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Full text of "Sitzungsberichte der Gesellschaft für Geschichte und Altertumskunde der Ostseeprovinzen Russlands"

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teelteliaft  Jir  CetchiclitB  ini  AlterthniskMile  der 
Istteipraviizeii  Rystlaiis 


aus  dem  Jahre  180  2. 


Hierzu  3  Tafeln. 


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Orock  von  W.  P.  Hacker. 
1903. 


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Sitiiigsleriakte 

der 

tnclitthaft  fir  CeteUckte  uni  Altertbumskuide  üer 
Istteepraviizeu  Rnsluis 

aas  dem  Jahre  1902. 


Hierzu  3  Tafeln. 


Drock  von  W.  F.  Hacker. 
1903. 


THE  NEW  YORK 
PUBLIC  LIBRARY 

476420A 

ASTOCf.  LSNOX  AHD 

TILDLN  rOVNDAflONS 

r<  1950  X 


Gedniokt  auf  Verfugen  der  GesellBchaft  für  Geschichte  und  Alter- 
thnmBkiinde  der  Ostaeeprovinzen  BaBslands. 

Prandent:  B.  Hollander. 

Riga,  den  9.  April  1903. 


•  •  ••  •  •   •  ■*  * 

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•  •     ••.•••    • 

•  ••••»  ••     • 

••    •      •  •   •  • » 


Inhaitsanzeige. 


Sitniigsberichte  aqs  dem  Jahre  1902 1 

Jahzesbericht  des  Sekretara  der  Gesellschaft 200 

Teraeieimias    der   Vereine   und  Anstalten,  denen   die   Schriften   der 
Geaellseliaft  ubersandt  worden  sind,  mit  Angabe  der  im  Aastausch 

TOD  ihnen  erhaltenen  Druckwerke 205 

Torftand  der  Oesellechaft  im  Jahre  1903 214 

YmacbxuBa  der  Mitf^Ueder  am  6.  Dezember  1902 215 

Vcneichniss    der    vonc&    1.  Januar  bis  6.  Dezember  1902  yerstorbenen 

Mi^iieder 236 

Teneiehniss    der    im    «Jahre  1902  gehaltenen  Vorträge  und  Terlesenen 
Zoschriften  -       237 


>MMM^y^^^>MM«\^^>^v^ 


1902. 
«67.  Venaniliiig  am  9.  Juur  \m. 

Der  Präsident  H.  v.  Bruiningk  eröffiiete  die  SitzoDg  durch 
£e  ICtdieQüiig,  daes  das  ordentliche  Mitglied  Herr  Emil  t. 
Berens  zu  Schloss  Bersohn  am  28.  December  1901  verstorben 
Bei,  md  ersuchte  die  Versammlung,  sich  zu  dessen  Ehren  von 
deo  Sitzen  zu  erheben. 

Eb  wurde  beschlossen,  mit  der  königl.  norwegischen  Oesell- 
Khaft  der  Wissenschaften  in  Drontheim  und  mit  der  Kaukasischen 
ibäidlimg  der  E^aiserL  Moskauer  Archäologischen  (Gesellschaft 
B  Tifijs  in  Schriftenaustausch  zu  treten. 

In  die  Zahl  der  ordentlichen  Mitglieder  wurde  der  Herr 
I)r.  oec  poL  Alfred  Buetz  in  Riga  aufgenommen. 

Der  Bibliothekar  verlas  den  Accessionsbericht.  An  Ge- 
^Maoi  waren  eingegangen:  1)  von  dem  Herrn  Qeh.  Medicinal- 
^  Prot  Dr.  L.  Stieda  dessen:  Referate  aus  der  russ.  Li- 
tartnr.  S.-A.  a.  Arch.  f.  Anthropologie  XXVH,  2;  2)  von  Herrn 
Lt.  Löwis  of  Menar:  L  Baronin  Üngem-Stemberg,  Gesch. 
öd  Begriff  der  Graphologie.  S.-A.  aus  „Revaler  Beobachter**; 
3)T(m  Herrn  L.  v.  Pezold  dessen:  Schattenrisse  aus  Bevals 
Tergangenheit;  4)  von  Herrn  Dr.  G.  Sodoffsky  dessen:  O^eps^ 
luoronb  Ha  ueABUCHHUfl  Euyn^ecrna;  5)  von  Herrn  Prof.  Dr. 
1  Petnchow  dessen:  BosHHKHOBeme  h  nepsoHaHaiLHafl  opra- 
umjji  Xepnrcsaro  ynEBepcHrera.  S.-A.y  und:  ^epmcKift  ynH- 
•pcnen  vh  nepmift  nepio^^  ero  cyntecTBOBaHiÄ.  S.-A.;  6)  von 
«m  AI.  Baron  Freytag-Loringhoven  dessen:  Aus  der 
^leiLseit;  7)  von  dem  Herrn  Bibliothekar   der  Akademie  der 

1 


2 

I      ■ 

Wissenschaften  in  Petersburg  K  Wolter  dessen:  Lokavos  Ealns 
(MiUb.  der  lith.  literar.  OesellscL  Heft  XXYI);  8)  von  Herrn 
stnd.  archit.  Jacques  Bosenbaum:  eine  Anzahl  Originalakten 
des  17.  und  18.  Jahrb.,  meist  in  polnischer  und  russischer  Sprache, 
betr.  Besitzungen  der  Grafen  Tyszkiewicz  u.  A.;  8)  von  Herrn 
Dr.  A.  y.  Bulmerincq:  eine  Visitenkarte  von  G.  Nölting  a. 
d.  J.  1818  u.  A.;  9)  von  Frl.  M.  Fehre:  ein  auf  Atlas  gedruckter 
Bigascher  Theaterzettel  y.  1839,  zur  60jährigen  Jubelfeier  des 
F.  Ph.  Arnold;  10)  von  Frl.  E.  t.  S.:  J.  Fischer,  Dogmatum 
decas  prima.    Biga  (1676),  u.  A. 

Für  das  Museum  waren  nach  dem  Berichte  des  stellv.  Mu- 
seumsinspektors  dai^ebracht  worden:  1)  von  Frau  Landräthin 
y,  Stryk  auf  Ansuchen  der  Museumsverwaltung:  ein  in  Oel  ge- 
maltes Bildniss  des  Landraths  Georg  Philipp  y.  Stryk;  2)  yon 
N.  N.:  zwei  kaukasische  Dolche  und  ein  dergl.  Säbel  (Yatagan), 
ein  russischer  Dragonersäbel  yon  1858  und  ein  Ziegenhainer  mit 
beiUbrmigem  Griff  aus  Hirschhorn;  3)  yon  Frl.  Helene  Go- 
ronsky:  eine  Theekanne  (Bfarke  Dayenport)  und  ein  Tabaks- 
beutel mit  Perlenstickerei;  4)  yon  Herrn  Dr.  E.  Gleye:  eine 
Photographie,  darstellend  Häuser  an  der  Ecke  der  Sand-  und 
gr.  Brauerstrasse  in  Biga;  5)  yon  Herrn  L.  Eck:  eine  Meissener 
Porzellan-Untertasse;  6)  yon  Herrn  L.  y.  Schlippe:  einige 
afrikanische  Waffen  und  Schmuckgegenstände,  sowie  ägyptische 
Alterthfimer.  —  Angekauft:  eine  goldene  Damen-Spindeluhr,  An- 
fang des  19.  Jahrhunderts. 

Für  die  numismatische  Sammlung  waren  Geschenke 
dargebracht  worden  yon:  Frau  0.  Engel,  Herrn  stud.  archit. 
J.  Bosenbaum  und  Herrn  BuchdruckereibesitEer  A.  Stahl. 

Der  Präsident  H.  y.  Bruiningk  hielt  einen  Vortrag  über 
die  Frage  der  Verehrung  der  ersten  liyländischen  Bischöfe  als 
Heilige  (siehe  unten). 


Bie  Frage  der  Yerelunuig  der  ersten  livlandisohen  Bisohöfe 
als  Heiligei 

Von  H.  ▼.  Brainingk. 

h  dffli  ^Bigaschen  Stadtblättern^^)  findet  sich  von 
W.Heine  ein  An&atz  unter  dem  Titel:  Ist  über  eine  Heilig- 
oder Seligsprechnng  Bischof  Meinhards  etwas  bekannt?*)  Der 
TerfuBOT  gelangt  darin  zu  einem  verneinenden  Ergebniss,  indem 
ff  rieh,  gewiss  mit  Recht,  darauf  stützt,  dass  Mginhards  Name 
^  keinem  miserer  mittelalterlichen  Ealendarien^  yorkomme,  und 
seihst  das  Breviarium  secundum  ritum  et  usum  s.  Bigensis  ecclesie 
T.  1513  ober  Meinhard  schweige;  doch  will  Heine  die  Frage 
luffmit  nicht  als  geschlossen  betrachten,  vielmehr  erklärt  er, 
das  sie  auf  Grund  sonstiger  Quellen,  namentlich  der  ihm  nicht 
emchbaren  Acta  Sanctorum  BoUandiana,  weiter  untersucht  zu 
Verden  verdiene.  Anknüpfend  an  diesen  Aufsatz  theilte  sodann 
Fr.  T.  Reüssier  mit,  er  habe  sich  davon  überzeugt,  dass  zu 
dsD  in  Betracht  kommenden  beiden  Tagen  (Mai  10  oder  Aug.  14) 
Meinhards  in  den  Acta  nicht  Erwähnung  geschehe').  Hiermit 
schien  —  sofern  nach  einer  päpstlichen  Heilig-  oder  Selig- 
ipreehnng  zu  forschen  war  —  die  Sache  erledigt,  denn  in  den 
Acta  SS.  BoUandiana  wird  man  von  den  durch  die  Päpste  Heilig- 
<^  Seligg^rochenen  gewiss  keinen  vermissen.  Nun  sind  aber 
&  Bollandisten  nicht  bei  den  beatifizirten  oder  kanonisirten 
stehen  geblieben,  sondern  sie  haben,  ausser  diesen  und 
den  bereits  vor  Einführung  des  Brauches  und  Erforder- 
tes des  Kanonisationsverfahrens  in  den  Martyrologien  ver- 
leidmeten  und  von  der  Kirche  förmlich  anerkannten  Heiligen, 
ndi  alle  diejenigen  berücksichtigt,  deren  öffentliche  kirch- 
liche Verehrung  sich  nachweisen  lässt.  Es  ist  klar,  dass  dieses 
Kiäerinm  das  aUein  richtige  ist,  denn  nachdem  Pp.  Alexander  lU. 
1170  verordnet  hatte,  dass  ohne  Autorisation  der  römischen 
Ciehe  niemand  als  Heiliger  öffentlich  verehrt  werden  dürfe, 
nul  in  den  einzelnen  Diözesen  sog.  bischöfliche  Beatifika- 
fipDen  dennoch  vorgekommen  und  diese  haben  direkt  oder  in- 
Sifkt  meist  dadurcm  die  Anerkennung  der  römischen  Kirche 
eriaogt^  dass  Urban  YIII.  bei  B^elung  des  Kanonisationspro- 
1634  j^lichen  Kultus  der  nicht  Kanonisirten  oder  Beatifi- 


2  Jalug.  189^  nr.  38. 


,  Schon  B.  Pabst  hatte  in  seiner  Monographie:  Meinhart,  Livlands 
Apoitel,  Heft  1,  Beval  1847,  8.  28,  and  Heft  2,  daselbst  1849,  8.  75,  auf 
ciöigB  SteUen  aus  Ohroniken  hingewiesen,  dnrch  welche  die  vorliegende 
fnie  nahe  gelegt  wird,  ohne  so  derselben  Stellung  zu  nehmen. 

')  Sitnagaberichte  ▼.  1896,  8.  106. 

1» 


zirten  bei  Strafe  verbot,  aasgenommen  in  Ansehung  derjenigen 
Personen,  deren  öffentliche  Verehrung  damals  schon  entweder 
seit  unvordenklicher  Zeit  oder  seit  mindestens  100  Jahren  mit 
Wissen  und  Zulassung  des  Papstes  oder  des  betr.  Bischofs 
in  üebung  war^).  Es  haben  folglich  die  Bollandisten  bei  Sichtung 
der  in  den  Martyrologien  und  Menologien  oder  in  sonst  be- 
achtenswerthen  Quellen  mit  dem  Epitheton  ,,sanctus^  oder  ^beatuB** 
erwähnten,  aber  von  der  römischen  Kirche  als  Heilige  oder 
Selige  *)  nicht  ausdrücklich  anerkannten  Personen  ihr  Augenmerk 
hauptsächlich  auf  diejenigen  Momente  gerichtet,  die  als  Prüfstein 
einer  öffentlichen,  von  der  Kirche  zugelassenen  Verehrung  zu 
gelten  haben/  Als  solche  kommen  in  Betracht:  Eintragung  in 
die  Diözesankalender,  Anrufung  in  den  Kirchengebeten,  Feier 
der  Messe  und  der  kanonischen  Stunden,  sowie  Errichtung  von 
Kirchen  und  Altären  zu  Ehren  der  betr.  Heiligen,  Verehrung 
ihrer  Reliquien  u.  s.  w.  Wenn  jedoch  sogar  in  Fällen  päpst- 
licher Beatifikation  diese  Aeusserun^en  der  öffentlichen  Ver- 
ehrung, sowohl  örtlich  als  auch  inhaltlich,  in  mannigfacher  Weise 
beschränkt  sein  können'),  so  wird  zum  Nachweise  einer  im  Mittel- 
alter stattgehabten  örtlichen  Verehrung  schon  die  Inerweisstel- 
lung  der  einen  oder  anderen  Bekundung  als  konkludent  zu  gelten 
haben.  Auch  wird  man  sich  in  der  Regel  damit  b^nügen  müssen, 
da  förmliche  Aktenverhandlungen  über  bischöfliche  Beatifika- 
tionen  in  den  wenigsten  Fällen  zu  beschaffen  sein  dürften.  So 
finden  wir  in  den  Acta  SS.  Bolland.  unter  den  „Praetermissi'' 
u.  A.  eine  grosse  Zahl  von  Personen,  meist  aus  dem  späteren 
Mittelalter,  die  in  den  Martyrologien,  vorzugsweise  der  Ordens- 
literatur des  16.  u.  17.  Jahrh.,  als  sancti,  beati  oder  venerabiles 
bezeichnet  sind,  deren  öffentliche  Verehrung  aber  bisher  nicht 
erwiesen  ist. 

Wie  ich  in  der  Abhandlung:  „Zur  Frage  der  Seligsprechung 
Bischof  Bernhards  zur  Lippe"  ^J  erwähnt  habe,  steht  u.  A.  dieser 

1)  Kirchenlezikon  oder  Encyklopädie  der  katholischen  Theologie 
nnd  ihrer  Hilfswissenschaften,  12  Bde.,  Freibarg  i.  B.  1882—1901,  Bd.  XII 
Sp.  145.  Weiterhin  zitirt:  Eirchenlexikon.  —  Vgl.  auch:  Stephan  Beissel 
S.  I.,  Die  Verehrung  der  Heiligen  nnd  ihrer  Beliqnien  in  Deutschland, 
2  Hefte,  Freiburg  i.  B.,  1890,  1892,  Heft  I  S.  111. 

s)  Wissenschaftlich  berechtigt  ist  eine  Unterscheidung  der  Sancti  und 
Beati  (Heilige  und  Selige)  erst  seit  Regelung  der  päpstlichen  Beatifikations- 
und  Kanonisationsverfahrens.  Seitdem  sind  diese  beiden  Stufen  zu  unter- 
scheiden, denen  als  dritte  in  neuerer  Zeit  die  der  Venerabiles  hinzuffefügt 
wurde.  Eine  rückwirkende  Anwendung  dieser  Unterscheidungen  kann  leicht 
Irrthümer  veranlassen.  Auch  die  am  höchsten  gefeierten  Heiligen  aus  der 
Zahl  der  nicht  formlich  Beattfizirten  oder  Eanonisirten  werden  bald  iüb 
Sancti,  bald  als  Beati  bezeichnet.  Das  Martyrologium  Bomanum  bietet  Bei- 
spiele hierfür  in  grosser  Menge. 

')  Kirohenleiikon,  a.  a.  O.  Sp.  141. 

«j   Sitzungsberichte  y.  1900,  S.  147  ff. 


flsehof  im  YenEeichnisse  der  „Praetermissi*.  Ganz  ebenso  ver- 
iäh  es  sich  mit  Bf.  Meinhard.  In  dem  1875  erschienenen  Supple- 
meDtam  ad  Acta  Sanctorum  geschieht  seiner  anf  S.  158  der 
tBpbemerides  nniversales  Sanctonun  decem  primis  sacri  anni  men- 
sibiis  iUnstratonun"  mit  folgenden  Worten  Erwähnung:  „Die 
UV  (Aügnsti).  Inter  Praetermissos^.  .Maynardas,  apostolns  et 
primos  episcopoB  LiYoniae,  a  variis  landatus,  apud  Baronium  ad 
annnm  Christi  MCLXXXVI  epitheton  Sancti  habet.  Nos  ejns 
eattas  antiqui  et  publici  argumenta,  notitiam  item  de  die  obitus 
letpirimus,  nt  locam  in  actis  habeat.^  Mit  Bncksicht  auf  das 
Ansehen,  das  namentlich  Baronius  in  den  die  Verehrung  der 
Heiligen  betreffenden  Fragen  beansprucht,  —  war  doch  Baronius 
Ktgfied  der  Kommission  für  die  Ausarbeitung  der  von  Gregor  Xni. 
1584  approbirten  Ausgabe  des  Martyrologium  Bomanum  und  ist 
doch  die  Ausgabe  Ton  1586  mit  kritischen  Noten  sein  Werk')  — 
ist  es  natorlidt,  dass  die  Bollandisten  Meinhard  unter  die  Prae- 
tendssi  anfiiahmen,  zugleich  aber  weitere  Untersuchungen  f&r 
Doäwendig  erklärten. 

Hierin  liegt  eine  Aufforderung  an  die  livländische  Gkschichts- 
fonchimg,  deren  Erledigung  um  so  mehr  geboten  erscheint,  als 
Beoerdings  auch  H.  Grotefend  in  seiner  Zeitrechnung  des 
DeotBchen  Mittelalters^  Bf.  Meinhard  in  das  Heiligenverzeichniss 
u^enommen  hat.  Die  bezügliche  Stelle')  lautet:  ^Yenerabilis 
Uamardi  (Magenardi)  ep.  ord.  Cisterc.^)  Aug.  14  (Livland)  D.^  ^. 
h  den  äteren  Werken  über  Zeitrechnung  wird  Meinhard  nicht 
geuamt. 

Die  nachfolgende  Untersuchung  auf  Meinhards  nächste  Nach- 
folger im  Episkopat,  Bf.  Berthold  und  Bf.  Albert,  auszudehnen, 
mie  deshalb  am  Platze  sein,  weil  die  Frage,  ob  etwa  auch  sie 
A  Heibge  oder  Selige  in  Livland  verehrt  worden  sind,  in  der 
firländischen  Oeschichtsliteratur  nie  erörtert  worden  ist,  obgleich 
&  letztgenannten  beiden  Bischöfe  von  den  Bollandisten  ebenfalls 
noter  den  Praetermissi  angeführt  werden. 

1. 

Wenden  wir  uns  zunächst  zu  Meinhard  und  Berthold. 
In  erster  Linie  kommen  fn^lich  die  Ealendarien  und  liturgi- 
scheQ  Bücher   der  Bigaschen  Diözese  in  Betracht.    Von  mittel- 

^      ^)  P.  Suitbert  Bäumer,  0.  S.  B.,  Gesdi.  des  BreTiers,  Freiburg 
1-  B.  1895,  8.  468.  —  Genaueres  über  Baronius  weiter  unten. 

>)  Bd.  I^  Abth.  2,  Hannover  u.  Leipzig  1898. 

>)  A.  a.  O.  S.  138. 

<)  sie. 
^  D.  bedeutet  die  hierfür  benutzte  Quelle,  von  der  später  die  Bede 


6 

alterlichen  Ealendarien  besitzen  wir  ein  einziges,  enthalten  in 
dem  Missalkodex  vom  Altar  des  hl.  Kreuzes  der  Rigaschen  Dom- 
kirche, aus  dem  Ende  des  14.  oder  Anfang  des  15*  Jahrh.  Wie 
Meinhard,  fehlt  darin  auch  Berthold,  ebenso  schweigt  das  Pro- 
prium sanctomm  über  beide.  Auch  im  Bigaschen  Brevier  von 
1613,  dessen  Proprium  lückenfrei  ist,  wogegen  das  Kalendarium, 
das,  als  Bestandtneil  des  Breviers,  höchst  wahrscheinlich  gleich- 
zeitig gedi*uckt  worden  war,  sich  nicht  erhalten  hat,  suchen  wir 
vergebens^).  Unter  solchen  Umständen  ist  es  schwer  möglich, 
dass  in  den  Zeiten,  für  die  jene  Bücher  massgebend  waren  (spä- 
testens seit  Ende  des  14.  Jahrb.),  eine  öffentliche  Yerehrunff  der 
genannten  Bischöfe  in  der  Bigaschen  Earche  stattgefunden  haben 
könnte. 

Kaum  minder  bedenklich  ist  der  Umstand,  dass  wir  über 
die  Errichtung  von  Altären  zu  Ehren  Meinhards  oder  Bertholds 
nicht  nur  nichts  wissen,  sondern  mit  nahezu  völliger  Oewissheit 
annehmen  dürfen,  dass  solche  Altäre  im  Bigaschen  Dom  nicht 
vorhanden  gewesen  sind.  Wo  aber  sollten  zu  Meinhards  und 
Bertholds  Ehre  Altäre  errichtet  worden  sein,  wenn  nicht  in  der 
Kirche,  wo  ihre  Gebeine  ruhten?  Wir  sind  über  die  La^e  der 
beiden  Begräbnisse  genau  unterrichtet;  wir  wissen,  dass  Meinhard 
im  Chor,  nördlich  vom  Hochaltar,  bei  dem  Altar  des  hl.  Blutes, 
und  Berthold  unmittelbar  vor  dem  Chor,  unter  dem  Ambo,  vor 
dem  Altar  des  hl.  Kreuzes  bestattet  war^,   während  etwaige 

^)  Kalendariom,  Missal  und  Brevier  der  Big.  Kirche  werden  im  näoh- 
Bten  Bande  der  „Mittheilnngen"  ansfabrlich  behandelt  werden. 

s)  Tgl.  H.  V.  Brniningk,  Die  Altäre  der  Domkirohe  za  Riga  im 
Mittelalter,  Sitzangsberichte  v.  J.  1901,  S.  9,  12.  Bb  verdient  bemerkt  zu 
werden,  dass  die  Angaben  der  Bigaschen  „Bisohofschroniken"  über  Mein- 
hards Grab  mit  einander  schwer  in  Einklang  zu  bringen  sind.  In  der  sog. 
kleinen  Bischofschronik  (Königsberg  i.  Pr.,  Staatsarch.,  Msk.  Anf.  16.  Jahr£, 
verzeichnet  in  Napiersky,  Index,  nr.  8103,  gedruckt  in  Arch.  für  die  Gesch. 
Liv-,  Est-  nnd  Kurlands,  Bd.  V  S.  174—180)  heisst  es:  «Meinhardus  . . .  ligt 
sa  Riga  begaben  anter  dem  Fasse  des  Sacrament."  So  auch  BarthoL 
Grefenthal  (in  Monamenta  Livoniae  antiqaae,  Bd.  Y  S.  2).  Die  gegen- 
wärtige Grabnische  liegt  sa  hoch,  am  die  Annahme  zazalassen,  dass  eine 
darüber  befindliche  Nische  für  die  Aufbewahrung  der  hl.  Eucharistie  ge- 
meint sein  könnte,  auch  findet  sich  keine  Spur  von  einer  solchen.  Eher 
wäre  an  eines  der  sog.  Sakramentshäuschen  zu  denken,  wie  sie  im  späteren 
Mittelalter,  meist  nördlich  vom  Hochaltar,  nicht  selten  vorkamen.  Unter 
dieser  Voraussetzung  müsste  sich  das  Grab  unter  dem  Fussboden  befimden 
haben.  Das  wurde  stimmen  mit  einer  andern  Angabe,  die  enthalten  ist  in 
des  Gerhard  Kurk  (oder  Kurich  v.  Bk>senstrauch)  Version  der  Bischofs- 
chronik (Handschrift  des  Joh.  Witte,  Biga,  Bittersch.-Bibl.  Msk.  nr.  38, 
verzeichnet  bei  Ed.  Winckelmann,  Bibl.  Livoniae  historica,  nr.  2163),  wo  die 
Beschreibung  lautet:  „ftir  den  fassen  des  sangmeisters,  der  da  ist  bey  des 
hl.  Blutes  altar  im  Chor."  Erst  in  der  von  G.  Berkholz  (vgl.  Sitzungsbe- 
richte v.  1873,  S.  10—14)  dem  Heinr.  v.  Tiesenhausen  beigelegten  Chronik 
(Abschrift  gleichfalls  von  Joh.  Witte's  Hand,  Bitter8ch.-BibL,  a.  a.  O.  8. 
1—56)  findet  sich  eine  Notiz,  die  auf  das  uns  bekannte  Ghrabmal  pas0t: 


ihnen  dedizirte  Altäre  doch  wol  an  ihren  Oräbem  gestanden 
hätten.  BVeilich  haben  beide  Stellen  als  bevorzugt  zu  gelton. 
Der  Platz  vor  dem  Altar  des  hl.  Kreuzes  galt  unter  allen  Um- 
sländen  für  einen  Ehrenplatz^),  auch  ruhten  die  Leiber  der  Hei- 
ligen nicht  inuner  über  oder  unter  ihnen  geweihten  Altären.  So 
▼ar  dar  hl.  Norbert,  der  Stifter  des  rrämonstratenserordens 
(t  1134),  der  freilich  erst  spät  kanonisirt,  aber  schon  früh  als 
Heiliger  verehrt  wurde,  zu  Magdeburg  im  Dom,  erst  vor  dem 
Altar  des  hl.  Kreuzes,  dann  unter  demselben,  beigesetzt^.  Den 
Primonstratensem  des  Bigaschen  Domkapitels  kann  das  nicht 
unbekannt  gewesen  sein.  Inschrift  oder  bildliche  Darstellungen 
vom  Orabe  Bertholds  sind  uns  nicht  überliefert,  um  so  mehr 
verdient  Meinhards,  zum  Theil  noch  erhaltenes,  zum  Theil  nach 
Uteren  Abbildungen  neuerdings  wiederhergestelltes  Grabmal 
unsere  Aufinerksamkeit^.  Gegen  die  Annahme,  dass  es  einem 
Heiligen  oder  Seligen  errichtet  worden  sei,  scheint  zu  sprechen, 
dass  wir  in  der  Aufschrift  das  entsprechende  Prädikat  und  im 
Skulptorenschmuck  den  Heiligenschein  vermissen.  Anlangend  den 
Heiligenschein,  so  ist  daran  zu  erinnern,  dass  ein  solcher  häufig 
Ubiif  n.  A.  an  den  beiden  einzigen  in  unserem  Dom  erhaltenen 
BQdnissen  von  Heiligen,  demjenigen  der  hl.  Maria  Magdalena, 
an  der  einen  Seitenlehne  des  Ghorgestühls^),  und  demjenigen  der 
U.  GftciUey  Schnitzerei  an  der  Brüstung  der  einen  Empore  im 
Südsdiiff,  früher  am  sog.  Studentenchor  oder  Chorus  musicus. 
Ja,  es  erweist  sich  gar,  dass  in  den  zahlreichen  Heiligenbildnissen 
der  Altarschreine  Bijp;ascher  und  Bevalscher  Kirchen  und  Klöster 
aus  dem  15.  und  Aniang  des  16.  Jahrh.  der  Heiligenschein  meist 
iteht  vorkommt^).  Anlangend  das  Fehlen  des  Prädikats  sanctus 
oder  beatns,  so  lassen  sich  auch  hierfür  Analoga  anfuhren,  unter 
den  Grabdenkmälern  und  Epitaphien  bietet  das  des  hl.  Vicelinus 

Jm  Chor  bey  des  hl.  Bluts  altahr  in  der  mauren,  unter  einem  stein."  Die 
WIdenprnebe  lassen  sich  nnr  beseitigeD,  wenn  man  anDimmt,  es  hätten 
rieb  die  ersterwähnten  Angaben  nach  sehr  viel  älteren  Anfseichnungen 
Mriditeft,  aus  einer  Zeit,  lüs  das  Qrab  sich  noch  nicht  in  der  Maaernische 
Wand  Das  gegenwärtige  Grabmal  stammt  aber  gewiss  ans  dem  Mittelalter, 
wm  angenommen  wird  etwa  ans  dem  Ende  des  14.  Jahrh.    Siehe  unten. 

1)  YgL  8.  Beissel,  a.  a.  O.  n  8.  20,  21. 

^  Stadler,  Heiligenlez.  Bd.  IV  S.  584. 

^  Häofig  abgebildet,  zuerst  in  G.  Bergmann,  Gesch.  yon  Liyland, 

'  1876,  Tai:  I;  soletst,  nach  der  Benoyation,  in  12.  u.  13.  Bechenschafts- 
der  Gesellseh.  för  Qeseh,  n.  Altorthnmsk.  der  OstseeproY.,  Abth. 
fir  den  Domban  sn  Biga,  Tafel,  nebst  Text  yon  E.  y.  Löwis  of  Menar. 

9  Siehe  die  Abbildung  bei  W»  Neumann,  Grondriss  einer  Gesch. 
iv  bildenden  Eänste  u.  des  Kunstgewerbes  in  Liy-,  Est-  und  Kurland,  Beyal 
1887,  S.  92. 

0)  Vgl.  die  Lichtdraektafeln  zn  W»  Neumann,  Werke  der  mittel- 
illsffüelien  Holsplastik  «od  Malerei  in  Liyland  and  Estland,  Lübeck  1892, 


(t  1154  Dez«  18),   da  dieser  Heilige  Meinhords  ^SBiondehrer 
p,  da  ■ 


gewesen  war,  das  uns  nächstli^^nde  Beispiel.  Die  ihm 
zn  einer  Zeit,  als  Yicelinus  schon  lange  als  Heiliger  verehrt 
wurde,  gelegentlich  der  ersten  Translation,  gesetzte  Grabschrifi 
lautete:  Ossa  pii  patris  hie  condita  sunt  Yicelini^).  Hervoraa- 
heben  ist  ferner  die  Grabschrift  des  hl.  Yenerabilis  Beda  (f  735), 
lautend:  .Hie  sunt  in  fossa  Bedae  yenerabilis*)  ossa.*^  F&r  xm 
merkwürdig  ist  diese  Orabschrift,  die  sich  in  der  angegebenen 
Fassung  h^i  Du  Oanee  findet')  (ad  vocem:  fossa),  nicht  nur 
wegen  des  mangelnden  Beiworts  .sanctus''  oder  ^beatus^,  sondern 
auäi  wegen  der  auffallenden  Ud)ereinstimmung  mit  dem  ersten 
Verse  in  Meinhards  Orabschrifb,  deren  oft  ge£*uckter  Wortlaut 
auch  hier  Platz  finden  möge^): 

hac  •  funt .  in .  fofla .  meynhardi .  prefulif .  olTa . 
^nobis)  primo .  fidem  •  dedit .  annif .  qyatvor  idem 
f actis)  millenis .  centenis .  nonaqs .  genis  ® 
(annis  cum)  fenis .  hie .  ab .  hiis .  it  •  ad .  ethera .  (penis) 
(iv  idu)s .  menfis .  octobris  ^   -—*-»-•— 

1)  G.  Sehirren,  Alte  und  neue  Quellen  zur  Gesch.  VieeliiiB,  Zäir 
sohrift  der  Gesellech.  für  Sohleswig-Holstein-Laaenburgische  Gesch.,  Bd.  8, 
Kiel  1878,  S.  316.  —  Auch  die  Lage  des  GrsbmalB  erinnert  an  Meinhardfl 
Grab.  Nach  der  Translation  wurden  die  Gebeine  s.  Vicelins  „nach  bey 
dem  altar  im  Sanctnario  an  der  norder  seyten*'  gebettet.    A.  a  0. 

>}  Für  den  hl.  Beda  ist  das  Prädikat  „yenerabilis**,  das  ihm  u.  A.  im 
Martyrolopam  Bomanum  Gregors  XTTT.  beigele^  ist,  stereotyp«  und  nicht 
in  dem  Smne  anfnifassen,  wie  es  in  neuerer  Zeit  angewendet  wird,  namM 
zur  Beseichnang  yon  Personen,  die  blos  örtliche  Verehrung  genossen,  ohne 
dass  ihnen  eine  päpstliche  Beatifikation  oder  Kanonisation  su  Theil  ge- 
worden wäre. 

In  Besiehung  auf  den  Ausdrack  venerabilis  sei  auch  noch  Folgendes 
bemerkt 

Bekanntlich  beginnt  Heinriei  Ghronicon  Lyronie  (Gap.  I,  2)  mit  den 
Worten:  „Fnit  vir  yite  venerabilis  et  venerande  caniciei  Mepardns"  ete. 
Diese  oft  zitirte  Stelle  ist  stets,  so  aach  von  Ed.  Pabst  in  seiner  yortreff- 
liehen  dentschen  Ausgabe  der  Ohronik,  Beval  1867,  folgendermassen  ab6^ 
setzt  worden:  „Es  war  ein  Mann  yon  ehrenwerthem  Wandel  und  ehrwä^ 
digem  grauem  Haar"  etc.  Der  Bibliothekar  unserer  Gesellschaft  N.  Busch 
machte  mich  aufmerksam  auf  H.  Hagenmeyers  Kommentar  za  Ekkehardiu 
XJraagiensis  (t  nach  1125),  Tubingen  1877,  wo  zu  X,  3  der  Ausdruck  H^tae 
yenerabilis'*  als  stereotyp  far  „monasticae  professionis"  bezeichnet  wird. 
Eine  Bestätigung  dieser  Auffassung  finde  ich  in  Beziehung  aaf  VenerabiliB 
Beda  in  J.  E.  Stadler,  Heiligenlez.  Bd.  I  S.  425,  wo  unter  Berufung  snf 
Mabillon  gesagt  ist,  yenerabilis  könne  in  diesem  Falle  allenfaUs  als  Be- 
zeichnung des  Ordensstandes  gelten.  Es  werden  sodann  mehrere  Beispiele 
angefahrt,  aus  denen  heryorgeht,  dass  der  Titel  yenerabilis  früher  ausge- 
zeichneten Mönchen  zugetheut  und  der  Ausdruck  yita  yenerabilis  besonden 
in  strengen  Klöstern  als  gleichbedeutend  mit  yita  monastica  genommen 
wurde,    vgl.  auch  Du  Gange,  Tom.  ym,  1887,  sub  yoce:  yenerabilis  yita. 

>)  Den  Hinweis  yerdanke  ich  Herrn  Bibliothekar  N.  Busoh. 

4)  Nach  J.  G.  Brotze,  SammL  yersch.  Liefl.  Monumente  etc,  Th.  Ii 
8.  98,  Biga,  StadtUbL,  Msk.  nr.  229. 


9 

Aii£EaIleiid  bleibt  der  Mangel  eines  der  üblichen  Heiligkeits- 
qülheta  immerbin,  während  das  Grabmal  im  Uebrigen  die  An- 
oalime  unterstatzen  könnte,  daes  es  zn  Ehren  eines  Heiligen 
erriehtet  seL  Gewiss  ist,  dass  der  Errichtang  eine  Translation 
derGrebeine  Yoraosgegangen  war^*  Wann  die  Translation  statt- 
eefimdea  bat,  läset  sich  nicht  nachweisen,  aber  es  steht  fest,  dass 
Hdnbard  und  Berthold  jedenfalls  noch  1225  in  der  Kirche  zu 
üeikuU  gembt  haben'),  also  wenigstens  einige  Jahrzehnte,  mög- 
liGherweise  Tiel  länger.  Selten  land  im  Mittelalter  die  Ueber- 
tragang  von  €lebeinen  lange  Zeit  nach  dem  Tode  statt,  wenn 
mcttt  die  Verehrung  der  betr.  Personen  in  der  Eigenschaft  von 
Seligen  od«r  Heiligen  den  Grund  hierfür  abgab.  Dagegen  kamen 
Translationen  unter  dieser  Voraussetzung  häufig  vor  und  die- 
sdben  gewannen  eine  so  hohe  Bedeutung,  dass  bekanntlich  nicht 
lehen  der  Translationstag  neben  dem  dies  natalis  (Sterbetag) 
oder  dem  dies  denositionis  (Besräbnisstag)")  in  der  Liturgie  all- 
jährlich feierlich  b^aneen  wira.  Auch  wird  durch  die  Art  der 
Beisetziiiig  und  die  Stelle  des  Meinhard-Grabmals  die  Yermuthung 
luÄe  gelegt,  dass  eine  feierliche  Elevation  stattgefunden  habe. 
Die  Gebeine  ruhen  in  einer  sarkopha^artigen  steinernen  Tumba, 
in  einer  Mauernische,  genfisend  noch  über  dem  Fussboden  des 
Altarebores,  um  die  Aufstellung  eines  Altares  unter  dem  Grab- 
male zu  ermöglichen^).  Aus  dem  gesammten  Gebiete  Alt-Livlands 
ist  kein  anderes  mittelalterliches  Grab  von  ähnlicher  Anlage  be- 
kannt. Nicht  minder  verdient  der  skulpturelle  SchmucK  der 
Grabniache  unsere  Aufmerksamkeit*  Zu  Füssen  des  Bischofs, 
dessen  Haupt  die  Mitra  deckt,  während  die  Hände  zum  Gebet 
«faltet  sino,  knieen  zwei  Engel,  die  den  Bischof  des  (irdischen) 
Gtev^andes  entkleiden.  Die  Darstellung  entspricht  dem  Gedanken, 
der  sieb  in  der  Antiphon  zum  Magnificat  im  Offizium  der  1.  Yesper 


1)  Sckon  froher  ist  die  Yermathnng  ansgeBprochen  worden,  dass  das 
Dstnm  idcbt  den  Todes-,  sondern  Translationstag  bedeute.  In  dieser 
BiöefaBn^  sei  Folgendes  bemerkt.  Die  Inschrift  war  schon  im  18.  Jahrh. 
80  sehr  la^tirt,  dass  Brotze  den  Anfang  der  letzen  Zeile  nicht  mehr  lesen 
konnte.  Die  Brgänzone  richtet  sich  nach  älteren  üeberliefemngen,  n.  A. 
in  Grefentbals  OhroniK,  deren  diplomatische  Genaniffkeit  nicht  ausser 
Zweifel  steht.  Wäre,  anstatt  IV  idns,  V  idns  zu  lesen,  dann  träfe  die  auch 
in  Big»  feierlieh  begangene  Translationsfeier  des  hL  Augustin  (Okt  11). 
Otrade  dieser  Tag  mochte  sich  für  die  Translation  des  ersten  livlandischen 
Bisehofii.  ^nes  Begularkanonikers  des  hl.  Augustin,  besonders  empfehlen. 
Bekaimtiieh  wurde  u.  A.  die  2.  Translation  des  hl.  Yicelln  zu  einem  der 
Faste  des  hL  Augustin  in  Beziehung  gebracht:  „in  ootava  almi  patris  nostri 
ep.  AugDstini"  (natalis  oder  translatio?).    Vgl  Schirren,  a.  a.  0.  8.  317,  326. 

^  Heinriei  Ohron.,  XXIX,  5. 

9)  Kirehenlezikon  Bd.  XI  Sp.  197S.    Auch  für  Sterbetag.  Siehe  unten. 

A  Etwa  swei  Meter  über  dem  alten  Fussboden.  So  gemessen  nach 
öen  TOD  FrL  £.  ▼.  Schinckell  gelegentlich  der  Bauarbeiten  l  J.  1690 
asgefcrtigteii  Aufrisse. 


10 

des  Festes  des  hl.  Angnstin  gemäss  dem  Bigaschen  Brevier  von 
1513  folgendermassen  ansgedrückt  findet:  „Adest  dies  celebris, 
quo,  solutus  nexu  carnis,  sanctus  presul  Augustinus  assumptus  est 
ab  angeUs,  ubi  gaudet  cum  prophetis,  letatar  cum  apostolis^  etc. 
Die  bildliche  Darstellung  am  Meinhard-Grabmal  stimmt  merk- 
würdig überein  mit  derjenigen  am  Grabmal  Pp.  ürbans  Y.  za 
B.  Victor  in  Marseille,  das  dem,  i.  J.  1370  zu  Avignon  im  Rufe 
der  Heiligkeit  verstorbenen^),  schon  früh  als  Heiligen  verehrten') 
Papste  von  Greeor  XI.  gesetzt  wurde.  Die  Abbildung  in  den 
Acta  SS.  Bolland.')  lässt  nicht  nur  in  der  erwähnten  allegori- 
schen DarsteUung,  sondern  auch  im  Aufbau  und  in  der  archi- 
tektonischen Gliederung,  trotz  ungleich  reicheren  skulpturellen 
Schmuckes  und  grösserer  Durchbildung,  eine  so  grosse  Aehnlicli- 
keit  mit  unserem  Meinhard-Grabmal  erkennen,  dass  man  sich 
schwer  der  Annahme  verschliessen  kann,  es  sei  für  dieses  das 
Grabmal  Urbans  V.  geradezu  vorbildlich  gewesen.  Wenn  wir  in 
Betracht  ziehen,  dass  der  Bigasche  Erzbiscmof  Sifiridus  Blombercli 
in  demselben  Jahre  wie  Urban  Y.  in  Avignon  gestorben  war  und 
ihm  ebendaselbst  1374  der  Ebf.  Johann  lY,  Synten  im  Tode 
folgte^),  sowie  dass  zwischen  Riga  und  der  Kurie  u.  A.  durck 
die  erzbischöflichen  Prokuratoren  lebhafte  Beziehungen  statt- 
fanden, dann  ist  die  Yermuthunff  eines  Zusammenhanges  der 
beiden  Darstellungen  wol  nicht  alhsu  gewagt. 

Wenn  sonach  das  Grabmal  in  manchen  Beziehungen  die 
Annahme,  dass  Meinhard  als  heilig  gegolten  habe,  eher  zu  unter- 
stützen, aJs  ihr  zu  widerstreiten  geeignet  erscheint,  so  liefert  die 
Chronik  Heinrichs^)  ein  sehr  bemerkenswerthes  Zeueniss  in. 
bejahendem  Sinne.  Zum  Jahre  1206,  wo  der  Chronist  über  den 
Märtyrertod  der  neubekehrten  Liven  Eyrian  und  La^an  berichtet, 
füfft  er  hinzu,  sie  seien  beigesetzt  in  der  Ykescohschen  Kirche 
neben  der  Gruft  der  Bischöfe  Meynard  und  Bertold,  von  denen  der 
erste  als  Bekenner,  der  zweite  als  Märtyrer,  der,  wie  oben 
gesagt,  von  den  Liven  getödtet  wurde,  erlagt).  Weiter  lesen 
wir  über  die  Reise  des  päpstlichen  Legaten  Wflhelm  von  Modena 
im  Sommer  1225,   derselbe  habe  sich  nach  Ykeskola  begeben. 


M  Kirchenlezikon  Bd.  XU  Sp.  446^ 


Stadler,  Heiligenlezikon  Bd.  Y  S.  611. 

8)   Vol.  Xm,  Propylseam  ad  sept  tom.  Mail,  1868,  pag.  93. 

4)  Ygl.  B.  Bar.  Toll  und  Ph.  Schwartz,  Liy-  and  Estl.  Brieflade  Bd. 
in  8.  170,  171. 

B)  Heinrioi  Chronicon  Lvvoniae.  Edid.  WilhelmuB  Arndt. 
Monnm.  Germ.  bist.  Script.,  vol.  XaIII,  pag.  281—332.  Daraus  Abdmok 
In  nanm  scholamm,  HaDDOverae  1874. 

^  Honim  oorpora  in  Ykescolensi  qmescnnt  ecolesia  atqne  appoaita 
sunt  tnmbe  episcopomm  Meynardi  et  Bertoldi,  qaomm  primoB  confessor, 
seonDdns  martyr,  nt  enpra  dictam  est»  ab  eisdem  Liyonibns  ocoisas  occa* 
büit.    A.  a.  O.  Cap.  X,  6. 


11 

TO  er  das  Oedächtniss  der  ersten  heiligen  Bischöfe  feierte  und 
die  LiveD  im  Dienste  Gottes  bestärkte^).  Der  Ausdruck,  das 
Oedichfcnifls  feiern  (memoriam  commemorare),  ist  zwar  nicht  typisch 
fnr  die  ein^n  Heiligen  in  der  Liturgie  erwiesene  Ehrung,  er 
könnte  ebenso  gut  die  in  der  Messe  übliche  Memoria  mortuorum 
bedeuten,  aber  in  diesem  Zusammenhange  ist  es  schwer,  darunter 
elvas  anderes,  als  die  Heiligenyerehrung,  zu  verstehen.  Nach 
dem  Wordante  ist  die  Ehrung  des  Gedächtnisses  der  Hauptgrund 
fnr  den  Besnch  der  Kirche  von  Ykeskola  gewesen,  mehr  neben- 
BieUieh  wird  die  Bestärkung  der  Liven  im  Dienste  Gottes  er- 
vähnt.  Die  gewöhnliche  kirchliche  Gedächtnissfeier  Verstorbener, 
die  überall  stattfinden  konnte  und  in  Ansehung  der  verstorbenen 
Bisdidfe  einen  ständigen  Theil  der  Liturgie  bildete,  hätte  die 
Falni  nach  Ykeskola  nicht  nöthig  gemacht;  sie  wäre  so  wenig 
beigniss  gewesen,  dass  nicht  einzusehen  ist,  warum  der  Chronist 
ihrer  besonders  gedacht  hätte.  Sollte  aber  den  Reliquien  von 
Heiligen  die  Veneration  erwiesen  werden,  dann  war  die  Feier 
m  der  Kirche,  wo  die  Gtobeine  ruhten,  allerdings  am  Platze,  und 
vemi  in  unmittelbarem  Zusammenhange  mit  der  hier  erwähnten 
Feier  ▼on  den  beiden  heiligen  Bischöfen  die  Bede  ist,  dann 
iil  doch  wol  anzunehmen,  dass  der  Chronist  die  Anerkennung 
Qira:  Heiligkeit  seitens  des  die  Feier  Vollziehenden  und  eine 
der  Yeneralion  angemessene  Feier  habe  ausdrücken  wollen.  Unter 
dieser  Voraussetzung  war  nur  die  Anrufung  im  Eirchengebete 
Btitthaft,  die  blosse  memoria  mortuorum,  d.  h.  die  Fürbitte,  hin- 
sn  durchaus  unstatthaft.  Die  eine  Art  des  Gebetes  schliesst 
andere  ans.  Ist  der  vom  Chronisten  gebrauchte  Ausdruck 
moria^  für  die  Ehrung  eines  Heiligen  erwähntermassen  nicht 
^isch,  so  ist  andererseits  weder  der  Ausdruck  „memoria^,  noch 
aaeh  ^eommemorare*,  mit  der  liturgischen  Ehrung  der  Heiligen 
urertriglich ').  Auch  kann  spezieU  das  Wort  commemorare  in 
ier  Idtorsie  der  Heiligenfeste  unter  umständen  durchaus  am 
Plalze  sein,  namentlich  faUs  eine  niedere  Festfeier  mit  einer 
ysberen  in  Okknrrenz  steht,  wo  dann  erstere  blos  kommemorirt 
Verden  darf  ^.  Um  einen  derartigen  Fall  könnte  es  sich  hier 
haiMl^lT»  Beispielsweise  stünde  die  Feier  eines  der  beiden  Tage, 
ZQ  denen  Meinhard  in  den  späteren  Martyrologien  verzeichnet 


n        In  'Siceskolam  processiti  ubi  primoram  sanctonim  episcopomm 
■fwinnini  eoinmemoranB,  eciam  illos  Lyvones  in  Dei  senritio  confortavit. 

lm.0.  cmp^  xxrx,  ö. 

si   Udber  den  Ansdrack  ;,memoria*'  und  das  Eommemoriren  der  Hei^ 
,       im    Oebet^     ^Gommimioantes"   des   Messkanons    vffL    A.    Ebner, 
yX,       ^ji  i^Arschiinffen  zur  Gesoh.  n.  Eanstsresoh.  des  Missale  Bomannm 
J^KjSt/^XW^lSicum,  Preibnrg  i.  B.  isle,  ß.  405. 
mmmmä      '  j^^H^^n  B^_  IX  gp  546  f,    Breviarinm  Romanum, 

W     D  IX.      2ri«»J«  BomanwD,  Bubr.  gen.  VIL 


12 

ist  (Aug.  14)^)  mit  der  Vigilfeier  Assumptionis  b.  Mariae  viig. 
in  Okkurrenz  und  wäre  folglich  za  kommemoriren.  (Gemäss  der 
Chronologie  Heinrichs  ist  es  nicht  nur  möglich,  sondern  wahr- 
scheinlich, dass  des  Legaten  Besuch  bei  den  Duna-Liven  um  eben 
diese  Zeit  stattfand  und  die  unmittelbar  vorher  erwähnte  Zele- 
brirung  einer  feierlichen  Messe  durch  den  L^aten  in  Holme, 
niQie  von  Ykeskola,  spricht  for  das  Treffen  eines  höheren  Festes. 
Hauptsächlich  aber  kommt  es  darauf  an,  in  welchem  Sinne  der 
Chronist  den  Ausdruck  „sanctus^  gebraucht,  denn  es  ist  bekannt, 
dass  Bedeutung  und  Anwendung  des  Wortes  manche  Wandelung 
erfahren  haben,  ja  dass  diese  Bezeichnung  als  blosser  Ausdruck 
der  Hochachtung  im  früheren  Mittelalter  sogar  lebenden  Personen 
beigelegt  wurde*).  Das  hat  Heinrich  jedoch  sorgfältig  vermieden, 
au(m  für  seinen  grossen  Zeitgenossen,  das  Haupt  der  Kirdie, 
Pp.  Innocenz  HI.,  hat  er  kein  höheres  epitheton  ornans  als  ^vene- 
rabilis*^^),  ausser  auf  Meinhard  und  Berthold,  sowie  auf  die  von 
der  Kirche  allgemein  anerkannten  und  überall  verehrten  Heiligen, 
wendet  er  den  Ausdruck  „sanctus^  nur  ganz  ausnahmsweise  an. 
In  dem  einen  Falle,  wo  iiber  das  Wunder  am  Sai^e  des  Möndis 
Sifiridus  berichtet  wird,  heisst  es,  die  Neubekehrten  hätten  Oott 
gelobt,  der  an  seinen  Heiligen  solche  Wunder  verrichtet^).  In 
dieser  Fassung  und  in  diesem  Zusammenhang  kann  der  Ausdruck 
nicht  auffallen.  Noch  vorsichtiger  äussert  sich  Heinrich,  indem 
er,  vom  Märtyrertode  des  getauften  Letten  Thalibald  erzählend, 
mit  den  Worten  schliesst:  Und  weil  er  ein  Christ  gewesen  und 
einer  von  den  gläubigen  Letten,  so  hoffen  wir,  dass  seine  Seele, 
sich  letzend  für  so  grosses  Martyrium,  in  ewiger  Letzung  in  der 
heiligen  Märtyrer  Gemeinschaft  ihre  Freude  habe^).  Endlich 
lesen  wir  von  den  oben  erwähnten  livischen  Märtyrern  Eyrian 
und  Layan,  die  in  der  Marter  ihrem  Christenglauben  treu  blieben 
und  hierfür  von  der  Kirche  gewürdigt  wurden,  neben  Meinhard 
und  Berthold  zu  ruhen:  Es  ist  keinem  Zweifel  unterworfen,  dass 
sie  mit  den  heiligen  Märtyrern  f&r  ein  so  grosses  Martyrium  das 
ewige.  Leben  empfanden  haben  ^).  Kaum  anders,  ja  noch  fast 
bestimmter,  äussert  sich  Innocenz  IH.  über  eben  diesen  Fall  — 
ein  anderer  kann  schwerlich  gemeint  sein  —  indem  er,  in  der 
Aufforderung  an  die  deutschen  Erzbischöfe  und  Bischöfe,  das 
Bekehrui^;8werk  in  Livland  zu  fbrdern,  dat.  Bome  apud  sanctmn 
Petrum  II.  kal.  Febr.,  pontificatus  anno  decimo  (1208  Jan.  31), 


aVgL  Bar.  B.  Toll  n.  Dr.  Ph.  Schwartz,  Est-  and  LivL  Brieflade, 
S.  143.    Siehe  auch  weiter  nnten. 
Vgl.  S.  BeiBsel,  I  S.  35  ff. 
Oap.  Vm,  9. 
Oap.  Vn,  9. 
Oap.  XIX,  3. 
Oap.  X,  5. 


13 

I  na  den  Bedrängnissen  der  Christen  daselbst  redend,  n.  A.  sagt: 
iSD  ghnbe,  dass  zwei  Neubekehrte  zum  Herrn  um  ihres  Glaubens 
wiDen  durch  ihre  furchtbare  Folter  zur  Palme  des  Martj- 
riams  ^abnam  martyrii)  gelangt  seien  ^). 

Wie  ersichtlich,  ist  Efeinridi  in  der  Wahl  seiner  Ausdrucke 
ioBseiBt  Torsichtig.  Wenn  nun  er,  bei  Anwendung  des  Epithetons 
uSuctus*  auf  Heinhard  und  Berthold,  den  einen  nr  noch  vorher 
abHirtyrer  und  den  andern  mit  einem  durchaus  tjrpischen 
KnDstausamcke')  als  Bekenner  bezeichnet  hatte,  dann  kann 
der  Anadmck  ^heilige"  Bischöfe  in  diesem  Falle  gewiss  nur  in 
UrcUich-lituigischem  Sinne  verstanden  werden.  Auch  erscheint 
&  Annahme  unstatthaft,  dass  ein  Gewährsmann  von  so  grosser 
ZirerlflsBigkeit  wie  Heinrich,  der  als  Priester  mit  den  Gebräuchen 
sszier  Kirche  auf  das  genaueste  vertraut  war,  sich  erlaubt  haben 
bbmie,  bei  Erwähnung  der  kirchlichen  Feier  zweier  Bischöfe 
eben  dieser  Kirche  durch  einen  päpstlichen  Legaten,  diese  ids 
^ohfjd  Bischöfe  za  bezeichnen,  wenn  nicht  der  Legat  selbst  sie 
dafir  hielt  und  ihnen  die  entsprechenden  Ehren  erwies.  Hierbei 
ist  sieht  zu  übersehen,  dass  Heinrich  seine  Aufzeichnungen  unter 
dem  immittelbarea  Eindruck  der  Heise  des  Legaten  machte,  dass 
tocbst  wahrscheinlich  eben  diese  Reise  den  Anlass  dazu  g^eben 
bttte  and  die  Arbeit  ganz  gewiss  von  seinen  Vorgesetzten  be- 
cmtnsst  war^.  Diese  Erwä^ingen  nöthigen  zur  Annahme  einer 
io  den  Anfangszeiten  der  ffigaschen  Kirche  stattgehabten  An- 
erienniuig  der  Bischöfe  Meinhard  und  Berthold  als  Heilige  und 
dner  ihnen  thatsächlich  zu  Theil  gewordenen  öffentlichen  Yer- 
Amg,  die  erwähntermassen  nicht  in  allen  Fällen  von  einer 
Pipsdichen  Selig-  oder  Heiligsprechung  abhängig  war.  Wann 
^  Koitus,  dessen  Anlange  wir  auf  Grund  des  Vorstehenden 
Sr  erwiesen  halten  dfirfen,  unterdrückt  wurde,  wissen  wir  nicht; 
&  gerii^en  Spuren,  die  er  hinterlassen  hat,  weisen  weit  zurück. 

Diss  Heihgenfeste  abgestellt  und  aus  den  Kaiendarien  eli- 
KQiit  wurden,  war  eine  im  Mittelalter  keinesw^s  seltene  Er- 
Nheimmg.  Beispielsweise  beweist  A.  Lechner  in  seinem  inter- 
Mnten  Werke:  ^Mittelalterliche  Kirchenfeste  und  Kaiendarien 
ia  Bajem*'^)  an  der  Hand  eines  Freisinger  Missais  und  Kalen- 
darinms  aus  dem  10.  Jahrb.,  dass  die  Hälfte  aller  dort  anse- 
aerkten  Heiliffenfeste  verschwunden  ist  und  andere  an  ihre  St^e 
getreten  sind^.    Wie  früh  in  dieser  Weise  vorgegangen  wurde, 

^)  Diese  (bisher  nicht  veröffentlichte)  ürk.,  auf  die  mich  Herr  Biblio- 
^^Gbr  N.  Bmch  aufmerhsam  ireinacht  hat  ist  am  Schlosse  in  extenso  ab- 
Irfnckl. 

>)  Khehenlexikon  Bd.  11  Sp.  269. 

^  Vgl  H.  Hildebrand,  die  Ohronik  Heinrichs  von  Lettland,  Ber- 
fc  1865,  8.  19,  20. 

'    Freibarg  i.  B.  1891. 
O.  a  70. 


«)  WbQ 


14 

zeigt  ein  Freisinger  Brevier  ans  dem  13.  oder  14.  Jahrh.,  das 
etwa  30  neae  Heuigenfeste  aufweist,  während  die  dreifache  Zahl 
eliminirt  ist^). 

Wie  die  Nennung  Meinhards  in  den  Acta  SS.  Bollandiana, 
80  hatte  sich  auch  me  Bertholds  der  Aufinerksamkeit  entzogen. 
Angeführt  ist  Berthold  in  dem  1870  erschienenen  Bd.  VULl  unter 
den  JPraetermissi^  zum  20.  Oktober. 

Obgleich  die  BoUandisten  nur  die  eine  Stelle  aus  der  Chronik 
Heinrichs,  nicht  auch  die  andere,  wo  von  der  Feier  des  Gre- 
dächtnisses  Meinhards  und  Bertholds  durch  einen  {päpstlichen 
Legaten  die  Rede  ist,  erwähnen,  und  sie  den  hohen  historischen 
Werth,  der  die  Chronik  Heinrichs  so  weit  über  die  meisten 
mittelalterlichen  Chroniken  erhebt,  nicht  in  dem  Masse  in  An- 
schlag bringen  konnten,  wie  wir  solches  zu  thun  Grund  haben, 
so  ist  dennoch  der  bezügliche  Ausspruch  Heinrichs  dem  Heraus- 
geber der  Acta  genügend  gewesen,  um  zu  sagen,  er  zweifle  kaum, 
dass  der  zweite  liviändische  Bischof  (Berthold)  die  Anfänge 
kirchlicher  Verehrung  gehabt  habe,  und  es  würden  daher  die 
Herausgeber  der  Acta,  wenn  die  näher  bezeichneten  Nachweise 
kirchli^er  Verehrung  erbracht  werden  sollten,  von  dem  sei. 
Meinhard,  dem  sei.  Berthold  und  den  liyischen  Märtyrern  in  den 
Acta  handeln*). 

Es  verdient  bemerkt  zu  werden,  dass  die  BoUandisten  weder 
in  Betreff  Meinhards,  noch  auch  bertholds.  ausdrücklich  nach 
den  an  den  Gräbern  oder  Reliquien  dieser  Bischöfe  geschehenen 
Wundem  forschen.  Allerdings  waren  und  sind  soläie  Wunder 
für  die  öffentliche  Verehrung  conditio  sine  qua  non*),  aber  eben 

1)  A.  a.  0.  8.  87. 

s)  Der  betr.  Passus  a.  a.  0.  pag.  814  lautet:  Praetennissi,  et  in  alios 
dies  relati  (die  yiffesima  Octobris) :  B.  Bertholdnm,  Livonam  episcopiim, 
signat  ad  banc  mem  Gelenias  in  sacris  et  piis  fastis  Ooloniae  (4).  tieei 
ego  viz  dnbitem,  quin  olim  hie  seconduB  Liyonnm  episcopas  initia  qaaedam 
cnltos  ecdesiastici  habnerit,  qaam  vetas  chronionm  agens  de  miulyribna 
YkeBkoIensibuB,  baec,  qnae  singalarem  in  martyres  et  episcopos  observan- 
tiam  OBtendnnt,  tradat(ö):  „Hornm  corpora  in  YkeskolenBi  quiescnnt  ecele- 
Bia,    atqae  apposita  sunt   tambae   epiBCoporam    Meinhardi   et    Bertholdi; 

2aomm  primuB  oonfesBor ;  Becundas  mart^,  nt  snpra  dictum  est,  ab  eiBdem 
livoniboB  occisuB  ocoabnit";  licet,  inqoam,  valde  probabile  videator  aliqna 
cnltuB  initia  exstiüBse,  nt  imagines  et  statnas  cnm  titnlo  Sancti,  reUqmamm 
eleyationem  snpra  terram,  anathemata  et  alia  similia,  qnnm  tarnen  de  hia 
nobis  non  constet,  nondnm  licet  nobia  de  B.  Bertholdo  agere;  sed  si  qnis 
noB  baec  doceat,  Ubenter  et  de  B.  Bertholdo  et  B.  Meinlutrdo  et  de  LIyo- 
niensibuB  martyribuB,  adeoqne  de  Ecclesiae  higuB  originibuB  dicemna  ad 
diem,  quo  BncelinuB  B.  Bertholdi  nomen  profert, 

(4)    D«  ColoniM  Agripp.  lUgnlt,  Üb.  lY,  p.  788.  XXI  Ootobris. 

(6)    Orab0T,  OrigiiMs  LWoniM,  p.  87. 

>)  Im  Beatifikationsverfahren  genügt  nach  dem  neueren  Rechte  der 
Nachweis  von  zwei  Wundern  praeter  naturam.  Kirchenlezikon  Bd.  n 
Sp.  142. 


16 

leO  sie  68  siod,  brauchen  die  Wunder,  wenn  der  Nachweis  that- 

aieUich  stattgehabtery  von  der  Kirche  zugelassener  öffentlicher 

Terebnu)^  Yorliegt,  nicht  noch  besonders  bewiesen  zu  werden. 

BeBhalb  konnte  auch   der  Chronist  Heinrich  in  diesem  Falle 

sebweigen  und  in  seinem  Schweigen  mag  er  sich  von  dem  aus- 

drlcklich  angerochenen  Orundsatze  haben  leiten  lassen,  nur 

iber  das  za  berichten,   was  er  als  Augenzeuge  selbst  wahrge- 

Bommen  oder  ron  Augenzeugen  in  Erfanrung  gebracht  hatte  ^). 

Solches  und  die  üeberralle  des  Stoffes,  die  Hemrich  zu  bewältigen 

btte^  um  die  Stundung  und  Festigung  des  Ghristenthums  in 

Lirlttid  in  ihren  Bauptzüffen  aufzuzeichnen,  macht  es  erklärlich, 

daas  er  sich  äusserst  selten  zu  Berichten  und  Schilderungen 

l^eqoemt,  die  mit  dem  Ganee  der  von  ihm  miterlebten  politischen 

TfligäDge  nicht  in  unmittelbarem  Zusammenhange  stehen.  In  Liv- 

lud,  wo  damals  Pilger  und  Kreuzfahrer  zusammenströmten,  kann 

es  an  Berichten  über  Wunder  ebensowenig  gefehlt  haben,   wie 

inderwärts  unter  gleichen  Verhältnissen.    Dennoch  haben  Wun- 

deierz&hlimgen  in  Heinrichs  Chronik  nur  ganz  yereinzelt  Platz 

geiimden  (im  Ganzen  drei)')  und  diese  knüpfen  sich  unmittelbar 

an  die  Tom  Chronisten  geschilderten  Eriegsereignisse  und  Bekeh- 

nsgsthaten.    Schwerlich  wird  Heinrich  keine  IS^enntniss  gehabt 

hm  Ton  dem  Wunder  aus  dem  Leben  Meinhards,  dessen  E^unde^ 

da  Bie  ans  von  der  Beimchronik  überliefert  ist,  sich  lange  nach 

Hemrichs  Zeit  erhalten  haben  muss.    Es  ist  die  Erzählung  von 

dem  in  einer  Hungersnoth  an  Meinhard  geschehenen  Zeichen 

Gottes,  der  Meinhards  geleerte  Eomkiste  auf  wunderbare  Weise 

wieder  follte').     Die  Andogie  mit  dem  Leben  des  hl.  Yicelin, 

yon  dem  ein  ganz  ähnlicher  Vorgang  berichtet  wird^),  gelangt 

iB  jener  L^nde  besonders  deutlich  zum  Ausdruck,    «f edenfaUs 

mits  ZQ  Heinrichs  Lebenszeit,  und  zwar  mehrere  Jahre  beyor 

er  seme  Chronik  schrieb,  war  femer  die  Erzählung  von  einem 

jBiBeräiolds  Leiche  geschehenen  Wunder  yerbreitet.  üeberliefert 

ist  ffle  in  des  Arnold  von  Lübeck,  Abtes  des  Benediktiner- 

OoBtera  zu  S.  Johann  daselbst  (f  1212),  Chronica  Slavorum,  wo 

«  heisst,  am  zweiten  Tage,  nachdem  der  Bischof  von  den  ün- 

giinbigen  getödtet  worden,  habe  man  den  Körper  vollkommen 

wersehrt  und  wohlerhalten  aufgefunden,  während  die  übrigen 

Körper,  weil  Hitze  herrschte,  von  Fliegen  und  Gewürm  bedeckt 

getreu.    Wenn  Arnold  gerade  an  dieser  Stelle  Berthold  als 


1)  Gap.  XXIX,  9. 

«)  Capp.  I,  10;  Vn,  9;  XXVI,  10. 
^     9  LiTlandische  Reimchronik,  herausgeffeben  von  Leo  Meyefi 
FaMom  1873,  8.  11,  12,  Yen  458-480. 

^  Behirren,  a.  a.  0«  S.  303.    Vgl  auch  Ed.  Pabit,  Meinhard,  Liv- 
te  Apoftel,  I  8.  28  imd  n  S.  29. 


16 

„presül  beatns^  bezeichnet^),  so  lässt  sich  kaum  bezweifeln,  dass 
er  und  seine  Oewährsmänner  Grund  zu  haben  glaubten,  den 
Bischof  im  Sinne  der  Eirchensprache  zu  den  Seligen  rechnen 
zu  dürfen.  Heinrichs  jüngerer  Zeitgenosse  Albericus.  Oister* 
cienser-Mönch  des  Klosters  Trium  Fontium  (Trois-Fontaines, 
Diöz.  Chälons-sur-Mame),  der  1252  starb,  nennt  Berthold  weder 
beatus,  noch  auch  sanctus,  aber  da  an  drei  verschiedenen  Stellen 
sein  Martyrium  betont  wird,  und  zwar  mit  den  Worten:  ^marti- 
rium  promeruit^  •  .  .  „martirizato  episcopo^  und  „martirio  coro- 
natur^*),  so  ist  es  nicht  unwahrscheinlich,  dass  er  das  Martyrium 
im  eigentlichen  Sinne  verstanden  wissen  wollte.  Doch  stand 
Albericus  den  Ereignissen  zeitlich  und  örtlich  femer,  auch  äussert 
sich  vorzüglich  in  den  Zeitangaben  eine  höchst  mangelhafte 
Eenntniss  der  Vorgänge.  Sein  Zeugniss  ist  folglich  von  unter- 
geordneter Bedeutung. 

An  der  Hand  livländischer  chronikalischer  Quellen  lässt  sich 
die  vorliegende  Frage  nicht  weiter  verfolgen,  denn  seitdem  mit 
dem  letzten  Jahrzehnt  des  13.  Jahrh.  die  livländische  Beimchronik 
verstummt,  versagen  diese  Quellen  fast  vollständig.  Die  Annales 
Dunemundenses  und  die  von  ihnen  abgeleiteten  Aufzeichnungen") 
thun  Meinhards  und  Bertholds  überhaupt  nicht  Erwähnung.  Die 
bis  1378  reichende  Chronik  des  Hermannus  de  Wartberge*) 
übertrijSFt,  wo  es  sich  um  die  Anfangszeiten  der  livländischen 
Earche  handelt,  in  Beziehung  auf  Verwechslungen  und  Irrthümer 
alle  übrigen  Quellen,  indem  sie  zwischen  die  Bischöfe  Berthold 
und  Albert  noch  einen  Bischof  Albert  einschiebt  Yon  ihr  ist 
folglich  ganz  abzusehen.  Auch  schrieb  Wartber^e  seine  Chronik 
kurz  vor  der  Grenze  der  Zeit,  aus  der  das  einzig  gewichtige 
negative  Zeugniss,  das  des  eingangs  erwähnten  Missais  und 
Ealendariums,  stanmit.  Offenbar  wäre  es  müssig,  in  Chroniken 
und  ähnlichen  Quellen  der  folgenden  Zeit  nach  Zeugnissen  far 
den  Eultus  von  Personen  zu  forschen,  deren  Verehrung  von  der 

^)  Nach  Pertz,  Monum.  Germ,  bist,  Scriptores  vol.  XXI,  pag.  212, 
lautet  diese  Stelle:  Gumqne  presal  beatus  ezercitom  prodnceret  coDtr& 
infideles  Ohristi  cultoribos  insidiantes,  in  manns  impionim  cum  paucia, 
duobus  tantum,  devolvitur,  occidltur,  et,  ut  speramus,  gloria  et  honore  oo- 
ronatur;  erat  enim  flagrans  mortis  desiderio. 

Qui  Bleut  prime  lucratur  bravia  sortis, 
Sic  ipsi  prime  fuerat  data  copia  mortis 
Denique  die  secunda,  cum  requirerentur  corpora  occisorum,  inventum  est 
corpus  episcopi  intactum  et  incorruptum,  ceteris  corporibus,  quia  estus  erat, 
muscis  et  vermibue  repletis.    Quod  cum  planctu  nimio  et  ezequüs  soUemp- 
uibuB  in  civitate  Biga  (sie)  tumulatum  est. 

')  Pertz,  Monum.  Germ,  bist.,  Scriptores,  vol.  XXI,  pag.  872,  lo; 
879,  47;  877,  S4. 

8)  E.  Höhlbaum,  Beiträge  zur  Quellenkunde  Alt-Livlauds.  Yerhaudl. 
der  Gel.  Eetn.  Gesellsch.  zu  Dorpat,  Bd.  Vni  Heft  3  S.  21  ff. 

4)  Script  rer.  Prussicar.,  Bd.  II  S.  27  ff. 


17 

Eiidie  vol  schon  längst  eingestellt  worden  war.  Aus  dem  ganzen 
ü-Jahrh.  besitzen  wir  nur  die  Chronik  des  Hermann  Helewech. 
h  der  verstümmelten  Fassung,  wie  sie  uns  als  Epitome  Actomm 
ligensiam  Ton  Johann  Witte  (f  1657)  überliefert  ist*),  ist  sie 
fir  die  Anfangszeiten  ohne  Belang.  Bertholds  Name  wird  über- 
ittnpt  nicht  genannt.  Von  Meinhard  sagt  der  Chronist '),  dass 
aTOD  dessen  yerrichtongen  anderwerts  gedacht  werden  soll^.  Das 
Versprechen  blieb  anerfullt;  jedenfalls  ist  nichts  der  Art  anf  uns 
pionunen.  Von  den  sog.  Bischofschroniken')  stammt  die 
älteste  Handschrift  ans  dem  Anfange  des  16.  Jahrn.  Lehrreich 
sod  de  in  Betreff  der  ältesten  Zeiten  nur  durch  ihre  Dürftigkeit 
ud  Fehlerhaftigkeit.  Wenn  ans  den  letzten  Zeiten  des  Erzbis- 
dams  ein  negatives  Zengniss  in  Betracht  kommen  kann,  so  sind 
« die  sog.  Sonnebnrger  Verse.  Wie  Bartholomaeus  Ore- 
feithal  in  seiner  (bis  1558  reichenden)  Chronik  versichert^), 
wuea  diese  von  ihm  überlieferten  Verse  an  den  im  erzbischöf- 
liehen  Schlosse  zu  Bonnebnrg  gemalten  Bildnissen  der  Bischöfe 
ad  Etzbischöfe  zu  lesen.  Auch  hier  fehlt  bei  den  Namen  von 
Monhard  und  Berthold  das  Epitheton  sanctus  oder  beatus.  Nach 
fo  Mache  za  nrtheilen,  scheinen  die  Verse  sämmtlich  yon  einem 
Terfaflser  nnd  ans  später  Zeit  zu  stammen.  Arge  historische 
btbilmer,  so  n.  A.,  dass  Riga  von  Bf.  Berthold  erbaut  sein  soll, 
viaaßn  den  Versen  für  äle  Anfangszeiten  allen  historischen 
Werth, 

üebrigens  wird  man  aus  dem  Fehlen  der  die  Heiligkeit  oder 
Sdgkeit  bezeichnenden  Epitheta,  selbst  wo  es  sich  um  ältere 
»d  bessere  chronikalische  Quellen  handelt,  negative  Schlüsse 
'peh  nur  mit  grosser  Vorsicht  ziehen  dürfen.  Ein  in  diesem 
Suse  warnendes  Beispiel  bieten  die  Annales  Dunemundenses.  In 
faen,  anzweifelhaft  von  einem  Cistercienser  herrührenden,  Auf- 
^octumneen  (Eod.  Beval.),  namentlich  in  deren  aus  dem  14.  Jahrh. 
siftounenden  Zusätzen,  wird  der  so  hoch  verehrte  Vater  des 
^Maoj  der  hl.  Bernhard  von  Clairvaux,  blos  ,,Dominus  Ber- 
»nhis  primus  abbas  ClarevaUensis^  genannt,  auch  in  Epitome 
jptomm  Prussie  Can.  Samb.  einfach  ^Bemardus  primus  abbas 
QöeyaUensis"^. 

Höchst  merkwürdig  ist  gegenüber  dem  Schweigen  der 
ovlhnten  chronikalischen  Quellen  eine  Stelle  in  Benners  Liv- 
ll&dischen  Historien.  Wo  Renner  von  Meinhards  Tode  spricht— 

^  Bibl  der  GeBeUsclL  für  Gesch.  n.  Altertbumsk.  der  Ostseeprov.  zu 
«P<  MdL  nr.  69.  Mangelhafte  Ansgabe  in  Script,  rer.  Livon.,  Bd.  II 
<L  «29  ff.,  hier  dem  Melchior  Fuchs  zageflchrieben. 

^  Oder  ist  es  der  Bearbeiter  der  Chronik? 

')  Siehe  oben  S.  6  Anm.  2. 

4)  MouiiD.  Livoniae  ant,  Bd.  Y  S.  2^4.  Auch  David  Ghytraeiis, 
^mn.  Saxoniae,  Upsiae  1593. 

')  K.  Höhlbanm,  a.  a.  0.  S.  60,  61. 


18 

vorher  war  das  Wunder  von  der  Eomkiste')  erzählt  worden  — 
fagt  er  hinzu:  ^und  wert  in  Liflande  vor  hillich  gehol- 
den^*).  AugenfäUig  ist  die  Uebereinstimmnng  mit  desselben  Autors 
Bremer  Chronik,  wo  der  Passus  lautet:  ^he  ward  vor  hillig 
in  Liffland  bett  up  dissen  dach  peholden*'.  Der  RevaJer 
Kodex  der  zuletzt  genannten  Chronik'),  dem  der  obi^e  Wortlaut 
entnommen  ist^),  reicht  nicht  ganz  bis  1547,  dem  Schlusmahre 
der  meisten  Handschriften  dieser  Chronik.  Wenn  hier  die  Heilig- 
haltung  mit  grosser  Bestimmtheit  und  unzweideutig  auf  die  G^en- 
wart  bezogen  wird,  so  hat  Benner  in  seinen  Historien  mit  der 
Verbalform  ^wert''  anscheinend  zwar  auch  noch  die  O^enwart 
ausdrucken  wollen,  aber  gewisse  Bedenken  doch  nicht  unterdrücken 
können,  die  sich  dadurch  erklären  mögen,  dass,  nachdem  mitüe^ 
weile  der  Protestantismus  in  Livland  herrschend  geworden,  der 
Satz  in  jener  Fassung  thatsächlich  nicht  mehr  zutraf.  Renners 
Angabe  gewinnt  gerade  durch  diese  Auslassung  an  Bedeutung, 
denn  sie  zeigt,  dass  der  Chronist  den  Satz  wohl  erwogen  hat. 
Jedenfalls  aber  ist  Benner  ein  beachtenswerther  Gewährsmann, 
denn  er  hatte  von  1556—1560^),  also  zu  einer  Zeit,  als  Erzbis- 
thum,  Bisthümer  und  Orden  formell  auf  dem  Boden  der  katho- 
lischen Kirche  noch  fortbestanden,  in  Livland  gelebt,  und  da  er 
selbst  der  katholischen  Kirche  treu  geblieben  war,  darf  man  bei 
ihm  für  das,  was  seine  Kirche  betraf,  volles  Yerständniss  und 
ein  aufmerksames  Auge  voraussetzen.  Die  zwangloseste  Deutune 
seines  Ausspruchs  möchte  wol  die  sein,  dass,  solange  in  Livland 
von  einer  Verehrung  der  Heiligen  die  Bede  sein  konnte,  Mein- 
hard  in  den  Augen  des  Volkes  ds  Heiliger  galt,  mochte  inunerhin 
die  Kirche  eine  öffentliche  Verehrung  ihm  versagt  haben.  So 
aufgefasst,  würde  der  Ausdruck  „vor  hillig  halten^  die  Fama 
sanctitatis  bedeuten,  die  meist  der  Heiligsprechung  vorausging 
und  sich  nicht  selten  mit  grosser  Zähigkeit  in  den  FlOlen  be- 
hauptete, wo  eine  solche  an  äusseren  Umständen  scheiterte. 
Praktisch  ^anz  bedeutunglos  (wie  Manche  annehmen)  war  die 
Fama  sanctitatis  keineswegs,  indem  die  Kirche  in  solchen  Fällen 
eine  private  Verehrung  der  Reliquien  und  die  private  Anrufung 
gestattet*). 

ij   Siehe  oben  S.  15. 

*)  Johann  Benners  Livländiache  Historien,  herausgegeben  von 
Richard  Hansmann  und  Konstantin  Höhlbaam,  Gottingen  1876,  8. 18. 

>)  Die  AaBknnft,  dass  der  Bevaler  Kodex  wol  nichts  anders  ist»  als 
eben  Renners  Bremer  Chronik,  und  dass  jedenfalls  der  hier  in  Betraeht 
kommende  Passus  von  Renner  stamme,  verdanke  ich  Herrn  Professor 
R.  Hausmann  in  Dorpat. 

4)  Arch.  far  die  Gesch.  Liv-,  Est-  und  Ourlands,  Bd.  HL  Dorpat 
1844,  S.  37.  —  Vgl.  Ed.  Pabst,  a.  a.  0.  O  S.  75.  '^ 

^)  Siehe  das  Vorwort  zur  obigen  Ausgabe  der  Historien  S.  VIL 

6)   Kirchenleaukon  Bd.  X  Sp.  1038. 


19 

Auch  nocli  fil>e]r  einen  anderen  Fall,  der  im  Sinne  der  Fama 
^ctitatis  zu  deuten  sein  möchte,  sind  wir  aas  den  letzten  Zeiten 
^4sr  altUyländiBcIieii  katholischen  Kirche  unterrichtet.  Hier  han- 
delt es  sich  um  die  in  der  Oeselschen  Stiftsfehde  1534  vorgefallene 
Zerstörung  des  0'jr2t1>e8  des  ersten  Bischofs  von  Oesel,  von  dem 
^  heissty  dass  ei*  „seines  vollkommenen  lebens  wegen  von  vilen 
<€r  heilig  gelialten^    ^werdeM. 

Wie  wiir  sehen  "weröen,  finden  sich  Meinhards  und  Bertholds 
^amen  in  mehreren  IMartyrologien  oder  Menologien,  sowie  in 
^en  Werken  der  Ordensliteratnr,  aber  doch  nicht  vor  dem  Ende 
^€8  16.  Jahrhunderts.  Benners  Chronik  kann  von  ihnen  folglich 
^eht  beeinflnsst   sein. 

Von   dieser    I^iteratnr  nnd   gewiss  auch  von  Kenner  nnab- 
^Ofpg  ist  eine   Stelle  in  Paulus  Oderborn,  Joannis  Basilidis 
iisagni  Moscoviae    dncis  vita,  wo  gesagt  ist,  der  sei.  Meinhard 
f^sbe  es  dnrch  die   öffentliche  Meinung  erreicht,  dass  er  zu  Leb- 
eten  in    die    Zahl    der  Heiligen   versetzt  wurde*).    Oderborns 
^Itsame  Ansdrncksweise  lässt  erkennen,   dass  der  Verfasser  als 
l^ichikatholik   mit   dem  Wesen  der  Heiligenverehrung  wenig  ver- 
tramt  war,    aber    da  er  nachweisbar  seit  1587  als  Oberpastor  an 
der  S.  Petrikirche    zn  Biga  thätig  war,  nachdem  er  bald  nach 
1579  in  ELowno  (in  Liitauen)  gewirkt  hatte  ^),  so  ist  sein  Ausspruch 
vi^t  ohne  Interesse.    In  ihm  wird  man  die  Einwirkung  älterer 
Traditionen  zu  erblicken  haben,  die  in  der  damals  erstarkenden 
i    katholischen  Gregenreformation  neue  Nahrung  erhalten  mochten. 
I    £ben  jene  Fama  sanctitatis  mag  auch  Oderbom  im  Sinne  gehabt 
f    baben.     Seine  missverständliche  Ausdrucksweise  hatte  die  Folge, 
Moritz    Srandis  in   seiner   1606  geschriebenen  Chronik 


^)    In    der     Klageschrift   Wilhelms    von    Brandenbarg    wider   seinen 

Bobiscliof  Seinhold  y.  Boxhöwden  wird  letzterem  der  Vorwurf  gemacht, 

.abe  u.  Jl.  ,«den  markt  Alt-Pernow . . .  ausbrennen  und,  das  jo  unerhört, 

^rob  etwonn  Hermanny,  des  erstenn  Bischofs  zu  Ozell,  der  seines  voU- 

•^tommenen  lebens  wegen  yon  vilen  vor  heilig  gehalten,  aufreiszen,  die  ge- 
'^^,il,n      soBwerfiTeiL    nnd  zerstrewen"   lassen.      Monum.   Livon   ant.    Bd.   Y 

^  3^iS     BnsBwnrm,  Nachrichten  über  Alt-Pernau,  Beval  1880,  S.  13 

4^^,^  7  nimnit  an,  dass  Hermann  II.  [f  12861  gemeint  sei.  Aber  wenn  es 
%i^ft  un  den  ersten  Bischof  von  Oesel  hanaelt,  so  kann  nur  Henricus  I. 
K'-t  sviaehen  1260  nnd  1262]  verstanden  werden,  der  auch  sonst  unter  dem 
^i^m^vk  Tfermann  vorkommt  Vgl.  B.  Bar.  Toll  u.  Ph.  Schwartz,  Est- 
Wb^LIVL  Brief  lade,  Th.  IH  8.  226-228. 

s>    TlVltenbergae,   1585,  Üb.   II,   Sign.  J.  5.     Ebenso   in  Desselben: 

n  MoseoYitieamm  auctores  varii,  Francofurti  1600,  S.  274.    Die  Stelle 

b-     Venit  tandem  ex  Lubeco  Saxoniae  metropoli  B.  Meinhardus,  vir 

^yj^^entiae  fama,  et  singulari  probitatis  opinione  clarus,  qui  Livones 

Km  Cbristi  noütiam  instruzit,  et  in  numerum  divorum  ut  vivens  re- 

■■■■■  ^..f     nnblico    consensu  memif    In  der  deutschen  Ausgabe,  Görlitz 

laas.   aieM  ^8.  Moinard". 

^^  Bl    J    F    ▼.  Becke  u.  K.  E.  Napietsky,   Allg.   SchriftsteUer-   und 
^Müdbxten-Lexikon,  Bd.  I  8.  339. 

2* 


sich  gar  zur  Behanptang  verstieg,  Meinhard  sei  „um  seiner  Oott- 
seligkeit,  Frömmigkeit  und  Tugenden  willen  auch  noch  bey  seines 
Lebens-Tagen  in  die  Zahl  der  Heiligen  geweyhet  und  vom  Papst 
canonisiret  worden"  *). 

Nach  Lage  unserer  gegenwärtigen  Quellenkenntniss  läset 
sich  aus  livländischen  Quellen  nichts  weiter  anfuhren,  was  zur 
Beurtheilung  der  vorliegenden  Frage  von  Belang  wäre.  Das 
Resultat  ist  wie  folet  zusammenzufassen. 

Auf  Grund  der  hohen  Autorität,  die  dem  Chronisten  Heinrich 
zukommt,  ist  anzunehmen,  dass  Meinhard  und  Berthold  in  den 
Anfangszeiten  der  Rigaschen  Kirche  als  Selige  oder  Heilige 
galten  und  als  solche  auch  öffentlich  verehrt  worden  sind.  Das 
Schweigen  der  liturgischen  Bücher  der  Rigaschen  Kirche  nöthigt 
zur  Annahme,  dass  der  anfängliche  Kultus  fnih  eingestellt  wurde, 
spätestens  seit  dem  Ende  des  14.  Jahrb.,  für  welche  Zeit  das 
negative  Zeugniss  des  Missais  und  Kalendariums  vorliegt.  Aus 
Renners  Bericht  ist  zu  folgern,  dass  Meinhard  in  den  Augen  des 
Volkes  noch  lange  nachher  als  Heiliger  galt. 

Wenden  wir  uns  nunmehr  zu  Bischof  Albert. 

Ihn  finden  wir  in  den  Acta  SS.  BoUandiana  unter  den 
Praetermissi  zum  1  Juni*).  Zeitgenössische  oder  auch  nur  mit- 
telalterliche Quellen  haben  die  BoUandisten  nicht  anzufahren 
vermocht.  Sie  zitiren  nur  das  Cistercienser-Menologium  des 
Henriquez  und  verwandte  Schriften  *).  In  der  That  dürften  sich 
beweiskräftige  Quellen  nicht  anfahren  lassen.  Hier  lässt  uns 
auch  Heinrichs  Chronik  im  Stich,  in  der  wir  natürlich  nichts 
weiter  finden  können,  als  den  Ausdruck  der  Hochachtung,  die 
der  Chronist  seinem  geistlichen  Oberhaupte  und  hervorragenden 
Zeitgenossen  zollt,  auch  hält  sich  dieser  Ausdruck  in  den  Grenzen 
diskreter  Zurückhaltung,  die  wol  nicht  absichtslos  jede  Lobes- 
erhebung vermeidet,  die  vom  Vorgesetzten  als  Schmeichelei 
empfunden  werden  könnte.  Gegen  die  Annahme  einer  Yerehrung 
Alberts  liegen  dieselben  negativen  Beweisgründe  vor.  wie  in 
Ansehung  seiner  beiden  Vorgänger:   das  Schweigen   aer   litur- 

Sischen  Sucher,  sowie  der  umstand,  dass  bei  Alberts  Grabe  in 
em  von  ihm  erbauten  Dom  ein  zu  seiner  Ehre  errichteter  Altar 
jedenfalls  nicht  gestanden  hat  und  folglich  wol  überhaupt  nicht 
vorhanden  war.    Laut  Angabe  der  Bischofschroniken  ruhten  seine 

^)   Monum.  Livoniae  ant,  Bd.  III  S.  55. 

*)  Jqdü,  Tom.  I  pag.  5:  , Praetermissi  et  in  alios  dies  rejecti.  Ad 
diem  1.  Junii.  Albertus»  Episcopus  Bigensis,  legislator  Militiae  Gladiferomm, 
cum  titolo  Beati  inscriptas  est  Menologio  Cisterciensi  Chrysostomi  Hen- 
ric^nez.  At  Claudias  Gnalemot  abstinet  a  titnlo  Beati,  oti  et  Erantsins;  ob 
cigns  relationem  dnbitat  Chalemot,  an  revera  fnerit  GistercieDsis.  Plaiimnm 
is  laadatnr  lib.  I  Historiae  Livoniae,  quam  Balthasar  Rassowenns  Germaniee 
edidit." 

'j   Siehe  nnten« 


'  81 

^    Gebeine  nnter  dem  dritten  Steine  vor  dem  Hochaltar  unter  dem 
Leuchter  des  Faschenlichtes  ^). 

So   stehen  wir  denn   der  Thatsache   gegenüber,   dass  die 
Ri^asche  Kirche  und  überhaupt  Al^Ilivland  ans  der  Zahl  ihrer 
Ghabensstreiter  der  langen  Liste  der  Heiligen  nicht  einen  ein- 
Bgen  beigefügt  haben.   Diese  Thatsache  ist  unter  allen  Umständen 
befremdlich;    haben  doch  die  Kirchen  fast  aller  Länder  wenigstens 
die  ersten  Prediger  des  ETangeliums  als  ihre  y^Apostel^  verehrt. 
Dass  solches  für  Livland  nicht  zutrifft,  wird  um  so  mehr  auffallen, 
wemi  man  erwägt,  dass  sich  hier  die  Festigung  des  Ghristenthums 
BBterdem  besonderen  Schutze  eines  InnocenzUl.,  des  ^Augustus 
des  Papstthnms^,')  vollzog,  in  den  Zeiten  des  höchsten  Glanzes 
und  der  grössten  Erfolge  der  römischen  Kirche,  ja  dass  eben 
dieser  Papst  die  Heerfahrt  nach  Livland  den  Kreuzzügen  nach 
Jerusalem  gleichstellte.    Das  mächtige  Glaubensleben,  das  sich 
in  den  Werdezeiten  der  livländischen  Kirche  entfaltete,  fand  in 
den  ersten  drei  Bischöfen,  in  Meinhard,  Berthold  und  Albert, 
aeineD  prägnanten  Ausdruck.     In  Meinhard,   der,   in  Gefahren 
und  Armnth  predigend  und  lehrend,  die  erste  Glaubenssaat  im 
beidnischen  Lande  nur  mit  geistlichen  Mitteln  verbreitete,  dürfen 
wir  das  Vorbild  eines  Missionärs  erblicken.    Die  zeitgenössischen 
mid  alle  späteren  Chronisten   stimmen  überein  im  Lobe  seines 
cottselKen  Wandels,  sie  und  die  späteren  Geschichtsschreiber') 
Uboi  ihm  den  Ehrennamen  eines  Apostels  von  Livland  beigelegt, 
den  die  Kirche  ihm  vorenthielt.   Wir  dürfen  ferner  in  Berthold, 
der  for  seine  Kirche  das  Leben  liess,  in  üebereinstimmung  mit 
feinen  Zeitgenossen  einen  Märtyrer  erblicken.    Auch  die  neueren 
GeschichtSBchreiber  haben  kein  Bedenken  getragen,  seinen  Mär- 
^rertod    als    solchen   gelten    zu  lassen^).     Anlangend   endlich 
Fschof  Albert,  dem  Livland  im  Laufe  von  sieben  Jahrhunderten 
keine  auch  nur  annähernd  gleichwerthige  historische  Grösse  an 
die  Seite  zu  stellen  vermochte,  —  ihn,  der  „als  der  Better  und 
ahnende    Schutzgeist  jener   Dünakirche   berufen   war,    seinen 
fetraltigen  Arm  gebietend  gen  Norden  zu  erheben  und  die  mäch- 
ten Spuren  seines  Geistes   den  baltischen  Landen  auf  lange 
Jahrhunderte  hin  tief  einzudrücken^^),  —  so  hat  die  Geschichts- 
achrabong  vorzugsweise  in  der  ihm  eigenen  „religiösen  Gluth^^) 

j)  Ai«h.  fär  die  Gesch.  Liv-,  Est-  and  Enrlands,  Bd.  V  S.  175. 
^   F.  X«  Kraus,  Lehrbuch  der  Eirchengeschichte,  4.  Aufl.,  Freibarg 
L  B.  1896,  S.  372. 

9)    U.  A.  Ed.  Pabst,  a.  a.  0. 

^    TgL  L.  ArbuBOw,  GnmdriBS  der  Geschichte  Li?-,  Est-  und  Ear- 
.  Mitan  1892,  8.  12. 

^)  Knrd  y.  Schlözer,  Livland  ond  die  Anfänge  deutschen  Lebens 
lalt.  Norden,  Berlin  1860,  S.  61. 
^   A.  tL  O. 


22 

die  Wurzel  jener  unbeugsamen  Energie  gefunden,  die  ihn  befähigte, 
seiner  Kirche  unter  anscheinend  unüberwindlichen  Schwierigkeiten^ 
weite  Länder  zu  erschliessen.  Dass  es  im  Geiste  seiner  Zeit 
geschah,  dass  Albert,  wo  die  geistlichen  Mittel  nicht  ausreichten, 
das  Schwert  walten  liess,  kann  seinen  Ehrenplatz  in  der  Kirchen- 

äeschichte  ebensowenig  herabdrucken,  wie  den  so  vieler  Streiter 
er  Kirche,  die  vor  und  nach  ihm  des  Ehrenprädikats  „Bekenner^ 
gewürdigt  worden  sind. 

Es  kann  uns  aber  nicht  genügen,  lediglich  die  Thatsache  zu 
konstatiren,  dass  jene  drei  Männer,  wenn  überhaupt,  so  doch 
jedenfalls  nicht  dauernd,  von  ihrer  Kirche  als  Selige  oder  Heilige 
verehrt  worden  sind;  die  Thatsache  fordert  ihre  Erklärung.  Sie 
möchte  darin  liegen,  dass,  mindestens  seit  der  Zeit,  aus  der  unser 
ältestes  unverwerfliches  Zeugniss  über  die  Verehrung  der  Heiligen 
in  der  Rigaschen  Kirche  (der  Missalkodex)  stanmit,  die  Vor- 
schrift des  römischen  Bechtsbuches  über  die  Einholung  der  päpst- 
lichen Genehmigung  zur  öffentlichen  Verehrung  neuer  Heibger') 
als  unabweichliche  rf  orm  gehandhabt  und  durch  den  Art.  27  der 
Statuten  der  Bischen  Provinzialsynode  von  1428,  also  mit 
bindender  Kraft  für  die  gesammte  Bigasche  Kirchenprovinz,  ein- 
geschärft wurde  ^.  Gesetz  und  Praxis  scheinen  in  der  That 
vollkommen  in  Einklang  gestanden  zu  haben.  Wir  sind  über 
die  Verehrung  der  Heiligen  in  der  Bigaschen  Kirche  während 
der  letzten  anderthalb  Jahrhunderte  ihres  Bestehens  genauer 
unterrichtet,  als  über  irgend  ein  anderes  Gebiet  der  Liturgie 
dieser  Kirche  im  Mittelalter.  Die  Liste  der  damals  hier  öffentlich 
verehrten  Heiligen  dürfte  nahezu  vollständig  sein').  Aus  ihr 
geht  hervor,  dass  sich  unter  denen,  deren  Verehrung  erst  nach 
der  Begründung  der  livländischen  und  Bigaschen  Kirche  in  Auf- 
nahme Kam,  also  seit  dem  Ende  des  12.,  bzw.  dem  Anfang  des 
13.  Jahrhunderts,  sich  kein  einziger  findet,  der  nicht  vor  Zu- 
lassung seiner  Verehrung  in  der  Bigaschen  Diözese  von  den 
Päpsten  kanonisirt  worden  wäre.  Hiermit  ist  aber  die  Grenze 
der  Zurückhaltung  noch  nicht  gezogen;  die  Bigasche  Kirche 
scheint  sich  überhaupt  nur  ausnahmsweise  entschlossen  zu  haben, 
neue  Heilige  in  ihre  Kaiendarien  und  liturgischen  Bücher  ein- 
zutragen. V  on  den  seit  dem  Ende  des  12.  Jahrh.  in  grosser 
Zahl  Kanonisirten  finden  sich  nur:  s.  Dominicus  (f  1221,  kan. 
1234),  s.  Pranciscus  (f  1226,  kan.  1228),  s.  Elisabeth  (f  1231, 
kan.  1236),  s.  Hedwig  (f  1243,  kan.  1267)  und  s.  Birgitta  (f  1373, 
kan.  1391).  Aus  dem  ganzen  14.,  15.  und  16.  Jahrh.  ist  sdso  nur 
die  hl.  Birgitta  zu  nennen!    Es  wird  bemerkt  werden,  dass  nicht 

^)  Deoretal.  Greg.  IX.,  IIb.  III  tit.  XLV,  de  reliqniis  et  veneratione 
SS.,  c.  I. 

S)  Liv-,  Est-  und  KarländischeB  ürknndenbuch,  Bd.  YII  S.  482. 
9)  Sie  wird  an  anderer  Stelle  gedruckt  werden. 


liaü 


!  23 

iluQj  ig&r  als  dr^  von  den  genannten  fonf  Heiligen  Stifter  und 
liijgq  rone  solcher  geistlicher  Orden  waren,  von  denen  sich  in  Liv- 
I  ^  I  Niederlassungen  nachweisen  lassen.  Der  Vater  der  Gister- 
isg  ser,  des  ältesten  in  Livland  ansässig  gewordenen  Ordens,  der 
jg^  Bernhard  yon  Glairvanx  (f  1153,  kan.  1173),  der  von  seinen 
jj^i  BDsaDffehörigen  anch  in  Livland  gewiss  von  Anfang  an  ver- 
j^  i  murde,  ist  im  Missal  nnd  Ealendarinm  der  Bi^aschen  Dom- 
'  the  erst  im  16.  Jahrhundert  nachgetragen.  Die  Yerehmng 
U.  Clara  (f  12ö3,  kan.  1255),  der  ätifterin  des  (1212  g^rün- 
m)  2.  Ordens  des  hl.  Franciscns^),  scheint  dorcnans  auf  den 
selbst  beschränkt  geblieben  zu  sein.  Obgleich  sich  in 
also  in  der  Rigaschen  Eirchenprovinz,  ein  Kloster  der 
nachweisen  lässt*),  es  aber  möglicherweise  anch  in  der 
len  Diözese  ein  solches  Kloster  gab*),  findet  sich  gleichwol 
Namen  der  hl.  Clara  nicht  im  Missal,  nicht  im  Kalendarinm 
auch  nicht  im  Diözesanbrevier.  Daselbst  vermissen  wir  anch 
Ivo  (t  1303,  kan.  1347)  vom  3.  Orden  des  hl.  Pranciscns, 
ich  sich  in  der  Bigaschen  Domkirche  ein  ihm  geweihter, 
vom  Erzbischof  Fromhold  mit  einer  Yikarie  ausgestatteter 
nachweisen  lässt.  der  bis  in  die  Schlnsszeiten  der  Kigaschen 
le  bestanden  hat^).  Es  wurden  also  nicht  alle  Heilige,  zu 
Ehren  in  den  Eorchen  private  Messfundationen  bestanden, 
I  dessen  auch  ohne  weiteres  in  die  liturgischen  Bücher  der 
auij^enommen,  und  hierin  haben  die  Stiftungen  der  Erz- 
iöfe  kerne  Ausnahme  gemacht^).  Am  augenfälligsten  zeigt 
die  Zurückhaltung  der  Bigaschen  Kirche  in  Ansehung  der 
Heiligen,  wenn  wir  die  Liste  der  Ordensheiligen  betrachten, 
solchen  seien  nur  einige  der  hervorragendsten  genannt, 
Verehrung  in  der  Bi^aschen  Diözese  aus  dem  Grunde 
Eusetzen  wäre,  weil  dieselben  in  den  Ordenskalendarien 
Augustiner  und  Prämonstratenser  verzeichnet  stehen  und 
ligasche  Domkapitel  die  längste  Zeit  ein  Stift  von  B^ulär- 
ulem  des  hl.  Augustin  und  Prämonstratensern  gewesen 
Es  sind:  s.  Antonius  v.  Padua  (f  1231,  kan.  1232),  s. 
»mas  V.  Aquino  (f  1274,  kan.  1450),  s.  Ludwig  v.  Frankreich 

')  H.  Heimbacher,  Die  Orden  nnd  Eongregationen  der  Katbol. 
be,  Bd.  I,  Paderborn  1896,  S.  363. 

^  Urk.  v.  1521  Jnni  29.    Orig.,  Perg.,  im  Bevaler  Stadtarch. 

V  Bisher  nicht  nachgewiesen,  aber  da  Jnlins  II.,  lant  Transs.,  dat. 

510  Dez.  12,  mehreren  Laien  der  Bigaschen  Diözese  Indulgenzen 

leUt  bat,  wonach  deren  Frauen  die  monasteria  monialinm  s.  Olare  sollen 

neben  dürfen,  ist  anznnebmen,  dass  es  in  der  Diözese  ein  solches  Klo- 

)r  eegeben  habe.  Orig.,  Perg.,  in  der  Urk.-Samml.  der  GeseUsch.  für  Gesch. 

ilterthomsk.  in  Biga. 

*)  Urkondenbncb  Bd.  II  nr.  990,  Sp.  701.  Vgl.  Sitzungsberichte 
».  J.  1901,  S.  8. 

&)  YgL  Sitzungsberichte  v.  J.  1900,  S.  150,  151. 


24 

(t  1270,  kan.  1297)  und  s.  Bernardin  (f  1444,  kan.  1460).  Von 
einer  'Verehrung  dieser  Heiligen  hat  sich  bisher  keine  Spur 
gefunden.  Fügen  wir  noch  den  heiligen  Norbert  (f  1134),  den 
Stifter  der  Prämonstratenser,  hinzu,  der  freilich  erst  1583  kano- 
nisirt  wurde,  aber  schon  während  des  Mittelalters  in  den  Ealen- 
darien  der  Prämonstratenser  verzeichnet  stand'),  dann  erklärt 
es  sich,  dasa  die  Namen  von  Meinhard,  Berthold  und  Albert  in 
den  liturgischen  Büchern  der  Bigaschen  Kirche  nicht  anzu- 
treffen sind. 

Die  grundsätzliche  Zurückhaltung,  die  wir  hierin  erblicken 
zu  müssen  glauben,  berechtig  aber  keineswegs  zum  Schlüsse  auf 
Lässigkeit  m  kirchlichen  Dingen  überhaupt  und  namentlich  in 
der  Verehrung  der  Heiligen.  Nicht  nur  lassen  sich  bis  in  die 
allerletzten  Zeiten  der  Bigaschen  Kirche  Stiftungen  zu  Ehren 
der  Heiligen  in  grosser  Zahl  nachweisen,  sondern  es  ergiebt  sich, 
dass  die  Bigasche  Kirche  auf  manchen  Gebieten  des  Heiligen- 
kultus keineswegs  zurückhaltend  war,  vielmehr  Initiative  besass 
und  ein  hohes  Mass  von  Selbständigkeit  für  sich  in  Ansprach 
nahm.  Das  gilt  vorzüglich  vom  Marienkultus  und  allem,  was 
mit  ihm  zusammenhing.  So  dürfte  das  Fest  Praesentationis  s. 
Mariae  in  den  wenigsten  deutschen  Diözesen  so  früh  gefeiert 
worden  sein  wie  hier,  und  das  Fest  der  hl.  Anna  dürfte  sich  so 
früh  wie  für  Biga  und  Beval  kaum  irgendwo  im  Abendlande 
nachweisen  lassen'). 

2. 

Im  Nachstehenden  sollen  einige  hagiologische  und  kirchenge- 
schichtliche Werke  aus  neuerer  Zeit,  seit  dem  Ende  des  16.  Jahrb., 
vorzugsweise  Martyrologien  der  Ordensliteratur,  in  denen  Mein- 
hard, Berthold  und  Albert  als  Heilige  vorkommen,  angezählt 
werden.  Einem  dieser  Werke,  den  Fasti  sacri  Golonienses  des 
Gelenius,  ist  die  Angabe  entnommen,  wonach  Meinhards  Todes- 
tag Aug.  14  träfe.  Durch  Gruber^)  fand  sie  in  die  livländische 
OescMchtsliteratur  Eingang.  Ferner  zitirt  Ed.  Pabst^)  die 
Stelle  aus  dem  Heiligenlexikon  von  1719,  wo  Meinhard  den 
Heiligen  zugezählt  ist.  Werth  oder  ünwerth  der  betr.  Werke 
lassen  sich  nur  beurtheilen,  wenn  man  die  Literatur,  der  sie 
angehören,  nach  ihrer  Entstehung  und  Bedeutung  in  Betracht 
zient.  Zwischen  ihren  Autoren  einerseits  und  den  späteren 
livländischen  Geschichtsschreibern  andererseits  hatte  die  Fühlung 

1)  Vgl.  H.  Grotefend,  Zeitrechnang  des  deutschen  Mittelalters. 
Bd.  n,  Abth.  2  8.  49. 

>)   Solches  wird  an  anderer  Stelle  begründet  werden. 


'! 


Origines  Livoniae,  Francof.  et  Lips.  1740,  pag.  13,  not.  g. 
Meinhart,  Livlands  Apostel,  Heft  U  S.  75  Note  209. 


26 

TdUig  angehört,  Letzteren  waren  jene  Werke  unerreichbar  und 
der  anter  ihren  Händen  befindlichen  wichtigsten  Quelle,  den 
HtorffiBchen  Büchern  der  Rigaschen  Kirche,  schenkten  sie  keine 
Beaiätong,  Erstere  ignorirten  die  livländische  Oeschichtsliteratur 
nnd  deren  Fortschritte  auf  dem  Gebiete  der  Quellenkunde.  Wie 
sich  zeigen  wird,  wurden  in  der  hagiologischen  Frage  von  mittel- 
alterlichen Chroniken  nur  Arnold  von  Lübeck  und  Albert 
Krantz  benutzt,  bis  dass  schliesslich,  erst  in  neuester  Zeit,  die 
Chronik  Heinrichs,  in  Grubers  Ausgabe,  die  Aufinerksainkeit 
der  Bollandisten  auf  sich  zog. 

Zur  neueren  hagiologischen  Literatur  war  durch  die  Arbeiten 
far  die  Herausgabe  des  Martyrologium  Romanum  der  An- 
stOBs  gegeben.  Hatte  im  späteren  Mittelalter  das  Martyrologium 
des  üsnard  (f  um  877)  als  Martyrologium  xar  k^)xnv  gegolten^), 
80  ei^b  sich  aus  der  Brevierreform  die  Nothwendigkeit  entspre- 
chender Arbeiten  behufs  Promulgirung  eines  Martyrologium 
Bomanom.  Der  durch  Breve  Gregors  XÜI.  von  1584  Jan.  14 
promulgirten  Angabe  folgte  1586  unter  Sixtus  Y.  eine  andere, 
an  der  Caesar  Baronius  den  grössten  Antheil  hatte,  ebenso 
an  der  Ausgabe  von  1589  und  an  den  Ausgaben  Clemens  YIII. 
▼on  1598  und  1602^).  Hiermit  gingen  des  Baronius  Arbeiten 
für  sein  grosses  kirchengeschichtlicmes  Werk,  Annales  eccle- 
BiastiG],  von  dem  er  für  die  Zeit  bis  1198  in  den  J.  1588—1607 
die  ersten  12  Bände  erscheinen  liess^),  Hand  in  Hand.  Es  ist 
natürlich,  dass  hierin  nicht  nur  im  Allgemeinen  für  die  geistlichen 
Orden  ein  Ansporn  lag,  ihre  Ordensgeschichte  zu  bearbeiten, 
sondern  dass  sie  namentlich  bemüht  waren,  in  den  Martyrologien 
durch  eine  möglichst  grosse  Zahl  von  Heiligen  aus  ihrer  ^Mutte 
za  glänzen.  War  in  den  früheren  Martyrologien  und  in  den 
Legenden  der  liturgischen  Bücher  der  etwaige  Ordensstand  der 
Heiligen  oft  gar  nicht  erwähnt^),  wie  denn  auch  eine  Theilung 
der  Martyrologien  in  solche  für  die  einzelnen  Orden  nicht  üblich 
war,  so  wurde  letzteres  nunmehr  zur  Sitte.  Hierzu  hatte  die 
ELirche  selbst  den  Anlass  gegeben,  indem  Gregor  XTTT.  im  Breve 
Ton  1584  Jan.  14.  erklärte,  dass  die  Orden  die  Namen  der  in 
ihren  Kirchen  besonders  gefeierten  Heiligen  nicht  in  das  Marty- 
rologium Romanum  einsetzen,  sondern  getrennt  verzeichnen  und 
nadx  den  alleemeinen  Regeln  nur  beim  Lesen  an  treffenden 
Stellen  einreihen  sollten^).  Dass  im  Wettstreit  um  die  Auf- 
zählung einer  möglichst  grossen  Zahl  von  Ordensheiligen  die 
historische  Kritik  nicht  selten  zu  kurz  kam,  ist  selbstverständlich. 

1)  S.  Baum  er,  Gesch.  des  Breviers,  Freiburg  L  B.  1895,  S.  479. 

>)  Bäamer,  a.  a  0.  Seite  475  ff.  Kirohenlezikon  Bd.  I  Sp.  179  ff 

^  A.  a.  O.,  Bd.  I  Sp.  204L 

4)   So  n.  A.  im  Itigaschen  Brevier  von  1513. 

9)  £jrchenlezikon  Bd.  I  Sp.  182. 


Manche  verklungene  Namen  worden  wieder  gefeiert,  und  wenn 
ein  Orden  die  Ueberzeugung  erlangte,  dass  die  Träger  solcher 
Namen  ihren  Orden  zur  Zierde  gereichten,  wurden  sie  für  den 
eigenen  Orden  einfach  in  Anspruch  genommen.  Am  eifrigsten 
waren  in  diesem  Sinne  die  Benediktiner  und  Gistercienser  thätie, 
in  deren  Martyrologien  aus  der  Zahl  der  livländischen  Bischöie 
nicht  nur  Berthold,  sondern  hin  und  wieder  auch  Meinhard  und 
Albert  als  Benediktiner-  oder  Gistercienser-Heilige  genannt  sind. 
Die  Regularkanoniker  und  Prämonstratenser  liessen  solches 
geschehen. 

Cäsar  Baronius  legt  Meinhard  das  Epitheton  „heilig''  bei,  indem 
er  zum  Jahre  1186  der  Gründung  des  ersten  Bisdiofssitzes  in 
Livland  gedenkend,  sagt,  sie  habe  stattgefunden  ^populo  ex 
gentilitia  superstitione  ad  Christum  converso  opera  S.  Meinardi 
Sigebergensis  canonici^.  Auch  nennt  er  ihn  den  Apostel  Liv- 
lands  und  wiederholt  das,  was  Arnold  von  Lübeck  über  ihn 
sagt^).  Theiner  hat  in  seinen  Noten  das  Heiligkeitsprädikat 
unbeanstandet  gelassen.  Berthold  nennt  er  einen  ^anctum  virum^, 
unter  Hinweis  auf  den  Bericht  des  Albert  Ejrantz  (Yandalia,  lib.  VI, 
cap.  10)  über  Bertholds  Martyrium*). 

Petrus  Cratepolius,  Kölner  Minorit,  hatte  schon  früher,  in 
seinem  1592  zu  Köln  erschienenen  Buche  über  diejenigen  Bischöfe 
und  rechtgläubigen  Kirchenlehrer  Deutschlands,  welche  dessen 
Völker  zum  christlichen  Glauben  bekehrt  haben'),  Berthold  und 
auch  Meinhard  als  Heilige  angeführt,  unter  Hinzufugung  kurzer, 
im  ganzen  richtiger  biographischer  Notizen.  Quellen  sind  nicht 
angegeben,  doch  hat  der  Verfasser  Arnold  von  Lübeck  und  auch 
Albert  Krantz  gekannt.  Des  Ersteren  irrthümliche  Angabe  über 
die  Gründung  des  ersten  livländischen  Bischofssitzes  durch  Mein- 
hard in  Riga  ist  vermieden. 

Arnold  Wien,  belgischer  Benediktiner  (geb.  1554,  f  1610)^) 
nennt  in  seinem  Lignum  Vitae,  einem  Martyrologium  f&r  seinen 
Orden  ^),  Meinhard  und  Berthold  „Sancti^,  letzteren  richtig  als 

1)  Annales  ecdesiastici,  denuo  ezcasl  et  ad  nostra  nsque  tempora 
perdncti  ab  Aogastino  Theiner,  tom.  XIX,  Barri-DuclB  1869,  pag.  544, 
545,  nr.  20,  21. 

«)  A.  a.  0.  S.  551,  nr.  11,  13. 

^]  De  Germaniae  episcopis  et  orthodozis  doctoribns,  qpi  popolom  ad 
Christi  religionem  ibidem  ab  initio  convertemnt . . .  et  abi  Sacra  eomm 
Corpora  conserventnr  . . .  libellas,  0{)era  fra.  Petri  Gratepolii,  Minoritae 
Colonieusis,  ordine  alphabetico  conscriptus.  Coloniae  Aggrippinae  MDXCIl. 
1.  Band,  &>. 

*)  E.  M.  Oettiuger,  Moniteor  des  Dates,  Dresde  1866  et  soivantes. 

^)  Lignum  yitae,  omamentum  et  decas  eoclesiae,  in  qninque  libros 
divisum,  in  qaibns  totins  eanctiss.  religionis  divi  Benedicti  initia,  viri, 
dignitate,  doctrina,  sanctitate  et  prinoipata  clari,  describantor,  et  fmctos, 
ani  per  eos  S.  B.  E.  accesserunt,  fasissime  ezplicantor,  anctore  D.  Arnolde 
Wion,  Belga,  Daacensi,  monacho  S.  Benedicti  de  Mantua.  Venetüs  1595.  4^. 


27 

Cisterdenser,  ersteren  blos  als  „monachuB*  bezeichnend.  Als 
eiDzige  Qaelle  ist:  ^Belforestins  in  descriptione  Liyoniae^') 
angeinhrt. 

Albertus  Miraeus  fAubert  Lemire\  belgischer  Oeschichts- 
schreiber^  Geistlicher  (geb.  1573,  f  1640)*),  nennt  in  seiner  1614 
sa  Köln  erschienenen  Chronik  des  Ordens  der  Gistercienser,  als 
Nachfolger  des  „B[eatns]  Mainardns^,  den  Gistercienserabt 
Berthold  und  setzt  imi:  ,,circa  a.  C.  1194*^.  Als  einzige  Qaelle 
ist  das  „Chronicon  maffnum  Belgicmn^  angefahrt. 

Hugo  Menard  (Nicolas  fiagaes  M^nard),  französischer  Bene- 
diktiner der  Kongregation  von  st.  Maar  (geb.  1586,  f  1644)'), 
nemit  in  dem  von  ihm  1629  in  Druck  gegebenen  Martyrologinm 
seines  Ordens^)  nur  den  hl.  Berthold,  Bischof  and  Märtyrer, 
Apostel  der  Livländer,  vom  Gistercienser -Orden.  Er  setzt  ihn 
zam  20.  Okt.  ^daodecimo  Gal.  Novemb.).  Sonstige  Angaben 
fehlen^).  Da  Arnold  Yon  Lübeck,  den^  Menard  als  einzigen 
Gewährsmann  anfahrt,  das  erwähnte  Datam  nicht  notirt,  so  hat 
dieses  als  unbelegt  zu  gelten. 

Crisostoino  Henriquez,  spanischer  Gistercienser  (geb.  1594, 
t  1632)^,  hat,  ebenso  wie  Menard,  sein  Menologiam  des  Gister- 
eienser-Ordens^)  nach  den  Monatsdaten  geordnet  and  seinen 
Angaben  zahlreiche  Noten,  sowie  die  erforderlichen  Literatar- 
binweise,  beigefügt.  Hierdurch  gewinnt  das  Werk,  das  grosses 
Ansehen  genoss  und  häufig  kurzwegals  das  Menologiam  Gister- 
dense  zitirt  wird,  bedeutend  an  Werth,  der  jedoch  dadurch 
heral^edrückt  wird,  dass  Henriquez  zur  Verherrlichung  seines 
(hrdens  die  Quellen  in  höchst  parteiischer  Weise  aussucht  und 
benatzt.  Das  tritt  in  Ansehung  der  Bischöfe  Meinhard,  Berthold 
und  Albert  deutlich  zu  Tage.  Nicht  nur,  dass  er  sie  alle  drei 
als  Heilige  für  seinen  Orden  in  Anspruch  nimmt,  sondern  er 
behauptet  ferner,  dass  der  livländische  Orden  der  Schwertträger 
(gladiierorum)  den  Gisterciensern  zuzuzählen  sei  und  ihre  Regel 

1)  Frangois  de  Belleforest,  geb.  1530,  f  zn  Paris  1583,  franz. 
Geiehichtsschreiber.  (A.  a.  0.).  YeranBialtete  a.  A.  eine  vermehrte  franz. 
Aufgabe  yon  der  bekannten  kosmographie  des  Sebastian  Mänster, 
sof  die  das  Zitat  zn  beziehen  sein  wird.  Letztere  Anslcanft  verdanke  ich 
P.  Uippolvte  Delehaye,  8.  J.,  von  der  Societas  Bollandiana. 

^  Kirchenlezikon  Bd.  Till  Sp.  1548,  1549. 

9f  Kirchenlezikon  Bd.  YIII  Sp.  1243  ff.    Oettinger,  a.  a.  0. 

*i  Martyrologinm  Sanotoram  Divi  Benedict! . . .  Anctore  B.  P.  D. 
Hogone  Menard,  Religioso  Benedictino  congregationis  8.  Manre  in 
Gal&L    FariBÜs  1629.    80. 

6)  Dnodecimo  Gal.  Novemb.  ...Ipso  die  sancti  Bertholdi  episcopl,  et 
martyris,  Livonomm  Apostoli,  ordinis  Oisterciensis.    A.  a.  0.  S.  91. 


'2   Oettinger,  a.  a.  0. 


Menologiam  Oisterciense,  notationibns  illnstratam:  anctore  B.  P. 
Chrvsostomo   Henriquez,  Hortensi,  S.  Th.  magistro,  Ordinis  Oister- 
'    '*    historiographo  generaU,  Aotwerpiae  1630.    Fol. 


bis  zu  seiner  Yereinigung  mit  dem  Deutschen  Orden  befolgt 
habe.  Bischof  Meinhard  setzt  Henriquez  August  14  und  sa^ 
von  ihm,  er  sei,  nach  Erduldung  vieler  Mühseligkeiten  und  Voll- 
bringung unzähliger  Wunder,  in  dem  Herrn  entschlafen*).  In 
seinen  Noten*)  wendet  sich  H.  gegen  Arnold  Wion  und 
^Andere^,  die  geäussert  hätten,  Meinhard  sei  Benediktiner  ge- 
wesen, ohne  zu  sagen,  dass  er  Cistercienser  gewesen,  während 
doch  in  einem  handschriftlichen  Kataloge  der  Heiligen  des 
Cistercienser-Ordens  stehe  ^Sanctus  Maynardus  Monachus  Cister- 
ciensis**  etc.  Der  Wortlaut,  den  Henriquez  weiter  anffihrt, 
stimmt,  bis  auf  das  Wort  „Cisterciensis^,  mit  Arnolds  Anfuhrung 
überein.  Bischof  Berthold  ist  zu  Okt.  21  notirt.  Ihn  lässt 
er,  in  vollkommenem  Einklang  mit  den  Thatsachen,  die  in 
diesem  Falle  im  Interesse  des  Ordens  nicht  erst  zurechtgestutzt 
zu  werden  brauchten,  als  Abt  des  Cistercienserklosters  s.  Mariae 
in  Luka  (Lokkum)  zur  Verbreitung  des  Evangeliums  nach  Livland 
gesandt  werden.  Dann  heisst  es,  er  sei,  gekrönt  mit  der  Mär- 
tyrerkrone, in  den  Himmel  gelangt^).  Li  den  ausfuhrlichen 
Noten  werden  als  Quellen  zunächst  angegeben:  Petrus  Grate- 
polius*),  Belforestius*)  „in  Cosmographia,  in  descriptione 
Kegni  Livoniae";  Arnold  von  Lübeck,  Slavenchronik  lib.  7 
cap.  9;  Albert  Erantz,  Saxonia  lib.  7,  cap.  13  nr.  6,  Wandalia 
cap.  10  nr.  7,  Metropolis  [lib.  7]  cap.  14:  Arnold  (Wion) 
Martyrologium;  Angelus  Manrique,  Laurea  Evangelica^,  endlich 
die  Chroniken  von  Miraeus^)  und  Montalbus^).  Zur  Beleuch- 
tung der  Art  und  Weise,  wie  Berthold  seine  Au%abe,  das  Evan- 
gelium zu  verbreiten,  aufgefasst  habe,  zitirt  Henriquez  mehrere 
Stellen  aus  dem  „Sermon^,  den  Angelus  Manrique  zum  Lobe 
dieses  heiligen  Mannes  dem  lib.  3,  discurs.  1  seines  Gistercienser- 
Sanktorals  einverleibt  habe,  wo  im  §  7  gesagt  sei,  Berthold  sei 
von  so  grosser  Liebe  zu  Ghristus  ergriffen  gewesen,  dass  es  ihm 
nicht  genügt  habe,  ihm  im  Leben  zu  folgen,  er  ihm  vielmehr  bei 

^)  In  Livonia  sanctas  Maynardns  Episcopns,  qai  Christi  legem  populis 
illis  annimtiayit  et  post  maltos  labores  perpessos  et  innamera  patrata 
miracnla  obdorrnivit  m  Domino.    A.  a.  0.  ti.  296. 

2)   S.  264. 

')  In  Livonia  saneins  Bertholdus  Episcopus,  qai  ex  Monasterio  sanctae 
Mariae  de  Laka,  ordinis  dsterciensiB,  aoi  constitatos  erat  abbas,  in  eam 
provinciam  ad  disseminandam  Evangeliam  misBUB,  proprii  sanguinis  eff^sione 
Christianam  rellgionem  propagavit  et  martyrii  Corona  redimitas,  migravit 
ad  caeloB.    A.  a.  0.  S.  356. 

^)  Siehe  oben  S.  26. 

6)  DpL  8.  27  Anm.  1. 

^)  Hierüber  weiter  unten. 

7)  Siehe  oben  S.  27. 

^)  Barnaba  de  Montalvo,  Chronica  de  ia  orden  de  Cistert.  et 
institato  de  san  Bemardo,  2  voll,  Madr.  1601.  Vgl.  M.  Heimbuoher, 
a.  a.  0.  Bd.  I  S.  218. 


29 

sich  bietender  Gelegenheit  im  Tode  habe  folgen  wollen,  und 
diese  Gelegenheit  habe  er  gesncht,  indem  er  der  klösterlichen 
Snhe  entsagte^  um  die  Leiden  nnd  den  Kelch  des  Martyriums 
an&osnclien.  Aus  solchem  Grunde  und  damit  er  daselbst  die 
heilige  Eircbe  pflanze  und  mit  seinem  Blute  netze,  sei  er  nach 
LiTlamd  gekommen.  Weiter  fahrt  er  des  Manrique  Worte  an: 
,Ich  meine,  dass  kaum  ein  anderer  Mensch  gefunden  werden 
dürfte,  der,  um  dem  Tode  zu  entgehen,  so  viele  Provinzen  durch- 
wandert hätte,  wie  dieser,  um  den  Tod  zu  finden,  oder  der 
90  sehr  bemüht  und  besorgt  gewesen  wäre,  leben  zu  bleiben, 
wie  dieser,  die  Märtyrerkrone  zu  erlangen''^).  Ueber  Bertholds 
M&rtyrertod  berichtet  Henriquez  mit  den  Worten  des  Hiero- 
nymus  Roman  aus  dessen  Bespublica  Christiana  und  zitirt 
endlich  nochmals  Angelus  Manrique,  um  diesen  sagen  zu  lassen, 
wie  später  Livland  viele  Märtyrer  hervorgebracht,  und  wie  die 
Einwohner  dieses  Landes  ihn  (Berthold)  als  ihren  Vater,  Apostel 
und  Meister  verehrt  hätten. 

Den  Bischof  Albert  setzt  Henriquez  als  Seligen  Juni  1 
(Kai.  JoniD  nnd  zwar  dessen  depositio,  worunter  in  erster  Linie 
wol  das  feierliche  Begräbniss  zu  verstehen  ist,  aber  auch  der 
Todestag  und  wol  gar  die  Translation  verstanden  werden  kann^). 
For  Henriquez  steht  es  fest,  dass  Albert  Oistercienser  gewesen'). 
Um  dieses  gegenüber  den  ihm  sehr  wohl  bekannten  Quellen,  wo- 
nach Albert  Bremer  Domherr  (Regularkanoniker  des  hl.  Augustin) 
war,  axifrecht  zu  erhalten,  muss  er  sich  natürlich  auf  unzuver- 
lässige Autoren  berufen.  So  wird  von  ihm  in  erster  Linie 
Andreas  Favinus  (lib.  7)^)  zitirt,  dessen  Ausfuhrungen  sich 
am  so  zweckdienlicher  erwiesen,  als  daselbst  nicht  nur  behauptet 
wird,  dass  Bf.  Albert  selbst  Oistercienser  gewesen,  sondern  auch, 
dass  er  dem  von  ihm  gestifteten  uud  nachmals  von  Innocenz  IIL 
bestäü^^n  Bitterorden  ^la  regle  et  la  vesture  de  Giteaux^  vor- 
geschrieben habe.  Zwar  nicht  für  letztere,  wol  aber  für  erstere 
Behauptung,  kann  er  sich  ferner  auf  den  Oistercienser  Philippus 

1)  Vis  pnto,  aliqaem  hominem  reperiri  posse,  qoi  tot  peragrarit  pro- 
▼ineiafl,  ot  mortem  fngeret,  quam  hie  nt  inveniret;  nee  qui  tarn  labora* 
verit,  taotamqne  adhibneiit  diligentiam  nt  viveret,  quam  hie  nt  martyris 
redperet  eoronam.    A.  a.  0. 

^    Da  Gange,  Glossariam,  tom.  UI,  Niort  1884,  pag.  70. 

9)  Bigae  in  Livonia  depositio  beati  Alberti  Episeopi,  qni  inter  Cister- 
oenies  monachoa,  enjas  inetitntnm  in  javentnte  amplezas  foit,  din  sanc- 
Umame  egit  et  post  modum  ad  propagandum  Evangelium  missns,  illnd  post 
Meinardnm  et  Bertoldom  ma^o  eam  fractn  po^nfis  infidelibna  annnntiavit 
et  OTdinem  Oladiferoram,  eaias  professores  habitnm  et  legee  Cistercienses 
aanmipsenzit,  Bummqpere  eoioit,  atque  cnm  magna  oppinione  sanctitatis 
ntua  ßnivit    A.  a.  O.  S.  179,  180. 

^)  Au  dr6  Favyn,  Le  Th6Atre  d'Honnenr  et  de  Ghevalerie  on  l'histoire 
<fe0  ordrea  militaireB  etc.,  Paris  1620,  2  vol.,  40.  Vgl.  Graesse,  Tresor  de 
ÜTTTes  iare0  et  pr^denz,  Dresde  1859,  tome  11  p.  669. 


30 

Segninns^)  berufen.  Schon  in  seinem  älteren  Werke,  FasciculoB 
Sanctorum  ordinis  Cisterciensis,  hatte  Henriquez  mit  besonderer 
Vorliebe  von  Berthold  gehandelt  und  unter  der  Ueberschrift: 
^Laus  gloriosi  Apostoli  Sancti  Bertholdi^  des  Angelus  Manrique 
»ermon  auf  Berthold  reproduzirt^). 

Angelus  Manrique,  spanischer  Gistercienser,  der  als  Professor 
an  der  Universität  Salamanca  so  grossen  Ruf  genoss,  dass 
er  ^Atlas  Salmanticensis  academiae^  genannt  wurde,  schliesslich 
Bischof  von  Badajoz  (geb.  1677,  f  1649)»),  Verfasser  des 
soeben  erwähnten  Sermons  auf  Berthold,  ist  hauptsächlich  durch 
seine  von  1642—1659  in  4  Büchern  erschienenen,  bis  1236 
reichenden,  Annalen  des  Gistercienserordens^)  bekannt.  Obgleich 
auch  er  sich  von  der  Parteilichkeit  für  seinen  Orden  nicht  frei 
macht,  ist  er  doch  ungleich  vorsichtiger  und  kritischer  als  Hen- 
riquez. So  hat  er  von  vornherein  darauf  verzichtet,  Meinhard 
und  Albert  zu  Gisterciensern  zu  stempeln,  und  den  livländischen 
Ritterorden  (die  Bruder  vom  Ritterdienste  Christi)  will  er  nicht  nur 
nicht  als  Gistercienser  gelten  lassen,  sondern  behauptet  im  Gegen- 
theil,  dass  wenn  Livland  davor  bewahrt  worden  sei,  von  den 
Rittern  zu  Grunde  gerichtet  zu  werden,  solches  hauptsächlich 
der  Thätigkeit  der  Gistercienser  zu  danken  sei.  Dass  dem  von 
Albert  gestifteten  Ritterorden  die  Regel  der  Templer  gegeben 
war,  ist  ihm  wohl  bekannt,  und  er  hält  sich  infolge  dessen  für 
berechtigt,  die  Ritter  dieses  Ordens  einfach  Templer  zu  nennen. 
Ein  nicht  zu  unterschätzender  Vorzug  der  Arbeit  besteht  in  der 
Benutzung  der  pästlichen  Regesten,  woraus  er  auch  in  den  auf 
Livland  bezuglichen  Abschnitten  mehrere  Stucke  nicht  nur  an- 
fuhrt, sondern  auch  in  extenso  abdruckt.  Zum  Jahre  1186^) 
berichtet  M.  zunächst  über  die  Anfänge  des  Ghristenthums  in 
Livland,  wobei  er  hauptsächlich  der  Erzählung  Arnolds  von 
Lübeck  folgt.  Um  das  Hauptverdienst  am  Bekehrungswerke 
Berthold  zuschreiben  zu  können,  polemisirt  er  g^en  Baronius 
und  wendet  sich  sodann  geeen  des  Petrus  Gratepolius  und  Ar- 
noldus  Wien  Zeitangaben.     Wirkungsvoll  wird  äerthold   einge- 

1)  Das  Zitat  lautet :  Philip pns  Segainns  eariosissimos  antiqmtatam 
historicanim  indagator,  üb.  2  Virornm  illustriom  Ord.  Cisterc,  cap.  19  tit, 
De  B.  Alberto,  Ep.  livoniae,  alt:  Albertos  a  teneris  nngoiciüiB  CisterdenBiB 
institatom  in  Monasterio  Bremensi  amplezne,  in  tantam  profedt,  nt  Bertoldo, 
per  glorioanm  martyrinm  e  yivis  snblato,  in  episcopali  dignitate  meruerit 
snccedere,  c^ni  spirita  Dei  plenos  mnltos  infideles  ad  Ohristam  convertit  et 
poBtqnam  diu  ecclesiae  sibi  commissae  praefmsset^  in  eenectate  bona  saneto 
nne  qnieyit. 

^)  BmzeUae  1623.    Lib.  IL,  Dist.  86,  Gap.  X,  XI,  pag.  341-344. 

s)  Eircbenlezikon  Bd.  Vin  Sp.  626. 

4)  GiBterdeDsinm  seu  yerins  ecdesiasticonun  annaliom  a  conditio 
Oistercio,  Anctore  fratre  Angelico  Manrique,  Lugduni  1642—1659,  Tomi 
IV,  fol. 

6)  Tom.  III  cap.  II  nr.  1—8. 


31 

ioliTty  indem  er,  den  Erzählmigen  des  Caesarius  von  Heisterbach 
aber  die  im  KIoBter  Lucca  [Lokkum]  geschehenen  Wunder 
folgend,  mit  den  Worten  schliesst:  Hos  discipnlos  habnit  Ber- 
toldnSy  hos  Christo  et  Yirrini  filios  generabat.^  Auch  in  dem 
Berichte  nber  Bertholds  Wahl  und  Eonsekration  zum  Bischof 
folgt  Manriqne  den  Angaben  Arnolds,  aber,  anstatt  sich,  wie 
dieser,  einer  Zeitbestimmung  zu  enthalten,  verßült  er  in  den 
Fehler,  das  Jahr  1189  anzunehmen^).  Dagegen  setzt  er  Bertholds 
Tod  richtig  1198.  Hier  wird  Arnolds  Erzählung  über  Bertholds 
Märtyrertod  und  die  wunderbare  Erhaltung  der  Leiche  wieder- 
geben. Als  heilsame  Folgen  des  Martyriums  erblickt  M.  die 
Or&ndnng  des  Schwertordens  —  seine  (oben  erwähnten)  Anklagen 
beziehen  sich  folglich  nur  auf  das  spätere  Verhalten  der  Ritter  — 
sowie  die  dem  Bischof  Albert  ertheilte  päpstliche  Genehmigung, 
ior  sein  Bekehrungswerk  Gehilfen  aus  allen  Orden  zu  berufen, 
voranfhin  denn  dieser  Bischof  viele  Gistercienser  (multos  ex 
BOfitris)  berufen  habe').  Dass  Berthold  als  Heiliger  zu  gelten 
habe  nnd  dass  ihn  die  Einwohner  Livlands  als  mren  Apostel 
Tcrehren,  steht  für  M.  ausser  Zweifel').  Da  Bischof  Albert  von 
M.  nicht  zu  den  Gisterciensern  gerechnet  wird,  so  ist  von  seinem 
Wirken  nnr  noch  beiläufig  die  Bede,  während  die  Thätigkeit 
Bernhards  zur  Lippe  besonders  gerühmt  wird^).  Um  den  Beweis 
nicht  schnldig  zu  oleiben,  wie  sich  späterhin  die  Päpste  behufs 
Binsdiränkung  der  Gewaltthätigkeiten  der  Ordensritter  wieder- 
holenilich  der  Beihilfe  der  Gistercienser  bedient  hätten,  werden 
0.  A.  bei  dem  Jahre  1232  einige  bezügliche  Dekrete  Gregors  IX. 
angeführt,  so  die  drei  Dekrete,  dat.  Later.  VI  Id.  Sept.  pont. 
ann.  sexto  (Sept  8):  zum  Schutze  des  Bischofs  von  Oesel  gegen 
den  Orden,  femer  wegen  des  Verbots  der  Anwendung  der  Feuer- 
probe an  den  Neubekehrten,  endlich  wegen  des  dem  Abt  und 
Prior  des  Klosters  Mens  s.  Nicolai  (Dünamünde)  aufeetrt^enen 
Schatzes  der  Neubekehrten  gegen  Bedrückungen^).  Die  Bitter 
werden  von  M.  an  dieser  Stelle  „fratres  in  Livonia  Templariorum 
ordinem  profitentes^  genannt,  entsprechend  der  namentlich  von 
Honorins  IH.  bevorzi^ten  Bezeichnung  dieses  Bitterordens. 

Aegidius  Gelenius  edirte  als  Buch  lY  seines  Werkes:  „De 
adndranda,  sacra  et  civili  magnitudine  Goloniae  Agrippinae  Au- 
gostae  Ubiorum  libri  IV^^  die  von  ihm  so  bezeichneten:  „Sacros 


1)  Tom.  m,  ann.  1189,  cap.  IH  nr.  6. 
^   Tom.  m,  ann.  1198,  cap.  V  nr.  1—10. 

3)  A.  8.  O.  nr.  6,  8. 

4)  Tom.  IV,  ann.  1222,  cap.  IH  nr.  6—10.  Es  heisst  hier,  Bernhard 
■ei  ex  monacho  et  abbate  Lealhensi  (siel)  Bischof  geworden. 

ö)  Tom.  nr,  ad  ann.  1232,  cap.  VI  nr.  6—9.  —  Die  betr.  Dekrete  ver- 
ickknet  F.  G.  v.  Bange,  Liv-,  Bat-  nnd  Eorländische  Ürbmden-Begesten, 
Leipng  1881,  nr.  378—380. 

^  Goloniae  Agrippinae,  1640.    4©. 


82 

et  pios  fastos  ad  Martyrologii  formam  digestos,  et  diem  sacrnm 
almae  Civitatis  exhibet^.  Unter  den  von  ihm  verzeichneten 
Heiligen  ist  zn  Aug.  14  Meinhard^)  und  zu  Okt.  20  Berthold 
vermerkt^).  Wenn  man  sich  an  den  Titel  hält,  den  GTelenius 
seiner  Zusammenstellung  gegeben  hat,  könnte  man  allerdings 
folgern,  dass  es  sich  in  ihr  um  Heiligenfeste  der  Kölnischen 
Kirche  handele,  doch  ist  die  Zahl  der  Heiligen  viel  zu  gross, 
um  diesen  Schluss  zu  gestatten.  Offenbar  hat  er  für  seine  Arbeit 
von  den  Ordensmarlyrologien  weitgehenden  Gebrauch  gemacht, 
und  dieselbe  dürfte  daher  kaum  anders  als  diese  zu  beurtheilen 
sein.  Auch  die  von  ihm  für  Meinhard  und  Berthold  gegebenen 
Monatstage  «finden  sich  bereits  in  den  von  ihm  sicher  benutzten 
älteren  Werken  der  Ordensb'teratur.  Leider  sind  Quellen  nicht 
angegeben. 

Gabriel  Bucelinus,  schweizer  Benediktiner,  zuletzt  in  der  Abtei 
Weingarten  in  Würtemberg  (geb.  um  1620,  t  1691)'),  nennt  in 
seinem  1656  erschienenen  Menologium  als  Heilige  des  Benedik- 
tiner- und  bzw.  Cistercienser-Ordens*) :  -S.  Maynardus  Episc.** 
zu  Aug.  14;  „S.  Bertoldus  Episc,  Mart.  ,  zu  Okt.  21,  una  ^B. 
Albertus  Episc. ^  zu  Juni  1^).  Die  biographischen  Angaben 
richten  sich  nach  den  von  ihm  angeführten  Quellen:  Alb.  Krantz, 
Belforestius,  Arn.  Wien,  Phil.  Seguinus,  Chrysost. 
Henriquez  und  Ang.  Manrique,  ohne  die  von  letzerem  bereits 
zurechtgestellten  chronologischen  und  sonstigen  Irrthümer  zu 
vermeiden. 

Claudius  Chalemot,  französischer  Gistercienser,  hat  in  sein 
Verzeichniss  der  Heiligen,  Seligen  und  ausgezeichneten  Männer 
des  Cistercienser-Ordens*)  das  1670  erschien,  nur  Berthold  und 
Albert  aufgenommen,  ersteren  zu  Okt.  21,  letzteren  zu  Juni  1. 
Albert  hat  Kein  Heiligkeitsepitheton  und  wird  hinsichtlich  seiner 
Zugehörigkeit  zum  Orden  nut  Reserve  erwähnt.  Berthold  hat  das 
Epitheton  B(eatus).  Die  biographischen  Angaben  sind  dürftig. 
Als  Quellen  sind  nur  Pavinus,  Arnold  (Wien),  Miraens, 
Montalbus  „et  alii^  angeführt,  doch  heisst  es  von  Berthold^ 
er  sei  „ascriptus  in  Galendario  Ordinis  ad  hanc  diem**  (seil. 
Okt.  21).    Wenn  Ghalemot  sich  richtig  ausgedrückt  hat,    kann 

1)  „Decimo  nono  EaL  Septemb.,  die  Angnsti  14  .  .  .  S.  Maynardi 
Livoniae  Episcopi  Doctoris  circa  Ann.  1180."    A.  a.  0.  S.  713. 

«)  -Tertio  decimo  Kai.  Novemb.,  die  Octob.  20  .  .  .  b.  Bertholdi  Li- 
vonum  Episcopi.«    A.  a.  0.  S.  732,  733. 


?Oettinger,  a.  a.  0. 


Menolo^am  BenedictiDQin,  Sanctomm,  Beatorom  atqne  Illastrium 
eiasdein  Ordinis  virornm  elogiis  illastratum,  Angustae,  Vindelicomm, 
1656.    Fol. 

6)  A.  a.  0.  S.  566,  727,  396. 

*)  Series  Sanctoram  et  Beatoram  ac  illnstriam  vironim  saeri  ordinis 
GifltercieDsis,  nova  editio,  Parisiis  1670.    4^. 


33 

danmter  eines  der  Martyrologien   oder  Menologien   nicht  wol 
Tentanden  werden. 

Qaide  Chatelain  oder  diastelain,  Canonicus  honorarius  von 
Notre-Dame  zq  Paria  (f  1712)^),  nennt  zu  Aug.  14:  „En  Livoniei 
le  T^n^rable  Maynard,  ^vßque;  de  TOrdre  de  Citeaux".  Zur 
Seite:  ^Magenardus**.    Noten  und  Quellenangaben  fehlen^). 

AosfDbiiiches  Heiligen-Lexicon,  Colin  und  Franckfurt  1719,  nennt 
ebenfalls  Meinhard^,  setzt  ihn,  unter  Berufung  auf  Baronius, 
Mti  10,  bemerkt  aber,  dass  ihn  Andere  Aug.  14  setzen.  Sonst 
findet  sich  nur  noch  die  Angabe,  er  sei  „ein  Bischoff  in  Lief- 
lind*'  gewesen.    Auch  hier  fehlen  Noten  und  Quellenangabe. 

Dnponty  Liste  g^närale  des  Saints,  d'apres  le  martyrologe 
mirersel  de  Chastelain^),  hat  sein  Verzeichniss  im  Uebrigen 
Tielfach  erweitert  und  ergänzt,  aber  beziielich  Meinhards  nur 
Qiastelains  obi^e  Angabe  wörtlich  wiedernolt^).  Aus  Dupont 
ging  diese  in  HT  Grotefend,  Zeitrechnung,  über®). 

^  Pdnis  Lechner,  deutscher  Benediktiner,  hat  in  das  von  ihm 
1856  herausg^ebene  „Martyrologium  des  Benediktiner-Ordens 
und  seiner  Verzweigungen**')  zum  5.  Juli  den  „preiswürdigen 
fleÜDgaug  des  seligen  Berthold,  Bischofs,  zuvor  Abt  im  Gister- 
deDserkloster  Lokkum  . .  .^  so&etit.  Als  Quellen  zitirt  er  Angel. 
Manriqne  und  Bernhard  v.  Brito^).  Manrique's  richtige 
Angabe  des  Sterbejahres  (1198)  ist  aber  unbeachtet  geblieben, 
er  nimmfc  1200.  Merkwürdig  ist  als  Tag  Juli  6,  der  sich  jeden- 
UIs  nicht  auf  Manrique  und  wol  auch  nicht  auf  Brito  gründet, 
^  alle  Späteren  Okt.  20  oder  21  haben  ^. 

^)  Zedier,  UnivereallexikoD,  Bd.  5  Sp.  2043. 

*)  Martyrologe  üniverBel,  Paris  1709,  p.  404.  —  Diese  Mittheilung  ver- 
koke ich  der  Güte  des  Herrn  P.  Hippolyte  Delehaye  S.  J.,  von  der  Sodetaa 
BoUaodiaoa. 

»)  a  1466. 

*)  Annnalre  historiqne  pabliö  par  la  Soci6t6  d'Histoire  de  France, 
Pirii  1857,  1858,  1860. 

*)  Den  Wortlaat,  der  ans  diesem  Qmnde  hier  weggelassen  wird,  ver- 
noke  ich  Herrn  Dr.  Alezander  Bergengrün  in  Berlin,  dem  Herr  Dr.  H. 
Grotefend  in  Schwerin  Duponts  Werk  znr  Verfügung  zu  stellen  die  Freund- 
ficUdt  hatte. 

^  Siehe  oben  8.  5. 

^  Augsburg  1856.    80. 

LBemhardnB  de  Brito,  geb.  1569,  t  1^17.  Vgl.  Oettinger  a.  a.  0. 
n  in  portugisischer  Sprache:  Primeira  parte  da  cronica  de  Oister., 
IJiöoa  1602.  Nicht  mehr  erschienen.  Vgl.  Heimbucher,  a.  a.  0.  8.  218.  — 
^'b  Werk  ist  mir  nicht  erreichbar  gewesen. 

^  Lechner  hat  die  der  allgemeinen  Annahme  entsprechenden  letzteren 
I^  sicherlich  gekannt;  es  bleibt  zu  bedauern,  dass  (irund  und  Quelle  der 
ikw^ehung  nicht  angegeben  sind.  Juli  5  nähert  sich  dem,  auf  der  Inter- 
)^tittoii  im  Cod.  ZamoBC  der  Chronik  Heinrich  aidh  gründenden,  in  der  liy- 


84 

J.  E.  Stadler  nnd  F. J. Heim,  Vollständiges  Heiligen-Lexikon 
oder  Lebensgeschichten  aller  Heiligen,  Seligen  etc.^),  —  haben 
Meinhard,  Berthold  und  Albert  in  ihr  Lexikon  aufgenommen.  Die 
alten  Irrthümer  sind  meist  wiederholt  und  neue  hinzurofugt.  So 
wird  Meinhard,  für  den  nur  Mai  10  oder  Aug.  14  in  Frage 
kamen,  offenbar  infolge  einer  Verwechslung  mit  Berthold,  ^21. 
al.  21.  Oct.^  gesetzt.  Der  einzigen  biographischen  Angabe,  aass 
er  „Bischof  der  Liefländer  (Livonum)"  gewesen,  wird  die  völlig 
neue  Behauptung  hinzugefügt,  er  habe  ein  so  gesegnetes  Andenken 
hinterlassen,  dass  er  auf  Statuen  und  Bildnissen  den  Titel  ^heilig" 
fuhrt.  Der  Ordensstand  ist  nicht  angegeben  und  Quellenangaben 
fehlen*).  Die  Notizen  über  Berthold'),  für  den  sich  die  herge- 
brachten Tage  Okt.  20  oder  21  und,  nach  Lechners  Vorgang, 
auch  noch  Juli  6  finden,  sind  zwar  äusserst  dürftig,  aber,  abge- 
sehen von  dem  irrthümlich  angenommenen  Sterbejahre  1200,  nicht 
unrichtig.  Als  Quellen  sind  angegeben:  Elenchus^)  und  Lechner. 
Bischof  Albert  ist  zu  dem  von  Henriquez  und  dessen  Nachfolgern 
angenommenen  Juli  1  gesetzt.  Das  Heiligkeitsepitheton  ist  seinem 
Namen  nicht  beigefu^,  doch  heisst  es,  er  wurde  von  Einigen 
unter  die  Seligen  gerechnet.  Für  das  vollkommen  feststehende 
Sterbejahr  (1229)  ist  die  dehnbare  Zeitangabe:  ^er  blühte  um 
das  Jahr  1200^  gesetzt.  Sogar  der  Lrrthum,  dass  Albert  Cister- 
cienser  gewesen,  wird  hier  wiederholt.    Quellenangaben  fehlen^). 

Im  Vorstehenden  sind  aus  der  hagiologischen  Literatur  der 
letzten  Jahrhunderte,  wenn  auch  nicht  alle,  so  doch  die  haupt- 
sächlichsten Werke  aufgezählt,  die  für  die  Beurtheilung  der  vor- 
liegenden Frage  in  Betracht  kommen.  Aus  ihnen  ergiebt  sieb, 
dass  während  in  Deutschland  Meinhard,  Berthold  und  Albert 
mehr  und  mehr  in  Vergessenheit  geriethen,  ihr  Oedächtniss 
hauptsächlich  von  spanischen,  französischen  und  belgischen  Schrift- 
stellern des  Benediktiner-  und  Cistercienser- Ordens  gepfl^ 
wurde;  ferner,  dass  seit  Manrique,  also  seit  der  Mitte  des  17. 
Jahrhunderts,  die  einschlägige  Literatur  für  uns  zusehends  Be^ 
deutung  und  Interesse  verliert.  Die  uns  beschäftigenden  drei 
Fälle  dienen  zugleich  als  Warnung,  jene  Menologien  oder  Marty- 
rologien  in  historischen  Arbeiten  mit  grösster  Vorsicht  zu  benutzen. 

ländischen  Chronologie  mit  Vorbehalt  angenommenen  Sterbetage:  Jnli  24. 
(Vgl.  B.  Bar.  Toll  o.  Ph.  Schwartz,  a.  a.  0.  S.  135.)  Die  Jnlitage  lassen 
sich  mit  dem  Berichte  Arnolds  von  Lübeck,  wo  von  der  herrschenden  Hitse 
die  Rede  ist  (siehe  oben  S.  15)  gnt  in  Einklang  bringen,  die  Oktobertage 
dagegen  nicht. 

1)   5  Bde.,  Angsbnrg  1858-1882. 

«)  Bd.  IV  S.  393  nr.  1. 

8)   Bd.  I  S.  473  nr.  7. 

4)  D.  i.  das  Verzeichniss  der  von  den  BoUandisten  damals  noch  sn 
bearbeitenden  Heiligen. 

ß)   Bd.  I  S.  111  nr.  31. 


f  Dem  giOBBen  Werke  der  Bollandisten  blieb  es  yorbehalten,  die 
em8chläg;ige  Forscbang  auf  den  ricbtigen  Boden  zu  stellen,  indem 
in  allen  Fällen  zunäcHst  die  Vorfrage  geklärt  wird,  ob  sich  die 
Thatsache  einer  öffentliclien  kirchlichen  Yerehrong  nachweisen 
lasse.     Hier   hat  regelmässig  die  örtliche  Geschichtsforschung 

'      einzosetEen. 

I  Bellagre. 

(Siehe  oben  Seite  12,  13.) 

Innocenz  IlL  an  die  Erzhüchofe^  Bischöfe  und  Prälaten  in 
Deutschland:  ermahnt  sie,  die  Ausbreitung  und  Festigung  der 
Kireke  in  Livland  werkthatig  zu  fördern.    Rom,  1208  Jan.  31, 

Au*  G.:    BibL  der  s.  Nicolaikirche  zu  Greif iv>ald,  Meilofsche  StmmL, 

KatL  li  B    VI  8.  356.  (Fehlerhafte)  Kop.,  2.  Hälfte  des  15.  Jahrh.,  Pap. 

k       Ah$ekrifi  von  R,  Hüdebrand^  in  dessen  Materialien  für  das  Liv-,  Est-  und 

Kurländische    ürkundenbuck.      Vom  Fortsetzer  des  Ürkundenbuchs  Dr.  Ph. 

Sehtaric  dem  Herausgeber  snr  Bearbeitung  und  zum  Abdruck  überlassen. 

Innocencins  episcopus,  servus  servorum  Dei,  venerabilibus  fra- 
triboSy  archiepiscopis,  episcopis,  dilectis  filiis,  alii8[que]*)  eccle- 
siarom  prelatis  per  Theutoniam  constitutis,  ad  qnos  littere  iste 
perrenerint)  salutem  et  apostolicam  benediccionem.  üsque  modo 
ratre  operante  celesti  et  Filius  non  desinit  operari'),  qui  cum 
fidei  sae  ministris  usque  ad  consu[m]macionem^)  seculi  perman- 
saros^,  etsi^)  non  nostrum  sit,  nosse  tempora  vel  momenta,  que 
Pater  in  sua  posuit  potestate'),  per  ea  ^men,  que  supremum 
dixit  prenotata,  finem  dat  nobis  mtelligere  seculorum,  ut  para- 
bolam  ab  arbore  fici  discens^),  cum  iam  tenerum  ramum  eins  [et] 
folia  nata^)  yiderit,  tanto  quilibet  abeuntis  imbris  et  hyemis  tran- 
seii[njtis  algores  per  calencia  studeat  opera  caritatis  deserere, 
quanto  tempus  properantis  estatis  yiderit  imminere.  Inter  cetera 
namqne  singna,  que  Dominus  Jhesus  Gristus  de  suo  pronunciavit 
adventa^  et  evangelium  regni  sui,  antequam  fiat  ultima  con- 
8a[m]maciO|  in  universo  predicandum®)  orbe  predixit®),  ut  illorum 
imiiatoribns'),  quos  in  omni  Judea  et  Samaria  et  usque  ad  ultimum 
terre^  sibi  testes  statuit  esse  futuros^  in  mundum  euntibus  uni- 
Tersom  et  omni  eyangelisantibus  creature,  aspergat  Dominus  iuxta 
propheie  vaticinium  gentes  multas,  et  quibus  non  est  narratum 
deroso,  yideant»  et  qui  non  audierant,  contemplentur^,  ut  eciam 
in    Idnmeam   caldamento    divinitus  extenso^;,    ecclesia    sancta 

1)  loan.  6, 17.  «)  Mftt  28,  ».  »)  Act  1,  7.  *)  Mat.  24,  u.  ß)  Mat.  24, 14. 
0  Act  1,  8.    ')  Ib.  52,  15. 

^  PaaL  59,  10.  Die  Bezüffnabme  speziell  auf  diese  Stelle  der  Schrift 
vol  mit  Bäduicht  auf  die  gleich  danach  erwähnte  gleichnamige  Landschaft 
ra  li^dand,  aber  deren  Bekehrong  Heinrici  Chron.  (X,  15)  Herbst  1206  die 
cnte  Konde  giebt. 

M}  ftUt  O.  b>  eoMiiauicionMii  O.  e)  0t  8i  O.  d)  discent  G.  e)  predicando  G. 
0  iaanUtoribms  O. 

3* 


36 

Dei  locum  sui  tentorii  dilataret,  ac  pelles^)  tabernacalorum 
suorum  extenderet,  longosqae  funiculos  suos  faciens  et  conso- 
lidans  clavos^)  suos,  ad  dexteram  penetraret^- 

Yenerabilis  frater  noster  episcopus^)  Livoniensis  et  alü, 
quos  cam  ipso  in  Gristi^)  evangelium  segreeavimus,  totam  om- 
nino  Livoniam,  Idumeos  et  Wendos  cum  media  pene  parte  Let- 
torum,  ubi  nondum,  ut  dicitur,  auditum  fuerat  nomen  eins,  ad 
fidem  Domini  Jhesu  Gristi,  cooperante  ipso,  prent  gandentes 
accepimus,  converterunt.  Qnia  igitnr  noviter  ibi  propagata  religio 
fraterna  est  in  Domino  caritate  fovenda,  presertim  cnm  a  barbaris 
circumstantibus  nsque  adeo  molestetnr,  qnod  dno  de  conversiB 
ad  Dominum  pro  causa  fidei  de  immanibus  tonnentis  eorum  ad 
palmam  martirii  pervenisse  credantur,  universitatem  vestram 
monemus  et  exhortamnr  attencius,  per  apostolica  vobis  scripta 
precipiendo  mandantes,  quatenus  apnd  diocesanos  vestros  per 
sedule  diUgenciam  exhortacionis  instetis,  ut  in  remissionem  pec- 
catorum  suorum  ad  edificandum  ibidem  ecclesias  et  Cristi  paa- 
peres  sustentandos  helemosinarum  sufFragia  largiantur,  et  contra 
persecutores  fidei  fidelibus  tribuant  auxilium  oportunum,  clericos 
quoque  ac  monachos®)  moneatis,  ut  in  libris  et  aliis  ecclesiasticis 
ornamentis,  seu  eciam  quibuscumque  necessitatibus,  novelle  plan- 
tacioni  studeant  subvenire,  mandatum  nostrum  taliter  impletari, 

2uod  cum  novo  regeneracionis  infanciam  beneficiis  vestris  in  fide 
iristi  Jhesu  concurritis')  solidare,  retribucionis  eorum  efficiamini, 
qui  eam  in  Cristo  parturiere,  paiiicipes,  et  religiöses  nos   esse 

Probetis  eiusdem  fidei   zelatores.     Datum  Rome   apud  sanctum 
^etrum  ij  kalendas  Februarii  pontificatus  anno  decimo. 


658.  Tersammlong  am  13.  Febraar  1902. 


Der  Präsident  H.  v.  Bruiningk  eröffnete  die  Sitzung  durch 
die  Mittheilung,  dass  die  Gesellschaft  zwei  ordentliche  Mitglieder, 
den  Staatsrath  Dr.  med.  Budolf  y.  Badecki  (gest.  den  15. 
Januar  d.  J.)  und  Moritz  Baron  Erudener  zu  Sermus  (gest. 
den  20.  Januar  d.  J.)  durch  den  Tod  verloren  habe.  Die  Ver- 
sammlung ehrte  das  Andenken  der  Verstorbenen  durch  Erheben 
von  den  Sitzen. 


1)   l8.  54^  s,  8. 

a)  pellM  BQi  G.     b)  elATts  0.     e)  uroUepiseopu  G.     d)  Cristo  0.     •)  BOBaehf  «■  o, 
f)  encmriUs. 


37 

£b  wurde  beschloesen,  mit  dem  Gomit^  für  die  Herausgabe 
der  in  Löwen  in  Belgien  erscheinenden  Revue  d'Histoire  Eccld- 
dastique  in  Schriftenaustausch  zu  treten. 

For  die  Bibliothek  waren  laut  Bericht  des  Bibliothekars 
folgende  Oeschenke  eingegangen:  1)  von  Herrn  Kreisdeputirten 
Baron  Hans   Rosen  zu  Gross-Roop:   die  Photographie  eines 
gegenwärtig  in  der  Roopschen  Kirche  als  Altarplatte  dienenden 
Leickensteins    a.  d.  J.  1360;  2)  von  Dr.  E.  Gl  eye:  die  Photo- 
graphie Ton  dem  Grabmal  des  Oswald  v.  Wolkenstein  in  Brixen; 
3)  von  Professor  Petuchow    in   Juijew   (Dorpat):    CocTOjraie 
I  ji/ksieihBocTh  AepnrcRaro  yHHBepcHrera  vh  nepssfi  nepio^'B 
ero  cyiKecTBOBaHia.     S.-A.;    4)    von  Baron   G.  Manteuffel: 
Nr.  13  und    39   der  Zeitschrift   »Eraj''   von  1901,  enthaltend: 
Arred  Poorten   (Nekrolog)  und  ^^Uroczystosci  jubileuszowe  w 
Bjdze'';  5)  Ton  der  Alterthumsf6rschenden  Gesellschaft  in  Pemau: 
Photographie    eines  den  Brand   der   Rigaschen  Vorstädte  1812 
darstellenden    Gemäldes;   6)  von   Frl.   B.,  Frau  M.  y.  Kittel, 
FrL  E.   y.    Schinckell   und   Herrn   Gutsbesitzer   H.  Lasch: 
nehrere  ältere  und  neuere  Schriften;  7)  yon  Herrn  Dr.  E.  Se- 
raphim: Im  neuen  Jahrhundert,  Balt.  Rückblicke  und  Ausblicke, 
B^  1902;    8)  yon  Herrn  Oberlehrer  B.  Hollander:  Zeitströ- 
anmgen  und   Yorgänge  des  Mittelalters  in  ihrem  Einflüsse  auf 
die  BegrandoBg  der  liyländischen  Kolonie,  S.-A.  aus  der  „Balt. 
MoDiteBchr.^;     9)   yon   Herrn   Stadtarchiyargehilfen   in   Royal, 
6.  C.  G.  y.  Tome:  Alte  Bauernamen  in  Estland,  169  S.  Manusc. 
FBr  das   Museum  waren   nach   dem  Berichte  des   stelly. 
Mnseomsinspektors   als  Geschenke  eingegangen:    1)  yon  Herrn 
6.  y.  Sengbusch:  1  Deckelhumpen  aus  Zinn,  auf  dem  Deckel 
eingeigte  Messingplatte  mit  der  Inschrift  „George  Purith  Saltz 
Trauer*    Biga,   den   15.  Septmb.  Anno  1752^.    Meisterzeichen 
J(ohann)  H(agen)  und  Rig.  Marke;  1  desgl.  Humpen  yon  1795, 
Bit  3  Marken;  2)  yon  Herrn  Erik  y.  Enaut:  mehrere  chinesische 
Gebrauchsgegenstände   und    Ansichten;   3)    yon  Herrn  Fedor 
6uttmann:  eine  in  Neu-Ealzenau  gefundene  bronzene  Fibel. 
Als  ordentliche  Mitglieder  wurden  aufgenommen  die  Herren: 


38 

Pastor  Edgar  Gross  zu  Alt-Pebalg,  Fürst  Georges  Licven 
aufEabillen  in  Kurland,  Hermann  Schneider,  Karl  Goeschel, 
Reinhold  Poswol  und  Rechtsanwalt  Alfred  Wittram. 

Der  Bibliothekar  Nikolaus  Busch  lenkte  die  Aufmerksam- 
keit der  Versammlung  auf  die  bei  dem  Vatikanischen  Archiv  in 
Rom   bestehende   Bibliotheca  Leonina  und  berichtete  über  die 
mit  dem  Mitgliede  des  Kgl.  Preussischen  Instituts  in  Rom,  Dr. 
J.  Haller,   geführte  Korrespondenz  wegen  Begründung  einer 
Livonica- Abtheilung  ^der  Leonina,  indem  er  hervorhob,  wie  die 
Benutzung  des  Vatikanischen   Archivs,    von   dem  für   die  liv- 
ländische  Geschichtsforschung  noch  manche  reiche  Ausbeute  zu 
erhoffen  sei,  durch  den  Mangel  selbst  der  nothwendigsten  Werke 
über  livländische  Geschichte   ausserordentlich  erschwert  werde. 
Referent  hatte,   um   diesem  Mangel  abzuhelfen,  aus  den  reich- 
haltigen Doublettenbeständen  der  Gesellschaftsbibliothek  die  Aus- 
wahl getroffen,   das  Verzeichniss  nach  Rom  gesandt  und    zur 
Mittheilung  an  die  übrigen  historischen  Gesellschaften  der  Ost- 
seeprovinzen ein  Desideratenverzeichniss  angefertigt,  auf  Grund 
dessen  die  hier  zusammengestellte,  schon  recht  ansehnliche,  für 
die  Leonina  bestimmte  Livonica-Abtheilung  zu  ergänzen  wäre. 
Indem  die  Versammlung  die  vom  Bibliothekar  ergriffene  Initiative 
als  höchst   dankenswerth   anerkannte,  beschloss  sie,  die  bisher 
gesammelten  Bücher,  soweit  diese  der  Verwaltung  der  Leonina 
erwünscht  sind,  nach  Rom  zu  senden,  das  Fehlende  nach  Mög- 
lichkeit zu  ergänzen,  die  in  Zukunft  erscheinenden  Gesellschafts- 
schriften folgen  zu  lassen  und  bei  den  übrigen  historischen  Ge- 
sellschaften der  Ostseeprovinzen  entsprechende  Massnahmen  zu 
beantragen. 

In  Anknüpfung  an  den  bezüglichen  Aufsatz  von  H.  v.  Bmi- 
ningk,  „Das  Missal  der  Rigaschen  Stadtbibliothek  vom 
Jahre  1500^  hielt  Inspektor  C.  Mettig  den  weiter  unten  in 
extenso  abgedruckten  Vortrag. 

Dr.  Ernst  Seraphim  hielt  einen  Vortrag  über  den  Feldzag 
des  preussischen  Corps  unter  Grawert  und  Yorck  in  Kurlanc 
und  gegen  Riga  im  Sommer  und  Herbst  1812.    Gestützt  auf  dif 


39 

i  im  Band  54  der  Einzelschriften  des  preussischen  Generalstabs 
gegebene  kritisch-militärische  Darstellung  jener  Kämpfe,  gab 
der  Vortragende  ein  Bild  derselben,  die  sowohl  in  militärischer 
wie  politischer  Hinsicht  bedeutungsvoll  waren.  In  militärischer, 
weQ  sie  der  Armee  Gelegenheit  gaben  zu  beweisen,  dass  unter 
den  Schamhorstschen  Beformen  sie  zu  neuer  Tiichtigkeit  ge- 
laogt  seL  Der  Kleinkrieg  in  Kurland  hob,  trotz  aller  Be- 
scfaverden,  den  Muth  der  Truppen  und  gab  hervorragenden 
Führern,  wie  Yorck,  Kleist  und  Hörn,  Gelegenheit,  ihre  glänzende 
Befthignng  in  praktischer  Schule  zu  erweisen.  Nach  dem  Zu- 
ssmmenbruch  von  Jena  stand  hier  eine  preussische  Armee  wieder 
achtunggebietend  da.  Damit  war  aber  auch  politisch  die  Ge- 
währ für  bessere  Tage  wieder  gegeben.  Die  Aussicht,  mit  den 
Franzosen  in  erfolgreicher  Weise  abzurechnen,  wurde  nach  den 
Erfolgen  bei  Eckau,  Wolgund  und  Bauske  fast  zur  Gewissheit. 
Ein  eingehenderes  Seferat  über  den  Vortrag,  der  durch  zahl- 
reiche Karten  unterstützt  wurde,  kann  hier  nicht  gegeben  werden. 
Eb  Hegt  im  Wesen  desselben,  dass  er  mit  seinen  militärischen 
Details  eine  Kürzung  nicht  verträgt.  Er  wird  daher  an  anderer 
Stdle  veröflfentlicht  werden. 


^^AAA^iA^^^^l^^^^i/^•A 


lieber  die  Herkmift  des  Miesals  der  Bigaschen  Stadt- 
bibliothek  vom  Jahre  1500. 

Von  0.  Mettig. 

Eine  Yermuthung,  die  Baron  Bruiningks  Arbeit:  Das  Missal 
der  riiraschen  Stadtbibliothek  vom  Jahre  1500  (Sitzungsberichte 
Ton  1900  S.  43—56)  in  mir  hervorgerufen  hat,  will  ich  hier 
▼orbringen.  Baron  Bminin^k  hat  nachgewiesen,  dass  dieses  in 
L&beck  1500  gedruckte  Missal,  welches  in  der  Petrikirche  in 
Biga  am  Stephansaltare  der  Ligger  benutzt  worden  ist,  einer 
Diöcese  der  lundischen  Kirchenprovinz  zuzuweisen  sei.  Beval 
gehörte  freilich  auch  zur  lundischen  Diöcese,  und  nach  Baron 
Brainingk  spräche  far  Beval  hauptsächlich  der  Umstand,  dass 
die  skwdinavischen  Heiligen  Kanut  und  Olav  in  Beval  eine 
licht  unbedeutende  Verehrung  erfuhren,  jedoch  Baron  Bruiningks 
ll^ong  nach  ist  das  Missal  mit  seinem  Kalendarium  für  Beval 


40 

nicht  bestimmt  gewesen.  Die  Thatsache  aber,  dass  ein  skandi- 
navisches Missal  mit  seinem  Kalendarium  in  einer  nicht  skandi- 
navischen Diöcese  kirchlichen  Zwecken  gedient  hat,  unterstützt 
in  Verbindung  mit  einigen  anderen,  unten  anzuführenden  Mo- 
menten die  Yermuthung,  dass  dieses  Missal  doch  aus  Beval  nach 
Riga  gebracht  sein  könnte.  Zum  Stephansaltare  der  Ligger,  die 
im  15.  Jahrhunderte  mit  den  Losträgern  in  einer  Gilde  vereinigt 
waren,  da  sie  sich  wie  die  Losträger  mit  dem  Tragen  von  Waaren 
oder  Handelsgutern  beschäftigten,  gehörte  ein  Missal  mit  einem 
Kalendarium,  in  dem  besonders  skandinavische  Heilige  eine 
bevorzugte  Stellung  einnahmen.  Die  Frage  drängt  sich  nun  auf: 
Haben  die  Ligger  irgend  welche  Beziehungen  zu  skandinavischen 
Heiligen  gehabt?  Gewisse  Spuren  einer  Verbindung  zvrischen 
den  liiggem  und  den  skandinavischen  Heiligen  lassen  sich 
auffinden. 

Im  Mittelalter,  besonders  im  15.  Jahrhunderte,  hatten  in 
Riga  verschiedene  Gilden  existirt,  über  die  man  später  so  gut 
wie  gar  nichts  mehr  wusste;  ich  will  ein  anderes  Mal  diese  sanz 
vergessenen  Gilden  in  einem  besondem  Aufsatze  behandeln. 
Heute  muss  ich  aber  eine  von  diesen  zum  Versuche  der  Er- 
klärung eines  Zusammenhanges  zwischen  der  Liggergilde,  die  im 
Besitze  des  in  Frage  kommenden  Missais  gewesen  war,  und  den 
skandinavischen  Kirchenbräuchen  heranziehen.  Es  ist  jetzt  fest- 
stehend und  nicht,  wie  man  bisher  glaubte,  unverbürgt,  dass 
es  in  Riga  im  15.  Jahrhunderte  eine  oTavgilde  gegeben  habe;  es 
liegt  daher  auch  nahe,  anzunehmen,  dass  die  Verehrung  des 
heiligen  Olav,  der  in  allen  skandinavischen  Gebieten  eine  grosse 
Veneration  genoss,  in  der  Olavgilde  zu  Riga  Beziehungen  zu 
skandinavischen  Diöcesen  und  ihren  Gebräuchen  nahe  lege. 

Was  die  Gilde  des  heiligen  Olav  in  Riga  für  einen  Charakter 
gehabt  habe,  ist  uns  nicht  überliefert,  auch  hier  können  nur 
V  ermuthungen  ausgesprochen  werden.  St.  Olav  war  in  Reval 
nicht  Schutzpatron  der  Kaufleute  und  Handwerker,  wie  das  auch 
Baron  Bruiningk  annimmt,  sondern  meiner  Meinung  nach  nur 
Schutzpatron  der  Handwerker  niederen  Grades,  besonders  der 
Arbeitsleute,  und  ich  glaube,  dass  die  rigische  Olavgilde  anch 
aus  Handwerkern  untergeordneter  Art  (aus  Arbeitsleuten  und 
Hülfsarbeitern  der  Kaufleute)  zusammengesetzt  gewesen  ist.  Es 
ist  nicht  unmöglich,  dass  nach  Auflösung  der  Olavgilde  die  Lieber 
in  Folge  der  zwischen  diesen  beiden  Gilden  herrschenden  Ver- 
wandtschaft das  bewusste  Missal  an  sich  gebracht  haben. 

Bemerken  will  ich  noch,  dass  der  Vorname  Olav  in  Riga 
gar  nicht  so  selten  vorkommt  und  dass  das  Vorkommen  dieses 
Rufnamens  die  Annahme  zulässt,  dass  der  heilige  Olav  eine 
weitere  Verehrung  in  Riga  erfahren  habe.  Auch  will  ich  nicht 
unterlassen,   darauf  hinzuweisen,   dass   die  besonderen  Heiligen 


41 

der  Träger,  zn  deren  Oilde  auch  zeitweilig  die  Ligger  gehörten, 
St  Peter,  St.  Erasmus  und  St.  Ghristophorus  in  dem  zum  Missal 

S hörenden  Kalender  besonders  gekennzeichnet  sind,  was  wieder 
;  Annahme  unterstützen  dürfte,  dass  die  Olavgilde  aus  Trägern, 
Arbeiteleuten  oder  ähnlichen  Hülfsarbeitern  der  Kaufleute  be- 
standen habe. 

Was  nun  die  Frage  der  Herkunft  des  Missais  anbetrifft,  so 
liegt  freilich  nahe,  anzunehmen,  dass  die  revalsche  Olavgilde  die 
?erwandte  Bruderschaft  in  Riga  mit  dem  erwünschten  Gebet- 
ond  Altarbuche  versorgt  haben  konnte:  im  Uebrigen  ist  es  ja 
nicht  aufschlössen,  dass  die  rigische  Olavgilde  das  Missal  aus 
irgend  einem  andern  skandinavischen  Bisthüm  bezogen  habe. 


m.  Tersammlnig  am  13.  März  im. 

Nach  Eröfihnng  der  Sitzung  gedachte  der  Präsident  H.  v. 
Brniningk  des  am  26.  Februar  d.  J.  in  Riga  verstorbenen 
ordentlichen  Mitgliedes,  Oberlehrers  am  Stadtgymnasium  Victor 
▼.  Vetterlein.  Die  Versammlung  ehrte  sein  Andenken,  indem 
sie  sich  von  den  Sitzen  erhob. 

Das  soeben  erschienene  Jahresheft  der  Sitzungsberichte  für 
1901  gelangte  zur  Vertheilung. 

Es  waren  Einladungen  eingegangen  zur  Theilnahme  an  dem 

12.  Archäologischen  Eongress,  der  vom  15.  bis  27.  August  d.  J. 
in  Charkow  stattfinden  soll,  sowie  zum  Besuche  des  vom  9.  bis 

13.  September  d.  J.  in  Innsbruck  tagenden  Internationalen  kunst- 
Ustorischen  Kongresses. 

Ferner  lag  eine  Zuschrift  vor  vom  Oberlehrer  F.  v.  Keussler 
in  St  Petersbarg,  betreffend  eine  Deeterssche  Familien- 
chronik (s.  nuten). 

Der  Bibliothekar  verlas  sodann  den  Accessionsbericht.  An 
Geschenken  waren  eingegangen:  1)  von  Herrn  Oberlehrer  H. 
Diederichs  in  Mitau:  Frau  von  Krudeners  Beziehungen  zu  Jean 
P«al,  S.-A.  aus  dem  „Rigaer  Tageblatt";  2)  von  Herrn  Dr.  G. 
Sodoffsky  in  St.  Petersburg:  L'^cole  des  sciences  sociales  et 
Hnstitut  de  Sociologie  fondds  ä  Bruxelles  par  M.  Ernest  Solvay; 
^^ner  eine  photographische  Ansicht  von  Schloss  Tolsburg  in  Est- 


42 

land;  3)  von  Herrn  Harald  Baron  Toll  in  Reval:  Prinzessin 
Auguste  von  Württemberg,  S.-A.  aus  Beiträge  zur  Kunde  Est-, 
Liv-  und  Kurlands,  Bd.  VI,  Heft  1;  4)  von  Herrn  Baron  G. 
Manteuffel  in  Biga  dessen  Nachruf  auf  Dr.  Anton  Buchholtsc 
(polnisch)  a.  Bibliotheka  Warszawska,  1902,  tom.  1,  seszyt  1; 
5)  von  AI.  V.  Duhmberg  in  St.  Petersburg:  Ansichten  von 
Kokenhusen,  Stockmannshof,  Oberpahlen  und  Peterskapelle,  ge- 
zeichnet von  0.  V.  Löwenstern  um  1820;  6)  von  W.  Baron 
Mengden:  Eine  Audienz  beim  Papst  Leo  XUI.  am  12.  Januar 
1902,  S.-A.  aus  der  „Big.  Bundschau'';  7)  von  L.  Arbusow: 
Grundriss  der  Geschichte  Liv-,  Est-  und  Kurlands,  2.  Aufl. 
Mitau  1890;  8)  von  Dr.  B.  Hafferberg:  Uebersetzungen  einiger 
französischer  philosophischer  Schriften;  9)  von  Baron  Armin 
Foelkersahm:  eine  grosse  Anzahl  Ex-Libris. 

Laut  Bericht  des  stellv.  Museumsinspectors  waren  für  das 
Museum  folgende  Darbringungeu  zu  verzeichnen:  1)  von  Herrn 
W.  Budometoff:  ein  ledernes  Taschenbuch  mit  Perlenstikerei 
von  1835;  2)  von  Herrn  Tischlermeister  Breede:  eine  orienta- 
lische Wandkachel;  3)  von  Herrn  H.  Barclay  de  Tolly:  ein 
silberner  Knaulhalter;  4)  ungenannt:  ein  Miniatur-Kronleuchter, 
Silberfiligran  italienischer  Arbeit,  Feuerstahl  mit  Schwammtasche 
(um  1830),  ein  seidener  Geldbeutel  mit  Perlenstikerei  von  1823, 
eine  Schnupftabaksdose  aus  einem  Elenhuf  mit  Schnitzerei  und 
Silberbeschlag. 

Dem  Münz-Cabinet  waren  als  Geschenk  eines  Ungenannten 
durch  Yermittelung  des  Herrn  Direktors  Schweder  eine  Anzahl 
polnischer,  lithauischer  und  rigascher  Münzen  aus  der  Zeit  Sigis- 
mund  HI.  dargebracht  worden;  femer  von  dem  Herrn  Aelter* 
mann  Friedrich  Brunstermann  ein  zur  Erinnerung  an  seinen 
80.  Geburtstag  geprägtes  Jeton. 

Der  Präsident  l^te  einen  dem  Herrn  Landmarschall  Baron 
V.  Meyendorff  gehörenden  silbernen  Pokal  rigascher  Arbeit 
zur  Ansicht  vor.  Der  nach  Art  der  sog.  Willkommen  hei^estellte 
Pokal  ist  mit  dem  Deckel  60  Centimeter,  ohne  ihn  40  Centimeter 
hoch.    Deckel,  Körper  und  Fuss  sind  mit  Fruchtguirlanden,  Blatt- 


43 

werk  and  Cartouche-Ornament  in  getriebener  Arbeit  verziert,  der 
Körper  ausserdem  mit  je  8  Löwenmasken,  in  zwei  Reihen,  zum 
Rinhtogen  von  Widmungsmünzen.  Am  Fasse  prävalirt  Mecht- 
werk-Omament.  Der  Körper  wird  von  einer  jugendlichen  Bacchus- 
iigar  (Silbergase)  mit  Fässchen  und  Becher  getragen,  den  Deckel 
kr&nt  die  (gleichfalls  g^ossene)  Gestalt  eines  römischen  Krie- 
gers, der  in  der  Rechten  ein  Fähnchen  mit  der  eingrayirten  In- 
schrift: „ANNO  1707  d.  15.  Juny"  hält.  Diese  wiederholt  sich 
am  Oberrande  des  Körpers.  Neben  dem  rigaschen  Beschauzeichen 
(kleines  Stadtwappen)  findet  sich  das  Meisterzeichen  S.  K. ,  das 
Ton  weil.  Dr.  Anton  Buchholtz  als  dasjenige  des  Samuel  Klug 
oder  Klnge  bestimmt  worden  war.  Wie  Buchholtz  ferner  festge- 
stellt hatte,  hatte  Ellug  (laut  Nachricht  im  Big.  Stadtarchiv, 
Publica  Bd.  52,  S.  10)  1699  November  3  in  Riga  das  Bürgerrecht 
gewonnen,  nachdem  er  um  Johanni  1697  hierselbst  im  Gold- 
schmiedeamte als  Meister  angenommen  worden  war.  Zu  letzterer, 
dem  Archiv  des  Ooldschmiedeamtes  entnommenen  Nachricht  findet 
»eh  die  Notiz  über  seinen  1701  erfolgten  Tod.  Der  Pokal  muss 
folglich  in  den  Jahren  1699,  1700  oder  1701  hergestellt  sein. 
In  King  oder  Kluge,  von  dem  ein  anderes  Werk  bisher  nicht 
bekannt  war,  lernen  wir  einen,  seinem  Amts-  und  Zeitgenossen 
Johann  Geoi^  Eben,  dem  Yerfertiger  einiger  herrlicher  Oold- 
gdmdedearbeiten  im  Silberschatz  der  Schwarzen  Häupter  in  Riga, 
ebenbürtigen  Meister  kennen.  Vorzüglich  die  Arbeiten  dieser 
beiden  Meister  zeigen,  dass  sich  die  Goldschmiedekunst  in  Riga 
in  jener  Verfallzeit  in  Technik  und  Formgebung  auf  anerken- 
nenswerther  Höhe  zu  halten  vermocht  hatte,  von  der  sie  erst  im 
Sende  des  nordischen  Krieges  und  seiner  Folgen  jäh  herabsank. 
Herr  Architekt  Dr.  W.  Neumann  hielt  einen  Vortrag 
über  die  Knnstzustände  während  der  letzten  25  Jahre  des  18. 
und  der  ersten  25  Jahre  des  19.  Jahrhunderts  in  den  baltischen 
Provinzen.  Er  schilderte  zunächst  die  Kunstzustände  in  Deutsch- 
land,  wo  durch  das  Auftreten  Winkelmanns  eine  neue  Kunst- 
aofTassimg  Platz  greift,  die  sich,  infolge  der  nahen  Verbindung 
der  Ostseeprovinzen  mit  Deutschland,  auch  in  ihnen  wiederspie- 


44 

gelt.  In  Kurland  ist  es  der  kleine  herzogliche  Hof,  der  der 
Ennst  und  der  Wissenschaft  eine  Stätte  einräumt  Herzog  Ernst 
Biron  unternimmt  die  Schlossbauten  zu  Buhenthai  und  Mitau,  die 
von  dem  Architekten  Grafen  Bastrelli  ausgefahrt,  von  den  Malern 
Oraf  Pietro  Rotari  und  Francesco  Fontebasso  geschmückt  werden. 
Unter  Herzog  Peter  erfolgen  die  Bauten  der  kleinen  herzoglichen 
Lustschlösser  in  der  Umgebung  Mitaus,  die  heute  leider  völlig 
zerstört  sind.  Während  unter  seinem  Vater  die  italienischen 
Künstler  vom  St.  Petersburger  Hofe  berufen  wurden,  verwendet 
Herzog  Peter  fast  ausnahmslos  deutsche  Künstler.  Sein  Oberar- 
chitekt ist  Severin  Jensen,  von  dem  er  auch  das  Oymnasium 
erbauen  lässt.  Unter  den  Malern,  die  am  Hofe  beschäftigt  sind, 
nimmt  Friedr.  Barisien  die  hervorragendste  Stelle  ein.  Mit  der 
Abdankung  des  Herzogs  und  seit  der  Vereinigung  Kurlands  mit 
dem  Bussischen  Reich  bricht  das  Kunstleben  in  Mitau  ab.  — 
Anders  entwickeln  sich  die  Zustände  in  Livland,  wo  Biga  und 
mit  dem  Beginn  des  19.  Jahrhunderts  Dorpat  die  beiden  Kunst- 
mittelpunkte  bilden.  Hier  spriesst  die  Kunst  aus  dem  Bürger- 
thum  auf  und  nimmt  daher  auch  einen  anderen  Charakter  an. 
Die  Bauthätigkeit  in  Biga  beginnt  seit  der  Erbauung  des  neuen 
Bathhauses  und  erreicht  zu  Ausgang  des  18.  Jahrhunderts  eine 
anerkennenswerthe  Höhe,  namentlich  unter  dem  Architekten 
Haberland.  Die  Malerei  dagegen  kann  sich  über  das  Portrait 
nur  selten  erheben,  weil  ihr  der  Boden  zu  monumentaler  Be- 
thätigung  fehlt.  In  Dorpat  wirkt  als  Künstler  G.  A.  Senff  und 
der  Professor  C.  Morgenstern.  Senff  wird  der  Lehrer  der  bedeu- 
tendsten Künstler,  die  zu  jener  Zeit  aus  den  baltischen  Provinzea 
hervorgegangen  sind,  und  Moi^enstern  hilft  durch  die  Oründang 
des  Universitäts-Museums  und  der  Bildersammlung,  sowie  durch 
seine  Vorträge  und  Schriften  das  Kunstverständniss  stärken. 
Inzwischen  hebt  sich  aber  auch  die  St.  Petersburger  Akademie 
zu  grösserer  Bedeutung  und  die  Besidenz  bietet  den  baltischen 
Künstlern  mehr  Gelegenheit  zur  Ausübung  ihrer  Kunst,  als  die 
Heimath  es  vermag.  Der  Zuzug  deutscher  Künstler  aus  dem 
Auslande  hört  auf  und  das  Kunstleben  in  den  Provinzen  verödet 


46 

»iif  lange  Zeit.  —  Der  Vortrag  wird  in  der  „Balt.  Monatsschrift" 
zum  Abdruck  gelangen. 

Herr  Oberlehrer  C.  Mettig  besprach  die  kürzlich  zur  Feier 
dfö  fnnfhundertjährigen  Bestehens  der  Schiffergesellschaft  in 
Labeck  yom  Staatsarchivar  Dr.  P.  Hasse  verfasste  Festschrift, 
deren  Gegenstand  aus  dem  Grunde  für  die  Geschichte  Rigas  von 
besonderem  Interesse  ist,  weil  die  Schiffergesellschaft  in  Lübeck 
im  Mittelalter  dieselben  Ziele  verfolgt  hatte,  wie  die  Compagnie 
der  Schwarzen  Haupte^  in  Biga,  und  weil  man  sich  nach  der 
inneren  Einrichtung  des  Hauses  der  Schiffergesellschaft  eine 
Vorstellung  Ton  der  Ausstattung  des  Saales  des  Schwarzhäupter- 
hxQses  in  firuherer  Zeit  machen  kann.  Auf  die  sich  nachweisbar 
vom  16.  bis  18.  Jahrhundert  erstreckenden  Beziehungen  der 
Lobischen  Schiffergesellschaft  zu  dem  Schwarzhäupterhause,  wo 
dieselbe  eine  Bank  unterhielt,  geht  Hasse  nicht  ein.  Die  hierauf 
bezüglichen  Arbeiten  führte  Mettig  an  und  besprach  sodann  das 
von  Hasse  nicht  erwähnte  Siegel  der  Schiffergesellschaft.  Es 
zeigt  ein  Wappen,  das  von  der  Darstellung  am  Schiffergelage  im 
Hause  der  Schiffergesellschaft  abweicht  (s.  unten).  Sodann  sprach 
der  Vortragende  zu  Hasses  Bemerkung,  dass  zu  wiederholten  Malen 
un  18.  Jahrhundert  „„auch  Tische  im  „Böhmerwald^  gedeckt 
gewesen  seien,  wie  es  scheint  einem  Wirthshause  in  der  Nähe^^, 
die  Yermnihung  aus,  der  „Böhmerwald^  könnte,  wie  das  auch 
anf  dem  Hause  der  Schwarzen  Häupter  zu  Riga  der  Fall  war, 
eine  Bank  oder  ein  „Gelag^  gewesen  sein.  Eine  unbeachtet  geblie- 
bene Frotokollnotiz  vom  Jahre  1722  besagt,  die  Bank  der 
„Böhmerwald^  sei  von  den  Frachtherren  zu  Bremen  unterhalten 
worden.  Der  WorÜaut  der  Urkunde  vom  16.  Februar  1669  über 
die  Massnahmen  zur  Erhaltung  der  lübischen  Bank  auf  dem 
Scfawarzhänpterhause  zu  Biga  folgt  unten. 

Schliesslich  verlas  der  Vorsitzende  H.  v.  Bruiningk  Gegen- 
bemerkungen zu  dem  von  G.  Mettig  in  der  Februarsitzung  d.  J. 
g^uiltenen  Vortrage  über  das  Missal  der  Bigaschen  Stadt- 
bibliothek von  1600  (s.  unten). 


46 


Die  Deeterssohe  Familienohronik. 

Yon  Friedrich  v.  Kenssler. 


Von  Herrn  Kaufmann  Theodor  Deeters  in  St.  Petersburg, 
einem  Sohn  des  weiland  Oberlehrers  der  Mathematik  am  Gouver- 
nements-Gymnasium zu  Biga  Martin  Gustav  Deeters  (f  1877), 
ist  mir  dieses  eigenartige  Familienbuch  zur  Einsicht  geliehen 
worden,  und  mit  Genehmigui^  des  genannten  Eigenthümers  er- 
laube ich  mir,  auf  die  immerhin  interessante  Chronik  aufmerksam 
zu  machen,  deren  von  fünf  verschiedenen  Familienffliedern  her- 
rührende Eintragungen  etwa  zwei  Jahrhunderte  umuissen. 

Das  Buch  besteht  aus  etwa  hundertundfunfzig  Folioblättem 
und  ist  offenbar  im  zweiten  Decennium  des  achtzehnten  Jahr- 
hunderts in  Gebrauch  genommen.  Zunächst  enthält  es  das 
Handlungskonto  seines  ersten  Besitzers,  Heinrich  Dee- 
ters. Letzteres  beginnt  mit  dem  Jahre  1714  und  reicht  bei 
einem  Umfang  von  37  Seiten  bis  in  die  zwanziger  Jahre,  d.  h. 
bis  ins  Jahr  1723,  beziehungsweise  1724;  auf  einer  späteren 
Seite  findet  sich  noch  ein  „Debet"  aus  den  Jahren  1736  bis 
1739.  Interesse  haben  diese  Notizen  vor  allem  für  die  Fer- 
sonenkunde  Rigas,  sofern  hier  eine  ganze  Reihe  bekannter 
Rigascher  Familien  genannt  wird. 

Das  Gleiche  muss  bemerkt  werden  bezüglich  der  Selbst- 
biographie, welche  auf  fünfeinhalb  Seiten  dem  Konto  einge- 
schaltet ist  und  die  Aufschrift  hat:  „Heinrich  Deeters,  Lebens 
Anfang,  Mitteil,  undt  so  es  dem  höchsten  Gott  gefällig  auch  daß 
Ende,  aufgezeichneter  Wandells  Lauf."  Der  Verfasser  erzählt, 
dass  er  „alhir  zu  Riga"  am  7.  Februar  1678  geboren  sei  als 
Sohn  des  „Bürgers  alhir"  Martin  „Deeter"  und  seiner  Ehefrau 
Engeil  Gerdruta  Reuter  —  vielleicht  einer  Anverwandten  des 
aus  der  Geschichte  J.  R.  Patkuls  bekannten  Rathsherm  Johann 
Reuter  (siehe  Ant.  Buchholtz,  Beiträge  zur  Lebensgeschichte 
J.  R.  Patkuls,  und  Böthführ,  Rigische  Rathslinie,  2.  Auflage, 
Nr.  632  —  hier,  wie  der  Sohn  Nr.  658,  „Reutern"  genannt). 
Den  Vater  hat  Heinrich  D.  im  sechsten  Jahre  verloren,  während 
ihn  die  selige  Mutter  „bey  dem  damahligen  Peter  Ravensberg"') 
die  Schule  hat  besuchen  lassen.  Der  v  erfasser  giebt  an,  bei 
wem  er  1691  mit  dreizehneinhalb  Jahren  als  Hanmungslehrling 

1)  Peter  Bavensberg,  1678—1709  Lehrer  an  der  stadtischen  Jakobi- 
schnle,  zeitweilig  bis  1704  auch  an  der  Krons-Elementarschule,  eitlidlte 
anch  Unterricht  in  der  untersten  Klasse  des  Lycenms,  ging  1709  zur  Peters- 
schule  über,  f  1710  an  der  Pest.  Vgl.  G.  Schweder,  Nachrichten  über  die 
öffentlichen  Bigaschen  Elementarschnlen.    Biga  1885.  S.  17  ond  13. 


47 

in  den  Dienst  getreten  und  seit  1699  „ein  Jahr  Vor  Gesell  ge- 
halten", nnd  bei  wem  er  „in  die  9  Janre  biß  an  die  Gontagion 
ilS  Gesell  verblieben^,  bis  er  Ao.  1710  „nach  der  Gontagion 
Eignen  Handell  anzufangen  gesucht*'.  Dabei  hat  er  seit  1691 
in  Baaske  gelebt,  wo  sein  Brodherr  damals  wesen  Yerheirathung 
mit  einer  dort  ansässigen  Wittwe  „sich  wohnhaft  setzte^;  aber 
^nachdem  die  Sachsen  [am  Band:  Ao.  1700]  hier  die  Stadt 
nloocirten.  Kam  die  gute  Stadt  Bauske  im  Ziemlichen  abneh- 
men in  Handell  und  Wandell^,  und  so  ist  er  im  Jahre  1701  nach 
R^  zorückgekehrt.  Aus  den  Angaben  im  Konto  ergiebt  sich, 
dass  Heinrich  D.  Eoruhändler  gewesen  ist.  1723  wurde  er 
Stadt- Wäger  nnd  hatte  bereits  17l4  geheirathet.  Sorgfältig  ver- 
xeichnet  sind  die  (Jeburts-  und  Tauftage  von  vier  Kindern,  so- 
wie die  jedesmaligen  Paten,  der  Tod  eines  Kindes  und  schliess- 
lich die  Verlobung  und  Kopulation  einer  Tochter  (1734),  nachdem 
Torher  (1732)  umständlich  die  Bedingungen  angeführt  sind,  unter 
welchen  der  einzige  Sohn  Martin  «bey  dem  HochEdlen  Herrn 
Bahts  Verwandten  HE.  Wilhelm  Barclay  de  Tolly  [Böthflihr 
Nr.  682]  zu  Dienste  auf  7  Nacheinander  folgende  Jahren  ge- 
geben^. Alle  Eintragungen  sind  durchaus  persönlicher  Art  und 
von  einer  ehrlichen  und  frommen  Denkweise. 


Erst  der  Grosssohn  hat  das  alte  Buch  wiederum  zu  Auf- 
leichnungen  benutzt,  welche  mit  den  Worten  beginnen:  „1793  ist 
mir  Gerhard  Heinr.  Deeters,  Grossohn  des  hierin  seinen 
Lebenalanf  yerzeichneten  Heinrich  Deeters,  nach  dem  Absterben 
seiner  Tochter  und  meiner  Vaterschwester  Catharina  Ehlers 
dieses  Buch  in  die  Hände  geraten,  welches  mich  veranlasset 
audi  Meinen  Lebenslauf  aufzuzeichnen",  —  und  nun  beginnen 
die  Anüeeichnungen  mit  seiner  Geburt  am  29.  April  17^  und 
reichen  bis  in  sein  Todesjahr  1834;  in  einer  seiner  letzten  Ein- 
tragungen gedenkt  er  auch  seines  achtzigsten  Geburtstages. 
Gerhard  Heinrich  D.,  der  auch  Rigascher  Rathsherr  gewesen 
ist  (Böthführ  Nr.  735),  hat,  nach  dem  Duktus  der  Handschrift 
n  schlieBsen,  die  Aufzeichnungen  im  Jahre  1796  begonnen  und 
ist  ein  fleissiger  Skribent  gewesen:  im  Ganzen  hat  er  74  Seiten 
beschrieben,  zunächst  47  Seiten  in  unmittelbarem  Anschluss  an 
jen^  „Debet"  des  Grossvaters,  dann  an  zwei  anderen  Stellen 
18  Seiten  unter  der  Aufschrift  »Pro  Memoriam"  und  9  Seiten, 
ein  „Yerzeichnis  der  zur  Jungirauen  Stiftung  gehörigen"  um- 
fassend. Behandelt  der  Abschnitt  „Pro  Memoriam"  lediglich 
Yorkommnisse  in  der  Stadt  vom  Jahre  1803  bis  zu  den  Aemter- 
bceetsnngen  im  Oktober  1834,  so  nehmen  in  dem  Abschnitt,  der 
die  ant^iographischen  Aufzeichnungen  enthält,  die  wichtigen 
Zeitereignisse  einen  sehr  breiten  Kaum  ein.  Der  Verfasser 
schildert  namentlich  eingehend  die  Vorgänge  bei  der  Wieder- 
bostellung   der   alten  ständischen  Verfassung  nach  Aufhebung 


48 

der  StatthalterschaftBverfassan^,  bei  welcher  Gelegenheit  er  selbst 
mit  85  Stimmen  in  den  Ratn  gewählt  ward,  ans  dem  er  aber 
schon  vor  Michaelis  1801  ^wegen  meines  schweren  Gehörs^  aus- 
trat, die  Riga  direkt  berührenden  kri^erischen  Vorgänge  im 
Jahre  1812,  so  den  Brand  der  Vorstädte  n.  s.  w.,  und  die  späteren 
weltgeschichtlichen  Ereignisse  von  1813  und  1814  bis  zur  Restau- 
ration der  Bourbonen,  die  Grundsteinlegung  und  Einweihung 
der   Siegessäule   vor   dem   Rigaschen   Scmoss,  das  in  Riga  be- 

fangene  dreihundertjährige  Jubiläum  der  Reformation,  die  beiden 
[uldiguneen  im  December  1825  u.  s.  w. 

Es  folgen  auf  zwölf  Seiten  die  autobiographischen  Auf- 
zeichnungen des  Sohnes  Gerhard  Heinr.  D.,  des  Oberlehrers 
Martin  Gustav  Deeters  (siehe  das  Dorpater  Album  Aca- 
demicum  Nr.  1360  und  die  anonym  erschienene  Schrift  JZmr 
Geschichte  des  Gouvernements-Gymnasium  zu  Riga",  Riga  I088); 
^anno  1835*  begonnen,  reichen  sie  nur  bis  ins  Jahr  1842.  Er- 
wähnt sie  hier  besonders,  dass  der  Genannte  Ende  1827  oder 
im  Januar  1828  bei  der  Universität  Tübingen  „durch  eine  Disser- 
tation über  vaterländische  Geschichte*  den  Grad  eines  Doctors 
der  Philosophie  erlangt  hat.  —  Ein  älterer  Bruder  des  Martin 
Gustav,  der  Rigasche  Kaufmann  Johann  Friedrich  Deeters, 
liefert  sodann,  von  ersterem  dazu  aufgefordert,  wie  es  scheint, 
im  Jahre  1843  eine  autobiographische  Eintragung  von  etwas  über 
vier  Seiten,  und  die  letzte  Eintragung  gleichen  Charakters  rührt 
her  von  Peter  Woldemar  Deeters,  einem  Sohn  von  Martia 
Gustav,  gestorben  den  31.  März  1898  (siehe  das  Album  Acad. 
Nr.  6597  und  das  Album  der  Landsleute  der  Fraternitas 
Rigensis,  2.  Auflage  Nr.  458).  Diese  Aufzeichnungen  sind  in 
^Dünaburg  1879^  begonnen,  aber  später  in  Riga  fortgesetzt 
worden  und  reichen  bis  in  das  Jahr  1897;  sie  umfassen  achtund- 
einhalb Seiten.  Die  letzte  Eintragung  betrifft  die  Ermordung 
des  einzigen  Sohnes  Robert  zu  Riga  am  13.  August  1896  und 
die  Verurtheilung  des  Mörders  (September  1897). 

Noch  sei  bemerkt,  dass  sich  auf  dem  Deckel  des  Buches 
offenbar  von  der  Hand  des  Gerhard  Heinrich  Deeters  die  gegeu- 
wärtig  nicht  mehr  leicht  lesbare  Aufschrift  findet:  „Deeter- 
sches  Familien-Buch,  jedem  gewidmet,  der  es  am  mehresten  in 
Ehren  hält."" 


49 


Zum  Vortrage  von  G.  Hettig  über  das  Haas  der  Sohifferge- 
«Diohaft  in  Lfibeok  nnd  die  lübisohe  Bank  anf  dem  Hanse 
der  Schwarzen  Hanpter  zn  Biga  (s.  oben). 


Du  Bruderschaft  der  SchiffergeselUchaft  zu  Lübeck  urkundet 
iier  die  Beschaffung  der  Mittel  zum  Unterhalte  der  lübischen 
Bank  auf  dem  Sause  der  Schwarzen  Häupter  zu  Riga.  1569. 
¥Ar.l5. 

Perg.,  68  cm  lang,  40  cm  breit.  Archiv  der  Schwarzen  Bäuvtcr  zu  Riga, 
DeMattsieael  4Vs  cm  im  Durchmesser;  in  der  Mitte  die  heil.  Anna,  das 
CInttuskina  und  die  heil.  Jungfrau  auf  den  Knieen  haltend  (Anna  „Selbdritt"), 
Ttckti  der  keiL  Nicolaus,  links  der  heil.  Mauritiui,  Im  unteren  Abschnitte 
it»  Siegelfeldes f  zugleich  die  Umschrift  theilend,  das  Wappenbild  der  Schiffer- 
gadUehaft:  2  aus  einem  Boote  aufragende,  ins  Andreaskreuz  gelegte  gekrönte 
Boetikaken.  Umschrift:  naatarfi .  fraterni .  tätis .  sanete  |  anne .  in .  ecclesia . 
Mi.  [iaeobi. ...?].    Die  Interpunktion  d.  Urk.  ist  nicht  verändert. 

Wi  Oldesten  vnd  Olderlnde  der  Broder  der  Schipperffesel- 
sehiSt  in  Lübeck  Don  kunt  ynnde  apenbar  bekennende  mit  disser 
Sdurifty  Dat  wj  anno  69  den  15  Februarii  de  Broder  der 
Sddpper  Geselschop,  in  vnse  Oeselschop  tho  samende  gefordert, 
Ynde  darsolueet  ebne  vorgeholden  van  ynnser  hebbender  ge- 
ndticheit  tho  Biga  in  dem  Nyen  Huse,  vnnd  in  deme,  oberes 
besten  Bades  begert,  Darmit  mochten  gnde  Wese  vnnd  middel  ge- 
fimden  werden,  Dat  wy  nha  Older  ynnser  Yorfaren  Stifftung.  de 
Labesche  Blicke  darsalnest  in  den  ahnfenckliken  werden,  so  so 
nn  Tmuen  Olden  ynd  Forfaren  geholden,  Ock  nnde  henforder  by 
nmsen  Ynnd  vnser  nakomlingen  tyden  holden,  Ynd  vorden  ge- 
iiolden  mochte  werden, 

So  hebben  idt  de  gantze  Broders  vnnd  Broderschop  der 
Sdipper  also  yorordenet  ynd  gestellet,  Dat  ein  Ider  Schinper, 
vdder  mit  ejnem  Schepe  yan  Labeck  np  Byga  knmpt,  iat  sy 
Ciein,  effke  grott,  schal  genen  tho  erholdun^e  in  Eheren  der 
Bencke,  eynen  halnen  Dider,  he  Se^el  up  Lnbecke  edder  up 
Westeiu 

8b  he  wedder  yan  Westen  kumpt,  ynnde  Loppet  wedder, 
doreh  den  Snndt  so  je  he  dat  mal  fry.  Seegelt  he  anerst  yan 
Westen  nha  der  Traue,  so  schal  he  genen  thom  anderen  male, 
So  he  anerst  In  der  OstSehe,  syne  Seegelation  Deede,  Twe 
^er  Veer  Reyse,  Dama  Oott  gelncke  werde  yorlenen,  so  schal 
^  ÜLO  Ider  tidt  genen  einen  harnen  daler. 

Dyt  hefft  de  Broderschop,  also  bewilliget,  der  orsaken  Dat 
tt  Olaerforfam  Stiflang  ynnd  Ordennnff  so  yan  ehn  np  se  ge- 
^en  nicht  wolden  annich  sin  offi  yulen  laten,  Derwegen  se 
Wndes  hirnme  ynwillich  gefunden,  ynd  sick  dar  weierich  inne 
stdde  Bolckes  tho  donde,  we  wy  yns  des  an  einen  Ideren  nicht 


60 

don   vorhapen,   Den   salaen   schal  men  Schrifflick  namkund 
yan  hir  an  vnse  Broderschop  iho  Lübeck  maken,  Als  den  sc 
de  sulue  in  vnser  Oeselschap  van  den  Oldesten,  ock  Olderlud 
vnd  der  gantzen  Broderschop,  Damor  in  Straffe  genhamen  we 
Wes  eme  de  den,  werden  tho  finden  vnde  yperleggen  des 
he  hebben  tho  gewarden,  Ock  wete  Jedermennichlick,  Dat 
nemandes,  dorch  solcke  bewUlinge,  tho  seuen  des  haluen  Da 
gedencke  tho  vnderstande  Jenigen  motwiUen,  dorch  solck  gegc 

feit,  ahntorichten  in  dissen  hnse,  Vnde  tho  menen  edd.  gedenck 
e  hedde  sjnen  dingen  genoch  gedan,  Tnd  mochte  derwegen  i 
don  wat  eme  tho  synne  qneme,  Dewile  he  den  haluen  Da 

f;egeaen   hedde,    Darantwerde   vnde  spreke    wv  sampOick 
der  besunder,  so  tho  De  edd.  den  snluen  so  in  siucker  vnbillic 
erfunden  vnde  beslagen  werde,  schal  dissem  huse  synen  gebore 
brocke  geuen,  nha  older  gewanheit,  vnde  tho  ynderholdonge  ( 
Bencke,  Dubbelden  brocke,  Als  einen  Daler  bauen  des   hu 
brocke  geuen. 

So  begeren  ock  de  Broder,  der  Schipner  Gteselschop,  ahv 
de  Schippers,  Dat  dat  sulue  gegeuene  gelt,  mochte  by  gudi 
Lude,  dar  Idt  vortruwet,  vorordenet  vnnd  vorschaffet  werdei 
der  Bencke  vnd  gantzen  Broderschop  thom  besten,  So  aueral 
vntruwe  darby  gesporet  vnd  erfunden  werde,  hebben  wy  voi> 
benomden  Broders,  solcke  geordnete  Statute  vnd  gerechticheiik 
macht  vnde  gewalt  wedder  afthodonde,  sowoU  al^  wy  Idt  ge^ 
ordenet,  hebben,  Dat  dit  alles  (:  Souern  vnser  Broderschop  in 
allem  Recht  geschuet,  sunder  ininge  arglist  schal  geholdei 
vnde  vuUentagen  werden:)  Des  tho  erkunde  hebbe  wy  Oldesta 
der  Broderschop,  mit  sampt  den  Olderluden,  als  mit  nhamen  de 
Oldesten,  Jochim  Euers,  Jochim  Glawes,  Hinrick  van  Wark 
Garsten  Henneke  Vnd  olderlude  damals  Martin  Stege,  Hani 
Grashom,  Diederich  Rogge,  Hans  Grote  vorseegelt  mit  vnaef 
huses  als  der  Broderschop  S:  Nicolaus,  S:  Annen  vnd  S:  Mori 
tius  grotem  Seegel  Datum  wo  bauen. 


•VWVrfS^^i^^kA^SAa'«^^«^ 


Noohmalfl  das  Missal  der  Rigasohen  Stadtbibliothek  von  1500 

Von  H.  V.  Brainingk. 


In  Anknüpfung  an  meinen  Aufsatz  über  „das  Missal  dei 
Rigaschen  Stadtbibliothek  vom  Jahre  1500"*)  hat  C.  Mettig  ü 
der  Februar-Sitzung  d.  J.  die  Vermuthung  ausgesprochen,  dasi 
die  „Revalsche  Olavgilde  die  verwandte  Brüderschaft  in  Riga  mi 
dem  erwünschten  Gebet-  und  Altarbuch  versorgt  haben  könnte* 

1)  SitsüngBberichte  v.  1900,  S.  48-^. 


51 

den  bezüglichen  Aasfnhraneen  sagt  Mettig  u.  A.,  ich  hätte 
wptet,  8t.  Olav  sei  in  Reval  Schutzpatron  der  Kaufleute  und 
idwerker  gewesen,  und  stellt  dem  gegenüber  fest,  dass  st. 
kT  Mos  Schutzpatron  der  Handwerker,  besonders  der  Arbeits- 
ite,  eewesen  sei.  Hier  liegt  ein  Missverständniss  vor,  an  dem 
nidit  schuld  zu  sein  glaube.  Ich  habe  erwähnt,  dass:  „st. 
18  titnlaris  einer  dortigen  (Revaler)  Pfarrkirche  war,  sowie 
te  derselbe  und  st.  Eanutus  als  Schutzpatrone  der  Gilde  der 
Handwerker  und  bezw.  der  Kaufleute  verehrt  wurden".  Damit 
«hien  mir  deutlich  gesagt  zu  sein,  dass  auch  ich  st.  Ol  aus  für 
den  Patron  der  Handwerker,  und  st.  Kanutus  für  den  Patron 
der  Eaufleute  halte.  Hieran  habe  ich  nichts  zu  ändern,  es  sei 
fciin,  dass  zum  Worte  Kaufieute  in  Klammern  noch  -Krämer** 
üozazafugen  wäre.  Die  Krämer  glaubte  ich  zu  den  Kaufleuten 
nchnen  und  —  da  es  für  den  Zweck  meiner  Arbeit  lediglich 
darauf  ankam,  den  Nachweis  zu  fuhren,  dass  st.  Kanutus  und 
Olaua  in  Reval  als  Gildenpatrone  verehrt  wurden  —  wegen  der 
GüdenverhältniBse  im  Einzelnen  auf  E.  v.  Nottbeck,  Die  Schrägen 
der  Grossen  Gilde  zu  Reval  (Reval  1886),  verweisen  zu  sollen. 
Speziell  die  Revaler  Grosse  oder  Kinder^de  liess  sich  mit  einem 
Worte  schwer  charakterisiren,  weil  zu  ihr  nicht  nur  Kaufherren, 
Bondem  auch  Schiffer*)  gehörten,  und  den  Kaufherren  der  den 
Krftmem  vorbehaltene  Detailhandel  untersagt,  später  aber 
vieder  gestattet  war,  ebenso  wie  umgekehrt  den  Krämern  der 
OrosahandeP).  Da  es  nicht  erwiesen  ist,  welcher  Heilige  von 
dieser  Gilde  als  Schutzpatron  verehrt  wurde,  kam  sie  für  mich 
überhaupt  nicht  in  Betracht. 

Femer  sagt  Mettig,  dass  die  ^besonderen  Heiligen  der 
Trtger,  zu  deren  Gilde  auch  zeitweilig  die  Ligger  gehörten,  st. 
Peter,  st.  Erasmus  und  st.  Ghristophorus^  gewesen,  und  dass 
diese  in  dem  ^zum  Missal  gehörenden  Kalender  besonders  gekenn- 
zeichnet sind^.  Es  wäre  zu  wünschen  gewesen,  dass  Mettig,  als 
der  beste  Kenner  der  Gewerbeverhältnisse,  allem  zuvor  das  Ver- 
bütmas  der  Träger  (Losträger),   Ligger  und  Arbeitsleute   klar- 

r^Ut  hätte.  Da  das  nicht  geschehen  ist,  so  kann  man 
Frage  nicht  unterdrücken,  warum  hier  von  den  3  Schutz- 
heiligen der  Träger  und  der  zeitweilig  mit  ihnen  vereinigten 
^jgger  die  Bede  ist,  während  die  Widmungsinschrift  unseres 
MääilB  nur  die  Arbeitsleute  (arbeydeslude)  und  ihren,  dem 
H  Stephan  geweihten  Altar  erwähnt.  Aus  diesem  Missal 
Schlüsse  auf  die  Verehrung  der  ersterwähnten  drei  Heiligen  zu 
öeheo,  erscheint  um  so  bedenklicher,  als  es  nicht  einmal  zwei- 
Moe  feststeht,  dass  die  Träger  (Losträger)  sie  als  ihre  Schutz- 
«fligen    verehrten.    Ursprünglich    war  Mettig    selbst    anderer 


D  Nottbeck  braucht  den  Ausdruck  .SchifTskapitane^ 
>)  A  a.  0.  S.  15,  16. 


4* 


52 

Meinung  gewesen^).  Eine  weitere  Mahnung  zur  Vorsicht  liegt 
darin,  dass  in  dem  Schrägen  der  „arbeideslude  edder  H^er*^ 
y.  J.  1463  abermals  ein  anderer  Schutzheiliger  genannt  wird. 
In  der  Einleitung  des  Schragens  heisst  es:  Dusse  gilde  is  van 
oldinges  begrepen  in  de  ehre  Gades  unnd  des  hilligen  heren  sunte 
Johannes  baptisten').  Man  wird  füglich  bei  Untersuchung  der 
vorliegenden  Fra^e  darauf  zu  achten  haben,  welche  Bezeichnung 
diese  oder  jene  Gilde  oder  Bruderschaft  in  diesem  oder  jenem 
Jahre  fahrte,  sowie  wann  und  wie  sich  dieselben  vereinigt  oder 
getrennt  haben.  Hauptsächlich  aus  diesem  Grunde  habe  icn  mich 
in  meinem  Aufsatz  über  das  Missal  strikt  an  den  Wortlaut  der 
Widmungsinschrift  gehalten. 

Anlangend  die  Behauptung,  dass  die  Schutzpatrone  der  Träger 
st.  Peter,  st.  Erasmus  und  st.  Ghristophorus  in  dem  zu  unserem 
Missal  gehörigen  Kalender  besonders  .gekennzeichnet^  sind,  so 
habe  ich  dazu  Folgendes  zu  bemerken.   Mettig  erklärte,  er  habe  den 
angeführten  Ausdruck  darauf  bezogen,  dass  die  Namen  der  betreffen- 
den Heiligen  in  meinem  Abdruck  des  Kalenders  mit  einem  Stern  * 
bezeichnet  seien.  Nun  habe  ich  in  den  Erläuterungen  zum  Kalender 
gesagt,  der  Stern  bedeute  nur,  dass  für  den  betreffenden  Tag  ein 
Proprium  de  sanctis,  eine  eigene  Messe  oder  eine  Kommemoration 
enthalten  ist").    Füglich  lässt  sich  aus  dem  Stern  nur  folgern, 
dass  in  der  betreffenden  Diözese  die  genannten  Heiligen  in  der 
Messliturgie  gefeiert  wurden.    Das  ist  mr  st.  Peter  selbstverständ- 
lich, aber  in  Ansehung  der  beiden  anderen  Heiligen,  da  diese  zur 
Zahl  der  14  Nothhelfer  gehörten,  kaum  minder  selbstverständlich. 
Die  Einsichtnahme  in  die  Messformulai*e   lässt  indes  erkennen, 
dass  von  diesen  drei  Messformularen  zwei  in  Riga  vollkommen 
unanwendbar   waren.    Mindestens  120  Jahre  vor  der  Zeit,    um 
die  es  sich  hier  handelt,  war  die  Messfeier  zu  Ehren   von  st. 
Erasmus  und  st.  Ghristophorus  für  Kiga  bereits   fest  ger^elt. 
Wurden  zu  Ehren  der  Heiligen  an  den  Nebenaltären  zu  haltende 
Messen  fundirt,   so  durften  diese  natürlich  nur  auf  Grund  der  für 
die  Diözese  geltenden  Messformulare  gelesen  werden.    Andern- 
falls wäre  in  der  Liturde  die  heilloseste  Verwirrung  entstanden. 
Nun  weichen  aber  die  Messen  des  Missais  v.  1600  zu  Ehren  von 
st.  Ghristophorus  und  st.  Erasmus  von  den  für  Biffa  angenom- 
menen so  weit  ab,  dass  die  betreffenden  Formulare  hier  gänzlich 
unbrauchbar  waren.    Dasselbe  gilt  von  dem  Messformular  für 
das  eine  Fest  des  Titelheiligen  des  st.  Stephanaltars,  die  Inventio 
st.  Stephani.    Damit   fallen  alle  Schlüsse,   die  man   aus  jenem 
Missal  auf  die  Heiligenverehrung  in  Riga  im  Allgemeinen  und 

1)  Vgl  SitBnnOTbeiichte  v.  1900,  8.  130  ff. 

s)  Vgl.  W.  Stieda  and  C.  Mettig,   Schrägen  der  Gilden  and  Aemter 
der  Stadt  Biga.    Riga  1896.    S.  407. 
»)  A.  a.  0.  S.  12. 


53 

die  Schutzheiligen  der  Arbeitslente  und  der  mit  ihnen  verwandten 
oder  Tereinigten  Gilden  oder  Bruderschaften  etwa  ziehen  möchte, 
is  sich  zusammen.  Brauchbar  waren  für  Riga  nur  gewisse 
allgemein  gültige  Theile  des  Missais,  wie  der  Ordo  und  der 
Canon  missae;  in  der  That  weisen  nur  sie  irgend  namhafte 
Gebrauchsspuren  auf.  Im  Laufe  der  wenigen  Jahre,  die  unser 
UjsmI  hier  in  Gebrauch  gewesen  ist  ^  es  können  höchstens 
3-4  Jahre  gewesen  sein  —  müssen  am  st.  Stephans -Altar  er- 
giofongsweise  andere  Bücher  benutzt  worden  sein.  Nicht  in  ver- 
vandtschafUichen  Beziehungen  zwischen  der  Bevaler  und  Bigaer 
Braderschafl  möchte  ich  den  Grund  für  die  Erwerbung  jenes  Missais 
erblii^en  —  zumal  dasselbe,  wie  ich  nachgewiesen  zu  haben 
xiaobe,  in  Beval  gleichfalls  unanwendbar  war  —  sondern  darin, 
üasB  zwischen  Riga  und  Lübeck,  wo  das  Missal  gedruckt  worden 
nr  nnd  sich  also  wol  auf  La|;er  befand,  ein  ausserordentlich 
lebhafter  Verkehr  stattfand.  Es  ist  erklärlich,  dass  eine  Gilde, 
deren  Glieder  meist  den  untersten  Schichten  der  Bevölkerung 
angehörten,  beim  Ankauf  lateinischer  Missalien  leicht  einen 
f^Igriff  thun  konnte. 

Anlangend  schliesslich  die  von  Mettig  angenommenen  Bezie- 
fangen  zwischen  den  Rigaer  Liggern  und  y,skandinaTischen 
HeiUgen^  so  finde  ich  hierfür  nicht  den  geringsten  Anhaltspunkt. 
Ein  einziger  skandinavischer  Heiliger  kann  überhaupt  in  Frage 
lonunen,  das  ist  st.  Claus.  Für  seine  Verehrung  lässt  sich  nur 
das  Vorkommen  des  Namens  einer  Clav-  oder  Olai- Gilde  in 
Kn  anfuhren,  über  deren  Charakter,  wie  Mettig  bemerkt,  uns 
aieots  überliefert  ist.  Aber  wie  viel  urkundliches  Material  liegt 
denn  für  die  Existenz  dieser  Gilde  vor?  Nicht  einmal  diese  Seite 
der  Frage  ist  spruchreif,  dagegen  unterliegt  es  keinen  Zweifel, 
<htt8  st  Claus  zu  den  in  die  liturgischen  Bücher  der  Diözese 
ehvetragenen  Diözesen  nicht  gehört  hat.  Sein  Name  fehlt  im 
Kalender,  im  Missal  und  Brevier,  kirchlichen  Stiftungen  zu  seiner 
Ehre  sind  nicht  bekannt  geworden  und  unter  den  Schutzheiligen 
dojenken  Gilden  oder  Bruderschaften,  bei  denen  man  zunächst 
Kine  Verehrung  vermuthen  könnte,  wird  sein  Name  nicht  genannt. 
Nun  erblickt  aber  Mettig  darin,  dass  der  Rufname  Clav  in 
Kga  gar  nicht  so  selten  vorkommt,  einen  Grund  für  seine 
Aiuiahma  dass  der  hl.  Clav  eine  ^ weitere  Verehrung  in  ttiga 
^tUxresr  habe.  Dieses  Argument  kann  ich  nicht  gelten  lassen. 
&  wird  nicht  fiberflüssig  sein,  den  Nachweis  zu  fuhren,  dass  die 
Vahl  der  Rufbamen  im  Mittelalter  keine  Rückschlüsse  auf  die 
in  der  Diözese  yerehrten  Heiligen  gestattet.  Die  gegentheilige, 
B;  B.  irrthümliche.  Auffassung  lässt  sich  speziell  fä  Riga  leicht 
)nderlegen.  Auf  Grund  des  vorliegenden  reichen  Materials  werde 
ich  denmächst  hierüber  das  Nähere  auszuführen  mir  erlauben. 


54 


660.  Ttnammlung  am  10.  April  1002. 


An  Stelle  des  am  Erscheinen  verhinderten  Präsidenten  H.  v. 
Bruiningk  übernahm  der  Direktor  der  Gesellschaft  Bernhard 
Hollander  den  Vorsitz. 

Der  stellv.  Präsident  eröffnete  die  Sitzung  mit  der  Verlesung 
einer  an  den  Direktor  und  Museumsinspektor  Herrn  G.  v.  Seng- 
busch gerichteten  Adresse  der  Gesellschaft,  in  der  aus  Anlass 
der  jetzt  vollendeten,  fast  durchgängigen  Neuordnung  der  Waffen- 
abtheilung  Herrn  v.  Sengbusch  der  Dank  der  Gesellschaft  für 
seine  opferfreudige  Arbeit  ausgesprochen  wurde.  Es  wurde 
dabei  betont,  dass  infolge  seiner  Mühewaltung  die  Waffenabthei- 
lung  unseres  Museums  sich  zu  einer  Sanmilung  entwickelt  habe, 
wie  sie  in  ähnlicher  Vollständigkeit  und  Mustei^tigkeit  der 
Ordnung  in  den  wenigsten  Provinzialmuseen  anzutreffen  sein 
dürfte. 

Der  stellv.  Präsident  übergab  ein  vom  Bigaschen  Stadt- 
amte mit  einem  Begleitschreiben  übersandtes  Exemplar  der  in 
Anlass  des  700jährigen  Bestehens  der  Stadt  Riga  geprägten 
Erinnerungsmedaille.  Die  Versammlung  nahm  mit  Dank  davon 
Kenntniss. 

Auf  Vorschlag  des  Direktoriums  erwählte  die  Gesellschaft 
das  Mitglied  des  kgl.  Preussischen  Historischen  Instituts  in  Rom, 
Herrn  Dr.  phil.  Johannes  Haller,  zu  ihrem  korrespondirenden 
Mitgliede. 

Zu  ordentlichen  Mitgliedern  wurden  aufgenommen  die  Herren: 
Pabrikdirektor  Arnold  Tiling,  Ingenieur  Eugen  v.  Irmer, 
Buchhalter  Hugo  Muxfeldt,  Ingenieur-Chemiker  Georg  Bur- 
meister, Ingenieur  Alexy  v.  Bukowski,  Dr.  med.  Karl 
Vogel,  Provisor  Arthur  Bartels,  Ingenieur  Gustav  Peter- 
senn, Cand.jur.  Sylvester  Behsche,  Rechtsanwalt  Alexander 
Hoff,  Buchhändler  Gustav  Löffler,  Beamter  im  Ministerium 
des  Auswärtigen  Alexander  v.  Duhmberg  und  Architekt 
Eduard  Kupffer. 


56 

FBr  die  Bibliothek  waren  laut  Bericht  des  Bibliothekars 
Ugende  GescheDke  eingegang^i:  1)  von  Herrn  Oberlehrer  0. 
SUienhagen  dessen:  Der  Kampf  des  Deutschen  Ordens  in 
liMand  nm  den  liTländischen  Einheitsstaat  im  14.  Jahrhundert. 
S.-A.  a.  d.  Balt.  Monatsschr.  v.  1902;  2)  von  Herrn  G.  Baron 
Manteaffel  dessen:  Polnisch-Livland.  S.-A.  a.  d.  UyI.  Oouv.- 
ZettBBg  y.  1868,  mit  handschriftlichen  Bemerkungen  des  Verf. 
BBd  einem  Msc.  desselben,  enthaltend  Notizen  über  Polnisch- 
ÜTland;  3)  von  Herrn  Staatsrath  J.'  Eckardt  dessen:  Bück- 
Uieke  auf  die  Bigaer  Jubiläums  -  Ausstellung  v.  1901.  Riga 
I9Q2.  —  Ferner  hatten  Geschenke  dargebracht:  Frau  Landräthin 
Baronin  6.  Tiesenhausen  geb.  Gräfin  Behbinder,  Herr  N. 
Skribanowitz,  Frl.  E.  Bennert  und  Herr  Tischlermeister 
Breede. 

Laut  Bericht  des  stellTertretenden  Museumsinspektors  waren 
fu  das  Museum  folgende  Darbringungen  zu  verzeichnen:  1) 
^  Herrn  Pastor  E.  Gross  in  Pebalg:  Eine  Bronzefibel  mit 
itthen  Enden  und  Filzresten;  2)  von  Herrn  W.  Baron 
Xengden:  ein  eisernes  Petschaft  mit  der  Gravirung:  Directeur 
^  la  troupe  Italienne;  3)  von  Herrn  G.  v.  Sengbusch: 
«ia  Paar  Steigbügel  aus  dem  16.  Jahrhundert  und  eine  Porzel- 
Ittpfeife  mit  der  Ansicht  des  Bathhausmarktes  und  der  Düna- 
loflBbracke. 

^  das  Münzen-  und  Medaillencabinet  waren  Geschenke 
^gebracht  worden  von:  der  .Stadt  Biga,  dem  Oomit^  der 
ÄigaBchen  Jubiläumsausstellung,  Herrn  W.  Baron  Meng- 
ten, Herrn  Börsenmakler  Palkowsky  und  Fräulein  Elvire 
Beinert. 

Herr  Bibliothekar  N.  Busch  referirte  über  die  Yerhand- 
l^zigen  betreffend  Gründung  einer  Livonica-Abtheilung  an  der 
I^oaina,  der  Handbibliothek  am  Vatikanischen  Archiv.  Nach 
feVcFBicherung  des  Herrn  Präfekten  des  Vatikanischen  Archivs 
f'Burle  würden  die  von  unserer  Gesellschaft  zur  Verfügung 
PteUten  Werke  über  Livland  einen  der  schönsten  und  voU- 
"^^luUgsten  Fonds  der  Leonina  bilden. 


Inspektor  C.  Mettig  hielt  einen  längeren  Vortrag  über  daa 
Wesen,  den  Charakter  und  die  Thätigkeit  der  Losträger  m 
Riga  (s.  unten). 


Die  Gilde  der  Losträger  nnd  die  mit  ihr  verwandteo  AemtBr 

in  Biga. 

Von  G.  Mettig. 


Die  rigischen  Losträger  waren  im  vergangenen  Jahre  im 
Schosse  unserer  Gesellschaft  Gegenstand  yersohiedener  Erörte- 
rungen und  Darl^uneen.  Den  Anstoss  dazu  gab  die  von  Fräu- 
lein E.  von  Schinckell  herbeigeführte  Rettung  der  der  Vernich- 
tung preisgegebenen  alten  Bestände  des  Archives  des  Messer- 
amts. Die  der  Papiermühle  bestimmt  gewesenen  alten  Bücher 
und  Papiere  gelangten  in  Anlass  dieses  ^ücklichen  Zufalls  durch 
Ankauf  in  den  Besitz  unserer  Gesellschaft. 

Die  ältesten  Stucke,  zwei  Bücher,  von  denen  ich  das  eine 
Straf-  und  Bruderbuch  und  das  andere  Yikarienbuch  nannte,  sind 
von  mir  auf  ihren  Inhalt  hin  eingehend  behandelt  worden  (S.*B. 
d.  Gesellsch.  f.  Gesch.  u.  Alterth.  pro  1900,  S.  120-135). 
Ferner  machte  ich  zum  Gegenstande  eines  Yortri^es  ein  wohl 
zum  Vikarienbuche  gehörendes,  unter  den  losen  Papieren  ge- 
fundenes Blatt  mit  Einschreibungen  über  die  am  Altare  der 
Yikarie  angestellt  gewesenen  Beamten  der  Kirche^). 

Die  von  Anton  Buchholtz  in  Anlass  des  Ankaufes  der 
genannten  Archivalien  veranstalteten  Erkundigungen  und  Nach- 
forschungen im  Messeramte  hatten  unter  anderem  auch  daa 
Original  des  Losträger-Schragens  v.  J.  1450  zu  Tage  gefbrdert^ 
das  ich  auch  einer  Besprechung  unterzog,  indem  ich  auf  die 
Abweichungen  der  Abschrift  von  dem  später  entdeckten  Originale 
hinwies').  Anton  Buchholtz  berichtete  über  eine  dem  alten 
Inventar  angehörende  eigenartige  Schürze,  die  als  Abzeichen 
gedient  haben  könnte,  über  verschiedene  im  Besitze  des  Messer- 
amts befindliche  nicht  gewöhnliche  Münzen  und  über  das  Vor- 
handensein einiger  alten  Bücher.  Ueber  den  Werth  dieser  Bücher 
verlas  ich  in  unserer  Gesellschaft  einen  Bericht  und  dann  noch 
einen  auf  Grundlage  des  in  dem  Straf-  und  Bruderbuche  der  Los- 
träger  enthaltenen  gewerbgeschichtlichen  Materials  verfassten 
Aufsatz  über  die  Gewerbearten  in  Biga  im  15.  und  16.  Jahrh. 

1)  C.  Mettig,  Die  ältesten  Bücher  der  LosträgeKÜde  in  Riga.  S.-B.  d. 
Gesellsch.  f.  Gesch.  a.  Alterth.  pro  1900,  S,  120—185. 

S)  0.  Mettig,  Ueber  den  Schrägen  des  Rigaschen  Lostrageramts.  S.-B. 
d  Gesellsch.  f  Gesch.  a.  Alterth.  pro  1901,  S.  4—5. 


67 

(S.B.  d.  Oesellscb.  f.  Gesch.  u.  Altertb.  pro  1901,  S.  40—41, 
IL  Big.  Stadtbl.  1902  Nr.  21  n.  22).  Schliesslich  behandelte 
N.  Busch  die  Bedentnng  der  im  Einbände  des  Yikarienbuches 
der  Losträffer  gefimdeiien  Urkunde  v.  J.  13990- 

ObwoU  die  Losträger,  wie  ans  dem  Angefahrten  zn  ersehen 
ist,  in  Terhftltnissmässig  kurzer  Zeit  häufig  die  Aufmerksamkeit 
der  Mitglieder  unserer  Gesellschaft  in  Anspruch  genommen  haben, 
80  sind  doch  nur  ganz  specielle  Fragen  aus  ihrer  Geschichte 
berührt  worden.  Der  folgende  Vortrag  aber  soll  einen  Stoff 
aus  der  Geschichte  der  Losträger  Ton  lulgemeinerer  Bedeutung, 
nimlich  das  Wesen  der  Losträger,  behandeln  und  damit  auch  die 
Wiederholung  einer  vielfach  berührten  Materie  rechtfertigen. 

Obwohl  wir  nach  den  älteren  Quellen  im  Grossen  und  Ganzen 
wissen,  was  die  Losträger  f&r  ein  Amt  gewesen  seien,  so  sind 
doch  unsere  Kenntnisse  aus  der  Geschichte  der  Losträger  durch 
die  zu  Tage  geförderten  historischen  Materialien  so  sehr  er- 
weitert^ dass  es  sich  wohl  lohnt  auf  Grundlage  des  neuen  un- 
erforschten Materials  das  Thätigkeitsgebiet  der  £osträger  schärfer 
SU  beleuchten,  wodurch  auch  manche  Züge  aus  dem  Leben  des 
Handels  des  alten  Bi^a  als  nicht  unwichtige  Momente  aus  dem 
kulturhistorischen  Bilde  vergangener  Zeiten  hervortreten  *  dienten 
doch  die  Losträger  dem  Handel,  der  ja  lange  Zeit  die  Seele  des 
städtischen  Lebens  gewesen  war.  Die  Lostr^er  waren  die  unent- 
behrlichen Hfilfsarbeiter  der  Schiffer  und  Eaufleute  und  werden 
selbstverständlich  in  Riga  sehr  früh  ihre  Thätigkeit  gefunden 
haben*).  Es  liegt  ausser  allem  Zweifel,  dass  die  Gilde  der  Los- 
träger  viel  älter  ist  als  ihr  Schrägen,  der  ihre  Gesetze  enthält 
und  im  Jahre  1450  erlassen  ist. 

Im  Schosse  der  Gilde  der  Messer,  die  die  Nachfolger  und 
Erben  der  Losträger  geworden  sind,  lebt  noch  heute  die  Tradition, 
dass  ihre  Gilde  60  Jahre  vor  der  Erbauung  Bieas  gegründet 
sei  Tuid  deshalb  ist  auch  auf  ihrem  aus  dem  Anfange  des  19. 
Jahrhunderts  stammenden  Siegelstempel  unter  den  Wappenemble- 
men: Korngarben  und  ein  Loofinaass,  die  Jahreszahl  1150  an- 
gebracht worden.  Der  Aeltermann  des  Messeramts  theilte  mir 
mity  dass  vor  Jahren  die  Gilde  einen  sehr  belesenen  und  ge- 
klärten Sekretär  gehabt  hätte,  von  dem  aus  alten  Papieren  und 
Mchem  ermittelt  worden  wäre,  dass  schon  50  Jahre  vor  der 
Gründung  Bigas   die  Gilde   der  Messer,  resp.  Losträger,  ent- 


^)  N.  Busch,  Fünf  ürkuoden  zur  Geschiehte  des  Bigaschen  Domcapitels 
«äbrend  des  ArcMepiscopats  des  Johannes  v.  Wallenrode.  S.-B.  d.  Gesellsch. 
t  Gesch.  IL  Alterth.  pro  1900,  S.  167-176. 

S)  Die  Solidarität  der  Interessen  der  Kanflente  nnd  Losträger,  resp. 
Salstrager,  wird  den  sich  dnreh  viele  Jahrhunderte  hinziehenden  Branch, 
ktstere  mit  einem  Traktament  anf  der  grossen  Oildstabe  anfznnehmen,  vor- 
haben. 


standen  sei.  Hier  will  ich  gleich  meine  Yermathung  aussprechen, 
die  in  mir  bei  der  Wiedergabe  der  im  Schosse  des  Messer- 
amtes  lebenden  Tradition  ihrer  Genossenschaft  über  ihr  Alter 
und  bei  der  Vorweisung  der  Siegelstempel  au&tiegen.  Das 
Messeramt  besitzt  nämlich  zwei  sich  sehr  ähnlich  aussehende 
Siegelstempel,  die  beide  aus  der  ersten  Hälfte  des  19.  Jahr- 
hunderts zu  stanmien  scheinen;  der  eine  könnte  etwas  früher, 
der  andere  etwas  später  angefertigt  sein.  Ich  vermuthe  nun, 
dass  der  Siegelstempel  mit  der  Jahreszahl  1160  später  entstanden 
sei;  die  Jahreszahl  1160  könnte  nämlich  so  zu  Stande  bekommen 
sein:  der  Stempelschneider  könnte  die  nicht  sehr  deuuiche  Vier 
(4)  für  eine  Eins  angesehen  und  somit  bona  fide  die  falsche 
Jahreszahl  1160  statt  1460  eingravirt  haben,  und  in  Folge 
dessen  sei  dann  später  das  Gerede  von  dem  gelehrten  Sekretär 
und  dessen  Ermittelungen  über  das  hohe  Alter  der  Gilde  ent- 
standen. Die  Frage,  ob  die  Anbringung  der  falschen  Jahreszahl 
1160  auf  dem  Siegelstempel  beabsichtigt  oder  nicht  beabsichtigt 
sei,  lässt  sich  zur  Zeit  nicht  entscheiden.  Wohl  aber  kann  man 
in  gewissem  Sinne  das  Jahr  1460  als  das  Gründungsjahr  be- 
zeichnen, weil  in  diesem  Jahre  die  Losträger  die  Gesetze  ihrer 
Gilde  au&eichnen  liessen. 

Den  Nachweis  dessen,  dass  60  Jahre  vor  der  Gründung 
Rigas  hier  am  Dünaufer  eine  Gilde  existirt  habe,  kann  selbst- 
verständlich nicht  erbracht  werden.  —  Dass  man  sich  der  Träger 
fleich  nach  der  Aufs^elung  bedient  habe,  liegt  ja  ausser  idlem 
iweifel,  über  ihre  Genossenschaft  verlautet  aber  aus  den  ersten 
Jahrhunderten  nichts;  die  erste  Nachricht  über  die  Gilde  der 
Losträger  stammt  aus  dem  Jahre  1427  und  hat  sich  in  den 
rigischen  Eämmereirechnungen  erhalten.  Daselbst  heisst  es  in 
dem  genannten  Jahre:  „3  fert  den  losdr^ers  vor  ene  tnnne  bers 
in  ere  gilde.^  Genannt  wurde  sie  die  neilige  Leichnamsgilde 
oder  die  Brüderschaft  der  heiligen  Leichnamsgilde.  Aus  ihrem 
Schrägen  erfahren  wir  über  die  Eigenart  der  Genossenschaft 
sehr  wenig.  Die  Mehrzahl  der  Schragenartikel  bezieht  sich 
auf  gesellschaftliche  und  kirchliche  Verpflichtungen,  wie  wir  sie 
in  fast  allen  Schrägen  finden.  Zur  Gharakterisirung  der  Los- 
träger dienen  nur  der  vorletzte  Artikel  (28)  des  eigentlichen 
Schragens  und  der  vorletzte  Zusatz  späterer  Zeit  (Art  30). 

Der  Artikel  28,  der  da  anordnet,  dass  jedes  Mitglied  der 
Gilde  die  Bürgerschaft  gewinnen  müsse,  verdient  deswegen  Be- 
achtung, weil  schon  früh  ündeutsche  in  die  Gilde  treten  konnten 
und  somit  eine  Art  Bürgerrecht  erwarben;  in  den  Schrägen  der 
Losträ^er  des  16.  Jahrhunderts  wird  ausdrücklich  hervorgehoben, 
dass  Undeutsche  nicht  früher  aufgenommen  werden  könnten,  als 
bis  sie  die  Bürgerschaft  erlangt  hätten. 

Der  vorletzte  Zusatz  v.  J.  1485  (Art.  30)  redet  davon,  dass 


50 

die  Lostriger  in  Zeiten  der  Feuersffefahr,  der  Wassersnoth^  d.  h. 
derUeberschwemmnngen  nnd  des  AnmihrSy  dem  Rathe  ihre  Dienste 
■it  Aezten,  Spännen  nnd  anderen  Instrumenten  zur  Verfügung 
B  ateüen  hätten.  Ueber  diese  und  ähnliche  Verpflichtungen 
vird  noch  später  des  Weiteren  die  Bede  sein. 

Ehe  wir  auf  die  Thätigkeit  der  Losträger  übergehen,  wollen 
wir  m  der  Erklärung  ihres  Namens  Stellung  nehmen.  Bisher 
ist  man  in  der  Deutung  des  Namens  der  Losträger  noch  nicht 
einig  geworden.  Gh.  Walther  sagt  in  seinem  mittelniederdeut- 
Bchen  Handwörterbuche  von  Lübben  beim  Worte  lösdreger: 
«Träger,  der  ungebunden  ist,  nicht  in  einem  Miethsverhältniss 
a  einem  Herrn  steht?". 

Hit  dieser  seiner  Erklärung  ist  Walther  doch  nicht  ganz 
zufrieden,  da  er  dazu  ein  Fragezeichen  setzt.  Schiller  und  Lubben 
Ittsen  es  unentschieden,  ob  lösdreger  einen  Träger,  der  unge- 
bunden ist,  nicht  in  einem  Miethverhältniss  zu  seinem  Herrn 
stdity  oder  einen  Sackträger^  der  einen  Boden,  ein  Schiff  etc.  los, 
ker  trägt,  bedeute  (?)  ^).  Walther,  der  sein  mittelniederdeutschen 
Handwörterbuch  auf  Grundlage  des  niederdeutschen  Wörterbuches 
Ton  Schiller  und  Lübben  yerfasst  hat,  zieht  nur  die  erste  Er- 
Uftnmg  Ton  Schiller  und  Lübben  heran  und  lässt  die  zweite 
gaox  onberncksichtigt,  die  mir  gerade  die  allein  richtige  zu  sein 
Kbeint.  Die  Träger,  die  Böden,  Schiffe,  Speicher  und  Eeller- 
rimne  dadurch,  dass  sie  die  Waaren  wegbringen,  d.  h.  im  Nieder- 
d^ntBchen  losen  and  im  Hochdeutschen  löschen,  was  soviel  heisst 
ib  freimachen  oder  räumen,  Losträger  zu  nennen,  erscheint  mir 
dnrchaos  einleuchtend.  Am  Ufer  der  Düna,  im  Hafen  und  in 
^  Stadt  in  den  Speichern  und  EeUem  waren  die  Plätze,  wo 
die  Losträger  ihre  Thätigkeit  entfalteten.  Zum  Flussufer  hin 
otmeentrirte  sich  ihre  ganze  Arbeit,  und  hier  auf  ihrem  be- 
deotendsten  Tununelplatze  war  auch  das  Standbild  ihres  Patrons, 
^  des  heiligen  Chnstophorus,  wie  ich  vermuthe,  aufgestellt,  wo 
<s  sich  ja  bis  auf  den  heutigen  Tag  behauptet  hat. 

Der  Name  Losträger  war  ursprünglich  ein  GoUectivname 
verschiedener  Trägergenossenschaften:  der  Bierträger,  Wein- 
triiger  and  Salzträger.  Die  Wäger,  deren  Gilde  man  als  Lotgilde 
boeichnet  hat,  scheinen  auch  zu  den  Losträgern  gehört  zu  haben. 
&  sind  wenigstens  Anzeichen  dafür  vorhanden,  dass  man  die 
6eno6Benschaft  der  Losträger  auch  Lotgilde  genannt  haben 
^te,  und  somit  wäre  dann  die  Möglichkeit  der  Erklärung  des 
Wesens  der  im  Schrägen  der  grossen  Gilde  erwähnten  räthselhaften 
I<rtgilde  gefunden.  Es  würde  mich  hier  zu  weit  von  meinem 
^mm  ablenken,  wollte  ich  diese  Hypothese  darlegen,  sie  soll 
^  ihren  Platz  in  dem  Aufsatze,  der  die  verschollenen  Gilden 


^)  L.  Ni^dersky,  Die  Erbebücher  der  Stadt  Riga,  S.  510. 


60 

im  alten  Riga  behandeln  wird,  finden«  —  Der  Name  der  Losträ^er 
verschwindet  im  Laufe  des  16.  Jahrhunderts,  wahrscheinlich 
als  die  Nothwendigkeit  einer  Arbeitstheilung  eingetreten  war. 
Ursprfinglich  tragen  die  Losträger  alle  Waaren,  was  sie  fnr 
Namen  nur  haben  mochten.  Die  veränderten  Verhältnisse  fahren 
dann  aber  anch  die  Ausbildung  neuer  Bezeichnungen  fär  die, 
die  Waaren  transportiren,  herbei. 

Von  den  Losträffem  sondern  sich  im  Jahre  1386  die  Bier- 
träger ab.    Dass  die  Bierträger  zu  den  Losträgern  eehört  haben, 
entnehmen  wir  daraus,  dass  anfänglich  die  Losträger  das  schragen- 
mässige  Recht  besessen  hätten,   zugespuntetes  Bier  und  zuge- 
spunteten  Meth  aus  und  ein  zu  tragen.    Dieser  Artikel  ist  später 
cassirt  und   stammt  wohl   aus   der  Zeit,  wo  zu  den  Losträgern 
die   Bierträger  gehörten.    Im   Jahre   1386   hatte,  wie  eben  er- 
wähnt,   die   Gilde  der  Bierträger  ihren  Schrägen  erhalten,  also 
vor  dieser  Zeit  muss  auch  das  Tragen  des  Bieres  und  Weines 
von  den  Losträgem  besorgt  worden  sein.    Im  Jahre  1463  bilden 
die  Ligger  eipe  eigene  Gilde  zu  Ehren  Johannes  des  Täufers;  bis 
dahin  werden  sie  zu  den  Losträgem  gehört  haben.    Die  Ligger, 
die  auch  Arbeitsleute  genannt  werden,  transportirten  die  Waaren 
hauptsächlich  mit  Pferden,  während  sich  die  Losträger  zur  Be- 
förderung der  Waaren  meist  der  Tragbahren  bedienten;  jedoch 
war  aucn  bei  den  Losträgern   der  IVansport  der  Waaren    auf 
Waffen,  die  von  Pferden  gezogen  wurden,  nicht  ausgeschlossen. 
Welche   Waaren  in   Sonderheit  von   Losträgern   und  von    den 
Ligffern   aus   den  Schiffen  und  Strusen  zur  Waffe  und  aus  den 
Eellern  und  Speichern  und  von  den  Böden  zu  den  Schiffen  be- 
fördert wurden,  werden   wir  kennen  lernen,  wenn  wir  die  aus 
mehreren  Jahrhunderten  stammenden  Streitigkeiten  zwischen  Los- 
trägern   und   Liggern  wegen   der  Grenzen  des  Arbeitsgebietes 
behandeln. 

Neben  dem  Waarentransporte  vollzogen  die  Lostrtoer  gleich 
wie  manche  andere  undeutsche  Aemter  verschiedene  Hantienm- 
gen,  zu  deren  Ausführung  ein  nicht  geringes  Maass  von  phvsiBchen 
Kräften  erforderlich  war.  Heutzutage  werden  ähnliche  Arbeiten 
von  Tagelöhnern,  Expressen,  Soldaten  u.  s.  w.  ausgeführt;  von 
diesen  unterscheiden  sich  die  Losträger  auch  dadurch,  dass  sie 
sich   zu  einer  Reihe  von   Arbeiten  zu  Gunsten  der  Stadt  ver- 

S fliehten  mussten,  d.  h.  sie  hatten  in  Verbindung  mit  den  andern  nn- 
eutschen  Aemtern,  den  Bierträgern,  Liggern  und  Hanfschwingem, 
verschiedene  publike  Leistunffen  auf  sich  zu  nehmen.  Das  deutet 
schon  der  26.  Artikel  des  Losträfferschraffens  an,  der  daraber 
handelt,  dass  sich  die  Losträger  auf  den  im  Namen  des  Raths  er- 
lassenen Befehl  des  Kämmerers  oder  des  Bordingmeisters  einzu- 
finden  hätten.  Der  schon  angeführte  Zusatz  von  Jahre  1485 
redet  von  ganz  bestimmten  Verpflichtungen;  so  mussten,  wie  oben 


61 

benrorgehoben,   die   Losträger  bei  Feuersbrünsten  und  üeber- 
fidiwemiaiiiigen  und  in  Zeiten  des  Aufruhrs  vor  dem  Rathhause 
idH  Instrumenten,  die  zur  Beseitigung  der  Gefahren  dienlich  sind, 
ninit  exen,  spennen,  löpen  unnd  mit  al  sulkem  tuge^  erscheinen 
imd  dem  Bathe  helfen,  die  entfesselten  Elemente  oder  die  Aus- 
brüche menschlicher  Leidenschaft  zu  unterdrücken.    Später  er- 
weitert  sich   der  Kreis   der  publiken  Arbeiten.    Im   18.  Jahr- 
hunderte,   als  schon  lange  die  Losträ^er  den  Namen  Salzträger 
Khrten,   waren  diese   in  Oemeinschau  mit  Liggem  und  Hanf- 
9cliwingem   verpflichtet,    die  Seetonnen,    welche  den   Schiffern 
das  Furwasser  markiren  sollten,   im  Frühlin^e  einzulegen  und 
im  Herbste  herauszunehmen.    Im  Jahre   1738  wurden  die  ge- 
unnten   Arbeitsleute   von  dieser  Verpflichtung  dispensirt,  die 
Ton  jetet  ab  den  Piloten  übertragen  wurde.    Die  Befreiung  ge- 
I    Bdiieht  mit  der  Motivirung,   dass  diese  Aemter  entlastet  werden 
fiüsaten,    da   sie  zur  Beförderung  des  Commercii  dienen  und  zu 
anderen    publiken   Arbeiten  unentbehrlich  seien.    Wie  sehr  das 
Amt  der  balzträger  das  Einlegen  und  Ausnehmen  der  Seezeichen 
als  eine    drückende  Last  empfunden  hatte,  geht  daraus  hervor, 
daas  das  Amt  den  Beschluss  fasste,  die  Namen  seiner  Vorsteher, 
die  sich    um   die  Befreiung  von  der  genannten  Pflichtleistung 
I     verdient   gemacht  hatten,   zur  Erinnerung  im  Amtsbuche  au&u- 
'    zeichnen.    Es  gelang  den  Salzträgern  freilich  nicht,  sich  von  der 
Verpflichtung,  Schiesspferde  zu  stellen,   frei  zu  machen,  jedoch 
I     vnrae  ihnen  zugestanden,  dass  sie  nur  in  der  dringendsten  Noth 
I     mr  Stellung   von  Schiesspferden   herangezogen  werden  sollten. 
I     Diese  Versprechungen  wurden  den  Salzträgern  im  Jahre  1726  ge- 
\    nadity   und  bei   dieser  Gelegenheit  wird   alles  das   aufgeführt, 
\   vas  sie  an  publiken  Leistungen  auf  sich  zu  nehmen  hatten.    Die 
Salzträger  waren  also  verpflichtet: 

1)  den  ganzen  Sommer  hindurch  die  Tonnen  in  die  See  und 
in  die  Düna  zu  schaffen; 

2)  die  Flossbrücke  abzulassen  und  aufzubringen; 

3)  auf  dem  Walle  das  Geschütz  und  die  ganze  Bastion  zu 
reinigen; 

4)  im  Irülyahre  beim  Eisgange  und  ^  hohem  Wasser  auf  den 
Damm  Au&icht  zu  haben; 

5)  die  Nachtwache  abzuwarten; 

6)  in  Ihrer  Msgestät  Hause  die  Fenster,  Kleider  und  auch  in 
der  Küche  zu  waschen  und,  wenn  ein  Ambassadeur  durch- 

Sehe,  aufsuwarten; 
as  Pulver  auf  den  Wällen  zu  trocknen. 
In   Anerkennung  dessen,   dass  von  Seiten  der  Stadt  ihnen 
ncht  wenig  zugemuthet  wurde,  war  ihnen  die  oben  angeführte 
Erleichterung  in    der  Stellung  von  Schiessen  bewilligt  worden. 
Noch  im   19.  Jahrhunderte  waren  die  Salz-  und  Kommesser  zu 


62 

folgenden  Leistungen  verpflichtet:  ^bey  Fenergefahr  auf  die 
Leute  zu  wachen,  fünf  Nachtwechter  zu  stellen  und  jährlich  zu 
unterhalten,  bey  unruhigen  Zeiten  auf  den  Wällen  sich  einzu- 
stellen und  die  Artilleriedienste  zu  verrichten,  welcher  Fall  in 
dem  Eriegsjahre  1812  eingetreten  war.  Insbesondere  aber  auch 
bey  Verfestigung  der  Pforten  in  Wassersgefahr  Tae  und  Nacht 
die  Aufsicht  über  die  Leute  zu  haben.  Ausserdem  sind  die 
Salzmesser  auch  verbunden,  über  die  eingegangenen  Salz-  und 
Getreidegattungen  dem  Hafenzollamte,  dem  Wettgerichte  und  dem 
Wagecomptoir  verschlage  einzuliefern  und  über  das  Wägen  und 
Löschen  des  Salzes  und  über  die  Elarirung  der  Schiffe  Bericht 
zu  erstatten.  Und  noch  während  des  Erimfcrieges  wurden  die 
Salzmesser  mit  den  Liggem  und  Hanfbindem  mit  der  Hand- 
habung der  Eanonen  vertraut  gemacht.  Die  von  ihnen  ge- 
forderten öffentlichen  Leistungen  waren  recht  mannigfaltig;  das- 
selbe kann  man  auch  von  ihren  eigentlichen  Arbeiten  s^en. 
Das  Arbeitsgebiet  der  Losträger  wies  die  verschiedensten  Han- 
tierungen auf.  Machen  wir  uns  mit  ihren  Arbeiten  bekannt  und 
fangen  wir  mit  den  ältesten  Zeiten  an.  In  den  Eämimerei- 
rechnungen  der  Stadt  Riga  aus  dem  15.  Jahrhunderte  wird  über 
die  Losträger  Folgendes  berichtet: 

1469:  „4  mrc,  7  sol  den  loszdregern,  dat  ze  de  mäste  nnde 
de  loddiggen  reddeden  vor  der  koggenbrigge  ime  groten  water .^ 

1469:  „18  mrc.  den  loezdregern  vor  dat  zee  den  holm  in  der 
Düne  benedden  deme  slote  affdregen  hebben.^ 

1472:  „1  mrc.  den  loszdregern  de  de  ovenn  inslogen.** 

Nach  der  ersten  Inscription  haben  die  Losträger  eine  Ver- 
richtung ausgeführt,  die  in  späterer  Zeit  der  Flusspolizei  oder 
dem  Amte  aer  Ankemeken  zukam.  Die  beiden  andern  Ein- 
schreibungen der  Eämmereirechnungen  über  die  Abtragung  eines 
Holmes  bei  dem  Schlosse  und  die  Abreissung  eines  Ofens  be- 
richten über  Hantierungen,  die  die  einfachsten  Arbeiter  ausführen. 

Eine  aus  dem  16.  Jahrhunderte  stammende  Taxe  der  Los- 
träger und  Ligger  giebt  ihr  Arbeitsgebiet  und  die  von  ihnen 
transportirten  Gegenstände  an.  In  und  an  Schiffen,  Speichern, 
Scheunen,  Böden,  an  der  Wage  und  am  Strande  sind  sie  haupt- 
sächlich mit  dem  Tragen,  aber  auch  mit  dem  Abwägen  und 
Einpacken  der  Waaren  beschäftigt.  An  Waaren  werden  in  dieser 
Taxe  Hanf,  Flachs,  Asche,  Theer,  Hering,  Salz,  Wachs,  Talg, 
Boggen,  Laken,  Eisen  und  Häute  (?)  genannt.  Leider  lässt  sich 
nicht  mit  Bestimmtheit  feststellen,  welche  Handelsgegenstl^de 
von  den  Losträgem  und  welche  von  den  Liggem  behandelt 
wurden.  Später  sind  die  Grenzen  zwischen  ihren  Arbeitsgebieten 
aufs  Genaueste  fixirt,  trotz  alledem  giebt  es  beständig  eben 
dieser  Grenzen  wegen  Streit  und  Hader.  Deutlich  geht  aus 
dieser  Taxe  des  16.  Jahrhunderts  nur  hervor,  dass  nur  die  Los- 


68 

trSger  das  Salz  in  den  Kellern  in  Säcke  schütten  durften  und 
dtts  der  Transport  des  Tonnenguts  aus  den  Scheunen  das 
roedelle  Recht  der  Ligger  war,  die  sich  bei  der  Arbeit  auch  der 
Wagen  bedienten.  Ebenso  hatten  die  Losträger  das  Recht, 
Hanf  und  Flachs  aus  den  Strusen  oder  aus  den  Speichern  auf 
die  Wage  zu  bringen  und  abzuwägen,  Roggen  in  aie  Bordinge 
n  schütten  und  Theer  und  Asche  in  die  ^ordinge  zu  f&hren. 
Es  scheint,  dass  auch  den  Losträgem  zukam.  Wachs  und  Talg 
«18  den  Strusen  und  Speichern  auf  die  Wage  zu  tragen  und 
absQwSgen,  ferner  Wachs  .tho  slande  (schlande)^,  „schimysen  to 
dtfeu^  und  einen  «packen  laken  to  slagen^.  Was  darunter  zu  ver- 
Btmu  ist,  kann  ich  mit  Sicherheit  nicht  sa^en.  Die  Manipu- 
lation, die  die  Losträger  beim  Wachsschlaffen  vorzunehmen 
pflegten,  ist  mir  unbekannt.  „Schimysen  tho  slagen^  wird  wohl 
mit  einpacken  zu  übersetzen  sein;  schimise  heisst  Packen  mit 
Hinten,  dann  überhaupt  Packen.  Was  es  bedeutet,  einen  Packen 
.laken  tho  slagen^,  vermag  ich  auch  nicht  anzugeben.  Vielleicht 
neisBt  hier  schlagen  überhaupt  tragen  oder  befördern.  Im 
Jahre  1632  (24.  April)  werden  die  Salzträger  dafür  bestraft, 
dass  sie  die  Packen  in  die  Schiffe  gefuhrt  hatten,  was  seit 
90  Jahren  das  Recht  der  Ligffer  gewesen  war;  die  Salzträger 
waren  nur  berechtigt,  die  P^en  zu  bereiten,  und  die  Weiter- 
be&rderung  stand  nur  den  Ligffem  zu,  ausserdem  waren  die 
Ugger  allein  berechtigt,  mit  Pferden  die  Waare  zu  fuhren. 
In  demselben  Jahre  (1.  Mai)  1632  petitionirten  die  Salzträger 
darom,  das  Eramffut  aus  den  Schiffen  auch  mit  Pferden  abfuhren 
a  dürfen.  Die  Ligger  protestirten  dagegen,  und  das  Amtsge- 
richt erklärte,  nach  dem  alten  Usus  bei  alten  Eaufleuten  Hr- 
famdigungen  einziehen  zu  wollen.  Nach  zwei  Jahren,  1634, 
richten  die  Salzträger  dieselbe  Bitte  an  das  Amtsgericht,  das  in 
derselben  Weise  wie  vor  zwei  Jahren  mit  der  Hinzufugung,  sie 
sollten  sich  unter  einander  friedlich  verhalten,  resolvirte. 

Seit  1633  wird  der  mit  den  Strusen  angeführte  heilige  Flachs 
Ton  den  Salzträgem,  der  zu  Lande  nach  Riga  transportirte 
Rachs  aber  Yon  den  Liggem  in  die  Speicher,  an  die  Wage  oder 
in  die  Schiffe  befördert.  Der  Streit  wegen  des  E^ramguts  findet 
erst  im  Jahre  16^  einen  Abschluss.  Am  15.  October  1642  wird 
to  Streit  zwischen  den  Salzträgem  und  Liggern  folgendermassen 

be««IegtO: 

y&uff  Jnterposition  der  Herren  Ambtherren  und  mit  Zu- 
nehimg  der  Herren  Gänunem  haben  gedachte  Herren  die  Parthen 
Bit  ihrer  beyder  guten  Willen  folgendergestalt  verglichen,  dass 
lemlich  Zucker,  Rosieneu,  Corinten,  Limonen,  Citronen,  Eappers, 
Oliven,  Pflaumen,  Pech,  Theer,  Tallich,  öhl  und  Honig,  Stockfisch 

^)  Der  Saltatrager  Ambisbuch  y.  J.  1727,  S.  18-20. 


64 

and  alles  so  in  Tonnen  gef&hrt,  Ihnen  den  Salzträgern  alleine  ansK 
den  Schiffen  zu  fuhren  oder  zu  tragen,  wie  es  die  Zeit  leyden  will 
und  wohin  der  Eaaffmann  es  getragen  haben  wolle,  ffebührel^  den 
Ligeern  als  Bekl^en  aber  PMer.  Ingber,  Beisz,  Mandeln,  Lackena- 
Packe,  Wolle,  Aßhl,  Hopffen,  Elysen,  Eupffer  auch  alles,  so  in 
Stacken  ist,  gebahret  Ilmen  allein.  Was  aber  in  Tonnen  und 
gewogen  werden  moste,  sollen  die  Salzträger  solches  an  die 
Waage  .zwar  fahren,  die  Liggere  aber  es  abwägen  and  so  balde 
die  Waage  darüber  ganzen,  die  Saltzträgere,  wie  obgemeldt| 
wohin  es  der  Eaafimann  haben  wolle,  tragen  oder  fuhren  sollen* 

Was  aber  die  Saltzträger  mit  ihren  Bähren  an  die  Waage 
abzuwägen  tragen  können,  solches  Ihnen  auch  Selbsten  abzuwägra 
frey  stehet,  das  werden  die  Parthen  firied-  und  freundl.  mit 
einander  zu  leben  ermahnet  und  keiner  einer  dem  andern  diesem 
aufgefaszeten  Vertrage  zu  wiedern  Eindrang  oder  Schaden  zuzu- 
fügen bey  willkührlicher  poen  des  Gerichts,  wormit  die  Parthen 
wohl  friedlich  gewesen  und  mit  Handgeben  demselben  nachzu- 
leben angelobet. 

Aus  dem  Jahre  1690  stammt  eine  Verordnung,  dass  der 
reine  Hanf  von  den  Salzträgern  empfangen  und  zur  Wage  ge- 
bracht werden  soll.  Im  Ja&e  1692  richteten  die  Salzträger  an 
die  Obrigkeit  eine  Supplik,  ihnen  die  von  den  I^zgem  ihnen 
entzogenen  Einnahmen,  welche  die  Wägung  von  Wachs,  Talg, 
Honig,  Pflaumen  und  anderer  Artikel  abwarf,  wieder  zuzuerkennen. 
Der  Kath  oder  das  Eämmereiffericht  resolvirte,  dass  die  Salz- 
träger in  Anbetracht  dessen,  dass  sie  in  Zeiten  der  Noth  die 
Geschütze  auf  den  Wällen  bedienen,  f&r  die  Abwägung  der 
Munition  eine  Entschädigung  beanspruchen  könnten.  Aus  dem 
Jahre  1693  stammt  eine  Sestimmung,  dass  der  Talg,  aus  Bussland, 
Polen,  Litthauen  und  Eurland,  in  grossen  und  kleinen  Tonnen 
kommend,  von  den  Salzträgem  an  die  Wage  zu  transportiren 
sei,  dagegen  solle  der  Talg,  wenn  er  ohne  Gebinde  in  losem  Zu- 
Stande  angeführt  wird,  den  Liggem  überlassen  werden.  Im  Eäfer 
der  Goncurrenz  kam  es  vor,  dass  die  Ligger  die  Tonnen,  in 
denen  der  Talg  ankam,  zerschlugen  und  den  Talg,  als  im  losen 
Zustande  befindlich,  für  sich  in  Anspruch  nahmen. 

Lunten,  die  in  Livland  hergestellt  waren,  sollten  seit  1694 
von  den  Hanfschwingem  und  Liggern^  dagegen  die  Lunten,  die 
ri^scher  Provenienz  waren,  sollten  die  Salzträger  an  die  Wage 
brmffen.  Seit  1703  war  es  den  Salzträgem  erlaubt,  den  aus 
Eurhnd,  Litthauen  und  Polen  eingeführten  Beinhanf  zur  Wage 
zu  fuhren  und  abzuwägen;  die  weitere  Behandlung  und  Be- 
förderung aber  musste  den  Liggern  überlassen  weitlen,  denen 
alle  übrigen  Waaren  aus  den  genannten  Ländern  zukamen.  Nach 
einer  Verordnung  vom  Jahre  1728  gehörte  neben  dem  Beinhanfe 
den  Salzträgern  auch  die  Entg^ennahme  des  Passhanfes,  Torses 


65 

und  Kabelgames.  Einer  Bestimmung  vom  Jahre  1733  ist  zu 
entnehmen,  dass  alle  aus  Polen  auf  Strusen  zugefuhrten  Güter, 
»mit  auch  der  Bast  von  Bäumen,  von  den  Salzträgem  abzu- 
wägen seien.  Im  folgenden  Jahre  heisst  es,  dass  das  Tauwerk 
ans  Moskau  gleichfalls  von  den  Salzträgem  entge^enffenonmien 
md  abgewogen  werde,  die  weitere  Behandlung  und  Ablieferung 
den  Litern  aber  zustehe. 

Das  Jahr  1736  brachte  für  die  Salztr&ger  eine  empfindliche 
finachränkun^;  sie  verloren  nämlich  das  Kecht  der  Abwägung 
derWaareo,  Sie  ihnen  1641  zugesprochen  worden  waren:  Zucker, 
Koanen,  Limonen,  Citronen,  kapern,  Oliven,  Pflaumen,  Pech, 
Theer,  Talg,  Oel,  Honig.  Stockfisch  und  alle  mit  den  Schiffen 
akommenden  Waaren.  Dafar  mussten  ihnen  die  Ligger  das  mit 
Strusen  herangeführte  Eisen  überlassen;  die  Salzträger  waren 
also  hauptsächBch  auf  Eisen,  Hanfwaaren,  die  zu  Wasser  nach 
Biga  geführt  wurden,  und  auf  Salz  beschränkt.  Lange  Zeit  war 
der  wichtigste  Gegenstand  ihres  Transportes  das  Salz,  nach 
dem  sie  ja  auch  seit  dem  16.  Jahrhunderte  ihren  Namen  er* 
balten  hatten.  Seit  der  Gründung  der  Stadt  ist  das  Salz  eines 
der  wichtigsten  Gegenstände  des  Handels  im  Laufe  der  Jahr- 
bnderte  gewesen.  Als  sich  verhältnissmässig  spät  das  russi- 
eehe  Salz  auf  dem  rigischen  Markte  Geltung  verschafft  hatte, 
UBSBte  der  Handel  mit  dem  westeuropäischen  Salz  zurücktreten, 
Bod  Handelsgesetze  mussten  erlassen  werden,  die  auch  die  Ent- 
tiiielang  des  Salzträgeramts  beeinflussten  und  schliesslich  die 
Toschmelzung  der  Salzträger  mit  dem  Messeramte  herbeifahrten. 
Der  Handel  mit  Salz  war  gewissen  Gesetzen  unterworfen.  Die 
Tonnen,  mit  denen  das  Salz  gemessen  wurde,  pflegte  man  bei 
der  Wage  au&abewahren.  Aus  einer  Verordnung^  vom  Jahre 
1638  ffeht  hervor,  dass  nach  alter  Gewohnheit  die  »alzträger  in 
den  feilem  beim  Salzmessen  darauf  zu  sehen  hatten,  dass  das 
ciDgemessene  Salz  zweimal  gestampft,  zweimal  geschüttelt  und 
dson  zugeschlagen,  aber  nicht  mit  Keulen  in  die  Maasse  einee- 
BcUagen  würde.  Die  Bürgerschaft  gerieth  in  Streit  mit  den 
^wigem,  weil  sie  das  Salz  von  ihren  Bedienten  messen  und 
^Mdcen  Hess  und  sich  der  Salzträger  nicht  bedienen  wollte, 
ha  Jahre  1722  entschied  der  Bath  diesen  Streit  dahin,  dass 
das  Salz  in  Tonnen  von  jedem  beliebigen  Bedienten  gepackt 
werden  könnte,  jedoch,  wenn  das  Salz  gemessen  und  in  Säcke 
pBchüttet  werden  sollte,  so  hätte  man  guter  Ordnung  halber 
ttd  ZOT  Beibehaltung  des  publiken  Gredits  zu  dieser  Arbeit  die 
Uztriiger  heranznzienen,  die  die  von  der  Stadt  bestätigten  Maasse 
kontzen. 

Im  Jahre  1724  bestand  das  Amt  der  Salzträger  aus  3  Pathing 
^  jedes  Pathing  aus  8  Personen.  Unter  Pathing  wird  man 
*^U  eine  Gruppe  oder  Abtheilung  der  Salzträger  zu  verstehen 


haben.  In  dem  genannten  Jahre  wurde  ihnen  eingeschärft,  dass 
sie  beim  Empfange  der  Salztonnen  dem  Wagenschreiber  an  der 
Wage  ein  Zeichen  einzuliefern  und  bei  der  Rückgabe  der  Tonnen 
wieder  in  Empfang  zu  nehmen  hätten.  Am  30.  Aug.  1724  wurden 
den  Salzträffem  bleierne  Zeichen  sub  signo  E.  p.  i.  F.  P.  2  Z. 
P.  3.  zwölf  für  jedes  Pathing,  ausgereicht.  Im  Janre  1726  waren 
20  Tonnen  zum  Salzmessen  in  der  Wagekammer.  Im  Jahre 
1746  wurde  bestimmt,  dass  ein  Kaufmann  nicht  mehr  als  eine 
halbe  Last  ohne  Salzträger  packen  lassen  dürfe.  Aus  demselben 
Jahre  stammt  auch  die  Verfugung,  dass  die  fremden  Negotianten 
am  Abend  oder  am  frühen  Morfi;en  den  Salzträgem  ansagen 
lassen  sollten,  wann  sie  ihrer  Hül^e  bedürften. 

Die  Handelsordnung   vom    Jahre    1765  hob  das  Amt  der 
Salzträger  auf,  und  die  Salzträger  gehörten  von  nun  ab  zu  den 
verordneten  Salit-,  Korn-,  Saat-,  Apfel-  und  Kohlen-Messern.   Kurz 
vor  ihrer  Vereinigung  mit   den   Messern  richteten  sie  an  den 
Bath  die  Bitte,  ihr  „Amt  bey  der  Anzahl  von  27  Personen  zu 
lassen,   aber   doch   wenigstens   die  Vermehrung   dergestalt   der 
Billigkeit  nach,   dasz   solche  mit  den  Einkünften  und  dem  Ver- 
dienst  des   Amts   eine  gehörige  Proportion  habe,  zu  treffen  ge- 
ruhen woUe^.    Der  Rath  wies  diese  Bitte  als  unstatthaft  zurück 
und   theilte   dem   Amte  mit,   dass  es  auf  60  Personen  vermehrt 
werden   sollte.    Bald   wird   die   Incorporation  in  das  Amt  der 
Messer  erfolgt  sein.     Am  10.  August  1773  wird  vom  Rath  ver- 
ordnet,  .dasz   die  Messere,   wenn  sie  Sturzwaaren  auszumeszen 
hätten,   aas  Abstreichen  des  Maaszes  durchaus  selbst  verrichten 
und   solches   unter  keinerley  Vorwand   durch  einen  andern  be- 
werkstelligen lassen  sollten;    2)  dasz  sie   die  Meszere  nach  ge- 
schehener Ausmessung  und  nachdem  die  Säcke  von  ihnen  zuge- 
bunden worden,  selbige  dem  Ligger  zum  Transport  überliefern, 
Meszere  und  Liggere  darüber  Kerbstöcke  halten  und  die  Anzahl 
der  ausgemeszenen  und  abgelieferten  Säcke  oder  Fuhren  jedesmal 
auf  ihren   Kerbstöcken  notiren  sollten.    Diejenige  Liggere  und 
Messere  aber,   welche  diesen  gerechtlichen  BefeU  zu  übertreten 
sich  erdreisten,  würden  zur  wohl  verdienten  Strafe  ihres  Unge- 
horsams  für   das   erstemal  mit  Peitschenschlägen  gezüchtigt,  wr 
das  andermal  aber  zur  Zuchthausarbeit  condemniret  zu  werden, 
ohnfehlbar  gewärtig   seyn    sollten.     Officiose  citatiseher  Ämter 
Olderleute  Jacob  Winck  und  Caspar  Lau  wollten  diese  ihnen  ge* 
wordene  Verfugung  Ihren  Amtsbrüdern  zur  Nachlebung  bekannt 
machen."     Unter  den   in  obiger  Verordnung  genannten    Sturz- 
waaren   verstand   man    Korn    und    Saat,   deren  Transport    den 
Liggern  gehörte,  jedoch   1812  ihnen   entzogen  und  den  Kern- 
messem  zugesprochen  wurde.    Das  geschah,  weil  man  der  Ansicht 
war,   dass   die  Ligger  durch  das  Anwachsen  der  Einfuhr   aus- 
ländischer Waaren  (besonders  Golonialwaaren)  vollauf  entschädigt 


67 

I  worden.  ImBewusstseine  ihrer  ehrwürd^en Vergangenheit  mochten 
die  froheren  Salzträger  vielleicht  den  Wunsch  gehegt  haben,  inner- 
halb des  Messeramts  eine  eeschlossene  Omppe  oder  einen  Kreis 
for  sich  zu  bilden,  und  deshalb  werden  sie  die  Lade  mit  dem 
Snn-  und  Silberzeuge,  den  Papieren  und  andern  Gegenständen  des 
froheren  Salzträfferamts,  als  ihr  Eigenthum  ansehend,  beim  Wein- 
aehenken  Schmidt  verwahren  haben  lassen.  Im  Jahre  1777  war 
das  aber  dem  Rathe  hinterbracht  worden,  und  dieser  verfugte,  dass 
die  früheren  Salzträger  dafür,  dass  sie  die  Lade  mit  dem  Inventar 
ihres  Amtes  dem  Amte  der  Messer,  dem  sie  nun  gehöre,  entzogen 
hätten,  strafbar  seien,  von  der  Strafe  wolle  aber  diesmal  der  E^th 
noch  absehen.  Die  verzeichneten  Gegenstände  wurden  dem  Messer- 
«nte  als  Eigenthum,  an  dem  alle  Brüder  gleichen  Antheil  haben 
sollten,  übergeben.  So  kamen  im  Jahre  1777  in  den  Besitz  der  Messer 
auch  die  alten  Documente  und  Bücher,  von  denen  sie  kürzlich 
einen  werthvoUen  Theil  der  Papiermühle  zufuhren  wollten. 

Die  mit  der  Vergrösserungjier  Stadt  veränderten  Verkehrs- 
Qsd  Handelsverhältnisse  und  Wandlungen  des  Geschäftslebens 
haben  der  Thätigkeit  der  Messer  und  Ligger  den  Boden  entzogen. 
Sie  existiren  ja  beide  noch  heute,  doch  in  sehr  bescheidenen  Ver- 
hältnissen. Die  Messer  wägen  noch  heute  Korn,  Salz  und 
Kohlen,  jedoch  nur  mit  der  Decimalwage,  und  an  der  sogenannten 
Stück^twage  sind  die  Li^er  noch  heute  beschäftigt,  die  auch 
die  mit  Beschlag  belegten  Waaren  in  Verwahrung  nehmen.  Das 
Liggeramt  geht  aber  seiner  Auflösung  entgegen.  Im  Augen- 
blicke besteht  es  aus  8  aktiven  und  5  passiven  Mitgliedern. 
Neue  Mitglieder  dürfen  nicht  mehr  aufgenommen  werden.  Das 
Messeramt,  das  einige  20  Mitglieder  zählt,  steht  auf  lebens- 
fUiigerer  Grundlage. 

I  Ihren  offiziellen  Charakter  haben  beide  Aemter  schon  längst 

eingebüsst. 

Ueber  die  gesellschaftliche  Stellung  der  Ligger,  Salz- und  Korn- 
messer,  Hanfschwinger  und  Hanfbinder,  der  sogenannten  Han- 
delsämter, ist  noch  ein  Wort  zu  sagen;  sie  besassen  im  15.  und 
16.  Jahrhunderte  das  Bürgerrecht,  obwohl  sie  zu  den  ündeutschen 
cehdrten  und  daher  auch  undeutsche  Aemter  genannt  wurden. 
In  der  Mitte  des  18.  Jahrhunderts  muss  dieses  Bürgerrecht  be- 
deutende Einschränkungen  erfahren  haben,  denn  als  sie  in  einer 
Supplik  an  den  Generalgouverneur  schüchtern  die  Hand  nach 
gewissen  Gildeberechtigungen  auszustrecken  versuchten,  erklärte 
die  Aeltestenbank  grosser  und  kleiner  Gilde  in  einer  Eingabe 
d.  d.  11.  Juni  1761,  es  sei  „eine  ganz  unerhörte  Verwegenheit, 
wenn  die  untentschen  Aemter,  als  Leute,  die  dem  Publice  und 
den  Bürgern  Dienste  zu  leisten  von  jeher  bestellt  sind,  sich  er- 
frech»!, ihrer  angeborenen  Niedrigkeit  sich  zu  entreiszen  u.  s.  w.^ 
hk  demselben  Sinne  sprach  sich  Ein  Dirigirender  Senat  in  dem 

6» 


68 

ükase  vom  23.  November  1752  ans,  indem  er  mit  der  Ansicht 
des  Baths,  „dasz  von  Anfang  der  Stadt  zwischen  den  Tentschen 
und  ünteutschen  ein  solcher  Unterschied  gewesen,  dasz  Letztere 
von  dem  Bürgerrecht  gänzlich  ausgeschlossen  und  zum  immer- 
währenden Andenken  i&er  Knechtschaft  mit  knechtischer  Arbeit, 
als  Beinigui^  der  Brücken,  Führung  der  Eiinonen  und  dergl. 
belegt  werden^,  durchaus  einverstanden  war.  Nach  den  in  den 
zwanziger  Jahren  des  19.  Jahrhunderts  zwischen  den  Aemtern  und 
der  Obrigkeit  wegen  der  Taxen  geführten  Streitigkeiten,  die  bis 
an  den  Kaiser  gingen,  änderte  die  Bürgerschaft  total  ihre  Ansicht 
über  die  sociale  Stellung  der  Handelsämter  und  nahm  1832  die 
Berechtigung  zum  Eintritte  in  diese  Handelsämter  für  verarmte 
Bürger  der  grossen  und  der  kleinen  Gilde  in  Anspruch. 

Trotz  des  Widerspruches  des  Baths  und  des  Börsencomitds 
wurde  der  Wunsch  der  Bürgerschaft  vom  Generalgouvemeur  1832 
(10.  Dec.)  bestätigt.  Der  Börsencomitä  ging  an  den  Senat  und 
wies  darauf  hin,  dass  diesen  Aemtern  zugewiesene  Dienstleistungen 
eine  kräftige  Constitution  und  einen  einfachen  Sinn  voraussetzten. 
Das  alles  hatte  keinen  Erfolg.  Der  Senat  entschied  1837,  dass 
es  bei  der  bisherigen  Ordnung  bis  zu  der  in  Aussicht  genommenen 
Beprüfung  der  Privilegien  der  Ostseeprovinzen  sein  Bewenden 
zu  behalten  habe.  Nur  kurze  Zeit  haben  die  undeutschen 
Aemter  zur  Verpflegung  der  verarmten  Bürger  gedient.  In 
der  zweiten  Hälfte  des  19.  Jahrhunderts  stehen  sie  wieder  selb- 
ständig da. 

Der  Inhalt  des  auf  Anordnung  des  Raths  im  Jahre  1777 
verfassten  Verzeichnisses  des  Inventars  der  Salzträger  mag  hier 
kurz  angegeben  werden: 

11  silberne  Löffel,  gezeichnet  mit  verschiedenen  Namen. 
6  Dutzend  zinnerne  Teller. 

35  tiefe  zinnerne  Schüsseln. 

12  flache  zinnerne  Schüsseln. 
34  zinnerne  Löffel. 

1  grosse  zinnerne  Bierkanne  mit  einem  Hahne. 
1  zinnerner  Pokal,  gezeichnet  Johann  Kagge  Fischer. 
6  zinnerne  Kannen,  gezeichnet  Das  Amt  der  Salzträger. 
26  zinnerne  Kannen,  gezeichnet  mit  verschiedenen  Namen. 
22  zinnerne  Becher,  gezeichnet  mit  verschiedenen  Namen. 
Aus  Messing:    einen   Kessel,    einen  grossen  Leuchter   mit 
6  Armen,  6  Leuchter  und  eine  Glocke.    Eine  kupferne  Pfanne. 
Zwei    Beutel   mit    alten   Münzen,   silberne  und   Kupferne   (vom 
16.  Jahrhunderte  an).    Eine  silberne  Breze  mit  Steinen  an  einer 
silbernen  Kette,   inwendig  Christus  am  Kreuze  und  die  heilige 
Familie  aus  Messing.   Ein  Beutel  mit  verschiedenen  Werthsachen, 
die  der  Elisabeth  Kalle  gehörten  und  denen  eine  Specifikation  bei- 
gelegt ist. 


69 

An  Docmnenten  und  Aufzeichnungen  wird  Folgendes  erwähnt: 

3  alte  Bücher,  worin  die  Amtsbrüder  eingeschrieben  sind. 
£n  geschriebenes  Bach,  worin  sich  die  Bauersprache,  der 
Schrägen  der  grossen  Qilde  n.  s.  w.  befinden,  ein  Buch  mit 
Acten  eines  edlen  Eämmerei- Gerichts  in  Sachen  des  Amts  der 
Salsträger  contra  das  Amt  der  Ligger  de  Anno  1728. 

Drei  Salzträger -Amtsbücher,  enthaltend  die  Schrägen  und 
andere  za  dem  Amte  gehörige  Rrotocolle  und  Documente. 

Ein  Privil^um  für  die  Gesellschaft  der  Träger  vom  Erz- 
bischof Silvester  in  originali  mit  Mönchsschrift. 

Ein  Bathspriyilegium  for  die  Träger  von  Anno  1460  mit 
Mönchsschrift. 

Eine  Menge  gerichtlicher  Protocolle  und  Documente. 
Manche  Ton  den  im  Inventar  angegebenen  Handschriften 
befindet  sich  heute  im  Besitze  der  GeseUschaft  for  (beschichte 
und  Alterthumskunde  der  Ostseeprovinzen.  Manches  von  den  an 
sie  gelangten  Materialien,  das  in  Folge  der  Ungenauigkeit  der 
Angabcoi  nicht  zu  erkennen  ist,  wird  vielleicht  den  Archivalien, 
die  als  Documente  und  Protocolle  bezeichnet  sind,  beigezählt 
sein.  Manches  wieder  der  im  Jahre  1777  namhaft  gemachten 
Archivalien  ist  auf  uns  gar  nicht  gekommen  und  wird  eben 
verloren  g^an^en  sein.  So  ein  geschriebenes  Buch,  das  die 
Baoerspra^e,  den  Schrägen  der  grossen  Gilde  u.  a.  m.  enthält. 
Von  dem  Tisch-  und  Hausgeräth  aus  Silber,  Zinn.  Messine 
und  Kupfer  hat  sich  bis  auf  eine  Kanne,  die  Herr  von  Senffbusch 
koTzlich  unserer  Gesellschaft  ^escheuKt  hat,  nichts  erhalten. 
Diese  zinnerne  Kanne  gehörte  George  Purith  und  ist  auch  1777 
verzeichnet  worden;  sie  stanmit  aus  dem  Jahre  1739  und  trägt 
folgende  Inschrift: 

Auf  dem  Deckel:  ^George  Purith  Saltz-Träger  Riga  d. 
18.  Septemb.  Anno  1739.^ 

Auf  der  äusseren  Wand  des  Kruges  in  einer  mit  einer 
Krone  abgeschlossene  Guirlande: 

-Herr  Christ  Wen  Ich  Zur  Arbeit  Geh 
Süt  Deiner  Kraft  Mir  Stets  Bey  Steh, 
Bey  Meinem  Schweis  Dein  Seegen  Sey, 
So  Werd  Ich  Satt  Und  Sorgen  Frey."^ 


^)  Aof  der  inneren  Seite  des  Deckels  ist  das  Beschanzeichen  der  Stadt 
Sgl  nnd  elo  Meiaterzeiclien  aDgebracht 


W^>^^*^^^A^^^^^ 


70 

(61.  Tersammlang  am  8.  Mai  1903. 

Der  Präsident  H.  v.  Bruiningk  eröflhete  die  Sitzung  durch 
die  Mittheilung,  dass  die  Subskriptionsliste  zur  Herstellung  einer 
Gedächtnissmedaille  auf  Dr.  Anton  Buchholtz  vorläufig  geschlossen 
worden  ist,  nachträglich  eingehende  Zahlungen  jedoch  bereit- 
willigst entgegengenommen  werden.  Ueber  das  Ergebniss  wird 
s.  Z.  Rechenschaft  abgelegt  werden. 

Derselbe  berichtete  ferner,  Herr  Archivar  Hugo  Lichtenstein 
habe  sich,  entsprechend  der  seitens  des  Direktoriums  an  ihn 
gerichteten  Aufforderung,  bereit  erklärt,  dem  imAugust  d.  J.  in 
Charkow  stattfindenden  12.  Archäologischen  Eongress  als  Dele- 
girter  der  Gesellschaft  beizuwohnen. 

Es  wurden  mehrere  Zuschriften  geschäftlichen  Inhalts  verlesen. 

Für  die  Bibliothek  waren  laut  Bericht  des  Bibliothekars 
u.  A.  folgende  Geschenke  eingegangen:  1)  von  Herrn  Hans 
Hollmann  dessen:  Kurlands  Agrarverhältnisse.  Riga  1893;  2) 
von  Herrn  B.  v.  Schrenck  dessen:  Zur  Frage  der  Einfahning 
einer  communalen  Einkommensteuer  in  Riga.  Riga  1902;  3)  von 
dem  Rigaschen  Stadtamt:  Photographien  von  zwei  Urkunden 
des  Stadtarchivs,  ausgestellt  von  den  Fürsten  von  Smolensk  1229 
und  1284.  Geschenke  waren  ferner  eingegangen:  von  Frl.  E. 
Friedrichson,  Frl.  J.  Hellmann,  den  Geschwistern  Henko 
und  Herrn  Pastor  Euntzendorff  in  Riga,  Herrn  Dr.  G.  So- 
doffsky  in  St.  Petersburg  und  Herrn  Dr.  C.  Alt  in  Weimar. 

Der  Bibliothekar  theilte  ferner  mit,  dass  der  Haupt- 
bestand der  Bibliothek  des  verstorbenen  Dr.  Anton  Buchholtz 
von  dessen  Bruder,  Dr.  Arend  Buchholtz  in  Berlin,  kürzlich 
unserer  Bibliothek  überwiesen  worden  sei.  Dank  diesem  reichen  Zu- 
wachs, der  hauptsächlich  aus  numismatischen  Werken  besteht,  sei 
unsere  Bibliothek  in  diesem  Fache  nunmehr  bestens  ausgestattet. 
Für  das  Museum  waren  laut  Bericht  des  stellv.  Museoms- 
inspektors  dargebracht  worden:  1)  von  Dr.  Arend  Buchholtz 
in  Berlin  aus  dem  Nachlass  seines  Bruders  Dr.  Anton  Buchholtz: 
eine  grosse  Vase  aus  Marmor,  fünf  Pfeifenköpfe,  zwei  silberne 


i  71 

C^gurendosen,  eine  eilberne  Spindeluhr,  ein  Terzerol  mit  Feuer- 
steinscUoBs,  51  BÜbeme  Perlen  (ELrellen),  eine  grössere  Anzahl 
1      alberner  Anhänger  und  Breetzen  (Banerschmnck),  sechs  geschlif- 
fene Gläser,  eine  kleine  Goldwaage  und  mehrere  sonstige  Gegen- 
^     stände;    2)  von   Frl.   E.   Friedrichson:    ein   Pfeifenkopf  aus 
I     PoizeUan,  Glasbecher,  Gürtelschnalle  und  ein  Paar  Ohrgehänge; 

3)  Ton   FrL  J.  Hellmann:   ein  grosser  ELamm  aus  Schildpatt; 

4)  Ton  Herrn  Oberlehrer  B.  Hollander:  Brustbild  eines  ün- 
bekannten,  Miniaturmalerei  auf  Elfenbein  in  Medaillonformat, 
18.  Jahrh.;  5)  Ton  Frau  G.  Tomaszewski  geb.  Trillitzsch:  ein 
Teller  mit   dnrehbrochen   gearbeitetem   Bande;    6)   von  Herrn 

'  Pastor  W.  Kuntzendorff:  drei  mit  Gold,  Silber  und  Seide 
aosgenähte  Kelchdecken;  7)  von  Herrn  dim.  Kreisrichter  H.  v. 
Meyer:  die  Uniform  eines  Dorpater  Studenten  von  1803,  ein 
Terzerol  mit  Feuersteinschloss,  die  Reiseapotheke  eines  Land- 
arztes, 19.  Jahrh.  1.  Hälfte,  und  ein  Pfeifenrohr,  dessen  kunst- 
I  reiche  Drechslerarbeit  im  Schattenrisse  das  Profilbild  Kaiser 
Alezanders  1.  erkennen  lässt;  8)  von  Herrn  G.  v.  Sengbusch: 
das  in  Oel  gemalte  Brustbild  des  weil.  Direktors  Dr.  Anton 
Buchholtz,  bestimmt  für  den  Sitzungssaal,  und  vier  zur  Aus- 
adminckung  des  Treppenhauses  des  Dommuseums  bestimmte 
Wappenscheiben  (Livland,  Estland,  Kurland  und  Oesel). 

Für  das  Münzen-  und  Medaillencabinet  waren  (beschenke 
dargebracht  worden  von:  den  Herren  Georg  Hauck,  Pastor  W. 
Knntzendorff,  Dr.  med.  W.  Waldhauer,  FrL  E.  Friedrich- 
Boa  ond  Frau  G.  Tomaszewski  geb.  Trillitzsch. 

Zn  ordentlichen  Hitgliedern  wurden  aufgenommen:  die 
Herren  Aloys  de  Chey,  Bevolhnächtigter  der  Alt-Pebalgschen 
Güter  in  Alt-Pebalg,  und  Alezander  Sommer,  Beamter  der 
Stadlgnterverwaltung  in  Riga. 

Es  wurde  vorgetragei  eine  Zuschrift  des  Herrn  Oberlehrers 
Fr.  von  Keussler  in  St.  Petersburg  über  die  von  ihm  vorge- 
nommene Durchsicht  der  vom  bekannten  Sammler  und  Numis- 
natiker  Wirkl.  Staatsrath  J.  G.  Jyersen  hinterlassenen  reichen 
Samiiilnug  baltischer  Urkunden  (s.  unten). 


72 

Eb  wurde  femer  vorläufige  Mittheilung  gemacht  über  einige 
vom  korrespondirenden  Mitgliede  Professor  K.  Höhlbaum  ia 
Giessen  der  Oesellschaft  zur  Verfügung  gestellte  Abschriften  voa 
Urkunden  aus  dem  Kölner  Stadtarchiv,  die  für  die  Oeschichte 
Livlands  während  der  Jahre  1575—1584  von  Interesse  sind. 
Da  diese  Urkunden  im  zweiten  Bande  der  Hansischen  Inventare 
verzeichnet  werden  sollen,  dessen  Erscheinen  im  Herbst  d.  J. 
zu  erwarten  steht,  blieb  die  genauere  Inhaltsangabe  bis  dahin 
vorbehalten. 

Der  Vorsitzende  verlas  einige  Stellen  aus  einem  an  ihn 
gerichteten  Privatschreiben  des  korrespondireiden  Mitgliedes 
Baron  Harald  Toll  in  Beval.  In  Anknüpfung  an  die  vom 
Vortragenden  in  der  Sitzung  vom  10.  November  1899  gemachten 
Mittheilungen  über  den  Pastor  der  Roopschen  Gemeinde  Johannes 
Kappun,  der  laut  Protokoll  der  Kirchen-  und  Hakenrevision  von 
1630  ein  „Undeutscher^  war,  und  aus  den  damals  dargel^ten 
Gründen  als  lettischer  Herkunft  zu  gelten  habe,  weist  Baron 
Toll  auf  einen  analogen  Fall  hin.  In  K.  E.  Napiersky,  Beiträge 
zur  Geschichte  der  Kirchen  und  Prediger  in  Livland,  Heft  3, 
Mitau  1850,  S.  1,  heisst  es  von  dem  Pastor  zu  Luhde  Matthias 
Haber  (ca.  1630— -1632),  er  sei  eines  Bauern  Sohn  aus  einem 
Dorfe  im  Luhdeschen  gewesen  und  vom  Luhdeschen  Erbherm 
zur  Schule  gehalten  worden.  Wie  Baron  Toll  bemerkt,  lässt 
sich  besagter  Matthias  Haber  aus  dem  ehemals  im  estländischen 
Ritterschaftsarchiv  befindlich  gewesenen,  g^enwärtig  zum  Archiv 
der  livländischen  Bitterschaft  (Nr.  253)  gehörigen  Bevisions- 
protokoll  von  1624  als  Luhdescher  Pistor  nachweisen.  Der 
Vortragende  hat  ihn  auch  im  Revisionsprotokoll  von  1630  (a.  a. 
0.  257  a  S.  94)  als  Pastor  zu  Luhde  (Walk)  verzeichnet  gefunden. 
Die  von  Napiersky  benutzte  archivalische  Quelle,  die  höchst 
wahrscheinlich  im  Archiv  des  livländischen  Konsistoriums  vor- 
handen war,  konnte  gegenwärtig  leider  nicht  aufgefunden  werden, 
doch  sind  die  von  Napiersky  gemachten  genaueren  Angaben 
über  des  M.  H.  Ordination  als  Pastor  zu  Luhde  soweit  eingehend, 
dass  die  Benutzung  zeitgenössischer  Quellen  nicht  wohl  bezweifelt 


73 

Verden  kann.  Baron  Toll  berichtet  femer  über  einen  Fall  ans 
jener  Zeit,  wo  einem  hörigen  Bauern,  einem  jungen  Esten,  behufs 
seiner  akademischen  Ausbildung  ein  Freibrief  ertheilt  wird.  In 
einer  zu  Beval  1635  Juni  3  ausgestellten  Urkunde,  deren  Goncept 
sich  im  esüändischen  Ritterschaftsarchiv  befindet,  erklären  die 
einzeln  genannten  estländischen  Landrähte  in  ihrer  Eigenschaft 
als  j^inspectores  des  Gutes  Kuyemetz^,  sie  hätten  auf  Ansuchen 
des  Berend  von  Saaltze  zu  Kow  ^dem  aus  dem  Gute  Euyemetz 
hurtigen  jungen  Menschen  Johan  Berendson^,  der  geraume  Zeit 
bei  den  Kindern  des  Supplikanten  „praeceptor^  gewesen,  nunmehr 
aber  firemde  Akademien  zur  Fortsetzung  und  Yervollständigung 
seiner  Studien  zu  beziehen  beabsichtigt,  diesen  Freibrief  aus- 
gestellt, wohl  wissend,  „dass  gedachter  junger  Mann  im  Gute 
Knyemetz  von  guten  Eltern  echt  und  recht  geboren^,  wie  denn 
sie  (die  Landräthe)  denjenigen,  die  sich  zum  Studiren  und 
Erlernung  guter  Kenntnisse  und  Sprachen  mit  Fleiss  begeben, 
mit  allen  Gunsten  geneigt  und  zugethan  sind,  und  im  Torliegenden 
Falle  für  sich,  ihre  Nachkonmien  und  Successoren,  den  J.  B. 
nicht  mehr  fordern  wollen,  der  ohne  Eintrag  die  Freiheit  gemessen 
und  behalten  solL  Dagegen  wird  J.  B.  verpflichtet,  sein  ange- 
iangenes  Studium  dermassen  fortzusetzen,  „dass  er  seinem  Yater- 
lande  zu  Nutze  gedeyen  und  nützlichen  gebraucht  werden  kann^. 

Wo  Yon  der  Fortsetzung  der  Studien  die  Rede  ist,  findet 
sich  der  seltsame  Zusatz:  „bey  Verlust  der  Freyheit^,  er  ist  aber 
eingeklammert,  hat  also  wohl  als  delirt  zu  gelten. 

Sodann  sprach  der  Präsident  H.  y.  Bruiningk  über  die  in 
BIga  im  Mittelalter  üblichen  Vornamen,  wobei  er  speciell  die 
Frage  erörterte,  ob  und  in  wie  weit  auf  die  Wahl  der  Tauf-, 
Vor-  oder  Bufinamen  die  Heiligenverehrung  von  Einfluss  gewesen 
ist  (s.  unten). 

Inspektor  G.  Mettig  machte  ergänzende  Mittheilungen  über 
die  silberne  Statuette  des  hl.  Bitters  Georg  im  Silberschatze 
der  Schwarzen  Häupter  zu  Riga  (s.  unten). 


«s«V^V>^^^^V^^«^^ 


74 

Die  gegenwärtige  M.  Iversensche,  vormals  Edm.  Iversensohe 
ürkandensammlang. 

Von  Friedrich  v.  Kenssler. 


Nach  dem  Tode   des   am  13.  April  1900  verstorbenen  be- 
kannten Sammlers  und  Numismatikers  Wirkl.  Staatsraths  JuL 
Gottl.  Iversen  ist  in  den  Besitz  seines  Neffen,  des  St.  Peters- 
burger Rechtsanwalts  Maximilian  Iversen,  eine  reiche  Samm- 
lung baltischer  Urkunden  —  im  weiteren  Sinne  des  Wortes  — 
übergegangen,    welche   dem  Vater  des  Letztgenannten,  dem  am 
24.  December  1872  verstorbenen  Bevaler  Gonsulenten  Edmuad 
Iversen   (siehe   das  Dorp.   Album   academicum  Nr.  4348),  ge- 
hört hat.    Wer   der   ursprüngliche  Eigenthümer  der  Sammlung 
gewesen,   vermag  Herr   Rechtsanwalt  iversen   nicht  anzugeben, 
vermuthet  jedoch,  dass  der  Vater  sie  vom  Revaler  Gonsulenten 
Heinr.  Joh.  Glausen  (gestorben  den  8.  August  1869,  Alb.  acad. 
Nr.  4272)  erworben  habe.    Einen  gewissen  Hinweis  auf  die  Her- 
kunft  der   Bestände  giebt   die   Thatsache,  dass  sie  meist  auf 
Estland  Bezug  haben;  aber  lediglich  einem  oder  auch  mehreren 
öffentlichen  Archiven  können  sie  nicht  angehört  haben,  weil  sie 
zugleich  viele  Privaturkunden,  namentlich  Briefschaften  u.  s.  w., 
aufweisen.    Der  weiland  Gonsulent  Edm.  Iversen  hat  das  ganze, 
im  Allgemeinen  recht  gut  erhaltene,  zum  Theil  bereits  beschädigte 
Material  erst  gesichtet,  es  sodann  in  fünfzehn  ziemlich  gleich 
starke  Foliobände  einbinden  lassen  und  sie  selbst  mit  Anf- 
schriften  versehen.   —   Herr  Rechtsanwalt  M.  Iversen  hat  die 
IVeundb'chkeit  gehabt,    mir  Einblick  in   die   Sammlung  zu  ge- 
währen,  daher  ich  in  der  Lage  bin,  wenigstens  in  aller  Kürze 
über  den  Inhalt  zu  berichten. 

Dass  die  Iversensche  Sammlung  früher  weit  umfassender  ge- 
wesen ist,  beweist  die  erste  Auflage  von  Ed.  Winkelmanns 
„Bibliotheca  Livoniae  historica*'  (St.  Petersburg  1870),  denn  hier 
sind  S.  399  im  ^Register  der  Handschriften  nach  ihrem  Aufbe- 
wahrungsorte'  bei  ^23.  Reval,  Bibliothek  des  H.  Gonsulenten 
Iversen  ,  achtzehn  Nummern  angegeben.  Der  zweiten  Auflage 
dieses  Werkes  (Berlin  1878)  fehlt  ein  solches  zusammenfassendes 
-Register**.  Indessen  ergiebt  ein  Vergleich  mit  der  ersten  Auf- 
lage, dass  nach  Edm.  Iversens  Tode  viele  Bestände  seiner  Samm- 
lung in  den  Besitz  der  Estländischen  Literarischen  Gesellschaft  ge- 
langt sind,  während  das  Verbleiben  anderer  sich  nicht  hat  nach- 
weisen lassen.  Die  gegenwärtig  im  Besitz  des  Herrn  Rechtsan- 
walts M.  Iversen  befindlichen  fünfzehn  Bände  sind  in  der  zweiten 
Auflage  der  „Bibl.  Liv.  bist."  unter  Nr.  4062,  5287,  5288,  5289 
und  6151  erwähnt.    Es  sind  das: 

I.  Ein  Band  „Protocoll-Goncepte  des  Burggerichtf 
^us  dem  XVII.  Säculo"  (Winkelmann  Nr.  4062).    Der  Banc 


75 

lieginnt  „Anno  1632  den  3.  Febmary^  and  reicht  bis  in  den 
Anfang  der  sechsziger  Jahre;  doch  sind  die  Acten  nicht  chrono- 
logiach  genan  geordnet,  und  die  letzte,  den  Band  abschliessende 
Acte  ist  «Ao.  1650  den  11.  [?]  Jnly«  datirt. 

n.  Ein  Band  „Alte  Verordnungen"  (Winkelmann 
Nr.  5287).  Diesem  ist  von  der  Hand  Edm.  Iversens  ein  Index 
folgenden  Inhalts  vorausgestellt:  „1.  Processordnung  für  das  Burg- 
gericht vom  11.  Januar  1650,  fol.  1—8.  3.  Interims-Ordnung 
derer  Manngerichte  im  Fürstenthum  Ehsten  v.  9.  Mai  1653,  fol. 
8—17.  3.  Articuli  für  das  Schwarzenhäuptercorps  v.  28.  No- 
Tember  1654,  foL  18—21.  4.  Verordnung  des  Esthländischen 
GoaTemeurs  Bengt  Hom  über  die  Gompetenz  des  Schlossvogts 
vom  15.  Aoril  1660,  fol.  22-24.  6.  ßevidirte  Kleiderordnung 
des  Bevalscnen  Baths  yom  Jahre  1665,  foL  24—31.  6.  Revidirte 
Hochzeits-Ordnung  des  Revalschen  Baths  de  anno  1688,  fol. 
32—39.  7.  Memorial  des  Estländischen  Burggerichts  [undatirt], 
foL  40.  8.  Resolution  König  Carls  [XI.]  in  Gompetenzstreitig- 
keiten  des  Burggerichts  und  Oberlandgerichts  d.  d.  22.  Juni 
1688,  fol.  41.  9.  Verordnung  vom  5.  März  1709  retockholm, 
fidiwedisch],  fol.  42.  10.  Der  Advocaten-Eydt  im  Königlichen 
Bnrggericht  den  31.  Januar  1696,  fol.  43—44.  11.  Projects- 
Poncta,  den  Gerichtsprocess  und  dessen  Abkürzung,  wie  auch 
Linderung  der  Process  fuhrenden  Parteien  betreffend,  nebst  dem 
Schreiben  König  Carls  [XI.]  Yom  23.  Januar  1694,  fol.  45-58. 
12.  Zog-Ordnung,  wornach  die  Auslage  eingehoben  und  nach- 
g^^ids  unter  der  Land-  und  Stadt-Miliz  sammt  der  Artillerie 
bei  ihrem  Durchzug  ausgetheilt  werden  soll,  d.  d.  20.  April 
1696«  fol.  59—73.  13.  Schreiben  des  Schwedischen  Reichsraths 
an  das  Oberlandgericht,  betreffend  die  Klage  de  male  administrata 
juslitia  d.  d.  6.  Februar  1704,  fol.  74— 7o.  14.  Original-Senats- 
vkas  vom  11.  Juli  1743,  betreffend  das  Präsidium  im  Oberlandge- 
richte,  nebst  Uebersetzung  in  das  Deutsche,  fol.  76 — 93.  15.  Be- 
fehl Kaiser  Peter  des  Grossen  an  den  General- Admiral  Apraxin 
Yom  22.  Februar  1720,  mit  einer  Instruction  des  Rentmeisters 
für  das  Revalsche  Gouvernement,  fol.  95—101.  16.  Befehl  des 
Reichs-Kanmier-Collegii  vom  28.  Februar  1722,  mit  der  Instruction 
für  den  Generd-Procureur,  fol.  102-  105.  17.  Reglement  für 
die  Kanzellei  des  Generalgouverneurs  Erbprinzen  August  von 
Holatein-Oldenburg  [undatirt,  Translat],  fol.  106—111." 

IIL  Ein  Band  „Verhandlungen  zwischen  Schweden 
und  Bussland  aus  der  zweiten  Hälfte  des  XYII.  Jahr- 
hunderts'' (Winkehnann  Nr.  5288).  Der  Band  enthält  fast  nur 
Schriftstücke  in  deutscher  Sprache,  die  zum  Theil  Uebersetzuneen 
aas  dem  Russischen  sind,  aber  auch  einige  wenige  in  schwedischer 
Sprache.  Die  beiden  ersten  stammen  aus  dem  Jahre  1652,  viele 
folgende   aus    den  Kriegsjahren  1656  bis  1661  (der  Friede  von 


76 

Eardis  ist  erst  am  21.  Juni  1661  abgeschlossen  worden).  Eine 
Lücke  reicht  bis  1667,  und  weiter  folgen  Acten  aus  den  siebziger, 
achtziger  und  neunziger  Jahren;  das  letzte  datirte  Schriftstück, 
ein  schwedisches,  gehört  dem  11.  Januar  1699  an.  Sehr  viele 
von  diesen  Schriftstücken  sind  Originale,  und  die  Siegel  sind 
zum  Theil  gut  erhalten. 

lY.    Zehn    Bände    ^Sammluns    von   Urkunden  'aus 
Schwedischer  Zeit"  (Winkelmann  Nr.  6289).    Die  Sammlung 
ist  nicht  nur  die  umfangreichste,  sondern  muss  unbedingt  auch 
als  die  werthyollste  bezeichnet  werden,  zumal  sie  fast  nur  Origi- 
nale enthält,  zum  Theil  mit  schön  erhaltenen  Siegeln.    Yerfasst 
sind  die  Urkunden  in  lateinischer,  deutscher,  schwedischer,  auch 
polnischer   Sprache.    Die   Angabe,   dass   sie  „aus  Schwedischer 
Zeit''   stammen,   ist  insofern  nicht  ganz  zutreffend,  als  sie  zum 
Theil  auch  über  diese  hinausgehen.    Von  den  Originalen  scheint 
das  älteste  ein  schwedischer  Brief  des  Olaff  Jönson  (Bd.  III  fol.  1) 
aus  dem  Jahre  1484  (?)  zu  sein,  von  den  Gopien  die  am  weitesten 
zurückreichende  diejenige,  welche  den  Bd.  I  einleitet:  ein  Privileg 
des  Ordensmeisters  Ooswin  von  Herike  an  die  Stadt  Beval  vom 
4.  Mai  1348  (Livl.  U.-B.  Bd.  II  S.  444  f.  Nr.  889);  im  Ganzen 
aber   sind   die   Urkunden,  welche  aus  der  Zeit  vor  der  Unter- 
werfung Estlands  unter  die  schwedische  Herrschaft  datirt  sind, 
verhältnissmässig  nicht  zahlreich,  am  zahlreichsten  aus  den  fünfziger 
Jahren  des  sechszehnten  Jahrhunderts  und  aus  der  ersten  Häute 
des  Jahres  1561.    Fast  alle  Urkunden  und  sonstigen  Schriftstücke 
gehören  vom  sechszehnten  bis  zum  achtzehnten  Jahrhundert  der 
schwedischen  Periode  an,  einige  auch  schon  der  russischen.    Die 
Orientirung  über   das  ganze,   so  überaus   reichhaltige   Material 
ist  auch  aus  dem  Grunde  sehr  schwierig,  weil  es  weder  chrono- 
logisch,  nach  sachlich  geordnet  ist.     v  or  allem  bird;  es  Aus- 
fertigungen  schwedischer  und  polnischer  Könige,  schwedischer 
Stattnalter,    sowie    anderer   Beamten   und    Mac  thaber,    ebenso 
Concepte,  femer  Briefschaften  in  grosser  Zahl,  mancherlei  Ver- 
zeichnisse, ProtocoUe,  Verträge  u.  s.  w.    Zur  Sammlung  gehören 
u.   a.   in   grossem  Umfang  Papiere  aus  dem  Besitz  der  Familie 
Hom,  so  viele  Briefe,  die  König  Erich  XIV.  an  das  Hom  ge- 
richtet hat  sowohl  vor,  wie  nach  der  Besitzergreifung  Estlands 
durch  diesen  im  Juni  1561.    Noch  erwähne  ich,  dass  Herr  Rechts- 
anwalt M.  Iversen  über  die  zehn  Bände  dieser  Urkundensamno.- 
lung  ein  Inhaltsverzeichniss  anzufertigen  begonnen  hat. 

V.  Zwei  Bände  ^Urkunden  aus  Russischer  Zeit** 
(Winkelmann  Nr.  6161).  Auch  diese  Sammlung  ist  nicht  chrono- 
logisch ffenau  geordnet  und  enthält  fast  nur  Schriftstücke  (auch 
einige  Drucke)  aus  dem  achtzehnten  Jahrhundert,  angefangen 
mit  dessen  zweitem  Decennium;  nur  Weniges  gehört  dem  neun- 
zehnten Jahrhundert  an.    Sehr  Vieles  bestät  wiederum  in  Origi- 


77 

nalen,  die  zum  Theil  mit  Siegeln  versehen  sind.  Die  rnsBiscben 
Originale  sind  namentUch  Senatsnkase,  während  das  Meiste  in 
deattcher  Sprache  verfasst  ist.  Der  Inhalt  aller  Acten  ist  ein 
80  verschiedenartiger^  dass  letztere  wohl  mehreren  Archiven  ent- 
nommen sein  dürften. 


•^WV«^^VV^>^^V^«>- 


Der  Einflnss  der  Heiligenverehrang  auf  die  Wahl  der  Tanf- 
namen  in  Riga  im  Hittelalter. 

Yon  H.  Y.  Brniningk. 

Im  Nachfolgenden  soll  die  Frage  beantwortet  werden^  ob 
in  Riga  während  des  Mittelalters  die  Verehrung  der  Heiligen 
anf  die  Wahl  der  Tauf-  oder  Rufnamen  von  bestimmendem  Ein- 
flnss war,  —  ob  die  Heiligen  zn  den  nach  ihnen  benannten 
Personen  in  jener  geistlichen  Verwandtschaft  standen,  die  eine 
Terehmng  derselben  in  der  Eigenschaft  von  Namens-  nnd  Schutz- 
patronen von  selbst  zur  Folge  hatte?  Die  Frage  erscheint  der 
trntersnchiuig  nicht  unwerth,  ist  doch  der  Verehrung  der  Schutz- 
heiligen, vorzüglich  in  Ansehung  des  späteren  Mittelalters,  wie 
in  der  G^chichte  ganzer  Länder,  Ortschaften,  Stände  und  Ge- 
nossenschaften, so  auch  in  der  Lebensgeschichte  der  einzelnen 
Menschen  hervorragende  Bedeutung  beizumessen. 

Mit  Rücksicht  auf  den  Konservativismus  der  katholischen 
Kirche  ist  es  nahli^end,  auch  in  dieser  Frage  von  der  G^en- 
wart  anf  die  Vergangenheit  zu  schliessen.  Anlangend  nun  die 
G^enwart,  so  sagt  ein  namhafter  Liturdker,  der  Domdechant 
Dr.  K.  E.  Schrot  in  Trier*),  dass  infolge  der  Beilegung  des 
Namens  eines  Heiligen  in  der  Taufe  dieser  Heilige  der  Schutz- 
oder Namenspatron  des  also  Getauften  wird.  Es  heisst:  „Der 
Tag,  an  dem  das  Fest  oder  Andenken  des  Heiligen  begangen 
wijä,  ist  anch  für  den  Schützling  ein  Fest,  der  Namenstag,  den 
er  firendig  b^eht,  an  dem  er  seinem  Schutzpatron  durch  Gebet, 
Sacramentenempfang  und  gute  Werke  Ehre  erweist.^  Alte  Tradi- 
tionen li^en  dem  zu  Grunde.  Schon  Dionjsius  von  Alexandrien 
(t  um  265)  ermahnte  die  Christen,  dass  sie  bei  der  Taufe  keine 
heidnische  Namen  beilegen  sollten,  wenn  solche  auch  wirklich 
von  ihren  Voreltern  herrühren  möchten,  sondern  Namen  der 
Heiligen,  damit  die  Eatechumenen  durch  das  Beispiel  der  Heiligen 
anch    znr    Tugend   angereizt  werden^).     So   fanden  zahlreiche 


1)  VffL  dessen  Artikel:  Christliche  Namen,  in  Wetzer  nnd  Weite's 
Kirch enlexik OD  oder  Encyklopädie  der  katholischen  Theologie  und  ihrer 
Hil&wiBsenachaften,  2.  Aafl,  Bd.  IX,  Freibnrg  L  B.,  Sp.  13—18. 

^  A.  J.  Binterim^  Die  vorzüglichsten  Denkwürcugkeiten  der  christ- 
kiftoludiea  Kirche,  Bd.  I  TL  I,  Midna  1838,  S.  42. 


78 

Namen   von   Heiligen,   vorzüglich   die   der   Apostel,  weite  Ver- 
breitung schon  in  frühchristlicher  Zeit.    Dem  gegenüber  ist  aber 
zu  beachten,  dass,  wie  es  sich  in  dem  soeben  erwähnten  Ausspruch 
nur  um  eine  Ermahnung  handelt,  dem  entsprechend  auch  in  der 
Folgezeit   es   bei   blossen   Ermahnungen   sein  Bewenden  gehabt 
hat.    Eine  kanonische   Vorschrift,   wonach   den  Täuflingen  die 
Namen  von  Heiligen  beigelegt  werden  sollen,  hat  es  nicht  gegeben. 
Auch  das  jetzt  gültige  Kituale  Bomanum  (Tit.  I  Art.  54)  ent- 
hält keine  solche  Vorschrift;  es  perhorreszirt  obszöne,  fabelhafte, 
lächerliche  und  aus  sonstigen  Gründen  zu  meidende  Namen,  be- 
schränkt  sich   aber   auf  die   Empfehlung,    so  viel  wie  möglich 
(quatenus  fieri  potest)  die  Namen  von  Heiligen  beizulegen,  durch 
deren  Beispiel  die  Oläubigen  zu  einem  frommen  Leben  angeregt 
werden    und    deren   Schutz   sie  geniessen   mögen.     Wollte    die 
Kirche,  was  sie  nicht  gethan  hat,  bindende  Vorschriften  geben, 
so   musste   sie   natürlich   allem   zuvor   die  Namen   der  von  ihr 
anerkannten   Heiligen   in   einer  jeden  Irrthum  ausschliessenden 
Weise  feststellen.   Erst  durch  die  Emanation  des  von  Gregor  XHI. 
approbirten    Martyrologium    Romanum   von    1684*)    wurde 
die  Vorbedingung  erföUt,   ohne   dass   eine  Vorschrift  über   die 
Taufnamen    folgte.      Wenn    nun    selbst    in    neuerer    Zeit,    als 
durch    das   Martyrologium    bezügliche   Zweifel    längst    beseitigt 
waren,   nichtsdestoweniger  in  allen  Schichten  der  katholischen 
Bevölkerung  zahlreiche  vom  Martyrologium  unabhängige  Namens- 
gebungen vorgekommen  sind  -—  rührte  doch  selbst  der  Namens- 
vorgänger   des  jetzt   r^ierenden    Papstes,    Leo    XII.   (1823— 
1829),    den    dem   Martyrologium   Romanum   unbekannten  Tauf- 
namen   Annibale,    ferner    der    berühmte    Staatssekretär    unter 
Pius   Vn.,   Consalvi,   den  Vornamen  Hercules*)  —  so  kann  es 
nicht  auffallen,  dass  vollends  im  Mittelalter  in  dieser  Beziehung 
die  weitestgehende  Willkür  herrschte.    Freilich   eab  es  bereits 
im    Mittelalter   Marlyrologien,    die   grosses   Ansehen   genossen, 
namentlich  war   dasjenige  des  üsuardus  (f  um  875)  auch  noch 
im  späten  Mittelalter  weit  verbreitet*),  aber  kanonische  Bedeu- 
tung hatte  dasselbe  nicht.    So  hatte  die  Kirche  keine  Möglich- 
keit,   die   Volkssitte   zu  brechen,  die  mit  CTOsser  Zähigkeit  an 
den  altererbten  Namen  hing,  und  es  ist  zu  bezweifeln,  dass  nach 
dieser  Richtung  hin  energische  Versuche  überhaupt  unternommen 
wurden,    denn   während  die  Provinzialkonzilien  und  Diözesansy- 
noden  sich  mit  den  verschiedensten  Gegenständen  des  kirchlichen 
Lebens  befassten,  wurde  von  ihnen  die  Frage  der  Namensgebung 
regelmässig  gar  nicht  berührt.    So  boten  in  den  Statuten  des 


1)  Vgl.  P.  Suitbert  Bäamer,  Geschiehte  des  Breviers,  FreibnrgL  B. 
1895)  S.  468. 

«)  Schrot,  a.  a.  0.  Sp.  16. 

»)  Kirchenlezikon  Xll,  Sp.  512. 


79 

Bigaschen  Provinzialkonzils  von  1428*)  der  Art.  25  fiber 
die  Taufe  und  deren  Wirkung,  Art.  27  über  die  Reliquien  und 
die  Verehrung  der  Heiligen  und  Art.  34  über  die  geistliche  Ver- 
vandtschaft  beste  Gelegenheit,  über  die  den  Täuflingen  beizu- 
Iq^nden  Namen  Yorscbriften  zu  erlassen,  doch  findet  sich  da- 
selbst nichte  der  Art.  Ebenso  finden  sich  im  Rigaschen  Diöze- 
aanbrevier  von  1513*)  keinerlei,  die  freie  Wahl  der  Taufnamen 
beschränkende  Vorschriften,  wiewohl  der  Abschnitt  über  die 
Erfordernisse  der  Taufe  ^,  indem  er  u.  A.  die  Nothtaufe  an  den 
Banerkindern  betrifft,  die  Einschärfnn^  etwaiger  bezüglichen 
Torschriften  besonders  nahe  l^e.  Vollends  wenn,  wie  das 
Rigasche  Provinzialkonzil  solches  im  Art.  27  that,  die  Verehrung 
aller  von  der  Römischen  Kirche  nicht  ausdrücklich  anerkannten 
Heiligen  streng  untersagt  wurde,  mnsste,  falls  die  Namensgebung 
zur  Verehrung   der   Heiligen   in  Beziehung  gebracht  und  ent- 

3>rechend  der  jetzgen  Auffassung  durch  die  Beilegung  des 
amens  für  den  Täufling  das  Patrocinium  des  Namensheiligen 
ge^grondet  wurde,  durchaus  dafür  gesorgt  werden,  dass  keine 
Miaagriffe  vorfallen  konnten.  Wohl  auch  noch  eine  weitergehende 
Fnraorge  hätte  sich  die  kirchliche  Obrigkeit  angelegen  sein  lassen, 
indem  sie  namentlich  bemüht  gewesen  wäre,  den  Gläubigen  die  Mög- 
Hehkeit  zu  schaffen,  ihren  Patronen  durch  öffentliche  kirchliche 
Yerehrung  Yeneration  zu  erweisen.  Das  aber  konnte  wie  ge- 
hörig nur  hinsichtlich  derjenigen  Heiligen  geschehen,  zu  deren 
@Kre  in  der  Diözese  Messe  oder  Offizium  gelesen  oder  deren 
Namen  in  der  Liturgie  (wie  im  Messkanon  und  in  der  Litanie) 
doch  wenigstens  genannt  werden.  Die  zusammenfassende  Feier 
in  dem  Feste  Aller  Heiligen  hätte  für  die  spezielle  Feier  vollen 
Ersatz  noch  nicht  geboten.  Bei  Erfüllung  dieser  Voraussetzungen 
würden  uns  in  den  einzelnen  Diözesen  regelmässig  als  Taufnamen 
solche  Namen  begegnen,  die  in  den  Ealendarien  und  liturgischen 
Bodiern  der  Diözese  vorkommen,  und  aus  den  Taufnamen  Hessen 
sieh  anf  die  Heiligenverehrung  in  der  Diözese  werthvoUe  Rück- 
Bchlüflse  ziehen.  Es  ist  ferner  selbstverständlich,  dass  je  nach 
der  grösseren  oder  geringeren  Popularität  der  Heiligen  deren 
Namen  mehr  oder  weniger  häufig  als  Taufnamen  wiederkehren 
würden.  Das  alles  trifft  für  Riga  durchaus  nicht  zu.  Zwar  sind 
die  Nunen  gewisser  populärer  Heiliger  auch  als  Taufnamen  be- 
liebt gewesen,  aber  die  Namen  anderer,  kaum  minder  hoch  ver- 
Arter  Heiliger  kamen  selten  oder  garnicht  vor.  Hinwieder 
finden  sich  äusserst  volksthümliche  Taufnamen,  die  als  Heiligen- 
namen in  den  Kaiendarien  und  liturgischen  Büchern  der  Diözese 


^)  IdY-,  Est-  und  EnrländlBches  Ürktmdenbnch,  Bd.  7,  Riga,  Moskau 
1^1,  nr.  690. 

^  Bunsche  StadtbibL,  Abth.  Theologie,  nr.  2877. 
»)  L  c.  pars  rV  foL  133. 


80 

überhaupt  nicht  verzeichnet  stehen  und  sogar  in  den  dama 
gangbaren  Martyrologien  fehlen. 

Das  urkundliche  Material  zum  Nachweise  der  in  Riga  ü 
liehen  Taufhamen  findet  sich  am  besten  in  den  Rigaschen  Stac 
büchem  und  aus  diesen  empfiehlt  sich  am  meisten  das  Erste  Erb 
buch  *),  einmal  weil  dessen  von  1384  bis  1482  reichende  I 
skriptionen  in  die  Periode  der  höchsten  Entwickelung  der  Heilige 
verenrung  fallen,  sodann  weil  die  Natur  der  in  diesem  Buche  vc 
zeichneten  Rechtsakte  es  mit  sich  bringt,  dass  es  sich  hierbei  vc 
zuesweise  um  die  ansässige  Bevölkerung,  in  den  allermeist« 
Fällen  um  Rigasche  Bürger,  handelt.  Das  zweite  Erbebuch  e 
wie  Buch  III  der  Libri  redituum  *)  reichen  tief  in  die  Zeit  hi 
ein^  als  der  Protestantismus  bereits  herrschend  geworden  wa 
sie  geben  also  für  die  vorliegende  Fra^e  kein  eanz  klares  Bil 
während  in  den  älteren  Einträgen  der  Libri  redituum  theilwei 
dieselben  Personen  vorkommen,  wie  im  Ersten  Erbebuche,  ob 
dass  es  möglich  wäre,  sie  in  allen  Fällen  zu  identifiziren  ui 
danach  die  Zählung  zu  reguliren.  Anlangend  endlich  das  Schul« 
buch  (1286—1352)'),  so  würden  die  Namen  der  darin  in  gross 
Zahl  vorkommenden  Fremden,  unter  denen  sich  nicht  weni| 
Russen  und  Litauer  finden,  zu  Fehlschlüssen  fuhren.  Es  sü 
daher  die  Libri  redituum  und  das  Schuldbuch  nur  aushilfewei 
benutzt  worden,  der  Zählung  sind  durchweg  nur  die  im  Ersti 
Erbebuche  enthaltenen  Namen  zu  Grunde  gelegt.  Ihre  Zahl  i 
genügend  gross,  um  alle  in  Riga  im  Mittelalter  beliebten  Yo 
namen  zur  Geltung  gelangen  zu  lassen,  und  für  den  vorliegendi 
Zweck  kam  es  nur  darauf  an.  Namen,  die  weniger  als  Sreim 
vorkommen,  wurden  weggelassen.  Verhältnissmässig  dürftig  i 
das  Verzeichniss  der  weiblichen  Vornamen.  Bei  jedem  Nam< 
ist  bemerkt,  wie  oft  er  sich  findet. 

Anlangend  die  in  Risa  verehrten  Heiligen,  so  richtet  si« 
deren  Liste  nach  dem  Ealendarium  im  Missal  von  Altar  d< 
hL  Kreuzes  der  Rigaschen  Domkirche,  wol  vom  Anfang  d 
15.  Jahrhunderts,  mit  Nachträgen  bis  ins  16.  Jahrhundert,  femt 
nach  den  Messformularen  dieses  Missais  und  den  Offizien  des  Rig 
sehen  Diözesanbreviers  von  1513,  endlich  nach  einem  reich< 
ürkundenmaterial  über  Datirungen  nach  Heiligentagen  und  üb 
die  in  den  Rigaschen  Kirchen  zu  Ehren  der  Heiligen  erricht 
gewesenen  Altäre,    Messfundationen  und  sonstige  Stiftungen^ 


1)  J.  G.  L.  Napiersky,  Die  Erbebacher  der  Stadt  Riga,  1384—15^ 
Riga  1888. 

s)  J.  G.  L.  Napiersky,  Die  Libri  reditaum  der  Stadt  Riga,  Leipi 
1881. 

8)  Dr.  Herrn.  Hildebrand,  Das  Bigasche  Schnldbnch  (1286—186! 
St.  Petersborg  1872. 

^)  Das  YoUstaudige  Verzeichniss  wird  an  anderer  Stelle  gedrackt  werdi 


81 

^  hätte   aben  keiDen    Zweck,   die  ans   diesem    Material   sich 
»bende   Liste    an    dieser    Stelle  einzuschalten,    es  wird   ge- 
diejenigen  Tanfhamen,    die  mit  Heiligennamen   der   er- 
teil Liste  lubereinstimmen,  zu  einer  Gruppe  zu  vereinigen  und 
)lir  als  zweite  Gruppe  alle  übrigen  Tanfnamen  folgen  zu  lassen. 
Wir  beginnen  mit  den  neutestamentlichen  Heiligen,  den  Erz- 
in und  den  Aposteln,   entsprechend   der   auch  sonst  ange- 
menen  Beihenfolge. 

In  erster  Linie  ist  natürlich  die  Schutzpatronin  aller  christ- 
**  Stände,  die  besondere  Patronin  Livlands,  Maria,  die 
Gottes,  zu  nennen.  Ihr  Name  findet  sich  als  Taufname 
unserer  Quelle  nicht  ein  einziges  Mal.  Das  ist  kein  Zufall, 
tn  der  Name  Maria  fehlt  ebenso  in  den  Libri  redituum,  im 
luildbttch  und  in  den  bisher  erschienenen  11  Bänden  des  Liv-, 
it-  und  Eurländischen  Urkundenbuchs.  Die  einzig  mögliche 
klämng  hierfür  ist,  dass  die  Beilegung  dieses  Namens  aus 
irfarcht  yermieden  wurde. 

S.  Joseph,  der  Nährvater  des  Herrn,  wurde  in  Riga  ver- 
ittnisemässig  früh  verehrt,  sein  Name  kommt  garnicht  vor; 
Anna,  die  Mutter  Mariae,  wurde  in  Riga  ausnehmend  früh 
irehn,  der  Name  Anna,  der  als  Taufname  sehr  beliebt  war,  findet 
in  unserer  Quelle  9  mal.  S.  Johannes  der  Täufer  wird, 
es  sich  um  den  Taufnamen  Johannes  (Hans,  Haneke,  Jane  ^) 
idelt,  von  s.  Johannes  evang.  nicht  zu  unterscheiden  sein. 
r  Name  Johannes  mit  seinen  Koseformen  war  und  blieb  in 
ja  während  des  ganzen  Mittelalters  der  weitaus  beliebteste, 
lein  in  unserer  Quelle  finden  sich  282  Personen  dieses  Namens. 
Von  den  Namen  der  Erzengel  findet  sich  nur  der  des  hl. 
iehael  und  zwar  13  mal. 
Ana  der  Reihe  der  Apostelnamen  kommen  vor:  (56)  Petrus 
^ke,  Coppin);  (20)  Andreas;  (16)  Matthias  (Mathis,  Matz) 
) Thomas;  (5)  Simon;  (5)  Bartholomaeus;  (4)  Matthaeus 
fcetze).  Auftallend  ist  das  völlige  Fehlen  des  Namens  Paulus, 
r  auch  in  den  anderen  Quellen  garnicht  oder  selten  vorkommt. 
Von  den  Namen  der  in  Riga  vorzugsweise  verehrten  grossen 
rchenlehrer,  s.  Ambrosius,  s.  Augustinus,  s.  Gregorius 
gnna  und  b.  Hieronymus,  hat  keiner  als  Taufname 
'S^  gefunden.  Dasselbe  gilt  von  den  Hauptheiligen  der 
len,  8.  Benedictus,  s.  Dominions  und  s.  Franciscus. 
5^en  findet  sich  der  Name  Bernhardus  (Bernd)  15  mal, 
[leich  gerade  die  Verehrung  dieses  Ordensheiligen  in  Riga 
BBer  in  seinem  Orden)  merkwürdig  spät  aufkam. 


^  Von  Koseformen  sind  hier  nur  die  hauptsächlichsten  angeführt,  auch 
Khte,  mit  Bücksicht  auf  den  Zweck  der  Torhegenden  Arbeit,  auf  die  zahl- 
^  orthographiachen  Spielarten  keine  Bücksicht  genommen  zu  werden. 


l 


Von  den  Namen  der  sonstigen  zahlreichen  Heiligen,  mann* 
liehen  und  weiblichen,  von  denen  viele  als  Nothhelfer  oder  als 
Patrone  von  Ständen  und  Aemtem  hier  wie  anderwärts  hohe 
Verehrung  genossen  und  deren  Kultus  tief  in  das  bürgerliche 
Leben  eindrang,  waren  als  Tauf-  oder  Rufnamen  doch  nur  wenige 
verbreitet.  Obenan  steht  der  Name  Nicolaus  (Klaus),  der  uns 
101  mal  b^egnet,  dann  folgen  in  weitem  Abstände  (17)  Martinus 
(Merten);  (12)  Laurentius;  (7)  Georgius  (Jürgen);  (6) 
Antonius  (Tonnies);  (6)  Gertrudis  (Gese);  (5)  Katharina; 
(5)  Margareta;  (3)  Stephanus. 

In  anderen  Quellen  kommt  dieser  oder  jener  der  hier  ge- 
nannten Namen  häufiger  vor,  auch  gesellen  sich  dazu  einige 
andere  Heiligennamen,  doch  bleibt  das  Bild  im  Grossen  und 
Ganzen  unverändert. 

Wir  gehen  nunmehr  zur  zweiten  Gruppe,  den  im  Ersten 
Erbebuche  vorkommenden,  im  Kalendarium  der  Bigaschen  Kirche 
jedoch  nicht  verzeichneten  Namen  über,  die  sich  je  nach  der 
Häufigkeit  ihres  Vorkommens  folgendermassen  gruppiren. 

(137)  Henricus  (Henning,  Hinze);  (80)  Hermannus;  (51) 
Theodericus  (Tidericus,  Tyman,  Tideke,  Thilo);  (41)  Arnol- 
dus  (Arnd);  (37)  Conradus  (Kurt,  Radeke,  Kons);  (33)  Ger- 
hardus  (Gerdt,  Gerke);  (20;  Everhardus  (Evert);  (16) 
Albertus  (Albrecht);  (13)  Wilhelmus  (Wilkinus,  Wilke);  (12) 
Engelbertus  (Engelbrecht,  Engelke);  (12)  Gotschalkus;  (11) 
Godfridus  (Godeke);  (11)  Wernerus;  (10)  Predericus  (Vycke); 
flO)  Christianus  (Kersten);  (9)  Bertholdus;  (7)  Borchardue; 
(7)  Marquardus;  (6)  Hartwicus;  (6)  Ludekinus;  (6)  Rut- 
gerns;  (5)  Ditmarus  (Timme);  (5)  Eghardus  (Eggebrecht, 
Eggert);  (5)  Lubbertus;  (4)  Prowinus;  (4)  Goswinus;  (4)  Rei- 
nerus;  (4)  Wulfardus  (Wulf);  (3)  Alheidis;  (3)  Gerwinus; 
(3)  Gobelinus;  (3)  Helmicus;  (3)  Hildebrandus;  (3)  Jas- 
)arus;  (3)  Mechtildes  (Mette);  (3)  Otto;  (3)  Reinoldus; 
3)  Wennemarus. 

Mehrere  aus  der  Reihe  dieser  Namen  werden,  wie  im  Kalea- 
darium  und  in  den  liturgischen  Büchern  der  Rigaschen  Diözese, 
so  auch  in  denen  anderer  deutscher  Diözesen  nicht  genannt  und 
können  überhaui)t  nicht  als  Heiligennamen  selten.  In  Deutsch- 
land ziemlich  weit  verbreitet  war  nur  der  Kultus  des  hl.  Heinrich 
(imp.,  t  1024),  aber  selbst  er  ist  in  Riga  öffentlich  nicht  ver- 
ehrt worden,  Messe  und  Officium  wurden  zu  seiner  Ehre  nicht 
gelesen,  auch  lassen  sich  aus  der  Rigaschen  Diözese  keinerlei 
Stiftungen  zu  seinem  Gedächtniss  nachweisen.  Das  gilt  auch  voa 
allen  übrigen  vorstehend  Genannten,  sofern  Träger  solcher  Namea 
als  Heilige  in  Betracht  kommen  ^).     Nun  liegt  es  doch  wol  auf 

^)  Eine  einzige  Aasnahme  lässt  sich  nachweisen ;  sie  betrifil;  s.  Beinoldas, 
den  die  Kompagnie  der  Schwarzen  Häapter  in  Riga  als  ihren  EompatroQ 


i 


83 

der  Hand,  dass  wenn  die  bis  zum  Schlüsse  des  Mittelalters  in  Biga 
in  so  CTOSser  Zahl  vorkommenden  Träger  des  Namens  Heinrich 
den  hl.  Heinrich  als  ihren  Namens-  nnd  Schutzpatron  verehrt  hätten, 
sie  ihrer  Verehmng  durch  Errichtung  von  Altären,  Fandation 
von  Messen  und  in  sonstiger  Weise  Ausdruck  gegeben  haben 
würden.  Die  Diözesanobrigkeit,  die  ausweislich  des  Bigaschen 
Breviers  bei  Begelung  des  Heiligenkultus  der  ^devotio  populi^ 
soi^Mtigst  Bechnung  truff,  hätte  solches  nicht  nur  zulassen,  son- 
dern in  diesem  wie  in  allen  analogen  Fällen  durch  Eintragung 
der  betreffenden  Heiligennamen  in  das  Ealendarium  (vorausgesetzt 
natürlich,  dass  die  Heiligkeit  ausser  Zweifel  stand)  der  Verehrung 
solcher   Heiliger  in   der  Eigenschaft  von  Namens-  und  Schutz- 

Etronen  Vorschub  leisten  müssen.  Geschah  es  nicht,  so  ist  es 
ar,  dass  die  Kirche  die  Volkssitte  walten  liess,  die  selbst  in 
den  Blüthezeiten  des  Heiligenkultus  den  altererbten  volksthüm- 
lichen  Namen  treu  blieb.  Ja  sogar  wenn  den  Täuflingen  Heiligen- 
namen, wie  etwa  Petrus  und  Johannes,  beigelegt  wurden,  w%t 
hierdurch  das  Patrocinium,  die  ^geistliche  Verwandtschaft^, 
zwischen  dem  Täufling  und  dem  Heiligen  noch  keineswegs  be- 
gründet. Der  Beweisgrund  für  diese  Behauptung  liegt  darin, 
da^  in  den  uns  aus  der  Bigaschen  Diözese  in  nicht  unbedeutender 
Menge  erhaltenen  urkundlichen  Nachrichten  über  die  zum  Ge- 
dächtniss  von  Heiligen  errichteten  Stiftungen  die  Namen  der 
wiederholenüich  als  „seine"  oder  „ihre  lieben  Heiligen"  kenntlich 
gemachten  Patrone  mit  den  Taufnamen  der  Stifter  fast  nie  über- 
einstimmen. Diese  Thatsache  im  Zusammenhang  mit  dem  völligen 
Fehlen  oder  der  Seltenheit  des  Vorkommens  der  Namen  so  vieler 
als  Patrone  bevorzugter  Heiliger,  —  ferner  das  Ueberwiegen 
von  Tanf-  oder  Bufnamen,  die  mit  der  Heiligenverehrung  offen- 
bar völlig  ex  nexu  standen,  —  endlich  aber  der  Mangel  aller 
und  jeder  die  freie  Wahl  der  Tauf-  oder  Bufnamen  beschränken- 
den V  orschriften  oder  Ermahnungen,  —  solches  alles  berechtigt 
znr  Schlussfolgerung,  dass  von  Schutzheiligen  in  der  Eigenschaft 
von  Namenspatronen  für  Biga  im  Mittelalter  nicht  die  Bede 
sein  kann  und  dass  von  den  Tauf-  oder  Bufnamen  auf  die 
HeUigenverehrung  keinerlei  Bückschlüsse  gezogen  werden  sollten. 
Wahl  oder  Bestimmung  der  Schutzpatrone  richtete  sich  dem- 
nach regelmässig  nach  dem  Berufe,  Stande  oder  der  Beschäftigung 
der  Schützlinge,  wobei  dann  noch  besondere  Ereignisse  in  den 
I«benslänfen  der  Einzelnen  von  Einfluss  sein  konnten. 

Terebrte  (vgl.  Sitenngsberichte  v.  1901  S.  38  ff.),  aber  anch  dieser  Fall 
itöri  ansere  Deduktion  in  keiner  Weise,  da  es  sich  hier  nicht  am  einen 
KameDBpatron,  sondern  um  den  Schatzpatron  einer  Korporation,  noch  daza 
eser  solchen  handelt,  die  zum  grossen  Theil  aus  fremden  Eaaflenten  be- 
rta&d,  nicht  aus  Ortsansässigen. 


6* 


84 


Deber  die  silberne  Statuette  des  Bitters  St,  Georg  im  Silber- 
schatze der  Schwarzen  Haupter  zu  Kiga. 

Von  0.  Mettig. 

Bei   meinen    Ordnungsarbeiten   im   Archiv    der    Schwarzen 
Häupter  zu  Biga  sind   mir  Notizen  begegnet,  die  für  die  Ge- 
schichte der  Statuette  des  Bitters  St.  Georg  von  Bedeutung  sind. 
In  der  Januarsitzung  dieses  Jahres  sprach  ich  von  der  Jahres- 
zahl   1503,   die  mit   einem    Mohrenkopfe    auf  dem  verlötheten 
Kästchen  im  Postamente  der  Statuette  angebracht  ist,   in  dem 
sich  eine  Visitenkarte   von  Gustav  Boas  mit  der  Notiz:   „20/9 
1883^  befand.    Diese  Jahreszahl  1503  ist  im  Hinblicke  auf  die 
Anfertigung  der  Statuette  als  die  falsche  und  die  am  untersten 
Bande  des  Postaments  befindliche  Jahreszahl  1507  als  die  richtige 
bezeichnet  worden.    Ich   bemerkte   hierzu,   dass  die  Jahreszahl 
1Ö03  auf  irgend  ein  Ereigniss  aus  der  Geschichte  der  Statuette 
Bezug   haben    könnte,   und  diese    schlechtweg  nicht  als   falsch 
zu  nennen  wäre,  wobei  ich  mich  auch  der  Ansicht  anschloss,  dass 
die  Zahl  1507  das  Jahr  der  Herstellung  bezeichne.    Die  Eichtig- 
keit  meiner  Annahme,  dass  die  Eingravirung  der  Jahreszahl  1503 
auf  keinen  Irrthum  beruhe,  wird  durch  die  von  mir  gefundenen 
handschriftlichen  Bemerkungen  bestätigt.   Schon  vor  einem  halben 
Jahrhunderte    etwa   war    man    der   Meinung,     dass    das    Jahr 
1503  irrig  sei.    Nämlich  der  Kämmerer  der  Schwarzen  Häupter 
W.   G.  Schneider,    der   im  Jahre    1834    die    hervorragenderen 
Stücke  des   Silberschatzes   beschreibt,  sagt  von  dem  Standbilde 
des  heiligen  Georgs  Folgendes:  „Unter  dem  Fussgestell  befindet 
sich   nach  der  Vorderseite   zu   ein   längliches   vierkantiges  Be- 
hältniss,   welches   zur   Aufbewahrung  einer   Schrift  gemacht  zu 
sein  scheint,  in  welchem  aber  nach  stattgefundener  Untersuchung 
durch  Oe£fnung  der  vorffelötheten  Tafel  nichts  befunden  worden 
ist.^    Also   schon   ein  halbes  Jahrhundert   vor   unserer  Unter- 
suchung  dieses  geheimnissvollen   Kästchens  im  Postamente  der 
Statuette  ist  in  ihm  nichts  gefunden  worden.    Nach  dieser  Notiz 
über  das  Kästchen  im  Postament  spricht  Schneider  seine  Ansicht 
über  die  Jahreszahlen  1503  und  1507  folgendermassen  aus:  ^Die 
Jahreszahl   1507   in   alten,   römischen   Zahlen  ähnlicher  Schrift 
kündigt  an,  dass  sie  zur  Zeit  der  Verfertigung  der  Statue  darauf 
gesetzt  worden  und  mithin  die  richtige  sey;  die  Art  der  Gra- 
virung   des   Mohrenkopfes   und  Anno  1503  mit  jetzt  gebräuch- 
lichen Buchstaben  und  Zahlen  aber,  dass  solche  in  späterer  Zeit 
und  zwar  diese  Jahreszahl  irrig,  indem  man  von  der  ursprüng- 
lichen  unten   am   Rande:    die   Zahl  fanf  mit  einem  alten  V  für 
die  Zahl  eins  gehalten  hat,  darauf  gesetzt  worden  seyn.^  —  So  weit 
der   Kämmerer  W.  G.  Schneider.    Jedoch,  dass  die  Jahreszahl 


86 

1503  80y  wie  es  der  Kämmerer  W.  O.  Schneider  meint,  zu  Stande 
gekommen  sei,  ist  nicht  richtig.  Das  Jahr  1503  giebt  die  Zeit 
der  Stiftang  an,  wie  eine  in  einem  alten,  aus  4  Blättern  bestehenden 
Papierheftchen  verzeichnete  Notiz  besagt.  Dieses  Heftchen  fand 
ich  nnter  alten  zugeschnürten  Papieren  im  Archiv  der  Schwarzen 
Hinpter.  Gleich  am  Kopfe  des  Heftes  steht  die  uns  interessirende 
Notiz;  sie  lantet:  ^Item  Anno  XV^'  vnd  lU  in  der  Ersten  vnlle 
weken  in  der  vasten  des  mvtwekens  in  der  quatertempere  quemen 
de  gemenen  oldesten  van  aer  Swarten  honeden  auer  en  myt  den 
Torstenders  vnde  kemenerss,  dat  se  wolden  laten  maken  myt 
kolpe  der  gemenen  Swarten  honede  gade  van  hemel  to  laue 
vnae  dem  hilgen  rytter  Sunte  Jürgen  vnses  leuen  patronen  to 
den  eren  ^n  Sulueren  Glenodve  vpt  Altar  to  der  Swarten  houede 
Tyccarye  ßwich  stände  vnde  blyuende  Eyn  bylde  in  der  ere  des 
hllgen  rytter  snnte  Jürgens." 

Unter  den  Spendern  zur  Stiftung  der  Statuette  des  heil. 
Bitters  Georg  werden  zunächs  57  Personen  genannt,  darunter 
«ich  zwei  Frauen  Anne  Schröders  und  Elisabet  Grawerdes,  die 
je  einen  rheinischen  Gulden  darbringen,  und  im  Nachtrage  von 
1507  werden  noch  13  Personen  angefahrt.  Alles  in  Allem  kommen 
jetzt  87  Mark  und  7  Seh.  und  13  Horngulden  zusammen^). 

Di^em  Papierhefte  nun  ist  im  Schosse  der  Gompagnie  be- 
sondere Beachtung  geschenkt  worden,  wie  das  zwei  Bemerkungen 
ans  verschiedenen  Zeiten,  die  erste  vielleicht  noch  aus  dem  16. 
Jahrhunderte,  die  zweite  aus  dem  18.  Jahrhunderte,  besagen. 
Die  erste  Notiz  lautet:  ^A.  1503  hebbe  die  swar.  houede  sunt 
Jorge  make  laten  tho  Ehrn  patron  vp  den  altar  in  s.. Peter  u 
was  En  Jde  gesel  dar  zu  gego.    Gompann  sache  angelegn.^ 

Die  zweite  Notiz  hat  folgenden  Wortlaut:  -Anno  1503  haben 
die  Schwartzen  Haupter  St.  Jürgen  Machen  Lassen  zu  Ehren 
ihres  Patronen  auff  den  Altar  in  St.  Peters  Kirchen  undt  ist 
bierin  Specificiret,  wass  ein  Jeder  dazu  gegeben  hat.  NB.  Dieses 
dienet   zur   Nachricht  woU   bewahret,  weill  dar  angelegen.** 

Znr  Erinnerung  an  die  Stiftung  der  Statuette  des  heiligen 
Oeoi^  sind  diese  Notizen  verfasst  worden,  und  im  Streben,  das  Jahr 
der  Stiftung  der  Vergessenheit  zu  entreissen,  hat  man  es  auf  die 
Statuette  zu  graviren  beschlossen.  So  haben  denn  beide  Jahre 
1503  nnd  1507  ihre  Richtigkeit').  Ich  wiederhole  also:  im  Jahre 
1503  ist  die  Stiftung  zur  Herstellung  der  Statuette  des  heil. 
Ritters  Georg  gemacht  und  im  Jahre  15ul  ist  die  Statue  in  Lübeck 
verfertigt  worden.  Wer  hat  aber  diese  Statue  verfertigt?  Auch 
in  dieser  wichtigen  Frage  ist  das  angeführte  Papierheft  zu  Rathe 

1)  Wie  wir  ans  einer  anderen  Inscription  im  Yikarienbache  (Nr.  7) 
der  Schwarzen  Häupter  wissen,  hatte  die  Statuette  650  Mark  Big.  gekostet. 
SUzongsber.  d.  aeaellsch.  f.  Gesch.  a.  Alterth.  f.  d.  J.  1901,  S.  103. 

^  J.  G.  Arndt,  S.  108  Bd.  2,  n.  W.  Neunann,  Das  mittelalterliche  Biga. 


86 

zu  ziehen.  Auf  dem  3.  Blatte  steht  nach  einer  Inscription  vom 
Jahre  1505:  „Item  Noch  is  mester  bemdt  heyneman  to  lab.  to 
achter  van  dem  Jürgen  11^^  m.  lab.  1  s.,  is  in  ryge  eelt 
m^^XXXm  m.  XV  s."  ich  übersetze  diese  Stelle  so:  Noch  hat 
Meister  Bemdt  Hejneman  für  den  Jürgen  250  M.  and  1  Seh. 
za  empfangen^). 

Wenn  nun  Bemdt  Heyneman  ein  Goldschmied  gewesen  ist, 
so  liegt  es  sehr  nahe,  anzunehmen,  dass  aus  seiner  Werkstätte 
die  Statuette  hervorgegangen  sei.  Ich  wandte  mich  daher  an 
den  Staatsarchivar  Dr.  Paul  Hasse  in  Lübeck  mit  der  An- 
frage, ob  nicht  in  Lübeck  im  Anfange  des  16.  Jahrhunderts 
ein  Goldschmied  dieses  Namens  existirt  habe.  Herr  Dr.  Hasse 
hatte  die  Freundlichkeit,  mir  umgehend  aus  den  ihm  von  Dr. 
Th.  Hach  zur  Verfügung  gestellten  Materialien  zur  Geschichte 
der  lübischen  Goldschmiede  die  auf  die  lübischen  Goldschmiede 
Heyneman  bezüglichen  Notizen  zu  übersenden,  aus  denen  her- 
vorgeht, dass  Bemdt  Heyneman  in  der  That  einer  bekannten 
lübischen  Goldschmiedefamilie  v.  1491—1514  angehört  habe. 
Von  1491 — 1496  erhielt  nämlich  ein  Bemdt  Heyneman  Rente- 
gelder aus  der  Amtskasse,  und  von  1512—1514  nimmt  er  Lehr- 
linge in  seinen  Dienst.  Es  ist  somit  sehr  wahrscheinlich,  dass 
dieser  Bemdt  Heyneman  die  silbeme  Statuette  des  heiligen 
Bitters  Georg  hergestellt  habe  und  dass  dann  das  auf  ihr  be- 
findliche Meisterzeichen,  welches  Anton  Buchholtz')  als  unbekannt 
bezeichnet  und  einen  Strahl,  W.  Neumann  ^)  einen  flammenden 
Stern  nennt  —  man  könnte  in  ihm  auch  ein  aufgehendes  oder 
untergehendes  Gestirn  sehen  —  das  Meisterzeichen  Bemdt  Heyne- 
mans gewesen  sei. 

Zum  Schlüsse  will  ich  noch  bemerken,  dass  im  Auftrage  der 
Gompagnie  der  Schwarzen  Häupter  der  Goldschmiedemeister 
Bevermann  die  Statuette  auf  ihren  Silbergehalt  untersucht  und 
geiunden  hat,  dass  sie  aus  dem  Silber  der  72.  Probe  angefertigt  sei. 


1)  ,to  achter  sin'  könnte  anch  mit  „im  Rückstande  sein*  übersetzt 
werden,  dann  hätte  aber  Meister  Bemdt  Heyneman  in  Lübeck  die  ange- 
gebene Summe  zu  zahlen,  was  dem  unten  angegebenen  Thatbestande  wider- 
spricht and  anch  eine  gezwungene  Erklärung  sein  dürfte. 

s)  Anton  Buchholtz,  Goldschmiedearbeiter  in  Livland,  Ehstland  und 
Kurland. 

3)  W.  Neumann,  Das  mittelalterliche  Riga. 


87 


M2.  Tenamnlng  am  U.  September  1902. 


Der  Präsident  H.  y.  Bruiningk  eröffnet  die  Sitzung,  indem 
er  der  im  Laufe  des  Sommers  verstorbenen  Mitglieder  gedachte. 
Es  sind:  das  Ehrenmitglied  Professor  Rudolf  Virchow  (f  in 
Berlin  den  5.  September  n.  St.);  das  korrespondirende  Mitglied, 
Bibliothekar  der  Eaiserl.  öffentl.  Bibliothek  in  St.  Petersburg 
wirkl.  Staatsrath  Karl  v.  Yetterlein  (f  in  St.  Petersburg  den 
16.  Juni);  die  ordentlichen  Mitglieder:  Oskar  y.  Stryk  (f  zu 
Tipitz  den  14.  Mai);  Georg  y.  Helmersen  (f  zu  Lehowa  den 
2.  Juni);  Redakteur  Adolf  Petersenn  (f  in  der  Nähe  yon  Riga 
den  3.  Augast)  und  das  weil.  Stadthaupt  yon  Fellin  Max  Schöler 
(f  in  Feilin  den  29.  August).  Die  Versammlung  ehrte  das  An. 
denken  der  Verstorbenen,  indem  sie  sich  yon  den  Sitzen  erhob. 

unter  den  in  grosser  Zahl  eingegangenen  Schreiben  geschäft- 
lichen Inhalts  ist  heryorzuheben  eine  Zuschrift  des  Prinzipals  der 
Gesellschaft,  wirkl.  Qeheimraths  Senateurs  und  Oberhofmeisters 
des  Allerhöchsten  Hofes  Grafen  Emanuel  y.  Sieyers  zu  Schloss 
Wenden,  betreffend  ein  yon  ihm  für  die  Gesellschaftszwecke  dar- 
gebrachtes Kapital  yon  500  Rbl.  Die  Versammlung  nahm  yon 
dieser  Stiftung  mit  lebhaftem  Danke  Eenntniss  und  beschloss, 
dieselbe  als  unantastbares  Kapital  zur  Erinnerung  an  den  Herrn 
Darbringer  unter  dessen  Namen  gesondert  zu  buchen,  die  Renten 
aber  dem  für  die  Gagirung  eines  Museumskustos  gebildeten  Fonds 
fortlaufend  zuzuschlagen. 

In  Anknüpfung  an  den  Beschluss  der  Gesellschaft  wegen  Be- 
gründung eyier  Liyonica-Abtheilung  in  der  Vatikanischen 
Handbibliothek  in  ]^om  berichtet  der  Vorsitzende,  dass  die 
bezügliche  Büchersendung,  um  deren  Auswahl  und  Registrirung 
der  Bibliothekar  der  Gesellschaft,  Herr  N.  Busch,  sich  yerdient 
gemacht  hat,  yom  Präfekten  der  Vatikanischen  Bibliothek  P. 
Franz  Ehrle  S.  J.  mit  warmer  Danksagung  empfangen  und  aus 
ihr  unter  der  Bezeichnung  Proyincie  Baltiche  eine  besondere 
Abtheilong  der  Bibliothek  gebildet  worden  ist. 


88 

Derselbe  berichtet,  dass  der  von  der  Gesellschaft  aus  dem 
Nachlass  des  weil.  Dr.  phil.  Anton  Buchholtz  herausgegebene, 
von  Dr.  jur.  August  v.  Bulmerincq  bearbeitete  erste  Band  der 
^Aktenstücke  und  Urkunden  zur  Geschichte  der  Stadt 
Riga  1710—1740''  fertig  gedruckt  ist  und  nunmehr  vertrieben 
werden  soll.  Ein  zweiter  Band,  der  das  Akten-  und  Urkunden- 
material  von  1725 — 1740  umfasst,  wird  etwa  nach  Jahresfrist 
erscheinen.  Dem  abschliessenden  dritten  Bande  sind  chronikalische 
und  andere  Nachrichten  vorbehalten.  Es  stehe  zu  hoffen,  dass 
das  Werk  weite  Verbreitung  finden  wird  und  namentlich  die 
Mitglieder  der  Gesellschaft  durch  zahlreiche  Subskriptionen  ihr 
Interesse  bethätigen  werden,  indem  nur  unter  dieser  Voraussetzung 
eine  annähernde  Deckung  der  bedeutenden  Kosten  möglich  wäre. 
Den  Mitgliedern,  an  die  demnächst  eine  Subskriptionsaufforderung 
ergehen  soll,  wird  ein  Vorzugspreis  von  15  Rbl.  far  das  ganze 
Werk  gewährt,  jedoch  nur  bis  zum  1.  November  d.  J.,  wonächst 
der  buchhändlerische  Vertrieb  zu  erhöhtem  Preise  beginnen  wird. 
Referent  sprach  die  Zuversicht  aus,  dass  sich  in  der  Abnahme 
des  Werkes  zugleich  mit  dem  Interesse  für  die  Geschichte  Rigas 
die  pietätvolle  Erinnerung  an  Anton  Buchholtz  bethätigen  werde. 
Dem  Bearbeiter  des  Werkes,  Herrn  Dr.  August  v.  Bulmerincq, 
wurde  für  seine  mühevolle,  mit  grosser  Soi'gfalt  ausgeführte 
Arbeit  der  Dank  der  Versammlung  votirt. 

Ferner  berichtete  der  Vorsitzende,  dass  die  Verhandlungen 
wegen  Herstellung  der  Gedächtnissmedaille  auf  Dr.  Anton 
Buchholtz  zum  Abschluss  gelangt  sind,  und  dank  dem  umstände, 
dass  der  als  Medailleur  rühmlich  bekannte  und  namentlich  auch 
von  Buchholtz  hochgeschätzte  Professor  Scharff  in  Wien  die  Aus- 
führung übernommen  hat,  eine  künstlerisch  schöne  Leistung 
erwartet  werden  darf. 

Der  Bibliothekar  verlas  sodann  den  Accessionsbericht. 
An  Geschenken  waren  dargebracht  worden:  1)  von  Herrn  L. 
Arbusow  dessen:  Livlands  Geistlichkeit  vom  Ende  des  12.  bis 
ins  16.  Jahrhundert.  I.  —  Die  Stekemesse.  Zwei  8.-A.  a.  d.  Jahrb. 
für  Genealogie  19U0.  Mitau  1902;  2)  von  Herrn  B.  Becker  dessen: 


Einiges  ans  Batzeburgs  Vergangenheit  und  Gegenwart.  Riga 
19Q2;  3)  dnrcli  Yermittelnng  des  Herrn  Stadthaupt-Kollegen  E. 
r.  Bdtticher:  Bilder  und  Manuskripte  aus  dem  Nachlass  des 
weil.  Kreissclmlinspektors  in  Wolmar  A.  y.  Pacht,  darunter 
1813  Ton  Pacht  aufgenommene  Gruppen  estnischer  Bauern  und 
ein  Enabenbildniss  von  Anton  Rubinstein,  das  Pacht  1841  nach 
dem  Leben  gezeichnet  hat;  4)  von  Herrn  Dr.  med.  J.  Brenn- 
sohn dessen:  Die  Aerzte  Kurlands  Ton  1825  bis  1900.  Mitau 
19(S;  5)  Yon  Herrn  Aeltermann  der  St.  Johannis-Gilde  F.  Brnn- 
stermann  dessen:  Die  Geschichte  der  Elleinen  oder  St.  Johannis- 
Gilde.  Riga  1902;  6)  von  Herrn  E.  Baron  Gampenhausen 
dessen:  Die  alten  Siegel  der  evangelisch  -  lutherischen  Kirchen 
in  Rassland.  Riga  1902;  7)  von  Herrn  G.  Baron  Manteuffel 
draaen:  Notatki  o  dziejach  wiary  rzymsko-katolickiej  w  Rydze 
(1201—1901).  Warschau  1902;  8)  von  Herrn  Dr.  A.  Poelchau 
ieseea:  Die  livländische  Gteschichtsliteratur  in  den  Jahren  1900 
imd  1901.  Riga  1902;  9)  von  Herrn  W.  v.  Stryk-Köppo 
d^sen:  Familien-Chronik  der  Freiherren  Vogt  von  Elspe,  derer 
?on  Stryk  und  der  Stryk  von  Elspe.  Leipzig  1901;  10)  von 
Herrn  H.  Baron  Toll  dessen:  Estlands  Landbücher  und  Land- 
rollen. S.-A.  a.  „Revaler  Beobachter^  1902.  Landrolle  von  Est- 
bmd.  Reval  1902;  11)  von  Herrn  A.  C.  Winter  dessen:  Tödten 
imd  Aussetzen  Neugeborener  bei  den  Esten  in  vorgeschichtlicher 
Zett  (Globus  LXXXI,  13).  Weitere  Geschenke  für  die  Biblio- 
thek waren  eingegangen  von  Herrn  Aeltesten  der  St.  Johannis- 
Güde  Chr.  Haffeiberg,  von  Herrn  dim.  Stadtrath  Alfred 
Hillner,  Herrn  Oberlehrer  Fr.  v.  Keussler  in  Petersburg, 
Frau  Dt.  Kitta-Kittel,  geb.  Burchard  v.  Belavary,  Herrn  E. 
Krause,  Herrn  Professor  Dr.  G.  Lohmeyer  in  Königsberg 
Herrn  Professor  Dr.  Th.  Schiemann  in  Berlin,  Herrn  Pastor 
emer.  E.  Schröder,  Herrn  Julius  Schmidt,  Herrn  Stadtguter- 
inspektor  E.  v.  Schultz,  Herrn  Dr.  G.  Sadoffsky  in  Peters- 
burg, Frau  Landräthin  G.  Baronin  Tiesenhausen,  geb.  Gräfin 
Behbinder,  Herrn  Consul  Dr.  G.  A.  Titz  und  von  einer  unge- 
nannten Dame. 


90 

Für  das  Musenm  waren  laut  Bericht  des  stellv.  Museums- 
inspektors  dargebracht  worden:  1)  von  Frl.  Ch.  Wilcken:  eine 
silberne  Eiiffeekanne  nebst  Präsentirbrett;  2)  von  Herrn  Arend 
Buchhol tz  in  Berlin:  eine  schwedische  vergoldete  "Wanduhr  und 
diverse  Altsachen;  3)  von  Herrn  Goldschmiedemeister  Larsen: 
ein  Miniatur -Forträt  auf  Elfenbein  und  mehrere  Schmuckgegen- 
stände; 4)  aus  dem  Nachlass  von  Frau  A.  Boettcher,  geb.  Holtz: 
eine  mit  Mahagoni  und  Ebenholz  ausgelegte  Kommode  und  diverse 
Porzellansachen;  5)  von  Herrn  Maurermeister  Badsing:  eine 
Rococo-Lateme  aus  Eisen;  6)  von  Herrn  C.  G.  v.  Sengbusch: 
ein  Messing-Kronleuchter  aus  der  Kirche  von  Jamma  auf  Oesel; 
7)  aus  dem  Nachlass  von  Frau  Emilie  von  Torklus:  öMiniatnren 
auf  Elfenbein  mit  Porträts  baltischer  Personen  aus  dem  Ende 
des  18.  und  dem  Beginn  des  19.  Jahrhunderts;  8)  von  Herrn 
von  Wulf-Lennewarden:  eine  runde  Breetze  und  ein  halbmond- 
förmiger Anhänger  mit  Kreisomamenten;  9)  von  Herrn  J.  Donner : 
eine  Thür  mit  Klopfer  und  KaBtenschloss;  10)  von  Herrn  v. 
Schlippe:  eine  Mumie  aus  Kairo;  11)  von  Herrn  Architekten 
W.  Bockslaff:  diverse  Gegenstände,  die  beim  Neubau  der  Volks- 
küche in  der  Biesingstrasse  ausgegraben  worden  sind;  12)  von 
Herrn  Inspektor  H.  Naprowski:  eine  goldene  Spindeluhr;  13) 
von  Herrn  Adalbert  Wacholder:  ein  Bronze-Gürtel.  Femer 
gingen  Geschenke  ein  von:  Frau  Baronin  Tiesenhausen,  geb. 
Gräfin  Behbinder,  Frl.  Loppenowe,  Frl.  E.  Friedrichsohn, 
Herrn  W.  Koch  aus  dem  Nachlass  von  Emma  Koch  geb.  Zietz, 
Herrn  Tischlermeister  Breede,  Herrn  A.  Kroepsch  und  der 
Gesellschaft  der  Müsse. 

Der  Münzkonservator  Herr  H.  Jochumsen  berichtete  über 
den  Inhalt  eines  reichen  Münzfundes,  der  am  9.  Juli  c.  gelegentUch 
der  Benovirungsarbeiten  an  der  Nordwestfront  des  Bigaer  Domes 
in  einem  Büstloch  der  Mauer  gemacht  worden  war  (s.  unten). 

In  Anknüpfung  an  den  Bericht  über  den  im  Sommer  d.  J. 
in  einem  Büstloche  der  Domkirche  gemachten  Münzfund  machte 
der  Präsident  H.  v.  Bruiningk  folgende  Mittheilungen. 

Zugleich  mit  den  Münzen  wurden  folgende  silberne  Schmuck- 


91 

gegraistände  gefunden:  1)  2  Ohrgehänge  oderTheile  von  solchen, 
bestehend  aus  Perlen  in  filigranartiger  Arbeit  mit  eingehängten 
Ereozchen,  deren  Arme  palmettenartig  ausgearbeitet  sind;  2) 
Perle  aas  Silbergoss  mit  angelöthetem  Bing;  3)  Theil  einer 
Schliesse  mit  Löwe  nnd  einköpfigem  Adler  in  guter  heraldischer 
Stilisirang;  4)  Fibel,  deren  in  flacher  Wölbung  gearbeiteter,  durch 
die  Bog.  Hochzeitshände  verbundener,  vollständig  geschlossener 
Ring  in  Niello  die  Aufschrift  AYE  MARIA  (in  gothischen 
Majuskeln)  aseigt  —  Referent  bemerkt,  dass  das  Eönigl.  Kunst- 
gewerbemoseum  in  Berlin  einen  bei  Pritzwalk  in  der  Mark 
Brandenburg  gemachten,  mit  dem  unserigen  auffallend  überein- 
stimmenden bedeutenden  Depotfund  silberner  Schmuckgegenstände 
besitzt.  Der  z.  Z.  in  der  Vitrine  429  auf  dem  oberen  Umgange 
des  Idchthofes  ausgestellte  Fund  ist  laut  gefälliger  Mittheilung 
des  Assistenten  des  Kunstgewerbemuseums,  Herrn  Dr.  Bruning, 
auf  Gmnd  der  gleichzeitig  gefundenen  Münzen  dem  Ende  des 
14.  Jahrh.  zugeschrieben  worden.  Da  die  jüngsten  Münzen  des 
rigaschen  Fundes  vom  Dorpater  Bischof  Heinrich  Wrangeil 
(1400 — 1409)  stammen  und  namentlich  die  Fibel  Spuren  lang- 
jährigen Gebrauchs  erkennen  lässt,  wird  man  die  rigaschen 
Schmuckstücke  gleichwie  die  Berliner  spätestens  dem  Ende  des 
14.  Jahrh.  zuweisen  können.  Bemerkenswerth  sind  an  letzteren 
die  zahlreichen  Stücke  mit  streng  stilisirtem  heraldischen  Ornament, 
das  in  gleicher  Durchfuhrung  an  Schmuckgegenständen  in  grösserer 
Zahl  selten  vorkommen  dürfte,  ferner  die  Ave-Maria-Fibeln.  Die 
nahezu  vollkommene  Uebereinstimmung  beider  Funde  in  Form- 
gebang  und  Technik  lässt  die  gleiche  Herkunft  vermuthen. 

Femer  waren  Geschenke  für  das  Münzcabinet  dargebracht 
worden  von  den  Herren:  Consul  N.  Fenger,  A.  von  Wulf- 
Lennewarden,  Gustav  von  Sengbusch,  Dr.  0.  Stavenhagen, 
Sidney  Baron  Woehrmann,  Edmund  Baron  Sass,  Handels- 
girtner  Wilhelm  Baer,  von  Frau  Landräthin  G.Baronin  Tiesen- 
hansen,  geb.  Gräfin  Rehbinder,  und  von  einem  Ungenannten. 

Herr  K.  von  Löwis  berichtete  über  die  von  ihm  im  Juli 
fieses  Sommers  angestellten  Ausgrabungen  in  Sawensee  (s.  unten). 


92 

Herr  G.  O.  v.  SeDgbusch  berichtete  über  die  Aufdeckung 
des  noch  unberührten  Theiles  der  Gräberstätte  auf  dem  Plawne- 
kalns  bei  Eatlekaln,  die  im  Mai  1901  bereits  von  Dr.  Anton 
Buchholtz  durchsucht  worden  war  (vgl.  Sitzungsberichte  y.  1901 
S.  41  ff.).  Die  vom  Referenten  in  Gemeinschaft  mit  den  Herren 
Felix  Baron  Lieven,  A.  Werner  und  Frl.  E.  v.  Schinckell  am 
14.  Mai  1902  vorgenommene  Nachgrabung  bestätigte  leider  nicht 
die  von  Dr.  Anton  Buchholtz  ausgesprochene  Ansicht;  dass  die  von 
ihm  nicht  berührten  Gräber  noch  erhebliche  Funde  enthalten 
müssten.  Die  Ausbeute  bestand  aus  mehreren  Kelten,  Messern, 
Speerspitzen,  Fingerringen  und  kleinen  Spiralringen,  femer  aus 
einem  Paar  schöner  Nadeln,  einer  Armbrustfibel  mit  daran  befe- 
stigter Bronzekette  und  drei  Armringen. 

Der  archäologisch  interessanteste  Theil  der  Ausbeute  war 
die  Aufdeckung  von  drei  Schleifsteinen  in  brückenförmiger  Lage- 
rung. Der  eine  von  ihnen,  der  deutliche  Schleifspuren  aufwies, 
hatte  die  Form  eines  Weberschiffes,  der  zweite,  ein  feinkörniger, 
polirter  Stein,  hatte  eine  vierkantige,  bolzenähnliche  Gestalt,  der 
dritte  war  scheibenförmig,  rund. 

Mit  dieser  Ausgrabung  kann  die  Untersuchung  der  Plawne- 
kalnsschen  Gräberstätte  als  vollständig  abgeschlossen  betrachtet 
werden. 

Herr  Aeltester  Robert  Jaksch  berichtete  über  eine  von 
ihm  geleitete  Untersuchung  eines  Grabhügels  in  Oger  (s.  unten). 

Herr  Inspektor  C.  Mettig  machte  aus  einem  in  Vorbereitung 
begriffenen  Werke  zur  Geschichte  der  Schwarzen  Häupter  Mit- 
theilungen über  den  Ursprung  und  die  Organisation  der  Oompagnie 
der  Schwarzen  Häupter  in  Riga. 


#v>^ws/v«i<>i^v«.r>/s/s/^ 


93 


Beferat  aber  den  am  9.  Jali  1902  im  Dom  zu  Biga 
gemaohten  Mfinzfand. 

Von  H.  Jochnmsen,  Secr. 

Am  9.  Juli  a.  c.  ist  gelegentlich  der  Renovirnngsarbeiten 
an  der  Nordwestfront  des  Domes  zu  Riga  in  einem  Rüstloch  der 
Maaer  ein  Fund  von  1037  Silbermünzen  und  einigen  silbernen, 
kleinen  Schmuckgegenständen,  welche  letztere  an  anderer  Stelle 
eine  Besprechung  erfahren  haben,  gemacht  worden.  Die  Münzen, 
unter  denen  sich  1023  baltische  und  14  Kleinmünzen  nord- 
deatscher  Städte  befinden,  gehören  zum  grössten  Theil  dem  14., 
nur  einige  wenige  dem  15.  Jahrhundert  an,  und  dürften  wohl 
im  ersten  Jahrzehnt  des  letzteren  geboreen  worden  sein. 

Es  folgt  hier  ein  Verzeichniss  der  Münzen,  in  welchem  die 
in  Klammem  gesetzten  Bemerkungen  den  Typus  der  baltischen 
Münzen    nach   den   im    lY.  Theil   der   Est-  und   Livländischen 
Brieflade  enthaltenen  Tafeln  anzeigen  sollen. 
LiTl.  Orden,  Prägstätte  Reval: 
unbestimmbare  Artiger  (Taf.  6,  Nr.  16—18)     .    326  Stück, 
unbestimmbare  SchiUinge  (Taf.  6,  Nr.  11  und  12)    274      „ 
Bisthum  Dorpat: 
unbestimmbare  Artiger  (Taf.  13,  Nr.  23) .    .    .    218     „ 
Schilling  von  Johann  I.  v.  Vifhusen,  1346—1371 

(Tat  13,  Nr.  27) 1      „ 

SchilliM  von  Dietrich  v.  Damerow,  1379—1400, 

(Taf.  13,  Nr.  33-36) 201      ^ 

Schillinge  tou  Heinrich  v.  Wrangel,  1400—1409        4      „ 
Wittenpfennige  aus  der  Zeit  von  1375  bis 
1403  fär: 

Hamburg 1      „ 

Lüneburg 1      „ 

Rostock 5      „ 

Wismar 3      „ 

Güstrow ^ 2      ^ 

Parchim 1      „ 

eine  unbestimmbare  mecklenburgische  Stadt      .        1      ^ 

insgesammt  1037  Stuck. 

Wenn  allein  schon  die  4  Wrangel-Schillinge,  deren  es  ja 
bekanntlich  bis  zum  Jahre  1891  überhaupt  keine  gab,  obigem 
Funde  eine  besondere  Bedeutung  verleihen,  so  wird  letztere 
Boch  wesentlich  erhöht  durch  die  Entdeckung  zahlreicher  anderer 
Bvmismatischer  Seltenheiten,  zu  welcher  die  Yergleichung  der 
n  Tage  geförderten  Bevaler  Artiger  und  Schillinge  und  Dörpt- 


94 

sehen  Artiger  mit  dea  bisher  bekannten  Exemplaren  dieser 
Münzgattun^en  —  welche  die  hiesigen  Sammlungen,  allen  zuvor 
die  an  Reichhaltigkeit  einzig  dastehende  GoUection  des  weil. 
Dr.  Anton  Buchholtz,  aufweisen  —  gefuhrt  hat. 

Die  Revaler  Artiger  unseres  Fundes  sind  zunächst  nach 
ihren  Umschriften  in  6  Hauptarten,  und  innerhalb  dieser  wieder 
in  mehrfachen  Stempelvarietäten  vertreten,  wie  aus  nachstehender 
Tabelle  ersichtlich. 


I.  Hauptart,  Hs.  *  Moneta  —  Bs.  *  Bevalie, 
mit  ff.  Varietäten: 


Hb. 

Dm  Ordeniknu  dvreh     i       4,  €nC\X}R7%T^ 


2. 
3. 

4. 
5. 


* 


B8. 

*  RavwLie 

* 

»|i  •' 


Stade- 


w 


einfaches  Kreuz  6.   *  OflOReCTTT 


it 


7.  * 

8.  * 

9.  * 


* 
* 


n.  Hauptart,  Hb.   4*  Revalie  —  Bs.  4<  Moneta, 
mit  ff.  Varietftten: 


einfaches  Kreuz 


Hs. 

+  R«VKLIff 

* - - 

* — . 

* - 

* 

* 

ifh   •< 


1. 

2. 
3. 
4. 
5. 
6. 
7. 
8. 
sehr  undeutliche 


Ba. 
>i<  (RORGTK 

*  — . 

*  — 


N 
H 
M 
N 

H 


4 

1 

10 

3 

21 

40 
6 
3 


12 
1 
5 
3 
9 
4 
3 

55 


UI.  Hanptart,  Hs.  4<  Bevalie  —  Bs.  >i>  Bevalie, 
mit  ff.  Yarietftten: 

Hs.  Bs. 

*  B«VWLI«  29 

* - - -.  1 

* 4 

* .  1 

*)  Anmerknng.    Der  pnnktirte  Strich  ( )  bedeutet  die  Wied« 

holnng  desselben  Textes,  mit  alleiiiiger  Ansnalime  der  eüuelnen,  in  d«i  Lini« 
selbst  abgeänderten  Budistaben. 


„    einfaches  Kreuz  1. 

*  BÄVTTLIÖ 

»1          »>             tt       ^' 

* 

tt          »             '»       *'• 

* -..-. 

tt          *t            »       ^' 

* 

95 

IV.  Hauptart,  Hs.  *  Moneta  —  Rs.  *  Moneta, 
mit  ff.  Varietäten: 

Stüok* 

Hb.                             Rs.  zahl. 

ra  einfaches  Kreuz  1.    *  OlOHaTK        *  OlOttöTÄ  5 

„       2.  +  •      *  --.  14 

•n        3.   *  •      4> •  4 

n       4.  *    ••     4«  1 

„     5.  * :    4^ :  1 

6.  *    H *    N  l 

7.  *    H               V     *    H  1 
,,        sehr  undeutliche S 


19 


V.  Hauptart,  Hs.  *  Magistri  —  Rs.  4«  Revalie, 
mit  ff.  Varietäten: 

Hb.  Bs. 

„    einfaches  Kreuz   1.  *  (RTTOISTRI  *  RavnLia  6 

n          »>             i>       2.  4«  * •  8 

if          »             »       3.   4«  4« ••  1 

4.  4- * ::    4 

n  if  ff  ^'    4"     N •«•   -• 1 

VL  Hauptart,  Hs.  4«  Magistri  —  Rs.  4"  Moneta, 
mit  ff.  Varietäten: 

Hs.  Bs. 

„    einfaches  Kreuz  1.  *  OOTGISTRI      *  (ROn«TK  3 

„       2.  *   H * 4 

f,  jt  M       3.  *   M 4«  M 6 

„  „  „       sehr  undeutliche 2 

Endlich  noch  6  Guriosa: 

^    einf.  Kr.  1.  Hs.  4*  (ROttttTTI   ,  nur  einseitig  ...      1 
jf  yy        2.    „     4*  RÄVÄLIÖ  y    „         „  ...      8 

jf  „  3.  infolge  Doppelschlages  auf  der  Hs.  2mal 
der  Ordensschild  und  auf  der  Rs^leich- 
falls  2 mal  das  kleine  Reyaler   Wappen 

nebeneinander  sichtbar 1 

4.  Hs.  *RIGISTBI  (I),  Bs.  4-RaV7yLRflV(l)      1 

insgesammt  325 

In  der  Dr.  Buchholtzschen  Sammlung  fehlen  die  sub  HI, 
IV  und  VI  aufgeführten  Hauptarten  gänzlich,  die  übrigen  drei 
sind  zusammen  bloss  in  10  Varietäten  vertreten. 


96 

Die  Beyaler  Schillinge  des  Fundes  weisen  je  nach  dei 
Zeichnnnff  des  auf  der  Hs.  dargestellten  Ordenskreuzes  5  Haupt 
arten  au^  nämlich: 

Doppelfadenkreuz. 


Stack- 
Yar.  Hb.  Rs.  nhl. 

1.  *  NTWJISTRI^LlVORia    *  HOtt«TTC-KRaVKLia  24 

2.*  MTÜSTRI    )f * >^    1 

3.  *  N7MHSTRI  : * : 1 

undeutliche     . 49 


n.  H'N  Doppelfadenkreuz  mit  einem  Punkt  in 
^^  der  Mitte. 

Yar.  Hb.  Rb. 

1.  *N7IGISTRI*LIV0ftia   *  NOUaTK  •  RaVKLia  37 

2.  *  -.  ^ *  ~ j^Kj^LRaVKLia  1 


ni.  N'N  Doppelfadenkreuz  mit  einem  Punkt  in 
^^  der  Mitte   und   einem  Ring  über   dem 
Schilde. 

Yar.  Hb.  Rs. 

1.  *  MTWJlSTRI^fLIVOnia   *NOßaTK*RaVWLia    19 

IV.  HR   einfaches   Kreuz,   jedoch   lässt   sich   nicht 
^^   mit  absoluter  Gewissheit  constatiren,  ob  sich 
über  dem  Schild  ein  Ring  befunden  habe. 

Yar  Hb.  Rb. 

1.  *  HKGISTRI  •  LIVOIlia    *MOnaTK     RavKLia.   1 

2.  * . * .    2 

3.  *  Ofl .LIVORI(!)  *(n 1 


HP   einfache 
^^   Schilde. 


es  Kreuz   mit  Ring  über   dem 


Yar  Hb.  Rs. 

1.  *  (RKGISTRI  .  LIVOftia    *0lOnaTK  .  RaVÄLia    16 


2.  *  —      - 

3.  * 

4  *  H  

•    

•    

* 

.* 

* 

,    3 

1 

•    

„....„ ...........    •    

1 

5  *    . 

Jt- 

* 

* 

.,_„ ..„       1 

6.  *  H  . 

2 

97 


F«. 


Hs. 


Bs. 


Stack- 
uhL 


7. 4.  wreoisTRi .  Livonia  4<  woßaTK .  RevKLia  21 


8.4« 
9.*  - 

10.  «    - 

11.  4«  - 

12.  4.  — 

ia4.— 

14  4- H 
15.  4»  H 


RaVKLI    . 
RaVKLI 

RavKLia 


6 

1 
1 

4 
21 
3 
9 
3 
fldir  nndeadicbe 45 


4. — 

* 

4.N 
,  4.  ._..„. 

4.-_- 
•h  N 


inegesammt  274 

In  der  Dr.  Bachboltzschen  Sammlting  sind  die  Hauptarten 
m  and  rV  nur  in  je  einem  Exemplar  yertreten,  welche  von  ihm 
alB  aomca"  beseichnet  worden  sind,  die  Hanptart  V  ist  nnr  in 
7  Varietttten  Torhanden. 

Unter  den  Dörptschen  Artigem  des  Fundes  haben  nach- 
folgende 3  Haaptarten  mit  insgesammt  45  Varietäten  constatirt 
werden  kdnnen.  Yoransgeschickt  muss  hier  indess  werden,  dass 
wegen  der  geringen  Grösse  der  Bnchstaben  nnd  der  theilweise 
mangelhaften  Erhaltnng  der  Münzen  nicht  überall  festgestellt 
WCTcten  konnte,  ob  and  wo  bei  dem  Bachstaben  „'R'  der  Qaer- 
Btrich  vorhanden  gewesen  war. 


I   Hanptart,  Hs.  4<  Epasopns  —  Rs.  ^  Darpat, 
mit  ff.  Varietäten: 


Yar. 


Hs. 


1.  4.  apvsopvs 

2.  4. 

3.   4- 

5."  4*  «PVSOPVSI 

6.  -t 

7.  4< 

g    j,  

9.  4<  apvsopvs  o 

10.  4* 

11.  4* 
13.  4. 


Rb. 
4>  DTIRPTTTa   . 
4.  D7ÜRPKT   aP 

*  -- 

* -- 

* 

*  

*  - ■- -- 

4.  DÄRWPT 


13.  4. 

14  4< 

15.  4« 

16.  4. 


o 
D 
D 
D 
D 
D 
D 


* 
* 


DÄRPÄT 
(einseitig)    . 
DWRPÄTa 
DÄRPTTT    aP 


ca. 

oap 

oa. 

oDI 

oai 
oepv 

oBP 


apv 
oa . 
oai 
oap 


Stack- 

saU. 

75 
7 

10 
2 
2 
1 
1 
2 
1 
1 
1 
5 
1 
9 
4 
6 


Var. 

17 
18 
19 
20 
21 


H8. 

*  «PVSOPVS  D 


4* 


23 
24 
25 
26 


D 
oD 
oD 
oD 


_    ePVSOPS 
22.  *  BPVSOPVS  oD 
aPVSOPVSAQ 

__ <fi>e 


4« 

4« 


27.  * 

28.  4< 

29.  4< 

30.  <i> 

31.  4< 


oDK 

oDK 

oDW 

oDI 

oDI 

oa 

ol 


Bs. 

*  DKRPÄT   oÄPV 

*  oDK 

•f"  o  ö    . 

* oapv 

*  ^ _ oapv 

* oapvi 

*  DKRPKTe  Aa 

*  DWRPT^T   <&ai 

* _... oa  . 

* oai . 

* oapvs 

*  — - oepvs 

* .-  oapv 

*  ...- oai . 

* oa  .  , 


stück, 
sahl- 


II.  Haaptart,  Hb.  *   Darpat  —  Rs.   *   Dsrpat, 
mit  ff.  Varietäten: 


V«.  Ha. 

1.  *  DWRPKTa 

2.  *  DÄRPKT     oa 

3.  * oap 

4.  * oapvs 

5.  * oapvs 


6.    * 


Rs. 
*  DÄRPBTa 
>!•  DKRPKT    oapv 

4" ©a  . 

4<  oBP. 

4- oapv 


oapvs    4- 


oapvi 


in.  Hauptart,  Ha.  4<   Bpusopus  —  Ra.  4<   Epu- 
aopua,  mit  ff.  Varietäten: 


Var. 

1.  4« 

2.  4< 

3.  4« 

4.  •!< 


Hb. 

apvsopvs 


5. 
6. 

7. 
8. 


4< 
4« 
4< 
4- 


D 

D 

D 

oD 

oDW 

oa 

oa 


4« 

4« 
4- 
4« 
4' 
4« 
4« 
4< 


Ra. 

epvsopvs 


D  . 

oD 

oDI 

oDI 

oaw 

oD 
oDI 


sehr  undeatliche  

inagesammt  218 

In  der  Dr.  Bnchholtzscben  Sammlung  fanden  aich  von  obigen 
45  Varianten  bloss  10  vor. 


99 

Was  endlich  die  Schillinge  des  Bischofs  Heinrich  t.  Wrangel 
anlangt,  so  sind  folgende  3  Stempelvarietäten  nnter  ihnen  ver- 
treten: 

Stdck- 

1.  Hb.  *  WnRlKVS  OPV     Rs.*  H0Il«T7I  D7IRP,  "  " 

auf  der   Inful   2    kleeblattähnliche   Yerzierongen 
(A   <6>) 2 

2.  mit    denselben  Umschriften,    anf   der    Inful  jedoch 

2  Ringe  (o  —  o) 1 

3.  Hs.*  niRRIKVS  aPVS   R8.*HOBaT7ID7tRP7r, 

auf  der  Inful  2  Kleeblätter 1 

Anf  der  Hs.  weisen  alle  den  Kopf  des  Bischofs,  auf  der 
Bs.  das  Stiftswappen,  über  demselben  das  Qeschlechtswappen 
(dreizinnige  Mauer)  und  unter  dem  Stiftswappen  einen  King 
inf.  Die  3  in  der  Sammlung  des  weil.  Dr.  Anton  Bnchholtz  vor- 
bandenen  Exemplare  entsprechen  dem  Stempel  1. 


Vorgesohichtliche  Oraber  in  Sawensee  1902. 

Von  K.  V.  Low! 8. 


Einer  liebenswürdigen  Aufforderung  des  Herrn  Reinhold  von 
Helmersen,  Besitzers  des  Outes  Sawensee,  Folge  leistend,  begab 
akh  der  Referent  in  Gesellschaft  des  Herrn  Leopold  Schulz 
nach  Sawensee,  um  am  13.  und  14.  Juli  d.  J.  dort  zwei  Oräber- 
felder  zu  untersuchen. 

Sawensee  li^  im  Südosten  des  Wendenschen  Kreises,  im 
Laudohnschen  Kirchspiele  zu  beiden  Seiten  der  Ewst  (^enzt  an 
Polnisch'Livland,  und  zwar  an  die  Oüter  Aposza  und  Lemenen, 
die  zu  den  freiherrlich  von  Korff- Krentzburj^schen  Besitzungen 
gehören)  Die  zu  Tage  geforderten  Gräbermnde  gehören  alle 
der  nach  dem  Jahre  800  beginnenden  Periode  an  und  sind  liach 
der  Lage  der  Fundstätten,  wie  auch  ihrem  Alter  nach,  als  rein 
lettische  anzusehen. 

Der  Gutshof  von  Sawensee  liegt  2V2  Werst  vom  linken  Ufer 
der  Etwst  entfernt,  hart  am  Ostufer  des  2  Werst  langen,  Vs  Werst 
breiten,  von  NNO  nach  SSW  sich  ausdehnenden  Sawenseeschen 
Sees.  An  seinem  Ufer,  schräg  gej^enüber  dem  Gatshofe  nach  SW 
hin,  li^  das  Jokste-Oesinde,  auf  dessen  an  den  See  stossendem 
Felde  schon  früher  vielfach  Altsachen  ausgepflü^  worden  sind. 
Hier  wurde  nun  an  verschiedenen  Stellen,  ohne  dass  die  gering- 
ften  Spuren  von  Grabhügeln  zu  bemerken  gewesen  wären,  die 
sdion  fängst  der  Pflug  vernichtet  hatte,  auf  gut  Gluck  g^raben. 

7* 


,6420 ^ 


100 

Doch  nicht  vergeblich  war  die  Mühe,  es  fanden  sich  verschiedene 
Altsachen  als  Einzelfunde,  und  zwar: 

1)  Ans  Bronze:  Eine  Messerscheide,  14  cm  lang,  mit  einem 
Gliede  der  Kette,  an  der  sie  hing.  Eine  Hafeisenfibel  mit  feinen 
Windungen  und  aufgerollten  Enden,  die  Nadel  noch  daran 
befestigt.  Ferner  3  Armringe,  davon  2  mit  verbreiterten  Enden, 
der  eine  mit  Bandfiechtornament,  der  andere  mit  Spiralornamenten, 
der  dritte,  grössere,  grobgewundene,  zeigt  an  den  Enden  Thier- 
köpfe.  Ein  fünffach  gewundener  Fingerring  zeigt  die  mittlere 
Windung  verbreitert.  Endlich  fand  sich  noch  ein  kleiner  IV« 
mal  gewundener  Fingerring  —  wohl  nur  ein  Fragment. 

2)  Aus  Eisen:  5  Beile,  unter  ihnen  ein  Breitbeil,  19  cm 
lang,  und  3  Schmalbeile  (zwei  18  cm,  eines  21  cm  lang)  und  ein 
IVagment  eines  kleinen,  etwa  12— 13cm  langen  Schmalbeiles. 
Zwei  eiserne  Nadeln,  9Vs  und  14cm  lang.  Ein  24cm  langes 
Messer  und  ein  12  cm  langes  Stück  eines  solchen.  Zwei  sichel- 
artig gebogene  Messer,  von  Spitze  zu  Spitze  19  und  25  cm  lang. 

Endlich  fand  sich  hier  ein  offenbar  unberührtes  Grab, 
und  zwar  ein  Skelettgrab,  dessen  wenige  erhaltene  Enochentheile 
(vom  Schädel  und  von  den  Hüftknochen)  60  bis  70  cm  unter  der 
Erdoberfläche  lagen,  jedoch  sehr  morsch  waren.  Der  Schädel 
lag  nach  NW  und  der  Körper  erstreckte  sich  nach  SO  in 
Bückenlage. 

Das  Grabinventar  war  reichhaltig.  Mehrere  Stucke,  die 
sich  beim  Gürtel  fanden,  lagen  nahe  bei  einander  und  über  ein- 
ander. Zunächst  durfte  ein  Ledergürtel  mit  verschieden  orna- 
mentirten  Bronzebeschlägen  interessiren,  an  dem  eine  gut  er- 
haltene Bronzeschnalle  angetroffen  wurde.  Etwas  unterhalb  des 
Gürtels  lag  ein  98  cm  langes  Messer,  Skramasax,  in  einer 
Scheide  schräg  über  dem  Leibe  mit  dem  Griff  nach  der  rechten 
Seite  des  Körpers  und  der  Schneide  zum  Kopfe  hin.  Weiter 
unterhalb  lag  ein  Bronze-Armring  mit  verbreiterten  Enden  und 
Bandflechtornament.  Ein  zweiter,  ebensolcher  Armring,  dessen 
Ornamente  nicht  kenntlich  waren,  lag  beim  Gürtel.  In  der  Höhe 
des  Schädels  fanden  sich  noch  Theile  einer  Armspirale  und 
eine  schmale  Spirale  beim  Gürtel.  In  der  Nähe  des  Kopfes 
la^en  einige  Topfscherben.  In  der  Gegend  der  Füsse  (die  nicht 
erhalten  waren)  fand  sich  eine  34  cm  lange  Speerspitze  aus  Eisen 
mit  Angel,  mit  der  Spitze  nach  unten.  Ferner  lag  parallel  zu 
letzterer  eine  24  cm  lange  Lanzenspitze,  ebenfalls  mit  der  Spitze 
nach  unten,  aus  Eisen  mit  Tülle  und  Schaftresten  darin,  v  on 
zwei  Eisenbeilen,  Schmalbeilen,  lag  eines  merkwürdiger  Weise 
vertikal,  d.  h.  mit  der  Schneide  nach  unten,  das  andere  lajt 
flach,  die  Schneide  nach  der  linken  Seite  gekehrt.  Nach  Au^ 
messung  der  gesammten  Situation  wurde  versucht,  den  Gürtel 
möglichst  intakt  herauszuheben,  was  jedoch  nicht  nach  Wunsch 


101 

gelang.  An  diesem  Gfirtel,  d«  i.  in  seiner  Nähe,  fanden  sich 
noch  eine  Oortschnalle  aus  Eisen^  femer  ein  kleines  13  cm 
langes  Messer,  ein  9  cm  langes  Stück  eines  solchen,  ein  20  cm 
langes  Stack  einer  Speerangel  und  drei  schmale  Eisenstacke 
(Nadeln  ?). 

Am  folgenden  Tage,  dem  14.  Juli,  wnrde  auf  einem  Gräber- 
felde,  belegen  in  einem  Kiefernwalde  am  linken  Ufer  der  Ewst, 
3  Werst  vom  Gutshofe  entfernt,  auf  dem  Grunde  des  Drike- Ge- 
sindes (miTerkanftes  Bauerland)  gegraben. 

Es  fand  sich  dort  in  einem  föcm  hohen  runden  Hüeel- 

!;rabe  mit  einem  Durchmesser  Ton  öm  ein  Skelett  in  BücKen- 
age,  1  m  unter  der  Erde,  die  Füsse  nach  N,  den  Kopf  nach  S. 
Auf  dem  Schädel  lag  ein  Kopfschmuck  mit  6  Bronzespiralen. 
Ausserdem  fand  sich  noch,  60  cm  vom  Scheitel  gemessen,  auf 
dem  Leibe  ein  einziges  Klapperblech  in  der  bekannten  länglichen 
Paralleltrapezform. 

In  einer  gewissen  Entfernung  von  diesem  Skelett,  etwa  1  m 
Ton  den  Füssen,  fanden  sich  zwei  Bronzegewichte  und  der  Theil 
einer  Wagschale.  Eines  dieser  Bronzegewichte,  und  zwar  das 
grössere,  war  von  Eisenrost  ringsum  verdeckt.  Endlich  fand 
sich  auch  noch  ein  kugelförmiges  Anhängsel  aus  Bronze  und  ein 
Armbandstuck,  die  aber  vielleicht  als  Einzelfunde,  d.  h.  nicht 
zum  Grabe  selbst  zu  zählen  sein  durften,  ebenso  wie  die  Gewichte 
und  das  Stuck  der  Wagschale. 

Ein  zweites  rundes  Hügelgrab  in  demselben  Wäldchen, 
60  cm  hoch,  mit  Durchmesser  von  6  m,  zeigte  1,20  m  unter  der 
Erde  ein  Skelett  in  Bückenlage,  Kopf  nach  SW,  Füsse  nach  NO. 
An  Beigaben  fand  sich  hier  nur  ein  19  cm  langes  Messer,  quer 
über  dem  Leibe,  die  Spitze  nach  rechts  gekehrt,  65  cm  vom 
Scheitel  aus  gemessen. 

Herr  Beinhold  von  Helmersen  hat  die  Freundlichkeit  gehabt, 
alle  diese  Fundstncke  unserem  Rigaschen  Dommuseum  darzu- 
bringen, wo  sie  nun  eine  wiUkommene  Bereicherung  der  ver- 
schiedenen schon  vorhandeneu,  aus  Sawensee  stammenden  Gräber- 
iunde  bilden. 


üntersacliung  eines  Hügels  in  Oger. 

Von  Robert  Jakech. 


Während  meines  diesjährigen  Sommeraufenthalts  in  Oger 
zeigte  mir  Herr  Alfred  Werner  einige  Funde,  die  er  im  Sande 
eines  grossen  zur  Sandabfuhr  angegrabenen  Hügels  und  in  dessen 
Nähe  gemacht  hatte.  Sie  bestanden  aus  kleinen  Resten  eines 
dicht  mit  viereckigen  Bronzestiften  beschlagenen  Ledergürtels 
ans  älterer  Zeit^  vier  rigaschen  Solidi  von  Ghristine,  Karl  Gustav 


102 

und  Karl  XI.,  sowie  aus  FeuersteinsplitterD,  von  denen  mehrere 
deutlich  eine  Bearbeitung  erkennen  Hessen.  Diese  Funde  ver- 
anlassten mich  eine  Untersuchung  des  Hügels  vorzunehmen.  Der 
etwa  100 — 150  Schritt  von  dem  steinernen  Gebäude  der  Bäckerei 
am  erhöhten  Ufer  des  Ogerflusses  liegende  Hügel  erstreckt  sich 
von  0— W  in  einer  Länge  von  25  m:  seine  grösste  Breite  beträgt 
21m  und  seine  Höhe  3,5  m.  Im  W  war  er  auf  6,5  m  Län^e, 
im  O  auf  3  m  oberflächlich  angegraben.  Die  Ausgrabui^  des 
Hügels  wurde  von  der  W- Seite  begonnen,  da  an  dieser  Stelle 
die  oben  erwähnten  Fundstücke  nach  leichter  Durchwühlung  des 
Sandes  zu  Tage  getreten  waren.  In  einer  Tiefe  von  1  m  fanden 
sich  6  Schädel  in  unregelmässiger  Lage,  nebst  gut  erhaltenen 
Arm-  und  Beinknochen,  ein  lithauscher  Solidus  von  Johann  Casi- 
mir, eine  Schnalle,  sowie  Näeel  und  Holzreste,  anscheinend  von 
Särgen  herrührend.  Einen  Meter  tiefer  fanden  sich  zerstreut 
liegende  Stücke  eines  Gürtels  und  die  Hälfte  eines  aus  Bronzeblech 
bestehenden  Ortbandes  mit  roh  eingeschlagenen  Ornamenten.  Diese 
Gegenstände  scheinen  einer  älteren  Zeit,  als  die  zuerst  gemachten 
Funde,  anzugehören  und  von  nur  einer  Bestattung  herzurühren. 

Auf  dem  Grunde  des  Hügels  zei^n  sich  zu  einem  Pflaster 
zusammengefügte  Granit-  und  Kalksteine,  welche  mit  einer  Lehm- 
schicht überzogen  waren,  in  die  an  vielen  Stellen  Glimmerstücke 
hineingedrückt  waren.  Eintretender  heftiger  Regen  verhinderte 
an  diesem  und  dem  folgenden  Tage  ein  weiteres  Arbeiten.  Da 
ich  inzwischen  Oger  verlassen  hatte,  ersuchte  ich  Herrn  Werner 
die  kreisförmig  ausgegrabene  Stelle  erweitem  zu  lassen.  Als 
dieses  bis  auf  5  m  im  Durchmesser  geschehen  war,  wurde  in 
meiner  Anwesenheit  unter  freundlicher  Mitwirkung  der  Herren 
Dr.  med.  B.  v.  Sengbusch,  A.  Werner  und  L.  Helmsing  die  noch 
die  Steine  deckende  dünne  Sandschicht  entfernt. 

In  der  Mitte  des  ausgegrabenen  Kreises  befanden  sich  vier 
grosse,  die  anderen  weit  überragende  paarweise  geordnete  Steine, 
von  denen  der  grösste  54  cm  lang,  85  cm  breit  und  44  cm  hoch 
war.  Vom  grossen  Steine  1,4  m  nach  SO  entfernt  lagen  Kohlen 
und  angebrannte  Holzstückchen  mit  einigen  Knochenresten,  eben- 
solche auch  in  der  Entfernung  von  l>o^  ^^cl^  NO  hin.  Auch 
an  anderen  Stellen  fanden  sich  Kleine  Häufchen  von  Kohlenresten. 
Nach  NW  hin  verkleinerten  sich  die  Steine  der  in  Verbindung 
mit  Lehm  hergestellten  Pflasterung,  welche  in  der  Breite  von 
3  m  und  in  der  Länge  von  7  m  noch  weiter  verfolgt  wurde,  ohne 
ihr  Ende  zu  erreichen.  Unter  der  Steinsetzung  wurde  bei  einer 
Grabung  bis  auf  das  Grundwasser  nichts  gefunden.  Der  Platz 
hatte  anscheinend  nur  zur  Verbrennung  von  Leichen  gedient. 

Im  Sande  der  schon  früher  angegrabenen  0-Seite  ist  vor 
einiger  Zeit  ein  kleines  in  Bronze  gegossenes  Heiligenbild  ge- 
funoen  worden,  das  vom  Finder  übergeben  wurde. 


103 

Wenn  ink  Hügel  auch  keine  werthvollen  Altsachen  gefunden 
wurden,  so  scheint  mir  die  Stelle  der  Fenersteinsplitter  wegen 
doch  von  einigem  Werth  für  die  Vervollständigung  der  Kennt- 
nias  der  bis  jetzt  wenigen  Stellen  in  Livland,  an  denen  solche 
gefdnden  sind.  Sie  ist  deichsam  zn  betrachten  wie  ein  Stein 
eines  Mosaikbildes,  der  als  Theil  des  Ganzen  nnbedentend  erscheint, 
xar  Vollendung  des  Bildes  aber  doch  nöthig  ist. 

Die  völlige  Abgrabnng  des  Hügels  wiirde  bei  seiner  Grösse 
bedeatende  Kosten  erfordern  nnd  kaum  nennenswerthe  Resultate 
erffel>en,  da  er  nur  zu  gelegentlichen  Bestattungen  gedient  zu 
wiesL  scheint,  die  in  drei  weit  aus  einander  liegende  Perioden 
fallen,  and  die  Fenersteinsplitter  nicht  im  Hügel,  sondern  in  seiner 
Nüie  in  losem  Sande  gefunden  wurden. 


m.  Tenaomlmg  am  9.  Oktober  1902. 


Der  Präsident  H.  v.  Bruiningk  eröfihete  die  Sitzung,  indem 
er  der  verstorbenen  Mitglieder  gedachte;  es  sind  der  dim.  Ober- 
d!rd:tionBrathderliYländischen  adeligen  Güterkreditsocietät  Oskar 
Baron  Mengden,  gestorben  in  München  den  26.  September  (5. 
Oktober)  und  der  Archivar  Cand.  bist.  Hugo  Lichtenstein, 
gestorben  in  Jurjew  (Dorpat)  den  28.  September.  Durch  Lichten- 
Steins  vorzeitigen  Tod  erleidet  nicht  nur  der  engere  Kreis  seiner 
Freunde  und  Mitarbeiter,  sondern  die  baltische  Geschichtsforschung, 
der  sich  der  mit  reichen  Kenntnissen  ausgestattete  Heimgegangene 
mit  voller  Hingebung  gewidmet  hatte,  einen  schweren  Verlust. 
Die  Versammlung  ehrte  das  Andenken  der  Verstorbenen  durch 
Erheben  von  den  Sitzen. 

Anknüpfend  an  die  Worte  der  Erinnerung  an  Lichtenstein 
verlas  der  Vorsitzende  den  von  Lichtenstein,  welcher  als  Delegirter 
der  Gesellschaft  dem  im  August  d.  J.  in  Charkow  abgehaltenen 
TTT  Archäologischen  Kongress  beigewohnt  hatte,  abgestat- 
ietea  ausführlichen  Bericht  über  die  Kongressverhandlungen,  — 
wohl  die  letzte  Arbeit  aus  des  Heimgegangenen  Feder.  Namentlich 
handelt  ee  sich  darin  um  die  Diskussionen  und  Beschlüsse  betrefifs 
der  von  Professor  Samokwassow  bereits  gelegentlich  des  XL. 


104 

Archäologischen  Kongresses  angeregten  Planes  einer  durchgrei- 
fenden Reorganisation  des  Archivwesens  in  Bussland. 

Ans  einem  Schreiben  des  Dr*  phiL  Erich  Gleye  in  Gol- 
dingen ist  hervorzuheben,  dass  der  vom  bekannten  livländischen 
Patrioten  Hamilkar  Baron  Pölkersahm  (f  1856)  geführte  Wahl- 
spruch: ^Nicht  die  Bechte,  welche  jemand  ausübt,  sondern  die 
Pflichten,  die  er  sich  auferlegt,  geben  ihm  den  Werth^,  —  den 
auch  Barnay  f&hrt,  von  diesem  gelegentlich  seines  Aufenthaltes 
in  Biga  1864/5  angenommen  wurde.  Solches  besagt  eine  der 
Oesellschaft  übermittelte  Zuschrift  Bamays  an  Dr.  Gleye. 

E.  V.  Löwis  of  Menar  übergab  Abschriften  von  drei 
Namensverzeichnissen  livländischer  Deutschordensritter  von  1548, 
1550  und  1555.  Die  Abschriften  wurden  auf  Wunsch  des  Herrn 
L.  Arbusow  durch  liebenswürdige  Vermittelung  des  Deutsch- 
ordens-Kanzlers  Hofrath  Moritz  v.  Weittenhiller  und  des  Univer- 
sitätsbibliothekars Dr.  Karl  Lorenz  in  Wien  aus  dem  dortigen 
Gentralarchiv  des  Ordens  von  dem  Historiker  Herrn  Schindler 
genommen.  L.  Arbusow  erklärte  sich  bereit,  über  diese  Ver- 
zeichnisse nähere  Mittheilung  zu  machen. 

Veranlasst  durch  den  von  mehreren  Seiten  geäusserten 
Wunsch,  dass  die  bisher  von  Dr.  A.  Poelchau  herausgegebene 
„Livländische  Geschichtsliteratur^,  deren  Erscheinen  mit 
dem  Schlüsse  des  Jahres  eingestellt  worden  ist,  fortgesetzt 
werden  möge,  wurde  beschlossen,  mit  einem  die  Aufbringung 
der  hierzu  erforderlichen  Mittel  bezweckenden  Antrag  an  die 
übrigen  geschichtsforschenden  (Gesellschaften  zu  gehen,  nachdem 
eine  für  diese  Arbeit  bestens  qualificirte  Persönlichkeit  bereits 
gewonnen  worden  ist.  Mit  Befriedigung  nahm  die  Gesellschaft 
von  Dr.  Poeichaus  Mittheilung  Eenntniss,  dass  er  die  bisher 
erschienenen  Berichte  systematisch  und  übersichtlich  zu  ver- 
arbeiten beabsichtige. 

Unter  Hinweis  auf  den  in  den  Protokollen  der  General- 
versammlung des  Gesammtvereins  der  deutschen  Geschichts-  und 
Alterthumsvereine  zu  Freiburg  1901  enthaltenen  Bericht  des 
Professors  Anthes  über  die  Signaturen  auf  historischen  Karten, 


V 

106 

proponirte  der  Vorsitzende  die  Herstellung  einer  neuen  archäo- 
logischen Karte  der  Ostseeprovinzen.  Da  es  sich  darnm 
bandeln  wnrde,  die  seitherigen  Forschnngsresnitate  einerseits 
tbersichtlichy  andererseits  aber  voUständig  und  genau  zu  fixiren, 
VOSS  eine  Karte  in  grossem  Massstabe  als  Grundlage  dienen, 
wozu  fnr  Livland  die  grosse  Bückersche  Karte  von  1839  wohl 
geeignet  sein  durfte,  doch  würde  z.  Z.  nicht  eine  Yervielfälti- 
gnng  der  projektirten  Karte,  sondern  nur  die  Herstellung  eines 
einzigen,  für  das  Museum  bestimmten  Exemplars  ins  Auge  zu 
fttsen  sein,  nach  dem  Vorbilde  der  im  dänischen  National- 
museom  zu  Kopenhagen  befindlichen  grossen  archäologischen 
Karte  von  Dänemark.  Hier  sind  mit  überraschendem  Erfolge 
die  SU  markirenden  Punkte  anstatt  durch  aufgetragene  Zeichen 
fluUels  eingesteckter  Nadeln  hervorgehoben.  Die  verschiedenen 
Falben  der  Nadelköpfe  (Glas  oder  Lack)  ermöglichen  Unter- 
echeidnngen  in  grosser  Zahl,  die  sich  vom  Kartenbilde  deutlich 
abheben,  auch  hat  diese  Art  der  Markirung  den  Vorzug,  dass 
Korrekturen  und  Ergänzungen  sich  leicht  ausfuhren  lassen.  Als 
hdchst  lehrreich  und  gleichfalls  leicht  ausfuhrbar  erweist  sich 
die  Andeutung  der  alten  Heer-  und  Handelsstrassen  durch  an- 
geheftete Messingdrähte.  Da  die  Herstellung  einer  derartigen 
Karte  in  grossem  Massstabe  genaue  Ortskenntniss  erfordert, 
würde  es  sich  empfehlen,  die  nach  einheitlichen  Gesichtspunkten 
auszuführende  Arbeit  unter  den  auf  archäologischem  Gebiete 
thStigen  Gesellschaften  der  Ostseeprovinzen  regional  zu  ver- 
theilen.  Schliesslich  hätte  ein  Austausch  der  Resultate  und 
deren  üebertragung  auf  die  Generalkarte  der  Ostseeprovinzen 
statfznfinden.  Dank  dem  umstände,  dass  in  den  archäologischen 
Karten  von  G.  Grewingk  (1884)  und  J.  Sitzka  (1896)  sowie 
in  den  Arbeiten  von  Professor  B.  Hausmann  und  Ant.  Buch- 
holtz  bedeutende  Vorarbeiten  bereits  vorliegen,  endlich  aber 
K.  V.  Löwis  ofMenar  die  auf  den  erwähnten  Karten  fehlen- 
iesk,  für  den  vorliegenden  Zweck  so  sehr  wichtigen  Burgberge 
und  BingwäUe  der  Eingeborenen  in  möglichster  Vollständigkeit 
kart(^aphisch  fixirt  hat,  dürften  keine  allzu  grossen  Schwierig- 


y 


106 

keiten  zu  überwinden  sein,  unter  Annahme  dieses  Antrages 
wurde  beschlossen,  sich  wegen  dessen  Ansfnhmng  mit  den 
anderen  Oesellschaften  in  Benehmen  zu  setzen. 

Der  Bibliothekar  veiias  sodann  den  Accessionsbericht. 
An  Geschenken  waren  dargebracht  worden:  1)  von  der  Bach- 
handlung N.  Eymmel  in  Riga:  Poelchau,  Die  livländische  Oe- 
schichtsliteratur  1900  und  1901,  Riga  1902;  2)  von  Herrn  Stadt- 
archivar Dr.  Ph.  Schwär  tz:  Das  Rigische  Stadtarchiv  im  J.  1901, 
Stadtbl.  1902  Nr.  37;  3)  von  Herrn  Dr.  C.  Alt  in  Weimar  die  von 
ihm  herausgegebenen  Bände  25  und  26  der  IV.  Abtheilung  von 
Goethes  Werken,  enthaltend  Briefe;  4)  durch  Vermittelung  des 
Herrn  Dr.  med.  Otto  in  Jurjew:  Papiere  aus  dem  Nachlass  des 
Professors  der  Chemie  Priedemann  Goebel  in  Dorpat;  5)  von 
Herrn  Oberlehrer  E.  Schmidt  in  Zabeln:  eine  Sammlung  photo- 
graphischer Ansichten,  vorzugsweise  von  Burgbergen  in  Kur- 
land; 6)  von  Frl.  Marie  v.  Stritzky:  eine  Anzahl  älterer 
Tauf-  und  Hochzeitseinladungen. 

Für  das  Museum  waren  folgende  Geschenke  dargebracht 
worden:  1)  von  Herrn  Th.  von  Hahn:  eine  steinerne  Kanonen- 
kugel; 2)  von  Herrn  Förster  W.  Glasenapp:  eine  kleine  eiserne 
Kanonenkugel;  3)  von  Herrn  Erich  Busch:  ein  Petschaft  mit 
16  Einlagen;  4)  von  Frl.  Marie  v.  Stritzky:  ein  Fächer,  Styl 
Louis  XVI. 

Für  das  Münzcabinet  waren  Geschenke  dargebracht 
worden  von  Herrn  Carl  Friedrich  Rohde,  dem  Schüler  Hans 
Roemeling,  Frl.  Marie  v.  Stritzky  und  einem  Ungenannten. 

Sodann  wurden  zu  ordentlichen  Mitgliedern  folgende 
Herren  aufgenommen:  1)  Kreisdeputirter  Axel  von  Samson- 
Himmelstjerna  zu  Hummelshof,  2)  Eduard  von  Zur-Mühlen 
zu  Ledis,  3)  Joseph  von  Transehe-Roseneck  zu  Ohselshof^ 
4)  Johannes  Rindermann  in  Berlin,  5)  Reinhold  von 
Helmersen  zu  Sawensee,  6)  Hermann  v.  Brummer  zu 
Rutzki,  7)  Karl  Baron  Rönne  zu  Wensau,  8)  Otto  Baron 
Behr  zu  Audrau. 


107 

In  einem  längeren  Vortrage  besprach  der  Präsident  H.  von 
Brniningk  das  im  Dom-Museum  aufbewahrte  romanische 
Brouzebecken,  die  sog.  £aiser-Otto-Schale  (s.  unten). 

Von  Herrn  Oberlehrer  Fr.  Yon  Keussler  in  St.  Peters- 
boig  waren  zwei  Zuschriften  der  Oesellschaft  eingesandt  worden. 
Die  erste  Znschrift  enthielt  eine  eigänzende  Mittheilung  zu  den 
(roheren  Berichten  des  Referenten  über  die  üeberiührung  der 
Herzoglich'KnrIändischen  Bibliothek  in  die  Bibliothek  der  Eaiser- 
iehen  Akademie  der  Wissenschaften  in  St.  Petersburg  (vgl. 
Siteüngsberichte  v.  J.  1901  S.  66,  67,  85—87).  Die  zweite  Zu- 
i(iai&  berichtete  über  Livländer  unter  den  Buren  im  18.  Jahr- 
lumdert  (a.  unten). 

Herr  Inspektor  0.  Mettig  legte  der  Gesellschaft  Ab- 
sclriften  von  zwei  Urkunden  vor,  deren  bisher  unbekannte 
Origioale  dem  Archiv  der  Schwarzen  Häupter  angehören  (s.  unten). 


I 


Ein  liturgisches  mittelalterliches  Bronzebeckenn 

die  sogenannte  Eaiser-Otto-Sohale, 

im  Dommüsenm  der  GesellBohaft  fOi  Gesohiobte  und  Altertumskunde 
der  OetBeeproTinien  lu  Siga. 

(Nebst  8  Tafeln.) 

Von  H.  V.  Bruiningk. 

Die  im  Sommer  1886  bei  Fellin  in  Livland  ausgegrabene 
für  das  Dommuseum  der  Gesellschaft  für  Geschichte  und  Alter 
tumskunde  der  Ostseeprovinzen  Russlands  in  Riga  erworben 
sogenannte  Kaiser-Otto-Schale  gilt  mit  Recht  für  ein  hervor 
ragendes  Erzeugnis  mittelalterlichen  Kunstgewerbes.  Von  vorn 
herein  erregte  es  wohlberechtigtes  Aufsehen  und  hat  sich  untei 
der  grossen  Zahl  mittelalterlicher  Bronzebecken  bisher  als  ünikua 
behauptet. 

laicht  lange  nach  der  Auf&ndung  unseres  Beckens,  das  bal( 
als  solches,  bald  als  Schale  oder  Sdiüssel  angesprochen  wirdO 
wurde  es  vom  Direktor  des  Königl.  Münzkabinetts  in  Berlin 
Professor  Dr.  A.  von  Sallet,  in  der  ^Zeitschrift  für  Numismatik** 
unter  Beigabe  einer  Abbildung  des  brakteatenartigen  Medaillon 
bildnisses,  das  dem  Becken  die  Bezeichnung  Kaiser- Otto -Schal« 
eingetragen  hat,  kurz  erwähnt.  Eine  eingehende  Beschreibunj 
nebst  zwei  photolithographischen  Tafeln  lieferte  sodann  des 
Geschäftsführer  der  Kurländischen  Gesellschaft  für  Literatm 
und  Kunst  in  Mitau,  Julius  Döring').  Zu  erwähnen  ist  endlicl 
aus  dem  Jahre  1895  die  mit  zwei  Abbildungen  versehene  kurze 
aber    höchst    dankenswerte    Besprechung    aus    der    Feder   d0 


1)  Wir  wählten  die  Bezeichnnng  Becken,  weil  schon  im  Mittelaltei 
seitdem  die  bürgerlichen  Gewerbe  sich  ausgebildet  hatten  und  die  Arbeits 
teilnng  in  Gilden  und  Ämtern  durchgeführt  worden  war,  die  Herstellooi 
von  Schüsseln  and  Schalen  ans  nnedelem  Metall,  vorzagsweise  ans  Bledi 
ein  eigenes  Gewerbe  bildete,  das  von  den  „Beckenschlägern*'  ausgeübt  wnrdf 
Solche,  die  alB,Bekerworter<'  (=  Beckenschläger)  bezeichnet  werden,  lasset 
sich  anter  den  rigaschen  Gewerbetreibenden  schon  im  13.  and  14.  Jahili 
nachweisen.  Vgl.  W.  Stieda  and  0.  Mettig,  Schrägen  der  Gilden  an< 
Amter  der  Stadt  Biga  bis  1621,  Riga  1896,  S.  87,  44. 

8)  Bd.  15,  Berlin  1887,  S.  23. 

3)  Sitzangsberichte  der  Karländischen  Gesellsch.  für  Literatur  u.  Eonst 
nebst  Veröffentlichangen  des  Karl.  Provinziid-MuseamB  a.  d.  J.  1888,  Mitai 
1889,  S.  2-12. 


109 

[Assistenten  am  Eönigl.  Münzkabinett  in  Berlin  Dr.  J.  Menadier '). 
Auf  diese  Besprechungen  werden  wir  weiterhin  zurückkommen. 
Für  die  Schriften  der  Gesellschaft  für  Geschichte  und  Alter- 
famskunde  der  Ostseeprovinzen,  als  der  glücklichen  Besitzerin 
ides  Beckens,  blieb  die  geschuldete  Abhandlung  so  lange  vorbe- 
lialten,  als  eine  solche  von  berufenster  Seite,  vom  Direktor  des 
^önigL  Kunstgewerbemuseums  in  Berlin,  Geheimrat  Julius  Lessing, 
lin  Aussicht  stand').  Nach  Verlauf  so  vieler  Jahre  hat  diese 
Eofihnng  aufgegeben  werden  müssen. 

ErsterErwerber  des  Beckens  war  der  kürzlich  verstorbene  weil. 
Batsherr  und  Apotheker  M.  Schöler  in  Fellin,  der  es  im  Herbst 
1886  vom  Finder,  einem  estnischen  Bauern  namens  Matt  Anton 
(auch  Matti  Matt  genannt)  für  5  Rubel  (etwa  10  Reichsmark) 
erstand^).  Nachdem  die  Gesellschaft  für  Geschichte  und  Alter- 
tumskunde der  Ostseeprovinzen  durch  eine  Zuschrift  des  ^Ham- 
burger Gorrespondenten^  aus  Berlin  über  den  Fund  sowie  darüber, 
dass  in  Berlin  Verhandlungen  wegen  Verkaufs  des  Beckens  im 
iGange  wären,  die  erste  Kunde  erlangt  hatte^),  setzte  die  Gesell- 
ichau  alle  Mittel  in  Bew^ung,  um  dasselbe  dem  Lande,  in 
dessen  l&de  es  so  lange  gebettet  gewesen  war,  dauernd  zu  er- 
^halten.  Dank  vorzüglich  den  Bemühungen  des  mittlerweile  ver- 
iStorbenen  Direktors  der  Gesellschaft  Anton  Buchholtz  konnte  der 
vom  Besitzer  des  Beckens  nunmehr  geforderte  sehr  bedeutende 
Kaufpreis,  dessen  Betrag  laut  Vereinbarung  nicht  verö£fentlicht 
werden  soll,  aus  den  von  rigaschen  Bürgern  hierfür  in  opfer- 
fwiUiger  Weise  gespendeten  Mitteln  gedeckt  werden.  An  der 
[Höhe  des  Preises  waren  die  vom  Besitzer  mit  dem  Königl. 
Kunstgewerbemuseum  in  Berlin  und  dem  Germanischen  Museum 
in  Nürnberg  angeknüpften  Verhandlungen  gescheitert.  Noch  vor 
^Ablauf  des  Jahres  wurde  der  Gesellschaft  in  ihrer  Jahressitzung 
über  die  durch  freundliche  Vermittelung  des  Geh.  Medizinalrats 
»Professor  E.  v.  Bergmann  in  Berlin  glucklich  zum  Abschluss 
gebrachten  Verhandlungen  berichtet^). 

Den  vom  7.  und  9.  Januar  1887  datierten  Briefen  der  ver- 
itorbenen  Pastoren  Ed.  v.  Bergmann  zu  Rujen  und  L.  Krüger  zu 
Fellini,   die   sich  auf  Bitte  von  Anton  Buchholtz  an  den  Fund- 


1)  Deutsche  Münzen.    Gesammelte  Aufsätze  znr  Geschichte  des  deut- 
lichen Munswesens  Ton.  J.  Menadier,  Bd.  3,  Berlin  1895,  S.  32—86. 

>)  Vgl.  Sitzungsber.  der  Geeellsch.  für  Gesch.  u.  Altertumsk.  für  die 
OstBeeproY.  Russlands  a.  d.  J.  1887,  Riga  1888,  S.  3. 

«)  Felliner  Anzeiger  Nr.  45  v.  19.  Not.  (1.  Dez.)  u.  Nr.  50  v.  24.  Dez.  1886. 

*)  Rigasche  Zeitung  Nr.  259  v.  11.  (23.)  Nov.  1886.    Sitzungsber.  v. 
S1886,  a  81,  82. 

6)  A.  a.  0.  S.  114. 

Arch.  der  Gesellsch.  für  Gesch.  u.  Altertumsk.    Sonderakte. 


? 


110 

ort  begeben  und  den  Finder  Matt  Anton  befragt  hatten,  ist  fol- 
gender Fandbericht  zu  entnehmen. 

Wenn  man  die  Landstrasse  von  Fellin  über  Sangla  nach 
Dorpat  einschlä^y  erreieht  man  hinter  dem  zum  Gute  Alt- 
Woidoma  gehörigen  Nuia-Ejuge  eine  Anhöhe.  Hinter  dieser, 
etwa  7,6  km  von  Fellin,  bie^  man  zur  Linken,  also  in  nördlicher 
Bichtunff,  ab,  fiberschreitet  den  TennasUmschen  Bach  und  gelangt 
etwa  9  Km  von  Fellin  zu  dem  Schloss  Fellinschen  Eudewitte- 
Gesinde  [auch  Matti  oder  Maddisse^)  genannt].  Ungefilhr  Vs  km 
Ton  diesem  Gesinde*),  in  der  Nähe  der  Überreste  des  sog.  Ka- 
tharinenkanals,  liegt  ein  zum  Gesinde  gehöriges,  auf  der  Karte 
als  Weide  markiertes  Stück  Heide  mit  morastigem  Untergründe. 
Gerechnet  yon  der  Felliner  Schlossruine,  fast  genau  nordöstlich, 
beträgt  der  Abstand  in  der  Luftlinie  7,6  km.  Als  der  Grund- 
eigentümer, der  schon  genannte  Matt  Anton,  es  im  Sommer 
1886  aufpflügte,  um  den  daselbst  schlecht  aufgekommenen  Boggen 
nachzusäen,  stiess  er  in  der  Furche  des  Pfluges,  etwa  Vs  Fuss 
unter  der  Oberfläche,  auf  einen  runden  Gegenstand,  den  er  für 
einen  Stein  gehalten  und  mit  der  Schaufel  ausgehoben  haben 
will.  Der  vermeintliche  Stein  erwies  sich  als  unser  Becken, 
das  beim  Ausheben  die  auf  unserer  Abbildung  (Taf.  I  Fig.  2) 
sichtbare  Beschädigung  erlitt.  Auch  ging  bei  dieser  Gelegenheit 
eines  von  den  aufgelöteten  Medaillons  verloren,  das  jedoch  bei 
einer  späteren  Nachforschung  daselbst  aufgefunden  und  schliesslich 
wieder  angekittet  wurde  ^).  Unter  dem  Becken,  das  mit  dem 
Boden  nacn  oben  gelegen  haben  soll,  will  Matt  Anton  einen 
bronzenen  Armreif  gefunden,  ihn  aber,  weil  er  ganz  schwarz  ge- 
wesen und  er  ihn  mr  wertlos  gehalten,  weggeworfen  und  nicht 
mehr  aufjzefunden  haben.  Mit  der  Beschreibung,  wonach  „die 
Enden  nicht  zusammenstiessen,  sondern  an  einander  vorbeigingen^, 
lässt  sich  wenig  anfangen.  In  nächster  Nähe  des  Beckens,  von 
diesem  3  bis  4  Fuss  entfernt,  behauptet  Matt  Anton  ein  von  ihm 
vorgewiesenes  eisernes  Beil  gefunden  zu  haben.  Es  ist  eine 
Mittelform  von  Breit-  und  Scmualbeil  mit  viereckigem,  nach  der 
Schneide  zu  sich  stark  vergüngendem  Sohaftloch,  ohne  Eopf- 
lappen.  Das  Blatt  ist  19  cm  lang,  bei  einer  grössten  Breite 
von  9,8  cm.,  die  Schneide  gerundet.  Die  obere  Kante  ist  wenig 
geschweift,  die  untere  stark  ausgehöhlt.    BeUe  ganz  ähnlicher 

^)  Letzterer  Name  im  Katalog  der  Ansstellang  zom  X.  archäoloffischen 
EongresB  in  Riga  1896,  Riga  1896,  wo  das  Becken  unter  den  damalB  aus- 
gestellten Gegenständen,  nebst  einer  kurzen  Beschreibung,  als  nr.  658  yer- 
zeichnet  steht. 

*)  Nach  liWändischem  Sprachgebrauch  versteht  man  unter  Gesinde 
ein  Banerngehöft  nebst  zugehörigen  Landereien. 

')  Das  betr.  Medaillon  fehlt  auf  unserer  Abbildung,  weil  diese  nach 
einer  vor  Wiederanbringung  desselben  aufgenommenen  Photographie  ange* 
fertigt  ist 


111 

Ftam  wurden  gelegentlich  der  Ansgrabungen  bei  der  Felliner 
SdiloBsrnine  in  grösserer  Zahl  zu  Tage  gefördert  ^)y  werden  also 
vohl  frühestens  der  2.  Hälfte  des  13.  Jwrh.  zuzuschreiben  sein, 
lahrscheinlich  aber  einer  späteren  Zeit.  Jedenfalls  sind  sie 
weit  jünger  als  die  für  unser  Becken  angenommene  äusserste 
Zeit^enze.  Daraus  folgt,  dass  wenn  in  der  Tat  Beil  und 
Becken  als  zusammengehörige  Fundstücke  zu  betrachten  sind, 
bdde  erst  in  später  Zeit  hier  yereraben  wurden  und  die  Beil- 
form für  die  Altersbestimmung  des  Beckens  belanglos  ist  Zudem 
ist  der    Bericht  über  die  Auffindung  des  Beiles   insofern  nicht 

runverdächtig,  als  man  hinsichtlich  seiner  ausschliesslich  auf 
Aussagen  des  Finders  angewiesen  ist,  dieser  aber,  als  er 
Kine  Aussagen  machte,  sehr  wohl  wusste,  dass  er  sich  bei  Yer- 
insserung  des  Beckens  einen  bedeutenden  Gewinn  habe  entoehen 
lassen.  Es  mochte  ihm  folglich  zweckmässig  dünken,  Beil  und 
Becken  als  zusammengehörig  erscheinen  zu  lassen.  Jedenfalls 
war  er  bereits  gewitzigt,  denn  er  stellte,  wie  für  das  Beil,  so  auch 
for  das  eine  nachträglich  aufgefundene  Medaillon,  anfangs  über- 
Bteige  Preisforderungen.  Auch  die  Möglichkeit  wird  in  Be- 
tracht SU  ziehen  sein,  dass  das  Beil  später  einmal  nahe  von  der 
Stdle,  wo  das  Becken  vergraben  war,  zufällig  verloren  worden 
ot  Hatte  derjenige,  der  das  Becken  vergrub,  unter  diesem  den 
brofQzenen  Armreifen  verborgen,  so  war  es  nahliegend,  das  Beil 
demselben  Versteck  anzuvertrauen. 

Es  verdient  indes  bemerkt  zu  werden,  dass  die  Felliner  Qe^ 
geod  sich  als  ein  in  archäologischer  Beziehung  ergiebiger  Boden 
erwiesen  hat  und  dass  aus  der  Nähe  der  Stelle,  wo  das  Eaiser- 
OtUhBecken  gefunden  wurde,  Gräberfunde  stammen,  welche  der 
CTBte  Kenner  der  baltischen  Archäologie,  Professor  R.  Hausmann, 
gleichwie   das  Becken,  der  Zeit  um  das  Jahr  1000  zuschreibt'). 

Das  Becken  ist  aus  auffallend  dünnem  Bronzeblech  mit 
groflsran  Geschick  angefertigt,  deim  es  zeigt  weder  Spuren  von 
Abdrehungy  noch  auch  von  Hammerschlag.  Die  Wandungen  sind 
Uoss  Oyso — 1  mm  stark,  nur  der  obere,  horizontal  gebogene 
Band  ist  etwas  dicker,  nämlich  1 — 2  mm.  Der  Durchmesser 
(ohne  den  10  mm  breiten  Rand)  beträgt  29,6—30,6  cm,  die  Höhe 
^9  cm.  Der  Boden  weist  in  der  Mitte  eine  kreisrunde,  nach 
den  Seiten  zu  schräg  abfallende  Erhöhung  auf,  die  in  der  Profil- 
issicht')  angedeutet  ist  Auf  dieser  Erhöhung  ist  das  aus  papier- 
dionem  Bronzeblech  gestanzte  Bildnismedaillon  aufgelötet.    Wo 

1)  Sehr,  des  Fastora  L.  Krüger  an  Ant.  Bnchholtz  v.  9.  Jan.  1887. 

S)  Sitzungsber.  der  Gel.  Estn.  Gesellsch.  1894,  Dorpat  1895,  8.  143, 
M.  Ygl  auch  Ant.  Bnchholtz,  Bibliographie  der  ArchäoL  liv-,  Est-  nnd 
I^  1&^  1896,  S.  87,  nr.  564. 

^af.  I  Fig.  1. 


112 

die  Erhöhan^  anhebt,  sind  in  EreuzeBform  vier  Zierstreifen  ans 
gleichfalls  sehr  dünnem  Bronzeblech  ^)  in  derselben  Weise  ange- 
bracht. Sie  sind  3  cm  breit  bei  einer  Länge  von  7  cm  und 
finden  in  dem  vierfach  wiederholten  Medaillon  ihren  Abschlusa. 
Die  vorstehend  angegebenen  Schwankungen  der  Höhe  und  des 
Durchmessers  erklären  sich  durch  Verkrümmungen  und  Ausbie- 
gungen, die  das  Becken  im  Laufe  der  Jahrhunderte  erlitten  hat, 
sie  sind  aber  weit  weniger  bemerkbar,  als  sie  in  der  nach  einer 
Photographie  angefertigten  und  demgemäss  vollkommen  zuver- 
lässigen Profilansicht  erscheinen.  Dank  der  Dünne  des  Blechs 
beträgt  das  Gesamtgewicht  bloss  573  Gramm.  Der  Gewichts- 
verlust durch  Beschädigungen  kann  ein  nur  ganz  unbedeutender 
sein.  Das  Metall  ist  von  einer  Schicht  hellolivengrüner  Patina 
gleichmässig  überzogen,  die  jedoch  so  dünn  ist,  dass  nicht  nur 
das  Belief  der  gestanzten  Medaillons  und  Zierstreifen,  sondern 
auch  die  feinsten  Schattenstriche  und  Schraffierungen  der  Gra- 
vierarbeit an  den  Wandungen  deutlich  sichtbar  geblieben  sind. 
Durch  die  Gleichmässigkeit  der  Patina  ist  die  Möglichkeit  einst- 
maliger Vergoldung  ausgeschlossen.  Spuren  von  Abnutzung,  wie 
sie  bei  häungem  Gebrauch,  vorzugsweise  infolge  Anwendung  des 
Scheuerlappens,  an  einem  so  subtil  gearbeiteten  Gerät  bald  be- 
merkbar werden  müssten,  sind,  ausser  an  dem  einen,  auf  der 
Innenseite  am  Boden  angebrachten  Medaillon,  nicht  wahrnehmbar. 
Hier  ist  das  Belief  stellenweise  minder  deutlich,  als  an  den 
übrigen  Medaillons,  immerhin  aber  recht  gut  erbalten.  Auch 
sind  die  Wandungen  des  Beckens  an  einzelnen  Stellen,  wo  der 
Grabstichel  mit  etwas  stärkerem  Drucke  geführt  worden  war, 
brüchig  geworden,  wie  das  bei  Anwendung  so  dünnen  Blechs 
unausbleiblich  war.  Anlangend  die  Technik,  so  ist  noch  zu  be- 
merken, dass  die  konkaven  Teile  der  Medaillons  und  Zierstreifen 
die  übliche  Füllung  enthalten  zu  haben  scheinen. 

Die  Verzierungen,  die  sich  auf  die  Innenseite  und  den  Band 
beschränken,  während  die  Aussenseite  vollkommen  glatt  ist,  zeigen 
als  einzigen  figuralen  Schmuck  das  Kaiser-  oder  Königsbildnis 
der  auf  einer  einzigen  Matrize  hergestellten  fünf  Medaillons, 
sonst  nur  Pflanzen  und  Linienornament,  wie  in  den  Gravierungen, 
so  an  den  aufgelöteten  Zierstreifen  der  Kreuzesarme. 

Das  Medaillon  zeigt  im  Perlenkreise  das  gekrönte  Hüftbild 
des  Kaisers  oder  Königs  von  vom.  Die  tief  in  die  Stirn  ge- 
drückte Krone  besteht  aus  einen  doppelten  Stirnreif,  dessen  er- 
höhte Punkte  Edelsteinschmuck  anzudeuten  scheinen;  femer  ans 

^)  Dass  diese  Streifen  in  der  Tat  aas  Bronze  hergestellt  sind,  nicht 
ans  Silber,  wie  A.  y.  Sallet  und  J.  Menadier  angeben,  hat  bereits  Ant. 
Bnchholtz  auf  Grand  vorgenommener  üntersnchnng  festgestellt.  Siehe 
Sitzungsber.  d.  G.  f.  G.  n.  1.  a.  d.  J.  1896,  S.  67. 


113 

drei  bestielten  Perlen,  deren  mittlere  die  beiden  äusseren  etwas 
iberrstgt^  Vom  oberen  Stirnreif  erheben  sich  zwei  gerundete, 
die  Ansatzstellen  der  drei  gestielten  Perlen  verbindende  Bügel. 
Mit  den  beiden  äusseren  bestielten  Perlen  korrespondieren  zwei 
Tom  unteren  Stirnreife  ausgehende,  ungefähr  bis  zur  Höhe  der 
Backenknochen  reichende,  abwärts  gerichtete,  zu  beiden  Seiten 
des  G^chts  ziemlich  weit  abstehende  Verlängerungen,  deren 
kolbenartige  Enden  mit  je  drei  kleineren  Perlen  (2 : 1)  besteckt 
sind.  Wenn  nicht  dieser  Eronenschmuck  erwähntermassen  seit- 
Y&rts  abstände,  könnte  man  in  ihm  Pendilien  erblicken.  Unter 
dem  Sdmreife  an  beiden  Schläfen,  jedoch  nicht  unter  letztere 
herabreichend^  treten  zwei  Haarbüschel  hervor.  Da  das  Haar 
sonst  nirgend  sichtbar  ist,  muss  es  kurz  getragen  worden  sein. 
Die  Gesichtsbildung  ist  länglich,  die  Augenbrauen  sind  stark 
geschweift,  die  Augen  glotzig,  jedoch  nicht  übermässig  gross,  die 
Käse  ist  schmal,  ohne  laug  zu  sein.  Die  Backenknochen  und 
das  Kinn  sind  stark  ausgebildet.  Ausser  einem  schmalen  geraden 
Schnarrbart  ist  Einn-  und  Backenbart  zu  erkennen,  der  jedoch, 
da  er  das  Gesichtsoval  anscheinend  unverändert  lässt,  kurz  ge- 
schoren gewesen  sein  muss.  Auf  den  minder  gut  erhaltenen 
Medaillons,  so  am  Beckenboden,  ist  er  gar  nicht  sichtbar  und 
lässt  allenfalls  das  Kinn  etwas  voller  erscheinen.  Von  der  Elei- 
dang  sind  nur  zwei  Stücke  sichtbar:  die  über  den  Hüften  mit 
dnem  schmalen  Leibriemen  gegürtete  Tunika,  mit  äusserst  eng 
anliegenden,  bis  zu  den  Handgelenken  reichenden  Ärmeln,  dar- 
ober  der  auf  der  rechten  Schulter  geknüpfte,  den  rechten  Arm 
freüafisende,  den  linken  bis  zum  halben  Oberarm  deckende,  vorn 
bis  zum  Unterleib  reichende,  in  schwerem  Faltenwurf  übei^e« 
scUagene  Mantel.  Beide  Gewandstücke  zeigen  keinerlei  Ver- 
brämung oder  Stickerei  Der  Mantel  ist  auf  der  rechten  Schulter 
nicht,  wie  üblich,  mit  einer  gössen  runden  Agraffe,  sondern  mit 
einer  Spange,  einer  Schleife  oder  einen  Enoten  geknüpft.  J. 
Döring  sagt*),  die  Unterarme  zeigen  eine  eigentümliche  Verzie- 
rung, die  einem  Spiralringe  mit  sehr  vielen  Windungen  gleicht, 
d^,  bei  der  Hand  beginnend,  fast  den  ganzen  Unterarm  bedeckt. 
Es  könnten  in  der  Tat  Spiralarmbänder  gemeint  sein,  aber  der 
Vergleich  mit  einigen  Bildwerken  des  10.  und  11.  Jahrb.,  na- 
mentlich mit  der  berühmten  Elfenbeintafel  mit  dem  Bildnis 
Eaiser  Ottos  L,  im  Besitz  des  Marchese  Trivulzi  in  Mailand*), 
macht  es  wahrscheinlich,  dass  jene  Spiralen  die  Ärmelfalten  vor- 
stellen sollen. 

Die  Arme  sind  stark  gebogen  und  die  langfingerigen,  dem 
B^chauer  die  Handballen   zukehrenden  Hände   halten   etwa  in 


1)  A.  ».  O.  S.  4. 

S)  VcL  die  Abbildung  in:  W.  Bode,  Geschichte  der  deutschen  Plastik 
Bcrim  188^  S.  12. 


114 

Scbulterhöhe  zwei  Gegenstände  empor,  deren  Zweckbestimmung 
schwer  festzustellen  ist^).  J.  Menaaier^)  sieht  in  beiden  Händen 
den  Reichsapfel,  J.  Döring^)  ist  der  Meinung,  dass  der  von  der 
rechten  Hand  gehaltene  Gegenstand  als  eine  mit  Perlenrand  um- 
gebene Scheibe  anzusprechen  sei,  die,  oben  mit  einem  kleinen 
Keifen  oder  Ringe  geziert  und  unten  in  einem  Knopfe  endend, 
jedenfalls  das  vorstelle,  was  heutzutage  ein  Reichsapfel  ge- 
nannt wird,  wogegen  der  von  der  linken  Hand  gehaltene  G^en- 
stand  einem  Weihrauchgefäss  oder  einem  Reliquienbehälter  ähnele. 
Dörings  Bedenken,  dass  der  Reichsapfel  als  Symbol  der  Welt- 
herrschaft, so  lange  man  sich  die  Welt  in  Gestalt  einer  Scheibe 
dachte,  nur  diese  Gestalt,  nicht  die  einer  Engel,  zeigen  konnte, 
ist  unbegründet.  Abgesehen  von  der  an  dem  fraglicnen  Gegen- 
stande mit  vollkommener  Deutlichkeit  wahrnehmbaren  Eugelform, 
steht  es  unzweifelhaft  fest,  dass  der  goldene  Ball  als  Zeichen 
des  Imperiums  bereits  von  den  römischen  Imperatoren  eingeführt, 
und  nachmals  von  den  Kaisern  des  Okzidents  und  Orients  über- 
nonmien  wurde  ^),  anfangs  als  einfache  Kueel,  dann  mit  einem 
Kreuze  besteckt.  Obgleich  einerseits  die  nier  deutlich  wahr- 
nehmbare Wölbung  eine  Kugel,  bezw.  Halbkugel,  erkennen  lässt 
und  auch  das  auf  etwa  5  Zoll  abzuschätzende  Grössenverhältnis 
für  einen  Reichsapfel  zu  sprechen  scheint,  stehen  andererseits 
der  Annahme,  dass  ein  solcher  gemeint  sei,  folgende  Bedenken 
im  Wege.  Anstatt  der  den  Apfel,  wenn  dieser  nicht  etwa  als 
schlichte  Kugel  dargestellt  wird,  in  der  Horizontal-  und  Vertikal- 
richtung umspannenden,  meist  mit  Juwelen  besetzten  Reifen,  die 
im  Scheitelpunkte  mit  einem  Kreuze  besteckt  zu  sein  pflegen,  er- 
blicken wir  hier  einen  einzigen,  die  Kugel  in  Yertikalrichtang 
teilenden  Reif,  auf  dem  oben  ein  Ring  von  2—3  Zoll  Durch- 
messer angebracht  ist,  der  einen  erhabenen  Mittelpunkt^)  aufweist 

1)  um  der  sTÖsseren  Deutlichkeit  willen  aind  sie  nnter  genaaer  Ver- 
ffleichunff  der  5  Medaillons  auf  Taf.  11  Fig.  1  und  3  beBonders  daivestellt. 

«)  A.  a.  0.  8.  82. 

5)  A.  a.  0.  S.  3. 

<)  Karl  FoltE,  Die  Siegel  der  deatschen  Könige  und  Kaiser  aus  dem 
sächsischen  Hanse.  Neues  Arch.  d.  Geselbch.  f.  aß.  deutsche  G^eschicbtB- 
künde,  Hannover  1878,  8.  19,  Anm.  1. 

s^  Der  Punkt  ist  im  Verhältnis  zum  Binffe  zu  klein,  um  in  ersterem 
etwa  ein  Juwel  und  in  letzterem  dessen  Einlassung  erblicken  zu  können.. 
Er  möchte  so  zu  erklaren  sein,  dass  der  Stempelschneider  sich  zur  Her- 
stellung des  Ringes  einer  Art  von  Ereisbohrer  bedient  und  dessen  Dom  sn 
stark  angedruckt  hat.  Nicht  selten  findet  man  an  mittelalterlichen  Siegeln 
genau  in  der  Mitte  erhöhte  Punkte,  für  die  es  keine  andere  Erklärung  gibt, 
ebenso  auf  Münzen,  hin  und  wieder  auch  in  Münzumschriften  im  Buchstaben 
O,  wenn  dieser  kreisrund  gebildet  ist.  Auf  das  mit  einem  Punkt  ffefuUte 
0  macht  H.  Dannenberg,  Deutsche  Münzen  der  sächsischen  und  fränkischen 
Kaiser  (Bd.  1),  Berlin  1876,  8.  290,  anlässlich  eines  Dortmunder  Otto-Denars 
aufmerksam,  auch  a.  a.  O.  8.  233.  Femer  Bd.  2,  Berlin  1894,  Taf.  68 
Fig.  1491,  Denar  Ottos  L  aus  der  Prägestätte  Huy,  auch  sonst  mehrfach« 


115 

md  an  seinem  höchsten  Punkte  von  einer  Perle  überragt  wird. 
Unten  an  der  Kngel,  deren  Peripherie  mit  Perlen  besetzt  ist, 
ngt  ein  in  einen  Knopf  anslanfendes  kurzes  Stäbchen  hervor. 
Mamentlich  dieses  St&bchen  lässt  sich  mit  der  Annahme,  dass 
der  fragliche  Gegenstand  einen  Beichsapfel  vorstelle,  der  ja  doch 
in  der  hohlen  Hand  ruhen  soll,  schwer  in  Einklang  bringen.  In 
der  Tat  sehen  wir,  dass  der  betreflfende  Gegenstand  nur  von  den 
FiBgern  gehalten  wird.  Offenbar  ist  der  Stempelschneider  be- 
iBüht  gewesen,  alle  Einzelheiten  kenntlich  zu  machen  und  die 
Hapd  80  darzustellen,  dass  durch  sie  nichts  verdeckt  wird,  was 
freilich  nicht  anders  als  auf  Kosten  ungezwungener  Haltung  ge- 
schehen konnte.  Auf  die  Nichtbeachtung  der  Kegel,  wonach  der 
Beichsapfel  in  die  linke  Hand  gehört^),  möchte  geringeres  Ge- 
richt zu  legen  sein,  da  dieselbe  zur  Voraussetzung  hat,  dass  von 
der  rechten  Hand  Szepter,  Lanze  oder  Schwert  gehalten  wird. 
Jedenfidls  erscheinen  die  erwähnten  Bedenken  genügend  schwer- 
^egend,  um  den  Beichsapfel  so  lange  in  Frage  zu  stellen,  bis 
<Itt6  analoge  Darstellungen  unzweifelhafter  Reichsäpfel  nachge- 
vi^n  sein  werden.  Mit  Bücksicht  auf  die  grosse  Menge  gleich- 
zeitiger Abbildungen  und  Beschreibungen  der  im  Mittelalter  ge- 
hrinchlichen  Beichsapfel  wird  sich  diese  Forderung  nicht  ab- 
ieben lassen. 

Da  die  liturgische  Zweckbestimmung  des  Beckens,  wie 
weiterhin  des  näheren  begründet  werden  wird,  als  gewiss  gelten  darf, 
entsteht  die  Fra^e,  ob  wir  nicht  in  dem  betreffenden  Gegenstande 
^  für  die  Aufnahme  einer  mit  dem  Leben  des  dargestellten 
Königs  oder  Kaisers  oder  einer  Stiftung  desselben  in  Zusammen- 
1^  stehenden  ausgezeichneten  Beliquie  bestimmtes  Beliquiar 
a  blicken  haben.  Aus  den  Lebensläufen  der  Karolinger  sowie 
der  Könige  und  Kaiser  aus  dem  sächsischen  und  dem  fränkischen 
Auise  li^n  sich  zahlreiche  einschlägige  Beispiele  anfuhren'), 
frinnert  sei  an  die  allbekannte  Legende  von  dem  tausendjährigen 
Rosenstrauch  am  Hildesheimer  Dom  und  dem  Beliquiar  Ludwigs 
^  Frommen,  das  dieser  stets  mit  sich  zu  fuhren  pflegte  und  an 
fom  Rosenstrauch  aufgehängt  haben  soll.  Für  eben  dieses 
BcÜqniar  gilt  ein  solches,  das,  die  Gestalt  einer  stark  abgeplat- 
^^  Halbkugel  aufweisend,  noch  gegenwärtig  im  Domscnatz 
^Jifbewahrt  wird*).  Der  auf  unserer  Darstellung  sichtbare  Bin« 
^^^  an  die  schon  in  frühchristlicher  Zeit  üblichen,  hängend 
ptngenen  sog.  Enkolpien^)   denken,   wenn  nicht  das  Grössen- 

^)  K.  Folt»,  a.  a.  0.  8.  19. 

^  Vgl.  n.  a.:  Stephan  Beissel  S.  J.,  Die  Yerehrnng  der  Heiligen  und 
«tt  Beliquien  in  Deutschland,  (Heft  I),  Freibnrg  i.  B.  1890,  S.  82—84^ 
^;  (Heft  H),  ebenda  1892,  8.  1,  6,  7. 


»)  A.  a.  O.  (H)  S.  91. 
*)  Kirchen! 


.       ;  Kirehenlezikon  oder  Encvklopädle  der  katholischen  Theologie  and 
^  HilfinrissenBchaften,  Bd.  IV,  Freibnrg  L  B.  1886,  Sp.  680. 

8* 


116 

Terhältnis  dieser  Annahme  im  Wege  stünde.  Auch  durch  die 
Sitte,  Reliquiare  vor  den  Altären,  vorzugsweise  vor  Ciborien- 
altären,  an  einer  Stange  (pertica)  aufzuhängen^),  liesse  sich  der 
Bing  allenfalls  erklären.  Mit  Rücksicht  auf  die  ausserordentliche 
Formenverschiedenheit  der  Reliquiare  wird  man  von  bestimmten 
Vorbildern  absehen  dürfen. 

Noch  weniger  gleicht  der  von  der  linken  Hand  emporge- 
haltene Q^genstand  einem  Reichsapfel.  Es  ist  ein  bauchiges 
rundes  Gefäss  auf  niedrigem  Fuss  mit  kegelförmiger,  in  einen 
Knopf  auslaufender  Spitze.  Der  wulstige  Ansatz  dieser  Spitze 
macht,  dass  sie  wie  der  Deckel  eines  Ge&sses,  einer  Büchse  oder 
Phiole  aussieht,  die  sehr  wohl  far  die  Aufbewahrung  eines  der 
heiligen  öle  bestimmt  gewesen  sein  könnte.  Diese  Annahme 
steht  mit  der  indizierten  /Zweckbestimmung  des  Beckens  in  bestem 
Einklang. 

Im  Medaillonfelde  zu  Seiten  des  Kopfes  steht  die  Beischrift 
OT — ^TO.  Als  Umschrift  zwischen  dem  ersterwähnten  und  einem 
äusseren  Perlenkreise  liest  man:  :•  HIERVSALEMVISIOPlCIS. 
Die  Worte  sind  weder  durch  Abstände  noch  auch  durch  Zeichen 
getrennt,  abgesehen  von  den  den  Beginn  der  Umschrift  an- 
deutenden fünf  Punkten.  Die  Buchstaben  zeigen  den  Charakter 
der  spätrömischen  Kapitalschrift,  ohne  Beimischung  von  Unzial- 
formen,  zu  deren  Anwendung  durch  das  Vorkommen  der  Buch- 
staben A,  B,  H,  M  und  V  der  Anlass  g^eben  war').  Gleich- 
wohl ist  in  allen  Fällen  die  reine  Kapitalform  beibehalten.  Li- 
gaturen sind  vermieden.  Zu  bemerken  ist  die  zweifache  Form 
des  A:  einmal  mit  ganz  geschlossenen  Schenkeln,  aber  ohne 
Horizontalstrich,  sodann  mit  dem  üblichen  Horizontalstrich  in 
der  Mitte  und  einem  die  nicht  ganz  geschlossenen  Schenkel  oben 
verbindenden,  diese  beiderseits  überragenden  zweiten  Horizontal- 
strich'). Ferner  ist  hervorzuheben,  dass  der  Buchstabe  S  ziemlich 
stark  geneigt  ist. 

Das  erhöhte  Mittelstuck,  auf  dem  das  Medaillon  angelötet 
ist,  ist  von  einem  schmalen,  glatten  Rande  umgeben,  an  den  sich 
ein  ebener  ringförmiger  Streifen  von  15  mm  Breite  anschliesst. 
Einziges  Ornament  dieses  Streifens  sind  zwei,  seinen  Aussen-  und 
Innenrand  bezeichnende,  in  leichter  Gravierung  aui^efuhrte,  ein 
schlichtes  Zickzackomament  b^enzende  konzentrische  Kxeiae. 
Den  Zickzack  bilden  23  spitze  Winkel  von  45  Grad.  Zahlreiche 
kleine  Unregelmässigkeiten  und  Fehler  in  der  Gravierung,  die 


^)  H.  Otte,  Handbuch  der  kirchliclien  Eonst- Archäologie,  5.  AufL, 
Bd.  I,  Leipzig  1883,  S.  183,  Anm.  4. 

*)  vgl.  W.  Wattenbach,  Anleitong  zur  lateinischen  Palaeoeraphie, 
4.  Aufl.,  Leipzig  1887,  S.  4,  43,  47,  51,  §3,  62. 

')  Dieses  A  yermögen  wir  nicht  ea  den  ünzialformen  zu  rechnen. 
£b  fehlt  der  iTpische  »nncus*. 


117 

iodessen  den  Gesammteindrack  keineswegs  stören,  gestatten  den 
Schlnss^  daas  die  Kreise  sowohl  als  auch  die  geraden  Striche 
aoa  freier  Hand  gezogen  sind,^  ohne  Anwendung  von  Zirkel, 
Lineal  oder  Schablone.  Das  gilt  wie  von  diesem,  so  auch  von 
dem  sonstigen  in  Graveorarbeit  ausgeführten  Ornament  des 
Beckens.  Allenfalls  könnte  der  Graveur  die  Muster  erst  mit 
einem  ftrbenden  Stift  vorgezeichnet  haben,  aber  mechanischer 
Mittel  bei  Führung  des  Grabstichels  oder  der  Nadel  hat  er  sich 
vohl  gewi^  nicht  bedient. 

Der  erwähnte  ebene  ringförmige  Streifen  ist  nach  dem  Boden, 
bezw.  den  Wandungen  des  JSeckens  zu  abgeschrägt  und  schliesst 
ab  mit  einer  einmaligen  schmalen  Abtreppung. 

Hier  b^innen  die  aus  äusserst  dünnem  Bronzeblech  be- 
stehenden, an  den  Wandungen  des  Beckens  mittels  Lötung  an- 
gebrachten Ejreuzesarme,  die  erwähntermassen  in  dem  vierfach 
wiederholten  Medaillon  ihren  Abschluss  finden.  Das  Ornament 
di^er  Kreuzesarme  (Taf.  II  Fig.  4  und  7)  ist  in  ziemlich  hohem 
Relief  ausgestanzt  und  besteht  aus  drei  lanzettförmigen,  in  Klee- 
blattordnung von  einem  erhöhten  Punkt  oder  Kern  ausgehenden 
Blättern,  deren  Spitzen  durch  zwei  gerade  Linien  verbunden 
sind,  so  dass  diese  und  die  Spitzen  der  beiden  äusseren  Blätter 
ein  ungefähr  gleichschenkeliges  Dreieck  bilden,  umschlossen  ist 
das  Dreiblattornament  von  einem  Bine.    An  seinen  Berührungs- 

5 unkten  mit  den  angrenzenden,  das  gleiche  Ornament  aufweisen- 
en  Bingen  —  jeder  Streifen  weist  drei  vollständige  Binge  auf, 
während  der  vierte  durchschnitten  ist  —  ist  dura  eine  kugel- 
fbrmige,  von  zwei  kleinen  Wülsten  beseitete  Erhöhung  eine 
Kuppelung  hergestellt.  Ebensolche  Kugeln  und  Wülste  sind  an 
dea  Seiten  der  Binge  sichtbar,  so  dass  jeder  Bing  deren  vier 
aufweist.  Yen  dem  Funkte,  wo  die  drei  Blätter  ansetzen,  geht 
rückwärts  ein  in  doppelter  Bundung  gespaltener  Stiel  in  den 
einschliessenden  Bing^über,  während  aus  dem  erwähnten  Punkte 
in  entgegengesetzter  Kichtung  zwischen  dem  mittleren  Blatte  und 
den  beiden  äussern  zwei  kolbenförmige  geperlte  Auswüchse  her- 
vorbrechen, welche,  den  Bing  durchbrechend,  bis  an  die  oma- 
fflentierten  Seitenränder  der  Kreuzesarme  reichen.  Die  Ver- 
rierong  der  Seitenränder  besteht  aus  je  einem,  von  zwei  Perlen- 
staben begleiteten  glatten  Stabe.  Die  vier  Medaillons  sind  oben 
durch  einen  in  Doppelstrichen  gezogenen  Kreis  verbunden.  Zwischen 
den  Medaillons  läuft  ein  gravierter  Ornamentstreifen.  Seine  vier 
Abschnitte  zeigen  je  drei  aus  einer  sich  schlängelnden  Bänke 
harauswachsende  Halbpalmetten.  Der  Orund  ist  zum  grössten 
Teil  mit  äusserst  zart  eingeritzten  Schraffierungen  gefüllt,  fast 
so  fein  wie  Badiernadelarbeit  auf  Kupferplatten.  Dank  ihrer 
Zartheit  wird  durch  diese  Schraffierung  das  Banken-  und  Pal- 
a^tenomament  keineswegs  beeinträchtigt,  sondern  im  (Gegenteil 


118 

gehoben.    Auf  unseren  Abbildungen  liess  sich  die  gleiche  Wirkung 
nicht  erzielen« 

Zwischen  den  Ereuzesarmen  einerseits,  sowie  den  die  Medail- 
lons verbindenden  Palmettenbändem  und  den  das  erhöhte  Mittel- 
stück des  Bodens  umgebenden,  von  den  Ansatzstellen  der  Ereuzes- 
anne  durchbrochenen  Kreisen  andererseits,  sind  an  den  Wan- 
dungen des  Beckens  Zickzack-  und  Palmettenornament  verbunden. 
In  vierfacher  Wiederholung  sehen  wir,  mit  Doppellinien  in 
einem  Abstände  von  7  mm  gezogene,  konzentrische  Dreiviertel- 
kreise, die  oben  das  Palmettenband  berühren,  während  sie  unten 
gegen  den  erhöhten  Teil  des  Beckenbodens  offen  sind.  Sie  sind 
mit  Zickzackornament  ausgefüllt  und  bilden  dergestidt  die  Um- 
rahmung des  von  ihnen  umschlossenen  Palmettenornaments.  Die 
Palmetten  sind  aus  je  zwei  Halbpalmetten  in  der  Weise  gebildet, 
dass  die  gegenüberstehenden  Palmetten  einander  entsprechen, 
ohne  jedoch  vollkommen  gleich  zu  sein.  So  entstehen  zwei 
Muster  (Taf.  n  Fig.  7).  Der  Grund  ist  auch  hier  durch  feine 
Schraffierungen  ausgefallt,  deren  Striche  zur  Vermeidung  einer 
Konkurrenz  mit  dem  Ornament  nicht  fortlaufend  gezogen  sind, 
sondern  aus  ganz  kurzen  Strichen  bestehen.  Der  10  mm  breite, 
horizontale  Band  des  Beckens  zeigt  ein  doppeltes^  durch  Ver- 
tikallinien geteiltes  Zickzackornament,  ohne  Schraffierungen 
(Taf.  m  Fig.  3). 

Anlangend  die  über  das  Alter  und  die  Zweckbestimmung  des 
Beckens  bisher  geäusserten  Anschauungen,  so  gehen  diese  weit 
auseinander. 

J.  Döring  ^)  meint,  dass  wir  es  mit  einem  Taufbecken  des 
10.  Jahrh.  zu  tun  haben  und  dass  das  Bildnis  einen  der  drei 
ersten  Ottonen,  wahrscheinlich  den  ersten  des  Namens,  darstelle. 
Für  letztere  Annahme  komme  hauptsächlich  der  Bart  in  Betracht. 
Die  Umschrift  lasse  an  einen  Wahlspruch  denken. 

C.  Mettig')  knüpft  ebenfalls  an  die  Umschrift  an,  die  er 
mit  Ottos  in.  politischen  Plänen  in  Zusammenhang  bringt,  und 
findet,  dass  der  Bart  kein  Hindernis  bilde,  im  Bildnis  dasjenige 
des  genannten  Kaisers  zu  erblicken. 

Prof.  B.  Hausmann  kommt  dieser  Altersangabe  am  nächsten, 
indem  er  anlässlich  der  Altersbestimmung  anderer  in  der  Gtegend 
gefundener  Altertümer  äussert,  dass  wie  diese  auch  die  Kaiser- 
Otto-Schale  der  Zeit  um  das  Jahr  1000  angehören  wird'). 

A.  V.  Sallet  spricht  von  einem  liturgischen  Kupferbecken, 
das  er  etwa  der  Zeit  von  1060—1100  zuweist  una  zwar  mit 
Bücksicht  auf  den  den  Dortmunder  und  Goslarer  Denaren  Hein- 

1)  A.  a.  O.  S.  6,  7,  12. 

«)  Sitzangsber.,  Biga  1897,  S.  47—49. 

»)  Sitzimgsber.,  Dorpat,  (siehe  oben)  S.  143,  144. 


119 

nehs  m.  und  IV.  gleichenden  Stil  der  Medaillons,  nnter  beson- 
derem SQnweis  auf  einen  zu  Schmnckzwecken  bestimmt  gewesenen 
Binkteaten  eines  dieser  beiden  Könige^). 

J.  Menadier')  erblickt  in  unserem  Becken  ein  Gegenstack 
n  den  Ton  Aldenkirchen  besprochenen  drei  liturgischen  Schüsseln') 
und  ist  der  Meinung,  dass  es  wie  diese  zur  Aufnahme  der  heiligen 
öle  bei  yerschiedenen  kirchlichen  Salbungen  bestimmt  gewesen 
sei  und  derselben  Zeit,  nämlich  der  2.  Hälfte  des  12.  Jahrb., 
der  Zeit  der  hohenstaufischen  Eunstblüte,  angehöre.  Von  dem 
Medaillonbildnis  sagt  er,  dass  es  durch  die  Beischrift  Otto  in 
Yerbindimg  mit  der  Charakterisierung  durch  den  Bart  sicher 
ads  Kaiser  Otto  der  Orosse  bezeichnet  ist.  Das  Bildnis  Ottos 
des  Grossen  lasse  als  Anfertigungsort  des  Beckens  Magdeburg 
Tennuten  und  gestatte  somit,  dasselbe  der  korssunschen  Bronzetür 
der  Sophienkirche  zu  Nowgorod  an  die  Seite  zu  stellen,  auf  welcher 
der  Brzbischof  Wigman  von  Magdeburg  [1152—1192]  als  einer  der 
Stifter  genannt  wird.  Von  einer  Stilübereinstimmung  mit  den  De- 
naren Heinrichs  III.  oder  lY.  oder  mit  dem  erwähnten  Brakteaten 
ist  nicht  die  Rede.  Die  Annahme  einer  solchen  Übereinstimmung 
war  wohl  auch  im  Hinblick  auf  das  von  Menadier  angenommene 
bedeutend  geringere  Alter  unseres  Beckens  ausgeschlossen. 

Anton  Buchholtz^)  schliesst  sein  Referat  über  Menadiers  Aus- 
führungen, indem  er  äussert,  dass  wenn  dessen  Ansicht  noch  ander- 
weitig Btestätigung  fände,  die  Schüssel  alsdann  zu  denjenigen  litur- 
gischen Gefässen  gehört  haben  dürfte,  die  von  den  ersten  rriestem 
in  unser  Land  gebracht  wurden,  und  dass  aus  der  Schüssel  na- 
inenüich  das  heilige  Ol  entnommen  worden  wäre,  mit  dem  die 
Eingeborenen  bei  aer  Taufe  gesalbt  wurden. 

Wenn  wir  diese  verschiedenen  Anschauungen  zusammenhalten, 
90  sehen  wir,  dass  der  angenommenen  Entstehungszeit  eine  Zeit- 
grenze von  annähernd  dritthalb  Jahrhunderten  gezogen  ist.  Darin 
sind  aJle  einig,  dass  Medaillons  und  Becken  gleichzeitige  Arbeiten 
sind,  femer,  dass  es  in  Deutschland  gefertigt  sei,  endlicn,  dass  das 


1)  Wir  geben  anf  Taf.  n  Fig.  6  eine  Reproduktion  der  von  A.  y.  Ballet 
(ZdUthr.  für  Nmnism.,  Bd.  15,  Berlin  1887,  8.  22,  23)  geUeferten  AbbU- 
dang.  Der  Vergleich  mit  der  Phototypie  in  Menadiers  Anisats  (eielie  unten), 
Ton  deren  Wiedergabe  wir  ans  techniscnen  Gründen  Abstand  nehmen  mnssten, 
seigt,  dass  Salleta  Abbildung  misslungen  ist  und  die  unserige  erst  recht. 
Dts  6«ncht  des  Kaisers  ist  breit  und  kurz,  ebenso  die  Nase,  die  Augen 
dnd  po9Bf  der  Schnurrbart  auffallend  stark.  Den  Kopf  deckt  eine  halb- 
ksgelformige  Kappe  (Krone?),  der  Mantel  wird  über  der  Brust  von  einem 
Bude  oder  einer  Spange  zusammengehalten.  Alles  ganz  anders  wie  auf 
suerem  Medaillon  (Taf.  II  Fig.  2). 

?  Deutsche  Münzen,  Bd.  8.  Berlin  1895,  S.  32-35. 
Jahrb.  des  Vereins  von  Alterthumsfreunden  im  Bheinlande,  Heft  75, 
Barn  1883,  S.  54—78. 

4)  Sitnmgsber.  ▼.  J.  1895,  Biga  1896,  S,  66,  67. 


120 

Bildnis  einen  deutschen  Kaiser  oder  König  darstelle,  der  dorch 
die  Beischrift  als  einer  der  Ottonen  bezeichnet  ist.  Der  vierte 
des  Namens  (1198 — 1218)  kommt  nicht  in  Betracht,  die  ange- 
gebenen WahrscheinUchkeits^ründe  werden  mit  grösserem  Nach- 
druck zu  Gunsten  von  Otto  1.  (936—973)  geltend  gemacht. 

Eine  Entscheidung  der  Erage,  in  welche  Zeit  das  Becken 
zu  setzen  sei,  wird  fuglich  von  der  Erörterung  auszugehen  haben, 
ob  die  Medaillons  und  das  Becken  gleichzeitige  Arbeiten  sind? 
Hier  li^en,  unter  der  Voraussetzung,  dass  das  Bildnis  einen 
der  drei  Ottonen  vorstelle,  das  Becken  aber  jüngeren  Ursprungs 
sei,  zwei  Möglichkeiten  vor:  entweder  wurde  ein  älterer,  aus  der 
Zeit  der  genannten  Kaiser  stammender  Stempel  benutzt,  oder 
es  wurde  bei  Anfertigung  des  Beckens,  etwa  für  eine  von  einem 
dieser  Kaiser  gestiftete  Kirche,  dessen  Bildnis  als  Stifterbildnis 
weit  später  —  sagen  wir  im  11.  oder  12.  Jahrhundert  —  in  den 
Stempel  eingegraben.  Letzterer  Anschauung  ist  offenbar  J.  von 
Sallet,  wenn  er  unter  Hinweis  auf  die  Stilübereinstimmung  des 
Medaillons  mit  den  Dortmunder  und  Goslarer  Denaren  und  dem 
Kupferbrakteaten  Heinrichs  HI.  oder  lY.  das  Becken  in  die  2. 
Hälfte  des  11.  Jahrh.  setzt,  ebenso  auch  Menadier,  wenn  er  das 
Becken  der  2.  Hälfte  des  12.  Jahrh.  zuschreibt. 

Nun  ist  es  zwar  bekannt,  dass  an  Kirchen  und  Profange- 
bäuden bereits  im  Mittelalter  nicht  selten  die  Bildnisse  der 
Stifter  und  anderer  verdienter  Fürsten  lange  nach  ihrer  Lebens- 
zeit angebracht  wurden  —  erinnert  sei,  um  unter  vielen  nur  ein 
besonders  nahli^endes  Beispiel  zu  nennen^  an  die  Statuen  Ottos  I. 
und  seiner  Gemahlin  Edith  im  Dom  zu  Magdeburg  —  aber  es 
wäre  erst  zu  beweisen,  dass  bei  Anfertigung  kirchlicher  Geräte 
mittels  eines  Stempels,  der  doch  wohl  auf  die  beabsichtigte  Her- 
stellung einer  grösseren  Anzahl  gleichartiger  Geräte  schliessen 
lässt,  Bildnisse  längst  verstorbener  Fürsten,  deren  Gedächtnis 
in  dieser  Weise  geehrt  werden  sollte,  angebracht  wurden.  Die 
Analogie  mit  Münzprägungen  kann  natürlich  nicht  gelten,  auch 
wird  von  den  Bildnissen  Karls  des  Grossen,  Ludwigs  des 
Frommen  und  Heinrichs  U.,  da  diese  drei  Herrscher  als  Heilige 
verehrt  wurden,  völlig  abzusehen  sein.  Von  den  Ottonen  hAt 
keiner  als  heilig  oder  selig  gegolten,  weder  ein  Kaiser  oder 
König,  noch  auch  ein  deutscher  Herzog  dieses  Namens. 

Bisher  ist  immer  nur  von  den  drei  Kaisem  namens  Otto  die  Bede 
gewesen,  aber  da  der  Namensbeischrift  das  die  kaiserliche  oder 
königliche  Würde  bezeichnende  Prädikat  („Imperator"  oder  „rex") 
nicht  beigefugt  ist  und  wir  durch  Infragestellung  des  Keichs- 
apfels  uns  dieses  wichtigen  Kennzeichens  begeben  haben,  lässt 
sich  die  Frage,  ob  nicht  unser  Bildnis  einen  deutschen  Herzog 
namens  Otto  darstelle,  nicht  ganz  übergehen.  Der  Name  Otto  findet 
sich  unter  den  sächsisch^  bayerischen  und  schwäbischen  Herzögen 


B 


121 

des  10.  and  11.  Jahrb.,  also  gerade  in  der  für  uns  in  Betracht 
koDunenden  Zeit,  und  namentlich  die  Herzöge  pflegten  auf  Münzen 
—  ob  auch  sonst?  —  den  Herzogstitel  häufig  wegzulassen.  Aber 
amsh  auf  den  Eaisermnnzen  lässt  sich  die  Weglassung  des  Titels 
BÜDperator^  und  „rex^,  wenngleich  ausnahmsweise,  doch  nicht 
ganz  selten  nachweisen^).  Die  Versuchung,  solches  zu  tun, 
mochte  dem  Stempelschneider  in  diesem  Falle  allzu  verlockend 
encheinen.  Der  Name  OT— TO  als  Beischrift  zu  beiden  Seiten 
des  Kopfes  liess  sich  gar  so  bequem  teilen,  durch  die  Beifügung 
Ton  B£K  oder  IHP.  wäre  die  schöne  Symmetrie  zerstört  worden. 

Entscheidend  ist  also  im  Grunde  nur  die  Erone.  Dannen- 
berg,  der  sich  in  seinen  Untersuchungen  iiber  die  deutschen 
Münzen  des  für  uns  in  Betracht  kommenden  Zeitraumes  besonders 
hSii%  vor  die  Frage  gestellt  sah,  ob  die  Bildnisse  als  diejenigen 
der  Kaiser  und  Könige,  oder  aber  der  Herzöge,  Markgrafen, 
Grafen  n.  s.  w.  anzusprechen  seien,  sagt,  gewöhnlich  beweise  der 
Schmack  des  Hauptes,  dass  wir  das  Oberhaupt  der  Christenheit 
Tor  uns  sehen').  Hierin  geht  er  so  weit,  dass  er  in  einem  ge- 
krönten Bildnis,  sogar  in  den  Fällen,  wo  in  der  Umschrift  der 
Name  und  Titel  eines  Herzogs  oder  sonstigen  weltlichen  Herrn 
ZQ  lesen  ist,  regelmässig  dasjenige  des  Kaisers  oder  Königs 
erblickt').  Wir  haben  nicht  gewagt,  in  einer  so  schwierigen 
Frage  obs  ein  eigenes  Urteil  zu  bilden,  und  glauben  uns  Dan- 
nenbergs  Anschauung  um  so  mehr  aneignen  zu  können,  als  unser 
Bildnis  Ton  einem  so  gewiegten  Kenner  wie  J.  Menadier  mit 
Bestimmtheit  für  dasjenige  Ottos  I.  erklärt  wird. 

Anlangend  die  Form  der  Krone,  so  ist  zunächst  zu  bemerken, 
dass  zur  Zeit  der  sächsischen  Kaiser  zwischen  der  Kaiser-  und 
Eönigskrone  kein  Unterschied  bestand^).  Siegel  und  Münzen 
zeigen  eine  grosse  Mannigfaltigkeit  der  Formen:  aus  Platten 
zusammengesetzte  Kronen,  die  nicht  selten  der  alten  Mitra  ähneln, 
VBtzenartige,  blosse  Diademe,  mit  Zinken  oder  Blättern  besetzte 
Seifen,  and  zahlreiche  Spielarten,  die  indes  teilweise  nur  auf 
das  mangelnde  Geschick  der  Stempelschneider  zurückzuführen  sind. 
Die  auf  nnserem  Bildnis  dargestellte  Form  kommt  auf  den  Siegeln 
d^  denischen  Könige  und  Kaiser  nicht  vor^).  Verhältnismässig 
häufig  findet  sie  sich  auf  den  Münzen  des  11.  Jahrb.,  so  auf  den 
Dnisborger  Denaren  Konrads  H.  (1024—1039)  und  Heinrichs  III. 
(1039 — 1066)^)  und  auch  sonst  mehrfach.    Diese  Form  ist  jedoch 


1}  YgL  Dannenberg,  a.  a.  0.  S.  26. 
s)  Daselbrt  8.  19. 
S)  DgL  a  21. 
^)  K.  Poltz,  a.  a.  O.  8.  19. 

5)  VgL  Carl  He£Ener,  Die  deatschen  Kaiser-  and  Königsmegel,  Würz- 
borg  1875. 

^  TgL  Dannenberg  a  a.  O.,  Taf.  IS  ur.  311^313,  Taf.  14  nr.  317. 


122 

älter,  nicht  nur  erscheint  sie  auf  StrssBburger  Denaren  Ottos  lU.^), 
sondern  sie  ist  bereits  for  die  Zeit  der  Karolinger  dorch  das 
Bildnis  Karls  des  Kahlen  (875—877)  auf  einer  gleichzeitigen 
Miniaturmalerei  nachweisbar').  So  ist  denn  die  Form  der  Krone 
der  Annahme,  dass  unser  Medaillonbildnis  einen  der  drei  ersten 
Ottonen  darstelle,  keineswegs  hinderlich.  Dasselbe  gilt  von  der 
übrigen  Tracht,  welche  durchaus  der  der  altrömischen  sich  an- 
schliessenden fränkischen  Tracht  entspricht,  während  seit  Beginn 
des  11.  Jahrh.  der  Herrscheromat  immer  mehr  byzantinische  Be- 
standteile in  sich  aufnahm'),  wie  bereits  die  um  1080  gefertigte 
Grabplatte  Rudolfs  von  Schwaben^)  und  vollends  die  Siegel 
Friedrichs  I.  und  Friedrichs  11.  erkennen  lassen.  Auch  die 
Münzen  Heinrichs  in.  und  IV.,  in  denen  die  Form  der  Krone  mit 
der  unserigen  am  meisten  übereinstimmt,  zeigen  bereits  ein  Ab- 
weichen von  der  römisch-fränkischen  Tracht,  indem  der  Mantel 
nicht  auf  der  rechten  Schulter  geknüpft  ist,  sondern  vorn  durch 
ein  auf  beiden  Schultern  mit  Agraffen  oder  Knöpfen  geheftetes 
Band  gehalten  wird. 

An  der  Auffassung  und  Ausfahrung  des  Medaillonbildnisses 
ist  von  der  Kunstentwickelung,  wie  sie  sich  in  der  Grabplatte 
Rudolfs  von  Schwaben,  oder  ear  in  den  Grabplatten  der  Erz- 
bischöfe Giseler  und  Friedrich  im  Dom  zu  Magdeburg,  in  den 
Erzreliefs  des  Gnesener  Domportals  und  anderen  plastischen 
Werken  des  11.  und  12.  Jahrh.  offenbart^),  nichts  wahrzunehmen. 
Die  engbrüstige  Gestalt  in  ihrer  steifen  Haltung,  die  über- 
mässig dünnen  Arme  und  die  grossen  Hände  mit  den  unschön 
verdickten  Fingerspitzen,  der  starre  Gesichtsausdruck  und  der 
schwerfällige  Faltenwuri  des  Mantels  zeugen  von  einer  wenig 
entwickelten  Kunst.  Freilich  stehen  die  Münzen  des  11.,  12.  und 
wohl  auch  13.  Jahrh.  in  kunstgewerblicher  Beziehung  zum  Teil 
auf  einer  noch  niedrigeren  Stufe,  aber  sie  bieten  nicht  den 
richtigen  Masstab,  denn  dem  Stempelschneider  der  Münze  war 
eine  schwerere  Aufgabe  gestellt^  indem  er  in  Stahl  arbeiten  und 
das  Bildnis  auf  eine  ganz  kleine  Fläche  bringen  musste.  Auch 
arbeitete  er  für  ein  Massenfabrikat,  auf  dessen  gefälliges  Aussehen 
kein  Gewicht  gelegt  wurde.  Anders  der  Yerfertiger  unseres  Me- 
daillons. Dieses  war  wohl  gewiss  von  vornherein  für  den 
Schmuck  eines  sakralen  Gerätes  bestimmt,  for  den  Stempel  war 
die  für  die  Gravierarbeit  besser  geeignete  Bronze  genügend  hart 


? 


Vgl.  Dannenberff,  Bd.  11,  Taf.  84  nr.  986  a,  938  a. 
Vgl  H.  Weiss,  Kostümknnde,  G^esch.  der  Tracht  und  des  Ger&thes 
im  Mittelalter  vom  4.  bis  zun  14.  Jahrh.    (Bd.  1),    Stattgart  1864,  S.  518 
Fig.  225a. 

9)  A.  a.  0.  S.  581  ff. 

4)  A.  a.  0.  S.  585,  589. 

^)  Bode,  Gesch.  der  deutschen  JPlastik,  Berlin  1887,  8.  28  ff. 


123 

mid  die  gebotene  Fläche  gross  genug.  Wir  werden  folglich 
gat  ton,  anstatt  der  Münzen  hauptsächlich  die  Kaiser-  und  Eö- 
ugssi^el  yei^leichsweise  in  Betracht  zu  ziehen.  Diese  zeugen 
Ar  die  2jeit  der  Ottonen  durchaus  nicht  von  einer  niedrigeren 
Stufe  der  Eunstentwickelung ;  im  Gegenteil  sind  u.  a.  die  Siegel 
Ottos  in.^),  besonders  das  mit  dem  jugendlichen  Bildnis  in  voller 
KguTy  weit  tuchtigere  Leistungen.  Stilistische  Übereinstimmung 
wird  man  jedoch  vergebens  suchen,  weder  mit  den  Siegeln  der 
Ottonen  noch  auch  mit  denen  des  11.  oder  12.  Jahrh.  Wohl 
ffit  an  ihnen  eine  allmähliche  Eunstentwickelung,  die  seit  dem 
12.  Jahrh.  einigermassen  konstant  fortschreitet,  nicht  zu  ver- 
kennen, aber  wenn  einerseits  das  schon  erwähnte  Siegel  Ottos  lU. 
vor  den  um  ein  Jahrhundert  jüngeren  Arbeiten  den  Vorzug  ver- 
dient und  dasjenige  Ottos  IV.^  (1198—1218)  getrost  mit  den 
Meisterwerken  des  15.  oder  Kar  16.  Jahrh.  konkurrieren  kann, 
80  hat  es  andererseits  an  BückfäUigkeitserscheinungen  nicht  ge- 
fehlt. Man  vergleiche  die  stümperhafte  Arbeit  an  der  Ooldbulle 
Friedrichs  U.')  (1215—1250)  mit  der  schönen  Goldbulle  Fried- 
richs L^)  (1152 — 1190).  Von  einer  Eunstentwickelung  ist  hier 
nichts  zu  verspüren,  obgleich  eine  solche  unzweifelhaft  vorhanden 
war  und  sich  in  anderen  gleichzeitigen  Werken  offenbarte.  Es 
werden  also  Schlüsse  aus  einer  einzelnen  Arbeit  auf  die  Eunst- 
entwickelung im  allgemeinen  und  umgekehrt  nur  mit  grosser 
Vorsicht  gezogen  werden  dürfen.  Einen  festeren  Anhaltspunkt 
dürfte  bei  Vergleichung  der  Siegel  mit  unserem  Medaillon  der 
Umstand  bieten,  dass  Brust-  und  Hüftbildnisse  im  10.  Jahrh. 
besonders  beliebt  waren,  anfänglich  in  Seitenansicht,  dann,  und 
zwar  zuerst  unter  Otto  I.,  von  vorn*),  zuletzt  unter  Otto  III.®), 
wonächst  dieser  Typus  durch  thronende  Bildnisse  in  voller  Figur 
verdräng  wird  und  erst  viel  später  [unter  Earl  IV.')  1349—1378] 
griegentlich  neben  dem  Thronsiegel  wieder  auftaucht.  Durch  ein- 
zelne Ausnahmen  der  Zwischenzeit,  wie  durch  die  erwähnte  Gold- 
halle  Friedrichs  L,  wird  diese  Begel  um  so  weniger  durchbrochen, 
als  hier  das  Hüftbild  über  Mauerzinnen  erscheint.  Die  Darstel- 
lungsweise  spricht  also  für  das  Zeitalter  der  Ottonen. 

Dasselbe  gilt  von  dem  schlichten,  auf  der  linken  Schulter 
geknüpften  Mantel  der  fränkischen  Tracht,  aber  in  dieser  Be- 
siehong   verschiebt  sich  der  Terminus  ad  quem  auf  den  Siegeln 


1)  Heffiier,   a.  a.  O.   Taf.  H  Fig.  16,    Taf.  m  Fig.  17.     Vgl.  Foltz 
a.  a.  O.  S.  36,  37,  nr.  1,  3. 

«)  A.  a.  O.  Taf.  V  Fig.  41;  Text  8.  12  nr.  54. 
»)  A.  a.  O.  Taf.  V  Fig.  48,  19;  Text  S.  14  nr.  63. 
<)  A.  a.  O.  Taf.  V  Fig.  34^  35;  Text  8.  11  nr.  48,  49. 
^  A.  a.  O.  Taf.  I  Fig.  13;  Text  8.  5  nr.  18. 
5  A.  a.  O.  Taf.  H  Kg.  16;  Text  8.  5  nr.  21. 
^  A.  &  O.  Taf.  XI  Fig.  88;  Text  8.  23  nr.  106. 


124 

ganz   bedeutend,   indem  der  byzantinische  Mantel  erst  seit  Kon« 
rad  mj)  (1138—1152)  die  Regel  bildet. 

Auch  der  Schriftcharakter  entspricht  vollkommen  dem  des 
10.  Jahrb.,  so  namentlich  das  nach  vorn  geneigte  S,  das  sich 
ähnlich  auf  der  bereits  erwähnten  Mailänder  Elfenbeintafel  und 
St.  Gallener  Tutilo-Tafel«)  (Anfang  des  10.  Jahrb.)  findet.  Häufig 
zeigt  sich  auf  Münzen  des  10.  Jahrb.  wie  in  unserer  Umschrift 
das  A  mit  geschlossenen  Schenkeln,  aber  ohne  Horizontalstrich ^), 
einem  verkehrten  Y  gleichend,  wenngleich  das  A  mit  dem  hori- 
zontalen Verbindungsstrich  die  Regel  bildete.  Auch  der  Wechsel 
dieser  Form  mit  der  anderen  (mit  einem  Querbalken  über  den 
nicht  geschlossenen  Schenkeln)  kam  nicht  selten  vor*).  Wohl 
behauptete  sich  die  römische  Kapitalschrift  trotz  der  Konkurrenz, 
die  ihr  die  Unzialschrift  längst  machte,  namentlich  auf  Münzen 
und  Siegeln  noch  lange  nach  dem  10.  Jahrb.,  dank  vorzüglich 
der  grösseren  Einfachheit  durch  das  Vorwiegen  gerader  Striche, 
aber  schon  seit  dem  Ende  des  10.  Jahrh.  wurde  für  einzelne 
Buchstaben  die  Unzialform  immer  beliebter,  bis  dass  um  das  Jahr 
1200,  meist  im  Laufe  des  13.  Jahrb.,  die  aus  der  Unziale  ge- 
bildete sog.  gotische  Majuskel,  für  welche  die  von  einigen  ge- 
brauchte Bezeichnung  romanische  Majuskel  vorzuziehen  sein 
möchte,  mehr  und  mehr  die  ünziale  wie  auch  die  römische  Ka- 
pitale verdrängte*).  Schon  auf  einem  Leichenstein  von  1125^ 
kommen  neben  römischer  Kapitale  und  Unziale  reine  romanische 
Majuskeln  vor  (so  das  gerundete,  ganz  geschlossene  E  und  das 
gleichfalls  geschlossene  G),  auch  auf  dem  schönen  Brakteaten 
IViedrichs  f.  aus  dem  Odenwalder  Funde  ^). 

Wenngleich  alle  erwähnten  Momente  —  Bildnis,  Ornament 
und  Schriftcharakter  des  Medaillons  —  mit  der  durch  den  Namen 
Otto  indizierten  Entstehun^zeit  wohl  vereinbar  sind,  könnte 
möglicherweise  die  Technik  Bedenken  erregen,  indem  Brakteaten- 
>ri&ungen  der  deutschen  Kaiser  und  Könige  nicht  vor  Konrad  III. 
1138—1152)  aufkamen«),  aber  die  Sitte,  dünne  Metallblättchen 
^r  Schmucbswecke  sowie  für  Siegel  (Bullen)  auszustanzen  oder 


P 

fü 


1)  A.  a.  0.  Taf.  HI  Fig.  32;  Text  S.  10  nr.  45. 

«j  W.  Bode,  a.  a.  0.  S.  12. 

S)  So  Otto  I.  für  Strassbnrg  und  Herzog  Arnulf  für  Regensburff 
(907—937).    Dannenberg,  Bd.  I,  Taf.  40  Fig.  907,  Taf.  46  nr.  1046—51. 

^)  So  a.  a.  in  der  Siegelnmschrift  Ottos  IIL,  Heffher,  a.  a.  O. 
Taf.  n  Fig.  16. 

^)  H.  Dannenberg,  Grandzüge  der  dentsehen  Münzkunde,  Leipzig  1891, 
S.  158,  sagt:  ,etwa  im  13.  Jahrb.,  hier  früher,  dort  später*^  and  nennt  die 
damals  aufkommende  Schrift  die  «Mönchsschrift*'. 

^)  Siehe  die  Abbildang  in  H.  Otte,  Handbuch  der  kirchlichen  Kunst- 
archäologie,  Bd.  1,  Leipzig  1883,  S.  338. 

7)  Siehe  die  Abbildung  bei  A.  v.  Sallet,  a.  a.  0.  S.  24. 

8j  A.  V.  SaUet,  Münzen  und  Medaillen,  Berlin  1898,  a  123. 


126 

n  pressen,  ist  uralt  Die  Technik  der  Qoldbnllen  ist  keine 
andere,  als  die  der  Brakteatenprägung,  und  OoIdbuUen  sind 
jed^ifsdls  für  Otto  III.  nachweisbar'). 

Die  Entscheidung  der  Frage,  welchen  von  den  drei  Ottonen 
das  Bildnis  vorstelle,  läaft  in  der  Hauptsache  auf  den  ^Streit 
um  des  Kaisers  Bart^  hinaus  und  dieser  erscheint  von  vornherein 
müss^,  da  die  Stempelschneider  selbst  in  viel  späterer  Zeit  nach 
des  Ejusers  Bart  offenbar  wenig  gefragt  haben,  wiewohl  die 
Barttracht  sich  for  einen  ungeschickten  Porträtisten  als  erstes 
imd  bequemstes  Individualisierungsmittel  empfehlen  mochte.  Wenn 
ngend  eines  Kaisers  Bart  den  Zeitgenossen  aufgefallen  ist,  so 
ist  es  derjenige  Kaiser  Friedrichs  I.  gewesen,  der  ihm  den  Bei- 
namen Barbarossa  eintrug,  nichtsdestoweniger  aber  ist  Barba- 
rossa auf  den  Münzen  mit  einer  einzigen  Ausnahme  stets  völlig 
bartlos  abgebildet^).  Die  Münzen  und  Siegel  der  Ottonen  zeigen 
die  grösste  Verschiedenheit.  Der  Individualisierungsversuch  reicht 
fferade  nur  so  weit,  dass  auf  den  Siegeln  Otto  11.  bis  zum  18. 
Jahre  (973)  und  Otto  UI.  bis  zum  17.  Jahre  (998)  bartlos 
erscheint^).  Aber  dürfen  wir  in  den  Bildnissen  der  Ottonen 
Porträtähnlichkeit  oder  auch  nur  den  Versuch  einer  solchen 
suchen?  Die  Bildnisse  weichen  von  einander  so  sehr  ab  und 
seifen  so  wenig  Individualität,  dass  Fehlschlüsse  unausbleiblich 
eina.  A.  v.  SaUet  will  zwischen  einem  Strassburger  Denar  und 
der  Elfenbeintafel  des  Marchese  Trivulzi  „eine  gewisse  Ähnlich- 
keit^ erkennen^),  aber  abgesehen  davon,  dass  auch  in  diesem 
Falle  eine  solche  höchst  fraglich  erscheint,  ist  es  weiter  fraglich, 
ob  das  Bildnis  der  Elfenbeintafel,  in  dem  sogar  Bodo  ein  „wirk- 
liches Porträt"  des  Kaisers  erblickt*),  nicht  ebenso  wie  die 
meisten  Bildnisse  der  Zeit  als  blosse  Idealfigur  zu  betrachten  sei. 
Jedenfalls  ist  es  höchst  auffallend,  dass  der  auf  derselben  Tafel 
dargestellte  hl.  Mauritius  dem  Kaiser  zum  Verwechseln  ähnlich 
sieht  —  man  beachte  den  höchst  charakteristischen  Mundl  — 
sowie  dass  beide  und  Christus  ganz  ähnliche  zugespitzte  Vollbarte 
tragen.  Um  so  mehr  möchten  wir  darauf  verzichten,  zwischen 
dem  offenbar  ganz  handwerksmässig  angefertigten  Bildnis  unseres 
Medaillons  und  wirklichen  oder  vermeintlichen  Bildnissen,  sei  es 
der  Ottonen  oder  ihrer  Nachfolger,  Ähnlichkeit  zu  suchen;  uns 
bietet  jene  Elfenbeintafel  eine  einzige,  allerdings  nicht  ganz  be- 
langlose Übereinstimmung:  das  ist  die  höchst  auf&Uende  Bildung 
der  Ärmelfalten,  die  sich  namentlich  am  Unterarm  des  Kaisers 
iast  wie   ein  Spiralarmband  ausnehmen.    Darüber  hinaus  bleibt 


1)  Siehe  K.  Foltz,  a.  a.  O.  S.  26. 

S)  Sallet,  a.  a.  O.  S.  124. 

»)  K.  Foltz,  a.  a.  0.  S.  18,  Arnn.  1. 
A.  a.  0.  S.  119.  -- 

Gesch.  der  deatschen  Plastik,  Berlin  1887,  S.  13. 


126 

nur  der  Wahrscheinlichkeitsschlass  abrig,  dass,  da  das  bärtim 
Antlitz  des  Medaillons  keinen  ganz  jugendlichen  Mann  Yorstelity 
Otto  n.  aber  im  Alter  von  28  nnd  Otto  lU.  gar  im  Alter  von 
22  Jahren  verstarb,  wogegen  Otto  I.  mit  24  Jahren  die  Regierung 
antrat  and  36  Jahre  regierte,  die  grössere  Wahrscheinlichkeit 
für  Otto  I.  spricht.  £inen  weiteren,  aus  der  Umschrift  sich  er- 
gebenden Grund,  der  diese  Wahrscheinlichkeit  erhöht,  werden 
wir  weiterhin  kennen  lernen. 

Angenommen,  das  Medaillon  stelle  Otto  I.  vor  und  stamme 
ans  seiner  R^erungszeit,  so  ist  es  gewiss  möglich,  dass  der 
Stempel  noch  weit  später  benutzt  wurde.  Auch  die  Möglichkeit 
ist  nicht  ausgeschlossen,  dass  das  Becken  später  —  etwa  im  11. 
oder  12.  Jahrh.  —  nach  einem  älteren  Muster  gearbeitet  wurde. 
Dem  widerstreitet  aber  die  Wahrscheinlichkeit,  denn  es  gibt 
eine  grosse  Anzahl  von  Bronzebecken,  die  dem  11.  und  12.  Jahrh. 
zugeschrieben  werden.  Sie  lassen  in  Stil  und  Ornament  eine 
das  Kunstgewerbe  auch  in  der  Beckenindustrie  beherrschende 
Geschmacksrichtung  erkennen,  die,  wie  jede  andere  Mode,  tyran- 
nisch gewesen  zu  sein  scheint.  Alle  diese  Becken  haben  das 
eemein,  dass  das  figurale  Ornament  in  den  Gravierungen  vor- 
herrscht und  das  Pflanzenornament  fast  völlig  verdrängt  hat. 
Die  älteren  unter  ihnen  zeigen  figurenreiche  zyklische  Darstel- 
lungen aus  der  biblischen  Geschichte,  den  Legenden  der  Heiligen 
und  sogar  aus  dem  Sagenkreise  des  klassischen  Altertums,  meist 
auch  längere  Um-  und  Beischriften,  welche  die  Figuren  nnd 
Darstellungen  erläutern.  Für  die  Mehrzahl  dieser  Becken,  deren 
Arbeit  die  Entartung  des  Massenfabrikats  erkennen  lässt  und  die 
vorwiegend  aus  dem  12.  Jahrh.  stammen  dürfte,  da  in  den  Um- 
und  Beischriften  neben  der  römischen  Kapitale  zwar  Unzialfor- 
men,  namentlich  das  seit  dem  11.  Jahrh.  so  sehr  beliebt  gewordene 
gerundete  Unzial-E,  häufig  sind,  wogegen  die  romanisch-gotischen 
Majuskeln  des  13.  Jahrh.  und  der  Folgezeit  nicht  vorkommen, 
ist  die  allegorische  Darstellung  der  Tugenden  und  Laster  oder 
Sünden  charakteristisch.  Beide  Typen  sind  unter  den  von  J. 
Aldenkirchen  beschriebenen  und  abgebildeten  drei  rheinländi- 
schen  Becken^)  vertreten  und  diese  sind  für  uns  von  besonderem 
Interesse,  einmal  wegen  ihrer  merkwürdigen  Darstellungen  und 
weil  hier  gute  Anhaltspunkte  für  die  Altersbestimmung  vorhanden 
sind,  sodann  aber,  und  zwar  hauptsächlich,  weil  J.  Menadier  in 
ihnen  Gegenstücke  zu  unserem  Becken  erblickt,  das  er  wie  diese 
der  2.  Hälfte  des  12.  Jahrh.  zuschreibt.  Aber  Dekorationsweise, 
Stil  und  Ornament,  dieser  Becken  sowohl  als  auch  aller  übrigen, 
sind  von  dem  unserigen  völlig  verschieden,  und  wie  steht  es  um 


^)  Jahrb.  des  Vereins  von  Alterthunsfreonden  im  Bheinlande,  Heft  7&. 
Bonn  1888,  S.  54-78.  ^ 


127 

Aldenkirchens  Altersbestimmung?  Vom  Trierer  Becken  sagt  er^), 
es  vmae  dem  12.  Jahrb.  und  zwar  dessen  Beginn  zugewiesen 
Verden,  weil  das  runde  E  in  den  Inschriften  noch  nicht  vor- 
kommt.  Wie  dieses  Argument  unbeanstandet  angeführt  und  gar 
als  ausschlaggebend  hingestellt  werden  konnte,  ist  unverständlich, 
da  es  sich  nicht  um  die  romanisch-gotische  Majuskel  Tdas  ganz 
gescUosseoe  runde  E),  sondern  um  die  reine  Unzialiorm  (das 
ninde  offene  E)  handelt,  diese  aber  ist,  wie  u.  a.  der  berühmte  Codex 
vgentens  des  Wulfilas  beweist,  in  der  Bücherschrift  uralt,  aber 
auch  anf  Münzen,  Si^eln  und  in  Monumentalschriften  lange  vor 
dem  12.  Jahrh.  nachweisbar.  Das  beweisen  u.  a.  die  Adelheid- 
Münzen  und  in  zunehmender  Zahl  die  Münzen  Heinrichs  II., 
KonradsII.  und  ihrer  Nachfolger*).  Gerade  der  Schriftcharakter 
gestattet  sehr  wohl,  für  dieses  Becken  ein  höheres  Alter  anzu- 
näupen,  ohne  nach  dieser  Richtung  hin  beweisend  zu  sein,  da  In- 
schriften in  reiner  römischer  Kapitale  auch  noch  später  vor- 
kamen. Wohl  gewiss  älter  ist  trotz  dem  Unzial-E  das  Aachener 
Becken  mit  zyklischen  Darstellungen  aus  der  St.  Ursula-Legende. 
Ans  diesen  Darstellungen  folgert  Aldenkirchen  anscheinend  mit 
gDtem  Grunde,  dass  die  Anfertigung  der  Schüssel  zwischen  dem 
entstehen  der  Liegende  ^Regnante  Domino**  und  der  Vision  der 
U.  Elisabeth,  also  zwischen  1050  und  ca.  1170  falle,  und  dieser 
Terminus  a  quo  mag  richtig  sein,  wogegen  der  Terminus'  ad 
q&em  zu  weit  gezogen  ist  und  die  Arbeit  der  2.  Hälfte  des  11. 
Jahrh.  zuzuweisen  sein  möchte,  denn  die  charakteristische  Bewaff- 
nung der  Krieger,  der  spitze  kegelförmige  Helm  ohne  Nasen- 
Bcbtz,  der  oben  gerundete,  unten  spitze  Schild  mit  grossem 
sUcheifbrmigem  Nabel  und  der  bauschig  getragene  Bingelpanzer, 
gdiören  jedenfalls  dem  11.  Jahrh.  an').  Die  Xantener  Schüssel 
nit  der  Personifikation  der  sieben  ^Geistesgaben**,  deren  Schrift- 
Charakter  dem  der  Torigen  entspricht,  zeigt  einige  im  11.  Jahrh. 
i&  die  abendländische  Tracht  übergegangene,  aber  im  12.  Jahrh. 
^eder  abgetane  Eigentümlichkeit  aer  byzantinischen  Tracht,  na- 
mentlich <Se  höchst  auffallenden  scheibenförmigen  Stickereien  auf 
den  Schulterteilen  des  Mantels^). 

Wir  haben  nunmehr  die  Frage  zu  untersuchen,  welche 
Bntstehnngszeit  unseres  Beckens  durch  die  Omamentformen  an- 
Pieigt  sei?      Erwähntermassen  ist  für  die   Gravierungen  nur 

3  A  a.  O.  8.  72. 

^  Tgl  H.  Dannenberg,  Gnindzüge  der  Münzkonde,  Leipzig  1891, 
Sllfö  ff. 

*)  Vgl.  G.  Gimbel,  Schutz-  und  Trutzwaflfen,  Baden-Baden  1894, 
Tit  2  Kg,  4. 


^     ^  Vgl  Weiss,  KoBtämknnde,  S.  f^  Fig.  2d2a,  8.  535  Fig.  235,  8.  538 


128 

geometrisches  Ornament  und  Pflanzenornament  verwandt.  Letzteres 
(das  Dreiblatt)  kommt  auch  in  den  gestanzten  oder  gepressten 
Zierstreifen  der  Kreuzesarme  vor  und  dürfte  an  antike  Motive 
anknüpfen.  Ein  ganz  ähnliches  Muster  findet  sich  an  dem 
schönen  Ornament&iese  der  im  10.  Jahrh.  gestifteten  und  infolge 
stattgehabter  Zerstörung  1100—1129  wiedererbauten  Abteikirche 
zu  Hechelten  (Kreis  Rees)  in  der  Rheinprovinz.  Das  einfachste 
unter  den  mehreren  Varianten  dieses  Ornaments  ist  auf  unserer 
Tafel  11  Fig.  5  wiedergegeben^).  Die  Verwandtschaft  zwischen 
unserem  Dreiblattmuster  und  dem  Hocheltener  ist  unverkennbar*), 
aber  die  Formen  des  letzteren  sind  flüssiger  und  lassen  auf  einen 
nicht  ganz  geringen  Zeitabstand  schliessen.  Noch  augenfälliger 
äussert  sich  die  Entwickelung,  welche  das  ursprünglich  einfache 
Ornament,  bevor  es  in  Hechelten  zur  Anwendung  Kam,  bereits  durch- 
gemacht hatte,  an  den  übrigen  Varianten  des  Hocheltener  Frieses. 
Das  Ornament  des  die  vier  Medaillons  verbindenden  Strei- 
fens (durch  Ranken  verbundene  Halbpalmetten)  und  die  aus  je 
zwei  Halbpalmetten  gebildeten  Palmetten  zwischen  den  Ereuzes- 
armen,  gehen  auf  das  korinthische  Akantusornament  zurück. 
Ahnliches  Pflanzenornament  findet  sich  mehrfach  an  Werken  des 
Kunstgewerbes  des  10.  Jahrb.,  früher  und  auch  später,  zumeist 
an  den  Elfenbeinschnitzereien.  Reichen  Palmettenschmuck  zeigt 
u.  a.  die  erwähnte  St.  Qallener  Tutilo-Tafel  aus  dem  Anfang 
des  10.  Jahrh.,  Rankenwerk  und  Halbpalmetten,  dem  unseriffen 
ganz  ähnlich,  ziert  einen  silbernen  Buchdeckel  aus  der  2.  Hälfte 
des  10.  oder  1.  Hälfte  des  11.  Jahrh.,  dessen  Schriftcharakter 
zudem  mit  der  Umschrift  unserer  Medaillons  übereinstimmt'). 
Besonders  beliebt  war  derartiges,  als  byzantinisch  bezeichnetes 
Rankenwei*k  an  den  Elfenbein- Jagdhörnern  des  9.  bis  11.  Jahrh. 
Das  geometrische  oder  Linienornament  besteht  aus  blossen 
Kreisen  oder  Halbkreisen  und  Zickzacklinien.  Das  sind  uralte, 
sowohl  der  germanisch-keltischen  als  auch  der  antiken  Kunst 
bekannte  Ornamente.  Ein  perspektivisch  ausgebildetes  Zicksack* 
Ornament  möchte  in  der  Verzierung  des  umgebogenen  flachen 
Randes  zu  erblicken  sein.    Allenfalls  könnte  man  an  die  in  der 


1)  Nach  Bonner  Jahrbücher,  Heft  106,  Bonn  1900,  S.  201.  Vgl.  aucli 
P.  Giemen,  Die  Eunstdenkmäler  der  Bheinprovinz,  Bd.  2,  Düsseldorf  1892,  S.73. 

')  J.  Döring,  a.  a.  0.  (siehe  oben)  S.  4  sagt,  das  Ornament  der  Kreu- 
zesarrae  des  Beckens  zeige  denselben  halbbarbarischen  Charakter  wie  die 
Medaillons.  Dann  heisst  es  weiter,  es  bestehe  aus  Je  drei  übereinander- 
gestellten  Gebilden,  welche  fast  wie  Nachahmungen  eines  menschlichen  Ge- 
sichtes scheinen,  wie  solche  häufig  genoff  auf  mittelalterlichen  Münzen  als 
Wiederholungen  antiker  Vorbilder  von  keltischen,  germanischen  oder  andern 
Künstlern  barbarischer  Herkunft  Torkommen**.  Diese  Charakteristik  ist  doch 
wohl  nicht  ganz  zutreffend. 

9)  C.  Becker  und  J.  y.  Hefiner,  Kunstwerke  und  Gerathschaften  des 
Mittelalters  und  der  Renaissance,  Bd.  1,  Frankfurt  a.  M.  1862,  Taf.  80. 


129 

Arehitektnr  der  romanischen  Periode,  in  Deutschland  aber  wohl 
erst  seit  etwa  1200,  beliebt  gewordenen  y,Schrägschichten^,  das 
sog.  Deatscbe  Band,  denken,  dessen  Vorbilder  sich  in  der  früh- 
mittelalterlichen Baukunst  in  Italien  finden,  so  an  der  Gesims- 
bekrönnog  vom  Palaste  des  Theodorich  und  in  den  Gesimsen  an 
SL  Titale  zu  Bavenna*).  Auch  wird  man  an  das  germanisch- 
keltische Sägeblattornament  erinnert').  Es  bleibt  aber  fraglich, 
ob  überhaupt  die  perspektivische  Wirkung  erzielt  werden  sollte. 
Der  Zweiföl  ist  dadurch  begründet,  dass  auffallenderweise 
Schraffierungen  und  Schattenstriche  gerade  hier  völlig  fehlen. 

Es  sind  also  keinerlei  Ornamente  an  dem  Becken  zu  finden, 
108  denen  gefolgert  werden  müsste,  dass  dasselbe  nicht  im  10. 
J^irh.  gefertigt  sei,  andererseits  aber  lässt  sich  nicht  in  Abrede 
stellen,  dass  einzelnes,  wie  namentlich  das  Rankenwerk  und  das 
Dreiblattornament,  sehr  wohl  mit  der  Annahme  einer  späteren 
Entstehungszeit  vereinbar  ist.  Der  stärkste  Grund  gegen  eine 
solche  Annahme  ist  der  bereits  erwähnte,  dass  unser  Becken 
onter  der  grossen  Zahl  bekannter  Bronzebecken  mit  gravierten 
Ornamenten  durchaus  vereinzelt  dasteht.  Dieser  umstand,  zu- 
sammengehalten mit  dem  Otto- Bildnisse,  das  als  die  bildliche 
Darstellung  eines  der  drei  ersten  Kaiser  dieses  Namens  bisher 
Ton  keiner  Seite  in  Zweifel  gezogen  worden  ist,  nötigen  zur 
Schlussfolgemng,  dass  Medaillon  und  Becken  aus  dem  10.  Jahrh. 
stammen.  Hieran  wird  so  lange  festzuhalten  sein,  bis  dass  augen- 
seheinlich  verwandte  Arbeiten  zum  Vorschein  kommen  werden, 
die  auf  Grund  untrüglicher  Anzeichen  einer  späteren  Zeit  zu- 
geschrieben werden  müssen. 

Während  in  der  Beckenkunde  —  die  immer  mehr  an- 
vachsende  Spezialliteratur  wird  diese  Bezeichnung  rechtfertigen 
—  über  das  Alter  der  bisher  bekannt  gewordenen  gravierten 
Bronzebecken  mit  ihren  typischen  Darstellungen  der  Tugenden  und 
Laster,  den  Bilderreihen  aus  der  biblischen  Geschichte,  den  Legenden 
der  Heiligen  und  dem  Sagenkreise  des  klassischen  Altertums,  nahezu 
TölligeÜbereinstimmung  herrscht,  indem  dieselben  allgemein  dem 
11.  und  12.  Jahrh.  zugeschrieben  werden,  gehen  die  Anschauungen 
über  die  Zweckbestimmung  jener  Becken  weit  auseinander. 

Dr.  F.  Grempler  in  Breslau,  der  hauptsächlich  die  Becken 
Bit  den  Darstellungen  der  Tugenden  und  Laster  ins  Auge  gefasst 
ond  sich  um  deren  Untersuchung  und  Registrierung  besonders 
verdient  gemacht  hat,  hat^)  in  Übereinstimmung  mit  Th.  Frimmel^)  in 

1)  Die  Anskanft  über  das  Yorkommen  der  Schrägschicht  verdanke 
kk  Herrn  Professor  Karl  Mohrmann  in  Hannover. 

s)  Yffl.  Weiss,  Kostämknnde,  a.  a.  O.  S.  739  Fig.  295. 

S)  SchlesienB  Yorseit  in  Bild  und  Schrift»  Breslau,  Bd.  5,  1894, 
3.  *71  ff.,  Bd.  6,  1895,  8.  187  ff. 

*)  Zur    Eenntniss   der    gravirten   BronzeechüsBehi    des    Mittelalters 

9 


130 

Beinern  gelegentlich  des  10.  Archäologischen  Kongresses  1896 
Riga  gehaltenen  Vortrage  „Mittelalterliche  Bronzeschalen*'  ^)  ( 
Anschauung  vertreten,  dass  diese  Schalen,  diejenigen  mit  D^ 
stellangen  biblischer  Erzählungen  sowie  Legenden  nicht  au8( 
nommen,  f&r  den  Hausgebrauch  gefertigt  wurden,  indem  er  dan 
hinweist,  wie  kein  Exemplar  in  einer  Kirche  oder  einem  Klosi 
aufgeftmden  worden  sei,  wogegen  für  die  Eönigsberger  Schüsse 
namentlich  Gräberfelder  und  ein  Burgwall  als  £\indorte  erwies 
wären  und  biblische  Darstellungen  oder  fromme  Sprüche  far  i 
sakrde  Zweckbestimmung  nicht  beweisend  seien,  da  derartii 
Darstellungen  und  Sprüche  auf  den  für  den  Hausgebrauch  t 
stimmten  Geräten  auch  noch  heute  vorkommen. 

Andere  Forscher  vertreten  die  Annahme  sakraler  Zwec 
bestimmun^  oder  doch  tatsächlichen  Gebrauchs  für  litui^^d 
Zwecke,  die  sie  entweder  ganz  allgemein  als  solche  bezeichn( 
oder  unter  Berufung  auf  kirchliche  Vorschriften,  mit  denen  e 
die  Inschriften  und  Darstellungen  in  Zusammenhang  bringe 
genauer  festzustellen  suchen. 

Anlangend  die  spezielle  Zweckbestimmung,  so  kann  vo 
Gebrauch  für  die  Aufnahme  des  Taufwassers,  da  die  InfaB 
oder  Aspersio  erst  seit  dem  12.  Jahrh.  weitere  Verbreitung  fan 
jedoch  erst  im  16.  Jahrh.  die  Immersio  verdrängte,  nicht  wo 
die  Bede  sein').  An  tragbare  Weih  Wasserbecken  ist  ebens 
wenig  zu  denken,  für  sie  war  die  zweckmässigere  Eimerfor 
längst  angenommen*).  J.  Aldenkirchen  erklärt  die  mehrfach  e 
wähnten  drei  rheinländischen  Becken  für  patenae  chrismales,  « 
welche  bei  der  Vornahme  kirchlicher  Salbungen  und  namentli( 
bei  feierlicher  Ausspendung  der  Sakramente  der  Taufe,  Firmui 
und  Priesterweihe  aus  grösseren  Ampullen  das  zur  Verwendung  koi 
mende  heilige  öl  gegossen  wurde^^).  Für  den  Gebrauch  derartig« 
patenae  chnsmales  wird  auf  die  Erwähnung  einer  solchen  in  al 
christlicher  Zeit  im  Liber  pontificalis  Bezug  genommen  und  fem< 
hervorgehoben,  wie  die  Darstellung  der  Parabel  vom  barmherzige 
Samariter  (Luc.  X,  34),  der  dem  schwer  Verwundeten  Ol  ai 
Wein  in  die  Wunden  goss,  und  die  Veranschaulichung  der  siebf 
Gaben  des  hl.  Geistes,  als  direkter  Hinweis  zu  gelten  habe  ai 

Mitth.  des  E.  E.  österr.  Maseums  für  Eonst  and  Indastrie,  N.  F.  11  (188' 
8.  881,  tmd  V  (1890),  S.  104. 

M  Arbeiten  des  Zehnten  Archäologischen  Eongresses  in  Riga  189 
Bd.  2,  Riga  1899,  S.  85-92. 

S)  Kircheulezikon  (siehe  oben  8.  115,  Anm.  4),  Bd.  11,  8p.  1258.  ■ 
Vgl.  auch  F.  N.  Hoeynck,  Gesch.  der  kirchl.  Liturgie  des  Bisthams  Aog 
borg,  Augsburg  1889,  8.  121. 

8)  Otte,  Eunstarchäol.,  Bd.  1,  8.  261  ff. 

*)  Otte,  a.  a.  O.  8.  490  Anm.  1,  ist  ebenfalls  der  Anschauung,  da 
jedenfalls  die  eine  von  diesen  8chüs8eln  ffir  die  heiligen  öle  bestimmt  g 
Wesen  sei 


181 

idie  BenutzoDg  der  Schusseln  bei  SpenduDg  der  Sakramente  als 
^atenen  iur  das  heilige  öl.  Das  wird  offenbar  so  zu  verstehen  sein, 
'  ISS  nicht  nur  bei  der  Spendung  der  y^Sakramente'',  sondern  auch 
^Vollzug  derSakramentalien,  sofern  die  heiligen  Öle(Ghrisam  oder 
isma,  das  Oleum  infirmorum  und  das  Oleum  catechumenorum) 
Anwendung  kommen,  jene  Becken  als  patenae  chrismales 
[benutzt  worden  seien.  Das  hervorzuheben,  erschien  aus  dem 
brande  notwendig,  weil  unter  den  namentlich  genannten  Sakra- 
menten dasjenige  der  letzten  Ölung  nicht  erwähnt  wird,  während 
in  der  Darstellang  der  Parabel  vom  barmherzigen  Samariter 
gerade  auf  dieses  Sakrament  ein  sinniger  Hinweis  erblickt  werden 
könnte.    Hinwieder  wäre  ein  so  spezieller  Hinweis  nicht  glücklich 

S&hlt  für  ein  Gerät,  das   für    die  verschiedenartigsten  kirch- 
sn  Salbungen    bestinunt    sein    soll.      Die    symbolische    Yer- 
I  iBsehaalichune  der  sieben  Oaben  des  hl.  Geistes  ist  im   Grunde 
'  ßr  ein  jedes  liturgisches  Gerät  passend,  den  speziellen  Hinweis 
ttf  die  Riten  der    liturgischen   Salbungen   vermissen   wir   hier 
und  vollends  in  dem  Bilderzyklus  aus  der  Legende  der  hl.  Ursula. 
Gelegentlich   der   Beschreibung  und   Besprechung  einer  in 
Grdningen  aufjzefundenen  gravierten  Bronzeschüssel  wendet  sich 
Dr.  J.  A.  Peitn')   gegen   die  von  Aldenkirchen   vertretene   An- 
sehanung  und  erklärt,  dass  er  nicht  abgeneigt  sei,  die  Gröninger 
Schnssel  für    ein    Waschbecken    zum   kirchlichen    Gebrauch   zu 
erklären«    Indem  er  sich  auf  die  schon  in  frühchristlicher   Zeit 
bestehenden  Vorschriften  über  liturgische  Handwaschungen  beruft, 
i  misBt  er  mit  Rücksicht   auf    den   Fundort  jener    Schüssel    be- 
sondere Bedeutung  bei  einer  Stelle  aus  der  Chronik  der  Abtei 
^on  Aduard  (in  der  Nähe  von  Groningen),  wo  es  in  der  Lebens- 
beschreibung   des   Abtes    Eggerdus    (1268--1287)    heisst:    „fecit 
praeterea  fundi  lavacrum  aeneum  ante  refectorium,  in  quo  fratres 
ounns  abluerent  antequam  altare  vel  mensam  accederent:  in  quo 
l^^ero  Romana  litera  hi  versus  sunt  conscripti: 

Sordes  mentales  magis  ablue  quam  manuales, 
Inficiunt  tales  quia  plus  quam  materiales; 
Hoc  non  camales  sapiunt,  sed  spirituales.^ 
*^  Zwar  sind   auch   wir   der    Meinung,    dass    das    Gröninger 
Becken  für  liturgische   Waschungen    gedient  haben   mag,   aber 
der  Auslegung  jener  Stelle  der  Chronik,  wonach  es  sich  um  ein 
Becken  der  rar  uns   in  Betracht  kommenden   Gattung   handelt, 
▼ennögen  wir  nicht  beizupflichten.     Der  Satz:  „.  .  .  lecit  fundi 
layacrum  aeneum  ante  refectorium  .  .  ."  handelt  wohl  gewiss  von 
einem  jener  wand-  oder  mauerfesten  Waschbecken,  die  meist  aus 
Stern  (in    diesem    Falle    aus    Erzguss)    unter    der  Bezeichnung 


^)  Jahrb.  des  Yereius  von  Alterthumsfreunden  im  Bheinlande,  Heft  82, 
Bonn  1892,  8.  143  ff. 

9» 


132 

„Lavabo,  Layatorium,  Lavacrum^  nach  der  feststehenden  Ordnung 
der  Klosteranlagen  in  den  Refektorien  oder  in  deren  unmittel- 
baren Nähe  errichtet  zu  werden  pflegten  ^).  Auch  die  r^elmässig 
vor  dem  Refektorium  erbauten  Brunnenhäuser  oder  Tonsorien^ 
werden,  ausser  für  die  Bart-  und  Haupthaarschur,  das  y,Man- 
datum"  und  andere  kirchliche  Waschungen,  für  die  in  Rede 
stehenden  Säuberungen  gedient  haben  ^). 

Nach  unserer  Ansicht  sind  die  meisten  der  in  Frage  kom- 
menden Becken  allerdings  nicht  für  sakrale  Zwecke,  sondern 
für  den  Hausgebrauch  bestimmt  gewesen.  Die  Tatsache,  dass 
unzweifelhaft  profane  Geräte  mit  Bibelworten,  Bildnissen  der 
Heiligen  und  ähnlichem  geschmückt  wurden,  ist  unbestreitbar. 
Namentlich  die  Personifikation  der  Tugenden  und  Laster  war  mit 
Rücksicht  auf  die  aus  dem  kirchlichen  in  das  bürgerliche  Leben 
übertragene  Vorliebe  für  allegorische  und  symbolische  Darstel- 
lungen auch  for  Waschgeräte  und  sonstige  zum  Hausgebrauch 
und  zudeich  zur  Ausschmückung  der  Wohnräume  bestimmte  Ge- 
räte sehr  wohl  geeignet.  Ihre  stärkste  Unterstützung  findet  diese 
Annahme  in  einem  1842  in  Strand- Wierland,  dem  nordöstlichen 
Teile  Estlands,  auf  dem  Rittergute  Pöddes  gemachten  Funde^),  wo 
gleichzeitig  35  Becken,  unter  ihnen  vier  in  der  üblichen  Weise  ka- 
vierte (Personifikation  der  Sünden  oder  Laster),  die  übrigen  ohne 
Gravierung,  kleiner  und  tellerförmig,  ausgegraben  wurden.  Um 
die  wissenschaftliche  Bedeutung  dieses  Fundes  zu  würdigen,  muss 
man  in  Erwägung  ziehen,  dass  die  in  der  angegebenen  Weise 
verzierten  Becken  nach  der  allgemeinen  Anschauung  dem  11.  und 
12.  Jahrh.  angehören,  in  diesem  Teile  Estlands  aber  das  Christen- 
tum erst  im  13.  Jahrh.  Verbreitung  fand.  Nun  ist  es  zwar 
gewiss  möglich  und  auch  wahrscheinlich,  dass  bei  der  Christiani- 
sierung des  Landes  von  den  Missionären  ältere  kirchliche  Geräte 
aus  Deutschland  eingeführt  wurden,  aber  die  gleichzeitige  Auffin- 
dung von  vier  Becken  gleicher  Art  und  also  wohl  auch  bleichen 
Alters  mit  31  anderen  lässt  es  nahezu  gewiss  erscheinen,  dass  der 
gesamte  Fund  noch  vor  Einfuhrung  des  Christentums  hier  geborgen 


1)  Vgl.  Otte,  a.  a.  0.  Bd.  1,  S.  103.  Du  Gange,  GloBBarium,  tom.  Y, 
Niort  1885,  pag.  85,  erwähnt  ad  vocem  „Layatorinm*  anf  Grund  des  über 
Ordinis  8.  Victoris:  «Lavatoriam,  nbi  manas  lavant  monachi  priosqaam 
eant  ad  refectoriam." 

s)  So  am  Ostflügel  des  im  13.  Jahrh.  erbauten  Ejrenzganges  des  riga- 
sehen  Domklosters,  wo  sich  im  Fussboden  des  Tonsorinms  der  alte  Wasser- 
abzng  nachweisen  Hess.  Vgl.  Neunter  Rechenschaftsbericht  der  Dombaa- 
abtheilang  der  Gesellsch.  f.  Gesch.  n.  Altert,  f.  das  J.  1893,  Riga  1894,  S.  13. 

8)  Otte,  a.  a.  O.  Bd.  1,  8.  114,  115. 

4)  Bonbrig,  in:  Verhandl.  der  Gelehrten  Estnischen  Gesellsch.,  Bd.  1, 
Heft  6,  Dorpat  1846,  8.  51  fif.  ^  Vgl.  auch  F.  Grempler,  a.  a.  0.  8.  85,  86. 
—  Dr.  A.  Wormstall,  Zeitschrift  für  yaterländische  Gesch.  u.  Alterthams- 
künde,  Bd.  54,  Münster  18%,  8.  58,  59. 


133 

wwde  und  sich  aus  Oegenständen  zusammensetzt,  die  für  den 
ffanagebraach  dienten  nnd  bestimmt  waren.  Unter  den  ausser- 
ordentlich zahhreichen  Orabinventaren  und  Depotfunden  aus  vor- 
ehristlicher  Zeit  der  Ostseeprovinzen  hat  sich  bisher  nicht  ein 
einziger  G^enstand  nachweisen  lassen,  der  unzweifelhaft  als  ein 
Kircnengerät  anzusprechen  wäre.  Noch  sei  bemerkt,  dass  der 
Fundort  jener  Becken  sich  an  einem  uralten,  die  skandinavischen 
und  germanischen  mit  den  finnischen  und  slavischen  Yölkern 
des  nördlichen  Europa  verbindenden  Seewege  befindet.  Die  rohe 
Arbeit  der  meisten  Becken  dieser  Art  sowie  die  von  voll- 
kommener Unkenntnis  des  Lateinischen  zeugende  Verstümmelung 
lateinischer  Wörter  macht  es  femer  wahrscheinlich,  dass  sie 
nidit  aus  geistlichen  Werkstätten  hervordrangen  sind^  während 
an  anderen  die  Darstellungen  und  Inschriften  auf  die  klösterlichen 
Werkstötten  hinweisen.  J.  Lessing,  der  im  Kunstgewerbe  die 
romanische  Periode  von  1000—1250  rechnet,  sagt,  die  Künstler 
jener  Zeit  seien  vorwiegend,  wenn  nicht  ausschliesslich,  Geistliche 
cewesen,  welche  alle  Zweige  der  Metallarbeit  gleichmässig  um- 
tasten  ^).  Eine  so  gute  Kenntnis  der  Legenden  der  Heiligen 
und  der  biblischen  Geschichte,  wie  sie  sich  an  den  Aachener, 
Xantener  und  Trierer  Schüsseln  zeigt,  spricht  um  so  mehr  für 
deren  Entstehung  in  geistlicher  Werkstatt.  Dass  auch  hier  die 
Latinität  gelegentlich  in  die  Brüche  geriet,  ist  nicht  verwunderlich, 
da  in  den  klösterlichen  Werkstätten  auch  Laienbrüder  beschäftigt 
Taren.  Dabei  ist  es  natürlich,  dass  zunächst  der  kirchliche  Be- 
darf gedeckt  wurde.  Dieser  kann  kein  geringer  gewesen  sein, 
in  Ansehung  von  Becken,  Schüsseln  oder  Schalen  namentlich  und 
hauptsächlich  behufs  der  schon  in  altchristlicher  Zeit  geforderten 
fiturgiscben  Handwaschungen,  die  gemäss  der  Paulinischen  Mah- 
Bong  (1.  Tim.  2,  8)  und  den  Vorschriften  der  älteren  Ordines 
Romani  (I,  H,  VI)  u.  a.  während  der  heiligen  Messe  vor  Beginn  der 
eigentlichen  Opiergebete  (Secreta,  Präfation  und  Kanon)  statt- 
haben mnssten^  und  nur  am  Altar  stattfinden  konnten.  Leichte 
Becken  fnr  diesen  Zweck  waren  folglich  unentbehrlich  und  werden 
häufig  in  den  kirchlichen  Inventaren  erwähnt,  ja  die  Seite  des 
Altars,  wo  die  Handwaschung  stattfand,  wurde  mitunter  kurzweg 
,Lavatorium^  bezeichnet'). 

Weit  weniger  klar  ist  die  Verwendung  solcher  Becken  für 
die  heiligen  öle.  Für  das  spätere  Mittelalter  ist  ihre  Ver- 
woidumz  hierfür  nicht  wahrscheinlich  oder  doch  nicht  nachweis- 
bar.    Unter  den  bisher  bekannt   gewordenen    bildlichen   Aus- 


1)  Handbücher  der  Kgl.  Maseen  za  Berlin.  Kanstgewerbe-MaBeum, 
Gold  und  Silber,  Berlin  1892,  S.  35,  36. 

s)  Kirchenlexikon,  Bd.  5,  Sp.  1490. 

S)  Du  Gange,  s.  a.  O.:  Layatoriam. . .  eornn  altaris,  nbi  sacerdos  lavat 
Baau  Baera  faciendo. 


134 

schmncküngen  und  Inschriften  kann  nur  in  denjenigen  der  Trierer 
Schüssel  ein  Hinweis  auf  den  Gebrauch  der  heiligen  öle  gefunden 
werden,  aber  speziell  mit  Beziehung  auf  das  Sakrament  der 
letzten  Ölung  ^).  Dieser  Annahme  steht  aber  das  Bedenken 
zweckwidriger  Form  entgegen.  Um  dieses  Sakrament  spenden  zu 
können,  musste  der  Priester  nicht  selten  einen  langen  und  be- 
schwerlichen Weg  zurücklegen.  Die  erforderlichen  Geräte  mussten 
folglich  auf  das  notwendigste  beschränkt  bleiben  und  mögUchst 
handlich  sein.  Wie  sehr  auf  die  Transportschwieriffkeiten  Be- 
dacht genommen  wurde,  beweist  die  Kleinheit  der  „Keisealtäre^ 
und  ^Reisekelche^^),  das  beweisen  die  zur  Mitnahme  von  Eirchen- 
geräten  dienenden  handlichen  Umhängetaschen^).  Da  ist  es  schwer 
anzunehmen,  dass  entgegen  dem  sich  hierin  äussernden  durchaus 

Sraktischen  Sinne  ein  so  unbequem  zu  transportierendes,  durch 
ie  kirchlichen  Vorschriften  zudem  nicht  gefordertes  Gerät  eigens 
für  die  letzte  Ölung  angefertigt  oder  gebraucht  worden  wäre. 
Hingegen  bietet  die  Form  der  Xantener  Schüssel,  deren .  kirch- 
licher Gebrauch,  weil  sie  zum  Dominventar  gehöre,  kaum  fraglich 
sein  kann,  einen  starken  Anhaltspunkt  für  die  Annahme,  dass 
sie  für  die  Aufnahme  der  heiligen  öle  tatsächlich  benutzt  worden 
ist.  Aldenkirchen^)  bemerkt,  eine  am  umgebogenen  flachen  Rande 
der  Schüssel  später  angebrachte  Ausbauchung  ergebe  die  Be- 
nutzung als  Giessgeülss.  Nach  der  Abbildung  gemessen,  ist  sie  nur 
etwa  2  cm  breit,  bei  einem  Durchmesser  der  Schüssel  von 
32  cm  und  einer  Tiefe  von  6,6  cm.  Zum  Ausgiessen  von. 
Wasser,  das  in  vollem  Schwall  ausgegossen  wird,  ist  eine  der- 
artige Ausgussstelle  durchaus  ungeeignet,  und  welcher  Grund 
könnte  vorliegen,  das  für  die  liturgischen  Waschungen  benutzte 
Wasser  mit  der  durch  eine  so  schmale  Ausbauchung  angezeigten 
besonderen  Vorsicht  auszugiessen.  Wohl  aber  ist  grösste  Vor- 
sicht mit  den  heiligen  ölen  geboten,  die  stets  nur  in  geringer 
Menge  gebraucht  werden  und  deren  Verschütten  sorgfältig  ver- 
mieden werden  muss. 

Wenden  wir  uns  zur  Zweckbestimmung  unseres  Beckens,  so 
erscheint  der  Hausgebrauch  durch  die  ausserordentliche  Zartheit 
der  Arbeit  von  vornherein  ausgeschlossen.  Die  papierdünnen, 
nur  mit  Zinnlot  befestigten  Ornamentstreifen  (Kreuzesarme),  die 
nicht  viel  stärkeren  Medaillons  und  die  ausser  am  Boden  und 
am  oberen  Rande  nur  etwa  Va  mm  dicken  Wandungen  machen 
dieses  Becken  für  den  Hausgebrauch  völlig  ungeeignet,   kaum 

1)  Siehe  oben  8.  131. 

«)  Otte,  a.  a.  0.  Bd.  1,  8.  217. 

S)  Eine  mittelalterliche  Tasche  dieser  Art  ans  Leder  für  die  heiHgea 
öle  siehe:  H.  Hildebrand,  Sveriges  medeltid,  8.  delen,  Stockholm  (1902), 
S.  699  Fig.  588. 

4)  A.  a.  O.  S.  76. 


136 

minder  aber  für  den  durch  die  Beckenform  ssnnächst  angezeigten 
Zweck  der  litni^chen  WascbunRen.  Im  einen  wie  im  anderen 
Falle  hätte  es  nicht  aasbleiben  können,  dass  im  täglichen  Ge- 
branch  die  Wandungen  eingedrückt  und  die  feinen  Graviernngen 
abgescheaert  worden  wären.  An  ein  für  den  Schmnck  des  Altors 
bestimmtes  Becken  lässt  sich  auch  nicht  denken.  Das  nnedele 
Metall  passt  nicht  für  den  Altarschmuck,  ebensowenig  auch  die 
Beckenform,  endlich  auch  nicht  die  Yerzierungsweise,  da  das 
sämtliche  Ornament  nur  sichtbar  wird,  wenn  man  von  oben 
hineinblickt,  die  zarten  Gravierungen  zudem  nur  in  nächster  Nähe. 
Nor  fuLT  eine  ausnahmsweise  stattfindende  religiöse  Zeremonie 
kann  ein  solches  Gtefäss  bestimmt  gewesen  sein,  vorzugsweise  zur 
Aufiiahme  einer  Flüssigkeit,  die  das  Metall  nicht  angreift.  Diese 
seltene  Eigenschaft  besitzt  die  Materie  der  heiligen  Öle,  durch 
sie  wird  &s  Metall  eher  konserviert  als  angegriffen.  Nach  der 
heutigen  Auffassung  gelten  kupferne  Behälter  oder  Büchsen  aus 
Holz  mit  einem  Einsatz  von  Glas  als  mit  der  Würde  der  ge- 
weihten Materie  unvereinbar,  wogegen  u.  a.  reines  Zinn  auch 
dermalen  zulässig  ist^).  Aber  noch  im  späteren  Mittelalter  waren 
eherne  Behältnisse  üblich,  namentlich  auch  für  den  heiligen  Ghrisam*). 
Es  läset  sich  also  gegen  die  Zweckbestimmung  für  den  Gebrauch 
der  heiligen  öle  aus  diesem  Gesichtspunkt  nichts  einwenden,  jedoch 
unter  zwei  Voraussetzungen.  Erstens  muss  bei  Vollziehung  der- 
jenigen Sakramente  oder  Sakramentalien,  für  die  der  gleichzeitige 
Oebranch  von  zweierlei  öl  vorgeschrieben  ist  —  alle  (&ei  kommen 
nie  zur  Anwendung  —  zur  Vermeidung  der  durchaus  unzulässigen 
Vermischung  von  ölen  verschiedener  Gattung  ein  zweites  Gerät  vor- 
handen gewesen  sein');  ferner  setzt  die  besondere  Beschaffenheit 
QDseres  Beckens  voraus,  dass  es  selten,  also  nur  bei  Gelegenheit  aus- 
nahmsweise vorkommender  ritueller  Zeremonien,  Verwendung  finde. 


1)  Kirchenlezikon,  Bd.  9,  Sp.  715. 

^  In  einem  Inventar  der  St.  Jakobikirche  zu  Riga  von  1480  Dez.  20 
werden  zwei  CluiBamgefäase  erwähnt,  das  eine  steht  verzeichnet  ab:  ,1  eeren 
creMmvad.*  Die  Eintragung  iat  yollkommen  deutlich,  im  Abdruck  (liv-, 
Est-  ODd  Curland.  ürkandenbneh,  Bd.  8,  Riga  1884,  nr.  876,  S.  217),  ffir 
den  eine  sehr  fehlerhafte  ältere  Abschrift  als  Vorlage  diente,  ist  diese 
intrrcinnmitr  Notiz  emittiert  In  demselben  Inventar  werden  Kupfer,  Messing 
und  Erx  unterschieden,  aach  wird  stets  erwähnt,  ob  ein  Gerät  rergoldet 
wir  oder  nicht  Besagtes  Chrisamgefass  wird  also,  ebenso  wie  das  miserige, 
«HTergoldet  nnd  ans  Bronze  gewesen  sein.  Da  unter  vad  =  vat  nicht  nur 
fiMsformige  Gkschirre,  sondern  auch  Schüsseln  und  Teller  verstanden  werden 
(vgl  A.  Xiöbben,  Mittehiiederd.  Handwörterb.,  herausgeg,  v.  Ohr.  Walter, 
Norden  u.  Leipzig  1888,  S.  470),  liesse  sich  an  ein  dem  unserigen  ähnliches 
Grerit  denken,  aber  der  Schreiber  hat  doch  wohl  ein  eiffentliohes,  und  zwar 
banehiges  Behältnis  gemeint,  wie  solches  daraus  folgt,  dass  an  einer  anderen 
Stelle  von  einem  «wvrokvad**  die  Bede  ist.  Ein  solches  war  gewiss  fass- 
(onmg,  bauchig  oder  kugelförmig. 

9)  Kirehenlezikon,  Bd.  9,  Sp.  715,  716. 


136 

Infolge  letzterer  Einschränkung  ist  von  den  Sakramenten  eo  ipso 
abzusehen  und  es  bleibt  nur  die  Wahl  übrig  zwischen  einzelnen  mit 
Salbungen  verbundenen  Personal-  oder  Realbenediktionen*),  bezw. 
Eonsekrationen.    Die  Entscheidung  kann  nicht  zweifelhaft  sein, 
die    Worte    „Hierusalem    visio    pacis"    sind    ein    untrüglicher 
Fingerzeig,  denn  sie  passen  nur  auf  die  Kirchweih  (die  Dedicatio 
oder  Gonsecratio  ecclesiae).    Für  diesen  Eonsekrationsakt  konnte 
in  der  Tat  ein  ganz  leicht  gearbeitetes  Gerät  dienen,  denn  wenn 
wir  annehmen,   dass  unser  Becken   anlässlich  der   Eonsekration 
einer  bestimmten   Eirche  als  Weihgabe   angefertigt  worden  sei, 
hat  es  einmal  und  nie  wieder  Verwendung  finden  können,  aber 
auch  wenn  es  — -  was  wahrscheinlicher  ist  —  nicht  etwa  bloss  für 
eine  einzelne  Feier  dieser  Art,  sondern  für  den  Gebrauch  eines 
Weihbischofs  oder  die  Eirchweihen  einer  Diözese  bestimmt  ge- 
wesen wäre,  wäre  es  doch  nur  selten  benutzt  worden.    Dem  sei 
nun  wie   ihm  wolle,  —  passender   und   sinniger   als   durch   die 
Worte  „Hierusalem  visi^  pacis**  Hess  sich  die  Zweckbestimmung 
eines  Kirchweihgerätes  nicht  ausdrücken.    Die  Vorstellung  vom 
geschichtlichen  Jerusalem,  als  dem  irdischen  Vorbilde  der  sicht- 
baren,   streitenden    Eirche    auf    Erden,    die    ihrerseits    in    der 
triumphierenden  Eirche  des  Himmels  die  Vollendung  erblickt *), 
bildet  seit  alters  gewissermassen  das  Leitmotiv  der  Liturgie  der 
Eirchweih,   wie  bei  der  Dedicatio   oder   Gonsecratio   selbst,  so 
auch  in  der  Gedächtnisfeier  ihres  Jahrestages  und  seiner  Oktav, 
gleichermassen  in  der  Messe  und  im  ßreviergebet.    Die  christ- 
liche  Eunst   eignete   sich  den  Gedanken  an  und  verwandte  das 
Motiv  des  himmlischen  Jerusalems  mit  Vorliebe  in  den  Wand- 
und  Deckenmalereien  der  Altarhäuser. 

Bereits  im  Offizium  der  ersten  Vesper  der  Eirchweih,  also  am 
Vorabende  des  Dedikationsfestes,  erscheint  der  leitende  Gedanke 
im  Psalmengesang,  namentlich  im  (147.)  Psalm:  ^Lauda  Jerusalem*' 
sowie  in  der  kurzen  Schriftlesung,  dem  sog.  Capitulum  (Apok. 
21,  10):  j^Vidi  civitatem  sanctam  Jerusalem  novam  descendentem 
de  coelo  a  Deo,  paratam,  sicut  sponsam  ornatam  viro  buo'). 
Dieselbe  Schriftsteile  folgt  in  der  Messe  als  Lektion  auf  das 
erste  Gebet  der  Messe ^).  Von  diesem  Grundgedanken  ist  auch 
der  Ritus  Consecrationis  Ecclesiae  beherrscht*).  Zugleich  wird 
auf  den  Salomonischen  Tempelbau  hingewiesen.  Mit  Rücksicht 
auf  das  hohe  Alter  des  Eirchweihritus  und  der  Liturgie  seiner 


M  Yal.  Thalhofer,   Handbuch   der  kathol.  Litnrgik,  Bd.  2,  Freiburip 
1.  B.  1890,  S.  524-36. 

2)  Kirchenlexikou,  Bd.  6,  Sp.  1360  ff. 

3)  BreTlarium  Bomanum.    Uommune  Dedicationis  Ecclesiae. 

4)  Missal e  Romannm.    In  Dedicatione  ecclesiae. 

^)  Pontificale  Bomanam.    Pars  II,  De  Ecclesiae  Dedicatione  seu  con- 
secratione.  -—  Appendix  ad  Poutificale  Bomanam,  De  Ecclesiae  Dedicatione. 


137 

Gedächtnisfeier,  die  zwar  im  Laufe  der  Zeit  entwickelt  und 
usgebildet  wurden,  aber  in  der  Hauptsache  seit  alters  feststanden 
ud  dem  entsprechend  durch  die  dermalen  gültigen  liturgischen 
Bächer  geregelt  sind,  kann  fuglich  auf  letztere  Bezug  genommen 
iBrden.  Jedenfalls  wurde  bereits  zur  Zeit  Kaiser  Konstantins 
die  Kirchweih  mit  höchster  Sollemnität  begangen  und  seit  Papst 
Giegor  dem  Grossen  dürfen  die  hauptsächlichsten  Bestandteile  als 
feststehend  gelten^),  uns  kann  es  nur  darauf  ankommen,  den 
Nachweis  zu  liefern,  dass  die  Inschrift  und  die  Verzierungen 
vueree  Beckens  bereits  vor  einem  Jahrtausend  als  die  für  ein 
Kirehweih^erät  passendsten  erscheinen  mussten  und  dass  uns 
dieselben  folglich  als  Hinweis  auf  die  Zweckbestimmung  zu  gelten 
iuiben.  Hierbei  ist  zu  berücksichtigen,  wie  der  Kirchweihritus 
sich  aus  einer  Reihe  liturgischer  Akte  von  tief  durchdachter 
Ofstisch-STmbolischer  Bedeutung  zusammensetzt,  für  deren  Er- 
kübung  wir  natürlich  nur  den  Schriften  derjenigen  Kommentatoren 
folgen  dürfen,  die  der  mutmasslichen  Entstehungszeit  unseres 
Beckens  nahe  standen.  An  solchen  ist  kein  Mangel,  unter  ihnen 
vlhien  wir  den  „Tractatus  de  dedicatione  ecclesiae^,  der  meist 
ion  Remigius  von  Auxerre  (geb.  um  850),  einem  berühmten 
begeten  aus  dem  Orden  des  hl.  Benedikt,  zugeschrieben  wird*). 
IMorch,  dass  dieser  Traktat  (in  abgekürzter  Form  und  ohne 
Angabe  des  Autors,  auch  ohne  die  obige  Bezeichnung)  sich  im 
Breriarinm  secundum  ritum  et  usum  s.  Kigensis  ecclesie  von  1513 
iüdet,  und  zwar  als  Lectiones  per  oktavam  Dedicationis  ecclesie, 
'^aflsprucht  derselbe  unser  besonderes  Interesse*). 

Anlangend  zunächst  die  Worte  „Hierusalem  visio  pacis**, 
so  ist  deren  Zusammenhang  mit  dem  biblischen  Orundgeaanken 
^  Kirchweihritus  einleuchtend,  die  unmittelbare  Quelle  möchte 
^  nn  alten  Kirchweihhymnus  zu  suchen  sein,  dessen  Anfang 
laotet: 

Urbs  beata  Jerusalem 

dicta  pacis  visio, 
-  Nnn  ist  zwar  „visio  pacis**  nichts  weiter  als  die  wörtliche 
'^'»eraetzung  des  hebräischen  Namens  (griechisch  ogaaig  elQijvTjg)^)^ 
^  in  der  Vulgata  und  in  den  liturgischen  Texten  der 
^irehweih,  ausser  in  diesem  Hymnus,  kommt  die  immerhin 
«iSIIlige  Zusammenstellung  des  Namens  und  seiner  Übersetzung 


')  Kirehenlezikon,  Bd.  7,  Sp.  726. 
n     ')  QedrDckt  bei  J.  P.  Migne,  Patrologiae  cnrans  completns,  vol.  181, 
P«iai8l8B8,  p.  845—866.  —  Vgl.  auch  Kircheulexikon,  Bd.  10,  Sp.  1044, 1045. 

^  Der  Text  dieser  Lektioneo  wird  anter  den  Beilagen  einer  die  Li- 
^P»  der  Mesae  und  der  kanonischen  Stunden  nach  dem  Brauche  der  ri- 
Men  Kirche  gegen  Ende  des  Mittelalters  betreffenden  Abhandlung  in 
«*•»  abgedruÄt  werden. 

^  K&chenlexikon,  Bd.  6,  Sp.  1309. 


138 

nicht  vor.  Nar  dem  Kirchweihfeste  war  dieser  Hymnus  zngeteilty 
überall,  wo  eine  solche  gefeiert  wurde,  war  er  bekannt,  ein  kür- 
zerer und  passenderer  Hinweis  auf  den  Eirchweihritus,  als  ihn 
jene  drei  Worte  enthalten,  kann  für  ein  Kirchweihgerät  schwerlich 

Sefunden   werden.    Der  Hymnus   ist  den  Ambrosianischen,  d.  h. 
enjenigen  zugezählt  worden,  die  zwar  nicht  zu  den  unzweifelhaft 
echten  Liedern  des  hl.  Ambrosius  gehören,  aber  doch  aus  dessen 
Schule   hervorgegangen  sind^).    Neuere  Hymnologen  weisen  ihn 
dem  7.  Jahrh.   zu*).    Auch   im  rigaschen  Brevier  ist  er  für  das 
Dedikationsfest  vorgeschrieben,  jedoch  nur  mit  den  Anfangsworten. 
Der  zum  Brevier  gehörige  „Liber  hymnarius",  in  dem  der  voll- 
ständige Text  enthalten  gewesen  sein  vrird,  ist  leider  nur  unvoll- 
ständig vorhanden.    Als  im  Zeitalter  des  Humanismus  die  Brevier- 
reform vorbereitet  wurde,  die  bekanntlich  im  Pianischen  Breviarium 
Romanum  von  1568  ihren  vorläufigen  Abschluss  fand,  wollte  man 
die  mancherlei  metrischen  Unebenheiten  der  alten  Hymnen  nicht 
mehr   hinnehmen').    Viele   ehrwürdige  Texte   mussten  sich  eine 
zum  Teil   durchgreifende  Umarbeitung  gefallen  lassen,  über  die 
indessen   schon   Zeitgenossen   klagten:  Accessit   latinitas  et  re- 
cessit  pietas*).    Unter  Urban  Vlfl.  kam  auch  unser  Hymnus  an 
die  Reihe  ^),    doch   lässt   sich   nicht   leugnen,   dass  er  bei  seiner 
Umarbeitung  in  jambische  Dimeter  an  r^ormenschönheit  gewon- 
nen und   an  Oeaankentiefe  nicht  verloren  hat.    Der  emendierte 
Hymnus,  dessen  Anfang  nun  „Goelestis  urbs  Jerusalem,  —  Beata 
pacis  visio^  lautet,   hat  seitdem  im  Brevier  die  Stelle  des  alten 
Kirchweihhymnus   behauptet^).    In   seiner  Abhandlung  über  das 
Becken   findet  J.  Döring')   die  Form  ^Hierusalem**,   anstatt  der 
im  Lateinischen  häufigsten  Form  „Hierosolyma^,  auffallend.    Nach 
Ausweis  der  hierin  massgebenden  Yulgata  kommt  sehr  viel  häufiger 
als  Jerosolyma  (nicht  Hierosolyma)  die  Form  „Jerusalem"  vor*), 
die  mit  „Hierusalem^  i)honetisch  gleichwertig  gewesen  sein  dürfte. 
Letztere  Schreibweise  ist  während  des  ganzen  Mittelalters  keineB- 

1)  Vgl.  H.  Lämmer,  Ooelestis  nrbs  Jernsalem,  Aphorismen»  Freiburg 
i.  B.  1866,  S.  8  ff. 

*)  So  ül.  GhevaUer,  Bepertoriam  hymnologicnm,  Gatalogne  dea  Ohants, 
Hymnes,  Proses,  S^quenses,  Tropes,  en  asages  dans  r^glise  latine  depuia 
les  origines  jnsqa'ä  nos  jonrs.  2  yol.,  Lonv^  1892,  97.  Hier  nr.  20918. — 
0.  Blnme  S.  J.  .nat  in  seiner  eingehenden  Rezension:  „Bepertoiinm  reper- 
torii**,  Leipzig  1901,  Chevaliers  Angabe  unbeanstandet  gelassen. 

*)  vgl.  G.  Schober,  Ezplanatio  critica  editionis  Breviarii  Bomani. 
Ratisbonae  1891,  S.  10  ff. 

"  F.  Soitbert  Bänmer,  Gesch.  des  Breviers,  Freibnrg  L  B.  1896,  S.  509. 
Lämmer,  a   a.  O.  8.  14  ff. 

,  Wir  lassen  beide  Tez^,  den  alten  und  den  nenen,  nebst  den  von 
Lämmer  jregebenen  deutschen  Übersetzungen  in  der  Beilage  folgen. 

7)  Sitzongsber.,  Mitan,  a.  d.  J.  1888,  S.  4  Anm.  7. 

8)  YgL  die  Zusammenstelloag  in  F.  P.  Dutripon,  Ooncordantia« 
Bibliomm  Sacronim,  Parisiis  1844. 


9ont 

l 


139 

-wep  ungewöhnlich  gewesen,  so  findet  sie  sich  in  dem  von  Lämmer 
beaatzten  Text  des  Kirchweihhymnas,  so  femer  im  rigaschen 
Brevier  von  1513,  wo  sie  die  bevorzugte  ist.  Auch  in  den  In- 
afsbriften  der  Bilderreihe  zur  Parabel  vom  barmherzigen  Samariter 
an  der  Trierer  Schüssel  aus  dem  11.  Jahrh.^)  steht  „Hierusalem^. 
Betrachten  wir  speziell  die  mit  dem  Sakramentale  der  Eon- 
sekration verbundenen  Salbungen  mit  den  heiligen  ölen,  so  werden 
irir  durch  das  Schriftwort:  „Mane  surgens  Jacob  erigebat  lapidem 

j    iB  titulum,    fundens  oleum  desuper^*),   das,   wie  im  Ritus  der 

'  eiraitliehen  Konsekration,  so  auch  in  der  Liturgie  der  kanoni- 
schen Standen  und  der  Messe  „In  dedicatione  ecclesiae^,  beständig 
vkderkehrt^  auf  die  hohe  Bedeutung  hingewiesen,  die  der  Salbung 
ala  einem  uralten  biblischen  Brauche  in  Anwendung  auf  die 
Kirdiweih  beigemessen  wird.  Auch  kam  bei  keinem  anderen 
Sakrament  oder  Sakramentale  das  heilige  Ol  in  verhältnismässig 
so  grosser  Quantität  zur  Anwendung.  Dabei  handelt  es  sich  um 
zweierlei  Arten  von  Öl,  das  heilige  Ghrisma  oder  Ohrisam  und  das 
Eatedramenenöl,  in  Betreff  deren  die  Rubriken  des  Pontificale 
Bomanum  noch  heute  ffir  ein  jedes  ausser  der  Ampulle  ein  be- 
sonderes ^vasculum^  anordnen.  Man  vergegenwärtige  sich  die 
grosse  Zahl  der  einzelnen  Salbungen,  die  für  eine  jede  Eirchweih 

I  vorgeschrieben  sind  und  welche  alle  bis  auf  die  Salbung  des 
AharSy  wo  ausser  mit  Ghrisam  auch  mit  Eatechumenenöl  gesalbt 
wird,  allein  mit  ersterem  ausgeführt  werden.    Es  werden  gesalbt: 

I  das  Portal  und  die  12  Eonsekrationskreuze  an  den  Wänden, 
dann  am  Altar  die  sog.  Gonfessio'),  und  zwar  in  den  4  Ecken, 
femer  der  Schlussstein  von  innen  und  von  aussen,  sodann  der 
Altar  selbst^  zweimal  mit  Eatechumenenöl  und  einmal  mit  Chrisam, 
wobei  auf  der  Platte  je  5  Ereuze  gemacht  werden,  endlich  die 
Vorderseite  des  Altars  und  dessen  vier  Ecken.  Von  allen  diesen 
S^bongen  heisst  es  zwar,  dass  sie  mit  dem  Daumen  der  rechten 
Ämd,  nachdem  dieser  zuvor  mit  Ohrisam  oder  öl  genetzt  worden, 
m  vollziehen  seien,  daher  denn  trotz  den  vielen  Salbungen,  auch 
wom,  was  in  grösseren  Eirchen  r^elmässig  der  Fall  sein  dürfte, 
mdirere  Altäre  zu  konsekrieren  sind,  selbst  eine  verhältnismässig 
geringe  Quantität  Chrisam  ausreichen  konnte,  aber  in  Betreff  der 
mit  Katechumenenöl  und  danach  mit  Ghrisam,  nach  vorherge- 
ni^ener  Bezeichnung  mit  den  5  Ereuzen,  auszufahrenden  Salbung 
heisst  eBf  dass  öl  und  Ghrisam  ausgegossen  werden  sollen. 
Die  bezügliche  Vorschrift  des  Pontificale  Komanum  lautet:  „Pon- 
tifex « .  .  mndit  et  spar^it  de  oleo  Gatechumenorum  et  Chrismate 
pariter  super  altare,  lUud  manu  dextera  confricans,  linens  et 
peningens.^    Da  wäre  es  wohl  verständlich,   wenn  far  die  eine 


ü 


Siehe  oben  S.  126. 
,  So  im  Pontificale  Bomannm,  nnter  Zngnmdelegang  von  Gen.  28, 18. 
S)  Die  fiöblong  im  Altar,  wo  die  Reliquien  geborgen  werden. 


140 

und  andere  Art  des  Salböls  im  früheren  Mittelalter  anstatt  der 
jetzt  vorgeschriebenen  nnd  gebräuchlichen  „vascala**  schüssel- 
fbrmige  ^yasa^  bestimmt  gewesen  wären. 

Die  Kirchweih  kulminiert  in  der  Altarweihe  und  diese 
wiederum  in  der  auf  die  Aspersion  und  Inzensation  folgenden  drei- 
fachen Salbung  mit  den  beiden  heiligen  ölen.  Hierüber  lautet 
der  bezügliche  Passus  im  rigaschen  Brevier:  ^Interea  mittit 
Pontifex  oleum  super  altare,  in  medio  ex  eo  crucem  faciens  et 
super  quattuor  angulos:  quia  primum  in  Hierusalem  ^),  que  est 
in  medio  gentium,  supervenit  donum  Sancti  Spiritus  et  sie  in 
ceteras  mundi  partes  derivatum  est.  Becordatur  autem  pontifex 
veteris  historie  similiter  et  ministerii  cum  canit:  Erexit  Jacob 
lapidem  in  titulum,  fundens  oleum  desuper.^  Ebenso  wird  dieser 
Teil  der  Liturgie  im  Traktat  des  Remigius  erklärt,  nur  noch 
ausfuhrlicher,  unter  Anfuhrung  der  Schriftworte:  ^Deus  autem, 
rex  noster  ante  saecula,  operatus  est  salutem  in  medio  terrae^') 
und  ^e  Sion  exibit  lex  et  verbum  Domini  de  Jerusalem^'). 

Verg^enwärtigen  wir  uns  die  Verzierungen  unseres  Beckens, 
wie  hier  in  genauester  Übereinstimmung  mit  dem  Symbolismus 
der  Salbung  des  Altars^  von  dessen  Mittelpunkt  (Jerusalem)  aus 
die  Ausbreitung  der  „Oabe  des  Heiligen  Oeistes^  in  die  übrigen 
Teile  der  Welt  durch  die  vier  Kreuzesarme  mit  den  sie  ab- 
schliessenden Medaillons  die  Salbung  der  vier  Winkel  des  Altars 
versinnbildlicht  wird,  so  wird  man  anzuerkennen  geneigt  sein, 
dass  ein  für  den  Gebrauch  der  heiligen  öle  in  der  Kirchweih 
bestimmtes  Gerät  einfacher,  sinniger  und  bezeichnender  kaum  ge- 
schmückt werden  konnte. 

Auch  dem  Ornament  der  Kreuzesarme  wird  man,  ohne  in  eine 
zu  weit  getriebene  Deuterei  zu  verfallen,  symbolische  Bedeutung 
zusprechen  dürfen.  Das  Dreieck,  der  Dreipass,  das  dreifach  ge- 
schlungene Band  und  das  Dreiblatt  sind  Symbole  des  Dreieinigen 
Gottes^)  und  waren  als  solche  im  9.  und  10.  Jahrhundert  so  sehr 
beliebt,  dass  namentlich  das  dreifache  Band,  welches  auch  als 
Dreiblatt  angesprochen  wird,  häufig  auf  den  Münzen  der  Zeit 
als  einziges  Averszeichen  vorkommt^).  Nun  ist  zwar  die  deko- 
rative Kunst  des  Mittelalters  sicherlich  weit  von  der  Absicht 
entfernt  gewesen,  mit  einem  jeden  Dreiblatt  diese  Bedeutung  ver- 
binden zu  wollen,  und  der  Verfertiger  unseres  Beckens  hat  aich 


1)  Man  beachte  auch  hier  die  Form  .Hierasalem',  bei  liigne  dagegen 
.Jemsalem*.  Aber  hat  diese  Form  in  seiner  Yorlaffe  gestanden?  So  n&t 
seine  Vorlage  gewiss  nicht  den  Doppelvokal  „ae"  gekannt,  den  er  dennoch 
stets  druckt. 

s)  Psakn  73,  12. 

5)  Isai.  2,  3. 

4)  Vgl.  Otte,  Eirchl.  Eunstarchäoloeie  I,  8.  478  ff. 

6)  Dannenberg,  Deutsche  Münzen,  Bd.  2,  S.  514  ff. 


141 

woU  nur  eine  verbreitete  Ornamentform  angeeignet,  der,  wie  die 
kolbenförmigen  Aaswnchse  zwischen  den  drei  Blättern  und  der 
Vergleich  mit  der  Hocheltener  Variante  es  höchst  wahrscheinlich 
machen,  urspruDgllch  nur  ornamentalen  Wert  beanspruchte,  aber 
wenn,  wie  solches  der  Fall  ist,  er  die  Spitzen  der  drei  Blätter 
in  einer  die  flüssigen  Formen  und  geschwungenen  Linien  geradezu 
Freuden  Weise  zu  einem  Dreieck  verband,  so  wird  es  wiederum 
höchst  wahrscheinlich,  dass  er  hier  dem  Dreiblatt  in  der  Tat 
ijmbolische  Bedeutung  beizulegen  und  diese  recht  augenfällig  zu 
machen  beabsichtigt  hat. 

Im  Hinblick  auf  die  Vorliebe   der  kirchlichen   Kunst  für 

Sjmbole  und  Allegorien,  aus  der  u.  a.  als  besonderer  Zweig  die 

Säddensymbolik  entsprang  ^),  sei  die  Frage  angeregt,  ob  etwa  das 

Zickzackornament,    von    dem    das  Madaillon    am    Beckenboden 

kreisförmig  umgeben  ist,  in  der  Zahlensymbolik  seine  Erklärung 

finde?     Wir    zählen  im  Zickzackkreise  23  Spitzen   und   werden 

hierdurch  an  einen  im  Eirchweihritus   seit   alters   beobachteten 

Etorgischen  Brauch  erinnert,  der  darin  besteht,  dass  der  konsekrie- 

leade   Bischof,   nachdem   zuvor  auf  dem   Fussboden   der  Kirche 

von  dessen  Mitte  aus  in  Kreuzesform  Asche  ausgestreut  worden 

ist,  in  diese    die  Buchstaben  des  lateinischen  und  mechischen 

I   Alphabets  schreibt,  das  macht,  dass    im  ganzen  48  Buchstaben, 

je  24  von  jedem  Alphabet,  geschrieben  werden.    Der  Brauch  ist 

I   nndt,  aber  in  seinen  Einzelheiten  hat  er  manche  Modifikationen 

'   erfahren,   so  u.  a.,  dass   zeitweilig   anstatt   des  lateinischen  das 

I   hebräische    Alphabet   geschrieben    wurde').      Der   Traktat    des 

Bemigins    in  der  Fassung  des  rigaschen  Breviers  sagt  nicht,   ob 

das  griechische,   hebräische   oder  lateinische   Alphabet  gemeint 

I   aeiy  es  ist  nur  von   dem   Alphabet   die   Rede,   also   doch  wohl 

I  v(m  einem  einzigen,  unter  dem  man  das  lateinische,  als  das  der 

^  Yulgata  und  der  Kirchensprache,  wird  verstehen  dürfen.    War 

dou   im    Mittelalter   das   Lateinische   in   der   Litur^e  so  voU- 

konimen  zur  Herrschaft  gelangt,  dass  sogar  in  der  Missa  Prae- 

sanetificatomm   am  Karfreitage   die   griechisch   zu   sprechenden 

j  Worte   des   Trishagion   (das  äyioq  6  ß^sog  u.  s.  w.)   ebenso  wie 

!  mgenwlrtig  mit  lateinischen   Buchstaben   geschrieben  wurden^). 

Wenn   die    Vermutun^^,   dass   das   lateinische  Alphabet  gemeint 

sei,  sich  als  zutreffend  erweisen  sollte,   so  würde  sich,  da  dieses 

I  Alphabet,  so  lange  die  Buchstaben  U  und  Y  nicht  unterschieden 

wurden,  nur  23  Buchstaben  enthielt^),  letztere  Zahl  im  Zickzack- 


1)  Vgl-  Otte,  a.  a.  0.  Bd.  1,  S.  489. 

^  Kirchenlexikon,  Bd.  7,  8p.  728. 

>)  So  auch  in  dem  einzigen  uns  erhaltenen  Missal  ans  der  Bigaschen 
Kösase,  demjenigen  vom  Altar  des  hl.  Erenzes  der  rig.  Kathedraikirche 
Mi  dem  Sude  des  14.  oder  Anfang  des  15.  Jahrh. 

4)  Sollte  sich  etwa  die  Erinnerung  hieran  im  heutigen  Eirchweihritus 
ffUten  haben,  wenn  das  Pontificale  Bomanum  zwar  das  Schreiben  von  je 


142 

Ornament  unseres  Beckens  gut  erklären.  Ein  Hinweis  auf  den 
erwähnten  Teil  des  Kirchweihritus  wäre  an  sich  nicht  übel  an- 
gebracht. Die  symbolische  Bedeutung  wird  im  Traktat  in  der 
Weise  ausgelegt,  dass  das  kreuzweise  Schreiben  des  Alphabets 
die  Ausbreitung  der  Predigt  vom  Evangelium  in  alle  vier  Welt- 
richtungen bedeute^).  So  aufgefasst,  würden  die  den  Ausgangs- 
punkt des  Evangeliums   (Jerusalem)  im  Kreise  umgebenden,  die 

23  Buchstaben  des  Alphabets  vorstellenden  Zickzackwinkel  bestens 
gewählt  sein,  doch  wagen  wir  nicht,  in  dieser  Beziehung  sei  es 
auch  nur  eine  Vermutung  auszusprechen. 

In  Beziehung  auf  die  Zweckbestimmung  des  Beckens^  das 
wir  aus  den  angeführten  Gründen  für  eine  patena  chrismalie  zur 
Aufnahme  der  bei  der  Kirchweih  erforderlichen  Quantität  des 
heiligen  Öles  (Ghrisam  oder  Katechumenenöl)  halten,  sei  auch 
noch  auf  die  Möglichkeit  hingewiesen,  dass  es  bei  dieser  Gel^en- 
heit  als  Untersatz  für  das  eigentliche  ölgefäss  (Chrismatorium, 
AmpuUa,  Pyxis)  und  um  das  von  der  heiligen  Materie  etwa 
Yerspillte  aufzufangen,  gedient  haben  könnte.  Die  Benutzung 
besonderer  Geschirre  für  diesen  Zweck,  wenn  nicht  bei  der 
Kirchweih,  so  doch  anlässlich  anderer  kirchlicher  Salbungen,  na- 
mentlich bei  Kaiserkrönungen,  ist  gut  beglaubigt,  so  durch  den 
die  Kaiserkrönung  Heinrichs  VI.  durch  Goelestin  III.  (1191 
April  14)  darstellenden  Bilderzyklus  in  der  Chronik  des  Petrus 
de  Ebulo,  einer  fast  gleichzeitigen  Quelle.  Hier  sieht  man  auf 
dem  einen  Bilde,  wie  der  Papst  aus  einer  kannenf&rmigen  Ampulle 
auf  des  Kaisers  geki*euzte  Hände  Chrisma  giesst,  das  in  ein  auf  den 
Fassboden  gestelltes  grosses  urnenartiges  Geschirr  abfliesst.  Das 
Bild  ist  überschrieben:  „Primo  manus  ungit''  und  über  der  Am- 
pulle steht:  „S.  Crisma"*).  Dadurch  ist  jeder  Irrtum  ausge- 
schlossen. Dass  unser  Becken  zu  einem  Untersatz  für  die  Am- 
pulle bestimmt  gewesen,  ist  freilich  nicht  wahrscheinlich,  da  der 
Beckenboden  in  der  Mitte  erhöht  ist.  Denken  wir  uns  aber  den 
Boden  der  Ampulle  konkav,  so  dass  er  die  erwähnte  Erhöhung 
in  sich  aufnimmt,  dann  hätte  das  Becken  allerdings  sehr  wom 
auch  als  Untersatz  dienen  können. 

Gegen  die  von  uns  angenommene  Zweckbestimmung  des 
Beckens  könnte  vielleicht  geltend  gemacht  werden,  wie  ea  auf- 

24  Bachstaben  anordnet,  andererseits  aber  das  Ansstreaen  der  Asche  (als 
Zeichen  der  Busse)  folgen dermassen  regelt:  » ..  .fieri  possont  loco  primae  Üneae 
viginti  qaatnor  Areolae  aeqnali  spatio  distantes,  ex  cinere;  et  loco  aecnndae, 
viginti  tres."  [siel] 

^)  Qnattuor  antem  angali  basilice  qnattnor  plagas  mnndi  deaignant, 
ad  qaas  pervenit  evangelii  simplez  et  pora  predicatio,  qne  per  Uteras  signi- 
ficatur.    Big.  Brevier,  a.  a.  0. 

S)  Eine  ReprodakÜon  des  Bildes  nach  G.  del  Be,  CronisU  Napolitani, 
ist  zn  finden  in:  Westermanns  illastrierte  deutsche  Monatshefte,  Bd.  22, 
Braonschweig  1902,  S.  79a 


143 

iaDend  sei,  dass  ähnliche  Geräte  von  sicher  oder  mutmass- 
lich gleicher  Bestimmung  sich  anderwärts  nicht  haben  nach- 
weisen lassen.  Wir  halten  aber  einen  solchen  Einwand  nicht 
ior  schwerwiegend;  handelt  es  sich  doch  um  eine  Gattung  von 
Geräten,  die  im  späteren  Mittelalter  nicht  mehr  üblich  waren 
und  Ton  vornherein  natürlich  in  ungleich  geringerer  Zahl  ange- 
fertigt wurden-,  als  sakrale  Geräte  mr  den  täglichen  Gebrauch. 
Nichtsdeetoweniffer  aber  sind  von  letzteren  beispielsweise  Abend- 
mahlskelche  und  Patenen,  ohne  die  eine  Kircne  nicht  denkbar 
ist,  ohne  die  eine  Messe  nicht  zelebriert  werden  kann,  die  zudem 
sieht  selten  als  kostbare  Kunstwerke,  hin  und  wieder  gar  als 
Beliqaien,  in  höchstem  Ansehen  standen,  uns  aus  der  Zeit  vor  1000 
aar  wenige  Exemplare  erhalten.  Wo  sind  nun  gar  die  zahllosen 
Utorgischen  Wascnbecken  geblieben,  die  schon  vor  einem  Jahr- 
tausend in  Kirchen  und  Klöstern  vorhanden  gewesen  sein  müssen? 
Wir  sprachen  bereits  die  Vermutung  aus,  dass  zugleich 
mit  unserem  Becken  auch  noch  andere  dieser  Art  und  Zweck- 
bestimmung angefertigt  worden  sind.  Nur  unter  dieser  Yoraus- 
s^Eung  hätte  sich  die  mühsame  Herstellung  eines  Stempels  für 
die  Medaillons  gelohnt.  Von  einer  Stiftung  für  eine  einzelne  Kirche 
kann  natürlich  die  Rede  sein,  aber  wenn  wir  uns  beispielsweise 
dessen  erinnern,  wie  Otto  der  Grosse  weite  Gebiete  dem  Reiche 
ai^li^erte,  die  er  zugleich  dem  Christentum  erschloss,  wie  er 
dn  Erzbistum  und  mehrere  Bistümer  schuf  und  in  den  christia- 
msierten  Gebieten  nun  allerwärts  Kirchen,  Kapellen  und  Klöster 
entstanden,  —  erscheint  die  Anfertigung  einer  grösseren  Anzahl 
von  Kirchweihgeräten  vollkommen  verständlich,  sei  es^  dass  er 
als  König  oder  Kaiser  dieselben  anfertigen  und  mit  seinem 
Bfldnis  schmücken  liess,  oder  dass  die  Kirche  in  dieser  Weise 
seine  Verdienste  um  die  Ausbreitung  des  Christentums  ehren 
wollte  0.  Es  ist  ferner  verständlich,  dass  als  im  13.  Jahrh.  im 
Laufe  weniger  Jahrzehnte  Livland  für  die  abendländische  Kultur 
und  die  römische  Kirche  gewonnen  wurde  und  nunmehr  hier 
überall  Eorchenbauten  aufgeführt  und  konsekriert  werden  mussten, 
ein  solches  Kirchweihgerät  nach  Livland  seinen  Weg  finden 
konnte.  Damals,  gelegentlich  eines  der  vielen  Kriege  mit  den 
j^ngeborenen  oder  den  heidnischen  Nachbarvölkern,  mag  es  ge- 

>)  Im  einen  oder  anderen  Falle  braucht  die  Verwendung  nnedelen 
Metalis  for  ein  in  einer  grösseren  Anzahl  von  Exemplaren  aogefertigtes 
Gerat  nieht  anfznfallen,  da  doch  sogar  das  kleine  Weihwassergeschirr  mit 
dem  Namen  nnd  Bildnis  eines  der  Ottonen  —  wie  man  annimmt,  Ottos  III. 
—  womit  dem  Kaiser  bei  der  Krönung  die  Aspersio  erteilt  wurde,  nur  ans 
El&nbeiii  besteht  (F.  Bock,  Die  Kleinodien  des  hl.  Rom.  Reiches  Deutscher 
Nslion,  Wien  1864,  8.48.— Derselbe:  Das  Heiligthum  zu  Aachen,  Köln  und 
New  1867,  8.  26).  Elfenbein  galt  damals  als  so  wenig  kostbar,  dass  daraus 
Msfig  Jagdhörner  gefertigt  wurden,  von  denen  nicht  wenige  aus  dem  10.  u. 
uT&hriL  erhalten  sind. 


144 

ranbt  und  vergraben  worden  sein,  vielleicht  aber  hat  ein  sonstiger 
Zufall  es  in  viel  späterer  Zeit  für  uns  in  der  Erde  geborgen. 
Livland,    „die  Wiege   der   Deutschen   Weihbischöfe*  ^),    scheint 

fewissermassen  prädestiniert  gewesen  zu  sein,  für  die  kirchliche 
Lunstarchäologie  dieses  ehrwürdige,  in  seiner  Art  einzige  Oerät 
zu  retten. 

Zum  Schluss  noch  ein  Wort  über  gewisse  Umstände  aus 
dem  Leben  Ottos  des  Grossen,  in  denen,  abgesehen  von  den 
hervorragenden  Verdiensten  dieses  Herrschers  um  die  Aus- 
breitung des  Christentums  und  die  Erbauung  von  Kirchen  in 
Deutschland,  ein  besonderer  Anlass  erblickt  werden  könnte,  ge- 
rade ein  Eirchweihgerät  mit  seinem  Bildnis  zu  schmücken. 

Es  ist  gewiss,  dass  Otto  dem  Grossen  schon  zu  Lebzeiten 
der  seltene  und  höchst  auffallende  Ehrentitel  „pacificus*  bei- 
gelegt worden  ist^.  Je  weniger  das  Leben  und  die  Regierung 
dieses  kriegsgewaltigen  Fürsten  gerade  dieses  Epitheton  ornans 
zu  rechtfertigen  scheinen,  um  so  mehr  dürfte  es  geboten  sein, 
die  Erklärung  hierfür  in  der  Bibel  zu  suchen.  Da  finden  wir 
denn,  dass  David,  indem  er  seinem  Sohne  Salomon  den  Tempel- 
bau vorbehielt,  von  ihm  sagte:  „Pacificus  nominabitur" ').  Trotz 
mancher  Gewalttat  Ottos  hatte  die  Kirche  wohl  Grund,  ihn  als 
ihren  treuen  Sohn  anzuerkennen  und  zwischen  ihm,  dem  Gründer 
und  Schirmer  von  Bistümern,  Kirchen  und  Klöstern,  und  König 
Salomon  Parallelen  zu  ziehen.  Und  es  ist  gewiss,  dass  seine 
Zeitgenossen  diese  Parallele  in  der  Tat  gezogen  haben,  indem 
sie  ihn  zugleich  mit  David  und  Salomon  verglichen.  Lautet  doch 
der  Anfang  des  Epitaphium  Ottonis  Magni^J: 

Hoc  tegitur  loculo  divus  et  maximus  Otto 
Portis  in  imperio,  David  ut  tempore  prisco, 
Glarus  ut  ipse  sophns  Salomon  et  pacis  amicus; 
Obtat'^)  Ezechiae  maiori  praeditus  nie  spe, 
Ut  pax  eveniat,  verum  per  secula  crescat  .  .  . 

Erinnern  wir  uns  dessen,  dass  in  der  Liturgie  der  Dedicatio 
ecclesiae  wiederholentlich  auf  den  Salomonischen  Tempelbau  hin- 
gewiesen wird  (so  auch  im  Tractatus  des  Remigius),  so  wird  zu- 
zugeben sein,  dass  wenn  die  Annahme  zutrifft,  das  Bildnis  sei  ia 
der  Tat  dasjenige  Ottos  des  Grossen,  alsdann  Bild,  Umschrift 
und  Zweckbestimmung  des  Beckens  in  sinnigster  Weise  ver- 
bunden erscheinen.  Gewiss  ist,  dass  wenn  auch  nicht  in  späterer 
Zeit,  so  doch  in  frühchristlicher   und  im  frühen  Mittelalter  bei 


^)  Vgl.  F.  G.  von  Bunge,  Lirland,   die  Wiege   der  Deotschen  Weih- 
bischöfe, Leipzig  1875. 

S)  Dannenberg,  a.  a.  O.  Bd.  1,  S.  27. 

A  Paralipoinena  22,  9. 

*\  Monam.  Genn.  ant.,  Scriptor.  vol.  FV,  pag.  636. 

fi)  Obtat  [scilioet  more]  Ezechiae.  (Anm.  des  Heransgeben  der  Monoia«) 


146 

^  Gelegenheit  des  Kirchweihritus  beckenartige  Geräte  —  möglicher- 
weise gerade  patenae  chi'ismales  —  zur  Person  des  Pursten  oder 
Kaisers  in  Beziehung  gebracht  wurden.  So  sieht  man  auf  dem 
die  Dedicatio  von  S.  Vitale  zu  ßavenna,  welche  durch  Bischof 
Maximian  nm  547  vollzogen  wurde,  darstellenden  grossen  Mosaik- 
bQde  Kaiser  Jnstinian,  der  ein  nach  Form  und  Grösse  dem 
unserigen  ganz  ähnliches  Becken  in  den  Händen  hält^). 

Beilage, 

Der  Eirchweihhymnas. 

I. 
Die  ursprüngliche  Fassung  nebst  Übersetzung^) 

(nach  Lämmer). 

ürbs  beata  Hierusalem  dicta  pacis  yisio, 
qne  constmitur  in  celis  vivis  ex  lapidibus 
et  angelis  coronata  velut  sponsa  nobilis. 
NoYa  veniens  e  celo,  nuptiali  thalamo 
preparata,  ut  sponsata  copuletur  domino, 

Piatee  et  muri  eins  ex  auro  purissimo. 
^orte  nitent  margaritis  adytis  patentibus 
et  virtute  meritorum  illuc  introducitur 
omnis^  qui  ob  Christi  nomen  hie  in  mundo  premitur. 
TonsionibuSy  pressuris  expoliti  lapides 
suis  coaptantur  locis,  per  manus  artificis 
disponnntur  permansuri  sacris  edificiis. 
Angnlare  fundamentum  lapis  Christus  missus  est, 
qni  compage  parietum  in  utroque  nectitur, 
quem  Sion  sancta  suscepit,  in  quo  credens  permanet. 
Omsis  illa  deo  sacra  et  dUecta  civitas 
plana  modulis  in  laude  et  canoro  iubilo 
trinum  deum  unicumque  cum  favore  praedicat. 
Hoc  in  templo,  summe  deus,  exoratus  adveni 
et  clementi  bonitate  precum  vota  suscipe, 
largam  benedictionem  hie  infunde  iugiter. 
Hie  promereantur  omnes  petita  accipere 
et  adepta  possidere  cum  sanctis  pernenniter 
paradisnm  introire  translati  in  requiem. 
Gloria  et  honor  deo  usquequo  altissimo 
una  patri  filioque  inclyto  paraclito, 
cui  laus  est  et  potestas  per  eterna  secula.    Amen. 


i)  Siehe  die  Abbildung  bei:  H.  Weiss,  Eostümkande,  1.  Abschn.,  By- 
UM,  und  der  Osten,  Stattgart  1862,  S.  69  Fig.  43. 

*)  Siehe  oben  S.  137,  138.  Wir  drucken,  wie  in  unserer  Vorlage,  dreizei- 
i%e  Strophen,  obwohl  eine  Teilung  in  sechs  Yerse  richtiger  sein  dürfte. 

10 


146 

(Stadt  Jerusalem,  beglückte. 

Die  Gesicht  des  Fri^ens  heisst, 

Die  gebaut  ist  in  den  Himmeln 

Aus  lebendigem  Gestein. 

und  umwoben  von  den  Engeln, 

Wie  vom  Bräutigam  die  Braut. 

Neu  herab  vom  Bimmel  steigt  sie, 

Aus  dem  bräutlichen  Gemach, 

Auserwählet,  dass  vermählet 

Sie  dem  Herrn  sei  immerdar: 

Ihre  Gassen,  ihre  Mauern 

Aus  des  Goldes  reinstem  Strahl. 

Ihre  Pforten,  lichte  Perlen, 

Offnen  stets  das  Heiligtum, 

Und  durch  Tugend  der  Verdienste 

Wird  in  sie  hineingeführt 

Jeder,  der  um  Christi  Namen 

Hier  bedrängt  wird  in  der  Welt. 

Wohl  durch  Qualen,  durch  Bedrängnis 

Ist  geglättet  jeder  Stein: 

Eingepasst  an  ihre  Stätte 

Durch  des  weisen  Meisters  Hand, 

Fügen  sie  in  ew'gem  Einklang 

Sien  zum  heiligen  Gebäu. 

Zur  Grundfeste  ward  als  Eckstein 

Christus  selber  eingesenkt, 

Drauf  nach  oben  und  nach  unten 

Das  Gefüg  der  Wände  ruht. 

Den  die  heiVge  Sion  aufnahm, 

Drauf  der  Glaube  fest  verharrt. 

Diese  hehre,  Gott  geweihte 

Und  vom  Herrn  geliebte  Stadt 

Hallt  von  Jubelmelodieen 

Wieder  und  von  Lobgesang, 

Preisend  ewiglich  des  einen 

Und  dreiein^gen  Gottes  Ruhm. 

Komm,  0  Herr,  in  diesen  Tempel, 

Komm  herab  auf  unser  Fleh'n: 

Neig'  in  ihm  voll  Huld  und  Güte 

Dich  der  Gläubigen  Gebet: 

Geuss  herab  auf  ihn  die  Ströme 

Reichen  Segens  immerdar. 

Schenke  deiner  Knechte  Flehen 

Hier  Erhörung  gnädiglich: 

Las»  sie  deiner  Gaben  immer 

Mit  den  Heirgen  sich  erfreu'n: 


147 

Lass  sie,  wann  ihr  Lauf  vollendet, 
Eingehen  in  die  Oottesstadt. 
Qlorie  sei  dem  Herrn  und  Ehre, 
Gott  dem  Höchsten  immerdar: 
Preis  dem  Vater,  Preis  dem  Sohne, 
Und  dem  hehren  Tröster  Preis: 
Welchem  Buhm  gebührt  und  Allmacht 
Durch  der  Zeiten  ew'gen  Lauf.    Amen.) 

n. 
Die  nenere  Fassong  nebst  Obersetzung 

(nach  Lämmer). 

1.  Coelestls  ürbs  Jerusalem, 
Beata  pacis  visio, 

Quae  celsa  de  viventibus 
Saxis  ad  astra  toUeris, 
Sponsaeque  ritu  cin^eris 
Mille  Angelorum  millibus. 

2.  0  Sorte  nupta  prospera, 
Dotata  Patris  gloria, 
Respersa  Sponsi  gratia, 
Regina  formosissima, 
Christo  iugata  Principi, 
Coeli  corusca  Civitas. 

3.  Hie  margaritis  emicant, 
Patentque  cunctis  ostia: 
Virtute  namque  praevia 
Mortalis  illnc  ducitur, 
Amore  Christi  percitus 
Tormenta  quisquis  sustinet. 

4.  Scalpri  salubris  ictibus. 
Et  tunsione  plurima, 
Fabri  polita  malleo 

Hanc  saxa  molem  construunt, 
Aptisque  iuncta  nexibus 
Locantur  in  fastigio. 

5.  Alto  ex  Olympi  vertice 
Summi  Parentis  Filius, 
Ceu  monte  desectus  lapis 
Terras  in  imas  decidens, 
Domus  supemae  et  infimae 

Utrumque  iunxit  angulum*). 


J^  £benBO  im  heatigen  Breviariam  Bomanum  (Eiditio  XI  post  typicam, 
UVB  II,  Batisbonae,  Romae  et  Neo  Eboraci,  snmpt.  Fr.  Pustet,  1902,  — 
Coinmiine  Dedieationis  Ecclesiae,  in  I  yesp.  resp.  aa  Landes). 

10* 


148 

6.  Sed  illa  sedes  Goelitum 
Semper  resultat  landibüs, 
Deumqae  trinum  et  unicnm 
lugi  canore  praedicat: 

Uli  canentes  lungimur 
Almae  Sionis  aemuli. 

7.  Haec  templa,  Rex  coelestium, 
Imple  benigno  lumine, 

Huc  0  rogatus  adveni, 
Plebisqoe  vota  suscipe, 
Et  nostra  corda  iugiter 
Perfunde  coeli  gratia. 

8.  Hie  impetrent  Fidelium 
Voces,  precesque  sapplicuWy 
Domus  oeatae  munera, 
Partisque  donis  gaudeant: 
Donec  soluti  corpore 
Sedes  beatas  impleant. 

9.  Decus  Parenti  debitum 
Sit  usquequaque  Altissimo, 
Natoque  Patris  unico 

Et  inclyto  Paraclito, 
Gui  laus,  potestas,  gloria 
Aeterna  sit  per  saecula.    Amen. 

(1.  Jerusalem^  da  Himmelsstadt, 

Gesicht  des  Friedens  hehr  und  klar, 
Aufragend  aus  lebendigem 
Gestein  zum  Himmel  wunderbar, 
Und  bräutlich  glänzend,  wonniglich 
Umkränzt  von  seFger  Engel  Schar. 

2.  Du  gnadenreiche  Braut  des  Herrn, 
Vom  Vater  herrlich  ausgeschmückt, 
Hold  prangend  in  des  Bräutigams  Huld, 
0  Kön'ffin,  schön  und  hochbeglückt, 
Dem  ewigen  Herrn  der  Herrn  vermählt, 
Stadt,  die  des  Himmels  Glanz  durchzückt. 

3.  In  reinster  Perlen  Schimmer  steh'n 
Die  Pforten  oflfen  allzumal. 

Wo  jeder  eingeht,  der  dem  Herrn 
Sich  treu  bewährt  im  Erdental, 
Der,  von  der  Liebe  Glut  entflammt. 
Für  Christum  Pein  erträgt  und  Qual. 

4.  Durch  Druck  und  Schläge  mannigfalt 
Wird  rein  geglättet  jeder  Stein, 


149 

Bevor  des  weisen  Meisters  Hand 
Dem  hohen  Bau  ihn  fuget  ein, 
Der  in  erhabenem  Einklang  sich 
Erhebt  in  beilegen  Lichtes  Schein. 

5.  Fern  aus  des  Himmels  sel'gen  Höh'n 
Kam  Gottes  Sohn,  von  Gott  gesandt, 
Dem  Stein  gleich,  der,  vom  Berg  gelöst, 
Ins  Tal  stürzt  von  der  Pelsenwand: 
Den  Himmel  und  der  Erde  Dom 
Bringt  er  als  Eckstein  in  Verband. 

6.  Nie  rastend  durch  die  Gottesstadt 
Tönt  Jubellied  und  Wonneklang: 
Des  Einen  und  Dreiein'gen  Ruhm 
Preist  stets  der  SeFgen  Lobgesang: 
Mit  Sions  Hymnen  steigt  empor 
Wetteifernd  unser  Hochgesang. 

7.  Füll'  an  mit  deinem  Himmelslicht, 
Herr,  diesen  Tempel,  dir  geweiht: 
Neig'  dich  zu  ihm,  erhöre  mild 

Des  Volks  Gebet,  das  zu  dir  schreit: 
Geuss  deiner  Gnaden  reichen  Strom 
In  unsre  Herzen  aus  allzeit. 

8.  Lass  deiner  Gläub'gen  Pleh'n  allhier 
Gewährung  finden  gnädiglich: 

Lass  deiner  Gaben  sie  sich  freu'n 
Mit  deinen  HeiFgen  wonniglich: 
Lass  einst  sie,  nach  vollbrachtem  Lauf, 
Dich  ewig  schauen  seliglich. 

9.  Laut  schalle  würdiger  Lobgesang 
Dem  höchsten  Vater  allezeit, 
Preis  seinem  eingebornen  Sohn, 

Dem  Geist  auch,  welcher  Trost  verleiht. 
Dem  Ruhm  gebührt  und  Ehr'  und  Macht 
Von  nun  an  bis  in  Ewigkeit.    Amen.) 


160 

Zur  Frage   der  üeberföhmng   der  Herzoglich  Enrländisolien 
Bibliothek  ans  Biga  naoh  St.  Petersburg. 

Von  Friedrich  y.  Keassler. 


Ueber  die  Herzoglich  Kurländische  Bibliothek  in  der  Bibliothek 
der  Kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften  zu  St.  Petersburg 
habe  ich  in  den  letztjährigen  „Sitzungsberichten**  der  Gesellschaft 
S.  66  und  67  und  S.  85  bis  87  gehandelt  und  verweise  bezüglich 
der  durch  mich  veranlassten  Korrespondenz  der  beiden  Herren 
Bibliothekargehilfen  Haller  und  Hansen  mit  Herrn  Oberlehrer 
H.  Diederichs  in  Mitau  auf  die  wohl  alsbald  erscheinenden 
^Sitzungsberichte  der  Kurländischen  Gesellschaft  für  Literatur 
und  Kunst  aus  dem  Jahre  1901**.  Inzwischen  bin  ich  von  Herrn 
cand.  bist.  N.  Busch  auf  zwei  Acten  stücke  in  einem  Bande 
des  Rigaschen  Stadtarchivs,  welcher  die  Aufschrift 
trägt  „General-Gouvernementliche  und  andere  Re- 
cripta  d.  a.  1713  und  1714",  aufmerksam  gemacht  worden, 
deren  Wortlaut  ich  unten  mittheile.  Beide  sind  an  den  Rath 
gerichtet  und  beziehen  sich  offenbar  auf  die  im  Jahre  1701 
von  den  Schweden  aus  Mitau  nach  Riga  fortgeführte  Herzoglich 
Kurländische  Bibliothek.  Für  die  Geschichte  der  akademischen 
Bibliothek  haben  sie  insofern  einen  besonderen  Werth,  als  sie 
J.  Bacmeisters  Angabe  über  die  Entstehung  dieser  Bibliothek 
bestätigen  und  insbesondere  zeigen,  dass  die  Herzoglich  Kurlän- 
dische Bibliothek  Ende  März  1714  von  Riga  (und  nicht  ^aos 
Mitau**)  nach  St.  Petersburg  übergeführt  sein  muss.  Im 
Uebrigen  ergänzen  beide  Actenstücke  einander  aufs  Beste,  daher 
auf  ihren  Inhalt  nicht  näher  eingegangen  zu  werden  braucht. 
Was  die  beiden  Unterzeichner  betrifft,  so  ist  der  erste  von  ihnen 
eine  u.  a.  auch  aus  der  Geschichte  Patkuls  bekannte  Persönlich- 
keit, der  in  der  ersten  Zeit  der  russischen  Herrschaft  in  Riga 
das  Amt  eines  „Regierungsraths^  bekleidet  hat  (siehe  Ant.  Budi- 
holtz,  Beiträge  zur  Lebensgeschichte  J.  R.  Patkuls,  S.  174).  In 
gleicher  Stellung  wird  sich  der  zweite  Unterzeichner  befunden 
haben.  Näheres  über  ihn  anzugeben,  ist  mir  nicht  möglich,  da 
es  mir  zur  Zeit  an  Material  über  ihn  fehlt  ^). 

Die  beiden  Actenstücke  lauten  nach  Weglassung  der  Adresse: 


Weil  auf  Ihre  Grosszaarischen  May^^  unseres  Allergnädissten 
Kaisers   und  Herrn  AUergnädigsten  Befehl  die  hier  befind!.  Bi- 

1)  Nachträglich  bemerke  ich,  dass  nach  dem  eben  erschienenen  Werk 
von  A.  Bachholtz  und  A.  Bolmerincq,  Aktenstücke  and  Urkunden  snr  Ghesch. 
d.  Stadt  Biga  1710-1740  (Bd.  I  8.  574),  Friedrich  Hermann  Yietinghoff 
BegienmgsraÄ  gewesen  ist 


161 

bliothec  nach  St.  Petersburg  überbracht  werden  soll;  so  kan  die 
BeräruDg  nicht  unibhin,  wegen  derer  hirbey  erforderten  Schosse, 
E.  Wohledlen  und  Hochweisen  Bath  zu  ersuchen,  Selber  wolle 
die  nnverzügliche  Verfügung  zu  machen  belieben,  dass  zu  solcher 
Benöthigung  morgen  Abendts,  oder  unfehlbahr  übermorgen  45 
bis  50  Schüsse  mit  gutten  Wagen  prompt  gestellt  werden  mögen. 
Diese  Schüsse  sollen  mit  contactem  Gelde  bezahlt,  und  zu  Engel- 
hardtshoff  bey  der  dasigen  Ablönun^  wieder  erlassen  werden. 
E.  Wohledler  und  Hochweiser  Raht  wird  diesem  so  viel  prompter 
nachzukommen  beflissen  seyn,  weil  es  auf  Ihre  May^^  AUergnä- 
digsten  Befehl  geschiehet  und  wir  verbl. 

Mit  Genehmhaltung  Sr.  Durchl.  Ihre  Grosszaarischen  May** 
Herrn  Senatoris  und  Gubernatoris  über  Liefland  Fürsten  de 
Gallitzin 

E.  Wohledlen  und  Hochweisen  Bahts 
Biga  d.  21.  Marty  Dienstgeflissenste 

1714.  George  Friedrich  v.  Reutz.    H.  Vietinghoflf. 

n. 

Von  beyden  Älterleuthe  der  Grossen  und  Kleinen  Guide, 
im  Nahmen  der  gantzen  Bürgerschaft  angetragene  Vorstellung 
und  dabey  allegirte  momenta  haben  zwar  einen  gutten  Schein, 
fleynd  aber  gleich  wohl  bey  weitem  nicht  hinlänglig,  den  effect 
ZQ  operiren,  dass  Ihre  Grosszaarischen  May**  unseres  Allei^nä- 
digsten  Kaisers  und  Herrn  AUergnädigster  Wille  und  Befehl 
weeen  Fortschaffung  der  Bibliothec  nach  Petersburg  differiret 
und  auj^esetzt  werden  könnte.  Se.  Durchl.  der  Grosszaarische 
Herr  Senator  und  Gubernator  Fürst  de  Gallitzin  haben  vielmehr 
gnädigst  beliebt,  £.  Wohledlen  und  Hochweisen  Rathe  nochmals 
zu  hinterbringen,  dass  die  desiderirten  45  bis  50  Wagen  morgen 
unfehlbahr  frühe  umb  8  Uhr  zusammen  gebracht,  und  gestellt 
worden  müssen,  umb  so  viel  mehr  weil  die  grosse  Bauerei  contra- 
mandiret  und  die  Reinigung  der  Gassen  so  lange  auszusetzen  ist 
bia  diese  Schüsse  wiederumb  erlassen  worden.  Welches  E.  Wohl- 
edler und  Hochweiser  Rath  also  zu  bewerkstelligen,  und  ohne 
weitere  Einwendungen  zu  practiciren  Ihm  angelegen  sein  lassen 
wolle,  damit  Er  ohne  Verantwortung  und  üngelegenheit  bleiben 
kdime. 

Wir  aber  verbleiben  allezeit 

Mit  Genehmhaltung  Sr.  Durchl.  des  Grosszaarischen  Herrn 
Senatoris  und  Gubernatoris  Fürsten  de  Gallitzin 

E.  Wohledlen  und  Hochweisen  Raths 
Riga,  d.  22.  Marty  Dienstgeflissenste 

1714.  George  Friedrich  v.  Reutz.    H.  Yiegtinghoff. 


152 


Livländer  unter  den  Buren  im  achtzehnten  Jahrhundert. 

Von  Friedrich  v.  Kenssler. 


^ 


Dass   sich   dem   in  erster  Linie  aus  Holländern.  Deutschen 
und  Franzosen  (d.  h.  Hugenotten)  gebildeten  Mischvolk  der  Buren 
schon  im  achtzehnten  Jahrhundert  auch  Livländer  angeschlossen 
haben,   ergiebt  sich  aus  einem  alten  Reisewerk,  welches  mir  zu- 
fällig  in   die  Hände  gekommen  ist.    Das  Buch  fuhrt  den  Titel: 
^Reise  nach  dem  Vorgebirge  der  guten  Hofnung,  den  südlichen 
Polarländern  und  um  die  Welt,  hauptsächlich  aber  in  den  Ländern 
der  Hottentotten  und  Kaffern  in  den  Jahren  1772  bis  1776.    Mit 
Kupfern  und  einer  Landcharte.  Berlin  bey  Haude  und  Spener  1784" 
126    Textseiten).    Der  Verfasser   ist   laut   Titelblatt  Andreas 
parrmann,    „Doctor  und   Professor   der  Arznejgelehrsamkeit 
zu    Stockholm,   Mitglied   der  Königlich   schwedischen  Akademie 
der  Wissenschaften^  u.  s.  w.    Das  Buch  ist  «Aus  dem  Schwedi- 
schen  frey   übersetzt  von   Christ.  Heinr.  öroskurd,    Rector 
des   Gymnasiums   zu  Stralsund,^    und  „Herausgegeben  und   mit 
einer  Vorrede  begleitet  von  Georg  Forster,  Professor  am  Caro- 
lino  zu  Cassel".  —  Georg  Forster  und  sein  Vater  Joh.  Reinh.  F. 
sind   zwei   deutsche  Naturforscher  gewesen,    die  sich  namentlich 
auch    bekannt  gemacht  haben  durch  ihre  anschaulichen  Schilde- 
rungen   der  Gegenden  (Südafrikas  und  Polynesiens),   welche  sie 
als   J.    Cooks   ßegleiter   auf  dessen   zweiter  grossen   Weltreise 
(1772—75)   besucht   haben;    G.  Forster   hat  Cook  auch  auf  der 
dritten  Weltreise  (1776—79)  begleitet.    In  Betreff  Andreas  Sparr- 
manns  erzählt  er  in  der  „Vorrede"  zum  vorliegenden  Buch,  dass 
dieser    „bereits   sechs  Monate  am  Cap  und  in  den  benachbarten 
Pflanzungen   zugebracht,    als    Cooks   zweite  Fahrt   auch   meinen 
Vater  und  mich  dorthin  brachte,  und  uns  das  unerwartete  Ver- 
gnügen verschaffte,  einen   Naturkundigen    aus  Linees  Schule    in 
Afrika  zu  finden."     Sparrmann  habe  sich  alsdann  der  Cookschen 
Expedition  angeschlossen,   doch  „als  wir  nach  verflossenen  acht 
und  zwanzig  Monaten    das  Vorgebirge   der  Guten  Hofnung  zam 
zweiten  mal  erreichten,  entschloss  sich  Herr  Sparrmann,  daselbst 
noch   ein  Jahr  zuzubringen,   und  die  entlegentsten  Ansiedinngen 
dieses  holländischen  Pfangorts  zu  bereisen."     Zwei  Mal  also,  zu- 
erst 1772  und  dann  1775  und  1776,  hat  er  das  Kapland  besucht, 
und   sein    ausführliches  Reisewerk   erscheint  um  so  werthvoUer, 
als   Forster   ganz  besonders   die   „strenge  Wahrheitsliebe"    und 
„Zuverlässigkeit"  Sparrmanns  rühmt. 

Andreas  Sparrmann  ist  nun,  soviel  ich  sehe,  auf  seiner  ersten 
Forschungsreise  im  Lande  der  Buren  im  Jahre  1772  mehrfach 
Livländern  begegnet,  die  dort  völlig  heimisch  geworden 


153 

waren.  So  spricht  er  S.  63  f.  von  zwei  „Halbbrüdern",  deren 
„Täter  ein  gebohrener  Liyländer  gewesen  und  als  schwedischer 
Soldat  gedient  hat";  der  Name  dieser  Leute  wird  mit  dem  Buch- 
staben ,|j!ii."  angedeutet,  —  und  auch  von  der  ^Livländischen 
Badstabe  unter  diesem  Himmelsstriche"  ist  die  Rede  (S.  64). 
Von  einem  anderen  „Livländer"  wird  S.  69  f.  insbesondere  er- 
z^t,  er  habe  „schöne  Bücher  und  eine  Menee  kleiner  Schriften 
ans  allen  Wissenschaften"  besessen.  „Die  Bibliothek  und  die 
gelehrten  Anmerkungen  des  Mannes  gaben  zu  erkennen,  dass  er 
ein  dem  Vaterlande  entlaufener  Student  war.  Nachher  erfuhr 
ich  auch,  dass  er  Feldscheerer  gewesen  und  von  den  Zeelver- 
koopers  td.  h.  wohl  im  Dienst  der  holländisch-ostindischen  Kom- 
pagnie, deren  Härte  öfters  gerügt  wird]  als  Soldat  hierher  ge- 
bracht worden  war;  den  grössten  Theil  seiner  Bücher  aber  durch 
die  Heirath  mit  seiner  jetzigen  Frau,  einer  damaligen  Prediger- 
wittwe,  bekommen  hatte." 


Zwei  Urkunden  ans  dem  Arohiv  der  Schwarzen  Häupter 

in  Biga. 

Von  C.  Mettig. 

Der  Gesellschaft  will  ich  Abschriften  von  zwei  Urkunden 
aus  dem  15.  Jahrhunderte  vorlegen^  die,  wie  mir  scheint,  bis  hierzu 
unbekannt  geblieben  sind.  Die  Originale  gehören  dem  Archiv 
der  Schwarzen  Häupter  an  und  sind  von  Hildebrand,  der  das 
Archiv  der  Compagnie  der  Schwarzen  Häupter  durchgesehen  und 
verschiedene  Archivalien  copirt  hat  (manche  Urkunden  und 
Auficeichnungen  aus  früheren  Jahrhunderten  tragen  seinen  Ver- 
merk H.  H.),  unberücksichtigt  gelassen,  oder  sie  sind  ihm  gar 
nicht  zu  Gesicht  gekommen. 

Die  erste  Urkunde  gehört  dem  Jahre  1449,  die  zweite  dem 
Jahre  1456  an.  Beide  Urkunden  haben  zum  Inhalte  ein  Geld- 
geschäft zwischen  dem  rigischen  Bürger  Tideke  Arndes  und 
der  rigischen  Brüderschaft  der  heiligen  Maria  Magdalena.  Nach 
der  ersten  Urkunde  hat  die  Brüderschaft  oder  Gilde  der  heilhzen 
Maria  Magdalena  von  Tideke  Arndes  eine  Rente  von  drei  Fer- 
dingeD;  nach  der  zweiten  Urkunde  eine  Rente  von  zwei  Mark 
Bigisch  zu  beanspruchen. 

Diese  beiden  Schuldverschreibungen  sind  für  mich  deshalb 
beachtenswertb,  weil  sie  meines  Wissens  die  erste  urkundliche 
Nachricht  über  die  Existenz  einer  Maria-Magdalenen-Gilde  in 
Riga  bringen.  Hervorgehoben  zu  werden  verdient  vielleicht  noch 
der  Umstand,  dass  als  Termin  der  Maria-Magdalenen-Tag  ange- 


1B4^ 

feben  wird.  In  welchem  ZaBammenliaiige  die  Gilde  der  Maria- 
[agdalenen- Brüderschaft  mit  der  Gompagnie  der  Schwarzen 
Häupter  steht  und  welche  Ziele  und  Zwecke  sie  verfolgt  hat, 
darüber  will  ich  mich  jetzt  noch  nicht  aussprechen. 

I. 

Wy  ßorgermeistere  vnd  Radmae  der  Stad  Rige  Bekenne  vnd 
betugen  openbar  in  vnd  mit  dessem  breue  dat  an  vnse  jegen- 
wordicheit  gekomen  is  hinrik  Arndes  ichteswanne  Titeken  Arndes 
d&  he  lenede  elike  Sone  openbarliken  vor  vns  bekennede  vnd 
seggede  dat  he  vnd  sine  eruen  Recht  vnd  Redeliken  vorkofft  hebben 
der  Ersamen  Broderscop  Süte  marien  magdalenen  gilde  bynnen 
Rige  dr^  fferdinge  Rigesch  nies  geldes  jarliker  Renthe  vor  drut- 
teyndehalue  mark  Rigesch  dessyluen  nien  pagimetes  als  genge 
vnd  geue  is  in  liefiflande  in  dage  jare  giiflfte  desses  breues  der 
eyn  isliik  vorge.  getalde  mark  an  siik  hefft  vnd  hebben  sal  Seuen 
loet  lediges  syluers  an  vnd  vp  ein  h4ss  belegen  in  vnser  Stad 
in  der  kopstrate  negeste  her  hinrik  vam  Broke  thegen  dem 
wynkeller  euer  de  Renthe  vorge.  edder  de  werde  dar  van  alle 
jare  uttorichtende  vnd  tobetalende  vpden  vorge.  Süte  marien 
magdalene  dagh  süder  alle  vorthogeringe  Behalden  dagh  dem 
vorge.  hinrik  Arndes  vnd  sine  erue  edder  der  Rechte  besittere 
des  vorge.  huses  intokompden  tiden  volle  macht  vnd  möge  de 
vorge.  Renthe  vor  den  vorbenomeden  houetsüme  edder  de  werde 
dar  van  vpden  vorge.  Süte  marien  magdalenen  dagh  wedderaflf- 
tokopende  wanner  en  dat  _behaget  vnd  alderbest  vellich  is 
süder  jemädes  wedderspreket  desses  in  eyne  werte  tuchnisse  is 
vnser  Stad  ingesegel  vnder  an  dessen  breflf  gehangen  de  geue  vnd 
gescren.  is  na  xpi  vnses  heren  gebort  dusent  verhüdert  in  dem 
negenvndveiiiigeste  jare  upden  vridagh  vor  Baftholomei  apli. 
(22.  Aug.) 

Perg.,  durchschnitten,  28  cm  lang,  löVs  cm  hoch. 

Mit  dranhängendem  Siegel  der  Stadt  in  gelbem  Wachse, 
schlecht  erhalten;  Dorsalschrift:  Nr.  1  Obligation  (durchstrichen) 
1449.  Attest  E.  E.  Rahts  von  Riga,  dass  Heinrich  Arndes  seine 
Federung  von  13  und  V2  m.  Rlg.  An  die  Brüdersdiafft  von  St,  Ma- 
rien Magdalenen  verkaufift  habe. 

II. 
Wytlik  vnde  apenbar  sv  alle  den  jennen  de  dessen  breff  zeen 
ofte  hören  lezen  Bekenne  Ik  Hinrik  Arndes  Borger  tho  Rige  vor 
my  vnde  myne  eruen  to  betugende  dat  ik  myd  myne  rechten 
eruen  rechter  j^ritliker  schult  schuldich  byn  den  Ersamen  Brodern 
in  sunte  Marie  Magdalenen  gilde  dortich  olde  mark  Rigesch 
nach  aldem  gewerde  yo  sosundedorchtich  artige  vor  ene  ye- 
welke  mark  to  Rekende  unde  to  betalende  in  giften  desses  breues 


165 

alze  nv  in  lifflande  genge  vnde  geue  is  vor  desse  Yorgeschreaen 
doitich  olde  mark  schal  vnde  wil  ik  Hinrik  Arndes  vorbn.  geuen 
dessen  Ebrsaine  Brodern  vorgescreuen  geuen  Twe  mark  Riges  yar- 
likei^  rente  alle  jar  vt  to  Richtende  vnde  to  kunede  vppe  Sunte 
Marie  Magdalenen  dach^)  Sunder  yenigerleie  vortogeringe  vnd 
dar  to  sette  ik  Hinrik  Arndes  dessen  vorbn.  Brodem  vor  en  wis 
seker  pant  myn  erue  dat  belegen  is  tusschen  Her  hinrik  vam 
dem  broke  vnd  Kersten  beltere  verdermer  weret  sake  dat 
msser  en  van  deme  andrn  walde  gescheden  wezen  an  der  betalinge 
AIzo  dat  my  de  Ersamen  Brodere  vorbenomet  dat  gelt  nicht  langh. 
. . .  en   envolden  .  .  don  est  ik  dat  gelt  nicht  langh  bruken  noch 

Torrenten  en  wolde  So  schal  vnser  en  deme  andern  .  .  haljBf 

to  Seggen  vnd  vord  na  der  to  segginge  schall  hinrik  Arndes 
Tnd  syne  eruen  de  vorbn.  Dortich  olde  mark  myd  der  Rente 
denne  geborlik  gantzliken  vnde  gans  vt  richte  vnd  betalen  vpp 
den  alder  negesten  sunte  Marien  Magdalenen  dach  Sunder  yeni- 
gerleie Tortogeringhe  vnde  argelist  Tho  enes  wuUenkamener  rechter 
warheid  So  hebbe  ik  Hinrik  Arndes  myn  Ingesegell  so  en  houet- 
mä  vor  my  vn.  myne  rechten  eruen  witliken  an  dessen  bre£f 
Iiten  hengen  To  groter  bewaringe  vnde  merer  tuchnisse  so  hebbe 
ik  gebeden  de  Ersamen  Mannes  vnde  medeborgere  to  Rige  Alzo 
byname  Tydeke  Relin  vnde  Thomas  tymerman  dede  vme  myner 
bede  willen  ere  Ingesegell  to  euer  tuchnisse  desser  vorgescr.  sake 
aede  an  dessen  breff  vnder  by  den  myne  hebben  gebangen  De 
gegeuen  vnd  gescreue  is  In  dem  Jar  unses  Hrn.  dusent  verhun- 
dert  dar  na  in  dem  Sosundeveeftigesten  Jare. 

Perg.,  durchschnitten,  30  cm  lang,  16  cm  hoch;  mit  3  dran- 
hingenden  Siegeln  in  grünem  Wachse  (2  Hausmarken  und  tym- 
mermans  Wappen). 

Dorsalinschrift:  2^  Obligation  1400  (durchstrichen)  1456  dess 
Heinr.  Arends  über  30  alte  m.  rig.  von  der  St.  Marien  Magdalenen 
Grilde  Bruderschafft  auf  Intressen  genomen. 


M4.  TersammlHDg  am  13.  November  1902. 

Der  Präsident  H.  v.  Brniningk  eröffnete  die  Sitzung,  indem 
er  des  am  18.  Oktober  d.  J.  in  Riga  verstorbenen  ordentlichen 
Mitgliedes  Beinhold  Baron.  Freytag  v.  Loringhoven,  Be- 
sitzers von  Harmshof  gedachte  und  die  Versammlung  ersuchte, 
dessen  Andenken  durch  Erheben  von  den  Sitzen  zu  ehren. 

X)  d.  2SL  JuU. 


156 

In  Beziehung  auf  die  in  der  vorigen  Sitzung  beschlossene 
Herstellung  einer  grossen  archäologischen  Karte  der  Ost- 
seeprovinzen berichtete  der  Vorsitzende,  dass  sich  aus  der  be- 
hufs regionaler  Theilung  der  Arbeit  und  Feststellung  der  leiten- 
den Gesichtspunkte  geführten  Korrespondenz  Bedenken  und 
Schwierigkeiten  ergeben  haben,  welche  es  rathsam  erscheinen 
lassen,  von  der  Ausfuhrung  dieses  Planes  zunächst  Abstand 
zu  nehmen  und  sich  einstweilen  auf  die  Publikation  einer,  die 
Belegenheit  der  prähistorischen  Burgberge  und  Ringwälle  dar- 
thuenden  Karte  der  Ostseeprovinzen  zu  beschränken.  Nachdem 
Herr  K.  v.  Löwis  of  Menar  sich  bereit  erklärt  hatte,  die  von 
ihm  bereits  ausgearbeitete  Karte  durch  ein  Register  aller  Burg- 
berge ergänzen  zu  wollen,  wurde  die  Herausgabe  dieser  Karte 
beschlossen  und  die  Beanstandung  der  Arbeiten  für  die  Herstellung 
einer  archäologischen  Karte  genehmigt. 

Der  Bibliothekar  verlas  sodann  den  Accessionsbericht. 
An  Oeschenken  waren  dargebracht  worden:  1)  von  Herrn  Propst 
H.  V.  Seesemann-Grenzhof:  Album  des  theologischen  Abends 
und  der  Arminia;  2)  von  E.  Behres  Verlag  inMitau:  Qeuters 
Taschenkalender  für  1903;  3)  von  der  Oberdirektion  der 
Livl.  adligen  Güterkreditsozietät  in  Riga:  H.  Baron  Engelhardt, 
Zur  Geschichte  der  Livl.  adligen  Güterkreditsozietät.  Riga 
1902;  4)  von  Herrn  Dr.  Priedr.  Bienemann  jun.  in  Riga 
seine  Arbeit:  Die  Katastrophe  der  Stadt  Dorpat  während  des 
Nordischen  Krieges;  5)  von  Herrn  H.  Lasch  in  Riga:  drei  Photo- 
graphien von  der  Rigaschen  Hauptwache;  6)  von  Herrn  Dr.  A. 
V.  Bulmerincq  in  Riga  sein  Buch:  Zwei  Kämmereiregister  der 
Stadt  Riga.  Leipzig  1902;  7)  von  Herrn  Baron  AI.  Frey  tag 
V.  Loringho  ven  seine  Schrift:  Aus  heiteren  Stunden.    Riga  1902. 

Für  das  Museum  waren  folgende  Geschenke  eingegangen: 
1)  von  Herrn  Kunstmaler  Julius  Siegmund:  Portrait  des  Lehrers 
an  der  St.  Jacobi- Schule  zu  Riga,  Ferdinand  Müller,  geb.  1797, 
gest.  1877;  2)  vom  Rigaer  Börsencomit^:  verschiedene  aus  der 
Düna  bei  Wohlershof  ausgebaggerte  und  beim  Bau  der  Pinger- 
häfen beim   Andreasholm  gefundene  Gegenstände,  darunter  ein 


157 

gothisclieB  Schwert  aus  dem  15.  Jahrhundert;  3)  von  Frl.  E.  H.: 
dn  Spiel  Karten;  4)  aus  dem  Nachlass  von  Frau  y.  Torklus: 
drei  ältere   goldene  Ringe. 

Für  das  Münzcabinet  waren  als  Qeschenke  dargebracht 
worden:  von  der  Eaiserl.  Archäologischen  Kommission  in  Peters- 
burg eine  kupferne  8-Thalerklippe  vom  Jahre  1956,  und  von 
Fr&olein  N.  Z.  eine  Bronzemedaille  auf  Karl  Ernst  v.  Baer. 

Zu  ordentlichen  Mitgliedern  wurden  aufgenommen  die 
Herren:  Ootthard  Baron  von  der  Recke  zu  Jahteln  in 
Kurland,  Oberlehrer  Karl  Blum  in  Ooldingen,  Alexander 
Bittenberg  und  Dr.  med.  Hermann  Meyer  in  Riga,  Dr.  med. 
Richard  Weinberg,  Prosektor  an  der  Universität  in  Jurjew, 
Pastor  Eduard  Wieckberg  in  Windau,  Pastor  Eduard  Grüner 
za  Appricken  in  Kurland,  Pastor  Wilhelm  Kupffer  zu  Schleck 
in  Kurland  und  Pastor  Walter  Bielenstein  zu  Mesothen  in 
Kurland. 

Herr  Stadtarchivar  Dr.  phil.  Ph.  Schwartz  hielt  einen  Vor- 
trag über  „Die  Fehde  Dorpats  mit  den  Stamern  und  Genossen^ 
(s.  unten). 

Herr  Inspektor  G.  Mettig  machte  Mittheilungen  über  das 
Amtsbach  der  Goldschmiede  zu  Reval,  welches  von  Herrn  Dr. 
W.  Nenmann  im  Hause  eines  Revaler  Goldschmiedemeisters  ent- 
deckt und  dem  Referenten  zur  Durchsicht  übergeben  war.  Die 
von  1461  bis  1537  reichenden  Aufzeichnungen  dieses  Amtsbuches 
geben  beachtungswerthe  Nachrichten  zur  Geschichte  der  Revaler 
GoldBchmiede:  über  ihre  Vermögensverhältnisse,  ausstehende 
Schulden,  kirchliche  Einrichtungen  (Vikarien),  Strafgelder,  Amts- 
and  Rathsentscheidungen,  Taxen,  Lehrlings-  und  Gesellenwesen, 
Materiallieferungen,  Wahl  der  Zunftbeamten,  Ableistung  der 
Wehrpflicht  u.  a.  m. 

Die  Inskriptionen  über  den  Detailverkauf  von  Silber,  Queck- 
silber, Borax,  Salmiak  und  Email  an  verschiedene  Zunftmeister 
geben  ein  deutliches  Bild  von  der  Organisation  des  Verkaufs  von 
Bohmaterialien  in  kleineren  Quantitäten  innerhalb  der  Zunft, 
welche  an  bekannte  Bestrebungen   des   modernen  Associations- 


158 

Wesens  erinnern.  Hinsichtlich  der  Personenknnde  bemerkte  der 
Referent,  dass  nicht  wenige  Eintragungen  über  den  Goldschmied 
Hans  Ryssenberch  handeln,  der  durch  seine  in  der  Eremitage 
zu  Petersburg  aufbewahrte,  kunstvoll  gearbeitete  Monstranz  yom 
Jahre  1474  bekannt  geworden  ist,  auf  die  vor  einiger  Zeit  Pro- 
fessor B.  Hausmann  die  Aufmerksamkeit  gelenkt  hatte.  Zum 
Schluss  sprach  der  Referent  den  Wunsch  aus,  das  Amtsbach 
möge  der  Forschung  durch  den  Druck  zugänglich  gemacht  werden. 


Die  Fehde  Dorpats  mit  den  Stamern  mid  Genossen^). 

Von  Ph.  Schwartz. 


In  den  fan&iger  Jahren  des  15.  Jahrhunderts  ist  in  den 
Rezessen  der  Hansetage  und  der  livländischen  Städtetage  mehr- 
fach davon  die  Rede,  dass  streng  eingeschritten  werden  solle 
geffen  die  losen  Gesellen  in  den  Städten,  die  sich  in  ihren  Strei- 
tigkeiten nicht  am  Recht  genügen  lassen,  sondern  die  Hülfe  von 
Fürsten  und  Rittern  anrufen,  um  ihre  Sache  gewaltsam  durchzu- 
fechten. Welchen  Umfang  dieser  Unfug  annehmen  konnte,  wird 
iUustrirt  durch  eine  Fehde,  in  die  Dorpat  verwickelt  war,  die 
weite  Kreise  in  Bewc^ng  setzte  und  sich  Jahre  lang  hinzog. 

Im  J.  1454  überfielen  Odert  Stamer  und  Marquard  Vrorip 
zur  Nachtzeit,  nachdem  sie  sich  unkenntlich  gemacht,  den  Dor- 
pater  Bürger  Ludeke  Scroder  in  der  Stadt  und  verwundeten  ihn 
schwer,  was  sie  selbst  vor  dem  Stadtvogt  bekannten.  Auf  Ver- 
anlassung des  Verwundeten  wurde  Vrorip  ins  Gtefilngniss  gesetzt, 
worin  er  einer  Krankheit  und  nicht  gewaltsamer  Behandlung 
erlae,  worüber  Dorpat  ein  urkundliches  Zeugniss  des  Bischou 
Baräolomäus  Savijerwe  beibrachte.  Odert  Stamer  war  es  ge- 
lungen, nach  Dänemark  zu  entkommen,  wo  er  vor  dem  König 
Christian  I.  und  den  dänischen  Reichsräthen,  namentlich  vor  dem 
Hauptmann  auf  Gk)tland  Olaf  Axelsson  Tott,  Klage  über  Dorpat 

M  Das  Materi&l  entstammt  hanptsächlich  dem  Danziger  Stadtarcbiv, 
ferner  den  titadtarchiven  zu  Lübeck  nnd  Beval  and  ist  theils  vollständig  mI 
drackt,  theils  registrirt  im  bis  znm  J.  1459  reichenden  11.  Bande  des  Uv 
l&udischen  Urkandenbnchs  (nn.  694,  697,  756,  777,  779,  788,  836,  848,  852,  853), 
der  noch  nicht  zur  Ausgabe  gelangt,  dessen  Text  aber  bereits  von  mir  im  Druck 
fertiffgestellt  ist.  Spatere  Stücke,  die  ich  in  Abschrift  besitze,  sind  som 
Theil  in  den  Bänden  4—  6  der  2.  Abtheilong  der  Hanserecesse,  im  10.  Bande 
des  Lübischen  nnd  im  8.  des  hansischen  Ürkandenbachs  gednickt  oder  re- 
gistrirt. Sie  werden  im  12.  Bande  des  livL  Ürkandenbachs  zur  Yeroffent- 
lichnng  gelangen. 


169 

fukrte.  Oeftere  unter  Zusicherung  freien  Geleits  von  Dorpat  ge- 
maehte  Anerbietungen,  an  Ort  und  Stelle  seine  Sacke  rechtlich 
nszuiragen,  wurden  von  ihm  abgelehnt.  In  Dänemark  traf  er 
mit  anderen  Leuten  zusammen,  die  daselbst  Gleiches  betrieben. 
Zunächst  mit  Werner  Vrorip,  der  gegen  Dorpat  Beschwerde  erhob, 
durch  gewaltthätige  Behandlung  im  Gefängniss  den  Tod  seines 
Bruders  Marquard  verschuldet  zu  haben. 

Von  Werner  wissen  wir,  dass  er  Kaufmann  zu  Wisby  auf 
Gotland  war.  Der  Hauptmann  der  Insel  Olaf  Axelsson  verthei- 
digt  ihn  1450  beim  Lübischen  Rath  gegen  die  Beschuldigung  der 
Seeriuberei  und  1454  nennt  er  ihn  seinen  Diener  und  Kaufmann. 
Erlebte  noch  1485^).  Danach  wird  sein  Bruder  Marqnard  auch 
in  Wisby  seine  Heimath  gehabt  und  sich  nur  zeitweilig  in  Dorpat 
aofgehaiten  haben.  Da  Gotland  damals  zu  Dänemark  gehörte, 
80  war  es  naheliegend,  dass  Werner  ausser  bei  Olaf  Axelsson 
auch  beim  König  Gnristian  Beschwerde  führte.  Weniger  selbst- 
verständlich erscheint  das  bei  Odert  Stamer  and  seinen  noch  zu 
nennenden  Brüdern.  Aus  dem  Folgenden  ^eht  hervor,  dass  sie 
Beziehungen  zur  Dörptschen  Stiftsritterschaft  gehabt  haben,  ihre 
Heimaih  aber  lässt  sich  nicht  sicher  nachweisen.  Vielleicht  sind 
de  der  seit  1300  urkundlich  nachweisbaren,  im  Anhaltischen  und 
in  Sachsen,  später  auch  in  der  Niederlausitz  begüterten  adeligen 
Familie  Stammer  zuzuzählen,  aus  der  Heinrich  v.  Stammer  von 
1466—1^0  Bischof  von  Naumburg  war*). 

Ferner  trat  Odert  Stamer  mit  Johann  Wininckhusen  in  Ver- 
bindung, der  wegen  eines  Streits  mit  mehreren  Gliedern  der 
Dörptschen  Schwarzhäuptei^esellschaft  die  Stadt  verlassen  und 
ausserhalb  derselben  einen  seiner  Gegner,  den  Danziger  Bürgers- 
8ohn  Wilhelm  Bokeler,  iiberfallen  und  in  Haft  behalten  hatte. 
Dorpat  brachte  die  Sache  an  seinen  Bischof  und  sandte  die 
Seinigen  zur  Befreiung  Bokelers  aus.  Deshalb  entsagte  Wininck- 
husen der  Stadt,  begab  sich  ebenfalls  zum  König  Christian  von 
Dänemark  und  fahrte  Klage  über  Dorpat,  wobei  er  auch  die 
Schwarzbäupter  von  Riga,  Beval  und  rernau,  die  nach  Rigas 
Aussage  am  Streit  ganz  unbetheiligt  waren,  mit  in  die  Sache 
verwi^elte.  Da  er  auch  die  norddeutschen  FürsteD  für  seine 
Angel^enheit  zu  interessiren  versuchte,  so  ist  vielleicht  in  Nord- 
detttschiand  seine  Heimath  zu  suchen.  Dazu  kam  ein  gewisser 
Mattis  Maen,  der  gegen  Riga  wegen  einer  Wachsforderung  bei 
Olaf  Axelsson  Beschwerde  erhob. 

Allen  diesen  Personen  wurde  in  Dänemark  bereitwillig  Bei- 
lUnd,    namentlich   zur  Ausrüstung  von  Kaperschiffen,   zugesagt, 

1)  YgL  Styffe,  Bidrag  tili  Skandinaviens  hiatoria  8  n.  66,  Liudström, 
AnteecDlogar  om  Gotlands  medeltid  2  S.  477. 

>)  Vn.  KDOSchke,  Neues  allgemeines  dentsches  Adelslezicon  8  S.  598, 
Enbely  Hierarcbia  catholica  medii  aevi  2  S.  227. 


160 


i 


was  speziell  Biga  mit  Besorgniss  erfüllte.  Es  ersuchte  deshalb 
mit  Beziehung  auf  ein  etwas  früheres  Schreiben,  das  dieselbe 
Bitte  enthalten  hatte,  am  16.  September  1457  Lübeck,  die  nach 
Livland  segelnden  Herbstschiffe  stark  zu  bemannen,  da  die  Un- 
sicherheit auf  der  Ostsee  dem  Kaufmann  grosse  Gefahren  bereite. 
Es  hing  das  mit  dem  Kriege  zusammen,  den  der  Hochmeister 
des  Deutschen  Ordens  mit  dem  preussischen  Bunde,  der  Ritter- 
schaft und  den  Städten  Preussens,  die  sich  in  die  ünterthänigkeit 
des  Königs  Kasimir  von  Polen  begeben  hatten,  führte.  In  diesem 
Kriege  leistete  der  Orden  in  Livland  dem  in  Preussen  namhafte 
Hülfe  an  Geld  und  Truppen,  worüber  im  11.  Bande  des  Urkun- 
denbuchs  reichhaltiges  Material  abgedruckt  ist.  Der  Orden  schloss 
ein  Bündniss  mit  König  Christian  von  Dänemark,  der,  nachdem 
er  schon  früher  Norwegen  in  seine  Hand  gebracht,  damals  bereits 
auch  die  Krone  Schwedens  erlangt  hatte,  als  der  König  dieses 
Landes  Karl  Knutsson,  mit  dem  Christian  Jahre  lang  Krieg  ge- 
führt, von  seinen  aufrührerischen  Unterthanen  aus  dem  Lande 
vertrieben  worden  war  (Febr.  1457).  Karl  hatte  in  Danzig  Zu- 
flucht gefunden  und  war  von  hier  aus,  unterstützt  durch  reichliche 
Geldmittel,  bestrebt,  den  Krieg  gegen  Dänemark  zu  beleben  und 
aufrechtzuerhalten.  In  Folge  dessen  wurde  die  Schi£ffahrt  auf 
der  Ostsee  durch  zahlreiche  dänische  und  schwedische  wie  Dan- 
ziger  Auslieger  unsicher  gemacht.  Die  livländischen  Städte 
mussten,  wenn  auch  ungern,  der  Politik  des  Ordensmeisters  Jo- 
hann von  Mengede  folgen,  wofür  sie  von  Danzig,  der  mächtigsten 
Stadt  Preussens,  zur  See  bedrängt  wurden.  König  Christian 
hätte  in  den  livländischen  Städten  seine  Bundesgenossen  sehen 
müssen,    das   hielt  ihn   und  seine  Käthe  aber  nicht  ab,  die  Ka- 

Sereien   der   dänisch -schwedischen   Piraten   auch  gegen   sie   zu 
ulden,  ja  zu  begünstigen. 

Man  geht  wohl  nicht  fehl,  wenn  man  die  Unterstützung  der 
in  Dänemark  Klage  fuhrenden  Personen  durch  den  König  als 
in  seine  Politik  gegen  Livland,  die  auf  eine  Einmischung  in  die 
Verhältnisse  des  Landes  abzielte,  gut  hineinpassend  halten  muss. 
Gewiss  nicht  ohne  sein  Zuthun  hat  der  Bischof  von  Dorpat  im 
J.  1451  daran  gedacht,  dem  Bruder  des  Königs,  Herzog  Moritz 
von  Oldenburg,  das  Bisthum  zu  übertrafen.  Dann  hatte  Christian, 
gestützt  auf  die  alten  Beziehungen  der  Könige  von  Dänemark 
zur  Revaler  Kirche,  die  von  seinen  Vorgängern  ihr  ertheilten 
Privilegien  bestätigt,  sie  in  seinen  Schutz  genommen  und  den 
vom  Kapitel  erwählten  Kandidaten  gegen  den  vom  Orden  ge- 
wünschten unterstützt.  Ferner  mischte  er  sich  im  J.  1458  in  die 
Verhältnisse  des  Bisthums  Oesel,  das  er  gleichfalls  in  seinen 
Schutz  genommen  und  dessen  Privilegien  er  bestätigt  hatte,  ein, 
indem  er  dem  Kandidaten  des  Kapitels  Johann  Vatelkanne  gegen 
den   Ordenskandidaten  Jodokus  Hohenstein  Hülfe  leistete    oder 


161 

dorch  seine  Beamten  leisten  Hess,  wie  durch  die  Bruder  Olaf, 
Erich  und  Age  AxelssoD,  Hauptleute  auf  Ootland,  Wiborg  und 
Warb^rg  im  nördlichen  Halland,  von  denen  Olaf  und  Erich  auch 
io  der  Unterstützung  der  Stamer  eine  Rolle  spielen.  Offenkundig 
leigte  der  König  auch  das  Streben,  die  früneren  dänischen  Be- 
eitEungen  EUirrien  und  Wierland  zurückzugewinnen,  wie  schon 
aus  der  zeitweiligen  Annahme  des  Titels  „Dux  Estoniae^  hervor- 
pht,  ja  bei  den  Verhandlungen  mit  dem  Ordensmeister  von  Liv* 
Lmd  wegen  eines  Bündnisses  gegen  den  preussischen  Bund  und 
Polen  verlangte  er,  dass  der  Orden  in  Livland  sich  in  ein  Unter- 
thänigkeitsverhältniss  zu  ihm  begebe.  Er  musste  diese  Forderung 
fallen  lassen,  da  der  Ordensmeister  unmöglich  darauf  eingehen 
konnte,  und  in  dem  Bündnissvertrag  vom  18.  Oktober  1457  ist 
davon  nicht  die  Rede,  aber  nur  wenige  Tage  später  kaufte  der 
Köniff  bedeutende  Besitzungen  in  Harrien  und  trat  bald  darauf 
dem  Orden,  wie  erwähnt,  in  dem  öselschen  Bischofsstreit  ent- 
gegen^). So  wird  ihm  das  Hülfegesuch  der  über  Dorpat  Ela- 
eenden  ganz  gelegen  gekommen  sein,  um  seine  Hand  in  den  liv- 
l&ndischen  Angelegenheiten  zu  behalten. 

Auf  dem  livländischen  Städtetage  zu  Earkus  vom  September 
1457  kam  die  Sache  zur  Sprache.  Die  Rathssendeboten  ersuchten 
d^  Ordensmeister^  an  Olaf  Axelsson  auf  Gotland  wegen  einiger 
Gesellen,  die  die  livländischen  Städte  zu  schädigen  gedenken,  zu 
sdoreiben.  Der  Ordensmeister  willfahrte  der  Bitte  und  theilte 
am  ^.  September  von  Karkus  aus  Olaf  Axelsson  mit,  wie  die 
Sendeboten  von  Dorpat,  Riga  und  Reval  ihn  über  die  Streit- 
aadien  Johann  Wininckhusens,  Odert  Stamers  und  Werner  Yrorips 
mit  Dorpat  unterrichtet  haben,  besonders,  dass  Dorpat  sich  in 
dieser  Angelegenheit  vor  seinem  Bischof,  dessen  Kapitel  und 
Mannschaft  zu  itecht  erboten  und  erklärt  habe,  dem  Folge  leisten 
zu  wollen,  was  der  Bischof  mit  den  Seinen  in  der  Sache  auf  dem 
Wege  c;atlicher  Yermittelung  oder  des  Rechts  erkennen  werde. 
Davon  haben,  wie  auch  der  Bischof  ihm  brieflich  bestätigt  habe, 
die  dbrei  Genannten  nichts  wissen  wollen  und  unter  schweren 
Drohungen  erklärt,  Einwohner  Dorpats  schädigen  zu  wollen,  wo 
sie  ihrer  habhaft  werden  könnten.  Der  Ordensmeister  ersucht 
nun  Olaf  Axelsson,  die  Genannten  zu  veranlassen,  sich  unter 
ordensmeisterlichem  Geleit  nach  Livland  zu  begeben,  um  daselbst 
ihre  Sachen  gütlich  oder  rechtlich  auszutragen.  Schliesslich  bittet 
er  auf  Rigas  Gesuch,  Mattis  Maen  zu  bewegen,  sich  in  gleicher 
Weise  dem  Recht  zu  stellen.  An  demselben  Ta^e  beklagten  sich 
die  Rathssendeboten  der  3  livländischen  Städte  Lübeck  gegenüber 
Iber  den  grossen  Schaden,   der  den  Kauf leuten  durch  die  fort- 

i)  Das  Material  zu  dieser  Politik  des  EöniffS  findet  sich  im  11.  Bande 
des  livL  ÜB.  oder  wird  im  12.  Bd.  zum  AbdrncK  gelangen.  Zunächst  vgl. 
dwöber  Mollemp,  Danmarks  forhold  til  Lifland  S.  15— SB. 

11 


162 

während  sich  vermehrenden  dänischen  und  schwedischen  Auslieger 
zugefügt  werde,  wodurch  die  vom  König  Christian  vor  nicht  langer 
Zeit  der  Hanse  bestätigten  Privilegien')  verletzt  werden.  Sie 
ersuchen,  beim  König  vorstellig  zu  werden,  dieses  den  Privilegien 
zuwiderlaufende  Treiben  abzustellen  und  die  Auslieger  in  seinen 
Ländern  nicht  weiter  zu  schützen.  In  demselben  Briefe  dringen 
die  Sendeboten,  offenbar  mit  Bezugnahme  auf  Odert  Stamer  und 
Genossen,  auf  die  Beobachtung  der  Rezesse  wider  die  losen 
leichtfertigen  Gesellen,  die  mit  Hintansetzung  des  Rechts  mächtige 
Herren  anrufen  und  mit  deren  Hülfe  den  Städten  und  dem  Kauf- 
mann schweren  Schaden  zufügen. 

Nachdem  die  Absage  Odert  Stamers  und  seiner  Helfershelfer 
in  Dorpat  bekannt  geworden  war,  wandte  sich  die  Stadt  an  die 
Stiftsritterschaft,    damit  diese  in    Erfahrung  brächte,   ob    die    in 
der  Stadt  sich  aufhaltenden  Brüder  Oderts  ihm  Beistand  leisten 
wollten  oder  nicht.    Nach  Berathung  mit  dem  Bischof  und  dem 
Kapitel  lud   die    Mannschaft    die    Brüder   vor   sich.     Zwei    von 
ihnen,  Andreas  und  Dietrich,  erschienen  und  erklärten  ihr  Be- 
dauern über  das  Verhalten  ihres  Bruders,  sich  nicht  am  Recht 
genügen  zu  lassen,  und  dass  sie  sich  in  seine  Sache  nicht  mischen 
wollten.     Dasselbe  verlautbarten  sie  öfters.    Nicht  lange  nachher 
landeten  Odert  Stamer  und  Johann  Wininckhusen,  die  unterdessen 
„Diener"    des  Königs  Christian  geworden  waren,  an  der  Oesel 
gegenüberliegenden  Küste  und  verfertigten  im  Hof  Werder  Lunten, 
Zündschwämme  und  snideTeuncristHAe  Instrumente,  wie  Dorpat  sich 
ausdrückte,  und  ritten  mit  ihren  Genossen  nach   Dorpat.     Fünf 
Meilen   vor  der  Stadt  überfielen  sie  Dörptsche  Bürger,  nahmen 
ihnen  ihre  Pferde  und  Alles,  was  sie  bei  sich  führten,  worauf  sie  sich 
der  Stadt  bis  auf  eine  halbe  Meile  näherten,  um  Mordbrand    an 
ihr  zu  üben.    Aber  ihre  Anwesenheit  bei  der  Stadt  wurde  ruchbar, 
die  Bürger   machten   sich    in  der  Nacht  auf,  nahmen  die  Uebel- 
thäter  gefangen   und   fanden   bei   ihnen  als  Beweise  ihres  Vor- 
habens rergeln,  Stroh    und  die  erwähnten  unchristlichen  Instru- 
mente.    Sie  wurden  ins  Qeftngniss  geworfen  und  nach  Bekennung 
ihrer  Schuld  hingerichtet.    Wininckhusen  scheint  keinen  Familien- 
anhang  gehabt  zu  haben,   wenigstens  trat  Niemand  für  ihn  ein, 
dagegen   wurde   bald  von  den  Brüdern  Odert  Stamers  bekannt' 
dass  sie  trotz  ihres  Versprechens,  mit  ihm  nichts  zu  thun  haben  zu 
wollen,  seinen  Tod  zu  rächen  gedächten.     Dorpat  ging  den  Stifts- 
vogt um  Erforschung  der  Wahrheit  an.    Dieser  theilte  mit,  dass 
die  Stamer  ihre  Sache  rechtlich  entscheiden  lassen  wollten.    Und 
in  der  That,  zum  Zeugniss  dessen  hefteten  sie  eine  Appellations- 
schrift an  die  Kjrchthüren,  in  der  sie  den  Rath  vor  den  Richter- 
stuhl des  Römischen  Kaisers  luden,  womit  dieser  zufrieden  war. 

1)  Im  J.  1466.    ÜB.  11  nn.  404,  406,  419,  420. 


163 

Aber  bald  darauf  gingen  sie  wieder  davon  ab  und  bestimmten 
ihren  jüngsten  Bruder  Dietrich^  an  Stelle  des  gerichteten  Odert 
die  Fehde  gegen  die  Stadt  fortiosetzen.  Dietrich  machte  dem 
StifteTogt  davon  Mittheilung  und  liesa  durch  ihn  der  Stadt  ent- 
sagen. Dorpat  versuchte,  die  Sache  nocK  gütlich  beizulegen,  und 
liese  zu  dem  Zweck  den  Brüdern  Oeleit  asoaichern.  Sie  gingen 
daranf  ein,  aber  da  keine  Versöhnung  erzielt  wurde,  so  wurde 
ein  weiteres,  vom  12.  März  bis  zum  23.  April  1468  währendes 
Geleit  anberaumt.  Und  jetzt  einigte  man  sich  dahin»  dass  die 
Fehde  bis  zum  11.  Juni  friedlich  anstehen  sollte.  Aber  mitten 
im  Frieden  wurde  in  der  Nacht  des  7.  Mai  an  der  Stadt  Mord- 
brand verübt,  was  Dorpat,  da  es  sich  damals  nur  mit  den  Stamern 
im  Streit  befand,  diesen  Schuld  gab.  Gleich  nach  Ablauf  des 
Angtandes  verpflichteten  sich  dann  am  18.  Juni  zu  Kirrumpä 
Hans  und  Dietrich  Stamer  in  Gegenwart  des  Bischofs  Barthofo- 
mäos,  des  Abts  von  Falkenau,  der  Dörptschen  Domherren  Johann 
Uexknll  und  Johann  ungern  wie  einiger  von  der  Mannschaft, 
ihren  Zwist  mit  der  Stadt  der  richterlichen  Entscheidung  des 
Bischofs  und  derer,  die  er  hinzuziehen  werde,  zu  übertraffen  und 
auch  ihren  Bruder  Andreas  zu  veranlassen,  sich  dem  anzuscmiessen. 
Die  Brüder  erhielten  vom  Bischof,  dem  Kapitel,  der  Mannschaft 
und  der  Stadt  Geleitsbriefe  ausgestellt,  um  in  der  angegebenen 
Weise  den  Weg  des  Rechts  zu  betreten.  Aber  es  kam  nicht 
dazu.  Als  Hans  Stamer  hörte,  dass  die  Stadt  ihn  wegen  des 
Brandes  belangen  wolle,  verliess  er  wieder  Dorpat  was  der 
Bischof  schriftlich  bezeugte.  Die  Fehde  b^ann  von  Neuem.  Auf 
Ordensgebiet,  im  Waldesdickicht  lauerten  die  Stamer  Dörptschen 
Büi^m  auf,  plünderten  sie  aus,  führten  einen  gefesselt  weg 
und  hielten  ihn  mehrere  Wochen  in  Gefangenschaft.  Dorpat 
konnte  dieser  von  den  Stamern  drohenden  Gefahr  wegen  nicht 
I  den  Städtetag  zu  Wolmar  vom  September  1458  besenden,  sondern 
I  musste  sein  Gutachten  über  die  zu  behandelnden  Gegenstände 
schriftlich  mittheilen.  Zugleich  bat  es  die  Bathssendeboten  der 
anderen  Städte,  den  Ordensmeister,  an  den  es  sich  auch  direkt 
wandte,  zu  ersuchen,  die  auf  seinem  eigenen  Gebiet  von  den 
Stamern  gegen  Dorpatenser  verübten  Räubereien  nicht  weiter  zu 
dulden.  Die  Tagfahrt  nahm  sich  bereitwillig  der  Sache  an.  die 
Bathssendeboten  stellten  sie  dem  Ordensmeister  vor,  der  innen 
I  in  Gregenwart  seines  Bruders,  des  Komturs  von  Beval,  und  des 
Vogts  von  Wenden  versprach,  dem  Unwesen  ein  Ende  zu  bereiten. 
Er  liess  den  Stamern  gebieten,  das  Ordensgebiet  zu  räumen, 
falls  sie  nicht  bereit  wären,  ihre  Streitsache  seiner  Yermittelung 
zu  überlassen.  Zugleich  sollten  sie  den  gefangenen  Dorpatenser 
mit  der  ihm  geraubten  Habe  freigeben.  Auch  der  Vogt  von 
Wenden  gelobte,  dass  die  Stamer  das  Ordensgebiet  räumen  und 
gehindert  werden  sollten,  weitere  Gewaltthätigkeiten  zu  verüben. 


164 

Dorpat  wurde  darüber  von  den  RathsBendeboten  Mittheilung  ge- 
macht, ebenso  that  es  der  Ordensmeister,  der  zugleich  auf  Vor- 
stellung des  Komturs  von  Reval,  der  sich  für  einen  vom  Ordens- 
meister  zu  gebietenden  Frieden  verbürgte,  die  Stadt  aufforderte, 
die  Sache  auf  dem  Rechtswege  auf  einem  Landtage  entscheiden 
zu  lassen.  Trotzdem  nun  die  Stamer,  während  Dorpat  auf  den 
Friedenszustand  vertraute,  eine  neue  Gewaltthat  gegen  einen 
Dörptschen  Bürger  verübten,  so  erbot  es  sich  doch  auf  dem 
Landtage  zu  Wolmar  vom  2.  Dezember  1458  durch  zwei  seiner 
Bürgermeister  vor  dem  Ordensmeister,  mehreren  Ordensgebietigem 
und  den  zum  Tage  versammelten  Rittern,  Knechten  und  städti- 
schen Abgeordneten,  den  Streit  auf  dem  nächsten  Landtage 
rechtlich  aburtheilen  zu  lassen.  Die  Stamer  aber  Hessen  sich 
darauf  nicht  ein  und  verliessen  das  Land,  um  wie  früher  ihr 
Bruder  Odert  in  die  Dienste  des  Königs  Christian  von  Dänemark 
zu  treten  und  bei  ihm  und  Olaf  Axelsson  Dorpat  zu  verklagen 
und  zu  verleumden.  Die  Folge  waren  mehrere  drohende  Schreiben 
des  Königs,  das  letzte  vom  22.  August  1459,  in  denen  er  zunächst 
wegen  der  rechtlosen  Hinrichtung  seines  Dieners  Odert  Stamer 
Qenugthuung  far  dessen  Brüder  Dietrich  und  Andreas  forderte, 
und  als  das  resultatlos  blieb,  erklärte,  dass  er  den  Brüdern,  so 
86  sich  deshalven  to  uns  gedan  unde  ingeven  hebben,  Schutz  in 
seinem  ganzen  Lande  zugesichert  habe  und  Willens  sei,  da  er  es 
nicht  hindern  könne,  dass  sie  sich  an  Dorpatenser  hielten,  wo 
sie  sie  träfen,  sie  mit  seinen  Amtleuten,  Vögten  und  Unterthanen 
so  zu  unterstützen,  dass  ihnen  Genugthuung  für  ihres  Bruders 
Tod  zu  Theil  werden  könne.  Das  möge  Dorpat  sich  zu  Herzen 
nehmen.  In  ähnlicher  Weise  schrieb  Olaf  Axelsson  der  Stadt. 
Diese  sandte  nun  am  18.  September  eine  ausführliche  Darstellung 
des  Streites  an  Danzig,  das  damals  mit  König  Christian  im  Frieden 
lebte  ^),  und  bat  es,  sich  beim  König  und  Olaf  Axelsson  zu  ver- 
wenden, dass  sie  den  Stamern  keinen  weiteren  Beistand  in  ihrer 
ungerechten  Sache  leisteten  und  nicht  gestatteten,  dass  aus  den 
skandinavischen  Reichen  Jemand  Dorpat  schädige,  wie  ihnen  den 
Beweis  zu  liefern,  dass  die  Stamer  nicht,  wie  sie  sich  beklagt, 
rechtlos  aus  Livland  hätten  scheiden  müssen.  Ob  Danzig  der 
Bitte  willfahrt,  ist  nicht  bekannt,  jedenfalls  beharrte  der  König 
bei  seinem  Verhalten.  Er  empfahl  die  Stamer  bis  zur  Beendigung 
ihres  Streites  dem  Bruder  Olaf  Axelssons  Erich,  Hauptmann  auf 
Wiborg  in  Finnland.  Von  Wiborg  gingen  sie,  von  Brich  Axelsson 
als  Knappen  bezeichnet,  im  Winter  von  1459/60  nach  Estland 
hinüber  und  machten  wie  früher  und  zwar  auf  der  von  Reval 
nach  Dorpat  führenden  Strasse  Jagd  auf  Dorpatenser  und  ihre 
Güter.    Dabei   verschonten   sie   aber   auch   andere  Leute  nicht. 


1)  Vgl.  Y.  d.  Ropp,  HansereceBse  4  nn.  612,  693. 


166 

So  wurden  einem  Lübischen  Bürger  und  seiner  Gesellschaft 
Waaren  geraubt,  was  zu  einem  Briefwechsel  zwischen  Lübeck 
und  Erich  Axelsson  Veranlassung  gab.  Reich  mit  Beute  beladen 
kehrten  die  Stamer  nach  Wiborg  zurück,  um  sich  dann  zu  Beginn 
des  Frühjahrs  1460  zum  König  Christian  zurückzubegeben^). 

Auf  dem  Städtetage  zu  Walk  vom  5.  März  1460  bildeten 
diese  erneuten  Räubereien  einen  eifrigen  Gegenstand  der  Ver- 
handlungen. In  einem  Schreiben  an  den  Komtur  von  Reval,  den 
Vogt  von  Wesenberg  und  die  Räthe  von  Harrien  und  Wierland, 
die  auf  März  16  in  Reval  zu  einem  Tage  versammelt  waren, 
machten  die  Rathssendeboten  darauf  aufmerksam,  dass  durch  den 
Strassenraub  im  I^ande,  wie  er  noch  im  letzten  Winter  stattge- 
funden, die  Freiheiten  Livlands  verletzt  würden,  da  die  Ausüber, 
die  sich  am  Recht  nicht  genügen  lassen,  zu  dem  ihre  Widersacher 
sich  doch  oft  vor  den  Ständen  des  Landes  erboten  haben, 
meinen,  dadurch  ihre  ungerechte  Sache  zu  fördern.  Die  Ange- 
legenheit sei  um  so  schlimmer,  als  die  Uebelthäter  von  einigen 
Einwohnern  des  Landes  geschützt  würden  und  üngelehrte  ver- 
leitet werden  könnten,  dem  bösen  Beispiel  zu  folgen,  was  auf 
die  Dauer  dem  Lande  zum  Nachtheil  gereichen  müsse.  Die 
Adressaten  wurden  um  Anwendung  strenger  Massregeln  zur  Be- 
seitigung des  Strassenraubes  und  dass  die  bösen  Menschen  in 
ihrer  Unthat  unbeschützt  blieben  ersucht.  Gleichzeitig  meldeten 
die  Sendeboten  Lübeck,  dass  die  Dörptschen  Gesandten  ihnen 
mitgetheilt,  wie  die  Streitsache  mit  den  Stamern  auf  einem  spä- 
testens am  25.  Juli  anzusetzenden  Tage,  den  Dorpat  besenaen 
volle,  verhandelt  werden  solle,  und  ersuchen,  Dorpat,  falls  es 
Lübeck  anrufen  werde,  in  seiner  gerechten  Sache  förderlich  zu 
sein.  Dass  neben  den  Stamern  auch  Werner  Vrorip  seinen  Zwist 
nicht  hatte  ruhen  lassen,  geht  aus  der  Bitte  der  Dörptschen 
Sendeboten  an  die  Rigischen  hervor,  den  Ordensmeister  zum 
Zeugniss  der  von  Dorpat  vor  ihm  gethanen  Erbietungen  in  der 
VroriDBchen  Streitsache  zu  einem  offenen  Brief  an  Fürsten,  Herren 
und  Städte  zu  veranlassen  und  einen  ebensolchen  des  Rigischen 
Raths  zu  erwirken^).  Dass  aber  Vrorip  an  dem  gewaltthätigen 
Vorgehen  Odert  Stamers,  Johann  Wininckhusens  und  der  Brüder 
Oderts  gegen  Dorpat  direkt  betheiligt  gewesen  sei,  wird  nicht 
erwähnt. 

Die  Stamer  fuhren  nun  in  Dänemark  in  ihren  Klagen  und 
Verleumdungen  über  Dorpat  fort.  Dieses  theilte  Lübeck  den 
Sachverhalt  brieflich  mit  und  liess  es  auch  mündlich  durch  den 
Boten,  den  es  an  König  Christian  sandte,  unterweisen.  Der 
Gesandte  sollte  dem  König  nach  dessen  eigenem  Begehr  die  An- 
f^elegenheit  in  Gegenwart  der  Stamer  vortragen,  aber  nach  seiner 

1)  Vgl.  E&naacheB  ÜB.  8  n.  966. 

«)  Vgl  V.  d.  Bopp,  HanserecesBe  4  nn.  757  §  7  u.  8,  758,  760. 


166 

Instruktion  jedenfalls  darauf  bestehen,  dass  die  Sache  nicht  in 
Dänemark,  sondern  in  Livland,  wo  sich  die  Stamer  zu  Recht 
erboten  hatten,  ansgetraeen  werde.  Trotzdem  setzte  der  König 
einen  Bechtstaff  zum  24.  Mai  1461  auf  Gotland  fest.  Dorpat 
nahm  ihn  natürlich  nicht  an,  da  es  anderenfalls,  wie  es  sich  aus- 
drückte, das  Recht  seines  Bischofs,  mit  dem  er  vom  Papst  und 
Kaiser  begnadigt  sei,  wie  sein  eigenes,  da  die  Stamer  sich  ur- 
kundlich verpflichtet  hätten,  ihre  Sache  in  Livland  vor  dem 
Bischof  rechtlich  entscheiden  zu  lassen,  verletzt  hätte.  Wenige 
Tage  nach  dem  vom  König  angesetzten  Termin,  am  29.  Mai, 
richtete  es  dann  zwei  Schreiben  an  Lübeck  und  an  die  daselbst 
zum  Hansetage  versammelten  städtischen  Abgeordneten.  In  dem 
ersten  bittet  es,  falls  der  Tag  in  Aussicht  nähme,  Boten  oder 
Briefe  an  König  Christian  zu  senden,  die  Angelegenheit  den 
Sendeboten  vorzutragen  und  sie  zu  ersuchen,  den  König  anzu- 
gehen, die  ungewöhnliche  Ladung  abzustellen  und  sich  der  Stamer 
nicht  weiter  anzunehmen,  da  sich  Dorpat  oft  zu  Recht  erboten 
und  sich  auch  jetzt  noch  vor  seinem  Bischof,  dessen  Kapitel  und 
Mannschaft  dazu  erbiete.  In  dem  Schreiben  an  die  Rathssende- 
boten  wird  einmal  darum  nachgesucht,  die  Rezesse  eegen  die 
losen  leichtfertigen  Gesellen,  die  mit  Hintansetzung  des  recht- 
lichen Verfahrens  aus  den  Hansestädten  entweichen  und  an  ver- 
schiedenen Orten  Beistand  zu  erlangen  versuchen,  streng  zu  be- 
obachten') und  zweitens  den  König  von  Dänemark  anzugehen, 
solche  Leute  in  den  skandinavischen  Reichen  nicht  zu  schützen, 
damit  sie  nicht  von  dort  aus  den  Kaufinann  schädigen,  besonders 
aber  nicht  den  Stamern  Beistand  zu  gewähren,  sondern  sie  zur 
Beobachtung   ihrer  besiegelten  Briefe,    durch   die   sie   sich  ver- 

E fliehtet  haoen,  ihre  Sache  vor  dem  verstorbenen  Bischof  — 
artholomäus  Savijerwe  —  auszutragen,  anzuhalten.  Zum  Schluss 
erbietet  sich  Dorpat,  den  Stamern,  falls  sie  ins  Land  kämen, 
wie  früher  vor  aem  Bischof  —  jetzt  Helmicus  Mallingrade  — , 
dessen  Kapitel  und  Mannschaft  oder  vor  den  livländischen  Prä- 
laten und  Städten  zu  Recht  zu  stehen^).  Erfolg  hatte  das  Alles 
nicht.  Der  König  frihr  in  seinem  feindseligen  verhalten  gegen 
Dorpat  fort.  Riga  warnte  er,  seine  Waaren  nicht  mit  Dörptscnen 
verladen  zu  lassen^),  was  unzweideutig  auf  Kapergelüste  gegen 
Dorpatenser  hinweist,  welche  Gefahr  Dorpat  am  1.  Mai  14o2  zu 
einem  Schreiben  an  Lübeck  veranlasste,  in  dem  es  mit  Berufung 
auf  die  mehrfach  mitgetheilte  Streitsache,  die  resultatlose  Be- 
sendung  des  Königs  Christian  in  der  Angelegenheit,  dessen  Be- 

1)  Dieser  Punkt  wurde  auch  dem  Bathssendeboten  Revals  in  eeiuer 
Instruktion  mitgegeben.    V.  d.  Kopp,  Hanserecesse  5  n.  101. 

S)  y.  d.  Bopp  5  n.  87,  ÜB.  der  Stadt  Lübeck  10  n.  &8. 

>)  Bigische  Kämmereirechnuigen  von  Michaelis  1460  bis  dahin  1461. 
Vgl.  V.  d.  Bopp  5  B.  60  Anm.  1. 


J67  _ 

gchützung  der  Stamer  und  offene  Absage  an  die  Stadt  darum 
nachsacbt,  dass,  wenn  die  Waaren  des  gemeinen  Kaufmanns  unter 
Geleit  von  Lübeck  nach  Hamburg  fingen,  auch  die  Dörptschen 
mitzunehmen,  damit  sie  nicht  von  König  Christians  Kriegsvolk 
arretirt  würden;  anderenfalls  wäre  es  den  Dörptschen  Kaufleuten 
gantz  swar  jenigerleye  gudere  aldar  overtosenden.  Das  ist  be- 
greiflich, da  der  Weg  durch  den  Sund  führte,  dessen  beide  Ufer 
in  Händen  des  Königs  waren  ^). 

Die  Sache  gestaltete  sich  für  Dorpat  aber  immer  gefährlicher. 
Der  Marschall  von  Schweden  Türe  Turesson,  der  Hauptmann  zu 
Borchholm  auf  Öland  Magnus  Green,  damals  vielgenannte  Persön- 
lichkeiten, entsagten  mit  18  Rittern  und  anderen  guten  Männern 
Borpat  der  Stamer  wegen.  Diese  bedachten  mit  ihrem  Zorn 
jetzt  auch  Riga,  weil  es  einem  Bürger  von  Dorpat  Qobel  Hove, 
den  die  Stamer  als  einen  Anreizer  und  Rathgeber  zur  Hinrichtung 
ihres  Bruders  bezeichneten,  Aufnahme  in  seiner  Stadt  gewährt 
habe.  Sie  verlangten  seine  Ausweisung,  keine  Unterstützung 
Dorpats  und  keine  weiteren  ihnen  feindselige  Briefe  an  den 
König  von  Dänemark  und  dänische  Herren,  widrigenfalls  müsse 
fiiga  ihrer  Absage  gewärtig  sein.  Auch  Reval  ging  nicht  leer 
ans.  Es  soll  sich  widerrechtlich  gegen  sie  benommen  haben, 
während  sie  in  guden  geloven  ufid  in  veligen  gelede  gewesen  wären. 
Sie  drohten,  dass  ihm  das  bekommen  solle,  wie  dem  Hunde  das 
Gras.  Alles  dieses  theilten  Hans  und  Dietrich  Stamer  Riga  in 
einem  Briefe  mit,  den  es  am  29.  November  1466  erhielt  und  am 
%.  Dezember  Dorpat  abschriftlich  mit  der  Bitte  übersandte,  auch 
Beral  zu  benachrichtigen.  Dass  das  geschehen,  beweist  die  Auf- 
bewahrung der  Kopie  von  Rigas  Brief  mit  der  Einlage  im  Revaler 
Stadtarchiv. 

Weiteres  erfahren  wir  aus  dem  mir  bis  jetzt  zugänglichen 
Material  über  die  Stamer  nicht.  Dass  ihre  Streitsache  in  der 
nächsten  Zeit  zum  Stillstande  gekommen  oder  gar  giitlich  oder 
rechtlich  beigelegt  worden  sei,  lässt  sich  nach  dem  Inhalt  ihres 
Schreibens  an  Riga,  wonach  ihnen  der  Kamm  gewaltig  geschwollen 
sein  muss,  nicht  annehmen.  Vielleicht  fördern  die  weiteren  For- 
schangen  für  das  livländische  ÜB.  neues  Material  zu  Tage. 

Von  Werner  Vrorip  hören  wir  aber  noch  in  den  nächsten 
Jahren.    Er  war  unterdessen  Rathmann  von  Wisby  auf  Gotland 

?sworden  and  hatte  seine  Anklage  gegen  Dorpat,  dass  es  den 
od  seines  Bruders  Marquard  im  Gefängniss  durch  Hunger  und 
Mgebührliche  Peinigungen  verschuldet  habe,  fortgesetzt  und  zwar 
bei  dem  uns  schon  Dekannten  Erich  Axelsson  und  dessen  Bruder 
Ivar,  Hauptmann  auf  Gotland  wie  sein  1464  verstorbener  Stief- 
bruder Olaf  und    als  Schwiegersohn    des  wieder  auf  den  Thron 

^)  Haufiisches  ÜB.  8  n.  1140;  statt  Bevaler  und  Beval  mass  aber  Dor- 
P&tenser  und  Dorpat  gesetzt  werden. 


168 

Schwedens  gelangten  Karl  Knutsson^)  eine  einflnssreiche  Per- 
sönlichkeit. Die  Axelssons  forderten  Reral  auf,  Dorpat  zu  einer 
Sühneleistung  anzuhalten.  Reval  leistete  dem  Fol^,  Dorpat  aber 
erwiderte,  dass,  nachdem  Yrorip  sich  bei  einer  Verhandlung  in 
Biga  geweigert,  vor  den  livländischen  Ständen  zu  Recht  zu  stehen, 
es  bereit  sei,  den  ZMdst  durch  Reval  oder  den  nächsten  Hansetag 
in  Lübeck  und  zwar  lieber  auf  dem  Wege  gütlichen  Vergleicla 
als  auf  dem  Rechtswege  erledigen  zu  lassen.  Auf  dem  Städtetag 
zu  Wolmar  von  1469  Februar  26  erklärten  die  Revaler  Raths- 
sendeboten,  dass  ihre  Stadt  nicht  im  Stande  sei,  den  Streit  allein 
zu  entscheiden.  Daraufhin  erboten  sich  die  Dörptschen  Sende- 
boten von  Neuem,  ihn  durch  den  nächsten  Hansetag  schlichten 
zu  lassen.  Erich  und  Ivar  Axelsson  wurden  nun  von  den  auf 
dem  Städtetage  versammelten  Sendeboten  ersucht,  Vrorips  Zu- 
stimmung dazu  zu  erlangen  und  Dorpat  fernerhin  nicht  zu  be- 
nachtheiligen.  An  Wisby  erging  ein  gleiches  Schreiben  mit  dem 
Zusatz,  dass  es  wegen  seiner  Zugehörigkeit  zur  Hanse  und  weil 
Yrorip  sein  Rathsmitglied  sei  ihn  zur  Einwilligung  veranlassen 
möge*).  Ein  Jahr  später,  auf  dem  Städtetag  zu  Pernau  von 
1470  Februar  18,  kam  die  Sache  wiederum  zur  Verhandlung,  und 
es  ergingen  von  den  Rathssendeboten  neue  Schreiben  an  Ivar 
Axelsson  und  einen  anderen  seiner  Brüder,  Lorenz,  Hauptmano 
auf  Raseborg  in  Finnland,  wie  an  Wisby,  in  denen  mit  Berufung 
auf  die  früheren  mitgetheilt  wurde,  dass  Dorpat  den  auf  Mai  31 
nach  Lübeck  ausgeschriebenen  Hansetag  besenden  wolle,  um  da- 
selbst Yrorip  oder  seinem  Bevollmächtigten  zu  Recht  zu  stehen 
oder  die  Sache  gütlich  beizulegen,  und  die  Adressaten  angegangen 
wurden,  Yrorip  oder  seinen  Vertreter  zur  Besendung  zu  veran- 
lassen, damit  der  Streit  endlich  beigelegt  werde').  Auf  dem 
Hansetage  erschien  als  Gesandter  Dorpats  der  Rathmann  Johann 
Ossenbrinck  und  veranlasste,  da  Yronp  weder  selbst  erschienen 
war  noch  einen  Bevollmächtigten  gesandt  hatte,  die  Rathssende- 
boten zu  einem  Schreiben  an  den  Kath  von  Wisby  mit  dem  Ver- 
langen, das  Erscheinen  seines  Mitgliedes  zu  einem  neuen  Hanse- 
tage  auf  August  24  desselben  Jahres  zu  bewirken.  Und  auf 
diesem  Tage  war  wenigstens  ein  Bevollmächtigter  Yrorips  an- 
wesend. Da  sich  mit  ihm  ein  gütlicher  Yergleich  nicht  erzielen 
liess,  so  erklärte  Ossenbrinck,  dass  der  Rath  von  Dorpat  Yrorip 
vor  den  Sendeboten  zu  Recht  stehen  wolle*).    Damit  schliessen 


1)  Schon  im  Augast  1464  hatte  er  Schweden  wieder  in  Besitz  genom- 
men, aber  bereits  im  Jan.  1465  wurde  er  abermals  vertrieben.  November 
1467  bestieg  er  zam  dritten  Mal  den  Thron,  am  ihn  jetzt  bis  an  seinen 
Tod,  der  am  15.  Mai  1470  erfolgte,  za  behaupten. 

«)  V.  d.  Kopp  6  nn.  144  §  9  a.  10,  150. 

8)  L.  c.  nn.  278  §  9  a.  10,  280. 

*)  L.  0.  n.  356  §  122,  vgl.  n.  880  S,  291. 


169 

die  Akten  auch  in  der  Sache  Yrorips  g^en  Dorpat,  nachdem 
äe  Tor  16  Jahren  ihren  Anfang  genommen.  Wie  das  ürtheil 
gdantet  hat,  erfahren  wir  nicht,  es  dürfte  aber  kaum  zweifelhaft 
Bein,  dass  es  zu  Onnsten  Dorpats  angefallen  ist,  das  hier  wie 
in  dem  Streit  mit  den  Stamem  doch  offenbar  das  Recht  auf 
seiner  Seite  hatte. 


M5.  Jakres-VenuiBliing  am  5.  Deeember  1901 


Vor  Eintritt  in  die  Tagesordnung  gedachte  der  Präsident, 
H.  ?.  Bruiningk,  des  Verlustes,  den  die  Gesellschaft  durch  den 
«m  30.  NoTember  d.  J.  zu  Pleppen  in  Kurland  erfolgten  Tod  des 
ordenüichen  Mitgliedes,  dim.  Obersten  Friedrich  y.  Löwis  of 
Menar,  erlitten.  Die  Anwesenden  ehrten  das  Andenken  des 
Verstorbenen  durch  Erheben  von  den  Sitzen. 

Der  Vorsitzende  brachte  zur  Eenntniss,  dass  die  Direktorial- 
Tenammlnng  anlässlich  eines  Antrages  des  Herrn  Dr.  Wilh. 
Naumann  beschlossen  habe,  behufs  Abformung  von  kunsthi- 
^riaeh  interessanten  Gegenständen  in  den  Ostseeprovinzen  für 
unser  Dommuseum,  einen  Kredit  von  zunächst  300  Rbl.  zu  ge- 
v&en,  und  fernerhin  die  Gesellschaftsschriften,  namentlich,  die 
Jahreshefte  der  „Sitzungsberichte **,  nach  Möglichkeit  durch  Licht- 
<inicktafehi  dieser  und  sonstiger  bemerkenswerther  Objekte  aus 
<lem  eigenen  Besitz  der  Gesellschaft,  nebst  kurzen  Beschreibun- 
P^  ZQ  bereichern.  Sollte  die  Erfahrung  lehreu,  dass  eine  Er- 
veitemng  dieses  kunstgeschichtlichen  Theiles  der  Gesellschafts- 
^clffifien  sich  als  zeitgemäss  und  durchführbar  erweise,  so  werde 
^  die  ursprünglich  beantragte  Herausgabe  gesonderter  Hefte 
^ter  der  Bezeichnung  „Mittheilungen  aus  dem  Bigaschen 
Oommuseum''  zurückgekommen  werden.  Derselbe  brachte  zur 
Senntniss,  dass  der  GeseUschafts-Kasse  durch  Vermittelung  des 
Herrn  Oberlehrers  Fr.  y.  Keussler  in  St.  Petersburg  als  üeber- 
Khofls  aus  einer  von  ehemaligen  Studirenden  der  Landesuniver- 
^t  reranstalteten  Festlichkeit  in  dankenswerther  Weise  18  Bbl. 
^Qgewandt  worden  sind. 


170  __ 

Es  wurde  der  Versammlung  ferner  zur  Kenntniss  gebracht, 
dass  die  übrigen  geschichtsforscbenden  Gesellschaften  die  behufs 
Portsetzung  der  „Livländischen  Geschichtsliteratur**  auf  sie  re- 
partirten  Jahresbeiträge  bereitwilligst  zugesichert  haben,  so  dass 
dieses  Unternehmen  nunmehr  gesichert  ist  und  die  Arbeit  dem 
Herrn  Mag.  bist.  Arnold  Feuer  eisen  übertragen  werden  konnte. 

Von  Professor  R,  Hausmann  war  in  Erwiderung  auf  ein 
ihm  zu  seinem  60.  Geburtstage  zugesandtes,  seine  hohen  Verdienste 
um  die  vaterländische  Geschichtsforschung  anerkennendes  Glück- 
wunschschreiben eine  Danksagung  eingelaufen. 

Vor  Beginn  der  statutenmässigen  Neuwahlen  erklärte  der 
Präsident  H.  v.  Bruiningk,  dass  er  nach  zwölQähriger  Amts- 
führung eine  etwaige  Wiederwahl  anzunehmen  sich  zu  seinem 
Bedauern  ausser  Stande  sehe,  er  aber  von  der  Absicht,  sich  den 
Arbeiten  für  die  Gesellschaft  entziehen  zu  wollen,  weit  entfernt 
sei,  vielmehr  seine  Dienste  nach  wie  vor  gerne  zur  Verfügung 
stelle,  nur  nicht  in  dem  von  ihm  bisher  bekleideten  Amte.  Um 
jedoch  eine  von  ihm  unternommene,  für  die  Gesellschaftsschriften 
bestimmte  grössere  Arbeit  zum  Abschluss  bringen  zu  können, 
müsse  er  bitten,  von  laufenden  Arbeiten  etwa  während  der  Dauer 
eines  halben  Jahres  überhaupt  dispensirt  zu  werden. 

Hierauf  bat  der  Direktor  der  Gesellschaft,  Herr  Inspektor 
C.  Mettig,  ums  Wort.  In  längerer  Rede  feierte  er  die  12  Jahre 
der  Präsidentschaft  und  die  Verdienste  Bruiningks  um  die  För- 
derung der  baltischen  Geschichte  und  der  anderen  Interessen  der 
Gesellschaft  für  Geschichte  und  Alterthumskunde.  Indem  Redner 
die  Einzelpublikationen  der  Gesellschaft  und  die  wissenschaftlichen 
Unternehmungen  und  Anregungen  während  der  Bruiningkschen 
Präsidentschaft  vorführte,  kennzeichnete  er  den  erfreulichen  Auf- 
schwung der  Thätigkeit  im  Schosse  der  Gesellschaft  und  be- 
leuchtete dabei  die  glückliche  Initiative  und  die  werthvoUe  und 
fördernde  Theilnahme  Bruiningks  an  zahlreichen  Arbeiten  zu 
Nutz  und  Fronunen  unserer  Heimathskunde  und  unseres  Heimath- 
landes. Die  warme  und  innig  empfundene  Danksagung  für  die 
ausserordentlichen  Verdienste  um  die  Gesellschaft  schloss  Redner 


171 

mit  der  Yerküiidlgang  der  von  der  Gesellschaft  einstimmig  be- 
sdilodsenen  Ernennung  Baron  Bruiningks  zum  Ehrenmitgliede 
der  Gesellschaft  für  Geschichte  und  Alterthumskunde  der  Ostsee- 
proyinzen  Busslands. 

In  seiner  Danksagung  für  diesen  Ausdruck  der  Anerkennung 
gedachte  H.  v.  Bruiningk  der  ihm  stets  in  bereitwilligster  Weise 
zu  Theil  gewordenen  Unterstützung.  Unvergessen  und  unvergess- 
lich  seien  ganz  besonders  die  hervorragenden  Verdienste  von 
Dr.  Anton  Buchholtz,  mit  dem  er,  Redner,  im  Laufe  seiner 
Präsidentschaft  zusammen  zu  arbeiten  das  Glück  gehabt  habe. 

Zum  Präsidenten  der  Gesellschaft  wurde  Herr  Oberlehrer 
Staatsrath  Bernhard  Hollander  erwählt.  Der  neugewählte 
Präsident  wandte  sich  mit  einigen  Worten  an  die  Versammlung,  in 
denen  er  seinen  Dank  für  das  ihm  geschenkte  Vertrauen  aussprach. 

Zu  Direktoren  für  das  kommende  Vereinsjahr  wurden  die 
bisherigen  Direktoren  wiedergewählt,  und  zwar  die  Herren:  Leoni  d 
Arbnsow,  Professor  Dr.  Richard  Hausmann,  Aeltester 
Robert  Jaksch,  Inspektor  Co nstant in  Mettig,  Alexander 
Freiherr  v.  Rahden,  Stadtarchivar  Dr.  Philipp  Schwartz 
und  Gnstay  v.  Sengbusch.  An  Stelle  des  durch  die  Wahl 
nun  Präsidenten  ausscheidenden  Oberlehrers  B.  Hollander 
wurde  der  bisherige  Präsident  Hermann  Baron  Bruiningk 
zum  Direktor  gewählt. 

Zorn  Schatzmeister  wurde  Herr  Franz  Redlich  nach 
Ablauf  seines  Trienniums  wiedergewählt. 

Zu  ordentlichen  Mitgliedern  wurden  aufgenommen: 
Pastor  Hermann  Grüner  zu  Salgaln,  Pastor  Johannes  Bielen- 
ßtein  zu  Alt-  und  Neu-Rahden,  Pastor  Woldemar  Peitan  zu 
Würzau,  Pastor  Leonhard  Seesemann  zu  Eursiten,  Pastor 
Paul  Heintz  zu  Dalbingen,  Pastor  Karl  Krüger  zu  Sessau, 
Hermann  v.  Roepenack,  Erbbesitzer  von  Stalgen,  Pastor 
Hermann  Bergengrün,  Kaufmann  Eugen  Irschick  und 
Buchdruckereibesitzer  Alexander  Schnakenburg  in  Riga. 

Der  Schatzmeister  verlas  den  nachstehenden  Kassabericht 
ßr  das  verflossene  Gesellschaftsjahr. 


172 

Einnahmen:  „^,     ^     , 

Rbl.     Kop.*) 

Vortrag  vom  6.  December  1901  in  Dokumenten  und 

in  baarem  Qelde 13,282.  88 

Dazu  kamen  im  Jahre  1901/1902: 

An  Mitgliedsbeiträgen 3,083.  — 

„    Zinsen  der  Werthpapiere 576.  80 

„    Eintrittsgeldern  ins  Museum  und  Erlös  aus  ver- 
kauften Katalogen,  Publikationen  u.  Dubletten         616.  63 

„    Subventionen  und  Geschenken 1,528.  — 

„    Coursgewinn  beim  Ankauf  von  Werthpapieren  .  15.  50 

Die  Mitgliedsgeldablösung  des  Herrn  Dr.  phil.  Max 

V.  Wulf-Taiwola 100.  — 

Zusammen     19,202.  81 

Ausiraben:  „,,     ^ 

^  BbL     Kop. 

Für  Neuanschaffungen,   Miethe   und  sonstige  Aus- 
gaben für  Bibliothek  und  Museum      ....  1,515.  26 
„   Druck  und  Versendung  der  Vereinsschriften  .  536.  08 

„   Ausgrabungen 19.  04 

„   Gehalte  und  Inkassospesen 840.  73 

„   die  Vertretung  der  Gesellschaft  auf  dem  XII. 

archäol.  Kongress  in  Charkow  an  Diäten    .    .  218.  60 

„   Verschiedenes 231.  99 

3,361.  70 

Uebertrag  zum  6.  December  1902: 

RbL     Kop. 

I.  Hauptkasse.    .    .    .    4,728.  11 
Kapital  der  Stiftung 
des  weil.  Beichraths- 
mitgliedes   Georg   v. 
Brevem  (f  1892).    .    1,500.  — 

Transport.    .    .    6,228.  11  3,361.  70 

*)  Die  YertheiluDg  dieser  Samme  auf  die  einzelnen  Kassen  ist  zu 
ersehen  ans  der  Znsammenstellang  anf  S.  96  and  97  der  „SitBongsbericbtc 
ans  dem  Jahre  1901*. 


173 

Bbl     Kop.  Bbl.     Kop.  Bbl.      Kop. 

Transport    6,228.  11  3,361.  70 


Kapital  der  Stiftung 
des  weil.livländischen 
Landraths  Georg  Phi- 
Kpp  V.  Stryk  (f  1893).  600.  — 
Kapital  der  abge- 
lösten Mitgliedsbeitr.       600.  — 

II.  Kapital  zur  Anstel- 
lung eines  Kustos  für 
das  Museum  .  .  .  3,774.  60 
Kapital  der  Stiftung 
des  weil.  Karl  Bern- 
hard V.  Wulf  zu  Len- 
newaden  (f  1898)  .  1,000.  — 
Kapital  der  Stiftung 
der  Erben  des  weil. 
Oskar   y.   Sengbusch 

(t  1901) 2,100.  — 

Kapital  der  Stiftung 
des  Wirkl.  Geheim- 
raths  Oberhofmeisters 
d.  Kaiserl.  Hofes  Se- 
nateurs Emanuel  Graf 
Sievers 500.  — 


7,328.  11 


in.  Kapital    der    Kulturhistorischen 

Aasstellung  .    .    , 189.  35 

lY.  Kapital  der  Prämie  der  Stadt  Riga         949.  15 


7,374.  50 

-    15,841.  11 


Zusammen  19,202.  81 
Der  Einnahmeposten  von  1528  Bbl.  an  Subventionen  und 
Gesellenken  setzt  sich  zusammen  aus  folgenden  Einzelzuwendun- 
gen: 1)  von  der  livländischen  Ritterschaft  als  Jahres- 
Sübvention  1000  Rbl.;  2)  von  dem  Oberhofmeister  des  AUer- 
bOchsten  Hofes,  Wirkl.  Geheimrath,  Senateur  Emanuel  Graf 
Sievers  auf  Schloss  Wenden  500  Rbl.;  3)  von  Frau  F.  v.  Wahl 


174 

zur  Erinnerung  an  weiL  Reinh.  v.  Wahl-Lustefer  als  Beitrag  pro 
1902  6  Rbl.;  4)  von  Frau  v.  Ulrichen,  geb.  Wilpert,  zur 
Erinnerung  an  weil.  Heinrich  v.  Ulrichen  als  Beitrag  pro  1902 
4  Rbl.;  5)  durch  Herrn  P.  v.  Ken  ssler  als  Ueberschuss  des 
St.  Petersburgers  Balten -Abends  vom  8.  Mai  1902  18  Rbl.,  zu- 
sammen 1528  Rbl. 

Zur  Förderung  der  Arbeiten  am  schwedischen  Archiv  kam 
auch  für  das  abgelaufene  Jahr  ein  weiterer  Beitrag  von  1000  Rbl. 
seitens  der  li  vländischen  Ritterschaft  direkt  zur  Auszahlung. 

Die  Emanuel  Graf  Sievers-Stiftung  sowie  der  bereits  im 
vorigen  Jahr  durch  Herrn  Rechtsanwalt  A.  Volck  eingegangene 
Beitrag  wurden  als  unantastbares  Kapital  der  Kustos -Kasse 
zugeführt,  zusammen  1500  Rbl. 

Für  die  Restaurationsarbeiten    auf  Martinsholm    wurden 

.  noch  12  Rbl.  verausgabt.    Der  Rest  der  für  diese  Arbeiten  von 

der  Stadt  Riga  angewiesenen  Summe  beträgt  demnach  113  Rbl. 

76   Kop.     Die   in   Angriff  genonmienen  gärtnerischen   Anlagen 

sollen  im  nächsten  Frühjahr  vollendet  werden. 

Aus  der  Schenkung  der  Stadt  Riga  zur  Herausgabe  der 
Buchholtz-Materialien  konnten  inzwischen  die  Druck-  und 
Vertriebskosten  für  den  ersten  Band  bestritten  werden.  Die  Ge- 
sellschaft hat  keine  Mühe  gescheut,  das  Unternehmen  auch  ihrer- 
seits nach  Kräften  sicherzustellen.  Eine  von  ihr  unter  den 
Mitgliedern  eröffnete  Subskription  hatte  einen  recht  erfreulichen 
Erfolg.  Immerhin  muss  noch  eine  namhafte  Anzahl  von  Exem- 
plaren des  Werkes  durch  den  Buchhandel  auch  an  ein  grösseres 
Publikum  abgesetzt  werden,  wenn  es  in  dem  geplanten  Umfang 
ohne  Deficit  zum  Abschluss  kommen  soll.  Die  dafür  z.  Z.  zur 
Verfugung  stehenden  Mittel  betragen  einschliesslich  der  bereits 
für  den  ersten  Band  eingegangenen  Zahlungen  1173  Rbl.  94  Kop. 

Für  die  in  der  Versammlung  vom  5.  December  1901  beschlos- 
sene Gedächtnissmedaille  auf  Dr.  Anton  Buchholtz  wui-den 
von  112  Subskribenten  1981  Rbl.  98  Kop.  gezeichnet.  Das  Geld 
ist  zinstragend  angelegt  worden  und  wird  bis  zur  Auszahlung 
die  Sunune  von  2000  Rbl.  sicher  überstiegen  haben.    Far  vor^ 


175 

aufibestellte  Medaillen,  die  sich  in  Bronzeausfuhrung  auf  je  4  Rbl. 
50  Eop.  stellen  sollen,  wurden  eingezahlt  195  Rbl.  50  Kop. 

Das  Kapital  zur  Herausgabe  des  Liv-,  Est-  und  Eurlän- 
dischen  Urkundenbuches,  welches  von  der  Gesellschaft  ver- 
waltet wird,  beträgt  11,955  Rbl.  31  Kop. 

Die  Herren  Kassa-Revidenten,  Aeltester  Robert  Jaksch 
und  C.  G.  V.  Sengbusch,  geben  zu  Protokoll,  dass  sie  die  Re- 
vision der  Kasse  vollzogen  und  alles  in  bester  Ordnung  vorge- 
funden hätten. 

Zu  Kassa-Revidenten  für  das  nächste  Jahr  wurden  dieselben 
Herren  per  Acclamation  wiedergewählt. 

Der  Bibliothekar  erstattete  folgenden  Jahresbericht:  üeber 
die  Bibliothek  im  verflossenen  Jahre  1902  ist  vor  allem  zu  be- 
richten,  dass  aus  dem  Dublettenbestande  und  auf  anderem  Wege 
für  die  Handbibliothek  des  Vatikanischen  Archivs,  das 
jt  auch  für  unsere  Geschichte  von  grösster  Bedeutung  ist,  eine 
Auswahl  der  wichtigsten  Werke  zur  livländischen  Geschichte  von 
Herrn  N.  Busch  zusammengestellt  wurde.  Diese  Sendung  ist  in 
Rom  mit  Dank  entgegengenommen  worden.  Ferner  hat  unsere 
Bibliothek  einen  ganz  bedeutenden  Zuwachs  durch  die  Schenkung 
eines  Theiles  der  Bibliothek  des  verstorbenen  Dr.  Anton  Buch- 
holtz  erfahren.  Namentlich  ist  diese  Sammlung  reich  an  numis- 
matischen, z.  Th.  sehr  kostbaren  Werken.  Im  verflossenen  Jahre 
hat  die  Bibliothek  eine  beträchtliche  Ausgabe  gehabt  für  Buch- 
binderarbeiten, die  namentlich  den  werth vollen  Buchhol tzschen 
Bachern  zu  Gute  kamen.  Der  Posten  hierfür  beträgt  200  Rbl., 
ist  aber  zu  einem  grossen  Theile  durch  den  Verkauf  von  Dubletten 
gedeckt  worden,  durch  welche  die  Bibliothek  eine  Einnahme  von 
120  RbL  erzielte.  Im  übrigen  ist  zu  bemerken,  dass  auch  in  diesem 
Jahre  die  laufenden  Arbeiten  der  Bibliothek  in  der  üblichen 
Weise  erledigt  wurden,  worunter  namentlich  auch  die  Ordnung 
der  aus  dem  Buchholtzschen  Nachlass  stammenden  grossen  Samm- 
littg  von  Ansichten  und  Plänen  zu  erwähnen  ist,  die,  wie  alle 
Arbeiten,  von  Herrn  Bibliothekar  N.  Busch  mit  unermüdlicher 
Sorgfalt  ausgeführt  worden  ist. 


176 

Der  stellvertretende  Museumsinspektor  legte  der  Ver- 
sammlung seinen  Rechenschaftsbericht  vor,  nach  welchem  die  im 
Laufe  des  verflossenen  Gesellschaftsjahres  tur  das  Museum  aus- 
schliesslich durch  Geschenke  eingegangenen  Gegenstände  sich  in 
folgender  Weise  gruppiren  lassen: 

1)  Altsachen 100 

2)  Waflfen 32 

3)  Keramische  Erzeugnisse 27 

4)  Oelbilder,  Miniaturen 15 

5)  Photographieen 6 

6)  Schmucksachen,  Ringe,  Perlen  etc 82 

7)  Glassachen 9 

8)  Wand*  und  Taschenuhren 5 

9)  Dosen 6 

10)  Pfeifenköpfe  aus  Holz,  Meerschaum,  Porzellan     .     .        7 

11)  (Gegenstände  aus  Perlmutter,  Elfenbein,  Schildpatt  .      10 

12)  „  „    Eisen,  Messing 23 

13)  „•  „    Zinn 4 

14)  „  „    Silber 8 

16)  „  „    Leder 4 

16)  Optische  Instrumente 4 

17)  Orientalische  Gegenstände 14 

18)  Fächer 2 

19)  Mumie 1 

20)  Diversa  (Kostumstücke,  Trommel,  Kartenspiele,  Geld- 
wage, Marmorvase  etc.) 21 

380 

Der  Besuch  des  Museums  durch  Nichtmitglieder  (Mitglieder 
haben  freien  Zutritt)  belief  sich  vom  1.  December  1901  —  1.  De- 
cember  1902  auf  2214  Personen,  hat  sich  somit  erfreulicher  Weise 
gehoben,  selbst  g^en  das  vorige  Jahr,  in  dem,  veranlasst  durch 
die  Jubiläumsausstellung,  ein  regerer  Besuch  stattfand. 


177 


ÜB  vurden  verkaoft: 

^ 

1177  Eintrittskarten 

zn  20  Eop. 

für  235  Rbl. 

40  Eop. 

396 

1»  30     „ 

99 

118    „ 

80    „ 

638 

„   10    „ 

» 

63    „ 

80    „ 

3 

i>   16    » 

91 

""■       » 

45    „ 

2214 

144  Pfihrer 

„  20    „ 

)f 

67    „ 

60    „ 

476  Rbl.  06  Eop. 

Im  Jahre  1900  wurde  das  Museum  von  1366  Personen  be- 
BQcht,  1901  von  2050  Personen.  Der  grössere  Besuch  in  diesem 
Jahre  ist  wohl  nur  den  von  Herrn  N.  Busch  veranstalteten 
Speeialausstellungen  zu  verdanken,  sowie  mehreren  von  ihm  ver- 
fasBten  Zeitungsartikeln,  in  denen  er  das  Publikum  auf  die  Schätze 
unseres  Museums  au&nerksam  machte. 

Der  Munzkonservator  berichtete,  dass  im  verflossenen 
Gesellschaftsjahre  der  Münz-  und  Medaillensammlung  2542 
Objekte  von  35  Personen  und  Institutionen  dargebracht  wor- 
den sind. 

Der  Bibliothekar  verlas  sodann  den  Accessionsbericht  f&r 

den  verflossenen    Monat.    An  (beschenken    waren    dargebracht 

worden:  1)  von  der  Buchhandlung  von  Jonck  &  Poliewsky: 

Banemhandel,  Bigasche    Erzählung    von  A.  Badendiek.    Riga 

1902;   2)  von  Herrn  B.  v.  Schrenck:  Rigas  Einkommensteuer. 

S.-A.  aus  der  „Duna-Zeitung*';    8)   von  Herrn  Abbö  Martin 

in  Lyon:  Katalog  der  Ausstellung  von  Marianischen  Kunst-  und 

Kultusgegenständen  in  Freiburg  i./B.  Februar  1902;    4)  durch 

Herrn  P.  Falck  aus  dem  Nachlass  von  Frau  Sprohrt:  Aphorismen 

und  abgerissene  Oedanken  über  verschiedene  Oegenstände  des 

Lebens.    Mitau  1807;    5)   von  Herr  K.  v.  Löwis  of  Menar 

sein  Aufsatz:  Die  älteste  Ordensburg  in  Livland;  6)  von  Herrn 

Dr.  JL  V.   Bulmerincq   sein  Buch:    Zwei  Kämmerei -Register 

der  Stadt   Riga.    Leipzig    1902;    7)  von   Herrn   Dr.  med.  R. 

Weinberg  in  Jurjew  sein  Buch:  Grania  Livonica.    Untersuchung 

m  prähistorischen  Anthropologie  des  Balticum.     Jurjew  1902; 

12 


178 

8)  von  Herrn  Dr,  W.  Nenmann  sein  Werk:  Baltische  Maler  und 
Bildhauer  des  19.  Jahrhunderts.  Riga  1902;  9)  von  Herrn  N.  v. 
Roth  in  Werro:  eine  Karte  von  Russland  aus  dem  Jahre  1640; 
10)  von  Herrn  Maler  Siegmund  eine  Mappe  mit  11  Photographieen 
nach  seinen  Bildern;  11)  von  Herrn  Erich  Busch:  eine  Anzahl 
Oelegenheitsdrucke;  12)  von  Herrn  stud.  Riemer:  Aquarell- 
bilder  des  Dr.  Ed.  Albanus;  13)  von  Herrn  E.  H.:  eine  Anzahl 
älterer  Kalender  und  Katechismen;  14)  von  Frau  Gathinka 
Wenditz:  eine  Anzahl  älterer  Rigascher  Zeitungen  und  alter 
Werke;  15)  von  der  Graphischen  Anstalt  von  S che f fers  in  Riga: 
8  photographische  Ansichten  von  Riga;  16)  von  Herrn  Oberlehrer 
Oskar  Stavenhagen  in  Mitau  seine  Arbeit:  Livland  und 
die  Schlacht  bei  Tannenberg.  S.-A.  aus  der  „Baltischen 
Monatsschrift^. 

Für  das  Museum  waren  an  Geschenken  dargebracht  worden: 
1)  von  Herrn  v.  Helmersen  zu  Sawensee:  der  Inhalt  mehrerer 
Gräberfunde  (Armspangen,  Lanzenspitzen  etc.);  1)  von  Herrn 
CG.  V.  Sengbuscb:  ein  blauer  Thonkrug  mit  Zinn- Deckel  und 
ein  silbernes  Salzfass;  3)  von  Herrn  E.  Gramann,  Kirchenvor- 
steher in  Smilten:  der  Inhalt  eines  Gräberfundes  beim  Leyes 
Dalme- Gesinde;  4)  von  Herrn  C.  Frey:  eine  Tabaksdose;  5) 
aus  dem  Nachlass  von  Frl.  A.  Caviezel,  durch  Herrn  G.  Werner: 
als  Leihgabe  eine  Glas -Flöte  mit  Silberbeschlag, 

Herr  Leonid  Arbusow  hielt  einen  Vortrag  über  die  Visi- 
tationen im  Deutschen  Orden  in  Livland  (s.  unten). 

Herr  K.  v.  Löwis  of  Menar  referirte  an  der  Hand  von 
Aufnahmen,  die  er  im  Juli  dieses  Jahres  gemacht  hatte,  über  den 
heidnischen  Burgberg  und  die  Ordensvogtei  Kandau  in 
Kurland  (s.  unten). 

Herr  Inspektor  C.  Mettig  hielt  einen  Vortrag  über  die 
Fahnen  der  Aemter  und  Gesellenschaften  in  Riga 
(s.  unten). 


179 


Die  Visitationen  im  Dentsohen  Orden  in  Livland. 

Von  L.  ArbuBOW. 


Visitiert  wurden  die  Konvente  des  Deutschen  Ordens  von 
ihren  nächsten  Vorgesetzten,  d.  h.  den  Landmeistern.  Aus  früher 
Zeit  und  in  Bezuff  auf  Livland  sind  die  Nachrichten  darüber 
spärlich;  wir  erfahren  gelegentlich,  dass  es  alljährlich  einmal 
geschah.  Ein  weiteres  Mittel,  das  eine  Handhabe  zur  Kontrole 
bot,  waren  die  zweimal  im  Jahr  abgehaltenen  Kapitel,  auf  denen 
die  Gebietiger  ihre  Rechenschaft  abzulegen  hatten  (vgl.  livl.  ÜB. 
2  n.  803.  806). 

Aber  auch  die  Gentralstelle  des  Ordens  übte  ein  derartiges 
Oberanfsichtsrecht  aus.  Es  handelte  sich  dabei  um  Beobachtung 
and  Einhaltung  der  mannigfachen  Regeln  und  Gebräuche,  um 
Prüfung  vorgebrachter  Beschwerden,  Abstellung  etwaiger  sich 
zeigender  Misstände.  In  den  Statuten  sind  diese  V  isitationen  vor- 
gesehen ^).  Die  Gentralstelle  war  im  13.  Jahrh.  im  Morgenlande, 
in  Accon.  Als  der  Orden  sich  nun  weithin  über  das  Abend- 
land ausbreitete,  Preussen  zu  unterwerfen  begann,  in  Livland  das 
Erbe  der  „Schwertbrüder"  antrat,  musste  eine  von  Accon  ihren 
Ausgang  nehmende  Oberverwaltung  sich  bald  als  Unmöglichkeit 
herausstellen.  Das  Institut  der  Stellvertretung  hat  sich  denn 
auch  sehr  bald  ausgebildet. 

Es  gab  Vizehocnmeister,  d.  h.  Personen,  die  für  längere  oder 
kürzere  Zeit,  oft  nur  in  ganz  bestimmten,  eng  begrenzten  Fällen, 
den  Hochmeister  vertraten*).  So  weilte  der  Deutschmeister  Eber- 
hard von  Seyn  fast  zwei  Jahre  lang  (1252 — 54)  in  der  Stellung 
eines  solchen  Vertreters  in  Livland^).  Uebrigens  nahmen  die 
Hochmeister  in  der  zweiten  Hälfte  des  13.  Jahrh.  ihren  Auf- 
enthalt immer  häufiger  im  Abendlande.  Ja,  die  einzige  Nach- 
richt, die  wir  über  den  Besuch  Livlands  durch  einen  Hochmeister 
haben,  stammt  aus  dieser  Zeit.  Im  J.  1255  ist  Poppo  von 
Ostemach  in  Livland  gewesen;  er  urkundet  bei  seiner  Rückkehr 
in  Memel^),  das  damals  übrigens  zu  Livland  gehörte. 


1)  Ygl.  Ferlbach,  Halle  1890,  G.  II  b  (dentsche  Red.),  Qw.  18  (d.  R.), 
G.  a.  m.  f  6.  IV  14,  G.  G  3;  über  die  Art  zn  eitleren  ebd.  S.  224. 

*)  Dragendorff  hat  die  Bedeutung  der  Vizehochmeister  znerst  erkannt 
imd  cnar^rteriBiert    Vgl.  seine  Diss.  Die  Beamten  des  D.  0.,  Berlin  1894. 

S)  ÜB.  n.  236.  265,  6  Regg.  S.  15  n.  301a. 

*)  Voigt,  Gesch.  Prenssens  3  S.  102  Anm.;  Bange,  Regg.  bis  1300  n. 
787.  Ob  er  die  Dona  äberschritten  hat?  Im  15.  Jahrh.  galt  es  als  Tradition 
des  Ordens,  dass  ein  Hochmeister  nie  nach  Livland  gekommen  sei.  Vgl. 
SUveiüuigen,  Mitth.  a.  d.  livl.  Gesch.  17  S.  79. 

12* 


180 

Aber  auch  eine  r^elrechte  Sendung  zwecks  einer  Visitatioiiy 
bestehend  aus  einem  Bitter-  und  einem  Priesterbruder,  hat  Dragen- 
dorff  fürs  J.  1287  wahrscheinlich  gemacht^). 

Als  der  Hochmeister  nach  dem  Verluste  Accons  (1291  Mai 
18)*),  und  nachdem  zeitweilig  Venedig  sein  Sitz  gewesen  war,  seit 
dem  Septbr.  1309  auf  der  Marienburg  in  Preussen  residierte,  werden 
die  Visitationen  Livlands  und  Deutschlands  von  hier  aus  unter- 
nommen. Aus  den  Quellen  lassen  sich  für  Livland  folgende 
Visitationen  erkennen:  Im  Juli  1322  verzichtete  die  Abordnung 
aus  Preussen  auf  die  beabsichtigte  Visitierung  mit  Rücksicht  auf 
die  hochgradige  Erregung  der  Oemüther;  der  Meister  und  andere 
wichtige  Gebietiger  hatten  damals  resigniert  (ÜB.  2  n.  657  Sp.  97). 

1334  Oktbr.  9  fand  zu  Riga,  als  Abschluss  der  stattgehabten 
Visitation,  wie  das  auch  sonst  überliefert  ist,  ein  Kapitel  statt, 
an  dem  die  Visitierer,  der  oberste  Marschall  Dietrich  von  Alten- 
burg und  der  Priesterbruder  Günther  theilnahmen  (Perlbach, 
Statuten  A.  IQ,  S.  162;  we^en  des  Kapitels  der  kurländischen 
Kirche  vgl.  ÜB.  2  n.  766,  viell.  von  1337  Juni  zu  datieren;  die 
Visitatore  waren  Härtung  [von  Sonneborn],  Trapier,  und  Johanes, 
Dekan  von  Pomesanien). 

1340  im  Frühjahr  sandte  der  HM.  Dietrich  von  Altenburg 
Visitierer  nach  Livland;  sie  überbrachten  dem  Ordensmeister 
Burchard  von  Dreileben  die  Gitation  zum  Kapitel  in  Preussen; 
hier  legte  er  vor  dem  24.  Juni  sein  Amt  nieder  (Benner  S.  80, 
nach  Hoeneke;  vgl.  Voigt,  Gesch.  Pr.  4  S.  572). 

Eine  im  J.  1360,  vielleicht  im  Sommer,  stattgehabte  Visitation 
ist  blos  durch  die  Bigischen  Kämmereirechnungen  bekannt  (vgl. 
Jahrb.  f.  Genealogie  1901  S.  83  unter  Papendorpe). 

1395  wurde  ausser  den  Ordensgebieten  auch  das  Bigische 
Domkapitel  von  Preussen  aus  visitiert  (ÜB.  6  n.  2707 :  das  Big. 
Kapitel  behauptet,  die  Aeusserung  ist  vermutihlich  1422  gefallen, 
vor  27  Jahren  durch  den  Orden  visitiert  zu  sein). 

1404  waren  der  Komtur  von  Schönsee  und  der  Priesterbmder 
Johann  Steyn  als  Visitierer  in  Livland  (Joachim,  Das  Marienburger 
Tresslerbuch  S.  306)»). 

Im  J.  1418  hat  eine  Visitation  in  Deutschland  und  Liv- 
land stattgefunden,  die  ich  nur  durch  ÜB.  5  n.  2545  („vor  drei 
Jahren^')  belegen  kann^).    Der  im  Mai  dieses  Jahres  m  Livland 

1)  a.  a.  0.  S.  22  ff.  nach  der  Liyi.  Beimchr.;  Br.  Ynlmar  von  Bern- 
hasen  wird  1257  in  Königsberg  als  Zeage  genannt  (Perlbacb,  Preoaa. 
Begg.  n.  543). 

s)  Röhricht,  Forsch,  zar  deotschen  Gesch.  20  (1879). 

S)  Für  Deutschland  lassen  sich  von  Preassen  ausgehende  Visitationen 
u.  a.  1398.  1404.  1409/10.  1418.  1421.  1434.  1451  erkennen;  sie  fielen  also 
nicht  immer  mit  solchen  in  Livland  zusammen.  Vgl  Tresslerbnch  S.  19. 
250.  322.  540.  584  f.  and  weiter  unten. 

^)  Ein  Zettel  in  Brotzes  Livonica  24  n.  53  bezieht  sich  anf  Bremen 
und  steht  mit  der  Visit,  dieses  J.  im  Zusammenhang. 


181 

weilende  Komtur  von  Danziff  (ebd.  n.  2228.  32)  ist  aber  wohl 
nicht  der  Visitierer,  dessen  Namen  wir  nicht  kennen. 

1421  währte  die  Revision  vom  Febmar  bis  in  den  April,  ein 
in  Wenden  am  13.  April  gehaltenes  Kapitel  bildete  den  Abschluss  ^). 
Anch  das  Biffische  Domkapitel  sollte  damals  visitiert  werden; 
anf  die  bewe^chen  Vorstellungen  des  Erzbischofs  Joh.  Ambnndii, 
er  selbst  visitiere  alljährlich  das  Kapitel,  u.  s.  w.,  nahm  die  De- 
legation davon  Abstand.  Der  Erzbischof  dankte  dem  Hochmeister 
brieflich  für  diese  ihm  erwiesene  Bücksicht.  Hinterher  gab  dann 
der  HM.  in  einem  Schreiben  an  den  OM.  seinem  Ingrimm  Aus- 
drack  und  suchte  an  der  Kurie  auszuwirken,  dass  derartige 
Exemtionen  für  die  Zukunft  unmöglich  gemacht  würden.  Oleich 
darauf  erfolgte  die  vom  Papste  sanktionierte  Bückwandlung  des 
Bigischen  Kapitels  in  ein  Augustinerstift,  und  auf  Jahrzehnte 
hinaus  hat  dann,  geringe  Schwankungen  abgerechnet,  das  Kapitel 
sich  der  Bevormundung  durch  den  Orden  entzogen.  Oelegentlich 
erfahren  wir  hier  auch'),  dass  sowohl  der  Meister  von  Livland 
als  auch  der  von  Deutschen  und  Wälschen  Landen  ihre  Oebiete 
alljährlich  einer  Inspektion  unterzogen. 

Zugleich  finden  wir  in  den  citierten  Stellen  Andeutungen,  dass 
allgemeine,  sich  über  das  ganze  Oebiet  des  Ordens  erstreckende 
Visitationen  alle  drei  Jahr  stattfinden  sollten.  Doch  ist  unsere 
Ueberlieferung  eine  zu  trümmerhafte,  um  deutlich  erkennen  zu 
lassen,  ob  das  in  praxi  —  wenn  auch  nur  in  einem  beschränkten 
Zeitraum  —  eingehalten  worden  ist.  Von  1418  bis  1421  sind 
freilich  drei  Jahre,  von  1334  bis  40  sind  es  sechs,  von  1395  bis 
1404  neun  Jahre,  ebenso  von  1442  bis  51,  also  Vielfache  von  drei. 

1434  fand  eine  Visitation  in  Preussen  und  in  Deutschen 
Landen  statt,  nicht  aber  in  Livland.  Dass  man  sich  an  der 
Centralstelle  aber  auch  auf  anderem  Wege  über  die  Oebiete  in 
Livland  zu  informieren  suchte,  zeigt  ein  Abschnitt  im  sogen. 
Ordenszinsbuch  vom  J.  1438^).  Hier  findet  sich  ein  vollstän- 
diges Verzeichnis  der  livländischen  Oebiete,  mit  Bemerkungen,  die 
leider  recht  dürftig  ausgefallen  sind. 

1)  ÜB.  5  D.  2528.  29  (wohl  an  den  HM.,  nicht  an  den  OM.).  31.  32. 
3a  45  (April),  n.  2524  ist  richtiger  von  April  26  (nicht  von  Jan.  16)  zu 
daueren;  aas  ergiebt  der  Znsammenhang. 

«)  VgL  Anm.  1. 

^  Abgedr.  Script,  renim  Pmss.  5  S.  144  ff.  Anm.  a,  vffl.  S.  147 
Anm.  1.  Ich  kenne  das  Stück  fStaatsA.  za  Königsberg  A.  138  p.  344) 
Dicht  ans  Antopsie;  es  wäre  nicnt  anwichtig  in  Erfahmnff  za  bringen,  ob 
es  in  einer  Origmalniederschrift  oder  in  einer  Abschrift  vorliegt.  Das  Feh- 
len der  VogtS  Jerwen. führt  anf  das  Jahr  1439  (vgl  ÜB.  9  n.  506.  508. 
672  §  6).  IHe  Angaben  sind  z.  Th.  in  die  jüngere  Hochmeisterchronik 
öbergegangen.  In  deren  früherem  Drack  (bei  Matthaei,  Yet.  med.  aevi  ana- 
leeta)  nacn  einer  erweiterten  and  in  anglaablicher  Weise  verballhornten 
Abschrift. 


182 

Unsere  Ueberliefening  gewinnt  nun  einen  anderen  Charakter, 
sie  wird  reichhaltiger.  Uns  sind  nicht  nur  die  betreffenden  In- 
struktionen erhalten,  sondern  auch  Bruchstücke  der  Berichte  selbst. 
Die  Peststellung  der  Zahl  der  Brüder  und  ihrer  Vertheilung  auf 
die  einzelnen  Gebiete  kann  als  Aufgabe  der  Informationen  wohl 
auch  für  frühere  Zeit  angenommen  werden.  Es  fragt  sich,  ob  die 
Angabe  der  Herkunft  der  Brüder  schon  früher  ein  massgebendes 
Moment  gebildet  hatte.  Jetzt  trat  es  in  den  Vordergrund  bei 
dem  Gegensatz,  der  sich  in  Livland  (übrigens  auch  in  Preussen) 
zwischen  den  Brüdern  nieder-  und  oberdeutscher  Zunge,  oder  wie 
die  Schlagworte  in  Livland  lauteten:  zwischen  Westfalen  and 
Rheinländern,  ausgebildet  hatten. 

Für  die  Visitationen  nach  diesem  Gesichtspunkt  sind  die  Be- 
schlüsse auf  dem  Tage  zu  Stralsund ')  und  die  Statuten  von  1441 
April  28^)  zunächst  bindend  gewesen.  Die  Instruktion')  für  die 
Visitation  im  J.  1442  und  die  erhaltenen  Bruchstücke^)  entspre- 
chen diesen  Festsetzungen. 

Verhältnismässig  am  besten  sind  wir  über  die  Visitation 
dss  Jahres  1451  unterrichtet.  Die  Instruktion,  das  Verzeichnis 
des  Personalbestandes  des  Ordens  in  Livland,  Angaben  über  Aus- 
rüstung und  Verproviantierung  liegen  vor  ^).  Die  hier  mangelnden 
Gebiete  sind  damals  —  die  Gründe  entziehen  sich  freilich  unserer 
Kenntnis  —  wahrscheinlich  von  den  Visitierern  nicht  aufgesucht 
worden.  Dass  diese  Fixierung  des  Personalbestandes  grade  in 
eine  Zeit  fiel,  in  welcher  der  Orden  in  Livland  durch  v  erluste 
in  vorhergegangenen  Kriegen  (1433.  35!),  besonders  aber  durch 
den  Parteihader  recht  geschwächt  war,  habe  ich  an  anderer  Stelle®) 
angedeutet  und  finde  keinen  Grund,  von  dieser  Anschauung  ab- 
zugehen. Schon  das  Missverhältnis,  in  dem  die  „Rheinländer" 
(blos  26 1)  hier  erscheinen,  die  noch  kurz  vorher  eine  dominierende 
Stellung  eingenommen  hatten,  reicht  zur  Erklärung  der  auffallend 
geringen  Zahl  der  Brüder  aus.  Gleichzeitig  war  auch  in  Preussen 
und  Deutschland  visitiert  worden ;  leider  liegen  Veröffentlichungen 
noch  nicht  vor. 

In  den  siebziger  Jahren  wussten  die  Ordensmeister  Johann 
Wolthus,   dann  Bernt  von  der  Borch  eine  Visitation  zu  hinter- 

1)  ÜB.  9  n.  463  f. 

2)  Ebd.  n.  716;  die  bei  Henuiff,  Statuten  desD.  0.  S.  142— 156  abgedr. 
Statuten  von  1442  Oktbr.  7  sind  leider  ins  ÜB.  nicht  aufgenommen.  LesBing 
^ed.  Boxberger  13  S.  39J  verzeichnet  eine  Abschrift  der  Statuten  von  1441 
(vom  J.  I&s5)  als  in  aer  Bibliothek  zu  Wolfenbüttel  vorhanden;  sie  trag 
damals  die  Signatur  5.  6.  4. 

8)  Noch  vom  J.  1441,  ÜB.  9  n.  794, 

4)  ÜB.  9  n.  846:  Reiseroute  der  Visitierer;  die  Gebiete  Windau  (804), 
Riga  (Sil),  Nyslot  (838),  Karkus  (834),  Dünamünde  (836)  üegen  vor. 

^)  ÜB.  11  n.  101  f.  145.  160.  Nach  den  mir  freundlichst  vom  Heraue- 
geber Dr.  Ph.  Schwartz  mitgetheilten  Aushängebogen. 

«)  Jahrb.  f.  Genealogie  1899,  Mitau  1901,  S.  32. 


183 

treiben'),  1488  aber  kam  es  noch  zu  einer  solchen*).  Im  Central- 
archiv  des  Deutschen  Ordens  in  Wien  ^Livl.  8  fol.  6 — 9),  in  Ab- 
Bchiift  von  Hermann  Hildebrand  vorliegend,  findet  sich  ein 
Yerzeichnis  der  Gebiete  mit  Bemerkungen,  das  auf  dieses  Jahr 
SU  beziehen  ist').  Namen  werden  hier  gar  nicht  genannt,  wohl 
aber  werden  die  Gebietiger  kurz  charakterisiert:  in  recht  subjektiver 
Weise,  lässt  sich  behaupten,  wenigstens  für  aie  Mehrzahl.  Denn 
das  von  den  Yisitierem  aogegebeneurtheil  steht  in  allzu  deutlichem 
Zusammenhang  mit  der  Aufnahme,  die  ihnen  der  betreffende  Ge- 
bietiger hat  zu  Theü  werden  lassen;  Kargheit  trägt  ein  tadelndes 
Votum  ein,  die  „guten  hövischen"  Gesellen,  die  sie  in  einem 
andern  Gebiet  treffen,  verhelfen  dem  dortigen  Gebietiger  zu  nicht 
geringen  Lobeserhebungen  über  seine  Person  und  den  durchaus 
befri^igenden  Zustand  von  Burg  und  Yorrathskammern.    ' 

Dies  ist  vielleicht  die  letzte  Visitation  gewesen.  Ob  noch 
im  J.  1497  eine  stattgefunden  hat,  lässt  sich  blos  nach  der  In- 
stmktion^),  die  sich  zudem  in  einer  damals  angelegten  Samndung 
von  Formularen  findet,  und  die  der  des  J.  1488  nachgebildet  ist, 
nicht  entscheiden.  Weitere  Nachrichten  fehlen.  Zu  beachten  ist, 
dass  das  letzte  allgemeine  (grosse)  Kapitel  des  Ordens  1452  ab- 
gehalten worden  ist  und  es  dann  nicht  wieder  zu  einem  solchen 
gekommen  ist,  trotz  der  von  Zeit  zu  Zeit  von  Seiten  des  Hoch- 
meisters geschehenen  Anregung^).  Damit  schwanden  auch  die 
Aussichten  auf  etwaige  Reformen  im  Orden,  der  sich  in  vielen 
Beziehungen  überlebt  hatte,  und  die  Möglichkeit,  sich  den  ver- 
änderten Zeitverhältnissen  anzupassen.  Dieser  Niedergang,  in 
stets  beschleunigtem  Masse,  ward  im  Orden  selbst  tief  empfunden. 

Auch  in  Livland  haben  die  „Gewohnhäiten^'  des  Ordens  in 
der  zweiten  Hälfte  des  15.  Jahrb.  mannigfache  Modifikationen 
erlitten^.  Die  Macht  des  Meisters  musste  sich  eine  Beschränkung 
gefallen  lassen,  die  Selbständigkeit  der  Gebietiger  nahm  zu.  Unser 
Urkundenmaterial  über  die  innem  Zustände  des  Ordens  ist  äusserst 
dürftig.  Die  Akten,  aus  denen  wir  Belehrung  schöpfen  könnten, 
scheinen  vollständig  der  Vernichtung  anheimgefallen  zu  sein; 
unter  den  Trümmern  des  einstmaligen  Ordensarchivs,  das  sich 
jetzt  in  Stockholm  befindet,  ist  hierher  gehöriges  nicht  zu  Tage 
getreten.  Wir  müssen  daher  auf  Grund  der  Korrespondenzen  und 
anderweitiger  brauchbarer  und  zuverlässiger  Quellen  uns  rekon- 
struierend Aufhellung  zu  verschaffen  suchen.    Von  alljährlichen 

1)  Vgl.  Stavenhagen  in  Mitth.  a.  d.  livl.  Gesch.  17  B.  50. 

>)  Voigt,  Gesch.  PrensseDB  9  8.  161  f.;  nicht  im  J.  1489,  wieirrthüml. 
im  Index  n.  2247.  28. 

S)  Riga  and  Dünamünde  fehlen,  es  finden  sich  aber  die  damals  temporär 
eingerichteten  Gebiete  (Vogteien)  Tuckum,  Kenermuhien,  Kirchholm. 

*)  ÜB.  II  1  n.  470. 

^)  Ebd.  Sachregister.  Joachim,  Politik  des  letzten  Hochmeisters,  passim. 

«J  Mitth.  17  S.  44. 


184 

Yieitationen  der  Gebiete  durch  den  Meister  ist  nioht  mehr  die 
Bede.  Die  &ber  sie  aufi^eübte  Eontrole  beschränkt  sich  seit  dem 
letzten  Drittel  des  15.  Jahrhunderts  auf  die  Berichte  und  Bechnungs- 
ablagen  der  Oebietiger  auf  den  Kapiteln,  von  denen  uns  auch 
nicht  eine  einzige  vorliegt.  Die  Ordensmeister  besuchten  die  Ge- 
biete nicht  me&.  Y on  rlettenberg  an  lässt  sich  das  bestimmt 
behaupten.  Sein  Itinerar  ist,  wenigstens  für  manche  Jahre  seiner 
B^erungszeit,  hinläm^lich  bekannt:  er  bewegt  sich  in  seinen 
Gebieten  (Wenden,  Wolmar,  Walk,  Burtneck,  Bujen,  Trikaten, 
Ermes,  Biga.  Neuermühlen,  Tuckum),  stattet  dem  Sitz  des  Land- 
marschalls, dem  auf  dem  Wege  nach  Biga  liegenden  Segewold, 
einen  Besuch  ab,  berührt  auf  den  Beisen  nach  Beval  ^u  den 
Huldigungen)  Weissenstein,  auf  denen  nach  Memel  die  Kurlän- 
dischen  Gebiete,  wählt  auch  zu  Verhandlungen  besonderer  Art 
Fellin  und  Soneburg  (Grenzregulierung  mit  dem  Stifte  Oesel,  1507) 
zum  Ort  der  Zusammenkunft.  Alle  übrigen,  hier  nicht  genannten, 
fremden  Gebiete  fehlen  im  Itinerar.  Nicht  ausser  Acht  zu  lassen 
ist,  dass  der  Meister,  so  oft  er  von  seiner  Besidenz  verrückte, 
Stellvertreter  einsetzte,  meist  den  Landmarschall,  der  so  lange 
in  Wenden  residierte,  während  der  Kriegsjahre  1501  und  2  den 
Komtur  zu  Fellin,  der  von  Fellin  aus  den  Meister  vertrat. 

Aus  der  Zeit,  in  der  die  Quellen  ergiebiger  fliessen  (zwanziger 
Jahre  des  16.  Jahrh.)  lässt  sich  deutlich  erkennen,  dass  die 
Gebietiger  in  ihren  Bezirken  recht  schrankenlos  und  unbeengt 
schalteten  und  walteten  ^),  Die  Zucht  hatte  aufgehört.  Erst  grobe 
Missbräuche  veranlassten  ein  Einschreiten  der  obersten  Gewalt. 
In  einem  speziellen  Falle,  Narva,  liess  der  Vogt  die  Befestigungen 
verfallen  und  muss  auch  sonst  übel  gehaust  haben,  da  von  Seiten 
der  Stadt  Klagen  über  Klagen  einliefen.  Die  Kapitel  mied  er, 
Elrankheit  vorschützend.  Zur  Untersuchung  der  Uebelstände  wurde 
der  Yogt  von  Wesenbei^  nach  Narva  gesandt.  Sein  Bericht 
(nicht  erhalten)  muss,  wie  aus  weiteren  Schreiben  des  Meisters 
hervorgeht,  die  Unordnungen  vertuschend  und  die  Anklagen  auf 
üebertreibungen  zurückfum'end  gelautet  haben.  Aber  bald  darauf 
(1527)  wird  der  Vogt  in  Narva  durch  einen  anderen  ersetzt'). 
Von  einem  direkten  Eingreifen  des  Meisters  hören  wir  wie  in 
diesem  auch  in  andern  Fällen  nichts;  Korrespondenzen  und  die 
Einsetzung  von  Kommissionen  erledigten  in  den  letzten  80  —  90 
Jahren  der  Ordenszeit  derartige  Ungehörigkeiten. 

Gleichzeitig  hatte  die  ßel^ätigung  des  Hochmeisters  um  die 
inneren  Angelegenheiten  des  Ordens  in  Livland  nachgelassen. 
Durch  Botschaften  suchte  er  durch  Hinweis  und  Rath  auf  den 


^)  Hochtrabend  sagt  z.  B.  der  Meister  Heinrich  von  Galen  1565: 
.doen  wy  des  hnses  onde  gebedes  Gandow  refferender  onde  herschender 
hezT  ffewesen^  (1519—29)  (Bf lade,  za  Dorsappen.  Gef,  Mitth.  y.  StaveDhagen). 

s)  Haaptsächl.  nach  Stockholmer  Archiyalien. 


186 

Mdfiter  einzuwirken^);  weiter  reichte  sein  Einfiuss  nicht  mehr. 
Seit  1S85  gab  es  keinen  Hochmeister  mehr  in  Königsberg.  Yor- 
uhergebßtia  ist  der  Plan  verfolg  worden,  dass  nun  dem  Meister 
TOB  LiTland  die  höchste  Oewalt  un  Orden  übertragen  werde.  Hier 
aUein  hatte  der  Orden  damals  noch  ein  kompaktes  Gebiet  von 
beträchtlicher  räumlicher  Ausdehnung  inne.  In  Deutschland  war 
sein  Besitz  in  kleinste  Theile  zersplittert^).  An  dieser  Stelle 
können  nur  Andeutungen  gebracht  werden.  Ob  die  Yielffeschäftig- 
keit  des  äusserst  Terschlagenen  und  unzuverlässigen  Erzbischois 
Johann  Blankenfeld  aufrichtig  gemeint  war,  denn  dieser  war 
hauptsächlich  in  dieser  Angel^enheit  thätig,  kann  mit  einiger 
Sicherheit  nicht  bestimmt  werden.  Mit  seinem  Tode  enden  die 
Bemn&hnngen.  Der  Orden  in  Deutschland  hatte  Wind  bekommen. 
Schon  im  Dezember  1626  zwang  man  den  Deutschmeister  Dietrich 
Ton  Kleen  zur  Resignation,  an  seine  Stelle  trat  der  energischere 
Walter  von  Eronberg,  der  jetzt  mit  allen  Mitteln,  auch  den  klein- 
lidiaten  (Thürhüter  u.  s.  w.  in  der  Umgebung  des  Kaisers  wirken 
dabei  mit»  den  Gang  in  der  kaiserlichen  Kanzlei  zu  beschleunigen)» 
seine  Bestätigung  als  Deutschmeister  und  Administrator  des 
Hochmeisteramts  durchsetzte  (Burgos,  1627  Dez.  6)').  In  wie 
weit  Plettenberg  diesen  Plan  ernsthaft  yerfolgt  hat,  lässt  sich 
nicht  erkennen;  es  hat  den  Anschein,  dass  er  dem  Einfluss  des 
intriguanten  Blankenfeld  sich  nicht  hat  entziehen  können  und 
dass  dieser  der  geistige  Urheber  des  Plans  gewesen  sei.  Jeden- 
falls hat  der  Meister  der  vollendeten  Thatsache  gegenüber  jedwede 
Thätigkeit  in  dieser  Bichtung  eingestellt.  Etwa  gleichzeitig  gelang 
ihm  Sie  Begalienertheilung  durch  den  Kaiser;  die  Bemühungen 
darum  lassen  sich  bis  aufs  Jahr  1603  zurückföhren,  die  Anregung 
dazu  bis  in  den  Anfang  der  Regierung  Plettenberg. 

Bis  zum  Ausgang  des  Deutschen  Ordens  in  Livland  blieb 
der  Kamen  der  obersten  Oewalt  im  Orden  beim  Deutsch-  und 
Hochmeister,  der  seinen  Sitz  in  Mergentheim  hatte,  nachdem 
Homeck  schon  vor  1626  (es  wurde  damals  im  Bauernkriege  zer- 
stört) ao&^eben  worden  war.  Von  ihm  erging  bis  auf  Fürsten- 
heaeg  die  Bestätigung  der  Meister  und  deren  Koadjutore  in  Livland. 
Ina  Detail  der  Beziehungen  Livlands  zum  Deutschmeister  in  der 
Zeit  nach  Plettenberg  lässt  sich  zur  Zeit  noch  nicht  eindringen. 

Den  Personalbestand  in  Livland  hat  man  damals  an  dieser 
Stelle  nicht  unbeachtet  gelassen.  Eine  Andeutung^)  verwies  auf 
ein  Verzeichnis  vom  J.   1648   im   D.O.-Centralarchiv  in  Wien. 

t)  s.  B.  149&^  ÜB.  1  n.  181.  200, 

*)  Innerhalb  der  Beichsgrenzen  iusgesammt  blos  38  Quadratmeilen, 
Tri.  C.  Wolff,  Die  unmittelbaren  Theile  der  röm.-dtschn.  Ealserreiches, 
Beriiii  1878,  8.  49.  111  ff.  196. 

9)  De  Geer  tot  Oudegein,  De  ridd.  D.  Orde.  Balie  van  Utrecht  1  S. 
IM  n.  181. 

*)  Uadik,  Des  hohen  ritterl.  D.  0.  MfinzBammlung,  S.  65.  140. 


186 

Durch  das  liebenswürdige  Entgegenkommen  des  Herrn  Ritter- 
Bchaftsbibliothekars  K.  v.  Löwis,  der  Verbindungen  in  Wien  hat, 
konnten  Abschriften  für  die  Sammlungen  der  Gesellschaft  erlangt 
werden  von  diesem  und  noch  zwei  andern  Verzeichnissen  (16^. 

1556)0. 

Für  das  Stiick  yon  1548  lässt  sich  der  Ursprung  vermuthen. 
Der  spätere  (1563)  Komtur  von  Griffstedt,  Franz  von  Hatzfeld, 
ist  im  Frühjahr  d.  J.  im  Auftrage  des  Administrators  Wolfgang 
Schutzbar  in  Livland  gewesen*).  Er  übermittelte')  vernrathlich 
dem  Sekretär  des  Ordens,  Joachim  Frey,  die  Vorlage  (Anlage 
1  A\  aus  der  dieser  seine  Zusammenstellung  übernahm  (1  B). 
In  welcher  Weise  das  Verzeichnis  in  Livland  zu  Stande  gekommen 
ist,  entzieht  sich  der  Vermuthun^.  Die  relative  UnvoUständigkeit, 
die  Verstümmelung  der  den  Süddeutschen  fremdartig  klingenden 
Orts-  und  vieler  rersonennamen ,  verbietet  die  Annahme,  dass 
uns  hier  eine  offizielle  Mittheilung,  etwa  von  Seiten  des  Meisters, 
vorli^e.  Bei  den  Anfangsämtern  sind  die  Namen  nicht  ausgefüllt 
worden,  sie  werden  einlach  aufgezählt^):  aber  auch  im  übrigen 
ist  die  Zahl  der  unbestimmt  gelassenen  eine  recht  beträchtliche. 
Da  es  in  der  Ueberschrift  heisst,  dass  die  Namen  der  „equites 
aurati"  im  Orden  gegeben  werden  sollen,  so  ist  die  gerügte  Un- 
voUständigkeit,  die  den  Werth  und  die  Bedeutung  des  Verzeich- 
nisses für  uns  so  sehr  geschmälert  hat,  wohl  eine  bewusste,  ab- 
sichtliche :  es  kam  bei  der  Aufstellung  nur  auf  diese  eine  Klasse  an. 

Damit  sind  wir  vor  die  Beantwortung  der  Frage  gestellt: 
gab  es  im  Orden  Ritter  und  Nicht-Ritter?  Abgesehen  von  rriester- 
brüdern  und  Graumäntlern,  über  welche  letzteren  mir  übrigens 
Nachrichten  aus  dem  16.  Jahrhundert  vollständig  fehlen.  Denn 
„equites  aurati''  bedeutet  nichts  anderes  als  Ritter  (miles,  eques)  ^). 

Eine  strikte  Antwort  darauf  kann  ich  nicht  geben,  sondern 
nur  auf  einige  Umstände  hinweisen,  die  die  Möglichkeit  nicht 
ausgeschlossen  erscheinen  lassen,  dass  derartige  Unterscheidungen 
im  Orden  gemacht  sind.  Der  häufig  in  Urkunden  begegnende 
Passus  „Herren  und  Brüder''  kann  freilich  eine  andere  Deutung 

1)  Allen  dabei  Betheiligten,  in  Wien  dem  Kanzler  D.  O.  Herrn  Hof- 
rath  von  Weittenhiller  nnd  Herrn  Prof.  nnd  Bibliothekar  K.  Lorenz,  sei 
für  ihre  Bemühungen  anch  an  dieser  Stelle  mein  wärmster  Dank  aus- 
gesprochen. 

>)  Mitth.  a.  d.  Uvl.  Gesch.  2  8.  509  n.  31.  32. 

S)  Vgl.  1  A:  Habes  hie,  Joachime  ii.  s.  w. 

4)  Die  Hoffnnng,  n.  a.  anch  Gotthard  Eettler,  der  damals  schon  im 
D.  O.  in  Livland  war,  hier  in  einem  der  Anfangsämter  sn  finden,  ist  getaoBcht 
worden. 

^)  So  heisst  es  in  der  Urkunde  vom  12.  Juli  1517,  Augsburg,  in  der 
Kaiser  Maximilian  die  Dichterkrönung  Ulrichs  von  Hütten  bekräftigt:  „con- 
eessimus  tibi  . .  .  at  omnibus  ipsoruro  privilegiis,  immunitatibus  .  .  .  uii, 
frui  et  gaudere  debeas  . . .  qnibus  insigniU  legum  doctpres  ac  equitea  aurati 
qui  Tulgo  milites  vocantur,  ntantur**  (Knod,  Deutsche  Studenten  in  Bologna 


187 

▼erlangen:  es  könnte  der  Gegensatz  zwischen  Gtebietigem  and 
Kichtgebietigern  dadurch  znm  Ansdmck  gebracht  werden  sollen. 
In  der  Bulle  Papst  Martin  Y.  von  1422,  durch  die  den  Ordens- 
brüdern das  Stuaium  der  Rechtswissenschaft  und  die  Erwerbung 
gelehrter  Orade  gestattet  ward^),  wird  zwischen  „fratres"  und 
„professi  hospitalis  beate  Marie  Thent.  Jerusalem."  unterschieden, 
den  „clericis  .  .  .  nee  non  militaribus"  gesprochen.  Aber  hier 
wäre  eine  weitergehende  Unterscheidung  der  letzteren  auch  kaum 
am  Platze  gewesen.  Vielleicht  bietet  die  Visitation  vom  J. 
1451  bei  eindringenderem  Studium  einmal  die  Handhabe  zur  an- 
nihemden  Lösung  der  Frage;  hier  ist  nicht  allen  genannten  Brüdern 
das  Prädikat  „Herr''  ertheilt.  Direkte  Angaben  habe  ich  nicht 
finden  können.  Die  Geremonie  des  Ritterschlages  gelegentlich 
der  Einkleidung  in  den  Deutschen  Orden  wird  bei  einigen  in  den 
Orden  tretenden  Fürstensöhnen  erwähnt.  So  beim  wenige  Wochen 
darauf  zum  Hochmeister  erwählten  Herzog  Friedrich  von  Sachsen*) 
(1498)  und  dem  etwa  15— 16jährigen  Herzog  Erich  von  Braun- 
schweig *).  Dieser  (von  1519—25  Komtur  von  Memel,  der  letzte) 
empfing  im  April  1517  zu  Königsberg  bei  seiner  Einkleidung 
sogleich  den  Bitterschlag. 

Bei  der  verhältnismässigen  Dürftigkeit  der  Einträge  ergebt 
das  Yerzeichnis  von  1548  nicht  viel  Neues.  Doch  immerhin  einiges. 
Die  Angaben  aus^den  Jahren  1550  und  1556  fol^n  einander  in 
zu  geringem  zeitlichen  -Abstände,  um  bedeutendere  Veränderungen 
in  der  Besetzung  der  Aemter  zum  Ausdruck  bringen  zu  können. 
Soweit  der  Vergleich  mit  anderweitigem  Material  aus  dieser  Zeit 
erkennen  lässt,  geben  sie  stattgehabte  Versetzungen  richtig  wieder. 
Am  fehlerfreisten  in  den  Formen  der  Namen  ist  das  Verzeichnis 
vom  J.  1556,  yySecundum  adnotationem  Joachim  Frey*'.  Der 
Hauskomtur  von  Itiga,  Geoig  Sieberg,  ist  in  diesem  Jahre  in 
Deutschland  und  auch  beim  Hoch-  und  Deutschmeister.  Es  wäre 
immerhin  möglich,  dass  er  dem  Sekretär  die  betreffenden  Mit- 
theilongen  zugehen  liess,  die  dieser  dann  verarbeitete.  Ansätze 
zur  Verarbeitung  zeigen  sich  auch  sonst.  In  das  Verzeichnis  von 
1548  sind  einige  Nachträge  hineingebracht  fürs  J.  1553.  Es  findet 
sich  ein  Versuch,  die  Landmarschälle  des  Ordens  zu  verzeichnen. 

8.  225  n.  1581;  in  Böckings  Abdruck,  Huttens  Werke  1  S.  148  n.  LVU, 
feUt  dieser  Passus).  In  dem  Beglaubigangsschreiben  des  Enrfürsten  Albrecht 
Ton  Mains,  1517  Sept.  15  (20)  für  UMcn  von  Hütten,  bei  seiner  Sendung  an  den 
Köniff  von  Frankreich,  heisst  es  »presentium  latorem  . . .  consiliariuni  nostrum 
Ufaienoin  de  Hütten,  equitem  auratnm  et  doctorem*^  (Knod,  a.  a.  O.;  vgl. 
Bö^nff  5  S.  507  f.).  —  Auch  in  Livland  findet  sich  diese  Bezeichnung: 
1517  ivih.  14,  Wenden,  werden  Simon  von  der  Borch  und  Johann  Patkul 
als  ginilites  aurati**  bezeichnet  (Archiv  der  Estland.  Bitterschaft). 

1)  ÜB.  5  n.  2608. 

')  Voigt,  Gesch.  Preussens  9  S.  246. 

3)  Joachim,  Politik  des  letzten  HM.  1  S.  122. 


'  188 

Femer  eine  Aufzählung  damals  nicht  mehr  bestehender  Eomtnreien 
und  Yogteien  (Anl.  2,  zum  Schluss),  ein  Meisterverzeichnis  von 
1204  bis  1661 0,  eine  Reihe  niederer  Aemter.  Ob  diese  letzten 
grade  alle  authentisch  sind,  ist  doch  fraglich.  Manches  möchte 
auf  den  in  Deutschland  fiblichen  Sprachgebrauch  zurückzuführen 
sein.  Erregt  schon  der  ,|Oro8skomtur  von  Riga''  (einen  Oross- 
komtur  hatte  es  in  Preussen  segeben)  Anstoss,  so  machen  auch 
die  Bezeichnungen  ,,koldroste'^  ,,bawmeister"  einen  fremdartigen 
Eindruck.  Sie  sind  mir  in  livländischen  Quellen  noch  nie  be- 
gegnet. Andererseits  fehlen  hier  die  in  Livland  zu  belegenden 
Aemter  eines  Schaffers,  Kornmeisters  (in  Wenden),  Mühlmeisters, 
Runenmarschalks  (in  Ascheraden). 


1.    Verzeichnis  des  Personalbestandes  des  D.  0.  In  Unland.     1S4& 

k.  Wien,  D.O.'CentralA.,  Liefl.  Bd.  8  fol.  i5i  ff.  üeberschriebm:  Bahea 
hie,  Joachime  confrater  jucnndissime,  nomina  equitom  aoratorom  mar 
ffistri  et  commendatornm  ordims  sanctae  Maiiae  Thentonicomm  in 
Liyonia.  Und  sum  Schluss,  von  der  Hand  des  Sekretärs:  üff  dieses 
fundiert  sieh  die  eonsignation  de  mann  seeretarii  Joaehim  Frey  de 
eodem  anno  [BJ.  —  Dieses  Stück  ist  hier  nicht  abgedruckt^  da  B  eine 
Wiederholung  d,avon  ist»  Abweichungen  in  den  Namen  sind  angemerkt. 
Voraus  geht  auf  einem  anderen  Blatt  ein  unvollständiges  Verzeichnis 
der  Landmarschälle,  das  erst  nach  1560  aufgestellt  sein  kann: 

Landmarschalsken  in  Lieffland,  so  die  erste  nach  sel- 
bigem meisteramt.   Oottbard  von  Flettenberg  1451.  Eonrad 
von   Sterzenrode*)   1486.     Herman  von  Sruggeney  gen. 
Hasenkamp  1530.    Henrick  von  Oalen  1546.    Casper  von 
Münster  — .    Von  der  Lagen')  1658.    Philipp  Schall  von 
Bell,  der  letzte,  1559. 
ß.  Ebenda  fol.  154  /.    ü eberschrieben:   de  mann  seeretarii  Frey.    15tö. 
Nomina  aeqnitam  aoratoram  magistri  et  eommendatoram  ordinis  sanctae 
Mariae  Thentonieoram  in  Livoiua^). 

Magister  Livoniensis:  Herr  Herman  von  Bruggenaw^) 
genannt  Uasenkamb. 

Ooadjutor  magistri:  Herr  Johann  von  der  Reckh^,  und 
commenthur  zu  Velin. 

Landmarschalckh:  Herr  Heinrich  von  Oalenn^  [1552 
modernus  mwisten  Nunc  herr  Caspar  von  Münster,  helt  sich  zu 
Seeweld^.    Ist  auszgewichen  anno  1556^)]. 

1)  In  französiseher  Spraehe.  Nieht  kopiert.  — -  >)  Herzenrodel  — 
')  Lfayenl  —  ^)  Mit  Zusätzen  aus  dem  7.  15o2  und  einem  von  1556.  Hier 
in  steilen  Klammem  [  J  hinzugefügt.  —  *)  Bmggney  A.  —  6)  Becke  A.  — 
'j  Dalenn  (sie)  A.  —  ^)  d.  h.  Segewold.  —  9)  von  anderer  Hand. 


189 

Befal:  Herr  Beamund  von  Soharenber^,  commenthur. 

Gervn:  Herr  Heinrich  von  Tnlenn,  Riga*)  [jetzt  zu  Velin 
eomenthur.    Herr  Heinrich  von  Schmerzn  voffetj. 

Ooldingen:  Herr  Christoph  Nivnhaw')  genannt  von  der 
Leyen«  comenthur. 

Marienburg:  Herr  ')Ca8par  von  Münnster,  commenthur^) 
[PhiUp  SchaU  von  BelTJ. 

Dünneburgkh:  Herr  Wilhehn  von  Fürstenbenr,  comenthur. 

Windau:  Herr  Adrian  Turckh*),  comenthur.  Herr  Wilhelm 
von  Ferbach^,  der  alt^  sein  Oemach. 

[Oberbelschlosz  gehört  zum  chomenthur  scu  Velin.  Earich- 
Bchloas  gehört  gein  Velin.] 

Pernaw*):  Herr  ^N.  vom  Loo,  commenthur^  [Budiger  Wolf]. 

Doblehn^):  Herr  Theis')  von  der  Recke,  comenthur.  Herr 
Ebert  von  Schugrien*®),  der  alt,  sein  gemach. 

Tollkaw"):  Herr  N.  Flecke,  commenthur*«). 

Wesenberg:  Herr  N.  Benzenrod *•),  vogt. 

Canndaw:  Herr  Heinrich  Wolff**J)  [WiÜiken  Gedin*»)]. 

Bonssenberg**):  Herr  Dietrich  de  IVrede,  vogt. 

Sehelburg:  Herr  N.  Platte,  vogt*^.    Aldenkircken**). 

Nariw:  Herr  N.  N.,  vogt.    Brfdien*^. 

Sunnenburg:  Herr  N.  N.,  vogt  [Heinrich  Wolf]. 

Newszlosz:  Herr  N.  N.,  vogt. 

Groblin^ö):  Herr  Burckhard»^  Wolff,  vogt  [Herr  Heit»^]. 

rpörszt»»):  Herr  N.  Schell»*)]. 

Haaszcommenthur.  Herr  Philip  Schal  vom  Bell  zuRiea 
[Berr  Hans  Sikurg**)  zu  Weiszlineen].  Herr  N.  N.  zu  Osterrode"). 
Herr  N.  von  Oldenbucken*^  zu  Velin.  Herr  Johann  von  der  Lev 
zu  Goldingen.  Herr  Johann  Schruhorst*^  zu  Refal.  Herr  N.  N. 
zu  Wennden.  Herr  N.  N.  zu  Jerwn.  Sferr  Johann  Heitte")  zu 
Hariennburg.    Herr  N.  N.  zu  Windau. 

Cumpan.  Herr  Johann  von  der  Wenng  zu  Riga.  Herr 
N.  N.  ÄU  Ruigen.  Herr  N.  N.  zu  Velin.  Herr  N.  N.  zu  Jerwn. 
Herr  N.  N.  zu  Segewolde.  Herr  N.  N.  zu  Reval.  Herr  N.  N. 
zu  Earckes.   Herr  ST.  N.  zu  Goldingen.  Herr  N.  N.  zu  Sonnenburg. 

1)  unverständlich,  fehlt  in  A.  —  ^  Ohristoflfor  vom  Nienhaw*^^.  — 
*-«)  gestrichen.  —  *]  Torck  A.  —  *)  Azborg  A,,  r.;  Etzbach.  —  «)  in  A. 
§ma  fortgelassen,  7-7)  gestrichen,  ^  Dobbelin  A.  —  »)  Tles  A.  —  ^^  Schu- 
grieon  A.  r.:  Sehayren.  —  ^)  ToUcawn  A.  —  ^  Der  Vorname  lässt  sich 
»idä  ergänzen.  Daem  oder  Diedrichf  Oder  ein  bisher  unbekannter  Baien 
gen.  F.f  —  ^  Der  Name  fehlt  in  A.  Hörfehler  für :  Anstenrad.  —  ^^)  gestrichen. 
^  Der  Vogt  kiess  Heinrich  Steding.  Hier  liegt  ausser  einem  Hörfehler 
Yentechsluna  mit  seinem  Bruder  vor  (vgl,  9,  B,  Mon.  Liv.  antiq.  5  S,  500  ff.). 

—  *)  Booskenborg  A.  —  17)  gestrichen.  **)  Doch  wohl  Zusats.  Qemetnt: 
ASdaUtocJtumt  —  *^  War  Vogt  zum  Neuenschlosse!  Der  Name  fehlt  A.  — 
")  Grobbill I  —  **)  r.:  Batger.  —  ")  sie,  r.;  Streithorat.  —  «)  sie!  qe- 
meint  ist  Rositen.  —  •*)  statt  Schall.  —  »)  Georg  Siburgl  —  »)  Aacherrode! 

—  «0  Oldem  Bokom  -4.  —  «)  Strohorst  A,,  r,:  Strlthoret  —  »)  Hoytte  A. 


190 

HoutmanJ^.  Herr  N.  N.  zur  Mitaw  [Dunemundl  Herr 
N,  N,  zur  Leiz*).  Herr  N.  N,  zu  Dunneborg.  Herr  N.  N.  zu 
Debeln»). 

Anaere  Cumpanen.  Schenken.  Trösten*).  Koldrosten.  Brief- 
marschalken^.    vischmeister.   Bawmeister. 

Comenthur^:  Wennden.  Beval.  Velin.  Gerven.  Goldingen. 
Segewolde.    Marienburg. 


2.     yerze/chnfs  der  Geb/etiger  des  D.  0.  in  LMand.    1550. 

Wien,  D.O.'CentralA.,  Ließ.  Bd.  8  foL  155—160.  Von  der  Hand 
des  Sekretärs  Joachim  Frey,  ü eher  schrieben:  1550.  OrdnaDg  in  Lieffland. 
Zum  Schluss:  Antzeigt  7.  Aprilis  anno  1550. 

Herr  Johann  von  der  Beck^  maister. 

Landmarschalik:  herr  Heinrich  von  Galen,  helt  gemeinlich 
sein  haltung  zu  Soffewaldhausen^);  hot  mehr  Ascherod,  Dunemund, 
Mittaw  (Mittau),  Lomburg®)  und  noch  mehr  hauszer  und  hoff, 
helt  stets  in  die  200  pferd.  Gommenthur  zu  Vellin,  ist  die  aller- 
beste und  schonst  geoieth,  commenthurey,  in  Lieffland  und  hat 
wohl  so  viel  wie  der  meister  und  kan  wohl  200  pferd  uff  sein 
stahl  halten*). 

Gommenthur  zu  Beval:  herr  Bembolt  von  Schenberg^^),  soll 
tod  sein^O»  ^^^t  stets  über  100  pferd. 

Vogt  zu  Gerwen,  ist  das  ampt  guth.  Das  haus  heist  Wicken- 
stein'*).    Herr  Heinrich  von  Duben") 

Gommenthur  zu  Golding:  herr  Ghristoffel  von  d^n  Neuenhoff 
genannt  von  der  Löy.  Hat  Säbel,  Hostenpor^^*),  Durbben,  Schwan- 
den'^), Frauenburg,  Alswang,  alle  häuszer  und  schlöszer.  Und 
alle  rathsgebietiger. 

Gommenthur  zu  Marienburg:  Gaspar  von  Münster. 

Gommenthur  zn  Bernau  ^^):  N.  von  Löe. 

Gommenthur  zu  Dünneburg:  herr  Wilhelm  von  Fürsienberg, 
helt  wohl  200  pferd. 

Gommenthur  zu  Windaw:  N.  von  den  Turcken. 

Vogt  von  Sonnenburg:  N.  von  Bentzelrode. 

Gommenthur  zu  Dopflnn:  Johann")  von  der  Becke. 

Vogt  von  Bostett'*):  herr  Wilhelm  von  Schmetten**). 

1)   Hovetman   A.   —  ^  Laiz  A.  —  »)   Dobbliu  A.  —  *)  Drosteim  A. 

—  *)  Briefmarachalk  A.  —  y  Diese  an  ganz  unrechtem  Orte  stehende  Amts- 
bezeichnung fehlt  in  A.  Die  sieben  darauf  folgenden  Namen  von  Gebieten 
finden  sieh  auch  in  A.  Die  Vorlage  (A)  sollte  wohl  andeuten,  dass  es 
^andere  Kumpane**  u.  s.  w»  in  diesen  Gebieten  gab.  —  "^  Segewold  I  —  S)  Liem- 
barg  I  —  ^  Das  Gebiet  war  damals  vom  Meister  eingezogen.  —  W)  Remmert 
von  Scharenberg!  —  H)  Qest.  1549.  —  ")  WittensteinI  —  ^)  Dulen,  r.;  Talen. 

—  w)  Hasenpot!  —  15)  Schrandenl  —  i«)  Pernaul  —  ")  r.:  lies.  —  W)  gi^^ 
Bositenl  —  ^^)  Bernt  von  Schmertenl 


I 


191 

Vogt  zn  Weszenburg:  N.  von  Antzszelrock  *). 

Vogt  zu  der  Neriff:  N.  von  Scharpfenstein*). 

Vogt  zn  Bostenbnrg:  Dietreich  Verde'). 

Vogt  zn  Seiborg*). 

Vogt  zn  Candaw:  heir  Heinrich  WolfiF. 

Vogt  zn  Grebin:  herr  Rüdiger  Wolff. 

Hanskommenthnr  zn  Riga:  rhilipp  Schal  von  Bell. 

Und  mehr  commenthnr  gwesen,  mit  nahmen:  Ein  commenthnr 
zn  Ringen^,  ein  comm.  zn  Tnnnemnnd,  ein  comm.  zn  Astherod, 
ein  comm.  zn  Mittan,  ein  groszcommenthur  zu  Riga.  —  Ein  vogt 
zu  Türckheim*),  ein  vogt  zu  Wendenn,  ein  vogt  zu  Gerrlallen^.  — 
Ein  gebietiger  zn  Helmnd^,  hat  Velin.  —  Ein  vogt  zu  Karchs 
ist  der  oberst  vogt  und  ein  rathngebietiger  [gewesen],  hat  Hasten- 
kamm*)  zn  sich  genehmen. 


2    Vm^zeichnit  i/e/*  Gebietiger  des  D.  0.  In  Uviand.  1SS8  (zwischen 

Mal  und  Oktober*), 

Wien,  D,0.'CentralA.,  Liefl.  Bd.  VIII  foL  162'-167.  üebersckrieben: 
Wie  Lieffland  dieees  1566  pahres  mit  ritterpersohnen  besetzet  ist  Am 
Rande:  Secandnm  adnotaüonem  secretaiii  Joach.  Frey. 

Heister  zn  Lieffland:  Herr  Heinrich  von  Galen.  — 
Coadjntor:  Herr  Wilhelm  Furstenberg,  commenthur  zu  Velin. — 
Landmarsch  all  ik:  Ist  gewest  herr  Caspar  von  Munster,  aber 
unerbarlich  abgetreten.  Ist  noch  kein  anderer  an  seiner  statt. — 
Beval:  Herr  Franz  von  Zwigenhagenn  genannt  Anstel,  com- 
Bienthnr^^  —  Jerffen:  Herr  Bernhard  von  Schmertten,  vogt.  — 
Goldingen:  Herr  Christoph  von  Neuenhoflf  genannt  von  der 
Löy,  commenthur.  —  Marienburg:  Herr  Philipps  Schall  von 
Bell,  commenthur.  —  Dunneburg:  Herr  Gottnard  Kettler, 
commenthur.  —  Pernaw:  Herr  Rudiger  WolflF,  commenthur.  — 
Windaw:  Herr  Adrian  Turck,  commenthur.  —  Dobbelin: 
Herr  Theis  von  der  Recke,  commenthur.  —  Taickau:  Herr 
N.  Fleck,  commenthur.  —  Wessenberg:  Herr  Bantzenrod '^), 
Yog^  —  Sonnenburg:  Herr  Heinrich  Wolflf,  von  Luninghausz 
genannt,  vogt.  —  Rositten:  Herr  Wemher  Schall  von  Bell, 
vogt  —  Candaw:  Herr  Heinrich  Stetting,  vogt.  —  Bauschen- 
burg: Herr  Jost  Wellrab**),  vogt.  —  Seelburg:  Herr  Wilhelm 

1)  Anstenradt  I  —  *)  Schnellenberg  I  —  »)  Wredel  —  *)  nicht  ausge/ülU. 
-  «)  sie,  Rnigen?  —  ^  Tucknml  —  7)  Overballenl  —  «)  Heimet!  — 
*)  HaBenkamp,  ein  Vogt  wird  in  der  That  1634  zuletzt  genannt.  —  lO)  Zw 
Mtf  v(m  anderer  Hana:  Herr  Dietreich  von  der  Gale  IL  Bede]  gnannt 
PMr  war  hanscommenthnr  sn   Beval  anno   1531.    —   ^v  Anstenrod!    — 


i 


192 

Schilling,  vogt.  —  Nariw:  Herr  N.  N.  —  Neuschloss:  Hed 
N.  N.  —  Grobin:  Herr  Olaas  von  der  Streithorst,  vogt.  ' 

Riga:  Herr  OeorgSiborg  zu  Wischlinff,  hanscommenthnrH 
ÄBcherrode:  Herr  Wilhelm  Holder^),  naascommenthar.  -^ 
Dünemnnd  (ist  gar  vest):  Herr  Cteorg  von  Brabeck,  hans^ 
commenthnr. 


*v^w«Ä^»^«^^^^Ä^^»^ 


Der  heidnische  Bargberg  und  die  Ordensvogtei  Eandan  in 

Kurland. 

Von  E.   V.  Löwis. 
(Hienn  1  Tafel.) 


Am  rechten  Abhang  des  Abauthales,  5  Werst  unterhalb  der 
Stelle,  wo  die  Aban,  m  ihrer  Hauptrichtung  von  Süden  nach 
Norden  fliessend,  sich  nach  Westen  wendet,  um  so  bis  zu  ihrer 
Mündung  in  die  Windau  weiterzuströmen,  liegt  am  Nordende  deB 
langhineestreckten  Städtchens  Eandau  ein  heidnischer  Burffberg, 
dessen  Name  1231  Cadowe  und  Candowe  lautet ').  Schon  oamalfl 
fand  hier  das  Ghristenthum  unter  dem  Einflüsse  des  LivländischeD 
Schwertbrüderordens  Eingang,  jedoch  auf  friedlichem  Wege  und 
daher  stammt  der  Name  jener  Landschaft :  Fredecuronia.  In  der 
Ländertheilunff  zwischen  Bischof  Heinrich  von  Kurland  und  dem 
Deutschen  Orden  im  Jahre  1263  kam  das  Gebiet  von  Candove 
an  den  letzteren '). 

Die  Abau  fliesst  bei  Eandau  selbst  beinahe  von  N  nach  S 
in  einem  reichlich  1  Werst  breiten  Thale,  dessen  Sohle  ziemlich 
tief  unter  dem  Plateau  jener  G^end  liegt.  Kleine  Nebenflüsse 
haben  in  die  Flateauränder  tiefe  schmälere  Erosionsthäler  ein- 
geschnitten, und  zwar  meist  schräg  zur  Richtung  des  Haupt- 
stromes. Die  so  entstandenen  Landzungen  boten  günstige  Stellen 
zur  Anlage  von  Befestigungen,  ein  Umstand,  der  «chon  in  vor- 
geschichmcher  Zeit  den  Eingeborenen  nicht  entgangen  ist.  Auf 
einer  solchen  Landzunge  lie^  nun  der  genannte  ovale  Burgberg 
aus  der  Heidenzeit  An  seinem  Nordende  ist  er  durch  einen 
künstlichen  Graben  vom  Plateau  abgeschnitten  und  dorthin  zu 
ausserdem  durch  einen  Wall  sreschützt.  Die  übrigen  Seiten  fallen 
steil  ab  und  sind  durch  zwei  Terrassirungen  noch  steiler  gemacht, 
als  sie  von  Natur  schon  waren.  Das  Plateau  des  Buigbirges  ist 
ca.  50  m  lang,   den  Wall  mitinb^riffen,   und  24  bis  §0  m  breit 

Die  Ordensritter  bewohnten  vielleicht  anflUiglich  diese  Heiden- 
burg, doch  werden  sie  hier  keine  neuen  Befestigungen  errichtet 


i 


)  Holteil 
Li7L  ÜB.  I  Nr.  104  und  106. 
Ebendort  Nr.  248. 


19S 

^ben,  wenigstens  finden  siph  auf  dem  wohlerhaltenen  Burgberge 
bowie  in  seiner  Nähe  keinerlei  Spuren  von  Gemäuer.  Wiüir- 
Bcheinlich  hat  der  Orden  die  1  Werst  südlicher  auf  einer  ähn- 
lichen Landzunge,  die  Ton  N  nach  S  verläuft,  errichtete  Ritter- 
jbni^  bald  nach  1253  angelegt,  denn  dieses  Gebiet  war  far  den 
iLandweg  zwischen  dem  Ordenslande  in  Preussen  und  dem  in 
Livland  von  hoher  Wichtigkeit. 

'        Im  „Album  Baltischer  Ansichten^'  findet  sich  ein  Kupferstich 

[der  Boi^ruine  von   Eandau   von    der   Südseite.    Im  Text  dazu, 

j  Seite  2,   heisst   es,   Eberhard  von  Seyne,    Statthalter  des  Hoch- 

meisters  in  Liyland  (1252,  53),  habe  das  Schloss  Eandau  an  der 

SteDe   einer   Bauerburg   errichtet,   was   nach   dem   oben  mitge- 

'  tlieilten   keineswegs  zutrifft.    Das  ganze  Städtchen  Eandau  li^ 

zwischen  dem  heidnischen  Burgberge  und  der  Bitterburgruine. 

Die  Amdt'sche  Chronik   nennt  ebenfalls  Seyne  als  Erbauer 
'  Spandaus  und  giebt  das  damit  unvereinbare  Erbauungsjahr  1257 
1  an.  Die  Erbauungszeit  hat  als  unbestimmt  zu  gelten,  da  urkund« 
hch  Nachrichten  nicht  yorllegen. 

Die  früheste,  bisher  bekannte  Erwähnung  der  Burg  Eandau 
i  in  einer  noch  ungedruckten  Urkunde,  und  zwar  als  Sitz  eines 
i  Vogtes,  stanmit  erst  aus  dem  Anlange  des  folgenden  Jahr- 
I  hunderte  ^). 

Am  15.  Mai  1318  urkundet  der  Ordensmeister  Gerdt  von  Jocke 
zu  Eandau  ^),  und  danach  wird  die  Burg  wiederholt  genannt. 
I  Im  Jahre  1374  bestimmte  der  Ordensmeister  Wilhelm  von  Vry* 
I  mersheim,  dass  der  Vo|^  von  Kandau  eine  Zahlung  von  6  Mark 
an  den  KonTent  von  Goldingen  als  immerwährende  Subsidie  für 
das  dortige  Reitzeug  zu  entrichten  habe ').  Im  Jahre  1438  nahm 
der  Statthalter,  der  nachmalige  Livländische  Ordensmeister  Heiden- 
reich Vincke  ron  Overberch,  die  Burg  Eandau  ein,  die  eine  ge- 
wiflse  Bedeutung  in  seinem  damaligen  Streite  mit  verschiedenen 
Ordensgebietigem  hatte  ^).  Wir  kennen  15  Vögte  von  Eandau 
1383—1660  mit  Namen  und  einen  Verwalter  im  letztgenannten 
Jahre  ^. 

Im  „Album  Baltischer  Ansichten^'  wird  ohne  Quellenangabe 
mitgetheilt,  der  Ordensmeister  Eberhard  von  Munheim  habe  1334 
die  Burg  noch  mehr  befestigt  und  erweitert.  Wenn  solches  auch 
richtig  sein  mag,  werden  wir  inunerhin  mindestens  die  Umfassungs. 

1)  räageschrift  der  Stadt  Riga  nach  1310,  vermuthlich  von  1312  (Mai?), 
erwflvit  Jn  d.  Sitzb.  d.  Ges.  f.  Gesch.  1873  S.  82—34  und  Toll,  Brief  1.  XU 
Sehe  38: 

JlivL  ÜB.  n  Nr.  662. 
Ebendort  IH  Nr.  1098. 
Ebendort  IX  Nr.  345,  351,  858  und  861. 
Arbiiflow,  L.,  Die  im  Deutschen  Orden  in  Livland  vertretenen  Ge- 
ter.  Jahrbuch  für  Genealogie,  Heraldik  und  Sphragistik  1899.   Mitau 
1901.  4P. 

18 


194 

mauer,  die  dem  Abhänge  des  Berges  an  seinem  oberen  Rande 
folgt,  der  zweiten  Hälfte  des  13.  Jahrhunderts  zuzuschreiben 
haben,  und  der  viereckige  Hauptstock  der  Burg,  der  eigentliche 
Vogteibau,  wird  nur  wenig  jünger  sein. 

Wie  ein  Blick  auf  den  rlan  zeigt,  erstreckt  sich  die  Burg  in 
länglicher  Gestalt  von  N  nach  S.  Das  Hauptthor  lag  zweifellos 
am  Nordende,  wo  ein  künstlicher  Graben  den  Bergrücken  isolirte. 
Bings  herum  ist  auch  hier,  wie  beim  heidnischen  Burgberge,  der 
Abhang  recht  steil,  jedoch  nicht  terrassirt.  Das  Nordende  der 
Burg  ist  so  zerstört  oder  ungenügend  freigelegt,  dass  hier  das 
Hauptthor  nicht  nachgewiesen  ist,  ja  nicht  einmal  die  Mauer- 
flucht kenntlich  ist. 

Der  grösste  Theil  der  übrigen  Burg  ist  im  Laufe  der  letzten 
5  Jahre,  nachdem  der  Fiskus  den  Burgberg  der  Stadt  geschenkt 
hatte,  freigelegt  worden  und  dem  um  die  Burganlagen  verdienten 
Stadthaupte  sind  auf  einer  in  die  Umfassungsmauer  der  Burg 
eingelassenen  weissen  Marmortafel  in  goldener  Schrift  folgende 
Worte  der  Anerkennung  gewidmet:  „Zur  bleibenden  Er- 
innerung an  Alexander  Rosenthal,  dem  Candau  die 
Anlage  des  Burggartens  verdankt.    Anno  1902.'^ 

Die  äusseren  Burgmauern  sind  vorwiegend  aus  zum  Theil 
recht  grossen  Feldsteinen  errichtet.  Die  Innenmauern  bestehen 
aus  grossen  mittelalterlichen  Ziegelsteinen. 

Der  vorliegende,  im  Juli  1902  aufgenommene  Plan  der  Burg- 
reste in  1 :  1000  veranschaulicht  die  Anlage.  In  der  Mitte  liegt 
der  fast  quadratische  Vogteibau  mit  seinen  1,8  m  starken  Mauern 
auf  2  m  starken  Fundamenten  in  Sockelhöhe.  Zwischen  seiner 
30,6  m  langen  Westseite  und  der  hier  über  1  m  starken  Aussen- 
mauer  fuhrt  aus  dem  nördlichen,  äusseren  Burghöfe  ein  3,5  m 
bis  4  m  breiter  gepflasterter  Weg  nach  dem  südlichen,  inneren 
Burghofe.  In  diesem  letzteren  sind  an  der  Westmauer,  die  weit 
über  100  m  in  fast  gerader  Richtung  von  N  nach  S,  mit  nur 
leichter  konkaver  Einknickung  verläuft,  einige  Gemächer-Funda- 
mente kenntlich,  doch  ist  hier  die  Ausgrabung  leider  unvoll- 
ständig geblieben.  Die  ältesten  Theile  der  Burg  dürften  gerade 
hier  zu  suchen  sein. 

Ob  der  Vogteibau  vier  Flügel  oder  weniger  hatte,  könnte 
nur  auf  Grund  von  Nachgrabungen  entschieden  werden.  An  der 
Westseite  ist  die  Innenmauer  eines  Flügels  gut  kenntlich,  und 
zwar  beweisen  die  schrägen  Laibungen  einer  nach  Osten  sich 
verjüngenden  OeflFnung  und  daneben  eine  Nische  mit  einer  kleinen 
Luke  nach  Osten  hinaus,  dass  hier  ein  Hofraum  gelegen  haben 
muss.  Die  32,2  m  lange  Südmauer  scheint  zu  keinem  Flügel 
gehört  zu  haben  und  die  Ostmauer  vielleicht  ebenfalls  nicht. 

An  die  Nordmauer,  von  der  nur  ein  kleines  Stück  im  An- 
schlüsse  an   die  Westmauer   erhalten   ist,   wird   sich   wohl    ein 


196 

Eveiier    Wohnflfigel   angelehnt  haben,  worauf  einige   Trümmer 
hinweisen.    Tiefere  Nachgrabungen  dürften   diese  Annahme  be- 


In  diesem  Mügel,  und  zwar  am  Ostende,  muss  die  Burg- 
kipelle  gelegen  haben.  Ein  kleines,  viereckiges,  4  m  breites 
Ftmdament  springt  etwa  3  m  über  die  Flucht  der  Ostmauer  nach 
Osten  vor,  nicht  weit  von  deren  über  das  Viereck  des  Yogtei- 
bauos  hervorragenden  Nordende.  Im  Lichten  misst  dieser  Vor- 
sprang 2  m  und  2,15  m,  und  es  wäre  somit  für  eine  Wendel- 
treppe hier  Raum  vorhanden,  aber  solche  Treppenthürmchen  sind 
wonl  immer  inwendig  rund  angelegt,  auch  wenn  sie  von  aussen 
Tiereckig  sind.  Wir  werden  es  daher  hier  wohl  mit  dem  Unter- 
bau des  über  die  Mauer  hinausragenden  Chores  der  Burgkapelle 
10  thnn  haben.  Die  Kapelle  selbst  scheint  ausserhalb  der  Nord- 
maner  des  Yogteibaues  an  diesen  angebaut  gewesen  zu  sein. 

Die  Küche  und  die  Wirthschaftsräume  aer  Burg  werden  im 
Weatflügel  zu  suchen  sein.  Dort  und  an  der  Südmauer  des  Yogtei- 
baues sollen  die  meisten  Fundstücke  gelegen  haben. 

Yon  der  Ostmauer  des  Yogteibaues  28  m,  von  der  hier  zer- 
störten Flncht  der  Aussenmauer  der  Burg  wohl  10  bis  12  m 
entfernt,  erhebt  sich  ein  in  2  Stockwerken  erhaltener  und  be- 
wohnter, fast  quadratischer  Thurm  (Seiten  11,6  m  und  11,9  m) 
mit  2  m  starken  Mauern.  Höchst  wahrscheinlich  ist  es  die  alte 
Danskeranlage.  Hierfür  spricht  die  Entfernung  des  Thurmes 
von  der  Burg  und  seine  isolirte  Lage  nach  der  Thalniederung 
mr  Aban  hin. 

Eine  Specialuntersuchung  der  etwa  erhaltenen  Theile  dieser 
Anlage  konnte  im  Juli  1902  nicht  vorgenommen  werden,  da  der 
bewohnte  obere  Stock  damals  verschlossen  war,  auch  ein  Ab- 
schlagen des  Bewurfs  an  der  Ostseite  des  Thurmes  kaum  ge- 
stattet worden  wäre. 

Die  Yerbindungsbrücke,  zu  ebener  Erde  bei  der  inneren 
Burg,  mündete  ehemals  in  der  Höhe  des  Ziegeldaches  beim 
nnrm  und  ihre  Spannweite  von  10  bis  12  m  war  vielleicht 
durch  einen  Mittelnfeiler  unterbrochen,  dessen  Fundament  etwa 
unter  der  Erdoberfläche  noch  verborgen  sein  dürfte. 

Im  Schloss  Reden  in  Preussen  wird  der  10,7  m  breite  Parcham 
durch  einen  einzigen  steinernen  Bogen  von  9,6  m  Spannweite  zum 
Oamsker  überbrückt^).  Aehnlich  liegt  der  Dansker  der  Burg 
Straesbnrg  in  Preussen ').  Zu  Lochstädt  in  Preussen  liegt  der 
Danaker  von  der  Bars  selbst  noch  weiter  entfernt'). 

Es   sei   hier  an  die  zum  Theil  elrhaltene  Danskeranlage  bei 

>)  Steinbreeht»   C,  PreuBsen  zar  Zeit  der  Landmeister.  Berlin  1888. 
FoL    Seite  61  und  74. 
^  Bbendort  S.  77. 
^  Ebendort  S.  114. 

13* 


m 

der  Eomturei  Fellin  erinnert,  die  weit  ab  yom  Viereck  des 
Eonventsbaues  nach  Sfiden  hinaus^ebant  ist. 

Der  ehemalige  Dansker  der  jüngeren  Ordensburg  in  Riga 
war  bis  in  die  Dana  hinausffebaut,  wie  die  Ansicht  Kigas  vor 
1547  in  Sebastian  Münsters  Cosmographie  beweist. 

Die  Brücken  zu  den  Danskem  waren,  wie  diese  selbst,  durch- 
aus geräumig  und  widerstandsfähig  angelegt,  damit  im  Falle  einer 
Belagerung  nicht  dieser  stets  exponirte  Theil  der  Burg  leicht 
zerstört  werden  konnte. 

Auf  der  Ansicht  Eandaus  im  „Album  Baltischer  Ansichten'' 
überragt  dieser  ehemalige  Danskerthurm  mit  seinem  Helmdache 
die  Ruinen  der  Umfassungsmauer  der  Bui^.  Der  Thurm  gehört 
nicht  der  Stadt  Eandau,  sondern  dem  Schuhmacher  Toppä,  der 
die  Innenräume  des  Thurmes,  nebst  einigen  kleineren  neueren 
Anbauten  (auf  dem  Plane  nicht  yerzeichnet)  vermiethet. 

Eine  grosse  Zahl  von  Fnndstücken  aus  der  Ordensvogtei 
Eandau  ist  in  das  Mitauer  Museum  der  kurländischen  Qesell- 
schaft  für  Literatur  und  Eunst  gelangt.  Eine  kleine  Nachlese, 
die  das  Stadthaupt  yon  Eandau,  Herr  Apotheker  Alexander 
Rosenthal,  dem  Kigaschen  Dommuseum  zur  Verfügung  gestellt 
hat,  besteht  aus  18  grünglasirten  Ofenkachelfragmenten  aus  der 
Zeit  der  Renaissance.  Sie  zeigen  verschiedene  Muster,  die  das 
Rigasche  Dommuseum  noch  nicht  besass,  so  z.  B.  eine  Vase  mit 
Blumenranken,  beseitet  von  zwei  Pfauen  mit  ausgebreiteten 
Schweifen,  verschiedene  Stücke  mit  figürlichen  Darstellungen, 
darunter  ein  geharnischter  Ritter  mit  langer,  vom  Helm  herab- 
wallender Feder. 

Die  Burg  Eandau  wurde  nach  dem  Zusammenbruch  der 
Ordensherrschaft  der  Sitz  eines  herzoglich  kurländischen  Haupt- 
manns, der  die  Burg,  wie  ehemals  der  Ordensvogt,  zu  verwalten 
und  zu  vertheidigen  hatte  und  die  Gerichtsbarkeit  im  Schloss- 
gebiet  ausübte.  Grössere  Belagerungen  von  Eandau  und  Eämpfe 
um  die  Burg  sind  nicht  bekannt.  Die  Schweden  hatten  1659 
die  Burg  besetzt,  aber  wohl  nur  für  kurze  Zeit. 

Aus  der  richterlichen  Machtbefugniss  des  Hauptmanns  ent- 
wickelte sich  das  Hauptmannsgericht,  das  bis  zur  Mitte  des 
18.  Jahrhunderts  seinen  Sitz  in  der  Burg  hatte,  dann  aber  im 
Städtchen  Eandau  untergebracht  werden  musste,  weil  die  Bui^ 
schon  zu  sehr  verfallen  war.  Dieses  Gericht  wurde  1819  nach 
Talsen  verlegt.  Die  Burg  verfiel  danach  immer  mehr  und  wurde 
abgetragen,  wie  ein  Plan  mit  einer  Ansicht,  um  1828  aufge- 
nommen, beweist^). 

Im  Jahre  1840  wurden  die  damals  noch  9  Fuss  hohen  Mauern 
am  Südende  der  Burg  abgetragen,  weil  ihr  Zustand  gefahrdrohend 

1)  Originale  auf  der  Rigaschen  Stadtbibliothek  in  einer  auf  Befehl 
des  Generalgoayemeuren  Marquis  Ph.  Panlacd  angelegten  Sammlong. 


197 

erschien  für  die  Reisenden,  die  die  Fabrstrasse  am  Fasse  des 
Berges  benatzten.  Diese  Fahrstrasse  nach  dem  77  Werst  ent- 
fernten Mitaa  fahrte  bei  der  Barg  Kandaa  über  die  Abau.  Ein 
Prahm  vermittelte  den  Verkehr  über  den  Fluss,  bis  1873  der 
Freiherr  Carl  von  Firks  aaf  Samiten  eine  schöne  steinerne 
Brücke  erbaaen  iiess. 

Die  Bedeatang  dieser  Landstrasse  ist  gegenwärtig  darch 
die  Eröffnong  der  Biga-Windaaer  Eisenbahn  sehr  vermindert^ 
denn  die  Bahnstation  Zehren  liegt  nar  7  Werst  von  Kandaa,  das 
somit  auf  dem  Schienenw^e  nanmehr  leicht  erreichbar  ist 


üeber  die  Fahnen  der  Aemter  nnd  Oesellensohaften  in  Riga. 

Von  0.  Mettig. 

Znm  Jabiläam  des  700jährigen  Bestehens  der  Stadt  Riga  hat 
der  Aeltermann  der  Kleinen  Gilde  zu  Riga  Friedrich  Branster- 
mann  ein  Bach,  betitelt  Die  Geschichte  der  Kleinen  oder  St.  Jo- 
hannisgilde,  herausgegeben,  das  den  rigischen  Handwerkern  aus 
ihrer  Vergangenheit  wichtige  Ereignisse  und  Persönlichkeiten 
Torfahrt  und  gewiss  in  den  Kreisen,  für  die  es  bestimmt  ist,  mit 
Dank  und  Interesse  entgegengenommen  wird.  Dieses  752  Seiten 
grosse  Werk,  das  nicht,  wie  gesagt,  prätendirt,  als  eine  wissen- 
schafUiche  Arbeit  angesehen  zu  werden,  und  das  daher  auch  nicht 
Tor  das  Forum  gelenrter  Forschung  gehört,  enthält  werthyoUe 
Beiträge  zur  Kenntniss  der  Handwerkerverhältnisse  früherer  Zeit 
und  liefert  in  der  Veröffentlichung  einiger  Urkunden,  in  den 
Mittheilnngen  über  die  Inventare  der  Aemter  und  in  der  Auf- 
flihmng  nmfangreicher  Verzeichnisse  von  Namen  der  verschie- 
denen Zünfte  nicht  unwichtige  Materialien  zur  Gulturgeschichte, 
namentlich  zur  Personenkunde  und  Familiengeschichte.  Wie  viele 
rigischen  Bürger  werden  nicht  beim  Durchblättern  dieses  Buches 
in  den  verschiedenen  Jahrhunderten  auf  ihre  Vorfahren  stossen. 
Interesse  für  die  Genealogie  begegnet  man  häufig  unter  Laien. 

Der  bildliche  Schmuck  wird  nicht  wenig  zur  Popularität 
dieses  Baches  in  Handwerkerkreisen  beitragen,  und  gerade  diese 
Seite  der  Brunstermannschen  Publikation  hat  auch  meine  Auf- 
merksamkeit auf  sich  gezogen.  Man  muss  Herrn  Brunstermann 
Dank  wissen,  dass  er  die  Fahnen  von  sämmtlichen  Aemtern  im 
Bilde  wiedei^egeben  hat,  denn  nur  auf  diese  Weise  kann  die 
Forschnng  von  ihnen  Kenntniss  nehmen. 

Von  den  36  Aemtern,  die  Brunstermann  auffuhrt,  werden 
für  34  Abbildungen  von  Fahnen  gegeben.  Zwei  Aemter,  die 
Cordnaner  und  die  Perrückenmacher,  sind  nicht  im  Besitze  von 
Fahnen, 


198 

Wenn  man  bei  Aufzügen  der  Aemter  die  zahlreichen  Fahnen 
mit  den  verschiedenen  Jahreszahlen  aus  den  früheren  Jahrhun- 
derten sieht,  so  wird  unwillkürlich,  da  ja  bekanntlich  die  rigischen 
Zünfte  auf  eine  alte  Vergangenheit  zurückblicken  können,  die 
Vorstellung  hervorgerufen,  dass  diese  Fahnen  aus  alter  Zeit 
stammen  müssten,  und  gewöhnlich  hört  man  auch  das  und  liest  es 
in  den  Zeitungsberichten  über  die  Aufzüge  und  Processionen  der 
Handwerker.  Mir  ist  es  auch  so  ergangen,  da  ich  die  Fahnen  za 
prüfen  bis  hierzu  keine  Gelegenheit  hatte.  Die  Fahnen  der 
rigischen  Aemter  sind  aber  gegenüber  den  andern  Stücken  ihres 
Inventars  als  sehr  jung  zu  bezeichnen;  fünf  Aemter  haben  ihre 
Fahnen  nach  dem  Jahre  1870  erhalten,  so  die  Gerber  1870,  die 
Töpfer  1886,  die  Seiler  1896,  die  Gürtler  1900  und  die  Gondi- 
tore  1901.  Sechs  Aemter  weisen  keine  Angabe  über  das 
Stiftungsjahr  ihrer  Fahnen  auf,  so  die  Aemter  der  Bader,  Hand- 
schuhmacher, Posamentirer  und  Enopfmacher,  Reepschläger,  Uhr- 
macher und  Buchbinder.  Das  Aussehen,  namentlich  die  Form 
der  Inschriften^)  dieser  Fahnen,  lassen  ihre  Entstehung  in 
jüngster  Zeit  erkennen. 

24  Aemter  haben  auf  ihre  Fahnen  die  Jahreszahl  1856  an- 
gebracht. Es  sind  das  die  Aemter  der  Bäcker*),  Böttcher, 
Drechsler,  Fleischer'),  Glaser,  Hutmacher,  Instrumentenmacher, 
Klempner,  Maler,  Maurer,  Müller,  Sattler,  Tapezierer,  Schlosser 
und  Büchsenschmiede,  Schmiede,  Schneider,  Schornsteinfeger, 
Schuhmacher,  Stellmacher,  Stuhlmacher,  Tischler,  die  vier  Qe- 
werke  (Kupferschmiede,  Messerschmiede,  Schwertf^er,  Ejron-  und 
Glockengiesser),  Zeugschmiede  und  Zimmerer. 

Die  meisten  Aemter,  mehr  als  Vs,  sind  mit  Fahnen  also 
im  Jahre  1856  versehen  worden.  Ueber  die  Entstehung  dieser 
Fahnen  zu  dieser  Zeit  habe  ich  in  Brunstermanns  Buch  keine 
Auskunft  gefunden,  im  Amtsbuche  der  Tischler  aber  findet  sich 
eine  Aufzeichnung,  die  uns  Aufklärung  über  die  Jahreszahl  1856 
auf  den  Fahnen  der  24  Aemter  bringt;  sie  lautet:  „1856  den 
25.  Mai  beehrte  Seine  Majestät  unser  Viel  geliebter  Kaiser 
Alexander  der  11.  mit  seiner  Gegenwart  unsere  Stadt  und  zwar 
zum  ersten  Mal  als  Kaiser.  Zu  diesem  glücklichen  Tage  haben 
sämtliche  hiesige  Aemter  sich  Fahnen  mit  den  Amts  Antrabuten 
angeschaft  und  sich  an  besagte  Tage  mit  selbige  in  die  Schloss- 


^)  Die  Fahne  der  HandBchnhmacher  hat  keine  Inschrift  und  bietet  so- 
mit keine  Handhabe  znr  Bestimmung  der  Zeit,  auch  finde  ich  nichts 
an  der  Form  und  an  der  Art  der  Arbeit^  was  für  eine  Zeit  vor  dem  Jahre 
1856  sprechen  könnte. 

^  Dieses  Amt  hat  im  Jahre  1896  [eine  neue  Fahne  erhalten,  die  yod 
Bmnstermann  abgebildet  ist. 

S)  Im  Jahre  1879  wurde  eine  neue  Fahne  angefertigt,  von  der  sich  im 
Werke  von  Brunstermann  eine  Abbildung  findet. 


199 

Strasse  Aufgestellt  um  Seine  Majestät  zu  empfangen.  Am  zweiten 
Abend  zogen  alle  Gewerker  mit  ihre  Fahnen  in  Gemeinschaft 
mit  der  hiesigen  Liedertafel  und  brachten  mit  Fakeln  und  bunten 
Laternen  Seiner  Majestät  vor  dem  Schloss  einen  Gesang.  Die 
Witterung  war  an  diesen  drei  Tagen,  wo  Seiner  Majestät  geruhte 
in  unserer  Mitte  zu  sein,  so  Milde  und  Schön,  wie  Wir  es  das 
ganze  Jahr  nicht  wieder  gehabt  haben.  Alle  Herzen  waren 
Heiter  und  Froh  bis  zum  27.  Mai  Abends  in  der  11.  Stunde  hatten 
sich  die  Gewerker  mit  ihren  Fahnen  bei  der  Alexanderpforte 
aufgestellt,  um  ihrem  Geliebten  Landes  Vater  noch  ein  Herzliches 
Lebewohl  nachzurufen  und  kehrten  alle  mit  den  Süssen  Hofnung 
im  Herzen  zurück,  dass  uns  bald  wieder  das  grosse  Glück  möchte 
zu  Theil  werden  unseren  Geliebten  Landes  Vater  wie  ebenfalls 
unsere  so  sehr  Geliebte  Landes  Mutter  Ihre  Majestäten  in  unserer 
Mitte  wieder  zu  sehen. 

Georg  Mecketh,  Altermann. 
Carl  Bach,  Beisitzer. 
Carl  Ludloff,  Beisitzer. 

Der  Fahnenträger  war  Eduard  Berens.  Zur  Deckung  der 
Fahne  waren  Johann  Wilburg  und  Friedrich  Dehn  erwählt.** 

Die  Aemter  scheinen  demnach  im  Jahre  1856,  als  der  Kaiser 
Alexander  ü.  Riga  mit  seinem  Besuche  beehrte,  keine  alten  Fahnen 
bes^een  zu  haben,  dagegen  sind  die  Gesellenschaften,  die  sich 
durch  grösseren  Reichthum  an  altem  Inventar  auszeichnen,  noch 
im  Besitze  von  alten  Fahnen  gewesen,  die  sich  bis  auf  den 
heotigen  Tag  erhalten  haben. 

Nach  dem  Kataloge  der  im  Jahre  1887  veranstalteten  histo- 
rischen Gewerbeausstellung  besassen  fünf  Gesellenverbände  ältere 
Fahnen,  und  zwar  war  die  Gesellenschaft  der  Fleischer  im  Besitze 
von  zwei  Fahnen  aus  dem  18.  Jahrhunderte,  die  Maurergesellen 
besassen  eine  Fahne  vom  Jahre  1731  (?),  die  Reepschlägergesellen 
eine  Fahne  vom  Jahre  1847,  die  Sattlergesellen  eine  Fahne  vom 
Jahre  1788.  Die  Schmiedegesellen  konnten  eine  Fahne  mit  der 
Jahreszahl  1788  und  eine  Fahne  vom  Jahre  1845  aufweisen. 
Unter  den  übrigen  älteren  Fahnen  der  Gesellenverbände  befinden 
sich  auch  zwei  mit  der  Jahreszahl  1856,  die  Fahnen  der  Schlosser- 
und  Schuhmachergesellen,  die  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  zum 
Empfange  des  Kaisers  Alexander  II.  hergestellt  worden  sind, 
und  hieraus  kann  man  schliessen,  dass  die  Gesellenschaften  an 
den  zu  Ehren  des  Kaisers  Alexander  IL  veranstalteten  Auf- 
zügen Theil  genommen  haben. 

Dass  das  Material  über  die  Fahnen  der  Gesellenschaften  voll- 
ständig sei,  will  ich  durchaus  nicht  behaupten,  vielmehr  ver- 
muthe  ich,  dass  zur  Ausstellung  im  Jahre  1887  von  Seiten  der 
Gesellenschaften  nicht  alle  Gegenstände  ihres  Inventars  der  Aus- 
etellunggcommission    vorgelegt    worden    seien    und    dass    eine 


200 

wiederholte  Durchsicht  der  Fahnen  der  Gesellenschaften  vielleicht 
noch  manche  unbekannte  ältere  Fahnen  zu  Tage  fördern  werde. 
Als  am  28.  April  1902  16  Gesellenschaften  aus  ihrer  bisherigen 
Herberge  in  der  Bomanowstrasse  zum  Stiftshause  der  Kleinen 
Oilde  ihren  feierlichen  Umzug  hielten,  fielen  von  den  vielen  zur 
Schau  einhergetragenen  alten  luven tarstucken  (Herbergszeichen, 
Laden,  Willkommen  u.  s.  w.)  besonders  die  zahlreichen  Fahnen 
auf,  d^e  im  Stiftshause  der  Besichtigung  vielleicht  leichter  als 
früher  zugänglich  sein  werden.  Es  wäre  wohl  erwünscht,  wenn 
sie  von  Kundigen  geprüft  werden  wurden. 


Ja«liire6i1:>eirie]it 

des  Sekretärs  der  Gesellschaft  Dr.  phil.  Alfred  von  Hedenström 
für  das  Jahr  1902. 


Auf  deu  Sitzungen  der  Gesellschaft  sind  folgende  Vorträge 
gehalten  und  Zuschriften  verlesen  worden: 

Herr  Leonid  Arbusow  sprach  über  die  Visitationen  im 
Deutschen  Orden  in  Livland. 

Der  Herr  Präsident  H.  Baron  Bruiningk  sprach  über  die 
Frage,  ob  die  Bischöfe  Meinhard,  Berthold  und  Albert  in  der 
Rigaer  Diöcese  als  „Selige"  oder  als  „Heilige'^  gegolten  haben. 
Derselbe  hielt  einen  Vortrag  aber  das  Missal  der  Bigaer  Stadt- 
bibliothek vom  J.  1500.  Derselbe  sprach  über  die  in  Biga  im 
Mittelalter  üblichen  Vornamen.  Derselbe  besprach  in  einem 
längeren  Vortrag  die  kunstgewerbliche  Bedeutung  und  die  Zweck- 
bestimmung der  Kaiser-Otto-Schale. 

Herr  Professor  Dr.  K  Höhlbaum  in  Giessen  machte  in 
einer  Zuschrift  eine  vorläufige  Mittheilung  über  Urkunden  des 
Kölner  Stadtarchivs  aus  dem  16.  Jahrh.,  welche  auch  für  die 
Geschichte  Livlands  von  Interesse  sind. 

Herr  Aeltester  B.  Jak  seh  berichtete  über  eine  von  ihm 
vorgenommene  Untersuchung  eines  Grabhügels  in  Oger. 

Herr  Sekretär  H.  Jochumsen  hielt  einen  Vortrag  über  den 
grossen  in  diesem  Jahre  gemachten  Münzfund  im  Dome  zu  Riga. 

Von  Herrn  Oberlehrer  Fr.  v.  Keussler  in  St.  Petersburg 
waren  vier  Zuschriften  an  die  Gesellschaft  gesandt,  die  in  den 


201 

Sitsnngen  verlesen  wurden.  In  ihnen  berichtete  Herr  v.  Keussler 
Iber  eine  Deeterssche  Familienchronik  ans  den  Jahren  1678  bis 
1898  y  referirte  über  den  Inhalt  der  von  ihm  durchgesehenen 
JTersenschen  Sammlung  in  St.  Petersburg,  machte  ergänzende 
Mittheilongen  zu  der  üeberfuhrung  der  EurL  Herz.  Bibliothek 
nach  St.  Petersburg  und  berichtete  über  Livländer  unter  den 
Boren  im  18.  Jahrh. 

Herr  Stadtarchivar  Hugo  Lichtenstein  in  Jurjew  (Dorpat), 
Delegirter  der  Gesellschaft  zum  12.  Archäologischen  Eongress 
hk  Charkow,  gab  in  einem  Schreiben  an  die  Oesellschaft  einen 
aasfobrlichen  Bericht  über  die  Verhandlungen  des  Kongresses 
in  der  Archivfrage. 

Herr  Bitterschaftsbibliothekar  E.  v.  Löwis  of  Menar  be- 
richtete über  die  von  ihm  geleitete  Ausgrabung  in  Sawensee  und 
sprach  über  den  heidnischen  Burgberg  und  die  Ordensvogtei 
Kandan  in  Kurland. 

Herr  Inspektor  C.  Mettig  sprach  in  2  Vorträgen  über 
die  sflbeme  Statuette  im  Silberschatze  der  Schwarzen  Häupter 
in  Biga.  Derselbe  machte  Mittheilungen  über  das  Missal  der 
Bigaer  Stadtbibliothek  v.  J.  1500.  Derselbe  besprach  die  vom 
Staatsarchivar  Dr.  P.  Hasse  zur  Feier  des  500jährigen  Bestehens 
der  Schiffei^esellschaft  in  Lübeck  verfasste  Festschrift.  Derselbe 
hidt  einen  Vortrag  über  Wesen,  Charakter  und  Thätigkeit  der 
Bigaer  Losträger  und  ihrer  Nachfolger  aus  einem  Zeitraum  Ton 
einem  halben  Jahrtausend.  Derselbe  sprach  über  den  Ursprung  und 
die  Organisation  der  Gompagnie  der  Schwarzen  Häupter  in  Biga. 
Derselbe  gab  Erläuterungen  zu  zwei  bisher  unbekannten  Urkunden 
aus  dem  Archiv  der  Schwarzen  Häupter.  Derselbe  berichtete 
über  das  Amtsbuch  der  Goldschmiede  zu  Beval  und  über  die 
Fahnen  der  Aemter  und  Gesellenschaften  in  Biga. 

Herr  Architekt  Dr.  W.  Neu  mann  hielt  einen  Vortrag  über 
die  Kunstzustände  in  den  Baltischen  Provinzen  von  1775^1825. 

Herr  Stadtarchivar  Dr.  Ph.  Schwartz  hielt  einen  Vortrag 
iber  die  Fehde  Dorpats  mit  den  Stamern  und  Genossen. 

Herr  Musenmsinspektor  G.  G.  von  Sengbusch  berichtete  über 


202 

die  von   ihm  geleitete  Ausgrabung  auf  dem   PlawnekalnB    bei 
Eatlakaln. 

Herr  Redakteur  Dr.  E.  Seraphim  hielt  einen  Vortrag  über 
den  Feldzug  des  preussischen  Corps  unter  Grawert  und  York  in 
Kurland  und  gegen  Riga  im  J.  1812. 

Herr  Harald  Baron  Toll  in  Reval  berichtete  in  eineai 
Schi-eiben  an  den  Präsidenten  über  einen  von  den  Estländischen 
Landräthen  im  J.  1653  ausgestellten  Freiheitsbrief  für  einen  est- 
nischen Bauer,  der  sich  behufs  akademischer  Ausbildung  ins  Aus- 
land begab. 

Auf  Initiative  des  Herrn  Bibliothekars  N.  Busch  beschloss 
die  Oesellschaft  in  ihrer  Sitzung  vom  13.  Februar  die  Begründung 
einer  Livonica-Abtheilung  an  der  Leonina,  der  Hand- 
bibliothek am  Vatikanischen  Archiv,  um  die  Ausnutzung  dieses 
auch  für  die  Geschichte  unseres  Landes  so  werthvollen  Archivs 
für  die  livländische  Geschichtsforschung  zu  erleichtem  resp.  zu  er* 
möglichen.  Dank  dem  reichen  Doublettenbestande  unserer  Ge- 
sellschaftsbibliothek und  dank  den  zahlreichen  Geschenken  ein- 
zelner Mitglieder  konnte  Herr  N.  Busch  eine  recht  bedeutende 
und  wissenschaftlich  werthvoUe  Sammlung  von  Werken  über  die 
livländische  Geschichte  zusammenstellen,  die  im  Juli  nach  Rom 
abgesandt  wurde. 

In  der  Sitzung  vom  11.  September  konnte  bereits  der  Präsident 
unter  Vorlegung  eines  schmeichelhaften  Dankschreibens  des 
Präfekten  des  Vatikanischen  Archivs  P.  Franz  Ehrle  S.  J.  die 
Mittheilungen  machen,  dass  unter  der  Bezeichnung  „Provincie 
Baltiche^'  eine  besondere  Abtheilung  an  der  Leonina  gebildet 
sei,  die  aus  der  von  Herrn  Bibliothekar  N.  Busch  ausgewählten, 
registrirten  und  nach  Rom  übersandten  Büchersammlung  bestehe. 

Von  Bedeutung  fär  die  baltische  Geschichtsforschung  sind  zwei 
weitere  Beschlüsse  der  Gesellschaft.  Der  erste  betrifft  die  Weiter- 
fnhrung  der  bisher  von  Dr.  A.  Poelchau  herausgegebenen  Jahres- 
übersichten über  die  Livländische  Geschichtsliteratur  durch 
die  Gesellschaft,  welche  für  diese  Arbeit  eine  geeignete  Kraft  in 
der  Person  des  Herrn  Stadtbibliothekars  cand.  bist.  A.  Fenereisen 


m  Jnijew  (Dorpat)  gewann.  Zwecks  Aufbringung  der  hierzu  er- 
forderlichen Mittel  wandte  sich  unsere  Gesellschaft  mit  einem 
Antrag  an  die  Sbrigen  Historischen  Gesellschaften  des  Landes. 

Der  zweite  Beschhiss  betri£Et  die  Herausgabe  einer  Karte 
der  baltischen  Burgberge  und  Ringwälle,  deren  An- 
fertigung und  Redaktion  Herr  E.  von  Löwis  of  Menar  in  dankens- 
werther  Weise  übernahm. 

Die  Waffenabtheilung  unseres  Museums  hat  sich  dank  den 
lai^ährigen  Bemühungen  und  dank  der  Munificenz  des  Herrn 
Direktors  und  Museumsinspektors  G.  G.  von  Sengbusch  zu  einer 
Sammlung  entwickelt,  wie  sie  in  ähnlicher  Vollständigkeit  und 
Mustergiltigkeit  der  Ordnung  in  den  wenigsten  Provinzialmuseen 
anzutreffen  sein  dürfte.  Die  Gesellschaft  hielt  es  deshalb  für  ihre 
angenehme  Pflicht,  in  Anlass  der  im  März  d.  J.  vollendeten  Neu- 
ordnung der  Waffenabtheilung  in  einer  Adresse  Herrn  G.  G.  v. 
Sengbusch  den  Dank  der  Gesellschaft  für  seine  opferfreudige 
Arbeit  auszusprechen. 

An  unser  Ehrenmitglied  Herrn  Fastor  Dr.  A.  Bi elenstein 
in  Doblen  richtete  die  Gesellschaft  eine  Adresse  in  Anlass  seines 
dOjährigen  Amtepubiläums. 

Auf  Vorschlag  des  Direktoriums  wurde  in  der  Sitzung  vom 
10.  April  das  damalige  Mitglied  des  Egl.  Preussischen  Instituts  in 
Bom,  z.  Z.  Professor  der  Historischen  Hilfswissenschaften  in  Mar- 
burg, Herr  Dr.  phil.  J.  H aller  zum  korrespondirenden  Mitglied 
der  GesellBchaft  erwählt. 

Auf  dem  12.  Archäologischen  Kongresse,  der  im  August 
dieses  Jahres  in  Gharkow  stattfand,  wurde  unsere  Gesellschaft 
durch  Herrn  Stadtbibliothekar  Hugo  Lichtenstein  vertreten. 
Ferner  betheiligte  sich  unsere  Gesellschaft  an  der  Eostüm- 
ausstellung  in  St.  Petersburg  durch  üebersendung  von  Brotzes 
Rigaer  Typen  (Zeichnungen  aus  den  J.  1775  ff.)- 

Zu  den  zahlreichen  Gesellschaften^  mit  denen  unsere  im 
Sehriftenaustausch  steht,  gesellten  sich  drei  neue  hinzu.  Es  sind 
diee:  Die  Egl.  Norwegische  Gesellschaft  der  Wissen- 
schaften  in  Drontheim,   die  Kaukasische   Abtheilung 


204 

der  Kaiserlichen  Moskauer  Archäologischen  Gesell- 
schaft zu  Tiflis  und  das  Comit^  für  Herausgabe  der  in 
Brüssel  erscheinenden  Beyne  d'HistoireEccl^siastique. 

Veröffentlicht  worden  sind  von  der  Gesellschaft  während  des 
Berichtsjahres  ausser  den  ^^Sitzungsberichten''  der  I.  Band 
der  yyAktenstücke  und  Urkunden  zur  Geschichte  der 
Stadt  Riga  1710— 40'S  herausgegeben  aus  dem  Nachlass  des 
Dr.  phil.  Anton  Buchholtz  durch  Dr.  jur.  August  von  Bul- 
merinoq. 

Als  ein  erfreuliches  Zeichen  der  Anerkennung  für  die  Be- 
strebungen, unserer  Gesellschaft  muss  es  auch  bezeichnet  werden, 
dass,  abgesehen  von  den  zahlreichen  Darbringungen  für  unsere 
Sammlungen,  zwei  grössere  Zuwendungen  unserer  Gesellschaft  zu 
Theil  geworden  sind,  und  zwar  600  Rbl.  von  dem  Principal  unserer 
Gesellschaft,  Herrn  Geheimrath  Graf  Emanuel  Sievers,  Ober^ 
hofmeister  des  Eaiserl.  Hofes  und  Senateur,  und  von  der  Livlän- 
dischen  Rittorschaft  1000  Rbl.  jährlich  bis  zum  nächsten  Land- 
tag behufs  Herausgabe  der  Recesse  der  Livländischen  Ritterschaft 
aus  schwedischer  Zeit 

Die  Zahl  der  Mitglieder  der  Ctosellschaft  wurde  im  Jahre 
1902  durch  den  Tod  um  14  vermindert. 

In  die  Zahl  der  ordentlichen  Mitglieder  wurden  41  Herren 
aufgenommen. 

Im  Ganzen  zählt  die  Gesellschaft  am  5.  December  1902  9 
Ehrenmitglieder,  einen  Principal,  35  korrespondirende  Mitglieder 
und  532  ordentliche  Mitglieder  (gegen  511  ordentliche  Mitglieder 
im  Vorjahr). 


Verzeichniss 

der  Vereine  nnd  Anstalten,  denen  die  Schriften  der  Ge- 

seDschaft  übersandt  worden  sind,    mit  Angabe  der  im 

Anstansch  von  ihnen  erhaltenen  Druckwerke. 


Aachener  Oeschichtsyerein. 

Kroatische  archäol.  Oesellschaft. 

—    S[gL  kroat.-8layon.-dalmat.  Landesarchiv: 
Vjestoik.    rV,  1—3. 

Gesch.-  u.  alterthumsforsch.  Oesellsch.  des  Osterlandes: 
M ittT  1901,  Ergänzongsheft  I. 

Verein  zur  Kunde  Oesels. 


Verein  für  Schwaben  u.  Neuburg: 
Zeiteehr.    XXVIII. 

Hist  Verein. 

Histor.  a.  antiqnar.  Oesellsch.: 
Basler  Zeitschr.  I,  2.  11,  1.  —  Basler  Ohroniken  VI. 

Bayreuth.    Hist.  Verein  von  Oberfranken. 

Mnseam: 
Aarbog.    1901,  1902.  —  AarsberetniDg.    1901. 

Verein  für  Oesch.  Berlins: 
Mittb.  1902.  --  Schriften  XXXVIII. 

—  Verein  f.  Gesch.  der  Mark  Brandenburg: 
ForsehnngeD  sar  brandenb.  n.  prenss.  Gesoh.    XV,  1. 

--    Gl«8ellschaft    for    Heimatkande    der    Prov.    Brandenburg 
(u.  Märkisches  Provinzialmuseum): 
Braodenburgia.    X,  7—12.  XI,  1-6.  —  Archiv.  VII,  VIII,  IX.  -  Ver- 
waltoogsberieht  1900. 

—  Verein  ^Herold*: 

Der  deutsche  Herold.    Jahrg.  1902. 

—  Oesammtverein  der  deutschen  Gesch.-  u.  Alterthumsvereine: 
Koirespondeiuiblatt.   L. 

Allgemeine  Geschichtsforschende  Gesellschaft  der  Schweiz. 

Verein  Yon  Altertumsfreunden  der  Rheinlande. 

Historischer  Verein  für  Ermland: 
ZeltscEr.  XIV,  1. 


206 

Brauntohweig.    Oeschlchtsverein  für  das  Herzogthum  Brannscliweig 
(früher   Ortsverein  für  Oesch.  und  Altertumskunde  zu 
Braunschweig  u.  Wolfenbüttel): 
Braanschweigisohes  Mag^n.    VII. 

Bremen.    Hist.  Gesellsch.  des  Künstlervereins : 
Bremisches  Jahrbncb.   XX. 

Breslau.    Schlesische  Gesellsch.  für  vaterländ.  Kultur: 
79.  Jahresbericht  1901. 

—  Verein  für  Gesch.  u.  Altertum  Schlesiens: 
Zeitschr.    XXXYI. 

Brüssel.    Gesellsch.  der  BoUandisten: 

Analecta  Bollandiana.    XXI,  1—4.  *    ' 

Buda-Pest    Kgl.  unsar.  Akademie  der  Wissenschaften: 

Geschichtswissensch.  Abhandlaogen.    XIX,  6—9.  —  Archäol.  Anzeiger. 
N.  F.  XXII,  1—3.  —  Rapport  1901.  —  Thaly,  Le  Jonraal  de  cam- 

SagDe  du  g^D^ral  kumsz  comte  Antoine  Eszterh&zy  1706—1709.   — 
[ar&csonyi,  Les  grandes  familles  hongroises  jasqu'au  miliea  du  XIV. 
sldcle.   II.  —  Margalits,  Repertoire  historiqae  croate.    IL 

Cambridge   (Mass.  U.  S.  A.).   Peabody  Museum  für  Archäol.  and 
Ethnologie  Amerikas: 
Memoires.    I,  6  a.  Index. 

Charkow.    Hist.-philol.  Gesellsch.: 

CaBBa,  MocsoB.  i^ipa  h  BiiBaHT.  nacHJieBCH.    Xap&KOBi  1901. 

Chemnitz.    Verein  für  Chemnitzer  Gesch. 

Christiania.    Egl.  Universität. 

—  Wissenschaftliche  Gesellsch.: 
ForhaodUnger  1901.  -  Skrifter  1901  Nr.  1—6. 

—  Verein  für  das  Norw^sche  Volksmuseum. 

Chur.    Hist.-antiquar.  Gesellsch.  von  Graubünden: 
31.  Jahresbericht  1901. 

—  Naturforschende  Gesellschaft  Graubündens: 
Jahresbericht.    N.  F.    XLV. 

Danzig.    Westpreussischer  Geschichtsverein: 
Zeitschr.  XLIV.  —  Mitth.  I,  1-4. 

Darmstadt.    Hist.  Verein  für  das  Grossherzogthum  Hessen: 

Archiv.    N.  F.     Ergänzangsband  I,  2.    —    Qaartalblätter.    N.  F.    II, 
17—20.   III,  1-4. 

Jurjew  (Dorpat).    EaiserL  Universität: 

Acta  et  commentationes  1901  Nr.  7,  8.    1902  Nr.  1—6.  —  10  Diaser- 
tationen.   —   JbnHHfi    cocTasi    1901.    —    Oöcsptnie   jieKiufi    1902    I. 

—  Gelehrte  estnische  Gesellsch.: 
Sitznngsber.  190L 

—  EaiserL  öconom.  u.  gemeinnfitzige  Societät: 
Bericht  1901.  —  Baltische  Woohensohr.    Jahrg.  1902. 


207 

kjew  (Dorfiat).    Naturforscher-OesellBch.: 

SchrifteiL   A. 
Dresden.    Hist.  Commission  der  Provinz  Sachsen. 

—  EgI.  sächsischer  Altertnmsverein: 

JahreBbericht  1901/2.  —  Neaes  Archiv  f.  sächs.  Gesch.    XXIII. 

Nsseidorf.    Düsseldorfer  Oeschichtsverein: 
BeHr.  z.  GcBch.  d.  Niederrheins.    XVI,  XVII. 

Eideben.    Verein  far  Gesch.  u.  Altertumsk.  der  Grafsch.  Mansfeld: 
Miosfelder  Blatter.   XVI. 

Elkerfeid.    Bergischer  Geschichtsverein: 
Zeitechr.    XXXV. 

Enden.    Gesellsch.  für  bildende  Kunst  n.  vaterl.  Altertümer: 
Jahrbuch.    XIV,  1/2. 

Erfirl    EgI.  Akademie  gemeinnütziger  Wissenschaften: 
Jahrbücher.    N.  F.    XXVIII. 

Felin.   Litterarische  Gesellsch.: 
Jahresbericht  1900/1901. 

—  Redaktion  des  Felliner  Anzeigers: 

FelUner  Anzeiger.    Jahrg.  1902.  • 

Frankfurt  a.  M.    Verein  für  Gesch.  u.  Alterthnmsk. 

Wberj.    Preiberger  Altertumsverein: 
Mitteilimgen.    XXXVII. 

Besten.    Oberhessischer  Geschichtsverein: 

Mitteilaogen.    N.  F.  X  a.  Ergaozungsheft. 
ttriib.    Oberlausitzische  Gesellsch.  der  Wissensch. 

—  Gesellsch.  f.  Anthropologie  u.  Urgesch.  d.  Oberlausitz: 
Jahreahefte  V. 

ÖWnirg.    Hochschule. 

Minnen.    Redaktion  des  Goldingenschen  Anzeigers: 
Goldiogenscher  Anzeiger.    Jahrg.  1902. 

ISrtia.   Vereinigung  f.  Gothaische  Gesch.  u.  Alterthumsforschung: 
MitteOnogen  1902. 

Sni.   Hist.  Verein  für  Steiermark: 

Beiträge  zar  Knnde  steierm.  Geschichtsqaellen.    XXXI. 

^tüiwald  u.  Stralsund.     Bügisch -Pommerscher  Geschichtsverein 
(Abth.  der  Gesellsch.  f.  Pommersche  Gesch.  u.  A.  in  Stettin): 
Pommersche  Jahrbacher  III. 

Verein  für  hamburg.  Gesch.: 
MiuL    XXI,  XXII.  —  Zeitschr.    XI,  2. 

"■■W.   Hanauer  Geschichtsverein. 

"•■■•fer.    Hist.  Verein  für  Niedersachsen: 

Zeitschr.  Jahrg.  1901.  1902  Nr.  1—3.  —  Atlas  vorgesoh.  Befestignngeu 
ia  Niedersachflen.  VIII. 


208 

Heidelberg.    H]8t.-philoB.  Verein: 

Nene  Heidelberger  Jahrbücher.    XL  1.  2. 

Helsingfors.    FiDnische  Literatnrgesellsch. 

—  Finnisch-ugrische  Gesellsch.: 

Mömoires.    XV,  2.  XVII,  XVHI. "—  Journal.    XX. 

—  Finnische  Altertumsgesellsch.: 

FiDBkt  Masenm.   YIII.  —  Saomen  Maseo.    VIII. 

Hohenleuben.    Vogtland,  altertumsforsch.  Verein. 

Jaroelaw.    Oelehrte  Gouvernements- Archivkommission: 
TpyÄH.    III,  2. 

Jena.    Verein  für  thüring.  Gesch.  n.  Alterthumsk.: 
Zeitachr.    N.  F.    XII,  2.  3/4. 

Irkutsk.    Ostsibirische  Abth.  der  Eaiserl.  russ.  geograph.  Gesellsch. 

Kasan.    Eaiserl.  Universität. 

—  Gesellsch.  für  Archäol.,  Geschichte  und  Ethnographie  bei 

der  Eaiserl.  Universität: 
H3B4cTia.    XVII,  5.  6. 

—  Museum  für  Heimatskunde  an  der  Eaiserl.  Universität. 
Kassel.    Verein  für  hessische  Geschichte  u.  Landeskunde. 
Kiel.    Egl.  Christian-Albert-Universität. 

—  Gesellsch.  far  schleswig-holsteinische  Geschichte: 
Zeitschr.  XXXII. 

—  Anthropologischer  Verein  in  Schleswig-Holstein: 
Mitth.    XII. 

—  Schleswig-holstein.  Museum  vaterl.  Altertumer  bei  der  Univ. 

KSIn.    Hist.  Verein  für  den  Niederrhein: 
Annalen.    LXXIII,  LXXIV,  Beiheft  V. 

KSnIgsberg.    Egl.  preuss.  Staatsarch. 

—  Egl.  und  Universitäts-Bibliothek. 

—  Alterthumsgesellsch.  Prussia. 

—  Verein  für  Gesch.  von  Ost-  u.  Westpreussen. 

Kenstairtinopel.    Russisches  archäol.  Institut: 
HsBtcTiA.    YII,  1.  2/3. 

Kopenhagen.    Egl.  dänische  Gesellsch.  für  nordische  Alterthums- 
kunde. 

Krakau.    Akademie  der  Wissenschaften: 

Bulletin  international.  1901  Nr.  9.  10.  1902  Nr.  1— 10.  —  Rosprawy 
hist-filoEof.  2.  8.  XVI.  —  Sprawozdania  komiayi  do  badania 
hlBtoryi  sztnki  w  Polsce  VIII,  1.  2.  Indeks  m  VI.  —  Scr.  rer.  Pol.  XVIII, 


209 

Laihaeli.    MnsealTerein  fBr  Erain: 

Mitth.    XIY,  a— 6.    XV,  1/2.  —  iBvestja.    XI,  1—6. 

Landsberg  a.  d.  Wartbe.   Verein  far  Oeschichte  der  Neomark: 
SelnifUn.    XII. 

Leitleii.    Niederländische  wissenschaftliche  Gesellsch.: 

Handelingen  en  mededeelingen  1900/1901.  -—  Levensbeikhten  1900/1901. 

Leipzig.    Verein  far  (beschichte  Leipzigs. 

—  Deutsche  Gesellsch.  zur  Erforschung  vaterl.  Sprache  und 

Alterthümer: 
Mitth.  IX,  2. 

Leisiiig  (Eönigr.  Sachsen).   Oeschichts-  u.  Alterthumsverein. 

Lanberg.    Hist.  Gesellschaft: 

Kwartabiik  hiatoryczny.    XV,  4.    XVI,  1  und  4. 

—  Ossolinskisches  National-Institut. 

—  Ukrainische  Seycenko-Gesellsch.  der  Wissenschaften: 
Fontes  hist.  Ukraino-Bossicae.   V.  —  Chronik  8.  9. 

LMau.    Verein  f&r  Geschichte  des  Bodensees: 
Schriften.    XXXI.  —  Katalog  der  Bibl.  d.  Vereins. 

UHzen.    Litterarische  Gesellsch.  Masovia  (früher  Verein  f&r  Kunde 
Masurens): 
Mitteihmgen.  VU  n.  Beilage  zn  VI  Lief.  2. 

iNwen.    Katholische  Universität: 
Bame  d'histoire  ecdösiastiqne.   III. 

LIiMck.    Verein  für  lübeckische  Gesch.  u.  Alterthumsk.: 
Urkunden-Bnch  der  Stadt  Lflbeok.    XI,  1/2. 

—  Museum  Lftbeckischer  Kunst-  u.  Kulturgeschichte. 

Lkeburg.    Museumsverein  für  das  Fürstentum  Lüneburg: 
Jahresberichte  1899—1901. 

üimL    Kgl.  Universität. 

■agdeborg.    Verein   für  Gesch.  und  Alterthumsk.  d.  Herzogth. 
u.  Brzstifts  Magdeburg: 
GeaehiehtsbUtter  f.  Sta£  n.  Land  Magdeborg.   XXXVI,  2.  XXXVII,  1. 

■un.     Verein   zur  Erforschung    der    rheinischen    Gtosch.    und 
Altertümer. 

■artenwerder.    Hist.  Verein  für  den  Regierungsbez.  Marienwerder: 
Zeitsehr.    XLL 

leiweii.    Verein  für  Gesch.  der  Stadt  Meissen: 
Mitteihingen.     VI,  i. 

Mz.    Gesellschaft  für  lothringische  Gesch.  u.  Alterthumsk.: 
Jahrbneh.    XIIL 

Oeffentl.  Museum  der  Stadt  Milwaukee. 

Kurländische  Gesellsch.  für  Litt  u.  Kunst: 
ffitmngaber.  1901. 

14 


210 

Mitau.    Knrländische  Oesellsch.  f&r  Litt.  u.  Kunst.    Sektion  far 
Oenealogie,  Heraldik  u.  Sphragistik: 
Jahrbach  1900. 

—  Redaktion  der  Mitauschen  Zeitung: 
Mitanscbe  Zeitnng.    Jahrgang  1902. 

Mitau  und  Rioa.    Lettisch-literarische  Oesellsch.: 
Protokoll  der  73.  Jahresversammlong.    1901. 

Montreal.    Numismat.  u.  antiquar.  Oesellsch.: 

The  Canadian  antiquarian  and  nnmiBinatic  joarnal.    IV. 

Moskau.    Hauptarchiv  des  Ministeriums  des  Aeussern: 
BaBTHOTB-KaiieHCKifi,  0($8opi  bh&iihiixi  cHomemft  PoccIh.    IT. 

—  Eaiserl.  archäologische  Oesellsch.: 

J(peBHOCTH.      XIX,  8.  -—  ApeBHOCTH.      TpyXH  CiaBXBCKOft  BOMlIHCCiH.   III.    — 

ApeBHocTH.    TpyxH  apxeorpa4»H^ecsoH  KOMinicciH.    II»  2. 

—  Eaiserl.  Naturforschergesellschaft: 
Balletin  1901  Nr.  3/4.    1902  Nr.  1,  2. 

München.    Hist.  Verein  für  Oberbaiern: 

Altbayerische  Monatsschr.    III,  3/4.  5.  —  Oberbayrisches  Archiv.    LI,  1. 

Münster.    Verein  f&r  Oesch.  u.  Alterthumsk.  Westfalens: 
Zeitschr.    LIX. 

Nürnberg.    Germanisches  Nationalmuseum: 

Anzeiger  1901  Nr.  3,  4.    1902  Nr.  1,  2.  —  Katalog  der  Gewebeaamm- 
lang  II. 

—  Verein  für  die  Oesch.  der  Stadt  Nürnberg. 

Odessa.    Eaiserl.  Odessaer  Oesellsch.  f.  Oesch.  u.  Alterthnmsk. 

Osnabrück.    Verein  f.  osnabrnckische  Oesch.  u.  Landeskunde: 
Mitth.  XXVI. 

Pernau.    Alterthumsforsch.  Oesellschaft: 
Sitzongsber.  1899—1901. 

—  Redaktion  der  Pernauschen  Zeitung. 

St.  Petersburg.    Eaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften: 

Bulletin.    S.  V,  tomeXV,  3.  4.  5.  XVI,  1.  2.  3.—  Mömoires.   8.  VIII, 
tome  V,  4.  —  KaTaion  Haxanift  Hiin.  Aiax.  Haysi. 

—  Eaiserl.  archäographische  Eommission. 

—  Eaiserl.  archäologische  Eommission: 

HsBicTiji  1,  2,  npHÖaBieHie.  —  MarepiaiH  oo  apxeoioria  PocdH.     XX  VL 

—  Eaiserl.  öffentl.  Bibliothek: 
Ottoti  1898. 

—  Archäologisches  Institut. 

—  Eaiserl.  russische  archäologische  Oesellschaft: 
3ajiHCKH.    XII,  1.  2.  —  3aiiHCKH  BOCTonaro  OTAiieBia  XIV,  1^3. 

—  Eaiserl.  russische  geograph.  Oesellsch.: 
Ornen  1901. 


211 

SL  Petersburg.    Redaktion  der  St.  Petersburger  Zeitung: 

St.  PeterBborger  ZeitiiDg.    Jahrg.  1902.  —  Oes^.  der  St.  Petersburger 
Zeitoiig.  —  Jahrbuch  der  St.  Petersburger  Zeitung. 

PUladelphia.    Oeffentl.  Museum  für  Wissensch.  u.  Kunst  an  der 
Penng^lyanischen  Universität: 
BoUetin.    Ill,  4. 

PMen.    Hist.  Oesellsch.  für  die  Provinz  Posen: 
Zeitschr.    XYI,  1.  2.    XVU,  1.  2. 

—  Gesellschaft  der  Freunde  der  Wissenschaften: 
Roesoüi.    XXVU,  3.  4.    XX  Vm. 

Pikew.    Pskowsche  archäologische  Gesellschaft: 
14  Publikationen  der  Gesellsohaft 

Redaktion  der  Studien  u.  Mitth.  a.  d.  Benediktiner*  u.  d. 
Cistercienser- Orden  im  Ordensstift  Baigem  bei  Brfinn: 
Stadien  und  Mitth.    XXIII,  1—3. 

Verein  für  Orts-  und  Heimatskunde  im  Yeste 
n.  Kreise  Becklinghausen: 
Zeitsehr.    XI. 

Regensbtirg.    Hist.  Verein  von  Oberpfalz  u.  Begensburg: 
Verhandlungen.    LIII. 
Uingen.    Sülchgauer  Altertumsverein: 
Beatlinger  Geschichtsbiätter.    XII,  6.    XIII.  1—4. 

Reval.    Esüändische  litterärische  Gesellschaft: 

Beitrage  zur  Kunde  Ehat-,  Liv-  und  Kurlands.    VI,  1.  2/3. 

—  —  Sektion  zur  Erhaltung  einheimischer  Alterthumer: 
WraoffeU,  Die  Schlacht  bei  Nar^a.    S.-A.  a.  d.    Bevaler  Beobachter 

1900.  —  Gemet,  Die  Aufhebung  der  Leibeigenschaft  in  Ehstland. 
S.-A.  a  d.  Revaler  Beobachter  1896.  —  Gemet,  Die  ehstländiaohen 
Agrarverhältnisse  in  dänischer,  deutscher  und  schwedischer  Zeit. 
8.-A.  a.  d.  Rev.  Beob.  1897. 

—  Redaktion  der  Revalschen  Zeitung: 
Bevalsche  Zeitung.    Jahrg.  1902. 

Rjma.    Archivkommission. 

MgiL    Stadtarchiv: 

Schwarte,   Das  Bigische  StadUrohiv   im  Jahre  1901.     (Stadtbl.  1902 
Nr.  37.) 

—  Stadtbibliothek. 

—  Bibliothek  der  Livländischen  Bitterschaft. 

—  Bibliothek  des  Baltischen  Polytechnikums. 

—  Comit^  d.  Bigaschen  (griech.-)  kirchlich-archäolog.  Museums. 

— >    Börsencomit^: 
Bigaa  Handel  u.  SchiffTahrt  1900.    l.  --  Bigaer  Handelsarchiv.  XXVII, 
2.    XXVni,  1-3.    XXIX,  1.  2. 

—  Literarisch-praktische  Bfirgerverbindung : 
Jahresbericht  1901. 


212 

Riga.    Rigascher  Eanstverein. 

—  Wissenschaftliche  Kommission  des  lettischen  Vereins. 

—  Naturforscherverein : 
KorrespoDdenzblatt  XLV. 

—  Gesellsch.  praktischer  Aerzte: 
Mitth.  1900/1901. 

—  Technischer  Verein: 

Rigasohe  Indiutrie-ZeitiiDg.    Jahrg.  1902. 

—  Gewerbe- Verein: 
Jahresber.    XXXVI. 

—  Bigascher  Gartenbau- Verein. 

—  Direktion  des  Rigaschen  Stadt- Gymnasiums. 

—  Direktion  der  Bigaschen  Stadt-Bealschule. 

—  Bedaktion  der  Mitth.  u.  Nachrichten  f&r  die  evang.-luth. 

Kirche  Busslands: 
Mitth.  n.  Nachr.    Jahrg.  1902. 

—  Bedaktion  der  Dfina-Zeitung: 
DfinarZeituDg.    Jahrg.  1902. 

—  Bedaktion  der  Bigaschen  Bundschau: 
Bigasche  BuDdachau.    Jahrg.  1902. 

—  Bedaktion  des  Bigaer  Tageblatts: 
Bigaer  Tageblatt.    Jahrg.  1902. 

Rostock.    Universität: 
19  akad.  Schriften. 

—  Verein  für  Bostocks  Alterthümer :- 
Beiträge  z,  Gesch.  der  Stadt  Bostock.    III,  S. 

Salzwedel.    Altmärk.  Verein  für  vaterl.  Gesch.  u.  Industrie : 
29.  Jahresbericht  1902. 

Samara.    Alexandrowsche  ö£fentl.  Bibliothek. 

Schwäbisch-Hail.    Verein  für  das  Württemb.  Franken. 

Schwerin.  Verein  für  meklenburgische  Gesch.  und  Alterthnmsk.: 
Jahrbücher.   LXVII. 

Speler.    Hist.  Verein  der  Pfalz. 
Mitteilangen  XXV. 

Stade.    Verein  f.  Gesch.  u.  Alterthfimer  der  Herzogthümer  Bremen 
u.  Verden  u.  des  Landes  Hadeln. 
(Die  Zeitschr.  des  hist.  Vereins   für  Niedersachsen  in  Hannover    ist 
zugleich  Organ  dieses  Vereins.) 

Stettin.    Gesellschaft  für  Pommersche  Gesch.  u.  Alterthumsk.: 
Baltische  Stadien.    N.  F.  V. 

Stockholm.    Egl.    Akademie    der   Wissenschaften,    Gesch.    und 
Alterthumsk. : 
M&nadsbUd.    XXVI. 


213 

Shekholm.    Kgl.  schwedisches  Reichsarchiv: 

Meddelanden.    N.  F.  I,  1.  2.    U.  —  Handlingar.    S.  I,  XX.  —  Svenska 
Bäsr&dets  Protokoll  IX. 

—  Nordisches  Museum: 

Meddelanden.    1899.  1900.  —  Bidrag  tili  y&r  odlings  häfder.    VIII.  1901. 

Strassburg.    KaiserL  Universitäts-  u.  Landesbibliothek: 
4  üniyenitätBsehrifteD. 

StiiHnrL    Wnrttembei^sche  Kommission  für  Landesgesch. : 
WtrttembergiBcbe  Yierteiljahrflscbrift.    N.  F.    XI,  1—4. 

—  EgI.  öffentliche  Bibliothek. 

TlMrn.    Copernicus-Yerein  für  Wissensch,  u.  Kunst. 

TMIis.    Kaukasische  Abtheilung  der  Kaiserl.  Moskauschen  archäolo- 
gischen Gesellschaft. 

Tilsit.    Litauische  litterarische  Gesellsch« 


Kffl.  Norwegische  wissenschaftl.  Geeellsch.: 
Festakrift  uogivet  iD  anfedDiDg  af  Trondhjems  900  aare  jnbilaeam  1897. 
—  Skrifter  1900. 

Uhn.    Verein  für  Kunst  u.  Altertum  in  Ulm  u.  Oberschwaben« 

Upsala.    Universität. 

»    EgL  humanistische  wissenschaftliche  Oesellschaft: 
Skrifter.    VI. 

WMiington.    Smithsonsches  Institut: 
Annoal  Beport  1900. 

—  Bureau    für    Ethnologie    Amerikas    (am    Smithsonschen 

Institut). 

—  Anthropologische  Oesellschaft  von  Washington. 

Wien.    KaiserL  Akademie  der  Wissenschaften: 

Archiv  f.  österr.  Gesell.    LXXXIX,  2.    XO,  1.  2.    XGI,  1. 

—  Akademischer  Verein  deutscher  Historiker: 
Bericht  über  das  11.  o.  12.  VereioBJahr. 

—  Alterthumsverein : 

Monatsblatt.    VII,  12.    VIÜ,  1-3.  —  Berichte  und  Mitth.    XXXVI. 
XXXVU. 

Wiesbaden.    Verein  für  nassauische  Alterthumsk.  u.  Geschichtsf . : 
Anoalen.    XXXII.  —  Mitteilongen.    1901/1902  Nr.  1—4. 

Alterthumsverein. 

Antiquarische  Gesellschaft: 
MitteiluDgeo.    XXVI. 

ZwieiaMi.    Altertumsverein  für  Zwickau  u.  Umgegend: 
Hitteilimgen.    VII. 


Vorstand  der  Gesellschaft 
im  Jahre  1908. 


Präsident:  Oberlehrer  Staatsrath  Bernhard  Hollander. 
Direktoren:  Leonid  Arbusow,  Riga. 

Hermann  Baron  Bruiningk,  Biga. 

Professor  Dr.  Richard  Hausmann,  Jurjew  (Dorpat). 

Aeltester  Robert  Jaksch,  Riga. 

Inspektor  Conotantln  Mettig,  Riga. 

Alexander  Freiherr  von  Rahden,  Mitan. 

Stadtarchivar  Dr.  Philipp  Schwartz,  Riga. 

Gustav  V.  Sengbusch,  Riga. 
Sekretär:  Docent  Dr.  Alfred  v.  HedenstrSm. 
Maseamsinspektor  (steUv.):  Gustav  v.  Sengbusch. 
Museamsyerwaltung:   Karl  v.  LVwis  of  Menar — Architektar- 
gtücke (incl.  Modelle,  Pläne,  Zeichnungen). 

Hermaap  Baron  Bruiningk,  —  Möbel  und  historische  Gemälde. 

Gustav  V.  Sengbusch  —  Waffen  des  Mittelalters  und  der  Neuzeit. 

Nicolaus  Busch  —  Urkunden,  Siegel  und  Sieg^lstempel. 

Robert  Jaksch  -—  Keramik,  Schmucksachen,  Miniaturen  u.  s.  w. 

Heinrich  Jochumsen  —  Münzen  und  Medaillen. 

1.  Bibliothekar:  Dr.  Friedrich  Bienemann  jun.,  Riga. 

2.  Bibliothekar:  Nicolaus  Busch. 
Schatzmeister:  Franz  Redlich. 


Verzeichniss  der  Mitglieder. 


I.    Ehrenmitglieder. 

1.  Geh.  Regierangsrath  Professor  Dr.  Carl  Schirren,  Kiel.    1862. 

2.  WirkL  Staatsrath  Dr.  jur.  August  v.  Oettingen,  Jurjew  (Dorpat). 
1866. 

3.  Pastor  Dr.  August  Bielenstein,  Doblen  in  Kurland.    1869. 

4.  Wirkl.  Staatsrath  Professor  Dr.  Leo  Meyer,  Oöttingen.   1884. 

5.  Professor  Dr.  Friedrich  Bienemann  sen.,  Freiburg  i.  Br.   1884. 
&  Königl.  schwedischer  Reichsarchivar  a.  D.  Dr.  Carl  Gustaf 

Malmstriini,  Stockholm.    1884. 

7.  Grifin  Praskowja  Sergejewna  Uwarow,  Präsident  der  Kaiser- 
lichen Archäologischen  Oesellschaft  zu  Hoskau.    1894. 

8.  Dr.  Stanistaus  Smolka,  Generalsekretär  der  Akademie  der 
Wissenschaften  zu  Krakau.    1894. 

9.  Wirkl.  Staatsrath  Professor  Dr.  Richard  Hausmann ,  Jurjew 
(Dorpat).  1895.  Derzeitiges  Mitglied  des  Direktoriums  der 
Gesellschaft. 

II.   Principal. 
WirkL   Geheimrath  Graf   Emanuel   Sievers,   Oberhofmeister   des 
E^iserl.  Hofes  und  Senateur,  auf  Schloss  Wenden  in  Liv- 
land.    1856. 

III.    Korrespondirende  Mitglieder. 

1.  Professor  Dr.  Carl  Lehmeyer,  Königsberg.    1862. 

2.  OeL  Regierungsrath  Dr.  Julius  v.  Eckardt,  kaiserl.  deutscher 
Generalkonsul  in  Basel.    1868. 

3.  Professor  Dr.  Konstantin  HShllMum,  Giessen.    1873. 

4.  Stadtarchiyar  Dr.  Karl  Koppmann,  Rostock.    1876. 

&  Professor  Dr.  Goswin  Freiherr  von  der  Ropp,  Marburg.  1876. 

6.  Professor  Dr.  Georg  Dehio,  Strassburg.    1877. 


7.  Dr.    Max   Perlbach,    Oberbibliothekar   an   der   üniversitätsr 
bibliothek  zu  Halle  a.  d.  Saale.    1877. 

8.  Dr.  William  Mollerup,  Kopenhagen.    1881. 

9.  Eönigl.  schwedischer  Beichsheraldiker  Major  Karl  Arvid   v. 
Kiingspor,  Upsala.    1883. 

10.  Oberlehrer  Heinrich  Diederichs,  Mitan.    1884. 

11.  üniversitätsarchitekt  Reinhold  Guleke,  Jnijew  (Dorpat).  1884. 

12.  Professor  Dr.  Theodor  Schiemann,  Berlin.    1884. 

13.  Christian  Giel,  St.  Petersburg.    1886. 

14.  Professor  Dr.  Wilhelm  Stieda,  Leipzig.    1887. 

16.  Eönigl.  Geh.  Baarath  Dr.  phiL  Konrad  Steinbrecht,  Marien- 
bnrg  in  Preussen.    1889. 

16.  Herausgeber  des  baltischen  ürkundenbuchs  Leonid  Arbusow, 
Biga.  1889.  Derzeitiges  Mitglied  des  Direktoriums  der 
Gesellschaft. 

17.  Dr.  med.  Gustav  Otto,  Mitau.    1890. 

18.  Staatsrath  Dr.  Joseph  Girgensohn,  Berlin.    1894. 

19.  Bibliothekar  der  Stadt  Berlin  Dr.  Arend  Buchholtz,  Berlin. 
1894. 

20.  Professor  Dr.  Dietrich  Schaefer,  Heidelberg.    1894. 

21.  Kustos  der  Uniyersitätsbibliothek  zu  Bostock  Dr.  Ad.  Hof- 
meister.   1894. 

22.  Harald  Baron  Toll,  Beval.    1894. 

23.  Dr.  Alexander  BergengrUn,  Berlin.    1894. 

24.  Oberlehrer  Oscar  Stavenhagen,  Mitau.   1895. 

25.  Dr.  med.  Johannes  Sachssendahl,  Juijew  (Dorpat).   1896. 

26.  Professor  emer.  Alexander  Rosenberg,  Jurjew  (Dorpat).   1896. 

27.  Mag.  Alfred  Hackman,  Helsingfors.    1896. 

28.  Dr.  Hjalmar  Appelgreen^  Helsingfors.    1896. 

29.  Präsident  der  Moskauschen  numismatischen  (Jesellsohaft  und 
Sekretär  der  Kaiserl.  Archäologischen  Oesellschaft  zu  Moskau 
Wladimir  Konstantinowitsch  Trutowski.    1897. 

30.  Eonseryator  am  bist.  Museum  zu  Moskau  Wladimir  lljitsch 
Ssisow.    1897. 

31.  Staatsarchiyar  Archivrath  Dr.  Erich  Jeachim,  Königsberg.  1897. 


217 

32.  Stadtbibliothekar  Dr.  August  Seraphim,  Königsberg.    1897. 

33.  Axel  V.  Gemet,  St  Petersburg.    1897. 

34.  Alexander  Freiherr  ven  Rahden,  Mitan.     1900.    Derzeitiges 
Mitglied  des  Direktoriums  der  Gesellschaft. 

35.  Professor  Dr.  phil.  Johannes  Haller,  Marburg.    1902. 

IV.    Ordentliche  Mitglieder. 

1.  Stadtoberiugeuieur  a.  D.  Adolf  Agthe,  Riga.    1895. 

2.  Artkur  v.  Akermann,  Juijew  (Dorpat).    1901. 

3.  Dr.  phU.  Kari  Alt,  Weimar.    1900. 

4.  Dim.  layländischer  Landrath  Conrad  v.  Anrep  zu  Schloss 
Ringen«    1876. 

5.  Max  V.  Anrep  zu  Homeln.    1899. 

6.  Edgar  ArmHstead  zu  Heringshof.    1893. 

7.  Henry  Armitstead,  Riga.    1896. 

8.  Rudolf  V.  Baehr  zu  Palzmar.    1893. 

9.  Pastor  P.  Baerent,  Arrasch.    1899. 

10.  Provisor  Arthur  Bartels,  Ligat    1902. 

11.  Rigascher  Rathsherr  a.  D.  Rechtsanwalt  Robert  Baum,  Riga. 
1873. 

12.  Dim.    Betriebsdirektor    der    Riga  -  Dünabuj^er    Eisenbahn 
Bernhard  Becker,  Riga.    1884. 

13.  Otto  Baron  Bohr  zu  Audrau  in  Kurland.    1902. 

14.  Mag.  iheol.  A.  Berendts,  Juijew  (Dorpat).    1899. 
1&.  Felix  V.  Berg  zu  Arrohof.    1901. 

16.  Kammerherr  Graf  Friedrich  Berg  zu  Schloss  Sagnitz.    1893. 

17.  Dim.  rigascher  Landrichter  Friedrich  v.  Berg,  Riga.    1893. 

18.  Oeneral-Major  Hugo  v.  Berg,  Riga.    1899. 

19.  Rechtsanwalt  Karl  Bergengriln,  Riga.    1892. 
90.  Pastor  Hermann  BergengrUn,  Riga.    1902. 

21.  Dr.  med.  Adolf  v.  Bergmann,  Riga.    1894. 

22.  Geh.  Medicinahrath  Professor  Dr.  Ernst  v.  Bergmann,  Berlin. 
1895. 

23.  Professor  am  baltischen  Polytechnikum  Dr.  E.  v.  Bergmann, 
Riga.    1901. 


218 

24.  Musikdirektor  Wilhelm  v.  Bergner,  Riga.    1897. 

25.  Gand.  jor.  Arend  v.  Berkhelz,  Riga.    1890. 

26.  Dr.  med.  August  v.  Berkhoiz,  Riga.    1894. 

27.  Dr.  med.  Julius  Bernsderff,  Riga.    1894. 

28.  Dr.  med.  Arved  Berteis,  Riga.    1894. 

29.  Pastor  Johannes  Bielenstein,  Alt-  und  Neu-Rahden  in  Kurland. 
1902. 

30.  Pastor  Walter  Bielenstein,  Mesohten.    1902. 

31.  Pastor  Roderich  v.  Bidder  in  Lais.    1895. 

32.  Rechtsanwalt  Mag.  jur.  Carl  Bienemann,  Riga.    1884. 

33.  Dr.  Friedrich  Bienemann  jun.,  Riga.  1892.  Derzeitiger  1.  Biblio- 
thekar der  Oesellschaft. 

34.  Ernst  v.  Blanckenhagen  zu  Elingenberg.    1893. 

35.  Gottlieb  v.  Blanckenhagen  zu  Weissenstein.    1893. 

36.  Harry  v.  Blanckenhagen  zu  Wiezemhof.    1893. 

37.  Jeannot  v.  Blanckenhagen  zu  Drobbusch.    1900. 

38.  Otto  V.  Blanckenhagen  zu  Allasch.    1893. 

39.  Otto  V.  Blanckenhagen  zu  Moritzberg.    1893. 

40.  William  v.  Blanckenhagen.    1893. 

41.  Oberlehrer  Karl  Blum,  Ooldingen.    1902. 

42.  Sekretär  der  Steuerverwaltang  Eugen  Blumenbach,  Riga.  1884. 

43.  Bernhard  v.  Bock  zu  Schwarzhof.    1897. 

44.  Ernst  v.  Bock  zu  Ninigall.    1901. 

45.  Eammerherr  Heinrich  v.  Bock  zu  Kersel,  livländischer  Land- 
rath  a.  D.    1872. 

46.  Valentin  v.  Bock  zu  Neu-Bomhusen.    1893. 

47.  Yice-Präsident  des  livländischen  Hofgerichts  a.  D.  Woldemar 
V.  Bock,  Bamberg.    1845. 

48.  Dr.  med.  W.  v.  Bock,  dim.  Stadthaupt  von  Juijew  (Dorpat). 
1894. 

49.  Architekt  Wilhelm  Bockslaff,  Riga.    1886. 

50.  Kaufmann  Karl  Boecker,  Riga.    1887. 

51.  Stadthauptkollege  Emil  v.  Boetticher,  Riga.    1884. 

52.  Sekretär  des  rig.  Stadtamts  Ernst  v.  Boetticher,  Riga.    1894. 

53.  Dr.  jur.  Gustav  v.  Boetticher,  St.  Petersburg.    1896. 


219 

54.  Rechtsanwalt  Karl  v.  Boetticher,  Riga.    1896. 

56.  Stadtbibliothekar  und  Stadtamtsnotär  Arthur  v.  BVhlendorff, 
Riga.    1880. 

56.  Conrad  Bolttio  v.  Hohenbach  zu  Alt- Wohlfahrt.    1893. 

57.  Christian  v.  Bomhaupt,  Berlin.    1872. 

58.  Konsnlent  Conrad  Bornhaupt,  Riga.    1868. 

59.  Eonsnl  P.  Bomholdt,  Riga.    1893. 

60.  Kaufmann  Ernst  Bostroem»  Riga.    1898. 

61.  Arthur  v.  Bracicel,  Riga.    1901, 

62.  Geheimrath  Emanuel  v.  Bradke,  Riga.    1890. 

63.  Cand.  ehem.  Erich  Brandt,  Riga.    1901. 

64.  Aeltester  Grosser  Gilde  Robert  Braun,  Riga.    1869. 

65.  Dr.  med.  Hugo  v.  Brehm,  Riga.    1893. 

66.  Rechtsanwalt  Harry  v.  Broecker,  Jurjew  (Dorpat).    1895. 

67.  Charles  v.  BrUmmer  za  Elauenstein.    1894. 

68.  üagnus  v.  BrUmmer  zu  Wilgahlen  (Kurland).    1894. 

69.  üicbael  v.  BrUmmer,  Odensee  (Livland).    1890. 

70.  Victor  V.  BrUmmer,  Riga.    1890. 

71.  Hermann  v.  BrUmmer  zu  Rutzky.    1902. 

72.  Bachhändler  E.  Bruhns,  Riga.    1892. 

73.  Hermann  Baron  Bruiningk,  Riga.    1875.   Derzeitiger  Präsident 
der  Gesellschaft. 

74  Aeltermann  d.  St.  Johannisgilde  Friedrich  Brunstermann,  Riga. 
1885. 

75.  Redaktenr  Gregor  Brutzer,  Riga.    1891. 

76.  Apotheker  Theodor  Buchardt,  Riga.    1875. 

77.  Dim.  Kirchspielsrichter  und  Oberst  August  Baron  Buddenbrook, 
Wenden.    1891. 

78.  Ingenieor  Alexy  v.  Bukowski,  Ligat.    1902. 

79.  Dr.  jnr.  August  v.  Bulmerincq,  Riga.    1886. 

80.  Sekretär  Wilhelm  v.  Bulmerincq,  Riga.    1890. 

81.  Konsnlent  Dr.  jnr.  Robert  v.  Bttngner,  Riga.    1887. 

82.  Ingenienr-Chemiker  Georg  Burmetster,  Ligat.    1902. 

83.  Nikolai  Busch,  Riga.     1886.    Derzeitiger  2.  Bibliothekar  der 
Gesellschaft« 


220 

84.  Oberlehrer  Theophil  Butte,  Riga.    1884. 

85.  Qymnasialdirektor  a.  D.  Staaterath  Alfred  BUttner,    Riga. 
1862. 

86.  Rechtsanwalt  Constantin  Baron  Buxhoewden,  Riga.    1899. 

87.  Livländischer  Landratb  Balthasar  Baron   Campenhausen  za 
Aahof.    1894. 

88.  Livländischer  Landrath  a.  D.  Dr.  jor.  Balthasar  Baron  Cam- 
penhausen zu  Grellen.    1891. 

89.  Livländischer  Landrath  a.  D.  Ed.  Baron  Campenhausen  zu 
Ilsen.    1894. 

90.  Ernst  Baron  Campenhausen  za  Loddiger.    1888. 

91.  Heinrich  Baron  Campenhausen  zu  Tegasch.    1893. 

92.  Rembert  Baron  Campenhausen  zu  Ilsen.    1901. 

93.  Friedrich  de  Chey,  Alt-Pebalg.    1902. 

94.  Präsident  des  livL  Konsistoriums  und  Oberdirektor  Peter 
Ciapier  de  ColonguOy  Riga.    1901. 

95.  Pastor  Gustav  Cleemann  in  Pinkenhof.    1893. 

96.  Richard  Daugull  zu  HoUershof.    1895. 

97.  Ereisdeputirter  A.  Baron  Delwig  zu  Hoppenhof.    1893. 

98.  Oberlehrer  Dr.  Robert  DettlofF,  Mitau.    1885. 

99.  Sekretär  des  Waisengerichts  Alexander  Deubner,  Riga.   1880. 

100.  Oberlehrer  Victor  Diederichs,  Lindenruh.    1876. 

101.  Karl  Baron  Drachenfels,  Mitau.    1888. 

102.  Theodor  Baron  Drachenfels,  Mitau.    1889. 

103.  Kaufmann  Eduard  Drenger,  Bauske.    1901. 

104.  Alexander  v.  Duhmberg,  St.  Petersburg.    1902. 

105.  Staatsrath  und  Kammerjunker  Graf  Paul  v.  Dunten  zu  Zögen- 
hof  in  Livland.    1888. 

106.  Reinhard  Graf  Dunten-Dalwigk-Lichtenfels  zu  Nurmis.    1896. 

107.  Guido  Eckardt,  Riga.    1896. 

108.  Pastor  August  Eckhardt,  Riga.    1894. 

109.  Oberlehrer  Paul  Ehlers,  Riga.    1895. 

110.  Livländischer  Kreisdeputirter  Carl  Baron  Engelhardt  zu  Sehlexu 
1889. 

111.  Historienmaler  Hermann  Baron  Engelhardt,  Manchen.    1893. 


221 

112.  Dr.  Hermann  Baron  Engelhardt,  Riga.    1894. 

113.  Rudolf  Baron  Engelhardt  zu  Alt-Born.    1898. 

114.  Stadtraih  Jacob  Erhardt,  Riga.    1893. 

115.  Mag.  hiat.  Ed.  Fahre,  Jnijew  (Dorpat).    1896. 

116.  Konsol  Nikolai  Fenger,  Biga.    1887. 

117.  GotUieb  Baron  Fersen  zu  Adsel-Scbwarzhof  in  Livland.   1888. 

118.  Mag.  hist.  Arnold  Feuereisen,  Jurjew  (Dorpat).    1893. 

119.  Baron  Armin  v.  FVIckersahm,  St.  Petersburg.    1892. 

120.  August  Baron  FBlckersahm  zu  Adsel-Eoiküll.    1893. 

121.  Sekretär  des  Oekonomieamts  Friedrich  v.  Fossard,  Riga.  1882. 

122.  Schnlvorsteher  a.  D.  Karl  Fowelin,  Biga.    1894. 

123.  Hermann  v.  Freymann  za  Nurmis.    1892. 

124.  Gehilfe    des    Juriskonsnlten    im   JuBtizministeriam    Rudolf 
V.  Freymann,  St.  Petersburg.    1895. 

125.  Alfred  Baren  Freytag-Loringhoven,  Biga.    1890. 

126.  Rechtsanwalt  Karl  Baron  Freytag-Loringhoven,  Biga.    1899. 

127.  Osear  Baron  Freytag-Loringhoven,  Adiamnnde.    1901. 

128.  Reinhard  Baron  Freytag-Loringhoven  zu  Gross-Bom  (Kurland). 
1890. 

129.  Roderich  Baron  Freytag-Loringhoven,  Adiamunde  in  Livland. 
1889. 

130.  Wirkl.  Staatsrath,  Direktor  Ernst  v.  Friesendorft,  Biga.   1901. 

131.  Buchhalter  des  Waisengerichts  Heinrich  Frobeen,  Biga.  1887. 

132.  Carl  Gaehtgens,  Stomersee.    1890. 

133.  Kollegienrath  Dr.  med.  Peter  Gaehtgens,  Kreisarzt  in  Wenden. 
1889. 

134.  Bigascher  Stadtpropst,  Oberpastor  Theophil  Gaehtgens,  Biga. 
1888. 

135.  Kaufmann  Reinhold  Geist,  Biga.    1891. 

136.  Oberdirektionsrath  des  livl.  adl.  Güter-Kreditvereins  Arnold 
V.  Gersdorff,  Biga.    1892. 

137.  Bruno  v.  Gersdorff  zu  Kulsdorf.    1893. 

138.  Kreisdeputirter  Georg  v.  Gersdorff  zu  Daugeln.    1893. 
199.  Konrad  v.  Gersdorff  zu  Hochrosen.    1891. 

140.  Oberlehrer  d.  Stad^Töchter8chule  Carl  Girgensohn,  Biga.  1881  • 


^22 

141.  Staatsrath  Dr.  med.  Otto  Girgensohn,  Wenden.    1890. 

142.  Oberpastor  Thomas  Girgensohn,  Riga.    1890. 

143.  Dr.  phil.  Erich  Gleye,  Ooldingen.    1901. 

144.  Oberlehrer  Leon  Goertz,  Juijew  (Dorpat).    1890. 

145.  Kaufmann  Karl  Goeschel,  Biga.    1902. 

146.  Aeltester  der  Qrossen  Gilde  Alexander  v.  Goetz,  Biga.    1892. 

147.  Aeltester  der  Gompagnie  der  Schwarzen  Häupter  Aurel  Grade, 
Riga.    1895. 

148.  Dim.  Direktor  des  baltischen  Polytechnikums  zu  Riga^  Wirkl. 
Staatsrath  Professor  Dr.  Th.  Groenberg.    1892. 

149.  Pastor  Edgar  Gross,  Alt-Pebalg.    1902. 

150.  Sekretär  cand.  jur.  Paul  Grossmann,  Riga.    1894. 

151.  Dim.  liyl.  Landrath  Alexander  v.  Grote,  Riga.    1901. 

152.  Pastor  Eduard  Grllner,  Appricken.    1902. 

153.  Pastor  Hermann  Grüner,  Salgaln  in  Kurland.    1902. 

154.  Arthur  v.  GUnzel  zu  Bauenhof.    1893. 

155.  Rechtsanwalt  Dr.  jur.  Heinrich  v.  Guergens,  Riga.    1891. 

156.  Notarius  publicus  Carl  Gutschmidt,  Windau.    1901. 

157.  Dr.  med.  Friedrich  Hach,  Riga.    1894. 

158.  Buchdruckereibesitzer  Wilhelm  Hacker,  Riga.     1892. 

159.  Staatsrath  Julius  August  v.  Hagen,  Riga.    1883. 

160.  Edmund  Baron  Hahn,  Riga.    1899. 

.161.   Paul  Baron  Hahn  zu  Asuppen  (Kurland).    1891. 

162.  Cand.  ehem.  Wilhelm  v.  Haken,  Riga.    1898. 

163.  Oberlehrer  des  Stadtgymnasiums  a.  D.  Staatsrath  Carl  Haller, 
Riga.    1863. 

164.  Bibliothekarsgehiife  an  der  Bibliothek  der  Kaiserl.  Akademie 
der  Wissenschaften  Oskar  v.  Haller,    St.  Petersburg.    1898. 

165.  Paul  V.  Hanenfeldt  zu  Absenau.    1893. 

166.  Paul  V.  Hanenfeldt  zu  Sunzel.    1898. 

167.  Heinrich  v.  Hansen  zu  Planhof.    1901. 

168.  Nicolai  Hartmann,  Biga.    1901. 

169.  Aeltester  der  Grossen  Gilde  Wilhelm  Hartmann,  Biga.    1888. 

170.  Docent  am  Polytechnikum  Dr.  Alfred  v.  HedenstrBm,  Biga. 
1895.    Derzeitiger  Sekretär  der  Gesellschaft. 


171.  Eonsülent  Carl  v.  Hedenstriiin,  Riga.    1868. 

172.  Sechtsanwaltsgehilfe  Richard  v.  Hehn,  Riga.    1896. 

173.  Max  V.  Heimann,  Riga.    1896. 

174.  Pastor  Paul  Heiiitz,  Dalbingen  in  Kurland.    19Q2. 

175.  Direktor  der  Stadt- Realschale  Staatsratb  Heinrich  Hellmann^ 
Riga.    1884. 

176.  Reinhold  v.  Helmersen  zu  Sawensee.    1902. 

177.  LiTländischer  Landrath  Victor  v.  Helmerton  zu  Neu-Woidoma. 
1891. 

178.  KaiserL  deutscher  General-Konsul  a.  D.  Karl  Helmsing,  Riga. 
1888. 

179.  Karl  v.  Hesse,  St.  Petersburg.    1887. 

180.  Friedrich  Baron  Heyking  zu  Sassmacken.    1900. 

181.  Dim.  Stadtrath  Alfred  Hillner,  Riga.    1882. 

182.  Pastor  eotthlH  Hillner,  Kokenhusen.    1894. 

183.  Rechtsanwalt  Max  Hilwog,  Riga.    1894. 

184.  Rabori  v.  Hirschheydt,  Riga.    1898. 

186.  Rechtsanwalt  Alexander  Hoff,  Riga.    1902. 

186.  Eduard  Hoff,  Riga.  1885. 

187.  Pastor  Theodor  Hoffmann,  Riga.    1890. 

188.  Oberlehrer  Staatsratb  Bernhard  Hollander,  Riga.   1882.   Der- 
zeitiges Mitglied  des  Direktoriums  der  (Gesellschaft. 

189.  Cand.  oec.  pol.  Hans  Hollmann,  Riga.    1899. 

190.  Ernst  Baron  Hoyningen-Huone  zu  LeUe.    1893. 

191.  Ingenieur  Eugen  v.  irmor,  Ligat.    1902. 

192.  Cand.  oec.  pol.  Otto  v.  irmer,  Riga.    1900. 

193.  Kaufmann  Eugen  Irschick,  Riga.    1902. 

194.  Theodor  Irschick,  Riga.    1884. 

196.  Stadtrath  Oskar  Jaksch,  Riga.    1887. 

196.  Aelteeter  der  Grossen  Oilde  Robert  Jaksch,  Riga.     1881. 
Derzeitiges  Mitglied  des  Direktoriums  der  (Gesellschaft. 

197.  Sekretär  cand.  jnr.  Heinrich  Jochumson,  Riga.    1894. 

198.  Buchhändler  Georg  Jonck,  Riga.    1897. 

199.  Landhauptmann  Carl  JUrgonsohn,   Semenow,  Gtouy.  Nishnij- 
Nowgorod.    1891. 


224 

200.  Rechtsanwalt  Alexander  Kaehlbrandt,  Riga.    1900. 

201.  Rechtsanwalt  Auguet  Kaehlbrandt,  Riga.    1868. 

202.  Oberpastor  Emil  Kaehlbrandt,  Riga.    1896. 

203.  Ereisdeputirter  Dr.  Heinrich  v.  Kahlen  zu  Alt-Oeistersl 
1893. 

204.  Kaufmann  Heinrich  Kehrhahn,  Riga.    1896. 

205.  Dr.  med.  Alexander  Keilmann,  Riga.    1900. 

206.  Pastor  Karl  Keller,  Riga.    1898. 

207.  Aeltester  der  Grossen  Gilde  Ernst  Kerkovius,  Riga.     18 

208.  Redakteur  Paul  Kerkevius,  Riga.    1892. 

209.  Gutsbesitzer  Theeder  Kerkovius,  Saadsen.    1899. 

210.  Kaufmann  Wilhelm  Kerkovius,  Riga.    1892. 

211.  Oberlehrer  Staatsrath  Friedrich  v.  Keussler,  St.  Petersbi 
1884. 

212.  Rechtsanwalt  Graf  Theodor  v.  Keyserling,  Mitau.    1887. 

213.  Apotheker  Nicolai  Kieseritzky,  Riga.    1895. 

214.  Dim.  Obersekr.  Mag.  jur.  Wilhelm  Kieserttzky,  Riga.    1( 

215.  Rechtsanwalt  Woldemar  Kiparsky,  Riga.    1901. 

216.  Sekretär  des  livländ.  adeligen  Kredityereins  Friedrich  I 
stein,  Riga.    1869. 

217.  Kollegienrath  Emil  v.  Klein,  Riga.    1895. 

218.  Dr.  med.  Paul  Klemm,  Riga.    1898. 

219.  Hofrath  Adolf  Klingenberg,  Riga.    1865.  i 

220.  Rechtsanwalt  Alfred  v.  Klot,  Jurjew  (Dorpat).    1899. 

221.  Ritterschaftsrentmeister  August  v.  Klot,  Riga.    1888. 

222.  Reinhold  v.  Klot  zu  Odsen.    1894. 

223.  Rigascher  Rathsherr  a.  D.  Dr.  jur.  August  v.  Knieriemy  LS( 
1874. 

224.  Konrad  v.  Knieriem  zu  Muremoise.    1896. 

225.  Professor    am    baltischen    Polytechnikum    Dr. 
v.  Knieriem,  Peterhof.    1901.  j  ?.j  «| 

226.  Egolf  v.  Knorring,  ehem.  Sekretär  der  russischen  Bo1 
in  Berlin.    1893. 

227.  Pontus  v.  Knorring,  eh^n.  Attache  der  russischen 
Schaft  in  Rom,  Jurjew  (Dorpat).    1893. 


I  226 

1828.  Karl  Koken  v.^l^rUnbladt,  Birkenruh  bei  Wenden.    1894L 

Karl  Krannhais,  Riga.    1880. 

Forst  Nicolai  Krapotkin  zu  Segewold.    1894. 
1.  Eduard  v.  Kr^usch.    1892. 
i2.  Liyländischer    Ereisdepntirter    Maximilian    v.   Kreusch   zu 

Saussen.    1893. 

Eaafmann  fiottlieb  Heinrich  Kroeger,  Riga.    1901. 

Eanfinann  Albert  Kroepsch,  Riga.    1879. 

Carl  Baron  KrDdener  zu  Friedrichshof.    1893. 

Moritz  Baron  Krlldener  zn  Snislep.    1893. 

Wddemar  Baron  Krlldener  zu  Henselshof.    1893. 

Pastor  Leopold  KrUger,  Wolmar.    1891. 

Pastor  Paul  KrUger,  Sessan  in  Kurland.    1902. 

Bittmeister  AKrod  v.  Krusenstern,  Streina  bei  Peterhof.    1900. 
I  ».  Eonsnlent  Heinrich  Kuchczynski,  Riga.    1876. 

Architekt  Eduard  Kupffer,  Riga.    1902. 

Pastor  Wilhelm  Kupffer,  Schleck,  Kurland.    1902. 

Eduard  Kurschewitz,  Riga.    1900. 

Kaufmann  Heinrich  Kymmel,  Riga.    1884. 

Aeltester  der  Grossen  Oilde,  Buchhändler  Nikolai  Kymmel 

Jim.,  Riga.    1884. 

Aeltester  der  Grossen  Gilde,  Buchhändler  Nikolai  Kymmel 

Ben.,  Riga.    1843. 
.  Pastor  Harald  Lange,  Sunzel.    1892. 
.  Dim.  Assessor  Ludwig  Lange,  Riga.    1886. 

Ontsbesitzer  Hermann  Lasch,  Riga.    1898. 
]i  I  Oberlehrer  Wladialaw  Lichtarowicz,  Riga.    1894. 

Alexander  Baron  Lieven,  Mitau.    1893. 

FeKx  Baron  Lieven,  Riga.    1900. 

RMt  Georges  Lieven  zu  Kabillen  in  Kurland.    1902. 

Fürst  Michael  Lieven  zu  Pelzen  (Kurland).    1900. 
Paul  Lieven  zu  Schloss  Kremon.    1901. 

Eduard  v.  Lilienfeld  zu  Köhnhof.    1893. 
^  fl^Nidinand  v.  Liphart  zu  Torma.    1896. 

<  Reinhold  v.  Liphart  zu  Rathshof.    1896. 

15 


J9. 
J8. 


226 

260.  Oberlehrer  Hermann  Lüffler,  Riga.    1886. 

261.  Buchhändler  Gustav  Uffler,  Biga.    1902. 

262.  Bigascher  Rathsherr  a.  D.  Gustav  LSsevitz,  Riga.    1887. 

263.  Harald  Baron  Loudon  zu  Schloss  Serben.    1895. 

264.  Edgar  v.  LBwenstem  zu  Wolmarshof.    1894. 

266.  Otto  V.  Lttwenstern  zu  Schloss  Eokenhusen.    1893. 

266.  Bibliothekar  der  livländischen  Ritterschaft  Karl  v.  LHwis  of 
Menar,  Riga.    1884. 

267.  Aeltester  der  Grossen  Oilde  Konsul  Moritz  LUbeck,  Riga. 
1881. 

268.  Rechtsanwalt  Victor  Lundberg,  Dünaburg.    1901. 

269.  Dr.  med.  Ernst  Masing,  St  Petersbui^.    1896. 

270.  Conrad  Baron  Maydoll  zu  Krudnershof.    1893. 

271.  Gustav  Baron  Maydoll  zu  Podis.    1893. 

272.  Liyländischer  Residirender  Landrath  Woldemar  Baron  Maydell 
zu  Martzen.    1893. 

273.  Graf  Paul  v.  Modem  zu  EUey,  Kurland.    1901. 

274.  Theodor  Graf  Modem  zu  Stockmannshof.    1893. 

275.  August  Graf  Mollin  zu  Lappier.    1893. 

276.  Emanuel  Baron  Mongden  zu  Oolgowsky.    1896. 

277.  Woldemar  Baron  Mongden,  Riga.    1888. 

278.  Jarnos  v.  Monsonkampf  zu  Schloss  Tarwast.    1899. 

279.  Aeltester  der  Oompagnie  der  Schwarzen  Häupter  Alexander 
Montzondorff,  Riga.    1892. 

280.  Inspektor  der  Stadt-Realschule  Staatsrath  Constantitt  Mettig, 
Riga.  1877.  Derzeitiges  Mitglied  des  Direktoriums  der 
Gesellschaft. 

281.  Liyländischer  Landmarschall  Dr.  jur.  Friedrich  Baron  Meyen« 
dorff,  Riga.    1887. 

282.  Dr.  phil.  Bernhard  Meyer,  Riga.    1891. 

283.  Ereisrichter  a.  D.  Heinrich  v.  Meyer,  Wenden.    1884. 

284.  Dr.  med.  Hermann  Meyer,  Riga.    1902. 

285.  Dr.  med.  Johann  Eduard  v.  Miram,  Riga.    1881. 

286.  Fabrikdirektor  Burchard  Moritz,  Riga.    1897. 

287.  Rechtsanwalt  Erwin  Moritz,  Riga.  1872. 


227 

288.  Rechtsanwalt  Richard  Muenx,  Riga.    1894. 

289.  Bachhalter  Hugo  Muxfeldi,  Ligai    1902. 

290.  Pastor  Theodor  Noander,  Alt-Schwanebnrg.    1895. 

291.  Architekt  Dr.  Wilhelm  Neumann,  Riga.    1886. 

292.  LiTlftnd.  Landrath  a.  D.  Arved  Baron  Noicken  zu  AUatzkiwwi. 
1876. 

295.  LiTländ.  Landrath  Axel  Baron  Noicken  zu  Moisekatz.    1894. 
294.   Georg  Baron  Noicken  zu  OrosB-Essem  in  Enrland.    1886. 

296.  Reinhold  Baron  Noicken,  Riga.    1886. 

296.  Lehrer  S.  NowHzky,  Riga.    1894. 

297.  Guido  v.  Numero  zu  Idwen.    1893. 

296.  LiTländischer  Landrath  Arvid  v.  Oettingen  zu  Luhdenhof.  189S. 

299.  LWIftnd.  Landrath  a.  D.  Eduard  v.  Oettingen  zu  Jensel.    1876. 

300.  Richard  v.  Oettingen  zu  Wissust.    1893. 

301.  Riiterschaftsaktnar  Emil  Baron  Orgies-Rutenberg,  Mitau.  1895. 

302.  Friedrich  Baron  von  der  Pahlen,  Riga.    1898. 

303.  Cand.  oec.  pol.  Alexander  Pander,  Riga.  1896. 

304.  Iwan  v.  Ränder  zu  Elein-Ohselshof.    1893. 
306.  Nicolai  v.  Pander  zn  Ronneburg-Neohof.    1893. 

306.  Peter  v.  Pander  zn  Ogershof.    1893. 

307.  Pastor  Woldemar  Peitan,  Wfirzan  in  Enrland.    1902. 

308.  WirkL  Staatsrath  Professor  Dr.  med.  Oscar  v.  Petersen,  St. 
Petersburg.    1894. 

309.  Redakteur  Arnold  Petersenn,  Riga.    1882. 

310.  Ligenienr  Gustav  Petersenn,  Ligat    1902. 

311.  Oberlehrer  Hermann  Pflaum,  Riga.    1894. 

312.  Alexander  v.  Pistohlkors  zn  Eoltzen.    1893. 

313.  Eugen  v.  Pistohlkors  zn  Inunafer.    1893. 

314.  Bnchdmckereibesitzer  Dr.  phil.  Arnold  Plates,  Riga.    1888. 
316.   Oberlehrer    des    Stadtgymnasinms    Staatsrath    Dr.    Arthur 

Poelchau,  Riga.    1872. 

316.  Pastor  Peter  Harald  Poelchau,  Riga.    1897. 

317.  Konsnlent  Hermann  PVnigkau,  Riga.    1887. 

318.  Kanfinann  Karl  Poorten,  Riga.    1897. 

319.  Reinhold  Poswol,  Riga.    1902. 

16* 


228 

320.  Reinhold  Pychlau,  Riga.    1891. 

321.  Dr.  med.  Ern$t  v.  Radecki,  Riga.    1895. 

322.  Gand.  ehem.  Hermann  v.  Radecki,  Riga.    1894. 

323.  Gand.  jnr.  Ottokar  v.  Radecki,  Riga.    1893. 

324.  Ingenieur  Karl  Rahlenbeck,  Riga.    1897. 

325.  Dr.  med.  Albert  Rasewsky,  Riga.    1901. 

326.  Gustav  v.  Rathlef  zu  Tammist.    1897. 

327.  Constantin  v.  Rautenfeld  zu  Gross-Buschhof.    1893. 

328.  Dr.  med.  Eberhard  v.  Rautenfeld,  Riga.    1893. 

329.  Georg  v.  Rautenfeld  zu  Ringmundshof.    1893. 

330.  Ritterschaftsaktuar  Karl  v.  Rautenfeld,  Riga.    1889. 

331.  Gotthard  Baron  von  der  Recke  zu  Jahteln,   Kurland.    1902. 

332.  Wolfgang  Redlich,  Riga.    1901. 

333.  Eaufinann  Alex.  Redlich,  Riga.    1894. 

334.  Franz  Redlich,  Riga.    1897.    Derzeitiger  Schatzmeister   der 
(Gesellschaft. 

335.  Kaufmann  James  Bevan  Redlich,  Riga.    1895. 

336.  Dr.  med.  Johann  Redlich,  Riga.    1894. 

337.  Estländischer  Landrath  a.  D.  R.  Graf  Rehbinder  zu  Uddrich 
in  Estland.    1894. 

338.  Gand.  jur.  Sylvester  Rehsche,  Riga.    1902. 

339.  Alexander  Reim,  Nordeckshof.    1894. 

340.  Architekt  August  Reinberg,  Riga.    1888. 

341.  Karl  v.  Reisner,  Riga.    1893. 

342.  Johannes  Rindermann,  Berlin.    1902. 

343.  Adolf  Richter,  Riga.    1900. 

344.  Apotheker  Alexander  Rittenberg,  Riga.    1902. 

345.  Karl  Baron  RSnne  zu  Wensau  in  Kurland.    1902. 

346.  Hermann  v.  Roepenack  zu  Stalgen  in  Kurland.    1902. 

347.  Prof.  Dr.  Woldemar  v.  Rohland,  Freiburg  im  Breisgau.     1890. 

348.  Kaufmann  Friedrich  Rohloff,  Riga.    1894. 

349.  Residirender  Kreismarschall   Max  Baron  von   der   Ropp    zu 
Bixten  in  Kurland.    1893. 

350.  Kreisdeputirter  Hans  Baron  Rosen  zu  Schloss  Oross-Boop* 
1895. 


229 

351.  Liyländischer  Ereisdeputirter  Woldemar  v.  Roth  zu  Tilsit. 
1893. 

352.  Ereischef  Nicolai  v.  Rotli,  Werro.    1893. 
S3.  &  A.  Rotliert,  Riga.    1884. 

351.  Charies  v.  Rudniclci,   Burg  Schleinitz,   Post  Kötscb,   Steier- 
mark.   1890. 
366.  Eonsnl  Jolin  RUcIcer,  Biga.    1887. 

356.  Dr.  Alfred  Ruetz,  Riga.    1902. 

357.  August  Ruefa,  Biga.    1889. 

358.  Dim.  Assessor  Max  Ruetz,  Riga.    1889. 
M  Bedaktenr  Richard  Ruetz,  Riga.    1891. 

360.  Gand.  ehem.  Max  Ruhtenberg,  Riga.    1899. 
361  Dr.  med.  J.  Ruile,  Riga.    1897. 

362.  Administrator  der  Ritterschaftsgnter  Fr.  v.  Saenger  zu  Lips- 
kaln.    1901. 

363.  Friedrich  v.  Saenger  zu  Peddeln.    1894. 

361.  Arnold  v.  Samson-Himmelstjerna  zu  Sepküll.    1891. 

365.  Kreisdeputirter  Axel  v.  Samson-Himmelstjerna  zu  Hummels- 
hof.   1902. 

366.  Bitterschaftssekretär  Fr.  v.  Samson-Himmelstjerna,  Riga.  1897. 

367.  Gerhard  v.  Samson-Himmelstjerna  zu  Uelzen.    1893. 

368.  Dim.  Livländischer  Landrath  Ottokar  v.  Samson-Himmelstjerna 
ni  Eurrista.    1876. 

369.  Bendant  der  Oberdirektion,  der  ütI.  adl.  Ereditsocietät  Edmund 
Baren  Sass,  Riga.    1894. 

370.  Obersekretär  Ewald  Baron  Sass,  Riga.    1901. 

371.  Architekt  Friedrich  Scheffel,  Riga.    1900. 

372.  Sekretär    der    Ej*epo8tabtheilung    des    Riga-Wolmarschen 
Friedensrichter-Plenums  Alexander  Scheluchin,  Riga.    1891. 

373.  Direktor  der  Gewerbeschule  Max  Scherwinsky,  Riga.   1^7. 

374.  Bechtsanwalt  Julius  Schiemann,  Mitau.    1901. 

375.  Sekretär  Edgar  v.  Schilinzicy,  Riga.    1892. 

376.  Fabrikdirektor  Alphons  Schmidt,  Riga.    1883. 
^.  Bechtsanwalt  Gustav  Schmidt,  Mitau.    1901. 
378.  Hans  Schmidt,  Riga.    1887. 


280 

379.  Oberlehrer  emer.  Eollegienrath  Oscar  Emil  Schmidt,  Marien- 
tbal  bei  Zabeln.    1900. 

380.  Bncbdruckereibesitzer  Alexander  Schnakenburg,  Riga.    1902. 

381.  Dr.  med.  Alfred  Schneider,  Trikaten.    1897. 

382.  Eaufmann  Hermann  Schneider,  Riga.    1902. 

383.  Oberlehrer  Georg  Schnering,  Reval.    1896. 

384.  Aeltester  der  Orossen  Gilde  Staatsraih  Gustav  v.  Schoepff, 
Riga.    1894. 

385.  Kaufmann  Heinrich  Schomacker,  Riga.    1897. 

386.  Oberlehrer  Karl  Schomacker,  Jena.    1896. 

387.  Alfred  Baron  Schoultz-Ascheraden  zu  Schloss  Ascheraden.  1893. 

388.  Alfred  Baron  Schoultz-Ascheraden  zu  Losem.    1893. 

389.  Arthur  Baron  Schoultz-Ascheraden  zu  Golbem.    1893. 

390.  Oberdirektionsrath    der    Livländischen    Adeligen    Kredit- 
sozietät  Friedrich  Baron  Schoultz-Ascheraden,  Riga.    1893. 

391.  Robert  Baron  Schoultz-Ascheraden,  Riga.    1893. 

392.  Pastor  emer.  Ernst  Schroeder,  Riga.    1899. 

393.  Georg  v.  Schroeders,  Riga.    1895. 

394.  Bernhard  v.  Schubert,  Riga.    1887. 

395.  Inspektor  der  rigaschen  Stadtgtiter  Erich  v.  Schultz,    Riga. 
1892. 

396.  Beamter  der  Rig.  Börsenb.  Leopold  Schultz,  Riga.    1898. 

397.  Aeltester  der  Orossen  Oilde  Konsul  Eugen  Schwartz,  Riga. 
1894. 

Eanfinann  Eugen  Schwartz,  Riga.    1901. 
Sekretär  Ernst  Schwartz,  Riga.    1894. 

400.  Notarius  publicas  Johann  Christoph  Schwartz,  Riga.    1875. 

401.  Rigascher  Rathsherr  a.  D.  Professor  Dr.  jur.  Johann  Christoph 
Schwartz,  Halle  a.  d.  S.    1874. 

402.  Stadtarchiyar  Dr.  Philipp  Schwartz,  Riga.  1876.  Derzeitigee 
Mitglied  des  Direktoriums  der  G^ellschaft. 

403.  Dr.  Victor  Schwartz,  Riga.    1892. 

404.  Staatsrath  Wilhelm  Schwartz,  Riga.    1857. 

405.  Rechtsanwalt  Nicolai  v.  Seeler,  Riga.    1892. 

406.  Pastor  Leonhard  Seesemann,  Eorsiten  in  Eorland.    1903« 


407.  Kaufmann  Carl  Gustav  v.  Sengbusch,  Riga.  1886.  Derzeitiges 

Mitglied  des  Direktorinms  der  (Gesellschaft. 
406.  Dr.  med.  Reinhold  v.  Sengbusch,  Riga.    1900. 

409.  Redakteur  Dr.  Ernst  Seraphim,  Riga.  1887. 

410.  Alexander  v.  Sivers  zu  Rappin.    1898. 

411.  Alfred  v.  Sivers  zu  EnsekfiU.    1893. 

412.  Edgar  v.  Sivers  zq  Antzem.    1891. 

413.  Frommhold  v.  Sivers  zu  Schloss  Randen.    1893. 

414.  Leo  V.  Sivers  zu  Alt-Kosthof.    1898. 

415.  Leopold  v.  Sivers  zu  Walgnta.    1893. 

416.  Lirlftndiflcher  Landrath  Max  v.  Sivers,  Römershof.    1893. 

417.  Nicolai  v.  Sivers  zu  Soossaar.    1893. 

418.  Architekt  Otto  v.  Sivers,  Riga.    1888. 

419.  WirkL  Staatsrath  Hermann  v.  SIcerst,  Radom.    1884. 
4S0.  Alexander  Sommer,  Riga.    1902. 

421.  Michael  v.  Sommer  zn  Eadfer.    1893. 

^.  ClMurlos  Baron  Stacicelberg  zu  Abia.    1893. 

4Si,  UTiändischer  Landrath,  Vizepräsident  der  E.  livl.  Oemein- 

nützigen  and  Oekon.  Sozietät  Victor  Baron  Stacl(elberg  zn 

Kardia.    1893. 

424.  Alexander  Baron  Stael  v.  Holstein  zn  Samm  in  Estland.  1895. 

425.  Alexamler  Baron  Stael  v.  Holstein  zu  Uhla.    1893. 

^6.  Dim.  lüYländischer  Landrath  Reinhold  Baron  Stael  v.  Holstein 

zu  Neu-Anzen.    1876. 
4ZI.  LiTländischer  Ereisdepntirter  Wilhelm  Baron  Stael  v.  Holstein 

zu  Waldhof.    1893. 

Julius  Stahl  zn  Yegesacksholm.    1893. 

Notarins  publicns  Carl  Stamm,  Riga.    1868. 

430.  Redakteur  Carl  Stavenhagen,  Riga.    1895. 

431.  Stadtrevisor  Richard  Stegman,  Riga.    1885. 
4312.  Apotheker  Hugo  Stein,  Mitau.    1901. 

433.  Carl  Baron  Stempel  zu  Planezen  in  Eurland.    1885. 

434.  Magd.  bist.  Karl  v.  Stern,  Jurjew  (Dorpat).    1899. 

436.  Dim.    Sekretär   des  livländischen  Hofgerichts    Mag.  jur. 
Friedrich  v.  Sticiasky,  Riga.    1856. 


232 

436.  Archivar  des  Oekonomieamts  Heinrich  v.  Sticinsicy,  Riga.  1898. 

437.  Aeltester  der  Grossen  Oilde  Alexander  Stieda,  Riga.    1893. 

438.  Gebeimer  Medicinalrath  Professor  Dr.  Ludwig  Stieda,  Königs- 
berg.   1876. 

439.  Kassadepatirter  und  Assessor  des  livl.  Eonsistoriams  Arved 
V.  Strandmann,  Riga.    1891. 

440.  Edgar  v.  Strandmann  zu  Zirsten.    1893. 

441.  Aeltester  der  Grossen  Gilde  Christian  v.  Stritzlcy,  Riga.  1887. 

442.  Eassadepntirter  Alexander  v.  Stryk  zu  Eöppo.    1893. 

443.  Alexander  v.  Stryk  zu  Palla.    1893. 

444.  Friedrich  v.  Stryk  zu  Morsel.    1893. 

445.  Oberforstmeister  Emil  v.  Stryk  zu  Wiezemhof.    1896. 

446.  Harald  v.  Stryk  zu  Owerlack.    1896. 

447.  Professor-Adjunkt  am  balt.  PolTtechnikum  Wilhelm  v.  Stryk, 
Riga.    1899. 

448.  Arnold  v.  TidebShI,  Riga.    1899. 

449.  Oberlehrer  Nicolai  v.  TidebBhl,  Riga.    1900. 

450.  Liyländiscber  Landrath  Heinrich  Baron  Tiesenhaueen  zu  Inzeem. 
1876. 

451.  Heinrich  Baron  Tiesenhausen  jun.,  Gr&tershof.    1901. 

452.  Fabrikdirektor  Arnold  Tiling,  Ligat.    1902. 

453.  Wirkl.  Staatsrath  Professor  Dr.  med.  Gustav  v.  Tiling,  St. 
Petersburg.    1892. 

454.  Dr.  med.  Th.  Tiling,  Direktor  der  Irrenanstalt  Rothenberg 
in  Riga.    1894. 

455.  Kaufmann  Emil  Timm,  St.  Petersburg.    1899. 

456.  Königlich  schwedischer  Konsul  Dr.  Carl  August  Titz,   Riga. 
1884. 

457.  Sekretär  des  ritterschaftlichen  statistischen  Bureaus  Alexander 
V.  Tobien,  Riga.    1881. 

458.  Sekretär  Max  v.  Tobien,  Fellin.    1893. 

459.  Akad.  Maler  Ernst  Tode,  Riga.    1892. 

460.  Notarius  publicus  Wilhelm  Toewe,  Riga.    1884. 

461.  Ritterschafts-Notär  Dr.  Astaf  v.  Transehe-Roseneck,  Riga.  1890 

462.  Landrath  Eduard  v.  Transehe  —  Roseneck  zu  Taurup.    1892. 


233 

463.  Oeneral-Leutnant  George  v.  Transehe-Roseneck,  Kommandeur 
der  1.  Brigade  der  1.  Garde-CayaUerie-Division.    1894. 

464.  Joseph  v.  Transehe-Roseneck  zu  Ohselshof.    1902. 

465.  Nicolai  v.  Transehe-Roseneck  zu  Wrangeishof.    1894. 

466.  Otto  Y.  Transehe-Roseneck,  Dresden.    1894. 

467.  Paul  Y.  Transehe-Roseneck  zu  Neu-Schwanenburg,  Riga.  1887. 

468.  Roderich  v.  Transehe-Roseneck  zu  Wattram.    1894. 

469.  Bankbeamter  Georg  Treymann,  Riga.    1896. 

470.  Architekt  Edmund  v.  Trompowsky,  Riga.    1894. 

471.  Ingenieur-Chemiker  Arved  Baron  Ungern-Sternberg,  Riga  1895. 

472.  George  Baron  Ungem-Sternberg  zu  Alt-Anzen.    1893. 

473.  layländischer  Landrath  Oswald  Baron  Ungern -Sternberg  zu 
SchloBs  Fellin.    1893. 

474.  Bechtsanwalt  Dr.  jur.  Otto  v.  Veh,  Berlin.    1874. 

475.  Arnold  Baron  Vietinghoff,  Riga.    1895. 

476.  Konrad  Baron  Vietinghoff  zu  ScUobb  Marienburg.   1899. 

477.  Oscar  Baron  Vietinghoff  zu  Sohloss  Salisburg.    1893. 

478.  Sekretär  des  livL  adligen  Ereditvereins  Rudolf  Baron  Vietinghoff- 
Scheel,  Riga.    1901. 

479.  Stadtpastor  Ootthard  Vierhuff,  Wenden.    1871. 

480.  Sekretär  des  livl.  Konsistoriums  Arthur  v.  Villebois,   Riga. 
1891. 

481.  Dr.  med.  Karl  Vogel,  Ligat.    1902. 

482.  Sekretär  des  livl.  Statist.  Oomit^s  Victor  Vogel,  Riga.  1895. 

483.  Rechtsanwalt  Axel  v.  Voick,  Riga.    1901. 

484.  Kaufmann  Karl  Wagner  jun.,  Riga.    1888. 
4SSb.   Dr.  med.  Werner  Waldhauer,  Riga.    1895. 

486.  Eduard  v.  Wahl  zu  Addafer.    1893. 

487.  Rechtsanwalt  Harald  v.  Wahl,  Riga.    1884. 

488.  Nicolai  v.  Wahl  zu  P^us.    1893. 

489.  Oberlehrer  Staatsrath  Carl  Walter,  Riga.    1892. 

490.  Redakteur  Alexander  Waeber,  Riga.    1896. 

491.  Dr.  med.  Richard  Weinberg,  Jurjew  (Dorpat).    1902. 
AbtheilungBchef    der   Pleskau- Rigaer   Eisenbahn   Theodor 
V.  Weiss,  Riga.    1901. 


284 

493.  Notar  der  Stenerverwaltuiig  Gustav  Werner,  Riga.    1883. 

494.  Oberlehrer  Friedrich  Westberg,  Riga.    1890. 

495.  Pastor  Eduard  Wiecicberg,  Wenden.    1902. 

496.  Dim.  Eirchspielsrichter  Hermann  Wiegend,  Riga.    1901. 

497.  Rechtsanwalt  Alfred  Wittram,  Riga.    1902. 

498.  Alfred  Baron  Wofff  zu  Semershof.    1893. 

499.  Arist  Baron  WoW,  St.  Petersbmg.    1894. 

500.  Hofineister  des  Allerhöchsten  Hofes  Boris  Baron  WoHf  za 
Stomersee.    1901. 

501.  Conrad  Baron  WoHf  zn  Friedrichswalde  in  Livland.    1888. 

502.  Emil  Baron  Woiff  zn  Waldeck.    1893. 

503.  Friedrich  Baron  WoHf  zn  Waldenrode.    1892. 

504.  Gaston  Baron  Wolff  zn  Ealnemoise.    1893. 

505.  Livländischer  Landrath  James  Baron  Wolff  zn  Schloss  Ro- 
denpois.    1893. 

506.  Joseph  Baron  Wolff  zn  Lindenberg.    1901. 

507.  Manfred  Baron  Wolff,  Riga.    1894. 

508.  Baron  Maximilian  v.  WoHf  zn  Hinzenberg.    1869. 

509.  Nicolas  Baron  Wolff,  St.  Petersbnrg.    1894. 

510.  Ritterschafts-RentmeistergehUfe  Albert  v.Wolffeldt,  Riga.  1893. 
öll.  Dim.  Landrichter  Albert  v.  WoHfeldt,  Wenden.    1891. 

512.  Dim.  Eirchspielsrichter  Arthur  v.  WoHfeldt,  Eremon.    1894. 

513.  Privatdocent  Mag.  Ed.  Wolter,  St.  Petersbnrg.    1892. 

514.  Rechtsanwalt  George  Baron  Wrangell,  Reval.    1895. 

515.  Adoff  V.  Wuff  zn  Schloss  Sesswegen.    1893. 

516.  Direktor  der  estn.  Distriktsdirektion  der  UtI.  adl.  Güter* 
Ereditsocietät  Arthur  v.  WuH,  Jnrjew  (Dorpat).    1893. 

517.  Arthur  v.  WuH  zu  Schloss  Lennewarden.    1901. 

518.  Eduard  v.  WuH  zu  Menzen.    1893. 

519.  Dr.  phil.  Max  v.  Wulf  zu  Taiwola.    1901. 

520.  Dr.  med.  Arthur  Zander,  Riga.    1899. 

521.  Eaufinann  Emil  Zander,  Riga.    1892. 

522.  Stadtsekretär  Walther  v.  Zeddelmann,  Werro.    1895. 

523.  Rechtsanwalt  Carl  v.  Zimmermann,  Riga.    1891. 

524.  Dispacheur  cand.  jur.  Daniel  Zimmermann,  Riga.    1895. 


286 

525.  Martin  Zimmermann,  St.  Petersburg.    1892. 

526.  Bigascher  Bathsherr  a.  D.  Theodor  v.  Zimmermann,  Hamburg. 
1882. 

527.  Eduard  v.  Zur-MUhlen  zu  Ledis.    19Q2. 

528.  Dr.  Friedrich  v.  Zur-MUhlen  zu  Arrohof.    1893. 

529.  Georg  v.  Zur-MUhlen  zu  Bentenhof.    1893. 

530.  James  v.  Zur-MUhlen  zu  Alt-Bomhusen.    1893. 

531.  Leo  V.  Zur-MUhlen  zu  Woiseck.    1893. 

532.  Walther  v.  Zur-MUhlen  zu  Judasch. 


(Geschlossen  den  6.  Dezember  1902.) 


Yerzeiehniss 

iir  fern  L  Jaaaar  bis  xoh  Sehlnis  des  Cfssellseliaftsjahres,  dei  6.  leieiber 
1M2,  ferstorbeien  litgUeder. 


Ehrenmitglieder. 

Professor  Rudolf  Virchow,  Ehrenmitglied  seit  1877.  (Gestorben  in 
Berlin  den  5.  September  (23.  August). 

Korrespondirende  Mitglieder. 

WirkL  Staatsratb,  Bibliothekar  der  Eaiserl.  Oeffentl.  Bibliothek 
Karl  V.  Vetterlein,  korrespondirendes  Mitglied  seit  1884. 
Gestorben  in  St.  Petersburg  den  16.  Juni 

Ordentliche  Mitglieder. 

Staatsrath  Dr.  med.  Rudolf  v.  Radeoki,  Mitglied  seit  1887.  Ge- 
storben in  St.  Petersburg  den  15.  Januar. 

Moritz  Baron  KrUdener  zu  Sermus,  Mitglied  seit  1893.  Gestorben 
zu  Sermus  den  20.  Januar. 

Oberlehrer  Viotor  v.  Vetterlein,  Mitglied  seit  1902.  Gestorben  in 
Siga  den  27.  Februar. 

Oskar  v.  Stryk  zu  Tignitz,  Mitglied  seit  1893.  Gestorben  zu 
Tignitz  den  14  Mai. 


Kaufmann  Heinrich  Eclc,  Mitglied  seit  1892.  G^torben  in  Riga 
den  27.  Mai. 

Georg  v.  Helmersen  zu  Lehowa,  Mitglied  seit  1893.  Gestorben 
zu  Lehowa  den  2.  Juni. 

Bedaktenr  Adolf  Petersenn,  Mitglied  seit  1887.  Gestorben  bei 
Biga  den  3.  Aagnst. 

Dim.  Stadthanpt  Max  Scjittler,  Mitglied  seit  1894.  Gestorben  in 
Fellin  den  29.  August. 

Baron  Oslcar  Mengden,  Mitglied  seit  1880.  Gestorben  in  München 
den  5.  Oktober  (26.  September). 

Archivar  Oand.  bist.  Hugo  Lichtenstein,  Mitglied  seit  1901.  Ge- 
storben in  Jurjew  (Dorpat)  den  28.  September. 

Reinliold  Baron  Freytag  v.  Loringlioven,  Mitglied  seit  1900.  Ge- 
storben zu  Harmshof  den  10.  Oktober. 

Dim.  Oberst  Friedrich  v.  LVwis  of  Menar,  Mitglied  seit  1887. 
Gestorben  zu  Pleppen  in  Kurland  den  30.  November. 


Verzeichniss 

der  im  Jahre  1902  in  den  Sitzungen  der  Gesellschaft 
gehaltenen  Vorträge  und  verlesenen  Zuschriften. 


Die  beigefügte  Zahl  giebt  die  Seite  der  Sitsnogsberichte  an. 

Arbnsow,  Leonid.     Die  Visitationen  im  Dentschen  Orden  in 
Livland,    179-192. 

Brniningky  Hermann  Baron.    Nachrafe  auf  verstorbene  Mit- 
glieder.   1.    36.    41.    87.    103.    155.    169. 

—  Hittheilnngen  über  Schenkungen.    87.    169. 

—  Hittheilnngen  nber  die  Betheilignng  der  Gesellschaft  an 
Veranstaltungen  und  Ausstellungen.    70.    87.    103. 

—  Hittheilnngen  über  die  Fortsetzung  der  „Livländischen  Ge- 
sehichtsliteratur''.    104.    170. 

—  Hittheilnngen  über  die  Prägung  einer  G^dächtnissmedaiUe 
auf  Dr.  Anton  Buchholtz.    70.    88. 

—  Hittheilung  über  die  Herausgabe  der  von  Anton  Buchholtz 
gesammeltenMaterialien  zur  Geschichte  Rigas  1710— 40.  88. 

—  Die  Frage  der  Verehrung  der  ersten  livländischen  Bischöfe 
als  Heilige.    3—36. 

—  üeber  einen  Baron  von   Meyendor£P  gehörenden   Pokal 
Bigascher  Arbeit.    42. 

—  Nochmals  das  Missal  der  Bigaschen  StadtbibUothek  vom 
Jahre  1500.    50. 

—  Der  Binfiuss  der  Heiligenverehrung  auf  die  Wahl  der  Tauf- 
namen in  Biga  im  Mittelalter.    77 — ^83. 

—  üeber  den  Fund  Rigascher  Schmuckgegenstände  aus  dem 
14.  Jahrhundert    90. 


238 

Brniningk,  Hermann  Baron.    Die  Heransgabe  einer  archäolo- 
gischen Karte  der  Ostseeprovinzen«    105.    156. 

—  Die  Kaiser-Otto-Schale.    108—149. 

Bnschy   Nicola ns.     üeber   die   Begründung   einer  Livonica- 
Abtheilnng  an  der  Leonina  im  Vatikan.    38.    55. 

Oleye,  Erich.     Ueber  den  Wahlspruch  von  Hamilkar  Baron 
Fölkersahm.    104. 

Jaksch,  Robert.    Untersuchung  eines  Hügels  in  Oger.    101. 

Jochumsen,  Heinrich.    Referat  über  den  am  9.  Juli  1902  im 
Dom  zu  Riga  gemachten  Münzfnnd.    93. 

Eeussler,  Friedrich  von.  Die  Deeterssche Familienchronik.  46. 

—  Die  Iversensche  Urkundensammlung.    74. 

—  Zur  Frage  der  Ueberfuhrung  der  Herzoglich  Eurländischen 
Bibliothek  nach  St.  Petersburg.    150. 

Lichtenstein,  Hugo.     Bericht  über  die  Verhandlungen   des 

12.  Archäologischen  Kongresses.    103. 
Löwis  of  Menar,   Karl  Ton.     Vorgeschichtliche  Gräber  in 

Sawensee.    99. 

—  Der  heidnische  Burgberg  und  die  Ordensvogtei  Kandau 
in  Kurland.    192. 

Mettigy  Gonstantin.    Ueber  die  Herkunft  des  Missals  der  Bi- 
gaschen Stadtbibliothek  vom  Jahre  1500.    39. 

—  Ueber  die  Festschrift  der  Schiffergesellschaft  in  Lübeck 
von  Dr.  F.  Hasse.    45. 

—  Urkunden   aus   dem  Archiv  der  Schwarzen  Häupter  zu 
Riga.    49.    153. 

—  Die  Gilde  der  Losträger  und  die  mit   ihr   verwandten 
Aemter.    56. 

—  Die  St.  Gteorgs-Statuette  der  Schwarzen  Häupter  zu  Riga.  84. 

—  Ursprung  und  Organisation  der  Compagnie  der  Schwarzen 
Häupter  zu  Riga.    92. 

—  Das  Amtsbuch  der  (Goldschmiede  zu  Reval.    157. 

—  Die  Fahnen  der  Aemter  und  Gesellenschaften  in  Riga.    197. 


Nenmann,  Wilhelm.     Ennstzustände  in  den   baltischen  Pro- 
vinzen 1775—1825.    43. 

Schwartz,  Philipp.    Die  Fehde  Dorpats  mit  den  Stamern  und 
Genossen.    158. 

Sengbuschy    Carl    Onstav   von.      Ausgrabungen    auf    dem 
Plawnekalns  bei  Eatlakaln.    92. 

Seraphim,  Ernst     Der  Feldzug  des  preussisohen  Corps  in 
Kurland  und  g^sgen  Biga  1812.    38. 

Toll,  Harald  Baron.     Freibrief  für  einen  estnischen   Bauer 
zwecks  akademischen  Studiums.    72. 


jOie  fog,  KaiFer-Oito-Schale  im  Dom-IIlufeuin 

zu  Riga.  TafelI. 


DIE  BÜBO  KANDAU  IN  EUBLAKD. 

VOGTEI  DES   DEUTSCHEN  ORDENS« 


1» 


\ 


W^ 


% 


t 


BilMifskriehte 


der 

Smliscliaft  fir  Gescbiehte  uii  Altertunsknile  der 
OstseepraviRzei  Rvsslaids 

aus  dem  Jahre  190S. 


Hierzu  6  Tafeln. 


Dmck  von  W.  P.  Hacker. 
1904. 


Sitiugskriebte 

der 

Cisellsebaft  fir  Geschichte  oni  Altertumskiiile  der 
Ostseeprovinzen  Russiands 

aus  dem  Jahre  1908. 


Hierzu  6  Tafeln. 


Drack  von  W.  F.  Hacker. 
1904. 


Gedmokt  anf  Verfägen  der  Gesellschaft  för  Gescbiohte  und  Alt<) 
tvmsknnde  der  Ostseeprovinzen  Basslands. 

Präsident :  Bernhard  A.  Holländer. 
Riga,  den  10.  März  1904. 


Inhaltsanzeige. 


igsberichte  ans  dem  Jahre  1903 1 

■beiicht  des  Sekretärs  der  Gesellschaft 146 

nchnis    der    Vereine    und   Anstalten,  denen   die   Schriften   der 

Gesellschaft  übersandt  worden  sind,  mit  Angabe  der  im  Austaasch 

[  ii^^oD  ihnen  erhaltenen  Dmckwerke 152 

^nd  der  Gesellschaft  im  Jahre  1903 161 

«^^^^icbnis  der  Mitglieder  am  6.  Dezember  1903 162 

eichnis  der  vom  6.  Dezember  1902  bis   6.  Dezember  1903  ver- 

Istorbenen  Mitirlieder 189 

eichnis    der   im  Jahre  1903  in  den    Sitzungen  der  Gesellschaft 

[gehaltenen  Vorträge  und  verlesenen  Zuschriften 191 

»chnis   der  in  den  Jahren  1894—1903  (inclus.)  in  den  Sitzungen 

I  der  Gesellschaft  gehaltenen  Vorträge  und  verlesenen  Zuschriften    195 

htrag 223 


1903. 
6(6.  Tersanmluig  u  8.  Jainar  1903. 


Der  Präsident  Oberlehrer  Bernhard  Hollander  erö&ete 
£e  Tersammlnng  durch  die  Mitteilung,  dass  das  ordentliche 
VitgUed,  Herr  Edgar  v.  Löwenstern  zu  Wolmarshof,  am  28. 
Detember  a.  St.  in  Ajaccio  gestorben  sei.  Die  Versammlung 
Arte  das  Andenken  des  Verstorbenen  durch  Erheben  von  den 


Indem  der  Präsident  seinem  Vorgänger  im  Amte,  Herrn 
Hermann  Baron  Bruiningk,  das  Diplom  eines  Ehren- 
mitgliedes der  Gesellschaft  überreichte,  f&gte  er  zu  dem 
li^ts  in  der  Dezember-Sitzung  durch  den  Direktor  E.  Mettig 
^losgesprochenen  Dank  der  Gesellschaft  seinen  persönlichen  Dank 
&  die  ihm  in  langjähriger  gemeinsamer  Arbeit  bewiesene  Pör- 
d^ung  und  Freundschaft  hinzu  und  gab  der  Freude  darüber 
Aisdmck,  dass  ihm  von  seinem  Vorgänger  eine  tatkräftige  Unter- 
tftKong  auch  in  der  Zukunft  in  Aussicht  gestellt  sei.  Nur  in 
^  Hoffiiung  hierauf  habe  er  das,  wie  der  Redner  näher  darlegte, 
pnde  in  der  Gegenwart  schwierige  Amt  übernehmen  können, 
hdem  er  die  Mitglieder  sowohl  um  freundliche  Nachsicht  mit 
^^  Leitung  der  Gesellschaft,  als  auch  um  eifrige  Mitarbeit  bat, 
^  er  der  Versammlung  ein  Glückauf  zur  Arbeit  im  neuen 

Der  Präsident  machte  die  Mitteilung,  dass  die  Kinder  und 
^^  des  weil.  Bigaer  Kaufmanns  und  erbl.  Ehrenbürgers 
^«org  Alexander  Berteis  nach  einem  Schreiben  des  Herrn 
^i^ditoainralts  A.  Kaehlbrandt  beschlossen  haben,  zum  ehrenden 

1 


2 

Andenken  an  ihren  Vater  aus  dem  von  ihm  hinterlassenen  Ver- 
mögen 500  Rbl.  den  von  unserer  Oesellschaft  verfolgten  Zwecken 
zuzuwenden.  Der  Dank  der  GtesellBchaft  sei  den  Darbringem 
bereits  schriftlich  zum  Ausdruck  gebracht  worden.  Vom  Direk- 
torium sei  bestimmt  worden,  dass  das  Kapital  als  Georg  Ale- 
xander Bertels-Stiftung  besonders  gebucht  und  unter  dieser 
Bezeichnung  in  den  jährlichen  Rechenschaftsberichten  aufgeführt 
werden  solle;  die  Zinsen  des  Kapitals  aber  sollen  der  Sunmie 
hinzugef&gt  werden,  die  bereits  zum  Zweck  einer  dereinstigen 
Anstellung  eines  Kustos  am  Dommuseum  gesammelt  worden  ist. 

Die  Versammlung  nahm  mit  lebhaftem  Dank  Kenntnis  von 
dieser  Mitteilung  und  erklärte  sich  mit  der  getroffenen  Anordnung 
einverstanden. 

Für  die  Bibliothek  waren  als  Geschenke  eingegangen: 
1)  von  Herrn  Professor  Dr.  Fr.  Bienemann  in  Freiburg  dessen 
Buch :  Der  Dorpater  Professor  G.  F.  Parrot  und  Kaiser  Alexander  L, 
Reval  1902;  2)  von  Herrn  Stadtarchivar  Magister  A.  Feuereisen 
dessen  Schriften:  Über  die  Einfuhrung  und  den  Gtebraach  des 
gregorianischen  Kalenders  in  Dorpat,  S.-A.  a.  d.  Sitzungsberichten 
der  Gel.  Estn.  Gesellschaft  1902;  Über  Arbeiten  und  Materialien 
zur  Geschichte  Pemaus,  S.-A.  aus  denselben  Sitzungsberichten; 
8)  von  Herrn  Professor  Dr.  R.  Hausmann  dessen  Schrift: 
Ausserkirchliche  Begräbnisplätze  im  Estenlande  in  christlicher 
Zeit,  S.-A.  aus  der  Illustr.  Beilage  der  „Big.  Rundschau'  1902, 
Nr.  11;  4)  vom  Verlag  Jonck  &  Poliewsky:  (A.L.v.Tran8ebe- 
Roseneck),  Bilder  aus  Livland,  Riga  1902;  5)  von  Herrn  E.  Lapsa 
dessen  Schrift:  Tant'  Jula,  Riga  1902;  6)  von  Hm*n  K.  v.  Löwis 
of  Menar:  Ergänzungen  zur  Stammtafel  der  Familie  von  Brock- 
hausen, S.-A.  aus  dem  Jahrbuche  far  Genealogie  1901;  7)  ron 
der  Verwaltung  des  Estländischen  Adligen  Güterkre* 
ditvereins:  Hundert  Jahre  der  Estländischen  Kreditkasse 
1802-1902,  Reval  1902.  Weitere  Darbringungen  f&r  die  Biblio- 
thek waren  erfolgt:  von  Herrn  dim.  Stadtrat  K.  Hausmann, 
Herrn  Rechtsanwalt  M.  Hilweg  und  Herrn  Oberlehrer  Fr.  t; 
Keussler  in  St.  Petersburg. 


8 

Far  das  Museum  waren  als  Geschenke  dargebracht  worden: 
1)  Ton  FrL  Helene  Schelnchin:  2  Fächer  ans  dem  18.  Jahr^ 
bindert;  2)  von  Herrn  E.  G.  v.  Sengbusch:  ein  Lehnstuhl, 
nm  1780;  3)  von  Herrn  Baron  Wolff-Lysohn  als  Leihgabe: 
Bnchstficke  einer  Zinnkanne  und  zwei  Breezen. 

Für  die  sphragistische  Sammlung  war  ein  Siegelstempel 
dee  19.  Jahrhunderts  yom  Realschüler  H.  F.  geschenkt  worden. 

Herr  Dr.  W.  Neumann  hielt  einen  Vortrag  über  den  von 
1636 bis  1698  dauernden  Streit  des  Bevaler  Goldschmiede- 
Amts  mit  der  Eanutigilde,  der  die  Lostrennung  der  Gold- 
Khmiede  von  der  Gilde  zum  Gegenstand  hatte.  N.  hat  den  Stoff 
dm  in  einem  noch  im  Besitze  des  Revaler  Goldschmiedeamts 
erhaltenen  umfangreichen  Eopialbuch  gefunden.  Seit  dem  Beginn 
iet  dreissiger  Jahre  des  17.  Jahrhunderts  geht  durch  die  Beyaler 
Handwerkerämter  ein  demokratischer  Zug,  der  sich  in  dem 
Bestreben  nach  Erlangung  grösserer  Bechte  und  Freiheiten, 
oieh  EÜnschränkung  der  Amtsgewalt  des  Bats  und  nach  Gleich- 
ateUimg  mit  den  Mitgliedern  der  grossen  Gilde  kennzeichnet. 
Beraits  1636  hatte  der  Bat  sich  zu  einzelnen  Zugeständnissen 
in  Bezug  auf  die  Brauerei-  und  Brenngerechtigkeit  verstehen 
Biflsen«  —  Mit  dem  Erwachen  der  Benaissance  in  Deutschland 
ging  auch  durch  die  niederen  Schichten  der  Bevölkerung  ein 
Mflr  geistiger  Zug;  das  Becht  des  Individuums  auf  Freiheit 
fa  Denkens  und  Empfindens  machte  sich  geltend,  Bildung  und 
jbmere  Gesittung  nahmen  auch  in  diesen  Ereisen  zu*  Die  Eunst 
tttwand  sich  den  Fesseln  des  Handwerks,  und  zu  den  Eünstlem 
liUten  sich  auch  die  Goldschmiede,  deren  Eunst  zu  jener  Zeit 
Qfie  besonders  begehrte  war,  denn  nicht  mehr  wie  im  Mittelalter 
tft  jetzt  die  Kirche  die  Hauptträgerin  künstlerischer  Ideen,  sondern 
fa  Bürgertum  wird  es.  Von  Deutschland  her,  wo  Augsburg 
ie  Wiege  der  Benaissance  wird,  pflanzt  sich  diese  Bewegung 
{ort  bis  in  die  entfernten  Gauen  der  baltischen  Provinzen^ 
iAm  1627  und  1632  hatte  das  Bevaler  Goldschmiedeamt  seine 
Abtrennung  von  der  ELanutigUde  durchzusetzen  gesucht,  nach- 
te 1624   die  Bigaer  Goldschmiede  als  „freyhe  Eünstler''  in 

1* 


die  dortige  Grosse  Gilde  aufgenommen  worden  waren.  Doch 
der  Bevaler  Bat  beschied  ihre  Gtesnche  abschlägich.  Mit  der 
grössten  Hartnäckigkeit  wurde  der  Streit  wieder  angenommen 
seit  der  1675  von  König  Karl  XI.  von  Schweden  verfugten  ye^ 
Schmelzung  der  Olaigilde  mit  der  Eanutigilde.  Der  Bat  entschied 
abermals  zu  Gunsten  der  Eanutigilde,  liess  den  Goldschmieden 
aber  den  Weg  der  Berufung  frei.  Diese  wandten  sich  nun  mit 
ihrem  (besuch  an  den  Generalgouyemeur  Grafen  Andreas  Torsten- 
söhn,  der  ihnen  ein  Schutzbrief  bis  zum  Eintreffen  einer  könig- 
lichen Entscheidung  ausstellte.  Von  Stockholm  wurde  die  Ange- 
legenheit nach  fünf  Jahren  wieder  an  eine  in  Beval  tagende 
Kommission  verwiesen,  aber  obgleich  das  von  dieser  aufgestellte 
Gutachten  den  Goldschmieden  nicht  ungünstig  ausfiel,  das  Bevaler 
Goldschmiedeamt  auch  in  der  Person  des  Goldschmiedes  Peter 
Polack  einen  besonderen  Delegierten  nach  Stockholm  schickte, 
der  IV4  Jahr  dort  blieb,  um  die  Angelegenheit  im  Sinne  seines 
Amtes  zu  betreiben,  erreichte  dieses  schliesslich  doch  nichts 
anderes  als  eine  Erleichterung  der  Gildenabgaben  und  blieb  der 
Kanutigilde,  zu  der  es  auch  heute  noch  gehört,  inkorporiert 
Der  Vortrag  ist  im  .Bevaler  Beobachter^  1903  vollständig  zum 
Abdruck  gekommen. 

Herr  Dr.  W.  Neu  mann  machte  in  einem  zweiten  Vortrage 
Mitteilungen  über  die  interessanten  Holzschnitzereien  am 
Gestfihl  des  Bathauses  in  Beval  und  der  heil.  Geist* 
kirche  daselbst  und  legte  Photographien  derselben  vor  (s.  unten)« 

Herr  Inspektor  K.  Mettig  hielt  einen  Vortrag  6ber  die 
Wirksamkeit  der  westfälischen  Fehmgerichte  in  Riga 
(s.  unten). 

Femer  wies  Herr  Inspektor  K.  Hettig  darauf  hin,  dass  in 
dem  im  vorigen  Jahr  erschienenen  Jahresbericht  der  Feüiner 
Literarischen  Gesellschaft  am  Schlüsse  ein  Aufsatz,  betitelt:  „Das 
livländische  adlige  Fräuleinstift  des  Kaisers  Paul  L^ 
abgedruckt  sei,  der  infolge  eines  Irrtums  dem  Baron  Friedrich 
von  Schoultz-Ascheraden  zugeschrieben  werde,  während  der  Ver* 
fasser  der  Bitterschaftsaktuar  K.  A.  v.  Bautenfeld  sei.    Beferent 


bob  hierbei  hervor,  dass  yerschiedene  Notizen  zu  Bautenfelds 
Arbeit  hinzugefügt  seien,  fnr  die  der  Verfasser  nach  einer  mfind- 
lichen  Mitteilung  keine  Verantwortung  übernehmen  könne. 

Zun  Schiasse  macht  Mettig  noch  darauf  aufmerksam,  dass  in 
den  Statuten  das  Stiftszeichen  als  ein  ^achteckiges^,  hellblau 
enuüUiertes  Kreuz  angegeben  werde,  dagegen  das  im  Museum  der 
Gesellschafi  für  (beschichte  und  Altertumskunde  zu  Riga  auf- 
bewahrte Kreuz  der  Stiftsdamen  zu  Fellin  von  dunkelgrüner 
Fttbe  sei 

Hierzu  bemerkte  H.  Baron  Bruiningk,  dass  in  den  Sta- 
tten allerdings  die  Farbe  des  Kreuzes  als  ^blau"  bezeichnet  ist, 
rihrend  am  Kreuz  im  Dommuseum,  das  als  Modellkreuz  mass- 
gebend sein  durfte,  die  Farbe  ausgesprochen  grün  ist  Es  liege 
dso  ein  Widerspruch  vor,  auf  den  Referent  den  Herau^ber 
te  in  Bede  stehenden  Arbeit  von  vornherein  aufmerksam  ge- 
ladit  habe.  Zur  Vermeidung  von  Missverständnissen  wäre  es 
n  wünschen  gewesen,  dass  solches  in  der  Arbeit  bemerkt 
worden  wäre. 

Die  mittelalterliolien  Holzsohnitzereien  am  Oest&hl  des 
fiaihanses  und  der  heil.  Oeistkirohe  zu  Beval^). 

Von  Dr.  W.  Neumann. 
(Hienu  8  LiohtdncktAfeln.) 


Die  alte  Batsstube  des  aus  dem  14.  Jahrhundert  stammenden 
waler  Rathauses  gehört  zu  den  interessantesten  Innenräumen, 
^  die  Profankunst  des  Mittelalters  im  Lande  erzeugt  hat.  Die 
^rchitektnr  des  Raumes  ist  keineswegs  hervorraffend,  aber  die 
^hUtnisse  sind  wohl  abgewogen  und  dadurch  allein  schon  ruft 

M  Es  fehlt  über  diese  Schnitzereien  nicht  an  Yeröffentlichnngen : 
^▼'Ldwifl  besehreibt  sie  knrs  in  seinem  Werke  »Die  städtische  Profan- 
v^ttektnr  der  Oothik,  der  Benaissance  und  des  Barooco  in  Riga,  Bevsl 
«^  Narra''.  Lübeck  1892.  8.  16  a.  17.  Er  stütst  sich  dabei  auf  eine 
^jgtit  Ton  Dr.  W.  Läbke,  die  als  Besprechnnff  des  von  mir  heraasgegebenen 
fWmdiiBBes  einer  Geschichte  der  bildenden  Künste  nnd  des  Enn^ewerbes 
2J<v-,  Est-  und  Enrland*  nnter  dem  Titel  „Deutsche  Denkmäler^  in  der 
*BOage  nr  Allgem.  Mdnchener  Zeitung  vom  21.  September  1888  erschien.  — 
^^  der  Spitsmarke  ^ter  Anschaoungsanterricht''  bespricht  sie  F.  R. 
^f^'  Bossow)  im  Reraler  Beobachter  Nr.  194  vom  Jahre  1898.  Beide 
Autoren  Tenichten  aber  anf  eine  eingehende  Behandlung  des  Gegenstandes. 


6 

er  einen  BtünmnngSYollen  Eindruck  hervor.  Die  künstlerische 
Ansstattang  gehört  zum  grössten  Teile  dem  17.  Jahrhundert  an» 
wie  der  prächtige  sich  unterhalb  der  Gewölbansätze  an  den 
Wänden  hinziehende,  in  Eichenholz  geschnitzte  Fries  vom  Jahre 
1696  und  die  aus  dem  Jahre  1667  stammenden,  auf  Leinwand 
gemalten  Lünettenbilder,  die  der  Maler  Johann  Aken  mit  Be- 
nutzung Rubenscher  und  Bembrandtscher  Motive,  wahrscheinlich 
nach  ihm  zugänglich  gewordenen  Stichen  und  Badierungen, 
malte.  —  Einen  Hauptschmuck  bildet  das  alte  geschnitzte  Eichen- 
holzgestühl,  das  sich  jedoch  nicht  mehr  in  seinem  ursprung- 
lichen Zustande  befindet.  Ältere,  noch  aus  dem  15.  Jahrhundert 
stammende  Stücke  sind  mit  jüngeren  vereinigt.  Ziemlich  intakt 
ist  eine  quer  in  den  Baum  in  der  Nähe  des  Eingauffes  au&e- 
stellte  Bank  mit  einer  durchbrochen  geschnitzten  BücUehne,  die 
in  sieben  Feldern  ein  dem  Ausgange  des  15.  Jahrhunderts  an- 
gehörendes Masswerk  zeigt  und  darüber  als  abschliessenden  Fries 
ein  Bankenwerk,  in  das  fünf  kleine  Medaillons  verwoben  sind 
mit  den  Brustbildern  von  Petrus,  Maria,  Christus,  Johannes  und 
Paulus.  Die  gotische  Bücklehne  ist  augenscheinlich  aus  den 
Besten  zweier  verschiedenen  Bänke  zusammengesetzt,  denn  nur 
fünf  der  äusseren  Felder  zeigen  eine  gleiche  Form;  die  zwei 
mittleren  Felder  haben  wohl  eine  ähnliche  Ausbildung  erfahren, 
sind  aber  an  ihren  Umrahmungen  schon  als  nicht  zu  den  fünf 
äusseren  gehörig  erkennbar.  Die  bekrönende  Medaillonleiste  ist 
jüngeren  Datums;  das  Laubwerk  an  ihr  entspricht  schon  dem 
hier  im  ersten  Viertel  des  16.  Jahrhunderts  auftretenden.    Der 

Bleichen  Zeit  aber  wie  die  gotischen  Teile  der  Bücklehne,  also 
em  Ausgange  des  15.  Jahrhunderts,  können  die  Schnitzereien 
der  Seitenlehnen  angehören,  die  durchbrochen  gearbeitet  sind 
und  links  eine  Szene  aus  Tristan  und  Isolde,  rechts  Simsons 
Kampf  mit  dem  Löwen  zeigen^). 

Die  hier  zur  Anschauung  gebrachte  Szene  aus  Tristan  und  Isolde 
(Fig.  1)  stellt  das  belauschte  Stelldichein  im  Oarten  vor,  dessen 
bildliche  Darstellung  sich  schon  seit  dem  Anfang  des  14.  Jahr- 
hunderts grosser  Beliebtheit  erfreute.  Wir  finden  diese  Szene 
schon  auf  einem  Begensburger  Teppich  aus  dem  Anfange  des 
14.  Jahrhunderts  (Germania  XYIU,  276),  auf  der  Schreibtafel 
von  Namur  (Yiollet  —  le  Duc,  Dictionnaire  raisonnä  du  Mobflier 
fran9ais,  Paris  1871,  11,  157)  und  wiederholt  in  Elfenbein- 
schnitzereien aus  dieser  frühen  Zeit  (Elfenbeinkästchen  im 
South -Kensington -Museum,  Krakauer  Elfenbeinkästchen,  Barn* 
ber^er  Elfenbeinkamm).  Wie  die  Darstellungen  auf  diesen,  folgt 
auch  die  unsrige  der  älteren  Sage:   König  Marke,   der  Gkniahl 

1)  E.  y.  Löwis  a.  a.  O.  bezeichnet  die  erste  Darstellnng,  aUerdinas 
unter  Vorbehalt,  als  Esther  and  Ahasveras,  F.  R.  die  andere  als  DaWds 
Kampf  mit  dem  Löwen. 


IsoIdenSy  ist  durch  den  Zwerg  Melot  yon  dem  im  Oarten  statt* 
finden  sollenden  Stelldichein  der  Liebenden  unterrichtet  nnd 
TQii  ihm  beredet  worden  sich  in  den  Zweigen  des  Baumes  wcä 
Brannep  zu  verbergen.  Tristan,  der  zuerst  erscheint,  sieht 
beim  lacht  des  Mondes  Markes  Bild  sich  im  Wasser  des  Brun* 
Bens  widerspiegeln,  er  weiss  sich  belauscht  und  macht  die  nahende 
Isolde  dadurch  auf  die  ihnen  drohende  Gefahr  aufmerksam,  dass 
er  ihr  nicht  entgegengeht.  Diese  erfasst  sofort  die  Situation  und 
weiss  durch  ihre  unbefangene  Unterhaltung  mit  Tristan  die 
nagenden  Zweifel  des  Königs  wieder  zu  zerstreuen.  Die  List 
des  Weibes  bleibt  auch  in  dieser  schwierigen  Lage  wieder  Sie- 
gerin*). --  Der  Revaler  Künstler  hat  die  Szene  nicht  ohne  Gre- 
sehick  wiedergegeben,  wenn  auch  die  Bewegungen  seiner  Figuren 
^as  unbeholfen  und  deren  Köpfe  im  Verhältnisse  zur  Körper- 
lange  etwas  zu  gross  geworden  sind.    Den  Worten  der  Dichtung: 

.Doch  in  des  Garten  Mitte  stand 
Ein  Ölbaum  an  des  Brunnen  Band, 
Niedrig,  doch  von  Ästen  breit 

folgend,  hat  er  die  Gestalten  des  Tristan  und  der  Isolde  zu  den  Seiten 
oner  sechseckig  gestalteten  Brunneneinfassung  gesetzt,  hinter 
welcher  ein  kurzstämmiger  Baum  mit  zu  beiden  Seiten  tief  herab- 
lübigenden  Zweigen  sich  erhebt,  aus  deren  Blattgewirr  der  bärtige, 
TOD  einer  Krone  bedeckte  Kopf  Markes  hervorblickt.  Die  Hal- 
tung Tristans  mit  dem  vorgestreckten  rechten  Bein,  dem  auf 
to  linken  Schenkel  gestutzten  Arm  und  der  erzählend  ausge- 
streckten Rechten  entbehrt  bei  aller  Unbeholfenheit  der  Zeich- 
Bsng  dennoch  nicht  einer  gewissen  Natürlichkeit.  Ebenso  die 
der  Isolde,  die,  leise  nach  vorne  gebeugt,  in  frauenhafter  Gebärde 
^  rechte  Hand  auf  die  Brust  gedrückt  hat.  Der  Fluss  ihrer 
ßevandnng  ist  naturwahr  und  lässt  die  Körperformen  geschickt 
l^enrortreten.  Weniger  gelungen  sind  die  Köpfe,  namentlich  die 
^  beiden  Männer,  in  deren  Zügen  die  seelischen  Vorgänge 
1^  weniger  zum  Ausdruck  kommen,  als  in  denen  der  Frauen- 
pstali 

Die  Bekrönung  der  anderen  Seitenlehne  zeigt  uns  Simson 
ii&  Kampf  mit  dem  Löwen  nach  dem  Buch  der  Bichter  14,  5  u.  6; 
^geben  von  einem  akanthusähnlichen  Laubwerk,  das,  vom  Boden 
iträr  aufstrebend,  sich  zu  einem  Kranze  um  die  Szene  schlingt 
Ppg.  2).  Simson,  hier  als  bärtiger  Mann  mit  lang  herabwallendem 
Bair  gebildet,  hat  sich  rittlings  auf  den  Löwen  geschwungen,  hat 
&  Kiefern  des  Tieres  erfasst  und  ist  im  Begriff  es  zu  zerreissen, 

^  Nach  den  jüngeren  Tristandichtongen  besteigt  ansser  Marke  anch 
^  Zverg  den  Baum,  der  bald  als  ölbanm,  bald  als  Linde,  bald  als  Tanne 
^*>^et  wird,  und  der  Mond  lässt  ihre  Schattenbilder  anf  dem  Basetaf 
•'■dieinen,  wo  sie  von  Tristan  bemerkt  werden. 


8 

wie  man,  nach  den  Worten  der  Schrift,  ein  BöcUein  zerreisaet^). 
Nicht  sicher  zu  erklären  ist  die  links  unterhalb  der  Bankea- 
windong  hockende  Figur  eines  Mannes  in  Kutte  und  Kapuze, 
dessen  Vorderarme  beschädigt  sind.  Es  scheint  als  hätte  sie  ein 
Buch  auf  den  Knien  gehalten. 

Mannesmut  und  Mannesschwäche  stehen  sich  in  diesen 
Schnitzereien  in  lehrhaften  Bildern  gegenüber,  symbolische  Mah- 
nungen, gerichtet  an  die  hier  zur  Leitung  des  Oemeindewesens 
Berufenen. 

Denselben  Zweck  verfolgen  die  Reliefs  auf  den  Seitenlehnen 
einer  anderen  Bank,  die  jetzt  von  einander  getrennt,  an  beiden 
Seiten  des  Saales  Aufstellung  gefunden  haben.  Diese  Schnitzereien 
zeigen  nicht  nur  eine  andere  Hand,  es  sind  auch  die  Formen  rund- 
licher und  proportionierter;  dagegen  ist  der  Faltenwurf  der  Ge- 
wänder kleinlicher,  unruhiger  und  fugt  sich  weniger  den  Körper- 
formen. Der  Zeitunterschied  zwischen  diesen  und  den  älteren 
Arbeiten  kann  vielleicht  auf  fanfzie  Jahre  bemessen  werden, 
1475—1625.  Die  Lehnen  des  16.  Jahrhunderts  haben  eine  Höhe 
von  ungefähr  2,5  m  und  eine  Breite  von  0,6  m,  wogegen  die 
älteren  bei  nahezu  gleicher  Breite  nur  eine  Höhe  von  1,7  m 
haben.  Die  äusseren  Seiten  werden  von  achtkantigen  Stäben 
eingefasst,  die  in  ein  kleines  knaufartiges  Kapitell  endigen,  dessen 
würfelförmiger  Abschluss  mit  Vierpassen  geziert  ist.  Die  eine 
Lehne  mit  einer  Darstellung  von  Davids  Kampf  mit  Goliath 
schliesst  nach  oben  dreieckig  ab,  die  andere  mit  einer  Art  Kiel- 
bogen. Oekrönt  sind  beide  Lehnen  von  einem  Laubwerk,  das 
dem  der  Abschlussleiste  an  der  Rücklehne  der  beschriebenen 
älteren  Bank  ähnlich  ist,  was  vermuten  lässt,  jene  Abschlussleiste 
habe  einst  zu  dieser  Bank  gehört. 

Aus  dem  Laubwerk  wachsen  zwei  Männerköpfe  empor.  Der  über 
dem  Goliathrelief  ist  voUrund  geschnitzt:  ein  bärtiger,  vom  kräftigen 
Haarwuchs  umgebener  Kopf  mit  scharfgeschnittenen  Gesichtszügen. 
Das  Haar  wird  von  einem  gewundenen,  hinten  in  einen  Knoten  ge- 
schlagenen Tuch  zusammengehalten;  der  Mund  ist  geöffnet  und  in 
ihm  fehlt  die  Zunge:  das  Symbol  der  Verschwi^enheit  (Fig.  3).  — 
An  der  anderen  Lehne  sieht  man  in  starkem  Relief  einen  Männer- 
kopf mit  jüngerem  Gesicht.  Das  Haar  fällt  leicht  gelockt  zu 
beiden  Seiten  herab  und  lockig  ist  der  kurz  gehaltene,  das  Ge- 


1)  F.  B.  im  Bevaler  Beobachter  will  in  dieser  Scene  nicht  Simsons, 
sondern  Davids  Kampf  mit  dem  Löwen  sehen,  indem  er  auf  die  Fiearen 
des  Bären  and  des  Löwen  verweist,  die  anter  dem  Belief:  Davids  £uDpf 
mit  Goliath  auf  einer  andern  Banklehne  erscheinen.  Abgesehen  davon, 
dass  diese  Figaren  schon  mit  der  in  Bede  stehenden  Szene  nicht  in  Yer- 
bindong  gebracht  werden  können,  weil  sie  jüngeren  Ursprungs  sind,  so 
spricht  auch  die  Gestalt  des  Kämpfers  dagegen,  der  hier  nicht  als  Knabe, 
sondern  als  bärtiger  Mann  gebildet  ist 


9 

acht  amrahmende  Bart  um  den  Kopf  ist  ein  Erenznimbus  gelegt, 
wodurch  er  als  ein  Ghristuskopf  gekennzeichnet  wird  (Fig.  4) 
(das  Kreuz  im  Kreise  bezeichnet  stets  eine  der  Personen  der 
Dreieiiiigkeit).  Über  den  Nimbns,  auf  diesen  sich  statzend,  sieht 
nan  mit  Torgeschobenem  Oberkörper  eine  kleine  nackte  Männer- 
Gestalt  sich  emporstrecken,  die  in  den  Händen  ein  Tuch  hält, 
das  za  beiden  Seiten  des  Nimbus  herunterfällt  und  diesem  gewisser- 
massen  zur  Folie  dient.  Es  ist  das  Symbol  der  verwerflichen 
Neugierde,  die  selbst  das  Heiligste  nicht  schont,  wo  es  gilt  ihr 
6dÜ8t  zu  befriedigen.  Unter  der  Bezeichnung  „der  Schweiger^ 
und  ,der  Lauscher^  findet  man  (nach  Lubke)  ähnliche  Dar- 
stellnogen  noch  in  mittelalterlichen  deutschen  Bathäusern. 

Das  Goliathrelief  (Fig.  5)  nimmt  fast  die  ganze  Höhe  der  einen 
Seitenlehne  ein.  Der  Biese  ist  als  gepanzerter  Bitter  gebildet. 
Jka  Kopf  und  den  oberen  Teil  der  Brust  bedeckt  eine  Ketten- 
^bei^e,  über  die  der  etwas  phantastisch  gebildete  Helm  ge- 
stölpt  ist.  An  einem  Bande  hängt  vor  der  Brust  des  Biesen  ein 
Tartschenschild,  an  dem  skulptierten  Ourt  ein  gewaltiger  Zwei- 
l^der,  auf  dessen  Parierstange  die  linke  Hand  ruht.  Die  in  einem 
fisenhandschuh  steckende  Bechte  hält  eine  gebogene  Keule  und 
ist  mm  Zuschlagen  über  den  Kopf  erhoben.  Ein  Oewandstück 
o|Bh&llt  fast  den  ganzen  rechten  Arm  und  fällt  bis  zu  den  Hüften 
luoab.  Haltung  und  Oesichtsausdruck  Goliaths  charakterisieren 
vortrefflich  seine  Verachtung  des  winzigen  Gegners,  der  fast 
zvergenhaft  gegen  die  gewaltige  Figur  des  Biesen  erscheint. 
David  trägt  eine  enganliegende  Kleidung  mit  bauschigen  Armein. 
Kragen  und  Saum  seines  Gewandes  sind  leicht  skulptiert.  Das 
roüdliche,  gut  proportionierte  Gesicht  ist  von  locKigem  Haar 
Qorahmt  und  den  Kopf  bedeckt  ein  niedriges  Barett,  das  vorne 
not  kleinen  rautenartigen  Verzierungen  versehen  ist.  Der  Knabe 
sfitzt  sich  mit  der  Linken  auf  seinen  Hirtenstab  und  hat  den 
%erkörper  znrnckgebogen,  um  mit  der  nach  rückwärts  gestreckten 
tt^ten,  die  die  Schleuder  hält,  zum  kräftigen  Schwünge  ausholen 
^  kömien.  Die  beiden  Figuren  sind  ganz  geschickt  in  den 
wm  hineingesetzt  und  bis  auf  den  etwas  unbeholfen  ausge- 
'^^Denen  Faltenwurf  der  Gewänder  auch  tüchtig  ausgeführt. 

unter  diesem  Belief  finden  sich  die  kleinen  Figuren  eines 
wen  und  eines  Löwen,  als  Hinweis  auf  Davids  Kämpfe,  die  er 
streich  mit  diesen  als  der  Hüter  von  seines  Vaters  Herden 
iHstand  (H.  Sam.  17,  34-36). 

Die  andere  Seitenlehne  ist  mit  zwei  Beliefs  geziert;  das  im 
oberen,  ffrösseren  Felde  stellt  Simson  zu  den  Füssen  der  Delila 
fitsehlafen  dar  (Fig.  6).  Er  trägt  ein  langes  faltiges  Gewand,  das 
iber  den  Hüften  von  einem  Bande  zusammengehalten  wird;  das  von 
I^en  Locken  umwallte  Haupt  hat  er  in  die  linke  Hand  gestützt 
^a  ist  leicht  gegen  das  rechte  Knie  der  Delila  geneigt.    Seine 


10 

Rechte  ruht  auf  dem  rechten  Oberschenkel.  Delila  sitzt  etwas 
erhöht  aber  dem  Entschlummerten,  wobei  ihr  Unterkörper  nach 
rechts  gewendet,  der  Oberkörper  aber  dem  Beschauer  en  face 
zugekehrt  ist.  »ie  ist  in  ein  faltiges  Kleid  mit  glattem  Mieder 
und  bauschigen  Ärmeln  gekleidet.  Über  das  Haar,  das  zu  beiden 
Seiten  des  rundlichen  Oesichts  geordnet  und  in  starken  Flechten 
um  den  Kopf  geleet  ist,  legt  sich  ein  Schleier,  der  zum  Teil  die 
Brust  bedeckt  und  dessen  Enden  über  die  linke  Schulter  ge- 
worfen sind.  Mit  der  Linken  hat  sie  eine  von  Simsons  Locken 
erfasst  und  in  der  Rechten  hält  sie  die  Schere.  Diese  Arbeit 
befriedigt  weniger,  namentlich  weeen  der  mangelhaften  Behand- 
lung des  Faltenwurfs,  dessen  unschöne,  den  Körperformen  nicht 
entsprechende  Linienzüge  die  Ruhe  der  Komposition  beein- 
träcntigen. 

unter  diesem  Relief  erscheint  in  einem  kleineren,  nahezu 
quadratischen  Felde  ein  zweites,  inhaltlich  dem  oberen  verwandt: 
Aristoteles^)  von  der  Hetäre  Phyllis  zur  Rolle  eines  Reittiers 
entwürdigt.  Der  Weise  ist  auf  allen  Vieren  kriechend  dargestellt; 
Phyllis,  in  ähnlicher  Kleidung  wie  oben  Delila,  sitzt  mit  voll  zum 
Beschauer  gewandten  Gesicht  rittlings  auf  ihm  und  hält  in  der 
Linken  einen  Zügel,  der  dem  Aristoteles  in  den  Mund  gel^  ist; 
in  der  erhobenen  Rechten  schwing  sie  eine  kräftiee  Kute. 

Die  Darstellung  dieser  Szene  ist  sehr  alt;  sie  kommt  bereits 
zu  Anfang  des  14.  Jahrhunderts  neben  Szenen  aus  der  Yirgilsage 
in  Frankreich  vor,  wo  sie  als  ältestes  Beispiel  in  Gaen  an  einem 
Pfeilerkapitell  des  linken  Schiffs  der  Kirche  St.  Pierre  ange- 
troffen wird. 

Wie  die  Szene  aus  Tristan  und  Isolde,  sollen  auch  das  Relief 
mit  Simson  und  Delila  und  das  Aristotelesrelief  die  Schwäche 
des  Mannes  dem  Weibe  gegenüber  geisseln  und  als  Warnungs- 
tafeln dienen,  wie  Simsons  Kampf  mit  dem  Löwen,  Davids  Kampf 
mit  dem  Riesen,  mit  dem  Bären  und  dem  Löwen  auf  den  Mut 
des  Mannes,  als  eine  seiner  Haupttugenden,  hindeuten  sollen, 
und  ganz  ebenso  verhält  es  sich  mit  dem  interessanten  Relief 
in  der  heil.  Oeistkirche. 

Bevor  wir  uns  jedoch  diesem  zuwenden,  ist  noch  zu  erwähnen, 
dass  die  Innenseiten  der  beiden  hohen  Lehnen  ebenfalls  Schnitze- 
reien aufweisen,  und  zwar  zwei  stilisierte  Rosen.  Die  Rose  spielt 
in  der  christlichen  Symbolik  eine  grosse  Rolle,  namentlich  im 
Marienkult.  Sie  galt  aber  auch  als  das  Symbol  der  Verschwie- 
genheit. Man  findet  die  funfblätterige  Rose  z.  B.  an  vielen 
alten  Beichtstühlen  angebracht  und  schon  im  Altertum  liebte 
man  es,  bei  grossen  Gastereien  eine  Rose  über  der  Tafel  aufzu- 
hängen, als  eine  Mahnung,  das  in  der  Heiterkeit  des  Mahles  Oe* 


^)  E,  T.  Löwis  a.  a.  0.  schreibt  Arietopbanes. 


11 

daaderie  nicht  weiter  zu  tragen.  Das  heute  noch  gebräuchliche 
^chwort  sab  rosa  wird  daranf  zurückzufahren  sein  und  unter 
diesem  Zeichen  sollten  ja  auch  die  Verhandlungen  in  der  Bats- 
8lQbe  stattfinden. 

Das  Relief  aus  der  Yirgilsage  in  der  heil.  Geistkirche  (Fig.  7) 
irt  weit  kleiner  als  die  bisher  besprochenen.  Es  befindet  sich  an 
der  Aussenseite  der  Lehne  einer  Eirchenbank  und  mag  seine 
KntBtehung  demselben  Oedankenzuge  verdanken,  der  die  Keliefs 
der  Batsstube  entstehen  Hess,  denn  die  heil.  Oeistkirche  war  ja 
Zugleich  die  Ratskapelle.  —  Die  Schnitzerei  hat  einschliesslich 
der  sie  umgebenden  breiten,  oben  halbkreisförmigen  Hohlkehle, 
in  die  einzelne  Teile  des  Reliefs  hineinragen,  nur  eine  Breite 
v<m  0,22  m  und  eine  Höhe  von  0,37  m  und  ist  bereits  etwas 
abgeschlissen.  Den  architektonischen  Formen  nach  ist  die  Arbeit 
m  das  erste  Viertel  des  16.  Jahrhunderts  zu  setzen  und  wohl 
semlich  gleichzeitig  mit  den  grossen  Lehnen  im  Rathaussale 
entstanden.  Man  sieht  im  Vordergründe  einen  mehrgeschossigen 
nmden  Turm,  der  über  einer  Galerie  einen  runden,  mit  einer 
possen  Öffnung  versehenen  und  von  einer  gerippten  Kuppel 
bedeckten  schlanken  Aufbau  trägt.  In  halber  Höhe  des  Turmes 
liingt  em  an  einem  Seil  befestig^r  Eorb,  in  dem  eine  im  Ver- 
i^tois  zum  Bauwerke  allerdings  viel  zu  grosse  männliche  Fi^r 
atzt:  der  Zauberer  Virgil.  In  der  von  einem  geschweiften  Spitz- 
bogen überdachten  rundbogigen  Tür  des  Tunnes,  deren  Flügel 
^  aussen  geöfhet  ist,  sieht  man  eine  Frau  mit  unterschlagenen 
Amen  stehen,  deren  Kopf  leider  nicht  mehr  ganz  erhalten  ist. 
Zq  iliren  Füssen  li^  links  ein  schlafender  Hund.    Den  Hinter- 

Snd  bilden  ein  zweistöckiges  Haus  und  mit  Zinnen  ge- 
nte  Türme,  neben  denen  noch  ein  hoher  Giebelbau  sichtbar 
^.  —  Auch  diese  Darstellungen  lassen  sich  bis  ins  14.  Jahr- 
hindert zurückrerfolgen  und  treten  vielfach  neben  der  Aristoteles- 
aene  auf. 

Von  allen  römischen  Dichtern  blieb  der  Schöpfer  der  Geor- 
gpa,  der  Aeneis  und  der  Eclogae  während  des  christlichen 
Kttelalters  der  beliebteste  Heidenschriftsteller,  der  selbst  den 
Mchenvätem  oft  vorgezogen  wurde.  In  Weissagungen  und 
J'nnder,  die  sich  in  der  Zeit  vor  der  Geburt  Christi  gezeigt 
wen  sollten,  wurden  viele  seiner  allegorischen  Anspielungen 
^""■»gedeutet  und  so  wurde  in  abergläubischer  Verehrung  für  ihn 
^  dem  heidnischen  Dichter  mit  der  Zeit  ein  christlicher 
fflwbeuszeuge  und  Prophet.  Wie  man  Stellen  aus  den  sibyl- 
^iBchen  Büchern,  dem  Homer,  später  auch  der  Bibel  dazu 
putzte,  um  aus  ihnen  die  Zukunft  zu  erfahren,  so  führte  der 
padie  Gebrauch  der  Werke  Virgils  zu  jenen  orakelhaften 
^cksalsbefragungen,  den  sogenannten  virgilischen  Losungen, 
^  sortes  Vir^lianae,  die  dann  von  dem  chnstliohen  Propheten 


12 

hinfiberleiieten  zn  dem  Zanberer  und  Magier  Virgil.  Das  Leben 
des  Dichters  wurde  in  der  Überlieferung  mit  wunderbaren  and 
sagenhaften  Zügen  ausgestattet.  In  den  breiten  Schichten  des 
Volks  wusste  man  von  dem  Dichter  und  Gelehrten  bald  wenig 
mehr,  ^wohl  aber  griffen  die  Wunder  und  Märchen,  die  sich  an 
sein  Leben  hefteten,  immer  weiter  um  sich  und  steigerten  die 
heilige  Ehrfurcht  vor  ihm  ins  Ungemessene*'. 

Die  erste  literarische  Erwähnung  des  Zauberers  Virgil  findet 
sich  in  dem  Policraticus  des  Johann  von  Salisbury  vom  Jahre 
1169.  Diesem  folgt  1195  der  Kanzler  des  Kaisers  Heinrich  VI., 
der  spätere  Bischof  von  Hildesheim  Konrad  von  Querfurt.  — 
Nachdem  die  Vorstellung  von  einem  Zauberer  Virgil  die  herr- 
schende geworden  war,  nahm  man  auch  keinen  Anstoss  ihn  mit 
dem  weiblichen  Geschlecht  in  Verbindung  zu  bringen,  und  zwar 
in  einem  sehr  bedenklichen  Licht.  Erzählungen  solcher  Art 
fanden  um  die  Mitte  des  13.  Jahrhunderts  Verbreitung  und  wurden 
schnell  vulgarisiert. 

Das  spätere  Mittelalter  bringt  Virgil  zu  einer  römischen 
Kaisertochter  in  Beziehung,  die  sich  den  Anschein  gab,  als 
ffinge  sie  auf  die  Wünsche  des  verliebten  Dichters  ein,  ihn  bei 
Nacht  (auf  unserer  Schnitzerei  durch  den  schlafenden  Hund 
angedeutet)  in  einem  Korbe  zu  ihrem  Fenster  hinaufzuziehen,  die 
ihn  dann  aber  auf  halber  Höhe  hängen  liess,  um  ihn  am  folgenden 
Tage  dem  Gespötte  des  ganzen  römischen  Volkes  auszusetzen« 
Diesen  Vorgang  schildert  das  Relief  in  der  heU.  Geistkirche. 

Auch  die  Kunst  bemächtigte  sich  bald  des  Stoffs  und  be- 
sonders die  kirchliche  Kunst,  die  die  Legende  von  dem  Virril 
im  Korbe  als  unverwerfliches  Zeugnis  von  der  HinMUgkeit  o^ 
menschlichen  Vernunft,   wenn  diese  nicht  von  der  Gnade  Gottes 

f;e8tützt  wird,  aufnahm.  Doch  merkwürdigerweise  bietet  nicht 
talien,  sondern  Frankreich  die  ersten  bildlichen  Darstellungen. 
Als  frühestes  Beispiel,  vielleicht  schon  vom  Jahre  1308,  finden 
wir  eine  solche  neben  dem  schon  erwähnten  Aristotelesrelief 
in  der  Peterskirche  zu  Gaen.  Auch  auf  einem  Elfenbeinkästchen 
aus  dem  14.  Jahrhundert  in  der  Sammlung  Montfaucon  (Louvre) 
kommen  beide  Szenen  neben  einander  vor. 

Erst  während  des  15.  Jahrhunderts  beginnen  auch  italienische 
Künstler  sich  des  G^enstandes  zu  bemächtigen;  weniger  aber 
als  die  Skulptur  nehmen  die  Miniatoren  und  Kupferstecher, 
später  vereinzelt  auch  die  Maler,  die  Legende  auf,  dann  meist 
aber  in  ihrer  erweiterten  Form,  denn  das  Stück  hat  zwei  Akte, 
von  denen  der  zweite,  die  Bache  des  Virgil,  etwas  schlüpfriger 
Natur  ist.  Um  sich  far  den  erlittenen  Schimpf  zu  rächen,  ver* 
löschte  der  Zauberer  mit  einem  Schlage  sämtliche  Feaer  in 
Rom  und  machte,  dass  sie  nur  wieder  entzündet  werden  konnten, 
wenn  jeder  Römer  sich  mit  seinem  Lichte  dem  entblössten  Körper 


der  Prinzessin  näherte.  —  Ein  altes  französisches  Prosawerk  des 
15.  Jahrhunderts,  das  die  Wundertaten  des  Yirsil,  die  faitez 
memeillenx  de  Yirgil,  behandelt,  beschreibt  diese  Szene  mit  den 
Worten:  „et  toas  qui  dn  feu  anoient  besoing  en  venoient  qnerir 
i  sa  natare  entre  ses  jambes.^  —  Als  ältester  italienischer  Stich 
gilt  der  eines  anonymen  Stechers  im  Dresdner  Enpferstichkabinett, 
der  in  omständlicher  Weise  den  Vorgang  als  auf  einem  Platze 
Tor  dem  Kolosseum  vor  sich  gehend  schildert.  In  den  späteren 
Arbeiten  italienischer  Kunstler  findet  sich  die  Virgillegende  viel- 
&ch  mit  der  Aristoteleslegende  yereinigt  in  die  Illustrationen 
m  den  Trionfi  in  vita  e  morte  des  Petrarca  eingeschoben, 
obgleich  dieser  den  Virgil  neben  Ovid  und  GatuU  als  Sänger 
behandelt,  nicht  aber  als  eines  der  Opfer  der  Liebe. 

Wichtiger  für  uns  aber  ist  das  Auftreten  der  Virgillegende  in 
Deatschland.  Die  Hauptquelle,  woraus  die  Künstler  schöpfen 
mochten,  war  auch  hier  wahrscheinlich  das  schon  erwähnte  fran- 
Äfflsche  Prosawerk,  die  faitez  merueilleux,  das  nicht  weniger  als 
finf  Auflagen  erlebte  (die  letzte  etwa  um  1530)  und  nicht  nur 
ins  Deutsche,  sondern  auch  ins  Englische,  ins  Holländische  und 
sogar  ins  Isländische  übersetzt  worden  war.  Ausser  diesem  Werk 
könnte  nach  Adam  v.  Bartsch  (le  peintre  craveur  VHI,  S.  409) 
4ie  Margarita  poetica  des  Bamberger  Donmerm  Albrecht  v.  Eyb 
fe  die  Popularisierung  der  Legende  gewirkt  haben  ^).  —  Aber 
wlhrend  sich  in  Frankreich  hauptsächlich  die  Skulptur  mit  diesem 
ß^enstande  beschäftigt,  in  Italien  die  Kupferstecher,  Maler  und 
Kniataristen  den  Stoff  aufgreifen,  sind  es  in  Deutschland  fast 
«lÄDahmslos  die  Kupferstecher,  die  für  seine  Verbreitung  sorgen. 
Zu  den  früheeten  bekannten  Illustrationen  gehören  die  aus  dem 
Jabre  1513  stammenden  Gravüren  des  schweizer  Kupferstechers 
Urs  Graf,  womit  er  das  Titelblatt  einer  damals  gewiss  viel 
gelesenen  religiösen  Streitschrift  schmückte,  die  Annotationes 
Jicobi  Lopidis  Stunice  contra  D.  Erasmum  Boterdamum  in  defen- 
äoaem  tralatio,  novi  testamenti  etc.,  die  1522  in  Paris  von  dem 
dort  ansässigen  Basler  Buchdrucker  Konrad  Resch  herausgegeben 
v^en.  Man  sieht  in  der  den  Titel  um^benden  Bordüre  links 
iito  Pyramns  und  Thisbe,  rechts  das  Urteil  des  Paris;  links 
oben  Tirgil  im  Korbe,  rechts  die  Rache  des  Virgils  und  darunter 


1)  Albreeht  von  Eyb  (Eybe),  geb.  24.  Aug.  1420  zn  Sommeradorf  in 
^noken,  studierte  in  Padua,  wurde  1449  Domherr  in  Bamberg  and  später 
ia  &hst&dt  und  Wurzbnrg;  f  ^  J^  1^75.  Seine  Margarita  poetica, 
tpiitolaiis  et  oratoria  ersenien  1472  in  Nürnberg.  —  Das  bedeutendste 
jM«Werlc,  das  die  Virgilsaffe  vom  wissenscbanlichen  Standpunkte  aus 
Wba&delt,  ist  das  des  italieoiscnen  Professors  Domenico  Gomparetti:  Yirgil 
^  Mittelalter;  übersetzt  von  Dr.  Hans  Dütschke.  Leipzig  1875.  —  Eine 
Me»  den  Gegenstand  kurz  zusammenfassende  Darstellung  gibt  Professor 
^.  Paiü  Schwi^er  unter  dem  Titel:  Der  Zauberer  Yirgil.    Berlin  1897. 


14 

David  and  Goliath.  —  Auch  Lucas  vau  Leyden  gab  1625  einen 
ffroBsen  Stich  dea  ersten  Aktes  der  Virgillegende  in  Folioformat 
heraus  ^Bartsch  VII,  S.  331).  Femer  behandelte  der  Dürer- 
Bchüler  Georg  Pencz  das  Thema  in  zwei  interessanten  kleinen 
Stichen  und  ebenso  die  Aristoteleslegende  (Bartsch  87,  88  u.  97)« 
Auch  der  Kupferstecher  Daniel  Hopfer  schildert  die  Bache  des 
Virgil  (Bartsch  VIU,  S.  485  Nr.  51)  und  ausser  diesen  noch 
andere  Kfinstler^). 

Doch  keine  der  hier  geinannten  Arbeiten  kann,  wie  ich  mich 
durch  einen  Vergleich  mit  den  verschiedenon  Kupferstichen  in 
deutschen  Museen  fiberzeugen  konnte,  den  Reraler  Schnitzereien 
als  Vorbild  gedient  haben.  Man  wird,  ihrem  Stil  nach  zu  urteilen, 
annehmen  können,  dass  die  jüngsten  von  ihnen  ziemlich  gleich- 
zeitig mit  den  ältesten  bekannten  Arbeiten  des  Urs  Graf  ent- 
standen sind.  Sie  yerdanken  ihre  Entstehung  vielleicht  der  Kunst- 
liebe eines  gelahrten  und  beleeienen  Batsherm  oder  Ratesekretären, 
der  den  Schnitzer  zur  Ausf&hrun^  dieser  Arbeiten  anregte.  Jeden- 
falls gibt  es  in  Deutschland  meines  Wissens  keinen  so  vollstän- 
digen Skulpturenzyklus  dieser  Art  aus  so  früher  Zeit,  —  einzelne 
Darstellungen  konmien  ja  hier  und  da  vor.  Der  kunstgeschicht- 
liche Wert  dieser  Bevaler  Skulpturen  wird  dadurch  noch  wesentlich 
erhöht,  und  bedauerlich  ist  nur,  dass  über  die  Schöpfer  derselben 
bisher  noch  nichts  hat  ermittelt  werden  können.  Vielleicht  geben 
aber  auch  darüber  noch  einmal  die  leider  noch  nicht  edierten 
Käomiereirechnungen  der  Stadt  Aufschluss. 


/w>^/wv^*^>^/w>^^ 


Über  die  Wirksamkeit  des  westfaliBclien  Fehmgerichts 
in  Biga. 

Von  K.  Mettig. 

Vor  16  Jahren  verlas  ich  hier  einen  Aufsatz  über  die  Be- 
ziehungen der  Fehme  zu  Livland*).  Voran  schickte  ich  iJs  Ein- 
leitung eine  Darstellung  der  landläufigen,  doch  irrtümlichen 
Vorstellung  von  den  geheimen  grauenerr^enden  Gerichtspro- 
zeduren (von  den  nächtlichen  Gerichtsversammlungen  in  unter- 
irdischen Gewölben  bei  Fackelschein,  von  den  vermununten  Rich- 
tern an  dem  mit  schwarzem  Tuche  behängten  Tische,  auf  dem  ein 
Totenkopf  und  ein  blosses  Schwert  lagen,  u.  a.  m.)   und  wies 

1)  Eine  sdir  verdienstvolle  Arbeit  zor  bildlichen  Behandlang  der  VirgU- 
aage,  namentlioh  in  Frankreich  nnd  Italien,  veröffentlichte  der  kürzlich  ver* 
storbene  verdiflnstvoUe  französische  Knnsthistotiker  Bnfföne  Monts  im  2.  Bande 
der  Monatsboichte  über  Konstwiflsenschaft  nnd  Knnsuiandel  unter  dem  Titel 
Iltades  ioonographiqaes. . 

>)  K.  Mettig,  Die  Fehme  in  Besiehnng  auf  livland.  Sitsungsberichte 
derGesellsdi.  för  Gesch.  n.  Altert,  pro  1866,  S.  83-^88. 


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Fig.  3. 


Fig.  4. 


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Fig.  5. 


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Fig.  6. 


16 

darauf  hin,  dass  in  der  VolksphantaBie  die  Heimlichkeit  der 
Exekntion  der  fehmrichterlichen  Urteile  diese  unheimlichen  Bilder 
ron  dem  ganzen  Gerichtsverfahren  der  Fehme  hervorgerufen  hätte. 

Nach  dieser  Einleitung  behandelte  ich  die  auf  uns  gekommenen 
sp&rlichen  und  unbestimmten  Nachrichten  über  den  sich  auch  nach 
Li?land  erstreckenden  Einfluss  des  westfälischen  Fehmgerichts. 

Zum  Beweise  einer  richterlichen  Wirksamkeit  dieses  Ge- 
richtes in  Livland,  und  zwar  in  Riga,  führte  ich  eine  Reihe  von 
Inskriptionen  aus  dem  Kämmereibuche  der  Stadt  Riga  aus  den 
Jahren  von  1467 — 1471  an,  die  sich  auf  die  Absendung  des  Rats- 
Bendboten  Hans  Sp^el  an  das  heimliche  Gericht  in  Westfalen 
in  ingelegenheiten  der  Hans  Burmannschen  Elagesache  beziehen. 

Die  erwähnten  Einschreibungen  des  Eänamereibuches  be- 
bandeh  grösstenteils  die  Ausgaben  zur  Reise  nach  Westfalen  (so 
sollte  Hans  Spegel  zwei  gekocknete  Lachse  und  Butten  dem 
Sdiieiber  des  heimlichen  Gerichtes  als  Präsent  überreichen), 
über  die  Veranlassung  und  den  Zweck  der  Reise,  was  uns  ja 
lieBonders  interessieren  müsste,  erfahren  wir  jedoch  fast  gar  nichts. 
Nur  geht  aus  den  angeführten  Inskriptionen  hervor,  dass  ein 
gewisser  Hans  Bunnann  und  der  ri^sche  Rat  in  eine  vor  dem 
Pdmgerichte  anhängig  gemachten  Klage  verwickelt  sind.  In 
welchem  Verhältnis  Hans  Burmann  und  der  rigische  Rat  zu 
önander  gestanden  haben  und  wer  der  Kläger  und  wer  der  An* 
geklagte  gewesen  ist,  darüber  berichten  die  Kämmereirechnungen 
gar  nichts.  Deshalb  sagte  ich  auch  zum  Schlüsse  meines  Aufsatzes: 
■Welche  Umstände  den  Rat  zur  Anerkennung  der  fehmrichterlichen 
Gewalt  bestimmt,  wissen  wir  nicht,  ebenso  lässt  sich  auch  nicht 
^  dem  uns  zu  Gebote  stehenden  Material  ermitteln,  wer  Hans 
Barmann  und  was  der  Inhalt  der  Streitsache  gewesen.  Hoffentlich 
vird  die  spätere  Forschung  bei  vorgesdirittener  Urkunden- 
poblikation  auch  über  diese  dunklen  Angelegenheiten  mehr  Licht 
^rbreiten^).« 

Jetzt  sind,  nach  16  Jahren,  die  Urkunden  veröffentlicht,  die 
pns  über  diese  Fragen  Auskunft  erteilen,  und  in  folgendem  will 
ich  ihren  Inhalt  zur  Beantwortung  der  oben  ausgesprochenen 
fragen  verwerten. 

Die  neuen  Urkunden,  die  uns  über  die  Burmannsche  Klagesache 
▼eitere  Auskünfte  erteilen,  sind  4  Schreiben,  die  im  ürkunden- 
bodie  der  Stadt  Lübeck  (im  11.  Bande,  1.  u.  2  Lief.)  abgedruckt 


^)  Zar  Erklärung  der  vor  16  Jahren  ausffesprochenen  Verwnndenme 
dvobtt,  dass  der  ri^sche  Bat  die  fehmrichtenicoe  Gewalt  über  Livland 
*i^<ifcaimt  habe,  mass  bemerkt  werden,  dass  in  dem  dieser  Meinongsänsserong 
vorumhenden  Abschnitte  von  der  Exemtion  des  Ordenslandes,  somit  des 
^  UyUndes,  die  Bede  gewesen  war  und  dass  sich  eben  dieser  Exemtion 
w  risbche  Bat  in  gegebenem  Falle  nicht  bediente,  was  ab  auffallend 
VM^dfisn  mnaste. 


16 

sind  und  dem  Jahre  1466  angehören:  sie  fallen  also  in  die  Zeit 
vor  Absendang  der  rigischen  Q^sandtschaften  an  das  heimliche 
Gericht  während  der  Jahre  1467—1471.  Die  erste  Urkunde 
(dat.  V.  5.  Juni  1466  [Nr.  851)  ist  eine  Zitation  des  Freigrafen 
Minrik  ton  Bussche  vor  den  freistuhl  zu  Schildesche  in  Westfalen 
an  den  rigischen  Rat  und  die  rigischen  Bürger  Hans  Kleine, 
Botger  Bychardes,  Hans  Everdes,  Hinrick  Yorman  und  Andreas 
von  Betheme.  In  der  2.  und  4.  Urkunde  (vom  23.  Juni  und 
5.  Juli  1466  [Nr.  96  u.  Nr.  1101)  erducht  der  rigische  Rat  den 
Lübecker  Rat  um  seine  Yermittelung  in  dem  Handel  mit  Hans 
Burmann,  der  ungehöriger  Weise  das  Fehmgericht  in  Westfalen 
angerufen  hatte.  Die  4.  Ü rkunde  (nach  unserer  Gruppierung,  die  3. 
in  der  Reihenfolge  des  Lüb.  Urkundenbuches)  ist  am  1.  Jmi  1466 
(Nr.  105)  abgefasst  und  hat  zum  Inhalte  eine  an  den  Fehmrichter 
Hinrick  tome  Bussche  gerichtete  Warnung  des  rigischen  Erzbischofs 
Silvester,  den  rigischen  Rat  nicht  weiter  vor  dem  Freistuhle  zu 
verfolgen,  da  Livland  von  der  richterlichen  Gewalt  der  Fehme 
vom  Papste  eximiert  worden  sei.  Nach  diesen  eben  angeführten 
Urkunden  war  Hans  Burmann  ein  lübischer  Bürger,  der  nach 
Riga  Handel  zu  treiben  pflegte  und  mit  ri^schen  Bürgern  in 
Streit  geraten  war.  Die  Entscheidung  des  rigischen  Rats  hielt 
er  far  ungerecht  und  appellierte  an  das  Fehmgericht  in  Westfalen, 
das  sich  auch  seiner  annahm.  Hans  Burmann  behauptete  nämlich, 
der  rigische  Rat  hätte  ihn  „hoichlich  bedrenget  unde  vorwel* 
diget^,  auf  dem  Rathause  sei  er  festgehalten  worden  und  daselbst 
hätte  man  von  ihm  verlangt,  ^hee  solde  borgen  setten  dat  recht 
to  Rijge  to  endende  unde  anders  nergen  to  sokende,  so  dat  de 
obgemelten  juwe  borgere  dat  raithuss  to  sloten  unde  ene  dar 
beneiden  bynnen  beslotener  dore  over  eme  richteden,  dar  hee 
Seggen  unde  na  juwer  willen  doen  moste^.  Später  sei  Burmann, 
so  berichtet  der  Freigraf  weiter,  vor  den  Vogt  gebracht  und 
dann  im  Dome  vier  Wochen  festgehalten  worden,  wodurch  ihm 
ein  grosser  Schaden  erwachsen  sei.  ^De  erschreven  Andreas*, 
so  schreibt  der  Freigraf,  „drengede  unde  beswerende  Hans 
Buremann  vor  de  vagede  mit  walt  hee  ene  vorlaten  moste  unde 
helt  ene  do  in  deme  Dome^)  wol  veer  wekene,  des  denne  to 
onvorwinlichen  schaden  is  ^ekomen.^  Nachdem  der  Freigraf 
über  die  Hans  Burmann  widerfahrene  Vergewaltigungen  be- 
richtet hatte,  fordert  er  den  Rat  von  Riga  und  die  genannten 
Bürger  zur  Verantwortung  vor  den  Freistuhl  zu  Schildesche  in 
Westfalen  in  der  Gra&chaft  Ravensberg.  Wenn  die  Vorgela- 
denen der  Zitation  nicht  Folge  leisten,  ^alsedan  moth  men  den 
rechte  sinen  ganck  laten,  so  sich  dat  na  ordenjnge  unde  alder 
heerkampst  des  keiserlichen  vrien    gerichtes  geborlich  is  juw 


1)  Wohl  in  einem  zum  Dome  gehörenden  Banme. 


17 

echiloe,  rechtloB,  ^welos,  erlös,  vrylos  unde  vredelos  dingen 
ande  dar  na  vorwijnnen,  vorforen,  vorwisen,  vorfemen  van  den 
leyende  ton  dot  vorordellen,  de  keiserlichen  achte  unde  sentencien 
oyer  jnw  ^aen  laten,  dat  juw  dan  to  malen  swaer  YsJlen  wiV'. 

Der  ngische  Bat  hatte  dem  lübischen  Rate  diese  Ladung 
Tor  das  Fehmgericht,  die  Wamongsschrift  des  ri^schen  Erz- 
biachofiB  Sflyester  mit  seinen  zwei  Rechtfertigangsschriften  zuge- 
sandt mit  dem  Wunsche,  der  Inbische  Bat  möge  den  lübischen 
Bni]ger  Hans  Burmann  veranlassen,  sein  Unrecht  einzusehen  und 
den  gewöhnlichen  Rechtsweg  zur  Erledigung  der  bewussten 
Streitsache  einzuschlagen.  Der  ridsche  Bat  weist  alle  Anschul- 
digungen als  erfunden  zurück  und  sagt  ^r.  96):  „dat  hee  alle 
unwarhaflftigen  unde  unredeliken  sulvest  nefft  bedacht  unde  der 
rediten  warheit  in  allen  sinen  vorbrinffhende  sere  groffliken  hevet 
besparet  unde  uns  sere  ungutliken  dar  ane  gedan/'  Er  fuhrt 
das  nun  im  einzelnen  aus  und  ersucht  den  lübischen  Bat,  „den 
Hauis  Burmann,  juwen  borger,  undertorichtende  unde  so  to  heb- 
bende,  dat  hee  uns  sodaner  siner  unrichtigen  unwarhafftigen 
swaren  tichte  Yorlate  unde  sodanns  nothwendigen  rechtganges 
uns  mde  den  unsen  yordr^e'^ 

Zum  Schlüsse  bemerkt  auch  noch  der  Bat,  dass  er  der 
Gerichtsbarkeit  der  Fehme  durch  den  Papst  enthoben  sei. 

Der  rigische  Erzbischof  Silvester  gibt  folgendermassen  dem 
Fehmrichter  zu  wissen,  dass  er  kein  Kecht  habe,  die  Livländer 
Tor  seinen  Bichterstuhl  zu  fordern.  „Gute  yrundt.  wij  don  dy  to 
ireten  unde  willen  dj  dat  ok  sekeren,  dat  nicht  allene  de  boven- 
genanten,  unse  leven  getruwen,  burgermeistere,  raedmanne  unde 
mwonere  unser  Stadt  B^ge  van  ambegynne,  so  dusse  lande 
Lifflandt)  sunder  ok  unse  gantcze  provincie  tom  hilligen  cristen 
gdloven  gebracht  unde  gekomen  syn,  dat  zee  gehören  in  de 
egenschopp  unde  recht  der  hilligen  Bomesschen  Icercken  unde 
in  keyn  ander  keiser  edder  koninglike  gerichte  unde  sin  ock  van 
ambegynne  beth  upp  dessen  dagh  in  besittinge  sodaner  vriheit, 
als  zee  dat  unde  wij  an  den  enden,  dar  uns  dat  temet,  wol 
weten  unde  mögen  bewisen.  Dammme  so  warnen  wij  dv,  dat 
da  dyner  sulvest  schonest  unde  nicht  gripest  in  der  hilgen 
Bomesschen  kercken  gerichte.'' 

Der  Erzbischof  erklärt  sich  auch  bereit,  die  Streitsache  vor 
seinem  Forum  noch  einmal  zu  untersuchen  und  dann  die  Ent- 
sebeidimg  zu  fidlen,  lässt  dabei  zugleich  die  Hoffnung  durch- 
bücken,  der  Fehmrichter  werde  ein  Einsehen  haben  und  ihn,  den 
Srzbisdio^  nicht  veranlassen,  Strafmandate  gegen  ihn,  den  Fehm- 
richter, zu  erwirken.  In  versöhnlichem  Tone  schliesst  er  sein 
Sdireiben:  „Schroff  uns  eyn  fruntlik,  geborlike  antwordt,  dar  na 
wij  unde  de  unsen  sik  mögen  weten  to  richten.'' 

Alle  Bemühungen  Bigas,   sich  durch  Lübecks  Verwendung 


18 

dem  Fehmgerichte  za  entziehen,  blieben  erfolglos,  da  ja,  wie  wir 
darch  die  aus  späterer  Zeit  stammenden  Inskriptionen  des 
rigischen  Kämmereibuches  (aus  den  Jahren  v.  1467 — 1470)  wissen, 
der  rigische  Bat  Boten  nach  Westfalen  an  das  heimliche  Gericht 
senden  musste.  Welchen  Ausgang  dieser  Prozess  vor  der  Fehme 
genommen  hat,  ist  uns  noch  immer  unbekannt. 

Aus  diesem  neuen  Material  können  wir  aber  auch,  ausser 
den  verschiedenen  Einzelheiten  zur  Aufklärung  der  vor  das 
Fehmgericht  gebrachten  Streitsache,  die  Tatsache  entnehmen, 
dass  man  auch  in  Riga,  trotzdem,  dass  sich  der  Bat  auf  die 
Exemtion  von  dem  heimlichen  Gerichte  berief  und  an  den  Papst 
zu  gehen  drohte,  und  trotzdem,  dass  sich  der  Erzbischof  Bigas 
annahm,  die  Autorität  der  Fehme  dennoch  respektierte. 


<^S^^I^tf'^^>i^>^^^'^'>^^» 


6(7.  TersammliiBg  am  12.  Febnar  1903. 

Nach  Eröffnung  der  Sitzung  gedachte  der  Präsident  Ober- 
lehrer Bernhard  Hollander  der  im  letzten  Monate  verstor- 
benen Mitglieder:  Bechtsanwalt  Alfred  von  Klot  (fin  Jurjew 
(Dorpat)  9.  Januar),  ehem.  Vizepräsident  des  livländischen  Hofge- 
richts Woldemar  von  Bock  (f  am  19.  Januar  a.  St.  in  Bamberg) 
und  Bechtsanwalt  Nikolai  von  Seeler  (f  am  25.  Januar  in 
Biga).  In  Woldemar  von  Bock,  führte  der  Präsident  aus,  ver- 
liere die  Gesellschaft  ihr  zweitältestes  Mitglied.  Seit  1845  habe  er 
ihr  angehört  und  zeitweilig  auch  als  Mitglied  des  Direktoriume 
(1864 — 66)  zu  ihr  in  näheren  Beziehungen  gestanden.  Sein  Name 
sei  mit  den  Bestrebungen,  Kämpfen  und  Hoffnungen  der  60  ei 
Jahre  des  verflossenen  Jahrhunderts  aufs  engste  verknüpft.  In 
der  Stellung  eines  Vizepräsidenten  des  livländischen  Hofgerichtf 
habe  er  als  Delegierter  der  Bitterschaft  teilgenommen  an  den  Ar 
beiten  der  baltischen  Zentral-Justizkommission,  die  unser  Justiz« 
wesen  in  zeitgemässer  Weise  reformieren  sollte.  Mehr  bekannt 
geworden  sei  sein  Name  durch  seine  publizistische  Tätigkeit,  ii 
der  seine  Liebe  zur  Heimat  stets  hervorgetreten.  Diese  habe  ei 
sich  auch  in  der  Feme  bis  zu  seinem  letzten  Atemzug  bewahrt 
Im  hohen  Alter  von  86  Jahren  sei  er  in  Bamberg  gestorben. 

Die  Yersanmilung  ehrte  das  Andenken  an  die  Verstorbenen] 
indem  sie  sich  von  ihren  Plätzen  erhob. 


19 

Zu  ordentlichen  Mitgliedern  wurden  aufgenommen  die 
Herren:  Pastor  Oskar  Schabert,  Ältermann  Hermann 
Stieda  sen.,  Kaufmann  Hermann  Stieda  jun.,  Dr.  phiL  Leo 
Berkholz,  Kassierer  Wilhelm  Torchiani  und  Pastor  Karl 
Schilling- Nitau. 

Der  Bibliothekar  verlas  sodann  den  AkzessioDsbericht 
An  Geschenken  waren  dargebracht  worden:  1)  von  Herrn 
L  Arbnsow  dessen  Werk:  Liylands  Qeistliche  vom  Ende  des 
12.  bis  ins  16.  Jahrhundert.  T.  H.  S.-A.  a.  d.  Jahrbuch  für 
Genealogie  1901;  2)  von  Herrn  Mag.  A.  Feuereisen  dessen 
Arbeiten:  'Über  das  Denkelbuch  der  Stadt  Pemau;  Wo  ist  das 
Archiv  des  Orafen  Thurn-Yalsassina  geblieben?  S.-A.  a.  d. 
Sitzungsberichten  d.  Gel.  Estn.  Gesellsch.  1902;  3)  von  Herrn 
E.  von  Löwis  of  Menar  dessen  Schrift:  Die  älteste  Ordens- 
burg in  Livland.  S.-A.  a.  d.  Burgwart  lY^  3;  4)  von  Herrn 
Arehitekteu  W.  Bockslaff:  eine  Photographie  des  1902  ab- 
gebrochenen Hauses,  Schmiedestrasse  Nr.  20;  5)  von  Herrn 
H.  Lasch:  eine  Photographie  der  Lärmstrasse  vom  Pulverturm 
aus  gesehen;  6)  von  Herrn  Staatsrat  Viktor  von  Boetticher: 
eine  Photographie  des  Pastors  Dr.  A.  Bielenstein.  Ausserdem 
waren  Geschenke  eing^angen  von  Herrn  Oberlehrer  Y.  Diede- 
richs,  dem  Verlag  von  Jonck  &  Poliewsky,  von  Fräulein 
H.  Scheluchin,  Herrn  Dr.  G.  Sodoffsky;  femer  aus  dem 
Nachlass  des  weil.  Propstes  V.  Lundberg,  vermittelt  durch 
Herrn  W.  Baron  v.  Mengden. 

For  das  Museum  waren  Geschenke  dargebracht  worden: 
1)  vom  Komitee  des  Rigaschen  Kirchlich-Archäologischen 
Mnsenms  in  dankbarer  Anerkennung  für  die  ihm  anlässlich 
des  Besuches  des  Dommuseums  durch  Se.  Eminenz  den 
Bischof  von  Biga  und  Mitau  Agathangel  dargebrachten 
Oegeostände:  der  Inhalt  eines  Gräberfundes  in  Gk)lgowski  (Kur- 
land),  bestehend  aus  19  Gegenständen,  und  eine  Kollektion  von 
kaukaaiBchen  AltertGmem;  welche  vom  Priester  P.  Sinaiski  im 
Ruflstal  Selentschuk  im  Kaukasus  gefunden  waren;  2)  von  Frl. 
Ella   Schmidt:    eine   bronzene   Hufeisenfibel;    3)   von   Herrn 

2* 


80 

K.  O.  Y.  Sengbasch:  eine  Banembreetze  ans  Silber  nnd  ein 
französischer  Dolch  mit  Messingscheide  ans  dem  J.  1813.  Femer 
waren  noch  Geschenke  dargebracht  worden  von  den  Herren 
Karl  Meschack,  Herbert  Petersen,  Oberlehrer  M.  Oöldner 
und  ans  dem  Nachlass  von  G.  J.  Stnhben. 

Für  das  Münzkabinett  waren  G^chenke  dargebracht  worden 
Yon  Frl.  Helene  Scheluchin  nnd  Herrn  Staatsrat  Viktor 
V.  Boetticher. 

Herr  Inspektor  E.  Mettig  verlas  ein  Referat  über  das  von 
der  Kritik  sehr  günstig  beurteilte  Bnch  von  Dr.  Paul  Simson: 
^Der  Artushof  in  Danzig  und  seine  Bruderschaften, 
die  Banken.^  (Im  Auftrage  der  vereinigten  Banken  verfasst. 
Danzig,  Theodor  Bertling,  1900,  VEI,  138  S.,  mit  verschiedenen 
Abbildungen.)    (s.  unten.) 

Herr  N.Busch  behandelte  Geschichte,  Lage  nnd  Namen 
der  Bruder- Bertolds-Mnhle.  Der  Vortrag  wird  infolge  einer 
Erkrankung  des  Verfassers  erst  am  Schluss  des  Heftes  zum 
Abdruck  gelangen. 

Herr  N.  Busch  wies  ferner  darauf  hin,  dass  Dr.  Schneider 
in  den  Sitzungsberichten  der  Altertumsforschenden  Gesellschaft 
in  Pernau  und  Mag.  A.  Feuereisen  in  den  Sitzungsberichten  der 
Gelehrten  Estnischen  Gesellschaft  neuerdings  die  Frage  nach  den 
in  Riga  befindlich  gewesenen  Grabstätten  mehrerer  Glieder  der 
gräflich  Thurnschen  Familie  angeregt  hätten,  es  handele  sich 
um  die  Angehörigen  des  berühmten  Heinrich  Matthias  von  ThTtm, 
dessen  Namen  auf  das  engste  mit  der  Geschichte  des  30j&hrigen 
Krieges  verknüpft  sei.  Referent  bemerkte  dazu,  dass  Professor 
Ohr.  Zeigener  (f  1701)  für  seine  Inschriften-Sammlung,  die  sich 
in  der  Bibliothek  der  Livländischen  Ritterschaft  in  Riga  befindet^ 
in  der  Petrikirche  auch  die  Epitaphien  der  folgenden  Personen 
kopiert  hat:  Gräfin  Magdalena  von  Thurn  geb.  Gräfin  von  Hardeck, 
t  1651  August  20  im  Alter  von  56  Jahren  2  Monaten  5  Tagen, 
Graf  Heinrich  von  Thurn,  f  1656  August  20  im  Aliew  von 
31  Jahren,  Gräfin  Johanna  von  Thurn  geb.  Markgräfin  zu  Reden. 
t  1661  Januar  1  im  Alter  von  37  Jahren  11  Monaten. 


21 

Zur  Elärong  der  in  der  vorigen  Sitzung  aufgeworfenen  Frage 
oberdieFarbe  desErenzes  des  adeligenFr äuleinstiftes  in  Fellin 
legte  H.  Baron  Brainingk  die  nachfolgende,  von  Herrn  Karl 
August  von  Bautenfeld  aufgefundene  und  ihm  übergebene  Ab- 
schrift des  Besidierrezesses  des  Livländischen  Bitterschaftskon- 
Tentee  vom  8.  März  1798  vor,  in  dem  ausdrücklich  gesagt  ist, 
dass  die  dunkelgrüne  Farbe  des  Modellkreuzes  als  massgebend  zu 
betrachten  sei. 

Auf  der  Versammlung  der  Landräte  vom  23.  Februar  1798 
var  beschlossen  worden,  die  Ordenskreuze  entsprechend  der  Vor* 
sehrift  der  Statuten  „hellblau,  und  nicht  wie  das  Muster  grun^ 
anzufertigen. 

Besidierrezess  vom  Jahre  1798,  p.  73 — 76. 
Monat  März. 


den  8*«^ 


« • 


DH.    Landrath  v.  Bennenkampff  gegenwärtig,  zu  welchem 
in  Folge  der  geschehenen  Einladung  hinzutraten: 
8:  Bxc.  dHrr  wirkliche  Staatsrath  Hofgerichts  Präsident  Land- 
rath und  Bitter  v.  Berg, 
dHrr  Landrath  Baron  Ungem-Stemberg, 
^  von  Bichter, 


—  Kreisdeputirte  von  Taube, 

—  Kassadeputirte  GoUegien  Assessor  von  Blanckenhagen, 

—  Kassadeputirte  von  V^esack  zu  Eleistenhof. 
Hierauf  wurde  vorgetragen: 


3.  Das  heute  vom  Herrn  Landrath  v.  Bichter  übergebene  an 
ihn  gerichtete  Schreiben  des  Herrn  Curators  des  adelichen  Fräu- 
kine- Stifte,  worin  beehret  wird,  dHm  QeneralLieutenant  und 
Bitter  von  Benckendorf  zu  bitten,  dass  derselbe  bei  Sl  Kais. 
Majestät  über  die  Farbe  des  Emaille  der  Ordenskreuze  anfrage, 
und  dadurch  das  Belieben  des  Landraths-OoUegii  mehrere  Be- 
stimmtheit gewinne, 

und  beliebt^    nachdem  dHrr  Landrath  von  Bichter  angezeigt 
hatte,  dasB  er  dieserw^en  mit  dHn  GeneralLieutenant  unter* 


22 

handelt,  derselbe  aber  declarirt  habe,  dass  er  die  desiderirte 
Anfrage  auf  keinen  Fall  ihnn  wurde,  da  nicht  die  Statuten^  in 
denen  leicht  ein  Schreibfehler  die  Irrung  veranlasst  habe,  sondern 
das  von  S![  Eaiserl.  Majestät  ihm  eigenhändig  zugesandte  Model 
des  Ordenskreuzes,  als  das  approbirte  Muster  entscheide,  und 
darnach  allein  die  Ordenskreuze  mit  dunkelgrüner  Emaille  anzu- 
fertigen seien,  und  nachdem  die  anwesenden  Herren  Landräthe 
sämtlich  dieser  Meinung  und  Erklärung  beigetreten  waren; 

dHn  Curator  des  Fräuleins  Stiftes  vorstehende  Declara- 
tion  dHm  GeneralLieutenants  bekannt  zu  machen. 


Über  den  Danziger  Artoshof  und  seine  Br&denchaften. 

Von  E.  Mettig. 

Vor  einiger  Zeit  ist  das  Buch  über  den  Artushof  in  Danzig 
und  seine  Bruderschaften,  die  Banken,  von  Dr.  Paul  Simson 
(1900,  Theodor  Bertling)  erschienen,  das  die  livländische  Historio- 
graphie nicht  unberücksichtigt  lassen  darf. 

Der  Artushof  in  Danzig  war  solch  ein  öffentliches  Trinkhaus, 
wie  es  auch  das  Schwarzhäupterhaus  gewesen  war,  und  der 
Charakter  der  im  Artushofe  zu  Danzig  vereinigten  Brüderschaften 
unterschied  sich  wohl  nicht  von  dem  der  Kompagnie  der  rigi- 
schen  Schwarzen  Häupter. 

In  der  Geschichte  des  Danziger  Artushofes  und  seiner  Brüder- 
schaften zieht  P.  Simson,  der  mit  der  Literatur  zur  Geschichte 
der  rigischen  Schwarzen  Häupter,  vertraut  ist,  die  rigischen  Ver- 
hältnisse heran,  indem  er  auf  die  Ähnlichkeiten  und  Abweichungen 
von  den  Danziger  Zuständen  aufmerksam  macht.  Wenn  in  Zu- 
kunft eine  Geschichte  der  riffischen  Schwarzen  Häupter  ge- 
schrieben werden  soll,  so  wird  der  Verfasser  das  Werk  von 
P.  Simson  zu  Rate  ziehen  müssen. 

Heute  will  ich  nur  einige  Momente  aus  dem  zitierten  Werke 
hervorheben. 

Hinsichtlich  der  Entstehung  der  Artushöfe  in  Deutschland 
stimme  ich  nicht  mit  Simson  darin  überein,  dass  diese  Einrich- 
tung direkt  aus  England  stammt;  ich  glaube  auch,  wie  das 
schon  früher  von  Dänell  ausgesprochen  ist,  dass  das  Motiv  zur 
Vereinigung  der  Kauf  leute,  der  massgebenden  Bewohner  in  den 
See-  und  Handelsstädten,  behufs  geselliger  und  religiöser  Zwecke 
nicht  aus  fremdem  Lande  übertragen,  sondern  aus  dem  Wesen 
der    deutschen    Städtebewohner    äs  wichtiges  Lebensbedürfnis 


herrormangen  sei,  wobei  zagegeben  werden  muss,  dass  der 
Name  König  Artus  wohl  ursprünglich  England  angehört  habe, 
doch  wird  die  Übertragung  von  Öebräuchen,  die  König  Artus 
ui  seiner  Tafelrunde  eigentümlich  sein  sollen,  wohl  durch  die 
ftanzdeische  Troubadourdichtungen  vermittelt  worden  sein. 

Nach  P.  Simsen  fanden  sich  Artushöfe  in  folgenden  preussi- 
sehen  Städten:  Thom,  Gulm,  Elbing,  Braunsberg,  Königsberg 
und  Danzig  und  dann  noch  in  Stralsund  und  in  Riga,  und  m  fast 
illen  diesen  preussischen  Städten  waren  Georgsbruderschaften 
die  Gründerinnen  oder  Besitzerinnen  der  Artushöfe,  „und  wo 
tolehe  nicht  nachweisbar  sind*,  sagt  P.  Simsen,  .so  wie  z.  B. 
in  Riga,  da  stand  doch  auch  bei  den  Artushofgesefischaften  der 
lieüige  Georg  wenigstens  in  grossem  Ansehen,  und  seine  Bilder 
faden  sich  auch  hier**. 

Die  Tatsache,  dass  fast  überall  Georgsbrüderschaften  die 
Artofihöfe  ins  Leben  gerufen  haben,  bestärkt  die  von  N.  Busch 
losgesprochene  Annahme,  dass  die  von  ihm  entdeckte  Georgsbrü- 
derichaft  in  Riga  während  des  13.  Jahrhunderts  die  Vorläuferin 
der  Schwarzen  Häupter  in  Riga  gewesen  sei. 

Von  den  verschiedenen  Artushöfen  haben  sich  nur  zwei  er- 
sten: der  Artushof  in  Danzig  und  das  Schwarzhäupterhaus  in 
Kga,  das  im  15.  Jahrhunderte  häufig,  in  späterer  ^eit  nur  in 
feierlichen  Momenten  Artushof  genannt  worden  ist. 

Die  Gebäude  dieser  letzten  Artushöfe  weisen  grosse  Ähn- 
lidikeiten  auf:  beide  li^en  zwischen  zwei  Strassen  und  haben 
den  Strassen  ihre  Giebelseiten  zugekehrt,  in  beiden  gab  es  für 
die  Artushofgesellschaft  nur  einen  Raum,  nämlich  einen  Saal 
oder  eine  grosse  Halle.  Die  Nebenräume  des  Schwarzhäupter- 
Ittoses  stammen  erst  teils  aus  dem  Ende  des  18.  Jahrhunderts, 
^  aus  dem  Anfange  des  19.  Jahrhunderts,  und  beide  Artus- 
l^fe  haben  an  der  Hinterfront  einen  Treppenturm,  der  Boden, 
Sul  und  Keller  mit  einander  verband.  Soviel  sei  über  die 
Hanptteile  der  äusseren  Anlage  gesagt  Im  Innern  herrschte 
Itottichtlich  der  Art  der  Dekorationsgegenstände  auch  eine  ge- 
wisse Gleichheit:  in  beiden  Artushöfen  dienten  als  Schmuck 
Bilder,  Schnitzwerk,  Kronleuchter,  Schiffsmodelle,  bunte  Öfen, 
fcnnte  Glasfenster  u.  s.  w.  Wenn  wir  auf  die  Einzelheiten  der 
^  erhaltenen  Dekorationsgegenstände  eingehen  wollten,  so 
^en  recht  in  die  Augen  sprinj^ende  Verschiedenheiten  namhaft 
n  nuudien  sein.  Der  Artushof  in  Danzig  zeichnet  sich  noch 
l^te  durch  seine  Kunstwerke  der  Schnitzerei,  Malerei  und  Skulptur 
^  doch  von  dem  Mheren  Silbergeräte,  das  hier  auf  dem  Artus- 
Iiole  prangte,  ist  so  gut  wie  nichts  mehr  erbalten.  Die  Kom- 
pagnie der  rigischen  Schwarzen  Häupter  kann  freilich  im  Ver- 
geh mit  Danzig  nur  Geringes  und  wenig  Bedeutendes  an 
°dmitKwerken  und  (Gemälden  aufweisen,  dagegen  aber  ist  sie  im 


24 

Besitze  eines  Silberschatzes  Yon  hohem  Knnstwerte  und   eines 
nicht  nnbedentenden  Archives. 

Von  den  Bänken  anf  dem  Artnshofe  zn  Danzig  war  die  älteste 
die  Beinholdsbank,  die  fnr  uns  insofern  ein  Gegenstand  des 
Interesses  ist/  als  unter  den  von  den  Schwarzen  Häuptern  in 
Biga  verehrten  Heiligen  auch  der  heilige  Reinhold  genannt  wird, 
den  man  in  Biga  bis  hierzu  nicht  recht  unterzubringen  verstand. 

Im  Artushofe  zu  Thom  gab  es  auch  eine  Beinholdsbank.  Der 
heilige  Beinhold  wird  also  in  den  aus  Eaufleuten  bestehenden 
Verbänden  oder  Bruderschaften,  wo  man  überhaupt  die  aus  dem 
Bitterstande  hervorgegangenen  oder  dem  Bitterstande  angehdren- 
den  Heiligen  bevorzugte,  besonders  verehi*t;  so  wurde  in  Bisa  von 
den  Schwarzen  Häuptern  neben  St.  Georff  und  St.  Beinhold  auch 
St.  Martin  und  St.  Mauritius  eine  besondere  Veneration  zu  teU. 
Li  Danzig  schmückt  noch  heute  den  Saal  eine  schöne  Statue 
des  heiligen  Beinhold.  Seine  Verehrung  ist  aus  den  Bheinlanden 
nach  Preussen  herübergekommen.  Simsen  ninmit  an,  daas  die 
ersten  Mitglieder  der  Beinholdsbank  Westdeutsche  gewesen  seien. 
Beinhold  war  einer  der  vier  Haimonskinder  und  gehört  dem 
Sagenkreise  Karls  des  Grossen  an.  £r  wird  als  Bitter  darge- 
steUt,  der  in  der  Hand  eine  Lanze  hält,  auf  der  der  Kopf  ELari- 
manns  steckt 

In  die  Brüderschaften  der  Bänke,  hier  Banken  genannt, 
wurden  oft  hochgestellte  Persönlichkeiten  au%enommen,  nicht 
selten  aus  fremden  Ländern.  Für  uns  ist  es  von  Interesse  xu 
erfahren,  dass  1554  in  die  Ghristophorbank  der  Vizekanzler  des 
Deutschen  Ordens  in  Livland  Johann  Vischer  aufgenommen  wor- 
den ist. 

Im  Jahre  1561  empfing  Bischof  Magnus  von  Osel  und  Kur- 
land die  Brüderschaft  der  BeinholdsbauK,  und  sein  Gefolge  tat 
dasselbe.  Ob  sie  wirklich  vollberechtigte  Mi%lieder  der  Bank 
geworden  waren  oder  nur  eine  Art  Ehrenmitgliedschaft  erlangt 
hatten,  wie  heute  die  vornehmen  Besucher  des  Schwarzhäupter- 
hauses durch  Einzeichnung  ihres  Namens  in  das  goldene  Buch, 
kann  ich  nicht  entscheiden.  Ma^us  hatte  auch  der  Beinholda- 
bank  einen  silbernen  Schild  mit  seinem  Wappen  geschenkt.  Wahr- 
scheinlich verehrte  er  der  Genossenschaft  ein  in  Schildform  ee* 
arbeitetes  silbernes  Erinnerungszeichen,  ähnlich  den  von  den  Ge- 
nossen der  Zünfte  und  Gresellenbrüderschaften  an  die  Willkommen 
befestigten  silbernen  Anhängsel  mit  Namen,  Jahreszahl  und  Wid- 
mung den  sogenannten  Willkommenschildem. 

Von  dem  Aufenthalte  des  Bischofs  Magnus  von  ösel  und 
Kurland  in  Danzig  im  Jahre  1561  war  bisher  nichts  bekannt. 

Von  dem  Artushofe  in  Danzig  sagt  P.  Simsen,  dass  er  die 
bedeutendste  und  die  am  meisten  sichergestellte  Geschichte  anf» 
weisen  könne.    Hierzu  will  ich  bemerken,  dass,  wenn  die  histori- 


sehoD  Msterialien  der  rigischen  Schwarzen  Häupter  Terarbeitet 
eem  werdeo,  ihre  Geschichte  sich  in  vielen  Stnwen  mit  der  der 
Mderscbaften  des  Danziger  Artushofes  hinsichtlich  der  Beden- 
ti&g  werde  messen  und  in  mancher  Hinsicht  grössere  Bedeutung 
fb  odi  beanspruchen  können. 

Über  den  in  der  livländischen  Geschichte  bekannten  Klaus 
m  Ungern  bringt  Simson  zwei  bis  hierzu  unbekannte  Nach- 
neklen.  Die  auf  dem  Danziger  Artushofe  yertretenen  Brfider- 
Kbfien  batten,  wie  das  überall  in  Deutschland  während  der 
katholischen  Zeit  Brauch  war,  in  den  Kirchen  ihre  Kapellen, 
iddie  später,  als  sie  ihre  Bedeutung  yerloren  hatten,  bald  zur 
frveitening  des  Kirchenraumes,  bdd  bestimmten  kirchlichen 
oder  profanen  Zwecken  dienten.  Die  Bruderschaften  des  Dan- 
ager Artoshofes  vermieteten  ihre  Kapellen  zu  Beerdignngsfeier- 
liehkeiteD  oder  zum  Abstellen  von  Särgen.  Von  der  Keinholds- 
bpelle  sagt  P.  Simson  S.  120:  »so  standen  dort  1577  die  Leichen 
der  bei  der  Belagerung  gefallenen  Edelleute  Oeorg  von  Zitze- 
wik,  Klaus  von  Ungern  und  dea  Obersten  Hans  von  Collen 
lange  Zeit." 

Elans  von  ungern  war  ein  Sohn  unseres  Landes  und  ist  in 
der  Geschichte  Livlands  wohl  bekannt.  Busswurm  hat  sein  Leben 
tiCBebrieben  (Balt.  Monatsschr.  Bd.  23,  S.  309  £  und  443  ff.). 

INe  beiden  von  P.  Simson  angegebenen  Tatsachen,  erstens, 
diesKlaas  von  Ungern  bei  der  Belagerung  vom  Jahre  1577  ee- 
^en  sei,  und  dann  zweitens,  dass  man  in  der  Beinholdskap^e 
Kine  Leiche  aufgebahrt  habe,  waren  bisher  nicht  bekannt,  wes- 
Üb  Ab  auch  hier  hervorgehoben  zu  werden  verdienen. 

Klaus  von  Ungern  war  von  1573 — 1575  dänischer  Statthalter 
^ösel  und  trat  in  den  Kämpfen  der  Schweden,  Polen  und 
ItuBen  und  der  livländischen  Hofleute  um  die  Wiek  hervor.  Ln 
Uire  1577  beteiligte  er  sich  mit  Erlaubnis  des  dänischen 
Idnigs  an  der  Verteidigung  der  Stadt  Danzig,  die  w^en  ihrer 
Veigerunff,  dem  Könige  Stephan  Bathory  zu  huldigen,  von  den 
fjm  belagert  wurde.  Hier  entfaltete  Klaus  von  Ungern  eine 
eifr^e  Tätigkeit.  Er  bildete  selbst  eine  Abteilung  der  Yer- 
^iigougsmannschaft  und  fugte  den  Feinden  manchen  Schaden 
^;  auch  hänselte  er  sie  erstens  damit,  dass  er  eine  Pnppe  aufstellte, 
die  die  Polen,  f&r  einen  Wachtposten  haltend,  zu  treffen  suchten, 
ud  dann  damit,  dass  er  eines  Abends  um  10  Uhr  die  Polen  von 
^Trompetern  anblasen  liess,  um  ihnen  einen  Schlaftrunk  zuzu- 
trinken. «Weil  er  jede  Gelegenheit  ergrifft,  so  sagt  Russwurm, 
9^  Feinde  Schaden  zuzuf&gen,  machte  er  sich  bei  den  Seinen 
bdiebt  und  geachtet  und  bei  den  Gegnern  gefarchtet.^ 

Stephan  Bathorv  vermochte  Danzig  nicht  zu  nehmen;  er 
^snn  die  Stadt  nicht  durch  Bezwingung,  sondern  durch  Unter- 
'ttdhng,  die  fftr  Danaig  90  vorteilhaft  ausfiel,  weil  die  Polen 


die  tapfere  Verteidignng,  an  der  Klaus  von  ungern  einen  rahm- 
liehen  Anteil  hatte,  berücksichtigen  mussten. 

Nach  Busswnrm  erkrankte  Klaus  von  ungern  während  der 
Belageranff  nnd  starb,  wie  einige  sagen,  an  Gift  am  7.  Oktober 
1677 ;  in  der  Marienkirche,  der  Annenkapelle  gegenüber,  sei  seine 
Leiche  dann  beigesetzt  worden,  und  seine  Grabstätte  hätte  man 
mit  einem  Banner  bezeichnet.  Der  von  P.  Simson  überlieferten 
Nachricht,  die  Leiche  Klaus  von  Ungerns  sei  in  der  Beinholds- 
kapelle  zeitweilig  beigesetzt  worden,  wird  man,  da  sie  einem 
Bechnungsbnche  der  ßisinholdsbrüderschaft  entnommen  ist,  die 
Glaubwürdigkeit  nicht  absprechen,  jedoch  für  die  Angabe,  Elans 
von  ungern  sei  im  Kampfe  gefallen,  da  sie  im  Widerspruche  la 
Busswurm  steht^  werden  wir,  ehe  wir  sie  akzeptieren,  eine  ntthere 
Begründung  verlangen  müssen. 

m.  Tenamlmg  ui  12.  lln  \m. 

Nach  EröflEhung  der  Sitzung  gedachte  der  Präsident  Ober 
lehrer  Bernhard  Hollander  der  während  des  letzten  Monats 
verstorbenen  Mitglieder.  Es  sind  dieses  die  Herren:  Dr.  med. 
Joh.  Sachssendahl,  korresp.  Mitglied  der  (resellschaft  (t  ^m 
10.  Februar  c.  in  St.  Petersburg),  Direktor  der  Papierfabriken  in 
Ligat  Arnold  Tiling  (f  am  24.  Februar  [9.  März]  c.  zu  Wehr»- 
wald  in  Baden)  und  weil,  livländischer  Landmarschall  und  Land* 
rat  Kammerherr  Heinrich  v.  Bock  zu  Kersel  (f  am  25.  Fe* 
bruar  c.  in  Riga).  Indem  der  Präsident  der  Verdienste  gedachte^ 
die  sich  Dr.  med.  Joh.  Sachssendahl  um  die  einheimische  Münz* 
und  Siegelkunde  erworben,  erinnerte  er  besonders  an  seine  Teil* 
nähme  am  X.  archäologischen  Kongress  zu  Riga  im  Jahre  189& 
Er  habe  bei  dieser  Gel^enheit  nicht  nur  eine  grössere  wertR 
volle  Sammlung  galvanoplastischer  Siegelabdrücke  ausgestellt 
die  noch  jetzt  in  unserem  Museum  aufbewahrt  wird,  sondern 
auch  zwei  sehr  beachtenswerte  Vorträge  gehalten  über  die  Ba^ 
deutung  des  Siegels  für  die  (Geschichtsforschung  und  für  archh 
valische  Studien  und  über  das  Gtewichtssystem  des  XI.  und  XU 
Jahrhunderts  in  Liv-,  Est-  und  Kurland.  Mit  Anton  Buchholti 
und  Joh.  Sachssendahl  seien  uns  zwei  Forscher  auf  dem  Oebieli 
der  baltischen  Münz-  und  Siegelkunde  entrissen  worden,  der«! 
reiches  Wissen  immer  wieder  in  Anspruch  genonunen  worden  sei 


27 

Mit  dem  ganzen  Lande  beklagt  auch  unsere  Gesellschaft  den 
Tod  des  weil,  livländisohen  Landmarschalls  Heinrich 
T.  Bock  ZQ  Eersel,  der  sobald  seinem  nm  wenige  Jahre  älteren 
Mer  Woldemar  y.  Bock  in  den  Tod  gefolgt  sei.  Ohne  anf 
£e  Bedeutung  dieses  Mannes,  dessen  bereits  der  Geschichte  an- 
ptorende  Wirksamkeit  von  berufener  Seite  jungst  geschildert 
Yffden  ist,  niüier  einzugehen,  erinnerte  der  Präsident  nur  an 
&  Wandlungen,  denen  unser  Heimatland  während  der  vier 
Jahnehnte  unterworfen  gewesen,  die  der  Verstorbene  im  Landes- 
&BBte  verbracht  habe.  Wenn  er  sich  nun  in  allen  diesen  Jahren 
{rosser  Umgestaltungen  nicht  nur  des  Vertrauens  seiner  Standes- 
pBOfisen  erfreut,  sondern  sich  einen  ehrenvollen  Namen  im  ganzen 
Itfide  erworben  nnd  erhalten  habe,  so  sei  ihm  damit  wohl  das 
liste  Ehrendenkmal  gesetzt  worden. 

Die  Versammlung  ehrte  das  Andenken  der  Verstorbenen 
to  Erheben  von  den  Sitzen. 

Der  Präsident  machte  femer  die  Mitteilung,  dass  der  Gesell- 
K^  aus  dem  Nachlass  des  verstorbenen  Herrn  Bürgermeisters 
liehard  Pohlmann  in  Schlock  durch  die  Witwe  desselben 
▼eitere  wertvolle  Schenkung  an  Büchern  und  Münzen  zu 
tt  geworden  sei.  Er  habe  bereits  den  Dank  der  Gesellschaft 
Am  Pohlmann  zu  übermitteln  sich  erlaubt. 

Za  ordentlichen  Mitgliedern  wurden  angenommen  die 
^^ffnaa:  Apotheker  Eugen  Bergmann  in  Smilten,  Dr.  phil. 
trich  Y.  Grünewaldt  in  Bellenhof,  Notar  Adolf  Proctor  in 
IbiQ,  Oberdirektionsrat  Arved  Baron  Wolffund  Dr.  med. 
feist  Sokolowski. 

£8  kam  eine  frexmdlichst  der  Gesellschaft  zur  Verfugung 
'B'dhe  Korrespondenz  zwischen  Herrn  Gregor  v.  Sivers  und 
^  Pastor  Dr.  A.  Bielenstein  in  Betreff  des  lettischen 
'oikdiedes  nnd  seiner  Wanderungen  zur  Verlesung. 

Ans  dem  Bericht  des  Bibliothekars  ist  hervorzuheben, 
^  Frau  Bürgermeister  Pohlmann  in  Schlock  der  Gesellschaft 
^^ömgegeben  hatte,  eine  Auswahl  aus  der  Bibliothek  ihres 
gegangenen  Gatten,  des  Bürgermeisters  Richard  Pohlmann, 


28 

ssQ  treffen.    Infolgedessen  hat  die  Gesellschaftsbibliothek  einen 
Zuwachs  von  32  Bänden  erfahren,  nnter  diesen  befinden  sick 
B.  Pohlmann,  Schlocksches  ürkandenbueh,   Sammlnng  aller  auf 
das  Städtchen  und  die  Kirche  zn  Schlock  sowie  den  Schlockscheii 
Distrikt  bezüglichen  Urkunden  und  Aktenstücke,  Mannskript,  foL; 
B.   Pohlmann,   Zur  Schlockschen  Oeschichte,   Manuskript,  foLi 
Als  Darbringungen  waren  femer  eingegangen:  1)  von  der  Lite*: 
rärisch-praktischen    Bürgerverbindung    in    Biga:    Dis 
hundertjährige  Jubelfeier  der  lit.-prakt.  Bürgerverbindung,  Biga.' 
1903,  und  N.  Busch,  Oeschichte  der  l]t.-prakt.  Bürgerverbindag* 
in  Biga  1802—1902.     Die  Anstalten    der  Bürgerverbindung  If. 
Biga  1902 ;    2)  von  Herrn  Professor  Dr.  W.  Stieda  in  Leipog^ 
dessen  Schrift:    Über  die  Quellen  der  Handelsstatistik  im  Mittd^ 
alter,    Berlin   1903.    Ausserdem  hatten  (beschenke  für  die  K^ 
bliothek    dargebracht  Herr  Oberlehrer   B.  Hollander,    Fm 
E.  Eislat  und  Herr  Gutsbesitzer  H.  Lasch. 

Herr  Bibliothekar  N.  Busch  lenkte  die  Aufinerksamkeit  tat 
die  jüngst  erschienene  Schrift  von  Dr.  0.  Wendt,  LubedOi^ 
Schiffs-  und  Warenverkehr  in  den  Jahren  1368  und  19fl| 
Lübeck  1902.  Die  Arbeit  bietet  eine  Obersicht  über  den  i| 
Lübeck  erhobenen  sog.  zweiten  Pfundzoll,  der  1367  auf  daM[ 
Hansatag  zu  Köln  beschlossen  wurde,  um  die  Kosten  des  Eriegi^ 
gegen  Dänemark  zu  decken.  Die  Lübecker  PfundzoUbftcher  edk 
halten  auch  über  den  Handel  der  Städte  Livlands  wioht|ü 
Angaben,  so  dass  auch  hier  eine  Edition  dieser  Quelle  als  bis 
sonders  wünschenswert  erscheinen  muss.  Auf  Grund  der  dankeiA 
werten  Zusammenstellungen  Wendts  lässt  sich  der  Anteil 
livländischen  Städte  an  dem  1368  in  Lübeck  erhobenen 
fuhrzoll  auf  50,310  Mark  Lüb.  =  27,1^  der  Gesamte! 
der  Anteil  am  Einfuhrzoll  auf  17,9^  berechnen.  Im  Ai 
daran  bemerkte  Herr  Oberlehrer  0.  Stavenhagen,  dass 
Idee,  überhaupt  einen  hansischen  Pfundzoll  zu  Zwecken  der  Sei| 
befriedigung  zu  erheben,  zuerst  von  Biga  angegangen  zu  84 
scheint.  Den  Beschluss  zur  Erhebung  eines  solchen  Zolles  faaii 
zuerst  der  wendische  Städtetag  in  Greifswald  1361  Sept  7,  ui| 


■  Mijahr  1362  trat  der  Beechluss  in  Kraft,  nnd  zwar  andh  in 

iMand.    Vorher  hat   es  wohl   in   yerschiedenen  Hansestädten 

»vohl  Wertzölle,  als  anch  Stack-  oder  Gtowicbtszölle  gegeben, 

ihar  keine  hansischen  zom  Zweck  der  Seebefriedigong.    Riga 

bi  aber  einen  solchen  hansischen  Pfundzoll  schon  im  Jahre  1345 

lorgwchlagen.   Die  livländischen  Städte  waren  damals  von  Lübeck 

a^rfordert  worden,    an  Beratungen   über  die  Seebefiriedigang 

tahanehmen  nnd  Schiffe  und  Bewafhete  für  sie  auszurüsten. 

Ilmaf  antwortete  Riga,  dass  gegenwärtig  der  den  Litauern  und 

faea  täglich  zu  leistende  Widerstand  den  livländischen  Städten 

&  Sftstang  für    die    Seebefriedung    unmöglich  mache;   wenn 

Aet  Lübeck   mit  den  anderen  auswärtigen  Städten  und  dem 

pDeinen  Kaufmann  festsetzen  wolle,  dass  jeder  Slaufinann,  dessen 

Wiren  den  dänischen  Sund  passierten,  von  jedem  Pfunde  Oroten 

^buflch   an  Warenwert   einen    gewissen  Betrag  zur  Seebefrie- 

fng  zu  zahlen  habe,  werde  Riga  mit  Wenden  und  Wolmar  sich 

'ttin  beteiligen;  die  anderen  livländischen  Städte   hätten  ihre 

ÜQnoBg  bereits  Lübeck  geschrieben.     Diesen  undatiert  überlie- 

Arten  Brief  Rigas  hat  Bunge  im  livländischen  Urkundenbuch 

^  n.  3092)  ,9.  August  13667''  datiert.    Aber  die  Verbindung 

^  Litauer  mit  den  Esten  in  ihm  weist  sehr  bestimmt  auf  das 

Jdrr  1346  hin  und  das  Material  in  den  Hansarezessen  (1,  nn.  139 

ÜB  lil;  3,  8.  4,  6)  zeigt,  dass  auch  sonst  der  Inhalt  des  Briefes 

*  difiees  Jahr  passt. 

FBr  das  Museum  waren  nach  dem  Berichte  des  Museums- 
^)dctors  folgende  €^eschenke  dargebracht  worden:  1)  von  Frl. 
'Upen:  eine  Bitterfigur  aus  Eichenholz  und  mehrere  andere 
Agenstände;  2)  von  Frau  EoUegienrätin  E.  v.  Straus:  eine 
fehtputESchere;  3)  von  Herrn  Tischlermeister  Breede:  eine 
lÜBBong-Sparbüchse  der  Schuhmachergesellen  vom  Jahre  1777; 
A)  TOD  Herrn  Dr.  W.  Neumann:  Stuck  einer  geschnitzten 
Alsrerzierung;  6)  von  Herrn  John  Soltwisch:  eine  hoUän- 
Aebe  Tabaksdose;  6)  von  Herrn  Buchhalter  Karl  Jansen:  ein 
ttoose-Armring  aus  einem  Skelettgrab;  7)  von  Herrn  E.  G.  v* 
iengbasch:  8  Meissner  Biskuit-Oötterfiguren;  ein  Bronze^Fläsch- 


eben  mit  zwei  Ösen,  in  Estland  gefiinden,  und  mehrere  kera- 
mische Gegenstände. 

Für  das  Münzkabinett  waren  Geschenke  dargebracht 
worden  von  Herrn  E.  G.  v.  Sengbusch,  Herrn  Schom8teinf6ge^ 
meister  Haacke  und  Frau  Bfirgenneister  Pohlmann  in  SchlocL 

In  einem  längeren  Vortrage  schilderte  Herr  Dr.  W.  Neu- 
mann das  Leben  und  das  k&nstlerische  Schaffen  der  Orafea 
Rastrelli. 

Über  die  Biographie  dieser  für  die  Geschichte  der  rnssi- 
Bchen  und  speziell  auch  der  baltischen  Architektur  bedeutsameit 
Efinstler  waren  bisher  nur  spärliche  Nachrichten  vorhanden, 
zerstreut  in  neueren  russischen  kunstwissenschaftlichen  und  histo- 
rischen Publikationen.  Die  Yersuche,  aus  den  Archiven  ia 
Petersburg,  Moskau  und  Mitau  weiteres  Material  zur  Lebens- 
geschichte  der  beiden  Efinstler  zu  erhalten,  mussten  vom  Vo^ 
tragenden  aufgegeben  werden,  angesichts  der  Schwierigkeitra, 
die  sich  zur  Zeit  der  Erlangung  von  Archivmaterialien  entgeg^- 
stellen.  Dank  aber  neuen,  dem  Vortragenden  aus  Italien  zöge» 
gangenen  Mitteilungen  ist  es  ihm  gelungen,  in  Verbindung  mit 
dem  früheren,  bereits  bekannten  Material  eine  abgerundete  Schfl« 
derung  der  Persönlichkeit  und  des  Schaffens  beider  Efinsätf 
zu  geben. 

Der  Architekt  und  Bildhauer  Graf  Carlo  Bartolomeo 
Bastrelli  kam  1716  nach  St.  Petersburg  zu  einer  Zeit,  akl 
durch  die  Berufung  des  berfihmten  firanzösischen  Architektei 
Jean-Baptiste  Alexander  Leblond,  als  Nachfolger  von  Andreil 
Schifiter,  die  Eunst  in  der  jungen  Eaiserresidenz  unter  dei 
Einfluss  Frankreichs  geriet.  Die  Vorfahren  des  Architekten 
waren  zu  Anfang  des  16.  Jahrhunderts  ihres  katholischei 
Glaubensbekenntnisses  wegen  aus  England  nach  Italien  ausgv 
wandert,  wo  mehrere  Glieder  dieser  Familie  eine  Bolle  in  del 
Geschichte  gespielt  haben.  Wann  der  Architekt  Carlo  Barto 
lomeo  B.  nach  Paris  gekommen,  wo  er  sich  den  Titel  eine! 
Gomte  durch  Eauf  erwarb,  lässt  sich  nicht  mehr  nachweisea 
In  Paris  wurde  er  im  Oktober  1715  durch  Peters  I.  Agentei 


31 

JeaB  Lieforty  einen  Neffen  des  kaiserlichen  Günstling  Frangois  L., 
saf  drei  Jahre  in  den  rassischen  Dienst  genommen,  mit  der  Yer- 
pflichtiing,  in  allen  Künsten  und  Handwerken,  die  er  verstehe, 
SB  arbeiten,  auch  Bossen,  die  man  ihm  überweisen  würde,  darin 
a  iDtearrichten.  War  Bastrelli  auch  kein  bedeutender  Künstler, 
SD  war  er  jedenfalls  ein  sehr  vielseitig  gebildeter  Mann,  denn  in 
teinem  mit  Lefort  geschlossenen  Kontrakte  verpflichtete  er  sich 
ar  Anfertigung  von  Entwürfen  und  zur  Ausfahrung  von  Ge- 
binden, zur  Herstellung  von  Fontänen,  zur  Abbildung  aller 
Bd^chen  Figuren  und  Verzierungen,  zum  Schneiden  von  Stem- 
peb  zu  Münzen  und  Medaillen,  zur  Anfertigung  von  Portraits  in 
Wachs  und  Gips,  zur  Lieferung  von  Dekorationen  und  Maschinen 
fir  Bübnenzwecke  u.  s.  w.  Und  er  hat  sein  Versprechen  ge- 
Uten;  denn  Arbeiten  der  hier  genannten  Art  wurden  ihm  viel- 
&di  aa%etragen  und  auch  von  ihm  ausgef&hrt.  Nach  Ablauf 
der  drei  Jahre  wurde  sein  Gesuch  um  Erneuerung  des  Kontraktes 
Tom  Kaiser  abgeschlagen;  es  wurde  ihm  aber  eröffnet,  dass  man 
Mch  weiter  bei  ihm  Arbeiten  bestellen  werde  nach  gegenseitiger 
Tereinbamng  des  Preises.  BastreUi  blieb  daher  in  Petersburg; 
er  wurde  stets  zu  neuen  Arbeiten  herangezogen,  ohne  aber  dafür 
eutsdiüdigt  zu  werden.  Er  musste  von  seinen  Arbeiten  für 
Private  leben,  zu  deren  Ausführung  ihm  die  Aufträge  des  Hofes 
■idit  allzu  viel  Zeit  übrig  liessen,  so  dass  er  in  eine  dürftige  Lage 
feriet  Mehrfache  Petitionen  um  Honorierung  seiner  Arbeit  erreich- 
te Suren  Zweck  nicht.  Erst  unter  der  Kaiserin  Anna  hatte  ein 
ttieutes  G^esuch  um  Bezahlung  für  die  geleistete  Arbeit  den  Erfolg, 
tes  eine  Untersuchung  durch  eine  Expertenkommission  eingeleitet 
wde,  welche  ihm  nach  fast  zwei  Jahren  1734  etwa  zwei  Drittel  des 
^oa  ihm  nachgesuchten  Honorars  zusprach.  —  Über  seine  Tätigkeit 
saeh  1734  ist  nicht  viel  bekannt;  doch  haben  sich  einige  bedeu- 
tende Arbeiten  aus  seinen  letzten  Lebensjahren  erhalten:  Medaillon- 
f  fortndts  des  Kaisers  Peter  I.,  der  Kaiserin  Elisabeth,  ein  Stand- 
Ud  der  Kaiserin  Anna.  Diese  Arbeiten  zeigen  den  Künstler  von 
*>Ber  besten  Seite.  Er  starb  hochbetagt  1744  in  Petersburg. 
Ir  war  ein  fleissiger  Künstler,  aber  ohne  hervorragendes  Talent 


52 

-  • 

Seift  Sohn  Bartolomeo  Francesco  &berragte  ihn  jedo^ 
falls  bedentend.  Dieser,  im  Jahre  1700  geboren,  kam  löjftbiig 
mit  seinem  Vater  nach  Petersburg,  Von  seinem  Vater  erbiett 
er  anch  seine  künstlerische  Ausbildung,  die  er  später  durch  fünf' 
jährige  Studien  im  Auslande  vertiefte.  Nach  Petersburg  zoiiick- 
gekehrt,  hatte  der  junge  Bastrelli  das  Gluck,  sidi  gleich  vcr 
grössere  Aufgaben  gestellt  zu  sehen:  Bau  eines  kleinen  SoID]De^ 
palaifl  und  einer  Kirche  ffir  die  reformierte  Gemeinde.  Weiäg 
später  sehen  wir  den  jungen  Architekten  schon  mit  der  groBBS» 
Au%abe  betraut,  die  Entwürfe  für  das  kaiserliche  Winterpalaii 
auszuarbeiten.  In  den  Jahren  1735 — 39  ist  der  gewaltige  Biif 
zur  Ausf&hrung  gebracht  worden.  Nach  Beendigung  der  Bi^ 
würfe  zum  Bau  des  Winterpalais  erteilte  Oraf  Biron  B.  de| 
Auftrag,  ihm  auf  seinem  in  Kurland  belegenen  Gute  Buhenihif 
einen  Palast  zu  errichten.  Als  1737  der  kaiserliche  Gfinsäii| 
auf  den  erledigten  kurländischen  Herzogthron  erhoben  wiurd% 
war  es  eine  seiner  ersten  Unternehmungen,  die  MachtstelliiBg 
der  neuen  Dynastie  durch  einen  würdigen  Schlossbau  in  seiM 
Residenz  zu  dokumentieren.  Mit  den  Mitteln  dazu  brauchte  di| 
Allgewaltige  nicht  zu  geizen,  und  in  der  Person  BastreUis  staa| 
ihm  ein  Architekt  von  ausserordentlicher  Begabung  zu  Oeboia 
So  leitete  denn  Bnde  der  30  er  Jahre  Bastrelli  den  Bau  beidei 
Schlösser  in  Buhenthai  und  Mitau.  In  dieser  Zeit  verheirateli 
er  sich  mit  einer  Baronesse  Walles.  Da  trat  1740  die  Kate 
Strophe  des  Herzogs  Biron  ein,  welche  alle  seine  grosaartiga^ 
Bauunternehmungen  über  den  Haufen  warf.  Bastrelli  zog  aad 
Petersburg  zurück  und  sah  sich  in  kurzer  Zeit  von  den  nflo^ 
Machthabem  mit  Arbeiten  überhäuft.  Die  Kaiserin  emaoBlj 
ihn  zum  Oberarchitekten  und  bestätigte  ihn  in  der  Würde  eiiM[| 
russischen  Grafen.  Zu  seinen  bedeutendsten  Arbeiten  unter  d4 
Kaiserin  Elisabeth  gehört  die  Aufführung  des  grossartig«! 
Schlosses  zu  Zarskoje  Sselo,  der  Bau  der  Paläste  Bobrinsk] 
(jetzt  Erziehungsanstalt),  Woronzow  (jetzt  Pagenkorps).  UbM 
den  Kultusbauten,  die  Bastrelli  auszuführen  berufen  wurde,  ninm 
der  Bau  des  SmolnaUosters  künstlerisch  den  ersten  Bang  eil 


83 

Kacli  dem  Tode  der  Kaiserin  Elisabeth  wurde  Biron  wieder  als 
Herxog  von  Kurland  restituiert.  1763  kehrte  er  in  sein  Land 
nröek  und  nahm  mit  grösstem  Eifer  die  Schlossbauten  von 
neaem  auf,  deren  Leitung  wieder  Bastrelli  übernahm.  Das 
Sddoes  zu  Buhenthai  wurde  1767  vollendet,  das  Besidenzschloss 
in  Mitaa  erst  1772.  In  diesen  beiden  Schlössern  besitzt  Kurland 
zvd  Bauwerke  von  höherem  künstlerischem  Wert.  Wir  sehen 
in  Omen  hier  zum  ersten  Mal  die  von  Frankreich  ausgegangene 
Idee  des  modernen  Palastbaues  verkörpert,  der  mit  grossartig 
gestadteten  Saalanlagen  f&r  die  Beprftsentation  die  behaglichen 
Biune  f&r  den  intimen  geselligen  Verkehr  und  das  alltägliche 
Leben  in  bisher  nicht  bekannter  Weise  zu  verbinden  wusste. 
Sastrelli  lebte  bis  1771  als  Oberintendant  der  herzoglichen 
SdbUade  in  Mitau.  Nach  seiner  Aufnahme  als  freies  Mitglied 
k  die  Akademie  siedelte  er  anscheinend  nach  Petersburg  fiber, 
wo  er  im  gelben  Jahre  1771  gestorben  ist. 

HfflT  Lispektor  K.  Mettig  machte  eine  ergänzende  Mittei- 
kmg  za  seinem  in  der  vorigen  Sitzung  gehaltenen  Vortrag  über 
las  Werk  von  Paul  Simsen,  Der  Artushof  in  Danzig.  Dieselbe 
üt  bereits  beim  Abdruck  des  Yortrages  berücksichtigt  worden. 


m.  VenumloBg  m  ».  April  im 

Der  Präsident  Oberlehrer  Bernhard  Hollander  eröffnete 
fie  Versammlung  mit  der  erfreulichen  Mitteilung,  dass  Frau 
Dr.  Sachssendahl  die  Sammlung  von  Siegelabgfissen  ihres  ver- 
dorbenen Mannes,  welche  bei  Gelegenheit  des  X.  Archäologi- 
adien  Kongresses  in  Biga  ausgestellt  und  dem  Dommuseum  zur 
Aufbewahrung  übergeben  war,  gemäss  dem  Wunsche  ihres  ver- 
florbenen  (Gemahls  der  (Gesellschaft  dargebracht  und  dass  er  ihr 
Wreits  den  Dank  der  Oesellschaft  ausgesprochen  habe. 

Der  Präsident  legte  der  Versammlung  die  ersten  Exemplare 
in  soeben  fertiggestellten  Sitzungsberichte  aus  dem  Jahre  1902  vor. 

Derselbe  verlas  ein  Schreiben  des  Herrn  Oberlehrers  Frie- 
drich ▼.  Keussler  in  Petersburg,  welches  weitere  ergänzende 

8 


34 

Nachrichten  zu  der  Überfuhrang  der  herzoglich   Karländischei 
Bibliothek  aus  Riga  nach  St.  Petersburg  enthielt  (s.  unten). 

Zu  ordentlichen  Mitgliedern  wurden  aufgenommen  di< 
Herren:  Dr.  Max  Ulmann  in  Goldingen,  Adrian  y.  Brfimmei 
zu  Eimahlen  und  der  Beamte  der  rigaschen  Steuerrerwaltoni 
August  Erah. 

Für  die  Bibliothek  hatten  dargebracht:  1)  Herr  Dr.  L 
Berkholz  seine  Schrift:  Die  Wirkung  der  Handelsverträge  an 
Landwirtschaft,  Weinbau  und  Oewerbe  in  Elsass-Lothringeo 
Tübingen  u.  Leipzig  1902;  2)  Herr  W.  Hacker  eine  umfang 
reiche  Sammlung  von  Gelegenheitsdrucken  der  W.  F.  Hacker 
sehen  Offizin;  3)  Frau  Dr.  B.  Eüsel  geb.  Hohenhausen:  Brief 
und  Aktenstücke,  betreffend  die  1783  erfolgte  Aufnahme  eine 
Eurländerin,  der  Baronesse  Julie  v.  Osten-Sacken,  in  das  Stü 
St.  Walpurgis  zu  Soest;  4)  Herr  Redakteur  Dr.  A.  Buetz:  ein 
Sammlung  autobiographischer  Au&eichnungen  von  Personen,  dere 
Portraits  in  der  Illustr.  Beilage  der  „Rigaschen  Rundschau^  vei 
öffenüicht  worden  sind.  Weitere  Geschenke  waren  zu  verdanket 
Herrn  Pastor  P.  Baerent-Arrasch,  Herrn  Archivar  A.  Duhn 
berg  in  St.  Petersburg,  Fräulein  A.  D.,  Herrn  cand.  ehem.  "V 
V.  Haken,  Herrn  Rechtsanwalt  R.  v.  Hehn,  Herrn  Inspektc 
E.  Mettig,  Herrn  Oberlehrer  A.  Neumann  und  Herrn  Doi 
architekten  Dr.  W.  Neumann. 

Für  das  Museum  waren  Geschenke  dargebracht  wordei 
1)  von  Frau  Helene  Goronsky  als  Leihgabe:  ein  Eruzifix  m 
Holz  und  Perlmutter;  2)  von  Frl.  E.  S.:  ein  Damenportrait 
Goldrahmen;  3)  von  Herrn  J«  Eownatsky:  eine  kupferne  h 
ländische  Tabaksdose;  4)  von  N.  N.:  eine  Brosche  (Eamee);  5)  vi 
Herrn  E.  G.  v.  Sengbusch:  ein  Tisch  aus  dem  18.  Jahrhundea 
6)  von  Frau  Marie  Ravall  geb.  v.  Hübbenet:  ein  silbern 
Taufbecken  und  eine  Eanne  mit  dem  Hübbenetschen  Wappi 
Anno  1790. 

Herr  H.  v.  Bruiningk  machte  Mitteilungen  zur  Geschieh 
des  Exils  der  Einwohner  von  Dorpat  vom  Jahre  15^ 
(s.  unten). 


36 

Zu  der  vom  Vortragenden  verlesenen  Schilderung  der  Vor- 
gänge bei  der  Abfuhrung  der  Exilierten  bemerkte  Herr  L.  Ar- 
basowy  dass  sie  mit  einem  dasselbe  Ereignis  beschreibenden 
leitgenössischen  Briefe  ütst  wörtlich  übereinstimme.  Dieser  Brief 
folgt  unten« 

Herr  Inspektor  E.  Mettig  hielt  einen  Vortrag  über  den 
Freiherrn  Bengt  Hörn  als  Mitglied  der  Kompagnie  der 
Schwarzen  Häupter  zu  Riga  (s.  unten). 


'^A^^/^^wv^^l^M«^^^^^ 


Zur  Frage  der  Überf&lining  der  herzoglich  Eorläiidisohen 
Bibliothek  ans  Biga  naoh  St.  Petersburg. 

(Vergleiche  die  Sitzirngsberichte  aus  dem  Jahre  1902.) 
Von  Friedrieh  ▼.  Eenssler. 


Im  ,|C6opHHK'B  MaTepiajOB'b  h  CTaTeft  no  ncTopin  Ups^aji- 
nScKaro  Kpaa"  Bd.  I  (PHra  1876)  8.  312  Nr.  29  findet  sich  der 
Wortlaut  eines  Schreibens  Peters  des  Grossen  aus  St. 
Petersburg  den  5.  März  1714,  in  welchem  dieser  dem  Gouver- 
neur  Forsten  Golizvn  befiehlt,  die  Eurländische  Bibliothek, 
welche  sich  in  Riga  befindet,  unverzüglich  hierher  zu 
uns  zn  schicken  mit  dem  Boten  vom  Doktor  Areskin 
(BH^jioTeKy  KypjiflHACByD,  KOTopaa  octl  wb  PHrb,  npHuuTHTe  CD^a 
EL  naiTB  cb  HOCJiaHHinrB  otb  ^OBTopa  ApecsHHa  ne  M^niKaBi). 
Im  Zusammenhang  mit  dem  von  mir  in  den  Sitzungsberichten 
der  Jahre  1901  und  1902  mitoeteilten  Material  ergibt  sich 
Biithin  zur  Evidenz,  dass  der  üauptstock  der  Bibliothek  der 
S^iserlichen  Akademie  der  Wissenschaften  in  der  Tat  jene 
hoio^lich  „Eurländische*'  Bibliothek  (letztere  Bezeichnung 
wird  hier  zum  ersten  Mal  urkundlich  erwähnt)  gewesen  ist,  welche 
1701  von  den  Schweden  aus  Mitau  nach  Kiga  fortgeführt  und 
1710  von  Herzog  Friedrich  Wilhelm  vergeblich  reklamiert  worden 
m.  Was  den  im  zarischen  Schreiben  genannten  „Doktor  Ares- 
kio*  betrifft,  so  war  Robert  Areskine,  ein  Schotte  von  Geburt, 
aeit  1713  erster  zarischer  Leibmedikus,  seit  1716  zugleich  „Ar- 
chiater  des  Bussischen  Reiches  und  Präses  der  ganzen  medizini- 
schen Fakultät^;  auch  bekleidete  er  den  Posten  eines  Vorstehers 
«od  Bibliotiiekars  der  bekannten,  von  Peter  d.  Gr.  gegründeten 
Ellistkammer.  Von  seinen  ausgebreiteten  literarischen  und  wissen- 
Khaftlichen  Kenntnissen  zeugt  seine  2400  oder  4200  Bände  zäh- 
lende Bibliothek  und  sein  grosses  Kabinett  von  Konchjlien  und 
Mineralien,  welche  beide  nach  seinem  Tode  (Dezember  1718)  der 
Knnsikammer   einverleibt   wurden.     Siehe    ^dm^naouej^mecaA 


86 

jeRCHKOffb"  Bd.  I  (CaHBTneTep6yprB  1835)  S.  36  bis  38,  sowie 
Alex.  Brückner,  Die  Arzte  in  Rassland  bis  zum  Jahre  1800 
(St.  Petersburg  1887)  S.  20  bis  21,  woselbst  einige  offenbare 
Unrichtigkeiten  in  den  Angaben  des  „jescHKOHi*  zurechtgestellt 
erscheinen. 

Eine  weitere  Ergänzung  zu  den  in  den  Sitzungsberichten 
a.  d.  Jahre  1902  wörtlich  wiedergegebenen  beiden  Aktenstücken 
vom  21.  und  22.  März  1714  enthält  ein  Schreiben  des  riga- 
sehen  Bats  an  den  Gouverneur  Fürsten  Golizyn  vom 
25.  März  1714.  Das  Regest  über  dasselbe  bei  Buchholtz  und 
Bulmerincq,  Aktenstücke  und  Urkunden  z.  Oesch.  d.  St.  Biga 
1710-1740,  Bd.  I  (Riga  1902)  S.  191  Nr.  283,  schliesat  mit  den 
Worten:  „Auch  müsste  es  erlaubt  sein,  die  für  Wegföhrung  der 
Bibliothek  des  Zaren  bestimmten  Pferde  zum  Mehl-  und  Wasser 
führen  zu  benutzen."  Nach  einer  mir  von  Dr.  Ph.  Schwarts 
freundlichst  mitgeteilten  Abschrift  lautet  der  Passus  im  Original: 
„Und  so  werden  Ewr:  Hfurstl.  Durchl.  sich  auch  gnädig  annoch 
zu  erinnern  wissen,  wie  dasz  der  Stadt  aufferleffet  sei,  50  Schiest 
Pferde  nebst  etlichen  20  Wagen,  so  doch  au  hir  nicht  aufin- 
bringen  seyn,  zur  Weg-Bringung  Sr.  Orosz.  Gz.  Mayst.  Bibliotheo 
herbey  zu  schaffen,  welche  auch  alle  Stunde,  so  wie  sie  schon 
dem  damit  abreisenden  H.  Secr.  zu  unterschiedenen  Mahlen  sind 
offeriret  worden,  annoch  parat  zu  halten,  denen  Bürgern  ist  an« 
ffedruket  worden.  Ob  nun  ein  solches  Pferd,  das  zur  Schiesse 
hergegeben  werden  soll,  zugleich  bei  dem  Brodt-backen  zom 
Mehl-  und  Wasser-fuhren  solle  gebraucht  werden,  desfalls  weiai 
der  Bürger  nicht,  wie  er  es  recht  stellen  und  sich  dabei  verhalten 
solle?^  —  Also  auch  am  25.  März  war  die  Bibliothek  von 
Riffa  aus  noch  nicht  abgefertigt  worden.  Übrigens  waren 
nacn  dem  Schreiben  vom  22.  März  „45  bis  50  Wagen^  verlaort 
worden.  Der  im  Schreiben  des  Rats  erwähnte  „damit  abreisende 
Hferr]  Secrfetair]^  ist  wohl  identisch  gewesen  mit  dem  im  zari- 
schen Schreiben  erwähnten  „Boten  vom  Doktor  Areskin^. 


M^«^AAMAM^«^M^^M^s^ 


Über  die  Abf&hrung  der  Einwohner  Dorpats  in  die  OefangoD- 
Bohaft  naoh  Russland  1565. 

Von  H.  y.  Brainingk. 

Was  man  über  das  Exil  der  Einwohner  Dorpats  vom  Jahre 
1565  bisher  wusste,  beruhte  hauptsächlich  auf  den  Angaben  des 
Franz  Nyenstede,  der  in  seiner  Chronik  berichtet^  im  Sommer 
1565  habe  der  Moskowiter  alle  dörptschen  Bürger  und  Einwohner, 
die  nach  der  Eroberung  der  Stadt  (1558)  ihrer  Armut  halber 
dort  verblieben  waren,  mit  Weib  und  Kind  wegführen  und  in 


87 

entl^ene  moskowitische  Städte,  ^Wolodimer,  Nisen-Nowgarden, 
Costroma  und  Uglitz^,  verteilen  lassen  0^  An  diese  kurze  Nach- 
richt knfipfi  Nyenstede  die  bekannte  Erzählung  vom  Pastor  Johann 
Wettermann,  aer  dank  seinen  trefflichen  Eigenschaften  sogar  die 
Gnnst  des  Grossfnrsten  in  dem  Masse  zu  erwerben  Termochte, 
daffl  dieser  ihm  die  Durchsicht  der  sonst  völlig  unzugänglichen, 
in  vermauerten  Gewölben  verwahrten  grossfurstlichen  Bibliothek 
anvertraut  habe.  Die  ausführliche  Schilderung  dieser  Angelegen- 
heit gewinnt  dadurch  an  Glaubwürdigkeit,  dass  Nyenstede  hinzu- 
i^,  Herr  Thomas  Schroffer  und  Herr  Johann  Wettermann  hätten 
flim  selbst  solches  berichtet. 

Längst  schon  hat  jene  Erzählung  die  verdiente  Aufmerksam- 
keit auf  sich  gezogen.  Von  den  vielen  Forschern,  die  sich  mit 
flur  mehr  oder  weniger  eingehend  befasst  haben,  seien  u.  a.  ge- 
nannt: aus  dem  18.  Jahrh.  J.  Backmeister '):  aus  der  ersten 
HUfle  des  19.  Jahrh.  der  berühmte  russische  Historiograph  Ea- 
nmsin^  und  der  Dorpater  Professor  P.  Clossius*);  aus  neuester 
Zeit  N.  Lichatschew^),  Prof.  B.  Hausmann  (letzterer  in  seinem 
eelegentlich  des  X.  Archäologischen  Kongresses  1896  gehaltenen 
vortrage:  Clossius,  Iter  rossicum)*)  und  S.  A.  Belokurow^). 

Was  nunmehr  über  das  Exil  der  Einwohner  Dorpats  und 
snige  mit  der  Bibliothekepisode  in  Zusammenhang  stehende 
Persönlichkeiten  an  neuen  ifachrichten  gewonnen  wurde,  fand 
ach  in  einer  Akte  des  Bitterschaftsarchivs  zu  Biga,  in  der  man 
bezü^che  Aufschlüsse  schwerlich  vermuten  sollte.  Es  ist  eine 
1642  b^onnene  Prozessakte,  in  der  eine  vom  Dorpater  Bat  geffen 
Anna  Ton  Hochgräffen,  Witwe  des  Adam  Schraffer  (oder  Schrapfer) 
imd  nachmals  gegen  deren  Sohn  Adam  Johann  wegen  gewisser 
in  der  Vorstadt  von  Dorpat  belegener  Immobilien  geführte  Be- 
mdikationsklaffe  verhandelt  wird,  wobei  u.  a.  eine  Mühle  in 
Frage  kommt,  die  „Westhofs-  oder  Propst-  oder  Malzmühle''  ge- 
nannt wird,  —  höchst  wahrscheinlich  dieselbe  Mühle,  an  die 
beate  der  Name  i^Malzmühlenteich^  erinnert.  Um  den  Kachweis 
n  fahren,  dass  diese  Mühle  seit  alters  auf  Bürgerland  gestanden 
od  einem  Bürger  namens  Westhof  gehört  habe,  der  1565  nebst 
den  übrigen  Dorpater  Bürgern  in  die  Gefangenschaft  nach  Buss- 
kad  eejrahrt  worden  wäre,  produziert  der  Kat  ein  Verzeichnis 
der  umals  Exilierten.    Es  ist  überschrieben:  „Verführung  der 


1)  Mo&um.  Uv.  ant,  Bd.  ü,  Riga  und  Leipzig  1889,  S.  67. 
s)  Eaaal  siir  la  BibL  de  TAcad.  Imp.  des  Bcienees  de  St.  Pbg.  1776 
1^141. 

Deutsche  Ausg.,  Bd.  Yin,  Biga  1826,  6.  72  ff. 
*}  Dorpater  Jahrb.,  Bd.  HI,  Dorpat  1834,  8.  289-904. 

BitiiiioTesa  h  apxHBi  Mockobckhxs  locy^apefi  n  16  ctoi.,  C-IEB.  1894. 

I^xv  X^ciTaro  Apxeox.  c&^xa  vb  Pari,  t.  II,  Piira  1899,  8.  9—15. 

Vgl  a.  a.  0.,  T.  m,  MoGua  1900,  Dpor.  8.  74. 


88 

Dörptischen  nach  der  Moschow  in  Anno  1565  d.  9.  Jnlj.  Mala 
nova  de  Tarpato  vel  Derpato.*  Dem  Verzeichnis  ist  eine  dra- 
stische Schildemng  des  Elends  der  Verbannten  voraasgeschickt^), 
aus  der  zu  entnehmen  ist,  dass  sie  in  Sehnten  und  Loddigen 
(also  zunächst  wohl  nach  Pleskau)  gebracht  wurden,  und  die  Ein- 
schiffung eine  Woche  gedauert  habe,  -—  ferner,  dass  nicht  die 
ganze  Einwohnerschaft,  sondern  nur  die  Deutschen  exiliert  wurden, 
von  denen  kaum  über  3  Personen  in  der  Stadt  zuruckblieb^ 
unter  ihnen  einer,  der  die  Deutschen  der  Verräterei  angeklagt*), 
sie  verleumdet  und  dergestalt  das  ganze  Unglück  verursacht  hatte. 
Die  Schilderung  schliesst  mit  der  Mitteilung,  die  Exilierten  hättea 
flehentlich  gebeten,  man  möge  ihr  trauriges  SchicksaJ  aller  Welt 
kundtun.  Dieser  Schluss,  ganz  besonders  aber  die  Worte  dar 
Überschrift  „Mala  nova  de  Tarpato  vel  Derpato^,  die  so  zu  sag^ 
f&r  einen  „weiteren  Leserkreis^  gewählt  zu  sein  schienen,  l^eo 
die  Vermutung  nahe,  dass  der  Aufsatz  als  politisches  Flugblatt 
wie  sich  solche  unter  der  Bezeichnung  „Neue  Zeitungen*  damab 
grosser  Beliebtheit  erfreuten,  gedruckt  zu  werden  bestimmt  war.; 

Dieser  Bericht  stinmit  fast  wörtlich  uberein  mit  dem  Inhalt 
eines,  gleich  nach  jenen  Ereignissen,  vom  Hauptmann  auf  Ermei 
an  Herzog  Gotthard  gerichteten  Schreibens,  das  wir  als  Beil.  B. 
zum  Abdruck  bringen.  Herr  L.  Arbusow,  der  das  Schreibe» 
aufgefunden  hat,  hatte  die  Freundlichkeit,  dem  Verfasser  die, 
Abschrift  zu  überlassen.  Nicht  wenig  wird  das  historische  Q^ 
wicht  beider  Schriftstücke  durch  ihre  Übereinstimmung  vermehr^| 
und  durch  das  unserem  Bericht  beig^ebene  Verzeichnis  gewinsl 
er  an  Interesse. 

Im  Verzeichnis  sind  die  Exilierten  gruppenweise  aufgezäUj^: 
zuerst  Bürgermeister  und  Bat  nebst  dem  Ratsschreiber,  dann  dit 
^Predicanten^,  ferner  die  Bürger  und  endlich  einige  Gruppett 
von  Personen,  die  nicht  zu  den  genannten  Kategorien  gehören^ 
—  diese  leider  summarisch,  ohne  Namensnennung.  Unter  ihnei 
werden  besonders  „4  thumbpfaffen^  angefahrt,  unter  welchtf 
Spottbezeichnung  der  offenbar  protestantisdie  Schreiber,  im  Oe* 
gensatz  zu  dem  von  ihm  für  die  lutherischen  Geistlichen  g^ 
brauchten  Ausdruck  „Predicanten^,  gewiss  die  katholische  Greii^ 
lichkeit  verstanden  wissen  wollte.  An  ehemalige,  ihrem  Bekenntnis 
untreu  gewordene,   Domherren  kann  man  nicht  wohl  denken^ 

M  Abgedruckt  als  Beil.  A. 

«)  Vgl.  RuBBOw,  Ohron.,  in  Script  rer.  livon.,  Bd.  II  S,  74.  —  8iL 
Henning,  a.  a.  0.  S.  249.  —  Ein  hierauf  bezügüches  Schreiben  des  Ben* 
Gotthard  v.  Kurland  an  Herz.  Albrecht  von  Preassen,  dat  Lemsal  1566 
Mai  21,  dessen  Eop.  Herr  L.  Arbnsow  dem  Vf.  zar  VerfSgimg  zn  stell&i 
die  Frenndlichkeit  hatte,  ist  als  Beil.  G  absredmckt. 

')  Der  Spottname  „Dompfaffen''  für  die  kathoL  Geistlichkeit  seheint 
damals  in  Dorpat  beliebt  gewesen  zu  sein.  Vgl  Gadebnsch,  Jahrb.  T.  I 
Abschn.  2  ö.  K6. 


39 

iDch  ist  es  erwiesen,  dass  nicht  lange  znyor  (1568)  die  Katho- 
liken, namentlich  wohl  in  der  Umgebung  des  Bischofs  in  Dorpat, 
loch  soweit  zahlreich  nnd  einflussreich  waren,  dass  damals  im 
Dom  Messe  gelesen  wurde  ^). 

Unter  den  namentlich  angeführten  Exilierten  interessieren 
loBächfit  einige  Personen,  die  zu  JBVanz  Nyenstede  in  yerwandt- 
fiehaftlichen  Beziehungen  standen.  So  wird  unter  den  Batsgliedem 
«n  erster  Stelle  Ewert  Neystette  genannt,  der  sich  schon  1661 
als  Dorpater  Batmann  nachweisen  lässt'),  ferner,  unter  den 
Böigem,  Claus  Neystette.  Dass  beide  des  Franz  N.  Blutsver- 
vandte  gewesen  sind,  darf  als  gewiss  gelten  und  erklärt  zur 
Genüge,  warum  sich  Franz  N.  anfänglich  (nach  1664)  in  Dorpat 
liederliess.  Auch  sein  Schwi^ervater,  Herr  Detmer  Meyer  ^), 
Tird  unter  den  in  die  Gefangenschaft  abgeführten  Batsgliedem 
fe&innt. 

Speziell  für  die  Erzählung  von  der  grossfurstlichen  Bibliothek 
leont  Nyenstede  erwähntermassen  als  Gewährsmänner  den  Pastor 
Jdiann  w  ettermann  und  Herrn  Thomas  Schreffer.  Da  Schroffer 
Uer  durch  die  Titulatur  ,,Herr^  als  Batsglied  gekennzeichnet  ist, 
K)  ist  es  wohl  gewiss  die  nämliche  Person,  die  als  „Herr  Thomas 
8dirawe^  im  Verzeichnis  der  exilierten  Batsglieder  vorkommt, 
tod  von  Nyenstede  als  eine  von  den  drei  Persönlichkeiten  ge- 
ttmnt  wurde,  die  dem  Johann  Wettermann  bei  Besichtigung  der 
troBsfurstlichen  Bibliothek  an  die  Hand  gegangen  waren.  Be- 
lanntlich  ist  der  dem  Abdruck  der  Nyenstedeschen  Chronik  in 
4en  Monumenta  Livoniae  antiquae  zu  Gmnde  gelegte  Text  kor- 
lektorbedürftig,  auch  war  die  Schreibweise  der  Namen  in  der 
Zeit  unsicher.  Die  beiden  anderen  als  Gehülfen  des  Johann 
Wettermann  bei  Besichtigung  der  grossfurstlichen  Bibliothek  er- 
iriümten  Personen,  Joachim  Schröder  und  Daniel  Brackel^),  finden 
tich  ebenfalls  im  Verzeichnis,  das  folglich  zur  Unterstützung  der 
€laabwürdigkeit  des  von  Franz  Nyenstede  Überlieferten  nicht 
fii  unterschätzende  Bedeutung  gewinnt.  Von  Johann  Wettermann, 
is  im  Verzeichnis  als  einer  der  beiden  exilierten  ,,Predicanten^ 
umhaft  gemacht  wird,  ist  es  aus  glaubhafter  Quelle  bekannt, 
iass  er  aus  der  Gefangenschaft  nach  Livland  zurückkehrte  und 
TW  dem  (1571)  von  Johann  Taube  und  Eiert  Kruse  in  Dorpat 
lemrsachten  Blutbade  an  der  ^Pestilenz^  verstarb.  Aus  der- 
selben Quelle  weiss  man  ferner,  dass  Wettermann  in  Dorpat  ge- 
koren  war^);   in   den  unter   den  exilierten  Bürgern  genannten 

a.  0.  a  528. 
a.  0.  6.  436. 

Ja.  0.  B.  519. 
D   Bruder  des  bekannten  Timan  Braekel.    Siehe  des  letzteren: 
Oesprech^   etc.     Nendrack  in:   Jabresber.   der  Felliner  literar. 
18»,  8.  52. 
s)  A.  a.  0.  a  02.  / 


I 


40 

Arent  Wettemuum  und  Wolmer  Wettermann  wird  man  folglidi 
seine  Familianten  erblicken  dürfen. 

Das  Verzeichnis  zählt  mit  Namensnennung  nur  99  Porsonei 
auf,  aber  da  Yon  diesen  ^esa^  ist,  dass  sie  Familienhäuptei 
(Heabter)  seien  und  die  Imnihen  damals  einen  zahlreichere! 
^stand  hatten,  als  gegenwärtig,  zudem  auch  der  grösste  Tei 
aus  Eaufleuten  und  Handwerkern  bestand,  deren  Gesellen  im 
Lehrlinge  zum  Hausstande  gehörten,  so  wird  sich  die  C^esamlzali 
der  Eziüerten,  mit  Einschluss  der  summarisch  angeführten,  gewifl 
auf  etwa  1000  Personen  veranschlagen  lassen,  —  ein  freilich  nm 
geringer  Best  der  einst  zahlreichen  Bürgerschaft. 


^WSi«VW^V^V>M^^^^ 


Beflagg  l 

AbBcbiift  ans:  Biga,  Bittendu-Arch.,  JosÜsakten  ans  schwed.  Zeit,  nr.  131 
(der  proTUor.  Begürfcratar),  S.  115,  116.    Siehe  oben  8.  37  fl 

Verfohrung  der  Dörptisolien  nach  der  Mosohow  in  A11565 

d.  9.  Joly. 

Mala  nova  de  Tarpato  vel  Derpato. 

Der  erbfeindt,  der  Moschowiter,  hat  alle  Teutschen,  unM 
brüder  und  Schwester,  man,  weib,  kindt^  frawen  und  iungfrawei 
wittiben  und  weiszen,  krancken  und  gesunden,  kindtbettorinnei 
schwangere  frawen,  knecht  und  mesde,  klein  und  grosz,  jui 
und  alt,  mit  groszen  weinen  und  heulen,  mit  erbärmlichen  tu 
jämmerlichen  ruffen  zu  Oott  und  den  leuten,  umb  leibliche  m 
ewige  erettung,  und  der  gantzen  Christenheit  vorbitte  zu  6<y 
umb  erlösung  ausz  der  Babilonischen  gefengnusz  zu  erledis«! 
den  9.  July,  und  also  die  gantze  woche,  mit  Moschowitischl 
und  heidnischen  triumpfirung  ausz  Dorpte  auf  löddisen  und  schuti 
zu  waszer  nach  Beuszlandt  an  vier  orthen  des  Moschowitischl 
landes  die  arme  Christen  verführen  und  verstrewen  laszeui  dl 
kaum  über  drey  deutschen  persohnen,  und  sonderlich  einer,  d( 
die  Teutsche  belogen  und  zur  verfuhrung  ursach  gegeben  lu 
in  der  Stadt  gebüeben  sindt.  Und  ist  also  klegUch  mit  dj 
armen  leuten  gehandelt  und  umbgespruneen,  das  es  einem  std 
und  der  ein  eysen  hertz,  erbarmen  möchte.  Etzliche  persohnd 
seint  von  solcher  Verführung  also  erschrocken,  das  sie  gel^ 
und  eylich  den  geist  aufgegeben  haben,  etzliche  ausz  verzwei 
lunff,  sonderlich  die  frawen,  unsinnig  worden,  sich  selbst  erseol 
una  umbgebracht,  kindtbetterinnen  und  sechs  wdcherinnen, 
Oott  den  abendt  der  geburth  erlöset,  haben  des  morgendes 
müszen,  seindt  in  betten  und  lacken,  so  woU  die  krancken, 
in  todtsnöthen  gelegen,  in  heben  und  bohren  gestorben,  auf 
sehnten  und  löddigen  getragen.    Yiell  schwangere  frawen, 


41 

aof  ihre  letzte  zeit  ganzen,  haben  ansz  erschreckung  todtbohren 
kmder  gehabt.  Ihrer  Yiell,  jung  nnd  alt,  man  nnd  weib,  haben 
mit  weinen  nnd  heulen  p;ebethen,  das  man  die  elende,  betrfibte, 
erbftrmliche  und  unchristliche  Verführung  aller  weit  mochte 
kondt  thnn. 

Gathalogus  der  heubter  der  Verführten  etc. 
I.   [Mitglieder  des  Bats.] 
1.  H.  Ewert  Neystette.   2.  H.  Detmer  Meyer.   3.  H.  Heinrich 
Cornelius.    4.  H.  Tyman  Schrawe.    5.   H.  Härmen  van  Enden. 
6.  E  Johan  Dreyer.   7.  H.  Johan  Busch.   8.  H.  Thomas  Schrawe. 
9.  Antonius,  der  schriver. 

IL    Die  Predicanten. 
1.  H.  Johan  Wettennan.    2.  H.  Heinrich  Eackerath. 

in.    Burgere. 

1.  Jürgen  Fyendt  2.  Härmen  Münsterman.  3.  Gabriel  Groth. 
i  Jacob  Hack.  5.  Lorens,  in  Dreyers  hausz.  6.  Meister  Boloff, 
inErfigers  hausz.  7.  Hans  Becker,  in  Bücken  hausz.  8.  Hinrich 
Luge,  in  Backen  hausz.  9.  Nytert,  in  Dreyers  hausz.  10.  Meister 
Bans,  der  schwertfeger.  11.  Herman  Gein.  12.  Wolff  Sedeier. 
13.  Herman  Bann.  14.  Ludwich  Eunsthoff.  15.  Ludwich  von 
flehresen.  16.  Hans  Möller.  17.  Claus  Nystette.  18—20.  Noch 
3  Bchulmeisters.  21.  Michell,  der  köster.  22.  Adrian,  der  oi]ga- 
AL  23.  Noch  der  s&deler  bey  der  schulen.  24.  Glas  Schiro. 
£.  Hans  Burwitz.  26.  Hans  Dchomacher.  27.  Tonnis  Plofoth. 
%.  Heinrich  Preuszman.  29.  Hans  Eröger.  30.  Meister  Hans, 
der  kleinschmidt.  31.  Thomas,  der  grobschmidt.  82.  Hinrich 
trtger.  33.  Noch  ein  glaszwarter  in  Sstralborfnls  hausz.  34. 
Corä  von  Bendten.  36.  Herman  Huntebeck.  36.  Roloff,  der 
Uemschmidt.  37.  Noch  ein  Schmidt  in  der  Quappenstrasze.  38. 
Hanriob  Flatenschleger.  39.  Hans  Bosze.  40.  Victor  Hacke. 
41.  Hans  Lüchow.  42.  Gtorth  Bosze.  43.  Thiman  Bemminckrade. 
a  Jürgen,  der  Schneider,  auf  der  apoteke.  46.  Peter,  der 
idnrabe.  46.  Noch  ein  Schumacher,  in  Pfilips  hausze.  47.  Noch 
OD  kangieszer,  bey  Leffken.  48.  Hans  LöffKen.  49.  Asmus,  der 
Ubier.  60.  Bartelt  Münsterman.  61.  Adam  von  der  Arke.  62. 
Hans  Eöller.  63.  Valentin  Erusze.  64.  Johannes,  der  apoteker. 
S6.  Jo8t  Hardewyck.  66.  Heyne  Heger.  67.  Pawell  Meyer.  68. 
fianiell  Brakeil.  69.  Bötgert  zur  Heye.  60.  Dyrich  von  Schoten. 
0,  62.  Noch  2  von  beiden  gildstuben.  63.  Hans  Goesz,  in  der 
Vdten  hausz.  64.  Jochim  Alnusz,  in  Bümers  hausz.  66.  Beinholt 
Hdmicke.  66.  Noch  ein  kangieszer,  g^en  Burseis  hausz  über. 
<7.  Jacob  Schröder.  68.  Warner  Buxtehude.  69.  Gerffen  Meste- 
ttacher.    70.  Jeronimusz  von  der  Becke.   71.  Noch  ein  kangieszerj 


42 

bey  Jeronimns.  72.  Arent  Wetterman.  73.  Heinrich  Beaerman. 
74.  Ulrich  Herbers.  75.  Jacob  Kangieszer.  76.  Märten,  der 
knochenhawer.  77.  Hans,  der  pistolenmacher.  78.  Jochim  Schröder. 
79.  Hans  Stoffe,  der  becker.  80.  Hans  Embsinghoff.  81.  Thomas 
Ecke.  82.  Sebalt  Hübers.  83.  Heinrich  Schrickelman.  84.  Oerth 
Bück.  85.  Helmich  Schröder.  86.  Wolhner  Wetterman.  87. 
Hans  von  Earpen.    88.  Hans  Westhoff. 

IV.  Moch  etzliche  deutsche  umb  der  Stadt  umbhero. 
y.  Noch  30  wittfrawens,  die  ein  jeder  woll  kennet. 
VI.  Noch  4  thumbpfaffen. 
Vn.  Noch  etzliche  gutte  gesellen. 

Benag9  B. 

Johann  v<yii  Steinen,  Hauptmann  auf  Ermis  und  Bujen, 
an  Herg,  Qotfhard  van  Kurland,  d.  d.  „Ermesz  an  der  Beussi- 
schen  grentzen'^,  1666  Juli  17,  gleichzeitige  Kopie,  übersandt 
von  Herg.  O.  an  den  Herg.  Albrecht  von  Preussen,  d.  d.  Riga, 
1665  Juli  21]  im  StaatsA.  gu  Königsberg  6.  15.  |8 

(78) 
Kopie  von  Herrn  L.  Arbuiow.    Siehe  oben  S.  38. 

Dorchlenchtiger  u.  s.  w.  Negest  n.  s.  w.  kan  e.  f.  g.  ich  mit  leidt 
und  wehemntigen  hertzen  nicht  verhalten,  dasz  die  edle  nnd  vil- 
tugentsame  fraw,  seligen  Walter  von  der  Borchs  nachgelassene  witiwe 
durch  gotliche  Schickung  ires  gefenckniss  zu  Derpte  (Grott  lob) 
durch  einen  bojaren  gestrigs  tages  erlediget  una  ausgebeuttet 
worden.  Die  bringet  u.  verzelet  klegliche  u.  erbärmliche  zeittong, 
wie  ich  dan  auch  one  das  leider  die  gewisse  kundtschaft  habe, 
der  erbfeindt,  der  Moschcowitter,  alle  Deutschen,  unsere  brader  u. 
Schwester,  man,  weib  und  kindt,  frawen  und  junefrawen,  witwen 
u.  weisen,  krancke  u.  gesunden,  kindtbetterin  u.  soiwanger  franen» 
knechte  u.  megde,  klein  u.  gross,  jung  u.  alt,  mit  grossem  heulen, 
wevnen  u.  erbärmlichen  jammerlichen  schreien  und  ruffen  zu  Gott 
una  den  leutten  umb  leibliche  oder  ewig  errettung,  durch  der 
gantzen  Christenheit  vorbitt  zu  Gott,  umb  erlosune  aus  der  Ba- 
bilonischen  gefencknis  zu  erledigen  etc.  den  9.  Julii  und  also 
diese  gantze  wochen  mit  Muschcowitterischer  heidnischer  trium- 
phirung  aus  der  Stadt  Dorpte  zu  wasser  uf  loddingen  u.  schatten 
nach  l^uszlandt  an  vier  ortter  und  ende  des  MuschcowitterisoheoL 
landes  die  armen  Christen  zerstreuet  verfuren  lassen,  dasz  also 
über  3  Deutsche  personen  (und  sonderlich  einer,  der  die  Deut- 
schen belogen  u.  zu  der  verfurung  geratten)  in  Dorpt  nicht  ge* 
blieben  sein.  Und  ist  also  cleglich  mit  den  armen  christenleuttea 
gehandelt  u.  umbgesprungen  worden,  das  es  ein  stein,  und  der 
schon  ein  eissern  u.  stallen  hertz  hatte,  erbarmen  mochte.  Daq 
ist  jo  T0^  gott  eine  Jerusalemittische  straff.    Gott  wolle  Bioki 


43 

irer  n.  unser  aller  erbarmen,  nnd  gnedig  sein.  Etliche  personen 
sein  von  solcher  eiliger  verfarnng  also  erschrocken  und  ffehelinck 
den  geist  aufgeben,  etliche  aus  verzweifelung,  sonderlich  frawen, 
unsmnig  geworden,  sich  erseuffet  und  umbgebracht,  kindbetterin, 
der  6  gewesen,  die  gott  den  abendt  der  geburt  erlöset,  haben 
des  morgens  vort  gemust,  sein  in  lacken  u.  betten,  sowoll  siechen 
n.  bancken,  die  in  todesnotten  gelegen,  in  dem  heben  u.  bohren 

gitorben,  uff  die  lodingen  u.  schütten  getragen,  vill  schwanger 
wen,  die  auf  ire  letzte  zeit  sangen,  hal^n  aus  erschrecsen 
todtbome  kinder  gehabt,  irer  Till,  jung  und  alt,  man  u.  frawen, 
baben  lautter  mit  weinen  u.  heulen  umb  gottes  willen  gebeten, 
ood  sonderlich  gemelte  witfraw  die  Borckschin,  nachdeme  ire 
erlösange  vorhanden,  und  so  sie  ledig  wurde,  das  sie  wolte  umb 
gotloB  willen  ir  elendt,  betrubniss,  clegliche,  jemerliche  u.  er- 
wmliche  unchristliche  verfurung  aller  weit  kundt  thuen,  und 
ob  inen  ein  exempel  nhemen,  sich  nicht  wie  leider  biss  dahero 
gttchehen  so  lenbilich  (I)  dem  erbfeindt  ergeben,  besonder  yil- 
lalier  den  christlichen  standt,  eher  u.  redlichkeit  bedencken,  ehe 
^ch  leib  u.  leben  nhemen  lassen,  dan  keinem  Muschcowitter  zu 
Trauen.  Innen  weren  vil  Privilegien  u.  freiheiten  zugesagt, 
vie  die  über  Siegel  u.  brief  gehalten,  sehe  man  leider  an  inen 
woQ.  Welten  demnach  meniglichen  u.  alle  fromme  Christen 
pwamet  haben,  sich  woU  vorzusehen  u.  vor  solichem  elendt  zu 
ivtten ....  Dieweil  dan  wir  Christen  vor  einander  zu  bitten 
Khddig  u.  pflichtig  u.  sonderlich,  nachdem  wir  alle  umb  unser 
fluide  willen  von  Gott  straffwirdig,  umb  unsere  gefangene  u. 
Pforten  mitbruder  u.  Schwestern  mitleiden  u.  leidt  zu  tragen, 
A  ist  an  e.  f.  dt.  mein  gantz  unterthenig  u.  embssiges  bitten, 
der  armen  verfurten  Dftrptischen,  nachdem  es  leider  itzo  an  inen 
i^  sich  erbarmen,  in  der  stadt  Bige  u.  soweit  e.  f.  dt.  zu  ge- 
bietten,  treulichen  allen  christlichen  predicanten  bevhelen,  in 
^en  kirchen  vor  die  zu  bitten  lassen,  das  gott  sich  über  sie 
volle  erbarmen  u.  nach  seinem  vetterlichen  willen  gnedig  sein 
\  inen  zufügen  u.  mittheilen,  was  inen  an  leib  u.  seell  ^tt  u. 
dienlich  u.  uns  forderlich,  sowoll  die  gantze  Christenheit  vor 
solchem  ui^luck  u.  stroffe  gnedig  behutten,  die  Dorptischen  so- 
voD  ans  alle  von  des  Muschowitters,  sowoll  auch  der  Schweden 
pvaldt  u.  tiraney  (seinthemal  durch  des  Bevelischen  Schwedi- 
Kken  stadthalters  schreiben  soliche  verfurunse  verursachet  sein 
BoD,  der  dan  nicht  vil  besser  bei  den  armen  diristen  zu  Weissen- 
^n  gehandelt)  erlosen,  erretten,  beschützen  u.  beschirmen.  Bin 
der  Rentzlichen  u.  unterthanigen  Zuversicht,  e.  f.  dt  solches  un- 
kcscEwerdt  thun  werde.    U.  s.  w. 


44 

Zettel  gu  einem  Schreiben  des  Here.  Ootthard  v.  Kurl  an 
Herz.  Attrecht  v,  Preussen,  d.  d.  Lemsal,  1566  Mai  21.  Orig. 
im  StaatsÄ.  zu  Königsberg  VII,  69. 

Kopie  van  Herrn  L.  Arbusow,    Siehe  oben  S.  38,  Anm.  2. 

Von  zeittuDgen  ist  nichtSy  dasz  wir  nottig  achteten,  e.  1. 
mitzutheilen,  allein  dass  unss  vor  warhafftig  beikompt,  wie  der 
von  Derpt  ir  stadschreiber  anlangst  ein  schreiben  an  die  könig- 
liche maj.  zn  Polen  etc.  soll  haben  ergehen  lassen,  darin  ehr 
w^en  der  ffantzen  gemein  ire  matt,  ermanett  und  gebetten,  dasz 
sie  nnn  wolten  aufziehen  und  sich  vor  Derpt  hieben,  dann  es 
so  nbell  mit  volck  versehen  und  besetze^  das  es  sich  keines 
weges  halten  noch  irer  matt,  wurde  entstehen  können  etc.  Solohs 
schreiben  aber  soll  von  dem  stadthalter  zu  Derpt  überkommen 
und  dem  Stadtschreiber  ein  schrecklicher  todt  angeleget  und  die 
ratspersonen  alle  gefencklichen  eingezogen  sein.  Der  allmechtige 
wolle  sie  ^ediglicn  daraus  retten  und  erlösen.  Das  hauss  Pemaw 
haben  wir  noch  nicht  innen,  hoffen  aber  zu  dem  lieben  gott, 
weiln  wir  nhunmher  mher  volck  und  anders,  so  zu  diesen  henaeb 
dienlich,  an  der  handt  haben,  wir  wollen  es  in  kurtz  erlangen. 
Es  ist  der  haubtman  von  Weissenstein  zu  Derpt  gewesen,  und 
den  stadhalter  daselbst  umb  entsatz  gebetten,  weun  aber  in  Derpt 
und  auf  die  nehe  kein  volck  verbanden  sein  soll,  hatt  er  ime 
die  hulff  oder  entsatz  abgeschlagen  und  angezeigt,  dasQ  ehr  solches 
ohne  seines  grosfursten  willen  und  bevhelich  nicht  ihnen  konte 
noch  dorffie.  Welches  wir  e.  1«  auch  nicht  wolten  verhaltenn. 
Datum  ut  in  literis. 


Der  Freiherr  Bengt  Hom  als  Ältester  der  Kompagnie  der 
Schwarzen  Hanpter  in  Biga. 

Von  E.  Mettig. 

Die  Kompagnie  der  Schwarzen  Häupter  in  Biga  ist  während 
ihres  fast  fiinfhundertjährigen  Bestehens  fast  ausschliesslich  aus 
Eaufleuten  zusammengesetzt  gewesen.  An  den  Trünken  der 
Schwarzen  Häupter  nahmen  neben  den  Mitgliedern  der  Grossen 
Gilde,  zu  denen  schon  früh  die  Goldschmiede  gehörten,  auch 
Schiffer  und  Goldschmiedegesellen,  ja  zeitweilig  sogar  Handwerker 
teil,  jedoch  aus  den  genannten  Kategorien  der  Einwohnerschaft 
sind  keine  Mitglieder  der  Kompagnie  hervorgegangen.  Es  liegt 
wohl  nahe,  anzunehmen,  dass  Schiffer  und  Goldschmiedegesellen 
rezipiert  gewesen  seien,  indes  fehlt  uns  doch  für  diese  Annahme 
der  urkundliche  Beweis.    Sdelleute  haben  aber  freilich  nur  aus- 


46 

nahniBveise  und  nur  honoris  cansa  Aufnahme  gefunden,  wie  wir 
das  durch  urkundliche  Belege  darzulegen  im  stände  sind.  Edel- 
leote,  die  Handel  Meben,  und  solche  sind  in  den  verschiedenen 
Jahrhunderten  als  Mitglieder  der  Kompagnie  nachweisbar,  wurden 
ab  Kaufleute  angesehen.  Zu  den  nicht  handeltreibenden  Edel- 
leutes,  die  in  die  Bruderschaft  der  Schwarzen  Häupter  als  voU- 
Wechti^e  Mitglieder  aufgenommen  worden  sind,  gehört  auch 
der  Freiherr  ßengt  Hom,  über  dessen  Beziehungen  zu  den 
Schwarzen  Häuptern  und  über  dessen  bekannt  gewordenen  Lebens- 
iDomente  ich  in  folgendem  berichten  will.  Der  livländische  Oe- 
oeralgouTemeur  Freiherr  Ghrister  Classon  Hörn,  Feldmarschall 
mi  Beichsrat,  hatte  einem  Mitoliede  der  Kompagnie  der  Schwar- 
Mn  Häupter  gegenüber  den  Wunsch  geäussert,  dass  sein  neun- 
j^ger  Sohn  Benst  in  die  Brüderschaft  der  Schwarzen  Häupter 
«a%enommen  würde.  Der  Knabe  war  im  Jahre  1676,  also  in 
dem  Jahre,  als  der  Freiherr  Ghrister  Hom  das  Amt  eines  liv- 
läodischen  Gouverneurs  angetreten  hatte,  geboren.  Vielleicht 
war  dieser  umstand  mitbestimmend  fiar  den  Vater,  seinen  neun- 
jArigen  Sohn  Ben^  zum  Mitgliede  der  ältesten  und  in  Riga 
iMxshjingesehenen  Oilde  ernennen  zu  lassen.  Am  26.  Januar 
dea  Jahres  1684  berief  der  Ältermann  eine  Versammlung  der 
Sdivarzhäupterältesten,  berichtete  über  den  Wunsch  des  Herrn 
OeBeralgouvemeurs  und  stellte,  da  man  die  Bitte  des  Oe- 
uralffouvemeurs  nicht  gut  zurückweisen  könne  in  Rücksicht 
uf  die  Verdienste  des  Freiherrn  Hom  um  die  Gesellschaft 
ud  im  Hinblicke  auf  die  freundliche  Gesinnung,  die  er  für  die 
Kompanie  hese,  den  Antrat,  seinem  Wunsche  nachzukommen 
uid  semen  Sohn  in  die  Zahl  der  Ältesten  aufzunehmen.  Im 
Schosse  der  Kompagnie  wurde  diese  Proposition  in  eingehende 
Erwftgung  genommen.  Bedenken  gegen  die  Aufnahme  eines 
Kindes  und  des  Sohnes  eines  Freiherm  wurden  laut,  auch  äusserte 
mn  sich  dahin,  dass  falls  der  Freiherr  Beugt  Hörn  zum  Ältesten 
eryählt  werden  sollte,  die  Wahl  eines  Edelmannes  dem  Hause 
^e  Präjudiz  schaffen  dürfe  und  nur  ein  Ausnahmefall  bleiben 
tplHe.  Ausschlaggebend  für  die  Annahme  der  Proposition  des 
Ahermanns  war  schliesslich  die  vielfach  hervorgenobene  Tat- 
sche, dass  sich  zur  Zeit  des  grossen  Mordbrandes  im  Jahre 
1677,  wo  g^en  200  Gebäude  ein  Raub  der  Flammen  geworden 
^reii,  der  Generalgouyemeur  Christer  Hom  dadurdi  grosse 
Verdienste  um  die  Gesellschaft  erworben  hatte,  dass  er  durch 
^flitftr  das  durch  die  Feuersbrunst  gefährdete  Haus  der  Schwarzen 
Biopter  zu  schützen  verstanden  hatte.  Der  Hinweis  auf  dieses 
pwe  Verdienst  des  Generalgouverneurs  beseitigte  alle  Bedenken, 
^  der  Freiherr  Beugt  Hom  wurde  zum  Ältesten  der  Kompagnie 
^  Schwarzen  Häupter  aufgenommen.  Diese  Wahl  fand  am 
%.  Januar  1684  statt.    Am  §3.  Januar,  also  ehe  noch  der  Ge- 


46 

neralgoavernear  mit  seinem  Wunsche  hervorgetreten  war,  hatt 
man  sich  im  Schosse  der  Kompagnie  darin  geeinigt,  in  nächste 
Zeit,  da  grosse  Ausgaben  besonders  zum  Bau  einer  neuen  Steii 
treppe  gemacht  werden  mussten,  drei  neue  Mitglieder  zu  erwählei 
Das  nicht  geringe  Eintrittsgeld  der  Neuaufgenommenen  nämlic 
bildete  bisweilen  einen  wichtigen  Posten  in  der  Kalkulation  df 
Budgets  und  diente  als  Aushülfe  behufs  Bestreitung  ausserorden 
lieber  Ausgaben.  Die  Wahl  des  Freiherrn  Bengt  Hörn,  die  d€ 
Kompagnie  weitere  Oeldausgaben,  namentlich  zum  Zwecke  de 
Ausrichtung  eines  Banketts,  auferl^e,  war  die  Veranlassung,  de 
Beschluss  vom  23.  Januar  a.  c.  umzustossen  und  für  das  Jak 
1684  nicht  drei,  sondern  mit  dem  Freiherm  Bengt  Hom  6  nea 
Mitglieder .  zu  erwählen.  Am  30.  Januar  1684  wurden  in  di 
Zahl  der  Ältesten  der  Schwarzen  Häupter  noch  aufgenommei 
Hermann  Becker,  Adolf  Lüders,  Evert  von  Schnitzen,  Rodgc 
Dreling  und  Johann  Pleskau  ans  Lübeck.  Es  waren  nach  Aj 
gäbe  des  Protokolls  fünf  Einheimische  und  ein  Ausländer  gewähi 
worden.    Freiherr  Bengt  Hom  wurde  hier  zu  den  Einheimische 

ferechnet.  In  dem  roten  Buche  (Nr.  21),  in  dem  vom  Jabi 
660  bis  1780  die  neuaufgenommenen  Ältesten  verzeichnet  wurde] 
nimmt  er  hinsichtlich  der  Zugehörigkeit  eine  exzeptionelle  Std 
lung  ein,  indem  er  hier  weder  zu  den  Einheimischen,  noch  z 
den  Ausländem  zugezählt  wird.  Mit  den  6  Neuerwählten  bestan 
die  Kompagnie  aus  30  Personen.  So  viele  Mitglieder  hat  di 
Kompagnie,  wie  das  Protokoll  bemerkt,  „noch  niemaUen  so  lang 
als  das  Hausz  gestanden^  gehabt. 

Am  5.  Febmar  1684  fand  die  feierliche  Introduziemng  stat 
nachdem  die  6  neuen  Ältesten  vom  Oldermann  mit  dem  Inhall 
des  Schragens  und  den  Gewohnheiten  und  Gebräuchen  der  & 
Seilschaft  bekannt  gemacht  worden  waren.  Den  jungen  neni 
jährigen  Freiherm  Sengt  Hom  begleiteten  zwei  Herren,  der  Ki 
pitän  Budenbrock  und  der  Generaladjutor  Deger.  Diese  beide 
Männer,  die  wohl  die  Erzieher  des  jungen  Freiherm  gewese 
waren,  wurden,  wie  es  im  Protokolle  heisst,  zum  Schlüsse  „aufg 
fordert*.  Wahrscheinlich  erhielten  sie  eine  Auffordemng  zui 
Traktament.  Gewöhnlich  wurde  bei  der  Introduziemng  Wem  ud 
Gelbbrot  gereicht.  Am  7.  Febmar  1684  erlegten  die  Neuau^ 
nommenen  mit  Ausnahme  des  Freiherm  Bengt  Hom  ihr  Kontii 
gent,  d.  h.  ihre  pflichtmässigen  Zahlungen,  und  zwar  40  RÜ 
öchaflFergeld,  10  Rtlr.  Wachsgeld  für  die  Beleuchtung  ihrer  Bänl 
in  den  £[irchen  und  25  Rt&.  als  Beisteuer  zum  Silberschatz 
Der  Freiherr  Bengt  Hom  jedoch  wurde  von  allen  diesen  Zal 
lungen  befreit,  weil  er  ein  ausserordentlich  wertvolles  Silberg 
schenk  gemacht  hatte,  das  auf  300  Reichstaler  geschätzt  wura 
Auf  dieses  Silbergesctienk  werde  ich  später  näher  einsehen. 

Am    15.  Febmar  1684  fand  das   Gastmahl  auf  dem  Haui 


47 

Bach  idter  Gewohnheit  mit  Heerpanken  und  Trompeten  statt. 
Die  neaen  Mitglieder  der  Kompagnie  hatten  das  Recht,  zu 
diesem  feierlichen  Bankette  eine  bestimmte  Anzahl  ihrer  Freunde 
als  Gäste  mitzubringen.  Der  Generalgouvemeur  Ghrister  Hern 
nebst  Gemahlin  und  Töchtern  war  erschienen,  ebenso  der  Gou- 
▼erneor  Johann  Wulff  nebst  Gemahlin  und  Fräulein  Tochter. 
Geliden  waren  noch  der  ganze  Rat  und  das  ganze  Ministerium, 
1  L  alle  städtischen  Prediger.  Der  Rat  war  durch  den  Ober- 
klmmerer  Johannes  Dreling,  Johannes  Hilboldt,  Rottgert  Sehdens, 
Christoph  Löwenstern,  Otersekretär  Thomas  Vegesack  und  Se- 
kretär Hermann  Witte  vertreten.  Aus  dem  Ministerium  war  nie- 
mand erschienen.  Die  Grosse  Gilde  repräsentierte  Georg  Plönnies. 
Ton  den  hier  Genannten  haben  sich  mehrere  in  der  Geschichte 
Bigas  einen  Namen  gemacht  und  sind  bekannte  Persönlichkeiten. 
In  den  Protokollen  wird  freilich  der  junge  Freiherr  Beugt 
Hom  als  Teilnehmer  an  dem  Bankette  nicht  erwähnt;  es  ist  aber 
wahrscheinlich,  dass  er  sich  wenigstens  im  Anfange  unter  den 
Anwesenden  befunden  habe,  da  das  Protokoll  angibt,  dass  jeder 
Alteste  (wohl  der  Neuaufgenommenen)  mit  seinen  Gästen  er- 
Khienen  sei. 

Dass  der  Freiherr  Beugt  Hörn  als  vollberechtigtes  Mitglied 
gth  und  sich  als  solches  auch  ansah,  beweist  folgender  Vorgang. 

Am  11.  Juli  1685  wurde  der  Hausdiener  der  Kompagnie  der 
Schwarzen  Häupter  Jochim  Bumann  (Baumann),  weil  er  vielfach 
gegen  seinen  Kontrakt  gehandelt,  indem  er  bei  dem  Hause  das 
Brauwesen  betrieben  und  eine  gemeine  Schenke  angelegt  und 
sich  nicht  nur  gegen  die  Mitglieder  der  Kompagnie,  sondern 
Mch  g^en  Fremde  auf  dem  Hause  „obsternat  und  inciviel^ 
benommen  hatte,  abgesetzt. 

Die  Wahl  eines  Hausdieners  spielte  im  Leben  der  Kompagnie 
eine  nicht  unbedeutende  Bolle,  auch  bildete  sie  bisweilen  eine 
wichtige  Kompetenzfrage  im  S^eite  zwischen  der  Kompagnie  der 
Schwarzen  Häupter  und  der  Grossen  Gilde.  Ausserdem  muss 
bemerkt  werden,  dass  dieser  Posten  ein  sehr  gesuchter  war. 
Deshalb  meldeten  sich  auch  nach  der  Absetzung  Jochim  Bumanns 
U  Kandidaten  für  diese  Stelle.  Von  diesen  14  Bewerbern  um  den 
Posten  eines  Hausdieners  der  Schwarzen  Häupter  hatte  sich  um 
^  Stimme  des  Freiherm  Beugt  Hörn  Hans  Hartwich  bemüht. 
^  Archiv  der  Schwarzen  Häupter  hat  sich  ein  kleiner,  mit 
ifst  Unterschrift  Beugt  Hom  versehener  Zettel  erhalten,  in  dem 
<ier  Unterzeichnete  erklärt,  dass  er  seine  Stimme  bei  der  Wahl 
^es  Hausdieners  dem  Hans  Hartwich  gebe.  Dieser  Zettel 
^eist  eine  zierliche  ausgeschriebene  Handschrift  auf,  die  an  die 
^ines  Gelehrten  erinnert  und  nicht  einem  Knaben  von  10  Jahren 
^hören  kann.    Es  ist  ausser  allen  Zweifel^  dass  eine  andere 


48 

Person  für  den  Freiherrn  Bengt  Hom  den  bewossten  Zettel 
geschrieben  habe. 

Im  Protokolle  der  Schwarzen  Häupter  heisst  es,  nachdem  ftber 
die  eingelaufenen  Gesuche  behufs  Bewerbung  um  die  DienersteUe 
berichtet  ist,  ,,wor  auff  dan  die  Gompagnie  nach  vorhergepfloge- 
ner  Delieberation  im  Nahmen  Gottes  zur  wähl  eines  Neuwen 
dieners  am  Hause  Schritt  Und  wurde  dar  zu  erwehlet  Hans 
Hartwich  mit  15  Stimmen  dar  unter  auch  mit  wahr  der  Her 
Baron  und  Eltester  Bengt  Hom  seine  Stimme,  welche  er  durch 
den  Secretario  Schriefftlich  hinsante  und  zugleich  Dito  Hartwich 
seine  Persohn  Becommendiren  liesz^.  Waorscheinlich  stammt 
der  bewusste  Zettel  von  der  Hand  des  Sekretärs.  Von  den  14 
Bewerbern  ging  Hans  Hartwich  als  Sieger  her?or,  was  er  gewiss 
der  Stimme  des  Freiherm  Bengt  Hörn  zu  danken  hatte. 

Das  Verhältnis  der  Kompagnie  der  Schwarzen  Häupter  zu 
dem  Generalgouverneur  Ghrister  Hom  war  bis  zuletzt  ein  gutes. 
Am  28.  Februar  1685  verheiratete  er  seine  Tochter  an  den 
Oberstlieutenant  Wrangell  und  lud  die  ganze  Kompagnie  zum 
Hochzeitsfeste  ein.  Als  Deputierte  der  Kompagnie  nahmen  an 
den  Hochzeitsfeierlichkeiten  der  Oldermann  Jochim  Becker,  Lud- 
ger Schopmann  und  der  Unterkämmerer  Hans  KrOger  teil, 
und  sie  wurden  hier  herrlich  und  wohl  traktieret  Am  2.  März 
1685  fiberreichte  die  Kompagnie  dem  jungen  Paare  als  Hochzeits- 
geschenk eine  silberne  Kanne  im  Werte  von  80  Tlr.  und  18  Gr. 

Am  8.  Juli  1685  erschien  der  Älteste  Bengt  Hom  mit 
seinem  Schwager  Wrangell,  seinem  Sekretär  und  seinem  Infor- 
mator und  noch  zwei  Personen  auf  dem  Hause,  wo  sie  traktieret 
wurden.  Das  Traktament  hatte  8  Btlr.  und  63  Groschen  gekostet. 
Was  man  hier  zum  besten  gab,  war  aus  der  Wein-  und  Kolonial- 
warenhandlung von  Metsue  bezogen  worden.  Der  jugendlidie 
Alteste  Bengt  Hom  wird  wohl  meist  auf  Konfekt  beschränkt 
gewesen  sein. 

Nach  einem  Jahre  wurde  dem  Oberstlieutenant  Wrangell 
ein  Sohn  geboren,  der  den  Namen  Christer  Hermann  erhielt. 
Zur  Taufe  des  Neuseborenen  war  die  ganze  Kompagnie  zu  G^ 
vatter  gebeten;  sie  liess  sich  durch  den  Oldermann  Jochim  Becker 
vertreten  und  dem  Täufling  als  Patenpfennig  eine  silberne 
Schale  im  Werte  von  21  Rtlr.  und  16V«  Gr.  überreichen.  Ausser- 
dem hatte  der  Oldermann  mit  Konsens  der  Kompagnie  als  Gevat- 
terpfennig 1  Rtlr.  gespendet.  In  demselben  Jahre  (1686)  verlässt 
der  Generalgouverneur  Ghrister  Hom  seinen  Posten  und  Hastfer 
kommt  an  seine  Stelle.  In  den  Protokollen  der  Kompagnie 
lässt  sich  nichts  mehr  fiber  die  Beziehungen  der  freiherrlidien 
Familie  Hom  zu  den  rigischen  Schwarzen  Häuptem  finden.  Be- 
zuglich der  den  Generalgouvemeur  Ghrister  Hom  ansehenden,  sich 
in  Riga  abspielenden  f  amilienereignisse  wäre  vielleicht  noch  zu 


49 

erwähnen,  dass  der  Bnider  des  livländischen  Oeneralgouvemeors, 
der  estländische  Oeneralgouvernenr,  Feldmarschall  und  Beichs- 
ni  Bengt  Hörn,  im  Jahre  1678  in  Riga  verstorben  war.  Es  ist 
nicht  unmöglich,  dass  dieser  Bengt  Hörn  der  Taufvater  des 
Schwarzhäupter  ältesten  Bengt  Hörn  gewesen  sei. 

Ich  kann  mir  nicht  versagen,  bei  dieser  Gelegenheit  auf 
ein  wichtiges  Ereignis  der  europäischen  Politik  der  damaligen 
Zeit  hinzuweisen,  zu  dem  der  Feldmarschall  Bengt  Hom,  dessen 
Tod  wir  eben  erfahren  haben,  dann  der  livländische  General- 
gouverneur  Christer  Hom,  der  Vater  des  Schwarzhäupterältesten 
Beugt  Hern,  und  ein  jüneerer  Verwandter  Heinrich  Hom  Be- 
liehungen  hatten,  die  die  hervorragende  Stellung  dieser  Familie 
imd  das  Vertrauen  der  Regierung  zu  den  einzelnen  Gliedern 
dieser  Familie  erkennen  lassen.  Dieses  angedeutete  wichtige 
Ereignis  ist  der  Einfall  der  Schweden  in  Preussen  im  Jahre 
1678.  Die  Schweden,  die  Bundesgenossen  Ludwigs  XIV.,  wollten 
durch  den  gegen  die  Provinz  Preussen  ausgeführten  Angriff 
den  Franzosen  am  Rheine  Luft  schaffen  und  sich  für  ihre  Ver- 
luste im  Kriege  gegen  den  Grossen  Kurfürsten  entschädigen. 
Ton  Riga  aus  sollte  die  Expedition  unternommen  werden;  ^ei- 
berr  Bengt  Hom  war  zum  Oberbefehlshaber  der  16,000  Mann,  die 
gegen  den  Grossen  Kurfürsten  geführt  werden  sollten,  ernannt 
vorden,  da  starb  er  plötzlich  in  Riga.  Seinem  Bruder,  dem  liv- 
Undischen  Generalgouverneur,  der  auch  Feldmarschall  war,  wurde 
der  Oberbefehl  angeti*agen,  doch  er  schlug  ihn  wegen  hohen  Alters 
aos.  General  Heinrich  Hom  iibemahm  die  Leitung  des  Feld- 
zages.  Es  hat  den  Anschein,  als  ob  nur  aus  der  Familie  Hörn 
die  Feldherren  dieses  Kriegszuges  hervorgehen  konnten.  Es  ist 
ja  bekannt,  wie  kläglich  dieses  Kriegsunternehmen  scheiterte 
md  wie  der  Waffenmhm  des  Grossen  Kurfürsten  nach  der 
Schlacht  bei  Fehrbellin  hell  erstrahlte.  Von  den  16,000  Schwe- 
den, die  bis  vor  die  Tore  Rigas  verfolgt  wurden,  brachte  Ge- 
neral Heinrich  Hom  nur  ein  Zehntel  zurück.  Das  Angeführte 
mag  zur  Illustration  der  Bedeutung  der  Familie  Hörn  in  lei- 
tenden Kreisen  dienen. 

Einige  wenige,  aber  doch  beachtenswerte  Notizen  über|  die 
Lebensumstände  des  Schwarzhäupterältesten  Bengt  Hom  will 
ich  noch  anfuhren.  Bengt  Hörn  erhielt  mit  Rücksicht  auf  die 
Traditionen  der  Familie,  wie  schon  oben  angedeutet  wurde,  eine 
militärische  Erziehung.  Im  Jahre  1696  trat  er  in  die  Leibgarde 
des  Königs  als  Fähnrich,  avancierte  1700  zum  Lieutenant  und 
1701  zum  Kapitän  und  fand  im  Jahre  1708  in  Wildau  in  Li- 
tauen seinen  Tod.  Als  junger  unverheirateter  Mann  ist  er  aus 
dem  Leben  geschieden. 

Die  Kompagnie  der  Schwarzen  Häupter  besitzt  ein  schönes 
Andenken  an  ihn  in  dem  wertvollen,  44 Vs  cm  hohen  silbernen 


60 

Tafelaufsatz,  der  den  König  Gustav  Adolf  in  voller  Rüstung  zu 
Pferde  mit  dem  Eommandostabe  in  der  Hand  darstellt.    Die  Kom- 
pagnie  schätzte  das  Silbergeschenk   in  runder  Summe   auf  300 
Bt&.,   wie    oben    bereits  erwähnt  ist.     Dieser   Tafelaufsatz  ist 
vielfach  beschrieben  und  abgebildet  worden:  so  im  Katalog  der 
rigischen    kulturhistorischen  Ausstellung   (Nr.  1593  und  Taf.  7) 
1883,  in  W.  Neumanns  Orundriss  einer  Geschichte  der  bildenden 
Künste  und  des  Kunstgewerbes  in  Liv-,  Est-  und  Kurland,  1887, 
S.  178—179,   Fig.  83,  und   in   Anton  Buchholtz'  Goldschmiede- 
arbeiten in  Livland,  Estland  und  Kurland,  1892,  S.  13-28,  TaL 
IX.    Überall  wird  irrtümlich  als  Vater  Beugt  Homs  der  livläu- 
dische  Generalgouverneur  Gustav  Hörn  genannt,  der  1657,  also 
schon   18  Jahre  vor   der  Geburt  Beugt  Horns,   gestorben    war. 
Dieser  Irrtum,   der   sich   also   zuerst  im   Katalog   der   kultur- 
historischen Ausstellung   in   Biga   findet  und    dann    wiederholt 
worden  ist,  rührt  daher,   dass  der  erste  Autor  dieser  Nachricht, 
da  ihm  das  Jahr  der  Aufnahme  Beugt  Horns  in  die  Kompagnie 
der  Schwarzen  Häupter  unbekannt  war,  in  dem  YerzeichnlB  der 
livländischen  Generalgouvemeure  nach  einem  Hörn  suchte  und 
den  ersten,   den  er  fand,   für  den  Vater  Beugt  Horns  hielt  und 
nicht   beachtete,    dass    es    später    einen    zweiten   livländischen 
Generalgouverneur  Hörn,  mit  Vornamen  Ghrister,   gegeben   hat 
Hätte  er  das  gewusst,  so  wäre  entweder  jegliche  Nachricht  über 
den  Vater  des  aufgenommenen  Hörn  unterblieben,  oder  er  hätte 
die  Zeit  der  Aufnahme  Beugt  Horns,    dessen   voller  Name   mit 
Angabe  des  Jahres  der  B>ezeption  in  dem  gedruckten  Mitglieder- 
Verzeichnisse  der  Kompagnie  der  Schwarzen  Häupter  steht^,  auch 
nach  den  Protokollen  der  Kompagnie  und  den  Vater  Bengts  auf 
genealogischem  Wege  ermitteln  können'). 

Auf  den  im  Namen  Bengt  Horns  der  Kompagnie  der  Schwarzen 
Häupter  dargebrachten  Tafelaufsatze  belinden  sich  neben  dem 
Homschen  Wappen  (ein  Hom  in  goldenem  Felde)  die  Initiale 
B.  G.  H.  F.  Z.  A.,  die  nirgends  aufgelöst  sind.  Meiner  Ansicht 
nach  stehen  sie  für  den  vollen  Namen  Bengt  Ghristerson  Hörn, 
Freiherr  zu  Animme.  Auf  dem  Rande  des  Sockels  und  des 
Pferdekopfs,  der  abzuheben  ist,  sind  das  Augsbureer  Stadtwappen, 
ein    Pinienzapfen,    und    das    Meisterzeichen    SM    eingestempelt 

^)  G.  Tielemann,  Geschichte  der  Schwanen- Häapter  in  Biga. 

*j  Der  erste  livländische  Generalgoavemenr  Horo  hatte  die  Vomameo 
Güstav  Karlsson,  war  Graf  and  stand  der  Provinz  Livland  von  1652 — 1654  vor. 

Der  zweite  livländische  Generalgooverneor,  der  Vater  des  Sehwarm- 
häapterältesten  Bengt  Hom,  hiess  Christer  Olasson  nnd  leitete  die  ProTim 
von  IQ'ib  bis  1686.  Richter  in  seiner  Gesehichte  der  Osteeeprovinzen  12l 
Teil  2.  Bd.  in  der  Beilage:  Verzeichnis  der  nolnischen,  dänischen,  schwe- 
dischen Regenten  nnd  Oberbeamten  Liv-  and  Jüstlands  and  der  Insel  Öse) 
1562—1760)  nennt  den  Vater  von  Bengt  Hörn  irrtümlich  Ghrister  Swentee- 
Bohn,  während   er  Ghrister  Glasson   hiess.    Vgl.  Rig.  Stedtbl.  1810,  S.  162, 


51 

worden.  Von  allen  Beschreibern  dieses  Tafelaufsatzes  wird  es 
iIb  nicht  feststellbar  bezeichnet.  Es  ist  mir  aber  gelungen  dank 
der  freundlichen  Vermittelung  des  Herrn  Kaufmannes  Karl  Bar- 
tholomae  in  Augsburg  auf  diese  Frage  bezügliche  wichtige  Aus- 
künfte von  dem  Herrn  Stadtarchivar  in  Augsburg  Dr.  Ruess  zu 
erbalten.  Die  mir  zugegangene,  von  der  Hand  des  genannten 
Gelehrten  geschriebene  Notiz  lautet  folgendermassen :  „Unter 
MS  (sind)  mehrere  Meister  yerborffen,  deren  Thätigkeit  d.  gze. 
17.  Jh.  ausfüllt,  ebenso  SM,  vidleicht  Seb.  Mylius,  f  1722, 
oder  Job.  Seb.  Milius,  f  1727.  Die  Gompagnie  der  Schwarz. 
Häupter  hat  unter  ds.  Z.  1.  Beiterfigur,  Oustav  Adf.  t.  Schweden 
(:Knlt.-hi8t.  Ausstellg.  Riga  1883,  Katal.  S.  156  Nr.  1593:) 

Dr.  Ruess. 

So  weit  Dr.  Ruess.  Mit  einiger  Sicherheit  darf  man  anneh- 
men, dass  der  Name  des  Augsburger  Ooldschmiedes,  der  den 
Tafelaufsatz:  Oustav  Adolf  zu  Pferde  hergestellt  hat,  Sebastian 
Mylina  gehiessen  habe,  und  sehr  wahrscheinlich  ist  es,  dass  es 
der  Sebastian  Mylius  gewesen  sei,  der  im  Jahre  1722  gestorben 
Bt  Weniger  Wahrscheinlichkeit  hat  die  Annahme,  dass  der 
Tafelaufsatz  von  dem  Goldschmiede  Johann  Sebastian  Milius  her- 
rohre,  dessen  Tod  im  Jahre  1727  erfolgt  ist.  Des  Johann  Se- 
bastian Milius  Monogramm  oder  Meisterzeichen  würde  eher  durch 
J.  M.  oder  J.  S.  M.  als  durch  SM  dargestellt  gewesen  sein. 

Zum  Schlüsse  will  ich  noch  bemerken,  dass  man  im  Jahre 
1708  zur  Zeit  schwerer  Ejriegsnot,  als  die  Kompagnie  der 
Sehwarzen  Häupter  einen  grossen  Teil  ihres  Silberschatzes  zu 
Gunsten  der  Stadt  verpfänden  musste  —  die  Grosse  Gilde  hatte 
Eist  alles,  was  sie  an  Silber  besass,  hergegeben,  die  Kleine  Gilde 
batte  nichts  mehr  an  Silberzeug  aufzuweisen  —  und  als  an  die 
Kompagnie  nun  die  Frage  herantrat,  was  von  den  Wertsachen 
man  hingeben  und  was  man  zurückbehalten  sollte,  entschied  man 
aeh  dafür,  den  Tafelaufsatz  „Gustav  Adolf  zu  Pferde^  zurück- 
nbehalten.  Ab  aber  im  Jahre  1715  wieder  grössere  Geld- 
Bommen  erforderlich  waren,  da  wurden  wieder  neue  Stücke, 
SO  Pfund  Silber  an  Gewicht,  für  1000  Albertus-Taler  mit  6 
Prozent  zu  verrenten,  verpfändet.  Jetzt  musste  der  Tafelaufsatz 
Bengt  Homs  in  den  Pfandbesitz  übergehen.  Vielleicht  zum  An- 
denken an  den  Spender  oder  in  der  Befürchtung,  die  kleinen 
Anhingsel  könnten  verloren  gehen,  wurden  die  beiden  Pistolen 
ond  der  Degen  abgenommen,  um  auf  dem  Hause  verwahrt  zu 
werden.  Erst  im  Jahre  1729  befand  sich  die  Kompagnie  in  der 
Lage,  die  im  Jahre  1715  verpfändeten  Silbersachen  auszulösen. 
Jetzt  wurden  an  die  Reiterfigur  Gustav  Adolf  Pistolen  und  Degen 
angehängt.  Heutzutage  gehört  der  Tafelaufsatz  Bengt  Horns 
n  den  sehenswertesten  Stücken  des  Silberschatzes  der  Schwarzen 
Häupter. 


62 


BeilagB. 
Aus  dem  Protokollbuche  der  Schwarzen  Häupter  zu  Riga. 

(Arehivnummer  20.) 

Anno  1684  d.  23  Januarii  war  ein  Verboett  an  die  Com- 
pagney,  vndt  proponirt  der  alterman  Joachim  Becker,  ob  man 
dieses  Jahr  einige  Eltesten  zu  erwehlen  gesonnen  wer  oder  nicht 
darauflF  wurde  von  der  gantzen  compagney  Beliebet,  weill  man 
dieses  Jahr  zum  Neuwen  Steinern  Treppe  an  Hause  zu  machen 
vndt  noch  sonsten  andere  Extraordinarie  auszgabe  mehr  haben 
würde,  drey  zuerwehlen,  beliebett  alsz  2  Einheimischen  undt  1 
auszländer;  den  26  dito  abermahll  ein  Yerboett  an  die  Gompagoey, 
vndt  proponirt  der  Alterman,  dasz  weill  Ihre  Exeell.  der  He. 
GenerallGouverneur  Christer  Hörn  seinen  Sohn  Baron  Benck 
Hom,  von  9  Jahr  alt,  gern  sehe,  dasz  man  ihm  mit  zu  einen 
Eltesten  von  dieser  Gompagnie  zu  erwehlen  gern  sehe,  ob  solches 
die  He.  Elteste  vor  guett  undt  rahttsahm  ansehen  in  Betrachtung 
der  guten  aflfection,  so  Ihre  Excellentz  dieser  Hause  Anno  1677 
durch  damahligen  Mord  Brandt,  durch  gute  order  vndt  anstelle 
der  Soldaten  diesem  Hause  erzeigett  hat,  ihm  sein  gnädiges  an- 
suchen nicht  mit  fugh  auszschlagen  konte,  dasz  auch  endlich 
von  der  gantzen  Compagnie  Beliebett  wurde,  weill  man  diese« 
Ihr.  Excellentz  nicht  versagen  konte,  ohne  deme  Bey  den  Brandt 
sein  gutes  gemüth  vndt  affection  gegenst  dem  Hause  sonderlich 
gespurett,  voUigh  geschloessen  doch  sonder  prejuditz  dem  Hause, 
vndt  dasz  es  nur  bloesz  vor  dieses  mahll  selbiges  Beliebett  ist, 
nacfamahls  aber  nicht  mehr  als  ausz  Bürgerlichem  stände  einzo- 
ziehen  geschloessen,  vndt  wurde  also  He.  Kordes  sein  meinnng 
1  u  2  sicher  officiren  alsz  einen  adjunctum  von  He.  Excellenti 
söhn  abgestimmett,  undt  so  man  über  die  Schrägen  undt  ge- 
genst gewonheitt  dieses  Hauses  nicht  gehen  konte,  ohnedem  die 
Motiven  undt  vhrsachen  angefuhrett  ist,  was  sonsten  Bey  diese 
zusammenkunfft  proponirt  ist,  nach  eines  jeden  Sentement  hier- 
über ertheilett,  ist  Beschloessen  Bey  jeden  sein  paroU  ausz  der 
Compagney  nichts  zusagen,  was  erwehnett  ist,  solte  aber  einer 
oder  der  ander  sein,  der  solches  thun  würde,  von  keinen  Bh^ 
liebenden  GoUegen  dieses  Hausz  gehalten  werden,  undt  weill  den 
also  ist  beschloessen,  Ihre  Excellentz  des  He.  Generali  Gouverneur 
söhn  zum  Eltesten  zu  erwehlen,  so  musz  man  billich  dieses  Jahr 
abermahll  ein  bancquett  haben,  vmb  Ihre  Excellentz  zu  Tractiren. 

Den  30  dito  war  abermahll  ein  Verboett  an  die  Compagney, 
und  proponirt  der  Alterman,  dasz  man  Bey  jüngst  Zusammen- 
kunfft Einige  Eltesten  zu  wehlen  Beliebett  betten,  dasz  man  allso 
zur  wahll  schreiten  mochte,  doch  wurde  ein  vorschlagh  getban, 
ob  man  nichtt  zu  diese  noch  eine  undt  also  funff  an  der  Zahll 


63 

ondt  mit  des   He.  Generali  sein  söhn  sex  ehr '),  dasz 

man  woll  mit  fugh  ausser  der  gewonheiten  nicht  schreiten  konte, 
Qodt  wurde  solches  denen  4  allzubeschwerlich  fallen,  vndt  weiell 
solches  unter  der  Cammerey  anfänglich  nicht  woll  approbiret 
wurde,  das  man  so  oflfters  vnsern  schluesz  endertte,  wurde  Be- 
iiebett,  das  man  darüber  Votiren  solte,  unndt  weill  wir  16  Per- 
soimen  starck  wahren,  fielen  die  stimmen  gleich,  undt  thetealso 
der  alterman  den  auszschlag,  dasz  man  zu  Ihrer  Excellentz  söhn 
noch  5  erwehlen  solte,  alsz  4  einheimischen  undt  1  Auszländer  dazu 
dan  erwehlett  seindt,  alsz  das  Buch  apartt  davon  lautett.  In- 
gleichen ist  Peter  Haecks  in  Peter  Weyer  sein  stelle,  so  ver- 
lieben Jahr  durch  ein  Heirahtt  von  vns  abgegangen,  zu  einen 
Adjonctam  wir  zu^elehgett  El.  Gasper  Schockman,  Vnndt  weill 
wir  itzo  mit  die  Neuwe  Erwehlte  Eltesten  30  Persohnen  in  der 
Baock  starck  sein,  vndt  wier  noch  niemahlen  so  lange,  als  das 
Hansz  gestanden,  so  viell  an  der  Zahll  nicht')  gewesen,  so  ist 
Beliebett,  dasz  man  in  8  oder  mehr  Jahren  keine  wahll  mehr 
Thnn  weiten,  es  sey  dan,  dasz  diverse  durch  Heirathen  oder  durch 
tddüichen  Hintritt  von  uns  abgehen  würden. 

Anno  1684  den  6  Februarii  wurden  die  sex  Neue  erwehlte 
Htesten  Introduciret,  nachdem  wurde  ihnen  von  den  wordtffih- 
reoden  He.  Alterman  Joachim  Becker  die  Schrägen  dieses  Hau- 
^  vorgelesen  nach  alter  gewonheitt  vndt  gebrauch,  darnach  sie 
sich  zu  richten,  wie  dieses  geschehen,  wurde  He.  Capitain  Buden- 
kroeck  vndt  He.  Generali  Adjutor  Deger,  so  mit  den  H.  Baron 
Beock  Hörn  hir  gekommen  waren,  aulBfgefodert  — 

Den  7  Februarii  war  abermahll  ein  Verboett  an  der  Com- 
p^ey,  vndt  erlegte  ein  jeder  neuw  erwehlte  Eltester  sein  Con- 
tiogent  an  der  Compagney,  doch  Ihre  Excellentz  söhn  wurde  nicht 
»gesagett,  weill  wir  die  Vnkosten  von  ihm  nicht  pretendiren, 
dan  sein  praetendirtes  geschenck  an  der  Compagnie  von  300  R. 
werüi,  alsz   haben   die  andern  5  Ihre  Gontingent  erlehgett,  alsz 

pbreichlich,  vor  schaflFergelt R.  40 

vor  waxlichte R.  10 

R.  50 

wie  jeder  vor  sein  geschenck   ....    .    B.  25 

R.  75 

^  jeder  vndt  also  die  gantze  Summe  der  5:  R.  375. 

Anno  1684  de.  18  Februarii  war  das  gastmahll  auff  dem  Hause, 
^dt  Brachten  ein  jeder  Eltester  sein  gaste  mit  sich,  vndt  hatten 
nach  vnser  alten  gewonheitt  wieder  Heerpaucken  vndtTrompetten, 
Tüdt  war  dabenebenst  der  He.  GenerallGouvernneur  nebenst  dessen 
gonahlin  wie  auch  dero  Fräuleins  wie  auch  der  Herr  Gouvemeui: 

1)  Nicht  deotlich.  —  *)  auBgestrichen. 


64 

Johan  Wulff  vndt  dessen  gemahlin  auch  dero  freülein,  dabene- 
benst  wurde  von  der  gantzen  Gompagnie  genöbtigett  der  gantze 
rahtt  vndt  Ministerium,  ausz  den  rahtt  war  He.  Ober-Eämmer 
Jobannes  Dreling,  He.  Jobannes  Hilboldt,  He.  Röttgert  Sebdens, 
He.  Cbristoffer  Leuenstern  ober  Secretarius  Tbomas  Vegesack  vndt 
SecretariuB  Hermannus  Witte,  ausz  den  Ministerium  war  niemant 
—  von  der  groszen  Oülde  Alterman  Oeorgb  Plönnies. 

Anno  85  den  11  July  Liesz  der  Alterman  Jocbim  Becker 
Bin  Verbott  Tuhn  und  proponirte  der  Gompagni  die  Vielen 
klagen,  soVber  dem  Hausz  diener  Jocbim  Buman  Eingekommen 
wabren,  insonderbeit  die  Von  Besagten  Bauman  wieder  Eisten 
Jocbim  Cordes  neuwlicb  Begangene  Excessen,  Worauff  die  CJom- 
pagni  Bauman  Zu  rede  Stellete,  seinen  Gontract,  so  er  miet  der 
Gompagni  gemacbt,  ibm  vor  Läse.  Vnd  weilen  er  denselben  in 
Vielen  puncten  nicbt  batte  nacb  gelebet,  sondern  sieb  sebr  ob- 
stemat  vnd  inciviel  gegen  der  Gompagni  aucb  frömde,  so  anff 
den  Hause  gewesen,  erZeiget,  aucb  alle  Warnungen,  so  ibm  Vor 
Herrgesebeben,  in  den  wind  gescblagen,  also  ward  Von  der  Gom- 
pagnie nacber  Votirung  einbeilig  Bescbloszen,  Ibm  seinen  dienst 
auff  zusagen,  vnd  dasz  er  Innerbalb  6  Wocben  das  Hausz  solte 
Beumen,  worauff  Bauman  folgendes  wurde  vorgelesen. 

Nacbdemmabl  Jocbim  Buman  Zum  offtern  Vorgebalten,  dz  er 
dz  Brauwesendt  und  der  gemeinen  Scbenck  Bey  den  Hause,  so 
er  ausz  seinen  Eignen  Belieben  Vor  genommen,  der  gantzen  Gom- 
pagnie nicbt  allein  Zum  Hocbsten  praeiuditz,  sondern  aucb  dasz 
Hausz  in  groszen  Vnglück  dadurcb  könte  gesetzet  werden,  welches 
Ibme  dan  offter  mablen  ist  erinnert,  Solcbes  Zu  unterlaszen, 
Weilen  er  aber  vorscbuttete,  dz  er  dan  nicbt  sübsistiren  könte, 
ebne  dem  gegen  die  Gompagnie  nicbt  allein  particulir  sondern 
aucb  in  offentlicben  Zusabmenkunfften  seine  Gontract  Zu  wiedern 
ffelebet,  wesz  wegen  die  Gompagnie  sieb  sebr  bescbwebret,  be- 
findet, dz  er  aucb  in  present  der  Gompagnie  mit  allerhandt  un- 
leidlicben  Scbimpff  werten  auszgefabren,  welcbes  die  Gompagni 
Von  Ibren  Bedienten  nicbt  Scbüldig  Zu  erdulden.  Er  ebne  dehme 
aucb  durcb  Gottes  sogen,  wie  er  selber  saget,  woU  Bemittelt,  also 
ist  da  durcb  Leicbt  Zu  scbliesen,  dasz  es  ibm  Verkleinericb,  die 
Gompagnie  Zu  dienen,  vnd  Vieleicbt  Beszere  auszaage  weisz,  wesz- 
falsz  die  gantze  Gompagnie  gescbloszen,  dasz  man  ibm  daran 
nicbt  binderlicb,  und  also  innerbalb  6  Wocben  Von  dem  Hause 
sieb  Zu  Absentiren.    Hiemit  gantzlich  auffgekündiget  wird. 

Darauff  Bedanckte  sieb  Bauman  und  Bäht  Ihm  bier  von 
Gopia  Zu  erteilen,  Es  ward  Ibm  aber  solches  Von  der  Gompagnie 
abgeschlagen  und  geandtwortet,  dz  man  alhier  nicbtes  schrififi- 
licbes  Agui;e,  Er  wurde  der  Gompagnie  Meinung  Zur  gnuge  Ver 
Standen  haben,  dz  ibm  der  dienst  auffgesaget  wurde,  undt  er 
das  Hausz  reumen  solte. 


66 

Anno  86  dem  12  Augasti  Lies  der  Altennan  Jochim  Becker 
Abermahl  Verhobt  Tuhn  und  proponirede  der  Compagnie,  so 
dahmalen  23  Persohnen  Bey  ein  ander  wahren,  dz  sich  14 
Persohnen  an  gegeben  hetten,  welche  Teils  Mündlich  Teils 
SchrifEUich  supplicirten,  umb  Diener  an  den  Hause  Zu  werden  an 
der  Compagnie  Jochim  Buman  seiner  Stelle,  wor  auff  den  den 
die  Coinpagni  nach  Vorhergepflogene  Delieberation  im  Nahmen 
Gottes  Zur  wähl  eines  Neuwen  dieners  am  Hause  Schritt,  Vnd 
vurde  dar  Zu  erwehlet  Hans  Hartwig  mit  15  Stimmen,  dar  unter 
auch  mit  wahr  des  Her  Baron  und  Eltester  Bengt  Hörn  seine 
Stinune^  welche  er  durch  den  Secretario  Schriefftlich  hinsante  und 
ZQ  gleich  Dito  Hartwich  seine  Persohn  Recommandiren  Liesz; 
u,  s.  w. 

Anno  85  den  28  Februarii  Ist  die  Gompagni  Genöhtiget  auff 
des  Herren  Oberst  Leutnandt  Wrangel  sein  Hochzeit,  Wor  Zu 
Von  die  Compagnie  geDeputiret  Worden  der  He.  Alterman  Jochim 
Becker,  Casper  Schopman  ünterEemmer  Hans  Eröger,  Welche 
herlich  Vnd  Woll  sind  Tracktiret  Worden,  Wor  auff  Ihm  Von  der 
Compagnie  den  2  Martii  ist  VorEhret  worden  Ein  Silbern  Kanne 
kostet  80  rü.  15  Gr. 

Ao  86  den  13  Januarii  Proponirte  der  He.  Altermann  Jochim 
Becker  die  Compagnie,  ds  der^)  He.  FeldtMarschall  Christer') 
Hörn  sein  He.  Schwigersohn  der  Herr  OberstLeutnand  Wrangel 
die  ganse  Compagnie  hatt  Zu  gefattern  gebehten,  Wor  Zu  der  He. 
Alterman  Jochim  Becker  ist  ge  Deputired  worden,  Vnd  ist  des 
Kindes  Nähme  genennet  worden  Christer  Herman*)  Wrangel,  Vnd 
ist  Ihm  von  der  Compagnie  Ein  sielberne  Schall  von  38  Vs  Lodt 
Zum  patten  pffenning  VorEhret  worden.  Kostet  21  rt  I6V2  gr 
Alberte. 

Auf  einem  kleinen  Papierzettel  aus  dem  Archiv  der  Schwar- 
ten Häupter  zu  Biga,  15V«  cm  breit,  SV«  cm  hoch,  folgende  Notiz : 

„Weilen  mich  vorzeiger  dieses  Hans  Hartwich  gebethen  in 
Wahl  desz  abgegangenen  dieners  aufim  Neuen  Hause  mein  zu- 
ständiges Votum  ihm  bey  zu  legen,  alsz  habe  ich  auff  allen  Fall, 
^  ich  etwan  nicht  selbst  gegenwärtig  sein  möchte,  seinem  petito 
Me  mit  gewehren  wollen.  Bengt  Hörn.* 

Auf  der  Rückseite  von  späterer  Hand:  „Dieser  JBengt  Hörn 
ist  des  General  Gouverneuren  zu  Riga  Sohn  gewesen  und  1684 
ein  Mitglied  der  Schwarzen  Häupter  geworden.* 

^)  des  korrigiert  von  anderer  Hand. 
*)  Gbrister  Korrigiert  v.  a.  H. 
^  Herman  korrigiert  v.  a.  H. 


56 

«70.  VersMHliiig  am  1«.  M  im. 


Nach  EröfiTnung  der  Sitzung  übergab  der  Präsident,  Ober- 
lehrer Bern h.  A.  Hollander,  eine  Einladung  zu  den  am  2. und 
3.  Juni  in  Magdeburg  stattfindenden  Jahresversammlungen  des 
Hansischen  Geschichtsvereins  und  des  Vereins  für  Nieder- 
deutsche Sprachforschung. 

Derselbe  berichtete,  dass  Frau  Dr.  S.  Sachssendahl  nach 
einer  brieflichen  Mitteilung  die  aus  dem  Nachlass  ihres  verstor- 
benen Gatten  stammenden  Abdrucke  von  Geschlechtssiegeln  dem 
Dommuseum  zu  schenken  beabsichtige  und  dass  er  ihr  dafür  den 
Dank  der  Gesellschaft  ausgesprochen  habe. 

Derselbe  legte  der  Versammlung  eine  Zuschrift  des  Herrn 
Baron  A.  E.  v.  Fölckersahm  vor,  enthaltend  Mitteilungen  aas 
den  ^Sejmaoi  HimepaT.  Apxeojior.  06n^ecTBa*'.  Sie  betreffen 
Nachrichten  über  livländische  Rirchenglocken  aus  dem  15.  Jahr- 
hundert in  Ru8sland  und  über  daselbst  bis  1700  lebende  deutsche 
Metallarbeiter  und  Künstler  (s.  unten). 

Der  Präsident  referierte  ferner  über  2  Zuschriften  des 
Herrn  Oberlehrers  Friedrich  v.  Keussler,  von  denen  die  eine 
Ergänzungen  zu  einem  früheren  Vortrage  über  die  Geschichte 
der  ehemaligen  Sternwarte  im  rigaschen  Schlosse  enthält,  die 
andere  ein  ausführliches  Referat  über  einen  Artikel  des  „HcropH- 
^ecmft  BicTHHKb"  (1901)  gibt.  Der  Verfasser  des  letzteren,  Th. 
Nikolski,  berichtet  in  demselben  unter  anderem  auch  über  inter- 
essante, aus  dem  17.  Jahrhundert  stammende  Glasmalereien  liv- 
ländischer  Wappen  in  der  Kirche  zu  Pili-Pokrowskoje  bei  Moskau 
(s.  unten). 

Der  Präsident  machte  die  Mitteilung,  dass  die  von  Herrn  Dr. 
August  V.  Bulmerincq  geleitete  Drucklegung  des  2.  Bandes 
von  Dr.  Anton  Buchholtz,  Aktenstücke  und  Urkunden  zur 
Geschichte  der  Stadt  Riga,  1710—40,  begonnen  habe. 

Zu  ordentlichen  Mitgliedern  der  Gesellschaft  wurden 
aufgenommen  die  Herren  Dr.  W.  Peter senn  und  Dr.  med. 
Isaak  Joffe. 


67 

Der  Bibliothekar  verlas  den  Akzessionsbericht.  An  Ge- 
schenken für  die  Bibliothek  waren  dargebracht  worden:  1)  von 
der  Deutschen  anthropologischen  Gesellschaft:  Brunner,  Zifr 
Forschung  über  alte  Schififstypen.  S.-A.  a.  d.  Korrespondenzbl. 
iGesellsch.;  2)  von  der  Gesellschaft  zur  Verbreitung  der 
Bildung  unter  den  Hebräern  in  Russland:  Russisch-he- 
bräisches Archiv.  HI  (russ.).  Pbg.  1903;  3)  von  Herrn  Musik- 
direktor W.  Bergner:  Latrobe,  handschriftliche  Partitur  und 
Stimmen  einer  1797  komponierten  Kantate;  4)  von  Herrn  Staats- 
rat Joh.  V.  Eckardt:  Aus  der  Berliner  Hofgesellschaft  der 
Jahre  1805  und  1806.  Tagebuchaufzeichnungen  einer  jungen  Dame 
(der  Livländerin  Sophie  von  Löwenstern).  S.-A.  a.  „Deutsche 
Randachau"  1903,  Heft  5  u.  6;  5)  von  Herrn  Stadtarchivar  Mag. 
A.  Feuereisen:  Bericht  über  den  XII.  Archäol.  Eongress  in 
Charkow.  S.-A.  a.  d.  Sitzungsb.  d.  Gel.  Estn.  Gesellsch.  1902; 
6)  Ton  der  Gräfin  P.  S.  IJwarow:  Dr.  G.  Radd^,  Die  Samm- 
lofigen  des  Kaukasischen  Museums,  ß.  V:  Archäologie,  bearbeitet 
Ton  Gräfin  P.  S.  Uwarow.  Tiflis  1902.  Ausserdem  Darbringungen 
der  Baronesse  H.  v.  Engelhardt,  des  Herrn  Ältesten  R. 
Jaksch  und  des  Herrn  Maurermeisters  Neuburg. 

Für  das  Museum  waren  nach  dem  Berichte  des  Museums- 
iaspektors  dargebracht  worden:  1)  von  Herrn  Paul  Pander- 
Nötkenshof:  ein  Grabesfund,  bestehend  aus  eisernen  Speeren, 
^em  eisernen  Messer,  ferner  einem  Armring,  einer  Nadel  mit 
Kette  und  einem  halben  Armring  aus  Bronze;  2)  aus  Dr.  Anton 
Bnchholtz'  Nachlass:  eine  Damentasche  mit  Stickerei;  3)  von 
Herrn  cand.  ehem.  W.  v.  Haken:  4  Schuhschnallen,  eine  Gold- 
wage; 4)  von  Herrn  Georg  Thomasson:  das  Siegel  der  Musi- 
kalischen Gesellschaft;  5)  von  Frau  Pastorin  Kawall:  ein  Satz 
Apothekei^ewichte,  eine  kleine  Porzellankanne,  ein  Teller;  6)  von 
Hem  Tischlermeister  Breede:  eine  Meissener  Tasse  (mercolini); 
1)  von  Herrn  K.  G.  v.  Sengbusch:  zwei  Petersburger  Porzellan- 
▼aeen,  eine  Porzellantasse  (Berlin),  eine  silbervergoldete  kleine 
Breeze,  5  div.  Weingläser,  eine  Ton-Milchkanne,  eine  rote 
geschliffene    Glasvase,    eine  Payencevase;    8)   von  Frau  Marie 


68 

Bavall  geb.  t.  Huebbenet:  ein  Ölbild  des  Ältennaiiiis  der 
Schwarzen  Häupter  und  B^rfinders  des  Fischerschen  Instätats 
Matthias  Wilhelm  von  Fischer  (f  1803);  9)  von  Fran  Staatfirfttin 
Alide  Y.  Lange:  eine  Messing-Theemaschine. 

Herr  K.  v.  Löwis  of  Menar  referierte  an  der  Hand  ver- 
schiedener älterer  Ansichten,  die  er  kopiert  hatte,  und  einer  von 
ihm  im  Juli  1902  gezeichneten  Ansicht  sowie  eines  Planes  in 
1 :  1000  über  die  Ordensbnrg  Tnckum  (s.  unten). 

Herr  K.  v.  Löwis  of  Menar  legte  ferner  einen  von  ihm 
aufgenommenen  und  gezeichneten  Grund-  und  Anfriss  in  1:100 
eines  Teiles  der  Stadtmauer  von  Riga  vor  (s.  unten). 

Derselbe  referierte  femer  an  der  Hand  Ton  Skizzen  und  einem 
Berichte  des  Herrn  Baron  von  üampenhausen  über  einen  auf 
dessen  Gut  Loddiger  am  10.  Mai  d.  J.  gemachten  interessanten 
Münzfund  von  5  Silberbarren,  3  Silberspiralen  (Schmuck?  Taosch- 
mittel?)  und  eine  zur  Zeit  noch  nicht  bestimmte  Münze.  Es 
wurde  der  Wunsch  verlautbart,  behufs  näherer  Untersnehnng 
den  Fund  in  Augenschein  nehmen  zu  können. 

Herr  Inspektor  K.  Mettig  machte  Mitteilungen  über  die 
Fahnen  der  Ligger  und  Losträger  (Messer)  in  Biga  (s.  unten). 

Herr  N.  Busch  legte  der  Gesellschaft  eine  von  Herrn  Pastor 
H.  Lange -Sunzel  angefertigte  Abschrift  einer  Familienchronik 
vor,  die  im  XYII.  Jahrhundert  beginnend,  erst  der  Familie  Witte 
von  Schwanenberg,  dann  der  Familie  von  Richter  gedient  hat 
Eine  genealogische  Arbeit  des  Herrn  Pastors  H.  Lange  über 
diese  Chronik  liegt  der  Sektion  für  Genealogie  in  Mitau  vor. 
Im  Text  der  Chronik  beanspruchen  die  Bruchstücke  eines  in 
Biga  während  der  Belagerung  von  1656  geführten  Tagebuches 
besonderes  Interesse. 

Herr  N.  Busch  behandelte  die  Aufzeichnungen  des  Griechen 
Laskaris  Eananos  über  eine  Reise,  auf  der  er  Reval,  Big^ 
Lübeck,  Bergen,  England  und  Island  besucht  und  die  ganze 
Westküste  Europas  umsegelt  hat  (s.  unten). 


59 


Über  livlandisohe  Kirohenglooken  des  15.  Jahrhunderts  in 
Sossland  nnd  über  daselbst  bis  1700  lebende  deutsche  Metall- 
arbeiter und  Künstler. 

Mitteilimgen  ans  den  „SanscKH  HMnepaT.  Apxeojor.  OÖqecTBa'* 
von  Baron  A.  £.  v.  Fölckersahm. 


L 

9  Im  Höhlenkloster  zu  Nishni-Nowgorod  hängt  im  Glocken- 
tanne eine  Olocke  des  XY.  Jahrhunderts,  welche  36  Pud  wiegt. 
Sie  unterscheidet  sich  von  neueren  Glocken  durch  die  Helligkeit 
des  Metalls,  durch  den  guten  Klang  und  durch  die  komplizierte 
Form  der  Glockenohren.  Auf  der  einen  Seite  befindet  sich  die 
Darstellung  eines  Mannes  in  einem  Mantel,  der  ein  aufgeschla- 
genes Buch  in  den  Händen  hält.  Die  Figur  ist  IV2  Werschok 
hoch.  Auf  dem  Oberteil  der  Glocke  steht  folgende  Schrift: 
«Osana  +  heissen  ich  -}-  alles  +  vebel  +  ubertriben  -f  ich  + 
iogt  +  ^^^  +  hagenov  +  gos  +  "^ich  +  ^^^^  +  Domini  + 
M  +  CCCC  -f  LXm**  (1463).  An  die  Schrift  schliesst  sich  die 
Abbildung  eines  geflügelten  Stiers.  Dieselbe  steht  genau  über 
dam  Manne  im  Mantel.  Die  Höhe  der  Buchstaben  beträgt  V2 
Werschok;  sie  sind  gotisch,  sehr  schön  gearbeitet  und  aus- 
gezeichnet erhalten. 

Es  ist  anzunehmen,  dass  diese  Glocke  eine  livländische  sei 
imd  sich  früher  in  Dorpat  befunden  habe,  von  wo  bekanntlich 
(Karamsin,  T.  VIH,  p.  176)  während  des  Livländischen  Krieges 
imter  andern  Sachen  auch  Glocken  fortgeführt  wurden.  Fügen 
wir  hinzu,  dass  die  Dorpater  Deutschen  nach  Zeugnis  des  Ofea- 
rius  (1636)  in  der  Tat  in  Nishni-Nowgorod  lebten,  sich  der  Frei- 
heit und  der  Ausübung  ihres  Gottesdienstes  erfreuten.  Mit  ihnen 
konnte  auch  zur  Zeit  der  Zaren  Iwan  HI.  oder  IV.  die  Glocke 
des  XV.  Jahrhunderts  nach  Nishni-Nowgorod  gelangt  sein.  Der 
Glockengiesser  Jost  lebte  natürlich  nicht  in  Bussland.  Er  wird 
hier  sonst  nirgends  erwähnt.  Im  selben  Kloster  befindet  sich 
noch  eine  andere  ^anz  ähnliche  Glocke,  die  jedoch  kleiner  ist 
and  kerne  Aufschrift  trägt  ^).^ 

„Auf  der  Glocke  der  Michaelskirche  im  Dorfe  Schetowo, 
GouTemement  Nowgorod,  befindet  sich  die  Aufschrift:  ^Anno  1640. 
Qloria  in  excelsis  deo^  und  in  Form  eines  Siegels:  „Mit  —  Gottes 
huld  gos  —  mich.  Andreas  Lubitzh  —  zu  Danzic.  —  1640*)." 


^)  duiHCKn  HMoepaT.  Apxeojor.  06mecTBa,  T.  X,  1857,  p.  384. 
«)  a.  a.  0.  Bd.  IV,  18fö.  p.  148. 


60 

IP). 
„Namen  der  russischen  und  ausländischen  Metallarbeiter  und 
Künstler,  welche  in  Russland  gelebt  haben^  (bis  zum  Jahre  1700), 
mitgeteilt   von  J.  E.  Ssabelin,    aus  Akten  des  Archivs  der  Mos- 
kauer Orusheinaja  Palata. 

Das  Verzeichnis  enthält  471  Namen.    Unter  diesen  befinden 
sich  folgende  Deutsche: 

Albert,  Deutscher  aus  Lübek,  Silberschmied.  Kam  1490 nach 
Russland. 

Aleidarch,  Paul,  Deutscher,  Goldschmied.  Arbeitete  1633 
eine  Krone  und  eine  Mütze  für  den  Zaren. 

Arens,  Indrik,  Deutscher,  Gold-  und  Silberschmied.  Arbeitet 
1635  am  Thron  des  Zaren.  Verfertigt  1640  einen  zweiten 
Thron,  1638  eine  goldene  Schüssel  und  arbeitete  1637  am 
Sattel  des  Zaren. 

Arkeschlott,  Kornelius,  Deutscher  (wohl  richtiger  Holländer?), 
Goldschmied.  Wird  1662  in  seine  Heimat  entlassen; 
arbeitet  aber  1664  mit  Widmann  zusammen,  ein  Oster- 
geschenk  für  den  Zaren. 

Bakar,  Arman  (vielleicht  Hermann  Becker?),  Deutscher,  Zinn- 
giesHcr.     Kam  1631  nach  Moskau. 

Berner,  Paul,  Deutscher,  Gold-  und  Silberschmied,     16.. 

Bud,  Jakob  (Budde?),  Deutscher,  Silberschmied.  1697  (vergl. 
Sankem). 

Busch,  Indrik,  Diamantschleifer.  Verfertigte  1624  eine  Krone 
und  1629  einen  Bogenköcher  für  den  Zaren. 

Falk,  Iwan,  Deutscher  aus  Nürnberg,  Geschütz-  und  Glocken- 
giesser.  Goss  1642  eine  Glocke  für  das  Wladimir-Kloster 
in  Moskau. 

Persmat  (Versmann?),  Andrei,  Deutscher,  Edelsteinarbeiter. 
1665. 

Fres(Frese?),  Jefim  (Joachim?),  Deutscher,  Goldschmied.  1686. 

Fr  ick,  Jakob,  Deutscher,  Edelsteinschleifer  und  Goldschmied. 
1624—42.  Arbeitete:  1624  eine  Krone,  1629  einen  Bogen- 
köcher, 1632  einen  Säbel,  1633  eine  Krone,  1637  Knöpfe 
iur  das  Collier  der  Zarin,  einen  Sattel  für  den  Zareu  mit 
Smaragden  und  Karneolen,  1638  eine  goldene  Schüssel. 

Frick,  Kondrati  (Konrad),  Deutscher,  Goldschmied  und  Edel- 
steinarbeiter. Kam  1615  aus  England  nach  Moskau;  wird 
noch  1632  erwähnt. 

Frick,  Samuel,  Bergmann.  1628.  Arbeitet  1616  die  Krone  zum 
Scepter  des  Zaren,  1624  eine  Krone  für  den  Zaren,  1629 
einen  Bogenköcher,  1632  einen  Säbel,  1633  eine  Krone. 

1)    3anHCKH   HmiepaT.  Apxeojior.  OömecTsa,   T.  V,  I.  Abt.,  1852,  and 
T.  VI,  1853,  p.  287  flF.,  p.  110. 


61 

Gast  oder  Gatus  (Hast?),  Jakob,  Steinschneider  und  Oold- 
Schmied.  1621—32.  Arbeitet  1624  die  Reichskrone,  1627 
ein  Diadem,  eine  Schüssel  und  Goldbleche  für  ein  Heiligen- 
bild im  Troizki-Kloster,  1629  einen  Bogenköcher  für  den 
Zaren,  1632  einen  Säbel  für  den  Zaren,  1633  eine  Krone. 

Gassenius,  Jakob,  Uhrmacher.     1701. 

Gel  mar  (wohl  Helmar  oder  Helmer),  Paul,  Deutscher,  Gold- 
schmied. Arbeitet  mit  anderen  1632  an  einem  Säbel  und 
1637  einen  Thron. 

Genzberg  (Henzberg?),  Jan,  Deutscher,  Silberschmied.  Kam 
1660-63  nach  Russland. 

Gerwin  (Herwing?  Jerwin?),  Abraham,  Deutscher,  Golddraht- 
Arbeiter.    1632—1640. 

Gisbert,  Edelsteinarbeiter,  Deutscher.     1631. 

Grot,  Anton,  Deutscher,  Goldschmied.   Macht  1633  eine  Krone. 

Jakowlew,  Nikolai,  Deutscher  (I),  Goldschmied.     1632,  1637. 

Jewermer  (Obermeier?),  Arnold.     1631. 

Jerolt  (Gerold?  Herold?),  Anz  (Hans),  Bergmann.     1628. 

Iwanow,  Iwan,  Deutscher  (!),  Schüler  von  Iwan  Falk,  Kano- 
nengiesser.     1642  goss  er  versuchsweise  ein  Geschütz. 

Iwanow,  Olfer,  Silberschmied  aus  Hamburg.  Wurde  1661  aus 
Moskau  entlassen,  „um  seine  Frau  übers  Meer  zu  holen *^. 
Langte  mit  dieser,  3  Kindern  und  einem  Schüler  1664 
wieder  in  Moskau  an. 

Karnik,  Franz,  aus  Deutschland,  Goldschmied.  1690  (vide: 
Drewnosti  Ross.  Gossudarstwa  I,  p.  XI). 

Kesel,  Hans,  Uhrmacher.    Kam  1642  nach  Moskau. 

Keller,  Hans.    1690  (Drewnosti  Ross.  Gossud.  I,  p.  XI). 

Kohl,  August,  „Ausländer«,  Goldschmied.     1692. 

Kopert,  Jefim,  aus  Hamburg,  Goldschmied.  1690  (Drewnosti 
Ross.  Gossud.  I,  p.  XI). 

Krekler,  Fabian,  Kupferschmied  und  Knopfmacher.     1702. 

Land,  Iwan,  Deutscher,  Silberschmied.    1702. 

Lardlnns,  Elkan,  oder  Ardanow  Elkanai  (wohl  Jude),  „Deut- 
scher«, Steinschleifer  und  Goldschmied.  Arbeitet  1624  eine 
Krone  und  1629  einen  Bogenköcher  für  den  Zaren. 

Lent,    Jan,    Deutscher,    Edelsteinarbeiter   und    Goldschmied. 
Arbeitet  1624  eine  Krone  für  den  Zaren,  1627  ein  Diadem, 
drei   Goldbleche   zu   einem  Heiligenbild    für   ein  Kloster 
und  eine  Schüssel,  1629  einen  Bogenköcher  für  den  Zaren, 
1633  eine  Krone. 
Lun,  Hans,  Uhrmacher.    Kam  1631  nach  Moskau. 
Lun,Melchert  (Melchior),  Uhrmacher.  Kam  1631  nach  Russland« 
Lutors  (Lüders?),  Niklas,  Deutscher,  Silberschmied.  Kam  1631 
nach  Russland.    Arbeitet  1632  einen  Säbel  für  den  Zaren 
und  1637  an  einem  Thron. 


Meier,  Andreas,  Deutscher,  Golddraht-Arbeiter.    1667. 

Neithart,  Netor,  Neidgart  (wohl  Neidhardt),  Andreas,  Qe- 
schützgiesser.    1662—64. 

N  i  k  0 1  a  u  8 ,  ein  Deutscher.   Goss  1533  eine  Glocke  von  1000  Pud. 

Pilan  (Fan  Pilan),  Giberti  (von  Pillau?),  Silber-  und  Gold- 
schmied.   16 . . 

Bubkow,  Jakob,  Deutscher,  Goldschmied.  Arbeitet  1632  an 
einem  Säbel  für  den  Zaren. 

Rudolf,  Iwan,  Deutscher,  Silberschmied.    1702. 

Buch,  Nikolai,  Deutscher,  Goldschmied.    1665. 

Ryf,  Indrik,  Deutscher,  Öilberschmied.  Kam  1631—42  nach 
Russland.  Arbeitet  1632  einen  Säbel,  1635  an  einem 
Thron,  1637  Goldspitzen  zu  einem  Kleide,  1640  an  einem 
Thron;  1642  in  die  Heimat  entlassen. 

Bichter,  Albrecht,  Deutscher,  Silberschmied.    1662—64, 

Sankem  (Sankheim?),  Jakob,  Deutscher,  Silberschmied.  Ar 
beitet  1697  mit  Jakob  Bud  zusammen  an  einer  goldenen 
und  drei  silbernen  Heiligenbild-Lampen,  die  nach  Jeru- 
salem zum  Grabe  des  Herrn  gesandt  werden. 

Sankop,  Jakob,  Deutscher  aus  Hamburg,  Silberschmied.  Kam 
1664  nach  Bussland. 

Sengraf,  Jesaias,  Deutscher.  Kam  1631  nach  Bussland,  machte 
1632  einen  Säbel  für  den  Zaren,  1635  einen  Thron  und 
arbeitete  1640  an  einem  zweiten  Thron. 

Sifret  (Siegfried?  Sievert?),  Andrei,  Deutscher,  Silberschmied. 
1640-42.    Arbeitet  1640  an  einem  Thron. 

Tirniann  (Thiermann,  Thürmann?),  Andrei,  Goldschmied  und 
Ätzmeister  der  Waffenkammer  des  Zaren.  Macht  1617 
einen  Brustpanzer  für  den  Zaren. 

Widmann,  Wettnanu,  Paul,  Deutscher,  Goldschmied.   1657 — 65, 

Wichmann,  Indrik,  Deutscher,  Gold-  und  Silberschmied.    16.. 


Zur  Geschichte  der  ehemaligen  Sternwarte  im 
Bigasohen  SoUoss. 

(Vergleiche  die  SiUnngsberichte  a.  d.  J.  1899,  1900  und  1901.) 

YoQ  Friedrich  y.  Eenssler. 


Über  die  von  ihm  errichtete  Sternwarte  hat  Eenssler  selbsl 
in  zwei  fach  wissenschaftlichen  Organen  berichtet,  was  im  Yer 
zeichnis  seiner  Schriften  von  Recke  und  Napiersky  Bd.  II  S.  425  f 
nicht  angegeben  ist.  Zunächst  finden  sich  in  J.  E.  Bodos  „Astro* 
nomischem  Jahrbuch  für  das  Jahr  1822"  (Berlin  1819)  S 
254  Mitteilungen  von  ihm  „Aus  zweien  Schreiben"  vom  30.  Mta 
und   31.  Juli  1819.    U.  a.   heisst   es   dort,  Kaiser  Alexander  I 


68 

habe  bei  seinem  Besuch  der  Sternwarte  (am  29.  August  1818) 
-die  Einrichtung  und  Instrumente  mit  Aufmerksamkeit  und  Sach- 
kenntnis in  Augenschein^  genommen,  und  die  Reüssier  y,ohne 
meine  Bitte^  seitens  des  Kaisers  gewährte  Entschädigung  der 
Baukosten  habe  ^etwa  1000  Btl.^  betragen.  Zum  Schluss  heisst 
es  namentlich:  ^Für  einen  Höhen-  und  Azimutalkreis  lasse  ich 
jetzt  in  dem  oberen  Teil  der  10  Fuss  dicken  Mauer  ein  besonderes 
Häuschen  bauen,  wo  er  einen  sehr  festen  Stand  erhält.  Mit  diesem 
Instrument  habe  ich  vom  8.  bis  zum  29.  Juli  den  Kometen  ISmal 
beobachtet.  Allein  teils  sind  solche  noch  nicht  völlig  berech- 
net, und  dann  wird  es  Ihnen  ja  an  Beobachtungen  von  geschick- 
teren Astronomen  nicht  fehlen,  weshalb  ich  es  fßr  überflüssig 
halte,  die  meinigen  mitzuteilen.^  —  Eine  weit  eingehendere 
„Nachricht^  hat  Keussler  einige  Jahre  später  unter  dem  Datum : 
,Biga,  im  Julius  1821^  in  H.  C.  Schumachers  ,, Astrono- 
mischen Nachrichten""  Bd.  I  S.  60  bis  72  (Altena  1823) 
▼eröffentlicht.  J.  H.  Mädlers  in  den  Sitzungsberichten  a.  d.  J. 
1901  erwähnten  Mitteilungen  über  ^die  Sternwarte  Riga"  gehen 
im  wesentlichen  auf  diese  „Nachricht^  Keusslers  zurück.  Dort 
findet  sich  insbesondere  der  Bericht  über  die  Vorgeschichte  der 
Sternwarte  und  sodann  eine  sehr  anschauliche  Beschreibung  der- 
selben, welche,  was  ich  in  Bezug  auf  die  von  Mädler  gegebene  einmal 
schon  erwähnt  habe,  die  Nachrichten  aus  den  Jahren  1818,  [1819,] 
1821,  1822  und  1832  in  dankenswerter  Weise  ergänzt.  Den 
Schluss  bildet  ein  Inventarverzeichnis,  welches  reichhaltiger  ist, 
als  dasjenige  aus  dem  Jahre  1818. 

Nach  Mädler  stellte  Keussler  ausser  den  astronomischen 
^regelmässig**  meteorologische  Beobachtungen  an,  —  aber 
er  hat  sie  nachweislich  schon  vor  Begründung  der  Sternwarte 
gemacht.  Der  im  Jahre  1902  verstorbene  Petersburger  Akade- 
miker Heinrich  Wild  bemerkt  in  seinem  Werk  über  „Die 
Temperatur- Verhältnisse  des  Russischen  Reiches*  (Supplement- 
band zum  Repertorium  für  Meteorologie,  St.  Petersburg  1881) 
8.  31:  Jn  den  Jahren  1809-30  [es  sollte  heissen:  bis  1828] 
sind  in  Riga  noch  von  Herrn  W.  Fr.  Keussler  meteorologische 
Beobachtungen  angestellt  worden  (vergl.  Korrespondenzblatt  des 
Katnrforschenden  Vereins  zu  Riga,  VII.  Jahrgang,  S.  195  [hier 
findet  sich  zuerst  die  falsche  Angabe  „bis  1830**]).  Wir  konnten 
dieselben  indessen  nicht   benutzen,    da   das  vom   LandratskoUe- 

S'nm  der  Livländischen  Ritterschaft  uns  gütigst  zugeschickte 
annskript  nur  Resum^s  nach  dem  alten  Stil  enthält.^  Ausführ- 
licher äussert  sich  der  gegenwärtige  Moskausche  Professor  Ernst 
Levst  in  seinem  „Katalog  der  meteorologischen  Beobachtungen 
in  kussland  und  Finnland^  (Vierter  Supplementband  zum  Reper- 
torium far  Meteorologie,  St.  Petersburg  1887)  S.  269  f.  Nach- 
dem er  zuerst  u.  a.  die  interessante  Tatsache  erwähnt  hat,  dass 


64 

in   Riga   schon   seit   dem  16.  Jahrhundert  Wetterbeobachtungen 

femacht  worden  sind,  heisst  es  späterhin:  ^Fast  rieichzeitig  mit 
'rofessor   Sand   [gemeint  ist  Johann  David  Sand,  siehe  Recke 
und   Napiersky   Bd.  IV   S.  33  f.]   hat  W.  Fr.  Keussler  vom 
Jahre  1809  bis  1830  [richtig:  1828]  in  Riga  meteorologische  Beo- 
bachtungen   angestellt.    Nach   den  Angaben  im  Korrespondenz- 
blatt   des  Naturforschenden  Vereins   zu  Riga,   Jahrg.  VlI,  nag. 
195  liegen  die  Originalbeobachtungen  in  der  Bibliothek  der  Li?- 
ländischen   Ritterschaft,   doch   enthielt   das   von  dem  Landrats- 
kollegium   der    Livländischen    Ritterschaft    dem    Petersburger 
Zentralobservatorium     zugesandte    Manuskript    nur    nach   dem 
alten  Stil  berechnete  Resum^s.    Von  den  Keussler  sehen  Beob- 
achtungen ist  folgendes  veröffentlicht :    Im  Rigaschen  Stadtblatt, 
Jahrg.  1812,   pag.  33  bis  35   ein    „Auszug  aus  den  meteorologi- 
schen Beobachtungen   im  Jahre  1812^    und    in   demselben  Jahr- 
gänge  pag.  41—46,   51—54,   58—61,    109  und  110  der  Aufsatz 
„Über  die  Kennzeichen  künftiger  Witterung".    Ferner  erschienen 
im  Ökonom.  Report,   für  Livland,   III  (1809),  pag  251—253,  IV 
(1809),   pag.  632-637,   V  (1810),   pag.  125-127  und  382—383, 
VI  (1810),   pag.   505-506   und   750-751  und  VII  (1811),  pag. 
125   und   ff.   und  383  fortlaufende  Übersichten  der  meteorologi- 
schen Beobachtungen  in  Riga  vom  10.  Dezember  1808  bis  zum 
19.  März  1811.    Desgleichen  erschienen  im  Rigaschen  Stadtblatt, 
Jahrg.  1812,  pag.  296—298  über  die  „Witterung  im  Herbst  und 
Winter  1818";  in  derselben  Zeitung,  Jahrg.  1819,  erschienen  pag. 
1—3,   82—83,  242—243,   253-255   Beobachtungen    vom  Jahre 
1819,   und  im  Jahrg.  1825,  pag.  98—100   ein  Resum6    der  Beo- 
bachtungen  von    1824   und    1825.  —  Schliesslich   erschienen  in 
allen  Nummern  des  „Ostseeprovinzen-Blattes''  von  Nr.  35,  Jahrg. 
1827   an   bis   zum  Jahrgang  1838,    die  beobachteten  Stände  der 
meteorologischen   Instrumente   auf  der   Rigaer  „Sternwarte". 
Wir  wissen   nicht,    ob    hier   Beobachtungen    von    Sand    oder 
Keussler  vorliegen,  oder  ob  hier  eine   neue  Beobachtungsserie 
vorliegt/     Nun  ist  Keussler  aber  am  4.  Juni  1828  und  Sand  am 
19.  März  1834  (siehe  die  „Nachträge"  zu  Recke  und  Napiersky 
von  Th.  Beise   Bd.  II   S.  165)   gestorben.   —   Interessant  wäre 
es  zu  erfahren,    ob  die  „Originalbeobachtungen''    Keusslers  sich 
noch    in    der    Livländischen  Ritterschafts -Bibliothek   vorfinden. 
Nach   Ad.  Werner,   Rigas   Witterungsverhältnisse,   S.  3  (Riga 
1887),  lässt  sich  das  nicht  entscheiden. 


65 


Glasmalereien  livländisolier  Wappen  in  der  Eirohe  zn  Fili- 
Pokrowskoje  bei  Moskau« 

Mitgeteilt  von  Friedrich  v.  Eeussler. 

Im  April-Heft  1901  des  „HcTopHHecKifi  BicTEHRi'' 
(C.-neTep6yprb  1901,  Tomb  LXXXIV)  findet  sich  S.  246-263 
unter  dem  Titel  „IIoAMOCKOBHoe  cejio  $HJVH-IIORpoBCRoe"  vom 
Priester  6.  HHROJBCBifi  ein  längerer  historischer  Artikel  und 
namentlich  eine  eingehendere  Beschreibung  der  prächtigen,  im 
BenaiBsancestil  errichteten  Kirche  „UoRpoB'B  UpecBAToS  Boro- 
DOj^Hipi'^  zu  Nowo-Pokrowskoie  oder  Fili-Pokrowskoje  bei  Moskau. 
Erbaut  worden  ist  sie  im  Jahre  1693  von  einem  leiblichen  Oheim 
Peters  des  Grossen,  einem  Bruder  seiner  Mutter,  dem  Bojaren 
Lew  Kirillowitsch  Naryschkin,  welchem  damals  das  Dorf  Pili 
geborte;  Peter  d.  Gr.  selbst  hat  dort  häufig  verkehrt.  In  der 
B^chreibung  der  Kirche  heisst  es  S.  252  f.  namentlich:  ^Noch 
gibt  es  in  dieser  Kirche  Altertümer,  welche  ihrer  Originalität 
wegen  die  Aufmerksamkeit  auf  sich  lenken;  es  sind  das  alter- 
tümliche Scheiben  mit  künstlerisch  ausgeführten  Ma- 
lereien. Deren  gibt  es  gegenwärt^  in  der  Sakristei  84  Stück. 
Früher  gab  es  ihrer  weit  mehr.  Bis  zum  Jahre  1812  befanden 
sich  diese  Scheiben  in  den  Fensterrahmen  der  oberen  Kirche. 
Als  in  diesem  Jahre  die  Kirche  von  den  Franzosen  besetzt  war, 
wurden  die  Rahmen  alle  geraubt,  und  nur  einer  von  ihnen  wurde 
in  der  Folge  in  einem  Graben  an  der  Stelle  gefunden,  wo  der 
Hahplatz  der  Franzosen  gewesen  ist.  Die  Farbe  der  Scheiben 
ist  grünlich;  sie  sind  3  Werschok  lang,  2  Werschok  breit.  Es 
besteht  eine  Überlieferung,  von  der  die  Lokalchronik 
berichtet,  dass  diese  Scheiben  von  Peter  I.  aus  dem 
von  ihm  eroberten  Narva  hergebracht  seien.  Ihre  Her- 
kunft aus  dem  Baltischen  Gebiet  ist  unzweifelhaft,  denn  auf 
eiiiigen  von  ihnen  befinden  sich  die  Wappen  baltischer  Edelleute, 
und  die  Daten  weisen  auf  die  Petriniscne  Zeit.  Sie  alle  haben 
unter  den  Wappen  Unterschriften  in  deutscher  Sprache  mit 
lateinischen  Buchstaben.  Wir  halten  es  für  durchaus  nicht  un- 
aif  ebracht,  ihre  Beschreibung  mitzuteilen,  im  Hinblick  auf  ihre 
Bedeutung  für  die  Heraldik  der  baltischen  Adelsgeschlechter. 
Diese  Gläser  haben  mehrmals  die  Aufmerksamkeit  auf  sich  ge- 
lenkt Nach  den  Worten  des  Vorstehers  der  Kirche, 
des  Protohierei  W.  P.  Gurjew,  der  uns  in  liebenswürdiger 
Weise  die  Besichtigung  aller  Altertümer  der  Kirche,  also  auch 
dieser  Scheiben,  vorscmug,  hat  man  sich  an  ihn  mehrfach 
mit  der  Bitte  gewandt,  sie  dem  rigaschen  Museum  zu 
schenken.  Im  Jahre  1892  besichtigte  sie  zweimal  eingehend 
eine  in  Füi  angereiste  Gruppe  von   Offizieren  der   Garde  zu 


66 

Pferde,  welche  dem  baltischen  Adel  aDgehörten.  Nach  ihren 
Worten  gehören  die  auf  die  Gläser  gemalten  Wappen  tatsäch- 
lich baltischen,  noch  besitzlichen  Geschlechtem  an.  Solcher 
Scheiben  gibt  es  25  Stück.    Hier  ihre  ausführliche  Beschreibung. 

1)  Wappen,  oben  ein  Adler;  in  der  Mitte  von  rechts  die 
Hälfte  eines  Adlers,  daran  stossen  links  drei  gespaltene  K^el, 
die  horizontal  auf  einander  liegen.  Unterschrift:  H.  Henrich 
Piepper  Königl.  Stadthalter  in  Narya.  Eine  Jahres- 
zahl lehlt. 

2)  Wappen,  oben  eine  Art  Lyra  ohne  Saiten;  in  der  Mitte 
des  Wappens  ein  Vogel,  der  auf  einem  Ast  sitzt.  Unterschrift: 
H.  Johann  Lahrson  Mether.   Eine  Jahreszahl  fehlt  gleichfallB. 

3)  Oben  ein  Mann  in  mittelalterlicher  Tracht,  der  in  der 
linken  Hand  ein  entblösstes  Schwert  trägt.  In  der  Mitte  steht 
ein  Baum  im  Wasser,  in  dem  zwei  Schwäne  schwimmen;  oben 
flattern  Vögel.    Unterschrift:  Johann  Bookman.   Anno  1691. 

4)  Oben  zwischen  zwei  Flügeln  ein  nicht  näher  zu  be« 
zeichnendes  Abzeichen,  in  der  Mitte  ein  laufender  Fuchs  [oder 
vielmehr,  nach  der  Unterschrift  zu  schliessen,  vermutlich  ein 
Wolf],  über  ihm  drei  solcher  Abzeichen,  wie  oben.  Unterschrift: 
Christian  Wolff.    Anno  1688. 

5)  Oben  im  Wappen  ein  Ritter,  in  dessen  linker  Hand  ein 
Stab  mit  zwei  Schlangenköpfen  oben;  darunter  die  Bfiste  eines 
Bitters,  der  am  Halse  einen  Orden  in  der  Art  eines  Kreuzes  hat; 
in  der  Mitte  sind  zwei  Kanonen  gekreuzt;  um  diese  herum  Ka* 
nonenkugeln.  Unterschrift:  Jonas  Hallberg  Stuck  Juncker 
Anno  1691.   Der  erste  Name  kann  sowohl  Jonas  als  Johas  sein 

6)  Oben  ein  Stern,  darunter  eine  Büste,  in  der  Mitte  ein 
Schwan.    Unterschrift:  Nicolaus  Vitte.    Anno  1688. 

7)  Oben  eine  Ente;  in  der  Mitte  sieben  grosse  Sterne 
Unterschrift:  Hinrich  Johann  Men  Schier  Leütenant.  Ein< 
Jahreszahl  fehlt. 

8)  Oben  ein  Fächer  aus  Pfauenfedern;  in  der  Mitte  stehei 
fünf  Lanzen  mit  den  Spitzen  nach  oben.  Unterschrift:  Johl 
Taylor.    Anno  1687. 

9)  Oben  ein  Zweig;  in  der  Mitte  zwei  ins  Kreuz  gelegt) 
Zweige.    Unterschrift:  Samuel  Vichlerus.    Anno  1691. 

10)  Oben  ein  laufendes  Pferd;  in  der  Mitte  zwei  ins  Kren 
gelegte  Dreizacke,  welche  unten  gefiedert  sind.  Unterschrift 
Thomas  Herberts.    Eine  Jahreszahl  fehlt. 

11)  Oben  drei  Rosen;  in  der  Mitte  ein  Ochsenkopf.  Untei 
chrift:  Niclas  Tischer  [Taecker?].    Eine  Jahreszahl  fehlt 

12)  Oben  eine  Weintraube;  in  der  Mitte  zwei  ins  Kreuz  ge 
legte  Sensen;  oben  und  unten  in  den  von  diesen  gebildete] 
Winkeln  je  ein  Stern  und  an  den  Seiten  eine  Maske  im  Halb 
mond.    Unterschrift:  Bu dolp t  Steffens.    Eine  Jahreszahl  fehll 


67 

13)  Oben  ein  nackter  Mann  mit  einem  Kranz  auf  dem 
Haupte,  der  in  den  Händen  einen  Zweig  hält;  in  der  Mitte  eine 
erblähte  Blnme.  Unterschrift:  Margareta  Jacobi.   Anno  1691. 

14)  Oben  eine  Weintraube;  in  der  Mitte  ein  Löwe,  der 
in  den  Franken  einen  Hammer  hält.  Unterschrift:  Christian 
Serlin.    Anno  1691. 

15)  Eine  Bitterbüste  mit  einem  Orden  am  Halse;  der  Arm 
Idlt  oben  eine  Weintraube;  in  der  Mitte  befindet  sich  ein  Adler, 
der  mitten  unter  Sternen  schwebt.  Unterschrift:  Friedrich 
Sehvengel.    Anno  1689. 

16)  Oben  eine  geflügelte  Hand,  eine  Frucht  mit  Blumen 
ytend;  darunter  die  Büste  eines  Bitters  mit  einem  Orden  am 
Halse;  in  der  Mitte  ein  Panther,  unter  dessen  Füssen  drei  Fische. 
Unterschrift:  E.  Barbara  Müller.    Eine  Jahresziühl  fehlt. 

17)  Oben  eine  Art  Adler;  in  der  Mitte  ein  Baum.  Unter- 
schrift: Oloff  Jönson.    Anno  1691. 

18)  Oben  drei  Bösen,  die  aus  der  hauptlosen  Büste  eines 
Ktters  wachsen;  in  der  Mitte  ein  Baum  im  Blütenschmuck. 
Unterschrift:  Ericus  Alboyns.    Anno  1692. 

19)  Oben  ein  Bitter  in  voller  Büstung,  in  der  linken  Hand 
ein  entblösstes  Schwert;  in  der  Mitte  auf  einem  Bande,  das  aus 
«ner  Ecke  in  die  andere  gelegt  ist,  drei  grosse  Sterne.  Unter- 
idirift:  Carel  Molm  Fenderich.    Eine  Jahreszahl  fehlt. 

20)  Eine  Ecke  ist  abgebrochen;  oben  scheint  eine  Hand 
pvesen  zu  sein;  in  der  Mitte  ein  Arm  mit  rauchender  Pistole. 
Unterschrift:  Christofer  Vilgelm  Armfeld  Fendrich. 
Anno  1689. 

21)  Nur  die  Hälfte  der  Scheibe  ist  vorhanden;  in  der  Mitte 
ein  Baum,  unter  ihm  eine  Pvramide  von  Kugeln,  die  durch  einen 
Vum  in  der  Tracht  des  XVn.  Jahrhunderts  durch  einen  Dreizack 
entflammt  wird. 

22)  Nur  ein  Teil  ist  erhalten,  der  die  Unterschrift  Ni Co- 
lins Kohl  zeigt.    Daten  fehlen. 

23)  Der  obere  Teil  des  Wappens  ist  abseschli^n;  in  der 
Kitte  ein  Apfelzweig  mit  Früchten.  Unterschrift:  H.  Johann 
Olristoffer  Schvart  Bürgermeister.    Eine  Jahreszahl  fehlt. 

24)  Nur  der  untere  Teil  der  Scheibe  ist  erhalten;  in  der 
lütte,  ?rie  man  aus  dem  Beste  schliessen  kann,  ein  Monogramm, 
fa  aas  zwei  M  gebildet  ist.  Unterschrift:  Johan  Hinrichson 
tors  Büessalter.  Anno  1688;  an  den  Seiten  der  Unter- 
^ft  je  ein  Engel. 

25)  Nur  eine  Hälfte  der  Scheibe  ist  erhalten;  in  der  Mitte 
iwäjgrosse  Sterne.    Unterschrift:  Peter  Bode.    Anno  1688. 

Die  übrigen  Scheiben  tragen  Darstellungen  von  biblischen 
freigniasen,  alttestamentarischen  Personen,  Engeln,  Blumen, 
Kwägen  und  gewöhnlichen  Verzierungen.    Eine   Scheibe  zeigt 


68 

z.  B.  den  im  Weinberge  schlafenden  Noah;  anf  einer  anderen! 
ist  in  Bnntmalerei  die  Opferung  Isaaks  dargestellt;  auf  einerj 
dritten  die  Ermordung  Abels  durch  Eain;  auf  einer  vierten  mehr»! 
farbig  Johannes  der  Täufer  als  Knabe  mit  dem  Hirtenstab-Erent 
und  neben  ihm  ein  Lanmi;  eine  andere  Malerei  gleichen  Inhalts 
ist  nur  in  Schwarz  angeführt.  Ebenso  findet  man  in  zweifachaj 
Ausfuhrung  unseren  Heiland  im  Jünglingsalter  dargestellt  mit 
segnender  Kechten,  die  Weltkugel  in  der  linken  Hand,  schlieas^ 
licn  David  mit  der  Harfe  in  einer  und  dem  Psalter  in  de^ 
anderen  Hand.^  j 

Hier  schliesst  die  Beschreibung  der  Glasmalereien. 

Weil  mir  für  die  nähere  Bestimmung  der  aufgezählten  Wappen 
und  der  in  Betracht  kommenden  Personalien  kein  ausreichende^ 
Material  zu  Oebote  steht,  begnüge  ich  mich  mit  der  Mitteiluqd 
der  vorstehenden  Übersetzung;  mögen  andere  die  üntersnchuoi 
fortsetzen.  Ich  meinerseits  möchte  nur  bemerken,  da&i 
einige  von  den  obigen  Angaben  die  vermeintliche  Her< 
kunft  der  Wappenmalereien  aus  Narva  zu  bestätign 
scheinen^).  Soweit  mir  andererseits  bekannt  ist,  hat  die  «GM 
Seilschaft  für  Geschichte  und  Altertumskunde**  seither  die  ^'♦♦-^ 


die  Wappenmalereien  ihrem  Museum  zu  überlassen,  nicht  ge^ 
äussert;  jene  Bitte,  oder  vielleicht  auch  nur  ein  solcher  Wunsch^ 

1)  Dem  Herrn  Verfasser  ist  es  nicht  bekannt  f^ewesen,  dass  sdiot 
ft^her  die  Anfmerksarokeit  anf  die  Fensterscheiben  der  Kirche  sa  FUi-^ 
Pokrowskoje  gelenkt  worden  ist.  Bereits  im  Jahre  1836  machte  Gnl 
R  Stackefberg  eine  schriftliche  Mitteilong  über  die  von  ihm  besichtigteK 
bemalten  Glasscheiben  nnd  schickte  anch  eine  Zeichnung  der  Kirche  ein, 
Damds  wnrde  auf  Antraff  des  Präsidenten  der  Beschlnss  gefasst»  ^dea 
Herrn  Grafen  bei  verbindlichem  Dank  für  seine  Mitteilnng  zu  ersadien,, 
darüber  Erknndiguugen  einzuziehen,  ob  etwa  nnd  nnter  welchen  Bedingnnfliea! 
der  Besitz  dieser  Fensterscheiben  za  erlangen  wäre*.  Im  Jahre  1^1  W 
sodann  H.  Baron  Brniuingk  jene  Mitteilungen  wieder  in  firinnemng  ge^ 
bracht  fvergl.  die  SB.  vom  Jahre  1891  8.  112)  nnd  hervoi^ehoben,  dasi 
wohl  mit  Sicherheit  die  Hingehörigkeit  der  Scheiben  zn  einer  Intherisches 
Kirche  in  Narva  festgestellt  werden  könnte,  da  «sämtliche  Personen,  deren' 
Namen  nnd  Wappen  als  anf  den  Scheiben  befindlich  vom  Grafen  Stackelbeig: 
angeführt  wurden,  sich  als  Bürger  oder  Einwohner  der  Stadt  Narva  naeh^ 
weisen  lassen,  und  zwar  aus  der  Zeit  vor  der  Eroberung  der  Stadt*.  Als 
Erklärung  für  die  Überführung  der  Scheiben  von  Narva  nach  Pili  weist 
Baron  Bruiningk  auf  den  umstand  hin,  dass  nach  Eroberung  Narvas  dft 
Mitglied  der  Familie  Naryschkin  Kommandant  von  Narva  wurde,  das  Gut 
Pili  bei  Moskau  aber  alter  Naryschkinscher  Besitz  sei.  —  Versuche,  die 
Scheiben  fuir  Livland  zurückzugewinnen,  sollen  in  neuerer  Zeit  von  privater 
Seite  vergeblich  gemacht  worden  sein. 

Graf  Stackeiberg  führt  in  seiner  Zuschrift  vom  Jahre  1836  im  ^uizen 
17  Namen  an,  von  denen  nur  einer,  H.  Sigismund  Adam  Wolff  16m  (das 
Wappen  ist  das  Mittelschild  der  jetzigen  Familie  der  Barone  Wolff,  im 
oberen  Felde  ein  Wolf,  im  unteren  drei  Lilien)  im  Hcropnecsifi  BicTsan 
nicht  angegeben  ist.    Die  Schreibweise  der  Namen  ist  mitunter  abweichend» 

Die  Redaktion. 


DIE  DEUTSCHORDENSBURG 

TUCKUM 
IN  KURLAND. 


SCHNITT  NO— SW 


OBERGESCHOSS 


N 


As 


10     5      0 


10  20  30  40  so 


60 


70    M. 


MAASSTAB    1:1000. 

wmmmm      1902 

i^MH     UM  1827  \   NOCH  ERHALTENE  THEILE. 

cz-i-]       1795 


K.  V.  LÖWIS  OP  MENAR. 


19Q3w 


dnrfie  yielmehr  yon  gelegentlichen  Besuchern  der  Kirche,  wie 
TOB  den  erwähnten  ^Offizieren  der  Oarde  zu  Pferde*^,  yerlaut- 
krt  sein.  Wie  wäre  es  aber,  wenn  die  „Gesellschaft  für  Oe- 
Kiiichte  und  Altertumskunde^  sich  dazu  verstehen  wollte,  mit 
dem  offiziellen  Gesuch  an  die  Verwaltung  der  Kirche  zu  Fili- 
Pokrowskoje  sich  zu  wenden,  ihr  jene  Grlasmalereien  zu  über- 
lassen, deren  Erwerb  eine  neue  wertvolle  Bereicherung  des 
Mnsernns  bedeuten  müsste?  Sollte  nicht  wenigstens  ein  ernst- 
licher Versuch  in  diesem  Sinne  gemacht  werden? 


Die  Ordensburg  Tnokmn  m  Kurland. 

Von  E.  von  Löwis  of  Menar. 

Hiem  1  Plan. 


Westlich  von  Riga,  nordwestlich  von  Mitau  liegt,  nur  15  Kilo- 
aeter  von  der  Südküste  des  Livländischen  oder  Bigaschen  Meer- 
Wns  entfernt,  die  kurländische  Kreisstadt  Tuckum  am  Nordufer 
^  gleichnamigen  Sees.  Sein  Abfluss,  der  Schlocke-Bach  (Wald- 
Khoepfen-Bach),  fliesst  durch  den  schöngelegenen  Walgnmsee, 
«itemals  Degerhofsche  See  genannt'),  dann  den  grossen  Kanger- 
Ne,  endlich  den  kleinen  Slohzensee  und  ergiesst  sich  bei  dem  seit 
1783  livländischen  Städtchen  Schlock  in  die  Muhs  oder  Sem- 
taOer  Aa. 

Tuckum  liegt  somit  im  Stromgebiete  der  kurischen  Aa  und 
I^niia.  Ob  diese  Wasserverbindung  im  Mittelalter  für  den  Ver- 
^  von  Riga  bis  Tuckum  eine  Bedeutung  gehabt  hat,  mag 
^^hingestellt  bleiben.  Jedenfalls  lag  Tuckum  an  der  damaligen 
l^oasen  Heerstrasse  vom  inneren  Livland  nach  Preussen  und 
DeotBchland  und  wird  daher  in  späterer  Zeit  urkundlich  häufig 
pnaimt. 

Bereits  in  der  Teilung  Kurlands  vom  4.  April  1253  ^  kam 
^  Tnckemen  genannte  Teil  der  Landschaft  Vredecuronia  an 
^  Deutschen  Orden,  der  sich  hier  wohl  bald  häuslich  einge- 
^tet  haben  wird.  Den  Namen  Tuckum  leitet  Dr.  A.  Bielen- 
rtein  vom  finnisch-livischen  Tukku,  d.  i.  Haufen,  und  Mäggi,  d.  i. 
^,  her').  Das  in  Arndts  Chronik  genannte  Qründungsjahr 
133u  für  die  Burg  Tuckum  ^)  kann  nicht  als  zuverlässig  gelten, 

I)  SitBnngsber.  d.  EurL  Oes.  f.  Lit  a.  Kunst  ffir  1879,  S.  46-00  mit 
V  1881,  a  34-85,  ond  1887,  8.  41. 
5  DB,  I,  Nr.  348. 
^  ttelenstein,  Grenzen  d.  lettischen  Volksstammes,  S.  186  und  67, 


^  Arndts  Chronik  II,  S.  847. 


70 

ebensowenig  kann  das  Jahr  1299  auf  A.  y.  Richters  historischer 
Karte  gelten,  da  hier  wie  dort  ein  Beleg  fehlt. 

Der  Ordensmeister  Wilhelm  von  Vrimersheim  urkundet  schon 
1381  in  Tnckum^).  Am  23.  Angnst  1416')  ist  vom  Bezirke  des 
Gerichts  zu  Tuckum  die  Rede,  und  da  wird  wohl  der  Schlnsa, 
dass  dort  bereits  eine  Burg  vorauszusetzen  sei,  gerechtfertigt 
sein.  Am  30.  März  1419  schreibt  aus  Tuckum  der  livländische 
Meister  Lander  von  Spanheim  an  den  Hochmeister^.  Derselbe 
Ordensmeister  datiert  ein  Schreiben  an  den  Hochmeister  «^cn 
Tuckem  in  vnszem  legher  hof  XII  meyle  von  Righe"  vom  Tase 
Crispini  und  Crispiniani,  d.  i.  der  25.  Oktober  1&2.  Diese  Ur- 
kunae  ist  im  Urkundenbuche  nur  in  einer  kurzen  Regeste  er- 
wähnt^) mit  der  Angabe,  das  Papier -Original  befinde  sich  in 
der  Bergmann -Treyschen  Sammlung.  Diese  unrichtige  Angabe 
stützt  sich  offenbar  auf  den  Index  Nr.  1052.  Der  volle  Wort- 
laut der  Urkunde  findet  sich  in  den  Eön^berger  Abschriften^) 
mit  der  Angabe,  das  Original  sei  im  Besitze  des  Herrn  von 
Kotzebue.  Aus  des  Letzteren  Nachlass  muss  es  in  das  Geheime 
Archiv  zu  Königsberg  zurückgegeben  sein,  wie  das  in  den  „Mittei- 
lungen^ im  „n.  Auktarium^  gedruckt  steht  ^),  ebenso  angegeben 
in  einer  zweiten  interpolierten  Abschrift  der  Urkunde  ^.  In 
diesem  Auktarium,  wie  auch  bei  den  Interpolationen  im  Indes 
und  in  den  Eönigsberger  Abschriften  hat  Napiersky  das  Ver 
sehen  begangen,  den  Tag  Grispini  und  Crispiniani  auf  den  22. 
Oktober  zu  verlegen,  weshalb  er  eine  zweite  Urkunde  zu  habei 

flaubte^).  Das  Original  dieser  Urkunde  befindet  sich  in  dei 
'at  zur  Zeit  in  Königsberg.  Das  Wort  leffherhof  ist  in  unserei 
Abschriften  richtig  wiedergegeben  und  dürfte  etwa  so  viel  als  „zi 
Tuckum  an  unserem  (derzeitigen)  Hoflager^  bedeuten'). 

Zu  Tuckum  stellt  der  Ordensmeister  Gise  von  Rutenberf 


1)  Laut  freundlicher  Mitteilung  des  Herrn  L.  ArbuBOw  ist  diese  bishe 
nnbekannte  Urkunde  kurz  und  mangelhaft  in  einer  Eonsiffnation  der  Wand 
Ben0chen  Brieflade  vom  Jahre  1695  rej^lstriert.  Eine  ADBchrift  der  Kon 
Bignation  befindet  sich  im  Archiv  der  Kurlandisohen  Bitterschaft. 

«)  ÜB.  V,  Nr.  2090. 

'^  ÜB.  V,  Nr.  2311. 

ÜB.  V,  Begeste  Nr.  3120. 

Im  livlandischen  Bitterhause,  Abteil.  I,  Bd.  V,  Nr.  628. 

Bd.  n,  S.  498. 

^  Index  10491)  and  Königaberger  Abschriften,  Abt  n,  Bd.  IV,  Nr.  510ii 

^  Laut  freundlicher  Mitteilung  des  Herrn  H.  Baron  Brniningk  fal 
auch  in  dem  noch  ungedruckten  Ealendarium  der  Bigaschen  Diözese  dieM 
Tag  auf  den  25.  Oktober.  £in  Vergleich  der  beiden  Urkunden-Absehriftc 
aus  Königsberg  ergab  die  wörtliche  übereinsÜmmong  beider,  es  muBS  sona 
im  Auktarium  11  die  sub  Interpolationsnummer  1049i>  auf  S.  493  reeiBtrierl 
Urkunde  gestrichen  werden,  da  sie  identisch  ist  mit  Index  Nr.  1053. 

d)  Laut  freundlicher  Mitteilung  des  Herrn  Archivrats  Dr.  Erich  Joacbix 
und  zwar  wird  diese  Urkunde  im  Drdensarchiv  X,  Nr.  109  aufbewahrte 


71 

einen  Lehnbrief  am  3.  Februar  1432  ans '),  aber  erst  in  einem 
Schreiben  des  Komturs  Ton  Ooldingen  an  den  Hochmeister  vom 
82.  Juli  1438  wird  Tuckum  ausdrücklich  als  ein  Schloss  be- 
zeichnet und  zwar  als  »eyn  vleyslott  Tugkem^^).  Da  im  Mittel- 
niederdeutschen fleien,  fleihen,  vleien,  vleihen  die  Bedeutung 
von  ordnen,  schichten,  stapeln  hat*),  könnte  man  versucht  sein 
Vleyslott  als  eine  vorwiegend  wirtschaftlichen  Zwecken  dienende 
Burg  des  Ordensmeisters  anzusehen.  Doch  hat  das  Wort  Vlevs- 
lott,  das  im  Originaltext  der  Urkunde  deutlich  so,  wie  im  Ür- 
kondenabdruck  zu  lesen  ist^),  hier  wohl  die  Bedeutung  einer 
Borg  der  Zuflucht^).  In  diesem  Sinne  kommt  das  Wort  „fliihewsser^ 
aoch  in  dem  Schreiben  des  Komturs  von  Brandenburg  an  den 
Hochmeister  aus  Kandau  vom  17.  Oktober  1434  vor^). 

Seit  wann  Tuckum  eine  dem  Ordensmeister  von  Livland 
besonders  gehörende  Burg  war,  dürfte  schwerlich  festzustellen 
sein.  Bereits  in  der  dritten  statistischen  Beilage  zur  jüngeren 
Hochmeisterchronik  wird  Tuckum  als  Burg  des  Meisters  ver- 
zeichnet^. Tuckum  wird  als  „in  magistri  (parte)"  belegen  in 
einer  Urkunde  von  1442  genannt®)  und  blieb  auch  bis  zum 
Scblass  der  Ordensherrschaft  in  Livland  ^ewissermassen  eine 
der  Apanagen  der  livländischen  Ordensmeister.  Diese  haben 
sich  dort  wiederholt  aufgehalten. 

Es  würde  zu  weit  fuhren,  alle  Schreiben  und  Urkunden,  die 
Tnckum  nennen  oder  dort  ausgefertigt  sind,  aufzählen  zu  wollen. 
Allein  Plettenberg  hat  etwa  20  Schreiben  oder  mehr  aus  Tuckum 
zu  verschiedenen  Zeiten  (1494—1522)  während  seiner  Regierungs- 
zeit ausgefertigt. 

Eine  grössere  Landwirtschaft  muss  schon  in  früher  Zeit 
bei  Tuckum  eingerichtet  gewesen  sein,  denn  auch  nach  der  aus- 
drücklichen Erwähnung  Tuckums  als  ^slott^  kommt  der  «Hof 
Tuckum"  1442  vor*).  Vielleicht  ist  hier  das  heutige  Gut  Schlocken- 
beck  gemeint,  das  6  Kilometer  von  Tuckum  nussabwärts  liegt. 

In  den  Jahren  1488  und  1491  wird  ein  Vogt  zu  Tuckum, 

1)  ÜB.  VIII,  Nr.  548. 

«)  ÜB.  IX,  Nr.  822,  S.  208. 

3)  Schiller  ond  Lübben,  Mittehiiederd.  Wörterb.,  und  Dr.  W.  v.  Gntzeit, 
Wört^vcbatz  der  deutschen  Sprache  Livlands. 

4)  Laut  freundlicher  Mitteilung  des  Herrn  Archivrats  Dr.  E.  Joachim 
in  Königsberg. 

^)  Lezers  mittelhochdeutsches  Handwörterbuch:  Vlieheburc,  Bercvrit, 
vüshehüs,  vlifafls. 

«)  ÜB.  Vm,  Nr,  9Ö9,  S.  611. 

1)  S.S.  rer.  Prass.  Y,  S.  144  (470)  und  Anm.  a.    YergL  auch  S.  89, 


IX,  Nr.  846,  Beiseroate  von  Yisitatoren. 
ÜB.  IX,  Nr.  910,  Lehnbrief  des  OrdensmeiBterB  Heidenreioh  Yinke. 


72 

von  der  Marcke,  genannt^),  doch  kommt  ein  solcher  nur  aus- 
nahmsweise in  Tuckum  vor.  Die  Oberaufsicht  über  diese 
Burg  und  ihr  Gebiet,  des  Meisters  Gebiet  überhaupt,  lag  in 
älterer  Zeit  bis  1482  in  den  Händen  des  Schaffers  des  Deut- 
schen Ordens,  der  damals  in  Riga  seinen  Sitz  hatte,  danach  in 
den  Händen  des  Kumpans  von  Biga^).  An  Ort  und  Stelle 
hatte  der  Orden  Landknechte  (Laien)  als  Verwalter,  wie 
auch  in  anderen  Schlössern,  die  keinen  Konvent  hatten,  als 
Schrunden,  Burtneck  u.  s.  w.  In  Tuckum  sind  als  solche  be- 
kannt vor  1476  Claus  Korff,  vor  1562  Georg  v.  Lüdinghausen, 
1552  Claus  Nierodt,  1555  Jürgen  Blum  (Blohme)»). 

Im  April  1463  und  im  Juni  1481^)  landen  zu  Tuckum  wich- 
tige Ständeversammlungen  statt. 


In  der  Nachbarschaft  eines  heidnischen  Burgberges  war  die 
Burg  auf  der  Höhe  einer  ehemaligen  Gletschermoräne  errichtet, 
nahe  an  ihrem  Südostabhange,  der  nach  dieser  Seite  natürlichen 
Schutz  bot.  Die  3  anderen  Seiten  der  fast  rechteckigen  Anlage, 
51m  bis  52  m  lang  von  NW.  nach  SO.  und  etwa  40  m  breit, 
schützten  künstliche  Gräben,  deren  Reste  nach  der  SW.-  und  der 
NO.-Seite  hin  noch  gut  kenntlich  sind. 

Der  Herr  Schulinspektor  E.  Schmidt  in  Bauske  teilte  bei 
Einsendung  von  Photographien  der  Ruinenreste  von  Tuckum 
1887  mit^):  „Bei  meinem  im  Laufe  des  verflossenen  Sommers 
Tuckum  und  seiner  mir  liebgewordenen  Umgegend  abgestatteten 
Besuche  begab  ich  mich  auch  in  die  Villa  Hiulesem  behufs  Be- 
trachtung des  letzten  Restes  vom  einstigen  Schlosse  Tuckum. 
Zur  Zeit  meiner  Kindheit,  d.  h.  vor  30  Jahren  etwa,  standen  von 
demselben  noch  ansehnliche  Ringmauern  von  gehöriger  Breite 
und  Höhe.  Die  moderne  Industrie  hat  offenbar  diese  schönen 
Trümmer  nicht  unverwertet  lassen  wollen  und  so  sind  dieselben 
bis  auf  einen  Torbogen  verschwunden,  der  aber  jetzt  dem 
Hüllesemschen  Garten  zur  Zierde  gereicht.  Der  Torbogen  ist 
etwa  4  Fuss  dick  und  8  Fuss  hoch.^ 

Wenn  Herr  E.  Schmidt  das  näher  bezeichnete  Gemäuer  als 


1)  Arbosow,  Ordensbeamte,  Jahrbach  für  Genealone  . . .  1899  (Mitaa 
1901),  S.  76  und  127.  Mskr.  d.  Livl.  Bitt-Bibl.  Nr.  61.  —  Vergl.  auch,  Ordens- 
beamte  S.  53  «Friedrich  Batlar''. 

S)  Ebendort,  S.  42  Anm.  21  und  S.  101  sab  «Johann  von  der  Wenge*. 
Yergl.  auch  ÜB.  IX,  Nr.  981  vom  4.  Joli  1443. 

')  Laat  frenndUcher  Mitteilnng  des  Herrn  L.  Arbnsow,  ans  dem  Archiv 
der  Eorlandiflchen  Bittenehaft  und  einer  alten  Kopie  in  der  EBtlandiBchen 
Bibliothek  in  Beval. 

Stockholmer  Beichsarchiv  und  freondl.  Mitteilnng  von  L.  Arbnsow. 
Sil^nngsber.  der  Karl.  Ges.  f.  lit.  n.  Ennst  1887,  S.  24. 


? 


73 

^letzten  Best^  angesehen,  so  bat  er  weit  weniger  von  der  Burg 
bonerkt^  als  noch  heute  erhalten  ist. 

In  der  Villa  von  Behr,  ehemals  v.  Hüllesem,  ist  allerdings 
nur  ein  10,5  m  langes,  bis  zu  5,2  m  hohes  und  1,35  m  bis  1,6  m 
starkes,  torbogenartiges  Mauerstück,  das  wohl  nicht  ein  Tor 
enthielt,  unweit  der  ehemaligen  Südecke  der  Burg  erhalten  ge- 
blieben, aber  an  der  Westecke  steht  zwei  Stockwerke  hoch  ein 
weit  grösserer,  viereckiger  Teil  der  alten  Burg  noch  unter 
Dach  und  dient  als  Zeughaus  des  Ereismilitärchefs.  Ein  Teil 
der  Burg  wird  somit,  wenn  auch  nicht  mehr  bewohnt,  so  doch 
benntzt. 

Dass  es  sich  hier  nicht,  wie  es  den  Anschein  hat,  um  einen 
Turm  handelt,  folgt  nicht  so  sehr  aus  den  Dimensionen  des 
Grundrisses,  als  vielmehr  aus  den  Spuren  der  ehemaligen  Fort- 
seteangen  der  Aussenmauern  nach  SO.  und  NO.,  sowie  aus  älteren 
Zeichnungen,  die  chronologisch  geordnet  uns  die  Geschichte  der 
Zerstörung  ansehnlicher  Beste  der  Tuckumer  Burg  im  Laufe  der 
letzten  111  Jahre  bieten. 

Von  den  5  vorliegenden  Zeichnungen  stammt  die  älteste 
aus  dem  Jahre  1792  und  ist  die  Durchzeichnung  einer  Ansicht 
m  J.  Ch.  Brotzes  Sammlung^).  Sie  zeigt  die  Burgruine  von  der 
Ostseite. 

Die  Südostmauer  und  ein  kleines  Stück  der  Nordwestmauer 
der  Oesamtanlage  sind  etwa  2  Stockwerke  hoch  erhalten.  Nur 
an  der  Südwestseite  des  Burghofes  scheint  ein  längliches  Gebäude 
gestanden  zu  haben,  von  dem  diese  Ansicht  bedeutende  Reste 
der  Langwände,  zum  Teil  etwas  höher  als  die  Südwestmauer, 
imd  vielleicht  den  Best  einer  Innenmauer  in  der  Längsrichtung 
zeigt.  Der  nördliche  Teil  der  Burg  ist  nicht  mit^ezeichnet, 
sondern  ÜHi  rechts  ausserhalb  des  Rahmens  dieses  ßildes,  das 
ünks^noch  einen  Blick  auf  den  Tuckumschen  See  gewährt. 

Ähnlich  ist  die  Zweitälteste  Ansicht  der  Burg  von  H.  F. 
Waeber  1795  von  derselben  Seite  aufgenonmien'),  auf  der  links 
der  Tnckumsche  See,  rechts  aber  auch  der  Teil  der  Burff,  der 
das  heutige  Zeughaus  des  Ereismilitärchefs  bildet,  erscheint. 
Damals  muss  genannter  Teil  noch  bewohnt  gewesen  sein,  denn 
ein  Schornstein  in  der  Mitte  des  Dachfirstes  deutet  hierauf.  Die 
Maaem  der  Ruine  zeigen  sich  ähnlich  denen  auf  der  verberge- 
nannten  Zeichnung,  die  ja  nur  3  Jahre  älter  ist.  Bemerkenswert 
ist^  dass  die  an  das  heutige  Zeughaus  stossende  Ruinenmauer  bis 
zum  An&ng  des  Daches  reicht,  wodurch  wir  das  Höhenmass  von 

1)  J.  eil.  Brotze,  Sammlong  von  Monumenten,  Prospecten . . .  Original 
nf  der  Bigaschen  StadtbibUothek,  Bd.  Y,  Blatt  186. 

s)  Das  Original  in  Aquarellfarben  hängt  eingerahmt  im  Korländischen 
Pmriiudalmuseaoi  der  EnriändiBchen  OesellBchaft  für  literatar  nnd  Ennst 
in  Mitan. 


74 

7Vt  m  erhalten.  Die  Nordostmauer  ist  gröBStenteils  nur  wenig 
über  dem  Erdboden  hervorragend  dargestellt. 

Ein  wesentlich  verändertes  Bild  zeigt  die  drittälteste  Ansicht 
der  Burgrnine,  zugleich  mit  einem  Plane  in  1 :  480  am  1827  auf- 
genommen ^).  Ausser  dem  heutigen  Zeughause,  das  damab  schon 
nicht  mehr  bewohnt  gewesen  zu  sein  scheint,  da  der  Schornstein 
fehlt,  ist  nur  noch  ein  kleines,  etwa  16  m  langes  Stuck  der  Sud- 
westmauer in  gewisser  Höhe  erhalten  und  zeigt  2  torarti^e  und 
2  fensterartige  Öffnungen.  Von  den  übrigen  Mauern  zeigt  die 
Ansicht  nichts,  aber  der  Plan  gibt  sie  punktiert  an,  so  dass 
angenommen  werden  muss,  es  seien  auch  damals  noch  die  Fun- 
damente der  ganzen  Umfassungsmauer  und  des  länglichen  Ge- 
bäudes an  der  Südwestseite  kenntlich  gewesen.  Dieser  Plan 
wurde  bei  der  Herstellung  unseres  Planes  in  1 :  1000  för  die  jetzt 
nicht  mehr  sichtbaren  Teile  der  Burg  benutzt. 

Eine  vierte  Ansicht  der  Ruine  von  Schloss  Tuckum,  die  auch 
aus  der  ersten  Hälfte  des  19.  Jahrhunderts  zu  stammen  scheint'), 
ist  enthalten  in  einer  Sammlung  von  Aquarellen  und  Plänen  in 
der  Livländischen  Bitterschafts -Bibliothek.  Auffallend  sind  hier 
die  Steinreihen  im  Hofe  der  Burg,  die  wohl  schwerlich  Funda- 
menten angehören  dürften.  Wer  die  Zeichnung  hergestellt  hat, 
ist  unbekannt.  Ihr  Weii;,  sie  reicht  nicht  bis  zum  Zeughaus,  ist 
nicht  hoch  zu  veranschlagen. 

Wie  die  fünfte  im  Juli  1902  hergestellte  Zeichnung  veran- 
schaulicht, ist  von  dem  um  1827  isoliert  gezeichneten  Mauerteil 
nur  noch  das  bereits  erwähnte  kleine  10,5  m  lange  Stück  erhalten 
mit  einer  einzigen  torartigen  Öffnung.  Diese  Mauer  ist  bis  1,6  m 
stark  und  dürfte  uns  wohl  die  Stärke  der  gesamten  ehemaligen 
Umfassungsmauer  übermitteln. 

Das  Zeughaus  ist,  dank  dem  Umstände,  dass  es  praktischen 
Zwecken  diente  und  noch  dient,   bis  auf  unsere  Tage  erhalten 

geblieben.  Es  ist  fast  11,5  m  lang  und  breit,  wodurch  wir  die 
reite  des  schmalen  Gebäudes  längs  der  ganzen  Südwestseite 
erhalten.  Das  Zeughaus  macht  durch  seinen  fast  quadratischen 
Orundriss  den  erwähnten  turmartigen  Eindruck.  Die  7,5  m  hohen 
Umfassungsmauern  scheinen  alle  4  der  alten  Burg  angehört  za 
haben. 

Durch  die  freundliche  Yermittelung  des  Herrn  M.  Kreenuuin, 
Stadthaupt  von  Tuckum,  wurde  es  ermöglicht  das  Innere  des 
verschlossen  und  versiegelt  gehaltenen  Zeughauses  zu  besichtigen. 

1)  Die  Originale  der  Zeichnung  and  des  Planes  sind  anf  der  Bigaschea 
Stadtbibliothek  in  einer  aaf  Befehl  des  Generalgoavemeoren  Marquis  Pb. 
Panlacci  angelegten  Sammlung. 

S)  livUnd&che  Bitterschafts-BibUothek,  Abt  I,  Nr.  109^  Blatt  65 
Diese  Sammlon^  stammt  aas  dem  Nachlass  des  Eammerherm  Iwan  tob 
Wöhrmann  in  Riga. 


76 

In  dem  3,35  m  hohen,  nicht  gewölbten  Erdgeschoss  zerfällt  der 
ganze  Baum  in  eine  grosse  nnd  3  kleine  Kammern,  die  durch 
0,65  m  bis  0,9  m  starke  Mauern  von  einander  geschieden  sind. 
Die  Aussenmauem  der  Burg  sind  nach  NW.  und  SW.  1,6  m  stark, 
die  anderen  Aussenmauern  des  Zeughauses  nur  1  m  nach  SO.  und 
1,3  m  nach  NO.,  wo  die  Eingangstür  sich  befindet.  (Siehe  den 
Plan.) 

Das  neuerbaute  Gefängnis  gegenüber  der  Eingangstür  zum 
Zeughause  li^  zum  Teil  auf  der  Stelle  der  Burg,  so  dass  eine 
Freilegung  ihrer  Fundamente  unmöglich  ist. 

In  dem  4,2  m  hohen  Hauptgeschosse  des  Zeughauses  befinden 
sich  nur  3  Kammern,  zu  denen  eine  Holztreppe  im  ersten  Raum 
an  der  Eingangstür  hinauffuhrt.  Eine  ebensolche  Treppe  führt 
zum  Bodenraum  unter  dem  steilen  Dach. 

Weder  Gewölbe,  noch  Spuren  von  solchen,  noch  steinerne 
Wendeltreppen,  noch  alte  Heizungsanlagen  oder  dergleichen  mehr 
Bind  im  Inneren  des  Zeughauses,  dessen  weissgeputzte  Wände  dem 
forschenden  Auge  nichts  verraten,  kenntlich. 

Nach  dem  Aufhören  der  Ordensherrschaft  wurde  auf  der 
LandesYersammlung  in  Riga  am  21.  März  1563  erwogen,  ob  ver- 
schiedene „wüste  und  loese^  Schlösser,  darunter  auch  Tuckum, 
nicht  zu  schleifen  wären.  Das  ist  jedenfalls,  wenn  beschlossen, 
ucht  ausgeführt  worden,  denn  im  September  1605  plünderten 
4000  Schweden  „Tuckum  ....  ein  altes  unbefestigtes  Haus''  ^) 
und  auch  1613  muss  der  ganze  Ort  in  verwahrlostem  Zustande 

gewesen  sein,  denn  gegen  einen  dort  zum  29.  November  vom 
erzog  Friedrich  angeschriebenen  Landtag  protestierte  der  Adel 
za  Doblen,  weil  die  Landtagsglieder  „daselbst  nicht  wohl  unter- 
kommen können''  ^). 

Im  Jahre  1622  hatten  die  Adeligen  jener  Gegend  ihre  Schätze 
nicht  im  Schlosse,  sondern  im  Hofe  Tuckum,  d.  i.  Schlockenbeck, 
bei  des  Herzogs  von  Kurland  Marschall  Schencking  geborgen, 
weQ  dieser  noch  jetzt  burgartig  aussehende  Hof  ziemlich  befestigt 
worden  war,  aber  die  Schweden  überfielen  ihn  im  März,  nahmen 
um  ein  und  fingen  den  Marschall  •).  Tuckum  wurde  von  den 
Schweden  1625  eingenommen,  aber  1626  wieder  verlassen. 

Seit  1618  war  Tuckum  Sitz  des  Hauptmanns^)  und  1653 
befahl  der  Herzog  das  Schloss  für  den  Oberhauptmann  in  stand 
zn  setzen.  Die  Burg  war  noch  am  16.  August  1730  Sitz  des 
ftrBtlich  Tuckumschen  Instanzgerichts  ^)  und  damals  wohl  noch 
im  ganzen  Nordwestflügel  wohlerhalten  und  bewohnt.  Da  zwischen 

1)  Monnm.  Liv.  antiq.  11.    Noldesche  Händel,  S.  87. 

^  Ebendort,  8.  U. 

S)  Monimi.  liy.  antiq.  II.    Nachtrag  za  Hiäms  Chronik,  S.  3. 

*)  Ziegenhom . .  .,  S.  198. 

^  SitsmigBber.  d.  Ges.  f.  Gesch.,  Biga  1886,  S.  18. 


76 

1780  und  1792  keine  grösseren  verheerenden  Eri^e  in  KurL 
gewütet  haben,  so  muss  die  Burg,  ähnlich  der  von  Eandau,  i 
infolge    von  Vernachlässigang  verfallen   sein,    denn    auch    « 
grösserer  Feuerschaden,  der  den  Bau  zerstört  haben  könnte,   . 
nicht  bekannt.    Zwischen  1795  und  1827  muss  dann  die  Bur 
ruine  stark  als  Steinbruch  in  Anspruch  genommen  worden  aeii 
wie  ein  Vergleich  der  Ansichten  aus  jenen  Jahren  beweist. 

Was  für  eine  Bewandtnis  es  mit  Arndts  Angabe  hat:  „Di« 
alten  Mauern  des  neuen  Schlosses  sind  noch  zu  sehen  und  voi 
dem  alten  herrmeisterlichen  die  Trümmer  300  Schritte  davon"  ^), 
lässt  sich  heute  an  Ort  und  Stelle  nicht  erkennen.  Jedenfalls 
sind  die  noch  erhaltenen,  hier  beschriebenen  Teile  nicht  die 
Beste  eines  neueren  Baues,  denn  die  starken  Feldsteinmauern 
des  schmalen  ausgebauten  Flügels  und  der  geräumige,  nahezu 
quadratische  Hof,  besonders  aber  die  Lage  am  steilen  Abhang 
zum  See  und  die  Beste  der  tiefen  Burggräben,  deuten  auf  die 
Zufluchtsbui^  des  Mittelalters. 

Auf  der  Stelle  der  Kirche  sollen,  was  jedoch  unverbürgt  ist, 
ehedem  Trümmer  eines  Schlosses  gestanden  haben.  Die  Kirche 
wurde  1609  aus  Stein  neu  erbaut  *)  und  somit  können  zu  Aradts 
Zeit  oder  später  auf  jener  Stelle  nicht  Trümmer  eines  Schlosses 
zu  sehen  gewesen  sein» 

Schon  frühe  mag  vor  den  im  Kriegsfälle  Schutz  bietenden 
Mauern  der  Tuckumer  Burg  ein  Hakelwerk  entstanden  sein  und 
zwar  wird  beim  Jahre  1445  von  einem  solchen  berichtet^).  Jeden- 
falls existierte  ein  solches  auch  1484,  denn  Ende  April  dieses  Jahres 
zog  der  Stadthauptmann  von  Biga  gen  Tuckum,  nahm  daselbst 
den  Ordenshauptmann  gefangen  und  brannte  das  Hakelwerk 
ganz  aus^). 

Stadtrechte  erhielt  Tuckum  erst  durch  den  kaiserlichen 
Ukas  vom  27.  Oktober  1798  ^). 


1)  Arndts  Chronik  II,  8.  347. 

?Tli.  Kallmever  und  G.  Otto,  Kirchen  nnd  Prediger  Karlands,  S.  ISO. 
YergL  L.  Arbusow  in  »Tacknm*',   S.  209—210  der  ersten  Aasgabe 
von  A.  W.  Krögers  «Enrländischem  Adressbuch',  Biga  1892. 

4)  Melchior  Fuchs  im  .rothen  Bach*',  S.S.  rer.  liv.  II,  S.  788. 
^)  Bunge,  Areh.  III,  S.  94,  Anmerkung. 


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11 


TeQe  der  ältesten  rigasohen  Stadtmauer  beim  Konvent 
zum  „Heiligen  Oeist". 

Von  TL  Yon  Löwis  of  Menar. 
Hiena  Ttfal  A. 


Bereits  1863  hat  Dr.  W.  v.  Qutzeit  den  Verlauf  der  ehe- 
maligen Stadtmauer  Ton  Riga  untersucht  und  die  Ergebnisse 
unter  dem  Titel  ,,Die  ehemalige  Ringmauer  Rigas^  mit  einem 
Plane  yeröffentlicht^).  Eine  Ringmauer  gehörte  im  Mittelalter 
meist  zum  Begriffe  einer  Stadt  und  die  Gründung  Rigas  im 
wilden,  heidnischen  Lande  der  Liven  begann  zweifellos  mit  der 
Errichtung  einer  Umfassungsmauer.  Diese  wurde  1207  „soweit 
erhöht,  dass  weiterhin  von  einem  Anfall  der  Heiden  nichts  zu 
firchten  war*)**.    Die  Pilger  des  Jahres  1209  „waren  willig,  bei 

Erhöhung  der  Mauer zu   gehorchen^*".     Hieraus   folgt, 

dass  die  erste,  in  der  Eile  ungenügend  hoch  angelegte  Mauer 
wohl  im  Laufe  mehrerer  Sonmier  erst  in  der  nötigen  Höhe  aus- 
gebaut worden  ist.  Sie  umspannte  nur  den  ältesten  Teil  Ri^as 
im  13.  Jahrhundert,  mit  Ausschluss  des  Gebietes  um  die  heutige 
Domkirche. 

Im  April  1903  wurden  die  aus  dem  16.  oder  17.  Jahrhundert 
stanmienden  Speicher  zur  „schwarzen^  und  zur  ^gelben  Taube^ 
im  Konvent  zum  ^Heiligen  Oeist*  und  das  an  ihre  Rückseite 
stossende  Hans  Nr.  9  der  Grossen  Schmiedestrasse,  das  die  Eon- 
▼entsadministration  unlängst  angekauft  hatte,  niedergerissen,  um 
einen  Neubau  an  dieser  Stelle  aufzufuhren.  Es  lag  die  Vermu- 
tong  nahe,  dass  hier  Teile  der  frühesten  rigaschen  Stadtmauer 
108  dem  Anfang  des  13.  Jahrhunderts  zu  Tage  treten  würden^). 
Diese  Vermutung  ist  inzwischen  zur  Tatsache  geworden. 

Es  wurden  Reste  der  Stadtmauer  auf  den  Grundstücken, 
Gmppe  n  Nr.  96  (schwarze  Taube),  97  (gelbe  Taube)  und  104 
(Hans  Nr.  9  der  Grossen  Schmiedestrasse),  zwischen  den  Plätzen, 
Oruppe  II  Nr.  96  und  98,  sowie  103  und  105  (siehe  den  Grund- 
risB)  freigel^. 

Nicht  bloss  die  unteren  Teile  der  Stadtmauer  sind  aufgefunden, 
sondern   auch  Teile   der  Brustwehr   und  mehrerer  Schiessluken 


1)  Mitteilangen  aas  der  livländischen  GeBchichte,  Bd.  10,  S.  359--870 
Bebst  Stadtplan  yoq  Riga  mit  der  Mauer  der  Stadt. 

*)  Heinrich  von  Lettlands  Chronik  XI,  1. 

>)  Ebendort  XIII,  8. 

*)  ^ergL  den -Lageplan  der  St  Georgskirche"  im  14.  Bande  der  Mit« 
teilimgen  ans  der  GeBchichte  Liv-,  Est-  und  Kurlands  (Riga  1890)  und  den 
«Sitoationsplan  der  ältesten  OrdenBbnrg  liylandB  in  Riga*  im  «Bargwart* 
(B«rlin,  IV!  Jahrg.,  Nr.  8,  Dezember  1902)  nnd  im  Sonderabdrack  (Berlin 
1908),  endüch:  ,0&na-Zeitong*  Nr.  92  vom  24.  AprU  1908,  »Alt^Riga*. 


78 

wurden  auf  einer  Strecke  von  geeen  25  m  freigelegt.  Eine  Schiess- 
luke ist  sogar  vollständig  erhalten  und  über  ihr  die  Brustwehr, 
mutmasslich  in  ursprünglicher  Höhe. 

Vorliegende  Zeichnung  in  1 :  100  ist  ergänzt  nach  freundlichst 
zur  Verfügung  gestellten  Aufnahmen  des  Herrn  Architekten  A. 
Beinberg  und  mündlichen  Mitteilungen  des  bauleitenden  Architekten 
W.  Bockslaff,  und  zwar  sind  diese  Ergänzungen  die  Orundplatz- 
angaben  nach  dem  Grundbuch  von  Riga,  das  Tor  und  der  Fun- 
damentmaueransatz, von  dem  weiter  unten  die  Rede  sein  wird. 
Photographieen  aufzunehmen  ist  verabsäumt  worden. 

Wie  die  Zeichnung  veranschaulicht,  zeigte  sich  ein  Mauer- 
stück mit  den  unteren  Teilen  von  5  Schiessluken  und  weiter  ab  eine 
sechste,  vollständig  erhaltene,  während  eine  siebente  und  achte, 
die  dazwischen  gelegen  haben  müssen,  interpoliert  werden  konnten. 

Die  erhalten  gebliebenen  Teile  sind  in  der  Zeichnung  aus- 
geführt, die  ergänzten  nur  punktiert. 

Die  Mauer  selbst  ist  in  ihrem  oberen  Teile  mindestens  1,15  m, 
in  ihrem  unteren  1,7  m  breit  gewesen  und  die  Brustwehr  erhebt 
sich  über  ihr  dann  noch  62  cm  breit,  so  dass  eine  Breite  von 
mindestens  0,53  m  für  den  Wehrgangabsatz  nachbleibt,  der  jedoch 
zweifellos  breiter  war.  Da  hier  nämlich  die  Mauer  der  ganzen 
Länge  nach  zur  Innenseite  hin  abgebröckelt  war,  konnte  die 
Wehrganffabsatzbreite  nicht  bestimmt  werden. 

Die  für  einen  Wehrgang  nötige  Breite  wird  hier  wahrschein- 
lich durch  einen  Holzgaleriebau  nach  der  Innenseite,  der  wohl 
zweifellos  überdacht  war,  hergestellt  gewesen  sein. 

In  Reval  finden  wir  an  der  dortigen  Stadtmauer  wohlerhaltene 
steinerne  Konsolen  nach  der  Innenseite  der  Mauer  in  Wehrgang- 
höhe, auf  denen  die  hölzerne  Verbreiterung  des  Wehrganges 
ruhte  ^),  ähnliche  auch  an  manchen  anderen  Orten.  Hier  in 
Riga  sind  bisher  solche  Eonsolen  nicht  angetroffen  worden. 

Dagegen  kennen  wir  auch  Mauern,  die  so  breit  sind  oder 
durch  steinerne  Arkaden  an  der  Innenseite  derart  verbreitert 
sind,  dass  sie  den  Wehrgang  in  voller  Ausdehnung  tragen,  z.  B. 
an  der  Mauer  zwischen  der  ersten  und  zweiten  Vorburg  der 
Deutschordensvogtei  zu  Narva. 

Über  dem  heutigen  Pflaster  des  rigaschen  Konventshofes 
zum  ^Heiligen  Geist^  liegt  der  Wehrgangabsatz  6,3  m  und,  nach 
einer  Messung  vom  Architekten  A.  Reinberg,  über  dem  Trottoir 
der  Grossen  Schmiedestrasse  6,64  m.  Die  Brustwehr  erhebt  sich 
dann  noch  2,6  m  über  der  Mauer.  Danach  beträgt  die  Gesamt- 
höhe der  Mauer  etwa  9  m.  Ihr  Fundament  beträgt,  nach  Angabe 
des  Herrn  bauleitenden  Architekten  W.  Bockslaff,  1,83  m,  so  dass 


^)  Löwis  of  Menar,  E.  v.,  Die  stadtiBche  Profanarchitektur  ...  in  Riga» 
Beval  und  Narva.    Lübeck  18d2.   Fol.,  mit  Lichtdmcktafebi.   Text»  Seite  14. 


79 

die  Oesamthöhe  des  ganzen  MauerkOrpers  etwa  11  m  beträgt 
Die  Bevaier  Stadtmaner  ist  15  m  bis  16  m  hoch  ^). 

Die  0,73  m  hohen  Schiessluken  unserer  rigaschen  Stadtmauer, 
TOQ  denen  nnr  eine  in  voller  Höhe  hat  gemessen  werden  können, 
liegen  0,9  m  hoch  über  dem  Wehi^ang.  Sie  sind  an  der  Anssen- 
seite  nur  14  bis  15  cm  breit,  erweitern  sich  meist  gleichmässig 
nach  innen,  znm  Wehrgang,  auf  50  bis  85  cm,  so  dass  ein  Schiessen 
nach  rechts  und  links  durch  die  Luken  in  entsprechendem  Winkel 
möglich  war. 

Die  Mauer  ist  im  untersten,  1,7  m  breiten  Teil  aus  Kalk- 
steinen, im  oberen  aus  Ealkfliesen  und  Backsteinen  gemischt,  die 
Brastwehr  ausschliesslich  aus  Backsteinen  mit  Abmessungen  Ton 
30x14x8  bis  9  cm  errichtet.  Drei  Schichten  unterhalb  des 
Wehrganges  schloss  das  darunter  befindliche  Backstein-  und 
Brncteteinmauerwerk  eine  Rollschicht,  d.  i.  eine  Reihe  hochkantig 
gestellter  Backsteine,  ab. 

Die  Schiessluken  waren  an  der  breiteren  Innenseite  mit  10  cm 
starken  Ealksteinplatten  flach  abgedeckt,  etwa  bis  zur  Mitte  der 
Bmstwehr.  Den  äusseren,  schmäleren  Teil  deckten  Backsteine, 
die  um  10  cm  (eine  Schichte)  tiefer,  als  die  Ealksteinplatte  lagen. 
Ob  nnd  wie  die  Luken  an  der  Aussenseite  verschlossen  wurden, 
war  nicht  festzustellen. 

Da  die  Brustwehr  verhältnismässig  hoch  war,  so  deckte  sie 
und  den  Wehrgang  vielleicht  nur  ein  nach  innen,  zur  Stadt  hin, 
abfallendes  Pultdach,  das  auf  der  Brustwehr  und  hölzernen 
Stützen  an  der  Innenseite  ruhte.  Ein  Satteldach  hätte  jeden- 
falls noch  Mittelstutzen,  die  längs  der  Innenseite  der  Brustwehr 
befestigt  gewesen  sein  mussten,  erfordert.  (Siehe  die  beiden 
Qnerschnitte  auf  der  lithographierten  Tafel.) 

Auf  dem  grossen  Kupferstich,  Ansicht  Rigas  von  1612^,  ist 
über  der  Mauer  längs  der  Düna  nur  ein  schmaler  Dachrand  von 
Bossen  sichtbar,  dagegen  ist  an  der  Mauer  längs  dem  Rigebache 
die  Innenseite  mit  breitem  Dache  über  dem  Wehrgange  dargestellt 
^d  es  scheint  somit  ein  Pultdach  die  rigasche  Stadtmauer, 
wenigstens  in  jener  Zeit,  gedeckt  zu  haben. 

Holz-  oder  Steintreppen  f&hrten  eoopor  zum  Wehrgang  von 
der  Mauerstrasse,  in  Riga  Alarm-  oder  Lärmstrasse  genannt,  die 
einst  rings  um  die  Stadt  herum  an  der  Innenseite  der  Mauer  sich 
^og  und  zur  Mauer  gehörte.  Der  Wehrgang  stand  naturlich 
mit  BämtUchen  Stadttürmen  in  Verbindung,  mag  er  durch  diese 
Mndnrch  oder  an  ihnen  voruberfuhrend  angelegt  gewesen  sein'). 

^  Ebendort,  S.  14. 

')  Das  dnEige  erhaltene  Bzemplar  befindet  sich  im  Rigaschen  Dom* 


^     *)  liöwiB,  Profanbanten,   Textseite  25  (zu  Tafel  XXV)  und  S.  26  (sn 
Tafel  XXVI). 


80 

Wenn  in  W.  Nenmanns  „Mittelalterlichem  Riga'  auf  S.  6 
und  7  an  der  Aussenseite  der  Stadtmauer,  unterhalb  der  Schiess- 
luken  in  Wehrganghöhe,  ein  omamentaler  Fries  gezeichnet  ist, 
so  scheint  das  nach  gegenwärtigen  Funden  unrichtig  zu  sein, 
denn,  abgesehen  von  der  erwähnten  Bollschicht,  fanden  sich 
keinerlei  Spuren  eines  Frieses.  Auch  auf  der  grossen  Ansiebt 
Rigas,  dem  Kupferstiche  von  1612,  erscheint  unterhalb  der  Schiess- 
luken, etwa  in  Wehrganghöhe,  an  der  Aussenseite  der  Mauer 
kein  omamentaler  Fries. 

Die  Frage,  ob  die  erste  Rigasche  Ordensburg  an  die  Ring- 
mauer stiess,  d.  h.  die  nördliche  Bure-Aussenmauer  mit  einem 
Teile  der  Stadtmauer  zusammenfiel  oder  nicht,  kann  zur  Zeit 
nicht  endgültig  beantwortet  werden. 

Ein  Yon  Herrn  Architekt  A.  Reinberg  aufgefundener  Mauer- 
ansatz an  der  Innenseite  des  Fundaments,  in  der  Breite  von  1,8  m 
(siehe  den  Orundriss),  könnte  der  Lage  nach  sehr  wohl  das  Nordende 
des  Fundaments  der  östlichen  Aussenmauer  der  Ordensburg  ge- 
wesen sein  und  dann  wäre  eben  ein  Teil  der  Stadtmauer,  der 
westlich  davon  liegt,  die  Nordmauer  der  Burg  gewesen.  Dieser 
Ansatz  könnte  aber  auch  der  Rest  eines  Strebefeilerfundaments 

fewesen  sein.  Falls  nach  der  1297  erfolgten  Zerstörung  der 
^urg  dieser  Teil  der  Stadtmauer  in  seinem  oberen  Teil  von 
neuem  errichtet  wurde,  so  sind  Maueransätze  über  der  Erde 
jedenfalls  schon  damals  vernichtet  worden. 

Ein  altes  Tor  in  der  Stadtmauer  (siehe  den  Aufriss)  fand 
sich  an  dem  Stück  zwischen  der  ehemaligen  „gelben  Taube^  und 
dem  Eonventshause  Nr.  3  (ehemals  ein  Garten)  und  dürfte  jeden- 
falls wohl  die  auf  Murrers  Plan  von  1650  gezeichnete  rforte 
sein.  Ob  sie  ein  altes  Portal  der  Ordensburg  war,  dürfte  zur 
Zeit  ebenfalls  nicht  mit  voller  Sicherheit  zu  entscheiden  sein. 
Auf  Referenten  machte  sie  einen  neueren  Eindruck.  Herr  Archi- 
tekt A.  Reinberg  hält  das  Oemäuer  des  Torbogens  iür  gleichartig 
mit  dem  des  übrigen  Mauerkörpers. 

Es  könnte  bezweifelt  werden,  ob  die  vorgefundenen  Schiess- 
luken, die  zwar  dem  Kupferstiche  von  1612  zu  entsprechen 
scheinen,  überhaupt  der  frühesten  Wehranlage  angehört  haben. 
Sie  könnten  vielleicht  sogar  erst  der  Zeit,  nach  Einführung  der 
Feuerwaffen  angehören. 

Nach  Essen  wein  hat  es  jedoch  zur  Zeit^  als  noch  Stadt-  und 
Burgmauern  vom  Wehrgange  aus  mit  Armbrüsten  verteidigt 
wurden,  neben  Zinnenverkrönungen,  auch  Anlagen  mit  Schiess- 
luken, ähnlich  denen  der  rigaschen  Stadtmauer,  gegeben^). 

1)  EssenweiD,  A.,  ErLegsbaukanst.  Dannstadt  1889.  8^.  Ansicht  zu 
S.  194,  Mauern  von  Tortosa,  das  seit  1183  den  Templern  gehört  hat  (Nach: 
Bey,  G.f  ätade  bot  les  monaments  de  rarchitectore  militaire  des  crois^s  en 
Syrie  et  dans  File  de  Ohypre.    Paris  1871.) 


81 

Nach  0.  Piper  ^)  sind  die  sichersten  Kennzeichen  von  Schiess- 
scharten fnr  Polyergewehre  die  Erweiterung  der  Schiessspalte  an 
ihrem  unteren  Ende  und  das  häufig  nach  innen  davor  angebrachte 
vagrechte  Holzstück  zum  Auflegen  der  Hakenbüchse.  Diese 
beiden  Kennzeichen  fehlen  hier,  was  far  das  höhere  Alter  unserer 
Schiessluken  spricht. 

Endlich  bleibt  zu  berücksichtigen,  dass  nach  der  Anlage  der 
neuen  ümwallung  der  Stadt  Riga  jenseits  des  Risings  in  der 
zweiten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  die  Stadtmauer  hier  eigent- 
lich bedeutungslos  geworden  war  und  ihre  Luken  seit  jener  Zeit 
jedenfalls  nicht  umgemacht  sein  werden. 

Der  nun  freigelegte  Teil  unserer  ehemaligen  Stadtmauer,  der 
wahrscheinlich  700  Jahre  gestanden  hat,  wird  jetzt  abgerissen 
und  an  dieser  Stelle  wird  damit  das  ehrwürdige  Erinnerungs- 
denkmal an  den  ehemaligen  starken  Schutz  Rigas  far  immer 
zerstört. 

Über  die  Beste  der  alten  Stadtmauer  in  Riga  beim 
Konvent  zum  heiligen  Gtoist. 

Von  Angnst  Beinberg. 

Hiemi  Taf«l  B. 


Unabhängig  von  den  Aufnahmen  von  Herrn  K.  v.  Löwis  of 
Menar  sind  von  mir  Aufnahmen  von  den  Resten  der  alten  Stadt- 
mauer Rigas  am  Konvent  zum  heiligen  Geist  gemacht  worden, 
welche  in  beiliegender  Zeichnung  niedergelegt  sind.  Die  Haupt- 
masze  sind  eingeschrieben,  im  übrigen  ist  die  Zeichnung  an  Ort 
und  Stelle  nach  der  Natur  aufgetragen  und  die  Situation  durch 
BesEeichnung  der  Orundstücke  nach  der  Grundbucheinteilung  der 
Stadt  Riga  festgelegt  worden.  IVeigelegt  war  die  Mauer  in  einer 
Länge  von  ca.  25  m  zwischen  den  Grundstücken  Gruppe  H  Nr. 
103,  104  und  105  an  der  Grossen  Schmiedestrasse  einerseits  und 
Gnippe  n  Nr.  95,  96,  97  und  98  im  Hofe  des  Konvents  zum 
heihgen  Qeist  andererseits.  Ausser  der  einen  vollständig  erhal- 
tenen Schiessscharte  E  waren  4  andere  A,  B,  C  und  D  in  ihren 
unteren  Teilen  zu  konstatieren,  wenn  auch  teilweise  verstümmelt, 
eine  fünfte  war  nicht  mehr  sicher  zu  verzeichnen.  Die  Entfer- 
nungen der  Scharten  A,  B,  G  und  D  von  einander  schwankt 
zwiBchen  1,7 — 2  m  und  liessen  sich  demnach  3  Scharten  interpo- 
lieren. Die  Breite  des  oberen  Wehrganges  liess  sich  nicht  mehr 
bestimmen,  weil  sie  teilweise  abgebrochen  und  an  sie  die  spätere 
Haaer  des  Salzspeichers  angebaut  worden  war.    Nach  Abbruch 

*)  Vergl  das  vortreffliche  Werk  von  Otto  Piper:  BnrgenkoDde.  For- 
adnmgea  ü^r  gesamtes  Bauwesen  und  Geschichte  aer  Bai^en  innerhalb  des 
deataehen  Sprachgebiets.    München  1895.    80.    S.  363—364. 

6 


A 


82 


der  oberen  Teile  Hess  sich  unten  die  Breite  der  Stadtmauer  mit 
1,68  m  konstatieren  nnd  bei  O  entweder  eine  Pfeilervorlage  oder 
der  Ansatz  einer  Mauer,  welche  eventuell  die  der  alten  Bai^ 
sein  konnte.  Spuren  irgend  welcher  Konstruktionen  für  die  Über- 
dachung des  Wehrganges,  etwa  Kragsteine  etc.,  nach  welchen  ich 
besonders  forschte,  Hessen  sich  an  dieser  Stelle  nicht  finden.  Die 
Differenz  zwischen  der  Höhe  des  Pflasters  im  Hofe  des  KonTents 
zum  heiligen  Geist  und  an  der  Grossen  Schmiedestrasse  ist  nicht 

Semessen  worden.  Nach  meinen  Messungen  erhob  sich  die  Krone 
er  Mauer  7,53  +  0,72  +  0,94  =  9,19  m  iiber  dem  Trottoir  der  Gr. 
Schmiedestrasse,  nach  Angaben  des  Architekten  W.  Bockslaffvar 
das  Fundament  ca.  6'  =  1,83  m  tief,  so  dass  die  Gesamthöhe  d^ 
Bauwerks  etwa  lim  gewesen  sein  kann.  Ein  irgendwie  archi- 
tektonisch ausgebildeter  Fries  unter  den  Schiessscharten  an  der 
Aussenseite  liess  sich  nicht  konstatieren,  dagegen  war  wohl  eine 
BoUschicht,  d.  i.  eine  Reihe  hochkantig  gestellter  Ziegel,  zu  be- 
merken, welche  zur  Ausgleichung  des  darunter  befindlichen  ge- 
mischten Ziegel*  und  Bruchsteinmauerwerks  diente. 

Bezüglich  des  Tores,  das  sich  im  Lichthof  des  Grundstückes 
Gruppe  U  Nr.  103  befindet  und  in  der  Zeichnung  masstäblich 
eingetragen  ist,  bin  ich  der  Meinunff,  dass  es  älteren  ürsprnngs 
sei.  Beim  Abstemmen  des  vorderen  Teiles  des  Tores  war  ich  nicht 
zugegen,  mir  schien  aber  das  Mauerwerk  trotz  der  unbequemen 
Situation,  aus  der  es  zu  besichtigen  war,  mit  dem  des  Torbogens 
aus  einem  Guss  zu  sein. 


Über  die  Fahnen  der  Ligger  und  Lostrager  (Messer) 
in  Biga« 

Von  K.  Mettig.  ^ 

Auf  der  letzten  Sitzung  des  vorigen  Jahres  machte  ich 
legentlich  der  Besprechung  des  Brunstermannschen  Buches  ik 
die  Geschichte  der  Kleinen  Gilde  in  Riga,  welches  Abbildung 
von  den  Amtsfahnen  bringt,  darauf  aufmerksam,  dass  die  Fahfl 
der  Ämter  erst  im  Jahre  1856,  als  der  Kaiser  Alexander  II.  f 
mit  seinem  Besuche  beehrte,  angefertigt  worden  seien  nnd 
auch  einige  Gesellenschaften,  von  denen  verschiedene  alte  Fal 
besitzen,  im  Jahre  1856  Fahnen  erhalten  hätten.    Heute  will 
darauf  hinweisen,   dass   im  Jahre  1856  auch   die  Handels&ml 
der  Ligger  und  Losträger  mit  Fahnen  versehen  worden  seien.- 

Die  Fahne  der  Ligger  ist  aus  roter  Seide  angefertigt 
mit  gelbseidenen  Frangen,  Schnüren  und  Quasten  versehen, 
ihr  sind  die  Embleme  der  Ligger:   eine  Wage,   ein  Anker  uj 
ein  Merkurstab,  abgebildet  und  die  Jahreszahlen  1445  und  18| 


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83 

aneebracht  worden.  Die  erste  Jahreszahl  soll  zweifelsohne  das 
Janr  der  Gründung  des  Liggeramts  und  die  zweite  Jahreszahl 
das  Jahr  der  Stiftung  der  Fahne  angeben.  Obwohl  das  Jahr 
1445  nicht  das  richtige  Jahr  der  Gründung  ist,  so  glaube  ich 
doch,  dass  man  mit  diesem  Jahre  den  Zeitpunkt  ihres  Ursprungs 
hat  angeben  wollen.  Ehe  ich  mich  an  die  Erklärung  des  hier 
enrähnten  Fehlers  bezüglich  der  Angabe  des  Gründungsjahres 
des  Liggeramts  mache,  muss  ich  einige  Bemerkungen  über  die 
Entstehung  der  Ligger  vorausschicken.  Ursprünglich  waren  die 
Ugger  mit  den  Losträ^ern  verbunden,  und  aus  dem  Amte  der 
liOsträger,  die  die  verschiedensten  Waren  aus  Schiffen  und  Strusen, 
in  Speicher,  Keller  und  Böden  und  umgekehrt  trugen  oder  auf 
Wagen  beförderten,  schied  eine  Anzahl  aus  und  bildete  eine 
selbständige  Gruppe  von  Arbeitern,  die  eine  gleiche  Arbeit  ver- 
richteten, sich  aber  Ligger  nannten.  Der  Unterschied  zwischen 
der  Tätigkeitssphäre  der  Losträger  und  der  der  Ligger  ist  meist 
nur  in  den  Waren  zu  suchen,  die  sie  transportierten.  Die  Los- 
träger  hatten  im  Jahre  1450  einen  Schrägen  erhalten,  es  wäre 
also  als  Gründungsjahr  dieses  Amts  das  Jahr  1450  anzusehen, 
was  meist  auch  geschehen  ist.  Die  Ligger  wurden  aber  erst  im 
Jahre  1463  mit  einem  Schrägen  versehen;  sie  hätten  demnach 
als  Gründungsjahr  das  Jahr  1463  anzusehen.  Zwischen  den  Los- 
tr^m  und  den  Liggern  herrschten  im  Laufe  der  Jahrhunderte 
ewige  Streitigkeiten,  weil  sie  ihren  Erwerb  auf  einem  gleichen 
Arl^itsfelde  suchen  mussten. 

Die  Ligger  setzten  also  auf  ihre  Fahne  nicht  die  Jahreszahl 
1463,  sondern  die  Jahreszahl  1445.  Ich  glaube,  sie  wollten  mit 
diesem  Jahre  die  Zeit  der  Gründung  ihres  Amtes  angeben.  Nicht 
aber  das  Jahr  1445,  sondern  das  Jahr  1463,  wo  sie  ilu'en  Schrägen 
erhielten,  wäre,  wie  oben  schon  bemerkt,  als  Gründungsjahr  zu 
bezeichnen.  Die  Ligger  jedoch  fanden  ein  anderes  Jahr,  das 
ibre  Gilde  älter  machte  als  die  Gilde  der  Losträger,  ihrer  frü- 
heren Genossen  und  späteren  Gegner  und  Eonkurrenten.  Es 
)i^  nahe,  in  Rücksicht  auf  die  zwischen  Ligeern  und  Losträgern 
bemchende  Animosität,  anzunehmen,  dass  die  Liffger,  bestrebt, 
lieh  die  Ehre  eines  höheren  Alters  beizulegen,  ihr  Amt  einige 
Jahre  früher  als  das  Amt  der  Losträger  hätten  entstehen  lassen, 
lud  dass  darauf  die  Losträger,  um  hinsichtlich  der  Frage  des 
Alters  einen  hohen  Trumpf  gegen  die  Ligger  auszuspielen,  die 
Sntstehung  ihrer  Gilde  50  Jahre  vor  der  Gründung  Rigas,  in 
das  Jahr  1150,  gesetzt  hätten.  Als  ich  vor  einiger  Zeit  hier 
einen  Tortrag  über  die  Losträger  hielt,  brachte  ich  diese,  im 
Schosse  der  Losträger  lebende,  auf  einem  Siegelstempel  ver- 
ewigte Tradition  von  dem  hohen  Alter  der  Gilde  zur  Sprache^}. 


^)  Sitzirngsber.  d.  GesellBch.  f.  Gesch.  n.  Altertumsk.  pro  1902,  S.  56. 

6* 


84 

Die  beiden  ältesten  Angaben  über  das  Alter  der  Ligger  und 
Losträger,  1445  und  1150,  sind  aber  nicht,  wie  das  scheinen 
könnte,  infolge  einer  boshaften  Regung,  sondern  nur  aus  Un- 
kenntnis entstanden.  Bezüglich  des  Alters  der  Losträger  and 
ihres  angeblichen  Gründungsjahres  1150  sprach  ich  meine  Mei- 
nung dahin  aus,  dass  die  Ziffer  4  in  der  Jahreszahl  1450  im 
Siegelstempel,  der  als  Vorlage  zur  Anfertigung  eines  zweiten 
Stempels  diente,  einer  1  (Eins)  sehr  ähnlich  gemacht  war,  und 
zwar  so,  dass  der  obere  Teil  der  Ziffer  4  das  Aussehen  eines 
spitzen  Dreiecks  hatte  und  daher  für  eine  Eins  gehalten  werden 
konnte;  im  zweiten  Stempel  sei  dann  auch  die  Jahreszahl  1150 
deutlich  eingraviert  worden. 

Die  Annahme,  dass  das  Gründungsjahr  des  Liggeramts  in 
das  Jahr  1445  zu  setzen  sei,  ist  auch  einem  Lesefehler  ent- 
sprungen. Als  man  im  Jahre  1856  auf  die  eben  gestiftete  Amts- 
fahne das  Jahr  der  Gründung  des  Amts  malen  lassen  wollte, 
liess  man  sich  durchaus  nicht  von  einer  gegen  die  Losträger 
oder  gegen  ihre  Nachfolger,  die  Messer,  gerichteten  Stimmung 
leiten,  sondern,  ganz  objektiv  verfahrend,  forschte  man  in  den 
Amtsbüchem  nach  Angaben  über  den  Ursprung  und  das  Alter. 
Man  zog  zu  diesem  Zwecke  aus  der  Zahl  der  verschiedenen  alten 
Bücher  des  Amtes  ein  in  Schweinsleder  gebundenes  altes  Buch 
zu  Rate,  das  mit  einer  fehlerhaften  Abschrift  des  Schragens  der 
Losträger  v.  J.  1450  beginnt.  Im  Original  dieses  Schragens 
heisst  es  im  Anfange :  „Na  der  gebort  unses  heren  Jhesa  Christi, 
dor  men  schreiff  dusent  veirhundert  vnnd  vifftich  vertein  dage 
na  paschen^  u.  s.  w.  In  der  Abschrift  in  dem  erwähnten  Perga- 
mentbande ist  diese  Zeitangabe  entstellt  wiedergegeben  worden; 
da  heisst  es:  „Da  man  schreibet  Tausend  vierhundert  45  Tage 
nach  Ostern".  „Vifftich**  von  der  Jahreszahl  und  „vertein**  von 
dem  Tagesdatum  hat  der  Abschreiber  aus  Unkenntnis  in  45  zu- 
sammengezogen. Die  Ligger  fanden  hier  als  Jahr  der  Gründung 
ihres  Amtes  das  Jahr  1^5  und  brachten  das  falsche  Jahr  auf 
ihre  Fahne. 

Die  Fahne  der  Messer,  der  Rechtserben  und  Nachfolger 
der  Losträger^  ist  aus  blauer  Seide  angefertigt  und  mit  sil* 
bernen  Frangen  eingekantet.  Auf  der  Fahne  sind  unter  einem 
Sterne  die  Embleme  des  Amtes :  Merkurstab,  Loimass ')  mit  dem 
Streichbalken  und  zwei  Garben  dargestellt  und  an  den  Seiten 
die  Jahreszahlen  1460  und  1856  angebracht.  Was  die  Messer 
die  Jahreszahl  1460  auf  ihre  Fahne  zu  bringen,  veranlasst  haben 
mag,  ist  nicht  ersichtlich.  Ich  glaube,  dass  sie  dazu  gleichfalls 
aus  Unkenntnis  der  Vergangenheit  und  ihrer  alten  Schriften  ge-- 

1)  Aaf  dem  Lofmasse  sind  zwei  sich  krenzende  Schlüssel  unter  einem 
Sterne  da^estellt,  wohl  eine  fehlerhafte  Darstellang  des  kleinen  Wappens 
der  Stadt  Riga. 


86 

fühlt  seien.  Nicht  unmöglich  ist  es,  dass  sie  der  Meinung  ge- 
iresen  wären,  im  Jahre  1460  sei  ihre  Gilde  ins  Leben  getreten, 
da  am  Ende  ihres  Schragens  von  der  im  Jahre  1460  erfolgten 
Fondation  einer  Vikarie  in  der  St.  Petrikirche  die  Bede  ist  und 
weil  sie  vermutlich  mit  der  Datierung  des  Schragens  im  Eingange 
auch  nicht  mt  zurechtgekommen  sein  werden.  Als  die  Messer 
im  Jahre  1856  das  Jahr  Sirer  Gründung  auf  ihrer  Fahne  anbringen 
wollten,  Hessen  sie  die  auf  ihrem  zweiten  Sie^elstempel  eingra- 
Tierte  Jahreszahl  1160  unberücksichtigt,  in  der  Überzeugung, 
dass  diese  Jahreszahl  falsch  sei  und  daher  für  die  Geschichte 
ihres  Amtes  sar  keine  Bedeutung  habe. 

Nachträglich  mag  hier  noch  bemerkt  werden,  dass  Fr.  Brunster- 
mann  in  seiner  Geschichte  der  Elleinen  oder  St.  Johannis-Gilde 
die  Fahnen  der  Ämter  der  Huf-  und  Waffenschmiede  1383,  1856, 
der  Konditoren  1642,  1856  und.,  der  Seiler  1695,  1856  nicht  an- 

E fuhrt  hat  und  dass  diese  3  Ämter  auch  im  Jahre  1856  ihre 
Irnen  erhalten  haben.  Yergl.  Katalog  der  Bigaschen  kultur- 
bistorischen  Ausstellung,  1883,  S.  232—233  Nr.  2501.  Die  von 
finmstermann  abgebildeten  Fahnen  der  Konditoren  und  Seiler 
stammen  aus  jüngerer  Zeit. 


671.  Versammlong  am  10.  September  1903. 

Nach  Eröffnung  der  Sitzung  gedachte  der  Präsident  Ober- 
lehrer Bernhard  Hollander  der  im  Laufe  des  Sommers  heim- 
gq;angenen  Mitglieder:  des  Herrn  Eassadeputierten  Alexander 
^.  Siryk  auf  Gross- Köppo,  gestorben  am  20.  Mai  (2.  Juni)  in 
Dresden,  des  korrespondierenden  Mitglieds  Eönigl.  schwedischen 
Bdchsheraldikers  Herrn  Majors  Karl  Arvid  y.  Elingspor, 
gestorben  am  15.  Juni  n.  St.  in  Upsala,  und  des  Herrn  Notarius 
poblicus  Wilhelm  Toewe,   gestorben  am  27.  August  in  Biga. 

Die  Versammlung  ehrte  das  Andenken  der  Verstorbenen 
dnreh  Erheben  von  den  Sitzen. 

Der  Präsident  teilte  mit,  dass  am  20.  Mai  das  Dommuseum 
iorch  den  Besuch  Sr.  Kaiserlichen  Hoheit  des  Grossfürsten 
Wladimir  Alexandrowitsch  beehrt  wurde,  wobei  der  Mu- 
seunsinspektor E.  G.  Y.  Sengbusch  und  Referent  Seine  Eaiserl. 
Hoheit  zu  begrüssen  und  durch  die  Sammlungen  zu  geleiten  die 
Are  hatten. 


86 

Der  Präsident  berichtete  weiter,    dass  am  6.  Augast  die 
Glieder  des  X.  Allrussischen  Forstkongresses  die  Samm-  ' 
langen  unseres  Museums  besucht  haben.  | 

Der  Präsident  teilte  femer  mit,  dass  Ihre  Erlandit  die  ' 
Frau  Gräfin  Praskowja  Sergejewna  Uwarow,  Präsident  ; 
der  Eaiserl.  Mosk.  archäolog.  Gesellschaft,  bei  Gelegenheit  der  | 
Vorberatung  zum  12.  Archäologischen  Eongress  in  Jekaterinodav  ; 
in  anerkennender  Weise  des  10.  Archäologischen  Kongresses  in  \ 
Riga  und  der  auf  ihm  seitens  der  baltischen  Institutionen  und 
gelehrten  Gesellschaften  geleisteten  Arbeit  gedacht  habe.  Der  \ 
auf  den  Rigaer  Archäologischen  Eongress  bezügliche  Passus 
ihrer  Rede  hatte  folgenden  Wortlaut: 

„.  .  .  .  Ein  Yöllig  neues  Bild  erschloss  sich  uns  mit  dem  | 
Moment,  wo  die  Eaiserl.  Moskauer  Archäologische  GesellsclLaft,  | 
einer  Weisung   des  in   Gott  ruhenden   Eaisers  Alexander  m.  I 
folgend,    den   baltischen   Gouvernements    den    YorscUag  1 
machte,   die  Berufung  des  10.  Archäologischen  Eongresses  nach  | 
Riga  vorzubereiten.    Augenblicklich  erhob  sich  das  ganze  bal- 
tische Gebiet  und  alle  Stände,   beginnend  von  den  Gilden,  die 
Lehrer,   die  lutherische  Geistlichkeit,  die  Museen,  die  gelehrte 
Gesellschaften,    die   privaten    Sammler    und    Altertumsfrennde 
—  sie  alle  vereinigten  sich;  unermüdlich  arbeiteten  sie  mit  der 
ansässigen  Ritterschaft  an  der  Spitze,  und  gemeinsam  mit  der 
Moskauer  Archäologischen  Gesellschaft  arrangierten  sie  den  Eon* 
gross  und  die  Ausstellung;  sie  machten  örtliche  Geldmittel  flüssig 
und  entledigten  sich  so  glänzend  der  von  ihnen  über- 
nommenen Aufgabe,  dass  wir  uns  bei  der  Veranstaltung  eioee 
jeden  neuen  Eongresses  unwillkürlich  der  baltischen  Deutschen 
zu   erinnern   und   die   den  Arbeiten  des  Eongresses   erwiesene 
Sympathie  nach  dem   neuen   baltischen  Masstabe    zu  bemessen 
haben.^ 

Nach  diesem  Urteil  fuhr  die  Gräfin  Uwarow  in  ihrm 
Bericht  fort:  „Nach  Riga  versammelten  wir  uns  in  Eiew,  und 
unfreiwillig  hatten  wir  uns  wieder  allein  mit  der  universitlt 
liehen  gelehrten  Welt  zu  begnügen.^ 


87 

Der  Präsident  fugte  seinem  Bericht  hinzu,  dass  er  sich 
erlaubt  habe,  im  Namen  der  Gesellschaft  der  Frau  Gräfin  den 
Dank  fnr  ihre  freundlichen  Worte  auszusprechen. 

Derselbe  teilte  weiter  mit,  dass  Herr  Rechtsanwalt  Richard 
V.  Hehn  den  Neudruck  der  Sitzungsberichte  vom  Jahre  1874, 
welche  vollständig  vergriffen  waren,  nach  einem  neuen  anastati- 
sehen  Verfahren  veranlasst  habe.  Es  sei  dies  besonders  dankens- 
wert, da  in  ihnen  mehrere  interessante  Artikel  von  H.  Hildebrand 
und  G,  Berkholz  seiner  Zeit  veröffentlicht  waren.  Der  Preis 
der  durch  den  Bibliothekar  zu  beziehenden  Exemplare  sei  auf 
1  £bl.  festgesetzt. 

Es  wurde  femer  berichtet,  dass  der  H.  Band  der  von  Herrn 
ßr.  August  Bulmerincq  aus  dem  Nachlass  von  Dr.  Anton 
Bnchholtz  herausgegebenen  „Aktenstucke  und  Urkunden  zur 
Geschichte  der  Stadt  Riga  etc.^  seiner  Vollendung  entg^engehe 
und  im  November  wohl  erscheinen  werde. 

Der  Präsident  machte  noch  die  Mitteilung,  dass  unsere 
Gesellschaft  sich  an  der  in  nächster  Zeit  in  Mitau  stattfindenden 
Heraldischen  Ausstellung  durch  Hergabe  verschiedener  Ge- 
genstände aus  ihren  Sammlungen  beteiligen  werde. 

Herr  Ritterschaftsbibliothekar  Karl  v.  Löwis  of  Menar 
lenkte  in  einem  schriftlichen  Antrage  die  Aufmerksamkeit  der 
Gesellschaft  darauf,  dass  die  altehrwurdige  Ruine  des  Schlosses 
Wenden  dringend  energischer  Schutzmassr^eln  bedfirfe,  wenn 
sie  nicht  dem  Untergange  geweiht  sein  solle.  Er  teilte  zugleich 
mit,  dass  der  Besitzer  von  Schloss  Wenden,  der  Herr  Oberhof- 
meister  und  Senatenr  Graf  Emanuel  Sievers,  die  Erlaubnis  erteilt 
kabe,  unbeschadet  seiner  Eigentumsrechte,  Schutzmassregeln  zu 
eq;reifen.  Nachdem  von  dem  Antragsteller  und  Herrn  Archi- 
tekten Otto  V.  Sivers  nähere  Erläuterungen  und  ein  Kosten- 
anschlag (ca.  1200  Rbl.)  groben  worden  waren,  erklärte  sich 
<iie  Gesellschaft  gerne  bereit,  die  Initiative  in  dieser  Angelegen- 
heit zu  ergreifen.  Es  wurde  beschlossen:  1)  Ein  aus  den  Herren 
Kitterschaftsbibliothekar  Karl  v.  Löwis,  Architekten  Otto  v.  Sivers 
und  Arthur  v.  Wolffeldt  bestehendes  Komitee  zu  erwählen;  2) 


88 

dieses  Komitee  zu  beauftragen,  im  Namen  der  Oesellschaft  die 
erforderlichen  Massnahmen  zur  Herbeischaffung  der  nötigen 
Oeldmittel  zu  treffen,  sowie  mit  Erlaubnis  des  Orafen  E.  Sievers 
sofort  die  notwendigsten  Arbeiten  zur  Erhaltung  der  Ruine  in 
Angriff  zu  nehmen;  3)  als  Beitrag  der  (Gesellschaft  100  Rbl.  za 
diesem  Zweck  zu  bestimmen. 

Es  kam  eine  Zuschrift  des  korresp.  Mitgliedes  Dr.  Joseph 
Oirgensohn  in  Treptow  a.  R.  zur  Verlesung.  Bereits  im 
vorigen  Jahr  hatte  Oirgensohn  in  einem  Artikel  des  „Rigaer 
Tageblatt^  (1902  Nr.  216)  einige  neue  Nachrichten  über  unseren 
Reformator  Andreas  Enopken  und  seinen  Bruder  Jakob 
veröffentlicht.  In  seiner  jetzigen  Zuschrift  sind  die  urkundlichen 
Bel^e  dazu  enthalten  (s.  unten). 

Diese  Notizen  ergänzend,  fugte  der  Präsident  hinzu,  dass 
er  auf  Dr.  Oirgensohns  Veranlassung  in  der  von  Ernst  Fried- 
länder herausgegebenen  Matrikel  der  Universität  Frankfort 
a.  0.  nachgeforscht  und  dort  Bd.  I  S.  33  zum  Jahre  1512  die 
Notiz  gefunden  habe:  Andreas  Enoppe  de  villa  prope  Sonnen- 
borch.  Letzteres  ist  ein  Ort  in  der  Neumark.  Kurz  vorher  war 
der  spätere  Erzb.  von  Riga  Johann  Blankenfeld,  der  gefiUir 
liche  Gegner  der  Reformation,  Rektor  in  Frankfurt  gewesen 
(1507).  Alle  diese  Nachrichten  fallen  in  die  Zeit  vor  dem  ersten 
Aufenthalt  Knopkens  in  Riga  (einige  Jahre  vor  1520),  von  welcher 
man  bisher  gar  nichts  wusste. 

Zufolge  Berichts  des  stellv.  Bibliothekars  waren  für  die 
Bibliothek  an  Geschenken  eingegangen:  1)  von  Herrn  A.  von 
Transehe-Roseneck  dessen:  Das  Geschlecht  der  Saltze  oder 
Salis  in  Livland.  (S.-A.  aus  dem  Jahrbuch  für  Genealogie  und 
Heraldik;  2)  von  C.  Baron  Üngern-Sternberg  dessen:  Zweiter 
Nachtrag  zum  2.  Teil  der  Nachrichten  über  das  Geschlecht 
Ungem-Stemberg.  Reval  1902;  3)  von  Herrn  Oberlehrer  Fr. 
Germann:  3  Pläne  von  Riga  und  Vorstädten  aus  den  Jahren 
1862,  1867.  Geschenke  hatten  ferner  dargebracht:  Oberlehrer 
Bernhard  A.  Hollander,  Dr.  J.  Oirgensohn,  G.  von 
Kieseritzky,   Fr.  von  Reüssier. 


89 

FBr  das  Museum  waren  dargebracht  worden:  1)  von  der 
Grossen  Gilde:  mehrere  Oegenstände,  die  beim  Bau  des  neuen 
Oildenhauses  gefunden  waren;  2)  von  D.  de  R.:  ein  goldner 
Sing  mit  Kamee  und  eine  Brustnadel;  3)  von  Herrn  Ernst 
Beiner:  ein  Steinbeil,  gefunden  am  Ufer  der  Oger;  4)  vom 
Bigaer  Börsen-Komitee:  eine  Zinn-Kanne,  ausgebaggert  aus 
der  Duna;  5)  von  Herrn  Stadtguterinspektor  £.  von  Schultz: 
ein  Steinbeil,  gefunden  in  Holmhof  beim  Babitsee.  Geschenke 
hatten  femer  dargebracht  die  Herren:  B.  Sebening,  W.  von 
Bulmerincq,  K.  G.  von  Sengbusch,  Drommert,  E.  Dohr- 
mann,  Werner  jun.,  Oberlehrer  Fr.  Germann;  Frau  Syndikus 
B.  Faber,  Frau  K.  und  Frl.  Ch.  Wilcke. 

Für  das  Mfinz-  und  Medaillenkabinett  waren  Geschenke 
dargebracht  worden  von  den  Herren:  M.  Riemer,  Heinrich 
Kluge,  Eduard  Orloffsky,  Uno  Sar^n,  Emil  Rappoport, 
Friedrich  von  Sivers -Heimthal,  Direktor  G.  Schweder, 
Direktor  Alezander  Kritzky,  Julius  Vogelsang,  Gustav 
von  Sengbusch  und  cand.  bist.  Nikolaus  Busch,  sowie  von 
einigen  ungenannten  Gönnern  der  Gesellschaft. 

Herr  Inspektor  K.  Mettig  machte  Mitteilung  über  die  Er- 
weiterung unserer  Kenntnis  der  russischen  Exportwaren  und  der 
Entwickelung  der  russischen  Industrie  im  16.  Jahrhundert  dank 
einer  bisher  unveröffentlichten  Urkunde  des  Stockholmer  Reichs- 
archivs, einer  Vereinbarung  zwischen  dem  dörptschen  Rat  und 
den  dörptschen  Gilden  vom  12.  Mai  1628  (s.  unten). 

Herr  Ritterschaftsbibliothekar  K.  v.  Löwis  of  Menar  be- 
richtete über  Gräberfunde  aus  Lindenberg  (s.  unten). 

Derselbe  legte  der  Gesellschaft  einen  interessanten  Münz- 
fund vor,  der  von  Herrn  E.  Baron  Gampenhausen-Loddiger 
ZOT  Ansicht  übersandt  war. 

Am  10.  Mai  1903  wurden  in  Loddiger  im  Felde  der  Hof- 
lage Grnnhof,  circa  100  Schritt  östlich  von  den  Gebäuden,  beim 
Pflügen  gefunden: 

5  gegossene,  ungestempelte  Silberbarren,  3  bandartige,  ge- 
hämmerte Silberstangen  und  1  kleine  Silbermfinze,  welche  später 


l 


90 


als  ein  deutscher  Denar  des  11.  Jahrhunderts  aus  unbekannter 
Münzstätte,  aber  jedenfalls  vom  NiedeiThein  bestimmt  worden  ist. 

Die  3  flachen  Silberstangen  (conf.  die  Abbildung  33  auf 
Tafel  21  des  Kataloges  der  Ausstellung  zum  X.  Archäologischen 
Eongress  in  Riga  1896)  waren  spiralförmig  fest  um  die  Silber- 
barren gewunden,  so  dass  das  Ganze  ein  festes  Paket  bildete. 

Silberbarren       I.    Abgehacktes  Endstück,  6V4  cm  lang,  Gewicht 
3,8  Lot 

IIV2  cm  lang.  Gewicht  4,2  Lot. 
Ende  abgehackt,  1  tiefe  und  9  schwache  Hieb- 
spuren, 13  cm  lang,  Gewicht  7,3  Lot. 
Ende  abgehackt,  4  mittelstarke  und  3  schwache 
Hiebspuren,  14Vs  cm  lang.  Gewicht  16,2  Lot. 
1  tiefe  und  4  schwache  Hiebspuren,  18  Vs  cm 
lang,  Gewicht  15,7  Lot. 
Spiralförmig  zusammengebogen,  beide  Enden 
intakt,  abgerundet,  1  mittelstarke  Hiebspar, 
Länge  31   cm,  Breite  1  cm,  Stärke  2  mm, 
Gewicht  3,8  Lot. 

Spiralförmig  zusanmiengebogen,  beide  Enden 
abgerundet,  4  schwache  Hiebspuren,  Länge 
26  cm.  Breite  1  cm.  Stärke  2  mm,  Gewicht 
3,8  Lot, 

Spiralförmig  zusammengebogen,  ist  vom  Finder 
jedoch  aufgebogen  worden,  daher  nicht  mehr 
in  der  ursprünglichen  Form,  beide  Enden 
abgerundet,  Länge  32  cm,  Breite  1,2  cm, 
Stärke  3  mm.  Gewicht  7,5  Lot,  1  schwache 
Hiebspur. 

Weitere  Nachgrabungen  nach  Münzen  und  Topfiaoherben 
haben  keinen  Erfolg  gehabt. 

Der  Präsident,  Oberlehrer  B.  Hollander,  erstattete  Be- 
richt über  eine  im  Juni  dieses  Jahres  am  Assar-See  im  Kirch- 
spiel Nitau  stattgehabte  Ausgrabung,  zu  der  Herr  Pastor  Karl 


IL 
III. 

IV. 


Silberstange      VI. 


vn. 


vni. 


91 

Schilling  den  Beferenten  aufgefordert  hatte,  nm  eine  bereits 
im  Jahre  1900  (vergl.  Sitzungsberichte  vom  Jahre  1900,  S.  183) 
begonnene  Arbeit  weiter  fortzusetzen  (s.  unten). 


Einige  Nachrichten  über  Andreas  und  Jakob  Enöpken. 

Von  Dr.  Joseph  Girgensohn. 

In  einem  „Begistrum  administrationis  episcopatus  Gaminensis^, 
das  vom  Kantor  Geors  Putkamer  1489—1494  gefuhrt  und  von 
Klempin  in  seinen  „Diplomatischen  Beiträgen  zur  Geschichte 
Pommerns^  (Berlin  1859)  herausgegeben  ist,  finden  sich  folgende 
Inskriptionen: 

(8.  76)  n.  646.  Den  18.  Nov.  1492:  Die  XVIII  mensis  ejusdem 
dominus  Andreas  Enop  plebanus  in  Molne  obtinuit  ecclesiam 
▼ille  Stretz  In  common  dam,  dedit  1  florenum. 

(S.  101)  n.  839.  Die  prima  mensis  ejusdem  [1.  Juni  1493] 
ad  presentationem  validorum  condictorum  Glaszenappen  in  Bub- 
boltze  ad  vicariam  in  ecclesia  fundatam  vacantem  per  resigna- 
tionem  domini  Andree  Enop  Baltasarus  Rubake  fuit  institutus, 
nichil  [dedit]. 

Es  ist  recht  wahrscheinlich,  dass  dieser  Andreas  Enop  mit 
unserem  Andreas  Enopius  oder  Enöpken  identisch  ist.  Molne 
ist  Gross-MöUen  unweit  von  Göslin,  ganz  nah  davon  Stretz.  Bublitz 
(Babboltze)  liegt  südöstlich  von  Göslin.  Alle  diese  Orte  sind 
auch  nah  von  Treptow  a.  B.  Die  Notizen  sind  insofern  inter- 
essant, als  aus  ihnen  hervorgehen  wurde,  dass  Enöpken  viel  älter 
als  seine  Freunde  Bugenhagen  (geb.  1484)  und  Melanchthon  (geb. 
1497)  war.  Da  er  1492  Pleban,  also  Priester  ist,  war  er  1492 
mindestens  24  Jahre  alt,  müsste  also  spätestens  1468  geboren 
seinO*  Da  er  1639  gestorben  ist,  so  wäre  er  71  Jahre  alt  ge- 
worden. Dafür,  dass  der  Pleban  Andreas  Enop  derselbe  ist, 
wie  unser  Reformator,  spricht,  dass  auch  sein  Bruder  Jakob  in 
Treptow  in  den  Jahren  1508  und  1509  angetroffen  wird. 

In  den  Auszügen  aus  den  Briefen,  die  in  der  ^Marien-Lade^ 
gefunden  sind,  d.  h.  der  Lade  der  Marien-Eirche  in  Treptow  a.  R. 
—  die  Briefe  sind  nicht  mehr  auffindbar  —  heisst  es:  ^1508. 
Der  Bath  ist  schuldig  den  Vicarien  Herrn  Jacobe  Enoepken  und 
Herrn  Jacob  Stene  zu  dem  Altare  zur  ersten  Mesze  25  Rhein. 
Gulden  mit  2  rhein.  flor.  jährlicher  Pacht,  den  floren  zu  3  Mark 
Sund,  gerechnet.    Nr.  28.^ 

1)  Hoerschelmann  (Andreas  Enöpken,  der  Reformator  Rigas.  1896. 
8.  17)  kommt  zum  Resultat,  dass  Knopken  nicht  später  als  1490  das  Licht 
Aer  Welt  erblickt  haben  wird.    Die  Redaktion. 


92 

Im  J.  1609  unterzeichnet  Jakob  Enopken  mit  Bugenhagen 
und  anderen  Treptower  Priestern  eine  Urkunde,  die  sich  jetzt 
in  dem  Stettiner  Staats- Archiv  befindet  (Festschrift  des  Bugen- 
hagen-Gymnasiums  zu  Treptow  a.  R.  1881,  S.  32  Anm.  4). 

Leider  ist  das  Treptower  Archiv  in  schon  stark  verringertem 
Zustande  in  den  schützenden  Raum  des  Stettiner  Staats-Archivs 
gekommen.  Von  Nachrichten  über  Andreas  Knöpken  findet  sich 
nichts,  das  nicht  aus  dem  Chyträus  bekannt  wäre. 


Die  Exportwaren  des  rossiach-hanseatisohen  Handels. 

Von  E.  Mettig. 

Der  älteste  Schraten  der  Grossen  Gilde  zu  Dorpat,  über- 
haupt der  älteste  der  dörptschen  Gildeschragen  (die  ich  schon 
seit  längerer  Zeit  für  den  Druck  vorbereite),  befindet  sich  im 
Reichsarchiv  in  Stockholm  im  Codex  Dorpatensis  Oxenstiern 
(Livonica,  Eonvolut  342),  in  dem  ihn  C.  Schirren  entdeckt  und  aus 
dem  ihn  H.  Hildebrand  abgeschrieben  hat.  Dieser  Codex  Oxen- 
stiern schliesst  aber  auch  in  sich  eine  Vereinbarung  des  dörpt- 
schen Rats  mit  den  beiden  Gilden  v.  J.  1528,  Donnerstag  nach 
Reminiscere  (12.  März),  die  einen  gewissen  Zusammenhang  mit 
dem  Schraten  der  Grossen  Gilde  zu  Dorpat  hat.  Nämlich  ein 
späterer  Sdiragenartikel  der  Grossen  Gilde  zu  Dorpat  bestimmt, 
dass  wichtige  Verordnungen  des  Rats  und  der  Gilden  dem 
Schragenbuche  beigefugt  werden  sollen.  Wahrscheinlich  ist  in- 
folge dieser  Beliebung  die  Vereinbarung  vom  Jahre  1528  dem 
Schrägen  beigelegt  worden  und  mit  ihm  dann  nach  Stockholm 
gekommen. 

Diese  Vereinbarung  vom  Jahre  1528  will  ich  hier  zum  Gegen- 
stande meiner  Mitteilung  machen,  weil  sie  in  nicht  unbedeutender 
Weise  unsere  Kenntnis  der  aus  Russland  kommenden  Export- 
waren erweitert  und  somit  beachtenswertes  Material  für  die 
Geschichte  der  Hanse  liefert. 

Auf  Grund  der  Revaler  Zollbücher  und  Quittungen  des  14. 
Jahrhunderts  fuhrt  W.  Stieda  folgende  Exportwaren  an:  Pelz- 
werk, Leder,  Wachs,  Honig,  Talg,  Butter,  Seehundstran,  Flachs, 
Hanf,  Leinsaat,  Hopfen,  Hafer,  Gerste,  Roggen,  Holz,  Teer, 
Asche,  getrocknete  Lachse,  Störe,  Bernstein  und  (Gespinst 
Einige  dieser  Artikel  dürfte  Estland  geliefert  haben,  das  meiste 
aber  wird  aus  Russland  herbeigeschafft  worden  sein. 

N.  G.  Riesenkampff  führt  in  seiner  Schrift:  „Der  deutsche 
Hof  zu  Nowgorod  bis  zu  seiner  Schliessung  durch  Iwan  Wassil- 

I'ewitsch  im  Jahre  1494^  als  aus  Russland  exportierte  Waren  an: 
'elzwerk,  Leder,  Talg,  JuchteUi  Wachs,  Honig,  flachs,  Leinsaati 


Hanf,  Teer,  Pottasche,  Tran  nnd  Walrosszähne.  Wir  sehen,  er 
macht  nur  einen  Teil  von  den  Waren,  die  Stieda  an&ählt, 
namhaft;  nicht  wenige  Artikel  fehlen  bei  ihm;  als  nen  werden 
aber  von  Biesenkampfif  Jnchten  und  Walrosszähne  genannt.  Nach 
einer  Änsseran^  BiesenkampfTs  waren  Jnchten,  wenn  man  so  will, 
das  einzige  Inonstrieerzeagnis,  das  Russland  ausf&hrte. 

Die  Keihe  der  Exportartikel  wird  aber  um  ein  Bedeutendes 
erweitert  durch  Franz  Siewerts  Schrift:  „Die  Lübecker  Bigafahrer- 
Gompagnie  im  16.  und  17.  Jahrhundert^.  Hierbei  muss  darauf 
hingewiesen  werden,  dass  freilich  im  Laufe  der  Zeit  die  Pro- 
duktionsfthiffkeit  der  Länder,  aus  denen  die  Hanseaten  die 
Waren  kauften,  also  besonders  die  Produktionsfähigkeit  Buss- 
lands, sich  um  ein  Bedeutendes  gehoben  hatte  und  im  Wachsen 
begriffen  gewesen  sein  wird.  I^ch  Siewert  wurden  von  den 
Rigafahrern  nach  Lübeck  gebracht:  Wachs,  Hanf,  Flachs,  Pelz- 
werk, Leder,  Getreide,  Leichensteine,  Fliesen,  Talg,  öl,  Biber- 
geil, Seife,  Asche,  Tran,  Butter,  Bhabarber,  Biberhaar,  Fleisch 
(gesalzen),  Holzteer,  Störmagen,  Knochen  und  Garn.  Auch 
hier  wollen  wir  die  Bemerkung  nicht  unterdrücken,  dass  Livland 
einzelne  Artikel  gleichfalls  für  die  Ausfuhr  geliefert  haben  wird, 
jedoch  das  Gros  der  Waren  und  auch  solche  Waren,  die  Livland 
auf  den  Markt  zu  bringen  pflegte,  kamen  aus  Bussland. 

Kabelgarn  wird  Riga  vielleicht  ausschliesslich  produziert 
haben,  doch  das  Material  dazu  lieferte  hauptsächlich  Bussland, 
resp.  Polen ').  Der  Holzhandel,  den  Biga  trieo,  und  der  sich  nach 
Rossland  erstreckte,  insofern  es  das  Holz  beschaffte,  war  recht 
umfangreich.  Besonders  erwähnt  werden:  Fassholz,  Elappholz 
nnd  Wagenschott.  Diese  Hölzer  spielten  unter  den  in  Biga  ge- 
stapelten Exportartikeln  eine  nicht  unwichtige  Bolle,  und  des- 
halb mag  hier  über  sie  etwas  gesagt  werden.  Unter  Fassholz 
verstand  man  das  zu  Fässern  bestimmte  Eichenholz.  Elappholz 
wurde  gleichfalls  zur  Herstellung  von  Fässern,  insonderheit  zu 
Weinfässern,  benutzt;  und  Wagenschott  nannte  man  gespaltene 
Eichenbalken  von  gewisser  Grösse.  A.  Winkler  hebt  in  seiner 
Schrift:  ^Die  deutsche  Hanse  in  Bussland,  1886^,  nur  die  wichtig- 
sten Exportartikel  hervor,  so  dass  durch  seine  Schrift  durchaus 
nicht  unsere  Kenntnis  der  russischen  Ausfuhrwaren  vermehrt  wird. 
Aus  den  oben  angeführten  Schriften  haben  wir  gesehen,  wie 


1)  In  Dr.  Anton  Fr.  Baschines  Magazin  für  die  neue  Historie  nud  Geo- 
mpbie  T.  3  S  265  befindet  sich  eine  genaoe  Angabe  über  den  Ausfahr- 
tendel  Narwas  v.  J.  1673,  in  der  nnter  den  bekannten  Exportwaren  noch 
genannt  werden:  Gordnan,  Gebrakt  Leder,  Malz,  Grütze,  Erbsen,  Hansen* 
blasen«  Bancbfleiseh,  mss.  Handschuhe,  Matten  und  getrocknete  Hechte.  Yergl. 
H.J.  Hansen,  .Geschichte  der  Stadt  Narwa",  S.m,  ebenso  G.  Mettig,  .Die 
Gilde  der  Lostrager  nnd  die  mit  ihr  verwandten  Amter  in  Biffa*.  Sitznngsber. 
d.  Gesellsch.  f.  Gesch.  n.  Alterthnmsk.  pro  1902,  S.  56-69. 


&4 

eine  nicht  unbedeutende  Reihe  von  Waren  Russland  in  der  Zeit 
vom  13. — 17.  Jahrhunderte  in  den  Handel  gebracht  hatte. 

Mit  der  Aufzählung  der  genannten  Artikel  sind  aber  noch 
nicht  alle  die  Waren  verzeichnet,  die  aus  Russland  zur  Zeit  deg 
hanseatischen  Handels  ausgeführt  worden  sind,  um  verschiedene 
Artikel  wird  die  bisher  bekannte  Reihe  der  Exportwaren  durch 
die  oben  angeführte  Vereinbarung  des  dörptschen  Rates  mit 
den  dörptschen  Gilden,  nämlich  der  Grossen  und  der  Kleines 
Gilde,  vom  Jahre  1528,  erweitert  und  zeigt  uns,  wenn  Biesen- 
kampffs  Bemerkung,  dass  Russland  im  15.  Jahrhunderte  so  gut 
wie  noch  keine  Industrie  gehabt  habe,  begründet  ist,  welch  einen 
bedeutenden  Fortschritt  Russland  auf  dem  Gebiete  der  Industrie 
gemacht  hatte. 

Aus  dem  genannten  Schriftstücke  vom  Jahre  1528  leuchtet 
zunächst  die  F^cht  derDorpater  vor  den  russischen  Eaufleuten 
deutlich  hervor;  die  dörptschen  Bürger  sehen  sich  durch  die 
russischen  Händler  im  Erwerbe  bedroht.  Die  Gemeinde  zieht  in 
Gemeinschaft  mit  dem  Rate  die  Gefahr,  die  durch  die  Rassen 
der  bürgerlichen  Nahrung  droht,  in  Erwägung.  Weil  die  Be- 
stimmungen, die  man  im  Jahre  1528  zum  Schutze  des  Handels 
gegen  die  Russen  getroffen  hatte,  so  wichtig  waren,  sind  sie  auch 
dem  Schragenbuche  der  Grossen  Gilde  einverleibt  oder  beigefügt 
worden.  Man  sucht  sich  der  Russen  zu  erwehren,  und  doch  lebte 
man  nur  von  dem  Handel  mit  den  Russen.  Bei  der  Ordnung 
dieser  Angelegenheit  werden  gewiss  auch  politische  Gründe  mit- 
gespielt haben.  Dafür  spricht  auch  der  Artikel  darüber,  dass 
alle  Waren,  die  den  Russen  konfisziert  werden,  aufgeschrieben 
werden  sollen.  Auch  aus  einer  anderen  Bestimmung  ist  zu  er- 
sehen, dass  man  politisch  zu  Wege  gehen  musste,  nämlich  im 
allgemeinen  ist  die  Ansicht  ausgesprocnen,  dass  es  vor  der  Hand, 
obwohl  die  russischen  Eaufleute  den  dörptschen  Bürgern  in  ihrer 
Nahrung  grossen  Schaden  zufügen,  nicht  ratsam  wäre,  die  russi- 
schen Kaufleute  zu  verweisen,  ^dann  dussenn  artikell  biss  tho 
ankumpst  des  nye  gekorenn  hernn  inn  bedenck  unnd  wes  als 
dann  geradenn  inn  betracht  genamen^'^. 

Gehen  wir  jetzt  auf  unser  eigentliches  Thema,  die  bisher 
nicht  genannten  russischen  Exportwaren,  über.  Den  Russen  war 
in  Dorpat  der  Engroshandel  gestattet,  der  Detailhandel,  Höckerei 
und  Kramerei,  war  ihnen  aber  verboten.  Dieser  allgemeine  Grund- 
satz  wird   nun  folgendermassen  präzisiert:    „dusse  nachfolgende 


^)  Dieser  Artikel  könnte  zur  BestiromuDg  des  Wabltermins  des  dörpt- 
schen Bischofs  Johann  V.  Bey  henrngesogen  werden.  Es  ist  nämlich  nicht 
bekannt,  wann  Johann  Bey  erwählt  worden  ist  Hiemach  konnte  er  vor 
dem  12.  März  1528  gewählt  worden  sein,  wenn  der  Satz  „biss  tho  ankumpst 
des  nye  gekorenn  hernn*  soviel  heisst,  als  bis  zur  Ankanft  des  bereits  ge- 
wählten Herrn.    Vergi.  Ph.  SchwarU,  Brieflade  HI,  S.  370. 


% 

aitickul  mögen  de  Russen  nnnd  nicht  anders  verkopenn  so  idt 
von  oldings  ock  geholden.  Item  hackiseren  by  hunderten  und 
nicht  anders;  item  negel  by  dusenden;  item  stal  by  i^,  item  bleck 
by  Yatenn;  item  hode  by  dosynen;  item  lichte  by  lisspunden  offt 
handerden;  item  speck  by  Usspunden*  item  bile  unnd  vickeden 
by  x;  item  kiltenn  und  barsen  by  i  M;  item  solt  by  i  last  und 
V»  lasten**.  Es  war  den  Russen  ferner  verboten,  Kleider  anzu- 
fertigen und  zu  yerkaufen,  ^sunder  alleine  kleider  vann  watmal 
upt  olde^.  „Dusse  ordeninge  geit  ock  mede  up  de  schepe  unnd 
mögen  dusse  parcelen  wol  verkopen,  als  sipoUen,  mirredig,  knop- 
loch,  koel  unnd  allerlei  saeth  averst  sipollen  saeth  nich*^. 

Also  altem  Gebrauche  gemäss,  wie  es  in  der  Urkunde  von 
1528  heisst,  durften  die  Russen  in  Dorpat  verkaufen:  Hackeisen, 
N%el,  Beile  und  andere  Instrumente  (vickede,  kilte  und  barse  — 
vielleicht  Sensen,  Kenterhaken  und  Helebarden),  Stahl,  Blech, 
Häute  (?),  Lichte  und  Speck.  An  Gemüse,  das  sie  zu  Schiff, 
nämlich  auf  Lodjen,  über  den  Peipus  herbeiführten,  konnten  die 
Bussen  verkaufen:  Zwiebel,  Meerretti^,  Knoblauch,  Kohl  und 
aUerlei  Saat.  Nur  der  Verkauf  von  Zwiebelsaat  war  verboten. 
Aus  welchem  Grunde  das  geschah,  ist  nicht  ersichtlich.  Dieser 
Handel  der  Russen  mit  Gemüse  und  namentlich  mit  Zwiebeln  hat 
sich  lange  erhalten.  In  meiner  Jugend  brachten  die  Russen  zu 
Markte,  dem  sogenannten  Pottchenmarkte,  das  war  der  Tag  vor 
dem  eigentlichen  Markttage,  Zwiebel,  Kohl  und  anderes  Gemüse, 
imd  so  maff  sich  auch  die  Bezeichnung  Zwiebelrusse,  der  man  in 
Dorpat  nicht  selten  begegnete,  ausgebildet  haben.  Aus  den  an- 
gefnnrten  Handelsgegenständen  der  Russen  ist  zu  entnehmen, 
dass  die  Industrie  auch  schon  eine  gewisse  Höhe  erreicht  hatte. 
Erzeugnisse  der  Eisenindustrie  der  verschiedensten  Art  werden 
von  den  Russen  ausgeführt.  Aus  russischen  Quellen  geht  auch 
hervor,  dass  die  Verarbeitung  des  Eisens  im  Mittelalter  in  ein- 
zelnen Gegenden  Russlands  bereits  betrieben  wurde.  Hirsch 
fuhrt  in  seiner  Handelsgeschichte  Danzigs  beim  Jahre  1440  russi- 
schen Alaun  an,  der  wohl  in  Russland  hergestellt  oder  gewonnen 
sein  wird.  Die  Annahme,  die  Russen  hätten  diese  Artikel  der 
Industrie  anderwärts  aufgekauft  und  nach  Dorpat  zum  Wieder- 
verkaufe gebracht,  scheint  mir  sehr  unwahrscheinlich.  Ebenso 
werden  die  Lichte,  die  sie  verkauften,  in  Russland  fabriziert  worden 
sein.  Das  Salz,  das  lange  Zeit  ein  sehr  wichtiger  Gegenstand 
des  Imports  war,  wird  bisweilen  im  16.  Jahrhunderte  von  den 
Bussen  exportiert.  Schon  im  15.  Jahrhunderte  wurde  in  manchen 
Gegenden  Russlands  Salz  gewonnen.  Grobes  Tuch  stellten  die 
Bussen  auch  her,  das  ihnen  zu  verkaufen  in  Dorpat  gestattet 
war.  Was  nun  den  Gartenbau  anbetrifft,  wodurch  sich  heute 
manche  Gegenden  Russlands  auszeichnen,  so  war  er  stellweis  in 
Bussland  im  16.  Jahrhunderte  schon  so  entwickelt,  dass  er  über 


den  Bedarf  produzierte  und  den  Überschnss  zur  Anafahr  brachte. 
Die  Urkunde  von  1528,  die,  wie  wir  gesehen  haben,  unsere  Kennt- 
nis des  russischen  Exporthandels  nicht  unwesentlich  erweitert, 
verdient  die  Aufmerksamkeit  der  Forscher  auf  dem  Gebiete  des 
russisch-hanseatischen  Handels. 


Tereinbarung  iwisohen  dem  dSrptsohen  Bäte  und  den  beiden  Oilden 
über  den  Handel  der  Bnasen  in  Dorpat    1528  Hftn  12. 

Reichsarchiv   za  Stockholm,   Livonica,  Eonvolut  342;   Codex  Dor- 

Satens.  Oxenstjern.,   geeen  Mitte   des  16.  Jahrb.  angelegtes  Eopialbnch. 
Tach  einer  Abschrift  H.  HÜdebrands. 

Anno  M  y^  und  acht  und  twintich  donnerstags  nach  Renaii- 
nissere  ist  nachfolgende  ordenung  up  de  Bussen  unnd  ander 
artickel  vonn  den  verordenten  des  ersamen  rades  unnd  der  g^e- 
meinheit  beramet  unnd  van  allenn  semtlich  darna  riplich  besla- 
tenn  tho  holdende. 

Item  erst  soUenn  alle  nafolgenden  articuU,  desolfften  annder 
tho  holdenn,  einer  uth  dem  rade,  einer  uth  der  grotenn  gilde 
unnd  einer  uth  unnser  leven  frowenn  gilde  gesettet  und  verordent 
werdenn  unnd  darover  dat  gerichte  hebbenn,  itlichen  articul  by 
uthgedruckter  pene  strafifenn.  Und  deme  desto  vaster  upseent 
unnd  wachtinge  inn  disser  ordninee  gehat  werde,  soUenn  de  vor- 
gcreptenn  verordentenn  van  itlidien  x  mrc.  iii  mrc.  geboren 
und  thofallen,  dat  overige  dem  borgemester,  dat  wort  hebbende, 
hantreckenn.  Dewile  denn  offtmals  unnd  vakenn  de  gemakede 
ordinantie,  so  anno  etc.  xxi  mondags  nach  Letare  uth  ripem  rade 
des  ersamen  rades  unnd  der  gemeinheyt  durch  hernn  Tonies 
Bumer,  Reinolt  Dreer,  Wilhelm  Oiselman  unnd  hernn  Jacob 
Beckman  radtmannen,  Dirick  van  Schotenn,  Hans  tho  Wisch, 
Herman  Vegesack,  Hans  Beck,  Amt  Godinck  unnd  Tonies  Wy- 
senn  uth  der  grotenn  gilde,  Jochim  Dedewich,  Jochim  Alonse, 
Beinolt  Beseler,  Andreas  Swertfeger,  Hans  vann  Kampenn  uth 
unnser  levenn  frowen  gilde,  deme  gemenenn  bestenn  tho  gude 
beramet  unnd  vam  ersamen  rade  unnd  der  gemenheit  bestedigt 
unnd  befulborth  darna  dicke  unnd  vakenn  tho  holdende  vorniet, 
belevet  unnd  ingegan,  boleven  und  ingan  overmals  nafolgende 
artickel  inn  ehrenn  punctenn  unnd  articulen  by  uthgedmckter 
pene  van  der  parte  verordentenn  under  tho  holdenn  unnd  tho 
straffennde. 

Int  erste  sal  ein  ider  gewarnet  syn,  he  geine  Bussen  hase, 
hege  offt  herberge,  de  hockerie  driven  dem  gemeinen  besten  tho 
vorfange,  ofift  jenigen  ampte  inn  synem  huse  arbeidenn  late.  So 
imant  hir  entbaven  unharsam  gefunden,  idt  sy  man  offt  frow, 
junck  ofT  olt,  sol  de  werth,  unnd  nicht  de  Busse  dar  oyer-  ge* 
brakenn  unnd  up  x  mrc.  geschattet  werdenn* 


/ 


97 

Inn  sammet  kopen  tho  verkopende  moeenn  tho  gelatenn, 
nicht  tho  hakende  gestadet  werden,  ündutschenn  BoUenn  geine 
Bnssenn  herbergen,  by  in  mrc. 

Dusse  nachfolgende  artickul  mögen  de  Bussen  nnnd  nicht 
anders  verkopenn,  so  idt  Ton  oldings  ock  geholden:  Item  hack- 
iseren  by  hunderten  und  nicht  anders;  item  negel  by  dusenden; 
item  stal  by  i^;  item  bleck  by  vatenn;  item  hode  by  dosynen; 
item  lichte  by  lisspunden  offt  hunderden;  item  speck  by  lisspun- 
den;  item  bile  unnd  vickeden  by  x;  item  kiltenn  und  barsen  by 
I M;  item  solt  by  i  last  und  Vs  lasten.  Item  de  Russen  sollen  gein 
wanth  noch  syden  want  uth  sniden  by  der  ele.  Item  soUenn  ock 
gein  kruth,  peper  safferan,  negelkenn  und  derglichen  uthwegen. 
Item  sollen  hir  ock  die  Russen  geine  kleider  makenn  offt  ver- 
kopenn,  offite  denn  amptem  tho  vorfange  arbeiden,  sunder  alleine 
kleider  vann  watmal  upt  olde.    Sus  solle  se  hir  nicht  arbeiden. 

Dusse  vorige  artickul  soUenn  denn  Russenn  verkündiget,  so 
se  dar  enbaven  beslagenn,  sollenn  sie  bi  verboringe  der  parcele 
vann  den  vorigen  verordenten  gestrafft  werdenn  unnd  alles,  was 
den  by  parcelenn  genamen,  upgeschreven  werdenn. 

Dusse  Ordeninge  geit  ock  mede  up  de  schepe  unnd  mögen 
duese  parcelen  wol  verkopenn,  als  sipoflenn,  mirredig,  knoploch, 
koel  unnd  allerlei  saeth,  averst  sipollen  saeth  nich.  Averst  von 
anderer  hockerie  sal  inn  denn  schepenn  nicht  gestadet  werdenn, 
Sonderlings  denn  kleinen.  Ock  sal  gein  Russe  mit  hockerie  durch 
de  stratenn  gann  by  verboringe. 

üp  de  Russen,  so  inn  der  morgenn  stunde  unnd  sust  buthenn 
mit  denn  burenn  kopslagenn,  denn  borgerenn  tho  vorfange,  sal 
ans  stan,  dat  men  darup  wachtenn  sal  unnd  wes  se  gekofft,  ge- 
nomen  werde.  Wol  dusse  Russen  besiecht,  mach  se  dem  vagede 
ihonn  handenn  stellenn. 

Item  wowol  die  Russische  badenn  der  stat  und  denn  bor- 
gerenn inn  irer  neringe  grotenn  schaden  donn,  wil  dennoch,  se 
vor  der  hannt  tho  verwisende,  nicht  geradenn  synn,  dann  dussenn 
artickel  biss  tho  ankumpst  des  nye  gekorenn  hemn  inn  bedenck 
unnd  wes  alsdann  geradenn  inn  betracht  genamen. 

Item  de  rumenicke  sollenn  up  off  by  der  becke  geine  versehe 
unnd  droge  vissche,  heckede,  barsen  unnd  derglichen  der  stat  tho 
Torfange  upkopenn,  wedder  tho  verkopen,  ock  geine  sledenn  myt 
fischenn  vonn  denn  marckede  upkopenn  by  verboringe  der  vische. 

Item  so  sollenn  ock  hir  de  ^este  unnd  jenige  knechte  synn 
denn  borgeren  tho  vorfange,  nicht  honnich,  botter,  eyer,  tuwe, 
spanne,  hast,  sennep,  hennep  säet,  hoppenn  unnd  dergelickenn 
(upthokopen),  allene  so  vele  tho  ehres  hemn  bedarff.  Wes  dar 
baven  gekofft,  sal  van  denn  verordentenn  genamen  werdenn. 

Item  so  jemants  hir  inne  int  hemelicke  schulde,  sal  sick  des 
Tor  denn  weadehern  myt  dem  ede  entschuldigenn* 


98 

Item  vann  dem  vorkope  des  holtes  etc.,  sal  stann  na  voriger 
belerung,  dat  ein  ider  nicht  mher  kope,  dan  tho  synes  solvest 
bederff,  idt  sy  watterlei  holt  idt  sy,  up  (dat)  de  gemeinheit  eck 
berifif  krigen  mogenn,  by  x  mrc. 

Forder  belevet  unnd  ingegan,  damede  leve  nnnd  eindracht 
desto  vaster  unnder  der  gementhe  upgerichtet  unnd  geholdenn 
werde,  soUenn  alle  ampte  disser  stat  by  ehrenn  schrägen  gehol- 
denn werdenn,  darinne  vor  (de)  gedinget,  ock,  so  se  brockhafftig, 
Indes  der  schräge  gestraffet.  Des  sal  niemans  wambese  unnd 
Bcho,  dem  ampte  tho  vorfange,  tho  kope  hebbenn,  noch  jenige 
boenhasenn  allerlei  ampte  husenn,  hegenn  off  herbergenn,  by 
X  mrc. 

Item  niemants  sal  des  andern  sinen  jnngen  enthenn  oft  ent- 
jagenn,  nemen  sunder  volborth  unnd  verlove  synes  hernn,  idt  sy 
inn  watterlei  gilde  idt  sy.  Ock  sal  niemant  mher  als  einen  jungen 
hebbenn,  de  körne  innkofft,  damede  ein  ider  boriff  krige,  by  ver- 
boringe  des  kornes. 

Ein  radt  wil  ernstlich  mit  denn  gildenn,  de  verordentenn 
dusse  vorigenn  artickul  unnder  geholdenn  werdenn,  vor  idermanne 
beschuttenn  unnd  verdedingen,  unnd  so  jemants  denn  solfftigenn 
spitze  rede  unnd  werde  gevende,  dar  de  verordentenn  aver  cla- 
genn,  wil  ein  radt  nach  rechte  richtenn  unnd  straffenn. 

Donnerdags  na  Reminiscere  ein  radt  up  dusse  ordninge  be- 
slatenn,  int  erste  her  Lodwich  Burstel  verordent,  dat  ein  ider 
synem  ampte  genoch  do  unnd  dar  inne  nicht  versumelich  gefalle, 
by  in  mrc,  inn  des  rades  wilkor  tho  schrivende. 

Sonnavents  nach  Oculi  dusse  vorige  ordninge  vann  de  ge- 
schickdenn  beider  gilde  overmals.  .  .  (bricht  hier  ab)'). 


Gräberfunde  ans  Lindenberg. 

Von  K.  von  Löwis  of  Menar. 


Einer  liebenswürdigen  Aufforderung  des  Herrn  Joseph  Baron 
Wolff,  Besitzers  von  Lindenberg,  Folge  leistend,  begab  sich  Re- 
ferent am  8.  August  d.  J.  nach  genanntem  Gute  im  Kirchspiele 
von  ÜxküU. 

Am  9.  August  wurde  ein  Massengrabhügel  auf  dem  Grunde 
des  Lindenbergschen  Leihmann -Gesindes,  genannt  der  Kapping- 
kalns,  belegen  auf  dem  Felde  etwa  Vi  Werst  westlich  vom  Ge- 
sindeshofe, untersucht. 

Es  fand  sich  dort  ein  kreisrunder,  von  zum  Teil  erhaltenen 
grossen,    aneinandergereihten   Feldsteinblöcken    eingefasster,  ca. 


1)  Bleistiftnotiz  von  H.  Hildebrand. 


99 

1,5  in  hoher  und  12m  breiter  Hügel,  dessen  Rand,  von  den  be- 
zeichneten Feldsteinen  gestützt,  ziemlich  steil  abfiel.  In  der 
Mitte  zeigte  der  Hügel  jedoch  ein  flaches  Plateau. 

Es  wurde  zunächst  ein  ca.  Im  breiter  Graben  in  westöst- 
Jicher  Richtung  bis  auf  die  Sohle  des  Hügels  durchgegraben  und 
sonach,  veranlasst  durch  mehrere  Skelette,  die  beim  Ausheben 
des  Grabens  zum  Teil  freigelegt  wurden,  fanden  auch  Grabungen 
über  die  Seiten  des  Haup^abens  hinaus  statt,  um  diese  Skelette 


Da  die  verschiedenen  Skelette  so  nahe  bei-  und  übereinander 
lagen  und  die  Fundstücke  meist  derart  angetroffen  wurden,  dass 
sie  nicht  sicher  dem  einen  oder  anderen  Skelett  zugeschrieben 
werden  konnten,  auch  alle  ungefähr  derselben  Zeit  anzugehören 
scheinen,  musste  die  Absicht,  einzelne  Gräber  zu  verzeichnen,  bald 
aa%egeben  werden.  Die  Verhältnisse  lagen  ähnlich,  wie  beim 
Gräberfelde  des  Stinke-Gesindes  unter  Neu-Kaipen,  das  im  Som- 
mer 1895  freigelegt  worden  ist^).    Es  fanden  sich: 

A.    Bronzesachen. 

1)  Eine  Rundfibel,  flach,  äusserer  Durchmesser  (Hauptdurch- 
messer) 60  mm,  Breite  des  flachen,  ringförmigen  Teiles  15  mm, 
mit  einem  Muster  aus  Kreisen,  Halbkreisen  und  Linearornamenten 
zwischen  zwei  schmäleren,  schraffierten  Einfassungen.  Die  Schraffie- 
rungen entgegen  der  Uhrzeigerrichtung  nach  aussen  geneigt.  Die 
untere  Seite  ist  glatt.  Die  50  mm  lange  vierkantige  Nadel  ist 
wohlerhalten. 

2)  Eine  flache  Rundfibel,  Hauptdurchmesser  40  mm.  Breite 
des  flachen,  ringförmigen  Teiles  11  mm,  mit  einem  Muster  aus 
zahnräderartig  gegen  einander  gestellten  Halbkreisen  zwischen 
zwei  schmäleren  schraffierten  Einfassungen.  Die  untere  Seite  ist 
glatt.  Die  etwas  verbogene  Nadel  ist  33  mm  lang.  Die  Schraffie- 
rungen der  Einfassungen  sind  entgegen  der  Richtung  des  ühr- 
zeigerganges  nach  aussen  hin  geneigt. 

3)  Eine  kleine  Rundfibel,  Hauptdurchmesser  22  mm,  mit  kreis- 
förmigem Querschnitt  des  zum  Teil  2  mm  stark  erhaltenen  einge- 
kerbten Ringes.    Die  wohlerhaltene  flache  Nadel  ist  25  mm  lang. 

4)  Eine  Hufeisenfibel,  gewunden,  Hauptdurchmesser  55  mm, 
Wulstdurchmesser  4  mm,  mit  in  eine  Ebene  gestellten  flachen, 
runden  (Durchmesser  16  mm),  scheibenartigen  Enden,  auf  denen 
als  Ornament  ein  in  vertiefter  Linie  eingeschriebenes  Viereck 
erscheialL  mit  punzierten  Diagonalen  und  je  einem  kleinen  pun- 
äerten  Kreise  in  jedem  so  entstandenen  Dreieckfelde.    Die  flache 

1)  BuchholtB,  Anton,  Über  ein  Gräberfeld  in  Eaipen  nnd  die  Kirche 
sa  SiasenL  Sitzongsber.  der  GesellBch.  für  Gesoh.  und  Altertnmsk.  1895. 
Biga  1^.    80.    8.  87-94. 

7* 


100 

vierkantige,  an  der  Wurzel  verbreiterte  Nadel  ist  69  mm  laug 
und  durcD  kleine  längliche  Vertiefungen  ornamentiert  (Ornament 
schlecht  erhalten)^). 

5)  Ein  kleiner  Armring,  Hauptdurchmesser  50— 57  mm,  sag- 
mentförmiger  Querschnitt,  Sehne  8  mm,  Pfeilhöhe  3  mm,  mit  Quer- 
streifen  als  Ornament  an  der  Aussenseite. 

6)  Mehrere  Teile  eines  Ledergiirtels  mit  Bronzebeschlägen 
und  einer  kleinen  Bronzeschnalle. 

7)  Ein  rechteckiges  (60  cm  X  130  mm)  flaches  Holzstück  mit 
Leder  und  Bronzebeschlägen.  Vielleicht  Teil  eines  Schildes  oder 
Köchers? 

8)  Kleineres  Fragment  eines  ähnlichen  Stiickes. 
9}  Desgl.  ein  noch  kleineres  Fragment. 

10)  Zwei  kleine  Bronzebeschlagstucke. 

B.    Zeug. 
Kleinere  Partien  von  Zeugresten. 

G.    Eisensachen. 

1)  10  Ntoel  von  Särgen  und  ein  Stück  eines  Nagels. 

2)  Eine  Zarge. 

3)  Eine  Niete? 

4)  Ein  Metallstücky  das  zwei  abgerundete  nebeneinanderge- 
stellte Köpfe  verbindet,  aus  hellem  Metall  (Eisen?). 

D.  Münzen. 

Von  10  heilen  und  1  zerbrochenen  Münze  konnten  nur  6 
bestimmt  werden,  und  zwar: 

1  rigascher  Solidus  von  Königin  Ghristina  (Vasagarbe), 
1  rigascher  Solidus,  Revers  unkenntlich, 

1  Solidus  Carls  X.  Gustav,  C  und  darin  6, 

2  Solidi  Carls  XI.,  verschlungenes  C  und  R, 
1  Solidus  Sigismunds  HI.,  ornamentiertes  S. 

E.  Waffen. 

Ein  Dolch  mit  Geweihgriff,  180  mm  lang,  der  Griff  aus  2 
Teilen,  86  mm  lang. 

Freigelegt  wurde  nur  etwa  Vi  dieses  eigenartigen  Grabhügels. 
Wenn  auch  die  Fundstücke  keinen  besonders  hervorragenden 
Wert  haben  und  der  Zeit  nach  dieses  Begräbnis  ebenfalls  nicht 


1)  Da  in  der  Haüptform  diese  Fibel  jener  in  Friedrichswalde  gefan- 
denen  (Rat.  d.  Aasstellanff  Riga  1896,  Taf.  19  Nr.  27)  sehr  ähnlich  ist  und 
Dor  im  Ornament  der  Scheibenenden  sich  unterscheidet,  dürfte  jene  vielleicht 
auch  in  das  17.  Jahrhundert  zu  verlegen  sein  nnd  damit  das  ganze  Grab. 
(S.  127  Nr.  760.) 


101 

durch  hohes  Alter  besonderes  Interesse  hervorrufen  wird,  so  liegt 
doch  in  dem  Umstände,  dass  durch  die  Münzen  diese  Funde  ^t 
datiert  sind  als  aus  der  Mitte  und  der  2.  Hälfte  des  17.  Janr- 
honderts,  die  Hauptbedeutung  dieses  Grabhügels  und  seines  In- 
liaits.  Es  wäre  yielleicht  angezeigt,  den  ganzen  Hügel  freizulegen, 
vobei  manches  hübsch  ornamentierte  Stück  vielleicht  noch  ge- 
fonden  werden  könnte.  Baron  WolfP  stellt  den  Ort  zu  ferneren 
Grabungen  zur  Verfügung. 

Ausserdem  hatte  Baron  Wolff  die  Freundlichkeit,  ein  Eisen- 
beil, 2  Hufeisenfibeln  mit  aufgekrempelten  Enden  und  Nadeln  aus 
Bronze  und  2  kleine  Kinderarmringe  aus  Bronze,  gefunden  bei 
6e%enheit  von  Farkarbeiten  beim  Hofe  Lindenberg,  von  welcher 
Stelle  schon  früher  die  Gesellschaft  Fundstücke  erhalten  hat, 
darzubringen,  mit  der  Bitte,  diese  Stücke  zu  den  früher  gelie- 
ferten zulegen  lassen  zu  wollen. 

Etwa  30  m  nach  WNW.  vom  Kappingkalns  lag  ein  nnz 
ebenso  gestaJteter  runder  Grabhügel  mit  Steinsetzungen,  aoch 
musste  der  Plan  diesen  auch  zu  untersuchen,  aufgegeben  werden, 
denn  der  Hügel  liegt  auf  dem  Grunde  des  benachbarten  Linden- 
bergschen  Leepahder-Gesindes  und  dessen  Wirt,  Jahn  Strauch, 
hum  nicht  zulassen,  dass  dort  gegraben  werde,  weil  sein  Gross- 
Tater,  aus  Biga  heimkehrend,  unterwegs  an  der  Cholera  vor  etwa 
70  Jahren  gestorben  und  dort  geschwinde  beerdigt  worden  ist. 
In  der  Tat  fand  sich  in  der  Mitte  des  Hügels  eine  längliche 
Vertiefung,  von  der  Grösse  eines  Grabes. 


Bericht  über  eine  zweite  Ausgrabung  am  Ässar-See 
(Kirchspiel  NitaQ)^* 

Von  Beruh.  A.  Hollander. 


Im  Jahre  1900  hatte  Herr  Pastor  E.  Schilling  mich  auf- 
gefordert, an  einer  Ausgrabung  von  Hügelgräbern  am  Assar-See 
teilzunehmen.  Gern  hatte  ich  der  liebenswürdigen  Einladung 
Folge  geleistet.  Über  die  Resultate  unserer  Arbeit  erstattete  er 
Bodann  unserer  Gesellschaft  einen  Bericht,  der  in  den  y^Sitzungs- 
berichten^  zum  Abdruck  gelangt  ist.  Dr.  Anton  Buchholtz  knüpfte 
an  denselben  einige  Bemerkungen,  in  denen  er  Vergleiche  zwiscnen 
den  Funden  am  Assar-See  mit  einigen  andern  Funden  anstellte 
ond  die  Gräber  in  Nitau  als  Lettengräber  ansprach,  die  aus  der 
Zeit  vor  der  Ankunft  der  Liven  in  Livland  stammen  und  etwa 
is  das  6. — 8.  Jahrhundert  p.  Chr.  zu  setzen  seien.  Leider  hat 
sich  das  Manuskript  zu  diesen  Bemerkungen,  die  vollständig  ver- 

1)  Yergl.  die  ,Sitsungsberichte<'  vom  Jahre  1900,  S.  188. 


102 

öffentlicht  werden  sollten,  im  Buchholtzschen  Nachlass  nicht  auf- 
finden lassen.  In  einem  an  Pastor  Schilling  gerichteten  Briefe 
erklärte  Buchholtz  diese  ersten  ^Fande  far  so  wichtig,  dass  die 
Durchforschung  aller  Gräber  nicht  versäumt  werden  sollte**. 

Da  wir  damals  nur  eine  kurze  Zeit  —  einen  Tag  —  und 
auch  nur  eine  beschränkte  Zahl  von  Arbeitern  zur  verfugung 
hatten,  konnten  wir  unsere  Arbeit  auch  nicht  entfernt  zu  Ende 
fuhren.  Mancherlei  Umstände  verhinderten  die  Wiederaufnahme 
derselben  bis  zu  diesem  Jahr.  Im  Frühling  richtete  Herr  Pastor 
Schilling  von  neuem  die  freundliche  Aufforderung  an  unsere  Ge- 
sellschaft, es  sollten  doch  mehrere  Herren  zur  Fortsetzung  der 
Ausgrabungen  nach  Nitau  kommen.  Leider  waren  gerade  unsere 
sachverständigen  Archäologen  verhindert,  der  Einladung  Folge 
zu  leisten,  und  nur  ich,  ein  Laie  auf  diesem  Gebiete,  konnte 
hinreisen.  Das  Bauergesinde  Sawehli,  auf  dessen  Grunde  die 
Gräber  liegen,  war  inzwischen  in  den  Besitz  des  Frl.  Alma 
V.  Zöckell  übergegangen.  Auch  an  dieser  Stelle  sei  ihr  der 
Dank  dafür  ausgesprochen,  dass  sie  die  Erlaubnis  zur  Aufdeckung 
der  Gräber  auf  Bitten  des  Herrn  Pastors  gewährt  hat. 

Die  Lage  der  Hügelgräber  am  Assar-See  hat  Pastor  Schilling 
bereits  geschildert.  Wenn  die  Zahl  der  Gräber  auf  7  angegeben 
wurde,  so  hat  der  Referent  damals  schon  ein  Fragezeichen  dazu 
gesetzt.  Nach  unseren  jetzigen  Untersuchungen  müssen  wir  sie, 
wie  ich  vorausschicken  will^  auf  6  beschränken,  denn  der  eine 
fragliche  Hügel  hatte  keine  Steinsetzung  aufzuweisen  und  bei 
einer  Nachgrabung  waren  auch  sonst  keine  Spuren  eines  Grabes 
zu  entdecken.  Wir  hatten  es  wohl  mit  einem  niedrigen  natür- 
lichen Hügel  zu  tun. 

Am  9.  Juni  fuhren  Herr  Pastor  Schilling  und  ich  um  6  Uhr 
morgens  zum  Assar-See  und  machten  uns  sofort  an  die  Erledi- 
gung unserer  Aufgabe,  bei  welcher  uns  5  Arbeiter  zur  Disposition 
standen.  Wir  begannen  mit  dem  Hügel  (Grab  IV),  den  der  Be- 
richterstatter als  besonders  charakteristisch  bezeichnet  hatte. 

Er  liegt  nur  ein  paar  Schritte  von  dem  Grabe  entfernt  (Grab  III), 
in  dem  wir  im  Jahre  1900  die  Funde  gemacht  hatten.  Der  fast 
runde  Hügel  erhob  sich  im  0.  85  cm,  im  W,  nur  20  cm  über  die 
Umgebung  und  dehnte  sich  von  N.  nach  S.  6,4  m,  von  0.  nach 
W.  7,4  m  aus.  Die  in  der  Mitte  wachsende,  von  den  Arbeitern 
auf  60 — 70  Jahre  geschätzte  stattliche  Birke,  die  uns  vor  3  Jahren 
namentlich  zurückgeschreckt  hatte,  war  unterdessen  glücklicher- 
weise gefallen,  so  dass  wir  nur  ihre  Wurzeln  zu  entfernen  hatten. 
Die  andern  Bäume  bereiteten  kein  ffrosses  Hindernis.  Neben 
dem  Baumstumpf  der  Birke  befand  sich  eine  ca.  50  cm  tiefe  alte 
Grube.  Am  Bande  des  Hügels  stiessen  wir  überall  wenige  Cen- 
timeter  unter  der  Oberfläche  auf  die  schon  früher  mit  dem  Eisen- 
stabe  festgestellte   Steinsetzung.    Wir   deckten   nun  den  ganzen 


103 

Hügel  innerhalb  derselben  auf  und  fanden  dabei  wiederholt  kleine 
und  grössere  Eohlenstüeke  und  auch  den  von  Kohlen  durchsetzten 
weissen  Sand,   auf  welchen   die   Leichen  meist  gebettet  waren, 
sowie  die  dunkelrötlichen  Klümpchen,  wie  wir  sie  in  Grab  I  im 
Jahre  1900  gefunden  hatten.    Nach  NW.  von  der  Birke  stiessen 
wir  auf  3  grössere  Steine,  in  deren  nächster  Nähe  wir  in  einer 
Tiefe  von  80  cm  unter  der  OberlBäche  des  Hügels  die  spärlichen 
Überreste  eines  Skelettes  aufdeckten.    Der  Schädel  war  zwischen 
2  Steinen  von  20 — 25  cm  Durchmesser,  die  in  einer  Entfernung 
von  ca.  20  cm  von   einander  lagen,   gebettet,  und  zwar   auf  der 
linken  Seite   liegend,   wie   die   Kinnbacken   und  Zähne  zeigten, 
deren  Lage  sich  genau  erkennen  liess,  während  die  Schädeldecke 
fast  ganz  verschwunden   war.    Auch  zu  den  Füssen  der  Leiche 
lagen  2  eben  solche  Steine.    Die  Entfernung  der  Kopf-  und  Fuss- 
steine  betrug  2  m.     Die   Entfernung  vom    äusseren    Steinwall 
80  cm.    Die  Lage  des  Skelettes  war  von  S W.  nach  NO.,  fast  von 
W.  nach  0.  gerichtet.    Von  den  Knochen  waren  nur  einige  Reste 
des  Schädels,  ein  paar  Arm-  und  Beinknochen  in  sehr  morschem 
Zustande  erhalten.    Die  Leiche  war  mit  verschiedenen  Schmuck- 
gj^enständen  bestattet  worden.    Wir  fanden:  einen  Bronze-Hals- 
ring  mit  anhaftenden  Zeugresten,  2  Bronze-Armringe  mit  den  Arm- 
knochen, die  Reste  eines  sichelförmigen  Messers  und  ungefähr  60  cm 
von  den  Fusssteinen,   im   rechten  Winkel   zu  den  Resten  eines 
Beinknochens  liegend,  ein  Eisenstiickchen,  2  Bronze-Nadeln  mit 
einer  Kette  —  die  eine  Nadel  hatte  noch  Zeugreste  in  der  Nähe 
ihrer  Spitze  aufzuweisen  —  und  2  Bronze-Nadeln.    Im  übrigen 
Grabe  wurden,   abgesehen   von  kleinen  Bronzestücken  und  zwei 
nach  S.  zu  gelegenen  Steinen,  keine  weiteren  Funde  gemacht. 

Wir  begannen  sodann  die  Aufdeckung  der  andern  Gräber. 
Etwa  10—15  Schritte  nach  SO.  von  Grab  IV  lag  der  Hügel 
(Grab  I),  den  wir  vor  3  Jahren  untersucht  hatten.  Nach  NO. 
zu  waren  wir  der  Bäume  wegen  nicht  ganz  bis  zum  Steinwall 
Yorgedrangen.  Wir  holten  jetzt  das  Versäumte  nach,  konnten 
aber  nur  konstatieren,  dass  hier  die  Steinsetzung  keine  ganz 
kreisförmige  war,  sondern  gerade  nach  dieser  Richtung  hin  eine 
starke  Ausbuchtung  hatte.  Gefunden  wurde  nur  in  der  Mitte 
derselben  ein  kleines  Stuck  eines  Schädels  und  nach  0.  zu  ganz 
am  Rande,  55  cm  tief,  eine  kleine  eiserne  Hacke.  Etwa  10 
Schritte  nach  SO.  von  Grab  I  konstatierten  wir  wiederum  eine 
Steinsetzung^  am  Ende  einer  Hügelkette  (Grab  VI).  Die  ganze 
Mitte  des  Grabes  war  von  Schatzgräbern  nach  unserem  ersten 
Besuche  im  Jahre  1900  zerstört;  sie  hatten  hier  die  weisse  Sand- 
Bchicht,  auf  der  die  Leichen  zu  liegen  pflegten,  wirklich  erreicht 
and  noch  durchgraben.  Die  Ausdehnung  betrug  von  N.  nach  S. 
3,5  m,  von  0.  nach  W.  4,6  m.  Bei  der  Aufdeckung  fanden 
wir  im  NW.  ganz  nahe  beim  Steinwall  2  Steine,  ein  Schädelstück 


104 


Grab  TL 


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Grab  m.        N 


S 


s 


Grab  IV, 


Erkllrung  der  Zahltn: 

1.  Sekidel  n.  Sctiidalstfleke.  6.  BbeutHek«. 

S.  Stoin.  7.  KAoolitii. 

S.  Ken  a  Lftüse. 

1  Ffaigerring.  9.  Mtowr. 

Si  BtoBSMt&oke.  10.  Nadel 


11.  Nadtl  mit  Kette. 

12.  Halsring. 

18.  Kinnbacken,  Z&hne. 

14.  dicker  Annring. 

15.  dftnner  Armring. 


106 

und  nahe  dabei  einen  eisernen  Kelt,  der  mit  der  Tülle  zur  Mauer 
bin  lag.  Nicbt  weit  davon  wurde  ein  Bronze- Annring  gefunden. 
Nacb  SW.  zu,  wiederum  ganz  in  der  Nabe  des  Steinwalls,  wurden 
nur  wenige  Gentimeter  von  einander,  aber  nacb  verscbiedenen 
Riebtungen  liegend,  eine  eiserne  Lanzenspitze  und  ein  Kelt  aus- 
gegraben. Beide  lagen  mit  der  Tülle  zur  Mauer  bin,  so  dass 
sie  nur  ca.  23  cm  von  derselben  entfernt  war.  Der  allgemeine 
Eindruck  war,  dass  bier  wobl  zwei  Leicben,  beide  mit  Waffen, 
aber  mit  wenig  Scbmuck  begraben  lagen.  Etwa  von  der  Brost 
abwärts  batten  die  Schatzgräber  aber  alles  durcbwüblt.  Viel- 
leicht gehört  diesem  Grabe  der  dünne  Bronze- Armring  an,  der 
im  Walde  zwischen  den  Gräbern  von  einem  Arbeiter  gefunden 
wurde,  denn  seinem  Aussehen  nach  hatte  er  nicht  allzu  lange  im 
Freien  gelegen,  und  dieses  Grab  wies  die  frischesten  Sparen  von 
einer  Grabung  Unberufener  auf. 

Ganz  nahe  von  Grab  IV  nach  NW.  zu  lag  als  Ausläufer 
einer  Bodenerhöhung  das  Grab,  in  dem  wir  vor  3  Jahren  unsere 
Funde  gemacht  hatten  (Grab  III,  Durchmesser  von  N.  nach  S. 
=  6,2,  von  0.  nach  W.  =  7,3  m).  Wir  hatten  damals  der  vor- 
gerückten Stunde  wegen  nicht  das  ganze  Grab  systematisch  aus- 
heben können  und  suchten  jetzt  unsere  Arbeit  zu  vollenden.  Das 
im  Jahre  1900  gefundene  Skelett  lag  ganz  am  Nordrande  des 
Grabes,  von  W.  nach  0.  gerichtet.  Bei  der  neuen  Untersuchung 
stiessen  wir  im  SW.,  wiederum  ganz  in  der  Nähe  des  Steinwalls, 
in  einer  Tiefe  von  36  cm  zunächst  auf  eine  Bronze-NadeL  Gleich 
darauf  fanden  wir  die  Reste  eines  Kinnbackens,  einen  Bronze- 
Halsring,  der  zerbrochen  war,  und  etwas  unterhalb  davon  Bronze- 
Nadeln  mit  einer  Kette.  Aus  der  Lage  zweier  Steine,  die  wobl 
zu  den  Füssen  der  Leiche  placiert  worden  waren,  konnte  man 
erkennen,  dass  die  Leiche  von  NW.  nach  SO.  gerichtet  war.  In 
dem  hier  ausgeworfenen  Sande  wurde  später  noch  ein  Bronze* 
Armring  gefunden,  der  wahrscheinlich  auch  zu  dieser  Leiche  ge> 
hört  hatte.  Ausserdem  wurden  in  diesem  Grabe  noch  ein  paar 
kleine  Eisenstücke,  ein  Knochen  und  am  Ostrande  noch  ein  Bronze- 
Armring  ausgegraben. 

Unterdessen  war  der  Abend  herangekommen,  und  wir  rnnssten 
die  Arbeit,  bei  der  wir  von  den  Nachbarn  des  Herrn  Pastors 
Schilling  in  liebenswürdiger  Weise  mit  Rat  und  Tat  sowie  mit 
leiblicher  Stärkung  unterstützt  worden  waren,  unterbrechen. 

Schon  am  nächsten  Morgen  um  7  Uhr  machten  wir  uns  von 
neuem  in  den  Wald  auf,  um  noch  den  grössten  Hügel  (Grab  II) 
in  Angriff  zu  nehmen.  Er  liegt  ganz  am  Ufer  des  Assar-Sees, 
so  dass  man  von  ihm  aus  einen  schönen  Blick  zum  jenseitigen 
Ufer  hin  hat.  Die  Höhe  des  Hügels  ist  im  Bericht  vom  Jahre 
1900  auf  1,5—2  m,  der  Durchmesser  von  N.  nach  S.  auf  8,7, 
von   W.    nach  0.   auf  9,75  m    angegeben.     Bei    der    näheren 


107 

UnterBuchung  konnten  wir   fast  überall  die  kreisförmige  Stein- 

setaing  konstatieren.    Nur  an  einzelnen  Stellen  war  dieselbe  bei 

froheren  Nachgrabungen  zerstört  worden,   so  z.  B.  zum  See  hin, 

1  vo  am  Fusse  des  Hügels  einige  grosse  Steine  lagen,  die  offenbar 

I  Ton  oben   herabgestürzt  waren.    Überhaupt   war  dieser  Hügel, 

I  ?ie  wir  vor  3  Jahren  bereits  festgestellt  hatten,  stark  angegraben 

;  worden.    Den  bisher  gemachten  Erfahrungen  folgend,  begannen 

vir  zuerst  nach  NW.  zu  die  Erde  ausheben  zu  lassen.    In  einer 

I  Tiefe  von  50  cm   unter  der  Oberfläche  des  Hügels  stiessen  wir 

lof  einen  noch  fast  voUständiff  erhaltenen  Schädel,  der,  ähnlich 

wie  in  Grab  IV,  zwischen  2  Steinen  gebettet  war.    Das  Haupt 

war  auf  die  linke  Seite  gelegt  und  nach  0.  gerichtet.    Um  ihn 

lach  Riga  zn  transportieren,  war  der  Schädel  zu  sehr  vergangen. 

Von  den  Arm-  und  Beinknochen   waren   nur  wenige  Reste   er- 

balten.    In    einer   Entfernung  von  1,7  m   von  den   Kopfsteinen 

lagen  wiederum  2  ähnliche  Steine  und  dicht  bei  ihnen  nach  0. 

a  quer  vorgelegt  ein  eiserner  Kelt.    Etwas  oberflächlicher,  ca. 

Sem  tief,  wurden   nicht  weit  entfernt  von  diesem  Skelett,  aber 

getrennt  von  einander  zwei  Schädelstücke  und  ein  Bronze-Pinger- 

risg  aufgedeckt.    Die  nach  SO.  gelegene  Hälfte  des  Grabhügels 

var  offenbar  zu  einer  zweiten  Bestattung  benutzt  worden,  doch 

^nden  wir    ausser   einigen   zerstreut  liegenden  kleinen  Bronze- 

m  Eisenstncken,  Knochen   und  Kohlen  nur  2  Steine,   die  aber 

ganz  ebenso  gross  (ca.  20—25  cm  Durchmesser)  und  ganz  ebenso 

leben  einander  gelegt  waren,  wie  die  beim  Skelett  befindlichen. 

Damit  hatten  wir  unsere  Arbeit  beendet,  denn  das  letzte  (V.) 

»rab,  nach  SW.  von  Grab  I  gelegen,  konnten  wir  der  auf  dem- 

fclben  wachsenden  Bäume  wegen  dieses  Mal  nicht  mehr  in  An- 

riff  nehmen.    Es   musste   das   einer  späteren  Zeit  vorbehalten 

leiben.    Die  beigegebenen  Zeichnungen,  die  Herr  Pastor  Schil- 

Dg  auf  meine  Bitte  entworfen,   sollen  nur,   ohne  dass  auf  den 

tab   besonders  Bücksicht  genommen   worden,   die  Situation 

wenig    erläutern.    Eine   photographische   Aufnahme   der   in 

h  n  gefundenen  Skelettreste   ist  infolge  der  ungünstigen  Be- 

chtung  nicht  ganz  nach  Wunsch  geglückt,  kann  aber  doch  zur 

lostrierung  der  Beschreibung  ganz  gut  dienen. 

Fassen  wir  die  Ergebnisse  unserer  Untersuchung  zusammen, 

können    wir,   indem   wir   die   nähere  Bestimmung  der  Fund- 

Bgenstände    den  Spezialisten   überlassen,   hier  nur  konstatieren, 

188  die  5  von  uns  im  Jahre  1900  und  jetzt  aufgedeckten  Gräber 

!e  denselben  Typus  aufwiesen.    Sie  waren  meist  unter  Benutzung 

BT  bereits  vorhandenen  Bodenerhebungen  angelegt,  hatten  alle 

e  fast   kreisförmige  Steinsetzung,  innerhalb  deren  die  Leichen 

Kht  in   der  Mitte,   sondern  mehr  dem  Bande  zu  flach  auf  den 

Oden  gelegt  waren,  so  dass  sie  meist  auf  weissem  Sande  —  wohl 

natürlichen  Untergrunde  -—  ruhten.    In  3  Fällen  konnte  die 


108 

Lage  des  Hauptes  auf  der  linken  Seite  sicher  konstatiert  werden. 
Die  Leichen  waren  von  W.  nach  0.  oder  von  NW.  nach  SO. 
orientiert  und  lagen  meist  zwischen  Steinen,  so  dass  2  zu  Häupten 
und  1 — 2  zu  den  Füssen  placiert  waren.  Ins  Grab  erhielten  sie 
hauptsächlich  Schmuckgegenstände,  aber  auch  Waffen  und  Oerlte, 
wenn  auch  nur  wenige,  mit  Zu  beachten  wäre  vielleicht,  dass 
die  zwei  am  reichsten  mit  Schmuck  bedachten  Leichen  keine 
Waffen  oder  Oeräte  ausser  dem  kleinen  sichelförmigen  Messer 
als  Beigaben  aufwiesen.  Beide  hatten  Halsringe,  Nadeln  mit 
Ketten,  Armringe.  Auch  die  Lage  der  einen  Nadel  in  Grab  III 
könnte  sie  vielleicht,  wie  Pastor  Schilling  vermutete,  als  Haar- 
nadel kennzeichnen.  Das  alles  lässt  wohl  den  Schluss  zu,  dass 
hier  weibliche  Leichen  bestattet  waren.  Die  aufgedeckten  Gräber 
dienten,  wie  es  scheint,  nur  zur  Beisetzung  von  1 — 2  Leichen. 
Die  Beschaffenheit  des  Bodens  war  überall  ganz  ebenso,  wie  sie 
schon  im  Bericht  vom  Jahre  1900  geschildert  worden  ist. 

Referent  will  seinen  Bericht  nicht  schliessen,  ohne  Herrn 
Pastor  Schilling  den  wärmsten  Dank  auszusprechen  einerseits  fori 
die  Gastfreundschaft,  die  er  ihm  wiederum  gewährt,  andererseitei 
aber  dafür,  dass  er  keine  Mühwaltung  gescheut  hat,  um  diese  inj 
mehrfacher  Hinsicht  interessante  Ausgrabung  zu  bewerkstdligen.^ 

I 

I 

m.  TersuMlnng  am  8.  Oktober  \m.  < 

Der  Präsident  Oberlehrer  Bernhard  Hollander  eröffinctej 
die  Sitzung  mit  der  Mitteilung,  dass  unsere  baltische  Oeschichta^ 
Wissenschaft  wieder  einen  herben  Verlust  erlitten  habe.  Das! 
Ehrenmitglied  der  Gesellschaft,  Professor  Dr.  Friedrich  Biene^ 
mann  sen.,  sei  am  20.  September  n.  St.  in  Strassburg  aus  diesen! 
Leben  geschieden.  Herr  Dr.  Arthur  Poelchau,  der  dem  VerstopJ 
benen  persönlich  näher  gestanden  als  er  (der  Präsident)  und  den 
zum  Teil  auch  ein  Arbeitsgenosse  desselben  gewesen  sei,  habaj 
sich  freundlichst  erboten,  in  der  heutigen  Sitzung  eine  Schilde 
rung  seines  historischen  Wirkens  zu  entwerfen.  Aber  er  kön 
—  so  fuhr  der  Redner  fort  —  doch  nicht  die  Tatsache  des  Tode 
erwähnen,  ohne  auch  von  seiner  Seite  die  Pflicht  der  Dankb 
keit  dem  Verstorbenen  gegenüber  zu  erfüllen.  Diese  Dankbarke 
werde  sich  hauptsächlich  nach  zwei  Richtungen  hin  erstreckend 
wir  mfissten  Bienemann  dankbar  sein  f&r  die  Förderung,  welclm 


109 

üelivländische  GeschichtswissenBchafli  darch  seine  hervorragenden 
liistoriflchen  Arbeiten  erfahren  habe,  nnd  wir  dürften  es  nicht 
Tergessen,  dass  der  Verstorbene  die  Liebe  zu  seinem  Heimatlande 
bis  zn  seinen  letzten  Lebenstagen  in  warmem  Herzen  getragen 
ind  hier,  wie  später  auch  noch  in  der  Ferne,  betätigt  habe. 

Man  habe  Bienemann  wohl  einen  „starren  Konservativen'^ 
geoaimt,  in  gewissem  Sinne  nicht  mit  unrecht.  Er  sei  konser- 
n6v  gewesen,  indem  er,  wie  er  das  selbst  einmal  ausgesprochen 
itbe  (j,Aus  baltischer  Vorzeit",  S.  133),  für  notwendig  erklärte, 
te  unsere  Lande  die  einmal  gewonnene  Grundlage  der  Kultur 
fleh  bewahrten  und  im  Wandel  der  Zeiten  „die  bescheidene, 
atsagungsvolle,  inhaltsreiche  Pflicht  der  Treue  gegen  sich  selbst 
ad  gegen  die  Reiche,  denen  sie  angehören",  erfüllten.  Eine 
Nebe  konservative  Gesinnung  werde  hoffentlich  stets  in  unserer 
Beimat  zu  finden  seini  unsere  Dankbarkeit  aber  könnten  wir 
^or  dadurch  zum  Ausdruck  bringen,  dass  wir  das  Andenken 
k  den  hervorragenden  Mitarbeiter  auf  dem  Gebiete  der  Ge- 
plüchtsforschung  und  den  baltischen  Patrioten  unter  uns  stets 
pbendig  erhalten. 

I  Der  Präsident  gedachte  sodann  auch  des  am  2.  Oktober 
p  Riga  verstorbenen  Mitgliedes,  des  vereidigten  Rechtsanwaltes 
farl  Bergengrün. 

i  Die  Yersammlung  ehrte  das  Andenken  an  die  Verstorbenen 
^h  Erheben  von  den  Sitzen. 

1  Oberlehrer  Dr.  Arthur  Poelchau  schilderte  in  einem 
bgeren  Vortrage  das  Leben  und  Wirken  des  verstorbenen 
pofessors  Friedrich  Bienemann  (s.  unten). 
f  Nachdem  der  Vortragende  geschlossen,  verlas  der  Präsident 
kurzen  Abschnitt  aus  einem  Vortrage  Dr.  ¥r.  Bienemanns 
Ins  baltischer  Vorzeit",  S.  6  f.),  in  dem  derselbe  von  den 
rierigkeiten  redet,  die  der  livländische  Historiker  bei  seinen 
eiten  zu  überwinden  habe,  und  darauf  hinweist,  dass  noch 
Mentende  Aa%aben  von  ihm  zu  lösen  seien.  Bei  diesen  Worten 
iBBten  wir  —  so  meinte  der  Präsident  —  den  Verlust,  der  uns 
Ittroffen,  um  so  herber  empfinden,  denn  die  Schwierigkeiten,  die 


HO 

sich  dem  livländischen  Geschichtsstudiiim  entgegenstelleD,  seien 
heute  noch  grösser  als  zu  der  Zeit,  in  der  jene  Worte  gespro- 
chen worden,  und  die  zu  lösenden  Aufgaben  seien  dieselben  ge- 
blieben. Um  die  Pflicht  der  Pietät  gegenüber  dem  Verstorbenen 
zu  erfüllen,  müssten  wir  nach  Kräften  dafür  sorgen,  dass  ein 
junger  Nachwuchs  von  Historikern  herangebildet  werde,  der  die 
durch  den  Tod  entstandenen  Lücken  wieder  ausfüllen  und  die 
noch  unerledigten  Aufgaben  der  livländischen  Geschichtsforscbang 
weiter  fortfuhren  könnte. 

Zu  ordentlichen  Mitgliedern  wurden  aufgenommen  die 
Herren:  August  ülraann  in  Zirsten,  Oberlehrer  George  Worma 
in  Irmlau,  Pastor  Nikolai  Deringer  in  Lugansk,  Architekt 
Hermann  Seuberlich  und  Beamter  des  Rigaschen  Stahlwerk! 
Rudolf  Heise  in  Riga. 

Es  wurde  ein  Schreiben  des  Herrn  Oberlehrers  Priedricl 
von  Keussler  in  St.  Petersburg  verlesen,  in  dem  er  die  Hef 
kunft  der  Iversenschen  ürkundensammlung  (s.  Sitzungsber.  v.  J 
1902,  S.  74)  festzustellen  sucht. 

Der  Präsident  machte  die  Mitteilung,  dass  der  bisherig! 
Bibliothekar  der  Gesellschaft  Dr.  Pr.  Bienemann  jun.  bereift 
im  Mai  von  seinem  Amte  zurückgetreten  sei.  Er  habe  sich  erlaubt 
ihm  den  Dank  der  Gesellschaft  für  seine  jahrelange  Arbeit  ii 
der  Bibliothek  auszusprechen.  Das  Direktorium  habe  nun  M 
schlössen,  den  bisherigen  zweiten  Bibliothekar  Herrn  cand.  hiirf 
Nikolaus  Busch  zunächst  provisorisch  bis  zur  Jahressitzanj 
zum  Bibliothekar  zu  erwählen. 

Laut  Bericht  des  stellv.  Bibliothekars  waren  für  die  Bl 
bliothek  Geschenke  eingegangen  von  den  Herren:  Beruh.  I 
Hollander,  dem  älteren  Konservator  an  der  Skulpturenabteilai|{ 
der  Eremitage  zu  St.  Petersburg  G.  v.  Kieseritzky,  Dr.  I 
Girgensohn  und  Dr.  A.  v.  Transehe-Roseneck,  von  letzter«! 
namentlich  dessen  Aufsatz:  „Das  Geschlecht  der  Saltze  oder  S«i( 
in  Livland'',  S.-A.  aus  dem  ^Jahrbuch  für  (Genealogie  nd 
Heraldik«. 

Für  das  Museum  waren  nach  dem  Berichte  des  MuseniBl 


111 

inspektors  dargebracht  worden:  1)  von  Herrn  Apotheker  E. 
Dohrmann:  3  Porzellan-  und  ein  Holz-Standgefäss;  2)  Tom 
Bigaer  Börsen-Komitee  durch  Herrn  Ingenieur  Fleischer:  19 
iaiJägelfluss  gefundene  Sachen:  Schiffsjungfrau,  Bronze-Henkel- 
topfjsilbertauschierter  Steigbügel  aus  dem  15.  Jahrhundert,  Sporen, 
ScUösBer,  2  Eisenbeile,  Radschloss  einer  Pistole,  deutscher  Dolch 
lit  Silber -Tauschierung  aus  dem  16.  Jahrhundert  und  diverse 
Kmen;  3)  von  Herrn  E.  G.  v.  Sengbusch:  das  Modell  einer 
iolländischen  Kuff;  4)  von  Herrn  Apotheker  Weitmann:  5 
Porzellan-Standgef&sse  und  3  Schmelstiegel;  5)  von  Herrn  Apo- 
Äeker  Walter:  17  Holz-,  12  Porzellan-  und  3  Glas-Standgeftsse, 
i  Serpentin -Reibschalen  und  2  Holztönnchen;  6)  von  Herrn 
Apotheker  Steding  in  Werro:  eine  Apotheker- Wage;  7)  von  Frl. 
pmina  Nicolay:  eine  Fayence-Schale  aus  dem  18.  Jahrhundert; 
^Yon  Herrn  Otto  Kreisler  aus  dem  Burgberg  von  Mohn:  2 
iroDze-Ringe,  eine  Fibel,  eine  Schnalle,  ein  Schlüssel,  ein 
ibemes  Armband,  2  Anhänger  und  ein  Fingerring. 

Far  das  Münz-  und  Medaillenkabinett  waren  Geschenke 
^gebracht  worden  von  den  Herren:  Wilhelm  Torchiani, 
|iikar  V*  Schilinzky,  Konrad  Baron  Vietinghoff  und  Dr. 
KKarl  Dahlfeld. 

\    Herr  Ritterschaftsbibliothekar  K.  von   Löwis   of  Menar 
ichtete,   dass  das  Komitee  zur  Erhaltung  der  Wendenschen 

osaruine  die  in  Aussicht  genommenen  provisorischen  Arbeiten 

fahrt  habe. 

Dr.  Ernst  Seraphim  hielt  einen  Vortrag  über  Karl  von 

lermannlands  Kampf  um  Livland,  vornehmlich  in  den  Jahren 
1602,  worin  er  sich  auf  bisher  unverarbeitetes  Quellen- 
rterial  stützte,  das  Dr.  A.  Bergengrün  und  vor  allem  Dr.  Fr. 
enemann  jun.  in  den  „Mitteilungen^  seiner  Zeit  veröffentlicht 
ken.  Der  Vortrag  stellte  eine  gekürzte  Wiedergabe  eines 
ipitels  aus  der  demnächst  erscheinenden  zweiten  Auflage  der 
Mändischen  Geschichte^  des  Verfassers  dar. 
1  Herr  Inspektor  K.  Mettig  machte  eine  Mitteilung  über  die 
pben  der  Stadt  Riga  (s.  unten). 


114 

lösen  yyinnerbalb  des  Rahmens  der  Lebensnmrisse  eines  Mannes, 
der  zn  den  eepriesensten  und  gescbmähtesten  der  Provinz  gebort 
bat  und  durch  einen  seltenen  Wechsel  des  Geschickes  ausgezeichnet 
worden  ist^,  des  Landrates  Jakob  Geoi^  v.  Berg,  ,,der  an  der 
Grenze  des  reifen  Mannesalters  auf  die  Schwelle  des  Jahrhunderts 
tritt,  um  in  Meistergriffen  der  Entwickelung  ganz  Estlands  neue 
Bahnen  anzuweisen  in  agrarischer,  in  ökonomischer  und  in  poli- 
tischer Hinsicht^. 

Als  Politiker  und  Patriot  zeigt  sich  Bienemann  in  seinem 
Artikel:  „Pro  domo"  („Balt.  Monatschr.«  N.  F.,  Bd.  26,  1879), 
in  welchem  er  mit  scharfem  historischen  Rüstzeug  bewaffnet  auf- 
tritt, um  „den  geschichtlich  guten  Namen  unserer  Lande  zu  be- 
hüten Yor  der  Wirkung  der  pseudo- historischen  Deduktionen, 
welche  die  „Livländischen  Rückolicke''  (Dorpat  1878)  bieten,  und 
für  die  im  Beruf  erkannte  geschichtliche  Wahrheit  gegen  ihre 
Entstellung  zu  zeugen^,  wie  er  ein  Gleiches  auch  der  gegen  ihn 
gerichteten  Schrift:  „Babel  in  Livland^  (Dorpat  1879)  gegenüber 
tut  in  der  Erwiderung:  „,Baber  über  Akten^  (Riga,  Moskau, 
Odessa  1880). 

Bedeutsam,  weil  grundlegend,  ist  Bienemanns  zuerst  in  der 
„Balt.  Monatschr.*  (1883—1885),  dann  aber  (1886)  selbständig 
veröffentlichte  Arbeit  über:  ^Die  Statthalterschaftszeit  in  Liv- 
und  Estland  (1783—1796).  Ein  Kapitel  aus  der  Regentenpraxis 
Katharinas  11.^  (Leipzig,  Duncker  u.  Humblot),  ^eine  reife  Frucht 
gründlichster  Studien^. 

^Ein  Scherflein  zur  400  jährigen  Gedenkfeier  der  Gebart 
des  Reformators^,  das  Bienemann  unter  dem  Titel:  ^Aus  Livlands 
Luthertagen^  (Reval  1883)  beisteuert,  ist  eine  mit  warmer  Be- 
geisterung auf  Grund  eines  früheren  Aufsatzes:  „Die  Anfänge 
unserer  Reformation  im  Lichte  des  Revaler  Ratsarchivs''  (^Balt. 
Monatschrift*'  Bd.  29,  1882)  yerfasste  Schrift,  die  „von  Livlands 
Stellung  und  Arbeit  in  jenen  grossen  Luthertagen^,  d.  h.  zur  Zeit 
der  Reformation,  erzählt,  „denn  es  sind  alte  enge  Bande,  die 
Livland  mit  dem  Reformator  yerknüpfen''.  „Gottesdienst  und 
Kirchenregiment,  das  sind  die  zwei  Baustellen,  an  denen  unser 
Land,  als  der  Grundstein  zur  evangelisch -lutherischen  Kirche 
gelegt  worden,  durch  seine  Städte  wacker  die  Kelle  mitgeschwungen 
hat.  Darum  gebührt  ihm  auch  sein  Platz  beim  Werkmeister  an 
dessen  Gedenkfeier." 

Die  „Aufzeichnungen  eines  kurländischen  Edelmannes'',  die 
Bienemann  unter  dem  Titel:  „Aus  den  Tagen  Kaiser  Pauls"  heraus- 
gegeben (1886,  Leipzig,  Duncker  u.  Humblot),  „bieten  den  Gte- 
schichtsforschern  eine  neue  Quelle,  dem  Publikum  eine  fesselnde 
Unterhaltung,  die  mit  den  besten  Erzeugnissen  dieser  Art  Qe- 
schichtsachreibung  Vorzüge  und  Fehler,   sowohl  die  lebendig« 


113 

smer  Kyländischeii  Geschichtsqaellen  aus  schwedischen  Archiven 
folgend,  hat  Bienemann,  von  der  Erkenntnis  geleitet,  dass  die- 
selben nicht  immer  die  einzig  richtigen  seien,  sich,  je  mehr  sich 
seine  Arbeit  ausdehnte,  nm  so  mehr  den  Wesen  zugewandt,  in 
denen  namentlich  die  Waitzsche  Schule  wandelte.  Dnd  so  ist  es 
ihn  denn  gelungen,  in  seinen  5  Bänden  „Briefe  und  Urkunden^, 
deren  letzter  Band  1876  erschien,  ein  Werk  zu  schaffen,  das  sich 
^en  gleichartij^en  mustergültigen  als  ebenbürtig  an  die  Seite 
stellen  kann.  Und  doch  hat  Bienemann,  wie  das  ganz  der  Selb- 
Bttndigkeit  seines  Charakters  entspricht,  nicht  blindlings  den 
neuen  Pfad  betreten,  sondern  nur  eine  Annäherung  an  diesen 
imternonuneni  wie  er  selbst  sagt:  „eine  Annäherung  nur  —  denn 
Gntstehungszeit  und  Beschaffenheit  des  Materials  schienen  eine 
eigenartige  Behandlung  anzuzeigen^.  Das  Verständnis  der  Hei- 
nate^schichte  hat  Bienemann  mit  diesem  Werk  fördern  wollen 
und  in  der  Tat  es  wesentlich  gefördert;  seine  weitere  Hoffnung 
iber,  dass  dasselbe  „in  nicht  zu  ferner  Zeit  zur  lebendigen  Dar* 
stellnng  der  entscheidendsten  Epoche  unserer  Landesgescbichte^ 
,  Anlass  gebe,  ist  leider  bisher  unerfüllt  geblieben. 

Mitten  in  die  11  jähriffe  Periode  der  Herausgabe  seiner  „Briefe 
ud  Urkunden**  fällt  1870  die  Veröffentlichung  von  Bienemanns 
i  Forträgen  über  die  Geschichte  der  Ostseeprovinzen  unter  dem 
Titel:  „Aus  baltischer  Vorzeit**.  Diese  Schrift  ist  zu  ihrer  Zeit 
viel  gelesen  worden  und  übt  auch  noch  heute  ihren  Zauber  aus, 
ud  gelbst  der  zünftige  Historiker  kann  aus  ihr  lernen;  „ent- 
behren doch,  wenn  auch  für  einen  weiteren  Leserkreis  berechnet, 
*fc  Vorträge  nicht  wissenschaftlichen  Oehaltes^. 

Als  eine  Ergänzung  zu  Schirrens  und  zu  seiner  eigenen  Ur- 
famdenpublikation  macnte  Bienemann  1872  „Mitteilungen  über 
Its  Danziger  Stadtarchiv  und  dessen  Livonica  von  1558—1562**, 
h  denen  er  33  Urkundenregesten  bekannt  gab,  die  in  den  eben 
hnannten  Werken  „keine  Aufnahme  fiffden  konnten,  weil  eine 
Mche  dem  Programm  derselben  zuwiderlaufen  würde**. 

.Seinem  hochverehrten  Lehrer  Herrn  Prof.  Qeorg  Waitz** 
fit  Bienemann  „zur  Feier  des  50.  Semesters  der  „Historischen 
bnngen**  in  dankbarem  Gedächtnis  der  in  denselben  einst 
pfangenen  Förderung**  seine  1874  erschienene  Schrift  gewidmet 
er:  „Die  Ostseeprovinzen  vornehmlich  Estland  während  des 
hwedisch- Russischen  Krieges**  (auch  unter  dem  Titel:  „Zur 
chichte  des  Schwedisch-Russischen  Krieges**),  in  der  er  nieder- 

t,   „was  aus  archivalischen  und  anderen  handschriftlichen 

3en,  wie  aus  selteneren  Drucken  zur  Lösung  der  obschwe- 
aden  Fragen  ein  Mehr  oder  Weniger  beizutragen  vermaff**. 

In  der  Arbeit:  „Ein  estländischer  Staatsmann^  (^Balt.  Monat- 
rifl**  N.  F.,  Bd.  VI,  1875)  will  Bienemann  „einen  Abschnitt 

neueren  Geschichte  Estlands  skizzieren**  und  diese  Aufgabe 

8 


116 

Kaiserlichen  Jurjewer,  einst  Dorpater  ünirersität  in  den  100 
Jahren  ihres  Bestehens^  (Jurjew  1^2).  In  dieser  verdienstvolien 
Besprechung  weiss  Bienemann,  wie  ein  kundiger  Referent  (—Ig.) 
St.  Petersb.  Ztg.  1903,  Nr.  256)  zutreffend  sagt,  .trotz  aller  Liebe 
und  Pietät  für  das  Gewesene,  bei  aller  sachlichen  Kritik,  der 
tüchtigen  und  anerkennenswerten  Arbeit  der  russischen  Gelehrten 
objektiv  gerecht  zu  werden  und  hat  mit  seinem  Referat  sowohl 
dem  alten  Dorpat  als  dem  neuen  Jurjew  einen  wirklichen  Dienet 
erwiesen.  Seine  Kritik  ist  stets  positiv  und  darum  fruchtbar, 
bei  aller  wissenschaftlichen  Akribie,  die  auch  kleine  Fehler  und 
Versehen  zurechtstellt,  nicht  kleinlich,  sondern  grosszügig.  So 
ist  auch  diese  kleine  Schrift  voll  Wahrheit  und  Würde  ein  Ab- 
bild des  Wesens**  des  Verstorbenen. 

Bienemanns  Arbeit  und  Arbeitsfrficbte  konnten  in  Vorstehen- 
dem nur  kurz  und  unvollkommen  skizziert  werden;  ist  doch  die 
Fülle  dessen,  was  er  auf  historisch -wissenschaftlichem,  wie  auf 
publizistisch -journalistischem  Gebiete  geschaffen,  eine  so  reiche, 
dass  sein  Leben  mit  Recht  als  ein  köstlich  gewesenes  zu  bezeichnen 
ist,  denn  es  war  Mühe  und  Arbeit.  Was  aber  seinem  Schaffen 
das  Siegel  edelster  Tätigkeit  aufdrückt,  ist  die  mannhafte  ernste 
Gesinnungstüchtigkeit,  die  strenge  Wahrheitsliebe,  die  positiv 
religiöse  Lebensanschauung  und  nicht  zum  mindesten  die  patrio- 
tische Wärme,  die  seines  Wesens  Eigenart  bildeten.  Er  war  als 
Mann  und  Charakter  seines  Wertes  sich  bewusst,  nicht  blind 
gegen  seine  menschlichen  Schwächen,  aber  erfüllt  von  der  hohen 
Aufgabe,  die  der  forschende  und  lehrende  Historiker  seiner 
Wissenschaft  und  seiner  Zeit  gegenüber  hat.  Und  beide  trauern 
um  ihn  als  einen  Zeugen  der  Wahrheit,  der  menschlich  wohl 
irren  konnte,  nie  aber  erkannte  Wahrheit  zu  verschleiern  ver- 
mochte. Darum  wird  auch,  was  er  geschaffen  und  geleistet,  nicht 
so  bald  vergehen,  und  die  heimische  Geschichtsforschung  wird 
noch  auf  lange  hinaus  dankbar  seine  Arbeit  nutzen  und  sein 
Andenken  in  Ehren  halten. 


Über  die  Farben  Rigas  im  17.  Jahrhunderte. 

Von  K.  Mettig. 

Anton  Buchhol tz  sagt  in  seinem  Aufsatze  über  die  Vorberei- 
tungen für  den  Empfang  des  Kaisers  Peter  im  Jahre  1783 
(Sitzungsber.  d.  Gesellsch.  f.  Gesch.  u.  Altertumsk.  pro  1898,  S.  92), 
wo  er  von  den  Stadtfarben  spricht:  .Wohl  war  mir  aus  den 
1673  entworfenen  Rigischen  Statuten  die  Bestimmung  bekannt 
Oiib.  V  Tit.  II  §  1):  ,Ein  Rigisch  Schiff  soll  in  seinen  Plaggen 
i&hren   blau  und  weiss/    Was   aber  für  die  Handelsflagge  aer 


117 

Stadt  galt,  braucht  nicht  nothwendig  für  die  Stadtfarben  im  AU- 
eemeinen  za  gelten.  Ich  erinnere  nur  an  die  noch  aus  dem  13. 
Jahrhundert  stammenden  Bestimmunffen  des  Hamburgisch-Bigi- 
schen  Rechts  und  der  umgearbeiteten  Bigischen  Statuten,  wonach 
die  Sigischen  Schiffe  ein  weisses  Kreuz  in  schwarzer  Fahne 
fohren  mussten.    Jetzt  haben   wir   aber  eine  Bestätigung  daf&r 

gfimden,  dass  noch  1723  die  Bigischen  Stadtfarben  gleich  der 
tndelsflagffe  blau  und  weiss  waren.^  Die  yon  Anton  Buchholtz 
an^ef&hrte  Kotiz  vom  Jahre  1723  über  die  Stadtfarben  blau  und 
weiss  war  bis  dahin  die  älteste;  ich  habe  später  eine  um  einige 
!  Jahrzehnte  ältere  gefunden,  nämlich  aus  dem  Jahre  1676,  die  ich 
liier  mitteilen  will.  Sie  befindet  sich  in  einem  Protokollauszuge 
im  Archiv  der  Schwarzen  Häupter  zu  Biga  und  lautet: 

^Al  1676  Adij  den  7  Septemb.  Abendfi  vmb  6  ühr  Ist  der  Neue 
General  Oovuemeur  Ghrister  Hornn  alhaer  Zu  Biga  Bey  Gutten 
Klaren  gewätter  Eingezogen,  2  Gompaffnie  defi  Obristen  ^norring 
Dragoner  Zu  pferde  mit  Ihren  Tromeln  vnnd  Schalmeyen  Bitten 
,  Vorher,  darauff  die  Bürger  vnnd  gesellen  Zu  pferde  Eltister 
I  Diedrich  Zimmerman  war  Bittermester  vnnd  fubte  den  Trop, 
vor  Ihme  Bitten  Deß  E.  Bahtes  Mufscanten  mit  2  Eessell  Trom- 
fflen  ynnd  6  Trompeter,  mit  Blauen  vnnd  Weifien  Pänlein,  wo- 
rinnen  E.  Er.  Battes  oder  dieser  Statt  Waffe  gemahlet  hieben 
an  den  Pauken  vnnd  Trompeten,  wie  dießer  Trop  Vorbey,  Vol- 
geten  ex  parte  die  Schwartzen  Häupter  mit  Ihren  GompaRuie 
Vsffefehr  20  Beuter  der  Eltisten  Stark,  Vorher  der  pauken 
Seiueger,  hem.  3  Trompeter,  an  den  pauken  vnnd  Trompeten 
Mengen  Botte  Taffete  Fänlein,  darinnen  der  Gompagnie  Waffen 
ein  Moren  Eopff  semahlet  war,  hernach  Yol^ete  der  Alterman 
hanß  Saab  demseloen:  die  Altisten  3  Inß  glid  nach  der  Biege 
Sie  hätten  sich  prechtig  außMondiret,  dafi  eS  eine  Lust  war 
«1  Zuschauen  1)." 

Es  ist  ausser  allem  Zweifel,  dass  die  hier  im  Jahre  1676 
sQm  feierlichen  Empfange  von  den  aufreitenden  Trompetern  ge- 
I  Ehrten  blau  und  weissen  Fahnen  mit  dem  Wappen  der  Stadt 
die  Fahnen  der  Stadt  gewesen  sind  und  dass  blau  und  weiss  als 
Stadtfarben  gedient  haben.  Hierzu  mag  noch  bemerkt  werden, 
^  im  Innern  Archiv  der  Stadt  Biga  eine  Pergamenturkunde 
fom  Jahre  1679  mit  dranhängendem  Siegel  aufbewahrt  wird, 
dessen  Siegelschnur  aus  hellblau  und  weisser  Seide  gedreht  ist. 
Das  wird  kein  Zufall  sein,  sondern  es  wird  damals  in  der  Kanzlei 
des  Rats  der  Brauch  geherrscht  haben,  an  Pergamenturkunden 
das  Stadt-  und  Batssiegel  an  Schnuren  in  den  Stadtfarben  zu 
Westigen. 

^)  Die  Orthographie  und  iDterpouktion  ist  nicht  Terändert  worden. 


118 


<73.  Tenundug  u  12.  loverter  \H$. 


Nach  EröffiiuBg  der  Sitzung  berichtete  der  Präsident  Ober- 
lehrer Bernhard  Hollander,  dass  er  als  Gast  an  der  BrOffinmg 
der  Heraldischen  Ausstellnng  in  Mitau  habe  teilnehmen 
dürfen.  Er  könne  nicht  nmhini  auch  an  dieser  Stelle  der  Schwester- 
gesellschaft Olück  zn  wünschen  zu  dem  wohlgelongenen  Unte^ 
nehmen.  Die  Ansstellnng  sei,  wie  sich  die  meisten  Anwesenden 
dnrch  eigenen  Augenschein  überzeugt  haben,  nicht  nur  geschmack- 
Yoll  arrangiert  gewesen,  sondern  habe  auch  durch  das  sorgsam 
gesammelte  Material  und  den  yortrefflichen  Katalog  lehrreich 
und  anregend  wirken  müssen.  Es  sei  zu  hoffen,  dass  sie,  ähnlich 
wie  die  kulturhistorische  Ausstellung  in  Biga,  die  Aufinerksamkeit 
auf  manche  noch  in  den  Häusern  verborgene  Schätze  lenken 
werde.  Der  heutige  Vortrag  des  Herrn  Inspektors  Mettig  stehe 
auch  in  Verbindung  mit  der  Ausstellung. 

Der  Präsident  übergab  das  soeben  im  Druck  erschienene 
1.  Heft  des  XIX.  Bandes  der  „Mitteilungen  aus  der  liTlän- 
dischen  Oeschichte^,  enthaltend  eine  grössere  Arbeit  von  H. 
y.  Bruiningk:  „Messe  und  kanonisches  Stundengebet  nach  dem 
Brauch  der  Bigaschen  E^irche  im  späteren  Mittelalter.^ 

Der  Präsident  dankte  dem  Verfasser  Baron  Bruiningk 
dafür,  dass  er  mit  seiner  ausserordentlich  mühsamen  Arbeit  Pfade 
eingeschlagen  habe,  die  von  den  bisherigen  Forschern  so  gnt 
wie  gar  nicht  betreten  worden  seien;  er  habe  damit  wertroUe 
Besultate  erzielt,  die  allen  späteren  livländischen  Historikern  sn 
gut  kämen  und  die  erst  allmählich  in  ihrer  ganzen  Bedeutung 
erkannt  werden  würden. 

Der  Präsident  teilte  weiter  mit,  dass  der  XVHL  Band 
der  „Mitteilungen^  sich  im  Druck  befinde,  dessen  1.  Heft  dem- 
nächst zur  Ausgabe  gelangen  werde. 

Femer  legte  der  Präsident  vor  den  H.  Band  der  „Akten- 
stücke und  Urkunden  zur  Geschichte  der  Stadt  Biga 
1710—1740^,  wobei  er  der  aufopfernden  Arbeit  des  Herausgebers 


119 

Herrn  Dr.  jnr.  August  von  Bulmerincq  gedachte,  welcher 
keine  Mühe  gescheut  habe,  die  Ton  Dr.  Anton  Buchholtz 
hinterlassenen  Materialien  zu  vervollständigen  und  in  muster- 
gültiger Weise  zu  edieren.  Die  Versammlung  beschloss,  ihm  den 
Dank  der  Gesellschaft  zu  votieren. 

Im  HiBblick  auf  die  am  5.  Dezember  im  Stadttheater  statt- 
findende flerderfeier  wurde  beschlossen,  die  Jahressitzung 
auf  Donnerstag,  den  4.  Dezember,  zu  verlegen.  Am  Sonnabend, 
dem  6.  Dezember,  werde,  wie  der  Präsident  mitteilte,  auch  in 
Anlass  des  Herdergedenktages  eine  öffentliche  Sitzung  statt- 
finden, zu  der  Oäste  (Damen  und  Herren)  willkommen  sind.  Den 
Vortrag  habe  Herr  Oberlehrer  Karl  Walter  übernommen. 

Für  die  Bibliothek  waren  geschenkt  worden:  1)  von  Herrn 
Pastor  Dr.  A.  Bielenstein  dessen  Buch:  Ein  glückliches  Leben. 
Selbstbiographie.  Riga  1904;  2)  von  Herrn  General- Major  J. 
J.W.  V.  Poppen  dessen  Buch:  Nachrichten  über  das  Geschlecht 
der  von  Poppen.  St.  Petersburg  1903;  3)  von  Herrn  Geh.  Baurat 
Dr.  G.  Steinbrecht  dessen  Arbeit:  Die  Hohenzollem  und  die 
Marienburg.  S.-A.  a.  d.  Hohenzollem -Jahrbuch  1902;  4)  von 
Herrn  R.  Baron  Ungern-Sternberg  zuBerkas  dessen  Arbeit: 
Snter  Nachtrag  zu  dem  2.  Teil  der  Nachrichten  über  das  Ge- 
schlecht Ungern-Sternberg.  Beval  1891.  Ausserdem  hatten  der 
Bibliothek  Geschenke  dargebracht:  Herr  0.  Behling,  Herr  Alf. 
Drewes,  Herr  Ältester  Alf.  Busch,  Herr  A.  Baron  Fölcker- 
Bahm,  Herr  Ältester  B.  Jaksch,  Herr  E.,  Herr  G.  Baron 
Manteuffel,  Herr  Th.  Prieskorn  und  Herr  Ältemuum  Grosser 
ande  H.  Stieda. 

Für  das  Museum  waren  an  Geschenken  dargebracht  worden: 
1)  von  Herrn  N.  Taube:  15  diverse  Uniformstücke  der  Stadt- 
garde zu  Pferde;  2)  von  Herrn  Apotheker  Eirschfeid:  SGlas- 
Standgeftsse  und  2  Glasflaschen;  3)  von  Herrn  Apotheker  Steding 
in  Werro:  eine  Apotheker- Wage;  4)  von  Herrn  Paul  von  Tran- 
sehe in  Neu-Schwanenburg:  3  eiserne  Gtoldtruhen;  5)  von  Herrn 
K.  0.  von  Sengbusch:  eine  grosse  stählerne  Brosche  mit  Por- 
zellanbild und  ein  silbernes  Biechdöschen;  6)  von  Herrn  Stahl; 


120 

eine  bronxene  Fibel,  gefnnden  bei  den  Fondamentierangsarbeiten 
im  Heiligen  Geist;  7)  yon  Herrn  Otto  Kreissler:  zwei  eiserne 
Lanzenspitzen  ans  dem  Burgberg  zu  Mohn. 

FBr  das  Münz-  nnd  Medaillenkabinett  waren  (Jeechenke 
dai^ebraclit  worden  von  den  Herroi:  Otto  Kreissler,  Nikolai 
▼on  Preetzmann  nnd  W.  Summent  (Lemsal). 

Yon  Herrn  Oberlehrer  Friedrich  von  Kenssler  in  Peters- 
burg waren  zwei  Zuschriften  eingelaufen,  von  denen  die  erste 
über  die  Bedeutung  des  Namens  Lyndanise  handelte  (s.  unt^i). 

Die  zweite  Zuschrift  hat  folgenden  Inhalt:  Eine  zeitge- 
nössische Darstellung  der  Hinrichtung  Patkuls  findet 
sich  in  dem  vor  etwa  drei  Jahren  errichteten,  sehr  sehenswerten 
Polizeimuseum  zu  St.  Petersbui^,  von  der  auch  in  einem  in  Nr.  42 
der  illustrierten  Zeitschrift  „Die  Woche^  (1903)  erschienenen  Ar- 
tikel die  Bede  ist.  Da  ich  um  Auskunft  ober  dieses  Bild  gebeten 
bin,  möchte  ich  hier  mit  einigen  Zusätzen  wiederholen,  was  ich 
über  dasselbe  bereits  in  einer  Korrespondenz  in  der  ^^Dfina- 
Zeitung^  Nr.  209  vorigen  Jahres  mitgeteilt  habe.  Das  kleine 
Bild  ist  mir  schon  aufgefallen,  als  ich  zu  Anfang  des  Jahres  1901 
das  Museum  zuerst  kennen  lernte:  es  ist  eine  Photographie  mit 
der  Unterschrift:  „Johann  Beinholdt  Patkul  fühlet  das 
heis  Eysen.^  Von  dem  mich  begleitenden  Polizeibeamten,  der 
far  das  Museum,  an  dessen  Einrichtung  er  eifrig  mitgearbeitet 
hatte,  ein  grosses  Interesse  an  den  Tag  l^te,  erfuhr  ich  auf 
meine  Frage,  dass  das  Original  der  Abbildung  sich  im  Besits 
des  Beamten  in  der  Kanzlei  des  Beichsrats,  Wirkl.  Staatsrats 
Daschkow,  eines  bekannten  Sammlers  historischer  Bildnisse, 
befände.  Dieses  Original  habe  ich  sodann  beim  genannten  Herrn 
besichtigen  können;  es  erwies  sich  als  ein  recht  unansehnliches 
Titelbild  eines  kleinen  Nürnberger  Kalenders  für  das 
Jahr  1710.  Die  im  Polizeimuseum  ausgestellte  Photographie 
ist  eine  Vergrösserung  im  Verhältnis  von  2  zu  1.  Als  zeitge- 
nössische Darstellung  hat  das  Bild  ein  gewisses  Interesse,  wenn 
es  auch  auf  geschichtliche  Treue  keinen  Anspruch  zu  erheben 
geeignet  erscheint.    Da  Patkuls  Hinrichtung  am  10.  Oktober  1707 


121 

stattgefunden  hat,  und  der  Kalender  wohl  im  Herbst  1709  ge- 
druckt ist,  durfte  die  Abbildung  etwa  zwei  Jahre  nach  der  Hin- 
richtung angefertigt  worden  sein.  —  Vom  Wirkl.  Staatsrat  Dasch- 
kow  wurde  mir  der  Photograph  genannt,  der  die  Photographie 
Tor  einigen  Monaten  geliefert  hatte.  An  diesen  wandte  ich  mich, 
om  bei  ihm  speziell  für  das  Bigaer  Dommuseum  ein  zweites  Bild 
m  bestellen;  leider  aber  war  die  Platte  nicht  mehr  vorhanden. 
Ebensowenig  sind  meine  Bemühungen  von  Erfolg  gewesen,  von 
Herrn  yon  Daschkow  die  Erlaubnis  zu  erlangen,  sowohl  dieses 
Original,  als  auch  die  Originale  einiger  anderer  Abbil- 
dangen  Patkuls,  die  er  gleichfalls  besitzt,  für  das  Dommuseum 
ab]diotographieren  lassen  zu  dürfen.  Sie  alle  sind  in  dem  von 
Ant.  Buchholtz  in  dessen  ,,Beiträgen  zur  Lebensgeschichte  J.  B. 
Patkuls^  S*  178  f.  Anm.  1  zitierten  Werk  von  Bowinski  auf- 
([ezahlt.  Buchholtz'  Zitat  bezieht  sich,  wie  ich  besonders  be- 
merken will^  auf  die  in  verhältnismässig  nur  wenigen  Exemplaren 
erschienene  illustrierte  Ausgabe  dieses  Werkes,  nicht  auf  die 
oichtillustrierte  Ausgabe.  — -  Noch  die  andere  Bemerkung  sei  mir 
in  diesem  Zusammenhang  gestattet,  dass  nicht  Bauch,  wie  Buch- 
holtz 1.  c.  angibt,  für  das  Bitterhaus  in  Biga  die  bekannte  Büste 
Patkuls  hergestellt  hat,  sondern  ein  Schüler  Bietschels»  der 
Bildhauer  Hermann  Friedrich  Wittig,  geb.  1819  und  gest. 
1891  als  Professor  in  Düsseldorf.  Diesen  auch  in  den  älteren 
Ausgaben  des  „Führers^  far  das  Bigaer  Dommuseum  wieder- 
kehrenden Fehler  hat  übrigens  Buchholtz  selbst  bereits  in  den 
mir  eben  nicht  zur  Hand  li^enden  späteren  Ausgaben  des  zuletzt 
genannten  Büchleins  zurechtgestellt. 

Yon  Herrn  Architekten  August  Beinberg  lief  eine  Zu- 
schrift ein,  welche  den  beim  ^Heiligen  Geist^  aufgedeckten  Best 
der  ältesten  Bigaer  Stadtmauer  zum  Gegenstande  hatte.  Dieselbe 
ist,  da  sie  in  enger  Verbindung  mit  dem  von  Herrn  Karl  v.  Löwis 
of  Menar  über  denselben  Gegenstand  gehaltenen  Vortrage  steht, 
unmittelbar  nach  diesem  zum  Abdruck  gelangt  (vgL  oben  S.  81). 

Herr  Inspektor  E.  Mettig  sprach  über  die  Sammlungen 
Ton  Typen  des  Bigaschen  Stadtwappens  von  1226—1903 


122 

vnd  Ton  Siegelabdrücken  rigischer  Znnftetempel,  welcke 
▼on  ihm  ftr  die  Mitaner  Heraldische  Aasstellang  zasammen- 
gestellt  waren  (s.  unten). 

im  Ajischliias  an  diesen  Vortrag  lenkte  Herr  Architekt  Dr. 
W.  Neu  mann  die  Aufmerksamkeit  darauf  dass  die  Heraldische 
Ausstellung  in  Mitau  mehrere  bisher  unbekannte  Silberarbeiten 
aus  Dorpat,  Ooldingen,  Mitau  und  Bauske  aus  dem  17.  und  18. 
Jahrhundert  mit  dem  Beschauzeichen  dieser  Städte  aufweise.  Dies 
lege  ein  schönes  Zeugnis  für  das  rege  gewerbliche  Leben  ab, 
das  in  jener  Zeit  in  diesen  kleinen  Städten  bestand. 

Herr  Sekretär  Heinrich  Jochumsen  machte  eine  au8iuli^ 
liehe  Mitteilung  über  den  Münzfund  in  Horstenhof  (s.  unten). 

Herr  Bibliothekar  N.  Busch  machte  einige  Bemerkungen 
über  ältere,  in  Riga  gedruckte  Holzschnitte.     Er  wies 
darauf  hin,  dass  sich  in  Bigaer  Drucken  des  XVH.  Jahrhunderts 
Initialen  fänden,  die  dem  Holbeinschen  Totentanzalphabet  nach- 
gebildet seien,  so  in  einem  Patent  des  Oeneralgouyemeurs  Magnus 
de  la  Gardie,   Riga  1655  Juli  24,  und  in  Helmersens  Oratorio 
memoriae  Axelii   Ozenstiernae,    Riga  bei   O.  Schroeder  1655. 
Diese  gegenseitigen  Nachschnitte  (36-*37  mm  im  Quadrat)  seien 
yersohieden  von  den  vielleicht  in  Augsburg  entstandenen  freien 
Nachahmungen  der  Todeebilder,  die  Weltmann  in  seinem  Werk 
über  Holbein  anführe.    Professor  Dr.  Max  Lehrs,  Direktor  des 
kgl.    Eupferstichkabinetts   in   Dresden,    dem   der   Referierende 
Photographien  der  Bilder  übersandt  hatte,  hat  die  Liebenswürdig- 
keit gehabt,  sie  dem  ersten  Kenner  deutscher  Holzschnitte  des 
16.  Jahrhunderts,  dem  Herrn  Campbell  Dodgsen  am  Britischen 
Museum  in  London  yorzulegen.    Nach  Mr.  Dodgsen  sind  die  in 
Rig>^  gebrauchten  Initialen  offenbar  in  der  ersten  H&lfie  des 
16.  Jahrhunderts  entstanden.    Ein  Abdruck  des  ganzen  Alphabets 
(24  Bilder)  scheint  sich  nur  in  einem  Exemplar  erhalten  zu  haben. 
Es  befindet  sich  im  Britischeh  Museum,  wohin  es  1868  aus  der 
Sammlung  Stade  gekommen  ist. 

Herr  N«  Busch  übergab  ferner  eine  Sammlung   der  Holz- 
schnitte dea   Werkes  von  O.  Manselius,   „Lang   gewünschte 


128 

LettiBche  Postill^,  Biga  bey  O.  Schröder  1654,  und  machte  darauf 
aofiiierksam,  dass  die  Bilder  dieses  Buches  in  yerschiedenen 
Zeiten  entstanden  sein  müssten.  Ein  Teil  der  Holzschnitte,  die 
auf  einen  geschickten  Meister  hinwiesen,  stamme  zweifellos  noch 
aoB  dem  16.  Jahrhundert,  sei  also  etwa  um  100  Jahre  älter,  als 
das  Buch,  in  dem  der  Abdruck  erfolgte. 

Herr  H.  v.  Bruiningk  machte  folgende  Mitteilung:  Be- 
kanntlich sind  die  mittelalterlichen  Oberlieferungen  reich  an 
Ivendarischem  Beiwerk.  Möge  man  über  den  historischen  Wert 
derartig  ausgeschmückter  Überlieferungen  denken,  wie  man  wolle, 
ihre  hohe  Bedeutung  für  die  Geschichte  der  Kunst  und  Poesie 
des  Mittelalters,  von  der  Kirchen-  und  Kulturgeschichte  nicht 
ra  reden,  werde  niemand  bestreiten.  Unter  solchen  Umständen 
.werde  man  das  nahezu  Yöllige  Fehlen  des  Legendarischen  in 
lirländischen  Quellen  als  Mangel  empfinden  und  von  yereinzelten 
Sporen  gern  Kenntnis  nehmen,  wie  sie  u.  a.  in  der  kürzlich  er- 
Bchienenen  Monographie  von  J.  Schwieters,  „Das  Kloster  Frecken- 
liorst  und  seine  Äbtissinnen^,  Warendorf  i.  W.  1903,  uns  gewiesen 
sind.  Das  genannte,  im  Münsterlande  in  Westfalen  gelegene 
Frauenkloster  wurde  1495  in  ein  freiweltliches  Damenstift  umge- 
wandelt und  1811  säkularisiert.  Dort  gab  es  ein  kostbares 
fieliquiar  in  Kreuzesform,  das  als  wundertätig  weit  und  breit 
^rehrt  wurde,  bis  dass  es  schliesslich  gel^entlich  eines  feind- 
lichen Überfalls  zu  Ende  des  16.  Jahrhunderts  geraubt  ward. 
Unter  den  mancherlei  Legenden,  die  sich  an  dieses  Kreuz  knüpfen, 
veist  die  eine  nach  Livland.  Zufolge  der  im  14.  Jahrhundert 
aufgezeichneten  Legende  hätte  ein  Ritter,  Bruder  einer  Kloster- 
äbtissin,  das  siegbringende  Kreuz  nach  Livland  mitgenonmien. 
Als  es  dort  einstmals  in  einer  (nicht  genannten)  Stadt  während 
der  heiligen  Messe  auf  dem  Altar  zur  Verehrung  ausgestellt  war, 
wären  Feinde  in  die  Kirche  gedrungen;  der  Priester  sei  geflüchtet, 
^  Mann  aber  in  der  Kirche,  Legwick  mit  Namen,  hätte  in 
diesem  Augenblick  die  übernatürliche  Weisung  erhalten,  das  Kreuz 
in  ein  gewisses  Kloster  zu  bringen,  welches  Freckenhorst  heisse, 
md  so  sei  es  dorthin  zurückgelangt.    Einen  historischen  Kern 


124 

dieser  Erzählung  anzunehmen,  wäre,  wie  Referent  meint,  wohl 
möglich,  denn  bekanntlich  habe  man  Reliquien  auf  Eriegszügen 
nicht  selten  mitgenommen  und  eine  frei  erfundene  Legende  hätte 
sich  lieber  an  eine  der  berühmten  Stätten  christlicher  Verehnmg 
geknüpft,  als  an  livländischen  Boden.  Wohl  mit  gutem  Grunde 
yerl^e  der  Herausgeber  die  in  der  Legende  erzählten  Vorgänge 
in  die  mit  dem  Ende  des  12.  Jahrhunderts  beginnende  Zeit  der 
Eroberung  Livlands.  Sicher  ist,  dass  zwischen  Livland  und  dem 
Kloster  Freckenhorst  damals  Beziehungen  stattgefunden  haben, 
war  doch  der  berühmte  Bernhard  von  der  Lippe,  bevor  er  den 
geistlichen  Stand  annahm  und  als  Pilger  nach  Livland  zog,  wo 
er  Abt  von  Dünamünde  wurde  und  1224  als  Bischof  von  Selonien 
starb,  Vogt  von  Freckenhorst  gewesen.  Auch  steht  es  fest,  dass 
seine  Tochter  Eunigunde  als  Äbtissin  dem  Kloster  Freckenhorst 
vorstand  (urkundlich  nachweisbar  1219),  sowie  dass  ihr  Vater 
Bernhard  sich  wiederholentlich  aus  Livland  nach  Deutschland 
b^ab,  wo  er  als  Weihbischof  u.  a.  1222  in  der  Klosterkirche 
zu  Marienfelde,  unweit  von  Freckenhorst,  den  Altar  zum  Heiligen 
Kreuze  geweiht  hat.    Vergleiche  Bunge,  Weihbischöfe,  S.  84. 


Lyndanise  ein  geschichtlioher  Ortsname. 

Von  Friedrich  ▼.  KeoBsler. 


Die  von  Heinrich  von  Lettland  für  die  Estenburg  in  der 
Landschaft  Revele  gebrauchte  Benennung  Lyndanise  —  oder,  wie 
die  Form  estnisch  angeblich  lauten  müsste,  Lindanisse  —  habe 
ich  in  meiner  Preisschrift  ^Der  Ausgang  der  ersten  russischen 
Herrschaft  in  den  gegenwärtigen  Ostseeprovinzen  im  XIII.  Jahr- 
hundert** S.  95  Anm.  1  (St.  Petersburg  1897),  indem  ich  mich 
auf  H.  Neus  und  andere  Autoren  stützte,  nicht  für  einen  ge- 
schichtlichen Ortsnamen,  sondern  für  eine  auf  einem  Missvei^ 
ständnis  beruhende  Bezeichnung  gehalten,  da  das  Wort  wörtlich 
„in  die  Burg"  (oder  nach  Pabsts  Übersetzung  der  Chronik  Hein- 
richs S.  250  Anm.  7  „nach  der  oder  zur  Burg")  bedeute.  In  der 
Darstellung  der  die  Burg  betreffenden  Begebenheiten  habe  ich 
aus  diesem  Grunde  den  vermeintlichen  Namen  Lyndanise  u.  s.  w. 
überhaupt  vermeiden  zu  müssen  gemeint,  vielmehr  bei  ihrer  E^ 
wähnung  Umschreibungen  angewandt.   Jetzt  aber  hat  Herr  Pastor 


126 

emer.  Dr.  J.  Hurt  die  Freundlichkeit  gehabt,  mich,  da  ich  des 
EstniBchen  unkundig  bin,  dessen  zu  belehren,  dass  Lyndanise 
ein  wirklicher,  d.  h.  geschichtlicher  Ortsname  gewesen 
sein  muss. 

Die  Volksetymologie  der  Esten  leitet  nach  Dr.  Hurt  den 
Namen  von  Linda,  der  Gemahlin  des  Helden  Kalew,  und  nisa, 
weibliche  Brust,  ab,  so  dass  der  Name  demnach  ^Brust  der 
Linda^  bedeuten  soll.  Kalew,  der  Vater  des  Ealewipoeg,  ist 
unter  dem  Revalschen  Domberge  begraben;  Linda,  die  Mutter 
dee  Ealewipoeg,  beweinte  ihren  Gemahl,  und  aus  ihren  Tränen 
ist  der  ^Obere  See"  bei  Reval  entstanden.  Die  Witwe  selbst 
wnrde  in  einen  Felsblock  verwandelt,  der  noch  heute  in  der  Nähe 
Revals  auf  dem  Iru-Berge  (die  ältere  Form  des  Namens  ist  Hiro- 
Berg)  SU  sehen  ist  und  im  Volksmunde  Iru-ämm,  Iru-Grossmutter, 
beisst.  Die  Gegend  bei  Reval  und  um  Reval  erscheint  dem 
Volksglauben  als  das  mythische  Vaterhaus  Estlands.  Das  ist  der 
Süin  der  Volksetymologie  in  der  populären  Deutung  des  Namens 
Lindanisa. 

Die  sprachwissenschaftliche  Erklärung  des  Namens 
ist  eine  andere.  Die  Deutung  von  H.  Neus  (Revals  sämmtliche 
Namen,  S.  40  f.),  dass  der  Name  „in  die  Burg"  bedeute,  ist  nach 
Dr.  Hart  wissenschaftlich  unhaltbar,  weil  aus  dem  dem 
btnischen  eigentümlichen  Casus  illativus,    der  die  Richtung  an- 

Sbt  (,,in  etwas  hinein"),  kein  Ortsname  gebildet  werden  könne. 
aa  Beispiel,  welches  Neus  (S.  41)  zur  Begründung  seiner  An- 
sicht heranzieht  (rindanesse),  erklärt  er  für  einen  Sprachfehler. 
Ans  einem  Sprachfehler,  der  erst  in  später  Zeit  entstanden  sein 
könnte,  können  die  Dänen  oder  Deutschen  alter  Zeit  keinen 
Ortsnamen  gebildet  haben;  auch  die  türkischen  Analogien,  Se- 
tines  =  üg  'A&tivaq  (bei  Neus)  und  Stambul  =  €i^  rr/v  nohv  (bei 
anderen),  werden  durch  den  zu  konstatierenden  unleugbaren  Sprach- 
fehler gegenstandslos  gemacht.  —  Indem  Dr.  Hurt  an  der  Auf- 
lassnng  festhält,  dass  Lyndanise  ein  geschichtlicher  Ortsname  ist, 
hat  er  mich  auf  die  zweite  Auflage  der  „Grammatik  der  Ehstni- 
schen  Sprache  Revalschen  Dialektes"  von  Ed.  Ähren s  (Reval 
1863,  Teil  I,  S.  167)  verwiesen,  die  Neus  nicht  gekannt  hat,  weil 
sie  erst  nach  seiner  Untersuchung  erschienen  ist.  Dort  bemerkt 
Ahrens:  ^Der  angeblich  Ehstnische  Name  der  alten  Heidenburg 
wi  Heinrich  dem  Letten  —  Lindanisse  —  ist  wohl  die  Schwe- 
dische üebersetzung  des  Finnischen  Namens  Eeso,  denn 
Lindanäs  heisst:  Brachlandsspitze."  Nach  Ahrens  heisst  näm- 
lich Keval  im  Finnischen  Tallina  (nach  dem  Estnischen  =  Dänen- 
^t  oder  -bürg)  und  Rääveli  (nach  dem  Deutschen)  „auch  Keso, 
^*  h.  Brachland  (keso,  keto,  kesä)"",  und  weiter  fügt  Ahrens  zur 
Grklftrunff  dessen  hinzu:  „Die  Finnen  haben  wohl  bei  Reval  zu- 
^t  Brachfelder  kennen  gelernt,  denn  in  Finnland  selbst  herrschte 


126 

ursprünglich  nur  die  Schwendewirthschaft,   d.  h.  man  brannte 

gehwendete)  Laubholz  nieder,  und  säete  in  das  Land  alljährlich 
oggen,  80  lange  noch  ein  Ertrag  zu  hofiPen  war.^  Den  estni- 
schen Namen  „Tallin^  und  den  finnischen  „Tallina^  bringt  Ahrens 
selbst  in  Verbindung  mit  dem  estnischen  „talwine  maa^  und  dem 
livischen  ^talin  maa^  =  ^winterliches  Land,  Winterland^;  f&r 
^talwine^  kann  im  Estnischen  auch  ^taline^  gesagt  werden,  und 
JBrachland^  heisst  nach  Wiedemann  im  Livischen  ^tali  ma^, 
Beval  ^Tälinn^  und  ^Talina^  (siehe  ^Livisch-Deutsches  Wörter- 
buch^ s.  111).  —  In  der  Tat  bedeutet  im  Schwedischen 
,^linda^  Brachland  und  ^näs**  ==  Landspitze.  Es  wird 
mithin  anzunehmen  sein,  dass  der  finnische  Name  Keso  ins  Skan- 
dinavische übertragen  und  durch  dessen  Vermittelung  als 
^Ljndanise^  zu  den  Deutschen,  beziehungsweise  zu  Heinrich 
von  Lettland,  gelangt  ist.  Nach  Dr.  Hurt  ist  die  Ahrenssche 
Erklärung  der  VolksetTmologie  jedenfalls  vorzuziehen,  weil  Volka- 
etymologien  immer  naiv  und  phantastisch  sind,  und  im  vorlie- 
genden Fall  die  Deutung  Lindanisa  =  „Lindabrust^  nur  der 
Yolkspoesie,  nicht  aber  dem  Sprachgebrauch  des  alltäglichen 
Lebens  angehört 

Noch  bemerke  ich,  dass  der  finnische  Name  „Eeso^  neben 
Kääweli  und  Tallina  auch  schon  von  Neus  (1.  c.  S.  20)  erwähnt 
wird,  —  und  verweise  von  mir  aus  auf  eine  Analogie  des  nach 
Ahrens  also  skandinavischen  Namens  ^Lyndenise*^  für  die 
Estenburg  in  der  Landschaft  Revele  hin:  es  ist  das  der  gegen- 
wärtig gebräuchliche  Name  „Lindesnäs^  für  die  Südspitze  Nor- 
wegens am  Skager  Rak. 

Nachschrift.  Nachträglich  bin  ich  auf  eine  bereits  vor 
längerer  Zeit  von  Mag.  Eduard  Wolter  gleichfalls  über  Lyn- 
danise  veröffentlichte,  mir  unbekannt  gebliebene  Arbeit  aufmerk- 
sam gemacht  worden,  die  ich  nicht  unberücksichtigt  lassen  möchte. 
Sie  fuhrt  den  Titel ^^to  TaBoe  Jlnn^aHHca?^  und  ist  erschienen 
in  den  „HsB^bcTia  ÖT^'^jeniA  pyccKaro  JisuKa  h  cjosecHOCTH  TSu- 
nepaTopcEoft  AKaÄeiriH  HavKi**  t.  in  kh.  4,  S.  1326—1331  — 
CaHBTneTep6yprB  1900,  als  Separatabzug  1901.  Wolter  polemisiert 
dort  (S.  1330)  u.  a.  gegen  meine  Angaben  bezüglich  Lyndanises, 
und  zwar  nach  der  russischen  Ausgabe  der  Preisschrift  (C.-De- 
Tepöypn  1900)  S.  67  Anm.  151,  aber  in  einer  Weise,  dass  ich 
mich  bei  der  Entgegnung  nur  auf  folgende  Zurechtstellungen  zu 
beschränken  brauche:  Erstens  zitiert  Wolter  mich  falsch,  denn 
Ljndanise  soll  doch  nicht,  wie  Wolter  zitiert,  „fEp^njieHie**,  son- 
dern (wie  es  bei  mir  ganz  richtig  heisst)  „bi  yspi^njeHie^  be- 
deuten. Zweitens  ist  Wolters  Aunassung,  jene  Wiedergabe  des 
Wortes  Lyndanise  rühre  von  mir  her,  ebenso  unrichtig,  wie  seine 
andere  Äusserung,   dass  mit  der  genannten  Wieder^be  keine 


127 

wirklichen  „Kenner^  der  estnischen  Sprache  übereinstimmten; 
Tiehnehr  übersieht  Wolter  die  von  mir  angeführte  Literatur,  anf 
die  ich  mich  gestützt  habe.     . 

Was  nun  die  von  Wolter  gegebene  Erklärung  des  Namens 
der  Estenbnrg  betrifft,  so  hält  auch  er  sich,  ohne  das  finnische 
Eeso  und  den  Hinweis  von  Ahrens  zu  kennen,  an  die  Analogie 
I  mit  dem  norwegischen  Kap  Lindesnäs.  „Letztere  Benennung^ 
(Mch  Wolter  übrigens  „Lindisnes")  —  heisst  es  S.  1328  in  der 
Übersetzung  —  „ist  aus  der  Schulgeographie  bekannt,  und  aus 
dem  Etymologischen  Wörterbuch  geographischer  Namen,  heraus- 
gegeben von  A.  Thomas  in  Breslau  1883,  erfahren  wir  [die  An- 
gabe]: Lindesnaes,  das  südlichste  Kap  Norwegens,  bedeutet  nach 
L.  T.  Buch  Lindenkap.  Egli  sagt,  indem  er  diese  Herleitung 
bestreitet:  ,E8  ist  nicht  wahrscheinlich,  dass  auf  den  abschüssiffen 
febigen  Abhängen  dieser  Ufer  Linden  wachsen  oder  sich  je  be- 
fooden  haben  sollten/  Die  älteren  Formen  für  ,Linde8nae8'  sind 
folgende:  Lidandesnaes  und  Lidandisnaes,  so  dass  sie  hergeleitet 
Verden  müssen  von  lidandi  Abhang,  Absturz/  Wolter  ent- 
scheidet sich  für  diese  Herleitung,  und  Lindesnäs  bedeutet  nach 
ilutt,  wie  Lvndanise  =  das  schroffe  Kap. 

In  welcher  Publikation  obige  Äusserung  Eglis  sich  finden 
soll,  wird  von  Wolter  nicht  gesagt.  In  J.  J.  Eglid  „Nomina 
geographica^  (zweite  Auflage,  Leipzig  1893,  S.  5&)  heisst  es 
tiuiiich,  nur  in  kürzerer  Fassung;  doch  wird  ausdrücklich  be- 
merkt, Lindesnaes  habe  .zur  Yikingerzeit^  Lidandesnaes  oder 
Lidandis-nes  ^eheissen.  Es  sind  das  also  archaistische  Formen, 
ans  denen  sich  auch  aus  rein  sprachwissenschaftlichen 
Gründen,  wie  mir  von  mehreren  Sprachforschern  versichert  worden 
ist,  das  alte  ^Lyndanise^  und  gegenwärtige  „Lindesnäs^  nicht 
berleiten  lassen.  Andererseits  bedeutet  „Imda^  im  Schwedischen 
^erdings  auch  y,Linde%  ebenso  wie  ,,Brachland^.  Aber  bei 
Berücksichtigung  des  finnischen  Keso  wird  die  schwedische  Be- 
deatong  ^Brachlandspitze^  für  Lyndanise  unbedingt  auf- 
recht zu  erhalten  sein.  — -  Interessant  wäre  es,  wie  ich  end- 
h'ch  bemerken  will,  zu  erfahren,  ob  nicht  auch  in  alten  skandi- 
Btrischen  Quellen  „Lyndanise^  oder  eine  ähnliche  Bezeichnung 
^  die  alte  Burg  der  Reveler  sich  auffinden  liesse,  ebenso  wie 
die  Runeninschrift  „Tumisnis^  für  die  Nordspitze  Kurlands, 
das  Kap  Domesnees,  überliefert  ist  (siehe  die  Mitteilungen 
H.  ?.  Bruiningks  in  den  Sitzungsber.  der  Gesellsch.  für  Oesch. 
vnd  AltertumsK.  der  Ostseeprovinzen  aus  dem  Jahre  1884,  S.  15 
wd  20  £). 


128 


Über  das  Wappen  der  Stadt  Riga  vom  13.— 20.  Jahrhunderte 
nnd  Aber  rigisohe  Znnftaiegel. 

Von  K.  Mettig. 

Es  liegt  nahe,  dass  unsere  Oesellschaft  von  der  heraldischen 
AusBtellnng  in  Mitan,  die  Yom  17.  Oktober  bis  zum  2.  November 
a.  c.  stattgefunden  hat,  Notiz  nimmt;  haben  wir  ihr  doch  selbst 
verschiedene  Stacke  unserer  Sammlungen  zur  Schaustellung  über- 
lassen, gehören  nicht  auch  Genealogie,  Heraldik  und  Sphragistik 
zu  dem  Oebiete,  das  der  Kreis  unserer  Pflege  und  Forschung  um- 
schliesst,  und  verdient  nicht  die  Sektion  der  Gesellschaft  fnr 
Literatur  und  Kunst  für  Genealogie,  Heraldik  und  Sphragistik 
besondere  Beachtung  dafür,  dass  sie  diesem  Zweige  der  Ge- 
schichtsforschung, die  hier  zu  Lande  dem  Dilettantismus  preisge- 
geben zu  sein  schienen,  einen  wissenschaftlichen  Boden  zu  bereiten 
bestrebt  ist.  Die  heraldische  Ausstellung  ist  als  eine  schöne 
BVucht  der  Arbeit  dieser  Sektion  zu  bezeichnen,  und  als  bleibendes 
Vermächtnis  haben  wir  den  trefflichen  Katalog  anzusehen,  der 
als  eine  wertvolle  Erscheinung  in  unserer  historischen  Literatur 
gekennzeichnet  zu  werden  verdient.  Der  Wert  des  Katalc^s 
liegt  hauptsächlich  darin,  dass  der  Anfang  zur  Inventarisierung 
des  heraldischen  Materials  unserer  Provinzen  gemacht  worden 
ist,  abgesehen  davon,  dass  der  Katalog  schätzenswerte  Notizen 
für  die  Detailforschung  enthält.  Die  nicht  gleichmässige  Behand- 
lung des  gebotenen  Stoffes  erklärt  sich  ia  aus  den  Umständen, 
unter  denen  der  Katalog  zusammengestellt  ist.  Wenn  die  Her- 
stellung mehr  Zeit  hätte  beanspruchen  dürfen,  so  wären  gewiss 
ausführlichere  Erklärungen  da  gegeben  worden,  wo  das  deskrip- 
tive Material  vorhanden  war.  Ich  vermag  nicht  über  die  wissen- 
schaftlichen Ergebnisse  der  ersten  heraldischen  Ausstellung  ein 
Urteil  zu  fällen.  Darüber  werden  sich  am  besten  die  fachkun- 
digen Mitglieder  der  Sektion  äussern.  Das  Fazit,  das  in  den 
verschiedenen  Branchen  gezogen  werden  wird,  wird  die  historische 
Forschung  mit  Interesse  entgegennehmen.  Ehe  ich  auf  die  Be- 
merkungen der  von  mir  ausgestellten  Sammlungen  übergehe,  will 
ich  auf  einige  Gruppen  von  Exponaten  aufmerksam  machen,  die 
meiner  Meinung  nach  Beachtung  beanspruchen  durften  und  aus 
denen  manche  belehrunff  gezogen  werden  konnte.  Die  Sammlung 
von  Helmmodellen  des  Freiherm  von  Münchhausen  in  Hannover 
von  den  ältesten  Zeiten  des  Mittelalters  bis  zum  17.  Jahrhunderte 
war  äusserst  instruktiv.  Die  grosse  Sammlung  unbekannter  Pri- 
vatsiegel aus  Kuckers  bot  8e&  reiches  Material  der  Forschung, 
ebenso  die  grosse  Sammlung  von  Originalsiegeln  mittelalterlicher 
Urkunden.  Die  Kollektion  rigischer  Zunftsiegel  gewährte  einen 
Einblick  in  die  Emblematik   der  Handwerker.    Die  Geschichte 


129 

des  Wappens  der  Städte  Riga  und  Dorpat  und  die  der  Familien 
Dachenbaasen,  Taube,  Lieven,  Rutenberg,  Foelkersam  und  Rahden 
fahrten  Sammlungen  vor,  die  die  Wappen  der  genannten  Träger 
aus  den  yerschiedensten  Zeiten  zur  Anschauung  brachten.  Die 
Sammlung  der  Adelsbriefe,  die  Zusammenstellung  reicher  heraldi- 
scher Literatur,  die  Kollektionen  der  Exlibris  und  der  Kunst- 
blätter übten  auch  eine  Anziehungskraft  aus. 

Kunstlerische  Verwertung  heraldischen  Schmuckes  boten  in 
^lungener  Weise  verschiedene  Erzeugnisse  der  Glasschleiferei, 
Glasmalerei,  Buchbinderei,  Tischlerei,  der  Schmiedearbeit,  der 
Medaillen-  und  Stempelschneiderei.  Es  gab  somit  viel  Neues 
ond  Unbekanntes  zu  sehen,  aber  auch  nicht  selten  unter  der 
Menge  manchen  alten  Bekannten,  der  uns  in  der  neuen  Umge- 
bong  wie  im  Sonntagskleide  erschien. 


Die  Idee,  die  verschiedenen  Typen  des  Wappens  der  Stadt 
Riga  Tom  13. — 20.  Jahrhunderte  zusammenzustellen,  gehört  Herrn 
Karl  T.  Löwis  of  Menar  an.  Schon  im  Jahre  1901,  gel^entlich 
des  Erscheinens  der  Zeichnung  des  rigischen  Stadtwappens  von 
Herrn  v.  Stryk  (kurz  vor  der  Jubiläumsausstellung)  in  Anlass 
der  Feier  des  700jährigen  Bestehens  der  Stadt  Riga,  sprach  Herr 
T.  Löwis  die  Ansicht  aus,  dass  es  geboten  wäre,  alle  charakte- 
mtischen  Darstellungen  des  rigischen  Stadtwappens  in  den  ver* 
achiedensten  Jahrhunderten  in  Originalen  und  getreuen  Abbil- 
dungen zur  Anschauung  zu  bringen.  Diese  Idee  fand  damals 
keine  Verwirklichung.  Als  Anfang  August  an  mich  die  Auf- 
forderung zur  Beteiligung  an  der  im  September  geplanten  heral- 
dischen Ausstellung  in  Mitau  erging,  erschien  mir  diese  Gelegen- 
heit in  ausserordentlicher  Weise  geeignet,  die  von  Herrn  v.  Löwis 
angeregte  Idee  auszufuhren,  und  ich  versuchte  Herrn  v.  Löwis 
zu  bewegen,  sich  an  die  Lösung  dieser  Aufgabe  zu  machen.  Leider 
aber  erklärte  er,  dass  Mangel  an  Zeit  es  ihm  nicht  gestatte, 
sich  einer  solchen  Arbeit  zu  unterziehen.  Ich  bedauerte,  dass 
kein  geschulter  Heraldiker  die  Beschaffung,  Zusammenstellung 
und  Beschreibung  der  verschiedenen  Typen  des  rigischen  Stadt- 
wappens auf  sich  nehmen  wollte.  Da  mich  aber  die  Geschichte 
des  rigischen  Stadtwappens  interessierte  und  mir  zahlreiche  Typen 
bekannt  waren,  die  alle  nicht  allzu  schwierig  zu  beschaffen  waren, 
80  wagte  ich  es,  obwohl  mir  auch  nur  wenig  Zeit  zur  Verfügung 
stand,  mich  mit  Hülfe  meiner  Familie  und  anderer  Gönner  an 
die  Abbildung  der  Wappen  durch  Pausen,  Abzeichnen,  Photogra- 
phieren«  durch  Beschaffung  von  Siegel-  und  Münzabdrncken  an  die 
flerstellung  einer  Kollektion  von  Bildern  des  rigischen  Stadt- 
wappens, die  etwa  aus  60  Objekten  besteht,  zu  machen. 

In  der  Geschichte  des  Wappens  haben  wir,  wenn  wir  davon 


180 

absehen,  dass  die  Scbildhalter  nicht  als  essentielle  Stucke  des 
Wappens  gelten,  fünf  Phasen  zu  unterscheiden. 

Die  I.  Phase  zeigt  als  Wappen  der  Stadt  eine  betnrmte  Stadt- 
mauer mit  einer  Türe  und  darüber  aufrecht  stehenden  Schlüsseln 
zu  beiden  Seiten  eines  bestielten  Vortragskreuzes.  Nachweisbar 
ist  diese  Form  des  Wappens  im  13.  Jahrhundert  im  Gebrauche 
gewesen;  vielleicht  hat  dieses  Wappen  noch  im  14.  Jahrhundert 
gegolten^). 

In  der  ü.  Phase  tritt  uns  das  Stadttor  mit  zwei  Türmen 
entgegen;  in  dem  Eingange  mit  aufgezogenem  Fallgatter  ist  der 
Vorderteil  eines  Löwen  zu  sehen.  Über  dem  Tore  schweben  zwei 
ins  Andreaskreuz  gelegte  Schlüssel  und  darüber  ein  Kreuz,  dessen 
Arme  zu  den  Enden  hin  breiter  werden.  Diese  Siegel  ist  von 
1347 ')  resp.  1349  bis  in  die  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  gebraucht 
worden. 

Die  III.  Phase  kennzeichnen  die  als  Schildträger  auftretenden 
Löwen.  Es  kommt  auch  vor,  dass  die  Löwen  in  ErmangeluDg 
eines  Schildes  das  Tor  selbst  anfassen.  Diese  Periode  müssen 
wir  bis  zum  Jahre  1723  rechnen. 

In  der  IV.  Phase  tritt  die  Krone  über  dem  Kreuze  und  auf 
dem  Löwenkopfe  auf.  Im  Nobilitierungsdiplom  ist  die  Königskrone 
in  der  beigelegten  Zeichnung  die  alte  offene  Königskrone,  die 
sich  im  Batssi egel  behauptet;  fast  gleichzeitig  tritt  die  Bügelkrone 
auf  den  Siegeln  der  Untergerichte  auf,  die  zeitweilig  verschwindet 
Von  1660  ist  diese  Phase  zu  rechnen. 

Die  V.  Phase  beginnt  damit,  dass  an  Stelle  der  Löwen  Adler 
gesetzt  werden  und  dass  diese  fast  ausschliesslich  mit  dem  Tore 
verwachsen.  Diese  letzte  Phase  haben  wir  von  1723 — 1903  zu 
rechnen. 

Innerhalb  dieser  fünf  Gruppen  wären  verschiedene  Varianten 
oder  Abweichungen  von  dem  Normaltypus,  besonders  in  der  Dar- 
stellung der  Attribute  (der  Kronen,  der  Fähnchen,  der  Schlüssel, 
des  Kreuzes,  des  Löwenkopfes,  der  Pranken)  und  in  den  ver- 
schiedenen Stilarten,  die  wir  hauptsächlich  in  der  Darstellung 
des  Tores  (Türme)  wahrnehmen,  namhaft  zu  machen.  Diese  Va- 
rianten vorzuführen,  wäre  hier  zu  umständlich.  Ich  will  nur  be- 
merken, dass  besonders  im  16.  Jahrhundert  ein  reicher  Wechsel 
in  den  Formen  hervortritt. 

Wenn  das  Wappen  in  dem  Siegel  des  Rats  der  Stadt  Riga 
als  Normalwappen  gelten  dürfte,  so  haben  offiziell  nur  drei  For- 
men in  Riga  geherrscht,  und  zwar  das  Wappen  des  13.  Jahr- 
hunderts, ferner  das  Wappen,  das  von  1349  bekannt  ist,  von  dem 

1)  Vergl.  A.  V.  Bulmerincq,  Der  Ursprang  der  Stadtverfassong  Bigu, 
'*)  MittheilnDgen  ans  dem  Gebiete  der  livl.  Geschichte,  Bd.  13,  S.  98. 


181 

der  Originalstempel  noch  vorhanden  ist  und  dessen  Gebrauch  bis 
m  die  zweite  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  urkundlich  nachweisbar 
ist,  ja  yermutlich  noch  bis  in  die  schwedische  Zeit  gedauert  hat. 

Die  dritte  offizielle  Form  des  Wappens  der  Stadt  Riga  findet 
sich  auf  einem  Siegel  der  Stadt  Riga,  das  an  einer  Pergament- 
urkunde vom  Jahre  1679  hängt.  Diese  Form  des  Wappens  tritt  uns 
in  Stempeln  und  Siegeln  des  18.  und  19.  Jahrhunderts  entgegen  ^). 
Es  hat  also  den  Anschein,  dass  der  rigische  Rat  in  der  schwedi- 
schen und  rassischen  Zeit  nur  eine  Form  des  Wappens  in  seinen 
Siegeln  gebraucht  habe. 

Es  ist  mir  kein  Siegel  des  Rats  begegnet,  das  Löwen  oder 
Adler  als  Schildhalter  oder  als  Träger  des  Tores  aufweist.  Der 
Rat  hat,  so  lange  er  nach  1679  existiert  hat,  ein  Wappen  im 
Siegel  gefuhrt,  das  das  Siegel  vom  Jahre  1679  zeigt,  und  auch 
die  neue  Stadtverwaltung  hat  dieses  Wappen  oder  diese  Form 
des  Wappens,  deren  der  Rat  sich  in  den  letzten  Jahrhunderten 
bediente,  angenommen.  Es  fehlen  auch  im  Siegel  der  neuen  Stadt- 
verwaltung die  Adler  zu  beiden  Seiten  des  Tores. 

Hinsichtlich  der  Bemalung  des  rigischen  Stadtwappens  will 
ich  nur  bemerken,  dass  nicht,  wie  gemeint  ist,  das  Wappen  der 
Rigafahrer  in  Lübeck  vom  Jahre  1535  das  älteste  der  oemalten 
Wappen  der  Stadt  Riga  ist,  sondern  das  Wappen  auf  dem  Bei- 
schlagsteine über  der  Jungfrau  Maria  vom  Jahre  1521  am  Portale 
der  Schwarzen  Häupter  zu  Riga.  Die  ursprünglichen  Farben  hat 
man  vor  einigen  Jahren  wieder  hergestellt. 

Zum  Schlüsse  will  ich  noch  die  Reformversuche  des  rigischen 
Stadtwappens  berühren.  Im  18.  Jahrhunderte,  wo  die  Heraldik 
einen  bedenklichen  Grad  der  Entartung  angenommen  hatte,  be- 
schäftigte man  sich  damit,  das  Wappen  der  Stadt  Riga  zeitgemäss 
zu  verändern;  so  1723,  wo  die  Adler  als  Schildhalter  akzeptiert 
warden,  und  1788,  wo  die  Adler  offiziell  die  gegen  die  Gesetze 
der  Heraldik  verstossende  Stellung  an  den  Seiten  des  Tores  er- 
hielten, die  man  ihnen  bereits  früher  eineeräumt  hatte.  Ich  ver* 
mute,  dass,  als  im  Jahre  1788  das  Heroldiedepartement  verschie* 
denen  Städten  Wappen  verlieh  und  von  den  Städten,  die  bereits 
Wappen  besassen,  die  alten  im  Gebrauche  stehenden  Wappen 
einforderte,  von  der  Stadt  Riga  das  Wappen  mit  den  halben 
Adlern  an  den  Toren  eingesandt  worden  sei')  und  dass  man  es 

^)  Das  Wappen  auf  dem  eisernen  Stempel  des  16.  Jahrhunderts  (Ea- 
ttlog  d.  Rigaschen  knltorhiBt.  AuBBtellimg  1888  Nr.  1402)   büdet  den  Über- 

Sig  Ton  der  Darstellunff  anf  dem  Stempel  vom  Jahre  1349  zn  der  auf  dem 
tniegel  vom  Jahre  1679.  Die  Tunnhaaben  erinnern  an  das  Wappen  des 
11  Jahrhunderts,  während  das  Dach  über  dem  Portale  nnd  die  Einfassong 
^  Portales  der  Wappenform  des  17.  Jahrhunderts  ähnlich  sind. 

^  £b  muBS  die  Persönlichkeit  im  Schosse  des  Rats,   die  mit  der  Br- 


182 

später  als  bestätigtes  Wappen  in  den  Zeichnungen  der  Beilagen  des 
Provinzialrechts  abgebildet  und  im  Provinzialrechte  beschrieben 
habe^).  Diese  freilich  die  unwesentlichen  Teile  des  Wappens  be- 
rührenden unheraldischen  Veränderungen  hat  der  Rat  von  Riga 
aber  hinsichtlich  seines  Siegels  stets  unberücksichtigt  gelassen, 
und  das  tut  auch  die  neue  Stadtverwaltung. 

Mit  der  von  dem  Heroldiedepartement  angeregten  Frage  der 
Beschaffung  oder  Entwerfung  oder  Verbesserung  eines  Stadt- 
wappens könnte  im  Zusammenhange  gestanden  haben  die  Her- 
steilung der  im  Ratsarchive  in  einer  Akte  vom  Jahre  1799  auf- 
bewahrten vier  Projekte  zu  einem  rigischen  Stadtwappen,  von 
denen  aber  keines  Anklang  gefunden  hat.  Es  wurde,  wie  bereits 
hervorgehoben,  das  im  Gebrauche  stehende  Wappen  mit  den 
halben  Adlern  an  den  Seiten  des  Tores  eingeschickt  und  dieses 
dann  später  bestätigt. 

75  Jahre  darauf  stossen  wir  wieder  auf  Vorschläge  zur  Ver- 
besserung des  Stadtwappens.  Im  Jahre  1863  sollten  nämlich  auf 
dem  Lutherdenkmal  in  Worms  29  Wappen  von  Städten,  die  in  der 
Geschichte  der  Reformation  eine  hervorragende  RoUe  gespielt 
hatten,  angebracht  werden.  Unter  diesen  29  Städten  befand  sich 
auch  Riga,  und  der  Ausschuss  des  Lutherdenkmal -Vereins  in  Worms 
richtete  an  den  Magistrat  von  Riga  die  Aufforderung,  das  Wappen 
der  Stadt  behufs  A  nbringung  an  dem  Luthermonument  einzuschicken. 
Inder  Zuschrift  war  noch  bemerkt,  dass  das  einzuschickende  Wappen 
womöglich  die  Form  haben  sollte,  die  im  Reformationszeitalter 
geherrscht  hatte.  Der  durch  seine  heraldische  Studien  bekannte 
Ambarenkapitän  Hofrat  von  Radetzky  zeichnete  im  Auftrage  des 
Rats  das  gewünschte  Wappen  auf  Grundlage  des  Wappens  in 
dem  Stempel  vom  Jahre  1349  mit  Heranziehung  anderen  heraldi- 
schen Materials.  Die  schildhaltenden  Löwen,  die  seit  der  Mitte 
des  16.  Jahrhunderts  auftraten,  brachte  er  gleichfalls  an.  Ka- 
detzkys  Zeichnung  wurde  vom  Rate  approbiert  und  nach  Worms 
gesandt;  ein  zweites  Exemplar  der  Zeichnung  wurde  in  der  Stadt- 
bibliothek aufgehängt,  damit  es  als  Muster  für  eine  in  Zukonft 
zu  beobachtende  richtige  und  geschmackvolle  Darstellungsweise 
des  Stadtwappens  von  Riga  dienen  könnte^). 

Zum  riffischen  Wappen  lieferte  im  Jahre  1901  Herr  v.  Stryk 
das  letzte  Reformprojekt,  zu  dem  ich  in  einer  Sitzung  der 
Gesellschaft  für  Geschichte  und  Altertumskunde  einige  kritische 
Bemerkungen  machte,    indem  ich  hauptsächlich  auf  die  Abwei- 

ledignng  der  Angelegenheit  betreffs  des  Wappens  in  St.  Petersburg  beauf- 
tragt gewesen  war,  auf  heraldischem  Gebiete  unbewandert  und,  entsprechend 
dem  Zuge  der  Zeit,  des  heraldischen  Sinnes  bar  gewesen  sein. 

^)  G.  Metüg,  Ueber  die  Farben  des  rigischen  Stadtwappens.  Rig.  Stadtbl. 
1899  Nr.  46,  47  a.  52. 

s)  Bigasche  Stadtbl.  1868,  S.  143. 


18S 

chüngen  von  dem  im  Provinzialrechte  beschriebenen  Wappen  der 
Stadt  Riga  hinwies.  Die  Gesellschaft  pflichtete  der  von  Anton 
Buchholtz  vertretenen  Meinung  bei,  dass  das  von  Herrn  v.  Stryk 
gezeichnete  Wappen  durchaus  zu  empfehlen  sei. 

Neuerdings  hat  der  Stempelschneider  Th.  Ruhwald  in  Riga 
in  Metall  mit  farbiger  Email  das  von  Herrn  v.  Stryk  gezeichnete 
und  kolorierte  Wappen  dargestellt.  Das  gleichschenUige  Kreuz 
über  den  Schliisseln,  das,  wie  die  ausgestellten  Zeichnungen  zeigen, 
sehr  selten  vorkommt  und  von  mir  auch  beanstandet  worden  war, 
hat  der  Graveur  Ruhwald  mit  Herrn  von  Stryks  Einwilligung 
durch  ein  Kreuz,  dessen  Arme  sich  zum  Innern  hin  verjungen, 
ersetzt.  Die  Bügelkronen  über  dem  Kreuze  und  auf  dem  Löwen- 
baupte  scheinen  mir  zu  hoch  und  zu  steil  zu  sein.  Meiner  Mei- 
nung nach  ist  die  offene  Krone,  die  Jahrhunderte  auf  dem 
Hauptsiegel  des  Rats  und  noch  heute  auf  dem  Hauptsiegel  der 
Stadtverwaltung  dargestellt  ist,  der  Bügelkrone  vorzuziehen. 

Es  ist  wohl  geboten,  sich  nach  einer  als  Normalwappen  an- 
erkannten Zeichnung  des  rigischen  Stadtwappens  zu  richten,  denn 
Fehlem  begegnet  man  auf  Schritt  und  Tritt.  Vor  einiger  Zeit 
beobachtete  ich  das  Entstehen  des  Stadtwappens  an  der  Front- 
seite im  Giebel  des  russischen  Stadttheaters.  Als  die  Fähnchen 
auf  den  Türmen  nach  innen  gekehrt  dargestellt  wurden,  machte 
ich  den  Architekten  Reinberg  auf  diese  XTnschönheit  aufmerksam, 
er  erklärte  mir,  dass  die  Architektur  bei  Raummangel  zur  Um- 
stellung gewisser  Wappenzeichen  berechtigt  sei,  und  so  blieben 
die  Fähnchen  einwärts  gestellt.  Selbst  das  für  die  heraldische 
Ausstellung  in  Mitau  in  Temperamalerei  ausgeführte,  in  dem  Enträe 
des  Museums  aufgehängte  Wappen  der  Stadt  Riga  ist  fehlerhaft. 
Der  Fehler  besteht  in  dem  gleichzeitigen  Auftreten  des  roten 
Kreuzes  mit  der  Krone  auf  dem  Haupte  des  Löwen.  Wenn  das  rote 
Kreuz  erscheint,  so  trägt  das  Löwennaupt  keine  Krone.  Schmückt 
das  Löwenhaupt  eine  Krone,  so  muss  das  Kreuz  golden  sein  und 
über  sich  auch  eine  Krone  haben.  Die  sogenannte  gleichschenk- 
lige Form  des  Kreuzes  will  ich  auch  nicht  befürworten,  da  ich 
dem  Kreuze  den  Vorzug  gebe,  dessen  Arme  sich  zum  Innern 
(des  Kreuzes)  hin  verjüngen. 

Die  zweite  Sammlung,  eine  Kollektion  von  Siegeln  der  rigi- 
schen Amter,  die  ich  geordnet  und  für  die  Ausstellung  registriert 
und  durch  einige  Siegelabdrücke  ergänzt  habe,  gehört  der  Ge- 
sellschaft für  Geschichte  und  Altertumskunde  an  und  ist  dadurch 
wertvoll,  dass  die  Stempel  meist  nicht  mehr  vorhanden  sind.  Die 
Sammlung  besteht  aus  etwa  60  Siegelabdrücken.    Zwei  von  diesen 

Sören  der  vorreformatorischen  Zeit  an:  das  der  Chirurgen  vom 
^e  1513  und  das  der  Goldschmiede  aus  dem  Ende  des  15. 
oder  aus  dem  Anfange  des  16.  Jahrhunderts.  Das  Siegel  der 
Chirui^en  ist  sehr  charakteristisch  und  verdient  volle  Beachtung, 


134 

besonders  wegen  der  Darstellung  der  Heiligen  Gosmas  nnd  Da- 
mian  (vergl.  die  galvanoplastische  Abbildung  im  Dommusenm).  Das 
Siegel  der  Ooldschmiede  hat  bereits  vielfach  die  Aufmerksamkeit 
auf  sich  gezogen,  da  es  einen  kunstfertigen  und  kunstsinnigen 
Stempelschneider  verrät.  Der  schöne  Stempel,  der  noch  im  17. 
Jahrhunderte,  wie  Alfred  Orenser  in  seinen  Zunftwappen  1889 
angibt,  gebraucht  worden  sei,  befindet  sich  im  Besitze  aes  Oold- 
Schmiedeamtes.  Die  übrigen  Siegel  stammen  aus  der  Zeit  vom 
17.  bis  zum  19.  Jahrhunderte.  Die  auf  den  Siegeln  angebrachten 
Embleme  der  rigischen  Handwerker  stimmen  nur  zum  Teil  mit 
den  Wappenzeichen  der  Oewerke  im  Westen  überein;  vielfach 
weichen  die  Zeichen  auf  den  Siegeln  der  rigischen  Ämter  von 
denen  auf  den  Zunftstempeln  in  Deutschland  ab.  Wenigstens  er- 
gibt das  der  Vergleich  mit  dem  mir  zugänglich  gewesenen  lite- 
rarischen Material.  Was  die  Jahreszahlen  auf  den  Siegeln  be- 
deuten, ob  sie  das  Jahr  der  Entstehung  des  Stempels  oder  die 
Gründung  der  Zunft  angeben,  muss  noch  ermittelt  werden. 

Diese  Zunftsiegel,  deren  Stempel  nicht  mehr  gebraucht  werden 
und  meist  auch  nicht  mehr  vorhanden  sind,  sind  immerhin  cha- 
rakteristische Zeichen,  somit  auch  beachtenswerte  Denkmäler  der 
Betätigung,  des  bürgerlichen  Kommunallebens  zu  einer  Zeit,  wo 
noch  die  Ämter  als  solche  einen  wirksamen  Faktor  im  Orga- 
nismus der  Stadtverwaltung  bildeten. 


Beferat  über  den  Münzfond  von  Horstenhof. 

Von  H.  Jochumsen. 


Im  Mai  dieses  Jahres  wurden  beim  Pflügen  auf  einem  Hofes- 
felde des  im  Wendenschen  Kreise  belegenen  Gutes  Borstenbof 
77  ganze  und  12  zerbrochene  silberne  Kleinmünzen  im  Verein 
mit  6  kleinen  Bronzespiralen,  welche  augenscheinlich  als  Schmuck- 
gegenstände gedient  haben,  zu  Tage  gefördert.  Der  Besitzer  des 
genannten  Gutes,  Herr  Nikolai  v.  rreetzmann,  überwies  die  Fund- 
objekte dem  Direktorium  unserer  Gesellschaft  mit  der  Bitte,  eine 
Bestimmung  der  Münzen  veranlassen  zu  wollen.  Bei  oberfläch- 
licher Sichtunff  derselben  ergab  sich  zunächst,  dass  der  kleine 
Schatz,  abgesehen  von  einer  angelsächsischen  und  zwei  dänischen 
Münzen,  nur  aus  deutschen  Denaren  des  X.  und  XL  Jahrhunderts 
bestand,  von  denen  jedoch  7  ganze  Exemplare  und  5  Bruch- 
stücke wegen  mangelhafter  Erhaltung  der  bildlichen  Darstellungen 
und  Inscli^fken  als  absolut  unbestimmbar  ausgeschieden  werden 
mussten. 

Da  mir  aus  der  Lektüre  des  von  Hermann  Dannenberg  in 
den  Jahren  1876,  1894  und  1898  herausgegebenen  Werkes  „Die 


136 

deutBchen  Münzen  der  sächsischen  und  fränkischen  Kaiserzeit*' 
bekannt  war,  welche  grosse  Bedeutung  man  Münzfunden  jener 
Epoche  als  den  „wichtigsten  Hilfsmitteln  für  die  richtige  Zeit- 
bestimmung der  nicht  an  und  für  sich  bestimmten  Münzen^  bei- 
zulegen pflegt,  —  ferner,  wie  sorgfältig  Dannenberg  alle  ihm  be- 
kannt gewordenen  Funde  r^istriert'),  und  wie  warm  er  endlich 
eine  genaue  Beschreibung  aller  künftigen  Funde  den  Interessenten 
anempfohlen,  so  entschloss  ich  mich  —  obgleich  meines  vollstän- 
digen Laientums  auf  diesem  Gebiete  bewusst  —  zu  dem  Versuche, 
dem  Wunsche  des  Herrn  v.  Preetzmann  zu  genügen. 

An  der  Hand  des  genannten  Dannenbergschen  Werkes  ge- 
lang es  48  ganze  und  6  zerbrochene  Münzen  zu  bestimmen,  an 
den  übrigen  Exemplaren  scheiterten  meine  Versuche  jedoch  in- 
sofern, als  ich  für  den  grössten  Teil  derselben  nur  ähnliche 
Typen,  nicht  aber  genau  entsprechende  Abbildungen  zu  ent- 
decken vermochte,  Dannenberg  es  leider  auch  nicht  für  nötiff  er- 
achtet hat,  alle  bekannt  gewordenen  Varianten  zu  veröffentlichen. 

Unter  dem  Eindrucke  der  Verdienste  des  Direktors  des  Egl. 
Münzkabinetts  zu  Berlin,  des  Herrn  Professors  Dr.  Menadier,  um 
die  Erforschung  deutscher  Denare  erlaubte  ich  mir  diese  wissen- 
schaftliche Autorität  um  Unterstützung  anzugehen  und  ihm  die 
unerforschten  Exemplare  zur  gefälligen  Bestimmung  zu  übersenden. 

Professor  Menadier  hat  dieser  Bitte  in  liebenswürdigster 
Weise  entsprochen  und  dank  seinem  freundlichen  Entgegenkom- 
men ist  es  ermöglicht  worden,  in  nachstehender  Tabelle  ein  voll- 
ständiges Verzeichnis  aller  zum  Funde  gehörigen  Münzen  aufzu- 
stellen. Die  beiden  dänischen  Münzen  wurden,  da  es  uns  an 
einschlägiger  Literatur  mangelt,  nach  Kopenhagen  geschickt  und 
yom  Direktor  des  dortigen  Egl.  Münzkabinetts,  Herrn  P.  Hauberg, 
in  dankenswerter  Weise  bestimmt. 

Bedauerlicherweise  sind  die  deutschen  Denare  mit  nur  we- 
nigen Ausnahmen  recht  schlecht  erhalten.  Die  von  Prof.  Mena- 
dier bestimmten  Exemplare  sind  auf  der  Tabelle  unter  den  NNr. 
6,  28,  35,  42,  44,  55—67  und  70  aufgeführt  worden.  Aus  je 
einem  Bruchstücke  bestehen  NNr.  50,  51,  70,  73  und  77,  aus 
zwei  aneinanderpassenden  Hälften  Nr.  43. 

Zu  bemerken  wäre  endlich  noch,  dass  unter  den  Fundobjekten 
besonders  seltene  Exemplare  nicht  haben  entdeckt  werden  können. 


^)  Dannenberg  hat  bis  1898  insgesamt  124  Fände  verseichnet,  von 
denen  bloss  5  sicher  den  Ostseeprovinzen  angehören,  nämlich  die  von  Piep, 
Weeenberg,  Nen-Werpel,  Arrohof  un4  Iramakull. 


136 


4 

''S 


Münzstätte. 


Münzherr,  mit  Angabe  der 
Jahreszahlen  seiner  Regierung. 


2-6 
6 


8 

9 

10-11 

12 

18-14 

15-17 

18-23 
24-25 


27 

28 
29-34 


36 
87 


40-41 

42-43 

44 

45 

46 
47-49 

50 
51 


53 


Kok 


Andernach 
Friesland 


Utrecht 

Oroningen 

Deventer 

Hersogtam  Sachsen 

Stade 

Magdeburg 
Emden 

Mainz 


Speier 


WormB 


Würzburg 

Erfurt 
Augsburg 

Begensburg 


A«    Deutsche  Denare. 

Kaiser  Otto  lU.  (983-1002,  Kaiser 

seit  996) 

desgL 

Kaiser  Heinrich  H.  (1002—1024, 
Kaiser  seit  1014) 

Hermann  H.,  Pfalzgraf  (1036-1056) 

Erzbischof  Piligrim  (1022—1036)   . 

Graf  Bruno  (1()38-1057)  .... 

desgl 

Graf  Egb^lrt  IL  (1068-1090)*  '.  ! 
Kaiser   Heinrich  HI.   (1039-1056, 

Kaiser  seit  1046) 

Bischof  Bemold  (1027-1054)    .    . 

desgl 

Graf    Hermann,    Ordulfs    Bruder, 

t  1086  

Graf  Lüder  Udo  L   (1034-1057), 

seit  1056  Markgraf  der  Nordmark 

Moritzpfeunig 

Graf  Hermann,  Bruder  des  Sachsen- 
herzogs Ordulf,  t  1086  .  .  .  . 
Kaiser    Konrad    IL     (1024—1039, 

Kaiser  seit  1027) 

Kaiser  Heinrich  III 

Erzbischof  Bards   y.   Oppershofen 

(1031-1051) 

Erzbischof  Lupoid  (1051-1059)  . 
Kaiser  Kourad  IL  mit  seinem  8ohne 

Heinrich  IH 

Kaiser  Heinrich  III 

Bischof  Konrad  L  (1056-1060)     . 

desgl 

Kaiser  Heinrich  lU 


desgL . 
desgL . 


Kaiser  Heinrich  II 

Kaiser  Heinrich  III 

Bischöfliche   Münze   ohne   Namen 

des  Münzherm 

Herzog  Heinrich  der  Schwarze  (1026 


337 

842.942e, 
M2d«84Si 

anediert 
387 

T«r.  zn 

451 

498 
499 
503 
532 

542 
559 
571 

597 

1610» 
648c 

773 

790 
798 

805 
807 


830c 
839 
1688 
846 

Yar.  in 

846 
847 

AT.  857 

Bt.  858 


1045 


Transport       —      58 


137 


i 

11 


Münzstätte. 


Münzherr,  mit  Angabe  der 
Jahreszahlen  seiner  Regierung. 


15 


54 

55 

66-57 

56-60 
61 

62 
63 

6(-67|| 
6^691 

70-71 
72 1 
73-74 


75 


Begensbnrg 
unbekannt 


BoBkilde 


Transport 
bis  1028,  als  König  Heinrich  UI. 

1028-1040) 

desgl 

Otto-  nnd  Adelheidsdenar .    .    .    . 
Nachprägnngen  zn  Otto-  nnd  Adel- 

heidsdenaren 

Nachmünzen  vom  Niederrhein   .    . 
barbarische  Nachprägnng  eines  Köl- 
ner Denars 

Nachmönze  za  Köln 

desgl 

Nachprägnngen  zn  Gittelder  Pfen- 
nigen      

Nachmünze 

desgl 

desgl .    .    .    . 

desgl 

6.    Angelsächsisch. 
Onut  (1016-1036).  ffild.  Taf.  7  Typ. 
B.  var 

G.    Dänisch. 

König  Hardebond  (1085—1042) .    . 
König  Svend  Estridsen  (1047    1076) 

insgesamt 


1101» 
1711 


347 
373 

1220 
1292 
1311 
1777 
1797 


52 

1 
1 
1 

2 
3 

1 

1 
1 


77 


674.    (Jahres-)  Versammlang  am  4.  Dezember  1903. 


Der  Präsident,  Oberlehrer  Bernhard  Hollander,  eröffnete 
die  Sitzung  mit  der  Mitteilung,  dass,  wie  bereits  früher  angezeigt, 
am  6.  Dezember  um  1  Uhr  nachmittags  eine  öffentliche  Sit- 
zung der  Gesellschaft  stattfinden  werde,  auf  der  Herr  Ober- 
lehrer Karl  Walter  einen  dem  Andenken  Herders  gewidmeten 
Vortrag  halten  werde. 

Der  Präsident  legte  das  erste  Heft  des  18.  Bandes  der 
«Mitteilungen  aus  der  livländischen  Geschichte**  yor, 


138 

entbaltend  „Zar  Oeschichte  des  Lehnswesens  in  Livland. 
Teil  I.  Das  Mannlehen.    Von  Astaf  v.  Transehe-Roseneck*^ 

Der  Präsident  sprach  dem  Verfasser  für  seine  auf  einge- 
henden jahrelangen  Forschungen  beruhende,  ergebnisreiche  Arbeit 
den  Dank  der  Gesellschaft  aus. 

Derselbe  legte  der  Gesellschaft  das  ihm  soeben  zugegangene 
Manuskript  des  von  mag.  bist.  Arnold  Feuereisen  verfassten 
^Berichts  über  die  livländische  Geschichtsliteratur  im 
Jahre  1902^  vor,  dessen  Drucklegung  sofort  in  Angriff  genommen 
werden  solle. 

Zu  ordentlichen  Mitgliedern  wurden  aufgenommen  die 
Herren:  Direktor  mag.  theol.  Rudolf  Hollmann  in  Goldingen, 
Arved  Baron  Hahn,  Kaufmann  Erich  Seaberlich,  Dozent 
Alfred  Meder,  Notar  Karl  Schwanck  und  Alexander  t. 
Grünewaldt. 

Zu  Direktoren  für  das  kommende  Vereinsjahr  wurden  die 
bisherigen  Direktoren  wiedergewählt,  und  zwar  die  Herren: 
Leonid  Arbusow,  Hermann  Baron  Bruiningk,  Professor 
Dr.  Richard  Hausmann,  Ältester  Robert  Jaksch,  Inspektor 
Konstantin  Mettig,  Alexander  Freiherr  v.  Rahden,  Stadt- 
archivar Dr.  Philipp  Schwartz  und  Gustav  v.  Sengbusch. 

Zum  Bibliothekar  wurde  Herr  Nikolai  Busch  gewählt, 
der  bereits  im  September  provisorisch  zu  diesem  Amt  vom  Di- 
rektorium erwählt  war. 

Zum  Sekretär  wurde  Dozent  Dr.  Alfred  v.  Hedenström 
nach  Ablauf  seines  Trienniums  wiedergewählt. 

Zu  Kassarevidenten  für  das  nächste  Jahr  wurden  die 
Herren  Ältester  Robert  Jaksch  und  Gustav  v.  Sengbusch 
wiedergewählt. 

Der  Schatzmeister  verlas  den  nachstehenden  Kassa- 
bericht ftr  das  verflossene  Gesellschaftsjahr: 


139 

Einnahmen.  rw.     ^op. 

Tortrag  vom  6.  Dezember  1902  in  Dokumenten  und 

in  barem  Gelde 15,841.11* 

Dazu  kamen  im  Jahre  1902/1903: 

An  Mitgliedsbeiträgen 2,953.  — 

,,  Zinsen  und  Kursgewinn  beim  Ankauf  von  Wert- 
papieren              706.  76 

9  Eintrittsgeldern  ins  Museum  und  Erlös  aus  ver- 
kauften Katalogen,  Publikationen  und  Du- 
bletten           601.  67 

p  Subventionen  und  Geschenken 2,075.  — 

«  Yergutung  für  die  gestattete  Umstempelung  eines 
Bigaschen   Stadthäuserpfandbriefes   auf   den 

laufenden  Jahrgang .    . 6.  — 

Zusammen    22,182.  54 
Ausgaben. 
Für  Neuanschaffungen,    Verwaltungsausgaben    und 
Buchbinderarbeiten   für  Bibliothek   und  Mu- 
seum  1,551.  57 

„    Druck  und  Versendung  der  Vereinsschriften    .      1,493.  32 

n    Ausgrabungen 19.  70 

„    Schutzarbeiten  an  der  Schlossruine  in  Wenden 

als  Beitrag  der  Gesellschaft 100.  — 

„    Gehalte  und  Inkasso 871.  10 

n  die;  „Livländische  Geschichtsliteratur ^  an  Ho- 
norar              240.  — 

„   einen  Spezialzweck  des  Museums  lt.  Bestimmung 

des  Spenders 300.  — 

»   Verschiedenes 245.  71 

Als  Zuschuss   zum  Druck   des  zweiten  Bandes  von 

„Buchholtz,  Aktenstücke  etc.**      .    .    .    .    .  64.  39 

Transport      4,885.  79 

*)  Die  Verteilimg  dieser  Somme  auf  die  einzehien  Kassen  ist  zu  er- 
i^en  aoB  der  ZuBamroenstelliiDg  auf  S.  172  und  173  der  -Sitsongsberichte 
tu  dem  Jahre  1902^ 


140 

Bbl.    Kop.       BbL     Kop.        Bbl.      Kop. 

Transport  4,885.  79 

Übertrag  zum  6.  Dezember  1903: 
I.  HanptkasBe 5,369.  55 

Kapital  der  Stiftung  des  weil. 
Reichsratsmitgliedes  Georg 
V.  Brevem  (f  1892)     .    .    1,500.  — 

Kapital  der  Stiftung  des  weil. 
livländisch.Landrats  Georg 
Philipp  V.  Stryk  (f  1893)       600.  — 

Kapital  der  abgelösten  Mit- 

gliedsbeitrJIge 500.  -  ^  ^^^  ^ 

II.  Kapital  zur  Anstellung  eines 

Kustos  für  das  Museum   .    4,065.  10 

Kapital  der  Stiftung  des  weil. 
Karl  Bernhard  v.  Wulf  zu 
Lennewarden  (f  1898)     .    1,000.  — 

Kapital  der  Stiftung  der  Er- 
ben des  weil.  Oskar  von 
Sengbusch  (f  1901)      .    .    2,100.  — 

Kapital  der  Stiftung  des 
Wirkl.  Geheimrats,  Ober- 
hofmeisters des  Kaiserl. 
Hofes,  Senateurs  Emanuel 
Graf  Sievers 500.  •- 

Kapital  der  Stiftung  der  Er- 
ben des  weil.  Kaufmannes 
und  erbl.  Ehrenbürgers 
Georg   Alexander  Berteis 

»  '*»' ■      «"■-  8,166.  10 

III.  Kapital     der    Kulturhistori- 
schen Ausstellung 189.  35 

nr.  Kapital  der  Prämie  der  Stadt  Riga   .    .     972.  75  ,^,^  ^^ 

17y29o.  75 


Zusammen  22,182.  54 


141 

Der  EinDahmeposten  von  2075  Rbl.  an  Sabventionen  und 
GeBchenken  setzt  sich  zusammen  ans  folgenden  Einzelznwendungen: 
1)  Ton  der  livländischen  Ritterschaft  als  Jahressubvention 
1000  Rbl.;  2)  zum  Andenken  an  den  weil.  Kaufmann  und  erbl. 
Ehrenbüi^er  Oeorg  Alezander  Berteis  gestiftet  von  den 
Erben  500  Rbl.;  3)  von  N.  N.  zu  einem  Spezialzweck  des  Museums 
300  Bbl.;  4)  von  der  Frau  Landrätin  Baronin  G.  v.iTiesenhausen 
geb.  Gräfin  Rehbinder  als  Ertrag  einer  Kollekte  zur  Besoldung 
eines  Museumswächters  100  Rbl.;  5)  von  Frau  F.  v.  Wahl  zur 
Erinnerung  an  weil.  Reinh.  v.  Wahl-Lustefer  als  Beitrag  pro 
Vm  6  Rbl.;  6)  von  Frau  v.  Ulrichen  geb.  Wilpert  zur  Brin- 
nerong  an  weil.  Heinrich  v.  Ulrichen  als  Beitrag  pro  1903  4  Rbl.; 
7)  als  Beitrag  zur  Herausgabe  der  ^Livländischen  Geschichts- 
literatur* für  den  Jahrgang  1902  von  der  Kurländischen 
Gesellschaft  für  Literatur  und  Kunst  in  Mitau  60  Rbl.; 
Ton  der  Gelehrten  Estnischen  Gesellschaft  in  Jurjew 
25  Rbl.;  von  der  Literarischen  Gesellschaft  in  Fellin 
15  Rbl.;  von  der  Altertumsforschenden  Gesellschaft  in 
Pernau  15  Rbl.  und  von  der  Estländischen  Literarischen 
Gesellschaft  in  Reval,  zugleich  für  den  Jahrgang  1903,  50 
SbL,  zusammen  2075  Rbl. 

Der  eigene  Beitrag  der  Gesellschaft  für  die  „Livländische 
Geschiehtsliteratur''  pro  1902  betrug  100  Rbl. 

Die  Georg  Alexander  Bertels-Stiftung  von  500  Rbl. 
wurde  als  unantastbares  Kapital  der  Kustoskasse  zugeführt. 

Die  Geldbestände  für  Martinsholm  und  die  Buchholtz- 
Medaille  (vergl.  S.  174  des  Berichts  von  1902)  sind  unver- 
ändert geblieben.  Durch  den  Tod  des  für  die  Ausfuhrung  der 
Medaille  gewonnenen  Künstlers,  des  Professors  Anton  Scharfif  in 
Wien,  hat  die  Vollendung  der  Arbeit  eine  unliebsame  Yerzöge- 
nmg  erfahren. 

Der  Druck  des  zweiten  Bandes  der  Buchholtz-Materialien 
bat  aus  der  Hauptkasse  einen  Zuschuss  von  64  Rbl.  39  Kop. 
erfordert,  doch  ist  dieser  Posten  nur  als  eine  Auslage  zu  be- 
trachten^ da  die  Summe  der  zum  Berichtstage  noch  ausstehenden 


142 

Zahlungen  der  Subskribenten  höher  ist.  Der  in  Aussicht  ge- 
nommene dritte  Band  wird  sich  freilich  nicht  ohne  ein  Defizit 
herausbringen  lassen,  dessen  Höhe  jedoch  erst  abgeschätzt  werden 
kann  nach  Eingang  der  Abrechnungen  über  die  im  Buchhandel 
abgesetzten  Exemplare.  Die  Oesamtkosten  für  Herstellung  und 
Vertrieb  der  beiden  ersten  Bände  des  Werkes  belaufen  sich 
z.  Z.  auf  3228  Rbl.  18  Kop. 

Das  Kapital  zur  Herausgabe  des  Liv-,  Est-  und  Knrlän- 
dischen  Urkundenbuches,  welches  von  der  Oesellschaft  ver- 
waltet wird,  beträgt  12,887  Rbl.  65  Kop. 

Die  Herren  Kassarevidenten,  Ältester  Robert  Jaksch  und 
K.  G.  V.  Sengbusch,  gaben  zu  Protokoll,  dass  sie  die  Revision 
der  Easse  vollzogen  und  alles  in  bester  Ordnung  vorgefunden 
hätten. 

Der  Bibliothekar  erstattete  folgenden  Jahresbericht: 
Aus  dem  Verwaltungsjahr  1902  Dezember  6  bis  1903  Dezember 
4  ist  anzuführen,  dass  Herr  Dr.  Fr.  ßienemann  im  Mai  sein 
Amt  als  erster  Bibliothekar  niedergelegt  und  der  bisherige 
zweite  Bibliothekar  stellvertretend  seine  Obliegenheiten  über- 
nommen hat.  In  der  Weihnachtszeit  des  Jahres  1902  hat  die 
Bibliothek  in  den  Museumsräumen  eine  Ausstellung  von  Karika- 
turen auf  Napoleon  I.  veranstaltet,  die  sich  eines  lebhaften  Zu- 
spruchs erfreute.  Wie  aus  den  übrigen  Abteilungen  des  Dom- 
museums, wurde  auch  aus  der  Bibliothek  eine  grössere  Anzahl 
von  Ausstellungsobjekten  zu  der  im  Oktober  dieses  Jahres  in 
Mitau  stattfindenden  Heraldischen  Ausstellung  übersandt.  Ge- 
legentlich der  Herderfeier  im  Dezember  1903  wurden  aus  den 
Beständen  der  Bibliothek  des  Dommuseums  und  der  Stadtbiblio- 
thek Briefe,  Handschriften  und  in  Riga  erschienene  Drucke 
Herderscher  Werke,  desgleichen  eine  Sammlung  von  Herder* 
bildnissen  ausgelegt.  Im  Januar  1903  begann  ein  Kreis  von  8 
Damen  unter  Leitung  der  Frau  Dr.  B.  Küsel  geb.  von  Hohen- 
hausen  seine  freiwilligen  höchst  dankenswerten  Arbeiten  an  der 
Bibliothek.  Durch  seine  Hilfe  ist  neben  anderen  kleineren  Gruppen 


143 

Tor  allem  die  Abteilung  der  Personalia  in  Ordnung  gebracht 
worden.  Diese  aus  Briefen,  Akten,  Autograpben,  Gelegenheits- 
dracken  u.  s.  w.  bestehende  Abteilung  bietet  ein  schätzenswertes 
Material  zur  rigaschen  Personenkunde  und  gehört  zur  Zeit  zu 
den  am  meisten  benutzten  Beständen  der  Bibliothek.  Infolge 
der  Senkung  der  Diele  des  im  Südflügel  belegenen  Bibliothek- 
saals hat  eine  Reihe  von  Schränken  zeitweilig  anders  placiert 
werden  müssen;  nachdem  die  Oefahr  durch  den  umbau  im 
Sommer  1903  beseitigt  worden  ist,  konnte  eine  notwendig  ge- 
wordene Umgruppierung  in  der  Aufstellung  in  Angriff  genommen 
werden.  Im  Herbste  des  Jahres  ist  der  stellvertretende  Biblio- 
Üiekar  durch  seinen  Gesundheitszustand  längere  Zeit  verhindert 
gewesen,  seine  Tätigkeit  auszuüben.  In  jener  Zeit  hat  Herr  H. 
Baron  Bruiningk  die  Oüte  gehabt  die  Bibliothek  zu  verwalten* 
För  freiwillige  Mitarbeit  hat  die  Bibliothek  ferner  zu  danken 
Herrn  Rechtsanwalt  R.  v.  Hehn  und  Herrn  Gutsbesitzer  H.  Lasch. 
Der  Zuwachs  der  Bibliothek  beträgt  573  Nummern,  von  denen 
103  durch  Kauf,  107  durch  Geschenke  und  363  durch  Austausch 
an  die  Gesellschaft  gekommen  sind. 

Der  stellvertretende  Museumsinspektor  legte  der  Yer- 
sammlang  seinen  Rechenschaftsbericht  vor,  nach  welchem  die  im 
Laufe  des  verflossenen  Gesellschaftsjahres  für  das  Museum  neu 
erworbenen   Gegenstände    sich    in   folgender   Weise  gruppieren 


Altsachen 34 

Waffen 3 

Gewebe 1 

Silbersachen 8 

Glassachen 8 

Keramische  Erzeugnisse 27 

Handarbeiten 2 

Gegenstände  aus  Elfenbein,  Bernstein  etc.      ...  5 

„             „    Zinn  und  Messing 17 


105 


144 

105 

Miniataren 4 

Holzschnitzereien 3 

Nautische  Instrumente  und  Schiffsmodelle  ....  1 

Musikalische  Instrumente 1 

Möbel 4 

Abzeichen 1 

Haushaltungsgegenstände 11 

Siegel 1 

Bilder 2 

Eiserne  Gegenstände 1 

isT" 

Der  Premdenbesuch  des  Museums  belief  sich  vom  Dezember 
1902  bis  Dezember  1903  auf  2223  Personen,  also  um  9  Personen 
mehr  als  im  Jahr  1902  (2214).  Diese  nur  kleine  Steigerung 
ergibt  sich  daraus,  dass  ein  grosser  Teil  des  Museums  beim 
umbau  im  Sommer  geschlossen  werden  musste. 

Der  Münzkonservator  berichtete,  dass  im  verflossenen 
Oesellschaftsjahre  unsere  Münz-  und  Medaillensammlung  darch 
Darbringungen  von  22  Personen  um  440  Objekte  vermehrt 
worden  sei. 

Der  Bibliothekar  verlas  sodann  den  Akzessionsbericht 
für  den  verflossenen  Monat.  An  Geschenken  waren  dargebracht 
worden:  1)  vom  ßigaschen  Stadtamte:  eine  Photographie  der 
unter  der  abgetragenen  Alexanderpforte  gefundenen  Grundstein- 
platte; 2)  vom  Verlag  von  E.  Behre  in  Mitau:  Geuters  Balti- 
scher Taschen -Notiz -Kaien  der  1904.  Weitere  Geschenke  waren 
eingegangen  von  Herrn  A  Jaksch,  Herrn  H.  Lasch,  Frl.  Lo- 
renz und  FrL  A.  v.  Veh. 

Für  das  Museum  waren  Geschenke  dargebracht  worden  von 
Frau  Stadtrat  A.  Jaksch,  von  Herrn  Leopold  Schultz,  Herrn 
K.  G.  V.  Sengbusch  und  Herrn  H.  v.  Rautenfeld-Lindenruhe. 

Herr  Dr.  Astaf  v.  Transehe-Roseneck   machte  einige 


145 

llaternde  Bemerkungen  zu  seinem  soeben  im  Drucke  erschienenen 
Werke  ,,Zar  Geschichte  des  Lehnswesens  in  Livland'*  und  suchte 
die  Aufgaben  und  Ziele,  die  er  sich  bei  seiner  Arbeit  gestellt 
hatte,  näher  darzulegen.  Zur  weiteren  Einfuhrung  in  seine 
Arbeit  las  er  einige  besonders  charakteristische  Abschnitte  vor. 
Herr  Inspektor  K.  Mettig  sprach  über  zwei  Erzeugnisse 
baltischen  Kunstgewerbes  des  18.  Jahrhunderts.  Das  erste  stamme 
ans  Riga:  eine  eiserne  Truhe  mit  einem  sehr  komplizierten  Schloss, 
mit  reicher  Bronzeverzierung  und  4  Wappen  geschmückt,  die 
der  rigische  Schlossergeselle  Ignatius  Franziskus  Hakel  im  Jahre 
1738  den  19.  Juni  als  Meisterstück  angefertigt  habe.  Diese 
Truhe  befinde  sich  im  Besitz  der  Grossen  Oilde  zu  Riga.  Das 
zweite  Produkt  baltischen  Eunsthandwerks  aus  der  Rokokozeit 
sei  ein  Pnltschrank,  mit  vielen  farbigen  Holzmosaikbildern  ver- 
ziert, die  Liebesszenen  und  Jagdstücke  darstellen.  Eine  Inschrift 
im  Innern  des  Pultes  teile  mit,  dass  Johann  Christian  Gottsch 
und  Gottfried  Einrieb  Hildebrandt  zu  Bauske  im  Jahre  1760 
nach  7  jähriger  Arbeit  dieses  „Kunststück^'  vollendet  hätten. 
Dies  schöne  Meisterwerk  damaliger  Eunsttischlerei  gehöre  Herrn 
G.  Fowelin,  dessen  Familie  es  bereits  über  100  Jahre  besitze. 
Die  Arbeit  soll  in  den  „Rigaschen  Stadtblättem''  zum  Abdruck 
gelangen. 


176.  öffentliche  Versammlnng  am  6.  Deiember  1903. 


Der  Präsident  der  Gesellschaft  Oberlehrer  Bernhard 
Hollander  eröffnete  die  Sitzung  mit  folgender  Begrüssung 
i&  Versammlung: 

„Hochyerehrte  Anwesende  I 
La  Namen  der  Qesellschaft  für  Geschichte  und  Altertuma- 
konde  heisse  ich  Sie  hier  in  den  Räumen  unseres  Dommuseums 
Villkommen  und  danke  Ihnen,  dass  Sie  so  zahlreich  unserer 
Binl^i^ng  gefolgt  sind,  unsere  (Gesellschaft  begeht  heute  ihren 
09.  Stiftangstag.    Es  ist  in  letzter  Zeit  nicht  mehr,  wie  früher, 

10 


146 

üblich  gewesen,  alljährlich  diesen  Tag  durch  eine  öffentliche 
Sitzung  zu  feiern;  meist  ist  das  nur  bei  besonderer  Veranlassung 
geschehen.  In  diesem  Jahre  konnte  kein  Zweifel  bestehen.  Der 
gestrige  Gedenktag  legte  unserer  Gesellschaft  die  Pflicht  aaf^ 
an  ihrem  heutigen  Festtage  auch  öffentlich  des  Mannes  zu  ge- 
denken, dessen  Name  überall  in  dankbarer  Erinnerung  gefeiert 
wird,  wo  Deutsche  zusammen  sind.  Mit  Stolz  gedenken  wir 
dessen,  dass  Johann  Gottfried  Herder  einst  auch  der 
Unsere  gewesen  ist,  freudig  erinnern  wir  uns  dessen,  dass  die 
Bigasche  Zeit  vielleicht  die  glücklichste  seines  Lebens  gewesen, 
und  dankbar  verfolgen  wir  den  Einfluss,  den  er  auf  unsere  Vor- 
fahren ausgeübt  hat.  Herder  hat  dereinst  gesagt:  „Viele  Fremde 
haben  Livland  bisher  nur  auf  ihre  Art  zum  Reichwerden  ge- 
nossen, mir,  auch  einem  Fremden,  ist  es  zu  einem  höheren 
Zwecke  gegeben,  es  zu  bilden.^  Er  wollte  Livlands  Genios 
werden,  Biga  glücklich  machen,  und  wenn  das  auch  Jugendträume 
waren  —  er  hat  doch  Biga  und  Livland  ein  treues  Andenken 
bewahrt.  So  möge  auch  in  unseren  Herzen  die  Erinnerung  an 
Herder  nicht  erlöschen.** 

Der  Sekretär  Dozent  Dr.  A.  v.  H  e  d  e  n  s  t  r  ö  m  verlas  so- 
dann folgenden  Jahresbericht: 

Hochgeehrte  Anwesende! 

Auf  den  Sitzungen  der  Gesellschaft  sind  folgende  Vorträge 
gehalten  und  Zuschriften  verlesen  worden. 

Herr  Hermann  Baron  Bruiningk  schilderte  in 
einem  Vortrage  das  Exil  der  Einwohner  Dorpats  im  J.  1565  und 
machte  eine  Mitteilung  über  eine  auf  livländischem  Boden  spie- 
lende westfälische  Legende  aus  dem  14.  Jahrhundert. 

Herr  Bibliothekar  N.  Busch  sprach  über  Geschichte,  Lj^e 
und  Namen  der  Bruder-Bertolds-Mühle  bei  Biga.  Derselbe  machte 
eine  Mitteilung  über  die  Aufzeichnungen  des  Griechen  Laskaris 
Kananos  über  seine  Beise  nach  Nordeuropa  1438—39.  Derselbe 
besprach  das  Werk  von  Dr.  0.  Wendt:  Lübecks  Schiffs-  und 
Warenverkehr.  Derselbe  machte  eine  Mitteilung  über  ältere,  in 
Biga  gedruckte  Holzschnitte. 


147 

Herr  Baron  Armin  von  Pölc^kersahm  in  St.  Peters- 
burg machte  in  einer  Zuschrift  eine  Mitteilung  über  livländische 
Eirchenglocken  aus  dem  15.  Jahrhundert  im  Moskauer  Beich  und 
über  daselbst  bis  1700  lebende  deutsche  Metallarbeiter  und 
Künstler. 

Herr  Dr.  Joseph  Oirgensohn  in  Treptow  a.  E.  über- 
sandte einige  neue  Nachrichten  über  den  Reformator  Andreas 
Enopken  und  seinen  Bruder  Jakob. 

Herr  Oberlehrer  Bernhard  Hollander  berichtete  über 
die  Ergebnisse  archäologischer  Ausgrabungen  in  Nitau. 

Herr  Sekretär  Heinrich  Jochumsen  sprach  über  den 
Mänzfund  in  Horstenhof  im  Wendenschen  Kreise. 

Herr  Oberlehrer  Friedrich  von  Eeussler  in  St.  Pe- 
tersburg erklärte  in  einer  Zuschrift  die  Bedeutung  des  vom 
Chronisten  Heinrich  von  Lettland  gebrauchten  Namens  Lyndanise 
ior  Beyal.  In  vier  weiteren  Zuschriften  berichtete  er  über  eine 
id^enössische  Darstellung  der  Hinrichtung  Johann  Beinhold 
Patkuls,  über  die  Herkunft  der  Iversenschen  ürkundensammlung 
in  St.  Petersburg  und  machte  ergänzende  Mitteilungen  zu  einem 
firoheren  Vortrage  über  die  Geschichte  der  ehemaligen  Sternwarte 
im  Rigaschen  Schlosse  und  zur  Frage  der  Überfuhrung  der  Her- 
zoglich Karländischen  Bibliothek  aus  Riga  nach  St.  Petersburg. 

Herr  Bitterschaftsbibliothekar  Karl  von  Löwis  of 
M  6  n  a  r  sprach  über  die  Ordensburg  Tuckum.  Derselbe  berich- 
tete über  die  Ergebnisse  der  von  ihm  geleiteten  Grabuntersu- 
chungen  in  Lindenberg.  Derselbe  sprach  über  einen  Silberfund 
in  Loddiger.  Derselbe  erläuterte  einen  von  ihm  aufgenommenen 
nnd  gezeichneten  Grund-  und  Aufriss  des  ältesten  Teiles  der 
Bigaer  Stadtmauer.  Letzterer  wurde  ergänzt  durch  eine  Zuschrift 
des  Herrn  Architekten   August  Beinberg. 

Herr  Inspektor  Konstantin  Mettig  sprach  über  die 
Wirksamkeit  des  westfälischen  Fehmgerichts  in  Biga.  Derselbe 
referierte  über  das  Buch  von  Dr.  Paul  Simson:  Der  Artushof  in 
Oanzig  and  seine  Brüderschaften,  die  Banken.  Derselbe  sprach 
über  Freiherrn  Bengt  Hom  als  Mitglied   der  Kompagnie  der 

10» 


148 

Schwarzen  Häupter  zq  Riga.  Derselbe  machte  Mitteilungeii  aber 
das  Gr&ndnngsjahr  der  Ämter  der  Ligger  and  Losträger,  fiber 
rassische  Exportwaren  des  16.  Jahrhanderts,  über  die  Farben  der 
Stadt  Riga,  über  zwei  Denkmäler  baltischer  Gtowerbekanst  des 
18.  Jahrhunderts.  Derselbe  sprach  über  Sammlangen  von  Typen 
des  Rigaschen  Stadtwappens  von  1225—1903  und  von  Siegelab- 
drücken rigischer  Zanftstempe^  welche  von  ihm  für  die  Mitaner 
Heraldische  Ansstellung  zasammengestellt  waren. 

Herr  Architekt  Dr.  Wilhelm  Neumann  sprach  fiber 
den  Streit  des  Revaler  Ooldschmiedeamtes  mit  der  Kanatigilde 
1636—98.  Derselbe  schilderte  das  Leben  and  die  Wirksamkeit 
der  Grafen  Rastrelli  in  Rassland.  Derselbe  sprach  über  die 
Holzschnitzereien  am  (Jestühle  des  Rathauses  und  der  Heil.  (Jeist- 
kirche  in  Reval. 

Herr  Redakteur  Dr.  Ernst  Seraphim  sprach  Über  Karl 
▼on  Südermannlands  Kampf  um  Livland. 

Herr  Oberlehrer  Oskar  Stavenhagen  machte  eine 
Mitteilung  über  die  Entstehung  des  hansischen  Pfundzolles. 

Eine  der  statutenmässigen  Angaben  der  Oesellschaft  ist  die 
Erhaltung  historischer  Denkmäler  in  den  baltischen  Provinzen. 
In  Erfüllung  dieser  Pflicht  beschloss  die  Gesellschaft  in  ihrer 
Sitzung  vom  10.  September  auf  Initiative  des  Herrn  Ritterschafts- 
bibliothekars Karl  von  Löwis  of  Menar  Massregeln  zu 
ergreifen,  um  die  altehrwürdige  Ruine  des  Schlosses  Wenden 
vor  der  fortschreitenden  Zerstörung  durch  Witterungseinflüsse 
zu  retten.  Zu  diesem  Zwecke  erwählte  die  Gesellschaft,  da  der 
Besitzer  von  Schloss  Wenden  Herr  Oberhofineister  und  Senatenr 
Graf  Emanuel  Sievers  hierzu  seine  Einwilligung  erteilt  hatte, 
aus  ihrer  Mitte  ein  Komitee  mit  dem  Auftrage,  sofort  auf  Rech- 
nung der  Gesellschaft  die  notwendigsten  Arbeiten  zur  Erhaltong 
der  Ruine  in  Angriff  zu  nehmen  und  behufs  Aufbringung  der 
erforderlichen  Geldmittel  für  eine  dauernde  Restauration  der  Ra- 
ine eine  Kollekte  im  Lande  zu  veranstalten. 

Schon  in  der  nächsten  Sitzung  konnte  Herr  Karl  v.  Löwis 
im  Namen  des  Komitees  berichten,  dass  die  provisorischen  Schatz- 


149 

mafisregeln  zur  Erbaltnng  der  Rnine  bereits  ansgefthrt  seien  nnd 
somit  das  Schlimmste  snnäohBt  al^^ewandt  sei. 

In  der  Bibliothek  haben  die  Ordnungs-  und  Slatalogi- 
sienmgsarbeiten  einen  erfreulichen  Fortschritt  genommen  dank 
der  freiwilligen  Mitarbeit  eines  Damenkreises  unter  Leitung  der 
Frau  Dr.  B.  Eüsel  geb.  y.  Hohenhausen.  Durch  diese  wertvolle 
Mitarbeit  der  Damen  ist  namentlich  die  Abteilung  f%r  Personen- 
kimde  in  Ordnung  gebracht  worden,  welche  zu  den  am  meisten 
benutzten  Beständen  der  Bibliothek  gehört.  Wie  allj&hrlioh,  so 
hat  die  Bibliothek  auch  in  diesem  Berichtsjahr  durch  den  Ver- 
kehr mit  zahlreichen  gelehrten  Institutionen  des  In-  und  Auslan- 
deSy  durch  Ankauf  von  Büchern,  wie  auch  durch  Schenkungen 
eine  weitere  Vermehrung  erfahren.  Den  Verlagsbuchhandlungen 
sowohl,  als  auch  den  Privatpersonen  sei  auch  hier  für  ihre  Dar- 
bringnngen  der  Dank  der  Gesellschaft  ausgesprochen.  Insbeson- 
dere  gilt  dieser  Dank  der  Witwe  des  verstorbenen  Burgermei- 
sters von  Schlock,  Richard  Pohlmann,  aus  dessen  Nachlass  die 
Bibliothek  eine  wertvolle  Schenkung  von  Buchern  und  Mfinzen 
erhielt.  Unsere  Gesellschaft  steht  im  Austauschverhältnis  mit 
175  Vereinen  und  gelehrten  Institutionen,  und  zwar  56  im  In- 
lande,  86  in  Deutschland,  13  in  Österreich-Ungarn,  9  in  Schwe- 
den-Norwegen, 6  in  Amerika,  4  in  der  Schweiz,  2  in  Belgien  und 
je  einer  in  Dänemark,  den  Niederlanden  und  der  Türkei.  In  der 
Weihnachtszeit  des  vorigen  Jahres  wurde  aus  den  Beständen  der 
Bibliothek  eine  Ausstellung  von  Karikaturen  auf  Napoleon  I. 
veranstaltet,  die  sich  eines  regen  Besuches  erfreute. 

Das  Museum  ist  im  Laufe  des  Jahres  um  134  Stucke 
vermehrt  worden,  hauptsächlich  durch  Geschenke.  Allen  denen, 
die  durch  Darbringungen  oder  Leihgaben  ihr  Intoresse  für  unser 
Ibseum  bekundet  haben,  gebührt  der  Dank  der  Gesellschaft. 
Eine  besonders  wertvolle  Schenkung,  eine  Sammlung  von  Siegel- 
abdrucken, erhielt  die  Gesellschaft  aus  dem  Nachlass  des  verst. 
lorresp.  Mitgliedes,  Dr.  med.  Johannes  Sachssendahl.  Nach  dem 
Vorbild  ausländischer  Museen  ist  auch  in  unserm  der  Anfang 
gemacht    worden    mit   kulturhistorischen    Zimmereinrichtungen. 


160 

Vollendet  sind  zunächst  das  Gemach  einer  rigaschen  Pat^izie^ 
familie  des  18.  Jahrhunderts,  sowie  die  Einrichtung  einer  alten 
Apotheke.  Die  Zahl  der  Besucher  des  Museum  ist  trotz  zeitwei- 
liger Schliessung  wegen  Renovierungsarbeiten  gestiegen:  sie 
betrug  im  Berichtsjahr  2223,  gegen  2214  Personen  im  J.  190S 
und  2050  Personen  im  J.  1901. 

Am  20.  Hai  c.  beehrte  Se.  Kaiserliche  Hoheit  der  Grossf  first 
Wladimir  Alexandrowitsch  das  Museum  mit  seinem  Besuche. 

Die  Mühz-  und  Medaillensammlung  wurde  im 
Berichtsjahre  durch  Darbringungen  von  22  Personen  um  440 
Objekte  vermehrt. 

An  der  Heraldischen  Ausstellung  in  Mitau  betei- 
ligte sich  unsere  Gesellschaft  durch  Hergabe  verschiedener  Ge- 
genstände aus  unsem  Sammlungen. 

Veröffentlicht  worden  sind  von  der  Gresellschaft  in 
diesem  Jahre  ausser  den  Sitzungsberichten  aus  dem  J. 
1902  das  1.  Heft  des  18.  Bandes  der  „Mitteilungen  aus 
derlivländischen  Geschichte^, enthaltend:  „Zur  Ge- 
schichte des  Lehnswesens  in  Livland^,  Teil I,  von 
Astaf  V.  Transehe-Bosenecky  und  das  1.  Heft  des 
19.  Bandes  derselben  Mitteilungen,  enthaltend:  „Messe  und 
kanonisches  Stundengebet  nach  dem  Brauche 
der  Bigaschen  Kirche  im  späteren  Mittelalter*' 
von  Hermann  von  Bruiningk. 

Ferner  erschien  im  Berichtsjahr  der  2.  Band  der  „Akten- 
stücke und  Urkunden  zur  Geschichte  der  Stadt 
Riga  1710—1740",  herausgegeben  aus  dem  Nachlass  des  Dr. 
phil.  Anton  Buchholtz  durch  Dr.  juris  August  von 
Bulmerincq. 

Herr  Bechtsanwalt  Richard  von  Hehn  veranlasste 
einen  Neudruck  der  Sitzungsberichte  aus  dem  J.  1874>  welche 
vollständig  vergriffen  waren. 

Als  ein  erfreuliches  Zeichen  der  Anerkennung  für  die  Be- 
strebungen der  Gesellschaft  muss  es  bezeichnet  werden^  dass,  ab- 
gesehen von   den   zahlreichen  Darbringungen  für  unsere  Saum- 


151 

hogen^  zwei  grössere  Zuwendungen  unserer  Gesellschaft  zu  Teil 
geworden  sind,  und  zwar  eine  Jahressubvention  von  1000  Bbl. 
Ton  der  Livländischen  Ritterschaft  und  500  Bbl. 
Ton  den  Kindern  und  Erben  des  weil.  Bigaer  Kaufmanns  und 
erbl.  Ehrenbürgers  OeorgAlexanderBertels  zum  ehren- 
den Andenken  an  ihren  Vater.  Das  Kapital  ist  als  Georg 
Alexander  Bertels-Stiftung  besonders  gebucht  und  die  Zinsen  der 
Enstoskasse  zugewiesen  worden. 

Die  Zahl  der  Mitglieder  der  Gesellschaft  wurde  im 
Jake  1903  durch  den  Tod  um  12  vermindert. 

Wir  beklagen  vor  allem  den  Tod  unseres  Ehrenmitglieds, 
des  Professors  Dr.  Friedrich  Bienemann  sen.,  gestorben 
am  20.  September  d.  J.  in  Strassburg,  fem  von  seinem  Heimat- 
lande, dem  er  bis  zu  seinem  letzten  Lebenstage  in  treuer  Liebe 
eigeben,  dessen  Geschichte  sein  fruchtbringendes  Arbeitsfeld  ge- 
wesen war. 

In  die  Zahl  der  ordentlichen  Mitglieder  wurden 
26  Herren  aufgenommen. 

Im  ganzen  zählt  die  Gesellschaft  am  heutigen  Tage  9  Ehren- 
mitglieder, einen  Prinzipal,  33  korrespondierende  und  540  ordent- 
liche Mitglieder. 

Zum  Bibliothekar  wurde  in  der  Jahressitzung  vom  4.  De- 
zember Herr  cand.  bist.  Nikolai  Busch  gewählt  und  der 
bisherige  Sekretär  wurde  nach  Ablauf  seines  Trienniums  wieder- 
gewählt. Ebenso  wurden  die  bisherigen  Direktoren  der  Gesell- 
schaft für  das  nächste  Gesellschaftsjahr  wiedergewählt. 

Herr  Oberlehrer  Karl  Walter  hielt  darnach  den  Fest- 
vortrag über  „Herders  Wirken  und  Wachsen  in  Biga^. 

Der  Vortrag  ist  in  der  „Baltischen  Monatsschrift^  1904  Ja- 
nuar zum  Abdruck  gelangt. 


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Verzeichnis 

der  Vereine  und  Anstalten,  denen  die  Schriften  der  Ge- 
sellschaft übersandt  worden  sind,    mit  Angabe  der  im 
Austausch  von  ihnen  erhaltenen  Dmckwerke. 


Aachen.    Aachener  Geschichtsverein: 
Zeitschr.    XXIV. 

Agram.    Kroatische  archäol.  Gesellschaft: 
Vjeetnik.    N.  F.  VL  VII. 

—  Egl.  kroat.-slayon.-dalmat.  Landesarchiv: 
Vjestnik.    V,  1.  2.  4. 

Altenburg.    Gesch.-  u.  alterthumsforsch.  Gesellsch.  des  Osterlandes. 

Arensburg.    Verein  zur  Kunde  Oesels. 

Augsburg.    Verein  far  Schwaben  n.  Neubarg: 
Zeitschr.    XXIX. 

Bamberg.    Hist  Verein: 
Bericht  LXI. 

Basel.    Histor.  u.  antiquar.  Gtesellsch.: 
Basier  Zeitschr.  III,  1. 

Bayreuth.    Hist.  Verein  von  Oberfranken: 
Archiv  XXI.  3.  XXII,  1. 

Bergen.    Museum: 

Aarbog   1903.  —  Aarsberetning   1902. 

Berlin.    Verein  für  Gesch.  Berlins: 
Mitth.  1903. 

—  Verein  f.  Gesch.  der  Mark  Brandenburg: 
Forschnngen  zur  brandenb.  ü.  prenss.  Gesch.    XV,  2.  XVI,  1. 

—  Gesellschaft    für    Heimatkunde    der    Prov.   Brandenburg 

(u.  Märkisches  Provinziahnuseum): 
Brandenburgia.    XI,  7—12.  XII,  4—6. 

—  Verein  „Herold**: 

Der  deutsche  Herold.    Jahrg.  1903. 

—  Gesammtverein  der  deutschen  Gesch.-  u.  Alterthumsvereine: 
Eorrespondensblatt.  LI. 

Bern.    Allgemeine  Geschichtsforschende  Gesellschaft  der  Schweiz: 
Jahrb.  XXVII.  XXVIII. 


168 

Yerem  von  Altertnmsfrennden  der  Rheinlande: 
Bonner  Jahrbücher  108—110. 

Bnumsberg.    Historischer  Verein  f&r  Ermland: 
Zeitschr.  XIV,  2. 

Bramschweig.   (JescliichtsYerein  für  das  Herzogthnin  Brannschweig 
(früher  Ortsverein  f&r  Oesch.  und  Altertumskande  zn 
JärannschweiR  a.  Wolfenbuttel): 
Braunschweigisohes  Magazin.    VIIL  —  Jahrbaeh  I. 

Bremen.    Hist.  Oesellsch.  des  Eünstlervereins. 

Breslau.    Schlesische  Oesellsch.  far  yaterlttnd.  Eoltnr: 
80.  Jahresbericht  1902. 

~    Verein  far  Gesch.  n.  Altertum  Schlesiens: 
ZeitBchr.    XXXVH. 

BrBssel.    Gesellsch.  der  BoUandisten: 
Analecta  Bollandiaoa.    XXII,  1—3. 

Bwia-Pett.    Egl.  nnear.  Akademie  der  Wissenschaften: 

SonalwüsenBch.  Abhandlnogen.  XII,  8.  9.  —  ArchäoL  Anzeiger.  N.  F. 
XXn,  4.  5.  XXIII,  1.  2.  —  Rapport  1902.  —  EarAcsonvi.  Lee  grandee 
famiUee  hongroisee  jneqn'au  mmen  da  XIV.  siöcle.  IIE,  1.  —  Mon. 
Hnng.  hiet    XXXL  —  CorpoB  statnt  Hung.  monicipaliom.  V,  1. 

Cambridge   (Mass.  ü.  S.  A.).   Peabody  Museum  für  Arcbäol.  und 
Etiinologie  Amerikas: 
Malea,  Besearches  in  the  central  portion  of  the  üaumatsintla  Valley  II 
(=  Memoiree  II,  1).  —  Bodwitsch,  Notes  on  the  report  of  Males. 

Charkow.    Hist.-philol.  Oesellsch. 

ChemnHz.    Verein  f&r  Chemnitzer  Oesch.: 
Mitt  xn. 

ChrMiania.    Egl.  Universität: 
Aarsberetning  1902. 

—  Wissenschaftliche  Oesellsch.: 
Forhandllnger  1902.  -  Skrifter  1902. 

—  Verein  für  das  Noi^egische  Volksmuseum. 
Chiir.    Hist-antiquar.  Oesellsch.  von  Oraubünden. 

—  Naturforschende  Gesellschaft  Oraubundens. 

Danzig.    Westpreussischer  Oeschichtsverein: 
Zeitechr.  XLV.  —  Mitth.  n,  1-4. 

Damittadt.    Hist.  Verein  für  das  Grossherzogthum  Hessen: 

Archiv.  N.  F.  III,  2.  Erganznngsb.  1, 3.  4.  —  Quartalblätter.  N.  F.  m,  5—8. 

lorjew  (Dorpat).    EaiserL  Universität: 

Acta  et  commentationes  1903  Nr.  1—6.  —  20  Dissertationen.  —  JbuHft 
cocTan  1902.  —  OÖospime  lemifi  1903 1.  —  leBHipufi,  Biorpa4».  ciosap» 
■po^eccopoB«.  I.  —  IISTyzoBi,  Hni.  lOpieBCBii,  6uBa^  A^nrcBia  yn- 
BepcaTen.    1902. 


154 

Jurjew  (Dorpat).    Gelehrte  estnische  Gesellsch.: 
SitzQDgsber.  1902. 

—  Eaiserl.  öconom.  n.  gemeinnützige  Societät: 
Bericht  1902.  —  Baltische  WochenBchr.    Jahrg.  1903. 

—  Naturforscher-Gesellsch. 

Dresden.    Kgl.  sächsischer  Altertumsverein:  

Jahresbericht  1902/3.  —  Nenes  Archiv  f.  sächs.  Gesch.    XXIV. 

Düsseldorf.    Düsseldorfer  Geschichtsverein. 

Eisleben.    Verein  für  Geschichte  and  Altertumskunde  der  Graf- 
schaft Mansfeld: 
Mansfelder  Blätter.   XVII. 

Elberfeld.    Bergischer  Geschichtsverein: 
Zeitschr.    XXXVI. 

Emden.    Gesellsch.  für  bildende  Kunst  u.  vaterl.  Altertümer. 

Erfurt.    Egl.  Akademie  gemeinnütziger  Wissenschaften: 
Jahrbucher.    N.  P.    XMX. 

Fellin.    Litterarische  Gesellsch. 

—  Redaktion  des  Felliner  Anzeigers: 
Felliner  Anzeiger.    Jahrg.  1903. 

Frankfurt  a.  M.    Verein  für  Gesch.  u.  Alterthumsk.: 

Festschrift  zur  Feier  des  25  j.  Bestehens  des  städt.  hist  Museums. 

Freiberg.    Freiberger  Altertumsverein. 

Giessen.    Oberhessischer  Geschichtsverein. 

Görlitz.    Oberlausitzische  Gesellsch.  der  Wissensch.: 
Neues  Laus.  Mag.  LXXVIII.  —  Corp.  dipl.  Lusat.  U,  5. 

—  Gesellsch.  f.  Anthropologie  u.  Urgesch.  d.  OberlausitE. 
GSteburg.    Hochschule. 

Goldinqen.    Redaktion  des  Goldingenschen  Anzeigers: 
Qoldiogenscher  Anzeiger.    Jahrg.  1903. 

Gotha.    Vereinigung  f.  Gothaische  Gesch.  u.  Alterthumsforschung: 
Mitteilungen  1903. 

Graz.    Hist.  Verein  für  Steiermark. 

Greifswald  u.  Stralsund.     Bügisch -Pommerscher  Geschichtsverein 
(Abth.  der  Gesellsch.  f.  Pommersche  Gesch.  u.  A.  in  Stettin): 
Pommersche  Jahrbücher  IV. 

Hamburg.    Verein  für  hamburg.  Gesch.: 
Zeitschr.    XI  (Schlussh.). 

Hanau.    Hanauer  Geschichtsverein: 
Festschrift  znm  Jubiläum  Alt-Hanaus. 

Hannover.    Hist.  Verein  für  Niedersachsen: 
Zeitschr.    Jahrg.  1903. 


165 

Heidelberg.    Hist-philos.  Yerein: 
Neae  Heidelberger  Jahrbücher.    XII,  1. 

Helsingfors.    Finnische  Literatnrgesellsch. 

I    —    Finnisch-ugrische  Oesellsch.: 

Mömoires.    XIX— XXL  —  Joornal.    XXI. 

—  Finnische  Altertumsgesellsch.: 

FijDskt  Mnseam.   IX.  —  SüomeD  Maseo.    IX.  •—  Tidekrift.  XXIL 

Hobenleuben.    Vogtland,  altertumsforsch.  Yerein: 
Jfthresber.  LlCOl.  LXXIIL 

laroslaw.    Gelehrte  Gouvernements- Archivkonunission. 

i  Jena.    Verein  für  thüring.  Gesch.  u.  Alterthumsk.: 
Zeitschr.    N.  F.    XIH,  1.  2. 

Irkutsk.   Ostsibirische  Abt.  der  Kaiserl.  russ.  geograph.  Gesellsch. 
bsan.    Eaiserl.  Universität. 

—  Gesellsch.  für  Archäol.,  Geschichte  und  Ethnographie  bei 

der  Eaiserl.  Universität: 
HaricTia.    XVIII,  1—3.  XIX,  1-4. 

'  —  Museum  für  Heimatskunde  an  der  Eaiserl.  Universität. 

Kassel.    Verein  für  hessische  Geschichte  u.  Landeskunde: 
[       Mitt  1901.  —  Zeitschr.  N.  F.  XXVI. 

Kiel.    Egl.  Ghristian-Albert-Universität. 

—  Gesellsch.  für  schleswig-holsteinische  Geschichte. 

—  Anthropologischer  Verein  in  Schleswig-Holstein: 
Mitth.    Xvf. 

—  Schleswig-holstein.  Museum  vaterl.  Altertumer  bei  der  Univ. 

Köln.    Hist,  Verein  für  den  Niederrhein: 
Annalen.    LXXV.  LXXVI. 

I  KSnigsberg.    Egl.  preuss.  Staatsarch. 

—  Egl,  und  Universitäts-Bibliothek. 

—  Alterthumsgesellsch.  Prussia. 

—  Verein  für  Gesch.  von  Ost-  u.  Westpreussen. 

Konstantinopel.    Russisches  archäol.  Institut: 
I       HaBicTUL    VIII,  1—3. 

Kopenhagen.    Egl.  dänische  Gesellsch.  für  nordische  Altertums- 
kunde. 

Krakau.    Akademie  der  Wissenschaften: 
Biületin  international.    1903  Nr.  1—9. 

Laibadi.    Musealverein  f&r  Erain: 
Isreatja.    XII,  1—6. 


166 

Landsbera  a.  d.  WarUie.   Verein  fbr  Oeschichte  der  Neamark: 

Schriften.    XIII—XV.  —  Schwarti,  Oesoh.  der  Neamark  während  des 
30j.  Krieges.  U.  1902. 

Leiden.    Niederländische  wissenschaftliche  Oesellsch.: 

HandeliDgen  en  mededeelingen  1901/1902.  —  LeyensberiohteD  1901 A902. 

Leipzig.    Verein  f&r  (beschichte  Leipzigs. 

—  Dentsche  Gtesellsch.  zur  Erforschung  vaterL  Sprache  und 

Alterthfimer. 

Leisnig  (Eönigr.  Sachsen).   Oeschichts-  n.  Alterthumsyerein. 

Lemberg.    Bist.  GeseUschaft: 

KwmrtalDik  historycmy.    XVII,  1—3. 

—  Ossolinskisches  National-Institni. 

—  Ukrainische  Seycenko-Oesellsch.  der  Wissenschaften: 
Fontes  bist.  Ükraino-Bassieae.   VII.  —  Chronik  11—14. 

Lindau.    Verein  fnr  (beschichte  des  Bodensees. 

LShen.    Litterarische  Oesellsch.  Masovia  (Mher  Verein  for  Kunde 
Masorens): 
Mitt  VIIL 

Loewen.    Katholische  Universität: 
Beyne  d'histoire  eccUsiastiqae.  IV,  1. 

LUbecic.    Verein  fßr  Ifibeckische  (}esch.  u.  Alterthomsk.: 

Ürkanden-Bnch  der  SUdt  Lfibeck.  XI,  3.  4.  —  Mitt  X.  —  Bericht  1902. 

—  Museum  Lfibeckischer  Kunst-  u.  Kulturgeschichte. 

Lüneburg.    Museumsyerein  für  das  Fürstentum  Lüneburg. 

Lund.    KgL  Universität: 
Ars-Bkrift  1901,  L  IL 

Magdeburg.    Verein   für  (^esch.  und  Alterthumsk.  d.  Herzogth. 
u«  Erzstifto  Mwdeburg: 
Geschichtablätter  f.  Sta£  a.  Land  Magdeburg.    XXXVII,  2.  XXXVÜL 

Mainz.    Verein    zur  Erforschung   der    rheiniBchen    Qeaeh.    und 
Altertfimer. 

Marienwerder.    Eist.  Verein  f&r  den  Begierungsbez.  Marienirerder: 
Zeitachr.    XLIL 

Meitsen.    Verein  f&r  Oesch.  der  Stadt  Meissen: 
Mitteilungen.    VI,  2.  3. 

Metz.    (Gesellschaft  für  lothringische  G^ch.  u.  Alterthumsk.: 
Jahrbach.    XIV. 

Miiwauicee.    öffentl.  Museum  der  Stadt  Milwaukee. 

Mitau.    Kurländische  Oesellsch.  f&r  Litt.  u.  Kunst: 
Sitsnngsber.  1902. 

—  —       Sektion  f&r  Geneal(^e,  Heraldik  u.  Sphragistik: 
Katalog  der  Beraldieohen  Aufstellang  in  Mitan  1903. 


167 

Hiaa.    Redaktion  der  Mitanscheii  Zeitung: 
MitaiiBohe  Zeitang.    Jahrgang  1903. 

litau  und  Riaa.    Lettisch-literärische  OeseUsch.: 
Protokoll  der  74.  JahroByersaminlimg.    1902. 

Montreal.    Numismat.  u.  antiqnar.  Gesellsch. 

Mnu.    Hauptarchiv  des  Ministerimne  des  Äussern. 

—  Eaiserl.  archäologische  Gesellsch.: 
npaBua  XUI  ApxeojL  cbisxft  bi  1905  r. 

—  Eaiserl.  Naturforschergesellschaft: 
BnUetin  1903  Nr.  1. 

Hnchen.    Hist  Verein  f&r  Oberbaiem: 

AltbayeriBohe  MonatSBchr.  Ul,  6.  IV,  1—3.  —  OberbayriBohoB  Arehir.  LI,  2. 

niRster.    Verein  fbr  Oesch.  u.  Alterthumsk.  Westfalens: 
ZaitBchr.    LX.  —  Begister  9.  I-L. 

NMierg.    Oermanisches  Nationalmuseum: 
Anaeiger  1902  Nr.  3.    1903  Nr.  1. 

—  Verein  für  die  Oesch.  der  Stadt  Nürnberg: 
Mitt.  XY.  —  Jahresber.  1901.  1902. 

Odessa.    Eaiserl.  Odessaer  Oesellsch.  für  Oesch.  u.  Altertomsk: 
3aBHcn  XXIY. 

OmabrUck.    Verein  t  osnabr&ckische  Oesch.  u.  Landeskunde: 
Mitth.  XXVIL 

Pernau.    Alterihumsforsch.  Oesellschaft. 

—  Redaktion  der  Pemauschen  Zeitung: 
Pemauache  ZeituDg.    Jahrgang  1903. 

SL  Petersburg.    Eaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften: 
Bulletin.    8.  V,  tome  XVI,  4  5.  XVII,  1—5. 

^    EaiserL  archäographische  Eommission. 

—  Eaiserl.  archäologische  Eommission: 

EmicnM  m.  nps^aBieme  IV.  —  MaTopiaia  no  apxeoiorlH  Poccia.  XXVIL 
Onen  1900. 

—  Eaiserl.  öffentl.  Bibliothek. 

—  Archäologisches  Institut. 

—  Eaiserl.  russische  archäologische  Oesellschaft: 

SaoBCBH  OTx.  cxaBjmcKoi  apxeoiorlH  V,  1.  —  SamicBH  XII,  3/4  (Tpyxa 
OTx-  apxeoioriH  xpoBHe-Biaocavecioft).  —  damicBH  BocToiaaro  OTAiiesU 
XIV,  4.    XV,  1. 

—  Eaiserl.  russische  geograph.  Oesellsch.: 
Onen  1902. 

^    Redaktion  der  St.  Petersburger  Zeitung: 
8t.  PetorBborger  Zeitang.    Jahrg.  1903. 

PHIailelphia.    öffentl.  Museum  fftr  Wissensch.  und  Eunst  an  der 
Pennsylvanischen  Universität. 


168 

l^osen.    Eist.  Oesellsch.  für  die  Provinz  Posen. 

—  Gesellschaft  der  Freande  der  Wissenschaften: 
Roczniki.    XIX. 

Pskow.    Pskowsche  archäologische  Gesellschaft. 

Raigern.    Redaktion  der  Studien  u.  Mitth.  a.  d.  Benediktiner-  u.  d. 
Cistercienser- Orden  im  Ordensstift  Raigern  bei  Brunn: 
Stadien  and  Mitth.    XXIII,  4.  XXIV,  1-3. 

Recklinghausen.    Verein  für  Orts-  und  Heimatsknnde  im  Yeste 
u.  Kreise  Becklinghausen: 
Zeitschr.    XII. 

Regensburg,    Hist.  Verein  von  Oberpfalz  u.  Regensburg: 

Verhandlaugen.    LIV. 
Reutlingen.    Sülchgauer  Altertumsverein: 

Reutlinger  Geschichteblätter.    XIII.  5,  6.    XIV,  1-4. 

Reval.    Estländische  litterärische  Gesellschaft. 

—  —  Sektion  zur  Erhaltung  einheimischer  Alterthümer. 

—  Redaktion  der  Revalschen  Zeitung: 
Bevalsche  Zeitang.    Jahrg.  1903. 

Rjasan.    Archivkommission. 

Riga.    Stadtarchiv: 

Schwarte,   Das  Bigisohe  Stadtarchiv  im  Jahre  1902.      (Stadtbl.  1903 
Nr.  40.) 

—  Stadtbibliothek. 

—  Bibliothek  der  Livländischen  Ritterschaft. 

—  Bibliothek  des  Baltischen  Polytechnikums. 

—  Komitee  d.  Rigaschen  (griech.-)  kirchlich-archäolog.  Museums. 

—  Börsenkomitee: 

Rigas  Handel  a.  Schiff&hrt  1902. 

—  Literarisch-praktische  Bürgerverbindung: 
Jahresbericht  1902. 

—  Rigascher  Kunstverein. 

—  Wissenschaftliche  Kommission  des  lettischen  Vereins. 

—  Naturforscherverein : 
Korrespondenzblatt.  XL  VI. 

—  Gesellsch.  praktischer  Ärzte: 
Mitth.  1901/1902. 

—  Technischer  Verein: 

Bigasche  Indastrie-Zeitang.    Jahrg.  1903. 

—  Gewerbe- Verein: 
Jahresber.   XXXVII. 

—  Rigascher  Gartenbau- Verein. 

—  Direktion  des  Rigaschen  Stadt-Gymnasiums. 


159 

Kga.    Direktion  der  Bigaschen  Stadt-Bealschnle. 

—  Redaktion  der  Mitth.  n.  Nachrichten  f&r  die  evang.-kth. 

Kirche  Rnsslands: 
Mitth.  n.  Nachr.    Jahrg.  1903. 

—  Redaktion  der  Düna-Zeitung: 
Däna-ZeituDg.    Jahr^.  1903. 

—  Redaktion  der  Rigaschen  Rundschau: 
Rigasche  Bandschan.    Jahrg.  1903. 

—  Redaktion  des  Rigaer  Tageblatts: 
Rigaer  Tageblatt.    Jahrg.  1903. 

RMtock.    üniyersität. 

—  Verein  für  Rostocks  Alterthümer. 

Salzwedel.    Altmärk.  Verein  für  vaterL  Oesch.  u.  Industrie: 
30.  n.  31.  Jahresbericht. 

Samara.    Alexandrowsche  öffentl.  Bibliothek: 
Onen  sa  1900  h  1901  r. 

Sehwäbisch-Hall.    Verein  für  das  Württemb.  Franken: 
Württemb.  Praoken.    N.  P.  VIII. 

Sehwerin.    Verein  für  meklenburgische  Gesch.  und  Alterthumsk.: 
Jahrbücher.   LXVUI.  —  Meklenb.  ÜB.  XXI. 

Speier.    Hist.  Verein  der  Pfalz: 
MitteUnngeD  XXVI. 

Stade.    Verein  f.  Gesch.  u.  Alterthümer  der  Herzogthümer  Bremen 
n.  Verden  u.  des  Landes  Hadeln. 
(Die  Zeitschr.  des  hist.  Vereins   für  Niedersachsen  in   Hannover  ist 
sngleich  Organ  dieses  Vereins.) 

Stettin.    Oesellschaft  für  Pommersche  Gesch.  u.  Alterthumsk.: 
Baltische  Studien.    N.  P.  VI.   -  Inhaltsverz.  I— XLVI. 

Stockholm.    Egl.    Akademie    der   Wissenschaften ,    Gesch.    und 
Altertumsk. : 
M&oadsblad.    1897.  —  Antiqn.  tidskrift  XVII,  l. 

—  Kgl.  schwedisches  Reichsarchiv: 

Meddelanden.  N.  P.  I,  3—6.  —  Svenska  Riksrädets  Protokoll  X.  — 
Almqnist,  Konong  Gustaf  I  Registratur  XXI. 

—  Eönigl  Bibliothek: 
Handlingar  XXFV.  —  Acc.-Eatalog  XV. 

—  Nordisches  Museum: 

Sommarbilder  fr&n  Skansen.  •—  Vinterbilder  fr&n  Skansen.  —  Minnen 
frän  Nordiska  Mnseet  II,  8-12.  —  Samfundet  for  Nordiska  Museets 
främgande  1900.  1901. 

Straesburg.    Eaiserl.  üniversitäts-  u.  Landesbibliothek: 
5  üniversitatsschriften. 

Stuttaart.    Württembergische  Eonunission  für  Landesgesch.: 
Württembergiscbe  Vierte^ahrsschrift.    N.  P.  XII,  1—4. 


160 

Stuttgart.    Egl.  öffentliche  Bibliothek. 

Thorn.    CoperDicus-Verein  für  Wissensch.  u.  Ennst: 
Katalog  der  Bibliothek. 

Tiflis.    Eaakasische  Abteilane  der  EaiserL^^MoskaoBchen  archäolo- 
gischen Gesellschaft. 

Tilsit.    Litauische  litterarische  Gesellsch. 
Mitt  XXVII.  XXVIII. 

Trondlljem.    Egl.  Norwegische  wissenschaftl.  Gesellsch.: 
Skrifter  1902. 

Ulm.    Verein  f&r  Ennst  n.  Altertnm  in  Ulm  n.  Oberschwaben: 
Mitt  X. 

Upsala.    Universität. 
15  DissertatioDen. 

—  Egl.  humanistische  wissenschaftliche  Gesellschaft: 
Skrifter.    Vn. 

Washington.    Smithsonsches  Institut: 

Annnal  Report  1901.  —  Annaal  Report  of  the  national  moaeam  1900. 

—  Bureau    far    Ethnologie    Amerikas    (am    Smithsonschen 

Institut). 

—  Anthropologische  Gesellschaft  von  Washington. 

Wien.    Eaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften: 

Archiv  f.  öflterr.  Geach.    XCI,  2.  XCII,  1.  —  Mitt.  I,  6. 

—  Akademischer  Verein  deutscher  Historiker. 

—  Alterthumsverein. 

Wiesbaden.    Verein  für  nassauische  Alterthumsk.  u.  Geschichtsf. : 
Annalen.  XXXIII,  1.  —  Mitteilungen.  1902/1903  Nr.  1-4.  —  Jakreaber.  Y. 

Worms.    Alterthumsverein: 
Vom  Rhein.    1902. 

ZUrich.    Antiquarische  Gesellschaft: 
Mitteilungen.    LXVII. 

Zwickau.    Altertumsverein  für  Zwickau  u.  Umgegend. 


Vorstand  der  Gesellschaft 

im  Jahre  1904. 


Präsident:  Oberlehrer  Bernhard  Hollander. 
Direktoren:  Leonid  Arbusow,  Riga. 

Hermann  Baron  Brulningk,  Riga. 

Professor  Dr.  Richard  Hausmann,  Jurjew  (Dorpat). 

Ältester  Robert  Jaksch,  Riga. 

Inspektor  Konstantin  Mettig,  Riga. 

Alexander  Freiherr  von  Rahden,  Mitau. 

Stadtarchivar  Dr.  Philipp  Schwartz,  Riga. 

Gustav  V.  Sengbuschy  Riga. 
Sekretär:  Dozent  Dr.  Alfred  v.  HedenstrVm. 
Museumsinspektor  (steUv.):  Gustav  v.  Sengbusch. 
MuBeamsyerwaltnng:   Karl  v.  LVwis  of  Menar  —  Architektar- 
stacke  (incl.  Modelle,  Pläne,  Zeichnnngen). 

Hermann  Baron  Bruiningk,  —  Möbel  und  historische  Gemälde. 

Gustav  V.  Sengbusch  —  Waffen  des  Mittelalters  und  der  Neuzeit. 

Nikolaus  Busch  —  Urkunden,  Siegel  und  Siegälstempel. 

Robert  Jaksch  —  Keramik,  Schmucksachen,  Miniaturen  u.  s.  w. 

Heinrich  Jochumsen  —  Münzen  und  Medaillen. 
Bibliothekar:  Nikolaus  Busch. 
Schatzmeister:  Franz  Redlich. 


11 


Verzeichnis  der  Mitglieder«). 


I.    Ehrenmitglieder. 

1.  Geh.  R^erangsrat  Professor  Dr.  Karl  Schirren,  Kiel,  Holstein. 
1862. 

2.  Wirkl.  Staatsrat  Dr.  jur.  AiigiMt  v.  Oettingen^  Jorjew  (Dorpat), 
Teichstrasse.    1866. 

3.  Pastor  Dr.  August  Bielenstein,  Dohlen  in  Karland,  Station 
Friedrichshof.    1869. 

4.  Wirkl.  Staatsrat  Professor  Dr.  Leo  Meyer,  Oöttingen.    1884. 

5.  Eönigl.  schwedischer  Beiohsarchivar  a.  D.  Dr.  Karl  fiiistaf 
MalmstrSm,  Stockholm.    1884. 

6.  Gräfin  Praskowja  Sergejewna  Uwarew,  Präsident  der  Kais^ 
liehen  Archäologischen  Gesellschaft  zn  Moskan.  1894.  ß& 
EimepaTopcEoe  ApxeojforH^ecsoe  06n^ecTB0.    Mocssa. 

7.  E.  E.  Hofrat  u.  Universitätsprofessor  a.  D.,  Mitglied  des 
Herrenhauses  Dr.  Stanislaus  Smolka.  1894  Galizien,  Schi. 
Niegoszowice  1.  P.  Bndawa. 

8.  Wirkl.  Staatsrat  Professor  Dr.  Richard  Hausmann.  1895. 
Derzeitiges  Mitglied  des  Direktoriums  der  Gesellschaft.  Jor- 
jew (Dorpat),  Teiohstrasse  }k  14. 

9.  Hermann  Baron  Bruiningl(.  1902.  Derzeitiges  Mitglied  des 
Direktoriums  der  Gesellschaft    Biga,   Nikolaistrasse  Ji  8. 

II.   Prinzipal. 

Wirkl.  Geheimrat  Graf  Emanuel  Sievers,  Oberhofmeister  des 
Eaiserl.  Hofes  und  Senateur,  auf  Schloss  Wenden  in  Liv- 
land.    1856. 


*)  Die  Herren  Mitglieder  werden  dringend  ersncht,  etwaige  Yerände- 
rongen  oder  Zurechtstellnngen  in  den  Adressen  mitzuteilen  an  Oberlehrer 
Bemh.  A.  Holländer,  Riga,  L  Weidendamm  Ji  8. 


16S 


III.    Korrespondierende  Mitglieder. 

L  Professor  Dr.  Karl  Lohmeyer,  Königsberg  i.  Preossen.  1862. 

2.  OelL  Begierangsrat  Dr.  Julius  v.  Eckardt,  kaiserl.  deutscher 
Oeneralkonsol  in  Zfirich.    1868. 

3.  Professor  Dr.  Konstantin  HBhlbaum,  Giessen.    1873. 

4.  Stadtarchiyar  Dr.  Karl  Koppmann,  Rostock.    1876. 

5.  Professor  Dr.  Goswin  Freiherr  von  der  Kopp,  Marbnrg.  1876. 

6.  Professor  Dr.  Georg  Dehio,  Strassburg  i.  Elsass.    1877. 

7.  Professor  Dr.  Max  Perlbach,   Abteilnngsdirektor  a.  d.  Egl. 
Bibliothek,  Berlin  W.  60,  B^ensborger  Strasse  J«  30.    1877. 

8.  Dr.  William  Mollerup,  Kopenhagen,  Nörrefarimagsgade  Jt  17. 
1881. 

9.  Oberlehrer  Heinrich  Diederichs,  Mitau.    1884. 

10.  üniversitätsarchitekt  Reinhold  Guleke,  Jnrjew  (Dorpat).  1884. 
IL  Professor  Dr.  Theodor  Schiemann,  Berlin,  Lutherstrasse  Ji  46. 
1884. 

12.  Christian  Giel,  St.  Petersburg,  BadUBeBCidfi  ocTpoBib,  Cpe^Hifi 
npocn.  K  13  sb.  14.    1886. 

13.  Professor  Dr.  Wilhelm  Stieda,  Leipzig.    1887. 

14  Königl.  Geh.  Banrat  Dr.  phiL  Konrad  Steinbrecht,  Marien- 
burg i.  PreuBsen.    1889. 

15.  Herausgeber  des  baltischen  Urkundenbuchs  Leonid  Arbusow. 
1889.  Derzeitiges  Mitglied  des  Direktoriums  der  Gesell- 
schaft.   Biga,  Sassenhof,  Tapetenstrasse  Jß  2. 

16.  Dr.  med.  Gustav  Otto,  Mitau,  Grosse  Strasse  K  23.    1890. 

17.  Staatsrat  Dr.  Joseph  Girgensohn,  Pommern,  Treptow  a./B.  1894. 

18.  Bibliothekar  der  Stadt  Berlin  Dr.  Arend  Buchholtz,  Berlin 
W.,  Margarethenstrasse  Nl  13  DI.    1894. 

19.  Professor  Dr.  Dietrich  Schaefer,  Heidelberg.    1894. 

20.  Kustos  der  Universitätsbibliothek  zu  Rostock  Dr.  Ad.  Hef- 
meister.   1894. 

21.  Harald  Baron  Toll,  Beval,  Bitterhaus.    1894. 

22.  Dr.  Alexander  Bergengrttn,  Berlin  -  Steglitz,  Albrechtstrasse 
K  90.    1694. 

U* 


164 

23.  Landesarchivdirektor  Oskar  Stavenhagen,  Mitau,  Schreiber- 
Btrasse  Ji  30.    1895. 

24.  Professor  emer.  Alexander  Rosenberg,  Jaijew  (Dorpat),  Pasto- 
ratsstrasse  K  4.    1896. 

25.  Mag.  Alfred  Hackman,  Helsingfors,  Man^gegatan  J«  2  B.  1896. 

26.  Dr.  H jalmar  Appelgreen,  Helsingfors,  Historisches  Museum.  1896. 

27.  Präsident  der  Moskanschen  nnmismatischen  Oesellschaft  und 
Sekretär  der  Eaiserl.  Archäologischen  Gesellschaft  zu  Moskaa 
Wladimir  Konstantinowitsch  Trutowski.  1897.  Mocsna,  Epeiub, 
OpysefiHax  najiaTa. 

28.  Konservator  am  hist.  Musenm  zn  Moskaa  Wladimir  lljitsch 
Ssisow.  1897.  Mocssa,  Rpacnafl  njromia^^i»,  HirnepaTopcRiS 
PoccificKifi  HcTopHqecsifi  Myseft. 

29.  Staatsarchivar  Archivrat  Dr.  Erieli  Joachim,  Königsberg  i. 
Prenssen,  Rhesastrasse  Jt  1.    1897. 

30.  Stadtbibliothekar  Dr.  August  Seraphim^  Königsbei^  i.  Preassen, 
Mitteltragheim  itt  39.    1897. 

31.  Beamter  des  Heroldie-Departements  Axel  v.  Gernet,  St  Pe- 
tersburg, 3aropoÄHHfi  npocn.  Ji  9.    1897. 

32.  Alexander  Freiherr  von  Rahden.  1900.  Derzeitiges  Mitglied 
des  Direktoriums  der  Gesellschaft.    Mitau,  Kreditverein. 

33.  Professor  Dr.  phil.  Johannes  Haller,  Marburg.    1902. 

IV.    Ordentliche  Mitglieder. 

1.  Stadtoberingenieur  a.  D.  Adolf  Agthe,  Riga,  Büngnerhof.  1895. 

2.  Arthur  v.   Akermann  zu  Gtothensee.    Juijew  (Dorpat),  Kre- 
ditsozietät.    1901. 

3.  Dr.  phil.  Karl  Alt,  Weimar,  Erfurter  Strasse  Ji  64.    1900. 

4.  Livländischer  Landrat  a.   D.   Konrad   v.   Anrep   zu   Schloss 
Ringen  über  Elwa.    1876. 

5.  Max  V.  Anrep  zu  Homeln  über  Walk.    1899. 

6.  Edgar  Armitstead  zu  Heringshof  über  Rujen.    1893. 

7.  Henry  Armitstead,  Riga,  Theaterboulevard  Jt  4.    1896. 

8.  Rudolf  V.  Baehr  zu  Palzmar  über  Smilten.    1893. 

9.  Pastor  P.  Baerent,  Arrasch  über  Wenden.    1899. 


165 

10.  Provisor  Arthur  Bartels,  Papierfabrik  Ligat.    1902. 

11.  Bigascher  Batsherr  a.  D.  Bechtsanwalt  Robert  Baum,  Biga, 
6r.  Sandstrasse  Ji  16  L    1873. 

12.  Dim.    Betriebsdirektor    der    Biga  -  Dnnaburger    Eisenbahn 
Bernhard  Becker,  Biga,  Brunnenstrasse  Ji  6.    1884. 

13.  Otto  Baron  Behr  zn  Andran  in  Kurland  über  Mitan.    1902. 
14  Mag.  theol.  A.  Berendts,  Jnijew  (Dorpat),  Sternstrasse  Jt  10. 

1899. 

15.  Felix  V.  Berg  zn  Schloss  Banden  über  Jnrjew  (Dorpat).   1901. 

16.  Kammerherr  Graf  Friedrich  Berg  zu  Schloss  Sagnitz  über 
Sagnitz.    1893. 

17.  Dim.  rigascher  Landrichter  Friedrich  v.  Berg,  Biga,   Bitter- 
haus, Adliges  Vormundschaftsamt.    1893. 

18.  Generalmajor  Hugo  v.   Berg,  Biga,  I.  Weidendamm  Jt  13 
Q.  1.    1899. 

19.  Pastor  Hermann  Bergengrlln,  Biga,  Mühlenstrasse  Ji  53.   1902. 

20.  Dr.  med.  Adolf  v.  Bergmann,  Biga,  Basteiboulevard  %  4.   1894. 

21.  Geh.  Medizinalrat  Professor  Dr.  Ernst  v.  Bergmann,  Berlin, 
Alexanderufer  Jt  1.    1895. 

22.  Professor  am  baltischen  Polytechnikum  Dr.  E.  v.  Bergmann, 
Biga,  Thronfolgerboulevard  J«  23.     1901. 

23.  Apotheker  Eugen  Bergmann,  Smilten.    1903. 

34.  Musikdirektor  Wilhelm  v.  Bergner,  Biga,  Wallstrasse  }t  20  lY. 
1897. 

25.  Gand.  jur.  Arend  v.  Berkholz,  Biga,  Nikolaistrasse  Nt  10.    1890. 

26.  Dr.  med.  August  Berkholz,  Biga,  Alexanderstrasse  tk  93.    1894. 

27.  Dr.  phil.  Leo  Berkholz,  Biga,  Thronfolgerboul.  }k  33.  1903. 

28.  Dr.  med  Julius  Bernsdorff,  Biga,  Alexanderstrasse  Jt  101.    1894. 

29.  Dr.  med.  Arved  Berteis,  Biga,  Kl.  Newastrasse  M  4.    1894. 

30.  Pastor  Johannes  Bielenstein,  Alt-Bahden  in   Kurland  über 
Bauske.    1902. 

31.  Pastor  Walter  Bielenstein,  Mesohten  über  Bauske.    1902. 

32.  Pastor  Roderich  v.  Bidder  in  Lais  über  Laisholm.    1895. 

33.  Bechtsanwalt  Mag.  jur.  Karl  Bienemann,  Biga,  Basteiboule- 
Yard  Ji  4.    1884. 


166 

34.  Redakteur  der  ^Balt.  Monatsechrilt*  Dr.  Friedrich  Bienemami, 
Biga,  NikolaiBtrasse  J«  27.    1892. 

35.  Ernst  v.  Blanckenhagen  zu  Elmgenberg,  Riga,  Albertsirasse 
J«  5.    1893. 

36.  Gottlieb  v.  Blanclcenhagen  zu  Weissenstein  über  Wenden.  1893. 

37.  Harry  v.  Blancicenhagen  zu  Wiezemhof  über  Weimar.    1893. 

38.  Jeannot  v.  Blanckenliagen  zu  Drobbusch  über  Wenden.    1900. 

39.  Otto  V.  Blancicenhagen  zu  AUasch  über  Segewold.    1893. 

40.  Otto  V.  Blanckenhagen  zu  Moritzberg  über  S^ewold.    1893. 

41.  William  v.  Blanckenhagen,  Drobbusch  über  Wenden.    1893. 

42.  Oberlehrer  Karl  Blum,  Ooldingen.    1902. 

43.  Sekretär  der  Steuerverwaltung  Eugen  Blumenbach,  Riga,  St6ae^ 
Verwaltung.    1884. 

44.  Bernhard  v.  Bock  zu  Schwarzhof  über  Fellin.    1897. 

45.  Ernst  v.  Bock  zu  Ninigall  über  Fellin.    1901. 

46.  Valentin  v.  Bock  zu  Neu-Bomhu8en  über  Abia.    1893. 

47.  Dr.  med.  W.  v.  Bock,  dim.  Stadthaupt  von  Jurjew  (Dorpat). 
1894. 

48.  Architekt  Wilhelm  Bockalaff,  Riga,  Gr.  SchloBsstrasse  It  18. 
1886. 

49.  Kaufmann  Karl  Boecker,  Riga,  Thronfolgerboulevard  X  4. 
1887. 

50.  Stadthauptkollege  Emil  v.  Boetticher,  Riga,   Oeorgenstrasae 
}t  1.    1884. 

51.  Sekretär  des  rig.  Stadtamts  Ernst  v.  Boetticher,  Riga,  Geor- 
genstrasse  M  1.    1894. 

52.  Rechtsanwalt  Karl  v.  Boetticher,  Riga,  Soheunenstrasse  Jt  31. 
1896. 

58.  Stadtbibliothekar  und  Stadtamtsnotär  Arthur  v.  BBhlendorff, 
Riga,  Oeorgenstrasae  Jt  8.    1880. 

54.  Konrad  Boltho  v.  Hohenbach  zu  Alt-Wohlfahrt  über  Slackehi. 
1893. 

55.  Christian  v.  Bomhaufrt,  Berlin,  Tauentzienstrasse  Jft  27.   187S. 

56.  Eonsulent  Kenratf  Bomhaupt,  Riga,  Gr.  Sandstraese  K^  27  I. 
1868. 


187 

57.  KoDid  P.  Bornboldt,  Riga,  Nikolaistraase  K  13.    1898. 

58.  Eaniinann  Ernst  Bortroem^  Riga,  Eanfstrasse  M  6.    1898. 

59.  Arthur  v.  Brackel,  Riga,  Felliner  Strasse  }(t  7.    1901. 

60.  Geheimrat  Emanuel  v.  Bradke,  Riga.  Adr.:  M.  Hilweg,  Thron- 
fo^rbonleyard  J(t  1.    1890. 

61.  Gand.  ehem.  Erich  Brandt,  Riga,  Prowodnik,  Alexanderstrasse 
]*  1.    1901. 

62.  Ältester  Grosser  Gilde  Robert  Braun,  Riga,  Gr.  S&nderstrasse 
J«3.    1869. 

63.  Dr.  med.  Hugo  v.  Brohm,  Riga,  Gr.  Newastrasse  }t  9.    1893. 

64.  Rechtsanwalt  Harry  v.  Broeckor,  Jnrjew  (Dorpat).    1895. 

65.  Adrian  v.  BrUmmor  zn  Eimahlen  ftber  Goldingen.    1908. 

66.  Charles  v.  BrUmmer  zn  Elanenstein  fiber  Eokenhusen.    1894. 

67.  Hermann  v.  BrUmmer  za  Rntzky  fiber  Wenden.    1902. 

68.  Magnus  v.  BrUmmer  zu  Wilgahlen  in  Kurland  fiber  Goldingen. 
1894. 

69.  Michael  v.  BrUmmer  zn  Odensee  in  Livland  aber  Stockmanns- 
hof,    1890. 

70.  Viktor  v.  BrUmmer,  Alt-Ealzenan  fiber  Stockmannshof.    1890. 

71.  Buchhändler  L  Bruhns,  Riga,  Eaufstrasse  Ji  15.    1893. 

73.  Ältermann  der  St.  Johannisgilde  Friedrich  Brunstermann,  Riga, 
Gr.  Neustrasse  J(t  14  n.    1885. 

73^  Redakteur  Gregor  Brutzer,  Riga,  Redaktion  des  «Rigaer  Ta- 
geblatts«.   1891. 

7i  Apotheker  Theodor  Buohardt,  Riga,  Basteiboulevard  H  4. 
1875. 

75.  Dim.  Eirchspielsrichter  und  Oberst  August  Baron  Buddenbrook, 
Wenden.    1891. 

76.  Ingenieur  Alexy  v.  Bukowslci,  Papierfabrik  L^at.    1902. 

77.  Dr.  jur.  August  v.  Bulmerincq,  Riga,  Georgenstrasse  K  6.   1886. 

78.  Sekretär  Wilhelm  v.  Bulmerincq,  Riga,  Stadlgfiterverwaltung. 
1890. 

79.  Eonsulent  Dr.  jur.  Robert  v.  BUngner,  Riga,  Nikolaistrasse 
X  15  I.    1887. 

80.  Ingenieur-Chemiker  fieorg  Burmoiator,  Papierfabrik  ligat.  1902. 


168 

81.  Nikolai  Buscli,  Riga,  Wallstrasse  J«  6  Q.  8.  1886.  Derzei- 
tiger Bibliothekar  der  Gesellschaft. 

82.  Oberlehrer  Tlieophil  Butte,  Riga,  Scholenstrasse  Jk  10.    1884 

83.  Oymnasialdirektor  a.  D.  Staatsrat  Alfred  Btttbier,  Riga^ 
Palaisstrasse  Jt  3.    1862. 

84.  Rechtsanwalt  Konstantin  Baron  Buxhoewden  zu  Eölljall,  In- 
sel ösel,  KöUjall  über  Arensbnrg.    1899. 

85.  Livländischer  Landrat  Balthasar  Baron  Campenhausen  za 
Aahof.    Schloss  Neaermühlen  über  Riga.    1894. 

86.  Livländischer  Landrat  a.  D.  Dr.  jor.  Balthasar  Baron  Cam- 
penhausen zu  Orellen  über  Wenden.    1891. 

87.  Livländischer  Landrat  a.  D.  Ed.  Baron  Campenhausen  zu 
Stolben  über  Segewold.    1894. 

88.  Ernst  Baron  Campenhausen  zu  Loddiger  über  Segewold.   1888. 

89.  Heinrich  Baron  Campenhausen  zn  Tegasch  über  Lemsal.  1893. 

90.  Rembert  Baron  Campenhausen  zu  Ilsen  über  Marienboi^.   1901. 

91.  Friedrich  de  Chey,  Alt-Pebalg  über  Wenden.    1902. 

92.  Präsident  des  livl.  Konsistoriums  und  Oberdirektor  Peter 
Ciapier  de  Colongue,  Riga,  Haus  des  adligen  Ereditvereins. 
1901. 

93.  Pastor  Gustav  Cleemann  in  Pinkenhof.  Riga,  pr.  Adr.  Dr. 
J.  Bemsdorff,  Alexanderstrasse  %  101.    1893. 

94.  Richard  Daugull  zu  Hollershof.  Riga,  Marienstrasse  J^  51. 
1895. 

95.  Ereisdeputierter  A.  Baren  Delwig  zu  Hoppenhof  über  Bo- 
meskaln.    1893. 

96.  Pastor  Nikolai  Deringer,  Lugansk.  r.  JlyraHCR'b,  EsaTepHHO- 
cjaBCROfi  Tj6.    1903. 

97.  Oberlehrer  Dr.  Robert  Dettloff,  Mitau,  Kannegieeserstrasse 
}ft  15.    1886. 

98.  Sekretär  des  Waisengerichts  Alexander  Deubner,  Riga,  Tod- 
lebenboulevard  J«  6  H.    1880. 

99.  Oberlehrer  Viktor  Diederichs,  Mitau,  Grosse  Strasse  Jt  58. 
1876. 

100.  Karl  Baron  Drachonfeis,  Mitou.    1888. 


169 

101.  Theodor  Baron  Drachenfels,  Mitaa,  Seestrasse  }(t  5.    1889. 

102.  Kaufmann  Eduard  Drenger,  Baaske.    1901. 

103.  Alexander  v.  Duhmberg,  St.  Petersburg,    JlHTefiHHS  npocn. 
Jt  57  BB.  31.    1902. 

lOi  Staatsrat  und  Eammeijunker  Graf  Paul  v.  Dunten  zu  Zögen- 
hof  über  Hinzenberg.    1888. 

105.  Reinhard  Graf  Dunten-Dalwigk-Lichtenfels  zu  Nurmis  über  Se- 
gewold.    1896. 

106.  Guido  Eckardt,  Biga,  Gr.  Eüterstrasse  )t  14,  Hypotheken- 
verein.    1896. 

107.  Pastor  August  Eckhardt,  Riga,  Schlossstrasse  tk  25.    1894. 
106.  Oberlehrer  Paul  Ehlers,  Riga,  Stadtgymnasium.    1895. 

109.  Livländischer  Ereisdeputierter  Karl  Baron  Engelhardt  zu  Seh- 
len  über  Bujen.    1889. 

110.  Historienmaler  Hermann  Baron  Engelhardt,  München,  Schfl- 
lerstrasse  26  I,  Gartenhaus.    1893. 

111.  Dr.  Hermann  Baron  Engelhardt  zu  Paibs.  Riga,  Adlige  Güter- 
kreditaozietät.    1894. 

112.  Rudolf  Baron  Engelhardt  zu  Alt-Born  über  Ereslawka.   1898. 

113.  Stadtrat  Jakob  Erhardt,  Riga,  Georgenstrasse  }(t  1  H.    1893. 

114.  Mag.  bist.  Ed.  Fahre,  Riga,  Gr.  Gilde.    1896. 

115.  Kommerzienrat  Konsul  Nikolai   Fenger,  Riga,  Thronfolger- 
boulevard J«  4  n.    1887. 

116.  Gottlieb  Baron  Fersen  zu  Adsel-Schwarzhof  über  Taiwola.  1888. 

117.  Stadtarchivar  Mag.  bist.  Arnold  Feuereisen,  Jurjew  (Dorpat), 
Botanische  Strasse  J«  62.    1893. 

118.  Baron  Armin  v.  Flilckersahm,  St.  Petersburg,  UaHTeJiefiHOHCRaa 
K  13  KB.  15.    1892. 

119.  August   Baron   FSIckersahm   zu  Adsel-EoiküU  über  Walk. 
1893. 

120.  Sekretär   des   Ökonomieamts  Friedrich   v.  Fossard,   Riga, 
Alexanderstrasse  tk  11.    1882. 

121.  Schulvorsteher  a.  D.  Karl  Fowelin,  Riga,  Thronfolgerbou- 
levard As  6  Q.  8.    1894. 

122.  Hermann  v.  Freymann  zu  Nurmis  über  Riyen.    1892. 


170 

123.  Oehilfe    des    Juriskonsnlten    im   JuBtizmimsterimn  RudoK 
V.  Freymann,  St.  Petersburg,  SHaMeHCBEA  M  20.    1895. 

124.  Alfred  Baron  Freytag-Lortngboven,  Riga,  Eonsnmvermn,  Or. 
Sandstrasse  }t  9.    1890. 

125.  Rechtsanwalt  Karl  Baron  Freytag -Loringheven,  Riga,  Thron- 
folgerbouleyard  M  9.    1899. 

126.  Oskar  Baron  Freytag-Loringhoven  zu  Lodenhof  über  Hinzen- 
berg.    1901. 

127.  Reinhard  Baron  Freytag-Loringhoven  zu  Harmshof  bei  Riga. 
1890. 

128.  Roderich  Baron  Freytag-Loringhoven,  Adiamünde  aber  LemBal. 
1889. 

129.  Wirkl.  Staatsrat  Direktor  Ernst  v.  Friesendorff,  Riga,  Angli- 
kanische Strasse  Ji  5.    1901. 

130.  Buchhalter  des  Waisengerichts  Ifeinrich  Frobeen,  Riga,  Bre- 
merstrasse  M  5.    1887. 

181.  Karl  Gaehtgens,  Treppenhof  über  Walk.    1890. 

132.  EoUegienrat  Dr.  med.  Peter  Gaehtgens,  Kreisarzt  in  Wenden. 

1889. 
183.  Rigascher  Stadtpropst,  Oberpastor  Theophil  Gaehtgens,  Riga» 

Palaisstrasse  2.    1888. 

134.  Eanfinann  Reinhold   Geist,  Riga,  EL  Schwinmistrasse  K  4. 
Oomptoir  Ch.  Schmidt.    1891. 

135.  Oberdirektionsrat  des  livl.  adl.  Güter-Ereditvereins  Arnolil 
V.  Gersdorff,  Riga,  Eirchenstrasse  %  7.    1892. 

136.  Bruno  v.  Gersdorff  zn  Eulsdorf  über  Lemsal.    1893. 

137.  Ereisdeputierter  Georg  v.  Gersdorff  zu  Dangein  über  Wenden. 
1893. 

136.  Konrad  v.  Gersdorff  zu  ScUoss  Hochrosen  über  Wohnar. 
1891. 

139.  Oberlehrer  der  Stadt-Töchterschule  Karl  Girgensobn,  Riga, 
Thronfolgerboulevard  J*  2.    1881. 

140.  Oberpastor  Thomas  Girgensohn,  Riga,  El.  Schlossstrasse  Ji  6. 
1890. 

141.  Dr.  phü.  Erioh  Gleye,  Odessa.    1901. 


171 

Itf .  Oberlehrer  Leon  Boertz,  Jurjew  (Dorpat),  Blnmenberg,  Hans 

y.  Tiesenhaasen.    1890. 
143.  Eaufmanii  Karl   Qoeschel,  Riga,  Todlebenbonlevard  tt  6. 

1902, 
lU.  Ältester  der  Grossen  Oilde  Alexander  v.  Goetz,  Biga,  The- 

aterbonlevard  M  4    1892. 
14&  Alteeter  der  Kompagnie  der  Schwarzen  Häupter  Aurel  Grade, 

Riga,  El.   Sfinderstrasse  li   1,   Gomptoir  v.  Th.  Pychlau. 

1895. 

146.  Dim.  Direktor  des  baltischen  Polytechnikums  zn  Riga,  WirkL 
Staatsrat  Professor  Tb.  Groenberg.    1892. 

147.  Pastor  Edgar  Gross,  Goldingen,  Seminar.    1902. 

148.  Sekretär  cand.  jnr.   Paul  Grossmann,   Riga,  Mfihlenstrasse 
}i  60.    1894. 

149.  Livl.  Landrat  a.  D.  Alexander  v.  Grote,  Riga,  Eirchenstrasse 
X  1.    1901. 

150.  Pastor  Eduard  Grüner,  Appricken  fiber  Hasenpoth.    1902. 

151.  Pastor  Hermann  Grüner,  Salgaln  in  Eorland  über  Annen- 
burg.   1902. 

152.  Alexander  von  GrUnewaldt,  Riga,  Eirchenstrasse  K  4  a  Q.  2« 
1903. 

153.  Dr.  phil.  Ericb  v.  GrUnewaldt  in  Bellenhof  über  Riga.    1903. 

154.  Arthur  v.  GUnzel  zn  Bauenhof  über  Wohnar.    1893. 

156.  Rechtsanwalt  Dr.  jur.  Heinrich  v.  Guergens,  Riga,  Bastei- 
boulevard Ji  4.    1891. 

156.  Notarius  publicus  Karl  Gutschmidt,  Windau.    1901. 

157.  Dr.  med.  Friedrieh  Haoh,  Riga,   Basteibonleyard  J«  7  I. 
1894. 

158.  Buchdrnokereibesiteer  Wilhelm  Hacker,  Riga,   Palaisstrasse 
Mt  8.    1892. 

150.  Staatsrat  Julius  August  v.  Hagen,  Riga,  Brunnenstrasse  Jt  1. 
1883. 

160.  Arved  Baron  Hahn,  Riga,  Eirchenstrasse  M  6  Q.  7.    1903. 

161.  Bechtsanwalt  Edmund  Bare»  Hahn,  Riga,  Elisabelhstrasee  X  9. 
1899. 


172 

162.  Paul  Baron  Hahn  zu  Asuppen  in  Kurland  über  Zabeln.    1891. 

163.  Cand.  ehem.  Wilhelm  v.  Haken,  Biga,  Polytechnikum,  Ver- 
suchsstation.   1898. 

164.  Oberlehrer  des  Stadtgymnasiums  a.  D.  Staatsrat  Karl  Haller, 
Biga,  Elisabethstrasse  J«  29.    1863. 

165.  Bibliothekarsgehilfe  an  der  Bibliothek  der  Raiserl.  Akademie 
der  Wissenschaften  Oskar  v.  Haller,  St.  Petersburg,  Ba- 
CHJbeBCEiS  ocTpoBi,  GpeAHifi  npocnesT^  M  13  sb.  14.   1898. 

166.  Paul  V.  Hanenfeldt  zu  Absenau.  Biga,  Nikolaiboulevard  K  4 
1893. 

167.  Paul  V.  Hanenfeldt  zu  Sunzel  über  Segewold.    1898. 

168.  Heinrich  v.  Hansen  zu  Planhof  über  Wenden.    1901. 

169.  Nikolai  Hartmann,  Biga,  Felliner  Strasse  Jt  7.    1901. 

170.  Ältester  der  Grossen  Gilde  Wilhelm  Hartmann,  Biga,  Niko- 
laistrasde  J^  7.    1888. 

171.  Dozent  am  Polytechnikum  Dr.  Alfred  v.  HedenstrSm,  Biga, 
Albertstrasse  J«  1  Q.  14.  1895.  Derzeitiger  Sekretär  der 
Gesellschaft. 

172.  Eonsulent  Karl  v.  HedenstrUm,  Biga,  Schulenstrasse  J^  5, 
1868. 

173.  Bechtsanwalt  Richard  v.  Hehn,  Biga,  Gr.  Eönigstrasse  Ji  11 
Q.  2.    1896. 

174.  Max  V.  Heimann,  Biga,  Alexanderstrasse  }i  31.    1896. 

175.  Pastor  Paul  Heintz,  Dalbingen  in  Kurland  über  Olai.    1902. 

176.  Beamter  des  Big.  Stahlwerks  Rudolf  Heise,  Biga,  Pletten- 
bergstrasse,  Stahlwerk.    1903. 

177.  Direktor  der  Stadt- Bealschule  Wirkl.  Staatsrat  Heinrich 
Hellmann,  Biga,  Stadt-Bealschule.    1884. 

178.  Reinhold  v.  Helmersen  zu  Sawensee  über  Modohn.    1902. 

179.  Livländischer  Landrat  Viktor  v.  Helmersen  zu  Neu-Woidom» 
über  Fellin.    1891. 

180.  Eaiserl.  deutscher  Generalkonsul  a.  D.  Karl  Helmsing,  Riga, 
Nikolaistrasse  Nt  4  I.    1888. 

181^  Karl  v.  Hesse,  St.  Petersburg,  üXjoiccej&ßyprcBifi  npocnsEn 
M  45  KB.  11.    1887. 


173 

182.  Friedrich  Baron  Heylcing  zu  Sassmacken  in  Kurland.    1900. 

183.  Dim.  Stadtrat  Aifred  Hillner,  Riga,  Todlebenboulevard  J«  11. 
1882. 

184.  Pastor  Gotthilf  Hillner,  Eokenhusen.    1894. 

185.  Bechtsanwalt  Max  Hilweg,  Riga,  Thronfolgerbonlevard  %  1. 
1894. 

186.  Robert  v.  Hirschheydt,  Riga,  Ritterhaus.    1898. 

187.  Rechtsanwalt  Alexander  Hoff,  Riga,  Or.  Schmiedestrasse  Nt  31. 
1902. 

188.  Eduard  Hoff,  Riga,  Nikolaistrasse  It  69.   1885. 

189.  Pastor  Theodor  Hoffmann,  Riga,  Gr.  Jakobstrasse  J^  26.  1890. 

190.  Oberlehrer  Staatsrat  Bernhard  Hollander,  Riga,  I.  Weidendamm 
J«  3   Q.  7.    1882.    Derzeitiger  Präsident  der  Gesellschaft. 

191.  Oand.  oec.  pol.  Hans  Hollmann,  Riga,  Domplatz  M  9  Q.  3. 
1899. 

192.  Oymnasialdirektor  Mag.  Rudolf  Hollmann,  Goldingen.    1903. 

193.  Ernst  Baron  Hoyningen-Huene  zu  Lelle  über  Lelle.    1893. 

194.  Dr.  med.  Isaak  Joffe,  Riga,  Suworowstrasse  J£  29.    1903. 

195.  Ingenieur  Eugen  v.  Irmer,  Papierfabrik  Ligat.    1902. 

196.  Cand.  oec.  pol.  Otto  v.  Irmer,  Riga,  Nikolaistrasse  J^  8 
Q.  7.    1900. 

197.  Kaufmann  Eugen  Irschick,  Riga,  Nikolaiboulevard  Jd  9.  1902. 

198.  Stadtrat  Oskar  Jaksch,  Riga,  Antonienstrasse  J\&  2.    1887. 

199.  Ältester  der  Grossen  Gilde  Robert  Jaksch,  Riga,  Kauf- 
Btrasse  J^  9  11.  1881.  Derzeitiges  Mitglied  des  Direkto- 
riums der  Gesellschaft. 

200.  Sekretär  cand.  jur.  Heinrich  Jochumsen,  Riga,  Alexander- 
strasse }t  60.    1894. 

201.  Buchhändler  Georg  Jonck,  Riga,  Eaufstrasse  Ji  3.    1897. 

202.  Landhauptmann  Karl  JUrgensohn,  Semenow.  r.  CeMenoB^B, 
HnseropoACsofi  ry6.    1891. 

203.  Behtsanwalt  Alexander  Kaehlbrandt,  Riga,  Wallstrasse  J^  17. 
1900. 

20i  Bechtsanwalt  August  Kaehlbrandt,  Riga,  Gr.  Schlossstrasse 
X  18   U.    1868. 


174 

206.  Oberpaator  Emil  KaehHmtfidt,  Riga,  BasteiboaleTard  M  da. 
1895. 

206.  Livl.  Ereisdepntierter  Dr.  Heinrich  v.  Kahlen  zu.  Alt-Oei- 
stershof  aber  Stockmannshof.    1693. 

207.  Kaafmaim  Heinrich  Kehrhahn,  Riga,   Or.  SandstrasBe  %  34. 
1896. 

208.  Dr.  med.  Alexander  Keilmami,  Riga,  AndreasstraBse  K  3. 
1900. 

209.  Pastor  Karl  Keller,   Riga,  Newastrasse  J^  26  Q.  20.    1898. 

210.  Ältester  der   Grossen  Oilde  Ernst  Kericovius,  Riga,  Ecke 
der  Kalk-  und  Scharrenstrasse.    1894. 

211.  Redakteur  Paul  Kerlcoviiis,  Riga,   Redaktion   des   ,,Bigaer 
Tageblatts"".    1892. 

212.  OntsbesitBer  Theoder  Kericavii»  zu  Saadsen.    Riga,  Oertnid- 
strasse  Jt  13.    1899. 

313.  Kaufmann  Wilhelm  Kerkevius,  Riga,   Or.  Sandstrasse  %  17. 
1892. 

214.  Oberlehrer  Staatsrat  Friedrich  v.  Keuseier,  St.  Petersburg, 
^ypmraTCBaA  J^  12  bb.  17.    1884. 

215.  firaf  Theoder  v.  Keyserling,  Majoyseni  ^lep.  SLufana^  EoBeff- 
CBoft  ry6.    1887. 

216.  Gand.  jnr.  Mfons  v.  Kieseribky,  Wenden.    1887. 

217.  Apotheker  Nikolai   Kieseritzky,   Riga,   Scheunenstrasse  80, 
Schwan-Apotheke.    1895. 

218.  Dim.Obersekr.  Mag.  jnr.  Wilhelm  Kieseritzky,  Riga,  Kirchen- 
strasse  J«  13.    1892. 

219.  Rechtsanwalt  Woidemar  Kiparsky,  Riga,  Thronfolgerboda- 
vard  X  21.    1901. 

220.  Sekretär  der  livländ.  adeligen  Kreditsozietät  Friedrich  Ki^ 
atein,  Riga,  Livl.  adl.  Kreditsozietät.    1869. 

221.  Kollegienrat  Emil  v.  Klein,  Riga,  Herrenstrasse  )k  2.   1895. 

222.  Dr.  med.  Paul  Klemm,   Riga,  Basteibonlevard  M  9  L  1898. 

223.  Hofrat  Adolf  Klingenberg,  Riga,  Or.  Sandstrasse  Jk  5.  1865. 
S2i.  Bitter8chaft8rentmei8terAiigttttv.Klot,Riga,Ritterliaiis.lB86. 
226.  Reinhold  v.  Klot  zu  Odsen.    Riga,  Elisabethstr.  M  8.    1894. 


175 

2S6.  Oberiandesgeriehtoat  Dr.  jor.  August  v.  Knkriem,  Hamburg. 

1874. 
S27.  Konml  v.  Knierieni  m  Muremoise  aber  Wolmar.    1896. 

228.  Profeesor    «m    baltischen    Polytechnikam    Dr.    Wdidemar 
V.  Knieriem,  Peterhof  «ber  Olai.    1901. 

229.  EgoH  v.  Knorring,  ehem.  Sekretär  der  nissisohen  Botschaft 
in  Serlin,  Jurjew  (Dorpat).    1893. 

230.  Pontus  V.  Knorring,  ehem.  Attache  der  rassischen  Gesand^ 
Schaft  in  Rom,  Jurjew  (Dorpat),  Oartenstrasse  J6  19.    1893. 

231.  Karl  Koken  v.  GrUnbladt,  Birkenruh  bei  Wenden.    1894. 

232.  Beamter  der  rig.  Steuerverwaltung  August  Kräh,  Riga,   Kl. 
Gfoldinger  Strasse  J«  4  I.    1903. 

233.  Karl  Krannhals,  Riga,  Expedition  der  „Dfina-Zeitang».  1880. 
231  Fflrst  Nikolai  Krapotkin  zn  Segewold.    1894. 

235.  Eduard  v.  Kreuseh.    1892. 

236.  Livländischer    Ereisdeputierter    Maximilian    v.    Krsusch   zu 
Saussen  über  Stockmannshof.    1893. 

237.  Kaufmann  fiottlieb  Heinrich  Kroeger,  Riga,  Jakobstrasse  J(t  28. 
1901. 

238.  Kanfmaan  Albert  Kreepsch,  Riga,   Scheunenstrasse  J>£  28. 
1879. 

239.  Horitz  Baron  KrUdener  zu  Suislep  über  Fellin.    1893. 

240.  Woldeniar  Baron  KrUdener  zu  Henselshof  über  Rujen.  1893. 
211.  Pastor  Leopold  KrUger,  Wolmar.    1891. 

Ü2.  Pastor  Paul  KrUger,  Sessau  in  Kurland  über  Elley.  1902. 
243.  Rittmeister  Alfred  v.  Krusenstern,  Strelna  bei  Peterhof.  1900. 
241  Konsulent  Heinrich  Kuchczynski,  Riga,  Thronfolgerboulevard 

]«  4.    1876. 
245.  Architekt  Eduard  Kupffer,  Riga,  Mühlenstrasse  J\l  72.    1902. 
24ß.  Pastor  Wilhelm  Kupffer,  Schleck  in  Kurland  über  Gtoldingen« 

1902. 
242.  Eduard.  Kursehswitz,  Riga,  Pauluccistrasse  Jt  11  Q.  6.    1900, 

248.  Kaufmann  Heinrich  Kymmel,  Riga,  Gterberstrasse  M  2/4.  1884. 

249.  Ältester  der  Grossen  Gilde,  Buchhändler  NiktM  Kymmel 
jun.,  Riga,  Kymmels  Buchhandlung.    1884. 


176 

250.  Ältester  der  Grossen  Oilde,  Buchhändler  Nikolai  Kymmel 
sen.,  Riga,  Gr.  Pferdestrasse  J«  27  I.    1843. 

251.  Pastor  Harald  Lange,  Sunzel  &ber  Segewold.    1892. 

252.  Dim.  Assessor  Ludwig  Lange,  Riga,  El.  Schlossstrasse  Jt  3. 
1886. 

253.  Gutsbesitzer  Hermann  Lasch,  Riga,  Packhausstrasse  J^  1.  1898. 

254.  Oberlehrer  Wladislaw  Lichtarowicz,   Riga,   Stadtgymnasiam. 
1894. 

255.  Alexander  Baron  Lieven,  Mitau,  Swehthöfsche  Strasse  Xt  10. 


256.  Felix  Baron   Lieven,  Riga,  Todlebenboulevard  Ji  7.    1900. 

257.  LandesbevoUmächtigter  von  Kurland  Hofmeister  des  Aller- 
höchsten Hofes  Fürst  Georges  Lieven  zu  Eabillen  in  Kur- 
land.   Riga,  Todlebenboulevard  Jß  6.    1902. 

258.  FUrst  Michael  Lieven  zu  Pelzen  in  Kurland  über  Goldingen. 
1900. 

259.  Fürst  Paul  Lieven  zu  Schloss  Kremon  über  Segewold.   1901. 

260.  Eduard  v.  Lilienfeld  zu  Köhnhof  über  Sagnitz.    1893. 

261.  Ferdinand  v.  Liphart  zu  Torma  über  Tschoma.    1896. 

262.  Reinhold  v.  Liphart  zu  Rathshof  über  Jurjew  (Dorpat).  1896. 

263.  Oberlehrer  Hermann  LSffler,  Riga,  Bischofsstrasse  K  5  Q.  3. 
1886. 

264.  Buchhändler  Gustav  LWRer,  Riga,  Gr.  Sandstrasse  M  20. 1902. 

265.  Rigascher  Ratsherr  a.  D.  Gustav  LSsevitz,  Riga,  Thronfolger- 
boulevard  M  4  m.    1887. 

266.  Harald  Baron  Loudon  zu  Schloss  Serben  über  Wenden.    1895. 

267.  Otto  V.  LSwenstern  zu  Schloss  Kokenhusen.    1893. 

268.  Bibliothekar  der  livländischen  Ritterschaft  Karl  v.  LSwis  of 
Menar,  Riga,  Ritterhaus.    1884. 

269.  Ältester  der  Grossen  Gilde  Konsul  Moritz  LUbeck,  Riga, 
Gr.  Jakobstrasse  Jt  26.    1881. 

270.  Rechtsanwalt  Viktor  Lundberg,  Dwinsk  (Dünaburg),  IIIejb- 
AepoBCBaA  yji.    1901. 

271.  Dr.  med.  Ernst  Masing,  St.  Petersburg.  BacHJiBeBCRi&  ocipoBi, 
CpexHiS  npocn.  Ji  3.    1896. 


177 

272.  Köftnitf  tf^Ulr  AÜaydeH  zu  Erüdnershöf  über  Jnrjew  (Dorpat). 

1893. 
27$.  SüriiEfV  Bärön  Mäyd6ll  zu  Pocfis  über  Pernaü.    Id9?. 

274.  Liyländischer  Landrat  WoltfiSmar  Sarö'n  Mäydöll  zu  kartzen 
Ubier  Stoökmannsbof.    1893; 

275.  Graf  Paul  v.  Medem  za  Schloss  Elley  übör  tllej  (Kurland)« 
1901. 

276.  Theodor  Graf  Medem  za  Stockmannshof.    1893. 

277.  Dozent  am  Rfg.  Pölytechnfkrim  Alfred  Med^r,  Riga,  Dorpa- 
ter  Strassiö  J6  23  Qi.  7.    1903. 

278.  August  Gi'af  ihellM  zu  Lappiei"  fibier  Wolmar.    1893. 

279.  Cmanuel  BÜeiron  Mengden  -  Altenwogä  zu  Oolgowsky  über 
Schwanenburg.    1896. 

280.  Sekretär  der  Livl.  adl.  Oüterkreditsozietät  Woldemar  Baron 
Mengden,  Riga,  Architektenstrasse  K  1.    1888. 

281.  Janies^  v.  Mensdrikampf  zu  Schloss  Tarwast  über  Fellin.    1899. 

282.  Ältester  der  Kompagnie  der  Schwarzen  Häupter  Alexander 
Menbenddrff,  Riga,  Kaufstrasse  j«  5.    1892. 

283.  Inspektor  der  Stadt-Realschule  Staatsrat  Konstantin  Mettig, 
Riga,  Basteiboulevard  J^  9  a.  1877.  Derzeitiges  Mitglied 
des  Direktoriums  der  Oesellschaft. 

284.  Livländischer  Landmarschall,  Hofmeister  des  Allerhöchsten 
Hofes  Dr.  iur.  Friedrich  Öaron  Meyendorff,  Riga,  Ritterhaus. 
1887. 

285.  Dr.  phil.  Bernhard  Meyer,  Riga,  Märstallstrasse  Jtt  22.    1891. 

286.  Kreisrichter  a.  D.  Heinrich  v.  Meyer,  Wenden.    1884. 

287.  Dr.  med.  Hermann  Meyer,  Riga,  Elisabethstrasse  }k  19.    1902. 

288.  Dr.  med.  Johahn  Eduard  v.  Miram,  Riga,  Basteiboulevard 
Jfe  11.    1881. 

289.  Rechtsanwalt  Erwin  Moritz,  Riga,  Alexanderboulevard  %  1. 
1872. 

290.  Rechtsanwalt  Richard  Muenx,  Riga,  Gr.  Sandstrasse  Jt  27. 
1894. 

291.  Buchhalter  Hu^O  Müxfeldt,  Papierfabrik  Ligat.    1902. 
292^  Pastor  Hi^ödor  Nteander,  Alt-Sdhwanenburg.    1895. 

12 


178 

293.  Architekt  Dr.  Wilhelm  Neumann,  Riga,  Alexanderstrasae  Jt  51. 
1886. 

294.  Livländ.  Landrat  a.  D.  Arved  Baron  Noicken  zu  Allatzkiwwi 
über  Jurjew  (Dorpat).    1876. 

295.  Livländ.  Landrat  Axel   Baron  Noicken  zu  Eawershof  aber 
Jurjew  (Dorpat).    1894. 

296.  Georg  Baron  Noicken  za  Gross-Essem.   Riga,  Antonienstrasse 
Ä  4.    1886. 

297.  Reinhold  Baron  Noicken,  Riga,  Nikolaistrasse  %  4  Q.  5.  1885. 

298.  Lehrer  S.  Nowibky,   Riga,    Alexanderstrasse  Jt  50.    1894. 

299.  Guido  v.  Numers  zu  Idwen  über  Rigen.    1893. 

300.  Livländischer  Residierender  Landrat  Arvid  v.  Oettingen  m 
Luhdenhof.    Riga,  Ritterhaus.    1893. 

301.  Livländ.  Landrat  a.  D.  Eduard  v.  Oettingen  zu  Jensei  über 
Laisholm.    1876. 

302.  Richard  v.  Oettingen  zu  Wissust  über  Jurjew  (Dorpat).   1893. 

303.  Ritterschafteaktuar   Emil   Baron    Orgies- Rutenberg,    Mitau, 
Schwedhöfsche  Strasse,  Haus  Friedenthal.    1895. 

304.  Friedrich  Baron  von  der   Pahlen,  Riga,  Antonienstrasse  7. 
1898. 

305.  Cand.  oec.  pol.  Alexander  Pander,  Riga,  Reimerstrasse  Jt  1. 
1896. 

306.  Iwan  v.  Ränder  zu  Elein-Ohselshof  über  Alt-Pebalg.    1893. 

307.  Nikolai  v.  Ränder  zu  Ronneburg-Neuhof  über  Wenden.    1893. 

308.  Reter  v.  Rander  zu  Ogershof.    Riga,  Georgenstrasse.    1893. 

309.  Pastor  Woldemar  Reitan,  Würzau  über  Mitau.    1902. 

310.  Wirkl.  Staatsrat  Professor  Dr.  med.  Oskar  v.  Retersen,  Si 
Petersburg.    KpyEOBofi  saeajTB  ](l  6.    1894. 

311.  Redakteur  Arnold  Retersenn,  Riga,  Redaktion  des  ^Rig.  Ta- 
geblatts^.   1882. 

312.  Ingenieur  Gustav  Retersenn,  Papierfabrik  Ligat.    1902. 

313.  Dr.  W.  Retersenn,  Jenakiew  1903.    IleTpoBcsifi  sasoji^  Ena- 
TepHHOCJaBCsoS  ry6.,  nepesi  EnaKieBO. 

314.  Oberlehrer  Hermann  Rflaum,  Riga,  Gertrudstrasse  )t  27.  1894. 

315.  Alexander  v.  Ristohlkors  zu  Eoltzen  über  Hinzenbei^.    1893. 


179 

316.  Eugen  v.  PMobikors  zu  Immafer  über  Weissenstein.    1893. 

317.  Bachdrackereibesitzer  Dr.  phil.  Arnold  Plates,  Riga,    Petri- 
Friedhof  Jit  1.    1888. 

318.  Oberlehrer    des     StadtgTmnasiamB    Staatsrat    Dr.    Arthur 
Poelchau,  Riga,  Nikolaistl-asse  Ji  17.    1872. 

319.  Pastor  Peter  Harald  Poelchau,  Riga.   Architekteiistrasse  K  1* 
1897. 

320.  Konsnlent  Hermann  PSnigkau,  Riga,  Kfiterstrasse  ft  14  n. 
1887. 

321.  Reinhold  Poswol,  Riga,  Gr.  Brauerstrasse  J«  1.    1902. 

322.  Notar  Adolf  Procter,  Mitau.    1903. 

323.  Reinhoid  Pychlau,  Riga,  Gr.  Eönigstrasse  M  46.    1891. 

324.  Dr.  med.  Ernst  v.  Radeckl,Riga,  Gr.  Schlossstrasse  K 17.  1895. 

325.  Gand.  ehem.  Hermann  v.  Radecki,  Riga,  Albertstrasse  }k  9. 
1894. 

326.  Gand.  jor.  Ottokar  v.  Radecki,  St.  Petersburg,  AnTeBapcsifi 
nepeyjiOKX  Jfe  6  IV.    1893. 

327.  Dr.  med.  Albert  Rasewsky,  Riga,  Jakobstrasse  }k  12.  1901. 

328.  Gustav  v.  Rathlef  zu  Taimnist  über  Juijew  (Dorpat).    1897. 

329.  Konstantin  v.  Rautenfeld  zu  Gross-Buschhof  über  Jakobstadt 
1893. 

330.  Dr.  med.  Eberhard   v.  Rautenfeld,  Riga,   Todlebenboulevard 
J*  5.    1893. 

331.  Assessor  des  Livl.  Konsistoriums  Georg  v.  Rautenfeld  zu 
Ringmundshof.    1893. 

332.  Ritterschaftsaktuar   Karl   v.  Rautenfeld,   Riga,    Ritterhaus. 
1889. 

333.  Gotthard  Baron  von  der  Recke  zu  Jahteln  über  Goldingen. 
1902. 

334.  Wolfgang  Redlich,  Riga,  Magazin  y.  J.  Redlich.    1901. 

335.  Eaufimiann  Alex.  Redlich,  Riga,  Magazin  y.  J.  Redlich.    1894. 

336.  Franz  Redlich,  Riga,   Basteibouleyard  J^  2.    1897.    Derzei- 
tiger Schatzmeister  der  Gesellschaft. 

337.  Kaufmann  James  Bevan  Redlich,  Riga,  Magazin  y.  J.  Red- 
lich.   1896. 

12* 


180 

3M.  Dr.  med.  Miann  RMlIicN^  Biga,  Basteiboulevard  J«  2.  1894. 
399.  Estla&diaoher  Landrat  a.  D.  R.  8raf  ReliMntf^p  m  Uddriok 
über  Taps  (Estland).    1894. 

340.  Gand.  jor.  Syl¥ester  RelMhe,  Kga,  Todlebesboulievard  M  6. 
1902. 

341.  Mwanier  Relm^  Nordeokehof  bei  Biga,  Ballensche  S«r.  Jtt  12. 
1894. 

342.  Architekt  AHgwt  Reinberg,  Riga,  Mühlenstrasee  J«  46.  1888. 

343.  Karl  v.  Reisner,  Riga,  Stadt-Erankenhaas.    1893. 

344.  Johmnes  Rindermaiin,  Berlin  J«  24,  Briedridistr.  106.   1902. 

345.  Adolf  Richter,  Riga,  Sobarrenstrasse  Jk  4.    1900. 

346.  Apotheker  Alexandar  Rttleiiberg,  Riga,  Saworowstrasse  }(t  34. 
1902. 

347.  Karl  Baron  RVnne  m  Wensan.    Mitan,  Schreiberetrasse  10. 
1902. 

348.  Hermann  v.  Roepenack  zu  Stalgen  ftber  Mitan.    1902. 

349.  Prof.  Dr.  Woldemar  v.  Rohland,  Freibnrg  im  Breisgau.    1890. 

350.  Kaufmann  Friedrieh  RohMF,  Riga,  Elisabethstrasse  tk  19.  1894. 
851.  Residierender  Ereismarsehall  Max  Baron  von  der  Ropp  zq 

Bizten  in  Kurland  über  Bäobhof.    18%. 

352.  Livl.  Kreisdeputierter  Hans  Baron  Rosen  zu  Schloss  Oross- 
Roop  über  Wenden.    1895. 

353.  Livländischer  Kreisdeputierter  Woldemar  v.  Roth  zu  Tilsit 
über  Werro.    1893. 

354.  G.  A.  Rothert,  Riga,  Jägerstrasse  }k  6.    1884. 

355.  Charles  v.  Rudnieki,  Borg  Schleinitz,  Poet  Kötseh  bei  Mar- 
burg,  Steiermark.    1890. 

366.   Konsul  John  ROcker,  Riga,  Gr.  Sündo-strasse  J«  25  ü.   1887. 

357.  Redakteur  Dr.  Alfred   Ruetz,   Riga,    Redaktion   der  „Rig. 
Rundschau".    1902. 

358.  August  Ruetz,  Riga,  Arsenalstrasse  Ji  3.    1889. 

359.  Dim.  Assessor  Max  Ruetz,  Riga,  Arsenalstrasse  76  3.    1889. 

360.  Redakteur  Richard  Ruetz,  Riga,  Redaktion  der  „Rig.  Rund- 
schau".   1891. 

361.  Cand.  ehem.  Max  Ruhtenberg,  Riga,  Gr.  Jungfemstr.  J^  3.  1899. 


181 

m  Pr.  mßd.  i.  Ruile,  Biga,  EalkstrasBe  Nt  14.    18»7. 

36ä.  Adminiatrator  der  HilterBohafiiSg&ter  Fr.  v.  Saenger  zu  Lips- 

kaln  über  Weimar.    1901. 
36i  Friadmh  V.  Saaiiger  tuiPeddela.  Lipakaln  fiber  Weimar.  1894. 

365.  Arnold  v.  Samson-Himmelstjerna  zu  SepküU  über  Lemsal.  1891. 

366.  J&eisdeputierter  Axal  v.  Samaon^liniinelstjfirna  su  HummelB- 
hof  über  Walk.    1902. 

367.  BitteESohaftssekrettr    Fr.   v.  temssi^-Hiifimolsljarna,   Riga, 
BitterhauB.    1897. 

368.  CMiardv.SaifiBQntHiniHeMjariia  zu  Uelzen  über  Werro.  1898. 

369.  Dim.  Livländischer  Landrat  Ottokar  v.  Samson-Hiimnebtjerna 
za  KuKtiala  über  Laisholm.    1876. 

370.  Bendant  der  Oberdirektion,  der  livl.  adl.  EreditsozieiätEdmund 
Baron  Sets,  Riga«    1894. 

371.  OberadBretär  Ivnald  BarM  Saas,  Riga,  EHsabethstraase  }i  97. 
1901. 

322.  Pastor  A$kar  Sohabeii^  Böga  Alexander8tra8B6J6  37.  1909. 
373.  iffchit^t  f  riadrMi  SehaSil,  Biga,  BHterstrascre  Jfi  56.  1900. 
374  Sekratifcr   der   Krepoetabtkeihmg   des    Riga-Wolmarseben 

Friedensrichter-Plenums  Alexander  Soheluchln,  Biga,  <Ekolai- 

ttraeae  )t  27.    1891. 
375.  Direktor  der  Gewerbeschule  Max  Scherwinsky,  Biga,  Theater- 

boalevard  Mt  11.    1887. 
3%  Becbtoattvralt  Mtaa  SdlienMa;  Iffitan.    1901. 

377.  Sekreftär  Edgar  v.  SMiffiaiky,   BSga.    .Schulenstrasse  J«  3B. 
1892. 

378.  Paitor  KM  Milliiil,  Nitooi  über  NitanL    1908. 

379.  Fabrikdirektor   Alfons   Schmidt,   Biga,   Palaisstrasse  M  3. 
188S. 

380.  Bechtsanwalt  Gustav  SchmilH^  Mitau,  SeUossstrasse  J«  4.  1901. 
381  Ha»  Bahmidt,  BSga,  EitfchenstrasBe  M  7  Q.  2.    1667. 

382.  Oberlehrer  emer.  KoUegiearat  tekar  Eadt  SdanUll^  Marien- 
tbal  bei  Säbeln.    U90a 

383.  Buchdruckereibesitzer  Alexaactor  SahNakenborg,  Riga,  Mar- 
ställatraaae  J6  5.    1902. 


182 

384.   Dr.  med.  Alfred  Schneider,  Trikaten  nber  Wolmar.    1897. 
386.  Eaufmaiin  Hermann  Schneider,  Riga,   Basteibonlevard  M  2. 
1902. 

386.  Oberlehrer  Georg  Schnering,  Beval,  Eönigsthaler  Strasse  J^  12. 
1896. 

387.  Ältester  der  Grossen   Gilde  Staaterat  Gustav  v.  Schoepif, 
Riga,  Schwarzhäupterstrasse  J(t  4,  „Jakor^.    1894. 

388.  Eaufmann  Heinrich  Schomacicer,  Riga,  Gr.  Küterstrasse  K 14 
(Comptoir  N.  Maximow).    1897. 

389.  Oberlehrer  Karl  Schomacker,  Weimar,   Wörthstrasse  }(t  31. 
1896. 

390.  Alfred  Baron  Schoultz-Ascheraden  zu  Schloss  Ascheraden  nber 
Römershof.    1893. 

39U  Alfred  Baron  Schoulb-Ascheraden  zn  Losem  über  Wenden.  1893. 

392.  Arthur  Baron  Schoultz-Ascheraden  zu  Gnlbem  über  Wenden. 
1893. 

393.  Oberdirektionsrat  der    Livländischen    Adeligen    Ereditso- 
zietät  Friedrich  Baron  Schoultz-Ascheraden,  Riga.    1893. 

394.  Robert  Baron  Schoultz-Ascheraden,  Schliepenhof  über  Nitan. 
1893. 

395.  Pastor  emer.  Ernst  Schroeder,  Riga,  Nikolaibonlevard  Jt  17. 
1899. 

396.  Georg  v.  Schroeders,   Riga,   Theaterbonlevard  J£  6.    1895. 

397.  Bernhard   v.  Schubert,  Riga,   Basteibonlevard  Ji  6.    1887. 

398.  Inspektor  der  rigaschen  Stadtgüter  Erich  v.  Schultz,  Riga, 
Gr.  Königstrasse,  „Stadtgüterverwaltnng".    1892. 

399.  Beamter  der  Rigaer  Börsenbank  Leopold  Schultz,  Riga,  Bö^ 
senbank.    1898. 

400.  Notar  des  Livl.  Konsistoriums  Karl  Schwank,   Riga,   Kon- 
sistorium im  Schloss.    1903* 

401.  Ältester  der  Grossen  Gilde  Konsul  Eugen  Schwartz,   Riga, 
Alexanderstrasse  J6  18.    1894. 

402.  Kaufmann  Eugen  Schwartz,  Riga,  Gr.  Jakobstrasse  K  6,  pr. 
Edgar  Lyra  &  Co.    1901. 

403.  Sekretär  Ernst  Schwartz,  Riga,  Pauluccistrasse  J«  6.    1894. 


183 

404.  Notarius  publicus  Johann  Christoph  Schwartz,  Riga,  Nikolai- 
strasse K  27.    1875. 

405.  Professor  Dr.  jur.  Johann  Christoph  Schwartz,  Halle  a.  d.  S. 
1874. 

406.  Stadtarchivar  Dr.  Philipp  Schwartz,  Riga,  Kirchenstrasse 
A*  35.  1876.  Derzeitiges  Mitglied  des  Direktoriums  der 
Gesellschaft. 

407.  Dr.  Vil(tor  Schwartz,  Riga,   Theaterboulevard  Ji  6.    1892. 

408.  Staatsrat  Wilhelm  Schwartz,  Riga,  Mühlenstrasse  J«  16.  1857. 

409.  Pastor  Leonhard  Seesemann ,  Eorsiten  in  Kurland  fiber 
Prauenburg.    1902. 

410.  Eaufinann  Karl  Gustav  v.  Sengbusch,  Riga,  Kl.  Sünderstrasse 
J^  1.  1886.  Derzeitiges  Mitglied  des  Direktoriums  der  Ge- 
sellschaft. 

411.  Dr.  med.  Reinhold  v.  Sengbusch,  Riga,  Alexanderstrasse  Jt  51. 
1900. 

412.  Redakteur  Dr.  Ernst  Seraphim,  Riga,  Redaktion  der  „Düna- 
Zeitung«.    1887. 

413.  Kaufinann  Erich  Seuberlich,  Riga,  Marstallstrasse  J£  3.  1903. 

414.  Architekt  Hermann  Seuberlich,  Riga,  Kl.  Newastrasse  Jt  4. 
1903. 

415.  Alexander  v.  Sivers  zu  Rappin  über  Werro.    1893. 

416.  Alfred  v.  Sivers  zu  Euseküll  über  Fellin.    1893. 

417.  Edgar  v.  Sivers  zu  Autzem  über  Wenden.    1891. 

418.  Frommhold  v.  Sivers.    1893. 

419.  Leo  v.  Sivers  zu  Alt-Kusthof  über  Jurjew  (Dorpat).    1898. 

420.  Leopold  v.  Sivers  zu  Walguta  über  Juijew  (Dorpat).    1893. 

421.  Livländischer  Landrat  Max  v.  Sivers  zu  Römershof.    1893. 

422.  Nikolai  v.  Sivers  zu  Soossaar  über  Oberpahlen.    1893. 

423.  Architekt  Otto  v.  Sivers,  Riga,  Georgenstrasse  J*  8.    1888. 
421  Wirkl.  Staatsrat  Hermann  v.  Skerst,  Radom.    1884. 

425.  Dr.  med.  Ernst  Sokolowski,  Riga,  Altonaer  Str.  6,  „Nerven- 
heilanstalt**.   1903. 

426.  Alexander  Sommer,  Riga,  Stadthaus  —  Stadtgüterverwaltung. 
1902. 


184 

427.  Ilicbael  v.  Spmmer  zu  Kadfer  über  LemBal.    1893. 

428.  Charles  Baron  Stackeiberg  zu  Abia  über  Quelleiistein.    1893. 
4^.  Livländischer  Landrat,  Vizepräsident  der  E.  livl.  Gem^- 

nützigen  und  Ökon.  Sozietät  Viktor  Baron  Stackefberg  zu 
Eirdis  über  Laishobn.    1893. 

430.  Alexander  Baron  $tael  y.  Ii9l8teln  zu  Samm  über  E^pel  (Est- 
land).   1895. 

431.  Ale|xander  Baron  Stael  v.  Holstein  zu  ÜUa  über  Pernau.   1893. 

432.  LivländiscW  Xi^ndrat  a.  D.  Reinhold  BarpQ  Stfiei  y.  Hlols^Siin 
zu  Neu-Anzen  über  Anzen.    1876. 

433.  Livländischer  Ereisdeputierter  Wilhel^  ^aron  Stael  y.  Upistein 
zu  W^dhof  über  Pernau.    1893. 

434.  Julius  Stahl  zu  Yegesacksholm  ü^er  Bigi^.    1893. 

435.  Notarius  publicus  Karl  Stamm,  Biga,  Scheunei^trasBe  %  17. 
1868. 

436.  Redakteur  Karl  Stavenhagen,   Riga,    Redaktion  dep  ^Düna- 
Zeitung«.    1895. 

437.  Stadtrevisor  Richard  Stegman,  Riga,  El.  Newastrasse  J^  4. 1885. 
43ß.   Apotheker  Hugo  $tßin,  Mitau.    1901. 

439.  Karl  Baron  Stempel  zu  Planezei^  über  Goldingen  (Eurland). 
1885. 

440.  Magd.  bist.  Karl  v.  Stern^  Jurjjow  (Dprpat),   Quappenstrasse 
J«  2.    1899.  ' 

441.  Dim.   Sekretär  deB   Livl^dischpn  Ho^erichts   Ma^.  jnr. 
Friedrich  v.  Sticinsky,  Riga,  Schützenstrasse  }k  5.    1856. 

442*  Arcbiyar  dea  Ökonomiean^ts  HeJQripl)  v.  Stiisjnsky,  Riga,  Eir- 

chenstrasse  ti  33.    1898. 
443»  Ältester  der   Oroaseu  Gilde  Ale^i^n^^r  ^\f4^  ^a^   Mar- 

stalUtrasse  Jt  24  (Comptoir  Hermai^n  Stie,da).    1893. 
444*  Ältermann   der  Grossen  Gilde  Hermann  $tjed|Bf  sen.,   Rigm 

Alexanderbouleyard  Jk  2.    1903. 
44^.  Eaufmann  H.ermapn  Stiec^a  jun.,   Riga,  AJiexanderbQulevard 

li  2.    1903. 
446.   Geheimer  Medizinalrat  Professor  Dr.  Lild^jg  Sjüssj^a,  Eönigs- 

berg  i.  Preussen.    1876. 


186 

^7.  Eaasadepntierter  unfl  Assessor  des  Livl.  Eonpistorluips  ArMfliI 
V.  Strandmann  zu  Zirsten.   Biga,  Apdreasstrasse  Nl  3.    1891. 

^.  Edgar  v.  StnimtfiiAnn  zu  I^uternsee,  Lasclphn  ül^er  ]yiodo}m. 
1893. 

iß.  Ältester  der  Grossen  Gilde  Chri^^tiati  v.  Strit^ky^  Riga,  NU^o- 
laistrasse  Ji  77.    1887. 

4^.  Alexa(Hler  y.  Sfryk  zu  Palla  über  Jorjew  (Dorpat).    1893. 

451.  Friedrich  v.  Stryk  zu  Morsel  über  Fellin.    1893. 

452.  Oberforstmeister  Emil  v.  Stryk  zu  Wiezemhof  über  Wolmfur. 
1896. 

4^.  Hi^rald  V.  Stiyk  zu  Qcl^loss  Heimet  über  Törwa.    1896. 
454.  Proff»por  ap»  balt.  Polytechnikum  Wilhelm  V.  Stryk,   Bigm 

Andreasstrasse  Jt  3.     1899. 
4^  3€ikretär  des  adl.  Yormundschaftsamtes  Arnpid  v.  TidebKIrty 

Jurjew  (Porp^t),  Kastaniens^Uee  M  1  a.    1889. 

456.  Oberlehrer  Nikolai  v.  Tideb^ttU,  Riga.  Peter-Pi^^lstrasse  :|^  2 
Q.  9.    1900. 

457.  Liyländischer  Landrat  u.  Kammerherr  Heinrich  Bfiron  Tieaen- 
bausen  z\i  Inzeem  über  Segewold.    1876. 

458.  li!(ilirJc|i  E^t^roo  Tifut^pbausjEtn  j\in.,  Qrütqrshof,  Inze^tm  über 
Segewold.    1901. 

461^,  Wirkl.  Staatsrat  Profea^or  Dr.  med.  GiMsta^v  v.  Tiluig,  St. 
Petersburg,  Rupo^afl  ^  3.    1892. 

460.  Dr.  med.  Tb.  Tiling,  Direktor  der  Irrenanstalt  Rotihenberg 
in  Riga,  H^dlung  v.  J.  A.  S^enzendorf,  J^auüstra^sQ.  1894. 

461.  Kaufmann  Emil  Timm,  St.  Petersburg.  BaCHjn>eBqKi|i  ocxpoBx, 
9  JC01H,  J*  42  KB.  12.    1899. 

462.  Sekretär  des  ritterscbaftliphen  sti^tißtischen  Bureaus  Alexander 
V.  T9bi^,  Rffff^  Ritterhaps.    1881. 

4|S3^  Seb;i:e.t^  der  Orund^uchabteilung  flw  v.  Ta))iWt  Fel\i^.. 
1893L 

464.  Akad.  Maler  Ervat  Tede,  Riga,  Alexanderstr^s^  K  76  I. 
1892. 

465.  Kassierer  W/Ibi^  TorclH(^liy  Riga;  Kalkstrasse  -r  S^tlpm- 
bard.    1903. 


186 

466.  Ritterschaftenotar  Dr.  Astaf  v.  Transehe- Roseneck ,  Riga^ 
I.  Weidendamm  }t  6.    1890. 

467.  Livl.  Landrat  Eduard  v.  Transehe-Roseneck  zu  Tanrup  über 
Bömershof.    1892. 

468.  Oeneralleatnant  George  v.  Transehe-Roseneck  zu  Boseneck, 
Kommandant  yon  Oatschina.    1894. 

469.  Joseph  v.  Transehe-Roseneck  zu  Ohselshof  über  Stockmanns- 
hof.    1902. 

470.  Nikolai  v.  Transehe-Roseneck  zu  Wrangeishof  über  Wobnar. 
1894. 

471.  Otto  V.  Transehe-Roseneck,  Dresden,  Parkstrasse  J\&  6.    1894. 

472.  Paul    V.  Transehe-Roseneck    zu   Neu -Schwanenbarg,    Riga, 
Thronfolger-Boulevard  J«  13   I.    1887. 

473.  Roderich  v.  Transehe-Roseneck  zu  Wattram  über  Segewold.  1894. 

474.  Bankbeamter  Georg  Treymann,  Riga,  Börsenbank.    1895. 

475.  Architekt  Edmund   v.   Trompowsky,  Riga,  Peter-Paulstrasse 
Kl  2.     1894. 

476.  Bevollmächtigter  August  Ulmann,  Zirsten  über  Pebalg.  1903. 

477.  Dr.  Max  Ulmann,  Goldingen,  Libausche  Strasse  ^  17.  1903. 

478.  Ingenieur-Chemiker  Arved  Baron  Ungern-Sternberg,  Riga,  Mar- 
stallstrasse  M  24.    1895. 

479.  George  Baron  Ungern-Sternberg  zu  Alt-Anzen  über  Anzen.  1893. 

480.  Livländischer   Landrat   Oswald    Baron  Ungern-Sternberg  zu 
Schloss  Pellin.    1893. 

481.  Rechtsanwalt  Dr.  jur.  Otto  v.  Veh,    Berlin.  W.,  Ansbacher 
Strasse  J^  55.    1874. 

482.  Assessor  des  adl.  Vormundschaftsamtes  Arnold  Baron  Vieting- 
hoff-Scheel,  Riga,   Mühlenstrasse  K  53.    1895. 

483.  Konrad  Baron  Vietinghoff  zu  Schloss  Marienburg.   1899. 

484.  Oskar  Baron  Vietinghoff  zu  Salisburg  über  Salisburg.    1893. 

485.  Sekretär  des  livl.  adligen  Ereditvereins  Rudolf  Baron  Vietinghofl- 
Scheel,  Riga,  Mühlenstrasse  J«  53.    1901. 

486.  Stadtpastor  Gotthard  Vierhuff,  Wenden.    1871. 

487.  Sekretär  des  Livl.  Konsistoriums  Arthur  v.  Villebols,   Riga, 
Kaisergartenstrasse  J6  4.     1891. 


187 

468.  Dr.  med.  Karl  Vogel,  Papierfabrik  Ligat.    1902. 

489.  Sekretär  des  liyl.  Statist.  Komitees  Viktor  Vogel,  Riga.    Ni- 
kolaiboulevard  M  8  m.    1895. 

490.  Bechtsanwalt  Axel   Voick,  Siga,  Jakobstrasse  Kt  28.    1901. 

491.  Kaufmann  Karl  Wagner  jon.,  Siga,  Nikolaistrasse  }t71.  1888. 

492.  Dr.  med.  Werner  Waldhauer,  Riga,  Theaterboulevard  M  7. 
1895. 

493.  Eduard  v.  Wahl  zn  Addafer  über  Oberpahlen.    1893. 

494.  Rechtsanwalt  Harald  v.  Wahl,  Riga,  Theaterboulevard  J«  6. 
1884. 

495.  Nikolai  v.  Wahl  zu  Pajus  über  Oberpahlen.    1893. 

496.  Oberlehrer  Staatsrat  Karl  Walter,  Riga,  Mühlenstrasse  Ik  5. 
1892. 

497.  Redakteur  Alexander  Waeber,  Riga,  Paulnccistrasse  K   13. 
1896. 

498.  Dr.  med.  Richard  Weinberg,  Jurjew  (Dorpat),  Marienhofsche 
Strasse  J«  52.    1902. 

499.  Abteilungschef    der    Pleskau  -  Rigaer    Eisenbahn    Theodor 
V.  Weiss,  Riga,  Oeorgenstrasse  K  4  Q.  17.    1901. 

500.  Notar  der  Steuerverwaltung  Gustav  Werner,  Riga,  Georgen- 
strasse  j«  9  Q.  4.    1883. 

501.  Oberlehrer  Friedrich  Westberg,  Riga,  Stadt-Realschule.  1890. 

502.  Pastor  Eduard  Wieckberg,  Windau.    1902. 

503.  Dim.  Eirchspielsrichter   Hermann  Wiegand,  Riga,   Mühlen- 
strasse Ni  31.    1901. 

504.  Rechtsanwalt  Alfred  Wittram,  Riga,  Ealkstrasse  Jk  12.   1902. 

505.  Alfred  Baron  Wolff  zu  Semershof  über  Marienburg.    1893. 

506.  Eanzleidirektor  im   Ministerium   des   Äussern   Arist  Baron 
Wolff,  St.  Petersburg,  Bacefinaa  16  7  kb.  5.    1894. 

507.  Oberdirektionsrat  Arved  Baron  Wolff,  Riga,  livl.  adl.  Eredit- 
verein.    1903. 

508.  Hofmeister  des  Allerhöchsten  Hofes  Boris  Baron  Wolff  zu 
Stomersee  über  Alt-Schwanenburg.    1901. 

509.  Emil  Baron  Wolff  zu  Waldeck  über  Rujen.    1893. 

510.  Friedrich  Baron  Wolff  zu  Waldenrode  über  Hinzenberg.  1892. 


188 

511.  Gaston  Baron  WoW  zji  Kalnomoise  über  Marienbarg.    1883. 
51^.  (iiyltodiscber  Landrat  James  Baron  WoKf  zu  Sohloes  Ito- 

denpois.    1893. 
6H9^  Josoph  Baron  Wolff  m  I^mdenbcorg  über  Riga.    1901. 
Ö14  Konrad  Baron  Wolff  «u  Friedriobswalde  über  StockmaiinslLol 

1888. 

515.  Manfred  Baron  Wolff  zu  Eawast,  Riga,  Mühlenstrasae  Jt  53. 
1894- 

516.  KfUciniiUan  Baron  Wetff  vn  HÜKzenberg.    1869^ 

517.  Direktor   der  Kaiserl.  Porzellan-Manufaktar  Nikotas  Baron 
Wolff,  St.  Petersburg,  Ubma  Mojpqkm  K  8,    1894. 

5il8.  Ritterachafts-RentnieiatargebUfe  AMiart  v.  IKoltFabtt,  Riga, 
RitterhauB.    1893. 

519.  Dim.  Xiwdricibter  Albort  v.  WoNfoMt^  Wenden.    1891. 

520.  Dim.  Eirchspielsrichter  Arthur  v.  WoHfeldt,  Wendjea.    1894. 

521.  Priyatdozent  J^^.  &l  WaJtor,  SL  Petcffstw«,  fia^EjibeBCvit 
ocTpoB'E,  7  JinHifl  JV*  2  kb.  20.    1892* 

592.  Oberlehrer  fieorgo  Warn«,  Xrn^lau  über  Tackum.    1903. 

523.  Adolf  V.  Wulf  zu  Sehlpss  Ses83Ev:€geQ.    1893. 

524^  Direktor  der  eatu.  JMatnktodirektiw  dar  EtL  adl.  Güter' 

Kreditsozietät  Arthur  V.  Wulf  zu  Kcisse,  Juii;|ew  (Doirpat).  1893. 
525.  ArMiMr  v^  Wulf  a«o  Schl^s  Lean^n^ai^efi  über  RiogmiKndskof. 

1901. 
6^.  Mfimri  %,  VMt  ixi  Mensen  über  Wenro.   1893. 
527.   Dr.  phil.  Max  v.  Wulf  zu  Taiwola  «bier  Walk.    1901. 
St28.  Dr.  med.  Arthur  Zandof«  Riga,  Sasseahe^   KalABzeomsfsha 

Strasse  62.    1899. 

529.  Eaufknaim  6qpH  Länder,  Riga.  Andr^asatnwe  «  4  U..  1892. 

530.  Stadtsekretär  Watthor  v.  Zaddelmawi,  Werre.    1895. 

531.  ^echjtsanwalt  Karl   v^  ZinmiraiaM»  Riga,   BasAeibouievar:! 
}t  6.    1891. 

532.  Dispacheur  cand.  j^r.  Itaoiai  ZiainwBrBmnn,.  Rig^.,  Bastai^ 
bouleyard  J\&  6.     1895. 

533.  Martin  Smmarmiuin,  SU  Petersbarg.   Riga,  Basteiboaleyard 
Ai  6.    1892- 


189 

9B4.  PölizeiJnspektor  Theodor  v.  ZtttlMeirmtfiin>  Sambiirg.    1882. 

535.  Eduard  v.  Zur-MUhlen  zu  Ledis  über  Lüishofan.    190S: 

586.  Dt.  Frfedrieh  V.  Ziir^MtlMM  zu  Arrohöf  fiber  Jurjei^  (Döfpät). 

1893. 

537.  Georg  v.  Zur-MUhlen  zu  Bentenhof  über  Werro.    1893. 

5S8.  hon»  V.  Zir-MDMeh  zü  Alt'-Borahngen  über  Moiseküll.    1693. 

588.  Leo  v;  ZUMMHMir  zn  Woiseck  übei'  Oberpablefn.    1893. 

540.  Walther  v.  Zur-MUhlen  zu  Judasch  über  Segewold.    1893. 

(Geschlossen  den  6.  Dezember  1903.) 


YerzfrichBls 

to  T«  f.  Dezeml^r  1992  bis  lu  6.  Dezember  DOS  ventorbenen  litglieder. 


Ehrenmitglieder. 

Professor  Dr.  Friedrich  Bienemann,  Ehrenmitglied  seit  1884.  Ge- 
storben in  Strassburg  am  20./7.  September. 

Korrespondierende  Mitglieder. 

Dr.  med.  Johannes  Sachssendahl^  korrespondierendes  Mitglied  seit 
1896.    Gestorben  in  Petersburg  am  10.  Februar. 

EgL  schwedischer  Beichsheraldiker  Major  Karl  Arvid  v.  Klingspor 
korrespondierendes  Mitglied  seit  1883.  Gestorben  in  Upsala 
am  15./2.  Juni. 

Ordentliche  Mitglieder. 

Edgar  v.  LVwenstern  zu  Wolmarshof,  Mitglied  seit  1894.  (Ge- 
storben in  Ajaccio  am  28./15.  Dezember  1902. 

Bechtsanwalt  Alfred  von  Klot,  Mitglied  seit  1899.  Gestorben  in 
Jurjew  (Dorpat)  am  9.  Januar. 

Ehem.  Vizepräsident  des  livl.  Hofgerichts  Woldemar  v.  Bock, 
Mitglied  seit  1845.  Gestorben  in  Bamberg  am  19.  Januar 
(1.  Februar), 


190 

Rechtsanwalt  Nikolai  v.  Seeler,  Mitglied  seit  1892.    Gestorben  in 

Riga  am  25.  Januar. 
Direktor  der  Papierfabriken  in  Ligat  Arnold  Tiling,  Mitglied  seit 

1902.    (Gestorben  zu  Wehrawald  in  Baden  am  24  Februar 

(9.  März). 
Ehem.  livl.  Landmarschall  und  Landrat  Eammerherr  Heinrich  v. 

Bock  zu  Kersely  Mitglied  seit  1872.    (Gestorben  in  Riga  am 

25.  Februar. 
Eassadeputierter  Alexander  v.  Stryk  auf  Gross-Köppo,   Mitglied 

seit  1893.    Gestorben  in  Dresden  am  20.  Mai  (2.  Juni). 
Notarius  publicus  Wilhelm  Toewe,  Mitglied  seit  1884.    Gestorben 

in  Riga  am  27.  August. 
Rechtsanwalt  Karl  BergengrUn,  Mitglied  seit  1892.     Gestorben  in 

Riga  am  2.  Oktober. 


Verzeichnis 

4er  im  Jahre  1903  in  den  Sitzungen  der  Gesellschaft 
gehaltenen  Vorträge  und  verlesenen  Zuschriften. 

Die  beigefügte  Zahl  gibt  die  Seite  der  Sitzungsberichte  an.  Ein  yorgedracktes 
*  seigt  an,  dass  der  betreffende  Vortrag  in  extenso  wiedergegeben  ist. 

Bieten  stein,  A.  Mitteilnng  ans  einer  Korrespondenz  mit  Gregor 
Y.  Sivers  in  betreff  des  lettischen  Volksliedes  und  seiner 
Wanderungen.    27. 

Bruiningk,  Hermann  Baron.  Über  das  Stiftszeichen  des 
livl.  adligen  Fräuleinstifts  des  Kaisers  Paul  I.    5.    21. 

*  —    Über    die  Abfuhrung    der    Einwohner    Dorpats   in    die 

Gefangenschaft  nach  Russland  1565.    34.  36. 

—  Über  ein  wundertätiges  Beliquiar  des  Klosters  Frecken- 
horst  und  eine  sich  daran  knüpfende,  auf  Livland  weisende 
Legende.    123.  . 

Busch,  Nikolaus.    *  Über  die  Bruder-Bertolds-Mühle.    20.  223. 

—  Über  die  in  Biga  befindlichen  Grabstätten  von  Gliedern 
der  gräflich  Thumschen  Familie.    20. 

—  Hinweis  auf  das  Werk  von  Dr.  O.  Wendt,  Lübecks  Schiffs- 
und Warenverkehr  in  den  Jahren  1368—69.  Lübeck 
1902.    28. 

—  Hinweis  auf  eine  von  Pastor  H.  Lange  angefertigte 
Abschrift  einer  Familienchronik  der  Familien  Witte  von 
Schwanenberg  und  von  Richter.    58. 

*  —    Über  die  Aufzeichnungen  des  Griechen  Laskaris  Kananos. 

58.  230. 

—  Über  ältere  in  Riga  gedruckte  Holzschnitte.    122. 

—  Jahresbericht  über  die  Verwaltung  der  Bibliothek.    142. 


192 

Fölckereahm,  A.  E.  Baron.  *  Über  livländische  Eirchen- 
glocken  des  15.  Jahrhunderts  in  Rassland  und  &ber 
daselbst  bis  1700  lebende  deutsche  Metallarbeiter  und 
Künstler.    59. 

Girgensohn,  Joseph.  *  Innige  Nachrichten  über  Andreas 
und  Jakob  Enopken.    88.    91. 

Hedenström,  A.  von.  Jahresbericht  Aber  die  Tätigkeit  der 
Gesellschaft.    146. 

Hollander,  Bernhard.  Naehrufe  auf  yerstorbene  Mitglieder. 
1.  18.  26.  85.  108.  109. 

—  Überreichung  des  Diploms  eines  Ehrenmitgliedes  der 
Gesellschaft  an  Hermann  Barön  Bruiningk.    1. 

—  Mitteilungen  über  Schenkungen.    1.  27.  33.  56. 

—  Mitteilungen  über  die  von  der  Gesellschaft  heraus- 
gegebenen oder  subventionierten  Werke.  33.  56.  87.  118. 
137.  138. 

—  Mitteilung  über  den  Besuch  Sr.  Eaiserl.  Hoheit  des  Gross- 
försten  Wladimir  Alexandrowitsch  im  Donmraseum.    85. 

—  Mitteilung  über  eine  Äusserung  der  Gräfin  Praskowja 
Sergejewna  üwarow  in  betreff  des  X.  Archäologischen  Kon- 
gresses in  Riga.    86. 

—  Mitteilung  über  den  Neudruck  der  Sitzungsberichte  v.  J. 
1874.    87. 

—  Mitteilung  in  betreff  der  Heraldischen  Ausstellung  in  Mitan. 
87.  118  (s.  122.  128). 

—  Notiz  in  betreff  Andreas  Knopkens.  88  (vei^l.  oben 
Girgensohn). 

*  —    Bericht  über  eine  zweite  Ausgrabung  am  Assar-See  (Kirch- 
spiel Nitau).    101. 

—  Begrüssung  der  Gäste  in  der  öffentlichen  Jahresaitzung. 
145. 

Jochumsen,   Heinrich.    *  Über  einen  Munzfund  in  Uorsten- 
hof.    134. 


198 

EeuBsler,  Friedrich  von.  *  Zur  Frage  der  ÜberfShmng 
der  Herzoglich  Enrländischen  Bibliothek  aus  Riga  nach 
Petersburg.    35. 

*  —    Zur  Geschichte  der  ehemaligen  Sternwarte  im  Bigaschen 

Schlosse.    62. 

*  —    Olaamalereien   livländischer  Wappen    in    der  Kirche  zu 

Fili-Pokrowskoje  bei  Moskau.    65. 

—  Über  die  Herkunft  der  Iversenschen  ürkundensammlung. 
110. 

*  —    Lyndanise  ein  geschichtlicher  Ortsname.    124. 

—  Mitteilung  &ber  eine  zeitgenössische  Darstellung  der  Hin- 
richtung Fatkuls.    120. 

Löwis  of  Menar,  Karl  von.  *  Die  Ordensburg  Tuokum  in 
Kurland.    58.    69. 

*  —    Teile  der  ältesten  rigischen  Stadtmauer  beim  Konvent  zum 

Heiligen  Geist.    77  (s.  81). 

—  Mitteilung  über  einen  interessanten  Münzfund  in  Loddiger. 
58.  89. 

—  Antrag  in  betreff  der  Instandhaltung  der  Wendenschen 
Schlossruine.    87.  111. 

*  —    Gräberfunde  aus  Lindenberg.    98. 

Mettig,  Konstantin.  *  Über  die  Wirksamkeit  des  west- 
fWschen  Fehmgerichts  in  Riga.    14. 

—  Über  das  Stiftszeichen  des  livl.  adligen  Fräuleinstifte  des 
Kaisers  Faul  L    4  (s.  21). 

*  —    Über  den  Danziger  Artushof  und  seine  Brüderschaften« 

20.  22.  33. 

*  —    Der  Freiherr  Bengt  Hom  als  Ältester  der  Kompagnie  der 

Schwarzen  Häupter  in  Biga.    44. 

*  —    Über  die  Fahnen  der  Ligger  und  Losträger  (Messer)  in 

Riga.    82. 
*—    Die    Exportwaren    des  russisch -hanseatischen    Handels. 
89.  92. 

*  —    Über  die  Farben  Rigas  im  17.  Jahrhundert    116. 

13 


194 

Mettig,  Konstantin.  *  Über  das  Wappen  der  Stadt  Riga 
vom  13. — ^20.  Jahrhundert  and  nber  rigische  Zunfteiegel. 
128. 

—  Über  zwei  Erzengnisse  baltischen  Kunstgewerbes  des  18. 
Jahrhunderts.    146. 

Neumann,  Wilhelm.  Über  einen  Streit  des  Bevaler  Gold- 
schmiedeamtes mit  der  Kanutigilde  (1636  — 1698).  3. 
(Abgedruckt  im  „Revaler  Beobachter''  1903.) 

«  —  Die  mittelalterlichen  Holzschnitzereien  am  Gestühl  des 
Rathauses  und  der  heil.  Oeistkirche  zu  Beyal.    5. 

—  Das  Leben  und   das  künstlerische  Schaffen  der  Grafen 
Carlo  Bartolomeo  und  Bartolopieo  Francesco  Bastrelli.  30. 

Poelchau,  Arthur.     *  Nachruf  auf  Professor  Dr.  Friedrich 

Bienemann.    109.  112. 
Reinberg,  August.    *  Über  die  Reste  der  alten  Stadtmauer 

in  Riga  beim  Konvent  zum  heiligen  Geist.  81.  121   (s.  77). 
Sengbusch,  K.  G.  von.     Bericht  über  die  Verwaltung  dea 

Museums.    143. 
Seraphim,  Ernst     Karls    von   Südermannland     Kampf   um 

Livland  in  den  Jahren  1600—1602.    111. 
Sivers,  Gregor  von,  s.  Bielenstein. 
Stavenhagen,  Oskar.    Bemerkungen  in  betreff  eines  hansischen 

Pfundzolls  zu  Zwecken  der  Seebefriedigung.    28. 
Transehe-Roseneck,  Astaf  von.    Bemerkungen  zu  der  von 

ihm  veröffentlichten  Arbeit  über  die  (beschichte  des  Lehns- 

wesens  in  Livland.    144 
Walter,  Karl.    Herders  Wirken  und  Wachsen  in  Riga.  161. 

(Vergl.  Balt.  Mon.  1904,  Bd.  57  S.  28.) 


Verzeichnis 

der  in  den  Jahren  1894 — 1903  (inclus.)  in  den  Sitzun- 
gen der  Gesellschaft  gehaltenen  Vorträge  und  ver- 
lesenen Zuschriften^). 


Yorbemerkiing.  Von  den  beigefügten  Zahlen  geben  die  fett  gedruckten 
den  Jahrgang  der  Sitznngsberichte  an  (wobei  die  Taneende  und 
HuDderte  fortgelassen  erind,  z.  B.  94  fär  1894) ;  die  übrigen  Zahlen 
weisen  auf  die  Seite  des  betreffenden  Jahrganges  hin.  Ein  vor- 
gedracktes  *  zeigt  an,  dass  der  betreffende  Vortrag  in  extenso 
wiedergegeben  ist.  Ist  der  Vortrag  in  den  „Mitteilungen  ans  der 
livländischen  Geschichte''  abgedruckt,  so  ist  der  Band  derselben  in 
Klammem  hinzugefOgt. 

Alt,  E.    *  Eine  Episode  ans  dem  Leben  F.  L.  Lindners.  01,  105. 
Arbusow,  Leonid.    *  Bericht  über  Krankheit  und  Tod  des 
Erzbischofs  Wilhelm  von  Riga.    96,  11,  16. 

*  —    Ergänzende  Mitteilungen  \um  Vortrage  0.  Stavenhagens 

fiber  die  Mitbrüder  des  Deutschen  Ordens  und  das  von 
ihnen  getragene  Abzeichen.    96,  103. 
^    Mitteilungen  fiber  die  Banzionierung  der  Qebruder  Johann 
und  Aloff  Anrep  und  über  das  genaue  Datum  der  Flucht 
des  Fürsten  Andrei  Michailowitsch  Kurbski.    97,  72. 

*  —    Über  einen  umgearbeiteten  rigischen  Schrägen  vom  Jahre 

1415.    98,  31. 

—  Mitteilung   über   ein  Wappen   des  Erzbistums   Riga   in 
Virgil  Solis'  Wappenbüchlein.    98,  37. 

—  Ergänzende  Mitteilungen  zu  einem  Vortrage  des  Herrn 
K.  y.  L(>vi8  über  Seiburg.    1900,  146. 

*)  Vergl.  das  gleiche  „Verzeichnis"  für  die  Jahre  1873  —  83  in  den 
SitiQiigBberichten  für  das  Jahr  1882/83  und  für  die  Jahre  1884—93  in  den 
SitEongaberichten  für  das  Jahr  1893. 

13» 


196 

Arbusow,  Leonid.    ^  Die  Visitationen  im  Deutschen  Orden 

in  Livland.    02,  179. 
Bergengrün,  Alexander.    Memorial,  betreffend  das  Oesell- 

schafteleben.    94,  15. 

—  Referat  über  das  Werk  von  A.  v.  Bnlmerincq:  „Über  den 
Ursprung  der  Stadtverfassung  Rigas.^    94,  16. 

—  Vorschlag,  betreffend  die  „  Allgemeine  deutsche  Biographie^. 
94,  22,  26. 

—  Mitteilungen  aus  einer  Übersetzung  der  Biographie  0.  A. 
V.  Paykulls  von  0.  Sjögren.    94,  26. 

*  —    Beitrag  zur  Geschichte  Fellins  aus  dem  Jahre  1592.    96, 37. 

—  Eine  livländische  Relation  über  die  Ereignisse  in  Livland 
aus  der  Zeit  von  1599—1603.  96,  90  (Mitteilungen  XVU 
S.  97). 

*  —    Zur  Geschichte  des  Archivs  des  Erzbistums  Riga.    98,  6. 
»  —    Ein  merkwürdiges  Eirchengebet,  gehalten  zu  Arensburg 

am  4  Mai  1571.    98,  141. 

—  Zuschrift  in  betreff  eines  1528/29  angefertigten  Verzeich- 
nisses der  bei  dem  Lübecker  Domkapitel  deponierten  riga- 
schen  Urkunden.    99,  2,  22  (Mitteilungen  XVII  S.  407). 

Bielenstein,  A.  Nachruf  auf  das  am  18.  Januar  d.  J.  ver- 
storbene Ehrenmitglied,  Akademiker  Dr.  Ernst  KuniL 
99,  25  (Rig.  Tageblatt  1899  Nr.  58-59). 

—  Mitteilung  aus  einer  Korrespondenz  mit  Gregor  v.  Sivers 
in  betreff  des  lettischen  Volksliedes  und  seiner  Wande- 
rungen.   03,  27. 

Bienemann,  Friedrich,  jun.  Memorial,  betreffend  die  Edition 
der  livländischen  Landtagarezesse  von  1643—1681.    94,  8. 

—  Über  eine  Wendensche  Chronik  des  18.  Jahrhunderts. 
94,  11. 

^  —  Beitrag  zur  Geschichte  der  Belagerung  Dorpats  im  Jahre 
1704.  Major  von  BrOmsens  Observationsjoumal.  94,  32, 
55  (s.  135.    96,  44). 

*  —    Ein  polnischer  Index  der  schwedischen  Anhänger  in  Liv- 

land vom  B^n  des  17.  Jahrhunderts.    94,  88,  86. 


197 

BienemanB,  Friedrich,  jun.  Referat  aber  die  Beratangen  auf 
dem  Leipziger  Historikertage,  betreffend  die  Editionen  von 
Aktenstacken  zar  neueren  Oeschichte.    94,  118. 

—  Beitrag  zur  Geschichte  Dorpats  1704—8.  94,  136  (s.  32, 
56.    96,  44.    Vergl.  Mitteilungen  XVI  8.  607). 

—  Gustav  Adolf  und  Livland.  94,  190  (vergl.  Düna-Zeitung 
1894  Nr.  275—78). 

—  Einleitung  zu  einem  Auüsatze:  ,|Briefe  und  Aktenstucke 
zur  (beschichte  der  Verteidigung  und  Kapitulation  Dorpats 
im  Jahre  1656.   95, 114  (vergl.  Mitteilungen  ZVI  S.  515). 

*  —    Bechenschaftsberichte  über  die  Verwaltung  der  Bibliothek. 

95,  128.    96,  126.    97,  149.    98,  162.    99,  190.    Ol,  99. 
02,  176. 

—  Die  Aufiseichnungen  des  Pastors  Gronau  aus  dem  Dorpater 
St.  Johanniskirchenbuch  (1708).   96,  44  (s.  94,  32,  55, 136). 

*  —    Bemerkungen  fiber  die  Zaupesche  Chronik.    96,  68. 

—  Über  ein  estnisches  Klagelied  auf  die  Zerstörung  Dorpats 
im  Jahre  1708  und  seinen  Verfasser.    98,  128. 

—  Über  seine  Sammlung  von  Briefen  und  Aktenstücken  zur 
Geschichte  der  livländischen  Bitter-  und  Landschaft  1600 
bis  1602.    t9Q0,  11  (MitteUungen  XVn  S.  463). 

*  —    Zur  Geschichte  der  Schlossgerichte  in  Livland.   1900,  17. 

*  —    Zur  Geschichte  Engelbrecht  von  Mengdens  und  seines 

Landrechtsentwurfes.  1900,  57. 

—  Bede  des  Generalgouvemeurs  Freiherrn  Johann  Bengtson 
Skytte  bei  Eröffiiung  des  Hofgerichts  in  Dorpat  im  Jahre 
1630.    1900,  140. 

—  Mitteilungen  aus  dem  far  die  Geschichte  der  Belagerung 
Rigas  im  Jahre  1621  wichtigen  Tagebuche  des  Andreas 
Eoye.    1900,  163. 

Brehm,  Dr.  von.  ^  Notiz  aus  der  Lindenschen  Kirchenchronik 
fiber  einige  Plettenberg-Beliquien.    96,  102. 

Brniningk,  Hermann  Baron.  Nachrufe  auf  verstorbene  Mit- 
gUeder.    94,  1,  23,  28,  69,  131.    95,  18,  29,  44,  58,  106. 

96,  8,  40,  80.    97,  21,  67,  77,  112,  121,  148.    98,  1,  35, 


198 

76,  112,  123,  160.  99,  1,  22,  32,  100,  145, 189.  1900,71, 
82,  141,  154.  01,  1,  51,  80,  87.  02,  1,  36,  41,  87,  103, 
155,  169. 
Bruiningk,  Hermann  Baron.  Mitteilungen  über  Schenbmgen. 
94,  70,  HO.  96,  41,  81,  126.  97,  1,  36,  113.  98,  76, 
123.    1900,  9,  83,  142,   154.    01,  1,  2,  13,  52,  80.    02, 

87,  169. 

—  Mitteilungen  über  die  von  der  (Gesellschaft  herausgegebenen 
oder  subventionierten  Werke.  94,  15,  80.  95,  2,  18,  30, 
44.  96,  8,  49,  76,  81  (vergl.  15,  52,  53,  78).  97,  77, 
122.    98,  76,  113,  129.    99,  60,  100,  132.    1900,  71.   Ol, 

88.  02,  104,  170. 

—  Mitteilungen  über  die  Herausgabe  des  liv-,  est-  und  ha- 
ländischen  Urkundenbuchs  und  der  alüivländischen  Stände- 
tagsakten. 94,  80,  131.  96,  81,  99  (vergl.  52).  97,  141. 
98,  112.    1900,  83. 

—  Mitteilungen  über  den  Archäologischen  Eongress  in  Biga 
im  Jahre  1896  und  die  von  der  Oesellschaft  veranstaltete 
Ausstellung.  94,  5.  95,  2,  44,  98  ff.,  108,  126.  96,41,75, 
131.   97,  39  (vergl.  unten  Buchholz,  Anton). 

—  Antrag,  betreffend  eine  Aufnahme  aller  irgend  charakte- 
ristischen älteren  Gebäude  Rigas.    94,  8. 

—  Antrag,  betreffend  die  Edition  der  livländischen  Land- 
tagsrezesse  von  1643—1681.    94,  8. 

—  Referat  über  das  „Kurländische  Ritterbuch*.    94,  20. 

—  Referat  über  das  kurländische  Jahrbuch  für  Genealogie, 
Heraldik  und  Sphragistik  für  die  Jahre  1893  und  1894. 
94,  21.    95,  20. 

—  Über  ein  Duell  zwischen  den  beiden  livländischen  Land- 
räten und  schwedischen  Generalmajoren  Gustav  Baron 
Mengden  und  Jakob  Staöl  von  Holstein.    94,  26. 

—  Über  die  einheimischen  mittelalterlichen  Siegel  (zugleich 
ein  Antrag).    94,  74. 

*  —    Beiträge  zur  Jugendgeschichte  der  Kaiserin  Katharina  L 
94,  117. 


199 

Brainingk,  Hermann  Baron.    Begrüssung  der  Gäste  in  der 
öffentlichen  Jahressitzong.    94,  177.    Ol,  113. 

—  Mittellang  über  eine  wichtige  Erwerbung  far  das  Mnsenm 
(Ölbild  des  Herzogs  Wilhelm  von  Kurland).    95,  73. 

—  Mitteilung  über  eine  geplante  Renovierung  der  Chorfenster 
der  Petrikirche.    95,  1. 

—  Über  die  Tingierung  des  Bigaschen  Stadtwappens.  95, 
21,  33. 

—  tJber  die  Exzerpierung  der  älteren  Kirchenbücher  Liv- 
lands  zu  archäologischen  Zwecken.    95,  35. 

—  üeber  eine  Sammlung  livländischer  Privaturkunden.  95, 54. 

—  Mitteilung  über  die  Bauernburg  auf  der  Insel  Moon.  95, 
58  (vergl.  35  und  94). 

—  Über  das  Amtssiegel  des  erzstiftisch-rigaschen  Mann- 
richters.   95,  103. 

*  —    Nachrichten  über  Johann  Kruse,  den  antecessor  matrimonii 

Peters  des  Grossen.    95,  110. 

—  Referat  über  die  Vorarbeiten  für  die  Konferenz  von  Ver- 
tretern landesgeschichtlicher  Publikationsinstitute.  95, 
134. 

—  Mitteilung  über  den  Plan  einer  Erweiterung  des  Dom- 
museums.   96,  98.    97,  36.    98,  112.    99,  32  (s.  192). 

—  Verlesung  einer  an  Herrn  Anton  Buchholtz  gerichteten 
Adresse.    96,  124. 

—  Hinweis  auf  das  von  Reinhold  Ouleke  herausg^ebene 
Werk  „Alt-Livland*^.    96,  11. 

—  Mitteilungen  über  die  Verhandlungen  in  betreff  des  General- 
Gouvernements-  und  schwedischen  Archivs  in  Riga.  97, 
113.    98,  39,  42,  112  (s.  auch  118). 

—  Mitteilungen  über  den  XI.  Archäologischen  Kongress  in 
Kiew  und  den  XU.  Kongress  in  Charkow.  97,  1,  37.  02, 
70,  103. 

*  —    Die  älteren  Kirchenbücher  Livlands.    97,  39,  46. 

*  —    Über    die    Herstellung    von    Grundkarten    für   Livland. 

97,  73. 


200 

Brainingky  Hermann  Baron.  Referat  über  die  Abhandlang 
des  Jesuiten  Otto  Pflilf  aber  „Livlandfl  gröBsten  Herr- 
meister«.   97,  141. 

*  —    Über  zwei  bisher  anbekannte  Urkunden  des  Erzbischofs 

Albert  vom  Jahre  1258  and  des  rigaschen  Dompropstes 
Dietrich  Nagel  vom  Jahre  1463.    97,  155,  156. 

—  Über  livländische  Grabaltertomer  im  British  Maseon 
zu  London.    98,  113. 

—  Referat  über  einen  Aufsatz  des  Herrn  Oberlehrers  M.  Boehm 
über  ein  angebliches  Fürstenberg-Portrait.    99,  1. 

—  Referat  über  die  von  Herrn  Pastor  M.  Lipp  zu  Nfiggen 
herausgegebene  estnische  Kirchen-  und  Kulturgeschichte. 
99,  5. 

*  —    Über  aus   dem  Landvolk  hervorgegangene  Prediger  im 

16.  und  17.  Jahrhundert.    99,  151. 

—  Mitteilung  von  einer  Darbringung  der  Stadt  Riga  zu 
historischen  Zwecken.    1900,  1. 

*  —    Das  Missal  der  Rigaschen  Stadtbibliothek  vom  Jahre  1500. 

1900,  43.    02,  50. 

—  Bericht  über  seine  das  Kalendarium,  Missale  und  Brevi- 
arium  der  rigaschen  Ejrche  betreffenden  Arbeiten.  1900, 
75  (Mitteilungen  XIX). 

*  —    Zur  Frage  der  Seligsprechung  Bischof  Bernhards  zu  Lippe. 

1900,  144,  147. 

*  —    Die   ehemalige   Andreaskapelle    bei    dem   Schlosse    des 

Deutschen  Ordens  zu  Riga.    1900,  178. 
^  —    Gedächtnisrede  auf  Dr.  phil.  Anton  Buchholtz.    01,  70. 

—  Mitteilung  über  die  Begründung  einer  Kommission  für  die 
Brhaltung  kirchlicher  Baudenkmäler  in  Livland.    01,  20. 

—  Mitteilung  über  die  Prägung  einer  Oedächtnismedaille  auf 
Dr.  Anton  Buchholtz.    01,  93.    02,  70,  88. 

—  Mitteilung  über  die  Herausgabe  der  von  Anton  Buchholtz 
gesammelten  Materialien  zur  Geschichte  Rigas  1710—1740. 
01,  94.    02,  88. 


201 

Brniningk,  Hermann  Baron.    ^  Die  Altäre  der  Domkirohe 
zn  Biga  im  Mittelalter.    01^  8. 

*  —    Die  Schutzheiligen  der  Kompagnie  der  Schwarzhäapter  in 

Riga.    Ol,  33. 

—  Mitteiliingen  über  die  Beteiligung  der  Gesellschaft  an  Ver- 
anstaltungen nnd  AnsBteUongen  in  Anlass  der  Jnbilämns- 
feier  Rigas.    1900,  83,  142.    01,  52  (s.  38). 

*  —    Die  Frage  der  Yerehmng  der  ersten  livländischen  Bischöfe 

als  Heilige.    02,  3. 

*  —   Über  einen  Baron  v.  Meyendorf  gehörenden  Pokal  riga- 

scher Arbeit.    02,  42. 

*  —    Der  Einfluss  der  HeiligenTerehrnng  auf  die  Wahl  der 

Taufnamen  in  Riga  im  Mittelalter.    02,  77. 

—  Über  den  Fund  rigascher  Schmnckgegenstände  aus  dem 
14  Jahrhundert.    02,  90. 

—  Die  Herausgabe  einer  archäologischen  Karte  der  Ostsee- 
proTlnzen.    02,  105,  156. 

*  —    Ein  liturgisches  mittelalterliches  Bronzebecken,  die  soge- 

nannte Eaiser-Otto-Schale.    02,  108. 

—  Über  das  Stiftszeichen  des  livländischen  adligen  Fräulein- 
stifte  des  Kaisers  Faul  I.    03,  5,  21. 

*  —    Über  die  Abfuhrung  der  Einwohner  Dorpats  in  die  Ge- 

fangenschaft nach  Russland  1565.    03,  34,  36. 

—  Über  ein  wundertätiges  Reliquiar  des  Klosters  Frecken- 
horst  und  eine  sich  daran  knüpfende,  auf  Livland  weisende 
Legende.    03,  123. 

Brutzer,  Gregor.   Über  die  sogenannte  Vieckensche  Chronik. 

98,  125. 
Buchholtz,  Anton.     *  Bericht  fiber  die  Untersuchung  einer 

Steinsetzung  in  Horstenhof.    94,  84. 

*  —   Über   eine  Skelettgräberstätte  in  Klauenstein.    94,  119, 

121. 

*  —  Über   den  Empfang  der  Kaiserin  Katharina  H.  in  Riga 

im  Jahre  1764  und  die  im  Dommuseum  aufbewahrten  Stadt- 
Bchlüssel.    95,  4. 


Buchholtz,    Anton.      *  Über  Versuche  zor  Beinigang  des 
Fahrwassers  der  Dana  im  16.  nnd  17.  Jahrhundert  95,  6. 

*  —    Über  eine  bemerkenswerte  Erwerbung  des  DommuBeoms 

(Miniaturbilder  der  kurländischen  Herzöge).    95,  49. 

*  — -    Über  Silbergeräte   rigascher  Arbeit  in  Moskau.    95,  61. 

—  Hinweis  auf  einen  Aufsatz  über  die  Eaiser-Otto-Schale. 
95,  66  (s.  02,  108). 

^    Über   den   Nachlass  von  Joh.  Beinhold  Patkul.    96,  67. 

*  —    Über  ein  Oräberfeld  in  Eaipen  und  die  Kirche  zu  SissegaL 

95,  75,  87. 

*  —    Bericht  über  eine  Fahrt  nach  Arensburg  und  Moon  und 

die  Besichtigung  der  alten  Burg  auf  Moon.   96,  94  (vergL 
35  und  58). 

—  Mitteilungen  über  die  Kirche  und  Burgruine  zu  Earchholm 
sowie  über  die  Buinen  auf  dem  Martinsholm.    95,  106. 

—  Mitteilungen  über  den  X.  Archäologischen  Eongress  in 
Biga.  96,  9,  33,  34,  42,  52,  78,  80,  81,  91.  (VergL  obea 
Bruiningk.) 

—  Hinweis  auf  den  Abdruck  der  im  Bevaler  Stadtarchiv  be- 
findlichen russischen  Urkunden.    96,  35. 

*  —    Bericht  über  eine  Nachgrabung  in  der  Nähe  der  Station 

Puhpe.   96,  82. 

—  Zusammenstellung  der  während  des  X.  Archäologischen 
Kongresses  in  russischer  und  deutscher  Sprache  gehaltenen 
Vorträge  über  baltische  Themata.    96,  89. 

*  —    Über  die  Aufdeckung  von  Hügelgräbern  in  Stabben  am 

15.  September  1896.    96,  113. 
^  —    Bechenschaftsberichte  über  die  Verwaltung  des  Museoma. 

96,  129.    97,  150.    98,  163.    99,  192.    1900,  158. 

—  Hinweis  auf  einen  Aufsatz  des  Prof.  Dr.  Gonwentz  über 
prähistorische  Moorbrücken.    96,  131. 

—  Mitteilungen  über  den  schwedischen  Kriegsrat  und  Ge- 
sandten Gotthard  WeUing.    97,  4. 

*  —    Über  die  letzten  Tage  des  von  Peter  dem  Grossen  nach 

Sibirien  yerbannten  rigaschen  Bürgermeisters  Paul  Brock- 
hauaen  (f  1717).    97,  12. 


203 

Bnchholtz,  Anton.    *  Münchhaasen  in  Livland«    97,  78,  80. 

—  Über  einen  unter  dem  Pflaster  des  Thronfolgerbonlevards 
an%edeckten  gemauerten  Oang.    97,  79. 

*  —    Über   Gräber  und  einen  Burgberg  im  Kirchspiel  Nitau. 

97,  79,  104. 
^    Bericht  über  die  Untersuchung  der  Buine  der  Burg  Holme 
und  der  in  ihrer  Nähe  befindlichen  Kirche.    97,  116. 

—  Über  die  Anbringung  von  Gedenktafeln  an  rigaschen 
Häusern.    97,  143. 

—  Über  den  rigaschen  Baumeister  Christoph  Haberland. 
97,  154. 

*  —    Über   die   Gebräuche   bei   Errichtung   von  Galgen   und 

Prangern  in  Riga.    98,  24. 

*  —    Über  ein  der  Gräfin  Eleonore  Christine  Browne  bei  ihrer 

Vermählung  mit  dem  Grafen  Michael  Johannes  Borch  im 
Jahre  1783  Ton  der  Stadt  Biga  dargebrachtes  Hochzeits- 
geschenk.   98,  45. 

—  Ergänzung  zum  Vortrage  von  K.  Mettig  fiber  das  Siegel 
der  Grossen  Gilde  in  Riga.    98,  48. 

*  —    Zur  Geschichte  von  Campenhausens  Elend.    98,  55. 

*  —    Zur  (beschichte  des  Konvents  des  Heiligen  Geistes.   98, 62. 

*  ^    Vorbereitungen  für  den  Empfang  des  Kaisers  im  Jahre 

1723.    98,  87. 

*  —    Des  Zaren  Peter  Haus  bei  der  Neupforte  in  Riga.   98,  97. 

—  Bericht  über  die  ersten  Sitzungen  der  Allerhöchst  einge- 
setzten Kommission  zur  Feststellung  de%Inhalts  und  der 
historischen  Bedeutung  des  im  Schlosse  aufbewahrten 
schwedischen  Archivs.    98,  118. 

—  Bericht  über  die  von  ihm  veranstaltete  Sammlung  von 
historischen  Dokumenten,  die  far  die  Geschichte  Rigas  in 
den  Jahren  1710—1741  bedeutungsvoll  sind.    98,  118. 

—  Über  die  Geschichte  der  Juden  in  Riga  bis  zur  Begrün- 
dung der  rigischen  Hebräergemeinde  im  Jahre  1842.  98, 
137,  167.  (Der  Vortrag  ist  als  besondere  Publikation  im 
Druck  erschienen«) 


204 

Buchholtz,  Anton.    Mitteilungen  über  Funde  aus  der  Bronze- 
zeit   99,  7,  24,  34. 

*  —    Herders  Wohnung  in  Riga.    99,  8. 

*  —    Über  den  Zeitpunkt,  wann  der  im  April  1700  in  Livland 

eingeführte  schwedische  Kalender  abgeschafft  und  der  alte 
(russische)  Stil  wieder  eingeführt  wurde.    99,  7,  15. 
^  —    Über  eine  silberne  vergoldete  Schüssel  mit  dem  Wappen 
der  Stadt  Riga  in  der  Kaiserlichen  Eremitage  zu  St.  Peters- 
burg.   99,  8,  18. 

*  —    Die  von  Peter  dem  Grossen  in  Riga  angelegten  Oärten. 

99,  35« 

*  —    Über  die  im  Dommuseum  aufbewahrten,  der  Stadt  Riga 

gehörigen  Lof-  und  Külmetmasse.    99,  61,  66. 

—  Bericht  über  die  Ausgrabungen  auf  dem  Martinsholm. 
99,  109. 

*  —    Über  die  Kirchhohnschen  „Könige''.    99,  112,  119. 

*  —    Bericht  über  einen  beim  Adiamündeschen  Duze-Gtesinde 

gemachten  Münzfund.    99,  147. 

*  —    Über  den  Burgberg  auf  dem  Kxemonschen  Kauping-Oesuide 

und  über  die  Aufdeckung  von  Gräbern  in  Neuhof.  99, 154. 

*  —    Über  Gräber  im  Kokenhusenschen  Kirchspiele.    99,  160. 
^  —    Der  Muhkukalus  im  Kokenhusenschen  Kirchspiele.  99, 180. 

*  —    Über  eine  auf  die  Wahl  des  Joh.  Justinus  Schmalenbergk 

zum  Obemotar  des  Rats  bezügliche  satyrische  Flugschrift 
aus  dem  Jalire  1738.    99,  198. 

—  Vorschlag^zur  Prägung  einer  Gedenkmünze  in  Anlass  des 
Jubiläums  der  Stadt  Riga.    1900,  12. 

—  Vorschlag  zur  Herstellung  einer  Sammlung  von  Modellen 
der  zur  Zeit  bei  uns  noch  gebrauchten  alten  Schiffe  und 
Böte.    1900,  39. 

—  Über  eine  für  die  Bibliothek  erworbene  literarische  Merk- 
würdigkeit, das  Goelum  terrestre  poeticum  des  Andrea» 
Bachmann  al.  Rivinus.    1900,  86. 

-—  Über  die  Kette,  die  Herzog  Wilhelm  von  Kurland  auf 
seinem  dem  Museum  gehörigen  Ölportrait  trägt.   1900, 91. 


206 

Bschholtz,  Anton.  Über  die  Restanrationsarbeiten  an  den 
Bninen  Holme  und  der  alten  Martinskirohe.    1900,  91. 

—  Über  Beste  der  ältesten  Stadtmaner.    1900,  92. 

—  Über  eine  Ausgrabung  anf  dem  Hofe  der  Fabrik  Auli- 
zeem  in  Eokenhnsen.    1900,  92. 

*  -    Die  Eanfetrasse.    1900,  94. 

*  -    Über  die  St.  Paalskirche  in  Riga.    1900,  104. 

—  Braaerknngen  zn  einem  Ausgrabnngsbericht  des  Pastors 
Karl  SchiUing  (s.  unten).    1900,  163. 

—  Ergänzende   Mitteilung   zu    einem   Vortrage   des   Herrn 
K.  y.  Löwis  über  Seiburg  (s.  unten).    1900,  163. 

*  —    Über  den  Aufenthalt  J.  F.  Eosanders  t.  Goethe  in  Biga. 

Ol,  5. 

—  Über  Th.  Bickmanns  rigasche  Ansichten.    01,  23. 

~    Über  die  Beteiligung  der  Gesellschaft  an  der  Jubiläums- 
feier der  Stadt  Biga.    01,  38  (s.  oben  Bruiningk). 

*  —    Die  Gr&berstätte  auf  dem  Plawnekalns.    01,  41. 

Bnlmerincq,  August  Ton.  *  Sine  ira  et  studio.  Eine  Ver- 
teidigung seiner  Schrift  „Über  den  Ursprung  der  Stadt- 
yerfassung  Bigas"".    94,  119,  135. 

*  —    Meine  Bemerkungen  zu  einigen  Bemerkungen  Dr.  J.  Gir- 

gensohns.    94,  151. 

*  —    Besprechung  der  von  W.  Stieda  und  E.  Mettig  heraus- 

gegebenen „Schrägen  der  Gilden  und  Ämter  der  Stadt 
Biga  bis  1621«.    97,  78,  89  (s.  Mettig). 

*  —    Drei  Aktenstücke  aus  dem  Staatsarchiv  in  Marburg  zum 

Jahre  1617.    97,  124,  135. 
Bosch,  Nikolai.     *  Ein  unediertes  Schreiben  des  lübischen 
Bates  an  Vogt  und  Bat  der  Stadt  Biga  aus  dem  Jahre 
1310.    94,  84,  103. 

*  —    üeber  zwei  Funde  von  Spielkarten  aus  dem  16.  Jahrhundert. 

96,  23,  64. 

—  Über  ein  Bechnungsbuch  des  Eaufmanns  Hinkeldey  1655 
bis  1659.    95,  53. 

—  Notiz   fiber   das   Schicksal    der   Originalhandschrift  des 
rigaschen  Batasekretärs  Johann  Schmiedt.    96,  65. 


206 

Bosch,  Nikolai.   Hinweis  aof  die  Photographie  einer  Karte  von 
LiTland  und  Litauen  ans  dem  16.  Jahrhundert.    96,   86. 

—  Über  die  Aufdeckung  der  Hügelgräber  am  Putel-(}e8inde 
bei  Treiden.    96,  89  (vergl.  79). 

*  —    Die  Wachstafeln  des  Bigaschen  Dommuseums.    96,  108. 
^  —    Bemerkungen    über    einige    mittelalterliche    livländische 

Siegel.    96,  121. 

—  Über  Empfangsbescheinigungen  des  Jesuiten- KoUegioms 
zu  Riga.    96,  131. 

—  Über   die   beiden    ältesten    bisher  bekannt  gewordenen 
Drucke  livländischer  Urkunden.    97,  11. 

—  Hinweis  auf  die  neu  herausgegebenen  Schriften  des  Oliver 
V.  Paderborn  (f  1227).    97,  23. 

— -    Über  die  Schicksale  des  Ordensschlosses  und  der  Kirche 
▼on  Nitau.    97,  79. 

—  Über  eine  bisher  unbeachtete  Ausfertigung  der  ürkande 
über  die  Teilung  Lettlands  vom  Jahre  1211.    97,  79. 

*  —    Mittelniederdeutsche  Verse  zum  Lobe  der  heiligen  Margareta. 

97,  80,  110. 

*  —    Zwei  für  die  baltische  Geschichtsforschung  bedeutungsvolle 

Publikationen  aus  dem  vatikanischen  Archive.    97,   116. 

*  —    Bemerkungen  zu  den  von  H.  Baron  Bruiningk  vorgelegten 

livländischen  Urkunden  und  eine  Konjektur  zu  einer  Texi- 
stelle der  vom  Bef.  edierten  Wachstafeln  des  Bigaschen 
Dommuseums.    97,  156,  162. 

—  Mitteilung  über  eine  Sammlung  von  Briefen,  die  Oadebusch 
an  Brotze  in  den  Jahren  1783—88  gerichtet  hat    96,  3. 

—  Über  die  Identität  der  Persönlichkeit  des  rigaschen  E«rs- 
bischofs  Johann  v.  Synten  und  eines  Stadtnotars  Johannes. 

98,  41. 

*  —    Über  eine  im  13.  Jahrhundert   aus  Gotland  nach  Riga 

gelangte  Bechtsmitteilung.    98,  82. 

—  Über  die  Liventare  livländischer  Schlösser  der  polnischen 
Bevisionskommission.    98,  128. 

—  Über  die  Beziehungen  der  Balten  zur  Universität  Jena  in  d^i 
beiden  letzten  Jahrzehnten  des  vorigen  Jahrhunderts.  99,  6» 


207 

Busch)  Nikolai.  Beferat  fiber  die  Arbeit  von  Prof.  Franz 
Mojean,  Beiträge  zur  Oeschichte  des  Krieges  der  Hanse 
wider  Dänemark  1509—12.    99,  27. 

—  Über  die  sogenannte  „Eaysersche  Sammlung^.    99,  28. 

—  Das  Eopialbuch  aas  dem  XIY.  Jahrhundert  im  Eurländi- 
schen  Provinziahnuseum  in  Mitaa  und  der  sogenannte 
Onadenbrief  des  Bischofs  Nikolaus  von  Biga.  99,  82  (Mit- 
teilungen XVn  S.  377). 

*  —    Mitteilungen  zur  Lebensgeschichte  des  Chronisten  Matthias 

Döring.    1900,  11. 

—  Zwei  Briefe  Theodors  von  Bemhardi  aus  dem  Jahre  1874. 
1900,  87. 

—  Über  den  Beformator  Antonius  Corvinus.    1900,  138. 

—  Ein  Albumblatt  des  Freiherm  Hieronymus  C.  F.  y.  Münch- 
faausen  aus  dem  Jahre  1742.    1900,  144. 

*  —    Fünf  Urkunden  zur  Geschichte  des  Bigaschen  Domkapitels 

während  des  Archiepiskopats  des  Johannes  v.  Wallenrode. 
1900,  162,  167. 
-^  Bemerkungen  zu  Akzessionen  der  Bibliothek  (Toucement 
[Trömer]  des  Deutsch-Fran90S  Schriften.  Numbei^  1772. 
01,  16.  —  Goldschmidt,  Bode  und  Notke,  zwei  Lübecker 
Maler.  Ol,  17.  —  Materialien  über  Fr.  L.  Lindner  in  dem 
von  Dr.  E.  Alt  herausgegebenen  23.  Briefbande  der  Wei- 
marer Goetheausgabe.  01,  21.  —  Eubel,  Hierarchia  catho- 
lica  medii  aevi  L  n.  Münster  1898  und  1901.  01,  36, 101. 
—  Eöhlers  Eunst-  und  Wappenatlas,  Nürnberg  o.  J.,  mit 
Flaggen  von  Biga,  Beval  und  Eurland.  Ol,  60.  —  Steg- 
mannsche  Familienchronik  1679—1774.  Ol,  61.  —  Wiele- 
wicki,  Dziennik  Jezuitöw  v.  Ejrakowie  IV.  Ejrakau  1899. 
01,  82). 

—  Über  die  von  ihm  aufgefundene  Schrift  Herders,  De 
spiritu  sancto  auctore  salutis  humanae.    01,  24. 

—  Über  das   Exemplar  des  Werkes:    Bossinius,  Evangelia 
:•:       und  Episteln.    Biga  1632,  in  der  Bibliothek  der  Gesell* 

Schaft.    Ol,  62. 


206 

Busch,  Nikolai.  Über  eine  Yon  E.  A.  Trahart  nnd  D.  Enrtzwig 
gezeichnete  Karikatur  auf  den  B&ckzug  der  grossen  Armee. 
m,  92. 

—  Über  die  Begründung  einer  Livonica  -  Abteilung  an  der 
Leonina  im  Vatikan.    02,  38,  55  (s.  87). 

*  —    Über  die  Bruder*Bertolds-Mühle.    03,  20,  223. 

—  Über  die  in  Biga  befindlichen  Orabstätten  von  Gliedern 
der  gräflich  Thnrnscben  Familie.    03,  20. 

—  Hinweis  auf  das  Werk  von  Dr.  Otto  Wendt,  Lübecks  Schiffs- 
u.  Warenverkehr  inden  Jahren  1368— 69.  Lübeck  1902.03,28. 

—  Hinweis  auf  eine  von  Pastor  H.  Lange  angefertigte  Ab- 
schrift einer  Familienchronik  der  Familien  Witte  von 
Schwanenberg  und  von  Bichter.    03,  58. 

*  ^    Ueber  die  Au&eichnungen  des  Oriechen  Laskaris  E^ananos. 

03,  58,  230. 

—  Über  ältere  in  Biga  gedruckte  Holzschnitte.    03,  122. 

—  Jahresbericht  über  die  Verwaltung  der  Bibliothek.    03, 142. 
Ghristiani,    Titus.    Über    das   Beligionsgespräch    zu    Mitaa 

zwischen  dem  Jesuiten  Becanus  und  dem  Superintendenten 
Paul  Oderbom.    96,  53. 

Fölckersahm,  A.  E.  Baron.  *  Über  livländisohe  Kirchen- 
glocken des  15.  Jahrhunderts  in  Bussland  und  über  da- 
selbst bis  1700  lebende  deutsche  Metallarbeiter  und  Künstler. 
03,  59. 

Freytagh-Loringhoven,  Leon  Baron.  Beferat  über  einen 
altheidnische  Opfersteine  auf  Osel  und  den  Hafen  bei 
Kurrefer  behandelnden  Vortrag  des  Herrn  Baron  Bernhard 
V.  ToU-Piddul.    99,  60. 

Girgensohn,  Joseph.  *  Einige  Bemerkungen  zu  A.  v.  Bol- 
merincqs  Buch :  „Der  Ursprung  der  Stadtverfassung  Rigas.' 
94>  31,  33. 

*  —    Einige  Nachrichten  über  Andreas  und  Jakob  Knöpken. 

03,  88,  91. 
Gleye,  E.   Zur  Geschichte  des  Namens  ^Baltisch".   Ol,  82  (vergL 
Big.  Almanach  für  das  Jahr  1902). 


Gleye,  EL  Über  den  Wahlspruch  vofl  Hamilkar  Baron  Pölker- 
sahm.    02,  104. 

Grevö,  Karl.  Schreiben,  betreffend  die  Gräber  von  Livländem 
in  Moskau.    94,  16. 

Eackman,  Alfred.  *  Zuschrift  über  ein  im  Museum  zu 
Helsingfors  beobachtetes  Verfahren  zum  Konservieren  von 
Eisensachen.    96,  100,  106. 

Hausmann,  Richard.  *  Bericht  über  seine  und  Dr.  W.  Neu- 
manns Reise  nach  Moskau  in  Angelegenheiten  des  zum 
Jahre  1896  nach  Riga  berufenen  Archäologischen  Kongresses. 
94,  5. 

—  Vorschlag  zur  Fortsetzung  der  von  Bunge  herausgegebenen 
„ürkundenregesten  bis  zum  Jahre  1300*  für  das  14.  Jahr- 
hundert.   94,  10. 

*  —    Zu  Sylvester  Tegetmeiers  Tagebuch.    98,  137. 

*  —    Einige  Bemerkungen  über  die  Ausstellung  zum  XI.  Archäo- 

logischen Kongress  in  Kiew  1899.    99,  109,  112. 

*  —    Livländische  archäologische  Funde  in  der  Ferne.  Ol,  19, 125. 

*  —    Über  Joh.   Georg   Keysler:  Antiquitates  selectae  septen- 

trionales  et  celticae.    Ol,  48  (s.  67). 

—  und  Hedenström,  Alfred  v.  Bericht  über  ihre  Dele- 
gation zum  XL  Archäologischen  Kongress  in  Kiew.  99,  108. 

Hedenström,  Alfred  v.  Über  die  Durchreise  russischer  Ge- 
sandten durch  Livland  in  den  Jahren  1646—1654.    97,  6. 

—  Über  die  politischen  Agenten  des  Zaren  Boris  Godunow 
in  Livland.    97,  26. 

—  Bericht  über  die  kartographische  Ausstellung  des  XI. 
Archäologischen  Kongresses  in  Kiew  1899.    99,  108. 

—  Jahresberichte  über  die  Tätigkeit  der  Gesellschaft.  01, 
115.    02,  200.    03,  146. 

Höhlbaum,  Konstantin.  Abschriften  und  Regesten  von  8 
Urkunden  des  Kölner  Stadtarchivs  1559—1562.   1900, 135. 

Hollander,  Bernhard.  *  Referat  über  das  Werk  von  A.  v. 
Bulmerincq:  „Der  Ursprung  der  Stadtverfassung  Rigas^ 
und  Entgegnung  auf  eine  Zuschrift  des  Verfassers.  94, 
16  (vergl.  Rig.  Stadtbl.  1894  Nr.  11).    94,  135,  159. 

—  Über  den  Ausschluss  des  Ratsherrn  Johann  Pahnedach 
aus  dem  revalschen  Rat  (1432).  94,  120. 

14 


210 

Holländer,  Bernhard*  *  Jahresberichte  über  die  Tätigkeit 
der  Gesellschaft.  H  179-  95,  138.  96,  153.  97,  165. 
98,  174,    99,  205.    1900,  203. 

—  Zeitströmnngen  und  Vorgänge  des  Mittelalters  in  ihrem 
Einflüsse  auf  die  Begründung  der  livländischen  Kolonie. 
m,  121  (vergl.  Balt.  Monatsschr.  1902,  Bd.  53  S.  73). 

—  Verlesung  einer  an  den  Direktor  K.  G.  von  SengbuBch 
gerichteten  Adresse.    02,  54. 

—  Nachrufe  auf  verstorbene  Mitglieder.  03,  1,  18,  26,  85, 
108,  109. 

—  Überreichung  des  Diploms  eines  Ehrenmitgliedes  der  Ge- 
sellschaft an  Hermann  Baron  Bruiningk.    03,  1. 

—  Mitteilungen  über  Schenkungen.    03,  l,  27,  33,  56. 

—  Mitteilungen  über  die  von  der  Gesellschaft  herausgegebenen 
oder  subventionierten  Werke.   03,  33,  56,  87, 118,  137, 138. 

—  Mitteilung  über  den  Besuch  Sr.  Kaiserl.  Hoheit  des  Groaa- 
farsten  Wladimir  Alexandrowitsch  im  Dommuseum.  03, 85. 

—  Mitteilung  über  eine  Äusserung  der  Gräfin  Praskowja 
Sergejewna  Uwarow  in  betrefif  des  X.  Archäologischen 
Kongresses  in  Riga.    03,  86. 

—  Mitteilung  über  den  Neudruck  der  Sitzungsberichte  vom 
Jahre  1874.    03,  87. 

—  Mitteilung  in  betreff  der  Heraldischen  Ausstellung  in  Mitaa. 
03,  87,  118  (s.  122,  128). 

—  Notiz  in  betreff  Andreas  Knopkens.  03,  88  (s.  oben 
Girgensohn). 

*  —    Bericht  über  eine  zweite  Ausgrabung  am  Assar-See  (Kirch- 

spiel Nitau).    03,  101. 

—  Begrüssung  der  Gäste  in  der  öffentlichen  Jahressitzong. 
03,  145. 

Jaksch,  Robert.  Die  Fastelabend -Drunken  auf  der  Grossen 
Gilde  im  16.  und  17.  Jahrhundert.  94,  75  (vergl.  Big< 
StadtbL  1894  Nr.  21—22). 

*  —    Bericht  über  Aufdeckung  von  Hügelgräbern  in  Kremon» 

94,  84,  105. 


211 

Jaksch,  Robert.  *  Bericht  über  Ausgrabungen  in  Eremon.   95, 
113,  118. 

*  —    Bericht  über  Ausgrabungen  beim  Putel-Qesinde  in  Treiden. 

96,  102.   98,  168. 

*  —    Untersuchung  eines  Hügels  in  Oger.    02,  101. 
Jochumsen,  Heinrich.    *  Referat  über  den  am  9.  Juli  1902 

im  Dom  zu  Riga  gemachten  Münzfund.    02,  93. 

*  —    Über  einen  Münzfund  in  Horstenhof.    03,  134. 
Keussler,  Friedrich  von.    Mitteilungen  über  das  ehemalige 

Dünaburg.    94,  134. 

*  —    Widerlegung  der  Hypothese  Dr.  A.  Bielensteins  über  die 

Lage  der  Lettenburg  Autine.    95,  74,  76. 
—    Anfrage  in  betreff  der  lettischen  Bezeichnung  für  die  ehe- 
maligen livländischen  Landesherren.    96,  44. 

*  —    Zur  Geschichte  Bischof  Meinhards  und  des  Fürstentums 

Oercike.    96,  106. 

*  —    Zusammenstellung  der  Baltica  des  weil.  Dr.  Joh.  v.  Keussler. 

97,  155. 

*  —    Die  Aufzeichnungen  über  den  Märtyrertod  des  heiligen 

Isidor  und  seiner  72  Genossen.    98,  139. 

*  —    Zur  Geschichte  der  ehemaligen  Sternwarte  im  Rigaschen 

Schlosse.    99,  134,  138.    1900,  93,  164.    01,  67.    03,  62. 

*  —    Patkuliana  aus  J.  G.  Keyssler's  „Neuesten  Reisen".    1900, 

110.    01,  67  (s.  48). 

*  —    Johannes  Bochs  Nachrichten  über  die  Livländer  in  Moskau 

zur  Zeit  Joann  Grosny's  und  die  Herzoglich  Kurländische 
Bibliothek  in  der  Bibliothek  der  Kaiserlichen  Akademie 
der  Wissenschaften  zu  St.  Petersburg.    Ol,  63,  85. 

*  —    Die  Deeterssche  Familienchronik.  02,  46. 

*  —    Die  gegenwärtige  M.  Iversensche,  vormals  fidm.  Iversensche 

Urkundensammlung.    02,  74.    03,  110. 

*  —    Zur  Frage  der  Überführung  der  Herzoglich  Kurländischen 

Bibliothek  aus  Riga  nach  St.  Petersburg.   02, 150.   03,  35. 

*  —    Livländer  unter  den  Buren  im  18.  Jahrhundert.    02,  152. 

*  —    Glasmalereien   livländischer  Wappen   in  der  Kirche  zu 

Fili-Pokrowskaja  bei  Moskau.    03,  65. 


212 

Eeussler,  ]?riedricli  von.     *  Lfudanise  ein  geschichtlicher 
Ortsname.    03,  124. 

—  Mitteilung  über  eine  zeitgenössische  Parstellung  der  Hin- 
richtung Patkuls.    03,  120. 

Er  ausa.    Notiz  in  betreff  des  lettischen  Wortes  tel^raubd  =  Stahl. 

98,  124. 
Lichtenstein,   Hugo.    Bericht  über   die   Verhandlungen  des 

Xn.  Archäologischen  Kongresses.    02,  103  (s.  70). 
Lö^is  of  Menar,  E.  yon.    Bericht  über  ein  der  Gesellschaft 

übersandtes  Manuskript  mit  lettischen  Zauberformeln.  94,32. 

*  —    Über  Alt-  und  Neu-Dünamünde.    94,  170. 

*  —    Rechenschaftsberichte  über  die  Verwaltung  des  Museums. 

94,  167.    95,  130. 

*  —    Die  Burg  Predeland  oder  Treyden.    96,  36,  54. 

*  —    Bericht  über  Ausgrabungen   am  Burtneckschen  See   und 

am  Binnekaln.    95,  74,  77. 

*  —    Bericht  über  Ausgrabungen  unter  Neuhof  im  Kirchspiel 

Kremon.    95,  75,  84,  106. 
^  —    Ein  Steinreihen-Brandgrab  in  Eardis.    95,  135. 
^  —    Heidnische  Burgberge  unter  Homeln  und  Wiezembof.   96, 

46.    97,  142. 

—  Bericht  über  Ausgrabungen  beim  Putel-Gesinde  in  Treiden. 
96,  96. 

*  —    Merkzeichen  auf  der  Insel  Runö.    96,  96. 

*  —    Bericht  über  die  Anzahl  der  heidnischen  Burgberge  und 

über   prähistorische    Strassenanlagen ,    insbesondere    den 
Knüppeldamm  von  Sa^djerw.    96,  132,  135. 
^  —    Bericht  über  Fundstücke  aus  der  Steinzeit  auf  Sanddünen 
der  kurischen  Nehrung.    96,  133. 

*  —    Die   Ausgrabung   der  Deutsch- Ordens -Komturei  Pernau. 

96,  134,  141. 

*  —    Über  die  Überführung  des  Litauischen  Archivs  von  Wihia 

nach  St.  Petersburg  im  Jahre  1795.    97,  9. 

—  Über  die  Älteste  Spezialkarte  von  Livland  und  Estland 
u^d  Ubier  Knüppeldämme  in  Livland  (s.  Sitzungsberichte 
von  1896,  S.  135).    97,  26. 


213 

Löwis  of  Menar,  K.  von.  *  Bemerkungen  zu  dem  Werke 
Yon  Dr.  E.  v.  Nottbeck  und  Dr.  W.  Neumann:  „Geschichte 
und  Kunstdenkmäler  der  Stadt  Reval.*^    97,  39,  40. 

*  -    Schloss  Kalzenau.    97,  123,  124.    98,  171. 

*  —    Über  einen  Georg  von  Holzschuher  darstellenden  Kupfer- 

stich.   98,  4. 

—  Mitteilungen  über  die  im  Konvent  zum  Heiligen  Geist  be- 
findliche St.  Georgskirche.    98,  38. 

*  —    Topographische  Beiträge  zur  Umgebung  des  „Rodenpois- 

schen  Sees"".    98,  143. 

—  Über    das    Deutschordensschloss    Neuermühlen.     99,  32 
(s.  98,  157). 

*  —    Nachforschungen   nach    dem   Grabe   des  Vikingerkönigs 

Ingwar  von  Schweden  in  Estland.    99,  138,  142. 

*  —    Ein   Skelett- Hügelgrab  unter   Stabben  in  Kurland.    99 

138,  143. 

*  —    Bemerkungen  zum  Charakter  des  heidnischen  Burgberges 

„Huhkukalns^  an  der  Düna  unter  Bilsteinshof.  99, 197, 203. 

*  —    Über  Briefe  des  Fürsten  Karl  Joseph  von  Ligne  und  das 

Tagebuch  des  Grafen  Peter  von  Lacy.    1900,  3,  6. 

*  —    Ein  prähistorisches  livl.  Grab  im  k.  k.  naturhistorischen 

Hofmuseum  zu  Wien.    1900,  140. 

—  Mitteilungen  über  Seiburg.    1900,  145,  163. 

—  Antrag  auf  Gründung  einer  Kommission  fBr  die  Erlialtung 
kirchlicher  Baudenkmäler  in  Livland.    Ol,  14. 

—  Zerstörung  von  Kokenhusen  im  Jahre  1701.    Ol,  27. 

*  —    Die  Ausgrabungen  an  der  Stelle  des  ehemaligen  Boosters 

Dünamünde.    Ol,  58. 

*  —    Über  zwei  Deckelhumpen  rigascher  Arbeit.   Ol,  83  (s.  93). 

—  Über  den  Kupferstecher  Jean  Baptiste  Le  Prince.    Ol,  84. 

—  Über  den  Burgberg  bei  „Wedmer  Sile".    Ol,  85. 

*  —  Vorgeschichtliche  Gräber  in  Sawensee.    02,  99. 

*  —  Der  heidnische  Burgberg  und  die  Ordensvogtei  Kandau 

in  Kurland.    02,  192. 

*  —    Die  Ordensburg  Tuckum  in  Kurland.    03,  58,  69. 


214 

Löwis  of  Menar,  K.  von.  *  Teile  der  ältesten  rigaschen  Stadt- 
mauer beim  Konvent  zum  Heiligen  Geist.    03,  77  (s.  81). 

—  Mitteilung  über  einen  interessanten  Münzfund  in  Loddiger 
03,  58,  89. 

—  Antrag  in  betrefif  der  Instandhaltung   der  Wendenschen 
Schlossruine.    03,  87,  111. 

*  —    Gräberfunde  aus  Lindenberg.    03,  98. 

Manteuffel,  Gustav  Baron.  *  Bericht  zu  den  der  Gtesellschafib 
dargebrachten  Altertümern  aus  Bonifacow.    97,  143. 

Mengden,  Woldemar  Baron.  *  Mitteilungen  über  die  ver- 
mutliche Besitzerin  der  1898  aufgefundenen,  im  Dommusenm 
aufbewahrten  reichen  Silberspitzen.    99,  135. 

Mettig,  Konstantin.  Über  die  Pest  in  Riga  1709—10.  94, 
10  (vergl.  Rig.  Stadtbl.  1894  Nr.  8). 

*  —    Referat  über  das  Werk  von  A.  v.  Bulmerincq:  ^Der  Ur- 

sprung der  Stadtverfassung  Rigas^  und  eine  Entgegnung 
auf  eine  Zuschrift  des  Verfassers.    94,  16,  135,  155. 

—  Über  die  rigaschen  Kämmereirechnungen  von   1514—16. 
94,  27. 

*  —    Über  die  Sämischgerber  in  Riga.    94,  32,  67. 

*  —    Zur  Verfassungsgeschichte  der  Stadt  Riga.    94,  75,  78. 

*  —    Über  die  rigaschen   Kämmereirechnungen  v.  J.  1555/56. 

94,  119,  127. 

*  —    Über  den  „heiligen   Geist*  in   Riga  im  13.  Jahrhundert. 

94,  174. 

—  König  Wenzels  Beziehungen  zum  Herzog  Otto  von  Stettin. 

95,  3. 

—  Über  die  Verehrung  des  heiligen  Nikolaus  und  die  mittel- 
alterliche Darstellungsweise  desselben.    95,  25. 

—  Notiz   über    einen    Ablassbrief  des   Christian   Bomhover 
95,  34. 

—  Notiz  über  Portraits  von  aus  Livland  gebürtigen  (Generälen 
in  Sachsen.    95,  35. 

*  —    Über  ein  Verzeichnis  der  Handwerksämter  in  Riga   im 

17.  Jahrhundert.    95,  55. 


215 

M[ettig,  Konstantin.    Über  das  Diarium  des  Stadt -Revisors 
Eberhard  Tolks  1700—1710.    95,  65. 

—  Mitteilungen  aus  den  Aufzeichnungen  des  Ältesten  der 
Grossen  Oilde  Maximilian  Ludwig  Hevelcke.    95,   105. 

96,  11. 

—  Über  die  Bedeutung  des  Wortes  »krude".  96,  4  (vergl. 
Rig.  Stadtbl.  1896  Nr.  25). 

—  Über  rigasche  Baumeister  im  18.  Jahrhundert.    96,  14. 

—  Über  den  sogenannten  Ereygeschen  Schrägen  vom  Jahre 
13S0.    96,  36. 

*  —    Die  Kaiser-Otto-Schale.    96,  47  (s.  02,  108). 

*  —    Über  eine  bisher  unbekannte  Redaktion  des  Ooldschmiede- 

schragens  vom  Jahre  1542.   Eine  Ergänzung  zum  Schragen- 
buche  der  Stadt  Riga.    96,  53,  66. 

—  Über  den  Kultureinfluss  der  Niederdeutschen  auf  die 
Letten.    96,  95. 

—  Über  einige  besonders  interessante  Rigensia  im  Revaler 
Stadtarchiv.    96,  134. 

—  Über  SchrifriStucke  aus  der  Amtslade  der  Ooldschmiede 
zu  Bauske.    97,  8. 

—  Referat  über  die  Doktor-Dissertation  von  Franz  Siewert: 
„Die  Lübecker  Rigafahrer  im  16.  und  17.  Jahrhundert^ 

97,  24. 

—  Über  die  estnische  Inschrift  über  dem  Haupteingang  der 
Kirche  zu  Karmei  auf  Osel.    97,  24,  143. 

—  Hinweis  auf  das  von  Dr.  Joachim  herausgegebene  Marien- 
burger  Tresslerbucii  der  Jahre  1399—1409.    97,  71. 

*  —    Entgegnung  auf  eine  Rezension  des  Herrn  A.  von  Bulme- 

rincq  (s.  oben).    97,  79,  96. 

—  Über  zwei  Einwohnerverzeichnisse  der  Stadt  Riga  aus 
den  Jahren  1719  und  1728.  97,  80  (vergl.  Rig.  Stadtbl. 
1897  Nr.  27—28). 

—  Schilderung  der  Zeremonie  einer  Kreuzküssung  im  Ver- 
kehr zwischen  Livländem  und  Russen.    97,  124. 


216 

Mettig,  Konstantin.  Mitteilungen  über  einen  im  Archiv  der 
Grossen  Gilde  zu  Riga  befindlichen  Auszug  aus  einen 
revalschen  Kirchenbuche.    98,  3. 

—  Hinweis  auf  zwei  Portraits  von  Johann  Christoph  Schwartz 
(t  1824).    98,  3. 

—  Hinweis  auf  die  im  Jahre  1897  erschienenen  Liefenmgea  des 
Urkundenbuchs  der  Stadt  Lübeck.    98,  37. 

*  —    Das  Siegel  der  Grossen  Gilde  in  Riga.    98,  48,  49. 

*  —    Über  die  Grabdenkmäler  der  livländischen  Bischöfe.  98, 119. 

—  Über  den  in  der  Sprache  hervortretenden  Eiifluss  der 
Niederdeutschen  auf  die  Liven  und  Esten.    99,  6. 

—  Referat  über  den  Aufsatz  des  Grafen  K.  E.  Leiningen- 
Westerburg  über  die  Ex-libris  im  allgemeinen  und  über 
die  russischen  Ex-libris  insonderheit.    99,  26. 

—  Notizen  zum  Leben  der  Frau  Adele  Stocknann.    99,  34. 

*  —    Über  ündeutsche.    99,  61. 

*  —    Über  Wachssiegel.    99,  134,  140. 

—  Über  die  Farben  des  Rigaschen  Stadtwappens.  99,  135 
(vergl.  Rig.  Stadtbl.  1899  Nrn.  46,  47,  52). 

—  Mitteilungen  aus  dem  Buche  der  Ältermänner  Kl.  Gilde 
von  1549—1624  über  Darbringungen  von  Geldmitteln  für 
ideale  Zwecke.    99,  150. 

—  Über  einen  Brief  des  Kaufmanns  Hinrik  van  dem  Wele 
vom  Jahre  1458.    1900,  3. 

—  Über  den  Rechtsgrundsatz:  Gast  handle  nicht  mit  dem 
Gaste.    1900,  14. 

—  Über  den  Ausdruck  „Spann**.    1S00,  41. 

*  —    Über    lettische    Druckwerke    des  Nikolaus  MoUyn    und 

über  das  dem  Orden  verpfilndrte  Gut  Neugut.    1900,  75. 

*  —    Die  ältesten   Bücher  der  Losträgergilde  in  Riga.     1900, 

120  (s.  176.    Ol,  4,  92.    02,  56). 

—  Besprechung  des  von  B.  Holländer  bearbeiteten  Sach- 
registers zum  baltischen  Urkundenbuch  Bd.  7 — 9.  1900, 139. 

*  —    Über  die  an  der  Vikarie  der  Losträger  zu  Riga   ange- 

stellten Personen.    1900>  176  (s.  120). 


217 

Mettig,  Konstantin.    *  Über  den  Schrägen  des  rigaschen  Los- 
trägeramtes.    Ol,  4,  192  (s.  1900,  120,  176.    02,  56). 

—  Über  das  Gründnngsjahr  der  Gilde  der  rigaschen  Bäcker- 
knechte.   01,  32. 

—  Über  die  im  15.  und  16.  Jahrhundert  in  Riga  nachweis- 
baren Qewerbearten.    01,  40. 

—  Über  drei  Amtsbücher  der  rigaschen  Salzträger  und 
Kornmesser.    01,  83. 

*  —    Bemerkungen  zur  Statuette  des  Ritters  St.  Georg  im  Silber- 

schatze der  Schwarzen  Häupter  zu  Riga.   01, 101.   02,  84. 

*  —    Über    die    Herkunft    des    Missais   der  Rigaschen  Stadt- 

bibliothek vom  Jahre  1500.    02,  39. 

—  Über  die  Pestschrift  der  Schiffergesellschaft  in  Lübeck 
von  Dr.  P.  Hasse,  nebst  Wiedergabe  einer  Urkunde  v. 
J.  1569  über  Massnahmen  zur  Erhaltung  der  lübischen 
Bank  auf  dem  Schwarzhäupterhause  zu  Riga.    02,  45,  49. 

*  —    Urkunden  aus  dem  Archiir  der  Schwarzen  Häupter  zu  Riga 

aus   dem   15.  Jahrhundert   (erste   urkundliche   Nachricht 
über  eine  Maria^Magdalenen-Gilde).    02,  153. 

*  —    Die   Gilde   der  Losträger  und   die  mit   ihr  verwandten 

Ämter.    02,  56  (s.  1900,  120,  176.    01,  4,  92). 

—  Ursprung  und  Organisation  der  Kompagnie  der  Schwarzen 
Häupter  zu  Riga.    02,  92. 

"    Das  Amtsbuch  der  Goldschmiede  zu  Reval.    02,  157. 

*  —    Die   Fahnen  der  Ämter  und  Geaellenschaften    in  Riga. 

02,  197. 

*  —   Über  die  Wirksamkeit  des  westfälischen  Fehmgerichts  in 

Riga.    03,  14. 

—  Über  das  Stiftszeichen  des  livl.  adligen  Fräuleinstifts  des 
Kaisers  Paul  I.    03,  4  (s.  21). 

*  —    Über  den  Danziger  Artushof  und  seine  Brüderschaften. 

03,  20,  22,  33. 

*  —    Der  Freiherr   Bengt  Hörn  als  Ältester  der  Kompagnie 

der  Schwarzen  Häupter  in  Riga.    03,  44. 


218 

Mettig,   Konstantin.    ^  Über  die  Fahnen    der  Ligger  und 

Losträger  (Messer)  in  Riga.    03,  82. 
^  —    Die    Exportwaren    des    russisch  •  hanseatischen    Handels. 

03,  89,  92. 

*  —    Über  die  Farben  Rigas  im  17.  Jahrhundert.    03,  116. 

*  —    Über   das  Wappen   der  Stadt  Riga  vom  13. — ^20.  Jab^ 

hundert  und  über  rigische  Zunftsiegel.    03,  128. 

Müller,  Ad.  Zuschrift  in  betreff  einiger  archäologisch  be- 
achtenswerter Stätten  im  Loddigerschen  Oebiete.    96,  82. 

Neumann,  Wilhelm.  Über  aus  Livland  stammende  Waffen 
und  Silbersachen  in  Moskau.    94,  11. 

—  Über  Leichensteine  von  Livländem  in  Moskau.  94,  11 
(vergl.  IB). 

—  Über  die  von  ihm  und  Dr.  E.  v.  Nottbeck  in  der  Ruine 
der  Klosterkirche  zu  St.  Brigitten  vorgenommenen  Unter- 
suchungen und  Ausgrabungen.    94,  77. 

—  Beantwortung  einer  Anfrage  in  betreff  des  ehemaligen 
Dünaburg.    94,  134. 

*  —    Über   die    herzoglich- kurländischen    Bildhauer    Nikolaus 

Söffrens,  Vater  und  Sohn.  94,  170  (vergl.  Big.  Stadtbl. 
1895  Nr.  8).    96,  135,  149. 

—  Mitteilung  über  die  Verbreitung  des  böhmischen  Glases 
in  den  baltischen  Provinzen  und  Bussland  im  17.  Jahr 
hundert.    95,  133. 

*  —    Burg  Weissenstein.    96,  15,  30. 

*  —    Hinweis  auf  die  Abbildung  eines  in  Rostock  befindlichen, 

mit  dem  Wappen  des  Bfs.  von  Beval  und  ösel,  Jürgen 
V.  Tiesenhausen,  geschmückten  Beischlagsteines,  sowie  des 
Grabsteines  eines  Abtes  Hermann  von  Riga  in  der  EloBte^ 
kirche  zu  Dargun.    97,  7. 

—  Referat  über  einen  Bericht  über  die  Wiederherstellungs- 
arbeiten an  der  Marienburg  in  Preussen.    97,  8. 

—  Über  den  Maler  Friedrich  Ludwig  von  Maydell  (f  1846). 
97  79  (vergl.  Rig.  Stadtbl.  1897  Nr.  32-36). 


219 

Nenmann,  Wilhelm.  Yorlegang  you  Zeichnungen  und  Stichen 
von  Goldschmiedearbeiten  im  Bevaler  Batsarchiv.   97, 154. 

*  —    Die  Maler  Hans  und  Albrecht  von  Hembsen.    98,  52. 

*  —    Die  gewirkten  Wandteppiche  des  Bevaler  Bathanses.  98, 84. 

—  700  Jahre  baltischer  Ennst.  1900,  15  (vergl.  Balt.  Mon. 
1900  Bd.  49  S.  319). 

*  —    Über   den   rigaschen  Goldschmied   H.  Meyer   1623—94. 

01,  93. 

—  Ennstzüstände  in  den  baltischen   Provinzen  1775—1825. 

02,  43  (vergl.  Balt.  Mon.  1902  Bd.  53  S.  281). 

—  Über  einen  Streit  des  Bevaler  Goldschmiedeamtes  mit  der 
Kanntigilde  (1636—1698).  03,  3  (vergl.  Bevaler  Be- 
obachter 1903). 

*  —    Die  mittelalterlichen   Holzschnitzereien  am   Gestnhl  des 

Bathanses  und  der  Hl.  Gteistkirche  zu  Beval.    03,  5. 

—  Das  Leben  und  das  künstlerische  Schafifen  der  Grafen 
Carlo  Bartolomeo  undBartolomeo  Francesco  Bastrelli.  03, 30. 

Otto,  Gustav.  Eur-,  Liv-  und  Estländer  auf  der  Universität 
Eönigsberg  in  Preussen.  Teil  H,  1711—1800.  95,  30 
(vergl.  MitteUungen  XVI  S.  337). 

Perlbach,  Max.  *  Verzeichnis  der  livländischen  Baccalaurei 
und  Magistri  in  der  Artistenfakultät  zu  Erfurt  nebst  No- 
tizen in  bezug  auf  die  Universitäten  Wien  und  Freiburg 
i.  Br.    97,  73,  75. 

Poeich  au,  Arthur.  Beferat  über  das  Werk  von  Heinrich  Moll: 
„Die  Familie  Bürger,  livländisch-fränkischen  Stammes.^ 
94,  10. 

—  Beferat  über  das  Werk  von  Willy  Moye:  Johann  von 
Wallenrod,  Erzbischof  von  Biga  und  Bischof  von  Lüttich. 
94,  31. 

*  —    Nachruf  auf  Prof.  Dr.  Friedrich  Bienemann.   03, 109, 112. 
Beinberg,  August.    *  Über  die  Beste  der  alten  Stadtmauer  in 

Biga  beim  Eonvent  zum  heiligen  Geist.    03,  81, 121  (s.  77). 
Schilling,  Earl.    *  Bericht  über  die  Aufdeckung  eines  Grab- 
hügels am  Ligatflüsschen.    99,  109,  117. 


Schilling,  Karl.  *  Bericht  über  eine  Ausgrabung  am  Assar- 
See  (Kirchspiel  Nitau).    1900,  163,  183. 

Schinckell,  E.  von.  Über  die  Lage  des  Doblenschen  Hakel- 
werks.   Ol,  88. 

Schroeder,  Leopold  von,  und  Oskar  Baron  Vietinghof. 
*  Bericht  über  ihre  Ausgrabungen  in  Salisburg  am  29.  Juni 
1894.    95,  48. 

Schwartz,  Philipp.  *  Wenden,  ein  Stapelplatz  für  den  russi- 
schen Handel.    96,  4. 

^  —  Beziehungen  des  Zaren  Boris  Godunow  zu  Riga.  97,  25, 
37  (s.  oben  Hedenström). 

*  —    Beiträge  zu  den  Einnahmequellen  der  Glieder  des  Rigaschen 

Rats  in  der  zweiten  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts.    98,  69. 

*  —    Die  Fehde  Dorpats  mit  den  Stamern  und  Genossen.  02, 158. 
Sengbusch,  Karl  Gustav  von.  Ausgrabungen  auf  dem  Plawne- 

kalns  bei  Katlakaln.    02,  92. 

—  Rechenschaftsberichte  über  die  Verwaltung  des  Museums. 
02,  176.    03,  143. 

Seraphim,  August.    *  Analecta  Curonica.    94,  32,  38. 

*  — -    Verzeichnis   der   Liv-,   Est-  und  Kurländer  auf  der  Uni- 

versität Greifswald  1457—1645.    94,  32,  43. 

*  —    Aktenstücke  zur  Geschichte  des  Bothschen  Einfalles.  96,  54. 
Seraphim,  Ernst.    Über  die  Anfänge  der  schwedischen  Herr- 
schaft in  Estland.    97,  123. 

—  Der  Feldzug  des  preussischen  Korps  in  Kurland  und  g^en 
Riga  1812.    02,  38. 

—  Karls    von  Südermannland   Kampf   um   Livland  in    den 
Jahren  1600-1602.    03,  111. 

Sivers,  Gregor  von,  s.  oben  Bielenstein. 

Stavenhagen,  Oskar.  Mitteilungen  über  den  Stand  der  Ar- 
beit an  einer  Edition  der  livländischen  Ständetagsakten. 
94,  76. 

—  Über   die  Organisation  der  Schwarzhäupter  auf  den  liv- 
ländischen Schlössern.    95,  27. 


221 

Stavenbagen,  Oskar.  Über  den  OM.  Johann  Wolthuss  von 
Herse.    95,  74.    96,  95  (Mitteilnngen  XVII  S.  1). 

*—  Die  Mitbrüder  des  Deutschen  Ordens  in  Livland  und  das 
Ton  ihnen  getragene  Abzeichen  der  Ordensmitbri^derschaft. 
96,  121. 

—  Fortsetzung  einer  livländischen  Bischofschronik.  96,  96 
(Mitteilungen  XVII  S.  89). 

*  —    Besprechung  des  5.  Bandes  des  Hansischen  Urkundenbuchs 

(1392—1414),    bearbeitet  von  Karl  Kunze.    1900,  15,  195. 

*  —    Über    einige    Urkunden    zur    Geschichte    des   Deutschen 

Ordens  und  ihre  kritische  Verwertung  bei  J.  v.  Pflugk- 
Harttungy  Der  Johanniter  und  der  Deutsche  Orden  im 
Kampfe  Ludwigs  des  Bayern  mit  der  Kurie.    1900,  75,  186. 

—  Die  Stellung  Livlands  zum  polnisch-litauisch-preussischen 
Kriege  von  1409—1411.  Ol,  90  (vergl.  Balt.  Mon.  1902 
Bd.  54  S.  235). 

—  Bemerkung  in  betrefif  eines  hansischen  Pfundzolls  zu  Zwecken 
der  Seebefriedigung.    03,  28. 

Stieda,  Wilhelm.  ^Entgegnung  auf  die  Rezension  des  Herrn 
A.  von  Bulmerincq  (s.  oben).    97,  79  A.,  96,  124. 

Toll,  Harald  Baron.  Freibrief  für  einen  estnischen  Bauer 
zwecks  akademischen  Studiums.    02,  72. 

Transehe-Soseneck,  Astaf  von.  Die  Bauern  in  Livland 
während  der  Ordenszeit.    94,  83. 

—  Bemerkungen  zur  Geschichte  der  Bauerrechte.    95,  26. 

^  Mitteilungen  aus  einer  Arbeit  über  die  „vordeutsche 
Epoche".    95,  114.    96,  3  (vergl.  Balt.  Mon.  Bd.  43,  1896). 

—  Über  den  lehnrechtlichen  Besitz  der  Stadt  Riga  im  13.  Jahr- 
hundert.   1900,  4. 

—  Über  den  sogen.  Gnadenbrief  des  Bischofs  Nikolaus  von 
Riga.    1900,  42. 

—  Das  Legat  Johanns  von  Ovelacker  aus  dem  Jahre  1596 
.zu  Gunsten  der  Bigaschen  Stadtbibliothek.    01,  17. 

—  Bemerkungen  zu  der  von  ihm  veröffentlichten  Arbeit  über 
die  Geschichte  des  Lehnswesens  in  Livland.    03,  144. 


Yietinghof,  Oskar  Baron,  siehe  oben  Schroeder,  Leopold  von. 

Walter,  Karl.  Herders  Wirken  und  Wachsen  in  Riga.  03,  151 
(vergl.  Balt.  Mon.  1904  Bd.  57  S.  28). 

Wehrmann,  Dr.  ^  Zwei  Gelegenheitsgedichte  auf  Andreas 
Vii^nius,  Professor  in  Dorpat  (1631).    95,  110,  115. 

Zander,  Arthnr.  Demonstration  der  von  ihm  dem  Moseimi 
dargebrachten,  auf  dem  Trantmannschen  Gmndplatze  ge- 
machten Fände.    98,  136. 


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Nachtrag. 


Die  Broder-Bertolds -Mühle  bei  Riga. 

Yon  NikolaoB  Busch. 


Meine  Herren  I  Die  kleine  Arbeit  über  die  Brader-Bertolds- 
Mfihle,  die  ich  Ihnen  vorlegen  möchte,  läuft  im  wesentlichen 
anf  eine  topographische  Untersuchung  hinaus.  Dass  ich  ein 
Thema,  welches  vielleicht  in  das  Gebiet  der  historischen  Mi- 
bologie  verwiesen  wird,  hier  zur  Sprache  bringe,  bedarf  ei- 
niger Rechtfertigung.  Wenn  mir  historisch -topographische  Mo- 
Bographien  gerade  zur  Zeit  empfehlenswert  erscneinen,  so  nehme 
ich  dabei  besonders  auf  den  Umstand  Bücksicht,  dass  unsere 
Heimatgenossen  bei  aller  Liebe  zu  unserem  Lande  verhältnis- 
mässig nicht  viel  von  der  Geschichte  dieser  Heimat  wissen.  Die 
Überlieferung  historischer  Vorgänge,  möge  sie  nun  aus  direkter 
Erinnerung  oder  den  Arbeiten  der  Wissenschaft  schöpfen,  haftet 
aber  nirgends  fester,  als  wenn  sie  an  ganz  bestimmte  Lokalitäten 
anknüpft.  Können  wir  sagen,  hier  auf  diesem  Fleck  Erde,  auf 
dem  du  im  Augenblick  stehst,  hat  sich  diese  bedeutungsvolle 
Soene  abgespielt,  so  werden  die  alten  Gestalten  wieder  lebendig, 
der  Vorgang  prägt  sich  ungleich  tiefer  ein,  als  wenn  nur  von 
einem  „Es  war  einmal'*  die  Bede  ist.  Unwillkürlich  entsteht 
in  der  Bevölkerung  eine  gewisse  Gedankenassociation  zwischen 
bestimmten  Ortlichkeiten  und  den  Ereignissen,  deren  Schauplatz 
sie  waren.  Gerade  unsere  populären  Geschichtsdarstellungen 
sollten,  meine  ich,  diesem  allgemeinen  Gesichtspunkt  mehr,  als 
es  bisher  geschehen  ist,  Bechnung  tragen,  sie  werden  um  so 
mehr  nützen,  je  exakter  sie  in  ihren  topographischen  Angaben 
sind,  je  anschaulicher  sie  die  Vorgänge  der  Vergangenheit  an 
Plätzen,  die  jedermann  wohlvertraut  sind,  wiedererstehen  lassen. 

Auch  die  Bruder-Bertolds-Mühle  gehört,  trotz  der  Bolle,  die 
sie  einst  gespielt  hat,  zu  der  leider  nicht  gerade  kleinen  Zahl 
von  örtlichkeiten,  die  bisher  einigermassen  in  der  Luft  schweben. 
Ii^endwo  in  der  Umgegend  Bigas  muss  sie  gelegen  haben  ^). 
Sehen  wir  zu,  ob  es  gelingt,  sie  auf  die  Erde  niederzuziehen. 
Und  zwar  soll  hier  auf  ihre  Lage,  dann  auf  ihren  Namen  ein- 
g^angen  werden. 

1)  H.  Hildebrand,  ÜB.  X  S.  241  Nr.  351,  sucht  sie  am  linken  Dana- 
nfer.  0.  Mettig,  Geschichte  der  Stadt  Riga,  Elga  1897,  spricht  von  einem 
S^UoBS  in  der  Nähe  von  Riga. 


224 

Das  Bedürfnis  nach  Mühlenanlagen  war  gegeben,  sobald 
sich  eine  Gemeinde  in  der  nengegründeten  Stadt  Bischofs  Albert 
zusammenfand.  Früh  sehen  wir  die  Wasserläufe  in  der  Nähe  der 
Stadt  mit  Mühlen  besetzt.  Urkundlich  zum  ersten  Mal  wird 
1226  die  Mühle  des  Domkapitels  jensei t  der  Düna  erwähnt^). 
Es  ist  die  nach  der  heiligen  Jungfrau  genannte  Marienmühle  an 
der  Stelle,  an  der  noch  heute  eine  Mühle  dieses  Namens  steht. 
Dass  bei  den  häufigen  feindlichen  Streifzügen  solche  Anlagen 
ausserhalb  der  Stadt  befestigt  sein  mussten,  liegt  in  der  Natur 
der  Sache.  An  den  Widerstand,  den  speziell  die  Marienmühle 
den  Litauern  geleistet  hat,  knüpft  sich  bekanntlich  eine  alte 
Tradition,  die  Inspektor  Mettig  noch  jüngst  in  unserem  Kreise 
zur  Sprache  gebracht  hat').  Bemerkenswert  ist,  dass  die  Mühle 
des  Kapitels  als  molendinum  superius,  als  die  obere  Mühle  be- 
zeichnet wird;  das  berechtigt  zum  Schluss,  dass  an  demselbeo 
Wasserlauf  bereits  damals  unterhalb  eine  zweite  Mühle  lag.  Und 
in  der  Tat  lässt  sich  für  die  spätere  Zeit  hier  eine  Mühle  im 
Besitz  der  Stadt  nachweisen.  Es  ist  die  Mühle  an  dem  mäch- 
tigen, sog.  roten  Turm,  dessen  Bild  Ihnen  allen  nach  dem  Kup- 
ferstich von  1612  gegenwärtig  sein  wird*).  Das  Kloster  von 
St.  Nikolaus  in  Dünamünde,  das  1208  vom  Konvent  bezogen  sein 
wird,  besass  eine  Mühle  an  einem  Abfluss  des  Stintsees  zur  Düna, 
der  heutigen  Duhne  upe.  Wohl  mit  Benutzung  einer  bereits  vor- 
handenen Verbindung  legten  die  durch  ihre  Wasserbauten  be- 
rühmten Gistercienser  darauf,  und  zwar  vor  1226,  ein  fossatum 
novum,  den  heute  sogenannten  Mühlgraben  an^). 

Als  Mühle  des  Ordens  erscheint  im  13.  Jahrhundert  die 
Bruder-Bertolds-Mühle.  Sie  war  ganz  besonders  stark  befestigt. 
Hermann  von  Wartberge  spricht  von  einer  turris,  sub  qua 
erat  molendinum  quatuor  rotarum.  (Molendinum  valde  bonum 
quatuor  rotarum  nennt  sie  der  Orden  einmal.)  Unwillkürlich 
denkt  man  hier  an  eine  ähnliche  Anlage  wie  den  bespro- 
chenen roten  Turm  mit  seiner  Mühle.  Der  sog.  Albert  v.  Bar- 
dewik  erzählt  von  einer  vestene,  also  einer  Befestigung,  by  der 
stat  nicht  verne,  de  heyt  broder  Bertoldes  mole.  Es  ist  von 
Hause  aus  wahrscheinlich,  dass,  ebenso  wie  die  Stadt,  das  Dom- 
kapitel und  das  Kloster,  auch  der  Orden  sehr  früh  darauf  bedacht 
gewesen  ist,  eine  eigene  Mühle  zu  gewinnen,  dass  die  Errichtung 
derselben  in  die  Entstehungszeit  der  übrigen  fällt,  doch  lassen 
wir  zunächst  die  Frage  der  Erbauungszeit  beiseite.  Ausdrücklich 

1)  ÜB.  VI  Sp.  403  Nr.  3012,  vgl.  auch  ÜB.  VI  Sp.  614  Nr.  3172  v. 
1246  März  24. 

5  SitznDgsber.  1901  8.  32. 

^  Turris  lapidea,  anch  erwähnt  1590.  Liber  privilegioram  Bocietatifl 
Jesu  Rigen.  S.  81.    UbK  Biga,  Stadtbibliothek. 

4)1JB   I  Sp.  94  Nr.  80. 


225 

erw&hnt  wird  die  Mühle  zuerst  in  den  bedeutungsvollen  Kämpfen 
am  Ende  des  13.  Jahrhunderts.  Dem  Orden  war  aus  seinem 
Bewusstsein,  das  Land  in  stetem  blutigen  Kampfe  verteidigt  zu 
haben,  ein  immer  weiterer  Anspruch  auf  die  Herrschaft  in  dem- 
selben erwachsen.  Mit  dem  Steigen  der  Kräfte  stieg  die  Span- 
nung zwischen  ihm  und  den  übrigen  Machthabern  in  Livland. 
Das  1245  gegründete  Erzbistum  hatte  die  alten  Gegensätze  in 
verschärfter  Weise  hinübergenommen,  Erzbischof  Albert  die  Hand 
des  Ordens  derb  genug  zu  fühlen  bekommen.  Die  Stadt  Riga 
—  formell  in  Abhängigkeit  vom  Metropoliten  —  stand  in  voller 
Blüte  da,  lockend  als  Untergebene,  beträchtlich  als  Gegnerin. 
Als  der  jahrelang  gehäufte  Groll  zwischen  den  Bürgern  und 
Ordensbrüder  in  helle  Flammen  ausbrach,  da  suchten  die  Bi- 
schöfe Anschluss  an  die  Stadt.  Es  bildet  sich,  und  darin  liegt 
ein  besonderes  Interesse,  das  uns  jene  Zeit  abnötigt,  die  erste 
und  einzige  Koalition  der  ganzen  Episkopalmacht  gegenüber  dem 
Vordringen  des  Ordens.  Es  ist  oft  erzählt,  wie  in  der  Abwesen- 
heit des  Erzbischofs  in  Sommer  1297  über  den  Bau  einer  Brücke 
der  Streit  mit  der  Stadt  anhob.  Ordensmeister  Bruno  kam  einem 
gleichzeitigen, Angriff  der  im  Geheimen  Verbündeten  zuvor,  der 
Bischof  von  ösel  wurde  überwältigt,  ein  erzbischöfliches  Heer 
geschlagen,  Bischof  Bemhai*d  von  Dorpat  gezwungen,  die  Sache 
der  Verbündeten  aufzugeben.  Der  hartnäckigste  Gegner  blieb 
das  mit  den  Litauern  verbündete  Biga.  In  diesem  Kampfe  gegen 
die  Stadt,  auf  den  im  einzelnen  nicht  eingegangen  werden  kann, 
bildet  die  Bruder-Bertolds-Mühle  einen  wichtigen  Stützpunkt  des 
Ordens.  Immer  wieder  weiss  die  Besatzung  dieser  Befestigung 
die  Bürger  zu  schädigen.  Zu  Beginn  des  Jahres  1298  versuchten 
die  Rigenser  die  Einnahme  der  Mühle.  Der  Anschlag  missglückte 
völlig.  Im  Juni  des  Jahres  erfolgt  dann  ein  neuer  Angriff;  die 
lUgenser  blieben  Sieger,  sie  drangen  in  die  Feste,  gewannen 
reiche  Beute,  führten  6  Ordensritter  als  Gefangene  mit  sich 
und  „delgheden  de  vestene  tho  gründe".  Um  mehr  als  300  Mk. 
reinen  Silbers,  klagt  der  Orden  1366,  sei  er  hier  geschädigt  wor- 
den. Jedenfalls  hat  der  Orden  in  der  Folge  seine  Mühle  an  jener 
Stelle  wieder  errichtet,  denn  1345  überlässt  der  Bat  von  Riga 
dem  Ordensmeister  Burchard  von  Dreyliven  das  Land  zwischen 
der  Bruder-Bertolds-Mühle  und  Blumen thal.  W.  Stieda^)  be- 
handelt die  Mühle  irrtümlich  als  Mühle  des  Erzbischofs,  sie  er- 
scheint fortlaufend  im  Besitz  des  Ordens*).    Ordensmeister  Lander 

1)  Sehragen  der  Gilden  und  Ämter  der  Stadt  Biga  bis  1621.  Bear- 
beitet von  W.  Stieda  und  G.  Mettig.    Biga  1896. 

s)  In  dem  Danziger  Vertrage  vou  1366  überliess  der  Orden  die  Brader- 
BertoldB-Mtihle  allerduigB  dem  urzbischofe.  Dieser  Vertrag  aber,  der  ziem- 
lieh viel  Verwirrung  in  unseren  GeschicbtsdarstellnDgen  aDgeiichtet  hat,  ist, 
wie  0.  BtavenhageD  nachgewiesen  hat,  nie  realisiert  worden. 

15 


28g 

Ton  Spanheim  verlehBte  die  Mühle  der  ber&chtigten  Odele  Stock- 
mann;  darauf  ist  die  MQhleLehn  des  Gtotschalk  Stalbiter;  1429  ver- 
khnte  der  Ordensmeister  Cisse  von  Rntenberg  sie  dem  Lamprechi 
von  Alen.  In  der  bisher  ungedrnckten  Urkunde  heisst  es:  ,,de 
mole,  de  gebeten  iss  broder  Bertholdes  möhlen  gelegen  eine  halve 
mille  böten  der  Stadt  tho  Rige  npwart  an  der  Duhne/'  Im  Jahre 
1447  hat  dann  Ordensmeister  Henrick  Vincke  von  Overberch  die 
Brnder-Bertolds-Mühle  „sampte  dem  lande,  landtgnde  nnd  holme 
over  der  Duhnen'^,  d.  h.  an,  nicht  über  der  Düna,  wie  sie  Dirick 
V.  Vitinghove  besessen,  dem  Gistercienser-Nonnenkloster  in  Riga 
verlehnt  „alse  de  sulvigen  molon  —  an  der  vorbenomeden  frou- 
wen   abbatissen,   der  jungfrouwen  nnd   ihres   closters  tho  Rige 

Side  belegen  iss'^  Ausdrücklich  wird  die  Mühle  mit  ihrem  alten 
amen  in  zwei  Orenzscheiden  des  Jahres  1531  nnd  1551  genannt, 
mit  dem  ganzen  Besitz  des  Klosters  ist  sie  1583  an  die  Jesuiten 
gekommen.  Diese  erneuerten  den  1581  mit  dem  rig.  Bürger  Paul 
Bänhorn  geschlossenen  Pachtvertrag  1585  auf  25  Jahre;  im  Kon- 
trakt wird  die  mola  Bartoldi  als  eine  Kupfer-  und  eine  Getreide- 
mühle bezeichnet^).  Von  der  schwedischen  Regierung  dem  Münz- 
meister Wulf  verliehen,  kam  sie  in  der  ersten  Hälfte  des  17.  Jahrh. 
durch  Kauf  an  die  Stadt. 

Aus  dem  Gesagten  ergibt  sich  zunächst,  dass  die  Mühle  ober- 
halb der  Stadt  am  rechten  Dünaufer  lag,  und  zwar  vor  Blumenthal, 
dein  heutigen  Kleinjungfernhof.  Die  ganze  Frage  wäre  durch  die 
Urkundenstelle  „eine  halve  mille  buten  der  stadt^'  entschieden, 
wenn  unsere  alten  Längenmasse  ausser  allem  Zweifel  ständen  und 
wir  den  Ausgangspunkt  feststellen  könnten,  von  dem  man  gemes- 
sen hat.  Untersuchen  wir  das  Gebiet  zwischen  Kleinjungfernhof 
und  der  Stadt,  so  finden  wir  heute  einen  Wasserlauf,  der  von  Drei- 
lingsbusch kommend  das  Grundstück  der  Kusnezowschen  Fabrik, 
dann  die  Moskauer  Strasse  durchschneidet  und  sich  beim  Wiebers- 
holm  in  die  Düna  ergiesst.  An  diesem  Zufluss  der  Düna  lässt  sich 
im  17.  Jahrhundert  eine  Mühle  nachweisen.  In  den  Wacken  und 
Amtsrechnungen  des  Patrimonialgutes  Jungfernhof  in  unserem 
Stadtarchiv  ist  1689  von  einer  Walkmühle  die  Rede.  1694—1710 
heisst  sie  die  Mühle  beim  Muscowitischen  Lager  oder  die  Mosko- 
Witische  Mühle,  d.  h.  also  die  Mühle  beim  Lager  des  Zaren  Alexei 
Michailowitsch  im  Jahre  1656.  Vom  Jahre  1697  finde  ich  die  Be- 
zeichnung Pleike  Mühle  beym  Muse.  Lager.  Pleiku-dsimus  heisst 
im  Lettischen  eine  Walkmühle.  Diese  rleiken-Mühle  —  Schröder- 
sche  Mühle  —  lässt  sich  durch  das  ganze  18.  Jahrhundert  verfolgen. 
Von  Belang  erscheint  nun:  auch  die  im  Jahre  1700  von 
Eberhard  Tolcks  gezeichnete  Situations-Gharte  umb  die  Stadt  Riga 


^)  Die  Angaben  berahen  anf  den  Urknndenkopien  des  Liber  privilegi* 
oram  societatifi  Jesu  RigensiB  v.  1585  ff.    Mek.,  Riga,  Stadtbibliothek. 


227 

veneiehnet  an  dem  linken  Ufer  des  genannten  DünaznAosses 
an  der  nach  Kirchholm  fahrenden  Strasse  die  Pleiksche  Mahle 
nnd  bildet  genau  der  Mahle  gegenüber  am  rechten  Ufer  des 
Flnsschens  einen  Meilenstein  ab,  mit  der  Angabe:  Vs  meile  von 
Riga.  Berücksichtigt  man,  dass  in  der  in  Frage  kommenden 
Gegend  allein  jener  Wasserlanf  die  Anlage  einer  Mühle  ermög- 
lichte, dass  es  1429  ausdrücklich  heisst,  die  Bruder-Bertolds- 
Mühle  liege  Vs  Meile  oberhalb  Rigas  —  und  derartige  genaue 
Angaben  sind  im  Mittelalter  nicht  eben  häufig  — ,  dass  wir  später 
an  jenem  Wasserlaufe  eine  Mühle  finden,  die  eben  neben  einem 
dieselbe  Entfernung  anzeigenden  Meilensteine  an  der  Landstrasae 
lag,  so  scheint  der  ächluss  berechtigt,  dass  die  Bruder-Bertolds- 
Mühle  an  der  Stelle  der  Pleike-Mühle  oder  in  ihrer  nächsten  Um- 
gegend gestanden  hat. 

So  weit  war  ich  mit  der  Frage  am  grünen  Tisch  gekommen, 
als  es  mich  trieb  die  heutigen  Verhältnisse  auf  dem  historischen 
Boden  kennen  zu  lernen.  Die  elektrische  Bahn  auf  der  Moskauer 
Strasse  fuhrt  bis  zur  Brauerei  Livonia,  von  hier  hat  man  etwa 
noch  eine  halbe  Werst  bis  zur  Kusnezowschen  Porzellanfabrik 
zurückzulegen.  Bei  der  Fabrik  führt  eine  Brücke  in  der  ganzen 
Breite  der  Strasse  über  den  oft  genannten  Wasserlauf,  der  vom 
Grundstück  der  Fabrik  zur  Düna  hinabgeht.  Die  ganze  Gegend 
hat  heute  ein  völlig  städtisches  Gepräge,  nur  zu  beiden  Seiten 
des  Wasserlaufes  sind  breite  Streifen  Wiesengrund  freigeblieben. 
Auf  diesem  erhebt  sich  am  linken  Ufer  ein  Hügel.  Ich  habe  un- 
gefähr mit  einem  halben  Dutzend  in  der  Nachbarschaft  wohnender 
Menschen  Gespräche  angeknüpft;  ihnen  allen  war  es  ganz  ge- 
läufig, dass  an  der  linken  Seite  des  Flüsschens  eine  Mühle  ge- 
standen habe.  Wiederholt  wurde  ich  darauf  hingewiesen,  dass 
die  Schenke,  die  bis  zur  jüngst  erfolgten  Einführung  des  Brand- 
weinmonopols, in  dem  der  Staat  gehörigen  Gebäude  an  der  Brücke, 
Strassennummer  172  a,  bestanden  habe,  der  Mühlenkrng  genannt 
worden  sei.  Von  dem  Hügel  wusste  man  mir  zu  berichten,  dass 
sich  alte  Waffen  in  ihm  gefunden  hätten,  über  deren  Verbleib  aber 
nichts  zu  ermitteln  war,  dass  man  bei  Nachgrabungen  auf  altes 
Gemäuer  stosse.  Am  eingehendsten  war  der  Bericht  des  Herrn 
EJawing,  den  ich  in  einem  alten,  hochgiebligen,  von  einer  mäch- 
tigen Linde  beschatteten  Hause,  Moskauer  Strasse  174,  aufsuchte. 
Zu  meinem  Erstaunen  erzählte  er  mir,  dass  bei  der  alten  Mühle 
einst  die  Bussen  in  einem  Kriege  gelagert  hätten.  Traditionen, 
die  bis  in^  17.  Jahrhundert  zurückgehen,  haben  wir  in  Riga 
äusserst  wenige,  nun  hatte  sich  in  einem  entfernten  Winkel  der 
Moskauer  Vorstadt,  vielleicht  nur  beschränkt  auf  eine  eng  um- 
grenzte Nachbarschaft,  eine  historische  Reminiscenz  erhalten,  wie 
ich  sie  hier  am  allerwenigsten  erwartet  hätte.  Die  Spuren  der 
historischen  Lokaltradition  liefen  auch  hier  auf  eine  ganz  typische 


Form  hinaus,  mit  grosser  Zähigkeit  behauptet  sich  nämlich 
der  Qlanbe,  dass  auf  dem  Elawingschen  Grundstück  in  Kriegs- 
Zeiten  grosse  Schätze  vergraben  worden  seien.  Der  Besitzer  er- 
zählte mir,  ihm  seien  sehr  günstige  Bedingungen  gemacht  worden, 
wenn  er  sein  Grundstück  mit  dem  Recht,  Nachgrabungen  auf 
demselben  zu  machen,  verpachten  wolle,  auch  wies  er  mir  mehrere 
ziemlich  tiefe  Gruben  in  seinem  Garten,  die  von  heimlichen, 
nächtlichen  Schatzgräbern  herrührten. 

Uns  bleibt  noch  übrig  auf  den  Namen  unserer  Mühle  ein-, 
zugehen.  Ausdrücklich  erwähnt  wird,  wie  gesagt,  die  Mühle  erst 
gelegentlich  der  Kämpfe  am  Ausgang  des  13.  Jahrhunderts.  Der 
Analogieschlnss  von  der  frühen  Anlage  der  Mühle  des  Dom- 
kapitels, der  Stadt  und  des  Klosters  St.  Nikolaus  schien  es  von 
Hause  aus  nahezulegen,  die  Errichtung  der  Mühle  in  eine  ältere 
Zeit  zu  setzen.  Zu  betonen  ist,  dass  der  Orden  jedenfalls  im 
13.  Jahrhundert  die  Mühle  und  das  dazu  gehörige  Land  besass, 
obgleich  sie  mitten  in  der  Rigaschen  Stadtmark  lag.  Damit 
ist  zugleich  ein  terminus  ad  quem  för  ihre  Errichtung  gegeben. 
Wir  wissen,  dass  die  Stadtmark  lange  Zeit  umstritten  gewesen 
ist,  erst  der  Legat  Wilhelm  v.  Modena  brachte  1226  Mai  15  eine 
Vereinbarung  zwischen  dem  Bischof,  dem  Propst  von  Riga,  dem 
Orden  einerseits  und  den  Bürgern  von  Riga  andererseits  über 
die  Grenzen  der  Mark  zu  stände.  Er  bestimmte:  ^ Alles,  was  inner- 
halb besagter  Mark  aber  bereits  in  Kultur  genommen  ist,  seien 
es  Äcker  oder  Wiesen  oder  Bäume,  und  die  Mühlen  mit  den 
Flussläufen,  von  denen  sie  getrieben  werden,  und  die  alten  Fisch- 
wehren reservieren  wir  sowohl  den  Geistlichen  als  den  Weltlichen 
und  den  Klosterbrüdern  in  Dünamünde,  wie  sie  sie  letzt  besitzen, 
frei  und  unangetastet.  Neue  Wehren  aber  und  neue  Mühlen  dürfen 
innerhalb  der  genannten  Grenzen  nicht  angelegt  werden,  es  sei 
denn  unter  allgemeiner  Einwilligung.^'  Nun  sind  die  Urkunden 
über  die  Mark  seit  ältester  Zeit  sehr  sorgfältig  im  Stadtarohiv 
bewahrt  worden,  weder  in  ihnen,  noch  in  irgend  einer  anderen 
Quelle  findet  sich  eine  Spur  einer  solchen  Genehmigung.  Aber 
auch  ganz  abgesehen  davon  spricht  alles  dagegen,  dass  die  Stadt 
dem  Orden  gegenüber  später  über  die  1226  gemachten  Zuge- 
ständnisse hinausgegangen  ist.  Eifersüchtig  wahrte  man  die  Mark, 
nachdrücklichst  wird  in  der  den  Rigensem  zugestellten  Urkunde 
Wilhelms  über  die  Exkommunikation  der  Joh.  v.  Dolen  hervo^ 
gehoben:  „Kein  Mensch  konnte  ihm  (Dolen)  oder  irgend  einem 
seinesgleichen  etwas  von  eurer  Mark  zum  Bau  eines  Schlosses 
einräunaen**  —  und  der  Orden  wäre  der  letzte  gewesen,  dem  man 
freiwillig  das  Recht  zur  Anlage  einer  Befestigung  zugestanden 
hätte.  Ich  meine,  es  bleibt  nur  übrig,  unter  den  molendina,  die 
innerhalb  der  Stadtmark  1226  ihren  bisherigen  Besitzern  reserviert 
werden,   eben  auch   die  Mühle  des  Ordens,  d.  h.  die  Brade^ 


229 

BertoIdehHühle,  zu  yerstehön.  Damit  wird  aber  die  Anlage  der 
Mühle  in  eine  Zeit  versetzt,  in  der  sich  sehr  wohl  ein  Anhalts- 
punkt for  ihre  Benennung  bietet.  Der  Orden  vom  Ritterdienst 
Christi  in  Riga  erhält  1207  anf  sein  tagtägliches  Andringen 
Tom  Bischof  Albert  den  dritten  Teil  des  eroberten  Landes.  Er 
läBst  sich  sofort  angelegen  sein,  ein  Zentrnm  für  die  Herrschaft 
über  den  endlich  gewonnenen  Landbesitz,  einen  Stützpunkt  für 
sein  weiteres  Vorgehen  zu  schaffen.  Zum  Herbst  1208  berichtet 
Heinrich  von  Lettland,  die  Brüder  vom  Ritterdienst  Christi  hätten 
bereits  ihre  Wohnung  in  Wenden  gehabt.  Sie  entsenden  damals 
zu  einer  Beratung  mit  den  Indigenen  als  den  ersten  von  den 
Ihrigen  (quasi  primum  de  suis)  den  Bruder  Bertold').  Dieser 
Bertold,  magister,  magister  militiae  de  Wenden,  wird  in  den  fol- 
genden Jahren  wiederholt  genannt.  Als  der  Orden  1209  den 
Aampf  mit  den  Esten  aufnimmt,  geht  die  Realisierung  der  Ex- 
pansiypolitik  des  Ordens  wesentlich  auf  ihn  zurück.  Als  es  nach 
der  Entscheidung  des  Papstes  Innocenz  vom  Oktober  1210  wieder 
zu  einem  gemeinsamen  Zuge  der  Deutschen  nach  Estland  kommt, 
erscheint  Bertold  bei  der  Eroberung  von  Fellin  in  hervorragender, 
man  möchte  fast  sagen,  in  leitender  Stellung,  ja  er  tritt  in  den 
Kämpfen  jener  Tage  in  der  Schilderung  Heinrichs  mehr  in  den 
Vordergrund  als  der  Meister  selbst;  1217  fällt  er  im  Kampfe 
gegen  die  vereinigten  Esten  und  Russen  bei  Odenpäh.  Es  handelt 
si<£  hier  also  um  einen  hervorragenden  Mann  in  hervorragender 
Stellung.  Was  wir  von  ihm  wissen,  erscheint  sehr  wohl  danach 
angetan,  dass  sein  Andenken  unter  den  deutschen  Kolonisten 
erhalten  blieb.  Bertold  muss,  als  man  ihn  an  die  Spitze  der  ersten 
im  Lande  errichteten  Ordensburg  stellte,  bereits  Beweise  seiner 
Tüchtigkeit  erbracht  haben,  da  würde  sich  eine  Etappe  für  sein 
Emporsteigen  im  Orden  ergeben,  wenn  ihm  vorher  jene  ^vestene** 
mit  der  Mühle  —  es  wäre  der  erste  Wohnort  von  Ordensbrüdern 
ausserhalb  der  Mauern  Rigas  —  unterstellt  gewesen  wäre,  wenn 
die  Errichtung  dieses  ersten  Ordensforts,  gleich  der  Errichtung 
der  Ordensburg  Wenden,  auf  ihn  zurückgeht.  Ich  will  nur  eine 
gewisse  Wahrscheinlichkeit  dafür  in  Anspruch  nehmen,  mit  der 
dann  zugleich  ein  weiterer  terminus  ad  quem  für  die  Errichtung 
der  Mühle  gegeben  wäre,  d.  h.  sie  müsste  vor  der  Zeit  der  Tätig- 
keit Bertolds  in  Wenden,  also  spätestens  1208  erfolgt  sein. 


1)  Die  Libri  reditanm  der  Stadt  Riga,  heransg.  v.  J.  6.  L.  Napiersky, 
Lpz.  1881,  n,  Nr.  325,  nenneii  in  der  Mitte  des  14.  Jahrh.  gelegentlich  einer 
Grensbezeielmiing  foseam  (sc  molendini)  domini  Bertoldi,  fratris  Tlientonid. 
Da  dSe  Fälle  zahlreich  sind,  in  denen  eine  spätere  Zeit  vom  Deutschen  Orden 
spricht,  wo  der  1237  in  den  Deutschen  Orden  aufgegangene  Orden  der  Brfider 
▼om  lätterdienst  Christi  genannt  werden  musste,  kann  aus  dieser  srelegent- 
Hehen  Erwähnung  nicht  gefolgert  werden,  dass  der  Bruder  Bertold  einer 
Zeit  naeh  1237  angehört 


230 

Ich  fasse  die  Ergebnisse  zasammen:  die  BradBr-Bertolds-Mfihk 
lag  an  dem  von  der  heutigen  Knsnezowschen  Fabrik  zur  Düoa 
gehenden  Nebenfiüsschen,  sie  stand  an  der  Stelle  oder  in  d« 
nächsten  Umgebung  der  späteren  Muscowitischen  oder  der  Pleike- 
Mühle,  sie  hat  vor  1226  bestanden;  möglicherweise  fallt  ihre 
Errichtung  bereits  vor  das  Jahr  1208  und  geht  auf  den  Ordens- 
bruder Bertold,  den  nachmaligen  Meister  von  Wenden,  zurück. 

Ich  möchte  daran  noch  einen  praktischen  Vorschlag  knüpfen. 
Vor  einiger  Zeit  ist  angeregt  worden,  unsere  Gesellschaft  möge 
sich  für  die  Frage  der  Namen  neuangelegter  Strassen  in  Bigs 
interessieren.  Es  würde  das  um  so  gerechtfertigter  erscheine, 
wenn  man  sieht,  mit  welcher  Sorgfalt  und  welchem  Aufgebot 
historischen  Wissens  diese  Frage  in  den  grösseren  Städten  des 
Auslandes  behandelt  wird.  Nun  hat  man  in  den  letzten  Jahren 
bei  uns  versucht  neue  Strassen  nach  historisch  bedeutsame 
Persönlichkeiten  Rigas  zu  benennen.  Die  Absicht  war  gewiae 
eine  anzuerkennende,  ich  meine  nur,  dass  sich  auf  dem  eiuge- 
schlagenen  Wege  der  Zweck  dieser  guten  Absicht  schwer  e^ 
reichen  lässt.  Wenn  wir  an  irgend  einer  Stelle  der  Stadt  ron 
einer  Albertstrasse  hören,  werden  wir,  glaube  ich,  eher  nach 
irgend  einem  anderen  Albert  fragen,  als  nach  dem  Gründer  unserer 
Stadt.  Ganz  anders  liegt  die  Sache,  wenn  sich  eine  Ideenaaso- 
ciation  zwischen  der  örtlichkeit  und  dem  Namen  herstellen  VSßsL 
Für  die  heute  vor  allem  in  Betracht  kommenden  neuangelegten 
Strassen  im  weiten  Umkreise  der  Stadt  dürften  sich  z.  B.  der 
Geschichte  der  zahlreichen  Belagerungen  Rigas  Namen  entnehmen 
lassen,  die  tatsächlich  mit  der  gegebenen  Lokalität  etwas  zu  ton 
haben.  Das  Strassennetz  hat  sich  in  unseren  Tagen  auf  die 
Umgebung  der  besprochenen  Ordensbefestigung  ausgedehnt;  ich 
möchte  unserer  Gesellschaft  nahe  legen.  Schritte  zu  tun,  dass 
eine  der  Strassen  bei  der  Mühlenstelle  nach  dem  alten  Namen 
der  Mühle  benannt  werde.  Der  Name  —  Bruder-Bertoldstrasse 
—  ist  vielleicht  etwas  zu  lang,  aber  gerade  darnach  angetan, 
Nachfrage  nach  dem  alten  Ordensbruder  zu  veranlassen. 


Wann  war  Laskaris  Eananos  in  Livland? 

Von  Nikolaus  Baech. 


Den  Hinweis  auf  die  interessanten  Reiseaufzeichnungen  des 
Griechen  Laskaris  Eananos,  der  im  Mittelalter  Reval,  Riga,  Lü- 
beck, Bergen,  England  und  Island  besucht  und  die  ganze  Wes^ 
küste  Europas  umsegelt  hat,  verdankt  Referent  dem  bekannten 
.Bjzantinisten  Herrn  Oberlehrer  E.  Kurtz  in  Riga,  Dan  Text 
dieser    Aufzeichnungen   fand  Spyridon  Lambros  1876  auf  den 


881 

bdden  letzten  Seiten  eines  criechischen  Kodex  des  XYL  Jahr- 
huiderts  in  der  Hof  bibliothek  in  Wien  und  edierte  ihn  im  Par- 
nassos  yoL  V  S.  705  ff.  Jüngst  hat  ihn  Wilh.  Lnndström  mit 
Übersetzung  und  Kommentar  in  schwedischer  Sprache  wieder 
herausgegeben^).  Eine  Anzeige  des  Lundströmschen  Buches  findet 
sich  in  der  Byzantinischen  Zeitschrift  Band  XI  S.  583.  Lnnd- 
ström und  Lambros  halten  den  Verfasser  für  identisch  mit  Jo- 
hannes Kananos,  von  dem  eine  Beschreibung  der  Belagerung 
Konstantinopels  vom  Jahre  1422  erhalten  ist').  Die  Beiseau^ 
Zeichnungen  bieten  uns  keinerlei  chronologische  Angaben,  sodass 
man  bei  der  Bestimmung  der  Zeit  ihrer  Abfassung  lediglich  auf 
Sehlussfolgerungen  aus  dem  Text  angewiesen  ist.  Ich  bin  der 
Ansicht,  dass  man  gerade  vom  Standpunkte  der  livländischen 
Geschichte  die  Abfassungszeit  genauer  begrenzen  und  damit  den 
Byzantinisten  einen  kleinen  Beitrag  zu  dieser  Frage  bieten  kann. 
Da  die  3  nordischen  Reiche  unter  einer  Herrschaft  erschei- 
nen, hat  Spyridon  Lambros  die  Reise  des  Laskaris  Kananos  in  die 
Zeit  der  Kalmarischen  Union,  also  1397  bis  1448,  angesetzt.  Bei 
dieser  Zeitgrenze  ist  auch  die  jüngste  Besprechung  in  der  By- 
santinischen  Zeitschrift  stehen  geblieben,  obschon  Lnndström 
bereits  die  Grenzen  enger  gezogen  hat.  Er  weist  darauf  hin, 
dass  an  zwei  Stellen  ausdrücklich  von  dem  Könige  von  Dänemark 
die  Rede  ist,  schliesst  infolgedessen  die  Regierungszeit  der  grossen 
Margareta  aus  und  gelangt  so  zu  der  Zeit  von  1412 — 1448.  Ein 
weiteres  Moment  für  die  Zeitbestimmungen  sucht  Lnndström  dann 
in  der  Angabe,  dass  Livland  unter  der  Herrschaft  des  Ordens, 
Riga  aber  in  weltlicher  und  geistlicher  Hinsicht  unter  der  Herr- 
schaft des  Erzbischofs  stände.  Indem  Lnndström  für  die  Jahre 
1392 — 1418  eine  rechtliche  Abhängigkeit  des  Rigaschen  Erz- 
bischofs Tom  Deutschen  Orden  ansetzt,  zieht  er  den  Schluss, 
dass  die  Schrift  nach  1418  verfasst  sein  müsse.  Die  Risa  be- 
treffende Prämisse  Lundströms  bedarf  der  Ergänzung.  Wenn 
auch  Erzbischof  Wallenrode  auf  dem  Konzil  zu  Kostnitz  1418 
das  Kleid  des  Deutschen  Ordens  abgelegt  hatte,  so  hat  doch 
jenes  Jahr  eine  wesentliche  Umgestaltung  der  HerrschaftsTer- 
hältnisse  über  die  Stadt  nicht  gebracht.  Setzen  wir  voraus,  dass 
die  Angaben  des  Qriechen  hier  wirklich  exakt  sind,  so  würde  sich 
eine  viel  engere  Grenze  ergeben.  Erst  1425  Mai  12  hat  der 
Papst  angeordnet,  dass  Riga  von  dem  Eide,  den  es  dem  Orden 
geleistet  hatte,  zu  entbinden  sei  und  dem  Erzbischof  in  geistli- 
ehen  und  weltlichen  Dingen  zu   gehorchen  habe;   für  die  Lage 


^)  Smarre  Byzanünska   skrifter  I.  Laskaris  KanaDOs'  reseantecknlngar 
Hn  de  Dordiska  ländenia.    üpsala  and  Leipzig  [1902].  47  S.  8<>. 

*)  Joannis  Ganaui  de  Oonstantinopoli  anno  1422  oppagnata  naratio,  ed. 
J.  Beuer,  Corpus  scriptoram  historiae  ByzanÜDae.    Bonn  1888. 


282 

ist  ausserordentlich  charakteristisch^  dass  der  Erzbischof  diese 
Bolle  geheim  gehalten  hat.  Erst  1428,  nach  dem  von  Ooswin  von 
Ascheberg  ausgeführten  Gtesandtenmorde,  ist  Erzbischof  Hennig 
Scharfenberg  mit  dieser  Bulle  an  die  Öffentlichkeit  getreten. 
Soll  sich  der  Bericht  des  Griechen  mit  den  ZeitTerhältnissen 
decken,  so  wird  man  die  Beise  nach  1428  oder  besser  noch 
nach  dem  Vertrage  Ton  Walk  1435  Dez.  anzusetzen  haben.  Ge- 
rade in  dem  gewonnenen  Zeiträume  aber  haben  sich  Ereignisse 
abgespielt,  die  vielleicht  die  eigentümliche  Erscheinung  eines 
griecmschen  Beisenden,  der  von  Bussland  aus  über  Beval  und  Biga 
nach  Lübeck  zieht,  von  dort'  nach  Bergen  und  Island  geht  und 
um  die  ganze  Westküste  Europas  herumsegelt,  in  ein  etwas 
klareres  Licht  stellen.  Bedrängt  durch  die  Osmanen,  hatte  man 
im  Byzantinischen  Beich,  zumal  seit  den  Tagen  des  Baseler  Kon- 
zils, den  Plan  aufgenommen,  die  Hülfe  der  gesamten  lateini- 
schen Christenheit  zu  gewinnen  und  zu  diesem  Zwecke  die  Ver- 
einigung der  Kirchen  durchzuführen.  Einer  der  Hauptvorkämpfer 
dieser  Idee  ist  Isidor,  Abt  des  Demetrius-Klosters  in  Konstanti- 
nopel, dann  Metropolit  von  Moskau.  Die  Bolle,  die  er  auf  dem 
Florentiner  Konzil  gespielt  hat,  ist  bekannt.  Für  unsere  Frage 
kommt  vor  allen  Dingen  die  Beiseroute  in  Betracht,  die  Isidor 
damals  genommen  hat.  Nach  längerem  Aufenthalt  in  Nowgorod 
und  Pskow  geht  er  mit  grossem  Gefolge,  wir  hören  einmal  von 
200  Personen,  über  Bevai  und  Wolmar  nach  Biga.  Nachdem  er 
in  Biga  verweilt,  ffeht  er  zu  Schiff  nach  Lübeck,  wo  er  am 
19.  Mai  1438  eintrifft;  von  hier  hat  er  seine  Beise  über  Deutsch- 
land nach  Italien  fortgesetzt.  Über  diese  Beise  hat  einer 
seiner  Begleiter  einen  eingehenden  Bericht  angezeichnet^).  Aus 
den  Briefen  des  Hochmeisters,  der  Stadt  Lübeck  und  der  Stadt 
Danzig  ersehen  wir,  dass  sich  hier  eine  beträchtliche  Anzahl 
^echischer  Geistlicher,  und  zwar  in  mehreren  Etappen,  eben  auf 
lenem  Wege  bewegt  hat,  mit  dem  Laskaris  Kananos  seine  Beise 
ueginnt.  v  gl.  die  Briefe  im  Liv-,  Est-  und  Curländischen  Urkun- 
denbuch  IX.  Biga  1889.  Je  seltener  vnr  sonst  die  Anwesenheit 
griechischer  Beisenden  im  Mittelalter  in  Nordwesteuropa  werden 
nachweisen  können,  um  so  grösser  ist  die  Wdurscheinlichkeit, 
dass  Laskaris  Kananos  eben  einer  der  zahlreicher  Geistlichen 
gewesen  ist,  die  bei  jener  Gelegenheit  über  Beval  nach  Bi^a 
gezogen  sind.  Gerade  damals  hatte  man  in  Konstantinopel  ein 
besonderes  Interesse  daran,  Kunde  von  der  Ausdehnung  des 
Abendlandes  zu  erhalten,  das  zum  Teil  noch  eine  terra  incognita 
war,  und  wenn  wir  hören,  dass  eben  in  jenen  Jahren  Sammlan- 
gen zu  Gunsten  der  griechischen  Kirche  im  Abendlande  aosge- 


1)  Gedrackt:   Nowikow,   Altnisaische  BibUothek   YL     Moskaa  1788 
(niB8.)>  leider  zur  Zeit  noch  in  keiner  rigaachen  Bibliothek  vorhandeo. 


233 

schrieben  sind,  so  hat  es  fast  etwas  Verlockendes  sich  Laskaris 
Kananos  unter  der  seit  alters  typischen  Gestalt  des  almosen- 
sammelnden Mönches  der  orientalischen  Kirche  zn  denken.  Für 
den  Termin,  zu  dem  wir  gelangt  sind,  ist  auch  das  Folgende  zu 
erwägen.  Laskaris  sagt:  t)  dk  hnaoxia  agyerai  vno  rov  Sovxog 
fuyä}uw  (jLaiaxoQoq  rutv  kevxcjv  kvivfiocrMv  xai  rov  fihXavog  aravQOV, 
Lundström  übersetzt:  Landet  Ater  styres  af  fursten-stormästaren 
af  de  hvita  mantlarne  och  det  svarta  korset.  Unter  dem  Grossen 
Meister  ist  oflfenbar  der  „Hochmeister"  in  Preussen  zu  verstehen. 
Berücksichtigt  man  die  Verhältnisse  in  der  Heimat  des  Griechen, 
80  ergibt  sicn  als  passendste  Übersetzung:  das  Land  aber  steht 
unter  der  Herrschaft  des  Statthalters  des  Hochmeisters  der  weissen 
Mäntel  und  des  schwarzen  Kreuzes.  Nun  ist  zu  beachten,  worauf 
mich  Herr  Landesarchivdirektor  0.  Stavenhagen  aufmerksam  ge- 
macht hat,  dass  in  Livland  vom  Frühjahr  1438  bis  gegen  Ende 
1439  Heidenrich  Vinke  von  Overberg  nicht  als  „Meister  Deutschen 
Ordens  zu  Livland",  sondern  infolge  ausserordentlicher  Verhält- 
nisse als  „der  Statthalter"  an  der  Spitze  des  Ordens  gestanden  hat. 
Laskaris  ist  in  einem  Sommer  in  Bergen  ^)  gewesen,  in  einem 
anderen  in  Island,  die  Reise  hat  also  mindestens  zwei  Jahre  ge- 
dauert. Setzen  wir  seinen  Aufenthalt  in  Livland,  das  er  aus 
Russland  kommend  zuerst  besuchte,  in  das  Jahr  1438,  so  stehen 
damit  auch  die  folgenden,  die  skandinavischen  Reiche  betrefienden 
Angaben  in  bestem  Einklang.  Kopenhagen  gilt  als  die  Residenz 
der  drei  nordischen  Reiche,  dazu  hat  sich  die  Stadt  erst  in  der 
späteren  Regierungszeit  Erichs  des  Pommern  entwickelt;  in 
Kechnung  zu  ziehen  ist  andererseits,  dass  es  in  den  Jahren,  die 
auf  den  Herbst  1439  zunächst  folgen,  keinen  gemeinsamen  Herr- 
acher  der  drei  Reiche  in  Kopenhagen  gab.  Im  Bericht  ist  ferner 
von  schwedischen  Münzen  aus  legiertem  Silber  die  Rede.  Die 
Münzen  jener  Zeit  sind  sonst  aus  reinem  Silber,  nun  wissen  wir 
aber,  dass  Erich  XIII.  in  seiner  späteren  Regierungszeit  zu  einer 
ganz  ausserordentlichen  Herabsetzung  des  Silbergehalts  der  Mün- 
zen gegriffen  hat.  In  den  Beschwerden  über  den  König  spielt 
die  Geldverschlechterung  eine  hervorragende  Rolle.  Der  Ge- 
brauch von  Münzen  aus  gemischtem  Silber,  den  der  Fremde  hier 
als  etwas  Aussergewöhnliches  hervorhebt,  passt  trefflich  zu  der 
späteren  Regierungszeit  des  1439  entsetzten  Königs. 

^)  Über  den  Taaschhandel  in  Bergen,  den  der  Grieche  bespricht,  ist  das 
reiche  Material  za  vergleichen  bei  Bruns,  Lübecker  Bergenfahrer.    Berlin  1900. 


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1 


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^4^ 


%lm 


der 

Gesellschaft  fir  GeschlGhte  unii  Altertumskunde  der 
Ostseeprovinzen  Russlands 

aus  dem  Jahre  1904. 


Hierzu  3  Tafeln. 


1- 


Druck  von  \V.  V.  Hacker. 
1905. 


.^ 


Bitzugsleriekte 

der 

Seullschaft  fir  Gescbielite  ni  AltertiRsknie  icr 
DstseeproviBzei  Rissiands 

aus  dem  Jahre  1904. 


Hierzu  3  Tafeln. 


Drnck  vou  W.  F.  Hacker. 
1906. 


j 


Gkdniekt  auf  Verfügeu  der  GeseÜBchaft  fOr  Gesohiohie  nnd  Altertoins- 
kuude  der  Oetseeprovinsen  BuBslands. 

PräsideDt:  Bernhard  A.  Hollander. 

Kigra,  den  28.  Febmar  1905. 


Inhaltsanzeige« 


8eit8. 

Shsimgsberichte  ans  dem  Jahre  19<y4 I 

Jahresbericht  des  Sekretärs  der  Gesellschaft 288 

Teraeichnis    der    Vereine    und   Anstalten ,  denen   die   Schriften   der 

GeseUsehaft  übersandt  worden  sind,  mit  Angabe  der  im  Aastausch 

▼on  ihnen  erhaltenen  Druckwerke 293 

Vorstand  der  Gesellschaft  im  Jahre  1905 303 

Veiseichnis  der  Mitglieder  am  6.  Dezember  1904 304 

V^erseiohnis  der  vom  6.  Dezember  1903  bis   6.  Dezember  1904  yer- 

storbenen  Mitglieder 330 

Verzeichnis    der   im  Jahre  1904  in  den    Sitzungen  der  Gesellschaft 

gehaltenen  Vorträge  und  yerlesenen  Zuschriften 332 


1904 
(76.  Tersammlug  am  li  Janoar  1904. 

Nach  EröfFnuDg  der  Sitzung  legte  der  Präsident  Oberlehrer 
B.  Hollander  mehrere  Schreiben  geschäftlichen  Inhalts  vor. 

Sodann  berichtete  der  Schatzmeister  F.  Redlich,  dass  ihm 
durch  Herrn  Rechtsanwalt  E.  Moritz  die  Summe  von  300  Rbl. 
aus  einem  strittigen  Rechtsfall  für  die  Förderung  der  Zwecke 
unserer  Gesellschaft  übergeben  sei.  Die  Versammlung  nahm  mit 
Dank  davon  Kenntnis  und  beschloss,  die  Schenkung  dem  Kapital 
sar  Anstellung  eines  Kustos  zuzuwenden. 

Für  die  Bibliothek  waren  nach  dem  Akzessionsbericht 
des  Bibliothekars  eingegangen:  1)  von  Herrn  Mag.  A.  Hack- 
man  in  Helsingfors  dessen  Arbeit:  Ett  märkligt  bronsalders 
fynd  fran  norra  Finland.  S.-A.  o.  0.  u.  J,;  2)  von  Herrn  Ober- 
lehrer Fr.  V.  Keussler  in  Petersburg  dessen  Aufsatz:  Professor 
Dr.  Fr.  Bienemann.  S.-A.  a.  d.  Rig.  Almanach  1904;  3)  von  Herrn 
Baron  E.  Sass  in  Erfüllung  einer  letztwilligen  Verfügung  des 
im  April  1903  verstorbenen  Fräulein  Elsbeth  v.  Helmersen: 
4  Skizzenbücher  und  2  Mappen  mit  68  Zeichnungen  des  weiland 
Akademikers  Gregor  v.  Helmersen;  4)  von  Herrn  Pastor  0. 
Schabert  an  der  Si  Gertrud-Kirche:  Gottesdienst- Verzeichnisse, 
'  Mitteilungen  und  Berichte  aus  der  deutschen  Gemeinde  1903, 
de^l.  1904;  5)  von  dem  Herrn  Oberrat  der  Livländischen  Adligen 
Güterkreditsozietät  Fr.  Baron  Schoultz- Ascheraden:  Stamm- 
tafel der  Familie  Schoultz  von  Ascheraden.  Riga  1904.  Weitere 
Oeschenke  hatten  dargebracht  die  Herren  Lind  wart  und  K.  G. 
T.  Sengbusch. 

Für  das  Museum  waren  folgende  Geschenke  dargebracht 
worden:  1)  von  Frau  Ältester  A.  Mir  am:   ein  Glas  mit  Email- 

1 


2 

maierei;  2)  von  Herrn  E.  G.  v.  Sengbusch:  ein  silberner  Siegel- 
ring; 3)  Tom  Rigaer  Börsenkomitee  folgende  im  Jägelflnss 
aasgebaggerten  Gegenstände:  4  Steigbügel,  4  Beile,  8  Hufeisen, 
2  eiserne  Schlösser,  3  eiserne  Gewehrläufe,  eine  Lanzenspitze, 
ein  Dolch,  2  Trensen,  2  eiserne  Petschafte,  ein  Fischeisen,  eine 
eiserne  Handschelle  und  eine  bronzene  Breze;  femer  folgende  in 
der  Duna  ausgebaggerten  G^enstände:  ein  grosser  eiserner  Angel- 
haken und  ein  eiserner  Wagebalken. 

F&r  die  numismatische  Abteilung  des  Museums  war  ein 
Geschenk  von  Herrn  Alfons  Schmidt  eingegangen. 

Herr  Architekt  Hermann  Seuberlich  hielt  einen  Vortrag 
fiber  das  bischöfliche  Schloss  in  Arensburg  (s.  unten). 

Herr  Architekt  Dr.  W.  Neumann  legte  einen  Plan  der 
ehemaligen  Befestigung  Dorpats  vor,  der  von  ihm  nach  einem 
im  Bitterschaftsarchiv  befindlichen  schwedischen  Situationaplan 
der  Stadt  vom  Jahre  1696  rekonstruiert  worden  war.  Der  Plan 
zeigt  deutlich,  wie  wenig  von  den  früheren  Kirchen,  Befestigungen 
und  dem  Schlosse  übrig  geblieben  ist.  Herr  Dr.  Neumann  über- 
wies die  von  ihm  gezeichnete  Bekonstruktion  der  Bibliothek  der 
Gesellschaft. 

Herr  Inspektor  E.  Mettig  sprach  über  die  St.  Olaygilde 
in  Riga  (s.  unten). 

Herr  Oberlehrer  E.  Schmidt  sprach  über  einige  bemer- 
kenswerte Punkte  an  der  oberen  Oger.  Aus  dem  längeren 
Vortrage  heben  wir  nachfolgendes  besonders  hervor: 

Der  Vortragende  schilderte  zunächst  in  eingehender  Weise 
den  Lauf  der  aus  4  Quellfiüssen  entstehenden  Oger,  die  unter 
den  zahlreichen  rechtseitigen  Nebenflüssen  der  Düna  in  land- 
schaftlicher und  archäologischer  Beziehung  besonderes  Interesse 
beanspruchen  darf,  da  zu  ihrem  Ufergebiete  zahlreiche  Höfe  und 
Beihöfe,  zum  Teil  uralte  Siedelungsplätze,  Burgberge  und  Begräb- 
nisplätze gehören.  Hierbei  wurden  auch  zahlreiche  zum  Flass- 
gebiet  der  Oger  gehörende  Seen  namhaft  gemacht  Mit  der 
weiteren  geographischen  Beschreibung  des  Ogergebietes  vorband 


der  Vortragende  Hinweise  auf  archäologisch  beachtenswerte 
Pimkte,  —  Einige  Werst  vom  Adstirwe-See,  der  vom  Eck- 
höfschen  Quellbach  der  Oger  durchflössen  wird,  liegen  an  der 
{grossen  Strasse  nach  Sesswegen  die  Hoflage  Ras  tan  and  ab- 
I  Beits  die  Gesinde  Bnlmuran  and  Pellaw.  Letzteren  g^enüber 
I  Bor  100  Schritt  von  der  Landstrasse  bemerkt  man  sofort  im  Felde 
iwei  niedrige  kegelstumpfartige  Hügel.  Der  grössere  besitzt 
einen  Umfang  von  350',  ist  ringsam  mit  Oranitblöcken  eingefasst 
ond  10'  hoch.  Oben  im  Zentrum  stehen  2  Blöcke,  von  denen 
VIS  die  Kuppe  durch  strahlenartig  auslaufende  Granitreihen  in 
Felder  eingeteilt  ist,  deren  jedes  eine  sogen.  ^Steinkiste*'  ein- 
schliesst  und  Tote  beherbergt.  Einige  dieser  Steinkistengräber 
vnrden  vor  längerer  Zeit  geöffnet,  wobei  auch  Altertümer  ge- 
ibnden  wurden.  Am  Bande  fanden  wir  Granitschlacke  und  Kohlen. 
Dieser  Begräbnishügel  erscheint  noch  ziemlich  intakt,  während 
die  Struktur  des  zweiten  verwischt  ist,  weil  dort  stark  umher- 
pwühlt  und  vielleicht  nach  Schätzen  gesucht  worden  ist.  —  Yom 
Enachlekaln,  bei  dem  der  Eckhöfsche  Bach  seinen  Anfang  nimmt, 
gelangt  man  nordöstlich  über  den  Wasserscheiderücken  von  Oger 
tmd  Kuje  nach  dem  See  Meinais  (Schwarzensee).  Durch  einen 
in  der  Nähe  liegenden  Nadelwald  zieht  sich  eine  flache  Schlucht 
tbwärts,  die  beim  Volke  „Teufelsgraben"  benannt  wird.  Obwohl 
dieser  Ort  nichts  Charakteristisches  hat,  so  kursieren  doch  allerlei 
Sagen  über  denselben  im  Volksmunde,  welche  sich  auf  den  Teufel 
lieziehen,  der  im  Lösemschen  Kirchspiel  einst  sein  Unwesen  ge- 
trieben haben  soll  (vergl.  Bienemann,  Livl.  Sagenbuch).  —  Zwei 
Werst  vom  Adstirwe-See  liegt  Eckhof  auf  einem  Plateau.  Dieses 
Beukt  sich  nach  zwei  Seiten  zu  einer  Niederung,  die  durch  die  3 
Sedseseen  und  den  Dsillukst  ausgefüllt  ist.  Zahlreiche  in  der 
Nähe  des  Hofes  gefundene  Altertümer  weisen  neben  andern  Um- 
ständen darauf  hin,  dass  hier  eine  sehr  alte  Niederlassung  be- 
standen haben  müsse. 

Von  Eckhof  führt  eine  bergige  Strasse  nordwärts  nach  Lö- 
sern durch  den  Wald  Ulrikental  und  dem  Löserseeufer  entlang. 
Tor  dem  Walde  bemerkt  man  nach  NW.  einen  runden  aus  der 

1* 


Ebene  hervortretenden,  fichtenbestandenen  Hügel  (Preedekalns), 
der  eine  sehr  regehnässige  Form  zeigt.  Etwas  weiter  liegei 
rechts  von  der  Landstrasse  die  3  Gesinde  Ealn-,  Widdes-  und 
Lejas-Waehke.  Hart  an  der  Strasse  steigt  links  ein  alter  Burg« 
borg  empor,  zu  dem  ein  kleiner  Weg  bergan  fahrt.  Die  Höhe 
über  der  niedrigen  Talsohle  beträgt  120— 150^  Der  Pilskali 
besteht  aus  zwei  nordsüdlich  in  der  Längsachse  von  500'  sich  er 
streckenden,  ovalen,  mit  hohen  Kiefern  bestandenen  Teilen,  ge 
schieden  durch  eine  sattelartige  Einsenkung.  Der  südliche  Teil 
ist  nach  0.  und  W.  künstlich  abgeschrägt.  Die  Burg  war  durd 
ihre  Lage  vor  Angriffen  sehr  gut  geschützt,  da  es  nur  von  dei 
Südseite  einen  leichteren  Zugang  gab. 

Von  dem  zweiten  Quellbach  der  Oger,  der  sogen,  ^altei 
Oger^,  dem  Abfluss  des  Guibernsees,  wird  der  3Vs  Werst  voi 
Gulbem  entfernt  liegende  Ogerwald  durchflössen,  der  interessante 
Altertumsstätten  umschliesst.  Links  vom  W^e  li^  ein  Ueina 
Waldmoorsee,  der  Sirdsing,  der  sich  der  Yolkssage  nach  am 
dem  Blute  der  in  einer  Schlacht  gefallenen  Pferde  gebildet  hab^ 
soll.  Rechts  vom  Wege,  parallel  zum  See,  erstreckt  sich  eim 
lange  Reihe  von  Hügelgräbern,  die  zum  grossen  Teil  voi 
bekannten  Archäologen  Grafen  Sievers  untersucht,  später  aba 
auch  von  Schatzgräbern  durchwühlt  worden  sind,  nur  wenigi 
sind  noch  unberührt. 

Einige  hundert  Schritt  hinter  dem  Gräberfelde  führt  nacl 
rechts  ein  schmaler  Pfad  bergan  zu  einem  alten  Burgberge 
der  sich  60'  hoch  über  dem  Niveau  des  total  versumpften  Pils 
esar  (Burgsees)  erhebt.  Der  Pilsesar  ist  als  Bückstand  da 
Ogerflusses  anzusehen,  der  einst  das  ganze  IVt  Werst  breite  Tai 
ausfüllte.  Der  Pilskaln  hat  eine  Länge  von  etwa  400',  ist  nord 
südlich  orientiert  und  nach  NO.  und  0.  durch  eine  sumpfige 
Niederung  von  dem  Gräberfelde  geschieden.  Nach  W.  fällt  dei 
Burgberg  ziemlich  steil  zum  Pilsesar  ab.  Bedeckt  ist  er  voll* 
ständig  von  hohen  Nadelhölzern.  Eine  Strecke  weiter  bildet  dei 
Waldrand  eine  Schnibbe  zum  Ogertal,  und  dieser  Punkt  jenseite 
der  Eurpneek-  und  Elkschne -Wiese  wird  Eungeskalni 


(Herrenberg)  genannt.  Es  li^  die  Yermutung  nahe,  dass  hier 
einst  eine  grössere  Niederlassung  bestanden  habe. 

Noch  einige  Punkte  Gnlbems  erscheinen  ihrer  Benennungen 
wegen  bemerkenswert  Auf  der  Strasse  vom  Hofe  nach  Losem 
schneidet  man  ein  kleines  Bächlein,  welches  dem  Nordrand  des 
lOolbernsees  zufliesst  und  eine  ehemals  total  sumpfige  Wiese 
durchquert,  welche  noch  Welnas-purws  =  Teufelsmoor  ge- 
nannt wird.  Nicht  fern  davon  liegt  der  Wahrnakalns  =  Ra- 
ibenberg  und  etwas  weiter  rechts  von  der  Strasse  ein  breiter 
^bewaldeter  Bergrucken,  der  Earratkalns  =  Oalgenberg  heisst. 
iNach  weiteren  2  Werst  gelangt  man  zum  Bache  Sebriz,  dessen 
j  Mündung  diejenige  Stelle  sein  soll,  wo  der  Sage  nach  (cf.  Biene* 
Imann,  Livl.  Sagenbuch)  der  Teufel  den  im  Lösersee  versteckten 
MSchatz  bewacht  haben  soll.  Endlich  findet  sich  nahe  der  Hof- 
^lage  Palse  eine  zum  schönen  Palsesee  herabziehende  gekrümmte 
ßchlucht,  welche  die  Leute  noch  jetzt  Welnagulte  =  Teufels- 
bett nennen.  Dieser  See  ist  sehr  tief  und  seine  Bänder  höchst 
iumpfig.  —  Erwähnenswert  scheinen  auch  einige  Benennungen 
von  Bergkuppen  des  benachbarten  Gutes  Lösern,  es  liegen  dort 
der  Uppurkalns  =  Opferberg,  Naudeskalns  =  Schatzberg, 
ßweedrukalns  =  Schwedenberg,  Bomanowkalns  =  Boma- 
Mwberg,  Greilekalns,  Grabbeskalns  u.  a.  m. 

Der  dritte  Ogerquellbach  kommt  vom  Gaising-Berge  und 
durchfliesst  den  Eakkit  (Eatzensee).  Darauf  nähert  er  sich  der 
Lubeyschen  Grenze  und  der  alten  Hoflage  Nagelshof  und  dem 
Nagelskruge  an  der  alten  Poststrasse  von  Erlaa  nach  Sesswegen 
^und  Oppekaln.  Gleich  beim  Eruge  ragt  ein  200'  hoher  gewun- 
Idener,  ganz  eigentümlich  in  seiner  Gestalt  aussehender  Berg- 
rücken empor,  der  nach  der  Südseite  sehr  steil  abfällt.  Es  ist 
rder  Pelnukalns  oder  Aschenberg;  hier  finden  sich  im  Grant- 
fgeröQ  zahlreiche  menschliche  (Gebeine,  darunter  auch  Eohlen 
und  Granitschlacken.  Diesem  gegenüber,  nur  getrennt  durch  die 
i  Strasse  und  den  Swehtsesars,  erhebt  sich  in  Form  eines  Eegel- 
iBianpfes  der  gegen  800'  hohe  Swehtskalns  oder  heilige  Berg. 
i  Einige  Werst  weiter  nach  Erlaa  zu  bemerkt  man  links  vom  Wege 


6 

den  runden  Gipfel  des  Bakus ch  und  nahe  beim  Hofe  Fehgen 
den  alten  Wehjawa-Pilskaln  in  der  Nähe  eines  kleinen  Sees. 
Über  den  Untergang  der  Burg  existiert  eine  interessante  Sage 
(BienemanUy  Livl.  Sagenbuch). 

Der  vierte  Quellbach  ist  der  kleinste  und  vereinigt  sich  beim 
Salnekruge  mit  dem  Adstirw-Ogerbache.  unweit  des  Kruges 
zweigt  die  Landstrasse  über  Lodenhof  nach  Modohn  ab.  An 
dieser  liegt  einige  Werst  vom  Kruge  unmittelbar  rechts  am  Wege 
ein  länglich  runder  Hügel  von  8'  Höhe  und  50'  Länge,  der  rings- 
herum mit  Granitsteinen  eingefasst  und  auch  seitwärts  und  ober- 
halb mit  Granitsteinen  ausgelegt  ist.  Der  Vortragende  hält  ihn 
für  einen  Grabhügel. 

Zum  System  der  Oger  gehören  auch  die  zahlreichen  Seen 
und  FlüBSchen  von  Alt-Pebalg|  in  dessen  Nähe  gleichfalls  in- 
teressante archäologische  Punkte  vorhanden  sind.  Nachdem  man 
auf  dem  W^e  von  Gulbern  nach  Alt-Pebalg  bei  Meselau  an  dem 
Wilzingkaln  und  Kletskaln  mit  dem  an  dessen  Abhang  lie- 
genden Dahwe-Kursemneek-Oesinde  vorüber  gelangt  ist,  bemerkt 
man  beim  Kirchenkruge  von  Alt-Pebalg  sofort  den  mächtigen 
Burgberg.  Er  fällt  nach  N.  und  NO.  in  3  Terrassen  ab,  wäh- 
rend er  nach  S.  und  SW.  stark  geböscht  ist.  Der  Durchmesser 
des  obersten  mit  einigen  Anpflanzungen  bedeckten  Hauptplateaus 
beträgt  nordsüdlich  175',  ostwestlich  140'.  Die  zweite  Terrasse  liegt 
um  30'  tiefer  und  hat  stumpfdreieckige  Form;  die  unterste  wird 
als  Ackerfeld  benutzt.  Um  die  Nord-  und  Ostseite  zieht  sich 
eine  von  einem  kleinen  Bach  durchrieselte  Niederung.  Der  Bni^ 
borg  erhebt  sich  sicher  120'  über  die  716'  über  dem  Meer  lie- 
gende Ebene.  In  der  Nähe  des  Pastorats  finden  sich  auch  alte 
Grabhügel,  die  angeblich  aus  der  Zeit  des  nordischen  Krieges, 
wahrscheinlich  aber  aus  älterer  Zeit  stammen. 

Vom  bischöflichen,  im  14.  Jahrh.  erbauten  Schlosse  Pebalg 
sind  noch  sehr  ansehnliche,  aber  dem  gänzlichen  Verfalle  preis- 
gegebene Reste  vorhanden,  die  von  dem  Vortragenden  näher 
beschrieben  wurden.  Vom  5  Werst  entfernten  Hofe  Pebalg  in 
der  Nähe  des  grossen  Innissees  fuhrt  die  Strasse  entlang  des 


Nedsesees  nach  Schloss  Zirsten,  in  dessen  Nachbarschaft  in 
einigen  Oräbern  Bronzesachen  gefanden  sind.  Dicht  bei  der 
Ogerbracke  bemerkt  man  eine  guterhaltene  Schanzenanlage. 

I  Bei  Erlaa  ragt  auf  dem  rechten  Ufer  der  Oger  der  100' 
;  hohe,  quadratische  Turm  als  einziger  Rest  der  im  14.  Jahrh.  er- 
i  bauten  und  im  16.  Jahrb.  von  Bussen  und  Polen  zerstörten  Burg 
empor.  Bei  der  Kirche  liegt  femer  ein  aus  dem  üferrncken  sehr 
I  famstvoU  herausgearbeiteter  Schanzenberg,  endlich  abseits  im 
I  Walde  der  alte  Burgberg  yon  Erlaa. 

i  Zum  Schluss  machte  der  Vortragende  einige  Mitteilungen  in 
betreff  des  Namens  der  Oger  und  einiger  hier  in  Betracht  kom- 
mender örtlichkeiten. 

Bei  Heinrich  von  Lettland  (vergl.  d.  Chr.  X,  3)  wird  eine 
Versammlung  an  einer  Stelle  neben  dem  Flusse  Wogene  ange- 
setzt. Das  war  der  alte  ursprüngliche  Name  der  Oger,  der  sich 
in  der  Benennung  Altenwoga  noch  erhalten  hat.   Neben  diesem 

I  Namen  soll  auch  Wara  vormals  gebraucht  sein  (J.  Fischer)*). 
Dr.  A.  Bielenstein')  erklärt  den  Namen  Ogre  für  lettischen  Ur- 
sprangs  und  identifiziert  ihn  mit  Engure  =  Aalfluss.    Er  eifert 

I  ^^  gegen  die  Auffassung,  nach  der  das  Wort  als  liyischer  Orts- 
name anzusehen  sei.    Jedenfalls  haben  an  der  oberen  Oger  einst 

I  Letten  ihre  Wohnsitze  gehabt,   was  aus  der  Teilungsurkunde  v. 

I  J.  1211  (ÜB.  I,  23)  hervorgeht.  In  der  Teilung  Lettlands  zwi- 
schen Bf.  Albert  und  dem   Orden  werden   dem  letzteren  zuge- 

I  sprechen  die  Ortschaften  Zerdene,  Negeste,  Sessowe.  Femer 

I  finden  sich  in  der  Urkunde  v.  1213  (ÜB.  I,  38)  folgende  Ort- 
schaften: Sedgere  (duae  villae),  castrum  Alene,  Eokanois, 
Gerdine,  Egeste,  Marxne,  Chessowe,  fluvius  Euesta. 
Ans  andern  Urkunden  und  der  Reimchronik  entnehmen  wir: 
Villa  apud  Viwam,  Gibbe,  Jere,  Zlauka,  Virevele,  Zir- 
Tegale,  Metsene,  Gulbana,  Jazowa,  Pebalge,  terra  Ad- 
zele,  castrum  Pebalche,  Smilteselle,  Sundesel,  castrum 


1)  Fischer,  Versuch  einer  Natargeschichte  von  Livland.    1791. 

^  Bielenatein,  Die  Grenzen  des  lett.  Yolksstammes  etc.  1892.  S.  45,  S65. 


8 

Lepene,  villae  Bebnine,  Sceswene,  Aluikate,  lacus  La- 
banuB,  Aszate,  Nowenene. 

Zu    diesen    lettischen   Ortsnamen  gibt  Dr.  A.  Bielenstein 
folgende  Identifiziemngen  und  Fixiemngen: 

Zerdene,  Gut  unter  Smilten,  Burgberg  2  Werst  von  Smilten 
bei  Zehrten. 

Negeste  vielleicht  Schreibfehler  für  Egeste  (s.  unten). 

Zeessove,  Sessowe,  am  Bach  Sese  nahe  beim  Gut  (?). 

Alene,  Burgberg  unter  Alt-Adlehn. 

Gerdine  =  Gerdven,  im  Gebiet  Russendorf  bei  Kreuzburg  (?). 

Egeste,  vielleicht  die  Burgstelle  an  der  Ewst,  wo  nachmals 
die  bischöfl.  Burg  Lubahn  gestanden,  etwas  oberhalb  Meirahn. 

Marxne,  Märzen,  schöner  Burgberg  am  Aronbach,  Vl%  Werst 
vom  Hof. 

villa  apud  Yiwam,  Gut  Wihzemhof  am  Bache  Wize. 

Metsene,  Beihof  Metzkaln  unter  Wolfahrt  (?). 

Jazowa  oder  Jarowa,  Hof  Wez-Jerzeem  unter  Wolfahrt  (?). 

Adzele  (Fluss  Ahbol,  Abule)  unter  Smilten  und  Trikaten. 

Pebalche,  Burgberg  Alt-Pebalg  bei  der  Kirche. 

Lepene  (Beihof  Lemehnen  unter  Kreuzburg?). 

Sceswaine,  Burgberg  Seswegen. 

Aluikste,  Burgberg  auf  einer  Halbinsel  am  See. 

Aszute,  Burgberg,  4  Werst  von  Kreuzburg  beim  Beihofe 
Assoten. 

Nowenene,  Burgwall  nahe  dem  alten  Ordensschloss  Dunaburg, 
4  Meilen  oberhalb  der  jetzigen  Stadt  an  der  Düna  (?). 

Gulbana,  Gulben  zwischen  Walk  und  Stackein  (?)• 

Bebemine,  Bewershof  am  Bebberbache. 

Nitczegale,  Dorf  Nitzgal  an  der  Düna, 

Diese  Ortschaften  gehören  zu  den  Flussgebieten  von  Aa, 
Ewst,  Düna  und  oberen  Oger  und  mag  ihre  ehemalige  Lage 
richtig  lokalisiert  sein.  Gleichwohl  glaubte  der  Vortragende  fnr 
die  Lage  einiger  derselben  andere  Vermutungen  aufstellen  zu 
können.  Für  Gulbana  erscheint  Gulben  zwischen  Walk  und 
Stackein  zu  sehr  entfernt  nach  Norden,  fast  schon  an  der  estni- 


Bischöfliches  Schloss  zu  Arensburg. 

Ansicht  Yon  Nordweiten 


Bischöfliches  Schloss  zu  Arensburg. 

Gnmdrisa  des  Hauptgeschosaet« 


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9 

sehen  Sprachgrenze  liegend.  Seiner  Meinung  nach  wären  die 
Orte  Oolbane,  Egeste,  Sessowe  mehr  südlicher  zn  suchen,  und  in 
der  Tat  finden  wir  sie  an  der  oberen  Oger.  Gulbane  könnte 
sehr  wohl  der  Burgberg  im  jetzigen  Oulbernschen  Ogerwalde 
sein,  um  so  mehr  als  ganz  in  der  Nähe  ein  kleiner  See  und  ein 
Gresinde  noch  jetzt  Gulban  heissen.  Sessowe  wäre  die  grosse 
Niederlassung  am  Sedsesee  bei  Eckhof.  Negeste  könnte  wahr- 
scheinlich bei  Lauternsee  gesucht  werden,  welches  Out  vormals 
Nigast  hiess.  Femer  könnte  Lepene  auf  Libbien  bei  Sesswegen, 
Jarowa  auf  Jarslow  oder  Gerslau  jetzt  Nötkenshof  (unfern  des 
AUukstesees)  gedeutet  werden.  Auf  solche  Weise  hätten  wir 
jene  urkundlichen  örter  in  einem  engern  Rahmen  vereinigt.  — 
In  dem  auf  dem  Kenzkalns  an  der  unteren  Oger  befindlichen 
Burgberg  glaubt  der  Vortragende  das  urkundliche  (1255),  bisher 
noch  nicht  aufgefundene  Rescule  gefunden  zu  haben.  Doch  be- 
hält er  sich  darüber  nähere  Mitteilungen  vor. 

Im  Anschluss  an  den  Vortrag  übergab  Herr  Oberlehrer  E. 
Schmidt  eine  Reihe  von  photographischen  Aufnahmen  der  von 
ihm  besprochenen  Gegenden.  Ferner  überwies  er  der  Bibliothek 
der  Gesellschaft  einen  von  ihm  gemachten  Auszug  aus  einer 
vom  Landrat  C.  F.  Schoultz-Ascheraden  im  J.  1774  ver- 
fassten  Familienchronik. 


Das  bisohöf  liohe  SoUoss  zu  Arensburg. 

Von  Hermann  Senberlich. 

(Hienu  2  Tafeln.) 


Zu  den  interessantesten  Burgen  in  unseren  Landen  gehört 
das  bischöfliche  Schloss  in  Arensburg.  Es  hat  durch  Zerstö- 
rungen wenig  gelitten  und  ist  auch  durch  Umbauten  wenig  ver- 
ändert worden. 

Die  Ritterschaft  der  Insel  ösel,  die  jetzige  Besitzerin  des 
Schlosses,  hat  beschlossen,  es  wieder  in  seinem  ursprunglichen 
Zustande  herzustellen,  und  hat  mit  dieser  Arbeit  Herrn  Dr.  Neu- 
mann betraut.  Mir  wurde  dabei  die  Aufgabe  zu  teil,  die  ersten 
Untersuchungen  anzustellen  und  die  Ausfuhrung  der  ersten  Ar- 
beiten zu  leiten. 


10 

Bei  meinem  Aufenthalt  in  Arensburg  habe  ich  die  Burg 
gründlich  studieren  und  in  der  Hauptsache  zeichnerisch  aufneh- 
men könneUi  wobei  mir  die  liebenswürdigste  Unterstützung  durch 
Herrn  Otto  v.  Moeller  zu  teil  wurde,  dessen  gründliche  Kenntnis 
des  Baues  mir  meine  Aufgabe  um  vieles  erleichterte. 

Die  Geschichte  der  Burg  ist,  wie  die  fast  aller  unserer  Bui^n, 
eine  sehr  lückenhafte.  Das  Jahr  ihrer  Erbauung  ist  unbekannt, 
Arndt  gibt  zwar  1334  an  und  nennt  den  Bischof  Hermann  UI. 
▼on  Osenbrü^e  als  Erbauer.  Das  Erbauungsjahr  ist  jedoch 
falsch,  weil  Bischof  Hermann  ÜI.  erst  zu  Anfang  des  Jahres 
1338  zum  Bischof  von  ösel  ernannt  wurde;  gleichwohl  dürfte 
er  als  Erbauer  des  Schlosses  bezeichnet  werden,  und  erfolgte 
die  Erbauung  höchst  wahrscheinlich  nach  der  Niederwerfung  des 
grossen  Estenaufstandes  in  den  Jahren  1345 — 1350,  also  um  die- 
selbe Zeit,  als  der  Orden  die  Sonneburg  oder  Sühneburg  im 
Norden  der  Insel  erbaute. 

Urkundlich  erwähnt  findet  sich  die  Burg  zum  ersten  Mai 
im  Jahre  1384,  doch  lässt  sie  sich  schon  1381  nachweisen.  Renner 
^ibt  direkt  an,  dass  Bischof  Heinrich  EI.  hier  seinen  Tod  ge- 
funden habe,  der  in  dem.  Jahre  erfolgte.  In  den  betreffenden 
Urkunden  ist  Arensburg  zwar  nicht  namentlich  erwähnt,  doch 
weist  die  ganze  Situation  darauf  hin. 

Von  1384  an  wird  die  Burg  häufiger  genannt  und  fast  alle 
Bischöfe  des  Stiftes  Osel-Wiek  haben  hier  residiert  und  von 
hier  aus  Urkunden  ausgestellt.  Bischof  Winrich  von  Kniprode, 
1385—1419;  scheint  ganz  besonders  häufig  in  Arensburg  residiert 
zu  haben. 

1559  verkaufte  der  letzte  Bischof  von  ösel  Johann  von 
Monichhusen  das  Bistum  und  Schloss  an  Dänemark.  Herzoe 
Magnus  von  Holstein  erhielt  das  Stift,  überliess  es  aber  bald 
seinem  Bruder,  dem  König  Friedrich  von  Dänemark. 

Mit  dem  Übergang  des  Bistums  in  den  Besitz  Dänemarks 
begann  für  ösel  eine  äusserst  glückliche  Zeit,  in  der  seine  Be- 
wohner zu  grossem  Wohlstande  gelangten.  Am  Schloss  lassen 
sich  für  diese  Periode  wenig  Änderungen  nachweisen. 

1645  fiel  die  Insel  an  Schweden;  ein  Statthalter  wurde  ein- 
gesetzt und  auf  das  Schloss  eine  starke  Besatzung  gelegt,  die  zu 
Zeiten  1200  Mann  betragen  haben  soll.  Gleichzeitig  wurde  die 
Burg  durch  eine  Umwallung  verstärkt.  Auch  in  dieser  Zeit 
scheint  am  Schloss  wenig  geändert  worden  zu  sein.  Im  Jahre 
1709  mussten  die  Schweden  den  Bussen  weichen,  die  im  folgenden 
Jahre  das  Schloss  zu  sprengen  versuchten.  Olücklicherweise 
wurde  nur  ein  unbedeutender  Teil  der  oberen  Oeschosse  und 
des  grossen  Turmes  zerstört.  Einem  späteren  Brande  haben 
die  trefflich  gefugten  Mauern  gut  widerstanden.  In  der  Folge- 
zeit sind   die  zerstörten  Teile  notdürftig  ersetzt  worden,  auch 


11 

wurde  das  Schloss  mit  einem  neuen  Dach  versehen.  Seiner  ehe- 
maligen Bestimmmig  entfremdet,  diente  es  dann  als  Kornspeicher. 
Dabei  wurden  in  die  Pfeiler  der  zweischiffigen  gewölbten  Räume 
Rillen  gehauen,  um  die  hölzernen  Scheidewände  für  das  Getreide 
besser  anbringen  zu  können.  Das  Mauerwerk  der  Umwallungen 
diente  jetzt  lus  ergiebiger  Steinbruch  und  auch  aus  dem  Innern 
des  Schlosses  verschwand  manches,  wie  einige  Gewölbe  des 
Kellers  und  aus  einem  Teil  des  Kreuzganges.  Das  Material  zum 
Bau  des  Arensburger  Polizeigebäudes  ist  hier  gewonnen  und  auch 
bei  manchem  anderen  Bauwerk  würde  es  sich  nachweisen  lassen. 

In  diesem  Zustande  blieb  das  Schloss  bis  zum  Jahre  1868, 
wo  es  dem  Pastor  Girgensohn  (Reinhold  Ernst  Bernhard)  zur 
Einrichtung  eines  Armenhauses  übergeben  wurde.  Leider  hat 
Girgensohn,  obgleich  von  der  besten  Absicht  geleitet,  doch  grosse 
Verwüstungen  angerichtet  und  vor  allem  das  Schloss  seines  letzten 
und  schönsten  Schmuckes,  des  Masswerkes  seiner  Fenster  im  Ka- 

Jitelsaal,  Kreuzgang  und  Kapelle,  beraubt.  Zwar  hat  er  es,  seiner 
[einnng  nach,  sorgfältig  aus  Holz  nachbilden  lassen;  doch  sind 
diese  Nachbildungen  nichts  weniger  als  schön.  Nur  das  Mass- 
werk eines  Fensters  im  Kreuzgang  Hess  er  stehn,  als  Erinnerung 
an  den  früheren  Zustand,  das  nun  als  klagender  Zeuge  gegen 
ihn  auftritt. 

Um  die  Kirche  geräumiger  zu  machen,  liess  Girgensohn 
ausserdem  die  Wände  zwischen  dem  grossen  Saal  und  der  Ka- 
pelle herausbrechen,  obgleich  die  Höhe  beider  Räume  sehr  ver- 
schieden ist.  Auch  legte  er  im  Hof  eine  grosse  Freitreppe  an, 
um  einen  bequemeren  Zugang  zur  Kirche  zu  gewinnen,  und  brach 
zu  diesem  Zweck  auch  ein  Fenster  heraus,  das  dann  als  Tür 
diente.    Jetzt  ist  diese  Treppe  wieder  entfernt. 

Das  Armenhaus  bestand  zum  Glück  für  das  Schloss  nicht 
lange,  und  dieses  diente  nun  wieder  als  Speicher,  mit  Ausnahme 
der  neneingerichteten  Kirche,  die  der  katholischen  Gemeinde  zum 
Gottesdienst  übergeben  wurde. 

Die  Lage  des  Schlosses  ist  eine  sehr  schöne,  unmittelbar  am 
Meeresufer.  Leider  ist  das  Meer  jetzt  an  dieser  Stelle  völlig 
versandet,  früher  dagegen  konnten  die  Schiffe  unter  den  Mauern 
der  Burg  vor  Anker  gehen.  Der  alte  Burggraben,  der  jetzt  ver- 
schüttet ist,  stand  jedenfalls  mit  dem  Meer  in  Verbindung,  was 
beute  noch  mit  dem  äusseren  Festungsgraben  der  Fall  ist. 

Die  Anlage  des  Schlosses  ist  eine  durchaus  regelmässige; 
der  Grundriss  bildet  ein  Quadrat  von  42,5  m  Seitenlänge  mit 
einem  innern  nicht  ganz  quadratischen  Hof,  im  Mittel  11  m  und 
11,5  m  messend.  Die  beiden  Ecken  der  Nordseite  werden  von 
Türmen  eingenommen,  von  denen  der  kleinere  östliche  mit  abge- 
rundeten Ecken  um  30  cm  vor  die  Mauerflucht  vorspringt. 

Die  innere  Verteilung  der  Bäume  ist  die  typische,   die  man 


12 

fast  bei  allen  Barffen  des  Landes  aas  der  Zeit  des  XVI.  Jahr- 
hunderts, sowohl  den  bischöflichen,  wie  den  Ordensbui^en,  mit 
einigen  Abwechslungen  wiederkehren  sieht,  um  den  Hof  zieht 
sich  in  allen  3  Geschossen  ein  Ereuzgang,  der  sich  im  Haupt- 
geschoss  durch  seine  schönen  aus  Haustein  hergestellten  Ghswölbe 
auszeichnet.  Die  Gewölbe  haben  profilierte  Rippen,  die  schsu-f 
in  die  Wände  einschneiden.  Sie  stossen  im  Scheitel  gegen 
Schlusssteine,  von  denen  jedoch  nur  einer  völlig  bearbeitet  ist 
und  ein  kreuzblumenartiges  Motiv  aufweist.  Die  Gewölbe  im 
Ostfiugel  des  Kreuzganges  sind  nicht  mehr  vorhanden;  sie  waren, 
wie  sich  aus  den  erhaltenen  Spuren  erkennen  lässt,  nur  auf  den 
scharfen  Grad  gewölbt.  Vom  Südflugel  fuhrt  eine  im  Spitzbogen 
gewölbte  Tür  mit  reich  profilierten  Laibungen  zum  zweischiffigen 
Hauptsaal  der  Burg.  Dieser  Saal  ist  der  typischen  Einteilung 
der  alten  Burgen  entsprechend  als  Eapitemal  anzusprechen. 
Vor  der  Tür  befindet  sich  eine  grosse  Wandnische  mit  dem 
noch  erhaltenen  flachen  Weihwasserbecken,  über  dem  sich  früher 
wahrscheinlich  ein  Marienbild  oder  das  Bild  des  Schutzheiligen 
der  Burg  erhob.  Der  Hauptsaal  ist,  wie  die  meisten  übrigen 
Räume  der  Burg,  zweischiffig  angelegt  und  mit  Kreuzgewölben 
überdeckt.  Die  Gewölbe  werden  in  diesem  Saal  von  vier  acht- 
eckigen Pfeilern  getragen,  die  mit  Basis  und  Kapitellen  versehen 
sind.  An  den  Wänden  setzen  die  reichprofilierten  Rippen  auf 
Konsolen  an.  Die  Rippen  schneiden  im  Scheitel  einfach  zusam- 
men, doch  sind  an  arei  Gewölben  des  Saales  und  denen  der 
Kapelle  die  Werkstücke  des  Schlusssteines  unbearbeitet  geblieben 
und  machen  den  Eindruck,  als  ob  hier  ein  Schlussstein  projek- 
tiert gewesen  sei.  An  einem  der  Werkstücke  sieht  man  die  An- 
fänge der  Ausführung.  Augenscheinlich  wurde  das  Schloss  schon 
bezogen,  bevor  die  Bauarbeiten  noch  völlig  zum  Abschluss  ge- 
kommen waren,  doch  dank  diesem  Umstände  gewinnt  man  einen 
interessanten  Einblick  in  die  mittelalterliche  Hausteintechnik  des 
Gewölbebaues.  Die  Kapelle  schliesst  sich  östlich  an  den  Saal 
an  und  ist  architektonisch  ähnlich  gestaltet,  doch  reicht  sie  durch 
zwei  Geschosse  und  ihre  Gewölbe  erheben  sich  von  einer  4  m 
hohen  Säule.  Der  steinerne  Altar  ist,  wenn  auch  etwas  beschä- 
digt, doch  sonst  gut  erhalten,  nur  jetzt  sorgfältig  in  ein  Wachs- 
tuch eingehüllt.  In  seiner  Nähe  befinden  sich  in  den  Wänden 
zwei  Nischen,  die  durch  wimpergartige  Verzierungen  geschmückt 
sind.  Im  grossen  Saal  ist  der  erste  rfeiler  zur  Kapelle  mit  einer 
achteckigen  Tischplatte  umgeben,  die  mit  einer  bäulentrommel 
aus  einem  Stück  gearbeitet  ist. 

An  den  Kapitelsaal  schliessen  sich  im  Westflügel  mehrere 
Gemächer,  die  vermutlich  dem  Bischof  und  seiner  näheren  Um- 
gebung zur  Wohnung  dienten.  Die  Yerbindungstür  dahin  ist 
vermauert,   doch   führen  zwei  Zugänge  vom  Kreuzgang  in  diese 


13 

Bäume.  Die  Gewölbe  sind  hier  ohne  vortretende  Rippen,  nur 
auf  den  scharfen  Grad  gewölbt.  Aus  dem  Eckgemach  fuhrt  eine 
kurze  Treppe  auf  einen  erkerartigen  Ausbau,  auf  dessen  Bedeu- 
tung noch  zurückgekommen  werden  soll.  Dieselbe  Treppe  führt 
mit  einer  Abzweigung  in  den  Keller.  Die  übrigen  Räume  dieses 
Flügels  sind  durch  Einschieben  neuer  Wände  verändert  worden. 
Nur  eine  Wand  mit  einer  Zelle  scheint  ursprünglich  zu  sein. 
Diese  Zelle  hat  entweder  als  Schlafraum  gedient,  vielleicht  auch 
als  Busszelle.  Es  hat  sich  in  ihr  noch  eine  etwas  üb^r  den 
Fussboden  erhöhte  steinerne  Pritsche  erhalten. 

Die  Gemächer  des  Ostflügels  sind  um  1,2  m  höher  gelten 
und  die  vom  Ereuzgang  zu  ihnen  fahrenden  Zugänge  mit  Vor- 
treppen  versehen.  Der  Raum  neben  der  Kapelle  wird  jetzt  ge- 
wöhnlich als  Sakristei  bezeichnet,  weil  er  durch  eine  Wand- 
öffhung,  die  jetzt  vermauert  ist,  mit  der  Kapelle  in  Verbindung 
steht.  Jedoch  dürfte  diese  Bezeichnung  nicht  zutreffend  sein, 
weil  er  nach  Norden  mit  zwei  Räumen  in  unmittelbarer  Verbin- 
dung steht,  von  denen  der  eine  die  Küche  war,  als  solcher  kenn- 
zeichnet er  sich  durch  den  erhaltenen  Mantelschomstein  und 
den  seitlich  an  diesen  angebauten  Backofen,  der  ebenfalls  noch 
gut  erhalten  ist.  Der  andere  kleinere  Raum,  in  den  der  Back- 
ofen hineingebaut  ist,  enthält  einen  steinernen  Au&ugschacht, 
dessen  Wände  so  abgenutzt  sind,  dass  jeder  einzelne  Stein  aus- 
gehöhlt und  abgerundet  ist.  Das  Gemach  neben  der  Kapelle 
wird  daher  ursprünglich  als  Refektorium  gedient  haben,  woßir 
auch  seine  Breite  spricht,  die  beinahe  5  m  beträgt.  Ausserdem 
ist  es  der  einzige  einschifßge  Saal  in  diesem  Geschoss.  Der 
andere  grosse  Raum  in  diesem  Flügel  ist  ebenso  wie  die  Ge- 
mächer im  Westflügel  gestaltet:  zweischiffig  mit  einer  Mittelsäule. 
Der  grosse  Saal  im  Nordflügel  ist  auch  zweischiffig,  doch  hat  er 
zwei  Säulen.  Wahrscheinlich  haben  diese  beiden  Säle  als  Dor- 
mitorien  gedient.  Sie  waren  durch  Kamine  heizbar  und  haben 
Zugänge  zu  dem  gewöhnlich  als  Dansker  bezeichneten  Abort, 
der  hier  eigentlich  diesen  Namen  nicht  verdient,  weil  er  nur  eine 
grosse  offene  Senkgrube  vorstellt. 

Die  Danskeranlage  weicht  hier  vollständig  von  den  mittel- 
alterlichen Anlagen  ab,  denen  man  sonst  bei  Burgen  begegnet 
und  denen  man  diese  Bezeichnung  beigelegt  hat.  Hier  ist  sie 
dazu  benutzt  worden,  den  Turm  an  der  Nordostecke  vom  Schloss 
zu  isolieren.  Durch  die  ganze  Höhe  des  Gebäudes  wird  dieser 
Turm  durch  den  ihn  von  der  Süd-  und  Westseite  rechtwinkelig 
umfassenden  Schacht  getrennt  und  nur  in  der  Höhe  des  zweiten 
Stockwerkes  fuhrt  ein  Zugang  zu  ihm,  der  jedoch  nur  durch  eine 
Fallbrücke  erreicht  werden  konnte.  Daraus  kann  man  schliessen, 
dass  der  Turm  ausschliesslich  als  Ge&ngnis  diente,  was  auch 
eine  bisher  noch  nicht  gedruckte  Urkunde,  die  mir  Herr  Stad^ 


14 

bibliothekar  N.  Busch  mitznteilen  die  Oüte  hatte,  bestätigt.  In 
dieser  Urkunde  wird  der  Turm  auch  als  „langer  Hermann**  be- 
zeichnet, eine  Benennung,  die  auch  bei  den  Türmen  anderer  Burgen 
wiederkehrt  und  im  Yolksmunde  mit  Gefängnis  identisch  gewesen 
zu  sein  scheint.  Auch  auf  einem  schwedischen  Plan  des  Arens- 
burger  Schlosses  aus  dem  XVU.  Jahrhundert  wird  der  Turm  als 
,,langer  Hermann^  bezeichnet,  der  andere  dagegen  als  „Stürvolt^. 

Die  beiden  Zugänge  Ton  den  Sälen  zum  Abort  münden  in 
erkerartige  Ausbauten,  die  genau  so  wie  der  am  Eckgemach  des 
Westflügels  befindliche  beschaflFen  sind.  Die  Nuten  an  den  Seiten- 
wänden lassen  das  ehemalige  Vorhandensein  eines  Sitzes  erken- 
nen, und  eine  in  der  Wand  vor  dem  Sitz  befindliche  kleine 
Nische  ist  gerade  so  gross,  um  ein  Licht  hinstellen  zu  können. 
Der  Sitz  am  Eckgemach  des  Westflügels  hatte  in  den  Seiten- 
wänden kleine  Fensteröffnungen. 

Eine  unterirdische  Verbindung  der  Senkgrube  mit  dem 
Scblossgraben  hat  jedenfalls  bestanden,  um  eine  Durchspülung 
zu  ermöglichen,  doch  hat  sie  noch  nicht  aufgefunden  werden 
können,  weil  die  Grube  mit  Küchenabfällen  und  Knochen  nahezu 
5  m  hoch  angefüllt  ist.  Jetzt  wird  dieser  Teil  des  Schlosses 
allgemein  als  Löwengrube  bezeichnet. 

Der  eigenartige  bauliche  Zusammenhang  zwischen  Gefängnis 
und  Abort  lässt  einen  Zweifel  an  der  Tatsache,  dass  Bischof 
Heinrich  HI.  seinen  Tod  hier  gefunden  hat,  kaum  aufkommen. 
Denn  es  wird  berichtet,  dass,  nachdem  die  Domherren  ihn  ge- 
fangen gesetzt  hatten,  man  ihn  hernach  „tot  in  der  Priveten^ 
fand.  Ob  er  ermordet  wurde,  oder  verunglückte,  blieb  schon 
damals  unaufgeklärt. 

Im  Ostflügel  befindet  sich  vor  dem  Dansker  noch  ein  kleiner 
Nebenraum,  in  dem  drei  Treppen  zum  nächsten  Geschoss  b^in- 
nen.  Auch  führt  durch  dieses  Gemach  der  grosse  Mantelschorn- 
stein aus  dem  Keller.  Auffallenderweise  befindet  sich  auch  hier 
ein  Erker  an  der  Aussenwand,  ähnlich  denen  im  Dansker,  doch 
ist  er  hier  breiter.  Leider  ist  er  so  zerstört  und  verwittert,  dass 
seine  Bestimmung  nicht  zu  ermitteln  ist. 

Der  grosse  Turm  an  der  Nordwestecke  enthält  sechs  Oe- 
schösse  und  besitzt  drei  Zugänge,  einen  im  Hauptgeschoss  vom 
Westflügel  aus  und  zwei  im  folgenden  vom  West-  und  Nordflügel 
her.  Die  einzelnen  Stockwerke  sind  durch  Treppen  in  den  2,5  m 
dicken  Wänden  verbunden,  jedoch  nicht  fortlaufend:  das  dritte 
ist  ausgelassen  und  das  vierte  und  fünfte  direkt  mit  dem  sechsten 
verbunden.  Die  Verbindung  zwischen  den  einzelnen  Stockwerken 
hat  daher  jedenfalls  noch  durch  hölzerne  Treppen  stattgefunden. 
Die  Treppen  sind,  wie  überhaupt  alle  im  Schloss,  schmal,  kaum 
0,8  m,  und  haben  hohe  Stufen,  25-^30  cm.  Dabei  beginnt  keine 
der  Treppen  in  der  Höhe  des  Fussbodens,   sondern   stets  0,75 


15 

bis  1,0  m  über  diesem.  Ihnen  waren  durchweg  Holzstufen  Torge- 
ld Das  Keller-  und  Erdgeschoss  haben  stattliche  Kreuzge- 
w(^Ibe  von  8  m  Spannweite,  die  hier  ausnahmsweise  aus  Ziegeln 
hergestellt  sind.  Das  Oewölbe  des  Erdgeschosses  ist  zerstört. 
Die  oberen  Geschosse  hatten  Balkendecken. 

Erhalten  war  der  Turm  bis  zur  Hälfte  des  sechsten  Ge- 
schosses, wo  nach  der  Sprengung  notdürftig  ein  gerader  Mauer- 
abschluss  hergestellt  worden  war.  Die  erhaltenen  Fensterbänke 
Ton  vier  Fenstern  bewiesen  das  ehemalige  Vorhandensein  eines 
sechsten  Geschosses,  über  dem  wohl  der  Wehrgang  gelegen  war. 
Die  eine  dieser  Fensterbänke  ist  mit  einem  Ausgussbecken  ver- 
sehen, dessen  Ausfluss  in  einen  Wasserspeier  in  der  Mitte  der 
Turmwand  mündet.  Der  Wehrgang  hinter  den  Zinnen  konnte  nur 
mit  Holztreppen  erreicht  werden.  Die  beiden  oberen  Geschosse 
waren  auch  durch  Kamine  heizbar,  von  denen  einer  ganz  erhalten  ist. 

Neben  dem  Turm  hat  über  dem  Tor  jedenfalls  ein  hölzerner 
Ausbau  in  zwei  Geschossen  bestanden,  was  sich  aus  den  beiden  über 
einander  befindlichen  Türen  in  der  Turmwand  schliessen  lässt 
und  den  erhaltenen  Spuren  an  der  Wand.  Das  Tor  selbst  konnte 
durch  ein  Fallgatter  geschützt  werden,  dessen  steinerne  Führun- 
gen an  der  Aussenwand  erhalten  sind  und  dessen  Bewegungs- 
mechanismus wahrscheinlich  in  dem  unteren  Geschoss  des  Aus- 
baues untergebracht  war. 

Das  Obergeschoss  des  Schlosses  enthält  ebenso  wie  das 
ontere  einen  um  den  Hof  fuhrenden  überwölbten  Ejreuzgang.  Die 
an  ihn  stossenden  Räume  liegen  um  0,6  m  höher  als  der  Fuss- 
boden  des  Kreuzganges  und  nehmen  jeden  Flfiffel  in  seiner  ganzen 
Ausdehnung  ein.  Sie  sind  nur  mit  BalkendecKen  versehen.  Das 
Dachgeschoss  wurde  von  dem  Wehrgang  eingenommen,  dessen 
Zinnenkranz  an  der  Südseite  noch  erhalten  ist,  an  der  Ostseite 
ebenfalls.  Die  Abfuhrung  des  Regenwassers  von  hier  erfolgte  durch 
steinerne  Wasserspeier,  davon  drei  völlig  erhalten  sind.  Sie  be- 
finden sich  jedesmal  unter  einer  Scharte. 

Das  Dach  hat  nicht  mehr  die  ursprüngliche  Gestalt,  doch 
lägst  sich  die  Neigung  des  ehemaligen  Daches  an  den  Turm- 
wänden erkennen.  Das  Dach  war  mit  Dachziegeln,  Mönchen  und 
Nonnen  gedeckt,   von  denen  Bruchstücke  gefunden  worden  sind. 

Der  f^eUer  unter  dem  West-  und  Südflügel  zeigt  genau  dieselbe 
Raumeinteilung  wie  das  über  ihm  liegende  Geschoss.  Im  Süd- 
flügel scheint  der  Überrest  einer  Luftheizung  für  den  Hauptsaal 
erfiüten  zu  sein,  die  nach  der  Art  der  römischen  Hypokausten 
auflegt  ist.  In  einem  mit  einem  Tonnengewölbe  überdeckten 
Baum  erkennt  man  fünf  quadratische  öfihungen  im  Gewölbe,  die 
der  Anfanff  eines  Kanalsystems  unter  der  Diele  des  Kapitelsaales 
ZQ  sein  scheinen. 

Der  Keller  des  Ostflugel  li^  um  0,6  m  höher  und  hat  keinerlei 


16 

Verbindung  mit  dem  übrigen  Keller.  In  diesem  Teil  des  Schlosses 
ist  vieles  verändert  worden  und  es  lässt  sich  ohne  eingehendere 
üntersuchangen  der  ehemalige  Zustand  nicht  feststellen.  Nach 
einem  alten  schwedischen  Plane  hat  sich  hier  ein  Bräuhans  be- 
funden. Der  grosse  zweirohrige  Mantelschomstein  ist  erhalten 
und  wird  auch  jetzt  noch  benutzt. 

Hier  befindet  sich  auch  der  Schlossbrunnen  in  einer  halb- 
kreisförmigen Nische,  die  zum  Hof  offen  ist.  Er  ist  aus  Stein 
rund  gemauert,  aber  leider  in  völliger  Verkennung  seiner  Be- 
stimmung als  Abort  benutzt  worden.  Es  ist  beschlossen  worden 
ihn  zu  reinigen. 

Bekannt  ist  es,  dass  vor  etwa  150  Jahren  bei  umbauten  in 
diesem  Teil  des  Kellers  in  einem  vermauerten  Gemach  die  Leiche 
eines  Bitters  in  einem  Lehnstuhl  vor  einem  Tisch  sitzend  ge- 
funden wurde.  Die  im  Dommuseum  befindliche  Zeichnung  scheint 
viel  später  und  nach  dem  Gedächtnis  angefertigt  zu  sein,  denn 
sie  entspricht  gar  nicht  der  Situation  und  weicht  von  der  an- 
geblich am  Tage  des  Fundes  gemachten  in  Arensburg  befind- 
lichen erheblich  ab. 

Zu  den  Wiederherstellungsarbeiten  sind  von  der  öselschen 
Bitterschaft  Mittel  bewilligt  worden,  die  vorläufig  zum  Wieder- 
ausbau des  am  meisten  beschädigten  Nordwestturmes  verwendet 
worden  sind.  Der  Wunsch  der  Bitterschaft,  die  alte  BischoÜB- 
burg  als  Bitterhaus  zu  benutzen,  kann  nur  mit  Freuden  b^russt 
werden. 

Über  die  St.  Olavgilde  in  Biga. 

Von  E.  Mettig. 

Meine  Ihnen  bereits  mitgeteilte  Absicht,  die  verschollenen 
Gilden  Bigas  zu  behandeln,  kann  ich  zunächst  nicht  ausfuhren, 
aber  über  eine  von  ihnen,  nämlich  über  die  St.  Olavgilde,  will 
ich  doch  die  mir  bekannt  gewordenen  Nachrichten,  da  der  ur- 
kundliche Nachweis  ihrer  Existenz  für  die  weitere  Forschung  als 
wünschenswert  bezeichnet  ist,  vorfuhren. 

Olav  war  Herrscher  über  Norwegen  und  hatte  sich  durch 
Förderung  der  Verbreitung  des  Christentums  in  Skandinavien 
die  Anerkennung  der  Kirche  erworben,  die  ihn  auch  heilig  ge- 
sprochen hat.  Max  Perlbach  sagt  von  ihm:  -Die  Kirche  hat 
ihn  den  Heiligen  genannt  und  als  den  Bekehrer  Norw^ens  über- 
schwänglich  gefeiert.  In  Wahrheit  ist  weder  sein  Charakter, 
noch  seine  Leistung  dermassen  hoch  anzuschlagen.  Olav  ist  zu- 
gleich Fanatiker  und  Despot,  eine  harte,  engherzige,  unadelige 
Natur.  Am  Ende  seines  fünfzehnjährigen  Begiments  erhoben  die 
Häuptlinge  und  Bauern  gegen  ihn  den  Eriegsschild,  und  in  der 
Schlacht  bei  Stiklastadir  1030  fand   er  den  Tod.""    «Schon  bei 


17 

Adam  von  Bremen  beginnt  der  heilige  Olav  den  geschichtlichen 
nirückzudrängen.  Olavskirchen  erheben  sich,  soweit  nur  nordische 
Schiffe  fahren,  von  Dublin  bis  Konstantinopel  *).*  Soweit  Perlbach. 

Als  sich  die  Deutschen  auf  der  Ostsee  zu  tummeln  begannen, 
war  St  Olay  an  den  Küsten  der  nordischen  Meere  als  Schutz- 
patron des  seefahrenden  Kaufmannes  geehrt.  Ursprünglich  be- 
schränkte sich  die  Yeneration  wohl  nur  auf  die  skandinavischen 
Gebiete,  doch  bald  findet  St.  Olav  auch  Anerkennung  an  den 
nichtskandinavischen  Küsten,  wo  zu  seinen  Ehren  Altäre,  Gilden 
and  Kirchen  gestiftet  werden.  Abgesehen  von  den  in  Skandi- 
Danen  vorhanden  gewesenen  Olavgilden  und  der  Olavgilde  in 
Beval,  das  auch  zur  skandinavischen  Kirchenverwaltung  gehörte, 
Bind  ausserdem  noch  Olavgilden  bisher  nachgewiesen  worden:  in 
Sanzig,  Königsberg,  Elbing,  Rostock  und  Lübeck.  In  Bremen 
gab  es  einen  Olavaltar.  In  der  Kirche  zu  Stralsund  wurde, 
wie  wir  wissen,  St.  Olav  verehrt,  und  der  Schwede  Olav  Nicolai 
errichtete  in  der  Kirche  zu  Oreifswald  zu  Ehren  seines  Schutz- 
patrons St.  Olav  zwei  Konsolationen.  In  den  namhaften  am 
Meere  gel^enen  Seestädten  war  St.  Olav  ein  bekannter  Heiliger, 
weil  eben  seines  Schutzes  der  integrierendste  Teil  der  Bevölkerung 
der  Seestädte,  die  Schiffer  und  Kaufleute,  bedurfte.  Es  müsste 
demnach  auffallen,  wenn  eine  bedeutende  Seestadt  des  Hansebundes 
von  einer  Verehrung  des  heiligen  Olavs  nichts  wüsste.  Dass 
Riga,  die  bedeutendste  Stadt  im  Osten  des  baltischen  Meeres,  an 
dieser  Verehrung  auch  teilgenommen  hatte,  hat  man  bis  hierzu 
80  gut  wie  unberücksichtigt  gelassen.  Riga  wird  auch  nicht  in 
der  kürzlich  angestellten  Aufzählung  der  Hansestädte,  in  denen 
Olav  gehuldigt  wurde,  genannt.  Selbst  hier  zu  Lande  schenkte  man 
den  spärlichen  Nachrichten  über  St.  Olav  in  Riga  kein  Vertrauen. 

Die  erste  Nachricht  über  die  Olavgilde  brachte  ein  anonymer 
Verfasser  in  seinem,  in  dem  1.  und  2.  Stücke  der  Neuen  Nordi- 
schen Miscellaneen  1792  S.  485 — 507  abgedruckten  Aufsatze:  „Be- 
merkungen über  etliche  Stellen  des  von  Herrn  Friebe  im  26. 
Stücke  der  nordischen  Miscellaneen  gelieferten  Beytrages  zur  lief- 
ländischen  Geschichte. **  Dieser  anonyme  Verfasser,  in  dem  K. 
£.  Napiersky')  Brotze  sieht,  sagt:  „So  finde  ich  in  alten  Nach- 
richten die  Oilde  des  heiligen  Blödes,  die  St.  Olausgilde,  die 
Harien-Magdalenen-Oilde,  die  Pfeiffer-Oilde  und  die  Oilde  unserer 
lieben  Frauen  als  solche  angeführt,  die  in  Riga  noch  im  15.  Jahr- 
hunderte wirklich  vorhanden  waren"*).    Diese  Nachrichten  ver- 


Hang. GeschicbtebL,  J.  1901,  8.  170--177. 

Mon.  IAt.  ant.  IV,  8.  LXV,  Anm. 

Brotze  fagt  zu  diesen  an  einer  anderen  8telle  noch  die  Bierträger- 
gilde  und  die  Lotgilde  hinzu  (Nene  Nord.  Miscellaneen  XVII,  8. 102,  Anm.). 
in  den  B^-  Stadtbl.  1811  8.  861—362  werden  wieder  dieselben  Gilden  von 
B.  (wohl  Srotze),  doch  mit  Ausnahme  der  Lotgilde,  verseichnet. 


18 

wertet  K.  E.  Napiersky  in  seiner  kurzen  Übersicht  der  älteren 
Geschichte  der  Stadt  Riga  (in  den  Mon.  Livon.  ant.  IV,  S.  LXV). 
Aus  welcher  Quelle  Brotze  seine  Nachrichten  über  die  erwähnten 
Gilden  geschöpft  habe,  sagt  er  nicht,  daher  wurde  auch  diese 
Überlieferung  wegen  des  Mangels  einer  Quellenangabe  mit  wenig 
Vertrauen  behandelt.  Das  hat  sie  aber  nicht  verdient,  da  sie 
sich  urkundlich  b^ründen  lässt,  und  ich  glaube  die  Quelle  ent 
deckt  zu  haben,  die  Brotze  vorgelegen  hat.  Sie  ist  in  dem  Buche 
der  Oberkämmerer  der  Schwarzen  Häupter  zu  Biga,  das  die 
Archivnummer  5  trägt,  zu  suchen.  Hier  wurden  innerhalb  der 
Jahre  v.  1441 — 1470  von  den  Oberkämmerern  auch  die  Summen 
verzeichnet,  die  sie  von  einigen  rigischen  Gilden  empfingen.  Es 
werden  hier  alle  die  Gilden  genannt,  die  Brotze  zuerst  namhaft 
macht.  Es  sind  also  folgende  Gilden:  die  Gilde  des  heiligen 
Blutes,  die  St.  Olausgilde,  die  Marien-Magdalenen-Gilde  und  die 
Pfeiflfer-Gilde.  Brotze  nennt  noch  besonders  die  Gilde  unserer 
lieben  Frauen,  die  mit  der  Pfeiffer-Gilde  identisch  ist,  was  Brotze 
übersehen  hat.  Von  den  genannten  Gilden  gehörte  die  Olav- 
gilde   zu  denen,  die  die  geringeren  Summen  zahlten.    Die  Olav- 

f;ilde   entrichtet   meist  6  oder  7  Ferdinge  jährlich,   wie  aus  den 
nskriptionen   zu   ersehen  ist,   die  ich  aus  dem  Buche  der  Ober- 
kämmerer  der  Schwarzen  Häupter  ausgezogen  habe  und  die  ich 
hier  folgen  lasse: 
A.  a.  1441.  It.  vntfangen  van  sunte  Oleffs  gilde  VI  ffr. 
A.  a.  1443  VI  ffr.  van  sunte  olaues  rilde. 
A.  a.  1444  It.  vntfangen  van  sunte  uTloues  gilde  VI  ffr. 
A.  a.  1446  hir  wedder  vp  vntfang.  van  der  swarte  houede  wag. 

dat  erste  VI  fr.  van  sunte  olves  gylde. 
A.  a.  1448  noch  VI  fer.  van  sunte  olues  gilde. 
A.  a.  1449  It.  van  sunte  olewes  gylde  entfangen  IVs  mrc. 
A.  a.  1457  It.  VI  fferdinghe  van  sunte  oleues  druncke. 
A.  a.  1458  It.  van  sunte  oleves  gilde  VI  fr. 
A.  a.  1459  noch  von  sunte.  oleffes  gilde  VI  ffr. 
A.  a.  1461  It.  noch  entfangen  1  mrc.  van  sunte  OUoffes  ghilde, 

de  blyue  V«  marc.  schuldich. 
A.  a.  1462  It.  van  sunte  Olloues  gilde  VII  fr. 
A.  a.  1463  (?)  It.  noch  Entfangen  vä  synte  oUeues  gylde  VII  ffr. 
A.  a.  1466  lt.  noch  van  sünte  olofes  gylde  VH  ferd. 
A.  a.  1467  It.  noch   entfangen  von  süte  oloff  gilde  vor  hushur 

Vn  ffer. 
A.  a.  1468  It.  vntf.  vä  sunte  olofes  gilde  VH  fr. 
A.a.  1469  It.  vntf.  van  sunte  Oleffes  gilde  ok  vor  hur  VH  fr. 
A.  a.  1469  (?)  It.  vntffangen  van   süte   olues  gylde  vor  hure 

vn  fr. 
A.  a.  1470  It.  enfangs  vä  sunte  oUefes  ghelde  to  hur  1  mar. 
Einmal   ist   verzeichnet,   dass  die  Olavgilde  nur  eine  Mark, 


19 

das  sind  4  Ferdinge,  gezahlt  habe  und  ein  anderes  Mal,  dass 
die  Olavgilde  eine  halbe  Mark  schuldig  geblieben  sei.  Daraus, 
dass  sie  weniger  als  einige  andere  Gilden  zahlte,  und  daraus, 
dass  sie  einmal  nicht  in  der  Lage  gewesen  war,  die  volle  Summe 
sa  entrichten,  könnte  geschlossen  werden,  dass  sie  über  geringere 
materielle  Mittel  verfügte  und  vielleicht  kleiner  an  Mitgliedern 
gewesen  wäre  als  die  Gilden,  die  mehr  zu  zahlen  pfiej^ten.  Auf 
die  Frage,  zu  welchem  Zwecke  die  verschiedenen  Gilden  und 
hauptsächlich  die  Olavgilde  wiederholt  Geldzahlungen  an  die 
Kompagnie  der  Schwarzen  Häupter  entrichtet  habe,  entnehmen 
wir  die  Antwort  folgenden  Inskriptionen: 

A.  a.  1457:  It.  YI  fferdinghe  van  sunte  oleues  druncke. 

A.a.  1459  oder  1460:  It.  noch  hbb  ik  entfang.  van  de  gilden 
to  hure,  de  gedrunke  sin  in  den  Swarten  heveden  int 
erste  van  den  berdregere  vor  twen  drucke  ere  to  holden 
XI  ffr,  noch  van  sunte  marie  magdale  gilde  VI  flfr,,  noch 
von  sunte  oleffes  gilde  VI  ffr,  noch  von  der  spellude 
gilde  VI  ffr.  Summa  dyt  vorlese.  VII  mr.  1  fir. 

A.  a.  1469  It.  vntff  van  sunte  Oleffes  gilde  ok  vor  hur  VII  fr. 

A.  a.  1469  It.  vntffangen  van  süte  olues  gvlde  vor  hure  VII  fr. 

A.  a.  1470  It.  enfangen  vä  sunte  oUefes  ghelde  to  hur  1  mar. 
Aus  diesen  Einschreibungen  geht  deutlich  hervor,  dass  die 
Olavgilde  und  auch  die  übrigen  Gilden  für  die  Benutzung  der 
Räumlichkeiten  der  Schwarzen  Häupter  zu  ihren  Trünken  einen 
Mietzins  zu  verschiedenen  Zeiten  entrichtet  haben.  Also  die 
Olaibrüderschaft  pflegte,  wie  noch  manche  andere  rigische  Gilde, 
ihre  geselligen  Zusammenkünfte  im  Hause  der  Schwarzen  Häupter 
abzuhalten,  wofür  sie  der  genannten  Genossenschaft  ein  Miet- 
geld zu  zahlen  hatte.  Welchen  Kreisen  die  Mitglieder  der 
Olaibrüderschaft  angehörten,  darüber  lässt  sich  den  Einschrei- 
bungen des  Buches  der  Oberkämmerer  der  Schwarzen  Häupter 
nichts  entnehmen.  Von  einigen  Olavgilden  im  Westen  wissen 
wir,  dass  ihre  Mitglieder  dem  ersten  Stande  der  städtischen  Be- 
völkerung angehört  haben,  und  das  wird  in  den  ältesten  Zeiten 
der  Gilde  wohl  überall  der  Fall  gewesen  sein,  da  die  seefahrenden 
Eanfleute,  dem  leitenden  Kreise  in  den  Seestädten  angehörend, 
auch  in  St.  Olav  einen  Schutzpatron  sahen.  In  Danzig  und 
Königsberg  gingen  aus  den  Olavbrüderschaften  die  Artushöfe 
hervor,  die  die  Elite  der  Gesellschaft  vereinigten.  In  Reval 
wird  anfänglich  der  Charakter  der  Olavgilde  dem  der  verwandten 
Brüderschaften  im  Westen  gleich  gewesen  sein,  und  erst  später 
muss  ihre  Degradation  vor  sich  gegangen  sein,  wie  wir  das  an 
der  Kanutigilde  wahrnehmen,  mit  der  die  Olavgilde  seit  1698 
Yerschmolzen  wurde. 

Die  Verwandtschaft  der  Olavgilde  mit  der  Kanutigilde  und 
ihre  spätere  Vereinigung  mit  dieser  Gilde  legt  es  nahe,   den 


Cbarakter  der  Eanutigilde  näher  zu  beleuchten.  Im  13.  Jahr- 
hunderte bestand  die  Eanutigilde,  die  eine  Schut^ilde  war,  auB 
Schiffern  und  Eaufleuten^).  Im  Schrägen  der  Eanutigilde  zu 
Reval  werden  erst  nach  dem  Jahre  1475  Handwerker  als  Mit- 
glieder erwähnt.  Noch  im  16.  Jahrhunderte  gehörten  zu  dieser 
Gilde  Eaufleute,  Schi£fer  und  Handwerker.  In  diesem  Jahr- 
hunderte wird  auch  die  Aufnahme  von  ündeutschen  verboten. 
Aus  dem  Verbote  der  Eanutigilde  (ü.  B.  1519,  Art.  76,  a.  a. 
1508),  die  Mitglieder  der  Olavgilde,  wenn  gleichzeitig  Trünke  in 
beiden  Gilden  stattfinden,  zu  sich  in  die  Eanutigilde  einzuladen 
oder  zu  ihnen  zu  Gaste  zu  gehen,  zu  schliessen,  dass  Standes- 
vorurteile die  Einschränkung  eines  Verkehrs  mit  den  Mitgliedern 
der  Olavgilde  erheischten,  wage  ich  gerade  nicht  auszusprechen, 
obwoÜ  nach  Nottbeck*)  zu  der  Olavgilde  die  niederen  Hand- 
werker und  die  Arbeitsleute  gehörten,  die  wahrscheinlich  viel- 
fach ündeutsche  waren.  Die  Reformation  brachte  auch  im 
Schosse  der  Gilden  grosse  Veränderungen  herbei.  Die  Eanuti- 
gilde hörte  auf,  ein  Verband  sämtlicher  Bürger  zu  sein  und 
vereinigte  in  sich  einen  Teil  der  Handwerker;  ein  anderer  Teil 
der  Handwerker  hielt  sich  wieder  zur  Olavgilde;  zu  ihr  hätten, 
wohl  später  erst,  die  anderen  Handwerker  gehört.  In  der  vor- 
reformatorischen  Zeit  wird  sich  die  Olavgilde  eines  grösseren 
Ansehens  unter  der  Biirgerschaft  erfreut  haben;  wurde  doch  im 
14.  Jahrhunderte  das  in  der  Langstrasse  gelegene  Haus  der  Olav- 
gilde schlechtw^  Gildestube  genannt.  Über  den  Charakter  der 
rigischen  Olavgilde  ist  uns,  wie  bereits  gesagt,  gar  kein  Material 
überliefert,  und  wir  müssen  hinsichtlich  ihres  Wesens,  wenn  wir 
auch  die  Analogie  mit  Reval  heranziehen,  immerhin  auf  dem 
unsicheren  Boden  der  Vermutung  verharren. 


677.  TenammloBg  am  11.  Febrnar  1904. 

Der  Präsident  Oberlehrer  Bernhard  Hollander  eröffnete 
die  Sitzung  mit  der  Mitteilung,  dass  das  ordentliche  Mitglied 
Herr  Albert  Eroepsch  am  19.  Januar  1904  verstorben  sei,  und 
ersuchte  die  Versammlung  sich  zu  dessen  Ehren  von  den  Sitzen 
zu  erheben. 


1)  0.  Mottig  über  Pappenheims  Schrägen  der  Eanutigilde.  SitsongB- 
ber.  d.  GesellBch.  f.  GesciL  n.  Altertnmsk.  1887,  S.  18. 

^  Engen  von  Nottbeck,  Die  alten  Schrägen  der  Grossen  Gilde  zn  Beval, 
1885,  S.  12:  «Die  Canntigilde,  zu  welcher  im  Mittelalter  wahrscheinlich  aoch 
die  Krämer  zählten,  galt  fQr  die  vornehmere,  obgleich  zur  Olaigilde  aoeh 
nicht  nnr  Arbeitslente,  sondern  anch  eigentliche  Handwerker  gehörten.* 


21 

Zu  ordentlichen  Mitgliedern  wurden  aufgenommen  die 
Herren:  Pastor  Erwin  v.  Dehn  in  Hallist,  Ereisadelsmarschall 
Gastav  y.  Schlippe  in  Riga  und  Gustav  Baron  Campen- 
hausen in  Beval. 

Für  die  Bibliothek  waren  nach  dem  Akzessionsbericht  des 
Bibliothekars  an  Geschenken  eingegangen:  1)  von  der  Admini- 
stration der  St.  Gertrudkirche:  eine  Kopie  der  Grund- 
steinurkunde der  zweiten  St.  Gertrudkirche  vom  29.  Mai  1903; 
2)  Ton  Herrn  Dr.  med.  H.  Adolphi:  ein  Stammbaum  der  liv- 
ländischen  Familie  Adolphi.  Msk.;  3)  von  Herrn  Oberlehrer  E. 
Walter :  Herders  Wirken  und  Wachsen  in  Riga.  S.-A.  a.  d. 
yß^li.  Monatsschr.**;  ferner  Geschenke  von  Frau  B.  Goronsky, 
Herrn  H.  Lasch,  Herrn  E.  Seuberlich,  Herrn  Direktor  der 
statistischen  Kommission  B.  v.  Schrenck  und  Herrn  Oberlehrer 
Fr.  Westberg. 

Für  das  Museum  waren  folgende  Geschenke  dargebracht 
worden:  1)  von  Herrn  Hasselhorst:  ein  Messingleuchter  vom  J. 
1715;  eine  Messinglaterne  und  ein  Klöppelkasten  mit  eingelegten 
Jagdbildern;  2)  von  Herrn  Tischlermeister  Breede:  ein  chinesi- 
scher Ingwertopf;  3)  von  Herrn  K.  G.  v.  Sengbusch:  eine  Em- 
pire-Plattmenage; ein  silberner  Enaulhalter;  ein  Elfenbeinpet- 
schaft; eine  silberne  Strickscheide;  ein  silbergesticktes  Tauf- 
häubchen; ein  Degen  mit  Gefäss  aus  dem  17.  Jahrhundert;  ein 
persischer  Säbel  und  eine  chinesische  Flinte,  erbeutet  von  einem 
rassischen  Soldaten  bei  der  Erstürmung  des  Takuforts  im  Jahre 
1900;  4)  von  Herrn  H.  Baron  Bruiningk:  ein  Forzellanter- 
rinendeckel  mit  gemalten  Blumen;  5)  von  Herrn  Gutsbesitzer  H. 
Lasch:  ein  weissseidener  Tabaksbeutel. 

Herr  Hermann  Baron  Bruiningk  hielt  einen  Vortrag 
über  livländische  Maler  im  Mittelalter  (s.  unten). 

Herr  Inspektor  K.  Mettig  referierte  über  den  die  Mission 
im  alten  Livland  in  der  ersten  Hälfte  des  13.  Jahrhunderts  be- 
handelnden Abschnitt  des  4.  Teiles  der  Kirchengeschichte  Deutsch- 
lands von  Dr.  Albert  Hauck  (Die  Hohenstanfenzeit.  Leipzig 
1903)  (s.  unten). 


Herr  Erich  Seuberlich  verlas  einen  Auszug  aus  den  Anf- 
zeichnungen  des  weil,  rigaschen  Kaufmanns  Michael  Joachim 
Schmidt  (1841)  über  den  Brand  der  rigaschen  Vorstädte  und 
sonstige  Eriegsereignisse  des  Jahres  1812.  Herr  E.  Seuberlich 
übergab  den  Auszug  der  Bibliothek. 

Der  Präsident,  Oberlehrer  Bernhard  Hollander,  hielt 
einen  Vortrag  über  den  rig.  Bürgermeister  Eonrad  Durkop 
(s.  unten). 

Herr  Architekt  Dr.  W.  Neumann  legte  der  Gesellschaft 
eine  Arbeit  vor,  die  er  vor  vielen  Jahren  auf  Wunsch  von  Dr. 
Anton  Buchholtz  unternommen  hatte:  eine  Zusammenstellung 
baltischer  Goldschmiedenamen,  Goldschmiedemerkzeichen  und  der 
im  Lande  vorhandenen  Goldschmiedewerke,  in  der  Art,  wie  Dr. 
M.  Rosenberg  es  in  seinem  grossen  Werke  über  Goldschmiede- 
merkzeichen getan  hat. 


Livländische  Maler  im  Mittelalter. 

Von  H.  Y.  Brainingk. 

In  der  livländischen  Eunstgeschichte  ist  die  Frage,  ob  und 
inwieweit  in  Livland  während  des  Mittelalters  der  Eunstbedarf 
an  Werken  der  Malerei  durch  einheimische  Maler  gedeckt 
wurde,  bisher  unerörtert  geblieben.  Obwohl  uns  an  derartigen 
Werken  mittelalterlicher  Kunst  nur  ganz  wenige  überkommen 
sind  —  die  revalschen  Altarschreine  stellen  bekanntlich  den  letz- 
ten Best  dar  —  erscheint  die  Frage  doch  nicht  müssig,  denn  es 
steht  ausser  Zweifel,  dass  es  den  Malern  an  Aufträgen  nicht  ge- 
fehlt haben  wird.  Das  gilt  zunächst  natürlich  von  der  kirch- 
lichen Eunst,  die  sich  in  erster  Linie  an  den  „Tafeln^,  dem  ge- 
schnitzten und  gemalten,  oder  auch  bloss  gemalten  Schmacke 
der  zahlreichen  Altäre,  den  sog.  Altarschreinen,  betätigt  hat. 
Es  lässt  sich  aber  nachweisen,  dass  die  Nachfrage  nach  Gemäl- 
den sich  keineswegs  auf  diesen  Zweig  der  Malerei  beschränkte. 
So  lässt  die  urkundlich  gut  beglaubigte  Nachricht  von  der  Bildnis- 
reihe der  Herrmeister  des  Deutschen  Ordens  in  Schloss  Wenden, 
der  Erzbischöfe  von  Riga  in  Schloss  Bonneburg  und  der  Bischöfe 
von  Eurland  in  Schloss  Pilten  auf  eine  beachtenswerte  Pflege 
der  Porträtmalerei  schliessen.  Anlangend  nun  die  Miüer  der 
Aitarschreine,  so  wurde  durch  den  umstand,   dass   nicht   selten 


23 

TOD  der  Herstellung  der  ^^Tafeln^  in  norddeutschen  Städten, 
namentlich  in  Lubeä,  die  Rede  ist,  die  Frage  nach  livländischen 
Malern  in  den  Hintergrund  gedrängt.  Und  doch  spricht  die 
Vermutung  von  Yomherein  daiur,  dass  weitaus  die  Melurzahl  der- 
artiger Werke  aus  einheimischen  Werkstätten  stammte,  —  zu- 
nächst, weil  sich  die  Kosten  der  von  auswärts  bezogenen  Ge- 
mälde doch  wohl  höher  gestellt  haben  werden,  sodann,  weil  sich 
die  Vorliebe  für  Stifterbildnisse  in  der  Regel  nur  am  Wohnorte 
des  Bestellers  befriedigen  Hess.  Leider  fehlen  in  unseren  Ur- 
kunden fast  immer  alle  näheren  Angaben.  Um  so  grössere  Auf- 
merksamkeit beanspruchen  die  wenigen  Notizen,  die  uns  auf  die 
Spur  einheimischer  Maler  fuhren.  Einige  Notizen  dieser  Art 
sollen  hier  geboten  werden.  Ist  erst  der  Anfang  gemacht,  so 
wird  sich  zweifellos  mit  der  Zeit  noch  so  manche  weitere  urkund- 
liche Nachricht  anreihen  lassen. 

Wir  haben  fuglich  mit  Riga  zu  beginnen. 
Hier  begegnet  uns  im  Jahre  1452  ein  Maler  namens  Peter 
Hase.    Von  ihm  findet  sich  im  Amtsbuche  der  rigaschen  Schmiede 

I  die  folgende  Nachricht:  „Int  jar  unsses  heren  1400  in  dem 
52en  do  werde  wi  smede  ens  myt  dem  meler  Peter  Hasen,  also 
imime  ene  tafielen  to  makende  unde  to  makende  nye,  unde  hebbent 
myt  em  vordinget  vor  1  summe  geldes,  also  53  mark,  dat  wi  em 
geven  solen.'^  Femer:  „Hir  up  so  heft  he  entfangen  21  mark  up 
Baute  Mertens  dasen  up  en  rekensschop.'^  Endlich:  „Item  so 
gaff  Diderick  Bullenhusen  to  der  sulven  taffeien  to  hulpe  1  vat 
osemundes  ^),  unde  dat  sal  Andrewes  smyt  betalen  unde  ut  geven 

1  etc.;  de  betalinge  heft  Andrewes  gedaen  unde  ik   Hans  Ludeke 

mide  myn  bisitter  Michel  de  hebben  dat  entfangen  summa  4  mark^  '). 

Auch  noch  von  einem  weiteren,  dem  reter  Hase  erteilten 

und  von  ihm   ausgeführten   Auftrage   haben   wir  Kunde.     Hier 

i  ging  die  Bestellung  vom  Amte  der  Losträger  aus.  Bekannt  war 
die  im  Yikarienbuche  des  genannten  Amtes  enthaltene  Nachricht, 
wonach  um  1458  drei  Mitglieder  des  Amtes  die  Tafel  far  den 
Altar  der  Losträger  in  der  St.  Petrikirche  gestiftet  haben,  von 
der  es  heisst,  dass  „hovetheren  to  sin  sunte  Peter  unde  sunte 
Erasmus  unde  sunte  Eristoffer''^).  Das  wird  so  zu  verstehen 
Bein,  dass  auf  dem  Altarbilde  diese  drei  Heiligen  —  zweifellos 
die  Amts-  oder  Oildenpatrone  —  dargestellt  waren  oder  darge- 
stellt werden  sollten.  Alleinige  Stifter  des  Altarbildes,  wie  es 
nach  dem  Wortlaute   der  Inskription  scheinen  will,  sind  indes 

1)  Osemunt  ist  echwedisches  Roheisen  bester  Sorte.  Vgl  A.  Lübben, 
Mittelniederd.  Handwörterbach,  Norden  und  Leipzig  1888. 

>)  GoDst  Mettig,  Das  älteste  Amtsbooh  der  Schmiede,  Riga  1890,  S. 
26,  n.  77,  78,  79.  —  Den  Hinweis  aaf  diese  Notiz  verdanke  ich  L.  Arbnsow. 

>)  Der  Wortlaut  bei  0.  Mettig,  in  Sitzungsberichten  v.  1900,  S.  130,  und 
H.  y.  Bniiningk,  in  Mitteilungen  Bd.  19  S.  524. 


24 

die  drei  Oildengenossen  nicht  gewesen,  vielmehr  haben  dazu  noch 
andere  Personen  beigetragen  nnd  ein  Teil  der  Kosten  ist  wohl 
aus  der  Amtskasse  gedeckt  worden.  Solches  ergibt  sich  aas 
einigen  weiteren,  bisher  unbeachtet  gebliebenen  Inskriptionen  des 
Vikarienbuches  des  Losträgeramtes,  aus  denen  wir  zugleich 
Peter  Hase  als  den  Maler  kennen  lernen.  Wir  lesen  dort  (BL 
144*):  „Item  hir  steit  nagescreven  des  oldermans  rekenschop, 
wat  he  ut  geven  het  by  synen  tiden  to  der  bilde  (sie)  unde 
yickerige  behoff.  Item  anno  Iviij  so  gaff  ik  ut  van  der  gilde 
wegen  iij  mrc.  vor  de  taffeien  to  makende.^^  Hier  folgt  die 
Aurzählung  mehrerer  Darbringungen,  zumeist  an  Wachs.  Am 
Schlüsse  heisst  es:  „Item  noch  so  hebbe  ik  ut^even,  Yor  unde 
na,  Peter  Hasen  ^)  1.  mrc.  riges  vor  de  tafelen  to  maiende  uppe 
dem  altar;  dit  schach  do  men  schreff  Ix.  —  Item  djt  vorbenome- 
den  gelt  is  al  utegeven  van  der  selschop  gelde.'^ 

Wenn  es,  wo  in  den  Quellen  von  „Malern'^  die  Rede  ist,  nicht 
selten  zweifelhaft  bleibt,  ob  darunter  Kunstmaler  zu  verstehen  sind, 
oder  etwa  blosse  Handwerker,  wie  denn  auch  bei  den  „Schnitzern" 
der  Unterschied  zwischen  Künstlern  und  Handwerkern  in  der 
Berufsbezeichnung  nicht  hervortritt,  so  gestattet  doch  wohl  die 
Arbeit,  von  der  hier  die  Rede  ist,  den  Peter  Hase  unbedenklich 
zu  den  Kunstmalern  zu  zählen,  denn  das  Malen  eines  Altar- 
bildes ist  sicherlich  nur  einem  solchen  anvertraut  worden.  Auch 
der  Preis  bleibt  hinter  den  damals  üblichen  Malerhonoraren 
keineswegs  zurück.  Beispielsweise  seien  einige  um  die  Zeit  in 
Lübeck  gezahlte  Malerhonorare  angeführt:  Hermann  Hoveman 
in  Lübeck  gab  dem  Dom  zu  Abo  1&4  eine  Tafel  von  10  Mark; 
Wedeghe  Kerkring  gab  1464,  um  auf  dem  hl.  Kreuzesaltar  in 
der  Burg  zu  Lübeck  eine  neue  Tafel  malen  zu  lassen,  60  Mark; 
Tydeke  Grashof  daselbst  stiftete  1469  far  das  Malen  eines  Bildes 
des  hl.  Olaus  für  den  Dom  zu  Drontheim  28  Mark  ^).  Hierbei 
ist  zu  berücksichtigen,  dass  die  Malerei  in  Lübeck  sorgsam  ge- 
pflegt wurde  und  die  hier  gezahlten  Honorare  folglich  als  nor- 
male zu  gelten  haben  werden,  zumal  unter  den  Stiftern  der  er- 
wähnten Gemälde  der  eine,  Wedeghe  Kerkring,  einem  notorisdi 
wohlhabenden  und  angesehenen  Patriziergeschlechte  angehörte.  Da 
in  der  Zeit,  als  die  Zahlung  an  Peter  Hase  für  sein  Gismälde 
geleistet  wurde,  die  rigische  Mark,  wenn  nicht  ausdrücklich  „alte'' 
Mark  hinzugefügt  ist,  als  neue  Mark  gelten  muss,  so  hat  Hase 
sein  Honorar  offenbar  nach  neuer  Währung  zugebilligt  erhalten '). 

^)  Hier  folgen  die  aasgestrichenen  Worte  „van  der  s".  Der  Schreiber 
hatte  hier  „van  der  selschop  gelde"  schreiben  wollen,  bedachte  sich  aber 
nnd  setzte  diese  Worte  an  den  Schlnss. 

*)  W.  Bremer,  Zar  Gesch.  der  Lübecker  Malerei,  in  Mitt  des  Vereins 
für  Lübeckische  Gesch.  n.  Altertnmsk.,  Heft  4  f.   d.  J.   1889,  1890,   S.  76. 

3)  Das  Verhältnis  der  alten  zar  neaen  Mark  rig.  stellte  sich  1447  im 
Verhältnis  von  1  zu  4.    Vgl  ÜB.  Bd.  10  n.  297. 


25 

Die  neue  Mark  rigisch  aber  stand  zur  Mark  lübisch  um  die  Zeit 
im  Wertrerhältnisse  von  6  zn  5^).  Auch  das  steht  fest,  dass 
Peter  Hase  nicht  ein  „angereister"  Künstler,  sondern  hier  an- 
sässig und  besitzlich  war.  Oenannt  wird  er  in  zwei  Inskriptionen 
der  Erbebücher.  In  der  ersten,  a.  d.  J.  1447,  heisst  es,  Peter 
Hase  habe  von  wegen  der  Bolteschen  dem  Hans  Gude  vor  dem 
Kate  einen  Oarten  am  Rigebach  auftragen  lassen,  in  der  andern, 
a.  d.  J.  1455,  handelt  es  sich  um  die  Auflassung  eines  „in  der 
Stekestrate  tusschen  Peter  Hase  unde  Hinrik  van  Mynden"  be- 
legenen Hauses').  Der  Name  Hase  als  Familienname  war  in 
Biga  im  Mittelalter  wenig  verbreitet;  die  Identität  des  Haus- 
besitzers in  der  Stekestrate  und  des  Malers  kann  folglich  un- 
bedenklich angenommen  werden. 

Fast  um  dieselbe  Zeit  wie  Peter  Hase  lässt  sich  in  Biga 
noch  ein  anderer  Maler  nachweisen.  Erwähnt  ist  er  in:  „L. 
Arbusow,  Livlands  Geistlichkeit  vom  Ende  des  12.  bis  ins  16. 
Jahrhundert",  als  „der  lange  Herr  Johann",  der  unter  dieser 
Bezeichnung  in  den  rigascheu  Eämmereirechnungen  als  Empfänger 
von  Zahlungen  für  Malereien,  die  er  am  Bathause  u.  s.  w.  aus- 
geführt hat,  zuerst  1464  und  zuletzt  1471  vorkommt,  —  wie  Ar- 
busow, wohl  mit  Becht,  annimmt,  von  einem  1424/25  genannten 
„langen  Herrn  Johann"  zu  unterscheiden'). 

Hier  handelt  es  sich  demnach  um  einen  Geistlichen  (Welt-  oder 
Klostergeistlichen).  tJber  die  von  ihm  ausgeführten  Arbeiten  be- 
richten   die  folgenden  Inskriptionen  der  Eämmereirechnungen^): 

1464/65^).    „20Vs  mrc.  dem  langen  her  Johann  vor  de  banner 

to  makende." 
1466/67.       „11  mrc.  deme   langen  her  Johann  vor  dat  Ma- 
rienbilde buten  vor  deme  rathhusz  unde  vor  de 
gadderen  to  malende." 
1470/71.       „4  mrc.  Jacobe,  deme  snytker,  vor  de  schyve  to 
sunte  Peter.    4  mrc.  deme  langen  her  Johann 
to  malende  desulffte  schyve." 
Wie  ersichtlich,  hat  der  „lange  Herr  Johann"  kleine  Arbei- 
ten, die  wohl  eher   Sache  des  Handwerks  waren,  wie   das  Be- 
malen des  Gatters,  nicht  verschmäht,  doch  ist  es   möglich,   dass 
auch  diese  Arbeit  mit  künstlerischem  Schmucke  verbunden  war. 

1)  Es  mirde  gezahlt  1456  fär  30  Mark  rig.  25  Mark  lab.;  1458  fQr  75 
Mark  rig.  60  Mark  lüb.    Gef.  Mitteilnng  des  H.  Dr.  Philipp  Schwarte. 

S;  J.  G.  L.  Napiersky,  Die  Erbebücher  der  Stadt  Riga  1384-1579,  Riga 
1888,  I  n.  824,  904. 

9)  Jahrb.  für  Genealogie,  Heraldik  and  Sphragistik  (für  1901),  Mitan 
1902,  S.  14. 

4)  Nach  der  Abschrift  von  Herrn.  Hildebrand,  in  dessen  Materialien 
zam  Liv-,  Est-  und  Kurländischen  Urknndenbach. 

^)  Das  Rechnnnffsjahr  erstreckte  sich  von  einem  st.  Michaelistage 
(Sept  29)  bis  zam  folgenden. 


26 

Die  interessante  Notiz  über  ein  Marienbild  aussen  am  Bathause, 
von  dessen  Vorhandensein  wir  sonstige  Nachrichten  nicht  be- 
sitzen, lässt  leider  die  Frage  offen,  ob  wir  uns  darunter  ein 
Standbild  oder  eine  Wandmalerei  zu  denken  haben.  Ein  Stand- 
bild pflegte  man  meist  ,,docke''  zu  nennen. 

Aus  Beval  liegen  ebenfalls  nur  vereinzelte  Nachrichten  vor. 

Ein  geschätzter  Maler  daselbst  muss  Johan  Yawsack  ge- 
wesen sein.  Von  ihm  berichtet  das  Kirchenbuch  der  st.  Nicolai- 
kirche  zum  Jahre  1489:  es  soll  ein  ,,meler,  heth  mester  Johan 
Vawsack,  .  •  .  malen  unser  leven  vrowen  taffeie  vor  dem  köre 
mit  dem  tabemakel  vereidet,  lick  sunte  Nicolaus  tafel  unde 
tabernakel  vorguldet  is'^v-  ^^  ^^^  s^*  Nikolaikirche,  deren  uns 
erhaltene  Altarschreine  erkennen  lassen,  dass  man  für  die  Altar- 
gemälde tüchtige  Kunstleistungen  verlangte  und  zu  erlangen 
wusste,  wird  das  Malen  des  Muttergottesbildes  vor  dem  Chore 
wohl  nur  kunsterprobter  Meisterhand  anvertraut  worden  sein. 

Gewiss  derselbe  Johann  Yousack  ist  es,  von  dem  es  im 
Schreiben  des  Bischofs  von  Ösel  und  Reval  an  Beval,  Hapsal 
1501  Febr.  27,  heisst:  der  verstorbene  „Johan  meler"  habe  vor 
5  Jahren  von  Claus  Keel  den  Auftrag  erhalten,  eine  Tafel  zu 
malen  und  dafür  an  Handgeld  (upp  rekenschop)  20  Mark  emp- 
fangen, für  deren  Bückzahlung  der  Bevaler  Bat  sorgen  möge*). 

Die  hier  gebotenen  Notizen  haben  vorzüglich  den  Zweck, 
die  Aufmerksamkeit  auf  urkundliche  Nachrichten  über  livlän- 
dische  Maler  und  Malerei  im  Mittelalter  zu  lenken.  In  unseren 
„Sitzungsberichten^^  ist  für  alle  einschlägigen  Notizen  eine  ge- 
eignete Sammelstelle  geboten.  Die  wenigen  bisher  gedruckten 
Nachrichten  dieser  Art  werden  leicht  übersehen,  das  meiste  liegt 
wohl  noch  in  ungedruckten  Quellen  verborgen.  Besondere  Auf- 
merksamkeit verdient  natürlich  der  Nachweis  in  Livland  entstan- 
dener Werke  der  Malerei,  es  sollten  aber  auch  alle  Namen  von 
Personen  gesammelt  werden,  die  durch  das  Beiwort  „Maler"  oder 
„Meler'^  als  dem  Malerberufe  obliegend  gekennzeichnet  sind. 
Obschon  die  Grenzen  zwischen  Kunst,  Kunstgewerbe  und  Hand- 

1)  B.  Hansmann,  Der  Silberschatz  der  St.  Nikolaikirche  za  Reval,  Mitt 
£d.  17  S.  267  Anm.  1  Daselbst  ist  bemerkt,  dass  dieser  Vawsack,  der 
auch  Yawgesack,  Vagesack  genannt  wird,  von  der  Kirche  ein  Hans  für 
530  Mark  gekauft  hat.  Über  seinen  Tod  1498  wird  gesagt:  „sin  egen 
wiff  sloch  dnssen  man  doet."  —  Nicht  lanse  danach  haben  wegen  seines 
Nachlasses  Yerhandlangen  stattgefunden.  Zu  dem  Zweck  bezeugte  (die 
Stadt)  Flau  1499  Juni  28,  dass  Hinrik,  Burger  zu  Flau,  und  der  zu  Reval 
neulich  verstorbene  Johann  Yousack  leibliche  Yetter  gewesen  und  dass 
Hinrick,  als  der  nächstberechtigte  Erbe,  seinen  Sohn  Hans  Yousack  den 
Nachlass  in  Reval  zu  heben  bevollmächtigt  habe.  Urkundenbuch  2.  Abt., 
Bd.  2  n.  833. 

^)  Mitgeteilt  von  L.  Arbusow.  Die  betr.  Urk.  wird  als  n.  44  des  von 
ihm  bearbeiteten,  z.  Z.  im  Druck  befindlichen  Bd.  2,  Abt  2  des  ÜB.,  yfet- 
öffentlicht  werden. 


27 

werk  im  Mittelalter  recht  flüssige  waren  und  zwischen  den  malenden 
Künstlern  und  Handwerkern  das  Wort  ,,Eanstmaler^'  als  Scheide- 
wand noch  nicht  erfunden  war,  so  beweisen  doch  schon  die  bei- 
den Fälle,  die  uns  hier  beschäftigt  haben,  dass  unter  jenen  „me- 
iern" mancher  echte  und  rechte  Künstler  zu  suchen  ist. 


Die  Hohenstaufenzeit  von  Dr.  Albert  Hanck,  der  Eirchenge- 
Bchiohte  Deutschlands  vierter  Teil.    Leipzig  1903. 

Besprochen  von  K.  Mettig. 

In  der  vorigen  Sitzung  lenkte  Herr  Stadtbibliothekar  N. 
Busch  unsere  Aufmerksamkeit  auf  den  vierten  Teil  der  rühm- 
lichst bekannten  Kirchengeschichte  Deutschlands  von  A.  Hauck, 
die  auch  die  ChristianisieruDg  unserer  Provinzen,  des  alten  Liv- 
lands,  behandelt.  Der  umstand,  dass  Hauck  auf  seinem  Gebiete 
als  eine  Autorität  gilt,  machte  es  uns  zu  besonderer  Pflicht,  von 
seinem  Werke  Kenntnis  zu  nehmen.  Deshalb  erlaube  ich  mir, 
nachdem  ich  mich  mit  seinen  Darlegungen  bekannt  gemacht  habe, 
über  die  unserer  Geschichte  gewidmeten,  im  ganzen  20  Seiten 
umfassenden  Abschnitte  ^  seines  Buches  in  Kürze  zu  berichten. 
In  grossen  Zügen,  doch  übersichtlich  schildert  Hauck  die  Tätig- 
keit der  Mission  im  alten  Livland  in  der  ersten  Hälfte  des  lo. 
Jahrhunderts  und  damit  zugleich  auch  die  Besitznahme  des  Landes 
durch  die  Deutschen  und  die  Begründung  einer  deutschen  Kolonie, 
wie  auch  eines  direkt  unter  der  Yerwaltunj^  der  Kurie  stehenden 
päpstlichen  Territoriums.  Als  zeitliche  Grenze  dient  ihm  die 
Ernennung  Albert  Suerbeers  zum  rig.  Erzbischof.  Das  Bild,  das 
von  Hauck  entworfen  wird,  entspricht  unserer  Forschung.  Neue 
Gesichtspunkte  sind  mir  nicht  entgegengetreten.  Dass  er  das 
genaue  Datum  der  Ernennung  Albert  Suerbeers  zum  Erzbischof 
von  Riga  durch  den  Papst  am  20.  Januar  1255  wieder  in  Er- 
innerung bringt,  welches  in  Vergessenheit  geraten  war,  ist  durch- 
aus angebracht,  ebenso  die  bereits  ausgesprochene,  näher  präzi- 
sierte Ansicht,  dass  die  Kreierung  eines  Erzbistums  Riga  der 
Ausfluss  der  päpstlichen  Politik  gewesen  wäre,  die  von  hier  aus 
die  Kirche  des  durch  die  Tatarenherrschaft  geschwächten  Russ- 
lands zu  gewinnen  hoffte.  In  manchen  Einzelheiten  wird  die 
Spezialforschung  mit  ihm  nicht  übereinstimmen.  Wenn  er  in 
dem  dem  Orden  zugewiesenen  Drittel  vom  eroberten  Lande  ein 
bischöfliches  Lehen  sieht  und  in  dem  Chronisten  Heinrich  von 
Lettland  einen  nationalen  Letten  erblickt,  so  wird  er  hinsichtlich 
dieser  Fragen  unter  den  Forschern  der  livländischen  Geschichte 

1)  S.  627-642;  S.  654-656;  8.  931-932;  S.  983. 


Angreifer  und  Verteidiger  finden.  Mehr  ißoliei*t  scheint  er  mir 
zü  stehen  mit  der  Behauptung,  die  er  bei  der  Schilderung  der 
gefahrvollen  Lage  Bischer  Meinhards  tut,  indem  er  sagt:  „um 
das  Unheil  voll  zu  machen,  kam  es  zwischen  den  Mönchen  und 
Klerikern,  die  sich  um  ihn  gesammelt  hatten,  zu  allerlei  Irrungen.^ 
Diese  Tatsache  schliesst  er  aus  dem  Passus  der  Urkunde  Ce*- 
lestins  vom  J.  1193,  in  dem  Meinhard  die  Vollmacht  erteilt  wird, 
den  ihn  umgebenden  Geistlichen  verschiedener  Orden  Vorschriften 
über  Speisen,  Getränke  und  Kleidungen  geben  zu  dürfen.  Nicht 
eine  vorhergegangene  Klage  über  die  Widerwärtigkeiten  der 
zwischen  den  Geistlichen  verschiedener  Observanz  herrschenden 
Streitigkeiten,  sondern  die  spontane  Bestrebung  des  Papstes,  die 
Missionstätigkeit  in  Livland  zu  erleichtern,  wird  die  Erteilung 
der  genannten  Konzessionen  veranlasst  haben.  Für  den  indivi- 
duellen Begründer  des  Schwertbrüderordens  hält  Hauck  nichts 
wie  die  meisten  livländischen  Forscher,  Bischof  Albert,  sondern 
den  Gistercienser  Dietrich,  und  daher  schliesst  er  auch  weiter, 
dass  die  ersten  Brüder  des  Schwertbrüderordens  aus  den  Kon- 
versi  der  Gistercienser  genommen  worden  seien.  Wer  diese  Kon- 
versi  sind,  sagt  er  nicht.  In  Bunge,  den  er  hier  zitiert,  habe  ich 
darüber  nichts  gefunden.  Von  der  Vereinigungsurkunde  vom  J. 
1237  Mai  12,  kraft  derer  die  Schwertbrüder  mit  dem  Deutschen 
Orden  vereinigt  worden,  sagt  er,  in  ihr  sei  nicht  davon  die  Rede, 
dass  der  Herrmeister  des  Deutschen  Ordens,  wie  bisher  der 
Meister  der  Schwertbrüder,  dem  Bischof  Gehorsam  (obedientia) 
geloben  solle.  Gerade  diese  Urkunde  aber  enthält  einen  Passus^ 
aus  dem  man  mit  Recht  die  Verpflichtung  der  Obedienzleistung 
abgeleitet  hat,  und  die  Obedienz  ist  auch  in  demselben  Zeiträume, 
den  Hauck  behandelt,  vom  Hochmeister  für  den  livländischen 
Meister  geleistet  worden  (Rathlef,  Das  Verhältnis  des  livländi- 
schen Ordens  zu  den  Landesbischöfen  und  zur  Stadt  Riga,  S.  33 
u.  68).  Befremdend  klingt  uns  der  Gesamtname  für  die  ein- 
heimische Bevölkerung  Balten,  ebenso  die  Bezeichnung  Heer- 
meister für  Herrmeister,  Schwertorden  statt  Schwertbrüderorden, 
livisch  statt  livländisch.  Die  Versammlung,  die  Wilhelm  von 
Modena  im  J.  1226  in  Riga  in  der  Domkirche  abhält,  nennt 
Hauck  die  erste  livische  Synode.  Die  drei  ersten  Bischöfe  werden 
als  livische  Bischöfe  bezeichnet,  Bischof  von  Alna  heisst  Mönch 
aus  dem  französischen  Kloster  Aulne,  die  Schlacht  an  der  Sanle 
heisst  die  Schlacht  bei  Seule  oder  Soulen.  Diese  Bezeichnungen 
Aulne  und  Seule  oder  Soulen  sind  nicht  falsch,  doch  teils  unge- 
bräuchlich, teils  nicht  empfehlenswerte  Varianten.  In  den  Bei- 
lagen (S.  931,  932  u.  983)  gibt  Hauck  Bischofslisten  und 
Klosterverzeichnisse.  Die  Daten  über  die  im  alten  Livland  bis 
zur  ersten  Hälfte  des  13.  Jahrhunderts  tätig  gewesenen  Bischöfe 
scheinen  korrekt  zu  sein.    In  dem  Klosterverzeichnis  werden  für 


29 

Riga  4  Klöster  genannt.  Die  Domizilien  der  Minoriten.  der 
Dominikaner,  der  Domherren  und  der  Kanoniker  zu  St.  Georg. 
Die  Wohnung  der  Kapitelmitglieder  des  rigischen  Doms  Kloster 
za  nennen,  hat  durchaus  seine  Berechtigung,  jedoch  das  Haus, 
in  dem  die  Geistlichen  der  St.  Georgskirche  leben,  als  Kloster 
zu  bezeichnen,  scheint  mir  nicht  erlaubt  zu  sein.  Ein  Kloster 
St.  Georg  kennt  die  Geschichte  Rigas  überhaupt  nicht.  Hauck 
nennt  die  Geistlichen  zu  St.  Georg,  gestützt  auf  die  Urkunde 
Tom  J.  1226  (ÜB.  I  nr.  8,  S.  92),  wo  von  Capitulares  die  Rede 
ist,  Kanoniker.  Wenn  wir  in  allen  Konventshäusem,  wo  wir 
Kanoniker  yorfinden,  Klöster  sehen  wollten,  so  hätten  wir  an 
allen  Kapiteln  Klöster.  Die  Geistlichen  zu  St.  Georg  waren 
Mitglieder  des  Schwertbrüderordens;  Kanoniker  haben  wir  sie 
nie  genannt. 

Das  Hauptgewicht  legt  Hauck  auf  die  Darstellung  der  Mis- 
sion im  alten  Livland,  und  ich  sehe  auch  den  Hauptwert  seiner 
Livland  gewidmeten  Abschnitte  in  der  Behandlung  der  sich  hier 
vollziehenden  Chiüstianisierung  im  Zusammenhange  mit  der  Dar- 
stellung der  Politik  der  deutschen  Territorial-  und  Kirchenfiii'sten 
and  der  römischen  Kurie. 


Biirgenneister  Konrad  Dorkop. 

Ein  Beitrag  zur  Rigaschen  Reformationsgeschichte. 

Von  Bernh.  A.  Hollander. 


In  allen  landläufigen  Darstellungen  der  Rigaschen  Refor- 
mationsgeschichte wird  berichtet,  dass  Andreas  ^nopken  nach 
dem  B^nn  seiner  reformatorischen  Tätigkeit  eine  eifrige  Unter- 
stützung gefunden  habe  bei  angesehenen  Männern  in  Riga,  so 
namentlich  beim  Sekretär  Ma^.  Joh.  Lohmüller  und  beim 
Bürgermeister  Konrad  Durkop^).  Es  wird  dann  meist 
weiter  berichtet,  wie  1522  bei  der  in  der  St.  Petrikirche  veran- 
stalteten Disputation  der  Bürgermeister  Konrad  Durkop  an  der 
Seite  Knopkens  gestanden,  ihn  geschützt  resp.  der  Disputation 
präsidiert  habe.  Hierauf  beschränkt  sich  aber  meist  alles,  was 
über  die  Verdienste  Durkops  bei  der  ersten  Einfuhrung  der 
Reformation  in  Riga  berichtet  wird.  Nähere  Angaben  hierüber, 
wie  überhaupt  über  die  Persönlichkeit  dieses  Mannes  habe  ich 
stets  vennisst.  Da  ich  bei  der  Verfolgung  dieser  Fragen  von 
den  neueren  Reformationsgeschichten  im  Stich  gelassen  wurde, 


1)  Schiemann,  Livl.  Gesch.  S.  202,  sagt  vorsichtig:  „Der  spätere  Bär- 
germeister  Onrkop*  .  .  .  Ebenso  Mettig,  Gesch  Rigas,  S.  177,  aber  schon 
auf  der  nächsten  Seite  ist  er  zum  Bürgermeister  avanciert 


30 

zog  ich  die  älteren  Quellen  za  Rat,  indem  ich  mich  zunächst  an 
der  Hand  der  Böthf&hrschen  Rig.  Ratslinie  und  der  dort  ange- 
gebenen Quellen  über  die  Person  Konrad  Durkops  zu  orientieren 
suchte.  Meine  Resultate  waren  dabei  anfangs  durchaus  n^a- 
tiver  Art. 

Ein  Bürgermeister  Konrad  Durkop  hat  im  Jahre  1522  gar 
nicht  existiert.  Es  gab  damals  nur  einen  Ratsherrn  Gottke 
oder  Godeke  Durkop,  der  nach  Böthföhr^)  1521  zuerst  als 
Glied  des  Rats  erwähnt  wird.  Über  seine  Tätigkeit  habe  ich 
nirgends  eine  Angabe  gefunden.  Es  ist  aber  nicht  unwahrschein- 
lich, dass  er  bei  der  Disputation  in  der  Petrikirche  zugegen  war, 
da  er  Vormund  der  Kapelle  unserer  lieben  Frauen  zu  St.  Petri 
gewesen  ist*).  Nach  Böthfuhr  ist  er  den  2.  April  1540  beerdigt 
worden.  Das  ist  aber  offenbar  ein  Versehen.  In  den  Erbe- 
büchern ^)  ist  anno  1539  März  29  bereits  vom  „seligen  hern 
Gotken  Duerkop"  die  Rede.  Er  muss  zwischen  1538  März  29 
und  1539  März  29  gestorben  sein^).  In  dem  Jürgen  Padelschen 
Tagebuche^)  ist  zum  31.  März  1540  der  Tod  der  Witwe  des 
Herrn  Godeke  Durkop  verzeichnet,  deren  Beerdigung  wohl  am 
2.  April  1540  stattgefunden  haben  wird. 

Konrad  Durkop  ist  wahrscheinlich  1499  geboren.  Auf  der 
letzten  Seite  einer  von  ihm  verfassten  Schrift  ist  der  Inhalt  des 
ihm  nach  seinem  Tode  1546  gewidmeten  Epitaphiums  wiedei^e- 
eeben,  dabei  wird  bemerkt:  seines  Alters  47  Jahr.  Dass  er  der 
Sohn  Godeke  Durkops  war,  wird  uns  mehrfach  bezeugt.  Im  J. 
1526  trägt  Godeke  Durkop  seinem  Sohn  Cord  Durkop  ein  Haus 
in  der  Sünderstrasse  auf  ^)  und  beim  Tode  der  Witwe  des  Godeke 
Durkop  wird  ausdrücklich  bemerkt,  dass  sie  die  Mutter  des 
Bürgermeisters  Cordt  D.  gewesen  sei. 

Im  J.  1518  ist  Konra4  Durkop  mit  19  Jahren  an  der  Uni- 
versität Köln  immatrikuliert  worden.  Nach  einer  Mitteilung  des 
Prof.  Crecelius  aus  Elberfeld  ist  dort  verzeichnet:  1518  im  Juli: 
Conradus  Duerkop  de  Rygis  ad  artes  jurauit,  soluit^).  Zur  Zeit 
der  Disputation  vom  J.  1522  war  Konrad  D.  also  erst  23  Jahre 
alt  und  vielleicht  noch  gar  nicht  aus  Deutschland  zurückgekehrt 


1)  Böthfuhr,  Die  Bigische  Bathslinie  v.  1226—1876.  Riga  1877. 
J^  436.  KoDrad  Durkop  J^  449.  Der  Name  Durkop  kommt  schon  1368 
unter  den  Batsherren  vor  (vergl.  }&  208).  In  dem  bei  Brotze,  Liv.  XIV  fol 
223»  wiedereegebenen  Yerzeichnls  der  Ratsglieder  nach  Huickelhaven  ist 
filr  Godeke  D.  das  Jahr  1616  angegeben. 

S)  Der  Altar  der  hlg.  Maria  stand  im  Chor  hart  an  der  Sakristei, 
vergl.  Girgensohn,  Zur  Baugesch.  der  Petrikirche,  in  den  Mitt.  a.  d.  livL 
Gesch.  Xfv  8.  495. 

s)  J.  G.L.Napierskv,  Die  Erbebücher  der  Stadt  Riga  1384— 1579.  II 800. 

4)  Napiersky  a.  a.  0.  II  773. 

5)  Mitteilungen  XIII  8.  306.  6)  Napiersky  a.  o.  O.  II  534. 
7}  Sitzungsberichte  der  gel.  estn.  Ges.  1873  April,  S.  38. 


31 

Im  J.  1531  ist  er  nach  Böthfuhr  Ratsherr,  1538  Bärgermeister 
geworden  ^), 

Woher  stammt  nun  die  Nachricht  von  seiner  Beteiligung  an 
der  ersten  Einführung  der  Reformation  in  Riga  und  an  der 
Disputation  in  der  St.  Petrikirche?  Zur  Beantwortung  dieser 
Frage  müssen  wir  auf  die  Quellen  der  Rig.  Reformationsge- 
schichte zurücksehen,  aber  für  die  erste  Zeit  haben  wir  leider 
nur  weniee  Nachrichten  aus  erster  Hand.  Bereits  L.  Napierskj 
bemerkte*):  ^ Jedem,  der  sich  mit  der  Geschichte  der  Kirchen- 
reformation in  unsem  Provinzen  beschäftigt  hat,  wird  es  aufge- 
fallen sein,  dass  die  Quellen  für  die  Einführung  der  Reformation 
in  Riga,  wo  bekanntlich  die  Lossagung  von  der  katholischen 
Kirche  ungemein  früh  (1522)  erfolgte,  äusserst  spärlich  fliessen. 
Chroniken  haben  die  Hauptdaten,  die  mit  der  Berufung  Knop- 
kens  und  Tegetmeyers  zusammenhängen,  in  traditioneller  Weise 
überliefert,  man  gewinnt  aber  aus  ihnen  kein  zuverlässiges  Bild 
der  Vorgänge  in  den  ersten  Jahrzehnten  des  Reformationszeit- 
alters, wie  es  sich  aus  urkundlichen  Quellen  ergeben  würde." 
Das  kommt  auch  bei  den  uns  hier  interessierenden  Vorgängen 
in  Betracht. 

David  Chytraeus,  dessen  „Newe  Sachssen-Chronika"  erst 
am  Ende  des  Jahrhunderts  erschien,  aber  für  diese  Zeit  bereits 
als  Quelle  viel  ausgenutzt  wird,  erwähnt  in  der  Schilderung  dieses 
Abschnitts  weder  den  Bürgermeister  Konrad  Durkop,  noch  die 
Disputation  in  der  Petrikirche.  Ebensowenig  tun  es  die  Chro- 
nisten Th.  Hiärn,  Barth.   Grefenthal,  Chr.  Kelch. 

Indem  ich  die  von  den  neueren  Geschichtsschreibern  ange- 
gebenen Quellen  zurück  verfolg,  finde  ich  die  erste  Angabe 
über  die  Disputation  und  Konrad  Durkop  in  einer  lateini- 
schen Disputationsschrift  des  Rig.  Gymnasiums  vom  J. 
1680').  Sie  fuhrt  den  Titel:  Memoriam  Keformationis,  in 
ecclesia  Rigensi,  Anno  MDXXII  exeunte  Octobri,  in  Petrino  pri- 
mum  templo  susceptae,  pro  Disputationis  exercitio,  Praeside  M. 
Johanne  Brevero*),  rastore,  Professore  et  Insp.,  proponit 
Brnno  Hanenfeld^),  Rigensis.    D.  Novembr.  loco  et  horis  usi- 


1)  Brotze,  Liv.  XIV  fol.  223 1>:  Eonrad  Durkop  1531  Cos.;  dabei  be- 
merkt: starb  im  ezilio  za  Lübeck.  In  den  Erbebüchern  ist  er  1534  als  rath- 
mann  (II  691),  1538  als  Bürgermeister  (II  770)  verzeiehnet. 

s)  L.  Napierskys  HandBchriften  in  d.  Bibl.  d.  Ges.  f.  Gesch.  and 
Altertomsk.  Bd.  VI  p.  93. 

3)  Bibl.  der  Ges.  f.  Gesch.  n.  Altertomsk.:  Disputationen  des  Gym- 
oasioms  zu  Riga,  Bd.  I. 

4)  Johannes  Brever,  geb.  zu  Eisleben  1616,  gest.  in  Riga  1700.  Vergl. 
über  ihn  C.  A.  Berkbobs,  Dr.  Job.  Breverus,  Superintendent  v.  Riga  etc. 
Riga  1869.   Georg  von  Brevem,  Zur  Gesch.  der  Familie  v.  Brevem,  Bd.  L 

5)  Brano  Hanenfeld,  geb.  1662,  gest.  als  Ratsherr  in  Riga  1710.  VergL 
Böthfuhr  a.  a.  0.  Ji  648.    Becke-Napiersky,  Schriftsteller  Lexikon  II  S.  179. 


32 

tatis.  Rigae,  Typis  Bessemesserianis^  Anno  MDCLXXX.  —  Diese 
Schrift  wird  fast  immer  als  eine  Arbeit  des  Job.  Breverus  zitiert, 
während  doch  offenbar  Hanenfeld  der  Verfasser  ist,  der  sie  auch 
dem  Rig.  Rat  widmete.  Hanenfeld  erzählt  von  der  Anstellung 
Knopkens  an  der  Petrikirche,  an  der  er  am  23.  Okt.  1522  die 
erste  Predigt  gehalten  habe.  ^Neque  satis  ipsi  erat,  veritatem 
e  suggestu  aperire  auditoribus;  asserere  etiam  adversas  Monachos 
publice  Yoluit,  habita  cum  illis,  in  Petrini  Ghori  aditu,  Disputa- 
ti one,  quae  ut  sine  strepitu  aut  tumultu  prospere  succederet, 
magna  omnium  bonorum  cura  provisum;  latus  autem  Knopio  a 
Consule,  Conrado  Dierkopfio,  munitum  fuit.** 

Es  liegt  die  Vermutung  nahe,  dass  der  Verfasser  vielleicht 
die  Namen  Qottke  (Godeke)  und  Cordt  (Conrad)  verwechselt 
und  damit  alle  die  späteren  Irrtümer  veranlasst  hat.  ungefähr 
aus  derselben  Zeit  wie  diese  vielbenutzte  Schrift  eines  18jährigen 
Jüngliuffs  stammen  die  ^kurzen  Nachrichten  über  den  be- 
ginn der  Reformation  in  Livland*,  welche  der  Vizepräsi- 
dent des  livl.  Hofgerichts,  später  Vizepräsident  des  Reichsjustiz* 
kollegiums  Hermann  v.  Brevem^),  der  Sohn  des  M.  Joh.  Bre- 
verus, mit  der  Bemerkung  niedergeschrieben  hat:  Plurima  Chy- 
traeo,  reliqua  annotatis  manuscriptis  debentur.  Sie  sind  von 
Georg  V.  Brevem  in  Bunges  Archiv  Bd.  VlII  S.  44  f.  ver- 
öffentlicht worden*). 

Hermann  v.  Brevem  erzählt*):  ^Es  war  zu  der  Zeit  Erz- 
bischoff Caspar  Linde,  ein  Ziemlich  gelehrter  Mann,  gebührtig 
aus  Wesel  und  eines  Hutmachers  Sohn,  welcher  der  zanehmenden 
lehre  Knopii  mit  Gewalt  zu  steuren  sich  nicht  unterstehen  dorffte, 
weil  nicht  nur  die  Gemeinde  diesem  neuen  lehrer  zimlich  an- 
hinge, sondern  auch  der  Meister  selbst,  Wolter  von  Pletten- 
berg,  der  Wahrheit  solcher  lehre  räum  gab.  Als  nun  der  Erz- 
bischoff  nebst  seiner  Clerisey  sich  über  die  Stiftung  neuer  lehren 
Beschwerdt  Befandt,  mit  dem  Meister  auch  darüber  zu  rathe 
ging,  konnte  nur  dieseß  expedient  erfunden  werden,  ob  nicht 
per  amicabUe  CoUoquium  zwischen  Knopio  eines-  und  denen 
Päbstlichen  Geistlichen  anderntheils  der  zunehmenden  Neuerang 
abhelfliche  Maasse  gegeben  werden  könten.  Beide  Parteyen  Be- 
stimmten also  die  St.  Peters-Kirche  zum  orte  solches  CoUoqaii, 
kahmen  auch  den  12.  Juni  deß  1522  Jahres  deßfallB  daselbst 
zusammen,  und  zwar  im  Chor,  welchen  einer  seit,  naeh  dem 
Rathsstuhle  zu,  Knopius  mit  dem  dahmaligen  Bürger-Meister 
Durkop,    der   zugleich   den  Nahmen   eines  Supperattendenti  in 

1)  Hermaon  y.  Brevern,  geb.  1663  in  Riga,  gest.  1721  in  Petenbarg. 
Vergl.  über  ihn  Georg  v.  Brevem   a.  o.  a.  0.  Bd.  I  S.  23 ff. 

2)  Das  Original  ist  in  der  Bibl.  der  Ges.  f.  Gesch.  n.  Altertomsk.  YeraL 
SB.  f.  d.  J.  1877-^1  S.  11. 

>)  Banges  Archiv  Bd.  YIII  S.  46. 


33 

Kirchen-Sachen  fahrte,  und  einigen  auß  dem  Rathe,  und  die 
andere  seile,  nach  der  Kantzel  zu,  einige  Päbste-Geistlichen  be- 
kleideten. Die  Gemeinde  hörte  häufig  mit  zu,  insonderheit  wie 
Enoepke  seine  Theses  aus  der  heil.  Schrift  zu  unterstützen 
wüste,  als  der  einigen  Richtschnur  in  Glaubenssachen,  worauß 
der  Nutzen  entstandt,  dass  die  Gemeinde  mehr  und  mehr  der 
lehre  Enopii  anhinge,  für  die  Päbstlichen  Missbräuche  hingegen 
einen  mehrern  Ekel  schöpfte."  —  Brevem  ist  ofiFenbar  der  Mei- 
nung, dass  auf  die  Disputation  vom  12.  Juni  noch  andere  gefolgt 
seien.  Er  begnügt  sich  auch  nicht,  Durkop  als  Bürgermeister 
m  bezeichnen,  sondern  nennt  ihn  auch  Superintendent,  während 
tatsächlich  Godeke  Durkop  keines  dieser  Ämter  bekleidet  hat, 
Eonrad  Durkop  aber  erst  1535  Superintendent,  1538  Bürger- 
meister geworden  ist.  OfiFenbar  hat  der  Verfasser,  der  keinen 
Vornamen  nennt,  das,  was  er  von  der  ihm  bekannten  Persönlich- 
keit des  Eonrad  Durkop  wusste,  auf  den  beim  J.  1522  genannten, 
ihm  sonst  wohl  unbekannten  Durkop  übertragen. 

Joh.  Gottfr.  Arndt,  der  im  J.  1853  den  II.  Teil  seiner 
Chronik  herausgab,  erzählt  ^)  eanz  kurz  von  der  Disputation,  die 
nnter  dem  Beisitz  und  Schutz  des  Bürgermeisters  Eonrad  Durkop 
stattgefunden  haben  soll.  Er  stützt  sich  ofifenbar  auf  die  Schrift 
von  Hanenfeldt-Joh.  Breverus,  denn  er  sagt  in  einer  Anmer- 
kung: „Weiter  findet  man  von  den  Umständen  des  Anfangs  der 
Reformation  in  Liefland  nichts  gemeldet,  so  dass  sich  der  P.  und 

Prof.  des  ri^.  Gjrmnasii  M.  Johan  Brever  in  seiner  Memoria 

etc.  blos  mit  demjenigen  behelfen  müssen,  was  Ghytraeus  uns  auf- 
behalten. Bey  den  Kirchen  selbst  ist  keine  weitere  Nachricht 
befindlich." 

OfiTenbar  nach  Arndt  erzählt  Gadebusch  ').  Nicht  ohne  In- 
teresse ist  aber  die  in  älteren  Zeiten  wohl  viel  benutzte,  neuer- 
dings aber  mehrfach  übersehene  „Eurzgefassete  Beformations- 
gescfaichte  der  Hauptstadt  Riga  in  der  Provinz  Liefland"  von 
Johann  Christoph  Gericke,  die  im  J.  1757  erschienen  ist ^). 
Joh.  Christoph  Gericke*)  war  aus  Preussen  gebürtig,  seit  1727 
Prediger  in  Livland  auf  dem  Lande,  seit  1743  Prediger  an  der 
Dom-  und  Petrikirche  und  Beisitzer  des  Eonsistoriums,  dessen 
Akten  er  fleissig  studiert  zu  haben  scheint.  Liborius  Bergmann 
sagt  von  ihm^):  ^Er  hat  viele  Nachrichten  zur  livländischen 
Geschichte  gesammelt,  die  nach  seinem  Tode  zerstreuet  wurden." 

1)  II.  S.  185. 

«)  LivL  BibUothek.    1777.  II  S.  119. 

S)  In  den  Acta  historico-ecclesiastica  oder  Gesamlete  Nachrichten  von 
den  neuesten  Rirchen-Oeschichten,  Bd.  XX,  118.  Theil.    Weimar  1757. 

4)  YergL  aber  ihn  Becke-Napiersky,  Schriftsteller-Lexikon  Bd.  II  S.  21. 

^)  BemnanniVersnch  einer  kurzen  Geschichte  der  Bigischen  Stadikirchen 
seit  ihrer  Brbannng  nnd  ihrer  Lehrer  von  der  Beformation  bis  auf  die 
jetzige  Zeit.    Biga  1792.   S.  53. 

3 


34 

Oericke  zitiert  unter  andern  auch  Chytraeus  und  die  Schrift 
des  Hanenfeldt,  die  er  aber  auch  dem  „seeligen  Herrn  Superinten- 
dent und  Inspector  Breverus"  zuschreibt.  Auf  S.  270  berichtet 
er  von  Knopken:  „Mit  Erasmo  selbst  hatte  er  vorher  einige  Briefe 
gewechselt,  welcher  unserm  Knöpken  wegen  seiner  Gottesfurcht 
einen  grossen  Ruhm  beyleget  (S.  Lib.  XIV  Epistolarum  Erasmi 
p.  469  edit.  Basil.)".  Es  ist  dieses  insofern  zu  beachten,  als 
fc.  Girgensohn,  der  von  neuem  die  Aufmerksamkeit  auf  einen 
Brief  des  Erasmus  von  Rotterdam  an  Andreas  Knopken  gelenkt 
hatte  *),  behauptete,  er  sei  von  allen  Darstellern  der  livL  Reforma- 
tionsgeschichte mit  Ausnahme  von  Seckendorf  *)  übersehen  worden. 

Gericke  berichtet  weiter*)  von  der  Wirksamkeit,  die  Knop- 
ken gleich  nach  seiner  Ankunft  in  Riga  1521  entfaltete,  und  von  der 
Feindschaft,  die  sich  gegen  ihn  erhob:  „Daher  entstund  unter 
der  Geistlichkeit  in  Riga  eine  grosse  Bewegung,  man  suchte 
diesen  Dom  aus  dem  Wege  zu  scnaflFen  und  dem  treuen  Zeugen 
der  Wahrheit  das  Lebenslicht  auszulöschen.  Daher  lieset  ncian 
in  seinem  Epitaphio  diese  merkwürdige  Worte:  — quam  vis  magno 
docuit  discrimine  vitae,  deterrere  tamen  non  potuere  mali.  Man 
lese  hiebey  auch  das  Lied,  welches  Knöpken  über  den  3ten 
Psalm  gemachet,  so  wird  man  daraus  deutlich  ersehen,  was  für 

g'ose  Verfolgunffen  dieser  fromme  Mann  bey  seinem  Zeugenamt  in 
iga  erlitten.  Nun  nahm  zwar  der  Magistrat  den  Knöpken  in 
seinen  Schutz,  er  erlaubte  ihm  aber  nicht  öffentlich  in  den  Stadt- 
kirchen zu  predigen,  ehe  und  bevor  derselbe  mit  der  ganzen 
Bürgerschaft  den  damaligen  Erzbischof  Caspar  Linden  um  Ver- 
besserung des  verfallenen  Kirchwesens  und  um  treue  und  reine 
Lehrer  des  Evangelii  mündlich  und  schriftlich  ersuchet  hatte. 
Man  kan  also  den  Magistrat  nicht  beschuldigen,  dass  er  in  dem 
Reformationswerk  unbescheiden  und  hitzig  verfahren  habe.  Er 
gieng  den  ordentlichen  Weg  und  ersuchte  vors  erste  das  geist- 
liche Oberhaupt  für  die  Kirchen  in  der  Stadt  zu  sorgen  and  sie 
mit  treuen  und  rechtschaffenen  Lehrern  zu  besetzen,  daran  man 
dazumal  einen  grosen  Mangel  verspürete.  Allein  so  vorsichtig 
und  bescheiden  man  auch  mit  dem  Erzbischof  umgieng,  so  fand 
man  doch  kein  Gehör.  Die  schmachtenden  Seelen  wurden  mit 
Drohworten  abgewiesen,  und  dem  unnützen  Gezänk  der  Geist- 
lichen überlassen.  Damit  nun  der  Magistrat  den  vielen  Zänke- 
reyen,  welche  die  nunmehro  erweckten  Bürger  täglich  mit  den 
München  hatten,  und  die  selten  ohne  Schlägerey  abliefen,  einmal 
ein  Ende  machen  möchte,  so  Hess  es  derselbe  nun  zur  öffentl. 
Disputation  in  der  St.  Petri  Kirche  kommen.     Damit  man  aber 

1)  Mitteilungen  Bd.  XIIL    1886.    8.  613. 

2)  Gommentarias  historicus  et  apologeticns  de  Lntheranismo  etc. 
Editio  seonnda  emendatior.    Lipsiae  1694.    Lib.  I  2  CX  Add.  Y. 

»)  S.  272  fF. 


35 

in  derselben  ordentlich  und  regelmäßig  verfahren  möchte,  so  hatte 
Conrad  Durekop,  einer  von  den  Herren  des  Raths,  sich  zur  Seite 
des  Knöpkens  hingestellet;  die  ansehnlichsten  Bürger  aber  hielten 
Bowol  in  als  auser  der  Kirche  auf  alles  eine  sehr  scharfe  Auf- 
i    sieht  und  trugen  dafür  Sorge,  dass  bey  dieser  Unterredung  keine 
i    Unruhe  und  Empörung  unter  dem  Volk  entstehen  konnte.    Die 
i    Theses,  darüber  man  disputirte,  waren  aus  den  Handschriften  ^e- 
;    Bommen,  welche  Knöpken  über  den  Brief  Pauli  an  die  Römer  verfer- 
tiget hatte."     Es  folgen  nun  24  Thesen  in  lateinischer  Sprache*). 
Liborius  Bergmann  hat  in  2  Schriften   der  Reformation 
!    gedacht*).      Er   hat    sowohl   Hanenfeldt-Breverus   als   auch  6e- 
I    ricke   benutzt  und  zitiert.    Indem    er    von  der  Disputation  des 
I    J.  1522  erzählt'),  fuet  er  hinzu:  „ —  doch  geschah  dieses  immer 
I    unter  dem  Vorsitz  und  Schutz  des  Bürgermeisters  Conrad  Durkop." 
Die  meisten  neueren   Darsteller  lassen  sich  leicht   auf  die 
I    oben  genannten  Schriften,  namentlich  auf  Hermann  Brevem  zu- 
rückführen.   Gewisse  Ausdrucke,  ja  ganze  Sätze    können   durch 
i    fast  alle  gangbaren  Erzählungen  über  die  Reformationsgeschichte 
verfolgt  werden.    In  Bezug   auf  die  Disputation  Knöpkens  und 
Eonrad  Durkop  ist  folgendes  zu  konstatieren: 

W.  Brachmann*)  beruft  sich  auf  Arndt  und  Bergmann, 
Fr.  Dsirne^)  auf  Arndt  und  H.  v.  Brevem,  ebenso  Th.  Haller®) 
auf  Arndt.  N[öltingk]')  der,  wie  schon  bemerkt,  auch  die 
wichtigsten  Thesen  Knöpkens  in  deutscher  Sprache  wiedergibt, 
I  nennt  als  Quellen  für  seine  Arbeit  neben  Kelch  und  Ghytraeus 
die  Acta  bist,  eccl.,  also  die  Arbeit  von  Gericke®).  A.  v.  Rich- 
I    ter')  föhrt  Bergmann  und  besonders  Ghytraeus  als  Hauptquelle 

1)  Von  diesen  Thesen  sind  15  iu  deutscher  Übersetzung  von  N[Öltingk] 
im  Petersbarger  Evangel.  Sonntaffsblatt  1858  Jtt  48  abgedruckt  worden. 
Nach  ihm  gibt  sie  auch  Hoerschelmann  in  seinem  Buche  über  Andreas 
Knopken  wieder.  Vergl.  darüber  die  Notiz  von  mir  in  den  „Mittheilungea 
und  Nachrichten  der  evangel.  Kirche  Busslands"  1904  Mai-Heft.  In  den 
lUg.  Stadtblättern  1817  ?&  14—15,  Geschichte  der  Kirchen-Beformation  in 
Riga  von  8.  M.,  ist  nur  in  aller  Kürze  der  Inhalt  einiger  Thesen  angegeben. 

')  In  dem  schon  einmal  angeführten  „Versuch  einer  kurzen  Gesch.  der 
Rig.  Stadtkirchen  etc.  1792  und  in  der  Schrift  „Zur  dankbaren  Erinnerung 
an  die  Reformation  Luthers  bei  Gelegenheit  des  3.  Secnlarfestes  derselben 
in  d.  Rig.  Stadt-Gemeine"  1817. 

»)  ö.  25  resp.  36. 

*)  Die  Reformation  in  Livland.    Mitteilungen  etc.  Bd.  V.   1850. 

^)  Knöpken,  Tegelmeyer  und  Lohmüller,  die  3  Männer  der  Reformation 
in  Livland,  u.  ihre  Zeit.   Dorpater  Zeitschrift  f.  Theologie  u.  Kirche,  Bd.  I.  1859. 

^  Die  Einführung  der  evangelischen  Lehre  Dr.  Martin  Luthers  in  Liv-, 
Ehst-  und  Curland.    Bunges  Archiv,  Bd.  VIII.   1861. 

7)  Die  Reformation  in  Riga.  St  Petersb.  Evangel.  Sonntagsblatt  1858 
H  47—48. 

^  Hoerschelmann  hat  dieses  letzte  Zitat  bei  der  Benutzung  Nöltingks 
übersehen. 

^)  Gesch.  der  deutschen  Ostseeprovinzen,  Bd.  II.    1858. 

3* 


36 

für  diese  ganze  Zeit  an.  Fr.  Bienemann  sen.^)  erklärt,  dass  er 
in  allen  diesen  rigaschen  Vorgängen  nur  in  der  Lage  sei  das 
Übliche  zu  berichten.  F.  Hoerschelmann*)  zitiert  H.  v. 
Breverns  Schrift.  J.  H  e  1  m s  i  n  g  ^) ,  J.  N.  R  i  p  k  e  *),  P  h. 
Schwartz^),  Th.  Schiemann^,  C.  Walter^,  B.  Sera- 
phim®), K.  Mettig®)  führen  keine  Quelle  für  ihre  Angaben 
an,  ebenso  der  sich  S.  M.  unterzeichnende  Verfasser  einer  kurzen 
„Geschichte  der  Kirchen-Reformation  in  Riga"  *•). 

Während  nach  allen  diesen  Geschichtsschreibern  Konrad  Dur- 
kop  als  Bürgermeister  dem  rigaschen  Reformator  seinen  Schutz 
gewährt  haben  soll,  hat  er  wahrscheinlich  tatsächlich  um  dieselbe 
Zeit  als  fröhlicher  Studiosus  in  Deutschland  der  Wissenschaft 
obgelegen.  Die  grosse  Zeit,  die  er  hier  durchleben  konnte,  ist 
aber  gewiss  nicht  ohne  tiefgehenden  Einfluss  auf  seinen  späte- 
ren Lebensgang  gewesen.  Ich  vermute,  dass  er  ums  J.  1526  sich 
in  Rica  einen  Hausstand  begründet  haben  wird,  da  ihm  in  die- 
sem tJahr  vom  Vater  ein  Haus  aufgetragen  wurde  ^^). 

In  den  die  Geschichte  Rigas  im  äVI.  Jahrh.  schildernden 
geschichtlichen  Darstellungen  finde  ich  Konrad  Durkop  erst  — 
und  zwar  wohl  noch  fillschlicherweise  —  wieder  erwähnt  von  K. 
Mettig  ^*)  zum  J.  1530  in  Verbindung  mit  der  Angelegenheit  Loh- 
müllers. Dieser  hatte  bekanntlich  seine  Vollmachten  überschreitend 
1529  in  Lübeck  im  Namen  der  Stadt  einenVertrag  mit  dem  Erzbischof 
Thomas  Schöning  abgeschlossen.  Einzelne  Bestimmungen  dieses 
Vertrages  und  namentlich,  dass  noch  während  seiner  Abwesen- 
heit der  Markgraf  Wilhelm  von  Brandenburg  zum  Koautor  des 
Erzbischofs  ernannt  worden  war,  brachten  ihn  in  den  Verdacht, 
dass  er  seine  eigene  Politik  verfolgt  und  nicht  die  Interes- 
sen Rigas  vertreten  habe.  Hier  wandte  sich  alles  von  ihm  ab, 
niemand  wollte  ihn  hören,  bis  es  ihm  gelang,  einen  Umschwung 
der  öflFentlichen  Meinung  herbeizuführen.    „Die  Fürsprache"  — 

1)  Aas  Livlands  Lathertagen.    Reval  1883.    S.  18. 

2)  Andreas  Knopken,  der  Reformator  Rigas.    Leipzig  1896. 

6)  Die  kirchliche  Reforniation  in  Riga.  1863.  und  Die  ReformatioDSge- 
schichte  Livlands.    Riga  1868. 

*)  Die  Einfühmng  der  Reformation  in  den  Baltischen  Provinzen  ond 
Dr.  Martin  Luthers  persönliche  Beziehungen  za  ihr.    Riga  1883. 

^)  Die  Beziehaneen  Livlands  zu  Lnther  im  Zasammenhang  mit  der 
Reformation  unseres  Landes.    Rigasche  Zeitung  1883  J^  249—50. 

^)  Die  Reformation  Alt-Livlands.  Reval  1884.  und  Geschichte  Livlands. 
Berlin  1887.    S.  202. 

7)  Andreas  Knopken  und  die  Reformation  in  Riga.  Rig.  Kirchenblatt 
1903  J«  42—44. 

^)  Geschichte  Liv-,  Est-  und  Kurlands.    Reval  1895. 

9)  Geschichte  der  Stadt  Riga.    1897. 

10)  Rig.  Stadtblätter  1817  J«  14-15. 

11)  Vergl.  oben  S.  30. 

12)  Geschichte  der  Stadt  Riga,  S.  223. 


37 

80  erzählt  Mettig  —  „hervorragender  Gönner  und  die  Beleuch- 
tung der  LohmlillerBchen  Affaire  vom  entgegengesetzten  Stand- 
punkte verschafften  der  vom  Bürgermeister  Durkop  geleiteten 
katsjoartei,  die  sich  zu  Lohmüllers  politischen  Ansichten  neigte, 
die  Oberhand.  Kat  und  Ordensmeister  säumten  auch  nicht,  ihm 
schriftliche  Ehrenerklärungen  auszustellen,  so  dass  er,  vollständig 
rehabilitiert,  seine  Ämter  wieder  aufnehmen  konnte." 

Mettig  führt  hierfür  keine  Quelle  an.  In  sonstigen  Darstel- 
lungen dieser  Angelegenheit,  die  ja  meist  auf  die  bekannte  Schrift 
von  6.  R.  Taubenheim  ^)  zurückgehen,  finde  ich  Konrad  Dur- 
kop nicht  erwähnt*).  Ich  vermute,  dass  hier  eine  Verwechselung 
mit  den  späteren  Vorgängen  aus  dem  J.  1537  vorliegt,  bei  deren 
Schilderung  Mettig  ^)  allerdings  nochmals  Durkops  Namen  an- 
fuhrt. Jedenfalls  ist  dieser  damals  noch  nicht  Bürgermeister 
gewesen. 

Nachdem  Durkop  in  den  Rat  eingetreten  war,  was  wohl  im 
J.  1531  geschehen  ist,  hat  er  in  demselben  bald,  wie  es  scheint, 
eine  einnussreiche  Rolle  gespielt  und  eine  umfangreiche  Tätig- 
keit entfaltet.  Wenn  uns  auch  eingehendere  Details  vielfach 
fehlen,  so  können  wir  doch  seine  Wirksamkeit  nach  zwei  Richtungen 
verfolgen.  Durkop  ist  an  der  Ordnung  der  kirchlichen  Angele- 
genheiten in  Riga  beteiligt  und  hat  ferner  an  den  mit  den  Lan- 
desherren damals  geführten  Verhandlungen  Anteil  genommen. 

Die  baltischen  Städte,  namentlich  Riga  und  Reval,  haben 
sich  den  Ruhm  erworben^),  in  betreff  der  Oottesdienstordnung 
und  der  Ausbildung  der  Eirchenverfassung  nach  der  Einführung 
der  Reformation  dem  Mutterlande  in  manchen  Stücken  voraus- 
geeilt zu  sein.  Im  J.  1530  erschien  die  von  Dr.  Johann  Bries- 
mann  und  Andreas  Knopken  ausgearbeitete „Eurtze  Ordnung 
des  Eirchendienstes"  etc.  im  Druck*).  Um  dieselbe  Zeit  wurden 
auch  vom  Rat,  der  „als  Träger  des  Eirchenregiments  und  In- 
haber des  Patronatsrechts^  ^)  von  Anfang  an  dastand,  wichtige  die 
Eirchenverfassung  betreffende  Massregeln  angeordnet. 

Die  Leitung  der  innerkirchlichen  Dinge  war  in  der  ersten 
Zeit  den  beiden  einander  gleichgestellten  Hauptpastoren,  Enopken 


^)  Einiges  ans  dem  Leben  M.  Job.  Lohmällers,  ein  Beitrag  zur  Befor- 
matioDBgescnlchte  Livlands.    Riga  1830. 

^)  Übrigens  ist  Durkop  in  einer  im  J.  1542  verfassten,  später  noch 
za  erwähnenden  Schrift  (pag.  48)  beiläufig  anch  für  den  Lübecker  Vertrag 
eingetreten. 

3)  a.  a.  O.  S.  229. 

^)  Hoerschelmann,  Andreas  Enopken  etc.,  S.  106  £P.  and  S.  148  ff. 

^)  In  Rostock.  Neu  herausgegeben  von  Job.  Geffcken,  Eirchen- 
dienstordnnng  und  Gesangbuch  der  titadt  Riga  etc.  Hannover  1862.  Hoer- 
Bchelmann  a.  a.  0.  S.  117  nennt  als  Jahreszahl  für  den  ersten  Druck  1531, 
S.  154:  1530. 

^  Hoerschelmann  a.  a.  0.  S.  156. 


38 

und  Tegetmejer,  denen  wir  die  Einfuhrung  der  Reformation  in 
erster  Linie  zu  verdanken  haben,  anvertraut.  Bei  ihrer  sehr 
verschiedenartigen  Charakteranlage  harmonierten  sie  aber  wenig 
mit  einander.  Hermann  v.  Brevem  schreibt  sehr  charakteri- 
stisch^): „Mit  Knopio  Blieb  er  [Tegetmeyer]  nicht  lange  in  der 
dahmals  nötigen  guten  harmonie,  weil  beide  diverser  hnmeuren 
waren,  indem  Enopius  die  schwachen  mit  sanftmuth  ertrug,  Teget- 
meyer aber  von  sanftmuth  weniger  vorrath  hatte."  Die  sich 
immer  komplizierter  gestaltenden  Gemeindeangelegenheiten  riefen 
auch  EonfliKte  hervor,  daher  musste  eine  Ordnung  geschaffen 
werden,  es  musste  der  rigaschen  Geistlichkeit  ein  Haupt  gegeben 
werden.  Zur  Regelung  dieser  Frage  wurde  im  J.  1532  eine 
Eommission  eingesetzt,  die  aus  den  Ratsherren  Patroklus 
Elocke*),  Johann  Butte')  und  Eonrad  Durkop,  sowie  dem 
Syndikus  Johann  Lohmüller^)  bestand.  Das  Ergebnis  ihrer 
Arbeit  war  die  „Erste  Ordnung,  von  Bedienung  des  Ministerii. 
Ordenung  twusschen  den  beiden  Pastorn  Silvester  Tegetmeier 
und  Andres  Enöpken  Anno  1532  am  tage  Luciae  (den  13.Decbr.)^^). 
Die  beiden  Pastoren  sollten  alle  halbe  Jahre  im  Vorsitze  wechseln. 
Abgesehen  von  dieser  Hauptbestimmung  ist  aber  diese  Verord- 
nung des  Rats,  wie  L.  Napiersky  hervorgehoben  hat^),  auch 
deshalb  wichtig,  weil  in  derselben  das  von  Ratsgliedern  beklei- 
dete Superintendentenamt  als  ein  schon  bestehendes  bezeichnet 
wird.  Wenn  in  der  Zukunft  —  so  wird  dort  ausgefnhrt  —  zwi- 
schen den  Geistlichen  in  Riga  irgend  ein  Zwist  entstehen  sollte, 
den  sie  nicht  in  der  Stille  sofort  beilegen  können,  so  sollen  sie 
„densulvigen  gebreck  ahne  vertogering  den  vorordenten  hem 
superattendenten  aver  dat  gemeyne  geistlicke  ampt  ut  middel 
des  rades  vorordenet  vorwitlicken  edder  vorwitlicken  lathen." 
Diese  sollen  die  Sache  beizulegen  suchen;  wenn  ihnen  das  aber 
zu  schwer  fällt,  so  sollen  sie  dieselbe  vor  den  Rat  bringen,  der 
ihnen  entweder  mehrere  andere  Ratsherren  beiordnen  oder  selbst 
die  Angelegenheit  erledigen  wurde.  Diese  Superintendenten  waren 
also .  scnon  vor  1532  vorhanden,  wenn  auch  noch  nicht  1522, 
wie  Hermann  von  Brevem  meint,  wenn  er  Durkop  bei  der  Er- 
zählung von  der  Enopkenschen  Disputation  „den  Nahmen  eines 
Supperattendenti  in  Kirchen-Sachen^  fuhren  lässt.  Dieser  hat 
erst  später  das  Amt  bekleidet.  Nachdem  Napiersky  nachgewiesen 
hat,  dass  Lohmüller  nicht,  wie  früher  behauptet  wurde,  Super- 
intendent  gewesen  ist,   hat  man  noch  nicht  die  ersten  Inhaber 

1)  S.  49. 

S)  Böthführ  a.  a.  0.  J«  443. 

3)  Böthführ  a.  a.  0.  J^  444. 

4)  Böthführ  a.  a.  0.  J%  452. 

5)  Yergl.  Taabenheim  a.  a.  0.  S.  31,  Gericke  a.  a.  0.  S.  301. 

^  In  dem  Aufsätze  :  , Jst  Lohmüller  SuperintendeDt  id  Riga  geweflon  V 
Mitteilungen  etc.  Bd.  XIV  S.  327. 


dieses  Amtes  festzustellen  vermocht.  Konrad  Durkop  wird  zuerst 
in  der  Zeit  von  1535 — ^37^),  ohne  dass  das  Jahr  genauer  zu  be- 
stimmen wäre,  und  dann  im  J.  1539^)  als  Superintendent  ge- 
nannt, beide  Male  in  Gemeinschaft  mit  dem  Ratsherrn  Kaspar 
Spenkhusen').  Im  J.  1541  ist  ihm  Herr  Jürgen  Padel  zum  Kum- 
pan in  diesem  Amte  gegeben  worden^).  Nach  Hoerschelmanns 
Ansicht^)  hatten  die  Superintendenten  es  nicht  mit  innerkirch- 
lichen Dingen,  sondern  nur  mit  der  Jurisdiktion  und  Verwaltung 
zu  tun.  Ihre  Teilnahme  an  der  geistlichen  Gerichtsbarkeit  tritt 
besonders  in  dem  Schriftstück  hervor,  in  dem  Durkop  und  Spenk- 
hnsen  zuerst  als  Superintendenten  genannt  werden®).  Es  handelt 
sich  dabei  um  die  Giltigkeitserklärung  eines  Eheverlöbnisses. 
Die  Superintendenten  in  geistlichen  Sachen  lassen  dem  beteiligten 
Hans  Kangeter  einen  Brief  des  Ordensmeisters  vorlesen  und 
nehmen  seine  Meinungsäusserung  entgegen.  Gegen  Ende  der 
letzteren  heisst  es:  „Deshalb  müssen  die  gemeldeten  Herren  Pre- 
diger sammt  ihren  Mithelfern,  den  verordneten  Herren  Superat- 
tendenten  allhier,  als  gebürliche  und  ordentliche  Richter 
in  solchen  geistlichen  Sachen  noch  zu  Recht  erkennen,  ob 
es  vor  Gott  eine  Ehe  oder  keine  Ehe  sei,  wie  denn  solche  ähn- 
liche Sachen  vormals  unter  dem  Papste  stets  bei  den  Geistlichen, 
als  den  OfGcialen  an  Stelle  der  Bischöfe  und  nirgend  anders 
angebracht  und  gerichtet,  auch  nunmehr  allhier  von  den  oftge- 
dachten Herren  Predigern  auf  E.  E.  W.  Befehl  wiederum  zu 
richten  angenommen  worden  sind.^ 

Noch  in  einer  anderen  Beziehung  hören  wir  von  einer  Teil- 
nahme Durkops  an  kirchlichen  Yerwaltungsangelegenheiten.  In 
jener  Zeit  wurde  die  sogen.  Kirchenordnung  gestiftet,  durch 
welche  für  die  Verpflegung  der  Prediger,  die  Heranbildung  junger 
Theologen  und  die  Erhaltung  von  Kirchen  und  Schulen  Sorge 
getragen  werden  sollte.  Über  die  Entstehung  dieser  Stiftung 
berichtet  Gericke  in  seiner  „Reformationsgeschichte**  etc.  fol- 
gendes^: „Es  hatte  der  seelige  Lutherus  schon  Anno  1524  in 
einem  Briefe,  welchen  er  an  die  Christen  zu  Riga  mit  einer  Ausle- 
gung des  127  sten  Psalms  geschrieben,  sich  sehr  darüber  beschwe- 
ret, theils  dass  man  wegen  Verpflegung  der  Lehrer  sehr  schlechte 
Anstalten  gemachet,  theils  auch,  dass  man  keine  Schulen  aufge- 
richtet,   darinnen   Leute   erzogen   würden,   die   in  Kirchen   und 

1)  SB.  V.  J.  1885  S.  16. 

S)  Mitteilungen  etc.  Bd.  XIII  S.  304. 

s)  Böthfuhr  a.  a.  0.  J6  455. 

4)  Mitteilungen  etc.  Bd.  XIII  S.  301.    Böthfuhr  a.  a.  0.  J«  457. 

5)  a.  a.  0.  8.  152. 

^  Napiersk^s  Handachriften  in  d.  Bibl.  d.  Ges.  für  Gesch.  n.  Altertumsk. 
Bd.  VI  S.  76  (Urkundliches  z.  Gesch.  der  Reformation  in  Riga).  Yergl. 
auch  SB.  f.  d.  J.  1885  S.  14  und  Mitteilungen  etc.  Bd.  XIII  S.  446. 

')  8.  291. 


40 

Schulen  nützlich  gebrauchet  werden  könnten.  Der  ganze  Brief 
verdienet  mit  Fleiss  gelesen  zu  werden.  Allein  es  waren  die 
Zeiten  im  ersten  Anfang  wegen  der  vielen  Streitigkeiten  und 
Gerichtsprocessen,  welche  die  Stadt  mit  dem  Erzbischof  und  den 
Domherren  hatte,  noch  nicht  so  beschaffen,  dass  man  mit  gutem 
Erfolg  auf  diese  nöthige  Dinge  denken  konnte.  So  bald  aber  die 
päbstliche  Geistlichkeit  in  etwas  gedemüthiget  war,  so  hat  auch 
der  Magistrat  zusammt  der  Bürgerschaft  alle  Sorge  dafür  ge- 
tragen, dass  die  Lehrer  ihre  nöthige  Verpflegung  erhalten,  ja 
man  hat  auch  alle  Anstalten  dazu  gemachet,  eine  gute  Schule  in 
der  Stadt  aufzurichten,  damit  sie  in  derselben  aus  ihren  eigenen 
Kindern  solche  Männer  erziehen  könnten,  die  man  in  der  Kirche 
und  in  dem  gemeinen  Wesen  nützlich  brauchen  könnte.  Man 
findet  hiervon  in  den  Actis  Gonsistorialibus  folgende  Nachricht: 
So  bald,  heisst  es  daselbst,  die  evangelische  Lehre  in  Riga  ein- 
gefuhret  worden,  so  hat  man  auch  alsofort  für  die  Verpflegung 
der  Prediger  gesorget,  man  hat  nicht  allein  einige  alte  Legata 
hervorgesuchet,  sondern  es  haben  auch  einige  Particulairleate 
von  dem  Ihrigen  dazu  contribuiret.  Daher  man  schon  1527  um 
Ostern  eine  Verordnung  gemachet,  wie  viel  ein  jeder  Predijjer 
zum  honorario  bekommen  sollte.  Weil  aber  dieses  honorarium 
nicht  zureichend  gewesen,  so  hat  E.  E.  Rath  mit  den  beeden 
Gülden  und  der  ganzen  Gemeine  1541  eine  Stiftung  fundiret, 
daraus  das  salarium  gezogen  werden  sollte  und  grose  Summen 
Geldes  als  ein  Capital  zusammen  gebracht  und  diese  Stiftung 
die  Eirchenordnung  genennet."  Zu  dieser  Kirchenordnung,  die 
übrigens  wohl  schon  im  J.  1540  begründet  worden  ist  *),  wurden 
zahlreiche  freiwillige  Gaben  beigesteuert.  Der  Bürgermeister 
Heinrich  Ulenbrock^)  ging  mit  gutem  Beispiel  voran  und 
schenkte  10,000  rig.  Mark.  Im  folgenden  Jahr  (1541)  wurde 
auf  der  Gilde  eine  Lade  aufgestellt,  in  welche  freiwillige  Gaben 
gelegt  werden  konnten.  Zur  Verwaltung  der  Stiftung  wurde 
eine  Kommission  eingesetzt,  welche  aus  je  2  Gliedern  des  Rats, 
der  Grossen  und  der  Kleinen  Gilde  bestand.  Zu  dieser  Kommis- 
sion gehörten  zuerst:  der  Bürgermeister  Konrad  Durkop,  der 
Ratsherr  Jürgen  Padel,  sodann  Einrieb  Hacke  und  Hans  Kolthof 
von  der  Grossen  Gilde,  Rotger  Salenborch  und  Hermen  Overhof 
von  der  Kleinen  Gilde.  —  So  finden  wir  auch  hier  Durkop  an 
wichtigen  Vorgängen  beteiligt,  die  für  die  Zukunft  der  rigaschen 
evangelischen  Kirche  bedeutungsvoll  wurden. 


1)  Vergl.  darüber  L.  Napiersky,  Über  zwei  die  Gründung  der  Kir- 
chenordnaog  genannten  Stiftung  betreffende  Urkunden  in  den  SB.  f.  d.  J. 
1890  S.  51.  Buch  der  Aeltermänner  gr.  Qilde  in  den  Mon.  Liy.  anüq. 
Bd.  IV  S.  6,  17  und  43.    Brachmann  a.  a.  0.  S.  219. 

^  Bötbfübr  a.  a.  0.  J«  442. 


41 

Chr.  Aug.  Berkholz  sagt  einmal^):  „So  richtig  es  auch  ist, 
das8  wir  die  beiden  Prediger  Enöpken  und  Te^etmeyer  als  die 
ersten  Verkündiger  der  gereinigten  Lehre  in  Riga  und  Kurland 
anzusehen  gewohnt  sind,  so  stand  doch  eigentlich  das  Laienelement 
an  der  Spitze  der  Bewegung,  wie  wir  denn  den  Syndikus  und  Se- 
kretarius  Joh.  Lohmüller  und  den  Bürgermeister  Konrad  Durkop 
als  die  eigentlichen  organisierenden,  tätigen  Persönlichkeiten  aus 
der  ersten  Zeit  zu  bezeichnen  keinen  Anstand  nehmen.'^  Es 
scheint  mir  dieses  Urteil  nach  dem  wenigen  vorlieffenden  Ma- 
terial etwas  zu  weit  gehend  zu  sein,  aber  jedenfalls  hat  Durkop, 
sobald  er  in  den  Rat  getreten  war  (1531),  an  allen  kirchlichen 
Fragen  lebhaften  Anteil  genommen,  und  zwar  an  leitender  Stelle. 

Über  die  Beziehungen  Konrad  Durkops  zu  Andreas  Knop- 
ken  wissen  wir  eigentlich  nichts.  Meines  Wissens  wird  nur  an 
einer  Stelle  einer  solchen  Beziehung  gedacht.  Jürgen  Padel 
schreibt  in  seinem  Tqgebuche  vom  J.  1539 ') :  „Den  18.  Pebruarii 
Torstarff  in  dem  allmechtigen  godt  unse  leve  truwe  pastor  her 
Andres  Knopken,  dem  de  ewige  gott  gnedig  und  barmhartich 
mothe  sein.  Amen,  Den  20.  dito  let  ick  en  ut  her  Conradts 
Dnrkops  hnß  dragen  und  in  S.  Peter  vorm  bogen  altar  b^a- 
ven^'  etc.  Wie  diese  Stelle  aufzufassen  ist,  scheint  mir  nicht 
ganz  klar  zu  sein. 

Nach  dem  Tode  Knopkens  wurde  der  hessische  Reformator 
Antonius  Corvinus'),  damals  Prediger  in  der  Stadt  Witzen- 
hausen, unter  sehr  günstigen  Bedingungen  zu  seinem  Nachfolger 
berufen.  Er  lehnte  ab,  aber  widmete  aus  Dankbarkeit  dem  Rig. 
Rate  die  damals  von  ihm  herausgegebene  lateinische  Ausgabe 
einer  Postille.  Bei  dieser  Gelegenheit  schrieb  er  dem  Ratsse- 
kretär Bernhard  Ruel  und  sandte  Grüsse  dem  Bürgermeister 
Thenrkauff  (Durkop)  und  dem  Stadtsyndikus  Giseler^).  Offen- 
bar hat  Durkop,  wohl  in  seiner  Eigenschaft  als  Superintendent, 
die  Verhandlungen  wegen  der  Berufung  des  Gorvinus  gefuhrt. 

Konrad  Durkop  hat  aber  auch  sehr  bald  nach  seinem  Ein- 
tritt in  den  Rat  an  den  politischen  Verhandlungen  jener 
Zeit  teilgenommen.  Es  handelte  sich  in  denselben  in  erster 
Linie  um  das  Verhältnis  der  Stadt  zu  den  beiden  Herren  der- 
sdben :  zum  Erzbischof  und  Ordensmeister.  Es  sei  gestattet 
mit  wenigen  Worten  an  die  damalige  Situation  zu  erinnern.  Im 
J.  1525  hatte  Plettenberg,  nachdem  Riga,  wohl  besonders  auf 
Lohmüllers    Veranlassung,    Verhandlungen    mit    dem    Herzoge 

1)  Id  der  Schrift  über  Dr.  Jobannefi  Breverns  etc.    Riga  1869.    S.  53. 

2)  Mitteilos^en  etc.  Bd.  XIII  8.  301. 

^  Vergl.  ober  ihn  F.  Tschackert,  Antonius  Gorvinus'  Leben  nnd 
Schriften.    Hannover  a.  Leipzig  1900. 

*)  Tschackert,  Briefwechsel  des  Antonius  Oorvinns.  1900.  S.  64. 
G.  Berkholz  in  den  SB.  f.  d.  J.  1879  S.  89.  Nik.  Bosch  in  den  SB.  f.  d. 
J.  1900  S.  138. 


42 

Albrecht  von  Prenssen  angeknüpft  hatte,  die  Stadt  in  seinen 
Schirm  nnd  Schutz  genommen  in  der  Befürchtung;  sie  könnte 
sonst  jenem  zufallen.  Vorher  hatte  sie  schon  erklärt,  nie  einem 
Erzbischof  huldigen  zu  wollen.  Damit  schien  die  Doppelherr- 
schaft, wie  sie  seit  dem  Eirchholaier  Vertrage  (1452)  bestand, 
beseitigt  zu  sein,  und  tatsächlich  blieb  Erzbischof  Blankenfeld 
von  der  Herrschaft  über  Riga  ausgeschlossen.  Nach  seinem 
Tode  (1527)  wurden  aber  mit  seinem  Nachfolger  Thomas  Schö- 
ning  die  Verhandlungen  erneuert.  Es  ist  schon  vorhin  (vergl. 
oben  S.  36)  erwähnt  worden,  wie  Lohmüller  ihm  gegenüber  zu  Zu- 
geständnissen bereit  gewesen  war,  aber  dafür  wenig  Dank  ge- 
erntet hatte.  Kompliziert  wurden  die  Verhandlungen  durch  die 
Ernennung  des  Markgrafen  Wilhelm  von  Brandenburg  zum  Ko- 
adjutor  des  Erzbischofs.  Die  Ritterschaften  neigten  ihm  zu  und 
auch  Riga,  das  soeben  gegen  Lohmüller  seiner  preussischen  Ver- 
bindungen wegen  vorgegangen  war,  nahm  jetzt  doch  eine  für 
Markgraf  Wilhelm  günstige  Haltung  an.  Der  Wolmarsche  Ver- 
trag vom  J.  1526,  der  Plettenbej^  die  Schutzherrschaft  über  das 
Land  gewährt  hatte,  wurde  im  J.  1530  wieder  aufgehoben.  In 
Riga  wurde  Lohmüller  wieder  in  alle  Ehren  restituiert,  und  die 
Stadt  schloss  mit  dem  Erzbischof  Thomas  in  Dahlen  zunächst 
einen  Anstand  auf  2  Jahre.  Nach  dessen  Ablauf  (1532)  erklärte 
aber  Riga,  den  Erzbischof  nur  als  weltlichen  Herrn  anerkennen 
zu  wollen,  nicht  in  kirchlicher  Hinsicht.  Infolgedessen  traf 
der  Erzbischof  feindliche  Massregeln,  wogegen  sich  Riga  durch 
allerlei  Bündnisse  im  Lande,  aber  auch  mit  Herzog  Albrecht 
von  Preussen  zu  schützen  suchte.  Riga  beteiligte  sich  auch  an 
einem  Bündnisse,  das  der  OM.  Wolter  von  Plettenberg  und  der 
Eoadjutor  Wilhelm  von  Brandenburg  mit  den  livländischen 
Ständen  im  J.  1533  in  Wenden  schlössen:  man  gelobte  sich  ge- 
genseitigen Schutz  und  die  ungehinderte  Verkündigung  der  evan- 
gelischen Lehre.  Die  über  das  Bündnis  abgefasste  Urkunde 
haben  unterschrieben  als  Vertreter  Rigas :  Bürgermeister  Hein- 
rich ülenbrock,  Ratsfreund  Konrad  Durkop,  Syndikus  Mag. 
Johann  Lohmüller  und  Sekretär  Johann  Giseler^).  Hier  finden 
wir  Durkop  zum  ersten  Mal  an  politischen  Verhandlungen  betei- 
ligt, und  zwar  in  Gemeinschaft  mit  Lohmüller.  Vielleicht  teilte 
er  schon  jetzt  dessen  politische  Anschauungen,  bald  hatte  er  je- 
denfalls Gelegenheit  sich  ihm  gegenüber  als  Freund  zu  bewähren. 
Lohmüller  gehört  bekanntlich  zu  den  Gestalten,  deren  Cha- 
rakterbild ein  durchaus  schwankendes  ist.  Während  sein  Bio- 
Saph  Taubenheim  und  ihm  folgend  zahlreiche  andere  baltische 
istoriker,  auch  K.  Mettig,  ihn  als  eine  edle  Persönlichkeit 
schildern  und  seine  Handlungsweise  rechtfertigen,  hat  K.  Schirren, 


1)  Mon.  Liv.  antiq.  IV  S.  CCLXVÜI,  Urk.  J«  159. 


43 

dem  E.  Seraphim  folgt,  das  härteste  Urteil  über  ihn  gefällt. 
,,Selten  ist  ein  Mann  zweideutigen  Charakters  und  verächtlicher 
Politik  so  hoch  gepriesen  worden,  als  dieser  Syndikus  Bigas'' 
—  sagt  Schirren  ^)  und  wirft  ihm  eine  Reihe  politischer  Vergehen 
vor,  die  nicht  nur  aus  beispielloser  Schwäche  des  Charakters  zu 
erklären  seien,  sondern  deutlich  den  Stempel  des  Verrates  an 
sich  trügen.  Sollte  Schirren  recht  haben,  so  ist  Lohmüller  je- 
denfalls auch  ein  vollendeter  Heuchler  gewesen,  denn  er  weiss 
in  seinen  Briefen  einen  Ton  christlichen  Glaubens  und  innigen 
Gottvertrauens  anzuschlagen,  der  durchaus  von  Herzen  zu  kom- 
men scheint.  Ein  abschliessendes  Urteil  zu  fällen,  ist  nicht 
leicht,  da  die  Motive  seiner  Handlungsweise  noch  keineswegs 
völlig  au%eklärt,  ja  manche  Tatsachen  noch  unsicher  sind.  Neben 
seiner  grossen  Welterfahrenheit  und  diplomatischen  Gewandtheit 
muss  er  doch  auch  in  seinem  Wesen  etwas  Gewinnendes  gehabt 
haben,  denn  an  Freunden,  zu  denen  unter  anderen  auch  Burchard 
Waldis  gehörte,  hat  es  ihm  nicht  gefehlt. 

Lohmüllers  Stellung  in  Riga  wurde  im  J.  1535  von  neuem 
erschüttert,  ohne  dass  die  Ursache  ganz  klar  zu  erkennen  ist. 
Es  verbreitete  sich  das  Gerücht,  dass  der  Herzog  Albrecht  von 
Preussen  einen  Überfall  auf  Riga  von  der  Seeseite  beabsichtige, 
um  dasselbe  zur  Anerkennung  der  Herrschaft  seines  Bruders  zu 
zwingen,  dass  Lohmüller  aber  mit  ihm  im  verräterischen  Einver- 
ständnis stehe.  Seine  Stellung  in  Riga  war  unhaltbar.  Er  floh 
zuerst  zum  Markgrafen  Wilhelm  nach  Ronneburg  und  dann  nach 
Königsberg,  wo  er  in  die  Dienste  des  Herzogs  von  Preussen 
eintrat.  Doch  wiederum  dauerte  die  Erbitterung  nicht  lange. 
Sei  es,  dass  man  seine  Unschuld  eingesehen,  sei  es,  dass  man 
seiner  Dienste  bedurfte,  jedenfalls  wünschte  man  eine  Versöhnung, 
die  auch  im  J.  1537  zu  stände  kam.  Lohmüller  blieb  in  preus- 
sischen  Diensten,  aber  verpflichtete  sich  gegen  entsprechende 
Entschädigung  die  Interessen  der  Stadt  zu  vertreten.  In  der 
von  Lohmüller  hierüber  ausgestellten  Urkunde^)  heisst  es,  er  habe 
sich  aufs  neue  mit  dem  Rat  verglichen  und  vertragen  „vermittelst 
den  ehrbahren  und  wolweisen  herren  Heinrichen  Ulenl3orchs  bur- 

g^rmeistern  und  Conradt  Teuerkauffe  rahtsfreunde  daselbst  zu 
iga  meine  sundern  günstige  herren,  gunner  und  freunde,  alß  der 
Sachen  gütliche  unterhendler  und  mein  derwegen  gemächtigte  an- 
walde''.  Also  dieselben  beiden  angesehenen,  erfahrenen  Männer, 
die  im  Verein  mit  Lohmüller  in  Wenden  (1533)  das  Bündnis 
mit  Wilhelm  und  den  Ständen  abgeschlossen  hatten,  traten  jetzt 
ab  Freunde  und  Vermittler  für  ihn  ein! 

Unterdes  nahmen  die  Verhandlungen  in  Livland  ihren  Fort- 

1)  Schirren,  Burchard  Waldis.    Halt.  Mon.  m  S.  514.    1861. 
S)  Napieraky, :  Handschriften  Bd.  6  S.  195.    Index  Jiß  3914.     Brotze, 
Sylloge  etc.  I  p.  121. 


u 

.Dg  in  ermüdender  Weise.  Durkop  nahm  an  ihnen,  inzwischen 
löfe)  zum  Bürgermeister  befördert,  wie  es  scheint,  lebhaften 
Anteil.  Im  J.  1539  starb  der  Erzbischof  Thomas  Schöning,  ohne 
KigA  gegenüber  seine  Forderungen  durchgesetzt  zu  haben.  Der 
neue  Erzbischof  Wilhelm  von  Brandenburg  forderte  durch  eine 
stattliche  Botschaft  die  Stadt  zur  Huldigung  und  Auslieferung 
der  eingezogenen  Stiftsgüter  auf.  Biga  ging  aber  nicht  ohne 
weiteres  darauf  ein,  es  wurde  vielmehr  b^uis  weiterer  Verhand- 
lungen eine  Zusammenkunft  in  ÜxküU  (März  1540)  verein- 
bart. Hier  wurde  zwischen  dem  Erzbischof  Wilhelm  und  den 
Abgeordneten  der  Stadt  13  Tage  lan^  verhandelt;  es  kam  aber 
zu  keinem  Resultat,  weil  das  Domkapitel  die  geistlichen  Güter 
nicht  aufgeben  und  seine  Sache  nicht  von  der  des  Erzbischofs 
trennen  wollte  ^).  Zwei  Jahre  darauf  fanden  neue  Verhandlungen 
in  Lemsal  statt  (August  1542).  An  beiden  Tagfahrten  war 
Durkop  als  Bürgermeister  ein  Hauptvertreter  der  Stadt;  in  Lem- 
sal, wo  7  Tage  lang  verhandelt  wurde,  führte  er  das  Wort  Das 
Ergebnis  war  folgendes  ') :  „Der  Erzbischof  versprach,  die  geist- 
liche Jurisdiktion  über  die  Stadt  auf  sich  beruhen  zu  lassen  bis 
zu  „einhelliger  Erkenntnis  eines  gemeinen,  freien,  christlichen 
Goncilii  oder  Nationalversammlung.'^  Dafür  soll  dann  die  Stadt 
ihm  als  weltlichen  Oberherrn  neben  dem  Herrmeister  die  Hul- 
digung leisten.  Die  Stadt  soll  frei  und  unbehindert  bleiben  bei 
der  reinen,  heiligen  Lehre  des  Evangeliums  nach  Inhalt  der  hei- 
ligen biblischen  Schriften  Alten  und  Neuen  Testaments,  und  auch 
bei  allen  Veränderungen  und  Neuerungen  infolge  der  neuen 
Lehre;  desgleichen  auch  alle  Kirchen  und  Gotteshäuser  mit  ihrem 
Zubehör  und  was  sonst  in  die  Religionssachen  mit  inbegriffen  ist, 
behalten;  doch  alles  dieses  bis  zur  Erörterung  eines  christlichen 
Konzils  oder  einer  Nationalversammlung.  Der  Stadt  werden  alle 
Injurien  und  Nachteile,  welche  sie  dem  Erzbischof  und  seinen 
Vorgängern  zugefagt  hat,  nachgesehen  und  ihrer  soll  nicht  mehr 
Erwähnung  geschehen.  Was  die  Stiftsgüter  anbetrifft,  so  wnrde 
bestimmt,  dass  nach  der  Huldigung  des  Erzbischofs  bei  erster 
Gelegenheit  ein  freundlicher  Vergleich  zwischen  Kapitel  und 
Stadt  versucht  werden  soll:  wird  der  Streit  nicht  beigelegt^  so 
bleibt  die  Sache  zur  Entscheidung  eines  Konzils  oder  einer  Na- 
tionalversammlung. Die  Kirchenornate  und  die  Kirchenkleinodien, 
welche  der  Rat  in  Verwahrung  genommen,  behält  er  bis  zu  einem 
Konzil.  Der  Erzbischof  will  der  Stadt  ihre  Freiheiten  und  Privilegien 
bestätigen.  Ehe  sie  dem  Erzbischof  huldigt,  verlangt  die  Stadt 
eine  kaiserliche  Deklaration,  welche  sie  iwres,  dem  Hemneister 
als  alleinigem  Oberherm  geleisteten  Eides    entbindet,  und  zu- 

1)  Buch  der  Aeltermänner  gr.  Qilde  in  Riga  in  den  Mon.  Liv.  antiq. 
IV  8.  4.    Brachmann,  Die  Beformation  in  Liyiand,  S.  170. 
>)  Braobmano  8.  173.    Mon.  Li?,  antiq.  V  J«  257. 


45 

gleich  die  Erlassung  des  Eides  vom  Herrmeister.    Dagegen  zeigt 
der  Erzbischof  der  Stadt  an,  dass  er  bereits  eine  solche  Dekla- 
ration habe^)  und  auch  den  Herrmeister  zu  einer  [nochmaligen] 
Erlassung  des  Eides  [der  einigen  Herrlichkeit,    den  Riga  einst 
Wolter  V.  Plettenberg  geleistet  hatte]  bewegen  wolle,  welche  er 
dann  öffentlich  verkündigen  lassen  werde.*  —  Zu  einer  Besiege- 
Inng  dieses  Vertrages,  an  dem  die  Stadt  bei  den  Verhandlungen 
der  folgenden  Jahre  mit  grosser  Hartnäckigkeit  festgehalten  hat, 
kam  es  nicht,  da  die  Vertreter  des  Kapitels  erklärten,  sie  hätten 
das  Siegel  nicht  bei  sich,  worauf  die    Vertreter  Rigas   dieselbe 
Erklärung  abgaben.    Nun  suchte  der  Erzbischof  den  Herrmeister 
zn  bewegen,  der  Stadt  den  Eid  zu  erlassen,  aber  er  fand   kein 
Entgegenkommen.    Der  OM.   erklärte,   auf  dem  Landtage  habe 
er  den  Eid  empfangen,  nur  auf  dem  Landtage  werde  er  ihn  zu- 
rückgeben,   unterdessen   verlangte    er  aber  vom  Rat    die  Über- 
sendung  des   Lemsalschen   Vertrages,   auch    sollten   die  Älter- 
männer der  beiden  Gilden  zu  ihm  nach  Wenden  kommen.    Der 
Rat  hielt  es  nach  dem  Berichte  des  Altermanns  Hinrich  Hacke  ^) 
lur  angebracht,  den  Wunsch  des  Ordensmeisters  nur  teilweise  den 
Gilden  mitzuteilen,  und  schickte  4  Ratsglieder  mit  dem  Sekretär 
Giseler  ohne  die  Ältermänner  und  ohne  den  Lemsalschen  Vertrag 
zur  Verhandlung  mit  dem  Ordensmeister  nach  Wenden.    Dieser 
war  darüber  sehr  ungehalten  und  befahl,  dass  die  Stadt  bis  zum 
nächsten  Landtage  nichts  weiter  in  der  Sache   des  Erzbischofs 
tun  solle.    Als   nun  der  Erzbischof  Riga  aufforderte,  ihm  trotz 
der  ablehnenden  Haltung  des  Meisters  zu  huldigen,  war  man  in 
der  Stadt  verschiedener  Meinung.     Die  Gilden  waren   der   An- 
sicht, dass  man  den  Befehl  des  Meisters  erfüllen  müsse,    da  der 
Erzbischof  nicht  die  Bedingung  des  Lemsalschen   Vertrages,  die 
Entbindung  vom  Eide  durch  den  Meister,  auf  dem  Herrentage 
in  Wenden  erlangt  habe;   man  solle  bis  zum  Landtage  warten. 
Der  Rat  hielt  es  dagegen  fiir  gefährlich,  den  Wunsch  des   Erz- 
bischofs zurückzuweisen,  und  suchte  die  Gilden  durch  eine  Schrift, 
die  am  Ende   des  Jahres  1542  auf  den   beiden   Gildstuben   zur 
Verlesung  kam,  zu  beeinflussen.     Die   Verfasser  dieser   Schrift 
waren  der  Bürgermeister  Eonrad  Durkop   und   wohl   auch   der 
Ratssekretär  Joh.  Giseler.    Sie  sollte  für  das  Schicksal  Durkops 
von  einschneidendster  Bedeutung  werden.    Ein  Exemplar  dieser 
Schrift  befindet   sich    augenblicklich    im    Besitz    des    Rigaschen 
Stadtarchivs,  nachdem  es  seinen  Aufbewahrungsort  mehrfach  hat 
wechseln  müssen.    Die   Schrift   gehörte  zuerst,   soweit   wir  ihr 
Schicksal  zurückverfolgen  können,  zu  einem  Manuskriptenbande 
(Nr.  61)  der  Bibliothek  der  Livl.  Ritterschaft,  über  den  Böthführ 

1)  Vergl.  Mon.   Liv.   antiq.   Bd.  IV  S.  CCLXIV   J%  155  u.  Bd.  V 
8.  59  a.  70. 

s)  Vei^gL  Mon.  Liv.  antiq.  IV  S.  26. 


46 

in  seinem  Aufsatz  über  „Jürgen  Padels  und  Kaspar  Padels  Tage- 
bücher" ")  berichtet.  Der  Band  ist,  wie  aus  einer  rJotiz  des  Bürger- 
meisters Peter  von  Schievelbein  *)  hervorgeht,  aus  dem  Nachlass  des 
Ratsherrn  DiedrichDreiling*)  (f  1688)i.  J.  17 17  durch  den  damaligen 
Wettgerichtssekretär,  nachherigen  Ratsherrn  Melchior  Gaspari^) 
dem  Ratsarchiv  übergeben  worden.  Er  enthielt  auf  424  beschrie- 
benen Blättern  26  verschiedene  historische  Schriftstücke,  darunter 
auch  den  „Bericht,  woher  das  Consilium  Conradi  Durkopffs  seinen 
Ursprung  genommen,  nebst  dem  Gonsilio  und  seinem  Epitaphio''. 
Aus  dem  Ratsarchiv  ist  der  Band  vom  Oberpastor  Liborius  Berg- 
mann entlehnt  und  bei  der  Abfassung  seines  „Versuchs  einer 
kurzen  Geschichte  der  Rig.  Stadtkii^chen''  (179^  benutzt,  aber 
nicht  zurückgegeben  worden.  Er  wurde  von  Oberpastor  Trev 
mit  der  Bergmannschen  Bibliothek  erworben  und  kam  dann  durch 
den  Ankauf  der  Treyschen  Bibliothek  in  den  Besitz  der  Livl. 
Ritterschaft.  Inzwischen  waren  aber  mit  dem  Manuskriptenbande 
Veränderungen  vorgenommen  worden:  es  waren  mehrere  Schrift- 
stücke hinzugefugt,  andere  —  darunter  auch  das  Gonsilium  Dnr^ 
kops  —  herausgenommen  worden.  Das  Gonsilium  finden  wir  mit 
2 — 3  der  andern  fehlenden  Sachen  in  einem  aus  dem  Ratsarchiv 
herstammenden  Quartbande  der  Rig.  Stadtbibliothek  wieder,  der 
bezeichnet  ist:  Manuscripta  ad  historiam  Livoniae  Tom.  XX. 
Doch  ist  es  auch  aus  diesem  Bande  genommen  und  dem  Stad^ 
archiv  übergeben,  wo  es  ungebunden  in  einem  Kuvert  mit  der 
Aufschrift:  „1543.  Aus  der  Stadtbibl.  zu  Riga.  Mss.  ad  bist 
Livoniae  20^  aufbewahrt  wird.  Das  Heft  ist  52  Seiten  stark;  auf 
der  ersten  Seite  steht  von  der  Hand  Melchiors  von  Wiedau^) 
oben  links:  Historica,  oben  rechts:  32,  darunter:  „Herrn  Bürger- 
meisters Gonrad  Theurkopff  Bedencken,  in  wie  weit  dem  Ertz- 
Bischoffe  und  Heermeister  von  der  Stadt  Riga  der  Huldigungs 
Eyd  abzulegen  sejr,  bey  Gelegenheit  der  entstandenen  Verände- 
rung in  der  religion.^  Auf  pag.  3  steht  von  einer  andern  Hand: 
„Gonsilium  D.  Gonsulis  Gonradi  Theurkaufs  et  Epitaphium  ejus- 
dem  in  fine  Gonsilii  2.  Novemb.  A5_  1546  Lübeck  positum  ab 
Academia  Rostochiensi^ ;  darunter:  „Dieser  Herr  Bürgermeister 
ist  von  dem  Herrn  Ordensmeister  Walther  von  Plettenberg  pi 
verfolget  worden,  das  er  gerahten,  das  die  Rigischen  Mai^niff 
Wilhelm  zu  einem  Bischoff  annehmen  selten  und  den  halben  Eidt 
leisten  etc.  Wie  sie  hernach  gleichwol  haben  thun  müssen^  . . . 
Es  folgen  nun  Notizen  über  die  spätem  Schicksale  Durkops.  Auf 


l 


Mitteilungen  etc.  Bd.  XITT  S.  293. 
Böthführ,  Die  Rig.  Batslinie,  J«  681. 
ibidem  J«  631. 
ibidem  Jft  673. 


5)  Er  wurde  1741  Archivsekretär,   1766  Obervogt  und  gleich  darauf 
Bürgermeister.    Yergl.  Böthführ,  Big.  Batslinie,  J^  709. 


47 

pag.  5  beginnt   ein  von  derselben  Hand  geschriebener,  2  Seiten 
umfassender  „Bericht,   woher  das  folgende  Consilium  seinen  Ur- 
sprung genommen**.    Es  wird  in  demselben  kurz  erzählt  von  den 
Streitigkeiten   mit   dem   Erzbischof  Joh.  Blankenfeld,   wie  Riga 
dem   OM.   Plettenberg    allein    gehuldigt    und   auch    den   Erzb. 
Thomas  Schöning,   der   trotz  der  Bemühungen  Blankenfelds  den 
Herzog  von  Braunschweig  zur  Wahl  zu  bringen,  zu  seinem  Nach- 
folger erhoben  wurde,  nicht  in  die  Stadt  gelassen  habe,  und  wie 
dann  auch  Markgraf  Wilhelm  dieselbe  habe  meiden  müssen,  „so 
lang  bis  Er   am    kejserlichen  Hofe  die  sach  gewonnen  und  die 
Keligion   geendert,   wie   aus   dem  vorhergehenden  Lembselschen 
Vertrage  zu  sehen,    da  die  Rigischen  ihm  als  einem  Weltlichen 
Herren   geschworen**.  —  Es   folgen   sodann  die  pag.  7 — 51  um- 
fassende Denkschrift  selbst  und  auf  der  letzten  Seite  wieder  von 
einer  andern  Hand  geschrieben  das  ihm  in  Lübeck  von  der  üni- 
yersität  Rostock  gesetzte  Epitaphium.    Die  Schrift  ist  wohl  eine 
ans  dem  Ende  des  16.  oder  Anfang  des  17.  Jahrhunderts  stam- 
mende Kopie.    Auf  pag.  14  wird  ein  auf  der  vorigen  Seite  aus- 
gelassener  Abschnitt   nachträglich   eingefügt   mit   den   Worten: 
„Dieß   nachvolgende   ist   auß  dem  ersten  Original  oder  concept 
in  der  eile  vergessen".    Mehrfach  sind  zu  einzelnen  Worten  An- 
merkungen gemacht.    Die  betreffenden  Worte  werden  dann,  durch 
besondere   Schrift   hervorgehoben,   wiederholt,   die  nachfolgende 
Anmerkung   aber   wird  in   den    fortlaufenden  Text  geschrieben. 
In  einer   solchen  Anmerkung   auf  pag.  37    ist  von  einem  „un- 
längst  vor  Weihnachten  dieses  43Ü^  Jahres**  erlassenen 
Schreiben    die  Rede.    Da  die  Schrift,   wie   aus  dem  Buche   der 
Ältermänner  (S.  26  ff.)   hervorgeht,   noch  1542  verfasst  und  zur 
Verlesung  gekommen  ist,   werden  diese  Anmerkungen  wohl  erst 
von    einem   Abschreiber   hinzugefügt   worden   sein.     Ausserdem 
sind   vom  Verfasser   der  Einleitung   an   einzelnen  Stellen  kurze 
Anmerkungen  an  den  Rand  geschrieben. 

Ein  zweites  Exemplar  der  Denkschrift  befindet  sich  in  einem 
Manuskriptenbande  der  Bibliothek  der  Li  vi.  Ritterschaft  (Nr.  311). 
Diese  Abschrift  ist  nach  dem  im  Stadtarchiv  aufbewahrten  Exem- 
plar hergestellt  worden,  denn  es  sind  die  von  dem  Verfasser  der 
Einleitung  herrührenden  Anmerkangen  wiedergegeben  worden, 
auch  werden  gelegentlich  einige  Schreibfehler  als  solche  erkannt 
und  die  richtigen  Buchstaben  oder  Worte  darüber  geschrieben. 
Auf  dem  Titelblatt  der  Abschrift  steht  am  Rande:  ^Concipirt 
1543,  wie  in  der  Schrift  selbst  gemeldet  wird.**  Die  Worte  be- 
ziehen sich  wohl  auf  die  oben  erwähnte  Anmerkung  aaf  pag.  37. 

Der  Inhalt  der  Schrift  ist  der  Hauptsache  nach  folgender: 
In  der  Einleitung  hebt  der  Verfasser  die  grosse  Bedeutung  der 
Zwistsache  zwischen  dem  Erzbischof  und  der  Stadt  Riga  hervor. 
Eigentlich  müsse  man  sich  bei  den  gelehrtesten  und  weisesten 


f. 


48 

Leuten  Bat  holen,  das  sei  aber,  schon  weil  die  Zeit  dränge, 
nicht  möglich.  Schliesslich  ist  der  Verf.  auch  der  Meinung,  dass 
niemand  gewisser  und  besser  ratschlagen  könne,  als  wer  der 
Sachen  Grund,  Eigenschaft  und  Oelegenheit  wisse  und  erfahren 
habe,  und  dass  „wir  Rigischen  nicht  so  gar  albern  und  unge- 
schickt seien,  als  sollten  wir  nicht  merken,  wie  die  Sache  im 
Grunde  eine  Gestalt  habe^.  Der  Bat  der  Stadt  Riga  hat  sich 
deshalb  mit  Ernst  und  Fleiss  der  Sache  angenommen,  „alle  er- 
gangene Geschichte  dieses  Falles^  vorgenommen  und  den  nach- 
olgenden  schriftlichen  Bericht  darüber  verfassen  lassen.  Der 
Bat  verwahrt  sich  dagegen,  dass  er  irgend  jemand  damit  habe 
schmähen  oder  benachteiligen  wollen,  und  will  sich  gern  eines 
anderen  besseren  belehren  lassen,  wenn  kräftigere  Argumente, 
als  in  seiner  Berichtschrift,  vorgebracht  werden  sollten. 

Es  wird  sodann  in  der  Schrift  zur  Darlegung  der  augen- 
blicklichen Sachlage  geschritten.  Der  Erzbischof  von  Biga  Mark- 
graf Wilhelm  von  Brandenburg  hat  in  dem  Vertrage  zu  Lemsal 
[1542  August]  der  Stadt  Biga  versprochen,  bei  dem  Meister  zu 
Livland  bei  erster  Gelegenheit  zu  bewirken,  dass  die  kaiserliche 
Deklaration,  in  welcher  „der  Eid  der  einigen  Herrlichkeit^,  den 
die  Stadt  dem  OM.  Wolter  v.  Flettenberg  geleistet  hat,  aufge- 
hoben undBiffa  davon  absolviert  und  entbunden  wird,  öfiPentlich 
verlesen  werde  und  dass  auch  der  Meister  die  Stadt  von  diesem 
Eide  entbinde  und  dieses  öffentlich  verkündigen  lasse.  Seiner 
Zusage  gemäss  hat  der  Erzbischof  eine  stattliche  Botschaft  auf 
die  jüngst  zu  Wenden  gehaltene  Tagfahrt,  wo  alle  Ordensstände 
versammelt  waren,  gesandt  und  die  kaiserliche  Deklaration  dem 
Meister  insinuieren  und  öffentlich  verlesen  lassen.  Trotzdem  hat 
der  Meister  sich  geweigert,  die  Stadt  von  dem  Eide  der  einigen 
Herrlichkeit  zu  entbinden,  hat  die  Sache  zum  nächsten  gemeinen 
Landtage  verschoben  und  der  Stadt  verboten,  sich  weiter  mit 
dem  Erzbischof  einzulassen.  Wenn  dieser  die  Huldigung  ver- 
langen sollte,  so  sollte  sie  ihn  damit  zum  nächsten  Landtage 
verweisen.  Weil  nun  der  Erzbischof  alles  erfüllt  habe,  was  er 
im  Lemsalschen  Vertrage  versprochen  habe,  glaube  er  genug 
getan  zu  haben  und  erbiete  sich  noch,  die  kaiserliche  Deklara- 
tion in  der  Huldigung  öffentlich  verkündigen^  dazu  in  den  um- 
liegenden Seestädten  an  die  Kirchentüren  affigieren  und,  wenn 
es  von  nöten,  darnach  zum  nächstfolgenden  Landtage  publizieren 
zu  lassen.  Femer  solle  nach  der  Huldigung  die  Deklaration 
unter  Eaiserl.Majest.Insiegel  der  Stadt  Biga  überantwortet  werden« 

Hiermit  entsteht  nun  die  Frage:  was  hierin  zu  tun  oder  zu 
lassen  und  wie  man  sich  in  diesem  Fall  zu  verhalten  habe? 

In  der  Beantwortung  der  von  ihm  angeworfenen  Frage 
geht  der  Verf.  auf  die  Geschichte  der  Stadt  zurück,  wie  sie  in 
den  Chroniken,  Jahr-  und  Geschichtsbüchemi  die  in  der  Stadt- 


49 

kämmerei  aufbewahrt  werden,  aufgezeichnet  ist.  Die  Stadt  hat 
zuerst  nur  einen  Herrn,  den  Bischof,  der  hernach  Brzbischof 
geworden,  gehabt  und  ihm  allein  geschworen.  Dieser  hat  dann 
den  Orden  der  Schwertbrüder  und  den  Deutschen  Orden  zu  sich 
gerufen,  worauf  die  Stadt  im  Laufe  der  Zeit  zweiherrig  gewor- 
den ist  und  beiden  gehuldigt  und  geschworen  hat.  Der  Verf. 
hebt  noch  besonders  hervor,  dass  „solches,  so  von  den  Schwert- 
brudern  und  dem  teutschen  Orden  angezogen"  durch  die  ^lief- 
ländische  Cronica"  bezeugt  sei  und  auch  in  der  Domkirche 
jährlich  verkündigt  werde.  Obgleich  die  beiden  Herren  selten 
einig  gewesen  sind,  so  hat  die  Doppelherrschaft  doch  bestanden, 
bis  zur  Zeit  des  Erzbischofs  Jasper  Linde  das  gnadenreiche 
allerheiligste  Evangelium  und  das  lautere  Wort  Gottes  wieder  an 
den  Tag  gekommen,  welches  dann  zuerst  Riga,  dann  die  anderen 
Städte  angenommen  haben.  Jasper  Linde  hat  den  Bischof  von 
Dorpat  und  Reval  Johann  Blanken feld  zum  Koadjutor  erko- 
ren. Die  feindselige  Haltung,  die  dieser  dem  heiligen  Evangelium 
gegenüber  eingenommen,  hat  die  Stadt  Riga  dazu  gezwungen,  ihm 
und  seinen  Nachfolgern  „von  wegen  der  geistlichen  Jurisdiktion 
aufzusagen".  Weil  Blankenfeld  sowohl,  als  auch  sein  Nach- 
folger Thomas  Schöningk  auf  die  geistliche  Jurisdiktion 
nicht  verzichten  und  sie  auch  nicht  zur  Erkenntnis  eines  ge- 
meinen freien  christlichen  Goncilii  haben  stellen  wollen,  sind  sie 
bisher  von  Riga  „ausgehalten"  worden.  „Nun  aber  der  jetzige 
Erzbischof  [Markgraf  Wilhelm  von  Brandenburg]  die  geist- 
liche Jurisdiktion  aus  dem  Wege  geräumt  und  dieselbe  zur  Er- 
kenntnis eines  gemeinen  freien  christlichen  Goncilii  gestellet, 
so  geht  der  vorige  Eid,  so  eine  Stadt  Riga  eher  und  alle  Zeit 
von  alters  her  getan,  wiederum  in  seine  volle  Kraft." 

In  dem  folgenden  Abschnitt  wird  die  Frage  ausfuhrlich  er- 
örtert, ob  „die  Verlassung  des  Eides  der  einigen  Herrlichkeit", 
f  wie  behauptet  worden  ist,  öffentlich  zum  gemeinen  Landtage 
geschehen  müsse.  Der  Verf.  ist  nicht  dieser  Meinung,  sondern 
vertritt  vielmehr  die  Ansicht,  dass  Riga  bereits  von  diesem  Eide 
entbanden  sei.  Er  weist  zunächst  darauf  hin,  dass  die  Stadt, 
wie  aus  dem  Huldigungsbrief  hervorgehe,  von  Plettenberg  „des 
Herren  Erzbischofs  Herrlichkeit  unverfänglich"  ange- 
nommen worden  sei^).  Dann  beruft  er  sich  aber  besonders  auf 
die  Bestimmungen  des  Landtags  zu  Wolmar  vom  J.  1530'),  auf 
dem  sowohl  Riga  als  auch  alle  Prälaten  der  getanen  Eides- 
pflicht') verlassen  seien,  worauf  ein  jeder  sofort  wiederum  in  seine 
vorige  Freiheit  getreten  sei;  das  gelte  auch  für  Riga.  Da  der  OM. 
die  Stadt  bei  der  Annahme  der  einigen  Herrlichkeit  zu  schützen 


? 


1)  Vergl  Mon.  Liv.  antiq.  IV  W  152  S.  CCLXII. 

ibidem  Bd.  V  H  21  S.  172,  183.    Brachmann  a.  a.  0.  S.  124. 
3)  vom  J.  1526. 

4 


50 

gelobt  hatte,  nun  aber  auf  dem  Landtage  dem  Erzbischof  den 
halben  Anteil  an  der  Herrlichkeit  überwiesen  hatte,  mnaste  sie 
selbst,  wenn  sie  nicht  „ganz  bloss  und  trostlos''  dastehen  wollte, 
auch  mit  dem  Erzbischof  verhandeln.  Diese  Verhandlungen  mit 
ihm  scheiterten  weeen  der  geistlichen  Jurisdiktion,  auf  die  er 
nicht  verzichten  wollte.  Deshalb  kam  die  Sache  an  das  Kaiser! 
Eammergericht,  worauf  Riga,  um  einem  ungünstigen  Urteilsspruch 
zu  entgehen,  in  den  Evangelischen  Bund  eintrat.  Es  wurde  nun 
dem  Eaiserl.  Eammergericht  verboten,  ^in  der  Rigischen  als 
anderer  Evangelischer  Stände  Sachen  zu  procedieren,  und  die 
Hände  geschlossen,  doch  allein  in  der  Religion  oder  geistlichen 
und  nicht  in  weltlichen  Sachen*^. 

Vor  dem  Eammergerichte  hat  die  Stadt  Riga  durch  ihren 
Prokurator,  wie  sie  es  auch  sonst  getan,  dem  Erzbischof  gemäss 
den  kaiserlichen  Regalien,  Mandaten  etc.  und  dem  Wolmarschen 
Rezess  die  weltliche  Herrlichkeit  angeboten,  ohne  dabei  einer 
neuen  Verlassung  zu  bedürfen.  Wenn  der  Prokurator  aber  ein 
solches  Anerbieten  nach  dem  Befehle  Rigas  auf  seinen  Eid  und 
in  die  Seelen  seiner  Auftraggeber  getan  nat,  ^und  wir  des  doch 
nicht  mächtig  noch  uns  Ernst  gewesen,  so  will  von  Not  w^en 
folgen,  dass  er  unrecht  geschworen  hat  und  dasselbe  in  unsere 
Seelen,  so  will  solches  auf  niemand  denn  uns  selbst  auskommen". 
Wäre  die  Stadt  von  jenem  Eide  der  einigen  Herrlichkeit  nicht  ge- 
nügend entbunden  und  hätte  dennoch  dem  Erzbischof  die  halbe 
Herrlichkeit  angeboten,  so  hätte  sie  wider  den  Eid  der  einigen 
Herrlichkeit  und  wider  den  Eid,  den  der  Prokurator  beim  Kam* 
mergericht  in  ihrem  Namen  getan  hatte,  gehandelt.  Nun  li^ 
es  luber  öffentlich  am  Tage  und  braucht  nach  dem  Satze:  Qnod 
manifestum  et  notorium  est,  non  indiget  uUa  probatione  —  nidit 
erst  bewiesen  zu  werden,  dass  die  Verlassung  des  Eides  der  einigen 
Herrlichkeit  „mit  allen  gebührlichen  solennitäten^  vor  allen  Herren 
und  Ständen  geschehen  ist,  wie  das  auch  aus  dem  zwischen  dem 
Erzbischof  und  Meister  aufgerichteten  Vertrage  zu  erweisen  ist. 

Zum  Überfluss  kann  Riga  sich  auf  die  vom  Erzbischof  ver-  ^ 
öffentlichte  kaiserliche  Deklaration  berufen,  in  der  mit  klaren, 
dürren  Worten  gezeigt  wird,  dass  die  Verlassung  des  einiges 
Eides  von  dem  Meister  geschehen  sei,  und  der  Stadt  ernstlich 
bei  namhafter  Pön  geboten  wird,  den  Erzbischof  zu  seinem 
halben  Teil  wieder  anzunehmen.  Diese  Deklaration  ist  freilidk 
schon  dem  früheren  Erzbischof  ausgestellt,  gilt  aber  auch  für 
den  jetzigen,  da  dieser  in  die  Rechte  seines  Vorgängers  einge- » 
treten  sei,  wie  ein  Sohn  in  seines  Vaters  Stelle.  Si  quis  snc- 
cedit  in  jus  alterius,  eo  jure,  quo  ille,  uti  debeat.  Auch  ist  die 
Deklaration  weniger  für  den  Erzbischof,  als  für  die  Stadt  n 
ihrer  Ehren  Notdurft  erlassen. 


61 

Durch  die  Yeröffentlichang  dieser  Deklaration  und  die  schon 
erwähnte  Botschaft  zum  Meister  nach  Wenden  hat  der  Erzbischof 
alleß  erfallt,  was  er  im  Lemsalschen  Vertrage  versprochen  hatte, 
und  glaubt  nicht  schuldig  zu  sein,  bei  dem  Meister  weitere  Anre- 
gongen  zu  tun. 

Sollte  aber  die  Sache  an  einen  gemeinen  Landtag  kommen, 
80  kann  daraus  eine  grosse  Gefahr  entstehen.  Der  Erzbischof 
und  sein  Kapitel  hätten  dann  gute  Ursache,  die  Herren  und 
Stände  der  Lande  an  die  Rezesse  und  Verträge  zu  erinnern,  die 
auf  etlichen  Landtagen  dem  hl.  göttlichen  Worte  und  seinen  An- 
hängern zu  grosser  merklicher  Beschwerung  beschlossen  worden 
sind  und  die  bestimmen,  dass  man  einen  jeden  bei  seinem  Stande, 
alter  Herkunft  und  Wesen  erhalten  und  ihm  dazu  Terhelfen 
solle').  Wenn  nun  die  Stände  dem  Erzbischof  gegen  den  kai- 
Berl.  Stillstand,  nach  dem  wider  die  Evan^el.  Stände  am  Eam- 
mergericht  nicht  procedieret  werden,  auch  keiner  den  andern 
tätlich  überfallen  solle,  allein  auf  die  von  ihnen  aufgerichteten 
fiezesse,  in  welche  die  drei  livländischen  Städte  nie  eingewilligt 
haben,  da  sie  ohne  ihr  Wissen  und  Willen  in  ihrer  Abwesen- 
heit aufgerichtet  worden,  gelobten  und  zusagten,  dass  sie  ihm 
samt  seinem  Kapitel  wiederum  zu  seiner  vorigen  Herrlichkeit, 
Gerechtigkeit  una  seinem  alten  Besitz  verhelfen  würden,  so  kann 
ein  jeder  Verständige  ermessen,  welche  grosse  Beschwerungen 
daraus  erwachsen  können,  nämlich  nichts  anderes,  denn  dass  wir 
ohne  Not  das  allein  seligmachende  Wort  Oottes,  den  rechten 
Dienst  und  Gebrauch  der  hl.  Sakramente  in  die  Schanze  setzen 
ond  in  Summa  nichts  anderes  denn  ewige  Zerstörung  der  Seele, 
Leibes  und  Gutes  gewärtig  sind.  In  Riga  müsste  man  alle  Dinge 
wiederum  nach  dem  papistischen  Wesen  einrichten. 

Wenn  wir  uns  aber  dagegen  auf  die  Hilfe  „des  Evangeli- 
schen Verständnisses^  berufen  wollten,  so  würde  man  uns  wieder 
vorwerfen,  dass  wir  uns  an  den  Zugeständnissen,  die  uns  der 
Erzbischof  in  betreff  der  geistlichen  Jurisdiktion  und  anderen  Din- 
gen gemacht  hatte,  hätten  genügen  lassen  sollen ;  wir  hätten  nicht 
nalsstarrig  auf  dem  unnötigen  Artikel  der  Yerlassung  der  einigen 
Herrlichkeit,  die  doch  wirklich  solenniter  geschehen  ist,  bestehen 
•ollen.  Dadurch  haben  wir  unser  hohes  Hecht  zu  Unrecht  ge- 
nacht  und  dem  Erzbischof  Ursache  gegeben,  seine  Herrlichkeit 
ind  Gerechtigkeit,  die  er  in  Güte  nicht  erlangen  konnte,  auf 
me  andere  Weise  zu  suchen.  Die  Evangelischen  Stände  Könn- 
ten ans  deshalb  abweisen  und  uns  für  unbeständige  Leute  und 
loee  Christen  achten. 

Übriffens  ist  nach  der  geschehenen  Verlassung  [15301  kein 
neuer  Eid   dem   Meister  auf   die    einige  Herrlichkeit  geleistet 

^)  Mon.  Liv.  antiq.  V  Ji  161  S.  480.  Brachmann  a.  a.  O.  S.  163.  Ab- 
Bachongen  in  Fellin  1&34,  in  Wolmar  1537. 

4* 


52 

worden.  Dem  jetzigen  Meister  [Hermann  v.  Brnggeney,  gen.  Ha- 
senkamp]  hat  Eiga  nicht  als  einem  einigen  Herrn  gehnldigt 
und  geschworen,  sondern  zum  halben  Anteil,  „dem  Herrn  Erz- 
bischof an  seinem  halben  Anteil  unverfänglich^.  Das  geht  hervor 
aus  dem  Antwortschreiben,  das  die  Stadt  an  den  Meister  „unlängst 
vor  Weihnachten  dieses  43.  Jahres**  ^)  hat  ergehen  lassen.  In  dem- 
selben ist  sie  nicht  geständig,  dass  sie  ihm  als  einem  einigen  Herrn 
gleich  Herrn  Wolter  v.  Plettenberg  gehuldigt  und  geschworen  hat, 
sondern  nach  dem  alten,  d.  h.  zum  halben  Teil,  wie  denn  auch 
solches  der  Huldigungsbrief  klar  vermeldet*).  Der  Meister  kann 
uns  nicht  etwas   verlassen,  was  er  gar  nicht  empfangen  bat. 

Nun  hat  man  weiter  gesagt,  dass  wir  dem  Meister,  der  be-  , 
fohlen  hat,  die  Sache  zum  nächsten  Landtage  zu  verweisen,  un-  j 
serm  Eide  nach  gehorchen  müssen,  aber  da  der  Erzbischof  auch 
auf  seiner  Forderung  beharrt,  so  müssen  wir  an  die  Befehle  des 
Kaisers    denken,    nach    denen    wir   den   Erzbischof  zu    unserm 
Herrn  annehmen  sollen.    Wem  müssen  wir  mehr  gehorchen,  dem  \ 
Kaiser,  als  dem  ordentlichen  Richter  in  dieser  Sache,  oder  dem,  j 
der  kein  Richter  ist,  dem  Herrn  Meister?     Beim  ungehorsam 
gegen   den  Kaiser   verfallen  wir   in  grosse  Geldstrafen,   in  die 
Acht  und  Aberacht  und  alle  näher  aufgezählte  Folgen  derselben. 
Ausserdem  wird  dann  der  Erzbischof  die  Conservatores  des  Erz- 
stifts und  andere  verwandte  Freunde  anrufen,  welche  ihn,  wie 
aus  ihren  Schreiben  und  Briefen  zu  verstehen  ist,  nicht  trostlos 
verlassen  würden. 

Wenn  solche  Beschwerunge  auf  uns  Rigische  fallen  würde,, 
so  würden  wir  erstlich  des  hochteuren  Schatzes  des  allerheiligsten! 
Evangelii,  daran  unser  aller  Leibes  und  Seelen  ewige  Wohlfahrt] 
gelegen,  darnach  aller  unserer  Herrlichkeit  und  endlich  aller; 
Güter  beraubt  werden  und  darüber  aller  christlichen  Potentaleni 
und  in  Summa  des  ganzen  Rom.  Reiches  Ungnade  und  Ungansti 
über  uns  erwecken.  Dazu  würden  wir  wider  Gottes  Wort  und] 
unser  eigenes  Gewissen  handeln,  welches  uns  lehrt,  dass  wir  G 
zuförderst  und  darnach  unserer  natürlichen  Obrigkeit  dasjen: 
leisten  und  geben  sollen,  was  wir  derselben  schuldig  sind.  Endli« 
würden  wir  auch  Gott  über  uns  erwecken,  denn  Gott  kann  und 
solchen  Ungehorsam  nicht  ungestraft  lassen,  „wie  wir  in  allen 
storien  lesen,  auch  noch  bei  unsern  Zeiten  des  gar  greuliche  und 
erschreckliche  Exempel  erlebt,  gesehen  und  erfahren  haben^. 

Wenn  wir  auf  das  Gebot  des  Kaisers  und  die  eigene  Wohl- 
fahrt mehr  achten,  als  auf  des  Meisters   und  anderer  Leute  Bei 

1)  Diese  Worte  steheD,  wie  oben  bemerkt,  in  einer  dem  Texte  einge- 
fügten Anmerkong. 

s)  Die  Eidesformel,  welche  der  OM.  bei  der  Bestätigung  der  rig.  Pri« 
vileeien  vom  Jahre  1535  (Rig.  Batsarchiv)  der  Stadt  vorBchreibt,  erwähnt  des 
Erzbischof  nicht. 


53 

gehr,  so  fallen  wir  auf  dieser  Seite  auch  in  Ungnade,  böse  Nach- 
rede, Verfolgung  und  Afterrede  der  Leute,  die  der  Sache  Grund 
nicht  wissen.  Auf  solche  Scheltworte  darf  man  aber  nicht  achten, 
sondern  nur  darauf  sehen,  was  recht  ist  und  uns  ansteht,  auch 
was  wir  vor  Gott  zu  tun  schuldig  sind  und  vor  aller  Welt  ehr- 
lich verantworten  können.  Auch  wenn  wir  dann  verfolgt  werden 
sollten,  so  haben  wir,  wie  der  Verf.  unter  Hinweis  auf  Ev.  Matth. 
5, 10—11  näher  ausfahrt,  doch  den  Trost,  dass  wir  eine  gerechte 
Sache  und  Gott  auf  unserer  Seite  haben. 

Im  Bewusstsein  unserer  guten,  gerechten  Sache  sollten  wir 
ans  nicht  durch  das  Schwatzen  unverständiger  Leute  dermassen 
anfechten  lassen,  „dass  wir  darüber  unsere  eigene  Wohlfahrt 
vergessen  und  uns  so  lange  bekümmern,  dass  wir  dasjenige, 
80  zu  unserm  Frieden  dient,  versäumen  und  hemachmals  den 
Stall  zuschliessen,  wenn  die  Kühe  hinweg  sind:  gleichwie  in 
vorigen  Zeiten  geschehen,  da  man  auch  einen  treulichen  Frieden 
mit  dem  würdigen  Orden  betheidinget  und  gemachet,  aber  durch 
Unachtsamkeit  dieser  Stadt  Riga  zu  unverwindlichem  Nachteil 
and  Schaden  von  weiland  Herrn  Sylvestern  Erzbischof  davon 
abgeführt  und  also  wieder  umgestossen  worden.  Und  wodurch 
sind  unsere  Vorfahren  ihrer  Lande  und  Leute,  Schlösser  und 
Burgen,  so  sie  9  Meilen  We^s  um  die  Stadt  her  gehabt,  anders 
quitt  geworden,  denn  durch  Unachtsamkeit  und  dass  ihnen  gutes 
Bates  gemangelt  oder  vielleicht  demselben  nicht  haben  wollen 
folgen.  Was  Unrechts,  Nachteils  und  Schadens  uns  auch  vor 
kurzen  Jahren,  als  wir  den  6jährigen  Anstand  [AL  1529  zu  Lü- 
beck] mit  dem  Herrn  Erzbischof  gemacht,  widerfahren,  ist  je- 
dermann bewusst,  denn,  als  derselbige  abgeschlagen,  hätte  man 
es  darnach  gern  anders  gesehen,  war  aber  zu  spät.  Und  da 
wir  zuvor  sechs  Jahre  hatten,  konnten  wir  darnach  mit  grosser 
schwerer  Mühe,  Unkost  und  Reisen  kaum  2  Jahre  [A^  1530  in 
Dahlen]  erlangen.  Hierum  so  ist  die  Sache  nun  zur  Zeit  wohl 
in  acht  zu  haben,  weil  das  Spiel  jetzunder  in  unsern  Händen 
ist.  Wollen  wir  uns  nun  nicht  fürsehen,  der  Schade  wird  unser 
sein.  Man  pflegt  zu  sagen:  Wenn  einem  das  Ferkel  angeboten 
wird,  so  soll  der  Sack  bereit  sein.  Es  ist  nun  Zeit,  weil  die 
Sache  in  unsern  Händen  steht.  ^ 

Der  Verf.  wiederholt  zum  Schluss  noch  einmal,  dass  durch 
die  kaiserl.  Deklaration,  die  der  Erzbischof  vor  der  Huldigung 
aberall  bekannt  machen  will,  es  jedermann  offenbar  werde,  dass 
die  Verlassung  des  Eides  der  einigen  Herrlichkeit  geschehen  sei 
und  dass  der  jetzige  Meister  sich  des  Erzbischofs  halbe  Herr- 
lickeit  nicht  anmassen  wolle,  und  erinnert  an  die  schlimmen 
Folgen,  die  eine  Verweigerung  der  Huldigung  nach  sich  ziehen 
könnte,  wie  der  Erzbischof  den  Lemsalschen  Vertrag  aufheben. 
Beine  Sache  zu  Recht  an  das  kaiserl.  Kammergericht  stellen  und 


64 

bei  dem  Kaiser,  den  Kurfürsten,  Ständen,  sowie  seinem  Bmder 
und  andern  Verwandten  Klagen  erheben  wurde. 

^Nun  kann  ja  einer  auch  geringes  Verstandes^  —  so  schliesst 
er  —  „wohl  abnehmen,  was  aus  dieser  Sache  notwendig  wollte 
erfolgen.  Und  wollen  hiermit  solches  zur  Erkenntnis  eines  jeden 
bessern  Verstandes  gutwillig  hingestellet  haben.^ 

Nachdem  die  Bürgerschaft  diese  Schrift  kennen  gelernt  und 
darüber  beratschlagt  hatte  ^),  machte  sie  dem  Bat  den  Vorschlag, 
durch  eine  Botschaft  den  Meister  mit  der  Schrift,  die  nicht  nur 
die  Gemeinde,  sondern  auch  ihn  und  das  ganze  Land  betreffe, 
bekannt  zu  machen.  Obgleich  der  Bat  mit  dieser  Proposition 
durchaus  nicht  einverstanden  war,  musste  er  zuletzt  doch  darauf 
eingehen.  Eine  Gesandtschaft,  zu  der  neben  andern  Batsdiedem 
und  den  beiden  Ältermännem  auch  der  Bürgermeister  Konrad 
Durkop  und  der  Sekretär  Joh.  Giseler  gehörten,  b^ab  sich  nach 
Wolmar  zum  Ordensmeister.  Doch  scheint  sie  die  Schrift  selbst, 
deren  keine  Erwähnung  geschieht,  nicht  mitgehabt  zu  haben, 
sondern  hat  wohl  nur  „mit  vielen  Worten**  den  Standpunkt  der 
selben  vertreten.  Der  Meister  blieb  aber  bei  dem  zu  Wenden 
gegebenen  Bescheid,  der  Landtag  solle  abgewartet  werden.  Wäh- 
rend nun  der  Erzbischof  durch  neue  Botschaften  energisch  zor 
Huldigung  drängte,  langte  am  St.  Katharinentaee,  dem  25.  Novbr. 
1542,  auch  vom  OM.  eine  Botschaft  an.  Er  habe  gehört,  dass 
hier  eine  Schmähschrift  vor  der  ganzen  Gemeinde  gelesen  wäre, 
in  der  er  und  der  ritterliche  Deutsche  Orden  beschmähet  würden, 
deshalb  begehre  er,  dass  die  Schrift  sowie  der  Lemsalsche  Ver- 
trag den  Boten  übergeben  und  die  Verfasser  (de  styffters  unde 
Dichters)  ihm  angezeigt  würden.  In  der  Bürgerschaft  war  man 
der  Meinung,  dass  man  die  Schrift  dem  Meister  nicht  verweigern 
könne,  zumal  der  Bat  kein  Geheimnis  daraus  gemacht,  sondern 
gesagt  habe,  er  wolle  sie  drucken  (in  de  prente  gaen  laihen) 
und  an  die  Kirchentüren  schlagen  lassen,  damit  sie  jedermann, 
Deutsche  und  Undeutsche,  lesen  solle.  Die  Verfasser  seien  der 
Gemeinde  unbekannt,  der  Bat  werde  sie  wohl  in  Erfahmng 
bringen  können.  Der  Bat  war  mit  diesem  Vorschlage  nicht  ein- 
verstanden, sondern  erklärte,  er  werde  dem  OM.  eine  ihn  befrie- 
digende Antwort  erteilen,  womit  die  Gemeinde  auch  zufrieden 
war,  doch  nur  mit  Mühe  gelang  es,  die  Boten  des  Meisters  zur 
Annahme  des  vom  Bat  verfassten  Schreibens  zu  bew^en. 

Kurz  vor  Weihnachten  wiederholte  der  OM.  seine  Forderung, 
worauf  die  Gemeinde  bei  ihrem  früheren  Vorschlag  blieb.  Der 
Bat  gab  jetzt  nach,  jedoch  sollte  Johannes  Giseler  die  Schrifl 
erst  ins  reine  schreiben  (int  fiyne  setten),  dann  sollte  sie  über- 
geben werden.    Diesen  Aufschub  benutzten  Durkop  und  Giseler, 


^)  Mon.  Li?,  antiq.  IV  8.  27  ff. 


55 

die  sich  vor  dem  Zorn  des  Meisters  in  Riffa  doch  nicht  sicher 
fnhlteD,  zur  Flncht.  Die  Gesandten  des  Meisters,  die  hiervon 
Mitteilung  erhielten,  eilten  sofort  mit  dieser  Nachricht  za  ihrem 
Herrn  hin.  Dieser  verlangte  jetzt  zn  seinen  früheren  Forde- 
rungen noch  die  Bestrafung  der  Verfasser  der  Schrift:  wenn  sie 
im  Rate  seien,  so  sollten  sie  ans  demselben  ausgestossen  werden, 
wenn  sie  unter  den  Ältermännern,  Ältesten  oder  der  Gemeinde 
seien,  so  sollte  ihnen  der  Handel  verboten  werden  (den  scheide 
men  wichte  und  wage  vorbeyden  unde  alle  nerynge  entsetten). 
Der  Bat  musste  sich,  obwohl  widerwillig,  fugen,  da  die  Bürger- 
schaft, wie  bisher,  für  die  Übergabe  der  Schrift  war  und  die 
fVage  nach  den  Verfassern  als  eine  Angelegenheit  des  Rates 
hinstellte,  die  sie  nichts  anging. 

Bürgermeister  Durkop  und  Joh.  Giseler  waren  unterdes,  wie 
der  Ältermann  Einrieb  Hake  berichtet,  nach  Ronneburg  geflohen, 
wo  sie  wenigstens  bis  zum  nächsten  Landtage  in  Weimar  (1543 
Febr.),  vielleicht  auch  länger  blieben^).  Der  Meister  forderte 
Dorkop  wohl  auf,  dort  sein  Recht  zu  suchen  (he  up  sin  Recht 
komen  scheide),  doch  dieser  blieb  fort,  schrieb  aber  dem  Eoad- 
jator,  es  wäre  ihm  vom  Rate  geheissen  worden,  die  Schrift  zu 
verfassen,  und  die  beiden  Gilden  hätten  sie  mit  bewilligt.  Von 
Ronneburg  zogen  die  beiden  Flüchtlinge  nach  Königsberg  und 
von  dort  nach  Lübeck,  wo  Durkop  freundschaftliche  Beziehungen 
hatte.  In  Deutschland  bewirkte  er  eine  kaiserliche  Zitation  gegen 
den  Ordensmeister  und  die  Stadt  Riga,  die  er  anklagte,  dass  sie 
ihm  seine  Frau,  seine  Kinder  und  sein  Gut  vorenthalten  hätten, 
wobei  er  wieder  hervorhob,  dass  seine  Schrift  vom  Rat  und  der 
Gemeinde  gutgeheissen  wäre^.  Nach  dem  Verfasser  der  seiner 
Schrift  vorangehenden  Einleitung  hat  Durkop  seine  Sache  vor 
dem  Kammergericht  „voUkonmien  ausgefuhret  ,  es  seien  die  De- 
creta  ergangen  und  zu  Exekutoren  der  König  von  Dänemark 
pnd  der  König  von  Schweden  eingesetzt,  aber  er  selbst  sei  darüber 
in  Lübeck  krank  geworden  und  am  2.  Novbr.  1546  gestorben. 
Die  nachgelassene  Witwe  heiratete  einen  Prokurator  Burwitz, 
der  ihre  Sache  mit  dem  Rat  zu  Riga  ausführen  sollte,  sich  aber 
mit  ihm  yerglich  und  ein  Lehnhaus  bei  der  St.  Johanniskirche 
erhielt.  Das  von  der  Universität  Rostock  dem  Bürgermeister 
Konrad  Durkop  (Theurkauf)  gesetzte  Epitaphium  hat  folgenden 
Wortlaut»): 

1)  Zam  Jahr  1544  notiert  Jürgen  Padel  in  seinem  Taffebncbe:  „Den 
24.  Januarii  erfor  ick  van  Steffen  Karlin  wo  her  Conradt  Dorkop  de  bor- 
germeister  nnd  Joan  Giseler  dorch  Littanwen  in  Preussen  sin  getagen,  dar 
Tor  gade  ewieh  dank,  amen.    Mitteilungen  eto.  Bd.  XIII  S.  331. 

S)  Mon.  LiT.  antiq.  IV  S.  22  n.  30. 

^  Nach  Brotzeschen  Papieren  auch  wiedergegeben  in  den  Big.  Stadt- 
bUUem  1815  S.  316. 


56 

Horch,  Lieber,  der  da  gekommen  bist, 

An  diesem  Grabe  zu  dieser  frist, 

Die  Versen  wollest  lesen  dn, 

und  dirß  nicht  lassen  verdriessen  na. 

Hier  liege  ich,  Oonradt  Thearkopff  genannt, 

Riga,  die  Stadt,  mein  Vaterlandt, 

Die  Eltern  mein  gantz  wollgebom 

An  mich  aach  nicht  den  stamm  verlohrn. 

Mein  Vaterlandt  mit  glücklichem  Rhade 

Regieret  habe,  alß  zeigets  die  that, 

Den  ich  aaß  Hebe  an  Gottes  Wort 

Die  Religion  an  diesem  ordt 

Vermehret  hab  bey  meiner  treaw, 

Mein  eigen  nntz.  Verlast  and  Muhe 

Doch  nichts  geachtet  gantz  and  gar 

Und  nicht  gefürchtet  leibes  gefahr, 

Siefh]  wie  doch  itzt  die  böse  Welt 

Undankbarkeit  in  ehren  helt. 

Ich  aach  bin  ghar  sehr  übell  gelhonet 

Und  mein  Verdienst  doch  nicht  geschonet, 

Mein  haaß  and  hof  habe  meiden  müssen, 

Kein  half  man  mir  hat  wollen  leisten. 

Alles  mir  zae  wieder  man  hat  gethan. 

Ob  ichß  schon  nit  vordienet  daran. 

Noch  habe  ichß  alles  getragen  aaß 

Und  wenig  geachtet  den  grossen  straoß 

Darch  glaaben  and  hoffen  an  Jesa  Christ, 

Dem  ich  in  gedalt  za  alier  frist 

In  rechter  lieb  mich  hab  ergeben, 

Der  hat  mich  nan  inß  ewige  leben. 

Am  Rande  dieser  letzten  Seite  der  Denkschrift  stehen  neben 
den  Versen  des  Epitaphiums  die  Worte:  0  ingrata  patria,  ne 
OBsa  quidem  mea  habeas. 

Dass  Konrad  Durkop  sich  als  Mitglied  des  Rates  um  das 
kirchliche  Leben  seiner  Vaterstadt  grosse  Verdienste  erworben 
hat,  indem  er  an  dem  inneren  Ausbau  und  der  festen  Organi- 
sation der  rigaschen  lutherischen  Kirche  regen  Anteil  nahm,  ist 
sicher,  ebenso  scheint  es  zweifellos  zu  sein,  dass  er  in  seinem 
politischen  Leben  durchaus  Vertrauensmann  des  Rates  war  und 
tatsächlich  in  seiner  Denkschrift  eine  vom  Rate  gutgeheissene 
Politik  empfahl.  Nachdem  durch  den  Landtag  von  Weimar 
(1530)  der  OM.  wieder  auf  die  Doppelherrschaft  über  Riga  ge- 
mäss dem  Kirchholmschen  Vertrage  eingegangen  war  und  nach- 
dem der  Erzbischof  in  Lemsal  unter  Verzichtleistung  auf  die 
geistliche  Jurisdiktion  die  Freiheit  der  Religion  gewährleistet 
hatte,  ebenso  wie  es  der  neue  OM.  Hermann  von  Braggeneye  bei 
seinem  Amtsantritt  getan  hatte,  konnte  Riga  kaum  etwas  gesen 
die  alte  Doppelherrschaft  einzuwenden  haben.  Es  vermochte 
hierbei  vielleicht,  wie  Arndt  (E  S.  211)  bereits  andeutet,  eine 
Partei  g^en  die  andere  auszuspielen,  um  von  einer  jeden  das  zn 
erlangen,  was  zu  seiner  Sicherheit  zuträglich  sein  konnte.    Des- 


57 

halb  erscheint  es  ganz  yerständlich,  dass  der  Rat,  auch  nachdem 
er  seinen  Vertreter  auf  Drängen  des  Ordens  hatte  fallen  lassen 
müssen,  doch  an  der  Politik  desselben  in  der  Hauptsache  fest- 
hielt und  bei  allen  weiteren  Verhandlungen  mit  grosser  Zähig- 
keit die  Bestimmungen  des  Lemsalschen  Vertrages  als  massge- 
bend hinstellte,  also  sich  damit  auch  bereit  erklärte,  dem  Erz- 
bischof als  weltlichen  Herrn  zu  huldigen.  Warum  es  trotzdem 
jahrelang  nicht  zu  einer  solchen  Huldigung  kam,  ist  meines 
Erachtens  aus  den  bisherigen  Darstellungen  und  dem  mir  vor- 
liegenden Material  nicht  klar  zu  erkennen.  Der  Widerspruch 
des  Ordensmeisters  scheint  nur  anfangs  in  Betracht  gekommen 
za  sein,  und  dass  der  Erzbischof  mehr  für  sich  in  Anspruch  ge- 
nommen habe,  als  in  Lemsal,  scheint  ihm  auch  nicht  vorgeworfen 
zu  werden.  Erst  nach  dem  halb  erzwungenen  Vertrs^e  zu  Neuer- 
mühlen (1546),  in  dem  die  Stadt  aber  doch  eigentlich  alles  er- 
langte, was  sie  bisher  gefordert  hatte:  Sicherung  der  evangeli- 
schen Lehre,  Bestätigung  der  Freiheiten  und  Privilegien,  Aner- 
kennung der  Herrschaft  des  Erzbischofs  auf  die  kaiserl.  Regalien 
hin  als  eines  belehnten  Fürsten  des  hlg.  Rom.  Reiches  etc.  — 
erfolgte  im  Januar  1547  der  feierliche  Einzug  der  beiden  Herren, 
des  Erzbischofs  und  des  Ordensmeisters,  in  die  Stadt,  womit  die 
Doppelherrschaft  wieder  begann. 

Konrad  Durkop  hatte  als  Verbannter  fern  von  der  Vater- 
stadt sein  Leben  beschlossen.  Sein  Name  ist  aber  nicht  ver- 
gessen worden,  und  wenn  die  Tradition  ihn,  wie  wir  gesehen 
haben,  auch  fälschlicherweise  mit  den  ersten  Ereignissen  aus  der 
Zeit  der  rigaschen  Reformationsgeschichte  in  Verbindung  gebracht 
hat,  so  liegt  darin  doch  auch  ein  Beweis  dafür,  dass  er  eine  in 
besonderem  Ansehen  stehende  Persönlichkeit  war.  Von  ihm 
wnsste  man  etwas,  daher  schrieb  man  ihm  auch  die  früheren  Er- 
eignisse zu.  Gern  würde  man  noch  mehr  über  seinen  Charakter 
und  seine  ganze  Persönlichkeit  erfahren,  doch  leider  scheint 
wenig  Aussicht  vorhanden  zu  sein,  dass  das  Material  nach  dieser 
Richtung  hin  ergänzt  werden  könnte.  Wir  werden  uns  wohl 
immer  damit  begnügen  müssen,  uns  ein  Bild  von  ihm  zu  machen 
nach  dem,  was  von  seiner  Anteilnahme  am  kirchlichen  und  po- 
litischen Leben  seiner  Vaterstadt  berichtet  wird. 


58 

«78.  Tenuulug  u  li  Wkn  im. 

Nach  Eröffnung  der  Sitzung  gedachte  der  Präsident,  Ober- 
lehrer Bernhard  Hollander,  des  am  13.  März  d.  J.  in  Riga 
verstorbenen  ordentlichen  Mitgliedes,  des  Herrn  Gehulfen  des 
Bentmeisters  der  Ritterschaft  Albert  y.  Wolf  fei  dt.  Die  Ver- 
sammlung ehrte  sein  Andenken  durch  Erheben  von  den  Sitzen. 

Der  Bibliothekar  verlas  den  Akzessionsbericht.  An  Ge- 
schenken waren  eing^angen :  1)  von  Herrn  Dombaumeister  Dr. 
W.  Neumann:  Riga  und  seine  Bauten.  Herausgegeben  vom 
Rigaschen  Technischen  Verein  und  vom  Bigaschen  Architekten- 
verein.  Riga  1903;  2)  von  Frau  Dr.  Sachssendahl:  die  Arbeit 
ihres  verstorbenen  Gatten  Dr.  Joh.  Sachssendahl,  Das  Gewichts- 
system des  XJ.  und  XH.  Jahrhunderts  in  Liv-,  Est-  und  Kurland. 
Gekauft  worden  waren  33  Skizzen  des  1859  in  Petersburg  verstor- 
benen Malers  Aug.  Pezold,  Typen  von  Liven  und  Erewingen 
in  Kurland,  Ansichten  baltischer  Burgen,  Porträts  u.  s.  w. 

Laut  Bericht  des  Museumsinspektors  waren  für  das  Mu- 
seum folgende  Darbringungen  zu  verzeichnen:  1)  von  Herrn 
E.  Zander:  das  Ölbild  seines  Vaters,  des  weil.  Ältermanns  der 
Grossen  Gilde,  Kommerzienrat  Konstantin  Zander;  2)  von  Herrn 
Fr.  de  Chey  in  Alt-Pebalg:  22  bei  einer  Ausgrabung  in  Neu- 
Pebalg  gefundene  Altsachen  (Beile,  Lanzenspitzen,  Armbänder, 
Halsringe  etc.);  3)  von  Herr  Philipp  Schweinfurth:  ein  höl- 
zerner Besmer  mit  der  Jahreszahl  1803;  femer  waren  noch  Ge- 
schenke eingegangen  von  Frl.  L.  v.  Engelhardt,  Frl.  Julie 
V.  Sajontschkowsky  und  Frl.  E.  K. 

Herr  Dr.  J.  Joffe  hielt  einen  Vortrag  &ber  einige  jfidi- 
sche  Chroniken  des  18.  Jahrhunderts  aus  Kurland  und 
Riga  (s.  unten). 

Herr  Inspektor  K.  Mettig  machte  eine  Mitteilung  über  ein 
bisher  unbekanntes  Wappen,  das  in  dem  die  Stadt  Lübeck 
darstellenden  Ölgemälde  im  Schwarzhäupterhause  zu  Riga  ange- 
bracht ist  (s.  unten). 


69 


Über  einige  jüdische  GhroBiken  oder  Pinkossim  ans 
den  Ostseeprovinzen. 

Von  J.  Joffe. 


Bescheiden  seitabwärts,  aber  doch  parallel  mit  dem  mächtigen 
Strom  des  historischen  und  kulturellen  Lebens  der  christlichen 
Völker  fliesst  im  nun  2  Jahrtausende  währenden  Laufe  der  viel 
schmälere,  aber  doch  nicht  minder  tiefe  Lebensstrom  des  judi- 
schen Volkes  dahin.  Obgleich  die  Quelle,  aus  der  beide  Ströme 
ursprünglich  ihre  Lebenskraft  gewannen,  dieselbe  ist,  gerieten 
sie  doch  sehr  bald  in  ihrem  weiteren  Laufe  auseinander,  und 
während  nun  der  eine,  sozusagen  der  jüngere,  im  Laufe  der 
Jahrhunderte  gestärkt  und  gespeist  von  immer  neuen  Zuflüssen, 
sich  zu  iener  imposanten,  fast  die  ganze  civilisierte  Welt  um- 
spannenden und  beherrschenden  Kraft  entwickelte,  gelang  es  dem 
andern,  bedrängt,  gestossen  und  angefeindet  von  seinem  mäch- 
tigen Bruder  oder  Sohne  —  wie  man  will  — ,  nur  unter  Auf- 
gebot aller  seiner  Energie  sich  überhaupt  zu  erhalten.  Die  Ge- 
schichte des  jüdischen  Volkes  ist  eine  Martyrologie  furcht- 
barster Art.  Die  Juden  schufen  keine  Geschichte,  sie  erlitten 
sie.  Durch  ein  unerbittliches  Geschick  gezwungen  in  der  Mitte 
anderer  Nationen  zu  leben,  von  diesen  aber  geschieden  durch 
eine  Religion,  deren  strenge  Vorschriften  ihre  Bekenner  von 
jeglicher  Vermischung  mit  der  Umgebung  fernhielten,  waren  die 
Juden  an  allen  Orten,  wo  sie  sich  niederliessen,  als  Fremde  er- 
kennbar, als  solche  auch  erkannt  und  gebrandmarkt.  In  der 
Zeit  der  heidnischen  römischen  Kaiser  teilten  sie  noch  dieses  Ge- 
schick mit  den  jungen  christlichen  Gemeinden,  und  beiden  waren 
jegliche  Ansprüche  auf  bürgerliche  oder  gar  politische  Rechte 
benommen.  Als  aber  dann  das  Christen^m  die  Religion  der 
beherrschenden  Völker  wurde,  da  erst  entlud  sich  der  religiöse 
Fanatismus  mit  aller  Wucht  über  die  Köpfe  der  Juden.  Der 
Eifer  der  Christen  begnügte  sich  nicht  mit  der  einfachen  Ent- 
rechtung der  jüdischen  Fremden,  er  strebte  darnach,  ihnen  sogar 
die  Existenzberechtigung  zu  nehmen.  Und  während  Päpste  und 
Kirchen-  und  weltliche  Fürsten  mit  einem  Eifer,  der  fürwahr  einer 
besseren  Sache  würdig  gewesen  wäre,  in  Bullen  und  auf  Synoden 
die  schärfsten  Bannflüche  und  grausamsten  Gesetze  gegen  die 
Juden  erliessen,  ersannen  fanatische  Mönche  die  schlimmsten  Be- 
schuldigungen und  Verleumdungen  geffen  sie  und  hetzten  auf  sie 
den  Pöbel.  Tausende  jüdischer  Familien  und  ganze  Gemeinden 
wurden  in  ihren  Synagogen  und  Häusern  ermordet  und  auf  Schei- 
terhaufen verbrannt  weil  sie  des  Gebrauchs  von  Christenblut  zu 
rituellen  Zwecken,  der  Hostienschändung,  der  Brunnenvej^lftung 
und  noch  mancher  anderer  Dinge  beschuldigt  wurden.    Wo  aber 


60 

der  religiöse  Haas  nicht  solche  Dimensionen  angenommen  nnd  dem 
Juden  wenigstens  das  Recht  zu  leben  nicht  abgestritten  wurde, 
da  waren  es  die  Zünfte,  Ämter  und  Oilden  mit  ihrer  souveränen 
Exklusivität  gegen  alles  Fremde  und  natürlich  auch  gegen  die 
Juden,  welche  den  letzteren  die  Niederlassung  an  irgend  einem  Orte 
oder  den  Nahrungserwerb  daselbst  unmöglich  zu  machen  suchten. 

Was  sich  nun  draussen  in  der  weiten  Welt  im  grossen  ab- 
spielt, das  wiederholt  sich  im  kleineren  Masstabe  in  unserem  enge- 
ren Heimatlande,  in  den  Ostseeprovinzen,  speziell  in  Kurland  nnd 
Livland.  Natürlich  mutatis  mutandis.  Jüdisches  Blut  ist  in  den 
Ostseeprovinzen  nicht  vergossen  worden,  und  wenn  auch  in  einer 
Supplik  aus  dem  Jahre  1731  das  Amt  der  Goldschmiede  Eünen 
Edlen  und  Weisen  Rat  ersucht,  die  Juden  armata  manu  aas  der 
Stadt  zu  treiben,  so  lag  wohl  den  biedern,  aber  sehr  ängst- 
lichen Goldschmiedemeistern  nichts  ferner,  als  die  Absicht,  ein 
Judenmassacre  in  Riga  zu  veranlassen.  Die  „bewaffnete  Faust^ 
ist  hier  eben  nur  eine  Ausschmückung,  die  die  Dringlichkeit 
der  Bitte  veranschaulichen  soll.  Überhaupt  fehlt  in  den  Bezie- 
hungen der  kurländischen  und  livländischen  Städte  zu  den  Juden 
ganz  und  gar  jener  grobe  religiöse  Fanatismus,  der  soviel  Unglück 
über  die  Juden  gebracht  hat.  Es  ist  jedenfalls  mit  ein  schönes 
Zeugnis  für  den  religiösen  Ernst  und  den  gesunden  Menschenver- 
stand der  Kur-  und  Livländer  des  16.— 19.  Jahrhunderts,  dass,  wäh- 
rend im  benachbarten  Polen  und  im  nahegelegenen  Deutschland  die 
absurdesten  Beschuldigungen  über  rituelle  Ghristenmorde,  Brunnen- 
vergiftungen und  weiss  Gott  noch  was  alles  gegen  die  Juden  ge- 
schleudert wurden,  in  Kurland,  wo  im  17.  Jahrhundert  schon 
eine  beträchtliche  Anzahl  von  Juden  wohnte,  auch  nicht  die 
leiseste  Andeutung  davon  vorhanden  ist,  in  Livland  ebensowenig. 
Zwar  werden  in  Riga  im  Jahre  1770  wegen  der  drohenden  Pest 
alle  sich  hier  aufhaltenden  Juden  über  die  Grenze  geschoben, 
die  Synagoge  geschlossen  und  die  3  privilegierten  Schutzjuden- 
Familien,  denen  bis  dahin  der  Aufenthalt  ausserhalb  der  Juden- 
herberge in  der  Vorstadt  gestattet  war,  der  grösseren  Sicherheit 
halber  in  die  Judenherberge  verwiesen,  doch  geschieht  dies 
nur  auf  ausdrücklichen  Allerhöchsten  Befehl  der  Kaiserin  Katha- 
rina. Trotz  der  immerhin  so  zu  nennenden  religiösen  Toleranz 
war  aber  das  Verhalten  der  kur-  und  livländischen  Städte  —  es 
kommen  hier  speziell  Mitau,  Hasenpoth,  Riga  in  Betracht  — 
nichts  weniger  als  judenfreundlich.  Vom  Bürgermeister  bis  hinab 
zum  Salzträger  wehrten  sich  alle  gegen  das  Eindringen  der 
Juden.  Bis  zum  16.  Jahrhundert  kannte  Riga,  vielleicht  anch 
Mitau  —  soweit  bis  jetzt  das  Aktenmaterial  bekannt  ist  —  die  Juden 
nur  vom  Hörensagen.  Gutes  wird  es  nicht  gewesen  sein,  was 
man  von  ihnen  hörte.  Ab  und  zu  wird  man  auch  einen  ver- 
sprengten jüdischen  Trödler   oder  Hausierer,   der   sich  kühner- 


61 

weise  aus  Polen  über  die  Grenze  gewagt  hatte,  leibhaftig  zu  Ge- 
sicht bekommen  haben.  Als  aber  im  Jahre  1561  Kur-  und  Liv- 
land  mit  Polen  einen  ünterwerfungsvertrag  eingingen,  und  in 
letzterem  Lande  um  jene  Zeit  eine  beträchtliche  Anzahl  Juden 
lebte,  von  denen  viele  eine  angesehene  Rolle  im  Handel  und 
innerpolitischen  Leben  spielten,  da  war  die  Gefahr  sehr  nah,  dass 
die  Juden  nun  auch  in  Liv-  und  Kurland  ^eindringen"  könnten. 
Dieser  Gefahr  sollte  die  ausbedungene  bekannte  Klausel  in  der 
Pacta  subjectionis :  Judaeis  vero  nuUa  per  totam  Livoniam  com- 
mercia  etc.  concedamus  —  vorbeugen.  Indes  diese  Klausel  half 
nur  wenig,  denn  schon  in  den  nächsten  Jahrzehnten  beginnt 
sich  ein  Zustrom  von  Juden  namentlich  in  Kurland  bemerkbar 
zu  machen.  Hier  scheinen  sie  anfangs  noch  die  Stadt  Mitau 
selbst  gemieden  zu  haben,  sondern  hielten  sich  unter  dem  Schutz 
vereinzelter  adliger  Gutsbesitzer  auf  dem  Lande  auf,  wo  sie  zum 
Teil  als  Hausierer,  zum  Teil  auch  als  ansässige  Arrendatoren 
von  Krügen  ihren  Nahrungserwerb  suchten  und  fanden,  natürlich 
nicht  ohne  Protest  von  selten  der  Städte.  So  finden  wir  in  ei- 
nem Vergleich  zwischen  dem  Adel  und  den  Städten  in  Livland 
vom  15.  Januar  1598  folgenden  Passus:  „Und  weylen  blshero 
allerley  Landläufer,  Juden,  Schotten,  Holländer  und  dergleichen 
ausheimische  Leute,  die  dem  Adel  auf  dem  ganzen  Lande  sowohl, 
als  auch  den  Städten  und  in  viel  Wege  schädlich  seyn,  von 
vielen  aufm  Lande  gelitten,  bishero  gehauset  und  geherberget 
worden;  Als  haben  sich  beyde  Parthen  hiemit  endlich  verglichen, 
dass  in  Kraft  angezogener  Königl.  Edicten,  alle  solche  Leute 
forthin  gänzlich  und  allerdings,  sub  sonfiscatione  bonorum,  abge- 
schaflFet,  und  nicht  länger  geduldet  werden." 

Ende  des  17.  Jahrhunderts  sind  aber  schon  die  Juden  im 
Besitz  von  Arrenden  der  Zölle  in  Kurland  und  somit  zu  einem 
massgebenden  Faktor  des  Handels  emporgestiegen.  Dass  dieses 
einen  Sturm  von  entrüsteten  Beschwerden  seitens  der  einheimi- 
schen Bevölkerung  hervorrufen  musste,  ist  klar,  und  auf  dem 
Landtage  vom  23.  August  1692  musste  Herzog  Friedrich  Kasimir 
feierlichst  versprechen:  8  Tage  nach  nächstkommenden  Ostern 
die  Juden  von  den  Zöllen  abzuschafiFen,  auch  sollten  dieselben 
hinfuro  und  in  währender  Zeit  und  zwar  durch  das  ganze  Land 
keine  Zinsen  und  Zölle  arrondieren,  noch  einige  Gommercien 
treiben.  Doch  es  scheint,  es  war  dieses  leichter  versprochen  als 
ausgeführt,  denn  ungefähr  6  Jahre  später  wird  im  Namen  des  min- 
derjährigen Herzogs  Friedrich  Wilhelm  im  Landtagsabschied 
vom  26.  März  1698  verordnet:  „Weilen  unsers  Hochgeehrten 
Herrn  Vaters  Gnaden  Hochseligen  Andenkens  Landtags-Schluss 
von  1692  B.  W.  R.  u.  L.  versichert,  die  Juden  im  Laufe  von 
denen  Zöllen,  und  dass  sie  solche  weder  arrendiren,  noch  einige 
Gommercien  treiben  sollen,  8  Tage  nach  nächstkommenden  Ostern 


62 

1693  abzuschaffen,  Sie  aber  nun,  dass  sotbane  Zölle  an  die  Juden 
verpfändet  gewesen,  dero  Versicherung  nicht  zum  Effecte  bringen 
mögen,  so  reassumiren  wir  hiemit  obgemeldete  Landtägliche  Yer- 
fassung  und  sollen  Ihnen  juxta  pacta  Primaevae  Subjectionis 
nuUa  commercia  vectigalia  uUo  usquam  tempore  vom  8.  August 
a.  c.  vergönnet,  noch  verstattet  werden;  dahero  auch  pro  per- 
petuo  et  irrevocabili  effato  seyn  soll,  dass  wenn  ein  Jude  der- 
gestalt solte  betreten  werden,  er  ipso  pro  infami,  dem  keine 
Action  noch  Forum,  weder  unsere  Protection  vel  cujuscunque 
alterius  suffragiren  und  zu  statten  kommen  mag,  gehalten  werden.** 

Es  würde  uns  nun  zu  weit  fuhren,  wollte  ich  alle  Landtags- 
beschlüsse, die  von  da  ab  bis  zum  letzten  Viertel  des  18.  Jahr- 
hunderts gegen  die  Juden  erlassen  worden  sind,  verlesen.  Es 
genügt,  wenn  wir  feststellen,  dass  tatsächlich  kein  einziger  Land- 
tag verging,  auf  welchem  nicht  die  resolutesten  Massregeln  gegen 
den  Eindrang  der  Juden  beschlossen  wurden.  Geld-  und  körper- 
liche Strafen  für  den  attrappierten  Juden,  Konfiskation  seiner 
Waren,  Geldstrafen  für  denjenigen,  der  einen  Juden  beherbergen 
sollte,  etc.  etc.  werden  immer  aufs  neue  beschlossen  und  bekannt 
gemacht.  Dabei  gewahren  wir  ein  ganz  merkwürdiges  Bild. 
Während  Bürger,  Magistrat,  Landtag  und  Regierung  in  seltener 
Einmütigkeit  die  schärfsten  Massnanmen  gegen  die  Juden  er- 
greifen, und  man  annehmen  müsste,  dass  die  letzten  Spuren  der 
Juden  aus  Kurland  vertilgt  worden,  lebt  nichtsdestoweniger  von 
den  ersten  Jahren  des  18.  Jahrhunderts  an  in  der  Residenzstadt 
Mitau  unter  den  Augen  der  obersten  Behörden  und  der  ganzen 
Bürgerschaft  eine  wohlorganisierte  jüdische  Gemeinde,  die  schein- 
bar ^nz  unberührt  von  den  draKonischen  Gesetzen  alljährlich 
ihre  Vorsteher  erwählt,  in  der  Synagoge  sich  zu  ihren  Gebeten 
versammelt,  für  die  rituelle  Bestattung  der  verstorbenen  Gemein- 
deglieder durch  Gründung  eines  Leichenbestattungsvereins  sorgt, 
kurz  alle  Zeichen  einer  dauernden,  scheinbar  ungestörten  Ansäs- 
sigkeit darbietet.  Als  Beweis  dafür  kann  unter  vielem  andern 
eine  jüdische  Chronik  dienen,  der  sog.  Pinkos  des  Mitauer  Leichen- 
bestattungsvereins, den  ich  Ihnen  hier  vorzulegen  die  Ehre  habe. 
Es  muss  zum  näheren  Verständnis  bemerkt  werden,  dass  die 
Leichenbestattungsvereine  immer  die  ältesten  Organisationen  in 
jeder  jüdischen  Gemeinde  sind.  Nach  den  Gebräuchen  der  jü- 
dischen Religion  ist  nämlich  die  Fürsorge  dafür,  dass  die  Toten 
nach  streng  rituellen  Vorschriften  bestattet  werden,  eine  der  hei- 
ligsten Pflichten  der  Gemeinde.  Es  existiert  daher  keine  einzige 
jüdische  Gemeinde  ohne  einen  solchen  Bestattungsverein,  ja  wir 
finden  solche  Vereine  sogar  an  Orten,  wo  die  Juden  w^en  ihrer 

feringfügigen  Anzahl  nicht  einmal  eine  Synagoge  unterhalten 
önnen,  ^  also    von  einer   eigentlichen  Gemeinde   gar  nicht  die 
Rede  sein  kann.    Die  Mitglieder  eines  solchen  "^reins  setzen 


sich  stets  ans  den  angesehensten  und  reichsten  Juden  des  Ortes 
zusammen.  Zweck  des  Vereins  ist,  wie  gesagt,  die  streng  ri- 
tuelle Bestattung  der  Toten.  Der  Verein  ist  daher  stets  der 
unbeschränkte  Herr  des  jüdischen  Friedhofs,  und  kein  Glied 
der  Gemeinde  resp.  kein  Jude  am  Ort  darf  ohne  Wissen  und 
ausdruckliche  Erlaubnis  dieses  Vereins  bestattet  werden.  Dafür 
hat  aber  auch  „die  heilige  Bruderschaft^  —  so  nennt  sich  der 
Verein  im  Hebräischen  —  far  die  äussere  Ordnung  und  Pflege 
des  Friedhofs  zu  sorgen,  wie  etwa  die  Umhegung  des  letztern 
mit  einem  Zaun  und  dessen  Erhaltung,  die  Unversehrtheit  der 
Grabhügel,  die  Pflege  der  Oartenanlagen  etc.  Die  Mittel  der 
Brüderschaft  setzen  sich  zusammen  aus  den  Beiträgen  der  Mit* 
glieder,  aus  den  Bestattungsgddern,  die  von  den  Angehörigen  des 
Toten  an  den  Verein  gezahlt  werden,  und  endlich  aus  Spenden, 
die  gewöhnlich  von  den  Leidtragenden  und  Freunden  des  Toten 
bei  Einsegnung  der  Leiche  an  den  Verein  gemacht  werden.  Die 
Höhe  der  Bestattungsgelder  ist  je  nach  den  materiellen  und 
sozialen  Verhältnissen,  in  denen  der  Tote  gelebt,  und  je  nach 
dem  Orte,  den  die  Ai^ehörigen  für  ihn  beanspruchen,  eine  ver- 
schiedene. Während  Unbemittelte  völlig  gratis  beerdigt  werden, 
zahlen  die  besser  Situierten  und  Reichen  oft  sehr  hohe  Summen, 
mehrere  hundert,  ja  tausend  und  noch  mehr  Rubel.  Der  Vorstand 
des  Vereins  setzt  sich  gewöhnlich  aus  folgenden  Personen  zu- 
sammen: dem  Altesten  oder  Präsidenten,  2—3  Vorstehern,  sog. 
Gabaim,  von  denen  ein  jeder  in  abwechselnder  Reihenfolge  einen 
Monat  lang  die  Vereinsgeschäfte  fahrt,  femer  einem  Kassafuhrer 
nnd  einem  Schriftführer.  Jeder  Verein  besitzt  ein  Buch,  den  sog. 
Pinkos,  in  welches  der  Schriftfahrer  sowohl  die  Einnahmen  und  Aus- 
gaben des  Vereins,  als  auch  alle  Vorfälle  innerhalb  desselben, 
wie  Vorstandswahlen,  Beschlüsse  der  Oeneralversammlune  etc., 
häufig  aber  auch  solche  Vorfiille  einträgt,  die  mit  dem  Verein 
als  solchem  nichts  zu  tun  haben,  aber  sich  innerhalb  der  Ge- 
meinde abgespielt  haben  und  von  so  wichtiger  Bedeutung  waren, 
dass  sie  eben  dauernd  verzeichnet  zu  werden  verdienten. 

Einen  solchen  Pinkos  der  Mitauer  heiligen  Brüderschaft 
sehen  Sie  nun  hier.  Es  ist  ein  dicker  Band  in  Orossfolio  von 
479  Blättern  Inhalt.  An  der  äusseren  Ausstattung  verdient  das 
Titelblatt,  das  eine  in  Tinte  ausgeführte  Handzeichnung  aufweist, 
ein  besonderes  Interesse.  Die  Zeichnung  stellt  eine  mit  kunst- 
voll verzierten  Säulen  umrahmte  Pforte  dar.  die  das  Symbol  der 
Pforte  zum  ewigen  Leben  darstellen  soll.  In  dem  Felde  des  bo- 
ffenfbrmigen  Aufsatzes  sehen  Sie  eine  hebräische  Inschrift,  welche 
bedeutet:  Pforte  zum  Wege  des  Lebens,  nur  Qerechte  treten  durch 
sie  ein.  In  dem  Felde,  das  von  den  Säulen  eingeschlossen  ist, 
findet  sich  dann  eine  grössere  Inschrift,  die  in  wörtucher  deutscher 
Übersetzung  folgendermassen  lautet:    „Pinkos  der  heiligen  Bür- 


64 

derschaft  der  heiligen  Gemeinde  zu  Mitan  (der  Ewige  erhöhe 
sie,  Amen).  —  Dieses  ist  eine  Kopie  von  der  ersten  Kopie,  welche 
Yon  dem  allerersten  Pinkos  abgeschrieben  wurde;  letzterer  befindet 
sich  noch  bis  zum  heutigen  Tage  bei  der  Ghewra.  Er  wurde 
zuerst  im  Jahre  5539  (1779)  abgeschrieben,  weil  er  sehr  alt  war 
und  Sachen  enthielt,  die  zu  jener  Zeit  unnütz  waren.  Und  auch 
gegenwärtig  hat  man  eingesehen,  dass  die  Zeit  gekommen  ist,  da 
es  nötig  ist  sich  zu  bemühen,  ihm  seinen  Glanz  und  sein  schö- 
nes Aussehen,  die  ihm  im  Laufe  der  Zeit  fast  verloren  gegangen, 
wiederzugeben.  Und  gelobt  sei  der  Ewige,  dass  in  jeder  Qene^ 
ration  und  Zeit  ein  Geist  der  Wohltätigkeit  und  EVeigebigkeit 
im  Volke  Israel  herrscht!  Und  ein  Geist  der  Freigebigkeit 
regte  sich  auch  jetzt  in  dem  Herzen  eines  Edlen,  eines  der  Vor- 
steher der  Brüderschaft  in  diesem  Jahre,  dessen  Name  Mosche 
Sohn  des  Elias  Goldberg  isti  Aus  seinen  Mitteln  gab  er  als 
Geschenk  diesen  Pinkos,  der  479  Blätter  enthält!  Die  Vorsteher 
der  Brüderschaft  aber  gaben  mit  ihm  zusammen  das  .Geld  für 
die  Arbeit  des  Abschreibens  und  Ordnens  her,  welche  Arbeiten 
von  Meir  Koppel  Margolius  ausgeführt  worden  sind  im  Jahre 
5595.  Und  obwohl  diese  Arbeit  in  jenem  Jahre  nicht  beendet 
wurde  —  weil  sie  gross  ist  — ,  haben  sich  doch  die  Vorsteher 
vom  Jahre  5596  nicht  geweigert  zu  vollenden,  was  ihre  Vor- 
gänger begonnen  hatten.  Denn  sie  alle  taten  es  zur  Ehre  und 
zum  Ruhme  der  frommen  Sache,  einen  Reis  der  wahren  Liebe  in 
einem  sichern  und  unverwüstlichen  Garten  zu  pflanzen,  und  zwar 
mit  noch  grösserem  Glanz  und  festerer  Ordnung,  so  wie  es  die 
Männer  der  Brüderschaft  beschlossen  und  die  Herren  der  ^Re- 
gierung** bekräftigt  und  bestätigt  haben.  Und  möge  die  Frucht 
dieser  frommen  Tat  uns  und  unsere  Nachkommen  anfeuern,  in 
jedem  Geschlecht  und  jeder  Familie  Wohltätigkeit  und  Liebe 
grosszuziehen  und  zu  vermehren!  Der  Friede  unserer  Brüder  in 
Israel  möge  wachsen,  bis  der  Ewige  die  Erlösung  seines  Volkes 
herbeiführt  und  die  Tränen  von  allen  Gesichtern  trocknet.  — 
Diese  Arbeit  wurde  begonnen  am  6.  Tage  der  Woche,  am  Tage 
vor  dem  heiligen  Sabbath,  den  22.  Siwan  des  5595.  Jahres  nach 
Erschaffung  der  Welt,  und  die  ganze  Arbeit  der  Einteilung  und 
des  Abschreibens  wurde  beendet  am  4.  Tage  der  Woche,  den  15. 
Schewath  im  Jahre  5597  n.  E.  d.  W.  In  der  heiligen  Gemeinde 
Mitau,  Gouvernementsstadt.^ 

Aus  der  Inschrift  geht  also  hervor,  dass  der  Pinkos  eine 
2.  Abschrift  des  allerersten  vom  Jahre  1730  darstellt.  Obgleich 
hier  noch  bemerkt  wird,  dass  der  ursprüngliche  Pinkos  um  die 
Zeit,  als  die  2.  Abschrift  verfertigt  wurde,  also  im  Jahre  1838, 
noch  vorhanden  war,  scheint  er  doch  jetzt  verloren  gegangen  zu 
sein,  da  wir  ihn  bis  jetzt  trotz  eifrigen  Nachfragens  nicht  mehr 
haben  auffinden  können. 


66 

Es  sei  mir  nun  gestattet,  Ihnen  ans  dem  Inhalte  des  Pinkos 
in  deutscher  Übersetzung  einiges  vorzutragen,  was  nicht  ohne 
Interesse  für  die  geehrte  Versammlung  sein  dürfte.  Zunächst 
einiges  aus  dem  Reglement  der  Gesellschaft,  welches  im  Jahre 
1826  vom  Marquis  raulucci  bestätigt  wurde. 

Als  Glieder  werden  in  die  Gesellschaft  aufgenommen  alle 
yerheirateten  Personen  beiderlei  Geschlechts;  ausgenommen  sind 

1)  fremde,  sich  hier  als  Gäste  bloss  aufhaltende  Ebräer,  2)  pro- 
gtitderte  oder  dergleichen  moralisch  bescholtene  und  3)  solche 
Personen,  an  denen  eine  Eriminalstrafe  öffentlich  Volkeren 
worden. 

Das  Direktorium  der  Gesellschaft  besteht  aus  1)  dreien  Di- 
rektoren,   die   in  bestimmter  Reihenfolge  monatlich  abwechseln, 

2)  aus  einem  Eassaverwalter,  3)  aus  einem  Buchhalter  und  2 
Beisitzern,  4)  ausser  dem  Direktorium  werden  jährlich  annoch  3 
Deputierte  ernannt.  Zu  Direktoren  oder  Eassaverwaltern  kön- 
nen nur  solche  Personen  gewählt  werden,  die  eine  Sicherstellung 
Ton  wenigstens  500  Rbl.  Banko-Assig.  leisten  können.  Die  an- 
deren Ämter  können  von  allen  stimm-  und  wahlfähigen  Mit- 
gliedern bekleidet  werden,  jedoch  nur  unter  der  Bedingung,  dass 
diese  keinen  Posten  an  irgend  einem  öffentlichen  Amto  bei  der 
iiiesigen  ebräischen  Gemeinde  gleichzeitig  bekleiden.  Endlich 
müssen  sämtliche  Glieder  des  Vorstandes  wenigstens  das  Alter 
von  30  Jahren  erreicht  haben  und  der  hebräischen  Sprache  im 
Lesen  und  Schreiben  kundig  sein. 

Die  Wahl  des  Direktoriums  findet  alljährlich  am  Osterfeste 
statt  unter  Aufsicht  des  Rabbiners. 

Zur  Bestreitung  der  Bedürfnisse  des  Vereins  soll  bei  Ster- 
befällen bemittelter  Personen  oder  deren  erwachsener  Kinder  die 
Sonune  von  12  Rbl.  Silber-Münze  für  den  Leichenwagen  und  Be- 
gräbnisplatz erhoben  werden.  Sollten  die  betreffenden  Zahlungs- 
pflichtigen kein  bares  Geld  haben,  so  muss  das  Direktorium  ein 
sicheres  Pfand  von  ihnen  entgegennehmen,  das  aber  innerhalb 
eines  Monats  eingelöst  werden  muss.  Verstorbene  Arme  müssen 
auf  Kosten  der  Gesellschaft  nach  Religions^ebräuchen  gleich  den 
Beichen  bestattet  werden,  doch  dürfen  die  Kosten  im  Durch- 
schnitt nicht  über  7  Rbl.  Münze  betragen. 

Wünscht  jemand  in  die  Gesellschau  aufgenonmien  zu  werden, 
so  hat  er  sich  beim  präsidierenden  Direktor  zu  melden,  und  hat 
alsdann  das  Direktorium  genaue  Erkundigungen  über  dessen  mo- 
ralischen und  politischen  Ruf  einzuziehen,  auch  genau  zu  beprü- 
fen, ob  er  nicht  die  der  Gesellschaft  äusserst  gefahrliche  Eigen- 
schaft der  Zanksucht  besitzt. 

Das  Verzeichnis  der  Mitglieder  beginnt  hier  auffallender- 
weise  erst  mit  dem  Jahre  1736,  für  welches  Jahr  4  Mitglieder  ge- 
nannt werden.    Der  jährliche  Zuwachs  an  Mitgliedern  schwankt 


66 

bis  zum  Jahre  1776  zwischen  3—4.  Von  da  ab  wird  der  Zu- 
wachs immer  grösser.  Auf  die  ersten  Familiennamen  stossen  wir 
erst  im  Jahre  1778.  und  zwar  werden   hier  2  Brüder  Borkimi 

Senannt.    1784  wird  zum  ersten  Mal  ein  Rabbiner  genannt.    Im 
ahre  1804  wird  ein  Arzt  Scholem  ben  Aron  verzeichnet. 

Mit  dem  Jahre  1781  beginnt  ein  Verzeichnis  der  weiblichen 
Mitglieder  der  Gesellschaft. 

Das  Verzeichnis  der  Vorstände  des  Vereins  beginnt  mit  dem 
Jahre  1730.  Der  erste  Vorsteher  heisst  Abraham  ben  Joel  und 
fungiert  als  solcher  ununterbrochen  18  Jahre,  von  1730—1748. 
Als  erster  Handwerker  wird  im  Jahre  1732  ein  Samuel  „Schmuck- 
ler", id  est  Posamentier  genannt. 

Auf  Seite  202  des  Pinkos  finden  wir  einen  Auszug  aus  den 
ursprunglichen  Statuten  des  ersten  Pinkos.  Von  diesen  dürften 
hier  folgende  2  interessieren: 

2)  Sei  Schwerkranken  hat  jedesmal  ein  Mitglied  des  Vereins 
und  ein  Diener  (Schamosch)  zu  wachen;  bei  einem  in  der  Agonie 
befindlichen  Kranken  muss  noch  ausserdem  der  Monats- Vorsteher 
benachrichtigt  werden. 

3)  Das  V  erfertigen  des  Sa^es,  die  Bereitung  des  Orabes, 
das  Bekleiden  der  Leiche  mit  Kittel,  Betmantel,  Mütze,  Gürtel 
und  Bändern  sind  Ehrenämter,  die  vom  Vorsteher  nach  Gut- 
dünken verteilt  werden  können. 

Was  das  Verfertigen  des  Sarges  anlangt,  muss  hier  nämlich 
bemerkt  werden,  dass  nach  den  Vorschriften  der  jüdischen  Be- 
ligion  die  Leichen  nicht  in  geschlossenen  Särgen  bestattet»  son- 
dern im  Grabe  auf  den  nackten  Erdboden  gelegt  werden;  hierauf 
wird  um  die  Leiche  ein  aus  2  langen  und  2  kurzen  Brettern 
ffezimmertes  viereckiges  Gehäuse  gelegt,  auf  welches  dann,  um 
das  Verschütten  des  Gesichts  mit  Sand  zu  verhüten,  2 — 3  lange 
Bretter  lose  gelegt  werden.  Das  Zusammenzimmern  des  vier- 
eckigen Gehäuses  gilt  eben  wie  jede  andere  Dienstleistung  bei 
der  rituellen  Bestattung  der  Leiche  als  Ehrenamt. 

Über  die  erste  Errichtung  des  jüdischen  Friedhofs  in  Mitau 
findet  sich  in  dem  Pinkos  folgende  unklai*e  Notiz,  die  noch  dazu 
ohne  Datumangabe  ist: 

,,Möge  das  kommende  Geschlecht  wissen,  dass  Herr  Ijzchak 
ben  Ichuda  sein  Leben  in  die  Hand  nahm  (d.  h.  den  waghalsigen 
Entschluss  fasste)  und  den  Gedanken  in  die  Tat  umsetzte,  um 
beim  Herzog  von  Kurland  wegen  eines  Friedhofs  nachzasuchou 
und  Gk)tt  gab  ihm  Gnade  in  seinen  Augen,  und  er  erwirkte  den 
Wunsch  seiner  Seele.  Und  wegen  dieses  Verdienstes  möge  Gott 
die  Schmach  von  seinem  Volke  nehmen  und  den  Tod  für  ewig 
verbannen.^  Glücklicherweise  wird  aber  diese  historisch  ganz 
unzulängliche  Notiz  durch  ein  in  den  Sitzungsberichten  der  Kjar- 
ländischen  Gesellschaft  für  Literatur  und  Kunst  vom  Jahre  1900 


67 

abgedrucktes  Patent  des  Herzogs  Earl  von  Kurland  in  vollstän* 
di^r  Weise  ergänzt.  In  diesem  Patent  vom  Jahre  1762  be- 
stätigt nämlich  Herzog  Karl  ^uf  Supplikation  des  Juden  Ben« 
jamiü  Behr**  das  von  dem  Weil.  Durchl.  Fürsten  und  Herrn 
Herzog  Friedrich  Wilhelm  erlassene  Privileg  wegen  eines  den 
in  diesen  Herzogtümern  sich  aufhaltenden  Juden  zu  gewährenden 
Begräbnisses  bei  dem  am  Strautengesinde  gelesenen  Orte  und 
Terordnet,  dass  dieser  Ort  auch  künftighin  zu  solchem  Gebrauch 
verbleibe.  Aus  diesem  Patent  geht  somit  hervor,  dass  der  Fried- 
hof mindestens  im  Jahre  1710  errichtet  worden  ist. 

Die  zahlreichen  anderen  Aufzeichnungen  will  ich  übersehen, 
weil  sie  hier  von  wenig  Interesse  sein  dürften.  Sie  berichten 
meist  über  verschiedene  Schenkungen,  die  der  Oesellschaft  so- 
wohl von  den  Mitgliedern,  als  auch  einzelnen  Vorstehern  in  Oeld, 
ThoraroUen,  Utensilien  für  die  Beerdigung  etc.  gemacht  werden. 
Anfuhren  will  ich  nur,  dass  in  dem  Inventarverzeichnis  der 
Gesellschaft  sich  ein  „alter  Leichenwagen  nebst  Sar^^  findet, 
der  vom  seligen  Dowber,  dem  Sohne  des  Märtyrers  Beniamin,  im 
Jahre  1740  der  Gesellschaft  geschenkt  worden  ist.  —  Unter  den 
von  den  Vorständen  den  Mitgliedern  auferlegten  Strafen  will  ich 
nur  noch  folgende  Notiz  als  Kuriosum  anführen: 

Das  Mitglied  —  der  Name  ist  völlig  ausradiert  —  bleibt 
trotz  mehrfacher  Ermahnungen  „zänkisch  und  krikehlisch^  und 
wird  infolgedessen,  „um  endlich  diesem  Übel  abzuhelfen^,  ausge- 
schlossen. 

Auf  der  allerletzten  Seite  des  Pinkos  finden  wir  endlich 
folgende  Bemerkung: 

In  Ansehung  der  Dienste,  die  Herr  Koppel  Margolius  durch 
Abschreiben  des  Pinkos  der  Chewra  erwiesen,  wird  er  als  Mit- 
glied in  die  Chewra  aufgenommen. 

Eine  zweite  derartige  Chronik  ist  der  Pinkos  der  heiligen 
Bruderschaft  in  Riga.  Dieser  beginnt  seine  Aufzeichnungen  mit 
dem  Jahre  1765.  Mit  diesem  Jahre  nimmt  auch  bekanntlich  die 
dauernde  Niederlassung  von  Juden  in  Riga  und  ihre  Organisie- 
rung zur  Gemeinde  ihren  Anfang,  und  zwar  waren  es  zunächst 
die  sog.  Schutzjudenfamilien  Lewin  Wulfi*,  Moses  Aron,  Benjamin 
Baehr  und  David  Levi  Bamberger,  die  um  diese  Zeit  die  Er- 
laubnis erhielten  sich  dauernd  in  Riga  aufzuhalten.  Diese  4  Fa- 
milien, die  im  ganzen  nur  17  Personen  zählten,  bildeten  den 
eigentlichen  Stamm  der  ersten  Oemeinde  in  Riga.  Zu  ihr  kamen 
dann  noch  jährlich  während  der  Navigationsperiode  zahlreiche 
polnische  und  litauische  Juden,  die  in  Geschäften  nach  Riga 
reisten,  und  in  den  Sommer-  und  Herbstmonaten  eine  Eopfan- 
lahl  von  mehreren  Hunderten  ausmachten.  Obgleich  letztere  als 
^fremde  Juden**  galten  und  nur  einen  kurz  beschränkten  Auf- 
enthalt hier  nehmen  durften,   beteiligten  sie  sich  doch  in  reich- 

6* 


68 

lichem  Masse  an  allen  Ausgaben  für  die  Bestreitung  der  Bedürf- 
nisse der  jüdischen  Oemeinde.  Ja,  es  scheint  fast,  als  wären 
sie  die  einzigen  Träger  der  Kosten  ffir  die  Synagoge  und  den 
Schächter.  So  hängen  z.  B.  in  der  Synagoge  2  Judenbüchsen, 
eine  grosse  und  eine  kleine.  In  die  erstere  hat  jeder  ab-  und 
zureisende  fremde  Jude  eine  bestimmte  Abgabe  für  die  Miete 
der  Synagoge  zu  werfen,  in  die  letztere  —  jeder  einen  Ferding 
für  den  Schächter  Peysack  Berkowitz.  Und  so  streng  wurde 
diese  Massregel  eingehalten,  dass  der  Judenwirt  Benken  nicht 
eher  den  fremden  Juden  einen  Beisezettel  gab,  als  bis  diese 
doppelte  Abgabe  entrichtet  war.  Dazu  kamen  noch  reichliche 
Spenden  in  der  Synagoge  selbst  an  den  Sonnabenden  und  Feier- 
t^en  beim  Verlesen  der  Thora  oder  sonstigen  feierlichen  Ge- 
legenheiten. Es  ist  daher  verständlich,  dass  die  angereisten 
Juden,  so  lange  sie  in  Riga  weilten,  auch  an  der  Verwaltung 
der  Synagoge  und  sonstigen  Gemeindeangel^enheiten  teilnehmen 
wollten.  Das  gefiel  aber  ganz  und  gar  nicht  den  auf  ihre  „Pri- 
Yilegien^  pochenden  ^einheimischen"  Schutzjuden.  So  finden  wir 
denn  gleich  von  Anfang  an  in  der  Gemeinde  2  Parteien,  die 
sich  feindlich  gegenüberstehen.  Schon  bei  der  ersten  Wahl  des 
Synagogenältesten  kommt  es  zu  einem  Streit.  Die  polnischen 
Juden  wählen  zum  Vorsteher  Aron  Hirsch,  einen  aus  Mitan  ge- 
bürtigen Juden,  der,  nebenbei  bemerkt,  die  ganze  Einrichtung 
für  die  Synagoge  aus  eigenen  Mitteln  hergegeben  hat.  Die  „Pri- 
vilegierten" protestieren  g^en  diesen  Fremden,  der  sich  nur 
durch  die  Protektion  des  Major  Rtischew  hier  in  Rira  einge- 
schlichen hat.  Sie  wählen  zum  Ältesten  Raphael  Wum,  einen 
der  Ihrigen.  Statt  eines  Vorstehers  sind  nun  zwei.  Die  Anp;e- 
legenheit  kommt  vor  das  Landvoeteigericht.  Dieses  kann  sich 
aus  dem  Dilemma  nicht  anders  helfen,  als  dass  es  beide  bestä- 
tigt. —  Die  privilegierten  Juden  haben  ihren  Garkoch  und 
Schächter  Aron  Noah,  der  vom  Landvogteiffericht  in  seinem 
Amte  bestätigt  worden  ist.  Die  polnischen  «luden  scheuen  sich 
jedoch,  von  dem  durch  ihn  geschlachteten  Fleische  zu  essen, 
weil  er  gar  keine  Zeugnisse  von  einem  Rabbiner  über  seine 
Fähigkeiten  und  Kenntnisse  als  Schächter  besitze,  und  bitten 
demnach  E.  E.  L.  V.  G.  um  die  Bestätigung  des  Scnächters  Pei- 
sack  Berkowitz  aus  Linkow,  der  gute  Zeugnisse  von  angesehenen 
Rabbinern  besitze.  Auch  dieser  wird  bestätigt,  und  die  Gemeinde 
hat  2  Schächter.  So  zieht  sich  dieser  Gegensatz  wie  ein  roter 
Faden  durch  die  Geschichte  der  rigaschen  Judengemeine  in  den 
ersten  26  Jahren. 

Im  Zeichen  dieses  G^ensatzes  stehen  auch  die  Aufzeich- 
nungen des  Pinkos  der  heiligen  Brüderschaft  in  Riga,  von  welchen 
ich  Ihnen  hier  eine  von  mir  verfertigte  genaue  Abschrift  %Yor- 
legen  kann.    Die  Abschrift  ist,  weil  sie  eventuell  im  Druck  ver- 


öffentlicht  werden  soll,  mit  einer  russischen  auszugsweisen  Über- 
seiznng  versehen. 

Was  zunächst  die  äussere  Ausstattung  des  Pinkos  anlangt, 
80  hält  sie  mit  der  des  oben  beschriebenen  Mitauer  Pinkos  gar 
keinen  Vergleich  aus.  Es  ist  ein  ganz  unansehnliches,  in  4^  ge- 
bundenes dünnes  Büchlein,  dessen  Einbanddeckel  von  der  Zeit 
mitgenommen  ist,  dessen  Blätter  aber  durch  Feuer  stark  beschä- 
digt sind.  Auch  sonst  ist  an  der  Schrift  und  an  der  Einteilung 
des  Inhalts  keine  Spur  von  jener  Sorgfalt  und  Ordnungsliebe  zu 
merken,  die  wir  im  Mitauer  Pinkos  sehen.  Wenn  sich  aber  auch 
das  bessere  Aussehen,  die  bessere  Schrift  und  Ordnung  im  Mitauer 
Pinkos  durch  die  zeitlich  später  erfolgte  Abschrift  desselben  er- 
klären lässt  —  wie  der  ursprüngliche  ausgesehen  hat,  wissen 
wir  ja  nicht  — ,  so  ist  der  Unterschied  in  der  Sprache  noch 
mehr  auffallend.    Während  wir  in  der  Mitauer  Chronik  ein  recht 

?iites  Hebräisch  vor  uns  haben,  ist  die  Sprache  im  rigaschen 
inkos  für  den  Kenner  des  Hebräischen  ein  Greuel.  Keine  Spur 
von  Orthographie,  von  Grammatik,  das  Hebräisch  ist  zahlreich 
mit  Jargonwörtern  durchsetzt,  kurz  wir  dürfen  nicht  sehr  stolz 
auf  die  hebräischen  Kenntnisse  der  ersten  rigaschen  jüdischen 
Einwohner  sein. 

Auf  der  ersten  Seite  finden  wir  sozusagen  das  Gründungs- 
protokoll der  Gesellschaft.  Da  das  betreffende  Blatt  ein  grosses 
ausgebranntes  Loch  hat,  ist  das  Protokoll  nur  teilweise  zu  ent- 
ziffern. Soviel  geht  aus  demselben  jedenfalls  hervor,  dass  an 
einem  bestimmten  Tage  —  das  Datum  ist  verbrannt  —  des  Jahres 
1765  sich  die  Mitglieder  der  heiligen  Gemeinde  der  Stadt  Biga 
yersammelt  und  beschlossen  haben,  nach  dem  Gebrauch  aller  an- 
deren Gemeinden  Israels  eine  heilige  Brüderschaft  zu  gründen 
mit  den  üblichen  Statuten  der  GeseUschaft  und  dem  Rechte,  die 
Mitglieder  der  Gesellschaft  für  Übertretung  der  Statuten  nach 
den  unten  genannten  Bestimmungen  zu  bestrafen.  Unterschrieben 
ist  das  Protokoll  von  10  Personen,  die  alle  aus  fremden  Städten 
sind.  Yon  den  privilegierten  Juden  ist  kein  einziger  darunter. 
Für  den  Eingeweihten  nichts  Auffallendes.  Als  Schriftführer  hat 
unterzeichnet  ein  Elias  aus  Wilna.  Auf  den  nächsten  zwei  Seiten 
folgt  das  Verzeichnis  der  Mitglieder.  Dieses  enthält  zahlreiche 
Namen  fremdstädtischer  Juden,  unter  denen  ein  paar  sogar  aus 
Königsberg  sind.  Bei  den  unverheirateten  Mitgliedern,  die  gleich- 
falls zahlreich  aufgezählt  sind,  steht  durchweg  die  Notiz:  hat 
Diener  der  Gesellschaft  zu  sein  bis  zur  Heirat.  Bei  einigen  von 
den  anderen  Mitgliedern  findet  sich  die  Bemerkung:  ohne  Stimm- 
recht. Auf  der  6.  Seite  ist  ein  Verzeichnis  der  weiblichen  Mit- 
glieder der  Gesellschaft.  Es  sind  ihrer  12.  Von  diesen  ist  eine 
Frau  Sara,  Tochter  des  Baruch,  Vorsteherin,  und  Kreindel,  Toch- 
ter des  Alexander,  Kassiererin.    Der  erste  Vorstand  der  Gesell- 


70 

Schaft,  der  hier  erst  im  Jahre  1769  namentlich  angefahrt  wird,  be- 
steht ans  3  Vorstehern  resp.  Oabaim,  2  Kassierern  und  einem 
Oberanfseher.  Die  2  Kassierer  erklären  sich  wohl  dadurch,  dass 
unter  den  3  Gabaim  ein  privilederter  Jude  Moses  Aren  sich  be- 
findet. Offenbar  verlangte  der  vergleich,  den  wohl  beide  Par- 
teien hier  eingegangen  zu  sein  scheinen,  auch  je  einen  Kassierer 
von  beiden  Seiten. 

Aus  den  vielfachen  Notizen  neben  den  Namen  der  einzelnen 
Mitglieder  lassen  sich  folgende  Bedingungen  für  die  Aufnahme  in 
die  Gesellschaft  feststellen.  Oegen  ein  Eintrittsgeld  von  Vs  — 5Rthr. 
wird  jeder  Jude  iJs  Mitglied  aufgenommen.  Die  unverheirateten 
sind  bis  zu  ihrem  Eintritt  in  die  Ehe  nur  Diener  der  Gesellschaft 
und  haben  weder  Sitz  noch  Stimme  in  der  Versammlung.  Die 
übrigen  neu  angenommenen  Mitglieder  sind  das  erste  Jahr,  ei- 
nige sogar  die  ersten  2  Jahre,  allgemeine  Mitglieder  und  haben  als 
solche  zwar  Sitz  in  der  Versammlung,  doch  kein  Stimm-  und 
Wahlrecht. 

Im  Jahre  1773  scheint  eine  förmliche  Revolution  in  der  Bru- 
derschaft stattgefunden  zu  haben,  indem  nur  ausschliesslich  pri- 
vilegierte Juden  in  den  Vorstand  gewählt  werden.  Die  Kasse 
wird  daher  auch  nur  von  einem  Kassierer  verwaltet,  der  Schwie- 
gersohn von  einem  der  Vorsteher  ist. 

In  den  Beschlüssen  der  Versammlungen  nehmen  einen  sehr 
breiten  Raum  die  Straf bestimmuneen  für  ungehorsame  Mitglieder 
ein.  Die  Strafen  sind  mannigfach:  Pönzahlungen  bis  zur  Höhe 
von  5  Rtlr.,  Verlust  des  Stimmrechts,  des  aktiven  und  passiven 
Wahlrechts  für  kürzere  oder  längere  Zeit. 

Im  Jahre  1773  wird  der  Friedhof  mit  einem  Zaun  versehen 
und  im  Jahre  1783  durch  die  Bemühungen  des  Samuel  Moses  und 
Jakob  Raphael  —  beide  Schutzjuden  —  durch  Baumpflanznngen 
verschönert. 

Eine  recht  interessante  Notiz  findet  sich  auf  Seite  20,  die 
folgendermassen  lautet:  Am  Tage  vor  dem  Versöhnungsfeste 
des  Jahres  1776,  als  die  ganze  Brüderschaft  auf  dem  Friedhof  ver- 
sammelt war,  erschien  Benjamin  Israel  aus  Wilna  vor  dem  ersten 
Vorsteher  der  Gesellschaft  und  bat,  in  Anbetracht  dessen,  dass 
er  schon  seit  dem  Jahre  1749  als  Diener  der  Gesellschaft  fun- 
giert, nun  als  vollwertiges  Mitglied  aufgenommen  zu  werden; 
seine  Bitte  wurde  einstimmig  gewährt  und  B.  spendete  Vs  Rtlr. 
zum  Besten  der  Gesellschaft.  —  Wenn  hier  in  der  Jahreszahl  kein 
Schreibfehler  vorliegt,  dann  hat  in  Bisa  eine  jüdische  Brüder- 
schaft noch  weit  vor  dem  Jahre  1765  bestanden,  zu  einer  Zeit, 
wo  den  Juden  der  Aufenthalt  in  Riga  aufs  strengste  verboten  war. 

Auf  Seite  22  finden  wir  eine  Reihe  neuer  Statuten,  die  von 
einer  von  der  Versammlung  zu   dem  Zweck  eingesetzten  Korn- 


71 

mission  beschlossen  worden  waren.  Aus  diesen  verdienen  fol- 
gende zwei  ein  besonderes  Interesse: 

1)  Der  Mitgliedsbeitrag  betrtot  jährlich  Vt  Btlr.nnd  2)  Die 
fremdstädtischen  Mitglieder  der  Gesellschaft  dürfen  zu  keinem 
Amte  gewählt  werden,  sie  haben  bloss  Stimmrecht  in  der  Yer- 
sanmulung. 

Dieser  2.  Paragraph  ist  recht  bezeichnend  für  die  Beziehun* 
gen  zwischen  den  einheimischen  und  den  fremden  Juden.  Letztere 
sind  es,  die  die  Bruderschaft  gegründet  haben,  und  nun  werden 
sie  Sans  fafon^an  die  Luft  gesetzt.  Dafür  teilen  aber  die  ^Privile- 
gierten''  die  Amter  unparteiisch  unter  einander.  Dafür  spricht 
der  3.  Paragraph,  welcher  lautet:  Nach  Ablauf  ihres  Amtsjahres 
dürfen  die  Vorsteher  für  das  kommende  Jahr  nicht  mehr  wieder- 
gewählt werden.  Je  nach  2  Jahren  hat  eben  jeder  Schutgude 
ein  Amt  bekleidet  und  die  Beihenfolge  fängt  wieder  von  vorne  an. 

Auf  Seite  26  finden  wir  von  der  Aufnahme  3er  Kinder  als 
Diener  der  Brüderschaft  berichtet,  für  welche  Vs  Btlr.  Eintritts- 
geld gezahlt  wird.  Die  Aufnahme  ist  natürlich  nur  eine  formale 
und  spricht  nur  dafür,  für  welche  Ehre  es  gilt  zur  Gesellschaft 
zu  gehören. 

Seite  39  enthält  ein  Protokoll  über  die  Ausschliessung  des 
Mitgliedes  Juda  Wulf  aus  der  Gesellschaft,  weil  er  sich  un- 
gebührlich gegen  den  Vorsteher  David  Levi  Bamberger  benommen 
und  ihn  durch  verschiedene  Beschimpfungen  beleidig  hatte.  Das- 
selbe Schicksal  tri£Ft  auch  ein  Janr  später  noch  ein  anderes 
Mitglied. 

Im  Jahre  1783  schafit  sich  die  Gesellschaft  einen  Leichen- 
wagen an. 

Ich  habe  schon  früher  den  Konflikt  erwähnt,  der  zwischen 
den  rigaschen  und  fremden  Juden  infolge  der  von  den  letzte- 
ren vollzogenen  Wahl  des  Aren  Hirsch  zum  Vorsteher  der  Sy- 
nagoge entstanden  war.  Dieser  Konflikt,  der  in  seinen  mannig- 
fadien  Erscheinungen  noch  Jahre  hindurch  das  L.  V.  G.  be- 
schäftigt, findet  auch  hier  in  der  Chronik  seinen  Ausdruck.  Auf 
S.  81  treffen  wir  das  Protokoll  eines  Schiedsgerichts,  das  zwischen 
der  Brüderschaft  und  dem  Vorsteher  Aron  Hirsch  ausgemacht 
wird.  Das  Gericht  kommt  zu  folgendem  Erkenntnis:  Das,  was 
die  Gesellschaft  bis  jetzt  Aron  Hirsch  gegenüber  getan  —  was, 
ist  nicht  gesagt  — ,  ist  zu  Recht  geschehen  und  kann  Aron  Hirsch 
in  keiner  Weise  die  Gesellschaft  zwingen,  ihn  als  Mitglied  auf- 
zunehmen. Ferner  untersagt  das  Gericht  Aron  Hirsch  aufs 
strengste,  sich  in  dieser  Angelegenheit  an  das  örtliche  Gericht 
zu  wenden,  wie  überhaupt  die  Sache  mit  dieser  Entscheidung  als 
völlig  erledigt  gilt,  und  kein  anderes  Gericht  mehr  sich  damit 
befassen  dan.  Es  folgen  6  Unterschriften  unbekannter  Namen. 
Geschehen  im  Jahre  17y6.    Erst  6  Jahre  später  findet  der  Konflikt 


72 

seine  friedliche  Lösung,  wie  wir  einer  Notiz  auf  Seite  75  ent- 
nehmen können.  Es  heisst  da:  Nachdem  Aron  Hirsch,  der  lange 
Jahre  weder  Mitglied  der  Brüderschaft  noch  des  Eahals  gewesen, 
den  Wunsch  geäussert,  Mitglied  in  beiden  Institutionen  zu  werden 
und  zu  dem  Zweck  freiwillig  50  Btlr.  gespendet,  wird  er  ein- 
stinmiig  als  Mitglied  der  heiligen  Bruderscnaft  und  des  Kahals 
aufgenommen.  Nun  hat  sich  also  endlich  Aron  Hirsch  seine  An- 
erkennung erkauft!  i^rwahr,  wenn  die  Fuhrer  der  Privil^erten 
engherzig  gewesen  sind,  so  muss  Aron  Hirsch  sehr  ehrgeizig  ge- 
wesen sein. 

Eine  etwas  längere  Notiz,  deren  Inhalt  mit  den  Aufgaben  der 
Gesellschaft  nichts  zu  tun  hat,  durfte  gleichfalls  hier  noch  Inter- 
esse verdienen.  Sie  heisst:  An  endesgenanntem  Tage  ereig- 
nete sich  folgende  Geschichte  mit  dem  Herrn  Aron  Leib,  Schwie- 
gersohn des  Joseph  Sluzker  aus  Wilna.  Dieser  war  dem  Kauf- 
mann Strauss  aus  Riga  600  Btlr.  schul^  und  laut  Dekret  eines 
hohen  Rats  sass  er  nun  1  Jahr  und  6  Wochen  im  Rathaus  arre- 
tiert. Nach  längeren  Verhandlungen  kam  es  jedoch  zu  folgendem 
Vergleich  zwischen  dem  obgenannten  Kaufmann  und  Herrn 
Aron  Leib.  Es  erhält  Strauss  einmalig  150  Rtlr.  und  von  da 
ab  jährlich  30  Rtlr.,  bis  die  ganze  Schuld  abgetragen  ist.  Wir 
aber,  Mitglieder  der  verschiedenen  Gemeinden  aus  Litauen, 
Russland  und  auch  Riga,  beschliessen,  um  den  hochachtbaren 
Aron  Leib  aus  seinem  Unglück  zu  befreien,  die  besagten  Raten 
für  ihn  zu  zahlen,  bis  der  Ewige  ihm  hilft  und  er  das  vorge- 
schossene Geld  zurückerstatten  kann.  Das  vorzuschiessende  Geld 
soll  der  Synagogenbüchse  entnommen  werden,  in  welche  jeder 
ab-  und  zureisende  Jude  einen  „Berliner''  hineinzuwerfen  hat 
Aron  Leib  seinerseits  hat  durch  einen  in  der  Synagoge  zu  lei- 
stenden Eid  sich  zu  verpflichten,  sobald  ihm  Gott  hilft,  das  Greld 
wieder   zurückzuerstatten.    Tatsächlich  finden  wir    diesen  Ver- 

fleich  auch  in  den  Protokollen  des  L.  V.  S.  bestätigt,  und 
albjährlich  erscheinen  in  der  Kanzlei  die  beiden  Vorsteher  der 
Synagoge,  der  Judenwirt  und  Kaufmann  Strauch,  die  Büchse 
wird  dann  eröffnet  und  aus  derselben  die  halbjährige  Miete  für 
die  Synagoge  und  die  halbjährige  Rate  für  Kaufmann  Strauch 
entnommen.  Jedenfalls  ein  hübsches  Zeugnis  von  Nächstenliebe. 
Die  anderen  Notizen  aus  dem  Pinkos  übergehe  ich  hier.  Die 
Chronik  schliesst  mit  dem  Jahre  1795. 

Wir  wenden  uns  nun  der  dritten  Chronik  zu,  der  vonHasenpotb. 
Im  Piltenschen  Kreise  scheinen  sich  die  Juden  schon  sehr  früh 
dauernd  niedergelassen  zu  haben.  Wunderbar,  der  Verfasser 
eines  Büchleins  der  Geschichte  der  Juden  von  Kurland  und  Liv- 
land,  will  sogar  wissen,  dass  die  Juden  im  Jahre  1570  im  Pil- 
tenschen Kreise  das  Büi*fferrecht  genossen  und  unbew^lichea  Ei- 
gentum besessen  haben.    Wir  selbst  haben  darüber  bis  jetzt  kein 


] 


73 

Qaellenmaterial  gefunden;  jedoch  stossen  wir  sehr  oft  an  anderen 
Stellen  ans  dem  Ende  des  17.  Jahrhunderts  auf  die  Bezeichnung 
^Hasenpoter  Jude^,  was  dafür  spricht,  dass  im  17.  Jahrhundert 
Utsächlich  Juden  in  Hasenpoth  gewohnt  haben.  So  ganz  unge- 
stört ist  aber  dieser  Aufenthalt  nicht  gewesen.  In  einem  Land- 
tagsschluss  des  Piltenschen  Kreises  vom  Jahre  1740  finden  wir 
z.  B.  noch  folgenden  Passus:  ^Demnach  die  Inhalts  Landtägl. 
Schluss  de  Anno  1745^)  den  28.  Jan.  §  10  abgefasste  Relegation 
der  Juden,  in  der  gesetzten  Zeit  bereits  verflossen,  als  wird  auf 
einhelliges  Bittlich  yerlangen  E.  W.  B.  u.  Landschaft  nunmehro 
die  Execution  der  sancirten  Poen  contra  Protectores  Judaeorum 
yestgesetzet  und  sollen  sobald  die  Wohlgeb.  HH.  Landschafts- 
Officiere  hierüber  den  fordersambsten  Bericht  dem  Eönigl.  Land- 

j  gerichte  einbringen,  die  Mandata  an  den  Wohlgeb.  H.  Mann- 
richter  unverzüglich    durch    d.  HH.  Praesidenten    ausgefertigt 

I  werden.  Worbey  pro  deliberatorio  des  nächstkommenden  Land- 
tages ausgesetzet,  ob  die  Jüdischen  Branntweinbrenner  auf  eine 
kurtze  Zeit  gebraucht  werden  können  . . .  .^. 

I  Man  sieht,  es  fehlte  den  Juden  um  diese  Zeit  noch  sehr  viel 

bis  zu  den  Bürgerrechten.  Dagegen  wird  ihnen  einige  Jahre 
darauf,  und  zwar  in  einem  Landtagsschluss  de  dato  Hasenpoth 
13.  Sept.  1753,  in  der  Tat  so  etwas  wie  ein  freier  Aufenthalt  im 
Piltenschen  Kreise  gewährt,  natürlich  gegen  Entrichtung  von 
Schutzgeldem.  Diese  Schutzgelder  —  in  der  Chronik  und  den 
Landt^sschlüssen  Landgelder  genannt  —  zahlten  die  Juden, 
wie  wir  bald  sehen  werden,  sehr  pünktlich  und  gewissenhaft, 
wofür  aber  auch  der  Adel  tatsächlich  die  Juden  schützt,  nament- 
lich gegen  die  Übergriffe  des  Hasenpothschen  Ma^strats.  So 
lesen  wir  in  einer  Verabschiedung  Einer  hohen  Erlauchten  Re- 
gierung de  dato  Hasenpoth  den  2.  Sept.  1763  folgenden  charak- 
teristischen Passus:  „Nachdem  dui*ch  mancherley  widrige  Veran- 
lassung, die  in  der  Stadt  Hasenpoth  wohnhafte  Judenschaft  in 
schwere  und  kostbare  Processe  mit  dem  Weisen  Magistrat  der 
ehrsamen  Bürgerschaft  als  auch  einzelnen  Bürgern  der  Stadt 
verwickelt  worden,  wovon  die  Kosten  bereits  auf  etliche  Hundert 
Thaler  von  Seiten  der  Juden  sich  bis  hieher  angehäufet  und 
mit  dem  augenscheinlichen  Ruin  beider  Theile  fortgesetzet  wären 
etc. . . .,  so  hat  das  Eönigl.  Piltensche  Land-Gericht  aus  gerechtem 
Ermessen,  dass  der  Judenschaft  bey  richtiger  Erfüllung  der  für- 
geschriebenen Pflichten  auch  die  besondere  Protection  des  Land- 
gerichts wie  auch  der  Hochwohlgeb.  Bitter-  und  Landschaft 
des  Eönigl.  Piltenschen  Ereises  aUerdings  zu  statten  kommen 
müssen  etc. .  . .,  für  Recht  erkannt  und  verordnet,  dass  in  allen 

1)  Hier  moss  wohl  ein  Schreibfehler  des  Herrn  Verfassers  vorliegen, 
den  wir  infolge  seiner  Abwesenheit  leider  nicht  znrechtstellen  können. 

Die  Redaktion. 


74 

die  Juden  betreffenden  sowohl  Griminal-  als  Civilklagen,  es 
mögen  selbige  Kläger  oder  Beklagte  sein,  und  wenn  die  Juden 
straffällig  befunden  werden,  die  Ausspruche  des  Magistrats  nicht 
ehender  v  im  rei  judicatae  erhalten  sollen,  als  bis  selbige  Ton 
denjenigen  Mitgliedern  des  Landtag!.  CoUegii  revidiret  und 
rhatihabiret  worden,  welchen  dieses  Oeschäfte  als  einem  Jadido 
delegato  vom  Landgerichte  übertragen  ist.^ 

Wenden  wir  uns  nun  der  Chronik  von  Hasenpoth  zu,  so  ge- 
winnen wir  aus  dem  Inhalt  derselben  den  unmittelbaren  Eindruck, 
dass  wir  es  hier  mit  einer  alteingessenen,  wohlorganisierten  jüdischen 
Gemeinde  zu  tun  haben.  Die  ganze  Yerteilune  des  Soll  und 
Haben  in  der  Gemeinde,  die  planmässig  eingeteilte  Besteuerung 
der  einzelnen  Glieder,  die  regelmässige  Unterstützung  der  Armen 
und  Kranken,  die  jährlich  onne  besondere  Aufregung  sich  wie- 
derholenden Kahalswahlen,  ferner  die  stramm  organisierten  Be- 
ziehungen des  städtischen  Kahals  zu  den  kleinen  Gruppen  von 
Glaubensgenossen  in  den  einzelnen  Kirchspielen  weist  uns  darauf 
hin,  dass  die  Verhältnisse  hier  nicht  erst  vor  kurzem  entstanden 
waren,  hier  herrschte  durch  jahrzehntelange  Übung  zur  Gewohn- 
heit gewordene  Ordnung.  Dieser  Eindruck  wird  zur  Überzeugung, 
wenn  man  sich  die  Sprache  der  Chronik  näher  ansieht.  Sie  ü;t 
das  beste  Hochdeutscn,  das  zu  jener  Zeit  in  den  baltischen  Pro- 
vinzen gesprochen  wurde,  natürlich  zur  Hälfte  durchsetzt  von 
Wörtern  in  hebräischer  Sprache  (nicht  Jargon),  die  ja  die 
eigentliche  Sprache  der  älteren  jüdischen  Chroniken  ist.  Man 
sieht  hier,  die  Hasenpother  Juden  vom  Jahre  1780  —  mit  die- 
sem Jahre  beginnt  der  rinkos  —  haben  das  Hebräische  vergessen, 
und  ihre  eigentliche  Sprache  ist  die  deutsche  geworden.  Das 
spricht  von  zweierlei,  1)  dass  die  Juden  in  Hasenpoth  seit 
mehreren  Generationen  unter  der  deutschsprechenden  Bevölkerung 
gelebt  haben  müssen,  und  2)  dass  der  Verkehr  zwischen  Juden 
und  Deutschen  ein  reger  und  ziemlich  ungezwungener  gewesen 
sein  muss,  d.  h.  die  Juden  haben  in  Hasenpoth  trotz  des  firüher 
angefahrten  Landtaffsschlusses  von  1745  nicht  sehr  unter  Druck 
und  Verfolgung  zu  leiden  gehabt. 

Der  Hasenpother  Pinkos  ist  ein  Gemeindepinkos  und  „be- 
steht hauptsächlich  zur  R^lement  und  Ordnung  folgender,  pro 
diverse  Rechnungen  von  Einnahme  und  Ausgabe^  vom  Anfang 
bis  zum  Ende  des  Jahres.  (Nur  die  letzten  Worte  „vom  Anfang 
bis^  sind  im  Pinkos  hebräisch,  das  übrige  ist  wörtlich  abge- 
schrieben.) Es  folgt  nun  eine  Aufzählung  der  verschiedenen 
Rechnungen,   die  hier   im  Pinkos   verzeichnet   sind.    Da  ist 

1)  (wieder  wörtlich)  confirmirt  und  bezieht  sich  auf  das 
Memorial  Pinkos  des  Kahal-dieners,  zu  wissen  wie  viel  (von  Woche 
zu  Woche)  an  Mizwoth-Grelder  (rit  Spenden)  eingekommen  ist,  und 
wer  (von  den  einzelnen  Gliedern  der  Gemeinde  schuldig  geblieben 


75 

ist»  wie  auch  von  den  Gliedern,  die  in  der  Umgegend  wohnen)  jeder 
auf  seinem  Folio  finden  zu  können,  wie  viel  selbiger  (am  Ende 
des  Jahres)  Best  geblieben  ist. 

2)  die  Bechnunffen  der  Gemeindevorsteher  Gabaim,  wieviel 
sie  monatlich  sowohl  an  Spenden  wie  auch  mit  der  (Sammel- 
büchse an  jedem  Hontag  und  Donnerstag)  eingenommen  haben, 
wie  auch,  was  dieselben  (monatlich)  ^an  Ausgaben  sowohl  für 
fremde  und  einheimische  Arme,  als  auch  für  die  Bedürfnisse  der 
Synagoge)  gehabt  haben  (im  Laufe  des  ganzen  Jahres). 

Femer  sind  im  Pinkos  enthalten  die  Bechnungen  des  Ge- 
meindekassiers, ein  Verzeichnis  der  Pfänder,  die  bei  ihm  ruhen, 
die  Eorobkaabrechnung,  ferner  die  Landgelder  und  Quartalgelder, 
die  einlaufenden  rituellen  Spenden,  Anleihen,  die  einzelnen  Mit- 
gliedern aus  der  Gemeindekasse  mit  Bewilligung  der  Gemeinde- 
vorsteher gemacht  werden,  etc.  Sie  sehen,  es  lässt  sich  aus  dem 
Inhalt  ein  recht  gutes  Bild  vom  Leben  und  Treiben  der  Hasen- 
pother  Gemeinde  konstruieren. 

Auf  einer  der  ersten  Seiten  findet  sich  in  2  gesonderten 
Gruppen  ein  Verzeichnis  der  verheirateten  und  unverheirateten 
Glieder  der  Hasenpother  Gemeinde.  Ersteres  enthält  104  Namen, 
letzteres  41  Namen.  Hierauf  folgt  ein  Verzeichnis  der  Juden, 
die  in  der  Umgegend  wohnen,  dieses  enthält  20  Namen. 

Fast  alle  sind  ohne  Familiennamen ;  es  gibt  von  letzteren  nur 
1  Hamburger  (was  ebenso  gut  aus  Hamburg  gebürtig  heissen 
kann),  3  Danziger,  ein  Lachmann,  der  Doktor  ist,  und  1  Ettinger. 
Beruisarten  sind  auch  nur  bei  wenigen  angeführt;  genannt  sind: 
Tabaksspinner,  Goldschmied,  7  Beligionslehrer,  Schneider,  Mehl- 
händler, Bader,  Musiker,  Kürschner,  Posamentier,  Klempner, 
Enopfmacher,  ein  Arzt. 

Die  Organisation  der  Gemeinde,  wie  sie  aus  der  Chronik 
ersichtlich,  ist  nun  folgende.  An  der  Spitze  stehen  3  Älteste, 
mit  einem  Substituten,  ferner  ein  Kassafuhrer  und  2  Vorsteher 
resp.  Gabaim,  welche  letztere  auch  gleichzeitig  Vorsteher  der 
Synagoge  sind.  Alle  diese  Ämter  werden  durch  Wahl  besetzt, 
gelten  als  die  höchsten  Ehrenämter  der  Gemeinde  und  sind  un- 
bezahlt. Die  Wahlen  finden  iährlich  statt,  und  zwar  wird  ein 
indirekter  Wahlmodus  gehandhabt,  indem  die  Gemeindeversamm- 
lung bloss  3  Delegierte  wählt,  welche  ihrerseits  erst  obgenannte 
Amtspersonen  ernennt.  Das  Amtsjahr  geht  von  Ostern  zu.Pstern. 
Die  Aufgaben  der  Amtspersonen  sind  folgende.  Die  3  Ältesten 
bilden  die  Bepräsentation  der  Gemeinde,  aen  sog.  Kahal,  welcher 
die  Gemeindeglieder  nach  aussen  in  den  vielfachen  Beziehungen 
zu  Adel,  Gerichts-,  Begierungs-  und  anderen  Institutionen  ver- 
tritt. Aber  auch  für  die  Gemeindeglieder  selbst  bildet  der  Kahal 
die  höchste  administrative  Gewalt  und  unter  umständen  auch 
Oerichtsinstanz.     Der  Kassahalter  verwaltet  die  Barmittel  der 


76 


Gemeindekasse.  Die  beiden  Gabaim  verwalten  die  Synagoge, 
empfangen  alle  Einkünfte  derselben  wie  auch  die  verecoiedenen 
Abgaben  der  Gemeindeglieder  und  bestreiten  die  laufenden  Aus- 
gaben. Monatlich  legen  die  Gabaim  Rechnung  ab  und  liefern 
die  Barmittel  dem  Eassafiihrer  aus.  Die  seelsorgerische  Tätigkeit 
übt  ein  Rabbiner  aus.  Letzterer  erhält  als  Gehalt  6  Gulden 
wöchentlich,  freie  Wohnung,  für  welche  52  Gulden  jährlich  ge- 
zahlt werden,  und  ferner  verschiedene  Gel^enheitssporteln,  wie 
Peiertagsgelder,  pro  Feiertag  8  Gulden,  ferner  Predigtgelder  und 
sonstige  Amtssporteln.  Sein  ganzes  Jahresbudget  beträgt  ca. 
525  Gulden. 

Die  Hasenpother  zahlen  eine  dreifache  Steuer.  1)  Sogenannte 
Landgelder,  das  sind  die  Schutzgelder,  welche  jährlich  an  die 
Herren  Landräte  —  wie  es  im  Pinkos  heisst  —  gezahlt  werden, 
wofür  diese  die  Juden  unter  ihre  hohe  Protektion  nehmen.  Die 
Summe  beträgt  bis  zum  Jahre  1783  —  600  Rtlr.;  in  letzterem 
Jahre  —  lesen  wir  in  der  Chronik  —  ist  durch  grosse  Fürbitte 
bei  den  Landräten  •—  deren  Ruhm  steigen  möge  —  eine  Er- 
mässigung von  200  Rtlr.  geschehen,  so  dass  nur  400  Rtlr.  zu 
zahlen  sind.  Doch  sind  an  dieser  Steuer  nicht  nur  die  Hasen- 
pother allein  beteiligt,  sondern  überhaupt  sämtliche  Juden  des 
Piltenschen  Kreises.  Die  Landgelder  werden  in  der  Weise  ein- 
getrieben, dass  der  Hasenpother  Kahal  zunächst  für  jedes  Kirch- 
spiel eine  bestinmite  Repartitionssumme  festsetzt.  In  jedem 
Kirchspiel  wählen  dann  die  daselbst  lebenden  Juden  einen  Taxa- 
tor, der  die  fehlbesetzte  Summe  auf  die  einzelnen  Bewohner,  je 
nach  deren  Zahlungsfähigkeit,  verteilt.  Arme  werden  von  der 
Steuer  befreit.    So  zahlen  für  das  Jahr  1782: 

das  Piltensche       Kirchspiel     76  Rtlr.  16      Seh. 
y,    Erwahlensche        „  69    „        9Vi    » 

„    Hasenpothsche      ^  34    „      12'/«     » 

„    Sackenhausensche»  13    ^        5        „ 

a     Neuhausensche      „  61    „      —        „ 

„    Ambotensche        „  105    „      —■        » 

und  die  Stadt  Hasenpoth        244    ^        8V4     „ 

zusammen   604  Rtbr.  IIV4  Seh. 

2)  Quartalgelder.  Diese  Steuer  wird  von  der  Hasenpother 
Gemeinde  in  halbjährlichen  Raten  zu  84  Gulden  pro  Rate  an 
den  Bürgermeister  der  Stadt  abgetragen.  Also  eine  zweite  Ent- 
schädigung auch  den  Bürgern  für  deren  freundliche  Duldung. 
Auch  diese  Steuer  wird  durch  Repartition  beigetrieben,  die  je 
nach  den  materiellen  Verhältnissen  der  Betreffenden  in  verschie- 
dener Höhe  schwankt.  Die  Armen  sind  von  der  Repartition 
befreit, 

3)  Korobka  oder  Fleischsteuer.  Diese  Abgabe  wird  nur  zur 
Bestreitung  der   eigenen  Bedürfnisse  der  Gemeinde  verwandt 


1 


77 

Sie  wird  in  der  Weise  eingetrieben,  dass  sie  im  Meistbot  einem 
Einzelnnternehmer  für  ein  Jahr  verarrendiert  wird.  Dieser 
hat  die  angebotene  Summe  sofort  pränumerando  auszuzahlen, 
und  es  steht  ihm  dann  frei,  von  jedem  Stuck  Vieh,  das  rituell 
geschachtet  wird,  eine  bestinmite  Abgabe  einzukassieren.  Da  diese 
Besteuerung  eine  indirekte  ist  und  zudem  in  den  Händen  eines 
Unternehmers  sich  befindet,  ist  keiner  von  der  Steuer  frei,  es 
sei  denn,  dass  er  auf  Fleisch^enuss  verzichtet.  Die  Eorobka 
wird  durchschnittlich  für  550  Gulden  jährlich  verarrendiert.  Wie- 
viel aber  die  Gemeinde  tatsächlich  an  dieser  Steuer  zahlt,  lässt 
sich  aus  der  Chronik  nicht  ersehen,  jedenfalls  bedeutend   mehr. 

Ausser  diesen  regelmässigen  Steuern  hat  die  Gemeinde  noch 
reichliche  Einnahmen  durch  Spenden  und  Sammlungen.  Die 
meisten  Spenden  fallen  in  der  Synagoge  beim  Verlesen  der  Thora 
und  den  Verrichtungen  anderer  ritueller  Zeremonien.  Ausserdem 
geht  an  jedem  Montag  und  Donnerstag  der  Gemeindediener  von 
naos  zu  Haus  mit  einer  Sammelbüchse,  in  die  jeder  Jude  eine 
kleine  Gabe  wirft.  —  Es  ist  nun  interessant,  das  Einnahme- 
bndget  der  Gemeinde  aus  allen  diesen  Geldern  für  ein  Jahr  zu 
berechnen.  An  Landgeldern  244  Rtlr.  8V4  S.  resp.  1026  Guld. 
15  Gr.,  Quartalgelder  168  Guld.,  Eorobka  550,  an  Spenden  in 
der  Synagoge  365  Guld.  13V«  Gr.,  Sammelbüchse  46  Guld.  19V2 
Gr.,  das  macht  pro  Jahr  2157  Guld.  Die  vier  Reichsten  der  Ge- 
meinde sind:  Isaak  Serail,  Hermann  Beharasch,  Mendel  Ham- 
burger und  Salomon  David.  Sie  sind  desw^en  als  die  Reichsten 
anzunehmen,  weil  sie  die  höchsten  Repartitionssteuern  zahlen.  Es 
zahlt  z.  B.  Isaak  Segall  an  Landseld  35  Rtlr.  jährlich,  id  est  den 
6.  Teil  der  ganzen  Steuer,  an  Quartalgelder  15  Gulden  —  den 
10.  TeU. 

In  dem  Ausgabebudget  nimmt  nach  den  Ausgaben  für  die 
Spagoge,  welche  letztere  übrigens  in  einem  der  Gemeinde  ge- 
hörigen Hause  untergebracht  ist,  die  Armen-  und  Krankenpflege 
den  höchsten  Posten  ein.  Dabei  werden  nicht  nur  die  Armen 
der  Gemeinde  selbst,  sondern  auch  viele  Angereiste  und  zu  an- 
deren Gemeinden  Gehörige  unterstützt. 

Einen  recht  ansehnlichen  Posten  bilden  auch  die  Ausgaben 
für  den  Advokaten,  als  Zeichen  dafür,  dass  trotz  aller  Protektion 
von  Seiten  des  Adels  die  Beziehungen  zwischen  Eahal  und  Ma- 
gistrat nicht  die  allerbesten  waren. 

und  nun,  m.  H.,  eile  ich  zum  Schluss.  Ich  hatte  zwar  die 
Absicht  Ihnen  noch  einiges  aus  einem  vierten  Pinkos  zu  berichten,  dem 
Rabbinats-Pinkos  aus  Bauske,  doch  da  der  Vortrag  auch  so  schon 
lang  genug  geworden  ist,  will  ich  die  Chronik  hier  nur  erwähnen 
und  Ihnen  vorzeigen.  Sie  ist  trotz  des  sehr  vielen  Staubes  und 
ilires  stark  mitgenommenen  Aussehens  erst  aus  dem  Jahre  1832. 


78 


Über  das  unbekannte  Wappen  anf  dem  Bilde:  9|Die  Stadt 
Lnbeok"  im  Hause  der  Sohwarzen  Haupter  zu  Biga. 

Von  E.  Mettig. 

Anf  dem  im  Speisesaale  des  Schwarzhäupterhaases  hängenden 
Bilde  (Ölgemälde)  der  Stadt  Lübeck  ist  in  der  Ecke  rechts  ein 
WapDen  angebracht,  dessen  Zugehörigkeit  ich  lange  nicht  er- 
mitteln konnte.  Das  Wappen  stellt  in  einem  geteilten  Schilde 
rechts  im  roten  Felde  einen  halben  Adler,  links  im  blauen  Felde 
drei  über  einander  horizontal  schwebende,  mit  den  Barten  nach 
unten  gerichtete  und  zur  Anssenseite  des  Wappenschildes  ge- 
kehrte Schlüssel  dar.  Das  Ölgemälde  ist  von  den  lübischen 
Frachtherren  und  Eaufleuten  des  Bigischen  Fahrwassers  im  Jahre 
1720  an  Stelle  des  im  Bombardement  von  1710  beschädigten 
Bildes  der  Stadt  Lübeck  an  der  lübischen  Bank  aus  Lübeck 
hergesandt  worden.  Die  lübischen  Frachtherren  hält  Franz  Sie- 
wert in  seiner  Schrift  „Die  Lübecker  Bigafahrer-Compagnie  im 
16.  und  17.  Jahrhundert«,  1896,  S.  89,  für  Älteste  der  Bigafahrer. 
Demnach  hätte  mit  ihrem  Wappen  das  von  ihnen  geschenkte 
Bild  versehen  werden  können;  das  Wappen  der  Bigafahrer  ist 
aber,  wie  vor  Jahren  schon  hier  Baron  Bruiningk  bekannt  ge- 
macht hatte,  das  Wappen  der  Stadt  Biga,  auf  dem  Bilde  haben 
wir  aber  ein  ganz  anderes,  daher  musste  ich  annehmen,  dass  das 
oben  beschriebene  Wappen  mit  dem  halben  Adler  und  den  drei 
Schlüsseln  eher  einer  einzelnen  Person  als  einer  Genossenschaft 
angehöre.  Durch  Zufall  wurde  ich  aufmerksam  auf  ein  Deck- 
blattsiegel an  einem  Schreiben  der  lübischen  Frachtherren  des 
Bigischen  Fahrwassers  vom  J.  1640,  das  das  unbekannte  Wappen 
mit  dem  halben  Adler  und  den  drei  Schlüsseln  zeigt  Um  das 
Siegel  läuft  eine  Umschrift,  die  leider  so  undeutlich  ist,  dass  ich 
sie  nicht  entziffern  kann.  Jetzt  nahm  ich  an,  immer  an  der 
Meinung  festhaltend,  dass  die  lübischen  Frachtherren  des  Bigi- 
schen Fahrwassers  identisch  sind  mit  den  lübischen  Frachtherren 
der  Bigafahrer,  dass  das  bewusste  Wappen  mit  dem  halben  Adler 
und  den  drei  Schlüsseln  einem  der  Fracbtherren  angehören  werde. 
Als  ich  aber  nach  einiger  Zeit  dasselbe  Wappen  auf  einem  zweiten 
Deckblattsiegel,  aber  von  einem  andern  Stempel,  auf  einem  Schrei- 
ben der  lübischen  Frachtherren  des  Bigiscnen  Fahrwassers  vom 
J.  1721  fand,  musste  ich  die  erste  Annahme  fallen  lassen  und 
der  Ansicht  Kaum  geben,  dass  das  Wappen  mit  dem  halben  Adler 
und  den  drei  Schlüsseln  den  Frachtherren  des  Bigischen  Falu^ 
Wassers  angehöre.  In  der  Legende  dieses  zweiten  Siegels  ist 
nur  deutlich  das  Wort  Biga  zu  lesen.  Beide  Schreiben  handeln 
über  die  lübische  Bank  auf  dem  Hause  der  Schwarzen  Häupter 
zu  Biga. 


79 

Haben  wir  nun  in  diesem  Wappen  mit  dem  halben  Adler 
nnd  den  drei  Schlüsseln  das  Wappen  der  Frachtherren  und  Eauf- 
leate  des  Bigischen  Fahrwassers  zu  Lübeck  zu  sehen  und  halten 
wir  an  der  Ansicht  fest,  dass  die  Frachtherren  des  Rigischen 
Fahrwassers  u.  s.  w.  identisch  sind  mit  den  Frachtherren  der 
Rieafahrern  zu  Lübeck,  so  drängen  sich  verschiedene  Fragen 
auf,  deren  Beantwortung  erwünscht  ist.  Nach  Franz. Siewert 
sind  die  Frachtherren  der  Bigafahrer-Eompagnie  die  Ältesten, 
also  Vorsteher  dieses  Verbandes.  Ist  es  möglich,  dass  der  Vor- 
stand einer  Oenossenschaft,  die  ein  eigenes  Siegel  und  Wappen 
besitzt^  ein  besonderes  Siegel  und  Wappen  führt,  oder  haben 
wir  Tielleicht  zwischen  den  lübischen  Irachtherren  der  Biga- 
fahrer  und  den  lübischen  Fraehtherren  des  Bigischen  Fahrwassers 
u.  8.  w.  zu  unterscheiden?  Es  sind  diese  möglicherweise  zwei 
ganz  verschiedene  Oenossenschaften,  die  beide  zur  lübischen  Bank 
im  Hause  der  Schwarzen  Häupter  Beziehungen  gehabt  haben 
könnten;  oder  vielleicht  trennte  sich  von  der  Bigafahrer-Eom- 
pagnie  später  ein  Teil  unter  anderm  Namen  ab.  Alles  das  sind 
Fragen,  die  sich  auf  Grundlage  des  mir  zur  Zeit  zur  Verfügung 
stehenden  Materials  nicht  beantworten  lassen.  Zunächst  muss 
man  annehmen,  dass  das  Wappen  mit  dem  halben  Adler  und 
den  drei  Schlüsseln  das  Wappen  der  Frachtherren  des  Bigischen 
Fahrwassers  oder  das  Wappen  der  Oenossenschaft  der  Eauf  leute 
des  Bigischen  Fahrwassers  ist.  Die  Unterschriften  der  oben  zi- 
tierten Schreiben  lauten  nämlich:  (im  Schreiben  vom  J.  1640) 
»verordnete  Frachtherren  und  Eaufleute  des  Biffischen  Fahr- 
wassers zu  Lübeck^  und  (im  Schreiben  vom  J.  1721)  „Im  Nah- 
men der  verordneten  Frachtherren  und  EaufiTleute  des  Kigischen 
Fahrwassers  zu  Lübeck  Peter  Busch.    Hoc  T.  Eltermann.^ 

(7*.  TenaiudoDg  am  14.  April  im. 

Der  Präsident  Oberlehrer  Bernhard  Hollander  eröffnete 
die  Sitzung  mit  der  Mitteilung,  dass  die  Gesellschaft  zwei  ihrer 
ordentlichen  Mitglieder  durch  den  Tod  verloren  habe.  Es  sind  des 
die  Herren  Adolf  v.  Wulf  zu  Schloss  Sesswegen,  gestorben  am 
25.  März  (7.  April)  in  Wien,  und  der  weil.  Sekretär  des  Livlän- 
dischen  Hofgerichts  Mag.  jur.  Friedrich  v.  Sticinsky,  ge* 
sterben  am  5.  April  in  Biga,  eines  der  ältesten  Mitglieder  un* 
serer  Oesellschaft,  der  er  seit  dem  Jahre  1856  angehörte. 

Die  Versammlung  ehrte  das  Andenken  der  Verstorbenen 
durch  Erheben  von  den  Sitzen. 


80 

Der  Präsident  verlas  ein  Schreiben  der  Firma  W.  P.  Hacker, 
in  welchem  sie  die  Mitteilung  machte,  dass  sie  in  Anlass  ihres 
lOOjährigen  Jubiläums  die  Summe  von  500  Rbl.  der  Gesellscliart 
für  Geschichte  und  Altertumskunde  zur  Förderung  ihrer  Inter- 
essen darbringe. 

Die  Versammlung  nahm  mit  lebhaftem  Danke  Kenntnis  tou 
dieser  Schenkung  und  beschloss,  sie  als  unantastbares  Kapital 
unter  dem  Namen  Wilhelm  Ferdinand  Häcker-Stiftnng 
gesondert  zu  buchen,  die  Renten  aber  dem  für  die  Gagierung 
eines  Museumskustos  gebildeten  Fonds  fortlaufend  zuzuschlagen. 

Herr  Architekt  Otto  v.  Sivers  berichtete,  dass  die  im 
Herbste  vorigen  Jahres  getroffenen  provisorischen  Massregeln  zum 
Schutze  des  Hauptturmes  der  Wendenschen  Schlossrnine  im 
grossen  und  ganzen  ihren  Zweck  erfüllt  haben.  Einige  ergän- 
zende Schutzmassr^eln,  die  sich  bei  einer  von  ihm  vorgenom- 
menen Besichtigung  des  Turmes  als  notwendig  erwiesen  haben, 
wiirden  im  Sommer  vorgenommen  werden;  von  grösseren  Arbeiten 
aber  habe  man  besonderer  Umstände  wegen  zunächst  absehen 
müssen. 

Für  die  Bibliothek  waren  geschenkt  worden:  1)  von 
Herrn  Stadtarchivar  Mag.  A.  Feuer  eisen  dessen  Arbeiten: 
Ein  Beitrag  zur  Förderung  unserer  Ortsgeschichte.  —  Der  Buch- 
drucker M.  G.  Grenzius  und  die  Begründung  der  ^Dörptschen 
Zeitung^.  —  Zur  Geschichte  Dorpats  während  des  Nordischen 
Krieges  1704 — 1708.  Sonderabzüge  aus  den  Sitzungsberichten 
der  Estnischen  Gelehrten  Gesellschaft  1903;  2)  von  der  Firma 
W.  F.  Hacker :  B.  A.  Hollander,  W.  F.  Hacker,  Buchdruckerei, 
Riga  1804—1904.  Eine  Gedenkschrift  zum  1.  April  1904.  Riga 
1904;  3)  von  Herrn  Pastor  O.  Schabert:  Bericht  über  die  Arbeit 
der  Rigaschen  Stadtdiakonen.  Riga  1904;  4)  von  Herrn  Lehrer  M. 
Siling  dessen  Buch:  Rihmju  Chronika.  Riga  1893.  Ausserdem 
waren  Darbringungen  eingegangen  von  den  Herren  R.  Gadilhe, 
A.  Kräh,  G.  Baron  Manteuffel,  von  Frl.  Oharlotte  Quer- 
feldt  von  der  Sedeck  und  Herrn  K.  G.  v.  Sengbusch. 

Aus  dem  Bericht  über  die  Ankäufe  für  die  Bibliothek  hob 


81 

der  Bibliothekar  hervor:  Lewschinowsky,  Versuch  einer  Ge- 
schichte der  Münzzeichen  in  Russland.  I.  Minsk  1903,  russ.  (Behan- 
delt die  für  den  mittelalterlichen  livländisch- russischen  Handel 
in  Betracht  konunende  Frage  der  Kunen.)  —  A.  Fiedler,  Zur 
Geschichte  des  Eurländischen  Palais  und  des  Markolinischen 
Palais.  Dresden  1904.  (Das  Palais  am  Zeughaus  in  Dresden 
ist  1729  erbaut  und  kam  1774  an  den  dritten  Sohn  Königs  Au- 
gust III.,  den  Prinzen  Karl  Christian  Joseph,  der  1750  bis  1763 
Herzog  von  Kurland  gewesen  war  und  diesen  Titel  auch  nach 
der  Wiedereinsetzung  Birons  weiterführte.  Herzog  Karl  nahm  in 
dem  Gebäude,  das  er  zum  elegantesten  Palais  Dresdens  machte,  seine 
Wohnung,  seit  jener  Zeit  fuhrt  es  den  Namen  „Kurisches  Palais". 
Heute  ist  es  der  Sitz  des  Königlichen  Landes-MedizinalkoUegiums 
und  mehrerer  wissenschaftlicher  Gesellschaften).  —  P.  Aldinger, 
Die  Neubesetzung  der  deutschen  Bistumer  unter  Papst  Innocenz  lY. 
1243  bis  1254.  Leipzig  1900.  (Der  Verfasser  hat  die  1245 
erfolgte  Gründung  des  Erzbistums  £iga  nicht  in  Betracht  gezogen, 
berührt  aber  die  Stellung  des  Erzbischofs  Albert  Suerbeer  als 
Administrator  des  Bistums  Lübeck.) — Stammbuch  des  Joachim 
Fried.  Hartmann  aus  Riga,  begonnen  in  Leipzig  1771. 

Für  das  Museum  waren  nach  dem  Berichte  des  Museums- 
inspektors dargebracht  worden:  1)  von  Frl.  Charlotte  Quer- 
feldt  von  der  Sedeck:  eine  grössere  Anzahl  von  Porzellan- 
sachen in  chinesischer  Blaumalerei,  ferner  Lampen,  Lichtputz- 
scheren, Stempel  und  Kupferdruckplatten,  aus  dem  Besitz  des 
Oeneralgouverneurs  Brown  stammend;  2)  von  Frl.  Marie  Zim- 
mermann: ein  Tabakskasten  mit  diversen  Inschriften  aus  dem  18. 
und  19.  Jahrhundert;  3)  von  Frl.  E.  v.  Schinckell:  eine  Spiri- 
tusgaslampe aus  blauem  Glas;  4)  von  Frl.  E.  und  M.  Kawall: 
ein  Feuerstahl  und  eine  kleine  Balancewage  aus  Messing. 

Für  die  numismatische  Sammlung  war  ein  Geschenk  von 
Herrn  Dr.  med.  Arthur  Zander  dargebracht  worden. 

Herr  Oberlehrer  Friedrich  v.  Keussler  übersandte  eine 
Zuschrift,  in  der  er  über  eine  handschriftliche  Familiengeschichte 
der  Familie  Albanus   berichtete.    Sie  befindet  sich  im  Besitze 

6 


82 


des  Herrn  Dr.  med.  Georg  Albanus  in  St.  Petersbui^  und 
stammt  von  dessen  Urgrossvater,  dem  Rigascfaen  Superintendenten 
Dr.  August  Albanus  (f  1839)  her.  Das  im  ganzen  107  ziemlich 
eng  beschriebene  Seiten  umfassende  Manuskript  trägt  auf  der 
ersten  Seite  die  Aufschrift:  ^Das  Interessanteste  aus  der  Gre- 
schichte  meiner  Familienerfahrungen  und  meines  Lebens.  Eine 
Handschrift  für  meine  Freunde  1792."  Dieses  Jahr  1792,  in  dem 
die  Familiengeschichte  offenbar  abgefasst  ist,  war  für  Albanus  in- 
sofern bedeutungsvoll,  als  er  in  demselben  das  Rektorat  an  der 
Rigaschen  Domschule  antrat.  In  einem  zweiten  Teil  der  Fa- 
miliengeschichte wollte  Albanus  seine  eigene  Lebensgeschichte 
bis  zur  Ankunft  in  Riga  (1789)  schildern,  ist  aber  nicht  über  die 
erste  Einleitung  hinausgekommen.  In  dem  Schlusssatz  derselben 
äussert  er:  „Bin  ich  ein  mahl  wieder  in  Sachsen,  dann  kann 
ich  den  dritten  Theil  dieser  Geschichte  schreiben.*  Er  dachte 
aber  damals  (1792)  offenbar  noch  nicht  daran,  dass  er  in  Riga 
ein  bleibendes  Wirkungsgebiet  finden  werde. 

Gleich  im  ersten  Kapitel  der  allgemeinen  Familiengeschichte 
leitet  Albanus  den  Ursprung  seiner  Familie  von  Rom  her  und 
bringt  sie  in  Zusammenhang  mit  der  dort  blühenden  Familie  der 
Albani.  Ein  Glied  derselben  sei  nach  Deutschland  gekommen,  hier 
zum  Luthertum  übergetreten  und  Stammvater  der  in  alle  Gegenden 
Sachsens  ausgebreiteten  Familie  Alb  anus,  wie  sich  jetzt  der  evan- 
gelische  Zweig  zum  Unterschiede  von  den  katholischen  Ver- 
wandten nannte,  geworden.  Als  Beweis  der  Zusammengehörigkeit 
der  Albani  und  Albanus  weist  der  Verfasser  der  Familiengeschichte 
auf  das  gleiche  Wappen  (Helm  mit  zwei  weissen  Schwänen)  hin. 
In  den  weiteren  Kapiteln  gibt  der  Verfasser  in  ansprechender 
Weise  Nachrichten  über  das  Leben  einzelner  Familienglieder. 
Interessant  ist  diese  Familiengeschichte  nicht  nur  als  historische 
Quelle,  sondern  auch  als  Erstlingsarbeit  eines  bedeutenden  Mannes. 

Die  Zuschrift  ist  in  den  „Rig.  Stadtblättern*'  1904  Nr.  18 
in  extenso  abgedruckt  worden. 

Herr  Stadtbibliothekar  N.  Busch  referierte  über  eine  hoch- 
bedeutende Arbeit,  die  die  Königl.  Akademie  der  Wissenschaften 


83 

io  Berlin  in  Angriff  genommen  habe :  die  Inventarisierung  aller 
literarischen  deutschen  Handschriften  bis  ins  15.  Jahrhundert. 
Professor  K.  Burdach  werde  zu  diesem  Zwecke  auch  die  Archive 
und  Bibliotheken  des  Russischen  Reiches  besuchen.  Derselbe 
suche  in  einem  sehr  bemerkenswerten  Aufsatze  im  Zentralblatt 
f&r  Bibliothekwesen  XXI,  4  das  Interesse  und  die  fördernde 
Teilnahme  der  Bibliotheksvorstände  für  das  grossartige  Unter- 
nehmen zu  gewinnen.  Referent  wies  darauf  hin,  dass  in  Russ- 
iand  die  Hauptausbeute  wohl  unter  den  Schätzen  der  Kaiser- 
lichen öffentlichen  Bibliothek  in  St.  Petersburg  zu  erwarten  stehe, 
dass  aber  auch  in  den  Bibliotheken  und  Archiven  der  Ostsee- 
provinzen eine  Reihe  von  Handschriften  und  Handschriftenresten 
noch  ihrer  vollen  Würdigung  harre. 

Die  Handschriftenbeschreibungen  sollen  zunächst  in  ein  Archiv 
gesammelt  werden,  wobei  für  die  Zukunft  auch  Publikationen, 
gruppenweise  je  nach  Bedürfnis  in  Aussicht  genommen  sind.  Das 
eingelaufene  Material  wird  an  der  Sammelstelle  in  Zettel  über 
die  einzelnen  literarischen  Werke,  Verfasser,  Schreiber,  Besitzer, 
Anfertigungs-,  Ankaufs-  und  Aufbewahrungsorte  aufgelöst  und 
diese  Zettel  werden  sodann  alphabetisch  und  ausserdem  syste- 
matisch geordnet.  Ihrer  vollen  Zahl  nach  sollen  nur  die  „litera- 
rischen Handschriften'^  in  deutscher  Sprache,  und  zwar  bis  in  den 
Anfang  des  16.  Jahrhunderts,  berücksichtigt  werden.  Als  litera- 
rische Handschriften  gelten  nicht  und  bleiben  daher  von  der 
Beschreibung  ausgeschlossen  die  Aufzeichnungen  rein  geschäft- 
lichen, praktischen  Charakters:  Urkunden,  Akten,  Stadtbücher 
(Protokollbücher  und  Eintragungen  von  privatrechtlichen  und 
öffentlichrechtlichen  Handlungen  aller  Art).  Hingegen  werden 
noch  zur  Literatur  im  weitesten  Sinne  gerechnet  und  deshalb  in 
die  Beschreibung  einbegriffen  alle  theoretischen  Arbeiten,  be- 
sonders also  die  theoretischen  Anweisungen  zur  Rhetorik,  zum 
Brief-  nnd  Urkundenstil,  auch  die  reinen  Pormularbücher,  weil 
sie  als  Stilmuster  dienen;  femer  Anleitungen  zur  Kriegs-  und 
Jagdknnst,  Kalenderkunde,  zum  Würfeln  und  anderen  Spielen; 
Diätetiken,   Arzneibücher   und   Rezepte,   Kochbücher;   natürlich 

6* 


84 

auch  die  Segen  und  Gebete.  Selbstverständlich  überall  ist  die 
Aufnahme  einer  Niederschrift  in  gebundener  (poetischer)  Form, 
welches  auch  ihr  Inhalt  sein  mag. 

Aus  der  späteren  Zeit  (nach  der  Mitte  des  16.  Jahrhunderts) 
sind  nicht  mehr  alle  Handschriften  der  eben  angegebenen  Art 
zu  verzeichnen,  sondern  nur  diejenigen;  welche  Werke  des  Mit- 
telalters (d.  h.  aus  der  Zeit  bis  ca.  1530)  wiedergeben.  Von 
der  neu  entstandenen  Literatur  ist  für  die  Zeit  seit  dem  Anfang 
des  16.  Jahrhunderts,  und  zwar  für  das  ganze  16.  und  17.  Jahr- 
hundert, nur  sogenannte  „schöne  Literatur^  (sowohl  Poesie  als 
Prosa),  dazu  Briefe,  Memoiren,  Segen,  zu  inventarisieren.  Alle 
Arbeiten  der  wissenschaftlichen  oder  technischen  Theorie  bleiben 
mithin  für  spätere  Zeit  beiseite  (z.  B.  alle  Rhetoriken). 

Für  die  Handschriftenbeschreibung  selbst  ist  eine  Instruktion 
aufgestellt  und  ein  Muster  beigegeben,  auch  ein  Honorartarif  fest- 
gesetzt worden.  Die  Technik  der  geforderten  Beschreibungen 
soll  selbstverständlich  allen  Ansprüchen  der  modernen  wissen- 
schaftlichen Bedürfnisse,  wie  sie  in  den  besten  deutschen  und 
ausländischen  Eatalogarbeiten  erfüllt  sind,  durchaus  genügen. 

Herr  Stadtbibliothekar  N.  Busch  übergab  ferner  die  Ab- 
schrift eines  von  ihm  in  der  Stadtbibliotbek  aufgefundenen,  bisher 
unbekannten  Textes  einer  Urkunde  des  Bischofs  Nikolaus  von  Riga. 
Die  Ausstellung  der  undatierten  Urkunde,  die  den  Besitz  des  riga- 
schen  Dominikanerklosters  (bei  der  heutigen  St.  Johanniskirche) 
behandelt,  fällt  in  die  Zeit  zwischen  1234  und  1253  (s.  unten). 

Herr  Inspektor  K.  Mettig  verlas  drei  aus  dem  Ende  des 
16.  bezw.  aus  dem  Anfange  des  17.  Jahrhunderts  stammende 
niederdeutsche  Liebeslieder,  die  er  in  einem  dem  Archiv  der 
Schwarzen  Häupter  zu  Riga  gehörenden  Sammelbande  gefunden 
hatte,  der  vornehmlich  aus  Aufzeichnungen  rechtshistorischen  In- 
halts besteht  (s.  unten). 

Herr  Oberlehrer  Wladislaw  Lichtarowicz  teilte  mit,  dass 
im  Berichte  der  Krakauer  Akademie  vom  J.  1902  Forschungen 
zur  Geschichte  Polens  in  römischen  Archiven  und  Bibliotheken, 
speziell  im  Vatikanischen  Archiv,  veröffentlicht  seien,  die  auch 


aaf  die  Geschichte  Liylands  Bezug  nehmen.  Insbesondere  gehören 
hierzu  eine  Reihe  von  Akten  aas  den  Jahren  1316,  1318  und 
1322  über  Streitfragen  zwischen  dem  Orden  und  Riga,  die  in 
Avignon  verhandelt  wurden;  femer  Aktenstücke  über  Streitfragen 
zwischen  dem  Königreich  Polen  und  dem  Orden  im  14.  Jahrhun- 
dert. Ein  Teil  des  hier  veröflfenüichten,  auf  Livland  bezüglichen 
Materials  sei  schon  in  Bunges  Urkundenbuch  und  in  Theiners 
Monumenta  Poloniae  abgedruckt  worden.  Referent  versprach  ein 
Verzeichnis  sämtlicher  Aktenstücke  und  Urkunden  zusammenzu- 
stellen, die  in  dem  genannten  Berichte  der  Krakauer  Akademie 
direkt  oder  indirekt  sich  auf  die  Geschichte  Livlands  beziehen. 

Herr  Leo  nid  Arbusow  referierte  über  das  jüngst  erschie- 
nene Buch  von  Aloys  Schulte:  „Die  Fugger  in  Rom  1495— 
1523^^,  speziell  über  die  Abschnitte  des  interessanten  Werkes, 
welche  die  eigenartige  Stellung  des  Bischofs  von  Reval  Jo- 
bann Blankenfeld  in  Rom  beleuchten.  Daran  knüpfte  Referent 
einige  Bemerkungen  über  Bruchstücke  von  alten  Drucken,  welche 
Herr  Stadtbibliothekar  N.  Busch  neulich  in  Bucheinbänden  der 
Stadtbibliothek  aufgefunden  hat:  Theol.  47,  48  (Basler  Druck 
vom  Jahre  1516)  in  mehreren,  zum  Teil  doppelseitig  bedruckten, 
also  missratenen  Exemplaren  ein  den  livl.  Ablass  1504 — 5  be- 
treffendes „Summarium**  (vergl.  SB.  der  Ges.  1876  S.  30,  1886 
S.  20).  In  zwei  Bänden  der  Abteilung  Philologie  (1650,  51)  drei 
halbe  Bogen  mit  je  zwei  alternierenden  Abdrücken  eines  Ablass- 
formulars gegen  die  Türken,  erteilt  von  Papst  Innocenz  VIII, 
ausgestellt  von  Raymund  Peraudi,  Archidiakon  von  Xaintes^),  Kom- 
missarius  für  Dänemark  u.  s.  w.,  Livland  und  Preussen.  Dieser 
Ablass  war  1489  erteilt  worden  (vergl.  H.  ülmann,  K.  Maxi- 
milian I.,  Bd.  I  S.  69).  Die  betreffenden  Bände  stammen  aus  dem 
rigaschen  Franziskanerkloster. 

Herr  Ritterschaftsbibliothekar  Karl  v.  Löwis  of  Menar 
legte  die  Kopie  eines  Planes  der  Burg  und  der  Stadtmauer  von 
Pemau   vor,    den   Herr  Hermann  Baron   Bruiningk   bei  seinen 

1)  Xaintes  =  Saintes,  Stadt  an  der  Charentei  war  ein  bischöflicher  Sitz 
onter  dem  Ersbistiiin  von  Bordeaux.  Die  Redaktion. 


Arbeiten  im  Archiv  der  Livländischen  Ritterschaft  in  einer  Pro- 
zessakte von  1640 — 46  des  Rates  der  Stadt  Pernan  wider  die 
Gräfin  Magdalena  von  Thurn  aufgefunden  hat.  Referent  erläu- 
terte des  näheren  diesen  Plan,  der  zur  Zeit  als  ältester  zu  gel- 
ten habe  und  verschiedene  wichtige  Ergänzungen  zur  Topographie 
von  Pernau  biete  (s.  unten). 


Eine  unedierte  Urkunde  des  Bischofs  Nicolans  von  Biga. 

Mitgeteilt  von  Nik.  Bnsch. 

Dr.  H.  Hildebrand  hat  Mitt.  X  S.  372  eine  Urkunde  von  1234 
Sept.  8  veröffentlicht,  durch  welche  Bischof  Nicolaus  von  Riga  seine 
steinerne  Pfalz  in  der  Altstadt  mit  den  zu  ihr  gehörigen  Grund- 
stücken den  Brüdern  des  Predigerordens  schenkt  unter  der  Be- 
dingung, dass  die  Beschenkten  daselbst  ihren  Wohnsitz  nehmen. 
Als  Vorlage  diente  eine  von  Hildebrand  aufgefundene  Kopie 
eines  Transsumtes  von  1363  April  20  in  der  Litauischen  Metrika. 
Bei  den  Arbeiten  in  der  Stadtbibliothek  bin  ich  jüngst  auf  eine 
Kopie  einer  mit  jener  Schenkung  in  engstem  Zusammenhang  ste- 
henden Urkunde  gestossen,  die  bisher  unbekannt  war.  Ort  und 
Zeit  der  Ausstellung  sind,  wenigstens  in  dem  erhaltenen  Text, 
nicht  angegeben.  Als  terminus  a  quo  ergibt  sich  zunächst  das 
Jahr  1234.  Da  die  Urkunde  anführt,  dass  die  Brüder  des  Pre- 
digerordens bereits  im  Hof  des  Bischofs  in  Riga  Wohnung  ge- 
nommen haben,  so  müsste,  falls  die  Jahreszahl  1244  richtig  ist, 
die  in  einer  Inschrift  der  ehemaligen  Dominicaner-Klosterkirche 
zu  Röbel  für  die  Gründung  des  Rigaschen  Dominicaner-Klosters 
angegeben  wird,  die  Urkunde  nach  1244  angesetzt  werden;  als 
terminus  ad  quem  kommt  das  Todesjahr  des  Bischofs  1253  in 
Betracht. 

Nicolaus,  Bischof  von  Riga,  erläutert,  was  in  der  Urkunde 
[von  1234  Sept.  8],  durch  die  er  seinen  Hof  in  Riga  dem  Ordm 
der  Predigermönche  geschenkt  hat,  unter  Pertinemien  des  Bofes 
zu  verstehen  sei.    [Riga  1234—63.] 

Riga,  Stadtbibliothek,  Sammelband  des  Bürgermeisters  Peter  von  Schie- 
velbein  (f  Uli)  mit  der  Rückauf schrift :  Miscellanea  ad  bist.  Livoniae  spec- 
tantia  I.  Folio,  Halbschvoeinsleder.  S,  9:  Ex  libro  inana  scripto  veteri 
in  4to,  cujus  inscriptio  est,  der  Stadt  von  Righe  er  privüegia.  Copia  do- 
mationis  curiae  episcopalis  ordini  Fraedicatorum  factae,  absque  anno  et 
dato.    Angeschlossen  ist  eine  mnd,  Uebersetztmg. 

Nicolaus  Dei  gratia  Rigensis  episcopus  omnibus  praesentes 
literas  inspecturis  salutem  in  Domino  Jesu  Christo.  Cum  di- 
lectis  nobis  in  Christo  fratribus  ordinis  Praedicatorum  Intime 


I 


87 

donayerimus  ac  liberaliter  curiam  nostram  cum  pertinentiis  suis, 
quam  inhabitant  in  civitate  Risensi,  ne  cuiquam  inposterum  forte 
Tenire  possit  in  dubinm,  quil  sit  de  praedictae  cnriae  perti- 
nentiis,  nos  presentibus  literis  declaramus,  spatium,  quod  est 
intra  Rigam  navium  et  ipsam  curiam  extra  muros  civitatis,  qua- 
tenuB  curia  praetenditur,  ad  ipsam  curiam  pertinere,  et  ad  jus 
eorundem  fratrum  ex  nostrae  donationis  largitate  simul  cum  curia 
transivisse.  NuUi  ergo  liceat  hanc  paginam  nostrae  declarationis 
infringere  aut  ei  ausu  temerario  contraire,  et  nos  id  fieri  sub 
interminatione  anatbematis  prohibemus. 


Über  drei  niederdentsche  Liebeslieder  aus  dem  Notizbuohe 
Heinrich  von  Munohhausens  (16.  oder  17.  Jahrhundert). 

Von  K.  Mettig. 

Im  vorigen  Semester  trug  ich  hier  die  Bitte  des  Herrn  Ober- 
lehrers Th.  V.  ßieckhoflf  vor,  die  besonders  an  die  Herren,  die  in 
Arebiven  arbeiten,  gerichtet  war,  man  möchte  ihm  die  neu  auf- 
gefundenen, noch  nicht  publizierten  Gedichte  aus  dem  16.  Jahr- 
hundert übersenden  oder  ihn  auf  ihr  Vorhandensein  aufmerksam 
machen.  Oberlehrer  RieckhoflF  ist  nämlich  mit  einer  Arbeit  über 
die  poetischen  Erzeugnisse  im  alten  Livland  aus  der  Zeit  des 
Unterganges  der  Selbständigkeit  beschäftigt.  Ich  selbst  kam 
gleich  darauf  in  die  Lage,  ihm  drei  Gedichte,  die  ich  zufällig  in 
einem  Sammelbande  des  Archivs  der  Schwarzen  Häupter  fand, 
zuzuschicken.  Diese  Gedichte  haben  zum  Inhalte  die  Liebe,  und 
zwar  behandeln  sie  die  Liebessehnsucht,  die  verschmähte  Liebe 
und  die  Liebesfreuden  und  Liebesleiden;  sie  lauten: 

J6  1. 

1.  Ach  du  mein  Himmelscher  Vader 

Da  Bist  mein  Beschenner  und  mein  Bat[er] 
Bescher  mier  ein  Wackkers  medelein 
Ean  sloten  in  mein  arm[e]lein 
5.  Ist  se  dan  nicht  Bike 
so  ist  se  Jnncerlichen 
Ach  da  sante  Wolaesgank 
Bescher  mier  ein  ynd  mach  es  nicht  lang 
ach  da  Sante  Yite 
10.  Bescher  mier  ein,  den  es  Ist  tit 
So  da  nicht  lenger  Sparen 
schal  ich  mene  ere  Bewaren 
ach  da  sante  Nickkel  bescher 

mir  ein  penningk  vndt  ein  licht 
vnd  vorget  mier  mydt  Einen 
Jangen  gesellen  nicht. 
Anna  Kras  mein 

Eigen  hand. 


J«2. 
Ich  Bin  nieht  wol  zufrieden 
wo  mach  dat  jnmmer  sein 
ich  Werd  nicht  wol  geleden 
von  der  hertz  aUer  leaesten  mein. 
Ist  den  dat  ock  fein 
dat  mach  de  sneke  sein. 

Ich  kan  dar  wol  namaken 
dar  Ist  kein  Zweiael  an 
dat  se  mier  deit  faorsaken 
vnd  nimpt  ein  ander  man. 
Ist  den  daTt]  ock  fein 
dat  mach  de  suecke  sein. 

Ich  wil  dar  nicht  mer  von  Riden 
Ich  Riede  dar  nicht  mehr  yan 
se  deit  Mier  ganz  fordrinen 
vnd  nimpt  ein  ander  man. 
Ist  den  dat  ock  fein 
dat  mach  de  sneke  sein. 

J6  3. 

1.  Es  Reth  [ein  Jeger  wol  jajgen 
3  Standelein  fuor  de[m]  dage 
des  Jagens  war  he  fro. 

2.  wat  Beje^en  den  anf  der  heide 
ein  medelein  In  witten  Kleideren 
van  Jaren  war  se  Jnnck. 

3.  se  war  so  Jnnck  van  Jaren 

ein  Eü-enzelein  wolde  se  draeen 
wie  ander  wakker  medeken  don 

4.  he  nam  se  wol  medden  vmme 

he  swank  se  wol  wedder  tho  Baekke 
wol  In  dat  grone  gras 

5.  dat  gras  dat  war  so  grone 

dar  legen  twe  lefken  so  schone 
Bet  an  dem  hellen  tagk. 

6.  stat  vp  gnt  Jeger  Und  dat  ist  dach 
da  hast  geslapen  ich  hab  [gejwaket 
iein  medeken  bin  ich  mich  noch. 

7.  B[ista  ein  medeken]  dat  westn  wol 
da  schalst  die  h[areu  tho  BJake  lan 
wie  ander  wacker  medeken  don 

8.  Ich  wil  mine  hären  laten  hangen 
dem  ledigen  Jeger  to  schänden 
Wo  ander  wakker  medelein  don 

9.  Ich  wil  min  hären  laten  binden 
mit  Braner  siede  bewinden 
das  he  das  wilt  fnor  lit. 

10.  Ich  wil  mine  hären  laten  flegen 

den  Jangen  gesellen  to  liae 

de  vp  der  gassen  ghann^). 


1)  Hierzu  bemerkt  Th.  v.  Rieckhoff:  Strophe  3,  7  und  8  haben  in  der 


Oberlehrer  Sieckhoff  hat  diese  Poesien  mit  Interesse  ent- 
gegengenommen. Das  erste  Gedicht  bezeichnet  er  als  ein  Seiten- 
stack zu  dem  von  ihm  1880  in  den  Jahresberichten  der  Felliner 
historischen  Gesellschaft  S.  90  veröffentlichten  Spottgedichte  auf 
die  Katholiken  und  weist  darauf  hin,  dass  in  der  1611  erschie- 
nenen Arbeit  von  ErasmusWideman:  ^Musicalisch  Kurzweil^  Nr.  1 
ein  ähnliches,  aber  ausführlicheres  abgedruckt  ist.  Das  dritte 
Gedicht,  das  grosse  Ähnlichkeit  von  dem  noch  zu  meiner  Zeit 
gesungenen  Studentenliede  hat:  „Es  ging  ein  Jäger  wohl  jagen^ 
und  sich  auch  nach  dieser  Melodie  singen  lässt,  ist  nach 
Rieckhoff  mit  einigen  Abweichungen  und  Erweiterungen  von  dem 
Vereine  für  niederdeutsche  Geschichtsforschung  (Heft  1  Nr.  63 
und  in  Uhlands  alten  Yolksliedem  Nr.  104  S.  1010)  abgedruckt 
In  einer  zweiten  Zuschrift  teilt  mir  Th.  v.  Rieckhoff  mit,  dass 
in  dem  in  Göttingen  1610  erschienenen  Quodlibet,  in  den  4 
Stimmen  Gantores,  Tenor,  Bass  und  Alt  von  Möller  die  Melodie 
dieses  Liedes  vorhanden  sei,  über  die  er  jedoch  noch  nichts  an- 
zugeben im  Stande  ist,  da  er  in  die  genannte  Melodiensammlung 
noch  keinen  Einblick  gefanden  hat.  Über  das  zweite  Gedicht, 
das  über  die  verschmähte  Liebe  handelt,  hat  mir  Th.  v.  Rieckhoff 
noch  nichts  mitgeteilt. 

Meinem  ihm  gegebenen  Versprechen,  über  die  Herkunft  dieser 
Gedichte  in  unserer  Gesellschaft  Bericht  zu  erstatten,  will  ich  in 
folgendem  nachkommen. 

Die  bewussten  Gedichte  fand  ich  im  letzten  Teile  des  er- 
wähnten Sammelbandes,  wo  sie  von  den  bisherigen  Benutzern 
unbeachtet  geblieben  waren.  Dieser  Band  trägt  die  Archivnum- 
mer 2  und  besteht  aus  149  Papierblättern,  von  denen  Bl.  4 — 130 
Ton  ein  und  derselben  Hand  mit  Gegenständen  rechtshistori- 
schen Inhalts  beschrieben  sind.  Bl.  1 — 3  fehlen.  Der  Teil  von 
Bl.  130 — 149  enthält  Einschreibungen  von  mehreren  Händen.  Es 
hat  aber  den  Anschein,  dass  der  grösste  Teil  der  Inskriptionen 
von  ein  und  derselben  Hand  herrührt.  Dr.  A.  Buchholtz  sen., 
der  im  Jahre  1851  ein  Verzeichnis  der  Archivbestände  der 
Schwarzen  Häupter  zu  Riga  angefertigt  hat,  gibt  den  Inhalt  des 
in  Rede  stehenden  Bandes  folgendermassen  an: 

Fol.  4  Fragment,  die  Ratsglieder  betreffend. 

Fol.  4^  Bestimmungen  für  fremde  Gäste  und  Filgrime. 

Pol.  5* -6  Kritzeleien. 

Fol.  6^—14  Liber  statutorum  veterum  Rieensium  de  bL  1554. 

Fol.  95—110  die  Bursprake  (der  Stadt  Riga). 

Fol.  111  der  Sühnebrief  1330. 


Seklasazeile  zuviel  Silben,  alle  anderen  stimmen  im  Yernnass  mit  der  Fas- 
sang im  Ühlandschen  Liederbnch  überein,  die  sich  nach  der  Bürsehenmelodie 
gut  singen  lasst. 


90 

Fol.  116  Eberhard  von  Monheims  Bestätigung  der  Stadtpri- 
vilegien  und  Freiheiten  1330. 

Fol.  118^  Schrägen  oder  Gesetze  für  die  Glieder  der  gr. 
Gildstube  und  die  Gesellschaft  der  Schw.  H.  1477. 

Fol.  125 — 130  Dicens  veritatem  non  tenore  (?)^)  actione  inju- 
riarum,  pro  quo  notanda  sunt  jura  sequentia. 

Fol.  130  ff.  Schreibübungen  (Kritzeleien^  eines  früheren  Be- 
sitzers dieses  Manuskripts,  vielleicht  Heinricn  von  Münchhansens. 
Napiersky  hat  für  seine  Quellen  des  rigischen  Stadtrechts  (vergl. 
S.  IiXlV)  diesen  Band  des  Schwarzhäupterarchivs  herangezogen 
und  macht  auch  über  den  Inhalt  Mitteilung.  Den  uns  interes- 
sierenden Teil  neunter:  „Schreibereien  heterogenen  Inhalts*'.  Es 
ist  verständlich,  dass  bei  einem  flüchtigen  Blick  in  diesen  letzten 
Teil  des  Buches  die  wohl  nur  für  den  Besitzer  und  nicht  für  an- 
dere Leser  bestimmten  Einschreibungen  im  Vergleiche  mit  den 
gleichmässig;  von  einer  ausgeschriebenen  Hand  stammenden,  viel- 
leicht von  einem  Berufsscnreiber  hergestellten  Abschriften  den 
Eindruck  von  Kritzeleien  gemacht  haben  und  noch  machen  werden. 
Die  Inskriptionen  in  dem  letzten  Teile  (auch  auf  einigen  vorher- 
gehenden Blättern  auf  manchen  unbeschriebenen  Stellen)  sind 
zum  Teile  Schreibübungen  und  Federproben,  dann  aber  meist 
Eingänge  oder  Abschlüsse  von  Briefen,  stammbuchartige  Auf- 
zeichnungen oder  Abschriften  davon,  Bibelsprüche  in  deutscher 
und  lateinischer  Sprache,  Geschäftsnotizen  (Angaben  über  einge- 
laufene Getreidelieferungen)  und  drei  Gedichte.  Es  macht  dieser 
letzte  Teil  den  Eindruck,  als  ob  er  als  Kladde  oder  Brouillon 
gedient  habe.  In  den  Briefeingängen  und  Briefabschlüssen  be- 
gegnen uns  zahlreiche  nach  Kurland  weisende  Namen,  die  bei 
grösserem  genealogischen  Material  auf  die  Familienbeziehungen 
des  ehemaligen  Besitzers  fuhren  könnten. 

Genannt  werden: 
Heinrich  Spitz  von  Willtzhausen. 
Georg  Soege  (Sorge?). 
Fürst  Wilhelm  von  Kurland. 
Georg  von  Vitinghof,  mein  Schwager. 
Edde  Bringken,  mein  liebe  mödder. 

Hinrich  von  Willichhausen  (wohl  identisch  mit  Willtzhausen). 
Dordigge  Wessel,  selligen  Wilthausen  nachgelassene  wedewenn. 
Edda  von  Munnichausen,  meine  liebe  swester. 
Georg  von  Lüneburg,  kurländ.  Frauenburgscher  Amtsschreiber. 
Hinrich  van  Munnicnausen  (MünchhausenJ. 
Hermann  von  Mnichausen,  Bruder. 
Dorotehe  von  Mnichausen,  liebe  swester. 
Bereu  von  Mnichausen. 


^)  Im  Originale:  tene.  mit  einer  Abbreviatur. 


J 


91 

Pisenenek  (Pisuenek?)  thomes. 

Pillen  Jakop. 

Maz  Dakken. 

Hanne,  alte  medeknecht. 

Dorothea   Wesael     modder    (wohl    identisch    mit    Dordigge 
Wessel). 

Anna  Eras. 
Am  allermeisten  begegnet  uns  der  Name  Heinrich  von  Münch- 
bansen,  nnd  zwar  fast  immer  als  Unterschrift,  hin  und  wieder 
auch  ohne  Znsammenhang.  Ohne  Yermittelung  findet  sich  auch 
einmal  die  Jahreszahl  1596.  Die  in  dieser  Reihe  genannten 
Adelsfamilien  gehören  fast  alle  Kurland  an,  so  die  Familie  Soege(?), 
Vitinghof,  Brinken,  Wessel  und  Münchhausen.  Über  die  Familie 
Willtzhausen  habe  ich  mich  noch  nicht  genügend  orientieren 
können. 

Die  Vermutung,  die  Dr.  A.  Buchholtz  sen.  im  Jahre  1851 
ausgesprochen  hat,  dass  Heinrich  von  Münchhausen  der  Besitzer 
dieses  Sammelbandes  gewesen  sei,  und  dass  von  seiner  Hand  die 
meisten  Einschreibungen  stammen,  hat  viel  Wahrscheinlichkeit 
für  sich.  Herr  L.  Arbusow  machte  mich  auf  einige  Glieder  der 
Familie  Münchhausen  aufmerksam,  die  sich  im  kurländ.  Jahrbuche 
für  Genealogie,  Heraldik  und  Sphragistik  pro  1895  (Mitau  1896, 
S.  102)  finden.  Hier  wird  ein  Heinrich  von  Münchhausen  ge- 
nannt, der  auch,  wie  der  vermeintliche  Besitzer  des  in  Bede  ste- 
henden Sammelbandes,  einen  Bruder  Hermann,  eine  Schwester 
Dorothea  und  eine  Verwandte  aus  der  Familie  Brinken  hatte. 
Der  Vater  des  im  kurländ.  Jahrbuche  genannten  Heinrich  von 
Münchhausen,  Joh.  v.  Münchhausen,  war  im  Jahre  1624  Mitglied 
des  Mitauer  Schlossgerichts  gewesen.  Es  liegt  nahe,  anzunelmien, 
dass  dieser  das  bewusste  Sammelwerk  für  seine  juristischen  Zwecke 
angelegt  und  seinem  Sohne  vererbt  habe,  der  dann  auf  den  freien 
Seiten  seine  Aufzeichnungen  schrieb.  Wie  der  Sammelband  in 
den  Besitz  der  Kompagnie  der  Schwarzen  Häupter  gekommen 
ist,  darüber  finde  ich  keine  Aufzeichnungen.  Ein  Interesse  musste 
ja  für  sie  ihr  Schrägen  von  1477  haben,  der  als  Abschrift  der 
Sammlung  einverleibt  ist. 

Die  drei  Gedichte  scheinen  mir  von  einer  Hand  geschrieben 
zu  sein.  Das  erste  trägt  die  Unterschrift:  „Anna  Krus  mein 
Eigen  hand^  und  das  dritte  die  Unterschrift:  „Anna  E.^.  Da- 
gegen, dass  Anna  Ems  diese  Gedichte  hier  gleichsam  als  Stamm- 
buchverse eingeschrieben  habe,  spricht  der  Umstand,  dass  die 
Handschrift  der  Gedichte  gi'osse  Ähnlichkeit  mit  der  Heinrich 
Mänchhausens  aufweist.  Es  könnte  ja  hier  auch  eine  Abschrift 
aus  einem  andern  Stammbuche  vorliegen« 


92 


Erganzmigen  zu  dem  Vortrage  über  y^Ausgrabong  der 
Deutschordenskomtnrei  FerDa^'^ 

Von  E.  y.  LÖwis  of  Menar. 

Hiersn  eine  Tafel. 


In  den  Sitzungsberichten  der  Gesellschaft  für  Geschichte  nod 
Altertumskunde  für  1896  erschien  ein  Bericht  unter  obigem  Titel 
nebst  lithographiertem  Plane.  Inzwischen  hat  H.  Baron  Brai- 
ningk  bei  seinen  Archivarbeit^n  im  LivL  Ritterschaftsarchiv 
^Justizsachen  aus  schwedischer  Zeit)  eine  Prozessakte  Ton  1640— 
1646  des  Rates  der  Stadt  Pernau  wider  die  Gräfin  von  Thurn^) 
und  deren  Erben  aufgefunden  (Provisorische  Nr.  1609).  Da  es 
sich  dort  zunächst  um  einen  Grenzstreit  in  Pernau  handelt,  ist 
in  dieser  Akte  ein  Plan  der  Burg  und  der  Stadtmauer  von 
Pernau  enthalten,  der  zur  Zeit  als  ältester  gelten  muss.  Er 
bietet  verschiedene  Ergänzungen  zur  Topographie  von  Pernau. 

Zunächst  geht  aus  ihm  hervor,  dass  bis  zu  jener  Zeit  die 
Embecke,  der  heutige  Pernaufluss,  unmittelbar  längs  der  Stadt- 
und  Burgmauer  floss  und  dass  damals  eine  lange  Insel,  auf  dem 
Plane  .der  Holm  so  erwachsen''  bezeichnet,  im  Flusse  sich  ge- 
bildet hatte,  zu  der  eine  „Schloss  Brücke''  und  ein  von  der  Staidt 
„neuaufgeschütteter"  Damm  führten.  Dieser  Damm  war  wohl 
die  Hauptveranlassung,  dass  der  Flussarm  zwischen  Stadt  und 
Schloss  einerseits,  dem  neuen  Holme  andererseits,  immer  mehr 
versandete  und  gegenwärtig  mit  dem  Holme  zusanunen  jene  breite 
Ebene  zwischen  der  Stelle  der  ehemaligen  Stadt-  und  Burg- 
mauer (1.  und  2.  Vorburgmauer),  d.  i.  etwa  längs  der  heutigen 
Nordgasse,  und  dem  heutigen  linken  Flussufer  bildet. 

An  der  ersten  Vorburgmauer  lag  der  auf  dem  lithographierten 
Plane  mit  E  bezeichnete  halbrunde  Mauerturm.  Als  solchen 
zeigt  ihn  ein  Plan  von  1696  im  Stockholmer  Kriegsarchiv,  doch 
geht  aus  dem  nun  aufgefundenen  Plane  hervor,  dass  der  Orden 
hier  in  diesem  mit  E  bezeichneten  „Rundel"  eine  Notpforte,  die 
unmittelbar   auf  den   Fluss   hinausHihrte,   angelegt  hatte.    Das 

Spätere  Walltor  unweit  dieses  Turmes  ist  erst  von  den  Schweden 
urch  die  Vorburgmauer  gebrochen  worden. 

Auf  Seite  1^  ist  in  dem  obengenannten  gedruckten  Bericht 
die  Annahme  ausgesprochen,  dass  die  Stadt  Pernau  nicht,  wie 
der  erwähnte  Plan  von  1696  vermuten  lassen  könnte,  gewisser- 


1)  Es  war  die  Gräfin  Magdalena  von  Thnm,  Yalsassma,  Creaz  nod 
Pernau,  geborene  Gräfin  von  üardeck,  Witwe  des  Grafen  Franz  Bemhard, 
Sohn  des  zu.  Beginn  des  30  jährigen  Krieges  viel  genannten  Heinrich  Matthias 
Yergl.  Dr.  Schneider,  Die  Graien  Thnm  in  Livland  und  ihr  Verhältnis  n 
Peman,  in:  Sitzungsberichte  der  Altertomforschenden Gesellschaft  za Feman 
1899—1901.    Peman  1901.    80.    Seite  16-69. 


93 


tit^esässäsSSShS^SS^^:^^^ 


h.,^ 


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92 


)!)iute  der 


l 


93 

len  innerhalb  der  erweiterten  zweiten  Vorburg  gelegen  habe, 
^uern  es  wird  als  wahrscheinlicher  bezeichnet,  dass  „im  Mittel- 
alter die  zweite  Vorburg  und  die  Stadt  Pernau  durch  eine  Mauer 
getrennt  waren".  Die  Richtigkeit  dieser  Behauptung  ist  nun 
durch  den  neuaufgefundenen,  über  50  Jahre  älteren  Plan  voll- 
ständig bewiesen,  denn  nicht  nur  ist  auf  ihm  die  Flucht  der  ver- 
muteten Mauer  gezeichnet,  sondern  auch  eine  „Schlosspforte" 
darin,  vor  ihr  eine  Brücke  über  den  „Scheidtgraben  zwischen 
dem  Hauss"  (und  der  Stadt),  der  als  5  Buten  breit  bezeichnet 
wird.  In  der  Prozessakte  ist  dann  auch  noch  wiederholt  von 
der  Mauer,  die  Stadt  und  Schloss  trennte,  die  Rede. 

Zufallig  stimmen  die  Masstäbe  der  Pläne  von  1696  und 
1640  überein,  Abweichungen  in  der  Zeichnung  sind  daher  nur 
Ungenauigkeiten,  die  1640  oder  1696  begangen  wurden. 

Der  Prozess,  in  dessen  Akte  sich  der  alte  Plan  von  Pernau 
befindet,  dreht  sich  in  erster  Reihe  um  den  Platz  der  ehemaligen 
St.  Gertrudkirche,  von  der  Karl  IX.  einen  Teil  zur  Defension 
der  Stadt  und  des  Schlosses  gebraucht  hatte;  er  hatte  hier  ein 
.Rundel"  angelegt.  Diese  Stelle  liegt  dort,  wo  Schloss-  und 
Stadtmauer  nach  der  Landseite  hin  zusammenstiessen,  daher 
konnte  nachmals  leicht  zwischen  Schloss  und  Stadt  ein  Grenz- 
streit entstehen. 

Die  Stadt  klagte  darüber,  dass  die  Frau  Gräfin  Thurn  die 
Kirche  zu  ihrem  Schlosse  gezogen  habe,  obgleich,  seitdem  Karl  IX. 
einen  Teil  der  Kirche  zur  Defension  gebraucht  habe,  die  Stadt- 
pforte darin  stets  freigehalten  worden  sei  und  die  Kirche,  die 
in  der  die  Stadt  und  das  Schloss  trennenden  Mauer  gestanden 
habe^  laut  Fol.  115  des  Stadt-Erbebuches  zur  Stadt  gehöre. 

Die  Gräfin  erwiderte,  die  Stadt  habe  zu  polnischer  Zeit 
(nach  1582,  als  die  Nikolaikirche  den  Katholiken  übergeben  war) 
gar  keine  Kirche  gehabt  König  Sigismund  III.  habe  (nach  1587; 
den  Deutschen  nur  ein  Haus  in  der  Stadt  zum  Gottesdienste  ein- 
geräumt, die  St.  Gertrudkirche  habe  aber  zu  polnischen  und 
schwedischen  Zeiten  nach  dem  Schlosse  gehört  und  gehöre  daher 
nun  ihr,  der  Gräfin  Thurn.  Auch  sei  die  Stelle  der  Kirche,  wo 
das  ^Rundel^  von  den  Schweden  angelegt  wurde,  nun  schon  40 
Jahre  (1600 — 1640)  unangefochten  beim  Schlosse  verblieben. 

Der  als  Beilage  D  der  Akte  von  selten  der  gräflichen 
Partei  zugefügte  Plan  zeigt  die  auch  ausserhalb  der  ümmauerung 
beanspruchte  Grenze  als  „Linea  Recta^,  während  die  Stadt,  diese 
Grenze  bestreitend,  noch  des  Windmüllers  Wohnung  als  in  ihrem 
Gebiete  liegend  beanspruchte. 

Die  übrigen  Streitfragen   des  Prozesses  behandeln  andere, 
in  topographischer  Hinsicht  weniger  interessante  Punkte. 
,        Das  am  23.  Februar  1646  geßillte  Urteil  anerkennt  den  frü- 
heren Besitz  der  Stadt  in  Bezug  auf  die  St.  Gertrudkirche,  die 


94 

innerhalb  der  Stadt  belegen  gewesen  sei,  lant  Erbebnch,  doch 
da  seit  1600  über  den  Trümmern  der  Kirche  eine  Bastion  ge- 
standen, sowohl  zum  Schatze  der  Stadt  als  des  Schlosses,  so  wird 
dieser  seit  so  langer  Zeit  bestehende  Zustand  sanktioniert.  Da- 
gegen erhält  die  Stadt  die  Bestätigung  ihres  Besitzes  ausserhalb 
der  Mauern. 

Auf  dem  lithographierten  Plane  ist  bei  F  eine  im  gedruckten 
Berichte  S.  143  als  „unmotiviert  erscheinende  Binknickung*  be- 
zeichnete Unterbrechung  der  Mauerflucht  dargestellt.  Diese  Ein- 
knickung  originiert,  wie  wir  nun  sehen,  von  der  ehemaligen  St. 
Gertrudfcirche  und  dem  Rundel. 

Die  La^e  der  Kirche  am  äusseren  Bande  der  Stadt  ucd 
Burg  ist  wohl  keine  zufällige,  denn  St.  Gertrud  war  die  Schutz- 
patronin der  Reisenden  und  an  den  Heerstrassen,  am  Bande, 
oder  auch,  wie  in  Biga,  ausserhalb  der  Stadt,  erstanden  die  ihr 
geweihten  Kirchen. 

Für  den  Anfang  des  XVI.  Jahrhunderts  wird  im  pernauschen 
Denkelbuche  vermerkt,  dass  Johann  Duigel  der  St.  Gertruden- 
Kapelle  36  Mark  jährlich  festgesetzt  habe  ^).  Im  Jahre  1513  bei 
dem  grossen  Schadenfeuer  ist  dann  die  St.  Gertrudkirche  ver- 
brannt^), muss  aber  bald  wieder  in  Stand  gesetzt  worden  sein, 
denn  sie  wird  1525  noch  erwähnt  und  ist  dann  wahrscheinlich 
beim  grossen  Brande  von  Pernau  1533  zerstört  worden').  Da 
Karl  IX.  ihre  Trümmer  zu  Befestigun^n  benutzte,  so  wird  sie 
nach  der  schwedischen  Okkupation  remaus  in  den  Jahren 
1600—1609  nicht  mehr  vorhanden  gewesen  sein,  und  1640  Febr. 
21  wird  in  der  Akte  (Blatt  1)  nur  erwähnt,  dass  ihre  Lage 
zwischen  Stadt  und  Schloss  ihre  Budera  bezeugen. 

Die  Lage  dieser  Kirche  ist  aber  nun  für  uns  durch  den  vor- 
liegenden Plan  festgelegt,  und  zwar  als  der  östliche  Teil  des 
Häuservierecks,  das  durch  die  heutige  Wasserstrasse,  Neugasse, 
Akademiestrasse  und  Malmöstrasse  eingeschlossen  vtrird.  Eine 
Ecke  der  Kirche  oder  des  auf  ihrem  Platze  angelegt  gewesenen 
Bundeis  sprang  in  die  Neugasse,  unweit  der  Wasserstrasse, 
hinein. 


1)  Dr.  Schneider,  Ans  dem  Denkelbnche  der  Stadt  Peman,  in:  Sitznnn* 
berichte  der  Altertamforschenden  Gesellschaft  za  Pemau  18d9^1901,  S.  106. 

<)  Ebendort. 

S)  Yergl.  Th.  Gzernay,  Znr  Geschichte  der  St.  Nikolai-Kirche  in  Per- 
paa,  in:  Sitzimgsberichte  der  Altertamforschenden  Gesellschaft  zu  Pemsa 
1899—1901,  S.  60  und  61. 


Ö5 


680.  Versammlmig  am  12.  Hu  1904. 


Der  Präsident  Oberlehrer  Bernhard  Hollander  eröffnete 
die  Sitzung,  indem  er  der  im  verflossenen  Monate  verstorbenen 
Mitglieder  gedachte.  Es  sind  das:  das  korrespondierende  Mit- 
glied Professor  Dr.  Konstantin  Höhlbaum  (f  in  Oiessen  den 
2.  Mai/19.  April);  die  ordentlichen  Mitglieder:  Sekretär  Ernst 
Schwartz  (fin  Riga  den  23.  März);  cand.  oec.  Karl  Oaehtgens 
(t  in  Treppenhof  den  14.  April);  dim.  Stadthaupt  von  Jurjew 
(Dorpat)  Dr.  med.  W.  v.  Bock  (f  den  20.  April). 

Eingehender  gedachte  der  Präsident  des  korrespondierenden 
Mitgliedes  Professors  Dr.  Konstantin  Höhlbaum,  der  über 
drei  Jahrzehnte  bemüht  gewesen  ist,  bei  seinen  historischen  Ar- 
beiten auch  die  Interessen  der  baltischen  Geschichtsforschung 
and  damit  unserer  Gesellschaft  zu  vertreten.  Indem  der  Redner 
in  kurzen  Zügen  den  Lebenslauf  des  Verstorbenen  skizzierte, 
erinnerte  er  zunächst  an  die  ersten  grösseren  Arbeiten  desselben, 
die  sich  mit  Johann  Renners  livländischen  Historien  und  der 
jüngeren  livl.  Reimchronik  des  ßarthol.  Hoenecke  beschäftigten 
und  sowohl  des  Stoffs  wegen,  als  auch  infolge  der  kritischen 
und  umsichtigen  Behandlung  des  Stoffes  allgemeines  Interesse 
erregten.  Ebenso  sei  die  vortrefflich  orientierende  Arbeit  über 
die  ^Gründung  der  deutschen  Kolonie  an  der  Düna**  viel  gelesen 
und  benutzt  worden.  Auch  nachdem  Höhlbaum  in  die  Dienste 
des  neubegründeten  Hansischen  Geschichtsvereins  getreten  und 
Herausgeber  des  Hansischen  Urkundenbachs  geworden  war,  hat 
er  die  baltische  Heimat  nicht  vergessen.  Bei  seinen  Forschungs- 
reisen suchte  er  die  Archivarbeit,  soweit  ihr  Hauptzweck  es 
gestattete,  auch  für  die  livl.  Geschichte  nutzbar  zu  machen  und 
immer  wieder  schickte  er  Früchte  derselben  den  baltischen 
Oeschichtsvereinen  zu.  Als  er  uns  im  Jahre  1886  eine  hand- 
schriftliche Sammlung  zur  livl.  Geschichte  übersandte,  sprach 
er  es  dabei  aus,  dass  keines  der  Mitglieder  unserer  Gesellschaft 


96 

der  Förderang  ihrer  Zwecke  fern  bleiben  dürfe,  denn  mehr 
als  je  sei  es  heute  Pflicht,  Altlivlands  eingedenk  zn  sein.  So 
hat  der  Verstorbene,  obgleich  er  schon  in  jungen  Jahren  die 
Heimat  verlassen,  doch  auch  in  der  Ferne  ihr  gedient  und  in 
verschiedenen  Lebensstellungen  ihr  Treue  gehalten.  Sein  An- 
denken wird  auch  bei  uns  in  Ehren  gehalten  werden. 

Zu  ordentlichen  Mitgliedern  wurden  aufgenommen  die  Herren: 
Eonrad  v.  Dehn  und  Not.  publ.  Gotthard  Wulffius  in  Riga. 

Der  Präsident  legte  der  Versammlung  die  „Sitzungs- 
berichte der  Gesellschaft  aus  dem  Jahre  IQOS''  vor  und 
femer  die  von  der  Gesellschaft  in  Verbindung  mit  den  andern 
baltischen  geschichtsforschenden  Gesellschaften  durch  mag.  bist 
Arnold  Feuereisen  herausgegebene  „Livländische  Geschichts- 
literatur« für  das  Jahr  1902. 

Die  Versammlung  beschloss,  am  25.  Mai  c.  einen  historischen 
Ausflug  nach  Martinsholm  und  Dahlen  zu  untemehmen, 
worüber  Herr  K.  von  Löwis  of  Menar,  der  die  Führung  über- 
nommen hatte,  nähere  Mitteilungen  machte. 

Der  Präsident  verlas  eine  Zuschrift  des  Herrn  Dr.  Gustav 
Sodoffsky,  welche  einige  die  damaligen  Zeitungsberichte  ergän- 
zende, aus  den  „Memoiren  der  Familie  Sodoffsky«  entnommene 
Mitteilungen  über  den  Besuch  der  Eaiserfamilie  in  Riga  im  No- 
vember 1834  enthielt.  Dieselbe  fand,  da  sich  des  starken  Treib- 
eises wegen  die  Überfahrt  verzögerte,  Aufnahme  bei  der  Immo- 
bilienbesitzerin Frau  G.  L.  Sodoffsky  auf  Grossklüversholm,  bis 
am  Abend  die  Überfahrt  vermittelst  eines  von  vielen  kleinen 
Übersetzerbooten  gezogenen  Bordings  bewerkstelligt  werden 
konnte,  worauf  am  jenseitigen  Ufer  der  feierliche  Empfang  durch 
die  Bürgerschaft  stattfand. 

Die  Zuschrift  ist  in  den  «Rig.  Stadtblättern''  1904  J«  31  zum 
vollständigen  Abdruck  gekommen. 

Der  Präsident  verlas  femer  eine  Zuschrift  des  Herrn  Pro- 
fessors Dr.  Richard  Hausmann  über  einen  vor  längerer  Zeit 
in  Earkus  gefundenen  Paalstab  (s.  unten). 


j 


97 

Für  die  Bibliothek  waren  als  Geschenke  eingegangen: 
1)  von  Herrn  L.  Arbusow  dessen:  Livlands  Geistlichkeit  vom 
£nde  des  12.  Jahrhunderts  bis  ins  16.  Jahrhundert  (Schluss). 
S.-A.  a.  Jahrb.  f.  Gen.  1902;  2)  von  Herrn  B.  ¥•  Bock-Schwarzhof: 
Porträt  Woldemars  von  Bock;  3)  von  Herrn  K.  v.  Löwis  of 
Menar  dessen:  Zur  Genealogie  des  österreichischen  Generalissimus 
Gideon  Ernst  Freiherrn  von  London.  S.-A.  a.  Jahrb.  f.  Gen.  1902; 
4)  von  der  Kaiserlichen  Gesellschaft  für  Geschichte  und 
Altertümer  Busslands  an  der  Moskauer  Universität:  yxsep- 
aseHHafl  rpanoTa  o&b  HSÖpanlM  ua  MocROBCKoe  rocy^apcTBO  MnxaHja 
Bej^opoBHHa  PonanoBa. 

Ausserdem  Geschenke  der  Herren  F.  Dohne,  dim.  Stadtrat 
A.  Hillner,  Dr.  G.  Sodoffsky  und  Dr.  Paul  Tiemer. 

Für  das  Museum  waren  als  Geschenke  dargebracht  worden: 
1)  von  Herrn  Dr.  Paul  Tiemer:  eine  silberne  Zigarrenspitze 
aus  dem  Jahre  1831;  2)  von  Herrn  Gottfried  Winter:  eine 
Silhouette  von  Frau  Franziska  Winter  und  ein  zusammenlegbarer 
Holzlöffel  V.  J.  1705;  3)  von  Herrn  Beinhold  Borchert:  eine 
Pfeilspitze  aus  Feuerstein,  gefunden  in  Lindenhof  bei  Altona,  und 
ein  Pnlvermass  aus  Messing. 

Für  das  Münz-  und  Medaillenkabinett  waren  Geschenke 
dargebracht  worden  von  den  Herren  Gustav  v.  Sengbusch, 
Konrad  v.  Sengbu&ch  und  Beinhold  Borchert. 

Herr  Dr.  August  v.  Bulmerincq  legte  ein  Verzeichnis 
des  der  Gesellschaft  übergebenen  Schriften-Nachlasses  des 
Dr.  Anton  Buchholtz  in  der  von  ihm  gewählten  Anordnung 
vor.  Erläuternd  führte  er  dazu  aus,  dass  er  den  ganzen  Nach- 
lass  in  148  Nummern  zerlegt  und  diese  Nummern  wiederum  in 
10  Abteilungen  zusammengefasst  habe:  1.  Handschriften  (17  Num- 
mern), 2.  Abschriften  (37),  3.  Auszüge  und  Notizen  (17),  4.  Strassen 
der  Stadt  Eiga  (29),  5.  Münzen  (13),  6.  Wappen  (9),  7.  Samm- 
lung von  Urkunden  und  von  Akten  (8),  8.  Sammlung  kleiner 
Drucksachen  (8),  9.  Briefe  (2),  10.  Abhandlungen  verschiedener 
Personen  (6).  Im  einzelnen  hob  Bulmerincq  hervor,  dass  die 
Handschriften  bereits  teils  als  selbständige  Werke,  teils  in  den 

7 


98 

Sitzungsberichten  der  Oesellschaft  gedruckt  vorlägen.     Dagegen 
seien  von  den  umfangreichen  Abschriften  von  Chroniken,  Akten- 
stücken und  Urkunden  erst  die  Aktenstücke  und  Urkunden  zur 
Geschichte  der  Stadt  Riga  1710—1740  gedruckt.    Unter  den  23 
abgeschriebenen  Chroniken  seien  besonders  beachtenswert:  Gro- 
demanns  Lügenbuch  1589—1606,  die  Fortsetzung  zu  Bodeckers 
Chronik  1638—1652,  die  Depkinschen  Chroniken  1699-1720  und 
die  Turmknopfnachrichten.     Unter  den  Aktenstücken   und    Ur- 
kunden können  als  wichtig  und  umfangreich  hervorgehoben  werden 
die  Abschriften  aus  den  Archiven  des  Rats  und  der  Gilden  der 
Stadt  Riga  (1622—1696),    die   hauptsächlich  die  Tätigkeit   des 
Ältermanns  Plönnies  zum  Inhalt  haben.     Von  den  Notizen  und 
Auszügen  verdienten  besondere  Beachtung  namentlich  die  ausser- 
ordentlich sorgfältige  Bearbeitung  der  Aufzeichnungen  zur  Ge- 
schichte der  Häuser  der  Stadt  Riga  und  die  Auszüge  aus  dem 
Rentebuch  des  Rigaschen  Rats.   Für  die  Benutzung  der  gedruckten 
Aktenstücke  und  Urkunden  (1710 — 1740)  seien  von  grossem  Wert 
die  fortlaufenden  Auszüge  aus  den   Protokollen   des  Rigaschen 
Rats  1710    1743.     Besondere  Sorgfalt  hat  Buchholtz  auch  auf 
die  Sammlung  und  Bearbeitung  von  Nachrichten  über  mehr  als 
28  Strassen  Rigas  verwandt.     Wertvollen  Stoff  zur  Geschichte 
der  Münzen  lieferten  zahlreiche  Abschriften  aus  den  Archiven 
Rigas,  Revals  und  Dorpats  und  aus  Druckwerken.   Von  geringer 
Bedeutung  seien  die  Abteilungen:  6.  Wappen,  7.  Akten  und  Ur- 
kunden und  10.  verschiedene  Abhandlungen.    Dagegen  biete  die 
Sammlung    kleiner    Drucksachen:    Kirchenlieder,   Theaterzettel, 
Einladungskarten,  Speisekarten  u.   dgl.    manches  Wissenswerte. 
Die  Sammlung  Briefe  enthalte  an  Dr.  Anton  Buchholtz  und  an 
seinen  Vater  Dr.  August  Buchholtz   gerichtete   Schreiben   über 
Münzen  und  Ausgrabungen.    Besonders  zahlreich  seien  die  Briefe 
des  Professors  R.  Hausmann,  die  sich  grösstenteils  auf  die  Vor- 
arbeiten zum  10.  Archäologischen  Eongress  beziehen. 

Bulmerincq  schloss  seine  Erläuterungen  mit  dem  Wunsche, 
dass  der  von  Dr.  Anton  Buchholtz  in  jahrelanger  Arbeit  mit 
grosser  Mühe  und  Umsicht  gesammelte  Stoff  nicht  brach  liep^ea 


j 


99 

bleiben,  sondern  für  die  Geschichte  unseres  Landes  sorgfältig  aus- 
genutzt werden  möge. 

Herr  Dr.  phil.  Leo  Berkholz  machte  in  einem  längeren 
Yortrage  Mitteilungen  über  seine  Untersuchungen  zur  Geschichte 
der  Bigaer  Erämer-Eompanie.  Der  Vortragende  behan- 
delte in  ausföhrlicher  Weise  die  innere  Organisation  dieser  im 
J.  1579  gerundeten  Genossenschaft  und  die  mannigfaltigen  Yer- 
^nderungeui  die  sie  im  Laufe  des  17.  Jahrh.  erfahren  hatte. 
Auf  die  Geschichte  der  Eompanie  im  18.  Jahrh.  zurückzukommen, 
behielt  sich  der  Vortragende  vor.  Er  erwähnte  hierbei,  dass  die 
Erämer-Eompanie  durch  Befehl  der  Rigaschen  Statthalterschafts- 
regierung im  J.  1787  aufgehoben  wurde,  sich  jedoch  in  der  im 
J.  1779  vom  Rate  genehmigten  „Fundation  der  Rigischen  Erämer- 
Eompanie-Stiftung  für  Witwen,  Waisen  und  verarmte  Mitbürger** 
ein  bleibendes  Gedächtnis  geschaffen  habe. 

Herr  Inspektor  E.  Mettig  lenkte  die  Aufmerksamkeit  auf 
4  Siegel  der  rigaschen  Goldschmiede  Everhardt  Meyer,  Jürgen 
Slühter,  Greger  Winter  und  Martin  WulflF  auf  einer  im  Archiv 
der  Schwarzen  Häupter  zu  Riga  aufbewahrten  Urkunde  von  1617, 
in  der  die  Genannten  bezeugen,  dass  sie  die  bei  der  Eompanie 
der  Schwarzen  Häupter  zu  Riga  verpfändet  gewesenen  Silber- 
sachen und  Pretiosen  zurückerhalten  haben.  Der  Vortragende 
beschrieb  die  auf  den  Siegeln  dargestellten  Wappen  und  Haus- 
marken und  wies  in  Anbetracht  dessen,  dass  uns  Hausmarken 
als  Meisterzeichen  begegnen,  auf  die  Möglichkeit  eines  Zusammen- 
hanges zwischen  Meisterzeichen  und  Hausmarken  (Wappen)  in 
der  oben  genannten  Urkunde  hin. 

Herr  Stadtbibliothekar  N.  Busch  gab  auf  Grund  mehrerer 
von  ihm  in  der  Stadtbibliothek  aufgefundener  Fragmente  einen 
Beitrag  zur  Frage  der  ältesten  niederdeutschen  Birgitta- 
Drucke  (s.  unten). 

Herr  Stadtbibliothekar  N.  Busch  übergab  der  Gesellschaft 
eine  Arbeit  des  Herrn  Oberlehrers  G.  Worms  in  Irmlau.  Ober- 
lehrer Worms  behandelt  eine  1581  gedruckte  „Wahrhafflige  Nye 
Tyding",  in  der  die  Belagerungen  von  Eecksholm,  Padis,  Wesen- 


100 

berg  und  Tolsborg  durch  die  Schweden  1681  beschrieben  werden» 
Als  Verfasser  dieser  neuen  Zeitung  weist  Oberlehrer  Worms  den 
Chronisten  Balthasar  Bussow  nach  (s.  unten). 

Herr  Architekt  Dr.  W.  Neu  mann  übergab  das  Manuskript 
zu  der  von  ihm  im  Februar  (s.  oben  S.  22)  der  (Gesellschaft  vor- 
gelegten Arbeit  über  baltische  Goldschmiedenamen,  Goldschmiede- 
merkzeichen und  Goldschmiedewerke  (s.  unten). 

Herr  Archivar  mag.  bist.  E.  Fehre  berichtete,  er  sei  vom 
Stadtbibliothekar,  Herrn  N.  Busch,  darauf  hingewiesen 
worden,  dass  die  Rigasche  Stadtbibliothek  in  ihrer  umfangreichen 
Manuskripten -Abteilung  auch  eine  Reihe  von  Handschriften 
enthalte,  die  für  die  G^chichte  Busslands  im  allgemeinen  in 
Betracht  käme.  Zunächst  wolle  er  nur  über  eine  Original- 
instruktion der  Kaiserin  Katharina  H.  an  den  Vize- 
admiral Greigh  berichten: 

Dieses  interessante  Dokument,  vom  7.  Juni  1788  datiert,  stammt 
aus  dem  Nachlass  des  Feldmarschalls  Barclay  de  ToUy.  Samuel 
Greigh,  geboren  1736,  aus  alter  schottischer  Familie,  trat  1764 
als  Kapitän  I.  Banges  in  russische  Dienste.  1770  zeichnete  er 
sich  in  der  Seeschlacht  bei  Tschesme  aus;  1773  kommandierte  er 
die  russische  Eskadre  im  Archipelag;  1775  wurde  er  Kommandant 
des  Hafens  von  Kronstadt;  1781  avancierte  er  zum  Vizeadmiral. 
Beim  Ausbruch  des  Türkenkrieges  von  1788  wurde  er  von  der 
Kaiserin  zum  Kommandeur  der  Mittelmeerflotte  ernannt;  doch 
kam  er  nicht  dazu,  gegen  die  Türken  zu  operieren.  Die  Schweden 
griffen  in  den  Kri^  ein,  Greigh  besiegte  sie  am  6.  Juli  1788 
bei  Hogland  und  starb  im  selben  Monat.  Er  wurde  in  der  Dom- 
kirche zu  Reval  beigesetzt,  wo  Katharina  II.  ihm  ein  Denkmal 
in  weissem  Marmor  errichtete.  Sein  Sohn  wurde  gleichfalls 
Admiral,  sein  Grosssohn  ist  der  bekannte  Finanzminister  Greigh, 
der  1880  seine  Entlassung  nahm.  Die  Instruktion  umfasst  114 
Folioseiten,  auf  der  letzten  Seite  findet  sich  die  eigenhändige 
Unterschrift  der  Kaiserin,  aus  Zarskoje  Sselo  den  7.  Juni  1788 
datiert.  Die  Instruktion  zerfällt  in  zwei  Teile:  der  erste  gibt 
eine  Darstellung  der  damaligen  politischen  Beziehungen  Busslands 


101_ 

Zu  einer  Reihe  auswärtiger  Staaten,  der  zweite  enthält  die  In- 
struktion für  den  Kommandeur  über  die  militärischen  Operationen 
gegen  die  Türkei. 

Von  den  auswärtigen  Staaten  werden  als  unbedingt  Russland 
wohlgesinnt  bezeichnet:  Österreich,  der  Bundesgenosse  im  Türken- 
kriege,  Dänemark,  die  Niederlande,  Frankreich,  Spanien,  Portugal, 
die  Republik  Genua,  Sardinien,  Toskana  und  der  Malteserorden. 
In  allen  diesen  Staaten  sei  auf  Förderung  der  russischen  Expe- 
dition zu  rechnen.  Auf  Venedigs  Unterstützung  sei  dagegen 
nicht  zu  bauen,  da  dieser  kraftlose  Staat  allzu  grosse  Furcht 
Tor  den  Türken  habe.  Schweden  sei  mit  Argwohn  zu  betrachten, 
da  es  Yerdächtige  Rüstungen  betreibe;  im  Notfall  habe  sich  der 
Admiral  g^en  die  Schweden  zu  wenden,  ihre  Flotte  anzugreifen 
und  sie  womöglich  zu  vernichten.  (Wie  so  richtig  hat  die 
Kaiserin  hier  gesehen  I)  England  sei  leider  in  der  letzten  Zeit 
von  seiner  früheren  wohlwollenden  Haltung  abgewichen.  Der 
König  habe  sich  dem  von  Friedrich  11.  begründeten  Fürstenbunde 
angeschlossen  und  neige  sichtbar  der  turkophilen  Politik  Preussens 
zu.  Der  englische  Botschafter  in  Konstantinopel  begünstige  ent- 
schieden die  Türkei.  Auf  irgendwelche  Förderung  von  englischer 
Seite  dürfe  nicht  gerechnet  werden.  Zu  beachten  seien  auch  die 
nordafrikanischen  Staaten,  gegen  deren  Piratenwesen  nachdrück- 
liche Repressalien  zu  ergreifen  wären. 

Im  zweiten  Teil  wird  zunächst  der  Plan  der  gemeinsamen 
Aktion  der  beiden  Kaiserstaaten  skizziert.  Die  Hauptaufgabe 
ällt  der  Jekaterinoslawschen  Armee  unter  dem  Oberbefehl 
Potjemkins  zu.  Sie  hat  vor  allem  Otschakow  zu  gewinnen.  Das 
Kaukasische  und  das  Kubansche  Korps  haben  das  Gebiet  vom 
Kaspischen  bis  zum  Schwarzen  Meere  in  Ruhe  zu  halten.  Das 
Korps  in  der  Krim  und  die  Schwarzmeerflotte  unterstützen  die 
Operationen  Potjemkins. 

Neben  der  Jekaterinoslawschen  Armee  hat  die  Ukrainische 
von  Woronzow  befehligte  Armee  zwischen  Dnjestr  und  Pruth  zu 
operieren.  Sie  steht  in  Verbindung  mit  dem  österreichischen  in 
der  Bukowina  stationierten  Korps.   Ausser  diesen  österreichischen 


102 

Truppen  operieren  noch  4  andere  Korps  gegen  die  Walachei, 
das  Banat  von  Krajewo,  Bosnien  und  Belgrad.  Znr  Unterstfitzimg 
dieser  Korps  ist  die  Mitwirkung  von  Oreighs  Mittelmeerflotte 
von  wesentlichster  Bedeutung.  —  Der  Admiral  hat  in  Dalmatien 
und  Albanien  Werbungen  vorzunehmen,  ebenso  in  Korsika  und 
Toskana.  Mit  dem  aufständischen  Pascha  in  Skntari  ist  in  Ver- 
kehr zu  treten.  Montenegro  ist  in  seiner  Aktion  gegen  die 
Türken  mit  Waffen  und  Lebensmitteln  zu  unterstützen.  Mit  den 
ägyptischen  Beys,  die  das  türkische  Joch  abzuschütteln  gesonnen 
sind,  sind  Verbindungen  anzuknüpfen;  doch  soll  dies  möglichst 
geheim  geschehen,  und  die  russischen  Instruktoren  haben  sich 
landesüblich  zu  kleiden.  Der  Admiral  erhält  unbedingte  Vollmacht 
mit  allen  christlichen  Völkerschaften  rechtsgültige  Verträge  zu 
schliessen.  Besonders  sind  Griechen  anzuwerben,  weil  diese  mit 
dem  Seewesen  am  besten  vertraut  sind.  Der  Admiral  erhält 
Mittel  zur  Ausrüstung  eines  Korps  von  10,000  Mann  ans  Indi- 
genen.  Wer  Anwerbung  fördert,  erhält,  je  nach  der  Leistung, 
russischen  Militärrang  bis  zum  Premiermajor.  Der  Admiral 
erhält  150  Manifeste  in  griechischer  Sprache,  die  zur  Abwerfung 
des  Türkenjoches  auffordern.  Humanität  und  grösster  Takt  ist 
bei  den  Verhandlungen  mit  den  Balkanchristen  zu  beobachten. 
Sorgfältig  ist  zu  erforschen,  welche  Missstände  speziell  die  Christen 
als  ganz  besonders  drückend  empfinden.  Besonders  die  Bewohner 
der  wichtigen  Städte  Volo  und  Saloniki  sind  zu  gewinnen.  Die 
reiche  Stadt  Smyrna  ist  womöglich  zu  besetzen.  Die  türkische 
Flotte  muss  geschwächt  und,  wenn  es  angeht,  ganz  vernichtet 
werden.  Das  wichtigste  Ziel  ist  aber  die  Gewinnung  von  Kon- 
stantinopel. —  Hier  sind  mit  den  Christen  Verbindungen  anzu- 
knüpfen. Vielleicht  gelingt  es,  wenn  die  Türken  durch  Erfolge 
der  Russen  und  Österreicher  zu  Lande  in  panischen  Schrecken 
versetzt  sind,  die  Dardanellen  zu  passieren  und  dann  in  Kon- 
stantinopel „die  christliche  Herrschaft  durch  Aufziehen  der 
christlichen  Standarte  zu  kennzeichnen.**  Bittet  der  Feind  um 
Frieden,  so  sind  Kuriere  nach  Petersburg  und  an  Potjemkin 
abzusenden.     Letzterer  hat  unbedingte  Vollmacht  für  den  Ab- 


103 

schluss  des  Friedens.  —  Weiter  folgen  Bestimmungen  über  die 
geistliche  Bedienung  der  Flotte,  über  Aufrechterhaltung  der 
Mannszucht,  über  die  Höhe  der  Gagen,  über  Prisengerichte, 
Eri^skontributionen,  Avancement,  Belohnungen  usw.  Mit  dem 
Hof  und  der  Hauptarmee  hat  der  Admiral  in  steter  Verbindung 
zu  bleiben;  auch  mit  den  Gesandten  Busslands  in  Wien,  Turin 
und  Florenz  ist  erforderlichenfalls  zu  korrespondieren.  Den 
Schluss  der  Instruktion  bildet  ein  Verzeichnis  der  dem  Admiral 
zugeteilten  Zivilbeamten  mit  Angabe  der  Höhe  ihrer  Gage. 


Die  Bronzeazt  oder  der  Faalstab  von  EarkoB. 

Von  R.  Hausmann. 


In  den  Sitzungsberichten  unserer  Gesellschaft  1899  Seite  7 
und  24  registrierte  Ant.  Buchholtz,  der  die  in  unseren  Provinzen 
seltenen  Funde  aus  der  Bronzezeit  aufmerksam  verfolgte,  zwei 
Bronzeäxte,  die  jüngst  gefunden  seien.  Die  eine  stammte  aus 
Assuma  im  Kirchspiel  Heimet  und  war  an  die  Felliner  literarische 
Gesellschaft  gelangt  (cfr.  deren  Jahresbericht  1898,  35  und 
1899,  40),  eine  Abbildung,  die  Buchholtz  aus  Fellin  erhalten  hatte, 
legte  er  am  13.  Januar  1899  der  Versammlung  in  Riga  vor.  Bald 
darauf,  am  10.  Februar,  berichtete  er,  „dass  er  durch  den  Präsi- 
denten der  Felliner  literarischen  Gesellschaft  Herrn  v.  Wahl  auf 
das  von  Herrn  J.  Juns  herausgegebene  Buch:  Muinasaja  teadus 
Eestlase  maalt.  II.  Jurjew  1898,  aufmerksam  gemacht  worden  sei, 
in  dem  (Seite  27)  ein  in  Karkus  gefundener  Faalstab  aus  Bronze 
abgebildet  sei,  der  vor  einiger  Zeit  zusammen  mit  andern  Alter- 
tümern in  den  Besitz  der  Estländischen  literarischen  Ctesellschaft 
in  Beval  gelangt  ist.  Dieser  Faalstab  gehört  zu  einer  Gattung, 
die  besonders  häufig  in  Schleswig-Holstein  vorkommt,  und  zeichnet 
sich  durch  das  für  die  ältere  Bronzezeit  charakteristische  Spezial- 
omament  aus.  Während  der  kürzlich  in  Heimet  gefundene  Faal- 
stab von  den  Spezialforschem  ids  Handwerkszeug  angesprochen 
wird,  wird  die  Earkussche  Form  von  ihnen  als  richtige  Waffe 
bezeichnet." 

Es  hat  sich  hier  ein  Irrtum  eingeschlichen,  auf  den  der  Text 
von  Jung  fast  notwendig  fuhren  musste,  zumal  bei  jemand,  dem 
die  estnische  Sprache  fremd  ist.  Jung  (H,  27)  sagt  (estnisch): 
„Aus  der  Bronzezeit  ist  in  Earkus  im  Tindi-Gesinde  ein  Bronze- 
beil oder  Faalstab^)   gefunden.     Im  Museum  in  Reval.*^     Dazu 

1)  Der  Name  schwankt:  in  älterer  Zeit  heissen  sie  Paalstäbe,  Kelte, 
heute  werden  eie  Bronzeäzte  genannt,   bo  von  Montelins,  so  auch  in  den 


104 

wird  eine  schlanke,  mit  Spiralen  verzierte  Bronzeaxt  abgebildet 
mit  der  Unterschrift  ^Paalstab  oder  altes  Bronzebeil'^.  Unwill- 
kürlich nimmt  man  an,  und  das  haben  Buchholtz  nnd  wahrschein- 
lich auch  sein  Gewährsmann  Herr  v.  Wahl  in  Fellin  getan,  dass 
sich  hier  Text  und  Bild  gegenseitig  ergänzen,  dass  der  Paalstab 
von  Karkus  hier  abgebildet  sei.  Das  ist  aber  nicht  der  Fall 
sondern  Jung  hat  offenbar  nur  zeigen  wollen,  wie  überhaupt  ein 
Paalstab  aussehen  kann.  So  bildet  er  hier  ein  Exemplar  ab, 
ohne,  wie  man  fordern  muss,  zu  sasen,  dass  es  aus  einer  ganz 
andern  Gegend  stammt.  Es  ist  nämlich  eine  Bronzeaxt,  die  be- 
reits vor  mehr  als  einem  halben  Jahrhundert  in  Nyland  bei  Hei- 
singfors  gefunden  und  bei  Aspelin,  Antiquit.  400  abgebildet  ist, 
und  die  auch  Hackman  in  seiner  Untersuchung  über  die  Bronze- 
zeit Finnlands  in  den  Arbeiten  des  10.  Archäologischen  Kon- 
gresses II,  108  bespricht  und  darstellt. 

Wie  bereits  früher  in  seinem  Aufsatz  über  die  Altertümer 
in  Liv-  und  Estland,  den  Jung  im  J.  1883  in  der  Finska  fom- 
minnesföreningens  tidskrift  (Zeitschr.  d.  Gres.  f.  finnische  Altert) 
Band  6  veröffentlichte,  sind  auch  in  seinem  letzten  Werk  Muinasaga 
teadus,  wie  die  sehr  guten  Holzschnitte  erkennen  lassen,  von  ihm 
Schnitzstöcke  benutzt  worden,  die  Aspelin  bereits  für  sein  grosses 
Werk  gebraucht  hatte.  In  diesem  findet  man  n.  400  vorstehende 
Bronzeaxt  mit  der  Überschrift:  Uusma.  Nylande.  Heisinge  ü. 
H.  Vs",  womit  Fundort,  Aufbewahrungsort,  Grösse  korrekt  an- 
gegeben waren.  Jung  hat  diese  Bronzeaxt  zweimal  abgebildet: 
zunächst  im  ersten  Bande  seines  Werkes  pg.  87,  wo  er  allgemein 
über  die  Bronzezeit  handelt  und  zur  Illustration  neben  den  beiden 
bis  dahin  in  unseren  Provinzen  gefundenen  Bronzeäxten  von 
Altena  und  Ösel,  RK.  301  und  308,  auch  mehrere  ans  Finnland 
stammende,  darunter  auch  diese  aus  Uusma  darstellt,  über  deren 
Herkunft  er  aber  hier  durch  die  Unterschrift  „Soomest*  (ans 
Finnland)  keinen  Zweifel  Hess.  Sodann  bietet  Jung  diese  Bronze- 
axt noch  einmal  im  folgenden  zweiten  Bande  pg.  27,  wo  er  über 
Funde  aus  Karkus  spricht,  indem  er  aber  hier  die  Angabe,  dass 
diese  Axt  aus  Finnland  stamme,  fortliess,  entstand  der  Irrtum, 
als  sei  die  hier  abgebildete  Bronzeaxt  in  Karkus  aufgetaucht. 
Die  im  Museum  von  Reval  liegende  Bronzeaxt  aus  Karkus  ii*t 
vielmehr   durchaus   gleich   der  in  Fellin  liegenden  aus  Heimet 

von  Berlin  aas  geplanten  Typenkarten,  von  denen  eine  von  Lissauer  bereits 
entworfene  die  Verbreitung  der  Flach-  nnd  Randäzte  in  Dentschland  darstellt 
(Zeitsohr.  für  Ethnologie  1204  Heft  Y),  eine  andere  die  Absatz-  und  Lappen- 
belle  behandeln  wird.  Unsicher  ist  auch,  wozn  die  Bronzeäzte  gedient  haben: 
die  Starkeren  waren  wohl  Werkzeuge  ähnlich  unserem  Beil,  Meissel  oder 
Stemmeisen,  die  eleganteren,  verzierten  sollen  Waffen  gewesen  sein,  obgleicli 
sie  hierfür  uns  oft  nicht  kräftig  genug  erscheinen.  «Die  jüngsten  Äxte  sind  so 
gross  und  dnnn,  dass  sie  kaum  einem  praktischen  Zweck  gedient  haben  kön- 
nen**  (Montelius,  Kulturperioden  26),  wahrscheinlich  waren  sie  nur  Zieratücke. 


105 

wie  mich  Zeichnungen  von  beiden  lehren,  die  ich  den  Herren  Ho  wen 
in  Reval  und  Eörber  in  Fellin  verdanke.  Nach  den  breiten  Schaft- 
lappen wurden  diese  Bronzeäxte  früher  Schaftkelte  genannt.  Heute 
werden  sie  als  Absatzäxte  bezeichnet,  nach  einem  in  der  Mitte 
auf  beiden  Seiten  scharf  hervortretenden  Absatz,  der  da  hindert, 
dass  der  Stiel,  zu  welchem  man  ein  knieförmiges  Stück  Holz  wählte, 
in  dessen  kürzeres  gespaltenes  Ende  die  Axt  eingezwängt  und  durch 
ein  umgewickeltes  Sand  befestigt  wurde,  sich  nicht  drehen  und  beim 
Schlagen  nicht  hinabrutschen  konnte  (Montelius,  Kulturperioden  26). 
Beide  Exemplare  sind  von  gleicher  Form,  haben  kein  Ornament: 
das  aus  Earkus,  an  dem  ein  Schaftlappen  verletzt  ist,  ist  etwas 
grösser,  12,6  cm  lang  und  an  der  Schneide  4,5  cm  breit,  das 
aus  Assuma-Helmet  11  cm  lang,  4  cm  breit.  Bronzeäxte  dieser 
Form  gelten  als  Werkzeuge,  konnten  aber  natürlich  auch  als 
Waffe  gebraucht  werden.  Nach  der  Terminologie  der  soeben 
(Herbst  1904)  von  der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie 
versandten  neuen  Fragebogen  für  prähistorische  Typenkarten 
wären  die  vorliegenden  zwei,  einander  ähnlichen  livländischen  Exem- 
plare zu  bezeichnen  als  „Absatzäxte  mit  rundlicher  Vertiefung". 

In  Betreff  der  in  unseren  Provinzen  seltenen  Funde  aus  der 
Bronzezeit  sei  bemerkt,  dass  der  beste  Kenner  der  Bronzezeit, 
Montelius,  in  seinen  neueren  Werken  auch  auf  mehrere  unserer 
ostbaltischen  Funde  hinweist,  oder  ihnen  verwandte  abbildet.  Wie 
auch  ich  es  BE.  Einleitung  XH  für  wahrscheinlich  hielt,  ist  auch 
er  der  Ansicht,  dass  unsere  Funde  der  Bronzezeit  aus  Skandinavien 
herstammen.  In  seiner  Chronologie  der  ältesten  Bronzezeit  (1900) 
findet  sich  Dg.  86  Fig.  235  die  Bronzeaxt  mit  Seitenrändern  von 
Tahul  auf  Osel,  ^welche  eine  nordische,  wahrscheinlich  skandi- 
navische Arbeit"  sei  und  in  die  erste  Periode  der  Bronzezeit 
gehöre,  die  in  das  zweite  vorchristliche  Jahrtausend  falle.  —  In 
seinem  neuesten,  1903  erschienenen  Werk:  „Die  älteren  Kultur- 
Perioden  im  Orient  und  Europa*  wird  pg.  29  Fig.  55  eine  nor- 
dische Bronzeaxt  abgebildet,  die  nicht  verziert,  den  beiden  in 
Karkus  und  Heimet  gefundenen  Bronzeäxten  sehr  ähnlich  ist  und 
auch  für  ein  Werkzeug  gehalten  wird.,  —  Weiter  werden  hier 
pg.  31  Fig.  64,  65  Bronzeäxte  mit  Öse  abgebildet,  die  aus 
Schweden  und  Dänemark  stammen  und  dem  BK.  Taf.  3,  5  dar- 

?38tel1ten  Hohlkelt  gleichen,  der  bei  Schlampen  im  Kreise 
uckum  gefunden  wurde.  —  Endlich  sieht  man  pg.  12  Fig.  7—9 
Bronzeknöpfe,  wie  sie  hier  genannt  werden,  die  zu  einem  schwe- 
dischen Depotfund  aus  der  Bronzezeit  gehören  und  dem  Tutulus 
aus  Thula  in  Estland  RK.  Taf.  3,  6  nicht  nur  in  der  Form 
nahe  kommen,  sondern  auch  an  der  Bückseite  ebenso  wie  dieser 
einen  Steg  oder  eine  Querstange  haben,  um  den  Knopf  zu  be- 
festigen.   —    Auch    eine    der    mehrfach    erwähnten    zierlichen 


106 

jüngereu  Bronzeaxt  aus  Uusma  in  Finnland  gleiche  wird  p^.  29 
Fie.  58  abgebildet,  die  dasselbe  Spiralomament  zeigt  und  aas 
Schweden  stammt,  nicht  also  Schleswig-Holstein  spezifisch  eignet. 
Sie  gut  als  WaflFe. 

Wie  man  sieht,  weisen  also  die  livländischen  Funde  der 
Bronzezeit  durchaus  nach  Skandinavien  hinüber.  Wir  erhalten 
damit  den  Beleg  für  rege  Verbindung  zwischen  unserer  Ostküste 
des  Baltischen  Meeres  mit  dem  Westen  f&r  eine  weitentlegene 
Zeit,  die  Bronzezeit  des  zweiten  vorchristlichen  Jahrtausends. 

Freilich  sind  diese  Zeugen  der  Bronzezeit,  die  Waffen  und 
Werkzeuge  aus  Bronze,  bisher  bei  uns  nur  selten  au%etaucht, 
und  da  sie  aus  Skandinavien  herzustammen  scheinen,  darf  man 
bezweifeln,  dass  sie  hier  im  Ostbaltikum  jemals  wirklich  zahl- 
reich gewesen  sind  (cfr.  BK.  Einleitung  XII).  Allerdings  könnten 
sie  auch  in  späterer  Zeit  absichtlich  in  grösserer  Zahl  dem 
Untergang  preisgegeben  sein.  Nachweisbar  ist  in  den  ersten 
christlichen  Jahrhunderten  in  unseren  Landen  Bronzeschmnck 
sehr  beliebt  gewesen,  und  es  darf  als  sicher  gelten,  dass  die  zahl- 
reichen  Fibeln,  Ringe,  Biemenbeschläge  etc.  aus  Bronze,  welche 
an  der  Düna  Bestattungsgräber,  weiter  nach  Norden  Brand- 
gräber mannigfacher  Form,  besonders  die  Steinreihengräber 
spenden,  zumeist  im  Lande  selbst  hergestellt  sind.  Das  nötiee 
Rohmaterial,  vor  allem  Kupfer,  war  im  Boden  des  Landes  nicht 
zu  finden,  so  wird  die  neue  Industrie  vielfach  altes  Materiiü  be- 
nutzt haben,  mit  wenig  Pietät  die  älteren  Bronz^eräte  in  den 
Schmelztiegel  haben  wandern  lassen,  um  zu  schaffen,  was  der 
Tag  forderte.  Nur  spärliche  Reste  hätten  sich  dann  von  den 
Geräten  der  Bronzezeit  gerettet.  Aber  dass  sie  in  dieser  im  Ost- 
baltikum wirklich  zahlreich  gewesen  sind,  dass  man  sie  in  grosser 
Menge  aus  der  Fremde  erwerben  konnte,  erscheint  doch  fraglid. 
Die  Kaufkraft  des  Ostbaltikums  war  gegenüber  Skandinavien 
nicht  gross,  ähnliches  Klima  erschuf  ähnliche  Erzeugnisse,  und 
in  der  Kriegstüchtigkeit  werden  sich  die  Völker  hüben  und 
drüben  wie  in  späterer,  so  auch  in  früherer  Zeit  gleich  gewesen 
sein.  Auch  in  der  Periode,  in  welche  die  Bronzegeräte  gehören, 
im  zweiten  Jahrtausend  vor  Christo,  werden  neben  ihnen  für 
den  täglichen  Gebrauch  wahrscheinlich  noch  die  im  Lande  selbst 
hergestellten  Stein  Werkzeuge,  die  ja  bei  uns  häufig  gefunden 
werden,  benutzt  sein. 

1904,  Nov. 


107 

Fragmente  eines  Druckes  der  Oppenbaringe  Snnte  Birgitten 
in  der  Bigasclien  Stadtbibliothek. 

Mitgeteilt  von  N.  Busch. 

Die  Beiträge  zur  Geschichte  der  Stadt  Rostock^  herausge- 

feben  im  Auftrage  des  Vereins  für  Rostocks  Alterthümer  von 
larl  Eoppmann,  Bd.  lY,  Heft  L  Rostock  1904.  S.  39,  enthalten 
einen  Aufsatz  von  Gustav  Eohfeldt:  Zur  niederdeutschen  Birgitten^ 
Litteratur  (Beitrag  zur  Geschichte  des  ältesten  Lübecker  und 
Rostocker  Buchdrucks). 

Sancta  Birgitta  Suetica,  gestorben  1373,  hat  auf  das  religiöse 
Leben  des  ausgehenden  Mittelalters  nicht  geringen  Einfluss  aus- 
geübt. Ihre  Offenbarungen,  revelationes,  voll  tiefer  Mystik,  sind 
ausserordentlich  verbreitet  gewesen.  Aus  dem  15.  Jahrhundert 
sind  zwei  vollständige  Ausgaben  des  Werkes  in  niederdeutscher 
Bearbeitung  bekannt.  Es  hat  aber  noch  eine  dritte  ältere  nieder- 
deutsche Bearbeitung  existiert,  von  der  wir  bisher  nur  IVagmente 
kennen.  Das  erste  Fragment  dieser  Bearbeitung  hat  Wiechmann 
auf  dem  Innendeckblatt  eines  Buchdeckels  gefunden  und  1864  in 
dem  Werke  Mecklenburgs  altniedersächsische  Literatur  als  ^Bruch- 
stück eines  theologischen  Werkes^  ediert.  G.  Elemming  hat 
dieses  Bruchstuck  als  einen  Birgitta-Druck  bestimmt  und  einige 
weitere  Bruchstucke  desselben  Werkes  beschrieben  (Birgitta- 
Literatur.  Bibliografi.  Stockholm  1883).  Eohfeldt  behandelt 
die  Frage  dieses  ersten  deutschen  Druckes  der  revelationes  auf 
Grund  weiterer  von  ihm  in  Buchdeckeln  gefundener  Fragmente. 
Klemming  hatte  angenommen,  dass  der  Druck  aus  der  Presse 
der  Rostocker  Michaelis -Brüder  stammt,  Eohfeldt  sucht  wahr- 
scheinlich zu  machen,  dass  es  sich  um  einen  Lübecker  Druck 
handelt,  der  in  oder  vor  das  Jahr  1480  f^Ut. 

Bekannt  sind  bisher,  ausser  dem  von  Wiechmann  edierten 
Bruchstück,  8  Blätter  in  der  üniversitäts- Bibliothek  in  Upsala 
und  7  Blätter  in  der  üniversitäts -Bibliothek  zu  Rostock.  Von 
diesen  15  Blättern  bieten  6  verschiedenen  Text,  die  übrigen 
Wiederholungen.  Jenen  Bruchstücken  schliessen  sich  nun  3  Blätter 
der  Rigaschen  Stadtbibliothek  an.  Sie  gehören  zu  einer  kleinen 
Sammlung  von  Fragmenten  alter  Manuskripte  und  Drucke,  die 
Stadtbibliothekar  Dr.  Georg  Berkholz  verschiedenen  Einbänden 
der  Bibliothek  entnommen  hat.  Leider  befanden  sich  bei  den 
Blättern  keinerlei  Bemerkungen,  so  dass  sich  bisher  nicht  hat 
feststellen  lassen,  aus  welchem  Bande  die  Blätter  stammen.  Dass 
sie  früher  zur  Innenbekleidung  eines  Deckels  gedient  haben,  ist 
zweifellos,  das  Papier  lässt  noch  deutlich  in  seiner  Färbung  die 
Stellen  erkennen,  an  denen  es  den  umgebogenen  Rand  des  ledernen 
Deckelbezuges  berührte.    Die  Blätter  sind  einseitig  bedruckt,  sie 


108 

enthalten  mehrfach  Druckfehler,  es  sind  Probedrucke.  Blatt  1 
u.  2  hat  als  Wasserzeichen  ein  Minuskel-p  mit  einem  Kreuz 
darüber;  der  Zeilenabstand  beträgt  ziemlich  genau  6mm,  Kustoden 
und  Signaturen  sind  nicht  vorhanden. 

1)  Das  Blatt  enthält  2  Seiten  mit  je  33  Zeilen.  Linke  Seite, 
am  Bande  defekt,  erste  Zeile:  [ben  6e]  bene  va  creme  foninge 
iDebber  brierlete  gub,  letzte  Zeile:  [be  bene  6e  bar]  funb  fyn  [pnbe] 
farffd^  Dube  ftara  t^o.  Die  gegenüberstehende  rechte  Seite,  erste 
Zeile:  fumpt  alfe  gube  ped^ters  pnbe  perbetben  ber  ^ulpe,  auf  Zeile 
22  schliesst  ein  Abschnitt,  der  23.  Zeilenraum  ist  frei,  dann  folgt 
ein  neuer  Abschnitt:  Zeile  24,  26:  Sfyt  polget  bat  -pltj-  capiM 
bes  achten  bofes  b  |  oppeneartng^e  ^)  funte  Birgitten.  Zeile  26  ff.: 
Raum  für  das  vom  Rubrikator  einzufügende  (£  freigelassen,  Hifus 
fpraf  tl^o  fyner  bruub  funte  bitgitlten,  letzte  Zeile:  ben  ere  ^(me 
gebunben  pnbe  ere  antlate  g^efeert  to.  Entspricht  nach  Kohfeldt 
a.  a.  0.  S.  42,  3  vier  Exemplaren  in  üpsala. 

2)  32  Zeilen,  erste  Zeile:  porluc^tet  pnbe  be  engele  be  bat 
feen  be  prouwe  ftcf,  letzte  Zeile:  manberbe  in  Ybelic^evt,  pnbe  ocf 
nidft  en  begl^erbe. 

3)  32  Zeilen,  erste  Zeile:  euene  minfc^en  •  a(fo  bat  bu  pmme 
ber  falidfeyt  wtüe,  letzte  Zeile:  ber  porften  en  fdjemebe  id  my 
md)t  be  mar^eyt  t^o. 


5, Wahrhaftige  Nye  Tyding^'  des  Chronisten  Balthasar  Büssow 
aus  dem  Jahre  1581. 

Von   George  Worms. 


Die  Stadt  Hasenpoth  besitzt  eine  gegen  4000  Bände  um- 
fassende Bibliothek,  die  ihr  Ton  dem  im  Jal^e  1879  verstorbenen 
Archivar  des  dortigen  Oberhauptmannsgerichts  F.  G.  Strauss 
{Album  Acad,  Nr.  1169)  testamentarisch  vermacht  worden  ist. 
Bei  der  Anfertigung  eines  Kataloges  dieser  Bibliothek  fiel  mir 
ein  circa  15  cm  dicker  Quartband  in  die  Hände,  der  eine  Samm- 
lung von  Flugblättern  und  alten  Drucken  aus  verschiedenen  Jahren 
enthielt.  Ein  auf  den  ersten  Blättern  geschriebenes  Verzeichnis 
gab  über  den  Inhalt  des  Bandes  Auskunft.  Die  meisten  der  dort 
enthaltenen  Drucke  sind  bereits  bekannt.  Hier  fand  ich  auch 
die  ^Nye  Xyding**,  von  der  ich  eine  Abschrift  nahm.  t5l>er  das 
Äussere  der  „Tyding"  kann  ich  noch  folgendes  sa^en:  die  Seiten 
haben  Oktavformat,  und  die  Zahl  derselben  ist,  inklusive  Titel- 
blatt, acht.  Der  Kopf  ^des  Titels  ist  mit  grösseren  schwarzen 
Lettern  gedruckt,  die  Buchstaben  auf  allen  Seiten  deutlich.    Am 

1)   sie. 


109 

Schlass  der  letzten  Seite  sind  die  Reihen,  in  denen  kurz  die  Ein- 
nahme von  Tolsburg  berührt  wird,  der  Raamersparnis  wegen  eng' 
aneinander  geschoben  und  mit  kleineren  Lettern  gedruckt.  Die 
Zahl  der  ^ihen  auf  jeder  Seite  ist  durchschnittlich  32;  die 
Bänder  der  Blätter  zeigen  eine  blassrote  Färbung. 

Es  dürfte  nach  Yergleichune  beider  Texte  kaum  mehr  zwei« 
felhaft  sein,   dass  der  auf  dem  Titelblatt  genannte  Prediger  der 
Chronist  Rüssow   ist.     Interessant   ist   der   Umstand,   dass   die 
jNye  Tyding*    1581  erschienen  ist,   mithin  also  drei  Jahre  vor 
dem  Erscheinen  der  Chronik  Rüssows  in  ihrer  letzten  Ausgabe, 
welche  allein  auch  noch  die  Jahre  1577 — 83  umfasst:   im  vierten 
Teil  derselben   sind   die   Belagerungen   von  Eecksholm,   Padis, 
Wesenberg  und  Tolsburg  behandelt  (Script,  rer.  Liv.  Band  II). 
Mit  dieser  Schilderung  stimmt  die  »Nye  Tyding"  mit  Ausnahme 
einiger  eingestreuter  Bemerkungen  rast  wörtlich  überein.    Neues 
bietet  sie  mithin  wenig.    Die  vorkommenden  Daten  sind. .in  Jahr 
imd  Tag  genau  dieselben,  wie  in  der  Chronik.    Wenig  Ähnlich- 
ieit  zeigt  in  beiden  Teilen  der  Anfang,   ein  Umstand,  der  seine 
Erklärung   dadurch   findet,   dass   Rüssow   in  der  „Tyding'^  nur 
kurz  erwähnen   konnte,   was   er   schon  in  vorhergehenden   Ab- 
schnitten seines  Geschichtswerkes  weiter  aueu^efuhrt  hatte.    Die 
Schilderung  der  Pest  in  Reval  und  Livland  (Script,  rer.  Liv.  11^ 
fifissow   p.  120iL)    fehlt  in   der   ^Tyding'',  da  sie  in  die  zu  be- 
richtenden Ereignisse  nicht  hineingehört. 

Ich  fasse  nun  die  Unterschiede,  die  die  Darstellung  der 
beiden  Texte  bietet,  kurz  zusammen: 

I.  Belagerung  von  Eecksholm.  Die  Chronik  erwähnt  nichts 
von  einem  Rückzug  der  Russen  in  das  Schloss,  sondern  nennt 
dieses  nur  als  Aufenthaltsort  des  russischen  Statthalters.  Es 
fehlt  auch  dort  die  Erwähnung  der  grossen  Beute  und  die  Be- 
merkung, dass  aus  dem  Gebiet  der  Stadt  „der  Muscowiter  jahr- 
lykes  auer  hundert  last  gesolten  Lass,  ane  andere  inkumpst  vnd 
reditus  gehat  hefiPt^. 

n.  Belagerung  der  Feste  Padis  (Nye  Tyding  p.  4—5).  Die 
3hronik  berichtet  von  einem  Sturm  am  14.  November  (p.  1201), 
)ei  welchem  die  Schweden  und  Deutschen  fast  100  Mann  ver- 
ieren,  nnd  einem  zweiten  am  28.  Dezember,  der  zur  Einnahme 
les  Schlosses  fuhrt.  Die  „Nye  Tyding*  verschweigt  den  ersten 
Iturm  vollständig  und  berichtet  sogar  später,  dass  man  auf  schwe- 
üscher  Seite  nicht  einen  Mann  verloren  habe  (p.  4).  Nachdem 
ier  noch  kurz  erwähnt  worden  ist,  dass  die  Schweden  den  ganzen 
lommer  bis  gegen  Weihnachten  vor  Padis  gelegen,  geht  der  Yer- 
isser  gleich  zu  der  Schilderung  der  Hungersnot  über,  die  in  der 
ihronik  übereinstimmend,  aber  erst  später  (p.  1201)  erwähnt 
ird.  Die  Bemerkung  ferner,  dass  die  russischen  Überläufer,  deren 
ahl  hier  auf  zwanzig  angegeben  wird,  selbst  mitgeholfen  hätten^ 


110 

ihre  Landsleute  umzabriD^en  (N*  Tyd.  p.  4),  fehlt  in  der  Chronik 
an  dieser  Stelle,  doch  benchtet  letztere  einen  ähnlichen  Vorgang 
zum  Jahre  1581  bei  der  Einnahme  von  Narwa  dnrch  die  Schwäen, 
wo  08  heisst:  „Ock  sint  hyr  etlike  Wesenbergische  vnde  Padissche 
Rassen,  so  by  dem  Eöninck  tho  Schweden  gebleuen  weren,  mit 
tho  Storme  gelopen,  welckeremit  eren  Landeslüden  vnde  Ge- 
blodsvorwanten  noch  vele  erger  vnde  gruwsamer  ▼mm^esprongen 
hebben,  also  de  Schwedisschen  vnde  Düdeschen  Knechte.  —  Un- 
erwähnt bleibt  auch  in  der  Ghronik,  dass  die  während  der  Be- 
lagerung verstorbenen  Bussen  und  die  Erschlagenen  im  Freien 
den  wilden  Tieren  zur  Speise  hingeworfen  wurden  (N.  Tyd.  p.  4). 
Ähnliches  aber  erwähnt  die  Chronik  zum  Jahre  1577  (p.  1051), 
wo  erzählt  wird,  dass  nach  der  Einnahme  von  Wenden  der  Gros»- 
fürst:  y,de  doden  Cörper  vp  einen  hupen,  den  Vöeeln,  Hunden 
vnde  wilden  Deerten  thor  spyse  hen  werpen  vnd  nicht  einen 
begrauen  laten.^ 

III.    Belagerung   Wesenbergs    (N.    Tyd.    p.   5—7).      Auch 
hier   sind   in  beiden  Texten  geringe  Abweichungen.    Die  ^Nye 
l^ding^  (p.  5)  gibt  die  Zusätze,   dass  die  „Hoffelüde  van  Reuel 
hen  wech*'  zu  den  Schweden  nach  Finnland  gezogen  seien,   and 
dass   die   Schweden   bei   ihrem  kühnen   Zuge  über  das   Eis  ge- 
zwungen waren,  eine  Nacht  in  der  offenen  See  „vp  einem  kleinen 
Wer&r^  zuzubringen.    Andererseits  wird  hier  die  Bemerkung  der 
Chronik,  dass  im  Jahre  1574  der  schwedische  König  12  W^en 
Wesenberg   vergeblich  belagert   hat,   bei  der  Beschreibung  der 
Befestigungen  übergangen,    dafür  aber  der  auch  in  der  Chronik 
enthaltene  Satz  angeführt,    nämlich,   dass  das  Schloss:    „wedder 
eines  geweidigen  Potentaten  gewalt,   Archive  vnd  geschatte  w(^ 
bestan  mochte"  (N.  Tyd.  p.  7).  —  Bei  den  Verhandlungen  w^en 
der  Übergabe  Wesenbergs  wird  in  der  „Nye  Tiding"  der  lütl- 
meister   Hans  Wachtmeister  als  derjenige  genannt,   an  den  sick, 
der   russische   Parlamentär  wendet  (N.  Tyd.  p.  7),   um    für  di 
Belagerten  freien  Abzug  zu  erlangen;  die  Chronik  aber  erwähl 
nur  die  Absendung  eines  Unterhändlers  und  eine   „körte  vnda 
handelinge"  (p.  1211).  —  Ferner  fehlt  in  der  Chronik  der  Zusal 
(N.  Tyd.  p.  v),   dass  zu  Wesenberg   ein   fruchtbares  Gebiet  gi 
hört,   welches  14  deut.  Meilen  lang   und  sieben  Meilen  breit  ai 
und  93  Edelhöfe  habe.    Diese  Angabe  habe  ich  sonst  bei  Rüsso 
nicht  finden  können,  nur  wird  p.  129.5  (Script,  r.  L.  11)  Wierlaa 
eine:  „herlike  vnde  fruchtbare  Prouintz^'  genannt. 

lY.  Der  Bericht  über  die  Einnahme  Tolsburgs  zeigt  ebe 
falls  Übereinstimmung.  Abweichend  ist  nur  der  Schluss.  I) 
„Nye  Tyding'*  bemerkt  hier,  dass  ein  Teil  des  Heeres,  wal 
scbeinlich  die  früher  erwähnten  „Hoffelüde^S  sich  nach  Bev 
begeben,  wo  man  sich  zu  einem  neuen  Zuge  rüste,  far  des« 
Erfolg  der  Segen  Gottes  erfleht  wird. 


111 


Wahrhaftige  Nye 
Tjdiüff,  wo  de  Kön.  Mait.  tho 
Schweden  de  Stadt  Carelegorodt,  vp  Du- 
desch  Eecksholm  in  Rassland,  vnd  darnach  de 
Hüser  vnd  festinge  Padis,  Wesenberch,  vnd 
Tolsborch  in  Lyfflandt  gelegen,  dem 
Mascoviter  mit  gewalt  genamen 
vnd  aJQ^edrangen  hefft. 
Vth  Reuel  in  Lyfflandt  van  einem  Prediger  darsiiluest,  na  Ro- 
stock geschicket,  mit  einem  schrinende,  darinne  begeret  wert, 
dewyle  man  flytigen  vor  de  Lyfflender  aldar  gebeden, 
na  ock  vnserm  HEREN  6odt  vor  se  dancken, 
vnd  wyder  vor  se  bidden  wolle.  _ 

üth  dem  Original  in  Sassescher  sprake,  darin 
wo  vnd  vp  wat  tydt  alles  thogegahn,  ge- 
schreaen  was,  gedrackt  tho 
Rostock 
Anno  M.D.LXXXL 


Nye  Tyding. 

i  Nachdem  deEönincklicheMait 
tho  Schweden  syn  Eri^volck, 
van  wegen  der  schwären  sacht 
der  Pestilentie,  so  in  Schweden 
fast  twe  Jahr  gewötet,  eine  tydt- 
langwedder  den  Mnscowiter  nicht 
bem  ^ebrnken  können,  hefft  he 
se  entlich_noch  in  werender  sacht 
weddemme  in  rnstang  gebracht, 
vnd  gegen  den  Heraest  Anno  1580 
na  Wyborch  affgeferdiget,  vnd 
de  D  aaschen  Hoffelüde  vanReael 
ock  dar  hen  bescheiden.  De  vor- 
ordenten  Erisesaaersten  vnd  vor- 
iiemsten  Befehlichhebbers  sint 
[fewesenFontus  deLagardia,  Her- 
nan  Fleminck,  Georgen  Boy  vnd 
Darl  Hinrichson,  welckere  mit 
irem  Krigesvolck  van  Wyborch 
la  Carelegorodt,  vp  Düdesch 
i^ecksholmgenömet,  vortgerackt 
int,  welckere  Stadt  in  Rüssland 
p  einem  Holm  edder  Werder, 
wischen  schnellen  vnd  strengfle- 
mden  strömen  gelegen,  vnd  mit 
öltenen  Moren,tömen,  pasteyen 


RÜ880W. 

Tho  dersülaijzen  tydt  hefft  ock  p.  ii9b 
deEöninck  thoSchweden,  einege- 
weidige  macht  van  ErygesvolcKe, 
noch  in  warender  sacht  der  Pestilentz 
in  de  Büstinge  gebracht,  vnde  in  des 
Mascowiters  Landt  getagen,  in 
meyninge  de  Stadt  Ee^sholm 
thobelegerende,  tho  welckerem 
hapen  ock  Hans  Wachtmeister 
mit  syner  Fane  der  düdeschen 
Hanelüde  van  Reael  sick  be- 
geuen  hefft.  De  aaerste  Feldt- 
herr  ys  gewesen  Foutns  de  La- 
gardia,  Fryherr  vnde  Ridder  tho 
Eyckholm,  vnde  syne  thogeord- 
nete  Lütenanten  vnde  aaersten 
Befelichhebbers  siot  Hennan  Fle- 
minck tho  Willias,  Jürgen  Boye  tho 
Oynes,  vnde  Carl  Hinriohseo  tho 
Eanckas.  [In  der  Chronik  Rüs-  p.  120  a 
sows  folgt  hier  die  Beschreibang 
der  Pest  in  Reval  und  Livland.J 

Den  4  Novembris,  Anno  1580. 
Hefft  de  Eöninck  tho  Schweden 
de  Stadt  vnde  dat  Schlot  Kecks- 
holm  dem  Mnscowiter  mit  ge- 


112 


Nye  Tyding, 

vnd  bolwercken  so  geweldich  be- 
festiget, dat  man  mit  geschütte 
dar  Dichtes  an  gewinnen  konde, 
ynd  wen  man  gelyck  ein  loch 
darin  geschaten  hedde,  so  were 
ydt  doch  van  w^en  der  schnellen 
strömen  so  dar  vorher  fleten, 
gantz  vnmögelick  gewesen  tho 
stormende.  Derwegen  de  Schwe- 
dischen er  gelück  mit  der  Nyen 
kunst  der  slöyenden  kugeln  da- 
ran vorsocht,  vnd  ock  gar  balde 
in  den  brandt  gebracht  hebben. 
Als  dat  Füer  na  de  auerhandt 
hadde. 


do  sint  vele  Rassen  in  solcke 
grote  anest  vnd  vortwifflinge 
geraden,  dat  se  sick  sülaest  int 
water  gestörtet  vnd  vorsöpet 
hebben,  de  andern  alle  vth  aer 
Stadt  sint  vnder  dat  Schlot, 
welckes  ein  weinig  daraan  ge- 
legen, ^eweken,  vnd  dar  erre- 
ding  vnd  trost  gesocht.  Vnd  als 
der  Mascowitische  Stadtholder 
edder  Woywode  Attaluie  Qaass- 
nyn  gesehen,  dat  ydt  mit  dem 
p.  2  holten  hase  ock  wolde  vorlaren 
syn,  hefft  he  sick  mit  den  Schwe- 
dischen in  handeling  segeaen, 
vnd  einen  fryen  pass  oegeret, 
welckes  em  ock  ys  gegeaen  wor- 
den. Do  heflPt  he  den  Schwe- 
dischen dat  hass  Garelegorodt 
vpgedragen  den  4.  Noaembris 
Anno  1580.  In  dissem  Rumor 
hebben  de  Schwedischen  auer 
twe  dusent  Menschen  van  den 
Russen  erslagen,  vnd  einen  gro- 
ten  roif  vnd  mite  erlanget.  Tho 
welckerer  gemelten  Festinge,  ein 
gantz  Förstendom  gehöret,   dar 


Rüssow. 

waldt  affgewunnen,  dar  fast  ein 
gaDtz  Förstendobm  thogehöret,  Vnde 
alse  de  Schwedisschen  daruör  ge- 
kamen sint,  vnde  wol  wüsten, 
vnde  ock  vorhen  ofFtmals  vor- 
socht hadden,  dat  ae  mit  grotem 
GeBchütte  an  deraülmgen  Stadt  nichts 
hebben  könden,  dewyle  se  twisehen 
strengen  vnde  schnellen  Strömen  ge- 
legen, vnde  mit  groten  Bolwercken 
vnde  Blockhüsem  vor  groter  ge- 
waldt  befestiget  gewesen,  Derweges 
se  nu  alleine  mit  glövenden  Kngeln 
ere  geläcke  daran  hebben  voraökeo 
willen,  vnde  mit  densülaigen  Ku- 
geln de  gantze  Stadt  in  der  yle 
also  in  den  Brandt  gebracht,  dat 
ydt  unmögelick  ys  gewesen  tho 
lösschende. 

Do  hebben  sick  vele  Russen 
van  Mennern  vnde  Wyvera  syk 
sülnest  ynt  Water  gestörtet,  vnde 
Yorsöpet  vnde  aner  twe  dnsendt  sint 
in  demsulnigen  Bnmor  dörch  de 
SchwedisBohen  erschlagen  vnde  vm- 
m^ebrachtworden.  Alsede  Woy- 
wode vp  dem  Schlate  Kecksholniy 
welckes  ock  van  Holtwercke  ge- 
bawet,  vnde  ein  weinich  van  der 
Stadt  affgelegen  ys,  der  Schwe- 
disschen  ernst  gesehen,  h^  he 
balde  in  dem  groten  schreck 
dem  Köninge  tho  Schweden  dat 
Hass  auerg^eaen,  vnde  mit 
vorbeholdinge  eines  fryen  Passes 
sick  mit  allen  Fraesidijs  in  Rüss- 
landt  bleuen,  welcker  Woywode 
gebeten  hefft  Attalnyck  Qnaasnyn. 


113 


Nye  Tyding. 

vthdeMoscowiter  jahrlykes  auer 
hundert  last  gegolten  Lass,  ane 
andere  inknmpst  vnd  reditns 
gehat  hefft. 

Tho  dersüluen  tyd  was  ock 
dat  hnss  Padis  in  Lyfflandt  van 
den  Reuel-Krigeslüden  vnd  et- 
lyken  Landtsaten  vam  Adel 
belegert,  welckerer  Höuetlüde 
sint  gewesen,  Diderick  Anrep, 
vnd  Arent  Assery,  vnd  dewyle 
datsülne  hnss  des  Muscowiters 
negeste  festinge  by  Reuel,  vnd 
man  6  mylen  dar  van  gelegen  ys, 
heflFt  ydt  de  Mascowiter  in  mei- 
nnng  de  Reueischen  allewege 
dar  vth  tho  vexerende,  vor  ge- 
walt  also  geweldich  befestiget, 
dat  ydt  schyr  vnmögelick  ys  mit 
geschütt  tho  gewinnende.  Der- 
wegen  hebben  gedachte  Kriges- 
Inde  den  gantzen  Sommer  bett 
an  Wynacbten  dar  vor  gelegen, 
vnd  dewyle  se  gude  kundtschop 
badden,   dat   dar  an  Profiande 

g'ote  mangel  was,  hebben  se  de 
üssen  vp  Padis  mit  der  lang- 
wiligen  belegeringe  so  beengsti- 
get,  dat  se  vth  hungers  nodt 
nicht  allein  all  ere  Perde,  Hunde 
vnd  Katten  sampt  allen  eren 
ingeweyden,  ane  brodt,  dem  ge- 
lyken  alle  Perdehüde,  steflfeln 
vnd  scho,  vnd  dat  ledder  van 
den  sadeln  vpgefreten,  beson- 
dem  ock  strow  vnd  höw  gedrö- 
get,  klein  gestampet,  vnd  meel 
daruan  gesichtet,  vnd  bryg  dar 
äff  gekaket,  vnd  eine  lange  tydt 
sick  also  ane  brodt  dar  mit  be- 
holpen.  Des  hebben  erer  etlike 
van  den  geringsten  hakenschutten 
Tnd  knechten  ock  Menschen  vp- 
gegeten,  alsnömlick,  einen  jungen 
leuendigen  Knaben  van  7  jaren 


Rilssow. 


Tho  dersüluigen  tydt,  was  ock 
dat  HuBB  Pttdiaa  in  Lyflflandt  vanP*^^^ 
den  8chwediB8cheD  vDde  RenelscbeD 
Knechten,  vnde  van  den  Landtsaten 
vam  Adel  vnde  Baren  belegert, 
welckerer  Rrygeslüden  Hönetlüde 
gewesen  eint  Diderick  Anrep,  vnde 
Arenth  AsBerye,  Vnde  dewyle  Pädia 
dat  negeste  Haas  by  Reuel  vnde  men 
sösa  myle  weges  dar  van  gelegen  ya. 
Hefift  ydt  de  Muacowiter  in  meininge 
de  Renelachen  alletydt  daruth  tho 
vexerende,  vor  gewalt  alao  geweldich 
befeatiget,  dat  ydt  schyr  vmmögelick 
waa,  mit  Geschütte  tho  gewinnende. 
Derwegen  hebben  de  gedachten  Kry- 
geslüde,  dewyle  se  gnde  knndtschop 
hadden,  dat  dar  an  Profiande  nicht 
vele  thonöm  was,  mit  langwiliger  Be- 
legeringe er  gelück  vnde  heyl 
daran  vorsöcht,  vnde  den  gantzen 
Samer  aner  beth  an  dat  Nye  jar,  dar 
vor  gelegen,  Ynde  na  deme  se  ein 
lange  tydt  allrede  dar  vor  ge- 
legen, vnde  gewisse  kundtschop 
van  den  affgefallenen  Bussen 
erlanget,  dat  dar  groth  hunger 
unde  schmacht  vp  Padis  syn 
scholde,  hebben  se  den  14  IJo- 
vemb.  dat  Huss  stormen  willen, 
In  welckerem  Storme  se  fast 
hundert  Man  an  Buren  vnde  Dü- 
deschen  sampt  Schwedisschen 
Landesknechten  vorlaren,  Den- 
noch hebben  de  Schwedisschen 
nicht  willen  vorlaren  geuen,  be- 
sundern  sint  jümmer  daruör  be- 
liggende  gebleuen.  Do  de  Russen 
auerst  gesehen,  dat  se  nicht  aff- 
tehen  wolden,  sint  erer  vele  by 
nacht  tyden  na  einander  herun- 
der  tho  den  Schwedisschen  ge- 
kamen, vnde  allewege  gnde  knndt- 
Bchop  gebracht,  dat  de  Russen  vp 


114 


Nye  Tyding. 


Rüssaw. 


p>  3  hebben  se  gestalen,  Ynd  gar  ge- 
maket,  ynd  darna  Tpgegeten. 
Dartho  hebben  se  ock  4  dode 
Kinder,  so  bereidt  des  hnngers 

festonien  weren,  gleichfalls  ge- 
aket  vnd  vpgefreten.  Vnd  nach- 
dem de  Beuelschen  Erigeslüde 
mit  der  belegering  ydt  en  tho 
lang  makeden,  se  ock  keine  ent- 
setting  erlangeden,  vnd  de  ban- 
ger vnd  smacht  ock  gantz  de 
auerbandt  also  genamen,  dat  se 
vnnatürlyke  spjse  eten  musten, 
do  sint  erer  by  20  personen  van 
Knechten,  Boyarn,  rrestern  vnd 
Wynem  na  einander  van  dem 
huse  affgeuallen,  vnd  tho  den 
vnsem  geflagen,  welckere  all- 
wege  gude  knndtschop  brachten. 
Lestlich  als  man  nu  gewiss  wüste, 
dat  de  meisten  van  den  Russen 
vp  Padis,  vor  hnnger  vnd  ock 
an  der  flegenden  sucht  gestoruen, 
vnd  ock  vele  noch  kranck  legen, 
ys  Hans  Erichson  gubernator 
tho  Reuel  gegen  dat  Wynachten 
fest  darben  gereyset,  mit  den 
Russen  tho  handelnde,  e£fte  se 
sick  ergeuen  wolden.  Auerst 
de  Woywoden  hebben  dar  noch 
nicht  angewolt,  sondern  vth  vor- 
bolgenheit  noch  den  Trometer, 
so  tho  en  geschicket  wardt,  dorch 
datLyff  geschaten,  Dardorchdan 
de  vnsem  verbittert  vnd  bewagen 
worden,  dat  huss  mit  langen 
stormleddern,  so  bereidt  ferdich 
weren,  thobestigende  vnd  tho 
stormende.  Vnd  als  se  de  leddern 
daran  gebracht,  vnd  an  de  Mure 
gesettet  hadden,  Do  hebben  etlyke 
Küssen,  so  de  wacht  hedden,  de 
leddern  suluest  mit  vpgetagen, 
vnd  sick  erstlich  herunder  be- 
geuen,  welckerer  am  leuende  vor- 


Padis  vor  grotem  hnnger  vnde 
schmacht  dat  Huss  nidit  lange 
holden  könden,  vnde  dat  erer 
vele  bereyt  des  hnngers  gestor- 
uen, vnde  ock  kranck  legen, 
beyde  am  hunger  vnde  am  der 
flegenden  sucht.  Lestlick  heSt 
HaoB  Erichsen  tho  Brinckala  Guber- 
nator tho  Beael  gegen  dat  Wynach- 
ten Fest  sick  darhen  vorföget,  vnde 
einen  Trommeter  an  den  Padis- 
sehen  Woywoden  geschicket,  eme 
einen  fründliken  handel  antho-  ' 
kündigende,  welckeren  Trommeter 
de  Woywode  vth  groter  vorbolgen- 
heit  dörch  dat  Lyff  geschaten  hefft 
Entlick  auerst  alse  etlicke  vor- 
nemeste  Boyaren  vnde  Befelich- 
hebbers  sampt  eren  Prestem 
herunder  gefallen  weren,  vnde 
warhafftige  kundtschop  gebracht 
hadden,  aat  se  bereyde  nicht  al- 
leine  ere  Perde,  Hunde  vnd  Kalten 
mit  allen  jngeweyde,  demglicken  alle 
Perdehäde,  Steneln  vnde  Scho,  vnde 
dat  Ledder  vao  den  Sedein  vpge- 
freten, besundern  ock  Stro  vnde  6ow 
gedröget,  klein  gestampet,  vnde  Meel 
danian  gesichtet,  vnde  Ery  daman 
gekaket,  vnde  eine  lange  tydt  sick 
also  ane  Brodt  darmit  beholpen.  Des 
hedden  erer  etlicke  van  den  gemei- 
nen Knechten  einen  jungen  Knaben 
van  6  jaren  geschlachtet,  vnde 
heymlick  vpgegeten ,  Demgeliken 
twe  dode  Kinder,  so  bereyt  gestoruen 
weren.  Derwegen  sint  de  Schwe- 
disschen  ock  bewagen  worden, 
dat  Huss  noch  ein  mal  thostor- 
mende,  Vnde  alse  se  de  Leddern 
daran  gebracht,  vnde  an  de  Hären 
gesettet  hadden,  Do  hebben  de  Bässen 
sülnest  de  Leddern  mit  hennp  ge- 
tagen,  vnde  sick  erstlick  hemnder 
begenen,  welckere  am  lenende  sint 
vorschonet  geworden,  denn  se  weren  i^  U 
gantz  vorschmachtet,  vnde  hadden  in 
dörtein  WekenkeinBrodt  geschmecket, 


115 


Nye  Tyding. 

schonet  worden,   dan  se  weren 
also  Yorsmachtet  vnd  vorkamen, 
dat  se  keine  wehr  mehr  van  sick 
don    konden,    vnd    de    meisten 
hedden  in  15  weken  vnd  lenger 
kein  brodt  gesmecket.    Do  sint 
de  vnsem  beide  Schwedische  vnd 
Dndesche  knechte,    demgelyken 
de  Bnren,  alle  mit  hupen  in  der 
hast   auer  de  Muren  henin  ge- 
stegen,  vnd  hebben  alle  de  Russen, 
beide   gesundt  vnd  kranck  er- 
^  4  slagen  vnd  vmgebracht,  vnd  de 
Russen    so    vorhen    affgefallen 
weren,  sint  mit  den  vnsern  ock 
henin  gestegen,  vnd  hebben  noch 
vele  grüwliker  mit  den  Russen 
eren  Landslüden  vm  gesprungen, 
als    jemandt    van    den    andern 
Krigeslüden.    In  diesem  rumor 
ys    ock    de    auerste   Woywode 
Daniel  Ziggatzow  erslagen^  auerst 
des    vnder  Woywoden  Michael 
Sytzki  hebben  se  vmme  kuntschop 
baluen  vorschonet,  vnd  to  Reuel 
1    gefenglich  ingebracht.    Van  den 
i    vnsern  hefft  man  tho  der  tydt 
nichteinen  Man  vorlaren,  gesehen 
den  28  Decemb.  An.  1580.    Tho 
dersüluen  tydt  was  de  geswinde 
flegende  sucht,   so  dorch  santz 
Schweden,  Pinlandt,  Lyfflandt 
vnd  Rüsslandt  gewötet  hefft,  ock 
int  Leger  vnder  de  Krlgeslüde 
\    vor  Padis  ^ekamen,  daran  se  fast 
'    alle  kranck  gelegen,  vnd  wenn 
de  Bussen  tho  der  tydt  mit  60 
Perden    angekamen   weren,    so 
hedden  se  alle  eren  willen  licht- 
lick  began  mögen,   auerst  der- 
süluen sucht  haluen,  de  se  ock 
allenthaluen   plagede,   was   ydt 
en    nicht  wol    mögelich    Padis 
f  thoentsettende.         Demgelyken 
weren  vp  Padis  vele  Russen  an 


RÜ880W, 

De  andern  auerst,  so  de  Landes- 
knechte vnde  Buren  im  Huse 
gefunden  hebben,  de  hebben  alle 
beyde  junck  vnde  olt  herholden 
möten. 


Do  ys  de  öldeste  Woywode 
Daniel  Ziggatzow  ock  erschlagen, 
vnde  de  jüngeste  Woywode  Mi- 
chael Sytzki  ys  TinTDe  knndschop 
haluen  am  leuende  vorschonet,  vnde 
gefencklick  tho  Reael  ingebracht 
worden.  Geschehen  den  28  De- 
cemb. Anno  1580.  Tho  dersüluigen 
tydt  was  ock  de  geschwinde  flegende 
Sacht  ynd  Leger  gekamen,  daran 
alle  Krygeslüde  vor  Padis  kranck 
gelegen  hedden.  Do  hedden  de 
RüBsen  mit  60  Perden  Padis  wol 
entsetten  können,  wenn  se  desäluige 
Sacht,  neuenst  des  Eöninges  tho 
Polen  Krygesuolcke  ock  nicht  ge- 
plaget hadde. 


116 


Nye  Tyding. 

dersüluen  krancheit,  vnd  ock 
van  huBger  Tnd  smachtgestoruen, 
welckere  noch  vnbegrauen,  by 
hupen  gelegen,  vnd  darna  alle, 
sampt  den  erschlagenen  nach 
busch  vnd  broke  vor  de  wilden 
Deerte  sint  geschlepet  vnd  hen- 
geworpen  worden. 

Als  dat  hnss  Padis  erauert 
was,  vnd  de  Krigeslüde  van 
wegen  der  langen  belegeringe 
vnd  8  waren  sucht,  noch  kranck 
matt  vnd  möde  weren,  vnd  ein 
tydtlang  sich  rowen  musten,  vnd 
de  Bussen  vp  den  Hüsern  in 
Lyflflandt  van  wegen  der  offtge- 
melten  sucht  sich  ock  nicht  vele 
bewegen  konden  edder  mochten, 
do  stundt  ydt  vam  Nyen  Jahr 
an  bet  an  Mitfasten  im  Estlande 
nicht  anders  tho,  als  wen  ydt 
gudt  frede  edder  stilstandt  ge- 
wesen were.  De  Russen  so  wol 
als  de  Schweden  in  Lyfflandt 
hebben  nu  nicht  anders  gemeinet, 
dan  dat  ydt  dissen  Winter  in 
p.  6  gemeltem  Estlande,  des  Eriges 
haluen  keineGefahr  hebben  schol- 
de,  dewyle  de  Hoffelüde  van  Reuel 
hen  wech,  tho  dem  Swedischen 
hupen  in  Finlandt  ge tagen  weren. 
Auerst  als  men  sich  des  am  aller- 
weinigsten  vorsach  do  erhoeff 
sich  ein  seltzamer,  vnd  so  lange 
de  weit  gestanden,  ein  vnerhörder 
toch  vnd  reise  der  Swedischen 
Erigslüden,  van  Wyborch  bet 
nach  Wesenberch  in  Lyfflandt, 
welcke  by  50  myle  weges  auer 
Landt  vnd  auer  Meer,  so  twischen 
Finlandt  vnd  Lyfflandt  thoge- 
fraren  gewesen,  na  einem  Compas 
hebben  ryden  vnd  trecken,  vnd 
eine  nacht  in  der  apenbaren  See 
vp    einem    kleinen  Werder   im 


RiUsow. 


Alse  dat  Hubs  Padiss  eraaert  wsd. 
vnde  de  Krygesläde  van  wegen  der 
langen  Belegeringen  vnde  schwären 
Sucht  noch  matt  vnde  möde  wereo, 
vnde  de  RüBsen  gelicksfalB  ock.  Do 
stundt  ydt  van  dem  Nyen  jare  an 
beth  in  de  Mitfasten  im  Estlande 
nicht  anders  tho,  alse  wenn  ydt  gudt 
frede  gewest  were,  Auerst  alse  men 
sick  des  am  aller  weinichsten  vor- 
sach, do  erhoflf  sick  ein  seltzam  vnde 
so  lange  de  Welt  gestanden,  ein  vn- 
erhörde  Toch  vnde  schware  Reyse 
der  Schwedisschen,  van  Wyborch 
beth  na  Wesenberch  in  LyETlandt, 
wedder  alle  vormodinge  der  Lyff- 
lender  so  wol  alse  der  Küssen, 
Denn  de  Schwedisschen  by  vöff- 
tich  myle  weges  auer  Landt  vnde 
Meer,  SO  twisschen  Finlandt  vnd« 
Lyfflandt  thogefraren  was,  na  einem 
(Jompass  hebben  ryden  vnde  trecken 
möten. 


117 


Nye  Tyding. 

depen  sne  liggen  möten.  Do  se 
DU  in  Lyfflandt  gekamen,  hebben 
se  Btracks  vp  Wesenberch  geylet, 
dat  sülue  huss  den  20  Februarij 
disses  81  jars  belegert,  vnd  hun- 
dert Muscowitiscbe  Hakenschüt- 
ten 80  van  den  negesten  Hüsern 
den  Wesenbergischen  Russen  tho 
hülpe  geschicket  worden,  ersla- 
gen  vnd  gefanRen.  Midier  tidt 
sint  Pontus  de  Lagardia  Eriges- 
auerster,  vnd  Hans  Wachtmeister 
der  Düdeschen  Hoffelüde  Bit- 
meister,  gantz  ilich  tho  Reuel 
gekamen,  wedder  alle  vormodinge 
vnd  thouorsicht,  etlich  gro£f  6e- 
Bchutte,  demgelyken  ock  dat  Re- 
uelscheKrigesfolck  vnd  profiande 
na  Wesenberch thouorschaffende, 
darmit  man  ock  tho  Reuel  nicht 
lange  gesumet  hefft,  vnd  dewyle 
de  wech  nicht  wol  gebanet  was, 
he£Pt  man  mit  dem  geschütte  so 
balde  de  15  myle  weges  nicht 
vortkamen  können.  Derwegen 
hefft  de  Krigesauerste  so  bsdde 
he  wedder  jnt  Leger  gekamen, 
syn  gelück  vnd  heil  erstlich  mit 
dem  Feldtgeschütte,  welchs  se 
vth  Finlandt  mit  sich  gebracht, 
daran  vorsöcken  willen,  vnd  als 
de  Schantzkörue  dorch  etlyke  ge- 
fangene Russen  vnd  Swedische 
disdie  knechte,  ane  sonderliken 
schaden  daruor  gebracht  vnd 
gefuUet  worden,  do  hebben  de 
füerwerckers  den  1.  Martij  vth 
den  Feldtstücken  glövendige  ku- 
geln in  dat  holten  Huss  gescha- 
ten,  welches  stracks  van  buten 
^  6  angefangen  hefft  mit  aller  macht 
tho  bernende,  vnd  so  geweldich 
Yud  geschwinde  darna  van  bin- 
Ben  de  auerhandt  genamen,  dat 
jdt   vnmögelick    was    tho    lös- 


Büsso-w. 

Do  86  DU  in  LyfiFlandt  gekamen 
eint,  hebben  se  stracks  yp  We- 
senberch geylet,  vnde  datsülaige 
Hass  den  20  Febru.  AnQo  1581  be- 
legert,  vnde  ein  hundert  Büssissche 
Hakenschütten,  so  van  den  negesten 
Häsemden  Wesenbergisschen  Küssen 
tho  hülpe  geschicket  worden,  erschla- 
gen vnde  gefangen.  Middeler  wyle 
sint  Herr  Pontus  de  Lagardia  Kryges- 
auerster,  vnde  Haus  Wachtmeister 
der  dudeschen  Hauelüden  Bitmeister 
gantz  ylich  vnde  vnuormodtiick  tho 
Beuel  gekamen,  etlicke  Gartouwen, 
Profiande,  vnde  ock  de  Krygeslüde 
van  Beuel  na  Wesenberch  thouor- 
schaffende,  darmit  men  tho  Beuel  ock 
nicht  lange  gesümet  hefiPt,  Vnde  de- 
wyle dat  groff  vnde  schwäre  Ge- 
schütte des  bösen  vngebant^n  weges 
haluen  de  15  mylen  SO  bald  nicht 
vortkamen  könde,  ys  dem  Heren 
Pontus  vnde  andern  Befelich- 
hebbern  de  tydt  vnde  wyle  im 
Leger  tho  lanck  geworden,  Der- 
wegen hebben  se  mit  den  Feldt- 
stücken«  so  se  vth  Finlandt  mit  sick 
gebracht  haddeu,  ere  gelücke  vnde 
heyl  erstlick  daran  vorsöcken  willen, 
vnde  also  de  Schantzkörue  dörch 
etlicke  gefangene  Bussen  vnde  schwe- 
disBche  knechte  darüor  gebracht  vnde 
gefüllet  worden,  do  hebben  de  Für- 
werckers  den  1  Mart.  vth  den  Feldt- 
stücken glöyende  Kugeln  in  de  ge- 
weidige holten  Yorborch  geschaten, 
welckere  stracks  angefangen  hefft  mit 
aller  macht  tbobernende  vnde  so  ge- 
schwinde de  auerhandt  genamen,  dat 
ydt  vnmögelick  was  tho  lösschende, 
vnde  dat  in  einer  stunde,   solck  einp.  lilb 


118 


Nye  Tyding. 


sehende,   ynd   in   einer    stunde 
edder  twe  ys  dar  solck  ein  groth 
Für  geworden,  dat  man  jdt  gegen 
den  auent  im  dunckeln  auer  14 
düdsche  mylweges  gesehen  hefft, 
dan  dat  Huss  Tp  einem  temlyken 
hogen  berge  gelegen,  derhaluen 
man  dat  Für  wijt  vnd  breidt  wol 
sehn   konde,   vnd   dat  Büssche 
höltenhuss,   welchs   se  vor  dat 
olde  Düdesche  huss  edder  Schlot 
so  van  steinen  gebuwet  ys,  van 
geweidigen   dicken  rahnen  vnd 
balcken  so  vorknüppet,  vnd  mit 
groten  geweidigen  törnen,  block- 
hüsern  vnd  bolwercken,  mit  gro- 
ten vnmetigen  feldtsteinen  vor- 
fiillet,  also  geweldich  befestiget 
vnd  vorbuwet,  vnd  ock  so  wijt 
vnd   breidt   begrepen  gewesen, 
dat  etlyke  dnsent  Man  sich  darin 
vorholden   konden,   demgeliken 
war  dar  ock  eine  geweidige  müre 
van   stein   vn  kalck  des  Füres 
haluen  vorher  van  buten  vpge- 
föret,  vnd  mit  strieckwehren  also 
vorwaret,  dat  ydt  wedder  eines 
geweidigen   Potentaten   gewalt, 
Archlye  vnd  geschütte  wol  be- 
stan  mochte,  Auerst  mit  der  nyen 
kunst  der  glöyenden  kugeln  heflft 
man  balde  de  körte  darmit  ge- 
spelet.    Des  hebben  de  Russen, 
als  se  gesehn,    dat  se  sick  des 
Fürs  nichterwerenkonden,  etlyke 
block  hüser,  törne  vnd  waninge 
vp  der  andern  syden  süluest  an- 
gesticket,  vp  dat  de  Sweden  dar 
nicht  in  nesteln,  vnd  se  ein  fryg 
gesiebte  hebben  mochten,   Dan 
se  gedachten  sich  vth  dem  olden 
Düdschen   huse  dar  se  alle  vp 
wyken  musten,  noch  thowehrende. 
Midier  wyle  sint  de  Cartowen 
vnd  Mürenbreckers  ock   heran 


Püer  geworden  ys,   welckes   men 
yegen  den  anent  in  der  schemeringe 
aner  14  dödesche  myle  weges  gesehen 
heflt,     denn   dewyle   dat   Huss   vp 
einem  temeliken  hogen  Berge  gelten 
ys,  hefft  men  dat  Föer  allentfaalaen 
gar   wydt  vnde  breyt  sehen  honen, 
vnde    datsüluige   Rüssissche    holten 
Huss,  was  an  dat  olde  steynen 
Schlot  tho  einer  geweidigen  Vor- 
borch,  so  wydt  vnde  lanck,  dat  dar 
vele   dnsent  Man  sick  in  vorholden 
konden,  begrepen,  vnde  geweidigen 
Blockhüsem,  Bolwercken,  vnde 
hogen  höltenen  Tomen,  nenenst 
geweidigen  Stryckweren,  na  al- 
lem   vordele    van    groten    dicken 
Ranen  ynde  Balcken  rundt  vmine 
vnde    vmme    vorbuwet,     vnde 
desüluigen    Blockhäser   vnde   Bol- 
wercke  mit  groten  schwären  Feldt- 
steinen vorfallet  vnde  so  starck  vor- 
knüppet vnde  befestiget,  Tho  deme 
eine  steinen  Müre  van   buten  vor 
an   den   Berch  rundt  vmmeher 
vpgefbret,  dat  ydt  vor  eines  gewei- 
digen Potentaten  Archelye  vnde  Ge- 
schütt  wol  bestan  machte.  Derhaluen        ! 
de  Eöninck  tho  Schweden,  Anno 
74,  mit  syner  geweidigen  Kry-        I 
gesmacht  van  Düdeschen,  Schwe- 
den  vnde   Schotten,    vnde   mit 
einer  geweidigen  Archelye  vnde 
Kryges  munition,  in  12  Weken 
dar  nichts  an  gewinnen  könde 
edder  möchte.    Auerst  na  mit  der 
nyen   knnst   der  glöyenden   Kugeln, 
he£ft  men  balde  in  einem  haluen  d£^ 
de  körte  darmit  gespelet.   Tho  deme 
hebben   de   Russen  also  se  gesehen, 
dat  se  sick  des  Füers  nicht  erweren 
konden,  ock  etlicke  Törne,  Blockhäser 
vnde  waninge  vp  der  andern  syden 
angesticket,  vp  dat  de  Schwedisschea 
sick  nicht  darin  nesteln,  vnde  se  oek 
ein   fry  gesiebt  ynt  Feldt  hebhen 


119 


Nye  Tyding. 

gekamen,  ynd  man  desüluen 
stracks  in  der  yle  vor  dat  olde 
slot  Wesenberch  gebracht,  vn 
dar  mit  tho  storme  geschaten, 
vn  de  Bussen  der  Sweden  ernst 
gesehn^  Do  hefFt  de  Auerste 
Woywode  Stephan  Federwitz 
Saburow,  einen  Küssen  a£fffe- 
schicket,  vnd  den  Hans  Wacht- 

fi  7  meister  der  Düdschen  Ritmeister 
tho  sprecken  begeret,  de  em  vnd 
den  andern  allen  einen  fryen 
pass  vndgeleyde  by  denAuersten 
erholden  vnd  vorschaffen  scheide, 
vnd  als  he  ebnen  solchs  erlanget 
vnd  tho  weee  gebracht  hedae, 
do  sint  de  Kfissen  alle  sampt 
Wyff  vnd  Kindt  in  de  dusent 
personen  van  dem  huse  aff^e- 
treden,  vnd  datsülae  huss  den 
Sweden  wedderumme  ingerümet, 
den  4  Martij  Anno  1581,  do 
hebben  de  Bussen  nicht  alleine 
ere  Perde,  sondern  ock  ere  Ossen 
vnd  Köye  mit  allerley  gude  be- 
laden, dartho  ere  Göteen  vnd 
Bilder  öffentlich  vorhergedragen, 

;  vn  mit  sich  hen  wech  in  Büss- 
landt  gebrächt.  Also  vs  dit  huss 
dorch  sonderlyke  Oaaes  schick- 
inge,  ane  jenige  Blodtstortinge, 
gantz  jlich   wedernmme   an  de 

I  Christenheit  gekamen,  vp  wel- 
ckerem  huse  ein  stadtlick  vorradt 
van  geschütte,  krudt  vnd  lodt, 
vnd  allerley  körn  vnd  profiande 
vorhanden  ys,  Tho  welckerem 
huse  ock  ein  herlich  vnd  frucht- 
bar Landt,  14  dndsche  mylen 
lang,  vnd  7  breidt,  sampt  93 
stadtlyken  Edelhöfen  gehöret, 
wowoi  datsülue  Landt  mit  den 
Höfen  mehrer  deels  in  dem  lang- 
werenden  Krige  vorheret  vnd 
vorwöstet  ys. 


Rilssoiv. 

möchten,  Wente  se  gedachten  sick 
vth  dem  olden  düdeschen  Huse  noch 
tho  weren,  dar  se  ock  yp  gewetea 
sint.  Middeler  wyle  kemen  de  Müren- 
brekers  van  Beuel  ock  heran,  vnde 
alse  men  desülnigen  in  der  Hast 
damör  gebracht,  vnde  thom  storme 
geschaten  hefft,  Do  heflft  de  Woywode 
Stephan  Federwitz  Sabnrow,  einen 
Russen  hemnder  gesandt,  vnde  eine 
fründtlicke  handelinge  begeret. 
Do  hefft  men  mit  dem  Geschüt 
vpgehöret,  vnde  einen  handel 
mit  den  Bussen  vorgenamen. 
Na  korter  vnderhandelinge,  sint 
de  Russen  mit  vorbeholdinge  eines 
fryen  passes  van  dem  Huse  We- 
senberch affgetreden,  vnde  hebben 
den  Schwedisschen  datsuluige  inge- 
rümet vnde  vpgedragen,  den  4 
Martij,  Anno  1581.  Do  sint  auer 
dusent  Personen  an  Mennern,  Wyuern 
vnde  Kinder  van  dem  Huse  affge- 
tagen,  vnde  hebben  ere  Affgöde 
vnde  Bilder  vp  höltenen  Tafeln 
gemalet,  vor  sick  apentlick  her  ge- 
dragen,  vnde  also  in  Büsslandt 
passeret.  Alse  de  Schwedisschen 
vp  dat  Huss  getreden  sint,  heb- 
ben se  dar  einen  eeweldigen 
vorraht  von  allerley  Korn,  vnde 
eine  stadtlicke  Eryges  münition 
van  Oeschütte,  Krudt  vnde  Lodt  vor 
sick  gefunden. 


120 


Nye  Tyding. 

Nach  eraueringe  des  huses 
Wesenberch,  sint  de  Schwe- 
dischen ock  vor  Tolssborch  ge- 
rücket, welcker  Huss  3  mylen 
van  Wesenberch  an  einer  scho- 
nen Hauen  dar  de  Schepe  in- 
lopen  gelegen  ys,  vnd  als  de 
Russen  vp  Tolssborch  vornamen, 
dat  er  Höuethuss  Wesenberch 
den  Schwedischen  vpgedragen 
gewesen,  hebben  se  sick  ock 
stracks  ergeuen,  den  8  Martij 
obgemeltes  Jars.  Darna  als  de 
wech  affginck  vnd  de  Schweden 
mit  dem  schwären  geschütte  nicht 
wohl  vortkamen  konden,  hebben 
se  ere  schone  vnd  gewünschede 
gelegenheit  vp  dat  mahl  vor- 
sümen,  vnd  sick  eins  deels  auer 
Iss  in  Finlandt  vnd  eins  deels 
na  Reuel  begeuen  möten,  Dar 
se  sich  wedderumme  vp  einen 
frischen  toch  vthrüsten. 

Godt  der  Allmechtige  wolde 
gelücke,  heil  vnd  segen  dartho 
vorlenen. 

AMEN. 


Na  eraneringe  des  Hnses  Wesen- 
berch, sint  de  Schwedisscheo  ock  vor 
Tolssborch  geräcket,  welckes  dre  my- 
len van  Wesenberch  am  Strande  vnde 
an  einer  schönen  Haae  gelegen,  Vnde 
alse  de  Russen  vp  der  Tolssborch 
Vornamen,  dat  ere  Höaethnss  Wesen- 
berch in  der  Schwedisschen  ge- 
walt  was,  hebben  se  sick  nicht 
lange  bedacht,  besundern  sick 
stracks  ergeuen,  den  8  Martij.  Ynde 
dewyle  de  wech  gar  plötzh'ck 
aflfgjnck,  dat  men  mit  dem  6e- 
schütte  nicht  wol  vort  kamen  könde, 
hebben  de  Schwedisschen  eine 
schöne  gelegenheit,  gelücke  vnde 
vordeel  vp  dat  mal  nicht  vorsfimen, 
vnde  sick  aaer  Ise  in  Finlandt  jlich 
begeuen  möten. 


121 


Verzeiohnis  baltisoher  Ooldsohiniedey  ihrer  Herkzeiohen 
nnd  Werke. 

Von  Dr.  W.  Nenmanu. 


Die  vorliegende  Arbeit  ist  der  erste  Versuch  eiD  Verzeichnis 
der  in  den  Städten  Liv-,  Est-  und  Kurlands  bis  zum  Ende  des 
18.  Jahrhunderts  tätig  gewesenen  Goldschmiede  zusammenzu- 
stellen^  ihre  Meistermerken  zu  sammeln  und  die  im  Lande  ent- 
standenen bisher  bekannt  gewordenen  Erzeugnisse  der  Gold- 
schmiedekunst ihren  verschiedenen  Meistern  zuzuweisen.  —  Die 
Kunst  der  Goldschmiede  war  von  jeher  im  Lande  sehr  begehrt 
und  manches  hier  erhaltene  Werk  beweist,  dass  es  unter  den 
baltischen  Goldschmieden  auch  namhafte  Meister  ihrer  Kunst 
g^eben  hat.  Grund  genug,  um  eine  Arbeit,  wie  die  vorliegende, 
zu  unternehmen.  Zunächst  haben  freilich  nur  die  in  öffenwchen 
Sammlungen,  die  im  Besitz  der  Ämter,  Gilden  und  sonstigen  Ge- 
nossenschaften, die  in  den  Kirchen  der  Hauptstädte  des  Landes  und 
solche  in  Privatbesitz  befindliche  Goldschmiedewerke,  die  durch 
öffenüiche  Ausstellungen  oder  gelegentlich  dem  Verfasser  zugänglich 
wurden,  nähere  Untersuchung  undBeschreibungfinden  können.  Zu 
wünschen  wäre,  die  vorliegende  Arbeit  böte  veranlassung,  dass 
auch  die  in  Privatbesitz  befindlichen,  noch  nicht  bekannten  und 
ebenso  die  in  den  Kirchen  auf  dem  Lande  und  in  den  kleineren 
Städten  vorhandenen  älteren  Goldschmiedewerke  beschrieben  und 
auf  ihre  Merken  untersucht  wurden,  um  die  erwünschte  Voll- 
ständigkeit des  Verzeichnisses  mit  der  Zeit  zu  erreichen. 

Das  Meisterverzeichnis  ist,  wenn  auch  lange  noch  nicht  voll- 
ständig, doch  schon  recht  umfangreich,  und  man  wird  den  Namen 
vieler  Meister  begegnen,  denen  bisher  noch  kein  Werk  hat  zu- 
gewiesen werden  können.  Euer  hätte  vor  allem  die  Lokalforschung 
ergänzend  und  unterstützend  einzugreifen.  Für  die  rigaschen 
Goldschmiede  hatte  bereits  Dr.  Anton  Buchholtz,  dem  wir  das 
Prachtwerk  ^Goldschmiedewerke  in  Liv-,  Est-  und  Kurland  — 
26  Tafeln  in  Lichtdruck  mit  erläuterndem  Text  —  Lübeck  1892*' 
verdanken,  ein  reiches  Material  aus  den  Amtsbüchern  und  Bür- 
gerbüchem  zusammengetragen,  das  mir  von  ihm  zur  Benutzung 
und  Vervollständigung  übergeben  wurde.  Für  Riga  bedurfte  es 
daher  nur  einer  Nachzeichnung  der  Goldschmiedemerkzeichen 
nnd  einer  Vervollständigung  des  Verzeichnisses  der  vorhandenen 
€k>ldschmiedearbeiten,  von  denen  die  bedeutendsten  Stücke  auf 
mehreren  AussteUungen  bereits  katalogisiert  waren. —  In  Reval 
sind  die  das  Goldschmiedeamt  betreffenden  Akten  des  Stadtarchivs 

8* 


122 

von  mir  durchgearbeitet  und  ebenso  die  in  der  Lade  des  Gold 
schmiedeamts  erhaltenen  Amtsbücher,  zu  denen  sich  noch  ein 
älteres  im  Besitze  der  Estländischen  literarischen  Gesellschait 
befindliches  gesellte,  dem  ebenfallB  manche  wertvolle  Nachricht 
entnommen  werden  konnte.  —  In  Mi  tau  haben  die  Amtsbücher 
des  Goldschmiedeamts  und  die  Kirchenbücher  der  Trinitatiskirche 
eine  reiche  Ausbeute  von  Goldschmiedenamen  gegeben  und  einige 
der  als  mitausche  Arbeiten  bekannt  gewordenen  Werke  haben 
nun  ihren  Meistern  zugewiesen  werden  können.  —  Für  Bauske, 
das  auffälligerweise  bis  zum   Ende  des   18.  Jahrhunderts  eine 

gösse  Anzahl  von  Goldschmieden  au&uweisen  hat,  verdanke  ich 
erm  L.  Arbusow  ein  sehr  umfassendes  Material,  nicht  allein 
von  Goldschmiedenamen,  sondern  auch  von  Merken  und  Gold- 
schmiedearbeiten. Die  Hauptbeschäftigung  der  ßausker  Gold- 
schmiede aber  scheint  in  der  Herstellung  von  Bauernschmuck, 
namentlich  silbernen  Brezen,  bestanden  zu  haben.  Das  Dom- 
museum besitzt  ein  interessantes  Exemplar  solcher  Brezen  von 
dem  Goldschmied  Ghristopher  Kelsing,  von  dem  sich  noch  vier 
andere  Arbeiten  haben  nachweisen  lassen.  Die  Bausker  Gold- 
schmiede zogen  mit  ihren  Arbeiten  weit  nach  Litauen  hinein 
auf  die  Jahrmärkte.  —  Einen  Auszug  aus  den  Bürgerbüchern  und 
Zählungslisten  der  Stadt  Dorpat  über  dortige  Goldschmiede  ver- 
danke ich  Herrn  Stadtarchivar  mag.  bist.  A.  Feuereisen.  Leider  ist 
es  mir  bisher  nur  gelungen  zwei  Dorpater  Groldschmiedewerke 
nachzuweisen;  doch  lässt  sich  diese  Geringfagigkeit  woU  leicht 
erklären  durch  die  mehrfachen  Verwüstungen,  denen  die  Stadt 
unterlag.  —  Aus  Goldingen  haben  sich  mehrere  nicht  unbe- 
deutende Goldschmiedearbeiten  nachweisen  lassen.  Einen  Aus- 
zug aus  den  Bügerbüchern  danke  ich  Herrn  Stadthaupt  a.  D. 
A.  Adolphi,  der  mir  auch  die  Durchsicht  der  vier  erhaltenen 
Amtsbücher  vermittelte,  deren  ältestes  bis  1686  zurückgeht.  Auch 
Herrn  Architekten  E.  Hartmann  in  Goldingen  bin  ich  für  freund- 
liche Beihülfe  verpflichtet.  —  Völlig  unbekannt  waren  bisher  Fer- 
nauer  Goldschmiedearbeiten.  Herrn  Dr.  Frank  in  Pernau  ver- 
danke ich  nicht  nur  die  Kenntnis  von  mehreren  im  Museum  der 
dortigen  historischen  Gesellschaft  und  in  der  Nikolaikirche  be- 
findlichen Stücken,  sondern  auch  ein  Verzeichnis  pernauscher 
Goldschmiede  von  der  Mitte  des  17.  bis  zur  Mitte  des  19.  Jahr- 
hunderts. Eine  besondere  Stellung  hat  das  Pernauer  Gold- 
schmiedeamt den  Goldschmieden  in  den  kleinen  livländischen 
Städten  Wolraar,  Wenden.  Fellin  und  Walk  gegenüber  einge- 
nommen. Pernau  bildete  für  die  Goldschmiede  in  diesen  Land- 
städten den  Vorort  und  diese  hatten  vor  dem  Pernauer  Gold- 
schmiedeamt das  Meisterrecht  zu  erwerben.  —  Sehr  spärlich  ist 
bisher  die  Ausbeute  für  Narva  gewesen.  Sie  beschränkte  sich 
auf  drei  Goldschmiedewerke. 


1 


123 

Der  Schrägen  des  Rigaschen  Goldschmiedeamts  vom  25.  Ja- 
nuar 1360  ist  der  älteste  der  bisher  bekannt  gewordenen  deutschen 
Goldschmiedeschr^en.  Er  fand  sein  Vorbild  in  dem  Lübecker 
Schrägen^  mit  dessen  späterer^  ans  dem  Jahre  1492  stammender 
An&eichnnng  er  fast  wörtlich  übereinstimmt.  Im  Jahre  1542 
erhielt  das  Rigasche  Goldschmiedeamt  einen  neuen  Schrägen, 
der  den  älteren  in  einzelnen  Punkten  ergänzte.  Die  Zahl  der 
Amtsmeister  wurde  von  nun  ab  auf  zwölf  festgesetzt  und  damit 
das  Amt  aus  einem  offenen  zu  einem  geschlossenen  gemacht. 
Gleichzeitig  wurde  die  Stempelung  der  Goldschmiedewerke  mit 
dem  Beschau-  und  dem  Meisterzeichen  eingeführt. 

Der  Schrägen  des  Revaler  Goldschmiedeamts  vom  15.  Au- 
gust 1393  bezieht  sich  zwar  stellenweise  auch  auf  den  Lübecker, 
weicht  in  der  Hauptsache  aber  doch  wesentlich  von  ihm  ab.  An 
seine  Stelle  trat  am  7.  Dezember  1453  ein  durch  Zusätze  und 
Erweiterungen  ergänzter  Schrägen,  der  eine  abermalige  Vervoll- 
kommnung durch  den  Schrägen  von  1547  erhielt,  worin  nun  auch 
die  Stempelung  der  fertigen  Arbeiten  mith  der  Rtadt  teken  und 
ein  jeder  mit  sinem  eigenen  teken  verlangt  wird^).  Eine  letzte 
Redaktion  erfolgte  1635.  Auch  in  Reval  war  das  Amt  ein  offenes, 
bis  es  im  Jahre  1753  auf  einen  Antrag  der  Goldschmiede  zu- 
nächst für  die  Dauer  von  zwölf  Jahren  zu  einem  geschlossenen 
von  zehn  Meistern  gemacht  wurde. 

Seit  dem  Jahre  1634  zählten  die  rigaschen  Goldschmiede 
als  „freyhe  Künstler*  zur  Grossen  oder  Kauimannsgilde;  bis  dahin 
waren  sie  der  Kleinen  oder  Handwerkergilde  zugezählt  gewesen. 
In  Reval  rief  der  Versuch  der  Goldschmiede  ihre  Abtrennung 
von  der  Kanutigilde  zu  erlangen  und  in  die  Grosse  Gilde  am- 
genommen  zu  werden  einen  lange  dauernden  Prozess  hervor,  der 
erst  im  Jahre  1682  durch  eine  königliche  Resolution  sein  Ende 
fand,  jedoch  die  Wünsche  der  Goldschmiede  unerfüllt  liess  (s.  Re- 
valer Beobachter  1903  Nr.  32  ^Aus  alten  Amtsbüchern''). 

Die  älteren  Schrägen  der  Goldschmiedeämter  in  den  übrigen 
Städten  des  Landes  werden  sich  von  denen  des  Rigaer  und  des 
Revaler  Amts  im  allgemeinen  wenig  unterschieden  haben.  Be- 
deutend werden  die  Aufgaben,  die  den  in  den  kleinen  Städten 
angesessenen  Meistern  zufielen,  auch  kaum  gewesen  sein.  Es 
lässt  sich  dieses  schon  daraus  schliessen,  dass  sie  neben  ihrer 
Kunst  vielfach  noch  einen  Handel  als  Kaufleute  trieben  oder  im 
Kommunaldienste  tätig  waren.  —  1594  verordnete  der  Rat  zu 
Dorpat,  dass  die  dortigen  Goldschmiede  fortan  das  Silber  wie 
in  Riga  verarbeiten  sollten,  und  der  Amtsältermann  soll  gehalten 
sein  das  Stadtwappen  auf  den  Gegenstand  zu  schlagen,  wenn  die 

1)  Eine  Ratswillkür  von  1503  verlangte  schon  die  Stempelung  der 
Silbergeräte  mit  einem  Meisterzeichen;  doch  wird  sie  erst  obligatorisch  mit 
dem  Schraten  von  1547. 


124 

Arbeit  als  vollgültig  von  ihm  befunden  wird.  —  Auch  in  Dorpat 
gehörten  die  Goldschmiede  zur  Grossen  Gilde  und  warai  sogar 
in  den  Rat  wählbar.  Im  Jahre  1631  wurde  ihnen  dieses  Becht 
erneuert.  Am  29.  Mai  1640  erhielt  das  Amt  einen  neuen  Schraten 
und  wurde  nun  zu  einem  geschlossenen  von  nur  sechs  Meistern 
gemacht  (Gadebusch,  Jahrbücher  II,  2  S.  152,  EI,  1  S.  20,  129, 
138),  ein  Beweis,  dass  die  Nachfrage  nach  Goldschmiedewerken 
hier  keine  bedeutende  gewesen  sein  kann. 

Über  die  Kunst  der  Goldschmiede  in  Kurland  vor  dem 
17.  Jahrhundert  ist  wenig  bekannt.  In  Mitau  gehen  die  ältesten 
im  Besitze  des  Goldschmiedeamts  befindlichen  Nachrichten  auf 
das  Jahr  1635  zurück.  Am  24.  Mai  1656  wurde  dem  Amt  durch 
Herzog  Jakob  ein  neuer  Schrägen  erteilt,  doch  scheint  die 
Stempelung  der  Goldschmiedewerke  schon  mit  dem  Jahre  1635 
obligatorisch  geworden  zu  sein,  für  Bauske  mit  dem  Schrägen 
von  1638.  Dem  Goldinger  Goldschmiedeamt  wurde  1686  ein 
Schrägen  von  Herzog  BViedrich  Kasimir  verliehen.  —  In  Per- 
nau  petitionieren  die  Goldschmiede  unter  dem  30.  November  1731 
um  Verleihung  eines  Statuts  und  eines  Innungsrechts,  dessen  Be- 
stätigung am  11.  März  1751  erfolgte.  Im  Artikel  7  wird  die 
Stempelung   mit   dem  Stadt-  und  Goldschmiedezeichen  verlangt. 

Sämtliche  Beschauzeichen  sind  den  Stadtwappen  nachge- 
bildet. Riga  führte  das  sog.  kleine  Stadtwappen,  das  sich  vom 
16.  bis  zum  18.  Jahrhundert  in  sieben  verschiedenen  Formen 
nachweisen  lässt.  Auch  das  Revaler  Beschauzeichen  ist  dem 
kleinen  Stadtwappen  nachgebildet,  dem  gleicharmigen  Kreuz. 
Während  des  16.  Jahrhunderts  erscheint  dieses  in  schöner  go- 
tischer Schildform;  im  17.  und  18.  Jahrhundert  ändert  sich  die 
Schildform  und  wird  nachlässiger  in  der  Zeichnung.  Zu  Ende 
des  18.  Jahrhunderts  begegnet  man  sogar  dem  Kreuz  im  Vierpass. 
—  Das  Dorpater  ßeschauzeichen  zeigt  Schwert  und  Schlüssel 
des  ehemaligen  Stiftwappens  im  17.  Jahrhundert  in  einem  Vier- 
pass, später  in  einem  Oval.  —  Mitau  hat  die  Elenschaufel  in 
einem  Hochoval  in  verschiedener  Zeichnung,  Bauske  den  nach 
rechts  schreitenden  Löwen,  der  in  den  verschiedensten  Formen 
auf  gleichzeitigen  Arbeiten  vorkommt.  Diese  Verschiedenheit 
lässt  sich  daraus  erklären,  dass  nicht  der  jeweilige  Ältermann 
das  Beschauzeichen  auf  die  fertige  Arbeit  setzte,  sondern  jeder 
Goldschmied  selbst  seine  Arbeit  mit  dem  Stempel  versah.  Auf 
diese  Weise  hatte  das  Zeichen  allerdings  weniger  die  Bedeutung 
eines  Kontrollstempels,  sondern  mehr  die  eines  Kennzeichens  des 
Entstehungsorts.  -~  Goldingen  fahrte  das  Katharinenrad  des 
Stadtwappens  als  Beschauzeichen,  das  ebenfalls  in  verschiedener 
ZeichnuDff  auftritt.  Für  die  benachbarten  kleinen  Städte,  wie 
Hasenpoth,  Grobin,  Libau,  Tuckum,  bildete  das  Goldinger  Gold- 
schmiedeamt den  Vorort  und  den  in  diesen  Städten  angesessenen 


125 

Goldschmieden  war  gestattet  ihre  Erzeugnisse  mit  dem  halben 
Ooldin^er  Beschauzeichen,  also  einem  halben  Rade,  zu  versehen. 
—  In  dieser  Weise  gestempelte  Arbeiten  sind  bisher  noch  nicht 
bekannt  geworden.  —  Das  pernausche  Beschauzeichen  ist  dem 
Stadtwappen  nur  noch  entfernt  ähnlich.  —  Eine  narvasche 
Arbeit  in  der  Orusheinaja  Palata  in  Moskau  zeigt  ein  Beschau- 
zeichen, das  dem  Stadtwappen  von  1585  nachgebildet  ist,  doch 
sind  die  Wappenfiguren  in  entgegengesetzter  Richtung  ange* 
ordnet.  Ein  in  der  Zeichnung  noch  weit  mehr  abweichendes 
Beschauzeichen  ist  von  Dr.  Anton  Buchholtz  in  seinem  Werk 
unter  Nr.  64  fragweise  als  narvasches  abgebildet  und  auch  hier 
so  wiedei^egeben.  Von  den  Beschauzeichen  der  kleinen  Städte 
in  Livland  ist  bisher  nur  das  der  Stadt  Walk  bekannt  geworden. 
Als  Meisterzeichen  dienten  anfänglich  Hausmerken  und  sym- 
bolische Zeichen,  für  die  sich  nur  in  äusserst  seltenen  Fällen 
die  Meister,  die  sie  führten,  ermitteln  lassen.  Bisher  ist  dieses 
nnr  bei  dem  rigaschen  Meister  Hans  ünnau  gelui^en,  dessen 
Arbeiten,  die  einmal  eine  Hausmerke,  ein  ander  Mal  eine  an 
einen  Zweig  hängende  Traube  als  Meisterzeichen  aufweisen, 
urkundlich  als  von  ihm  gefertigt  beglaubigt  sind.  Mit  dem  Aus- 
gang des  16.  Jahrhunderts  kommt  die  Bezeichnung  mit  dem  An- 
fangsbuchstaben des  Vor-  und  Familiennamens  in  Aufnahme,  die 
anfänglich  häufig  in  Ligatur,  später  fast  ausschliesslich  klar  neben 
oder  über  einander  gesetzt  erscheinen.  Selten  tritt  eine  Fieur, 
die  auf  den  Namen  Bezug  nimmt,  hinzu,  wie  bei  dem  Zeichen 
des  Rigaer  Goldschmiedes  Jürgen  Linden,  ein  Baum  (Linde)  oder 
bei  dem  des  Rigaer  Goldschmiedes  Heinrich  von  der  Eiche  eben- 
falls ein  Baum  (Eiche).  Einen  Baum  führt  auch  der  rigasche 
Goldschmied  Johann  Berend  ausser  den  Anfangsbuchstaben  seines 
Vor-  und  Zunamens  in  seinem  Zeichen,  .einen  Schwan  der  riga- 
sche Goldschmied  Michael  Kressner  d.  Ä.  —  Von  einigen  Gold- 
schmieden lassen  sich  mehrere  Meisterzeichen  nachweisen,  die 
sie  im  Laufe  ihrer  Tätigkeit  benutzt  haben;  so  von  dem  riga- 
schen Goldschmiede  Christoph  Mansfeld,  der  einmal  G  M  F,  die 
Buchstaben  in  eine  Reihe  gesetzt,  ein  ander  Mal  das  G  oben 
und  M  F  in  Ligatur  darunter  gestellt,  zeichnet.  Von  dem  riga- 
schen Goldschmiede  Johann  Dietrich  Rehwald  gibt  es  so^ar 
drei  verschiedene  Meisterzeichen.  —  Die  Merkzeichen  der  riga- 
schen Goldschmiede  Lamoureux  Vater  und  Sohn  unterscheiden 
sich  weni^  von  einander.  Offenbar  soll  das  unter  den  Buch- 
staben I  L  stehenden  Gebilde  ein  auf  den  Namen  anspielendes 
flammendes  Herz  sein,  doch  erscheint  es  auf  den  Arbeiten  des 
älteren  Lamoureux  oft  als  ein  Dreiblatt  mit  einem  Punkt  darüber 
unter  den  enger  aneinander  gerückten  Buchstaben.  Von  den 
verschiedenen  durch  schlechten  Abschlag  erzeugten  Marken  sind 
hier  die  deutlichsten  wiedergegeben. 


126 

Ausser  den  Beschau-  und  Meisterzeichen  findet  sich  auf 
rigaschen  Goldschmiedewerken  aus  der  Zeit  von  1749  bis  um 
1780  oft  noch  ein  dritter  Stempel,  einen  Buchstaben  darstellend. 
Dr.  M.  Rosenberg  in  seinem  grossen  Werk  „Der  Goldschmiede 
Merkzeichen^  bezeichnet  sie,  die  auch  auf  anderen  deutsdiea 
€k)ldschmiedewerken  angetroffen  werden,  als  ^ Jahresbuchstaben^. 
Hier  führten  sie  die  Älterleute  des  Goldschmiedeamts,  denen  die 
Pflicht  oblag  die  Arbeiten  der  Meister  auf  ihren  Silbergehalt  m 
prüfen,  und  zwar  führte  der  Ältermann  Johann  Dietrich  Behwald 
von  1749—1756  den  Buchstaben  A,  Jeremias  Ericht  von  1756—1760 
den  Buchstaben  B,  Rehwald  wiederum  als  Ältermann  von  1760—1764 
den  Buchstaben  G,  Johann  Christian  Zingk  1764—1768  ein  D 
und  Johann  Friedrich  Lamoureux  von  17^ — 1780  ein  E. 

Bei  der  Anordnung  des  Stoffs  ist  das  von  Dr.  Marc  Rosen- 
berg herausgegebene  bekannte  Werk  ^Der  Goldschmiede  Merk- 
zeicmen^  vorbildlich  gewesen  und  die  von  ihm  aufgeführten,  in 
russischen  und  deutschen  Sammlungen  vorhandenen  baltischen 
Goldschmiedearbeiten  sind  auch  hier  aufgeführt  worden.  Zitiert 
sind  auch  die  Nummern  der  Kataloge  von  Ausstellungen,  auf 
denen  baltische  Goldschmiedewerke  zur  Schau  gestellt  waren; 
es  sind  dabei  folgende  Abkürzungen  gebraucht: 

Riga,  khist.  A.  =  Katalog  der  kulturhistorischen  Ausstellung 
in  Riga  1883. 

Mitau,  khist.  A.  =  Katalog  der  kulturhistorischen  Aus- 
stellung in  Mitau  1886. 

Riga,  arch.  A.  -=  Katalog  der  archäologischen  Ausstellang 
in  Riga  1896. 

Mitau,  herald.  A.  =  Katalog  der  heraldischen  Ausstellung 
in  Mitau  1903. 


Beschauzelchen. 

Bauehe« 

18.  Jahrhundert.  Das  Zeichen  kommt  in  verschie- 
denen Formen  vor:  namentlich 
weichen  die  Schildformen  von 
einander  ab. 


m 


Dorpat* 

17.  Jahrhundert 


Ende  des  18.  Jahrhunderts  (s.  Nr.  75). 


<vS5  }^  (gg;  l| 


127 
Goldingcn, 

18.  Jahrhundert. 


Zweite   Hälfte    des    18. 


©Erste  Hälfte  des  18.       ^\    Zweite   Hälfte 
Jahrhunderts.  w^       Jahrhunderts 

flarva* 

Beschauzeichen  von  I*^    18.  Jahrhundert 

1670  (s.  Nr.  189).  E^       (Nr.  190). 


i& 


peraau. 

18.  Jahrhandert. 

RevaU 


■  ■  16.  Jahrhundert.  •■    ig.  Jahrhundert. 


*  ?    17.  Jahrhundert.  A  ^nde  des  18.  Jahr- 

hunderts. 


o 

Ria** 

16.  Jahrhundert.  KW      |^y  17.  Jahrhundert. 


Ende  des  18.  Jahrhunderts. 


18.  Jahrhundert. 


CID 


MF 


© 


128 

Meisterzeichen. 

ii  29.         1A7     Nt  373. 


J«316. 


J«311. 


CGL 


J«373. 


J«381. 


CMF 


DVH 


DVH 


Jim, 


Jt  352. 


}«362. 


J«  295. 


Jfe  325. 


CDey 


CDR 


W 


CFW 


J*  329. 


J«  408. 


W  457. 


J«442. 


Igl     J«392.         |7) 

^9     J«258.  1^ 


J«  107. 


K  393. 


J«319. 


M2. 


J«306. 


K  226. 


129 


^«m      W»6  ^ 


Qö 


M  354. 


® 


J«337. 


(3j) 


J«  290. 


J«  326. 


^^    Jit  146. 


J«  146. 


ICW 


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QD     J*8.  JJ2    J«394.  Cra 


?  J«  253. 


@ 


J«  370. 


J«  315. 


Ki  360. 


)<•  185. 


J«  444. 


J&  244. 


J*  410. 


Jk  410. 


J«  441. 


J«446. 


•1    J«  312. 


^    J«321. 


Igt 

ngi^  Ab  317 


it  201. 


130 


IFD 


J6  33S. 


^232. 


ffSl      ^356, 


Ji  351. 


A6  360. 


J«  335. 


€3 


J*  379. 


J«  380. 


J«  387. 


J«  389. 


IS 


KOHL 
HOFF 


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LSS 


CD 


J«  410. 


M+1 


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J«382. 


.V  273. 


0  ««'   gI3 


J«  363. 


J«244. 


Ä347. 


J«425. 


J«  189. 


>6  75. 


J«376. 


riK 


J«  377. 


IQ    J^427. 


MK 


•1    }&  265. 


J«  429. 


:^6  96, 


(SB 


^376. 


^374. 


J«396. 


131 


pcc 


J«415. 


J«  190. 


J«  84 


J«  322. 


%419. 


gg 


J«  368. 


ü  19. 


J«  278. 


§       ^  276. 


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]«235. 


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J«426. 


J«  218* 


%  300. 


}i  121. 


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P 


J«435. 


J«436. 


J«438. 


Ji  437. 


J«439. 


J«439. 


%296. 


»>^^*^^^%»^^^»^>*S»<i» 


9* 


132  Baaske. 


Baueke* 

1.  ?  Antony,  Ootfried. 

Wird  17 13  als  Meister  und  Bürger  genannt. 

2.  ^9^  Bergendlohe  (Bergentlohn,  Bergentlaw,  Berend- 
■  3|»1  klau,  Bernekalau),  Friedrich. 
lAr        Geb.  1616;  begraben  26.  August  1686. 

%^  1.  Silberne  Hostiendose  mit  der  Inschrift:  Job.  Schiff- 

haasen.     1692.     Bes.  deatsche   Kirche  zq  Baaske. 

3.  .  ^  y  Boyen$,  Bereut. 

f  SfH        Geb.  1603;   gest.  19.  November  1684  als  Bur- 
^•^     germeister  von  Bauske. 

1.   Kelch  mit  den  Wappen  der   Familien   Schöpping 
and  Drachenfels.    Bes.  deatsche  Kirche  za  Baaske. 

4.  ?  Buchholtz,  Aegidins. 

Ist  von  1684  bis  1707  in  Bauske  nachweisbar. 


© 


5.  ^H^  Bii$ch,  Hermann  Dietrich. 
Stammte  angeblich  aus  Dänemark,  wurde  1736 

in  Mitau  als  Meister  aufgenommen,  siedelte  1737 
nach  Bauske  über  und  starb  dort  1784. 

1.  Anhängendes  Schildchen  an  einem  Silberpokal,  ehe- 
mals im  Bes.  der  Schneidergesellenschaft  za  Baaske, 
vom  Jahre  1772.   Bes.  deatsche  Kirche  za  Baaske. 

6.  ?  Busch,  Johann. 

Geb.  1790  als  Grosssohn  des  Hermann  Dietrich 
B.,  verliess  1840  die  Stadt.  (L.  Arbusow,  Sitzungs- 
berichte der  Kurl.  Gesellsch.  f.  L.  u.  K.  1888, 
S.  32.) 

7.  ?  Busch,  Karl. 

Geb.  1752  als  Sohn  des  Hermann  Dietrich  B., 
Vater  des  Vorigen;  wurde  1784  Meister.  (L.  Ar- 
busow, ebenda.) 

8.  ^J[S%  Derchmann(Därchmann,Dorchmann),  Gotthard. 
Geb.   1632.     Er   stammte   aus   Riga  und  war 

vermutlich  ein  Bruder  des  Berend  D.  daselbst 
(Nr.  325).  Begraben  16.  April  1681.  Wider  ihn 
erhob  das  Bauskesche  Goldschmiedeamt  eine 
Klage  beim  Herzog,  weil  er  sein  Meisterstück 
nicht  machen  wollte. 

1.   Silberne   teilvergoldete   Hostieudose  mit  dem  Me- 

demschen  Wappen  and  der  Jahreszahl  1664.  ^Bes. 

Kirche   zn  Dohlen.   (Mitan,  herald.  A.  Nr.  1706.1 

Ohne  Beschaazeicheii. 


® 


I 


Baneke.  133 

9.         ?  Ernst,  Emmerich  Johann. 

Geb.  1729;  Pflegesohn  des  Apothekers  Zipfel 
in  Bauske.  War  Lehrling  und  Gfeselle  des  Gold- 
schmieds Christian  Kelsing  und  wird  später  als 
Meister  genannt. 

10.  ?  FabritiuSy  Johann  Christian. 

Wird  1703  und  1705  als  Meister  genannt. 

11.  ?  Garing,  Hans. 

Geb.  1602.  Wird  1638  als  Meister  genannt 
(Schrägen  der  Goldschmiede  von  1638).  Be- 
graben 4.  April  1680. 

12.  ?  Heincken,  Christian. 

Wird  im  Aug.  1685  und  im  Febr.  1689  ge- 
nannt. Ist  gleichzeitig  auf  dem  Schlosse  als 
Konstabier  bedienstet. 

13.  ?  Hiidebrandt,  Bertram. 

Wird  1633  als  Meister  genannt  und  1666  als 
bereits  verstorben  bezeichnet. 

^^'    ^S/t%  Jacobiy  Friedrich  Hermann. 

Ist  von  1749  bis  1796  Juli  3  in  Bauske  nach- 
weisbar. 

L  Silberner  Becher  mit  Deckel,  ehemals  im  Bes.  der 
Schneiderffeselleuschaft  zq  Baaske,  von  1786.  Bes. 
deutsche  Kirche  zn  Bauske. 
2.  Zwei  kleine  Schildchen  an  einem  ebenfalls  dort 
befindlichen  Pokal  der  Schneidergesellenschaft  vom 
Jahre  1752  und  1797. 

15.  ?  Jacobi,  Johann  Reinhold. 

Sohn  des  Friedrich  Hermann  J.;  geb.  1788, 
gest.  1831. 

16.  ?  Kandiet,  Görgen. 

Von  1669  bis  1675  in  Bauske  nachweisbar,  zu- 
gleich als  Konstabier  auf  dem  Schlosse.  Die 
Goldschmiede  beklagen  sich  in  einer  (undatierten) 
Supplik  an  den  Herzog  über  die  Konkurrenz, 
die  ihnen  durch  K.  zu  teil  wird  (Lade  des  Gold- 
schmiedeamts in  Bauske). 

11      ^*if%  Kelsing  (Kölsing),  Christoffer. 

Wird  1711  als  Meister  genannt.    Im  Jahre  1712 

sucht  er  beim  Mitauer  Amt  um  Aufnahme  nach, 

da  in  Bauske  durch  die  Pest  (1711)  das  ganze 

^■■^    Amt    ausgestorben    sei.     Begraben    in    Bauske 

\m^    8.  Juni  1732. 

\fl0r  i^  Dq  icelkännchen  mit  Wappen  and  Inschrift  von  1722. 


ffip 


99 


9 


134  Baaske. 

2.  SUberiier  Klingbentel  mit  der  Insehrift:  Gottiieb 
Haadriii|[.    1732. 

3.  Kelch  mit  der  Inschrift:  Joh«  Friedr.  Gette.  Anno 
1723. 

4.  SilbemePatenedazamitderlnschriftiG. Wilde.  1718. 

Bes.  Nr.  1—4  deutsche  Kirche  sa  Baaske. 

5.  Silberne  Breze,  11  cm  Darchm.    Bes.  Rigaer  Dom- 
maseam. 

18.  ?  Mey, 

B^aben  25.  Juli  1715. 

19.  ^^  Müller,  Tobias. 
Ist  Yon  1686  bis  1697  in  Bauske  nachweisbar. 

Eine  knrze  Notiz  über  ihn  in  der  Enrländischen 
Oüterchronik.    N.  F.  S.  5,  Anmerkung  25. 

1.  Kelch  mit  dem  Wappen  der  Familien  Schalte  und 

®  Drachenfels  y.  1690. 

2.  Dasa  eine  Fatene. 
3.  Zwei  silbeme  idtarleachter  vom  Jahre  16d2. 
Bes.  Nr.  1—3  deatsche  Kirche  sa  Baaske. 

20.  ?  Richter,  Johann  Georg. 

Wird  1703  als  Geselle,  1705  und  1707  als 
Heister  bezeichnet. 

21.  ?  Schlägel,  Christian  Daniel. 

Geb.  1777  in  Arensbur^  auf  der  Insel  ösel; 
liess  1798  in  Bauske  seinen  Sohn  Christian 
Valentin  taufen. 

22.  ?  Timme  (Thiem,  Thieme,  Thiemen),  Heinrich, 

d.  A. 
Wird    1638   bei    der   Bestätigung   des    Gold- 
schmiedeschragens    für    Bauske   genannt;   gest 
vor  1664. 

23.  ?  Timme,  Heinrich,  d.  J. 

Sohn  des  Vorigen.  Geb.  1630;  begraben  28. 
Februar  1683. 

24.  ?  Unnau  (Vnnaw),  Hinrich. 

Wird  1555  in  Riga  als  Meister  genannt;  ist 
auch  in  Bauske  nachweisbar  (s.  Nr.  399). 

25.  ?  Vieting,  Johann. 

1652  als  Meister  genannt  (Herzogl.  Archiv, 
Mitau).  i 

26.  ?  Witte,  Johann.  ! 

Wird  1689  als  Geselle,  1696  und  1707  alä; 
Meister  erwähnt. 


Dorpat.  135 


Dorpat* 

27.  ?  Bardey,  Friedrich. 

Wird  1677  als  Geselle  genannt.  Am  26.  Okto- 
ber 1679  erwirbt  er  das  Bürgerrecht  nnd  wird 
1683  als  Meister  ins  Amt  amgenommen.  Am 
28.  März  1690  wird  er  znm  Dockmann  der  Orossen 
Gilde  eswählt.  Am  19.  Mai  1707  wird  er  im 
Einwohnerverzeichnis  als  „ein  alt  Mann^  be- 
zeichnet, der  auch  „wesen  seines  Gesichts  wenig 
mehr  tauget  seine  Profession  zu  treiben^;  trotz- 
dem wird  er  2.  Septbr.  1720  noch  als  Altermann 
genannt. 

28.  ?  Berg,  Andreas. 

Wird  1723  Burger  und  noch  1742  als  Meister 
bezeichnet. 

^'   ^C^  B^'*9'  Andreas  Gabriel. 

^|XS#        Wird  1735  Bürger;  1742  als  Meister  bezeichnet 
und  am  25.  September  1750  zum  Ältermann  ge- 
wählt; 1757  wird  er  Ältester  der  Grossen  Gilde. 
1.   Silberner,    innen   Tergoldeter   Becher  mit   einffra- 
viertem  Ehewappen  Wrangel-Bosen.    Bes.  Becnts- 
anwalt   R.   y.  Hehn,    Riga,      (lütan,    herald.   A. 
Nr.  1709.) 

30.  ?  Berg,  Christian  Gottfried. 

Wird  1746  Burger. 

31.  ?  Bodenburg,  Johann  Geors. 

Geb.  zu  Yegesack  in  EsÜand;  wird  18.  Mai 
1772  als  Bürger  aufgenommen. 

32.  V  Boese  TBosze),  Hans. 

Wird  1547  und  1555  als  Meister  genannt. 

33.  ?  Braass,  Lucas. 

Ist  1690  Ältester  der  Grossen  Gilde. 

34.  j^yv  Dackendorp,  Pawel. 

\\r^        Unterzeichnet   1534  Dezbr.  3  als  Ältermann 
y\      mit  seinen  Beisitzern,  deren  Namen  nicht  genannt 
Hansmerke,  ^^^^f   ®^^   Zeugnis  für  den  Goldschmiedegesellen 
'  Matthias  Gerdes. 

p  .  B    H      R 
Aj      "TTJ^  Haosmerken  der  Beieitzer. 

35.  9  Döring,  Christoffer. 

Wird  1640  im  Schraten  als  Meister  genannt 
und  1656  als  solcher  bei  der  Revision  der  Ein- 
wohnerlisten aufgeführt. 


136  Dorpat. 

36.  ?  DoppeMein,  Reinhold. 

Wird  1588  als  Meister  genannt. 

37.  ?  Duhme  (Dume),  Frederik. 

Wird  1553/54  als  Meister  genannt. 

38.  ?  Giebell,  Thomas. 

1622  und  1640  als  Meister  genannt. 

39.  ?  Goldschmied,  Evert. 

1594  als  Meister  genannt. 

40.  ?  Goldschmied,  Oerdt. 

1554  werden  seine  Erben  genannt. 

41.  ?  Hahn,  Rothger. 

1547—1555  als  Meister  genannt. 

42.  ?  Hannemann,  Alexander. 

Wurde  1720  Bürger;  später  zum  Ältermann 
gewählt;  dankte  15.  Oktbr.  1770  als  solcher  ab 
und  gab  sein  Geschäft  auf. 

43.  ?  Hildebrand,  Gottfried. 

Wurde  am  18.  Mai  1707  in  die  Gefangenschaft 
Dach  Moskau  gefuhrt. 

44.  ?  Hille,  Hans. 

Arbeitete  1645  als  Geselle  in  Beval  und  wurde 
in  diesem  Jahre  vom  Revaler  Goldschmiedeamt 
nach  Lübeck  und  Hamburg  geschickt  in  Sachen 
der  Klage  des  Amts  gegen  die  Kanutieilde.  1677 
ist  er  Ältermann  des  Dorpater  Goldscmmiedeamts 
und  wird  auch  1682  noch  als  solcher  genannt 
1690  März  28  wird  er  zum  Ältermann  der  Grossen 
Gilde  erwählt. 

45.  ?  Jeckel,  Peter. 

Wird  1594  als  Meister  genannt. 

46.  ?  JUngling,  Hinricfa. 

Geb.  1723;  wird  1756  Bürger  und  findet  noch 
1786  Erwähnung. 

47.  ?  Iversen,  Kaspar  Gustav. 

Stammte  aus  Keval,  wurde  7.  Febr.  1780  Bür- 
ger in  Dorpat  und  findet  sich  1787  als  Meister 
erwähnt;  von  1793—1796  war  er  zweiter  Beisitzer. 

48.  ?  Kachel,  Jochim  Friedrich. 

Wird  1707  im  Einwohnerverzeichnis  als  Meister 

! genannt.     Bei   ihm   arbeiten  2  Gesellen  und   1 
jehrling. 


Dorpat.  137 

49.  ?  Kilbel,  Hermann  Gustav. 

Geb.  1743  in  Arensburg;  wird  1777  als  Bürger 
und  1787  im  Handwerkerverzeichnis  als  Meister 
genannt.  1788  bis  1792  ist  er  erster  Beisitzer, 
1793—1796  Ältermann. 

50.  ?  Krey,  Johann  Gottlieb. 

Wird  1789  Bürger. 

51.  ?  Lampe,  Johann  Christian. 

Wird  1726  Bürger  und  wird  1742  als  Meister 
aufgeführt. 

52.  ?  Lau,  Joachim  Ernst. 

Wird  1789  Bürger. 

53.  ?  Lehrberg,  Aaron. 

Stammte  aus  Beval  und  gewann  1766  das 
Bürgerrecht.  Gest.  1770.  Er  war  der  Vater  des 
Dorpater  Professors  Aron  (August)  Christian 
Lehrberg. 

54.  ?  Ley,  Michael. 

Wird  1793  Bürger. 

55  ?  Mansfeld,  Franz  Johann. 

..  Wird  1719  Bürger  und  findet  sich  1742  als 
Ältermann  aufgeführt.  Er  stammte  wahrscheinlich 
aus  Reval  (s.  Nr.  217). 

56.  ?  Miersebach,  Jakob  Friedrich. 

Geb.  1752;  stammte  aus  Schleswig;  erwarb 
17.  Januar  1780  das  Bürgerrecht.  1788—1792 
zweiter  Beisitzer,  von  1793—1796  erster  Beisitzer. 

57.  ?  MUller,  George. 

Wird  1729  Bürger,  1750  Ältester  der  Grossen 
Gilde. 

58.  ?  Nyehoff,  Andreas,  d.  Ä. 

1552/53  Beisitzer  des  Altermannes  ^unserer 
Lieben  Frauen  Gilde^;  kommt  1572  im  Blutbade  um. 

59.  ?  Niehoff,  Andreas,  d.  J. 

Sohn  des  Vorigen;  befand  sich  in  russischer 
Gefangenschaft;  erhielt  1582  sein  väterliches  Erbe. 
Am  16.  Febr.  1594  wurde  er  zum  Ältermann, 
am  2.  Oktbr.  1609  zum  Ratsherrn  erwählt. 

60.  ?  Orenius,  David. 

Geb.  um  1746  in  Livland,  wird  1777  Bürger 
und  1786  als  Meister  erwähnt. 


\ 

-  \ 


138  Dorpat. 

61.  ?  Patzenhaiiber,  Gerhard  Johann. 

Wird  1774  Burger  und  bekleidet  von  1788—1792 
das  Amt  des  Ältermannes. 

62.  ?  Paulus,  Heinrich. 

1591  als  Meister  erwähnt. 

63.  ?  PUrwitz,  Hans. 

Wird  1553  Juli  29  als  Meister.  1554  Septbr.  22 
als  Oldermann  der  Kleinen  Gilde  genannt 

64.  ?  Reder,  Daniel. 

Wird  1636  Jan.  17  als  Meister  genannt,  der 
bereits  40  Jahre  der  Gilde  angehört. 

65.  ?  Reder  (Böder),  Hans. 

Sohn  des  Vorigen;  erlernte  die  Goldschmiede- 
kunst  bei  Jochim  fiöpSher  in  Dresden,  wie  ans 
einem  Schreiben  des  Dorpater  Goldschmiedeamts 
vom  7.  Oktbr.  1682  (Kopialbuch  des  Beyaler 
Goldschmiedeamts)  hervorgeht.  Am  15.  Juli  1635 
erwarb  er  in  Dorpat  das  Surgerrecht  und  wurde 
am  23.  Septbr.  1&12  zum  Ratsherrn  gewählt.  Er 
war  zugleich  Besitzer  einer  ^Seidenbude**. 

66.  ?  Ruhland,  Christian. 

1707  als  Meister  genannt. 

67.  ?  Salomon,  Johann  Christoph. 

Wird  1737  Bürger  und  1742  als  Meister  be- 
zeichnet« 

68.  ?  Siegheim,  Isaak. 

1690  als  Meister  genannt. 

69.  ?  Schmidt,  Detlef. 

1640  als  Meister  genannt 

70.  ?  Schubbert,  Christian  Heinrich. 

Geb.  1753;  wird  1778  Bfirger  und  1787  im 
Verzeichnis  der  Handwerksämter  als  Meister 
genannt. 

71.  ?  Schwartz,  Jochim. 

1640  als  Meister  genannt. 

72.  ?  Specht,  Martin. 

Wird  1761  Büi^er,  1770  Ältermann  und  1776 
Eirchenvorsteher. 

73.  ?  Torstenson,  Thomas  Johann. 

Wird  am  18.  Mai  1707  nebst  einem  Gesellen 
nach  Moskau  in  die  Gefangenschaft  grefuhrt. 


Dorpat  —  Darben  —  Friedrichsstadt  —  Goldingen.  139 

74.         ?  Tymmermann,  Andreas. 

Ist  um  1652/53  Beisitzer  des  Ältermannes 
^Unserer  Lieben  Franen  Gilde". 

^^'  ISm  Unbekannter  Meister. 

IMaJl         1.   Silberne    Plattmenage    mit    zwei    Kristallflaschen 
■■■■^W  and  Senf  behälter,  von  1791,   Bes.  Dr.  W.  Neamann, 

Riga. 

76.  ?  Voss,  Andreas. 

1547—1555  als  Silberschmied  genannt. 

77.  ?  Wolff,  Johann  Dietrich. 

Wird   1734  Bürger.    1738   März  6  wird  sein 
Gesuch  um  Aufnahme  in  die  Grosse  Gilde  abge- 
wiesen, „weil  nur  sechs  Goldschmiede  diese  Frei- 
heit haben,  welche  als  Amtsbrnder  bereits  in  de 
Gilde  sind".    1750  als  verstorben  bezeichnet. 

Durben  (Kurland). 

78.  ?  Molringk, 

Wird  15.  Novbr.  1564  als  Meister  genannt 
(Schirren,  Verzeichnis  livländischer  Geschichts- 
quellen S.  114). 

fnedricbeetadt* 

79.  ?  Barber,Paul. 

Goldschmied  in  Friedrichsstadt  (Neustädtchen); 
heiratet  im  Juni  1744  in  Bauske  Gertrud  Elisabeth 
Eostviel  (sicl)  recte  Loskiel,  die  schon  1745  in 
Bauske  begraben  wird. 

6oldingen. 

80.  ?  Arendts,  Wilhelm. 

Aus  Grobin  stammend;  erwirbt  1679  das  Bür- 
gerrecht und  wird  noch  1699  erwähnt 

81.  ?  Bärckmann  (Bergmann),  Andreas. 

Aus  Schweden  gebürtig;  meldet  sich  1752  zum 
Amt,  wird  am  24.  Juni  1754  in  das  Amt  ange- 
nommen und  erwirbt  26.  Febr.  1755  das  Bfirser- 
recht.  1773  verkauft  er  seine  Amtsstelle  dem 
Otto  Friedrich  Brinck  (s.  Nr.  84). 

82.  ?  Bethin,  Benjamin. 

Wird  1578  als  Meister  und  Bürger  genannt. 

83.  ?  BIVming,  Jürgen. 

Aus  Zabeln  stammend;  wird  1611  als  Meister 
und  Bürger  genannt. 


140  GoldiDgen. 


% 


84.  ^^  Brinck,  Otto  Friedrich. 
Aus   Durben   gebürtig;    ist  von  1762  bis  1768 

Lehrling  des  Goldschmiedes  Peter  Jakob  Rohde. 
1773  kauft  er  von  A.  Bärckmann  dess^sn  Amts- 
stelle, am  26.  Januar  1774  wird  er  nach  Vor- 
weisung seines  Meisterstücks  ins  Amt  aufge- 
nommen und  im  Juni  desselben  Jahres  erwirbt 
er  das  Bürgerrecht.  1793  verkauft  er  seine  Amts- 
stelle seinem  früheren  Lehrling  Friedrich  Georg 
Hartmann  (s.  Nr.  92)  und  zieht  nach  Riga. 

1.  SilbemerAbendmahUkelch  mit  eingraviertem  Wappen 
Elerdt  and  Umschrift  mit  Jahreszahl  von  1090. 
Umgearbeitet  1780.    Bes.  Kirche  za  Pilten. 

2.  Silberner  vergoldeter  Ohlatenteller  mit  eingraviertem 
Alliancewappeu  Maydell-Sacken,  ebenfalls  mit  Um- 
schrift von  1690.  Umgearbeitet  1780.  Bes.  Kirche 
zu  Pilten.     (Mitau,  herald.  A.  Nr.  1754  and  1755.) 

3.  Silberner  Willkomm  des  Tischleramts  za  Goldingeu. 
Höhe  0,355  m. 

85.  ?  Copell  (Gapell),  Ernst. 

Meldet  sich  1688  in  Ooldingen  zum  Amt.  Ein 
Goldschmied  gleichen  Namens  wird  1680  in  den 
Mitauer  Amtsbüchern  als  in  Libau  lebend  be- 
zeichnet. 

86.  ?  Drotsch,  Johann  Christoffer. 

Er  kauft  1780  die  Amtsstelle  des  Gottlob  Julins 
Majus  (s.  Nr.  104)  und  wird  nach  Ablegung  seines 
Meisterstücks  ins  Amt  aufgenommen.  Am  9.  Mai 
1781  wird  er  Bürger.  1792  noch  als  Lehrmeister 
genannt. 

87.  ?  Ebert,  Christoff. 

Aus  Eisenach  stammend;  wird  am  22.  Januar 
1647  Bürger. 

88.  ?  Francke,  Johann. 

Aus  Mitau  gebürtig,  wird  am  13.  Novbr.  1657 
Bürger. 

89.  ?  Gamper,  Friedrich  Gotthard. 

Ist  von  1752  bis  1757  Lehrling  des  Gold- 
schmiedes Peter  Jakob  Rohde,  arbeitete  nach 
eigner  Angabe  in  verschiedenen  kleinen  Städten 
des  Landes,  zuletzt  in  Tuckum,  und  bittet  1785 
um  Aufnahme  in  das  Goldinger  Amt.  Die  Auf- 
nahme wird  ihm  gewährt  und  ihm  gleichzeitig' 
die  Erlaubnis  erteilt  das  halbe  Stadtzeichen  auf 
seine  Arbeiten  schlagen  zu  dürfen. 


Goldiogen. 


141 


90. 


91. 
92. 

93. 
94. 
95. 


96. 


97. 


Grosseffsky,  Carl  Wilhelm. 
Hatte  in  Riga  gelernt  und  sich  nach  seiner 
Heimkehr  aus  der  Fremde  in  Tuckum  nieder- 
gelassen. Sein  Gesuch  um  Aufnahme  als  Mit- 
meister wird  ihm  am  5.  Juli  1788  gewährt  und 
ihm  gleichzeitij^  gestattet  „den  halben  Stadtzeichen 
auf  sein  angefertigtes  Silber  zu  schlagen^. 

Härder,  Heinrich  (?). 
Wird  am  4.  Dezbr.  1632  Bürger. 

Hartmann,  Friedrich  Georg. 
Ein  Goldinger  von  Geburt;  ist  von  1777—1782 
Lehrling  von  0.  F.  Brinck  (s.  Nr.  84).    1793  er- 
kauft er  von  seinem    Lehrmeister  dessen  Amts- 
stelle und  wird  am  4.  Juni  1794  Bürger. 

Hasen,  Jost  von. 
„Aus   der  Stadt  Dörpt";   wird  am  25.  Novbr. 
1645  Bürger. 

Herning,  Christian  Eberhard. 
Jüngerer  Bruder  von  Ign.  Wilhelm  H.,  ist  von 
1758  bis  1762  dessen  Lehrling. 

Herning,  Jakob. 
Ebenfalls  Bruder  von  Ign.  Wilhelm  H.,  ist  von 
1744  bis  1748  dessen  Lehrling.  Anfang  1760 
vergleicht  er  sich  mit  Wilh.  Hemr.  Wegner  über 
das  Näherrecht  und  wird  am  29.  April  desselben 
Jahres  in  das  Amt  aufgenommen.  Am  29.  Juli 
1761  erwirbt  er  das  Bürgerrecht  und  bekleidet 
von  1800  bis  1816  das  Amt  des  Ältermanns. 

Herning  (Herrningk),  Ignatius  Wilhelm. 
Aus  Goldingen  gebürtig;  wird  am  27.  Juli  1746 
Bürger.  Er  ist  der  Lehrmeister  seiner  beiden 
jüngeren  Brüder  und  bekleidet  um  1770  bis  zu 
seinem  Tode  das  Amt  des  Ältermanns.  Seine 
Witwe  wird  1784  genannt. 

1.  Silberner  Teekessel  auf  einem  Dreifnss  mit  Spiritus- 
lampe. Geschenk  des  Herzogs  Peter  an  den  Gol- 
dinger Bäi^erraeister  Bötticher.  Bes.  (1883)  Ober- 
lehrer J.  H.  Helmsing,  Riga,  jetzt  Rechtsanwalt 
V.  Bötticher,  Dresden.  (Biffa,  khist.  A.  Nr.  1723.) 
Andere  Teile  des  herzoglicnen  Geschenks  im  Be- 
sitze der  Nachkommen  in  Riga  und  in  Karland. 

Hintz,  Johann. 
Goldschmied  aus  Grobin;  meldet  sich  1688  zum 
Goldinger  Amt.    Nachweisbar  bis  1698. 


142  Goldingen. 

98.  ?  Hoff,  Joachim. 

Sohn  des  Folgenden:  meldet  sich  1686  zum 
Amt  und  wird  26.  April  1690  Bürger. 

99.  ?  Hoff,  Valentin. 

Stammte  aus  Rostock  und  erwarb  25.  Juli 
1660  das  Bfirgerrecht.  Am  30.  Aug.  1686  nach. 
Verleihung  des  neuen  Schragens  wurde  er  zun» 
Altermann  gewählt.    Gestorben  Ende  1705. 

100.  ?  Koch,  Christianus. 

Wird  am  30.  Aug.  1589  Burger. 

101.  ?  KSstner  (Eösener),  Otto  Dietrich. 

Sohn  des  Carl  E.  aus  Hasenpoth;  ist  von  1686 
bis  1694  Lehrling  von  E.  Panck.  Am  6.  Juni 
1699  meldet  er  sich  zum  Amt  und  am  9.  Septbr. 
1699  erwirbt  er  das  Burgerrecht. 

102.  ?  Krumhar  (Erummhaar),  Johann  Daniel. 

Ooldinger;  meldet  sich  1755  zum  Amt  und 
wird  am  12.  Aug.  1756  aufgenommen.  Am  19. 
Novbr.  1755  erwirbt  er  das  Bürgerrecht. 

103.  ?  Lysander,  Friedrich. 

Goldinger;   wird  am  18.  Novbr.  1648  Bürger. 

104.  ?  Majus,  Gottlieb  Julius. 

Wird  am  18.  Aug.  1766  auf  herzogliche  Ver- 
ordnung, nachdem  er  sein  Meisterstück  gemacht^ 
in  das  Amt  aufgenonmien.  1780  verkauft  er  seine 
Amtsstelle  und  sein  Werkzeug  an  Joh.  Christ. 
Drotsch  (s.  Nr.  86)  für  65  Rth\  Alb. 

105.  ?  Mertens,  Joachim. 

Wird  1593  als  Meister  und  Bürger  genannt 

106.  ?  Neumann  (Neumand),  Johann  Carl. 

Goldschmied  in  Hasenpoth;  ist  1765  bis  1768 
Lehrling  von  A.  Bärckmann  und  von  1768  bis  1770 
des  JLltermanns  I^.  W.  Hermingk.  1792  wird 
er  auf  sein  Ansuchen  als  Mitmeister  in  das  Gol- 
dinger Amt  aufgenommen  und  ihm  gestattet  mit 
dem  halben  Stadtzeichen  zu  stempeln. 

^^'    iC^fS  P^n^^l^'  Ewert. 

Aus  Schweden  gebürtig;  wird  am  19.  Juli  1684 
Bürger  und  zeigt  am  6.  April  1686  sein  Meister- 
stück auf,  „nemlich  ein  pochal  mit  doppelte 
fachen^.  Am  18.  Dezbr.  1695  liefert  er  dem  Amt 
ein  Amtssi^el.    Am   28.  Dezbr.  1705  wird  er 


m 


Goldingen.  143^ 

nach  Val.  Hoffs  Tode  zum  Ältermann  erwählt. 

Gestorben  im  Frühling  1707. 

1.  Silberner  Hampen,  zom  Teil  vergoldet,  mit  18 
einffelegten  Mfinsen.  Im  Deckel  eine  sog.  Jakobs- 
medaille  „ich  bin  ankerfest*.  Am  Deckel  das 
Brinkensche  Wappen.  Bes.  Graf  Heinrich  Keyser- 
ling, Mitan. 

108.  ?  Poblat,  Friedrich. 

'  Stammte  aas  Tilsit;  ist  von  1703  bis  1708  Lehr- 
lins von  Joachim  Hoff  und  dann  bis  Ende  März 
1710  im  Geschäft  der  Witwe  Fanck.  Am  20.  Juni 
1714  wird  er  Bürger.  Er  scheint  sich  später  in 
Mesoten  niedergelassen  zu  haben  (s.  Nr.  125). 

109.  ?  Rohde,  Christian  Böttiger. 

Wird  12.  April  1747  Bürger  und  1784  Amts- 
ältermann.    Als  solcher  noch  nachweisbar  1789. 

110.  ?  Rohde,  Peter  Jakob. 

.  Wird  30.  Mai  1736  Bürger;    1762  wird  er  als 
Ältermann  genannt. 

111.  ?  Rohde,  Peter. 

Erwirbt  am  6.  Febr.  1712  das  Bürgerrecht, 
kommt  aber  erst  am  12.  März  1718  zum  Meister- 
stück. 

112.  ?  Sander,  Johann. 

Aus  Oreifswalde  in  Pommern  stammend,  wird 
am  12.  April  1638  Bürger. 

113.  ?  Sander  (Zander),  Nikolaus. 

Ebenfalls  aus  Oreifswalde  gebürtig;  wird  am 
6.  April  1639  Bürger. 

114.  ?  Schneider,  Theodor  Gottlieb. 

Aus  Steinbach  bei  Meissen  gebürtig;  wird  am 
20.  Jan.  1703  Bürger.  Am  23.  Oktbr.  1703  wird 
ihm  aufgetragen  sein  Meisterstück  bei  E.  Panck 
herzustellen. 

115.  ?  Schroeder,  Hans. 

Wird  29.  Oktober  1630  Bürger. 

116.  ?  Schroeter,  Kari. 

Wird  16.  Februar  1639  Bürger. 

117.  ?  Springner,  Hans. 

Wird  30.  März  1607  Bürger. 

118.  ?  Stein,  Friedrich  Magnus. 

Ist  von  1789  bis  1793  Lehrling  von  J.  C.  Drotsch. 
Im  Oktober  1800  wird  er  ins  Amt  aufgenommen 


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144  Goldingen  —  Meaoten  ~  Mitaa. 

and  von  1816  bis  1823  bekleidet  er   das   Amt 
des  Ältermanns. 

119.  ?  Wachsmundt,  Johann  Carl. 

Ooldinger;  ist  von  1763  bis  1768  Lehrling  Ton 
I.  W.  Hermingk.  1775  wird  er  ins  Amt  aufgenom- 
men und  am  6.  Septbr.  desselben  Jahres  Bürger. 

120.  ?  Wegner,  Ghristoffer  Friedrich. 

Ist  von  1780  bis  1784  Lehrling  von  I.  W. 
Herrningk.  1791  wird  er  als  auswärtiger  Meister 
in  das  Amt  aufgenommen  und  ihm  gestattet  auf 
seine  Arbeiten  „den  halben  Stadts  Zeigen  zu 
schlagen^. 

121.  ^^yihSk  Wegner  (Wägener),  Wilhelm  Heinrich. 
Aus   üauske    stammend;   wird   am  13.  Novbr. 

1748  Bürger. 

1.   Silberner    Kelch    und    Patene.     Bes.   kathoÜBche 
Kirche  in  Goldingen. 

122.  ?  Wendt,  Johann. 

Ooldinger;  wird  am  3<).  Aug.  1686  Meister  und 
am  30.  Oktbr.  1688  Bürger. 

123.  ?  Went,  Heinrich. 

Wird  am  25.  Juni  1639  Bürger. 

124.  ?  Wulff,  Johann. 

Sohn  eines  Barbiers  in  Goldineen;  wird  am 
22.  Septbr.  1665  Bürger.  Am  24.  Mai  1707  wird 
er  nach  E.  Pancks  Tode  zum  Ältermann  gewählt. 

JVIeeoteii  (Kurland). 

125.  ?  Voblat, 

Wird  1742  in  Bauske  als  Pate  genannt.  Er  ist 
vielleicht  identisch  mit  Friedrich  Poblat,  der,  aus 
Tilsit  in  Preussen  stammend,  am  20.  Juni  1714 
in  Goldingen  das  Bürgerrecht  gewann  (s.  Nr.  108). 

Mitau* 

126.  ?  Bäckmann,  Johann. 

Goldschmied  und  Burger;  lässt  1703  taufen, 
am  24.  September  1711  verheiratet  er  sich  mit 
Anna  Röhl,  verwitwete  Grumann;  wird  beerdigt 
5.  Juli  1716. 

127.  ?  Bäckmann,  Michael,  d.  J. 

Getauft  1702  Novbr.  3,  wird  1738  als  Meister 
genannt,  heiratet  1741  Ghristina  Rosina  Richter 


Mitaa.  145 

und  wird  am  8..  Jan.  1771  beerdigt.  —  Bin  Michael 
Bergmann  d.  A.  wird  vor  1681  als  yerstorben 
bezeichnet. 

128.  ?  Backmann,  Paul. 

Wird  1664  als  Meister  genannt;  beerdigt  21. 
April  1675. 

129.  ?  Barcke,  Georg. 

Stammte  aus  Liineburg;  wird  1656  Dienstag 
nach  Estomihi  beerdigt. 

130.  ?  Bergenlohe  (BerenklotZ;  berre  Eleu),  Otto. 

Wahrscheinlich  ein  Bruder  des  Bauskeschen 
Goldschmiedes  Friedrich  B.;  wird  1621  genannt, 
heiratet  1645  Anna  Dolgry.  Gestorben  1666  am 
Sonntag  Gantate. 

131.  ?  Bergendlohe,  Reinhold. 

Um  1644  als  Meister  genannt. 

132.  ?  BSIpers,  Otto. 

1644  als  Meister  genannt 

133.  ?  Brandt,  Johann  Heinrich. 

Wird  1682,  in  welchem  Jahre  er  sich  mit  Anna 
Catharine  Enickenberg  verheiratet,  als  Geselle 
und  1686  als  Meister  genannt.  Im  Kirchenbuch 
der  Trinitatiskirche  wird  er  1699  und  1706  als 
fürstlicher  Silberwärter  bezeichnet.  Er  heiratet 
nach  dem  Bauskeschen  Eirchenbuche  am  6.  Fe- 
bruar 1690  die  Jungfrau  Dorothea  Elisabeth  zur 
Felsen. 

134         ?  Bttrkner,  Albertus. 

Wird  1696  als  Meister  genannt. 

135.  1  Busch,  Hermann  Dietrich. 

Wird  1736  Meister  und  siedelt  dann  nach 
Bauske  über  (s.  Nr.  5). 

136.  ?  Capell,  Ernst. 

Mitauer  Meister,  der  1680  als  in  Libau  lebend 
bezeichnet  wird.  Ein  Ernst  Gopell  meldet  sich 
1688  zum  Amt  in  Goldingen. 

137.  ?  Contenius  (Gottenius,  Gotonius),  Gottfried. 

Heiratet  1671  Margarete  Eranssberg,  und  wird 
noch  1686  als  Meister  genannt. 

138.  ?  Damm,  Matthias. 

Beerdigt  1646  am  22.  Sonntag  nach  Trinit. 

10 


146  Mitaa. 

139.  ?  Danckmeyer,  Daniel. 

Wird  1682  und  1686  als  Meister  genannt  Am 
26.  Novbr.  1682  heiratet  er  Gatharina  Scholtz. 

140.  ?  Danckmeyer,  Johann. 

Ist  nach  aem  Goldinger  Amtsbnch  von  1688 
bis  1693  Lehrling  von  Johann  Paul  Rappel  in 
Ooldin^en.  Wird  1711  anf  herzoglichen  Befehl 
znm  Ifeister  ernannt;  heiratet  1723  Febr.  3  die 
„Jumpfer  Eoch^  (Sophia  Elisabeth):  gestorben 
vor  1737  (s.  Nr.  179). 

141.  ?  Davidt,  Johann. 

1648  als  Meister  genannt,  heiratet  1667|  wird 
28.  April  1680  beerdigt. 

142.  ?  de  Deitesaer,  Ghristopher. 

Wird  1644  als  Meister  genannt. 

143.  ?  Fleischer,  Johann  Friedrich  Gotthilf. 

Wird  1791  als  Meister  genannt. 

144.  ?  Frey,  Christopher. 

Wird  1644  als  Meister  genannt 

146.  ?  Gilscher  (Oiescher),  Otto. 
Wird  1643  am  Dienstag  nach  dem  16.  Sonntag 

.  Trin.  beerdigt. 

^^'      JIL  Glandorf,  Jost  Hermann. 

Wird  1724  als  Meister  genannt,  kommt  1737 
nnd  1738  ab  Pate  vor. 

1.  Silberner  Elingbeatel  mit  dem  Wappen  der  Fami- 
lien Firks  und  Behr.  Bes.  lath.  Eirehe  sn  Lesten 
in  Karland.    (Mitaa,  herald.  A.  Nr.  170a) 

2.  Silberner  teilverffoldeter  Oeckelpokal  mit  Ehewap- 
peu  Diaton- Windhorst,  vom  Jabre  1746.  Bes.  FrL 
Diston  in  Mitao.    (Mitan,  herald.  A.  Nr.  1711.) 

147.  ?  Godefroy,  Robert. 

Wird  1746  als  Meister  genannt.  1757  Novbr. 
18  wird  seine  Frau  Anna  Dorothea  geb.  Jecker- 
mann  (alt  50  Jahre)  beerdigt. 

148.  ?  GStze  (Götz),  Ernst. 

Ffirstlicher  Gk)ldschmied;  heiratet  1670  Anna 
Franken,  die  Witwe  des  Goldschmieds  Daniel 
Ziegelmeister.    Wird  noch  1678  genannt. 

149.  ?  Gordahn,  Simon  Peter. 

Wird  1708  als  Meister  genannt. 

150.  ?  Grün,  Martin. 

Wird  1663  als  Meister  genannt  und  kommt 
noch  1686  vor. 


Ifitao.  147 

151.  ?  Grünau  (Gronaa),  Johann  Friedrich. 

Wird  1737  als  Meister  genannt;  beerdigt  am 
5.  Jnni  1773. 

152.  ?  Helling,  Johann  Karl. 

1758  nnd  1763  als  fürstlicher  HoQnwelier  er- 
wähnt. 

153.  ?  Hühner,  Gottfried  Diederich. 

Wird  um  1738  und  1746  als  Meister  genannt. 

154.  ?  Karpienski,  Friedrich  Wilhelm. 

Ist  von  1791  bis  1802  als  Meister  nachweisbar. 

156.         ?  Kosel,  Johann. 

Wird  1697  als  Meister  genannt;  er  heiratete 
in  diesem  Jahre  die  Witwe  des  Goldschmiedes 
Gottfried  Ooteny  (Oontenins). 

156.  ?  Knihse,  Erich. 

Wird  1700  als  Meister  genannt,  der  sich  mit 
Elisabeth  Linde  yerheiratet. 

157.  ?  Knimmhom,  Gideon. 

Wird  1644  als  Meister  genannt;  gestorben 
vor  1657. 

158.  ?  Lang  (Leng),  Heinrich. 

Gebürtig  ans  Lübeck;  wird  1687  als  Meister 
genannt. 

159.  ?  UndstrSm,  Peter  Magnus. 

Wird  1790  als  Meister  genannt. 

160.  ?  Lorentz,  Peter. 

Wurde  1708  Meister,  durfte  aber  schon  seit 
1705  arbeiten,  weil  er  die  Witwe  eines  Meisters 
geheiratet  hatte. 

161.  ?  Mancke,  flans. 

Heiratet  1586  Odilla  Liven,  Tochter  des  1583 
yerstorbenen  Johann  Liren.  (Brieflade  zu  Mer- 
zendorf n.) 

162.  ?  Magnua  (Mangnus),  Johann  Andreas. 

Wird  1732  Meister  und  ist  bis  1742  nachweisbar. 

163.  ?  Meier,  Philipp  Diedrich. 

Wird  1758  Meister,  nachweisbar  bis  1792. 

164.  ?  MSnck,  Johann  Leonhard. 

Wird  1755  Meister. 

165.  ?  Puls,  Jakob. 

Wird  1780  Meister;  am  7.  September  1805 
lässt  er  einen  unehelichen  Sohn  taufen. 

10» 


148  MiUa. 

166.  ?  ReishofF,  Bernhard. 

Wird  1737  als  Meister  genannt. 

167.  ?  R»hl  (Behl),  Michael. 

Wird  1683  im  Bauskeschen  Kirchenbuch  alg 
Pate  genannt;  heiratet  1681  Juli  3  die  Tochter 
Elisabeth  Magdalene  des  verstorbenen  (Gold- 
schmieds Michael  Bäckmann  und  ist  noch  1703 
in  Mitan  nachweisbar. 

168.  ?  Rohrbach,  Johann  Heinrich. 

Geboren  1687;  wird  1721  Meister;  gestorben 
22.  Aug.  1722. 

169.  ?  Schiemann,  Raphael  Benjamin  FriedricL 

Als  Oold-  und  »ilberarbeiter  schon  1785  ge- 
nannty  als  Meister  seit  1798. 

170.  ?  Schmiedhammer  (Schmidthammer),  Georg  Wolf. 

Wird  1700  Meister;  heiratet  1701  Febr.  10 
Gertrude  Tesche,  die  am  25.  Aus.  1709  beerdigt 
wird.    Er  wird  beerdigt  am  19.  mvbr.  1730. 

171.  ?  Schock,  Dominions. 

Wird  beerdigt  am  Dienstag  nach  Bogate  1648. 

172.  ?  Schulz,  Eonrad. 

Wird  1644  in  einem  Amtsverzeichnis  an  erster 
Stelle  als  Meister  genannt  und  ist  wahrscheinlich 
damals  Ältermann;  beerdigt  am  Donnerstag  nach 
Pfingsten  desselben  Jahres. 

173.  ?  Schumann,  Ulrich  Michael. 

Wird  1784  Meister. 

174.  ?  Seezen,  Georg  Friedrich. 

Wird  1737  auf  herzoglichen  Befehl  in  die 
Meisterschaft  aufgenommen;  nachweisbar  bis  1743. 

175.  ?  Sniolian  (Schmoliann,   Schmulgan),    Johann 

Gerhardt. 
Wird  laut  herzoglichem  Befehl  vom  6,  August 
1707  als  Meister  aufgenommen  und  weist  am  11. 
Februar  1708  sein  Meisterstück  vor.    Als  Gold- 
arbeiter in  Mitau  schon  nachweisbar  seit  1708. 

176.  ?  Starck,  Hans. 

Wird  1642  und  1644  als  Meister  genannt;  ist 
1652  als  Hofgoldschmied  der  Herzogin  Elisabeth 
Magdalene  von  Kurland  nachweisbar. 

177.  ?  Tanten,  Johann  Heinridi. 

Wird  1732  Meister. 


Mitan.  149 

178.  ?  Vardam,  Matthias. 

Wird  1644  als  Meister  genannt. 

179.  ?  Venadler    (Venatier,   Venardier,    Wenadje), 

Matthias. 
Wird  1737  Meister  und  heiratet  in  demselben 
Jahre  (Novbr.  26)  die  Witwe  des  Goldschmieds 
Johann  Danckmeyer,  geb.  Sophia  Elisabeth  Koch; 
sie  wird  1767  Jan.  22  beeraigt. 

180.  ?  Vorkampff,  Hans. 

Wird  1661  als  Meister  genannt. 

181.  ?  Vorkampff,  Nikolaus. 

Wird  1665  als  Pate  genannt,  1686  als  Amts- 
ältermann  aufgeführt;  beerdigt  am  11.  März  1710. 

182.  ?  Weiss,  Johann  Jakob. 

Fürstlicher  Hofgoldschmied.  Heiratet  1655  zum 
ersten  Mal  und  1658  zum  zweiten  Mal.  Seine 
zweite  Prau  ist  die  Witwe  des  Hans  Brandt.  Er 
wird  beerdigt  am  Donnerstag  nach  dem  7.  Sonn- 
tag p.  Trin.  1666. 

183.  ?  Wichmann,  Alexander. 

Ist  seit  1681  als  Meister  nachweisbar  und  wird 
noch  1704  erwähnt. 

184.  ?  Wiechert  Johann  Carl. 

Wird  1796  Meister. 

^^'    41^^  Winter,  Johann  Ghristopher. 

Wird  1732  Meister  und  ist  noch  1765  nachweisbar. 

1.  Eonischer  teilvergoldeter  Becher  mit  Wappen  und 
Inschrift  vom  Jahre  1758.  Bes.  Pastor  iNeander, 
Mitan.  (Mitan,  herald.  A.  Nr.  1705.) 

2.  Becher  mit  Deckel  vom  Jahre  1755.  Geschenk  des 
berühmten  holländischen  Arztes  H.  Boerhaye  an 
Dr.  Georg  Wilpert  in  Biffa  für  die  ärztliche  Be- 
handlung anf  seiner  Dorchreise  durch  Riga  nach 
Petersburg.   (Riga,  khist  A.  Nr.  1692.) 

3.  Silberner  Klingbeutel  der  Kirche  zu  Bauske. 

186.  ?  Wulff,  Christian  Siegfried. 

Wird  1731  auf  herzoglichen  Befehl  ins  Amt 
anfeenommen;  ^weil  er  Ihrer  Eaiserl.  Hoheit  als 
Holgoldschmied  gedient  hat^. 

187.  7  Ziegelmeister,  Daniel. 

Wird  bereits  1635  als  Meister  genannt.  1667 
am  Sonntag  nach  Beminiscere  wird  er  beerdigt. 
1658  besass  er  ein  Haus  in  der  Herrenstrasee 
(Herzogl.  Archiv).  Seine  Witwe  heiratet  1670 
den  Goldschmied  Ernst  Götz. 


® 


160  N«rya  —  Pemau. 

188.  ?  Havens,  Berndt  von.  I 

Wird   1688   als  Meister  genannt  (Kopialbnch 
des  Bevaler  Goldschmiedeamts). 

189.  jQ^  Unbekannter  Meister  L  Z  yon  1670/71.  fjt^l 

1.  Silbenier  Vezierpokal  „HioBchen  im  Keller",  anf  /    | 
einer  Knabenfigor  in  römischer  BüBtone  ndiend. 
Aaf  einer  hohlen  Halbkugel  steht  eine  kleine  Fi- 
gur, die  beim  Füllen  des  Pokals  anfsteigi,   beim 

-        f     .-   !  >   Leeren  niedersinkt  Bes.  Schwarshaoptersesellsekaft 

>iM  J^5  t  ^i     V -/A>^        in  BevaL    (Abb.  Bachholts,  Gtoldschmiodearbeiten, 
^^     ^     41    ^         '      '   Taf.  XXm,  Uff.  64.) 

2.  Silberner  DeckdpokaL  mit  getriebenen  Darstelliingen 
an  der  Knppe,  ffetragen  von  einer  römischen  Kne- 
gerfiffm*.  Hohe  0,621m.  Bes.  Schwarsh&nptergesell- 
schaft  in  BevaL   (Abb.  Bachholtas,  Ooldsehmiedear- 

190.  a4i^'  Unbekannter  Meister  M,  V.  dee  17.  Jahrhunderts. 
1.  Silberner  Deckelhampen  in  der  Sammlnnff  Koio- 

banow.  Bes.  Omsheinaja  Palata,  Moskau,  Nr.  2194. 


pernau* 

191.  ?  BelirenSy  Friedrich  Ernst. 

Ans  Mecklenburg;  wird  1780  als  Meister  und 
Burger  genannt. 

192.  ?  Berg,  Andreas. 

Aus  Riga;  wird  1712  als  Meister  und  Burger 
genannt. 

193.  ?  Bruno,  Johann  Daniel. 

Aus  Reppen  bei  Frankfurt  a.  0.;   wird  1726 
als  Meister  und  Burger  genannt. 

194.  ?  Conrad,  Anthonius. 

Aus  Arensbni^;  wird   1697   als  Meister  und 
Bürger  genannt. 

195.  ?  Erk,  Ghristoffer. 

Wird  1646  als  Meister  und  Bürger  genannt. 

196.  7  Faber,  Baltzar. 

Wird  1641  als  Meister  und  Bürger  genannt 

197.  ?  Gruebener,  Joseph. 

Aus  Ulm;  wird  1722  als  Meister  und  Burger 
genannt. 

198.  ?  Himmelauf,  Christoph  Berend. 

Aus  Riga;   wird  1727  als  Meister  und  Buig«- 
genannt. 


^ 

« 


Peman.  151 

199.  ?  Kempe  (7)  Jürgen. 
Wird  1651  als  Meister  und  Bfirger  genannt. 

200.  ^f^^  Krautwedel,  Christian. 
Ans  Pernau;  wird  1744  als  Meister  nnd  Bürger 

genannt. 

1.  Silberner  Löffel  von  1763.    Bes.  Museum  za  Peman. 

2.  Silberne  Sandnbr  von  1764.    Bea.  St  Nikolaikirehe 
sn  Peman. 

201.  ^^^  Krueger,  Johann  Ernst. 
Ans  Weimar;  wird  1767  als  Meister  nnd  Bnrger 

genannt. 

1.   Silberner  Löffel  yon  1772.    Bes.  Mnaenm  zn  PernM. 

202.  ?  Laias,  Johann. 

Aus  Biga;  vielleicht  ein  Glied  der  alten  ri- 
gischen  Qoldschmiedefamilie  Leyse;  wird  1702 
Meister  nnd  Bnrger. 

203.  ?  LanklasSy  Heinrich. 

Wird  1690  als  Meister  nnd  Bfirger  genannt. 

204.  7  Lenardson,  Friedrich. 

Ans  Arensbnrg;  wird  1762  als  Meister  nnd 
Bnrger  genannt. 

206.         ?  Mohr,  Dettlof. 

Ans  Holstein;  wird  1703  als  Meister  nnd  Bnrger 
genannt. 

206.  ?  Nagel,  Samnel  Gottlieb. 

Wird  1797  als  Meister  nnd  Borger  genannt. 

207.  ?  Peters,  Johann  Joachim. 

Ans  Brannschweig;  wird  1705  als  Meister  nnd 
Bnrger  genannt. 

208.  ?  Pezelius,  Gtoorg. 

Wird  1663  als  Meister  nnd  Bnrger  genannt. 

209.  ?  Ptttola,  Jacob  Johann. 

Ans  Peman;  wird  1705  als  Meister  nnd  Bnrger 
genannt. 

210.  ?  Rahm  ^hn),  Ernst  Diedrich. 

Wird  1778  als  Meister  nnd  Bnrger  genannt. 

211.  ?  Repe,  Hans. 

Wird  1555  als  Goldschmied  in  Alt-Peman  ge- 
nannt (C.  Rnsswnrm,  Alt-Peman,  S.  91  nnd  94). 

212         ?  Rittling,  Johann  Ai^rastin. 

Ans  Arensbnrg;  wird  1722  ab  Meister  nnd 
Bfirger  genannt. 


152  Pernao  —  BeTal. 

213.  ?  Schlicht, 

Ist  1741  als  Meister  aufgeführt. 

214.  ?  Schnedlaf,  Caspar  von. 

Wird  1655  als  Meister  und  Borger  genannt 

215.  ?  Stacke,  Heinrich. 

Ans  Beval;  wird  1683  als  Meister  und  Bfirger 
genannt 

216.  ?  Weinhold,  Abraham. 

Wird  1622  als  Meister  and  Bürger  genannt 

217.  ?  Wohlfardt  (Wohlfart),  Jacob. 

Aus  Högstadt;   wird  1791—1795  als  Meister 
genannt. 

^^^  RevaU 

218.  kfJH  Adrian,  Valentin. 

mBO  Er  meldet  sich  im  November  1713  zum  Amt 
und  weist  am  18.  Jan.  1714  sein  Meisterstück 
vor.  Vom  15.  Novbr.  1720  bis  znm  12.  Desbr. 
1729  bekleidet  er  das  Amt  des  Ältermannes. 
Nachweisbar  bis  1742. 

1.   Silberner   Deckelhnmpen.     Bes.   Gesellschaft   der 
Schwarzhäapter,  Beval. 

(Ein  Goldschmied  gleichen  Namens  wird  1689 
als  Meister  genannt,  der  mit  seinen  Arbeiten  nach 
Dorpat  lom  Jahrmarkt  reist.  Er  mnss  dort  s^ne 
Arbeiten  snr  Probe  vorweisen  nnd  wird  yerUaff^ 
weil  er  auf  der  Beise-Breschen**  verkaufte.  (Gade- 
bnseh,  Jahrbücher  III,  2,  S.  251.) 

219.  ?  Appelbecke,  Hinrich. 

Wird  1553  als  Meister  genannt. 

220.  ?  Bar,  Olaff. 

Wird  1491  nnd  1496  als  Meister  genannt. 

221-         ?  Bengelstorffy  Hinrich. 

Bekleidet  1632  das  Amt  des  Altermanns. 

222.  ?  Boddeker  (Böddiker),  Caspar. 

Wird  1633  ins  Amt  aufgenommen  und  1636 
als  Meister  genannt. 

223.  ?  Brutschat,  Lutteke. 

Wird  1497  als  Meister  genannt 

224.  ?  Clemens,  Friedrich. 

.  Bekleidet  von   1784   bis  1787   das  Amt  des 
Ältermanns, 


Q 


Reval,  163 

224.  ?  Colerius,  Johann. 

Meldet  sich  1750  Jnni  24  zum  Amt,  wird  aber 
auf  zwei  Jahre  zornckgestellt.  1752  wird  er 
Meister  nnd  findet  sich  1759  nochmals  erwähnt. 

225.  ?  Depen,  Hans  von. 

Wird  1553  als  Meister  genannt. 

Dreyer,  Franz  Johann. 
Wird  1664  als  Meister  genannt  nnd  bekleidet 
von  1711--1714  das  Ältermannsamt. 

1  und  2.  Zwei  silbeme  Armleuchter.  Bes.  Nikolai- 
kirche zu  Beval.  Stiftung  des  Goldschmiedes 
Jochim  Witting  vom  Jahre  1675. 

Dreyer,  Matthias. 
Wird  1710  als  Meister  genannt;  vielleicht  Sohn 
des  Vorigen. 

228.  ?  Eckstrttm,  Gustav  Garel. 

Meldet  sich  Johanni  1743  zum  Amt  und  weist 
im  August  sein  Meisterstück  auf.  Als  Meister 
genannt  1747. 

229.  ?  Essen,  Hans  von. 

Wird  1463  als  Meister  genannt. 

230.  ?  Fischer  (Vyscher),  Laurenz. 

Ist  1482  Amtsbeisitzer  und  wird  1488  noch 
erwähnt. 

231.  ?  Girs,  Elias. 
Wird  1664  als  Altermann  genannt. 

232.  ff^  6olt8med..(Goltsmit),  Jörgen. 
War  1548  Ältermann.  Im  Jahre  1553  schenkte 

er  der  Eanutigilde  einen  26  cm  hohen  silbernen 
Humpen,  der  sich  noch  in  ihrem  Besitz  befindet. 
Abgeb.  in  A.  Buchholtz,  Goldschmiedearbeiten 
Nr.  61,  Text  S.  21.    (Riga,  arch.  A.  Nr.  1305.) 

233.  ?  Grundt,  Salomon. 

Wird  1605  als  Meister  genannt. 

234.  ?  Hamei,  Hans  von. 

..  Ist  bereits  1461  Meister  und  von  1484  bis  1486 
Ältermann. 

235.  ^^Htk  Heriing,  Sveno. 
Meldet  sich  Johanni  1732  zum  Amt  und  zeifft 

15.  Juni  1733  sein  Meisterstück;  er  wird  bis  17fö 
mehrmals  erwähnt  und  muss  um  diese  Zeit  ge- 
storben sein. 


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® 


154 


Reyal. 


Abendmahlskanne  der  Nikolaikirche   zq 

wonuif  das 


236. 


237. 

238. 

239. 

240. 

241. 

242. 


243. 


244. 


246. 
246. 


IDK 


KOHL 
HOFF 


1.   Silberne 

RevaL 
2  and  8.   Zwei  einfache  konische  Becher, 

herzogl.   Kettlersche  Wappen  zn 


herzogl.  iLettlersche  Wappen  zn  myieren  ange- 
fangen. (VerffL  Jahrbuch  rar  GenefJogie,  Heralmk 
und  Sphragistik  1894  S.  6.) 

Hillebrandt,  Friedrich  Wilhelm. 
Wird  1664  als  Meister  genannt.    Er  stiftet  der 
Nikolaikirche  in  Beval  eine  silbeme  yergoldete 
Oblatendose  nnd  einen  Kelch,   als  Dank  fnr  die 
Errettung  ans  der  Pestnot. 

Hillebrandt,  Wflhehn  Christian. 
Wird  1735  Lehrling  bei  Christoffor  Mansfeld. 

Hillebrandt,  Wilhelm. 
Wird  1632  als  Meister  genannt 

Hiltum,   Jost  von. 
Wird  1548  als  Meister  genannt. 

Hohswedeily  Jfi^en  von. 
Wird  1548  als  Meister  genannt. 

Holtappel,  Hans. 
Wird   1506  als  Amtsbeisitzer  genannt     Von 
1510  bis  1514  bekleidet  er  das  Amt  des  Alter- 
mannes.   Oest.  um  1530. 

Hostkamp,  Lambert 
Ist  1511  schon  Meister,  bekleidet  von  1514  bis 
1518  das  Amt  des  Ältermannes  nnd  wird  1529 
noch  erwähnt 

Kleinsorg,  Wilhelm. 
Ist  von  lf02  bis  1708  Lehrling  von  Friedrich 
Wilhehn  Hillebrandt,   macht  am  2.  Dezbr.  1714 
sein  Meisterst&ck;  gest.  nm  1741. 

Kohlhoff,  Johann  Daniel. 
..  Bekleidet   von   1794  bis   1803   das  Amt  des 
Ältermannes. 

1.  Silberner  Willkomm  mit  Deckel  nnd  Fahne  vom 
Jahre  1781.    Bes.  Bigasches  Beepschlageramt 

2.  SUbemer  Becher  mit  Amtswappen  nnd  Inschrift 
▼.  Jahre  1795,  hoch  20  cm.  Bes.  Bigasches  Schidi- 
macheramt 

KrSgers,  Jfirgen. 
Wird  1632  als  Meister  genannt 

Kugelandt,  Jakob. 
Wird  1683  als  Meister  genannt:   von  1701  bis 
1704  ist  er  Ältermann.    Seine  Witwe  wird  1706 


i 


Reval.  156 

genannt.  —  Ein  jüngerer  Jakob  Eugelandt,  wahr- 
scheinlich der  Sohn  des  vor  1706  Gestorbenen, 
meldet  sich  am  4.  Juni  1715  zum  Meisterstack 
und  zeigt  es  am  15.  Dezbr.  desselben  Jahres  vor. 

247.  ?  Lange  (Langer),  Jakob. 

Wird  1639  als  Meister  genannt;  vom  14.  Mai 
1651  bis  16.  Janaar  1656  bekleidet  er  das  Amt 
des  Altermannes. 

248.  ?  Unge,  Oloff. 

Wird  1491  and  1498  als  Meister  bezeichnet. 

249.  ?  Lar,  Laarens  van  der. 

Wird  1536  and  lfö3  als  Meister  genannt. 

250.  ?  Lemcke,  Friedrich. 

Ist  1676  and  noch  1683  Ältermann.  Seine 
Witwe  wird  1706  erwähnt 

251  •         ?  Los3en,  Andres. 

Wird  1632  als  Meister  genannt. 

Luban,  Jakob. 
Wird  1471  als  Meister  bezeichnet  and  wahr- 
scheinlich 1490  (nach  Hans  Swarte)  zam  Älter- 
mann gewählt,  Yon  welchem  Amt  er  1492  wieder 
zarücktritt.  1504  ist  er  Schafifer,  1506  wieder 
Äitermann  and  bleibt  es  bis  1510  (?). 

253.         ?  LUbbeck,  Gabriel. 

Wird  1664  als  Meister  genannt. 
1.  Silberner  Deckelpokal  der  Gerber  vom  Jahre  1689; 
Höhe  mit  Deckel  o8^cm.  Bes.  Grosse  Gilde  in  Reval. 

LUbken,  Jobst  Friedrich. 
Wird  1694  als  Meister  genannt. 

LUder,  Hans. 
Wird  1461  als  Meister  genannt. 

Luders,  Dyrich. 
Wird   1529  als  Meister  and  1535  als  Älter- 
mann angefahrt. 

257.  ?  Luders  (Lieders),  Andreas  Gottfried. 

Meldet  sich  Johanni  1743  zam  Amt  and  zeigt 
am  23.  Aagast  1743  sein  Meisterstück  aaf;  findet 
sich  1753  noch  erwähnt. 

258.  Mansfeld,  Ghristoffer. 

@Wird  1683  als  Meister  genannt.  Von  1704 
bis  1707  ist  er  Amtsältermann  and  findet  sich 
noch  1731  erwähnt.  —  Ein  jüngerer  Goldschmied 
gleichen  Namens,   vielleieht  der  Sohn,  weist  am 


254. 

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255. 

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256. 

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156  BeTftl. 

®12.  Dezbr.  1715  sein  Meisterstück  auf,  das  er 
bei  dem  Goldschmied  Peter  Wilh.  Pollack  macht. 
Über  seine  späteren  Lebensumstände  und  Ar- 
beiten hat  bisher  nichts  Sicheres  ermittelt  werden 
können:  möglich,  dass  die  an  zweiter  Stelle  ge- 
gebene Meistermerke  die  seine  war  und  die  damit  be- 
zeichneten Silbergeräte  von  ihm  hergestellt  wurden. 

1.  Getriebene  ovale  Schfissel  v.  Jahre  1704;  im  Fond 
ein  geflügelter  Knabe  mit  Blumen  in  eiaer  Land- 
schaft. Dnrchm.:  296  mm  X  241  mm.  Bes.  Eanvti- 
nlde  in  RevaL    (Riga,  arch.  A.  Nr.  1309.) 

2.  Silberner  Hnmpen  aaf  Engelfässen  v.  J.  1694;  auf 
dem  Deckel  die  getriebenen  Wappen  der  FanüHen 
Hörschelmann  und  Luther;  auf  dem  Mantel  das 
Bevaler  Schwarzhaupterwappen.  Höhel6»5cm.  Bes. 
Fürstin  Natalie  lieven,  Mesoten  in  Kurland.  (Riga» 
arch.  A.  Nr.  1327,  und  Mitan,  herald.  A.  Nr.  17%.) 

3.  Getriebene  ovale  sUbeme  Schüssel  v.  Jahre  1727, 
im  Fond  eine  Jagdszene.  Bes.  Kanutigilde  in  BevaL 
(Biffa,  arch.  A.  Nr.  1310.) 

4.  Teilvergoldeter  silbemer  Deckelhumpen  auf  drei 
KugelfuBsen  mit  dem  Ehewappen  Mühlen  und  Ver- 
memren  und  Inschrift  von  1771.  Bes.  Kirche  so 
Doblen.^  (Mitau,  herald.  A.  Nr.  1727.) 

5.  Silbemer  Becher  mit  Wappen  Biesemann-Dunten. 
Bes.  Alexander  v.  Bodisco,  Kasargen  in  Kurland. 
(Mitau,  herald.  A.  Nr.  1766.) 

6.  Silberne  ffetriebene  Schmuckdose.  Bes.  (1886)  Frau 
Mary  Stolzer,  geb.  Helms,  Riga.  (Biga,  khist.  A 
Nr.  1930.) 

259.  ?  Mansfeld,  Frantz  Johann. 

War  Lehrling  des  OoldschmiedeB  Franz  Joh. 
Dreyer  und  machte  auch  im  Jahre  1711  bei  diesem 
sein  Meisterstfick,  das  er  am  22.  Ang.  den  Amts- 
herren vorzeigte.  Es  bestand  in  einem  «Geschirr, 
einem  Ring  mit  einem  Stein  und  einem  Siegel*. 
Von  1717  bis  um  1720  ist  er  Amtsältermann. 
Er  scheint  dann  nach  Dorpat  verzoffen  zu  sein, 
wo  er  1719  das  Bürgerrecht  erwarb  und  1742 
als  Ältermann  genannt  wird  (s.  Nr.  55). 

260.  ?  MSring  (Mering),  Christian  Matthias,  d.  Ä. 

Ist  1723  bis  1729  Lehrling  von  Valentin  Adrian; 
1730  meldet  er  sich  zum  Amt  und  weist  am 
27.  Au^.  1742  sein  Meisterstück  auf.  1747  und 
1758  wird  er  .als  Meister  erwähnt  und  von  1765 
bis  1780  als  Ältermann  genannt. 

261.  ?  Mttring,  Christian,  d.  J. 

Wird  1737  bis  1743  als  Lehrling  Ton  Y,  Adrian 
aufgeführt. 


BoTftL 


157 


264. 


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266. 
267. 

268. 


® 


269. 


.,  Cnaas. 
Ist  von  1463  bis  1466  Ältermann.    Im  Jahre 
1472   stiftet  er   ein   silbernes  Kreuz  zum  Altar 
der   Goldschmiede   in   der   Kirche   der  Domini- 
kaner.   1477  wird  er  zum  letzten  Mal  erwähnt. 

Nussbergk,  Simon. 
Findet  sich  zu  Anfang  des  16.  Jahrhunderts 
als  Meister  erwähnt. 

Oberg,  Andreas. 

War  von  1787  bis  1788,   in  welchem  Jahre 
er  starb,  Ältermann. 

öhrmann,  Jakob  Johann. 
War  von  1788  bis  1794  Ältermann  und  versah 
das  Amt  zum  zweiten  Mal  von  1803  bis  1810. 
1.   Silbernes  Trinkgefäsa  in  Form  eines  Befafosses,  mit 
Deckel  0,702  m  hoch.    Geschenk  des  Kaisers  Ale- 
zander I.   von  Bassland  an  die  Gesellschaft  der 
Schwarzhänpter  in  BevaL 

Otto,  Daniel. 
Ist  von  1664  bis  1684  als  Meister  nachweisbar. 

Philippus, 

Er  petitioniert  19.  Mai  1528  an  den  Rat,  ihm, 
da  er  krank  gewesen  und  im  Verdienst  zurück- 
gekommen sei,  das  Büchsenschutzenamt  zu  ver- 
leihen  (Revaler  Ratsarchiv,   Akte  B,  f,  IV.  31). 

Polack  (Pollack),  Peter  Wühelm. 
Wird  1664  Juni  2  als  der  Jüngere  bezeichnet. 
1682  ist  er  Amtsbeisitzer  und  wird  in  demselben 
Jahre  wegen  des  Prozesses  des  Goldschmiedeamts 
mit  der  Kanutigilde  als  Vertreter  des  Amts  nach 
Stockholm  Reschickt.  In  derselben  Eigenschaft 
reist  er  im  folgenden  Jahre  noch  einmal  dorthin 
und  bleibt  dort  IV«  Jahr  (vei^l,  Revaler  Be- 
obachter 1903  Nr.  32  „Aus  alten  Amtsbüchem*'). 
Er  war  der  Schwager  des  Malers  der  estländischen 
Ritterschaft  Ernst  Wilhelm  Londicer. 

1.  Silberner  Deckelpoksl  in  Gestalt  eines  Behfasses 

von  71  cm  Höhe,  Geschenk  des  Kaisers  Peter  I. 

an   die  Revaler  Gesellschaft  der  Schwarzhänpter. 

(Riga,  arch.  A.  Nr.  1801.) 

Pollack,  Hermann. 
Meldet  sich  Johanni   1722  zum  Meisterstück 
und  wird  von  1733—40  als  Meister  genannt 


)(^u  dt 


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158 


KeT«L 


272. 


273. 


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270.  ?  Pulter,  Michel. 

Findet  sich  in  der  ersten  Hälfte  des  16.  Jahr- 
hunderts als  Meister  erwähnt. 

271.  ?  Rauert,  Gerhard. 

War  von  1744—48  Lehrling  von  Andreas  Lie- 
ders (Lüders);  von  1780— 1783  war  er  Amtsüter- 
mann  und  ging  dann  nach  Petersburg,  wo  er  das 
Amt  eines  Wardeins  am  Lombard  bekleidete.  Er 
scheint  später  in  Mitau  gelebt  zu  haben;  seine 
Frau   wird   hier  am  19.  Oktober  1816  beerdigt. 

Ravenstorp  (Bawandschendorfi),  Bertolt. 
Wird  1483  als  Meister  genannt. 

Ruhl,  Johann  Heinrich. 
Weist   1742   sein   Meisterstück   auf  und  wird 
1753  als  Lehrmeister  von  Daniel  Erstberg  genannt. 
1.  Eoniseher  Silberbecher  mit  dem  Stoppelbergsehen 
Wappen  und  der  Jahreszahl  1754.    Bes. 

.    (Mitaa,  herald.  A.  Nr.  1738.) 

274.         ?  Ryssenberch,  Hans,  d.  Ä. 

Wird  1450  als  Bürger  Bevals  genannt  Er 
besass  1455  ein  Haus  in  der  Lanestrasse  und 
führte  ein  eignes  .Wappen  (zwei  Querbalken). 
1465  wird  er  zum  Ältermann  des  Goldschmiede- 
amts und  1488  zum  Ältermann  der  Kanutigilde 
erwählt.  In  demselben  Jahre  will  ihn  der  Gross- 
furst  von  Moskau  in  seine  Dienste  ziehen,  doch 
lehnte  Bjssenberch  ab.  Das  Amt  des  Älter- 
mannes der  Goldschmiede  bekleidete  er  zum 
zweiten  Mal  von  1492  bis  1494.  Zuletzt  er- 
wähnt 1497. 

Silberne  vergoldete  Mon« 
stranz,  1474  für  die  St 
Nikolaikirche  in  Beval  an- 
gefertigt Sie  wurde  1711 
von  der  Stadt  dem  Fürsten 
Menschikow  ffeschenkt  und 
befindet  sich  jetzt  in  der 
jir^^  /  I  >.  ^  Eremitage  in  St  Peters- 

OlHr-Oy^ArV^  C   VSni  <WV<1  bürg.  A&bildnngen  in  den 

IM    )r-^^v^(^j2      _y-  p.         MitleUmigen  ans  der  UvL 

I(k       »  (    y  CVTL^   irt>sy^  C^e8ch.  mit  Text  von  Prof. 

/AQ-i—^TtVr^S^^^  ^^^^         R.  Hansmann   XVII,   2; 
//  A        X  ''^'^  von  demselben  in  ZeitBchr. 

l\      /  yi    ^A  für  bildende  Eanst(Eiiii8i- 

n  y/\      (\A/\A>^^^^  gewerbebUtt  N.  P.  Bd.  13 

J  S.  225  ff.)  and  Nottbeek 

Q.  Nenmaun:   Geechiehte 
Ennstdenkmüer    der 


^f|/ 


Inschrift  im  Foss  der  Monstranz. 


Stadt  Beval  H  S.  90. 


BeTal.  159 

27Ö.         ?  Ryssenberch,  Hans,  d.  J. 

Sohn  des  Vorigen;  ihm  wird  1497  von  seinem 
Vater  das  Hans  an  der  Langstrasse  übertrafen« 
1503  erhält  er  durch  seine  Fran  Hargarethe,  Witwe 
des  Ofaf  Droste,  noch  ein  Hans  w  Brantschatz. 
1496  ist  er  Amtsbeisitzer  und  in  den  Jahren 
1498  bis  1502  und  1518  bis  1522  Ältermann.  Für 
die  Kirche  zu  Niegenkerken  (Nykyrka)  in  Finn- 
land hatte  er  eine  silberne  vergoldete  Monstranz 
Seliefert,  die,  als  König  Gustav  I.  in  Finnland 
en  katholischen  Earchenschmuck  einziehen  liess, 
wahrscheinlich  in  die  königliche  Schatzkammer 
wanderte  und  eingeschmoken  wurde.  Verel. 
B.  Hausmann,  Mitteilungen  aus  der  livl.  (Jesdi. 
XVn  Heft  2. 

Ein  Albrecht  Byssenberch  wird  1483  als  Lehr- 
ling des  Goldschmiedes  Jakob  Luban  genannt. 

276.  ß|  Ryssenberch,  Simon,  d.  Ä. 

Ol  Wird  1555  als  Meister  genannt  und  1556  zum 

Ältermann  der  Kanutiffilde  erwählt,  nachdem  er 

(?)  als  Ältermann  des  Goldschmiedeamts  abgetreten 
war.  Er  war  vermählt  mit  Dorothea  v.  Derfelden, 
die  nach  seinem  Tode  einen  Goldschmied  Stephan 
Schünemann  heiratete.    Gest.  vor  1600. 

L  Silberner  Becher  mit  Inachrift  V.  Jahre  1556.   (Riga, 
arch.  A.  Nr.  1306.) 

277.  ?  Ryssenberch,  Simon,  d.  J. 

Sohn  des  Vorigen;  reist  mit  seinem  Vetter 
Joh.  V.  Derfelden  nach  Moskau.  Gest.  6.  März  1604. 

278.  ?  Slfftgen,  Karl  Emanuel. 

Sohn  des  Folgenden;  geb.  in  Beval,  wird  dort 
1810  Aug.  12  als  Bürger  aufgenommen. 

279.  ?  Säfftgen,  Karl  Friedrich. 

Stammte  aus  Dresden  und  wurde  1778  Sep- 
tember 14  zum  Bürger  aufgenonmien« 

280.  ?  Säfftgen,  Konstantin  Friedrich. 

Sohn  von  Karl  Emanuel  S.,  geb.  in  Beval 
26.  Jan.  1814,  gest.  daselbst  2.  April  1889;  sie- 
delte nach  Petersburg  über,  wo  er  viel  f&r  den 
Kaiserlichen  Hof  beschäftigt  wurde  und  u.  a. 
von  ihm  die  Kronen  zur  Krönung  des  Kaisers 
Alexander  11.  und  dessen  Gemahlin  Maria  ange- 
fertigt wurden.  S.  war  zugleich  ein  tüchtiger 
Modelleur  und  Zeichner.  Auf  einer  Bevaler 
Kunstausstellung  befand  sich  1888  von  ihm  die 


160  Reval 

EoDie  eines  Porträts  des  javaschen  PrinzeD 
Badin  Saleh  Ben  Jagya  nach  dem  Original  in 
der  Brederloschen  Gderie  von  J.  C.  Bahr.  Den 
Best  seines  Lebens  verbrachte  er  in  Beval.  Sein 
Bmder  Leopold  Adolf,  geb.  14.  Febr.  1821, 
gest.  16.  Jnni  1888,  liess  sich  ebenMls  in  Peters- 
burg nieder,  wo  er  zum  HoQuwelier  ernannt  wurde. 
Vergl.  Bevaler  Beobachter  1886  Nr.  20. 

281.  ?  Scheffel,  Märten. 

Wird  1664  als  Meister  genannt. 

282.  ?  Schröder,  Christian. 

Wird  1688  als  Meister  genannt. 

283.  7  Schröder,  Panl. 

Wird  in  den  Jahren  1694  bis  1709  als  Meister 
genannt. 

284.  ?  Schröder,  Beinhold. 

Sohn  des  Vorigen;  wird  1704  und  noch  1723 
als  Meister  genannt. 

285.  ?  Schwengel,  Jochim. 

Zeigt  am  27.  Dezbr.  1714  apin  Meisterstack 
vor;  von  1729  bis  1753  beg^net  man  ihm  als 
Ältermann.  Sein  Sohn  Johann  Christian  lernt 
bei  ihm  von  1743  bis  1749. 

286.  ?  Scrame,  Einrieb. 

Wird  1492  als  Meister  genannt;  ist  von  1502 
bis  1506  Ältermann  and  wird  1522  noch  erwähnt 

287.  ?  Schiiger,  Johann. 

Wird  von  1702  bis  1710  als  Lehrmeister  ge- 
nannt von  Hinrich  Oeorg  Köster,  Andres  Wun- 
derlich und  Andreas  Pollack.  Er  findet  noch 
1748  Erwähnung. 

7  Siemon,  Gottfried. 

Wird  am.  4.  Septbr.  1741  als  Meister  und  am 
29.  Jan.  1742  als  Bürger  aufgenonmien. 

?  Smalenberch,  Hinrich. 

Wird  1461  noch  Geselle  genannt.  1471  ist  er 
Amtsältermann  und  stiftet  in  demselben  Jahre 
eine  Tafel  zu  dem  Altar  der  (Goldschmiede  in 
der  Kirche  der  Schwarzen  Mönche;  zu  gMcher 
Zeit  gibt  er  ein  blauseidnes  Mes^ewand.  Er 
.  findet  sich  1488  noch  erwähnt. 


i 


@ 


Reval.  161 

290.  ^^^  Stein,  Frommhold. 
Wird   1683  als  Meister  genannt  und  1697  als 

Altermann  vom  Bat  bestätigt. 

1.  Kleiner  vergoldeter  Becher.  Bes.  EanntigUde  in 
Beyal.    (Biga,  arch.  A.  Nr.  1307.) 

2.  Silberner  Begimentsstab  des  Hans  Möller.  Bes. 
Bevaler  BathaasschatB.  Abgeb.  in  Bnohholts'  Gold- 
schmiedearbeiten  Taf.  XVm,  52. 

291.  ?  Swabbart,  Michel. 

Bekleidet  von  1496  bis  1498  das  Amt  des 
Ältermannes  als  Nachfolger  von  Hans  Byssen- 
berch  d.  Ä. 

292.  7  Swarte,  Hans. 

Ist  von  1486  bis  1490  Amtsältermann. 

293.  ?  Thomson,  Joachim. 

Wird  1706  als  Meister  genannt. 

294.  7  Timmermann,  Peter. 
Wird  1483   als  Lehrling  des  Bertolt  Bavens- 

torp  aufgeführt  und  ist  1518  Amtsbeisitzer. 


295.     #!?!&§  Unbekannter  Meister  A.  M.  vom  Jahre  1607. 

^""^  1.  Kleiner  silberner  Kelch  der  Nikolaikirche  m  Beval. 


296.  HRPi  Unbelcannter   Meister   aus   dem   Anfang   des 

16.  Jahrh. 

1.  Silberner  Kelch  der  Nikolaikirche  zn  BeraL  Abgeb. 
in  Buchholtz'  Goldschmiedearbeiten  Nr.  48. 

297.  7  Veitstede,  Ohristoffer. 

Wird  1542  als  Meister  aufgeführt  und  1554 
in  einem  Vergleich  mit  anderen  Goldschmieden 
genannt. 

Vogel  (Fogel),  Bertolt. 
Wird  1498  als  Meister  genannt. 

299.  7  Vyscher,  s.  Fischer. 

300.  .^K  Wachmann,  Ludwig. 
Wird  1632  als  Meister  genannt. 
1*.  Silberrergoldeter  Kelch  mit  Inschrift;  Stiftung  des 

Goldschmieds  Wilhelm  Hillebrandt  and  seiner  Gattin 
Elisabeth  Lassen.  Höhe  21,7  cm.  Bes.  Nikolaikirche, 
Beval. 

301.  7  Waldermann,  Abraham. 

Ist  von  1783  bis  1784  Altermann. 

302.  7  Weydelinclc,  Hans. 

Wird  1482  als  Meister  genannt  und  1502  als 
Beisitzer. 

11 


® 


162  ReTal  -  Biga. 

303.  ?  Wittino,  Jochim. 

..  Wird  1632  als  Meister  genannt  und  1656  ab 
Altermann;  als  solcher  auch  noch  1698*  Er  stiftet 
1675  der  Nikolaikirche  in  Reval  zwei  silberne 
Armleuchter,  eine  Arbeit  des  Franz  Dreyer  (s.  d.). 

304.  ?  Wolisch,  Hartwich. 

Wird  1631  als  Meister  genannt. 

Riga* 

305.  ?  Ahrens,  Tobias  Ernst. 

Wird  1793  Meister;  heiratet  1794  Anna  EH- 
sabeth  Eressner. 

306.  Albers,  Friedrich  Bernhard. 
^j^„^p^      Wird   1763  Meister  und   tritt   1768  aus  dem 
|vn»miV  Amt.    1771   Juni   2  heiratet  er  Anna  Gertrode 
W0^mmmtm  Normann,  Witwe  des  Johann  Carl  Fründ. 

1.   Getriebenes   Bilbernes   Salsfass  mit  Deckel.    Bes. 
Silberkammer  des  Winterpalais. 

307.  7  Almgroem,  Nils  Heinrich. 

Wird  1794  Meister  und  heiratet  1798  Charlotte 
Amalie  Vater,  Witwe  des  Goldschmiedes  Johann 
Christoph  Borrowsky. 

308.  7  Angern,  Hans  von. 

Wird  1581  als  Meister  erwähnt  und  1600  zum 
Amtsbeisitzer  erwählt;  gest.  1602. 

309.  7  Bartmann,  Bartholomäus. 

Wird  1484  als  Gast  des  Bevaler  Goldschmiede- 
amts genannt.  Eine  ihm  zu  Ehren  ausgerichtete 
Gasterei  kostet  111  Mark  11  Schi.  (Merkbuch 
der  Älterleute  des  Bevaler  Goldschmiedeamts). 

310.  7  Baseler,  Andreas. 

Aus  Mitau  gebürtig.  Wird  im  Juni  1742  zum 
Amt  gemeldet  und  1744  als  Meister  au&enommen. 
1745  heiratet  er  die  Witwe  des  (Goldschmiedes 
Paul  Christ.  Cordes,  Anna  Elisabeth  Jordan. 
Gest.  8.  Novbr.  1770. 

^^^*  ^1'Sf^  Becker,  Andreas. 

Macht  1683  sein  Meisterstück.  Johanni  1691 
wird  seine  Witwe  erwähnt. 

1.  |In  Silber  getriebene  ovale  Schüssel  mit  der  Dtr- 
'stellung  Davids  vor  Saal  spielend  im  Fond;  mit 
Wappen  und  Inschrift  von  1684.  31,5  X  40  em 
Dnrchm.  Bes.  Gesellschaft  der  Schwanh&apter  in 
Riga.    (Riga,  khist  A.  Nr.  1602.) 


Cd 


Big». 


163 


312. 


313. 


314. 


315. 


t 


2.  Teilyergoldeter  silberner  Hampeu  Aaf  drei  Kagel- 
fassen,  die  von  Vogelkrallen  gehalten  werden.  Im 
Mantel  27  Dreigroscnenstücke,  geprägt  nnter  Hersog 
Albert  von  Prenssen  und  nnter  den  Königen  Ste- 
phan nnd  Sigismond  IIL  von  Polen.  Höhe  18  cm. 
Bes.  A.  Baron  Mengden,  Eck.  (Riga,  arch.  A. 
Nr.  1329.) 

3.  Silberner  Willkomm  mit  Deckel  nnd  Fahne.  In- 
schrift von  1684.  Höhe  60  cm.  Bes.  Schmiedeamt 
in  Riga. 

Berend  (Berends,  Berendts,  Behrendts,  Behrens), 

Johann. 

Machte  am  7.  Oktbr.   1696  sein  Meisterstück 

nnd  wnrde  am  8.  Septbr.  1696  Bürger;  gest.  1704. 

Seine  Witwe  Maria  Linden  heiratete  17(^  Aug. 

20  den  Goldschmied  Christ.  Oottlieb  Lange. 

1.  Gehenkelte  Trinkkanne  anf  Engelfassen  vom  Jahre 
1691.  Höhe  21  cm.  Bes.  Gesellschaft  der  Schwan- 
häopter  in  Riga.    (Bi^  khist.  A.  Nr.  1607.) 

2.  Kruzifix  des  ehemaligen  Bigaschen  Waisengerichts 
vom  Jahre  1699.  Höhe  36,4  cm.  Bes.  Bigaer  Dom- 
mnsenm.  (Riga,  khist.  A.  Nr.  1586  n.  arch.  A. 
Nr.  1250.  Abb.  in  A.  Bnchholts*  Goldschmiede- 
arbeiten Fig.  47.) 

3.  Silberner  teilvergoldetcr  Deckelhompen  vom  Jahre 
1704.    Bes.  V.  Zoeckell,  livland. 

4.  Grosser  Kelch  der  deutschen  Kirche  zu  Baaske  in 
Kurland  vom  Jahre  169.? 

5.  6.  Zwei  sübeme  konische  Becher  mit  Ehewappen 
Gluck.    (Mitau,  herald.  A.  Nr.  1731.) 

7.  Silbemes  ovales  Döschen  mit  getriebener  Darstellung 
auf  dem  Deckel  Bes.  Baron  A.  v.  Fölkersam, 
Petersburg. 

Berner,  Panl. 
Machte    1701    sein    Meisterstück;    wnrde    am 
18.  Septbr.  Bürger  nnd  starb  1710  an  der  Pest. 
Bornhold,  Nikolas  Heinrich. 
Wnrde  am   10.  Novbr.   1693  ins  Amt  ange- 
nommen,  am  20.  April  1694  Bürger  nnd  starb 
1710  an  der  Pest. 

Borrowsky,  Johann  Christoph. 
Geb.  1740;  wurde  im  Juni  1771  Amtsmeister, 
yerheiratete  sich  am  6.  Oktbr.  1771  mit  Charlotte 
Amalie  Vater  nnd  starb  3.  März  1790. 

1.  Vier  silberne  Becher  mit  Deckeln,  Wappen  und 
Inschriften  vom  Jahre  1776.  Höhe  24,3  cm.  Bes. 
Gesellschaft  der  Schwarzhäupter  in  Biga.  (Biga, 
khist.  A.  Nr.  1624) 

2.  Silberner  vergoldeter  Becher  der  ehemaliffen  blauen 
Bürgergarde  m  Biga  vom  Jahre  1776.  Hone  18,6  cm. 
Bes.  A.  Pruffert,  &ga.    (Riga,  khist  A.  Nr.  16d8.]t 

11* 


MF 


164  ßigft. 

3.  Silberne  Terrine  mit  Untersatz,  versiert  mit  dem 
Wappen  der  Bigaschen  Grossen  Gilde  nnd  Inschrift 
von  r773,  Höhe  31  cm;  dazu  ein  silberner  Vorlege- 
löffel.  Bes.  Staatsrat  W.  Schwartz,  Riga.  (Bifa, 
khist.  A.  Nr  1703.) 

4.  Silberner  Willkomm  des  Amts  der  BottchergeseUen 
in  Biga  vom  Jahre  1771.    Höhe  mit  Fahne  60  cm. 

5.  Drei  silbeme  Kleeblattbecher  mit  Deckeln  Tom 
Jahre  1782.  Höhe  24  cm.  Bes.  Gesellenschaft  der 
rigaschen  Beepschlager. 

6.  Weisssilbeme  ovale  Terrine  mit  Bokokoomamenten. 
Längsdarchm.  29  cm.  Bes.  P.  A.  Rotschabey,  Pe- 
tersburg.   (Bosenberg  Nr.  2443  b.) 

7.  Silberner  innen  vergoldeter  Deckelhampen  anf  Ka- 
gelfüesen.    Bes.  Anitschkowpalais,  Petersbnrg. 

8.  Zugeschrieben  könnte  ihm  werden  ein  teilvergol- 
deter silberner  PnnschlöfPel  mit  fein  getriebenea 
Bokokoomamenten  vom  Jahre  1764  mit  dem  ab- 
weichenden Meisterzeichen  ll  0  B|  nnd  dem  Biga- 
schen Beschanzeichen.  Bes.  Bechtsanwalt  v.  Hehn, 
Riga. 

3^^*   mTTXTk         Brachfeldt  (Brackfeldt),  Andreas. 

Wurde  1661  in  das  Amt  aufgenommen  und 
versah  in  den  Jahren  1691  und  1695  das  Amt 
eines  Beisitzers.    1697  trat  er  vom  Amt  zurück. 

1.  Silbeme  gehenkelte  Kanne  mit  Wappen  nnd  Inschrift 
von  1690.  Höhe  21  cm.  Bes.  Grosse  Gilde  za  Biga. 
(Biga,  khist  A.  Nr.  1633.) 

2.  silberne  vergoldete  Kanne  mit  Deckel  auf  drei 
Bärenfüssen.  Anf  der  Vorderseite  aufgelötet  ein 
getriebener  zweiköpfiger  Adler  mit  drei  Baronen, 
in  den  Klanen  Scepter  nnd  Beichsadler.  Im  Boden 
der  Kanne  eine  sächsische  Medaille  von  1639;  im 
Deckel  eine  Medaille  mit  der  Inschrift:  Imperando, 
orando,  laborando  consistet.  Der  Adler  und  eine 
russische  Inschrift  sind  spätere  Hinzufuguncen. 
Bes.  Sammlung  P.  F.  Korobanow  in  der  (jMbei- 
naja  Palata  in  Moskau  Nr.  2198. 

317.  g^x^[|i^^  Brandt,  Johann  Friedrich. 
Wurde  im  Septbr.  1763  zum  Amt  gemeldet  und 

1764  als  Meister  aufgenommen. 

1.  Zwei  silbeme  Salzdosen  mit  Inschriften  von  1784. 
Bes.  Bankdirektor  0.  v.  Grimm,  Riga.  (iUga,  khist. 
A.  Nr.  1739.) 

318.  7  Bränstät  (Brensted),  Matthäus. 

Wurde  1679  als  Meister  aufgenommen. 

319.  ,_^^  Braun,  Friedrich  Anton. 
Wurde  im  Juni  1773  Amtsmeister. 
1.   Silberner  Willkomm  mit  Deckel  und  Fahne.   In* 

Schrift  von  1778.    Höhe  mit  Fahne  88  cm.    Bes. 
Müllergesellenschaft  in  Riga. 


IFB 


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PCC 


Big».  165 

320.  ?  Brinck,  Hans. 

Wird  1516  als  Meister  aufgeführt. 

321.  ^^^^  Caroli,  Israel. 
Wird   1691  Juli  17  Bürger  und  in  demselben 

Jahre  als  Amtsmeister  erwähnt.  In  den  Jahren 
1701  und  1702  ist  er  Amtsbeisitzer.  Im  Juni 
1703  wurde  er  zum  (23.)  Ältermann  erwählt  und 
bekleidete  dieses  Amt  bis  zu  seinem  Tode  im 
Jahre  1709. 

1.  Silberner  Willkomm  mit  Deckel  nnd  18  anhingenden 
Schildern  vom  Jahre  1695.  Höhe  24  cm.  Bes.  die 
SchloBsergesellenBchaft  in  Riga. 

^^'  rrraei  Cordes,  Paul  Christian. 

Wird  im  Jahre  1724  iJs  Meister  bezeichnet; 
erwarb  am  16.  Januar  1725  das  Bürgerrecht; 
gest.  16.  Mai  1741.  Seine  Witwe  Anna  Elisabeth 
Jordan  heiratet  1746  den  Goldschmied  Andreas 
Baseler. 

1.  Silberne  Sammelschale  mit  Inschrift  vom  J.  1790. 
Dnrchm.  28  cm,  Höhe  12,5  cm.  Bes.  St  Petrikirche 
ZQ  Riga.    (Biffa,  khist.  A.  Nr.  1548.) 

2.  Silberne  Deckelkanne  mit  Wappen  ond  Inschrift 
1730.  Bes.  Grosse  Gilde  in  mga.  (Riga,  khist 
A.  Nr.  1638.) 

3.  Silberne  Präsentierplatte  auf  Eichenholz,  xnr  Spanne 
gehörig,  mit  Inschnlten  ond  dem  Znsats:  Praesen- 
tiret  Anno  1730.  Lange  57  cm,  Breite  45  cm.  Bes. 
Grosse  Gilde  in  Riga.  (Riga,  khist  A.  Nr.  1689, 
arch.  A.  Nr.  1281.) 

4.  Silberne  Schale  mit  zehn  eingelegten  Görzschen 
schwedischen  Nottalem.  Bes.  StMtbibliothek  in 
Riga.    (Riga,  khist  A.  Nr.  1714.) 

Cornelius. 
Wird  1555  als  Meister  genannt. 

324.         ?  Crankatz,  Hinrik. 

1422  in  den  Bigaschen  Eämmereirechnnngen 
als  Meister  genannt. 

^^^*    /?^N  DSrchmann  (Darchmann),  Berend. 

Wird  1660  als  Meister  genannt  nnd  ist  1698 
Beisitzer.    Gest  1690. 

1.  Silberner  Willkomm  mit  DeekeL  Inschrift  von 
1682.  Höhe  mit  Deckel  nnd  Fahne  54  cm.  Bes. 
die  Böttchergesellenschaft  in  Riga. 

^^^'    /9f%  Dechant  (Dehkant),  Georg. 

ftlll        Wnrde  1697  oder  1698  ins  Amt  anfgenommen 

^•^     nnd  1698  Jan.  14  Bürger^  nbertmg  seine  Stelle 

aber  im  Jahre  1702   seinem   Gesellen  Johann 


@ 


166  Big«. 

Oeorg  Eben  fs,  d.),  wogegen  der  Goldschmiede- 
söhn  David  Meineke,  der  sein  Näherredit  aus- 
üben wollte,  erfolglos  protestierte. 

1.  Silberner  teilvergoldeter  Deckelhnmpen  anf  Kugel- 
foBBen  Tom  Jahre  1701.  Aaf  dem  Deckel  die  ge- 
triebene Darstellung  des  EntsaUes  von  Narra  unter 
EarlXn.  (1700)  mit  der  Beisehrift:  J.  G.  Sben. 
Fedt  Hone  21,5  cm.  Bes.  Oesellsdi.  der  Schwan- 
haupter  in  Biga.  (Biga,  khist  A.  Nr.  1606  tick. 
A.  Nr.  1270.) 

2.  Silberner  teilvergoldeter  Deckelhumpen  anf  Kugel- 
fassen,  die  mit  Bacchantenköpfen  versiert  mid. 
Am  Bumpfe  zwei  Wappen,  auf  aem  Deckel  Ohristoa 
und  das  kananäisohe  Weib.  Auf  dem  Henkel  die 
Jahreszahl  1634  (?).  Bes.  (1886)  Baron  Hahn-Lub- 
esem,  Kurland.    (Mitou,  khist.  A.  Nr.  826.) 

3.  Silberne  vergoldete  Deckelkanne  mit  eingravierten 
Wappen  der  Familien  Bulmerincq  und  Damm  und 
die  Jahreszahl  1701.  (Anton  Buknerincq,  rigaseher 
Kaufmann,  f  1714,  verheiratete  sich  1685  mit  Ci- 
tharina  v.  Damm.)  Auf  dem  Deckel  eine  getriebene 
Darstellung  von  Ohristus  und  der  Samariterin  am 
Brunnen.  Höhe  19  cm.  Bes.  das  Bigasche  Tischler- 
amt,  das  die  Kanne  inscluiftlich  1735  erwarb. 

327.  ?  Deckfisch  (Deckwis,  Deckwisch),  Peter. 

Machte  1630  sein  Meisterstück.  OeaL  im 
Aug.  1639. 

328.  7  DetlefFesz,  Hans. 

Lieferte  im  Jahre  1599  far  den  Bigaschen  Bat 
zwei  vergoldete  Trinkgeschirre,  wovon  dieser  das 
eine  an  Herrn  Lewin  von  Bulaw  znr  Hochzeit, 
das  andere  am  15.  Septbr.  1599  dem  königl.  pol- 
nischen Eommissarins  Ostrofskv  schenkte  (A.  Buch- 
holtz,  Goldschmiedearbeiten  S.  3  Anmerkung). 

329.  /3RfB^         Dey,  Ghristopher. 

\StSJo0  ^^^  Eöni^berg  i.  Pr.  gebürtig,  kam  als  Ge- 
selle nach  Riga  und  gewann  hier  24.  Novbr.  1729 
das  Bürgerrecht.  Am  8.  Januar  1730  heiratete 
er  die  Witwe  des  Ooldschmiedes  Jakob  Stabenaa 
und  wurde  in  demselben  Jahre  Amtsmeister.  Am 
16.  Juni  1748  wurde  er  zum  (31.)  Ältermann  er- 
wählt.   Gest.  7.  November  1748. 

1.  Silberne  teilvergoldete  Deckelkanne  anf  KuffelfuBeo. 
Im  Bnmpf  eingelassen  11  Taler  ans  dem  17.  JahriL, 
im  Boden  eine  Medaille  von  Ant.  Meibns  anf 
Karl  XI.  nnd  den  Erbprinzen  Karl  Höhe  18,5  en. 
Bes.  GeBellscbaft  der  Scbwarzbänpter  in  Biga. 
jräga,  kbist  A  Nr.  1618.) 
%  Silberbeeber  mitWappen  nnd  Inschrift.  Höbel6,2cDi. 


Big*.  167 

Bes.   Oesellscliaft   der   Schwanhänpter    in   Bbra. 

(Riga,  khiet  A.  Nr.  1620.) 
3.   Silberbecher  mit  Wappen  ond  InBchrift  von  1716. 

Höhe  26  cm.    Bes.  Gfrosse  Gilde  in  Bkni.    (Biira, 

khiBt  A.  Nr.  1636.) 
4  n.  5.  Zwei  nlberne  Sammelechalen   mit  Wappen 

und  Inschriften.  27  cm  Dnrchm.,  Höhe  8  cm.   Bes. 

Grosse  Gilde  in  Riga.    (Biga,  khist  A.  Nr.  1660 

und  1661.) 

6.  Silberner  teilvergoldeter  Willkomm  mit  Deckel  nnd 
Fahne  von  1697  nnd  anhangenden  Schildern,  dar- 
unter ein  Schild  mit  dem  Medaillonporträt  des 
Zaren  Peter  I.  Der  Pokal,  früher  im  Bes.  der 
Rigaschen  Stadtdienerbmderschaft,  wnrde  im  Jahre 
1740  ans  einem  aas  dem  Jahre  1581  stammenden 
umgearbeitet  Höhe  mit  Deckel  46  cm.  Bes.  Rigaer 
Dommnsenm.  (Riga,  khist.  A.  Nr.  1671;  arch.  A. 
Nr.  1331.) 

7.  Silberner  Becher  mit  21  eingelegten  Münzen, 
grösstenteils  schwedischen  Carolinen,  nnd  mit  einem 
Chronostichon,  das  die  Jahreszahl  1739  angibt.  Höhe 
18,5  cm.  Bes.  Rigaer  Dommnsenm ;  ans  dem  Bes. 
der  Rigaschen  »tadtdienerbmderschaft.  (Riga, 
khist  A.  Nr.  1672.) 

8.  Silberner  Becher  von  1740  mit  eingelegter  Medaille 
im  Boden.  Höhe  18,5cm.  Bes.  lUgaer  Dommnsenm; 
ans  dem  Bes.  der  Rigaschen  Stadtfienerbmderschaft 
(Riga,  khist  A.  Nr.  1673.) 

9.  Silberne  ovale  Dose  mit  Inschrift  von  1752.  Bes. 
Rigaer  Dommnsenm. 

10.  SUbemer  vergoldeter  Becher  mit  Deckel  und  14 
eingelegten  Münzen.  Höhe  27,5  cm.  Bes.  (1886) 
Fran  Ratsherr  H.  Grimm  geb.  Klatzo.  (Riga»  khist 
A.  Nr.  1690.) 

11.  Silberne  Terrine  mit  DeckeL  Wappen  nnd  Inschrift 
von  1739.  Höhe  80  cm.  Bes.  (1886)  Not  pnbl.  J. 
C.  Schwartz.    (Riga,  khist  A.  Nr.  1702.) 

12.  Silberne  Zuckerdose  mit  Wappen  und  Inschrift  von 
1754.  Bes.  Architekt  W.  Bockslaff,  Riga.  (Riga, 
khist.  A.  Nr.  1726.) 

13.  Vergoldete  Suppenschale  mit  flachen  Handhaben. 
Bes.  Kaiserl.  Silberkammer  in  Petersburg.  (H. 
Rosenberg  Nr.  2437  e.) 

330.         ?  Dike  (Duke),  Steffen  von  dem. 

Wird  1583  als  Meister  genannt  und  1600  zum 
(9.)  Ältermann  erwählt.  Er  dankte  1604  ab  und 
wurde  am  Johannistage  1609  b^raben.  Am 
28.  Juli  1599  lieferte  er  für  den  Rieaschen  Bat 
eine  goldene  Kette  von  1502  Mark  Wert,  die 
dieser  der  Gemahlin  des  Orosskanzlers  Leo  Sa- 
pieha  zum  Geschenk  machte.  Auch  eine  silberne 
Schale,  in  die  Dike  das  Stadtwappen  stach,  wurde 
ihr  vom  Rat  geschenkt.    Der  Meister  ist  wahr- 


i 

j 


168  Biga. 

scheinlich  identisch  mit  dem  Goldschmied  Steffen 
in  der  Sandstrate,  der  im  Yerzeidmis  der  Fasten- 
dranken der  Schwarzhäupter  in  Biga(C.  Mettig) 
genannt  wird.  Verel.  a.  A.  Bachholtz,  Gold- 
schmiedearbeiten S.  B  Anmerkung. 

331.  jmm  %  Dobbermann,  Ephraim. 

l9m        Stammte  ans  Danzig;  wurde  1730  Meister  und 
**^     am  17.  Oktober  1731  Bürger.    Ein  Dobermann, 
auch  d'Aubremont  geschrieben,  ist  1723  Geselle 
des  Goldschmiedes  Christopher  Eelsing  in  Baaske. 
1.  Becher  mit  Deckel  yon  1738.    Auf  dem   Deckel 
eine  Fortana,  zwischen  deren  Füssen  ein  Glücks- 
spiel, in  Form  eines  bewefflichen  Bades,  das  über 
einer  Seheibe  mit  den  Zamen  I  bis  XU  l&oft.   Das 
Bad  kann  dadurch  in  Bewegang  gesetzt  werden, 
dass  man   in   eine    seitwärts   angebrachte   Bohre 
hineinbläst.     Höhe  21  cm.    Bes.  Bigaer   Dommu- 
senm.    (Biga,  arch.  A.  Nr.  1346.) 

332.  ?  Domsdorff,  Helmer. 

Wird  1661  in  das  Amt  angenommen. 

333«    i«  ■■  ^  Dorsch,  Johann  Friedrich. 

iMplj      Wird  1776  zum  Amt  gemeldet  und  im  November 
•^^■^  1778  angenommen. 

1  ond  2.  Zwei  silberne  Vasen  mit  Inschrift  nnd  1796. 
Höhe  17,5  cm.  Bes.  (1886)  Frl.  Jenny  v.  Falck  in 
Biga.    (Biga,  khist.  A.  Nr.  1784.) 

334.  ?  Dreilingk  (Drelinck),  Caspar. 

Machte  am  3.  November  1614  sein  Meisterstuck 
und  starb  1624. 

335.  ^stßgK^  El'®'*'  Johann  Georg. 
Arbeitete   als  Geselle   unter    Geore  Dechant 

und  wurde  von  diesem  1702  zur  Aumahme  ins 
Amt  vorgeschlagen,  wogegen  der  Meistersohn 
David  Meinecke,  wenn  auch  erfolglos,  Protest 
erhob.  Am  24.  Jan.  1703  lieferte  Eben  sein 
Meisterstuck.  Eben  hat  zu  den  bedeutendsten 
Meistern  des  Bigaer  Gtoldschmiedeamts  gehört 
und  sich  besonders  durch  das  Treiben  historischer 
Darstellungen  in  Silber  ausgezeichnet.  Auch  als 
Kupferstecher  ist  er  in  Riea  tätig  gewesen.  Für 
das  im  Jahre  1709  im  Yeruiffe  des  Buchdruckers 
G.  M.  NöUer  erschienene  schwedische  Land-  nnd 
Stadtrecht  stach  er  das  Titelblatt,  es  ist  bezeichnet: 
J.  G.  Eben.  del.  Bigae.  Er  starb  1710  an  der 
Fest  (A.  Buchholtz,  Goldschmiedearbeiten  S.  15.— 


<^ 


Biga. 

Zeitschr.  f.  bild.  Kunst  (Kunstgewerbeblatt)  N.  P. 
Vni  S.  117-121). 

1.  Getriebene  Daratellimg  des  Entsatzes  von  Narva 
dorch  Karl  XII.  1700  auf  einem  silbernen  Deekel- 
hampen  mit  dem  Meisteraeichen  des  Georg  Deohant 
Höhe  21,5  cm.  Bes.  Gesellschaft  der  Schwarzhäop- 
ter  in  lUga.  (Biga,  khist  A.  Nr.  1608;  arch.  A.  Nr. 
1270.  Abb.  bei  A.  Bachholtz,  Goldschmiedearbeiten 
Taf.  XIU  Nr.  36,  n.  Kunstgewerbeblatt  N.F.  YIII 
S.  121.)  s.  Nr.  326,  1. 

2.  Deckelhompen  anf  Kagelfflssen  mit  Mohrenköpfen. 
Wappen  uid  Inschrift  von  1704.  Auf  dem  reich 
ornamentierten  Deckel  eine  getriebene  Darstellnnff 
des  Beitergefechts  auf  der  »pilwe  bei  Biga  and 
darüber  in  einem  von  geflügelten  Patten  ffetraffenen 
Medailton  das  BrastbUd  des  Königs  Karl  KU.  TOn 
Schweden.  Höhe  21,5  cm.  Bes.  Gesellschaft  der 
Schwarshäapter  in  Biga.  (Biga,  khist  A.  Nr.  1609; 
arch.  A.  Nr.  1271.  Abb.  bei  A.  Bachholtz,  Gold- 
schmiedearbeiten Taf.  Xin  Nr.  38.) 

3.  Deckelhompen  aaf  ornamentierten  Eogelfossen.  Aaf 
dem  Deckel  eine  getriebene  Darstellanff  der  Schlacht 
bei  Gemaaerthoff  17.  Jali  1705,  darüber  in  reicher 
Umrahmang  das  Brastbild  des  schwedischen  Feld- 
herm  Graten  Adam  Ladwig  Lewenhaapt.  Höhe 
23  cm.  Bes.  Gesellschaft  der  Schwarzhaopter  in 
Biga.  (B^  khist.  A.  Nr.  1610;  arch.  A.  Nr.  1272. 
Abb.  bei  A.  Bachholtz,  Goldschmiedearbeiten  Taf. 
Xm  Nr.  37.) 

4.  Sieben  silbeme  konische  Becher  mit  Wappen  and 
Inschriften.  Höhe  17,2  cm.  Bes.  Gesellscnaft  der 
Schwarzhaapter  in  Biga.  (Biga,  khist.  A.  Nr. 
1611-1617.3  ^        '^ 

5.  Becher  mit  Wappen  der  Familie  v.  Löwenstem. 
Höhe  11,5  cm.  Bes.  Baron  0.  v.  Mengden,  Metacks- 
hof.    (Biffa,  khist  A.  Nr.  1682.) 

6.  Zwei  goldene  Schlüssel  im  Gewicht  von  drei  Pfand, 
die  die  Stadt  Biga  am  14.  Jali  1710  dem  rassischen 
Feldmarschall  Grafen  Scheremetjew  bei  seinem 
Einzage  nach  der  Eapitalation  der  Stadt  als  Ehren- 
geschenk überreicht  Bes.  Nachkommen  des  Feld- 
marschalls. 

7.  Teilvergoldete  Deckelkanne  aaf  drei  Kagelfüssen 
rahend,  mit  Laabwerk  bedeckt.  Höhe  26  cm.  Bes. 
S.  D.  Fürst  Paskewitsch,  Petersbarg.  (M.  Bosen- 
berjr  Nr.  24331.) 

Vielleicht  von  demselben  Meister. 

8.  TeUvergoldete  Bosenwasserkanne  mit  weisssilbemen 
Frachtoehänffen.  Höhe  36,5  cm.  Bes.  (1885)  Jacob- 
sohn, Petersbarg.    (Bl  Bosenberg  Nr.  242dm.) 

936.         ?  Ehricht  (Erich),  Jeremias. 

Ans  Halle  a.  d.  Saale  stammend;  wird  im  Juni 
1742  zum  Amt  gemeldet  und  1743  aufgenommen. 
Am  19.  Januar  1743  gewann  er  das  Bürgerrecht 


170  Riga. 


® 


und  Johanni  1756  wurde  er  zum  (33.)  Ältermaim 
gewählt.    Gest.  20.  Januar  1760. 

337.  ^0^  Eiche,   Heinrich   von  der   (von  den  Eichen), 

auch  Eck  genannt. 

Aus  Polnisch- Li vland  gebürtig;  erwarb  am 
2.  August  1716  das  Bürgerrecht,  wurde  Juni 
1717  Meister,  1729  Amtsbeisitzer  und  1734  zum 
r27.)  lltermann  gewählt.  Er  trat  1738  von 
diesem  Amt  zurück,  wurde  aber  1744  zum  zweiten 
Mal  zum  (30.)  Ältermann  erwählt.    Obgleich  er 

1748  abdankte,   blieb  er  doch  noch  bis  Johanni 

1749  im   Amt,   weil   sein  Nachfolger  bald  nach 
seiner  Wahl  erkrankte  und  starb.  QeeL  Oktbr.  1757. 

1.  Silberner  vergoldeter  Becher  mit  90  Münzen  und 
Medaillen.  Im  Boden  eine  Medaille  aaf  die  Sr- 
obenmff  Bigas  im  Jahre  1621.  Inschrift  yonl738. 
Höhe  32  cm.  Bes.  (1886)  Batsherr  0.  Bergengiün. 
(Biga,  khiBt.  A.  Nr.  1684.) 

2.  Silberner  Becher  mit  Deckel  und  Inschrift  Yon  1753. 
Höhe  31  cm.    Bes.  BöttchergesellenBchaft  in  Bin. 

3.  Grosser  Silberbecher  mit  Deckel,  Wapnen  und  &i- 
Bchriften.  Bes.  Graf  Heinrich  Keyserling,  MLtao. 
(Mitao,  khist.  A.  Nr.  838.) 

338.  ?  Enszer,  Oaspar. 

Wird  urkundlich  1427  als  ^Sylverbrenner"  in 
Riga  genannt  (Livl.  Urkundenbuch  VII  Nr.  562 
u.  576). 

339.  7  Essen,  Hinrich  von. 

Wird  1555  als  Meister  bezeichnet.  (Ein  Otto 
von  Essen  wird  1568  als  (Geselle  des  Gold- 
schmiedes Matthias  Bolowes  genannt  und  1569 
als  Meister  bezeichnet;  später  (1574)  kommt  er 
als  Miinzmeister  vor.) 

340.  iMMb  Friedrichss  (Friederichs),  Hinrich. 

lllfl        ^^^^  ^^  ^^'  Dezbr.  1689  in  das  Amt  au^ 
WJ^     nommen,  am  31.  Dezbr.  desselben  Jahres  Büi^er; 
bekleidet  von  1699  bis  1703  das  Amt  eines  Bei- 
sitzers  und  wird  1709  zum  (24.)  Ältermann  ge> 
wählt.   Gest.  im  Mai  1725.  Im  Pestjahre  1710  blieb 
er  allein  von  den  zehn  Amtsmeistern  am  Leben. 
1.   Silberner  Willkomm  mit  Deekel  and  Fahne;  an- 
hängend 34  silberne  Schildchen.    Höhe  mit  Deckel 
53  cm.    Bes.  Glaseramt  in  Riga.    Eine  anf  die  Ent- 
stehong  des  Oeräts  besngliche  Urkunde  hat  sieh  im 
Bes.  des  Amts  erhalten.  —  Der  Deekel  ist  spater 
hergestellt    und    eine   Arbeit   des   Goldsehmiedei 
Micnael  Kressner  d.  Ä. 


Riga.  171 

341.  ?  Fuchs,  Nikolai. 

Wird  1661  Meister  und  1665  Pebr,  3  Bürger; 
findet  1676  als  solcher  Erwähnung. 

342.  ?  Garieldt  (Garfelt),  Frantz  (Frans). 

Wird  1623  von  David  Timmermann  als  Lehr- 
ling eingeschrieben  und  macht  1630  sein  Meister- 
stück. Gest.  vor  1642.  Von  ihm  die  vergol- 
deten Kugeln  auf  den  Dachfenstern  der  Dom- 
kirche zu  Riga. 

343.  ?  Geden,  Niclaas. 

Wird  1516  als  Meister  genannt 

344.  ?  Beiden,  Dietrich  von. 

Wird  1616  zum  (1.)  Ältermann  des  Rigaschen 
Goldschmiedeamts  erwählt  und  scheint  als  solcher 
bis  1535  fungiert  zu  haben.  Er  besass  ein  Haus 
in  der  Sandstrasse.  1524  verkauft  er  dem  Gold- 
schmied Schriver  einen  Garten  (Erbebuch  11 
Inskr.  466). 

345.  ^^  Gennerup,  Terkel  (Theodor)  Matthias. 
Wird  im  Juni  1754  Meister.    1753  heiratete  er 

Anna  Helene  Hagen.    Gest.  5.  April  1774. 

1.  Silberne  Bahmkanne  vom  Jahre  1763.  Bes.  (1883) 
Fraa  N.  Eymmel,  Biffa.    (Riga,  khist  A.  Nr.  17^.) 

2.  Silberner  Becher  mit  der  Inschrift:  Johann  Bnrehard 
Dörbeck  1764.  Höhe  9,5  cm.  Bes.  (1883)  FrL  L. 
Stahl  t,  Biffa.    (Biga,  khist.  A.  Nr.  1697.) 

3.  Silberne  teuvergoldete  Konfektschale  nnd  Salzfäss- 
chen  mit  Inschrift  n.  1760.  Bes.  Biffaer  Dommnsenm. 
(Biga,  arch.  A.  Nr.  1347.)  Diese  beiden  Gegenstände 
tragen  ausser  dem  Meisterzeichen  noch  einen  Kon- 
trollstempel  G,  der  von  dem  Altermann  des  Gold- 
schmiedeamts Joh.  Dietr.  Behwald  während  seiner 
Amtsdaner  1760  bis  1764  gebraucht  wurde. 

4.  Silberner  WiUkomm  mit  Deckel  und  Fahne  vom 
Jahre  1775.  Höhe  mit  Deckel  46,5  cm.  Bes.  Buch- 
bindergesellenschaft in  Biga. 

346.  ?  Gesske,  Philippus. 

Wird  1482  als  Meister  erwähnt.  Er  bekleidete 
wahrscheinlich  das  Amt  eines  Ältermannes,  denn 
in  dem  genannten  Jahre  stellte  er  im  Namen  des 
Goldschmiedeamts  für  den  Ooldschmiedegesellen 
Balthasar  Sivert,  der  sich  in  Elbing  niederlassen 
woUte,  eine  Kundschaft  ans  (Zeitschr.  f.  bild. 
Kunst.    N.  P.  Xn  S.  133  Anmerk.  1). 

347.  gFS  Goldenstätt  (Ooldenstedt),  Lambert. 
Wird   1569  als  Meister  bezeichnet  und  1573 

zum  Amtsbeisitzer  erwählt,  welches  Amt  er  auch 


® 


@ 


172  Riga. 

in  den  Jahren  1582,  1600  nnd  1604  bekleidete. 
Michaelis  1588  ernannte  ihn  der  Rat  zum  Stadt- 
münzwardein,  in  welchem  Amte  er  bis  zu  seinem 
1616  erfolgten  Tode  verblieb. 

1.  Silberne  Deckelkanne  mit  reichen  Figorenftiesen. 
Höhe  42,3  cm.  Bes.  Baron  BehrscneB  Majorat 
Popen  in  Knrland.  (Abb.  in  A.  BochholtZf  Qold- 
Bchmiedearbeiten  Taf.  I  Nr.  1.) 

2.  Goldene  Kette  im  Gewicht  von  142  nngariachen 
Golden,  1594  im  Auftrage  des  Bigaschen  Rats  an- 
gefertigt Die  Kette  war  vom  Bat  bu  einem  Ge- 
schenk an  den  polnischen  Statthalter  Thomas  von 
Embden  zn  Fellm,  später  za  Biga  bestimmt,  wnrde 
aber  am  7.  Juli  1604  der  Gem^ilin  des  Herrn  Ca- 
roU  y.  Kottkewitz  geschenkt. 

3.  Yerffoldeter  Becher  von  86  Lot  im  Wert  von  516 
Mark  Big.  nnd  ein  „PortugalÖser''  zu  100  Mark 
Big.,  der  15d4  vom  Bat  dem  polnischen  General 
Albert  Lassky  geschenkt  wnrde. 

4.  Im  Jahre  1598  lieferte  er  mehrere  aas  älteren 
Schalen,  Bechern  nnd  Löffel  gefertigte  Becher  (sog. 
SchaneiO  für  den  Bat,  die  von  diesem  dem  Könige 
von  Polen  verehrt  werden  sollten. 

5.  Im  Mai  1600  lieferte  er  dem  Bäte  einen  goldenen 
Schaner  von  87^/4  Lot  im  Wert  von  523  Mark 
18  Schilling  Big. 

6.  Im  Mai  16(3  desgleichen  einen  vergoldeten  Schaner 
von  88  Lot  im  Wert  von  572  Mark,  der  vom  Bat 
den  Abgesandten  zom  Beichstag  mitgegeben  werden 
sollte. 

7.  Im  Mai  1604  desgleichen  einen  silbernen  Sdiaaer 
von  75  Vs  Lot  im  Wert  von  490  Mark  27  S<^illiDff 
Big.,  den  der  Bat  der  Herzonn  von  Knrland 
schenkte.  (A.  Bnehholtz,  Goldschmiedearbeiten 
S.  7  nnd  8.) 

348.  ^^flfl^  Grabbe,  Johann  Wladimir  Friedrich. 
Wird  1791  Amtsmeister  und  heiratet  in  dem- 
selben Jahre  die  Witwe  des  Goldschmiedes  Georg 
Yendt,  Ghristina,  geb.  Nenmann. 

1.  Fnnschlöffel  vom  Jahre  1798.  Bes.  Staatsrat  Jnlii» 
V.  Hagen,  Biga.    (Biga,  khist  A.  Nr.  1747.) 

349.  ?  Grothusen  (Grodthaasen),  Caspar  (Jaspar). 

BeUeidete  von   1555  bis   1573  das  Amt  des 
(3.)  Ältermannes.    Gest.  1573. 

350.  £VA  GrUnberg  (Grünenberg,  Grfinborg),  Johann. 
Wurde   am  28.  August  1688  in  das  Amt  auf- 
genommen;   am    12.    Septbr.    desselben  Jahres 
Burger   und   im   Oktober   1698  zum  (22.)  Älter 
mann  gewählt.    Er  dankte  1703  ab. 


^ 


© 


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Rig».  173 

L  Silberner  Willkomm  mit  Deckel  and  Fahne  und 
12  anhängenden  Schildchen.  Höhe  mit  Deckel 
63  cm.    Bes.  Drechslergesellenschaft  in  Biga. 

l.  Fatene  zu  einem  von  Joh.  Berend  gearbeiteten 
Kelch.    Bes.  deutsche  Kirche  zn  Banske. 

351.  m^        Vielleicht  von  demselben  Meister. 
3.  Kelch  mit  dem  herzoglichen  Kettlerschen  Wappen. 

Bes.   Kirche    zn    Grenzhof  in   Kurland.     (Mitan, 
herald.  A.  Nr.  1746.) 

352.  Häffken,  Daniel  Ulrich. 

®  Würde  1711  Meister  und  verheiratete  sich  am 
15.  Februar  desselben  Jahres  mit  Maria  Linden, 
Witwe  des  Goldschmiedes  Christoph  Gottlieb 
Lange.    1715  ist  er  Amtsbeisitzer.    Gest.  1738. 

1.  Kleiner  Humpen  mit  Ornamentfries  auf  Kugelfäsaen, 
die  mit  Engelköpfchen  seziert  sind;  Wappen  und 
Inschrift  von  17i5.  Höhe  11,3  cm.  Bes.  jl896)  A. 
Baron  Mengden,  Eck.    (Biga,  arch.  A.  Nr.  1880.) 

2.  Goldener  Deckelbecher,  im  Jahre  1714  auf  Befehl 
des  Kaisers  Peter  d.  Gr.  angefertigt  zur  Erinnerung 
an  die  Gründung  des  Katharinen- (Damen-)  Ordens. 
Auf  dem  Deckel  die  Kaiserkrone  auf  einem  Kissen 
ruhend.  Auf  der  Vorderseite  des  Pokals  graviert 
das  Beichswappen  unter  Eirene  und  Hermelinmantel, 
dessen  obere  Zipfel  von  zwei  aus  Wolken  kommen- 
den Händen  geaalten  werden.  Auf  der  Bückseite 
ähnlich,  doch  an  Stelle  des  Wappenschildes  das 
Ordenskreuz  des  Katharinenordens.  Auf  der  Band- 
schleife die  Devise:  3a  iw)6ovh  h  ore^ecTBO.  Höhe 
17  cm.  Bes.  Galerie  der  Kostbarkeiten  Eremitage, 
Petersburg.  (Nach  einer  gefl.  Mitteilung  des  Herrn 
Konservators  Baron  A.  v.  Fölkersam,  Petersbure. 
M.  Bosenberg  Nr.  2432  spricht  von  einem  vergol- 
deten gravierten  Deckelbecher  und  gibt  ein  etwas 
abweichendes  Meisterzeichen.) 

3.  Konischer  silberner  teilvergoldeter  Becher  mit  ein- 
graviertem Rigaschen  Stadtwappen.  Höhe  19,3  cm. 
Bes.  Galerie  der  Kostbarkeiten  Eremitage,  St. 
Petersburg. 

353.  ?  Häfftgen,  Daniel. 

Wird  im  Juni  1716  Meister,  1725  Beisitzer 
und  Jobanni  1729  zum  (26.)  Ältermann  erwählt, 
von  welchem  Amt  er  1734  zurücktritt.  1735  be- 
kleidete er  wieder  das  Amt  eines  Beisitzers. 
Gest.  25.  Septbr.  1738. 

364.    ^aMH^  Hagen,  Franz. 

Wurde  1720  Meister.    Gest.  1741. 
1.  Silbernes  ovales  Waschbecken  von  46  X  34  cm 
Durchmesser  und  Kanne  von  25  cm  Höhe  mit  In- 
schriften von  1711  und  1723.    Bes.  Grosse  Gilde 
in  Riga.  (Biga,  khist.  A.  Nr.  1637 ;  arch.  A.  Nr.  1280.) 


6ö 


174  ftig«. 

2.  Silberne  Sammelsohale  mit  InBchiift  von  1720. 
DnrchiD.  29  cm.  Bes.  Grosse  Gilde  in  Riga.  (Bigm, 
khist  A.  Nr.  1656.) 

355.  gJLl^  Hahnmann,  Christian. 
^2JLP       ^^^  Königsberg  in  Preussen  gebürtig;   wurde 

1737  zum  Amt  gemeldet  und  1738  darin  ange- 
nommen. Am  17.  September  1741  wurde  er 
Bürger.    Gest.  6.  Mai  1759. 

1.  Silberner  konischer  Becher  mit  einer  getriebenen 
Hirschjaffd.  Höhe  16,7  cm.  Bes.  (18&)  A.  Lin- 
bawin,  Petersburg.  (M.  Bosenbere  Nr.  ä44L  Uer 
Becher  trägt  das  Rontrollseichen  G  des  Altermannes 
Joh.  Dietr.  Behwald.) 

356.  |-P|p^  Happach,  Jakob. 
lUl         Wurde  Johanni  1715  Meister,  bekleidete  1724 

das  Amt  eines  Beisitzers  und  wurde  1725  zum 
(25.)  Ältermann  erwählt.  1729  dankte  er  ab, 
war  aber  1729  und  1735  wieder  Beisitzer.  1738 
wurde  er  zum  zweiten  Mal  zum  (28.)  Ältermann 
erwählt,  trat  aber  schon  1739  wieder  vom  Amt 
zurück.  In  den  Jahren  1740,  1748  und  1752  ist 
er  wieder  als  Beisitzer  tätig.  Gest.  20.  De- 
zember 1752. 

1.  Getriebene  Schmackdose  mit  Inschrift.  Bes.  (1883) 
Goldschmied  G.  Th.  Beyermann,  Riga.  (Biga,  khist. 
A.  Nr.  17&8.) 

2.  Zwei  Anhängeschilder  in  Form  eines  gekrönten 
Doppeladlers  mit  Bmstschild,  mit  Inschnften  ans 
den  Jahren  1721  und  1728.  Ehemals  im  Bes.  der 
Weiss-  nnd  Fastenbäcker  in  Riga;  jetzt  im  Dom- 
mnsenm. 

3.  Ovale  silberne  Zuckerdose  mit  getriebener  Dai^ 
BteÜnng  auf  dem  Deckel.  Länge  15,5  em,  Breite 
11,4  cm.    Bes.  Dommnsenm,  Riga.  j 

357.  ?  Hasche,  Niclaes. 

Wird  1516  als  Meister  genannt 

358.  ?  Hast,  Dietrich. 

Wird  1516  als  Meister  genannt. 

Hausenberg,  Wilhelm  Johann. 
Wird  im  Juni  1771  Amtameister  nnd  tritt  1773 
aus  dem  Amt. 

3^-     tWBffk  Henck,  Johann  Christian. 

Wird  im  Juni  1750  Meister« 
1.   Silberner  Willkomm  mit  Deckel,  Fahne  nnd  4  an- 
hängenden Schildern.    Inschriften  yon  1750.  Höhe 
bis    snr    Fahnenspitze    42  cm.      Bes.    Rigaaches 
Bäckeramt. 


^ik^'  175 

2.  Silberner  Deckelpokal  mit  Inschrift  von  1764.  Höhe 

28  cm.    Früher  im  Bes.  der  Rigaschen  Stadtgarde; 

1'etzt  im   Bes.   des  Bigaer  Dommoseams.     (Riga, 
[hist.  A.  Nr.  1664.) 

3.  Tabaksdose  mit  einer  Darstellmiff  des  Einzages 
des  Kaisers  Panl  in  Riga  1797.  Neben  Beschaa- 
and  Meisterzeiehen  die  KontrollchiSre  E  des  Alter- 
mannes Lamoareoz.  Bes.  Dommaseam.  (Riga, 
arch.  A.  Nr.  1360.) 

4.  Präsentierplatte  mit  9  eingelegten  Talern  and  In- 
schrift. Dnrchm.  28,5  cm.  Bes.  (1883)  Fraa  Ida 
Helmsing  geb.  Neamann,  Riga.  (Riga,  khist  A. 
Nr.  1711.) 

5.  Zwei  silberne  Salzfässer.  Bes.  (1883)  Fraa  Wilhel- 
mine V.  Löwenberg  geb.  y.  Yegesack.  (Riga, 
khist.  A.  Nr.  1738.) 

6.  Silberner  Deekelbecher  mit  Inschrift  von  17&6. 
Höhe  mit  Deckel  34  cm.  Bes.  Drechslergesellen- 
schaft za  Riga. 

7.  Zwei  silberne  Becher  mit  Inschriften.  Höhe  16  cm 
and  17  cm.    Der  kleinere  von  1775.   Bes.  Fleischer- 

gesellenschaft  in  Riga, 
ilbemer  Becher  mit  Deckel  and  eingelegten  Münzen 
von  1670  bis  1716.    Inschrift  and  1755.    Höhe  mit 
Deckel  32  cm.    Bes.  Maarergesellenschaft  in  BXen. 
9.  Zwei   silberne   Löffel   mit  Inschriften   and   1769. 
Länge  32  cm.    Bes.  Maarergesellenschaft  in  Riga. 

10.  Silberner  Löffel  mit  Inschrift  von  1752.    Länge 

29  cm.    Bes.  Schlosser-  and  Büchsenschmiedege- 
sellenschaft  in  Riga. 

11.  Teilvergoldeter  Vorlegelöffel  mit  Holzstiel  and  ein- 
gelassener Münze.  Inschrift  von  1759.  Bes.  (1885) 
Jacobsohn,  Petersbarg.  (M.  Rosenberg  Nr.  2440  a. 
Angeblich  mit  dem  (Kontroll-)  Bachstaben  B  des 
Altermannes  Jeremias  Ehricht. 

361.  7  Heyde,  Dierik  van  der. 

Wird   1410  als   „Oldermann*   des  Rigaschen 
Goldscbmiedeamts  erwähnt. 

362.  ?  Heyde,  Dietrich  van  der. 

Wird  1516  als  Meister  anfgef&hrt. 

363.  fjn  Holst  (Holist,  Holste),  Christian. 
Macht    1612   sein   Meisterstück   und  ist  1615 

Amtsbeisitzer.    Gest.  12.  April  1638. 

1.  Weinkanne  mit  Inschrift  vom  Jahre  1634.  Aas 
einer  älteren  Kanne  hergestellt.  Höhe  3524  cm. 
Bes.  St.  Petrikirche  in  lüga.  (Abb.  in  A.  Bach- 
holtz,  Goldschmiedearbeiten  Taf.  XYI  Fig.  45.) 

2.  Teilvergoldete  cylindrische  Kanne  mit  graviertem 
and  aa^esetztem  darchbrochenem  Ornament.  Höhe 
43,5  cm.  Bes.  Eremitage  in  St.  Petersbarg.  (M. 
Rosenberg  Nr.  2422.) 


m 


176  Big». 

364.  ?  Holtzkampff,  Johann. 

Wird   1702  zum  Amt  gemeldet,   doch  fehlen 
Angaben  über  seine  Aufnahme. 

365.  ?  Idde,  Joachim. 

Wird  1555  als  Meister  genannt 

366.  ?  Jacobus, 

Wird  nm  1292  als  Goldschmied  des  litauischen 
Forsten  Gredimin  genannt« 

367.  ?  Kauen,  Hans. 

Wird  1555  als  Meister  anfgefuhrt 

368.  f  jtiji  Kluge,  Samuel. 
Wird  1699  November  3  Bürger  und  Meister. 

Gest.  1701. 

1.  Silberner  reich  ornamentierter  Willkomm  mit  Deekel. 
Bes.  Baron  v.  Meyendorff,  Alt-Bewem,  üyland. 

KVhler,  Friedrich. 
Wird  1659  Amtsmeister,  1668  Jnli  10  Bfirffer 
und  im  Juni  1688  zum  (21.)  Ältermann  gewählt, 
in  welchem   Amt  er  bis  zu  seinem  im  Herbst 
1698  erfolgten  Tode  blieb. 

^^'   _nrj-  KSIn  (KöUen,  Rollen,  Cöln,  Collen),  Hein- 

rich von. 
Wurde  1679  Meister,   nachdem  er  schon  1676 
Oktbr.  22  Bürger  geworden  war;  zuletzt  erwähnt 
Johanni  1692.    Seine  Witwe  wird  Johanni  1694 
genannt. 

1.  Silberne  ovale  Schüssel,  im  Fond  ffetrieben  Bath 
im  Felde  des  Boas;  der  Band  mit  rcdehem  Blumen- 
dekor.  Wappen  nnd  Inschrift.  Lange  21  cm.  Bea. 
Gesellschaft  der  Schwarzhänpter  za  Biga.  (Biga, 
khist.  A.  Nr.  1601;  arch.  A.  m  1266.) 

371.  ?  Koeningky  Hans. 

Wird  im  Verzeichnis  der  Fastendmnken  der 
Schwarzhäupter  1551  als  Meister  genannt  und 
auch  1555  als  solcher  erwähnt. 

372.  ?  Krause  (Kiuse),  Melchior. 

Wurde  am  13.  September  1659  in  das  Amt 
aufgenommen.  Am  23.  April  1664  wird  er  im 
Bauskeschen  Kirchenbuch  als  Pate  genannt  1679 
findet  sich  seine  Witwe  erwähnt. 

S'^S*     .#Vi^  Krezner   (Kretzner,   Eresner),   Carl  Gustav 

(GtettUeb?). 
Bruder  von  Michael  E.  11;  wurde  1717  Meister 
und  erwarb  am  8.  Juli  1718  das  Bfirgerrecht 
Gest.  1741. 


@ 


® 


^ 


Riga.  177 

1.  Vorlegelöffel  von  1728.  Länge  25  cm.  Bes.  Grosse 
Gilde,  Riga.    (Riga,  kliiat.  A.  Nr.  1655.) 

2.  Silberner  Beeher  mit  Deckel  und  Inschrift  von 
1723.  Höhe  mit  Deckel  32  cm.  Bes.  Böttcherge- 
sellenschaft  in  Riga. 

3.  Silberner  Willkomm  mit  Deckel  nnd  Fahne.  In- 
schrift vom  Jahre  1734.  Höhe  53,5  cm.  Bes. 
Rigasches  Maareramt. 

^'^^-     i^H^  Krezner  (Eressner),  Michael,  der  Ältere. 

Wurde  1661  Meister,  1668  Jan.  17  Bürger 
und  ist  in  den  Jahren  1695,  1699  und  1700  Bei- 
sitzer.   Gest.  1700. 

1.  Silberner  Löffel  mit  Inschrift.  Länge  21  cm.  Bes. 
Drechslergesellenschaft  in  Riga. 

2.  Weisssilbemer  Löffel  mit  Initialen  nnd  1672.  Lange 
21  cm.  Bes.  (1885)  Jacobsohn,  Petersbarg.  (M. 
Rosenberg  Nr.  2425.) 

Der  Rigasche  Gouverneur  Erich  Soop  hatte 
sich,  wie  das  Amtsbuch  der  Goldschmieae  beim 
Jahre  1696  berichtet,  von  einem  Alchymisten  ein 
silberartiges  Metall  herstellen  lassen,  woraus  der 
Goldschmied  Israel  Garoli  ihm  verschiedene  Ge- 
genstände verfertigen  sollte,  sich  dessen  aber 
weigerte.  Das  Amt  suchte  beim  Bat  um  Schutz 
nach.  Endlich  hatte  sich  Michael  Erezner  dazu 
bereit  finden  lassen  Gegenstände  aus  diesem 
minderwertigen  Material  herzustellen.  Ihm  wurde 
„im  Gouvernement  ein  eigner  Laden  angeleget 
und  hat  er  von  gedachtem  Silber  allerhandt 
taffelgeschmeide  verfertiget  und  mit  seinem 
Eignen    (des   Gouverneurs)   gemachten  Zeichen 

oder  Stempell,  worauf  Y\tj  so  Erich  Soop  heissen 
soll,  stemplen  liess*.  ^Sr^ 

375»        ?  Krezner,  Michael,  11. 

Sohn  des  Michael  E.  d.  Ä.;  wird  Johanni  1702 
zum  Amt  gemeldet,  lieferte  im  April  1703  sein 
Meisterstück  und  wurde  am  13.  November  1703 
als  Meister  aufgenommen.   Gest.  1710  an  der  Pest. 

3'^^-  cm  Krezner,  Michael,  IQ. 

Wurde  im  Juni  1754  zum  Amt  gemeldet  und 
1758  darin  aufgenommen. 

1.  Silberner  Willkomm  mit  Deekel,  Fahne  und  9  an- 
hängenden Schildern,  vom  Jahre  1758.  Höhe  37,5  cm. 
Bes.  Bäckergesellenschaft  in  Biga.  (Riga,  khist. 
A.  Nr.  2455.) 

2.  Silberner  Willkomm  mit  Deckel  nnd  Fahne  TOm 
Jahre  1758.  Höhe  53  cm.  Bes.  Schneideramt  cn 
Biga.    (Biga,  khist.  A.  Nr.  2479.) 

12 


813 


MK 


178  Blga. 

3.  Zwei  Sahnekanneheii  mit  Wappen  and  Liflehrift 
von  1762.  H5he  6  cm.  Bes.  Grosse  Gilde  in  Bin. 
(Bin,  khisi.  A.  Nr.  1644.) 

4.  Teuvergoldeter  konischer  Becher  mit  DeckeL  In- 
schrift Yon  1764  (?)  nnd  1795.  Höhe  24,7  cm.  Bes. 
(1885)  A.  LjQbawin,  St.  Petersburg.  (BL  Bosenberg 
Nr.  2442  k.  Mit  Kontrollstempel  D,  Zeichen  des 
Altermannes  Joh.  Christ.  Zingh  1764—1768.) 

5.  Chokoladenkanne  vom  Jahre  1764.  Höhe  38  cm. 
Bes.  (1883)  FrL  £.  Pfab,  Biga.    (Biga,  khist  A 

6.  Zwei  sUbeme  Altarlenchter  xrom  Jahre  1767.  Höhe 
66,5  cm.  Bes.  St.  Petrikirche  in  Biga.  (Biga, 
khist  A«  Nr.  1549.) 

7.  Silberne  Kaffeekanne  mit  Initialen  nnd  1767.    Bes. 

8883)  GoUh.  Schröder,  Biga.     (Biga,   khist  A 
r.  1719.) 

8.  Vergoldeter  Becher  von  1772  mit  3  eingel«tak 
Talern.  Höhe  21  cm.  Bes.  SchnhmachergeseSen' 
Schaft  in  lÜga.    (Bi^  khist  A.  Nr.  2485!) 

9.  Silberner  Becher  mit  Wappen  nnd  Inschrift  von 

1775.  Höhe  21  cm.  Bes.  Fleischergesellansehaft 
in  Biga. 

10.  Silberne  teilvergoldete  Zuckerdose  mit  Inschrift  von 

1776.  Anf  dem  Deckel  ein  (späterer)  yergoldeter 
Adler.  Höhe  13  cm;  Eontrollchiffre  E  des  Alter- 
mannes Joh.  Fried.  Lamoarenx.  Bes.  Galerie  der 
Kostbarkeiten  Eremitage,  St  Pet^nbnrg.  (M.  Bo- 
senberg Nr.  2442  m.) 

11.  Zackerschale  mit  Inschrift  vom  Jahre  1782.  Bes. 
W.  Bockslaff,  Biga.    (Biga,  khist  A.  Nr.  1730.) 

12.  Zackerschale  mit  Inschrut  von  1786.  Bes.  (18®) 
Fran  E.  Bemsdorff  geb.  v.  Bvchter.  (Biga,  khist 
A.  Nr.  17310 

13.  Konischer  Becher  mit  Graylerangen.  Bes.  Qra- 
sheinaja  Palata  in  Moskan  (Nr.  lS91). 

14.  Bande  weisssilbeme  Platte.  In  der  Mitte  Doppel- 
adler mit  Wappen.  Darchm.  53  cm.  lOt  Kontroll- 
chifTre  E  des  Altermannes  Joh.  Fried.  Lamooreoz. 
Bes.  Winterpalais,  St  Petersbnrg.  (M.  Bosenberg 
Nr.  2442  n.) 

—  —  Kruse,  siehe  Krause. 

877.    Krusemann,  Johaan  Joachim. 

Wird  im  Juni   1776  zum  Amt  gemeldet  und 
1778  darin  aufgenommen. 

1.  Zwei  silberne  Sanpenterrinen  mit  Untersatsen  nnd 
Deckeln.  Mit  Wappen  geschmückt  Bes.  Kom- 
pagnie der  Schwarzhaupter  in  Biga.  (Biga,  Unst 
A.  Nr.  1626  nnd  1627.) 

2.  Silberne  Terrine  mit  Untersatz.  Lange  64  cm,  Höhe 
45  cm.  Bes.  0.  y.  Sengbnsch,  Biga.  (Biga,  khist 
A.  Nr.  1704.) 

3.  Deckelpokal  der  ehemaligen  Bigasehen  blanen  Bär- 
gergarde  TOm  Jahre  1781  mit  einem  Gwdisten  sn 


IIK 


9 


mgK  179 

Pferde  als  Deckelactamnck.  Höhe  43  em.  Bes. 
Bigaer  Dommuseiun.  (Biga,  khiat  A.  Nr.  1667; 
ärdi.  A.  Nr.  1849.) 

4.  Silberner  Becher  mit  Deckel  «nd  Inachrift  toh  1775. 
Höhe  28,5  cm.  Bes.  Amt  der  Hsndschiihmaeher 
in  Biga. 

5.  Silberner  Willkomm  mit  DeckeL  Inschrift  von 
1779.  Höhe  mit  Deckel  53  cm.  Bes.  Steilmacher- 
ffesellenschaft  in  Bi^ 

6.  Silberne  ovale  Tanfechüssel  and  Kanne  mit  dem 
Hübenetschen  Wappen;  von  1790.  Bes.  BSgaer 
Dommosenm. 

7.  Silberner  Löffel  Bes.  Museam  ra  Pemao.  Mit 
Kontrollchüfre  E  des  Altermannes  Joh.  Fried.  La- 
monreoz.   1768—1780. 

8.  Silbemer  Esslöffel  mit  graviertem  Stfef.  Bes.  Kir^ 
chenschreiber  der  St.  Petrikirche  Wolf. 

878.        ?  KUnter,  Konrad. 

Wird  1661  als  Meister  genannt. 

37d-    ^y%  Lamoureux    (l'Amonren,    Lamore),    Johann 

Abramsohn. 
Cteb.  in  Stockholm;  kam  als  Oeselle  naeh  Ri^a 
und  wurde  hier  1719  Meister.  Am  8.  Jnni  17§1 
erwarb  er  das  Bürgerrecht  und  verheiratete  sich 
am  6.  Juli  desselben  Jahree  mit  Elisabeth  Berens. 
1739  wurde  er  zum  (29.)  Altermann  gewählt 
Oest  4.  April  1744. 

1.  Becher  mit  wappengeschmücktem  DeckeL  Höhe 
26  cm.  Bes.  Grosse  Gilde  in  Biga.  (Biga,  khist 
A  Nr.  1635.) 

2.  Wasserkanne  auf  einem  Dreifnss  mit  Spiritoslampe. 
Wappen  nnd  Inschrift  von  1790.  Höhe  88  cm. 
Bes.  «Grosse  GUde  in  Baga.  (Biga,  khist.  A.  Nr. 
1640;  arch.  A  12820 

8.  Sammelschale  mit  Wappen  nnd  Inschrift  von  1729. 
Dnrchm.  28,5  cm,  Hone  9  cm.  Bes.  Grosse  Gilde 
in  Biga.    (Biga,  khist  A  Nr.  1657.) 

4.  Sammelschale  mit  Wappen  nnd  Inschrift  Ton  1780. 
Darchm.  28,5  cm,  Höhe  9  cm.  Bes.  Grosse  Gilde 
in  Biga.    (Bin,  khist  A  Nr.  1659.S 

5.  Becher  mit  l>eckel  und  16  eingelegton  Talern. 
Höhe  88,5  cm.  Bes.  Altester  Bobert  Jäksch,  Riga. 
(lÜga,  khist  A  Nr.  1677.) 

6.  Vergoldeter  Becher  mit  Deckel  und  Waopen.  Höhe 
80  cm.  Bes.  (1888)  Rechtsanwalt  M.  y.  Tonxelmann« 
Biga.    (Biga,  khist  A  Nr.  1698.) 

7.  Simeme  Sammelschale  mit  Inschrift  Ton  1788. 
Darchm.  28  cm,  Höhe  12,5  cm.  Bes.  Domkirche 
sn  Biga.    miga,  khist  A  Nr.  1559.) 

8.  Silbernes  Ernsifiz  ans  dem  ehemaligen  Bipsdien 
Kimmereigeridht  mit  Inschrift  von  l78a  Bes.  Bi- 
gaer  Dommnsemn.    (Biga,  khist  A  Nr.  1587.) 

12* 


180  Riga 

9,  Sitbemer  Becher  mit  Deckel,  Amtswappen  nnd 
Inschrift  von  1741.  Höhe  24  cm.  Bes.  »chlo88e^ 
geselleDSchafli  in  Riga. 

10.  Silberner  Becher  mit  Deckel  Auf  dem  Deckel  die 
Statuette  des  Thabalkain.  Inschrift  von  1742.  Höhe 
mit  Deckel  28  cm.  Bes.  Schuhmachergesellenschaft 
in  Riga. 

11.  Silberner  Becher  mit  Amtswappen  und  Inschrift 
Ton  1790.  Höhe  12  cm.  Bes.  Schuhmachergesellea- 
schaft  in  Riga. 

380.    ^ftm  LamoureuXi  Johann  Friedrich. 

\^K.  Sohn  des  Vorigen.    Geb.  15.  Mai  1728;  wurde 

m   jr  1763  Meister  und  1768  zum  Ältermann  gewählt 

^r  Gest.  28.  Oktober  1797. 

1.  Silberner  Willkomm  mit  Deckel  und  Fahne;  Tom 
Jahre  1749.  Höhe  bis  Eur  FahnenspitEe  70  em. 
Bes.  Beepschlagergesellenschaft  in  Riga. 

2.  Silberner  Becher  mit  Amtswappen  und  Inschrift 
von  1756.    Höhe  16,5  cm.   Bes.  Maureramt  in  Biga. 

8.  Kleine  Kasserolle  von  1749.  Bes.  (1888)  Frl.  de 
Brnyn,  Riga.    (Biga,  khist.  A.  Nr.  1718.) 

4.  Konisoher  Becher,  bezeichnet  1755.  Höhe  16  cm. 
Bes.  (1885)  Jacobsohn,  Petersburg.  (M.  Bosenberg 
Nr.  2436  1.  Die  Arbeit  ist  hier  dem  Vater  Euge- 
schrieben.  Sie  trägt  nach  Bosenbeig  ausser  dem 
Beschau-  und  Meistenseichen  den  Buchstaben  A, 
d.  i.  die  Kontrollchiffre,  die  der  Altermann  JoL 
Dietr.  Behwald  wahrend  seiner  Amtsdauer  Ton 
1749-1756  führte.) 

5.  Konischer  Becher  mit  Wappen.  Besdchnet  1762. 
Höhe  18  cm.  Bes.  Scharf,  Wien.  Anküonskataiog 
1888  Nr.  71.  (M.  Bosenberg  Nr.  2436  m,  dort  mit  T 
versehen.) 

6.  Silbernes  ovales  Schmuckkästchen  mit  getriebenem 
und  graviertem  Deckel,  105  mm  und  78  mm  Dorehm. 
Inschrift  von  1775.   Bes.  Frl.  Emilie  v.  Schinekell, 


CGL 


7.  Silberne  ovale,  innen  vergoldete  Dose  mit  Inschrift 
von  1781  und  graviertem  Wappen.  Bes.  Bechts- 
anwalt  V.  v.  Hehn,  lüga.) 

381.   ^^f^f^         Lange,  Christian  Oottlieb. 

Wurde  am  5.  August  1705  B&rger  und  am 
17.  August  1705  als  Meister  aufgenommen:  er 
heiratete  am  20.  August  desselben  Jahres  Maria 
Linden,  die  Witwe  des  Goldschmiedes  Johann 
Berens.  Gest.  1710  an  der  Pest.  Seine  Witwe 
heiratete  am  5.  Februar  1711  den  Goldschmied 
Daniel  Ulrich  Häffken. 

1.  Silberne  ovale  getriebene  Schale  mit  spater  aufge- 
setzter Inschrift  von  1780.  Durchm.  28,D  X  22,6  em. 
Bes.  Rigaer  Dommuseum. 


IHL 


ßÄg».  181 

382.    Laiwky,  Jakob  Heinrich. 

Daten  über  ihn  fehlen. 

1.  Zwei  SalsfasBer  mit  InBchrift  nnd  Jahressahl  1810. 

Bes.  Kompagnie  der  Schwarshäapter  in  Riga.  (Biga. 
khiBt  A.  W.  1629.)  ..  «^  ft^ 

3.  Silberne  oyale  PriUentieiplatte  mit  durchbrochenem 
Bande;  InBcbrift  yon  1806;  eingelegt  ein  goldener 
Hamburger  »Portngalöser''  von  1719.  Ihirehm. 
46X68  cm.  Bes.  Grosse  Gilde  in  Biga.  (Riga, 
khist  A.  Nr.  1651.) 

383.  7  Leyse  (Lysse^  Leise),  Christopher. 

Wird  in  den  Jahren  1593,  1600  and  1608  als 
Meister  erwähnt.    Oest.  1616. 

NB.  Ein  Goldschnded  Jürgen  Leissen  erhielt 
am  6.  September  1600  für  einen  vergoldeten 
Pokal,  den  der  Bat  dem  Wilnaschen  Wojewoden 
Herzog  Christoffer  Badzewil,  Fürsten  von  Birsen, 
schenkte,  588  Mark  Rigisch  (A.  Buchholtz,  Oold- 
schmiedearbeiten  S.  3  Anmerkung). 

384.  ?  Leyse  (Leise),  Johann  Heinrich. 

Wird  1644  in  das  Amt  aufgenommen  und  1658 
zum  (16.)  Ältermann  gewählt.  1662  tritt  er  von 
diesem  Amt  zurück,  wird  in  demselben  Jahre 
Amtsbeisitzer  und  in  der  Folge  wieder  zum  (18.) 
Ältermann  erwählt.  1671  dankte  er  ab.  Oest. 
um  1681. 

385.  7  Leyse  (Leise),  Heinrich. 

Wahrscheinlich  Sohn  des  Vorieen.  Er  wird 
am  24.  Juni  1694  in  das  Amt  angenommen,  aa 
seiner  Mutter  Stelle,  wie  es  heisst.  1703  über- 
trägt er  seine  Stelle  an  David  Meineke. 

386.  ?  Linden,  Hans  Conrad. 

Zeigte  am  21.  Juli  1659  sein  Meisterstück  vor. 
Gest.  1674  oder  1675. 

387.  ^f0^  Linden,  Georg  (Jürgen). 

Wird  am  14.  Januar  1674  als  Meister  au&e- 

nommen,  1675  im  Juni  Bürger  und  ist  noch  16y9 

erwähnt.    1688  wird  seine  Witwe  genannt. 

1—4.   Vier  ovale  getriebene  Schüssel  mit  biblischen 

Darstellnngen  im  Fond.    Wappen  nnd  Inschriften 

Ton  1671  nnd  1672. 

a.  Bnth  im  Felde  des  Boas,    1671. 

b.  Jakob  mit  der  Himmelsleiter.    1671. 


182 

c  Beb«kfcft   un  Braon«n.     1672.     (Abb.   b« 
A.  Baehholti,  Ooldicb]iii6dearbdte&  Tat  XU 
Fig.  81) 
d«  Sosamia  im  Bade.     1672. 
Dnrohm.  81,5X40  cm.  Be8.Kompaindeder8dtwaix- 
hänpter  in  Riga.   (Biga,  Udst  A/Nr.  1697-1000; 
areh.  A.  Nrri262--1265.) 

5.  Silberae  Annbnist  Länge  16  cm.  Bea.  Kompaf^nie 
der  Behwanb&npter  in  Biga.  (Biga,  khiat  A. 
Nr.  160&.) 

6.  Gehenkelte  teilyergoldete  Trinkkanne  mit  Deckel, 
auf  8  Löwen  rokend,  die  in  den  Klanen  Wappen- 
schilder tragen.  In  den  Kannenrompf  alna  90 
Taler  von  1574  bis  1600  einbiegt  B(ohe  26  cm. 
Bes.  Kompagnie  der  Schwanhaopter  in  Biga»  (Biga» 
khist  A.m  1606.  Abb.  bei  JL  BachholtB,  Gold- 
schmiedearbeiten  Taf.  X  Fig.  81.) 

7.  ffilbeme  getriebene  ovale  Sefafissel  mit  Inflchiift 
von  1680.  Im  Fond  der  Kampf  mit  dem  lindworm; 
am  Bande  Blumen  nnd  Vögel.  Dnrohm.  58  X46  cm. 
Bes.  (1886)  Baronin  Bertha  v.  Pilehan  geb.  Baro- 
nesse Ungern- Stemberg,  Andern.  (Biga,  areh.  A. 
Nr.  1322J 

8.  Mflnzkanne  mit  Medaille  von  1682  nnd  Mnnsen 
bis  1665.  Höhe  27,5  cm.  Bes.  HersogL  Onmbei> 
landsche  Silberkammer,  Fenzing.  (M.  Bosenberg 
Nr.  2424  a.) 

9.  Teilvergoldfete  SchOasel,  auf  drei  Kngelfassen  rohoid, 
mit  D^el  nnd  Handhaben.  Hone  20  cm.  Bee. 
Fürst  Paskewitscb,  St.  Petersborg.  (M.  Bosenberg 
Nr.  2424  hO 

10.  Teilvergoldeter  Deekelhnmpen  anf  Kngelfässen  mit 
88  eingelegten  Brannschweiger  Talern  von  1652 
bis  16w  nnd  einer  grossen  firannsehweiger  Sehan- 
münse.  Bes.  Graf  von  der  Fahlen,  Ho&nmberge, 
Korhind.    (Mitan,  herald.  A.  1908  Nr.  1789.) 

S8&        ?  Meineke,  Davidt. 

Sohn  von  Joachinoi  M.  d.  Ä.  und  Brader  tob 
Joachim  M.  d.  J.,  protestierte  1708  gegen  die 
Aufnahme  des  Job.  Georg  Eben  (s.  d!},  wurde 
Johanni  1703  zum  Amt  gemeldet  und  am  15.  No- 
vember 1704  als  Meister  aufgenommen,  nachdem 
ihm  Heinrich  Leyse  (s.  d.)  seine  Stelle  abge- 
treten hatte.  Am  18.  Juli  1709  hatte  er  ^ 
mit  Maria  Hartwig  verheiratet  (Jest.  1710  an 
der  Pest. 

^^«    ^nn  Meinecke,  Joachim,  d.  Ä. 

wHn       Sohn  von  Otto  M.    Er  führte  1648  einen  Pro- 

^^'■^    sess  mit  dem  Amte,  machte  am  7.  November  1663 

sein   Meisterstuck   und   wurde    1658    Beisitser. 

1662  wurde  er  zum  (17.)  Ältermann  gewählt, 

dankte  nach  einiger  ^it  ab,  wurde  aber  1671, 


i 


Big»-  188 

nach  dem  Austritte  des  Ältermannes  Leyse  als 
(18.)  Ältermann  (eigentlich  19.)  wiedergewählt 
1675  nahm  er  zmn  dritten  Mal  die  Wahl  zun 
(19.)  Ältermann  an  und  bekleidete  das  Amt  bis 
zu  seinem  Tode  am  7.  Juni  1679. 

1.  SUbene  vergoldete  DeekeUuume  yon  1659.  Höhe 
20  em.  Bes.  Domkirehe  za  Riga.  (Biga,  khist.  A. 
Nr.  1567;  •rch.  A.  Nr.  1344.) 

2.  Silberner  vergoldeter  Kelch;  auf  dem  Fnsee  in 
getriebener  Arbeit  der  heilige  Geors  zn  Pfwde  im 
Kampf  mit  dem  Lindwurm  ond  ChnstoB  am  Kreuz 
zwischen  Maria  und  Johannes.  Höhe  28,8  em. 
Bes.  Oeorgenhospital  zu  Biga.  (Biga,  khist  A. 
Nr.  1677.) 

8.  Kanne  mit  zwei  Wappen  ond  der  InBchrift:  SehL 
Thomas  Y M^saek  —  SehL  ürsola  Wellingk.  Bes. 
Sammlang  der  Onuheinaja  Palata,  Moskan,  Nr.  841. 

390.  7  Meinecke,  Joachim,  d.  J. . 

Sohn  von  Joachim  M.  d.  Ä»;  wurde  Johanni 
1708  zum  Amt  gemeldet  und  am  15.  November 
1704  als  Meister  aufgenommen.  Qe&t  1710  an 
der  Pest. 

391.  ?  Meinecke  (Meineken),  Otto. 

Vater  von  Joachim  M.  d.  Ä.;  machte  1617 
sein  Meisterstück;  wurde  1642  Beisitzer  und 
findet  sich  noch  1643  erwähnt. 

392.  VSS  Meyer  (Meier),  Conrad. 
Machte  1613  sein  Meisterst&ck  und  wurde  1625 

zum  Beisitzer  gewählt.  1633  fiel  auf  ihn  die 
Wahl  zum  (13.)  Ältermann,  yon  welchem  Amt 
er  1642  zurficktrat.  In  demselben  Jahre  und  im 
Jahre  1646  ist  er  wieder  Beisitzer.  1652  wird 
er  abermals  zum  (15.)  Ältermann  gewählt. 
Oest.  1656. 

1.  Silberner  Löffel  mit  Kindermaskarons  am  StieL 
Lange  17,8  em.  Bes.  P.  A.  Kotschnbey,  St  Pe< 
tersbnrg.    (M.  Bosenberg  Nr.  2431.) 

393.  nn  Meyer,  Ewert  (Eberhard). 
Wird  1600  als  Meister  erwähnt.    Von  1616  bis 

1625  bekleidete  er  das  Amt  des  (11.)  Ältermannes. 
Gest.  11.  Februar  1643.  Sein  Siegel  an  einer 
Urkunde  Tom  24.  Januar  1617  im  Archiv  der 
Schwarzhäupter  zu  Biga. 

1.  Silberner  vergoldeter  Kelch  yon  1622.    Auf  dem 

Fnsse  in  getriebener  Arbeit  Ohristos  am  Kreuz 

zwischen  Mwia  und  Maria  Magdalene.  Höhe  81,9  cm. 

Bes.  Sk  PetriUrche  zu  Biga.    (Biga,  khist.  A.  Nr. 

1541;  arch.  A.  Nr.  1238.) 


@ 


(31 


184  Riga. 

2.  Silbenie  Patene  dazn  mit  Inschrift  Ton  1624. 
Dnrehin.  21,5  cm.  Bes.  St  Petrikirehe  zu  Biga. 
CBlgg,  khist  A.  Nr.  1543.) 

3.  Silberne  vergoldete  Patene.  Bes.  St.  Jakobikirche 
in  Biga.    (sSga,  khist.  A.  Nr.  1569.) 

4.  Silberner  teitveijoldeter  Kelch  Tom  Jahre  1641. 
Höhe  19,6  cm.  Bes.  Kirche  va  Nitaa  in  livland. 
Stiftang  des  rigaschen  Ratsherrn  Dr.  jnr.  Lndwig 
Hintelmann  und  seiner  Gemahlin.  (Riga,  areh.  A. 
Nr.  1261.) 

5.  Pokal  in  Vasenform  mit  drei  ovalen  Feldern  am 
Rompf,  in  die  Landschaften  mit  Figuren  getrieben 
sind.  Bes.  Sammlang  der  Orascheinaja  Falata  in 
Moskau,  Nr.  988. 

6.  Kleine  flache  Schale,  innen  vergoldet  Aaf  dem 
Boden  die  Inschrift:  Gotthardas  Wellinff.  Bes. 
Sammlang  der  Omsheinaja  Palata  in  Moskao, 
Nr.  2164. 

7.  Silberner  Willkomm  mit  Deckel  and  Fahne  und 
33  anhängenden  Schildern.  Inschrift  von  1639. 
Höhe  bis  sor  Fahnenspitze  63  cm.  Bes.  Schah- 
machergesellenschaft  in  Biga. 

Von  B.  Meyer  wurde  1622  der  grosse  ans 
Kupfer  getriebene  vergoldete  St.  Georg,  auf  dem 
Giebel  des  Schwarzhäupterhauses,  geliefert. 

^^-    #-f%^  '"^y^'*'  Heinrich. 

Sohn  des  Vorigen;  geb.  1623;  machte  am 
24.  September  16^  sein  Meisterstück,  kam  1668 
ins  Amt  und  wurde  1662  Beisitzer.  Im  Juni 
1679  wurde  er  zum  (20.)  Ältermann  gewählt,  von 
welchem  Amt  er  1688  zurücktrat.  G^t.  27. 
März  1694. 

1.  Deckelhampen  mit  dem  Wappen  der  Familien  t. 
Helmersen  and  y.  Dahlen.  Im  Deckel  ein  getrie- 
benes Belief  mit  der  Unterschrift  Prece  et  tabore. 
Den  Deckelknopf  bildet  ein  aaf  zwei  Mohnköpfen 
stehender  lettischer  Baaer.  Höhe  33,5  cm.  Bes. 
Altester  Robert  Jaksch,  Riga.  (Riga,  khist  A. 
Nr.  1676;  arch.  A.  Nr.  1317.) 

2.  Deckelhampen  mit  dem  Wappen  der  Familie  Drey- 
linff,  vom  Jahre  1689.  Hohe  19  cm.  Bes.  Fraa 
A.  H.  V.  Oettingen,  Lahdenhoff  in  livland.  (Riga, 
arch.  A.  Nr.  1325.) 

3.  Teilvergoldeter  silberner  Deckelhampen  mit  dem 
Wappen  des  Georg  v.  Zoeckell,  Arrendators  yon 
Magnashof  bei  Riga,  vom  Jahre  167&  Bes.  Familie 
y.  2oeckell. 

4.  TeiWergoldete  Deckelkanne  mit  Wappen  and  In- 
schrift, getrieben  and  graviert.  Höhe  25  cm.  Bes. 
Fürst  Paskewitscb,  St  Petersbarg.  (M.  Rosenb^ 
Nr.  2428  b.) 

5.  Teilvemldete  Deckelkanne  mit  getriebenen  bibli- 
schen  Darstellangen.    Höhe  25  cm,    Bes.  Eaiserl. 


Qu 


1 


Biga.  185 

Silberkftmmer,    St   Petenbnrff«      (M.    Bosenberg 
Nr.  2438  c) 

6.  Teilvergolaeter  silberner  Deckelpokal  auf  Kogel- 
fassen,  mit  42  eingelassenen  grossen  Silbermünsen 
ans  dem  16.  nnd  17.  Jahrhondert  mit  Brostbildem 
damdiger  enropäiseher  Beffenten  nnd  einer  nrosaen 
Gedenkmünze  anf  König  Gnstav  Adolf  von  Schwe- 
den. Bes.  Graf  von  der  Fahlen,  Hofsnmberge. 
(Miton,  herald.  A.  Nr.  1787.) 

Wahrscheinlich  von  ihm. 

7.  Veigoldete  Fassung  eines  geschnittenen  Nnssbe- 
ehers.  Höhe  29,5  cm.  Bes.  F.  A.  Kotschnbey,  St. 
Fetersbnrg.    (M.  Rosenberg  Nr.  2428  d.) 

395.        ?  Meyer,  Jakob. 

Machte  am  1.  Oktober  1696  sein  Meisterst&ck 
und  wurde  1701  Dezbr.  12  Burger.  Gest  1710 
an  der  Pest. 

3^'  A  ^Wi  Meyer,  Michael. 

fuuf       Wurde  1679  Meister.    Gest.  1692. 
^**^  1.  Silberner  vergoldeter  Löffel  mit  der  Fignr  des  hl. 

Johannes  als  Stielbekrönong.    Länge  18,S  cm.   Bes. 
St  Fetrikirche  za  Riga.   (Riga,  kUst.  A.  Nr.  1547.) 

397.  ?  MSIIer,  Thomas. 

Wird  im  Verzeichnis  der  Fastendrunken  der 
Schwarzhäupter  1529  als  Geselle  genannt.  Von 
1535  bis  1554  bekleidete  er  das  Amt  des  (2.) 
Ältermannes.    Gest.  vor  Johanni  1555. 

398.  ?  MBIIer,  Val(en)tin. 

Wird  im  Verzeichnis  der  Fastendrunken  der 
Schwarzhäupter  1574  als  Meister  genannt.  1582 
wurde  er  zum  Amtsbeisitzer  gewählt.  Vielleicht 
ist  er  identisch  mit  dem  Goldschmiede  Valentin 
up  den  Domeskerkhof,  der  1584  in  dem  ge- 
nannten Verzeichnis  erwähnt  wird. 

399.  ?  MUller  (Myller),  Hans  Caspar. 

Machte  1627  sein  Meisterstück.  Gest.  20. 
Juni  1640. 

400.  ^BM«  Muermann  ^irmann]);  Johann. 

|T3|        Stammte  aus  Soedeköping  in  Schweden.  Wurde 
BAU    1731  Meister  und  27.  April  1732  Burger.   Gest. 
1745. 

1.  Silberner  Becher  mit  dem  Fbcherschen  Wappen, 
beseiclmet  1739.  Höhe  15,5  cm.  Bes.  (1888)  Staats- 
rat W.  SchwartE,  Riga.    (Riga,  khist  A.  Nr.  1691.) 

2.  Silberner  Willkomm  mit  Deekel  und  Fahne.  In- 
Bchrift  TOn  1788.  Höhe  bis  snr  Fahnenspitze  74  cm. 
Bes.  ManrergesellenBchaft  in  Riga. 


186  Big«. 

3.  SUberaer  Becher  mit  Deekel.  Inschiift  von  174a 
Höhe  38  cm.    Bes.  BCaarergesellenBchaft  in  Big«. 

401.  ?  Norden,  Brix  von  (ßrix  thon  Norden,  Brickx). 

Wurde*  1626  in  das  Amt  angenommen  und 
trat  1648  aus. 

402.  ?  Obelich,  Bötgers  (Röttger). 

Stammte  aus  den  Kheinlanden,  wurde  Johann! 

1708  Meister  und  am  5.  Juli  1709  Burger.   Gest. 
1710  an   der  Pest.    Er  hatte  sich  12.  Septbr. 

1709  mit  Barbara  Grödner  verheiratet. 

403.  7  Oldendorp,  Hans. 

Wird  1516  als  Meister  genannt. 

404.  ?  Petersenn,  Caspar  (Jaspar). 

Wird  1581  als  Meister  erwähnt,  ist  1590  Bei- 
sitzer und  wird  1594  zum  (7.)  Ältermann  ge- 
wählt. Er  dankte  1595  ab.  Zum  letzten  Mal 
erwähnt  im  Jahre  1600. 

405.  ?  Priem  (Preim,  Prem,  Pren),  Bertolt  (Bartel). 

Wird  1650  als  Meister,  1658  als  Amtsbeisitzer 
erwähnt 

406.  ?  Rademacher,  Zacharias. 

Machte  1640  sein  Meisterst&ck  und  wird  1652 
zum  Beisitzer  erwählt 

407.  ?  Ramme,  Thomas. 

Wird  1555  als  Meister  genannt  und  noch  1574 
im  Verzeichnis  der  Fastendrunken  der  Schwarz- 
häupter als  solcher  genannt 

^^'   f3lT^         Rehwald,  Christian  Dietrich. 
KSUJUs      Wurde  1793  Meister. 

1.  Zwei  Löffel  zu  einer  Plattmenage  mit  Erist«ll- 
flaschen.  Bes.  GroBse  Gilde  in  Big«.  (Big«,  khist 
A.  Np.  1648.) 

409.  ?  Rehwald,  Georg  Erich. 

Wurde  1764  zum  Amt  gemeldet,  scheint  aber 
nicht  aufgenommen  worden  zu  sein. 

410.  ^^%  Rehwald,  Johann  Dietrich. 
Oeb.  1706.   wurde  1738  Meister  und  im  Juni 

1749  zum  (32.)  Ältermann  gewählt    Er  dankte 

1756  ab,  wurde  aber  im  Februar  1760  abermals 

zum  (34j  Ältermann  gewählt  und  blieb  bis  zum 

Jahre  1764  im  Amte.    Gest.  7.  März  1781. 

1.  Silbeznee  Schreibzeug  mit  Glocke.    Insehrift  von 

1738.   L&nge  32,6  cm,  Breite  19,5  em.   Bes.  GrosBe 

GÜde   in  Big«.    (Big«,  khist  A.  Nr.   164L    Die 


Igt 


I 


Mg».  187 

Stempelang  mit  dem  Meisteraeicben  könnte  ent 

1788  erfoM  sein.) 
S.  Sübemer  Willkomm  mit  Deckel  and  Fahne.    In- 

Bohrift  von  1789.    flöhe  bis  lor  Fahne  44  cm.   Bes. 

HatmachergesellenBchaft  in  Riga. 
8.  SUbernervergoldeter  Becher  yon  1754.  Höhe  20  cm. 

Bes.    (1888)  Altester  O.  Schroeder,  Riga.     (Biga, 

khist  A.  Nr.  1694.) 

4.  Silberner  rergoldeter  darchbrochener  Löffel  vom 
Jahre  1758.  Länge  28,2  cm.  Bes.  Don^drche  sa 
Biga.    (Biga,  khisi  A.  Nr.  1558.) 

5.  Deckelgokal  mit  Wappen  and  InBchrift  von  1760. 
Höhe  28  cm.  Bes.  ehemalige  Stadtgarde  in  Biga. 
(Biga,  khist.  A.  Nr.  1668.) 

6.  Silberner  sog.  Johannisbecher  mit  Wappen  and  In- 
schrift Ton  1761.  Höhe  mit  Deckel  86  cm.  Bes. 
Beepschlagergesellenschaft  in  Biga. 

7.  Silberner  soe.  Yorläafer  mit  Deckel.  Inschrift  von 
1761.  Höhe  82  cm.  Bes.  Beepschlagergesellenschaft. 

8.  Sübemer  Becher  mit  Deckel.  Inschrift  von  1768. 
Höhe  mit  Deckel  88  cm.  Bes.  Böttchergesellen- 
Bchaft  2a  Riga. 

9.  Vier  silbeme  Salsdosen  von  1768.  Bes.  Grosse 
GUde  in  Biga.    (Biga,  khist.  A.  Nr.  1558.) 

10.  Vier  silbeme  Zackerschalen  mit  Zackersangen  von 
1768  and  1764.  Bes.  Grosse  Gilde  in  Biga.  (Riga, 
khist  A.  Nr.  1645.) 

11.  Silbeme  Hostiendose  Ton  1764.  6  cm  Dorchm. 
Bes.  St  Georgenhospital  zn  Riga.  (Riga,  khist 
A.  Nr.  1581.)  '^         "^  6        — e 

12.  Silberner  Deckelpokal  mit  Wappen  and  Inschrift 
von  1766.  Höhe  28  cm.  Bes.  ehemalige  Stadt- 
garde in  Riga.    (Riga,  khist  A.  Nr.  1665.) 

18.  Silberne  Sals-  and  Pfefferdose  mit  Rokokoomament 
Mit  Inschrift  von  1766.  Bes.  (1896)  K.  Grass  in 
B^    (Riga,  arch.  A.  Nr.  1848.) 

14.  Silberner  Deckelpokal  mit  Wappen  and  Inschrift 
von  1769.  Höhe  28  cm.  Bes.  ehemalige  Stadt- 
garde in  Riga.    (Riga,  khist  A.  Nr.  1666.) 

15.  Silberne  Zackerschale  mit  Inschrift  von  1774.  Bes. 
(1888)  Kollegienassessor  Jal.  Koch,  Riga.  (Riga, 
khist  A.  Nr.  1728.) 

16.  Silberner  Panschlöffel  mit  Ebenhols^riff,  von  1778. 
im  Boden  eine  Medaille  aaf  den  Fneden  mit  der 
Pforte  von  1774.  Lange  41  cm.  Bes.  das  Amt 
der  vier  Gewerke  (Eapferschmiede,  Messerschmiede, 
Schwertfeger  and  Glockengiesser)  in  B^ga. 

17.  Vergoldeter  konischer  Becher  mit  getriebenen  Me- 
dailtonköpfen.  Höhe  18  cm.  Bes.  Ijzc.  Dae  in 
Petenborg.  Mit  EontroUchifire  E  des  Altermannes 
Lamooreoz. 

18.  Silbemee  Salafässchen.  Bes.  Moseam  sa  Pemaa. 
Mit  der  Kontrollchifire  D  des  Altermannes  Joh. 
Christ  Zingk,  1764—1768. 


188  Big*- 


^^k 

w 


19.  Konischer  Becher  mit  graviertem  Wappen  ond 
Initialen  von  1747.  Höhe  16  cm.  Bes.  (1885)  Ja- 
cobBohn,  Petersburg.    (H.  Bosenberg  Nr.  3438  a.) 

20.  TeÜTergoldeter  konischer  Becher  mit  graviertem 
Wappen  ond  Inschrift  von   1747.     Höhe  S8  cm.        | 
Bes.  (1885)  Jcaobsohn,  Petersborg.    (M.  Bosenbenr 
Nr.  2438  b.)  I 

21.  Zwei  teilvergoldete  konische  Becher,  der  eine  mit       I 
graviertem  Wappen,  der  andere  mit  Inaehrifl  von       \ 
1750.     Höhe  11  cm.     Bes.  (1885)  A.  Linbawin, 
Petersbug.    (M.  Bosenberg  Nr.  2438  c  o.  d.) 

22.  Teilvergoldeter  Pokal  mit  Deckel  mit  graviertem 
Wappen  Schröder  ond  Brammerhoff  ond  den  Jahres- 
zahlen 1743  nnd  1746.  Höhe  26  cm.  BeB.Kaiseii 
Eremitage,  Galerie  der  Kostbarkeiten. 

Ö»\        Vielleicht  von  demselben  Meister. 
1^         23.   Teilverffoldete  Kanne  mit  swei  Henkeln,  Wappen 
nnd  Initialen.    Höhe  30,5  cm.    Bes.  Carl  Buon 
V.  Rothschild,    Frankfart   a.  M.     (M.   Bosenbenr 
Nr.  2484.) 

411.  ?  Ribbenisse,  Johann. 

Wird  als  erster  rigascher  Goldschmied  in  den 
Jahren  iaS4  bis  1344  urkundlich  erwähnt  (A. 
BuchholtK,  Ooldschmiedearbeiten  S.  2). 

412.  ?  Rodewolt,  Ewert  (Arend). 

Wird    1569   im   Verzeichnis   der   Fastnachts- 
drnnken  der  Schwarzhänpter  als  Meister  genannt 
und  1582  zum  (5.)  Ältermann  erwählt    Er  dankte      I 
1590  ab  und  wird  1600  zum  letzten  Mal  erwähnt.     | 

413.  ?  Rolowes,  Hans,  d.  J.  | 

Wird  1574  als  Lehrling  bei  seinem  Oheim 
Matthias  R.  eingeschrieben  und  1580  ausge- 
schrieben. 1600  wird  er  als  Meister  genannt. 
Oest.  1602. 

414.  ?  Roiowes,  Hans,  d.  Ä. 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  von  Matthias  B.; 
wird  im  Verzeichnis  der  Fastendrunken  der 
Schwarzhäupter  beim  Jahre  1565  als  Gesell  von 
Jaspar  Grotnusen  bezeichnet  und  1600  als  Meister 
genannt.    1604  ist  er  Amtsbeisitzer. 

416.    ^^^  Rolowes,  Matthias. 

Wird  1555  zum  Beisitzer  gewählt  und  wird 
noch  1574  genannt. 

1.  Zwei  silberne  cylindrische  Deckelkannen.  Höhe 
22,9  cm.  Bes.  v.  Behrsches  Majorat  Popen  in  Kur- 
land. (A.  Bachholts,  QoldBchmiedearbeitea  S.  9, 
Abb.  Taf.  HI  Fig.  5  o.  6.) 

2.  Silberne  Tanfschdssel.    Bes.  Kirche  zn  Banake. 


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fiig*.  189 

416.  ?  Rynger,  Niclaes. 

Wird  1516  als  Meister  genannt  und  findet  sich 
noch  1565  und  1567  im  Verzeichnis  der  Fasten- 
drunken  der  Schwarzhäupter  erwähnt. 

417.  ^^  Schlechter  (Slechter),  Jfirgen. 
Er  war  1606  Geselle  des  Ghristoffer  Lejse 

(s.  d.),   machte   1612  sein  Meisterstück,  wurde 
1616  Amtsbeisitzer  und   1625  zum  (12.)  Älter- 
mann  gewählt.     1633  trat   er   vom  Amte  des 
Ältermannes  zurück,   wird  aber  1642  wieder  als 
Beisitzer  genannt.    Sein  Si^el,  ein  von  Pfeilen 
kreuzweise  durchstochenes  Herz,  an  einer  Urkunde 
vom  24.  Jan.  1617  im  Schwarzhäupterarchiv,  Riga. 
1.  Teilvergoldeter  gravierter  Deckelpokal  auf  Bchlan- 
kern  reich  ornamentierten  Fasse.    Aof  dem  Deckel 
eine  Figar  mit  Fjfchne.    Höhe  bis  cor  Fahnenspitze 
59,5  cm.    Bes.  Ältester  6r.  Gilde  Robert  Jaksch, 
Riga.    (A.  BnchholtB,  Goldschmiedearbeiten  S.  82, 
Abb.  Taf.  XXU  Fig.  63.) 

418.  —  Schlüssel,  Peter. 

Wird  1719  Meister.    Gest.  27.  Juni  1719. 

419.  ^.^^^  Schlüter,  Peter. 
Wird  1763  Meister  und  heiratete  am  22.  April 

1764  Anna  Katharina  Weiss. 

1.  Silberner  Willkomm  mit  Deckel  und  Fahne.  In* 
Schrift  von  1764.  Höhe  mit  Fahne  69  cm.  Bea. 
fflmmergesellenschaft  in  Riga. 

420.  ?  Schriwer,  Gerhard. 

Wird  1516  als  Meister  genannt  und  im  Erbe- 
buch 1523  als  Besitzer  eines  Hauses  in  der  Sand- 
strasse aufgeführt. 

421.  ?  Schutte,  Christian. 

Wird  1516  Meister. 

422.  ?  Schultz  (Schult),  Jakob. 

Machte  1616  sein  Meisterstuck  und  findet  sich 
in  den  Jahren  1683  bis  1646  erwähnt. 

423.  ?  Seeman,  Christian. 

Machte  1640  sein  Meisterstück.   Oest.  15.  Juni 

1648. 

424.  ?  Seeman  (Semman),  Jürgen. 

Machte  1604  sein  Meisterstück.    Oest.  1612. 

^^'   IVaa  Silfwerstadt     (Sülfürstäd),     Lars    Jonsson 

(Lorentz). 
Stammte  aus  Isäha  in  Sm&land.    Wurde  1748 


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Meister,  am  10.  März  1754  Bfirger  und  heiratete 
die  Witwe  des  Ooldsohmiedes  Joh.  MaermaniL 
Gest.  6.  Juli  1772. 

1.  SUbemer  Willkomm  mit  Daekel  uid  Fahae.  Hohe 
mit  Fahne  40  cm.    Bes.  Mülleramt  ea  Riga.  | 

426.  ^^  Smolle  (Smolde,  SmoUde),  Thomas. 
Wurde  1580  Meister,  1590  Beisitzer  und  1595 

zum  (8.)  Ältermanu  gewählt.  Er  dankte  im 
Jahre  1600  ab  und  starb  1602. 

1.  Silberner  vergoldeter  Kelch  mit  Inschriften  an  der 

Enppe  and  am  Fasse  vom  Jahre  1580.  Hohe  26  cm. 

Bes.  St.  Jakobikirche  zu  Riga.    (Riga,   khist.  A. 

Nr.  1667;  arch.  A.  Nr.  1246.) 

427.  I jpj"^  Spannier,  Johann. 
Wurde   1712   Meister  und  12.  Dezember  1712 

als  Bfirger  aufgenommen.    Gest  1714. 

1.  Silberne  vergoldete  Hoaüendose  vom  Jahre  1713. 
Bes.  St.   Fetrikirehe  in  Riga.     (Riga»  khiat  A. 

Nr.  1544.) 

Specht,  Jürgen. 
Wird  1639  zum  ersten  Mal  erwähnt,  jedoch 
noch  nicht  als  Meister.    1646  wird  er  zum  Bei- 
sitzer gewählt. 

429.  Stabenau,  Jakob. 

^H«^        ^ii'd   am  12.  Februar  1712  als  Meister  und 
m§^Cik    ^^  ^*  JuU  ^'^^^  ^  Burger  aufgenommen.    Am 
^^^X    24.   Juli   desselben   Jahres  verheiratet  er  sich 
^^^^     mit  Elisabeth  Samau.    Gest.  als  Beisitzer  Fast- 
nacht 1724. 

1.  Silberne  vergoldete  Hostiendose  von  1718.  Bes. 
St.  Fetrikirehe  za  Riga.   (Riga,  khist.  A.  Nr.  1546.) 

2.  Silberne  rergoldete  Hostiendose  Yon  1718.  Bes. 
Domkirehe  in  Riga.    (Rig^  khist  A.  Nr.  16660 

3.  Platte  mit  12  kleinen  Tassen.  Höhe  12  em.  Bes. 
t  Baron  Carl  v.  Rothschild,  Frankfort  a.  M.  (M. 
Rosenberff  Nr.  2485  c) 

4.  Teilyergoldeter  koniscner  Becher  mit  Mononamm. 
Höhe  14,5  cm.  Bes.  (1885)  A.  Ljubawin,  Pete»- 
barg.    (M.  Rosenberg  Nr.  2435  d.) 

5.  Innen  and  anssen  rerffoldeter  Becher  mit  getrie- 
benem Ornament  aof  dem  Deckel  Bes.  Autsch- 
kowpalais,  Sammlang  Kaiser  Alexanders  HL 

490.         ?  Stampe,  Hans. 

Wird  1616  als  Meister  genannt. 

431.        ?  Stampe,  Hinrich. 

Wird  1516  als  Meister  genannt 


Big«.  191 

4S2.         ?  Synne,  Dietrich. 

Wird  1516  als  Meister  genannt. 

433.  7  Teichmann,  Adam. 

Wird  1721  Meister.    Gest.  1737. 

—  7  Timmermann,  David  (s.  Zimmermann). 

434.  7  Trost,  Goswin  (Josin). 

Wird  1623  als  Lehrling  von  Hannen  Winckel- 
mann  ansgeschrieben,  macht  1627  sein  Meister- 
stück nnd  wird  1646  nnd  1652  als  Beisitzer 
genannt. 

435.  ^^%^^  Unbelcannter  Meister  ans  der  2.  Hälfte  des 

16.  Jahrhunderts. 

1.  Silberner  konischer  Becher  auf  medsillonformigen 
geflügelten  Füssen  mit  Deckel,  der  Yon  einer  Bitter- 
Igor  ffekront  wird.  Höhe  mit  Deckel  58  cm.  Bes. 
y.  Beorsches  Majorat,  Popen  in  Kurland.  (A. 
BnchholtE,  Goldschmiedearbeiten  S.  8  n.  9,  Abb. 
Taf.  in  Fig.  4.) 

2.  Zwei  silberne  cjlindrische  Deckelkannen.  Höhe 
22,2  cm.  Bes.  y.  Behrsches  Majorat,  Popen  in 
Enrliuid.  (A.  Bnchboltz,  Goldschmiedearbeiten 
S.  9  u.  10,  Abb.  Taf.  IV  Fig.  7  u.  8.) 

436.  ^jm^^  Unbekannter   Heister  ans  der  ersten  Hftlfte 

des  17.  Jahrhunderts. 

1.  Silberner  teilvergoldeter  konischer  Deckelhnmpen 
anf  Löwen  mhend.  Den  Becher  nmgeben  swei 
Friese  mit  kleinen  Figuren  nnd  Maskarons.  Anf 
dem  Deckel  die  Gestalt  eines  römischen  Erle- 
gers mit  Speer.  Inschrift  von  1616.  Höhe  mit 
Deckel  62  cm.  (Der  sog.  Rigische  Willkomm.) 
Bes.  Kompagnie  der  Schwansh&npter,  Riga.  (A. 
Bnchholts,  Goldschmiedearbeiten  S.  12  a.  13,  Abb. 
Tat  ym  Fig.  26.)  Die  Arbeit  hat  sehr  viel 
Yerwandtschaftliches  mit  einem  ähnlichen  Pokal 
ind  er  Sammlmig  der  Orashein^ja  Palata  in  Moskan, 
die  die  Marke  des  Goldschmiedes  Ewert  Meyer 
(8.  d.)  tragt 

437.  ^tti  Unbekannter  Meister  um  1600. 
Ir  Teilvergoldete  Deckelkanne  mit  gegossenem  Jagd- 

fries.    Inschrift  von  1590.     Höhe  40,3  cm.    Bes. 
Eremitage,  Petersburg.    (M.  Bosenberg  Nr.  2421.) 

438.  ^  Unbekannter  Meister  ans  der  ersten  Hftlfte 

des  18.  Jahrhunderts. 

1.  Teilvergoldete  Deckelkanne  anf  drei  KngelfÜssen 
rahend.  Im  Deckel  eine  Medaille.  Höhe  21,5  cm 
Bes.  (1882)  N.  M.  Oppenheim,  Frankftirt  a.  M. 
(M.  Bosenberg  Nr.  mS.) 

439.  Unnau  (Ynnaw),  Hans. 

Wird  1553  als  Meister  bezeichnet.    Von  1578 


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440. 


441. 


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442. 


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443. 


bis  1581  bekleidete  er  das  Amt  des  (4.)  Älter- 
mannes und  war  von  1590  bis  1594  abermals  als 
(6.)  Ältermann  tätig.    Gest.  1594. 

1.  SUberner  Terffoldeter  Fokal  mit  Deckel  und  In- 
schrift von  15&3.  Höhe  33,7  cm.  Bes.  Glaseramt 
in  Riga.  Nach  einer  Mitteilonff  im  Amtsbache 
des  Oiaseriimts  wurde  der  Pokal  1658  von  ünnaa 
herffestelit;  der  Deckel  wnrde  1665  angefertigt, 
doch  ist  unbekannt  von  wem,  da  Beschaozeiclien 
nnd  Meistermarke  fehlen.  (A.  Bachholts,  Gold- 
sehmiedearbeiten  S.  16  n.  17,  Abb.  XIV  Fig.  40.) 

2.  Silberner  vergoldeter  Kelch  von  1587  mit  getriebener 
Darstellung  des  Gekreasigten  zwischen  Maria  nnd 
Johannes  auf  der  einen  Seite  des  Fnsses,  aaf  der 
andern  das  Stadtwappen.  Höhe  29,2  cm.  Bes. 
Domkirehe  zn  Riga.  (A.  Bnchholtz,  Goldschmiede- 
arbeiten S.  17,  Abb.  Taf.  XV  ^g.  43.)  Die  Her- 
Stellung  des  Kelchs  durch  Hans  ünnan  ist  orknnd- 
lich  besengt.  Das  Meisterzeiehen:  die  Tranbe, 
daher  fär  ihn  in  Ansprach  zu  nehmen. 

3.  Silberner  vergoldeter  Kelch  mit  Inschrift  nnd  Jah- 
reszahl 1577.  Auf  dem  Fnsse  Christus  am  Kreuz, 
zu  den  Seiten  graviert  der  Apostel  Petrus  und  das 
Rigasche  Stadtwappen.  Höhe  28,6  cm.  Bes.  St 
Petrikirche  in  Riga.  (Riga,  khist.  A.  Nr.  1654; 
aroh.  A.  Nr.  12420 

Unnau  (Vnnaw),  Hinrich. 
Wird  1555  als  Meister  genannt.    Am  29.  Au- 
gust 1567  wird  er  als  Goldschmied  der  Herzogin 
Anna  von  Kurland  bezeichnet  und  ist  in  Bauske 
nachweisbar. 

Vendty  Georg. 
Wird  im  Juni  1777  als  Meister  aufgenommen. 
Gest.  1786. 

1.  Becher  mit  Deckel  von  1778.  Höhe  32,5  cm.  Bes. 
Rigaer  Dommuseum,  früher  im  Besitz  der  Rigaschen 
Stadtdienerbraderschaft.  (Riga,  khist.  A.  Nr.  1674; 
arch.  A.  Nr.  1883.) 

Walter,  Carl  Friedrich. 
Wird  1797  Meister. 

1.  Silberne  Kaffeemaschine  in  Form  einer  schlanken 
Tase  auf  geschwungener  Fussplatte,  worauf  eine 
kleine  yasenförmige  SpiritusUunpe  steht  Höhe 
87  cm.  Bes.  (190^  Frl.  Muschat,  Riga;  s.  Z.  im 
Dommuseum. 

Welsch  (Welsche),  Hans. 
Wird  am  9.  Mai  1643  zum  ersten  Hai  erwähnt 
und  1644  als  Meister  aufgenommen. 


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Riga.  193 

444.  ^^^^         Wichmann,  Johann  Carl. 

ITSSWl      Wird  1797  Meister;  heiratete  1792  Anna  Bar- 
U3ijl  bara  Weh  (Veh?). 

1.  Silberner    Löffel    mit    yerziertem    Stiel.     Bigaer 
Privatbesitz. 

2.  Zwei  silberne  innen  yeivoldete   Salzdosen.    Bes. 
Frau  Dr.  L.  Nenmann,  RQ^. 

445.  ?  Wildenberg  (Wildenbarch),  Heinrich. 

Wird  1516  als  Meister  und  1535  als  Beisitzer 
genannt. 

446.  ^"TWn  Winckellmann,  Oert. 
Sohn  des  Folgenden.    Machte  24.  Januar  1653 

sein  Meisterstück. 

447.  1  Winckelmann,  Hermann  (Härmen). 

Er  machte  am  14.  Oktbr.  1614  sein  Meister- 
stück und  wurde  1625  Beisitzer.    1642  wurde  er 
zum  (14.)  Ältermann  gewählt  und  dankte  1651  ab. 
1.   Silberner  reich  getriebener  vergoldeter  Deckelpokal 
von  1654,  sofl^  Amicitii^kal.    Den  Körper  tragt 
ein  anf  einer  Tonne  sitzender  Bacchasknabe.    Auf 
dem  Deckel  eine  Merknrgestalt.    Hohe  mit  Deckel 
72  cm.  Bes.  Kompagnie  der  Schwar&hanpter  in  Riga. 
Der  Pokal  wurde  am  21.  Januar  1654  von  dem  Sohne 
des  Meisters  Gert  Winckellraann  gekauft,  der  sein 
Meisterzeichen  auf  denselben  setzte.   (A.  Buchholtz, 
Goldschmiedearbeiten  S.  14,  Abb.  Taf.  X  Fig.  90.) 

448.  ?  Winter,  Gregor  (Greiger). 

Wird  1600  .als  Meister  erwähnt.  1604  wurde 
er  zum  (10.)  Ältermann  erwählt,  im  Jahre  1616 
dieses  Amtes  aber  als  unwürdig  entsetzt.  Er  hatte 
in  seinem  Interesse  das  Amtssilberzeug  bei  den 
Schwarzhäuptern  versetzt,  das  von  den  Amts- 
genossen aus  eignen  Mitteln  wieder  eingelöst 
werden  musste  (Urkunde  vom  24.  Jan.  1617  mit 
den  Siegeln  der  Goldschmiede  G.  Winter,  Jürgen 
Slechter,  Ewert  Meyer  und  Martin  Wulff  (I)  im 
Archiv  der  Schwarzhäupter). 

449.  ?  Wolff  (Wulfi),  Martin  (I). 

Wird  im  Verzeichnis  der  Fastendrunken  der 
Schwarzhäupter  1567  als  Meister  genannt;  1573 
ist  er  Am&beisitzer.  Sein  Siegel  eine  heral- 
dische Lilie  in  einem  Oval. 

460.         ?  Wulff,  Joachim  Heinrich. 

Wird  im  Juni  1771  Amtsmeister.  Am  3.  Novem- 
ber desselben  Jahres  heiratete  er  Anna  Katharina 
Dörbeck,  die  Witwe  des  Goldschmieds  Chr.  Zingk. 

13 


194  Riga. 

451.  ?  Wulff,  Martin  (H). 

Machte  1606  sein  Meisterstück  und  wurde  1615 
Amtsbeisitzer.  Wird  im  Kirchenbuch  der  Trini- 
tatiskirche  zu  Mitau  1658  als  ^gewesener  Grold- 
Schmied  zu  Biga^  bezeichnet. 

452.  ?  Wybers,  Paul. 

Wird  in  den  Jahren  1535  und  1555  zum  Amts- 
beisitzer  erwählt. 

453.  ?  Zimmermann  (Timmermann),  David. 

Ist  Yon  1596  bis  1601  Lehrling  des  Gold- 
schmieds Ghristoffer  Leyse.  1611  machte  er  sein 
Meisterstuck.    Gest.  1624. 

454.  ?  Zingh  (Zincke),  Johann  Christoph. 

Wurde  im  Juni  1756  Meister  und  im  Jahre 
1764  zum  (35.)  Ältermann  gewählt.  Gest.  22.  April 
1768.  Seine  Witwe  Anna  Dorothea  Dörbeck 
heiratete  am  3.  November  1771  den  Goldschmied 
Joachim  Heinrich  Wulff. 


Terzetcbnie  der  J^tcrleute  dee  Riga6d>ai 
6old6d)niied€anite* 

Um  1410       Dierik  van  der  Heyde,  Older- 
mann. 

1.  1516—1535?  Dietrich  von  Gelden. 

2.  1535-1554    Thomas  Moller. 

3.  1555—1573    Jasper  Grothusen  f- 

4.  1573-1581    Hans  Unnau. 

5.  1582—1590    Arend  (Ewert)  Rodewolt 

6.  1690—1594    Hans  Unnau. 

7.  1594—1595    Jasper  Petersenn  (dankt  ab). 

8.  1595—1600    Thomas  SmoUe  (dankt  ab). 

9.  1600—1604    Steffen  van  dem  Dike. 

10.  1604—1616    Gregor  Winter  (entsetzt). 

11.  1616—1625    Ewert  Meyer. 

12.  1625-1633    Jürgen  Slechter. 

13.  1633—1642    Conrad  Meyer. 

14.  1642—1651    Hermann  Winckelmann(daiktik). 

15.  1651-1656    Conrad  Meyer. 

16.  1658—1662    Johann   Heinrich   Leyse. 

17.  1662—1666 ?  Joachim  Meinecke  d. Ä.  (dult  ak). 

18.  1666?— 1671  Johann  Heinrich  Leyse. 

19.  1671—1679    JoachimMeineckedA.(t7.Jani). 

20.  1679—1688    Heinrich  Meyer. 

21.  1688—1698    Friedrich  Köhler. 


Biga  —  Walk  —  Wenden  —  Wolmar.  I95 

22.  1698—1703  Johann  Grunberg  (dankt  ab). 

23.  1703-1709  Israel  CaroU  f. 

24.  1709-1725  Hinrich  Friedrichs  f. 

25.  1725—1729  Jakob  Happach. 

26.  1729-1734  David  Häfffeen. 

27.  1734—1738  Heinrich  von  der  Eiche. 

28.  1738—1739  Jakob  Happach. 

29.  1739-1744  Johann  Lamonreux  f. 

30.  1744—1748  Heinrich  von  der  Eiche. 
16.  Juni  7.Novbr. 

31.  1748-1748  Christoffer  Dey  f. 

32.  1749-1756  Joh.  Dietrich  Rehwald. 

33.  1756—1760  Jeremias  Ehricht  f  (20.  Jan.). 

34.  1760—1764  Joh.  Dietrich  Rehwald. 

35.  1764—1768  Joh.  Christoph  Zingk. 

36.  1768—1780  Johann  Friedrich  Lamonrenx. 

455.  ?  Karsch, 

Wird  1767  als  Taufzenge  genannt. 

456.  ?  Paprika,  Carl  Friedrich. 

Wird  1765  als  gestorben  bezeichnet. 

457.  Unbekannter  Meister  C.  F.  H.  vom  Ende  des 

18.  Jahrhanderts. 

1.   Silbernes   getriebenes   Becken,   inschriftlich    vom 
Jahre  1783.    Bes.  Hermann  Baron  Bminingk,  ^ga. 


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Ölenden* 

458.         ?  Hahn,  Daniel  Johann. 

Wird   1745  Novbr.  21  mit  Anna  Maria  Heln- 
ning,  Witwe  des  Töpfers  Richter,  getraut. 

459  ?  Jobel,  Johann  Michael. 

Lässt  1746  taufen. 

460.  ?  Salem,  Carl  Christoph. 

Lässt  1760  Oktbr.  15  taufen. 

461.  ?  WoHf, 

Lässt  1753  ein  Eand  beerdigen. 

462.  ?  Jäger,  Ewert  Gottlieb. 

Lässt  1795  taufen. 

463.  ?  Jttrgensohn,  Ernst  Heinrich. 

Gest.  1797  Juni  4. 


13* 


196 


68L  Tersanmlug  am  8.  September  llfOi 

Nach  Eröffnung  der  Sitzung  gedachte  der  Präsident  Ober- 
ehrer  Bernhard  Hollander  der  im  Laufe  des  Sommers  heim- 
gegangenen  Mitglieder.  Es  sind  das  die  Herren:  Assessor  des 
Livländischen Konsistoriums  Georg  v.  Bautenfeld  zu  Ringmnnds- 
hof;  gest.  am  20.  Juli,  dim.  Schulinspektor  Karl  Fowelin,  gast 
am  26.  Juli  in  Walk,  Erbherr  auf  Eoltzen  Alexander  v.  Pistohl- 
kors,  gest.  am  31.  Juli,  dim.  Landrichter  Albert  v.  Wolffeldt, 
gest.  am  1.  August  in  Wenden,  Staatsrat  und  Eammerjunker 
Graf  Paul  v.  Dunten,  Majoratsherr  auf  Schloss  Earkus,  gesi 
am  26.  August  in  Zögenhof,  der  Lehrer  Simon  Nowitzky, 
gest.  am  28.  August  in  Bad  Nauheim. 

Die  Versammlung  ehrte   das   Andenken   der  Verstorbenen 
durch  Erheben  von  den  Sitzen. 

Der  Präsident  erinnerte  daran,  dass  am  1.  Juli  c.  der  hundert- 
jährige Gedenktag  der  Geburt  des  Fürsten  Alexander  Suworow 
gewesen  sei.     Sein  Name  sei  mit  der  Erinnerung  an  die  glück- 
lichste Periode  der  Geschichte  unseres  Landes  im  neunzehnten 
Jahrhundert  verknüpft,   sein   Andenken  sei  unter  uns  nicht  er- 
loschen und  namentlich  in  unserer  Gesellschaft  erscheine  es  nicht 
notwendig,  die  grossen  Verdienste,  die  sich  Suworow  als  Grenend- 
gouverneur  um  unser  Heimatland  und  unsere  Vaterstadt  erworben, 
einzeln  hervorzuheben.    Wie  man  aber  zu  seiner  Zeit  über  ihn 
urteilte,  spiegelt  sich  in  schöner  Weise  wieder  in  den  Worten, 
die  der  Sekretär  unserer  Gesellschaft,   Magister  L.  v.  Eröger, 
dem  aus  Riga  scheidenden  Ehrenmitgliede  im  Jahre  1861  nachrief. 
Der  Präsident  verlas  dieselben  aus  den  „Mitteilungen  aus  der 
livl.  Geschichte^  Bd.  10  S.  390:    „Mit  der  Erinnerung  an  den 
durch  Allerhöchsten  Tagesbefehl   vom  4.  November    1861    zum 
Militär-Generalgouverneur  der  Residenz  St.  Petersburg  berufenen 
Fürsten  Italiisky  Grafen  Suworow  Rimniksky  verbindet 
sich   für   uns   die    Erinnerung    an    die    Geschichte    der   letzten 
14  Jahre  unserer  Ostseeprovinzen,  welche  das  Bild  der  segens- 
reichen schaffenden  und  fördernden  Tätigkeit  des  Fürsten  Suworow 


197 

abspiegelt.  Ein  treuer  und  ergebener  Diener  seines  Monarchen, 
war  Suworow  zugleich  ein  treuer  Freund  der  seiner  Leitung 
anvertrauten  Ostseeprovinzen,  unermüdlich  für  die  Wohlfahrt 
derselben  besorgt,  wachte  er  nicht  allein  über  die  Aufrechter- 
haltung unserer  einheimischen  Institutionen,  sondern  war  auch 
bemuht,  dieselben  den  Anforderungen  der  Gegenwart  entsprechend 
zu  entwickeln  und  zu  vervollkommnen.  Beim  Throne  und  in 
den  obersten  Beichsbehörden  fanden  unsere  Provinzen  in  ihm 
einen  eifrigen  Vertreter  für  alle  ihr  Wohl  betreffenden  Ange- 
l^enheiten,  und  unser  einheimisches  Recht,  unsere  deutsche  Sitte, 
unsere  Kirche,  dann  aber  auch  unsere  Nationalen  erfreuten  sich 
in  ihm  eines  wohlwollenden  und  aufgeklärten  Protektors.  Vor 
allem  aber  wusste  er  das  Vertrauen  zu  unserer  Landesregierung 
zu  befestigen  und  die  dunklen  Schatten  zu  zerstreuen,  welche 
einst  in  ernsten  Tagen  unser  Rechts-  und  Verfassungsleben  zu 
umziehen  drohten.  Deshalb  wird  Suworows  Name  in  den 
Annalen  der  Baltischen  Provinzen  in  dankbarer  Erinnerung 
bleiben  und  deshalb  haben  so  viele  aufrichtige  Segenswunsche 
unsem  hohen  Freund  in  seinen  neuen  schweren  Beruf  begleitet.^ 

Auf  Aufforderung  des  Präsidenten  ehrte  die  Versammlung 
das  Andenken  an  den  Fürsten  Suworow,  indem  sie  sich  von 
ihren  Sitzen  erhob. 

Nachdem  den  anwesenden  Mitgliedern  vom  Herrn  Museums- 
inspektor E.  G.  V.  Sengbusch  ein  Exemplar  der  neuen  Auflage 
des  „Führers  durch  die  Sammlungen  der  Gesellschaft 
im  Dommuseum^  überreicht  worden  war,  dankte  der  Präsident 
den  Herren  Vorstehern  des  Museums  und  Herrn  Dr.  W.  Neumann 
für  ihre  mühevolle  Arbeit  und  sprach  insbesondere  dem  Museums- 
inspektor, der  durch  seine  freigebige  Unterstützung  den  Druck  des 
mit  wohlgelungenen  Abbildungen  hübsch  ausgestatteten  Führers 
ermöglicht  hat,  den  besonderen  Dank  der  Gesellschaft  aus. 

Der  Präsident  berichtete  femer,  dass  im  Laufe  des  Sommers 
Frau  Dr.  S.  Sachs  send  ahl  die  schon  früher  in  Aussicht  ge- 
stellten 700  Matrizen  livländischer  Siegel  in  Sachssendahlscher 
Masse  aus  dem  Nachlass  ihres  Gatten,  des  Dr.  med.  Joh.  Sachs- 


198 

sendahl,  als  Schenkung  dem  DommnBeom  nbersandt  habe.  Er 
habe  sich  bereits  erlaubt,  der  Darbringerin  den  Dank  der 
Gesellschaft  auszusprechen. 

Die  Yersammlung  nahm  mit  Dank  Kenntnis  von  dieser 
wertvollen  Schenkung. 

Nachdem  eine  Reihe  von  Schreiben  geschäftlichen  Inhalts 
verlesen  worden  war,  berichtete  Herr  Architekt  Otto  v.  Sivers 
über  die  zur  Erhaltung  der  Schlossruine  zu  Wenden  Yorge- 
nommenen  Arbeiten,  die  dringend  notwendig  gewesen  seien.  Sie 
hätten  über  die  von  der  Gesellschaft  dargebrachten  100  BbL 
hinaus  noch  weitere  203  Rbl.  76  Eop.  gekostet,  eine  Fortsetzung 
der  Arbeiten  müsste  in  allernächster  Zeit  durchaus  vorge- 
nommen werden. 

Der  Präsident  berichtete,  dass  die  in  der  Maisitzung  ver- 
abredete historische  Exkursion  nach  dem  Martinsholm  und 
nach  Dahlen,  an  der  er  selbst  leider  nicht  habe  teilnehmen 
können,  zur  allgemeinen  Zufriedenheit  ausgefallen  sei  und 
mancherlei  Anregung  geboten  habe;  es  sei  bei  dieser  Gelegenheit 
der  Wunsch  verlautbart  worden,  es  möge  das  bisher  nur  in  den 
Zeitungen  veröffentlichte  Referat  über  einen  Vortrag,  den  Dr. 
Anton  Buchholtz  über  die  Burg  Holme  gehalten,  auch  in  den 
^Sitzungsberichten"  zum  Abdruck  gebracht  werden.  Das  Direk- 
torium habe  beschlossen,  diesem  Wunsche  Rechnung  zu  tragen, 
da  eine  ausfuhrliche  Bearbeitung  des  reichen,  auf  die  Aus- 
grabungen bezüglichen,  von  Dr.  Anton  Buchholtz  hinterlassenen 
Materials  leider  noch  nicht  in  Aussicht  stehe  (s.  unten). 

Der  Präsident  verlas  folgende  Zuschrift  des  Herrn  Ober- 
lehrers Friedrich  v.  Reüssier:  Zur  Geschichte  der  Familie 
Eeussler  (Keyssler  u.  s.  w.)  habe  ich  in  Ergänzung  zu  den 
Mitteilungen  in  den  Noten  der  „Patkuliana  aus  J.  G.  Keysslers 
Neuesten  Reisen"  (Sitzungsberichte  a.  d.  J.  1900  S.  110  C)  nach- 
zutragen, dass  im  Jahre  1487  Peter  Keyssler  als  Bürger- 
meister in  Reichenbach  genannt  wird;  siehe  Mag.  Johann 
Balthasar  Olischers  „Entwurf  einer  Chronica  der  alten  Voigt- 
ländischen   Stadt  Reichenbach  aus  glaubwürdigen  Nachrichten* 


j 


199 

S.  38^  Leipzig  1729.  Obige  Notiz  verdanke  ich  —  zusammen 
mit  einigen  anderen,  hier  nicht  zu  erwähnenden  —  der  Liebens- 
würdigkeit des  Oreizer  Lokalhistorikers  Ewald  Bartsch,  der 
seinerseits  in  einem  Schreiben  an  mich  „bei  der  Nähe  von  Greiz 
gar  keinen  Anstand  nimmt,  diesen  Reichenbacher  Bürgermeister 
fnr  den  Ahnherrn  der  Oreizer  Familie  Eeyssler  zn  halten^,  und 
es  zugleich  bedauert,  dass  „verschiedene  Stadtbrände  alles  alte 
Aktenmaterial  in  Beichenbach^,  d.  h.  im  dortigen  städtischen 
Archiv,  vernichtet  hätten.  Leider  ist  aber  auch  das  Stadtarchiv 
zu  Greiz,  dessen  Rat  mehrere  von  meinen  Vorfahren  im 
siebzehnten  Jahrhundert  angehört  haben,  durch  einen  grossen 
Brand  im  Jahre  1802  zerstört  worden.  Indem  ich  mich  hier  auf 
diese  kurzen  Bemerkungen  beschränke,  verweise  ich  Interessenten 
auf  ein  Manuskript,  welches  aus  dem  Nachlass  des  Dr.  phil. 
August  Buchholtz  in  den  Besitz  der  „Gesellschaft  für  Geschichte 
und  Altertumskunde^  übergegangen  ist:  es  ist  das  ein  Auszug 
aus  einer  eingehenden  Familiengeschichte,  die  mein  im  Jahre 
1887  verstorbener  Vater  verfasst  hat,  und  deren  Original  ich  besitze. 

Von  Herrn  Oberlehrer  Friedrich  v.  Keussler  war  femer 
eine  Zuschrift  eingegangen  betreffend  eine  Familiengeschichte 
der  ehemaligen  rigaschen  Familie  von  König,  die  im 
Besitz  des  Herrn  Kaufmanns  Theodor  Deeters  in  Petersburg 
sich  befindet.  Die  genealogischen  Notizen  über  die  aus  Sachsen 
stammende  Familie  gehen  bis  ins  15.  Jahrhundert  zurück.  Im 
Jahre  1533  ist  ein  Hans  König  nach  Riga  gekommen,  im  Jahre 
1795  ist  der  letzte  männliche  Spross  des  Hauses,  Georg  Christoph 
V.  König,  gestorben.  Diese  Familiengeschichte  ist  bereits,  wie 
der  Präsident  hinzufugte,  von  Dr.  Aug.  Buchholtz  ausgenutzt 
worden,  der  die  in  ihr  enthaltenen  genealogischen  Angaben  in  seine 
in  der  Stadtbibliothek  aufbewahrten  Materialien  eingetragen  hat. 

Die  Zuschrift  ist  in  den  Rigaschen  Stadtblättern  1904  Ji  49 
vollständig  abgedruckt. 

Für  die  Bibliothek  waren  dai^ebracht  worden:  vom 
Verfasser  Herrn  Oberlehrer  Friedrich  v.  Keussler:  Der 
Weltumsegler  Adam  Johann  v.  Krusenstem.   Vortrag.  Petersburg 


200 

1903.  8^  Ferner  Geschenke  der  Frau  Helene  Joubert  und  der 
Herren:  Dr.  Hermann  Frank,  Eduard  Langbein,  JL  O. 
V.  Sengbußch,  Prof.  Dr.  W.  Stieda  und  Oberlehrer  Fr. 
Westberg. 

Im  AnschluBS  an  den  Bibliotheksbericht  referierte  der  Biblio- 
thekar N.  Busch:  die  Biblioteca  Nazionale  in  Turin,  die 
einen  grossen  Teil  ihrer  Schätze  durch  Feuer  verloren  hat,  habe 
sich,  die  Universalität  der  Wissenschaft  betonend,  an  die  ge- 
lehrten Institute  und  Vereine  Europas  gewandt  mit  der  Bitte, 
durch  Spenden  aus  den  Doublettenbeständen  der  Bibliotheken 
an  der  Wiederherstellung  der  berühmten  Bücherei  mitzuwirken. 
Infolgedessen  seien  von  der  Gesellschaft  für  Geschichte  und 
Altertumskunde  78  Schriften,  die  meist  von  den  Verfassern  zu 
diesem  Zweck  zur  Verfügung  gestellt  waren,  nach  Turin  aber* 
mittelt  worden.  Referent  l^te  einen  Au&atz  der  „Gazetta  del 
Fopolo"  vom  26.  Juli  d.  J.  Nr.  206  vor,  in  dem  der  Dank  für 
diese  Darbringung  ausgesprochen  und  der  Tätigkeit  der  Geeell- 
Schaft  im  allgemeinen  in  rühmendster  Weise  gedacht  wird. 

Für  das  Museum  waren  dargebracht  worden:  1)  von  Herrn 
E.  G.  V.  Sengbusch:  2  Wandleuchter  aus  Messing,  ein  Stehflagel 
und  eine  Bürgerrüstung  des  16.  Jahrhunderts;  2)  vom  Rigaer 
Börsenkomitee:  ein  Eorbschwert  aus  dem  16.  Jahrhundert; 
3)  von  Herrn  G.  Fowelin  als  Leihgabe:  ein  Schreibtisch;  4)  von 
Frl.  Emma  Sprost:  eine  Fruchtschale  aus  Meissener  Porzellan; 
5)  von  Herrn  Dr.  H.  v.  Er üd euer:  eine  Runöer  Seehundsflinte 
mit  Pulverhom  und  Eugelbeutel;  6)  von  Herrn  Apotheker  Nikolai 
Eieseritzky:  Rezept  für  Wund-  und  Nervenbalsam  von  Andreas 
Bjökgren  in  Riga;  7)  von  Herrn  Reinhold  v.  Helmersen  zu 
Sawensee:  diverse  Halsringe,  Armbänder,  Nadel  etc.  aus  Bronze 
und  mit  Bronze  durchwirkte  Zeugreste ;  8)  von  Frl.  E.  v.  S  chinckell: 
ein  eisernes  Truhenschloss;  9)  von  Herrn  Oskar  Baron  Freitag- 
Loringhoven:  Nachbildung  eines  silbernen  Löffels  der  Familie 
Ungem-Sternberg. 

Für  das  Münz-  und  Medaillenkabinett  war  ein  Geschenk 
des  Herrn  Dr.  Hermann  Frank  aus  Pernau  eingegangen. 


201 

Herr  Stadtbibliothekar  N.  Bnsch  rekurrierte  auf  die  von 
Herrn  Leonid  Arbusow  in  der  Aprilsitzung  dieses  Jahres  be- 
sprochenen, in  der  Stadtbibliothek  aufgefundenen  Bruchstucke 
von  alten  Drucken  eines  liyländischen  Ablasses  von  1504  bis  1505. 
Referent  hat  mittlerweile  ein  weiteres  Bruchstuck  einer  bisher 
unbekannten  Ablassinstruktion  aus  jener  Zeit  in  der  Stadt- 
bibliothek aufgefunden.  Der  defekte  Einblattdruck,  der  der  Qe- 
Seilschaft  vorgelegt  wurde^  war  zur  inneren  Deckelbekleidung 
des  Foliobandes,  Philologie  796,  Lexicon  graecum,  Basel  1525 
verwendet  worden.  —  Das  Exemplar  dieses  Buches  kann  auch 
nach  anderer  Richtung  Interesse  beanspruchen.  Das  Titelblatt 
trägt  die  handschriftliche  Bemerkung:  Sum  Joannis  Rosendael 
Rigensium  scholasticorum  hypodidascali  et  amicorum  omnium 
separatum  1532.  Hypodidascalos  ist  eine  griechische  Nachbil- 
dung des  Wortes  Subrektor,  und  man  wird  in  Johannes  Rosendael 
den  ersten  Subrektor  der  1528  neugestalteten  Rigaer  Domschule 
erblicken.  Er  ist  wohl  identisch  mit  dem  Kantor  Johannes,  der 
1545  an  der  Domschule  tätig  war. 

Derselbe  legte  einen  ihm  von  Herrn  Maler  Ernst  Tode 
zur  Bestimmung  übergebenen  mittelalterlichen  Papierkodex  vor. 
Eb  handelt  sich  um  ein  Werk  des  Simon  von  (}enua,  Glavis 
sanationis.  Der  Verfasser,  Domherr  von  Ronen,  Subdiakonus 
und  Leibarzt  des  Papstes  Nikolaus  lY.  (1288—92),  bietet  ein 
grosses  Lexikon  der  Pharmakologie,  für  das  er  arabische  und 
beachtenswerte  griechische  Quellen  benutzt  hat.  Das  Werk  ist 
1474  in  Padua  und  1486  und  1510  in  Venedig  gedruckt  worden« 
Der  vorliegende  Kodex  ist  1468  in  Böhmen  hergestellt.  Auf  den 
freigebliebenen  Schlussblättern  hat  ein  früherer  Besitzer,  der 
Apotheker  Laurentius  in  Pilsen,  eine  die  Jahre  1515  bis  1529 
umfassende  Familienchronik  gefährt. 

Derselbe  wies  femer  auf  eine  bisher  unbekannte  Erwähnung 
des  Estenbischofs  Fulco  hin,  dessen  Ernennung  noch  vor  die 
Zeit  der  deutschen  Kolonisation  der  Ostseeprovinzen  flQlt.  Ein 
Schreiben  des  ehemaligen  Bischofs  Eskill  von  Lund  (er  hatte 
1177  resigniert)  und  des  Bischofs  der  Esten  Fulco  betreffend  die 


202 

Eroberung  der  Insel  Rügen  dnrch  die  Dänen  (1168)  wird  erwähnt 
in  einem  Privil^  des  Papstes  Alezander  III.  für  das  Domstift 
Böskilde,  Tascnlnm  1180  Jnni  29,  gedruckt  bei  Albert  Brackmann, 
Papstnrkunden  des  Nordens,  Nord-  und  Mitteldeutschlands,  Nach- 
richten Ton  der  Königl.  Oesellschaft  der  Wissenschaften  zu 
Oöttingen,  Philologisch-historische  Klasse.  1904.  Heft  1  S.  133  £ 

Herr  Inspektor  E.  Mettig  brachte  folgende  Erörterung  vor: 
Die  dritte  und  yierte  Lieferung  des  11.  Bandes  des  Urkunden- 
buches  der  Stadt  Lübeck  (S.  242,  1903)  bringt  eine  Urkunde 
vom  Jahre  1467  April  14,  die  über  den  Lübecker  Maler  Bemdt 
Notke  handelt,  der  sich  auch  in  unseren  Landen  als  Künstler 
bekannt  gemacht  hat.  Bemdt  Notke  gehört  zu  den  hervor- 
ragendsten Meistern  auf  dem  Gebiete  der  Malerei  und  Skulptur 
im  15.  Jahrhundert  in  Lübeck,  von  wo  in  damaliger  Zeit  fast 
ausschliesslich  alle  Länder  des  Baltischen  Meeres  mit  Kunst- 
eneugnissen  versorgt  gewesen  sein  sollen.  Für  uns  hat  dieser 
Künstler  dadurch  eine  besondere  Bedeutung,  dass  sich  ein 
schönes  Werk  von  ihm,  der  Hochaltar  der  Heiligengeistkirche  in 
Beval  vom  Jahre  1483,  erhalten  hat.  Er  ist  von  Dr.  W.  Neumann 
in  seinem  Werke  über  mittelalterliche  Holzplastik  und  Malerei 
in  Livland  und  Estland  abgebildet  worden. 

Die  angezogene  Urkunde  v.  J.  1467,  die  ich  zum  Gegenstände 
einer  kurzen  Mitteilung  machen  will,  ist  inhaltlich  bereits,  ehe 
sie  gedruckt  war,  von  Adolf  Gk>ldschmidt  in  seinem,  auch  im 
Schosse  unserer  (Gesellschaft  1901  vom  Stadtbibliothekar  N.  Busch 
als  beachtenswert  hervorgehobenen  Aufsatze:  Rode  und  Notke, 
zwei  Lübecker  Maler  des  16.  Jahrhunderts  (Zeitschrift  für  bildende 
Kunst,  Neue  Folge  12.  Jahrgang  1901,  S.  31  ff.  u.  S.  55  ff.)  ver- 
wertet worden.  Zum  ersten  Male  wird  sie  aber  jetzt  in  d«n 
Urkundenbuche  der  Stadt  Lübeck  abgedruckt.  Der  Herausgeber 
des  Urkundenbuches  Dr.  Hasse  setzt  ihr  folgendes  Regest  voran: 
^Der  Maler  Bemdt  Notke  wird  ins  Amt  der  Maler  au%enommen.^ 
Eine  Aufnahme  Bemdt  Notkes  ins  Amt  der  Maler  vermag  ich 
aber  nicht  aus  dieser  Urkunde  herauszulesen,  vielmehr  redet 
sie  von  dem  Entgegengesetzten,  d.  h.  davon,  dass  Bemdt  Notke 


j 


ausserhalb  der  Zunft  stehe.  In  der  Urkunde  von  1467  wird  ntir 
gesagt,  der  Bat  zu  Lübeck  erkenne  den  Geburtsbrief  Notkes 
als  gültig  an  und  sichere  dem  Maler  Notke  zu,  dass  die  Knechte, 
die  bei  ihm  ausgelernt  haben,  nicht  dafür  irgend  welche  Ver- 
unglimpfung erfahren  sollen,  sondern  durchaus  des  Amtes  der 
Maler  würdig  seien,  dass  ferner,  wenn  der  Oldermann  des  Maler- 
amts oder  die  Mitglieder  der  Zunft  Notke  wegen  irgend  einer 
Angelegenheit  verklagen  woUen,  solch  eine  Bechtssache  nur  vor 
den  Bat  gebracht  werden  düi*fe.  Notke  ist  wohl  niemals  zünftiger 
Meister  in  Lübeck  geworden.  Das  hebt  auch  aufs  deutlichste 
Ooldschmidt  hervor,  der  seine  Materialien  Dr.  Hasse  verdankt, 
während  Hasse  selbst  bei  der  Edition  zur  Urkunde  von  1467  ein 
Begest  verfasst,  das  dem  Inhalte  nicht  entspricht. 

Wohl  in  Anerkennung  seiner  hervorragenden  Eunstleistungen 
ist  vom  Bat  zu  Lübeck  dem  Maler  Bemdt  Notke  die  exzeptio- 
nelle Stellung,  ohne  der  Zunft  der  Maler  anzugehören,  in  Lübeck 
die  Kunst  der  Malerei  und  Skulptur  auszuüben,  eingeräumt 
gewesen. 

Herr  mag.  bist.  Eduard  Fehre  hielt  einen  Vortrag  über 
das  aus  dem  Nachlass  des  Eeldmarschalls  Barclay  de  ToUy 
stammende  „oKypHaJTb  Hcxo^Aii^Hirb  ÖyiiarairB  no  ccKpeTHoft 
HacTH,  HanaTOfi  no  npH6HTiH  bi>  Bhjibho,  Mapra  31  aha  1812  r.^, 
das  sich  seit  dem  J.  1898  im  Besitz  der  Stadtbibliothek  zu 
Biga  befindet. 

in  dieses  ^Joumal^  sind  Kopien  der  Schreiben  eingetragen 
worden,  die  von  Barclay  ausgegangen  sind.  Der  Band  enthält 
26  Seiten  Folio  und  12  Schreiben,  darunter  5  von  Barclay  an 
den  Kaiser  Alexander,  2  an  den  Fürsten  Bagration,  je  eines  an 
den  Oeneral  Marquis  de  St.  Priest,  den  Oeneralleutnant  Steinheil, 
den  Marquis  de  Traverse,  den  Gouverneur  von  Kurland  v.  Sivers 
und  an  den  Kommandierenden  der  Grenztruppen  des  Gross- 
herzogtums Warschau;  dazu  kommt  ein  Allerhöchstes  Beskript 
an  den  Fürsten  Lobanow-Bostowski. 

Die  Schreiben  an  den  Kaiser  sind  alle  französisch  gefasst, 
bis  auf  einen  sogenannten  Bapport,   der  russisch  vorliegt;   bei 


204 

zweien  der  Schreiben  findet  sich  die  russische  Randbemerkung: 
übersetzt  aus  dem  Deutschen. 

Der  erste  dieser  Briefe  ist  Tom  27.  März  datiert.  Barclay 
bezeichnet  die  Festung  Riga  und  Dunamünde  als  wirklich^i 
Schutz  g^en  die  Feinde  —  vorausgesetzt,  dass  der  Kommandant 
seiner  Aufgabe  gewachsen  ist.  Dass  sei  aber  hier  nicht  der 
Fall.  Fürst  Lobanow  sei  ein  guter  Administrator,  von  persön- 
licher Bravour,  voll  Hingabe  für  den  Thron.  Doch  beherrsche 
er  absolut  nicht  das  Technische,  sei  zudem  ehrgeizig  und  eigen- 
willig, und  werde  sich  daher  kaum  von  den  beiden  am  Orte 
befindlichen  wirklichen  Kennern  instruieren  lassen:  dem  Artillerie- 
obersten Tretiakoff  und  dem  Oenieobersten  Trousson.  Weiter 
spricht  Barclay  eingehend  von  der  Heranziehung  von  ErsatE- 
truppen  aus  den  litauischen  und  südwestlichen  Gouvernements. 
Femer  schlägt  er  dem  Kaiser  vor,  mit  der  Artillerie  von  Windau 
und  Libau  einen  Handstreich  g^en  Memel  zu  unternehmen. 
Die  finanzielle  Situation  bezeichnet  er  als  trostlos.  —  Das  zweite 
Schreiben  an  den  Kaiser,  vom  31.  März,  handelt  vom  Kri^e 
g^en  die  Türken,  der  damals  noch  nicht  zu  Ende  gekommen 
war.  —  Das  dritte  Schreiben,  vom  3.  April,  ist  der  obenerwähnte 
^Rapport^.  Zunächst  gibt  Barclay  einige  tatsächliche  Mittei- 
lungen: die  Franzosen  sind  in  Königsberg  eingezogen;  die  Preussen 
haben  ihre  Position  an  der  Pregel  eingenommen;  Marschall 
Davoust  hat  wahrscheinlich  bereits  die  Weichsel  überschritten. 
Er,  Barclay,  beabsichtige  den  Grafen  Wittgenstein  gegen  Memel 
zu  senden,  und  erbitte  sich  die  kaiserliche  Autorisation  daza. 
Die  Zustände  in  der  Armee  seien  nicht  erfreulich:  es  fehle  am 
genügenden  Mass  von  Fleisch  und  geistigen  Getränken,  ebenso 
an  Fourage,  daher  kläglicher  Zustand  der  Pferde.  Gegen  2000 
Mann  lägen  schon  jetzt,  vor  Eröffnung  des  Krieges,  in  den 
Hospitälern.  Geld  sei  gar  keines  vorhanden.  —  Das  vierte 
Schreiben,  vom  8.  April,  enthält  gleichfalls  im  Eingange  tatsäch- 
liche Mitteilungen:  die  Franzosen  und  die  Rheinbundstruppen 
haben  die  Weichsel  überschritten,  die  Rheinbündler  wenden  sich 
der  Oberweichsel  zu.    Die  russischen  (Generale  seien  ganz  ohne 


j 


206 

Instruktionen;  man  wisse  noch  nicht,  ob  der  Kaiser  den  Krieg 
gegen  Frankreich  beschlossen  habe.  Wünschenswert  sei  es,  den 
Türkenkrieg  endlich  durch  einen  Frieden  zum  Abschlnss  zu 
bringen;  aufs  schärfste  seien  die  zu  Temrteilen,  die  das  dazu 
Erforderliche  versäamt  hätten  (gegen  Katnsow  gerichtet).  An- 
fangs habe  er  daran  gedacht,  auch  ans  Riga  Trappen  gegen 
Memel  zu  dirigieren,  nun  habe  er  aber  diesen  Gedanken  auf- 
gegeben, da  Riga  selbst  des  Schutzes  bedürftig  ist.  —  Im  fünften 
Brief,  vom  12.  April,  spricht  sich  Barclay  mit  lebhafter  Befrie- 
digung über  den  Entschluss  des  Kaisers  aus,  an  Stelle  von 
Kntusow  den  Admiral  Tschitschagow  in  den  Süden  zu  senden, 
um  mit  der  Türkei  den  Frieden  abzuschliessen.  —  Am  22.  April 
traf  Kaiser  Alexander  in  Wilna  ein. 

Im  ersten  Briefe  an  den  Kaiser  (s.  o.)  hatte  Barclay  geraten, 
den  Kommandanten  von  Riga  zu  wechseln.  Unterm  10.  Mai 
findet  sich  ein  Allerhöchstes  Reskript  an  den  Fürsten  Lobanow- 
Rostowski,  worin  dieser  unter  schmeichelhafter  Anerkennung 
seiner  Verdienste  aufgefordert  wird  Riga  zu  verlassen,  ^da  Riga 
kaum  grösseren  Gefahren  ausgesetzt  ist^;  um  ihn  einem  grösseren 
Wirkungskreise  zuzuführen,  wird  er  beauftragt,  zwei  neue  Divi- 
sionen zu  bilden,  und  zwar  von  Wladimir  aus.  Sein  Nachfolger 
als  Kommandant  war  bekanntlich  General  Essen  (vergl.  Mittei- 
lungen der  Gesellschaft  XI,  Aufsatz  v.  Gutzeit). 

Von  den  beiden  Schreiben  an  den  Fürsten  Bagration  ist 
das  erste  vom  10.  April  datiert.  Barclay  teilt  dem  Fürsten  den 
vom  Kaiser  bestätigten  Kriegsplan  mit.  Vor  dem  numerisch 
stärkeren  Feinde  habe  er  sich  langsam  zurückzuziehen,  ohne 
den  Zusammenhang  mit  der  Basis  zu  verlieren.  Sei  der  Feind 
wesentlich  schwächer,  so  sei  er  auch  anzugreifen  und  seine  Vor- 
and  Nachhut  unaufhörlich  zu  beunruhigen.  Weiter  als  bis  Kiew, 
das  gründlich  zu  befestigen  sei,  solle  er  sich,  ohne  eine  Schlacht 
geliefert  zu  haben,  jedoch  nicht  zurückziehen;  falle  diese  unglück- 
lich aus,  so  solle  er  gegen  den  Dnjestr  abrücken,  wo  das  Terrain 
günstiger  sei.  Aus  Ghotin  sein  ein  möglichst  starker  Stützpunkt 
zu  schaffen.  —  Im  zweiten  Brief  vom  10.  Mai  teilt  Barclay  dem 


206 

Fürsten  im  tiefsten  Oeheimnis  mit,  dass  der  Kaiser  ihn,  Bagra- 
tion,  zum  Kommandierenden  einer  zweiten  Westarmee  ernannt 
habe.  Diese  Armee  habe  sich  am  Prozany  zu  konzentrieren; 
bis  sie  sich  gebildet  habe  (Barclav  gibt  ihre  einzelnen  Bestand- 
teile an),  habe  sich  Bagration  in  Lack  aafisnhalten.  Femer 
teilt  Barclay  mit,  dass  eine  dritte,  die  Sadarmee,  anter  Tormasow 
formiert  werde*  Er  bitte  den  Fürsten  über  alles  einigermassen 
Wichtige  ihm  rasche  Mitteilung  machen  zn  wollen,  da  er,  Barclay, 
dem  Kaiser  anmittelbaren  Rapport  abstatten  müsse. 

Das  Schreiben  an  den  Ziyilgoavernear  von  Karland  ▼.  Sirers 
ist  vom  8.  Mai  d.  J.  datiert.  Obgleich  es  anwahrscheinlich  sei, 
dass  der  Feind  Karland  and  Riga  angreife,  seien  doch  Yorsichts- 
massregeln  za  ergreifen.  Der  OoaTemeor  habe  darauf  zu  achten, 
dass  die  Getreidevorräte  in  Kurland  genau  gezählt  werden.  Nur 
der  Teil  der  Ernte,  der  für  die  Bewohner  zum  Lebensunterhalt 
und  zu  künftiger  Aussaat  in  Betracht  käme,  sei  ihnen  zu  lassen, 
alles  übrige  sei  über  die  Düna  in  Sicherheit  zu  bringen,  aber 
keineswegs  in  Riga  abzulagern. 

Die  übrigen  Schreiben  enthalten  kaum  wesentlichere  Punkte. 
Im  Brief  an  den  Marquis  de  Traverse  spricht  sich  Barclay  mit 
grosser  Entrüstung  über  die  Missbräuche  bei  der  Yerproyiaa- 
tierung  aus. 


Über  die  Borg  Holme  und  die  Kirohe  in  Holme. 

Selbitreferat  eines  am  10.  September  1897  gehaltenen  Vortrags  Toa 
Anton  Baohholts  (f). 


Der  Vortragende  gab  zuerst  eine  aus  der  Chronik  Heinrichs 
Ton  Lettland  und  aus  Urkunden  geschöpfte  ausfuhrliche  Dar- 
stellung der  Qeschichte  der  Burg  Holme  und  der  Kirche  in 
Holme,  die  hier  im  Auszuge  wiedergegeben  wird: 

Der  Priester  Meinhard,  der  wohl  bereits  1184  eine  Eirdie 
im  Dorfe  Üxküll  errichtet  hatte,  yersprach,  als  er  sah,  dass 
die  Liven  den  Angriffen  der  Litauer  nicht  zu  widerstehen  rer- 
mochten,  dass  sie  Bureen  bekommen  sollten,  wenn  sie  sich  ent- 
schlössen, den  christlichen  Olauben  anzunehmen.  Als  die  Liren 
das  gelobt  hatten,  wurden  im  Sonuner  1185  Maurer  aus  Qotland 


207 

gebracht,  und  es  wurde  neben  der  Kirche  der  Bau  einer  stei- 
nernen Bure  in  ÜxküU  brennen,  die  spätestens  im  Sommer 
1186  vollendet  wurde.  Danach  erhielten  auch  die  Holmischen 
Liven  eine  steinerne  Burg,  die  wohl  nicht  früher  als  1187  fertig 
wurde,  nachdem  deren  Bau  wohl  nicht  früher  ads  1186  begonnen 
worden  war.  In  die  Zwischenzeit  der  Errichtung  dieser  oeiden 
Bargen  fUlt  die  Ordination  Meinhards  zum  Bischof.  Allein  die 
Erwartung,  die  an  den  Bau  der  beiden  Burgen  eeknüpft  wurde, 
blieb  aus:  nicht  einer  von  den  Liven  nahm  den  Oiauben  an, 
das  Bekehrungswerk  Meinhards  war  zunächst  gescheitert,  der 
Widerstand  der  Liven,  die  nun  im  Besitze  zweier  Burgen  waren, 
war  gestärkt,  statt  geschwächt.  Meinhard  machte,  um  ihren 
Nachstellungen  zu  en^ehen,  wiederholt  Versuche,  nach  Gotland 
abzufahren,  wurde  aber  daran  verhindert.  Dann  schloss  er  — 
die  Oeschichte  seiner  letzten  Jahre  ist  dunkel  —  seine  Tage  im 
Auffust  oder  Oktober  1196,  anscheinend  verehrt  von  den  Liven, 
una  wurde  in  der  Üxküllschen  Kirche  b^raben.  Meinhards 
Nachfolger,  der  Bischof  Bertold,  kam  1197  nach  Livland.  Zuerst 
wurde  er  schmeichlerisch  von  den  Liven  aufgenommen,  aber, 
so  lautet  des  Chronisten  Bericht,  bei  der  Einweäung  des  Holmi- 
schen Kirchhofes  haderten  sie,  ob  man  ihn  in  der  Earche  ver- 
brennen oder  erschlagen  oder  ertränken  sollte.  Heimlich  ging 
der  Bischof  dann  zu  den  Schiffen  und  kehrte  nach  Gotland  zurack. 

Dies  ist  die  erste  Nachricht,  die  wir  von  der  Kirche  der 
Holmischen  haben.  Sie  muss  schon  zu  Zeiten  Meinhards  ge- 
standen haben,  denn  ihrer  geschieht  als  einer  bereits  vorhandenen 
EiTwähnung.  Bertold  vollzieht  nur  die  feierliche  Einweihung  des 
Kirchhofes,  der  zweifellos  um  die  Kirche  herum  angelegt  worden 
war.  Aufiallend  bleibt  es,  dass  der  Chronist  ihror  Gründung 
gar  nicht  gedenkt,  obwohl  der  Bau  einer  zweiten  Kirche  neben 
der  von  ÜxkuU  doch  eine  für  die  Verbreitung  des  Christentoms 
durch  Meinhard  besonders  wichtige  Tatsacne  gewesen  wäre. 
Kaum  mag  diese  Unterlassung  dadurch  zu  entschuldigen  sein, 
dass  der  Chronist  nicht  Augenzeuge  dieser  frühesten  Vorfälle 
war,  denn  wahrscheinlich  erst  1203  ist  er,  in  noch  jungen  Jahren, 
nach  Livland  gekommen  und  erst  1208  tritt  er  als  junger 
Priester  auf. 

Wo  diese  Kirche  der  Holmischen  gelegen  war,  geht  aus 
einem  wohl  in  den  Winter  1202  auf  1203  fallenden  Ereignisse 
hervor.  Es  wird  nämlich  erzählt,  dass  die  den  Liven  feinduchen 
Semgallen  damals  die  Kirche  Holme  mit  dem  ganzen  Dorfe  ab* 
brannten  und  erst,  nachdem  sie  die  Burg  l^^e  vergeblich  ange- 
griffen hatten,  wieder  abgezogen  waren.  Wir  haben  also  die 
Kirche  in  der  Nähe  der  Sur^  Holme  zu  suchen,  von  der  gleich 
darauf  ausdrucklich  gesa^  wird,  dass  sie  .inmitten  des  Stromes'' 
(in  medio  fluminis,  Heinrich  ü,  4)  lag.    Mne  solche  Ortsangabe 


208 

entspricht  nur  der  Lage  auf  einer  kleinen  Insel.  Rings  von 
Wasser  umgeben,  musste  die  Burg  dem  Auge  sichtbar  sein,  sonst 
konnte  man  von  ihr  nicht  wohl  sagen,  dass  sie  „inmitten  des 
Stromes^  lag.  Diese  Beschreibung  passt  vortrefflich  zu  der  heute 
noch  sichtbaren  Burgruine  auf  der  seit  Jahrhunderten  „Martins- 
holm^  genannten  kleinen  InseP).  Die  Behauptung,  der  Martins- 
holm habe  zu  Meinhards  Zeiten  noch  gar  nicht  bestanden  und 
sei  erst  später  durch  einen  Durchbruch  der  Düna  von  der  Insel 
Dahlen  abgetrennt  worden,  erweist  sich  als  vollkommen  hinfiülig, 
und  das  um  so  mehr,  wenn  man  die  Belagerung  der  Burg  Holme 
im  Jahre  1203,  wie  sie  von  Heinrich  erzählt  wird,  mit  Aufmerk- 
samkeit liest:  die  Belagerten  werden,  so  berichtet  er,  entweder 
erschlagen  oder  gefangen  genommen;  andere,  die  hinüber- 
schwimmen wollen,  ertrinken,  wieder  andere  schwimmen  hinüber 
und  entkommen.  Die  Rettung  erfolgt  nur  durch  Schwimmen, 
auf  andere  Weise  nicht.  Also  Burg  Holme  und  die  Kirche  in 
Holme  lagen  beide,  in  nächster  Nähe  von  einander,  damals  schon 
auf  einer  kleinen  Insel,  dem  heutigen  Martinsholm. 

Die  Burg  Holme  verblieb,  als  Bertold  1197  abfuhr,  voll- 
ständig in  der  Gewalt  der  Liven,  und  als  er  1198  mit  einem 
Heere  nach  Livland  zurückkehrte,  da  forderte  er  die  in  der 
Burg  vergeblich  auf,  den  Glauben  anzunehmen.  Erst  nachdem 
sein  Heer  in  einer  Schlacht  bei  Riga  am  24  Juli  einen  grossen 
Sieg  erfochten  hatte,  wobei  aber  der  Bischof  selbst  den  Tod 
fand,   erneuerten  die   Liven  den   Frieden.     In  Holme  wurden 

S)gen  50,  in  ÜxküU  g^en  100  getauft  und  die  Liven  nahmen 
eistliche  in  ihre  Burgen  auf  und  setzten  ein  Mass  Eom  von 
jeglichem  Pfluge  für  den  Unterhalt  eines  jeden  Priesters  an. 
Kaum  aber  war  das  deutsche  Heer  abgesegelt,  so  wurde  der 
Klerus  vertrieben,  nur  Eaufleute  blieben  zurück,  die  ihr  Leben 
durch  Geschenke  retteten. 

Erst  dem  Nachfolger  Bertolds,  dem  grossen  Bischof  Albert, 
gelang  es,  das  Christentum  dauernd  unter  den  Liven  an  der 
Düna  zu  befestigen.  Im  Sommer  1200  kam  er  zum  ersten  Male 
nach  Livland.  Nicht  ohne  Schwierigkeit  gelangte  er  bei  der 
Burg  Holme  vorüber  nach  Üxküll,  dann  schloss  er  auf  drei  Tage 
Frieden  mit  den  Liven  und  zog  nach  Holme,  von  wo  er  w^en 
seines  bischöflichen  StuUs  und  Ornats  Botschafter  zu  den  Schiffen 
nach  Dünamünde  absandte.  Der  Rückzug  wurde  ihnen  aber  beim 
Rummel  von  den  Liven  abgeschnitten  und  die  Liven  selbst 
rückten  nach  Holme  vor,  wo  sie  den  Bischof  und  die  Seinigen 

^)  Zuerst  finde  ich  diesen  Namen  in  einer  Revision  vom  11.  Sep* 
tember  1638,  dann  in  einer  Üzkallschen  Amtsrechnung  von  1661  erwafant 
Die  in  EniBes  Necrolivonic^  aaf  der  Bückerschen  Karte  nnd  sonst  noch 
vorkommende  Bezeichnung  „Meinhardsholm"  ist  sicher  auf  der  Studierstabe 
ausgeheckt.    Auch  die  Letten  nennen  ihn  heute  noch  nur  „Martina  säla". 


209 

belagerten.  Vor  der  drohenden  Hungersnot  wurden  die  Be- 
lagerten durch  grosse  Vorräte  an  Korn  und  anderen  Speisen 
gerettet,  die  man  in  verschiedenen  Erd^ben  fand.  Die  Be- 
lagerung selbst  aber  wurde  aufgehoben,  als  die  Liven,  durch  die 
ausserhalb  der  Burg  befindlichen  Deutschen  bedrängt,  genötigt 
wurden,  wiederum  Frieden  zu  schliessen,  worauf  Albert  nach 
Deutschland  zurückkehrt,  nachdem  ihm  zuvor  noch  die  Stelle, 
wo  ein  Jahr  darauf  (1201)  mit  dem  Bau  der  Stadt  Riga  begonnen 
wurde,  eingewiesen  worden  war. 

Dann  erfolgte,  wohl  im  Winter  1202/3,  der  bereits  erwähnte 
Angriff  der  Semgallen  auf  Holme,  wobei  die  Kirche  mit  dem 
ganzen  Dorfe  verbrannt,  die  Burg  aber  vergeblich  angriffen 
wurde.  Auch  belagerte  im  Sommer  1203  der  König  von  rolozk 
die  Burg,  die  Russen  aber  wurden,  dank  den  von  Bischof  Albert 
vorher  zur  Hilfe  in  die  Burg  abgesandten  Deutschen,  abgewehrt. 
Bei  diesem  selben  Jahre  (1203)  erzählt  uns  der  Chronist  von 
dem  Wunder,  das  beim  Sarge  des  Mönches  Siegfried  geschah, 
der  längere  Zeit  die  Pfarrei  Holme  versorgt  hatte.  Seine 
Leiche  wurde  von  einer  Schar  Neubekehrter  zur  Kirche  getragen 
und  da  sie  ihm  einen  Sarg  gemacht  hatten,  fanden  sie,  dass  das 
zum  Deckel  zugeschnittene  Srett  um  einen  ganzen  Fuss  zu  kurz 
war.  Wie  sie  nun  ein  Holzstück,  das  sie  aufgesucht  hatten,  an 
den  Deckel  anlegen  wollten,  sahen  sie,  dass  der  Deckel  wieder, 
nicht  durch  menschliche,  sondern  durch  göttliche  Kunst,  verlängert 
worden  war.  —  Ein  gewisser  Widerspruch  zu  dem  früher  jBr- 
zählten  liegt  hier  in  dem  Umstände,  dass  die  Kirche,  von  der 
doch  kurz  vorher  berichtet  worden  war,  dass  sie  abgebrannt 
worden  sei,  wieder  zu  Beerdigungen  benutet  werden  konnte. 

In  den  beiden  folgenden  Jahren  (1204  und  1205)  werden 
die  livischen  Burgen  in  Lennewarden  und  Ascheraden  von  den 
Deutschen  eingeäschert  und  die  Liven  von  Üxküll  werden  ans 
ihrer  steinernen  Bui^,  weil  sie  sich  ihres  Besitzes  unwürdig  er- 
wiesen hatten,  völlig  ausgeschlossen,  so  dass  diese  von  nun  an 
als  eine  nur  von  Deutschen  besetzte  Burg,  seit  1201  an  Konrad 
von  Meyendorpe  verlehnt,  in  der  Geschichte  auftritt.  Aber  der 
Holmischen  geschieht  hierbei  keine  besondere  Erwähnung:  es 
scheint,  als  ob  sie  damals  friedsamer  als  ihre  anderen  Stammes- 
genossen waren  oder  unter  stärkerem  Druck  standen,  obwohl 
Ton  einer  deutschen  Besatzung  ihrer  Burg  nicht  die  JElede  ist. 
Aber  die  Buhe  ist  nur  scheinbar.  (Gerade  die  Ältesten  von  der 
Burg  Holme  waren  es,  die  im  Mai  1206  wiederum  einen  grossen 
Aufstand  zur  Vertreibung  der  Deutschen  anstifteten.  Nacn  einer 
heimlichen  Besprechung  am  Flusse  Oger  zogen  die  Liven  in 
hellen  Haufen  zur  Burg  Holme.  Die  Holmisohen  töteten  ihrea 
Priester  Johannes  und  einige  andere,  dann  b^ann  man  gegen: 
Biga  vorzudringen.   Doch  Bischof  Albert  kam  imien  zuvor.   Die 

14 


210 

von  ihm  abi^esandten  Deutschen  fuhren  mit  den  rigischen 
Liren  —  es  ist  das  erste  Mal,  dass  auch  Liven  ins  FAd  mit 
den  Deutschen  zogen  —  zu  Schiffe  stromaufwärts  und  legten 
am  4.  Juni  1206  bei  der  Burg  Holme  an,  die  in  einem  vom 
Chronisten  sehr  anschaulich  geschilderten  Kampfe  erobert  warde. 
Die  Ältesten  der  Holmischen  wurden  gefesselt  nach  Riga  und 
n)äter  nach  Deutschland  abgeführt.  Dann  wurde  eine  deutsche 
Besatzung  in  die  Burg  gelegt  und  der  Priester  Daniel  dort- 
hin gesandt.  Dass  jedoch  die  Liven  vollständig  von  dieser  Burg, 
wie  Mher  von  der  Üxkullschen,  ausgeschlossen  wurden,  wird 
nicht  berichtet.  Es  geht  vielmehr  aus  den  nachfolgenden  Er- 
eignissen hervor,  dass  in  Holme  die  Liven  neben  den  Deutschen 
sich  aufhielten. 

In  den  Spätsommer  desselben  Jahres  (1206)  fUIt  wieder 
eine  Belagerung  der  Burg  durch  den  König  Woldemar  von 
Polozk,  doch  auch  diese  wird  von  Deutschen  und  Liven  abge- 
schlagen. Hatten  sich  bei  dieser  Gelegenheit  die  Holmisohen 
zwar  nicht  untreu  erwiesen,  obwohl  man  ihren  Verrat  gef&rchtei 
hatte,  so  traten  sie  doch  später  als  offene  Widersacher  hervor. 
Zwar  halfen  sie  1210  die  Kuren  von  Riga  vertreiben,  doch  1212 
sind  sie  im  Bunde  mit  den  Letten  und  den  anderen  Liven  und 
wollen  gleich  ihnen  die  Deutschen  aus  dem  Lande  vertreiben. 
Es  heisst,  dass  sie  alle  anfingen  ihre  Burgen  zu  befestigen,  um 
sich  nach  der  Ernte  plötzlich  in  die  Burgen  zurückzuziehen. 
Doch  der  Anschlag  wurde  entdeckt.  Die  Burgen  der  Lenne- 
warder  und  Thorcäer  werden  angezündet  und  die  RigischeO; 
,,da  sie  die  erzbösen  Gedanken  der  Holmischen  vermerkten, 
schickten  hin  und  zerstörten  den  oberen  Rand  ihrer  steinernen 
Burg,  die  Bischof  Meinhard  erbaut  hatte^. 

Das  ist  das  letzte,  was  uns  Heinrich  von  der  Burg  Holme 
fiberliefert.  Nur  zwei  Mal  erwähnt  er  noch  der  Liven  in  Holme. 
Ein  Mal,  dass  die  Semeallen  wider  sie  1219  eine  Heerfahrt 
unternahmen,  das  andere  Mal,  dass  der  päpstliche  Legat  Wilhelm 
von  Modena  sie  1225  besuchte.  Dort  habe  er  die  Feier  der 
Messe  begangen  und  den  Samen  der  heiligen  Lehre  gesiet 
Dann  sei  er  nach  Üxkfill  gezogen,  wo  er  das  (Gedächtnis  der 
ersten  Bischöfe  gefeiert  und  auch  diese  Liven  in  Gottes  Dienst 
bestärkt  habe.  Aus  dieser  letzten  Nachricht  kann  mit  Sicherhett 
entnommen  werden,  dass  die  Holmische  E^irche  damals  jedenfdls 
dort  bestanden  hat. 

Die  f&r  die  nächste  Zeit  in  Betracht  kommenden  livländiachen 
Chroniken,  die  ältere  Reimchronik  und  die  Chronik  Hermanns 
von  Wartberge,  enthalten  speziell  über  Holme  gar  nichts.  Wir 
sind  daher  ausschliesslich  auf  die  Urkunden  mit  ihren  spärlichen 
Nachrichten  angewiesen.  Sie  beziehen  sich  meist  auf  die  An* 
apruche,  die  vom  Bischof,  Kapitel  und  Orden  an  die  Boig  Holme 


j 


211 

oder  deren  Oebiet  erhoben  werden.    Nor  einzelnes  davon  mag 
hier  hervorgehoben  werden* 

Da  der  Orden   (die  Brüder  der  Bitterschaft  Christi)  ein 
Recht  hatte  auf  den  Besitz  des  dritten  Teils  des  ranzen  Landes, 
so  wurde  ihm  auch  vom  Papste  1211  der  dritte  Teil  der  Burg 
Holme  aasdrncklich  zo^esprochen.    Diese  Zuweisung  beschränkte 
sich  nicht  bloss   auf  den    dritten  Teil  der  gemauerten  Burg^ 
sondern  war  ausgedehnt  auf  den  dritten  Teil  des  ranzen  Burg- 
gebiets,  denn  anders  durfte  der  Zusatz  ^slü  Menschen,  Äckern 
und  Zehnten^  nicht  aufzufassen  sein.     Dass  das  Bnrggebiet  von 
Holme  über  die  kleine  Insel  hinausging,   auf  der  die  Burg  lag, 
steht  wohl  zweifellos  fest.    Lag  doch  dort  das  sicher  volkreiche 
Dorf  Holme,  dessen  Bewohner  mehr  Land  besessen  haben  mussten, 
als  die  kleine  Insel  umfasste,  denn  ihr  Leben  hätten  sie  von  dem 
geringen  Ertrage  der  Äcker  auf  der  Insel  nicht  fristen  können. 
Wo  aber  lag  dieses  Land,   von  dem  also  auch  ein  Drittel  dem 
Orden  zugesprochen  worden  war?  Ich  meine,  dass  man  zunächst 
an  dasjenige  Land  zu  denken  hat,   das  in   den  späteren  Jahr- 
hunderten  zum   Bnrggebiete  von  Eirchholm  gerechnet  wurde, 
nämlich  an  das  Land  auf  dem  nördlichen  Ufer  der  Düna,   das 
zwischen  ÜxkfiU  und  der  Bigaschen  Stadtmark  la^.    Dann  liegt 
es  auch  nahe,  die  grosse  Insel  Dahlen  als  Gebiet  der  Holmischen 
anzusehen,  das  kann  aber  nur  mit  gewissen  Einschränkungen  und 
unter  Festhaltung  einer  zeitlich  sehr  früh  zu  setzenden  Grenze 
geschehen.     Nicht  zustimmen  kann  ich   dem,   was  Bielenstein 
grenzen  S.  42  f.)  sagt,   dass    nämlich  ursprünglich  der  Name 
Holme  an  der  grössten  Dünainsel,  die  es  überhaupt  gibt,  an  der 
später  Dahlen  genannten  Insel  gehaftet  habe  und  dass  sie  daher 
schlechthin   Holme  genannt  worden  sei,    sowie   dass  die  vom 
Chronisten  Heinrich  erwähnten   Hohnischen  Liven   gewiss  ur- 
sprünglich die  Bewohner  der  Insel  Dahlen  gewesen  seien.    Ich 
bin  vielmehr  in  Übereinstimmung  mit  Pabst  der  Ansicht,   dass 
Heinrich,  obwohl  er  nirgend  einer  Insel  Holme  ausdrücklich 
gedenkt,  dennoch  unter  Holme  schlechthin  nur  den  Martinsholm 
und  unter  den  Holmischen  oder  Holmischen  Liven  zunächst  die 
Bewohner  jener  Insel  gemeint  habe.    Die  Gründe  dafür  sind  fol- 
gende: zunächst  geht  aus  einer  Urkunde  von  1213  hervor,  dass 
es  in  der  Tat  eine  Insel  ^ab,   die  Holme  genannt  wurde;  der 
Name  „Holme^  ist  aber  kein  Uvisches  Wort,  sondern  weist  nach 
Westen.    Man  geht  also  wohl  nicht  fehl,  wenn  man  annimmt, 
dass  erst  die  aus  Westen  angelangten  fremden  Gäste  dem  Orte 
den  Namen  gegeben  haben.   Innen  mochte  aufgefallen  sein,  dass 
ein  volkreiches  Dorf  auf  einer  kleinen  Insel  lag,  und  da  sie  auf 
anderen  kleinen  Inseln  keine  Dörfer  antrafen,  so  nannten  sie  die 
Bewohner  jenes  Dorfes  die  Liven  vom  Holme;  das  genügte,  um 
jeden  Zweifel  darüber,  wer  gemeint  sei,   auszuschliessen.     Im 

14» 


212 

Gegensätze  za  Bielenstein  könnte  also  die  Behanptang  aufgestellt 
werden,  dass  jene  Insel  schlechthin  Holme  gerade  ans  dem  Grande 
genannt  wurde,  weil  sie  die  kleinste  bevölkerte  Insel  war. 

Dass  Heinrich  unter  den  Holmischen  mitunter  nicht  bloss 
die  Bewohner  der  Insel  Holme,  sondern  auch  die  des  gegenüber 
gelegenen  nördlichen  Ufers  und  die  der  Insel  Dahlen  verstanden 
habe,  will  ich  gern  zugeben.  Spricht  er  doch  im  unteren  Gebiete 
der  Duna  nur  von  Ri^schen,  Holmischen  und  Üxkullschen  Liven, 
ohne  dass  man  sich  dabei  en^  an  die  Bewohner  der  Dörfer  bei 
Riga,  in  Holme  und  in  üxküll  zu  halten  hat. 

Eine  Bestärkung  der  Ansicht,  dass  Holme  der  Martinsholm 
sei,  gewinnt  man  durch  den  umstand,  dass  die  Burg  Holme 
später  den  Namen  Kercholm  ^)  fuhrt,  zuerst  so  in  einer  Urkunde 
von  1255  genannt.  Der  veränderte  Name  ist  aber  sicher  früher 
entstanden  und  zuerst  der  Insel  beigelegt  worden,  als  der  einzig^i 
Insel,  auf  der  sich  eine  Kirche  befand,  daher  Eircheninsel, 
Eirchholm.  Neben  dieser  Kircheninsel  erscheint  dann  1259^ 
die  Insel  Dolen  zum  ersten  Mal  und  schon  1226  die  Burg  Dolen, 
beide  sicher  so  nach  einem  Johann  von  Dolen  genannt,  dem 
diese  Insel  wohl  bereits  vor  1211  oder  vor  1207  von  Bischof 
Albert  verlehnt  worden  war.  Ich  neige  zu  der  Annahme,  dass 
sie  früher  Köniffsholm  (insula  regis)  genannt  wurde.  Wenn  also 
seit  1211  in  Urkunden  von  der  Burg  Holme  oder  deren  G^iet 
die  Rede  ist,  so  scheint  es  nicht  gerechtfertigt,  darunter  auch 
die  Insel  Dahlen  zu  verstehen.  Hier  b^nnt  der  Zeitpunkt, 
wo  unter  Holme  und  Dahlen  zwei  getrennte  Gebiete  ver- 
standen werden. 

Obwohl  nun  dem  Orden  vom  Papste  1211  der  dritte  Teil 
von  Burg  Holme  zugesprochen  worden  war,  so  gelangte  er  dodi 
nicht  in  deren  Besitz;  er  wurde  auf  andere  Weise  entschädigt. 
Holme  verblieb  dem  Bischöfe  und  wurde  1231')  von  ihm  dem 
Rigischen  Domkapitel  abgetreten,  dem  auch  1288  Schloss  Dolen 
vom  Erzbischof  geschenkt  wurde  und  das  1294  in  den  B^tz 
der  ganzen  Insel  Dolen  gelangte.  Der  bald  darauf,  1297,  aus- 
brechende grosse  Krieg  zwischen  Orden  und  Erzbischof  ver- 
änderte diesen  Besitzstand.     Der  Orden  nahm  gewaltsam  Besilx 


1)  Der  Lette  hat  diesen  Namen  nioht  anffenommen,  Kirohholm  wird 
TOD  ihm  stets  Salas-pils,  Holmbarg,  also  Barg  Holme  geoaant. 

*)  Der  Verfasser  stützt  sich  in  betreff  der  Jahreszahl  1259  wohl  auf 
die  Urkunde  im  ÜB.  Nr.  363  Sp.  461  y.  J.  1261,  die  nach  Bange,  Ürk.-Beg. 
Nr.  919,  io8  J.  1259  zn  setzen  ist.  Es  ist  hierbei  aber  za  beachten,  dass 
diese  Urkunde  eine  Falschnng  ist.  Die  nächste  Erwähnang  der  Insel  Dolen 
ßilt  in  das  J.  1288  (ÜB.  I  Nr.  524;  Bange,  Beg.  Nr.  1354).    Die  Redaktion. 

')  In  der  Urkande  von  1231  (ÜB.  I  168;  Bange,  Urk.-Beg.  Nr.  353) 
ist  nnr  von  der  Kirche  in  Holme  die  Bede,  da  aaf  Zeile  12  von  anten  statt 
„etiam  in   Holme'  nach  dem  Original  za  lesen  ist  «ecciesiam  in  Holme*. 

Die  Redaktion. 


j 


213 

von  den  Schlössern  des  Erzbischofs  und  des  Kapitels,  er  zerstörte 
und  verbrannte  insbesondere  die  Eapitelsschlösser  und  raubte 
deren  Mobiliar.  Unter  diesen  Eapitelsschlössern  können  nur 
Dolen  und  Eercholme  gemeint  sein.  Das  Schloss  Eirchhohn  auf 
der  Insel  wurde  also  höchst  wahrscheinlich  1297^)  gänzlich 
zerstört.  Es  verblieb,  trotz  der  Reklamationen  des  Eapitels,  die 
durch  mehr  als  ein  Jahrhundert  hindurch  erhoben  wurden,  im 
Besitze  des  Ordens*),  der  es  nicht  mehr  aufbaute,  sondern  in 
der  Folge,  ungewiss  wann,  jedenfalls  vor  1380,  ein  festes  Haus 
auf  dem  nördlichen  Ufer  der  Düna  gegenüber  der  Insel  erbaute, 
das  gleichfalls  Eirchholm  genannt  wurde.  Die  Tage  dieses  neuen 
Ordensschlosses  Eirchholm  waren  gezählt,  als  Zar  Iwan  Grosny 
1577  Livland  mit  seinen  Scharen  überschwemmte.  Er  hatte  fast 
alle  Schlösser  Livlands  erobert,  wobei  nur  an  das  Schicksal 
Wendens  erinnert  sei,  das  damals  in  die  Luft  gesprengt  wurde. 
Immer  näher  rückte  er  auf  Riga  vor,  bereits  hatte  er  Lenne- 
warden  in  Besitz  genommen,  da  entschlossen  sich  die  Bigischen 
das  Haus  Eirchholm  in  Brand  zu  stecken,  um  den  Feind  daran 
zu  verhindern,  dass  er  sich  dort  festsetze.  Das  geschah  am  28. 
Auffust  1577  und  am  4.  September  wurde  Eirchholm  ganz  ge- 
schleift. Benner,  der  in  seiner  Chronik  die  Zerstörung  des 
Schlosses  gleichfalls  meldet,  fügt  dann  noch  hinzu:  Da  stand 
noch  die  wüste  Eirche  Eirchholm,  wo  der  heilige  Meinhard  ge- 
predigt hatte:  sie  liegt  auf  einem  Holme  in  der  Düna  und  ist 
noch  vorhanden,  aber  sehr  baufällig.  Wenn  nun  auch  Benner, 
der  übrigens  bereits  1560  Livland  verliess,  die  Eirche  auf  dem 
Martinsholm  über  das  Jahr  1577  noch  fortbestehen  lässt.  so 
äussert  sich  doch  eine  bessere  Quelle,  das  Protokoll  der  katnoli- 
schen  Eirchenvisitation  von  1613,  dahin,  dass  auch  die  Eirche 
wegen  der  von  den  Moskowitern  drohenden  Gefahr  von  den 
Rigischen  zerstört  worden,  so  dass  nur  noch  die  Mauern  zu 
sehen  seien.  Auch  erfahren  wir  aus  dem  Protokoll,  dass  die 
Eirche  auf  der  Insel  die  St.  Martinskirche  hiess.  Daher  auch 
der  Name  Martinsholm,  der  erst  enstanden  sein  dürfte,  nachdem 
das  Ordensschloss  auf  dem  nördlichen  Ufer  der  Düna  erbaut 
worden  war  und  den  Namen  Earchholm  beibehielt.  Also  die 
wechselnden  Namen  der  kleinen  Insel  im  Laufe  der  Jahrhunderte 


1)  Wie  aus  der  Chronik  des  sogen.  Albrecht  von  Bardewick  (Grantoff; 
Die  lubecMschen  Chroniken  etc.  I  S.  417  ff.)  hervorgeht,  hat  die  Zerstörang 
der  EapitelschlösBer  wohl  erst  1298  stattgefanden.  Die  Redaktion. 

S)  Gegen  diese  Annahme  spricht  die  ürk.  vom  5.  Angust  1355  (ÜB.  II 
958),  nach  der  das  Domkapitel  damals  40  Jahre  im  ungestörten  Besitz  des 
Schlosses  Kirchholm  gewesen  sein  soll.  Eine  Bestitntion  müsste  also 
spätestens  1315  erfolgt  sein.  Sie  hängt  wahrscheinlich  mit  dem  Bündnis 
susammen,  das  das  Domkapitel  1316  mit  dem  Orden  gegen  den  Erzbischof 
eiDgiiig  (sogen.  8egewolder  Bändnis,  ÜB,  II  654).  Die  Redaktion. 


214 

sind  Holme,  Kirchholm  und  Martinsholm.  Über  den  Besitz 
dieser  Insel  bestand  noch  1613  ein  Streit  aswischen  dem  Pfarrer 
der  anf  dem  Festlande  noch  heute  stehenden,  wahrscheinlich 
Tom  Orden  im  14.  Jahrhandert  erbanten  Eirchholmschen  St 
Oeorgskirche  nnd  dem  Dahlenschen  Pfarrer;  er  fahrt  sicher  anf 
den  alten  Streit  zwischen  Orden  nnd  Kapitel  6ber  den  Besitz 
von  Holme  zurück.  Faktisch  liegen  die  Verhältnisse  heute  so, 
dass  der  südliche  Teil  des  Martinsholms  zum  Dahlenschen 
Pastorate  gehört;  der  nördliche  Teil  aber,  wo  die  Ruinen  der 
Burg  und  Kirche  liegen,  gehörte  bis  1745  zum  Kirchholmscben 
Pastorate  und  wurde  in  jenem  Jahre  infolge  eines  vorgenom- 
menen Tausches  zum  Stadtgute  Kirchholm  geschlagen. 

Nicht  minder  bemerkenswert  ist  im  Protokoll  der  Kirchen- 
visitation von  1613  die  Äusserung,  dass  die  St.  Martinskirche 
die  älteste  Kirche  in  ganz  Livland  sei,  eine  Tradition,  die  in 
direktem  Widerspruche  zum  Chronisten  Heinrich  steht,  die  sich 
aber  dennoch  fast  bei  allen  livländischen  Geschichtsschreibern 
des  16.  und  17.  Jahrhunderts  findet  und  sich  noch  bis  in  die 
Mitte  dieses  Jahrhunderts  verfolgen  lässt. 

Eine  genügende  Grundlage  für  diese  erst  spät  entstandene 
Tradition  würde  gewonnen  sein,  wenn  man  beweisen  könnte, 
dass  bereits  vor  Meinhard  die  christliche  Lehre  an  der  Düna 
gepredigt  worden  sei.  Dann  wäre  auch  die  Gründung  einer 
Kirche  vor  Meinhards  Ankunft  möglich  gewesen.  Dass  Heinrich, 
der  doch  immerhin  ein  „offiziöser^  Schriftsteller  war,  darüber 
in  seiner  Chronik  eeschwieffen  haben  sollte,  ist  doch  nicht  ganz 
undenkbar.  Auffallend  bleibt  immerhin,  dass  Heinrich  von  der 
Gründung  der  Kirche  in  Holme  nichts  berichtet,  auffallender 
um  so  mehr,  als  diese  Kirche,  wie  die  jüngst  stattgehabte  Auf- 
deckung nachgewiesen  hat,  grösser  war  ats  die  Üxkülbche  Kirche. 
^Doch  ich  bin*',  äusserte  der  Vortragende,  ,^hier  zum  Schlüsse 
in  ein  Gebiet  hineinmraten,  in  das  ich  nicht  tiefer  hinein- 
drineen  mag,  da  es  das  eigenste  Gebiet  unseres  Mi^liedes  N. 
Busen  ist,  dem  ich  überhaupt  far  manchen  Hinweis  bei  ISusammen- 
stellung  des  ürkundenmaterials  über  das  Gebiet  von  Holme  und 
dessen  wechselnde  Besitzer  nur  herzlich  zu  danken  habe.^ 

Darauf  ^*ng  der  Yortiagende  zu  seinem  Berichte  über  die 
Aufdeckung  der  beiden  Buinen  auf  dem  Martinsholm  über,  an 
der  sich  ausser  ihm  noch  die  Herren  Dr.  W.  Neumann  und  cand. 
bist.  N.  Busch  beteiligt  hatten.  Er  gedachte  mit  Dank  der 
Bigaschen  Stadt^terverwaltung,  die  die  Genehmigung  zur  Auf- 
deckung bereitwilligst  erteilt  hatte,  und  des  Herrn  Pastors  W. 
Taurit  in  Dahlen,  der  ihnen  gastfreie  Aufnähe  in  seinem 
Pastorate  geboten.  Auch  hatte  der  Herr  Artillerie-Generalnu»or 
Zilliakus  die  Freundlichkeit  gehabt,  die  Genehmigung  zur  Ab- 
lassung der  ihm  unterstellten  Mannsch^ten  (meist  42  Mann  tig- 


216 

lieb)  zur  Arbeit  za  erteilen  und  den  Herrn  Leutnant  Feodorow 
zur  Beanfsiohtignng  der  Soldaten  abzndelegieren,  dem  man  fnr 
seine  frenndlicme  Mitwirkung  noch  zu  besonderem  Dank  ver- 
pflichtet sei. 

Der  Hügel,  unter  dem  die  Eirchenruine  lag,  war  voll- 
ständig mit  Rasen  bedeckt,  aus  dem  hin  und  wieder  Steine  und 
Mörtel  offen  zu  Tage  traten.  Er  bildete  ungefähr  ein  längliches 
Bechteck,  das  aus  dem  umliegenden  abgemähten  Boggenfelde 
im  Osten  etwa  2  Meter  herausragte  und  im  Westen  bis  zu  etwa 
3  Metern  anstieg.  Die  Länge  in  der  Richtung  von  Osten  nach 
Westen  betrug  etwa  33  Meter,  die  Breite  etwa  15  Meter.  Vor 
dem  Besinn  aer  Arbeiten  nahm  Dr.  Neumann  den  Hügel  photo- 
ffraphisdi  auf.  Dann  wurde  am  Ostende  mit  der  Aufdeckung 
begonnen,  die  Arbeit  ging  aber  nur  langsam  vorwärts,  weil  es 
sich  herausstellte,  dass  der  Hügel,  soweit  nicht  in  der  Folge  die 
Mauerwände  hervortraten,  vollständig  aus  Mauerschutt  bestand. 
Im  Laufe  der  5Vs  Arbeitstage  wurden  zunächst  die  vier  äusseren 
Mauern  soweit  freigelegt,  dass  der  Umfang  des  Bauwerkes,  das 
sich  als  vollständiges  Rechteck  darstellte,  Idar  hervortrat  Dann 
wurde  an  die  Aushebung  des  Schuttes  aus  dem  Innern  des  Ge- 
bäudes geschritten  und  etwas  mehr  als  die  Hälfte  davon  entfernt, 
was  vollständig  genügte,  um  den  Plan  der  Kirche  genau  auf- 
nehmen zu  können. 

Wie  aus  dem  von  Dr.  Neumann  verfertigten  Plane  hervor- 
geht, bildete  die  Kirche  ein  Rechteck,  das  von  Osten  nach 
Westen  eine  Länge  von  28,26  bis  28,49  Metern  und  von  Norden 
nach  Süden  eine  Breite  von  10,50  bis  10,73  Metern  gehabt  hat. 
Sie  bestand  aus  drei  Gtowölbejochen  von  annähernd  gleicher 
Grösse.  Die  Mauern  waren  durcheängig  aus  Kalkstein  hergestellt. 
Zwei  Paar  Wandpfeiler  in  der  Nord-  und  Südwand,  die,  wie  die 
vier  Ecken,  mit  Ziegelsteinen  grossen  Formats  verblendet  sind, 

feben  die  Stellen  an,  wo  die  Gewölbe  angesetzt  gewesen  waren. 
is  hat  sich  jedoch  nur  ein  Gewölbeansate  in  der  Südwestecke 
erhalten,  die  übrigen  sind  zerstört.  Die  Seitenmauem  im  östlichen 
and  mittleren  Gewölbejoche  erreichen  die  Stärke  von  1,05  bis 
1,10  Metern,  die  im  westlichen  Gewölbejoche  die  Stärke  von 
1,70  Metern.  Das  lässt  den  Schluss  zu,  dass  über  dem  westlichen 
Gewölbejoche  ein  Turm  gestanden  haben  dürfte,  auch  fanden 
sich  im  westlichen  Drittel  grössere  kompakte  Massen  von  ge- 
mauerten Zi^elsteinen,  die  dem  Turmgewölbe  angehört  haben 
werden.  Die  gerade  verlaufende  Ostmauer  war  über  dem  1,10 
Meter  breiten  Fundament  bis  auf  0,69  Meter  verschmälert, 
offenbar  damit  eine  Chornische  gebildet  werde.  Vor  dieser  Wand 
lagen  in  der  Mitte  die  Reste  des  Altarfundaments,  von  dem  sich 
noch  drei  Lagen  Ziegelsteine  und  darunter  einige  Lasen  Kalk- 
steine erhalten  hatten.     An  der  Südwand  des  Altarchors,  wie 


216 

man  das  öBÜiche  Gewölbejoch  fnglich  nennen  kann,  fand  sich, 
etwa  1  Meter  über  dem  Boden,  eine  kleine  Nische,  die  wohl  zur 
Anfbewahmng  der  heil,  öle  gedient  hatte.  Nirgend  wurden 
die  Spnren  von  Fenstern  angetroffen.  Sie  müssen,  was  nicht 
auffallt,  sehr  hoch  im  Mauerwerk  angelegt  gewesen  sein,  and 
da  die  Mauern  nur  bis  zn  höchstens  2Vs  Metern  Höhe  erhalten 
sind,  so  erklärt  sich  jener  Mangel  von  selbst.  Drei  Eingänge 
wurden  gefunden:  der  Haupteingang,  0,97  Meter  breit,  in  der 
Mitte  der  Westwand,  dann  ein  schmaler  Seiteneingang  in  der 
Südwand,  der  direkt  in  den  Altarchor  führte  und  neben  dem 
WandpfeQer  lag,  der  den  Altarchor  vom  mittleren  Grewölbejoche 
schied,  endlich  ein  wohl  früh  bereits  vermauerter  Eingang  un- 
gefähr in  der  Mitte  der  Südwand,  der  in  das  mittlere  Gewölbejoch 
Sif&hrt  hatte.  Drei  starke  Strebepfeiler  waren  an  die  äusseren 
auern  ohne  Verband  angelegt  worden,  einer  an  die  Nordwand 
bei  der  Nordost-Ecke,  zwei  an  die  Südwand  bei  der  Südostecke 
und  ungefähr  in  der  Mitte. 

An  der  äusseren  Nordostecke  fand  sich  das  liederlich  ge- 
arbeitete Fundament  eines  kleinen  rechteckigen  Anbaues;  er 
hatte  wohl  als  Beinhaus  gedient,  denn  zwischen  dem  Schutte 
innerhalb  dieses  Fundaments  und  auch  darüber  hinaus  im  Schutte 
rings  um  die  Nordostecke  der  Kirche  und  des  dort  gel^enen 
Strebepfeilers  fanden  sich  zahlreiche  Menschenknochen.  Wir 
haben  an  dieser  Stelle  134  meist  wohlerhaltene  Schädel,  viele 
zerfallene  nicht  gerechnet,  herausgehoben.  Sie  sind  im  Museum 
niedergele^  worden  und  bilden  sicher  ein  wertvolles  Material 
für  die  Kenntnis  der  Schädel  der  Liven  und  Letten,  um  so  wert- 
voller, als  man  wohl  annehmen  kann,  dass  wenige  unter  den 
Schädeln  anderen  Nationen  angehören  dürften.  Keferent  kann 
die  Verlautbarung  des  Wunsches  nicht  unterdrücken,  es  mögen 
diese  Schädel  einen  angehenden  Doktor  der  Medizin  veranlassen, 
sich  mit  ihnen  zu  seiner  Doktordissertation  zu  beschäftigen,  wobei 
als  Ergänzung  dieses  Materials  die  in  Treiden  und  Üxküll  ge- 
fundenen, aus  reinen  Livengräbem  stammenden  Schädel  herange- 
zogenen werden  müssten. 

Um  die  vielen  hier  zu  Tage  getretenen  Menschenknochen 
zu  bestatten,  wurden  in  der  Nähe  der  Nordostecke  zwei  grosse 
Gruben  gegraben,  wobei  sich  ergab,  dass  die  Erde  bis  etwa  einen 
Meter  hinab  tief  schwarz  und  dann  lehmbraun  gefärbt  war.  In 
diesen  Gruben  wurden  zunächst  viele  Menschenknochen  in 
unordentlicher  Lage,  in  90  Centimeter  Tiefe  aber  Skelette  in 
unberührter  Lage  geftinden.  Dasselbe  ergab  sich  an  der  Stelle, 
wo  das  BeiDhaus  lag.  Die  bei  den  unberührten  Skeletten  ffe- 
fundenen  Sachen  wiesen  auf  das  16.  Jahrhundert  als  Zeit  d»r 
Bestattung  hin.  Man  kann  also  annehmen,  dass  die  nächste 
Umgebung  der  Kirche  bis   hart  an   deren  Mauern  lange  Zeit 


217 

hindnrch  zn  Beerdigungen  benutzt  wurde,  sicher  noch  im 
16.  Jahrhundert. 

In  der  Kirche  fanden  sich  nirgend  die  Spuren  künstlerischer 
Aasgestaltung.  Was  man  nicht  mit  rohem  oder  roh  behauenem 
Kalkstein  herstellen  konnte,  das  wurde  mit  Hilfe  von  Ziegel- 
steinen jg'ossen  Formats  gefertigt.  Hin  und  wieder  fanden  sich 
an  den  Wänden  Spuren  von  Tündie,  weiss  und  darunter  graublau, 
aber  keine  Spur  yon  Ornamentmalerei.  Das  einzige,  was  auf 
eine  etwas  reichere  Ausschmückung  hindeutete,  waren  die  im 
Schutte  zahlreich  gefundenen  kleinen  Glasscherben,  fast  alle  gelb 

fefärbt,  nur  eine  mit  bescheidenem  Ornament,  und  eine  stärkere, 
ellgrune,  bemalt  mit  einem  aus  5  Bögen  bestehenden  Halbkreise, 
zu  dem  sich  Strahlen  hinaufziehen. 

Im  ausgehobenen  Schutte  wurden  zahlreiche  Gegenstände 
von  meist  unbedeutendem  Wert  gefunden :  auf  den  Glasscherben 
viele  Nägel  von  verschiedener  Grösse  und  Gestalt,  eiserne  Haken, 
Hängen,  Zemmen,  ein  eisernes  Yorhängeschloss,  eine  eiserne 
Doppelhacke  (37  cm  lang,  beim  Westtor),  eine  kleine  Lanzen- 
spitze mit  Tülle  (ebendort),  eine  Messerklinge,  Blei  von  der 
Fensterverglasung,  Scherben  von  drei  Schüsselkacheln,  ein  Messing- 
jeton  aus  dem  Anfange  des  16.  Jahrhunderts,  einige  Gegenstände 
ans  Bronze  und  Kupfer,  endlich  ein  Abschnitt  von  einer  eisernen 
Bombe  und  eine  silberne  Hufeisenfibel  später  Form. 

Dieses  gerii^e  Ergebnis  an  Fundstücken  deutet  daraufhin, 
dass  man  me  Kirche,  bevor  sie  zerstört  wurde,  gänzlich  aus- 
geräumt  hatte. 

Mehr  ist  über  das  zu  berichten,  was  im  Boden  der  Kirche 
gefunden  wurde.  An  einigen  Stellen  des  Altarchors  wurde  nämlich 
noch  der  aus  Ziegelsteinen  grossen  Formats  gebildete  Fussboden 
gefunden,  wobei  die  Steine  in  zwei  verschiedenen  einfachen 
Mustern  gelegt  worden  waren.  Zwischen  und  unter  diesem 
Pflaster,  sowie  auch  sonst  auf  dem  Boden,  der  zum  Teil  aus 
Estrich  bestanden  haben  musste,  wurden  zehn  Silbermünzen  be- 
fanden: 2  einseitige  kleine  Münzen  mit  Stern  und  Funkten,  die 
ungemein  an  die  um  1200  geprägten  gotländischen  Münzen  erinnern, 
3  Dörptsche  Artige  aus  dem  Ende  des  14.  und  Anfange  des 
15.  Jahrhunderts,    ein    Bevalscher    Artig    aus   dem   Ende   des 

14.  Jahrhunderts,   ein   Bigischer   Artig   aus   dem  Anfange  des 

15.  Jahrhunderts,  ein  Wendenscher  Schilling  des  Ordensmeisters 
Preytag  von  Loringhoven  (beim  Altarfundament)  und  zwei  litau- 
ische Pfennige  des  Königs  Alexander  von  Polen  1501  bis  1505. 
Es  handelt  sich  hier  wohl  um  verloren  gegangene  Opferpfennige. 
Starke  Kohlenschichten,  teils  über,  teils  unter  dem  Pflaster, 
teils  an  anderen  Stellen,  deuten  auf  einen  Brand  hin,  unter 
dem  die  Kirche  zu  leiden  gehabt  hat.  Die  Umstände,  unter 
denen  die  Kohlen  zu  Tage  traten,   fahrten  zur  Annahme,   dass 


218 

nach  dem  Brande  wieder  eine  Herstellong  der  Kirche  yorge* 
nommen  worden  war. 

Im  dem  |i;anz  bis  zom  Boden  freigelegten  Altarchor  wurden 
zwei  Grabsteine  und  in  dem  freigelegten  östlichen  Teile  des 
Mitteljochs  drei  Orabsteine  gefunden.  Die  beiden  Grabsteine  im 
Altarchor  lagen  neben  einander  gerade  in  der  Mitte,  etwa  zwei 
Meter  vom  Altarfondament  Eine  von  Dr.  Nenmann  angenom- 
mene Photographie  veranschaulicht  ihre  Lage.  Sie  wiesen  keine 
Inschriften  oder  Zeichen  auf.  Der  kleine  war  trapezförmig,  eine 
Form  von  hohem  Alter.  Unter  diesem  Steine  wurde  in  80  Genti- 
meter  Tiefe  ein  vollständiges  Skelett,  der  Schädel  im  Westen, 
gefimden,  ohne  Beigabe,  neben  ihm  die  vermoderten  Beste  des 
Sai^  und  einige  Ni^el  vom  Sarge.  Vorher  waren  zerstreut 
einige  Knochen  und  in  45  Gentimeter  Tiefe  ein  Bigischer  Schillii^ 
von  1671  gefunden  worden,  ein  Beweis  dafür,  dass  dieses  6n£ 
nach  1671  oder  später  geöfifhet  worden  war.  Unter  dem  grösseren, 
rechteckigen  Grabsteine  wurde  in  70  Gentimeter  Tiefe  ein  zartes 
Einderskelett  zwischen  Sargresten  mit  eisernen  Näseln,  neben 
ihm,  aber  etwas  tiefer,  das  Skelett  einer  erwachsenen  rerson  und 
längs  demselben  viele  Nägel  gefunden.  Vorher  waren  zerstreut 
Gegenstände  zu  Tage  getreten  (Messerklinge,  Feuerschlag  u.  a.), 
die  früher  Begrabenen  beiej^eben  sein  mochten,  darunter  audi 
ein  Artig  des  Dörptschen  Bischofs  Johann  BertKow  (f  1484). 

Die  drei  Grabsteine  im  Mitteljoche  hatten  zwar  auch  keine 
Inschriften,  aber  wohl  bildliche  Darstellungen.  Ein  kleinerer 
rechteckiger  Stein,  von  dem  ein  Teil  abgebrochen  war,  war 
mit  einem  grossen  lateinischen  ELreuze  verziert,  ein  grosser 
trapezförmiger  Grabstein  war  in  der  Mitte  mit  einem  Ueineo 
Zeichen  versehen,  das  aus  drei  ^eichseitigen  Dreiecken  besteht^ 
die  mit  den  Spitzen  in  einem  Winkel  zusammenstossen.  Unter 
diesem  Stein  wurde  ein  Dörptscher  Artig  aus  der  Zeit  um  1400 
und  ein  stark  kupferhaltiger  Brakteat  mit  Lilie  (Demmin?)  ge- 
funden. Am  merkwürdigsten  ist  der  dritte  Grabstein,  gleicbfuls 
trapezförmig.  Er  lag  nicht,  wie  die  übrigen  trap^fbrmigen 
Grabsteine,  mit  dem  breiteren  Kopfende  im  Westen,  sondern  im 
Süden,  war  also  aus  seiner  ursprünglichen  Lage  gerückt  worden. 
Das  schmälere  Fussende  lag  an  der  Nordwand  ndben  dem  Wand- 
pfeiler, der  den  Altarchor  vom  Mitteljoch  trennte.  Er  trägt  die 
eingeritzte  Gestalt  eines  gewappneten  Mannes  in  Lebenßgrösse, 
der  in  der  Bechten  eine  Lanze,  die  Spitze  nach  unten  gerichtet, 
und  unter  dem  linken  Arm  einen  oben  gerundeten,  unten  spitz 
zulaufenden  Schild  trägt.  An  der  linken  Seite  hängt  ein  Schwert 
Ein  Bart  ist  nicht  zu  sehen,  der  Kopf  ist  mit  einer  eigentum- 
lichen Kappe  bedeckt  und  vom  Kopfe  gehen  drei  Kreuzarme 
aus,  wie  wenn  der  Mann  auf  einem  Kreuze  liegend  hat  daige- 
stellt  werden  sollen.    Die  Schildform  ist  sehr  alt,   sie  kommt 


219 

bereits  im  10.  Jahrhundert  vor  und  nur  selten  noch  im  18.  Jahr- 
hundert; man  kennt  sie  unter  dem  Namen  der  normannischen 
Schildform.  Der  Gedanke,  dass  ein  Heiliger  hat  dargestellt 
werden  sollen,  ist  aus  dem  Grunde  abzuweisen,  weil  es  g^en 
die  Sitte  war,  Heilige  auf  Grabsteinen  darzustellen. 

Aus  dem  Omstande,  dass  der  Stein  mit  einer  Hohlkehle 
▼ersehen  ist,  könnte  man  schliessen,  dass  er  den  Deckel  eines 
Steinsarges  gebildet  hatte.  Derartige  Steinsärffe  waren  noch  im 
13.  Jahrhundert  in  der  Gkgend  des  Mittelrheins  vielfach  in 
Gebrauch.  Am  sympathischsten  ist  der  Gedanke,  dass  wir  es 
mit  dem  Grabsteine  eines  hervorragenden  Eri^ers  zu  tun  haben, 
vielleicht  gar  eines  livischen  Häuptlings,  der  um  seines  Glaubens 
willen  den  Märtyrertod  erlitten  hat.  Der  Chronist  Heinrich 
buchtet  ja  von  mehreren  solchen  Märtyrern.  Der  Stein  wurde 
nach  Riga  gebracht  und  ist  jetzt  im  Ereuzgange  des  Domes  auf- 
gestellt. Es  könnte  sein,  dass  er  der  älteste  Grabstein  ist,  den 
wir  in  den  Ostseeprovinzeu  besitzen,  unter  diesem  Stein  wurden 
zunächst  vier  kleine  Münzen  gefunden,  darunter  ein  Dörptscher 
Brakteat  aus  dem  14.  Jahrhundert,  dann  kamen  zerstreut  bis  zu 
30  cm  Tiefe  zu  Tage:  eine  feine  Bronzekette  aus  S-fbrmigen 
Oliedem,  ein  kleines,  sehr  merkwürdiges  Heiligenbild  (?)  aus 
Bronze,  verschiedene  Nägel  und  Glasstücke,  endlich  in  110  cm 
Tiefe  einige  zusammengehäufte  Enochen  von  mehr  als  einem  Skelett. 

Wie  bereits  berichtet,  ist  noch  sehr  viel  Schutt  innerhalb 
der  Eirche  verblieben,  auch  haben  sich  die  anfangs  freieelegten 
Anssenmauern  wieder  mit  dem  Schutt  aus  dem  Innern  bedeckt. 
Unsere  Aufgabe,  den  Plan  der  Eirche  aufzunehmen,  glauben  wir 
zwar  vollständig  erfüllt  zu  haben.  Wir  können  aber  dabei  nicht 
gut  stehen  bleiben  und  sprechen  die  Erwartung  aus,  die  Gtesell- 
schafl;  möge  die  Mittel  dazu  bewilligen,  um  den  Schutt  vollständig 
von  aussen  und  innen  zu  entfernen  und  die  Mauern  mit  Zement 
abzudecken,  damit  die  Ruine  noch  für  eine  absehbare  Zeit  er- 
halten werde.  Sie  ist  für  die  Geschichte  der  Christianisierung 
unseres  Landes  ein  wichtiges  Denkmal,  das  zu  erhalten  wir  nacn 
Kräften  bestrebt  sein  müssten.  Hoffentlich  finden  sich  Opfer- 
willige, die  der  Gesellschaft,  der  es  ja  leider  immer  an  Mitteln 
mangelt,  bereitwilligst  beispringen  werden. 

rfachdem  diese  Arbeit  fast  beendet  war,  wurde  an  die  Auf- 
deckung der  Bur^  Holme  geschritten,  wozu  2Vs  Arbeitstage  ver- 
wandt wurden.  Sie  stellte  sich  als  ein  mit  Rasen  bedeckter,  recht- 
eckiger Wall  dar,  von  dem  drei  Seiten  etwa  2  Meter  hoch,  die 
nach  der  Düna  li^ende  Seite  aber  viel  niedriger  war.  Im  Laufe 
der  Aufdeckung  stellte  sich  denn  auch  heraus,  dass  der  zur 
Düna  hin  gelegene  Teil  der  Burg  nicht  mehr  erhalten  war. 
Die  häufigen  Eisgänge  hatten  hier  nicht  nur  die  ganze  Dünaseite 
der    Burg,    sondern   auch    Teile    der    an    dieselbe    stossenden 


Manern  fortgerissen,  so  dass,  wie  aas  dem  von  Dr.  Nenmann 
ao&enommenen  Plan  zn  ersehen  ist,  nnr  noch  drei  Mauerwände 
nadigeblieben  sind,  zwei  von  ihnen  nur  zum  Teil.  YoUstäntUg 
erhaften  ist  die  znr  Insel  hin  gerichtete  Sndwestmaaer,  sie  ist 
von  der  äusseren  West-  bis  zur  äusseren  Sfidecke  40,2  Meter 
lang,  die  Nordwestmaner  ist  nur  33  Meter  und  die  Sadost- 
mauer  gar  nnr  23,2  Meter  lang.  Die  von  Osten  anströmende 
Duna  hat  an  der  Ostecke  das  meiste  weggerissen.  Die  Stärke 
der  Manern  schwankt  etwas,  sie  beträgt  überall  ungefähr  3  Meter. 
Zwei  Eingänge  wurden  gefunden,  einer  in  der  Südostmauer,  er 
begann  e^a  11  Meter  von  der  äusseren  Südecke  und  hatte  eine 
Breite  von  zwei  Metern.  In  den  Torwänden  rechts  und  links 
fanden  sich  die  Löcher,  die  zur  Aufnahme  des  Torbalkens  ge- 
dient hatten;  das  eine  Loch,  zur  Ostecke  hin,  war  sehr  tief,  dort 
hinein  konnte  der  eanze  Balken,  der  mehr  als  2  Meter  lang  ge- 
wesen war,  geschoben  werden;  das  andere  Loch,  zurSudecke, 
war  von  geringer  Tiefe  und  hatte  zur  Aufnahme  des  Balken- 
kopfes gedient.  Ein  zweiter  Eingang  fand  sich  in  der  Nordwest- 
mauer, er  begann  20,3  Meter  von  der  inneren  Westecke  und 
war  2,2  Meter  breit.  Hart  bei  diesem  Eingange,  bei  der  Nordwest- 
ecke, wurden  Teile  des  Fundaments  eines  kleinen  Oebändes 
gefunden,  das  innerhalb  der  Burg  zur  Düna  hin  gelegen  hatte, 
as  meiste  davon  ist  jedoch  weggerissen.  Im  Innern  der  Burg 
wurde  vergeblich  nach  Hausfundamenten  gesucht,  obgleich  nach 
allen  Richtungen  hin  zunächst  Oräben  gezogen  und  alsdann  die 
zunächst  stehen  gebliebenen  Erdmassen  durcheegraben  wurden. 
Was  also  an  Steingebäuden  in  der  Burg  errichtet  worden  war, 
wird  längs  der  Nordostwand  (Dünaseite)  gelten  haben  und 
hat  sich  bis  auf  das  kleine,  dort  vorgefundene  Fundament  nicht 
mehr  erhalten.  Auch  eine  Brunnenanlage  haben  wir  nicht  ge- 
funden. Trotzdem  ist  das  Durcharbeiten  des  Bodens  ungemein 
lohnend  gewesen.  Wir  haben  in  den  ausgehobenen  Erdmassen, 
die  mehr  als  die  Hälfte  des  inneren  Burghofes  bildeten,  nicht 
weniger  als  890  Gegenstände  verschiedener  Art  gefunden,  die 
beredte  Zeugen  der  Kultur  der  Burgbewohner  sina.  Erschwert 
wurde  die  Arbeit  dadurch,  dass  überall  bis  in  die  Mitte  des 
Hofes  die  von  den  ursprünglich  sicher  recht  hoch  an^el^ten 
Mauern  herabgefallenen  Steine  laffen,  die  sich  häuften,  je  näher 
man  an  die  Mauern  gelangte,  und  die  längs  den  Mauern  dichte, 
abschüssig  an  die  Mauern  gelagerte  Massen  bildeten.  Die  Fand- 
stücke gehören  allem  Anscheine  nach  meist  dem  13.  und  14. 
Jahrhundert  an,  nur  weniges  wird  älter,  weniges  jüneer  sein. 
Nur  7  Münzen  wurden  gefunden,  von  denen  zwei  nicht  dieser 
Zeit  angehören:  eine  Kupfermünze  des  römischen  Kaisers  Kon- 
stantin n.  aus  der  Zeit  von  323—337,  ein  neuer  Beweis  wiedonm 
dafür,  dass  sich  die  römischen  Kaisermünzen  vereinzelt  ungemein 


221 

lange  im  Verkehr  erbalten  haben,  und  ein  Rigischer  Dreipölcher 
ans  dem  Jahre  1624;  er  wurde  nur  25  cm  tief  gefunden  und 
mag  an  jener  Stelle  zufällig  in  späterer  Zeit  verloren  gegangen 
sein.  Dagegen  gehören  die  dort  tief  gefundenen  beiden  Ham- 
bnrgischen  Srakteaten  dem  12.— 13.  Jahrhundert,  ein  Lnnebur- 

fi8<3ier  Brakteat  und  ein  Brakteat  mit  Lamm  dem  14.  Jahr- 
nndert,  ein  Wisbyscher  Denar  der  zweiten  Hälfte  des  14.  Jahr- 
hunderts an.  Endlich  wurde  noch  ein  Silberbarren  mit  acht- 
blätteriffen  Rosetten  seTunden,  ähnlich  den  im  Katalog  der 
Archäologischen  Ausstellung  Taf.  33,  5,  8,  9,  14  abgebildeten,  der 
anch  aus  dem  14.  Jahrhundert  stammen  kann,  von  Artikeln, 
die  sich  zeitlich  noch  gut  bestimmen  lassen,  wären  zwei  Sporen 
zu  erwähnen,  die  dem  13.  Jahrhundert  angehören.  Eine  einge- 
hende Beschreibung  der  Fundsachen  muss  vorbehalten  werden. 
Kurz  seien  hier  die  Gattungen  erwähnt.  Aus  Eisen:  Lanzen- 
und  Wurfspeerspitzen,  Armbrustbolzen  in  hübscher  Auswahl, 
Beile,  Messerklingen  in  grosser  Zahl,  Feuerschläge  und  Feuer- 
steine, Vorhängeschlösser  und  besonders  Schlüssel  eigentümlicher 
Form  in  ^osser  Zahl,  Scheren  in  der  Form  der  Schafscheren, 
nur  eine  in  der  heute  vorkommenden  Form,  mannichfaltiee  Gat- 
tungen von  Haken,  Zemmen,  Nieten  und  Nägeln,  Türhän^en, 
Beschläge  verschiedener  Art,   Bissporen  (ein  bisher  noch  nicht 

fefundener  Artikel),  Trensen,  Hufeisen,  Fischansein,  grosse  und 
leine  Stangenketten,  zwei  Kuhglocken,  Schnallen  und  Gürtel- 
teile, Hufeisenfibeln,  Pflugscharen,  Sicheln  und  Sensen,  eine 
lange  Hacke  mit  Schaftloch,  ein  schmaler  Doppelhammer,  eine 
Hechel  u.  s.  w.  Aus  Bronze:  Ketten,  Kettenträger,  Schildkröten- 
fibeln, Hufeisenfibeln,  Schnallen,  Anhängsel  (Doppeldrache,  Pferd- 
eben mit  Behang,  Halbmond,  Kreuze),  ein  achteckiger  Beschlag 
mit  blauem  Email,  ein  halber  Armring,  ein  Fingerring,  künstliche 
Drahtgeflechte,  Spiralen,  Schwert-  und  Messerscheidenspitzen, 
drei  Gewichte  u.  a.  Aus  Kupfer:  Teile  von  Gef&ssen  u.  a. 
Aus  Ton:  zahbeiche  Scherben,  zum  Teil  mit  Wellenornament, 
Wirtel,  ein  glasiertes  Töpfchen,  Schüsselkachelnstücke.  Aus 
Knochen:  Wirtel,  einer  mit  Hausmarke,  die  an  die  Hausmarken 
auf  den  Honigbäumen  der  Kirchholmschen  Liven  erinnert,  ver- 
zierte Stücke  mit  Doppelkreisornament.  Endlich  zahlreiche 
Schleifsteine  aus  Gips,  darunter  sehr  lange,  schmale  für  Sensen, 
auch  ganz  kleine  mit  Loch  zum  Tragen,  Bleistficke,  einige  Glas- 

B^rlen,    das  Bahnende  eines   geschli£fenen   Steinbeils   und  die 
älfte  eines  weberschiffförmigen  Schleifsteins. 

Dass  Häuser  innerhalb  der  Burg  gestanden  hatten,  dafür 
sprachen  die  nicht  selten  gefundenen  Koste  von  DachpfanneUi 
während  Zi^elsteine  nicht  gefunden  wurden.  Was  an  Knochen 
zu  Tage  trat,  waren  nicht  Menschen-,  sondern  Tierknochen. 
Nur  ungefähr  in  der  Mitte  des  Hofes  wurde  ein  vollständiges 


222 

Skelett,  46  cm  tief,  Schädel  im  Nordosten  gefanden,  als  Beigabe 
eine  sehr  grosse  flache  Ringfibel  mit  eingraviertem  schönen 
Blätteromament,  offenbar  späte  Bestattung  ans  dem  16.  bis 
17.  Jahrhundert. 

Auch  hier  kann  die  Erwartung  ausgesprochen  werden,  dass 
die  Gesellschaft  die  Mittel  bewilligen  werde,  um  im  nächsten 
Jahre  die  Arbeiten  beendigen  zu  können.  Referent  ist  davon 
überzeugt,  dass  der  Boden  der  Burg  noch  viele  merkwürdige 
Fandstücke  birgt.  Auch  dürfte  zu  empfehlen  sein,  der  drohenden 
weiteren  Zerstörung  der  Burg  durcn  Eisgänge  in  geeigneter 
Art  vorzubeugen. 


(182.  VersMHlDHg  am  13.  Oktober  190i 

Nach  Eröffnung  der  Sitzung  legte  der  Präsident  Oberlehrer 
Bernhard  Hollander  unter  anderen  Schreiben  geschäftlichen 
Inhalts  ein  solches  von  Herrn  Professor  Dr.  Richard  Hausmann 
folgenden  Inhalts  vor: 

„In  den  Sitzungsberichten  des  Jahres  1901  S.  130  berichtete 
ich  sowohl  über  archäologische  Erwerbungen,  die  Virchow  auf 
seiner  Reise  nach  Livland  im  Jahre  1877  hier  gemacht  hatte, 
wie  über  Schenkungen,  die  nach  dem  Tode  des  Grafen  G.  Sievers 
(f  1879)  dessen  Witwe  an  Virchow  gelangen  liess.  Im  Sommer 
dieses  Jahres  sah  ich  in  Berlin  im  grossen  archäologischen 
Museum,  in  einer  Vitrine,  die  den  Namen  Virchows  trägt, 
6  Tafeln  mit  livländischen  Altertümern.  Fundorte  waren  nicht 
angegeben,  sondern  die  Tafeln  mit  „C.  Oraf  Sievers  1879, 1880*^ 
bezeichnet    Von  den  ausgestellten  Sachen  hebe  ich  hervor: 

2  Armbrustfibeln  mit  gegossener  Sehne; 

1  Schleifenfibel; 

1  Sprossenfibel; 

2  Eulenfibeln; 

2Vs  hochkantige  lettische  Armringe  wie  RK.  Taf.  20,  30; 

7  Armringe  lettischen  Typus  mit  stilisierten  Tierköpfen.'' 
Der  Präsident  teilte  mit,  dass  das  Direktorium  beschlossen 
habe,  Herrn  Dr.  med.  J.  Brennsohn  in  Mitau  zur  Herausgabe 
seines  Werkes  «Die  Ärzte  Livlands  von  den  ältesten  Zeiten  b» 


228 

zur  Gegenwart^  eine  Subvention  zu  bewilligen.  Zugleich  forderte 
er  die  Mitglieder  auf,  auf  dieses  Werk  zu  subskribieren.  Bs 
wurde  beschlossen,  auch  an  die  nicht  anwesenden  Mitglieder 
durch  dieses  Protokoll  eine  Aufforderung  zur  Subskription  ergehen 
zu  lassen.  Der  Subskriptionspreis  beträgt  3  Bbl.,  Anmeldungen 
werden  in  den  Bibliothekstunden  von  10—12  Uhr  entgegen- 
genommen. 

Zu  ordentlichen  Mitgliedern  wurden  au^nommen  die 
Herren:  Ingenieur  Arved  Heintz  in  Petersburg  und  Pastor 
Franz  Hollmann  in  Bauge. 

Für  die  Bibliothek  waren  eingegangen:  1)  von  Herrn 
Pastor  0.  Schabert:  Pergamenturkunde,  Mitau  1742,  Sept  25. 
Beinhold  Hespe  verkauft  dem  Stadtältermann  Michael  Frey  einen 
Hausplatz  in  Mitau;  ferner  eine  Beihe  älterer  Werke  zur  Oe- 
schichte  Livlands;  2)  von  Herrn  E.  O.  v.  Sengbusch:  Kurzer 
Abriss  der  Geschichte  des  Bigaer  Liederkranzes,  Biga  1904;  3)  von 
Herrn  Bitterschaftsnotar  Dr.  Astaf  v.  Transehe*Boseneck: 
100  Oel^enheitsdrucke,  Plakate  u.  s.  w.  aus  der  Zeit  der  grossen 
französischen  Bevolution,  meist  Strassburger  Provenienz;  4)  von 
der  ilrma  B.  John  Hafferberg:  Verhandlungen,  die  musika- 
lische Gesellschaft  (in  Biga)  betreffend  1854—57,  Msk.;  5)  von 
den  Erben  des  Konsuls  H.  Thoms:  eine  Beihe  älterer  Livonica. 

Der  Bibliothekar  berichtete:  nachdem  im  Jahre  1902 
eine  Livonica- Abteilung  an  der  Leonina  in  Bom  gegründet  und 
1903  vervollständigt  worden  sei,  habe  nun  das  Vatikanische 
Archiv  seinerseits  20  Bände  der  ausserordentlich  wertvollen 
Pablikationen  des  Archivs  der  Gesellschaft  übersandt,  namentlich 
die  Verzeichnisse  der  mittelalterlichen  Codices  in  den  vatikani- 
schen Sammlungen  dürfen  auch  hier  auf  ein  weitgehendes  Interesse 
der  wissenschaftlichen  Kreise  rechnen. 

F6r  das  Museum  waren  folgende  Geschenke  eingegangen: 

1)  Ton  Herrn  Apotheker  E.  Brasche:  10  hölzerne  Standgefilsse; 

2)  Ton  Herrn  H.  P.  Förster:   8  blaue  Bokoko -Ofenkacheln; 

3)  von  Herrn  Apotheker   Olinos  Erben:   2  eiserne   Formen; 

4)  durch  Rem  Pastor  K.  Schilling  in  Nitau  als  Geschenk  des 


224 

Grafen  Stenbock-Fermor:  21  bronzene  Altsachen,  gefunden  bei 
topographischen  Arbeiten  aaf  der  Höhe  des  Wassnkabis;  5)  von 
Herrn  K.  G.  v.  Sengbnsch:  2  grosse  silberne  Breezen;  6)  Ton 
Herrn  Paul  v.  Hanenfeldt  zn  Absenan:  eine  beim  dortigen 
Plente-Gesinde  gefundene  bronzene  Breeze. 

Herr  Pastor  P.  Baerent-Arrasch  hielt  einen  Vortrag  nber 
die  Frage:  Wo  lag  die  Barg  Alt- Wenden?  (s.  nnten). 

Herr  Erich  Senberlich  hielt  einen  Vortrag  über  die 
Mitauer  Vorstadt  und  das  dortige  Handelsleben  am  Ende  des 
18.  Jahrhunderts.  Vortragender  schilderte  die  allmähliche  Be- 
siedelang und  Bebauung  des  lange  Zeit  unbewohnten  Terrains 
der  jetzigen  Mitauer  Vorstadt,  die  Entwicklung  des  Handels- 
und Erwerbslebens.  Letztere  vollzog  sich  freilich  im  beständigen 
Kampfe  mit  der  Kaufmannschaft  der  inneren  Stadt,  die  öfters 
Gericht  und  Verwaltung  gegen  die  unerwünschte  überdunsche 
Konkurrenz  in  Bewegung  setzte.  Eine  vom  Vortragenden  yer- 
lesene  Prozessakte  des  Wettgerichts  wider  die  Handelsfirma 
F.  W.  Senberlich  A  Ko.  v.  J.  1798  veranschaulichte,  wie  alle 
Versuche  vorstädtischer  Bürger,  bei  gleicher  Gildensteuer  auch 
gleiche  Rechte  mit  der  städtischen  Kaufmannschaft  zu  erlangen, 
ganz  erfolglos  blieben.  Erst  die  Beformperiode  von  1845 — 6& 
hat  diese  alte  Streitfrage  in  einem  f&r  die  Vorstädte  günstigen 
Sinne  gelöst. 

Herr  H.  v.  Bruiningk  berichtete  über  die  in  der  römischen 
Quartalschrift  (13.  Supplementheft,  Rom  1901)  von  A.  Meist« 
herausgegebenen  Fragmente  der  Mirakelbücher  des  Cäsarins 
von  Heisterbach  (s.  unten). 

Herr  K.  v.  Lö  wis  of  Menar  referierte  über  Nachforschungen, 
betreffend  das  Grabdenkmal  des  sardinischen  Feldmarschalls 
Bernhard  Otto  von  Rehbinder,  geboren  in  Reval  22.  No- 
vember 1662,  gestorben  in  Turin  12.  November  1742,  daselbst 
b^raben  in  der  St.  Spirito-Kirche,  wo  ihm  ein  prächtiges  Manso« 
leum  nach  Angabe  von  Anreps  schwedischen  Adelsgeschlechts* 
tafeln  (Band  m  Seite  333)  errichtet  sein  soll. 

Die  genannte  kleine  Kirche  ist  in  Baedeckers  Reisehand' 


bfichem  nicht  verzeichnet  und  Referent  wandte  sich  daher  an 
den  Toriner  Bibliothekar  der  ,,Biblioteca  Nazionale^  Signore 
F.  Garta  und  erhielt  von  ihm  in  liebenswürdigster  Weise  die 
erbetenen  näheren  Auskünfte  über  Kirche  und  Grabdenkmal. 
Die  Kirche  liegt  mitten  im  ältesten  Teile  von  Turin,  in  der  Via 
Porta  Palatina,  gegenüber  der  Via  Cappel  Verde.  Rechts  vom 
Hauptaltar  ist  das  wohlerhaltene  Grabdenkmal  an  der  Wand 
errichtet  und  besteht  aus  einer  Urne,  über  der  das  Rehbindersche 
Familienwappen  angebracht  ist.  Eine  längere  Inschrift  ist  auf 
dem  Sarkophag  angebracht.  Ein  Porträt  des  Feldmarschalli9 
zeigt  das  Denkmal  nicht.  Im  Rigaschen  Dommuseum  befindet 
sich  ein  Miniaturporträt  des  Feldmarschalls,  das  vor  mehreren 
Jahren  von  der  Frau  Landrätin  O.  Baronin  Tiesenhausen,  geb. 
Gräfin  Rehbinder,  dargebracht  worden  ist. 

Derselbe  machte  femer  Mitteilungen  über  das  Deutsch- 
ordens-Zentralarchiv  in  Wien,  wo  ihm  von  dem  dort  ange- 
stellten Herrn  Dr.  Vincent  Schindler  im  August  d.  J.  verschiedene 
Ar  Livland  bemerkenswerte  Archivalien  gezeigt  wurden,  worüber 
spätere  Mitteilungen  erfolgen  sollen. 

Endlich  machte  derselbe  Mitteilungen  über  den  derzeitigen 
Zustand  des  Grabsteins  des  Rigaschen  Erzbischofs  Fromhold 
(gest.  in  Rom  am  28.  Dezember  1369),  begraben  in  der  Basilica 
Santa  Maria  in  Trastevere  in  Rom  (vergl.  Arend  Buchholtz  in  den 
^Sitzungsberichten  der  Ges.  f.  Gesch.""  pro  1886,  Seite  76—79), 
und  regte  die  Frage  an,  ob  nicht  Massregeln  zum  Schutze  des 
Steines  getroffen  werden  sollten,  da,  wie  Referent  kürzlich  bei 
einem  Besuche  der  Grabstätte  bemerkt  hat,  der  Stein  sehr 
ungunstig  für  seine  Erhaltung  bellen  ist.  Diese  Frage  wurde 
zunächst  vertagt. 


15 


226 


IdyländiBohee  aas  den  F^ragmonten  der  libri  THI  Wnr 
oolonun  des  Oaesarios  von  HeisterbaoL 

Yon  H.  Y.  Brninlagk. 


Unter  den  Schriften  des  Cäsarins  von  Heiaterbach  ist  der 
i^Dialogns  Miracnlomm^  ^)  f&r  die  G^chichte  Livlands  längst 
verwertet  worden,  aber  da  in  ihm  Livland  selbst  als  Schanplats 
der  Wanderberichte  nicht  genannt  wird,  so  beschränkte  sidi  die 
Ausbeute  anf  die  Nennung  einiger  Persönlichkeiten,  die  in  der 
Oeschichte  Livlands  eine  KoUe  gespielt  oder  doch  in  Livland 

Klebt  haben,  wobei  Cäsarins  u.  a.  zur  Feststellung  der  (3enea- 
jie  des  Klosters  Dünamunde  gute  Dienste  leistete")*  Als  Per- 
sönlichkeiten, auf  die  sich  Cäsarins  als  seine  Gewährsmänner 
hin  und  wieder  beruft,  kommen  für  uns  hauptsächlich  in  Betracht 
Theoderich,  Abt  von  Dünamunde,  späterer  Bischof  von  Leal 
(t  1219^  und  Bernhard  zur  Lippe,  Abt  desselben  Klosters,  nach- 
mals Bischof  von  Selonien  (f  1224).  Durch  ihre  Zugehörigkeit 
zum  Cisterzienserorden  sind  die  Beziehungen  zu  Cäsarins  genü- 
gend erklärt,  obwohl  anscheinend  nur  Bermiard  mit  ihm  persön- 
Juch  zusammengetroflFen  ist^).  Dem  ^Dialogus^^)  verdanken  wir 
femer  die  Nachricht,  dass  der  bei  seinem  Orden  hoch  ange- 
sehene'^) Mönch  Petrus  von  Koblenz  aus  dem  Kloster  Hemmer^e 
nach  Livland  übersiedelte  und  hier  [wohl  bis  zuletzt]  gewirkt  hat^. 
Allein  schon  im  Hinblick  auf  diese  Beziehungen  durfte  man 
auf  die  Herausgabe  der  Fragmente  der  „Libri  YIII  Hiraculomm*' 
gespannt  sein.  Von  diesen  acht  Mirakelbüchem,  die  Cäaarius 
als  Fortsetzung  des  «Dialogus^  seiner  eigenen  Angabe  gemäss 


^)  Leiste  Ausgabe:  Caesarii  HeiBterbacensis  ord.  Gist  Dialogas  Min- 
eolomm,  reeognovit  Jos.  Strange,  2  yoIL,  Goloniae,  Bonnae  et  BnoeUis 
1851.  Vgl.  A  Potthast»  Bibl.  bist  medü  aevi,  2.  Aufl.,  Bd.  1,  Berlin  189«, 
a  181. 

>)  Vgl.  F^.  V.  Eeussler,  Die  Genealogie  des  OistercienserklosterB  Dana- 
münde,  Mitt  Bd.  14  8. 111—128,  a.  Ed.  WiDkehnann,  Des  Magister  Jostiniis 
Uppifloiiam,  lütt.  Bd.  11  8.  418-496. 

>)  Vgl.  y.  Eenssler,  a.  a.  O.  8. 125,  Winkehnaon,  a.  a.  O.  8. 480,  481. 
Die  Argamente  sind  gewichtig.  Sie  werden  wenig  dnrch  den  Umstand  er- 
schüttert, dass  in  der  einen  der  von  Meister  (siehe  nnten)  benntsten  Hand- 
schriften Ton  dem  betr.  Wuider  (Dist  I  eap.  22)  gesagt  ist:  gHaec  midd 
reyelata  sont  ab  episeopo  Liyoniae,  yiro  orainis  Gistenaemds.*  Allerdings 
dürfte  es  sich  hier  nm  Theoderich  handeln  und  das  Wort  „mtcftt*'  läast  auf 
persönliche  Beziehnngen  schliessen,  aber  in  swei  yon  den  droi  Handsduiften 
fehlt  es. 

«)  Dist  Vm  cap.  18. 

6)  VgL  Angelo  Manriqne,  dsterdensiam  •  .  .  annaliam  tom.  HL  Lng- 
dud  1649,  LibTv  cap.  10. 

«)  Ed.  Winkelmann,  a.  a.  O.  8.  480  Anm.  1;  Fr.  y.  Keossler,  a.  a.  0. 
a  128  Anm.  2;  L.  Arbnsow,  lAylands  GeistUchkeit,  8.-A.  8.  188. 


Terfa88t  hat,  w^^  abgesehen  von  dem  als  yiertes  Baoh  gel- 
tenden Buche  der  Wunder  Engelberts,  wie  man  wasste,  die  drei 
ersten  handschriftlich  erhalten,  von  ihnen  aber  bisher  n«r  22 
Elapitel  des  ersten  Bnchs  von  A.  Kaufmann,  als  Anhang  zu  seiner 
Monographie  über  Cäsarius,  veröffentlicht  worden^).  Oleich  im 
1.  Ea]^itel  des  1.  Buchs,  im  Bericht  über  ein  zu  Hasbuiia  in 
der  Diözese  Lüttich  geschehenes  Mirakel  —  es  handelt  sich  um 
die  sichtbar  ffewordene  Transsubstantiation  einer  konsekrierten 
Hostie  —  wird  ein  „Episcopus  Livoniae"  erwähnt^  der,  aus  An- 
laas  der  von  ihm  zu  yollziehenden  Weihe  einer  Eirche,  am  Orte 
des  Wunders  zufällig  anwesend  war,  dasselbe  mit  eigenen  Augen 
geschaut  hat  und  auf  seine  Bitte  vom  Klerus  die  Erlaubnis  er- 
hielt^ einen  Teil  der  Reliquie  nach  Livland  mitzunehmen,  zur 
Stärkung  des  neuen  Olaubens  jenes  Volkes,  was  ihm  jedoch  von 
der  Ortsbevölkerung  schliesslich  verwehrt  wurde.  Kaufmann  er- 
blickte in  diesem  ungenannten  Bischof  dem  Bischof  Theoderich 
von  Leal,  wog^n  Ed.  Winkelmann')  und  Ed.  Pabst'),  die  aus 
dem  Wunderbencht  Auszüge  geliefert  haben,  die  ünhaltbarkeit 
jener  Annahme  dadurch  beweisen,  dass  Theoderich  sicher  bereits 
1219  verstorben  war,  während,  wie  Cäsarius  bemerkt,  der  Vor- 
fall um  Pfin^ten  1223  statt^funden  hat.  Pabst  ist  der  Meinung, 
dass  der  Episcoi)us  Livoniae  kein  anderer  als  Bischof  Albert 
ist,  mit  dessen  Itinerar  die  Anwesenheit  in  der  Diözese  Lüttich 
um  Pfingsten  gut  vereinbar  sei;  Winkelmann  denkt  an  Bischof 
Albert  oder  dessen  Bruder  Hermann. 

Nachdem  «Die  Fragmente  der  Libri  VUI  Miraculorum  des 
Cmesarius  von  Heisterbach^  von  Dr.  Aloys  Meister  nunmehr  voU- 
gftftndig  herausg^eben  worden  sind^),  unter  Benutzung  der  we- 
nigen (im  ganzen  drei)  bisher  bekannt  gewordenen  Handschriften, 
erschien  es  angezeigt,  auf  jene  Erzählung  aus  dem  bereits  von 
Kaufmann  edierten,  jetzt  aber  mit  allen  Varianten  der  übrigen 
Handschriften  abermals  herausgegebenen  Fra^ent  des  ersten 
Buchs  zurückzukommen^)  und  gleichzeitig  auf  diejenigen  Livonica 
der  ^Libri  Vlil**  aufmerksam  zu  machen,  die  uns  erat  dank  der 
Meiaterschen  Aussähe  bekannt  geworden  sind,  ohne  doch  in  der 
livländischen  Gtescnichtsliteratur  oisher  Berücksichtigung  gefunden 
za  haben. 

Von  den  neu  erschienenen  Teilen  der  Fragmente  haben  zwar 

^)  OaesariuB  von  Heisterbaeh,  Ein  Baitrag  zur  Onlturgesohichte  des 
IS.  o.  13.  Jahrb.,  von  Dr.  Alezander  Eaofinann,  2.  Aufl.,  Oohi  18G2. 

9  a.  a.  0.  8.  480  Anm.  8. 

s)  BeitriMfe  zur  Kunde  Ehst-,  Liv-  und  KnrlandB,  Bd.  1  Heft  1,  Beval 
1868^  8.  62-%. 

«)  Bömiache  QuartalBSchrift  fär  christliehe  Altertimmskonde  und  för 
Kircheneeschichte,  Id.  Snpplementheft,  Born  1901. 

S)  Die  soeben  erwännte  irrtomliche  Identifizierang  des  Episcopus  li- 
voniae mit  Bischof  Theoderich  von  Leal  wird  hier  (8. 4  Anm.  2)  wiederholt. 

16* 


228 

nnr  zwei  Kapitel  Beziehung  auf  Livland,  aber  diese  Terdienen 
ans  dem  Grnnde  nnsere  besondere  Aufmerksamkeit,  weil  es  sich 
in  ihnen  um  Vorgänge  handelt,  die  sich  in  Livland  abgespielt 
haben. 

An  erster  Stelle^)  erzählt  Gäsarius  von  einem  Knecht  des 
aus  der  ältesten  livländischen  Oeschichte  wohlbekannten  Liyen- 
häuptlings  Gaupo,  der  vor  dem  Sterben  das  Bekenntnis  seiner 
Sünden  verschmähend,  im  Jenseits,  an  den  Ortern  der  Pein,  die 
Strafen  für  seine  verschwiegenen  Sünden  zu  erdulden  hatte,  da- 
nach aber,  zur  Warnung  für  andere,  die  ungestraft  ihre  Sünden 
verschweigen  zu  können  vermeinen,  dem  Leben  wiedergegeben« 
seine  Ehrlebnisse  schildert,  und  fernerhin  streng  gläubig  und  m>mm 

felebt  hat.    Eingeleitet  ist  diese,   in  der  dem  Gäsarius  eigenen 
lebendigkeit  und   Anschaulichkeit  der  Darstellung  ausgerahrte 
Wundererzählung  mit  folgenden  Worten*): 

„Tempore  scismatis  inter  Ottonem  et  Philippum,  reges  Ro- 
manorum, quando  Christo  propitiante  ^>  Livonia  fidem  recepit^ 
nobilis  quidam  paganus  Gaupo  nomine^>  illic  conversus  est,  qui 
post  baptismum  tantae  devotionis^')  fuit  et  tam^>  probatae  con- 
versionis*>,  ut^  dominus  Albertus^',  episcopus  illius  gentis,  cnm 
sedis  suae  dignitatem  scilicet^>  pallium^>  obtinere  cuperet^,  ad 
sedem  apostolicam  eundem  secum  duceretJ>  speran8^>  eins  prae- 
sentiam  ^>  apud  dominum  pa^am  Innocentium  sibi  posse  prodtesse. 
Huius  servus,  cum  in  Livonia  graviter"")  infirmaretur  et  praesens 
esset  praedictus  Gaupo,  . .  .^  hier  folgt  der  oben  kurz  angedeu- 
tete Wunderbericht,  der  mit  den  Worten  schliesst:  „Haec  nobis 
relata  sunt  a  nobili  viro  Bernardo.  quondam»>  domino">  de®>  Lippe, 
tunci*>  abbate  in  Livonia,  domu^  ordinis  Gisterciensis  et  postea 
episcopo,  atque  eins  monacho''),  qui  hominem  noverunt"\  Cnius 
vita  aD*>  illo  tempore  talis  exstitit,  tam'')  rigida  et  tam  religiosa, 
ut  ei  merito^>  credi  debeat^^^  Hieran  knüpft  sodann  Cäsarins 
einige  auf  den  speziellen  Fall  bezugliche  moralische  Betrachtangen. 
Das  ^tunc^  wird  wohl  auf  den  Zeitpunkt  zu  beziehen  sein, 
als  Gäsarius  von  Bernhard  die  Kunde  des  Vorganges  empfing, 
und  da  gesagt  ist,  Bernhard  sei  damals  Abt  gewesen,  so  dürfte 
derselbe  zwischen  1208  und  1218  fallen.  Die  Aufiseichnung  ist 
aber  sicher  nach  1218  erfolgt,  indem  andernfalls  Bernhard  nicht 
als  nachmaliger  Bischof  bezeichnet  worden  wäre.  Das  Bach,  in 
dem  die  Erzählung  enthalten  ist,  hatte  Gäsarius  1225  zu  schreiben 

«)  procnrante  8.  b)  noBdne  Canpo  B.  e)  ftiit  d»Tocion!a  S.  d)  faUt  8.  e)  eos- 
Tenaeionü  8.  f)  und»  B.  g)  Aelbertas  S.  h)  fahlt  8.  {)  proponerat  B.  j)  dvxift 
BS.  k)  sp«  B.  1)  pnMenoU  B.  m)  infiraiftnter  graTitar  S.  n)  f«klt  B.  o)  fehH  a 
p)  feUt  8.  q)  domns  BS.  r)  —  monacbo  fehlt  B.  ■)  Tidit  B.  t)  fehlt  B.  i)  fdüt  iL 
T)  merito  ei  8.       w)  eredebst  B. 

1)  Lib.  I  cap.  31. 

s)  Dem  Abdniek  ist  der  Text  der  Trierer  Handschrift  zn 
IHe  lesartlichen  Verschiedenheiten  der  beiden  anderen  Hand 
als  B  (Bonn)  und  S  (Soest)  angemerkt 


229 

begonnen  ^).  Zwischen  dem  die  Erzählung  einleitenden  Vor_ 
der  Bomreise  Ganpos,  die  1203  stattfand,  und  dem  Zeitpunkt^ 
als  Bernhard  dem  Cäsarius  davon  erzählte,  lagen  mehrere  Jahre. 
Ob  der  Oedächtnisfehler,  wonach  Albert  und  Gaupo  zusammen 
in  Bom  gewesen  wären,  Bernhard  oder  Gäsarins  zur  Last  fällt, 
muBS  dahingestellt  bleiben.  Einen  Gedächtnisfehler  des  einen 
oder  andern  werden  wir  indes  annehmen  müssen,  da  es  nach 
dem  Bericht  des  Chronisten  Heinrich ')  als  gewiss  zu  gelten  hat, 
dass  sich  Gaupo  nicht  in  Alberts,   sondern  in  Theoderiche  Be- 

gleitung  nach  Bom  begeben  hatte.  Dass  dabei  die  Absicht  im 
piele  gewesen  sein  mag,  unserem  Bischof  Albert  zum  Pallium 
zu  Terhelfen,  kann  schon  richtig  sein,  und  es  ist^edenfalls  von 
Interesse,  dass  Bernhard  diese  Auffassung  gehegFhat.  An  die 
erzbischöfliche  Würde  kann  Albert,  in  Ermangelung  von  Suffra- 
ganen,  die  für  seine  Eirchenprovinz  in  Aussicht  zu  nehmen  ge- 
wesen wären,  damals  noch  nicht  gedacht  haben,  wohl  aber  mochte 
die  Erlangung  des  (bekanntlich  auch  Bischöfen  verliehenen)  Pid- 
liums  ihm  zweckdienlich  erscheinen,  um  die  Exemtion  vom  Bremer 
Metropolitanverbande  zu  erlangen').  Auch  war  Theoderich,  Al- 
berts treuer  Mitarbeiter,  zu  einem  derartigen  Vertrauensauftrage 
wohl  geeignet.  Bernhards  lobende  Aussprüche  über  Gaupo  stehen 
gut  damit  in  Einklang,  dass,  wie  wir  wissen,  Bernhard  zu  denen 
gehört  hat,  die  Gaupos  Tod  betrauerten^). 

Im  andern,  von  Livland  handelnden  Kapitel^)  hat  Cäsarius 
auf  eine  Wundererzählung  völlig  verzichtet.  Er  berichtet  ledig- 
lich über  die  infolge  der  grossen  Men^e  der  in  Livland  anfäng- 
lich Bekehrten,  bei  ungenügender  Zahl  von  Priestern,  damals 
vollzogenen  Aspersionstaufen  sowie  die  daraus  entsprungenen 
Meinungsverschiedenheiten  über  die  Zulässigkeit  dieser  Art  von 
Tanfvollzuges  —  unter  den  gegebenen  Yerhältnissen.  Dann  fährt 
er  fort:  „Unde  Livonienses  praedicto  modo  baptizati  sunt*>,  si- 
cat*>  retulit  mihi^^  Theodericus^\  sacerdos  et  monachus  ordinis 
Cisterciensis,  qui^>  in")  eadem  provincia  interfuit'),  propter  se- 
cmitatem  tamen')  cum^>  trina  immersione  secundum  morem  ec- 
cleeiae  baptizati  ^>  sunt.^ 

unter  dem  als  Gewährsmann  namhaft  gemachten  Theoderich 
kann  der  Abt  von  Dünamunde  und  nachmalige  Bischof  von  Leal 
(Estland)  nicht  wohl  verstanden  sein.  Ihn  hat,  wie  erwähnter- 
massen  angenommen  ist,  Cäsarius  persönlich  nicht  gekannt,  auch 

ft)  fehlt  S.  b)  feUt  a  e)  fehlt  —  Cutereienaes  B.  d)  fehlt  S.  e)  fehlt  —  pro- 
▼ineU  B.       f)  fehlt  S.        f )  fehlt  8.        h)  ed  trinun  immenioiiem  B.       S)  denno  heptiMti  8. 

Meister,  a.  a.  0.  S.  XXXYI. 
Heiniici  chronicon  Lyvonie  VI,  6. 

Zudem  ist  zu  bemerken,   dass  die  Worte  .sdlicet  palliom"  in  der 
Soester  Handschrift  fehlen. 

^  Heinrid  chronieon  XXI,  4. 
^)  LIb.  n  eap.  13. 


? 


230 

hätte  er  kaum  unterlassen,  seine  Würde  als  Abt  oder  Bischof 
hervorzuheben.  Aus  der  frühen  Zeit,  um  die  es  sidi  hier  handelt, 
ist  ausser  dem  soeben  erwähnten  Theoderich  ein  Priester  dieses 
Namens  zu  Gubbesele  bekannt,  der  von  Heinrich  (XI,  5)  bei  dem 
Jahre  1207  erwähnt  wird.    Dieser  könnte  gemeint  sein^). 

Wenngleich  die  Ausbeute  aus  den  Mirakelbuchem  für  liv- 
land  nicht  eben  gross  ist,  so  beansprucht  sie  doch  wohl  beson- 
deres Interesse,  da  ja  in  betreff  von  Erzählungen  der  Art,  wie 
sie  Gäsarius  bietet,  in  unseren  Quellen  ein  empfindlicher  Mangel 
herrscht.  Auch  wird  durch  den  historischen  Zusammenhang,  in 
den  die  Erzählung  von  Caupos  Knecht  gebracht  ist.  sowie  diurch 
die  Person  ^  Gewährsmannes,  Beriäards  zur  Lippe,  nächst 
Bischof  Albert  wohl  der  markantesten  Persönlichkeit  aus  den 
ersten  Jahrzehnten  liyländischer  Oeschichte  —  dieses  Interesse 
weiter  erhöht.  Oerade  auf  jene  persönlichen  Beziehungen  möchte 
insofern  Gewicht  zu  l^en  sein,  als  daraus  gefolgert  werden  dar^ 
dass  dank  ihnen  und  dem  unbestrittenen  Einfluss  der  GistercienBer 
in  den  Anfangszeiten  der  livländischen  Kolonie  die  Wechselbe- 
ziehungen zwischen  Heisterbach  und  Liyland  sich  auch  hier  in 
der  Bäanntschaft  mit  den  im  Westen  so  sehr  beliebten  und  die 
Oemuter  mächtig  beeinflussenden  Schriften  des  Gäsarius  geänsaert 
haben  werden.  Anlangend  die  Wechselbeziehungen,  so  sei  daran 
erinnert,  dass  1227  Januar  28  Bischof  Wescelin  Ton  Beval  in 
der  Abtei  Heisterbach  mehrere  Altäre  konsekriert  und  1237 
Okt.  13  Balduin,  der  ehmalige  Bischof  von  Semgallen,  bei  der 
Konsekration  der  Abteikirche  daselbst  als  Weihbischof  fnngiert 
hat').  Femer  sei  darauf  hingewiesen,  dass  die  schöne  L^ende 
Tom  Mönch  von  Heisterbach,  der  an  ein  ewiges  Leben  nicht 
fflauben  mochte,  wie  die  bildliche  Darstellung  auf  einem  E^apitäl- 
Sries  unseres  Dommuseums  beweist,  in  Riga  wohlbekannt  ge- 
wesen ist. 


1)  Vgl  L.  Arbasow,  üylands  Geistlichkeit,  8.  170. 

>)  F.  G.  Y.  Bonge,  liv-,  Estr  and  Onrlandische  Ürkanden-Begesten, 
Leipsig  1881,  n.  271,  434.  Derselbe,  livland,  die  Wiege  der  devtMhen 
We&Mschöfe,  Leipsig  187&,  8.  34,  41. 


«^AAAA^MM^MMA^M^ 


231 


Nochmals  die  Frage:  Wo  lag  die  Borg  Alt-Wenden? 

Von  Pastor  P.  Baerent. 


Wenn  ich  es  wage,  vor  Ihnen  eine  Frage  aufzurollen,  die 
eine  Beantwortnn^  schon  gefunden  hat,  unter  Zustimmung  unserer 
baltischen  Histonker,  so  bin  ich  mir  bewusst,  triftige  Gr&nde 
anfahren  zu  müssen,  die  eine  neue  Untersuchung  rechtfertigen. 

Jahrhundertelang  hat  die  Ansicht  festgestanden,  dass  in 
den  Trümmern  am  Arraschschen  See  das  alte  Wenden  zu  suchen 
sei,  die  erste  Burg  der  Schwertbruder  ausserhalb  der  Mauern 
Bims,  die  in  den  ersten  Jahrzehnten  des  13.  Jahrhunderts  mann- 
haft den  Belagerungen  der  Esten  und  Bussen  getrotzt  und 
letztere  von  weiteren  Eroberungsplänen  zurückgeschreckt  hat, 
da  sie  diese  kleinste  der  Burgen  Livlands  nicht  einnehmen 
konnten.  Pastor  Vierhuff  hat  durch  seine  Hypothese,  die  Burg 
Alt- Wenden  habe  sich  auf  dem  Nussberge,  in  nächster  Nähe  des 
späteren  Herrmeisterschlosses  befunden,  die  Buine  Arrasch  aus 
ihrem  süssen  Wahne,  im  Besitz  einer  ruhmreichen  Vergangenheit 
zu  sein,  aufgestört  und  Burg  und  Kirche  zu  Arrasch,  bis  zur 
Aufweisung  glaubwürdiger  Dokumente,  zu  einem  Appendix  des 
ruhmgekrönten  Wenden  degradiert.  Diese  Hypothese  hat  Vierhuff 
niedergele^  in  einer  Festschrift,  die  er  lb84  der  Gesellschaft 
für  Geschichte  und  Altertumskunde  zum  öOiährigen  Jubiläum 
darbrachte.  Zu  dieser  Schrift  äusserte  Th.  Schiemann  (Big.  Ztff« 
1885  Nr.  22)  nach  einigen  Ausstellungen,  es  sei  dankensweru, 
dass  Vierhuff  die  Frage  nach  der  Lage  der  Burg  Alt-Wenden 
wieder  in  Fluss  gebracht  und  jedenfalls  erwiesen  habe,  dass  Alt- 
Wenden  und  Arrasch  nicht  identisch  seien.  Diesen  Erweis  hielt 
auch  J.  Girgensohn  für  erbracht  (Ztg.  f.  Stadt  u.  Land  1885 
Nr.  5),  und  Bielenstein  meinte  (Big.  Ztg.  1885  Nr.  39),  Schiemann 
habe  zu  wenig  gesagt  damit,  dass  Vierhuff  die  Frage  wieder  in 
Fluss  gebracht  habe:  es  müsse  zugestanden  werden,  dass  Vierhuff 
die  allendliche  Lösung  gebracht  habe  und  die  iVage  nach  dem 
Ort,  wo  Alt -Wenden  gestanden,   ein  für  allemal  entschieden  sei. 

Ich  muss  gestehen,  dass  Vierhuffs  Hypothese  viel  Verlocken- 
des hat,  und  zwar  namentlich  wegen  der  grösseren  Nähe  der  Aa, 
welchem  Fluss  entlang  die  alte  Strasse  wonl  gegangen  sein  wird. 
Auch  mehrere  der  oei  Vierhuff  aneefUirten  Stdlen  aus  den 
Qrigines  scheinen  nur  auf  den  Nussberg  zu  passeui  d.  h.  eine 
sehr  geringe  Entfernung  zwischen  dem  alten  und  dem  neuen 
Schlosse  auszusagen.  Die  Gründe,  warum  ich  Vierhuff  trotzdem 
nicht  beipflichten  kann,  möchte  ich  Ihnen  darleffen. 

Seit  wann  hat  die  Identifizierung  von  Alt-Wenden  mit 
Arrasch  stattgefunden?    Sind  wirklich  Sej^^ann  und  J^;or  von 


232 

Sivers  die  Begründer  dieser  Hypothese?  Weiss  die  Yolksaber- 
liefemng  in  der  Tat  nichts  davon? 

Es  ist  durchaus  richtig,  wenn  Vierhuff  schreibt  (S.  9):  „Die 
Meinung,  dass  das  alte  Schloss  bei  Arrasch  zu  suchen  sei,  hat 
in  den  Angaben  der  Chronisten  keinen  Anhalt.*^  Aries,  Arges 
wird  von  den  meisten  nur  bei  Aufzählung  der  Schlösser  des 
Ordens  erwähnt,  von  anderen  auch  fortgelassen.  Im  Fabritius 
hat  wohl  der  Herausgeber  Bergmann  zu  Wenden  hinzugesetzt: 
(sc.  Arrasch).  Arndt  behauptet  (H  S.  339),  Yolquin  habe  dieses 
Schloss  1226  erbaut,  dasselbe  tut  Kelch  (LivL  Hist.  S.  71). 
Erst  Hupel  (Top.  Nachr.  III  S.  143)  schreibt:  ^Yolquin  fing 
1225  an  die  Burg  Wenden  zu  bauen,  V«  Meilen  von  Arrasch, 
welches  Yinno  y.  Kohrbach  1205  angelegt  hatte^,  und  Härder  in 
seinem  ^Yersuch  einer  alten  Geographie  Livlands^  erzählt,  der 
Litauer  Dangerath  habe  in  Arrasä  gefangen  gesessen,  während 
die  Chronisten  dieses  Gefängnis  nach  Wenden  verlegen. 

unrecht  hat  Yierhuff  aber,  wenn  er  hinzufast,  dass  auch 
die  Yolksuberlieferung  Alt-Wenden  nicht  mit  Arrasch  identifiziere. 
Es  erscheint  mir  unmöglich,  dass  in  ca.  10  Jahren  in  dieser 
Hinsicht  ein  solcher  Umschwung  sollte  stattgefunden  haben.  Im 
Jahre  1884  behauptet  Yierhuff,  das  Yolk  wisse  nichts  davon, 
im  Jahre  1893,  als  Referent  nach  Arrasch  kam,  stiess  er  überall 
auf  diese  Tradition.  In  der  Sammlung  lettischer  Märchen  und 
Sagen  von  Lerche-Puschkaitis  finden  sich  auch  dem  Yolksmunde 
abgelauschte  Sagen,  in  welchen  Arrasch  Alt- Wenden  genannt  wird. 

Diese  Yolksuberlieferung  ist  kein  künstliches  Produkt  der 
Neuzeit,  wie  es  erscheinen  könnte  nach  Yierhuffs  Aussage,  die 
Leute  hätten  ihm  geantwortet:  in  Büchern  soll  Arrasch  wohl 
Alt -Wenden  genannt  werden;  sie  ist  Jahrhunderte  alt  und  hat 
bessere  Dokumente  aufzuweisen,  als  die  von  Yierhuff  namhaft 
gemachte  Karte. 

Gegen  Ausgang  der  Ordensherrschaft  freilich  wurde  das 
Schloss  am  Arraschschen  See  Aries  genannt;  welchen  Namen  es 
vorher  getragen,  lässt  sich  nicht  feststellen,  da  in  Urkunden 
älterer  Zeit  sich  dieses  Schloss  nicht  nachweisen  lässt.  Erst  in 
der  Liste  der  Schlösser  vom  Jahre  1555,  die  Oeumem  (Theatri- 
dium  Liv.  S.  16)  anfuhrt,  nennt  er  unter  denen,  welche  dem 
Herrmeister  direkt  unterstellt  waren,  auch  Arries^).  Am  4.  Febr. 
1558  (Schirren,  Quellen  H  S.  129)  schreibt  Walter  Quade,  Haus- 
komptiir  zu  Wenden,  dem  Ordensmeister  Fürstenberg,  dass  der 
Landknecht  von  Arries  bereit  sei,  die  Bauern  aufzubieten.  Am 
25.  Januar  1559  sendet  Fürstenberg  an  Bürgermeister  und  Rat 
zu  Biga  die  Nachricht,  dass  „in  Olthusens  hoff  bey  der  Arries* 

1)  Der  Freondlichkeit  des  Herrn  L.  Arbasow  verdanke  ich  den  Hin- 
weis auf  noch  nnffedrookte  Qaellen  aus  den  Jahren  1410,  1468»  1546^  1547, 
in  denen  das.  Semoss  Axies  genannt  wird. 


ein  Bosse  gefasgen  worden  (Bienemann,  ürk.  II  Nr.  369).  1561 
d.  14.  März  yerlehnt  Eettler  das  Ont'  Bergenhof  im  Gebiet  nnd 
Kirchspiel  zu  Arriss;  1562  werden  verschiedenen  Personen  Oe- 
sinde  „ex  Arries^  verliehen  (Bienemann,  ürk.  Y  Nr.  902).  In 
einer  „Zeitung*^  vom  Jahre  1564  wird  ein  Verzeichnis  der  Städte 
nnd  Schlösser  Livlands  angefahrt,  mit  Angabe  des  Inhabers; 
dort  heisst  es,  ,,Aries  schloss^  habe  der  Moskowiter  inne  (Bei- 
träge znr  Ennde  Livl.  H,  2  S.  125).  Am  16.  September  1577 
schickt  die  Herzogin  Anna  von  Kurland  ihrem  Bruaer  Christoph 
V.  Mecklenburg  ein  Verzeichnis  der  Städte  nnd  Hänser  Livlands, 
die  im  vergangenen  Sommer  vom  Feinde  erobert  worden,  darunter 
ist  auch  „Arffes^  genannt  welches  die  Polen  besetzt  gehalten 
haben  (Mitt.  Il  S.  447).  Die  Richtigkeit  dieser  Mitteilnne,  näm- 
lich, dass  die  Russen  Arrasch  den  Polen  abgenommen  und  nicht 
den  Anhängern  des  Herzogs  Magnus,  möchte  ich  bezweifeln  auf 
Grund  eines  anderen  Dokumentes,  welches  die  Reihe  derjenigen 
eröffnet,  die  statt  Arrasch  Alt-Wenden  setzen.  Dieses  Dokument 
findet  sich  bei  Brotze  ^Monumente  I  S.  38  in  dorso),  der  es  aus 
einem  deutschen  Protokolle  ausgeschrieben,  das  aus  dem  Buche 
des  königlichen  Hauses  Wolmar  ausgezogen  und,  wie  Brotze 
vermutet,  aus  dem  Polnischen  übersetzt  worden  ist.  In  diesem. 
Schriftstuck  heisst  es,  nachdem  die  Überrumpelung  des  Wenden- 
sehen  Schlosses  durch  Magnus'  Anhänger  erzählt  worden:  ^In- 
sonderheit  klagt  er  ^i.  e.  Stanislaus  Podbilsky,  Unterstarost  des 
Joh.  Sborowsky  v.  Soorowa)  auch  über  Hans  Ernst,  einen  Edel- 
mann des  Wendenschen  Kreises,  dass  derselbe  nebst  seinen  Ge- 
hilfen Alt-Wenden  (d.  i.  Arrasch)  mit  Oewalt  eingenommen,  die 
Diener  darinnen  teils  erschlagen,  teils  gefangen  habe  n.  s.  w.^ 
Verdächtig  erscheint  die  chronologische  Angabe:  1572,  die  aber 
auf  einen  Schreibfehler  Brotzes  oder  einen  von  ihm  unbeachtet 
gebliebenen  Fehler  des  Übersetzers  m^^  zurückzuführen  sein, 
denn  Wenden  huldigte  Magnus  bekanntlich  am  2.  August  1577. 
Doch  sonst  erscheint  diese  Klage  durchaus  glaubwürdig;  die  als 
Führer  der  aufrührerischen  Bürger  genannten  Personen  sind  aus 
sonstigen  Zeuffnissen  bekannt.  Das  zeitlich  nächste  Dokument, 
welches  Alt- Wenden  nach  Arrasch  verlegt,  ist  eine  Oüterrevision 
vom  Jahre  1590  (lit.  Metrik  IV  A  Nr.  20).  Hier  heisst  es  (ich 
übersetze  aus  dem  Polnischen):  „etwa  eine  Meile  vom  Schlosse 
(i.  e.  Wenden)  liegt  ein  zweites  Vorwerk  „Stara  Kies^  dtes 
Gemäuer  am  See.^  In  der  Revisio  Privile^orum  von  1599  wird 
das  alte  Schloss  gar  nicht  erwähnt,  das  Gebiet  aber,  den  vor- 
liegenden Dokumenten  aus  der  Ordenszeit  folgend,  „territoriun^ 
Argis^  genannt. 

Der  nächste  Zeuge  für  die  Berechtigung  der  Volkstradition 
ist  der  von  Th.  Schiemann  herausgegebene  älteste  Kataster  lAw^. 
lands.    Hier  heisst  es  (S.  76):   Jzw  den   kirchen   zu  Wenden 


234 

sowoll  in  der  stadt  alsz  anszen  der  stadt  [sc.  Caiharinenkirehe] 
ist  nichts  ahn  landtoütem  bolesen.  Der  paster  prediget  beide 
sprachen,  dess  gibt  ttine  der  radt  seine  besoldonge,  bei  der  her- 
meister  zeitten  hat  der  paster  seine  besoldnnge  auch  von  dem 
haosse  ^hatt  Zw  der  kirchen  zn  alten  Wenden  sein  haken  —  6, 
einfnsslingh  — 9.*^ 

Die  Yisitatio  Livonicamm  ecdesiaram  des  J.  1613  ^^e  ich 
nicht  heranzuziehen,  obgleich  das  Protokoll,  welches  zu  Wenden 
am  8.  August  niedergeschrieben  worden,  sich  mit  dem  zn  Wanden 
am  23.  September  abgefassten  nicht  reimen  will.  Da  das  zweite 
Protokoll  ganz  klar  die  Verhältnisse  in  der  Stadt  Wenden  im 
Auge  hat,  so  hat  schon  Bange  die  Visitation  vom  8.  Aagnst  auf 
Arrasch  bezogen.  Doch  erscheint  es  mir  verdächtig,  dass  von 
einer  Ciyitas  v  endensis  gesprochen  wird. 

Während  die  1633  erscnienene  Karte  des  Mercator  den  Ort 
,iAris"  benennt,  finden  sich  in  Prozessakten  des  Ho^erichts 
Zeugenaussagen  aus  den  Jahren  1632  bis  1651,  welche  Arrasch 
mit  Alt -Wenden  identifizieren.  Beide  Namen  erscheinen  in  !der 
Auskunft,  die  ein  bäuerlicher  Zeuge  über  seinen  Wohnort  gibt: 
er  wohne  bei  Alt-Wenden  und  sein  Gesinde  heisse  Amsch 
Pawell. 

Einige  Jahre  später,  Ao.  1669,  wird  in  Wenden  eine  Kirchen- 
Tisitation  abgehalten.  Aus  dem  Protokoll  (Konsist.- Arch.  Nr.  44) 
geht  hervor,  dass  die  Bauern  ihre  alte  Kultusstätte  nicht  ver- 
gessen können,  sondern  ihre  Toten  zu  Alt-Wenden  begraben. 
Als  im  Jahre  1672  mehrere  fiingepfarrte  des  heutigen  iSrasch- 
schen  Kirchspiels  beim  schwedischen  Gouvernement  darum  peti- 
tionieren, die  Arraschsche  Kirche  möge  wieder  hersestellty  die 
vom  Hofe  Schloss  Wenden  eingezogenen  Kirchenländereien  und 
Pfarräcker  wieder  herausgegeben  und  das  Kirchspiel  wieder  als 
selbständiges  konstituiert  werden,  da  es  früher  keine  Filiale 
gewesen,  protestiert  der  Oberkirchenvorsteher  Hanson,  zugleich 
'  Inspektor  der  GbLenstiemschen  Güter,  in  seiner  Replik  gegen  die 
Bezeichnung  ,, Arraschsche  Kirche^,  indem  er  schreibt:  ^Solche 
verfallene  steinerne  Kirche  ist  die  wahrhafte  alte  Wendische 
Stadt-  und  Hauptkirche  gewesen,  dabei  vor  400  und  mehr  Jahren 
das  Schloss  sampt  dem  Etädtchen  erbaut,  nachffehends  aber,  ob 
difficultatem  loci  et  commoditatem  omnium  aumtorum,  nur  situ 
etwa  auf  V«  Meilen  eben  wieder  in  selbiger  Arraschschen  Wacke 
und  zwar  recht  in  meditallio  des  ganzen  Kirchspiels,  damit  die 
anderen  zum  Wendenschen  Kirchspiel  gehörigen  Wacken  der 
Kirche  desto  näher  angel^en^  eben  auch  vor  euichen  100  Jahren 
zurucl^el^et,  dess  Scmoss  Wenden  vormaliges  Flecken  demoliret 
und  die  diu*zu  gehörige  Kirche  nicht  de  facto,  besondem  de  jure 
saero  et  ecdesiae  consilio  verlassen  worden**«  •  • 

Anck  in  diesem  Berichte,  so  viel   auch  daran  auszuselEeii 


236 

ist,  spricht  sich  die  Tradition  ans,  dass  Alt-Wenden  auf  der 
Stelle  des  heutigen  Arrasch  gestanden.  Diese  Überliefemng  ist 
auch  in  die  Wackenbncher  der  schwedischen  Zeit  fib^egan|^9 
wo  es  z.  B.  1688  heisst:  Schloss  Wenden  hat  die  Fischerei  in 
der  Arraschschen  See  unter  Alt-Wenden.  Dieselbe  Bezeichnung 
findet  sich  for  die  Ruine  auch  auf  der  schwedischen  Karte  der 
Arraschschen  Pastoratsländereien  von  1689.  Diese  Tradition 
veranlasste  den  Holsteiner  Matthias  Simonis,  der  gegen  Ende 
des  17.  Jahrhunderts  Pastor  zu  Arrasch  wurde,  sich  in  seinen 
Hingaben  ans  Konsistorium  zu  unterschreiben:  ,,pastor  palaeo- 
wendensis^,  und  hat  schliesslich  ihren  Ausdruck  gefunden  in  der 
Umschrift  des  Kirchensiegels:  ^Sirillum  ecclesiae  Palaeowen- 
densis^.  Ob  dieses  Siegel  erst  auf  Bergmanns  Veranlassung;,  der 
1771  Pastor  von  Arrasch  wurde,  gestocnen  worden,  wie  Vierhuff 
behauptet,  weiss  ich  nicht,  da  keine  Nachrichten  darüber  vor- 
liegen. Die  HjrpoÜieBe,  die  sich  in  dieser  Umschrift  ausspricht, 
ist  jedenfalls  nicht  von  Bergmann  geprägt  word^.  er  hat  sie 
vorgefunden  in  Dokumenten  und  in  der  volksuberlieferung,  in 
welcher  sie  bis  auf  den  heutigen  Tae  lebendig  ist. 

Gestutzt  auf  das  beigebrachte  Material  muss  ich  Bielenstein 
widersprechen:  die  Frage,  wo  die  Burg  Alt-Wenden  gelegen, 
iBt  noch  nicht  endgültig  entschieden,  und  habe  ich  es  gewagt, 
vor  die  Oesellschaft  zu  treten  mit  dem  Ertrag  meiner  Forsoiungen 
und  der  Bitte,  mir  zu  helfen,  damit  die  Frage  wirklich  zum  Ab- 
schluBS  gebracht  werden  kann.  Das  Urkundenbuch  ist  soweit 
vorgeschritten,  dass  man  wohl  mit  Sicherheit  annehmen  kann, 
dass  aus  der  Ordenszeit  kein  weiterer  Nachweis  zu  eiirarten  ist. 
Für  die  polnische  Zeit  stehen  nur  die  Revisionen  der  Metrika 
zur  Yerf&gung,  und  diese,  soweit  sie  nicht  Urkunden  der  Ordens- 
zeit rekapitulieren,  nennen  den  Ort  ^Stara  Kies^  =  Alt-Wenden, 
was  von  den  Schweden  aufgenonmien  wird.  Es  müssen  also  die 
Polen  die  Überlieferune  vorgefunden  haben,  da  für  sie  kein 
Orund  vorlag,  diesem  Ort  einen  anderen  Namen  zu  geben,  da 
mit  ihm  kein  grosser  Grundbesitz  verknüpft  war,  während  sonst 
wohl  Fälle  bekannt  sind,  wo  man  versucht  hat,  alte  Urkunden 
zu  fruktifizieren,  indem  man  die  Identität  der  dort  genannten 
Güter  mit  einem  schönen  Besitz  behauptete.  Lic^  kein  Grund 
vor  zur  Annahme,  die  Burg  Aries  sei  aus  habsüchtigen  Motiven 
oder  aus  willkürlicher  Identifizierung  zum  Namen  Alt-Wenden 
gekommen,  so  ist  das  Umgekehrte  leichter  zu  erklären.  Das 
alte  Schloss  lag  am  Arraschschen  See  und  in  der  Arraschschen 
Wacke,  da  lag  es  nahe,  den  Namen  Aries  auch  aufs  Haus  zu 
fibertn^en,  um  Verwechselungen  mit  Neu-Wenden  vorzubeugen. 
Übrigens  sind  es  nur  2  Schri&tücke^),  in  denen  die  Bezeichnung 

t)  In  den  von  Arbosow  genannten  Doknmenten  ans  den  Jahren  1410, 
1468,  1545  nnd  1547  kann  Aiies  nur  Name  des  Sehkwsee  0ein. 


236 

Aries  direkt  anfs  Schloss  bezogen  werden  moss:  die  „neae 
schreckliche  Zeitung*'  und  der  Brief  der  Herzogin  Anna«  In  den 
nbrigen  Dokumenten  kann  Aries  sehr  gut  nur  Name  des  Gebiete 
oder  des  Sees  sein,  da  es  heisst:  „im  Gebiet  und  Kirchspiel  su 
Aries^,  „der  Hof  bei  Aries^  u.  s.  w.  Dass  aber  der  See  dem 
Schlosse  den  Namen  gegeben  und  nicht  das  Gegenteil  statte 
gefunden,  glaube  ich  d^aus  folgern  zu  dürfen,  dass  im  Nachbar- 
kirchspiel Serben  sich  auch  ein  Ahrais-See  findet.  Ob  der  Name 
livischen  oder  lettischen  Ursprungs,  ist  noch  nicht  entschieden. 
Im  estnischen  Livland  gibt  es  eine  Reihe  von  Arro,  Arrohof 
und  Arromois,  im  Kirchspiel  Pyha  auf  ösel  hat  nach  Klopmann 
ein  Hof  Aries  existiert;  im  lettischen  Livland  findet  sich  Arras 
im  Bqjenschen  und  Ahreeschu  zeems,  ein  Gesinde  im  Drostenhof- 
schen  Kirchspiel,  sowie  Arishof  bei  Tuckum« 

Es  wäre  aber  auch  möglich,  dass  nur  die  Kirche  die  älteste 
in  dieser  Gegend,  die  erste  Wendensche  Kirche  ist,   und  eine 

Spätere  Zeit  irrtümlich  den  Namen  auch  auf  die  Burg  ausdehnte, 
as  hohe  Alter  der  Kirche  beweisen  die  9  Fuss  dicken,  auch 
heute  noch  etwas  unebenen  Mauern.  Die  Wendensche  St.  Jo- 
hannis-Kirche  ist  erst  1284  vollendet  worden,  während  1224 
schon  fiber  den  der  Kirche  zu  Wenden  gebührenden  Zehnten 
Bestimmungen  getroffen  wurden,  und  auch  vor  Ankunft  Wilhelms 
V.  Modena  hier  ein  christliches  Gotteshaus  erbaut  gewesen  sein 
wird,  ebenso  wie  an  den  übrigen  Zentren  des  eroberten  Livlands, 
wenn  auch  die  Origines  dessen  nicht  Erwähnung  tun.  Der 
Orden  ist  nicht  so  eifrig  im  Erbauen  von  Kirchen  gewesen,  dass 
man  annehmen  könnte,  die  Kirche  zu  Arrasch  sei  nach  Voll- 
endung der  stattlichen  Kathedrale  zu  Wenden  erbaut  worden. 
Von  dieser  alten  Wendenschen  Kirchspielskirche  hat  dann  viel- 
leicht das  später  gegründete  Schloss  die  Benennung  Alt-Wenden 
erhalten,  als  die  alten  Herren  dieser  G^end  neuen  Gewalt- 
habern Platz  machen  mussten.  Es  erhebt  sich  aber  sofort  eine 
weitere  Frage.  Hat  die  Erbauung  einer  Burg  Arrasch  nach  der 
von  Wenden  eine  innere  Berechtigung?  Kelch  und  Arndt  frei- 
lich setzen  iur  diesen  Bau  das  Jahr  1226  an  (Chronologie  der 
Reimchronik  I),  ich  meine  aber  trotzdem  diese  Frage  verneinen 
zu  können.  Ein  innerer  Grund  für  den  Bau  eines  festen  Hauses 
an  dieser  Stelle^  nachdem  die  Burg  Neu -Wenden  sich  schon  in 
manchem  Kampr  bewährt  hatte,  lässt  sich  meines  Erachtens  nicht 
finden.  Die  Halbinsel  am  Arraschschen  See  erhebt  sich  nur 
sehr  massig  über  das  umgebende  Terrain.  Da  die  Kriegszüge 
jener  Zeit  meist  im  Winter  stattfanden,  so  gewährte  der  See 
keinen  Schutz.  Was  sollte  endlich  eine  Bu^  an  dieser  Stelle? 
Der  Orden  hat  Schlösser  gebaut,  um  sich  Zentren  zu  schaffen 
Ar  die  Beherrschung  einer  Landschaft.  Dieses  Zentrum  war 
mit  Wenden  vorhanden;  oder  er  führte  seine  Burgen  auf,  wn 


237 

die  Grenzen  za  schützen  oder  wichtige  Strassen  zu  sperren, 
beide  Absichten  konnten  hier  nicht  mitgewirkt  haben,  es  lief 
hier  keine  Grenzlinie,  nnd  als  Sperrfort  für  Wenden  war  die 
Ariesborg  an  dieser  Stelle,  südlich  von  Wenden,  unbrauchbar. 
Gegen  die  EinfäUe  der  Litauer  erbaut,  hätte  sie  mehr  nach 
Westen  liegen  müssen,  etwa  an  der  Einmündung  =  der  Ammat  in 
die  Aa^um  den  Übergang  über  die  Ammat  auf  der  Strasse  Sege- 
wolde -Wenden  zu  verhindern.  Als  Vorwerk  g^en  die  Bussen 
hätte  sie  in  nordöstlicher  Richtung  erbaut  we^en  müssen:  von 
Trikaten  her  brachen  die  Russen  häufig  herein.  Seiner  topo- 
graphischen Lage  nach  konnte  Arrasch  nur  die  Strasse  Wenden- 
Nitau  bewachen,  eine  Etappe  sein  zwischen  zwei  Ordensschlössern, 
die  nur  32  Werst  Ton  einander  liegen. 

Ein  abschliessendes  Urteil  wwe  ich  nicht  zu  fallen,  da  ich 
mich  zu  sehr  als  Partei  fühle.  Schon  die  Mühe,  die  es  dem 
Landischen  kostet,  bei  seinen  seltenen  Besuchen  unserer  Metro- 
pole die  hiesigen  Archive  und  Bibliotheken  zu  durchstöbern, 
vergrössert  sicherlich  unbewusst  und  ungewollt  das  Gewicht  der 
Gründe  pro  und  contra.  Schliesslich  gibt  es  doch  vielleicht, 
obgleich  ich  glaube,  von  den  Herren  Baron  Bruiningk  und  Busch 
mit  Rat  und  Tat  unterstützt,  das  ganze  Material  beigebracht  zu 
haben,  noch  Dokumente  aus  der  späteren  Ordenszeit,  die  noch 
nicht  gedruckt  vorliegen,  oder  Zeugnisse  aus  polnischer  und 
schwedischer  Zeit,  die  herangezogen  werden  können. 

Ausser  dem  historischen  nahe  ich  auch  ein  praktisches  Inter- 
esse an  dieser  Frage.  Meine  Gemeinde  will  durchaus  —  so 
lebendig  ist  die  Tradition  —  das  700jährige  Jubiläum  unserer 
Kirche  feiern.  Solch  Jubiläum  darf  aber  doch  nicht  in  der 
Luft  stehen.  Ist  aber  Arrasch  mit  Alt -Wenden  identisch,  oder 
wenigstens  die  Arraschsche  Kirche  die  alte  Wendensche  Kirch- 
spielskirche, dann  könnten  wir  als  Gründungsjahr  1206  woU 
ruhig  annehmen  und  nach  2  Jahren  unser  Fest  begehen. 


183.  Tenaudng  am  10.  HoTember  \m. 

Der  Präsident  Oberlehrer  Bernhard  Hollander  eröffnete 
die  Versammlung  durch  die  Mitteilung,  dass  das  ordentliche  Mit- 
glied, der  Sekretär  der  Grundbuchabteilung  zu  Fellin  Max  y. 
Tobien,  am  16.  Oktober  zu  Emhof  gestorben  sei. 

Die  Versammlung  ehrte  das  Andenken  des  Verstorbenen 
durch  Erheben  von  den  Sitzen. 

Der  Präsident  erinnerte,  indem  er  auf  das  im  Saal  ange- 
stellte Bildnis  des  Burgermeisters  Johann  Ohr istoph  Schwartz 


288 

(geb.  den  19.  Jaaur  1722,  geet  den  7.  Norember  1804)  hinwies, 
daran,  daas  jetzt  gerade  ein  Jahrhondert  vergangen  sei  seit  dem 
Todestage  dieses  als  Patrioten,  Gelehrten  and  Menschen  gleidi 
herrorragenden  Mannes,  der  am  11.  November  1801  unter  ansser- 
gewöhnlichen  Ehrenbezeogangen  zur  Rahe  bestattet  wnrde.  Herr 
Sekretär  Arend  ▼.  Berkholz  habe  es  frenndlichst  übernommen, 
am  heutigen  Tage  die  Bedeutung  des  Bürgermeisters  J.  G. 
Sohwartz  für  unsere  Vaterstadt  zu  schildern  und  damit  das 
Gredltohtnis  dieses  Mannes  neu  zu  beleben,  der  an  der  Spitze 
einer  langen  Reihe  für  die  battische  (Geschichtsforschung  hm-ror- 
ragend  titiger  Juristen  steht  und  der  von  C.  E.  Napiersky  der 
scharfsinnigste  unter  unseren  Historikern  genannt  wurde. 

Auf  Aufforderung  des  Präsidenten  erhob  sich  die  Yersamm* 
ung  Yon  ihren  Sitzen,  um  das  Andenken  des  Bürgermeisters  J.  C. 
Schwartz  zu  ehren. 

Der  Präsident  legte  ausser  anderen  Schreiben  geschäfUich» 
Inhalts  ein  Tom  Vorstände  des  Hansischen  Geschichts- 
Tereins  übersandtes  Preisausschreiben  f&r  eine  Geschichte 
der  deutschen  Seeschi£Eshrt  vor. 

Der  Präsident  teilte  mit,  dass  im  Direktorium  auf  Vorschlag 
des  Herrn  Bibliothekars  N.  Busch  die  Frage  erörtert  worden 
sei,  in  welcher  Weise  eine  Orientierung  über  Riga  betreffende 
topographische  Fragen  erleichtert  werden  könnte.  Es  ad  be> 
schlössen  worden,  im  Museum  einen  grossen  Stadtplan  Rigas 
aufzuhängen,  in  den  alle  topographisch  interessanten  Funde  ein- 
zutragen wären. 

Herr  Architekt  Hermann  Seuberlich  erklärte  sieh  auf 
Ansuchen  des  Präsidenten  bereit,  die  Leitung  dieser  Angelegen- 
heit in  die  Hand  zu  nehmen. 

Eine  Zuschrift  von  Herrn  Oberlehrer  Friedrich  y.  Eeussler 
in  Petersburg  wurde  vom  Präsidenten  verlesen.  In  Ergänzung 
früherer  Mitteilungen  in  den  Sitzungsberichten  vom  J.  1902  S.  74  tL 
und  vom  Jahre  1903  S.  110  über  die  Iversensche  Urkunden- 
sammlung in  Petersburg  berichtete  Keussler  über  einen  Katalog 
der  Bibliothek  des  Eonsulenten  Edmund  lyersen,  der  jetzt  in 


289 

den  Besitz  des  Herrn  Rechtsanwalts  Maximilian  Iversen  gelangt 
ist  (s.  nnten). 

Zu  ordentlichen  Mitgliedern  worden  anfgenommen  die 
Herren  Wilhelm  Oraf  Stenbock-Fermor  sn  Nitan,  Pastor 
Maximilian  Stephany  in  J&rgensbnrg,  Oberlehrer  Jnri  Nowo- 
selow,  Pastor  Dr.  Ohristoph  v.  Schröder  in  Nenermfihlen 
und  Oberlehrer  Panl  Gonradi  in  Riga. 

An  (beschenken  für  die  Bibliothek  waren  dargebracht 
worden:  1)  Tom  Herrn  Bibliothekar  der  Stadt  Berlin  Dr.  Arend 
Bnchholtz  dessen  Werk:  Die  „Yossische  Zeitung^.  Geschicht- 
liche Bfickblicke  auf  drei  Jahrhunderte.  Zum  29.  Oktober  1901. 
Berlin  1904.  4^;  2)  vom  Herrn  Onstav  Joppich:  Manuskripte 
des  Dichters  Viktor  y.  Andrejanoff;  3)  vom  Herrn  Oberkassierer 
der  Rigaschen  Stadtkasse  Alexander  Ereyenberg:  Wilh.  H. 
A.  Ereyenberg,  Geschichte  der  Familie  Ereyenberg.  1609  bis  1904 
Als  Manuskript  gedruckt  Schleswig  o.  J.  8^;  4)  vom  Herrn  BibBo- 
tliekar  der  livländischen  Ritterschaft  E.  y.  Löwis  o-t  Menar 
dessen  Aufsatz:  Zwei  Dünainseln.  Ausschnitt  aus  der  «Dfina- 
Zeitung^  1904;  5)  von  FrL  E.  y.  Schinekell:  ältere  Earten, 
Wappenabbildungen  etc.;  6)  yon  Herrn  Erich  Seuberlich: 
Autograph  des  Musikdirektors  Heinrich  Dom  u.  a. 

F&r  das  Museum  waren  folgende  (beschenke  dargebracht 
worden:  1)  yon  Sr.  Exzellenz  dem  Herrn  Paul  yon  Schwanen- 
borg:  ein  silberner  Becher  mit  Deckel  und  Jahreszahl  1810;  2 
goldene  Ringe;  eine  goldene  Damenuhr  mit  Perleneinfassung  und 
ein  Damen -Schmuckkästchen  aus  Strohgeflecht;  2)  yon  Herrn 
Bibliothekar  N.  Busch:  ein  silbernes  Petschaft  mit  den  Initialen  0. 
F.  B.;  3)  yon  Fräulein  Eawall:  eine  Apotheker-Reibschale  aus 
Achat;  4)  yon  Fräulein  Nandelstädt:  2  in  Oold  und  Perlen  ge- 
fasste  Broschen  mit  Jahreszahl  1852;  5)  yon  Herrn  Erich  Seuber- 
lich: ein  Miniaturbildnis  auf  Elfenbein;  6)  yon  Herrn  Julius  Pe- 
tersen: ein  grosser  Fingerring  mit  in  Achat  geschnittenem  Eopf; 
7)  yon  Herrn  not.  publ.  Ootthard  Wulffius:  eine  goldene  email- 
lierte Damenuhr;  8)  yon  Fräulein  Charlotte  Wilcken:  ein  Feuer- 
zeug mit  Schwamm  und  Stahl  aus  dem  Jahre  1880  und  diyerse 


240 

andere  Sachen;  8)  von  Herrn  E.  G.  v.  Sengbnsch:  einRUdier 
auf  Elfenbeinstäben  nnd  ein  hölzerner  Pfeifenkopf  mit  Knpfer- 
und  Messingverzierung. 

Für  das  Münz-  nnd  Medaillenkabinett  waren  G^chmke 
dargebracht  worden  von  Fränlein  E.  v.  Schinckell,  Herrn  E. 
G.  vi  Sengbnsch  nnd  Herrn  0.  Jaksch  jun. 

Herr  Sekretär  Arend  v.  Berkholz  gab  eine  eingehende 
Darstellnng  des  Lebens  and  Wirkens  des  Bigaschen  Bnrger- 
meisters  Johann  Christoph  Schwär tz,  gestorben  am  9.  November 
1804.  Der  Vortrag  ist  im  Rigaschen  Almanach  for  das  Jahr 
1905  znm  A\)dnick  gelangt. 

Herr  Inspektor  E.  Mettig  lenkte  die  Aufmerksamkeit  der 
Forscher  auf  einen  zeitweilig  verlegt  gewesenen  Teil  des  Amts- 
bnchs  der  Bigaschen  Goldschmiede,  der  nicht  unwichtiges 
Material  zur  Eulturgeschichte  enthält,  und  führte  aus  ihm 
namentlich  eine  Inskription  an,  welche  sich  auf  die  durch  ien 
Eomtur  von  Goldingen  Ohristophor  von  der  Leie  bewerkstelligte 
Befürwortung  des  Goldingenschen  Goldschmiedes  Eüiaus  Schmied 
zu  'gunsten  seiner  Aufnahme  in  das  Amt  der  Bigaschen  €rold- 
schmiede  bezog. 

Herr  Inspektor  E.  Mettig  verlas  femer  eine  Besprechung 
zweier  im  Jahre  1904  erschienenen  historischen  Werke:  der 
Publikation  von  Aloys  Schulte  über  die  Fu^er  in  Born  1496 
— 1523  und  einer  Studie  von  M.  Jansen  über  Papst  Bonifaadus 
IX.  (1389—1404)  und  seine  Beziehungen  zum  Deutschen  BeicL 
In  Betreff  des  ersten  Werkes  wies  Beferent  auf  die  dankenswerte 
Erweiterung  unserer  Eenntnisse  über  die  Vorgeschichte  Johann 
Blankeüfelds  Mn  und  berichtigte  verschiedene  fehlerhafte  An- 
gaben, -die  sich  in  Schultes  Verzeichnis  der  deutschen,  polnischen, 
nordischen  und  ungarischen  Bischöfe,  die  von  1495— 15S0  ihre 
Würde  erhielten,  in  Bezug  auf  livländische  Bischöfe  finden.  Zu 
diesen  Fehlem  rechnete  Beferent  auch  die  Annahme  Schultee, 
dass  Ohristian  Bomhower  Bischof  von  Beval  gewesen  sei. 

In  Bezug  auf  das  Jansensche  Werk  hob  Beferent  eine  zuerst 
von  Th.  landner  angeführte  und  dann  von  M.  Jansen  wiederholte 


241 

Angabe  Dietrichs  ▼.  Nieheim  über  die  vom  Orden  an  die  Kurie 
für  die  Inkorporiemng  des  Rigaschen  Erzstifts  eingezahlte  Summe 
Geldes  hervor,  welche  mit  einer  aus  einer  Urkunde  uns  bekannt 
gewordenen  Notiz  nicht  übereinstimmt.  Die  Angabe  stammt  aus 
einer  Schrift  Dietrichs  von  Nieheim  über  das  Schisma.  In  Betreff 
dieses  Werkes  sprach  der  Vortragende  den  Wunsch  aus,  die 
livländischen  Historiker  möchten  es,  da  es  hier  zu  Lande  nicht 
zu  Rate  gezogen  zu  sein  scheint,  daraufhin  prüfen,  ob  es  nicht 
noch  andere  für  die  livländische  G^eschichte  zu  verwertende 
Nachrichten  enthalte*  

Haadflohriften  aus  der  Bibliothek  des  weiland  Eonsulenten 
Edmund  Iverseo. 

Von  Friedrich  v.  Kenssler. 


Über  die  gegenwärtige  Maximilian  Iversensche,  vormals 
lidmund  Iversensche  ürkundensammlung  habe  ich  in  den  Sitzungs- 
berichten der  Gesellschaft  für  (beschichte  und  Altertumskunde 
ans  dem  Jahre  1902  S.  74  f.  gehandelt  und  in  einer  ergänzenden 
Zuschrift  im  Jahre  1903  (Sitzungsberichte  S.  HO)  mit  Berufung 
auf  den  Aufsatz  weiland  Professors  Dr.  Fr.  Bienemann  „Ein 
estländischer  Hochverrathsprocess  im  Jahre  1605^  (Baltische 
Monatsschrift  Band  56  S.  1  f.)  die  Herkunft  wenigstens  der  wich- 
tigen Bestände  dieser  Sammlung  festzustellen  gesucht  Inzwischen 
ist  Herr  Rechtsanwalt  M.  Iversen  auch  in  den  Besitz  des  Katalogs 
der  Bibliothek  des  Konsulenten  Edm.  Iversen  gelangt,  der  sich 
bis  hierzu  im  Nachlass  des  Wirklichen  Staatsrats  Jul.  Gottl. 
Iversen  befunden  hat.  Dieser  „Katalog  meiner  Bibliothek^ 
ist,  wie  es  auf  dem  Titel  heisst,  „angefertigt  im  August 
1869*'  und  bildefc  einen  Folioband  von  84  beschriebenen  Seiten, 
dem  zu  Seite  26  noch  zehn  lose  Seiten  (26  a  bis  26  k)  beige- 
fügt sind.  Er  umfasst:  A.  Oeschichte  (S.  1  bis  27),  B.  Schöne 
Literatur  (S.  27  bis  49),  C.  Altklassische  Literatur  (S.  49), 
D.  Naturwissenschaften  (S.  51),  E.  Philosophie  (S.  52  bis  59), 
F.  Sprachwissenschaften  (S.  59  bis  63),  O.  Jurisprudenz  (S.  63 
bis  74).  H.  Theologie  und  Religion  (S.  81),  L  Mixta  (S.  83).  Die 
fortlaufende  Numerierung  reicht  bis  Nr.  1642,  und  im  ganzen 
werden  sechsunddreissig  Nummern  Manuskripte  aufge- 
zählt, von  denen  viele  eine  ganze  Reihe  von  Bänden  umfassen. 

Indem  ich  auf  die  Existenz  dieses  Katalogs  aufmerksam 
mache,  bemerke  ich,  dass  es  ursprünglich  meine  Absicht  gewesen 
18t,  die  dort  genannten  Handschriften  der  Reihe  nach  aufzuzählen 

16 


342 

und  ihnen  sowohl  die  Nummern  aus  den  beiden  Anfli^n  Ton 
Ed.  Winkelmanns  „Bibliotheca  Livoniae  historica^,  als  audi  die 
Angaben  darüber  beizufügen,  in  wessen  Besitz  die  Manu- 
skripte sich  gegenwärtig  befinden.  Doch  habe  ich 
schliesslich  ein  anderes  Verfahren  für  angebrachter  befunden, 
welches  den  Benutzem  der  gedruckten  Hilfsmittel  die  Orientierung 
besser  erleichtert:  es  sollen  vielmehr  die  einzelnen  Manu- 
skripte nach  der  zweiten  Auflage  Winkelmanns  ge- 
nannt und  ihnen,  soweit  es  möglich  ist,  die  betref- 
fenden Nummern  aus  der  ersten  Auflage  und  die 
anderen  Notizen  hinzugefügt  werden.  Das  hier  zum 
ersten  Mal  zusammengestellte  Verzeichnis  aus  der  zweiten  Auf- 
lage Winkelmanns  weist  fünfunddre issig  Nummern  aui| 
während  das  Verzeichnis  in  der  ersten  Auflage  S.  399  nur 
achtzehn  Nummern  enthält;  die  zweite  Auflage  bietet  also  ein 
erhebliches  Plus,  und  der  Iversensche  Katalog  selbst  nennt,  wie 
gesagt,  sechsunddreissig  Nummern.  Wo  nur  eine  Nummer  ange- 
geben ist,  bezieht  sie  sich  auf  die  zweite  Auflage  Winkelmauins; 
wo  zwei  Nummern  vermerkt  sind,  ist  die  erste  die  der  zweiten 
und  die  zweite  die  der  ersten  Auflage. 

286.   Gesammelte  Urkunden  und  Dokumente.   Hss.,  fol.   Aus 
dem  Nachlasse  E.  Iversens.  Beval,  Estl.  BibL  V,  2736. 

2911.  Inquisition  über  die  Güter  Estlands,  v.  J.  1712.    Orig., 
3717;       Mss.,  fol.    Reval,  Estl.  Bibl.  V,  2320. 

2912.  InquisitionsprotocoUe,   Arrende- Abrechnungen  etc.  der 

3718.  üi  Estland  unter  Disposition  des  Gouvernements  ste- 
henden publiquen  Güter,  wie  des  Fürsten  Menschi- 
kows  gewesene  Häuser  und  Plätze  von  Ao.  1720— 
1733.  Orig.,  Mss.,  543  S.  fol.  Herr  Konsulent  lyersen 
—  jetzt? 

2913.  Estl.  Landrolle  von  1732  und  1739.    Mss.   Beval,  EsiL 

3719.  Bibl.,  Iversen:  Collect.  Esthon.  Nr.  167. 

2914.  Landrolle  von  1739  über  die,  welche  Güter  besitzen, 
3720^  ohne  verbriefte  Edelleute  zu  sein.    Ibid.  Nr.  173. 
2916.  Landrolle  von  dasz  Hertzogthum  Ehstland  nebst  die  Insuln 
3722.  Dagdö  und  Wormsö,  worinnen  die  Natur  derer  Güther 

nach  der  Beduction,  wie  auch  die  alte  schwedische 
Haakenzahl  und  die  Ao.  1757  Revisions,  nebst  Ao. 
1765  Haakenzahl  nach  der  lezteren  B^ulirung  mit 
derer  ietzigen  Possessores.  Mss.,  46  Bll.  U.  8^  Beval, 
Herr  Konsulent  Iversen  —  jetzt? 

3526.   Paucker,  G.  J.,  Abschriften  und  Auszüge  der  gericht^ 

4515.       liehen  Erkenntnisse  und  Entscheidungen   der  Ober 

behörden  weu^en  Aufrechterhaltung  der  EgL  Schwe* 

dischen  den  freien  Bauern  der  Insel  Worms  wiederholt 


243 

ertheilten  Rechte  and  IVeiheiten.    Mss.,  20  BU.  fol. 
Beval,  Herr  Konsulent  Iversen  (jetzt?). 

6372.  Gollectanea  Estonica.    Mss.,  732  S.  4<>.   Beval,  Estl.  Bibl. 

V,  2305  (Iversen). 

6373.  Gollectanea  Estonica.    Mss.,  Bd.  I— VII,    fol.   Ibid.  V, 

2075.  2331  (Iversen). 
6596.   Altes  Register  des  Archivs  der  Grossen  Gilde.    Mss.,  fol. 

Reval,  Iversen  —  jetzt? 
6600.  Ordnung   der   S.  Canuti- Gilde- Aemter.     Mss.  sec.  18. 
4350.       Reval,  Estl.  Bibl.,  Iversen:  Coli.  Eston.  49.   S.  I*- 
6603.  Privilegien  und  Schrs^en  der  Duhmschen  Gilde  zu  RevaL 
4330.       Mss.,  19  Bl.  fol.    Keval,  Iversen  (jetzt?). 
6743.   Allgemeiner  Schrägen  fnr  die  Ämter  der  Stadt  Reval 
4407.       1665,  in  einer  am  19.  Mai  1726  beglaubigten  Abschrift. 

12  Bl.  fol.    Reval,  Herr  Konsulent  Iversen   (jetzt?). 

6746.  Schrägen  des  Amts  der  Maurer  auf  dem  Dom.    Mss.,  28 

4327.  Bl.  fol.    Reval,  Herr  Konsulent  Iversen  (jetzt?). 

6747.  Schraten  des  Amts  der  Fleischhauer  auf  derSchloss- Juris- 

4328.  diction.  Mss.,15Bl.fol.  Reval,Herr  Kons.  Iversen  (jetzt?). 

6748.  Desgl.    der  Lein-    und  Drellweber  unter  der  Schloss- 

4329.  Jurisdiction.    Mss.,  14  Bl.  fol.    Ibid. 

851.  Carte  des  Herzogthums  Ehstland.    1766.    Mss.    Reval, 

8265.  Konsulent  Iversen,  jetzt? 

4743.  Nachrichten    von   der   estländischen   alten  Münze  und 

1541.  Mannbusse.  Mss.  sec.  18,  fol.    Reval,  Iversen:  Collect. 

Esthonica. 

2906.  Ehstl.  Munster- Rolle  von  1639.    Mss.   Reval,  Estl.  Bibl. 

3709.  (Iversen:  Collect.  Esthon.  Nr.  170). 


2906. 
8710. 
2907. 

8711. 


EsÜ.  Land-  und  Munster-Rolle.  1663.  Mss.  Ibid.  Nr.  174. 
EhsÜ.  Land-Matrikel,  März  1666.    Mss.  Ibid.  Nr.  166. 

ö=Ycr  Land-  und  Munsterrolle  von  1678.    Mss.  Ibid.  Nr.  172. 

6876.  K^el:  Kirchenvisitation  i.  J.  1593.    Mss.    Reval,  Estl. 

Bibl.,  Iversen:  Collect.  Esthon.    4^    S.  45. 

6877.  —  Kopie  der  in  der  Blechkapsel    des  Turmes  der  St. 

Michaeliskirche    befindlichen   Papiere    (1639—1827). 

Reval,    Estl.  Bibl.,  Iversen:    Collect.  Esthon.   fol.  V, 

263-269. 
6906.  Rogö:  Privilegien  der  Rogöschen  Bauern.    Reval,  Estl. 

Bibl.,  Iversen:  Coli.  Esthon.  fol.  VH,  66—73. 
6946.   Wiems:  Brief  lade  von  Kalkofen,  Habbinem  und  Wiems. 

Pergam.  und  Pap.   Reval,  Kons.  Iversen — jetzt  wo? 

16* 


344 


6947.  Wiems:  Kaiserliche  Bestätigung  der  Ofiter  Wiems  und 
Brigitten  durch  den  Herzog  von  Holstein-Beck  an 
Oraf  Stenbock,  4.  Juli  1760.  Prachturkunde  mit  dem 
Kaiserlichen  Siegel  in  silberner  Kapsel.  BeTal, 
Konsulent  Iversen  —  jetzt  wo? 

Die  Urkunde    ist  von    der  Witwe  Ed.   iTersens  dem 
Grafen  Stenbock- Wie  ms  geschenkt  worden. 

6161.  Urkunden  aus  russischer  Zeit.  Mss.,  2  Bde.  fol.  St.  Pe- 
tersburg, J.  Iversen. 

Gegenwärtiger  Besitzer:  M.  Iversen,  S.-B.  1902  S.  76. 

6152.  Miscellanea  historica,  gesammelt  von  E.  Iversen«  H88.| 
1  Bd.  fol.    Eeval,  Estl.  Bibl.  V,  2319. 

5287.  AlteVerordnungen  (1650  — 0.1770).    Mss.,fol.    St.  Pe- 

tersburg, J.  Iversen  (aus  dem  Nachlasse  seines  Bru- 
ders E.  Iversen). 

Gegenwärtiger  Besitzer:  li.  Iversen,  S.-B.  1902  S.  75. 

5288.  Verhandlungen  zwischen  Schweden  und  Bussland  in 

der  2.  Hälfte  des  17.  Jahrh.    Mss.,  fol.    St.  Peters- 
burg, J.  Iversen. 

Gegenwärtiger  Besitzer:  M.  Iversen,  S.-B.  1902  S.75. 

5289.  Sammlung  von  Urkunden  aus  schwedischer  Zeit   Mss., 

10  Bde.  fol.  (fast  nur  Originale).    Ibid. 

Gegenwärtiger  Besitzer:  M.  Iversen,  S.-B.  1902  S.  76. 
10118.  Buxhöwden:   Stammtafel  der  Grafen  B.    Reval,  EsÜ. 

Bibl.,  Iversen:  Coli.  Esten,  fol.  IH,  144. 
10120.   —  Aktenstucke  aus  der  Brieflade  der  Grafen  B.  zu 

Wiems.    Mss.,  fol.    Reval,  Kons.  Iversen  —  jetzt? 
4062.  Protokoll -Konzepte  des  Burggerichts  aus  dem  XVIL 
Jahrh.    Mss.,  1  Bd.  fol.  St.  Petersburg,  J.  Iversen. 
Gegenwärtiger  Besitzer:  M.  Iversen,  S.-B.  1902  8.  74. 

Im  „Katalog^   sind  nachfolgende  Manuskripte  ge- 
nannt, welche  von  Winkelmann,  soweit  ich  sehe,  nicht  erwUint 
werden. 
S.  1  Nr.  15.    G^ammelte  Urkunden  und  Dokumente,  fol. 
S.  1  Nr.  16.    Brieflade  von  Kalkofen,  Habbinem  u.  Wiems,  fol. 
S.  25  Nr.  445.    Dobermann,  Topographische  Nachrichten  von 

Esthland,  fol.,  5  Bände. 
S.  26  Nr.  496.    Yaria  Rossica. 
S.  26  c   Nr.  551.     (Gesammelte    Eri^snachrichten,     1812— 

1815,  fol. 
S.  26  c  Nr.  552.    Sammlung  von  Aktenstücken,  betreffend  die 

Stadt  Wesenberg  und  das  Gut  Wesenberg,  fol. 
S.  26  c  Nr.  555.    Berichte  des  Wesenbergschen  Magistrats  im 

J.  1784,  fol. 
S.  26  c  Nr.  556.    Königliche  Originalbriefe,  1601—1684,  foL 
S.  26  c  Nr.  557.    Antiquitäten.    Urkundensammlung  (1348— 

1696),  fol. 


24b 

S.  26  c  Nr.  558.    AUerhand  Eyde,  fol. 

S.  26  c  Nr.  565.    Deduktion,   betreffend  das  Pfandrecht  der 

Erben  des  Landrats  Christoph  Richter  in  den  Hapsalschen 

Oütem,  fol. 
S.  26  c  Nr.  568.    Esthono-Livonica,  4^ 
S.  26  c  Nr.  570.    Rossica.    2  Bde  8^ 
S.  26  c  Nr.  571.    Aktenstücke  aus    dem  Anfange  des  XIX. 

Jaüurhonderts,  fol.,  2  Bde. 
S.  26  c  Nr.  574.    Handschrifliiche  politische  Nachrichten  ans 

den  Jahren  1691  und  1692,  foL 
S.  26  d  Nr.  581.    Orafen-Diplom  der  Familie  v.  Behbinder,  IVo. 
S.  26  d  Nr.  594.    Die   von    dem   kommandierenden   General 

Friedrich  Grafen  Buzhöwden  in  den  Jahren  1805  und  1806 

geführte  ausländische  Korrespondenz,  fol. 
S.  26  f  Nr.  641.    Familienchronik  der  Burchard-Bellawary  de 

Sykawa,  4^ 

8dir  dankenswert  toäre  es,  wenn  die  gegenwärtigen  Besitzer 
der  in  beiden  Verzeichnissen  aufgezählten  Jfummem  etwa  beim 
Direktorium  der  Oesellschaft  für  beschichte  und  Altertumskunde 
sich  angeben  wollten,  damit  au4^h  die  zur  Zeit  als  verschollen 
anzusehenden  und  zu  einem  arossen  Teil  gewiss  sehr  wertvollen 
vormals  E.  Iversenschen  Handschriften  der  Forschung  zugänglich 
gemacht  würden  l 


tu.  (Jakns-)  VenuiHlng  an  f.  DeiCMber  MM. 

Der  Präsident  Oberlehrer  Bernhard  Hollander  eröffnete 
die  Versammlung  mit  der  Mitteilung,  dass  das  ordentliche  Mit- 
glied Herr  Nikolai  v.  Wahl  zu  Pajus  am  8.  November  ge- 
storben sei. 

Die  Versammlung  ehrte  das  Andenken  an  den  Verstorbenen 
durch  Erheben  Ton  den  Sitzen. 

Der  Präsident  gedachte  in  längerer  Bede  des  70.  Stif- 
tungstages der  Gesellschaft  (s.  unten). 

Der  Präsident  übergab  als  Gabe  von  Fräulein  E.  t.  Schlu- 
ck eil,  dargebracht  in  Anlass  des  7Öjährigen  Stiftungstages,  einen 
Ton  ihr  vergrösserten  Plan  der  inneren  Stadt  Biga. 

Die  Gesellschaft  beauftragte  den  Präsidenten,  der  Darbrin- 
gerin  ihren  Dank  auszusprechen. 

Der  Präsident  übergab  das  soeben  im  Druck  vollendete  2. 
Heft  des  19.  Bandes  der  „Mitteilungen  aus  der  livländischen  Ge- 


246 

schichte*^,  enthaltend  den  Abschlnss  der  von  Hermann  Baron 
Brniningk  verfassten  grossen  Arbeit:  Messe  and  kanoni- 
sches Stnndengebet  nach  dem  Branche  der  Bigaschen 
Kirche  im  späteren  Mittelalter. 

Es  wnrden  mehrere  Zuschriften  geschäftlichen  Inhalts  yer- 
lesen,  darunter  ein  Schreiben  der  Kaiserlichen  Moskauer  Ar- 
chäologischen Gesellschaft  mit  der  Einladung  zur  Teilnahme  an 
dem  13.  Archäologischen  Kongress,  der  im  August  1905 
in  Jekaterinosslaw  stattfinden  solL 

Zu  ordentlichen  Mitgliedern  wurden  angenommen  die 
Herren:  Werner  v.  Klot,  Oberlehrer  Moritz  Hellmann  und 
dim.  Obrist  Arthur  Garlblom. 

Auf  Vorschlag  des  Direktoriums  beschloss  die  (Gesellschaft 
aus  näher  angefahrten  Granden  wieder  das  Amt  eines  2.  Bi- 
bliothekars zu  kreieren  und  es  provisorisch  Herrn  magstd« 
bist  Eduard  Fehre  zu  übertragen« 

Es  fanden  die  statutenmässigen  Wahlen  statt. 

Zu  Direktoren  far  das  kommende  Vereinsjahr  wurden  die 
bisherigen  Direktoren  wiedergewählt,  und  zwar  die  Herren: 
Leonid  Arbusow,  Hermann  Baron  Brniningk,  Professor 
Dr.  Richard  Hausmann,  Ältester  Robert  Jak  seh,  Inspektor 
Konstantin  Mettig,  Alexander  Freiherr  v.  Rahden, 
Stadtarchivar  Dr.  Philipp  Schwartz  und  Gustav  v.  Seng- 
busch. 

Zu  Kassarevidenten  für  das  nächste  Jahr  wurden  die  Herren 
Ältester  Robert  Jaksch  und  Gustav  v.  Sengbusch  wieder- 
gewählt. 

Der  Schatzmeister  verlas  den  nachstehenden  Kassa- 
bericht für  das  verflossene  Gesellschaftsjahr: 

Einnahmen.  Rbi      ko^ 

Vortrag  vom  6.  Dezember  1903  in  Dokumenten  und 

in  barem  Gelde 17,296.  76» 

Die  Verteiliing  dieser  Smnme  aaf  die  einzeken  Kassen  ist  sn  ersehen 
aus  der  ZusimiiieoBtellimg  auf  S.  140  der  , Sitzungsberichte  aus  dem  Jahre 
1908«. 


247 

Bbl.       K«p. 

Transport    17,296.  75 
Dazu  kamen  im  Jahre  1903/1904: 

An  Mitgliedsbeiträgen 3,285.  — 

j,  Zinsen  und  Kursgewinn  beim  Ankauf  von  Wert- 
papieren            925.  38 

„  Eintrittsgeldern  ins  Museum  und  Erlös  aus  yer- 
kauften  Katalogen,  Publikationen  und  Du- 
bletten          518.  65 

„   Subventionen  und  Geschenken 1,944.  — 

Die  Mitgliedsgeldablösungen  der  Herren  Arthur 
y.  Wulf  zu  Lennewarden  und  August  Graf 
Meilin  zu  Lappier 200.  — 

^   Die  Bfickzahlung  der  voijährigen  Auslage  für 

die  Edition  von  „Buchholtz,  AktenstScke  etc.^  64.  39 

Zusammen    24,234.  17 
Ausgaben. 

Für  Neuanschaffungen,  Verwaltungsausgaben  und 
Buchbinderarbeiten  für  Bibliothek  und  Mu- 
seum      1,933.  26 

yy     Druck  und  Versendung  der  Vereinsschrifton .      2,041.  79 

„     Gehalte  und  Inkasso 978.  32 

9     die  „Livländische  (Jeschichtsliteratur^  an  Ho- 
norar             240.  — 

9     Schutzarbeiten  an  der  Schlossruine  in  Wenden 
als  ein  dem  dazu  erwählten  Komitee  erteiltes 

Darlehen 203.  76 

Verschiedenes 245.  58 


fi 


Zusammen     5,642.  71 

Bbl.     Kop.       Rbl.     Kop. 

Übertrag  zum  6.  Dezember  1904: 

L  Hauptkasse 5,657.  34 

Kapital  der  Stiftung  des  weil. 
Beichsratsmitgliedes  Georg 
V.  Brevem  (f  1892)    .    .    1,500.  — 
Kapital  der  Stifkung  des  weil 


Transport    7,157.  34     -    -  5,642.  71 


248 

BbL     Kop.       BVl.     Kop.        HhL     Ko^ 

Transport    7,157.  34     —    —    5,642.  71 

liYländi8ch.Landrat8  Oeorg 

Philipp  von  Stryk  (f  1893)      600.  — 
Kapital  der  abgelösten  Hit- 

gHedsbeiträge 700- ~  0457,^4 

II.  Kapital  zur  Anstellung  eines 

Kustos  für  das  Museum  .    4,537.  63 
Kapital  der  Stiftung  des  weiL 

Karl  Bernhard  v.  Wulf  zu 

Lennewarden  (f  1898)     .    1,000.  — 
Kapital  der  Stiftung  der  Er- 
ben des  weil.  Oskar  Ton 

SengbuBch  (f  1901)     •    .    2,100.  — 
Kapital    der    Stiftung    des 

Wirkl.  Qeheimrats,   Ober- 

hofineisters    des   Kaiserl. 

Hofes,  Senateurs  Emanuel 

Graf  Sievers 500.  — 

Kapital  der  Stiftung  der  Er- 
ben des  weil.  Kaufmannes 

und    erbl.    Ehrenbfiigers 

Georg  Alexander  Berteis 

(t  1900) 500.  - 

Kapital    der    Stiftung    der 

Firma  W.  F.  Hacker  in 

Biga  vom  Jahre  1904,  zur 

Erinnerung  an  ihre  Hun- 

der^ahrfeier    ....  500.  —  ^  j^^  ^ 

m.  Kapital  der  Prämie  der  Stadt 


Zusammen  24,234.  17 

Der  Einnahmeposten  von  1944  BbU  an  Subventionen  und 

Geschenken  setzt  sich  zusammen  aus  folgenden  Einzelzuwendungen: 


249 

1)  von  der  livläadischeii  Bitterschaft  als  Jahressübvention  1000 
Bbl«;  2)  Ton  der  Dmckerei  W.  F.  Hacker  in  Biga  zur  Erin- 
nerung an  die  Feier  ihres  hundertjährigen  Bestehens  500  Bbl.; 
3)  von  dem  Herrn  Bechtsanwalt  Erwin  Moritz  überwiesen  300 
Bbl.;  4)  von  Frau  y.  Ulrichen  geb.  Wilpert  zur  Erinnerung  an 
weil.  Heinrich  v.  Ulrichen  als  Beitrag  pro  1904  4  BbL;  5)  als 
Beitrag  zur  Herausgabe  der  „Livländischen  Geschichtsliteratur^ 
für  den  Jahrgang  1903  von  der  Kurländischen  Gresellschaft  für 
Literatur  und  Kunst  in  Mitau  60  Bbl.;  von  der  Gelehrten  Estni^ 
sehen  Gesellschaft  in  Jurjew  25  Bbl.;  von  der  Literarischen  Oe* 
Seilschaft  in  Fellin  15  BbL;  von  der  Altertumsforschenden  Oe- 
sellschaft  in  Pernau  15  Bbl.;  für  den  Jahrgang  1904  von  der 
Estländischen  Literarischen  (Gesellschaft  in  Beyal  25  Bbl.,  zu- 
sammen 1944  Bbl. 

Der  eigene  Beitrag  der  Oesellschaft  far  die  „Livländische 
OeschichtsUteratur''  pro  1903  betrug  100  Bbl. 

Die  W.  F.  Häcker-Stiftung  Ton  500  Bbl.  sowie  die  von 
Herrn  Bechtsanwalt  Erwin  Moritz  überwiesenen  300  Bbl.  wurden 
als  unantastbares  Kapital  der  Kustoskasse  zugeführt 

Da  die  zur  Listandsetzung  der  Wendenschen  Schlossruine 
in  Aussicht  genommene  Aufbringung  grösserer  Geldmittel  sich 
bisher  nicht  hat  ausfahren  lassen,  verschiedene  Arbeiten  aber 
unaufschiebbar  geworden  waren,  so  hat  die  Oesellschaft  zu  dem 
von  ihr  bereits  im  vorigen  Jahre  gespendeten  Beitrage  von  100 
Bbl.  auch  die  vorläufige  Deckung  der  aufgelaufenen  Bechnungen 
im  Betrage  von  203  Bbl.  76  Kop.  übernommen.  Die  Summe 
wurde  dem  mit  der  Leitung  der  ganzen  Angelegenheit  betrauten 
Komitee  (vergl.  S.  88  der  „Sitzungsberichte  aus  dem  Jahre  1903) 
in  Form   eines  unterminierten  Darlehens  zur  VerfQgung  gestellt. 

Das  Sonderkonto  des  Kapitals  der  Kulturhistorischen  Aus* 
Stellung  ist  mit  dem  6.  Dezember  d.  J.  geschlossen  worden.  Be- 
grfindet  aus  dem  Beinertrage  der  Ausstellung  vom  Jahre  1888, 
diente  die  Kasse  den  Spezialzwecken  des  Museums  und  hat  auch 
im  Jahre  1896  einen  namhaften  Beitrag  zur  Veranstaltung  der 
Ausstelltomg  znm  X.  archäologischen  Kongresa  in  Biga  geleistet 


260 

Der  nach  einer  grösseren  Anschaffimg  des  letzten  Jahres  in  ihr 
verbliebene  Best  von  82  Rbl.  ist  anf  die  Hauptkasse  übertragen 
worden. 

Die  Goldbestände  (&r  Martinsholm  und  die  Bnchholtz-Medaille 
(yergl.  S.  174  des  Berichts  von  1902  und  S.  141  des  Berichts  von 
1903)  sind  anch  im  abgelanfenen  Jahr  unverändert  geblieben. 

Nach  Bnckzahlnng  der  der  Hanptkasse  entliehenen  64  Bbl. 
39  Eop.  und  Deckung  einiger  kleiner  Ausgaben  konnten  for  den 
Fonds  zum  Druck  der  Buchholtz-Haterialien  359  Rbl.  15  Kop. 
vorgetragen  werden. 

Das  Kapital  zur  Herausgabe  des  Liv-,  Est-  und  Kurländi- 
schen ürkundenbuches,  welches  von  der  (JeseUsdiaft  verwaltet 
wird,  beträgt  12,479  Rbl.  63  Kop. 

Die  Herren  Kassarevidenten,  Ältester  Robert  Jaksch  und 
K.  O.  V.  Sengbuschy  gaben  zu  Protokoll,  dass  sie  die  Revision  der 
Kasse  vollzogen  und  alles  in  bester  Ordnung  vorgefunden  hätten. 

Der  Bibliothekar  verlas  folgenden  Rechenschaftsbericht: 
Im  (Geschäftsjahr  1904  hat  sich  die  Gesellschaft  ganz  besonders 
freiwilliger  Mitarbeit  für  die  Ordnung  der  Bibliothek  zu  erfreuen 
gehabt.  Yor  allem  war  es  der  Damenkreis  unter  Leitung  der 
Frau  Dr.  B.  Küsel,  der  hier  eine  sehr  erfolgreiche  Tätigkeit 
entfaltet  hat  Zum  Abschluss  gebracht  ist  die  Ordnung  der  sehr 
wertvollen  Serie  der  rigaschen  Theater-  und  Konzertaffich^ 
dann  die  umfangreichen  Bestände  der  Zeitungen;  geordnet  wurden 
ausserdem  von  Herrn  Dr.  A.  von  Bulmerincq  der  handschrifi- 
liehe  Nachlass  von  Dr.  Anton  Buchholtz,  von  Herrn  GutsbesitEer 
H.  Lasch  die  Abteilung  Lettica,  von  Herrn  Beamten  der  Rigaer 
Steuerverwaltung  August  Kraah  die  Abteilung  Pädagogica,  von 
Herrn  stud.  oec.  pol.  Eggert  die  Abteilung  Estonica.  Auch  in 
diesem  Jahr  sind  die  Bestände  der  Bibliothek  mehrfach  von  aus- 
ländischen Bibliotheken  in  Anspruch  genommen  worden.  Als 
Gegengabe  far  die  von  der  Gesellschaft  g^pr&ndete  Livonica- 
Abteilung  an  der  Leonina  in  Rom  hat  die  (Gesellschaft  eine  sehr 
wartvolle  Serie  von  Publikationen  des  vatikanischen  Archivee 
erhalten«    An  die  Nationalbibliothek  in  Turin  erfolgte  die  Üb^- 


261 

Sendung  einer  grösseren  Anzahl  von  Dubletten«    Der  Zuwachs 
der  Bibliothek  beträgt  430  Nummern. 

Der  stelWertretende  Museumsinspektor  legte  der 
Versammlung  seinen  Rechenschaftsbericht  für  d.  J.  1901  yor. 
An  Neuerwerbungen  f&r  das  Museum  sind  im  ganzen  94  Nummern 
hinzugekommen^   die  sich  in  folgender  Weise  gruppieren  lassen: 

Altsachen •    .    .    .    .      8 

Waffen 9 

Silber-  und  Ooldsachen  aus  neuerer  Zeit    ...    21 

Glassachen 4 

Keramische  Erzeugnisse 8 

Handiarbeiten 7 

Oegenstände  aus  Elfenbein  und  Bernstein  ...      2 

„  fi    Zinn  und  Messing 6 

Miniaturen 3 

Holzschnitzereien 7 

Musikalische  Instrumente 1 

Abzeichen 1 

Haushaltungsgegenstände 10 

Siegel 2 

Bilder 2 

Eisenarbeiten .      3 

94 
Der  Fremdenbesuch  des  Museums  belief  sich  vom  Dezember 
1903  bis  Dezember  1904  auf  2054  Personen,  gegen  2223  Per- 
sonen im  J.  1903;  er  hat  sich  somit  um  169  Personen  verringert. 
Es  lässt  sich  dieses  zum  Teil  wohl  dadurch  erklären,  dass  im 
Jahre  1903  von  dem  Herrn  Bibliothekar  Nik.  Busch  mehrere 
Spezialausstellungen  veranstaltet  worden  waren,  die  recht  lebhaft 
besucht  waren.    Es  sind  verkauft  worden 

1066  Billette  ä  20  Eop.  =  213  Bbl.  20  Eop. 
660        «       ä  10     «      =    66    „    -      « 
328       y,      ä30     ,      =    98    ,    40      , 

2054  Billette  =  377  RbL  60  Kop. 


862 

Der  Münzwart  berichtete,  dass  im  Laufe  des  Jahres  f&r 
das  Mfinz-  und  Medaillenkabinett  von  10  Personen  36  Stack  dar- 
gebracht worden  sind. 

Im  Anschloss  an  den  Jahresbericht  des  Bibliothekars,  in  dem 
über  die  freiwillige  Mitarbeit  mehrerer  Herren  und  namentlich 
eines  Damenkreises  unter  der  Leitung  der  Fran  Dr.  B* 
Efisel  geb.  von  Hohenhausen  an  der  Ordnung  der  Bibliothek 
berichtet  war,  sprach  die  Gresellschaft  ihren  warmen  Dank  für 
diese  wertvolle  Unterstützung  der  Zwecke  der  Gresellschaft  aus. 

Der  Bibliothekar  verlas  sodann  den  Akzessionsbericht 
über  den  verflossenen  Monat.  An  Geschenken  waren  dargebracht 
worden:  1)  vomEönigl.  Schwedischen  und  Norwegischen 
Konsulat:  Sundbärg,  La  Suöde,  son  peuple  et  son  industrie 
L  n.  Stockhohn  1900;  2)  von  E.  Behres  Verlag  in  Mitau: 
Oeuters  Baltischer  Taschen-Kalender  1905;  3)  von  Herrn  Ober- 
lehrer T.  Ghristiani:  Yor  dreissig  Jahren.  Erinnerungen  aus 
der  Felliner  Selekta.  S.-A.  a.  d.  Nordlivl.  Zeitung  1905;  4)  von 
Herrn  Oberlehrer  H.  Diederichs  in  Mitau:  L.  Urlichs,  Etwas 
von  Lenz,  a.  d.  Deutschen  Bundschau  1877  H.  8;  5)  von  Herrn 
Inspektor  K.  Mettig  dessen  Buch:  Baltische  Städte.  2.  verm. 
Aufl.  Riga  1905;  6)  von  Herrn  Prof.  Dr.  L.  Stieda  in  Kö- 
nigsberg dessen  Arbeiten:  Referate  aus  der  russischen  Literatur, 
S.-A.  a.  d.  Archiv  f&r  Anthropologie  U,  2,  3;  7)  von  Herrn  Dr. 
O.  Sodoffsky  in  St.  Petersburg  dessen  Aufsatz:  Zur  Schilderung 
der  Ankunft  und  Anwesenheit  der  Kaiserfamilie  in  Riga  im  Nov. 
1834,  a.  Rig.  Stadtblättw  1904  Nr.  31.  Unter  den  Tausch- 
schriften ist  im  Dezember  eing^angen  von  der  wissenschaftlichen 
Kommission  des  Lettischen  Vereins:  Ans  Lerchis-Puschkaitis, 
Latweeschu  tautas  teikas  un  pasakas.    YII.  I.    Wenden  1903. 

Für  das  Museum  waren  an  Geschenken  dai^ebracht  worden: 
1)  von  Baronesse  Erna  v.  Tiesenhausen:  eine  goldene  Uhr 
mit  Perlenrand  und  Emailmalerei;  ein  goldener  Ring  mit  Bubin 
und  Perlen;  2)  von  Herrn  Apotheker  H.  Stein  in  Mitau:  2 
alte  Apotheker-Standgefässe;  3)  von  Herrn  Stadtarchitekten  & 
Schmaeling:  2  eiserne  Scheren,  2  tönerne  Tdpfehen,  eine 


868 

eiserne  Engel  und  ein  gotisches  Oesimsstück  aus  Kalkstein;  4) 
von  Herrn  E.  O.  v.  Sengbnsch:  eine  geschliffene  Glasflasche; 
5)  von  Herrn  Dr.  A.  Zander:  eine  in  Perlen  genähte  Mappe 
(1850). 

F&r  das  M&nz-  nnd  Medaillenkabinett  waren  Oe- 
schenke  dargebracht  worden  von  den  Herren  Hermann  Baron 
Brniningk  nnd  Oskar  v.  Schilinzky. 

Herr  Hermann  Baron  Brniningk  machte  in  längerem 
Vortrage  erläntemde  Mitteilungen  in  Betreff  der  yod  ihm  ver- 
fassten  obenerwähnten  Abhandlung  und  berichtete  in  Anknfip- 
fung  hieran  über  die  im  Buche  der  Ältermänner  des  Bigaschen 
Ooldschmiedeamtes  enthaltenen,  auf  das  kirchliche  Leben  bezüg- 
lichen Aufzeichnungen  (s.  unten). 

Herr  Architekt  Dr.  W.  Neumann  machte  im  Anschluss  an 
seine  Arbeit  fiber  die  baltischen  (Goldschmiede,  ihre  Marken  und 
Werke  Mitteilung  von  mehreren  in  der  Eaiserlichen  Eremitage 
und  in  den  Eaiserlichen  Schlössern  befindlichen  Silberarbeiten 
rigascher  Goldschmiede  und  legte  Skizzen  von  den  hervorragen- 
deren Stücken  vor,  die  ihm  von  dem  Eonservator  der  Eremitage 
Baron  A.  v.  Fölkersahm  zur  Verfügung  gestellt  waren. 

Der  Sekretär  Dr.  A.  v.  Hedenström  referierte  über  ein 
im  Jahre  1904  erschienenes  Werk  von  W.  Nowodworski: 
BopB6a  sa  JbiBOHiK)  Mes;i(y  Mocsbod  h  P^^b»  HocnouToi)  1570 
—1582"  (s.  unten). 

Inspektor  E.  Mettig  brachte  als  Ergänzung  zu  früheren  Mit- 
teilungen über  die  Beziehungen  Rigas  zur  Fehme  (vergl.  Sitzungs- 
berichte pro  1886  S.  32  ff.  und  pro  1903  S.  14  ff.)  eine  weitere 
Nachricht  darüber,  die  sich  in  der  kürzlich  erschienenen  3,  u.  4. 
Lieferung  des  11.  Teiles  des  Urkundenbuches  der  Stadt  Lübeck 
findet.  Dort  ist  auf  S.  376  u.  377  sub  Nr.  355  eine  Urkunde 
vom  28.  Juni  1468  abgedruckt,  die  über  einen  von  der  Fehme 
anhängig  gemachten  Streit  zwischen  dem  rigischen  Ratsherrn 
Stephan  vame  Sande  und  den  Euratoren  der  Erbschaftsmasse 
des  lübischen  Ratsherrn  Wennemar  Overdijkes  handelt.  Der 
rigische  Ratsherr  Steffen  vame  Sande^  der  die  Euratoren  der 


264 

Overdijkesschen  NachlasseiiBchaft,  wohl  weil  er  sich  in  seinen 
Rechten  nnd  Ansprüchen  gekränkt  sah,  vor  dem  Fr^tahl  in 
Bavensberg  verklagt  hatte,  geht  auf  einen  Vergleich  ein,  den 
der  Bat  von  Lübeck  dem  Wunsche  der  Parten  gemäss  herbei- 
führt. Das  vom  lübischen  Rat  eingesetete  Schiedsgericht  bestinunt, 
dass  dem  BeyoUmächtigten  des  rigischen  Ratsherrn  Steffen  Tarne 
Sande,  seinem  Sohne  gleichen  Namens,  110  rheinische  Gulden 
anssozahlen  seien,  von  denen  aber  mit  Steffens  vame  Sande  Ein- 
willigung 10  Onlden  in  Lübeck  ^to  behoff  der  stoelheren^  zorfick- 
bleiben  sollen,  und  dass  die  von  der  Fehme  anhängig  gemachte 
Klage  hinftllig  geworden  sei.  Steffen  vame  Sande  erklärt,  mit 
dem  vorstehenden  urteile  vollkommen  einverstanden  za  sein. 

Wem  die  10  Oulden,  die  in  Lübeck  zum  Behuf  der  Stahl- 
herren zurückbleiben  sollten,  zugedacht  waren,  ist  nicht  klar. 
Sind  unter  Stuhlherren  die  Fehmrichter,  die  Schiedsrichter,  die 
lübischen  Ratsherren  oder  noch  andere  Personen  zu  verstehen? 

Der  Präsident  übergab  eine  bereits  früher  (s.  oben  S.  84) 
angekündigte  Arbeit  des  Herrn  Oberlehrers  Wladislaw  Lich- 
taro wicz  über  ^Livonica  in  römischen  Archiven  und  Biblio- 
theken^ (s.  unten). 

Zum  70.  Jahrestage 

der  Oesellsohaft  für  Geschichte  und  Altertomskimde 
der  Ostseeprovinzen  Rnsslands. 

Rede,   gehalten    am   6.  Dezember  1904  von    Bernh.   A.   Holländer. 

Meine  Herren  I  Wir  begehen  heute  den  siebzigsten  Stif- 
tunffstag  unserer  Gesellschaft.  Im  Leben  des  einzelnen  Menschen 
wird  der  70.  Geburtstag  jetzt  oft  besonders  festlich  b^angen, 
aber  es  hat  eine  solche  Feier  doch  immer  etwas  Wehmütiges  an 
sich,  denn  unwillkürlich  denkt  man  dabei  auch  an  Abschied- 
nehmen. Man  will  dem  Veteranen,  dessen  Tage  nach  den  Worten 
des  Psalmisten  gezählt  sind,  noch  einmal  die  ihm  gebührende 
Ehre  erweisen,  und  er  selbst  denkt  wohl  auch  daran,  allee,  was 
er  hier  auf  Erden  begonnen  hat,  zu  einem  guten  Abschloss  su 
bringen.  Man  schaut  an  einem  solchen  Tage  gern  zurück  in  die 
Yeivangenheit,  aber  nur  schüchtern  wagt  man  noch  einen  Aus- 
blick in  die  Zukunft.    Anders  ist  es  im  Leben  einer  Körperschaft 


%6 

einer  Gesellschaft,  wie  der  ansrigen.  Sieben  Jahrzehnte  sind 
aach  fnr  sie  ein  langer  Zeitranm,  und  wenn  es  sieben  Jahrzehnte 
eifriger,  fruchtbringender  Arbeit  gewesen  sind,  so  ist  ein  Bück- 
blick auf  dieselben  wohl  berechtigt  und  kann  uns,  die  wir  das, 
was  die  Väter  begonnen  haben,  fortsetzen  und  die  Fruchte 
ihrer  Arbeit  einernten  sollen,  nur  nützlich  sein,  aber  mit  diesem 
Zurückschauen  dürfen  und  sollen  wir  auch  einen  Ausblick  in  die 
Zukunft  verbinden,  denn  wir  dürfen  nicht  daran  denken,  uns  nun 
im  Alter  zur  Buhe  zu  setzen,  wir  müssen  die  Vorstellung  an  ein 
uns  möglicherweise  bevorstehendes  Ende  weit  von  uns  weisen, 
ja  wir  müssen  schaffen  und  arbeiten  für  unsere  Gesellschaft,  als 
wenn  ihr  ein  ewiges  Dasein  beschert  wäre.  So  gestatten  Sie 
mir  denn  am  heutigen  Gedenktage  ein  wenig  zurückzublicken  auf 
die  Anfänge  der  Gesellschaft  für  Geschichte  und  Altertumskunde 
und  in  der  Beleuchtung  der  augenblicklichen  Situation  unsere 
Aufgaben  für  die  Zukunft  zu  betrachten. 

Meine  Herren!  Viele  von  Ihnen  werden  sich  noch  der 
Jubelfeier  unserer  Gesellschaft  vor  20  Jahren  erinnern  und  der 
wohldurchdachten  Bede  unseres  damaligen  Präsidenten  Dr.  Georg 
Serkholz  eingedenk  sein.  Er  gab  eine  kurze,  aber  treffende  Ent- 
stehungsgeschichte unserer  Gesellschaft,  indem  er  den  damaUgen 
Stand  der  livländischen  Geschichtswissenschaft  charakterisierte 
und  die  Bedeutung  der  auf  Kosten  der  baltischen  Bitterschaften 
hergestellten  Abschriften  der  Urkunden  des  einstigen  Deutsch- 
ordensarchivs in  Königsberg  hervorhob.  Der  Gouvernements* 
Schulendirektor  Karl  Eduard  Napiersky,  der,  wie  Berkholz 
sagt,  „zuerst  unter  uns  mit  vollem  Bewusstsein  die  Forderung 
ernster  Urknndenforschung  in  den  Mittelpunkt  aller  historischen 
Arbeit  gestellt  hat^,  eröffnete  mit  der  1833  und  1836  erfolgenden 
Herausgabe  seines  Begestenwerkes,  des  Index  corporis  historico* 
diplomatici,  eine  neue  Epoche  der  livländischen  Geschichtsforschung. 
Ihn  bezeichnet  auch  Berkholz  als  den  eigentlichen  Gründer  unse* 
rer  Gesellschaft,  während  Pastor  Taubenheim,  dessen  Name  in 
der  Gesellschaftschronik  an  der  Spitze  der  Gründungsffeschichte 
gestellt  wird,  in  rühriger  Weise  und  mit  unermüdlichem  Eifer 
wohl  mehr  die  praktischen  Vorbereitungen  traf,  um  die  Gedanken 
Napierskys  zu  realisieren.  Wenn  letzterer  erst  nach  20  Jahren 
(lä64)  als  Präsident  an  die  Spitze  der  Gesellschaft  trat,  um  dieses 
Amt  dann  6  Jahre  lang  zu  bekleiden,  so  ist  er  doch  schon  vor« 
her  die  Seele  der  Gesellschaft,  ja  sogar,  wie  Berkholz  in  dem 
ihm  gewidmeten  Nachruf  (Mitteilungen  XI)  betonte,  ihr  eigent- 
licher Bepräsentant  nach  aussen  gewesen.  Er  hat  namentlich 
auch  die  Einrichtung  und  langjährige  Bedaktion  der  ,|Mitteilun<* 
gen  aus  der  livländischen  Geschichte*  geleitet 

Wenn   Berkholz   es   hervorhob,   dass   unsere  Gesellschaft 
wesentlich  zu  dem  Zweck  begründet  worden  sei,  um  die  liv- 


ländische  Geschichtsforschung  beim  Beschreiten  der  durch  Na- 
piersky  neueröffneten  Bahn  zu  unterstützen  und  zu  fordern,  so 
hat  er  damit  gewiss  das  Richtige  getroffen.  Es  sei  mir  aber 
gestattet,  zur  Ergänzung  des  damals  Gesagten  auf  die  Landes- 
verhältnisse der  dreissiger  Jahre  hinzuweisen,  die  meiner  Meinung 
nach  die  sympathische  Aufnahme  und  gunstige  Entwickelung  der 
Gesellschaft  für  Geschichte  und  Altertumskunde  mindestens  zu 
erklären  helfen. 

Ich  will  Sie  nicht  mit  einer  schon  oft  versuchten  detaillierten 
Schilderung  der  Zeitverhältnisse  am  Anfang  des  19.  Jahrhunderts 
belästigen.  Ich  muss  Sie  nur  kurz  daran  erinnern,  dass  nach  der 
Beendigung  der  Napoleonischen  Kriege  auch  für  unser  Heimat- 
land Jahre  des  inneren  und  äusseren  Friedens  eintraten.  Die 
damaligen  Zeitgenossen  fühlten  sich  ausserordentlich  behaglich, 
aber  Genusssucht  und  materielle  Gesinnung  griffen  immer  me&  um 
sich  und  fanden  kein  G^engewicht  in  dem  kirchlichen  Leben  jener 
Epoche,  das  ganz  unter  der  Herrschaft  einer  nur  wenig  fordernden 
Richtung  des  Rationalismus  stand.  Von  einem  speziell  livlän- 
dischen,  geschweige  denn  einem  ostseeprovinziellen  Landesbewnsst^ 
sein  war  in  jenen  Tagen  wenig  die  Rede.  Es  bedurfte  ernster 
Ereignisse,  um  die  Livländer  aus  diesem  behaglichen,  aber  gerade 
in  seiner  Harmlosigkeit  für  die  Zukunft  gefährlichen  Leben 
aufzurütteln. 

Heinrich  Schurtz  sagte  jüngst  in  einem  Aufsatze  in  der 
trefflichen  „Deutschen  Monatsschrift^:  „Das  Schicksal  Spaniens 
zeigt  uns,  wie  nur  im  Vorwärtsschreiten  das  Heil  eines  Volkes 
liegt,  das  im  Daseinskampfe  nicht  unterliegen  will;  das  Gl&ck 
der  idyllischen  Abgeschlossenheit,  der  träumerischen  Ruhe  ist 
fBr  uns  verloren,  und  nur  den  wachenden,  kampfesfrohen  Ge- 
schlechtern gehört  die  Welt.^  Denselben  Gedanken  hat  Heinrich 
Diederichs  bereits  im  Jahre  1870  auch  auf  unsere  livländi- 
sche  Geschichte  angewandt,  indem  er  schrieb:  „Eines  aber  kann 
jeder  aus  den  seltsam  verschlungenen  Schicksalen  unseres  Landes 
lernen:  niemals  hat  seinen  Bewohnern  ein  bequemer,  ruhige 
Friede  gefrommt,  in  harter  Not  und  schwerem  Kampf  ist  alles 
gegründet,  worauf  unser  Leben  steht.  In  dem  schweren  Ringen 
um  die  Existenz  erstarkt  die  politische  Kraft  und  Einsicht,  mit 
der  Grösse  des  Einsatzes  wächst  auch  die  Stärke.^  Ich  möchte 
es  daher  als  eine  günstige  EHigung  des  Schicksals  bezeichnen, 
dass  dem  idyllischen  Leben  ein  Ende  bereitet  wurde,  indem  sich 
die  gegen  unsere  Verhältnisse  gerichteten  Angriffe  mehrten. 
Diese  haben  in  unseren  Vorfahren  erst  das  Bewusstsein  unserer 
Eigenart  erweckt. 

Es  mögen  nur  wenige  Ereignisse  aus  den  dreissiffer  Jahren 
hervoi^ehoben  werden.  Im  Jahre  1832  wurde  das  Gesetz  für 
die  evangelisch -lutherische  Kirche  in  Russland  publiziert.    Das 


267 

baltische  Oebiet  verlor  damit  die  ihm  bisher  gewährleistete  Son- 
derstellung und  wnrde,  obgleich  seine  Vertreter  dagegen  heftigen 
Widerspruch  erhoben,  mit  der  gesamten  lutherischen  Kirche 
des  Reiches  unter  ein  gemeinsames  Oeneralkonsistorium  in  Peters- 
burg gestellt.  Im  März  1833  wurde  Graf  Uwarow  Minister  der 
Vol&saufklärung  und  besuchte  gleich  darauf  im  Sommer  desselben 
Jahres  Dorpat  und  andere  baltische  Städte.  Das  Ergebnis  waren 
Massregeln,  die  als  erste  Anfänge  der  Bussifizierung  unseres 
Schulwesens  bezeichnet  werden  können.  Im  Jahre  1835  wurde 
der  General  Craffström  Kurator  in  Dorpat.  Im  Jahre  1838 
reichte  Uwarow  dem  Kaiser  einen  Bericht  ein,  der,  in  auslän- 
dischen Blättern  yeröffentlicht,  eine  lebhafte  Abwehr  von  livlän- 
discher  Seite  hervorrief.  Zu  gleicher  Zeit  braunen  die  russi- 
schen Zeitungen  ihre  Angriffe  gegen  die  Ostseeprovinzen  zu 
richten;  sie  beklagten  sich  über  die  angeblich  unwürdige  Stellung 
der  Bussen,  die  nicht  gleichberechtigt  mit  den  Landesbewohnern 
seien,  und  griffen  die  von  den  Herrschern  gewährleisteten  Pri- 
vilegien an. 

Indem  die  Livländer  durch  dieses  Vorgehen  auf  die  Bedeu- 
tung und  den  Wert  ihrer  bisherigen  Entwickelung  hingewiesen 
wurden,  lernten  sie  erst  den  Schatz  achten,  den  sie  zu  behüten 
hatten.  Das  musste  notwendig  zur  Belebung  des  historischen 
Sinnes  führen,  das  musste  das  Verlangen  wachrufen,  „die  Schätze 
des  Altertums  und  der  Geschichte  vor  dem  Untergang  zu  retten^ 
und  die  Berechtigung  der  eigenen  Existenz  aus  der  Geschichte 
zu  erweisen.  Ich  glaube  nicht  zu  weit  zu  gehen,  wenn  ich  die 
Meinung  ausspreche,  dass  dieses  Moment  bei  der  Begründung 
und  ersten  Entwickelung  unserer  Gesellschaft,  vielleicht  noch 
mehr  oder  weniger  unbewusst,  auch  eine  Bolle  gespielt  hat. 
Beachtenswert  ist  es  jedenfalls,  dass  unsere  Gesellschaft  sich 
gleich  ein  weites  Progranun  stellte:  die  Erforschung  der  Ge- 
schichte der  gesamten  Ostseeprovinzen.  Während  wohl  sonst 
mit  Becht  behauptet  worden  ist,  dass  um  diese  Zeit  von  einem 
Zusammenhang  zwischen  den  3  Provinzen  in  keiner  derselben 
auch  nur  entfernt  die  Bede  war,  finden  wir  doch  in  unserer 
Gesellschaft  einen  solchen  von  Anfang  an  erstrebt;  sie  bildete, 
wie  damals  gesagt  wurde,  einen  ^  Vereinigungspunkt  der  wissen- 
schaftlichen Unternehmungen  der  einzelnen  Ostseeprovinzen". 

Nachdem  die  nötigen  Vorbereitungen  stattgefunden  hatten, 
traten  am  1.  Juli  1833  die  für  die  Idee  der  Gründung  unserer 
Gesellschaft  gewonnenen  Männer  zusammen,  um  über  einen  bereits 
ausgearbeiteten  Statutenentwurf  zu  beraten.  Dieser  wurde  ange- 
nommen, sodann  aber  zur  endgültigen  Bedaktion  desselben  und 
behu&  Erj^eifung  der  weiteren  Massregeln  ein  Komitee  eingesetzt, 
das  aus  lolgenden  5  Herren  bestand:  Pastor  Gustav  Beinhold 
Taubenheim,    Gouvernements  -  Schulendirektor    Karl    Ed.    Na- 

17 


268 

piersky,  Ho^erichtssekretär  Karl  von  Tiesenhausen,  Ho^erichts- 
assessor  Alex.  y.  Löwis  auf  Eaipen,  KoUegienassessor  Onstav 
Beinhold  Oeorg  t.  Bennenkampf.  Durch  Bchriftliche  Stimmea- 
abgaben  wurden  sodann  (November  1833)  gewählt  zum  1.  Präsi- 
denten Landrat  Baron  Hermann  v.  Campenhausen  und  zum  1. 
Sekretär  Pastor  Taubenheim,  der  aber  noch  vor  Eröffnung  der 
(Gesellschaft  nach  Petersburg  übersiedelte. 

Nach  Allerhöchster  Bestätigung  der  Statuten  fanden  am  5. 
Dezember  1831  die  konstituierende  Versammlung,  am  6.  Dezember 
die  feierliche  Eröffiiunffssitzung  statt.  Auf  der  ersteren  wurden 
zu  Direktoren  erwählt  die  Herren:  wortfuhrender  Bürgermeist^ 
Friedrich  Timm,  Hofgerichtssekretär  Karl  von  Tiesenhaoaen, 
Landmarschall  von  Osel  Peter  v.  Buxhöwden,  Vizepräsident  des 
Ho&erichts  August  v.  Löwis  zu  Bergshof,  Konsistorialrat  Dr. 
Karl  Ludwig  (frave,  Oberpastor  Hermann  Trey,  Landrat  Karl 
V.  Engelhardt  zu  Sohlen  und  Oberpastor  Matthias  Thiel.  Sekretär 
wurde  Bitterschaftsnotar  Ooswin  Baron  Budbei^,  Schatzmeister 
Kollegienassessor  v.  Bennenkampf,  Bibliothekar  Pastor  Dr.  Peter 
August  Poelchau,  Museumsinspektor  Pastor  Martin  Daniel  Taube. 

Aus  dieser  Liste  der  ersten  Bepräsentanten  unserer  Oesell- 
Schaft  ist  jedenfalls  das  eine  deutlich  zu  erkennen,  dass  die  Grün- 
dung derselben  als  ein  f&r  Stadt  und  Land  hochwichtiges  Ereignis 
betrachtet  wurde.  Beachtenswert  ist  auch  die  hervorragende 
Beteiligung  des  Adels  und  des  geistlichen  Standes  an  der  ersten 
Arbeit.  Dasselbe  finden  wir,  wenn  wir  das  Verzeichnis  der  82 
Stifter  der  Gesellschaft  durchsehen.  Von  ihnen  gehörten  38  dem 
Adel  an,  17  waren  Pastoren,  8  Professoren,  8  Lehrer,  10  sonstige 
Literaten,  1  Buchhändler.  Die  Kaufleute  fehlten  ganz,  und  erst 
in  den  nächsten  Jahren  traten  4  Kaufleute  in  die  G^ellschaft 
ein.  Auffallend  ist,  dass  der  Bigaer  Bat  nur  durch  ein  Mitglied 
vertreten  war  und  dass  die  Juristen,  die  später  so  hervorragende 
Mitarbeiter  wurden,  in  den  ersten  Jahren  nur  wenig  beteiligt 
waren.  Von  den  heutigen  532  ordentlichen  Mitgliedern  eehören 
nach  einer  ungefähren  Übersicht  215  dem  Adel  an,..o5  sind 
Juristen,  49  Kaufleute,  35  Pastoren,  28  Lehrer,  27  Ärzte,  25 
Techniker,  Chemiker  etc.,  13  Professoren  und  Dozenten,  9  Bedak- 
teure,  der  Best  verteilt  sich  auf  Fachhistoriker  (Bibliothekare, 
Archivare  (7),  Buchhändler  (5),  Apotheker  (7),  Landwirte,  Künstler 
etc.).  Es  ist  also  jetzt  eine  grössere  Mannigfaltigkeit  in  den 
Berufskreisen  eingetreten.  Eines  möchte  ich  aber  bedauernd 
hervorheben,  dass  wir  der  aktiven  Mitarbeiterschaft  der  Pastoren, 
namentlich  der  landischen,  fast  ganz  entbehren.  Eine  schöne 
Ausnahme  war  es  neulich,  dass  Herr  Pastor  Baerent  uns  durch 
einen  Vortrag  erfreute.  Auch  hat  Pastor  Schilling  in  Nitau 
wiederholt  sein  lebhaftes  Interesse  für  unsere  archäologischen 
Forschungen  bekundet. 


Eine  Geschichte  unserer  (Gesellschaft  ist  bisher  noch  nicht 
geschrieben  worden;  es  ist  mir  jetzt  auch  nicht,  bei  der  mir  nur 
Enapp  zugemessenen  Zeit,  möglich  gewesen,  mich  mehr  in  diesen 
Gegenstand  zu  yertiefeni  und  nur  dann  kann  ja  eine  solche 
(Geschichte  allgemeines  Interesse  beanspruchen,  wenn  der  von  der 
historischen  Gesellschaft  ausgehende  Einfluss  auf  die  gesamte 
Geschichtsforschung  unseres  Landes  in  den  verschiedenen  Zeit- 
abschnitten dargestellt  wird  oder  sonstige  mehr  allgemeine 
Gesichtspunkte  in  die  Darstellung  hineingebracht  werden.  Eine 
solche  (Geschichte  muss  wohl  schon  dem  75  jährigen  Jubiläum 
Torbehalten  bleiben.  Rein  äusserlich  betrachtet,  gewährt  unsere 
Gesellschaft  in  den  ersten  fünf  Jahrzehnten  ihrer  Existenz  das 
Bild  einer  gelehrten  Körperschaft,  die,  ohne  viel  Aufhebens  von 
sich  zu  macnen,  ruhig  und  stetig  ihre  Ziele  verfolgte.  Eine  all- 
mähliche Entwickelung,  ein  Fortschritt  war  namentlich  in  den 
Sammlungen  und  der  damit  in  Zusammenhang  stehenden  Lokal- 
frage zu  bemerken.  Während  man  zuerst  (18B4— 44)  im  Schlosse 
untergebracht  war,  fand  die  Gesellschaft  später  im  Bomhaupt- 
schen  Hause  ein  Unterkommen,  von  wo  sie  1857  in  das  alte 
Museum  (Gildstubenstrasse)  übersiedelte,  dessen  Bäume  sich  aber 
auch  bala  als  zu  eng  erwiesen.  Die  Zahl  der  Mitglieder  blieb 
in  allen  diesen  Jahren  ziemlich  stetig  dieselbe,  sie  scnwankte  nur 
zwischen  100^150  und  betrug^  mit  den  korrespondierenden  und 
Ehrenmitoliedem  über  2(X).  Die  Publikationen,  d.  h.  die  „Mit- 
teilungen ,  erschienen  im  ganzen  regelmässig,  so  dass  durch- 
schnittlich bis  1868  alle  drei  Jahre  ein  Band  erschien.  Darauf 
tritt  allerdings  eine  bedenkliche  Pause  —  aus  uns  unbekannten 
Gründen  —  ein,  indem  von  1868 — 75  gar  keine  „Mitteilungen'' 
herausgegeben  wurden,  und  auch  dann  brauchte  man  zur  Voll- 
endung des  12.  Bandes  noch  weitere  5  Jahre,  so  dass  im  Zeit- 
raum von  12  Jahren  (1868—80)  nur  ein  einziger  Band  erschienen 
ist.  —  Die  Protokolle  der  Versammlungen  wurden  in  verschie- 
denen Zeitschriften  veröffentlicht,  erst  seit  1873  wurden  Sonderab- 
drücke  in  den  „Sitzungsberichten^  gesammelt,  die  allmählich  eine 
immer  mehr  erweiterte  (Gestalt  angenommen  haben. 

Eine  wesentliche  Umgestaltung  ist  in  unserem  (Geschäftsleben 
erst  in  den  Jahren  1882 — 1884  eingetreten,  ja  ich  möchte  mit 
diesem  Zeitraum  eine  neue  Epoche  der  Geschichte  unserer  Ge- 
sellschaft beginnen  lassen.  Es  sei  mir  gestattet,  nur  ein  paar 
besonders  charakteristische  Momente  hervorzuheben. 

Im  Jahre  1882  wurde  auf  Antrag  unserer  Gesellschaft  bei 
dem  Stadtamt  die  Anstellung  eines  in  der  ürkundenarbeit  be- 
währten Historikers  zum  Stadtarchivar  erwirkt.  Im  selben 
Jahre  wurde  der  1883  verwirklichte  Plan  gefasst,  eine  kultur- 
historische Ausstellung  zu  veranstalten,  die,  von  ca.  11,(XX)  Per- 
sonen besucht,  einen  glänzenden  Verlauf  nahm.    Mit  Recht  sagte 

17* 


£60 

Berkholz  von  ihr:  ^Gerade  der  Aufgabe  einer  Anregung  des  histo- 
risohen  Sinnes  sind  wir  durch  diese  Ausstellung  in  ungewöhnlichem 
Masse  gerecht  geworden  und  es  will  mir  auch  scheinen,  als  ob 
die  Nachhaltigkeit  dieser  einmal  gegebenen  Anregung  schon 
sichtbar  zu  Tage  getreten."  Nur  das  Bewusstsein  (fieses  einen 
grossen  Ej'aftaufwand  erfordernden  und  doch  glücklich  zustande 
gebrachten  Werkes  habe  der  Gesellschaft  den  Mut  zur  Veran- 
staltung der  Jubelfeier  des  Jahres  1884  gegeben.  Diese  verlief 
in  überaus  erhebender,  die  Arbeitsfreudigkeit  stärkender  Weise 
und  führte  uns  viele  neue  Mitglieder  zu.  Im  selben  Jahre  1884 
erfolgte  die  Begründung  der  Abteilung  unserer  Gesellschaft  für 
den  Dombau.  Im  Jahre  1886  hielt  Alexander  Buchholtz  seinen 
folgenreichen  Vortrag  über  die  Notwendigkeit  eines  kulturhistori- 
schen Museums  in  unserer  Stadt  und  bereits  1890  konnten  wir 
uuBer  heutiges  Dommuseum  beziehen,  das  schon  nach  wenigen 
Jahren  der  Erweiterung  bedurfte.  Im  selben  Jahre  eröfhete 
Baron  Bruiningk  seine  präsidiale  Tätigkeit,  indem  er  den  An- 
trag stellte,  die  Gesellschaft  möge  ein  grosses  3  bändiges  Illustra- 
tionswerk  herausgeben.  Seiner  Initiative  und  umsichtigen  Lei- 
tung ist  die  glückliche  Vollendung  dieses  monumentalen  Werkes, 
dessen  Text  von  Anton  Buchholtz,  W.  Neumann  und  EL  v.  Löwis 
of  Menar  verfasst  wurde,  zu  verdanken.  In  dem  Jahre  1890 
wurde   femer   unserer  Gesellschaft  die  verantwortungsvolle  Auf- 

gabe  übertragen,  die  Herausgabe  des  liv-,  est-  und  kurländischen 
rkundenbuchs  zu  leiten.  Bereits  3  Jahre  darauf  erwirkte  sie 
eine  Erhöhung  der  Beiträge  der  beteiligten  Standschaften,  so  dass 
eine  zweite  hervorragende  Arbeitskraft  in  den  Dienst  des  ür- 
kundenbuches  gestellt  und  damit  eine  Beschleunigung  der  Arbeit 
bewerkstelligt  werden  konnte.  Im  Jahre  1892  wurde  das  von 
W.  Neumann  verfasste  Werk  ^Das  mittelalterliche  Riga'  von 
der  Gesellschaft  herausgegeben.  Das  regere  Interesse  des  Pu- 
blikums zeigte  sich  auch  in  der  wachsenden  Zahl  der  ordentlichen 
Mitglieder.  Im  Jahre  1890  war  sie  auf  248  gestiegen,  im  Jahre 
1893  betrug  sie  428,  jetzt  532.  Das  Jahr  1896  brachte  uns  den 
archäologischen  Eongress,  dem  wir  mit  einem  gewissen  Za^en 
entgegen  gingen,  der  dann  aber  einen  so  befriedigenden  Ver- 
lauf nahm. 

Meine  Herren!  Entschuldigen  Sie  diese  Au&ählung  der  Ihnen 
wohlbekannten  Daten.  Sie  schienen  mir  zur  Charakterisierung 
der  in  den  letzten  2  Jahrzehnten  in  unserer  Gesellschaft  herr- 
schenden Bestrebungen  unumgänglich  notwendig  zu  sein.  Ich 
möchte  mich  aber  dabei  gegen  den  Vorwurf  verwahren,  der  viel- 
leicht erhoben  werden  könnte,  als  wenn  ich  uns  rühmen  wollte, 
dass  wir  es  „so  herrlich  weit  gebracht"  haben.  Wir  wissen  ee 
alle,  dass  noch  manche  der  unserer  Gesellschaft  übertragen^i 
Aufgaben  der  Erledigung  harren,  dass  Arbeiten  geleistet  werden 


261 

müBSten,  die  im  Interesse  der  Geschichtsforschang  .dringend  not- 
wendig wären,  die  wir  aber  nicht  leisten  können,  weil  es  uns  an 
Arbeitskräften  maneelt.  Es  gilt  daher  alle  Kräfte  anzuspannen,, 
am  diese  herbeizuscnaffen. 

Merkwürdig  ist  es,  dass  diese  Epoche  regeren  historischen 
Strebens  wiederum,  wie  bei  der  Gründung  der  Gesellschaft,  zu- 
sammenfällt mit  ernsten  Ereignissen  unseres  politischen  Lebens. 
Im  Jahre  1878  wurde  die  neue  Städteordnung  eingeführt,  1885 
erfolgte  die  Absetzung  des  ersten  Rigaschen  Stadthaupts  Robert 
Bungner.  Das  Jahr  1889  ist  mit  seiner  Fülle  von  folgenreichen 
Voi^ängen  uns  wohl  noch  allen  unvergesslich:  es  brachte  die 
neuen  Gerichtsinstitutionen,  den  Beginn  der  jetzt  konsequent 
durchgeführten  Russifizierung  der  Schulen,  die  Aufhebung  der 
i^Riff.  Zeitung*,  die  Verbannung  angesehener  Bürger  unserer 
Stadt  u.  s.  w.  War  nicht  dieses  neu  belebte  historische  Interesse 
zum  Teil  auch  erweckt  worden  durch  den  Gedanken,  den  Qeotg 
Berkholz  bereits  im  Jahre  1864  aussprach,  indem  er  auf  die  Au^' 
gaben  unserer  Historiker  hinwies?  Er  sa^e  (Mitteilungen  XI 
Seite  286):  „Nehmen  wir  an,  dass  wirklich  der  Tag  kommen 
könnte,  wo  unsere  Geschichte  gänzlich  ausgespielt  hätte,  so  werden 
wir  ihr  durch  unsere  Geschichtsforschung  ein  Denkmal  ge- 
setzt haben,  das  in  seiner  Bedeutsamkeit  auch  mr  die  umliegenden 
Ländergebiete  wohl  noch  andere  700  Jahre  fiberdauert. '^  In  den 
80er  Jahren  machten  sich  die  einen  diesen  Berkholzschen  Ge- 
danken zu  eigen,  während  andere  wieder  die  Hoffnung  auf  die 
Zukunft  noch  nicht  aufgeben  und  sich  in  derselben  durch  die 
Betrachtung  der  Vergangenheit  stärken  wollten.  Wie  verschieden 
nun  aber  auch  die  Motive  gewesen  sein  mögen,  die  Tatsache 
steht  jedenfaUs  fest,  dass  in  den  letzten  Jahrzehnten  das  Ver- 
ständnis für  die  Bedeutung  der  von  unserer  Gesellschaft  ver- 
tretenen Arbeitsgebiete  gewachsen  ist,  und  damit  tritt  an  uns  die 
Frage  heran,  was  können  wir  dafür  tun,  dass  dieses  Interesse 
erhalten  werde?  Welche  Aufgaben  erwachsen  uns  aus  der  Ver- 
trauensstellung, die  man  unserer  Gesellschaft  in  den  letzten  Jahren 
eingeräumt  hat? 

Meine  Herren!  Entschuldigen  Sie,  wenn  ich  in  der  Beant- 
wortung dieser  Frage  mit  etwas  Selbstverständlichem  beginne. 
Es  muss  unsere  Arbeit  im  Kleinen  und  Grossen  durchdrungen 
sein  von  aufrichtiger  Liebe  zur  Heimat.  Es  ist  diese  ja  die 
Grundvoraussetzung  aller  unserer  Arbeit,  aber  es  kommt  darauf 
an,  dass  sie  auch  nach  aussen  hin  hervortritt,  dass  wir  auch  bei 
andern  diese  Liebe  pflegen.  Wenn  wir  solche  Liebe  säen,  dann 
werden  auch  wir  Liebe  ernten.  Gewiss  dürfen  wir  in  .unserem 
Verein  keine  Politik  treiben,  vielmehr  die  reine  Wissenschaft . 
pflegen,  aber  unsere  Geschichtswissenschaft  darf  nicht  interna- 
tional, sondern  muss  national  sein.    Das  hat  niemand  ^ohl  besser  . 


262 

hervorgehoben  als  Treitschke.  Er  sa^t  einmal:  „So  gewiss 
der  Mensch  nnr  yersteht,  was  er  liebt,  ebenso  gewiss  kann  nur 
ein  starkes  Herz,  das  die  Oeschicke  des  Vaterlandes  wie  selbst- 
erlebtes Leid  und  Olück  empfindet,  der  historischen  Erzählong 
die  innere  Wahrheit  geben.^  Treitschke  nennt  auch  Jene  blut- 
lose Olnektivität^,  die  gar  nicht  sagt,  auf  welcher  Seite  der  Dar- 
stellende mit  seinem  Herzen  steht,  das  gerade  Gegenteil  des 
echten  historischen  Sinnes.  So  wollen  auch  wir  bei  allen  unsem 
Arbeiten  Farbe  bekennen  und  wollen  mit  der  Geschichte  des 
Heimatlandes  auch  die  Liebe  zu  demselben  in  weiten  Kreisen 
zu  pfl^n  suchen.  Wir  müssen  meiner  Ansicht  nach  —  ich  habe 
das  schon  frfiher  betont  —  mehr,  als  es  bisher  eeschehen  ist, 
unsere  Geschichte  popularisieren,  wir  mfissen  zaUreiche  Leser 
zu  gewinnen  suchen.  Ich  weiss,  dass  ich  hierin  nicht  mit  allen 
meinen  Kollegen  übereinstimme,  aber  bei  allem  Respekt  vor 
gründlicher  Arbeit  und  ohne  für  Oberflächlichkeit  eintreten  zu 
wollen,  bin  ich  doch  gern  bereit,  bei  einer  historischen  Arbeit 
über  manche  Fehler  hinwegzusehen,  wenn  nur  die  Grundgedanken 
richtig  sind  und  sie  warm  und  anri^end  geschrieben  ist.  Besser 
ist  es  natürlich,  wenn  sich  alles  Gute  in  einer  Arbeit  vereint 
findet. 

Dass  es  sodann  unsere  Hauptaufgabe  ist,  für  die  darstel- 
lenden Arbeiten  die  nötigen  streng  wissenschaftlichen 
Grundlagen  zu  schaffen,  brauche  ich  in  dieser  Versammlung 
wohl  kaum  hervorzuheben.  Ohne  uns  besonders  rühmen  zu  wollen, 
darf  ich  doch  wohl  freudigen  Herzens  darauf  hinweisen,  dass  die 
von  den  Mitgliedern  unserer  Gesellschaft  geleistete  spezialwissen- 
schafüiche  Arbeit,  sowohl  was  die  Urkundeneditionen,  als  was 
einzelne  historische  Untersuchungen  anbetrifft,  stets  allgemein 
anerkannt  worden  ist.  Hier  gilt  es  also  nur  in  den  eingeschla- 
genen Bahnen  rüstig  vorwärts  zu  streben.  Ebenso  wird  die  Ge- 
sellschaft nach  vrie  vor,  des  bin  ich  sicher,  soweit  es  in  ihren 
Kräften  steht,  ihre  statutenmässige  Pflicht  erfüllen  und  die  Er- 
haltung alles  dessen  befördern,  was  auf  die  Geschichte  und  die 
Altertümer  der  Ostseeprovinzen  Bezug  hat  (Archive,  Baudenk- 
mäler u.  s.  w.). 

Die  archäologische  Forschung  ist  seit  Buchholtz'  Tod  leider 
sehr  zurückgetreten.  Hier  gerade  könnten  auch  nicht  fachwissen- 
schaftlich vorgebildete  Männer  gute  Dienste  leisten.  Eine  schwie- 
rige Aufgabe  wird  immer  darin  bestehen,  die  nötigen  Arbeits- 
kräfte herbeizuschaffen.  Unsere  Gesellschaft  befindet  sich  hierbei 
noch  immer  in  einer  verhältnismässig  glücklichen  La^e.  Wir 
werden  voraussichtlich  immer  einige  deutsche  Berufishistoriker 
zur  Verfügung  haben:  die  Herausgeber  des  Urkundenbuchs,  den 
Stadtbibliothekar,  unsem  Bibliothekar,  den  Archivar  der  Ritter- 
schaft u.  s.  w.,  aber  doch  genügen  ihre  Arbeitskräfte  nicht,  um  alle 


Aufgaben  zu  erledigen.  Wir  mnssen  fnr  neue  Kräfte  sorgen, 
das  ist  im  Augenblick  wesentlich  eine  Finanzfrage,  denn,  wie  ich 
höre,  gehen  jetzt  mehrere  junge  Historiker  der  Beendigung  ihrer 
Studien  entgegen.  Was  können  wir  tun,  um  sie  dem  Lande  zu 
erhalten?  Da  die  pädagogische  Tätigkeit  unseren  Historikern 
immer  mehr  verschlossen  wird,  ist  das  eine  Frage,  die  schwierig 
zu  lösen  ist,  aber  durchaus  erörtert  werden  muss.  Man  erwartet 
von  uns,  dass  wir  ihnen  nicht  nur  Arbeit,  sondern  auch  Unter- 
halt zu  verschaffen  suchen.  Wir  haben  darüber  geklagt,  dass  es 
an  Arbeitern  fehle;  jetzt  sind  Arbeiter  da,  Arbeit  ist  in  Fülle 
vorhanden,  nun  gilt  es  Mittel  zu  schaffen.  Wird  uns  das  ge- 
lingen? Werden  sich  immer  wieder  Opferwillige  finden,  die  uns 
solche  darbieten  ?  Jedenfalls  können  wir  uns  einer  ernsten  Prü- 
fung dieser  Fragen  nicht  entziehen. 

Ich  möchte  zum  Schluss  noch  einer  Anregung  gedenken,  die 
von  dem  Stadtarchivar  Mag.  Arnold  Feuereisen  ausgegangen 
ist  und  die  ich  der  heutigen  Versammlung  auch  vorlegen  möchte« 
Feuereisen  spricht  von  der  Notwendigkeit  der  Fürsorge  für  un- 
sere Archive  und  hebt  es  hervor,  dass  die  Lösung  dieser  und 
anderer  brennender  Fragen  die  Kräfte  einzelner,  aber  auch  ein- 
zelner Vereine  übersteige.  ,,Hier  kann"  —  so  fährt  er  fort  — 
^einzig  und  allein  der  genossenschaftliche  Zusammenschluss  zu 
gemeinsamem  Handeln  helfen.  Nicht  langwieriger  Organisations- 
arbeit oder  neuer  „Gründungen",  die  bei  uns  zu  Lande  nur  zu 
leicht  auf  unüberwindliche  Schwierigkeiten  stossen,  bedarf  es  zu 
diesem  Zweck,  nur  der  Anlehnung  an  bereits  Bestehendes.  Es 
ist  vielleicht  wenig  bekannt,  dass  bereits  seit  einigen  Jahren  an 
verschiedenen  Orten  des  Reichs  historisch-archäologische  Gebiets- 
versammlungen den  allgemeinen  archäologischen  Kongressen  er- 
folgreich an  die  Seite  getreten  sind.  Es  bedarf  kaum  näherer 
Ausführung,  wie  gerade  auch  bei  uns  eine  häufigere  persönliche 
Berührung  der  Fachgenossen  und  ein  direkter  Meinungsaustausch 
zur  Förderung  gemeinsamer  Ziele  beitragen  müsste,  sei  es  da- 
durch, dass  unsere  historischen  Vereine  der  Reihe  nach  Einla- 
dungen zu  einer  gemeinsamen  Sitzung  an  die  Vertreter  der 
Schwestervereine  ergehen  liessen,  sei  es,  dass  man  einer  den 
Ernst  der  Arbeit  und  der  Erholung  gleichmässig  zu  ihren  Bechten 
verhelfenden  Pfingstfahrt  nach  dem  Muster  der  berühmten  Hanse- 
ti^e  des  Hanse-Geschichtsvereins  den  Vorzug  geben  wollte.  Auch 
das  die  Heimatgeschichte  liebende  Laienelement  dürfte  bei  dem 
gehaltvollen  Vortrag  eines  illustren  Gastes  leicht  auf  seine  Bech- 
nung  kommen.  So  armselig  und  stiefmütterlich  aber  ist  keiner 
unserer  Vereine  bedacht  worden,  dass  er  seinen  Gästen  durch 
eine  bescheidene  Lokalausstellung,  durch  Ausflüge  zu  den  histori- 
schen Sehenswürdiffkeiten  des  Städtchens  und  seiner  nächsten 
Umgebung  nicht  Bdehrung  und  Genuss  bieten  könnte.^ 


264 

Ich  glaabe,  dieser  Vorschlag  Fenereisens  (vergL  Big.  Bund- 
schau  1904  Nr.  279  und  280)  ist  darchans  der  Beachtung  wert, 
unswer  Oesellschaft  durfte  aber  wohl  die  Aufgabe  zufallen,  auch 
hierin  die  Initiative  zu  ei^eifen. 

Neben  diesen  Beziehungen  zu  den  baltischen  Schwester- 
yereinen  müssen  aber  durchaus  auch  die  auf  dem  archilologischen 
Kongress  von  1896  angeknüpften  freundlichen  Beziehungen  zu 
den  gelehrten  Institutionen  des  inneren  Busslands  gepfl^  und 
die  Verbindungen  mit  den  ausländischen  historischen  Oesellsdiaften 
gefördert  werden.  Wir  müssen  eben  bedenken,  dass  wir  nach 
der  Un^estaltunff  der  Universität  Dorpat  immer  mehr  der  Gre- 
fahr  wissenschaftlicher  Isolierung  anheimfallen.  In  dieser  Be- 
ziehung muss  ich  dankbar  der  Bemühungen  unseres  früheren 
Präsidenten  Baron  Bruiningks  und  unseres  Bibliothekars  Nik. 
Busch  gedenken,  die  hoffentlich  auch  weiterhin  nach  dieser  Rich- 
tung tätig  sein  werden. 

Meine  Herren!  In  früheren  Zeiten  pflegte  man  wohl  mit 
vielen  Worten  sich  gleichsam  zu  entschuldigen  oder  zu  rechtfer> 
tiffen,  dass  man  soviel  Arbeit  und  Mühe  der  livländischen  Gre- 
sdiichtsforschung,  die  als  minderwertie  betrachtet  wurde,  zuwende. 
Heute  bedarf  es  dessen  nicht.    Wir  nalten  uns  an  das  Wort: 

Es  ist  das  kleinste  Vaterland 

Der  grössten  Liebe  nicht  zu  klein. 

Je  enger  es  dich  rings  umschliesst, 

Je  näher  wird's  dem  Herzen  sein. 
So  muss  uns  auch  die  Geschichte  dieses  kleinen  Vaterlandes 
teuer  sein,   und  ich  rufe  der  Gesellschaft  zur  weiteren  rüstigen 
Arbeit  in  den  kommenden  Jahrzehnten  ein  „Glück  auP  zu. 


Eirohliolies  aus  dem  Buche  der  Ältennänner  des  rigaschen 
Ooldschmiedeamtes. 

Von  H.  v.   Brainingk. 

In  der  vorigen  Sitzung  berichtete  Herr  Inspektor  K.  Mettig 
über  .eine  bemerkenswerte  gewerbegeschichtliche  Notiz  im  Buche 
der  Altermänner  des  rigaschen  Goldschmiedeamts.  Es  sei  ge- 
stattet, aus  demselben  Manuskript  an  dieser  Stelle  die  speziell 
auf  das  kirchliche  Leben  bezüglichen  Einträge  zum  Abdruck  su 
bringen  und  sie  durch  einige  Bemerkungen  einzuleiten,  als  Er- 
gänzung zum  Band  19  der  „Mitteilungen  aus  der  livländischen 
Geschichte^,  woselbst,  da  der  Textdruck  bereits  zum  Abschluss 
gelang  war,  unter  den  „Zusätzen  und  Berichtigunsen*  (S.  615) 
nur  ein  kurzer  Hinweis  Platz  finden  konnte.  Wohl  bat  Professor 
Wilhelm  Stieda  in  seinem  Aufsatz  „Aus   dem  Leben  des  Rigaer 


266 

Ooldfichmiedeamtes^  ^)  auch  einige,  das  kirchliche  Leben  der 
OoldBchmiede  betreffende  Eintri^e  berücksichtigt,  aber,  ent- 
sprechend dem  Yorzugsweise  gewerbegeschichtlichen  Inhalt  des 
Aufsatzes,  nur  beiläufig,  wobei  auf  einen  vollständigen  Abdruck 
des  Textes  natürlich  yerzichtet  werden  musste. 

Das  Buch  der  Ältermanner  des  Goldschmiedeamts,  wie  Stieda 
das  Manuskript  benannt  hat,  ist  anscheinend  1488  begonnen,  ent- 
hält aber  einige  in  das  Jahr  1482  zurückreichende  Einträge  und 
schliesst  mit  dem  Jahre  1596.  Es  besteht  gegenwärtig  aus  61 
Quartblättern  in  losen  Lagen,  die  kürzlich  wieder  geheftet  worden 
sind.  Ausser  der  ursprünglichen  Foliierung  mit  lateinischen  Zahl- 
buchstaben, findet  sich  eine  neuere  Foliierung  mit  Ziffern,  die 
mit  der  Blattzahl  99  endet.  Folglich  sind  zahlreiche  Blätter 
verloren  gegangen.  Wir  zitieren  nach  der  ursprünglichen,  bis 
Bl.  xl  reichenden,  Folienbezeichnung,  indem  wir  die  Vorder-  und 
Bückseiten  als  (a)  und  (b)  unterscheiden. 

Die  Einträge  sind  weder  fortlaufend  geführt,  noch  machen 
sie  auf  Vollständigkeit  Anspruch.  Schrift  und  Ausdrucksweise 
zeigen,  dass  von  den  Schreibern  einige  wenig  schreibkundig  ge- 
wesen sind.  Dadurch  wird  hin  und  wieder  das  Verständnis  er- 
schwert. Zudem  hat  die  Schrift  teilweise  durch  Feuchtigkeit 
stark  gelitten,  doch  blieben  von  den  uns  interessierenden  Stellen 
nur  wenige  Wörter  oder  Buchstaben  unleserlich.  Im  Abdruck 
sind  sie  in  eckige  Klammern  eingeschlossen.  Die  Abschrift  ei- 
niger schwer  lesbarer  Stellen  hatte  Herr  Dr.  A.  v.  Bulmerincq 
nachzuprüfen  die  Oe&lligkeit;  sie  wurden  von  ihm  ebenso  ge- 
lesen. Wir  haben  die  Einträge  in  chronologische  Ordnung  ge- 
bracht und  mit  fortlaufenden  Nummern  versehen.  Die  Durch- 
streichung mehrerer  Einträge  konnte,  weil  in  späterer  Zeit  erfolgt, 
hier  unberücksichtigt  bleiben. 

In  den  Einträgen  ist  von  zwei  Altären  des  Goldschmiedeamts 
die  Bede,  ohne  dass  gesagt  wäre,  in  welchen  Kirchen  sie  er- 
richtet waren.  Der  ältere  von  beiden,  der  bei  dem  Jahre  1488 
erwähnt  wird  und  dem  hl.  Eligius  geweiht  war,  lässt  sich  aus 
anderweitigen  QueUen  mit  Bestimmtheit  schon  1455  nachweisen 
und  der  st.  Petrikirche  zuweisen^);  vom  andern  Altar  erfahren 
wir  hier,  dass  er  1495  den  hl.  Erasmus,  Eligius  und  Katharina 
geweiht  wurde.  Sein  Hauptpatron  oder  Titmaris  war  demnach 
st  Erasmus.  Es  wäre  bequem  anzunehmen,  dass  sich  auch  dieser 
Altar  in  der  st.  Petrikirche  befunden  habe,  weil  alsdann  die 
Schwierigkeit  wegfiele,  dass  es  vom  Altar  der  Goldschmiede  in 
der  St.  Petrikirche  an  anderer  Stelle  einmal  heisst,  er  sei  unter 
der  Orgel,  dann  aber,  er  befinde  sich  an  der  Nordseite  oder  im 


1)  Balt  Monatmchrift  Bd.  36  y.  J.  1888  8. 20--S8»  115—143,  186-200. 
s)  Vgl.  MitteUnngen  Bd.  19  S.  396  ff. 


Chor').  Aber  abgesehen  davon,  dass  dasselbe  Amt  in  der  einen 
Kirche  schwerlich  zwei  Altäre  unterhalten  hätte,  und  auch  der 
Altar  unter  der  Orsel  oder  im  Chor  der  st.  Petrikirche  aus- 
drücklich als  dem  hl.  Eligius  geweiht  bezeichnet  wird,  während 
der  eine  von  beiden,  wenn  es  sich  in  der  Tat  um  zwei  verschie- 
dene Altäre  handelte,  doch  wohl  nach  dem  hl.  Erasmus  benannt 
worden  wäre,  —  weisen  sonstige  umstände  darauf  hin,  dass  der 
zweite  Altar  des  Ooldschmiedeamts,  der  st.  Erasmus-Altar,  im 
Dom  errichtet  war.  Aus  dem  Eintrag  n.  12  v.  J.  1496  erfaJbren 
wir  nämlich,  dass  das  Amt  der  Goldschmiede  durch  eine  eigene 
Stiftung  den  Oesang  der  berühmten  Marianischen  Antiphon  »Alma 
Redemptoris^ ')  zu^eich  in  der  st.  Petrikirche  und  im  Dom  sicher- 

festeilt  hatte,  woraus  zu  folgern  ist,  dass  das  Amt  zu  beiden 
lirchen  in  naher  Beziehung  stand.  Ferner  weiss  man  aus  an- 
derer Quelle  von  einem  dem  hl.  Erasmus  geweihten  Altar  im 
Glockenturme  des  Domes.  Er  wird  ein  einziges  Mal  (im  J.  1522) 
erwähnt,  wo  von  einer  Bentenzuschreibung  für  eine  an  diesem 
Altar  errichtete  Yikarie  die  Rede  ist,  ohne  dass  gesagt  ist,  wem 
der  Altar  gehörte  ^).  Es  ist  der  einzige  st.  Erasmus-Altar,  der 
in  Riffa  bisher  nachgewiesen  werden  konnte,  und  die  vereinzelte 
Erwimnung  in  später  Zeit  harmoniert  gut  mit  dem  Umstände, 
dass  der  st.  Erasmus-Altar  der  Goldscnmiede  erwähntermassen 
erst  1495  konsekriert  worden  war.  So  werden  wir  in  der  An- 
nahme kaum  fehlgehen,  dass  der  Altar  unter  dem  Glockenturme 
im  Dom  eben  jener  Goldschmiedealtar  gewesen  ist.  Dem  steht 
nicht  im  Weee,  dass  in  den  sog.  Kirchengerichtsprotokollen  des 
Domes  aus  dem  17.  und  18.  Jahrh.  wiederholentlich  von  einer 
.Goldschmiedekapelle^  die  Rede  ist,  die  sich  anscheinend  an  der 
Südseite  der  Kirche  befunden  hat^).  Nach  Beseitigung  der  Al- 
täre war  es  Sitte  geworden,  die  Kapellen  nach  den  in  ihnen 
befindlichen  Erbbegräbnissen  zu  benennen. 

Im  Buche  der  Ältermänner  handelt  es  sich  in  zwei  Einträgen 
(a.  d.  J.  1493  oder  1494  und  1496)  um  Rentenzahlungen  von  je 
6  Mark  für  kirchliche  Zwecke.  Die  daselbst  genannten  Personen, 
im  ersten  Falle  der  Ratsherr  Dietrich  Meteier,  im  andern  ein 
„Herr^  Nicolaus  Damerouw,  der  sich  unter  den  Ratagliedem 
nicht  nachweisen  lässt  und  in  dem  wir  folglich  wohl  einen  Qeislr 
liehen  zu  erblicken  haben,  wären  nach  dem  Aufsatze  in  der 
^Baltischen  Monatsschrift^^)  Schenker  der  betreffenden  Stiftunffs- 
kapitalien  gewesen.    Uns   erscheint  es  fraglich,   ob  hier  in  Ser 


1)  A.  a.  0.  S.  3d8  Anm.  2. 
«)  Vgl.  a.  a.  0.  S.  162  ff. 
9)  A.  a.  0.  S.  403. 

4)  YffL  Sechster  Bechenachaftebericht  der  Abteilung  der  GeiellacL  f. 
O.  Q.  A  ftr  den  Big.  Domban,  fOr  das  Jahr  1890,  S.  18. 
»)  A  a.  0.  sTßG,  127. 


267 

Tat  Stiftungen  vorliegen,  denn  wenn  es  schon  selten  Yorkam, 
dasB  Ämter  oder  Bmderschaften  von  Personen,  die  ihnen  nicht 
angehörten,  mit  derartigen  Stiftungen  bedacht  wurden,  solche 
Tielmehr,  wenn  nicht  eigens  hierzu  eingesetzten  Verwaltungen 
(Yormundem  oder  Yorstehern),  dann  dem  Rate  oder  den  Kirchen 
selber  anyertraut  zu  werden  pflegten,  —  so  muss  es  femer  auf- 
fallen, dass  hier  von  keinerlei  an  die  Stiftangen  geknüpften  Auf- 
lagen, namentlich  nicht  von  den  regelmässig  ausbedungenen  Seelen- 
messen, die  Rede  ist.  Es  handeU  sich  demnach  wohl  in  beiden 
Fiülen  lediglich  um  die  (entgeltliche)  Zession  von  Rentenforde- 
mngen  seitens  ihrer  derzeitigen  Inhaber,  von  denen  der  eine, 
Dietrich  Meteier,  seine  Deklaration  denn  auch  in  der  üblichen 
Form  im  städtischen  Rentenbuche  hat  verschreiben  lassen,  wäh- 
rend der  andere,  Nicolaus  Damerouw^  im  Rentenbuche  überhaupt 
nicht  vorkommt,  wohl  aber  um  die  ^eit  Rentenkäufe  verzeichnet 
stehen,  in  denen  es  sich  um  das  nämliche  Immobil  handelt  und 
die  Goldschmiede  ausdrücklich  als  die  Rentenkäufer  genannt 
werden  *). 

Auch  die  konfessionellen  Kämpfe  und  Wandelungen  haben 
im  Buche  ihre  Spuren  hinterlassen.  Was  noch  kürzlich  den  Ge- 
genstand eines  eifrig  gepflegten  Kultus  gebildet  hatte,  wird  nun- 
mehr verspottet,  so  in  der  Niederschrift  von  1526,  wo  es  von 
der  nach  Vereinbarung  mit  den  Armenvorstehem  der  neuen 
.Gottesordnung^  zugewendeten  Jahreszahlung  von  33  Mark  heisst, 
dass  diese  von  dem  Gelde,  „dar  se  de  olde  dullen  ffadesgewan- 
heit  mede  plegen  to  hebben^,  erfolgen  soll.  Den  Gfesamtbetrag 
der  seithengen  Aufwendungen  stellte  diese  Zahlung  freilich  noch 
lange  nicht  dar,  und  es  war  vorsichtigerweise  angezeigt,  nicht 
zu  sagen  „das  Geld^,  sondern  „von  dem  Gelde''.  Denn  wenn 
schon  allein  die  ständige  Zahlung  zum  Besten  der  die  Altäre 
der  Goldschmiede  bedienenden  beiden  Priester  in  den  letzten 
Jahren  je  19  Mark  betragen  hatte,  wozu  sich  als  feststehende 
Zahlung  die  bereits  erwähnte  Ausgabe  für  den  Gesang  „Alma 
Redemptoris''  gesellte,  nebst  den  mancherlei  Aufwendungen  für 
den  Unterhalt  der  Altäre,  vorzüglich  für  die  Wachskerzen,  so 
repräsentierte  auch  schon  das  Altargerät  einen  namhaften  Wert. 
Von  einem  Teil  des  silbernen  Altargeräts  erfährt  man  aus  einem 
Eintrag  von  1533,  dass  er  vom  Amte  als  altes  Silber  veräussert 
und  der  Erlös  darlehnweise  zum  Besten  des  Amtes  auf  Renten 
vergeben  wurde.  Anderes,  so  ein  Altarkelch  nebst  Patene,  war 
noch  1556  in  der  Amtslade  vorhanden,  in  späteren  Inventuren 
jedoch  geschieht  des  alten  Kirchengeräts  nicht  mehr  Erwähnung. 


1)  Siehe  unten  die  Anm.  zu  n.  9  und  12. 


1486. 

1.  „Item  BO  hebben  de  golsmede*)  gesellen  g^even  den  ^It^ 
emeden  to  holpe  to  der  kasel  x  mrc.  im  jor  Ixxzvj  jor.** 
BL  j». 

1488. 

2.  ,|I[nt3  jor  mcccc  in  dem  achtentachtentigesten  jore.^  Eb  Bind 
vOp  Bunte  JohanniB^  Symon  Messaw,  Hans  Kemtter  und  Ka- 
weB^)  SaBBinchhuBen  gleichzeitig  Meister  geworden.  Von 
ihnen  gab  Simon  Messaw  die  Kost,  während  die  beiden  an- 
deren so  viel  Geld  gaben,  wie  ihm  die  Kost  zu  stehen  kam, 
ein  jeder  20  Mark  rigiBch.  „. . .  van  dem  sulven  gelde  wart 
gestuget®)  eyn  stul,  de  dor  steyt  vor  dem  altare  sinte  Eloyen.^ 

3.  „Item  so  hebben  de  ffolsmede  gelent  den  gesellen  vj  mrc. 
to  dem  luchter,  de  dor  henget  vor  dem  altare,  im  jor  Izxxviij." 
Bl.  i\ 

Um  1488,  ohne  Jahr  und  Tag. 

4.  „Item  noch  isz  unsz  Symon  Messaw  Bchuldich^^  üij  mrc.  punth 
wasch,  dat  he  bracken  hadde  an  sinte*>  to  unssem  altare.* 
Bl.  ij\ 

5.  „Item  so  hebben  de  golsmede  gjedan  Jorj^en  Korve8z'>  vij 
Rolden  rinisch,  dor  schal  he  vor  koppen  üj  eleu  sammet  to 
der  kasel  v>,  dor  heft  Symon  Messaw  vorlovet.**    Bl.  ij». 

6.  „Item  hir  upp  entphangen  vj  mrc.  und  v  punt  wosz,  j  punt 
vor  j  ferd.*    Bl.  ij*. 

7.  „Item  so  bleft  Symon  schuldick  noch  viij  mrc.  myn  iij  ferd. 
berekenden  geldes.    Dit  isz  betalt ^^.'^    Bl.  ]j\ 

8.  „Item  der  gesellen  licht  wicht  üij  punth.*    Bl.  j^. 

1493. 

9.  „Anno  Domini  m«cccc  zciii  ^>  umbtrent  sunte  Johanneez  Bap- 
tisten leit  uns  H.  Dirick  Metteier  schriven  in  der  stad  bauÄ 
hundert  mrc.  to  vorrenten  alle  jar  yj  mrc.  to  sunt  Loyn 
vickerye  erffliff  ^)  to  boren,  eder  uns  de  vorscr.  hundert  mrc. 
weder  to  geven,  op  Stops  syn  hus  in  der  Santstraten,  dat 
desz  Duveliä  husz  plach  to  syn').**    Bl.  iij\ 


ft)  ■io.'^*'  b)  lie,  weU  bot  SehnibMüw,  lUtt  ,K1«wm*.  e)  So  Ar  a«iiif  «t*.  ikäOA 
M  iBdMW  Sten«  orMtofOB^  Ar  ,g«toffe&*.  d)  ^holdieb«  wiederholt.  o)  m«t  «isd  wokl 
^yoB*  oder  «Sloyea*  su  onAnseii  ooin.       f)  odorf  Komen.        g)  VoUkonaon  doaüiek,  dio 

'    '      nioderd.  Fom  Ar  Gafolft,  iiiobt  ,»kaMol*,  —  »rar  AuocbintokiBC  dor  KobmI*, 


Ji9  BoIL  XonoiMebr.  ».  o.  0.  B.  128.  Du  Wort  .ksusol«*  (Kaniol)  ist  dorn  lOttolniodord.  fremd, 
b)  Die  8  letitea  Wörter  Zniets,  mit  anderer  Tiate.  i)  Korrigiert  eu  ,xeii|i*  oder  «mgekehrl 
k)  lie,  Ar  ,erffUok-. 

^)  In  ,Dath  Sehnten  unnd  olde  Benthebok"  (I.  Bentebueh,  weiterhin 
■0  iktiert),  Eop.  v.  L.  Napienky  in  der  Bibl  der  6.  t  G.  u.  A.,  findet  ach 


1495. 

10.  „Item  so  isz  onsze  alitare  gewieth  in  Oodesz  namen  nnde  in 
de  ere  sinte  Erassmy  nnde  sint  EI07  nnde  sinte  Eaterinen 
de8z  sondagesz  vor  sinte  Simon  nnde  Jnde^).  So  sal  man  dor 
to  offeniy  mester  nnd  gesellen  und  frnen,  by  ejm  pnnth  wasch. 

11.  Item  noch  [sa]l  man  in  sinte  Erasmnsz  ere  singen  ejme  misse 
wen  sin  dach  kommeth').  Dat  isz  dat  gance  ammeth  over 
ejn  gekome,  in  jor  mcccc  xcv."    BL  ziiü^ 

1496. 

12.  «^Anno  Domini  m  ccccxc^  op  paschen  Ut  uns  H.  Niciaes 
Damerauwe  schriven  in  der  banck  hundert  mrc.  op  Bernt 
Wodarch  syn  hus  in  der  kopstraten,  alle  jar  to  vorrenten 
Tj  mrc,  op  passchen  rellich,  erfflick*>.  Dusser  vj  mrc.  solle 
wii  goltsmeae  geven  alle  jar  op  paschen  iij  mrc.  dem  schol- 
lemester  to  sunte  Peter  nnde  ok  alle  jar  iij  mrc.  ok  dem 
schoUemester  to  unsser  leyen  vrowen  in  dem  dome,  ok  op 

Sasschen.  Des  solt  dusse  beiden  scholemesters  vorscr.  alle 
age  to  viij  uren,  wan  de  scholler  ut  der  schölle  gan,  synsen 
Alma  Redemptoris,  nummer  to  vorsumen.  Wert  sake,  solken 
sanck  nableve,  sy  wii  goltsmede  eder  nnsse  nakomelinge 
dussen  vorscr.  scholemesters  nicht  schnldich  solken  gdt 
keren,  dar  den  goltsmeden^>  dachte,  so  vele  godesdensten 
daraff  qweme,  als  dit  mochte  tosegen').**    BL  iiij\ 


a)  .«rfflick*  ansgastriehen.        b)  Et  folgt  das  aiiageftriohana  Wort  »tokaran*. 

ein  Eintrag  (n.  258),  wonach  H.  Dlderich  Meteier  die  ihm  1490  Joni  6  sn- 
gesehriebene  Rente  von  6  Mark  auf  das  Hans  des  fiaoss  Stoepp,  belegen  in 
der  Sandstrasse,  1492  Des.  7  dem  Amte  der  Goldschmiede  hatte  loschreiben 
lassen,  wonäohst  das  Kapital  von  100  Mark  nebst  der  Rente  1600  sn  Mi- 
chaelis vom  Mgr.  Johannes  Pranee  dem  Clanwes  Sassinffhnss  von  wegen. des 
Goldschmiedeamts  bezahlt  wurde.  —  Nach  einer  weiteren  Verschreibnng 
des  Altermannsbnches  wurde  Hanss  Stoppesx  Haus  1498  w^en  Renten- 
schulden den  Goldschmieden  zugeschlagen  und  von  ihnen  fSr  400  Mark  ver« 
kauft,  wonächst  sie,  nachdem  de  ihre  Kapital-  und  Rentenschuldforderung 
gedeckt»  den  Rest  beim  Rate  einlieferten.  Bl.  iij«.  Vgl  Die  ErbebAcher 
der  Stadt  Riga  1888-1579,  herausgegeben  Ton  L.  Napiersky,  Riga  1888, 
S.  154  n.  82. 

f)  Oktober  25. 

«)  Juni  8. 

')  Im  L  Rentebuche  finden  sich  zwei  Eintrage  über  Rentenkanfeu  bei 
denen  es  sich  um  das  Haus  des  Bereut  Wodarch  handelt,  einmal  fälschlich 
Bemth  .Gudarge*  geschrieben,  das  andere  Mal  Bereut  ^Wodmhe".  Beide 
Rentenkaufe  zum  Besten  der  Goldschmiede,  der  erste  1496  Jan.  15  zum 
Besten  der  Yikarie  st  Logen  in  der  St.  Petiikirche,  der  andere  1496  Sept  7, 
ohne  Angabe  spezieller  Zweckbestimmung,  zum  Besten  der  Verweser  des 
€k)ldschmiedeamtes.  Die  Rente  betrug  je  6  alte  Mark  jährlich.  Über  einen 
Rentenkauf  des  Herrn  Niciaes  Damerauwe  ist  nichts  verschrieben.  YgL  I. 
Rentebuch  n.  294,  814. 


m 

Nach  1498  (ohne  Jahr  und  Tag). 

13.  Mltem  noch  heft  Herten  vomoget  x^  mrc.  den  pristem  Ton 
der  goltsmede  wegen  ^).'^    Bl.  xiij*. 

1509. 

14.  «Item  anno  xy®  onde  ix  do  loyeden')  de  goltamedenp  La»- 
berty*^.  De  waaz  erer  v,  dar  Terturde*)  de  man  vii  ferd. 
und  ii]  Bchill.,  ap  dat  Gadesz  denst  nycht  solde  nablyyen.* 
Bl.  xvj\ 

1610. 


15. 


^Item  anno  etc.  y^  unde  x  do  worden  b^  dat  altar  ghemaket 
ij  appoUen,  de  wagen  xxij  lot.^    Bl.  x^^. 


1516. 

16.  „Int  jar  mY^xvj  op  xj  dassent  janfrowen  aYent^).  Item  so 
geffe  wjy  yck  Dyrych  Yan  der  Hedden  unde  Resten  ^>  Sehnten, 
den  prestersz  erre  gelt,  ysselyck  xvij.  mrc,  unde  ysselyck 
schole  mesteren  iij  mrc.^    Bl.  xix^ 

1617. 

17.  „Int  jar  mY^xYij  desz  mandagesz  na  desz  hylligen  krussesz, 
als*)  gefunden  wart,  tom  Pynsten^),  do  gaf  yck  Resten 
Schütten  for  dat  kmsse,  dat  to  dem  altarre  isz,  xxiij-  mrc 
xiij  lot  myn  }  quent.,  wasz  dar  to  kamen. 


a)  fic.        b)  nfelmiasig  m,  Ar  Eenten.         c)  sn  erginsen  ,«t*. 

1)  Herten  (BorckardeBs)  liatte  1494  anf  sein  Hans  in  der  Kanfirtraase 
ein  Darlebn  Yon  50  Mark  empfanden.  Die  12  Mark  sind  anfgelanfene  Rente, 
die  frühestens  1498  entrichtet  seu  kann,  wahrscheinlich  aber  erst  1600,  da 
▼orher  eine  Bentenzahlnnff  von  6  Mark  notiert  ist.  1506  war  wieder  eine 
Sdtinld  Ton  6  Marie  anfgelaafen.  .Merten  Borcbardes  goltsmede*  erwähnt 
1496  Jan.  39  im  I.  Rentebnch  n.  296. 

*)  Der  Sinn  bleibt  sweifelhaft.  Es  liegt  nah,  den  hier  gebranchten 
Ansdmck  mit  dem  Namen  des  Schntsheiligen  der  Ck>ldschmiede  st.  Eliciiis 
(Loge,  Loje)  in  Zusammenhang  sn  bringen,  abw  die  Bildong  eines  Mt- 
worts,  etwa  snr  Beeeichnung  einer  am  Feste  des  Schntsheiligen  stattgehabte 
Versammlnnff,  findet  n.  W.  seine  Analogie.  Auch  ist  hier  ansdrücklieh  ge- 
sagt, dass  die  Goldschmiede  «np  Lamberty"  (Sept.  17)  .loyeden'^.  An  an- 
derer Stelle  (61.  ZTJa),  in  zwei  Einträgen  ▼.  J.  1505,  heisst  es:  .Item  so 
ysz  dlawess  Jordensz  schuldig  j  mrc.  vam  logen  den  ffoltsmeden  anno  xr^ 
nnd  ▼.**,  femer:  «Item  so  iss  Blasins  Molenbeke  schuldig  ij  mark  Tarn 
loyen.*  Das  Wort  »loie*  bedeutet  u.  a.  den  bleiernen  Stempel,  der  an  die 
bei  der  Wardierung  für  gut  befundenen  Tücher  gehängt  wurde,  und  das  Zeit- 
wort ,loien^  (=  loden):  mit  der  Bleimarke  yersehen,  stemnehi.  Sollte  etwa 
der  Ausdruck  auf  die  Wardierung  und  Abstempelung  der  Silberbarren  über- 
tragen worden  sein? 

8)  Sept.  17. 

A  Okt  20. 

^  Ereuieserfindung  fiel  Sonntag  Mai  3,  aber  Pfingsten  Mai  311 


271 

18.  Item  80  nam  yck  ock  iij  mrc.  for  sylver,  dat  krusse  mer 
woch  alsz  dat  allde. 

19.  Item  int  jar  my^xvij  op  sunt  Loverensz^)  .  />  do  wart  Oert 
Scryffer  fetten  yj  mrc.  xj  schill. 

Item  noch  yt  salve  jarr  wart  Dyrych  geffen  iiij  mrc.  myn 
iiij  schiU.«).^    Bl.  jx\ 

1618. 

20.  ^Item  int  jar  m^^xviij  so  hebbe  yck  Dyrych  vnde  Resten 
Schatten  a^effen  ysseleken  prester  zix  mrc.  ande  den  schol- 
lemestersz  vj  mrc*    Bl.  xxj». 

1519. 

21.  3,Item  int  jar  xix  at  der  ladden  namen  ix  mrc.  to  wasse, 
Hynrich  van  Essen  gedan. 

Item  noch  ut  der  ladden  genamen  to  wasse  xii^>  mrc* 
Bl.  xx^ 

22.  „Item  int  jar  mv^xix  desz  sanavedesz  na  synt  Symen  Joden*) 
gaf  yck  Dyrych  ran  der  Hedden  ande  Resten  Schytten  den 
preteren*)  er  gelt  xix  mrc.  ande  ock  dem  schollemestersz 
ysselyck  iii  mrc 

Item  at  der  ladden  eenamen  xix  mrc.  dem  prestere  gieffen 
Rarw^en,  ven  wy  de  rentte  borren,  so  wylle  wy  dat  dar 
yn  lyggen.*    Bl.  xxj\ 

1521. 


23. 


„Item  int  jar  xxj   hebbe  wy  atgeffen  for  was  ande  den 
presteren,  geffen  Rias  goltsmet,  xiiij  mrc.  iij  schul.*   BLxxj^ 


1522. 


24.  „Item  int  jar  mv^xxij  op  synt  Johannes  hebben  degoltsme^) 
at  der  landen  <*>  namen  ix  mrc.  to  vasse.*    Bl.  xxij^ 

1524. 

25.  „Item  int  jar  my^xxiiij  at  der  ladden  genamen  for  xxiiij 
pant  yassesz,  dat  pant  j  ferd.,  ysz  yj  mrc*  Dazwischen  Ein- 
traffangen andern  Inhalts,  dann:  „Item  noch  dem  prester 
geffen  int  jar  xxiiij  xix  mrc  her  Hermen  Rarf^e.  Dyt  ysz 
alle  at  der  ladden  kamen.*    Bl.  xxij^. 


ft)  Ein  Wort  •ugvltoeht      b)  Korrigiert  au  «Ti^"  oilar  «mgokolirt.        e)  lic.       d)  sie. 
•)  sie. 

1)  Aug.  10. 

s)  Es  bleibt  fraglich,  ob  die  beiden  letzten  Zahlungen  ebenfalls  fär 
das  Kreoz  geleistet  worden. 
>)  Okt.  29. 


272 


1526. 


26.  ,|Item  [anno]  xxvj  do  ssyn  avereyn  gekamen  de  old^lade 
des  amttes  to  R^Rgen,  als  Dyrick  van  der  Heygde,  older- 
man,  onde  Hynnck  Stampe  ande  Härmen  Olddendorp,  Dojt 
den  vorstenderen  der  armen  to  Rjggen,  dat  dat  amt  tf o 
Bjgjgen  sulde  jarlyck  npp  Meichelln  geven  xxxiii  mrc.  van 
dem  g[e]ld[e],  dar  ssze  de  olde  dallen  gadesgewanneyt  medde 
pleggen  to  liebben,  dat  den  nu  kumt  in  den  rechten  gades- 
ordengem  alssze  me  woll  we[then,  e]t  ssy  benedjget  in  ej- 
wicheyt."    Bl.  xxtj\ 

1529. 

27.  «Item  anno  xxix  do  hebben  de  goltsmeden  des  amtes  to 
Kjffge  ffedan  Glayes  Rjngell  goltsmjdt  to  Rige  an  sulffer 
unde  gelde  1  mrc.^,  wofür  er  jährlich  3  Mark  Rente  zahlen 
soll.  . .  „Item  dyt  baven  geschreven  gelt  nnde  sulffer '),  dat 
Olaves  kroch  att  der  la£len,  dat  hebben  Dyrick  yan  der 
Hegde  nnde  Gert  Schrjrer  Claves  gedan  mjt  desz  amttes 
wülen.  Dor  was  an  ssolffer  ij  mrc.  lodig.  Dor  weren  meden 
de  apollen  nnde  dat  andeygen^>,  dor  me  medde  eyn  will^) 
pes  plach  to  geven,  unde  ander  olt  ssulfer.^  Die  Mark  Idtig 
hat  man  für  19  Mark  Geld  gerechnet,  demnach  das  Silber 
38  Mark,  dazu  an  Gulden  12  Mark,  macht  zusammen  50  Mark. 
BL  XXV  \ 

1533. 

28.  Anno  15[3]3  Freitags  vor  Bartholomäi  (Aur.  22)  hatte  Dy- 
rick van  der  Heygde  erklärt,  nicht  länger  Oldermann  bleiben 
zu  wollen,  unter  den  von  ihm  übergebenen,  in  der  Amtslade 
befindlichen  Gegenständen  werden  u.  a.  verzeichnet:  .eyn 
vorgult  kelck  myt  der  pattenen ;  noch  dat  crucen  van  ssumer, 
dar  men  medde  plach  pes  to  geven.  .  .  Item  noch  heff  he 
uns  levert  dat  mjsgewant,  sszo  guet  als  dat  dar  was,  .  .  . 
noch  iij  luchtter  van  mesinck,  de  pleggen  to  stände  uppe 
den  altar^).**    Bl.  xxvij». 


%)  «und«  iiüfftr*  am  Buida  hiosagefAgi.  b)  WoU  so  su  leeea.  Ar  dM  hi«r  nanirftha- 
lieh  «tMk  komapiMte  agiiw  d«L  SckÜlwr  und  Lftbb»ii,  Mittdatodtfd.  Wftitecb.  B4.  6  8.  U. 
kennt  die  Fem:  enfftnedeTge.       e)  »wUl*  Ar  wUe,  eine  Weile,  Zeit,  einet   A.  n.  0.  Bd.  5  S.  716. 

^)  Kelch,  Patene  and  Kreuz  werden  auch  noch  in  der  Inventur  von 
1555  JoU  9  erwähnt    BL  zzzjb. 


i 


273 


Beferat  Aber  das  Werk  von  W.  Nowodwonki; 

„Der  Kampf  um  Lirland  zwischen  Moskau  and  Polen  in  den 

Jahren  1670-1682«  »)■ 

Von  Dr.  A.  von  Heden  ström. 


Vor  10  Jahren  erschien  das  Werk  von  Forsten  „BajriftCRift 
BonpocB  vb  16  H 17  CT.,  1544— 1648*',  die  Frucht  eingehender  archi- 
valischer  Forschungen  mehrerer  Jahre.  Als  eine  Ergänzung  zu 
diesem  ktoss  angelegten  Werke  muss  eine  in  diesem  Jahre  ver- 
öSenilichte  Arbeit  eines  polnischen  Historikers  in  russischer 
Sprache  bezeichnet  werden,  das  die  für  die  Geschichte  unseres 
Landes  schwerste  Zeit  behandelt,  die  Zeit  des  Bingens  der  Nach- 
barmächte um  den  Besitz  des  verwüsteten,  unglücklichen  Landes. 

Da  es  mit  zu  den  Aufgaben  unserer  Gesellschaft  gehörte, 
die  in  russischer  und  polnischer  Sprache  veröffentlichten  Arbeiten, 
die  sich  direkt  oder  indirekt  mit  der  Geschichte  unseres  Landes 
beschäftigen,  eingehend  zu  verfolgen,  erlaube  ich  mir  der  Gesell- 
schaft ein  kurzes  Keferat  über  das  neuerschienene  Werk  vorzulegen. 

Für  das  vom  Verfasser  gewählte  Thema  seiner  historisch- 
kritisohen  Untersuchung  liegen  zahlreiche  Quellenpublikationen 
und  eine  reichhaltige,  freilich  sehr  zerstreute  Literatur  vor,  haupt- 
sächlich in  deutscher,  russischer,  polnischer  und  lateinischer 
Sprache.  Beide  sind  vom  Verfasser  in  umfassender  Weise 
gesichtet,  geprüft  und  verarbeit  worden.  Doch  damit  allein  hat 
er  sich  nicht  begnügt.  Die  Eaiserl.  öffentliche  Bibliothek  in  Pe- 
tersburg, das  Moskauer  Hauptarchiv  des  Ministeriums  des  Aus- 
wärtigen, das  E.  E.  Staatsarchiv  in  Wien^  das  Archiv  (Bibliothek- 
Museum)  der  Fürsten  Czartoryiski  in  Krakau,  das  Archiv  der 
Fürsten  Badziwill  in  Neswish  (Gouv.  Minsk)  sind  von  ihm  nach 
bisher- noch  unbekannte  Materialien  für  seine  Arbeit  durchsucht 
worden.  Mehrere  Ergebnisse  seiner  archivalischen  Forschungen 
finden  wir  als  Beilagen  am  Schlüsse  seines  Werkes  veröffentliät: 
Eopien  von  Schreiben  des  Zaren  Johann  IV.,  Schreiben  des 
Eönigs  Bathori  an  Ghodkjewicz  u.  a.  m.  Die  Darstellung  ist 
streng  objektiv,  in  den  letzten  Eapiteln  sehr  ins  Detail  gehend. 
Zahlreiche  Anmerkungen  geben  uns  den  wissenschaftlichen  Ap- 
parat für  den  Text.  Störend  wirkt  oft  die  falsche  Schreibart 
geographischer  Namen. 

Nowodworski  beginnt  die  Schilderung  des  Eampfes  zwischen 
Moskau  und  Polen  um  Livland  mit  dem  J.  1570.  Es  war  wohl 
ein    Waffenstillstand    zwischen   beiden    Reichen   auf  3   Jahre 


^)  B.  HoBOXBopcKifi,  BopB6a  aa  JEhbohU)  Hexxy  Mocbbod  ■  Pi^uo 
UocnojniTOD.  1570—1582.  HcTopmu)  -  KpHTHiecBoe  asci^OBame.  GlIB.  1904. 
353  Seiten. 

18 


274 

ffeschlossen,  trotzdem  dauerte  der  Kampf  in  Livland  und  auf  don 
Heere  als  Kaperkrieg  fort.  Magnus,  König  von  Livland  Ton 
Johanns  Qnaden,  drang  ins  polnische  Livland  ein,  um  es  für  sich, 
d.  h.  für  Moskau  zu  unterwerfen.  Die  polnische  Gesandtschafl 
in  Moskau  wurde  in  einer  allen  Gepflogenheiten  des  diploma- 
tischen Verkehrs  hohnsprechenden  Weise  behandelt.  Begreif- 
licherweise herrschte  deswegen  eine  erbitterte  Stimmung  in  Polen. 
Aber  Polen  hielt  trotzdem  am  Waflfenstillstande  fest  der  Königs- 
wahl  wegen«  Aus  demselben  Grunde  auch  Johann  IV.  Be- 
kanntlich haben  sich  seine  Hoffnungen,  zum  Köniff  von  Polen 
gewählt  zu  werden,  nicht  erfüllt.  Seine  Agenten  arbeiteten  ver- 
geblich in  Litauen.  Nicht  er,  sondern  Prinz  Heinrich  von  Anjou 
wurde  im  Frühjahr  1573  von  der  BeichsversammluuR  zu  Wola 
gewählt.  Als  aber  dann  im  nächsten  Jahre  der  neue  König  den 
eben  erlangten  Thron  freiwillig  aufgab,  da  ihm  die  Königskrone 
im  eigenen  Lande  winkte,  schöpfte  Johann  IV.  neue  Hoffnung. 
Der  1573  abgelaufene  Waffenstillstand  wurde  von  ihm  auf  2  Jahro 
verlängert«  Von  neuem  arbeiteten  seine  diplomatischen  und 
politischen  Agenten  für  seine  Erwählung.  Und  von  neuem 
täuschten  die  polnischen  Staatsmänner  Johann  mit  leeren  Ver- 
sprechungen. Ihnen  lag  nur  an  der  Fortdauer  des  Waffenstill- 
standes mit  dem  gefürchteten  Gegner.  Ein  Meister  in  diesem 
Komödienspiel  ist  Jan  Ghodkjewicz,  Kastellan  von  Wilna  und 
Administrator  von  Livland.  Seine  Schwindeleien  dem  russischen 
Gonez  Jelschaninow  gegenüber  über  angebliche  Parteinahme  des 
ganzen  polnischen  AdeS  für  Johanns  Kandidatur  bezweckten  nur 
eins,  Sicherheit  Livlands  vor  einem  neuen  BusseneinfaU. 

Johann  hoffte  immer  sicherer  auf  die  Erreichung  seines  Zieles; 
einen  neuen  Bundesgenossen  fand  er  in  der  Person  des  päpst- 
lichen Nuntius,  der  bisher  die  Kandidatur  des  Kaisers  Maximilian 
n.  unterstützt  hatte. 

Der  Nuntius  vollzog  die  Schwenkung  in  der  va^en  Hoffnung, 
Johann  werde  als  König  von  Polen  und  Zar  von  Moskau,  wenn 
nicht  den  katholischen  Glauben,  so  doch  wenigstens  die  Union 
der  katholischen  und  orthodoxen  Kirche  annehmen,  oder  mit 
anderen  Worten  —  das  orthodoxe  Bussland  werde  die  Ober- 
hoheit des  Papstes  anerkennen. 

Im  November  1575  fand  die  entscheidende  Wahlversammlung 
bei  Warschau  statt.  Es  kam  zu  einer  Doppelwahl:  der  Gross- 
adel  wählte  Maximilian  von  Habsburg,  der  Kleinadel  Stephan 
Batiiori,  Fürst  von  Siebenbürgen. 

So  waren  dank  der  Doppelwahl  die  Aussichten  Johanns  noch 
nicht  endgültig  zerstört.  Noch  war  keiner  der  Erwählten  im 
Lande.  Maximilian  zögerte,  seine  Anhänger  verbreiteten  das 
Gerficht,  Bathori  sei  von  kaiserlichen  Truppen  besiegt  und 
gefangen.    Maximilian  trat  dann  in  Verbindung  mit  Johann:  E!r 


876 

selbst  wolle  auf  die  Krone  Polens  zu  Gunsten  seines  Sohnes 
Ernst  verzichten.  Johann  möge  dessen  Kandidatur  unterstützen; 
als  Gegenleistung  biete  er  ein  Bündnis  gegen  den  gemeinsamen 
Feind,  die  Türkei.  Johann  ging  auf  die  Verhandlungen  ein, 
erklärte  sich  bereit  die  Kandidatur  des  Erzherzogs  Ernst  zu 
fnrdern,  falls  letzterer  auf  Litauen,  Kleinrussland  und  Livland 
zu  Gunsten  Johanns  verzichten  wolle.  Es  ist  dies  das  erste 
Frojekt  einer  Teilung  des  polnischen  Reiches.  Wie  Nowodworski 
weiter  zeifft,  kam  es  Johann  bei  diesen  Verhandlungen  nur  auf 
einen  Punkt  an,  auf  die  Gewinnung  Livlands.  Die  Erwerbung 
SQeinrusslands  und  Litauens  traten  zurück  vor  dem  einen  Preis, 
den  er  für  eine  Unterstützung  der  habsburgischen  Politik  unbe- 
dingt forderte,  das  baltische  Küstenland,  den  Zugang  zur  Ostsee. 

Einen  Strich  durch  diese  politischen  Berechnungen  machte 
aber  Stephan  Bathori.  Letzterer  handelte  schnell  und  entschieden. 
Er  kam  ins  Land  (1576),  machte  auf  alle,  auch  auf  seine  poli- 
tischen G^ner^  einen  vorzüglichen  Eindruck,  gewann  im  Sturm 
die  Herzen,  auch  das  der  alten  Prinzessin  Anna,  der  Schwester 
des  verstorbenen  Königs,  er  wurde  gekrönt,  wurde  faktisch 
Herrscher. 

Ln  U.  Kapitel  schildert  der  Verfasser  die  traurige  Läse  des 
livländischen  Landes.  Er  nimmt  auch  Stellung  zu  der  A^age, 
die  vornehmlich  Livländer  jener  Zeit  und  später  livländiscne 
Historiker  gegen  Polen  erhoben  haben,  dass  Polen  Livland  ohne 
Schatz  gelassen  habe.  Den  schärfsten  Ausdruck  hat  bekanntlich 
Bathleffin  seinem  Aufsatz  ^Der  Fall  Wendens^  (Balt.  Monatsschr.) 
dieser  Anklage  verliehen,  indem  er  sagt:  „Doppelt  und  dreifach 
war  Livland  von  Polen  preisg^eben:  preisg^eben,  indem  man 
es  nicht  in  den  WalBfenstillstand  eingeschlossen,  preisg^eben, 
indem  man  es  ohne  Hilfe  liess,  ja  es  sogar  hinderte  sich  selbst 
nach  Kräften  zu  rüsten.  Als  der  Feind  herankam,  war  das  Land 
schütz-  und  wehrlos.^ 

Nowodworski  bemüht  sich  diese  Vorwürfe  zu  entkräften. 
Er  sagt:  „Bei  der  Erneuerung  des  Waffenstillstandes  zwischen 
Polen  und  Moskau  im  J.  1575  war  Livland  durchaus  gegen  den 
Wunsch  der  polnischen  Gesandten  von  der  Waffenruhe  ausge- 
schlossen worden.  Stephan  Bathori,  der  erst  1576  nach  Polen 
kam,  hat  sich  dann  vergeblich  bemüht  nachträglich  den  Ein- 
schluss  Livlands  in  den  Waffenstillstand  zu  erreichen." 

Man  hat  es  ohne  Hilfe  gelassen.  Auch  diese  Tatsache  wird 
von  Nowodworski  im  grossen  und  ganzen  zu^e^eben.  Er  sagt: 
^Polen  hat  tatsächlich  Livland  schwach  verteidigt,  aber  vielleicht 
nicht  schlechter,  als  seine  anderen  Provinzen."  Die  militärische 
Ohnmacht  des  Reiches  während  des  Literr^^ums  machte  eine 
Hilfe  unmöglich,  Stephan  Bathori  hat  dann  sein  Möglichstes 
getan,  um  auf  diplomatischem  Wege  Livland  vor  den  Scnrecken 

18« 


276 

eines  neuen  Basseneinfalls  zu  bewahren,  aber  ohne  Erfolg.  Er 
hat  auch  sofort  am  Anfang  seiner  Re^ening  militärische  Mass- 
regeln zum  Schatze  Livlands  ergriffen,  die  freilich  nicht  genügen 
konnten. 

Auch  der  dritte  Vorwarf:  „Ja  es  Q0g2x  hinderte  sich  selbst 
nach  Kräften  zu  rüsten^,  wird  von  Nowodworski  zag^eben. 
Aber  zor  Verteidigung  der  polnischen  Politik  beruft  er  sich  auf 
das  durchaus  berechtigte  Misstrauen  des  Königs  gegen  die  Liv- 
länder.  Damals  war  der  Stern  Magnus'  noch  im  Au^hen,  seine 
Agenten  durchzogen  werbend  für  ihn,  d.  h.  für  Moskau,  das  Land. 
Ein  von  Nowodworski  als  Beilage  veröffentlichter  Brief  Stephan 
Bathoris  an  Ghodkjewicz  vom  3.  Februar  1577  zeigte  ein  wie 
grosses  Misstrauen  der  König  ^egen  die  Livländer  hegte.  Es 
heisst  darin:  „Seimus  in  Livonia  nonnullas  esse  arces,  quae  a 
possessoribus  malae  fidei  nullo  justo  jure  detinentur,  a  Germanis 
istim  praesertim,  qui  eas  debitis  ac  usuris  quibusdam  occupamnt 
et  aggrorarunt,  ex  eisque  insuper  hostibus  nostris  farent,  atque 
ita  nostras  etiam  arces  angustis  jam  finibus  retinent  inclusas, 
unde  saepius  nostri  non  tantum  belli,  verum  et  quoris  tempore 
de  sua  reliqua  salute  pertimessere  coguntur.  De  quo  sumus  non 
minimum  soUiciti,  hoc  nimirum  tempore,  cum  nihil  tam  periculosum 
videatur,  quam  animorum  dissensio,  aut  verius  perfidia  ipsa,  quae 
jam  vulgare  quoddam  apud  istas  dicitur  esse  Vitium.^ 

Denken  wir  dabei  an  die  Schilderung  livländischer  Historiker, 
die  sie  uns  von  dem  skrupellosen  Parteiwechsel  der  sogenannten 
livländischen  Hofleute  jener  schweren  Zeit  entwerfen,  so  kann 
uns  der  erwähnte  Vorwurf  des  Königs  gegen  die  Livländer  und 
das  daraus  entspringende  Misstrauen  gegen  sie  verständlich 
erscheinen. 

Wie  wir  gesehen  haben,  war  Bathori  1576  zum  König  von 
Polen  gekrönt  worden.  Damit  war  die  Hoffnung  Johanns,  die 
er  mehrere  Jahre  gehegt,  auf  dem  Umw^  durch  das  Wahlfeld 
bei  Warschau  oder  die  Hofburg  in  Wien  Livland  zu  gewinnen, 
diese  Hoffnung  war  endgültig  gescheitert.  Der  Zugang  zum 
Meer  konnte  nicht  diplomatisch,  er  konnte  nur  militärisdi  erreicht 
werden.  Im  J.  157*/  erfolgte  der  grosse  schreckliche  Einfall 
unter  persönlicher  Leitung  Johanns  des  Schrecklichen. 

Nowodworski  gibt  eine  detaillierte  militärische  Schilderung 
dieses  Feldzuges,  ohne  wesentlich  neue  Farben  auf  das  Schrecken- 
gemälde dieses  Vernichtungskrieges  au&utragen.  Seine  Quelle 
ist  hierbei,  abgesehen  von  den  livländischen  Chronisten^  der 
„jEBOHciüfi  noxoA'B  i^apfl  loanna  BacHibeBH^a  FposHaro  vh  1577 
H  1578  TojsßX'h^  (ediert  1852  im  BoeHHnfi  sypnaxB).  Unter  Be- 
rufung hierauf  behauptet  er,  dass  entgegen  den  Angaben  livlän- 
discher Quellen  (z.  B.  der  „Eirbermliche  Zeitung")  Johann  relativ 
human  mit  der  Besatzung  und  den  Einwohnern  deijeniger  Fes- 


277 

tungen  verfahren  habe,  die  sich  sofort  nach  der  ersten  Aof- 
foraemng  eräeben  hätten.  Das  geschah  freilich  nnr  in  den 
wenigsten  FäUen. 

Bei  der  Schilderang  des  heroischen  Untergangs  der  Besatzung 
des  Wendenschen  Schlosses  polemisiert  Nowodworski  gegen 
Forsten  oder  richtiger  gegen  Lossins,  der  bekanntlich  in  seinem 
Aufsätze  .Jürgen  und  Johann  üexkuU  im  Getriebe  der  liyländi- 
schen  Honeute^  die  merkwürdige  Ansicht  ausgesprochen  hat,  dass 
die  Sprengung  des  Wendenschen  Turmes  ohne  Grund  als  wackere 
Tat  glorifiziert  werde,  es  bloss  ein  Verzweiflun^kampf  einer 
zusammengewürfelten  Masse  von  Söldnern,  Livländem  und  Aus- 
ländem, Katholiken  und  Protestanten  gewesen.  Die  Ansicht 
Lossius'  ist  auch  von  Forsten  akzeptiert  worden  und  in  diesem 
Sinne  in  seinem  Werke  ^EajiTificBifi  Bonpoc'E''  (B.  I  S.  672)  die  Tat 
der  Wendenser  dargestellt  worden.  Dagegen  wendet  sich  Nowo- 
dworski, der  in  der  Sprengung  des  Schlossturmes  von  Wenden 
eine  unzweifelhafte  Tat  des  Heroismus  sieht. 

Ganz  Livland  ohne  Riga  war  so  gut  wie  erobert.  Die  pol- 
nischen Truppen  Chodkjewiczs  hatten  fast  kampflos  das  Land 
geräumt.  Stephan  Bathori,  damals  mit  der  Belagerung  Danzigs 
beschäftigt,  war  in  schwerer  Sorge.  Er  liess  die  litauische  Land- 
wehr aulbieten,  nicht  um  Livland  zu  verteidigen,  sondern  um 
Polen  zu  schützen. 

Livland  war  erobert  und  verwüstet.  An  weitere  Erobe- 
rungen dachte  Johann  nicht;  mit  Polen  wollte  er  Frieden  halten, 
Livland  aber  sollte  ihm  gehören.  Anders  dachte  aber  Stephan 
Bathori. 

Im  m.  Kapitel  schildert  Nowodworski  die  Vorbereitungen 
Stephan  Bathons  zum  Kriege  gegen  Johann  lY.  zur  Wiederer- 
oberung Livlands.  Wir  sehen  hierbei,  mit  welch  grossen  Schwie- 
rigkeiten der  König  zu  kämpfen  hatte,  um  ein  leistungsfähiges  Heer 
aufzubringen.  Die  Schwierigkeiten  lagen  sowohl  auf  dem  (Gebiete 
innerer,  wie  äusserer  Politik.  Der  Waffenstillstand  mit  Moskau 
musste  gewahrt  werden,  bis  die  Vorbereitungen  zum  Feldzuge 
beendet  waren.  Zum  Schein  führten  daher  polnische  Gesandten 
in  Moskau  Verhandlungen  über  einen  definitiven  (ewigen)  Frieden. 
Ein  wichtiger  militärischer  Erfolg  war  die  Eroberung  Danzigs 
am  Ende  des  J.  1577.  Ein  ebenso  wichtiger  diplomatischer 
der  Abschluss  eines  Bündnisses  mit  der  Türkei  und  dem  Chan 
der  Krim.  Die  West-  und  Südgrenze  des  Reiches  waren  dadurch 
gesichert.  Am  schwersten  waren  die  Verhandlungen  mit  dem 
polnischen  Reichstage.  Stephan  Bathori,  trefflicm  unterstützt 
vom  Kanzler  Jan  Zamoiski,  verstand  es  die  öffentliche  Meinung 
für  einen  Angriffskrieg  gegen  Moskau  zu  gewinnen.  In  grellen 
Farben  schil&rte  er  dem  Adel  die  politische  Bedeutung  einer 
Eroberung  lävlands  für  Litauens  und  Polens  Zukunft     Eine 


278 

zweijährige  hohe  Eriegssteaer  wnrde  vom  Reichstage  bewilligt^ 
frdlich  nicht  Yon  alfon  Deputierten.  Die  Begiemng  moBSle 
weiter  agitieren,  um  die  Ereislandtage,  deren  Deputierte  auf 
dem  Beiästage  sich  gegen  die  Bewilligung  der  Steuer  erkUkrt, 
Ton  der  Notwendigkeit  dieser  Massregel  zu  überzeugen.  Bas 
kostete  viel  Zeit.  Nach  der  Bewilligung  kam  die  Frhebung  der 
Steuer,  die  nicht  überall  glatt  einging.  Nach  Überwindung  aller 
dieser  politischen,  diplomatischen  und  finanziellen  Schwierigkeiten 
kam  die  eigentliche  militärische  Vorbereitung  zum  Kriege.  Statt 
der  unfiihigen  Landwehr  sollte  ein  Söldnerheer  angeboten  werden. 
Polnische,  ungarische  und  deutsche  Landsknechte,  femer  Kosaken 
wurden  angeworben,  in  Wilna  eine  Kanonengiesserei  nach  Plänen 
Bathoris  eingerichtet. 

Yon  Anfang  an  beschloss  der  König  den  Krieg  offensiv  zu 
führen,  und  nicht  im  verwüsteten  Livland,  sondern  in  dessen 
Hinteriande,  auf  der  russischen  Bückzugslinie.  Als  erste  Angabe 
stellte  sich  der  König  auf  den  Bat  Zamoiskis  die  Eroberung  von 
Polozk.  Nowodworski  polemisiert  hierbei  gegen  Prof.  B.  Haus- 
mann, der  in  ^Studien  zur  Geschichte  des  Königs  Stephan  von 
Polen^  (Dorpat  1880)  in  Bezug  auf  die  Feststellung  des  Feldzugs- 
planes  meint,  „dass  Zamoiski .  • .  den  Ausschlag  groben,  wider- 
strebt besseren  Berichten.'^  Nach  Nowodworski  gab  die  Ansicht 
Zamoiskis  tatsächlich  den  Ausschlag. 

Jm  TV.  Kapitel  schildert  der  Verfasser  den  Feldzug  des  J. 
1579.  Im  Jahre  vorher  hatten  freilich  schon  in  Livland,  das  ja 
vom  Waffenstillstände  ausgeschlossen  war,  zwischen  russischen 
und  polnischen  Truppen  Käinpfe  stattgefunden,  die  für  letztere 
erfolgreich  gewesen  waren.  Die  Schlösser  Dünaburg,  Wenden, 
Sunzel  und  Erla  waren  zurückerobert  worden,  König  Magnus  zu 
Polen  übergegangen.  Die  russischen  Truppen  hatten  gleichzeitig 
in  Estland  schwer  geffen  Schwedische  zu  kämpfen.  Die  Ver- 
handlungen mit  den  polnischen  Gesandten  in  Moskau  über  einen 
definitiven  Frieden  hatten  Johann  über  den  Ernst  der  Lage  nicht 
täuschen  können.  Auch  er  hatte  zum  Kri^e  gerüstet,  um  das 
eroberte  Livland  zu  halten.  Ein  grosses  Heer  war  zusammen- 
gebracht, es  bestand  aber  aus  schlecht  bewaffneter  Landwehr, 
ohne  gute  Organisation  und  ohne  bedeutende  Führer. 

Im  Juni  1579  erklärte  Stephan  Bathori  den  Krieg,  nachdon 
erst  ietzt  alle  Yorbereitui^en  beendet  waren.  Nowodworski 
schildert  dann  in  sehr  detamierter  Weise  die  militärischen  Ope- 
rationen des  Krieges,  der  von  beiden  Seiten  mit  grosser  Erbitte- 
runj^  und  auch  Orausamkeit  gefahrt  wurde.  Pol^  wurde  nach 
tapferer  Verteidigung  im  August  1579  erobert.  Das  war  aber 
auch,  abgesehen  von  der  Einnahme  kleinerer  Festungen  an  der 
Düna  und  im  südlichen  Gebiet  von  Pleskau,  der  Haupterfolg 
des  Feldzuges  dieses  Jahres. 


279 

Der  Misserfolg  der  russischen  Waffen  veranlasste  Johann 
eine  Friedensgesandtschaft  nach  Litanen  za  senden.  Er  wollte 
wohl  den  Frieden,  aber  ohne  Eonzessionen  dafar  za  machen. 
Stephan  Bathori  dachte  aber  nicht  an  Frieden.  Für  den  neuen 
Feldzng  brauchte  er  aber  neues  Geld. 

Im  Kapitel  V  schildert  Nowodworski  die  Vorbereitungen 
und  den  Feidzug  des  nächsten  Jahres  (1580).  Im  Oktober  1579 
trat  der  Reichstag  in  Warschau  zusammen.  Unter  dem  Eindruck 
der  bisherigen  Waffenerfolge  bewilligte  er  die  Fortsetzung  des 
Elises  und  die  Erhebung  einer  neuen  Kriegssteuer.  Johann 
sachte  durch  diplomatische  Unterhandlungen  den  Bi^inn  des 
Feldzuges  hinauszuschieben,  aber  Bathori  traute  seinen  Ver- 
sprechungen nicht.  Im  weiteren  gibt  Nowodworski  eine  sehr 
detaillierte  Schilderung  der  militärischen  Operationen  des  J.  1580| 
in  denen  sich  Zamoiski  vor  allen  auszeicnnete.     Johann  verlor 

fanz  den  Kopf,   in  seinem  Verfolgungswahnsinn  sah  er  fiberall 
''errat  und  Tücke.    Aber  als  Diplomat  blieb  er  gross.     Seine 
Gesandten  gingen  nach  Wien,  von  dort  nach  Rom. 

Er  Hess  erklären,  er  sei  bereit  der  Allianz  Österreichs  und 
des  Papstes  gegen  die  Türken  beizutreten,  man  möge  dafür 
Stephan  Bathori,  einen  Vasallen  des  Sultans  (als  Fürsten  von 
Siebenbürgen),  zur  Raison  bringen.  Im  übrigen  wolle  er  in  jeder 
Weise  die  Erwählung  eines  habsburgischen  Prinzen  zum  König 
von  Polen  unterstützen.  Der  Angelpunkt  dieses  ganzen  diplo- 
matischen Getriebes  war  für  den  Zaren  nur  der  Gewinn  Liv- 
lands.  Um  diesen  Preis  konnte  er  jeden  Augenblick  Frieden  mit 
Polen  schliessen.  Aber  alle  diplomatischen  Kunstgriffe  Johanns 
konnten  den  militärischen  Operationen  Bathoris  nicht  Einhalt 
gebieten.  Ende  August  1580  fiel  das  stark  befestigte  und  tapfer 
verteidigte  Welikija  -  Luki.  Polnische  Streifscharen  drangen 
gleichzeitig  ins  Gebiet  von  Smolensk  und  Starodub  ein.  In  den 
eroberten  Gebieten  wurden  starke  polnische  Garnisonen  zurück- 
gelassen, während  die  übrigen  Truppen  zu  Beginn  des  Herbstes 
in  die  Winterquartiere  nach  Litauen  zurückkehrten.  Der  diplo- 
matische Kampf,  unbehindert  von  Regen  und  Wegelosigkeit, 
dauerte  fort.  Zarische  Gesandte  begleiteten  den  König  Bathori 
nach  Litauen,  wo  die  Verhandlungen  wieder  aufgenommen  wurden. 
Der  Gang  der  Ejriegsereignisse  hatte  Johann  zu  Konzessionen 
willig  gemacht:  auf  einen  Teil  Livlands  wollte  er  jetzt  verzichten. 
Bathori  blieb  aber  fest.  Trotzdem  wurden  die  Verhandlungen 
nicht  abgebrochen,  sondern  Yon  beiden  Parteien  nur  zum  Scheine 
fortgeführt.  Johann  hoffte  noch  immer  auf  einen  plötzlichen,  für 
ihn  günstigen  Umschwung  derpolitischen  Lage.  Stephan  BaÜiori 
wollte  Zeit  gewinnen  für  die  Vorbereitungen  zum  dritten  Feldzug. 
Die  Hauptschwierigkeit  bildete  die  finanzielle  Fraffe.  Bathori 
dachte  an  eine  auswärtige  Anleihe  und  wandte  sich  zu  diesem 


280 

Zwecke  an  die  Eurfarsten  von  Sachsen  und  Brandenburg  nnd  an 
den  Herzog  von  Preussen.  Im  Zusammenhange  mit  dieser  finan- 
ziellen Frage  standen  auch  die  Verhandlungen  mit  Riga  über 
dessen  Unterwerfung.  Die  Stadt  verpflichtete  sich  zur  Abgabe 
von  Vs  der  Seezölle  an  den  König.  Das  nötige  Qeld  wurde 
schliesslich  wieder  vom  Reichstage  bewilligt.  Im  Sommer  1581 
zog  das  Heer  von  Wilna  aus  zum  dritten  Male  in  den  Eri^. 
Das  Ziel  war  diesmal  die  Eroberung  des  stärksten  Bollwerks 
im  Hinterlande  Livlands,  die  Einnahme  von  Pleskau. 

Johann  hatte  so  gut  wie  gar  keine  militärischen  Hassr^eln 
zum  Schutz  des  Landes  ffetrofien.  Er  hatte  sich  damit  begnügt, 
von  Aleksandrowskaja  Sloboda  aus  den  (}^ner  diplomatisch  zu 
bekämpfen.  Sein  neuester  Schachzuff  war  die  Bitte  an  den  Papst, 
die  Fnedensvermittelung  zwischen  inm  und  Stephan  Bathori  zu 
übernehmen.  Ein  Ende  1580  in  Moskau  zusammenberufener 
Landtag  hatte  ihn  gebeten,  mit  Polen  Frieden  zu  schliessen,  da 
das  Reich  nicht  mehr  die  Mittel  hätte  zur  Fortsetzung  des  Eri^ee. 
Aber  nur  gegen  Yerzichtleistung  auf  ganz  Livland  war  Bathori 
gewillt  Frieden  zu  schliessen.  Den  ganzen  Preis  wollte  Johann 
nicht  zahlen,  wohl  aber  jetzt  den  halben.  So  gingen  denn 
während  des  ganzen  dritten  Feldzu^es  die  militärischen  und 
diplomatischen  Aktionen  neben  einander  her  von  wechselseitiger 
Wirkung  auf  einander.  Auch  ein  recht  grobes  Schreiben,  das 
Stephan  Bathori  bei  B^inn  des  Feldzugs  von  Johann  erhielt,  hat 
die  Verhandlungen  nicht  gestört,  an  denen  jetzt  im  Sommer  1581 
zum  ersten  Male  der  vom  Papst  als  Vermittler  gesandte  Jesuit 
Antonio  Possevino  teilnahm.    Bathori  revanchierte  sich  für  das 

frobe  Schreiben  Johanns  durch  ein  noch  gröberes  an  ihn,  for- 
erte  ihn  zum  Zweikampf  heraus  und  setzte,  unbekümmert  um  die 
Verhandlungen,  den  Vormarsch  fort. 

Und  wiederum  begünstigte  das  Kriegc^lück  den  König  und 
Feldherm.  Ostrow  wurde  nach  kurzer  Belagerung  genommen; 
im  August  stand  das  polnische  Heer  vor  Moskau.    In  sehr  ein- 

§ehender  Weise  schildert  Nowodworski  die  Belagerung  dieser 
tadt,  deren  starke  und  tapfere  Besatzung  alle  Sturme  abschlug. 
Die  Belagerung  zog  sich  in  den  Herbst  ninein,  es  trat  Mangel 
an  Lebensmitteln  und  Pulver  ein,  die  Söldner  wurden  schwierig, 
da  der  rückständige  Sold  nicht  ausgezahlt  war.  Trotzdem  wurde 
beschlossen  vor  Pleskau  zu  überwintern.  Der  König  reiste  nach 
Litauen,  um  Geld  und  Verstärkungen  zu  holen.  Zamoiski  über- 
nahm an  seiner  Stelle  das  Kommando.  Die  Stadt  ist  bekanntlich 
nicht  genommen  worden.  Aber  das  Ausharren  des  Heeres  im 
Winterlager  vor  Pleskau,  die  Energie  des  Königs  Stephan 
haben  schliesslich  den  Starrsinn  Johanns  überwunden.  Er  hat 
scUiesslich  den  Preis  zahlen  müssen,  den  Stephan  Bathori  für 
den  Frieden  verlangte,  die  Verzichtleistung  auf  Livland. 


281 

Mitte  Dezember  begannen  in  einem  kleinen  elenden  Dorfe 
Zapolje  (nnweit  Porchow)   die  eigentlichen,  nicht  zum   Schein 

?9fnhrten  Friedensverhandlnngen,  in  denen  der  Gesandte  des 
apstes  Antonio  Possevino  eine  bedeutende  Bolle  spielte.  Seine 
Aufgabe  und  daher  seine  Stellung  war  eine  sehr  schwierige.  Er 
sollte  den  Frieden  vermitteln  und   den   Zaren   für  den  Unions- 

Sedanken  gewinnen.  Posseyino  hat  wohl  einige  Zeit  den  Oe- 
anken  gehofft,  durch  Erlangung  günstiger  Friedensbedingunffen 
far  Moskau  aen  Zaren  geneigt  zu  machen  seinem  Unionsprojekte 
gnädiges  Gehör  zu  schenken.  Er  hat  dadurch  das  berechtigte 
Misstrauen  Stephan  Bathoris  wachgerufen. 

Aber  der  jesuitische  Staatsmann  war  klug  genug  diesen 
Gedanken  dann  fallen  zu  lassen.  Je  mehr  er  sich  mit  den  ihm 
anfangs  wenig  bekannten  Verhältnissen  vertraut  machte,  musste 
sich  ihm  die  Überzeugung  aufdrängen,  dass  er  am  besten  den 
Interessen  der  katholischen  Kirche  diene,  wenn  er  voll  und 
ganz  für  den  Eardinalpunkt  der  Friedensbedingungen  Stephan 
Bathoris  einträte,  für  die  definitive  Yerzichtleistung  Johanns 
auf  ganz  Livlana.  Er  hat  den  Zaren  von  der  Notwendigkeit 
dieser  Massregel  überzeugt  im  Hinweis  auf  die  durch  den  Frieden 
mit  Polen  gewonnene  Möglichkeit,  den  Zugang  zum  Meere  nörd- 
licher zu  gewinnen,  ihn  den  protestantischen  Schweden  in  Estland 
abzuringen.  Bekanntlich  ist  das  nicht  gelungen.  Die  Schuld 
daran  lag  aber  nicht  an  Possevino,  sondern  an  Johann  selbst. 

Ein  zweites  wesentliches  Verdienst  erworb  sich  Possevino 
als  persönlicher  Vermittler  zwischen  den  verhandelnden  Diplo- 
maten. Jedesmal,  wenn  in  der  russbedeckten  Hütte  in  Zapolje, 
durch  deren  Fenster  und  Spalten  der  Bauch  des  Qualmenden 
Ofens  hinauszog,  die  Verhandlungen  auf  den  toten  Punkt  gerieten 
und  die  Diplomaten  unter  gegenseitigen  Vorwürfen  und  Verwün- 
schungen auseinandergingen  in  der  festen  Absicht,  nicht  mehr 
zusammenzukommen,  jedesmal  verstand  es  dann  Possevino  sie  wieder 
zu  vereinigen,  indem  er  zunächst  einzeln  mit  jeder  Partei  kon- 
ferierte. Auch  nachdem  die  Hauptfrage,  d.  h.  die  livländische 
Frage,  gelöst  war,  fehlte  es  nicht  an  Anlässen  zu  heftigen  Kon- 
flikten. Die  russischen  Unterhändler  versuchten  in  irgend  einer 
Weise  die  theoretische  Anerkennung  des  historischen  Rechtes 
Johanns  auf  Livland  (im  Hinblick  auf  die  Zukunft)  in  das  Frie- 
densdokument hineinzubringen.  Denn  nach  ihrer  Auffassung 
gehörte  „Livland  seit  Erschaffung  der  Welt  den  Moskauer 
Fürsten**.  Überhaupt  kam  Possevino  gar  nicht  aus  dem  Staunen 
über  die  historischen  Kenntnisse  des  Moskauer  Diplomaten  heraus. 
Als  die  Fraffe  der  Titel  der  vertragschliessenden  Herrscher 
erörtert  wurde,  wollten  die  polnischen  Unterhändler  den  Titel 
Zar  für  Johann  nicht  gelten  lassen,  und  Possevino  pflichtete  ihnen 
selbstverständlich  bei,  da  Zar  gleichbedeutend  mit  Kaiser  wäre 


282 

und  diese  Würde  nur  vom  Papst  vergeben  werden  könnte.  ,|Die 
römischen  Kaiser  Arkadins  and  Honorius^,  erklärten  darauf  die 
Moskaaer  Diplomaten,  „hätten  ans  Bom  dem  russischen  Forsten 
Wladimir  die  Kaiserkrone  gesandt  und  der  Papst  hätte  diese 
Übertragung  durch  den  Bischof  Cyprian  bestätigt.^  Den  Ein- 
wand Possevinos,  Arkadius  und  Honorius  hätten  500  Jahre  vor 
Wladimir  gelebt,  Hessen  die  Moskauer  Diplomaten  nicht  gelten: 
dann  wären  das  eben  zwei  andere  Kaiser  Arkadius  und  Honorius 
gewesen,  Zeitgenossen  von  Wladimir.  Da  jede  Partei  von  der 
Kichtigkeit  i&er  historischen  Kenntnisse  tief  überzeugt  war, 
musste  ein  Kompromiss  gefunden  werden.  Er  bestand  darin,  dass  im 
russischen  Vertragsdokument  der  Titel  Zar  blieb,  im  polnischen 
aber  fehlte.  Die  Hartnäckigkeit  und  der  trotzige  Eigensinn  der 
Moskauer  Diplomaten,  die  nach  jeder  von  ihnen  gemachten  Kon- 
zession mit  neuen  Vorbehalten  kamen,  um  das  abgerungene 
Zugeständnis  in  seiner  praktischen  oder  wenigstens  theoretischen 
Bedeutung  illusorisch  zu  machen,  brachten  schliesslich  den 
gewiegten  jesuitischen  Staatsmann  aus  seiner  kaltblütigen,  über- 
legenen Buhe.  Er  wurde  nervös,  b^ann  zu  schreien,  vergriff 
sich  schliesslich  handgreiflich  an  einem  der  Moskauer  Diplomaten 
und  warf  ihn  zur  Tür  hinaus.  Dem  letzteren  war  dies  Vorgehen 
Possevinos  nicht  unangenehm,  es  diente  in  dem  Berichte  an  Johann 
über  die  Verhandlungen  als  bester,  untrüglichster  Beweis  des  Eifers, 
mit  welchem  er  die  Interessen  des  Zaren  yertreten  hatte. 

Endlich  am  15.  Januar  1582  wurde  das  fertige  Friedens- 
dokument besi^elt  und  beschworen. 

König  Stephan  Bathori  hatte  geeiert:  der  Zar  trat  ihm 
ganz  Livland  und  die  Städte  und  Gebiete  rolozk  und  Welish  ab, 
dafür  gab  ihm  Stephan  Bathori  alle  übrigen  von  ihm  eroberten 
Festungen  und  Oebiete  zurück. 

Mit  dem  Frieden  von  Zapolje  schliesst  das  interessante  Bach 
von  Nowodworski. 


«^V«^^>^^»^^>i/\^^^N^>^ 


Livonica  in  römisoben  Archiven  und  BibliothekoDi 

AoMiig  WM  dem  B«ilolite  das  Prof.  W.  Ahrthtm^)   ftber  dii  Foisokiuigtnt    die   ia  liad- 

iehea  ArohlTea  vad  Blbllotiliekea  im  Auftrag  der  HIftorisoheii  Abteilug  der  KrskMter 

Akademie  ia  dea  Jelirea  1896/7  aad  1897/8  tvegeftlirt  wordea  liadi  entiialtead  die  die 

Geeohiohte  der  OitMeproTlaiea  betreftaden  Akteastftokei 

Von  Wladislaw  Lichtarowicz. 


Die  Forschungen   des  Prof.  W.  Abraham   haben  eine  Fülle 
von  Materialien  für   die   Geschichte  Polens  im  Mittelalter   ans 


1)  Gednickt  im  IX.  Bde.  der  Collectanea  ex  ArchiTO  OoU^  Historici. 
Editlonam  GoUegü  Bistorici  Acadeiniae  Lit  Craconensis  Nr.  61.  Krakow  19Q2. 


283 

Tageslicht  gebracht.  Der  Zweck  der  vorliegenden  Arbeit  ist, 
ans  dem  Berichte  Abrahams  diejenigen  Aktenstücke  an&uzählen, 
die  sich  direkt  oder  indirekt  anf  die  Oeschichte  der  Ostseepro- 
Tinzen  beziehen.  Letztere  sind  in  besonderer  Schrift  gedruckt. 
Anch  sind  einige  Aktenstücke  aufgenommen,  bei  denen  sich  hier- 
her gehörige  Materialien  nur  vermuten  lassen.  Bei  jedem  Akten- 
stuck ist  die  Seitenzahl  des  Berichtes  angegeben. 

L   Das  Vatikanische  Archiv^). 

A.    Diplomata  und  Urkunden  im  Original. 
1.  Instrumenta  miscellanea. 

Seite  12.  XI.  Ausfuhrliche  Akte  vom  Jahre  1316,  betreffend 
die  Streitigkeiten  in  Riga;  im  Cap.  XII  sub  dato  31 /Y  und 
28 /n  1318  Fortsetzung  derselben  Sache,  desgl.  im  Gap.  XVII 
17/XI  1322. 

n.   Archiv  der  Engelsbnrg. 
Abteilung  I. 

S.  16.  Arm.  Y  cap.  lY  Nr.  12.  1560.  Gopia  diveraaram  scriptoraroni  emper 
depntatione  Johannis  Schlitten  miaa.  a  Johanne  M.  Ifoseov.  dace  in 
Gennaniam  pro  emditis  viris,  artificibas,  et  cnm  alÜB  Bcriptnris  de 
modo,   qao  Jolios  m  eundem  daeem  regiis  insigDibus  Omare  potest. 

S.  17.  Arm.  X  cap.  I  Nr,  4.  Informationes  super  religione 
Theutonica  in  rrussia,  Livonia  et  in  Germania  existente  ac 
de  pace  inter  predictum  Ordinem  et  Poloniae  Regem  ineunda 
sub  demente  vH. 

S.  18.  Arm.  XI  Gap.  I  Nr.  46.  Sigismundus  I  ad  Pontificem, 
ut  concedere  vdit  Yillelmum  march.  Bradenb.  coadiutorem 
Johanni  Archiepo  Bigensi  12/4  1524. 

8.  23.  Arm.  XIY  cap.  YI  Nr.  50.  Instmctio  GneznensiB  Archiepiscopi  ad 
PontSficem  de  rebus  Polonids,  de  regia  matrimonio  et  de  transferendo 
in  Italiam  Ordine  Thentonico.    1518. 

B.    Regesta'). 

1.    Regesta  Yaticana. 

Johann  XXII. 

8.  41.  T.  77  P.  183  Nr.  1537.  Bpiscopo  et  preposito  et  de- 
cano  Osiliensi.  Im  Interesse  der  Erhaltuiq;  des  zwischen 
dem  Orden  und  Oedimin  abgeschlossenen  Friedens.  Avig.  II 
kal.  Sept.  a.  YIII. 

1)  Die  literatar  siehe  in  ^^Editionam  coUegii  hiBtorid  aeademiae  lit 
CracoTienda  Nr.  61*  Anmerkungen  8.  4,  5,  6,  7,  9,  10,  11. 
s)  8.  literatnr  1.  c.  Anm.  8.  25,  26,  27,  29,  80. 


284 

Clemens  VI. 

S.  56.  T.  146  Secr.  F.  74  Y.  ,DileetQB  fiüas.«  Eine  Empfehlu«  für 
Garinins  de  Castronoao  an  Kaiser  Karl,  Kasimir  d.  Gr.,  den  Ers- 
bischof  Ton  Köln  and  den  Orden.    Avig.  YII  kal.  Not.  a.  XI. 

S.  57.  T.  155  F.  270  V  Nr.  399.  Oraconiensi  et  Gnlmenä  episcopis -Olim 
felicis*.  Betrifft  den  Streit  zwischen  Kasimir  d.  Gr.  und  dem  Orden. 
Aviflmon  III  Non.  Mail  a.  I.    Gf.  Reg.  Ayig.  T.  67  F.  260. 

S.  62.  T.  185  F.  364  Nr.  842.  Caminensi  et  Poznaniensi  et 
LincoDensi  episcopis.  Ernennt  dieselben  za  Konservatoren 
des   Bigaschen   Erzbischofs.    Avignon  Non.  Decem.  a.  YII. 

Innocenz  VI. 

8.  69.  T.  238  F.  190  V.  Magistro  et  conTentni  Hosp.  8.  Marie  Theato- 
nicomm.  .Kolesta  nobis.*  Sie  sollen  nicht  die  Ldtaner  gegen  den 
König  Kasimir  nnterstützen.    Avig.  IV  kal.  Octob.  a.  IV. 

Bonifatius  IX. 
S.  80.    T.  313  F.  254  V,  255  nnd  266.    (Bonifatius  IX)  Johann! 
ep.  Massonensi  Ap.  Sedis  nnncio  ad  Felonie  Beffnnm,  Pros- 
cie,   Lithnanie   ac  Livonie   pron.    Borne  kal.  Itbrcii  a.  HL 
(Drei  Briefe.) 

2.    B^esta  von  Avignon^). 

Johann  XXII. 

8.  87.    T.  12  F.  134  Nr.  1060.    Nicoiao  dicto  Polono  canonico  8.  OesoU 

in  Bnina  Coloniensis  dioc.    Derselbe  war  notarius  nnd  familiaris  des 

Grossmeisters  des  Deutschen  Ordens.    Der  Papst  ernennt  denselben 

snm  Canonicos  in  Köln.    Avig.  Non.  Ang.  a.  lu. 
S.  88.    T.  21  F.  366  Nr.  1894.    Friede   zwischen  dem    Orden 

nnd  Gedimin.    Baczyiiski,   Eodeks  dypl.  Litwy"  Nr.  3,    S. 

33—38,  nnd  Bunge,  «Liy-,  Est-  und  Eurländisches  Urknnden- 

buch«  n  Nr.  707. 
F.  367   Nr.  1895.    Episcopo,  preposito  et  decano  Osiliensi.    In 

derselben  Sache.    Cf.  B.  V.  T.  77  f.  183  Nr.  1537. 

Innocenz  VI. 
S.  106.    T.  127  F.  289-425.    Inventare  der  bischöflichen  Nach- 
lasse.   Wichtig  für  die  Oeschichte  des  Bigischen  Erzbistums. 
[Cf.  Hildebrand,  Livonica  49,  S.  65.] 

3.    Archetypa  Epistolarum  Innocentii  VP). 

S.  128.  T.  244.  F.  Nr.  55.  An  Karl  lY.  Empfiehlt  ihm  den  Deutschen 
Orden.  Avig.  VI  Id.  Febr.  a.  lY.  Anf  Grand  der  Abschriften  von 
Archetypen  abgedrückt  nnter  «Innocenz  YI'  bei  Yoigt,  Codex  dinl. 
Prnssicus  IH  Nr.  81.  (YeMl.  Yoigt,  Gesch.  Prenssens  V,  8. 118,  ÖS), 
desgl.  registriert  bei  Dndik  ,Iter  Italicnm«  n  a  122  Nr.909,  obrieioh  dieee 
Urkunde  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  ans  der  Zeit  Urbans  Y.  stammt 

1)  lit  1.  c.  Anm.  8.  81,  82. 
>)  Lit  L  c.  Anm.  8.  127,  128. 


8861 

S.  129.  T.  244  G.  Nr.  586.  üfagistro  S.  Mariae  Theat  Dankt  för  die  Oo- 
schenke.  Avig.  YIII  kal.  Jol.  a.  lY.  (Voigt,  Ood.  dipl.  Prasaiciui  HI 
Nr.  82.)  Diese  Urkunde  acheint  ebenfalls  ans  der  Zeit  Urbans  V.  sa 
stammen. 

C   Handsohriften  der  einzelnen  „Annaria*' ^> 
S.  142  o.  143.   Arm.  XXXI.    T.  43,  t  16.     Declaratio  certorum  capitnlomm 
pads  facta  inter  regem  Poloniae  et  Ordinem  Pratenoram.    «Ad  illa  ex 
Apost'    Gonstan.  III  Idas  Mali  a.  I. 

T.  72.  Ein  nmfassendes  Formalarenwerk  auf  Pergament  vom  Xni. 
oder  Anfang  des  XIY.  Jahrb.,  im  Inventar  als  das  Formalarenwerk 
Johanns  XXU.  bezeichnet.  Ümfasst  einige  taasend  XJrkanden,  meistens 
ohne  Adressen,  immer  ohne  Datam.  Dem  Inhalte  nach  bezieht  sich 
einiges  aaf  Litaaen  and  wohl  aach  aaf  Preossen  and  den  (hrden. 

f.  23.    Regi  Bohemie.    „Begis  etemi  benignitas.' 

DacL    «GraYiter  cor  nostram.* 

Begi.    »De  speciali  dono*  cf.  Perlbach,  Preass.  Besten  Nr.  774. 

Alle  diese  drei  Briefe  beziehen  sich  aaf  die  Angelegenheiten  des 
Ordens  and  der  Prenssischen  Lande  and  sind  f.  194  Nr.  1394—1896 
wiederholt 

f.  27.    ürkanden  ohne  Adressen,  aber  mit  Babriken  versehen : 

1.  Verba  benivola  ad  neophitas.    »Petri  laminam.* 

2.  Ad  baptiisatos  de  novo.    ,Oratias  agimas.'^ 

3.  Qaod  qoidam  nobUis  aidna  Prasde  proaideat  predicantibas  cracem, 
ne  neophiti  graaentor  in  expenais.    «Si  nniaersa.* 

4.  De  sabyendone  Polonie  contra  nicinos  paganos.    «Et  si  non  sie.* 

5.  Qaod  prefidatar  Episcopas  in  terra  regis  de  noao  conuersi.    «Ad 
hoc  semper.'    Theiner,  Hon.  Pol.  I  Nr.  105  cam  reg. 

6.  De  faaendo  regi  conaerso  conaerti  alios  procaranti.    Spirita  exal- 
tante.    Theiner  1.  c.  Nr.  106  cam  reg. 

Dasselbe  aaf  f.  103  Nr.  1884-1889. 

f.  28.  Estland.     F.  29.    Ereazzag  nach  Preassen. 

f.  51  Nr.  340.  Alezander  Archiepiscopo  Gneznensi.  Soll  den 
Bischof  fOr  die  Jatwagen  weihen. 

f.  66  Nr.  502.   Episcopo  at  Coronet  regem  denao  oonversam  ad  fldem. 

F.  84.    Entsendang  eines  Legats  nach  Polen. 

F.  86.  Legation  des  Erzbischofs  von  Riga  und  des 
Bischofs  von  Ermeland. 

F.  106  Nr.  917.  Episcopo  Pragensi.  „Dadom  nobis.*  Da  der  Jat- 
wagenbischof  in  seiner  Diözese  nicht  arbeitet,  wird  er  saspendiert, 
wenn  er  sich  nicht  dahin  begibt. 

F.  190,  191,  192,  275  Nr.  2770  and  2772.  Preassische  Ürkanden. 
Perlbach  1.  c.  Nr.  766. 

m.  Die  Vatikamsohe  Bibliothek»). 

A.    Codices  Vatioani. 
S.  165  a.  166.    3924.    Pro  Magno  Magistro  Prasciae  saper  concordia  com 
Rege  PoL    f.  343. 

Saper  negotlo  Mag.  Prasciae  cam  Bege  Pol.  f.  393-404. 
S.  167.    5469.   Xivonia  sine  de  religione  christiana  in  Liyonia. 

1)  lit.  1.  c.  Anm.  S.  141,  142,  146. 

Die  BibUothek  hat  ca.  250,000  Draekbande  and  über  25,700  Mann- 


? 


886 

S.  167  a.  168.   6197.    De  religloiie  Prassiae  cam  rege  Poloniae.  f.  288  il  289. 

F.  815.  Anspräclie  des  Ordens  Polen  und  Born  eegenäber.  Anf. 
XVL  Jahrh. 

F.  316  and  317.    Fortsetson^  des  ,a  Magno  Magistro  Prassiae  17 
ICartii  1524^  formolierten  Memorials. 
S.  173.    8246.    Tazae  omninm  eedesiarom  episcopalinm,  archiepiscopalinm, 
item  omniom  abbataamm  orbis  catholici  ordine  alphabetico(2&it  LeosX.). 

8250.  Vol.  I.  Armi  e  nomi  di  Ambasciaton  inviati  a  Borna  dalle 
varie  Gosti  darante  il  seeoloXYI  e  la  prima  metadel  secolo  XVIL  f.  1 — 64. 

8259.  Anonymi  Tavola  sinottica  contenente  informasioni  sopra  di- 
yend  stati  d'Enropa.    f.  52. 
S.  174.    8333.    Josephi  Dini  memorie  sopra  le  nomine  agli  ardveseoTati, 

vescovati  e  monasteri  di  tatti  di  stati  e  sovranL    Insont  Innoeentü  XI,         i 
Alexand.  YIII,  Innoc.  XU  et  Bened.  XIII,  Augosti  Polonomm  B.  etc. 
ballae  brevia  decreU  et  epistolae  1683—1766. 

8444.  Martini  V  brene  ad  Jacobom  Spoletannm  et  Ferdinandnm 
Lncensem  ep.  legatos  de  pace  constitnenda  inter  Ladislanm  Polonomm 
B.  et  Alexandmm  alias  Yitoldam  dncem  lithuaniae  ez  nna  et  Ma- 
gistnun  ae  fratres  Hospitalis  8.  Mariae  Theatonicoram  Hieros.  exal- 
tera  parte,  datnm  Mantnae  pontificatas  a.  IL    f.  98. 

B.   Codloes  Otioboniani. 

S.  180.  762.  Descriptio  omninm  eintatom,  episcopatnom  et  archi^iscopa- 
tnnm  citra  et  nltra  mare.  Soriptns  est  iste  codex  qno  tempore  regu- 
läres ord.  S.  Angastini  Lateranensem  ecclesiam  tenebant 

S.  181.  2421.  IHscorso  al  Sigismondo  di  Polonia  sopra  il  regni  di  Svena 
e  di  Polonia.    f.  41. 

Bicordi  al  Be  di  Polonia  nell'  occapassione  del  Begno  di  Sresia  ilatta         I 
dal  Dnca  Carlo  sno  fratello.    f.  45.  j 

S.  182.  2548.  B.  Saec.  XVI.  Index  mbriceUaram  bnllaram  Johamds  XXII 
— Martini  V. 

a  183.    2931.    Saec.  XIY.    Begnla  Fratram  Theatonicoram. 

C.  Codices  Reginae. 

S.  184.  163.  Begalae  et  constitutlones  Ordin.  S.  Mariae  Domos  Theatoni- 
oornm  partim  latine  partim  germanice. 

D.  Codices  Palatini. 
S.  185.    701.   Teil  I.    Ein  Formalarenwerk,  geschrieben  in  der  Handscluift 

des  XVI.  Jahrb.,  bestehend  ans  vielen  Briefen,  anter  anderen  Briefe 
Karls  rV.,  des  Grossmeisters  des  Deatschen  Ordens  a.  a. 

E.  Codices  Urbinates. 
S.  186.    864.    Sixti  lY  Instructio  pro  Archiepiscopo  Rh^ensi 

nuncio  ap.  com  potestate  legati  a  latere  per  onmem  pro- 
vinciam  Livoniae.    f.  162. 
S.  188.    1705.    Svedae  Begis  dedaratio  adversas  Polonos  italieo  sermone. 
f.  134. 


skripte,  welche  in  7  Abteilangen  serfallen:  1)  Codices  VaÜcani  10251  lat., 
2202  griech.;  2)  Cod.  Ottoboniani  3394  lat.,  472  griech«;  3)  Cod.  Palatini 
1996  lat.,  431  griech.;  4)  Cod.  Urbinates  1767  lat,  165  griech.,  59  hebr.;  5) 
Cod.  Beginae  2102  lat.,  228  griech.;  6)  Cod.  Orientales  2801  and  7)  Cod. 
Capponiani  288  lat. 


287 


Anhang. 

I.   VatikaniflohoB  Archiv^). 
3.    Regesta  snpplicationam. 

S.  196.  T.  119.  Martin  Y.  F.  215.  Gesuch  des  Ordens,  betreffend  das 
Patronatsrecht  und  Freiheit  von  Dienstleistungen  (?  swiadczen)  zn 
Gunsten  der  Bischöfe. 

5.    Urkunden  des  Schatzamtes. 

S.  211.  Die  Abteilung  ^Rationes  GoUectorum''  umfasst  504  Bände. 
Bd.  219  für  die  rrov.  Riga.  Ausserdem  erscheinen  erwäh- 
nenswert: Di  versa,  Bde.:  114,  125,  231  (1364—1368),  260 
(1329-1342),  346,  350-354,  356—360,  365,  391,  495,  499 
(1348)  und  500;  Benef.  collat.,  Bde.:  69c,  280—288,  293 
—296,  368,  370—372,  501—503;  Ernennungen  der  Wür- 
denträger in  der  Kurie,  Bde.:  456  und  457;  Bd.  8  Ta- 
xatio  benef.  Allemaniae;  Bd.  82  Tabula  diversorum 
beneficiorum  in  variis  archiepiscopatibus  und  Bd. 
293  Rubrica  nominum  eccl.  divers,  dioc.  1378. 

B.    Obligationes  et  Solutiones. 

S.  216.    T.  5  (311)  1316—1322.    Obligat. 

P.  27  V.    Ep.  Culmensis  in  Livonia.   P.  28  V  u.  42.   Ep. 
Pomesaniensis  in  Liuonia  und  Ep.  Samiensis  in  Prussia. 
T.  6  (297  auf  Pergam.)  Oblig.  1316—1344. 
F.  39.   Ep.  Reualensis  in  Polonia  und  Culmensis  in  Polonia. 

C.  Introitus  et  Exitus. 
S.  217—219.  Diese  Abteilung  umfasst  378  Bde.  vom  Jahre  1279 
an  bis  zum  Gegenpapst  Benedikt  XITT.  inkl.  Weitere  170 
Bde.  beziehen  sich  auf  das  XV.  Jahrb.,  haben  aber  viele 
Lucken,  die  in  bedeutendem  Masse  durch  die  sich  im  Ar- 
chivio  di  Stato  befindenden  Bände  des  „Introitus  et  Exitus^ 
ausgefüllt  werden. 

Die  Expedition  hat  diese  Abteilung  nicht  systematisch 
durchgesehen. 

IV.   Florenz. 

A.    Biblioteca  nazionale  centrale. 
S.  228—229.    Die  Bibliothek  ist  von  Antonio  Magliabechi  Auf. 
XYIII.  Jahrh.  gegründet.    Jetzt  umfasst  sie  die  Abteilungen: 
Magliabechiana,  Falatina,  Strozziana,  dei  Conventi  soppressi 

1)  Lit.  l.  c  Anm.    S.  189,  190,  192,  209,  210,  213,  216,  216,  218,  219, 
221,  222,  223. 


iS8 

u.  a.  Im  Manuskript  der  Abt.  Magliabechi  II.  III,  256  ein 
Originalband,  umfassend  regesta  brevium  vom  11.  R^erunffs- 
jähre  Sixtus'  lY.,  d.  h.  vom  August  1481bi8  zum  August  1482. 
f.  196.  Emesto  duci  Sazonie  .Cum  magna^.  Tom  schreck- 
lichen Überfall  der  Russen  auf  Livland  mit  der  Bitte  um 
Organisation  eines  Krie^zuffes  und  Unterstützung  des  Legaten 
Stephan,  Rigischen  Erzbischofs.  Rom  XXTX  Martii  14&  mit 
den  Espeditionen  Marchioni  Brandenb.,  Magno  duci  Magni- 
polensi,  Easimiro  R^i  Polonie,  Stenoni  Stwr  gubematori 
Regni  Suetie  cf.  Theiner,  M.  Pol.  II  Nr.  237. 


Jahresbericht 

des  SekreUrs  der  GefelKdiaft  Dr.  phil.  Alfred  pon  HedensMm 
fflr  das  ?ahr  1904« 


Auf  den  Sitzungen  der  Gesellschaft  sind  folgende  Vortrilge 
gehalten  und  Zuschriften  verlesen  worden: 

Herr  Leonid  Arbusow  referierte  über  das  Werk  von  Aloys 
Schulte:  Die  Fugger  in  Rom  1495-- 1623,  und  im  Anschluss  daran 
über  kürzlich  entdeckte  Bruchstücke  alter  Drucke,  einen  1489 
erteilten  Ablass  gegen  die  Türken  und  einen  livländischen  Abiaas 
von  1504/6  betreffend. 

Herr  Pastor  P.  Baerent-Arrasch  sprach  über  die  Lage  der 
Burg  Alt- Wenden. 

Herr  Sekretär  Aren d  v.  Berkholz  gab  ein  Lebensbild  des 
1804  gestorbenen  Rigaschen  Bürgermeisters  J.  C.  Schwartz. 

Herr  Dr.  phil.  Leo  Berkholz  machte  Mitteilungen  zur  (be- 
schichte der  Rigaer  Krämerkompanie. 

Herr  Hermann  Baron  Bruiningk  hielt  einen  Vortrag 
über  den  im  16.  Jahrhundert  in  Riga  wirkenden  Maler  Peter  Haae. 
Derselbe  sprach  über  die  in  den  Fragmenten  der  Mirakelbücher 
des  Cäsarius  von  Heisterbach  aufgezeichneten  Erzählungen  über 
in  Livland  geschehene  Mirakel.  Derselbe  gab  Erläuterungen  zu 
seiner  in  den  ^Mitteilungen^  etc.  veröffentlichten  Arbeit  und  be- 
richtete im  Anschluss  hieran  über  die  im  Buche  der  Ältermänner 


289 

defi  rigaschen  (JoldBohmiedeaintes  enthaltenen,  auf  das  kirchliche 
Leben  bezüglichen  Aafeeichnnngen. 

Herr  Stadtbibliothekar  Nikolaus  Busch  übergab  die  Ab- 
schrift einer  unedierten  Urkunde  des  Bischofs  Nikolaus.  Derselbe 
hielt  einen  Vortrag  über  die  ältesten  niederdeutschen  Birgitta- 
drucke auf  Grund  mehrerer  von  ihm  in  der  Stadtbibliothek  ent- 
deckter Fragmente.  Derselbe  sprach  über  ein  von  ihm  in  der 
Stadtbibliothek  aufgefundenes  Bruchstück  einer  bisher  unbekannten 
AblassinstruEtion  aus  dem  Anfang  des  16.  Jahrh.  Derselbe  sprach 
über  einen  mittelalterlichen  Papierkodex  aus  dem  J.  1468,  enthal- 
tend ein  Lexikon  der  Pharmokologie  des  Simon  von  Genua.  Der- 
selbe wies  auf  eine  bisher  unbekannte  Erwähnung  des  Esten- 
bischofs Fulco  hin. 

Herr  Archivar  Eduard  Fehre  berichtete  über  eine  bisher 
unbekannte  Originalinstruktion  der  Kaiserin  Katharina  H«  an  den 
Vizeadmiral  Greigh  vom  J.  1788,  7.  Juni.  Derselbe  berichtete  über 
ein  aus  dem  Nachlass  des  Feldmarschalls  Barclay  de  ToUy  stam- 
mendes  j^MjfEHJTb   HCXOXflm^HlTb  CjUKTKIPb   00  CeBpeTHOt   ^ACTH' 

ans  dem  J.  1812. 

Herr  Professor  Dr.  Richard  Hausmann  berichtete  in  zwei 
Zuschriften  über  einen  Paalstab  aus  Karkus  und  über  baltische 
Altertümer  im  Berliner  Archäologischen  Museum. 

Der  Sekretär  Dr.  A.  v.  Hedenström  referierte  über  das 
Werk  von  W.  Nowodworski:  „6opB6a  sa  JIhbohIk)  MesAJ  Mockbo» 
H  T?iihfo  QocnojmTO»  1570—82.'' 

Herr  Oberlehrer  Bernhard  Hollander  hielt  einen  Vor« 
trag  über  den  Bigaschen  Bürgermeister  Konrad  Durkop  und  ge- 
dachte in  längerer  Rede  des  70.  Jahrestages  der  Gesellschaft. 

Herr  Dr.  J.  Joffe  sprach  über  einige  jüdische  Chroniken  des 
18.  Jahrhunderts  aus  Kurland  und  Riga« 

Herr  Oberlehrer  Fr.  v.  Keussler  in  St.  Petersburg  machte 
in  4  Zuschriften  Mitteilungen  über  eine  handschriftliche  Familien- 
geschichte der  Familie  Albanus,  über  die  Familie  Keussler;  über 
eine  handschriftliche  Familiengeschichte  der  ehem.  rigaschen 
Familie  v.  König  und  über  die  Iversensche  ürkundensammlung. 

19 


290 

Herr  Oberlehrer  Wladislaw  Lichtarowicz  machte  Hit- 
teilangen  fiber  die  im  Berichte  der  Krakauer  Akademie  vom  J. 
1902  Teröffentlichten  Forschimgen  zur  Geschichte  Polens  in  römi- 
schen Archiven  und  Bibliotheken,  soweit  sie  auf  die  (beschichte 
Livlands  Bezug  nehmen. 

Her  Bitterschaftsbibliothekar  E.  t.  Löwis  of  Menar  er- 
läuterte auf  Orund  einer  von  ihm  gezeichneten  Kopie  den  ältesten 
Plan  der  Burg  und  der  Stadtmauer  von  Pemau.  Derselbe  machte 
Mitteilungen  &ber  das  Grabdenkmal  desFeldmarschaUsB.  O.  y.  Reh- 
binder in  Turin,  den  Grabstein  des  Rigaschen  Erzbischofs  Fromhold 
in  Rom,  sowie  fiber  einen  Besuch  im  Deutschordens-Zentralarchiy 
in  Wien« 

Herr  Inspektor  K.  Mettig  sprach  über  die  St.  Olaygilde 
in  Riga,  fiber  die  Beziehungen  Rigas  zur  Fehme,  fiber  die  falsdie 
Abfassung  des  Regestes  zu  einer  im  IL  Bande  des  Urknnden- 
buches  der  Stadt  Lfibeck  gedruckten  Urkunde.  Derselbe  machte 
Mitteilungen  fiber  ein  bisher  unbekanntes  Wappen  in  einem  die 
Stadt  Lfibeck  darstellenden  Ölgemälde  im  Schwarzhäuptersaale 
zu  Riga,  fiber  rigasche  Meisterzeichen  des  17.  Jahrhund^ts,  fiber 
ein  Amtsbuch  der  Rigaschen  (Goldschmiede.  Derselbe  berichtete 
fiber  3  von  ihm  im  Archiv  der  Schwarzen  Häupter  entdeckte 
niederdeutsche  Liebeslieder  aus  dem  16.  resp.  17.  Jahrhundert 
Derselbe  besprach  die  Werke  von  Dr.  Albert  Hauck:  Die  Kirchen- 
geschichte Deutschlands,  Band  IV,  von  Aloys  Schulte:  Die  Fogger 
in  Rom  1495—1523,  und  von  M.  Jansen:  Papst  Bonifacios  IX. 
und  seine  Beziehungen  zum  Deutschen  Reiche,  im  Hinblick  auf 
die  in  genannten  Werken  gemachten  Mitteilungen  fiber  livländisehe 
(beschichte. 

Herr  Dr.  W.  Neu  mann  legbd  einen  von  ihm  nach  einem 
schwedischen  Situationsplan  Tom  J.  1696  rekonstruierten  Plan  der 
ehemaligen  Befestigung  Dorpats  vor.  Derselbe  legte  der  Gesell- 
schaft ein  von  ihm  hergestelltes  .Verzeichnis  baltischer  Gold* 
schmiede,  ihrer  Merkzeichen  undWerke^  vor  und  erläuterte  dasselbe. 

Herr  Oberlehrer  E.Schmidt  gab  eine  geographisch-archäo- 
logische Beschreibung  des  Gebietes  der  oberen  Oger« 


i 


291 

Herr  Erich  Seaberlich  verlas  einen  Aaszag  aas  den  Aaf- 
zeichnangen  des  weil,  rigaschen  Kaafmanns  Michael  Joachim 
Schmidt  aber  den  Brand  der  rigaschen  Vorstädte  and  Eriegser- 
eignisse  des  Jahres  1812  and  sprach  fiber  die  Mitaaer  Vorstadt 
and  das  dortige  Handelsleben  am  Ende  des  18.  Jahrhanderts. 

Herr  Architekt  Hermann  Seaberlich  hielt  einen  Vortrag 
aber  das  bischöfliche  Schloss  in  Arensbarg  auf  Osel. 

Herr  Dr.  med.  G.  Sodoffsky  machte  in  einer  Zaschrift 
einige  aas  den  „Memoiren  der  Familie  Sodoffsky^  entnommene 
Mitteilangen  aber  den  Besuch  der  Kaiserlichen  Familie  in  Riga 
im  J.  1834. 

Herr  Oberlehrer  George  Worms  behandelte  in  einer  Za- 
schrift eine  1581  gedruckte  „WahrhafEtige  Nye  Tyding',  in  der 
die  Belagerangen  livländischer  Ortschaften  durch  die  Schweden 
beschrieben  werden,  und  wies  den  Chronisten  Balthasar  Bussow 
als  Verfasser  nach. 

Am  25.  Mai  unternahm  die  Gesellschaft  einen  historischen 
Ausflug  nach  Martinsholm  und  Dahlen. 

In  der  Bibliothek  sind  auch  in  diesem  Jahre  die  Ordnungs- 
und  EatalogiBierungsarbeiten  durch  freiwillige  Mitarbeit  eines 
Damenkreises  unter  Leitung  der  Frau  Dr.  B.  Eüsel  geb.  y.  Hohen* 
hausen  sowie  mehrerer  Herren  in  dankenswerter  Weise  unter* 
stutzt  worden.  Die  Ordnung  des  der  Bibliothek  einverleibten 
Nachlasses  von  Dr.  Anton  Buchholtz  ist  von  Dr.  jur.  A.  y.  Bul- 
merincq  zu  Ende  geführt  worden,  wofür  ihm  der  Dank  der  (Ge- 
sellschaft ausgesprochen  wurde. 

Gleich  anderen  gelehrten  Instituten  und  Vereinen  Europas 
hat  auch  unsere  Gesellschaft  durch  Übersendung  von  78  Schriften 
an  der  Wiederherstellung  der  Bucherei  der  Biblioteca  Nazionale 
in  Turin  mitgewirkt,  die  einen  grossen  Teil  ihrer  Schätze  durch 
Feuer  yerloren  hatte. 

Zur  Erhaltung  der  Schlossruine  yon  Wenden  sind  auf 
Initiatiye  der  yon  der  (Gesellschaft  eingesetzten  Kommission  auch 
in  diesem  Jahre  weitere  Schutzmassr^eln  getroffen  worden.  Von 
einer  in  Aussicht  genommenen  allgemeinen  Kollekte  behufs  Auf- 

19» 


29S 

bringang  grösserer  (Geldmittel  f&r  eine  dauernde  BestanntioB 
der  Ruine  ist  im  Hinblick  auf  die  Zeitrerhältnisse  Abstand  ge- 
nommen worden. 

Veröffentlicht  worden  sind  von  der  (Gesellschaft  in  diesem 
Jahre  ausser  den  Sitzungsberichten  aus  dem  Jahre  1903 
das  n.  Heft  des  19.  Bandes  der  „Mitteilungen  aus  der  liy- 
ländischen  Geschichte",  enthaltend  „Messe  und  kanoni- 
sches Stundengebet  nach  dem  Brauche  der  Bigaschen 
Kirche  im  späteren  Mittelalter'  von  Hermann  y.  Brui- 
ningk;  femer  in  Verbindung  mit  den  baltischen  ge8chicht8fo^ 
sehenden  Oesellschaften  ^Die  livländische  Geschiohtslite- 
ratur  1902",  verfasst  von  Arnold  Feuereisen;  femer  in 
erweiterter  5.  Auflage  ein  „Führer  durch  die  Sammlungen 
der  Gesellschaft  im  Dommuseum'. 

Als  ein  erfreuliches  Zeichen  der  Anerkennung  der  Bestre- 
bungen der  Gesellschaft  muss  es  bezeichnet  werden,  dass,  abge- 
sehen von  den  zahlreichen  Schenkungen  for  unsere  Sanounlungen, 
drei  grössere  Zuwendungen  unserer  (Gesellschaft  zu  Teil  geworden 
sind,  und  zwar  eine  Jahressubyention  von  KXX)  BbL  von  der  Liv- 
ländischen  Bitterschaft,  600  Rbl.  Yon  der  FirmaW.  F.  Hacker 
in  Anlass  ihres  100jährigen  Jubiläums  und  3O0  Rbl.  durch  Hern 
Rechtsanwalt  Erwin  Moritz  aus  einem  strittigen  RechtsM. 
Allen  Darbringem  gebührt  d^  wärmste  Dank  der  (Jesdlschaft. 

Die  Zahl  der  Mitglieder  der  Gesellschaft  wurde  im  Jahre 
1904  durch  den  Tod  um  16  vermindert. 

In  die  Zahl  der  ordentlichen  Mitglieder  wurden  15  Herr«i 
angenommen. 

Im  ganzen  zählt  die  Gesellschaft  am  6.  Dezember  1904  9 
Ehrenmitglieder,  einen  Prinzipal,  32  korrespondierende  Mitglieder 
und  532  ordentliche  Mitglieder  (gegenüber  540  ordentlichen  Mit* 
gliedem  im  J.  1903). 

Auf  Yorschlag  des  Direktoriums  wurde  am  6.  Dezember  wie- 
demm  das  Amt  eines  2.  Bibliothekars  kreiert  und  dasselbe  pro- 
Yisorisch  Herm  Archivar  Ed.  Fehre  übertragen. 

Die  bisherigen  Direktoren  wurden  fftr  das  nächste  Ctesell- 
schaftqahr  wiedergewählt. 

Über  den  Yermö  gensstand  der  Gesellschaft  veigL  oboi 
S.  246  den  Rechenschaftsbericht  des  Schatzmeisters. 


Verzeichnis 

der  Vereine  und  Anstalten,  denen  die  Schriften  der  Ge- 
sellschaft übersandt  worden  sind,    mit  Angabe  der  im 
Austausch  von  ihnen  erhaltenen  Dmckwerke. 


Aachen.    Aachener  C^chichtsyerein: 
Zeitschrift  XXV. 

Agram.    Kroatische  archäologische  Gesellschaft: 
Vjeetolk  VH,  2. 

—  Egl.  kroatisch-slavonisch-dalmatisches  Landesarchiv: 
Vjestnik  VI. 

Attenburg.    Oesch.-  u.  alterttunsforsch.  Oesellsch.  des  Osterlandes: 
Mitteilungen  XI,  3. 

Arenaburg.    Verein  zur  Ennde  Osels. 

Aiigsbarg.    Verein  für  Schwaben  und  Neabnrg. 

Bamberg,    Historischer  Verein: 
Bericht  LXIL 

Basel.    Historische  and  antiquarische  Oesellschaft: 
Baaler  Zeitachrift  m,  2.  IV,  1. 

Bayreuth.    Historischer  Verein  fftr  Oberfranken: 
ArchiT  XXn,  2. 

Bergen.    Mnseam: 

Aarbog  1903,  H.  3.  1904,  H.  1  n.  2.  —  Aarsberetning  1908. 

Berlin.    Verein  ffir  Geschichte  Berlins: 

Mitt  1904,  Nr.  3-9.  —  Satinngen  ▼.  27.  Febr.  1904.  -  Schriften  TTyTT. 

—  Verein  for  Oeschichte  der  Mark  Brandenburg: 
Foraohnogen  sor  brandenb.  n.  preoaa.  Geachiohte  XVII,  I. 

—  Gesellschaft  f&r  Heimatkunde  der  Provinz  Braadenbnig: 
BrandenbnrgU.    XII,   7—12.   XIII,   1—6.  —  Arehiy  X.  XL    —  Ver- 

waltangsberiobt  aber  das  Markiache  Provinsialweaen.  1902.  1903. 

—  Gesamtverein   der  deutschen  Geschichts-  und  Altertoms- 

vereine: 
Korreapondensblatt  HI. 

—  Verein  ^Herold*: 

Der  dentache  Herold.    Jahrg.  1904. 

Bern.    Alkemeine  Geschichtsforschende  Gesellschaft  der  Schweii: 
Jahrbuch  för  schweiseriaohe  Geachiehte.    XXIX, 

Bonn.    Verein  von  Altertamsfireimden  der  Bbeiiklande,    ,. 


294 

Braunsberg.    HiBtoriBcber  Verein  für  Ermland. 

Braontchweig.   OeBchichtsrerein  f&r  das  Herzogtum  Braunschweig 
(Mher  OrtsTerein  fnr  Geschichte  und  Altertamsknnde  zu 
Braonschweig  and  Wolfenb&ttel): 
Jahrbacb  II. 

Bremen.    Historische  (Gesellschaft  des  EünsÜervereins. 

Breslau.    Schlesische  Gesellschaft  far  raterländische  Kultur: 
81.  Jahresbericht  1903.  —  I.  Die  Hnndertjahrfeier.    n.  Geschichte  der 
GtoBellschafL 

—    Verein  far  Geschichte  nnd  Altertum  Schlesiens: 
Zeitsohrift  XXXYIU. 

BrBssel.    Gesellschaft  der  Bollandisten: 
Analeota  BoUandiaDa.    XXII,  4.  XXm,  1—3. 

Budapest    Egl.  ungarische  Akademie  der  Wissenschaften: 

Archaol.  Anzeiger.  N.  F.  XXIII,  3.  4.  5.  XXIY,  1.  2.  —  Rapport  1903. 
Philosoph.  AbhandlnoffeD  III,  5.  —  Hietor.  Abhandlungen  XIX,  la 


—  SozialwiBsenechaftL  Abhandlangen  Xu,  10.  XIII,  1. 2.  —  KaHleBonji 
Janoe:  Genealogie  hongroise  josqn'an  niilien  da  XIV.  sidcle.    III,  2. 

Blickeburg.    Verein  far  Geschichte,  Altertümer  und  Landeskande 
von  Schaumburg-Lippe: 
Ifitteilangen  I. 

Cambridge  (Mass.  U.  S.  A.).   Peabody  Museum  für  ArcbäoL  nnd 
Ethnologie  Amerikas: 
Memoirs  in,  1.  —  Papers  III,  1/2. 

Charkow.    Historisch-philologische  Gesellschaft. 

Chemnitz.    Verein  f&r  Chemnitzer  Geschichte. 

Cliristiania.    Egl.  üniyersität: 

Nielsen,  Lensgreve  Johan  Caspar  Hermann  Wedel  Jarlsberg.    L  II.  HI. 
—  Bygh,  0.,  Gamle  Personnavne  1  Norske  StedsnaTne. 

—  Wissenschaftliche  (Gesellschaft: 
Forhandlinger  1903.  —  Skrifter  1903. 

—  Verein  für  das  norwegische  Volksmuseum: 
Aarsberetning  1901.  1902.  1903. 

Chur.    Historisch-antiauarische  Gesellschaft  f&r  Gxaubunden: 
Jahresberichte  XXXII.  XXXIIT. 

—  Naturforschende  GeseUschaft  Graubundens. 

Danzig.    Westpreussischer  Geschichts verein: 

Zeitschrift  XLVI.  XLVIL  —  SCitteilangen  HI,  1-4. 

Dtrmstadt.    Historischer  Verein  für  das  Grossherzogtum  Hessen: 
Archiv  N.P.  II,  1.   Ergänzangsband  II,  1.  2.   Archiv  III.  3  n.IV.  l.— 
Qnartalblätter  N.  F.  lU,  9-12. 

JurjeW  (Dorpat).    Eaiserl.  Universität: 

Acta  et  eommentationes  1904,  2—5.  —  7  OisBertationen.    — 
cocTasi  1903.  —  06oepi]iie  JieuQi  1904  I. 


296 

Jurjew  (Dorpai).    Gelehrte  Estnische  Oesellschaft: 
Sitzonc^berichte  1903.  —  Verhandlimgen  XXI,  1. 

—  Eaiserl.  ökonomische  und  gemeinnutzige  Sozietät: 
Jahresbericht  1903.  --  Bahische  Wochenschrift  1904. 

—  Natürforscher-Ctesellschaft : 
Schriften  XII. 

—  Redaktion  der  Mitt.  n.  Nachrichten  für  die  eyang.-laih. 

Kirche  Rnsslands: 
Mitt.  n.  Nachrichten.    Jahrg.  1904. 

Dresden.    Egl.  sächsischer  Altertumsverein: 

Nenes  Archiv   ffir  sächs.  Gesch.  u.  Altertümer  XXV.    Qesamtinhalts- 
verzeichnis  zum  Nenen  Archiv  I— XXY. 

Düsseldorf.    Dfisseldorfer  Geschichtsverein: 
Beiträge  XVIH 

Eisleben.    Verein  far  (beschichte  und  Altertumskunde  der  Graf- 
schaft Mansfeld. 

Elberfeld.    Bergischer  Geschichtsverein. 

Emden.    Gesellschaft  für  bildende  Kunst  n.  vaterl.  Altert&mer: 
Jahrbnch  XV,  1. 

Erfurt    EgL  Akademie  gemeinnütziger  Wissenschaften: 
Jahrbücher.    N.  F.  XXX. 

Fellin.    Literarische  Gesellschaft. 

—  Redaktion  des  Felliner  Anzeigers: 
Felliner  Anzeiger.    Jahrg.  1904. 

Frankfurt  a.  M.    Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde: 
Grotefend,  Der  Königslentnant  Graf  Thoranc  in  Frankfurt  a.  M. 

Freiberg.    Freiberger  Altertumsverein. 

dessen.    Oberhessischer  Geschichtsverein: 
IfiUeilnngen.    N.  F.  II. 

69rlitz.    Oberlausitzische  Gesellschaft  der  Wissenschaften: 

Neues  Laos.  Magazin  LXXDL  —  Cod.  diplom.  Lnsatiae  II,  Bd.  11,  4. 

—  Gesellsch.  f.  Anthropologie  u.  Urgeschichte  d.  Oberlausitz. 
GVteburg.    Hochschule. 

—  Eönigl.  Gesellschaft  für  Wissenschaften  und  Literatur: 
Handlingar  F.  IV,  V-VI. 

Goldingen.    Redaktion  des  Goldingenschen  Anzeigers: 
Goldingenscher  Anzeiger.    Jahrg.  1904. 

Gotha.    Vereinigung  f.  Gtothaische  Gesch.  u.  Altertumsforschung: 
MitteUnngen  1904. 

Graz.    Historischer  Verein  für  Steiermark. 


296 

Grsifswald  u.  Stralsund.    Bftgisch-PommerBcher  GeschicfatBverein 
(Abt.  der  Oesellsch.  f.  Pommerache  GescL  u.  A.  in  Steüin): 
Fommenehe  Jahrbftcher  V. 

Hamburg.    Verein  f&r  hambnrgiBche  Gteschichie: 
Zeitschrift  XII,  1.  —  Mitteilungen  XXm. 

Hanau.    Hanauer  (Jeschichtsyerein. 

Hannover.    Historischer  Verein  fnr  Niedersachsen: 
Zeitschrift  1903,  lY.    1904,  I— III. 

Heidelberg.    Historisch-philosophischer  Verein: 
Nene  Heidelberger  Jahrbdoher.    Xü,  2.  Xin,  1. 

Heltingfbrs.    Finnische  Literatorffesellschaft : 

Snomi  XIX,  1.  2.  XX.  —  Bingyadl-EyäDeD,  SnomalaiB-yenäUlinen  sana- 
kirja.  —  AiUo,  Ijopen  asnnnot.  —  Krohn,  Kantelettaren  tntkirnnksia 
Vi.  V.  ~  Bein,  G.  H.,  Portharim  tntkimnksia.  —  Erohn,  Ealevalan 
Bnnojen  EBstoria  L  II.  —  Hort,  J.,  Setnkeste  lanlnd  I.  —  Bllas  Lönn- 
rotin  Matkat  I.  IL  —  Snomen  Kansan  Sävelinia  IL  —  Lanhaa^ 
yelmiä  1.  —  Sofawindt,  Finnische  Ornamente  H,  1.  2.  —  Katalog  der 
Folklore-Sammlnngen  der  Finnischen  Literatnrgesellschaft. 

—  Finnisch-ugrische  Oesellschaft: 
M 6moires  XXIL  —  Jonmal  XXII. 

—  Finnische  Altertnmsgesellschaft: 
Unskt  Mnsenm.   X.  —  Snomen  Maseo.    X. 

Hohenleuben.    Vogtlandischer  altertumsforschender  Verein. 

Jaroslaw.    Gelehrte  Goavernements-Archivkonmüssion. 

Jena.    Verein  f&r  thuring.  Geschichte  a.  Altertumskunde: 

Zeitschrift  N.  F.  XIY,  1.  2.  XV,  1.  —  Dobenecker,  Otto,  Regeeta  diplo- 
matica  neonon  epistolaria  historiae  Thnringiae.    Bd.  HI,  T.  L 

Irkutsk.    Ostsibirische  Abt.  der  Eaiserl.  russ.  geograph.  GeseUsch. 

Kasan.    Kaiserliche  Universität,  Gesellschaft  f.  Archäologie,  Ge- 
schichte u.  Ethnographie: 
HsBlcrij  XX,  1—3. 

—  Museum  für  Heimatskunde. 

Kassel.    Verein  für  hessische  Geschichte  u.  Landeskunde: 

Zeitschrift  K.  F.  XXYIL  —  MitteUnngen  1902. 

Kiel.    Egl.  Ghristian-Albert-Üniversität. 

—  Gesellschaft  für  schleswig-holsteinische  Geschichte: 
Zeitschrift  XXXIII  n.   Begister  zn  Band  I-XXX.  —  Qnellensamm- 

Inng  YL 

—  Anthropologischer  Verein  in  Schleswig-Holstein. 

—  Schleswig-holstein.  Museum  vaterl.  Altertumer  bei  der  Univ. : 
48.  Berieht. 

Kttln.    Historischer  Verein  für  den  Niederrhein: 
Annalen  LXXVn.  LXXVOL  —  Beiheft  VIL 


297 

KVirigsberg.    Egl.  prenssisches  Staatsarchiv. 

—  EgL  und  Universitätsbibliothek. 

—  Altertnmsgesellschaft  Prussia. 

—  Verein  f&r  (beschichte  von  Ost-  und  Westpreussen. 

Komtantinopel.    Russisches  archäologisches  Institut: 
HsBicTu  a,  1—2. 

Kopenhagen.    Egl.  dänische  Gesellschaft  für  nordische  Altertums- 
kunde. 

Krakau.    Akademie  der  Wissenschaften: 

BosprawT  biBt-filoz.  8.  U,  T.  XEIC— XXI.  —  Sprawosdania  VII,  3.  — 
Bulletin  iiitemational  1903  Nr.  10.  1904  Nr.  1—7. 

Laibach.    Musealverein  für  Erain: 

MitteUaDgen  XVI,  1-6.  XVII,  1-2.  —  Iswesija  XIU,  1/2.  3/4. 

Landsbera  a.  d.  Warthe.   Verein  für  Oeschichte  der  Neumark: 
Schriften  XVI. 

Leiden.    Niederländische  wissenschaftliche  Oesellschaft: 
Levensberiohten  1902/3.  —  Handelingen  1902/3. 

Leipzig.    Verein  ffir  die  (beschichte  Leipzigs: 
Sohriften  VH 

—  Deutsche  Oesellschaft  zur  Erforschung  vaterländ.  Sprache 

und  Altertumer: 
Mitteilungen  X,  1. 

Leisnig  (Eönigr.  Sachsen).   Geschichts-  und  Altertumsverein: 
Mitteilungen  XII. 

Lemiierg.    Historische  Gesellschaft: 

Kwartalnik  historycamy  XVII,  4.  XVIII,  1.  2. 

—  Ukrainische  Sevcenko-Gesellschaft  der  Wissenschaften: 
Chronik  15—18. 

—  Ossolinskisches  Nationalinstitut. 

Lindau.    Verein  für  Geschichte  des  Bodensees: 
Schriften  XXXII.  XXXIU. 

LStzen.    Literarische  Gesellschaft  Masovia: 
Mitteilungen  IX. 

LVwen.    Eatholische  Universität. 

Lübeck.  Verein  f&r  lübeckische  Geschichte  und  Altertumskunde: 
Mitteilangen  XI,  I>6.  —  ürknndenbnch  der  Stadt  Läbeok  XI,  5/6.  — 
Bericht  des  MoseamB  LübeckiBcher  Kunst-  und  Kaitargeschichte  1903. 
—  Wegweiser  darch  das  Maseam  Lfibeekischer  Kanst-  and  Kaliar- 
geachichte.  5.  Aaflage  1904.  —  Haoh,  Th.,  Über  ehemalige  Folter- 
ond  Strafwerkseage  im  Maseam  aod  ihre  Anwendang  in  Lübeck. 
Vortrag.  1904. 

Lüneburg.    Museumsverein  für  das  IFurstentum  Lüneburg: 
Maseamsblatter  1. 


298 

Luml.    Egl.  UniTersität. 

Magdeburg.    Verein  far  (beschichte  und  Altertamskunde  des  Her- 
zogtums und  des  Ehrzstiftes  Magdeburg: 
Qeschichtsblatter  XXXVIII,  2. 

Mainz.    Verein  zur  Erforschung  der  rheinischen  (reschichte  und 
Altertfimer. 

Marienwerdar.    Hist.  Verein  für  den  Begierungsbez.  Marienwerder. 

Meisaen.    Verein  für  Oeschichte  der  Stadt  Meissen: 

Metz.    (Gesellschaft  for  lothringische  Geschichte  und  Altertumsk.: 
Jahrbnoh  XV. 

Milwaukee.    Öffentliches  Museum  der  Stadt  Milwaukee: 

Bulletin  of  the  natural  history  Booiety.  N.  S.  YoL  3.  —  Annual  Report 

Mitau.    Eurländische  Oesellschafb  für  Literatur  und  Kunst: 

Sitzungsberichte   and  Jahresberloht   des    kurländisohen    ProTiniialiDu- 
senrns  1903.  —  Sitinngsberiebte  1903. 

—  Sektion  für  (Genealogie,  Heraldik  und  Sphragistik: 
Jahrbuch  1902. 

—  Redaktion  der  Mitauschen  Zeitung: 
Mitansche  Zeitung.    Jahrgang  1904. 

Mitau  und  Rioa.    Lettisch-literarische  (Gesellschaft: 
Protokoll  der  75.  JahresverBammlong  1902. 

Montreal.    Numismatische  und  antiquarische  Gesellschaft: 
The  canadian  ant  and  nnmiBm.  Journal  IV,  2—4. 

Moskau.    Hauptarchiy  des  Ministeriums  des  Äussern. 

-—    Eaiserl.  archäologische  Gesellschaft: 
ApeBHoera  XX,  1.  2.  —  Marepiaiu  no  apzeoxoriH  Basiasa  IX.  —  Tpyxa 
JipociaBCiaro  oöiacniaro  ciisxa  1902.  —  Tpyxn  Xapuu>BCKaro  upeMr 
lapHTeiMiaro  KomTeTa  n,  1.  2. 

—  Eaiserl.  Naturforschergesellschaft: 
Bulletin  1903  Nr.  4.  1904  Nr.  1. 

Mnndien.    Historischer  Verein  für  Oberbayern: 

Altbayerische  Forechnngen   II/III.  —  Altbayerische  Monatsschrift  IV, 
4.  5.  —  Oberbayerisches  Archiv  LH,  1. 

Münster.    Verein  f&r  Geschichte  u.  Altertumskunde  Westfalens. 

Nürnberg.    Germanisches  Nationalmuseum: 

Anzeiger  1902  Nr.  3.  4.    1903  Nr.  4.    1904  Nr.  1.  2. 

—  Verein  f6r  die  Geschichte  der  Stadt  Nürnberg: 
Mitteiiongen  XVI.  —  Jahresbericht  1903. 

Odessa.    Eaiserl.  Odessaer  Gesellsch.  für  Gtesch.  u.  Altertumsk: 
SaiiHcu  XXV. 

Osnabrück.    Verein  f.  osnabruckische  Oeschichte  u.  Landeskunde. 

Pernau.    Altertumsforschende  Gesellschaft. 


299 

SL  Petersburg.    Eaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften: 
HsBicTu  XYm. 

—  KaiserL  archäographische  Konunission. 

—  Kaiser!,  archäologische  Kommission: 

HBiicTu  y.  VI.    IIpi6aBieiLi  YIL  VIII.  —  MaTepiaui  no  apzeoioru 
Pocda  XXIX.  ^  Onen  1901.    YiasaTeik  n  oneram  1882—96. 

—  KaiserL  öffentliche  Bibliothek. 
Onen  1899. 

—  Archäologisches  Institut. 

—  KaiserL  mssische  archäologische  Gesellschaft: 

daimcxi  OTx^eHÜ  cuBaHCBoft  apxeoioriB  V,  1.  VI.  ~  3ainicu  boctov 
Baro  OTxiieHLi  XV,  2—4. 

—  KaiserL  rassische  geograph.  (Jesellsch.  (Abt.  Wladiwostok) : 
Onen  1908.  —  Samen  IX,  1.  2. 

—  Bedaktion  der  St.  Petersburger  Zeitung: 
St.  Petersburger  Zeitung.    Jahrg.  1904. 

Philadelphia,    öffentl.  Museum  f&r  Wissensch.  und  Kunst  an  der 
Pennsylvanischen  Uniyersität: 
TranBSCtionB  I,  1/2. 

Peeen.    Historische  Oesellschaft  für  die  Provinz  Posen:' 

Zeitschrift  XVIII,  1.  2. 

—  Gesellschaft  der  Freunde  der  Wissenschaften. 

Raigern.    Bedaktion  der  Studien  u.  Mitteil.  a.  d.  Benediktiner-  u.  d. 
Gistercienser- Orden  im  Ordensstift  Baigem  bei  Brunn: 
Stadien  und  MitteiloDgen  XXIV,  4.  XXV,  1—3. 

Recklinghausen.    Verein  für  Orts-  und  Heimatskunde  im  Veste 
und  Kreise  Becklinghausen: 
Zeitschrift  XUI. 

Regentburg.    Historischer  Verein  von  Oberpfalz  und  Begensburg: 
Verhandlangen  LV. 

Reutlingen.    Sülchgauer  Altertumsverein: 
Verbandinngen  XIV,  5.  XV,  1.  2. 

Reval.    Estländische  Literarische  Oesellschaft. 

—  Sektion  zur  Erhaltung  einheimischer  Altertumer: 
Howen,  A.  ▼.,  Eine  Untersnchnng  über  einen  wahrend  des  Mittelalters 

an   der  St  Olaikirche   stattgehabten  Umbau,  sowie   einige  andere 
Mitteilungen  aber  diese  Kirche.    Beval  1904. 

—  Bedaktion  der  Beralschen  Zeitung: 
Bevalsohe  Zeitung.    Jahrg.  1904. 

Rjaaan.    Archivkommission. 

Riga.    Stadtarchiv. 

—  Stadtbibliothek. 

—  Bibliothek  der  Liyländischen  Bitterschaft. 


300 

Riga.    Bibliothek  des  Baltischen  Polytechiiikams. 

—  Komitee  d.  Rigaschen  (griech.-)  k]rchlich-archäol<^.  1 

—  Böraenkomitee: 

BigMr  HandelBarchiT  1904  L  —  BigM  Htndel  nnd  Schiffiüirt  1902. 

-^    LiterttriBch*praktiBche  Bfirgerverbindung: 

—  Bigaer  Eonstverein. 

—  Wissenschaftliche  Kommission  des  Lettischen  Vereins. 

—  Natorforscherverein: 
KorrespondeDBblatt  XL  VIT. 

—  Gesellschaft  praktischer  Ärzte: 
Mitteilnngeo  1902/3. 

—  Technischer  Verein: 

Bigaache  IndostrieKeitimg.    Jahrg.  1904. 

—  Gewerbeverein: 
Jahreaberioht  XXXVIII. 

—  Bigascher  Gartenbaayerein. 

—  Direktion  des  Bigaschen  Stadt-Gymnasioms. 

—  Direktion  der  Bigaschen  Stadt-Bealschnle. 

—  Bedaktion  der  Düna-Zeitung: 
Dnna-Zeitang.    Jahrg.  1904. 

—  Bedaktion  der  Bigaschen  Bondschau: 
Bigasche  Bandsohan.    Jahrg.  1904. 

—  Bedaktion  des  Bigaer  Tageblatts: 
Bigaer  Tageblatt    Jahrg.  1904. 

Rom.    Vatikanisches  Archiv: 

Pressatti,  Begestam  Honorii  papae  HI.  2  Bde.  —  Be,  Camillo,  Statati 
della  dtti  di  Borna  del  secolo  XIY.  1888.  —  Hergenrötter,  Jos., 
Leonia  X  Begeeta.  Fasoio.  1— VIII.  1884—91.  —  Codices  palatini 
latini.  T.  1.  1886.  —  Codices  mannsoripti  graeci  reginae  Snecomm 
et  Pii  pp.  II.  1888.  —  Berthier,  G.,  Tita  di  papa  Innocenso  XI  per 
Lippi  1889.  —  Caplet,  Anselmns  Maria.  Begesta  Bemardi  I  abbatis 
Casinensis  fragmenta.  1890.  —  Begesti  ClementiB  papae  V.  App.  T.  L 
1892.  —  Nel  ginbileo  episcopale  di  Leone  XIIL  189S.  —  Salyo-Cono, 
G.,  I  codid  caponiani.  1897.  —  Codices  vaticani  latini  reoensnerant  M. 
Yatasso  et  Pins  Franehi  de  Cayalieri.  T.  I.  Codices  1—078.  1902. 
—  Codices  nrbinates  latini.    T.  I.    Codices  1—500.    1902. 

Rostock.    UniTorsität: 

Hofmeister,  Die  liatrikel  der  Universität  Bestock  IV,  2.  ^  22  Uni- 
versitätssohriften.  •—  25  Dissertationen.  —  Yeneichnis  der  Vor- 
lesungen 1903/4  a.  1904  Sommersemester.  —  Personalyeradchnis 
1903/6  n.  1904  Sommersemester. 

—  Verein  für  Bostocker  Altertümer. 

Stizwedel.    Altmärk.  Verein  fnr  vaterländ.  Oescfa.  n.  Industrie: 
Jahresbericht  XXXI,  2. 


301 

Samara.    Alezändrowsche  öffentliche  Bibliothek. 

SchwSbisch-Hall.    Verein  fEir  das  Württembergische  Franken. 

Schwerin.  Verein  for  mecklenburgische  Oesch.  und  Altertnmsk.: 
Register  tat  die  JAhrg&nge  I— L. 

Speier.    Historischer  Verein  der  Pfalz. 

Stade.    Verein  f.  Oesch.  u.  Altertümer  der  Herzogtümer  Bremen 
u.  Verden  u.  des  Landes  Hadeln. 
(Organ  des  Vereins  ist  die  .ZeitBchrift  des  histor.  Vereins  för  Nieder- 
sachsen*,  s.  Hannover.) 

Stettin.    Gesellschaft  für  Ponmiersche  (beschichte  n.  Alterthomsk.: 
Baltische  Stadien.    N.  F.  VII. 

StO€l(bolm.    Kgl.  Akademie  der  Wissenschaften,  Geschichte  und 
Altertumskunde: 
M&nadsblad  1898/99.  1901/1902. 

—  Egl.  schwedisches  Beichsarchiv: 
Handlmgar  XXU.  —  Meddelanden.    N.  F.  I,  7.  8. 

—  Egl.  Bibliothek. 

—  Nordisches  Mnsenm: 

Aarsberetning  190S.  —  Saer  ndstilHng  Nr.  1.  —  Meddelanden   fr&n 
Nordiska  Mnseet  1902. 

Strassburg.    Eaiserl.  Universitäts-  und  Landesbibliothek: 
4  Dissertationen. 

Stuttgart.    Württembergische  Eommission  für  Landesgeschichte: 
Württembergische  VierteUahrsschrift  XUI,  1—4. 

—  Egl.  öffentliche  Bibliothek. 

Thorn.    Eopernikus-Verein  für  Wissenschaft  und  Eunst: 

Mitteilungen  XIII.  —  Boethke,  Geschichte  des  Kopemikns- Vereins. 

TMis.    Eaukasische  Abteilung  der  Eaiserl.  Moskauschen  archäolo- 
gischen Gesellschaft. 

Tiiiit    Litauische  literarische  Gesellschaft: 
Oapeller,  G.,  Eaip  seneji  Letnveninkai  gyveno. 

Trondhjem.    Egl.  Norwegische  wissenschaftliche  Gesellschaft: 
Skrifter  1903. 

Ulm.    Verein  für  Eunst  und  Altertum  in  Ulm  und  Oberschwaben: 
Katalog  des  Gewerbernnsennis  der  Stadt  Ulm. 

Upsala.    Universität. 

—  Egl.  humanistische  wissenschafUiche  Gesellschaft: 
Skrifter  VIII. 

Washington.    Smithsonsches  Institut: 

Annnal  report  1902.  —  Annaal  report  of  the  national  nrasenm. 

—  Bureau    für    Ethnologie    Amerikas    (am    Smithsonschen 

Institut). 


Washington.    Anthropologische  OeseUscbaft  ron  Wuhington. 

Wien.    Kaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften: 
ArebiY  far  Österreich.  Geschichte  XGII,  2. 

—  Akademischer  Verein  deutscher  Historiker. 

—  Altertomsverein. 

Wiesbailen.   Verein  für  nassaoische  Altertomsknnde  u.  Oeschichts^ 
forschung: 
Aniuüen  XXXTO,  2. 

Worms.    Altertomsverein: 

Vom  Bhein.  IL  —  Festschrift  nir  34.  Versammlung  d.  anthropologiseheD 
Gesellschaft. 

Zürich.    Antiquarische  Gesellschaft: 

Mitteikngeo  LVIIL  —  Jahrbuch  fflr  schweiaerische  Geschichte  XXIX. 

ZwicIcaiL    Altertnmsyerein  für  Zwickau  und  Umgegend. 


Vorstand  der  Gesellschaft 

im  Jahre  1905. 


Präsident:  Oberlehrer  Bernhard  Holländer. 
Direktoren:  Leonid  Arbusow,  Biga. 

Hermann  Baron  Bruiningk,  Riga. 

Professor  Dr.  Richard  Hausmann,  Juijew  (Dorpat). 

Ältester  Robert  Jaksch,  Riga. 

Inspektor  Konstantin  Mettig,  Riga. 

Alexander  Freiherr  von  Rahden,  Mitan. 

Stadtarchivar  Dr.  Philipp  Schwartz,  Riga. 

Gustav  V.  Sengbusch,  Riga. 
Sekretär:  Dozent  Dr.  Alfred  v.  Hedenstrttm. 
Mnsenmsinspektor  (stellv.):  Gustav  v.  Sengbusch. 
MasenmsYerwaltang:   Karl  v.  Uwis  of  Menar  —  Architektur- 
stucke  (incl.  Modelle,  Pläne,  Zeichnungen). 

Hermann  Baron  Brulningk,  —  Möbel  und  historische  Oemälde. 

Gustav  V.  Sengbusch  —  Waffen  des  Mittelalters  und  der  Neuzeit. 

Nikolaus  Busch  —  Urkunden,  Siegel  und  Sieg^lstempel. 

Robert  Jaksch  —  Keramik,  Schmucksachen,  Miniaturen  u.  s.  w. 

Heinrich  Jochumsen  —  Mflnzen  und  Medaillen. 

1.  Bibliothekar:  Nikolaus  Busch. 

2.  Bibliothekar:  Ed.  Fahre. 
Schatzmeister:  Franz  Redlich. 


Verzeichnis  der  Mitglieder«). 


I.    Ehrenmitglieder. 
1.  Geh.  B^erungsrat  Professor  Dr.  Karl  Sdiirren,  Kiel,  Holstein. 


2.  Wirkl.  Staatsrat  Dr.  jar.  August  v.  Oettingen,  Jurjew  (Dorpat), 
Teichstrasse.    1866. 

3.  Pastor  Dr.  August  Bielenstein,  Dohlen  in  Karland,  Station 
Friedrichshof.    1869. 

4.  Wirkl.  Staatsrat  Professor  Dr.  Leo  Meyer,  Oöttingen.    1884. 

5.  Königl.  schwedisdiOT  Beichsarchiyar  a.  D.  Dr.  Karl  Gustaf 
MalmstrUm,  Stockholm.    1884. 

6.  Gräfin  Praskowja  Sergejewim  Uwarow,  Präsident  der  Kaiser- 
lichen Archäologischen  Oesellschaft  zu  Moskau.  1894.  Bh 
HMnepaTopcKoe  ApxeojiorHqecKoe  06n^ecTB0.    MocKira. 

7.  K.  K.  Hofrat  u.  üniversitätsprofessor  a.  D.,  Mitglied  des 
Herrenhauses  Dr.  Stanislaus  Smolka.  1894.  Oalirien,  Schi. 
NiegosEOwice  1.  P.  Rudawa. 

8.  Wirkl.  Staatsrat  Professor  Dr.  Richard  Hausmaim.  1895. 
Dereeitiges  Mitglied  des  Direktoriums  der  (Gesellschaft.  Jur- 
jew (Dorpat),  Teichstrasse  Jtt  14. 

9.  Hermann  Baron  Bruiningk.  1902.  Derzeitiges  Mitglied  des 
Direktoriums   der  (Gesellschaft.    Riga,   Nikolaistrasse  16  8. 

II.   Prinzipal. 
Wirkl.   Oeheimrat    Graf    Emanuel    Sievers,   Oberhofineister   des 
Kaiserl.  Hofes  und  Senateur,  auf  Schloss  Wenden  in  Lir- 
land.    1866. 


*)  Die  Herren  Mitglieder  werden  dringend  ersaeht,  etwaige  Verinda- 
nmgen  oder  Zorechtstellnngen  in  den  Adressen  mitinteilen  an  Oberlehrw 
Bemh.  A.  Holländer,  Biga,  L  Weidendamm  Ji  3. 


805 

III.    Korrespondierende  Mitglieder. 

1.  Professor  Dr.  Karl  Lohmeyer,  Königsberg  i.  Prenssen.  1862. 

2.  Oeh.  B^emngsrat  Dr.  Julius  v.  Eckardt,  kaiserl.  deatscher 
Generalkonsul  in  Zfirich.    1868. 

3.  Stadtarchiyar  Dr.  Karl  Koppmann,  Rostock.    1876. 

4.  Professor  Dr.  Goswin  Freiherr  von  der  Ropp,  Marburg.  1876. 

5.  Professor  Dr.  Georg  Dehio,  Strassborg  i.  Elsass.    1877. 

6.  Professor  Dr.  Max  Perlbach,  Abfceilnngsdirektor  tu  d.  Egl. 
Bibliothek,  Berlin  W.  50,  R^^nsborger  Strasse  Jt  30.    1877. 

7.  Dr.  William  INolierup,  Kopenhagen,  Nörrefarimagsgade  }(t  17. 
1881. 

8.  Oberlehrer  Heinricli  Diederichs,  Mitan.    1884. 

9.  üniYersitätsarchitekt  Reinhold  Guleke,  Jorjew  (Dorpat).  1884. 

10.  Professor  Dr.  Theodor  Schiemann,  Berlin,  Lntherstrasse  Ji  45. 
1884. 

11.  Christian  Giel,  St.  Petersburg,  BacEJiBeBCRifi  ocTpoBi,  CpexHii 
npocn.  Jt  13  sb.  14.    1886. 

12.  Professor  Dr.  Wilhelm  Stieda,  Leipzig.    1887. 

13.  Königl.  Oeh.  Baurat  Dr.  phiL  Konrad  Steinbrecht,  Marien- 
burg i.  Preussen.    1889. 

14.  Herausgeber  des  baltischen  Urkundenbuchs  Leonid  Arbusow. 
1889.  Derzeitiges  Mitglied  des  Direktoriums  der  Oesell- 
Schaft.    Riga,  Sassenhof,  Tapetenstrasse  }t  2. 

15.  Dr.  med.  Gustav  Otto,  Mitau,  Orosse  Strasse  K  23.    1890. 

16.  Staatsrat  Dr.  Joseph  Girgensohn,  Pommern,  Treptow  aTR.  1894. 

17.  Bibliothekar  der  Stadt  Berlin  Dr.  Arend  Buchholtz,  Berlin 
W.,  Margarethenstrasse  Jtt  13  m.    1894. 

18.  Professor  Dr.  Dietrich  Schaefer,  Heidelberg.    1894. 

19.  Kustos  der  Uniyersitätsbibliothek  zu  Rostock  Dr.  Ad.  Hof- 
meister.   1894. 

20.  Harald  Baron  Toll,  Reval,  Ritterhaus.    1894. 

21.  Dr.  Alexander  Bergengriln,  Berlin  -  Steglitz,  Albrechtstrasse 
J«  89.    1894. 

22.  Landesarchiydirektor  Oskar  Stavenhagen,  Mitau,  Schreiber- 
strasse J6  80.    1895. 

20 


306 

23.  Professor  eraer.  Alexander  Rosenberg,  Jaijew  (Dorpat),  Pasto- 
ratsstrasse J6  4.    1896. 
34.  Mag.  Alfred  Hackman,  Helsingfors,  Man^egatan  J«  2  B.  1896. 

25.  Dr.  H jalmar  Appelgreen,  Helsingfors,  Historisches  Moseom.  1896. 

26.  Präsident  der  Moskanschen  numismatischen  Gresellschaft  und 
Sekretär  der  Eaiserl.  Archäologischen  G^esellschaft  zn  Moskau 
Wladimir  Konstantinowitsch  Tnrtowskl.  1897.  MocKBa,  KpeiuB, 
OpTsefinaA  najiaTa. 

27.  Konservator  am  hist.  Museum  zu  Moskau  Wladimir  lljitseh 
Ssisow.  1897.  MocsBa^  Epacnafl  njioiii;aAi>,  HimepaTopcKiS 
PoccificKifi  HcTopH^ecsifi  Myseft. 

28.  Staatsarchivar  Geheimer  Archivrat  Dr.  Erich  Joachim^  Königs- 
berg i.  Preussen,  Rhesastrasse  K  1.    1897. 

29.  Stadtbibliothekar  Dr.  August  Seraphim^  Königsberg  i.  Preussen, 
Mitteltragheim  Jt  39.    1897. 

30.  Beamter  des  Heroldie-Departements  Axel  v.  Gertiet,  St  Pe- 
tersburg, Saropo^HHÜ  npocu.  }t  9.    1897. 

31.  Alexander  Freiherr  von  Rahden.  1900.  Derzeitiges  Mitglied 
des  Direktoriums  der  Gesellschaft.    Mitau,  Kreditverein. 

32.  Professor  Dr.  phil.  Johannes  Haller,  Marburg.    1902. 

IV.    Ordentliche  Mitglieder. 

1.  Stadtoberingenieur  a.  D.  Adolf  Agthe,  Riga,  Büngnerhof.  1895. 

2.  Arthur  v.  Akermann  zu  Gtothensee.    Juijew  (Dorpat),   Kre- 
ditsozietät.    1901. 

3.  Dr.  phU.  Karl  Alt,  Weimar,  Erfurter  Strasse  J«  64.    1900. 

4.  Livländischer  Landrat  a.  D.  Konrad   v.  Anrep  zu   Schloss 
Bingen  über  Elwa.    1876. 

5.  Max  V.  Anrep  zu  Homeln  über  Walk.    1899. 

6.  Edgar  Armitstead  zu  Heringshof  über  Rujen.    1893. 

7.  Henry  Armitstead,  Riga,  Theaterboulevard  J«  4.    1896. 

8.  Rudolf  V.  Baehr  zu  Palzmar  über  Smilten.    1893. 

9.  Pastor  P.  Baerent,  Arrasch  über  Wenden.    1899. 
10.  Provisor  Arthur  Bartels,  Papierfabrik  Ligat.    1902. 


307 

11.  Rigascher  Ratsherr  a.  D.  Rechtsanwalt  Robert  Baum,  Riga, 
Or.  Sandstrasse  J«  16  I.    1873. 

12.  Dim.    Betriebsdirektor    der    Riga  -  Dünabnrger    Eisenbahn 
Bernhard  Becker,  Riga,  Brunnenstrasse  M  6.    1884. 

13.  Otto  Baron  Bohr  zu  Gr.  Würzau  in  Kurland.    1902. 

14.  Mag.  theol.  A.  Berendts,  Jurjew  (Dorpat),  Stemstr.  %  10. 1899. 

15.  Felix  V.  Berg  zu  Schloss  Randen  über  Jurjew  (Dorpat).   1901. 

16.  Kammerherr  Graf  Friedrich  Berg  zu  Schloss  Sagnitz  über 
Sagnitz.    1893. 

17.  Dim.  rigascher   Landrichter  Friedrich  v.  Berg,   Riga,  Ritter- 
haus, Adliges  Yormundschaftsamt.    1893. 

18.  Pastor  Hermann  BergengrUn,  Riga,  Mühlenstrasse  Nt  53.   1902. 

19.  Dr.  med.  Adolf  v.  Bergmann,  Riga,  Basteiboulevard  J(t  4.   1894. 

20.  Geh.  Medimalrat  Professor  Dr.  Ernst  v.  Bergmann,  Berlin, 
Alexanderufer  J6  1.    1895. 

21.  Professor  am  baltischen  Polytechnikum  Dr.  E.  v.  Bergmann, 
Riga,  Thronfolgerboulevard  it  23.     1901. 

22.  Apotheker  Eugen  Bergmann,  Smilten.    1903. 

23.  Musikdirektor  Wilhelm  v.  Bergner,  Riga,  Wallstrasse  Ji  20  lY. 
1897. 

24.  Sekretär  Arend  v.  Berkholz,  Riga,  Nikolaistrasse  Xt  10.    1890. 

25.  Dr.  med.  August  Berkholz,  Riga,  Alexanderstrasse  M  93.    1894. 

26.  Dr.  phil.  Leo  Berkholz,  Riga,  Thronfolgerboul.  fk  33.   1903. 

27.  Dr.  med  Julius  Bemsdorff,  Riga,  Alexanderstrasse  }k  101.    1894. 

28.  Dr.  med.  Arved  Berteis,  Riga,  Kl.  Newastrasse  J«  4.    1894. 

29.  Pastor  Johannes  Bielenstein,  Alt-Rahden   in   Kurland  über 
Bauske.    1902. 

30.  Pastor  Walter  Bielenstein,  Mesohten  über  Bauske.    1902. 

31.  Pastor  Roderich  v.  Bidder  in  Lais  über  Laisholm.    1895. 

32.  Rechtsanwalt  Mag.  jur.  Karl  Bienemann,  Riga,   Basteiboule- 
vard ]«  4.    1884. 

33.  Redakteur  der  „Balt.  Monatsschrift^  Dr.  Friedrich  Bienemann, 
Riga,  Nikolaistrasse  Nt  27.    1892. 

34.  Ernst  v.  Blanckenhagen  zu  Klingenbei^,  Riga,  Albertstrasse 
Nt  5.    1893. 

20* 


308 

35.  QottlMv.BlanckonbagenznWeiBsensteiii&ber  Wenden.    1893. 

36.  Harry  v.  Blanckeiibagen  zu  Wiezemhof  über  Weimar.    1893. 

37.  Jeannet  v.  Blanckenhagen  am  Drobbnsch  aber  Wenden.    1900. 

38.  Otto  V.  Blanckenhagen  zu  AUasch  über  Segewold.    1893. 

39.  Otto  V.  Blanckenhagen  zu  Moritzberg  über  Nitau.    1893. 

40.  William  v.  Blanckenhagen,  Drobbusch  über  Wenden.    1893. 

41.  Oberlehrer  Karl  Bhim,  Ooldingen.    1902. 

42.  Sekretär  der  Stenerverwaltung  Eugen  BIwnenbach,  Riga,  Steae^ 
Terwaltong.    1884. 

43.  Bernhard  v.  Bock  za  Schwarzhof  über  Fellin.    1897. 

44.  Ernst  v.  Bock  zu  Ninigall  über  Fellin.    1901. 

45.  Valentin  v.  Bock  zu  Neu-Bomhusen  über  Abia.    1893. 

46.  Architekt  Wilhelm  Bockslaff,  Biga,  Or.  Schlossstrasse  J«  18. 1886. 

47.  Kaufmann  Karl  Boecker,  Riga,  Thronfo^erbouleyard  Jt  4. 
1887. 

48.  Stadthauptkollege  Emil   v.  Boetticher,  Riga,   Oeorgenstrasse 
M  1.    1884. 

49.  Sekretär  des  rig.  Stadtamts  Ernst  v.  Boetticher,  Riga,   Oeo^ 
genstrasse  %  1.    1894. 

50.  Rechtsanwalt  Karl  v.  Boetticher,  Riga,  Scheunenstrasse  Jfi  31. 
1896. 

51.  Stadtbibliothekar  und  Stadtamtsnotär  Arthur  v.  BShIendorf, 
Riga,  Oeorgenstrasse  J£  8.    1880. 

52.  Konrad  Boltho  v.  Hohenbach  zu  Alt-Wohlfahrt  über  Stackein. 
1893. 

53.  Christian  v.  Bornhaupt,  Berlin,  Tauentzienstrasse  Ji  27.   1872. 

54.  Eonsulent  Konrad  Bornhaupt,  Riga,  Gr.  Sandstrasse  J£  87  L 
1868. 

55.  Konsul  P.  Bomholdt,  Riga,  Nikolaistrasse  J«  13.    1893. 

56.  Eaufinann  Ernst  Bostroem,  Riga,  Kaufstrasse  }k  5.    1898. 

57.  Arthur  v.  Brackel,  Riga,  Felliner  Strasse  Jt  7.    1901. 

58.  Oeheimrat  Emanuel  v.  Bradke,  Riga.   Adr.:  M.  Hilweg,  Tbron- 
folgerbouleyard  Jt  1.    1890. 

59.  Gand.  ehem.  Erich  Brandt,  Riga,  Prowodnik,  Alexanderstrasse 
Jt  1.    1901. 


309 

60.  Ältester  Grosser  Gilde  Robert  Braun,  Riga,  Gr.  Sänderstrasse 
Ig  3.    1869. 

61.  Dr.  med.  Hiqo  v.  Brebm,  Riga,  Gr.  Newastrasse  Jt  9.    1893. 

62.  Rechtsanwalt  Harry  v.  Broecker,  Jaijew  (Dorpat).    1895. 

63.  Adrian  v.  Brllmmer  zu  EimaUen  Ober  Goldingen.    1903. 

64.  Charles  v.  BrUmmer  zu  Klauenstein  über  Eokenhnsen.    1894. 
6b.  Hermann  v.  BrDmmer  zn  Rutzky  fiber  Wenden.    1902. 

66.  Magnus  v.  BrUmmer  zu  Wilgahlen  in  Kurland  fiber  Goldingen. 
1894. 

67.  Michael  v.  BrOmmer  zn  Odensee  in  Livland  fiber  Stockmanns- 
hof.   1890. 

68.  Vilctor  v.  BrUmmer,  Alt-Kalzenan  fiber  Stockmannshof.    1890. 

69.  Buchhändler  E.  Bruhnt,  Riga,  Kaufstrasse  M  15.    1892. 

70.  lltermann  der  St  Johannisgilde  Friedrich  Brunttermami,  Riga, 
Gr.  Neustrasse  J«  14  IL    1885. 

71.  Redakteur  Greger  Brutzer,  Riga,  Redaktion  des  „Rigaer  Ta- 
geblatts''.   1891. 

72.  Apotheker  Theedor  Buehardt,  Riga,  Basteiboulevard  Jt  4. 
1875. 

73.  Dim.  Kirchspielsrichter  und  Oberst  August  Baron  Buddenbrook, 
Wenden.    1891. 

74.  Ingenieur  Alexy  v.  Bukewsldy  Papierfabrik  Ligat    1902. 

75.  Dr. jur. August v.Buimerincq, Riga, Elisabethstrasse]« 9.  1886. 

76.  Sekretär  Wilhelm  v.  Bulmerincq,  Riga,  Stadtgfiteryerwaltung. 
1890. 

77.  Konsulent  Dr.  jur.  Robert  v.  BUngner,  Riga,  Nikolaistrasse 
}t  15  I.    1887. 

78.  Ingenieur-Chemiker  Georg  Burmeister,  Papierfabrik  Ligat.  1902. 

79.  Nikolai  Busch,  Riga,  Wallstrasse  J«  6  Q.  8.    1886.    Derzei- 
tiger 1.  Bibliothekar  der  Gesellschafib. 

80.  Oberlehrer  Theophil  Butte,  Riga,  Schulenstrasse  X  10.    1884. 

81.  Gymnasialdirektor    a.  D.  Staatenrat   Alfred  BUttner,    Riga» 
Palaisstrasse  M  3.    1862. 

82.  Rechtsanwalt  Konstantin  Baron  Buxhoewden  su  Köl]gall,  In- 
sel ösel,  KoUjall  fiber  Arensburg.    1899. 


310 

83.  Livländischer  Landrat  BalUiatar  Baren  Campenhauaen  zu 
Aahof.    SchloBS  Neaermfihlen  fiber  Riga.    1834. 

84.  Livländischer  Landrat  a.  D.  Dr.  jur.  Balthasar  Baron  Canh 
penhausen  zu  Grellen  über  Wenden.    1891. 

85.  Livländischer  Landrat  a.  D.  Ed.  Baron  Campenhausen  zu 
Stolben  über  Segewold.    1894. 

86.  Ernst  Baron  Campenhausen  zu  Loddiger  über  S^ewold.    1888. 

87.  Gaston  Baron  Campenhausen,  Beval.    1904. 

88.  Heinrich  Baron  Campenhausen  zu  Tegasch  über  Lemsal.    1893. 

89.  Rembert  Baron  Campenhausen  zu  Ilsen  über  Marienburg.    1901. 

90.  Dim.  Obrist  Arthur  Carlblom,  Riga,  Ritterhaus.    1904. 

91.  Friedrich  de  Chey,  Alt-Pebalg  über  Wenden.    1902. 

92.  Präsident  des  livl.  Konsistoriums  und  Oberdirektor  Peter 
Ciapier  de  Colongue,  Riga,  Haus  des  adligen  Ereditvereins. 
1901. 

93.  Pastor  Gustav  Cleemann  in  Pinkenhof.  Riga,  pr.  Adr.  Dr. 
J.  Bemsdorff,  Alexanderstrasse  Jt  101.    1893. 

94.  Oberlehrer  Paul  Conradi,  Kaiserstrasse  J«  2  Q.  18.    1904. 

95.  Richard  Daugull  zu  Hollershof.  Riga,  Marienstrasse  K  51. 
1895. 

96.  Fastor  Erwin  v.  Dehn  in  Hallist  über  Abia.    1904. 

97.  Assessor  des  livl.  Konsistoriums  Konrad  v.  Dehn,  Riga» 
Konsistorium.    1904. 

98.  Kreisdeputierter  A.  Baron  Delwig  zu  Hoppenhof  über  Ro^ 
meskaln.    1893. 

99.  Pastor  Nil(olai  Deringer,  Lugansk.  r.  JlyraHCRi,  ExaTepimo- 
cjascBOfi  ry6.    1903. 

100.  Oberlehrer  Dr.  Robert  Dettloff,  Mitau,  Kannegiesserstrasse 
J«  15.    1885. 

101.  Sekretär  des  Waisengerichte  Alexander  Deubner,  Riga,   Tod- 
lebenboulevard Hl  6  11.    1880. 

102.  Oberlehrer  Viktor  Diederichs,  Mitau,  Grosse  Strasse  }t  58. 
1876. 

103.  Karl  Baron  Drachenfels,  Mitau.    1888. 

104.  Theodor  Baron  Drachenfels,  Mitau,  Seestrasse  }t  5.    1889. 


311 

105.  Kaufmann  Eduard  Drenger^  Baaske.    1901. 

106.  Alexander  v.  Duhmberg,  St.  Petersburg,    JiHTeiHufi  npocn. 
Ji  57   BB.  31.    1902. 

107.  Reinhard  Graf  Dunten-Dalwigk-Lichtenfels  zu  Nurmis  über  Se- 
gewold.    1896. 

108.  Guido  Eclcardt,  Riga,  Or.  Eüterstrasse  It   14,  Hypotheken- 
verein.   1896. 

109.  Pastor  August  Eckhardt,  Riga,  Bomanowstrasse  K  13.   1894. 

110.  Oberlehrer  Paul  Ehlers,  Riga,  Stadigymnasium.    1895. 

111.  Livländischer  Ereisdeputierter  Karl  Baron  Engelbardt  zu  Soh- 
len über  Rujen.    1889. 

112.  Historienmaler  Hermann  Baron  Engelhardt,  München,  Schil- 
lerstrasse  26  I,  Gartenhaus.    1893. 

113.  Dr.  Hermann  Baron  Engelhardt  zu  Paibs.  Riga,  Adlige  Güter- 
kreditsozietät.    1894. 

114.  Rudolf  Baron  Engelhardt  zu  Alt-Born  über  Ereslawka.   1898. 

115.  Stadtrat  Jakob  Erhard!,  Riga,  Georgenstrasse  Jtt  1  U.    1893. 

116.  Mag.  bist.  Ed.  Fahre,  Riga,  Gr.  Gilde.    1896. 

117.  Eommerzienrat  Konsul  Nikolai   Fenger,  Riga,  Thronfolger- 
boulevard J«  4  n.    1887. 

118.  Gottlieb  Baron  Fersen  zu  Adsel-Schwarzhof  über  Taiwola. 
1888. 

119.  Stadtarchivar  Mag.  bist.  Arnold  Feuereisen,  Juijew  (Dorpat), 
Gartenstrasse  J6  38  a.    1893. 

120.  Baron  Armin  v.  FVIckersahm,  St.  Petersbui^,  IlaHTejiefixoHCRaa 
]«  13  KB.  15.    1892. 

121.  August  Baron  FVIckersahm  zu  Adsel-Koiküll  über  Walk.  1893. 

122.  Sekretär   des   Ökonomieamts  Friedrich   v.   Fossard,   Riga« 
Alexanderstrasse  Jt  11.    1882. 

123.  Oberbauerrichter  Hermann  v.  Freymann  in  Rujen.    1892. 

124.  Rudolf  V.  Freymann,  St.  Petersburg,  SHaMeHCRaa  K  20. 1895. 

125.  Alfred  Baron  Freytag-Loringhoven,  Riga,  Konsumverein,  Gr. 
Sandstrasse  He  9.    1890. 

126.  Rechtsanwalt  Karl  Baron  Freytag -Loringhoven,  Riga,  Thron- 
folgerboulevard  J«  9.    1899. 


312 

127.  Oskar  Baron  Freytag-Loringhovan  zu  Lodenhof  aber  Hinzen- 
berg.    1901. 

128.  Reinhard  Baron  Freytag-Loringhoven  zu  Hannshof  bei  Riga. 
1890. 

129.  Roderieh  Baron  Freytag-Loringhoven,  Adiamfinde  über  Lemsal. 
1889. 

130.  Wirkl.  Staatsrat  Direktor  Ernst  v.  Friesendorff,  Riga,  Kommerz- 
schale des  Börsenkomitees.    1901. 

131.  Bachhalter  des  Waisengerichts  Heinrich  FrolMOn,  Riga,  Bre- 
merstrasse M  6.    1887. 

132.  EoUegienrat  Dr.  med.  Peter  Gaehtgens,  Kreisarzt  in  Wenden. 
1889. 

133.  Rigascher  Stadtpropst,  Oberpastor  Theophil  Gaehtgens,  Riga, 
Palaisstrasse  2.    1888. 

134.  Kanfmann  Reinhold   Geist,  Riga,  Kl.  Schwimmstrasse  Jt  4. 
Comptoir  Oh.  Schmidt.    1891. 

136.  Oberdirektionsrat  des  livl.  adl.  Oüter-Kreditvereins  Arnold 
V.  Gorsdorff,  Riga,  Kirchenstrasse  Jt  7.    1892. 

136.  Bruno  v.  Gorsdorff  za  Kaisdorf  aber  Lemsal.    1893. 

137.  Kreisdepatierter  Georg  v.  Gorsdorff  za  Daageln  über  Wenden. 
1893. 

138.  Konrad  v.  Gorsdorff  za  Schloss  Hochrosen  über  Wolmar. 
1891. 

139.  Oberlehrer  der  Stadt-Töchterechale  Karl  Girgonsohn,  Riga, 
Thronfolgerboaleyard  It  2.    1881. 

140.  Oberpastor  Thomas  Girgonsohn,  Riga,  Kl.  Schlossstrasse  Ji  6. 
1890. 

141.  Oberlehrer  Leon  Gooriz,  Jarjew  (Dorpat),  Kastanienallee  }t  33. 
1890. 

142.  Kanfmann  Karl   Gooschol,  Riga,  TodlebenbooloTard  }t  6. 
1902. 

148.  Altester  der  Grossen  Oilde  Alexander  v.  Gootz,  Riga,  The- 

aterboalevard  He  4.    1892. 
144.  Ältester  der  Kompagnie  der  Schwarzen  Häupter  Aurol  Grade, 

Riga,  Kl.  Sünderstrasse  }t  1,  Comptoir  v.  Th.  Pychlan.   1895. 


S13 

145.  Dim.  Direktor  des  baltischen  PolytechniknmB  zu  Riga.  Wirkl. 
Staatsrat  Professor  Th.  Groenberg.    1892. 

146.  Pastor  Edgar  Gross,  Ooldingen,  Seminar.    1902. 

147.  Sekretär  cand.  jnr.  Paul  Grossmann,  Biga,  Muhlenstrasse 
J«  60.    1894. 

148.  LiTl.  Landrat  a.  D.  Alexander  v.  Grote,  Riga,  Eirchenstrasse 
K  1.    1901. 

149.  Pastor  Eduard  Grilnor,  Appricken  über  Hasenpoth.    1902. 

150.  Pastor  Hermann  Grüner,  Salgaln  in  Kurland  aber  Annen- 
burg.   1902. 

151.  Alexander  von  GrllnewaMt,  Riga,  Schfitzenstrasse  Ji  5.  1903. 

152.  Dr.  phil.  Erich  v.  GrOnewaldt  in  Bellenhof  aber  Riga.    1903. 

153.  Arthur  v.  GUnzel  zu  Bauenhof  über  Wolmar.    1893. 

154.  Rechtsanwalt  Dr.  jur.  Heinrich  v.  Guergens,  Riga,  Bastei- 
bouleyard  J«  6.    1891. 

155.  Notarius  publicus  Karl  Gutschmidt,  Windau.    1901. 

156.  Dr.  med.  Friedrich  Hach,  Riga,  Basteiboulevard  Uli. 
1894. 

157.  Buchdruckereibesitzer  Wilhelm  Häolcer,  Riga,  Palaisstrasse 
)ft  3.    1892. 

158.  Staatsrat  Julius  August  v.  Hagen,  Riga,  Brunnenstrasse  Jt  1. 
1883. 

159.  Arved  Baron  Hahn,  Riga,  Elisabethstrasse  J&  9  Q.  36.    1903. 

160.  Rechtsanwalt  Edmund  Baron  Hahn,  Riga,  Elisabethstrasse  J^  9. 
1899. 

161.  Paul  Baron  Hahn  zu  Asuppen  in  Kurland  &ber  Zabeln.    1891. 

162.  Cand.  chmn.  Wilhelm  v.  Haken,  Riga,  Muhlenstrasse  }t  13. 
1898. 

163.  Oberlehrer  des  Stadtgymnasiums  a.  D.  Staatsrat  Karl  Haller, 
Riga,  Elisabethstrasse  %  29.    1863. 

164.  Bibliothekarsgehilfe  an  der  Bibliothek  der  Eaiserl.  Akademie 
der  Wissenschaften  Oskar  v.  Haller,  St.  Petersburg,  Ba- 
CHAOBCKifi  ocTpoKb,  CpeAHifi  npocneRTb  Jt  13  kb.  14.   1898. 

165.  Paul  V.  Hanenfeldt  zu  Absenau.  Riga,  Nikolaiboulevard  Ji  4. 


314 

166.  Paul  V.  Hanenfeldt  zu  Sunzel  über  Segewold.    1898. 

167.  Heinrich  v.  Hansen  za  Planhof  fiber  Wenden.    1901. 

168.  NiJcolai  Hartmann,  Riga,  Felliner  Strasse  Jt  7.    1901. 

169.  Ältester  der  Grossen  Oilde  Wilhelm  Hartmann,  Riga,  Niko- 
laistrasse J^  7.    1888. 

170.  Dozent  am  PolTtecbnikum  Dr.  Alfred  v.  HedenaMm,  Riga, 
Albertstrasse  }t  1  Q.  14.  1895.  Derzeitiger  Sekretär  der 
Gesellschaft. 

171.  Advokat  Karl  v.  Hedenstrttm,  Riga,  Schulenstrasse  ^  5. 
1868. 

172.  Rechtsanwalt  Richard  v.  Hehn,  Riga,  Gr.  Eönigstrasse  it  11 
Q.  2.     1896. 

173.  Max  V.  Helmann,  Riga,  Alexanderstrasse  J^  31.    1896. 

174.  Ingenieur  Arvid  Heiniz,  St.  Petersburg,  06boahh&  sanaxB 
J«  138.    1904. 

175.  Pastor  Paul  Heintz,  Dalbingen  in  Kurland  über  Olai.    1902. 

176.  Beamter  des  Rig.  Stahlwerks  Rudolf  Heise,  Riga,  Platten* 
bergstrasse,  Stahlwerk.    1903. 

177.  Direktor  der  Stadt -Realschule  Wirkl.  Staatsrat  Heinrich 
Hellmann,  Riga,  Stadt-Realschule.    1884. 

178.  Oberlehrer  Moritz  Hellmann,  Stadt-Töchterschule.    1904. 

179.  Reinhold  v.  Helmersen  zu  Sawensee  über  Modohn.    1902. 

180.  Livländischer  Landrat  Viktor  v.  Helmersen  zu  Neu-Woidoma 
über  Pellin.    1891. 

181.  Eaiserl.  deutscher  Generalkonsul  a.  D.  Karl  Helmsing,  Riga, 
Nikolaistrasse  J«  4  I.    1888. 

182.  Karl  v.  Hesse,  St.  Petersburg,  IILracceiBßyprcRifi  npocnesn 
J«  45  KB.  11.    1887. 

183.  Friedrich  Baron  Heyking  zu  Sassmacken  in  Kurland.    1900. 

184.  Dim.  Stadtrat  Alfred  Hillner,  Riga,  Todlebenbouleyard  Jtt  11. 
1882. 

185.  Pastor  Gotthilf  Hillner,  Eokenhusen.    1894. 

186.  Rechtsanwalt  Max  Hilweg,  Riga,  Thronfolgerboulevard  }t  U 
1894. 

187.  Robert  v.  Hirtchheydt,  Riga,  Ritterhaus.    1898. 


315 

188.  Rechtsanwalt  Alexander  Hoff,  Riga,  Or.  Schmiedestrasse  %  31. 
1902. 

189.  Eduard  Hoff,  Riga,  Nikolaistrasse  Jk  69.   1885. 

190.  Pastor  Theodor  Hoffmann,  Riga,  Or.  Jakobstrasse  Jt  26.  1890. 

191.  Oberlehrer  Staatsrat  Bernhard  Hollander,  Riga,  I.  Weidendamm 
Jta  Q.  7.    1882.    Derzeitiger  Präsident  der  Oesellschaft 

192.  Pastor  Franz  Hollmann,  Range  nber  Werro.    1904. 

193.  Gand.  oec.  pol.  Hane  Hollmann,  Riga,  Mittelstrasse  J«  3  Q.  13. 
1899. 

194.  Oymnasialdirektor  Mag.  Rudolf  Hollmann,  Ooldingen.    1903. 

195.  Ernst  Baron  Hoyningen-Huene  zn  Lelle  nber  Lelle.    1893. 

196.  Dr.  med.  Isaak  Joffe,  Riga,  Snworowstrasse  Jt  29.    1903. 

197.  Ingenienr  Eugen  v.  Irmer,  Papierfabrik  Ligat    1902. 

198.  Cand.  oec.  pol.  Otto  v.  Irmer,  Riga,  Nikolaistrasse  Jt  8 
Q.  7.    1900. 

199.  Eanfmann  Eugen  Irschick,  Riga,  Nikolaibonlevard  it  9.  1902. 

200.  Stadtrat  Oskar  Jaksch,  Riga,  Antonienstrasse  16  2.    1887. 

201.  Ältester  der  Orossen  Oilde  Robert  Jaksch,  Riga,  Kanf- 
strasse  J«  9  n.  1881.  Derzeitiges  Mitglied  des  Direkto- 
rinms  der  Oesellschaft. 

202.  Sekretär  cand.  jnr.  Heinrich  Jochumsen,  Riga,  Alexander- 
strasse Jt  50.    1894. 

203.  Buchhändler  Georg  Jonck,  Riga,  Kanfstrasse  M  3.    1897. 

204.  Landhanptmann  Karl  JUrgensohn,  Semenow.  r.  GeiieHOFB, 
HHseropoACKofi  ry6.    1891. 

205.  Rechtsanwalt  Alexander  Kaehlbrandt,  Riga,  Marstallstrasse 
}k  25.    1900. 

206.  Rechtsanwalt  August  Kaehlbrandt,  Riga,  Or.  Schlossstrasse 
}k  18   IL    1868. 

207.  Oberpastor  Emil  Kaehlbrandt,  Riga,  Basteibonlevard  K  9  a. 
1895. 

208.  Livl.  Ereisdepntierter  Dr.  Heinrich  v.  Kahlen  zu  Alt-Oei- 
stershof  nber  Sesswegen.    1893. 

209.  Eanfmann  Heinrich  Kehrhahn,  Riga,  Or.  Sandstrasse  Ji  34. 
1896. 


316 

210.  Dr.  med.  Alexander  Keilmann,  Riga,  Andreasstrasse  X  3. 
1900. 

211.  Pastor  Karl  Keller,   Riga,  Newastrasse  J«  26  Q.  20.    1896. 

212.  Ältester  der   Grossen   Oilde   Ernst  Korkoviiis,  Riga,   Ecke 
der  Kalk-  und  Scharrenstrasse.    1894. 

213.  Redakteur  Paul  Kerkoviut,  Riga,   Redaktion  des   »Rigaer 
Tageblatts«".    1892. 

214.  Gutsbesitzer  Theodor  Kerkoviue  zu  Saadsen.    Riga,  Gertrud- 
Strasse  M  13.    1899. 

215.  Kaufmann  Wilhelm  Kerkoviue,  Riga,   Gr.  Sandstrasse  Jt  17. 
1892. 

216.  Oberlehrer  Staatsrat  Friedrich  v.  Keussler,  St.  Petersburg, 
^TpmTaTciuui  Iß  12  kb.  17.    1884. 

217.  Graf  Theodor  v.  Keyserling,  Majnyseu^b  ^ep.  AnymBE,  KoBen- 
CBOfi  ry6.    1887. 

218.  Gand.  jur.  Alfone  v.  Kieseribky,  Wenden.   1887. 

219.  Apotheker  Nikolai  Kieserifzky,   Riga,   Scheunenstrasae   20, 
Schwan- Apotheke.    1895. 

220.  Dim.Obersekr.  Mag.  jur.  Wilhelm  Kieseritzky,  Riga,  Kirchen- 
Strasse  Ji  13.    1892. 

221.  Rechtsanwalt  Woldemar  Kiparsky,  Riga,  Thronfolgerboule- 
vard ]«  21.    1901. 

222.  Sekretär  der  livländ.  adeligen  Kreditsozietät  Friedrich  Kir- 
stoin,  Riga,  Livl.  adl.  Kreditsozietät.    1869. 

223.  Kollegienrat  Emil  v.  Klein,  Riga,  Herrenstrasse  X  2.    1895. 

224.  Dr.  med.  Paul  Klemm,   Riga,   Basteibouleyard  ]«  9  I.  1896. 

225.  Hofrat  Adolf  Klingenberg,  Riga,  Gr.  Sandstrasse  Jd  5.    1865. 

226.  Ritterschaftsrentmeister  August  v.  Klot,  Riga,  Ritterhaus.  1888. 

227.  Reinhoid  v.  Klot  zu  Odsen.    Riga,  Elisabethstr.  Nt  8.    1894. 

228.  Werner  v.  Klot,  Riga.    1904. 

229.  Oberlandesgerichtsrat  Dr.  jur.  August  v.  Knieriem,  Hamburg. 
1874. 

230.  Konrad  v.  Knieriem  zu  Muremoise  über  Wolmar.    1896. 

231.  Professor    am    baltischen    Polytechnikum    Dr.    WeldMiar 
V.  Knieriem,  Peterhof  über  Olai.    1901. 


317 

232.  EgoH  v.  Knorring,  ehem.  Sekretär  der  rassischen  Botschaft 
in  Berlin,  Jurjew  (Dorpat).    1893. 

233.  Pontus  v.  Knorring,  ehem.  Attache  der  rassischen  Gesandt- 
schaft in  Rom,  Jorjew  (Dorpat),  Gartenstrasse  Ji  19.    1893. 

234.  Karl  Koken  v.  GrUnbladt,  Birkenrah  bei  Wenden.    1894. 
236.  Beamter  der  rig.  Stenerverwaltang  August  Krab,  Riga,   El. 

Goldinger  Strasse  J«  4  I.    1903. 

236.  Karl  Krannhals,  Riga,  Expedition  der  „Düna-Zeitang''.    1880. 

237.  FUrst  Nikolai  Krapotkin  zu  Segewold.    1894. 

238.  Eduard  v.  Kreusch.    1892. 

239.  Livländischer    Ereisdepatierter    Maximilian    v.   Kreusoh   zu 
Saussen  über  Stockmannshof.    1893. 

240.  Kaufmann  Gottlieb^Heinrich  Kroeger,  Riga,  Sanderstrasse  M 13. 
1901. 

241.  Moritz  Baron  Krildener  zu  Saislep  aber  Fellin.    1893. 

242.  Woldemar  Baron  Krildener  zu  Henselshof  über  Riyen.    1893. 

243.  Pastor  Leopold  Krüger,  Weimar.    1891. 

244.  Pastor  Paul  Krllger,  Sessau  in  Kurland  über  Elley.    1902. 

245.  Rittmeister  Alfred  V.  Krutenstern,  Strelna  bei  Peterhof.    1900. 

246.  Konsulent  Heinrich  Kuchczynski,  Riga,  Thronfolgerboulevard 
]«4.    1876. 

247.  Architekt  Eduard  Kupffer,  Riga,  Mühlenstrasse  J«  72.    1902. 

248.  Pastor  Wilhelm  Kupffer,  Schleck  in  Kurland  über  Goldingen. 
1902. 

249.  Eduard  Kurschewitz,  Riga,  Pauluccistrasse  J«  11  Q.  5.    1900. 

250.  Kaufmann  Heinrich  Kymmel,  Riga,  Gerberstrasse  }k  2/4.  1884. 

251.  Ältester  der  Grossen  Gilde,   Buchhändler  Nikolai   Kymmel 
jun.,  Riga,  Kymmels  Buchhandlung.    1884. 

252.  Ältester  der  Grossen  Gilde,  Buchhändler  Nikolai  Kymmol 
sen.,  Riga,  Gr.  Pferdestrasse  J«  27  I.    1843. 

253.  Pastor  Harald  Lange,  Sunzel  über  Segewold.    1892. 

254.  Dim.  Assessor  Ludwig  Lange^  Riga,  Kl.  Schlossstrasse  }k  3. 
1886. 

265.  Gutsbesitzer  Hermann  Lasch,  Riga,  Packhausstrasse  All.  1898. 
256.  OberlehrerWladi8lawLichtarowi€z,Riga,Stadtg7mnasium.l894. 


318 

257.  Alexander  Baron  Lieven,  Mitau,  Swehthöfsche  Strasse  J«  10. 
1893. 

258.  Felix  Baron   Lieven,  Riga,  Todlebenbouleyard  }t  7.    1900. 

259.  Landesbevollmächtigier  von  Kurland  Hofmeister  des  Aller- 
höchsten Hofes  FOrst  Georges  Lieven  zu  Kabillen  in  Kar- 
land.   Riga,  Todlebenbouleyard  J«  6.    1902. 

260.  Fürst  Michael  Lieven  zu  Pelzen  in  Kurland  über  Ooldingen. 
1900. 

261.  Fürst  Paul  Lieven  zu  Schloss  Kremon  über  Segewold.    1901. 

262.  Eduard  v.  Lilienfeld  zu  Köhnhof  über  Sagnitz.    1893. 

263.  Ferdinand  v.  Liphart  zu  Torma  über  Tschoma.    1896. 

264.  Reinhold  v.  Liphart  zu  Rathshof  über  Juijew  (Dorpat).  1896. 

265.  Oberlehrer  Hermann  Lsmer,  Riga,  Bischofsstrasse  }(t5  Q.  3. 
1886. 

266.  Buchhändler  Gustav  LVffler,  Riga,  Gr.  Sandstrasse  Jt  20.  1902. 

267.  Rigascher  Ratsherr  a.  D.  Gustav  LSsevitz,  Riga,  Thronfolger- 
boulevard  ]«  4  m.    1887. 

268.  Harald  Baron  London  zu  Schloss  Serben  über  Wenden.    1895. 

269.  Otto  V.  LVwenstern  zu  Schloss  Kokenhusen.    1893. 

270.  Bibliothekar  der  livländischen  Ritterschaft  Karl  v.  LSwis  of 
Menar,  Riga,  Ritterhaus.    1884. 

271.  Ältester  der  Grossen  Gilde  Konsul  Moritz  Lübeck,  Riga, 
Gr.  Jakobstrasse  X  26.    1881. 

272.  Rechtsanwalt  Viktor  Lundberg,  Dwinsk  (Dünaburg),  IIIub- 
AepoBCsan  yji.    1901. 

273.  Dr.  med.  Ernst  Masing,  St.  Petersburg.  BacubeBcidft  ocTpoRb, 
CpexHÜl  npocn.  }i  3.    1896. 

274.  Konrad  Baron  Maydell  zu  Krüdnershof  über  Jurjew  (Dorpat). 
1893. 

275.  Gustav  Baron  Maydell  zu  Podis  über  Pemau.    1893. 

276.  Livländischer  Landrat  Woldemar  Baron  Maydell  zu  Martzen 
über  Stockmannshof.    1893. 

277.  Graf  Paul  v.  Modem  zu  Schloss  Elley  über  Ellej  (Kurland). 
1901. 

278.  Theodor  Graf  Modem  zu  Stockmannshof.    1893* 


819 

279.  Dozent  am  Big.  Polytechnikum  Alfred  Meder,  Riga,  Dorpa- 
ter  Strasse  J«  23  Q.  7.    1903. 

280.  August  Graf  Meilin  zu  Lappier  über  Wolmar.    1893. 

281.  Emanuel  Baron  Mengden  -  Altenwoga  zu  Oolgowsky  über 
Schwanenburg.    1896. 

282.  Sekretär  der  Livl.  adl.  Outerkreditaozietät  Woldemar  Baron 
Mengden,  Riga,  Architektenstrasse  Ji  1.    1888. 

283.  James  v.  Mensonkampf  zu  Schloss  Tarwast  über  Fellin.    1899. 

284.  Ältester  der  Kompagnie  der  Schwarzen  Häupter  Alexander 
Mentzendorff,  Riga,  Raufstrasse  Ji  5.    1892. 

285.  Inspektor  der  Stadt-Realschule  Staatsrat  Konstantin  Mettig, 
Riga,  Basteiboulevard  J\&  9  a.  1877.  Derzeitiges  Mitglied 
des  Direktoriums  der  (Gesellschaft. 

286.  Liyländischer  Landmarschall,  Hofmeister  des  Allerhöchsten 
Hofes  Dr.  jur.  Friedrich  Baron  Meyendorff,  Riga,  Ritterhaus. 
1887. 

287.  Dr.  phil.  Bernhard  Meyer,  Riga,  Marstallstrasse  Jt  22.    1891. 

288.  Ereisrichter  a.  D.  Heinrich  v.  Meyer,  Wenden.    1884. 

289.  Dr.  med.  Hermann  Meyer,  Riga,  Elisabeihstrasse  li  19.    1902. 

290.  Dr.  med.  Johann  Eduard  v.  Miram,  Riga,  Basteiboulevard 
»  11.    1881. 

291.  Rechtsanwalt  Erwin  Moritz,  Riga,  Alexanderbouleyard  It  1. 
1872. 

292.  Rechtsanwalt  Richard  Muenx,  Riga,  Or.  Sandstrasse  }k  27. 
1894. 

293.  Buchhalter  Hugo  Muxfeldt,  Papierfabrik  Ligat.    1902. 

294.  Pastor  Theodor  Neander,  Alt-Schwanenburg.    1895. 

295.  Architekt  Dr.  Wilhelm  Neumann,  Riga,  Alexanderstrasse  Jt  51. 
1886. 

296.  Liyländ.  Landrat  a.  D.  Arved  Baron  Noicken  zu  AUatzkiwwi 
über  Jurjew  (Dorpat).    1876. 

297.  Livländ.  Landrat  Axel  Baron  Noicken  zu  Kawershof  über 
Juijew  (Dorpat).    1894. 

298.  Georg  Baron  Noicken  zu  Oross-Essern.  Riga,  Antonienstrasse 
M  4.    1886. 


380 

299.  Reinhoid  Baron  Noicken,  Riga,  Nikolaistrasse  J£  4  Q.  5.  1885. 

300.  Oberlehrer Jurii  Nowoselow,  Riga,  Alexander-Gymnasium.  1904. 

301.  Guido  V.  Numort  zu  Idwen  über  Riyen.    1893. 

302.  Livländischer  Residierender  Landrat  Arvid  v.  OotUngen  zu 
Luhdenhof.    Riga,  Ritterhans.    1893. 

303.  Livländ.  Landrat  a.  D.  Eduard  v.  Oettingon  zu  Jensei  über 
Laisholm.    1876. 

304.  Richard  v.  Oettingon  zn  Wissnst  über  Jnijew  (Dorpat).   1893. 

305.  Ritterschaftsaktaar   Emil   Baron   Orgios-Rutonborg,    Mitaa, 
Schwedhöfsche  Strasse,  Haus  Friedenthal.    1895. 

306.  Friedrich  Baron  von  der  Pahlon,  Riga,  Antonienstrasse  7. 
1898. 

307.  Cand.  oec.  pol.  Alexander  Pandor,  Riga,  Reimerstrasse  Jt  1. 
1896. 

308.  Iwan  v.  Ränder  zu  Elein-Ohselshof  über  Alt-Pebalg.    1893. 

309.  Nikolai  v.  Ränder  zn  Ronnebnrg-Nenhof  über  Wenden.    1893. 

310.  Rotor  V.  Ränder  zn  Ogershof.  Riga,  Andreasstrasse  }t  1.  1893. 

311.  Pastor  Woldomar  Roitan,  Würzan  über  Mitan.    1902. 

312.  Wirkl.  Staatsrat  Professor  Dr.  med.  Oskar  v.  Rotorsen,  St 
Petersburg.    RpyROBofi  KasajTB  }t  6.    1894. 

313.  Redakteur  Arnold  Rotersonn,  Riga,  Redaktion  des  ^Rig.  Ta- 
geblatts^    1882. 

314.  Ingenieur  Gustav  Retersonn,  Papierfabrik  Ligat.    1902. 

315.  Dr.  W.  Rotorsonn,  Jenakiew  1908.    UerpoBCsii  sasoxi,  Eaa- 
TepHHOCiaBCBoft  ry6.,  nepesi  finaxieBO. 

316.  Oberlehrer  Hermann  Rflaum,  Riga,  Gertmdstrasse  It  27.  1894. 

317.  Eugen  v.  Ristohlkors  zu  Immafer  über  Weissenstein.    1893. 

318.  Buchdruckereibesitzer  Dr.  phil.  Arnold  Riatos,  Riga,   Petri- 
Priedhof  16  1.    1888. 

319.  Oberlehrer    des    Stadtgymnasinms    Staatsrat    Dr.    ArUnr 
Roolchau,  Riga,  Nikolaistrasse  It  17.    1872. 

320.  Pastor  Rotor  Harald  Roolchau,  Riga.   Architektenstrasse  J6  1. 
1897. 

321.  Eonsnlent  Hermann  Pttnigkau,  Riga,  Eüterstrasse  J«  14  IL 
1887. 


321 

322.  Reinhoid  Poswol,  Riga,  Gr.  Brauerstrasse  %  1.    1902. 

323.  Notar  AdoK  Proctor,  Mitan.    1903. 

324.  Reinhold  Pychlau,  Riga,  Gr.  Eönigstrasse  J«  45.    1891. 

325.  Dr.  med.  Ernst  v.  Radecki,  Riga,  Thronfolgerboaleyard  M  61. 
1895. 

326.  Gand.  ehem.  Hermann  v.  Radecki,  Riga,  Albertstrasse  Jt  9. 
1894. 

327.  Oand.  jor.  Otfokar  v.  Radecki,  St.  Petersburg,  AnreKapcidfi 
nepeyjroKi  J6  6  IV.    1893. 

328.  Dr.  med.  Albert  Rasewsky,  Riga,  Jakobstrasse  Ji  12.  1901. 

329.  Gustav  v.  Rathlef  zu  Tammist  über  Jorjew  (Dorpat).    1897. 

330.  Konstantin  v.  Rautenfeld  zu  Gross-Buschhof  über  Jakobstadt. 
1893. 

331.  Dr.  med.  Eberhard  v.  Rautenfeld,  Riga,  Todlebenboulevard 
%  5.    1893. 

332.  Ritterschaftsaktuar   Karl    v.  Rautenfeld,   Riga,    Ritterhans. 
1889. 

333.  Wolfgang  Redlich,  Riga,  Magazin  von  J.  Redlich.    1901. 

334.  Eaufinann  Alex.  Redlich,  Riga,  Magazin  v.  J.  Redlich.    1894. 

335.  Franz  Redlich,  Riga,   Basteiboulevard  J«  2.    1897.    Derzei- 
tiger Schatzmeister  der  Gesellschaft. 

336.  Eaufinann  James  Bevan  Redlich,  Riga,  Magazin  v.  J.  Red- 
lich.   1895. 

337.  Dr.  med.  Johann  Redlich,  Riga,  Basteiboulevard  J\6  2.  1894. 

338.  Estländischer  Landrat  a.  D.  R.  Graf  Rehbinder  zu  üddrich 
über  Taps  (Estland).    1894. 

339.  Gand.  jur.  Sylvester  Rehsche,  Riga,  Todlebenboulevard  X  6. 
1902. 

840.  Alexander  Reim,  Nordeckshof  bei  Riga,  BuUensche  Str.  K  12. 
1894. 

341.  Architekt  August  Reinberg,  Riga,  Mühlenstrasse  Jt  46.   1888. 

342.  Johannes  Rindermann,  Berlin  }k  24,  Friedrichstr.  105.    1902. 

343.  Adolf  Richter,  Riga,  Scharrenstrasse  M  4.    1900. 

344.  Apotheker  Alexander  Rittenberg,  Riga,  Suworowstrasse  Ji  34. 
1902. 

21 


3« 

345.  Karl  Baron  RBnne  zu  Wensaa.  Mitau,  Schreiberstrasse  10. 1902. 

346.  Hermann  v.  Roepenack  zu  Stalgen  über  Mitau.    1902. 

347.  Prof.  Dr.  Weidemar  v.  Rehland,  Freiburg  im  Breiegaa.    1890. 

348.  Kanfmaim  Friedrich  Rehleff,  Riga,  Elisabethstrasse  161^^  1894. 

349.  Residierender  Ereismarschall  Max  Baron  von  der  Ropp  zu 
Bixten  in  Kurland  fiber  Baohhof.    1893. 

360.  Livl.  Ejeisdepntierter  Hans  Baron  Rosen  zu  Schloss  Oross- 
Roop  fiber  Wenden.    1896. 

361.  Livländischer  Ereisdepntierter  Woldomar  v.  Roth  zu  Tilsii 
fiber  Werro.    1893. 

362.  e.  A.  Rothert,  Riga»  Jägerstarasse  Jt  6.    1884. 

363.  Charles  v.  Rudnicki,  Bmg  Schleinitz,  Post  Eötsch  bei  Mar- 
burg,  Steiermark.    1890. 

864.  Konsul  lohn  Rnckor,  Riga,  Or.  Sfinderstrasse  J«  26  n.   1887. 
366.  Redakteur  Dr.  Alfred   Ruetz,  Riga,    Redaktion  der  ^Rig. 

Rundschau''.    1902. 
366.  August  Ruetz,  Riga,  Arsenalstrasse  Ji  3.    1889. 
357.  Dim.  Assessor  Max  Ruotz,  Riga,  Arsenalstrasse  Jt  3.    1889. 

368.  Redakteur  Richard  Ruetz,  Riga,  Redaktion  der  ,Rig.  Rund- 
schau*.   1891. 

369.  Gand.chem.MaxRuhtenbors,Riga,Or.Jungf6mstr.J«3.  1899. 

360.  Dr.  med.  J.  RuIlO;  Riga,  Kalkstrasse  ü  14.    1897. 

361.  Administrator  der  Ritterschaftsgfiter  Fr.  v.  Saenger  zu  Lips- 
kaln  fiber  Weimar.    1901. 

362.  Friedrich  v.  Saenger  zu  Peddeln.  lapskaln  fiber  Weimar.  1894. 

363.  Arnold  v.  Samson-Himmeistjerna  zu  SepkuU  über  Lemsal.  1891. 

364.  Kreisdeputierter  Axel  v.  Samson-Himmolttjoma  zu  Hummels- 
hof  fiber  Walk.    1902. 

366.  Ritterschafissekretär    Fr.   v.   Samson-Himmelstjema,   Riga, 
Ritterhaus.    1897. 

366.  Gerhard  v.  Samson-Himmolstjerna  zu  Uelzen  fiber  Werro.  1893. 

367.  Dim.  Livlftndischer  Landrat  Ottokar  v.  Samson-Hiromolstjeraa 
zu  Kurrista  fiber  LaishoUn.    1876. 

368.  Rendant  derOberdirektionider  livl.  adl.KreditsozietatEdmwitf 
Baron  Sass,  Riga.    1894. 


S28 

369.  Obersekretär  Ewald  Baron  Sass,  Riga,  Elisabethatrasde  J«  37. 
1901. 

370.  Pastor  Oskar  Schabert,  Riga,  Alexanderstrasse  Jt  27.   1903. 

371.  Architekt  Friedrich  Scheffel,  Riga,  Ritterstrasse  J«  50.    1900. 

372.  Sekretär  der  Krepostabteilung  des  Riga-Wolmarschen  Frie- 
densrichter-Plenums Alexander  Scbeluehin,  Riga,  Nikolai- 
strasse K  27.    1891. 

373.  Rechtsanwalt  Julius  Schtemann,  Mitau.    1901. 

374.  Sekretär  Edgar  v.  Schiliniky,  Riga,  Scholenstrasse  tt  26. 
1892. 

375.  Pastor  Karl  Schilling,  Nitau  über  Nitan.    1903. 

376.  Ereisadelsmarschall  Gustav  v.  Schlippe,  Riga,  Todlebeu- 
bonleyard  J«  6.    1904. 

377.  Fabrikdirektor  Alfons  Schmidt,  Riga,  Palaisstraase  fk  3. 
1883. 

378.  Rechtsanwalt  Gustav  Schmidt,  Mitau,  SchlossstrasaeAe  4.  1901. 

379.  Oberlehrer  emer.  Kollegienrat  Oskar  Emil  Schmidt,  Marien- 
thal bei  Zabeln.    1900. 

380.  Buchdruckereibesitzer  Alexander  Schnakenburg,  Riga,  Mar- 
stallstrasse  K  5.    1902. 

381.  Dr.  med.  Alfred  Schneider,  Trikaten  fiber  Weimar.    1897. 

382.  Kaufmann  Hermann  Schneider,  Riga,  Basteibonlerard  Jft  2. 
1902. 

383.  Oberlehrer  Georg  Schnering,  Reval,  Königsthaler  Strasse  Ji  12. 
1896. 

384.  Ältester  der  Grossen  Gilde  Staatsrat  Gustav  v.  Schoepff, 
Riga,  Schwarzhäupterstrasse  }t  4,  „Jakor^.    1894. 

365.  Ejinfinann  Heinrich  Schomacker,  Riga,  Gr.  Küterstrasse  Jt  14 
(Comptoir  N.  Maximow).    1897. 

386.  Oberlehrer  Karl  Schomacker,  Weimar,  Wörthstrasse  K  31. 
1896. 

387.  Alfred  Baron  Schoulb-Ascheraden  zu  Sdiloss  Ascheraden  über 
Römershof.    1893. 

386.  Alfred  Baron  Schoultz-Ascheraden  zu  Losem  über  Wenden.  1893. 
389.  Arthur  Baron  Schoulb-AscheradenzuGulbem  über  Wenden.  1893. 

21* 


324 

390.  Oberdirektionsrat  der    Livländischen    Adeligen    Ereditso- 
zietät  Friedrich  Baron  Schoulb-Ascheraden,  Riga.    1893. 

391.  Robert  Baron  Schoultz- Ascheraden.  Schliepenhof  über  Nitan. 
1893. 

392.  Pastor  Dr.  Christoph  SchrVder,  Neaermühlen  aber  Riga.  1904. 

393.  Pastor  emer.  Ernst  Schroeder,  Riga,  Nikolaiboulevard  Jt  17. 
1899. 

394.  Georg  v.  Schroeders,  Riga,  Theaterboolevard  Jt  6.    1895. 

395.  Bernhard   v.  Schubert,  Riga,  Basteiboulevard  tt  6.    1887. 

396.  Inspektor  der  rigaschen  Stadtgfiter  Erich  v.  Schultz,  Riga, 
Or.  Eönigstrasse,  „Stadtguterverwaltong^.    1892. 

397.  Beamter  der  Rigaer  Börsenbank  Leopold  Schultz,  Riga,  Bör^ 
senbank.    1898. 

398.  Notar  des  Livl.  Konsistoriums  Kari  Schwank,  Riga,  Kon- 
sistorium im  Schloss.    1903. 

399.  Ältester  der  Grossen  Gilde  Konsul  Eugen  Schwartz,  Riga^ 
Alexanderstrasse  Ji  18.    1894. 

400.  Kauftnann  Eugen  Schwartz,  Riga,  Gr.  Jakobstrasse  %  6,  pr. 
Edgar  Lyra  &  Co.    1901. 

401.  Notarius  publicus  Johann  Christoph  Schwartz,  Riga,  Nikolai- 
strasse ]«  27.    1875. 

402.  Professor  Dr.  jur.  Johann  Christoph  Schwartz,  Halle  a.  d.  S., 
Am  Kirchtor  17.    1874. 

403.  Stadtarchivar  Dr.  Philipp  Schwartz,  Riga,  Kirchenstrasse 
M  35.  1876.  Derzeitiges  Mitglied  des  Direktoriums  der 
Gesellschaft. 

404.  Dr.  Viktor  Schwartz,  Riga,  Antonienstrasse  }t  7.    1892. 

405.  Staatsrat  Wilhelm  Schwartz,  Riga,  Mühlenstrasse  J«  16.  1857. 

406.  Pastor  Leonhard  Seesemann,  Zelmeneeken  in  Kurland  über 
Murawjewo.    1902. 

407.  Kaufmann  Kari  Gustav  v.  Sengbusch,  Riga,  Kl.  Sünderstraaae 
M  1.  1886.  Derzeitiges  Mitglied  des  Direktoriums  der  Oe* 
Seilschaft. 

408.  Dr.  med.  Reinhold  v.  Sengbusch,  Riga,  Alexanderstrasse  tt  51. 
1900. 


326 

409.  Redakteur  Dr.  Ernst  Seraphim,  Biga,  Redaktion  der  »Düna- 
Zeitung«.    1887. 

410.  Eanfinaan  Erich  Säuberlich,  Riga,  Reformierte  Strasse  )i  8. 
1903. 

411.  Architekt  Hermann  Säuberlich,  Riga,  Kl.  Newastrasse  tk  4. 
1903. 

412.  Alexander  v.  Sivers  zu  Rappin  aber  Werro.    1893. 

413.  Alfred  v.  Sivers  zu  EaseküU  über  Fellin.    1893. 

414.  Edgar  v.  Sivers  zu  Autzem  über  Wenden.    1891. 

415.  Leo  V.  Sivers  zu  Alt-Ensthof  über  Jurjew  (Dorpat).    1898. 

416.  Leopold  v.  Sivers  zu  Walgata  über  Jnijew  (Dorpat).    1893. 

417.  Livländischer  Landrat  Max  v.  Sivers  zu  Römershof.    1893. 

418.  Nikolai  v.  Sivers  zu  Soossaar  über  Oberpahlen.    1893. 

419.  Architekt  Otto  v.  Sivers,  Riga,  Oeorgenstrasse  Jt  8.    1888. 

420.  Wirkl.  Staatsrat  Hermann  v.  Skerst,  Riga,  Architektenstrasse 
J«  1  ni.    1884. 

421.  Dr.  med.  Ernst  Sokolowski,  Riga,  Altonaer  Str.  6,  „Nerven- 
heUanstalt''.    1903. 

422.  Alexander  Sommer,  Riga^  Stadthaus  —  Stadtgüterverwaltung. 
1902. 

423.  Michael  v.  Sommer  zu  Eadfer  über  LemsaL    1893. 

424.  Charles  Baron  Stackeiberg  zu  Abia  über  Quellenstein.    1893. 

425.  Liyländischer  Landrat,  Vizepräsident  der  E.  livL  (Gemein- 
nützigen und  ökon.  Sozietät  Viktor  Baron  Stackeiberg  zu 
Eardis  über  Laisholm.    1893. 

426.  Alexander  Baron  Stael  v.  Holstein  zu  Samm  über  Eappel  (Est- 
land).   1895. 

427.  Alexander  Baron  Stael  v.  Holstein  zu  Uhla  über  Pemau.    1893. 

428.  Liyländischer  Landrat  a.  D.  Reinhold  Baron  Stael  v.  Holstein 
zu  Neu-Anzen  über  Anzen.    1876. 

429.  Liyländischer  Ereisdeputierter  Wilhelm  Baron  Stael  v.  Holstein 
zu  Waldhof  über  Pemau.    1893. 

430.  Julius  Stahl  zu  Vegesacksholm  über  Riga.    1893. 

431.  Notarius  publicus  Karl  Stamm,  Riga,  Scheunenstrasse  Nt  17. 
1868. 


386 

432.  Bedakteur  Karl  Stavenhagen,  Biga,    Redaktion  der  ^Düna- 

Zeitung''.    1895. 
483.  StadtreviBor Richard  Stegman,  Riga, Kl. Newasirasse  J§4. 1885. 

434.  Apotheker  Hugo  Stein,  Mitau.    1901. 

435.  Karl  Baron  Stempel  zu  Planezen  über  Goldingen  (Eorlaiid). 
1885. 

436.  Wilhelm  Graf  Stenbock-Fermor  zn  Nitau.    1904. 

437.  Pastor MaximilianStephany  in Jürgensbnrg  fiberSegewoId.  1904. 

438.  Magd.  bist.  Karl  v.  Stern,  Juijew  (Dorpat),   Qnappenstrasse 
}k  2.    1899. 

439.  Archiyar  des  Ökonomieamts  Heinrich  v.  Sticinsky,  Riga,  Kir- 
chenstrasse  J«  33.    1898. 

440.  Altester  der  Orossen  Gilde  Alexander  Stieda,  Riga,    Har- 
stallstrasse  %  24  (Gomptoir  Hermann  Stieda).    1893. 

441.  Ältermann  der  Grossen  Gilde  Hermann  Stieda  sen.,    Riga, 
Alexanderboulevard  Jd  2.    1903. 

442.  Kaufmann  Hermann  Stieda  jun.,  Riga,  Alexanderboulevard 
J«  2.    1903. 

443.  Gebeimer  Medizinalrat  Professor  Dr.  Ludwig  Stieda,  Königs- 
berg i.  Preussen.    1876. 

444.  Kassadeputierter  und  Assessor  des  Livl.  Konsistoriums  Arved 
V.  Strandmann  zu  Zirsten.   Riga,  Andreasstrasse  K  3.    1891. 

445.  Edgar  v.  Strandmann  zu  Lautemsee,  Lasdohn  über  Modohn. 
1893. 

446.  Ältester  der  Grossen  Gilde  Christian  v.  StrHzky,  Riga,  Niko- 
laistrasse J«  77.    1887. 

447.  Alexander  v.  Stryk  zu  Palla  über  Jurjew  (Dorpat).    1893. 

448.  Friedrich  v.  Stryk  zu  Morsel  über  Fellin.    1893. 

449.  Oberforstmeister  Emil  v.  Stryk  zu  Wiezemhof  über  Weimar. 
1896. 

460.   Harald  v.  Stryk  zu  Schloss  Heimet  über  Törwa.    1896. 

451.  Professor  am  balt.  Polytecbnikum  Wilhelm  v.  Stryk,   Riga, 
Andreasstrasse  >£  3.    1899. 

452.  Sekretär  des  adl.  Yormundsohaftsamtes  Arnold  v.  TidebBM, 
Jurjew  (Dorpat),  Kastanienallee  J^  1  a.    1889. 


387 

453.  Oberlehrer  Nikolai  v.  TidekMI,  Biga.   Peter-Panlstrasse  Jk  2 
Q.  9.    1900. 

464.  larländiBcher  Landrat  a.  Eammerherr  Heinritk  Banm  Tieten^ 
hausen  zu  Inzeem  fiber  Segewold.    1876. 

465.  Heinrich  Baron  Tiesenhaosen  jnn.,  Gr&tershof,  Inzeem  über 
S^ewold.    1901. 

466.  Wirkl.  Staatsrat  Professor  Dr.  med.  Gustav  v.   Tliing,  St. 
Petersburg,  Enponaii  J^  3.    189S. 

467.  Dr.  med.  Th.  Tiling,  Direktor  der  Irrenanstalt  Bothenberg 
in  Riga,  Handlung  v.  J.  A.  Mentaendorf,  Eaufstrasse.  1894. 

468.  Eaufinann  Emil  Timm,  St.  Petersburg.  BacHJiBeBGKifi  ocipoB^ 
9.  XBS.  J«  42  SB.  12.    1899. 

469.  Sekretär  des  ritterschafOiehen  statistischen  Bureaus  Alexander 
V.  Tobien,  Riga^  Ritterhaus.    1881. 

460.  Akad.  Maler  Ernst  Tode,  Riga,  Alexanderstrasse  Jt  76  I. 
1892. 

461.  Kassierer  Wilhelm  TorchianI,  Riga,  Kalkstrasse  —  Stadtlom- 
bard.   1903. 

462.  Ritterschaftsnotar  Dr.  Astaf  v.  Transehe -Roseneck,  Rq^, 
I.  Weidendamm  }k  6.    1890. 

463.  Livl.  Landrat  a.  D.  Eduard  v.  Transehe-Roseneck  au  Taurup 
über  Römershof.    1892. 

464.  Generalleutnant  George  v.  Transehe-Roseneck  zu  Roseneck, 
Kommandant  von  Oatschina.    1894. 

466.  Joseph  v.  Transebe-Roseneck  zu  Ohselshof  über  Stockmanns- 
hof.   1902. 

466.  Nikolai  v.  Transehe-Roseneck  zu  Wrangeishof  über  Wohnar. 
1894. 

467.  Otto  V.  Transehe-Roseneck,  Dresden,  Parkstrasse  J«  6.   1894. 

468.  Paul   V.  Transohe-Roseneck    zu   Neu-Schwanenburg,   Riga, 
Thronfolgerboulevard  Nt  13  I.    1887. 

469.  Roderisb  v.  Transehe-Roseneck  zu  Wattram  über  S^ewold.  1894. 

470.  Bankbeamter  Georg  Treymana,  Riga,  Börsenbank.    1896. 

471.  Architekt  Edmund  v.  Trompowsky,  Riga,  Peter^Pauktrasse 
K  2.    1894. 


328 

478.  Bevollmächtigter  August  Ulmann,  Zirsten  aber  Pebalg.  1903. 

473.  Dr.  Max  Ulmann,  Ooldingen,  Libaosche  Strasse  X  17.  19(^. 

474.  Ingenieur-Chemiker  Arved  Baron  Ungem-Stemberg,  Riga,  Mar- 
Stallstrasse  Jt  24.    1895. 

475.  George  Baron  Ungem-Stomberg  zu  Alt-Anzen  über  Ansen.  1893. 

476.  LivläadisGher  Landrat   Oswald   Baron  Ungem-Stomberg  m 
Schloss  Fellin.    1893. 

477.  Rechtsanwalt  Dr.  jur.  Otto  v.  Veh,   BerUn  W.,  Ansbacher 
Strasse  X  55.    1874. 

478.  Assessor  des  adl.  Vormondschaftsamtes  Arnold  Baron  Vioting- 
hoff-School,  Biga,   Mfihlenstrasse  Ji  53.    1895. 

479.  Konrad  Baron  Vlotlnghoff  zu  Schloss  Marienborg.  1899. 

480.  Oskar  Baron  Vietinghoff  zu  Salisburg  über  Salisburg.    1893. 

481.  Sekretär  des  livl.  adligen  Ereditvereins  Rudolf  Baron  Vietinghoff- 
Scbool,  Biga,  Mfihlenstrasse  }t  53.    1901. 

482.  Stadtpastor  Gotthard  Vierhuff,  Wenden.    1871. 

483.  Sekretär  des  Livl.  Konsistoriums  Arthur  v.  Vlllobois,   Riga, 
Eaisergartenstrasse  It  4.    1891. 

484.  Dr.  med.  Karl  Vogel,  Papierfabrik  Ligat.    1902. 

485.  Sekretär  des  livl.  statist.  Komitees  Viktor  Vogel,  Riga.    Ni- 
kolaiboulevard  J«  8  lU.    1895. 

486.  Rechtsanwalt  Axel  Volck,  Riga,  Jakobstrasse  J\6  28.    1901. 

487.  Kaufmann  Karl  Wagner  jun.,  Riga,  Nikolaistrasse  Ji  71.  1888. 

488.  Dr.  med.  Werner  Waldhauer,  Riga,  Theaterboulevard  }k  7. 1895. 

489.  Eduard  v.  Wahl  zu  Addafer  über  Oberpahlen.    1893. 

490.  Rechtsanwalt  Harald  v.  Wahl,  Riga,  Theaterboulevard  J6  6. 
1884. 

491.  Oberlehrer  Staatsrat  Karl  Walter,  Riga,  Mfihlenstrasse  Jt  5. 
1892. 

492.  Redakteur  Alexander  Waeber,  Riga,  Pauluccistrasse  }t  13. 
1896. 

493.  Abteflungschef    der    Pleskau  -  Rigaer    Eisenbahn    Theodor 
V.  Weiss,  Riga,  Georgenstrasse  J«  4  Q.  17.    1901. 

494.  Notar  der  Steuerverwaltung  Gustav  Womer,  Riga,  Georgen- 
strasse J«  9  Q.  4.    1883. 


329 

495.  Oberlehrer  Friedrich  Wettberg,  Riga,  Stadt-Realschale.  1890. 

496.  Pastor  Eduard  Wiecicberg,  Orobin.    1902. 

497.  Dim.  Eirchspielsrichter  HermanR  Wiegand,  Riga,  Muhlen- 
strasse  J«  31.    1901. 

498.  Rechtsanwalt  Alf  red  Wittram,  Riga,  Romanowstr.  le  13.  1902. 

499.  Alfred  Baron  WoHf  zu  Semershof  über  Harienborg.    1893. 

500.  Eanzleidirektor  im  Ministerium  des  Äussern  Arift  Baron 
WoHf,  St.  Petersburg,  Baceteafl  M  7  kb.  5.    1894. 

501.  Oberdirektionsrat  Arved  Baron  WoNf,  Riga,  livl.  adl.  Kredit- 
verein.    1903. 

502.  Hofineister  des  Allerhöchsten  Hofes  Boria  Baron  WoM  zu 
Stomersee  über  Alt-Schwanenburg.    1901. 

503.  Emil  Baron  Wolff  zu  Waldeck  über  R^jen.    1893. 

504.  Friedrich  Baron  Wolff  zu  Waldenrode  über  Hinzenberg.  1892. 

505.  Gaston  Baron  Wolff  zu  Ealnemoise  über  Marienburg.    1893. 

506.  Liyländischer  Landrat  James  Baron  Wolff  zu  Schloss  Ro- 
denpois.    1893. 

507.  Joseph  Baron  WoHf  zu  Lindenberg  über  Riga.    1901. 

508.  Konrad  Baron  WoHf  zu  Friedrichswalde  über  Stockmannshof. 
1888. 

509.  Manfred  Baron  WoHf  zu  Eawast,  Riga,  M&hlenstrasse  }t  53. 
1894. 

510.  Maximilian  Baron  WoHf  zu  Hinzenberg.    1869. 

511.  Direktor  der  Eaiserl.  Porzellan-Manufaktur  Nilcolas  Baron 
WoHf,  St.  Petersburg,  Majafl  MopcBaa  J«  8,    1894. 

512.  Dim.  Eirchspielsrichter  Arthur  v.  WoHfeldt,  Wenden.    1894. 

513.  Privatdozent  Mag.  Ed.  Wolter,  St  Petersburg,  BacubeBCidfi 
ocTpoBi,  7  jHHia  ü  2  KB.  20.    1892. 

514.  Oberlehrer  George  Worms,  Lrmlau  über  Tuckum.    1903. 

515.  Direktor  der  estn.  Distriktsdirektion  der  livl.  adl.  Güter- 
kreditsozietät  Arthur  V.  WuH  zuEosse,  Juijew  (Dorpat).  1893. 

516.  Arthur  v.  WuH  zu  Schloss  Lennewarden  über  Ringmundshof. 
1901. 

517.  Eduard  v.  WuH  zu  Menzen  über  Werro.    1893. 

518.  Dr.  phil.  Max  v.  WuH  zu  Taiwola  über  Walk.    1901. 


330 

519.  Notarias  publicus  eotthanl  WuMfhit,  Riga.    Ealkstrasse  J«  90. 

1904. 
5S0.  Dr.  med.  Arthur  Zander,  Riga,  Sassenfaof,   EahieseeiDBche 

Strasse  62.    1899. 

521.  Eanfinann  Emil  Zander,  Riga.  Andreasstrasse  M  4  II.   1892. 

522.  Stadtsekretär  Walther  v.  Zeddelmann,  Werro.    1895. 

523.  Rechtsanwalt  Karl  v.  Zimmermann,  Riga,  Basteibonleyard 
Nt  6.    1891. 

524.  Dispacheur  cand.  jur.  Daniel  Zimmermann,  Riga,   Basiei- 
bonlevard  J^  6.    1895. 

525.  Martin  Zimmermann,  St.  Petersburg.   Riga,  Basteiboulevard 
J(t  6.    1892. 

526.  Polizei-Inspektor  Theedor  v.  Zimmermann,  Hamburg.    1882. 

527.  Eduard  v.  Zur-HBIilen  zu  Ledis  fiber  Laisholm.    1902. 

528.  Dr.  Friedrich  v.  Zur-MINilen  zu  Arrohof  fiber  Jurjew  (Dorpat). 
1893. 

529.  Georg  v.  Zur-MUlilen  zu  Bentenhof  &ber  Werro.    1893. 

530.  James  v.  Zur-mhien  zu  Alt-Bomhusen  über  MoisekfilL    1893. 

531.  Lee  v.  Zur-MUhlen  zu  Woiseck  über  Oberpahlen.    1893. 

532.  Walther  v.  Zur-MUhlen  zu  Judasch  über  Segewold.    1893. 

(GesehlosMii  den  6.  DeBember  1904.) 


Yerzelchnls 
der  f  •■  <•  leiMiher  19M  Ms  lu  <•  iMmber  1904  Tmtirhei«  liti^ed«. 


Korreapondierende  Mitglieder. 

Professor  Dr.  Konstantin  Htthlbaum,  korrespondierendes  Hitglied 
seit  1873.    Gestorben  in  Oiessen  den  2.  Mai/ (19.  April). 

OrdentHciie  Mitglieder. 

Kaufinann  Albert  Kroepseh,  Mitglied  seit  1879.   Gestorben  in  Riga 

am  19.  Januar. 
Gehflfe   des  Bentmeisters  der  Bittarschaft  Mbert  v.  WeHfefA, 

Mitglied  seit  1893.    Gestorben  in  Riga  am  13.  Februar. 


381 

AdoH  V.  WuK  zu  Schloss  Sesswegen,  Mitglied  seit  1893.  Ge- 
storben in  Wien  am  25.  März  (7.  April). 

Dim.  Sekretär  des  Livl.  Ho^erichts  Mag.  jur.  Friedrich  v. 
Sticlnalcy,  Mitglied  seit  1856.   Gestorben  in  Riga  am  5.  April. 

Sekretär  Ernst  Schwartz,  Mitglied  seit  1894.  Gestorben  in  Riga 
am  23.  März. 

Cand.  oec.  Karl  Qaehtgena,  Mitglied  seit  1890.  Gestorben  in 
Treppenbof  am  14.  April. 

Dim.  Stadthanpt  von  Jurjew  (Dorpat)  Dr.  med.  W.  v.  Bock,  Mit- 
glied seit  1894.    Gestorben  in  Jmjew  (Dorpat)  am  20.  April. 

Assessor  des  Livl.  Eonsistorioms  Georg  v.  Raiitenfeld  zu  Bing* 
mnndshof,  Mitglied  seit  1893.  Gestorben  in  Ringmandsfaof 
am  20.  Jnli. 

Dim.  Schalinspektor  Karl  Fowelin,  Mitglied  seit  1894.  Gestorben 
in  Walk  am  26.  Juli. 

Ätoxander  v.  Pittohlkors,  Erbherr  auf  Eoltzen,  Mitglied  seit  1893. 
Gestorben  am  31.  Jnli. 

Pim.  Landrichter  Albert  v.  Welffeldt,  Mitglied  seit  1891.  Ge- 
storben in  Wenden  am  1.  Angnst. 

Staatsrat  n.  Eammerjnnker  Graf  Paul  v.  Dunten,  Majpratsherr  auf 
Schloss  Earkns,  Mitglied  seit  1888.  Gestorben  in  Zdgenhof 
am  26.  Angnst. 

Lehrer  Simon  Nowitzky,  Mitglied  seit  1894.  Gestorben  in  Bad 
Nauheim  am  28.  August. 

Sekretär  der  Gmndbuchabteilung  zu  Fellin  Max  v.  Tobien,  Mit- 
glied seit  1893.    Gestorben  in  Emhof  am  16.  Oktober. 

Nikolai  v.  Wahl  zu  Pajus,  Mitglied  seit  1893.  Gestorben  am  8. 
November. 


S^^'N^N^^^WS/V^^^^^fci» 


Verzeichnis 

der  im  ?ahre  1904  In  den  Sitzungen  der  Gesellsdioff 
gehoKenen  Vortrage  und  verlesenen  Zuschriften« 


Die  beigefügte  Zahl  gibt  die  Seite  der  Sitrongsberiehte  an.    Ein 

Torgedmoktes  *  zeigt  an,  dass  der  betreffende  Vortrag  in  extenso  oder  in 

ansführlichem  Referat  wiedergegeben  ist. 

ArbuBOWy  Leonid.  Beferat  über  das  Werk  von  Aloys  Schulte: 
Die  Fogger  in  Born  1495—1523,  sowie  Bemerkungen  über 
Brachstflcke  von  alten  Drucken  aus  der  Big.  Stadtbiblio- 
thek, betreffend  den  Ablass.    85  (cf.  201). 

Baerent,  P.  *  Nochmals  die  Frage:  Wo  lag  die  Borg  Alt- 
Wenden?    224.  231. 

Berkholzy  Arend  y.  Johann  Christoph  Schwartz.  Ein  Wort 
der  Erinnerung  zum  100.  Gedenktage  seines  Todes.  240. 
(Yergl.  Big.  Ahnanach  1905.) 

Berkholz,  Leo.  Zur  Geschichte  der  Bigaer  Krämer-Kom- 
panie.   99. 

Bruiningk,  Hermann  Baron.  *  Livländische  Haler  im  Mittel- 
alter.   22. 

*  —    Livländisches  aus  den  Fragmenten  der  Libri  VIII  liin- 

culorum  des  Gaesarius  von  Heisterbach.    226. 

*  —    Kirchliches  aus  dem  Buche  der  Ältermänner  des  rigaschen 

Ooldschmiedeamtes.    253.  264. 
Buch  holt  z,   Anton  (f).     *  Über  die  Burg  Holme  und  die 

Kirche  in  Holme.    198.  206. 
Bulmerincq,  August  v.   *  Bericht  fiber  den  Schriften-NaohlasB 

des  Dr.  Anton  Buchholtz.    97. 


aas 

Bosch,  Nikolaus.  *  MUteilimg  aber  die  von  der  Eönigl. 
Akademie  der  Wissenschaften  geplante  Inventarisierung 
aller  literarischen  deutschen  Handschriften  bis  ins  16. 
Jahrhundert.    83. 

*  —    Eine  unedierte  Urkunde  des  Bischofs  Nikolaus  von  Riga.  86, 

*  —    Fragmente  eines  Druckes  der  Oppenbaringe  Sunte  Bir- 

gitten in  der  Rigaschen  Stadtbibliothek.    107. 

—  Mitteilungen  über  ein  Bruchstfick  einer  bisher  unbekannten 
Ablassinstmktion  aus  dem  Anfang  des  16.  Jahrhunderts, 
sowie  fiber  den  ersten  Subrektor  der  1528  neugestalteten 
Rig.  Domschule.    201  (cf.  85). 

—  Vorlegung  eines  mittelalterlichen  Papierkodez,  enthaltend 
ein  Werk  des  Simon  von  Gtenua,  Olavis  sanationis.    201. 

—  Über  eine  bisher  unbekannte  Erwähnung  des  Estenbischofs 
Fulco.    201. 

*  —    Jahresbericht  über  die  Verwaltung  der  Bibliothek.    250. 
Fehre,  Eduard.    ^Über  eine  Originalinstruktion  der  Kaiserin 

Katharina  ü.  an   den  Vizeadmiral  Oreigh  vom  7.  Juni 
1788.    100. 

*  —    Über  ein  aus  dem  Nachlass  des  Feldmarschalls  Barclay 

de  ToUy  stanunendes  „JKypHajrL  ncxoKsmjarb  6jMBTHM!h 
no  cexpeTHofi  nacTH**  aus  dem  Jahre  1812.    203. 
Hausmann,  Richard.    *  Die  Bronzeaxt  oder  der  Paaktab  von 
Karkus.    103. 

*  —    Über  livländische  Altertümer  im  Archäologischen  Museum 

zu  Berlin.    222. 
Hedenström,  Alfred  v.    *  Referat  über  das  Werk  von  W. 
Nowodworski:    ,|BopB6a  sa  JlBBomi)  MeasAT  Mockbod  h 
P4hbi)  nocnoMTO»  1570—1582.''    253.  273. 

*  —    Jahresbericht  über  die  Tätigkeit  der  Gesellschaft.    288. 
Holländer,  Bernhard.    Nachrufe  auf  verstorbene  Mitglieder. 

20.  58.  79.  95.  196.  237.  245. 

—  Mitteilungen  über  Schenkungen.    80.  197.  245  (cf.  1). 

—  Mitteilungen  über  die  von  der  Gesellschaft  herausgegebenen 
oder  subventionierten  Werke.    96  (cf.  197).  222.  245. 


Holländer,  Bernhard.    Mitteilung  über  einen  von  der  Ge- 
seUschaft  nntemommenen  Auaflng.    96.  198. 

—  Mitteilung  über  einen  Vorschlag,  betreffend  die  Topographie 
Rigas.    238. 

—  Hinweis  auf  den  100jährigen  Gedenktag  der  (Gebart  des 
Ffirsten  Alexander  Suworow.    196. 

*  —    Bürgermeister  Konrad  Durkop.    Ein  Beitrag  zur  Bigaschen 

Reformationsgeschichte»    29. 

*  —    Zum  70.  Jahrestage  der  Gesellschaft.    246.  264. 
Joffe,  J.    *  Über  einige  jüdische  Ohroniken   oder  Pinkossim 

aus  den  Ostseeprovinxen.    60. 
Reüssier,  Friedrich  v.    Über  eine  handschriftliche  Familien- 
gesduchte  der  Familie  Albanus.   81.   (Vergl.  Big.  StadibL 
1904  Nr.  18.) 

*  —    Zur  Geschichte  der  Familie  Eeussler.    198. 

—  Über  eine  handschriftliche  Familiengeschichte  der  ehema- 
ligen rigaschen  Familie  von  König.  199.  (Vergl.  Big. 
Stadtbl.  1904  Nr.  49.) 

*  —    Handschriften  aus  der  Bibliothek  des  weiland  Konsulenten 

Edmund  Iversen.    241. 
Lichtarowicz,  Wladislaw.    *  Livonica  in  römischen  Archiven 

und  Bibliotheken.    84.  264.  282. 
Löwis  of  Menar,  Karl  v.    *  Ergänzungen  zu  dem  Vortrage 

über   „Ausgrabung   der  Deutschordenskomturei   Femau*'. 

86.  92. 

*  —    Mitteilung  über  das  Grabdenkmal  des  sardinischen  Feld- 

marschalls Bernhard  Otto  v.  Behbinder  in  Turin.    224. 
-—    Mitteilung    über    das    Deutschordens  -  Zentralarchiv    in 

Wien.    226. 
-^    Mitteilung  über  den  Grabstein  des  Erzbischofs  Fromhold 

in  Bom.    226. 
Mettig,  Konstantin.    *  Über  die  St.  Olavgilde  in  Riga.    16. 

*  —    Besprechung  des  Werkes  von  Dr.  Albert  Hauck:   Die 

Hohenstaufenzeit,     der    Kirchengesohichte    Deutschlands 
Tierter  Teil.    27. 


m 

Mettig,  Konstantin.  *Über  das  unbekannte  Wappen  auf  dem 
Bilde:  ^Die  Stadt  Lübeck^  im  Hanse  der  Schwarzhänpter 
zu  Riga.    78. 

*  —    Über  drei  niederdeutsche  Liebeslieder  aas  dem  Notizbuche 

Heinrich  y.  Münchhausens  (16.  oder  17.  Jahrhundert).    87. 

—  Über  4  Siegel  rigascher  (Goldschmiede  auf  ein«  Urkunde 
vom  Jahre  1617.    99. 

^  —  Besprechung  einer  den  Maler  Bemdt  Notke  betreffenden 
Urkunde  vom  Jahre  1467  und  deren  Regest  im  Urkunden- 
buch  der  Stadt  Lfibeck.    202. 

—  Mitteünng  über  ein  Amtsbuch  der  Rigaschen  Gold- 
schmiede.   240. 

—  Besprechung  der  Werke  von  Aloys  Schulte:  Die  Fugger 
in  Rom  1495—1523,  und  von  M.  Jansen:  Papst  Bonifa- 
zius  IX.  (1389 — 1404)  und  seine  Beziehungen  zum  Deut- 
schen Reiche. 

*  —    Über  Beziehungen  Rigas  zur  Fehme.    253. 
Neumann,  Wilhelm.    Vorlegung  eines  von  ihm  rekonstruierten 

Planes  der  ehemaligen  Befestigung  Dorpats.    2. 

*  —    Verzeichnis  baltischer  Goldschmiede,   ihrer  Merkzeichen 

und  Werke.    22.  100.  121. 
Schmidt,    E.     *  Über   einige   archäologisch   bemerkenswerte 
Punkte  an  der  oberen  Oger.    2. 

—  Übergabe  eines  Auszugs  aus  einer  vom  Landrat  G.  F. 
Schoultz- Ascheraden  im  Jahre  1774  verfassten  Familien- 
chronik.   9. 

Sengbusch,  E.  G.  v.  Übergabe  einer  neuen  Auflage  des 
,F&hrers  durch  die  Sanmilungen  der  Gesellschaft  im  Dom- 
museums^.    197. 

*  —    Bericht  fiber  die  Verwaltung  des  Museums.    251. 
Seuberlich,  Erich.    Mitteilung  aus  den  Au&eichnungen  des 

weil.  rig.  Kaufmanns  Michael  Joachim  Schmidt  über  den 
Brand  der  Vorstädte  und  sonstige  Eriegsereignisse  des 
Jahres  1812.    22. 


Seuberlich,  Erich.  Über  die  Mitauer  Yontadt  and  das  dor- 
tige Handelflleben  am  Ende  des  18.  Jahrhunderts.    224. 

Senberlich,  Hermann.  *  Das  bischöfliche  Schloss  zu  Arens- 
burg.    9. 

Sodoffsky,  Onstav.  Über  den  Besuch  der  Eaiser£amilie  in 
Riga  im  November  1834.  96.  (Vergl.  Big.  StadtbL 
1904  Nr.  31.) 

Worms,  Oeorge.  %WahrhalRige  Nye  Tyding^  des  Chronisten 
Balthasar  B&asow  ans  dem  Jahre  1681.    106. 


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I 


Id  der  BibliQthek  der  Gesellschaft  fttr  Geschichte  und  Altertumskunde  so- 
wie durch  Vermittlung  hiesiger  und  auswärtiger  Bnohbandlungen  sind  fol- 
gende Publikatioaen  zur  baltis^cheii  Geschichte' zu  den  beigesetzten  Preisen  zu 
haben.  Die  mit  einem  ytorn  *  verselienen  AVerke  sind  von  der  Gesellschaft 
herausgegebeu.  Auswärtige  luteresseuten  werden  gebeten,  sich  ausschliess- 
lich an  eine  Buchhandlung  zu  wenden,  du  eine  direkte  Versendung  nicht 
möglich  ist.  Auf  persönliche  Aufragen  erfolgt  die  Auslieferang  der  Bücher 
in  der  Bibliothek  (Dommuseum,  Eingang  von  der  Neustrasse)  mit  Ausnahme 
der  Sommerferien  täglich  von  10-12  Uhr. 

Bergengrün,  Dr.  A.,  Die  Aufzeichnungen  des  rioaschen  Raths- 
secretärs  Johann  Schmiedt  zu  den  lahren  1558  —  1562.  Leipzig 
1892.    rr(3is  1  RLl.  20  Kop. 

*—  Die  grosse  moskowitische  Ambassade  von  1697  in  üviand.  Riga 
1892.    Preis  40  Kop. 

^Bodecicers  Cbronil(  Liviändischer  und  RigascherEreignisse  1593—1638. 

ßeai-b.  von  J.  G.  L.  Napiersfey.  Riga  1890.  Preis  1  Rbl.  20  K. 

'^Böhtführ;  H.  J.,  Die  Livländer  auf  auswärtigen  Universitäten  in 
vergangenen  Jahrhunderten.  Erste  Serie.  Riga  1884.  Preis 
75  Kop. 

^Bruiningk,  H.  v.,  Messe  und  lononisches  Stundengebet  nach 
dem   Brauche   der  Rigaschen   Kirehe  im  späteren  Mittelatter. 

(Sep.-Au8g.  der  ^Mitteilungen"  etc.  Bd.  XIX.)  Riga  1903  fl'. 
Teil  1  Preis  1  Rbl.,  ITir  iMitglieder  75  Kop.,  Teil  2  Preis 
1  Rbl.  50  Kop.,  für  Mitglieder  1  Rbl. 

^Buchlioltz,  Dr.  A  ,  Beiträge  zur  Lebensgeschichte  Johann  Rein- 
hold Patl<uls.  Mit  2  Bildnissen.  Riga  1893.  Preis  2  Rbl. 
25  Kop. 

^—  Bibliographie  der  Archäologie  Liv-,  Est-  und  Kurlands.  Riga 
1896.    Preis  50  Kop.,  für  Mitglieder  40  Kop. 

^—  Geschichte  der  Juden  in  Riga  bis  zur  Begründung  der  Rigischen 
Hebräergemeinde  im  Jahre  1842.  Riga  1899.  Preis  1  Rbl.  60  K. 

^Führer  durch   die  Sammlungen  der  Gesellschaft  im  Dommuseum. 

5.  Aufl.    Riga  1904.    Preis  50  Kop. 

Goetze,  P.  v.,  Albert  Suerbeer,  Erzbischof  von  Preussen,  Livland 
und  Estland.    St.  Petersburg  1854.    Preis  1  Rbl. 

Index  corporis  htstorico-diplomatici  Livoniae,  Estboniae,   Curoniae. 

Theil  I  u.  II.    Riga  und  Dorpat  1833  ff.    Preis  2  Rbl. 

^Katalog  der  Ausstellung  zum  X.  archäol.  Kongress  in  Riga  1896.    Mit 

34  Lichtdrucktafeln.  Riga  1896.  Preis  2  Rbl.,  für  Mit- 
glieder 1  Rbl.  60  Kop. 

Keussler,  Fr.  v.,  Festrede  zur  Riga-Feier  in  der  „Deutschen  Ge- 
sellschaft^' zu  St.  Petersburg  am  8.  Mai  1901.  St.  Petersburg 
1901.    Preis  60  Kop. 

Kruse's  Warhafftiger  Gegenbericht  auff  die  Anno  1578  ausgangene 
Liefflendische  Chronika  Balthasar  Russows.  Riga  1861.  Preis 
30  Kop. 


^Luther  an  die  Christen  in  Livland.    (Neudruck  von  17  Briefen 

Luthers.     Riga  186(5.)    Preis  20  Kop. 

^Mitteilungen  aus  der  livländ.  Geschichte,  ßd.  VIT,  Heft  1;  A  JII. 

•  3;  IX,  1.  2:  X,  3:  XI,  2^3;  Xlll,  3.  4;  XIY,  1.  3.  4: 
XV,  2;  XVJ,  1.  2:  XVII,  1.  2.  3.  Preis  pro  Heft  75  K., 
für  Mitglieder  5t)  Kop.    XVIII,  1;  XIX,  1.    Preis  pro  Heft 

1  Rbl.,  für  Mitglieder  75  Kop.  XIX,  2.  Preis  1  Rbl.  5()  K., 
für  Mitglieder  1  Rbl. 

^Napiersi^y,  J.  G.  L.,   Die  ErbebUcher  der  Stadt  Riga  1384  bis 

1579.    Riga  1888.    Preis  2  Rbl.  50  Kop. 

—    Die  Quellen  des  Rigischen  Stadtrechts  bis  zum  J.  1673.    Mit 

2  Schriftproben.  Riga,  Deubner,  1876.   Preis  2  Rbl. 

^Neuuiann,    Dr.  W.,    Führer   durch   die   Rigasche   Domkirche. 

Riga  1897.    Preis  25  Kop. 

^Possevinus,   Ant.,    Livoniae    commentarius   (edHus  e  codice 
bibliothecae  Vaticanae).    Riga  1852.    Preis  30  Kop. 

^Sitzungsberichte  der  Gesellschaft  für  Gesch.  u.  Altertumsk.  aus  den 

Jahren  1873.  75.  76.  77  81.  82/83.  84-90.  92-19CMJ. 
Preis  pro  Heft  75  K.,  fiir  Mitglieder  50  K,  1874,  1901—04. 
Pieis  pro  Heft  1  Rbl.,  für  Mitglieder  75  K. 

^Slieda  und  Mettig,  Schrägen  der  Gilden  und  Aemter  der  Stadt 
Riga  bis  1621.    Riga  1896.    Preis  4  Rbl.  .50  Kop. 


Durch  die  Buclihuiullungen  sind  ferner   folgende  von  der  GeäelUchaft 
herausgegebene  Werke  zu  beziehen: 

^Buehholtz,  A.,  Goldschmiedearbeiten  in  Livland,  Estland  und 
Kurland.    Lübeck  1892,    Preis  12  Rbl. 

*Löwis  of  Meuar,   K.  v.,  Die  städtische  Profanarchitektur  der 
Gothik,  der  Renaissance  und  des  Barocco  in  Riga,  Reval  und  Narva. 

Lül)eck  1892.     Preis  15  Rbl. 

^Neumann,  W.,  Werke  mittelalterlicher  Holzplastik  und  Malerei 
in  Livland  und  Estland.    Lübeck  1892.   Preis  12  R. 

Alle  drei  Werke  zusammen  bis  auf  weiteres  zum  Preist* 
von  36  Rbl. 

''^- Neu  mann  W.,  Das  mittelalterliche  Riga.    Ein  Beitrag  zur  Ge 

tfchichie  der  norddeutschen  Baukunst.  J3ej.lin  1892.  Preis 
12  Rbl.  •'  ' 

^Aktenstücke  und  Urkunden  zur  Geschichte  der  Stadt  Riga  1710--1740. 

Ans  dem  Nachlass  des  Dr.  phil.  Anton  Bucbholtz 
herausg.  durch  Dr.  jur.  August  v.  Rulraerincq.  Bd.  1 
u.  II.    Riga  1902  li'     Preis  ä  7  Rbl. 


APR  1  4  1930