  der  Ausbesserung  der  entstandenen  Schäden  beschäftigten 
Arbeiter  zu  weiterem  Nachgraben  veranlassten , wodurch  ein  ziemlich 
vollständiges  Gefäss,  das  Untertheil  eines  zweiten  und  neben  letzterem 
eine  wohlerhaltene  Steinaxt  zu  Tage  gefördert  wurden.  Die  Fundstücke 
gelangten  in  den  Besitz  der  K.  Prähistorischen  Sammlung  in  Dresden, 
leider  in  stark  verletztem  Zustande;  eine  nochmalige  Nachgrabung  an  der 
Fundstelle  verlief  fast  ergebnisslos , da  seit  der  Auffindung  mehrere 
Wochen  vergangen  waren  und  die  örtlichen  Verhältnisse  eine  ausgedehntere 
Untersuchung  nicht  zuliessen. 

Die  Fundstelle  liegt  ganz  in  der  Nähe  des  in  den  Abhandlungen  der 
naturwissenschaftlichen  Gesellschaft  Isis  1899,  S.  85  beschriebenen  Urnen- 
feldes vom  älteren  Lausitzer  Typus.  Der  Fund  besteht  insgesammt  aus 
drei  Gefässen  und  einer  Steinaxt,  welche  nach  Angabe  der  Arbeiter  dicht 
bei  einander  in  geringer  Tiefe  unter  der  Erdoberfläche  ohne  Steinpackuug 
in  dem  lockeren  Haidesandboden  standen;  Skelettreste  sind  nicht  be- 
obachtet worden. 

Das  am  besten  erhaltene  Gefäss  (Fig.  1),  ein  deutlich  in  Hals  und 
Bauch  gegliederter  Becher  mit  breiter  Bodenfläche,  soll  nach  Aussage 
der  Finder  gehenkelt  gewesen  sein,  doch  ist  ein  Henkel  nicht  mehr  vor- 
handen, auch  die  Ansatzstelle  eines  solchen  weder  am  Gefässbauch  noch 
an  dem  erhaltenen  Theile  des  Halses  zu  bemerken.  Letzterer  steigt 
senkrecht  auf  und  ist  oben  wie  unten  mit  einer  vierfachen  horizontalen 
Schnurlinie,  dazwischen  mit  unregelmässig  schräg  schraffirten  Dreiecken 
aus  Schnureindrücken  verziert.  Acht  an  einander  gereihte  ähnliche  Drei- 
ecke umsäumen  den  Hals  oben  auf  dem  Gefässbauch*).  Alle  Schnurein- 


*)  J)ie  Schnur  Verzierungen  sind  an  allen  hier  beschriebenen  Gefässen  mit  nach 
rechts  gedrehten  Schnuren  hergestellt. 


19 


drücke  sind  paarweise  angeordnet  und  scharf  ausgeprägt.  Die  Aussen- 
fläche  des  sauber  ausgeführten,  ziemlich  hart  gebrannten  Gefässes  ist 
gelb-  bis  schmutzigbraun,  die  Innenfläche  dunkelgrau,  der  Querbruch  der 
4 mm  starken  Wandung  schwarz  gefärbt.  Weisse  Quarzkörnchen  und 
dunkle  Glimmerblättchen  durchsetzen  in  reichlicher  Menge  den  zur  Her- 
stellung des  Gefässes  verwendeten  Thon. 

Von  einem  zweiten  Gefäss  (Fig.  2),  einem  gehenkelten  Krug  ist  nur 
ein  grösseres  Bruchstück  mit  dem  Henkel  und  der  Boden  erhalten 
geblieben.  Hals  und  Bauch  gehen  in  seicht  S-förmig  geschwungener 
Linie  ohne  scharfe  Trennung  in  einander  über.  13  unregelmässige, 
horizontale  Schnurlinien  bedecken,  z.  Th.  durch  den  Henkel  unterbrochen, 
die  ganze  Halsfläche 
mit  Ausnahme  eines  ca. 

9 mm  breiten  Streifens 
unter  dem  Rande,  an 
einander  gereihte, 
schräg  schraffirte,  mit 
der  Spitze  nach  unten 
gestellte  Dreiecke  aus 
Schnurlinien  den  obe- 
ren Theil  des  Gefäss- 
bauches.  Auch  der 
Henkel  trägt  Schnur- 
verzierung in  drei- 
facher, im  Zickzack 
gebrochener  Linie.  Die 
Verzierungen  sind 
scharf  eingedrückt.  Die 
äussere  Oberfläche  hat 
schmutzigbraune,  die 
innere  schwarzgraue, 
der  Querbruch  der  ca.  3,3  mm  starken  Wandung  schwarze  Färbung. 
Der  reichliche  Zusatz  von  z.  Th.  gröberen  Quarzkörnern  zu  dem  ver- 
wendeten Thon  macht  das  Gefäss  rissig  und  bröcklig. 

Von  dem  dritten  Gefäss  sind  leider  nur  so  wenige  Bruchstücke  vor- 
handen, dass  sich  dessen  Form  nicht  genau  feststellen  lässt.  Der  untere 
Theil  (Fig.  3)  ist  weitbauchig,  der  Hals  (Fig.  3a)  anscheinend  senkrecht. 
Das  Gefäss  unterscheidet  sich  von  den  beiden  anderen  desselben  Fundes  durch 
das  Fehlen  von  Schnurverzierungen,  an  deren  Stelle  Schnittverzierungen 
angebracht  sind.  Auch  hier  wird  die  Basis  des  Halses  von  an  einander 
gereihten,  schräg  schraffirten,  mit  der  Spitze  nach  unten  gerichteten 
Dreiecken  in  roher  Ausführung  umsäumt  (Fig.  3b).  Wie  das  Bruchstück 
des  Halses  erkennen  lässt,  war  auch  dieser  mit  solchen  Dreiecken  verziert 
(Fig.  3a*).  Die  Striche  sind  scharf  und  tief  eingeschnitten.  Bemerkens- 
werth ist  die  im  Verhältniss  zur  Grösse  des  Gefässes  geringe  Wandstärke 
von  ca.  4 mm.  Querbruch  wie  Innen-  und  Aussenfläche  sind  erbsgelb  bis 
fleckig  gelbbraun  gefärbt,  dunkle  Glimmerblättchen  in  reichlicher  Menge 
und  sparsamer  weisse  Quarzkörner  in  der  ganzen  Masse  verth eilt. 

Die  bei  letzterem  Gefäss  gefundene  Steinaxt  (Fig.  4)  ist  am  Stielloch 
beiderseits  verstärkt,  der  Grundriss  fast  fünfseitig,  der  Querschnitt  am 
Bahnende  gerundet.  Bahn  und  Oberseite  sind  in  der  Längs-  und  Quer- 


es der  natürlichen  Grösse. 


20 


richtung  flach  gewölbt,  die  stärker  gewölbte  Unterseite  zeigt  Spuren  von 
Facettenschliff,  in  der  Seitenansicht  verbreitert  sich  das  Geräth  nach 
der  scharf  gekrümmten  Schneide  zu  axtartig.  Die  Achse  des  nahezu 
cylindrischen,  oben  16,  unten  14,5  mm  weiten  Stiellochs  verläuft  fast 
genau  in  der  Richtung  der  Schneide,  der  Rand  der  Bohrung  ist  oben 
scharfkantig,  unten  verbrochen.  Die  Steinaxt  ist  aus  feinkörnigem  Diabas 
hergestellt,  allseitig  sorgfältig  abgeschliffen  und  nur  wenig  verwittert. 

Dieses  Vorkommen  neolithischer  schnurverzierter  Gefässe  bei  Klotzsche 
ist  nicht  das  erste  in  dortiger  Gegend,  bereits  1888  wurde  beim  Grund- 
graben für  die  Villa  des  Hofstuckateurs  C.  B.  Hauer  in  Klotz  s che  - 
Königswald  unter  den  Wurzeln  eines  Baumes  vereinzelt  eine  schnur- 
verzierte Amphore  gefunden,  welche  sich  jetzt  in  der  Sammlung  des 
Fabrikbesitzers  Emil  Kühnscherf  in  Dresden  befindet.  Die  Fundstelle 
liegt  ca.  550  m in  südwestlicher  Richtung  von  der  ersteren  entfernt. 

Das  wohl  erhaltene  Gefäss  (Fig.  5)  hat  eine  Höhe  von  12,4  cm.  Der 
niedrige,  weite,  nach  innen  geschweifte  Hals  sitzt  auf  einem  fast  kugeligen 
Bauch,  der  über  der  Bodenfläche  eingeschnürt  ist;  wenig  über  dem  grössten 
Durchmesser  in  halber  Höhe  des  Gefässes  sind  zwei 
rohe,  ca.  17,5  mm  breite,  horizontal  durchbohrte 
Henkel  angebracht.  Um  den  Hals  läuft  spiralig  ge- 
wickelt eine  neunfache  horizontale  Schnurlinie,  welche 
nach  unten  umsäumt  wird  von  neun  an  einander 
gereihten,  nach  unten  gerichteten  Dreiecken  aus 
drei-  bis  fünffach  in  einander  gestellten  Winkeln 
von  Schnurlinien,  welche  durch  je  fünf  kurze  senk- 
rechte Schnurlinien  über  den  Henkeln  in  zwei  Gruppen 
1/5  der  natürlichen  Grösse,  zu  vier  und  fünf  Dreiecken  getrennt  werden.  Das 
Gefäss,  dessen  Wandungsstärke  am  Rande  des  Halses 
4 bis  5 mm  beträgt,  ist  ziemlich  roh  gearbeitet,  die  Oberfläche  uneben 
und  durch  den  reichlichen  Zusatz  von  Quarzkörnern  zu  der  Thonmasse 
rauh  und  körnig.  Die  Verzierungen  sind  flüchtig  und  wenig  scharf  aus- 
geführt, namentlich  in  dem  Saum  von  Dreiecken,  deren  Schnurlinien  bald 
regelmässig  parallel  in  breiten  Abständen  angeordnet  sind,  bald  dicht 
beisammen  liegen,  z.  Th.  in  einander  fliessen.  Das  Gefäss  ist  ziemlich 
hart  gebrannt  und  innen  wie  aussen  gelblichroth,  mit  erbsgelben  Flecken 
gefärbt. 

Die  Funde  von  Klotzsche  sind  bis  jetzt  die  südlichsten  im  Gebiet 
der  neolithischen  schnurverzierten  Keramik  innerhalb  des  Königreichs 
Sachsen,  welche  sich  von  hier  aus  über  eine  schmale  Zone  längs  des 
Elblaufs  bis  in  die  Gegend  von  Riesa  verbreitet,  einerseits  nach  Westen 
hin  durch  ähnliche  Funde  bei  Lommatzsch,  Oschatz,  Wurzen,  Leipzig, 
Zwenkau  und  Pegau  mit  dem  grossen  thüringischen  Steinzeitgebiet  zu- 
sammenhängt, andererseits  mit  ihren  östlichen  Ausläufern  bis  in  die 
Gegend  von  Bautzen  reicht.  Im  unteren  sächsischen  Elbthal  ist  als 
neuer  Fund  der  eines  schnurverzierten  eimerartigen  Bechers  bei 


Künehritz 

hinzugekommen.  Das  Gefäss  wurde  im  Februar  1900  beim  Abräumen 
der  Erddecke  im  Hangenden  eines  der  zwischen  Nünchritz  und  Sageritz 
in  dem  dort  anstehenden  Biotitgneiss  betriebenen  Steinbrüche  gefunden 


21 


und  der  Dresdner  Prähistorischen  Sammlung  von  Lehrer  E.  Peschei  in 
N ünch ritz  zum  Geschenk  gemacht. 

Der  Becher  (Fig.  6)  ist  fast  cylindrisch  mit  nur  leicht  geschweifter 
Wandung  und  war  dicht  über  der  mittleren  Höhe  mit  einem  kleinen, 
12  mm  breiten,  horizontal  durchbohrten  Henkel  versehen,  der  aber  vom 
Finder  abgestossen  worden  und  verloren  gegangen  ist.  Das  sauber  aus- 
geführte Gefäss  hat  eine  Höhe  von  8,5  cm  und  eine  Wandungsstärke  von 
4 mm.  Ein  6 mm  breiter  Streifen  längs  des  Oberrandes  und  wenig  mehr 
als  das  untere  Drittel  der  Aussenfläche  sind  unverziert , das  obere  Drittel 
wird  von  zehn  horizontalen  Schnurlinien  bedeckt,  welche  z.  Th.  durch  den 
Henkel  unterbrochen  und  nicht  schraubenförmig,  sondern  in  einzelnen 
Ringen,  deren  Anfang  und  Ende  an  mehreren  Stellen  deutlich  sichtbar 
werden,  um  das  Gefäss  gelegt  sind.  Den  Abschluss  nach  unten  bildet 
ein  Saum  von  neun  Dreiecken,  deren  Spitzen  nach  unten  stehen  und  die 
aus  je  vier  regelmässig  in  einander  gelegten  Winkeln  von 
Schnurlinien  zusammengesetzt  sind.  Die  Henkelansätze  lassen 
erkennen,  dass  auch  auf  dem  Henkel  fünf  senkrechte  Schnur- 
linien angebracht  waren.  Die  Schnurverzierungen  sind  regel- 
mässig gelegt  und  scharf  abgedrückt.  Das  Gefäss  ist  aus 
reichlich  mit  Quarzkörnchen,  spärlich  mit  feinen  Glimmer- 
blättchen gemengtem  Thon  hergestellt  und  fest  gebrannt. 

Durch  die  röthlichgelbe , sehr  dünne  Oberflächenschicht 
scheint  die  schwarze  Färbung  des  Inneren  vielfach  hindurch. 

Die  Funde  von  Klotzsche  und  Nünchritz  haben  die  aus  dem  König- 
reich Sachsen  bekannte  neolithische  schnurverzierte  Keramik  durch  neue 
Formen  oder  Ornamente  nicht  wesentlich  bereichert.  Becher  wie  Fig.  1 
mit  deutlicher  Gliederung  in  Hals  und  Bauch,  z.  Th.  gehenkelt,  waren 
bereits  früher  bei  Cröbern  südlich  Leipzig,  bei  Stauda  bei  Priestewitz, 
bei  Nadelwitz,  Lubachau  und  Quatitz  in  der  Umgegend  von  Bautzen 
gefunden  worden,  Amphoren  wie  Fig.  5 bei  Auritz  östlich  Bautzen  und 
in  mehreren  Exemplaren  bei  Cröbern.  Fundorte  für  cylindrische  Becher 
wie  Fig.  6,  ein-  oder  zweihenkelig,  sind  Cröbern,  Burgstädt  (?),  Bornitz 
bei  Oschatz  und  Niedercaina  bei  Bautzen.  Nur  die  in  Fig.  2 abgebildete 
Krugform,  ungegliedert  mit  S-förmig  geschweiftem  Profil,  scheint  bisher 
aus  Sachsen  noch  nicht  bekannt  zu  sein;  einige  Aehnlichkeit  mit  dieser 
Form  zeigt  der  durch  H.  Jentsch*)  beschriebene  Krug  von  Strega  in  der 
Niederlausitz.  Unter  den  Verzierungsmustern,  welche  in  mannigfaltiger 
Abwechselung  zu  den  häufigsten  der  neolithischen  schnurverzierten  Keramik 
gehören,  ist  die  an  dem  Becher  Fig.  1 streng  durchgeführte  paarige 
Anordnung  der  Schnurlinien  bemerkenswerth. 

Die  hier  besprochenen  Gefässformen  haben  von  Neuem  gezeigt,  dass 
sich  die  neolithische  Schnurkeramik  im  Königreich  Sachsen  in  Form  wie 
Ornamentirung  an  die  Thüringens,  speciell  des  Saalegebietes**)  eng  an- 
schliesst,  deren  Einfluss  sich  bis  in  die  sächsische  Lausitz  geltend  macht. 


*)  Niederlausitzer  Mittheilungen  Bd.  VI,  Hft.  2,  1900,  S.  55,  Fig.  1. 

**)  A.  Götze:  Die  Gefässformen  und  Ornamente  der  neolithischen  schnurverzierten 
Keramik  im  Flussgebiete  der  Saale.  Jena  1891. 


11  der  natürl. 
Grösse. 


* 


IV.  Spätslavisches  Skelettgräberfeld  bei  Niedersedlitz. 


Von  Prof.  Dr.  J;  Deichmüller. 


Im  April  1900  theilte  mir  Herr  Gand.  jur.  Alexander  Teetzmann 
mit,  dass  an  der  Windmühlenstrasse  in  Niedersedlitz  beim  Abgraben  von 
Kiesmassen  ein  slavisches  Skelettgräberfeld  aufgedeckt  worden  sei. 
Leider  kam  diese  Nachricht  zu  spät,  um  der  Vernichtung  der  Funde  Vor- 
beugen zu  können,  denn  als  ich  anderen  Tages  die  Fundstelle  besichtigte, 
waren  die  letzten  Gräber  bereits  beseitigt  und  zerstört.  Neue  Funde 
haben  sich  seitdem  nicht  wieder  gezeigt,  obgleich  die  jetzt  beendeten 
Ausschachtungsarbeiten  um  mehrere  Meter  weiter  vorgeschritten  und  auch 
nach  Süden  ausgedehnt  worden  sind. 

Die  Fundstätte  liegt  am  östlichen  Rande  der  den  Ausgang  des  Thaies 
zwischen  Lockwitz  und  Niedersedlitz  auf  dem  linken  Ufer  des  Lockwitz- 
baches begleitenden,  flach  nach  N.  geneigten  diluvialen  Schotterterrasse, 
die  nach  dem  Bache  zu  durch  eine  mehrere  Meter  hohe  Steilböschung 
abgeschnitten  wird.  Die  von  Niedersedlitz  nach  der  Lockwitz -Dresdner 
Landstrasse  an  der  ehemaligen  holländischen  Windmühle  vorüberführende 
Windmühlenstrasse  durchschneidet  diese  Böschung  etwa  350  m östlich  der 
Mühle.  Südlich  dieses  Punktes  sind  im  März  und  April  d.  J.  die  Schotter- 
massen längs  des  Terrassenrandes  in  ca.  1,8  bis  2,o  m Mächtigkeit  von 
0.  nach  W.  abgegraben  worden,  um  zur  Anschüttung  neuer  Strassenkörper 
in  Niedersedlitz  Verwendung  zu  finden.  Hierbei  stiessen  die  Arbeiter 
auf  Reihen  von  Skeletten,  die  aber  bis  auf  wenige  unbedeutende  Reste 
zerstört  wurden.  Herr  Teetzmann  hatte  noch  Gelegenheit,  den  Rest  eines 
Kindesgrabes  zu  untersuchen  und  hierbei  eine  Silbermünze  zu  finden. 

Ueber  die  Anordnung  und  den  Inhalt  der  Gräber  konnte  mir  der 
die  Erdarbeiten  leitende  Schachtmeister  einige  Mittheilungen  geben. 
Hiernach  wurden  etwa  20  bis  22  Gräber  gefunden,  die  in  drei  in  nord- 
südlicher Richtung  verlaufenden  Reihen  angeordnet  waren.  Die  Gräber 
begännen  ca.  60  m südlich  der  Windmühlenstrasse;  die  erste  Reihe  lag 
ungefähr  8 m vom  Rande  der  Terrasse  entfernt  und  bestand  aus  vier  oder 
fünf  Gräbern,  darunter  ein  Kindergrab.  Durch  einen  ca.  1 m breiten 
Streifen  davon  getrennt  folgte  eine  zweite  Reihe  aus  sieben  oder  acht 
und  weiter  im  gleichen  Abstande  eine  dritte  aus  neun  Gräbern,  unter 
diesen  mehrere  Kindergräber.  Die  Grabstellen  je  einer  Reihe  waren 
ca.  0,9  bis  l,o  m von  einander  entfernt,  wenn  auch  nicht  immer  in  gleichen 
Zwischenräumen;  die  Skelette  sollen  nicht  senkrecht,  sondern  schief  zur 
Längsachse  der  Reihen  in  der  Richtung  WNW. — OSO.  gelegen  haben. 


23 


Aufgefallen  ist  dem  Schachtmeister  die  wechselnde  Lage  der  Skelette  in 
den  drei  Reihen:  in  der  ersten  waren  dieselben  mit  dem  Kopf  nach  W., 
mit  den  Füssen  nach  0.  orientirt,  in  der  zweiten  umgekehrt,  während  in 
der  dritten  Reihe  die  Anordnung  der  ersten  sich  wiederholte.  Die  Gräber 
zweier  benachbarter  Reihen  alternirten  mit  einander. 

Die  Skelette  lagen  gestreckt  auf  dem  Rücken  in  90  bis  95  cm  Tiefe 
unter  der  Oberfläche  ohne  Unterlage  auf  dem  Kiesgrund.  In  der  Be- 
stattungsform hat  sich  zwischen  Erwachsenen  und  Kindern 
ein  Unterschied  bemerkbar  gemacht:  während  die  Leichen 
Erwachsener  ohne  jede  Umhüllung  in  der  Erde  ruhten, 
waren  die  Kinderleichen  kistenartig  mit  Plänersandstein- 
platten umbaut,  die  derart  auf  die  Schmalseite  gestellt 
waren,  dass  die  Ränder  der  einzelnen  Platten  die  der 
beiden  benachbarten  überdeckten,  auch  sollen  solche 
Platten  zuweilen  den  Kopf  der  Kinderleichen  bedeckt  haben 
(Fig.  1).  In  einigen  Gräbern  erwachsener  Individuen  ist 
weiter  beobachtet  worden,  dass  auf  der  Leiche  einzelne 
grössere,  flache  Gerolle  und  darauf  Holzkohlen  lagen.  Die 
Gräber  selbst  hoben  sich  durch  dunklere  Färbung  von 
dem  lichteren  Kiesgrund  der  Umgebung  ab. 

Von  dem  Inhalt  der  Gräber  ist  leider  nur  sehr  wenig 
gerettet  worden,  obgleich  die  Skelette  der  Erwachsenen 
gut  erhalten,  die  der  Kinder  aber  meist  zerdrückt  gewesen  sein  sollen. 
Von  Skelettresten  sind  erhalten  der  unvollständige  Schädel  eines  älteren 
Individuums  und  zwei  Bruchstücke  von  Unterkiefern  kindlicher  Leichen, 
von  Beigaben  das  Bruchstück  eines  Thongefässes  und  eine  Silbermünze. 
Sämmtliche  Funde  sind  der  K.  Prähistorischen  Sammlung  in  Dresden  über- 
geben worden. 

Die  nachstehenden  Mittheilungen  über  die  Skelettreste  verdanke  ich 
Herrn  Dr.  Jablonowski,  Assistenten  am  K.  Zoologischen  und  Anthro- 
pologisch-Ethnographischen Museum  in  Dresden,  welcher  auf  meine  Bitte 
die  Untersuchung  derselben  bereitwilligst  vorgenommen  hat. 

„1.  Fragment  eines  ziemlich  geräumigen  Schädels,  aus  verschiedenen 
Stücken  zusammengeleimt.  Das  Schädeldach  ist  ziemlich  vollständig 
erhalten,  doch  fehlen  u.  a.  die  vorderen  Partieen  der  Squama  frontalis; 
sonst  sind  nur  noch  geringe  Reste  der  Seitenwände  und  der  Basis  vorhanden, 
darunter  die  Squama  occipitalis  fast  vollständig  und  von  den  Schläfen- 
beinen die  Pyramiden  und  die  Umgebung  des  Porus  acusticus  externus. 

Farbe  im  Ganzen  schmutzig  braun -gelb,  stellenweise  heller  oder 
dunkler.  Oberfläche  vielfach  angegriffen,  Knochensubstanz  sehr  zerreiblich. 

Sutura  coronalis,  sagittalis  und  lambdoidea  verstrichen  'oder  stark 
im  Verstreichen,  an  der  inneren  Oberfläche  im  Allgemeinen  in  höherem 
Grade  als  an  der  äusseren,  übrigens  regelmässig  gebildet. 

Norma  verticalis  eiförmig.  Norma  occipitalis  fünfeckig,  die  drei 
oberen  Winkel  abgerundet,  der  Spitzen winkel  ziemlich  flach.  In  der  Norma 
temporalis  erscheint  der  Umriss  des  Schädeldaches  aus  drei  ziemlich 
geradlinigen  Abschnitten  zusammengesetzt:  der  erste  reicht  bis  etwa  zur 
Grenze  zwischen  zweitem  und  drittem  Fünftel  der  Sutura  sagittalis,  der 
zweite  bis  zur  Mitte  des  Planum  occipitale  der  Squama  occipitalis,  der  dritte 
bis  zum  hinteren  Rande  des  Foramen  magnum.  Der  höchste  Punkt  der 
Scheitelcurve  fällt  anscheinend  in  das  zweite  Fünftel  der  Sutura  sagittalis. 


24 


Squama  frontalis  wenig  gewölbt,  Tnber  frontale  kaum  hervor  tretend. 
Foramina  parietalia  vorhanden,  linkes  grösser;  Tuber  parietale  wenig  aus- 
geprägt. Protuberantia  occipitalis  externa  sehr  schwach  markirt.  Es 
lassen  sich  beiderseits  ca.  3 bis  4 cm  weit  deutliche  Reste  der  Sutura 
occipitalis  transversa  wahrnehmen.  Im  lateralen  Theile  der  Sutura  lamb- 
doidea  beiderseits  Nahtknochen,  darunter  rechts  zwei  grössere.  Planum 
nuchale  squamae  occipitalis  schwach  skulpirt,  nur  Leiste  für  den  Musculus 
obliquus  capitis  superior  sehr  kräftig.  Incisura  mastoidea  ziemlich  tief, 
Fossa  mandibularis  tief,  mit  kräftigem  Tuberculum  articulare  posticum, 
besonders  rechts.  Linea  temporalis  frontal  schwach  ausgeprägt,  weiter- 
hin undeutlich,  ihre  supramastoidale  Partie  wulstig.  Porus  acusticus 
externus  oval,  vorgeneigt;  Spina  und  Fossula  supra  meatum  ausgeprägt. 
Processus  mastoideus  mässig  gross.  — An  der  Innenfläche  am  Os  parietale 
deutliche  Sulci  meningei,  am  Os  occipitale  die  Eminentia  cruciata  stark 
ausgeprägt. 

Folgende  Maasse  lassen  sich  annähernd  bestimmen:  grösste  Breite 
ca.  144  mm,  Intertuberal- Länge  ca.  183  mm  (?)  (vorderer  Messpunkt  am 
Schädel  nicht  erhalten),  Ohrhöhe  ca.  113  mm.  Danach  würde  sich  ein 
Längen -Breiten -Index  = 78,7  (?),  ein  Längen -Ohrhöhen -Index  = 61,7  (?) 
ergeben,  der  Schädel  also  als  meso-orthocephal  zu  bezeichnen  sein. 

2.  Ein  Stück  Alveolarfortsatz,  entsprechend  den  linken  Incisivi  und 
kleinen  angrenzenden  Partieen,  vom  Unterkiefer  eines  etwa  achtjährigen 
Kindes.  Es  zeigt  mehrfach,  besonders  am  Limbus  alveolaris  incis.  sin., 
grüne  Färbung*). 

Die  Alveolen  der  beiden  linken  Incisivi  des  Milchgebisses  sind  voll- 
ständig vorhanden,  aber  leer.  Incis.  1 sin.  des  Dauergebisses  nahe  am 
Durchbrechen,  2 war  ungefähr  ebenso  weit  entwickelt,  ist  aber  verloren. 

3.  Ein  Stück  des  linken  Alveolarfortsatzes,  entsprechend  dem  Caninus 
bis  Molaris  2,  vom  Unterkiefer  eines  etwa  zwölfjährigen  Kindes.  Unten 
ist  an  dem  Bruchstück  das  Foramen  mentale  gerade  noch  erhalten.  — 
Von  Zähnen  sind  vorhanden:  vom  Milchgebiss  der  1.  und  2.  Molar,  vom 
bleibenden  Gebiss  1.  Molar,  Caninus  (mit  der  Krone  bis  zur  halben  Höhe 
vorgerückt),  Praemolaris  1 (im  Begriff  hervorzubrechen  und  den  1.  Milch- 
molaren zu  ersetzen)  und,  noch  im  Kiefer  verborgen,  Praemolaris  2.  - — 
Die  drei  functionirenden  Zähne  ersten  bis  leicht  zweiten  Grades  abge- 
schliffen;  der  Dauermolar  ausserdem  mit  beginnender  Caries.“ 

Beigaben  sind  nach  Aussage  des  Schacht- 
meisters nur  in  zwei  Gräbern  gefunden 
worden  und  zwar  ein  Thongefäss  bei  dem 
Skelett  eines  Erwachsenen  und  eine  Silber- 
münze am  Unterkiefer  einer  Kinderleiche, 
letztere  von  Herrn  Teetzmann  gefunden. 
Von  dem  ursprünglich  unverletzten,  von 
den  Arbeitern  aber  zerschlagenen  Gefäss 
ist  nur  noch  ein  Bruchstück  (Fig.  2)  vor- 
handen, aus  welchem  sich  die  ungefähre 
Form  des  Gefässes  ersehen  lässt.  Es  ist 
der  in  slavischen  Burgwällen,  Siedelungen 
und  Gräbern  wiederholt  aufgefundene  henkellose  Topf  oder  Napf  mit  ab- 


*)  An  diesem  Unterkiefer  ist  die  später  erwähnte  Silbermünze  gefunden  worden. 


Fig.  2.  1/a  der  natürlichen  Grösse. 


25 


gestumpft  kegeligem  Untertheil,  auf  welchem  ein  niedriger,  eingeschnürter, 
nach  aussen  geschweifter  Hals  mit  scharf  abgestrichenem  Rand  aufgesetzt 
ist.  Die  Kante  zwischen  Hals  und  Bauch  ist  mit  einer  Reihe  schräger 
ovaler  Eindrücke  verziert.  Der  obere  Durchmesser  des  Gefässes  beträgt 
13  cm,  die  Wandungsstärke  3,5  bis  7,o  mm.  Das  Material  ist  reichlich 
mit  Quarzkörnchen  durchsetzt;  dichtgedrängte  feine  Horizontalstreifen  auf 
der  Innenwandung  und  auf  der  Äussenseite  des  Halses  weisen  auf  die 
Herstellung  mittels  der  Drehscheibe  hin;  der  Brand  ist  hart,  die  Farbe 
schmutzig-  bis  röthlichgelb,  mit  einzelnen  schwarzen  Flecken. 

Die  an  der  einen  Seite  beschädigte  Silbermünze  (Fig.  3)  hat  durch 
Oxydation  so  stark  gelitten,  dass  das  Gepräge  nur  undeutlich  sichtbar 
wird.  Der  Rand  ist  beiderseits  erhaben.  Auf  der  besser  ^ 
erhaltenen  Seite  sieht  man  innerhalb  eines  anscheinend 
geperlten  Kreises  ein  Kreuz,  zwischen  dessen  breitdrei-  |l|g 
eckigen  Armen  sich  je  eine  Perle  bez.  eine  Winkel- 
Verzierung  mit  Perle  gegenüberstehen.  Die  Rückseite  Fig.  3. 

zeigt  in  einem  Kreis  ein  Kreuz  mit  schmalen  Armen,  Natürliche  Grösse, 
an  deren  Enden  je  zwei  (oder  drei?)  Perlen  stehen.  Die  Umschriften 
zwischen  Rand  und  Perlenkreis  sind  beiderseits  unleserlich.  Der  Durch- 
messer der  Münze  beträgt  11  mm.  Nach  Bestimmung  durch  Herrn 
Geh.  Hofrath  Dr.  Erb  stein,  Director  der  K.  Münzsammlung  in  Dresden, 
ist  die  Münze  ein  Wendenpfennig,  sogenannter  Hälbling  der  späteren 
Gruppe  aus  dem  11.  Jahrhundert  nach  Chr. 

Das  Niedersedlitzer  Gräberfeld  gehört  demnach  den  ersten  Jahr- 
hunderten des  zweiten  christlichen  Jahrtausends  an. 

Die  weitere  Umgebung  der  Fundstätte  ist  ziemlich  reich  an  Ueber- 
resten  aus  slavischer  Zeit.  Manche  der  in  der  Nähe  gelegenen  Dörfer 
lassen  die  alte  slavische  Dorfform  des  Rundlings  noch  jetzt  deutlich  er- 
kennen, sehr  klar  z.  B.  Grossborthen,  wie  auch  Niedersedlitz  und  Sobrigau 
in  ihren  ältesten  Theilen.  Der  jetzt  zum  grössten  Theil  eingeebnete 
Burgwall  auf  der  Höhe  über  dem  Steinbruch  an  Adam’s  Mühle  bei  Lock- 
witz ist  eine  reiche  Fundgrube  für  Gefässscherben  vom  Burg  wall -Typus*), 
ebenso  wie  die  Herdstellen  in  den  alten  Siedelungen  im  Hof  des  Ritter- 
gutes in  Lockwitz  und  südlich  von  Neuostra  an  der  Strasse  nach  Gostritz. 
Derartige  Herdstellen  mit  Gefässresten  und  ringförmigen  Webstuhlgewichten 
sind  neuerdings  in  der  Lehmgrube  der  Ziegelei  von  Pahlisch  & Voigt  in 
Prohlis**)  aufgeschlossen  worden.  Auch  die  bei  Sobrigau  entdeckten 
Skelettgräber***)  aus  frühchristlicher  Zeit  sind  von  einer  slavischen  Be- 
völkerung angelegt  und  dürften  zeitlich  von  den  Skelettgräbern  bei  Nieder- 
sedlitz kaum  verschieden  sein. 


*)  Sitzungsberichte  der  Isis  in  Dresden  1878,  S.  24;  1891,  S.  11;  1898,  S.  7. 

**)  Ueber  Berg  und  Thal,  1900,  No.  3 (265),  S.  236. 

***)  Ebenda,  1891,  No.  3 (157),  S.  125. 


V.  Vorläufige  Bemerkungen  über  die  floristische 
Kartographie  von  Sachsen.*) 

Yon  Prof.  Dr.  O.  Drude. 


Von  grösster  Bedeutung  und  allseitig  begründetem  Ansehen  ist  der 
Antheil,  welchen  die  Landesgeologie  durch  ihre  genauen  kartographischen 
Aufnahmen  an  der  Geographie  Mitteleuropas  genommen  hat  und  weiterhin 
vertieft  ausarbeitet. 

Dass  die  planmässigen  Landesdurchforschungen  auch  hinsichtlich  der 
Flora  schliesslich  zu  kartographischen  Zusammenfassungen  führen  müssen, 
ist  selbstverständlich.  Schon  oft  sind  Uebersichtskarten  den  Floren  bei- 
gefügt; es  ist  zu  wünschen,  dass  dieselben  stets  mehr  in  die  hohen 
Leistungen  eintreten,  welche  den  geologischen  Landesaufnahmen  seit  lange 
innewohnen.  Es  handelt  sich  hierbei  — in  Anbetracht  Sachsens  und 
Thüringens  — um  die  Aufnahme  „kleiner  Länder  in  grossem  Maass- 
stabe“, wie  ich  das  Verfahren  in  Kürze  auf  dem  internationalen  Geographen- 
tage zu  Berlin  1899  charakterisirte  und  an  die  Formations -Kartographie 
anschloss.  (In  dem  darüber  von  der  Hettner’schen  „Geographischen  Zeit- 
schrift“, Jahrgang  V,  1899,  Heft  12,  S.  697  enthaltenen  Bericht  ist  irr- 
thiimlich  als  der  Maassstab,  unter  welchen  die  topographisch -botanischen 
Karten  nicht  wesentlich  sinken  sollen,  1 : 500000  anstatt  1 : 200000  an- 
gegeben, was  hier  ausdrücklich  hervorgehoben  werden  mag.  Eine  passende 
Grundlage  für  die  Flora  um  Dresden  würden  z.  B.  die  beiden  Blätter 
31°  51°  und  32°  51°  Dresden  und  Bautzen,  in  1:200000  herausgegeben 
vom  K.  K.  Militär -geographischen  Institut  in  Wien,  liefern.  Dieselben 
stellen  das  ganze  Gelände  zwischen  Scheibenberg  im  Erzgebirge  und  dem 
Muskauer  Forst  nördlich  von  Görlitz  in  brauner  Gebirgsschummerung, 
blauen  Wasserläufen  und  grünen  Waldflächen  plastisch  dar  und  erlauben 
die  Eintragung  floristisch  hervorragender  Punkte.) 

Als  allgemeinen  Grundsatz  für  solche  floristische  Kartographien 
betrachte  ich,  dass  man  mit  allen  Hilfsmitteln  dahin  strebt,  die  Be- 
ziehungen der  Bodenbedeckung  zu  den  massgebenden  äusseren 
Factoren  in  der  Orographie  und  Hydrographie  und  dem  dadurch 
modificirten  örtlichen  Klima  aufzudecken,  und  ferner  bei  der  An- 
gabe der  herrschenden  Formationsgruppen  — Wald,  Wiese,  Moor,  Haide, 


*)  Vortrag,  gehalten  in  der  botanischen  Section  der  naturwissenschaftlichen  Ge- 
sellschaft Isis  in  Dresden  am  8.  März  1900. 


27 


Felsgehänge,  Teiche  etc.  — deren  allgemeine  Bezeichnung  durch 
Angabe  der  hauptsächlichsten  Charakterpflanzen  mit  der 
speciellen  Landesflora  zu  verbinden.  Es  sollen  also  die  floristischen 
Karten  in  ihrer  Farbengebung  ebenso  ein  deutliches  topographisches  Bild 
des  Landes,  als  auch  die  nothwendigen  botanischen  Einzelheiten  dar- 
bieten. 

Botanische  Institute  können  ihre  systematischen  Herbarsammlungen 
durch  genaue  topographische  Karten  im  Anschluss  an  besondere  Formations- 
herbarien ergänzen,  wie  das  jetzt  die  botanische  Sammlung  der  Technischen 
Hochschule  ausführt.  Als  Vorlage  eines  einzelnen  Kartenblattes  mag  hier 
die  Section  No.  67  der  topographischen  Karte  von  Sachsen  1 : 25  000  dienen, 
Blatt  Pillnitz,  welche  in  Farbstift-Colorirung  die  Formationen  der  Hügel- 
wälder, Haide wälder,  Bergschluchtenwälder  mit  Tanne  und  Bergahorn, 
der  sonnigen  Geröllhänge  mit  trockenen  Grastriften  und  Weinbergen,  der 
Flussniederungs-  und  der  Moorwiesen  am  Bande  von  Teichen  neben  ein- 
ander hinstellt  und  durch  eingetragene  Ziffern  die  besondere  Formations- 
ausprägung nach  dem  jetzt  von  mir  dafür  entworfenen  Eintheilungsschema, 
sowie  die  Standorte  hervorragend  wichtiger  Species  kenntlich  macht. 
Solche  topographische  Karten  in  1:25000  sind  zur  Vervielfältigung 
im  Druck  zu  umfangreich;  nur  gleichsam  als  Probeblätter  können  einzelne 
von  besonderer  Wichtigkeit  herausgegeben  werden.  Sie  eignen  sich  aber 
vorzüglich  als  Unterlage  für  die  im  Druck  herauszugebende,  zusammen- 
fassende Karte,  besonders  dann,  wenn  sie  die  Verbreitung  solcher  wichtiger 
Arten  genau  darstellt,  welche  zur  Kennzeichnung  einzelner  Formationen 
besonders  geeignet  sind  oder  welche  sogar  die  Abgrenzung  kleinerer  Landes- 
territorien begründen. 

Auf  diese  Auswahl  hervorragender  Arten  in  der  weiteren  Umgebung 
von  Dresden  möchte  ich  zunächst  eingehen  und  deren  Einzelstandorte,  be- 
ziehentlich Nord-  oder  Südgrenzen  der  Verbreitung  zur  genaueren  Bekannt- 
gabe durch  vielfältige  Mitarbeiterschaft  empfehlen.  Sie  zerfallen  natur- 
gemäss  in  die  drei  Gruppen  der  Bergpflanzen,  Arten  des  warmen  Hügel- 
landes und  diejenigen  der  Lausitzer  Teichniederung. 

I.  Montane  Arten,  deren  Nordgrenzen  genau  festzustellen  sind  (bei 
den  mit  * bezeichne ten  selteneren  Arten  die  Einzelstandorte  in  Voll- 
ständigkeit). 

Abies  pectinata 
Acer  Pseudoplatanus 
Sambucns  racemosa 
Senecio  nemorensis 
Actaea  spicata 
Prenanthes  purpurea 
Aruncus  Silvester 
Euphorbia  dulcis 
Thalictrum  aquilegifolium 
Calamagrostis  Halleriana 
Luzula  silvatica 

II.  Arten  des  Hügellandes,  deren  Anschluss  an  das  Elbhügelland 
durch  Süd-  und  Nordgrenzen  genauer  festzustellen  ist,  beziehentlich  * öst- 
liche Arten  mit  Westgrenzen  in  Sachsen. 


Thlaspi  alpestre 
Meum  athamanticum 
Cirsium  heterophyllum 
Orchis  mascula 

* — sambucina 

* — globosa 

* Astrantia  major 
*Dianthus  Seguieri 

* Dentaria  enneaphylla 

* Viola  biflora. 


28 


a)  Leitpflanzen  der  Elbhügel- 
Formationen.*) 

Cytisus  nigricans 
Andropogon  Ischaemum 
Scabiosa  ochroleuca 
Peucedanum  Oreoselinmn 
Pulsatilla  pratensis 
Centaurea  maculosa  (=  paniculata) 

°) 

Verbascum  Lyclmitis 
Chrysanthemum  corymbosum 
Inula  Conyza 
Salvia  pratensis 


b)  Einzelstandorte. 

Anthericum  Liliago 
Carex  humilis 

* Omphalodes  scorpioides 

* Gladiolus  imbricatus 

* Rosa  trachyphylla  subsp.  Jundzüli 

* Symphytum  tuberosum. 


Cynanchum  Vincetoxicum 
Trifolium  alpestre 
— montanum 
Dianthus  Carthusianorum. 


c)  Gemeine  Charakterarten  des  Hügellandes. 


d)  Nord-  und  Südgrenzen  von  Wiesenpflanzen. 

Ornithogalum  umbellatum  \ *lris  sibirica. 

III.  Atlantisch -baltische  Niederungsarten,  deren  Südgrenzen  genau 
festzustellen  sind  (bei  den  mit  * bezeichneten  selteneren  Arten  die  Einzel- 
standorte in  Vollständigkeit). 


Teesdalia  nudicaulis 
Corynephorus  canescens 
Helichrysum  arenarium 


Drosera  intermedia 
Peucedanum  (Thysselinum)  palustre 
Hydrocotyle  vulgaris 
Hydrocharis  Morsus  ranae 

* Lysimachia  thyrsiflora 

* Carex  filiformis 

* Rhyncho spora  alba 

Der  besseren  Uebersicht  wegen 
in  alphabetischer  Reihenfolge  mit  abg 
auf  den  topographischen  Karten  in 
können : 

Abies  pectinata  Ab.  p. 

Acer  Pseudoplatanus  A.  Ps. 

Actaea  spicata  Act. 

Alisma  natans  Al.  n. 

Andropogon  Ischaemum  And. 
Anthericum  Liliago  A.  L. 

Aruncus  Silvester  Ars. 

Astrantia  major  Ast. 

Calamagrostis  Halleriana  C.  H. 
Carex  filiformis  Cr.  f. 

— humilis  Cr.  h. 


* Phynchospora  fusca 

* Ly copodium  inundatum 

* Gentiana  Pnmmonanthe 

* Erica  Tetralix 


* Alisma  natans 

* Stratiotes  aloides 


*Ledum  palustre  (im  Elbsandstein- 
gebirge als  niedere  Bergpflanze). 

stelle  ich  dieselben  Arten  nochmals 
ikürzten  Signaturen  zusammen,  welche 
1:25  000  direct  Verwendung  finden 

Centaurea  maculosa  Ct.  m. 
Chrysanthemum  corymbosum  Ch.  c. 
Cirsium  heterophyllum  Cs.  h. 
Corynephorus  canescens  Cor. 
Cynanchum  Vincetoxicum  Cyn. 
Cytisus  nigricans  C.  ng. 

Dentaria  enneaphylla  Dt.  e. 
Dianthus  Carthusianorum  D.  C. 

— Seguieri  D.  S. 

Drosera  intermedia  Dr.  i. 

Erica  Tetralix  E.  T. 


*)  Siehe  Festschrift  der  Isis  1885,  S.  84,  und  Isis  - Abhandlungen  1895,  S.  39. 


29 


Euphorbia  dulcis  Eu.  d. 

Gentiana  Pneumonanthe  G.  P. 
Gladiolus  imbricatus  Gl.  i. 
Helichrysum  arenarium  Hel. 
Hydrocotyle  vulgaris  Hyd. 

Hydro charis  Morsus  ranae  H.  M. 
Inula  Conyza  I.  C. 

Iris  sibirica  Ir.  s. 

Ledum  palustre  Ld. 

Luzula  silvatica  Lz.  s. 
Lycopodium  inundatum  Ly.  i. 
Lysimachia  thyrsiflora  Ls.  t. 
Meum  athamanticum  Mm. 
Omphalodes  scorpioides  Omp. 
Orchis  globosa  Or.  g. 

— mascula  Or.  m. 

— sambucina  Or.  s. 
Ornithogalum  umbellatum  Ot.  u. 
Peucedanum  Oreoselinum  P.  0. 


Peucedanum  palustre  P.  pl. 
Prenanthes  purpurea  Prn. 
Pulsatilla  pratensis  Ps.  p. 
Phynchospora  alba  Rh.  a. 

— fusca  Rh.  f. 

Rosa  Jundzilli  R.  J. 

Salvia  pratensis  Sl.  p. 

Sambucus  racemosa  Sb.  r. 
Scabiosa  ochroleuca  Sc.  o. 
Senecio  nemorensis  Sn.  n. 
Stratiotes  aloides  Str. 

Symphytum  tuberosum  Sy.  t. 
Teesdalia  nudicaulis  Td. 
Thalictrum  aquilegifolium  Th.  a. 
Thlaspi  alpestre  Thl. 

Trifolium  alpestre  Tr.  a. 

— montanum  Tr.  m. 

Verbascum  Lychnitis  V.  L. 

Viola  biflora  Vi.  b. 


Die  Beobachtnng  der  hier  aufgeführten  60  Arten  ist  natürlich  nur 
an  den  Standorten  wichtig,  wo  ihr  Auftreten  kein  allgemeines  ist.  Dadurch 
aber,  dass  aus  ihren  das  Land  durchschneidenden  Vegetationslinien  sich 
auf  breite  Grundlage  gestellte  Abgrenzungen  der  Territorien  oder  „Land- 
schaften“ ergeben,  sind  sie  berufen,  eine  wichtige  Rolle  zu  spielen.  Noch 
viele  andere  Arten  hätten  aufgeführt  werden  können,  deren  Auftreten 
sehr  bezeichnend  ist,  z.  B.  im  Hügellande  Allium  * montanum  (fallax)  und 
Peucedanum.  Cervaria ; da  aber  diese  hier  nicht  genannten  Arten  doch 
im  Umkreise  der  übrigen  Leitpflanzen  auftreten,  so  besagen  sie  für  die 
Territorial-Abgrenzung  nichts  wesentlich  Neues.  Aber  sie  gehören  selbst- 
verständlich ebenso  wie  die  zur  Beobachtung  in  erster  Linie  empfohlenen 
Arten  zu  den  kennzeichnenden  Species  der  betreffenden  Formationen,  auf 
die  es  ja  bei  der  Kartographie  hauptsächlich  ankommt. 

Wie  soll  nun  später  die  erstrebte  Karte  im  Maassstabe  von  1 : 200  000 
aussehen?  Wir  besitzen  aus  dem  südlichen  Frankreich  von  Flahault 
eine  vortreffliche  Vorlage  in  der  floristisch  kartographirten  Section  Per- 
pignan,  an  welcher  man  Vergleiche  ziehen  kann.  Auch  Flahault  erstrebt 
eine  genaue,  plastische  Territorial -Eintheilung  und  gewinnt  dieselbe  aus 
den  Arealen  von  charakteristische  Waldungen  mit  Begleitpflanzen  bildenden 
Waldbäumen,  neben  denen  noch  Küstenlandschaften,  alpine  Wiesen  und 
andere  baumlose  Landschaften  selbständig  dastehen.  Es  ist  leicht  zu 
zeigen,  dass  in  Mitteldeutschland  eine  Kartographie  nach  den  herrschenden 
Waldbäumen  unmöglich  wäre  oder  nur  statistische  Forstkarten  liefern 
würde.  Wie  ich  schon  früher  in  „Deutschlands  Pflanzengeographie“ 
auseinandergesetzt  habe,  ist  auch  die  Unterscheidung  unserer  herrschenden 
Waldformationen  durchaus  nicht  nur  in  einzelnen  Bäumen  zu  suchen, 
sondern  in  dem  Baumgemisch  und  dem  Hinzukommen  besonders  kenn- 
zeichnender Stauden  und  Gesträuche.  Die  Territorial-Abgrenzung 
hat  sich  demnach  auf  die  Gesammtheit  der  eine  bestimmte 
Landschaft  auszeichnenden  Merkmale  zu  stützen,  und  dazu  ist 
für  jede  sie  darstellende  Karte  eine  besondere,  sehr  gut  durchdachte 


30 


Erklärung  nöthig,  ohne  welche  eine  Florenkarte  gar  nicht  denkbar 
wäre. 

Im  weiteren  Umkreise  um  Dresden,  dessen  Flora  sich  wegen  ihrer 
Mannigfaltigkeit  ganz  besonders  zu  einer  kartographischen  Aufnahme 
empfiehlt,  kommen  folgende  Territorien  zusammen: 

1.  Das  Hügelland  der  mittleren  Elbe  mit  sonnigen  Felshöhen  und 
den  Arten  der  oben  genannten  Gruppe  II;  dieses  Territorium 
wird  östlich  von  Stolpen  zum  Lausitzer  Hügellande; 

2.  das  Erzgebirge  im  Süden  mit  der  Hauptmasse  der  unter  Gruppe  I 
genannten  Montan- Arten; 

3.  das  Lausitzer  Bergland  mit  dem  Elbsandsteingebirge,  in  welchem 
einige  neue  Montan- Arten  auftreten,  andere  fehlen; 

4.  das  Muldenland  im  Westen  (bei  Nossen),  gegen  welches  fast 
alle  Arten  der  östlichen  Hügelgenossenschaft  aus  der  Gruppe 
Andropogon  Ischaemum  ostwärts  scharf  abschneiden; 

5.  die  Lausitzer  Teichniederung  im  Norden  mit  der  Hauptmasse 
der  unter  Gruppe  III  genannten  Niederungsarten. 

Dies  würden  die  wichtigsten  bei  uns  zu  unterscheidenden  Theile  sein 
und  die  Generalkarte  in  1 ; 200000  würde  deren  Umgrenzung  in  rothen 
Linien  zu  zeigen  haben,  ebenso  wie  der  Text  die  Begründung  der  Be- 
grenzungslinien zu  geben  hätte.  Flahault  hat  nicht  farbige  Grenzlinien, 
sondern  mit  je  einer  Farbe  voll  angelegte  Flächen  auf  seiner  Karte  für 
die  verschiedenen  Waldareale  gegeben.  Ich  würde  es  aber  vorziehen,  die 
verschiedenen  Farben,  in  stets  wiederkehrender  Weise  und  gleichmässig 
in  den  genannten  Territorien  angewendet,  für  die  Stellen  mit  charakteristi- 
schen Ausprägungen  der  herrschenden  Formation  zu  gebrauchen.  Indem 
ich  mich  in  dieser  kurzen  Uebersicht  nur  an  die  in  den  Abhandlungen  der 
Isis  1898,  S.  86  gegebene  Formationsgliederung  halte,  nenne  ich  für  die- 
selbe folgende  Farbenwahl: 

I — III.  Wälder:  grün;  Unterscheidung  durch  eingeschriebene  Ziffer 
der  genauer  charakterisirten  Formation;  Bruchwälder  mit  blauer 
Schraffirung  vom  Wasser  her,  ebenso  montane  Quellfluren. 

IV.  Kiefernhaide,  Sandfluren  etc.:  gelbe  Flächen. 

V.  Hain-,  Fels-  und  Geröllfluren:  gelbe  Abhangs-  und  Fels- 
zeichnung in  gebrochenen  Linien;  bei  Vc  (montan- subalpine 
Felsen)  tritt  braune  Farbe  dafür  ein. 

VI.  Wiesen:  grüne  Schraffirung. 

VII.  Moore:  blaue  Schraffirung. 

VIII.  Berghaide  und  Bor stgrasmatte:  rothbraune  Flächen,  bei 
vorhandenen  Geröllabhängen  in  gebrochenen  Linien. 

IX.  Binnengewässer:  blaue  Flächen,  beziehentlich  Flussläufe  in 
blauen  Linien. 

X.  Culturf ormationen:  weisse  Flächen. 

Somit  wären  einschliesslich  des  Roth  für  die  Territorialgrenzen  nur 
fünf  Farben  in  Anwendung,  deren  Zahl  unter  Zuhilfenahme  von  Ziffern 
für  die  Einzelformationen  genügen  müsste,  ein  plastisches  Bild  von  dem 
Lande  in  Gelände  und  Flora  zu  geben.  Da  ich  Gewicht  darauf  lege,  dass 
diese  Farben  auf  das  richtige  orographische  Kartenbild  aufgelegt  er- 
scheinen, nicht  aber  (wie  bei  geologischen  Karten  üblich)  auf  weisse 


Bl 


Fläche  mit  allein  eingetragenen  Städtenamen  und  Flüssen,  so  wird  kaum 
an  eine  Verwendung  von  mehr  Farben  gedacht  werden  können,  wenn  die 
Deutlichkeit  erhalten  bleiben  soll.  Das  kann  man  an  den  schon  jetzt  in 
Braun,  Blau  und  Grün  gehaltenen  Karten  des  K.  K.  Militär-topographischen 
Instituts  deutlich  sehen.  Auch  ist  zu  bedenken,  dass  in  vielen  Territorien 
die  eine  oder  andere  Farbe  ganz  fehlen  würde,  z.  B.  die  gelbe  Farbe  im 
Erzgebirge,  die  rothbraunen  Flächen  in  allen  Territorien  mit  warmen 
Hügelformationen,  so  dass  diese  beiden  Farben  sich  nahezu  ausschliessen. 

In  dieser  Weise  halte  ich  die  Kartographie  des  interessanten  Floren- 
gebietes von  Sachsen  für  ausführbar,  ebenso  auch  die  anderer  durch 
gleich  interessantes  Florengemisch  ausgezeichneter  Gegenden  Deutschlands, 
während  grosse  Territorien  mit  gleichmässiger  Flora,  z.  B.  weite  Strecken 
Norddeutschlands,  überhaupt  auf  Ueb  er  sichtskarten  in  viel  kleinerem  Maass- 
stabe genügend  dargestellt  werden  können.  Es  wird  darauf  ankommen, 
den  für  das  Interesse  der  betreffenden  Gegend  nothwendigen  kleinsten 
Maassstab  der  Kartenunterlage  herauszufinden,  um  die  Herausgabe  solcher 
Karten  zu  einem  möglichst  geringe  Kosten  beanspruchenden  Unternehmen 
zu  machen. 


VI.  Bemerkungen  über  das  Vorkommen  des  schwarz- 
bäuchigen  Wasserschmätzers  und  einiger  anderer 
seltenerer  Vögel  im  Königreiche  Sachsen.*) 

Von  Prof.  Dr.  H.  Kitsche -Tharandt. 


Der  bekannte  Charaktervogel  unserer  Forellenbäche,  den  man  als 
Wasserschmätzer,  Wasseramsel,  Wasserstaar,  wohl  auch  als  Wasser- 
schwätzer — letzterer  Name  nach  meiner  Ansicht  ursprünglich  eine  jetzt 
allerdings  durch  den  langen  Gebrauch  völlig  sanctionirte  Verdrehung  des 
richtigeren  Wasserschmätzer  — bezeichnet,  wurde  von  Linne  in  der  für 
die  wissenschaftliche  Nomenclatur  maasgebenden  X.  Auflage  seines  „Systema 
Naturae“  als  Sturnus  Cinclus  bezeichnet.  Im  Jahre  1802  entfernte  Bech- 
stein  passender  Weise  den  Vogel  aus  der  Gattung  Sturnus , gründete, 
den  Linne’schen  Speciesnamen  als  Gattungsnamen  benützend,  für  ihn  das 
Genus  Cinclus , und  veränderte  in  der  bei  solchen  Anlässen  früher  be- 
liebten Weise  den  ursprünglichen  Speciesnamen  in  „aquaticus“ , da  man  Be- 
zeichnungen mit  gleichem  Art-  und  Gattungsnamen  damals  verschmähte 
und  die  absolute  Unveränderbarkeit  des  mit  nicht  misszudeutender  Kenn- 
zeichnung gegebenen  ersten  Artnamens  noch  nicht  zum  Gesetz  erhoben 
war.  Lange  Zeit  wurde  daher  der  Wasserschmätzer  allgemein  als  Cinclus 
aquaticus  Bchst.  bezeichnet. 

Genauere  Untersuchung  vieler  Stücke  zeigte  nun  aber  bald,  dass  der 
Wasserschmätzer  auch  erwachsen  in  verschiedenen  Kleidern  vorkommt. 
Dies  wurde  wohl  zur  ersten  Veranlassung,  die  Art  zu  spalten.  Am  weitesten 
ging  hierin  Christian  Ludwig  Brehm,  der  1823  in  seinem  „Lehrbuche  der 
Naturgeschichte  aller  europäischen  Vögel“  drei  verschiedene  Arten  anführt: 

den  braunbäuchigen  Wasserschmätzer,  C.  aquaticus  Bchst., 
den  nordischen  Wasserschmätzer,  C.  septentrionalis  Brehm, 
den  schwarzbäuchigen  Wasserschmätzer,  C.  melanogaster  Brehm. 

1831  fügt  er  in  dem  „Handbuch  der  Naturgeschichte  aller  Vögel 
Deutschlands“ 

den  mittleren  Wasserschmätzer,  C.  medius  Brehm, 
zu,  und  schliesslich  1836  in  seinem  „Vogelfang“  noch 

den  südlichen  Wasserschmätzer,  C.  nieridionalis  Brehm. 

# *)  Der  den  Wasserschmätzer  behandelnde  Theil  dieses  Aufsatzes  ist  die  Nieder- 
schrift eines  am  17.  Mai  1900  in  der  zoologischen  Section  der  naturwissenschaftlichen 
Gesellschaft  Isis  in  Dresden  gehaltenen  Vortrages. 


88 


Bei  der  Trennung  dieser  Arten  berücksichtigte  er  aber  nicht  nur  die 
Färbung,  sondern  auch  angeblich  constante  Unterschiede  in  den  plastischen 
Merkmalen  und  den  Körpermaassen,  sowie  die  gleichfalls  angeblich  con- 
stant  verschiedene  Anzahl  der  Schwanzfedern. 

Die  Unhaltbarkeit  einer  solchen  Zersplitterung,  von  der  sich  J.  F. 
Naumann  völlig  frei  hielt,  weist  J.  H.  Blasius  in  der  Fortsetzung  der 
Nachträge  zu  Naumann’s  Naturgeschichte  der  Vögel  Deutschlands  1860 
schlagend  nach.  Er  schliesst  seine  Auseinandersetzung  mit  den  Worten: 
„Ueberblicke  ich  die  ganze  Reihe  von  48  vor  mir  liegenden  Exemplaren 
verschiedenen  Geschlechts  und  Gefieders  aus  Nordrussland,  Skandinavien, 
von  der  Ostsee,  vom  Harz,  aus  verschiedenen  Gegenden  der  Alpen  und 
aus  Spanien,  so  muss  ich  eine  jede  Speciesunterscheidung  der  euro- 
päischen Wasserschmätzer  für  unnatürlich  und  unmöglich  erklären.“ 

Nach  dieser  Auffassung  steht  also  die  gesammte  Menge  aller  euro- 
päischen Wasserschmätzer,  die  darin  übereinstimmen,  dass  sich  bei  ihnen 
die  weisse  Brust  gegen  den  übrigen  dunkleren  Theil  der  Unterseite  scharf 
nbsetzt,  als  eine  grosse  Art  scharf  gegenüber  dem  asiatischen  braunen  oder 
einfarbigen  Wasserstaar,  der  als  Irrgast  auch  zu  den  europäischen  Vögeln 
gerechnet  werden  kann,  da  Gätke  berichtet,  derselbe  sei  zweimal  auf 
Helgoland  zwar  nicht  erlegt,  aber  doch  beobachtet  worden.  Es  werden 
diese  Beobachtungen  gegenwärtig  auf  die  in  Ostsibirien,  China  und  Japan 
heimische  Form  Cinclus  Pallasi  Temm.  bezogen.  In  wie  weit  die  jetzt 
in  der  Litteratur  beschriebenen  weiteren  beiden  einfarbigen  Arten,  C.  asia- 
ticus  Sw.  aus  dem  Himalaya  und  Afghanistan  und  C.  sordidus  J.  Gd. 
aus  Nordkaschmir  und  Tibet  wirklich  von  C.  Pallasi  unterschieden  sind, 
ist  noch  nicht  sicher  zu  übersehen.  Mir  ist  es  wahrscheinlich,  dass  auch 
die  drei  letzteren  Arten  nur  Farben  Varietäten  einer  grossen  asiatischen 
Art  sind. 

Ist  dies  richtig,  so  wären  die  altweltlichen  Cinclus- Formen  in  zwei 
Arten  zu  trennen,  in  den  weisskehligen  europäischen  Wasser- 
schmätzer und  den  einfarbigen  asiatischen  Wasserschmätzer. 
Diese  Arten  müssten  dann,  da  nach  den  von  der  „Deutschen  Zoologischen 
Gesellschaft“  festgestellten  „Regeln  für  die  wissenschaftliche  Benennung 
der  Thiere“  bezeichnet  werden  als  Cinclus  cinclus  L.  und  Cinclus  pallasi 
Temm.  Es  sind  nach  diesen  Regeln  nämlich  jetzt  auch  Artbezeichnungen 
mit  gleichem  Art-  und  Gattungsnamen  zulässig,  und  es  wird  empfohlen, 
die  Artnamen  nach  dem  Vorgänge  der  englischen  und  amerikanischen 
Zoologen  stets,  also  auch,  wenn  sie  den  Genitiv  eines  menschlichen,  sonst 
gewöhnlich  mit  grossem  Anfangsbuchstaben  geschriebenen  Namens  dar- 
stellen, mit  kleinem  Anfangsbuchstaben  zu  schreiben. 

Solche  grosse  Zusammenfassungen  können  natürlich  in  keiner  Weise 
die  unzweifelhaft  feststehende  Thatsache  verschleiern , dass  es  deutliche 
Färbungsunterschiede  unter  den  verschiedenen  Exemplaren  des  weiss- 
kehligen europäischen  Wasserschmätzers  giebt,  welche,  wie  ich  aus  Nau- 
mann, Naturgeschichte  der  Vögel  Mitteleuropa^,  herausgegeben  von 
C.  Hennicke,  der  neuen  Auflage  der  Vögel  Deutschlands  von  J.  F.  Nau- 
mann entnehme,  neuerdings  einschliesslich  der  weisskehligen,  inzwischen 
auch  aus  Nordasien  bekannt  gewordenen  Formen  nach  Dress  er  in  nicht 
weniger  als  10  Unterarten  vertheilen  lassen.  Dass  nach  den  neueren  An- 
schauungen die  besondere  Bezeichnung  solcher  auf  sehr  geringfügige 
Unterschiede  hin,  ja  sogar  blos  nach  Grössenverhältnissen  zulässig  ist, 


34 


muss  zugestanden  werden;  ob  die  Dresser’sche  Abgrenzung  derselben 
glücklich  ist,  wage  ich  nicht  zu  entscheiden. 

Auf  jeden  Fall  steht  aber  fest,  dass  man  die  weisskehligen  Europäer 
nach  der  Färbung  wieder  in  zwei  verschiedene  Gruppen  zerlegen  kann. 
Bei  der  einen,  in  unseren  Breiten  häufigsten  nnd  daher  meist  als  Normal- 
form angesehenen,  folgt  auf  den  weissen,  scharf  abgesetzten  Vorderhals 
eine  mehr  oder  weniger  breite  rostbraune  Binde  auf  der  Vorderbrust,  die 
allmählich  in  die  dunkel  schwarzbraune  Unterseite  verläuft.  Bei  der 
anderen,  bisher  mehr  aus  den  nördlichen  und  östlichen  Gegenden  bekannt 
gewordenen  fehlt  dagegen  diese  rostbraune  Färbung  und  es  folgt  auf  den 
weissen  Vorderhals  direct  die  dunkel  schwarzbraune  Färbung.  Dass,  wie 
J.  H.  Blasius  behauptet,  auch  bei  dieser  dunkleren  Farbenvarietät  stets 
wenigstens  eine  schmale  röthlichbraune  Querbinde  hinter  dem  Weiss  der 
Unterseite  vorkommt,  kann  ich  nicht  bestätigen,  da  in  der  Tharandter 
Sammlung  letztere  einem  1881  von  Schlüter  in  Halle  gekauften  schwedischen 
Weibchen  völlig  fehlt. 

Es  ist  ferner  klar,  dass  es  diese  dunkle  Form  ist,  die  Linne  be- 
schrieben hat.  Lautet  doch  seine  Diagnose  einfach  ,,S(turnus)  niger, 
pectore  aTbo“.  Hiernach  ist  also  diese  dunkle  Form  als  Typus  der  Gattung 
anzusehen  und  im  Einklang  mit  der  von  der  Deutschen  Zoologischen 
Gesellschaft  im  „Thierreich“  angewendeten  Nomenclatur  als  Cinclus  cinclus 
typicus  zu  bezeichnen.  Die  Brehm’schen  Namen  C.  septentrionalis  und 
C.  melanogaster  können  nur  als  Synonyme  angeführt  werden.  Die  An- 
erkennung, dass  die  dunkle  Form  die  typische  ist,  sollte  daher  auch  in 
den  speciell  die  deutsche  Fauna  behandelnden  Werken  klar  zum  Aus- 
drucke kommen,  so  gross  auch  die  Versuchung  sein  mag,  hier  die  häu- 
figere, rostbäuchige  voranzustellen. 

Eine  weitere  Frage  ist,  ob  man  mit  Rudolf  Blasius,  dem  Bearbeiter 
des  die  Gattung  Cinclus  betreffenden  Abschnittes  in  der  neuen  Ausgabe 
von  Naumann  die  schwarzbäuchige  Farben varietät  als  Localform  an- 
sehen  darf.  Dazu  scheint  mir  doch  ihre  Verbreitung  eine  zu  sporadische 
zu  sein.  Denn  mag  auch  der  nordische  Wasserschmätzer  vorzugsweise  in 
Skandinavien  und  Nordrussland  brüten,  so  kommt  er,  wie  R.  Blasius 
selbst  hervorhebt,  doch  auch  in  Pommern  und  nach  Prazak  auch  in  den 
grösseren  Höhen  der  Tatra  und  in  den  Karpathen  als  Brutvogel  vor. 
Er  reicht  aber  auch  viel  südlicher.  So  berichtet  neuerdings  0.  Reiser 
in  seinen  „Materialien  zu  einer  Ornis  Balcanica,  IV.  Montenegro“:  „Von 
der  aus  einem  Dutzend  Exemplaren  bestehenden  Suite  Montenegrinischer 
Wasserschmätzer,  welche  Führer  im  October  und  November  1893  in  den 
Gewässern  in  der  näheren  und  weiteren  Umgebung  von  Podogorica  zu- 
sammenbrachte, gehört  etwa  ein  Drittel  entschieden  zur  südlichen  Form 
meridionalis  Chr.  L.  Br.  (=  albicollis  VieilL),  ein  Drittel  ist  so  dunkel,  dass 
man  die  Vögel  füglich  zur  var.  melanogaster  rechnen  könnte,  und  das 
letzte  Drittel  besteht  aus  Zwischenstufen  in  der  Färbung.  Alle  Exemplare 
haben  12  Steuerfedern.  Diese  Wasserschmätzer  stammen  offenbar  aus  den 
Gebirgen  des  Landes  und  brachten  den  Späthherbst  und  Winter  an  den 
Flussläufen  der  Niederung  zu,  wo  sie  im  Sommer  nur  selten  zu  sehen  sind.“ 

Ich  selbst  habe  ferner  neuerdings  Beweise  von  dem  Vorkommen  der 
schwarzbäuchigen  Form  in  Sachsen  und  zwar  als  Brutvogel  erhalten.  An 
dem  durch  Tharandt  fliessenden  Schloitzbache,  wenig  oberhalb  der  Stadt 
wurden  am  8.  Januar  1900  durch  einen  jugendlichen  Schützen  zwei  sich 


35 


zusammen  haltende  Wasserschmätzer  erlegt  und  mir  übergeben.  Da  ich 
seither  an  diesem  Wässerchen  die  sonst  jahraus  jahrein  dort  hausenden 
Wasserschmätzer  vermisse,  bin  ich  geneigt  anzunehmen,  dass  es  das  hier 
seit  langer  Zeit  eingewöhnte  Paar  war,  das  im  Januar  erlegt  wurde.  Das 
Geschlecht  konnte  ich  an  den  Stücken  nicht  mehr  bestimmen,  sie  waren 
zu  zerschossen.  Das  eine  Stück  zeigte  nun  die  gewöhnliche  Färbung,  nur 
war  die  röthliche  Binde  sehr  schmal;  das  andere  war  dagegen  typisch 
schwarzbäuchig,  ohne  Spur  von  rostroth,  so  dass  man  es,  mit  dem  alten 
Brehm  zu  reden,  als  C.  melanogaster  ansprechen  muss.  Hiervon  über- 
zeugte sich  auch  Rud.  Blasius,  dem  ich  die  Exemplare  schickte  (vergl. 
Beilage  zur  Morgenausgabe  der  Braunschweigschen  Landeszeitung  vom 
21.  April  1900).  Immerhin  fehlt  in  diesem  Falle  der  absolut  sichere 
Beweis,  dass  es  sich  hier  um  Tharandter  Brutvögel  handelte. 

Anders  liegt  ein  zweiter  Fall.  Am  8.  Mai  erhielt  ich  aus  Nieder- 
bobritzsch d.  h.  aus  einem  6 km  östlich  von  Freiberg  i.  S.  in  einer  mittleren 
Meereshöhe  von  400  m an  der  Bobritzsch,  einem  im  Erzgebirge  ent- 
springenden Zuflusse  der  Freiberger  Mulde,  gelegenen  Dorfe,  durch  einen 
Herrn,  der  irrthümlicher  Weise  glaubte,  der  Sächsische  Fischerei-Verein 
prämiire  auch  die  Erlegung  dieser  unschuldigen  Vögelchen,  wiederum  ein 
Paar  frisch  erlegter  Wasserschmätzer.  Hier  konnte  ich  durch  anatomische 
Untersuchung  die  Geschlechtsverhältnisse  feststellen.  Das  eine  Stück  war 
ein  völlig  reifes  Männchen,  das  andere  ein  Weibchen,  dessen  Eierstock 
deutlich  erkennen  liess,  dass  es  bereits  heuer  Eier  gelegt  hatte.  Das 
Männchen  war  ein  typisch  schwarzhäuchiger  Vogel,  das  Weibchen  dagegen 
hatte  zwar  eine  schmale  braune,  aber  durchaus  nicht  röthlich  braune 
Binde  und  stand  einem  echten  Schwarzbauche  sehr  nahe. 

Der  zuletzt  geschilderte  Fall  beweist  einmal  deutlich,  dass  die  schwarz- 
häuchige  Form  des  Wasserschmätzers  auch  als  Brutvogel  Heimathsrecht 
in  Sachsen  hat,  andererseits  aber  ebenso  klar,  dass  sie  nur  eine  indivi- 
duelle Varietät  darstellt,  mag  sie  auch  im  Norden  häufiger  sein,  als  im 
Süden.  Auch  werden  beide  Extreme  durch  alle  möglichen  Uebergänge 
mit  einander  verbunden. 


Zum  Schlüsse  füge  ich  das  Verzeichniss  einiger  im  Laufe  der  Jahre 

im  Königreiche  Sachsen  erlegter  und  in  die  Sammlung  unserer  Forst- 
akademie gelangter,  seltenerer  Vögel  bei. 

Loxia  bifasciata  Brehm,  Weissbinden-Kreuzschnabel.  Jüngeres  c?, 
Schneeberg  im  Erzgebirge,  1856. 

Tichodroma  muraria  (L.),  Alpenmauerläufer.  Auf  Postelwitzer  Revier 
bei  Schandau  a.  d.  Elbe  1859  gefangen;  gestopft  von  C.  F.  Hohlfeld 
in  Ottendorf,  erworben  von  B.  W.  Hohlfeld  1879.  Noch  jetzt  kommen 
nach  Aussage  der  Königl.  Revierverwaltung  gelegentlich  Mauerläufer 
in  den  dortigen  Steinbrüchen  vor. 

Strix  ( Nyctea ) scandiaca  B.,  Schneeeule.  Aelteres  Exemplar  mit  geringer 
dunkeier  Zeichnung.  Zu  Plagwitz  bei  Wurzen  Anfang  November  1888 
erlegt  und  frisch  hierher  gesendet. 

Circaetus  gallicus  (Gm.),  Schlangenadler.  9,  auf  Kreyerer  Revier  bei 
Moritzburg  am  14.  August  1888  erlegt  und  frisch  hierher  gesendet. 

Syrrhaptes  paradoxus  (Pall.),  Steppenhuhn.  9,  auf  Reinhardtsdorfer 
Revier  in  der  Sächsischen  Schweiz  am  5.  Mai  1888  erlegt  und  frisch 


36 


hierher  gesendet.  Nach  diesem  Exemplar  wurden  die  in  der  ,, Deutschen 
Jägerzeitung“  Bd.  XI,  S.  246  befindlichen  Abbildungen  von  mir  ge- 
fertigt. Die  dort  gegebene  Zeichnung  der  Sohle  des  Fusses  ist  als 
in  den  meisten  übrigen  Darstellungen  des  Thieres  fehlend  besonders 
hervorzuheben. 

Himantopus  himantopas  (L.),  Stelzenläufer.  Drei  junge  Exemplare 
wurden  im  August  1899  an  einem  Teiche  bei  Scheibenberg  im  Erz- 
gebirge in  einer  Seehöhe  von  ungefähr  650  m erlegt  und  als  ,, junge 
Reiher“  zur  Prämiirung  hierher  eingesendet. 

Ardea  purpurea  L.,  Purpurreiher.  Nur  der  Kopf  vorhanden,  der  behufs 
Erlangung  der  Schussprämie  eingesendet  wurde  und  von  einem  in 
Königs wartha  am  9.  September  1892  erlegten  jungen  Vogel  stammt. 

Anser  minutus  Naum.,  Zwerggans.  Junges  9,  auf  Reinliardtsdorfer 
Revier  in  der  Sächsischen  Schweiz  am  17.  November  1888  verendet 
gefunden  und  im  Fleisch  hierher  gesendet. 

Anser  (Branta)  bernicla  (L.),  Ringelgans.  Junger  Vogel,  bei  Grossenhain 
erlegt  und  bereits  gestopft  der  Sammlung  geschenkt. 

Fuligula  hyemalis  (L.),  Eisente.  Erwachsenes  cf,  auf  dem  Tharandter 
Schlossteiche  (wahrscheinlich  in  den  vierziger  Jahren)  erlegt. 

Fuligula  marila  (L.),  Bergente,  cf,  auf  der  Wesenitz  bei  Pillnitz  am 
1.  Januar  1900  erlegt. 

Oedemia  fusca  (L.),  Sammetente.  Junges  cf,  auf  dem  Tharandter  Schloss- 
teiche am  7.  November  1888  durch  Rittmeister  von  Jäckel  erlegt. 

Podiceps  auritus  (L.),  arktischer  Steissfuss.  Todt  auf  einem  Bache 
bei  Grumbach  in  der  Nähe  von  Tharandt  eingefroren  gefunden  am 
14.  Januar  1888. 


Tharandt,  den  14.  Juli  1900. 


VII.  Der  Plänerkalkbruch  bei  Weinböhla. 


Von  Prof.  Dr.  W.  Bergt. 
(Mit  Tafel  I.) 


In  der  kleinen  Abhandlung  „Die  Melapliyrgänge  am  ehemaligen  Eisen- 
balmtunnel im  Plauenschen  Grunde  bei  Dresden“,  Abhandl.  Isis  Dresden 
1895,  S.  20  ist  der  Verfasser  scheinbar  schlecht  unterrichtet  gewesen. 
Denn  die  darin  vollständiger  Vernichtung  preisgegebenen  Gänge  sind  durch 
Strassenbau  zwar  bedeutend  gekürzt,  dem  „mente  et  malleo“  der  Geo- 
logen jetzt  sogar  näher  gerückt  und  zugänglicher  gemacht  als  vordem. 
Darauf  wies  bereits  Dr.  H.  Francke  am  1.  October  1896  hin*).  Der 
Verfasser  ist  für  diese  falsche  Nachricht  insofern  unverantwortlich,  als  er 
in  dem  Aufsatze  lediglich  den  Auftrag  des  damaligen  Vorsitzenden  der 
mineralogischen  Isisabtheilung  ausführte,  in  gedrängter  Zeit  „den  Lebens- 
lauf und  die  Schicksale“  der  Melaphyrgänge  zu  einem  Sterbelied  zusammen- 
zustellen, während  das  Todesurtheil  von  der  anderen  Seite  gefällt  war**). 

Heute  freilich  kann  der  Verfasser  aus  eigener  Anschauung  und  mit 
persönlicher  Verantwortlichkeit  von  dem  Verfall  einer  anderen  geologischen 
Sehenswürdigkeit  in  Dresdens  Umgebung  berichten.  Seit  drei  Jahren  ist 
in  den  Kalkbrüchen  von  Weinböhla  der  Betrieb  eingestellt,  und  damit 
dürften  die  geologischen  Erscheinungen,  welche  zu  den  interessantesten 
und  wichtigsten  Sachsens  gehören,  bis  zu  einer  etwaigen  Neuaufnahme 
des  Kalkabbruches  allmählicher  Verwischung  und  schnell  fortschreitender 
Vernichtung  anheim  gegeben  sein. 

Während  nach  unseren  jetzigen  Anschauungen  und  Erfahrungen  den 
erwähnten  Melaphyrgängen  im  Laufe  eines  Jahrhunderts  zu  grosse  geo- 
logische Bedeutung  beigemessen***)  und  zu  viel  Ehre  angethan  worden 
ist,  lassen  die  folgenden  Erörterungen  erkennen,  welche  unendlich  grössere 
Wichtigkeit  den  Verhältnissen  im  Kalkbruch  zu  Weinböhla  im  Verein  mit 
einigen  anderen  Punkten  Sachsens  und  Böhmens  nicht  nur  für  die  Geo- 
logie Sachsens,  sondern  auch  für  die  Entwickelung  der  geologischen  An- 
schauungen überhaupt  innewohnt. 

Bekanntlich  verläuft  auf  der  rechten  Elbseite  von  Oberau  bei  Meissen 
über  Weinböhla,  Hohnstein  und  Saupsdorf  in  Sachsen,  Sternberg  und 


*)  Sitzungsberichte  Isis  Dresden  1896,  S.  34. 

**)  Vergl.  auch  Sitzungsberichte  Isis  1895,  S.  10. 

***)  Vergl.  z.  B.  H.  B.  Geinitz  in  Abhandl.  Isis  Dresden  1895,  S.  30—32. 


38 


Khaa  in  Böhmen  bis  zum  Jeschkengebirge  die  sogenannte  Lausitzer  Haupt- 
verwerfung. Das  ist  ein  Bruch,  an  dem  sich  die  getrennten  Gebirgstheile 
gegen  einander  bewegt  haben.  Dabei  ist  zunächst,  relativ  betrachtet,  der 
nordöstliche  Theil  vertical  nach  oben,  zum  Theil  auch  seitlich  nach 
SW.  über  den  anderen  Theil  hinübergeschoben  worden,  so  dass  die  hier 
in  Betracht  kommenden  jüngeren  Kreideschichten  (Quadersandstein,  Pläner 
und  Kalk)  tiefer,  an  den  Bruchrändern  geradezu  unter  den  älteren  Bildungen 
der  nordöstlichen  Hälfte  liegen.  Die  Geologie  ist  wohl  nie  in  der  glück- 
lichen Lage,  derartige  Bruchlinien  ununterbrochen  zu  beobachten.  Auch 
hier  bei  dieser  Verwerfung  gewährten  nur  einzelne,  oft  weit  aus  einander 
liegende  Punkte  durch  günstige  Aufschlüsse  unmittelbaren  Einblick.  Und 
das  war  für  die  Lausitzer  Haupt  Verwerfung  seit  fast  einem  Jahrhundert 
in  den  Kalkbrüchen  von  Weinböhla  der  Fall.  Hier  konnte  man  ausser- 
dem bis  zuletzt  und  in  der  ausgezeichnetsten  und  klarsten  Weise  eine 
häufige  Begleiterscheinung  von  Verwerfungen  beobachten,  nämlich  die 
Aufrichtung  geschichteter  Gesteine  an  solchen  Verwerfungsklüften  aus 
der  ursprünglichen  horizontalen  in  eine  mehr  oder  weniger  steile 
Lage. 

Der  Abbau  des  Weinböhlaer  Plänerkalkes,  welcher  der  turonen  Stufe 
des  Inoceramus  Brongniarti  angehört,  hat  1823  in  den  nordwestlichen 
Theilen  der  Kalkscholle  begonnen  und  ist  immer  mehr  nach  Südosten 
gerückt.  In  jenen  war  der  hinter  und  über  dem  Kalk  liegende  Syenit 
sichtbar,  wie  die  bunte  Carus’sche  Zeichnung  hei  Weiss  (Litt.  No.  3,  Taf.  VII) 
vortrefflich  vorführt.  In  letzter  Zeit  wurde  nur  noch  im  südöstlichsten 
Theile  gebrochen.  Hier  ist  man  an  der  nordöstlichen  Wand  nicht  bis  an 
den  Syenit  gekommen.  Tafel  I giebt  die  Verhältnisse  Mitte  der  neunziger 
Jahre  wieder.  Fig.  1 zeigt  den  Bruch  von  dem  Wege  aus,  der  an  der 
südwestlichen  Seite  entlang  von  NW.  nach  SO.  läuft.  Auf  der  rechten 
Seite,  etwa  rechtwinkelig  zur  Bildfläche  befindet  sich  die  Wand  der  Fig.  2 
und  in  der  Mitte  von  Fig.  1 deutet  ein  weisses  Kreuz  die  von  Kalkowsky 
beschriebenen  Sandsteingänge  an  (Litt.  No.  34),  welche  in  Fig.  3 etwas 
grösser  dargestellt  sind.  Sie  verlaufen  etwa  rechtwinkelig  zur  Bildfläche, 
rechtwinkelig  zur  Verwerfung  und  parallel  zur  Wand.  Fig.  2 lässt  deutlich 
die  Umbiegung  der  Kalkbänke  aus  der  horizontalen  Lage  in  die  senk- 
rechte erkennen.  Die  Grenze  zwischen  dem  Pläner  und  Haidesand  tritt 
deutlich  hervor. 

Hätte  der  Verfasser  von  dem  Aufhören  des  Abbaues  und  dem  schnellen 
Verfalle  Kenntniss  gehabt,  dann  würde  er  die  nur  gelegentlichen  und 
mangelhaften  Aufnahmen  durch  bessere  ersetzt  haben.  Unter  den  gegen- 
wärtigen Verhältnissen  glaubte  er  aber  auch  hiermit  der  Oeffentlichkeit 
einen  kleinen  Dienst  zu  erweisen  und  die  Bilder  nicht  untergehen  lassen 
zu  sollen,  zumal  da  bisher  nur  schematische  Profile  von  dem  südöstlichen 
Bruche  bei  Weinböhla  vorhanden  sind. 


Geschichtlicher  Rückblick. 

Die  Geschichte  und  Entwickelung  der  Lausitzer  Verwerfungsfrage  ist 
zwar  auch  in  den  letzten  Jahrzehnten  wiederholt  dargestellt  worden  (Lenz, 
Litt.  No.  26;  Bruder,  No.  29;  Siegert  und  Beck,  No.  32;  Rothpletz,  No.  33), 
aber  mehr  mit  Bezug  auf  Hohnstein  und  das  Allgemeine.  Das  folgende 


39 


Litteraturverzeichniss  stellt  Weinböhla  in  den  Vordergrund  und  der  Rück- 
blick soll  in  erster  Linie  zeigen,  welche  Rolle  die  dem  Verfalle  entgegen- 
gehenden Brüche  von  Weinböhla  gespielt  haben. 


Litteratur. 

1.  Weiss,  Chr.  Sam.:  Ueber  einige  geognostische  Punkte  bei  Meissen 

und  Hohnstein.  Karsten’s  Archiv  für  Bergbau  und  Hüttenwesen  XVI, 
1827,  S.  3 — 16.  (Vollständig  abgedruckt  in  Leonhard’s  Zeitschrift 
für  Mineralogie  1827,  II,  S.  518—528. 

2.  Keferstein,  Ch.:  Teutschland,  geognostisch- geologisch  dargestellt. 

V,  5.  Stück,  1828,  S.  67 — 71.  (Ausführlicher  Auszug  aus  Weiss  mit 
einer  Nachschrift  von  Keferstein. 

3.  Weiss,  Chr.  Sam.:  Zur  Erläuterung  der  beiden  Abbildungen  des 

Steinbruchs  von  Weinböhla  bei  Meissen.  Karsten’s  Archiv  für 
Mineralogie  I,  1829,  S.  155—160,  Taf.  VI,  VH. 

4.  Beaumont,  Elie  de:  Annales  d.  sc.  nat.  f.  1829  (nach  Kühn 

S.  745). 

5.  Klip  st  ein,  A.:  Mittheilung  an  Bronn.  Leonhard’s  Zeitschrift  für 

Mineralogie  1829,  S.  495 — 513  (wesentlich  nur  Hohnstein  S.  507;  510 
theoretische  Erörterungen). 

6.. Naumann  , C.  F.:  Ueber  die  Granitformation  im  östlichen  Theil  des 
Königreichs  Sachsen.  Poggendorff’s  Annalen  der  Physik  und  Chemie 
19  1830  S.  437 440. 

7.  Kühn,  K.  A.:  Handbuch  der  Geognosie.  1833,  S.  737 — 754,  1013, 

1014. 

8.  Münster,  G.  Graf  zu:  Mittheilung.  Neues  Jahrbuch  f.  Min.  1833, 

S.  68-,  auch  in  Keferstein  VII,  II,  1,  S.  2. 

9.  Leonhard,  C.  von:  Einige  geologische  Erscheinungen  in  der  Gegend 

um  Meissen.  Neues  Jahrbuch  f.  Min.  1834,  S.  127 — 150,  Taf.  III, 
IV.  ff.  144-150. 

10.  Buch,  L.  von:  Mittheilung  an  Bronn.  Neues  Jahrbuch  f.  Min.  1834, 

S.  532-534. 

11.  Bericht,  kurzer,  über  die  in  der  mineralogisch-geognostischen  Section 

der  Versammlung  deutscher  Naturforscher  im  September  1834  in 
Stuttgart  abgehandelten  Gegenstände.  Neues  Jahrbuch  f.  Min.  1835, 
S.  48. 

12.  Gumprecht,  T.  E. : Beiträge  zur  geognostischen  Kenntniss  einiger 

Theile  Sachsens  und  Böhmens.  1835,  S.  108 — 183. 

13.  Naumann,  K.  Fr.:  Einige  Bemerkungen  zu  Herrn  T.  E.  Gumprechts 

Schrift:  Beiträge  u.  s.  w.  Neues  Jahrbuch  f.  Min.  1836,  S.  1 — 13. 
Anmerkung  von  C.  von  Leonhard. 

14.  Cotta,  B.:  Geognostische  Wanderungen  I.  1836. 

15.  — Aufforderung  an  das  geognostische  Publikum,  die  Erforschung  der 

Altersbeziehungen  zwischen  Granit  und  Kreide  in  Sachsen  betreffend. 
Neues  Jahrbuch  f.  Min.  1836,  S.  14—29. 

16.  — Berichte  über  die  Arbeiten  bei  Hohnstein.  Neues  Jahrbuch  f.  Min. 

1836,  S.  571/2,  577. 

17.  — Ueber  die  bisherigen  Resultate  der  geognostischen  Untersuchungen 

bei  Hohenstein.  Ein  am  25.  September  1836  bei  der  Versammlung 
in  Jena  gehaltener  Vortrag.  Ebenda  1837,  S.  1 — 9,  314. 

** 


40 


18.  Cotta,  B.:  Geognostische  Wanderungen  II:  Die  Lagerungsverhältnisse 

an  der  Grenze  zwischen  Granit  und  Quadersandstein  bei  Meissen, 
Hohnstein,  Zittau  und  Liebenau.  1838.  Taf.  III,  Fig  8. 

19.  — Bericht  über  das  vorige.  Neues  Jahrbuch  f .Min.  1838,  S.  307 — 310. 

20.  Naumann,  C.F.,  und  Cotta,  B.:  Geognostische  Beschreibung  des  König- 

reiches Sachsen,  5.  Heft.  1845,  S.  127,  380,  418,  450. 

21.  Geinitz,  II.  B.:  Das  Quadersandsteingebirge  oder  Kreidegebirge  in 

Deutschland.  1849,  S.  53/4;  S.  46  Analyse  des  Plänerkalkes. 

22.  — Charakteristik  der  Schichten  und  Petrefacten  des  sächsisch-böhmi- 

schen Kreidegebirges.  1850  (S.  4 Analyse  des  Plänerkalkes  von  Wein- 
böhla). 

23.  Gutbier,  A.  von:  Geognostische  Skizzen  der  sächsischen  Schweiz. 

1858,  S.  47—54,  Fig.  56  auf  S.  48. 

24.  Wunder,  H erbrig  und  Eulitz:  Der  Kalkwerkbetrieb  Sachsens.  1867, 

S.  10,  17,  22,  56,  63  (S.  17  3 Analysen  des  Kalkes  von  Weinböhla). 

25.  Körnich,  A.:  Geologie  der  Umgegend  von  Meissen.  1870,  S.  23/4. 

26.  Lenz,  O.:  Ueber  das  Auftreten  der  jurassischen  Gebilde  in  Böhmen. 

Zeitschr.  f.  d.  ges.  Naturw.  1870,  Mai. 

27.  Geinitz,  H.  B.:  Das  Elbthalgebirge  in  Sachsen.  2 Bde.  1871 — 1875. 

28.  Dechen,  H.  von:  Ueber  grosse  Dislocationen.  Sitzungsber.  nieder- 

rhein.  Ges.  Natur-  und  Heilkunde  1881,  S.  18 — 25. 

29.  Bruder,  G.:  Die  Fauna  der  Jura- Ablagerung  von  Hohnstein  in 

Sachsen.  Denkschriften  kais.  Ak.  Wiss.;  mathem.  naturw.  Klasse,  Wien 
1885,  S.  4 (siehe  dort  das  ausführliche  Litteraturverzeichniss). 

30.  Hettner,  A.:  Der  Gebirgsbau  der  sächsischen  Schweiz.  1887, 

S.  21—28. 

31.  Suess,  G.:  Das  Antlitz  der  Erde  I.  1883—1888,  S.  181,  275—276. 

32.  Siegert,  Th.:  Blatt  Kötzschenbroda  (No.  49)  der  geologischen  Special- 

karte des  Königreichs  Sachsen.  1892.  Erläuterung:  S.  3,  35,  46, 
schematische  Profile  S.  45.  Karte:  Bandprofil  2 und  3.  Vergleiche 
auch  die  Blätter  Pillnitz  No.  67,  S.  41;  Hohnstein-Königstein  No.  84, 
S.  23;  Sebnitz-Kirnitzschthal  No.  85,  S.  29;  Hinterhermsdorf-Daubitz 
No.  86,  S.  27. 

33.  Rothpletz,  A.:  Geotektonische  Probleme.  1894,  S.  101 — 106. 

34.  Kalkowsky,  E.:  Ueber  einen  oligocänen  Sandsteingang  an  der  Lau- 

sitzer Ueberschiebung  bei  Weinböhla  in  Sachsen.  Abhandl.  Isis 
Dresden  1897,  S.  80—89,  Taf.  III. 

35.  Beck,  R. : Geologischer  Wegweiser  durch  das  Dresdner  Elbthalgebiet 

zwischen  Meissen  und  Tetschen.  1897,  S.  56/7. 

36.  Nessig,  R.:  Geologische  Excursionen  in  der  Umgegend  von  Dresden. 

1898,  S.  81—83. 

37.  Herrmann,  0.:  Steinbruchindustrie  und  Steinbruchgeologie.  1899, 

S.  187,  288,  313  (S.  288  Analysen  nach  Geinitz  und  Wunder). 


Zwar  ist  zuerst  im  Jahre  1827  eine  gedruckte  Mittheilung  über  Wein- 
böhla an  die  Oeffentlichkeit  gelangt.  Nach  einer  Anmerkung  bei  Leonhard 
(Litt.  No.  9,  S.  145)  aber  liegt  die  erste  Beobachtung  der  merkwürdigen 
Lagerungsverhältnisse  noch  um  10  Jahre  zurück. 

„Herr  Professor  Reich  zu  Freiberg  sah  — so  erzählte  inan  uns  in  Sachsen  — 
bereits  1818  die  Auflagerung  des  Syenits  auf  Pläner  bei  Weinböhla.“ 


41 


Ob  die  folgende  von  Keferstein  (Litt.  No.  2,  S.  71)  angeführte  Stelle 
aus  Charpentier*)  auf  unsere  Erscheinungen  bezogen  werden  kann,  ist 
der  Orte  wegen  ganz  unwahrscheinlich. 

„Der  Plänerkalk  der  Gegend  von  Dresden  verliert  sich  mit  unter  einem  thon- 
oder  porphyrartigen  Gesteine,  das  besonders  in  der  Gegend  von  Possendorf,  Naundorf, 
Burg,  Kohlsdorf  und  Kesselsdorf  häufig  zu  finden  und  unter  verschiedenen  Namen  be- 
kannt ist“.  Keferstein  fügt  hinzu:  „Hiernach  scheint  es,  dass  schon  Charpentier  Be- 
obachtungen gemacht  hat,  die  dafür  sprechen,  dass  der  Granit  und  Porphyr  bei  Meissen 
über  dem  Plänerkalk,  wenigstens  zum  Theil  gelagert  wäre“. 

Die  erste  wissenschaftliche  Darstellung  erfolgte  durch  Weiss  münd- 
lich in  der  Sitzung  der  physikalischen  Klasse  der  Akademie  der  Wissen- 
schaften zu  Berlin  am  5.  Februar  1827  und  gedruckt  in  demselben  Jahre 
(siehe  Litt.  No.  1).  Indem  Weiss  die  Erscheinungen  bei  Weinböhla  und 
Hohnstein  den  von  L.  von  Buch  geschilderten  ,, berühmten  Phänomenen 
von  Predazzo“  an  die  Seite  stellt,  beschreibt  er  ausführlich  die  einzelnen 
Orte. 

„Der  erste,  bei  weitem  schönste  Punkt  sind  die  Steinbrüche  von  Weinböhla  .... 
hier  sind  die  Entblössungen  jetzt  so  schön,  dass  das  Unglaubliche  selbst  mit  ganzer 

Evidenz  da  liegt,  im  eigentlichsten  Sinn  mit  Händen  zu  greifen Man  sieht  den 

Syenit  - Granit  . ..  ganz  einfach  ohne  Widerrede  auf  dem  Plänerkalkstein  äufliegend“. 
(S.  5.) 

Weiss’  Darstellung  ist  ausserordentlich  klar  und  erschöpfend.  Mit 
scharfem  Auge  erkennt  er  die  gegen  ein  flüssiges  Hindurchdringen  des 
Granites  sprechenden  Punkte. 

„Er  (der  Granit)  kann  nur  in  erstarrtem,  festem  Zustande  durch  diese  neue  Ge- 
birgsrinde  durchgedrängt  worden  sein  ....  keine  Verwachsungen  mit  dem  durchbrochenen 
Gesteine;  keine  Bamificationen  des  Granites  von  der  Hauptlagerstätte  aus  in  kleinen 
Gängen,  Continuum  mit  der  grossen  Masse  bildend,  ins  Nebengestein  setzend  . . . Ebenso 
wenig  Verglasungen,  Sinterungen  oder  andere  begleitende  Phänomene  . . .“  (S.  7/8.) 

Weiss  regt  sofort  als  Erster  auch  planmässige  bergmännische  Arbeiten 
zur  Aufklärung  der  räthselhaften  Verhältnisse  in  Weinböhla  und  Hohnstein 
an.  Er  spricht  sich  entschieden  gegen  die  nach  ihm  verfochtene  An- 
lagerung der  Kreideschichten  an  den  Granit  aus  (S.  13)  und  erkennt,  dass 
bei  Hohnstein  untere  Flötzgebirgsschichten  (des  Gryphitenkalkes)  herauf- 
gebracht worden  sind  (S.  12),  Verhältnisse,  welche  von  den  späteren  Dar- 
stellern vielfach  wieder  verdunkelt  worden  sind. 

Die  Beobachtungen  Weiss’  erregten  die  ganze  geologische  Welt  und 
liessen  sie  lange  Zeit  nicht  zur  Ruhe  kommen.  C.  von  Leonhard  druckte 
den  Aufsatz  fast  ungekürzt  in  seiner  Zeitschrift  und  Keferstein  (Litt.  No.  12) 
zum  grossen  Theil  in  seinem  „Deutschland41  ab.  In  der  Nachschrift  zieht 
Keferstein  u.  a.  folgenden  Schluss: 

„Die  Ansicht  gewinnt  grosse  Wahrscheinlichkeit:  dass  die  Granite,  Syenite,  Por- 
phyre u.  s.  w.  in  Sachsen  ihre  jetzigen  Lagerungsverhältnisse  wohl  zum  Theil  erst  in 
einer  Periode  erhalten  haben,  wo  die  Kreide  gebildet  wurde  oder  gebildet  war.“  (S.  70.) 

Weiss’  Mittheilung  verursacht  zugleich  eine  Wanderung  der  Geologen 
nach  Weinböhla  und  Hohnstein.  Im  Frühjahr  1828  bestätigt  Professor 
H offmann  zuerst  aus  eigener  Anschauung  die  Beobachtungen  von  Weiss. 
(Litt.  No.  2,  S.  71.) 


*)  W.  Charpentier:  Mineralogische  Geographie  der  churs ächsischen  Lande.  1778, 
S.  49. 


42 


1829  berichtet  A.  Klipstein  (Litt.  No.  5)  über  seine  Reise,  die  aber 
nur  Hohnstein,  nicht  Weinböhla  berührt  zu  haben  scheint.  Er  kann  keine 
der  Weiss’schen  Ansichten  zu  der  seinigen  machen,  zweifelt  das  höhere 
Alter,  das  Heraufschleppen  und  die  Zertrümmerung  des  Hohnsteiner  Kalkes 
an  und  ist  geneigt  anzunehmen: 

„Der  Granit  müsste  gegen  das  Becken  des  Quadersandsteines  an  verschiedenen 
Stellen  beträchtlich  überhängende  Massen  gebildet  haben,  unter  welche  sich  die  Bänke 
des  letzteren  hereinschoben.“  (S.  511.) 

In  dem  gleichen  Jahre  veröffentlicht  Weiss  (Litt.  No.  3)  zwei  vom 
K.  Leibarzt  Hofrath  Carus  in  Dresden  angefertigte  vortreffliche  Zeichnungen 
von  „dem  geognostisch  merkwürdigsten  wohl  aller  bekannter  Steinbrüche 
in  Sachsen“  (Weinböhla)  und  sieht  bei  seinem  Besuch  am  1.  October  1828 
mit  Carus  seine  anfängliche  Annahme,  dass  die  Pläner  und  Syenit  tren- 
nende Thon-  und  Mergelschicht  ein  Zerreibsei  von  Syenit  und  Kalk  mit 
„Bohnen  von  Syenit“  ist,  bestätigt. 

Wie  Klipstein,  so  wendet  sich  zunächst  auch  Naumann  (Litt.  No.  6) 
gegen  Weiss.  Er  hält  den  Hohnsteiner  Kalk  für  Pläner  und  glaubt, 

„dass  der  Granit  des  Elbthales  nach  der  Bildung  des  Grünsandes  und  der  Kreide  empor- 
gestiegen, und  sich  noch  während  seines  Emporsteigens  in  einem  zähflüssigen  Zustande 
befand,  weil  sich  ohne  eine  solche  Nachgiebigkeit  seiner  Masse  weder  die  Ueberlagerung 
des  Kalkes  und  Sandsteines  hei  Weinböhla,  Oberau  und  Hohenstein,  noch  die  Ver- 
flechtungen der  Granitsubstanz  mit  Adern  und  Partien  von  Kalkstein  erklären  lassen.“ 
(S.  439.) 

Vorher  hatte  schon  E.  de  Beaumont  (Litt.  No.  4),  ohne  allerdings 
eigene  Anschauung  von  den  Oertlichkeiten  zu  haben,  den  Granit  und  Syenit 
des  Elbthales  für  feurigflüssige  Empordringungen,  den  Syenitgranit  des 
linken  Elbufers  für  älter,  den  des  rechten  für  neuer  als  Quadersandstein 
und  Pläner  angesprochen. 

Die  Zweifel  über  das  Alter  des  Hohnsteiner  Kalkes  werden  1833 
durch  eine  kurze  Mittheilung  des  Grafen  zu  Münster  beseitigt  (Litt. No. 8), 
indem  er  die  untersuchten  Versteinerungen  von  Hohnstein  für  jurassisch, 
die  von  Weinböhla  sämmtlich  für  cretaceisch  erklärt. 

Ein  gemeinsamer  Besuch  von  Weinböhla  durch  Naumann,  Breit- 
haupt, von  Weissenbach  und  Kühn  zeigte  (Litt.  No.  7),  dass  die 
Granitramificationen  Naumann’s  nur  isolirte  Gesteinsplatten  im  Thon  waren. 
In  gleicher  Weise  hatten  Versuchsschürfe,  Stollen  und  Fallörter,  welche 
auf  Kühn’s  Vorschlag  1828  bei  Hohnstein  unter  Leitung  des  K.  Bergamtes 
zu  Altenberg  angelegt  worden  waren,  das  Fehlen  jeglicher  Ausläufer  des 
Granites  in  den  Quadersandstein  ergeben  (Litt.  No.  7,  S.  739).  Im  Uebrigen 
wendet  sich  Kühn  mit  apodiktischer  Gewissheit,  welche  angesichts  seiner 
schliesslich  verfehlten  Behauptungen  einen  etwas  unangenehmen  Eindruck 
machen,  in  allen  Punkten  gegen  Weiss.  Er  sucht  die  Klipstein’sche  An- 
nahme von  den  überhängenden  Granitmassen  noch  weiter  zu  stützen 
(S.  472)  und  hält,  wahrscheinlich  mit  der  Münster’schen  Erklärung  noch 
nicht  bekannt,  an  dem  cretaceischen  Alter  des  Hohnsteiner  Kalkes  fest. 

Im  Herbst  des  Jahres  1833  sieht  die  Umgegend  von  Meissen  und 
Weinböhla  eine  aus  C.  von  Leonhard,  B.  Cotta  als  Führer,  Professor 
Kapp  und  Dr.  R.  Blum  bestehende  Geologengesellschaft.  Leonhard  fasst 
die  Ergebnisse  der  gemeinsamen  Untersuchungen  in  folgende  Sätze  zu- 
sammen (Litt.  No.  9,  S.  149): 


43 


„I.  In  der  Gregend  um  Dresden  und  Meissen  sind  die  Glieder  der  Kreidegruppe 
. . . jüngerer  Entstehung  als  der  Syenit  . . . 

II.  Jener  Granit  hingegen,  welcher  bei  Zscheila  Plänerkalkfragmente  umschliesst, 
der  hei  Nieder -Fehre  und  bei  Weinböhla  Gänge  im  Syenit  bildet,  endlich  der  Granit, 
von  dem  der  Jurakalk  bei  Hohenstein  über  den  Quadersandstein  gehoben  worden,  ist 
jünger,  nicht  nur  in  Vergleich  zum  Syenit,  sondern  auch  was  den  Quader-  oder  Grün- 
sandstein und  den  Plänerkalk  betrifft. 

Es  erscheint  mithin  als  sehr  glaubhaft, 

III.  dass  dieser  jüngere  Granit  bei  Weinböhla  den  Syenit  ebenso  über  den  Pläner- 
kalk geschoben  habe,  wie  der  Jurakalk  bei  Hohenstein  von  ihm  über  den  Quadersandstein 
getragen  worden  seyn  dürfte.  Die  geringe  Mächtigkeit  der  Granitgänge  im  Syenit  bei 
Weinböhla  . . . widerstreitet  dieser  Ansicht  keineswegs;  jene  Gänge  sind  nur  Ver- 
zweigungen sehr  mächtiger  Granitmassen,  welche  in  grösserer  Tiefe  ihren  Sitz  haben.“ 

Eine  Verschiedenalterigkeit  der  rechts-  und  linkselbischen  Granite  und 
Syenite  befürwortet  auch  Gumprecht  (Litt.  No.  12).  Dagegen  wendet  er 
sich  in  den  meisten  Punkten  gegen  Weiss,  Naumann  und  Leonhard.  In 
der  trennenden  Thon-  und  Mergelschicht  sieht  er  nicht  ein  Zerreibungs- 
produkt,  sondern  eine  normale  sedimentäre  Bildung.  Die  weitgehende 
Zersetzung  und  Zertrümmerung  des  Granites  und  Syenites  von  Weinböhla 
sucht  er  durch  die  Schwefelsäure  des  reichlich  vorhandenen  zersetzten 
Eisenkieses  zu  erklären.  Den  wenig  mächtigen  Granitgängen,  für  deren 
Zusammenhang  mit  grösseren  Granitmassen  gar  kein  Anhalt  vorliege, 
spricht  er  schon  jede  Fähigkeit,  so  gewaltige  Gebirgsmassen  zu  heben, 
vollständig  ab.  Er  ist  also  darin  gegen  die  berühmtesten  Geologen  der 
damaligen  Zeit  ein  Vorläufer  und  Verfechter  der  jetzt  herrschenden  An- 
schauung. Endlich  bekämpft  er  trotz  Münster  das  jurassische  Alter  des 
Hohnsteiner  Kalkes  und  erklärt  ihn  für  Pläner. 

Die  Gumprecht’sche  Kritik  gerade  der  Hauptbeweisgründe  der  vorigen 
machte  böses  Blut.  In  ziemlich  gereiztem  Tone  antworten  Naumann 
und  Leon'hard  (Litt.  No.  13  und  Anmerkung  daselbst  S.  4).  Leonhard 
schliesst  seine  Abweisung  mit  folgenden  anzüglichen  Worten: 

„Nach  mir  waren  die  Herren  von  Buch  und  von  Humboldt  in  Zscheila.  Von 
solchen  Koryphäen  würde  ich  gerne  Belehrung  angenommen  haben.  — Es  giebt 
mancherlei  Mittel,  zu  einem  Namen  zu  gelangen ; aber  nicht  alle  Wege  führen  nach 
Jerusalem!“ 

Bezeichnend  für  das  Aufsehen,  welches  die  geologischen  Verhältnisse 
bei  Meissen  und  Hohnstein  in  der  wissenschaftlichen  Welt  erregten,  sind 
die  folgenden  Sätze  aus  einem  Brief  L.  von  Buch’s  an  Bronn  im  Jahre 
1834  (Litt.  No.  10): 

„ . . . Ich  war  mit  Herrn  Bernhard  Cotta  am  20.  Mai  (1834)  in  Hohnstein,  und 
Sie  können  glauben,  wie  sehr  ich  aufgeregt  war,  diese  wichtigen  Orte  zu  sehen. 
Die  Erscheinung  ist  eine  der  grössten  in  Europa:  von  der  Gegend  von  Zittau  bis 
Meissen  ist  dieses  Auf  liegen  des  Granites  ununterbrochen,  auf  so  lange  Aus- 
dehnung hin!“ 

Weinböhla  hatte  L.  von  Buch  damals  noch  nicht  gesehen,  seine  Be- 
merkungen beziehen  sich  wesentlich  nur  auf  die  Versteinerungen  von 
Hohnstein. 

1834  berichtet  Weiss  zur  Versammlung  deutscher  Naturforscher 
zu  Stuttgart  an  der  Hand  von  Zeichnungen  über  die  räthselhaften  Ver- 
hältnisse in  Sachsen  (Litt.  No.  11),  und  auf  dem  folgenden  Naturforscher- 
tage in  Bonn  1835  wird  den  zahlreichen  anwesenden  Geognosten  ein  von 
Humboldt,  Weiss,  Leonhard,  Naumann,  G.  Bose  und  J.  Nöggerath  Unter- 
zeichneter Plan  B.  Cotta’s  unterbreitet:  „Aufforderung  an  alle  Geognosten 


44 


Deutschlands,  sowie  an  alle  Freunde  der  Geologie,  durch  gemeinschaft- 
liche Beiträge  eine  massige  Geldsumme  zusammenzubringen,  mittelst 
welcher  die  Grenzverhältnisse  des  Granites  zur  Kreideformation  in  Sachsen 
bis  zur  Evidenz  aufgeschlossen  werden  können.“  (Litt.  No.  15,  S.  26.)  Es 
werden  Actien  zu  einem  Reichsthaler  vorgeschlagen,  für  welchen  ausser  dem 
Verdienst,  ein  wichtiges  Phänomen  offen  zu  Tage  gelegt  zu  haben  . . ., 
ein  Exemplar  der  zu  druckenden  Ergebnisse  in  Aussicht  gestellt  werden. 
Der  Kostenanschlag  beträgt  240  — 400  Reichsthaler.  Zur  Bonner  Versamm- 
lung melden  sich  32  Subscribenten  mit  153  Actien.  (Litt.  No.  15,  S.  28/9.) 
Die  Zahl  steigt  auf  109  mit  356  Actien,  darunter  König  Friedrich  August 
und  Prinz  Johann  von  Sachsen  mit  je  15  Actien.  (Litt.  No.  18,  S.54 — 58.) 
Am  Ende  ergab  sich  eine  Einnahme  von  356  Reichsthalern  gegenüber 
359  Thalern  Kosten. 

Dem  Aufruf  von  Cotta  war  eine  klare  und  ausführliche  Darstellung 
des  Standes  der  Frage  im  Jahre  1835  beigegeben.  Darin  spricht  Cotta 
zuerst  deutlicher  von  einer  Umkehrung  der  ursprünglichen  Lagerungs- 
verhältnisse bei  Hohnstein;  weiter  führt  er  acht  Punkte  gegen  das  jüngere 
Alter  auch  des  Granites  an. 

Mit  diesem  Aufruf  von  1835  bemächtigt  sich  der  junge,  damals 
sechsundzwanzigjährige  Bernhard  Cotta  der  ganzen  Angelegenheit  und 
er  führt  sie  mit  rastlosem  Eifer  zur  Entscheidung.  Die  berühmtesten 
Geologen  der  damaligen  Zeit  und  des  19.  Jahrhunderts  Hessen  sich  von 
Cotta  an  die  Hauptpunkte  des  Problemes  führen. 

„So  hatte  ich  allein  in  den  letzten  fünf  Jahren  (1833 — 1838)  die  Freude,  die  Herren 
Alexander  von  Humboldt,  Leopold  von  Buch,  von  Leonhard,  Nöggerath,  Elie  de  Beaumont 
und  Gustav  Rose  in  diesen  Gegenden  zu  begrüssen  und  auf  ihren  Wanderungen  nach 
Hohnstein  und  Meissen  zu  begleiten.“  (Litt.  No.  18,  S.  1.) 

Er  leitet  die  vorgeschlagenen  Entblössungsarbeiten  und  vollendet  sie 
in  den  Jahren  1836  und  1837.  In  seinen  „Geognostischen  Wanderungen  II, 
1838“  (Litt.  No.  18)  giebt  er  den  versprochenen  Bericht,  den  Actionären 
unentgeltlich.  Zwar  ist  Weinböhla  bei  den  Aufschlussarbeiten  nicht  be- 
rührt worden;  diese  entschieden  aber  ebenso  über  Hohnstein,  wie  über 
"Weinböhla  und  alle  anderen  Orte  mit  gleichen  oder  ähnlichen  Lagerungs- 
verhältnissen auf  der  Linie  Oberau- Jeschkengebirge.  Aus  den  Zusammen- 
stellungen und  Folgerungen  (Litt.  No.  18,  S.  47 — 53),  welche  die  Ansichten 
in  der  ersten  Darstellung  überhaupt  von  Weiss  (1827)  vollständig  be- 
stätigen, obwohl  Weiss  nach  einer  Aeusserung  Cotta’s  in  Jena  1837  (Litt. 
No.  17)  seine  Ansicht  wieder  aufgegeben  zu  haben  scheint,  mögen  nur 
einige  kurze  Stellen  wörtlich  angeführt  werden. 

„Der  wirkliche  Ueberhang  (des  Granites  über  den  Sandstein  hei  Hohnstein)  . . . 
ist  jedenfalls  sehr  beträchtlich.  Denkt  man  sich  den  Sandstein  als  nicht  vorhanden,  so 
bleibt  ...  ein  mindestens  930  Fuss  vorspringender  Granitüberhang , unter  dessen  Be- 
dachung man  die  ganze  Stadt  Hohnstein  hauen  könnte,  ohne  den  vorhandenen  Raum 
damit  zu  erfüllen  ...  Es  scheint  mir  ebenso  bedenklich,  einen  so  grossen  frei  hervor- 
ragenden Ueberhang  als  einst  vorhanden  anzunehmen,  als  es  gefährlich  sein  würde, 
darunter  zu  wohnen.  — Wenn  nun  aber  schon  aus  diesem  einzigen  Punkte  mit  ziemlicher 
Sicherheit  hervorgeht,  dass  der  Granit  hier  nicht  vor  dem  Quadersandstein  seine  jetzige 
Stellung  eingenommen  haben  kann , d.  h.  dass  der  Sandstein  untergelagert , sondern  der 
Granit  erst  später  darüber  gekommen  ist,  um  wie  viel  mehr  muss  dann  nicht  die  An- 
nahme gewaltsamer  Hebung  des  letzteren  bestärkt  werden,  wenn  man  die  lange  Kette 
von  ungewöhnlichen  Lagerungsverhältnissen  an  seiner  Südgrenze  beachtet  (S.  49)  . . . 
Dass  der  Granit  in  unserem  Falle  nach  der  Ablagerung  des  Quadersandsteines  eine 
Ortsveränderung  in  der  Richtung  von  unten  nach  oben  erlitten  hat,  kann  wohl  keinem 


45 


Zweifel  mehr  unterliegen;  es  fragt  sich  jetzt  nur  noch:  in  welchem  Zustande  dürfte  er 
emporgetreten  sein?  — Die  Prüfung  der  Grenzerscheinungen  in  dieser  Rücksicht  wird 
dem  Leser  wie  dem  Beobachter  zeigen,  dass  dies  ein  trockener  (fester)  Zustand  gewesen 
sein  müsse  (es  folgen  die  bereits  von  Weiss  vorgebrachten  Beweise)  ...  Es  muss  daher 
irgend  ein  uns  unbekanntes  Agens  den  Granit  und  Syenit ...  in  der  langen  Ausdehnung 
der  merkwürdigen  Grenzlinie  emporgehoben,  und  hie  und  da  — hei  Hohnstein  zugleich 
mit  Juraschichten  — über  den  Sandstein  und  Pläner  hinweggeschoben  haben,  während 
Alles,  was  südlich  von  dieser  Erhebungslinie  liegt,  ruhig  in  der  alten  Lage  beharrte.“ 
(S.  53.) 

Damit  waren  die  Lagerungs-  und  Altersverhältnisse  geklärt,  und  es 
ist  daran  bis  zum  heutigen  Tage  nichts  geändert  worden.  Dagegen  be- 
anspruchte die  Beantwortung  der  Frage  nach  der  treibenden  Kraft  noch 
mehrere  Jahrzehnte. 

Noch  1849  sah  H.  B.  Geinitz  im  Widerspruch  mit  den  letzten  Er- 
gebnissen den  Granit  als  treibende  und  bewegende  Masse,  indem  er  schreibt 
(Litt.  No.  21,  S.  53/54): 

„Bei  Weinböhla  und  in  dem  Eckertschen  Kalkbruche  sieht  man  eine  ungefähr 
300  Ellen  lange  Plänerwand,  welche  14 — 16  Ellen  durchschnittlich  mächtig  ist,  durch 
oft  24  Ellen  hohe  Syenitmassen  überdeckt,  welcher  durch  den  hinter  ihm  empor- 
gedrungenen Granit  über  den  Pläner  gestürzt  worden  ist.“ 

Einen  bedeutenden  Fortschritt  in  der  Auffassung  der  Gebirgsbildung 
stellt  Gutbier ’s  Ansicht  dar.  In  seinen  „Geognostischen  Skizzen“ 
(Litt.  No.  23)  bringt  er  die  Lausitzer  Verwerfung  und  Ueberschiebung  mit 
den  Lagerungsveränderungen  des  Erzgebirges  in  Zusammenhang,  setzt  sie 
aber,  wie  H.  B.  Geinitz  noch  in  seinen  späteren  Schriften  (Litt.  No.  27, 
S.  7;  auch  Isis  Abh.  1895,  S.  30—32),  auf  Rechnung  basaltischer  Empor- 
treibungen. 

Unterdessen  war  der  Glaube  an  die  gebirgsbildende  Kraft  der  Eruptiv- 
gesteine besonders  durch  Suess  in  den  siebziger  Jahren  beseitigt  und  die 
Lagerungsveränderungen  in  der  Erdrinde  durch  die  Schwerkraft  und  die 
daraus  entspringenden  tangentialen  Druck-  und  Schubkräfte  erklärt  worden. 
Diese  neue  Auffassung  fand  auch  schnell  auf  die  Lausitzer  Ueberschiebung 
Anwendung. 

1875  und  1877  brachte  H.  Credner*)  die  sächsischen  Erdbeben  mit 
fortdauernden,  wenn  auch  schwachen  Lagerungsstörungen  an  der  Lausitzer 
Verwerfung  in  Zusammenhang.  Dechen  (Litt.  No.  28)  fasst  gegen  Cotta 
die  Bewegung  nicht  als  einseitig  auf,  indem  er  den  Granit  als  das  ge- 
hobene und  die  Kreide  als  das  gesunkene  Gebirgsstück  bezeichnet. 

Suess  (Litt.  No.  31)  sieht  die  ungewöhnlichen  Lagerungsverhältnisse 
als  Rückfaltungen  an,  hervorgebracht  durch  eine  Bewegung  des  Riesen- 
und  Isergebirges  in  nordöstlicher  Richtung.  Nicht  die  Hebung  des  Granites, 
sondern  das  Absinken  des  südlich  von  der  Bruchlinie  gelegenen  inneren 
Gebirgsflügels  hat  die  Aufrichtung  der  Kreide,  sowie  Einklemmung  und 
Ueberstürzung  der  Juraschichten  zur  Folge  gehabt.  (Litt.  No.  29,  S.  5.) 

Es  bleibt  nur  noch  eine  interessante  Erscheinung  zu  erwähnen  übrig, 
welche  Mitte  der  neunziger  Jahre  im  südöstlichsten  Bruch  bei  Weinböhla 
blosgelegt  und  von  E.  Kalkowsky  (Litt.  No.  34)  beschrieben  wurde.  Den 
Pläner  durchsetzte  wie  eine  Mauer  senkrecht  zur  Verwerfung  ein  Sand- 


*)  H.  Credner:  Bericht  über  das  vogtländisch- erzgebirgische  Erdbeben  vom 
23.  November  1875.  Zeitschr.  f.  ges.  Natur w.  48,  1875,  S.  246— 268.  — Derselbe:  Das 
Dippoldiswaldaer  Erdbeben  vom  5.  October  1877.  Ebenda  Bd.  50,  S.  275.  (Vergl.  auch 
Litt.  No.  28.) 


46 


steingang.  Dieser  stellte  eine  mit  oligocänem  verfestigtem  Sancl  ausgefüllte 
Spalte  dar,  die  durch  Bewegungen,  Erdbeben,  gleichsam  als  Vorläufer  der 
Lausitzer  Verwerfung,  im  Pläner  entstanden  war. 

Die  Versteinerungen  von  Weinböhla  sind  von  H.  B.  Geinitz  (Litt. 
No.  21,  22,  27)  beschrieben  und  abgebildet  worden.  Sie  finden  sich  auf- 
gezählt bei  Siegert,  Beck  und  Nessig.  (Litt.  No.  32,  35,  36.) 

Bereits  im  Jahre  1899,  mehr  noch  im  Frühjahr  1900  nach  dem  langen 
strengen  Winter,  konnte  man  mit  Bedauern  die  starken  Verwüstungen, 
welche  die  Atmosphärilien  im  Bruch  bei  Weinböhla  angerichtet  haben, 
wahrnehmen.  Bruchstückhaufen  des  ausserordentlich  leicht  verwitternden 
Plänerkalkes  waren  durch  den  Frost  in  sanft  gewölbte  Hügel  kleiner 
Splitter  und  Scherbchen  zusammengesunken.  An  manchen  Orten  fand 
man  sauber  ausgewaschene  Versteinerungen.  Nur  kurze  Zeit  wird  die  in 
Fig.  2 abgebildete  Wand,  welche  so  prachtvoll  die  Umbiegung  und  Auf- 
richtung zeigte,  der  Verwitterung  standhalten,  ausserdem  ist  sie  schon 
stark  von  dem  darüberliegenden  Sand  überrollt.  Im  Frühjahr  1900  war 
das  in  Fig.  2 abgebildete  tiefe  Loch  des  Steinbruches  hoch  mit  kalk- 
reichem Wasser  gefüllt,  welches  mit  seiner  milchigen  blaugrauen  Farbe 
an  die  Wässer  der  Kalkalpen  zur  Schneeschmelze  erinnerte.  Obwohl  nach 
Herrmann  (Litt.  No.  37,  S.  313)  die  Erschöpfung  der  Flötze,  sowie  die 
Erfolglosigkeit  der  Bemühungen,  durch  Bohrungen  seitlich  von  den  ab- 
gebauten Linsen  neue  Lagerstätten  nachzuweisen,  die  Gründe  für  das 
Erlöschen  des  Abbaues  waren,  mag  trotzdem  die  Hoffnung  nicht  aufgegeben 
werden,  dass  der  jetzige  Zustand  und  Verfall  des  Bruches  von  Weinböhla 
nur  eine  Buhepause  sei. 

Cotta  braucht  in  seinen  geognostischen  Wanderungen  II,  S.  1 folgendes 
hübsche  Wortspiel:  „Wie  das  alte  Felsenschloss  (Hohnstein)  in  früherer 
Zeit  den  feindlichen  Angriffen  der  wohlgewaffneten  Bitter  „Hohn“  sprach, 
und  daher  seinen  Namen  ableitet,  so  scheint  er  diesen  Namen  auch  in 
neuerer  Zeit  rechtfertigen  zu  wollen,  indem  die  Felsen  und  Steine  dieser 
Gegend  den  schulgerechten  Geognosten  verhöhnen.“  Auch  Weinböhla  hat 
an  diesem  „Verhöhnen“  theilgenommen.  Aber  nachdem  das  Bäthsel  gelöst 
war,  verwandelten  sich  die  Kopfschmerzen,  die  Bathlosigkeit  der  Geologen 
in  eine  erhebende  Freude  bei  Betrachtung  eines  Profiles,  wie  Fig.  2 es 
darstellt.  Vielleicht  wird  späteren  Geschlechtern  diese  Freude,  dieses 
geologische  Vergnügen  im  schönsten  Sinne  wieder  erschlossen. 


Abhandl.  d.  Isis  in  Dresden,  1900. 


Taf.  I. 


Sitzungsberichte 

der 

Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 

ISIS 


in  Dresden, 


1900. 


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I.  Section  für  Zoologie. 


Vierte  Sitzung  am  1.  November  1900.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  H. 

Nits  che.  — Anwesend  37  Mitglieder. 

Dr.  K.  Heller  bespricht  die  neueren  französischen  Untersuchungen 
über  die  Biologie  der  Coprophagen,  besonders  der  südlichen  Ateuchus- 
Arten  unter  Vorlage  von 

Fahre,  J.  H. : Souvenirs  entomologiques  V.  Paris  1897,  und 

Car us  Sterne:  Der  heilige  Käfer  und  seine  Verwandten.  Prometheus  1899, 
Nr.  531  und  532. 

Derselbe  theilt  ferner,  um  etwaigen  späteren  Irrungen  bei  faunisti- 
schen  Zusammenstellungen  vorzubeugen,  mit,  dass  die  im  Dresdner  Anzeiger 
vom  6.  October  1900  enthaltene  Nachricht  über  den  Fang  einer  2 Pfund 
schweren  Schildkröte  in  der  Skala  bei  Gröditz,  Amtshauptmannschaft 
Bautzen,  sich  nicht  etwa  auf  die  für  das  sächsische  Faunengebiet  noch 
nicht  nachgewiesene  Sumpfschildkröte,  Emys  lutaria , sondern  auf  ein 
aus  der  Gefangenschaft  ausgekommenes  Exemplar  der  griechischen  Land- 
schildkröte, Testudo  gracea  beziehe.  Dies  wurde  auf  Bitte  des  Vor- 
tragenden durch  Prof.  H.  Naumann  in  Bautzen  festgestellt.  Das  Stück 
stammte  aus  dem  Parke  des  Rittergutsbesitzers  Struve. 

Prof.  Dr.  H.  Nit  sehe  theilt  anschliessend,  um  ähnlichen  Irrthümern 
zuvorzukommen,  mit,  dass  er  im  Sommer  1900  bei  Tharandt  verschiedene 
der  sächsischen  Fauna  nicht  angehörige  Amphibien  habe  aussetzen  lassen, 
nämlich  in  je  10  Exemplaren  den  schwarzen  Alpensalamander,  Sala- 
mander atra  und  den  Schweizermolch,  Triton  helveticus  (T.  palmatus, 
T.  paradoxus),  sowie  zwei  Exemplare  der  Geburtshelferkröte,  Alytes 
obstetricans  und  10  Stück  der  gelbbäuchigen  Bergunke,  Bombinator 
pachypus.  Ein  Exemplar  des  ersteren  ist  inzwischen  bereits  wieder  ge- 
sehen worden. 

Derselbe  bespricht  ferner  kritisch  und  legt  vor 

Zehn  der,  L.:  Die  Entstehung  des  Lehens  aus  mechanischen  Grundlagen  ent- 
wickelt, Th.  I und  II.  Tübingen  3899  und  1900. 

Bibliothekar  K.  Schiller  legt  als  Neuerwerbung  vor  die  Schluss- 
lieferungen von 

Tümpel,  R. : Die  Geradflügler  Mitteleuropas.  Eisenach  1900. 

Prof.  Dr.  H.  Nitsche  demonstrirt  den  Schädel  einer  vierhörnigen 
Gabelantilope,  Antilocapra  americana , den  die  Tharandter  Sammlung 
kürzlich  erworben  hat,  als  erste  bekannt  gewordene  solche  Monstrosität 


22 


bei  einem  nicht  domesticirten  Boviden,  da  die  bisher  beschriebenen  Fälle 
von  Vierhörnigkeit  bei  Gemsen  sich  stets  als  Fälschungen  gewinnsüchtiger 
Händler  erwiesen  haben. 

Derselbe  berichtet  ferner  über  einige  im  Herbst  1900  im  Engadin, 
besonders  bei  Tarasp  und  Pontresina  gemachte  ornitholo gisch e Be- 
obachtungen. 

Dieselben  beziehen  sich  auf  Passer  domesticus  var.  italiae,  Hirundo  rupestris, 
Cypselus  melba,  Cinchis  ein  eins  var.  meridionalis,  Sterna  nigra , Pyrrhocorax  alpinus 
und  Nucifraga  caryocatactes.  Von  letzterem  und  vom  Eichhörnchen  beschädigte  Arven- 
zapfen werden  vorgelegt.' 


Fünfte  Sitzung  am  6.  December  1900  (in  Gemeinschaft  mit  der 
Section  für  Botanik).  Vorsitzender:  Oberlehrer  Dr.  J.  Thallwitz. — An- 
wesend 32  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  lässt  ein  Rundschreiben  des  ornithologischen 
Vereins  zu  Dresden  circuliren  über  Missbrauch  beim  Verkauf  von 
Krammetsvögeln.  Zugleich  legt  er  zwei  Tafeln  Abbildungen  von  Drosseln 
vor  aus 

Fürst,  H.:  Deutschlands  nützliche  und  schädliche  Vögel.  Berlin  1893. 

Director  A.  Schöpf  demonstrirt  eine  grössere  Anzahl  sibirischer 
Rehgeweihe,  eigenartig  in  Grösse,  Stärke  und  Gestaltung,  und  knüpft 
daran  Bemerkungen  über  das  sibirische  Rehwild  und  Aussetzungsversuche 
mit  diesem. 

Derselbe  führt  zwei  zoologische  Phantasiegebilde  chinesischer  Her- 
kunft aus  Baumwurzeln  vor,  über  deren  Herkunft  Geh.  Hofrath  Prof. 
Dr.  0.  Drude  noch  einige  Worte  spricht. 

Prof.  Dr.  R.  Ebert  hält  einen  Vortrag  über  Chun’s  Tiefsee- 
Expedition.  Es  circulirt 

Chun,  C.:  Aus  den  Tiefen  des  Weltmeeres.  Jena  1900. 

Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  0.  Drude  demonstrirt  und  bespricht  das 
neueste  Mikroskop  der  Firma  Seibert  in  Wetzlar  und  legt  vor 

Hager,  H.,  und  Metz,  C.:  Das  Mikroskop  und  seine  Anwendung.  Berlin  1899; 

Schimper,  A.  F.  W.:  Anleitung  zur  mikroskopischen  Untersuchung  der 
vegetabilischen  Nahrungs-  und  Genussmittel.  Jena  1900. 

Dr.  B.  Schorler  berichtet  über  einige  neuere  Publicationen  und  giebt 
herum 

Eyferth,  B.:  Einfachste  Lebensformen  des  Thier-  und  Pflanzenreichs,  3.  Auflage. 
Braunschweig  1900; 

Engler,  A.,  und  Prantl,  K.:  Die  natürlichen  Pflanzenfamilien,  Bd.  I, 
Abth.  I und  II.  Leipzig  1896—1900; 

Weigelt,  C.:  Unsere  natürlichen  Fischgewässer,  wie  sie  sein  sollten  und  wie 
sie  geworden  sind.  Berlin  1900; 

Blücher,  H. : Das  Wasser,  seine  Zusammensetzung  u.  s.  w.  Leipzig  1900. 


23 


II.  Section  für  Botanik. 


Fünfte  Sitzung  am  8.  November  1900.  Vorsitzender:  Geh.  Hofrath 
Prof.  Dr.  0.  Drude.  — Anwesend  38  Mitglieder  und  Gäste. 

Der  Vorsitzende  legt  zunächst  neu  erschienene  botanische  Werke 
systematisch  -floristischen  Inhalts  vor,  nämlich 

Engler,  A.:  Das  Pflanzenreich,  1.  Heft:  Musaceae.  Leipzig  1900; 

D a 1 1 a T o r r e , C.  G.  de,  und  H a r m s , H. : Genera  Siphonogamarum.  Leipzig  1900 ; 

Wiesner,  J. : Rohstoffe  des  Pflanzenreiches,  2.  Auflage,  I.  Bd.  Leipzig  1900; 

Fritsch,  K. : Schulflora  für  die  österreichischen  Sudeten-  und  Alpenländer. 
Wien  1900; 

Schinz,  H.,  und  Keller,  R.:  Flora  der  Schweiz.  Zürich  1900; 

Winkler,  W.:  Sudetenflora,  mit  polychromischen  Abbildungen  von  Nenke  und 
Ostermaier.  Dresden  1900 ; 

Buhse,  F.  (f  Riga):  Flora  des  Alburs  und  der  kaspischen  Südküste.  Riga  1899. 

Bibliothekar  K.  Schiller  legt  einen  Katalog  der  Handelsgärtnerei 
von  E.  Böhmer  & Co.  in  Yokohama  vor,  welcher  durch  seine  Ab- 
bildungen und  Herstellungsweise  bemerkenswerth  erscheint;  daran  schliesst 
sich  die  Vorlage  eines  botanischen  Heftes  von  dem  Bulletin  of  the  College 
of  agriculture,  Tokyo,  mit  Darstellung  japanischer  Nutzhölzer  und  Bei- 
trägen zur  Kenntniss  der  Gattung  Tüia. 

Den  wissenschaftlichen  Vortrag  für  diese  Sitzung  hat  der  Vorsitzende 
zusammen  mit  Dr.  B.  Schorler  vorbereitet,  indem  beide  über  ihre 
floristischen  Arbeiten  und  Excursionen  im  verflossenen  Sommer 
sprechen  und  dabei  eine  Auswahl  bemerkenswerther  Arten  aus  ihren 
Sammlungen  zur  Vorlage  bringen. 

Zunächst  spricht  Dr.  B.  Schorler  über  das  Fichtelgebirge  und  das  obere  Eger- 
thal  von  Weissenstadt  bis  gegen  Eger  hin,  bemerkenswerth  durch  Dianthus  Seguieri, 
Polygala  Chamaebuxus  (ein  ganzer  Hügel  voll  davon  bei  Sinnatengrün  nahe  Wun- 
siedel!)  und  Erica  carnea , sowie  über  das  fränkische  Gebiet  südlich  von  Bamberg. 

Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  0.  Drude  fügt  noch  Beobachtungen  über  die  Felsflora  zwischen 
Berneck  am  Weissen  Main  und  der  Saalequelle  am  Grossen  Wald  stein  hinzu,  und  be- 
spricht alsdann  das  sehr  interessante  Thüringer  Trias  - Gelände  der  Drei  Gleichen  und 
Seeberge  zwischen  Arnstadt  und  Gotha.  Dasselbe  ist  dadurch  bemerkenswerth,  dass 
hier  ;die  südwestlichste  Ecke  des  an  seltenen  Arten  reichen  Thüringer  Steppengebietes 
mit  Öxytropis  pilosa,  Nepeta  nada,  Peucedanum  alsaticum  u.  s.  w.  liegt,  in  welchem 
vor  einigen  Jahren  Gartenmeister  Zabel  aus  Hann.  Münden  (jetzt  in  Gotha)  Orobanche 
Ccrvariae  auf  einer  Grastrift  mit  Peucedanum  Cervaria  in  Masse  entdeckt  hat.  Es 
war  dem  Vortragenden  vergönnt,  diesen  auserlesenen  Standort,  an  dem  auch  Pleuro- 
spermum  austriacum  wächst,  unter  Zabel’s  trefflicher  Führung  am  11.  August  d.  J.  zu 
besuchen. 


III.  Section  für  Mineralogie  und  Geologie. 


Dritte  Sitzung  am  15.  November  1900.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  W. 
Bergt.  — Anwesend  40  Mitglieder  und  Gäste. 

Der  Vorsitzende  legt,  theilweise  mit  Besprechung,  vor 

Toula,  F.:  Lehrbuch  der  Geologie,  mit  Atlas.  Wien  1900; 

Berichte  über  den  internationalen  Ge ologencongress  in  Paris, 
enthalten  in  der  Zeitschrift  für  praktische  Geologie  1900,  11.  Heft,  und 
im  Centralblatt  für  Mineralogie  1900,  7.  Heft; 


24 


Nekrolog  auf  K.  F.  Rammeisberg.  Centralblatt  für  Mineralogie  1900, 
7.  Heft; 

Dalmer,  K. : Die  westerzgebirgiscke  Granitmassivzone.  Zeitschrift  für 
praktische  Geologie  1900,  10.  Heft; 

Frech,  F. : Ueber  die  Ergiebigkeit  lind  voraussichtliche  Erschöpfung  der 
Steint  ohlenlager,  aus  Lethäa  paläozoica.  Stuttgart  1900. 

Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky  spricht  über  kieselige  Sandsteine  aus 
den  ,, Salzpfannen“  Südafrikas  mit  Vorführung  von  Proben  und  Dünn- 
schliffen. 

Dr.  E.  Naumann  legt  vor  und  bespricht  ein  neues  interessantes 
Kalkspath vorkommniss  vom  Zwieseler  Erbstolln  bei  Berggiess- 
hübel in  Sachsen. 


1Y.  Section  für  prähistorische  Forschungen. 


Dritte  Sitzung  am  18.  October  1900.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  J. 
Deichmüller.  — Anwesend  28  Mitglieder  und  Gäste. 

Der  Vorsitzende  legt  das  soeben  erschienene  Werk  von 

Woermann,  K.:  Geschichte  der  Kunst  aller  Zeiten  und  Völker.  1.  Band: 
Die  Kunst  der  vor-  und  ausserchristlichen  Völker.  Leipzig  und  Wien  1900 

vor  und  berichtet  eingehend  über  den  von  ihm  besuchten  12.  inter- 
nationalen Congress  für  Anthropologie  und  prähistorische 
Archäologie  in  Paris  vom  20. — 26.  August  1900  und  über  die  prä- 
historischen Sammlungen  in  Paris. 

Im  Anschluss  hieran  bringt  Oberlehrer  Dr.  P.  Wagner  zur  Vorlage 

Giraud,  P.:  Les  invasions  paleolithiques  dans  l’Europe  occidentale.  Les 
origines  de  l’art  en  France.  Paris  1900. 

Oberlehrer  H.  Döring  legt  eine  in  Thon  geformte  Axt  und  zwei  Kinder- 
klappern, die  eine  in  Vogelform,  die  andere  in  Form  eines  Topfes,  aus 
einem  Urnengrabe  von  Löbsal  bei  Diesbar  vor  und  giebt  eine  Ueber- 
sicht  über  die  bisher  in  Sachsen  gefundenen  Kinderklappern. 

Lehrer  H.  Ludwig  berichtet  über  eine  Niederlassung  aus  der 
Zeit  der  Gräberfelder  vom  älteren  Lausitzer  Typus  auf  dem 
Gartengrundstück  des  Lehrers  M.  WTeiclner  zwischen  Oberpoyritz  und 
Kleingraupe  östlich  von  Pillnitz. 

Ausser  Holzkohlen  und  Stücken  von  Wandbewurf  fanden  sich  in  den  aufgedeckten 
Herdstellen  und  in  deren  Umgebung  zahlreiche  Gefässreste,  darunter  dickwandige  mit 
aufgeklebten,  kettenartig  gekerbten  Thonleisten,  das  Bruchstück  eines  doppelconischen 
Napfes  mit  einer  Scheidewand,  eine  flache,  einerseits  schalenartig  vertiefte  Thonperle 
und  eine  tonnenförmige  Kinderklapper.  Ein  Theil  der  Funde  wird  vorgelegt. 

Oberlehrer  H.  Döring  bringt  zum  Schlüsse  einen  schuhleistenförmigen 
Steinkeil  und  ein  Flachbeil  aus  Stein  von  Möritzsch  westlich  von 
Leipzig  zur  Ansicht. 


Vierte  Sitzung  am  13.  December  1900.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  J. 
Deichmüller.  — Anwesend  26  Mitglieder. 


25 


Prof.  Dr.  J.  Deichmüller  bespricht  eingehend  das  Werk  von 

Montelin s,  0.:  Die  Chronologie  der  ältesten  Bronzezeit  in  Norddeutschland 
und  Skandinavien.  Braunschweig  1900. 

Prof.  H.  Engelhardt  bringt  ein  im  Rittergutsbezirk  Grossseitschen 
bei  Bautzen  gefundenes,  wohl  erhaltenes  Steinbeil  aus  grobkörnigem 
Diabas  zur  Vorlage. 

Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky  hält  einen  Vortrag:  Prähistorisches  aus 
Ungarn  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  ungarischen  Kupferzeit. 
Unter  den  ausgelegten  Werken  befinden  sich 

Pulszky,  Fr.:  Magyarorszky  archaeologiäja,  Bd.  1 und  2.  Budapest  1897; 

Kalauz,  A.:  Magyar  nemzeti  muzeum.  Budapest  1899; 

Much,  M. : Die  Kupferzeit  Europas  und  ihr  Yerhältniss  zur  Cultur  der  Ger- 
manen, 2.  Auflage.  Jena  1893; 

Cesnola,  L.  Palma  di:  Cypern.  Seine  alten  Städte,  Gräber  und  Tempel, 
deutsch  von  L.  Stern.  Jena  1879. 

Prof.  Dr.  J.  Deichmüller  bespricht  eine  grössere  Anzahl  ausgestellter 
schnurverzierter  Gefässe  aus  Sachsen,  welche  den  öffentlichen 
Sammlungen  in  Leipzig,  Pegau  und  Bautzen,  sowie  verschiedenen  Privat- 
sammlungen entnommen  sind. 


Y.  Section  für  Physik  und  Chemie. 


Vierte  Sitzung  am  4.  October  1900.  Vorsitzender:  Oberlehrer  H. 
Rebenstorff.  — Anwesend  48  Mitglieder  und  Gäste. 

Der  Vorsitzende  führt  eine  Anzahl  physikalischer  und  chemi- 
scher Versuche  vor. 

In  vereinfachter  Anordnung  zeigt  er  die  bekannte  gegenseitige  Einwirkung  zweier 
gleichlanger  Fadenpendel,  die  Füllung  eines  Reagensglases  mit  dem  mittels  Natrium 
aus  Wasser  entwickelten  Wasserstoff  ohne  pneumatische  Wanne,  das  Abfangen  des 
nach  der  Verbrennung  von  Natrium  auf  YYasser  zurückbleibenden  Kügelchens  von 
Natriumhydroxyd  mittelst  eines  am  Ende  glühend  gemachten  Glasstahes.  Sodann  wird 
ein  für  die  Verbrennung  von  Magnesium  in  Wasserdampf,  sowie  in  Kohlensäure  ge- 
eigneter Verbrennungsraum  vorgeführt;  um  das  Zerspringen  des  Halses  des  gewöhnlich 
zu  diesen  Zwecken  benutzten  Kolbens  zu  vermeiden,  nimmt  man  ein  Becherglas,  welches 
einen  Deckel  aus  Schablonenblech  erhält,  den  man  mit  einer  centralen  Oeffnung  ver- 
sieht. Der  so  hergestellte  Verbrennungsraum  kann  sehr  bequem  gereinigt  werden. 
Verbrennt  man  das  Magnesium  nicht  in  trockener,  sondern  in  mit  viel  Wasserdampf 
vermischter  Kohlensäure,  so  ist  die  Verbrennung  ruhiger,  Magnesium  wird  weniger 
stark  fortgespritzt  und  der  aus  der  Kohlensäure  abgeschiedene  Kohlenstoff  ist  in  Stücken, 
welche  die  Form  des  Magnesiumbandes  nachahmen,  gut  zu  erkennen  (Zeitschr.  für  den 
physik.  und  ehern.  Unterricht  XIII,  S.  31,  163  und  218). 

Der  Vorsitzende  zeigt  die  Benutzung  der  neuen  Form  des  Car- 
tesianischen  Tauche rs  nebst  einer  der  Taucherglocke  ähnlichen 
Vorrichtung  (dieselbe  Zeitschrift  XIII,  S.  249), 

macht  im  Anschlüsse  hieran  einige  Mittheilungen  über  die  Erfindung 
der  Taucherglocke  und 

giebt  einen  Abriss  der  Geschichte  der  Erfindung  des  Thermo- 
meters unter  Benutzung  des  zur  Vorlage  gelangenden  Werkes  von  Ger- 


26 


land  und  Traumüller:  „Geschichte  der  physikalischen  Experimentir- 
kunst“,  Leipzig  1899. 

Prof.  Dr.  R.  Heger  spricht  über  Energetik  im  Unterricht. 

Die  herrschende  Stellung,  die  der  Satz  der  Erhaltung  der  Arbeit  in  der  Physik 
einnimmt,  verpflichtet  den  mechanischen  Unterricht,  im  Sinne  der  Energetik  zu  ver- 
fahren. Nachdem  bereits  die  der  Mechanik  vorhergehenden  Abschnitte  Arbeitsbetrach- 
tungen in  den  Vordergrund  gestellt  haben,  hat  die  Mechanik  die  energetischen  Grund- 
begriffe nicht  erst  neu  zu  schaffen.  Dabei  darf  dem  Schulunterricht  nicht  abverlangt 
werden,  rein  energetisch  zu  verfahren;  der  Kraftbegriff  kann  nicht  aus  dem  Unterricht 
ganz  entfernt  werden,  so  lange  er  in  der  Wissenschaft  noch  lebt.  Der  mechanische 
Unterricht  beginnt  (1.  Abschnitt)  mit  der  Arbeit  gegen  die  Schwere.  Aufnahme, 
Uebertragung,  Verwandlung  der  Arbeit  in  Wärme  und  Wucht  (hier  noch  ohne  Formel). 
An  dieser  Stelle,  nicht  in  einer  vorausgeschickten,  in  der  Luft  hängenden  Phoronomie, 
tritt  der  Begriff  der  Geschwindigkeit  auf.  2.  Abschnitt.  Arbeitsübertragung  bei 

verbundenen  Gewichten.  Wenn  die  Gewichte  G„  G2 ideal  und  so  mit  einander 

verbunden  sind , dass  die  senkrechte  Bewegung  von  Gt  bestimmte  verhältnissglekhe 
senkrechte  Bewegungen  von  G2,  G3  . . ...  . bedingt,  und  wenn  dabei  die  algebraische 

Summe  der  Hubänderungen  Null  ist,  so  sind  G1:  G2 im  Gleichgewichte,  d.  i. 

es  verharrt  Ruhe,  sowie  gleichförmige  Bewegung.  Einfache  Maschinen,  Gewichte  an 
einer  starren  drehbaren  Ebene,  Hebel.  3.  Abschnitt.  Freier  Fall,  getreu  nach  Galilei, 
unter  Hervorhebung  von  v=gt  als  Hypothese,  sowie  der  Wurf,  unter  der  Hervor- 
hebung der  Hypothese  von  der  Zusammensetzung  endlicher  Bewegungen  der  Beharrung 
und  der  Schwere.  Gültigkeit  des  Arbeitssatzes  als  beste  Stütze  dieser  Hypothesen.  Wucht- 
formel.  4.  Abschnitt.  Bewegung  verbundener  Gewichte:  Wagen  auf  wagerechter 
Bahn,  durch  sinkendes  Gewicht  gezogen,  Gewichte  an  einfachen  idealen  Maschinen. 
Die  Arbeitsgleichung  führt  überall  zu  v2=2g1h,  und  hierin  wird  gleichförmig  be- 
schleunigte Bewegung  mit  der  Beschleunigung  gj  erkannt.  5.  Abschnitt.  Hub  eines 
schweren  Körpers;  der  Schwerpunkt  als  der  Punkt,  in  dem  man  bei  Hubänderungen 
das  Gewicht  des  Körpers  vereinigen  kann.  6.  Abschnitt.  Wucht  bei  Achsendrehung, 
TrägheiUmoment.  Schwungrad,  durch  sinkendes  Gewicht  bewegt  u s.  w.  7.  Abschnitt. 
Der  Stoss  weicher  und  elastischer  Kugeln.  Hierbei  können  die  Beziehungen  P = mp 
u.  a.  m.  nicht  wohl  umgangen  werden.  Wirkung  und  Gegenwirkung.  Die  Unterscheidung- 
weicher  und  elastischer  Körper  erfolgt  energetisch,  so  dass  für  den  elastischen  Stoss 
die  Gleichheit  der  Gesammtwucht  vor  und  nach  dem  Stos^e  sofort  ausgesprochen  wird. 
8.  Abschnitt.  Arbeit  elastischer  Kräfte,  als  Trapezfläche  berechnet:  hieraus  die 
Formeln  der  elastischen  Schwingung  abgeleitet.  Das  Pendel.  9.  Abschnitt.  Gleich- 
förmige Bewegung  im  Kreise.  Ihre  Abbildung  auf  einen  Durchmesser  ergiebt  elastische 
Schwingung,  woiaus  centripetale  Beschleunigung  c2/r  geschlossen  wird.  10.  Abschnitt. 
Arbeitsübertragung  durch  eine  ideale  gewichtslose  Flüssigkeit;  Boden-  und  Seitendruck 
schwerer  Flüssigkeit,  selbstredend  rein  energetisch  abgeleitet,  desgleichen  Niedertrieb 
und  Auftrieb,  sowie  die  Ausflussformel.  Zum  Schluss  das  Wasser  als  Arbeitsquelle: 
Stossräder,  ober-  und  mittelschlächtige  Mühlräder,  Turbinen  unter  einfachsten  Voraus- 
setzungen. 11.  Abschnitt.  Bei  den  Gasen  nehmen  das  Mariotte-Gay- Lussac’sche 
Gesetz  und  die  Abnahme  des  Drucks  mit  der  Höbe  den  breitesten  Raum  ein  und  geben 
zunächst  keinen  Anlass  zu  Arbeitsbetrachtungen.  Wohl  aber  kommen  diese  wieder  zu 
ihrem  Rechte  bei  der  Arbeitsübertragung  durch  Gase  und  bei  einem  Schlussabschnitte 
über  die  specifischen  Wärmen  der  Luft  (raumgleich,  druckgleich,  gleiches  Verhältniss 
von  Raum  und  Druck,  wärmedicht).  Hieran  kann  sich  als  weitere  mechanische  Er- 
gänzung der  Wärmelehre  die  Heissluftmaschine  und  die  Heissdampfmaschine  schliessen*). 


Fünfte  Sitzung  am  22.  November  1900.  Vorsitzender:  Oberlehrer 
H.  Rebenstorff.  — Anwesend  51  Mitglieder  und  Gäste. 

Dr.  J.  Pinnow  hält  einen  Vortrag  über  Unterscheidung  von  Talg 
und  Schmalz. 

Talg  und  Schmalz  werden  steuertechnisch  an  ihrem  verschiedenen  Oleingehalte 
erkannt.  Dieser  setzt  den  Erstarrungspunkt  der  abgeschiedenen  Fettsäuren  herab 


*)  Weitere  Ausführungen  in  R.  Heger:  Die  Erhaltung  der  Arbeit.  Hannover  1896. 


27 


(Finkener)  und  erhöht  die  Jodzahl  (Hübl).  Beide  Methoden  leiden  an  technischen 
Fehlern  und  beruhen  auf  mangelhafter  wissenschaftlicher  Grundlage.  Der  Erstarrungs- 
punkt ist  auch  abhängig  vom  Verhältniss  zwischen  Palmitin  und  Stearin,  30°/0  Stearin- 
säure setzen  den  Erstarrungspunkt  der  Palmitinsäure  um  8°  herab  (de  V iss  er).  Der 
Olei'ngehalt  schwankt  innerhalb  weiterer  Grenzen,  als  man  gemeinhin  annimmt,  und  wird 
zumal  durch  Mästung  erhöht  (Müntz).  Deshalb  wurde  des  Oefteren  für  reine  ameri- 
kanische oder  australische  Talgsendungen,  weil  schmalzverdächtig,  der  höhere  Steuersatz 
gefordert.  Eine  brauchbare  Unterscheidung  könnte  dagegen  aufgebaut  werden  auf  die 
Beobachtung  von  Räumers,  dass  Schmalz  ein  Linolsäureglycerid  enthält,  welches  sich 
durch  eine  höhere  innere  Jodzahl  verräth,  nämlich  die  Jodzahl  der  ungesättigten  Säuren, 
deren  Bleisalze  in  Aether  löslich  sind.  Das  Auffinden  eines  Nachweises  der  Linolsäure 
auf  Grund  von  Löslichkeitsverhältnissen  ist  nicht  sehr  wahrscheinlich.  Eher  empfiehlt 
sich  ein  vorhergehendes  systematisches  Studium  mehrfach  ungesättigter  Säuren  der 
Fettreihe  von  bekannter  Constitution  und  Anwendung  der  hierbei  gemachten  Erfahrungen 
auf  die  Erkenntniss  der  Linolsäure. 

Dr.  A.  Beythien,  Director  des  städtischen  chemischen  Untersuchungs- 
amtes, spricht  über  Geheimmittel  und  Nährpräparate. 

Nach  einem  Hinweis  auf  den  noch  immer  weite  Kreise  der  Bevölkerung  beherr- 
schenden Aberglauben  als  die  Quelle  des  Geheimmittelunwesens  bespricht  Vortragender 
zunächst  die  zur  Heilung  menschlicher  Krankheiten,  darauf  die  für  verschiedene  Zwecke 
der  Technik  und  des  Haushalts  und  schliesslich  die  zur  Verschönerung  des  mensch- 
lichen Körpers  (Kosmetica)  angepriesenen  Geheimmittel,  das  Wesen  der  einzelnen  Gruppen 
an  der  Hand  einer  Reihe  typischer  Beispiele  vor  Augen  führend.  Durch  jedesmalige 
Gegenüberstellung  der  Herstellungskosten  und  des  Veikaufspreises,  sowie  durch  Hervor- 
hebung der  meist  völligen  Wirkungslosigkeit  der  Präparate  wird  gezeigt,  welche  grosse 
Schädigung  der  socialen  Wohlfahrt  durch  den  Vertrieb  dieser  Mittel  erwächst,  und  wie 
nothwendig  die  unausgesetzte  Bekämpfung  dieses  Unwesens  besonders  von  Seiten  des 
urtheilsfähigen  Publikums  ist. 

Im  zweiten  Theile  seiner  Ausführungen  wendet  sich  Vortragender  zu  den  diäte- 
tischen Nährpräparaten,  welche,  zur  Ernährung  Kranker  bestimmt,  ihre  Nährstoffe  in 
leicht  löslicher  Form  enthalten,  und  hebt  besonders  hervor,  dass  das  Tropon,  im  Gegen- 
satz zu  der  vielfach  herrschenden  Annahme,  nicht  zu  ihnen  zu  rechnen  ist,  da  es  völlig 
unlösliches  Eiweiss  darstellt,  und  sich  von  dem  in  Fleisch  und  Hülsenfrüchten  befind- 
lichen Eiweiss  nicht  unterscheidet.  Das  von  Professor  Finkler  zu  dem  Zwecke  geschaffene 
Tropon,  den  notorischen  Eiweissmangel  in  der  Nahrung  des  armen  Mannes  zu  ersetzen, 
kann  nur  als  Nahrungsmittel  beurtheilt  werden.  In  dieser  Hinsicht  ist  es  aber  zu  theuer, 
da  der  gleiche  Zweck  durch  einige  Fleischsorten,  besonders  aber  durch  das  in  der  Milch 
und  dem  Magerkäse  enthaltene  Eiweiss  auf  billige  Weise  erreicht  wird.  Vortragender 
schliesst  mit  dem  Hinweise,  dass  das  Problem  der  billigen  Eiweissnahrung  mit  dem 
Tropon  nicht  gelöst  sei,  und  mit  dem  Wunsche,  dass  gleiche  dahin  zielende  Bestrebungen 
von  Erfolg  gekrönt  sein  möchten. 


VI.  Section  für  Mathematik. 


Vierte  Sitzung  am  11.  October  1900.  Vorsitzender:  Geh.  Hofrath 
Prof.  Dr.  M.  Krause.  — - Anwesend  15  Mitglieder  und  Gäste. 

Privatdocent  Dr.  E.  Naetsch  spricht  über  Translationsflächen. 

Ausgehend  von  einigen  historischen  Bemerkungen  bespricht  Vortragender  zunächst 
die  wichtigsten  allgemeinen  Eigenschaften  der  Translationsflächen,  wobei  insbesondere 
derjenigen  Flächen  gedacht  wird,  welche  sich  auf  mehr  als  eine  Art  als  Translations- 
flächen darstellen  lassen.  Hieran  schliessen  sich  Mittheilungen  über  solche  Translations- 
flächen, welche  zugleich  als  Rotationsflächen  angesehen  werden  können,  sowie  kurze 
Andeutungen  über  die  Mittel,  alle  derartigen  Flächen  zu  bestimmen. 

Prof.  Dr.  R.  Heger  spricht  über  Kugelberührungsaufgaben  und 
Kugel  verwandt  schaft. 


28 


Im  Anschluss  an  seine  in  der  vorhergehenden  Sitzung  (am  10.  Mai  1900)  gegebene 
Mittheilung  über  die  Lösung  der  Kreisberührungsaufgaben  durch  Kreisverwandtschaft 
entwickelt  der  Vortragende  die  Auflösung  der  Kugelberührungsaufgaben  durch  die 
Kugelverwandtschaft,  das  räumliche  Seitenstück  der  Kreisverwandtschaft.  Die  15  Auf- 
gaben werden  auf  2 Stufen  vertheilt;  der  Unterstufe,  die  hier  ausser  Betracht  blieb, 
werden  die  5 Aufgaben  zugewiesen,  bei  denen  nur  Punkte  und  Ebenen  gegeben  sind, 
sowie  noch  die  Aufgabe  „3  Ebenen  und  1 Kugel“,  da  sie  durch  einen  die  3 Ebenen 
berührenden  Umdrehungskegel  auf  die  ebene  Aufgabe  „2  Gerade  und  1 Kreis“  zurück- 
geführt wird.  Die  Aufgaben,  bei  denen  neben  Ebenen  und  Kugeln  noch  mindestens 
1 Punkt  gegeben  ist,  werden  gelöst,  indem  man  eine  Kugelverwandtschaft  benutzt, 
deren  V erwandtschaftsmitte  der  gegebene  Punkt  (bez.  einer  der  gegebenen  Punkte)  ist, 
denn  die  gesuchte  Kugel  wird  alsdann  als  Ebene  abgebildet.  Hiernach  sind  noch  die 
Aufgaben  zu  erledigen,  bei  denen  2 Ebenen  und  2 Kugeln,  oder  1 Ebene  und  3 Kugeln, 
oder  4 Kugeln  gegeben  sind.  Aus  dem  Gesammtgebiete  dieser  Aufgaben  kann  man 
zwei  Gebietstheile  ausscheiden,  die  zum  Ganzen  ein  endliches  Verhältniss  haben.  Wenn 
nämlich  3 von  den  gegebenen  Flächen  x1;  x2,  einen  gemeinsamen  (realen)  Punkt  0 
haben,  so  werden  sie  von  0 als  Verwandtschaftsmitte  aus  als  Ebenen  */,  z2',  *3'  abge- 
bildet, und  hierdurch  wird  die  Aufgabe  auf  „3  Ebenen  und  1 Kugel“  zurückgeführt. 
Wenn  ferner  unter  den  4 gegebenen  Flächen  2,  und  *.2,  sind,  die  sich  nicht  schneiden, 
so  kann  man  sie  in  2 mittengleiche  Kugeln  verwandeln,  indem  man  einen  der  beiden 
Kulipunkte  des  Büschels  x.2  als  Verwandtschaftsmitte  benutzt;  man  hat  dann  die 
Kugel  af-  zu  zeichnen,  welche  2 mittengleiche  Kugeln  und  x2  und  noch  2 andere 
Kugeln  x3'  und  x[  berührt.  — Für  das  Bestgebiet  führen  folgende  Betrachtungen  zum 
Ziele.  Eine  Kugel,  die  den  Ebenen  at  «2  eingeschrieben  ist,  wird  von  einer  der  beiden 
Mittelebenen  von  at  «2  rechtwinklig  geschnitten ; durch  Kugelverwandtschaft  folgt  hieraus 
sofort,  dass  eine  Kugel  x,  welche  die  Kugeln  x1  x2  berührt,  von  einer  der  beiden  Kugeln 
xia  und  x12'  rechtwinklig  geschnitten  wird,  die  dem  Büschel  x±  x2  angehören  und  die 
Kugeln  xy  x2  unter  gleichen  Winkeln  schneiden.  Haben  die  Kugeln  die  Normal- 
gleichungen  j'gib  0,  *2  = 0 und  die  Halbmesser  r±  und  r2,  so  ist 


Zu  den  4 Kugeln  x1}  x3,  xs,  gehören  6 Paare  winkelhalbirende  Kugeln 


und  diese  bilden  8 Bündel  zu  je  6 Kugeln,  nämlich 


1) 

12, 

23, 

13, 

14, 

24, 

34 

1 5) 

23, 

34, 

24, 

12', 

13', 

14' 

2) 

12, 

23, 

13, 

14', 

24', 

34'  | 

6) 

12, 

34, 

13', 

24', 

23', 

14' 

3) 

12, 

24, 

14, 

13', 

23', 

34' 

7) 

13, 

24, 

12', 

34', 

23', 

14' 

4) 

13, 

34, 

14, 

12', 

23', 

24' 

8) 

14, 

23, 

12', 

24', 

34', 

13' 

Man  hat  nun  die  8 Kugeln  zu  zeichnen,  welche  je  eins  dieser  8 Bündel  recht- 
winklig schneiden  und  eine  der  4 gegebenen  Kugeln  berühren;  von  jedem  der  8 Bündel 
hat  man  dabei  natürlich  3 Kugeln  A,  y,  v zu  verwenden,  welche  nicht  ein  Büschel 
bilden.  Haben  A,  y:  v einen  realen  Punkt  gemein,  so  nimmt  man  diesen  als  Verwandt- 
schaftsmitte; x'  hat  dann  den  Schnittpunkt  der  Ebenen  P,  y\  v'  zum  Mittelpunkte. 
Wenn  unter  den  3 Kugeln  A,  y,  v zwei  sind,  die  sich  nicht  schneiden,  z.  B.  A und  y,  so 
bilde  man  sie  als  mittengleiche  Kugeln  A'  y'  ab;  xf  ist  dann  eine  Ebene,  welche  die 
gemeinsame  Mitte  von  A'  und  y\  sowie  die  Mitte  von  v’  enthält.  Wenn  keine  dieser  Voraus- 
setzungen zutrifft,  so  beachte  man,  dass  die  Kugeln,  welche  A,  ,u,  v rechtwinklig  schneiden, 
ein  Büschel  bilden,  dessen  (realer)  Grundkreis  die  auf  der  Mittelebene  von  A,  y,  v ent- 
haltenen Hauptkreise  dieser  Kugeln  rechtwinklig  schneidet.  Nimmt  man  einen  Punkt 
dieses  Grundkreises  als  Verwandtschaftsmitte,  so  bildet  sich  x als  Ebene  af  ab,  die 
eine  gegebene  Gerade  enthält. 

An  jeden  der  beiden  Vorträge  schliesst  sich  eine  kurze  Disc-ussion. 
HerrR.M.Pe  stellegt  ein  Sphärometer  für  dioptris che  Zwecke  vor. 


29 


Fünfte  Sitzung  am  13.  December  1900.  Vorsitzender:  Geh.  Hofrath 
Prof.  Dr.  M.  Krause.  — Anwesend  18  Mitglieder  und  Gäste. 

Prof.  Dr.  G.  Helm  spricht  über  Mathematik  und  Chemie. 

Vortragender  erinnert  einleitend  an  die  Thatsache,  dass  chemische  Processe  bei- 
nahe ebenso  früh  zn  mathematischen  Betrachtungen  Anlass  gegeben  haben,  wie  astro- 
nomische und  physikalische  Vorgänge;  denn  der  einfachste  wie  der  complicirteste  chemische 
Process  kann  niemals  völlig  erklärt  oder  auch  nur  beschrieben  werden  ohne  Berück- 
sichtigung von  quantitativen  Verhältnissen,  also  von  Grössenbeziehungen.  — Zunächst 
zeigt  sich  der  Vortheil  streng  mathematischer  Betrachtungsweise  beim  Studium  stöchio- 
metrischer Beziehungen;  den  Sinn  und  die  Bedeutung  einer  chemischen  Gleichung  kann 
man  in  erschöpfender  Weise  wiedergeben,  indem  man  dieselbe  durch  ein  gewisses  System 
homogener  linearer  Relationen  ersetzt,  wie  vom  Vortragenden  ausführlich  gezeigt  wird.  — 
Tiefer  greift  die  mathematische  Behandlung  ein  auf  dem  Gebiete  der  Energetik.  Führt 
das  Princip  der  Energie  noch  auf  lineare,  wenn  auch  nicht  mehr  auf  homogene  Gleichungen, 
so  erfordert  der  Begriff  der  Entropie  sogar  die  Zuhilfenahme  von  Differentialgleichungen. 
— Im  weiteren  Verlaufe  seines  Vortrags  bespricht  Redner  eingehend  die  neuerdings 
von  Gordan  und  Alexejeff  entwickelte  Theorie,  welche  die  chemischen  Formeln  mit 
der  mathematischen  Invariantentheorie  in  Verbindung  bringt.*)  Die  Untersuchungen 
von  Gordan  und  Alexejeff,  welche  übrigens  zum  Theil  an  frühere  Arbeiten  von  Syl- 
vester und  Clifford  (American  Journal  of  Mathematics,  I)  anknüpfen,  legen  dar,  dass 
die  auf  der  Werthigkeitstheorie  beruhenden  sogenannten  Structurformeln  ersetzt  werden 
können  durch  symbolische  Ausdrücke,  welche  nach  den  Principien  der  Invariantentheorie 
aufgebaut  sind.  Vortragender  zeigt  an  einfachen  Beispielen,  wie  hierbei  zwei  der  In- 
variantentheorie geläufige  Operationen,  der  Evectanten-  und  der  Faltungs-(Ueber- 
schiebungs-)  Process  zur  Verwendung  kommen.  Redner  erinnert  dann  noch  kurz  an  die 
Möglichkeit,  unsere  Vorstellungen  über  chemische  Vorgänge  in  der  Weise  mathematisch 
einzukleiden,  dass  jedes  Atom  als  ein  Strahlbüschel  mit  gewissen  ausgezeichneten  Strahlen 
gedeutet  wird,  wobei  dann  der  eindeutigen  (projectiven)  Verknüpfung  mehrerer  derartiger 
Strahlbüschel  die  chemische  Verbindung  der  betreffenden  Atome  entspricht. 


VII.  Hauptversammlungen. 


Siebente  Sitzung  am  27.  September  1900.  Vorsitzender:  Prof.  H. 
Engelhardt.  — Anwesend  33  Mitglieder  und  1 Gast. 

Prof.  Dr.  0.  Schneider  hält  einen  Vortrag  über  die  pillen  wälzenden 
Käfer  und  ihre  Bedeutung  für  die  ägyptische  Mythologie. 

Zur  Vorlage  kommen  hierbei  zahlreiche  präparirte  Coprophagen,  Pillen,  geschnittene 
Scarabaeen  und  andere  religiöse  Sculpturen,  sowie  verschiedene,  auf  den  Gegenstand 
des  Vortrags  bezugnehmende  Schriften. 

Ergänzende  Bemerkungen  zu  dem  Vortrage  macht  Dr.  K.  Heller. 
Prof.  H.  Engelhardt  legt  vor 

Zeiller,  R.:  Elements  de  paleobotanique.  Paris  1900. 


Achte  Sitzung  am  25.  October  1900.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  E.  Kal- 
kowsky.  — Anwesend  53  Mitglieder  und  Gäste. 


*)  P.  Gordan  und  W.  Alexejeff:  Uebereinstimmung  der  Formeln  der  Chemie 
und  der  Invariantentheorie  (Sitzungsberichte  der  physikalisch-medicinischen  Societät  zu 
Erlangen) . 


30 


Dr.  A.  Stübel  giebt  einen  Rückblick  auf  den  vulkanischen 
Ausbruch  des  Jahres  1866  im  Golfe  zu  Santorin  unter  Vorführung 
zahlreicher  Projectionsbilder  von  Karten  und  Ansichten  dieses  Vulkan- 
ausbruches. 


Neunte  Sitzung  am  29.  November  1900.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  E. 
Kalkowsky.  — Anwesend  43  Mitglieder  und  Gäste. 

Nach  der  statutengemäss  vorgenommenen  Wahl  der  Beamten  der 
Gesellschaft  für  das  Jahr  1901  (vergl.  die  Zusammenstellung  auf  S.  32)  hält 

Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  0.  Drude  einen  Vortrag  über  die  Entwicke- 
lungsgeschichte der  mitteldeutschen  Hügelflora.  (Vergl.  Abhand- 
lung IX.) 

Eine  reichhaltige  Auswahl  von  Vertretern  dieser  Flora  ist  in  Herbariums-Exemplaren 
ausgelegt. 

Herr  J.  Ostermaier  bringt  eine  Anzahl  Postkarten  mit  Blumen- 
darstellungen zur  Ansicht  und  Vertheilung  unter  die  Anwesenden. 


Zehnte  Sitzung  am  20.  December  1900.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  E. 

Kalkowsky.  — Anwesend  59  Mitglieder  und  4 Gäste. 

Auf  Anregung  von  Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky  und  Geh.  Hofrath  Prof. 
Dr.  0.  Drude  wird  beschlossen,  die  Sitzungen  der  Gesellschaft  während 
der  Monate  Januar,  Februar  und  März  1901  probeweise  erst  um  8 Uhr 
beginnen  zu  lassen. 

Prof.  Dr.  J.  Deichmüller  hält  einen  Vortrag  über  megalithische 
Denkmäler. 

Der  Vortragende  giebt  eine  eingehende  Schilderung  der  der  jüngeren  Steinzeit  an- 
gehörenden Dolmen,  megalitliischen  Ganggräber,  Menhirs,  Cromiechs  und  Steinreihen, 
bespricht  deren  Verbreitung  von  Indien  über  die  Küstenländer  des  Mittelmeeres  bis 
nach  Skandinavien  und  führt  in  55  Projectionsbildern  eine  grössere  Reihe  derartiger 
Bauten  aus  dem  gesammten  Verbreitungsgebiete,  namentlich  aus  der  Bretagne  vor. 


Veränderungen  im  Mitgliederbestände. 

Neu  aufgenommene  wirkliche  Mitglieder: 

Grübler,  Mart.,  Kaiserlich  Russischer  Staatsrath,  Pro-i 

fessor  an  der  K.  Technischen  Hochschule  in  Dresden,  I am  25.  October 
Heller,  Karl,  Dr.  phil.,  Custos  des  K.  Zoologischen  und  | 1900; 

Anthropologisch-ethnographischen  Museums  in  Dresden,  J 
Mann,  Max  Gg.,  Dr.  med.  in  Dresden, 

Naumann,  Bruno,  Geh.  Commerzienrath  in  Loschwitz, 

Petrascheck,  Wilh.,  Dr.  phil.,  Assistent  an  der  K.  Tech- 
nischen Hochschule  in  Dresden, 

Stutz,  Ludw.,  Docent  an  der  K.  Technischen  Hochschule  in  Dresden,  am 
20.  December  1900; 

Thiele,  Karl,  Apotheker  in  Dresden,  am  25.  October  1900; 


am  29.  No- 
vember 1900; 


31 


Weinmeister,  J.  Philipp,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  Forstakademie 
in  Tharandt,  am  29.  November  1900. 

In  die  wirklichen  Mitglieder  ist  übergetreten: 

Wiechel,  Hugo,  Finanz-  und  Baurath  in  Dresden. 


Freiwillige  Beiträge  zur  Gesellschaftskasse 

zahlten:  Dr.  Amtlior,  Hannover,  3 Mk.;  Prof.  Dr.  B achmann,  Plauen  i.  V., 
3 Mk. ; K.  Bibliothek,  Berlin,  3 Mk.;  naturwissensch.  Modelleur  Bla  sch  ka, 
Hosterwitz,  3 Mk.  10  Pf.;  Privatus  Eisei,  Gera,  3 Mk. ; Bergingenieur 
Hering,  Freiberg,  3 Mk.  15  Pf.;  Prof.  Dr.  Hibsch,  Liebwerd,  3 Mk.; 
Bürgerschullehrer  Hof  mann,  Grossenhain,  3 Mk.;  Oberlehrer  Dr.  Lohr- 
mann, Annaberg,  3 Mk.;  Stabsarzt  Dr.  Naumann,  Gera,  3 Mk.  5 Pf.; 
Prof.  Naumann,  Bautzen,  3 Mk.;  Fabrikbesitzer  Dr.  Naschold,  Aussig, 
10  Mk. ; Betriebsingenieur  a.  D.  Prasse,  Leipzig,  3 Mk.;  Dr.  Reiche, 
Santiago -Chile,  3 Mk. ; Director  Dr.  Reidemeister,  Schönebeck,  3 Mk.; 
Oberlehrer  Richter,  Aue,  3 Mk.  15  Pf.;  Apotheker  Schlimpert,  Cölln, 
3 Mk. ; Oberlehrer  Seidel  I,  Zschopau,  3 Mk.  10  Pf.;  Rittergutspachter 
Sieber,  Grossgrabe,  3 Mk.  15  Pf.;  Fabrikbesitzer  Dr.  Siemens,  Dresden, 
100  Mk.;  Chemiker  Dr.  Stauss,  Hamburg,  3 Mk. ; Oberlehrer  Dr.  Sterzei, 
Chemnitz,  3 Mk.;  Landesgeolog  Dr.  Steuer,  Darmstadt,  3 Mk.;  Prof. 
Dr.  Vater,  Tharandt,  3 Mk.;  Oberlehrer  Wolff,  Pirna,  3 Mk.  5 Pf.  — 
ln  Summa  179  Mk.  75  Pf. 

G.  Lehmann, 
Kassirer  der  „Isis“. 


32 


Beamte  der  Isis  im  Jahre  1901. 

Tor  stand. 

Erster  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  Fr.  Förster. 

Zweiter  Vorsitzender:  Prof.  H.  Engelhardt. 

Kassirer:  Hofbuchhändler  G.  Lehmann. 

Directorium. 

Erster  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  Fr.  Förster. 

Zweiter  Vorsitzender:  Prof.  H.  Engelhardt. 

Als  Sectionsvorstände: 

Prof.  Dr.  H.  Nitsche, 

Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  0.  Drude, 

Prof.  Dr„  F.  Kalkowsky, 

Prof.  Dr.  J.  D eich mü Her, 

Prof.  Dr.  R.  Freiherr  von  Walther, 

Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  M.  Krause. 

Erster  Secretär:  Prof.  Dr.  J.  Deichmüller. 

Zweiter  Secretär:  Institutsdirector  Ä.  T hürnen 

Y erwaltungsrath. 

Vorsitzender:  Prof.  H.  Engelhardt. 

Mitglieder:  1.  Prof.  H.  Fischer, 

2.  Civil-Ingenieur  und  Fabrikbesitzer  Dr.  Fr.  Siemens, 

3.  Fabrikbesitzer  L.  Guthmann, 

4.  Privatus  W.  Putscher, 

5.  Fabrikbesitzer  E.  Kühnscherf, 

6.  Dr.  Fr.  Raspe. 

Kassirer:  Hofbuchhändler  G.  Lehmann. 

Bibliothekar:  Privatus  K.  Schiller. 

Secretär:  Institutsdirector  A.  Thümer. 

Sectionsbeamte. 

I.  Section  für  Zoologie. 

Vorstand:  Prof.  Dr.  H.  Nitsche. 

Stellvertreter:  Oberlehrer  Dr.  J.  Thallwitz. 

Protocollant:  Institutsdirector  A.  Thümer. 

Stellvertreter:  Dr.  A.  Naumann. 


II.  Section  für  Botanik. 

Vorstand:  Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  0.  Drude. 
Stellvertreter:  Prof.  K.  Wobst. 

Protocollant:  Garteninspector  F.  Le  dien. 
Stellvertreter:  Dr.  A.  Naumann. 


33 


III.  Section  für  Mineralogie  und  Geologie. 

Vorstand:  Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky. 

Stellvertreter:  Prof.  Dr.  W.  Bergt. 

Protocollant:  Oberlehrer  Dr.  B.  Nessig. 

Stellvertreter:  Oberlehrer  Dr.  P.  Wagner. 

IV.  Section  für  prähistorische  Forschungen. 

Vorstand:  Prof.  Dr.  J.  Deichmüller. 

Stellvertreter:  Oberlehrer  H.  Döring. 

Protocollant:  Lehrer  0.  Ebert. 

Stellvertreter:  Lehrer  H.  Ludwig. 

V.  Section  für  Physik  und  Chemie. 

Vorstand:  Prof.  Dr.  B.  Freiherr  von  Walther. 

Stellvertreter:  Oberlehrer  H.  A.  Bebenstorf f. 

Protocollant:  Oberlehrer  Dr.  G.  Schulze. 

Stellvertreter:  Dr.  B.  Engelhardt. 

VI.  Section  für  Mathematik. 

Vorstand:  Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  M.  Krause. 

Stellvertreter:  Oberlehrer  Dr.  A.  Witting. 

Protocollant:  Privatdocent  Dr.  E.  Nätsch. 

Stellvertreter:  Oberlehrer  Dr.  J.  von  Vieth. 

Redactions  - Comite. 

Besteht  aus  den  Mitgliedern  des  Directoriums  mit  Ausnahme  des 
zweiten  Vorsitzenden  und  des  zweiten  Secretärs. 


Bericht  des  Bibliothekars. 


Im  Jahre  1900  wurde  die  Bibliothek  der  „Isis“  durch  folgende  Zeit- 
schriften und  Bücher  vermehrt: 

A.  Durch  Tausch. 

* 

I-  Europa. 

1.  Deutschland. 

Altenburg : Naturforschende  Gesellschaft  des  Osterlandes. 

Annaber g -Buchholz:  Verein  für  Naturkunde. 

Augsburg : Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Schwaben  und  Neuburg.  — 
34.  Bericht.  [Aa  18.] 

Bamberg : Naturforschende  Gesellschaft.  — XVII.  Bericht.  [Aa  19.] 
Bautzen : Naturwissenschaftliche  Gesellschaft  „Isis“. 

Berlin:  Botanischer  Verein  der  Provinz  Brandenburg.  — Verhandl.,  Jahrg.41 
[Ca  6.] 

Berlin:  Deutsche  geologische  Gesellschaft.  — Zeitschr.,  Bd.  51,  Heft  3 
und  4;  Bd.  52,  Heft  1 und  2.  [Da  17.] 

Berlin:  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte.  — 
Verhandl.,  April  1899  bis  Mai  1900.  [G  55.] 

Bonn:  Naturhistorischer  Verein  der  preussischen  Rheinlande,  Westfalens 
und  des  Reg.-Bez.  Osnabrück.  — Verhandl.,  56.  Jahrg.,  2.  Hälfte. 
[Aa  93.] 

Bonn:  Niederrheinische  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde.  • — Sitzungs- 
ber.,  1899,  2.  Hälfte.  [Aa  322.] 

Braunschweig : Verein  für  Naturwissenschaft.  — 8.  Jahresber.  [Aa  245.] 
Bremen:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  — Abhandl.,  Bd.  XVI,  Heft  3. 
[Aa  2.] 

Breslau:  Schlesische  Gesellschaft  für  vaterländische  Cultur.  — 77.  Jahresber., 
1899.  [Aa  46.] 

Chemnitz:  Naturwissenschaftliche  Gesellschaft.  — XIV.  Bericht.  [Aa  20.] 
Chemnitz:  K.  Sächsisches  meteorologisches  Institut.  — Jahrbuch,  XV.  Jahrg., 
3.  Abth.  [Ec  57.]  — Abhandl.,  Heft  4.  [Ec  57b.]  — Dekaden  Monats- 
berichte 1898  und  99.  [Ec  57c.] 

Danzig:  Naturforschende  Gesellschaft.  — Schriften,  Bd.  X,  Heft  1.  [Aa  80.] 
Darmstadt:  Verein  für  Erdkunde  und  Grossherzogi.  geologische  Landes- 
anstalt. — Notizbl.,  4.  Folge,  20.  Heft.  [Fa  8.] 

Donaueschingen:  Verein  für  Geschichte  und  Naturgeschichte  der  Baar  und 
der  angrenzenden  Landesteile.  — Schriften,  X.  Heft.  [Aa  174.] 
Dresden:  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde.  — Jahresber.,  1898 — 99. 
[Aa  47.] 


35 


Dresden : Gesellschaft  für  Botanik  und  Gartenbau  „Flora“. 

Dresden:  K.  Mineralogisch -geologisches  Museum. 

Dresden : K.  Zoologisches  und  Anthrop.-ethnogr.  Museum. 

Dresden:  K.  Oeffentliche  Bibliothek. 

Dresden:  Verein  für  Erdkunde. 

Dresden:  K.  Sächsischer  Altertumsverein.  — Neues  Archiv  für  Sachs. 
Geschichte  und  Altertumskunde,  Bd.  XXI.  [G  75.]  — Die  Sammlung 
des  K.  Sachs.  Altertumsvereins  in  ihren  Hauptwerken.  Bl.  XXXI  — C. 
[G  75  b.] 

Dresden:  Oekonomische  Gesellschaft  im  Königreich  Sachsen.  — Mittheil. 
1899-1900.  [Ha  9.] 

Dresden:  K.  Thierärztliche  Hochschule.  — Bericht  über  das  Veterinärwesen 
in  Sachsen,  44.  Jahrg.  [Ha  26.] 

Dresden:  K.  Sächsische  Technische  Hochschule.  — Bericht  über  die  K.  Sächs. 
Techn.  Hochschule  a.  d.  Jahr  1899 — 1900;  Verzeichniss  der  Vorlesungen 
und  Uebungen  sammt  Stunden-  und  Studienplänen,  S.-S.  1990,  W.-S. 
1900  — 1901.  [Je  63.]  — Personalverz.  Nr.  XXI.  [Je  63  b.] 
Dürkheim:  Naturwissenschaftlicher  Verein  der  Rheinpfalz  „Pollichia“.  — 
Festschrift  zur  60jährigen  Stiftungsfeier  (1900).  [Aa  56.] 

Düsseldorf:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  — Mitteil.,  Heft  4 (Festschrift). 
[Aa  310.] 

Elberfeld:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Emden:  Naturforschende  Gesellschaft.  — 83.  und  84.  Jahresber.  [Aa  48b.] 
Emden:  Gesellschaft  für  bildende  Kunst  und  vaterländische  Altertümer. 
Erfurt:  K.  Akademie  gemeinnütziger  Wissenschaften. 

Erlangen:  Physikalisch-medicinische  Societät. — Sitzungsber.,  31.Heft,  1899. 
[Aa  212. J 

Frankfurt  a.  M.:  Senckenbergische  naturforschende  Gesellschaft.  — Bericht 
für  1900.  [Aa  9 a.] 

Frankfurt  a.  AL  : Physikalischer  Verein.  — Jahresber.  für  1898 — 99.  [Eb  35.] 
Frankfurt  a.  O.:  Naturwissenschaftlicher  Verein  des  Regierungsbezirks 
Frankfurt.  — „Helios“,  17.  Bd.;  Societatum  litterae,  Jahrg.  XIII, 
[Aa  282.] 

Freiberg:  K.  Sächs.  Bergakademie.  — Programm  für  das  135.  Studien- 
jahr 1900-1901.  [Aa  323.] 

Freiburg  i.  B.:  Natur  forschende  Gesellschaft. 

Gera:  Gesellschaft  von  Freunden  der  Naturwissenschaften.  — Bericht  und 
Festbericht  über  die  25jährige  Jubelfeier  der  Abteilung  für  Tier- 
und  Pflanzenschutz.  [Aa  49.] 

Giessen:  Oberhessische  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde. 

Görlitz:  Naturforschende  Gesellschaft. 

Görlitz:  Oberlausitzische  Gesellschaft  der  Wissenschaften.  — Neues  Lau- 
sitzisches  Magazin,  Bd.  75,  2.  Heft.  [Aa  64.] 

Görlitz:  Gesellschaft  für  Anthropologie  und  Urgeschichte  der  Oberlausitz.  — 
Tafel  vorgeschichtlicher  Altertümer  der  Oberlausitz.  1900.  [G  113.] 
Greifswald:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Neu -Vorpommern  und 
Rügen.  — Mittheil.,  31.  Jahrg.,  1899.  [Aa  68.] 

Greifsivald:  Geographische  Gesellschaft.  — VII.  Jahresber.,  1898  — 1900. 
[Fa  20.] 

Guben:  Niederlausitzer  Gesellschaft  für  Anthropologie  und  Urgeschichte.  — 
Mittheil.,  VI.  Bd.,  Heft  2 — 5.  [G  102.] 

** 


36 


Güstrow : Verein  der  Freunde  der  Naturgeschichte  in  Mecklenburg. 

Halle  a.  8.:  Naturforschende  Gesellschaft. 

Halle  a.  S.:  Kais.  Leopoldino-Carolinische  deutsche  Akademie.  — Leopoldina, 
Heft  XXXV,  Nr.  12;  Heft  XXXVI,  Nr.  1—11.  [Aa  62.] 

Halle  a.  S.:  Verein  für  Erdkunde.  — Mitteil.,  Jahrg.  1900.  [Fa  16.] 
Hamburg:  Naturhistorisches  Museum.  — Jahrbücher,  Jahrg.  XVI,  mit  Bei- 
heft 1—4.  [Aa  276.] 

Hamburg : Naturwissenschaftlicher  Verein.  — AbhandL,  Bd.  XVI,  1.  Hälfte. 

[Aa  293.]  — Verhandk,  III.  Folge,  7.  Heft.  1899.  [Aa  293b.] 
Hamburg:  Verein  für  naturwissenschaftliche  Unterhaltung.  — Verhandl., 
Bd.  X,  1896—98.  [Aa  204.] 

Hanau : Wetterauische  Gesellschaft  für  die  gesammte  Naturkunde. 
Hannover:  Naturhistorische  Gesellschaft. 

Hannover:  Geographische  Gesellschaft. 

Heidelberg:  Naturhistorisch -medicinischer  Verein.  — Verhandl.,  Bd.  VI, 
Heft  3.  [Aa  90.] 

Hof:  Nordoberfränkischer  Verein  für  Natur-,  Geschichts-  und  Landes- 
kunde. — Bericht  II.  [Aa  325.] 

Karlsruhe:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  — Verhandl.,  Bd.  XII  — XIII. 
[Aa  88.] 

Kassel:  Verein  für  Naturkunde.  — Abhandl.  und  Bericht,  Nr.  45.  [Aa  242.] 
Kassel:  Verein  für  hessische  Geschichte  und  Landeskunde. 

Kiel:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Schleswig -Holstein. 

Köln:  Redaction  der  Gaea.  — Natur  und  Leben,  Jahrg.  36.  [Aa  4L] 
Königsberg  i.  Pr.:  Physikalisch -ökonomische  Gesellschaft.  — Schriften, 
40.  Jahrg.,  1899.  [Aa  81.] 

Königsberg  i.  Pr.:  Altertums-Gesellschaft  Prussia. — Sitzungsber.,  Heft  21. 
[G  114.] 

Krefeld : Verein  für  Naturkunde. 

Landshut:  Botanischer  Verein. 

Leipzig:  Naturforschende  Gesellschaft. 

Leipzig:  K.  Sächsische  Gesellschaft  der  Wissenschaften.  — Berichte  über 
die  Verhandl.,  mathem.-phys.  Classe,  1899,  LI.  Bd.,  mathemat.  Theil, 
Heft  6 mit  einem  naturw.  und  einem  allgem.  Theile.  [Aa  296.] 
Leipzig:  K.  Sächsische  geologische  Landesuntersuchung.  — Erläuterungen 
zu  Sect.  'Waldheim -Böhrigen  (Bl.  62),  2.  Aufl.  [De  146.] 

Lübeck:  Geographische  Gesellschaft  und  naturhistorisches  Museum. 
Lüneburg:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  das  Fürstentum  Lüneburg. 
Magdeburg:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  — Jahresber.  und  Abhandl., 
Jahrg.  1898-1900.  [Aa  173.] 

Mannheim:  Verein  für  Naturkunde. 

Marburg:  Gesellschaft  zur  Beförderung  der  gesammten  Naturwissen- 
schaften. — Sitzungsber.,  Jahrg.  1898.  [Aa  266.] 

Meissen:  Naturwissenschaftliche  Gesellschaft  „Isis“.  — Beobacht,  d.  Isis- 
Wetterwarte  zu  Meissen  i.  J.  1899.  [Ec  40.]  — Mittheilungen  aus  den 
Sitzungen  des  Vereinsjahres  1899 — 1900.  [Aa  319.] 

Münster:  Westfälischer  Provinzialverein  für  Wissenschaft  und  Kunst.  — 
27.  Jahresber.,  Jahrg.  1898—99.  [Ca  231.] 

Neisse:  Wissenschaftliche  Gesellschaft  „Philomathie“. 

Nürnberg:  Naturhistorische  Gesellschaft.  — Jahresber.  für  1899,  nebst 
Abhandl,,  XIII.  Bd.  [Aa  5.] 


37 


Offenbach : Verein  für  Naturkunde. 

Osnabrück:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Passau:  Naturhistorischer  Verein. 

Posen : Naturwissenschaftlicher  Verein.  — Zeitschr.  der  botan.  Abtheil., 
6.  Jahrg.,  Heft  3;  7.  Jahrg.,  Heft  1 — 2.  [Aa  316.] 

Regensburg:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  — VII.  Bericht.  [Aa  295.] 
Regensburg:  K.  botanische  Gesellschaft. 

Reichenbach  i.  V.:  Vogtländischer  Verein  für  Naturkunde. 

Reutlingen:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Schneeberg : Wissenschaftlicher  Verein. 

Stettin:  Ornithologischer  Verein.  — Zeitschr.  für  Ornithologie  und  prakt. 

Geflügelzucht,  Jahrg.  XXIV.  [Bf  57.] 

Stuttgart:  Verein  für  vaterländische  Naturkunde  in  Württemberg.  — Jahres- 
hefte, Jahrg.  56.  [Aa  60.] 

Stuttgart:  Württembergischer  Altertumsverein.  — Württemberg.  Viertel- 
jahrshefte für  Landesgeschichte,  n.  F.,  9.  Jahrg.  [G  70.] 

Tharandt:  Bedaction  der  landwirtschaftlichen  Versuchsstationen.  — Land- 
wirtsch.  Versuchsstationen,  Bd.  LII,  Heft  5 — 6;  Bd.  LIII  — LIV.  (In 
der  Bibliothek  der  Versuchsstation  im  botan.  Garten.) 

Thorn:  Coppernicus -Verein  für  Wissenschaft  und  Kunst. 

Trier:  Gesellschaft  für  nützliche  Forschungen.  — Jahresber.,  1894  — 99. 
[Aa  262.] 

Ulm:  Verein  für  Mathematik  und  Naturwissenschaften. 

Ulm:  Verein  für  Kunst  und  Altertum  in  Ulm  und  Ob  er  Schwaben. 
Weimar:  Thüringischer  botanischer  Verein.  — Mittheil.,  n.  F.,  13. — 14.  Heft 
[Ca  23.] 

Wernigerode:  Naturwissenschaftlicher  Verein  des  Harzes. 

Wiesbaden:  Nassauischer  Verein  für  Naturkunde.  — Jahrbücher,  Jahrg.  53. 
[Aa  43.] 

Würzburg:  Physikalisch-medicinische  Gesellschaft.  — Sitzungsber.,  Jahrg. 
1899.  [Aa  85.] 

Zerbst:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  — 1.  Bericht  (1892 — 98).  [Aa  332.] 
Zivickau:  Verein  für  Naturkunde. 

2.  Oesterreich-Ungarn. 

Aussig:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Bistritz:  Gewerbelehrlingsschule.  — XXIV.  Jahresber.  [Je  105.] 

Brünn:  NaturforschenderVerein.  — Verhandl.,  Bd.  XXXVII,  u.  17.  Bericht 
der  meteorolog.  Commission.  [Aa  87.] 

Brünn:  Lehrerverein,  Club  für  Naturkunde.  — Bericht  I (1896 — 98), 
II  (1899).  [Aa  330.] 

Budapest:  Ungarische  geologische  Gesellschaft.  — Földtani  Közlöny,  XXIX. 

köt.,  11. — 12.  füz.;  XXX.  köt.,  1 — 9.  füz.  [Da  25.] 

Budapest:  K.  Ungarische  naturwissenschaftliche  Gesellschaft,  und:  Ungarische 
Akademie  der  Wissenschaften. 

Graz:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Steiermark.  — Mittheil.,  Jahrg. 
1899.  [Aa  72.] 

Hermannstadt:  SiebenbürgischerVerein  für  Naturwissenschaften. — Verhandl. 

und  Mittheil.,  XLIX.  Jahrg.  [Aa  94.] 

Iglo:  Ungarischer  Karpathen -Verein.  — Jahrbuch,  XXVII.  Jahrg.  [Aa  198.] 

** 


38 


Innsbruck : Naturwissenschaftlich -medicinischer  Verein.  — Berichte,  XXIII. 
und  XXV.  Jahrg.  [Aa  171.] 

Klagenfurt : Naturhistorisches  Landes -Museum  von  Kärnthen. 

Krakau:  Akademie  der  Wissenschaften.  — Anzeiger,  1899,  Nr.  8—10;  1900, 
Nr.  1-8.  [Aa  302.] 

Laibach : Musealverein  für  Krain. 

Linz:  Verein  für  Naturkunde  in  Oesterreich  ob  der  Enns.  — 29.  Jahresber. 
[Aa  213.] 

Linz:  Museum  Francisco-Carolinum.  — 58.  Bericht  nebst  der  52.  Lieferung 
der  Beiträge  zur  Landeskunde  von  Oesterreich  ob  der  Enns.  [Fa  9.] 
Prag:  Deutscher  naturwissenschaftlich -medicinischer  Verein  für  Böhmen 
„Lotos“.  — Sitzungsber.,  Bd.  XIX.  [Aa  63.] 

Prag:  K.  Böhmische  Gesellschaft  der  Wissenschaften.  — Sitzungsber.,  mathem.- 
naturwissensch.  CI.,  1899.  [Aa  269.]  — Jahresber.  für  1899.  [Aa  270.] 
Prag:  Gesellschaft  des  Museums  des  Königreichs  Böhmen.  — Starozit 
nosti  zeme  ceske,  dil.  1.  [G  71.] 

Prag:  Lese-  und  Redehalle  der  deutschen  Studenten.  — Jahresber.  für  1899. 
[Ja  70.] 

Prag:  Ceska  Akademie  Cisare  Frantiska  Josefa.  — Rozpravy,  Trida  II, 
Rocnik  8.  [Aa  313.] 

Presburg:  Verein  für  Heil-  und  Naturkunde.  — Verhandl.,  n.  F.,  Heft  11. 
[Aa  92.] 

Peichenberg:  Verein  der  Naturfreunde.  — Mittheil.,  Jahrg.  31.  [Aa  70.] 
Salzburg:  Gesellschaft  für  Salzburger  Landeskunde. 

Temesvär:  Südungarische  Gesellschaft  für  Naturwissenschaften.  — Termes- 
zettudomänyi  Füzetek,  XXIV.  köt.,  füz.  1 — 3.  [Aa  216.] 

Trencsin:  Naturwissenschaftlicher  Verein  des  Trencsiner  Comitates.  — 
Jahresheft,  Jahrg.  XXI— XXII.  [Aa  277.] 

Triest:  Museo  civico  di  storia  naturale. 

Triest:  Societä  Adriatica  di  scienze  naturali. 

Wien:  Kais.  Akademie  der  Wissenschaften. 

Wien:  Verein  zur  Verbreitung  naturwissenschaftlicher  Kenntnisse.  — 
Schriften,  Bd.  XL.  [Aa  82.] 

Wien:  K.  K.  naturhistorisches  Hofmuseum.  — Annalen,  Bd.  XIV,  Nr.  3 — 4; 
Bd.  XV,  Nr.  1—2.  [Aa  280.1 

Wien:  Anthropologische  Gesellschaft.  — Mittheil.,  Bd.  XXIX,  Heft  6; 
Bd.  XXX,  Heft  1—5.  [Bd  1.] 

Wien:  K.  K.  geologische  Reichsanstalt.  — Jahrbuch,  Bd.  XLIX,  Heft  3—4; 
Bd.  L,  Heft  1.  [Da  4.]  — Jubiläums -Festbericht  1900.  [Da  4b]; 
zur  Erinnerung  an  die  Jubelfeier.  [Da  4c.]  — Verhandl.,  1899, 
Nr.  11—18;  1900,  Nr.  1—12.  [Da  16.] 

Wien:  K.  K.  zoologisch -botanische  Gesellschaft  — Verhandl.,  Bd.  XLIX. 
[Aa  95.] 

Wien:  Naturwissenschaftlicher  Verein  an  der  Universität. 

Wien:  Central  - Anstalt  für  Meteorologie  und  Erdmagnetismus.  — Jahr- 
bücher, Jahrg.  1897.  [Ec  82.] 

3.  Rumänien. 

Bukarest:  Institut  meteorologique  de  Roumanie.  — Annales,  tome  XIV,  1898. 
[Ec  75.] 


39 


4.  Schweiz. 

Aarau:  Aargauische  naturforschende  Gesellschaft. 

Basel : Naturforschende  Gesellschaft.  — Yerhandl.,  Bd.  XII,  Heft  3.  [Aa  86.J 
Bern:  Naturforschende  Gesellschaft. 

Bern:  Schweizerische  botanische  Gesellschaft.  — Berichte,  Heft  10.  [Ca  24.] 
Bern:  Schweizerische  naturforschende  Gesellschaft. 

Chur:  Naturforschende  Gesellschaft  Graubündens.  — Jahresber.,  n.  F., 
Jahrg.  XLIII.  [Aa  51.] 

Frauenfeld:  Thurgauische  naturforschende  Gesellschaft. 

Freiburg:  Societe  Fribourgeoise  des  Sciences  naturelles.  — Bulletin,  vol.  VII, 
no.  3-4.  [Aa  264.] 

8t.  Gallen:  Naturforschende  Gesellschaft.  — Bericht  für  1897— 98.  [Aa  23.] 
Lausanne:  Societe  Yaudoise  des  Sciences  naturelles.  — Bulletin,  4.  ser., 
vol.  XXXV,  no.  133—134;  vol.  XXXVI,  no.  135—137.  [Aa  248.] 
Neuchatel:  Societe  des  Sciences  naturelles.  — Bulletin,  tome  XXVI.  [Aa  247.] 
Schaffhausen:  Schweizerische  entomologische  Gesellschaft.  — Mittheil,, 
Vol.  X,  Heft  6—7.  [Bk  222.] 

Sion:  La  Murithienne,  societe  Valaisanne  des  Sciences  naturelles.  — Bulletin, 
fase.  XXVII  — XXVIII.  [Ca  13.] 

Winterthur:  Naturwissenschaftliche  Gesellschaft.— Mitth.,  Heft  1—2.  [Aa  331.] 
Zürich:  Naturforschende  Gesellschaft.  — Viertel] ahrsschr. , Jahrg.  44, 
Heft  3—4;  Jahrg.  45,  Heft  1—2.  [Aa  96.] 

5.  Frankreich. 

Amiens:  Societe  Linneenne  du  nord  de  la  France.  — Bulletin  mensuel, 
tome  XIII,  no.  293-302;  tome  XIV,  no.  303—322.  [Aa  252.] 
Bordeaux : Societe  des  Sciences  physiques  et  naturelles.  — Memoires, 
ser.  5,  tome  III,  cah.  2;  tome  V et  appendice  au  tome  V;  proces- 
verbaux,  annee  1898  — 99.  [Aa  253.] 

Cherbourg:  Societe  nationale  des  Sciences  naturelles  et  mathematiques. 
Dijon:  Academie  des  Sciences,  arts  et  belles  lettres. 

Le  Mans:  Societe  d’agriculture,  Sciences  et  arts  de  la  Sarthe.  — Bulletin, 
tome  XXIX,  fase.  2 — 3.  [Aa  221.] 

Lyon:  Societe  Linneenne.  — Annales,  tome  46.  [Aa  132.] 

Lyon:  Societe  d’agriculture,  Sciences  et  industrie.  — Annales,  ser.  7.  tome  6. 
[Aa  133.]  . 

Lyon:  Academie  des  Sciences  et  lettres. 

Paris:  Societe  zoologique  de  France.  — Bulletin,  tome  XXIV.  [Ba  24.] 
Toulouse:  Societe  Frangaise  de  botanique. 

6.  Belgien. 

Brüssel:  Societe  royale  malacologique  de  Belgique.  — Annales,  tome  XXXI, 
fase.  2;  tome  XXIII.  [Bi  1.]  — Bulletins  des  seances,  tome  XXXIV, 
pag.  97—128.  [Bi  4.] 

Brüssel:  Societe  entomologique  de  Belgique.  — Annales,  tome  XLIII. 

[Bk  13.]  — Memoires,  tome  VII.  [Bk  13b.] 

Brüssel:  Societe  royale  de  botanique  de  Belgique.  — Bulletin,  tome  XXXVIII. 
[Ca  16.] 

Gembloux:  Station  agronomique  de  l’etat.  — Bulletin,  no.  67 — 68.  [Hb  75.] 
Lüttich : Societe  geologique  de  Belgique. 


40 


7.  Holland. 

Gent : Kruidkundig  Genootschap  „Dodonaea“. 

Groningen'.  Naturkundig  Genootschap.  — 99.  Yerslag,  1899.  [Je  80.]  — 
Centralbureau  voor  de  Kennis  van  de  Provincie  Groningen  en  omgebgen 
streken:  Bejdragen,  deel  I,  stuk  2.  [Je  80b.] 

Harlem:  Musee  Teyler.  — Archives,  ser.  II,  vol.  VI,  p.  5;  vol.  VII,  p.  1 — 2. 
[Aa  217.].  r 

Harlem:  Societe  Hollandaise  des  Sciences.  — Archives  Neerlandaises 
des  Sciences  exactes  et  naturelles,  ser.  II,  tome  III,  livr.  3—5;  tome  IV, 
livr.  1.  [Aa  257.] 

8.  Luxemburg. 

Luxemburg : Societe  botanique  du  Grandduche  de  Luxembourg. 
Luxemburg:  Institut  royal  grand-ducal. 

Luxemburg:  Verein  Luxemburger  Naturfreunde  „Fauna“.  — Mittheil.,  8.  bis 
9.  Jahrg.  (1898  — 99).  [Ba  26.] 

9.  Italien. 

Brescia:  Ateneo.  — Commentari  per  l’anno  1899.  [Aa  199.] 

Catania:  Accademia  Gioenia  di  scienze  naturale.  — Atti,  ser.  4,  vol.  XII. 

[Aa  149.]  — Bollettino,  fase.  LX  — LXIII.  [Aa  149b.] 

Florenz:  R.  lnstituto. 

Florenz:  Societa  entomologica  Italiana.  — Bullettino,  anno  XXXI — XXXII. 
[Bk  193.] 

Mailand:  Societa  Italiana  di  scienze  naturali.  — Atti,  vol.  XXXVIII, 
fase.  4;  vol.  XXXIX,  fase.  1—2.  [Aa  150.] 

Mailand:  R.  lnstituto  Lombardo  di  scienze  e lettere.  — Rendiconti,  ser.  2, 
vol.  XXXII.  [Aa  161.]  — Memorie,  vol.  XVIII,  fase.  7—10.  [Aa  167.] 
Modena:  Societa  dei  naturalisti.  — Atti,  ser.  4,  vol.  I.  [Aa  148.] 

Padua:  Societa  Veneto  Trentina  di  scienze  naturali.  — Atti,  ser.  1,  vol.  V, 
fase.  2;  vol.  VI;  vol.  XII,  fase.  1;  ser.  2,  vol.  IV,  fase.  1.  [Aa  193.] 
Parma:  Redazione  del  Bullettino  di  paletnologia  Italiana. 

Pisa:  SocietaToscana  di  scienze  naturali.  — Processi  verbali,  vol.XI (2. VII.  99); 

vol.  XII  (19.  XI — 1.  VII.  99);  Memorie,  vol.  XVII.  [Aa  209.] 

Rom:  Accademia  dei  Lincei.  — Atti,  Rendiconti,  ser.  5,  vol.  VIII,  fase.  11 — 12; 

vol.  IX,  1.  sem. ; 2.  sem.,  fase.  1 — 10.  [Aa  226.] 

Rom:  R.  Comitato  geologico  d’Italia. 

Turin:  Societa  meteorologica  Italiana.  — Bollettino  mensuale,  ser.  II, 
vol.  XIX,  no.  8-10;  vol.  XX,  no.  1-6.  [Ec  2.] 

Venedig : R.  lnstituto  Veneto  di  scienze,  lettere  e arti. 

Verona:  Accademia  di  Verona.  — Memoire,  ser.  III,  vol.  LXXV,  fase.  1 — 3. 
[Ha  14.] 

10.  Rrossbritannien  und  Irland. 

Dublin:  Royal  geological  society  of  Irland. 

Edinburg:  Geological  Society. 

Edinburg:  Scottish  meteorological  society.  — Journal,  3.  ser.,  no.  XV— XVI. 
[Ec  3.] 


41 


Glasgow : Natural  history  society. 

Glasgow : Geological  society. 

Manchester : Geological  society.  — Transactions,  vol.  XXVI,  p.  10—19. 
[Da  20.] 

Neivcastle-upon-Tyne : Tyneside  naturalists  fielet  club,  und:  Natural  history 
society  of  Northumberland,  Durham  and  Newcastle -upon-Tyne.  — 
Nat.  history  transactions,  vol.  XIII,  p.  3.  [Aa  126.] 

11.  Schweden,  Norwegen. 

Bergen : Museum.  — Aarsberetning  1899;  Aarbog  1899,  2.  Heft  und  1900, 
1.  Heft.  [Aa  294.J 

Christiania : Universität.  — Den  Norske  Nordhavs- Expedition  1876  — 78, 
Bd.  XXXV— XXXVII.  [Aa  251.] 

Christiania : Foreningen  til  Norske  fortidsmindesmerkers  bevaring. 
Stockholm : Entomologiska  Föreningen.  — Entomologisk  Tidskrift,  Arg.  20. 
[Bk  12.] 

Stockholm : K.  Vitterhets  Historie  och  Antiqvitets  Akademien. 

Tromsoe : Museum. 

TJpsala : Geological  institution  of  the  university.  — Bulletin,  vol.  IV,  p.  2. 
[Da  30.] 

12.  Russland. 

Ekatharinenburg : Societe  Ouralienne  d’amateurs  des  Sciences  naturelles.  — 
Bulletin,  tome  XX,  livr.  1;  tome  XXI.  [Aa  259.] 

Helsingfors : Societas  pro  fauna  et  flora  feunica.  — Acta,  vol.  XV  und  XVII. 
[Ba  17.] 

Kharkow : Societe  des  naturalistes  ä l’universite  imperiale.  — Travaux, 
tome  XXXIII -XXXIV.  [Aa  224.] 

Kiew : Societe  des  naturalistes.  — Memoires,  tome  XVI,  livr.  1.  [Aa  298.] 
Moskau : Societe  imperiale  des  naturalistes.  — Bulletin,  annee  1899,  no.  1 — 4. 
[Aa  134.]  ; 

Odessa : Societe  des  naturalistes  de  la  Nouvelle-Russie. 

Petersburg : Kais,  botanischer  Garten.  - — Acta  horti  Petropolitani,  tome  XV, 
fase.  2 ; tome  XVII,  und  kurzer  Abriss  der  Geschichte  des  K.  botani- 
schen Gartens.  [Ca  10.] 

Petersburg-.  Comite  geologique.  — Bulletins,  vol.  XVIII,  no.  3 — 10.  [Da  23.]  — 
Memoires,  vol.  VII,  no.  3 — 4;  vol.  IX,  no.  5;  vol.  XV,  no.  3.  [Da  24.] 
Petersburg : Physikalisches  Centralobservatorium.  — Annalen,  Jalirg.  1898. 

[Ec  7.]  — Histoire  de  l’observatoire,  p.  1.  [Ec  7 b.] 

Petersburg : Academie  imperiale  des  Sciences.  — Bulletin,  nouv.  serie  V, 
tome  X,  no.  5 ; tome  XI;  tome  XII,  no.  1.  [Aa  315.] 

Petersburg : Kaiser!,  mineralogische  Gesellschaft.  — Verhandl.,  2.  Ser., 
Bd.  37;  Bd.  38,  Lief.  1.  [Da  29.]  — Materialien  zur  Geologie  Russ- 
lands, XX.  Bd.  [Da  29  b.]  — Travaux  de  la  section  geologique  du 
cabinet  de  Sa  majeste,  vol.  III,  livr.  1.  [Da  29  c.] 

Riga : Naturforscher -Verein.  — Arbeiten,  n.  F.,  8. — 9.  Heft.  [Aa  12.]  — 
Korrespondenzblatt,  XLIl  — XLIII.  [Aa  34.] 


42 


II®  A merika. 

1.  Nord -Amerika. 

Albany:  New  York  state  museum  of  natural  history. 

Baltimore:  John  Hopkins  university.  — University  circulars,  vol.  XIX, 
no.  142 — 143.  [Aa  278.]  — American  journal  of  mathematics,  vol.  XXI, 
no.  3 — 4;  XXII,  no.  1.  [Ea  38.]  — American  Chemical  journal,  vol.  XXI, 
no.  6;  vol.  XXII;  vol.  XXIII,  no.  1—4.  [Ed  60.]  — Studies  in  histor. 
and  politic.  Science,  ser.  XVII,  no.  6 — 12;  ser.  XVIII,  no.  1 — 4. 
[Fb  125.]  — American  journal  of  philology,  vol.  XX,  no.  1— 4.  [Ja  64.]  — 
Maryland  geological  survey,  vol.  III.  [Da  35.]  — Maryland  weather 
Service,  vol.  I.  [Ec  95.]  — Annual  report,  no.  24.  [Aa  278  b.] 
Berkeley:  University  of  California.  — Departement  of  geology:  Bulletin  II, 
no.  5 — 6;  register  1898  — 99,  vol.  I,  no.  1 — 2.  [Da  31.]  — University 
chronicle,  vol.  I,  no.  6;  vol.  II,  no.  3—4.  [Da  31b.] 

Boston:  Society  of  natural  history.  — Proceedings,  vol.  XXIX,  no.  1 — 8. 
[Aa  111.] 

Boston:  American  academy  of  arts  and  Sciences.  — Proceedings,  new  ser., 
vol.  XXXV,  4-27;  vol.  XXXVI,  1—8.  JAa  170.] 

Buffalo:  Society  of  natural  Sciences.  — Bulletin,  vol.  VI,  no.  2 — 4.  [Aa  185.] 
Cambridge:  Museum  of  comparative  zoology.  — Bulletin,  vol.  XXXV, 
no.  7—8;  vol.  XXXVI,  no.  1-4;  vol.  XXXVII,  no.  1—2.  [Ba  14.] 
Chicago:  Academy  of  Sciences.  — Bulletin,  vol.  III.  [Aa  123b.] 

Chicago:  Field  Columbian  Museum.  — Publications  40  — 44,  46  — 50. 
[Aa  324.] 

Davenport:  Academy  of  natural  Sciences. 

Halifax:  Nova  Scotian  institute  of  natural  Science.  — Proceedings  and 
transactions,  2.  ser.,  vol.  III,  p.  1.  [Aa  304.] 

Lawrence:  Kansas  University.  — Quarterly,  series  A:  Science  and  mathe- 
matics, vol.  VIII,  no.  4;  vol.  IX,  no.  1 — 2.  [Aa  328.] 

Madison:  Wisconsin  Academy  of  Sciences,  arts  and  letters. 

Mexiko:  Sociedad  cientifica  „Antonio  Alzate“.  — Memorias  y Re vista, 
tomo  XII,  cuad.  11 — 12;  tomo  XIV,  cuad.  1 — 10.  [Aa  29E] 
Mihvaukee:  Public  Museum  of  the  City  of  Milwaukee.  — 17.  annual  report. 
[Aa  233  b.] 

Milwaukee:  Wisconsin  natural  history  society.  — Bulletin,  new  ser.,  vol.  I, 
no.  1 — 2.  [Aa  233.] 

Montreal:  Natural  history  society.  — The  canadian  record  of  Science, 
vol.  VIII,  no.  2 — 3.  [Aa  109.] 

New  -Haven:  Connecticut  academy  of  arts  and  Sciences. 

New-  York:  Academy  of  Sciences.  — Annals,  vol.  XII,  no.  2 — 3.  [Aa  101.]  — 
Memoirs,  vol.  II,  p.  1.  [Aa  258b.] 

New  - York : American  museum  of  natural  history. 

New- York:  State  geologist. 

Philadelphia:  Academy  of  natural  Sciences.  — Proceedings,  1899,  p.  II— III; 
1900,  p.  I.  [Aa  117.] 

Philadelphia : American  philosophical  society.  — Proceedings,  vol.  XXXVIII, 
no.  160;  vol.  XXXIX,  no.  161 — 162.  [Aa  283.]  — Memorial  vol.  I (1900). 
[Aa  283b.] 

Philadelphia:  Wagner  free  institute  of  Science. 


43 


Philadelphia : Zoological  society.  — Annual  report  28.  [Ba  22.] 
Pochester:  Academy  of  Science.  — Proceedings,  vol.  III,  broch.  2.  [Aa  312.] 
Pochester : Geological  society  of  America.  — Bulletin,  vol.  X.  [Da  28.] 
Salem:  Essex  Institute. 

San  Francisco:  California  academy  of  Sciences. 

St.  Lonis : Academy  of  Science. 

St.  Louis:  Missouri  botanical  garden.  — 11.  annual  report.  [Ca  25.] 
Topeka:  Kansas  academy  of  science.  — Transact.,  vol.  XVI.  [Aa  303.] 
Toronto:  Canadian  institute.  — Proceedings,  n.  ser.,  no.  9,  vol.  II,  p.  3; 
[Aa  222.]  — Transactions  vol.  VI ; semi-centennial  memorial  vol.  1849 — 99. 
[Aa  222  b.] 

Tufts  College.  — Studies,  no.  6.  [Aa  314.] 

Washington:  Smithsonian  Institution.  — Report  of  the  U.  St.  nat.  museum, 
1897.  [Aa  120c.] 

Washington:  United  States  geological  survey.  — XIX.  annual  report, 
1897—98,  p.  2,  3,  5;  XX.  annual  report,  1898  — 99,  p.  1.  [De  120a.]  — 
Bulletin,  no.  150 — 162.  [De  120b.]  — Monographs,  vol.  XXXII,  p.  2; 
vol.  XXXIII;  XXXIV;  XXXVI— XXX VII r.  [De  120c.] 

Washington:  Bureau  of  education. 

2.  Süd-Amerika. 

Buenos- Air  es:  Museo  nacional.  — Anales,  tomo  VI;  communicaciones, 
tomo  I,  no.  5—7.  [Aa  147b.] 

Buenos- Aires:  Sociedad  cientifica  Argentina.  — Anales,  tomo  XL VIII, 
entr.  6;  tomo  XLIX;  tomo  L,  entr.  1 — 3.  [Aa  230.] 

Cordoba:  Academia  nacional  de  ciencias. 

Montevideo : Museo  nacional.  — Anales,  fase.  XII— XVI.  [Aa  326.] 
j Rio  de  Janeiro:  Museo  nacional. 

San  Jose:  Instituto  fisico-geografico  y del  museo  nacional  de  Costa  Rica.  — 
Informe  1898—99,  2.  sem.;  1900.  [Aa  297.] 

Säo  Paulo:  Commissao  geographica  e geologica  de  S.  Paulo. 

La  Plata:  Museum.  — Revista,  tomo  IX.  [Aa  308.] 

Santiago  de  Chile:  Deutscher  wissenschaftlicher  Verein. 


IXX.  Asien. 

Batavia:  K.  naturkundige  Vereeniging.  — Natuurk.  Tijdschrift  voor 
Nederlandsch  Indie,  Deel  59.  [Aa  250.] 

Calcutta:  Geological  survey  of  India.  — Memoirs,  vol.  XXVIII,  p.  1; 
vol.  XXIX;  vol.  XXX,  p.  1.  [Da  8.]  — Palaeontologia  Indica,  ser.  XV, 
vol.  I,  p.  2;  vol.  II;  vol.  III,  p.  1;  new  series,  vol.  I.  [Da  9.]  — General 
report  1899  — 1900.  [Da  18.] 

Tokio:  Deutsche  Gesellschaft  für  Natur-  und  Völkerkunde  Ostasiens.  — 
Mittheil.,  Bd.  VII,  Th.  3.  [Aa  187.] 


IV.  Australien. 

Melbourne:  Mining  department  of  Victoria.  — Annual  report  of  the  secretary 
for  mines,  1899.  [Da  21.] 


44 


B.  Durch  Geschenke. 

Beythien , A.:  Ueber  die  Gesundheitsschädlichkeit  bleihaltiger  Gehrauchs- 
gegenstände, insbesondere  der  Trillerpfeifen.  Sep.  1900.  [Hb  129  a.] 
Beythien , A. : Ueber  die  Genauigkeit  des  Jörgensen’schen  Verfahrens  zum 
Bestimmen  der  Borsäure  der  Fleischkonserven  und  über  die  Trennung 
von  Borsäure  und  Borax.  Sep.  1899.  [Hb  129  c.] 

Beythien , A.:  Beiträge  zur  chemischen  Untersuchung  des  Thees.  Sep.  1900. 
[Hb  129  b.] 

Beythien , A.\  Bericht  über  die  Thätigkeit  des  chemischen  Untersuchungs- 
amtes der  Stadt  Dresden  im  Jahre  1899.  [Hb  129  d.] 

Bruxelles:  Societe  beige  de  geologie,  de  paleontologie  et  d’hydrologie.  — 
Proces-verbaux,  1900,  tome  XIV,  fase.  1—3.  [Da  34.] 

Buchanan,  J.\  The  meteorology  of  Ben  Nevis  in  clear  and  in  foggy  weather. 
Sep.  1899.  [Ec  94.] 

Central-  Commission,  K K,  für  Erforschung  und  Erhaltung  der  Kunst- 
und  historischen  Denkmale.  Normative  und  Berichte.  Wien  1899. 
[G  142.] 

Cory , Ch.:  The  hirds  of  Eastern  North  America,  p.  2:  Landbirds.  [Bf  72.] 
Credner , H.:  Die  seismischen  Erscheinungen  im  Königreich  Sachsen  1898 
und  1899  bis  zum  Mai  1900.  Sep.  1900.  [De  137  h.] 

Deichmüller , J.\  Sachsens  vorgeschichtliche  Zeit.  Sep.  1899.  [G  119  b.] 
Dieck , 6r. : Moor-  und  Alpenpflanzen  und  ihre  Cultur  im  Nationalarboretum 
und  Alpengarten  Zoeschen  bei  Merseburg.  2.  Aufl.  [Cd  122.] 

Föyn , N.:  Wolkenbeobachtungen  in  Norwegen.  1896- — 97.  [Ec  96.] 
Geinitz,  E.:  Hans  Bruno  Geinitz,  ein  Lebensbild  aus  dem  19.  Jahrhundert. 
[Jb  82.] 

Geinitz,  E.:  Mittheilungen  aus  der  Grossherzoglich  Mecklenburgischen 
Landesanstalt.  X — XI.  [De  217f,  g.] 

Hauer,  J.:  Drei  Nekrologe.  [Jb  83,  84,  85.] 

Janet,  Ch.:  Separata  über  Ameisen.  [Bk  240  q—y.] 

Jentzsch,  A.:  Ueber  die  im  Ostpreussischen  Provinzialmuseum  aufbewahrten 
Gewichte  der  jüngsten  heidnischen  Zeit  Preussens.  [De  114dd.] 
Jentzsch,  A.:  Der  tiefere  Untergrund  Königsbergs  mit  Beziehung  auf  die 
Wasserversorgung  der  Stadt.  [De  114  ee.] 

Kesselmeyer,  A.:  3 Separata  über  Maasse.  [Ea  46a — c.] 

Koch,  A.:  Die  Tertiärbildungen  des  Beckens  der  Siebenbürgischen  Landes- 
theile.  II.  neogene  Abtheil.  [De  241.] 

Krone,  H.:  Dichtungen,  Bd.  1 und  2.  [Ja  80.] 

Laube,  G.:  H.  B.  Geinitz.  Sep.  1900.  [Jb  81.] 

Montelms,  0.:  Der  Orient  und  Europa.  1.  Heft.  [G  144. J 
Nicolis,  E.\  Marmi  pietre  e terre  coloranti  della  provincia  di  Verona. 
[Hb  129  a.] 

Perez , B.:  La  provincia  di  Verona  ed  i suoi  vini.  Sep.  1900.  [Hb  129c.] 
Sars , G.:  An  account  of  the  Crustacea  of  Norway,  vol.  III,  p.  3 — 8. 
[Bl  29  b.] 

Stossich,  M.\  Contributo  allo  studio  degli  Elminti.  Sep.  1900.  [Bm  54  gg.] 
Verbeek,  R.:  Voorloopig  verslag  over  eene  Geologische  reis  door  het 
oostelijk  gedeelte  van  den  indischen  Archipel  in  1899.  [De  234b.] 
Zahälka,  C.:  Ueber  die  Schichtenfolge  der  westböhmischen  Kreideformation. 
Sep.  1900.  [De  227  b.] 


45 


C.  Durch  Kauf. 

Abhandlungen  der  Senckenbergischen  naturforschenden  Gesellschaft, 
Bd.  XX,  Heft  2;  Bd.  XXV,  Heft  1;  Bd.  XXVI,  Heft  1 — 2.  [Aa  9.] 
Anzeiger  für  Schweizer  Alterthümer,  neue  Folge,  Bd.  II,  Heft  1 — 2,  mit  Beil. 
[G  1.] 

Anzeiger , zoologischer,  Jahrg.  XXIII,  Nr.  605 — 631.  [Ba  21.] 

Bronn' s Klassen  und  Ordnungen  des  Thierreichs,  Bd.  II,  Abth.  3 (Echino- 
dermen),  Lief.  29  — 36;  Bd.  III  (Mollusca),  Lief.  48  — 53;  Suppl., 
Lief.  21 — 25;  Bd.  IV  (Vermes),  Lief.  59—62;  Bd.  V (Crustacea),  Abth.  2, 
Lief.  57—59;  Bd.  VI,  Abth.  5 (Mammalia),  Lief.  57- — 60.  [Bb  54.] 
Gebirgsverein  für  die  Sächsische  Schweiz : Ueber  Berg  und  Thal,  Jahrg.  1900. 
[Fa  19.] 

Geradflügler  Mitteleuropa^  von  Tümpel,  Lief.  7.  [Bk  243.] 

Hedwigia , Bd.  39.  [Ca  2.] 

Käferfauna  der  Schweiz  von  Stierlin.  I.  Theil.  [Bk  244.] 

Jahrbuch  des  Schweizer  Alpenclub,  Jahrg.  35.  [Fa  5.] 

Monatsschrift , deutsche  botanische,  Jahrg.  18.  [Ca  22.] 

Nachrichten , entomologische,  Jahrg.  16.  [Bk  235.]  (Vom  Isis-Lesezirkel.) 
Natur , Jahrg.  48.  [Aa  76.]  (Vom  Isis-Lesezirkel.) 

Palaeontographical  society. 

Prähistorische  Blätter , Jahrg.  XII.  [G  112.] 

Wochenschrift , naturwissenschaftliche,  Bd.  XV.  [Aa  311.]  (Vom  Isis-Lese- 
zirkel.) 

Zeitschrift  für  die  gesammten  Naturwissenschaften,  Bd.  72,  Nr.  3 — 4; 

Bd.  73,  Nr.  1—2.  [Aa  98.] 

Zeitschrift  für  Meteorologie,  Bd.  17.  [Ec  66.] 

Zeitschrift  für  wissenschaftliche  Mikroskopie,  Bd.  XVI,  Heft  4;  Bd.  XVII, 
Heft  1 — 2.  [Ee  16.] 

Zeitschrift , Oesterreichische  botanische,  Jahrg.  50.  [Ca  8.] 

Zeitung , botanische,  Jahrg.  58.  [Ca  9.] 

Abgeschlossen  am  31.  December  1900. 

C.  Schiller, 
Bibliothekar  der  „Isis“. 


Zu  besserer  Ausnutzung  unserer  Bibliothek  ist  für  die  Mitglieder  der 
„Isis“  ein  Lesezirkel  eingerichtet  worden.  Gegen  einen  jährlichen  Beitrag 
von  3 Mark  können  eine  grosse  Anzahl  Schriften  bei  Selbstbeförderung 
der  Lesemappen  zu  Hause  gelesen  werden.  Anmeldungen  nimmt  der  Biblio- 
thekar entgegen. 


Abhandlungen 

der 

N aturwissenschaftlichen  Gesellschaft 

ISIS 

1 \ 

in  Dresden. 


1900. 


VIII.  Die  Gymnospermen  der  nordböhmischen 
Br  aunkohlenformation . 


Von  Dr.  Paul  Menzel. 

Theil  I. 

Mit  3 Tafeln. 


Seit  Ettingshausen  in  seiner  fossilen  Flora  des  Tertiärbeckens  von 
Bilin  zum  ersten  Male  eine  grössere  Darstellung  der  böhmischen  Tertiär- 
Hora  bot,  hat  sich  die  Zahl  der  aus  den  Schichten  der  Braunkohlen- 
formation Böhmens  bekannt  gewordenen  Pflanzen  sehr  erheblich  ver- 
grössert;  nicht  nur  von  den  altbekannten  Fundorten  der  Biliner  Umgegend 
liegen  zahlreiche  Neuentdeckungen  vor,  vor  Allem  haben  eine  Reihe  neuer 
Fundorte,  zumal  im  Mittelgebirge  und  im  Egerthale,  eine  überraschende 
Fülle  von  pflanzlichen  Resten  dargeboten,  deren  Bearbeitung  in  einer 
langen  Reihe  von  Abhandlungen  vorzugsweise  Prof.  H.  Engelhardt  zu 
danken  ist. 

Das  reiche,  bisher  in  verschiedenen  einzelnen  Localfloren  beschriebene 
Material,  zu  dem  noch  eine  Menge  in  mehreren  Sammlungen  aufbewahrter, 
noch  nicht  publicirter  Funde  hinzukommt,  lässt  mir  eine  vergleichende 
Zusammenstellung  aus  allen  Fundorten  der  nordböhmischen  Braunkohlen- 
formation als  eine  dankbare  Aufgabe  erscheinen,  und  es  soll  im  Nach- 
stehenden versucht  werden,  die  Gymnospermen  des  nordböhmischen  Tertiärs 
zusammenhängend  darzustellen. 

Die  Untersuchung  gründet  sich  auf  die  bisher  in  der  Litteratur  be- 
schriebenen Reste  und  auf  das  in  verschiedenen  Sammlungen  aufbewahrte 
Material. 

Die  geologischen  Institute  der  Deutschen  Universität  und  der  Deutschen 
Technischen  Hochschule  in  Prag,  das  Böhmische  Landesmuseum  in  Prag, 
das  Museum  in  Teplitz,  die  Landwirtschaftliche  Schule  zu  Liebwerd  bei 
Tetschen,  das  Königl.  Mineralogisch-Geologische  Museum  in  Dresden  und 
Herr  Prof.  Dr.  Deichmüller  in  Dresden  stellten  mir  in  dankenswerthester 
Weise  ihre  tertiären  Pflanzenreste  zur  Verfügung;  weiteres  Material  bot 
mir  meine  eigene  Sammlung. 


50 


A.  Coniferae. 

1.  Abietineae. 

Zu  den  Abietineae  gehörige  fossile  Reste  werden  im  Allgemeinen 
unter  der  Gesammtgattung  Pinus  zusammengefasst.  Ihrer  bieten  die 
böhmischen  Tertiärschichten  eine  reiche  Menge;  es  sind  Zapfen,  einzelne 
Zapfenschuppen,  Samen,  Zweige,  Kurztriebe  und  einzelne  Nadeln  sowie 
ßlüthenkätzchen,  die  von  verschiedenen  Fundorten  vorliegen.  Fast  immer 
sind  diese  Theile  isolirt  gefunden  worden,  nur  einzelne  nadelbüscheltragende 
Zweige  und  Samen  im  Zusammenhänge  mit  Zapfen  oder  einzelnen  Schuppen 
sind  zu  meiner  Kenntniss  gelangt,  während  Zapfen  im  natürlichen  Zu- 
sammenhänge mit  Zweigen  und  Blättern  bisher  nicht  vorgekommen  sind. 
Es  scheint  mir  daher  nicht  gerechtfertigt,  Zapfen  und  Blattorgane  zu  be- 
stimmten Arten  zusammenzubringen,  selbst  wenn  wiederholte  Vergesell- 
schafterung  den  Schluss  auf  deren  Zusammengehörigkeit  nahelegt,  zumal 
auch  von  keiner  der  beobachteten  Arten  an  anderen  Orten  Zapfen  und 
Nadeln  in  natürlicher  Verbindung  bekannt  sind.  Ich  ziehe  deshalb  vor, 
die  einzelnen  Organe  getrennt  zu  behandeln,  und  unterlasse  es  auch,  die 
vorliegenden  Reste  bestimmten  Sectionen  der  Gattung  Pinus  zuzuweisen. 


Zapfen. 

Pinus  oviformis  Endl.  sp.  Taf.  II,  Fig.  1 — 4. 

Pinites  oviformis  Endlicher:  Syn.  Conif.,  p.  287. 

Goeppert  in  Bronn:  Gesch.  d.  Nat.  III,  2,  p.  41. 

Monogr.  d.  foss.  Conif.,  p.  224. 

Conites  stroboides  Rossmässler:  Altsattel,  p.  40,  t.  12,  fig.  52. 

Pitys  stroboides  Unger:  Syn.  pl.  foss.,  p.  197. 

Gen.  et  sp.  pl.  foss.,  p.  364. 

Pinus  oviformis  Engelhardt : Sitzungsber.  Isis  Dresden  1878,  p.  3. 

— Braunkohlenflora  von  Dux,  p.  5 Anm. 

Foss.  Pfl.  v.  Tschernowitz,  p.  15,  t.  1,  fig.  1—3. 

Foss.  Pfl.  y.  Grasseth,  p.  17. 

Sieber:  Zur  Kenntn.  d.  Nordb.  Braunkohlenflora.  Sitzungsber.  Ak.  d. 

Wiss.  Wien  1880,  p.  74,  1. 1,  fig.  1. 

Schimper:  Traite  de  pal.  veget.  II,  p.  291. 

Pinus  rigios  (d.  Zapfen)  Ettingshausen:  Bilin  I,  p.  41,  t.  XIII,  fig.  15. 

? Pinites  striatus  Presl.  in  Sternberg:  Vers.  II,  p.  202,  t.  52,  fig.  1—9. 

Endlicher:  Syn.  Conif.,  p.  289. 

Unger:  Gen.  et  sp.  pl.  foss.,  p.  377. 

Goeppert:  Monogr.  d.  foss.  Conif.,  p.  227. 

Pitys  striata  Unger:  Syn.  pl.  foss.,  p.  197. 

Pinus  strobilis  ovatis,  8 — 12  cm  longis,  5,5— -8  cm  latis;  squamarum 
apophysi  integra,  compresso-tetragona,  carina  transversa  arguta,  umbone 
conico  subrecurvo;  seminibus  ovatis. 

Vorkommen:  Zapfen  dieser  Art  liegen  vor  aus  dem  Sandsteine  von 
Tschernowitz,  dem  Basalttuffe  von  Waltsch,  dem  plastischen  Thone  von 
Preschen,  aus  dem  Hangendletten  der  Braunkohle  vom  Concordiaschachte 
bei  Weschen  bei  Teplitz,  aus  der  Braunkohle  von  Thürmitz,  aus  Sphaero- 
sideritknollen  vom  Lipneibusche  bei  Teplitz,  aus  dem  Letten  des  Beust- 
schachtes  bei  Brüx,  aus  einem  glimmerreichen  Thone  von  Komotau  und 
aus  dem  Braunkohlenthone  von  Strahn  bei  Saaz. 


51 


Die  Grösse  der  Zapfen  schwankt  zwischen  8 und  12  cm  Länge  bei 
5,5  bis  8 cm  Breite;  ihre  Gestalt  ist  eiförmig  bis  länglich  eiförmig.  Die 
Schuppen,  in  10 — 15  Spiralreihen  angeordnet,  sind  nach  dem  Grunde  zu 
ziemlich  rasch  verjüngt  (Fig.  3b),  sind  in  der  Mitte  der  Aussenseite  mit 
einer  niedrigen  Längsleiste  versehen  und  tragen  am  freien  Ende  zusammen- 
gedrückt-rhombische  Schilder,  die  in  der  Mitte  des  Zapfens  am  grössten 
sind  und  zwischen  12 — 20  mm  Breite  und  7 — 12  mm  Höhe  messen. 

Die  Apophysen  sind  stark  verdickt  und  ragen  stumpf  kegelförmig  vor, 
sie  sind  mit  einem  querverlaufenden,  scharfen,  meist  etwas  gebogenen 
Kiele  versehen,  in  dessen  Mitte  sich  aus  länglich -rundem  oder  stumpf- 
rhombischem Nabel  ein  kurzer,  kräftiger,  stumpfvierkantiger,  etwas  ge- 
krümmter Dorn  erhebt.  Die  Wölbung  der  Schuppenschilder  ist  bald 
oberhalb  und  unterhalb  des  Kieles  die  gleiche,  bald  ist  die  obere  Hälfte 
stärker  gewölbt;  die  Schilder  tragen  häufig  eine  oder  zwei  vom  Nabel  ab- 
wärts gehende,  mässig  hervortretende  Längskanten;  seltener  finden  sich 
vom  Nabel  aufwärts  laufende  Kanten. 

Samen  sind  an  längsgebrochenen  Zapfen  im  Tschernowitzer  Sandsteine 
zu  beobachten;  sie  sind  oval,  6— 7 mm  lang,  4 mm  breit;  Flügel  derselben 
sind  noch  nicht  aufgefunden. 

Die  Zapfen  von  P.  oviformis  Endl.  sp.  sind  hauptsächlich  in  Abdrücken 
vorhanden;  selten  sind  sie  in  Kohle  erhalten;  ein  solcher  ist  Fig.  1 dar- 
gestellt; ein  anderes  in  Kohle  verwandeltes  Exemplar  von  Thürmitz  habe 
ich  im  Böhmischen  Landesmuseum  zu  Prag  gesehen;  in  Sandstein  um- 
gebildet bietet  sie  der  Purberg  von  Tschernowitz. 

Dass  P.  oviformis  Ludwig,  Palaeontogr.  VIII,  p.  76,  t.  XIV,  fig.  3 von 
P.  oviformis  Endl.  sp.  verschieden  ist,  hat  bereits  Schimper,  Traite  de 
pal.  veget.  II,  p.  266  hervorgehoben. 

Ettingshausen  giebt  in  der  Flora  von  Bilin  I,  t.  XIII,  fig.  15  die 
Abbildung  eines  aufgebrochenen  Zapfens  von  Preschen  und  bezeichnet  ihn 
als  P.  rigios  Ung.  sp.,  ihn  willkürlich  mit  den  im  plastischen  Thone  von 
Priesen  entdeckten  Nadeln  der  P.  rigios  combinirend.  Das  Exemplar  ist 
mangelhaft  erhalten,  dementsprechend  beschreibt  es  Ettingshausen  auch  nur 
kurz  mit  den  Worten:  „Strobilis  ovato-oblongis,  squamis  apice  incrassatis.“ 
Ich  habe  eine  grössere  Anzahl  von  Zapfen  der  P.  oviformis  aus  derselben 
Fundstelle  in  den  Händen  gehabt,  die  genau  dieselben  Conturen  der  zer- 
rissenen Schuppen  aufweisen  — auch  unsere  Fig.  3 zeigt  solche  — wie 
Ettingshausen’s  Zapfen,  die  aber  durch  wohlerhaltene  Apophysen  ihre  Zu- 
gehörigkeit zu  P.  oviformis  unzweifelhaft  machen;  ich  halte  daher  auch 
den  Zapfen  der  Biliner  Flora  für  nicht  verschieden  von  unserer  Art. 

Unter  der  Bezeichnung  Pinites  striatus  Presl.  sind  in  Sternberg’s 
Vers.  II,  p.  202,  t.  52,  fig.  1 — 9 einige  ziemlich  mangelhafte  Abdrücke 
von  Zapfenfragmenten  dargestellt;  diese  erwecken  mir,  zumal  fig.  1,  2,  3 
und  7,  durchaus  denselben  Eindruck  wie  die  Abdrücke  abgerollter  Zapfen- 
bruchstücke von  P.  oviformis,  deren  Apophysen  nicht  mehr  eine  deutliche 
Sculptur  erkennen  lassen,  — im  Tschernowitzer  Sandsteine  sind  solche 
häufig  aufzufinden  — oder  wie  die  Längsbrüche  von  Zapfenabdrücken, 
deren  der  Preschener  Thon  ähnliche  bietet.  Im  Sternbergeum  des  Böh- 
mischen Landesmuseums  in  Prag  habe  ich  die  Originale  nicht  aufgefunden, 
ich  kann  daher  meine  auf  die  erwähnten  Abbildungen  gegründete  Ansicht 
ihrer  Identität  mit  P.  oviformis  nur  vermuthungsweise  aussprechen. 

** 


52 


Endlicher  hält  allerdings  (Syn.  Conif.,  p.  289)  Finites  striatus  Presl.  für 
proprii  generis. 

Die  Zapfen  von  F.  oviformis  Endl.  sp.  kommen  denen  der  recenten 
P.  pinaster  Sol.  aus  Südeuropa  nahe;  unter  den  fossilen  ist  von  unserer 
Art  kaum  zu  unterscheiden  F.  pinastroides  Unger,  Iconogr.,  p.  29,  t.  XV, 
fig.  1 aus  der  Wetterau,  eine  Art,  von  der  die  gleichbenannten  Zapfen 
von  Fohnsdorf  in  Unger’s  Sylloge  I,  p.  10,  t.  III,  fig.  1 — 3 abgetrennt 
werden  müssen,  wie  bereits  von  Stur,  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Flora  der 
Süsswasserquarze  der  Congerien-  und  Cerithienschichten,  p.  72  hervor- 
gehoben worden  ist. 


Finus  hordacea  Rossm.  sp.  Taf.  II,  Fig.  5;  Taf.  III,  Fig.  23—27. 

Conites  hordaceus  Bossmässler:  Altsattel,  p.  40,  t.  12,  fig.  50,  51. 

Pitys  hordacea  Unger:  Syn.  pl.  foss.,  p.  197. 

Pinites  hordaceus  Endlicher:  Syn.  Conif.,  p.  284. 

Abietites  hordaceus  Goeppert  in  Bronn:  Gesch.  d.  Natur  III,  2,  p.  41. 

Monogr.  d.  foss.  Conif.,  p.  207,  t.  29,  fig.  9,  10. 

Abies  hordacea  Schimper:  Traite  de  pal.  veget.  II,  p.  303. 

Pinus  hordacea  [p.  p.]  Engelhardt:  Sitzungsiber.  Isis  Dresden  1878,  p.  3. 

Foss.  Pfl.  v.  Tschernowitz,  p.  16,  t.  1,  fig.  5—9. 

Pinus  strobilis  ovato-oblongis;  squamis  basi  angustata  sursum  dilatatis, 
apice  incrassatis,  longitudinaliter  striatis  vel  sulcatis;  apophysi  dimidiata, 
3 — 5 angulari;  umbone  terminali. 

Vorkommen:  Im  Sandsteine  von  Tschernowitz  und  Altsattel,  im 
plastischen  Thone  von  Preschen. 

Diese  Art  war  den  älteren  Autoren  nur  in  den  durch  Rossmässler 
von  Altsattel  mitgeth eilten  Zapfenbruchstücken  bekannt,  deren  höchst 
mangelhafter  Zustand  nur  eine  sehr  ungenügende  Diagnose  gestattete,  bis 
Engelhardt’s  Bearbeitung  des  Tschernowitzer  Süsswassersandsteines  aus 
diesem  neue  Belegstücke  von  Zapfenresten  und  einzelnen  Schuppen  zu 
Tage  förderte.  Die  sehr  wenig  bestimmte  Beschreibung  Rossmässler’s 
(Conites  ovatus,  squamis  longis  latisque)  musste  die  Deutung  der  neu- 
aufgefundenen  Reste  und  ihre  Identificirung  mit  Rossmässler’s  Art  ausser- 
ordentlich erschweren,  und  daraus  erklärt  es  sich,  dass  von  Engelhardt 
verschiedenartige  Reste  unter  der  Bezeichnung  F.  hordacea  zusammen- 
gefasst worden  sind.  Ich  komme  zu  dieser  Ueberzeugung,  nachdem  ich 
eine  grössere  Anzahl  von  Resten  dieser  Art  von  Tschernowitz  und  aus 
dem  Preschener  Thone  untersucht  habe. 

Meine  Ansicht  gründet  sich  darauf,  dass  die  Schuppen  an  dem  von 
Engelhardt  1.  c.,  t.  1,  fig.  4 abgebildeten  Zapfenfragmente  eine  andere 
Beschaffenheit  aufweisen  als  die  von  Engelhardt  erwähnten  isolirten 
Schuppen,  deren  verschiedene  von  diesem  Autor  selbst  gesammelte  und 
als  F.  hordacea  bestimmte  Exemplare  sich  in  meinem  Besitze  befinden. 
Während  der  abgebildete  Zapfen  nämlich  Schilder  von  durchaus  dem 
Typus  der  apophyses  integrae  besitzt,  Schilder,  deren  Placentarhöcker  ein 
deutliches  Dickenwachsthum  mit  abwärts  gedrängter  Spitze  und  einem 
quer  verlaufenden  Kiele  darbieten,  gehören  die  nicht  selten  vorkommenden 
isolirten  Schuppen  dem  Typus  derer  mit  apophyses  dimidiatae  an,  deren 
Placentalhöcker  vorwiegend  durch  Flächenwachsthum  vergrössert  ist,  und 
die  daher  am  oberen  Theile  nur  mässig  verdickt  sind  und  die  Spitze  end- 
ständig in  der  Mitte  des  oberen  Schuppenrandes  tragen. 


53 


Diese  wesentlichen  Abweichungen  veranlassen  mich,  Engelhardt’s  Fig.  4 
von  P.  hordacea  zu  trennen  und  mit  einem  anderen  später  mitzutheilenden 
Reste  zu  einer  neuen  Art  zusammenzustellen,  dagegen  die  mit  Rossmässler’s 
Abbildungen  correspondirenden  Zapfenfragmente  Engelhardt’s  und  die  von 
beiden  Autoren  angeführten  vereinzelten  Schuppen  zu  P.  hordacea  zu- 
sammenzufassen und  die  Diagnose  dieser  Art  auf  Grund  der  neuen  Funde 
zu  ergänzen. 

Ein  vollständiger  Zapfen  liegt  leider  nicht  vor;  die  Zapfengrösse  ist 
daher  nicht  festzustellen,  sie  scheint  aber  nicht  unbeträchtlich  gewesen  zu 
sein;  Fragmente  und  Längsbrüche,  die  in  Tschernowitz  nicht  selten  sind, 
— Engelhardt  bildet  1.  c.  einige  ab  — lassen  eine  länglich  eiförmige 
Gestalt  vermuthen. 

Ich  gebe  Abbildungen  eines  Zapfenfragmentes  von  Preschen,  das  eine 
Anzahl  Schuppen  von  ihrer  Innenseite  zeigt  (Taf.  II,  Fig.  5),  und  mehrerer 
einzelner  Schuppen  (Taf.  III,  Fig.  23 — 27)  von  der  Aussen-  und  Innenseite, 
zum  Theil  mit  Samen;  ich  identificire  diese  Reste,  da  ihre  Beschaffenheit 
den  von  Rossmässler  und  Engelhardt  gegebenen  Beschreibungen  — ab- 
gesehen von  des  Letzteren  Darstellung  der  Schuppenschilder  — entspricht. 

Die  Schuppen  besitzen  eine  beträchtliche  Grösse,  bis  zu  6 cm  Länge 
und  bis  26  mm  Breite;  eine  wahrscheinlich  vom  Zapfengrunde  herrührende 
Schuppe  ist  Taf.  III,  Fig.  27  dargestellt,  die  nur  23  mm  Länge  bei  20  mm 
Breite  misst.  Aus  schmalem  Grunde  verbreitern  sie  sich  nach  der  Spitze 
zu  allmählich  und  erreichen  ihre  grösste  Breite  kurz  vor  dem  Ende,  um 
dann  eine  abgerundete  oder  stumpf  dreieckige  Spitze  zu  bilden,  deren 
Mitte  einen  kleinen,  knopfförmigen,  dreieckigen  Nabel  trägt.  Die  Aussen- 
seite  der  Schuppen  besitzt  eine  flache,  drei-  bis  fünfeckige  Apophyse,  die 
in  der  Mitte  eine  vom  endständigen  Nabel  nach  der  unteren  Schildecke 
verlaufende,  stärkere  und  seitlich  von  dieser  mehrere  ganz  flache,  vom 
Nabel  radiär  ausgehende  Kanten  aufweist.  Der  untere  Schuppentheil  ist 
aussen  durch  eine  in  der  Mittellinie  verlaufende  Längskante  ausgezeichnet, 
der  an  der  Innenseite  eine  vertiefte  Furche  entspricht.  Ausserdem  sind 
Aussen-  und  Innenseite  von  feineren  Längskanten  und  Furchen  durch- 
zogen. Die  nur  wenig  dicken  Schuppen  besitzen  ein  sehr  lockeres  Ge- 
webe, wie  es  auf  Querbrüchen  von  Engelhardt  1.  c.,  Fig.  6,  7 dargestellt 
ist;  die  dort  beschriebenen,  auf  den  Bruchflächen  sichtbaren  Poren  und 
die  eben  erwähnten  Längskanten  bez.  Riefen  dürften  auf  die  in  den  Schuppen 
verlaufenden  Leithündel  zurückzuführen  sein;  weiteren  anatomischen  Details 
nachzuforschen,  erlaubt  die  Gesteinsbeschaffenheit  nicht. 

Die  eben  geschilderten  Eigenthümlichkeiten  der  Schuppen  und  deren 
Gestaltung  verrathen  eine  überaus  grosse  Aehnlichkeit  mit  den  Schuppen 
von  Pinus  - Arten  der  Section  Strobus ; insbesondere  auf  die  Gruppe 
Eustrobus  (P.  Strobus  L.,  P.  excelsa  Wall.)  weisen  auch  die  Samen  hin, 
während  sie  von  denen  der  Cembra - Gruppe  abweichen.  Die  Samen  von 
P.  hordacea  sind  eiförmig,  7 — 10  mm  lang,  4 — 5 mm  breit,  sie  besitzen 
schlanke,  bis  3x/2  cm  lange,  in  der  Mitte  6 mm  breite  Flügel  mit  fast 
gradlinigem  Innenrande,  gleichmässig  nach  Spitze  und  Grund  gekrümmtem 
Aussenrande  und  abgestumpfter  Spitze  [Taf.  III,  Fig.  23,  25;  Engelhardt  1.  c., 
fig.  5],  sie  weichen  von  den  genannten  lebenden  Arten  dadurch  ab,  dass 
bei  diesen  die  Samenflügel  länger  zu  sein  pflegen. 

Der  Umstand,  dass  häufig  isolirte  Schuppen  gefunden  werden,  ver- 
anlasste  Rossmässler  und  nach  ihm  Goeppert  und  Schimper  zu  der  Ver- 


54 


muthung,  dass  unsere  Art  zu  Äbies  gehören  möchte ; dem  ist  bereits  Engel- 
hardt entgegengetreten;  der  gesammte  Bau  der  Schuppen  und  Samen 
stimmt  keineswegs  zu  dem  der  entsprechenden  Theile  von  Äbies- Arten, 
zudem  hat  sich  nie  auch  nur  eine  Andeutung  verschieden  gestalteter  Frucht- 
und  Deckschuppen,  wie  sie  Äbies  zukommt,  gezeigt,  vielmehr  deuten,  wie 
oben  ausgeführt,  die  vorliegenden  Verhältnisse  auf  eine  Verwandtschaft 
mit  den  Arten  der  Section  Strobus. 

Engelhardt  glaubte,  die  1.  c.,  t.  1,  fig.  10  und  11  wiedergegebenen 
Nadeln  und  das  Zweigstück  1.  c.,  t.  2,  fig.  1 zu  dieser  Art  stellen  zu 
sollen;  ich  kann  mich  nicht  dazu  entschliessen,  einzig  auf  Grund  gemein- 
samen Vorkommens  Frucht-  und  Laub  theile  zusammenzubringen,  kann 
vielmehr  die  Tschernowitzer  Nadeln  und  das  Zweigstück,  wie  später  aus- 
zuführen ist,  nicht  von  dem  als  P.  rigios  Ung.  sp.  zu  bezeichnenden  Or- 
ganen trennen. 


Pinus  ornata  Sternbg.  sp.  Taf.  II,  Fig.  6 — 9. 

Conites  ornatus  Sternberg:  Vers.  I,  4,  p.  39.  t.  55,  fig.  1,  2. 

Pitys  ornata  Unger:  Syn.  pl.  foss.,  p.  197. 

Finites  ornatus  Unger:  Gen.  et  sp.  pl.  foss.,  p.  364. 

Goeppert  in  Bronn:  Geschichte  der  Natur  III,  2,  p.  41. 

Monogr.  der  foss.  Conif.,  p.  224. 

Endlicher:  Syn.  Conif.,  p.  287. 

Pinus  ornata  Brongniart:  Prodr.,  p.  107. 

Engelhardt:  Isis,  Sitzungsber.  1876,  p.  9;  1878,  p.  3. 

Tert.  Pfl.  d.  Leitm.  Mittelgeb.,  p.  61,  t.  10,  fig.  4. 

Eoss.  Pfl.  v.  Tschernowitz,  p.  15,  t.  2,  fig.  4. 

Tert.  Pfl.  v.  Waltsch,  Verh.  k.  k.  geol.  B.  A.  1880,  p.  113. 

Schimper:  Traite  de  pal.  veget.  II,  p.  291. 

Pinus  strobilis  conicis  vel  oblongis,  3,5—9  cm  longis,  2 — 5 cm  crassis; 
squamarum  apophysi  integra,  tetragona,  planiuscula,  radiatim  striata, 
carina  transversa  prominentiore ; umbone  transversim-rhombeo,  plano. 

Vorkommen:  Im  Süsswassersandsteine  von  Tschernowitz  und  von 
Schüttenitz,  im  Basalttuffe  von  Waltsch,  im  plastischen  Thone  von  Preschen. 
Die  Zapfen  sind  hauptsächlich  in  Abdrücken  vorhanden,  einige  wenige 
haben  mir  in  wirklich  versteinertem  Zustande  Vorgelegen,  wie  der  Zapfen 
Taf.  II,  Fig.  6 aus  dem  Böhmischen  Landesmuseum  in  Prag. 

Die  Grösse  der  Zapfen  schwankt  bei  Exemplaren  verschiedenen  Alters 
innerhalb  weiter  Grenzen;  der  grösste,  den  ich  sah,  mass  9 cm  Länge  bei 
5 cm  Breite,  der  kleinste  cm  Länge  bei  2 cm  Breite. 

Die  Zapfen  sind  von  schlanker,  kegelförmiger  Gestalt  und  haben  die 
grösste  Breite  kurz  oberhalb  der  Basis;  zuweilen  ist  die  Form  mehr 
länglich  eiförmig;  sie  sind  meist  symmetrisch,  seltener  steht  der  Stiel, 
wie  ich  an  Exemplaren  von  Tschernowitz  beobachtet  habe,  excentrisch 
am  Zapfengrunde;  die  Zapfen  standen  daher  wenigstens  theilweise  am 
Zweige  zurückgebogen. 

Wie  die  Zapfen  variiren  auch  die  Schuppen  in  der  Grösse;  die  Apo- 
physen  weisen  Breitenmaasse  zwischen  7 und  16  mm,  Höhen  zwischen  6 
und  11  mm  auf.  Die  Apophysen  sind  fast  ganz  flach,  von  rhombischem, 
selten  durch  gegenseitigen  Druck  unregelmässig  fünfseitigem  Umriss;  der 
obere  Band  ist  abgerundet  oder  stumpfwinkelig,  selten,  wie  im  oberen 
Theile  des  Taf.  II,  Fig.  8 abgebildeten  Zapfens,  spitzwinkelig;  quer  über 


55 


die  Schilder  verläuft  ein  schmaler,,  aber  deutlich  hervortretender  Kiel,  dessen 
Mitte  einen  verhältnissmässig  grossen,  querrautenförmigen,  nur  wenig  vor- 
tretenden, stumpfen,  in  der  Mitte  zuweilen  etwas  vertieften  Höcker  trägt. 

Obere  und  untere  Hälfte  der  Apophyse  sind  radiär  gestreift,  und  beide 
tragen  meist  je  in  der  Mitte  eine  schärfer  hervortretende  Längsleiste,  die 
an  einzelnen  Exemplaren  in  der  oberen  Schildhälfte  besonders  deutlich 
ausgeprägt  ist;  vor  Allem  ist  dies  dann  der  Fall,  wenn  der  obere  Schild- 
rand spitzwinkelig  ausgezogen  ist  (Fig.  8).  Hin  und  wieder  ist  die  obere 
Apophysenhälfte  etwas  stärker  gewölbt  als  die  untere. 

Engelhardt  erwähnt  von  Schüttenitz  ein  Zapfenbruchstück  mit  eiför- 
migen Samen;  mir  sind  nur  an  einigen  Zapfenfragmenten  Samengruben 
als  eiförmige  Vertiefungen  am  Schuppengrunde  zu  Gesicht  gekommen. 

Schon  von  Sternberg  ist  die  Aehnlichkeit  der  Zapfen  von  P.  ornata 
mit  denen  von  P halepensis  Mill.  hervorgehoben  worden;  ich  kann  die 
grosse  Uebereinstimmung  beider  nach  der  Vergleichung  des  mir  zu  Ge- 
bote stehenden  Materials  an  fossilen  und  lebenden  Zapfen  durchaus  be- 
stätigen. Die  gegenwärtige  Verbreitung  der  lebenden  Art  im  Mittelmeer- 
gebiete lässt  einen  genetischen  Zusammenhang  beider  nicht  unwahrscheinlich 
erscheinen. 

Engelhardt  vereinigt  mit  P.  ornata  Bruchstücke  von  zweinadeligen 
Kurztrieben  (Mittelgebirge,  p.  62,  t.  10,  hg.  5 — 7);  dieselben  sind  nicht 
vollständig  erhalten,  stimmen  aber  zu  Nadeln,  die  ich  zum  Theil  noch 
an  Zweigen  befestigt  von  Waltsch  kennen  gelernt  habe  und  die  von  der 
Belaubung  der  P.  halepensis  nicht  abweichen.  Ich  komme  später  auf 
diese  zurück. 


Pinus  Laricio  Poir.  Taf.  II,  Fig.  10 — 14;  Taf.  III,  Fig.  7 — 10,  22. 

Pinus  Laricio  Heer:  Balt.  Flora,  p.  22,  1. 1,  fig.  1 — 18. 

— — Ettingshausen:  Beitr.  z.  Erforsch,  d.  Phyllogenie  der  Pflanzenarten. 
Denkschr.  kais.  Akad.  d.  Wiss.,  math.  nat.  GL,  XXXVIII.  Bd.,  p.  73, 
75,  76,  t.  VI,  fig.  1,  2,  4;  t.  VII,  fig.  1,  3-11;  t.  VIII,  fig.  4a,  5a,  6; 
t.  IX,  fig.  11,  12;  t.  X,  fig.  2a,  3—5. 

— Fossile  Flora  von  Leoben  I,  p.  16,  t.  II,  fig.  6,  7. 

Menzel:  Beitr.  z.  Tert.  Fl.  v.  Kundratitz.  Abhandl.  Isis  Dresden 

1896,  p.  5,  1. 1,  fig.  1. 

Schimper:  Traite  de  pal.  veget.  II,  p.  267. 

Pinites  Thomasianus  Goeppert:  Der  Bernstein  und  die  in  ihm  enthaltenen 
Pflanzenreste,  p.  92,  t.  III,  fig.  12 — 21. 

Monogr.  d.  foss.  Conif.,  p.  226,  t.  36,  fig.  5—9. 

Endlicher:  Syn.  Conif.,  p.  289. 

Unger:  Gen.  et.  Spec.  pl.  foss.,  p.  366. 

Weber:  Tert.  Flora  d.  niederrhein.  Braunkohlenformat.  Palaeontogr.il, 

p.  50. 

Pinus  Induni  Massalongo.^  (Nach  Angabe  von  Heer,  1.  c.  p.  24).*) 

Pinus  strohilis  subsessilibus,  ovoideo-conicis  vel  oblongis,  5 — 8 cm 
longis,  2,5 — 5 cm  crassis;  squamarum  apophysi  integra,  rhomboidali, 
convexa,  carina  transversa  elevata,  latere  superiore  plerumque  convexiore, 
umbone  rhombeo,  mutico  vel  subspinato;  seminum  ala  nucula  bis  triplove 
longiore,  apice  augustata. 


*)  Wo  Pinus  Induni  von  Massai ongo  publicirt  worden  ist,  habe  ich  nicht  in  Er- 
fahrung bringen  können;  in  der  Flora  tertiaria  italica  von  Meschinelli  und  Squinabol 
ist  sie  nicht  verzeichnet. 


56 


Eine  eingehende  Untersuchung  fossiler  Reste  dieser  Art  und  den 
darauf  gegründeten  Nachweis,  dass  diese  nicht  von  den  Organen  der 
lebenden  P.  Laricio  zu  trennen  sind,  hat  Heer  in  seiner  baltischen  Flora 
geliefert;  er  kannte  die  Art  aus  dem  Samlande,  aus  den  rheinischen 
Braunkohlen  und  aus  der  Lombardei;  es  ist  von  Interesse,  sie  nunmehr 
auch  aus  den  böhmischen  Tertiärschichten  nachweisen  zu  können. 

Sie  ist  in  Böhmen  gefunden  worden  im  Sandsteine  von  Tschernowitz 
und  Davidsthal,  im  Basalttuffe  von  Waltsch,  im  plastischen  Thone  von 
Preschen,  im  Brandschiefer  des  Jesuitengrabens  und  in  den  Cypris- 
schiefern  von  Grasseth  und  Krottensee,  und  zwar  liegen  von  ihr  vor 
Zapfen,  einzelne  Schuppen  und  Samen. 

Die  Zapfen  sind  von  sehr  verschiedener  Grösse  — ebenso  wie  bei 
der  recenten  Art  und  ihren  Varietäten.  Die  kleinsten  mir  vorliegenden 
messen  5 cm  Länge  bei  2,7  cm  Breite,  der  grösste  (Taf.  2,  Fig.  10)  — mit 
P.  Laricio  var.  Pallasiana  vergleichbar  und  dem  von  Goeppert,  d.  Bern- 
stein, t.  III,  fig.  19  abgebildeten  ähnlich  — 8 cm  Länge  und  5 cm  Breite. 
Heer  hat  nach  der  Gestalt  und  Grösse  der  Zapfen  mehrere  Formen  unter- 
schieden, auch  mir  kamen  kleine  und  grössere,  kurz -ovale  Zapfen  neben 
solchen  von  eiförmiger  und  kegelförmiger  Gestalt  zu  Gesicht.  Ihr  Er- 
haltungszustand ist  ein  verschiedener;  meistens  liegen  nur  Abdrücke  vor, 
seltener  sind  die  Zapfen  selbst  erhalten.  Auf  Taf.  II  sind  mehrere  Zapfen 
und  Bruchstücke  von  solchen  wiedergegeben:  Fig.  11  stellt  einen  auf- 
gesprungenen reifen  Zapfen  dar;  bei  dem  grossen  Zapfen  Fig.  10  sind  die 
Schuppenschilder  grossentheils  abgerieben,  und  nur  einzelne  lassen  noch 
die  charakteristische  Sculptur  erkennen,  die  die  Bestimmung  ermöglichte. 

Die  Schuppen  haben  eine  Länge  von  15  — 30  mm;  die  Apophysen 
sind  stark  gewölbt,  rhombisch,  selten  mehreckig,  breiter  als  lang;  sie 
messen  7 — 15  mm  Breite  bei  6 — 9 mm  Höhe,  ganz  am  Grunde  und  an 
der  Spitze  der  Zapfen  stehen  noch  kleinere,  nicht  völlig  ausgebildete 
Schuppenschilder.  Eine  erhabene  Querleiste  theilt  die  Schilder  in  zwei 
Hälften,  diese  sind  bald  gleich  stark  gewölbt,  bald  ist  die  Wölbung  der 
oberen  Hälfte  stärker;  die  Schilder  erscheinen  danach  entweder  pyramiden- 
förmig oder  mehr  hakenförmig.  Die  Mitte  des  Kieles  trägt  einen  quer- 
rhombischen, scharf  begrenzten,  erhöhten  Nabel,  der  entweder  stumpf  ist 
oder  ein  kleines  Wärzchen  — keinen  spitzen  Stachel  — besitzt.  Ueber 
die  Mitte  der  unteren  Apophysenhälfte  verläuft  nicht  selten  eine  schwach 
ausgeprägte  Längskante,  die  sich  zuweilen  auch  auf  den  bedeckten  Theil 
der  Zapfenschuppe  fortsetzt. 

Samen  sind  von  Heer  beschrieben  und  abgebildet  worden,  die  denen 
der  lebenden  Art  entsprechen,  und  Ettingshausen  hat  (Beiträge  zur 
Phyllogenie  1.  c.)  eine  ganze  Musterkarte  von  Samen  lebender  und  fossiler 
P.  Laricio  mitgetheilt.  Sie  bestehen  aus  einem  ovalen  Nüsschen  von 
4 — 8 mm  Länge  und  2 — 5 mm  Breite  und  einem  bis  20  mm  langen  und 
bis  6 mm  breiten  Flügel,  der  sich  aus  breitem  Grunde  allmählich  nach 
vorn  verschmälert,  eine  stumpfabgerundete  Spitze  besitzt,  und  dessen 
Innenrand  wenig,  dessen  Aussenrand  dagegen  stark  gebogen  verläuft. 

Die  Beschaffenheit  der  Samen,  Grösse  und  Gestalt  der  Samenflügel 
sind  bei  den  recenten  Arten  recht  variabel;  die  verkümmerten  Samen  und 
Schuppen  an  Basis  und  Spitze  der  Zapfen  weichen  oft  wesentlich  von  den 
ausgebildeten  Samen  aus  der  Zapfenmitte  ab;  man  kann  sich  davon  durch 


57 


die  Untersuchung  jedes  beliebigen  Zapfen  überzeugen.  Je  mehr  Samen 
von  lebenden  Pinus- Arten  ich  untersucht  habe,  desto  mehr  bin  ich  zu 
der  Ueberzeugung  gekommen,  dass  diesen  für  die  einzelnen  Arten  ganz 
sichere  Unterscheidungsmerkmale  nicht  zukommen;  und  eine  Art,  die  wie 
P.  Laricio  in  mehreren  Varietäten  schon  verschieden  gebildete  Zapfen 
aufweist  (vergl.  die  typische  Form  und  die  var.  Pallasiana),  bietet  nicht 
weniger  Verschiedenheiten  in  der  Bildung  der  Samen  und  Samenflügel;  die 
beiden  citirten  Werke  von  Heer  und  Ettingshausen  geben  eine  grössere  Anzahl 
ziemlich  verschieden  gestalteter  Samen  als  zu  P.  Laricio  gehörig  wieder. 

Es  scheint  mir  überaus  misslich,  isolirt  gefundene  Samen  bestimmten 
Arten  zuzuweisen,  und  es  erscheint  mir  auch  mindestens  gewagt,  wenn 
Ettingshausen  in  seiner  scharfsinnigen  Abhandlung  über  die  Phyllogenie 
der  deutschen  Pinus- Arten  so  variable  Gebilde  wie  die  Coniferensamen 
mit  dazu  benützt,  Uebergangsformen  aufzustellen  und  einen  Stammbaum 
der  gegenwärtigen  deutschen  Kiefernarten  zu  errichten. 

Nur  mit  Vorbehalt  stelle  ich  infolgedessen  eine  Reihe  einzelner  in 
den  böhmischen  Tertiärschichten  aufgefundener  Samen  zu  P.  Laricio : 

Taf.  III,  Fig.  7 und  8 entsprechen  Samenformen,  die  bei  P.  Laricio 
häufig  zu  beobachten  sind; 

Taf.  III,  Fig.  22  stellt  eine  Schuppe  von  der  Innenseite  mit  zwei  wohl- 
erhaltenen Samen  dar,  deren  Flügel  eine  feine  Querrunzelung  erkennen 
lassen;  Flügelsamen  derselben  Beschaffenheit  haben  sowohl  Heer  wie 
Ettingshausen  zu  P.  Laricio  gestellt  (vergl.  u.  a.  Heer  1.  c.,  t.  I,  fig.  9; 
Ettingshausen  1.  c.,  t.  VII,  fig.  2),  auffällig  erscheint  hier  aber  die  im 
Verhältnis  zur  Schuppe  geringe  Grösse  der  Flügel;  die  Flügel  der  wohl 
als  reif  änzusprechenden  Samen  reichen  hier  nur  bis  wenig  über  die  Mitte 
der  Schuppe,  während  ich  bei  recenten  Zapfen  von  P Laricio  als  Regel 
beobachtete,  dass  die  Samenflügel  mindestens  3/4  der  inneren  Schuppen- 
fläche bedecken. 

Zwei  weitere  Exemplare  können  möglicherweise  noch  in  den  ge- 
staltenreichen Formenkreis  der  P.  Laricio- Samen  gestellt  werden: 

Taf.  III,  Fig.  10  ist  eine  Copie  des  von  Engelhardt,  Cyprisschiefer, 
t.  VII,  fig.  9 abgebildeten,  als  P.  furcata  Ung.  sp.  bezeichneten  und  mit 
Pinites  furcatus  Unger,  Iconographie,  p.  27,  t.  XIV,  fig.  7,  8 verglichenen 
Samens,  und  Taf.  III,  Fig.  9 stellt  eine  Copie  dar  von  Engelhardt,  Cypris- 
schiefer, t.  VII,  fig.  8,  die  dieser  Autor  als  vielleicht  zu  P.  rigios  Ung.  sp. 
gehörig  bezeichnet.  Ich  fasse,  wie  noch  auseinanderzusetzen  sein  wird, 
P.  rigios  nur  als  Bezeichnung  für  bestimmte  Pinus- Laubblätter  auf  und 
habe  den  als  P rigios  bezeichneten  Zapfen  Ettingshausen’s  (siehe  oben 
S.  51)  von  diesen  Nadeln  abgetrennt;  diese  beiden  Samen  (Taf.  III,  Fig.  9 
und  10)  können  vielleicht  zu  P.  Laricio  gezogen  werden;  ähnliche  Samen 
sind  wenigstens  von  Ettingshausen  1.  c.,  t.  VII,  fig.  4 und  D zu  dieser  Art 
gestellt  worden. 


Pinus  Eng elhardti  nov.  spec.  Taf.  III,  Fig.  28. 

Syn.  Pinus  hordacea  (p.  p.)  Engelhardt:  Foss.  Pfl.  v.  Tschernowitz , p.  16, 
t.l,  fig.4. 

Pinus  strobilis  magnis;  squamis  latis;  squamarum  apophysi  integra, 
rhomboidea,  crassa,  elongata,  compresso-pyramidata,  linguaeformi,  recte 
patente  vel  subrecurva,  obtusa;  umbone  brevi,  obtuso. 


58 


Das  Dresdener  Königl.  Mineralogisch- Geologische  Museum  bewahrt 
ein  Stück  einer  Sphaerosideritknolle  vom  Franz  Joseph -Schacht  bei 
Thürmitz  mit  dem  Abdrucke  des  Bruchstückes  eines  grossen  Pinus- Zapfens, 
der  mir  durch  die  auffällig  tiefen  Eindrücke  der  Schuppenschilder  be- 
merkenswerth  erschien.  Durch  einen  Wachsabguss  des  vorliegenden 
Stückes  gelang  es,  ein  anschauliches  Bild  des  Zapfen -Fragmentes  zu  ge- 
winnen, und  nach  diesem  wurde  die  Reconstruction  des  Zapfens  (Taf.  III, 
Fig.  28)  versucht.  Die  ausgeführte  mittlere  Farthie  der  Abbildung  stellt 
das  im  Abdruck  einzig  Erhaltene  dar. 

Das  Bruchstück  lässt  auf  einen  Zapfen  von  erheblicher  Grösse 
schliessen;  im  Abdrucke  sind  zehn  Schilder  vollständig,  die  benachbarten 
neun  theilweise  erhalten;  das  Knollenstück  lässt  die  scharfen  Grenzen 
der  Apophysen  als  breite,  rhombische  oder  fünfeckige,  oben  meist  flach 
gerundete  Gestalten  von  22  — 28  mm  Breite  bei  10  — 13  mm  Höhe  er- 
kennen. Die  Gestalt  der  Apophysen  verdeutlicht  der  Wachsabguss.  Die- 
selben sind  stark  verdickt  und  erheben  sich  auf  der  breiten,  unregelmässig 
rautenförmigen  Grundfläche  zu  flach  zusammengedrückten,  fast  zungen- 
förmigen Pyramiden  von  13—15  mm  Höhe,  die  vorn  stumpf  abgerundet 
sind,  auf  der  Spitze  einen  kleinen,  länglichen  stumpfen  Nabel  tragen,  an 
beiden  Seiten  von  einem  scharfen  Kiele  begrenzt  werden  und  gerade  oder 
schwach  zurückgebogen  vom  Zapfen  abstehen.  Obere  und  untere  Hälfte 
der  Apophysen  sind  von  je  einer  feinen,  aber  scharfen  mittleren  und  zwei 
schwächeren  seitlichen  Längskanten  bedeckt. 

Der  leider  nur  in  einem  unbedeutenden,  aber  scharf  ausgeprägten 
Bruchstücke  erhaltene  Zapfen  schliesst  sich  in  der  Bildung  der  Apophysen 
an  die  Zapfen  der  beiden  lebenden  zur  Gruppe  Taeda  gehörigen  Arten 
P.  longifolia  Roxb.  aus  Nepal  und  P.  Gerardiana  Wall,  vom  Himalaya 
am  nächsten  an. 

Bei  der  Besprechung  von  P.  hordacea  Rossm.  sp.  habe  ich  oben,  S.  52, 
angeführt , dass  ich  den  Zapfen,  den  Engelhardt  in  „Die  foss.  Pfl.  des 
Süsswassersandsteines  von  Tschernowitz“,  t.  1,  fig.  4 abgebildet,  von 
dieser  Art  zu  trennen  veranlasst  bin.  Engelhardt  giebt  an:  „Der  freie 
Theil  der  Schuppen  ist  gross,  stark  aufgequollen,  gebogen,  mit  länglichem 
kleinen  Nabel  und  wellig  gebogenem  Kiele  versehen“  und  „in  der  Mitte 
der  Schuppen  befindet  sich  eine  hervortretende  Längskante“.  Diese  Be- 
schreibung stimmt  in  allen  Theilen  zu  den  Merkmalen  unserer  Art;  auch 
die  Engelhardt’sche  Abbildung  lässt  sich  mit  dem  vorliegenden  Abdrucke 
in  Einklang  bringen,  wenn  man  bei  beiden  verschiedene  Entwickelungs- 
zustände annimmt;  während  es  sich  beim  letzteren  um  einen  geschlossenen 
Zapfen  handelt,  scheint  das  Tschernowitzer  Bruchstück  einem  aufge- 
sprungenen Zapfen  angehört  zu  haben.  Es  ist  mir  leider  nicht  möglich 
gewesen,  das  Originalexemplar  Engelhardt’s  zu  vergleichen,  da  mir  dessen 
gegenwärtiger  Aufbewahrungsort  unbekannt  ist. 


Pinus  horrida  nov.  spec.  Taf.  IV,  Fig.  1. 

Pinus  strobilis  conicis;  squamarum  apophysi  elevato-pyramidata,  patente 
vel  recurva;  umbone  acuto,  elongato. 

Aus  dem  plastischen  Thone  von  Preschen  besitze  ich  einen  längs- 
gespaltenen Zapfen,  der  Taf.  IV,  Fig.l  photolithographisch  wiedergegeben  ist. 


59 


Der  mangelhafte  Erhaltungszustand  erlaubt  leider  nicht,  eine  genaue 
Beschreibung  des  Zapfens  zu  geben,  der  von  allen  bisher  aus  tertiären 
Schichten  bekannt  gewordenen  abweicht.  Es  handelt  sich  um  einen  kegel- 
förmigen Zapfen  von  7 cm  Länge  und  3,5  cm  grösster  Breite,  der  sich 
aus  breiter  Basis  gleichmässig  nach  der  Spitze  zu  verjüngt  und  schwach 
gekrümmt  ist.  Einzelne  messbare  Schuppen  am  Zapfengrunde  weisen 
eine  Länge  von  2 cm  auf.  Deutliche  Apophysen  sind  nicht  zu  erkennen; 
der  Band  des  Abdruckes  zeigt  nur  die  Aufbrüche  erhöhter,  abstehender 
oder  zurückgekrümmter  Schuppenschilder,  die  anscheinend  von  einem 
langen,  dornigen  Nabel  gekrönt  sind. 

Die  Beschaffenheit  des  Stückes  verhindert,  Beziehungen  zu  lebenden 
Zapfen  aufzusuchen;  erwähnt  sei  nur,  dass  seine  Conturen  Aehnlichkeit 
mit  denen  der  Zapfen  von  P.  inops  Sol.  aus  Nordamerika  darbieten.  Es 
muss  weiteren  Funden  überlassen  "werden,  besseren  Aufschluss  über  diesen 
Zapfen  zu  bringen. 


Als  Finites  ovatus  Presl.  wird  in  Sternb.  Vers.  II,  p.  202,  t.  52,  fig.  10 
ein  Coniferenrest  von  Altsattel  bekannt  gegeben  mit  der  Diagnose: 

P.  strobilo  ovato-subgloboso;  squamis  imbricatis,  adpressis,  lineari- 
oblongis;  seminibus  ovato-subrotundis,  ala  angusta  cinctis;  rhachi  crassa. 

Derselbe  ist  ferner  citirt  bei: 

Groeppert:  Monogr.  der  foss.  Conif.,  p.  227. 

Unger:  Gen.  et.  sp.  pl.  foss.,  p.  376. 

— Synops.  pl.  foss.,  p.  197. 

Endlicher:  Synops.  Conif.,  p.  289. 

Ich  erwähne  dieses  Fossil,  dessen  Original  mir  im  Sternbergeum  zu 
Prag  nicht  zu  Gesicht  gekommen  ist,  nur,  um  die  Liste  der  aus  böhmischen 
Tertiärablagerungen  mitgetheilten  Pi?ms-Zapfen  vollständig  zu  geben.  Die 
Zuweisung  derselben  zu  einer  bestimmten  Art  oder  gar  die  Begründung 
einer  besonderen  Art  auf  dasselbe  scheint  mir  aber  durchaus  nicht 
gerechtfertigt.  Das  Bruchstück  bietet  nichts  Charakteristisches;  es  ist 
nichts  weiter,  als  das  Stück  einer  Zapfenspindel  mit  einigen  Samen  und 
Schuppenansätzen,  das  irgend  einer  der  bekannten  Arten  angehören  kann. 


Samen. 

Samen,  die  der  Gattung  Finus  zuzuweisen  sind,  gehören  im  böhmischen 
Tertiär  nicht  zu  den  Seltenheiten.  Sie  finden  sich  theils  isolirt,  theils 
im  Zusammenhang  mit  den  Zapfen  oder  einzelnen  Zapfenschuppen,  so  bei 
P.  oviformis  und  P.  ornata , deren  Samen  ohne  die  Flügel,  und  bei 
P.  hordacea  und  P Laricio , deren  vollständige  Samen  bekannt  und  im 
Vorstehenden  beschrieben  worden  sind;  zu  P.  Laricio  wurden  ausserdem 
— wenn  auch  mit  Vorbehalt  — einige  isolirte  Samen  gestellt,  die  theil- 
weise  bereits  unter  anderer  Benennung  in  der  Litteratur  verzeichnet  waren. 

Neben  diesen  sind  mir  noch  einige  weitere  vereinzelte  Flügelsamen 
bekannt  geworden;  ich  führe  sie  an,  ohne  aber  aus  den  oben  angegebenen 
Gründen  ihnen  bestimmte  Artnamen  beizulegen. 

Taf.  III,  Fig.  5 a,  vergrössert  5b,  ist  ein  Same  aus  dem  Cyprisschiefer 
von  Krottensee. 


60 


Der  Same  ist  6 mm  lang,  2 mm  breit,  unten  abgerundet,  nach  oben 
schief  zugespitzt,  schräg  gestreift;  der  Flügel  ist  14  mm  lang  mit  fast 
geradem  Innenrande,  stark  gebogenem  Aussenrande  und  stumpfgerundeter 
Spitze;  oberhalb  der  Mitte  erreicht  er  mit  4 mm  seine  grösste  Breite; 
der  Same  selbst  ist  flach;  vielleicht  handelt  es  sich  um  einen  tauben 
Samen. 

Ich  vermag  nicht,  ein  Analogon  unter  den  recenten  Pinus- Samen 
für  den  vorliegenden  anzuführen,  wenn  schon  ich  Samen  von  ähnlicher 
Bildung,  aber  von  viel  bedeutenderer  Grösse  von  P.  canariensis  Smith  ge- 
sehen habe.  Fast  übereinstimmende  fossile  Samen  sind  von  Ettings- 
hausen, Foss.  Flora  von  Schoenegg  bei  Wies  I,  p.  15,  t.  I,  fig.  83  — 85 
als  P.  steno sperma  beschrieben  worden. 

Taf.  III,  Fig.  6 stammt  ebenfalls  aus  den  Cyprisschiefern  von  Krotten- 
see; der  schräg  gestellte  ovale  Same  misst  5 mm  Länge  und  3 mm  Breite; 
sein  Flügel  ist  verkehrt  eiförmig,  an  beiden  Bändern,  und  zwar  stärker 
am  Aussenrande  gebogen,  vorn  breitabgerundet,  nach  dem  Grunde  zu 
verschmälert  und  erreicht  eine  Länge  von  12  mm  und  etwas  oberhalb  der 
Mitte  eine  Breite  von  6 mm. 

Dieser  Same  erinnert  an  die  Bildung  der  Samen  verschiedener  Picea- 
Arten,  z.  B.  unserer  P.  excelsa  Link,  der  P.  Khutrow  Royle  (Himalaya) 
und  der  P.  orientalis  L.  (Kl.  Asien),  in  der  Flügelform  auch  an  Plnus 
lanceolata  Ung.  sp.  (Unger,  Iconogr.,  p.  22,  t.  XII,  fig.  6;  Syll.  pl.  foss.  III, 
t.  XX,  fig.  4). 

Taf.  III,  Fig.  11  ist  eine  Copie  des  von  Engelhardt,  Cyprisschiefer, 
p.  136,  t.  VII,  fig.  10  als  Pinus  pseudonigra  mitgetheilten  Samens.  Er 
ist  klein  (1  mm  breit,  2 mm  lang),  elliptisch;  der  Flügel  ist  10  mm  lang, 
3 mm  breit,  am  Grunde  verschmälert,  an  der  Spitze  etwas  gestutzt  (falls 
er  an  dieser  Stelle  nicht  etwa  zerstört  ist),  mit  geradem  Innenrande  und 
gebogenem  Aussenrande.  Engelhardt  vergleicht  ihn  mit  den  Samen  von 
P.  nigra  Link  aus  Nordamerika. 

Taf.  III,  Fig.  12  endlich  ist  eine  Copie  des  Samens,  den  Engelhardt, 
Flora  der  Tertiärschichten  von  Dux,  p.  24,  t.  2,  fig.  39  aus  dem  Letten 
von  Ladowitz  anführt. 

Der  Same  ist  sehr  klein,  kaum  1 mm  breit  und  2 mm  lang,  der 
Flügel  13  mm  lang,  in  der  Mitte  5 mm  breit;  nach  Spitze  und  Basis  ver- 
schmälert, vorn  zugespitzt,  mit  schwach  gebogenem  Innenrande  und  stark 
gebogenem,  etwas  geschweiftem  Aussenrande.  Er  kommt  den  Samen  von 
Picea  rubra  Link  (Nordamerika)  nahe. 


Männliche  Blüthen. 

Abdrücke,  die  als  männliche  Blüthen  der  Gattung  Pinus  zugeschrieben 
werden,  sind  in  der  Litteratur  nicht  selten  verzeichnet.  Zumeist  lassen 
solche  Abdrücke  nicht  eben  viel  Genaues  erkennen:  es  sind  längliche 
Kätzchen,  die  gewöhnlich  im  Längsbruche  vorliegen  und  Längsschnitte 
der  gestielten  schuppenförmigen  Staubblätter  darbieten.  Derartige  Fossilien 
liegen  auch  aus  Böhmen  vor. 

Taf.  III,  Fig.  13  stellt  ein  Blüthenkätzchen  aus  dem  Sandsteine  des 
Steinberges  bei  Davidsthal,  nahe  Falkenau,  dar,  ein  schlankes,  23  mm 
langes,  5 mm  dickes  Kätzchen,  das  mit  zahlreichen  Staubblattbruchstücken 


61 


besetzt  ist.  Sehr  ähnliche  Blüthenkätzchen  sind  u.  a.  von  Ettingshausen, 
Beiträge  zur  Phyllogenie  der  Pflanzenarten,  t.  X,  fig.  3,  4 zu  P.  Laricio 
Poir.  gezogen  worden;  da  aber  nicht  mehr  als  nur  eben  der  Kätzchen- 
charakter der  Blüthe  und  ihre  Grösse  festzustellen  sind,  von  der  Form 
der  Staubblattschuppe  aber  nichts  zu  erkennen  ist,  muss  füglich  eine 
nähere  Bestimmung  unterbleiben. 

Taf.  III,  Fig.  14  giebt  ein  kleines,  rundliches  Kätzchen  aus  dem 
Cyprisschiefer  von  Krottensee  wieder,  welches  noch  weniger  als  das  vorige 
Einzelheiten  erkennen  lässt;  es  ist  10  mm  lang,  5 mm  breit  und  besitzt 
noch  am  Grunde  eine  kleine  pfriemliche  Hüllschuppe. 

Taf.  III,  Fig.  15  a ist  ein  Fund  aus  dem  Preschener  Thone  wieder- 
gegeben, der  weit  besser  als  die  eben  genannten  eine  Untersuchung  ge- 
stattet. Es  liegt  die  Spitze  eines  Zweiges  mit  noch  fast  geschlossener 
Gipfelknospe  vor;  unterhalb  von  dieser  stehen  gedrängt  eine  Anzahl 
männlicher  Blüthenkätzchen,  die  bei  5 mm  Dicke  eine  Länge  bis  zu  27  mm 
erreichen.  Der  Abdruck  ist  dadurch  ausgezeichnet,  dass  sich  an  den 
Kätzchen  einzelne  der  zahlreich  vorhandenen  Staubblätter  getreu  in  ihrer 
Form  erhalten  haben.  Fig.  15  b und  15  c geben  vergrösserte  Ansichten 
der  Staubblätter  von  der  Seite  und  von  vorn;  deutlich  ist  die  am  unteren 
Rande  excentrisch  gestielte  Schuppe  zu  erkennen,  deren  flacher  Endtheil 
von  stumpffünfeckigem  Umriss  einen  Durchmesser  von  1,5  mm  besitzt, 
radiär  zart  gestreift  ist  und  etwas  unterhalb  des  Centrums  eine  punkt- 
förmige Vertiefung  trägt,  von  der  aus  nach  beiden  Seiten  Furchen 
verlaufen.  Die  Antheren  von  P Laricio  Poir.  und  von  P.  halepensis  Mill. 
bieten  ähnliche  Gestaltungsverhältnisse  dar. 


Laubblätter  und  Zweige. 

Coniferenblätter  gehören  im  böhmischen  Tertiär  durchaus  nicht  zu 
den  Seltenheiten;  es  finden  sich  zwei-  oder  dreinadelige  Kurztriebe,  isolirt 
oder  in  Zusammenhang  mit  Zweigen,  die  ohne  Zweifel  zu  Pinus- Arten 
gestellt  werden  müssen;  selten  sind  benadelte  Langtriebe  erhalten,  die 
vielleicht  Formen  von  Abies  oder  Tsuga  entsprechen. 

Pinus  rigios  Ung.  sp.  Taf.  III,  Fig.  1,  2,  3;  Taf.  IV,  Fig.  2. 

Pinites  rigios  Unger:  Gen.  et  spec.  pl.  foss.,  p.  362. 

Iconogr.,  p.  25,  t.  XIII,  fig.  3. 

Pinus  rigios  Ettingshausen:  Bilin  I,  p.  41,  t.  XIII,  fig.  11,  12. 

Beitr.  z.  Erf.  d.  Phyllog.  d.  Pflanzenarten,  t.  IV,  fig.  6. 

Engelhardt:  Cyprisschiefer,  p.  136,  t.  VII,  fig  6—7;  t.  IX,  fig.  1. 

Eoss.  Pfl.  Nordböhmens,  Lotos  1895,  p.  2 und  3. 

Foss.  Pflanzenreste  v.  Natternstein,  Lotos  1896,  p.  3. 

Wentzel:  Verh.  d.  k.  k.  geol.  .Reichsanstalt  1881,  p.  90. 

Schimper:  Traite  de  pal.  veget.  II,  p.  276. 

Pinus  hordacea  (p.  p.)  Engelhardt:  Foss.  Pfl.  v.  Tschernowitz,  p.  16,  t.  1, 
fig.  10,  11;  t.  2,  fig.  1. 

Pinus  foliis  ternis,  18—24  cm  longis,  2—2,5  mm  latis,  rigidis ; vaginis 
2 cm  longis. 

Nadeln  dieser  Art  sind  sehr  häufige  Funde,  vereinzelt  kommen 
Zweige  vor.  Sie  sind  bekannt  aus  den  Thonen  von  Preschen  und 


62 


Priesen,  aus  den  Polier  schiefem  vom  Natternstein  bei  Zautig  und  von 
Warnsdorf,  aus  Basalttuffen  von  Liebwerd,  aus  den  Cyprisscbiefern  von 
Krottensee,  Falkenau  und  Grasseth,  aus  Erdbrandgesteinen  des  Duppauer 
Gebirges  und  aus  dem  Süsswassersandsteine  des  Purberges  bei  Tscher- 
nowitz. 

Ich  beziehe  die  Bezeichnung  P.  rigios  lediglich  auf  Blatt-  und  Stengel- 
organe. 

Unger  hat  die  Art  auf  das  Vorkommen  von  Nadelbüscheln  im  Thone 
der  Biliner  Gegend  begründet;  von  Ettingshausen  sind  damit  Zapfen  und 
Samen  zusammengebracht  worden,  die  ich  von  den  Nadeln  abzutrennen 
genöthigt  bin  (siehe  oben  S.  51). 

Die  Nadeln  stehen  zu  dreinadeligen  Kurztrieben  vereinigt,  sind  am 
Grunde  von  einer  bis  2 cm  langen  Scheide  umgehen  und  erreichen  eine 
Länge  von  18 — 24  cm  bei  einer  Breite  von  2 — 2,5  mm;  sie  weisen  eine 
zarte  Längsstreifung  auf ; soweit  sie  mit  der  Bauchseite  vorliegen,  sind  sie 
von  einer  scharfen  Längskante  durchzogen;  Spuren  von  Spaltöffnungen 
konnte  ich  an  keiner  der  vielen  mir  vorliegenden  Nadeln  erkennen.  Nach 
dem  vorderen  Ende  zu  sind  die  Nadeln  allmählich  zugespitzt;  vereinzelt 
beobachtete  ich  Nadeln,  die  an  der  Spitze  gespalten  sind,  eine  Erscheinung, 
die  sicher  nur  auf  Druck  zurückzuführen  ist. 

In  seiner  Arbeit  über  die  fossile  Flora  des  Süsswassersandsteines  von 
Tschernowitz  hat  Engelhardt  t.  1,  fig.  10,  11  dreinadelige  Kurztriebe  ab- 
gebildet und  zu  P.  hordacea  Bossm.  sp.  bringen  zu  sollen  geglaubt,  die 
sich  nach  den  Abbildungen  nicht  von  denen  der  P.  rigios  unterscheiden, 
und  die  ich  deshalb  hierher  ziehe. 

Taf.  III,  Fig.  1 — 3 sind  mehrere  wohlerhaltene  Kurztriebe  von  Preschen 
und  Falkenau  wiedergegeben. 

Taf.  IV,  Fig.  2 bringt  die  photolithographische  Wiedergabe  eines 
grossen  Zweigstückes  mit  zahlreichen  Nadelbüscheln  von  Preschen.  Eine 
Platte  von  demselben  Fundorte,  die  ich  im  böhmischen  Landesmuseum  in 
Prag  sah,  ist  von  einem  9 cm  langen  Zweigende  mit  vielen  wohlausgeprägten 
Nadelbündeln  dieser  Art  bedeckt;  dieses  Stück  ist  insofern  interessant, 
als  es  deutlich  die  Sculptur  der  am  unteren  Theile  des  Zweiges  von  Nadeln 
entblössten  Binde  wiedergiebt;  es  entspricht  durchaus  dem  von  Engelhardt, 
Foss.  Pfi.  von  Tschernowitz,  t.  2,  fig.  1,  abgebildeten,  aber  stärkeren 
Zweige,  dessen  genaue  Beschreibung  dieser  Autor  1.  c.  p.  17  giebt;  es 
lässt  spiralig  angeordnete  Blattpolster  von  zweierlei  Art  erkennen,  und 
zwar  mehrmals  abwechselnd  einige  Beihen  schmal -rhombischer  und  zahl- 
reiche Beihen  grösserer,  hervortretender,  rundlicher  Blattkissen.  Die  Ueber- 
einstimmung  des  Tschernowitzer  Zweiges  mit  dem  von  Nadeln  der  P.  rigios 
besetzten  Zweige  des  Prager  Museums  lässt  vermuthen,  dass  der  erstere 
ebenfalls  einer  P.  rigios  angehörte. 

Unger  hat  seine  P.  rigios  nach  den  ihm  vorliegenden  nur  theilweise 
erhaltenen  Nadeln  mit  P.  rigida  Mill.,  P.  taeda  L.  und  P.  Gerardiana 
Wall,  verglichen;  nachdem  vollständige  Nadeln  bekannt  geworden  sind, 
muss  P Gerardiana  aus  der  Beihe  der  Vergleichsobjecte  ausscheiden,  da 
diese  Art  wesentlich  kürzere  Nadeln  besitzt;  die  langen  Nadeln  der  P.  taeda 
kommen  den  fossilen  am  nächsten. 


63 


Pinus  Saturni  Ung.  sp.  Taf.  III,  Fig.  17  — 21. 

Pitys  Saturni  Unger:  Syn.  plant,  foss.,  p.  198. 

Pinites  Saturni  Unger : Chloris  protog.,  p.  16,  t.  4,  t.  5. 

Syll.  pl.  foss.  III,  p.  65,  t.  XX,  fig.  5 — 7. 

Gen.  et.  spec.  pl.  foss.,  p.  362. 

Goeppert  in  Bronn:  Gesell,  d.  Natur  III,  2,  p.  41. 

Monogr.  d.  foss.  Conif.,  p.  223,  t.  35,  fig.  8,  9. 

— — Endlicher:  Synops.  conif.,  p.  286. 

Pinus  Saturni  Engelhardt:  Sitzungsber.  der  Isis  Dresden  1882,  Ahh.  p.  14. 

— Tert.  Flora  d.  Jesuitengrabens,  p.  18,  t.  1,  fig.  41. 

— Tert.  Pfl.  v.  Waltsch,  Leopoldina  1884,  p.  129. 

— — Schimper:  Traite  de  pal.  veget.  II,  p.  277. 

Pinites  taedaeformis  Unger : Iconogr.,  p.  25,  t.  XIII,  fig.  4. 

Pinus  taedaeformis  Ettingshausen:  Bilin  1,  p.  41,  t.  XIII,  fig.  13,  14. 

. _ ßeitr.  z.  Phyllog.  d.  Pfl.,  t.  III,  fig.  1 ; t.  V,  fig.  1—13;  t.  VI,  fig.  6. 

— — Engelhardt:  Sitzungsber.  Isis  Dresden  1883,  Abh.  p.  48. 

— Tert.  Fl.  von  Dux,  p.  24,  t.  3,  fig.  1. 

Schimper:  Traite  de  pal.  veget.  II,  p.  277. 

Pinus  foliis  ternis,  12 — 18  cm  longis,  0,7 — 1 mm  latis;  vagina  15  bis 
20  mm  longa. 

Vorkommen:  Im  Menilitopal  von  Schichow,  im  Letten  vom  Kreuz- 
Erhöhungs-Schacht  bei  Dux,  im  Thone  von  Komotau,  im  Brandschiefer  des 
Jesuitengrabens  bei  Kundratitz,  im  Basalttuffe  von  Waltsch. 

Die  Nadeln  stehen  zu  drei  in  Kurztrieben  vereinigt,  erreichen  bei 
0,7 — 1 mm  Dicke  eine  Länge  von  12  — 18  cm;  sie  haben,  wie  die  Nadeln 
dreigliedriger  Kurztriebe  überhaupt,  an  der  Innenseite  eine  hervorstehende 
Kante  und  sind  am  Grunde  von  einer  15 — 20  mm  langen  Scheide  umgeben. 

Büschel  mit  drei  langen  Nadeln  und  noch  öfter  Bruchstücke  von 
solchen  sind  in  der  Litteratur  wiederholt  von  verschiedenen  Fundorten 
unter  den  Bezeichnungen  P.  Saturni  Ung.  sp.  oder  P.  taedaeformis  Ung.  sp. 
beschrieben  worden.  Als  Unterscheidungsmerkmal  beider  wurde  einzig 
die  bei  P.  Saturni  beträchtlichere  Länge  der  Nadeln  angegeben;  im  Uebrigen 
wurde  (z.  B.  Heer,  Fl.  tert.  Helv.  III.  p.  160;  Schimper  1.  c.  p.  277)  die 
grosse  Aehnlichkeit  beider  Formen  hervorgehoben.  Bei  den  nicht  selten 
unvollständig  gefundenen  Exemplaren  muss  daher  beim  Fehlen  anderer 
Unterscheidungszeichen  die  Zutheilung  zur  einen  oder  anderen  Art  als 
rein  willkürlich  erscheinen. 

Ettingshausen  hat  (Beitr.  z.  Erf.  d.  Phyllog.  d.  Pflanzenarten,  p.  77, 
und  Foss.  Fl.  v.  Sagor  I,  p.  11)  zahlreiche  Nadeln  vom  Typus  der  P.  taedae- 
formis aus  den  Schichten  von  Schoenegg,  Parschlug,  Podsused  und  Sagor 
einer  eingehenden  Untersuchung  unterzogen;  auf  Grund  dieser  grenzte  er 
von  der  Form  taedaeformis  mehrere  neue  Formen  ab:  P.  praetaedaeformis, 
P posttaedaeformis,  P.prae-Cebra  und  P.  Palaeo-Taeda  und  benützte 
diese  (mit  Ausnahme  der  letztgenannten  Form  von  Sagor)  dazu,  eine 
Abstammungsreihe  der  lebenden  P.  Cembra  L.  von  der  tertiären  P.  Palaeo- 
Strobus  Ett.  abzuleiten.  So  interessant  dieser  phyllogenetische  Versuch 
einerseits  für  die  Würdigung  der  in  den  verschiedenen  aufeinanderfolgenden 
Horizonten  des  steirischen  Tertiärs  erhaltenen  dreinadeligen  Pinus- Kurz- 
triebe  ist,  ebenso  sehr  erschwert  die  Aufstellung  neuer,  sehr  ähnlicher 
Formen  die  Deutung  der  anderwärts  gefundenen  Nadelbüschel  von  ent- 
sprechender Beschaffenheit,  bei  denen,  wie  z.  B.  für  die  ziemlich  spärlichen 
Funde  aus  der  böhmischen  Braunkohlenformation,  eine  Gliederung  nach 
verschiedenalterigen  Horizonten  unmöglich  ist. 


64 


Für  die  Unterscheidung  der  P.  taedaeformis  von  P.  Batumi  hat  mich 
die  mehrfach  angezogene  Arbeit  Ettingshausen’s  aber  davon  überzeugt, 
dass  der  ursprünglich  als  Trennungsmerkmal  angeführte  Längenunterschied 
zwischen  den  Nadeln  beider  nicht  aufrecht  zu  erhalten  ist,  bildet  Ettings- 
hausen doch  Nadeln  von  P.  taedaeformis  ab,  die  denen  von  P.  Batumi 
an  Länge  gleichkommen,  sie  sogar  übertreffen  (z.  B.  1.  c.,  t.  V,  fig.  la). 
Nachdem  so  von  Ettingshausen  das  Princip  der  Scheidung  von  P.  Batumi 
und  P.  taedaeformis  auf  Grund  der  verschiedenen  Nadellänge  durchbrochen 
ist,  ein  anderes  Unterscheidungsmerkmal  aber  nicht  angegeben  worden 
ist,  trage  ich  kein  Bedenken,  beide  zu  vereinigen,  und  zwar  unter  der 
älteren  Bezeichnung  Pinus  Saturni  Ung.  sp.,  die  sich  auf  die  ausgezeich- 
neten Exemplare  gründet,  die  Unger  in  der  Chloris  protogaea  wiedergiebt. 
Die  Benennung  P.  taedaeformis  erscheint  mir  zudem  insofern  nicht  ganz 
glücklich  gewählt,  als  die  hierher  gehörigen  Reste  mit  P.  Taeda  L.  nur 
die  Dreizahl  in  den  Kurztrieben  gemein  haben,  in  der  Breite  der  Nadeln 
aber  von  dieser  Art  erheblich  abweichen. 

Die  von  Ettingshausen  aufgestellten,  oben  angeführten  Formen  lasse 
ich  in  voller  Würdigung  von  dessen  verdienstvollen  Untersuchungen  be- 
stehen, kann  ihnen  aber  eine  praktische  Bedeutung  nur  für  die  besonderen 
Verhältnisse  ihres  Vorkommens  im  steirischen  Tertiär  beimessen. 

Dass  zur  vorliegenden  Art  noch  manche  andere,  besonders  benannte 
Kurztriebe  mit  drei  langen  dünnen  Nadeln  gehören  mögen,  will  ich  hier 
nur  vermuthungsweise  anführen,  z.  B.  P.  trichophylla  Sap.  und  P divari- 
cata  Sap.  (Et.  sur  la  Vegetation  du  sud-est  de  la  France  ä l’epoque 
tertiaire  II,  p.  71,  pl.  IV,  fig.  9;  p.  73,  pl.  IV,  fig.  2);  die  letztere  Art 
Saporta’s  hat  schon  Ettingshausen  (Foss.  Flora  v.  Sagor  I,  p.  12)  mit 
P.  taedaeformis  vereinigt. 

Aus  den  böhmischen  Tertiärschichten  liegen  nur  wenige  und  unvoll- 
kommene Reste  von  P.  Saturni  vor,  deren  einige  Taf.  III,  Fig.  17  — 21 
dargestellt  sind.  Fig.  17  ist  eine  Copie  nach  Engelhardt,  Tert.  Flora  des 
Jesuitengrabens,  t.  1,  fig.  41,  dort  als  P.  Saturni  bezeichnet;  Fig.  18  nach 
Engelhardt,  Fl.  d.  Tertiärschichten  von  Dux,  t.  3,  fig.  1;  Fig.  19  und  20 
Copien  nach  Ettingshausen,  Foss  Flora  von  Bilin,  t.  XIII,  fig.  13,  14 
(Fig.  18 — 20  sind  1.  c.  als  P.  taedaeformis  beschrieben);  Fig.  21  endlich 
giebt  ein  Exemplar  des  Dresdener  Museums  aus  dem  Thone  von  Komotau 
wieder;  ein  anderes  hier  nicht  abgebildetes  Exemplar  desselben  Museums, 
ebenfalls  aus  dem  Thone  von  Komotau  stammend,  ist  insofern  bemerkens- 
werth,  als  es  deutlich  die  Spuren  reihenförmig  angeordneter,  dichtstehender 
Spaltöffnungen  erkennen  lässt. 

Unger  stellt  seine  P.  Saturni  der  mexicanischen  P.  patida  Schiede 
und  Deppe  nahe;  zum  Vergleich  mit  den  Nadeln  können  noch  manche 
andere  dreinadelige  Arten  herangezogen  werden,  z.  B.  P.  serotina  Mchx. 
und  P.  sabiniana  Dougl.  aus  Nordamerika  und  P.  canariensis  Smith. 


Pinus  hepios  Ung.  sp.  Taf.  III,  Fig.  4. 

Pinites  hepios  Unger:  Iconogr.,  p.  25,  t.  XIII,  fig.  6—9. 

(len.  et  sp.  pl.  foss.,  p.  362. 

G-oeppert:  Monogr.  d.  foss.  Conif.,  p.  228. 

Pinus  hepios  Heer:  Flor.  tert.  Helv.  I,  p.  57,  t.  XXI,  fig.  7. 

Ettingshausen:  Foss.  Fl.  v.  Sagor  I,  p.  13,  t.  I,  fig.  29. 

Foss.  Fl.  v.  Leoben  I,  p.  16. 


65 


Pinus  hepios  Ettingshausen:  Foss.  Fl.  v.  Schoenegg  I,  p.  14. 

Beitr.  z.  Erf.  d.  Phyllog.  d.  Pfl.,  t.  VIII,  fig.  lc,  d;  t.  IX,  fig.  9. 

— — Schimper:  Traite  de,  pal.  veget.  II,  p.  265. 

Pinus  leptophylla  Saporta:  Et.  sur  l’etat  de  la  veg.  du  sud-est  de  la  France 
ä l’epoque  tertiaire  II,  p.  77,  pl.  IV,  fig.  11. 

Pinus  ornata  (pp.)  Engelhardt:  Tert.  Pfl.  a.  d.  Leitm.  Mittelgeh.,  p.  62,  t.  10, 
fig.  5—7. 

Foss.  Flora  v.  Tschernowitz,  p.  17. 

Pinus  foliis  geminis,  9 — 15  cm  longis,  0,6  — 0,8  mm  latis,  rigidis  vel 
flexuosis,  basi  vagina  10 — 15  mm  longa  inclusis. 

Vorkommen:  Im  Basalttuffe  von  Waltsch,  im  Sandsteine  von  Schüttenitz 
und  Tschernowitz. 

Unter  dem  Namen  Pinus  hepios  Ung.  sind  seit  Unger’s  erster  Pub- 
lication  Nadelreste  von  verschiedenen  Fundorten  mitgetheilt  worden,  die 
sich  theils  an  die  Unger’schen  Originalabbildungen  anschlossen,  theils  Ab- 
weichungen von  diesen,  besonders  in  der  Stärke  darboten,  wie  die  Nadeln 
bei  Heer,  Baltische  Flora,  p.  58,  t.  XIV,  fig.  2 — 4;  Engelhardt,  Tertiär- 
flora von  Berand,  p.  12,  1. 1,  fig.  19. 

Ettingshausen  hat  früher  (Fl.  v.  Bilin  I,  p.  41),  die  Vermuthung  aus- 
gesprochen, dass  die  Nadeibüschel  der  P hepios  Ung.  als  unvollständige 
Büschel  von  P.  taedaeformis  Ung.  aufzufassen  seien,  später  ist  er  aber 
ohne  Zweifel  von  dieser  Ansicht  zurückgekommen,  denn  er  hat  in  späteren 
Publicationen  P.  hepios  wiederholt  aufgeführt,  er  hat  in  seinen  phyllo- 
genetischen  Untersuchungen  (Beitr.  z.  Erf.  d.  Phyllog.,  p.  73)  P.  hepios  als 
Glied  in  die  Abstammungsreihe  der  P.  Laricio  aufgenommen,  und  er  hat 
in  der  eben  citirten  Abhandlung  und  in  seiner  Fossilen  Flora  von  Sagor 
(I,  p.  13)  den  Artbegriff  der  P.  hepios  Ung.  praecisirt,  indem  er  ihn  auf 
Kurztriebe  mit  zwei  dünnen  Nadeln  beschränkte,  die  aus  zwei  dicken 
Nadeln  bestehenden  Büschel  aber  davon  abtrennte  und  mit  P.  Laricio 
Poir.  vereinte. 

Mich  führt  die  Untersuchung  der  zweinadeligen  Kiefernreste  der 
böhmischen  Braunkohlenformation  zu  gleichem  Resultate;  mir  lagen  ins- 
besondere von  Waltsch  eine  Anzahl  benadelter  Zweige  und  isolirte  Kurz- 
triebe vor;  ein  solcher  Zweig  ist  Taf.  III,  Fig.  4 abgebildet;  er  trägt  an 
der  Spitze  einen  Schopf  nicht  eben  dichtgestellter  Nadelbüschel,  die  von 
je  zwei  langen  und  dünnen,  am  Grunde  von  einer  1—1,5  cm  langen  und 
bis  zu  1,5  mm  dicken  Scheide  umgebenen  Nadeln  gebildet  werden;  am 
unteren  Theile  des  Zweiges  sind  nur  vereinzelte  Nadelpaare  stehen  ge- 
blieben. Die  Nadeln  am  abgebildeten  und  an  verschiedenen  anderen 
Exemplaren  weisen  eine  Länge  von  9 — 15  cm  auf  bei  einer  Breite,  die 
zwischen  0,6 — 0,8  mm  schwankt;  sie  waren  zuweilen  leicht  gebogen  (wie 
bei  Taf.  III,  Fig.  4).  Die  Rinde  der  Zweige  lässt,  wie  auch  auf  der  Ab- 
bildung angedeutet  ist,  und  wie  es  an  anderen  untersuchten  Exemplaren 
noch  besser  zu  erkennen  war,  deutlich  in  entfernten  Spiralen  (Intervalle 
durchschnittlich  1 cm)  angeordnete,  quergestellte,  ovale  Blattkissen  mit 
herablaufenden  Blattspuren  wahrnehmen. 

Beim  Vergleiche  mit  lebenden  Kieferzweigen  bot  sich  mir  als  Analogon 
P.  halepensis  Mill.  dar,  die  in  allen  Eigenschaften,  in  der  Beschaffenheit 
der  Kurztriebe,  in  deren  Anordnung,  im  schlanken  Habitus  der  Zweige 
und  in  der  Rindenbildung  der  letzteren  mit  den  fossilen  Resten  eine  über- 
raschende Uebereinstimmung  aufweist. 

* 


66 


Unter  den  fossilen  Kiefern  ist  P.  hepios.  im  engeren  Sinne  mit  unseren 
Resten  identisch,  ebenso  stimmen  mit  ihnen  die  Nadeln  von  P.  leptophylla 
Sap.  (Rtudes  II,  p.  77,  pl.  IV,  hg.  11)  überein,  die  Ettingshausen  bereits 
mit  P hepios  vereinigt  hat,  und  die  Saporta  ebenfalls  mit  den  Nadeln 
von  P.  halepensis  Mill.  vergleicht. 

Unger  hat  seine  P hepios  mit  der  nordamerikanischen  P mitis  Mchx. 
verglichen. 

Mit  der  vorliegenden  Art  glaube  ich  die  von  Engelhardt,  Tert.  Pfl. 
d.  Leitm.  Mittelgeb.,  p.  62,  t.  10,  fig.  5 — 7,  und  Foss.  Pfl.  von  Tschernowitz, 
p.  17  angegebenen  und  von  ihm  zu  P.  ornata  Sternbg.  sp.  gestellten  Nadel- 
fragmente vereinigen  zu  können;  sie  übertreffen  an  Stärke  die  typischen 
Nadeln  der  P hepios  um  ein  Geringes,  da  sie  etwa  1 mm  Breite  erreichen, 
sie  kommen  damit  den  von  Heer  in  der  Tertiärflora  der  Schweiz,  t.  XXI, 
fig.  7 abgebildeten  Nadelpaaren  nahe. 

Die  Beziehung  dieser  Nadeln  zu  P.  ornata  scheint  nicht  ganz  der 
Berechtigung  zu  entbehren.  Nadeln  und  Zweige  von  P hepios  Ung.  habe 
ich  mit  denen  von  P.  halepensis  Mill.  verglichen;  oben  (siehe  S.  55)  ist 
die  grosse  Aehnlichkeit  der  Zapfen  von  P.  ornata  mit  denen  von  P hale- 
pensis hervorgehoben;  beiderlei  Reste,  die  zu  P.  ornata  bez.  P.  hepios  zu 
ziehen  sind,  kommen  an  drei  böhmischen  Fundorten  gemeinsam  vor,  es 
liegt  daher  die  Wahrscheinlichkeit  sehr  nahe,  dass  dieselben  combinirt 
werden  können,  zumal  die  gegenwärtige  Verbreitung  der  P.  halepensis 
sehr  wohl  die  Annahme  zulässt,  dass  diese  im  mitteleuropäischen  Tertiär 
bereits  vertreten  war  oder  doch  in  P.  ornata -hepios  einen  sehr  nahe- 
stehenden Vorläufer  besass.  Immerhin  aber  nehme  ich  Anstand,  die 
Zapfen  P.  ornata  mit  den  Nadeln  P.  hepios  bestimmt  zu  vereinigen,  so 
lange  dieselben  nicht  in  natürlichem  Zusammenhänge  aufgefunden 
worden  sind. 

Engelhardt  erwmhnt  (Tert.  Pfl.  d.  Leitm.  Mittelgeb.,  p.  62)  Zweigstücke, 
die  übereinstimmend  mit  dem  von  Rossmässler  (Altsattel,  p.  41,  t.  12, 
fig.  55)  abgebildeten  nadellosen  Zweige  mit  spiralig  angeordneten  Blatt- 
polstern bedeckt  sind,  und  die  man  vielleicht  hierher  ziehen  kann,  wenn 
man  überhaupt  solche  Reste  benennen  will. 


Pinus  laricioides  nov.  spec.  Taf.  III,  Fig.  16. 

Pinus  liepios  Heer:  Balt.  Flora,  p.  58,  t.  XIV,  fig.  2 — 4. 

Engelhardt:  Tertiärflora  v.  Berand,  p.  12,  t.  I,  fig.  19. 

Pinus  Laricio  (p.  p.)  Ettingshausen:  Beitr.  z.  Erf.  d.  Phyllogenie  d.  Pfl.,  t.  VI, 
fig.  1,  2,  4;  t.  VIII,  fig.  4a,  5a,  6;  t.  IX,  fig.  11,  12. 

Pinus  foliis  geminis,  8 — 15  cm  longis,  1,5 — 2,5  mm  latis;  vaginis 
1 — 1,5  cm  longis. 

Vorkommen:  Im  Schiefertlione  von  Sulloditz-Berand. 

Dem  Beispiele  Ettingshausen’s  folgend  trenne  ich  von  P.  hepios  Ung. 
sp.  die  Kurztriebe  mit  zwei  dicken  Nadeln,  die  bisher  zumeist  mit  dieser 
Art  vereinigt  wurden,  so  vor  Allem  die  von  Heer  fragweise  hierher 
gestellten  Nadelpaare  von  Rixhöft  und  unter  den  böhmischen  Funden  das 
von  Engelhardt  1.  c.  angeführte  Stück  von  Berand. 

Heer  hat  bereits  auf  das  Abweichende  seiner  Rixhöfter  Nadeln  von 
der  Unger’schen  P.  hepios  hingewiesen  und  hat  sie  in  Beziehung  zu 


67 


P.  Laricio  Poir.  und  P.  pinaster  Sol.  gebracht;  Ettingshausen  hat  sie 
dann  direct  mit  P.  Laricio  vereinigt  (Foss.  Flora  von  Sagor  I,  p.  13; 
Beitr.  z.  Phyllogenie  1.  c.  p.  73). 

In  der  That  stimmen  diese  Kurztriebe  mit  zwei  8 — 15  cm  langen 
und  1,5 — 2,5  mm  breiten  Nadeln,  die  am  Grunde  von  einer  1 — 2,5  cm 
langen  Scheide  umgeben  sind,  mit  denen  von  P.  Laricio  sehr  wohl  über- 
ein, besonders  mit  denen  der  var.  Lallasiana ; ich  möchte  diese  isolirten 
Nadelpaare  aber  nicht  unter  diesem  Namen  aufführen,  nachdem  bereits 
fossile  Zapfen  als  mit  der  lebenden  Art  identisch  publicirt  worden  sind, 
getreu  dem  Princip,  nichts  zusammenzubringen,  wras  nicht  wirklich  im 
Zusammenhänge  gefunden  worden  ist,  ohne  jedoch  damit  die  grosse  Wahr- 
scheinlichkeit der  Zusammengehörigkeit  der  tertiären  P.  Laricio -Zapfen 
mit  den  P.  laricioides  - Nadeln  in  Frage  zu  stellen. 

Taf.  III,  Fig.  16  stellt  das  bereits  von  Engelhardt  mitgetheilte  Bruch- 
stück von  Berand  dar;  es  ist  auffällig  durch  die  verschiedene  Ausbildung 
der  beiden  Nadeln;  die  eine  zeigt  die  normale  für  unsere  Art  angenommene 
Breite,  die  andere  ist  wesentlich  schmäler;  wahrscheinlich  handelt  es  sich 
um  eine  Entwickelungshemmung  dieser  einen  Nadel,  wie  sie  zuweilen, 
wenn  auch  selten  in  so  hohem  Grade,  an  den  Kurztrieben  der  Kiefern 
zu  beobachten  ist;  eine  zufällig  entstandene  Zerstörung  ist  ausgeschlossen, 
davon  überzeugt  mich  der  in  beiden  Platten  in  meiner  Sammlung  be- 
findliche Abdruck,  und  wie  ich  an  mehreren  Querbrüchen  sehen  kann,  ist 
es  auch  nicht  stichhaltig,  die  verschiedene  Stärke  der  Nadeln  dadurch 
zu  erklären,  dass  diese  mit  verschiedenen  Seiten,  die  eine  mit  der  breiten 
Fläche,  die  andere  mit  der  schmalen  Kante  vorliegen. 


Linus  lanceolata  Ung.  sp. 

Elate  lanceolata  Unger:  Syn.  pl.  foss.,  p.  200. 

Pinites  lanceolatus  Unger:  Iconogr.  pl.  foss.,  p.  22,  t.  XII,  fig.  5,  6. 

Gen.  et  sp.  pl.  foss.,  p.  357. 

Sylloge  pl.  foss.  III,  p.  65,  t.  XX,  fig.  3,  4. 

Endlicher:  Synops.  conif.,  p.  284. 

Goeppert:  Monogr.  d.  foss.  Conif.,  p.  207. 

Abies  lanceolata  Schimper:  Traite  de  pal.  veget.  II,  p.  302. 

Pinus  lanceolata  Engelhardt:  Sitzungsber.  Isis  Dresden  1882,  Abh.  p.  14. 

Tertiärflora  d.  Jesuitengrabens,  p.  18,  1. 1,  fig.  31. 

Pinus  foliis  subdistichis,  planis,  lanceolato-linearibus,  acutiusculis. 

Von  dieser  Art  sind  aus  Böhmen  nur  unbedeutende  Reste  bekannt 
geworden;  ausser  dem  von  Engelhardt  1.  c.  mitgetheilten  Zweigstückchen 
ist  ein  Zweigfragment  mit  einigen  Nadeln  aus  dem  Preschener  Thone 
hierher  zu  stellen,  das  sich  in  meiner  Sammlung  befindet. 

Die  Art  ist  charakterisirt  durch  gescheitelt  beblätterte  Langtriebe 
mit  flachen,  länglich -lancettlichen,  zugespitzten  Blättern  von  1 — 1,5  cm 
Länge  und.  1 — 2 mm  Breite,  die  von  einem  kräftigen  mittleren  Längsnerven 
durchzogen  sind. 

Unger  verglich  diese  seine  Art  mit  Tsuga  (Linus)  canadensis  Carr. 
und  vereinigte  mit  ihr  Samen,  die  denen  von  Tsuga-,  Abies-  und  Licea- 
Arten  ähneln;  Schimper  stellte  sie  zu  den  Abietes  verae;  andererseits  wurde 
die  Existenzberechtigung  von  P.  lanceolata  angefochten,  z.  B.  führt  sie 
Staub  in  D.  Aquitan.  Flora  des  Zsilthales,  p.  30  als  Synonym  von  Sequoia 

** 


68 


Langsdorfii  Brgt.  sp.  auf.  Jedenfalls  ist  sie  eine  auf  nur  mangelhaft  er- 
haltenes Material  begründete,  noch  zweifelhafte  Art,  zu  deren  Sicherstellung 
die  böhmischen  Tertiärschichten  geeignete  Reste  bisher  nicht  geboten  haben. 


Verzeichntes  der  Abbildungen. 

[In  Klammern  ist  die  Sammlung  beigefügt,  die  die  Originale  bewahrt.] 

Tafel  IL 

Fig.  1.  Pinus  oviformis  Endl.  sp.  Zapfen  in  Braunkohle  vom  Concordia- 
schachte  bei  Weschen  bei  Teplitz  [Königl.  Mineral.-Geol.  Museum, 
Dresden]. 

Fig.  2.  Pinus  oviformis  Endl.  sp.  Zapfen  vom  Lipneibusche  bei  Teplitz, 
nach  einem  Abgusse  [Museum  zu  Teplitz]. 

Fig.  3a.  Pinus  oviformis  Endl.  sp.  Zapfenabdruck  aus  dem  Thone  von 
Preschen  [Sammlung  Menzel], 

Fig.  3E  Pinus  oviformis  Endl.  sp.  Einzelne  Zapfenschuppe  aus  dem  Sand- 
steine von  Tschernowitz  [Sammlung  Menzel]. 

Fig.  4a.  Pinus  oviformis  Endl.  sp.  Zapfenabdruck  von  Preschen  [Sammlung 
Menzel]. 

Fig.  4E  Pinus  oviformis  Endl.  sp.  Einzelne  Apophyse  desselben  Zapfens. 

Fig.  5.  Pinus  hordacea  Rossm.  sp.  Zapfenbruchstück,  Abdruck  von 
Preschen  [Sammlung  Menzel]. 

Fig.  6a.  Pinus  ornata  Sternbg.  Versteinerter  Zapfen  von  Waltsch  [Böh- 
misches Landesmuseum,  Prag]. 

Fig.  6E  Pinus  ornata  Sternbg.  Einzelne  Apophyse  desselben  Zapfens. 

Fig.  7.  Pinus  ornata  Sternbg.  Längsbruch  eines  Zapfens  von  Waltsch 
[Böhmisches  Landesmuseum,  Prag]. 

Fig.  8.  Pinus  ornata  Sternbg.  Zapfenabdruck  von  Preschen  [Sammlung 
Menzel]. 

Fig.  9.  Pinus  ornata  Sternbg.  Apophysenabdrücke  von  Waltsch  [Böh- 
misches Landesmuseum,  Prag]. 

Fig.  10.  Pinus  Laricio  Poir.  Abgerollter  und  theilweise  zerbrochener 
Zapfen  von  Tschernowitz  [Sammlung  der  landwirtschaftlichen 
Schule  zu  Lieb  wer  d]. 

Fig.  11.  Pinus  Laricio  Poir.  Zapfenabdruck  von  Tschernowitz  [Museum 
zu  Teplitz]. 

Fig.  12.  Pinus  Laricio  Poir.  Zapfenabdruck  von  Davidsthal,  nach  einem 
Abgusse  [Sammlung  Menzel]. 

Fig.  13.  Pinus  Laricio  Poir.  Zapfenabdruck  von  Waltsch,  nach  einem 
Abgusse  [Böhmisches  Landesmuseum,  Prag]. 

Fig.  14.  Pinus  Laricio  Poir.  Zapfenabdruck  von  Tschernowitz,  nach  einem 
Abgusse  [Museum  zu  Teplitz]. 

Tafel  III. 

Fig.  1,2.  Pinus  rigios  Ung.  sp.  Kurztriebe  von  Preschen  [Sammlung 
Menzel]. 

Fig.  3.  Pinus  rigios  Ung.  sp.  Kurztrieb  aus  dem  Cyprisschiefer  von 
Falkenau  [Sammlung  Menzel]. 


69 


Fig. 

Fig. 

Fig. 

Fig. 

Fig. 

Fig. 

Fig. 

Fig. 

Fig. 

Fig. 

Fig. 

Fig. 

Fig. 

Fig. 

Fig. 

Fig. 

Fig. 

Fig. 

Fig. 

Fig. 

Fig. 


4.  Pinus  hepios  Ung.  sp.  Zweig  von  Walt  sch  [Böhmisches  Landes- 
museum,  Prag]. 

5a.  Pinus  sp.  Same  von  Krottensee,  vergrössert  Fig.  5t>-  [Böhmisches 
Landesmuseum,  Prag]. 

6.  Pinus  sp.  Same  von  Krottensee  [Böhmisches  Landesmuseum, 

Prag]. 

7.  Pinus  Laricio  Poir.  Same  von  Preschen  [Sammlung  Menzel]. 

8.  Pinus  Laricio  Poir.  Same  vom  Jesuitengraben  [Sammlung  Menzel]. 

9.  Pinus  Laricio  Poir.  Same  aus  dem  Cyprisschiefer  von  Grassetn 

(Copie  nach  Engelhardt). 

10.  Pinus  Laricio  Poir.  Same  von  Krottensee  (Copie  nach  Engel- 

hardt). 

11.  Pinus  pseudonigra  Engelh.  Same  von  Krottensee  (Copie  nach 

Engelhardt). 

12.  Pinus  sp.  Same  von  Ladowitz  (Copie  nach  Engelhardt). 

13.  Pinus,  sp.  cf  Blüthenkätzchen  von  Davidsthal  [Sammlung  Menzel]. 

14.  Pinus  sp.  cf  Blüthenkätzchen  von  Krottensee  [Böhmisches  Landes- 

museum, Prag]. 

15a.  Pinus  sp.  cf  Blüthenkätzchen  von  Preschen  [Sammlung  Menzel]. 
Fig.  15t),  c.  einzelne  Antheren  desselben  von  der  Seite  und 
von  vorn. 

16.  Pinus  laricioides  nov.  sp.  Kurztrieb  von  Berand  [Sammlung 

Menzel]. 

17.  Pinus  Saturni  Ung.  sp.  Kurztrieb  vom  Jesuitengraben  (Copie 

nach  Engelhardt). 

18.  Pinus  Saturni  Ung.  sp.  Kurztrieb  von  Dux  (Copie  nach  Engel- 

hardt). 

19.  20.  Pinus  Saturni  Ung.  sp.  Kurztriebe  von  Schichow  (Copien  nach 

Ettingshausen). 

21.  Pinus  Saturni  Ung.  sp.  Kurztrieb  von  Komotau  [Königl.  Mineral- 

Geol.  Museum,  Dresden]. 

22.  Pinus  Laricio  Poir.  Zapfenschuppe  von  Krottensee  [Böhmisches 

Landesmuseum,  Prag]. 

23.  24,  26,  27.  Pinus  hordacea  Bossm.  sp.  Zapfenschuppen  von  Preschen 

[Sammlung  Menzel]. 

25.  Pinus  hordacea  Kossm.  sp.  Zapfenschuppe  von  Preschen  [Böh- 
misches Landesmuseum,  Prag]. 

28.  Pinus  Engelhardti  nov.  sp.  Zapfen,  nach  einem  Abgusse  ergänzt, 
von  Thürmitz  [Königl.  Mineral.-Geol,  Museum,  Dresden]. 


Tafel  IV. 

Fig.  1.  Pinus  horrida  nov.  sp.  Zapfenabdruck  von  Preschen  [Sammlung 
Menzel]. 

Fig.  2.  Pinus  rigios  Ung.  sp.  Zweig  von  Preschen  [Sammlung  Menzel]. 


IX.  Die  postglaciale  Entwickelungsgeschichte 
der  hercynischen  Hügelformationen  und  der  montanen 

Felsflora.*) 

Von  Prof.  Dr.  Oscar  Drude. 


Die  Vorstellungen,  welche  wir  uns  von  dem  Entwickelungsgange  der 
Flora  unserer  hercynischen,  noch  im  Norden  während  der  Eiszeiten  von 
den  Wirkungen  des  grossen  Inlandeises  direct  berührten  Gaue  machen 
können,  werden  stark  beeinflusst  durch  die  Gesammtvorstellung  über  diese 
Eiszeiten  und  das  durch  sie  in  Deutschland  geschaffene  Bild,  an  dessen 
Enträthselung  so  viele  tüchtige  Kräfte  unausgesetzt  arbeiten.  Vieles 
Zweifelhafte  ist  dabei  noch  übrig  geblieben;  noch  haben  die  Geologen 
hinsichtlich  der  Zahl,  Dauer  und  Ablösung  der  einzelnen  Eiszeit-Perioden 
längst  nicht  einen  endgültigen  Abschluss  erreicht;  Pflanzengeographen 
wie  A.  Schulz -Halle  nehmen  an  deren  Arbeit  über  diese  Fragen  positiven 
Antheil  und  entwickeln  selbständige  Meinungen.  Es  ist  hier  nicht  der 
Ort,  auf  die  vielen  Controversen  einzugehen,  welche  zumal  die  Frage  be- 
treffen, ob  zur  letzten  grossen  Eiszeit  Deutschland  ein  verödetes,  Grön- 
land in  seiner  Flora  vergleichbares  Land  gewesen  sei  oder  ob  der  Wald 
(Fichte,  Moorbirke)  in  Mitteldeutschland  bis  gegen  die  Grenze  des  Inland- 
eises hin  sich  habe  halten  können.  Ich  selbst  halte  mich  an  diese  letztere 
Meinung,  wie  ich  sie  wesentlich  in  einem  früheren  Aufsatze  über  die 
hypothetischen  Einöden  zur  Eiszeit**)  ausgesprochen  hatte,  wenngleich 
sich  vielleicht  das  dort  über  Skandinaviens  Flora  Gesagte  nach  den  von 
Nathorst  gemachten  sachlichen  Erwiderungen***)  nicht  aufrecht  erhalten 
lässt.  Hier  genügt  es,  zunächst  darauf  hinzuweisen,  dass  fast  alle  fach- 
männischen Urtheile  darin  iibereinstimmen,  dass  mehrere  Vergletseherungs- 
perioden  in  Deutschland  abgewechselt  haben  und  besonders  die  zwei 
grossen  Hauptperioden  durch  eine  Interglacialzeit  getrennt  sind,  welche 
an  vielen  Stellen  die  unzweideutigsten  Spuren  einer  reichen,  von  wärmerem 
Klima  als  die  Jetztzeit  zeugenden  Flora  zurückgelassen  hat.  Diese 
wärmere  Flora  wurde  durch  eine  zweitmalige  Hauptvergletscherung  zurück- 
gedrängt, welche  weniger  weit  ihre  Wirkungen  erstreckte  als  die  vorher- 


*)  Zusammenfassung  der  Vorträge  in  den  Hauptversammlungen  vom  28.  Fe- 
bruar 1899  und  29.  November  1900. 

**)  Peterm.  Geograph.  Mittheilungen  1889,  S.  282.  — Siehe  auch  Geogr.  Jahrb.  XV, 
1891,  S.  350. 

***)  Engler’s  Botan.  Jahrb.  f.  Syst.  etc.  XIII,  Beiblatt  zum  3 /4.  Hft.,  März  1891. 


71 


gegangene;  an  diese  zweite  Hauptvergletscherung  und  deren  Ablösung 
durch  Steppen,  Wiesen-  und  Wald -Vordringlinge  hat  demnach  unsere 
pflanzengeographische  Betrachtung  anzuknüpfen,  und  wenn  die  Zahl  der 
Hauptvergletscherungs- Zeiten  nach  geologischen  Forschungen  als  grösser 
angenommen  werden  muss,  jedenfalls  an  deren  letzte.  Dabei  ist  es  zu- 
nächst ziemlich  gleichgültig,  ob  es  sich  dann  um  eine  zweite  oder  vielleicht 
vierte  Eiszeit  handelt,  obgleich  Nebenumstände  verwickelter  Art  auch 
darnach  eine  verschiedene  Beurtheilung  erfahren  würden.  In.  der  Haupt- 
masse einzelner  Fragen  und  Anschauungen  stehe  ich  auf  dem  gemässigten 
Standpunkte,  den  Nehring  in  seinem  bekannten,  vortrefflichen  Buche 
über  Tundren  und  Steppen  im  Jahre  1890  eingenommen  und  seitdem 
vertheidigt  hat. 

Es  ist  klar,  dass  die  Ausdehnung  des  skandinavischen  Landeises  süd- 
wärts bis  nach  Schlesien  und  Sachsen  zwar  einen  Begriff  von  den  Ent- 
stehungsbedingungen im  Centrum,  weniger  aber  von  den  klimatischen  Be- 
dingungen am  Südrande  giebt.  Für  das  letztere  müssen  wir  an  andere 
bewiesene  Darlegungen  anknüpfen,  welche,  zunächst  dem  osthercynischen 
Gau,  sich  aus  Partsch’s  Studien  über  die  Gletscher  des  Riesengebirges*) 
ergeben.  Nach  diesem  Forscher  erzeugte  die  erste,  grössere  Eisbedeckung 
eine  klimatische  Firnlinie  zwischen  1100  — 1200  m Höhe  und  liess  aus 
einer  84  qkm  grossen  Gletscherfläche  im  Weisswasser-  und  Aupathal  bis 
800  m Tiefe  Gletscherzungen  herabreichen;  die  Grenze  des  nordischen 
Landeises  aber  lag  6x/2  km  vom  Riesengebirgs- Gletscher  bei  Hermsdorf 
in  350 — 380  m Höhe  entfernt.  Die  Firnlinie  zur  zweiten  Haupteiszeit 
aber  glaubt  Bartsch  nur  bei  1350  m Höhe  annehmen  zu  sollen,  ca.  200  m 
höher  als  erstmalig.  Hiernach  lassen  sich  auch  die  physikalischen  Ver- 
hältnisse in  den  hercynischen  Bergländern  vom  Jeschken  westwärts  einiger- 
massen  beurth eilen;  denn  so  unzweideutige  geologische  Relicte  wie  in  den 
Sudeten  liegen  hier  nicht  vor.  (Vergl.  übrigens  auch  Bayberger’s  Geogr.- 
geolog.  Studien  aus  dem  Böhmerwald.)**) 

Die  Schneelinie  liegt  bekanntlich  da,  wo  die  Wärme  der  sommer- 
lichen Jahreszeit  eben  noch  die  Schneemassen  des  Winters  zu  schmelzen 
vermag ; sie  liegt  also  in  sehr  schneereichen  Gebieten  bei  gleichen  Sommer- 
temperaturen tiefer  als  in  schneearmen,  muss  daher  in  den  Perioden 
mitteldeutscher  Eisbedeckung  (im  Riesengebirge)  sehr  tief  gelegen  haben. 
Ihre  Lage  in  den  Central -Alpen  zur  Jetztzeit  trifft  etwa  auf  eine  Höhe 
(2750 — 2860  m),  in  der  die  Jahrestemperatur  zwischen  — 3°  und  — 4°  C. 
zu  liegen  pflegt,  in  der  Schweiz  bei  — 2,8°  C.,***)  die  Schneelinie  kann 
aber  in  feuchten  Klimaten,  wie  wir  sie  auf  der  südlichen  Hemisphäre 
antreffen,  so  tief  herabgehen  unter  dem  Einfluss  der  so  viel  stärkeren 
Schneefälle  und  der  an  Sonnenstrahlung  armen  Sommer,  dass  diese  tiefe 
Lage  auf  eine  mittlere  Jahrestemperatur  von  -|-  3°  C.  trifft.  Im  Erzgebirge 
herrscht  jetzt  bei  1200  m Höhe  eine  mittlere  Jahrestemperatur  von  -f-  2,3°  C., 
welche  Ziffer  man  bei  Eiszeit-Hypothesen  nicht  überschätzen  soll.  Aber 
bekanntlich  wird  Mitteleuropa  jetzt  von  einer  Temperatur- Isanomale  des 
Jahres  von  4°  C.  geschnitten;  um  so  viel  ist  es  bei  uns  jetzt  zu  warm, 
und  zweifelsohne  war  die  Temperatur -Isanomale  der  Eiszeit  bei  uns  zu 


*)  Forschungen  z.  deutsch.  Landes-  und  Volksk.,  VIII,  Hft.  2,  Karte  Taf.  6. 

**)  Geogr.  Mittheilungen,  Ergänzungsheft  No.  81,  Gotha  1886. 

***)  Vergl.  Heim:  Gletscherkunde,  Tabelle  S.  18—19. 


Gunsten  anderer  Länder  negativ.  Nehmen  wir  die  jetzigen  (continentalen) 
Klimaverhältnisse  der  Alpen  zum  Muster  und  beurtheilen  die  Temperatur 
an  der  schlesischen  Firnlinie  bei  1200  m darnach  als  etwa  um  — 3°  C. 
liegend,  so  würde  das  einer  Temperatur depression  im  Erzgebirge  von  etwa 
5— 6°C.  gegen  das  heutige  Jahresmittel  entsprechen.  Unter  Vergleichung 
der  thatsächlichen  Verhältnisse  in  feuchten  Klimaten  kann  man  demnach 
die  obere  Fichtenwaldgrenze  der  Haupteiszeiten  in  dem  zwischen  Erz- 
gebirge und  Sudeten  liegenden  Landstriche  auf  300  — 500  m Höhe  als 
möglich  ansetzen,  welche  den  hier  vorkommenden  Relicten  von  Streptopus 
und  Viola  biflora  (Lausitzer  Bergland  und  Elbsandstein)  entspricht.  Allein 
schon  bei  der  Fortnahme  des  jetzigen  Temperaturüberschusses  von 
+ 4°  C.  würde  das  Klima  im  jetzigen  sächsischen  Elbthale  den  Charakter 
vom  heutigen  Erzgebirge  in  800  m Höhe,  also  um  Altenberg  und  Reitzen- 
hain erhalten. 

Soweit  Zungen  des  nordischen  Inlandeises  sich  local  südwärts  vor- 
geschoben haben  oder  kleine  Gebirgsvergletscherungen  in  Thälern  vor- 
gedrungen sind,  sind  damit  selbstverständlich  besondere  Temperatur- 
depressionen verbunden  gewesen.  Aber  das  allgemeine  Temperaturbild 
braucht  dadurch  nur  modificirt  worden  zu  sein,  und  in  der  Hercynia 
voraussichtlich  zur  Zeit  der  zweiten  Haupteisbedeckung  im  Bereich  der 
jetzigen  Flügel-  und  unteren  Bergregion  nur  wenig.  In  wie  weit  aber  zur 
Zeit  der  grössesten  Eisbedeckung  arktisch -alpine  Glacialflora  in  den 
niederen  Vorbergen  des  Erzgebirges,  und  zwar  nachgewiesen  am  Ausgange 
des  Weisseritzthales  gegen  das  Elbthal  bei  Dresden,  formationsbildend 
auftreten  konnte,  zeigt  die  Abhandlung  von  Nathorst  voll  höchsten 
Interesses  über  die  fossile  Glacialflora  von  Deuben  (1894)  mit  Salix 
herbacea  und  myrtilloides,  Saxifraga  Hirculus  und  oppositifolia , Eriophorum 
Scheuchten  etc.,  Arten,  welche  gemäss  der  von  mir  jener  Abhandlung 
beigefügten  Karte  ihre  jetzigen  nächsten  Standorte  ziemlich  weitab  und 
viele  Arten  überhaupt  nur  über  der  Baumgrenze  gelegen  haben. 

Ohne  auf  Einzelheiten  einzugehen,  welche  um  so  breiter  und  weit- 
schweifiger begründet  werden  müssen,  je  mehr  es  an  positivem  Wissen 
fehlt,  will  ich  nur  als  meine  Ansichten  über  den  Schluss  der  letzten 
Haupteiszeit  kurz  angeben,  dass  damals  Betula  odorata  und  Picea  excelsa 
als  Repräsentanten  der  Waldbäume  gemischt  mit  den  Arten  unserer 
heutigen  Hochmoore  und  des  obersten  Bergwmldes  und  vielen  jetzt  fort- 
gewanderten Glacialpflanzen  das  hercynische  Hügelland  besonders  in  den 
östlichen  Gauen  besetzt  hielten,  während  im  Südwesten  ein  reicherer  Be- 
stand von  Wald-  und  Wiesenarten  herrschte  und  hier  vielleicht  Tanne 
und  Buche  ihre  damaligen  Ostgrenzen  hatten.  Die  gesammte  „südöstliche 
Genossenschaft“  aber  wird  sich  damals  viel  weiter  südwärts,  vielleicht 
von  Kroatien- Bosnien  und  den  dinarischen  Alpen  an  zerstreut  bis  Nieder- 
österreich, Mähren  und  Böhmen  als  äussersten  Vorposten,  zurück- 
gehalten haben. 

Deren  Zeit  und  Einwanderung  folgte  dann  später,  und  es  genügt 
hier  auf  Nehring’s  Schilderungen  hinzuweisen,  um  den  Gang  und  die  Ent- 
wickelungsmöglichkeit zu  verstehen.  Wenn  auch  die  Altersbestimmungen 
für  viele  der  Reste  von  Steppentliieren  auf  die  Interglacialzeit  fallen  oder 
nicht  scharf  auf  einen  bestimmten  jüngeren  Zeitabschnitt  deuten,  so  lässt 
doch  die  ganze  Idee  von  alternirenden  Eiszeit-  und  Wärmeperioden  die 
Deutung  zu,  dass  ein  von  Steppenpflanzen  einmal  genommener  Weg  auch 


73 


ein  zweites  Mal  ähnlich  entstehen  konnte,  und  deshalb  ist  die  für  das 
Land  der  unteren  Saale  und  Braunschweig  gewonnene  genaue  Bekannt- 
schaft mit  den  Steppenthier-Resten  in  Westeregeln  und  Thiede  (Nehring!) 
von  grosser  und  weitergehender  Bedeutung.  Dass  hier  die  Thierreste 
für  die  Pflanzen,  mit  denen  sie  den  Aufenthalt  theilen,  mit  eintreten 
müssen,  ist  aus  den  Schwierigkeiten,  die  der  fossilen  Erhaltung  von 
Steppenpflanzen  entgegentreten,  leicht  verständlich.  Nach  G.  Andersson’s 
Uebersicht  über  die  schwedische  Quartärflora,  beurtheilt  nach  Fossilresten 
in  den  Mooren,  sind  darunter  Bäume,  Sträucher  und  Zwerggesträuche 
überwiegend,  aber  auf  trockenem  Boden  vorkommende  Arten  sind  über- 
haupt nur  durch  ganz  wenige  zufällige  Funde  vertreten.  Daher  ist  es 
durchaus  nothwendig,  der  Zoologie  mit  ihren  gut  erhaltenen  Resten  von 
Steppenthieren  in  der  Beurtheilung  dieser  Periode  den  Vortritt  zu  lassen, 
und  Nehring  entwickelt  darüber  folgendes  Bild  der  Wechsel: 

Lemming -Periode  = Ausbreitung  arktischer  Tundra; 

Pferdespringer -P.  = Ausbreitung  nördlicher  Steppenflora; 

Eichhörnchen -P.  — Zurtickdrängung  der  letzteren  durch  Waldflora. 

Erscheint  ein  solcher  Wechsel  interglacial  annehmbar,  so  ist  ebenso 
wahrscheinlich,  dass  im  Bereich  der  hercynischen  Gaue  eine  postglaciale 
Steppenzeit  die  letzte  grössere  Eisbedeckung  ablöste,  immer  aber  in  der 
von  Nehring  selbst  betonten  massvollen  Weise.  Die  Steppen  können 
weite  Strecken  im  sonnigen  Hügellande  eingenommen  haben,  auf  den 
Gebirgen  und  in  den  feuchten  Thälern  braucht  um  deswillen  der  Wald- 
und  Wiesenbestand  nicht  erheblich  eingeschränkt  gewesen  zu  sein. 

Nur  bei  Annahme  solcher  massvollen  Anschauungen,  welche  nicht 
damit  rechnen,  dass  insgesammt  Glacialtundren  nur  von  Steppen,  und 
diese  dann  von  Wiesen-  und  Waldflora  abgelöst  wurden,  kann  man  be- 
greifen, dass  noch  heute  Relicte  dieser  verschiedenen  Perioden  friedlich 
neben  einander  wachsen  und  sich  an  einigen  Stellen  zu  Bildern  von  merk- 
würdig gemischten  Genossenschaften  vereinigt  haben. 

So  bedarf  es  denn,  um  das  hypothetische  Bild  der  Vergangenheit  für 
die  heutige  Kenntniss  von  unserer  Pflanzendecke  praktisch  zu  gestalten, 
besonders  des  Aufspürens  der  Glacialrelicte  und  der  Steppenrelicte  in 
denjenigen  Formationen,  die  sie  erhalten  konnten.  Zu  dem  Zweck  ist 
eine  genauere  Betrachtung  der  Hügelformationen,  der  Hochmoore 
und  der  subalpinen  Berghaide  nothwendig;  erstere  enthalten  Steppen- 
und  Glacialrelicte  zusammen,  die  Moore  und  Berghaiden  nur  Glacial- 
relicte. Dabei  wird  unter  Relictenflora  das  Vorhandensein  am  sporadischen 
Standorte  fernab  vom  jetzigen  Hauptareal  jener  Art  verstanden  und  dieser 
sporadische  Standort  mit  der  früheren  grösseren  Allgemeinverbreitung 
zu  einer  der  genannten  Quartärperioden  in  hypothetischen  Zusammen- 
hang gebracht. 

Die  Hügelformationen  enthalten  neben  den  Arten  sonniger  Ge- 
büsche, lichter  Haine  und  trockener  Grasfluren  von  noch  heute  den 
Steppen  vergleichbarem  Niederwuchs  besonders  Fels-  und  Geröllpflanzen, 
und  die  felsigen  Standorte  besiedeln  sowohl  Glacial-  als  auch  Steppen- 
pflanzen. Insofern  wird  hier  eine  Möglichkeit  für  ein  engeres  Beisammen- 
sein beider  Kategorien  geboten,  sofern  die  Länge  der  Vegetationsperiode  und 
die  Temperaturausschläge  nicht  einer  von  ihnen  hinderlich  sind.  Bedenkt 
man,  wie  im  nördlichen  Russland  Steppenarten  wie  Anemone  silvestris 


74 


weit  nach  Norden  fast  bis  zur  Berührung  mit  dem  Tundrengebiet  auf 
sonnigem  Kalkboden  Vordringen  (R.  Pohle  1899!)  und  andrerseits  die 
nordische  Saxifraga  decipiens  in  der  warmen  Hügelregion  des  Böhmischen 
Mittelgebirges  an  sonnigen  Felsen  unbestrittene  Standorte  besitzt,  so  haben 
wir  in  diesen  beiden  Pflanzen  einen  Maaßstab  für  die  Leistungsfähigkeit 
mancher  Arten,  sich  an  neue  Formationen  anzuschliessen.  Selbstverständ- 
lich wird  unter  den  gegenwärtigen  Verhältnissen  die  grössere  Anpassungs- 
fähigkeit von  den  boreal- alpinen  Arten  erwartet,  da  die  Steppenpflanzen 
auf  trockenen  Sanden  und  Kiesen,  Kalk-  und  Granitschotter,  in  Fels- 
spalten, auf  harten  Lehm-  und  Lettenböden  oft  mit  etwas  Salzgehalt 
eine  Menge  Relictenstandorte  vom  Elbhügellande  bis  zum  Werragebiete 
finden  konnten.  Die  boreal-alpinen  Arten  vertheilen  sich  demnach  in  der 
Hauptsache  auf  zerstreute  Stationen  der  niederen  Bergzone  von  ca.  500 
bis  800  m,  die  Steppenpflanzen  bleiben  in  der  Hauptsache  unterhalb 
500  m. 

Die  Kategorie  der  präalpinen  Arten,  die  im  Vorlande  der  Alpen  den 
niederen  und  mittleren  Stufen  der  Bergregion  (ca.  600 — 1600  m)  ange- 
hören, ist  aber  im  Verein  mit  den  Steppenpflanzen  der  unteren,  warmen 
Stufe  der  hercynischen  Gaue  eingefügt  und  besiedelt  zum  grössten  Theile 
den  Muschelkalk. 

Die  hier  bezeichn eten  Kategorien  lassen  sich  nach  den  Arealformen 
bezeichnen,  welche  ich  in  einem  früheren  Vortrage  der  Isis  über  die 
„Resultate  der  floristischen  Reisen  in  Sachsen  und  Thüringen“*)  unter- 
schieden habe,  und  zwar  kommen  hier  folgende  in  Betracht: 

a)  H3  für  Arten  wie  Polygala  Chamaebuxus  (Eger-  und  Elster-Bergland), 
Aster  alpinus  (Oberlausitz  und  Rosstrappe,  Thü- 
ringen), 

Carduus  defloratus  (Werra-  und  Thüringer  Land), 
Gypsophila  repens  (Südharz), 

H5  für  Arten  wie  Cotoneaster  vulgaris  (zerstreut), 

Echinospermum  deflexum  (Harz  bei  Rübeland, 
Vogtland  (?),  Böhmisches  Mittelgebirge), 

Mm  für  Arten  wie  Centaurea  montana  (Werra — Thüringen), 

Dianthus  Seguieri  (Erzgebirge— Vogtland). 

Die  vorstehend  bezeichneten  Areale  gehören  den  präalpinen  Arten 
weiten  Sinnes  an. 

1))  AE1  allein  für  Saxifraga  decipiens  (Harz — Böhmen), 

AH  für  die  Arten  Allium  Schoenoprasum  *sibiricum  (Bodethal,  süd- 
liche Oberlausitz,  Sudeten), 

Rosa  cinnamomea  (Südharz,  Milleschauer), 

Arabis  alpina  \ nur  am  Südharze  bei  Ellrich  etc. 
— petraea  i auf  Gyps  der  Zechsteinformation, 
Salix  hastata  ebendort  am  Alten  Stollberg. 

Diese  unter  b)  verzeichneten  Areale  bilden  also  den  arktisch-borealen, 
bez.  arktisch  - alpinen  Bestand  seltener  Relicte  im  Bereich  der  Hügel- 
formationen. 


*)  Isis- Abhandlungen  1898,  S.  82 — 94. 


75 


c)  Po1 
Po2 
PM2 


für  die  Gesammtheit  der  eigentlichen  Steppenpflanzen,  be- 
sonders ausser  den  in  Isis  (1.  c.  S.  93)  genannten  Arten  die 
seltenen  Artemisia-  Arten  des  Gebietes,  Oxytropis  pilosa, 
Pulsatilla  pratensis,  Andropogon  Ischaemum  und  sehr  viele 
andere  Stauden,  von  Sträuchern  Prunus  Chamaecerasus. 


Ausführliche  Yerbreitungslisten  und  Aufzählungen  werden  in  dem  jetzt 
in  Veröffentlichung  begriffenen  Buche:  „Grundzüge  der  Pflanzenverbreitung 
im  hercynischen  Berg-  und  Hügellande“,*)  zu  finden  sein.  Hier  soll  es 
sich  nur  um  die  Zusammenfassung  der  Hauptpunkte  handeln. 


A.  Die  lichten  Haine,  Grastriften,  Schotter-  und  Felsfluren  von  der 
Weser  bis  zur  Elbe  und  Görlitzer  Neisse  in  100 — 500  m Höhe. 

An  allen  unseren  grossen  Strömen  im  Bereich  der  Hercynia  sind  auf 
steilen  Berggehängen  die  Hügelformationen  am  reichsten  entwickelt  und 
besiedeln  oft  landschaftlich  anziehende,  scharf  gegen  den  Strom  vor- 
springende Punkte  (Bosel  a.  d.  Elbe  bei  Meissen,  (Hamburg  a.  d.  Saale, 
Badenstein  a.  d.  Werra  bei  Witzenhausen,  Ziegenberg  a.  d.  Weser  bei 
Höxter).  Der  Reiz  der  Flora  spricht  sich  darin  aus,  dass  rund  500  Arten 
Blüthenpflanzen  diese  Formationsgruppe  zusammensetzen,  das  ist  also  2IS 
der  Gesammtzahl  von  ca.  1500  Arten!  Diese  Formationsgruppe  ist  die 
artenreichste  der  ganzen  Hercynia. 

Ihr  Aussehen  ist  in  den  zwei  früheren  Abhandlungen  unserer  Gesell- 
schaft über  die  östlichen  Genossenschaften  in  dem  Elbhügellande  von 
Pirna  bis  Meissen**)  genügend  geschildert,  soweit  es  die  sächsische  Flora 
anbetrifft.  Eine  weit  grössere  Bedeutung  erhält  die  Formationsgruppe  in 
Thüringen.  Hier  sind  nicht  nur  die  Gehänge  an  Flüssen  und  kleine  Busch- 
gehölze von  ihr  besetzt,  sondern  weite,  wellige  Flächen  wie  an  den  beiden 
Mansfelder  Seen,  und  im  Bereich  der  Triasformation  alle  Steilgehänge 
und  Schotterfelder  mit  Muschelkalk,  sowie  bedeutende  Antheile  des  Bunt- 
sandsteins mit  seinen  blauen  Letten  , und  rothen,  kalkreichen  Lehmen  von 
bedeutender  Trockenheit  und  Bindigkeit.  Im  Wesergebiet  schränkt  sich 
die  Formationsgruppe  gegenüber  dem  Auftreten  des  Waldes  mehr  ein; 
in  der  Oberlausitz  besitzt  sie  von  der  Neisse  an  westwärts  über  zerstreute 
Basaltberge  und  granitische  Höhenzüge  hin  noch  ein  nicht  unbedeutendes 
Areal  bis  Stolpen,  in  dessen  Mittelpunkt  der  Rothstein  bei  Sohland  liegt. 

Hinsichtlich  der  Mitwirkung  des  Substrates  ist  demnach  zwischen 
krystallinischen  Gesteinen,  Basalt  und  kalkreichen  Sedimenten  der  Trias- 
formation, am  Harze  wie  in  Thüringen  von  Gera  an  westwärts  auch 
zwischen  Zechsteingyps  zu  unterscheiden,  und  die  Wirkung  des  Kalkes 
auf  die  Zusammensetzung  der  ganzen  Formation  ist  so  bedeutend,  dass 
man  von  der  Elbe  zur  Thüringer  Saale  oder  Unstruth  kommend  die 
grössesten  Verschiedenheiten  in  gemeinen,  besonders  aber  in  den  die 
Genossenschaft  charakterisirenden  Arten  bemerkt.  Sehr  viele  Arten  fehlen 
unzweifelhaft  aus  dem  Grunde  östlich  der  Weissen  Elster,  weil  hier  auch 
die  Triasformation  fehlt.  Die  Plänerkalke  südlich  der  Elbe  und  die 


*)  Abtheilung  der  bei  W.  Engelmann  erscheinenden. „Vegetation  der  Erde“,  heraus- 
gegeben von  Eng ler  und  Drude. 

**)  Isis- Abhandlungen  1885,  S.  75  (Festschrift)  und  1895,  S.  35,  besonders  S.  43—46. 


76 


wenigen  Stellen,  an  denen  Urkalke  im  Yogtlande  und  im  Elbgebiete  zu 
Tage  treten,  haben  dafür  so  gut  wie  keinen  Ersatz  zu  bieten  vermocht. 
Da  die  Muschelkalkberge  kaum  500  m übersteigen,  so  gehört  die  ganze 
hercynische  Trias  zu  dieser  unteren  Stufe. 

In  derselben  zähle  ich  457  Arten,  welche  neben  einzelnen  überall  an 
sonnigen  Plätzen  vorkommenden  ihre  eigentlichen  Standorte  hier  besitzen, 
und  zwar 

47  Sträucher  und  Zwerggesträuche,  besonders  Rosaceen!, 

37  Gräser  und  verwandte  Rasenbildner, 

373  perennirende,  2-  und  1 -jährige  Kräuter. 

Diese  457  Arten  sind  nur  zur  kleineren  Hälfte  überall  zu  finden 
(Beispiel:  Thymus  Serpyllum,  Helianthemum  vulgare , Rosa  rubiginosa, 
Prunus  spinosa );  die  grössere  Mehrzahl  tritt  sehr  zerstreut,  viele  Arten 
nur  an  wenigen  Standorten  auf.  Rechne  ich  diejenigen  Arten,  welche 
wenigstens  irgendwo  1)  im  Weser-  und  Werralande,  2)  in  Thüringen  und 
an  der  unteren  Saale — Elbe  bis  Magdeburg,  3)  im  sächsischen  Elbgebiete 
oder  im  Lausitzer  Hügellande  jetzt  gleichzeitig  verbreitet  Vorkommen,  als 
solche  von  gemeinsamer  Verbreitung,  so  zähle  ich  davon  277  Arten.  Die 
übrigen  180  Arten  sind  beschränkt  auf  je  1 oder  2 der  ebengenannten 
Landgruppen,  und  unter  diesen  haben  wir  die  wichtigeren  Relictstandorte 
zu  suchen. 

Von  diesen  180  Arten  sind: 

93  Species  (oder  rund  1/5  der  Gesammtzahl)  pontisch  (Areal 
PM  oder  Po),  nämlich  von  Sträu ehern  und  Rasenbildnern: 


Prunus  Chamaecerasus 
Rosa  Jundzilliana 
Cytisus  nigricans 

Andropogon  Ischaemum 
Stipa  capillata 
— pennata 


Melica  ciliata 
Agropyrum  glaucum 
Poa  badensis 
Carex  humilis 
— Sclireberi 

— supina 

— obtusata 


und  80  Stauden  oder  Q Kräuter. 
Ferner  befinden  sich  unter  diesen  180  Arten: 


36  Species  (oder  rund  1/12  der  Gesammtzahl)  präalpin  (Areal 
H3  — Mm),  nämlich  von  Sträuchern  und  Rasenbildnern: 


Sorbus  Aria 
Amelanchier  vulgaris 
Rosa  repens 
Rubus  bifrons 
— tomentosus 


Viburnum  Lantana 


Sesleria  coendea 
Carex  ornithopoda 
Calamagrostis  varia 


und  28  Stauden,  so  gut  wie  sämmtlich  bei  uns  kalkstet  oder  kalkhold. 

Von  den  erstgenannten  93  Arten,  welche  durch  die  Signatur  PM 
oder  Po  ihre  pontische  Zugehörigkeit  anzeigen,  besitzt 

Sachsen  östlich  des  Weissen  Elster-Gebiets  (also  mit  Aus- 
schluss der  Floren  von  Gera  bis  Leipzig) 48  Arten, 

von  den  letztgenannten  36  Arten  mit  präalpinem  Areal 

dagegen  nur 7 Arten; 


77 


von  der  ersteren  Gruppe  also  die  grössere  Hälfte,  von  der  letzteren 
kaum  x/5. 

Sachsen  ist  demnach  relativ  viel  reicher  an  pon tischen, 
als  an  präalpinen  Arten! 

Diese  Thatsache  ist  zu  berücksichtigen  bei  der  Discussion  über  die 
Wanderungswege  beider  Artengruppen.  In  der  Vertheilung  der 
pontischen  Arealspecies  nämlich  ist  die  Landschaft  der  unteren  Saale 
(Halle- Wettin,  Mansfelder  Seen  bis  Ostharz)  allen  über,  theilt  aber  ihren 
Reichthum  mit  den  Trias-Landschaften  des  Thüringer  Beckens  bis  in  die 
Gegend  von  Arnstadt  und  Gotha,  wo  auf  den  Drei  Gleichen  und  den 
Seebergen  noch  einmal  prächtige  Artgenossenschaften  pontischen  Charakters, 
Peucedanum  alsaticum,  Nepeta  nuda  mit  Adonis  vernalis,  Glaucium  etc. 
auftreten.  (S.  Sitzungsberichte  dieses  Jahrgangs,  botan.  Section  vom 
8.  November.)  Hier  ist  die  hercynisclie  Arealausdehnung  von  Lavatera 
thurSngidca , Althaea  hirsnta,  der  pontischen  Astragaleen  A.  exscapus, 
danicus  ( — Hypoglottis)  und  Oxytropis  pilosa , von  Seseli  Hipp omaratlirum 
mit  einem  der  interessantesten,  ziemlich  beschränkten  PM2- Areale!,  hier 
finden  sich  Artemisia  rupestris,  pontica  und  laciniata,  während  A.  scoparia 
ihren  einzigen  das  Gebiet  im  Osten  berührenden  Standort  auf  der  Lands- 
krone bei  Görlitz  hat. 

Nicht  alle  auf  den  Osten  weisenden  Arten  sind  hier  und  in  Sachsen 
versammelt,  einige  recht  merkwürdige  Fundorte  besitzt  das  Werragebiet. 
Hier  zeichnet  sich  der  Bielstein  bei  Allendorf  im  Höllenthal  durch  den 
Besitz  von  Allium  strictum  (nächster  Fundort  ostwärts  der  Rollberg  im 
Böhmischen  Mittelgebirge!)  aus,  sowie  durch  Salvia  Aethiopis , von  welcher 
wohl  mit  Unrecht  Verwilderung  vermuthet  wird.  Aber  eine  Hauptmasse 
politischer  Arten  steckt  doch  nur  im  Bereich  Halle  — Magdeburg  — Kyff- 
häuser  — Gotha,  und  ein  grosser  Theil  davon  steckt  auch  in  Sachsen 
östlich  der  Weissen  Elster.  Es  ist  nun  mit  Recht  die  Frage  aufgeworfen*), 
wie  das  zu  verstehen  sei,  dass  der  hercynische  Osten  und  besonders  das 
sächsische  Elbhügelland  so  viel  ärmer  an  Arten  pontischer  Herkunft  sei, 
als  das  westlicher  gelegene  Saaleland,  da  doch  der  hypothetische  Zuzug 
dieser  Arten  nach  Schluss  der  letzten  Haupteiszeit  durch  Sachsen  hin- 
durch anzunehmen  sei.  Denn  im  Böhmischen  Mittelgebirge  ist  wiederum 
der  grösste  Theil  der  um  Halle  a.  d.  Saale  vorhandenen,  bei  Dresden — 
Meissen  a.  d.  Elbe  aber  fehlenden  Arten  in  reicher  Standortsvertretung 
zu  finden.  Schulz  glaubte  damals  annehmen  zu  sollen,  dass  alle  diese 
Arten  im  sächsischen  Elbthal  früher  vorhanden  gewesen  und  dann  später 
ausgestorben,  an  der  Saale  aber  erhalten  geblieben  seien. 

Wenn  dies  auch  zum  Theil  richtig  sein  mag  — denn  jede  Relicten- 
flora  giebt  schon  in  ihrem  Namen  die  Möglichkeit  des  Aussterbens  mancher 
Arten  derselben  Genossenschaft  und  des  Verlorengehens  vieler  Standorte 
noch  vorhandener  Arten  zu  — so  erscheint  die  Sache  doch  in  einem 
wesentlich  anderen  Lichte.  Zunächst  ist  nochmals  darauf  hinzuweisen, 
dass  von  den  98  P-  Arten  mit  beschränkt  - hercynischem  Vorkommen 
Sachsen  die  grössere  Hälfte  mitbesitzt,  das  Werra-  und  Weserland  nur 
sehr  wenige  (die  wichtigsten  sind  vom  Bielstein  genannt).  Diese  Gesammt- 


*)  A.  Schulz:  Vegetationsverh.  d.  Umgeb.  von  Halle.  Mitth.  Verein  f.  Erdkunde 
zu  Halle  1887,  S.  30—124. 


78 


zahl  erscheint  nun  für  Sachsen  gar  nicht  gering,  wenn  man  die  schwache 
Ausdehnung  der  Standorte  bedenkt,  die  dafür  in  Betracht  kommen.  Ein 
Blick  auf  die  der  zweiten  Abhandlung  über  die  östlichen  Genossenschaften 
in  Sachsen  beigefügte  Karte  der  Gegend  von  Dresden  bis  Hirschstein 
nördlich  von  Meissen  (Isis  1895,  Taf.  II)  zeigt  den  verhältnissmässig 
schmalen  Hügelsaum  an  der  Elbe  und  die  westlich  von  Meissen  statt- 
hndende  Ausbuchtung  am  Lom matzscher  Wasser,  wo  die  Mehrzahl  der 
oben  gezählten  48  besonderen  pontischen  Species  der  Hügelformationen 
vorkommt.  Dieser  Hügelsaum  setzt  sich  stromabwärts  nur  noch  eine 
kurze  Strecke  mit  einigermassen  reicher  Standortsvertretung  bis  Riesa 
fort  und  verarmt  dann  (aus  topographischen  Gründen:  Mangel  an  felsigen 
Höhen!)  ausserordentlich;  stromaufwärts  dagegen  hält  sich  sein  nördliches 
Ufer  gut  besetzt  bis  Pirna  und  hat  auf  dieser  Strecke  einige  Sachsen 
besonders  auszeichnende  Arten  ( Lactuca  viminea  bei  Pillnitz,  Silene  itcilica 
*nemoralis  W.  K.  bei  Loschwitz — Wachwitz  — Zehista  und  Cotta),  aber 
der  Hauptreichthum  der  interessanteren  Arten  steckt  doch  in 
der  unterhalb  Dresdens  gelegenen  Landschaft  um  Meissen  und 
Lommatzsch  und  endet  südlich  von  Dresden  mit  dem  jetzt  durch 
menschliche  Eingriffe  stark  entstellten  Plauenschen  Grunde  am  Durch- 
bruch des  Weisseritz -Thaies.  Auf  diesen  wichtigen  Umstand  haben  wir 
schon  in  der  Isis-Abhandlung  des  Jahres  1895  (siehe  besonders  1.  c.  Seite  39) 
aufmerksam  gemacht  und  ich  komme  hier  sogleich  noch  einmal  darauf 
zurück,  wenn  für  den  grösseren  Reich thum  des  unteren  Saale -Landes  ein 
anologer  Erklärungsversuch  zu  machen  sein  wird. 

Vergleicht  man  mit  dieser  eng  umgrenzten  Landschaft  an  den  Elb- 
höhen die  weiten  Gefilde  der  sonnigen  Hügelformationen  im  Thüringer 
und  unteren  Saale -Lande  und  nimmt  die  dort  herrschende  Mannigfaltig- 
keit der  Schotter  bildenden  Gesteine  in  Vergleich  mit  der  Einförmigkeit 
der  nur  durch  Plänerzüge  unterbrochenen  Bildung  krystallinischer  Gesteine 
an  der  Elbe  in  Sachsen,  so  kann  es  keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  die 
Thüringer  Lande  weit  mehr  befähigt  sind,  eine  grosse  Zahl  von  empfind- 
licheren Steppenpflanzen  zu  erhalten.  Auch  darauf  ist  hinzuweisen,  dass 
dies  letztere  Gebiet  östlich  vom  Harze  zugleich  die  regenärmsten  Land- 
schaften der  ganzen  hercynisclien  Gaue  enthalten,  in  denen  nämlich  nach 
Assmann  die  jährliche  Regenhöhe  nur  450—500  mm  beträgt. 

Nun  aber  kommt  noch  die  Hauptsache.  Es  braucht  gar  nicht  daran 
gedacht  zu  werden,  dass  der  Wanderungsweg  für  die  vielen  bemerkens- 
werthen  pontischen  Arten  an  der  Thüringer  Saale  und  westlich  von  ihr 
bis  zum  Kyffhäuser  und  den  Gleichen  bei  Arnstadt  nur  die  Elbstrasse 
von  Böhmen  durch  Sachsen  hindurch  gewesen  wäre.  Dieser  Wanderungs- 
weg mag  für  viele  Arten  die  Einzugslinie  gewesen  sein,  theils  im  Fluss- 
thal selbst  nach  Ueberwindung  der  waldbedeckten  Elbsandstein-Gehänge, 
theils  auf  dem  Wege  Sattelberg  (Spitzberg)  bei  Ölsen — Cottaer  Spitz- 
berg — Gottleubathal — Elbe  entlang  der  zur  Heerstrasse  benutzten  Ein- 
sattelung zwischen  dem  östlichen  Erzgebirge  und  westlichen  Elbsandstein- 
Gehänge  bei  Hellendorf;  aber  er  ist  nicht  der  einzige. 

Die  geologischen  Forschungen  haben  uns  mit  den  Veränderungen 
bekannt  gemacht,  welche  die  ostdeutschen  Ströme  vor  und  nach  dem 
Abschmelzen  des  südbaltischen  Inlandeises  durchgemacht  haben.  Keil- 
hack hat  nach  vielen  vorhergegangenen  Einzelstudien  eine  zusammen- 
fassende Abhandlung  darüber  bei  Gelegenheit  des  VII.  Internationalen 


79 


Geographen -Congresses  zu  Berlin  1899  veröffentlicht,*)  der  eine  zur  Be- 
urtheilung  der  so  oft  den  Flussthälern  folgenden  Wanderungswege  äusserst 
wichtige  Karte  beigefiigt  ist.  Sie  enthält  die  Stillstandslinien  des  Inland- 
eises zur  letzten  Eiszeit,  deren  südlichste  (unsicher)  südlich  von  der  Oder 
bei  Glogau  nach  Magdeburg  verläuft,  während  die  dritte  (gesicherte)  von 
der  Warthe  nördlich  von  Posen  über  Frankfurt  a.  0.  und  dann  nordwest- 
wärts  durch  Mecklenburg  auf  Schwerin  zu  zieht.  Zur  Zeit  dieser  dritten 
Stillstandslinie  ergossen  sich  die  Wasser  des  Bug,  der  Weichsel,  Warthe, 
Oder  und  Spree  durch  das  Rhinthal  in  das  heutige  Elbbett;  aber  auch 
die  Flussthal-Linien  des  ersten  (südlichsten)  und  zweiten  (mittleren,  von 
Glogau  nach  dem  Elbthal  nördlich  Magdeburg  seine  Wasser  sammelnden) 
Stillstandes  werden  für  die  Besiedelung  noch  in  Thätigkeit  gewesen  sein. 

Dies  lässt  voraussetzen,  dass  ein  nördlicher  Zug  von  pontischen 
Steppenpflanzen  von  der  Weichsel  her  westwärts  bis  an  die  Elbe  bei 
Magdeburg  gelangen  konnte,  und  thatsächlich  hat  Loew  schon  seit  langer 
Zeit  die  Relictenflora  dieses  Charakters  im  südlichen  Balticum  mit  den 
interessanten  Standorten  zwischen  Frankfurt  a.  0.  und  Oderberg  bekannt 
gemacht.  Unter  Annahme  dieser  Wanderlinie  wird  es  verständlich,  dass 
an  der  Elbe  bei  Magdeburg  und  von  da  sich  strahlig  ausbreitend  eine 
Ansammlung  pontischer  Arten  stattfinden  konnte,  die  nun  stromauf  zur 
Saalemündung  und  an  der  Mündung  der  Mulde  vorbei  in  das  Elbthal 
nach  Meissen  gelangen  konnte.  Hierdurch  würde  es  ferner  verständlich, 
dass  an  der  Elbe  um  Meissen  herum  eine  grössere  Zahl  pontischer  Relicte 
sich  findet  als  weiter  stromauf,  da  der  durch  Bergländer  erschwerte  Ver- 
bindungsweg aus  dem  Böhmischen  Mittelgebirge  nach  Dresden  vielleicht 
weniger  wirksam  war  als  der  eben  bezeichnete  stromauf  gerichtete. 
Einzelheiten  anzuführen  würde  ein  grosses  topographisches  Detail  erfordern 
und  interessirt  nur  solche,  welche  die  Standorte  Sachsens  aus  eigener  An- 
schauung kennen;  ich  beschränke  mich  daher  darauf,  zu  sagen,  dass  die 
Erwägung  der  Standortsvertheilung  daselbst  zu  einer  Annahme  führt,  wie 
ich  sie  eben  auseinandersetzte,  und  dass  dem  Kenner  der  Landesflora 
eine  gewisse  Wahrscheinlichkeit  sich  aufdrängt,  viele  Arten  auf  den  Weg 
von  Böhmen  (z.  B.  Lactuca  viminea ),  viele  andere  (z.  B.  Anemone  silvestris) 
auf  den  Weg  stromaufwärts  zurückzuführen.  Das  kleine  Gebiet  von  be- 
merkenswerthen  Pflanzen  östlicher  Arealform  in  der  Oberlausitz  zwischen 
Neissethal  und  Bautzen  — Stolpen  nimmt  naturgemäss  Antheil  an  der 
Verbindung  mit  Böhmen  in  südlicher  Angrenzung  und  an  der  südlichsten 
Wanderlinie  von  der  Oder  bei  Glogau  westwärts. 

Auf  ganz  anderen  Wegen  wird  der  Einzug  der  präalpinen  Arten 
erfolgt  sein,  wie  wir  ihn  auch  in  eine  andere  Zeit  zu  versetzen  haben, 
und  zwar  voraussichtlich  in  die  der  letzten  Steppeneinwanderung  voraus- 
gehende Vergletscherungszeit  der  Alpen.  Es  ist  in  einem  Vortrage  über 
die  Anordnung  der  Vegetation  im  Karwendelgebirge  (siehe  Sitzungsberichte 
14.  Juni  1900,  bot.  Section,  S.  7)  von  mir  darauf  hingewiesen  worden, 
dass  für  die  Floren- Entwickelungsgeschichte  Mitteldeutschlands  auch  die 
genauere  Kenntniss  der  von  Beck  aufgestellten  Formation  des  Voralpen- 
waldes bedeutungsvoll  sei.  Man  kann  sagen,  dass,  wie  wir  in  unserem 
sonnigen  Hügellande  lichte  Haine,  trockene  Grastriften  auf  steinigem 


*)  Thal-  und  Seebildung  im  Gebiet  des  Baltischen  Höhenrückens,  veröffentlicht 
von  der  Ges.  für  Erdkunde  zu  Berlin. 


80 


Boden  und  die  Charakterformation  der  Schotterböden  mit  anstehenden 
Felsen,  die  in  ihren  Spalten  besondere  Arten  gedeihen  lassen,  neben 
einander  und  in  einander  verwirkt  finden,  dass  so  eine  ganze  Gebirgsstufe 
höher  im  Anstieg  unserer  nördlichen  Kalkalpen,  in  den  Höhen  von  ca.  700 
oder  800  m bis  in  die  volle  Krummholzformation  bei  16 — -1700  m hinein, 
neben  dem  eigentlichen  Alpenwalde  von  Buche,  Tanne,  Fichte  und  Lärche 
ein  Gemisch  sonniger,  Schotter-  und  Felsböden  besiedelnder  Arten  zu- 
sammen mit  Gras-  und  Gebüschbedeckung  zu  unterscheiden  sei.  Das 
nenne  ich  die  „präalpinen  Formationen“,  die  Vertreter  der  „sonnigen 
Hügelformationen“  im  Gebirge,  in  denen  durchaus  die  Beimischungen 
politischen  Charakters  fehlen.  Zur  Zeit  der  letzten  Hauptvergletscherung 
der  Alpen  waren  diese  präalpinen  Formationen  (deren  durch  ihre  Be- 
ziehungen zu  der  mitteldeutschen  Flora  wichtige  Arten  in  jenem  Vortrage 
S.  8 genannt  sind)  nordwärts  der  Gletscherlinie  in  so  viel  niederen  Berg- 
stufen zu  suchen,  und  nach  den  von  Gradmann  so  anschaulich  zusammen- 
gestellten Belicten  im  Schwäbischen  Jura  darf  man  dieses  Gebirge  und 
seine  gegen  den  Main  hin  gerichtete  Fortsetzung  als  ein  solches  Rück- 
zugsgebiet ansehen,  dessen  Verlängerung  nordwärts  des  Main  zwischen 
dem  Südwesthange  des  Thüringer  Waldes  und  der  Rhön  auf  welligem 
Triaslande  diese  Formationen  entlang  der  Werra  in  die  westliche  Hercynia 
führen  konnte.  Hier  giebt  es  kein  trennendes  höheres  Gebirge;  die 
Wasserscheide  zwischen  Werra  und  der  fränkischen  Saale  wird  von  einer 
niederen  Schwelle  gebildet,  neben  welcher  im  Westen  die  Basaltberge  der 
hohen  Rhön  mit  ihren  Vorlagerungen  von  bunten  Mergeln  und  Muschel- 
kalk noch  heute  eine  Menge  präalpiner  Bürger  halten,  und  besonders 
weiter  nördlich  die  Berge  des  Ringgaues  und  der  Goburg  bei  Alien- 
dorf a.  d.  Werra  angelehnt  an  den  Bergstock  des  Meissner.  Von  diesem 
letzteren  Berge  ist  früher  Dryas  odopetala  angegeben.  Dieser  Fund  hat 
sich  nicht  mehr  wiederholt  und  steht  daher  ungewiss  da;  aber  aus 
theoretischen  Gründen  könnte  man  gerade  hier  in  diesem  Bergzuge  bei 
ca.  700  m Dryas , die  so  tief  in  die  präalpinen  Felsschotter  herabsteigt, 
als  Relict  für  möglich  halten. 

Von  hier  aus  konnten  sich  die  präalpinen  Formationen  nach  N.  bis 
in  das  Leinethal  gegen  Hannover  und  nach  0.  bis  an  die  Grenze  der 
Zechsteingypse  sowohl  am  Südrande  des  Harzes  als  an  der  Weissen  Elster 
bei  Gera  ausbreiten  und  haben  die  verschiedenartigsten  Relicte  hinter- 
lassen, die  aber  mit  dem  Auf  hören  des  Muschelkalkes  gegen  0.  in  der 
Hauptsache  abschliessen.  Den  Mangel  Sachsens  östlich  der  Saale-  und 
Weissen  Elster-Linie  an  präalpinen  Arten  leite  ich  hauptsächlich  von  dem 
Fehlen  der  geeigneten  Böden  ab,  wie  sie  die  Triasformation  den  prä- 
alpinen Bürgern  geboten  hat.  Daher  enden  Pflanzen  wie  Sesleria  coerulea, 
Hippocrepis  comosa  und  Ophrys  muscifera  im  Westen  des  osthercynischen 
Gaues.  Auch  in  den  Alpen  und  Karpathen  finden  wir  reiche,  tief  herab- 
steigende Gemische  präalpiner  Bürger  hauptsächlich  auf  Kalkboden;  die 
Silicatböden  bieten  dafür  der  Massenansiedelung  von  Vaccinien,  Calluna , 
torfigen  Riedgräsern  und  geselligen  gemeinen  Sträuchern  wie  Rhamnus 
Frangula  und  Salix  aurita  zu  günstige  Existenzbedingungen.  In  unserem 
Falle  aber  handelt  es  sich  um  die  gegenwärtigen  Zeugen  aus  längst  ver- 
schwundener Epoche,  und  diese  hatten  nach  dem  Rückzüge  der  alpinen 
Gletscher  und  während  der  Invasion  der  Steppenpflanzen  den  Kampf  um 
den  Boden  mit  eigener  Anpassung  zu  führen,  die  ihnen  durch  die  oft 


81 


gerühmten  Eigenschaften  cles  dysgeogenen  Kalkbodens  allein  ermöglicht 
worden  zu  sein  scheint.  So  finden  sich  diese  Zeugen  nur  auf  solchen 
Kalken,  z.  B.  auf  den  höchsten  Spitzen  vereinzelter  westlicher  Kalkzinnen 
Amelanchier , der  in  den  Voralpen  so  häufig  ist,  und  dort  wie  auf  den  Basalten 
Sorbus  Aria ; auch  Cotoneaster  (der  Sachsens  Graniten  und  dem  Ost- 
harze nicht  fehlt)  hat  doch  seine  Hauptverbreitung  auf  vorragenden  Kalk- 
höhen, von  den  Dolomiten  des  Süntels  im  Weserlande  bis  zu  den  Muschel- 
kalken an  der  Saale  bei  Camburg. 

Während  die  Zechsteinhügel  des  Südharzes  bei  Ellrich,  Walkenried 
und  Nordhausen  neben  mehr  verbreiteten  Arten  wie  Biscutella  laevigata 
besonders  den  so  merkwürdigen  Belict  von  2 Arabis,  Gypsophila  repens , 
Rosa  cinnamomea,  Salix  hastata  und  die  endemische  Pinguicula  * gypsophila 
als  höchste  Leistung  des  Ueberdauerns  auf  niederen  ßergstufen  führen, 
ist  vom  fränkischen  Jura  her  gegen  die  Umgebung  des  Fichtelgebirges 
von  solchen  präalpinen  Bürgern  merkwürdiger  Verbreitung  nur  Polygala 
Chamaebuxus  und  Erica  carnea  vorgedrungen,  beide  in  eigenthümlicher 
Umformung  ihrer  Bedürfnisse.  Trotz  der  Anpassung  der  genannten 
Polygala  an  den  Boden  krystallinischer  Gesteine  und  cambrischer  Sedi- 
mente zeigt  doch  ihr  Vorkommen  auf  dem  Dolomit  bei  Sinnatengrün  un- 
weit Wunsiedel,  wo  sie  allein  einen  an  einer  Seite  zu  Kalkbrüchen  ab- 
gesprengten Hügel  mit  dichtem  Massenwuchs  in  lichtem  Kiefernhain 
überzieht,  auch  bei  ihr  die  Bevorzugung  kalkigen  Substrates.  Und  so 
ist  die  Meinung  wohl  begründet,  dass,  wenn  der  Böhmer  Wald  aus  Jura- 
kalk anstatt  aus  krystallinischen  Gesteinen  aufgebaut  wäre,  er  ein  nicht 
hercynisches  Gebirge,  voll  von  präalpinen  Arten  wie  die  Rauhe  Alb,  vor- 
stellen würde,  und  dass  der  Harz  in  seinen  oberen  Höhen  viel  mehr 
Arten  vom  Charakter  der  Gruppe  bei  Ellrich  und  Walkenried  bergen 
würde,  wenn  er  nicht  aus  denselben  krystallinischen  Gesteinen  aufgebaut 
wäre.  Die  Einwanderung  von  Pidsatilla  alpina  und  Hieracium  alpinum , 
jetzt  nur  auf  der  Höhe  des  Brockens,  mag  aus  derselben  geologischen 
Hauptperiode  oder  aus  einer  anderen  stammen,  jedenfalls  gehörten  diese 
Arten  mit  Linnaea  zu  einer  anderen  Formationsgruppe  als  die  2 Arabis 
und  Gypsophila , so  wie  sie  auch  jetzt  in  den  Hochalpen  und  nicht  im 
Bereich  der  präalpinen  Genossenschaft  ihre  Massenstandorte  besitzen. 

Mit  den  Erklärungsversuchen  der  Einzugsrichtungen  und  -Zeiten  für 
die  pontischen  und  präalpinen  Genossenschaften  ist  zwar  die  Hauptsache 
für  unsere  Hügelformationen  gesagt,  doch  nicht  Alles.  Es  giebt  west- 
liche Arten  wie  Lactura  virosa,  südliche  wie  Ruta  graveolens , Arten  der 
südwestlichen  Voralpen  wie  Hellebor us  foetidus , die  alle  hier  Berück- 
sichtigung verdienen,  aber  ihre  Beurtheilung  ist  schwieriger,  ihre  Zahl 
geringer.  Arten  wie  Clematis  Vitalba  sind  weder  präalpin  noch  Steppen- 
pflanzen, machen  aber  trotzdem  auf  dem  Zechsteinkalk  an  der  Weissen 
Elster  bei  Gera  gegen  Osten  (Sachsen)  hin  Halt  und  fehlen  auch  sogar 
im  Böhmischen  Mittelgebirge,  wo  die  präalpinen  Arten  reichlich  vertreten 
sind.  Für  viele  solcher  Arten  lässt  sich  wohl  eine  besonders  wahrschein- 
liche Erklärung  ihrer  heutigen  hercynischen  Vertheilung  gar  nicht  geben 
und  ich  freche  daher  für  die  heutigen  Zwecke  kurz* ab. 

Es  soll  aber  nicht  unerwähnt  bleiben,  dass  in  einer  fast  zu  sehr  ein- 
gehenden Weise  A.  Schulz  in  seinen  jüngeren  Arbeiten  über  die  Ent- 
wickelungsgeschichte der  mitteleuropäischen  Flora  alle  möglichen  Er- 
wägungen auf  Grund  der  heutigen  Vertheilung  der  Arten  angestellt  hat, 

* 


82 


die  unser  sächsisch -thüringisches  Gebiet  tief  berühren,  und  dass  in  den 
jüngst  von  ihm  geäusserten  Anschauungen  über  Wanderungswege  und 
Besiedelung  viel  Gemeinsames  mit  den  hier  vorgetragenen  Grundanschau- 
ungen enthalten  ist  oder  doch  die  Möglichkeit  einer  gleichen  Theorie 
zulässt. 


B.  Die  Felspflanzen  auf  den  zerstreuten  Basalt-  und  krystallinischen 
Felshöhen  von  (300)  500 — 800  m:  ^Montane  Felsformation“. 

Die  unter  A betrachtete  Formationsgruppe  der  sonnigen  Hügel  hält 
die  Thalzüge  unserer  grossen  Ströme  und  deren  Hauptzuflüsse  besetzt, 
ebenso  bedeckt  sie  in  zusammenhängender  Fläche  das  warme  Triasland 
in  Thüringen  und  dem  Westen.  Hier  giebt  es  überall  Felspflanzen, 
welche  wie  Sedum  rupestre  und  Asplenium  Ruta  muraria  der  trockenen 
Sommerhitze  gewachsen  sind  und  sich  in  die  trockenen  Grasrasen  mittel- 
und  osteuropäischer  Arten  mischen,  die  zwischen  den  Spalten  sich  ein- 
genistet haben  {Car ex  humilis,  Melica  ciliata  etc.).  Eine  höhere  Stufe 
montaner  Felsen  ist  nun  noch  zu  betrachten,  welche  die  Spitzen  niederer 
Vorberge  bilden,  die  Basalte  der  Rhön  und  Oberlausitz,  Granitfelsen  und 
Diabase  in  der  Umgebung  höherer  Gebirge,  wie  die  Rosstrappe  im  Harz 
oder  die  Felsen  über  dem  Ölschnitz-  und  Weissen  Main-Thal  bei  Berneck. 
Sagt  schon  die  Lage  dieser  Berge,  dass  hier  von  der  warmen  Hügel- 
formation ebenso  wenig  die  Rede  sein  kann,  wie  die  zu  geringe  Höhe 
(bis  800  m)  das  Auftreten  subalpiner  Formationen  mit  Calamagrostis 
Halleriana  und  Empetrum  verhindert,  so  zeigt  auch  die  Prüfung  der 
Flora  hier  eine  eigene  Formation,  welche  für  die  Besiedelungsgeschichte 
unseres  Landes  nicht  ohne  Bedeutung  erscheint.  Manche  dieser  Arten 
sind  schon  unter  A genannt,  da  sie  auch  im  sonnigen  Felsgebiet  aus- 
halten;  die  merkwürdige  Gruppe  von  2 Arabis  und  GypsopJiüa  mit  Salix 
hastata  und  Rosa  cinnamomea  gehört  ihrer  ganzen  Beschaffenheit  nach 
gleichfalls  zu  der  montanen  Felsgruppe  und  verdankt  wohl  nur  ihrer  Lage 
am  Harze  den  Umstand,  in  so  geringer  Meereshöhe  aushalten  zu  können, 
die  für  die  montanen  Arten  sich  ausnahmsweise  von  500  m auf  300  m 
oder  noch  etwas  tiefer  als  untere  Grenze  erniedrigt. 

Ich  theile  hier  eine  Liste  der  übrigen  montanen  Gefässpflanzen  mit: 


Cotoneaster  vulgaris  (integerrima) 
Polygala  Chamaebuxus 
Sedum  purpureum , rupestre 
Sempervivum.  tectorum,  soboliferum 
Saxifraga  decipiens 
Silene  Armeria 

Dianthus  caesius  und  Seguieri 
Alsine  verna  (Harz) 

Aster  alpinus 

Asplenium  septentrionale 
— Trichomanes 
— Adiantum  nigrum 

— adulterinum 

— viride 


Hieracium  Schmidtii 
— bijidum , caesium 
Echinospermum  deflexum 
[ Centaurea  montana  (Kalk) 
Carduus  defioratus  (Kalk) 
Thesium  alpinum , alle  3 Arten 
im  Anschluss  an  Gruppe  A.] 
Allium  >k sibiricum. 


Farne: 

Cystopteris  fragilis 
Neplir odium  Robertianum 
Aspidium  Lonchitis 
Ceterach  officinarum 
Woodsia  ilvensis. 


83 


Diese  ganze  Liste  bezeugt  für  den  Kenner  unserer  Hügelflora  eine 
andere  Zusammensetzung  und  zeigt  als  erstes  und  wesentlichstes  Merk- 
mal, dass  sämmtliche  pontische  Arten  fehlen!  Eine  einzige  Art 
ist  mit  dem  Areal  PM2  zu  belegen,  nämlich  Sempervivum  soboliferum , die 
auch  thatsächlich  in  Kiefernhainen  des  Balticums  ausserhalb  des  mittel- 
deutschen Hügellandes  noch  angetroffen  wird;  diese  Art  ist  wahrschein- 
lich aus  den  Bergländern  an  der  unteren  Donau  (Serbien  etc.)  mit 
anderen  präalpinen  Arten  eingewandert.  Im  Uebrigen  gehören  die  Arten 
zu  den  Arealen,  welche  auf  den  Ursprung  aus  den  Alpenländern  hinweisen 
(Signaturen  Mm  oder  H3 — H5),  ausgenommen  die  drei  durch  Sperrdruck 
ausgezeichneten.  Allium  sibiricum , bei  uns  auf  dem  Kleis  und  Bosstrappe 
zu  finden,  hat  die  Signatur  AH  wie  Salix  hastata  u.  a.  A.;  Saxifraga 
decipiens  aber  und  Wordsia  üvensis  erreichen  die  Alpenkette  nicht  und 
entstammen  dem  Norden.  Zwischen  montan -alpinen  Arten  sind 
demnach  hier  arktisch-boreale  eingestreut.  Von  manchen  der 
ersteren  ist  es  schwierig,  zwischen  alpinem  und  hochnordischem  Ursprünge 
zu  entscheiden,  zumal  viele  nordische  Bürger  wahrscheinlich  in  den  mittel- 
asiatischen  Bergländern  ihren  Ursprung  gehabt  haben  werden.  Die  grossen 
Eiszeiten  bewirkten  eben  eine  Vermischung  von  vielerlei  Gebirgspflanzen 
und  hochnordischen  Arten,  deren  Heimathsberechtigung  sich  jetzt  nur 
mühsam  und  unsicher  nach  der  Verwandtschaft  beurtheilen  lässt. 

Der  Besitz  einiger,  wenn  auch  weniger,  nordischer  Arten  zeichnet 
also  besonders  die  montane  Felspflanzen-Formation  aus,  und  es  muss  auch 
nochmals  bestätigt  werden,  dass  die  pontischen  Arten  nicht  in  die  montanen 
Felshöhen  hinaufsteigen.  Soweit  meine  Beobachtungen  reichen,  habe  ich 
nur  an  einer  Stelle  des  Gebiets,  auf  den  Grünsteinfelsen  bei  Berneck- 
Stein  des  westlichen  Fichtelgebirges  Melica  ciliata  mit  Sempervivum 
soboliferum , das  bei  uns  streng  montan  ist,  in  etwa  500  m Höhe  ver- 
einigt gefunden;  nie  würde  man  im  hercynischen  Bezirk  erwarten,  auf 
diesen  Bergen  pontische  Arten  wie  Centaurea  maculosa  oder  Pulsatilla 
pratensis  mit  Andropogon  Ischaemum  zu  finden;  nur  Cytisus  nigricans 
stellt  sich  noch  neben  das  Sempervivum  in  seinem  Vermögen,  so  hoch  als 
möglich  die  montanen  Felsen  zu  ersteigen  und  sich  mit  Calluna  und 
Arnica  zu  mischen.  Viscaria  aber  und  Digitalis  ambigua  haben  in  den 
Höhen  von  400 -—800  m ihre,  wie  es  scheint,  eigentlichste  hercynische 
Standortsverbreitung. 

Wenn  nun  also  die  Arten,  welche  die  Besiedelung  der  montanen 
Felsen  übernommen  haben,  in  erster  Linie  mitteleuropäisch -montan  oder 
präalpin  und  in  zweiter  Linie  arktisch -boreal  sind,  so  lässt  sich  darnach 
auch  ihre  Besiedelungsperiode  beurtheilen.  Die  präalpinen  Arten  wie 
Aster  alpinus  und  Hieracium  Schmidtii  gehören  wohl  derselben  Periode 
an,  welche  auch  Sesleria  und  Sorbus  Aria  auf  ihre  zahlreichen  Stationen 
im  jetzigen  Muschelkalk-Gebiete  brachte,  nur  dass  sie  vielleicht  erst  etwas 
später  die  höheren  Stationen  erreichten  und  sich  dort  erhielten.  Ob 
Woodsia  üvensis,  Allium  * sibiricum  und  die  von  dem  Bodethal  im  Harz 
durch  Thüringen,  das  Fichtelgebirgsland  und  das  Elsterthal  (Vogtland) 
bis  zum  Milleschauer  im  böhmischen  Mittelgebirge  an  seltenen  Standorten 
zerstreute  Saxifraga  decipiens  sich  gleichzeitig  vom  nordischen  Eisgürtel 
her  in  der  Hercynia  festsetzten,  als  auch  die  präalpine  Genossenschaft 
von  den  alpinen  Gletschern  in  die  mitteldeutschen  Hügel  verdrängt  war, 
lässt  sich  muthmassen,  aber  nicht  entscheiden.  Es  hat  dann  später,  bei 


84 


der  allmählichen  Umkehr  der  klimatischen  Verhältnisse  durch  die  Wirkungen 
der  trockenen  Steppenperiode,  eine  Neuordnung  der  Verhältnisse  statt- 
gefunden, nach  der  die  genannten  nordischen  Arten  und  viele  präalpin- 
montane Arten  zerstreute  Bergstandorte  besetzten,  während  eine  grosse 
Menge  anderer  präalpiner  Arten  zusammen  mit  den  jünger  eingewanderten 
Steppenpflanzen  sich  zu  den  Hügelformationen  besonders  auf  kalkreichem 
Boden  verschmolzen  haben. 

Neigt  man  einer  Annahme  von  einer  grösseren  Zahl  oscillirender 
kühler  (Eiszeit-)  und  wärmerer  Perioden  zu,  so  hätte  auch  eine  der 
letzten  postglacialen  Hauptsteppenzeit  folgende  kühlere  Periode  vom 
Charakter  einer  schwächeren  Eiszeit  die  präalpinen  Bürger  in  die  Relicten- 
standorte  der  Steppenbürger  hineinbringen  können.  Die  Mischung  der 
Formationen  bleibt  dieselbe;  hinsichtlich  der  Wanderungsperiode  enthält 
man  sich  wohl  am  besten  so  lange  eines  allzu  bestimmten  Urtheils,  als 
die  Geologie  noch  nicht  mit  allen  ihren  Unterlagen  fertig  ist,  welche  die 
Pflanzengeographie  zu  der  Ausarbeitung  ihres  eigenen  Bildes  dieser  Ent- 
wickelungsgeschichte nöthig  hat. 

Aber  gerade  der  Umstand,  dass  sich  mancherlei  verschiedene  Eloren- 
elemente  in  der  Formationsgruppe  zusammengefunden  und  gemischt,  zu 
einheitlich  beisammen  wachsenden  Genossen  vereinigt  haben,  die  nach 
ihrer  Arealform  beurtheilt  ein  recht  verschiedenes  Herkommen  besassen, 
macht  die  Hügelformationen  der  Hercynia  in  ihren  Niveaus  von  100—800  m 
besonders  werthvoll  und  liess  den  Versuch  machen,  das  im  Anfang  dieser 
Skizze  entworfene  Bild  floristischer  Umgestaltung  unserer  Gaue  an  dem 
reichen  Gemisch  dieser  ca.  500  xerophilen,  mit  dem  Gesteinsschotter  eng 
verbundenen  Arten  näher  auszuführen.  Es  mag  wenigstens  daraus  ent- 
nommen werden,  zu  welchen  Betrachtungen  das  auf  botanischen  Excursionen 
zusammengebrachte  Material  benutzt  werden  kann  und  dass  gegenüber 
dem  Ausgehen  auf  blosse  Sammlungsinteressen  dieser  Theil  der  pflanzen- 
geographischen Methode  einen  hohen  Werth  besitzt,  der  dazu  beiträgt, 
den  Naturforscher -Spruch  zu  erfüllen:  ,,Rerum  cognoscere  causas“.  Ein 
ganz  anderer,  nicht  minder  wichtiger  Gesichtspunkt  ist  dann  der  der 
ökologischen  Einrichtungen,  welche  den  Pflanzen  gestatten,  ihren  Kampf 
um  den  Standort  erfolgreich  durchzuführen. 

Wie  das  hier  an  den  Hügelformationen  gezeigt  oder  angedeutet  ist, 
so  lassen  sich  ähnliche  interessante  Betrachtungen  hinsichtlich  der  glacial- 
alpinen  Arten  an  der  Formation  der  Hochmoore  und  der  subalpinen 
Berghaide  anstellen,  welche  auf  eine  spätere  Abhandlung  verspart  bleiben 
sollen.  Das  Wesentliche  bleibt  dabei  die  Zurückführung  des  allgemeinen 
Problems  unserer  Floren -Entwickelungsgeschichte  auf  die  besondere  Be- 
handlung ihrer  einzelnen,  natürlich  abgegrenzten  Vegetationsformationen. 


X.  Die  Gymnospermen  der  nordböhmischen 
Braunkohlenformation. 

Von  Dr.  Paul  Menzel. 

Tkeil  II. 

Mit  1 Tafel  und  1 Abbildung  im  Text. 


2.  Taxodieae. 

Taxodium  distichum  miocenicum  Heer. 

Phyllites  dubius  Sternberg:  Vers.  I,  p.  37,  t.  XXXVI,  fig.  3,  4. 

Taxodites  dubius  Sternberg:  Vers.  II,  p 204. 

Unger:  Iconogr.,  p.  20,  t.  X,  fig.  1—7. 

Taxodium  dubium  Sternberg  sp.,  Ettingshausen:  Foss.  Fl.  v.  Bilin  I,  p.  34, 
t.  X,  fig.  13;  t.  XII,  fig.  1—16. 

— — Stur:  Neog.  Fl.  v.  Brüx,  Verh.  d.  k.  k.  geol.  B.  A.  1873,  p.  201. 

— — Sieber:  Nordb.  Braunkohlenfl.  Sitzungsber.  Akad.  d.  Wiss.  Wien  1880, 

p.  93. 

Wentzel:  Foss.  Pfl.  v.  Warnsdorf.  Verh.  d.  k.  k.  geol.  B.  A.  1881,  p.  90. 

— — Velenovsky:  Fl  v.  Vrsovic  b.  Laun,  p.  14,  1. L fig.  27. 

Taxodium  distichum  miocenicum  Heer,  Engelhardt:  Sitzungsber.  Isis  Dresden 
1876,  p.  2;  1877,  p.  20;  1882,  p.  14;  1883,  Abh.  p.  48. 

— — Tert.  Pfl.  d.  Leitm.  Mittelgeb.,  p.  15. 

Braunkohlenfl.  v.  Dux,  p.  5 Anm.;  p.  23,  t.  2,  fig.  23—34;  t.  3,  fig.  9,  10. 

Tertiärfl.  d.  Jesuitengr.,  p.  17,  t.  1,  fig.  20. 

Uebr.  Litt.  s.  Staub:  Aquit.  Fl.  d.  Zsilthales,  p.  17. 

Taxodium  ramulis  perennibus  foliis  linearibus,  demum  cicatriculis 
tectis;  ramulis  anriuis  caducis  filiformibus,  foliis  distantibus,  alternis, 
distichis,  hinc  inde  duobus  valde  approximatis,  basi  apiceque  angustatis, 
lineari  - lanceolatis  vel  aequaliter  linearibus,  breviter  petiolatis,  planis, 
uninerviis;  amentis  masculinis  subglobosis,  plurimis,  in  spicam  terminalem 
dispositis;  strobilis  oviformibus  vel  subglobosis;  squamis  excentrice  peltatis, 
primum  marginibus  conniventibus,  demum  hiantibus,  e basi  tenui  sursum 
incrassatis,  dilatatis,  disco  convexo,  costa  transversali  et  umbone  medio 
ornatis,  margine  superiore  verrucosis. 

Vorkommen:  In  den  Thonen  und  Letten  von  Ladowitz,  Dux,  Hawran, 
Brüx,  Tschausch,  Prohn,  Preschen,  Priesen,  den  Tuffen  von  Warnsdorf, 
Salesl,  den  Brandgesteinen  von  Schellenken,  Straka,  Vrsovic,  Pohlerad- 
Lischnitz,  in  den  Schiefern  des  Jesuitengrabens,  in  der  Kohle  des  Tag- 
baues Peter  und  Paul  bei  Dux. 


86 


Taxodium  distichum  miocenium  Heer,  eine  der  weitestverbreiteten 
und  in  allen  Theilen  bestgekannten  fossilen  Coniferen,  besitzt  dauernde 
Triebe  und  aus  den  Achseln  solcher  entspringende  Seitentriebe,  die  all- 
jährlich abgeworfen  werden.  Die  Blätter  sind  linear,  kurz  gestielt,  spitz, 
einnervig  und  stehen  an  den  perennirenden  Zweigen  spiralig  angeordnet, 
aufgerichtet  und  ziemlich  entfernt  von  einander,  an  den  sammt  den  Blättern 
abfallenden  Jahrestrieben  bilateral  gerichtet.  Aeltere  Zweige  sind  mit 
den  Narben  von  Blättern  und  abgefallenen  Jahrestrieben  bedeckt.  Bei 
den  hauptsächlich  vorliegenden  Jahrestrieben  sind  die  Blätter  8—15  mm 
lang,  1 — 1%  mm  breit,  seltener,  bei  der  früher  als  Taxod.  angustifolhim 
Heer  bezeichnten  Form,  bis  20  mm  lang;  die  Blätter  sind  in  der  Mitte 
der  Zweige  am  längsten  und  nehmen  nach  Basis  und  Ende  der  Zweige 
an  Grösse  ab;  sie  sind  mehr  oder  weniger  parallelseitig,  nach  Grund  und 
Spitze  verschmälert,  kurz  gestielt,  von  zarter  Beschaffenheit,  mit  deutlichen 
Mittelnerven;  sie  laufen  am  Stengel  nicht  herab;  selten  gehen  von  der 
Insertionsstelle  zarte  Streifen  aus,  die  in  gerader  Richtung  am  Zweige 
verlaufen,  niemals  aber  nach  den  gegenüberstehenden  Blättern  sich  wenden 
oder  Kanten  bilden  wie  bei  Sequoia  Langsdorfii.  Zuweilen  stehen  einige 
Blätter  unregelmässig  einander  genähert.  Die  fertilen  Zweige  sind  mit 
aufrechten,  kurzen,  spiralig  gestellten  Blättern  bedeckt. 

Die  männlichen  Blüthen  stehen  zahlreich  in  Rispen  oder  Aehren,  in  Form 
kleiner,  2 — 3 mm  langer,  ovaler  Kätzchen,  die  je  in  der  Achsel  eines 
kurzen,  vorn  zugespitzten  Blattes  stehen  und  aus  einer  Anzahl  dachig 
angeordneter,  eiförmiger,  vorn  zugespitzter  Deckschuppen  gebildet  werden, 
welche  6 — 8 Staubblätter  umgeben. 

Die  weiblichen  Blüthen  stehen  einzeln  oder  zu  wenigen  am  Grunde 
der  männlichen  Blüthenstände  oder  an  kurzen  Seitenästen  älterer  Zweige; 
es  sind  rundliche,  5 — 8 mm  Durchmesser  haltende  Zäpfchen,  aus  rund- 
lichen Schuppen  gebildet,  meist  zerdrückt,  so  dass  Einzelheiten  des  Baues 
schwer  zu  erkennen  sind. 

Die  Zapfen  sind  kurz  gestielt,  von  eiförmiger  bis  rundlicher  Gestalt, 
messen  ausgewachsen  24  — 30  mm  Länge  und  20 — 26  mm  Breite;  sie 
werden  von  20—25  Schuppen  gebildet,  deren  mittelste  im  freien  Theile 
verhältnissmässig  gross  (13 — 15  mm  hoch,  13 — 17  mm  breit)  sind,  während 
sie  nach  Basis  und  Spitze  rasch  an  Grösse  abnehmen;  die  kleinen  Schuppen 
an  der  Spitze  und  um  den  Stiel  herum  sind  steril. 

Die  Schuppen  verjüngen  sich  zu  einem  schief  nach  unten  gehenden 
Schuppenstiel,  der  an  der  Zapfenachse  befestigt  ist;  der  obere  freie  Schild 
der  Schuppen  besteht  aus  zwei  Theilen,  die  durch  einen  vortretenden, 
bogenförmigen  Wulst  von  einander  getrennt  sind;  der  untere,  glatte  Theil 
stellt  das  verholzte  eigentliche  Fruchtblatt  dar,  dessen  Spitze  als 
Höcker  erhalten  ist;  dieser  Höcker  ist  verschieden  stark  entwickelt,  oft 
tritt  er  an  den  unteren  Zapfenschuppen  stärker  hervor.  Der  obere  Theil 
der  Schuppe  wird  gebildet  von  der  ebenfalls  verholzten,  auf  der  Innen- 
seite des  Fruchtblattes  entstandenen  und  dieses  überragenden  Wucherung, 
der  Samenschuppe,  und  stellt  einen  vorn  stumpfwinkeligen  oder  halbkreisför- 
migen, mehrere  Millimeter  breiten  Rand  dar,  der  von  3—  8 runzlichen  Höckern 
bedeckt  ist;  diese  Höcker  sind  zuweilen  an  den  Schuppen  der  Zapfenspitze 
stärker  entwickelt  und  bilden  kleine  spitze  Zacken;  nicht  selten  sind  sie 
verwischt,  und  die  Schuppenränder  erscheinen  dann  fast  ganz  glatt. 


87 


An  den  Innenseiten  der  Schuppen  sind  die  Samen  zu  je  zwei  ange- 
heftet; diese  sind  unregelmässig  dreikantig,  oft  zackig,  messen  8—12  mm 
Länge  und  5 — 7 mm  Breite. 

Von  Taxodium  distichum  miocenicum  Heer  finden  sich  an  den  oben 
angeführten  Orten  sehr  zahlreiche  Beste,  am  häufigsten  abfällige  beblätterte 
Zweige,  deren  Abbildungen  in  der  citirten  Litteratur  reichlich  vorliegen, 
ferner  ältere  Zweige;  von  mehreren  Orten  männliche  Blüthenähren  (cf. 
Ettingshausen,  Biiin,  t.  XII,  fig.  6 — -10;  Engelhardt,  Dux,  t.  2,  fig.  23,  24,  33); 
isolirte  Zapfenschuppen  theilt  Engelhardt  aus  den  Braunkohlenschichten 
von  Dux  mit  (1.  c.  t.  2,  fig.  27,  29 — 31),  ebensolche  liegen  mir  aus  den  Thonen 
von  Priesen  und  dem  Brandgesteine  von  Schellenken  vor;  ganze  Zapfen 
scheinen  selten  zu  sein,  ich  besitze  einen  einzigen  von  Schellenken.  Samen 
bildet  Engelhardt  von  Dux  ab  (1.  c.  t.  2,  fig.  32,  34). 

Ettingshausen  hat  mehrere  Fossilien  als  Beste  von  Taxodium  abge- 
bildet, die  ohne  Zweifel  nicht  dazu  gehören;  die  Samen  (Flora  von  Biiin, 
t.  X,  fig.  8,  9)  und  die  Zapfen  (ebenda  fig.  20—22)  hat  bereits  Heer  zu 
Sequoia  Couttsiae  verwiesen;  auch  von  den  Laubzweigen  (t.  XII  der  Biliner 
Flora)  scheinen  wenigstens  nach  den  Abbildungen  einige  nicht  zu  Taxodium , 
sondern  wie  fig.  5,  11,  15  zu  Glyptostrobus  zu  gehören,  während  Ettings- 
hausen’s  Taxodium  laxum  von  Priesen  (fig.  4 derselben  Tafel)  sehr  an 
sterile  Zweige  von  Widdringtonia  erinnert. 

Dass  Taxodium  distichum  miocenicum , das  zur  Tertiärzeit  sich  über 
Nordamerika,  die  Polarländer,  Nordasien  und  ganz  Europa  verbreitete, 
von  dem  heute  auf  die  Südstaaten  von  Nordamerika  beschränkten  Taxodium 
distichum  Bich,  nicht  zu  unterscheiden  ist,  ist  von  Heer  nachgewiesen 
worden. 


Glyptostrobus  europaeus  Brongn.  sp.  Taf.  V,  Fig.  1 — 3. 

Taxodites  europaeus  Brongniart:  Ann.  des  Sciences  nat.,  1.  ser.,  vol.  XXX, 

p.  168. 

Glyptostrobus  europaeus  Ettingshausen:  Eoss.  El.  v.  Biiin  I,  p.  37,  t.  X, 
fig.  10—12;  t.  XII,  fig.  3—7,  11,  12. 

— bilinicus  Ettingshausen:  Foss.  Fl.  v.  Biiin  I,  p.  39,  t.  XI,  fig.  1,  2,  10. 

— europaeus  Engelhardt:  Sitzungsber.  Isis  Dresden  1876,  p.  5;  1878,  p.  5; 

1880,  p.  79,  t.  I,  fig.  2;  1883,  p.  48. 

— Tert.  Pfl.  d.  Leitm.  Mittelgeh.,  p.  29,  t.  4,  fig.  9. 

Braunkohlenflora  von  Dux,  p.  24,  t.  2,  fig.  35 — 38;  t.  3,  fig.  8;  t.  14, 

fig.  24;  t,  15,  fig.  22,  25. 

Foss.  Pfl.  Nordböhmens,  Lotos  1895,  p.  3. 

Stur:  Verh.  d.  k.  k.  geol.  B.  A.  1873,  p.  204. 

Wentzel:  Verh.  d.  k.  k.  geol.  B.  A.  1881,  p.  90. 

Sieber:  Zur  Kenntn.  d.  Nordh.  Braunkohlenflora.  Sitzungsber.  Ak.  d. 

Wiss.  Wien  1880,  p.  93,  t.  Y,  fig.  47  c. 

Velenovsky:  Fl.  v.  Vrsovic  b.  Laun,  p.  15,  1. 1,  fig.  21—26. 

Uebr.  Litt.  s.  Staub:  Aquitan.  Fl.  d.  Zsilthales,  p.  21. 

Glyptostrobus  ramulis  strictis;  foliis  spiraliter  insertis,  in  ramis 
perennibus  squamaeformibus,  adpressis,  oviformibus,  apicem  versus  latiori- 
bus,  breviter  acuminatis,  dorso  2 — 3-striatis,  basi  decurrentibus,  in  senio- 
ribus  ramis  saepius  apice  patentibus;  in  ramulis  annuis  deciduis  foliis 
subdistichis,  erectis,  linearibus,  apice  acuminatis,  basin  versus  numquam 
angustatis,  late  decurrentibus,  nervo  medio  valido;  amentis  masculinis  api- 
calibus,  rotundatis,  multifloris,  basi  foliis  brevibus,  ovatis,  acutis  circum- 
datis;  amentis  femineis  terminalibus  ad  ramulos  breves  laterales  foliis 


88 


squamaeformibus  instructos,  ovalibus;  strobilis  obovatis  vel  subglobosis; 
squamis  lignescentibus,  imbricatis,  maturis  hiantibus,  e basi  cuneata  in 
discnra  ovalem,  sulcatum  incrassatis,  disco  snb  apice  mucronato,  margine 
anteriore  toro  semicirculari  6 — 9-crenato  et  longitudinaliter  sulcato  circum- 
datis;  seminibus  sub  quavis  squama  duobus,  ovatis,  arcuatis,  erectis, 
marginibus  alis  angustis,  basi  ala  producta  instructis. 

Vorkommen:  In  den  Sandsteinen  von  Altsattel  und  Schüttenitz,  in 
den  Thonen  und  Letten  von  Prohn,  Preschen,  Priesen,  Dux,  Lado- 
witz,  Brüx,  Komotau,  Littmitz  bei  Falkenau,  in  den  Spbärosideriten 
der  Duxer  Umgebung,  den  Brandgesteinen  von  Duppau,  Oberhostomitz 
bei  Bilin,  Schellenken,  Vrsovic,  Pohlerad -Lischnitz,  in  den  Tuffen  von 
Warnsdorf,  in  den  Hola'iklukschiefern  nnd  in  den  Saazer  Schichten  von 
Liebotitz;  nicht,  selten  bilden  Zapfen  und  Zweige  von  Glyptostrohus  ganze 
verkohlte  Schichten,  wie  in  dem  Tagbau  Peter  und  Paul  bei  Dux  und  in 
den  Thonen  der  Priesener  Rachel  bei  Bilin. 

Glyptostrohus  besitzt  perennirende  und  abfällige  Zweige;  die  Blätter 
stehen  spiralig  und  sind  von  zweierlei  Form.  An  den  ausdauernden 
Zweigen  sind  sie  schuppenförmig,  eiförmig,  vorn  aus  breiter  Fläche  kurz 
zugespitzt,  an  älteren  Zweigen  oft  etwas  abstehend,  niemals  aber  sichel- 
förmig gekrümmt  — dadurch  sind  solche  Zweige  von  den  oft  recht  ähn- 
lichen der  Sequoia  Couttsiae  zu  unterscheiden  — , an  der  Basis  herab- 
laufend, am  Rücken  mit  zwei  oder  drei  Streifen  versehen.  Die  Blätter 
der  abfälligen  Zweige  (Taf.  V,  Fig.  1)  sind  lineal  verlängert,  5 — 15  mm 
lang,  ca.  1 mm  breit,  vorn  zugespitzt,  an  der  Basis  nie  verschmälert, 
sondern  breit  am  Zweige  herablaufend;  sie  sind  von  kräftigem  Mittelnerv 
durchzogen;  sie  stehen  bilateral,  mehr  oder  weniger  nach  vorn  gerichtet; 
am  Grunde  der  abfälligen  Zweige  befindet  sich  eine  Anzahl  kleiner  schuppen- 
förmiger Blätter,  die  mit  denen  der  Dauerzweige  übereinstimmen  und, 
allmählich  länger  werdend,  in  die  linealen  Blätter  übergehen. 

Die  männlichen  Blüthenkätzchen  stehen  einzeln,  endständig  an  den 
Zweigen  und  sind  an  der  Basis  von  kurzen  eiförmigen,  zugespitzten  Blättern 
umgeben. 

Die  weiblichen  Blüthen  stehen  an  kurzen  seitenständigen  Aesten, 
die  von  schuppenförmigen  Blättern  dicht  bedeckt  sind;  bei  der  Reife  bilden 
sie  einen  holzigen,  verkehrt  eiförmigen  oder  fast  kugeligen  Zapfen;  dieser 
besteht  aus  dachziegelig  sich  deckenden,  bei  der  Reife  etwas  klaffenden 
Schuppen,  die  gegen  die  Basis  keilförmig  verschmälert,  nach  vorn  zu 
einem  ovalen,  an  der  Aussenfläche  seicht  gefurchten  und  vor  der  Spitze 
mit  einem  spitzen  Höcker  versehenen  Schilde  (der  Deckschuppe)  ver- 
breitert sind  und  am  abgerundeten  vorderen  Rande  von  einer  halbkreis- 
förmigen, am  Rande  mit  6 — 9 Kerben  versehenen  und  tief  gefurchten 
Wucherung  des  Fruchtblattes  (der  Samenschuppe)  umgeben  sind.  Die 
Zapfen  haben  einen  Durchmesser  von  1 — 2 cm;  die  Länge  der  Schuppen 
schwankt  zwischen  6 und  10  mm  bei  etwas  geringerer  Breite.  Deckschuppe 
und  Samenschuppe  haben  etwa  den  gleichen  Längsdurchmesser.  Jede 
Schuppe  birgt  zwei  aufrechte  Samen  von  eiförmiger,  mehr  oder  weniger 
gebogener  Gestalt,  die  am  Rande  von  einem  schmalen,  an  der  Basis  aber 
verlängerten  Flügelsaume  umgeben  sind. 

Von  Glyptostrohus  europaeus  sind  alle  wesentlichen  Theile  an  ver- 
schiedenen Fundorten  Böhmens  aufgefunden  worden,  nur  Samen  sind  mir 
bisher  nicht  bekannt  geworden.  Letztere  sind  zuerst  von  Ettingshausen 


89 


in  fossilem  Zustande  (Foss.  Fl.  v.  Schoenegg,  p.  10,  t.  I,  fig.  40 — 68)  mit- 
getheilt  worden;  derselbe  giebt  an,  dass  die  früher  als  Pterospermites 
vagans  und  lunulatus  Heer  bezeichneten  Samen  zu  Glyptostrobus  gehören. 

Ich  vereinige  Glyptostrobus  TJngeri  Heer  und  Glyptostrobus  bilinicus 
Ett.  mit  Glyptostrobus  europaeus  Brongn.  sp.,  die  früher  als  einzelne  Arten 
aufgestellt  und  dann  von  verschiedenen  Autoren  für  nicht  specifisch  ver- 
schieden erklärt  worden  sind;  wegen  des  Nachweises  ihrer  Zusammen- 
gehörigkeit verweise  ich  auf  Staub,  Aquitan.  Flora  des  Zsilthales,  p.  26  fg. 
Die  böhmischen  Tertiärschichten  bieten  buntgemischt  Beste  von  Glypto- 
strobus, die  in  Zapfenbildung  und  Belaubung  die  Merkmale  sowohl  des 
Gl.  europaeus  wie  die  der  beiden  anderen  angeführten  Formen  darbieten. 
Taf.  V,  Fig.  2 und  3 gebe  ich  einige  Zapfen  aus  dem  plastischen  Thon 
von  Preschen  in  Abbildung,  in  Fig.  2 zwei  geöffnete  Zapfen  mit  unbewehrten 
Schuppenschildern,  in  Fig.  3 einen  geschlossenen  Zapfen  mit  hakenförmigen 
Fortsätzen  der  Schilder,  wie  sie  Ettingshausen  für  seinen  GL  bilinicus 
in  Anspruch  nimmt. 

Der  lebende  Nachkomme  des  im  Tertiär  der  ganzen  nördlichen  Hemi- 
sphäre weit  verbreiteten  Glyptostrobus  europaeus  ist  der  jetzt  auf  die  Nord- 
provinzen Chinas  beschränkte  Gl.  heterophyttus  Endl. 


Sequoia  Langsdorf ii  Brongn.  sp.  Taf.  V,  Fig.  26—28. 

Taxites  Langsdorfii  Brongniart:  Prodr.,  p.  108,  208. 

Sequoia  Langsdorfii  (p.  p.)  Ettingshausen:  Foss.  FL  v.  Bilin  I,  p.  39,  t.  XIII, 
fig.  10. 

Engelhardt:  Sitzungsber.  Isis  Dresden  1876,  p.  2;  1877,  p.  20. 

Tert.  Pfl.  d.  Leitm.  Mittelgeh.,  p.  16,  t.  1,  fig.  3. 

Pflanzenreste  v.  Liebotitz  u.  Putschim.  Sitzungsber.  Isis  Dresden 

1880,  p.  78,  t.  I,  fig.  5. 

Velenovsky:  Flora  v.  Vrsovic,  p.  16,  „t.  I,  fig.  28—35. 

Sieber:  Z.  Kenntn.  d.  Nordböbm.  Braunkohlenflora.  Sitzungsber.  Ak. 

d.  Wiss.  Wien  1880,  p.  93,  t.  Y,  fis:.  47  b. 

Uebr.  Litt,  und  Syn.  s.  Staub:  Aquitan.  Fl.  d.  Zsilthales,  p.  29,  und  Friedrich: 
Beitr.  z.  Kenntn.  d.  Tertiärflora  d.  Provinz  Sachsen,  p.  86. 

Sequoia  foliis  rigidis,  coriaceis,  linearibus,  apice  obtusiusculis  vel  bre- 
viter  acuminatis,  planis,  basi  angustatis,  adnato-decurrentibus,  patentibus, 
distichis,  confertis;  nervo  medio  valido;  strobilis  breviter  ovalibus  vel  sub- 
globosis,  squamis  compluribus,  peltatis,  mucronulatis. 

Vorkommen:  In  den  Thonen  von  Priesen,  Preschen,  Prohn,  den  Brand- 
gesteinen von  Schellenken,  Straka,  Vrsovic,  den  Tuffen  von  Waltsch  und 
Salesl,  dem  Süsswasserkalk  von  Kostenblatt,  den  Menilitopalen  von  Luschitz, 
den  Schichten  von  Liebotitz. 

Die  Zweige  tragen  eine  zweizeilig  gescheitelte  Belaubung;  am  Grunde 
der  im  Frühjahre  aus  den  Knospen  hervorgehenden  Zweige  steht  eine 
Anzahl  kurzer,  schuppenförmiger,  angedrückter  Blätter,  auf  welche  die 
längeren  zweizeiligen  Blätter  folgen;  den  Sommersprossen  fehlen  die  schup- 
penförmigen Blätter  am  Grunde. 

Die  zweireihigen  Blätter  sind  lineal,  steif  lederig,  mit  mehr  oder 
weniger  parallelen  Rändern,  vorn  zugespitzt  oder  stumpf  lieh  und  dann 
am  Ende  des  auslaufenden,  kräftigen  Mittelnerven  mit  einem  kleinen 
Spitzchen  versehen,  am  Grunde  verschmälert  und  am  Zweige  herablaufend. 
In  Folge  des  herablaufenden  Blattgrundes  erscheint  der  Zweig  gestreift; 


90 


die  Streifen  verlaufen  zumeist  von  der  Blattinsertion  aus  schief  nach  der 
anderen  Seite.  Die  Blätter  sind  mehr  oder  weniger  dicht  gestellt  und 
stehen  vom  Zweige  unter  rechtem  Winkel  oder  mehr  nach  vorwärts  ge- 
richtet ab. 

Wahrscheinlich  trugen  die  Sommersprosse  (wie  bei  8.  sempervirens 
Endl.)  kleinere  Blätter  als  die  älteren  Zweige.  Nach  der  Beschaffenheit 
der  Belaubung  hat  Heer  (Beitr.  z.  foss.  Flora  Spitzbergens,  p.  59  fg.)  eine 
Anzahl  von  Formen  unterschieden;  bei  der  typischen  Form  sind  die 
Blätter  8 — 14  mm  lang,  in  der  Mitte  etwa  2 mm  breit,  erreichen  aber 
bei  den  anderen  Formen  Längen  zwischen  10  und  30  mm  bei  1% — 3 mm 
Breite. 

Dass  eine  Angabe  fossiler  Sequoia-  Arten  (S.  disticha  H.,  brevifolia  H., 
Nordenskiöldii  H.,  Tournalii  Sap.,  Heerii  Lesqu.  etc.),  die  auf  Grund 
abweichender  Blattbildung  von  Sequ.  Langsdorßi  getrennt  worden  sind, 
besser  nur  für  Formen  von  dieser  letzteren  zu  halten  sind,  hat  Friedrich 
(Tertiärflora  der  Provinz  Sachsen,  p.  88)  wahrscheinlich  gemacht;  nur  be- 
züglich der  von  Friedrich  mit  angeführten  8.  longifolia  Lesqu.  und  8:  acu- 
minat'a  Lesqu.  bin  ich  anderer  Ansicht  (vergl.  weiter  unten  bei  Torreya). 

Die  kleinen  männlichen  Blüthen  sind  oval  und  stehen  endständig  auf 
Stengeln  mit  schuppenförmigen,  angedrückten  Blättern;  die  weiblichen 
Blüthen  bilden  ovale,  aus  kleinen,  aussen  verdickten  Schuppen  bestehende 
Zäpfchen.  , 

Die  reifen  Zapfen  sind  kurz  oval  oder  fast  kugelig,  am  Grunde 
stumpfer  als  vorn,  18  — 25  mm  lang,  12  — 20  mm  breit;  sie  stehen  auf 
kurzen  Stielen  mit  angedrückten  Schuppenblättern  und  werden  aus  etwa 
50  Schuppen  gebildet.  Die  Zapfenschuppen  sind  nach  dem  Grunde  zu 
allmählich  verschmälert  und  tragen  rhombische  Schilder;  diese  messen 
6 — 9 mm  Breite  bei  4—6  mm  Höhe  und  besitzen  in  der  Mitte  eine 
rhombische  Vertiefung  mit  einem  centralen  Wärzchen;  der  Rand  der 
Schilder  ist  wulstartig  aufgeworfen  und  von  zahlreichen  Runzeln  durch- 
zogen. 

Die  Samen  sind  länglich  oval,  etwas  gekrümmt,  6 — 7 mm  lang, 
4 — 6 mm  breit  und  von  einem  ziemlich  breiten  Flügelrande  umgeben. 

Aus  den  böhmischen  Tertiärschichten  liegen  von  dieser  Art  verschie- 
dene Theile  in  fossilem  Zustande  vor.  Am  häufigsten  sind  Zweige  auf- 
gefunden worden,  Abbildungen  solcher  bietet  die  angeführte  Litteratur. 
Der  Zweig  bei  Ettingshausen,  Bilin,  t.  XIII,  fig.  9 ist  allerdings  von  unserer 
Art  zu  trennen  und  zu  Torreya  zu  stellen.  Weibliche  Blüthen  hat  Vele- 
novsky  von  Vrsovic  mitgetheilt  und  abgebildet,  ebendaher  kennen  wir 
Samen  und  reife  Zapfen.  Die  letzteren  sind  mir  ausserdem  von  Preschen 
und  Waltsch  bekannt  geworden  (s.  Taf.  V,  Fig.  26 — 28). 

Sequoia  Langsdorfii  kommt  in  der  Bildung  der  Zweige,  Blätter, 
Zapfenschuppen  und  Samen  der  lebenden  Sequoia  sempervirens  Endl. 
ausserordentlich  nahe,  so  dass  Heer  (Mora  foss.  arct.  I,  p.  93)  geneigt  ist, 
beide  zu  vereinigen;  die  fossile,  weit  verbreitete  (Nordamerika,  Nordasien, 
arktisches  Gebiet,  Europa)  Art  unterscheidet  sich  von  der  lebenden,  auf 
Californien  beschränkten  nur  durch  die  kleinere  vom  verlängerten  Mittel- 
nerv gebildete  Blattspitze  und  durch  die  grösseren  und  von  zahlreicheren 
Schuppen  gebildeten  Zapfen  (S.  sempervirens  hat  nur  ca.  20  Zapfen- 
schuppen). 


91 


Sequoia  Couttsiae  Heer.  Taf.  V,  Fig.  17 — 25. 

Sequoia  Couttsiae  Heer:  Bovey  Tracey.  Phil.  Trans,  vol.  152,  pt.  II,  p.  105L 
t.  59;  t.  60,  fig.  1-46;  t.  61. 

Foss.  Flora  of  North  Greenland,  p.  464,  pl.  XL1,  fig.  1—9;  pl.  XLII, 

fig.  1;  pl.  XL VIII,  fig.  4d,e. 

— Flor.  foss.  arct.  I,  p.  94,  t.  III,  fig.  1;  t.  VIII,  fig.  14;  t.  XLV,  fig.  19. 

— — — Mioc.  halt.  Flora,  p.  55,  t.  XIII,  fig.  17 — 23;  t.  XIV,  fig.  17—19. 

Nachtr.^z.  mioc.  Fl.  Grönlands,  p.  6. 

Saporta:  Etudes  II,  3,  p.  49,  pl.  II,  fig.  2. 

Schenk:  Botan.  Zeitung,  Jahrg.  27,  p.  376. 

Schimper:  Traite  de  pal.  veg.  II,  p.  318,  t.  LXXVII,  fig.  1—12. 

Ettingshausen:  Foss.  Fl.  v.  Sagor  I,  p.  10,  t.  II,  fig.  1—8. 

Foss,  Fl.  v.  Leoben  I,  p.  14. 

Foss.  Fl.  v.  Schoenegg  I,  p.  12,  t.  1,  fig.  69,  70. 

Pilar:  Flora,  fossilis  Susedana,  p.  28,  t.  III,  fig.  10. 

Beck : Beitr.  z.  Kenntn.  d.  sächs.  Oligocaens.  Zeitschr.  d.  D.  geol.  Ges. 

1886,  p.  351. 

Friedrich:  Tertiärfl.  d.  Provinz  Sachsen,  p.  14,  47,  83,  t.  III,  fig.  9,  10; 

t.  XI,  fig.  1—3. 

Gardner : British  Eocene  Flora  II,  p.  36,  pl.  VI. 

Schmalhausen:  Beitr.  z.  Tertiärflora  Südwest -Busslands,  p.  19,  30, 

t.  V,  fig.  3-4;  t.  IX,  fig.  4—13. 

Sequoia  Tournalii  (quoad  strobilos)  Saporta:  Etudes  II,  3,  p.  51,  pl.  II,  fig.  1 

C,  D. 

— — Schimper:  Traite  de  pal.  veg.  II,  p.  320,  t.  LXXVII,  fig.  20,  21. 

Squinabol:  Contrib.  alla  flora  foss.  della  Liguria  III,  Gimnosperme, 

p.  28,  t.  XVI,  fig.  5. 

Ettingshausen:  Foss.  Fl.  v.  Sagor  I,  p.  10. 

— Foss.  Fl.  v.  Leoben  I,  p.  14. 

Sequoia  imbricata  Heer:  Bornstedt,  p.  9,  t.  I,  fig.  4. 

Sequoia  affinis  Lesquereux : Ann.  Beport  1874,  p.  310. 

— Tert.  Flora,  p.  45,  t.  VII,  fig.  3 — 5;  t.  LXV,  fig.  1 — 3. 

Sternbergii  Heer:  Sächs.-Thüring.  Braunkohlenflora,  p.  4,  t.  V,  fig.  10. 

Taxodium  dubium  (pp.)  Ettingshausen : Fl.  v.  Bilin  I,  t.  X,  fig.  8,  9,  20 — 22. 

Sequoia  ramis  curvato-ascendentibus,  alternis,  ramulis  junioribus  elon- 
gatis,  gracilibus;  foliis  ramorum  innovationumque  squamaeformibus,  basi 
adnata  decurrentibus,  rigidis,  imbricatis,  semipaten tibus,  subfalcatis,  acu- 
minatis,  dorso  leviter  carinatis;  foliis  ramulorum  productioribus,  laxe  im- 
bricatis, falcato-subliuearibus;  amentis  masculinis  axillaribus,  rotundis,  e 
bracteis  conferte  imbricatis;  strobilis  globosis  vel  subglobosis,  ad  ramu- 
lorum apices  plerumque  solitarie  appensis;  squamis  paucis,  peltatis,  rhom- 
boideis,  medio  brevissime  mucronulatis,  rugosis;  seminibus  curvatis,  com- 
pressis,  alatis. 

Vorkommen:  Im  plastischen  Thone  von  Preschen  und  Priesen,  im 
Sandsteine  von  Altsattel,  im  Tuffe  von  Waltsch,  im  Braiidgesteine  von 
Schellenken. 

Bei  Sequoia  Couttsiae  weist  die  Belaubung  an  älteren  und  jüngeren, 
an  sterilen  und  fertilen  Zweigen  verschiedenartige  Gestaltung  auf.  Die 
Blätter  sind  spiralig  gestellt  und  allseitswendig;  von  den  sterilen  Zweigen 
sind  die  jüngeren  schlank,  ihre  Blätter  mehr  oder  weniger  dicht  gestellt, 
dreieckig  pfriemlich  bis  kurz  nadelförmig,  meist  sichelförmig  aufwärts 
gekrümmt,  steif,  mit  der  Basis  herablaufend,  am  Bücken  schwach  gekielt; 
am  Grunde  jüngerer  Zweige  stehen  dichter  gestellte,  kurze  Blätter,  die 
früheren  Knospendecken,  die  allmählich  in  die  eigentliche  Blattform  über- 
gehen. Aeltere  Zweige  sind  dicker  und  dicht  mit  breiteren  schuppen- 
förmigen Blättern  bedeckt.  An  mehrjährigen  Zweigen  bemerkt  man  die 


92 


Narben  abgefallener  Blätter  und  Triebe.  Die  Fruchtzweige  sind  mit  dachig 
anliegenden,  kürzeren  und  breiteren  Schuppenblättern  besetzt. 

Die  männlichen  Blüthen  stehen  endständig  an  kurzen  axillären,  mit 
kleinen  aufrechten  Blättern  besetzten  Aestchen. 

Die  Zapfen,  ebenfalls  endständig,  befinden  sich  einzeln  oder  zuweilen 
zu  mehreren  an  kurzen,  von  schuppenförmigen  Blättern  bedeckten  Zweigen. 
Die  Zapfen  sind  kugelig  oder  kurzoval,  15 — 24  mm  lang,  15  — 17  mm 
breit  und  bestehen  aus  8 — 12  Schuppen.  Diese  sind  schildförmig,  central 
gestielt;  die  Schuppenschilder  sind  rhombisch  oder  polygonal,  messen 
8 mm  Breite  bei  7 mm  Länge,  tragen  in  der  Mitte  einen  kurzen  Fortsatz 
und  sind  mit  radiären  Runzeln  bedeckt.  Jede  Schuppe  trägt  5 — 7 Samen; 
diese  sind  flach,  etwas  gekrümmt,  ca.  5 mm  lang  und  3 mm  breit,  an 
der  Insertionsstelle  etwas  ausgerandet,  nach  vorn  zugespitzt  und  rings 
von  einem  flachen,  schmalen  Flügel  umgeben. 

Sequoia  Couttsiae  ist  von  Heer  zuerst  von  Bovey  Tracey  beschrieben 
worden;  später  hat  derselbe  Autor  diese  Art  aus  der  arktischen  und  aus 
der  baltischen  Tertiärflora  angegeben;  Saporta  wies  eine  etwas  abweichende 
Form  als  S.  Couttsiae  polymorpha  von  Armissan  nach. 

Gardner  (Brit.  Eocene  Flora  II,  p.  38  fg.)  kommt  nach  seinen  Unter- 
suchungen zu  dem  Resultate,  dass  diese  unter  dem  nämlichen  Namen 
publicirten  Funde  nicht  zusammengehören,  sondern  dass  Sequoia  Couttsiae 
Heer’s  und  Saporta’s  mehrere  Arten  repräsentiren. 

Den  Namen  S.  Couttsiae  behält  er  für  die  zuerst  so  genannten  Reste 
von  Bovey  Tracey  bei  und  stellt  hierher  die  von  Ettingshausen  in  der 
Flora  von  Bilin  als  Taxodium  dubium  abgebildeten  Samen  und  Zapfen. 

Als  Sequoia  Whymperi  bezeichnet  Gardner  die  Reste  von  Grönland, 
Spitzbergen,  Mackenzie  und  aus  den  baltischen  Tertiärschichten;  diese 
unterscheiden  sich  nach  ihm  von  der  zierlicheren  S.  Couttsiae  durch  die 
etwa  doppelt  so  grossen  Dimensionen  der  Blätter,  Zapfen  und  Samen 
und  durch  dimorphe  Belaubung  (schuppenförmige  und  verlängerte  bis 
nadelförmige  Blätter);  Gardner  ist  der  Meinung,  dass  zu  S.  Whymperi 
auch  verschiedene  in  der  Litteratur  anders  benannte  Zweige  zu  ziehen 
sind , z.  B.  der  als  Glyptostrobus  TJnqeri  bezeichnete  Zweig  in  der  Flora 
foss.  arct.  Bd.  IV  (Beitr.  z.  foss.  Fl.  Spitzbergens),  t.  XI,  fig.  2—8,  — die 
Blüthen  insbesondere,  1.  c.  fig.  8 seien  nicht  von  den  Sequoia- Blüthen 
zu  unterscheiden,  wie  sie  Heer,  Fl.  v.  Bovey  Tracey,  pl.  LX,  fig.  43  ab- 
bilde — ferner  die  zu  S.  Langsdorfii  gestellten  Zweige  in  Fl.  foss.  arct. 
Bd.  I,  t.  XLVII,  fig.  36  und  Foss.  Fl.  of  North  Greenland,  pl.  XLIV,  fig.  2, 
auch  S.  Sternbergii  von  Oeningen  (Fl.  tert.  Helvetiae  I,  t.  XXI,  fig.  5). 

Sequoia  Couttsiae  var.  polymorpha  Saporta’s  (ßtudes  II,  3,  p.  49,  pl.  II, 
fig.  2)  hält  Gardner  für  eine  eigene  Art  mit  dimorpher  Belaubung,  deren 
eingehende  Beschreibung  Saporta  1.  c.  gegeben  hat. 

Den  Formen,  die  Gardner  unterscheidet,  lässt  sich  noch  Sequoia 
Couttsiae  var.  robusta  Schmalhausen  (Beitr.  zur  Tertiärflora  Südwest- 
Russlands,  p.  19  und  30,  t.  V,  fig.  3,  4 und  t.  IX,  fig.  4 — 13)  anschliessen, 
die  sich  von  der  typischen  Form  durch  kräftigere  Triebe,  dickere  Aeste 
und  durchschnittlich  längere  Blätter  unterscheidet. 

Ich  stimme  Gardner  vollständig  darin  bei,  dass  verschiedene  als 
Glyptostrobus  oder  Sequoia  Langsdorfii  bez.  Sternbergii  beschriebene  Reste 
besonders  der  arktischen  Flora  nicht  von  Sequoia  Couttsiae  zu  trennen 
sind,  dagegen  kann  ich  ihm  in  der  Aufstellung  seiner  verschiedenen  Arten, 


93 


die  er  von  der  typischen  S.  Couttsiae  von  Bovey  Tracey  abtrennt,  nicht 
beipflichten.  Gardner  weist  selbst  auf  die  Schwierigkeit  hin,  nach  relativ 
geringen  Abweichungen  in  der  Belaubung  allein  fossile  Arten  zu  trennen; 
solche  Abweichungen  gehören,  bedingt  durch  Temperaturverschiedenheiten 
und  andere  physikalische  Umstände,  bei  den  Individuen  derselben  lebenden 
Coniferenart  zu  häufigen  Erscheinungen.  Die  Formen  Gardner’s,  Saporta’s 
und  Schmalhausen’s  sind  räumlich  auf  gewisse  Gebiete  beschränkt  (England 
---  arktisches  Gebiet  — Südfrankreich  — Südwestrussland),  und  diese 
boten  ohne  Zweifel  zur  Tertiärzeit  mancherlei  durch  Klima  und  locale 
Verhältnisse  bedingte  Verschiedenheiten  der  Lebensbedingungen  dar,  die 
in  den  einzelnen  Gebieten  bei  den  Pflanzen -Individuen  derselben  Art 
mässige  Abweichungen  in  der  Ueppigkeit  der  Triebe  und  der  Grösse  und 
Gestalt  einzelner  Organe,  insbesondere  des  Laubes,  hervorrufen  konnten. 
Ausserdem  ist  das  Alter  der  Schichten  an  den  verschiedenen  Fundorten, 
die  Reste  von  8.  Couttsiae  bergen,  durchaus  nicht  das  nämliche,  so  dass 
in  den  Formabweichungen  auch  Entwickelungsfortschritte  der  Art  erblickt 
werden  dürfen. 

Nun  ist  aber  8.  Couttsiae  mit  ihren  Formen  keineswegs  auf  die  bisher 
genannten  Gebiete  beschränkt,  vielmehr  sind  von  verschiedenen  anderen 
Orten  Reste  als  8.  Couttsiae  oder  unter  deren  Synonymen  mitgetheilt  worden. 

Dass  8.  Tournalii  Sap.  keine  selbständige  Art  darstellt,  sondern  auf 
einer  Combination  von  Zapfen  der  8.  Couttsiae  mit  Zweigen  der  8.  Langs- 
dorfii  beruht,  ist  schon  von  Heer  (Fl.  foss.  arct.  I,  p.  94)  hervorgehoben 
worden.  Saporta  giebt  S.  Tournalii  an  von  Armissan  und  Bois  d’Asson; 
sie  wird  ferner  erwähnt  von  Leoben  und  Sagor,  von  Kumi  und  aus 
Ligurien. 

Sequoia  Couttsiae  ist  durch  Schenk  und  Beck  aus  dem  Oligocän  der 
Leipziger  Umgegend,  von  Heer  und  Friedrich  aus  dem  Tertiär  der  Provinz 
Sachsen  nachgewiesen;  Sequoia  imbricata  Heer  von  Bornstedt  stellt  nichts 
anderes  als  einen  Rest  unserer  Art  dar.  Ettingshausen  fand  sie  in  den 
Schichten  von  Sagor,  Leoben  und  Schoenegg;  Pilar  giebt  sie  aus  der 
Flora  von  Sused  bekannt;  Lesquereux  theilt  aus  der  nordamerikanischen 
Tertiärflora  zapfentragende  Zweige  mit  als  S.  afftnis , die  kaum  erhebliche 
Abweichungen  von  der  typischen  8.  Couttsiae  darbieten. 

Schliesslich  liegen  mir  zahlreiche  Reste  von  unserer  Art  von  mehreren 
Tertiärfundorten  Böhmens  vor,  deren  einige  auf  Taf.  V wiedergegeben 
sind.  Dass  die  von  Ettingshausen  unter  der  Bezeichnung  Taxodium 
dubium  in  der  Flora  von  Bilin,  t.  X,  Hg.  8 und  9 abgebildeten  Samen  von 
Sobrussan  und  die  Zapfen  von  Priesen,  ebenda  fig.  20 — 22,  nicht  zu 
Taxodium , sondern  zu  Sequoia  Couttsiae  gehören,  ist  schon  von  Heer 
bemerkt  worden;  ich  habe  eine  grosse  Anzahl  von  Zapfen  in  dem  plastischen 
Thone  von  Preschen  aufgefunclen , deren  einige  in  verschiedenen  Alters- 
und Erhaltungsstadien  Taf.  V,  Fig.  19 — 23  abgebildet  sind;  ausserdem  sind 
mir  Zweigstücke  von  Preschen,  Altsattel  und  Waltsch  bekannt,  deren 
einige  Taf.  V,  Fig.  18,  24,  25  wiedergegeben  sind,  und  die  theilweise  in 
der  Beschaffenheit  der  Belaubung  einige  besondere  Eigenthümlichkeiten 
darbieten. 

Das  schlanke  Zweiglein  Fig.  25  entspricht  den  zarten  Zweigen  von 
Bovey  (bes.  Fl.  v.  Bovey  Tracey,  t.  LX,  fig.  45),  wie  sie  Gardner  für  seine 
8.  Couttsiae  im  engeren  Sinne  in  Anspruch  nimmt;  der  Zweig  von  Waltsch 
Fig.  24  stimmt  dagegen  mit  den  Zweigen  der  8.  Whymperi  Gardner’s  von 


94 


Grönland  überein  (s.  Fl.  of  North  Greenland,  t.  XLI);  die  Belaubung 
unserer  zapfentragenden  Zweige  findet  Analoga  sowohl  unter  den  arktischen 
Resten  der  S.  Couttsiae  Heer’s  wie  unter  denen  von  Bovey  Tracey. 

Besonders  bemerkenswerth  ist  das  grosse  Zweigstück  Fig.  18;  es 
zeigt  eine  verschiedenartige  Belaubung;  es  besitzt  Zweige  mit  kurzen, 
spitzen,  gesichelten  und  herablaufenden  Blättern,  neben  solchen,  die  an 
der  Spitze  kurze,  stumpfe,  schwach  sichelförmig  gebogene  und  herablaufende 
Blätter  (vergl.  vergr.  Fig.  18a),  im  Uebrigen  aber  stark  verlängerte  Blätter 
tragen;  dies  sind  Verhältnisse,  wie  sie  Saporta’s  Form  polymorpha  auf- 
weist, wie  sie  aber  auch  Heer  wiederholt,  z.  B.  von  Bovey  (1.  c.  pl.  LX, 
fig.  12),  von  Spitzbergen  (Beitr.  z.  foss.  Fl.  Spitzbergens,  t.  XI,  fig.  2,  5 — hier 
zu  Glyptostrobus  gestellt),  von  Nordgrönland  (Fl.  of  North  Greenland, 
pl.  XLI)  u.  a.  abbildet;  einige  Zweige  von  Schmalhausen’s  var.  robusta 
(Tert.  Fl.  v.  Südwestrussland,  t.  IX,  fig.  12)  sind  ebenfalls  zum  Vergleich 
heranzuziehen.  Heer’s  S.  concinna  aus  den  Patootschichten  Grönlands 
(obere  Kreide)  bietet  ähnliche  Belaubungsverhältnisse  dar  (cf.  Fl.  foss. 
arct.  Bd.  VII,  p.  13,  t.  XLIX,  fig.  8b,  c;  t.  L,  fig.  lb;  t.  LI,  fig.  2 — 10; 
t.  LII,  fig.  1 — 3;  t.  LIII,  fig.  lb);  Heer  bezeichnet  S.  Couttsiae  als  die 
nächstverwandte  Art  der  S.  concinna.  Erwähnt  sei  schliesslich  noch,  dass 
Gardner  (Brit.  Eoc.  Fl.,  Gymnosp.,  pl.  VIII)  als  Podocarpus  elegans  de  la 
Harpe  sp.  eine  Anzahl  anscheinend  nicht  zusammengehöriger  Zweige  ab- 
bildet, deren  einige  unserem  Zweige  Fig.  18  nahe  kommen,  während  andere 
zu  S.  Langsdorfii  gehören  dürften. 

Die  Mehrgestaltigkeit  der  S.  Couttsiae- Reste  der  böhmischen  Tertiär- 
schichten, die  im  Wesentlichen  einem  Fundorte,  dem  plastischen  Thone 
von  Preschen  entstammen,  und  die  die  Eigenthümlichkeiten  der  verschie- 
denen von  Gardner  als  Arten  unterschiedenen  Formen  von  S.  Couttsiae 
darbieten,  lässt  es  mir  durchaus  unwahrscheinlich  erscheinen,  dass  es  sich 
in  der  That  um  mehrere  verschiedene  Arten  von  Sequoia  handele.  Vielmehr 
meine  ich,  dass  S.  Couttsiae  eine  weit  verbreitete  Art  der  Tertiärflora 
darstellt,  deren  Gebiet  — ähnlich  wie  bei  S.  Langsdorfii  und  Taxodium 
distichum  — sich  über  die  arktische  Zone,  Nordamerika  und  ganz  Europa 
bis  nach  Südrussland  erstreckte,  und  die  in  der  Anpassung  an  klimatische 
und  locale  Verhältnisse  eine  erhebliche  Variabilität  in  der  Ausbildung 
einzelner  ihrer  Organe  sich  erwarb. 

S.  Couttsiae  steht  zwischen  den  beiden  lebenden  S.  sempervirens  Endl. 
und  S.  gigantea  Torr,  aus  Californien.  Die  Belaubung  ähnelt  der  von 
S.  gigantea,  von  der  sich  S.  Couttsiae  durch  geringe  Grösse  und  kugelige 
Gestalt  der  Zapfen  unterscheidet;  S.  sempervirens  besitzt  ähnliche  Zapfen, 
aber  mit  einer  grösseren  Zahl  der  Zapfenschuppen,  und  andere  Belaubung. 
Nach  Schenk  (Botan.  Zeitung  1869,  Jahrg.  27,  p.  376)  erinnert  bei  S.  Couttsiae 
die  Structur  der  Blattepidermis  an  S.  gigantea,  die  Epidermisstructur  der 
geflügelten  Samen  und  die  Anordnung  der  Zapfentheile  an  S.  sempervirens. 


Sequoia  Sternbergii  Ett.  Taf.  V,  Fig.  35, 

Sequoia  Sternbergii  Ettingshausen:  Foss.  Flora  v.  Bilin  I,  p.  40,  t.  XIII, 
lig.  3-8. 

Sequoia  ramis  alternis,  elongatis,  crassiusculis;  foliis  spiraliter  dis- 
positis,  imbricatis,  ovato-lanceolatis,  subfalcatis,  rigidis,  apice  obtuso-acu- 
minatis,  basi  decurrentibus. 


95 


Vorkommen:  Im  Polirschiefer  von  Kutschlin. 

Unter  der  Bezeichnung  Sequoia  (Araucarites)  Sternbergii  Goepp.  sp. 
sind  von  mehreren  Autoren  (Goeppert,  Heer,  Unger,  Ettingshausen,  Massa- 
longo,  Sismonda  u.  A.)  von  verschiedenen  Fundorten  der  Polarzone  und 
des  mittel-  und  südeuropäischen  Tertiärgebietes  belaubte  Coniferenzweige 
beschrieben  worden,  die  augenscheinlich  nicht  zu  einer  und  derselben 
Pflanzenart  gehören.  Die  meisten  der  so  genannten  Reste  entsprechen  dem 
Typus  der  von  Häring  und  Sotzka  beschriebenen  Zweige  (Ettingshausen, 
Foss.  Fl.  v.  Häring,  p.  36,  t.  VII,  fig.  1 — 10;  t.  VIII,  fig.  1 — 12;  Unger, 
Foss.  Fl.  v.  Sotzka,  p.  27,  t.  III,  fig.  1 — 14;  t.  IV,  fig.  1 — 7);  daneben  finden 
sich  unter  dem  gleichen  Namen  verzeichnet  Zweige  mit  bedeutend  längeren 
und  breiteren  Blättern  (z.  B.  bei  Sismonda,  Materiaux  p.  serv.  ä la  Pal. 
du  terr.  tert.  du  Piemont,  pl.  IV,  fig.  6;  bei  Heer,  Flor.  foss.  arct.  I,  t.  XXIV, 
fig.  7 — 10)  und  schliesslich  Zweige  mit  viel  kürzeren  und  relativ  breiten 
und  wenig  zugespitzten  Blättern,  wie  die  Zweige  Ettingshausen’s  von  Bilin 
(Fl.  v.  Bilin,  t.  XIII,  fig.  3 — 8)  und  Heer’s  von  Netluarsuk  (Nachtr.  z. 
mioc.  Fl.  Grönlands,  p.  10,  t.  II.  fig.  1 — 4). 

Wenn  auch  Heer  ausdrücklich  von  S.  Sternbergii  Formen  mit  kürzeren 
und  mit  längeren  Blättern  unterschied,  blieb  doch  — bei  aller  Variabilität 
der  Coniferenlaubblätter  — die  Annahme  ausserordentlich  gezwungen, 
dass  z.  B.  die  Biliner  Zweige  Ettingshausen’s  und  Sismonda’s  Zweig  von 
Turin  einer  und  derselben  Pflanze  angehört  haben  sollten.  Lange  Zeit 
waren  Zapfen,  die  in  zweifellosem  Zusammenhang  mit  den  fraglichen 
Zweigen  sich  befanden  und  die  genauere  Deutung  der  Reste  ermöglicht 
hätten,  unbekannt;  umsomehr  ist  es  zu  begrüssen,  dass  neuerdings  Funde 
von  zapfentragenden  Zweigen  die  Trennung  der  verschiedenartigen,  unter 
dem  Sammelnamen  Sequoia  Sternbergii  begriffenen  Fossilien  gestatten. 

Zuerst  gelang  es  Marion  (Comptes  rendues  de  l’Acad.  des  Sciences 
1884,  p.  821,  und  Annales  sc.  geol.  XX,  no.  3,  1889  — dazu:  Renault, 
Cours  de  Botanique  fossile  IV ; Gardner,  Brit.  Foc.  Flora,  Gymnosp.,  p.  93; 
Zeiller,  Elements  de  Paleobotanique,  p.  265)  nachzuweisen,  dass  ein  Theil 
der  S.  Sternbergii- Formen  einem  neuen  Genus  angehört,  welches  der 
Zapfenbildung  nach  der  Gattung  Dammara  nahe  steht:  Doliostrobus 
Sternbergii , mit  spiralig  stehenden,  mehr  oder  weniger  anliegenden,  pfriem- 
lichen,  schwach  sichelförmigen,  starren  Blättern,  die  am  Rücken  gekielt 
erscheinen. 

Auf  Grund  zapfentragender  Zweige  stellte  ferner  Gardner  (Brit.  Eoc. 
Flora,  Gymnosp.,  p.  85,  pl.  X,  fig.  2,  3,  10 — 13;  pl.  XX;  pl.  XXI)  fest,  dass  sich 
unter  S.  Sternbergii  Reste  von  Cryptomeria  verbargen  (Cr.  Sternbergii ); 
die  augenfällige  Aehnlichkeit  der  Araucarites- Zweige  von  Häring,  Sotzka, 
Monte  Promina  mit  solchen  von  Cryptomeria  war  früher  schon  von  Ettings- 
hausen hervorgehoben  worden  (Fl.  v.  Häring,  p.  36);  Cr.  Sternbergii  besitzt 
Zweige  mit  lancettlichen  bis  verlängert  nadelförmigen,  spitzen,  gekrümmten, 
am  Grunde  herablaufenden  Blättern;  hierher  scheint  die  Mehrzahl  der 
S.  Sternbergii- Reste  zu  gehören. 

Für  die  lang-  und  breitblättrigen  Zweige  Sismonda’s  von  Turin  und 
Heer’s  von  Island  besteht  nach  meiner  Kenntniss  eine  sichere  Deutung 
noch  nicht. 

Aus  dem  böhmischen  Tertiär  hat  Ettingshausen  belaubte  Zweige  von 
Kutschlin  als  S.  Sternbergii  beschrieben ; eine  Anzahl  mit  diesen  überein- 


96 


stimmender  Zweige  von  demselben  Fundorte  liegen  auch  mir  vor;  einer 
derselben  ist  Taf.  V,  Fig.  35  abgebildet. 

Diese  Zweige  sind  ziemlich  lang  und  verhältnissmässig  dick,  fast 
cylindrisch,  auch  nach  den  Enden  zu  kaum  verjüngt;  die  Verzweigung  ist 
meist  alternirend;  die  Zweige  sind  sehr  dicht  von  dachig  anliegenden 
Blättern  bedeckt;  die  Blätter  stehen  spiralig,  sind  steif,  dick  lederartig, 
von  eiförmig -lancettlicher  Gestalt,  an  der  Basis  herablaufend,  nach  vorn 
verschmälert  und  stumpflich  zugespitzt.  Der  Durchschnitt  der  Blätter  war 
ohne  Zweifel  dreieckig,  die  flache  Seite  dem  Zweige  zugewendet;  die 
dieser  flachen  Seite  gegenüber  liegende  Kante  der  Blätter  erscheint  in 
den  Abdrücken  als  Mittelnerv,  die  Seitenkanten  der  Blätter  treten  im  Ab- 
druck an  den  zu  beiden  Seiten  des  Zweiges  stehenden  Blättern  deutlich 
hervor  (vergl.  die  vergr.  Figur  35  a der  Taf.  V).  Die  Blätter  sind  meist 
schwach  sichelförmig  gekrümmt.  Ein  grosses  reich  verästeltes  Zweig- 
stück der  Prof.  Deichmüller’schen  Sammlung,  das  abzubilden  der  ver- 
fügbare Raum  leider  nicht  gestattete,  lässt  einige  an  der  Spitze  seiten- 
ständiger, etwas  verschmächtigter  Zweiglein  mit  gleicher  Belaubung 
stehende,  ovale  Köpfchen  erkennen,  die  aus  einer  Anzahl  dichtstehender 
lancettlicher  Blättchen  gebildet  werden;  diese  stellen  vermuthlich  Blüthen- 
anlagen  dar. 

Die  Zweige  dieses  Typus  führe  ich  vorläufig  noch  unter  der  Bezeich- 
nung Sequoia  Sternbergii ; sie  ähneln  manchen  Sequoien  der  Kreideformation, 
z.  B.  S.  fastigiata  Stbg.  sp.  (von  Heer!)  — vergl.  Velenovsky,  Gymnospermen 
der  böhmischen  Kreideformation,  p.  21  — und  scheinen  den  ältesten  Typus 
der  Sequoien  im  Tertiär  darzustellen ; als  S.  Couttsiae  var.  robusta  führt 
Schmalhausen  (Beitr.  z.  Tert.  Fl.  Südwestrusslands,  p.  19,  t.  V,  fig.  3,  4) 
einige  Zweigstücke  an,  die  unseren  nahe  kommen;  unter  den  fossilen 
Resten,  die  als  S.  Sternbergii  bezeichnet  sind,  sind  es  die  von  Heer,  Nachtr. 
z.  mioc.  Fl.  Grönlands,  p.  7,  t.  II,  fig.  1 — 4 dargestellten,  die  den  Kutschliner 
Zweigen  zunächst  kommen. 

Die  Laubzweige  des  Doliostrobus  Sternbergii  Marion’s  zeigen  eine 
ähnliche  Anordnung  der  Blätter;  diese  scheinen  aber  nach  den  mir  be- 
kannten Abbildungen  schärfer  zugespitzt  zu  sein  als  bei  den  böhmischen 
Resten,  ich  trage  daher  Bedenken,  diese  mit  ersteren  zu  vereinigen, 
zumal  in  Böhmen  noch  keinerlei  Zapfenreste  von  der  Beschaffenheit  des 
Doliostrobus  bisher  aufgefunden  worden  sind. 

Die  Gestaltung  der  Zweige  und  die  Belaubung  der  Kutschliner  Reste 
besitzen  unverkennbar  Anklänge  an  die  Verhältnisse  bei  der  lebenden 
Gattung  Athrotaxis^  möglich  ist,  dass  sie  und  vielleicht  auch  andere  fossile 
Sequoien  mit  Aihrotaxis- artiger  Belaubung  wirklich  zu  Athrotaxis  zu 
stellen  sind  — darauf  hat  Solms  aufmerksam  gemacht  (Einleitung  in  die 
Palaeophytologie,  p.  59)  — möglich  auch,  dass  unsere  Zweige  zu  den 
nachstehend  zu  beschreibenden  Zapfen  in  Beziehung  stehen,  die  in  ihrer 
Bildung  an  Athrotaxis- Zapfen  erinnern;  die  fertilen  Zweige  der  letzteren 
zeigen  allerdings  Abweichungen  von  unseren  S.  Sternbergii- Zweigen,  und 
so  lange  Laub-  und  Fruchtzweige  nicht  in  natürlichem  Zusammenhänge 
vorliegen,  lässt  sich  mehr  als  eine  Vermuthung  nicht  aussprechen. 


97 


Athrotaxidium  hilinicum  nov.  sp.  Taf.  V,  Fig.  13  — 16. 

Athrotaxidium  foliis  imbricatis,  erecto-incur vatis,  lanceolatis,  acutis, 
dorso  costatis,  decurrentibus;  strobilis  o vatis;  squamis  imbricatis,  incrassatis, 
rugulosis,  apice  triangulari-ovato,  acuto,  producto. 

Vorkommen:  Im  plastischen  Thone  von  Preschen. 

Von  genanntem  Fundorte  liegen  mir  eine  Anzahl  Zweige  mit  Zapfen 
vor,  die  augenscheinlich  verschiedenen  Altersstadien  angehören.  Diese 
Zapfen  weichen  von  allen  bisher  aus  tertiären  Schichten  beschriebenen 
Coniferenzapfen  ab;  sie  sind  von  eiförmiger  Gestalt,  messen  7 — 16  mm 
Länge  bei  6 — 11  mm  Breite  und  werden  von  einer  mässigen  Anzahl 
spiralig  angeordneter,  sich  dachziegelig  deckender  Schuppen  zusammen- 
gesetzt. Der  Erhaltungszustand  meiner  Exemplare  ist  leider  kein  be- 
sonders guter,  doch  lassen  sie  erkennen,  dass  der  freie  Theil  der  Schuppen 
stark  verdickt  ist,  ohne  aber  ein  deutlich  umgrenztes  Schildchen  zu  bilden; 
die  Schuppenoberfläche  ist  fein  runzelig;  die  Spitzen  der  Schuppen  treten 
als  starke,  dreieckig-eiförmige,  zugespitzte,  mehr  oder  weniger  gekrümmte 
Höcker  nach  aussen  vor;  an  dem  jüngsten  Zäpfchen  (Fig.  15)  erscheinen 
diese  vorstehenden  Schuppenhöcker  als  verhältnissmässig  schlanke  Dornen, 
während  sie  an  den  älteren  Zapfen  (Fig.  13,  14,  16)  eine  plumpere  Ge- 
stalt besitzen. 

Die  Zapfen  stehen  am  Ende  kürzerer  Seitenzweige,  wie  es  scheint, 
gewöhnlich  zu  mehreren  an  längeren  Zweigen.  Die  zapfentragenden  Zweige, 
oft  unter  dem  Zapfen  verdickt,  sind  dicht  von  schuppenförmigen,  kleinen, 
ovalen,  spitzen  Blättern  bedeckt;  die  übrigen  Zweige  tragen  schuppen- 
förmige, zugespitzte,  lang  herablaufende  Blätter  von  lancettlicher  Gestalt, 
die  spiralig  angeordnet,  etwas  entfernt  stehen  und  theilweise  mit  der 
Spitze  etwas  gekrümmt  sind;  die  Blätter  besitzen  einen  Mittelnerven. 

Diese  auffälligen  Zapfen  weisen  nach  dem  leider  allein  bekannten 
äusseren  Anblicke  die  meiste  Aehnlichkeit  mit  den  Zapfen  der  lebenden 
Athrotaxis- Arten  auf,  welche  ebenfalls  stark  verdickte,  mit  der  Spitze 
nach  aussen  vorstehende  Zapfenschuppen  besitzen ; allerdings  haben  diese 
kleinere  Zapfen,  und  ihre  Zapfenstiele  sind  anders  beschaffen;  immerhin 
besteht  eine  Aehnlichkeit,  welche  durch  die  gewählte  Benennung  aus- 
gedrückt werden  soll.  Ob  bei  unseren  Zapfen  die  Athrotaxis  zukommende 
wulstförmige  Anschwellung  an  der  Innenseite  der  Schuppen  vorhanden  ist, 
erlaubt  unser  Material  nicht  zu  entscheiden;  auch  von  Samen  unserer  Art 
ist  nichts  bekannt.  Die  Stellung  unserer  Zapfen  zu  Athrotaxis  kann  des- 
halb nur  mit  Vorbehalt  geschehen;  die  Belaubung  besonders  der  unteren 
Zweigabschnitte  lässt  sich  mit  der  von  A.  laxifolia  Hook,  vergleichen. 

Von  fossilen  Coniferengeschlechtern  besitzt  eine  entfernte  Aehnlich- 
keit mit  unserer  Art,  die  sich  aber  nur  im  Umrisse  des  Zapfens  ausspricht, 
der  Echinostrobus  Sternbergii  Schimp.  des  lithographischen  Schiefers; 
das  kleine  Zäpfchen  (Fig.  15),  das  ich  schon  seit  längerer  Zeit  besitze, 
erinnerte  mich  zunächst  an  die  Zapfen  der  Gattung  Ceratostrobus , die 
Velenovsky  aus  der  böhmischen  Kreide  (Gymn.  d.  böhm.  Kreideform., 
p.  24  und  25)  in  zwei  Arten  beschrieben  hat.  Genauere  Untersuchung 
besonders  des  übrigen,  mir  später  zugegangenen  Materiales  hat  mich  aber 
davon  überzeugt,  dass  die  Preschener  Zapfen  aus  Schuppen  von  ganz 
anderem  Typus  zusammengesetzt  sind  als  die  von  Ceratostrobus ; während 
die  letzteren  ein  rhombisches  Schildchen  mit  einem  verlängerten,  starken 


98 


Schnabel  besitzen,  ist  bei  unseren  Zapfen  eine  Schildchenbildung  an  den 
Schuppen  nicht  nachzuweisen,  die  dornigen  Höcker  der  Zapfen  erscheinen 
vielmehr  als  die  abstehenden  Spitzen  der  verdickten  Zapfenschuppen. 

Yon  der  Belaubung  unserer  Art  ist  nicht  viel  bekannt;  die  der 
zapfentragenden  Zweige  ist  in  Vorstehendem  angegeben  worden;  ob  hier- 
her ein  Theil  der  häufig  aufzufindenden  sterilen  Zweige  mit  schuppen- 
förmiger Belaubung,  die  als  Sequoia  angesprochen  werden,  gehört,  muss 
vorläufig  dahingestellt  bleiben;  vielleicht  sind  die  sterilen  Zweige  der 
Sequoia  Sternbergii  mit  Athrotaxis- artiger  Belaubung  mit  unseren  Zapfen 
in  Verbindung  zu  bringen,  allerdings  erinnert  der  untere  Theil  der  längsten 
unserer  zapfentragenden  Exemplare  (Fig.  13)  nicht  eben  sehr  an  die  Zweige 
von  S.  Sternbergii.  Die  Entscheidung  dieser  Frage  muss  jedenfalls  voll- 
ständigeren Funden  Vorbehalten  werden. 


3.  Cupressineae. 

Callitris  Brongniartii  Endl.  sp.  Taf.  V,  Fig.  29 — 34. 

Thuytes  callitrina  Unger:  Chloris  protog. , p.  22,  t.  VI,  fig.  1 — 8;  t.  VII,  fig. 
1-10. 

Callitrites  Brongniartii  Endlicher:  Syn.  Conif.,  p.  274. 

Callitris  Brongniartii  Engelhardt:  Sitzungsiber.  Isis  Dresden  1876,  p.  5;  1882, 
Abh.  p.  14. 

Tert.  Pfl.  d.  Leitm.  Mittelgeh.,  p.  30,  t.  4,  fig.  10,  11. 

Tert.  Fl.  d.  Jesuitengrabens,  p.  18,  t.  1,  fig.  32. 

— — — Tert.  Flora  v.  Berand,  p.  13. 

Uebr.  Litt.  s.  Meschinelli  et  Squinabol:  Flora  tertiaria  italica,  p.  116. 

Callitris  ramulis  saepius  sympodialiter  divisis,  compressis,  articulatis; 
foliis  decussatim  2 -verticillatis;  verticillis  in  ramulis  junioribus  approxi- 
matis,  in  senioribus  distantibus;  foliis  lateralibus  linearibus,  adpressis, 
apice  obtuse  acuminatis  vel  breviter  acuto  liberis,  basi  decurrentibus; 
facialibus  obtusatis;  amentismasculinis  ternatimaggregatis;  strobihs  squamis 
quattuor  inaequalibus,  extus  leviter  rugoso-sulcatis,  infra  apicein  appen- 
diculatis,  maturis  hiantibus;  duabus  exterioribus  late  obovato -triangu- 
laribus,  duabus  interioribus  a latere  compressis,  apicem  versus  attenuatis; 
seminibus  ad  squamam  2 — 3 o vatis,  compressis,  utroque  latere  ala  magna 
semilunari  superne  producta  instructis. 

Vorkommen:  In  den  Schiefern  des  Jesuitengrabens,  des  Holaikluk 
und  von  Sulloditz-Berand. 

Die  Zweige  sind  sparrig,  meist  sympodial  getheilt,  plattgedrückt,  ge- 
gliedert; die  kleinen  Blätter  stehen  angedrückt  in  zweizähligen  decussirten 
Wirteln,  die  an  den  jüngeren  Zweigen  einander  genähert,  an  den  älteren 
durch  intercalares  Wachsthum  der  Internodien  mehr  und  mehr  auseinander 
gerückt  sind;  die  Seitenblätter  sind  kurz,  mehr  oder  weniger  zugespitzt, 
oft  mit  etwas  abstehender  Spitze,  mit  herablaufender  Basis;  die  facialen 
Blätter  sind  stumpf  zugespitzt  und  angedrückt.  Fig.  34  stellt  ein  älteres 
Zweigstück  dar. 

Die  männlichen  Blüthen  stehen  endständig,  kurzgestielt  an  Seiten- 
zweigen, gewöhnlich  zu  dreien. 

Die  Zapfen  (Fig.  32,  33),  im  reifen  Zustande  klaffend,  stehen  an 
kurzen  Seitenästen,  sind  rundlich  eiförmig,  messen  10  — 12  mm  Durch- 


99 


messer  und  werden  von  vier  in  zwei  zweizähligen  alternirenden  Wirteln 
stehenden  Schuppen  gebildet;  die  Schuppen  des  äusseren  Paares  sind 
breit  dreieckig -eiförmig,  die  des  inneren  schmäler  und  mehr  zugespitzt. 
Die  Schuppen  sind  am  Rücken  runzelig  und  tragen  unterhalb  der  Spitze 
einen  oft  verwischten  kleinen  Höcker.  Die  Schuppen  — bei  der  lebenden 
C.  quadrivalvis  Vent.  sind  nur  die  äusseren  fertil  — bergen  je  zwei  bis 
drei  Samen;  diese  sind  länglich -eiförmig,  zusammengedrückt,  3 — 5 mm 
lang  und  tragen  einen  breiten  halbmondförmigen,  nach  vorn  jederseits 
stumpf  abgerundet  vorstehenden  Flügelrand  (Fig.  29—31). 

Von  dieser  Art  sind  aus  böhmischen  Schichten  bekannt:  Zweigstücke 
vom  Holaikluk  und  von  Berand,  Samen  von  diesen  beiden  Orten  und  vom 
Jesuitengraben,  Zapfen  von  Berand. 

Die  entsprechende  lebende  Art  ist  Callitris  quadrivalvis  Vent.,  welche 
in  der  Gestalt  der  Zapfenschuppen  Abweichungen  aufweist. 


Widdringtonia  Helvetica  Heer.  Taf.  V,  Fig.  6 — 8. 

Widdringionia  Helvetica  Heer:  Fl.  tert.  Helv.  I,  p.  48,  t.  XVI,  fig.  2—17. 

Schimper : Traite  de  pal.  veg.  II,  p.  327. 

Ettingshausen:  Fl.  v.  Bilin  I,  p.  34. 

Engelhardt:  Sitzungsber.  Isis  Dresden  1878,  p.  3. 

■ Foss.  Pfl.  v.  Tschernowitz,  p.  14,  t.  2,  fig.  2,  3. 

— Foss.  Pfl.  v.  Grasseth,  p.  17,  t.  2,  fig.  5,  6. 

Pflanzenreste  v.  Liebotitz  und  Putschirn.  Sitzungsber.  Isis  Dresden 

1880,  p.  78,  1. 1,  fig.  34. 

Widdringtonia  bohemica  Ettingshausen:  Fl.  v.  Bilin  I,  p.  34,  t.  X,  fig.  15—19. 

Taxodium  laxuni  Ettingshausen:  Fl.  v.  Bilin  I,  p.  37,  t.  XII,  fig.  4,  (5?). 

Widdringtonites  Ungeri  Endlicher:  Syn.  Conif.,  p.  271. 

Juniperites  baccifera  Unger:  Chloris  protog.,  p.  80,  t.  21,  fig.  1 — 3. 

Thuytes  gramineus  Sternberg:  Vers.  1,  3,  p.  31;  I,  4,  p.  38,  t.  35,  fig.  4, 

Muscites  Stoltzii  Sternberg:  Vers.  II,  p.  38,  t.  17,  fig.  2,  3. 

Thuja  graminea  Brongniart:  Prodr.,  p.  109. 

Widdringtonia  ramis  erectis,  fastigiatis,  ramulis  filiformibus,  confertis; 
foliis  in  ramulis  junioribus  alternis,  in  senioribus  spiraliter  dispositis;  in 
ramulis  fertilibus  squamaeformibus,  ovato- ellipticis,  acuminatis,  adpressis, 
summis  erecto-patentibus,  in  ramulis  sterilibus  elongatis,  apice  patentibus, 
basi  decurrentibus;  strobilis  ovalibus,  squamis  4 lignosis,  verticillatim 
dispositis,  apice  mucronatis,  maturis  hiantibus;  seminibus  ad  squamam 
quamcunque  1 — 3 ovatis,  anguste  alatis. 

Vorkommen:  Im  «plastischen  Thone  von  Preschen  und  Priesen,  im 
Polirschiefer  von  Kutschlin,  im  Sandsteine  von  Tschernowitz  und  Altsattel, 
in  den  Schichten  von  Liebotitz. 

Die  Zweige  sind  schlank  und  zart,  alternirend,  dicht  verästelt,  in 
spitzen  Winkeln  auseinander  tretend.  Die  Belaubung  weist  wie  bei  vielen 
Coniferen  an  Zweigen  verschiedenen  Alters  Abweichungen  auf.  An  jüngeren 
Zweigen  stehen  die  Blätter  in  zweizähligen  decussirten  Wirteln;  die  Wirtel 
sind  zuweilen  dicht  zusammengerückt.  An  den  älteren,  besonders  sterilen 
Zweigen  stehen  die  Blätter  in  Folge  intercalaren  Wachsthums  zerstreut, 
spiralig  angeordnet.  Die  Blätter  der  fertilen  Zweige  sind  schuppenförmig, 
eiförmig  bis  elliptisch,  nach  vorn  zugespitzt,  ohne  deutliche  Längsrippe, 
mit  zwei  oft  verwischten  Längsstreifen  versehen;  sie  sind  angedrückt,  mit 
der  Spitze  etwas  abstehend.  Bei  den  sterilen  Zweigen  sind  die  Blätter 
am  Grunde  elliptisch,  schuppenförmig  und  angedrückt,  nach  der  Zweig- 
st* 


100 


spitze  zu  etwas  verlängert  und  in  spitzem  Winkel  abstehend.  Alle  Blätter 
laufen  am  Grunde  herab.  Bei  den  Blättern  der  lebenden  Widdringtonien 
befindet  sich  an  der  Bückenfläche  unterhalb  der  Spitze  eine  Harzdrüse; 
Andeutungen  dieser  habe  ich  bei  fossilen  Blättern  nur  vereinzelt  be- 
obachtet. 

Die  Belaubung  ist  durch  Fig.  6 und  7 unserer  Taf.  V wiedergegeben. 
Männliche  und  weibliche  Blüthen  sind  klein  und  stehen  endständig  an 
Seitenzweigen;  Heer  bringt  (1.  c.  t.  XVI,  fig.  15  — 17)  einige  vermuthliche 
Blüthen  zur  Darstellung,  und  ich  glaube,  dass  die  von  Unger  (Chlor, 
protog.,  t.  XXI,  fig.  1)  als  Früchte  der  Juniperites  baccifera  beschriebenen, 
nicht  recht  deutlichen  Gebilde  nichts  anderes  als  Blüthen  sind. 

Der  Zweig  Taf.  V,  Fig.  6,  von  Preschen  stammend,  trägt  neben 
mehreren  kleinen  rundlichen  Blüthen,  die  den  Unger’schen  gleichen,  einen 
jungen  Zapfen  in  noch  nicht  ausgewachsenem  Zustande,  dieses  Exemplar 
beweist,  dass  Unger’s  vermeintliche  kleinen  reifen  Früchte  nicht  als  solche, 
sondern  eben  nur  als  Blüthen  angesprochen  werden  dürfen.  Ich  nehme 
daher  nicht  Anstand,  Widdringtonia  Ungeri  Endl.  (=  Juniperites  bacci- 
fera Ung.)  zu  der  vollkommener  durch  Heer  beschriebenen  Widdr. 
Helvetica  zu  ziehen;  in  der  Belaubung  sind  trennende  Merkmale  beider 
nicht  vorhanden. 

Die  Zapfen  (Taf.  V,  Fig.  6,  8)  sind  länglich  oval,  ca.  15  mm  lang, 
geschlossen  6 — 9 mm  dick;  sie  bestehen  aus  vier,  im  reifen  Zustande 
klaffenden,  holzigen  Schuppen,  die  in  zwei  zweizähligen  decussirten  Wirteln 
stehen.  Die  Schuppen  sind  an  der  Aussenseite  gewölbt  und  glatt,  eine 
am  Rücken  herabgeschobene  Spitze,  wie  den  lebenden  Arten  von  Callitris , 
Section  Widdringtonia  zukommt,  ist  an  den  fossilen  Zapfenschuppen  noch 
nicht  beobachtet  worden.  Heer  giebt  an,  dass  die  Spitzen  der  Schuppen 
zu  einem  kleinen  Schnabel  verlängert  und  einwärts  gerichtet  sind;  dieses 
Verhalten,  das  von  der  Zapfenbeschaffenheit  der  lebenden  Widdringtonien 
auffällig  abweicht,  kommt  aber  nur  bei  einigen  von  ihm  abgebildeten 
Exemplaren  (1.  c.  fig.  6,  8,  9)  zur  Darstellung,  während  bei  anderen 
(1.  c.  fig.  4,  7,  11,  12)  dieser  Schnabel  fehlt.  Das  Fehlen  der  schnabel- 
förmigen Verlängerung  der  Zapfenschuppen  bot  Ettingshausen  Anlass, 
Widdr.  bohemica  von  Widdr.  Helvetica  abzutrennen;  da  aber  Heer  selbst 
zu  Widdr.  Helvetica  Zapfen  mit  geschnabelten  und  mit  ungeschnabelten 
Schuppen  bringt,  folge  ich  dem  Beispiele  Engelhardt’s  (Foss.  Pfl.  d.  Süss- 
wassersandsteines von  Tschernowitz,  p.  14)  und  vereinige  Widdr.  Helvetica 
und  bohemica.  # 

Jede  Schuppe  birgt  1 — 3 ovale,  schmalgeflügelte  Samen;  die  Zugehörig- 
keit des  von  Ettingshausen  in  der  Fl.  v.  Bilin,  t.  X,  fig.  15  abgebildeten 
grossen  und  breitgeflügelten  Samens  zu  Widdringtonia  scheint  mir  zweifel- 
haft, er  dürfte  eher  zu  Sequoia  gehören.  Heer  giebt  übrigens  an,  dass 
die  Samen  ungeflügelt  seien ; diese  Annahme  ist  vielleicht  auf  ungenügenden 
Erhaltungszustand  der  Schweizer  Exemplare  zurückzuführen. 

Von  dieser  Art  sind  aus  den  böhmischen  Tertiärschichten  Zweige  und 
Zapfen  bekannt.  Die  Zweige  sind  zum  Theil,  zumal  wenn  nur  kleine 
Stücke  vorliegen,  schwierig  von  denen  des  Glyptostrobus  europaeus  zu 
unterscheiden;  Heer  giebt  als  Unterschied  an,  dass  bei  Widdringtonia  die 
Blätter  mehr  zugespitzt  und  am  Rücken  ohne  Längsrippe  seien.  Diese 
Trennungsmerkmale  sind  recht  unscheinbare,  zumal  die  Wahrnehmbar- 
keit von  Rippen  sehr  vom  Erhaltungszustände  der  Fossilien  und  vom 


101 


Gesteinsmateriale  abhängig  ist.  Einwandfrei  erscheint  mir  die  Zuweisung 
fossiler  Zweige  zu  Widdringtonia  nur  dann,  wenn  sie  ihre  Blätter  in 
zweizähligen  decussirten  Wirteln  tragen.  Solche  Zweige  liegen  mir  vor 
von  Priesen,  Preschen  und  Altsattel;  Fruchtzapfen  sind  bekannt  von 
Kutschlin,  Liebotitz  und  Tschernowitz. 

Als  verwandte  lebende  Art  ist  Widdringtonia  cupressoides  Endl.  aus 
dem  Caplande  anzugeben. 


Libocedrus  salicornioides  Ung.  sp. 

Thuytes  salicornioides  Unger:  Chloris  protog.,  p.  11,  t.  II,  fig.  1 — 4;  t.  XX, 
fig.  8. 

Libocedrus  salicornioides  Ettingshausen:  Fl.  v.  Bilin  I,  p.  33,  t.  X,  fig.  1—6, 14. 

Engelhardt:  Sitzungsber.  Isis  Dresden  1876,  p.  5;  1882,  Abhandl., 

p.  14. 

Leopoldina  1884,  p.  129. 

Tert.  Pfl.  a.  d.  Leitm.  Mittelgeb.,  p.  28,  t.  4,  fig.  4—8. 

— Tert.  Fl.  d.  Jesuitengrabens,  p.  18,  t.  1,  fig.  27 — 30. 

—  ' Lotos  1896  (Natternstein),  p.  2,  (Sulloditz),  p.  3. 

— — — Tert.  Fl.  v.  Berand,  p.  13. 

Menzel:  Flora  d.  tert.  Poliersch.  v.  Sulloditz.  Sitzungsber.  u.  Abhandl. 

d.  nat.  Ges.  Isis  Bautzen  1896/97,  p.  3. 

Uebr.  Litt.  s.  Meschinelli  et  Squinabol:  Flora  tertiaria  italica,  p.  117. 

Libocedrus  ramis  ramulisque  plerumque  oppositis,  compressis,  articu- 
latis,  articulis  elongatis  vel  obovato-cuneatis,  in  summitatibus  ramulorum 
moniliformibus;  foliis  squamaeformibus,  quadrifariam  imbricatis;  lateralibus 
complicato  - carinatis  (navicularibus),  adnato-decurrentibus,  adpressis,  re- 
curvatis,  longitudinaliter  sulcatis;  facialibus  apice  angulatis  vel  obtusato- 
rotundatis,  carinatis,  infra  apicem  glanduliferis. 

Vorkommen:  In  den  Polirschiefern  von  Sulloditz,  Berand,  Leinischen- 
dorf, Natternstein,  Kutschlin,  den  Schiefern  des  Holaikluk  und  des  Jesuiten- 
grabens, den  Menilitopalen  von  Schichow,  den  Cyprisschiefern  von  Krotten- 
see und  dem  Süsswasserkalke  von  Waltsch. 

Die  Verzweigung  ist  monopodial;  die  Zweige  sind  flach  zusammen- 
gedrückt, gegliedert,  gegenständig  gestellt;  die  Stengelglieder  sind  ver- 
längert keilförmig,  nach  den  Spitzen  der  Zweige  zu  verkleinert,  die  jüngsten 
sind  rundlich  und  bilden  fast  rosenkranzförmige  Reihen. 

Die  Blätter  stehen  vierzeilig  in  zweizeiligen  decussirten  Wirteln;  je 
zwei  Paare  sind  zu  scheinbar  vierzähligen  Wirteln  zusammengeschoben; 
an  älteren  Zweigen  erscheinen  die  Blattpaare  durch  intercalares  Wachs- 
thum aus  einander  gerückt.  Die  Blätter  sind  ungleich  gestaltet:  die  beiden 
seitlichen  sind  kahnförmig,  gekielt,  mit  herablaufender  Basis,  anliegend, 
längs  gefurcht;  sie  sind  an  der  Spitze  schwach  nach  aufwärts  gekrümmt, 
wenn  sie  in  der  Achsel  einen  Seitenzweig  tragen.  Die  facialen  Blätter 
sind  rhombisch,  flach  anliegend,  vorn  stumpfwinkelig  oder  bogenförmig 
begrenzt,  nicht  selten  am  vorderen  Rande  schwach  eingekerbt  oder  kurz 
stumpf- zugespitzt,  am  Rücken  flach  gekielt  oder  von  mehreren  Längs- 
streifen bedeckt,  unter  der  Spitze  eine  Harzdrüse  tragend. 

Diese  Art  war  im  Tertiär  weit  verbreitet;  doch  sind  von  ihr  mit 
Sicherheit  nur  Zweigstücke  und  einzelne  Stengelglieder  bekannt,  die  sich 
auch  an  den  angeführten  böhmischen  Tertiärfundorten  nicht  selten,  theil- 
weise  sogar,  wie  in  Sulloditz  und  im  Jesuitengraben  recht  häufig  vor- 
finden. 


102 


Was  als  Blüthen  bezüglich  als  Zapfen  und  Samen  von  Liboc.  sali - 
cornioides  in  der  Litteratur  bisher  angegeben  ist,  scheint  mir  sehr  zweifel- 
haft; die  als  männliche  und  weibliche  Blüthen  von  Unger  (Chlor,  protog., 
p.  12,  t.  II,  fig.  4)  angesprochenen  Gebilde,  die  dieser  Autor  mit  den  ent- 
sprechenden Organen  von  Thuja  occidentalis  L.  vergleicht,  haben  wenig 
Aehnlichkeit  mit  den  an  den  Enden  kurzer  Seitenzweige  stehenden  Blüthen 
von  Libocedrus. 

Das  nach  der  Beschreibung  einen  kurzgestielten,  vierklappigen  Frucht- 
zapfen darstellende  Gebilde,  das  Ettingshausen  in  der  Flora  von  Bilin, 
t.  X,  fig.  6 mittheilt  und  zu  Lib.  salicornioides  stellt,  kann  ich  überhaupt 
nach  der  Abbildung  kaum  für  einen  Coniferenzapfen  halten;  jedenfalls 
weist  es  mit  Zapfen  von  Libocedrus  nicht  die  mindeste  Ueberein- 
stimmung  auf. 

Schliesslich  giebt  Ettingshausen  von  Schoenegg  (Foss.  Flora  von 
Schoenegg  I,  p.  10,  t.  I,  fig.  21)  einen  Samen  als  zu  Liboc.  salicornioides 
gehörig  bekannt,  der  zwar  ungleiche  Flügel  trägt,  aber  die  Form  des 
Samens,  die  Differenz  der  zwei  Flügelhälften  ist  nicht  wie  bei  Libocedrus ; 
mir  liegt  die  Vermuthung  nahe,  dass  der  Schoenegger  Same  nur  ein  kleiner, 
unregelmässig  entwickelter  Same  von  Callitris  ist. 

Libocedrus  salicornioides  steht  in  der  Art  der  Verzweigung  der  leben- 
den Libocedrus  chilensis  Endl.,  in  der  Belaubung  der  L.  decurrens  Torr, 
nahe. 


4.  Taxeae. 

Cephalotaxites  Olriki  Heer  sp.  Taf.  V,  Fig.  11,  12. 

Taxites  Olriki  Heer:  Flor.  foss.  arct.  I,  p.  95,  t.  I,  fig.  21  — 24c;  t.  XLV, 
fig.  la,  b,  c. 

Flor.  foss.  arct.  II,  Mioc.  Fl.  u.  Fauna  Spitzbergens , p.  44,  t.  VI, 

fig.  1,  2. 

ibid.  Flor.  foss.  alaskana,  p.  23,  1. 1,  fig.  8;  t.  II,  fig.  5 b. 

ibid.  Foss.  Fl.  of  North  Greenland,  p.  465,  t.  LV,  fig.  7 a,  b. 

Flor.  foss.  arct.  III,  Nachtr.  z.  miöc.  Fl.  Grönlands,  p.  15,  16,  1. 1, 

fig.  9,  10. 

Flor.  foss.  arct.  IV,  Beitr.  z.  foss.  Flora  Spitzbergens,  p.  64,  t.  XVI, 

fig.  8 b. 

Flor.  foss.  arct.  VII,  p.  56. 

Schimper:  Traite  de  pal.  veg.  II,  p.  851. 

Lesquereux:  Contrib.  to  the  fossil  flora  of  the  western  territories 

III,  p.  240,  pl.  L,  fig.  6. 

Cephalotaxites  ramulis  gracilibus,  foliis  distichis,  firmis,  coriaceis? 
linearibus,  lateribus  parallelis,  apice  brevi  acuminatis,  basi  angustatis,  non 
decurrentibus,  sessilibus,  subtus  fasciis  duabus  stomatum  multiseriatis 
percursis. 

Vorkommen:  Im  Menilitopal  von  Schichow. 

Es  sind  bisher  nur  einige  isolirte  Blätter  gefunden  worden;  diese 
messen  2,6  — 4 cm  Länge  bei  3 — 4 mm  Breite;  die  Abdrücke  verrathen 
eine  derbe,  lederige  Beschaffenheit  der  Blätter;  diese  sind  linear  gestaltet, 
mit  parallelen  Bändern,  vorn  kurz  zugespitzt,  am  Grunde  verschmälert, 
nicht  herablaufend;  sie  besitzen  einen  breiten  Mittelnerven  und  auf  der 
Unterseite  beiderseits  vom  Mittelnerven  einen  deutlich  sich  abhebenden 
breiten  Längsstreifen;  im  Uebrigen  ist  die  Blattfläche  fein  längsgestreift. 


103 


In  den  angeführten  Eigenschaften  stimmen  die  Blätter  vollständig 
mit  den  von  Heer  aus  den  Tertiärschichten  Spitzbergens,  Nordgrönlands 
und  Alaskas  beschriebenen  Blättern  von  Taxites  Olriki  überein.  Die  mir 
vorliegenden  drei  Exemplare  gestatten  eine  genaue  Untersuchung;  sie  liegen 
alle  drei  auf  Platte  und  Gegenplatte  mit  der  Ober-  und  Unterseite  vor. 

Die  Oberseiten  der  Blätter  zeigen  einen  ca.  3/4  mm  breiten,  kräftigen, 
etwas  hervortretenden  Mittelnerven,  der  eine  zarte  Längsstreifung  besitzt; 
die  seitlichen  Theile  der  Blattoberfläche  sind  von  zahlreichen  feinen  Längs- 
streifen durchzogen. 

Die  Unterseiten  bieten  den  Mittelnerven  in  derselben  Breite,  aber 
glatt  und  nicht  vortretend  und  jederseits  von  diesem,  durch  eine  schmale 
Zwischenschicht  getrennt,  je  einen  ca.  1/2  mm  breiten  Längsstreifen,  der 
von  der  begrenzenden  Randparthie  des  Blattes  sich  abhebt;  letztere  Rand- 
zone und  die  erwähnte  Zwischenschicht  neben  dem  Mittelnerven  erscheinen 
glatt  und  glänzend,  während  die  beiden  den  Mittelnerven  begleitenden 
seitlichen  Längsstreifen  matt  und  etwas  rauh  erscheinen;  an  einem  Exem- 
plare, das  in  einem  graubraunen  Menilitopal  abgedrückt  ist,  erscheinen  die 
glänzenden  Randparthien  dunkler  und  braun,  Mittelnerv  und  die  Längs- 
streifen dagegen  heller  und  grau,  die  einzelnen  Zonen  dadurch  sehr  deut- 
lich differenzirt. 

Günstiger  Weise  erlaubt  das  feine  Gesteinsmaterial  eine  mikroskopische 
Untersuchung  der  Reste: 

Die  Oberseite  zeigt  sich  bei  stärkerer  Yergrösserung  von  zahlreichen 
feinen  Längsstreifen  durchzogen  und  fein  gerunzelt. 

Auf  der  Unterseite  bieten  die  schon  makroskopisch  unterscheidbaren 
Theile  ein  verschiedenes  Bild  dar;  die  Randparthien  und  die  Zwischen- 
schichten zwischen  Mittelnerv  und  seitlichen  Längsstreifen  erscheinen  sehr 
zart  längsgestreift;  der  Mittelnerv  ist  fast  glatt,  lässt  nur  hin  und  wieder 
eine  ganz  feine  Streifung  erkennen;  die  beiden  seitlichen  Längsstreifen 
aber  sind  besetzt  mit  zahlreichen  vertieften,  grösseren  Punkten,  die  in 
mehreren  Längsstreifen  — ich  konnte  deren  an  einzelnen  Stellen  7 — 12 
zählen  — angeordnet  sind,  und  die  ohne  Zweifel  Spaltöffnungen  darstellen. 

Heer  erwähnt  in  seinen  Beschreibungen  von  Taxites  Olriki,  das  Vor- 
handensein von  Spaltöffnungen  nicht;  einige  seiner  Abbildungen  (z.  B.  Flor, 
foss.  arct.  I,  L I,  fig.  23,  24  c)  zeigen  aber,  dass  auch  er  auf  einzelnen 
Blättern  die  Gegenwart  in  Längsstreifen  angeordneter  Punktreihen  be- 
obachtet hat.  Die  von  Heer  zuweilen  gefundene  Querrunzelung  der  Blätter 
habe  ich  an  den  Schichower  Blättern  nicht  bemerkt. 

Der  günstige  Erhaltungszustand  unserer.  Fossilien  gestattet  eine  genaue 
Vergleichung  mit ‘den  Blättern  lebender  Coniferen;  nach  der  Beschaffen- 
heit des  Laubes,  insbesondere  der  Unterseite  desselben  sind  zum  Vergleiche 
heranzuziehen,  vor  Allem  Cephalotaxus,  Cunninghamia  sinensis  R.  Br.  und 
Saxegothea  conspicua  Lindl. 

Eine  Beziehung  zu  Saxegothea  dürfe  mit  Rücksicht  auf  die  Beschränkung 
dieser  Gattung  auf  das  Gebiet  der  Anden  von  Patagonien  auszuschliessen 
sein,  während  Cephalotaxus  und  Cunninghamia , gegenwärtig  Bewohner 
von  Japan  und  China,  recht  wohl  Verwandte  im  europäischen  Tertiär 
gehabt  haben  können.  Von  Cunninghamia  weichen  unsere  Blätter  durch 
die  Form  und  die  ganzrandige  Beschaffenheit  ab;  mit  Cephalotaxus  da- 
gegen bieten  sie  eine  auffallende  Uebereinstimmung  dar,  auf  welche'schon 
Heer  (Flor.  foss.  arct.  I,  p.  95)  hingewiesen  hat.  Die  Feststellung  der 


104 


Structurverhältnisse , die  unsere  mit  Heer’s  Taxites  Olriki  übereinstim- 
menden Exemplare  ermöglicht  haben,  bestätigt  die  Annahme  ihrer  Zu- 
gehörigkeit zu  Ceplialotaxus.  Ceph.  Fortunei  Hock,  besitzt  dieselbe  Be- 
schaffenheit der  Epidermis:  Oberseite  mit  kräftigem,  etwas  vortretenden 
Mittelnerven  und  feiner  Längsstreifung,  Unterseite  ebenfalls  fein  längs- 
gestreift, mit  flachem  Mittelnerv  und  zwei  neben  diesem  verlaufenden 
Bahnen,  die  von  den  in  Längsreihen  angeordneten  Spaltöffnungen  gebildet 
werden  und  durch  den  Wachsüberzug  der  Spaltöffnungen  als  weisse  Streifen 
vortreten. 

In  der  Blattform  kommen  unsere  Reste  der  Ceplialotaxus  peäunculata 
Sieb,  et  Zucc.  am  nächsten. 

Früchte  unserer  Art  sind  bisher  noch  nicht  nachgewiesen;  ich  trage 
aber  kein  Bedenken,  auf  Grund  der  übereinstimmenden  Blattbildung  Taxites 
Olriki  zu  Ceplialotaxus  zu  stellen,  und  die  Benennung  soll  dies  andeuten. 

Der  Verbreitungsbezirk  der  Ceph . Olriki  erfährt  mit  dem  Nachweise 
ihres  Vorkommens  im  böhmischen  Tertiär  eine  bemerkenswerthe  Erwei- 
terung: sie  lebte  in  Spitzbergen,  Nordgrönland,  Alaska,  in  Californien  und 
in  Mitteleuropa. 


Torreya  bilinica  Sap.  et  Mar.  Taf.  V,  Fig.  4,  5. 

Torreya  bilinica  Saporta  et  Marion:  Recherches  snr  les  vegetaux  fossiles  de 
Meximienx,  p.  221. 

Sequoia  Langsdorfii  (p.  p.)  Ettingshausen:  Fl.  v.  Bilin  I,  t.  XIII,  fig.  9. 

Torreya  foliis  distichis,  rigidis , breviter  petiolatis,  decurrentibus, 
e basi  rotundata  linearibus,  apice  acuminatis,  mucronatis,  partim  sub- 
falcatis. 

Vorkommen:  Im  plastischen  Thone  von  Preschen,  im  Menilitopal  von 
Schichow. 

Ettingshausen  hat  1.  c.  unter  dem  Namen  Sequoia  Langsdorfii  einen 
beblätterten  Zweig  von  Schichow  abgebildet,  der  in  Form  und  Grösse  der 
Blätter  von  den  im  böhmischen  Tertiär  häufig  anzutreffenden  Zweigen 
der  Sequ.  Langsdorfii  abweicht;  Saporta  und  Marion  haben  diesen  Zweig 
von  Sequoia  getrennt  und  als  Torreya  bilinica  bezeichnet. 

Ich  habe  neuerdings  im  Thone  von  Preschen  einen  beblätterten  Zweig 
(Taf.  V,  Fig.  4)  aufgefunden,  der  besser  als  das  Exemplar  Ettingshausen’s, 
das  mir  allerdings  nur  in  der  Abbildung  bekannt  ist,  Eigenschaften  er- 
kennen lässt,  die  von  denen  der  Sequoia  ab  weichen;  dieser  Zweig  sowohl 
wie  der  Ettingshausen’sche  bieten  zwar  einige  Aehnlichkeit  mit  gross- 
blättrigen Formen  von  Sequ.  Langsdorfii , wie  sie  Heer  in  den  Beiträgen 
zur  fossilen  Flora  Spitzbergens  t.  XII,  XIII  und  XIV*)  abbildet,  aber 
diese  Aehnlichkeit  besteht  nur  im  Habitus;  während  im  Einzelnen,  be- 
sonders in  der  Bildung  der  Blattbasis  und  Spitze  Abweichungen  von  Sequ. 
Langsdorfii  vorhanden  sind. 

Die  Blätter  stehen  zweizeilig,  sind  von  derber  Beschaffenheit  und 
von  linealer  Form;  sie  messen  ll/2 — 3 cm  Länge  bei  2 — 3x/2  mm  Breite; 
die  Blätter  sind  an  der  Basis  zugerundet,  haben  parallele  Ränder,  ver- 
jüngen sich  schwach  nach  vorn  und  laufen  in  eine  kurze  Spitze  aus,  über 


*)  Möglicher  Weise  sind  auch  einige  dieser  Formen  von  Sequoia  Langsdorfii  zu 
trennen. 


105 


die  der  kräftige  aber  flache  Mittelnerv  deutlich  als  scharfe  Stachelspitze 
heraustritt.  Die  Blätter  sind  sehr  kurz  gestielt  und  laufen  mit  den  Stielen 
am  Zweige  herab;  der  Zweig  erscheint  dadurch  gestreift,  und  diese  Streifen 
laufen  parallel  am  Zweige  herab,  während  sie  bei  Sequoia  Langsdorfii  von 
der  Blattinsertion  aus  schief  nach  der  anderen  Seite  herüber  zu  laufen 
pflegen. 

Einige  Blätter  des  vorliegenden  Zweiges  sind  schwach  sichelförmig 
gebogen;  die  Blätter  desselben  Zweiges  haben  etwa  gleiche  Länge,  sie 
nehmen,  insbesondere  nach  der  Zweigspitze  zu,  an  Länge  nicht  wesentlich 
ab.  (Yergl.  Taf.  V,  Fig.  4,  vergr.  4 a.) 

In  den  eben  geschilderten  Eigenschaften  bieten  Ettingshausen’s  und 
mein  Zweig  eine  unverkennbare  Uebereinstimmung  mit  den  Zweigen  von 
Torreya  taxifolia  Arn.  aus  Florida  dar.  Leider  geben  beide  keinen  Auf- 
schluss über  die  Bildung  der  Epidermis;  Ettingshausen’s  Abbildung  lässt 
nur  den  Mittelnerven  erkennen,  und  mein  Exemplar,  mit  der  Blattober- 
seite vorliegend,  zeigt  ebenfalls  nur  den  kräftigen.,  in  die  Stachelspitze 
auslaufenden  Mittelnerven;  es  ist  dies  zu  bedauern,  da  die  Kenntniss  der 
Blattunterseite  durch  die  charakteristische  Anordnung  der  Spaltöffnungen 
eventuell  für  die  Zugehörigkeit  zu  Torreya  noch  beweiskräftiger  sein  würde. 

Immerhin  halte  ich  es  für  sicher,  dass  die  vorliegenden  Fossilien 
nicht  zu  Sequoia  Langsdorfii  gehören,  und  für  sehr  wahrscheinlich,  dass 
sie  zu  Torreya  zu  stellen  sind. 

Von  demselben  Fundorte,  dem  mein  Zweig  entstammt,  liegt  mir  ein 
Same  vor,  der  zu  Torreya  gehören  könnte  (Taf.  V,  Fig.  5).  Er  ist  eiförmig, 
18  mm  lang  bei  9 mm  grösster  Breite,  am  Grunde  stumpf  abgerundet, 
nach  vorn  zugespitzt;  die  Oberfläche  ist  fast  glatt,  nur  von  einigen  feinen 
Längsfurchen  durchzogen.  Der  Same  ist  im  Abdruck  flach  zusammen- 
gedrückt. Er  erinnert  sehr  an  die  Samen  von  Torreya , auch  von  Crphalo- 
taxus,  könnte  daher  möglicher  Weise  zu  Torreya  bilinica  gehören;  es  ist 
das  nicht  mehr  als  eine  Yermuthung,  da  das  vereinzelte  Vorkommen 
eines  Zweiges  und  eines  Samens  am  selben  Orte  natürlich  nicht  ohne 
Weiteres  eine  Combination  erlaubt,  zudem  könnte  dieser  Samen  nach 
seiner  äusseren  Form,  die  einzig  und  allein  bekannt  ist,  auch  noch  ver- 
schiedenen anderen  Pflanzenfamilien  angehören. 

Fossile  Reste  von  Torreya  sind  wiederholt  beschrieben  worden:  aus 
der  Kreide  Grönlands  Torreya  parvifolia  Heer:  Fl.  foss.  arct.  III,  p.  71, 
t.  XVII,  fig.  1,  2;  YI,  2,  p.  15,  t.  II,  fig.  11;  T.  Dicksoniana  Heer:  Fl.  foss. 
arct.  III,  p.  70,  t.  XVIII,  fig.  1 — 4;  YI,  2,  p.  15;  aus  dem  grönländischen 
Tertiär  T.  borealis  Heer:  Fl.  foss.  arct.  VII,  p.  56,  t.  LXX,  fig.  7a. 

Saporta  und  Marion  geben  aus  dem  Pliocän  von  Meximieux  (1.  c.  p.  217) 
T.  nucifera  var.  brevifolia  an  und  ziehen  Taxites  validus  Heer  (Balt.  Flora, 
p.  26,  t.  III,  fig.  12;  Flor.  foss.  arct.  III,  Nachtr.  z.  mioc.  Fl.  Grönlands,  p.  13, 
t.  I,  fig.  11;  Flor.  foss.  arct.  VII,  p.  56)  zu  Torreya. 

Nach  Schenk  (Handbuch  der  Palaeophytologie,  p.  298)  dürften  Sequoia 
acuminata  Lesquereux  (Contrib.  to  the  fossil  fl.  of  the  Western  terr.  II, 
the  tertiary  flora,  p.  80,  pl.  VII,  fig.  15,  16),  von  Lesquereux  selbst  schon 
mit  Torreya  californica  Torr,  verglichen,  und  Sequoia  longifolia  Lesqu. 
(1.  c.  p.  79,  pl.  VII,  fig.  14;  pl.  LXI,  fig.  28,  29)  zu  Torreya  gehören  und 
schliesslich  stellt  Schenk  (Handbuch,  p.  331)  auch  Cunninghamites  borealis 
Heer  aus  den  Ataneschichten  Grönlands  (Flor.  foss.  arct.  VI,  2,  p.  55,  t.  XXIX, 
fig.  12)  zu  Torreya. 


106 


Es  ergiebt  sich  daraus,  dass  der  heute  in  je  zwei  Arten  in  Nord- 
amerika und  in  China -Japan  vertretenen  Gattung  Torreya  in  der  Kreide- 
bez.  Tertiärzeit  ein  Verbreitungsgebiet  zukam,  das  sich  über  Nordamerika, 
Grönland,  Frankreich,  Böhmen  und  das  Samland  erstreckte. 

Vielleicht  ist  Torreya  auch  im  Tertiär  Japans  bereits  aufgetreten. 
Nathorst  bildet  (Contrib.  ä la  höre  fossile  du  Japon,  p.  35,  pl.  I,  hg.  8) 
als  Taxites  sp.  einen  Coniferenzweig  ab,  den  er  mit  Sequoia  Langsdorfii 
sowohl  als  mit  Taxus  vergleicht,  der  aber  auch  zu  Torreya  gehören  könnte; 
er  ist  freilich  zu  mangelhaft,  als  dass  ein  bestimmtes  Urtheil  über  seine 
Gattungszugehörigkeit  abgegeben  werden  könnte. 


5.  Podocarpeae. 

Podocarpus  eocenica  Ung.  Taf.  V,  Fig.  9,  10. 

Podocarpus  eocenica  Unger:  Fl.  v.  Sotzka,  p.  28,  t.  II,  fig.  11—16. 

Sv  11.  pl.  foss.  I,  p.  10,  t.  III,  fig.  4—8. 

— — — Gen.  et  sp.  pl.  foss.,  p.  392. 

Heer:  Flor.  tert.  Helv.  I,  p.  53,  t.  XX,  fig.  3. 

Ettingshausen:  Tert.  Flor.  v.  Häring,  p.  37,  t.  IX,  fig.  4 — 15. 

Foss.  Fl.  v.  Leoben,  p.  277. 

Foss.  Fl.  v.  Schoenegg  I,  p.  16,  1. 1,  fig.  94. 

Fl.  v.  Bilin  I,  p.  42,  t.  XIII,  fig.  1,  2. 

Schimper:  Traite  de  pal.  veg.  II,  p.  353. 

— — Engelhardt:  Sitzungsher.  Isis  Dresden  1882,  p.  14. 

Tertiärfl.  d.  Jesuitengr.,  p.  19,  1. 1,  fig.  37,  38. 

Flora  von  Berand,  p.  13. 

Podocarpus  haeringiana  Ettingshausen:  Tert.  Fl.  v.  Häring,  p.  36,  t.  IX,  fig.  1. 

— Taxites  Unger:  Fl.  v.  Sotzka,  p.  29,  t.  II,  fig.  17. 

Ettingshausen : Fl.  v.  Häring,  p.  37,  t.  IX,  fig.  2. 

— mucronulata  Ettingshausen : Fl.  v.  Häring,  p.  37,  t.  IX,  fig.  3. 

Podocarpus  foliis  coriaceis  linearibus  vel  lanceolato-linearibus,  sub- 
falcatis,  versus  basim  et  apicem  angustatis,  in  petiolum  brevem  contortum 
attenuatis,  integerrimis;  nervo  medio  valido. 

Vorkommen:  In  den  Tuffen  von  Warnsdorf,  den  Schiefern  von  Sulloditz- 
Berand  und  vom  Jesuitengraben,  den  Polirschiefern  von  Kutschlin,  den 
Menilitopalen  von  Schichow  und  dem  Süsswassersandstein  von  Schüttenitz. 

Zu  Podocarpus  werden  isolirte  Blätter  gestellt,  die  an  zahlreichen 
Tertiärfundorten  entdeckt  worden  sind;  eine  Anzahl  ursprünglich  auf- 
gestellter Arten,  die  sich  im  Wesentlichen  durch  die  Grösse  der  Blätter 
unterschieden,  sind  von  Heer  — entsprechend  der  Veränderlichkeit  der 
Blattgrösse  bei  den  lebenden  Arten  — zu  einer  Art,  Pod.  eocenica  Ung., 
vereinigt  worden. 

Es  sind  dicke,  lederige  Blätter,  öfters  mit  runzeliger  Oberfläche,  von 
linealer  bis  lineallancettlicher  Form,  die  zwischen  2 und  11  cm  Länge 
schwanken  bei  3 — 9 mm  Breite;  zuweilen  sind  die  Blätter  von  der  Mittel- 
rippe nach  den  Bändern  zu  gewölbt.  Sie  sind  nach  Grund  und  Spitze 
mehr  oder  weniger  zugespitzt  und  gehen  an  der  Basis  in  einen  kurzen, 
gedrehten  Stiel  über.  Von  Nerven  ist  nur  ein  kräftig  entwickelter  Mittel- 
nerv sichtbar. 

Aus  dem  böhmischen  Tertiär  sind  durch  Ettingshausen  und  Engel- 
hardt Blätter  von  Podocarpus  von  Kutschlin,  Schichow,  Berand  und  vom 
Jesuitengraben  beschrieben  worden;  mir  liegen  solche  von  den  beiden 


107 


letztgenannten  Fundorten,  sowie  von  Schüttenitz  und  Warnsdorf  vor.  Die 
Blätter  von  Kutschlin  und  Schichow  sind  grössere  Exemplare,  welche 
Pod.  haeringiana  Ett.  entsprechen;  von  den  übrigen  Fundorten  stammen 
kleinere  Blätter,  die  mit  den  Formen  von  Pod . eocenica  Ung.  Überein- 
kommen, wie  sie  Ettingshausen  in  der  Flora  von  Häring  mittheilt. 

Die  Oberflächenstructur  zu  untersuchen,  wozu  Unger  (Syll.  pl.  foss.  I, 
p.  10)  Gelegenheit  gehabt  hat,  gestatteten  die  mir  vorliegenden  Fossilien 
nicht. 

Die  grossblättrigen  Formen  entsprechen  unter  den  lebenden  Podocarpus- 
Arten  am  meisten  Pod.  macrophyUa  Don.  und  Pod.  chinensis  Wall.,  die 
kleineren  Pod.  elongata  Herit.  und  Pod.  spinulosa  R.  Br. 


B.  Cycadeae. 

Podozamites  miocenica  Vel. 

Podozamites  miocenica  Velenovsky:  Flora  von  Vrsovic  bei  Laun,  p.  13,  t.  I, 
fig.  18-20. 

Podozamites  foliis  obovatis,  in  petiolum  crassum  attenuatis,  firmis, 
coriaceis,  multinervosis;  nervis  paralleiis,  percurrentibus,  flexuosis,  nervulis 
tenuissimis  interpositis. 

Aus  dem  Brandgestein  von  Vrsovic  bei  Laun  hat  Velenovsky  zwei 
Blattfragmente  mitgetheilt  und  als  Cycadeenreste  gedeutet;  er  weist  sie 
der  Gattung  Podozamites  zu,  deren  Arten  freilich  jurassischen  Alters  sind, 
weil  bei  dieser  ähnlich  gebaute  Blätter  Vorkommen;  doch  deutet  dieser 
Autor  auch  auf  die  grosse  Aehnlichkeit  seiner  Reste  mit  Blättern  der 
lebenden  Dammara  orientalis  Lamb.  hin;  er  sieht  von  einem  definitiven 
Urtheil  ab  und  betrachtet  die  gewählte  Bestimmung  als  eine  provisorische. 

Schenk  (Handbuch,  p.  279)  hält  die  Zugehörigkeit  der  Vrsovicer  Blätter 
zu  Dammara  für  möglich,  deutet  aber  zugleich  an,  dass  sie  auch  einer 
Podocarpus  aus  der  Section  Nageia  angehören  könnten. 

Mir  sind  ausser  den  Blättern  Velenovsky’s,  deren  Originale  ich  im 
böhmischen  Landesmuseum  in  Prag  zu  sehen  Gelegenheit  hatte,  Exemplare 
dieser  Art  nicht  bekannt  geworden;  ich  muss  mich  eines  bestimmten  Ur- 
theils  über  die  Zugehörigkeit  derselben  enthalten,  verschweige  aber  nicht, 
dass  für  mich  ihre  Deutung  als  Dammara- Blätter  die  meiste  Wahrschein- 
lichkeit besitzt. 


Als  Cycadites  salicifolius  und  Cycadites  angustifolius  hatte  Sternberg 
(Vers.  II,  p.  195,  t.  40,  fig.  1 und  ibid.  p.  195,  t.  44)  Blattreste  beschrieben, 
deren  Palmennatur  alsbald  von  Unger  (Gen.  et.  spec.  pl.  foss.,  p.  333) 
festgestellt  wurde. 


Eine  zusammenfassende  Darstellung  der  tertiären  Gymnospermen  Nord- 
böhmens kann  nicht  abgeschlossen  werden,  ohne  dass  der  Presl’schen 
Gattung  Steinhauer a Erwähnung  geschieht,  die  von  mehreren  Autoren 
zu  den  Coniferen  bez.  Cycadeen  gestellt  worden  ist. 

In  Sternberg’s  Versuch  einer  geologisch -botanischen  Darstellung  der 
Flora  der  Vorwelt  hat  Presl  drei  Arten  dieser  Gattung  aufgestellt. 


108 


Steinhauera  subglobosa,  1.  c.  II,  p.  202,  t.  49,  fig.  4;  t.  57,  fig.  1 — 4; 

Steinhauera  oblonga , 1.  c.  II,  p.  202,  t.  57,  fig.  5; 

Steinhauera  minuta , 1.  c.  II,  p.  202,  t.  57,  fig.  7 — 15. 

Presl  hat  dieselben  nach  den  ihm  vorliegenden  Zapfen  von  Altsattel, 
Waltsch  und  Peruz  mit  Pinus  verglichen. 

Endlicher  (Synops.  Conif.,  p.  302),  Unger  (Gen.  et  spec.  plant,  foss., 
p.  383)  und  Goeppert  (Monogr.  d.  foss.  Coniferen,  p.  237,  t.  45,  fig.  3,  4,  5) 
stellen  Steinhauera  zwischen  Äraucarites  und  Dammamtes , Heer  dagegen 
(Flor.  tert.  Helv.  III,  p.  317,  Anm.)  deutet  sie  als  Sequoia- Zapfen,  und  stellt 
St.  subglobosa  zu  Sequoia  Sternbergii , St  minuta  zu  Sequoia  Langsdorfii ; 
Schimper  (Traite  de  pal.  veget.  II,  p.  317,  320)  folgt  dem  Beispiele  Heer’s. 

Später  sind  wiederholt  Reste  der  St.  subglobosa  von  Engelhardt  aus 
böhmischen  Tertiärfundorten  beschrieben  worden:  von  Schüttenitz  (Sitzb. 
Isis  Dresden  1876,  p.  9;  Tert.  Pfl.  d.  Leitm.  Mittelgeb.,  p.  59,  t.  9,  fig.  7 — 9; 
t.  10,  fig.  1 — 3),  von  Tschernowitz  (Sitzb.  Isis  Dresden  1878,  p.  3;  Foss. 
Pfl.  v.  Tschernowitz,  p.  12,  t.  2,  fig.  5),  von  Grasseth  (Foss.  Pfl.  v.  Grasseth, 
p.  15,  t.  1,  fig.  8,  9)  und  von  Putchirn  (Pflanzenreste  von  Liebotitz  und 
Putschirn,  Sitzb.  Isis  Dresden  1880,  p.  84,  t.  II,  fig.  6,  7).  Dieser  Autor 
reiht  Steinhauera  den  Cycadeen  ein,  indem  er  (Tert.  Pfl.  d.  Leitm.  Mittelgeb., 
p.  60)  auf  die  Aehnlichkeit  ihrer  Früchte  mit  denen  neuholländischer 
Zamien  und  Macrozamien  hinweist. 

Von  anderen  Autoren  sind  einzelne  der  als  Steinhauera  beschriebenen 
Reste  als  Fruchtstände  dicotyler  Angiospermen  gedeutet  worden.  So  stellt 
Schimper  (Traite  de  pal.  veget.  II,  p.  711)  St.  oblonga  Weber  (Tertiär- 
flora der  niederrheinischen  Braunkohlenformation,  Palaeontographica  II, 
p.  166,  t.  XVIII,  fig.  11)  zu  Liquidambar  europaeum  A.  Br.,  ebenso  erklärt 
Schlechtendal  (Beitr.  z.  näh.  Kenntniss  d.  Braunkohlenflora  Deutschlands, 
Abh.  d.  Naturforsch.  Ges.  zu  Halle,  Bd.  XXI,  1897,  p.  105),  dass  Goeppert’s 
St.  subglobosa  von  Schossnitz  (Goeppert,  Tertiäre  Flora  von  Schossnitz,  p.  8) 
nichts  anderes  als  ein  Fruchtstand  von  Liquidambar  sei. 

Brongniart  (Tableau  des  genres  des  vegetaux  fossiles,  p.  71)  wies 
darauf  hin,  dass  St.  subglobosa  die  Sammelfrucht  einer  dicotylen  Pflanze 
sei,  und  verglich  sie  mit  Rubiaceenfrüchten;  ihm  folgte  Crie,  welcher  den 
böhmischen  Resten  analoge  Früchte  (Crie:  Recherches  sur  la  Vegetation 
de  Fouest  de  la  France  ä Fepocjue  tertiaire,  p.  43,  pl.  13,  fig.  88 — 96) 
als  Morinda  Brongniarti  beschrieb. 

Schliesslich  hat  Schmalhausen  (Beiträge  zur  Tertiärflora  Südwest- 
Russlands,  p.  39,  t.  XI,  fig.  16  — 20)  aus  dem  tertiären  Sandsteine  von 
Mogilno  in  Wolhynien  Fruchtstände  von  grosser  Aehnlichkeit  mit  Stein- 
hauera bekannt  gegeben,  die  er  unter  der  Bezeichnung  Syncarpites  ovalis 
zu  den  Myrtaceen  stellt. 

Von  den  böhmischen  Steinhauera- Resten  habe  ich  die  Originale  PresFs 
von  Altsattel  und  Engelhardt’s  von  Putschirn,  Tschernowitz  und  Grasseth 
in  den  Händen  gehabt,  weitere  Reste  sind  mir  von  Davidsthal,  Altsattel 
und  aus  der  Kohle  von  „Anton  Einsiedler“  hei  Dux  bekannt  geworden. 
Ich  bin  nach  deren  Untersuchung  zu  der  Ueberzeugung  gelangt,  dass  sie 
weder  als  Coniferen-  noch  als  Cycadeenreste  anzusprechen  sind,  und  ich 
sehe  deshalb  hier,  in  einer  Abhandlung  über  die  böhmischen  tertiären 
Gymnospermen,  von  einer  eingehenden  Besprechung  derselben  ab,  indem 
ich  mir  Vorbehalte,  bei  anderer  Gelegenheit  ausführlich  über  sie  zu 
berichten. 


109 


Nachtrag. 

Nachdem  der  erste  Theil  der  vorstehenden  Arbeit  bereits  gedruckt 
vorlag,  bekam  ich  durch  Vermittelung  der  Herren  Prof.  Hibsch  und 
Prof.  Bruder  eine  Anzahl  Coniferenreste  aus  den  Sammlungen  der  land- 
wirtschaftlichen Schule  zu  Liebwerd  bei 
Tetschen  und  des  Communal- Obergym- 
nasiums in  Aussig  zur  Durchsicht;  unter 
diesem  Material  befanden  sich  einige  Pinus- 
Zapfen,  die  mir  von  besonderem  Interesse 
waren. 

Die  Sammlung  von  Liebwerd  bewahrt 
den  Abdruck  eines  Zapfens  von  Pinus 
hordacea  Rossm.  sp.  aus  dem  Tscherno- 
witzer  Sandsteine,  der  hier  wiedergegeben 
ist.  Von  Zapfen  dieser  Art  waren  mir 
bisher  nur  Quer-  und  Längsbrüche  und 
einzelne  Schuppen  bekannt,  von  denen 
Engelhardt’s  Foss.  Pfl.  v.  Tschernowitz,  1. 1, 
sowie  Taf.  II  und  III  der  vorliegenden 
Arbeit  einige  Abbildungen  geben;  der  neue 
mir  vorliegende  Abdruck  stellt  nun  die 
Oberfläche  eines  geschlossenen  Zapfens 
dar;  er  ist  am  unteren  Theile  nicht  voll- 
ständig erhalten,  lässt  aber  die  verlängert 
eiförmige  Gestalt  und  die  ungefähre  Grösse 
erkennen;  die  Apophysen  sind  abgerieben, 
zeigen  aber  deutlich,  dass  es  sich  um  apophyses  dimidiatae  handelt. 

In  der  Sammlung  des  Aussiger  Gymnasiums  wird  das  Original  zu 
Engelhardt’s  Abbildung  Taf.  2,  Fig.  4 der  „Fossilen  Pflanzen  von  Tscherno- 
witz“ aufbewahrt,  welches  1.  c.  als  Pinus  ornata  Stbg.  sp.  bezeichnet  ist. 
Nach  der  Untersuchung  dieses  Abdruckes  kann  ich  mich  der  Deutung  des- 
selben als  P.  ornata  nicht  anschliessen.  P.  ornata  besitzt  — so  wie  ich 
die  Art  (vergl.  oben  S.  54)  nach  einem  umfänglichen  Materiale  umschrieben 
habe  — fast  ganz  flache  Apophysen;  das  vorliegende  Engelhardt’sche 
Exemplar  zeigt  nun,  dass  die  Schuppenschilder  desselben  in  der  Haupt- 
sache allerdings  als  flache  Abdrücke  erscheinen;  dies  hat  aber  seinen 
Grund  darin,  dass  die  Mehrzahl  der  Schilder  abgerieben  und  verdrückt 
ist,  dieselben  tragen  auch  keinerlei  deutliche  Sculptur  mehr  zur  Schau; 
an  der  linken  Seite  des  Abdruckes  aber  befinden  sich  einige  noch  wohl- 
erhaltene Apophysen  — sie  sind  auch  an  Engelhardt’s  Abbildung  durch 
genauere  Darstellung  der  Oberflächenbildung  hervorgehoben  — , und  diese 
wohlerhaltenen  Schuppenschilder  erscheinen  am  Abdrucke  als  vertiefte, 
stumpf  kegelförmige  Eindrücke,  deren  Gestaltung  ganz  und  gar  mit  der 
Apophysenbildung  bei  Pinus  oviformis  Endl.  sp.  übereinstimmt.  Der  Rest 
ist  daher  von  der  letztgenannten  Art  nicht  zu  trennen. 


110 


Yerzeichniss  der  Abbildungen. 

[In  Klammern  ist  die  Sammlung  beigefügt,  die  die  Originale  bewahrt.] 

Tafel  Y. 

Fig.  1.  Glyptostrobus  europaeus  Brongn.  sp.  Abfällige  Zweige  von  Preschen 
[Sammlung  Menzel]. 

Fig.  2,  B.  Glyptostrobus  europaeus  Brongn.  sp.  Zapfen  von  Preschen  [Samm- 
lung Menzel]. 

Fig.  4.  Torreya  bilinica  Sap.  et  Mar.  Zweig  von  Preschen,  vergr.  Fig.  4 a 
[Sammlung  Menzel]. 

Fig.  5.  Torreya  bilinica  Sap.  et  Mar.  Same  (?)  von  Preschen  [Samm- 
lung Menzel]. 

Fig.  6.  Widdringtonia  Helvetica  Heer.  Zweig  mit  jungem  Zapfen  und 
9 Blüthen  von  Preschen  [Sammlung  Menzel]. 

Fig.  7.  Widdringtonia  Helvetica  Heer.  Zweig  von  Priesen,  vergr.  Fig.  7 a 
[Königl.  Mineral.- geol.  Museum,  Dresden]. 

Fig.  8.  Widdringtonia  Helvetica  Heer.  Zapfen  von  Preschen  [Sammlung 
Menzel]. 

Fig.  9,  10.  Podocarpus  eocenica  Ung.  Blätter  von  Berand  [Sammlung 
Menzel]. 

Fig.  11, 12.  CepHalotaxites  Olriki  Heer  sp.  Blätter  von  Schichow  [Sammlung 
Deichmüller]. 

Fig.  13 — 16.  Athrotaxidium  bilinicum  nov.  sp.  Zapfen  von  Preschen  [Samm- 
lung Menzel]. 

Fig.  17.  Sequoia  Couttsiae  Heer,  cT  Blüthe  von  Preschen  [Sammlung 
Menzel]. 

Fig.  18.  Sequoia  Couttsiae  Heer.  Zweig  von  Preschen,  vergr.  Fig.  18a 
[Sammlung  Menzel]. 

Fig.  19—23.  Sequoia  Couttsiae  Heer.  Zapfen  von  Preschen,  von  aussen 
und  quergebrochen  [Sammlung  Menzel]. 

Fig.  24.  Sequoia  Couttsiae  Heer.  Zweig  von  Waltsch,  vergr.  Fig.  24a 
[Sammlung  des  geolog.  Inst,  der  deutschen  Carl  Ferd.- Univer- 
sität, Prag]. 

Fig.  25.  Sequoia  Couttsiae  Heer.  Zweig  von  Altsattel  [Sammlung  Menzel]. 

Fig.  26.  Sequoia  Langsdorfii  Brongn.  sp.  Quergebrochener  Zapfen  von 
Preschen  [Sammlung  Menzel]. 

Fig.  27,  28.  Sequoia  Langsdorfii  Brongn.  sp.  Zapfen,  längsgebrochen  und 
von  aussen,  von  Waltsch  [Böhmisches  Landesmuseum,  Prag]. 

Fig.  29 — 31.  Callitris  Brongniartii  Endl.  sp.  Samen  von  Berand  [Samm- 
lung Menzel]. 

Fig.  32,  33.  Callitris  Brongniartii  Endl.  sp.  Zapfen  von  Berand  [Samm- 
lung Menzel]. 

Fig.  34.  Callitris  Brongniartii  Endl.  sp.  Zweigstück  von  Berand  [Samm- 
lung Menzel]. 

Fig.  35.  Sequoia  Sternbergii  Ett.  Zweig  von  Kutschlin,  vergr.  Fig.  35 a 
[Sammlung  Deichmüller]. 


XI.  Lausitzer  Diabas  mit  Kantenger  ollen. 

Mittheilung  aus  dem  K.  Mineralogisch  - geologischen  Museum  zu 

Dresden 

von  Prof.  Dr.  W.  Bergt. 

Mit  1 Tafel. 


In  der  geologischen  Sammlung  des  mineralogisch-geologischen  Museums 
fand  sich  unter  alten  Beständen  das  auf  Taf.  VI  abgebildete  Geröll,  das 
in  mehrfacher  Beziehung  Beachtung  verdient.  Leider  ist  es  ohne  Fund- 
ortangabe. Wahrscheinlich  gehört  es  zu  den  von  Dr.  L.  Rahenhorst 
geschenkten  Diluvialgeschieben  der  Lausitz*),  eine  Annahme,  die  durch 
weiter  unten  zu  erwähnende  Punkte  unterstützt  wird. 

Das  Stück  stellt  im  Ganzen  ein  mehr  flaches  Gerolle  dar.  In  seinem 
jetzigen,  auf  Taf.  VI  in  natürlicher  Grösse  abgebildeten  Zustande  sind 
nur  drei  Begrenzungsflächen  unversehrt,  die  breiten  Seiten  (Ober-  und 
Unterseite,  Fig.  1 und  2)  und  eine  kurze  Seitenfläche  zum  Theil,  die  in 
Fig.  1 und  2 oben  liegt  und  durch  Fig.  3 wiedergegeben  wird.  Die  in 
den  Figuren  1 und  2 unten  abschliessende  gerade  Linie  (Fläche)  ist  durch 
einen  Schnitt  erzeugt,  der  Schleifmaterial  liefern  musste,  und  die  übrige 
Begrenzung  bilden  unregelmässige  frische  Bruchflächen.  Die  grösste  Länge 
und  Breite  beträgt  etwa  85 — 90  cm.  Wie  die  Abbildung  zeigt,  sitzen  in 
einem  festen  Gestein  zahlreiche  Gerolle  und  Kantengerölle.  In  Fig.  1 sind 
deren  14,  in  Fig.  2 deren  13  sichtbar,  im  Ganzen  kann  man  an  dem  Stück 
35  zählen. 

Das  Wirthsgestein.  Die  Bruchflächen  des  ganzen  Stückes  zeigen  als 
Wirthsgestein  der  Gerolle  ein  dunkelgrünes,  feinkörniges,  massiges  Gestein, 
das,  wie  die  mikroskopische  Untersuchung  ergiebt,  Uralitdiabas  ist. 
Seine  Gemengtheile  sind  Plagioklas,  uralitische,  aus  Augit  hervorgegangene 
Hornblende  ohne  Augitrest,  Quarz,  Magnet-  und  Titan  eisen,  aus  diesem 
hervorgegangener  grauwolkiger  Titanit  und  primärer  Titanit.  Die  typische 
ophitische  Structur  lässt  keinen  Zweifel  an  der  Diabasnatur  des  Gesteines 
auf  kommen.  Schon  mit  blossem  Auge  kann  man  um  jedes  Geröll  einen 
schwarzen,  etwa  1/2  mm  breiten  Rand  bemerken.  Er  besteht  aus  dicht 


*)  H.  B.  Geinitz:  Das  K.  Min.  Mus.  in  Dresden  1858,  S.  23. 


112 


gedrängten  schlanken  Augitsäulchen,  die  meist  senkrecht  zu  den  Grenzen 
der  Gerolle  gestellt,  durchgehends  in  Uralit  umgewandelt  oder  in  Chlorit 
und  faserigen  Serpentin  zersetzt  und  massenhaft  mit  schwarzen  Erzkörnern 
(Magneteisen)  überdeckt  sind.  ln  diesem  Augitkranz  hat  man  eine 
endogene  Contactwirkung  zu  sehen.  Feine,  zuweilen  ganz  hindurch- 
gehende, von  Diabas  ausgefüllte  Sprünge  in  den  Gerollen  entsprechen  ihrer 
Zusammensetzung  nach  dem  Contactring,  indem  sie  sehr  augit (uralit-)  reich 
sind,  aber  mit  wirrer  Lagerung  der  Säulchen. 

Die  Gerolle.  Die  vom  Diabas  eingeschlossenen  Gerolle  gehören 
einem  feinkörnigen  bis  dichten,  harten,  quarzitähnlichen  Gesteine  an.  Auf 
frischem  Bruche  besitzen  sie  weissgraue  bis  graue  Farbe.  Bei  genauerer 
Betrachtung  und  durch  den  mikroskopischen  Befund  aufmerksam  gemacht, 
bemerkt  man  mit  der  Lupe,  besonders  deutlich  nach  Anfeuchtung  der 
Gerolle,  dass  die  grössere  Zahl  derselben  aus  zweierlei  Mineralien  ziem- 
lich gleichmässig  gemengt  ist,  aus  rauchgrauem  Quarz  und  einem  trüben 
röthlichen  bis  fieischrothen  Mineral.  Dieses  scheint  vielfach  Zwischen- 
räume von  rundlicher  oder  gekrümmter  wurmähnlicher  Gestalt  auszu- 
füllen. 

Die  mikroskopische  Untersuchung  ergiebt  nun  höchst  merkwürdige 
Verhältnisse.  In  der  That  besteht  der  ,, Quarzit“  hauptsächlich  aus  klarem 
Quarz  und  regelmässig  mit  ihm  gemengten,  körnerähnlichen,  trüben  Partieen. 
Der  Quarz  ist  verhältnissmässig  rein.  Durch  Flüssigkeitseinschlüsse  und 
„Thonschiefernädelchen“  giebt  er  sich  als  ursprünglicher  Gemengtheil  alter 
krystalliner  Gesteine  zu  erkennen.  Die  Korngrösse  wechselt  in  den  ver- 
schiedenen Gerollen.  An  einem  derselben  sieht  man  mit  unbewaffnetem 
Auge  die  2 mm  grossen  Quarze.  Bei  gröberem  Korn  und  bei  Reichthum 
an  dem  rothen  Mineral  trägt  das  Gestein  durch  die  abgerollte  Form  der 
Quarzkörner  und  die  Verbindungsweise  mehr  einen  Sandsteincharakter, 
bei  feinerem  Korn  und  bei  Armuth  oder  Mangel  an  dem  rothen  Mineral 
dagegen  Quarzitcharakter. 

Merkwürdiger  ist  der  andere  Gemengtheil.  Derselbe  hat  unter  dem 
Mikroskop  ein  körnigtrübes  Aussehen,  röthliche  bis  rothbraune  Farbe  und 
grosse  Aehnlichkeit  mit  stark  getrübtem,  ferritisch  geröthetem  Orthoklas. 
Zuweilen  bemerkt  man  schon  im  gewöhnlichen  Lichte  bei  stärkerer  Ver- 
grösserung  eine  zarte  radialfaserige  Structur  und  zwischen  + Nie.  im 
parallelen  polarisirten  Lichte  mehr  oder  weniger  regelmässig  das  Inter- 
ferenzkreuz oder  Theile  desselben.  Es  liegen  also  echte  Sphärolithe  vor. 
Sehr  häufig  enthält  diese  rothe  Substanz  Erzkörner,  schlanke  Säulen  der 
gleichen  uralitischen  Hornblende  und  diese  ebenso  wie  besonders  im  Con- 
tactring mit  Erzkörnern  besetzt,  endlich  winzige  Nädelchen  von  unbestimm- 
barer Natur  und  massenhaft  aus  winzigen  Körnchen  zusammengesetzte 
Striche  (Margarite),  die  zottenartig,  fächerförmig  so  dicht  geschaart  sind, 
dass  die  betreffenden  Stellen  schwarz  erscheinen.  Man  ist  vielleicht  zuerst 
geneigt,  diese  sphärolithische  Substanz  für  Chalcedon  zu  halten.  Sie  wird 
indessen  ziemlich  schnell  von  Flusssäure  angegriffen,  während  der  Quarz 
noch  vollständig  unversehrt  geblieben  ist.  Dagegen  wirkt  heisse  Salzsäure 
nicht  auf  sie  ein,  auch  die  rothe  Farbe  erfährt  dadurch  kaum  eine  Aen- 
derung.  Der  Verfasser  glaubte  darnach  in  ihnen  eine  dem  Mikrofelsit 
entsprechende  Substanz  von  feldspathähnlicher  (Orthoklas)  Zusammen- 
setzung annehmen  zu  müssen.  Als  Stütze  kann  angesehen  werden,  dass 
manche  dieser  rothen  Partieen  keine  faserige  Structur,  sondern  eine  an 


113 


Feldspath  erinnernde  Aggregatpolarisation  zeigten,  und  ganz  selten  erkennt 
man  an  den  dem  Quarz  zugewendeten  Krystallenden  und  eingeschalteten 
Zwillingslamellen  die  Feldspathnatur. 

In  den  verschiedenen  Gerollen  betheiligt  sich  diese  rothe  sphäroli- 
thische Substanz  in  wechselnder  Menge  an  der  Zusammensetzung.  Nur 
wenige  scheinen  ganz  frei  davon  oder  arm  daran  zu  sein.  Man  unterscheidet 
sie  schon  mit  blossem  Auge,  es  sind  sehr  feinkörnige,  fast  dichte  Gesteine. 
In  anderen  Gerollen  befinden  sich  Quarz  und  „Mikrofelsit“  im  Gleich- 
gewicht und  ein  Ueberwiegen  des  letzteren  findet  in  einem  untersuchten 
gröberen  Gestein  statt,  an  dem  die  Korngrösse  etwa  1 1/2 — 2 mm  erreicht. 
Eine  bemerkenswerthe  Beobachtung  macht  man  häufig  an  dem  Augit- 
kranz,  welcher  die  Gerolle  umgiebt.  Da,  wo  dieser  an  den  Quarz  grenzt, 
ist  er  am  breitesten  und  ungestörtesten,  die  Augitsäulchen  (Uralit)  sind 
am  dichtesten  und  regelmässigsten  radial  zum  Geröll  gestellt.  An  den 
Grenzen  gegen  den  Mikrofelsit  dagegen  tritt  eine  Lockerung  des  Augit- 
kranzes  ein,  ja  ein  vollständiges  Aussetzen,  eine  Lücke  im  Contactsaum, 
und  man  hat  den  Eindruck,  als  ob  die  rothe  Substanz  durch  das  offene 
Thor  in  den  Diabas  hinüberströme , während  umgekehrt  zuweilen  der 
schmal  gewordene  Uralitsaum  in  den  „Mikrofelsit“  des  Gerölles  umge- 
bogen erscheint.  In  einem  Präparat,  in  welchem  zwei  Gerolle  nur  durch 
eine  wenige  Millimeter  breite  Diabasmasse  getrennt  sind,  ist  diese  mit 
„Mikrofelsit“  gemengt. 

Wie  sind  diese  merkwürdigen  Verhältnisse,  für  die  dem  Verfasser 
nichts  Aehnliches  in  der  Litteratur  bekannt  geworden  ist,  zu  deuten? 

Die  im  Folgenden  versuchte  Erklärung  kann,  da  das  vom  Diabas 
eingeschlossene  Gestein  in  seinem  ursprünglichen  Zustand  nicht  bekannt 
ist,  nur  hypothetischer  Natur  sein. 

Zunächst  ist  es  unzweifelhaft,  dass  die  Gerolle  auf  Grund  ihrer 
Structur  Sedimentgesteine  sind,  und  es  liegt  nahe,  sie  für  mehr  oder 
weniger  thonhaltige  Sandsteine  und  zwar,  wie  unten  noch  zu  erwähnen  sein 
wird,  der  nordsächsischen  Grauwackenformation  zu  halten,  Sandsteine, 
die  durch  den  Diabas  contactmetamorph  verändert  wurden.  Es  ist  denkbar, 
dass  das  feine  thonig  schlammige  Bindemittel  der  Quarzkörner  zu  mikro- 
lithenhaltigem  Glas  geschmolzen  wurde,  dass  also  ähnliche  Veränderungen 
eintraten,  wie  sie  Hibsch*)  an  den  oligocänen  Sandsteinen  z.  B.  der 
Kolmer  Scheibe  im  Contact  mit  Basalt  beschreibt.  Der  Verfasser  konnte 
sich  überzeugen,  dass  die  oben  erwähnten  margaritenreichen  Stellen  grosse 
Aehnlichkeit  mit  dem  „trüben  glasartigen  Kitt“  der  böhmischen  Sand- 
steine haben;  auch  hier  treten  nach  Hibsch  häufig  farblose,  schief  aus- 
löschende Nadeln  von  unbestimmbarer  Natur  auf.  Das  Glas  würde  sich 
dann  in  unserem  Falle  in  Mikrofelsit  umgesetzt  haben,  wie  man  es  ja 
theilweise  für  die  Pechsteine  und  Porphyre  annimmt,  und  stellenweise  in 
Feldspath.  Oder  wenn  man  nicht  erst  ein  Glasstadium  voraussetzen  will, 
dann  bestand  die  Contactwirkung  in  einer  Umwandlung  des  thonigen  Binde- 
mittels in  Mikrofelsit- Sphärolithen  und  Feldspath.  Zugleich  deutet  der 
verhältnissmässige  Augit  (Uralit-)  reicht  hum  der  Gerolle  auf  eine  stoffliche 
Beeinflussung  des  Sandsteines  durch  den  Diabas. 


*)  J.  E.  Hibsch:  Erläuterungen  zur  geol.  Karte  des  böhmischen  Mittelgebirges, 
Blatt  1 (Tetschen),  8.  71.  Tscherm.  min.  u.  petr.  Mitth.  XV,  1896,  S.  271. 

* 


114 


Herkunft  des  Diabasgerölles.  Giebt  nun  der  geschilderte  Befund 
einen  Anhalt  für  die  Beurtheilung  der  Herkunft  unseres  Stückes?  Oder, 
da  bereits  am  Eingang  die  Lausitz  als  Heimath  vermuthet  wurde:  sind 
unter  den  zahlreichen  Diabasvorkommnissen  der  Lausitz  solche  mit  ähn- 
lichen Einschlüssen  bekannt? 

Während  der  Diabas  im  Allgemeinen  auch  hier  in  der  Lausitz  sehr 
selten  Einschlüsse  fremder  Gesteine  enthält,  geben  die  Erläuterungen  zur 
geologischen  Specialkarte  von  Sachsen  auf  drei  Blättern  des  lausitzer 
Gebietes  einschlussreiche  Diabase  an.  Blatt  Bischofswerda  No.  53,  S.  24: 
,,Der  an  der  Windmühle  bei  Niederneukirch  aufgeschlossene,  6 m mächtige 
Gang  von  Olivindiabas  ist  von  Fragmenten  so  reichlich  angefüllt,  dass 
deren  in  einem  etwas  über  kopfgrossen  Blocke  etwa  50  gezählt  werden 
konnten.  Diese  Einschlüsse  bestehen  zum  weitaus  grössten  Theile  aus 
Quarzbrocken,  welche  nur  ausnahmsweise  die  Grösse  eines  Hühnereies 
erlangen.“ 

Blatt  Neustadt -Hohwald  No.  69,  S.  20:  „In  dem  Gange  vom  Stein- 
berge an  der  Hohwaldstrasse  fallen  schon  von  Weitem  zahllose  rundliche 
oder  unregelmässig  geformte,  bis  über  faustgrosse  Körner  und  Brocken 
rissigen,  fettglänzenden  Quarzes  auf,  welche  ganz  den  Habitus  der  im 
Granit  so  häufigen  Quarzbrocken  oder  des  Gangquarzes  besitzen  . . . . 
Der  Gang  des  Niederneukircher  Bahneinschnittes  (zwischen  Niederneukirch 
und  Putzkau  zwischen  Schneisse  26  und  27)  ist  sehr  reich  an  kleineren 
Quarzkörnern.“ 

Blatt  Hinterhermsdorf-Daubitz  No.  86,  S.  18:  „Nur  an  einem  Punkte 
der  Klippe  im  N.  von  Wölmsdorf  strotzt  der  Diabas  so  von  fremden 
Einschlüssen,  dass  er  geradezu  weiss  gefleckt  erscheint Die  Quarz- 

einschlüsse erreichen  fast  Faustgrösse.  Die  kleineren  Fragmente  sind 
theils  eckig,  theils  rundlich  und  meist  glattrandig,  während  die  grösseren 
Bruchstücke  oftmals  an  ihrer  Peripherie  zerklüftet  sind,  so  dass  Diabas- 
material mehr  oder  weniger  tief  in  dieselben  eingedrungen  ist.“ 

Von  den  genannten  Oertlichkeiten  konnte  der  Verfasser  im  Spät- 
herbst 1900  nur  eine  aufsuchen,  den  zuerst  genannten  Diabasgang  an  der 
Windmühle  bei  Niederneukirch.  Obwohl  die  Windmühle  nicht  mehr  vor- 
handen ist,  kann  der  im  Verschütten  und  Verwachsen  begriffene  Bruch 
leicht  gefunden  werden.  Die  in  der  Erläuterung  zu  Blatt  53  geschilderten 
Verhältnisse  sind  noch  gut  zu  beobachten  und  die  massenhaften  Quarz- 
einschlüsse zeigt  am  besten  eine  glatte  Wand  im  hintersten  Theile  des 
Bruches.  In  ein  Handstück  des  Diabases  bekommt  man  freilich  nur 
wenige  Quarze,  dagegen  würde  das  in  der  Erläuterung  angeführte  kopf- 
grosse Stück  mit  50  Einschlüssen  etwa  unserem  Geröll  in  Bezug  auf  Reich- 
thum  an  jenen  entsprechen. 

Eine  Vergleichung  der  erwähnten  lausitzer  Vorkommnisse  mit  unserem 
Stück  führt  nun  zu  folgendem  Ergebniss:  Zunächst  ist  es  bei  der  grossen 
Verschiedenheit  der  lausitzer  Diabase  in  petrographischer  Beziehung  und 
bei  dem  häufigen  Wechsel  auf  kleinem  Raume  ohne  jede  Bedeutung,  ob 
unser  Diabas  mit  den  angeführten  einschlussreichen  Vorkommnissen  über- 
einstimmt oder  nicht.  Der  Diabas  unseres  Stückes  stimmt  z.  B.  mit  dem 
Olivindiabas  von  Niederneukircb  nicht  überein.  Wichtiger  ist  wohl  das 
Auftreten  der  Einschlüsse  überhaupt.  Wie  aus  Obigem  hervorgeht,  gleicht 
unser  Stück  in  der  Art  und  Weise  der  Einschlüsse  den  bekannten  lau- 
sitzer Vorkommnissen.  In  Bezug  auf  Häufigkeit,  Grösse  und  Form  der 


115 


Einschlüsse  besteht  kein  wesentlicher  Unterschied.  Auch  die  oben  ge- 
schilderten endogenen  Contacterscheinungen  werden  in  der  Erläuterung 
zu  Blatt  Bischofswerda  ganz  entsprechend  beschrieben:  ,,Die  Quarzbrocken 
sind  mit  einem  bis  0,5  mm  breiten  Saum  umgeben,  der  sich  aus  Augit 
nebst  wenig  Biotit  und  noch  spärlicherem  Eisenerz  und  Plagioklas  zu- 
sammensetzt. ln  einzelne  Quarze  dringt  dieses  Gemenge  auf  feinen 
Bissen  ein.“ 

Durchgehends  verschieden  scheint  nur  das  Material  der  Einschlüsse 
in  beiden  Fällen  zu  sein.  Während  unsere  Gerolle  jenen  eigenthümlichen 
contactmetamorphen  Grauwackensandstein  darstellen,  haben  wir  dort 
neben  Granitbrocken  und  seinen  Gemengtheilen  nur  homogenen  wasser- 
klaren oder  milchig  trüben  fettglänzenden  Quarz  gleich  dem,  der  auch  so 
häufig  als  Einschluss  im  lausitzer  Granit  auftritt.  Aber  auch  dieser  Um- 
stand kann  keineswegs  gegen  die  Lausitz  als  Ursprungsort  unseres  Stückes 
sprechen.  Es  ist  vielmehr  anzunehmen,  dass  es  von  einem  lausitzer 
Diabasgange  stammt,  der  gegenwärtig  nicht  beobachtbar,  dessen  Aus- 
gehendes vielleicht  zerstört  und  von  jungen  Deckschichten  verhüllt  ist. 

Die  Kantengerölle. 

Unser  Diabasgeröll  ist  aber  noch  in  einer  anderen  Beziehung  inter- 
essant, dadurch,  dass  die  vom  Diabas  eingeschlossenen  Gerolle  an  der 
Oberfläche  zu  ,, Dreikantern“  umgewandelt  sind.  Die  Dreikanterfrage  hat 
für  Dresden  dauernde  Wichtigkeit  und  Bedeutung,  weil  seine  Umgebung 
bekanntlich  reich  an  diesen  merkwürdig  geformten  Geschieben  ist.  Des- 
halb und  weil  man  hier  nbch  immer  Ansichten  über  ihre  Entstehung 
begegnet,  die  dem  gegenwärtigen  Stand  unseres  "Wissens  keineswegs  ent- 
sprechen, glaubte  der  Verfasser  nicht  auf  eine  Darstellung  der  Ent- 
wickelung der  Dreikanterfrage  verzichten  zu  sollen,  obwohl  eine  solche 
schon  oft,  auch  im  letzten  Jahrzehnt,  zuletzt  wohl  1899  von  Papp  gegeben 
worden  ist. 

Geschichtlicher  Rückblick.*)  Nach  der  bekannten  Litteratur  hat 
zuerst  A.  von  Gutbier  1858  Kantengerölle  erwähnt  und  abgebildet.  Er 
brachte  sie  sofort  mit  der  Eiszeit  und  zwar  mit  der  damaligen  Drifttheorie 
in  engste  Verbindung.  Die  Diluvialgeschiebe  haben  nach  Gutbier  einer 
zweifachen  Abnutzung  unterlegen : „Einer  ersten  oder  Abrollung  im 
Wasser  an  der  Küste;  einer  zweiten  oder  Abreibung,  wo  ein  Theil  der- 
selben im  Eise  eingefroren,  gleichsam  gefasst  war,  mit  den  Schollen  der 
Schaukelbewegung  des  Wellenschlages  folgte,  und  jedenfalls  während  langer 
Zeit  gegen  andere  am  Grunde  festliegende  Blöcke  oder  angefrorene  Ge- 
schiebe gerieben  wurde  (S.  70)  ....  Manche  Steine  unterlagen  einem 
mehrseitigen  Schliffe,  einer  Facettirung  mit  mehr  oder  minder  scharfen 
Kanten.  Dies  konnte  nur  geschehen,  wenn  sie  im  Eise  sich  wendeten  und 
wieder  festfroren“  (S.  71). 

Diese  unmittelbare  Verknüpfung  der  Kantengerölle  mit  der  Eiszeit 
hat  etwa  30  Jahre  bestanden.  Hier  und  da  sind  auch  ähnliche  Gebilde 
für  menschliche  Erzeugnisse  gehalten  worden.  1871  treten  z.  B.  Virchow 
und  Braun  einer  solchen  Auffassung  entgegen  und  schliessen  sich  im 


*)  Eine  Zusammenstellung  der  dem  Verfasser  bekannten  Litteratur  befindet  sich 
am  Ende  dieser  Abhandlung. 


116 


Allgemeinen  der  Gutbier’sclien  Erklärung  an.  Braun  lässt  sie  ,, durch 
gegenseitige  Reibung  nebeneinander  liegender  Gesteinsstücke,  welche  durch 
das  Wasser  hin-  und  herbewegt,  jedoch  nicht  von  der  Stelle  gerückt 
werden“,  entstehen.  Seit  dem  Jahre  1876,  in  dem  Berendt  eine  grössere 
Anzahl  Kantengerölle  aus  dem  Diluvium  von  Berlin  in  der  deutschen 
geologischen  Gesellschaft  vorgelegt  hatte,  kommt  die  Dreikanterfrage  mehr 
in  Fluss.  In  den  verschiedensten  Gegenden  werden  sie  aufgefunden.  Aber 
erst  das  neunte  Jahrzehnt  des  vorigen  Jahrhunderts  brachte  zusammen- 
fassende Bearbeitungen  der  sich  immer  mehr  häufenden  Beobachtungen 
und  Untersuchungen.  Besonders  erwies  sich  die  Arbeit  von  Berendt  1885 
auf  Jahre  hinaus  von  entscheidendem  Einfluss.  Nach  Berendt  waren  die 
„Dreikanter“  durch  gegenseitiges  Abschleifen  lose  aufeinander  liegender 
Geschiebe  entstanden,  welche  durch  stark  bewegtes  Wasser,  und  zwar,  da 
man  weder  vom  Meeresboden  noch  aus  dem  Bereiche  der  Brandung  der- 
artige Geröllformen  kannte,  durch  stürzende  und  strömende  Gletscher- 
schmelzbäche in  rüttelnde  Bewegung  versetzt  wurden.  Diese  Ansicht 
Berendt’s  betrachtete  man  vielerorts  als  die  „zweifellose“  Lösung  des 
Dreikanterräthsels.  Ja  man  sah,  in  einem  Kreisschluss  sich  bewegend, 
die  „Dreikanter“  als  eine  Stütze  für  die  Gletschertheorie  an. 

Ausser  dieser  eben  erwähnten  Erklärung  war  aber  noch  eine  zweite 
aufgestellt  worden,  die  bis  jetzt  freilich  weniger  Anklang  gefunden  hatte. 
Sie  führte  die  Kantengerölle  auf  die  Wirkung  des  Flugsandes  zurück. 
Die  Notiz  von  Travers  aus  dem  Jahre  1869,  in  der  dies  zuerst  aus- 
gesprochen wurde,  scheint  in  Europa  nicht  bekannt  geworden  zu  sein, 
denn  sie  wird  erst  1886  von  Nathorst  wieder  ans  Licht  gezogen.  Unter- 
dessen waren  die  Erscheinungen  der  Wind-  und  Sanderosion  der  Sand- 
wüsten und  Steppen  immer  bekannter  in  Europa  geworden  und  hatten 
der  kommenden  Erklärung  der  „Dreikanter“  den  Boden  bereitet.  Nach- 
dem Enys  1878  eine  ganz  ähnliche  Darstellung  wie  Travers  gegeben  hatte, 
sprach  sich  1883  Gottsche  für  die  äolische  Entstehung  der  Facetten  an 
den  Kanten geröllen  aus.  1885  traten  Schmidt  und  Mickwitz  entschieden 
der  Berendt’schen  Theorie  entgegen,  indem  sie  auf  Grund  von  Beobach- 
tungen an  den  Fundstellen  von  Pyramidalgeschieben  zugleich  ausser  auf 
die  herrschenden  Hauptwindrichtungen  auch  auf  die  Wichtigkeit  der  ört- 
lichen Verhältnisse,  welche  im  Kleinen  den  Wind  und  den  Flugsand  ab- 
lenken, hinwiesen.  Obwohl  noch  einige  eingehende  Darstellungen  der  „Drei- 
kanter“ in  den  nächsten  Jahren  (E.  Geinitz,  Theile)  den  Berendt’schen 
Ausführungen  zustimmen,  gewinnt  die  neue  Erklärung  immer  mehr  An- 
hänger und  selbst  solche,  die  sich  eben  noch  für  Berendt  ausgesprochen 
hatten,  wenden  sich  ihr  zu.  Ganz  besonders  hat  u.  a.  J.  Walther  durch 
seine  Beobachtungen  in  den  ägyptischen  Wüsten  und  seine  anschaulichen 
Beschreibungen  der  Wind-  und  Sanderosion  (Deflation)  zur  Befestigung  und 
zum  Siege  der  neuen  Ansicht  beigetragen.  Zwar  haben  sich  noch  im  letzten 
Jahrzehnt  vereinzelte  Stimmen  (z.  B.  Stapff  und  Stone)  in  ablehnendem 
Sinne  erhoben,  gegenwärtig  aber  ist  die  Entstehung  der  Kantengerölle 
durch  Flugsand  ganz  allgemein  angenommen.  Von  der  Thatsache  ab- 
gesehen, dass  man  Kantengerölle  in  den  Sandwüsten  gewissermassen 
hat  entstehen  sehen  und  jederzeit  in  Bildung  begriffen  wahrnehmen  kann, 
abgesehen  auch  von  einer  ganzen  Reihe  anderer  Punkte,  mögen  nur  fol- 
gende schwerwiegende  Einwendungen  gegen  die  Berendt’sche  Theorie  an- 
geführt werden. 


117 


A.  Heim  sagt  1887:  „Im  schweizer  Diluvium  ist  bisher  nirgends  etwas 
Aehnliches  gefunden  worden  — was  doch  der  Fall  sein  müsste,  wenn 
Gletscherwasser  bei  ihrer  Bildung  irgend  welche  Rolle  spielen  würde; 
hingegen  liegen  die  Kantengerölle  im  Flugsande  auf  Hochflächen,  der  bei 
uns  fehlt.“ 

Sauer  führt  1889  aus:  „Wenn  ferner  die  Berendt'sche  Erklärung 
zuträfe,  so  wäre  die  grösste  Häufigkeit  der  Kantengeschiebe  in  jenen 
rückenartigen  Geschiebeanhäufungen  zu  erwarten,  die  man  als  Rückzugs- 
oder Endmoränenbildungen  zu  deuten  mit  gutem  Grunde  Veranlassung 

hat Und  doch  trifft  man  im  Innern  dieser  Geröllanhäufungen  nicht 

ein  einziges  Kantengerölle,  vielmehr,  gleichwie  in  der  Deckschicht  des 
Geschiebelehms,  nur  auf  die  obersten  äussersten  Theile  dieser  Rücken 
beschränkt.“ 

Während  man  die  Kantengerölle  also  früher  als  Beweise  für  die 
Gletschertheorie  betrachtete,  spielen  sie  jetzt  im  Verein  mit  den  Resten  von 
Steppen thieren  dieselbe  Rolle  für  das  ehemalige  Vorhandensein  von  Steppen 
in  Mitteleuropa. 

Um  den  Vorgang  der  Dreikanterbildung  weiter  aufzuklären,  hat  man 
auch  das  Experiment  zu  Hilfe  genommen.  Preussner’s  Versuche  1887 
waren  ergebnisslos,  dagegen  hat  de  Geer  1886  erfolgreiche,  besonders 
aber  Thoulet  weitgehende  und  die  verschiedensten  Punkte  berücksich- 
tigende Versuche  angestellt,  deren  Ergebnisse  aber  noch  genauerer  Ver- 
gleichung mit  den  in  der  Natur  gegebenen  Verhältnissen  harren. 

Im  Einzelnen  freilich  ist  die  Entstehung  der  Kantengerölle  noch  längst 
nicht  genügend  aufgeklärt.  So  gehen  die  Meinungen  in  Bezug  auf  die 
Frage  auseinander:  wie  weit  ist  die  Gestalt,  sind  die  Flächen  und  scharfen 
Kanten  besonders  der  regelmässigen  „typischen“  Kanter  auf  die  Rechnung 
des  Sandschliffes  zu  setzen.  Während  man  auf  der  einen  Seite  die 
Herausarbeitung  solcher  Formen  aus  einem  runden  Geröll  allein  durch 
den  Sandschliff  für  möglich  hält,  will  man  auf  der  anderen  Seite  eine  so 
starke  formende  Kraft  und  Thätigkeit  nicht  zugestehen.  So  hat  Keil- 
hack  1883  als  erste  Veranlassung  angesehen,  dass  bei  der  Zertrümmerung 
dieser  (harten)  Gesteine  Bruchstücke  mit  mehreren  annähernd  ebenen 
Flächen  entstehen.  Nach  Heim  1887  hängt  die  Zahl  und  Anordnung  der 
Kanten  und  damit  die  Form  der  geschliffenen  Pyramiden  ab  von  der 
ursprünglichen  und  wenig  veränderten  Umrissform  des  Gesteinsstückes. 
Dieser  Ansicht  schliesst  sich  van  Calker  1890  an. 

Auch  betreffs  der  Abhängigkeit  der  Flächen  und  Kanten  in  Zahl  und 
Richtung  von  den  herrschenden  Winden  kommen  die  verschiedenen  Darstel- 
lungen zu  abweichenden  Ergebnissen.  Im  Allgemeinen  hat  sich  seit  den  ersten 
Zeiten  der  Sandschlifftheorie  bis  jetzt  eine  Wandlung  in  dieser  Frage  voll- 
zogen. Lange  suchte  man  eine  den  Hauptwindrichtungen  der  betreffenden 
Gegend  entsprechende  Zahl  und  Lagerung  der  Flächen  und  Kanten  heraus- 
zufinden und  zu  construiren.  Mit  der  wachsenden  Erkenntniss  aber,  dass  die 
Sandströme  oft  von  den  kleinsten  örtlichen  Verhältnissen  bestimmt  werden, 
sah  man  von  dem  oft  vergeblichen  oder  zu  erzwungenen  Ergebnissen 
führenden  Bemühen  ab.  Diese  Frage  dürfte  am  besten  durch  einige 
Citate  beleuchtet  werden.  Heim  1887:  „Die  Gestalt  der  Kanter  ist  nur 
unwesentlich  von  den  Windrichtungen,  weit  massgebender  hingegen  von 
der  Umrissform  der  Steinsstücke  abhängig.“  Dames  1887:  „Ferner  kann 
man  beobachten,  wenn  auch  nicht  durchweg,  so  doch  in  vielen  Fällen, 


118 


dass  die  nach  Süden  gewendete  Seite  der  Geschiebe  intact  gehlieben; 
und  es  erklärt  sich  das  leicht  daraus,  dass  diese  Seite  durch  den  steilen 
Nordabfall  des  Regensteines  (bei  Blankenburg  am  Harz)  vor  der  Ein- 
wirkung heftig  wehender  Winde  mehr  geschützt  ist.“  Verworn  1896: 
„Unzweifelhaft  erscheint  noch,  dass  ein  Rollstein  nur  von  einer  Richtung 
angeblasen,  zwei  oder  drei  Schliffflächen  bekommen  kann,  indem  nämlich 
der  Wind  den  unterliegenden  Sand  allmählich  wegbläst  und  das  Gerolle 
zum  Stürzen  bringt.“ 

Walther  1887:  „Von  Bedeutung  schien  es  zu  sein,  dass  die  Gerolle 
nahe  aneinander  liegen,  indem  dadurch  Hindernisse  und  Interferenzstreifen 
geschaffen  wurden  für  die  Bewegung  des  wirbelnden  Sandes.“ 

Die  klarste  Vorstellung  von  der  Entstehung  der  Kantengerölle  dürfte 
wohl  folgende,  eigene  Anschauung  wiedergebende  Schilderung  J.  Walther’s 
(1891)  vermitteln:  „Einen  Zusammenhang  zwischen  der  Richtung  der 
Kanten  und  der  Windrichtung  konnte  ich  nicht  finden  und  solches  scheint 
mir  auch  leicht  begreiflich,  da  die  Richtung  des  Windes  in  der  Wüste 
oft  jede  Stunde  wechselt  .... 

Der  Sand  fliesst  in  kleinen  Strömen  über  den  Boden  hin  und  die  auf 
dem  Boden  liegenden  Kiesel  bilden  ebenso  viele  Hindernisse  und  Wider- 
stände für  die  kleinen  Sandgerinne.  Vor  einem  grösseren  Kiesel  theilt 
sich  der  Sandstrom,  um  sich  oft  hinter  dem  Hinderniss  wieder  zu  ver- 
einigen, oft  laufen  die  getheilten  Stromäste  eine  Strecke  isolirt  weiter, 
um  dann  wieder  mit  anderen  benachbarten  zusammen  zu  laufen.  In  dieser 
Gabelung  und  Wiedervereinigung  kleiner  Sa.ndströme,  hervorgerufen  durch 
die  am  Boden  liegenden  Steine,  werden  solche  Steine,  auf  welche  con- 
vergirend  zwei  Sandströme  stossen,  mit  zwei  Facetten  versehen,  deren 
jede  durch  einen  Sandstrom  gebildet  wurde.  Indem  sich  diese  Facetten 
immer  mehr  vergrössern,  kommen  sie  endlich  zum  gegenseitigen  Schneiden 
und  bilden  dadurch  eine  Kante.  Gerolle,  welche  constant  durch  ähnliche 
Sandströme  bespült  werden,  erhalten  scharfe  Kanten;  wechselt  aber  die 
Richtung  der  Sandströme,  so  werden  die  Kanten  und  Flächen  undeutlich 
und  wieder  verwischt“  (S.  447).  Und  derselbe  1900:  „Der  anfänglich  ge- 
machte Versuch,  die  Kanten  der  Dreikanter  mit  den  Windrichtungen 
parallel  zu  orientiren,  ging  von  falschen  Voraussetzungen  aus.  Denn  die 
Fläche  der  Facettengeschiebe  ist  das  Wesentliche  und  nur  durch  zwei 
sich  schneidende  Schliffflächen  entsteht  die  Kante.  Die  auf  dem  sandigen 
Boden  regellos  vertheilten  Gerolle  werden  durch  die  sich  gabelnden  und 
wieder  convergent  zusammentreffenden  Sandströme  angeschliffen  und  die 
entstandenen  Schliffflächen  verbreitern  sich  mehr  und  mehr.  Ihre  Mittel- 
linie ist  nicht  nothwendig  parallel  der  Windrichtung  in  der  Atmosphäre, 
sondern  nur  der  durch  viele  Hindernisse  abgelenkten  Luftströmung  am 
Boden  und  kann  mithin  rasch  wechseln“  (S.  51). 

Was  lehrt  nun  nach  den  vorausgegangenen  Betrachtungen  unser 
Geröll  auf  Tafel  VI? 

Dem  Verfasser  erscheint  es  zunächst  nicht  zweifelhaft,  dass  die 
Herausarbeitung  der  Gerolle  aus  dem  Diabas  und  die  weitere  Gestaltung 
ihrer  blossgelegten  Seiten  durch  den  Sandschliff  erfolgt  ist.  Die  rauhe 
körnige  Oberfläche  des  zwischen  den  Geschieben  befindlichen  Diabases, 
die  geschweiften,  oft  tief  unter  die  harten  Gerolle  eingeschnittenen,  durch 
Entfernung  des  Diabases  erzeugten  Rinnen  (in  Fig.  1 oben  links  leider 
nicht  gut  erkennbar,  besser  in  Fig.  3 zwischen  den  beiden  zusammen- 


119 


laufenden  Gerollen),  die  mannigfache  Gestalt  der  herausragenden  Geröll- 
enden mit  ebenen  oder  concav  und  convex  gekrümmten  Begrenzungsflächen, 
mit  scharfen  geraden  und  ganz  unbestimmten,  gebogenen  Kanten  kann  un- 
möglich nach  der  Berendt’schen  Theorie  durch  Reibung  mit  so  und  so 
vielen  losen  Gerollen  erklärt  werden.  Ebenso  augenscheinlich  ist  der 
Mangel  einer  einheitlichen,  gesetzmässigen  Lage  der  Flächen  und  Kanten 
etwa  nach  bestimmten  Windrichtungen.  Wir  sehen  vielmehr  den  von 
Walther  beschriebenen,  oben  angeführten  Vorgang,  bei  welchem  der  Sand- 
strom zwischen  den  naheliegenden  Gerollen  schlängelnd  seinen  Weg  suchen 
muss,  hier  abgelenkt,  dort  sich  theilend,  anderswo  mit  den  Abzweigungen 
sich  wieder  vereinigend,  an  unserem  Stück  in  natürlichem  Zustand  fest- 
gelegt. Wie  deutlich  springt  z.  B.  in  Fig.  2 die  Bahn  des  von  oben  (im 
Bilde)  kommenden  Sandstromes  in  die  Augen,  der  das  links  oben  befind- 
liche harte  Gerolle  unterhöhlt,  auf  die  Breitseite  des  vorliegenden  langen 
Geschiebes  auftrifft  und  senkrecht  zu  seiner  Richtung  die  lange  Kante 
erzeugt.  Unmittelbar  links  davon  hat  sich  im  Schutze  (Windschatten)  des 
obersten  Gerölles  der  Diabas  noch  bis  an  den  äussersten  Rand  erhalten 
können,  dagegen  ist  die  linke  Seite  des  langen  Geschiebes  schon  stärker 
betroffen  und  mit  voller  Kraft  wirft  sich  der  Sand  auf  die  beiden  ent- 
gegenstehenden hellen  Flächen. 

Die  Oberflächen  unserer  Gerolle  sind  glatt,  aber  nicht  glänzend, 
eine  grubige  Beschaffenheit  ist  kaum  bemerkbar  jedenfalls  wegen  des 
feinen  Kornes  und  wegen  der  geringen  Härteunterschiede  der  Gemeng- 
theile, höchstens  machen  sich  diese  durch  mattere  und  weniger  matte 
Stellen  bemerkbar.  Auf  Bruch-  und  Anschnittsflächen  unseres  Diabas- 
gerölles wollte  es  scheinen,  als  ob  die  im  Diabas  steckenden  Seiten  einiger 
Geschiebe  ähnliche  scharfe  Kanten  zeigten  wie  die  freien,  als  ob  mit 
anderen  Worten  der  Diabas  bereits  fertige  Kantengerölle  eingeschlossen 
hätte,  deren  Entstehung  dann  in  die  paläozoische  Zeit  hätte  versetzt 
werden  müssen.  Indessen  erwies  sich  dies  als  trügerisch,  und  es  bildet 
so  unser  Geröll  kein  Seitenstück  zu  den  von  Nathorst’  beschriebenen 
cambrischen  Kantengeschieben  oder  zu  denen  des  Buntsandsteins,  die 
Chelius  entdeckt  hat. 

Es  wurde  oben  erwähnt,  dass  unser  Diabasgeröll  in  seinem  jetzigen 
Zustand  theilweise  von  frischen  Bruchflächen  begrenzt  wird.  Nichts 
spricht  gegen  die  Annahme,  dass  es  vor  seiner  Verletzung  rings  herum 
die  gleiche  Beschaffenheit  zeigte  wie  an  den  abgebildeten  Seiten,  dass  also 
auch  an  den  abgebrochenen  Stücken  die  Einschlüsse  aus  dem  Diabas 
herausgearbeitet  waren.  Dies  war  natürlich  nur  möglich  durch  eine 
mehrfache  Wendung  des  Stückes,  die,  wie  oben  in  einem  Citat  angedeutet 
ist,  jedesmal  nach  dem  Wegblasen  des  unterlagernden  Sandes  erfolgte. 


Litteratur  über  die  Kantengerölle. 

1858.  Gutbier,  A.  von:  Geognostische  Skizzen  aus  der  sächsischen  Schweiz,  S.  70  u. 71, 
mit  Abb. 

1865.  — Kantengerölle  von  Klotzsche.  Sitzungsber.  Isis  Dresden,  S.  47. 

1869.  Travers,  W.  T.  L.:  On  the  sand-worn  stones  of  Evans’  Bay.  Trans,  and  Proc. 
New  Zealand  Institute  2,  S.  247,  Taf.  17. 

1871.  Virchow,  R. : Geschliffene  Steine  von  Glogau.  Verhandl.  Berlin.  Ges.  f.  An- 
throp.  III,  S.  103. 

Braun:  Rheingerölle.  Ebenda,  S.  103. 


120 


1872.  Meyn,  L.:  Pyramidale  Geschiebe  aus  Holstein.  Zeitschr.  deutsch,  geol.  Ges. 

24,  S.  414. 

1873.  Johns trup,  F.:  Forhandlingar  ved  de  Skandinaviske  Naturforskers,  S.  272. 

Kjöbenhavn. 

1876.  Berendt,  G.:  Pyramidalgeschiebe  aus  dem  Diluvium  bei  Berlin.  Zeitschr. 

deutsch,  geol.  Ges.  28,  S.  415. 

Weiss,  E : Pyramidalgeschiebe  aus  der  Saargegend.  Ebenda,  S.  416. 

1877.  Kayser,  E.:  Pyramidalgeschiebe  von  Cönnern.  Ebenda  29,  S.  206. 

1878.  Enys,  J.  D. : On  sand-worn  stones  from  .New  Zealand.  Quart.  Journ.  London 

34,  S.  86—88,  mit  Abb. 

1881.  Geinitz,  F.  E.:  Beobachtungen  im  sächsischen  Diluvium.  Zeitschr.  deutsch. 

geol.  Ges.  33,  S.  567. 

1882.  — Die  geologische  Beschaffenheit  der  Umgebung  von  Stolpen  in  Sachsen. 

Sitzungsber.  u.  Abhandl.  Isis  Dresden,  Abhandl.  S.  121. 

1883.  Gottsche,  C : Sedimentärgeschiebe  der  Provinz  Schleswig-Holstein,  S.6,  Anm.2.  — 

Ber.  Neues  Jahrb.  f.  Min.  1884,  II,  S.  92. 

1884.  Keilhack,  K.:  Vergleichende  Beobachtungen  an  isländischen  Gletscher-  und 

norddeutschen  Diluvialablagerungen.  Jahrb.  preuss.  geol.  Landesanst.  f.  1883, 
S.  172,  173. 

Calker,  F.  J.  P.  van:  Beiträge  zur  Kenntniss  des  Groninger  Diluviums. 
Zeitschr.  deutsch,  geol.  Ges.  36,  S.  731. 

Commenda,  H.:  Riesentöpfe  bei  Steyregg  in  Oberösterreich.  Verhandl.  k.  k. 
geol.  Reichsanst.  Wien,  S.  308—311. 

Wahnschaffe,  F.:  Dreikantner  aus  dem  Geschiebemergel.  Zeitschr.  deutsch, 
geol.  Ges.  36,  S.  411. 

1885 . N a t h o r s t , A.  G. : Om  kambriska  pyramidalstenar.  Ofversigt  of  Kgl.  V etensk.- Ak. 

Förhandl.  No.  10,  Stockholm,  S.  5 — 17.  — Ber.  Neues  Jahrb.  f.  Min. 
1888,  II,  S.  301. 

Berendt,  G.:  Geschiebe  - Dreikanter  oder  Pyramidalgeschiebe.  Jahrb.  preuss. 

geol.  Landesanst.  f.  1884,  S.  201 — 210,  Taf.  X. 

Schmidt,  F. , und  A.  Mickwitz:  Ueber  Dreikanter  im  Diluvium  bei  Reval. 

Neues  Jahrb.  f.  Min.  1885,  II,  S.  177—179. 

Th  eile,  F.:  Geschliffene  Geschiebe  (Dreikantner),  ihre  Normaltypen  und  ihre 
Entstehung.  Ueber  Berg  und  Thal,  Organ  des  Gebirgsver.  f.  d.  sächs.- 
böhm.  Schweiz,  8.  Jahrg.,  S.  374—377,  382 — 386,  mit  Abb.  — Vergl.  auch 
Sitzungsber.  Isis  Dresden  1885,  S.  35  u.  36. 

1885—1886.  Fontannes,  F. : Sur  les  causes  de  la  production  de  facettes  sur  les 
quartzites  des  alluvions  pliocenes  de  la  vallee  du  Rhone.  Bull.  soc.  geol.  de 
France  III,  14,  S.  246 — 255.  — Ber.  Neues  Jahrb.  f.  Min.  1887,  II,  S.  493. 

1886.  Geinitz,  E.:  Die  Bildung  der  Kantengerölle.  Archiv  d.  Ver.  d.  Freunde  der 

Naturgesch.  in  Mecklenburg,  40.  Jahrg.,  S.  33,  Taf.  3 u.  4. 

Mickwitz,  A.:  Die  Dreikanter,  ein  Product  des  Flugsandschliffes;  eine  Ent- 
gegnung auf  Berendt.  Mein.  soc.  imp.  min.  St.  Petersbourg  XXIII,  mit 
2 Taf.  — Ber.  Neues  Jahrb.  f.  Min.  1888,  II,  S.  301. 

Geinitz,  H.  B.:  Ueber  die  Winkel  an  Dreikantnern.  Sitzungsber.  u.  Abhandl. 
Isis  Dresden,  Sitzungsber.  S.  16. 

Theile,  F.:  Einige  nachträgliche  Bemerkungen  über  die  Dreikantner.  Ueber 
Berg  und  Thal,  Organ  des  Gebirgsver.  f.  d.  sächs.-böhm.  Schweiz,  9.  Jahrg., 
S.  19 — 22,  mit  Abb. 

Nathorst,  A.  G.:  Ueber  Pyramidalgeschiebe.  Neues  Jahrb.  f.  Min.  1886,  I, 
S.  179  u.  180. 

Geer,  G.  de:  Om  vindnötta  stenar.  Geol.  För.  Förhandl.  No.  105,  B.VIII,  Häft7, 
S.  501  — 513,  Stockholm.  — Ber.  Neues  Jahrb.  f.  Min.  1888,  II,  S.  302  u 303. 
Fegraeus,T.:  Sandslipade  stenar  frän  Gotska  Sandön.  Ebenda  S.  514 — 518.  — 
Ber.  Neues  Jahrb.  f.  Min.  1889,  1,  S.  481. 

1887.  Wahnschaffe,  F.:  Ueber  Pyramidalgeschiebe.  Zeitschr.  deutsch,  geol.  Ges. 

39,  S.  226  u.  227. 

Dames,  W.:  Ueber  Kantengeschiebe.  Ebenda  S.  229. 

Jäkel,  0.:  Ueber  diluviale  Bildungen  im  nördlichen  Schlesien.  Ebenda  S.  287 
bis  289,  mit  Abb. 

Preussner:  Versuche  mit  Sandstrahlgebläsen.  Ebenda  S.  502. 

Geinitz,  E.:  Ueber  Kantengerölle.  Neues  Jahrb.  f.  Min.  1887,  II,  S.  78— 79. 
Thoulet,  J.:  Experiences  synthetiques  sur  l’abrasion  des  roches.  Compt.  rend. 
104,  S.  381—383,  Paris.  — Ber.  Neues  Jahrb.  f.  Min.  1888,  II,  S.  240. 


121 


1887.  Walther,  J. : Die  Entstehung’  von  Kantengeröllen  in  der  Galalawüste.  Ber. 

Verh.  Ges.  d.  W.  Leipzig.  Math.-phys.  Kl.  39,  S.  133-136. 

Heim,  A.:  lieber  Kantergeschiebe  aus  dem  norddeutschen  Diluvium.  Viertel- 
jahrsschrift d.  naturf.  Ges.  Zürich,  S.  383 — 385.  — Ber.  Neues  Jahrb.  f. 
Min.  1888,  II,  S.  304. 

1888.  Koch,  F.  E.:  Zur  Frage  über  die  Bildung  der  sog.  Dreikanter.  Archiv  d.  Ver. 

d.  Freunde  d.  Naturgesch.  Mecklenb.  41  (1887),  1888,  S.  223 — 226. 
Geinitz,  H.  B. : Ueber  Kantenger ölle.  Sitzungsber.  u.  Abhandl.  Isis  Dresden, 
Sitzungsber.  S.  8 u.  9. 

Mehnert,  E.:  Ueber  einen  Dreikanter.  Ebenda  S.  32. 

— Ueber  Glacialerscheinungen  im  Elbsandsteingebiet,  S.  22—24.  Pirna. 

1889.  Sauer,  A.:  Ueber  die  äolische  Entstehung  des  Löss  am  Bande  der  norddeutschen 

Tiefebene.  Zeitschr.  f.  Naturw.  Halle,  Bd.  62,  S.  326 — 351,  mit  Abb.  — 
Ber.  Neues  Jahrb.  f.  Min.  1891,  I,  S.  130. 

Stone,  G.  H. : On  the  scratched  and  facetted  stones  of  the  Salt  Range.  Geol. 
Mag.  1889,  S.  415 — 425.  (Enthält  hier  nicht  angeführte  ausländ.  Litte- 
ratur.)  — Ber.  Neues  Jahrb.  f.  Min.  1891,  I,  S.  91. 

1890.  Sauer,  A.,  und  C.  Chelius:  Die  ersten  Kantengeschiebe  im  Gebiete  der  Rhein- 

ebene. Neues  Jahrb.  f.  Min.  1890,  II,  S.  89 — 91. 

Calker,  F.  J.  P.  van:  Ueber  ein  Vorkommen  von  Kantengeschieben  u.  s.  w.  in 
Holland.  Zeitschr.  deutsch,  geol.  Ges.  42,  S.  577 — 583. 

1891.  Walther,  J.:  Die  Denudation  in  der  Wüste  und  ihre  geologische  Bedeutung. 

Abhandl.  math.-phys.  Kl.  Ges.  d.  Wiss.  Leipzig,  XVI. 

1892.  Wahnschaffe,  F. : Beitrag  zur  Lössfrage.  Jahrb.  preuss.  geol.  Landesanst.  f. 

1889,  S.  328-346. 

1893.  Stapff,  F.  M.:  Eine  zerbrochene  Fensterscheibe.  Glückauf,  S.  365  — 370.  — 

Ber.  Neues  Jahrb.  f.  Min.  1894,  II,  S.  279. 

1894.  Woodworth,  J.  B. : Postglacial  eolian  action  in  Southern  New  England. 

Americ.  Journ.  of  Sc.  47,  S.  63—71.  (Enthält  ein  Verzeichniss  der  amerik. 
Arbeiten  über  unseren  Gegenstand.)  — Ber.  Neues  Jahrb.  f.  Min.  1895,  II, 
S.  474. 

1895.  Obrutschew,  W.:  Ueber  die  Processe  der  Verwitterung  und  Deflation  in  Central- 

asien. Verh.  russ.  min.  Ges.  St.  Petersburg  (2)  33,  S.  229.  — Ber.  Neues 
Jahrb.  f.  Min.  1897,  II,  S.  469. 

1896.  Verworn,  M.:  Sandschliffe  vom  Djebel  Naküs.  Neues  Jahrb.  f.  Min.  1896,  I, 

S.  200-210,  Taf.  VI. 

Woldrich,  J.  N. : Ueber  einige  geologisch  - aerodynamische  Erscheinungen  in 
der  Umgebung  Prags.  (In  tschechischer  Sprache  mit  deutschem  Auszug.) 
Sitzungsber.  böhm.  Ges.  d.  Wiss.  Math.  - naturw.  Klasse  (1895)  1896, 
Abhandl.  XXXI,  20  S.,  2 Taf.  — Ber.  Neues  Jahrb.  f.  Min.  1896,  II,  S.  276. 

1897.  — Fossile  Steppenfauna  aus  der  Bulovka  nächst  Kosir  bei  Prag  u.  s.  w.  Neues 

Jahrb.  f.  Min.  1897,  II,  S.  208. 

1899.  Papp,  K. : Dreikanter  auf  den  einstigen  Steppen  Ungarns.  Földtani  Közlöny, 
Suppl.  XXIX,  S.  193-203,  1 Taf. 

? Witt  ich,  E.:  Ueber  Dreikanter  aus  der  Umgegend  von  Frankfurt  a.  M.  (Ohne 
nähere  Angabe  bei  Papp  citirt.) 

? Bather,  F.  A.:  Wind-worn  pebbles  in  the  British  Isles.  Geologists’  Ass.  Proc. 
XVI,  S.  396—420.  — Ber.  Geol.  Centralblatt  I,  S.  104,  No.  331. 


P.J/Iemei  d£l. 


Lith.  Anst  v.  A.  Kretzschel,  Dresden. 


„ Whandl.  d Isis  in  Dresden,  1900. 


PJlenzel  del. 


Lith.  Anst.  v.  A.  Kretzschel,  Dresden. 


Jbhmdl.äJsis  in 


PMrnzel  deL. 


L'ith.  Anst.  v.  A.Kretzschel  , Dresden. 


Jbhandl.  (Liste  in  Dresden,  1900. 


Taf.m. 


P Jrtmzel  deL.  Lith.Anst.v.  A.Krstischel.  Dresden. 


Abhandl.  d.  Isis  in  Dresden,  1900. 


Taf.  VI. 


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der 


Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 


ISIS 


in  Dresden. 


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Herausgegeben 

von  dem  Redactions-Comite. 


Jahrgang  1899. 

Januar  bis  Juni. 


Mit  Abbildungen  im  Text. 


Dresden. 

In  Commission  der  K Sachs.  Hofbuchhandlung  H.  Burdach. 

1899. 


Ml 


Redactions  - Comite  für  1899: 

Vorsitzender:  Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky. 

Mitglieder:  Privatdocent  Dr.  W.  Bergt,  Prof.  Dr.  J.  Deichmüller,  Geh.  Hofrath 
Prof.  Dr.  0.  Drude,  Prof.  Dr.  F.  Foerster,  Prof.  Dr.  H.  Kitsche  und  Prof. 

Dr.  K.  Rohn. 

Verantwortlicher  Redacteur:  Prof.  Dr.  J.  Deichmüller. 


Inhalt. 

Mitgliederverzeicliniss. 

A.  Sitzungsberichte. 

I.  Section  für  Zoologie  S.  3.  — Kuntze,  A.:  Vorlagen  S.  3.  — Kitsche,  H.:  Mor- 
phologie der  Mundwerkzeuge  hei  den  Insecten  S.  3-,  Bau  der  Lungen  und  Gefangen- 
leben des  Chamäleon,  Einschleppung  japanischer  Laubheuschrecken,  Frass  des  Fichten- 
nestwicklers S.  4.  — Putscher,  W.:  Vorlagen  S.  4.  — Reibisch,  Th.:  Elektrische 
Erscheinungen  an  einer  Landschnecke  S.  3;  Knochenbau  des  Chamäleon  S.  4.  — 
Thallwitz,  J. : Kampf  zwischen  Käfern,  Hydrobiologie  der  Elbe  S.  3.  — Geschenk 
für  die  Bibliothek  S,  3. 

II.  Section  für  Botanik  S.  4.  — Drude,  0.:  Areale  der  Leitpflanzen  in  den  Pflanzen- 
formationen Sachsens  und  Thüringens  S.  4 ; die  Petersburger  Gartenbau- Aus  Stellung, 
Referat  über  Schimper:  „Pflanzengeographie  auf  physiologischer  Grundlage“,  neue 
Litteratur  S.' 5.  — Stiefelhagen,  H.:  Vorlagen  frühblühender  Pflanzen  S.  4,  mit 
Bemerkungen  von  F.  Le  dien  und  A.  Thümer.  — Aufforderung  zum  Sammeln 
sächsischer  Moorhölzer  S.  5. 

III.  Section  für  Mineralogie  und  Geologie  S.  5.  — Bergt,  W. : Muschelkalkbrüche 
von  Rüdersdorf  S.  5 ; über  vulkanischen  Staub,  über  Moldawite  S.  6;  neue  Litteratur 
S.  5 und  6.  — Engelhardt,  H. : Reue  Kreidepflanze  aus  Sachsen,  tertiäre  Pflanzen 
von  Sardinien  und  aus  der  Rhön,  Bestimmung  fossiler  Palmenreste,  Thoneinlagerungen 
unter  dem  Haidesand,  heue  Litteratur  S.  6.  — Kalkowsky,  E.:  Katur  und  Ent- 
stehung des  Chilisalpeters  S.  5.  — Kessig,  R. : Rechtselbische  Bohrlöcher,  Aufschluss 
im  Syenitconglomerat  und  Leopardensandstein  bei  Coschütz  S.  6.  — - Wagner,  P. : 
Ueber  Erdpyramiden,  neue  Litteratur  S,  6, 

IV.  Section  für  prähistorische  Forschungen  S 6.  — Deichmüller,  J.:  Ueber  die 
Büste  einer  Frau  aus  dem  Pfahlbau  Auvernier,  neue  Erwerbungen  der  K.  Prähistorischen 
Sammlung,  Vorlagen  S..7.  — Döring,  H.:  Der  Burg  wall  von  Arkona,  Vorlagen 
S.  7.  ■ — Kobbe,  F. : Vorgeschichtliche  Funde  aus  dem  K.  Forstgarten  zu  Tharandt 
S.  6.  — Osborne,  W.:  Das  Alter  des  Menschengeschlechts,  Vorlagen  S.  7.  — Ex- 
eursion  nach  Hermsdorf  und  Klotzsche  S.  7.: 

V.  Section  für  Physik  und  Chemie  S.  8.  — Hempel,  W. : Ueber  Kryochemie  S.  8.  — 
Ke lling,  G.:  Physikalische  Methoden  zur  Untersuchung  des  Magens  und  der  Speise- 
röhre S.  9.  — Müller,  E.:  Elektrolytisches  Verfahren  zur  Herstellung  chlor-,  brom- 
und  jodsaurer  Salze  S.  9.  *-r  Rebenstorff,  A.:  Keue  Versuche  und  Apparate  für 
den  physikalischen  Unterricht  S.  10.  — Schlossmann,  A. : Entwickelung  der  Heil- 
kunde unter  dem  Einfluss  von  Physik  und  Chemie  S.  9.  — Uhlmann,  P.:  Die  epoche- 
machendsten Fortschritte  der  Theerfarben-Industrie  seit  1890  S.  8. 

, YL 'Sefction  für  Mathematik  S.  10.  — Rohn,  K.:  Anwendung  der  Schnittpunkt- 
systemsätze auf  die  ebenen  Curven  4.  Ordnung  S.  10.  — Wittin g,  A. : Die  Con- 
strpptionen  von  Mascheroni  mit  dem  Zirkel  S.  11. 

VII.  Hauptversammlungen  S.  11.  — Veränderungen  im  Mitgliederbestände  S.  14.  — 
Rechenschaftsbericht  für  1898  S.  13  und  16.  — Voranschlag  für  1899  S.  13  und  14.  — 
Uebergabe  der  Kasse  S.  13.  — Drude,  0.:  Pflanzengeographische  Betrachtungen  über 
Klima  und  Flora  der  Eiszeit  in  Mitteleuropa  S.  13.  — Engels,  H.:  Das  neue  Flussbau- 
laboratorium der  ^.Technischen  Hochschule  S.  14.  — Gravelius,  H.:  Vertheilung 
des  Regens  auf  der  Erde  S.  14.  — Helm,  G. : Statistische  Beobachtungen  biologischer 
Erscheinungen  S.  11.  — Hernpel,  W. : Entstehung  der  Golderzlagerstätten  in  den 
Propyliten  S.  13.  — Kalkowsky,  E.:  Zur  Geologie  des  Goldes  S.  13.  — Patten- 
hausen, B.:  Wissenschaftliche  Begründung  des  metrischen  Systems  S.  14.  — Treu,  G.: 
Galtons  Erfindung,  auf  dem  Wege  photographischer  Registrirung  zu  einer  Dar- 
stellung von  Typen  des  menschlichen  Antlitzes  zu  gelangen  S.  12. 


B.  Abhandlungen. 

Deich  mittler,  J.:  Neue  Urnenfelder  aus  Sachsen.  I.  S.  23. 

Nessig,  R.:  Neue  Tiefbohrungen.  S.  16. 

Nobbe,  F.:  Ueber  die  Funde  antiker  Bronzen  im  akademischen  Forstgarten  rzu 
Tharandt.  S.  19. 

Schlimpert,  A.  M.:‘  Rosenformen  der  Umgebung  von  Meissen.  S.  3. 


Die  Autoren  sind  allein  verantwortlich  für  den  Inhalt  ihrer 

Abhandlungen . 


Die  Autoren  erhalten  von  den  Abhandlungen  50,  von  den  Sitzungsberichten  auf 
besonderen  Wunsch  25  Sonder- Abzüge  gratis,  eine  grössere  Anzahl  gegen  Erstattung 

der  Herstellungskosten. 


.Sitzungskalender  für  1899. 

September.  28.  Hauptversammlung. 

October.  5.  Physik  und  Chemie..;  12.  Mathematik.  19.  Zoologie.  26.  Hauptver- 
sammlung.   

November.  • 2.  Botanik  und  Zoologie.  9.  Mineralogie  und  Geologie.  16.  Prähistorische 
Forschungen.  23.  Physik  und  Chemie.  30.  Hauptversammlung. 

Becember.  7.  Zoologie  und  Botanik.  14.  Mineralogie  und  Geologie.  — Mathematik. 
21.  Hauptversammlung. 


Die  Preise  für  die  noch  vorhandenen  Jahrgänge  der  Sitzungs- 
berichte der  „Isis“,  welche  durch  die  Burdach’sche  Hofbuch- 
handlung in  Dresden  bezogen  werden  können,  sind  in  folgender 


Weise  festgestellt  worden: 

Denkschriften.  Dresden  1860.  8 1 M.  50  Pf, 

Festschrift.  Dresden  1885.  8. 3 M.  — Pf. 

Dr.  Oscar  Schneider:  Naturwissensch.  Beiträge  zur  Kenntniss 

der  Kaukasusländer.  1878.  8.  160  S.  5 Tafeln  . . 6 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1861 1 M.  20  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1863  1 M.  80  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1864  und  1865,  pro  Jahrgang  . . I M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1866.  April-December 2 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1867  und  1868,  pro  Jahrgang  . , 3 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1869  , . . 3 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1870.  April-Juni,  October-December  2 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1871.  April-December 3 M. — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1872.  Januar-September  . . . . 2 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1873  bis  1876,  1878,  pro  Jahrgang  4 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1877.  Januar-März,  Juli-December  3 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1879  . . 5 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1880.  Juli-December 3 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrg.  1881.  Juli-December  3 M.  — Pf. 
Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgang  1882  bis  1884, 

1886  bis  1898,  pro  Jahrgang 5 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgang  1885  . . . . 2 M.  50  Pf. 
Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrg.  1899.  Januar-Juni'  2 M.  50  Pf. 


Mitgliedern  der  „Isis“  wird  ein  Rabatt  von  25  Proc.  gewährt. 

Alle  Zusendungen  für  die  Gesellschaft  „Isis“,  sowie  auch 
Wünsche  bezüglich  der  Abgabe  und  Versendung  der  „Sitzungs- 
berichte der  Isis“  werden  von  dem  ersten  Secretär  der  Gesell- 
schaft, d.  Z.  Prof.  Dr.  Deiehmüller,  Dresden- A.,  Zwingergebäude, 
K.  mineral. -geolog.  Museum,  entgegengenommen. 

Die  regelmässige  Abgabe  der  Sitzungsberichte  an  aus- 
wärtige Mitglieder,  sowie  an  auswärtige  Vereine  erfolgt  in  der 
Regel  entweder  gegen  Austausch  mit  anderen  Schriften  oder  gegen 
einen  jährlichen  Beitrag  von  3 Mark  zur  Vereinskasse, 
worüber  in  den  Sitzungsberichten  quittirt  wird. 


Königl,  Sächs.  Hofbuchhandlung 

^ 

■ H.  Burdach  

* — 

Schloss -Strasse  32.  DRESDEN.  Fernsprecher  152. 
empfiehlt  sich 

zur  Besorgung  wissenschaftlicher  Litteratur. 

Druck  von  Wilhelm  Baensch  in  Dresden. 


der 


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Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 

ISIS  ^ 


in  Dresden. 


Herausgegeben 

von  dem  Redactions  - Comitö. 


Jahrgang  1899. 

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Mit  Abbildungen  im  Text. 


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Dresden. 

In  Commission  der  K.  Sachs.  Hofbuchhandlung  H.  Burdacli. 

1900. 


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Redactions  - Comite  für  1899: 


Vorsitzender:  Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky. 

Mitglieder:  Privatdocent  Dr.  W.  Bergt,  Prof.  Dr.  J.  Deiclimüller,  Geh.  Hofratli 
Prof.  Dr.  0.  Drude,  Prof.  Dr.  F.  Foerster,  Prof.  Dr.  H.  Nit  sehe  und  Prof. 

Dr.  K.  Rohn. 

Verantwortlicher  Redacteur : Prof.  Dr.  J.  Deiclimüller. 


Sitzungskalender  für  1900. 

Januar.  11.  Physik  und  Chemie.  18.  Prähistorische  Forschungen.  — Mathematik. 
25.  Hauptversammlung. 

Februar.  1.  Zoologie.  8.  Botanik.  15.  Mineralogie  und  Geologie.  22.  Hauptver- 
sammlung. 

März.  1.  Prähistorische  Forschungen.  8.  Mathematik.  15.  Physik  und  Chemie. 
22.  Zoologie.  29.  Hauptversammlung. 

April.  5.  Botanik.  19.  Mineralogie  und  Geologie.  26.  Hauptversammlung. 

Mai.  3.  Physik  und  Chemie.  10.  Prähistorische  Forschungen.  — Mathematik.  17.  Zoologie 
und  Botanik.  24.  Excursion  oder  31.  Hauptversammlung. 

Juni.  14.  Botanik  (6h  Nm.  Botanischer  Garten).  21.  Mineralogie  und  Geologie. 

28.  Hauptversammlung: 

September.  27.  Hauptversammlung. 

October.  4.  Physik  und  Chemie.  11.  Mathematik.  18.  Prähistorische  Forschungen. 
25.  Hauptversammlung. 

November.  1.  Zoologie.  2.  Botanik.  15.  Mineralogie  und  Geologie.  22.  Physik  und 
Chemie.  29.  Hauptversammlung. 

December.  6.  Zoologie  und  Botanik.  13.  Prähistorische  Forschungen.  — Mathematik. 
20.  Hauptversammlung. 


Die  Preise  für  die  noch  vorhandenen  Jahrgänge  der  Sitzungs- 
berichte der  „Isis“,  welche  durch  die  Burdach’sche  Hofbuch- 
handlung in  Dresden  bezogen  werden  können,  sind  in  folgender 
Weise  festgestellt  worden: 

Denkschriften.  Dresden  1860.  8 1 M.  50  Pf. 

Festschrift.  Dresden  1885.  8 3 I.  — Pf. 

Dr.  Oscar  Schneider:  Naturwissensch.  Beiträge  zur  Kenntniss 

der  Kaukasusländer.  1878.  8.  160  S.  5 Tafeln  . . 6 I.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1861 . 1 M.  20  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1863  1 M.  80  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1864  und  1865,  pro  Jahrgang  . . 1 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1866.  April-December 2 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1867  und  1868,  pro  Jahrgang  . . 3 1.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1869  3 M:  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1870.  April- Juni,  October-December  2 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1871.  April-December  . . . . . 3 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1872.  Januar-September  . . . . 2 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1873  bis  1878,  pro  Jahrgang  . . 4M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1879.  Januar-Juni 2 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1880.  Juli-December 3 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrg.  1881.  Juli-December  3 M.  — Pf. 
Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgang  1882  bis  1884, 

1886  bis  1899,  pro  Jahrgang  . . 5 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgang  1885  . . . . 2 M.  50  Pf. 

Mitgliedern  der  „Isis“  wird  ein  Rabatt  von  25  Proc.  gewährt. 

Alle  Zusendungen  für  die  Gesellschaft  „Isis“,  sowie  auch 
Wünsche  bezüglich  der  Abgabe  und  Versendung  der  „Sitzungs- 
berichte der  Isis“  werden  von  dem  ersten  Secretär  der  Gesell- 
schaft, d.  Z.  Prof.  Dr.  Deichmüller,  Dresden-A„  Zwingergebäude, 
K.  Mineral. -geolog.  Museum,  entgegengenommen. 

Die  regelmässige  Abgabe  der  Sitzungsberichte  an  aus- 
wärtige Mitglieder,  sowie  an  auswärtige  Vereine  erfolgt  in  der 
Regel  entweder  gegen  Austausch  mit  anderen  Schriften  oder  gegen 
einen  jährlichen  Beitrag  von  3 Mark  zur  Vereinskasse 
worüber  in  den  Sitzungsberichten  quittirt  wird. 


Königl.  Sachs.  Hofbuchhandlung’ 


H.  Burdach 


Schloss -Strasse  32.  DRESDEN.  Fernsprecher  152. 
empfiehlt  sich 

zur  Besorgung  wissenschaftlicher  Litteratur. 


Druck  von  Wilhelm  Baensch  in  Dresden. 


der 


Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 


in  Dresden. 


Herausgegeben 

von  dem  Redactions  - ComitO. 


Jahrgang  1900. 

«Januar  bis  «J  u n i. 


Mit  1 Tafel  und  Abbildungen  im  Text. 


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'-Monat  MüseüS; 


Dresden. 

In  Commission  der  K.  Sachs.  Hofhuchhandlung  H.  Burdach. 

1900. 


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Redactions  - Comite  für  1900; 

Vorsitzender;  Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky. 

Mitglieder;  Prof.  Dr.  W.  Bergt,  Prof.  Dr.  J.  Deichmüller,  Geh.  Hofrath  Prof. 
Dr.  0.  Drude,  Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  M.  Krause,  Prof.  Dr.  H.  Kitsche  und 
Oberlehrer  H.  A.  Rebenstorff. 

Verantwortlicher  Redacteur:  Prof.  Dr.  J.  Deichmüller. 


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Hanns  Bruno  Geinitz  f S.  V. 


A.  Sitzungsberichte. 

I.  Section  für  Zoologie  S.  3.  — Bär,  W.:  Zwei  für  die  Ornis  Deutschlands  neue 
Vogelarten  S.  3.  — Drude,  0.:  Ueber  F.  Unger’s:  „Die  Pflanze  im  Moment  der  Thier- 
werdung“,  mit  Bemerkungen  von  H.  Kitsche,  S.  4;  Vorlagen,  neue  Litteratur  S.  4.  — 
Ebert,  R.:  Die  Fauna  der.  Tiefsee  im  Allgemeinen  S.  3;  Zunahme  einheimischer 
Vögel  S.  4.  — Kitsche,  H.:  H.  B.  Geinitz  f,  Schwungfedern  des  Casuars  S.  3;  ver- 
schiedenartige Ausbildung  der  oberen  Eckzähne  bei  den  verschiedenen  Formen  der 
recenten  Hirsche,  Vorkommen  des  Wasserschmätzers  in  Sachsen  S.  4.  — Schiller,  K.: 
Keue  Litteratur  S.  3 und  4.  — Thallwitz,  J.:  Ueber  Höhlenthiere  S.  4. 

II.  Section  für  Botanik  S.  5.  — Drude,  0.:  Einrichtung  von  Herbarien  für  pflanzen- 
geographische Demonstrationen,  vorläufige  Bemerkungen  über  die  floristische  Karto- 
graphie von  Sachsen  S.  5;  phänologische  Bemerkungen  über  die  Retardation  des 
Frühlings  im  Jahre  1899  S.  6;  Ueberwinterung  immergrüner  Gewächse,  Aufblüh- 
geschwindigkeit  der  Blüthen,  Anordnung  der  Vegetation  im  Karwendelgebirge  S.  7; 
neue  Litteratur  S.  5 und  6.  — Ostermaier,  J. : Vorlage  von  Abbildungen  von  Alpen- 
pflanzen S.  5;  Eintritt  der  Frühlingsflora  von  Oberammergau  S.  6.  — Schiller,  K.: 
Keue  Litteratur  S.  5.  — Schorler,  B.:  Referat  über  Gradmann’s  „Pflanzenleben  der 
Schwäbischen  Alb“,  neue  Litteratur  S.  5.  — Wobst,  K. : Vorlage  verschiedener 
Rosenformen  S.  5. 

III.  Section  für  Mineralogie  lind  Geologie  S.  8.  — Bergt,  W.:  Anhydrit  aus  dem 
Phonolith  von  Schlössel,  über  Mikromineralogie,  neue  Litteratur  S.  8.  — Engel- 
hardt, H.:  Keue  Litteratur  S.  8.  — Menzel,  P.:  Entstehung  der  Alpen  und  Bildung 
des  Mittelmeeres  S.  8.  — Excursion  in  die  Rathssteinbrüche  bei  Plauen  S.  9. 

IV.  Section  für  prähistorische  Forschungen  S.  9.  — Deichmüller,  J.:  Bemalte 
Geschiebe  aus  der  Höhle  von  Mas  d’Azil  S.  9;  neolithische  Gefässfunde  von  Klotzsche, 
Münchritz  und  Cossebaude,  spätslavisches  Skelettgräberfeld  von  Kiedersedlitz,  Vor- 
lage von  Steingeräthen  S 11;  neue  Litteratur  S.  10.  — Döring,  H.:  Feuerstein- 
werkstätten auf  Rügen,  Kationalmuseum  nordischer  Alterthümer  in  Kopenhagen, 
Feuersteingeräthe  aus  sächsischen  Fundorten  S.  9;  Funde  von  den  Burgwällen  bei 
Altcoschütz,  Kiederwartha , Lockwitz,  Altoschatz,  Leckwitz  und  Löbsal,  neolithische 
Herdstellen  in  Lockwitz,  neuer  Steinzeitfund  aus  Lockwitz  S.  10.  — Ebert,  0.:  Vor- 
geschichtliche Wandtafeln  für  Westpreussen  und  die  Provinz  Sachsen  S.  11.  — 
Ludwig,  H.:  Vorlage  eines  Mahlsteins  von  Kauscha  S.  11. 

Y.  Section  für  Physik  und  Chemie  S.  11.  — Hall  wachs,  W.:  Die  electrolytische 
Leitung  in  festen  Körpern  und  deren  Anwendung  bei  der  Mernstlampe  S.  12.  — 
Meyer,  E.  von:  Rückblick  auf  die  wichtigsten  Entwickelungsphasen  der  Chemie  im 
19.  Jahrhundert  S.  11.  — Rebenstorff,  H. : Keue  Form  des  Cartesianischen  Tauchers, 
Herstellung  der  grauen  Modification  des  Zinns,  Beobachtung  vagabondirender  Ströme 
S.  12.  — Wolf,  C. : Zerstörung  der  Salpeter  sauren  Salze  durch  Bakterien  S.  11. 

TI.  Section  für  Mathematik  S.  13.  — Heger,  R. : Ueber  Berührungsaufgaben  und 
Kreisverwandtschaft  S.  13.  — Krause,  M. : Ueber  graphischen  Calcül  S.  13.  — 
Müller,  F.:  Tabelle  zur  Kalenderbestimmung  S.  13.  — V ieth,  J.  von:  Ueber  Central- 
beweguug  S.  13.  — Witting,  A.:  Fadenmodell  der  abwickelbaren  Schraubenfläche  S.  14. 


YII.  Hauptversammlungen  S.  14.  — Veränderungen  im  Mitgliederbestände  S.  15.  — 
Gedenkfeier  für  H.  B.  Geinitz  S.  14.  — Rechenschaftsbericht  für  1899  S.  14,  15 
und  18.  — Voranschlag  für  1900  S.  14.  — • Gut  hm  ann- Stiftung  S.  14.  — Kalkowsky, 
E.:  Land  und  Leute  von  Nordwales  S.  14;  Gedächtnisrede  auf  H.  B.  Geinitz  S.  15.  — 
Michael,  E.:  Formen  und  Ursprung  der  Dorfanlagen  und  der  Flurauftheilung  in 
Sachsen  S.  15.  — ) Bohle,  R. : Reiseschilderungen  aus  Nordrussland  S.  15.  — Schloss- 
mann, A.:  Beitrag  zur  praktischen  Ernährungslehre  S.  14.  — Toepler,  M.:  Kathoden- 
und  Becquerel- Strahlen  S.  15.  — Excursion  nach  Nossen  S.  15. 


B.  Abhandlungen. 

Bergt,  W.:  Der  Plänerkalkbruch  bei  Weinböhla.  Mit  Tafel  I.  S.  37. 

Deichmülleri,  J.:  Zwei  neue  Funde  neolithischer  schnurverzierter  Gefässe  aus  Sachsen. 
Mit  Abbildungen.  S.  18. 

Deichmüller,  J. : Spätslavisches  Skelettgräberfeld  bei  Niedersedlitz.  Mit  Abbildungen. 
S.  22. 

Döring,  H. : Ueber  Feuersteingeräthe  aus  sächsischen  Fundorten.  S.  15. 

Drude,  0.:  Vorläufige  Bemerkungen  über  die  floristische  Kartographie  von  Sachsen. 
S.  26. 

Nit  sc  he,  H.:  Bemerkungen  über  das  Vorkommen  des  schwarzbäuchigen  Wasserschmätzers 
und  einiger  anderer  seltenerer  Vögel  im  Königreiche  Sachsen.  S.  32. 
Rebenstorff,  H.:  Schulversuche  mit  dem  Cartesianischen  Taucher.  Mit  Abbildungen. 
S.  3.  . . 


Die  Autoren  sind  allein  verantwortlich  für  den  Inhalt  ihrer 

Abhandlungen . 


Die  Autoren  erhalten  von  den  Abhandlungen  50,  von  den  Sitzungsberichten  auf 
besonderen  Wunsch  25  Sonder- Abzüge  gratis,  eine  grössere  Anzahl  gegen  Erstattung 

der  Herstellungskosten. 


Sitzungskalender  für  1900. 

September.  27.  Hauptversammlung. 

October.  4.  Physik  und  Chemie.  11.  Mathematik.  18.  Prähistorische  Forschungen. 
25.  Hauptversammlung. 

November.  1.  Zoologie.  8.  Botanik.  15.  Mineralogie  und  Geologie.  22.  Physik  und 
Chemie.  29.  Hauptversammlung. 

December.  6.  Zoologie  und  Botanik.  13.  Prähistorische  Forschungen.  — Mathematik. 
20.  Hauptversammlung. 


Die  Preise  für  die  noch  vorhandenen  Jahrgänge  der  Sitzungs- 
berichte der  „Isis“,  welche  durch  die  Burdach’sche  Hofbuch- 
handlung in  Dresden  bezogen  werden  können,  sind  in  folgender 
Weise  festgestellt  worden: 


Denkschriften.  Dresden  1860.  8 1 M.  50  Pf. 

Festschrift.  Dresden  1885.  8 3 I.  — Pf. 

Dr.  Oscar  Schneider:  Naturwissensch.  Beiträge  zur  Kenntniss 

der  Kaukasusländer.  1878.  8.  160  S.  5 Tafeln  . . 6 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1861  1 M.  20  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1863  1 M,  80  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1864  und  1865,  pro  Jahrgang  . . 1 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1866.  April-December  . . . . . 2 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1867  und  1868,  pro  Jahrgang  . . 3 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1869  . . . . . 3 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1870.  April-Juni,  October-December  2 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1871.  April-December 3 I.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1872.  Januar-September  . . . . 2 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1873  bis  1878,  pro  Jahrgang  . . 4 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1879.  Januar-Juni 2 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1880.  Juli-December  . . . . . 3 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrg.  1881.  Juli-December  3 M.  — Pf. 
Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgang  1882  bis  1884, 

1886  bis  1899,  pro  Jahrgang 5 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgang  1885  « . . . 2 M.  50  Pf. 
Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgang  1900.  Januar- Juni  2 M.  50  Pf. 


Mitgliedern  der  „Isis“  wird  ein  Rabatt  von  25  Proc.  gewährt. 

Alle  Zusendungen  für  die  Gesellschaft  „Isis“,  sowie  auch 
Wünsche  bezüglich  der  Abgabe  und  Versendung  der  „Sitzungs- 
berichte der  Isis“  werden  von  dem  ersten  Secretär  der  Gesell- 
schaft, d.  Z.  Prof.  Dr.  Deichmiiller,  Dresden-A.,  Zwingergebäude, 
K.  Mineral. -geolog.  Museum,  'entgegengenommen. 

Die  regelmässige  Abgabe  der  Sitzungsberichte  an  aus- 
wärtige Mitglieder,  sowie  an  auswärtige  Vereine  erfolgt  in  der 
Regel  entweder  gegen  Austausch  mit  anderen  Schriften  oder  gegen 
einen  jährlichen  Beitrag  von  3 Mark  zur  Vereinskasse, 
worüber  in  den  Sitzungsberichten  quittirt  wird. 


Druck  von  Wilhelm  Baensch  in  Dresden. 


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der 


Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 

-4  ISIS 


in  Dresden. 


Herausgegeben 

von  dem  Redactions  - Comite. 


Jahrgang  1900. 

.JvTli  bis  December, 


Mit  5 Tafeln  und  1 Abbildung  im  Text. 


Dresden. 

In  Commission  der  K.  Sachs.  Hofbuchhandlung  H.  Burdach. 

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Redactions -Comit^  für  1900: 

Vorsitzender:  Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky. 

Mitglieder:  Prof.  Dr.  W.  Bergt,  Prof.  Dr.  J.  Deichmüller,  Geh.  Hofrath  Prof. 
Dr.  0.  Drude,  Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  M.  Krause,  Prof.  Dr.  H.  Kitsche  und 
Oberlehrer  H.  A.  Hebe  11s torff. 

Verantwortlicher  Kedacteur:  Prof.  Dr.  J.  Deichmüller. 


Sitzungskalender  für  1901. 

Januar.  10.  Botanik  und  Zoologie.  17.  Mineralogie  und  Geologie.  24.  Physik  und 
Chemie.  31.  Hauptversammlung. 

Februar.  7.  Prähistorische  Forschungen.  14.  Mathematik.  21.  Zoologie.  28.  Haupt- 
versammlung. 

März.  7.  Botanik.  14.  Mineralogie  und  Geologie.  21.  Physik  und  Chemie.  28.  Haupt- 
versammlung. 

April.  11.  Zoologie.  18.  Prähistorische  Forschungen.  — Mathematik.  25.  Haupt- 
versammlung. 

Mai.  2.  Botanik  (6  h Nm.  Botanischer  Garten).  9.  Mineralogie  und  Geologie.  16.  Excursion 
oder  23  Hauptversammlung. 

Juni.  6.  Physik  und  Chemie.  13.  Prähistorische  Forschungen.  — Mathematik.  20.  Zoologie. 

27.  Hauptversammlung. 

September.  26.  Hauptversammlung. 

October.  3.  Botanik  und  Zoologie.  10.  Mathematik.  17.  Mineralogie  und  Geologie. 
24.  Hauptversammlung. 

November.  7.  Physik  und  Chemie.  14.  Prähistorische  Forschungen.  — Mathematik. 
21.  Zoologie.  28.  Hauptversammlung. 

December.  5.  Botanik.  12.  Mineralogie  und  Geologie.  — Mathematik.  19.  Haupt- 
versammlung. 


Die  Preise  für  die  noch  vorhandenen  Jahrgänge  der  Sitzungs- 
berichte der  „Isis“,  welche  durch  die  Burdach’sche  Hofbuch- 
handlung in  Dresden  bezogen  werden  können,  sind  in  folgender 


Weise  festgestellt  worden: 

Denkschriften.  Dresden  1860.  8 1 M.  50  Pf. 

Festschrift.  Dresden  1885.  8 3 M.  — Pf. 

Dr.  Oscar  Schneider:  Naturwissensch.  Beiträge  zur  Kenntniss 

der  Kaukasusländer.  1878.  8.  160  S.  5 Tafeln  . . 6 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1861 1 M.  20  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1863  1 M.  80  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1864  und  1865,  pro  Jahrgang  . . 1 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1866.  April-December  . . . . 2 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1867  und  1868,  pro  Jahrgang  . . 3 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1869  3 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1870.  April- Juni,  October-December  2 M.  — Pf.. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1871.  April-December 3 M.  — * Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1872.  Januar-September  . . . . 2 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1873  bis  1878,  pro  Jahrgang  . . 4M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1879.  Januar-Juni 2 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1880.  Juli-Deeember 3 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jalirg.  1881.  Juli-December  3 M.  — Pf. 
Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgang  1882  bis  1884, 

1886  bis  1900,  pro  Jahrgang 5 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgang  1885  . . . . 2 M.  50  Pf. 


Mitgliedern  der  „Isis“  wird  ein  Rabatt  von  25  Proc.  gewährt. 

Alle  Zusendungen  für  die  Gesellschaft  „Isis“,  sowie  auch 
Wünsche  bezüglich  der  Abgabe  und  Versendung  der  „Sitzungs- 
berichte der  Isis“  werden  von  dem  ersten  Secretär  der  Gesell- 
schaft, d.  Z.  Prof.  Dr.  Deichmüller,  Dresden-A.,  Zwingergebäude, 
K.  Mineral. -geolog.  Museum,  entgegengenommen. 

Die  regelmässige  Abgabe  der  Sitzungsberichte  an  aus- 
wärtige Mitglieder,  sowie  an  auswärtige  Vereine  erfolgt  in  der 
Regel  entweder  gegen  Austausch  mit  anderen  Schriften  oder  gegen 
einen  jährlichen  Beitrag  von  3 Mark  zur  Vereinskasse, 
worüber  in  den  Sitzungsberichten  quittirt  wird. 


Druck  von  Wilhelm  Baensch  in  Dresden.