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teelteliaft Jir CetchiclitB ini AlterthniskMile der
Istteipraviizeii Rystlaiis
aus dem Jahre 180 2.
Hierzu 3 Tafeln.
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Orock von W. P. Hacker.
1903.
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Sitiiigsleriakte
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tnclitthaft fir CeteUckte uni Altertbumskuide üer
Istteepraviizeu Rnsluis
aas dem Jahre 1902.
Hierzu 3 Tafeln.
Drock von W. F. Hacker.
1903.
THE NEW YORK
PUBLIC LIBRARY
476420A
ASTOCf. LSNOX AHD
TILDLN rOVNDAflONS
r< 1950 X
Gedniokt auf Verfugen der GesellBchaft für Geschichte und Alter-
thnmBkiinde der Ostaeeprovinzen BaBslands.
Prandent: B. Hollander.
Riga, den 9. April 1903.
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Inhaitsanzeige.
Sitniigsberichte aqs dem Jahre 1902 1
Jahzesbericht des Sekretara der Gesellschaft 200
Teraeieimias der Vereine und Anstalten, denen die Schriften der
Geaellseliaft ubersandt worden sind, mit Angabe der im Aastausch
TOD ihnen erhaltenen Druckwerke 205
Torftand der Oesellechaft im Jahre 1903 214
YmacbxuBa der Mitf^Ueder am 6. Dezember 1902 215
Vcneichniss der vonc& 1. Januar bis 6. Dezember 1902 yerstorbenen
Mi^iieder 236
Teneiehniss der im «Jahre 1902 gehaltenen Vorträge und Terlesenen
Zoschriften - 237
>MMM^y^^^>MM«\^^>^v^
1902.
«67. Venaniliiig am 9. Juur \m.
Der Präsident H. v. Bruiningk eröffiiete die SitzoDg durch
£e ICtdieQüiig, daes das ordentliche Mitglied Herr Emil t.
Berens zu Schloss Bersohn am 28. December 1901 verstorben
Bei, md ersuchte die Versammlung, sich zu dessen Ehren von
deo Sitzen zu erheben.
Eb wurde beschlossen, mit der königl. norwegischen Oesell-
Khaft der Wissenschaften in Drontheim und mit der Kaukasischen
ibäidlimg der E^aiserL Moskauer Archäologischen (Gesellschaft
B Tifijs in Schriftenaustausch zu treten.
In die Zahl der ordentlichen Mitglieder wurde der Herr
I)r. oec poL Alfred Buetz in Riga aufgenommen.
Der Bibliothekar verlas den Accessionsbericht. An Ge-
^Maoi waren eingegangen: 1) von dem Herrn Qeh. Medicinal-
^ Prot Dr. L. Stieda dessen: Referate aus der russ. Li-
tartnr. S.-A. a. Arch. f. Anthropologie XXVH, 2; 2) von Herrn
Lt. Löwis of Menar: L Baronin Üngem-Stemberg, Gesch.
öd Begriff der Graphologie. S.-A. aus „Revaler Beobachter**;
3)T(m Herrn L. v. Pezold dessen: Schattenrisse aus Bevals
Tergangenheit; 4) von Herrn Dr. G. Sodoffsky dessen: O^eps^
luoronb Ha ueABUCHHUfl Euyn^ecrna; 5) von Herrn Prof. Dr.
1 Petnchow dessen: BosHHKHOBeme h nepsoHaHaiLHafl opra-
umjji Xepnrcsaro ynEBepcHrera. S.-A.y und: ^epmcKift ynH-
•pcnen vh nepmift nepio^^ ero cyntecTBOBaHiÄ. S.-A.; 6) von
«m AI. Baron Freytag-Loringhoven dessen: Aus der
^leiLseit; 7) von dem Herrn Bibliothekar der Akademie der
1
2
I ■
Wissenschaften in Petersburg K Wolter dessen: Lokavos Ealns
(MiUb. der lith. literar. OesellscL Heft XXYI); 8) von Herrn
stnd. archit. Jacques Bosenbaum: eine Anzahl Originalakten
des 17. und 18. Jahrb., meist in polnischer und russischer Sprache,
betr. Besitzungen der Grafen Tyszkiewicz u. A.; 8) von Herrn
Dr. A. y. Bulmerincq: eine Visitenkarte von G. Nölting a.
d. J. 1818 u. A.; 9) von Frl. M. Fehre: ein auf Atlas gedruckter
Bigascher Theaterzettel y. 1839, zur 60jährigen Jubelfeier des
F. Ph. Arnold; 10) von Frl. E. t. S.: J. Fischer, Dogmatum
decas prima. Biga (1676), u. A.
Für das Museum waren nach dem Berichte des stellv. Mu-
seumsinspektors dai^ebracht worden: 1) von Frau Landräthin
y, Stryk auf Ansuchen der Museumsverwaltung: ein in Oel ge-
maltes Bildniss des Landraths Georg Philipp y. Stryk; 2) yon
N. N.: zwei kaukasische Dolche und ein dergl. Säbel (Yatagan),
ein russischer Dragonersäbel yon 1858 und ein Ziegenhainer mit
beiUbrmigem Griff aus Hirschhorn; 3) yon Frl. Helene Go-
ronsky: eine Theekanne (Bfarke Dayenport) und ein Tabaks-
beutel mit Perlenstickerei; 4) yon Herrn Dr. E. Gleye: eine
Photographie, darstellend Häuser an der Ecke der Sand- und
gr. Brauerstrasse in Biga; 5) yon Herrn L. Eck: eine Meissener
Porzellan-Untertasse; 6) yon Herrn L. y. Schlippe: einige
afrikanische Waffen und Schmuckgegenstände, sowie ägyptische
Alterthfimer. — Angekauft: eine goldene Damen-Spindeluhr, An-
fang des 19. Jahrhunderts.
Für die numismatische Sammlung waren Geschenke
dargebracht worden yon: Frau 0. Engel, Herrn stud. archit.
J. Bosenbaum und Herrn BuchdruckereibesitEer A. Stahl.
Der Präsident H. y. Bruiningk hielt einen Vortrag über
die Frage der Verehrung der ersten liyländischen Bischöfe als
Heilige (siehe unten).
Bie Frage der Yerelunuig der ersten livlandisohen Bisohöfe
als Heiligei
Von H. ▼. Brainingk.
h dffli ^Bigaschen Stadtblättern^^) findet sich von
W.Heine ein An&atz unter dem Titel: Ist über eine Heilig-
oder Seligsprechnng Bischof Meinhards etwas bekannt?*) Der
TerfuBOT gelangt darin zu einem verneinenden Ergebniss, indem
ff rieh, gewiss mit Recht, darauf stützt, dass Mginhards Name
^ keinem miserer mittelalterlichen Ealendarien^ yorkomme, und
seihst das Breviarium secundum ritum et usum s. Bigensis ecclesie
T. 1513 ober Meinhard schweige; doch will Heine die Frage
luffmit nicht als geschlossen betrachten, vielmehr erklärt er,
das sie auf Grund sonstiger Quellen, namentlich der ihm nicht
emchbaren Acta Sanctorum BoUandiana, weiter untersucht zu
Verden verdiene. Anknüpfend an diesen Aufsatz theilte sodann
Fr. T. Reüssier mit, er habe sich davon überzeugt, dass zu
dsD in Betracht kommenden beiden Tagen (Mai 10 oder Aug. 14)
Meinhards in den Acta nicht Erwähnung geschehe'). Hiermit
schien — sofern nach einer päpstlichen Heilig- oder Selig-
ipreehnng zu forschen war — die Sache erledigt, denn in den
Acta SS. BoUandiana wird man von den durch die Päpste Heilig-
<^ Seligg^rochenen gewiss keinen vermissen. Nun sind aber
& Bollandisten nicht bei den beatifizirten oder kanonisirten
stehen geblieben, sondern sie haben, ausser diesen und
den bereits vor Einführung des Brauches und Erforder-
tes des Kanonisationsverfahrens in den Martyrologien ver-
leidmeten und von der Kirche förmlich anerkannten Heiligen,
ndi alle diejenigen berücksichtigt, deren öffentliche kirch-
liche Verehrung sich nachweisen lässt. Es ist klar, dass dieses
Kiäerinm das aUein richtige ist, denn nachdem Pp. Alexander lU.
1170 verordnet hatte, dass ohne Autorisation der römischen
Ciehe niemand als Heiliger öffentlich verehrt werden dürfe,
nul in den einzelnen Diözesen sog. bischöfliche Beatifika-
fipDen dennoch vorgekommen und diese haben direkt oder in-
Sifkt meist dadurcm die Anerkennung der römischen Kirche
eriaogt^ dass Urban YIII. bei B^elung des Kanonisationspro-
1634 j^lichen Kultus der nicht Kanonisirten oder Beatifi-
2 Jalug. 189^ nr. 38.
, Schon B. Pabst hatte in seiner Monographie: Meinhart, Livlands
Apoitel, Heft 1, Beval 1847, 8. 28, and Heft 2, daselbst 1849, 8. 75, auf
ciöigB SteUen aus Ohroniken hingewiesen, dnrch welche die vorliegende
fnie nahe gelegt wird, ohne so derselben Stellung zu nehmen.
') Sitnagaberichte ▼. 1896, 8. 106.
1»
zirten bei Strafe verbot, aasgenommen in Ansehung derjenigen
Personen, deren öffentliche Verehrung damals schon entweder
seit unvordenklicher Zeit oder seit mindestens 100 Jahren mit
Wissen und Zulassung des Papstes oder des betr. Bischofs
in üebung war^). Es haben folglich die Bollandisten bei Sichtung
der in den Martyrologien und Menologien oder in sonst be-
achtenswerthen Quellen mit dem Epitheton ,,sanctus^ oder ^beatuB**
erwähnten, aber von der römischen Kirche als Heilige oder
Selige *) nicht ausdrücklich anerkannten Personen ihr Augenmerk
hauptsächlich auf diejenigen Momente gerichtet, die als Prüfstein
einer öffentlichen, von der Kirche zugelassenen Verehrung zu
gelten haben/ Als solche kommen in Betracht: Eintragung in
die Diözesankalender, Anrufung in den Kirchengebeten, Feier
der Messe und der kanonischen Stunden, sowie Errichtung von
Kirchen und Altären zu Ehren der betr. Heiligen, Verehrung
ihrer Reliquien u. s. w. Wenn jedoch sogar in Fällen päpst-
licher Beatifikation diese Aeusserun^en der öffentlichen Ver-
ehrung, sowohl örtlich als auch inhaltlich, in mannigfacher Weise
beschränkt sein können'), so wird zum Nachweise einer im Mittel-
alter stattgehabten örtlichen Verehrung schon die Inerweisstel-
lung der einen oder anderen Bekundung als konkludent zu gelten
haben. Auch wird man sich in der Regel damit b^nügen müssen,
da förmliche Aktenverhandlungen über bischöfliche Beatifika-
tionen in den wenigsten Fällen zu beschaffen sein dürften. So
finden wir in den Acta SS. Bolland. unter den „Praetermissi''
u. A. eine grosse Zahl von Personen, meist aus dem späteren
Mittelalter, die in den Martyrologien, vorzugsweise der Ordens-
literatur des 16. u. 17. Jahrh., als sancti, beati oder venerabiles
bezeichnet sind, deren öffentliche Verehrung aber bisher nicht
erwiesen ist.
Wie ich in der Abhandlung: „Zur Frage der Seligsprechung
Bischof Bernhards zur Lippe" ^J erwähnt habe, steht u. A. dieser
1) Kirchenlezikon oder Encyklopädie der katholischen Theologie
nnd ihrer Hilfswissenschaften, 12 Bde., Freibarg i. B. 1882—1901, Bd. XII
Sp. 145. Weiterhin zitirt: Eirchenlexikon. — Vgl. auch: Stephan Beissel
S. I., Die Verehrung der Heiligen nnd ihrer Beliqnien in Deutschland,
2 Hefte, Freiburg i. B., 1890, 1892, Heft I S. 111.
s) Wissenschaftlich berechtigt ist eine Unterscheidung der Sancti und
Beati (Heilige und Selige) erst seit Regelung der päpstlichen Beatifikations-
und Kanonisationsverfahrens. Seitdem sind diese beiden Stufen zu unter-
scheiden, denen als dritte in neuerer Zeit die der Venerabiles hinzuffefügt
wurde. Eine rückwirkende Anwendung dieser Unterscheidungen kann leicht
Irrthümer veranlassen. Auch die am höchsten gefeierten Heiligen aus der
Zahl der nicht formlich Beattfizirten oder Eanonisirten werden bald iüb
Sancti, bald als Beati bezeichnet. Das Martyrologium Bomanum bietet Bei-
spiele hierfür in grosser Menge.
') Kirohenleiikon, a. a. O. Sp. 141.
«j Sitzungsberichte y. 1900, S. 147 ff.
flsehof im YenEeichnisse der „Praetermissi*. Ganz ebenso ver-
iäh es sich mit Bf. Meinhard. In dem 1875 erschienenen Supple-
meDtam ad Acta Sanctorum geschieht seiner anf S. 158 der
tBpbemerides nniversales Sanctonun decem primis sacri anni men-
sibiis iUnstratonun" mit folgenden Worten Erwähnung: „Die
UV (Aügnsti). Inter Praetermissos^. .Maynardas, apostolns et
primos episcopoB LiYoniae, a variis landatus, apud Baronium ad
annnm Christi MCLXXXVI epitheton Sancti habet. Nos ejns
eattas antiqui et publici argumenta, notitiam item de die obitus
letpirimus, nt locam in actis habeat.^ Mit Bncksicht auf das
Ansehen, das namentlich Baronius in den die Verehrung der
Heiligen betreffenden Fragen beansprucht, — war doch Baronius
Ktgfied der Kommission für die Ausarbeitung der von Gregor Xni.
1584 approbirten Ausgabe des Martyrologium Bomanum und ist
doch die Ausgabe Ton 1586 mit kritischen Noten sein Werk') —
ist es natorlidt, dass die Bollandisten Meinhard unter die Prae-
tendssi anfiiahmen, zugleich aber weitere Untersuchungen f&r
Doäwendig erklärten.
Hierin liegt eine Aufforderung an die livländische Gkschichts-
fonchimg, deren Erledigung um so mehr geboten erscheint, als
Beoerdings auch H. Grotefend in seiner Zeitrechnung des
DeotBchen Mittelalters^ Bf. Meinhard in das Heiligenverzeichniss
u^enommen hat. Die bezügliche Stelle') lautet: ^Yenerabilis
Uamardi (Magenardi) ep. ord. Cisterc.^) Aug. 14 (Livland) D.^ ^.
h den äteren Werken über Zeitrechnung wird Meinhard nicht
geuamt.
Die nachfolgende Untersuchung auf Meinhards nächste Nach-
folger im Episkopat, Bf. Berthold und Bf. Albert, auszudehnen,
mie deshalb am Platze sein, weil die Frage, ob etwa auch sie
A Heibge oder Selige in Livland verehrt worden sind, in der
firländischen Oeschichtsliteratur nie erörtert worden ist, obgleich
& letztgenannten beiden Bischöfe von den Bollandisten ebenfalls
noter den Praetermissi angeführt werden.
1.
Wenden wir uns zunächst zu Meinhard und Berthold.
In erster Linie kommen fn^lich die Ealendarien und liturgi-
scheQ Bücher der Bigaschen Diözese in Betracht. Von mittel-
^ ^) P. Suitbert Bäumer, 0. S. B., Gesdi. des BreTiers, Freiburg
1- B. 1895, 8. 468. — Genaueres über Baronius weiter unten.
>) Bd. I^ Abth. 2, Hannover u. Leipzig 1898.
>) A. a. O. S. 138.
<) sie.
^ D. bedeutet die hierfür benutzte Quelle, von der später die Bede
6
alterlichen Ealendarien besitzen wir ein einziges, enthalten in
dem Missalkodex vom Altar des hl. Kreuzes der Rigaschen Dom-
kirche, aus dem Ende des 14. oder Anfang des 15* Jahrh. Wie
Meinhard, fehlt darin auch Berthold, ebenso schweigt das Pro-
prium sanctomm über beide. Auch im Bigaschen Brevier von
1613, dessen Proprium lückenfrei ist, wogegen das Kalendarium,
das, als Bestandtneil des Breviers, höchst wahrscheinlich gleich-
zeitig gedi*uckt worden war, sich nicht erhalten hat, suchen wir
vergebens^). Unter solchen Umständen ist es schwer möglich,
dass in den Zeiten, für die jene Bücher massgebend waren (spä-
testens seit Ende des 14. Jahrb.), eine öffentliche Yerehrunff der
genannten Bischöfe in der Bigaschen Earche stattgefunden haben
könnte.
Kaum minder bedenklich ist der Umstand, dass wir über
die Errichtung von Altären zu Ehren Meinhards oder Bertholds
nicht nur nichts wissen, sondern mit nahezu völliger Oewissheit
annehmen dürfen, dass solche Altäre im Bigaschen Dom nicht
vorhanden gewesen sind. Wo aber sollten zu Meinhards und
Bertholds Ehre Altäre errichtet worden sein, wenn nicht in der
Kirche, wo ihre Gebeine ruhten? Wir sind über die La^e der
beiden Begräbnisse genau unterrichtet; wir wissen, dass Meinhard
im Chor, nördlich vom Hochaltar, bei dem Altar des hl. Blutes,
und Berthold unmittelbar vor dem Chor, unter dem Ambo, vor
dem Altar des hl. Kreuzes bestattet war^, während etwaige
^) Kalendariom, Missal und Brevier der Big. Kirche werden im näoh-
Bten Bande der „Mittheilnngen" ansfabrlich behandelt werden.
s) Tgl. H. V. Brniningk, Die Altäre der Domkirohe za Riga im
Mittelalter, Sitzangsberichte v. J. 1901, S. 9, 12. Bb verdient bemerkt zu
werden, dass die Angaben der Bigaschen „Bisohofschroniken" über Mein-
hards Grab mit einander schwer in Einklang zu bringen sind. In der sog.
kleinen Bischofschronik (Königsberg i. Pr., Staatsarch., Msk. Anf. 16. Jahr£,
verzeichnet in Napiersky, Index, nr. 8103, gedruckt in Arch. für die Gesch.
Liv-, Est- nnd Kurlands, Bd. V S. 174—180) heisst es: «Meinhardus . . . ligt
sa Riga begaben anter dem Fasse des Sacrament." So auch BarthoL
Grefenthal (in Monamenta Livoniae antiqaae, Bd. Y S. 2). Die gegen-
wärtige Grabnische liegt sa hoch, am die Annahme zazalassen, dass eine
darüber befindliche Nische für die Aufbewahrung der hl. Eucharistie ge-
meint sein könnte, auch findet sich keine Spur von einer solchen. Eher
wäre an eines der sog. Sakramentshäuschen zu denken, wie sie im späteren
Mittelalter, meist nördlich vom Hochaltar, nicht selten vorkamen. Unter
dieser Voraussetzung müsste sich das Grab unter dem Fussboden befimden
haben. Das wurde stimmen mit einer andern Angabe, die enthalten ist in
des Gerhard Kurk (oder Kurich v. Bk>senstrauch) Version der Bischofs-
chronik (Handschrift des Joh. Witte, Biga, Bittersch.-Bibl. Msk. nr. 38,
verzeichnet bei Ed. Winckelmann, Bibl. Livoniae historica, nr. 2163), wo die
Beschreibung lautet: „ftir den fassen des sangmeisters, der da ist bey des
hl. Blutes altar im Chor." Erst in der von G. Berkholz (vgl. Sitzungsbe-
richte v. 1873, S. 10—14) dem Heinr. v. Tiesenhausen beigelegten Chronik
(Abschrift gleichfalls von Joh. Witte's Hand, Bitter8ch.-BibL, a. a. O. 8.
1—56) findet sich eine Notiz, die auf das uns bekannte Ghrabmal pas0t:
ihnen dedizirte Altäre doch wol an ihren Oräbem gestanden
hätten. BVeilich haben beide Stellen als bevorzugt zu gelton.
Der Platz vor dem Altar des hl. Kreuzes galt unter allen Um-
sländen für einen Ehrenplatz^), auch ruhten die Leiber der Hei-
ligen nicht inuner über oder unter ihnen geweihten Altären. So
▼ar dar hl. Norbert, der Stifter des rrämonstratenserordens
(t 1134), der freilich erst spät kanonisirt, aber schon früh als
Heiliger verehrt wurde, zu Magdeburg im Dom, erst vor dem
Altar des hl. Kreuzes, dann unter demselben, beigesetzt^. Den
Primonstratensem des Bigaschen Domkapitels kann das nicht
unbekannt gewesen sein. Inschrift oder bildliche Darstellungen
vom Orabe Bertholds sind uns nicht überliefert, um so mehr
verdient Meinhards, zum Theil noch erhaltenes, zum Theil nach
Uteren Abbildungen neuerdings wiederhergestelltes Grabmal
unsere Aufinerksamkeit^. Gegen die Annahme, dass es einem
Heiligen oder Seligen errichtet worden sei, scheint zu sprechen,
dass wir in der Aufschrift das entsprechende Prädikat und im
Skulptorenschmuck den Heiligenschein vermissen. Anlangend den
Heiligenschein, so ist daran zu erinnern, dass ein solcher häufig
Ubiif n. A. an den beiden einzigen in unserem Dom erhaltenen
BQdnissen von Heiligen, demjenigen der hl. Maria Magdalena,
an der einen Seitenlehne des Ghorgestühls^), und demjenigen der
U. GftciUey Schnitzerei an der Brüstung der einen Empore im
Südsdiiff, früher am sog. Studentenchor oder Chorus musicus.
Ja, es erweist sich gar, dass in den zahlreichen Heiligenbildnissen
der Altarschreine Bijp;ascher und Bevalscher Kirchen und Klöster
aus dem 15. und Aniang des 16. Jahrh. der Heiligenschein meist
iteht vorkommt^). Anlangend das Fehlen des Prädikats sanctus
oder beatns, so lassen sich auch hierfür Analoga anfuhren, unter
den Grabdenkmälern und Epitaphien bietet das des hl. Vicelinus
Jm Chor bey des hl. Bluts altahr in der mauren, unter einem stein." Die
WIdenprnebe lassen sich nnr beseitigeD, wenn man anDimmt, es hätten
rieb die ersterwähnten Angaben nach sehr viel älteren Anfseichnungen
Mriditeft, aus einer Zeit, lüs das Qrab sich noch nicht in der Maaernische
Wand Das gegenwärtige Grabmal stammt aber gewiss ans dem Mittelalter,
wm angenommen wird etwa ans dem Ende des 14. Jahrh. Siehe unten.
1) YgL 8. Beissel, a. a. O. n 8. 20, 21.
^ Stadler, Heiligenlez. Bd. IV S. 584.
^ Häofig abgebildet, zuerst in G. Bergmann, Gesch. yon Liyland,
' 1876, Tai: I; soletst, nach der Benoyation, in 12. u. 13. Bechenschafts-
der Gesellseh. för Qeseh, n. Altorthnmsk. der OstseeproY., Abth.
fir den Domban sn Biga, Tafel, nebst Text yon E. y. Löwis of Menar.
9 Siehe die Abbildung bei W» Neumann, Grondriss einer Gesch.
iv bildenden Eänste u. des Kunstgewerbes in Liy-, Est- und Kurland, Beyal
1887, S. 92.
0) Vgl. die Lichtdraektafeln zn W» Neumann, Werke der mittel-
illsffüelien Holsplastik «od Malerei in Liyland and Estland, Lübeck 1892,
(t 1154 Dez« 18), da dieser Heilige Meinhords ^SBiondehrer
p, da ■
gewesen war, das uns nächstli^^nde Beispiel. Die ihm
zn einer Zeit, als Yicelinus schon lange als Heiliger verehrt
wurde, gelegentlich der ersten Translation, gesetzte Grabschrifi
lautete: Ossa pii patris hie condita sunt Yicelini^). Hervoraa-
heben ist ferner die Grabschrift des hl. Yenerabilis Beda (f 735),
lautend: .Hie sunt in fossa Bedae yenerabilis*) ossa.*^ F&r xm
merkwürdig ist diese Orabschrift, die sich in der angegebenen
Fassung h^i Du Oanee findet') (ad vocem: fossa), nicht nur
wegen des mangelnden Beiworts .sanctus'' oder ^beatus^, sondern
auäi wegen der auffallenden Ud)ereinstimmung mit dem ersten
Verse in Meinhards Orabschrifb, deren oft ge£*uckter Wortlaut
auch hier Platz finden möge^):
hac • funt . in . fofla . meynhardi . prefulif . olTa .
^nobis) primo . fidem • dedit . annif . qyatvor idem
f actis) millenis . centenis . nonaqs . genis ®
(annis cum) fenis . hie . ab . hiis . it • ad . ethera . (penis)
(iv idu)s . menfis . octobris ^ -—*-»-•—
1) G. Sehirren, Alte und neue Quellen zur Gesch. VieeliiiB, Zäir
sohrift der Gesellech. für Sohleswig-Holstein-Laaenburgische Gesch., Bd. 8,
Kiel 1878, S. 316. — Auch die Lage des GrsbmalB erinnert an Meinhardfl
Grab. Nach der Translation wurden die Gebeine s. Vicelins „nach bey
dem altar im Sanctnario an der norder seyten*' gebettet. A. a 0.
>} Für den hl. Beda ist das Prädikat „yenerabilis**, das ihm u. A. im
Martyrolopam Bomanum Gregors XTTT. beigele^ ist, stereotyp« und nicht
in dem Smne anfnifassen, wie es in neuerer Zeit angewendet wird, namM
zur Beseichnang yon Personen, die blos örtliche Verehrung genossen, ohne
dass ihnen eine päpstliche Beatifikation oder Kanonisation su Theil ge-
worden wäre.
In Besiehung auf den Ausdrack venerabilis sei auch noch Folgendes
bemerkt
Bekanntlich beginnt Heinriei Ghronicon Lyronie (Gap. I, 2) mit den
Worten: „Fnit vir yite venerabilis et venerande caniciei Mepardns" ete.
Diese oft zitirte Stelle ist stets, so aach von Ed. Pabst in seiner yortreff-
liehen dentschen Ausgabe der Ohronik, Beval 1867, folgendermassen ab6^
setzt worden: „Es war ein Mann yon ehrenwerthem Wandel und ehrwä^
digem grauem Haar" etc. Der Bibliothekar unserer Gesellschaft N. Busch
machte mich aufmerksam auf H. Hagenmeyers Kommentar za Ekkehardiu
XJraagiensis (t nach 1125), Tubingen 1877, wo zu X, 3 der Ausdruck H^tae
yenerabilis'* als stereotyp far „monasticae professionis" bezeichnet wird.
Eine Bestätigung dieser Auffassung finde ich in Beziehung aaf VenerabiliB
Beda in J. E. Stadler, Heiligenlez. Bd. I S. 425, wo unter Berufung snf
Mabillon gesagt ist, yenerabilis könne in diesem Falle allenfaUs als Be-
zeichnung des Ordensstandes gelten. Es werden sodann mehrere Beispiele
angefahrt, aus denen heryorgeht, dass der Titel yenerabilis früher ausge-
zeichneten Mönchen zugetheut und der Ausdruck yita yenerabilis besonden
in strengen Klöstern als gleichbedeutend mit yita monastica genommen
wurde, vgl. auch Du Gange, Tom. ym, 1887, sub yoce: yenerabilis yita.
>) Den Hinweis yerdanke ich Herrn Bibliothekar N. Busoh.
4) Nach J. G. Brotze, SammL yersch. Liefl. Monumente etc, Th. Ii
8. 98, Biga, StadtUbL, Msk. nr. 229.
9
Aii£EaIleiid bleibt der Mangel eines der üblichen Heiligkeits-
qülheta immerbin, während das Grabmal im Uebrigen die An-
oalime unterstatzen könnte, daes es zn Ehren eines Heiligen
erriehtet seL Gewiss ist, dass der Errichtang eine Translation
derGrebeine Yoraosgegangen war^* Wann die Translation statt-
eefimdea bat, läset sich nicht nachweisen, aber es steht fest, dass
Hdnbard und Berthold jedenfalls noch 1225 in der Kirche zu
üeikuU gembt haben'), also wenigstens einige Jahrzehnte, mög-
liGherweise Tiel länger. Selten land im Mittelalter die Ueber-
tragang von €lebeinen lange Zeit nach dem Tode statt, wenn
mcttt die Verehrung der betr. Personen in der Eigenschaft von
Seligen od«r Heiligen den Grund hierfür abgab. Dagegen kamen
Translationen unter dieser Voraussetzung häufig vor und die-
sdben gewannen eine so hohe Bedeutung, dass bekanntlich nicht
lehen der Translationstag neben dem dies natalis (Sterbetag)
oder dem dies denositionis (Besräbnisstag)") in der Liturgie all-
jährlich feierlich b^aneen wira. Auch wird durch die Art der
Beisetziiiig und die Stelle des Meinhard-Grabmals die Yermuthung
luÄe gelegt, dass eine feierliche Elevation stattgefunden habe.
Die Gebeine ruhen in einer sarkopha^artigen steinernen Tumba,
in einer Mauernische, genfisend noch über dem Fussboden des
Altarebores, um die Aufstellung eines Altares unter dem Grab-
male zu ermöglichen^). Aus dem gesammten Gebiete Alt-Livlands
ist kein anderes mittelalterliches Grab von ähnlicher Anlage be-
kannt. Nicht minder verdient der skulpturelle SchmucK der
Grabniache unsere Aufmerksamkeit* Zu Füssen des Bischofs,
dessen Haupt die Mitra deckt, während die Hände zum Gebet
«faltet sino, knieen zwei Engel, die den Bischof des (irdischen)
Gtev^andes entkleiden. Die Darstellung entspricht dem Gedanken,
der sieb in der Antiphon zum Magnificat im Offizium der 1. Yesper
1) Sckon froher ist die Yermathnng ansgeBprochen worden, dass das
Dstnm idcbt den Todes-, sondern Translationstag bedeute. In dieser
BiöefaBn^ sei Folgendes bemerkt. Die Inschrift war schon im 18. Jahrh.
80 sehr la^tirt, dass Brotze den Anfang der letzen Zeile nicht mehr lesen
konnte. Die Brgänzone richtet sich nach älteren üeberliefemngen, n. A.
in Grefentbals OhroniK, deren diplomatische Genaniffkeit nicht ausser
Zweifel steht. Wäre, anstatt IV idns, V idns zu lesen, dann träfe die auch
in Big» feierlieh begangene Translationsfeier des hL Augustin (Okt 11).
Otrade dieser Tag mochte sich für die Translation des ersten livlandischen
Bisehofii. ^nes Begularkanonikers des hl. Augustin, besonders empfehlen.
Bekaimtiieh wurde u. A. die 2. Translation des hl. Yicelln zu einem der
Faste des hL Augustin in Beziehung gebracht: „in ootava almi patris nostri
ep. AugDstini" (natalis oder translatio?). Vgl Schirren, a. a. 0. 8. 317, 326.
^ Heinriei Ohron., XXIX, 5.
9) Kirehenlezikon Bd. XI Sp. 197S. Auch für Sterbetag. Siehe unten.
A Etwa swei Meter über dem alten Fussboden. So gemessen nach
öen TOD FrL £. ▼. Schinckell gelegentlich der Bauarbeiten l J. 1690
asgefcrtigteii Aufrisse.
10
des Festes des hl. Angnstin gemäss dem Bigaschen Brevier von
1513 folgendermassen ansgedrückt findet: „Adest dies celebris,
quo, solutus nexu carnis, sanctus presul Augustinus assumptus est
ab angeUs, ubi gaudet cum prophetis, letatar cum apostolis^ etc.
Die bildliche Darstellung am Meinhard-Grabmal stimmt merk-
würdig überein mit derjenigen am Grabmal Pp. ürbans Y. za
B. Victor in Marseille, das dem, i. J. 1370 zu Avignon im Rufe
der Heiligkeit verstorbenen^), schon früh als Heiligen verehrten')
Papste von Greeor XI. gesetzt wurde. Die Abbildung in den
Acta SS. Bolland.') lässt nicht nur in der erwähnten allegori-
schen DarsteUung, sondern auch im Aufbau und in der archi-
tektonischen Gliederung, trotz ungleich reicheren skulpturellen
Schmuckes und grösserer Durchbildung, eine so grosse Aehnlicli-
keit mit unserem Meinhard-Grabmal erkennen, dass man sich
schwer der Annahme verschliessen kann, es sei für dieses das
Grabmal Urbans V. geradezu vorbildlich gewesen. Wenn wir in
Betracht ziehen, dass der Bigasche Erzbiscmof Sifiridus Blombercli
in demselben Jahre wie Urban Y. in Avignon gestorben war und
ihm ebendaselbst 1374 der Ebf. Johann lY, Synten im Tode
folgte^), sowie dass zwischen Riga und der Kurie u. A. durck
die erzbischöflichen Prokuratoren lebhafte Beziehungen statt-
fanden, dann ist die Yermuthunff eines Zusammenhanges der
beiden Darstellungen wol nicht alhsu gewagt.
Wenn sonach das Grabmal in manchen Beziehungen die
Annahme, dass Meinhard als heilig gegolten habe, eher zu unter-
stützen, aJs ihr zu widerstreiten geeignet erscheint, so liefert die
Chronik Heinrichs^) ein sehr bemerkenswerthes Zeueniss in.
bejahendem Sinne. Zum Jahre 1206, wo der Chronist über den
Märtyrertod der neubekehrten Liven Eyrian und La^an berichtet,
füfft er hinzu, sie seien beigesetzt in der Ykescohschen Kirche
neben der Gruft der Bischöfe Meynard und Bertold, von denen der
erste als Bekenner, der zweite als Märtyrer, der, wie oben
gesagt, von den Liven getödtet wurde, erlagt). Weiter lesen
wir über die Reise des päpstlichen Legaten Wflhelm von Modena
im Sommer 1225, derselbe habe sich nach Ykeskola begeben.
M Kirchenlezikon Bd. XU Sp. 446^
Stadler, Heiligenlezikon Bd. Y S. 611.
8) Vol. Xm, Propylseam ad sept tom. Mail, 1868, pag. 93.
4) Ygl. B. Bar. Toll und Ph. Schwartz, Liy- and Estl. Brieflade Bd.
in 8. 170, 171.
B) Heinrioi Chronicon Lvvoniae. Edid. WilhelmuB Arndt.
Monnm. Germ. bist. Script., vol. XaIII, pag. 281—332. Daraus Abdmok
In nanm scholamm, HaDDOverae 1874.
^ Honim oorpora in Ykescolensi qmescnnt ecolesia atqne appoaita
sunt tnmbe episcopomm Meynardi et Bertoldi, qaomm primoB confessor,
seonDdns martyr, nt enpra dictam est» ab eisdem Liyonibns ocoisas occa*
büit. A. a. O. Cap. X, 6.
11
TO er das Oedächtniss der ersten heiligen Bischöfe feierte und
die LiveD im Dienste Gottes bestärkte^). Der Ausdruck, das
Oedichfcnifls feiern (memoriam commemorare), ist zwar nicht typisch
fnr die ein^n Heiligen in der Liturgie erwiesene Ehrung, er
könnte ebenso gut die in der Messe übliche Memoria mortuorum
bedeuten, aber in diesem Zusammenhange ist es schwer, darunter
elvas anderes, als die Heiligenyerehrung, zu verstehen. Nach
dem Wordante ist die Ehrung des Gedächtnisses der Hauptgrund
fnr den Besnch der Kirche von Ykeskola gewesen, mehr neben-
BieUieh wird die Bestärkung der Liven im Dienste Gottes er-
vähnt. Die gewöhnliche kirchliche Gedächtnissfeier Verstorbener,
die überall stattfinden konnte und in Ansehung der verstorbenen
Bisdidfe einen ständigen Theil der Liturgie bildete, hätte die
Falni nach Ykeskola nicht nöthig gemacht; sie wäre so wenig
beigniss gewesen, dass nicht einzusehen ist, warum der Chronist
ihrer besonders gedacht hätte. Sollte aber den Reliquien von
Heiligen die Veneration erwiesen werden, dann war die Feier
m der Kirche, wo die Gtobeine ruhten, allerdings am Platze, und
vemi in unmittelbarem Zusammenhange mit der hier erwähnten
Feier ▼on den beiden heiligen Bischöfen die Bede ist, dann
iil doch wol anzunehmen, dass der Chronist die Anerkennung
Qira: Heiligkeit seitens des die Feier Vollziehenden und eine
der Yeneralion angemessene Feier habe ausdrücken wollen. Unter
dieser Voraussetzung war nur die Anrufung im Eirchengebete
Btitthaft, die blosse memoria mortuorum, d. h. die Fürbitte, hin-
sn durchaus unstatthaft. Die eine Art des Gebetes schliesst
andere ans. Ist der vom Chronisten gebrauchte Ausdruck
moria^ für die Ehrung eines Heiligen erwähntermassen nicht
^isch, so ist andererseits weder der Ausdruck „memoria^, noch
aaeh ^eommemorare*, mit der liturgischen Ehrung der Heiligen
urertriglich '). Auch kann spezieU das Wort commemorare in
ier Idtorsie der Heiligenfeste unter umständen durchaus am
Plalze sein, namentlich faUs eine niedere Festfeier mit einer
ysberen in Okknrrenz steht, wo dann erstere blos kommemorirt
Verden darf ^. Um einen derartigen Fall könnte es sich hier
haiMl^lT» Beispielsweise stünde die Feier eines der beiden Tage,
ZQ denen Meinhard in den späteren Martyrologien verzeichnet
n In 'Siceskolam processiti ubi primoram sanctonim episcopomm
■fwinnini eoinmemoranB, eciam illos Lyvones in Dei senritio confortavit.
lm.0. cmp^ xxrx, ö.
si Udber den Ansdrack ;,memoria*' und das Eommemoriren der Hei^
, im Oebet^ ^Gommimioantes" des Messkanons vffL A. Ebner,
yX, ^ji i^Arschiinffen zur Gesoh. n. Eanstsresoh. des Missale Bomannm
J^KjSt/^XW^lSicum, Preibnrg i. B. isle, ß. 405.
mmmmä ' j^^H^^n B^_ IX gp 546 f, Breviarinm Romanum,
W D IX. 2ri«»J« BomanwD, Bubr. gen. VIL
12
ist (Aug. 14)^) mit der Vigilfeier Assumptionis b. Mariae viig.
in Okkurrenz und wäre folglich za kommemoriren. (Gemäss der
Chronologie Heinrichs ist es nicht nur möglich, sondern wahr-
scheinlich, dass des Legaten Besuch bei den Duna-Liven um eben
diese Zeit stattfand und die unmittelbar vorher erwähnte Zele-
brirung einer feierlichen Messe durch den L^aten in Holme,
niQie von Ykeskola, spricht for das Treffen eines höheren Festes.
Hauptsächlich aber kommt es darauf an, in welchem Sinne der
Chronist den Ausdruck „sanctus^ gebraucht, denn es ist bekannt,
dass Bedeutung und Anwendung des Wortes manche Wandelung
erfahren haben, ja dass diese Bezeichnung als blosser Ausdruck
der Hochachtung im früheren Mittelalter sogar lebenden Personen
beigelegt wurde*). Das hat Heinrich jedoch sorgfältig vermieden,
au(m für seinen grossen Zeitgenossen, das Haupt der Kirdie,
Pp. Innocenz HI., hat er kein höheres epitheton ornans als ^vene-
rabilis*^^), ausser auf Meinhard und Berthold, sowie auf die von
der Kirche allgemein anerkannten und überall verehrten Heiligen,
wendet er den Ausdruck „sanctus^ nur ganz ausnahmsweise an.
In dem einen Falle, wo iiber das Wunder am Sai^e des Möndis
Sifiridus berichtet wird, heisst es, die Neubekehrten hätten Oott
gelobt, der an seinen Heiligen solche Wunder verrichtet^). In
dieser Fassung und in diesem Zusammenhang kann der Ausdruck
nicht auffallen. Noch vorsichtiger äussert sich Heinrich, indem
er, vom Märtyrertode des getauften Letten Thalibald erzählend,
mit den Worten schliesst: Und weil er ein Christ gewesen und
einer von den gläubigen Letten, so hoffen wir, dass seine Seele,
sich letzend für so grosses Martyrium, in ewiger Letzung in der
heiligen Märtyrer Gemeinschaft ihre Freude habe^). Endlich
lesen wir von den oben erwähnten livischen Märtyrern Eyrian
und Layan, die in der Marter ihrem Christenglauben treu blieben
und hierfür von der Kirche gewürdigt wurden, neben Meinhard
und Berthold zu ruhen: Es ist keinem Zweifel unterworfen, dass
sie mit den heiligen Märtyrern f&r ein so grosses Martyrium das
ewige. Leben empfanden haben ^). Kaum anders, ja noch fast
bestimmter, äussert sich Innocenz IH. über eben diesen Fall —
ein anderer kann schwerlich gemeint sein — indem er, in der
Aufforderung an die deutschen Erzbischöfe und Bischöfe, das
Bekehrui^;8werk in Livland zu fbrdern, dat. Bome apud sanctmn
Petrum II. kal. Febr., pontificatus anno decimo (1208 Jan. 31),
aVgL Bar. B. Toll n. Dr. Ph. Schwartz, Est- and LivL Brieflade,
S. 143. Siehe auch weiter nnten.
Vgl. S. BeiBsel, I S. 35 ff.
Oap. Vm, 9.
Oap. Vn, 9.
Oap. XIX, 3.
Oap. X, 5.
13
I na den Bedrängnissen der Christen daselbst redend, n. A. sagt:
iSD ghnbe, dass zwei Neubekehrte zum Herrn um ihres Glaubens
wiDen durch ihre furchtbare Folter zur Palme des Martj-
riams ^abnam martyrii) gelangt seien ^).
Wie ersichtlich, ist Efeinridi in der Wahl seiner Ausdrucke
ioBseiBt Torsichtig. Wenn nun er, bei Anwendung des Epithetons
uSuctus* auf Heinhard und Berthold, den einen nr noch vorher
abHirtyrer und den andern mit einem durchaus tjrpischen
KnDstausamcke') als Bekenner bezeichnet hatte, dann kann
der Anadmck ^heilige" Bischöfe in diesem Falle gewiss nur in
UrcUich-lituigischem Sinne verstanden werden. Auch erscheint
& Annahme unstatthaft, dass ein Gewährsmann von so grosser
ZirerlflsBigkeit wie Heinrich, der als Priester mit den Gebräuchen
sszier Kirche auf das genaueste vertraut war, sich erlaubt haben
bbmie, bei Erwähnung der kirchlichen Feier zweier Bischöfe
eben dieser Kirche durch einen päpstlichen Legaten, diese ids
^ohfjd Bischöfe za bezeichnen, wenn nicht der Legat selbst sie
dafir hielt und ihnen die entsprechenden Ehren erwies. Hierbei
ist sieht zu übersehen, dass Heinrich seine Aufzeichnungen unter
dem immittelbarea Eindruck der Heise des Legaten machte, dass
tocbst wahrscheinlich eben diese Reise den Anlass dazu g^eben
bttte and die Arbeit ganz gewiss von seinen Vorgesetzten be-
cmtnsst war^. Diese Erwä^ingen nöthigen zur Annahme einer
io den Anfangszeiten der ffigaschen Kirche stattgehabten An-
erienniuig der Bischöfe Meinhard und Berthold als Heilige und
dner ihnen thatsächlich zu Theil gewordenen öffentlichen Yer-
Amg, die erwähntermassen nicht in allen Fällen von einer
Pipsdichen Selig- oder Heiligsprechung abhängig war. Wann
^ Koitus, dessen Anlange wir auf Grund des Vorstehenden
Sr erwiesen halten dfirfen, unterdrückt wurde, wissen wir nicht;
& gerii^en Spuren, die er hinterlassen hat, weisen weit zurück.
Diss Heihgenfeste abgestellt und aus den Kaiendarien eli-
KQiit wurden, war eine im Mittelalter keinesw^s seltene Er-
Nheimmg. Beispielsweise beweist A. Lechner in seinem inter-
Mnten Werke: ^Mittelalterliche Kirchenfeste und Kaiendarien
ia Bajem*'^) an der Hand eines Freisinger Missais und Kalen-
darinms aus dem 10. Jahrb., dass die Hälfte aller dort anse-
aerkten Heiliffenfeste verschwunden ist und andere an ihre St^e
getreten sind^. Wie früh in dieser Weise vorgegangen wurde,
^) Diese (bisher nicht veröffentlichte) ürk., auf die mich Herr Biblio-
^^Gbr N. Bmch aufmerhsam ireinacht hat ist am Schlosse in extenso ab-
Irfnckl.
>) Khehenlexikon Bd. 11 Sp. 269.
^ Vgl H. Hildebrand, die Ohronik Heinrichs von Lettland, Ber-
fc 1865, 8. 19, 20.
' Freibarg i. B. 1891.
O. a 70.
«) WbQ
14
zeigt ein Freisinger Brevier ans dem 13. oder 14. Jahrh., das
etwa 30 neae Heuigenfeste aufweist, während die dreifache Zahl
eliminirt ist^).
Wie die Nennung Meinhards in den Acta SS. Bollandiana,
80 hatte sich auch me Bertholds der Aufinerksamkeit entzogen.
Angeführt ist Berthold in dem 1870 erschienenen Bd. VULl unter
den JPraetermissi^ zum 20. Oktober.
Obgleich die BoUandisten nur die eine Stelle aus der Chronik
Heinrichs, nicht auch die andere, wo von der Feier des Gre-
dächtnisses Meinhards und Bertholds durch einen {päpstlichen
Legaten die Rede ist, erwähnen, und sie den hohen historischen
Werth, der die Chronik Heinrichs so weit über die meisten
mittelalterlichen Chroniken erhebt, nicht in dem Masse in An-
schlag bringen konnten, wie wir solches zu thun Grund haben,
so ist dennoch der bezügliche Ausspruch Heinrichs dem Heraus-
geber der Acta genügend gewesen, um zu sagen, er zweifle kaum,
dass der zweite liviändische Bischof (Berthold) die Anfänge
kirchlicher Verehrung gehabt habe, und es würden daher die
Herausgeber der Acta, wenn die näher bezeichneten Nachweise
kirchli^er Verehrung erbracht werden sollten, von dem sei.
Meinhard, dem sei. Berthold und den liyischen Märtyrern in den
Acta handeln*).
Es verdient bemerkt zu werden, dass die BoUandisten weder
in Betreff Meinhards, noch auch bertholds. ausdrücklich nach
den an den Gräbern oder Reliquien dieser Bischöfe geschehenen
Wundem forschen. Allerdings waren und sind soläie Wunder
für die öffentliche Verehrung conditio sine qua non*), aber eben
1) A. a. 0. 8. 87.
s) Der betr. Passus a. a. 0. pag. 814 lautet: Praetennissi, et in alios
dies relati (die yiffesima Octobris) : B. Bertholdnm, Livonam episcopiim,
signat ad banc mem Gelenias in sacris et piis fastis Ooloniae (4). tieei
ego viz dnbitem, quin olim hie seconduB Liyonnm episcopas initia qaaedam
cnltos ecdesiastici habnerit, qaam vetas chronionm agens de miulyribna
YkeBkoIensibuB, baec, qnae singalarem in martyres et episcopos observan-
tiam OBtendnnt, tradat(ö): „Hornm corpora in YkeskolenBi quiescnnt ecele-
Bia, atqae apposita sunt tambae epiBCoporam Meinhardi et Bertholdi;
2aomm primuB oonfesBor ; Becundas mart^, nt snpra dictum est, ab eiBdem
livoniboB occisuB ocoabnit"; licet, inqoam, valde probabile videator aliqna
cnltuB initia exstiüBse, nt imagines et statnas cnm titnlo Sancti, reUqmamm
eleyationem snpra terram, anathemata et alia similia, qnnm tarnen de hia
nobis non constet, nondnm licet nobia de B. Bertholdo agere; sed si qnis
noB baec doceat, Ubenter et de B. Bertholdo et B. Meinlutrdo et de LIyo-
niensibuB martyribuB, adeoqne de Ecclesiae higuB originibuB dicemna ad
diem, quo BncelinuB B. Bertholdi nomen profert,
(4) D« ColoniM Agripp. lUgnlt, Üb. lY, p. 788. XXI Ootobris.
(6) Orab0T, OrigiiMs LWoniM, p. 87.
>) Im Beatifikationsverfahren genügt nach dem neueren Rechte der
Nachweis von zwei Wundern praeter naturam. Kirchenlezikon Bd. n
Sp. 142.
16
leO sie 68 siod, brauchen die Wunder, wenn der Nachweis that-
aieUich stattgehabtery von der Kirche zugelassener öffentlicher
Terebnu)^ Yorliegt, nicht noch besonders bewiesen zu werden.
BeBhalb konnte auch der Chronist Heinrich in diesem Falle
sebweigen und in seinem Schweigen mag er sich von dem aus-
drlcklich angerochenen Orundsatze haben leiten lassen, nur
iber das za berichten, was er als Augenzeuge selbst wahrge-
Bommen oder ron Augenzeugen in Erfanrung gebracht hatte ^).
Solches und die üeberralle des Stoffes, die Hemrich zu bewältigen
btte^ um die Stundung und Festigung des Ghristenthums in
Lirlttid in ihren Bauptzüffen aufzuzeichnen, macht es erklärlich,
daas er sich äusserst selten zu Berichten und Schilderungen
l^eqoemt, die mit dem Ganee der von ihm miterlebten politischen
TfligäDge nicht in unmittelbarem Zusammenhange stehen. In Liv-
lud, wo damals Pilger und Kreuzfahrer zusammenströmten, kann
es an Berichten über Wunder ebensowenig gefehlt haben, wie
inderwärts unter gleichen Verhältnissen. Dennoch haben Wun-
deierz&hlimgen in Heinrichs Chronik nur ganz yereinzelt Platz
geiimden (im Ganzen drei)') und diese knüpfen sich unmittelbar
an die Tom Chronisten geschilderten Eriegsereignisse und Bekeh-
nsgsthaten. Schwerlich wird Heinrich keine IS^enntniss gehabt
hm Ton dem Wunder aus dem Leben Meinhards, dessen E^unde^
da Bie ans von der Beimchronik überliefert ist, sich lange nach
Hemrichs Zeit erhalten haben muss. Es ist die Erzählung von
dem in einer Hungersnoth an Meinhard geschehenen Zeichen
Gottes, der Meinhards geleerte Eomkiste auf wunderbare Weise
wieder follte'). Die Andogie mit dem Leben des hl. Yicelin,
yon dem ein ganz ähnlicher Vorgang berichtet wird^), gelangt
iB jener L^nde besonders deutlich zum Ausdruck, «f edenfaUs
mits ZQ Heinrichs Lebenszeit, und zwar mehrere Jahre beyor
er seme Chronik schrieb, war femer die Erzählung von einem
jBiBeräiolds Leiche geschehenen Wunder yerbreitet. üeberliefert
ist ffle in des Arnold von Lübeck, Abtes des Benediktiner-
OoBtera zu S. Johann daselbst (f 1212), Chronica Slavorum, wo
« heisst, am zweiten Tage, nachdem der Bischof von den ün-
giinbigen getödtet worden, habe man den Körper vollkommen
wersehrt und wohlerhalten aufgefunden, während die übrigen
Körper, weil Hitze herrschte, von Fliegen und Gewürm bedeckt
getreu. Wenn Arnold gerade an dieser Stelle Berthold als
1) Gap. XXIX, 9.
«) Capp. I, 10; Vn, 9; XXVI, 10.
^ 9 LiTlandische Reimchronik, herausgeffeben von Leo Meyefi
FaMom 1873, 8. 11, 12, Yen 458-480.
^ Behirren, a. a. 0« S. 303. Vgl auch Ed. Pabit, Meinhard, Liv-
te Apoftel, I 8. 28 imd n S. 29.
16
„presül beatns^ bezeichnet^), so lässt sich kaum bezweifeln, dass
er und seine Oewährsmänner Grund zu haben glaubten, den
Bischof im Sinne der Eirchensprache zu den Seligen rechnen
zu dürfen. Heinrichs jüngerer Zeitgenosse Albericus. Oister*
cienser-Mönch des Klosters Trium Fontium (Trois-Fontaines,
Diöz. Chälons-sur-Mame), der 1252 starb, nennt Berthold weder
beatus, noch auch sanctus, aber da an drei verschiedenen Stellen
sein Martyrium betont wird, und zwar mit den Worten: ^marti-
rium promeruit^ • . . „martirizato episcopo^ und „martirio coro-
natur^*), so ist es nicht unwahrscheinlich, dass er das Martyrium
im eigentlichen Sinne verstanden wissen wollte. Doch stand
Albericus den Ereignissen zeitlich und örtlich femer, auch äussert
sich vorzüglich in den Zeitangaben eine höchst mangelhafte
Eenntniss der Vorgänge. Sein Zeugniss ist folglich von unter-
geordneter Bedeutung.
An der Hand livländischer chronikalischer Quellen lässt sich
die vorliegende Frage nicht weiter verfolgen, denn seitdem mit
dem letzten Jahrzehnt des 13. Jahrh. die livländische Beimchronik
verstummt, versagen diese Quellen fast vollständig. Die Annales
Dunemundenses und die von ihnen abgeleiteten Aufzeichnungen")
thun Meinhards und Bertholds überhaupt nicht Erwähnung. Die
bis 1378 reichende Chronik des Hermannus de Wartberge*)
übertrijSFt, wo es sich um die Anfangszeiten der livländischen
Earche handelt, in Beziehung auf Verwechslungen und Irrthümer
alle übrigen Quellen, indem sie zwischen die Bischöfe Berthold
und Albert noch einen Bischof Albert einschiebt Yon ihr ist
folglich ganz abzusehen. Auch schrieb Wartber^e seine Chronik
kurz vor der Grenze der Zeit, aus der das einzig gewichtige
negative Zeugniss, das des eingangs erwähnten Missais und
Ealendariums, stanmit. Offenbar wäre es müssig, in Chroniken
und ähnlichen Quellen der folgenden Zeit nach Zeugnissen far
den Eultus von Personen zu forschen, deren Verehrung von der
^) Nach Pertz, Monum. Germ, bist, Scriptores vol. XXI, pag. 212,
lautet diese Stelle: Gumqne presal beatus ezercitom prodnceret coDtr&
infideles Ohristi cultoribos insidiantes, in manns impionim cum paucia,
duobus tantum, devolvitur, occidltur, et, ut speramus, gloria et honore oo-
ronatur; erat enim flagrans mortis desiderio.
Qui Bleut prime lucratur bravia sortis,
Sic ipsi prime fuerat data copia mortis
Denique die secunda, cum requirerentur corpora occisorum, inventum est
corpus episcopi intactum et incorruptum, ceteris corporibus, quia estus erat,
muscis et vermibue repletis. Quod cum planctu nimio et ezequüs soUemp-
uibuB in civitate Biga (sie) tumulatum est.
') Pertz, Monum. Germ, bist., Scriptores, vol. XXI, pag. 872, lo;
879, 47; 877, S4.
8) E. Höhlbaum, Beiträge zur Quellenkunde Alt-Livlauds. Yerhaudl.
der Gel. Eetn. Gesellsch. zu Dorpat, Bd. Vni Heft 3 S. 21 ff.
4) Script rer. Prussicar., Bd. II S. 27 ff.
17
Eiidie vol schon längst eingestellt worden war. Aus dem ganzen
ü-Jahrh. besitzen wir nur die Chronik des Hermann Helewech.
h der verstümmelten Fassung, wie sie uns als Epitome Actomm
ligensiam Ton Johann Witte (f 1657) überliefert ist*), ist sie
fir die Anfangszeiten ohne Belang. Bertholds Name wird über-
ittnpt nicht genannt. Von Meinhard sagt der Chronist '), dass
aTOD dessen yerrichtongen anderwerts gedacht werden soll^. Das
Versprechen blieb anerfullt; jedenfalls ist nichts der Art anf uns
pionunen. Von den sog. Bischofschroniken') stammt die
älteste Handschrift ans dem Anfange des 16. Jahrn. Lehrreich
sod de in Betreff der ältesten Zeiten nur durch ihre Dürftigkeit
ud Fehlerhaftigkeit. Wenn ans den letzten Zeiten des Erzbis-
dams ein negatives Zengniss in Betracht kommen kann, so sind
« die sog. Sonnebnrger Verse. Wie Bartholomaeus Ore-
feithal in seiner (bis 1558 reichenden) Chronik versichert^),
wuea diese von ihm überlieferten Verse an den im erzbischöf-
liehen Schlosse zu Bonnebnrg gemalten Bildnissen der Bischöfe
ad Etzbischöfe zu lesen. Auch hier fehlt bei den Namen von
Monhard und Berthold das Epitheton sanctus oder beatus. Nach
fo Mache za nrtheilen, scheinen die Verse sämmtlich yon einem
Terfaflser nnd ans später Zeit zu stammen. Arge historische
btbilmer, so n. A., dass Riga von Bf. Berthold erbaut sein soll,
viaaßn den Versen für äle Anfangszeiten allen historischen
Werth,
üebrigens wird man aus dem Fehlen der die Heiligkeit oder
Sdgkeit bezeichnenden Epitheta, selbst wo es sich um ältere
»d bessere chronikalische Quellen handelt, negative Schlüsse
'peh nur mit grosser Vorsicht ziehen dürfen. Ein in diesem
Suse warnendes Beispiel bieten die Annales Dunemundenses. In
faen, anzweifelhaft von einem Cistercienser herrührenden, Auf-
^octumneen (Eod. Beval.), namentlich in deren aus dem 14. Jahrh.
siftounenden Zusätzen, wird der so hoch verehrte Vater des
^Maoj der hl. Bernhard von Clairvaux, blos ,,Dominus Ber-
»nhis primus abbas ClarevaUensis^ genannt, auch in Epitome
jptomm Prussie Can. Samb. einfach ^Bemardus primus abbas
QöeyaUensis"^.
Höchst merkwürdig ist gegenüber dem Schweigen der
ovlhnten chronikalischen Quellen eine Stelle in Benners Liv-
ll&dischen Historien. Wo Renner von Meinhards Tode spricht—
^ Bibl der GeBeUsclL für Gesch. n. Altertbumsk. der Ostseeprov. zu
«P< MdL nr. 69. Mangelhafte Ansgabe in Script, rer. Livon., Bd. II
<L «29 ff., hier dem Melchior Fuchs zageflchrieben.
^ Oder ist es der Bearbeiter der Chronik?
') Siehe oben S. 6 Anm. 2.
4) MouiiD. Livoniae ant, Bd. Y S. 2^4. Auch David Ghytraeiis,
^mn. Saxoniae, Upsiae 1593.
') K. Höhlbanm, a. a. 0. S. 60, 61.
18
vorher war das Wunder von der Eomkiste') erzählt worden —
fagt er hinzu: ^und wert in Liflande vor hillich gehol-
den^*). AugenfäUig ist die Uebereinstimmnng mit desselben Autors
Bremer Chronik, wo der Passus lautet: ^he ward vor hillig
in Liffland bett up dissen dach peholden*'. Der RevaJer
Kodex der zuletzt genannten Chronik'), dem der obi^e Wortlaut
entnommen ist^), reicht nicht ganz bis 1547, dem Schlusmahre
der meisten Handschriften dieser Chronik. Wenn hier die Heilig-
haltung mit grosser Bestimmtheit und unzweideutig auf die G^en-
wart bezogen wird, so hat Benner in seinen Historien mit der
Verbalform ^wert'' anscheinend zwar auch noch die O^enwart
ausdrucken wollen, aber gewisse Bedenken doch nicht unterdrücken
können, die sich dadurch erklären mögen, dass, nachdem mitüe^
weile der Protestantismus in Livland herrschend geworden, der
Satz in jener Fassung thatsächlich nicht mehr zutraf. Renners
Angabe gewinnt gerade durch diese Auslassung an Bedeutung,
denn sie zeigt, dass der Chronist den Satz wohl erwogen hat.
Jedenfalls aber ist Benner ein beachtenswerther Gewährsmann,
denn er hatte von 1556—1560^), also zu einer Zeit, als Erzbis-
thum, Bisthümer und Orden formell auf dem Boden der katho-
lischen Kirche noch fortbestanden, in Livland gelebt, und da er
selbst der katholischen Kirche treu geblieben war, darf man bei
ihm für das, was seine Kirche betraf, volles Yerständniss und
ein aufmerksames Auge voraussetzen. Die zwangloseste Deutune
seines Ausspruchs möchte wol die sein, dass, solange in Livland
von einer Verehrung der Heiligen die Bede sein konnte, Mein-
hard in den Augen des Volkes ds Heiliger galt, mochte inunerhin
die Kirche eine öffentliche Verehrung ihm versagt haben. So
aufgefasst, würde der Ausdruck „vor hillig halten^ die Fama
sanctitatis bedeuten, die meist der Heiligsprechung vorausging
und sich nicht selten mit grosser Zähigkeit in den FlOlen be-
hauptete, wo eine solche an äusseren Umständen scheiterte.
Praktisch ^anz bedeutunglos (wie Manche annehmen) war die
Fama sanctitatis keineswegs, indem die Kirche in solchen Fällen
eine private Verehrung der Reliquien und die private Anrufung
gestattet*).
ij Siehe oben S. 15.
*) Johann Benners Livländiache Historien, herausgegeben von
Richard Hansmann und Konstantin Höhlbaam, Gottingen 1876, 8. 18.
>) Die AaBknnft, dass der Bevaler Kodex wol nichts anders ist» als
eben Renners Bremer Chronik, und dass jedenfalls der hier in Betraeht
kommende Passus von Renner stamme, verdanke ich Herrn Professor
R. Hausmann in Dorpat.
4) Arch. far die Gesch. Liv-, Est- und Ourlands, Bd. HL Dorpat
1844, S. 37. — Vgl. Ed. Pabst, a. a. 0. O S. 75. '^
^) Siehe das Vorwort zur obigen Ausgabe der Historien S. VIL
6) Kirchenleaukon Bd. X Sp. 1038.
19
Auch nocli fil>e]r einen anderen Fall, der im Sinne der Fama
^ctitatis zu deuten sein möchte, sind wir aas den letzten Zeiten
^4sr altUyländiBcIieii katholischen Kirche unterrichtet. Hier han-
delt es sich um die in der Oeselschen Stiftsfehde 1534 vorgefallene
Zerstörung des 0'jr2t1>e8 des ersten Bischofs von Oesel, von dem
^ heissty dass ei* „seines vollkommenen lebens wegen von vilen
<€r heilig gelialten^ ^werdeM.
Wie wiir sehen "weröen, finden sich Meinhards und Bertholds
^amen in mehreren IMartyrologien oder Menologien, sowie in
^en Werken der Ordensliteratnr, aber doch nicht vor dem Ende
^€8 16. Jahrhunderts. Benners Chronik kann von ihnen folglich
^eht beeinflnsst sein.
Von dieser I^iteratnr nnd gewiss auch von Kenner nnab-
^Ofpg ist eine Stelle in Paulus Oderborn, Joannis Basilidis
iisagni Moscoviae dncis vita, wo gesagt ist, der sei. Meinhard
f^sbe es dnrch die öffentliche Meinung erreicht, dass er zu Leb-
eten in die Zahl der Heiligen versetzt wurde*). Oderborns
^Itsame Ansdrncksweise lässt erkennen, dass der Verfasser als
l^ichikatholik mit dem Wesen der Heiligenverehrung wenig ver-
tramt war, aber da er nachweisbar seit 1587 als Oberpastor an
der S. Petrikirche zn Biga thätig war, nachdem er bald nach
1579 in ELowno (in Liitauen) gewirkt hatte ^), so ist sein Ausspruch
vi^t ohne Interesse. In ihm wird man die Einwirkung älterer
Traditionen zu erblicken haben, die in der damals erstarkenden
i katholischen Gregenreformation neue Nahrung erhalten mochten.
I £ben jene Fama sanctitatis mag auch Oderbom im Sinne gehabt
f baben. Seine missverständliche Ausdrucksweise hatte die Folge,
Moritz Srandis in seiner 1606 geschriebenen Chronik
^) In der Klageschrift Wilhelms von Brandenbarg wider seinen
Bobiscliof Seinhold y. Boxhöwden wird letzterem der Vorwurf gemacht,
.abe u. Jl. ,«den markt Alt-Pernow . . . ausbrennen und, das jo unerhört,
^rob etwonn Hermanny, des erstenn Bischofs zu Ozell, der seines voU-
•^tommenen lebens wegen yon vilen vor heilig gehalten, aufreiszen, die ge-
'^^,il,n soBwerfiTeiL nnd zerstrewen" lassen. Monum. Livon ant. Bd. Y
^ 3^iS BnsBwnrm, Nachrichten über Alt-Pernau, Beval 1880, S. 13
4^^,^ 7 nimnit an, dass Hermann II. [f 12861 gemeint sei. Aber wenn es
%i^ft un den ersten Bischof von Oesel hanaelt, so kann nur Henricus I.
K'-t sviaehen 1260 nnd 1262] verstanden werden, der auch sonst unter dem
^i^m^vk Tfermann vorkommt Vgl. B. Bar. Toll u. Ph. Schwartz, Est-
Wb^LIVL Brief lade, Th. IH 8. 226-228.
s> TlVltenbergae, 1585, Üb. II, Sign. J. 5. Ebenso in Desselben:
n MoseoYitieamm auctores varii, Francofurti 1600, S. 274. Die Stelle
b- Venit tandem ex Lubeco Saxoniae metropoli B. Meinhardus, vir
^yj^^entiae fama, et singulari probitatis opinione clarus, qui Livones
Km Cbristi noütiam instruzit, et in numerum divorum ut vivens re-
■■■■■ ^..f nnblico consensu memif In der deutschen Ausgabe, Görlitz
laas. aieM ^8. Moinard".
^^ Bl J F ▼. Becke u. K. E. Napietsky, Allg. SchriftsteUer- und
^Müdbxten-Lexikon, Bd. I 8. 339.
2*
sich gar zur Behanptang verstieg, Meinhard sei „um seiner Oott-
seligkeit, Frömmigkeit und Tugenden willen auch noch bey seines
Lebens-Tagen in die Zahl der Heiligen geweyhet und vom Papst
canonisiret worden" *).
Nach Lage unserer gegenwärtigen Quellenkenntniss läset
sich aus livländischen Quellen nichts weiter anfuhren, was zur
Beurtheilung der vorliegenden Frage von Belang wäre. Das
Resultat ist wie folet zusammenzufassen.
Auf Grund der hohen Autorität, die dem Chronisten Heinrich
zukommt, ist anzunehmen, dass Meinhard und Berthold in den
Anfangszeiten der Rigaschen Kirche als Selige oder Heilige
galten und als solche auch öffentlich verehrt worden sind. Das
Schweigen der liturgischen Bücher der Rigaschen Kirche nöthigt
zur Annahme, dass der anfängliche Kultus fnih eingestellt wurde,
spätestens seit dem Ende des 14. Jahrb., für welche Zeit das
negative Zeugniss des Missais und Kalendariums vorliegt. Aus
Renners Bericht ist zu folgern, dass Meinhard in den Augen des
Volkes noch lange nachher als Heiliger galt.
Wenden wir uns nunmehr zu Bischof Albert.
Ihn finden wir in den Acta SS. BoUandiana unter den
Praetermissi zum 1 Juni*). Zeitgenössische oder auch nur mit-
telalterliche Quellen haben die BoUandisten nicht anzufahren
vermocht. Sie zitiren nur das Cistercienser-Menologium des
Henriquez und verwandte Schriften *). In der That dürften sich
beweiskräftige Quellen nicht anfahren lassen. Hier lässt uns
auch Heinrichs Chronik im Stich, in der wir natürlich nichts
weiter finden können, als den Ausdruck der Hochachtung, die
der Chronist seinem geistlichen Oberhaupte und hervorragenden
Zeitgenossen zollt, auch hält sich dieser Ausdruck in den Grenzen
diskreter Zurückhaltung, die wol nicht absichtslos jede Lobes-
erhebung vermeidet, die vom Vorgesetzten als Schmeichelei
empfunden werden könnte. Gegen die Annahme einer Yerehrung
Alberts liegen dieselben negativen Beweisgründe vor. wie in
Ansehung seiner beiden Vorgänger: das Schweigen aer litur-
Sischen Sucher, sowie der umstand, dass bei Alberts Grabe in
em von ihm erbauten Dom ein zu seiner Ehre errichteter Altar
jedenfalls nicht gestanden hat und folglich wol überhaupt nicht
vorhanden war. Laut Angabe der Bischofschroniken ruhten seine
^) Monum. Livoniae ant, Bd. III S. 55.
*) Jqdü, Tom. I pag. 5: , Praetermissi et in alios dies rejecti. Ad
diem 1. Junii. Albertus» Episcopus Bigensis, legislator Militiae Gladiferomm,
cum titolo Beati inscriptas est Menologio Cisterciensi Chrysostomi Hen-
ric^nez. At Claudias Gnalemot abstinet a titnlo Beati, oti et Erantsins; ob
cigns relationem dnbitat Chalemot, an revera fnerit GistercieDsis. Plaiimnm
is laadatnr lib. I Historiae Livoniae, quam Balthasar Rassowenns Germaniee
edidit."
'j Siehe nnten«
' 81
^ Gebeine nnter dem dritten Steine vor dem Hochaltar unter dem
Leuchter des Faschenlichtes ^).
So stehen wir denn der Thatsache gegenüber, dass die
Ri^asche Kirche und überhaupt Al^Ilivland ans der Zahl ihrer
Ghabensstreiter der langen Liste der Heiligen nicht einen ein-
Bgen beigefügt haben. Diese Thatsache ist unter allen Umständen
befremdlich; haben doch die Kirchen fast aller Länder wenigstens
die ersten Prediger des ETangeliums als ihre y^Apostel^ verehrt.
Dass solches für Livland nicht zutrifft, wird um so mehr auffallen,
wemi man erwägt, dass sich hier die Festigung des Ghristenthums
BBterdem besonderen Schutze eines InnocenzUl., des ^Augustus
des Papstthnms^,') vollzog, in den Zeiten des höchsten Glanzes
und der grössten Erfolge der römischen Kirche, ja dass eben
dieser Papst die Heerfahrt nach Livland den Kreuzzügen nach
Jerusalem gleichstellte. Das mächtige Glaubensleben, das sich
in den Werdezeiten der livländischen Kirche entfaltete, fand in
den ersten drei Bischöfen, in Meinhard, Berthold und Albert,
aeineD prägnanten Ausdruck. In Meinhard, der, in Gefahren
und Armnth predigend und lehrend, die erste Glaubenssaat im
beidnischen Lande nur mit geistlichen Mitteln verbreitete, dürfen
wir das Vorbild eines Missionärs erblicken. Die zeitgenössischen
mid alle späteren Chronisten stimmen überein im Lobe seines
cottselKen Wandels, sie und die späteren Geschichtsschreiber')
Uboi ihm den Ehrennamen eines Apostels von Livland beigelegt,
den die Kirche ihm vorenthielt. Wir dürfen ferner in Berthold,
der for seine Kirche das Leben liess, in üebereinstimmung mit
feinen Zeitgenossen einen Märtyrer erblicken. Auch die neueren
GeschichtSBchreiber haben kein Bedenken getragen, seinen Mär-
^rertod als solchen gelten zu lassen^). Anlangend endlich
Fschof Albert, dem Livland im Laufe von sieben Jahrhunderten
keine auch nur annähernd gleichwerthige historische Grösse an
die Seite zu stellen vermochte, — ihn, der „als der Better und
ahnende Schutzgeist jener Dünakirche berufen war, seinen
fetraltigen Arm gebietend gen Norden zu erheben und die mäch-
ten Spuren seines Geistes den baltischen Landen auf lange
Jahrhunderte hin tief einzudrücken^^), — so hat die Geschichts-
achrabong vorzugsweise in der ihm eigenen „religiösen Gluth^^)
j) Ai«h. fär die Gesch. Liv-, Est- and Enrlands, Bd. V S. 175.
^ F. X« Kraus, Lehrbuch der Eirchengeschichte, 4. Aufl., Freibarg
L B. 1896, S. 372.
9) U. A. Ed. Pabst, a. a. 0.
^ TgL L. ArbuBOw, GnmdriBS der Geschichte Li?-, Est- und Ear-
. Mitan 1892, 8. 12.
^) Knrd y. Schlözer, Livland ond die Anfänge deutschen Lebens
lalt. Norden, Berlin 1860, S. 61.
^ A. tL O.
22
die Wurzel jener unbeugsamen Energie gefunden, die ihn befähigte,
seiner Kirche unter anscheinend unüberwindlichen Schwierigkeiten^
weite Länder zu erschliessen. Dass es im Geiste seiner Zeit
geschah, dass Albert, wo die geistlichen Mittel nicht ausreichten,
das Schwert walten liess, kann seinen Ehrenplatz in der Kirchen-
äeschichte ebensowenig herabdrucken, wie den so vieler Streiter
er Kirche, die vor und nach ihm des Ehrenprädikats „Bekenner^
gewürdigt worden sind.
Es kann uns aber nicht genügen, lediglich die Thatsache zu
konstatiren, dass jene drei Männer, wenn überhaupt, so doch
jedenfalls nicht dauernd, von ihrer Kirche als Selige oder Heilige
verehrt worden sind; die Thatsache fordert ihre Erklärung. Sie
möchte darin liegen, dass, mindestens seit der Zeit, aus der unser
ältestes unverwerfliches Zeugniss über die Verehrung der Heiligen
in der Rigaschen Kirche (der Missalkodex) stanmit, die Vor-
schrift des römischen Bechtsbuches über die Einholung der päpst-
lichen Genehmigung zur öffentlichen Verehrung neuer Heibger')
als unabweichliche rf orm gehandhabt und durch den Art. 27 der
Statuten der Bischen Provinzialsynode von 1428, also mit
bindender Kraft für die gesammte Bigasche Kirchenprovinz, ein-
geschärft wurde ^. Gesetz und Praxis scheinen in der That
vollkommen in Einklang gestanden zu haben. Wir sind über
die Verehrung der Heiligen in der Bigaschen Kirche während
der letzten anderthalb Jahrhunderte ihres Bestehens genauer
unterrichtet, als über irgend ein anderes Gebiet der Liturgie
dieser Kirche im Mittelalter. Die Liste der damals hier öffentlich
verehrten Heiligen dürfte nahezu vollständig sein'). Aus ihr
geht hervor, dass sich unter denen, deren Verehrung erst nach
der Begründung der livländischen und Bigaschen Kirche in Auf-
nahme Kam, also seit dem Ende des 12., bzw. dem Anfang des
13. Jahrhunderts, sich kein einziger findet, der nicht vor Zu-
lassung seiner Verehrung in der Bigaschen Diözese von den
Päpsten kanonisirt worden wäre. Hiermit ist aber die Grenze
der Zurückhaltung noch nicht gezogen; die Bigasche Kirche
scheint sich überhaupt nur ausnahmsweise entschlossen zu haben,
neue Heilige in ihre Kaiendarien und liturgischen Bücher ein-
zutragen. V on den seit dem Ende des 12. Jahrh. in grosser
Zahl Kanonisirten finden sich nur: s. Dominicus (f 1221, kan.
1234), s. Pranciscus (f 1226, kan. 1228), s. Elisabeth (f 1231,
kan. 1236), s. Hedwig (f 1243, kan. 1267) und s. Birgitta (f 1373,
kan. 1391). Aus dem ganzen 14., 15. und 16. Jahrh. ist sdso nur
die hl. Birgitta zu nennen! Es wird bemerkt werden, dass nicht
^) Deoretal. Greg. IX., IIb. III tit. XLV, de reliqniis et veneratione
SS., c. I.
S) Liv-, Est- und KarländischeB ürknndenbuch, Bd. YII S. 482.
9) Sie wird an anderer Stelle gedruckt werden.
liaü
! 23
iluQj ig&r als dr^ von den genannten fonf Heiligen Stifter und
liijgq rone solcher geistlicher Orden waren, von denen sich in Liv-
I ^ I Niederlassungen nachweisen lassen. Der Vater der Gister-
isg ser, des ältesten in Livland ansässig gewordenen Ordens, der
jg^ Bernhard yon Glairvanx (f 1153, kan. 1173), der von seinen
jj^i BDsaDffehörigen anch in Livland gewiss von Anfang an ver-
j^ i murde, ist im Missal nnd Ealendarinm der Bi^aschen Dom-
' the erst im 16. Jahrhundert nachgetragen. Die Yerehmng
U. Clara (f 12ö3, kan. 1255), der ätifterin des (1212 g^rün-
m) 2. Ordens des hl. Franciscns^), scheint dorcnans auf den
selbst beschränkt geblieben zu sein. Obgleich sich in
also in der Rigaschen Eirchenprovinz, ein Kloster der
nachweisen lässt*), es aber möglicherweise anch in der
len Diözese ein solches Kloster gab*), findet sich gleichwol
Namen der hl. Clara nicht im Missal, nicht im Kalendarinm
auch nicht im Diözesanbrevier. Daselbst vermissen wir anch
Ivo (t 1303, kan. 1347) vom 3. Orden des hl. Pranciscns,
ich sich in der Bigaschen Domkirche ein ihm geweihter,
vom Erzbischof Fromhold mit einer Yikarie ausgestatteter
nachweisen lässt. der bis in die Schlnsszeiten der Kigaschen
le bestanden hat^). Es wurden also nicht alle Heilige, zu
Ehren in den Eorchen private Messfundationen bestanden,
I dessen auch ohne weiteres in die liturgischen Bücher der
auij^enommen, und hierin haben die Stiftungen der Erz-
iöfe kerne Ausnahme gemacht^). Am augenfälligsten zeigt
die Zurückhaltung der Bigaschen Kirche in Ansehung der
Heiligen, wenn wir die Liste der Ordensheiligen betrachten,
solchen seien nur einige der hervorragendsten genannt,
Verehrung in der Bi^aschen Diözese aus dem Grunde
Eusetzen wäre, weil dieselben in den Ordenskalendarien
Augustiner und Prämonstratenser verzeichnet stehen und
ligasche Domkapitel die längste Zeit ein Stift von B^ulär-
ulem des hl. Augustin und Prämonstratensern gewesen
Es sind: s. Antonius v. Padua (f 1231, kan. 1232), s.
»mas V. Aquino (f 1274, kan. 1450), s. Ludwig v. Frankreich
') H. Heimbacher, Die Orden nnd Eongregationen der Katbol.
be, Bd. I, Paderborn 1896, S. 363.
^ Urk. v. 1521 Jnni 29. Orig., Perg., im Bevaler Stadtarch.
V Bisher nicht nachgewiesen, aber da Jnlins II., lant Transs., dat.
510 Dez. 12, mehreren Laien der Bigaschen Diözese Indulgenzen
leUt bat, wonach deren Frauen die monasteria monialinm s. Olare sollen
neben dürfen, ist anznnebmen, dass es in der Diözese ein solches Klo-
)r eegeben habe. Orig., Perg., in der Urk.-Samml. der GeseUsch. für Gesch.
ilterthomsk. in Biga.
*) Urkondenbncb Bd. II nr. 990, Sp. 701. Vgl. Sitzungsberichte
». J. 1901, S. 8.
&) YgL Sitzungsberichte v. J. 1900, S. 150, 151.
24
(t 1270, kan. 1297) und s. Bernardin (f 1444, kan. 1460). Von
einer 'Verehrung dieser Heiligen hat sich bisher keine Spur
gefunden. Fügen wir noch den heiligen Norbert (f 1134), den
Stifter der Prämonstratenser, hinzu, der freilich erst 1583 kano-
nisirt wurde, aber schon während des Mittelalters in den Ealen-
darien der Prämonstratenser verzeichnet stand'), dann erklärt
es sich, dasa die Namen von Meinhard, Berthold und Albert in
den liturgischen Büchern der Bigaschen Kirche nicht anzu-
treffen sind.
Die grundsätzliche Zurückhaltung, die wir hierin erblicken
zu müssen glauben, berechtig aber keineswegs zum Schlüsse auf
Lässigkeit m kirchlichen Dingen überhaupt und namentlich in
der Verehrung der Heiligen. Nicht nur lassen sich bis in die
allerletzten Zeiten der Bigaschen Kirche Stiftungen zu Ehren
der Heiligen in grosser Zahl nachweisen, sondern es ergiebt sich,
dass die Bigasche Kirche auf manchen Gebieten des Heiligen-
kultus keineswegs zurückhaltend war, vielmehr Initiative besass
und ein hohes Mass von Selbständigkeit für sich in Ansprach
nahm. Das gilt vorzüglich vom Marienkultus und allem, was
mit ihm zusammenhing. So dürfte das Fest Praesentationis s.
Mariae in den wenigsten deutschen Diözesen so früh gefeiert
worden sein wie hier, und das Fest der hl. Anna dürfte sich so
früh wie für Biga und Beval kaum irgendwo im Abendlande
nachweisen lassen').
2.
Im Nachstehenden sollen einige hagiologische und kirchenge-
schichtliche Werke aus neuerer Zeit, seit dem Ende des 16. Jahrb.,
vorzugsweise Martyrologien der Ordensliteratur, in denen Mein-
hard, Berthold und Albert als Heilige vorkommen, angezählt
werden. Einem dieser Werke, den Fasti sacri Golonienses des
Gelenius, ist die Angabe entnommen, wonach Meinhards Todes-
tag Aug. 14 träfe. Durch Gruber^) fand sie in die livländische
OescMchtsliteratur Eingang. Ferner zitirt Ed. Pabst^) die
Stelle aus dem Heiligenlexikon von 1719, wo Meinhard den
Heiligen zugezählt ist. Werth oder ünwerth der betr. Werke
lassen sich nur beurtheilen, wenn man die Literatur, der sie
angehören, nach ihrer Entstehung und Bedeutung in Betracht
zient. Zwischen ihren Autoren einerseits und den späteren
livländischen Geschichtsschreibern andererseits hatte die Fühlung
1) Vgl. H. Grotefend, Zeitrechnang des deutschen Mittelalters.
Bd. n, Abth. 2 8. 49.
>) Solches wird an anderer Stelle begründet werden.
'!
Origines Livoniae, Francof. et Lips. 1740, pag. 13, not. g.
Meinhart, Livlands Apostel, Heft U S. 75 Note 209.
26
TdUig angehört, Letzteren waren jene Werke unerreichbar und
der anter ihren Händen befindlichen wichtigsten Quelle, den
HtorffiBchen Büchern der Rigaschen Kirche, schenkten sie keine
Beaiätong, Erstere ignorirten die livländische Oeschichtsliteratur
nnd deren Fortschritte auf dem Gebiete der Quellenkunde. Wie
sich zeigen wird, wurden in der hagiologischen Frage von mittel-
alterlichen Chroniken nur Arnold von Lübeck und Albert
Krantz benutzt, bis dass schliesslich, erst in neuester Zeit, die
Chronik Heinrichs, in Grubers Ausgabe, die Aufinerksainkeit
der Bollandisten auf sich zog.
Zur neueren hagiologischen Literatur war durch die Arbeiten
far die Herausgabe des Martyrologium Romanum der An-
stOBs gegeben. Hatte im späteren Mittelalter das Martyrologium
des üsnard (f um 877) als Martyrologium xar k^)xnv gegolten^),
80 ei^b sich aus der Brevierreform die Nothwendigkeit entspre-
chender Arbeiten behufs Promulgirung eines Martyrologium
Bomanom. Der durch Breve Gregors XÜI. von 1584 Jan. 14
promulgirten Angabe folgte 1586 unter Sixtus Y. eine andere,
an der Caesar Baronius den grössten Antheil hatte, ebenso
an der Ausgabe von 1589 und an den Ausgaben Clemens YIII.
▼on 1598 und 1602^). Hiermit gingen des Baronius Arbeiten
für sein grosses kirchengeschichtlicmes Werk, Annales eccle-
BiastiG], von dem er für die Zeit bis 1198 in den J. 1588—1607
die ersten 12 Bände erscheinen liess^), Hand in Hand. Es ist
natürlich, dass hierin nicht nur im Allgemeinen für die geistlichen
Orden ein Ansporn lag, ihre Ordensgeschichte zu bearbeiten,
sondern dass sie namentlich bemüht waren, in den Martyrologien
durch eine möglichst grosse Zahl von Heiligen aus ihrer ^Mutte
za glänzen. War in den früheren Martyrologien und in den
Legenden der liturgischen Bücher der etwaige Ordensstand der
Heiligen oft gar nicht erwähnt^), wie denn auch eine Theilung
der Martyrologien in solche für die einzelnen Orden nicht üblich
war, so wurde letzteres nunmehr zur Sitte. Hierzu hatte die
ELirche selbst den Anlass gegeben, indem Gregor XTTT. im Breve
Ton 1584 Jan. 14. erklärte, dass die Orden die Namen der in
ihren Kirchen besonders gefeierten Heiligen nicht in das Marty-
rologium Romanum einsetzen, sondern getrennt verzeichnen und
nadx den alleemeinen Regeln nur beim Lesen an treffenden
Stellen einreihen sollten^). Dass im Wettstreit um die Auf-
zählung einer möglichst grossen Zahl von Ordensheiligen die
historische Kritik nicht selten zu kurz kam, ist selbstverständlich.
1) S. Baum er, Gesch. des Breviers, Freiburg L B. 1895, S. 479.
>) Bäamer, a. a 0. Seite 475 ff. Kirohenlezikon Bd. I Sp. 179 ff
^ A. a. O., Bd. I Sp. 204L
4) So n. A. im Itigaschen Brevier von 1513.
9) £jrchenlezikon Bd. I Sp. 182.
Manche verklungene Namen worden wieder gefeiert, und wenn
ein Orden die Ueberzeugung erlangte, dass die Träger solcher
Namen ihren Orden zur Zierde gereichten, wurden sie für den
eigenen Orden einfach in Anspruch genommen. Am eifrigsten
waren in diesem Sinne die Benediktiner und Gistercienser thätie,
in deren Martyrologien aus der Zahl der livländischen Bischöie
nicht nur Berthold, sondern hin und wieder auch Meinhard und
Albert als Benediktiner- oder Gistercienser-Heilige genannt sind.
Die Regularkanoniker und Prämonstratenser liessen solches
geschehen.
Cäsar Baronius legt Meinhard das Epitheton „heilig'' bei, indem
er zum Jahre 1186 der Gründung des ersten Bisdiofssitzes in
Livland gedenkend, sagt, sie habe stattgefunden ^populo ex
gentilitia superstitione ad Christum converso opera S. Meinardi
Sigebergensis canonici^. Auch nennt er ihn den Apostel Liv-
lands und wiederholt das, was Arnold von Lübeck über ihn
sagt^). Theiner hat in seinen Noten das Heiligkeitsprädikat
unbeanstandet gelassen. Berthold nennt er einen ^anctum virum^,
unter Hinweis auf den Bericht des Albert Ejrantz (Yandalia, lib. VI,
cap. 10) über Bertholds Martyrium*).
Petrus Cratepolius, Kölner Minorit, hatte schon früher, in
seinem 1592 zu Köln erschienenen Buche über diejenigen Bischöfe
und rechtgläubigen Kirchenlehrer Deutschlands, welche dessen
Völker zum christlichen Glauben bekehrt haben'), Berthold und
auch Meinhard als Heilige angeführt, unter Hinzufugung kurzer,
im ganzen richtiger biographischer Notizen. Quellen sind nicht
angegeben, doch hat der Verfasser Arnold von Lübeck und auch
Albert Krantz gekannt. Des Ersteren irrthümliche Angabe über
die Gründung des ersten livländischen Bischofssitzes durch Mein-
hard in Riga ist vermieden.
Arnold Wien, belgischer Benediktiner (geb. 1554, f 1610)^)
nennt in seinem Lignum Vitae, einem Martyrologium f&r seinen
Orden ^), Meinhard und Berthold „Sancti^, letzteren richtig als
1) Annales ecdesiastici, denuo ezcasl et ad nostra nsque tempora
perdncti ab Aogastino Theiner, tom. XIX, Barri-DuclB 1869, pag. 544,
545, nr. 20, 21.
«) A. a. 0. S. 551, nr. 11, 13.
^] De Germaniae episcopis et orthodozis doctoribns, qpi popolom ad
Christi religionem ibidem ab initio convertemnt . . . et abi Sacra eomm
Corpora conserventnr . . . libellas, 0{)era fra. Petri Gratepolii, Minoritae
Colonieusis, ordine alphabetico conscriptus. Coloniae Aggrippinae MDXCIl.
1. Band, &>.
*) E. M. Oettiuger, Moniteor des Dates, Dresde 1866 et soivantes.
^) Lignum yitae, omamentum et decas eoclesiae, in qninque libros
divisum, in qaibns totins eanctiss. religionis divi Benedicti initia, viri,
dignitate, doctrina, sanctitate et prinoipata clari, describantor, et fmctos,
ani per eos S. B. E. accesserunt, fasissime ezplicantor, anctore D. Arnolde
Wion, Belga, Daacensi, monacho S. Benedicti de Mantua. Venetüs 1595. 4^.
27
Cisterdenser, ersteren blos als „monachuB* bezeichnend. Als
eiDzige Qaelle ist: ^Belforestins in descriptione Liyoniae^')
angeinhrt.
Albertus Miraeus fAubert Lemire\ belgischer Oeschichts-
schreiber^ Geistlicher (geb. 1573, f 1640)*), nennt in seiner 1614
sa Köln erschienenen Chronik des Ordens der Gistercienser, als
Nachfolger des „B[eatns] Mainardns^, den Gistercienserabt
Berthold und setzt imi: ,,circa a. C. 1194*^. Als einzige Qaelle
ist das „Chronicon maffnum Belgicmn^ angefahrt.
Hugo Menard (Nicolas fiagaes M^nard), französischer Bene-
diktiner der Kongregation von st. Maar (geb. 1586, f 1644)'),
nemit in dem von ihm 1629 in Druck gegebenen Martyrologinm
seines Ordens^) nur den hl. Berthold, Bischof and Märtyrer,
Apostel der Livländer, vom Gistercienser -Orden. Er setzt ihn
zam 20. Okt. ^daodecimo Gal. Novemb.). Sonstige Angaben
fehlen^). Da Arnold Yon Lübeck, den^ Menard als einzigen
Gewährsmann anfahrt, das erwähnte Datam nicht notirt, so hat
dieses als unbelegt zu gelten.
Crisostoino Henriquez, spanischer Gistercienser (geb. 1594,
t 1632)^, hat, ebenso wie Menard, sein Menologiam des Gister-
eienser-Ordens^) nach den Monatsdaten geordnet and seinen
Angaben zahlreiche Noten, sowie die erforderlichen Literatar-
binweise, beigefügt. Hierdurch gewinnt das Werk, das grosses
Ansehen genoss und häufig kurzwegals das Menologiam Gister-
dense zitirt wird, bedeutend an Werth, der jedoch dadurch
heral^edrückt wird, dass Henriquez zur Verherrlichung seines
(hrdens die Quellen in höchst parteiischer Weise aussucht und
benatzt. Das tritt in Ansehung der Bischöfe Meinhard, Berthold
und Albert deutlich zu Tage. Nicht nur, dass er sie alle drei
als Heilige für seinen Orden in Anspruch nimmt, sondern er
behauptet ferner, dass der livländische Orden der Schwertträger
(gladiierorum) den Gisterciensern zuzuzählen sei und ihre Regel
1) Frangois de Belleforest, geb. 1530, f zn Paris 1583, franz.
Geiehichtsschreiber. (A. a. 0.). YeranBialtete a. A. eine vermehrte franz.
Aufgabe yon der bekannten kosmographie des Sebastian Mänster,
sof die das Zitat zn beziehen sein wird. Letztere Anslcanft verdanke ich
P. Uippolvte Delehaye, 8. J., von der Societas Bollandiana.
^ Kirchenlezikon Bd. Till Sp. 1548, 1549.
9f Kirchenlezikon Bd. YIII Sp. 1243 ff. Oettinger, a. a. 0.
*i Martyrologinm Sanotoram Divi Benedict! . . . Anctore B. P. D.
Hogone Menard, Religioso Benedictino congregationis 8. Manre in
Gal&L FariBÜs 1629. 80.
6) Dnodecimo Gal. Novemb. ...Ipso die sancti Bertholdi episcopl, et
martyris, Livonomm Apostoli, ordinis Oisterciensis. A. a. 0. S. 91.
'2 Oettinger, a. a. 0.
Menologiam Oisterciense, notationibns illnstratam: anctore B. P.
Chrvsostomo Henriquez, Hortensi, S. Th. magistro, Ordinis Oister-
' '* historiographo generaU, Aotwerpiae 1630. Fol.
bis zu seiner Yereinigung mit dem Deutschen Orden befolgt
habe. Bischof Meinhard setzt Henriquez August 14 und sa^
von ihm, er sei, nach Erduldung vieler Mühseligkeiten und Voll-
bringung unzähliger Wunder, in dem Herrn entschlafen*). In
seinen Noten*) wendet sich H. gegen Arnold Wion und
^Andere^, die geäussert hätten, Meinhard sei Benediktiner ge-
wesen, ohne zu sagen, dass er Cistercienser gewesen, während
doch in einem handschriftlichen Kataloge der Heiligen des
Cistercienser-Ordens stehe ^Sanctus Maynardus Monachus Cister-
ciensis** etc. Der Wortlaut, den Henriquez weiter anffihrt,
stimmt, bis auf das Wort „Cisterciensis^, mit Arnolds Anfuhrung
überein. Bischof Berthold ist zu Okt. 21 notirt. Ihn lässt
er, in vollkommenem Einklang mit den Thatsachen, die in
diesem Falle im Interesse des Ordens nicht erst zurechtgestutzt
zu werden brauchten, als Abt des Cistercienserklosters s. Mariae
in Luka (Lokkum) zur Verbreitung des Evangeliums nach Livland
gesandt werden. Dann heisst es, er sei, gekrönt mit der Mär-
tyrerkrone, in den Himmel gelangt^). Li den ausfuhrlichen
Noten werden als Quellen zunächst angegeben: Petrus Grate-
polius*), Belforestius*) „in Cosmographia, in descriptione
Kegni Livoniae"; Arnold von Lübeck, Slavenchronik lib. 7
cap. 9; Albert Erantz, Saxonia lib. 7, cap. 13 nr. 6, Wandalia
cap. 10 nr. 7, Metropolis [lib. 7] cap. 14: Arnold (Wion)
Martyrologium; Angelus Manrique, Laurea Evangelica^, endlich
die Chroniken von Miraeus^) und Montalbus^). Zur Beleuch-
tung der Art und Weise, wie Berthold seine Au%abe, das Evan-
gelium zu verbreiten, aufgefasst habe, zitirt Henriquez mehrere
Stellen aus dem „Sermon^, den Angelus Manrique zum Lobe
dieses heiligen Mannes dem lib. 3, discurs. 1 seines Gistercienser-
Sanktorals einverleibt habe, wo im § 7 gesagt sei, Berthold sei
von so grosser Liebe zu Ghristus ergriffen gewesen, dass es ihm
nicht genügt habe, ihm im Leben zu folgen, er ihm vielmehr bei
^) In Livonia sanctas Maynardns Episcopns, qai Christi legem populis
illis annimtiayit et post maltos labores perpessos et innamera patrata
miracnla obdorrnivit m Domino. A. a. 0. ti. 296.
2) S. 264.
') In Livonia saneins Bertholdus Episcopus, qai ex Monasterio sanctae
Mariae de Laka, ordinis dsterciensiB, aoi constitatos erat abbas, in eam
provinciam ad disseminandam Evangeliam misBUB, proprii sanguinis eff^sione
Christianam rellgionem propagavit et martyrii Corona redimitas, migravit
ad caeloB. A. a. 0. S. 356.
^) Siehe oben S. 26.
6) DpL 8. 27 Anm. 1.
^) Hierüber weiter unten.
7) Siehe oben S. 27.
^) Barnaba de Montalvo, Chronica de ia orden de Cistert. et
institato de san Bemardo, 2 voll, Madr. 1601. Vgl. M. Heimbuoher,
a. a. 0. Bd. I S. 218.
29
sich bietender Gelegenheit im Tode habe folgen wollen, und
diese Gelegenheit habe er gesncht, indem er der klösterlichen
Snhe entsagte^ um die Leiden nnd den Kelch des Martyriums
an&osnclien. Aus solchem Grunde und damit er daselbst die
heilige Eircbe pflanze und mit seinem Blute netze, sei er nach
LiTlamd gekommen. Weiter fahrt er des Manrique Worte an:
,Ich meine, dass kaum ein anderer Mensch gefunden werden
dürfte, der, um dem Tode zu entgehen, so viele Provinzen durch-
wandert hätte, wie dieser, um den Tod zu finden, oder der
90 sehr bemüht und besorgt gewesen wäre, leben zu bleiben,
wie dieser, die Märtyrerkrone zu erlangen''^). Ueber Bertholds
M&rtyrertod berichtet Henriquez mit den Worten des Hiero-
nymus Roman aus dessen Bespublica Christiana und zitirt
endlich nochmals Angelus Manrique, um diesen sagen zu lassen,
wie später Livland viele Märtyrer hervorgebracht, und wie die
Einwohner dieses Landes ihn (Berthold) als ihren Vater, Apostel
und Meister verehrt hätten.
Den Bischof Albert setzt Henriquez als Seligen Juni 1
(Kai. JoniD nnd zwar dessen depositio, worunter in erster Linie
wol das feierliche Begräbniss zu verstehen ist, aber auch der
Todestag und wol gar die Translation verstanden werden kann^).
For Henriquez steht es fest, dass Albert Oistercienser gewesen').
Um dieses gegenüber den ihm sehr wohl bekannten Quellen, wo-
nach Albert Bremer Domherr (Regularkanoniker des hl. Augustin)
war, axifrecht zu erhalten, muss er sich natürlich auf unzuver-
lässige Autoren berufen. So wird von ihm in erster Linie
Andreas Favinus (lib. 7)^) zitirt, dessen Ausfuhrungen sich
am so zweckdienlicher erwiesen, als daselbst nicht nur behauptet
wird, dass Bf. Albert selbst Oistercienser gewesen, sondern auch,
dass er dem von ihm gestifteten uud nachmals von Innocenz IIL
bestäü^^n Bitterorden ^la regle et la vesture de Giteaux^ vor-
geschrieben habe. Zwar nicht für letztere, wol aber für erstere
Behauptung, kann er sich ferner auf den Oistercienser Philippus
1) Vis pnto, aliqaem hominem reperiri posse, qoi tot peragrarit pro-
▼ineiafl, ot mortem fngeret, quam hie nt inveniret; nee qui tarn labora*
verit, taotamqne adhibneiit diligentiam nt viveret, quam hie nt martyris
redperet eoronam. A. a. 0.
^ Da Gange, Glossariam, tom. UI, Niort 1884, pag. 70.
9) Bigae in Livonia depositio beati Alberti Episeopi, qni inter Cister-
oenies monachoa, enjas inetitntnm in javentnte amplezas foit, din sanc-
Umame egit et post modum ad propagandum Evangelium missns, illnd post
Meinardnm et Bertoldom ma^o eam fractn po^nfis infidelibna annnntiavit
et OTdinem Oladiferoram, eaias professores habitnm et legee Cistercienses
aanmipsenzit, Bummqpere eoioit, atque cnm magna oppinione sanctitatis
ntua ßnivit A. a. O. S. 179, 180.
^) Au dr6 Favyn, Le Th6Atre d'Honnenr et de Ghevalerie on l'histoire
<fe0 ordrea militaireB etc., Paris 1620, 2 vol., 40. Vgl. Graesse, Tresor de
ÜTTTes iare0 et pr^denz, Dresde 1859, tome 11 p. 669.
30
Segninns^) berufen. Schon in seinem älteren Werke, FasciculoB
Sanctorum ordinis Cisterciensis, hatte Henriquez mit besonderer
Vorliebe von Berthold gehandelt und unter der Ueberschrift:
^Laus gloriosi Apostoli Sancti Bertholdi^ des Angelus Manrique
»ermon auf Berthold reproduzirt^).
Angelus Manrique, spanischer Gistercienser, der als Professor
an der Universität Salamanca so grossen Ruf genoss, dass
er ^Atlas Salmanticensis academiae^ genannt wurde, schliesslich
Bischof von Badajoz (geb. 1677, f 1649)»), Verfasser des
soeben erwähnten Sermons auf Berthold, ist hauptsächlich durch
seine von 1642—1659 in 4 Büchern erschienenen, bis 1236
reichenden, Annalen des Gistercienserordens^) bekannt. Obgleich
auch er sich von der Parteilichkeit für seinen Orden nicht frei
macht, ist er doch ungleich vorsichtiger und kritischer als Hen-
riquez. So hat er von vornherein darauf verzichtet, Meinhard
und Albert zu Gisterciensern zu stempeln, und den livländischen
Ritterorden (die Bruder vom Ritterdienste Christi) will er nicht nur
nicht als Gistercienser gelten lassen, sondern behauptet im Gegen-
theil, dass wenn Livland davor bewahrt worden sei, von den
Rittern zu Grunde gerichtet zu werden, solches hauptsächlich
der Thätigkeit der Gistercienser zu danken sei. Dass dem von
Albert gestifteten Ritterorden die Regel der Templer gegeben
war, ist ihm wohl bekannt, und er hält sich infolge dessen für
berechtigt, die Ritter dieses Ordens einfach Templer zu nennen.
Ein nicht zu unterschätzender Vorzug der Arbeit besteht in der
Benutzung der pästlichen Regesten, woraus er auch in den auf
Livland bezuglichen Abschnitten mehrere Stucke nicht nur an-
fuhrt, sondern auch in extenso abdruckt. Zum Jahre 1186^)
berichtet M. zunächst über die Anfänge des Ghristenthums in
Livland, wobei er hauptsächlich der Erzählung Arnolds von
Lübeck folgt. Um das Hauptverdienst am Bekehrungswerke
Berthold zuschreiben zu können, polemisirt er g^en Baronius
und wendet sich sodann geeen des Petrus Gratepolius und Ar-
noldus Wien Zeitangaben. Wirkungsvoll wird äerthold einge-
1) Das Zitat lautet : Philip pns Segainns eariosissimos antiqmtatam
historicanim indagator, üb. 2 Virornm illustriom Ord. Cisterc, cap. 19 tit,
De B. Alberto, Ep. livoniae, alt: Albertos a teneris nngoiciüiB CisterdenBiB
institatom in Monasterio Bremensi amplezne, in tantam profedt, nt Bertoldo,
per glorioanm martyrinm e yivis snblato, in episcopali dignitate meruerit
snccedere, c^ni spirita Dei plenos mnltos infideles ad Ohristam convertit et
poBtqnam diu ecclesiae sibi commissae praefmsset^ in eenectate bona saneto
nne qnieyit.
^) BmzeUae 1623. Lib. IL, Dist. 86, Gap. X, XI, pag. 341-344.
s) Eircbenlezikon Bd. Vin Sp. 626.
4) GiBterdeDsinm seu yerins ecdesiasticonun annaliom a conditio
Oistercio, Anctore fratre Angelico Manrique, Lugduni 1642—1659, Tomi
IV, fol.
6) Tom. III cap. II nr. 1—8.
31
ioliTty indem er, den Erzählmigen des Caesarius von Heisterbach
aber die im KIoBter Lucca [Lokkum] geschehenen Wunder
folgend, mit den Worten schliesst: Hos discipnlos habnit Ber-
toldnSy hos Christo et Yirrini filios generabat.^ Auch in dem
Berichte nber Bertholds Wahl und Eonsekration zum Bischof
folgt Manriqne den Angaben Arnolds, aber, anstatt sich, wie
dieser, einer Zeitbestimmung zu enthalten, verßült er in den
Fehler, das Jahr 1189 anzunehmen^). Dagegen setzt er Bertholds
Tod richtig 1198. Hier wird Arnolds Erzählung über Bertholds
Märtyrertod und die wunderbare Erhaltung der Leiche wieder-
geben. Als heilsame Folgen des Martyriums erblickt M. die
Or&ndnng des Schwertordens — seine (oben erwähnten) Anklagen
beziehen sich folglich nur auf das spätere Verhalten der Ritter —
sowie die dem Bischof Albert ertheilte päpstliche Genehmigung,
ior sein Bekehrungswerk Gehilfen aus allen Orden zu berufen,
voranfhin denn dieser Bischof viele Gistercienser (multos ex
BOfitris) berufen habe'). Dass Berthold als Heiliger zu gelten
habe nnd dass ihn die Einwohner Livlands als mren Apostel
Tcrehren, steht für M. ausser Zweifel'). Da Bischof Albert von
M. nicht zu den Gisterciensern gerechnet wird, so ist von seinem
Wirken nnr noch beiläufig die Bede, während die Thätigkeit
Bernhards zur Lippe besonders gerühmt wird^). Um den Beweis
nicht schnldig zu oleiben, wie sich späterhin die Päpste behufs
Binsdiränkung der Gewaltthätigkeiten der Ordensritter wieder-
holenilich der Beihilfe der Gistercienser bedient hätten, werden
0. A. bei dem Jahre 1232 einige bezügliche Dekrete Gregors IX.
angeführt, so die drei Dekrete, dat. Later. VI Id. Sept. pont.
ann. sexto (Sept 8): zum Schutze des Bischofs von Oesel gegen
den Orden, femer wegen des Verbots der Anwendung der Feuer-
probe an den Neubekehrten, endlich wegen des dem Abt und
Prior des Klosters Mens s. Nicolai (Dünamünde) aufeetrt^enen
Schatzes der Neubekehrten gegen Bedrückungen^). Die Bitter
werden von M. an dieser Stelle „fratres in Livonia Templariorum
ordinem profitentes^ genannt, entsprechend der namentlich von
Honorins IH. bevorzi^ten Bezeichnung dieses Bitterordens.
Aegidius Gelenius edirte als Buch lY seines Werkes: „De
adndranda, sacra et civili magnitudine Goloniae Agrippinae Au-
gostae Ubiorum libri IV^^ die von ihm so bezeichneten: „Sacros
1) Tom. m, ann. 1189, cap. IH nr. 6.
^ Tom. m, ann. 1198, cap. V nr. 1—10.
3) A. 8. O. nr. 6, 8.
4) Tom. IV, ann. 1222, cap. IH nr. 6—10. Es heisst hier, Bernhard
■ei ex monacho et abbate Lealhensi (siel) Bischof geworden.
ö) Tom. nr, ad ann. 1232, cap. VI nr. 6—9. — Die betr. Dekrete ver-
ickknet F. G. v. Bange, Liv-, Bat- nnd Eorländische Ürbmden-Begesten,
Leipng 1881, nr. 378—380.
^ Goloniae Agrippinae, 1640. 4©.
82
et pios fastos ad Martyrologii formam digestos, et diem sacrnm
almae Civitatis exhibet^. Unter den von ihm verzeichneten
Heiligen ist zn Aug. 14 Meinhard^) und zu Okt. 20 Berthold
vermerkt^). Wenn man sich an den Titel hält, den GTelenius
seiner Zusammenstellung gegeben hat, könnte man allerdings
folgern, dass es sich in ihr um Heiligenfeste der Kölnischen
Kirche handele, doch ist die Zahl der Heiligen viel zu gross,
um diesen Schluss zu gestatten. Offenbar hat er für seine Arbeit
von den Ordensmarlyrologien weitgehenden Gebrauch gemacht,
und dieselbe dürfte daher kaum anders als diese zu beurtheilen
sein. Auch die von ihm für Meinhard und Berthold gegebenen
Monatstage «finden sich bereits in den von ihm sicher benutzten
älteren Werken der Ordensb'teratur. Leider sind Quellen nicht
angegeben.
Gabriel Bucelinus, schweizer Benediktiner, zuletzt in der Abtei
Weingarten in Würtemberg (geb. um 1620, t 1691)'), nennt in
seinem 1656 erschienenen Menologium als Heilige des Benedik-
tiner- und bzw. Cistercienser-Ordens*) : -S. Maynardus Episc.**
zu Aug. 14; „S. Bertoldus Episc, Mart. , zu Okt. 21, una ^B.
Albertus Episc. ^ zu Juni 1^). Die biographischen Angaben
richten sich nach den von ihm angeführten Quellen: Alb. Krantz,
Belforestius, Arn. Wien, Phil. Seguinus, Chrysost.
Henriquez und Ang. Manrique, ohne die von letzerem bereits
zurechtgestellten chronologischen und sonstigen Irrthümer zu
vermeiden.
Claudius Chalemot, französischer Gistercienser, hat in sein
Verzeichniss der Heiligen, Seligen und ausgezeichneten Männer
des Cistercienser-Ordens*) das 1670 erschien, nur Berthold und
Albert aufgenommen, ersteren zu Okt. 21, letzteren zu Juni 1.
Albert hat Kein Heiligkeitsepitheton und wird hinsichtlich seiner
Zugehörigkeit zum Orden nut Reserve erwähnt. Berthold hat das
Epitheton B(eatus). Die biographischen Angaben sind dürftig.
Als Quellen sind nur Pavinus, Arnold (Wien), Miraens,
Montalbus „et alii^ angeführt, doch heisst es von Berthold^
er sei „ascriptus in Galendario Ordinis ad hanc diem** (seil.
Okt. 21). Wenn Ghalemot sich richtig ausgedrückt hat, kann
1) „Decimo nono EaL Septemb., die Angnsti 14 . . . S. Maynardi
Livoniae Episcopi Doctoris circa Ann. 1180." A. a. 0. S. 713.
«) -Tertio decimo Kai. Novemb., die Octob. 20 . . . b. Bertholdi Li-
vonum Episcopi.« A. a. 0. S. 732, 733.
?Oettinger, a. a. 0.
Menolo^am BenedictiDQin, Sanctomm, Beatorom atqne Illastrium
eiasdein Ordinis virornm elogiis illastratum, Angustae, Vindelicomm,
1656. Fol.
6) A. a. 0. S. 566, 727, 396.
*) Series Sanctoram et Beatoram ac illnstriam vironim saeri ordinis
GifltercieDsis, nova editio, Parisiis 1670. 4^.
33
danmter eines der Martyrologien oder Menologien nicht wol
Tentanden werden.
Qaide Chatelain oder diastelain, Canonicus honorarius von
Notre-Dame zq Paria (f 1712)^), nennt zu Aug. 14: „En Livoniei
le T^n^rable Maynard, ^vßque; de TOrdre de Citeaux". Zur
Seite: ^Magenardus**. Noten und Quellenangaben fehlen^).
AosfDbiiiches Heiligen-Lexicon, Colin und Franckfurt 1719, nennt
ebenfalls Meinhard^, setzt ihn, unter Berufung auf Baronius,
Mti 10, bemerkt aber, dass ihn Andere Aug. 14 setzen. Sonst
findet sich nur noch die Angabe, er sei „ein Bischoff in Lief-
lind*' gewesen. Auch hier fehlen Noten und Quellenangabe.
Dnponty Liste g^närale des Saints, d'apres le martyrologe
mirersel de Chastelain^), hat sein Verzeichniss im Uebrigen
Tielfach erweitert und ergänzt, aber beziielich Meinhards nur
Qiastelains obi^e Angabe wörtlich wiedernolt^). Aus Dupont
ging diese in HT Grotefend, Zeitrechnung, über®).
^ Pdnis Lechner, deutscher Benediktiner, hat in das von ihm
1856 herausg^ebene „Martyrologium des Benediktiner-Ordens
und seiner Verzweigungen**') zum 5. Juli den „preiswürdigen
fleÜDgaug des seligen Berthold, Bischofs, zuvor Abt im Gister-
deDserkloster Lokkum . . .^ so&etit. Als Quellen zitirt er Angel.
Manriqne und Bernhard v. Brito^). Manrique's richtige
Angabe des Sterbejahres (1198) ist aber unbeachtet geblieben,
er nimmfc 1200. Merkwürdig ist als Tag Juli 6, der sich jeden-
UIs nicht auf Manrique und wol auch nicht auf Brito gründet,
^ alle Späteren Okt. 20 oder 21 haben ^.
^) Zedier, UnivereallexikoD, Bd. 5 Sp. 2043.
*) Martyrologe üniverBel, Paris 1709, p. 404. — Diese Mittheilung ver-
koke ich der Güte des Herrn P. Hippolyte Delehaye S. J., von der Sodetaa
BoUaodiaoa.
») a 1466.
*) Annnalre historiqne pabliö par la Soci6t6 d'Histoire de France,
Pirii 1857, 1858, 1860.
*) Den Wortlaat, der ans diesem Qmnde hier weggelassen wird, ver-
noke ich Herrn Dr. Alezander Bergengrün in Berlin, dem Herr Dr. H.
Grotefend in Schwerin Duponts Werk znr Verfügung zu stellen die Freund-
ficUdt hatte.
^ Siehe oben 8. 5.
^ Augsburg 1856. 80.
LBemhardnB de Brito, geb. 1569, t 1^17. Vgl. Oettinger a. a. 0.
n in portugisischer Sprache: Primeira parte da cronica de Oister.,
IJiöoa 1602. Nicht mehr erschienen. Vgl. Heimbucher, a. a. 0. 8. 218. —
^'b Werk ist mir nicht erreichbar gewesen.
^ Lechner hat die der allgemeinen Annahme entsprechenden letzteren
I^ sicherlich gekannt; es bleibt zu bedauern, dass (irund und Quelle der
ikw^ehung nicht angegeben sind. Juli 5 nähert sich dem, auf der Inter-
)^tittoii im Cod. ZamoBC der Chronik Heinrich aidh gründenden, in der liy-
84
J. E. Stadler nnd F. J. Heim, Vollständiges Heiligen-Lexikon
oder Lebensgeschichten aller Heiligen, Seligen etc.^), — haben
Meinhard, Berthold und Albert in ihr Lexikon aufgenommen. Die
alten Irrthümer sind meist wiederholt und neue hinzurofugt. So
wird Meinhard, für den nur Mai 10 oder Aug. 14 in Frage
kamen, offenbar infolge einer Verwechslung mit Berthold, ^21.
al. 21. Oct.^ gesetzt. Der einzigen biographischen Angabe, aass
er „Bischof der Liefländer (Livonum)" gewesen, wird die völlig
neue Behauptung hinzugefügt, er habe ein so gesegnetes Andenken
hinterlassen, dass er auf Statuen und Bildnissen den Titel ^heilig"
fuhrt. Der Ordensstand ist nicht angegeben und Quellenangaben
fehlen*). Die Notizen über Berthold'), für den sich die herge-
brachten Tage Okt. 20 oder 21 und, nach Lechners Vorgang,
auch noch Juli 6 finden, sind zwar äusserst dürftig, aber, abge-
sehen von dem irrthümlich angenommenen Sterbejahre 1200, nicht
unrichtig. Als Quellen sind angegeben: Elenchus^) und Lechner.
Bischof Albert ist zu dem von Henriquez und dessen Nachfolgern
angenommenen Juli 1 gesetzt. Das Heiligkeitsepitheton ist seinem
Namen nicht beigefu^, doch heisst es, er wurde von Einigen
unter die Seligen gerechnet. Für das vollkommen feststehende
Sterbejahr (1229) ist die dehnbare Zeitangabe: ^er blühte um
das Jahr 1200^ gesetzt. Sogar der Lrrthum, dass Albert Cister-
cienser gewesen, wird hier wiederholt. Quellenangaben fehlen^).
Im Vorstehenden sind aus der hagiologischen Literatur der
letzten Jahrhunderte, wenn auch nicht alle, so doch die haupt-
sächlichsten Werke aufgezählt, die für die Beurtheilung der vor-
liegenden Frage in Betracht kommen. Aus ihnen ergiebt sieb,
dass während in Deutschland Meinhard, Berthold und Albert
mehr und mehr in Vergessenheit geriethen, ihr Oedächtniss
hauptsächlich von spanischen, französischen und belgischen Schrift-
stellern des Benediktiner- und Cistercienser- Ordens gepfl^
wurde; ferner, dass seit Manrique, also seit der Mitte des 17.
Jahrhunderts, die einschlägige Literatur für uns zusehends Be^
deutung und Interesse verliert. Die uns beschäftigenden drei
Fälle dienen zugleich als Warnung, jene Menologien oder Marty-
rologien in historischen Arbeiten mit grösster Vorsicht zu benutzen.
ländischen Chronologie mit Vorbehalt angenommenen Sterbetage: Jnli 24.
(Vgl. B. Bar. Toll o. Ph. Schwartz, a. a. 0. S. 135.) Die Jnlitage lassen
sich mit dem Berichte Arnolds von Lübeck, wo von der herrschenden Hitse
die Rede ist (siehe oben S. 15) gnt in Einklang bringen, die Oktobertage
dagegen nicht.
1) 5 Bde., Angsbnrg 1858-1882.
«) Bd. IV S. 393 nr. 1.
8) Bd. I S. 473 nr. 7.
4) D. i. das Verzeichniss der von den BoUandisten damals noch sn
bearbeitenden Heiligen.
ß) Bd. I S. 111 nr. 31.
f Dem giOBBen Werke der Bollandisten blieb es yorbehalten, die
em8chläg;ige Forscbang auf den ricbtigen Boden zu stellen, indem
in allen Fällen zunäcHst die Vorfrage geklärt wird, ob sich die
Thatsache einer öffentliclien kirchlichen Yerehrong nachweisen
lasse. Hier hat regelmässig die örtliche Geschichtsforschung
' einzosetEen.
I Bellagre.
(Siehe oben Seite 12, 13.)
Innocenz IlL an die Erzhüchofe^ Bischöfe und Prälaten in
Deutschland: ermahnt sie, die Ausbreitung und Festigung der
Kireke in Livland werkthatig zu fördern. Rom, 1208 Jan. 31,
Au* G.: BibL der s. Nicolaikirche zu Greif iv>ald, Meilofsche StmmL,
KatL li B VI 8. 356. (Fehlerhafte) Kop., 2. Hälfte des 15. Jahrh., Pap.
k Ah$ekrifi von R, Hüdebrand^ in dessen Materialien für das Liv-, Est- und
Kurländische ürkundenbuck. Vom Fortsetzer des Ürkundenbuchs Dr. Ph.
Sehtaric dem Herausgeber snr Bearbeitung und zum Abdruck überlassen.
Innocencins episcopus, servus servorum Dei, venerabilibus fra-
triboSy archiepiscopis, episcopis, dilectis filiis, alii8[que]*) eccle-
siarom prelatis per Theutoniam constitutis, ad qnos littere iste
perrenerint) salutem et apostolicam benediccionem. üsque modo
ratre operante celesti et Filius non desinit operari'), qui cum
fidei sae ministris usque ad consu[m]macionem^) seculi perman-
saros^, etsi^) non nostrum sit, nosse tempora vel momenta, que
Pater in sua posuit potestate'), per ea ^men, que supremum
dixit prenotata, finem dat nobis mtelligere seculorum, ut para-
bolam ab arbore fici discens^), cum iam tenerum ramum eins [et]
folia nata^) yiderit, tanto quilibet abeuntis imbris et hyemis tran-
seii[njtis algores per calencia studeat opera caritatis deserere,
quanto tempus properantis estatis yiderit imminere. Inter cetera
namqne singna, que Dominus Jhesus Gristus de suo pronunciavit
adventa^ et evangelium regni sui, antequam fiat ultima con-
8a[m]maciO| in universo predicandum®) orbe predixit®), ut illorum
imiiatoribns'), quos in omni Judea et Samaria et usque ad ultimum
terre^ sibi testes statuit esse futuros^ in mundum euntibus uni-
Tersom et omni eyangelisantibus creature, aspergat Dominus iuxta
propheie vaticinium gentes multas, et quibus non est narratum
deroso, yideant» et qui non audierant, contemplentur^, ut eciam
in Idnmeam caldamento divinitus extenso^;, ecclesia sancta
1) loan. 6, 17. «) Mftt 28, ». ») Act 1, 7. *) Mat. 24, u. ß) Mat. 24, 14.
0 Act 1, 8. ') Ib. 52, 15.
^ PaaL 59, 10. Die Bezüffnabme speziell auf diese Stelle der Schrift
vol mit Bäduicht auf die gleich danach erwähnte gleichnamige Landschaft
ra li^dand, aber deren Bekehrong Heinrici Chron. (X, 15) Herbst 1206 die
cnte Konde giebt.
M} ftUt O. b> eoMiiauicionMii O. e) 0t 8i O. d) discent G. e) predicando G.
0 iaanUtoribms O.
3*
36
Dei locum sui tentorii dilataret, ac pelles^) tabernacalorum
suorum extenderet, longosqae funiculos suos faciens et conso-
lidans clavos^) suos, ad dexteram penetraret^-
Yenerabilis frater noster episcopus^) Livoniensis et alü,
quos cam ipso in Gristi^) evangelium segreeavimus, totam om-
nino Livoniam, Idumeos et Wendos cum media pene parte Let-
torum, ubi nondum, ut dicitur, auditum fuerat nomen eins, ad
fidem Domini Jhesu Gristi, cooperante ipso, prent gandentes
accepimus, converterunt. Qnia igitnr noviter ibi propagata religio
fraterna est in Domino caritate fovenda, presertim cnm a barbaris
circumstantibus nsque adeo molestetnr, qnod dno de conversiB
ad Dominum pro causa fidei de immanibus tonnentis eorum ad
palmam martirii pervenisse credantur, universitatem vestram
monemus et exhortamnr attencius, per apostolica vobis scripta
precipiendo mandantes, quatenus apnd diocesanos vestros per
sedule diUgenciam exhortacionis instetis, ut in remissionem pec-
catorum suorum ad edificandum ibidem ecclesias et Cristi paa-
peres sustentandos helemosinarum sufFragia largiantur, et contra
persecutores fidei fidelibus tribuant auxilium oportunum, clericos
quoque ac monachos®) moneatis, ut in libris et aliis ecclesiasticis
ornamentis, seu eciam quibuscumque necessitatibus, novelle plan-
tacioni studeant subvenire, mandatum nostrum taliter impletari,
2uod cum novo regeneracionis infanciam beneficiis vestris in fide
iristi Jhesu concurritis') solidare, retribucionis eorum efficiamini,
qui eam in Cristo parturiere, paiiicipes, et religiöses nos esse
Probetis eiusdem fidei zelatores. Datum Rome apud sanctum
^etrum ij kalendas Februarii pontificatus anno decimo.
658. Tersammlong am 13. Febraar 1902.
Der Präsident H. v. Bruiningk eröffnete die Sitzung durch
die Mittheilung, dass die Gesellschaft zwei ordentliche Mitglieder,
den Staatsrath Dr. med. Budolf y. Badecki (gest. den 15.
Januar d. J.) und Moritz Baron Erudener zu Sermus (gest.
den 20. Januar d. J.) durch den Tod verloren habe. Die Ver-
sammlung ehrte das Andenken der Verstorbenen durch Erheben
von den Sitzen.
1) l8. 54^ s, 8.
a) pellM BQi G. b) elATts 0. e) uroUepiseopu G. d) Cristo 0. •) BOBaehf «■ o,
f) encmriUs.
37
£b wurde beschloesen, mit dem Gomit^ für die Herausgabe
der in Löwen in Belgien erscheinenden Revue d'Histoire Eccld-
dastique in Schriftenaustausch zu treten.
For die Bibliothek waren laut Bericht des Bibliothekars
folgende Oeschenke eingegangen: 1) von Herrn Kreisdeputirten
Baron Hans Rosen zu Gross-Roop: die Photographie eines
gegenwärtig in der Roopschen Kirche als Altarplatte dienenden
Leickensteins a. d. J. 1360; 2) von Dr. E. Gl eye: die Photo-
graphie Ton dem Grabmal des Oswald v. Wolkenstein in Brixen;
3) von Professor Petuchow in Juijew (Dorpat): CocTOjraie
I ji/ksieihBocTh AepnrcRaro yHHBepcHrera vh nepssfi nepio^'B
ero cyiKecTBOBaHia. S.-A.; 4) von Baron G. Manteuffel:
Nr. 13 und 39 der Zeitschrift »Eraj'' von 1901, enthaltend:
Arred Poorten (Nekrolog) und ^^Uroczystosci jubileuszowe w
Bjdze''; 5) Ton der Alterthumsf6rschenden Gesellschaft in Pemau:
Photographie eines den Brand der Rigaschen Vorstädte 1812
darstellenden Gemäldes; 6) von Frl. B., Frau M. y. Kittel,
FrL E. y. Schinckell und Herrn Gutsbesitzer H. Lasch:
nehrere ältere und neuere Schriften; 7) yon Herrn Dr. E. Se-
raphim: Im neuen Jahrhundert, Balt. Rückblicke und Ausblicke,
B^ 1902; 8) yon Herrn Oberlehrer B. Hollander: Zeitströ-
anmgen und Yorgänge des Mittelalters in ihrem Einflüsse auf
die BegrandoBg der liyländischen Kolonie, S.-A. aus der „Balt.
MoDiteBchr.^; 9) yon Herrn Stadtarchiyargehilfen in Royal,
6. C. G. y. Tome: Alte Bauernamen in Estland, 169 S. Manusc.
FBr das Museum waren nach dem Berichte des stelly.
Mnseomsinspektors als Geschenke eingegangen: 1) yon Herrn
6. y. Sengbusch: 1 Deckelhumpen aus Zinn, auf dem Deckel
eingeigte Messingplatte mit der Inschrift „George Purith Saltz
Trauer* Biga, den 15. Septmb. Anno 1752^. Meisterzeichen
J(ohann) H(agen) und Rig. Marke; 1 desgl. Humpen yon 1795,
Bit 3 Marken; 2) yon Herrn Erik y. Enaut: mehrere chinesische
Gebrauchsgegenstände und Ansichten; 3) yon Herrn Fedor
6uttmann: eine in Neu-Ealzenau gefundene bronzene Fibel.
Als ordentliche Mitglieder wurden aufgenommen die Herren:
38
Pastor Edgar Gross zu Alt-Pebalg, Fürst Georges Licven
aufEabillen in Kurland, Hermann Schneider, Karl Goeschel,
Reinhold Poswol und Rechtsanwalt Alfred Wittram.
Der Bibliothekar Nikolaus Busch lenkte die Aufmerksam-
keit der Versammlung auf die bei dem Vatikanischen Archiv in
Rom bestehende Bibliotheca Leonina und berichtete über die
mit dem Mitgliede des Kgl. Preussischen Instituts in Rom, Dr.
J. Haller, geführte Korrespondenz wegen Begründung einer
Livonica- Abtheilung ^der Leonina, indem er hervorhob, wie die
Benutzung des Vatikanischen Archivs, von dem für die liv-
ländische Geschichtsforschung noch manche reiche Ausbeute zu
erhoffen sei, durch den Mangel selbst der nothwendigsten Werke
über livländische Geschichte ausserordentlich erschwert werde.
Referent hatte, um diesem Mangel abzuhelfen, aus den reich-
haltigen Doublettenbeständen der Gesellschaftsbibliothek die Aus-
wahl getroffen, das Verzeichniss nach Rom gesandt und zur
Mittheilung an die übrigen historischen Gesellschaften der Ost-
seeprovinzen ein Desideratenverzeichniss angefertigt, auf Grund
dessen die hier zusammengestellte, schon recht ansehnliche, für
die Leonina bestimmte Livonica-Abtheilung zu ergänzen wäre.
Indem die Versammlung die vom Bibliothekar ergriffene Initiative
als höchst dankenswerth anerkannte, beschloss sie, die bisher
gesammelten Bücher, soweit diese der Verwaltung der Leonina
erwünscht sind, nach Rom zu senden, das Fehlende nach Mög-
lichkeit zu ergänzen, die in Zukunft erscheinenden Gesellschafts-
schriften folgen zu lassen und bei den übrigen historischen Ge-
sellschaften der Ostseeprovinzen entsprechende Massnahmen zu
beantragen.
In Anknüpfung an den bezüglichen Aufsatz von H. v. Bmi-
ningk, „Das Missal der Rigaschen Stadtbibliothek vom
Jahre 1500^ hielt Inspektor C. Mettig den weiter unten in
extenso abgedruckten Vortrag.
Dr. Ernst Seraphim hielt einen Vortrag über den Feldzag
des preussischen Corps unter Grawert und Yorck in Kurlanc
und gegen Riga im Sommer und Herbst 1812. Gestützt auf dif
39
i im Band 54 der Einzelschriften des preussischen Generalstabs
gegebene kritisch-militärische Darstellung jener Kämpfe, gab
der Vortragende ein Bild derselben, die sowohl in militärischer
wie politischer Hinsicht bedeutungsvoll waren. In militärischer,
weQ sie der Armee Gelegenheit gaben zu beweisen, dass unter
den Schamhorstschen Beformen sie zu neuer Tiichtigkeit ge-
laogt seL Der Kleinkrieg in Kurland hob, trotz aller Be-
scfaverden, den Muth der Truppen und gab hervorragenden
Führern, wie Yorck, Kleist und Hörn, Gelegenheit, ihre glänzende
Befthignng in praktischer Schule zu erweisen. Nach dem Zu-
ssmmenbruch von Jena stand hier eine preussische Armee wieder
achtunggebietend da. Damit war aber auch politisch die Ge-
währ für bessere Tage wieder gegeben. Die Aussicht, mit den
Franzosen in erfolgreicher Weise abzurechnen, wurde nach den
Erfolgen bei Eckau, Wolgund und Bauske fast zur Gewissheit.
Ein eingehenderes Seferat über den Vortrag, der durch zahl-
reiche Karten unterstützt wurde, kann hier nicht gegeben werden.
Eb Hegt im Wesen desselben, dass er mit seinen militärischen
Details eine Kürzung nicht verträgt. Er wird daher an anderer
Stdle veröflfentlicht werden.
^^AAA^iA^^^^l^^^^i/^•A
lieber die Herkmift des Miesals der Bigaschen Stadt-
bibliothek vom Jahre 1500.
Von 0. Mettig.
Eine Yermuthung, die Baron Bruiningks Arbeit: Das Missal
der riiraschen Stadtbibliothek vom Jahre 1500 (Sitzungsberichte
Ton 1900 S. 43—56) in mir hervorgerufen hat, will ich hier
▼orbringen. Baron Bminin^k hat nachgewiesen, dass dieses in
L&beck 1500 gedruckte Missal, welches in der Petrikirche in
Biga am Stephansaltare der Ligger benutzt worden ist, einer
Diöcese der lundischen Kirchenprovinz zuzuweisen sei. Beval
gehörte freilich auch zur lundischen Diöcese, und nach Baron
Brainingk spräche far Beval hauptsächlich der Umstand, dass
die skwdinavischen Heiligen Kanut und Olav in Beval eine
licht unbedeutende Verehrung erfuhren, jedoch Baron Bruiningks
ll^ong nach ist das Missal mit seinem Kalendarium für Beval
40
nicht bestimmt gewesen. Die Thatsache aber, dass ein skandi-
navisches Missal mit seinem Kalendarium in einer nicht skandi-
navischen Diöcese kirchlichen Zwecken gedient hat, unterstützt
in Verbindung mit einigen anderen, unten anzuführenden Mo-
menten die Yermuthung, dass dieses Missal doch aus Beval nach
Riga gebracht sein könnte. Zum Stephansaltare der Ligger, die
im 15. Jahrhunderte mit den Losträgern in einer Gilde vereinigt
waren, da sie sich wie die Losträger mit dem Tragen von Waaren
oder Handelsgutern beschäftigten, gehörte ein Missal mit einem
Kalendarium, in dem besonders skandinavische Heilige eine
bevorzugte Stellung einnahmen. Die Frage drängt sich nun auf:
Haben die Ligger irgend welche Beziehungen zu skandinavischen
Heiligen gehabt? Gewisse Spuren einer Verbindung zvrischen
den liiggem und den skandinavischen Heiligen lassen sich
auffinden.
Im Mittelalter, besonders im 15. Jahrhunderte, hatten in
Riga verschiedene Gilden existirt, über die man später so gut
wie gar nichts mehr wusste; ich will ein anderes Mal diese sanz
vergessenen Gilden in einem besondem Aufsatze behandeln.
Heute muss ich aber eine von diesen zum Versuche der Er-
klärung eines Zusammenhanges zwischen der Liggergilde, die im
Besitze des in Frage kommenden Missais gewesen war, und den
skandinavischen Kirchenbräuchen heranziehen. Es ist jetzt fest-
stehend und nicht, wie man bisher glaubte, unverbürgt, dass
es in Riga im 15. Jahrhunderte eine oTavgilde gegeben habe; es
liegt daher auch nahe, anzunehmen, dass die Verehrung des
heiligen Olav, der in allen skandinavischen Gebieten eine grosse
Veneration genoss, in der Olavgilde zu Riga Beziehungen zu
skandinavischen Diöcesen und ihren Gebräuchen nahe lege.
Was die Gilde des heiligen Olav in Riga für einen Charakter
gehabt habe, ist uns nicht überliefert, auch hier können nur
V ermuthungen ausgesprochen werden. St. Olav war in Reval
nicht Schutzpatron der Kaufleute und Handwerker, wie das auch
Baron Bruiningk annimmt, sondern meiner Meinung nach nur
Schutzpatron der Handwerker niederen Grades, besonders der
Arbeitsleute, und ich glaube, dass die rigische Olavgilde anch
aus Handwerkern untergeordneter Art (aus Arbeitsleuten und
Hülfsarbeitern der Kaufleute) zusammengesetzt gewesen ist. Es
ist nicht unmöglich, dass nach Auflösung der Olavgilde die Lieber
in Folge der zwischen diesen beiden Gilden herrschenden Ver-
wandtschaft das bewusste Missal an sich gebracht haben.
Bemerken will ich noch, dass der Vorname Olav in Riga
gar nicht so selten vorkommt und dass das Vorkommen dieses
Rufnamens die Annahme zulässt, dass der heilige Olav eine
weitere Verehrung in Riga erfahren habe. Auch will ich nicht
unterlassen, darauf hinzuweisen, dass die besonderen Heiligen
41
der Träger, zn deren Oilde auch zeitweilig die Ligger gehörten,
St Peter, St. Erasmus und St. Ghristophorus in dem zum Missal
S hörenden Kalender besonders gekennzeichnet sind, was wieder
; Annahme unterstützen dürfte, dass die Olavgilde aus Trägern,
Arbeiteleuten oder ähnlichen Hülfsarbeitern der Kaufleute be-
standen habe.
Was nun die Frage der Herkunft des Missais anbetrifft, so
liegt freilich nahe, anzunehmen, dass die revalsche Olavgilde die
?erwandte Bruderschaft in Riga mit dem erwünschten Gebet-
ond Altarbuche versorgt haben konnte: im Uebrigen ist es ja
nicht aufschlössen, dass die rigische Olavgilde das Missal aus
irgend einem andern skandinavischen Bisthüm bezogen habe.
m. Tersammlnig am 13. März im.
Nach Eröfihnng der Sitzung gedachte der Präsident H. v.
Brniningk des am 26. Februar d. J. in Riga verstorbenen
ordentlichen Mitgliedes, Oberlehrers am Stadtgymnasium Victor
▼. Vetterlein. Die Versammlung ehrte sein Andenken, indem
sie sich von den Sitzen erhob.
Das soeben erschienene Jahresheft der Sitzungsberichte für
1901 gelangte zur Vertheilung.
Es waren Einladungen eingegangen zur Theilnahme an dem
12. Archäologischen Eongress, der vom 15. bis 27. August d. J.
in Charkow stattfinden soll, sowie zum Besuche des vom 9. bis
13. September d. J. in Innsbruck tagenden Internationalen kunst-
Ustorischen Kongresses.
Ferner lag eine Zuschrift vor vom Oberlehrer F. v. Keussler
in St Petersbarg, betreffend eine Deeterssche Familien-
chronik (s. nuten).
Der Bibliothekar verlas sodann den Accessionsbericht. An
Geschenken waren eingegangen: 1) von Herrn Oberlehrer H.
Diederichs in Mitau: Frau von Krudeners Beziehungen zu Jean
P«al, S.-A. aus dem „Rigaer Tageblatt"; 2) von Herrn Dr. G.
Sodoffsky in St. Petersburg: L'^cole des sciences sociales et
Hnstitut de Sociologie fondds ä Bruxelles par M. Ernest Solvay;
^^ner eine photographische Ansicht von Schloss Tolsburg in Est-
42
land; 3) von Herrn Harald Baron Toll in Reval: Prinzessin
Auguste von Württemberg, S.-A. aus Beiträge zur Kunde Est-,
Liv- und Kurlands, Bd. VI, Heft 1; 4) von Herrn Baron G.
Manteuffel in Biga dessen Nachruf auf Dr. Anton Buchholtsc
(polnisch) a. Bibliotheka Warszawska, 1902, tom. 1, seszyt 1;
5) von AI. V. Duhmberg in St. Petersburg: Ansichten von
Kokenhusen, Stockmannshof, Oberpahlen und Peterskapelle, ge-
zeichnet von 0. V. Löwenstern um 1820; 6) von W. Baron
Mengden: Eine Audienz beim Papst Leo XUI. am 12. Januar
1902, S.-A. aus der „Big. Bundschau''; 7) von L. Arbusow:
Grundriss der Geschichte Liv-, Est- und Kurlands, 2. Aufl.
Mitau 1890; 8) von Dr. B. Hafferberg: Uebersetzungen einiger
französischer philosophischer Schriften; 9) von Baron Armin
Foelkersahm: eine grosse Anzahl Ex-Libris.
Laut Bericht des stellv. Museumsinspectors waren für das
Museum folgende Darbringungeu zu verzeichnen: 1) von Herrn
W. Budometoff: ein ledernes Taschenbuch mit Perlenstikerei
von 1835; 2) von Herrn Tischlermeister Breede: eine orienta-
lische Wandkachel; 3) von Herrn H. Barclay de Tolly: ein
silberner Knaulhalter; 4) ungenannt: ein Miniatur-Kronleuchter,
Silberfiligran italienischer Arbeit, Feuerstahl mit Schwammtasche
(um 1830), ein seidener Geldbeutel mit Perlenstikerei von 1823,
eine Schnupftabaksdose aus einem Elenhuf mit Schnitzerei und
Silberbeschlag.
Dem Münz-Cabinet waren als Geschenk eines Ungenannten
durch Yermittelung des Herrn Direktors Schweder eine Anzahl
polnischer, lithauischer und rigascher Münzen aus der Zeit Sigis-
mund HI. dargebracht worden; femer von dem Herrn Aelter*
mann Friedrich Brunstermann ein zur Erinnerung an seinen
80. Geburtstag geprägtes Jeton.
Der Präsident l^te einen dem Herrn Landmarschall Baron
V. Meyendorff gehörenden silbernen Pokal rigascher Arbeit
zur Ansicht vor. Der nach Art der sog. Willkommen hei^estellte
Pokal ist mit dem Deckel 60 Centimeter, ohne ihn 40 Centimeter
hoch. Deckel, Körper und Fuss sind mit Fruchtguirlanden, Blatt-
43
werk and Cartouche-Ornament in getriebener Arbeit verziert, der
Körper ausserdem mit je 8 Löwenmasken, in zwei Reihen, zum
Rinhtogen von Widmungsmünzen. Am Fasse prävalirt Mecht-
werk-Omament. Der Körper wird von einer jugendlichen Bacchus-
iigar (Silbergase) mit Fässchen und Becher getragen, den Deckel
kr&nt die (gleichfalls g^ossene) Gestalt eines römischen Krie-
gers, der in der Rechten ein Fähnchen mit der eingrayirten In-
schrift: „ANNO 1707 d. 15. Juny" hält. Diese wiederholt sich
am Oberrande des Körpers. Neben dem rigaschen Beschauzeichen
(kleines Stadtwappen) findet sich das Meisterzeichen S. K. , das
Ton weil. Dr. Anton Buchholtz als dasjenige des Samuel Klug
oder Klnge bestimmt worden war. Wie Buchholtz ferner festge-
stellt hatte, hatte Ellug (laut Nachricht im Big. Stadtarchiv,
Publica Bd. 52, S. 10) 1699 November 3 in Riga das Bürgerrecht
gewonnen, nachdem er um Johanni 1697 hierselbst im Gold-
schmiedeamte als Meister angenommen worden war. Zu letzterer,
dem Archiv des Ooldschmiedeamtes entnommenen Nachricht findet
»eh die Notiz über seinen 1701 erfolgten Tod. Der Pokal muss
folglich in den Jahren 1699, 1700 oder 1701 hergestellt sein.
In King oder Kluge, von dem ein anderes Werk bisher nicht
bekannt war, lernen wir einen, seinem Amts- und Zeitgenossen
Johann Geoi^ Eben, dem Yerfertiger einiger herrlicher Oold-
gdmdedearbeiten im Silberschatz der Schwarzen Häupter in Riga,
ebenbürtigen Meister kennen. Vorzüglich die Arbeiten dieser
beiden Meister zeigen, dass sich die Goldschmiedekunst in Riga
in jener Verfallzeit in Technik und Formgebung auf anerken-
nenswerther Höhe zu halten vermocht hatte, von der sie erst im
Sende des nordischen Krieges und seiner Folgen jäh herabsank.
Herr Architekt Dr. W. Neumann hielt einen Vortrag
über die Knnstzustände während der letzten 25 Jahre des 18.
und der ersten 25 Jahre des 19. Jahrhunderts in den baltischen
Provinzen. Er schilderte zunächst die Kunstzustände in Deutsch-
land, wo durch das Auftreten Winkelmanns eine neue Kunst-
aofTassimg Platz greift, die sich, infolge der nahen Verbindung
der Ostseeprovinzen mit Deutschland, auch in ihnen wiederspie-
44
gelt. In Kurland ist es der kleine herzogliche Hof, der der
Ennst und der Wissenschaft eine Stätte einräumt Herzog Ernst
Biron unternimmt die Schlossbauten zu Buhenthai und Mitau, die
von dem Architekten Grafen Bastrelli ausgefahrt, von den Malern
Oraf Pietro Rotari und Francesco Fontebasso geschmückt werden.
Unter Herzog Peter erfolgen die Bauten der kleinen herzoglichen
Lustschlösser in der Umgebung Mitaus, die heute leider völlig
zerstört sind. Während unter seinem Vater die italienischen
Künstler vom St. Petersburger Hofe berufen wurden, verwendet
Herzog Peter fast ausnahmslos deutsche Künstler. Sein Oberar-
chitekt ist Severin Jensen, von dem er auch das Oymnasium
erbauen lässt. Unter den Malern, die am Hofe beschäftigt sind,
nimmt Friedr. Barisien die hervorragendste Stelle ein. Mit der
Abdankung des Herzogs und seit der Vereinigung Kurlands mit
dem Bussischen Reich bricht das Kunstleben in Mitau ab. —
Anders entwickeln sich die Zustände in Livland, wo Biga und
mit dem Beginn des 19. Jahrhunderts Dorpat die beiden Kunst-
mittelpunkte bilden. Hier spriesst die Kunst aus dem Bürger-
thum auf und nimmt daher auch einen anderen Charakter an.
Die Bauthätigkeit in Biga beginnt seit der Erbauung des neuen
Bathhauses und erreicht zu Ausgang des 18. Jahrhunderts eine
anerkennenswerthe Höhe, namentlich unter dem Architekten
Haberland. Die Malerei dagegen kann sich über das Portrait
nur selten erheben, weil ihr der Boden zu monumentaler Be-
thätigung fehlt. In Dorpat wirkt als Künstler G. A. Senff und
der Professor C. Morgenstern. Senff wird der Lehrer der bedeu-
tendsten Künstler, die zu jener Zeit aus den baltischen Provinzea
hervorgegangen sind, und Moi^enstern hilft durch die Oründang
des Universitäts-Museums und der Bildersammlung, sowie durch
seine Vorträge und Schriften das Kunstverständniss stärken.
Inzwischen hebt sich aber auch die St. Petersburger Akademie
zu grösserer Bedeutung und die Besidenz bietet den baltischen
Künstlern mehr Gelegenheit zur Ausübung ihrer Kunst, als die
Heimath es vermag. Der Zuzug deutscher Künstler aus dem
Auslande hört auf und das Kunstleben in den Provinzen verödet
46
»iif lange Zeit. — Der Vortrag wird in der „Balt. Monatsschrift"
zum Abdruck gelangen.
Herr Oberlehrer C. Mettig besprach die kürzlich zur Feier
dfö fnnfhundertjährigen Bestehens der Schiffergesellschaft in
Labeck yom Staatsarchivar Dr. P. Hasse verfasste Festschrift,
deren Gegenstand aus dem Grunde für die Geschichte Rigas von
besonderem Interesse ist, weil die Schiffergesellschaft in Lübeck
im Mittelalter dieselben Ziele verfolgt hatte, wie die Compagnie
der Schwarzen Haupte^ in Biga, und weil man sich nach der
inneren Einrichtung des Hauses der Schiffergesellschaft eine
Vorstellung Ton der Ausstattung des Saales des Schwarzhäupter-
hxQses in firuherer Zeit machen kann. Auf die sich nachweisbar
vom 16. bis 18. Jahrhundert erstreckenden Beziehungen der
Lobischen Schiffergesellschaft zu dem Schwarzhäupterhause, wo
dieselbe eine Bank unterhielt, geht Hasse nicht ein. Die hierauf
bezüglichen Arbeiten führte Mettig an und besprach sodann das
von Hasse nicht erwähnte Siegel der Schiffergesellschaft. Es
zeigt ein Wappen, das von der Darstellung am Schiffergelage im
Hause der Schiffergesellschaft abweicht (s. unten). Sodann sprach
der Vortragende zu Hasses Bemerkung, dass zu wiederholten Malen
un 18. Jahrhundert „„auch Tische im „Böhmerwald^ gedeckt
gewesen seien, wie es scheint einem Wirthshause in der Nähe^^,
die Yermnihung aus, der „Böhmerwald^ könnte, wie das auch
anf dem Hause der Schwarzen Häupter zu Riga der Fall war,
eine Bank oder ein „Gelag^ gewesen sein. Eine unbeachtet geblie-
bene Frotokollnotiz vom Jahre 1722 besagt, die Bank der
„Böhmerwald^ sei von den Frachtherren zu Bremen unterhalten
worden. Der WorÜaut der Urkunde vom 16. Februar 1669 über
die Massnahmen zur Erhaltung der lübischen Bank auf dem
Scfawarzhänpterhause zu Biga folgt unten.
Schliesslich verlas der Vorsitzende H. v. Bruiningk Gegen-
bemerkungen zu dem von G. Mettig in der Februarsitzung d. J.
g^uiltenen Vortrage über das Missal der Bigaschen Stadt-
bibliothek von 1600 (s. unten).
46
Die Deeterssohe Familienohronik.
Yon Friedrich v. Kenssler.
Von Herrn Kaufmann Theodor Deeters in St. Petersburg,
einem Sohn des weiland Oberlehrers der Mathematik am Gouver-
nements-Gymnasium zu Biga Martin Gustav Deeters (f 1877),
ist mir dieses eigenartige Familienbuch zur Einsicht geliehen
worden, und mit Genehmigui^ des genannten Eigenthümers er-
laube ich mir, auf die immerhin interessante Chronik aufmerksam
zu machen, deren von fünf verschiedenen Familienffliedern her-
rührende Eintragungen etwa zwei Jahrhunderte umuissen.
Das Buch besteht aus etwa hundertundfunfzig Folioblättem
und ist offenbar im zweiten Decennium des achtzehnten Jahr-
hunderts in Gebrauch genommen. Zunächst enthält es das
Handlungskonto seines ersten Besitzers, Heinrich Dee-
ters. Letzteres beginnt mit dem Jahre 1714 und reicht bei
einem Umfang von 37 Seiten bis in die zwanziger Jahre, d. h.
bis ins Jahr 1723, beziehungsweise 1724; auf einer späteren
Seite findet sich noch ein „Debet" aus den Jahren 1736 bis
1739. Interesse haben diese Notizen vor allem für die Fer-
sonenkunde Rigas, sofern hier eine ganze Reihe bekannter
Rigascher Familien genannt wird.
Das Gleiche muss bemerkt werden bezüglich der Selbst-
biographie, welche auf fünfeinhalb Seiten dem Konto einge-
schaltet ist und die Aufschrift hat: „Heinrich Deeters, Lebens
Anfang, Mitteil, undt so es dem höchsten Gott gefällig auch daß
Ende, aufgezeichneter Wandells Lauf." Der Verfasser erzählt,
dass er „alhir zu Riga" am 7. Februar 1678 geboren sei als
Sohn des „Bürgers alhir" Martin „Deeter" und seiner Ehefrau
Engeil Gerdruta Reuter — vielleicht einer Anverwandten des
aus der Geschichte J. R. Patkuls bekannten Rathsherm Johann
Reuter (siehe Ant. Buchholtz, Beiträge zur Lebensgeschichte
J. R. Patkuls, und Böthführ, Rigische Rathslinie, 2. Auflage,
Nr. 632 — hier, wie der Sohn Nr. 658, „Reutern" genannt).
Den Vater hat Heinrich D. im sechsten Jahre verloren, während
ihn die selige Mutter „bey dem damahligen Peter Ravensberg"')
die Schule hat besuchen lassen. Der v erfasser giebt an, bei
wem er 1691 mit dreizehneinhalb Jahren als Hanmungslehrling
1) Peter Bavensberg, 1678—1709 Lehrer an der stadtischen Jakobi-
schnle, zeitweilig bis 1704 auch an der Krons-Elementarschule, eitlidlte
anch Unterricht in der untersten Klasse des Lycenms, ging 1709 zur Peters-
schule über, f 1710 an der Pest. Vgl. G. Schweder, Nachrichten über die
öffentlichen Bigaschen Elementarschnlen. Biga 1885. S. 17 ond 13.
47
in den Dienst getreten und seit 1699 „ein Jahr Vor Gesell ge-
halten", nnd bei wem er „in die 9 Janre biß an die Gontagion
ilS Gesell verblieben^, bis er Ao. 1710 „nach der Gontagion
Eignen Handell anzufangen gesucht*'. Dabei hat er seit 1691
in Baaske gelebt, wo sein Brodherr damals wesen Yerheirathung
mit einer dort ansässigen Wittwe „sich wohnhaft setzte^; aber
^nachdem die Sachsen [am Band: Ao. 1700] hier die Stadt
nloocirten. Kam die gute Stadt Bauske im Ziemlichen abneh-
men in Handell und Wandell^, und so ist er im Jahre 1701 nach
R^ zorückgekehrt. Aus den Angaben im Konto ergiebt sich,
dass Heinrich D. Eoruhändler gewesen ist. 1723 wurde er
Stadt- Wäger nnd hatte bereits 17l4 geheirathet. Sorgfältig ver-
xeichnet sind die (Jeburts- und Tauftage von vier Kindern, so-
wie die jedesmaligen Paten, der Tod eines Kindes und schliess-
lich die Verlobung und Kopulation einer Tochter (1734), nachdem
Torher (1732) umständlich die Bedingungen angeführt sind, unter
welchen der einzige Sohn Martin «bey dem HochEdlen Herrn
Bahts Verwandten HE. Wilhelm Barclay de Tolly [Böthflihr
Nr. 682] zu Dienste auf 7 Nacheinander folgende Jahren ge-
geben^. Alle Eintragungen sind durchaus persönlicher Art und
von einer ehrlichen und frommen Denkweise.
Erst der Grosssohn hat das alte Buch wiederum zu Auf-
leichnungen benutzt, welche mit den Worten beginnen: „1793 ist
mir Gerhard Heinr. Deeters, Grossohn des hierin seinen
Lebenalanf yerzeichneten Heinrich Deeters, nach dem Absterben
seiner Tochter und meiner Vaterschwester Catharina Ehlers
dieses Buch in die Hände geraten, welches mich veranlasset
audi Meinen Lebenslauf aufzuzeichnen", — und nun beginnen
die Anüeeichnungen mit seiner Geburt am 29. April 17^ und
reichen bis in sein Todesjahr 1834; in einer seiner letzten Ein-
tragungen gedenkt er auch seines achtzigsten Geburtstages.
Gerhard Heinrich D., der auch Rigascher Rathsherr gewesen
ist (Böthführ Nr. 735), hat, nach dem Duktus der Handschrift
n schlieBsen, die Aufzeichnungen im Jahre 1796 begonnen und
ist ein fleissiger Skribent gewesen: im Ganzen hat er 74 Seiten
beschrieben, zunächst 47 Seiten in unmittelbarem Anschluss an
jen^ „Debet" des Grossvaters, dann an zwei anderen Stellen
18 Seiten unter der Aufschrift »Pro Memoriam" und 9 Seiten,
ein „Yerzeichnis der zur Jungirauen Stiftung gehörigen" um-
fassend. Behandelt der Abschnitt „Pro Memoriam" lediglich
Yorkommnisse in der Stadt vom Jahre 1803 bis zu den Aemter-
bceetsnngen im Oktober 1834, so nehmen in dem Abschnitt, der
die ant^iographischen Aufzeichnungen enthält, die wichtigen
Zeitereignisse einen sehr breiten Kaum ein. Der Verfasser
schildert namentlich eingehend die Vorgänge bei der Wieder-
bostellung der alten ständischen Verfassung nach Aufhebung
48
der StatthalterschaftBverfassan^, bei welcher Gelegenheit er selbst
mit 85 Stimmen in den Ratn gewählt ward, ans dem er aber
schon vor Michaelis 1801 ^wegen meines schweren Gehörs^ aus-
trat, die Riga direkt berührenden kri^erischen Vorgänge im
Jahre 1812, so den Brand der Vorstädte n. s. w., und die späteren
weltgeschichtlichen Ereignisse von 1813 und 1814 bis zur Restau-
ration der Bourbonen, die Grundsteinlegung und Einweihung
der Siegessäule vor dem Rigaschen Scmoss, das in Riga be-
fangene dreihundertjährige Jubiläum der Reformation, die beiden
[uldiguneen im December 1825 u. s. w.
Es folgen auf zwölf Seiten die autobiographischen Auf-
zeichnungen des Sohnes Gerhard Heinr. D., des Oberlehrers
Martin Gustav Deeters (siehe das Dorpater Album Aca-
demicum Nr. 1360 und die anonym erschienene Schrift JZmr
Geschichte des Gouvernements-Gymnasium zu Riga", Riga I088);
^anno 1835* begonnen, reichen sie nur bis ins Jahr 1842. Er-
wähnt sie hier besonders, dass der Genannte Ende 1827 oder
im Januar 1828 bei der Universität Tübingen „durch eine Disser-
tation über vaterländische Geschichte* den Grad eines Doctors
der Philosophie erlangt hat. — Ein älterer Bruder des Martin
Gustav, der Rigasche Kaufmann Johann Friedrich Deeters,
liefert sodann, von ersterem dazu aufgefordert, wie es scheint,
im Jahre 1843 eine autobiographische Eintragung von etwas über
vier Seiten, und die letzte Eintragung gleichen Charakters rührt
her von Peter Woldemar Deeters, einem Sohn von Martia
Gustav, gestorben den 31. März 1898 (siehe das Album Acad.
Nr. 6597 und das Album der Landsleute der Fraternitas
Rigensis, 2. Auflage Nr. 458). Diese Aufzeichnungen sind in
^Dünaburg 1879^ begonnen, aber später in Riga fortgesetzt
worden und reichen bis in das Jahr 1897; sie umfassen achtund-
einhalb Seiten. Die letzte Eintragung betrifft die Ermordung
des einzigen Sohnes Robert zu Riga am 13. August 1896 und
die Verurtheilung des Mörders (September 1897).
Noch sei bemerkt, dass sich auf dem Deckel des Buches
offenbar von der Hand des Gerhard Heinrich Deeters die gegeu-
wärtig nicht mehr leicht lesbare Aufschrift findet: „Deeter-
sches Familien-Buch, jedem gewidmet, der es am mehresten in
Ehren hält.""
49
Zum Vortrage von G. Hettig über das Haas der Sohifferge-
«Diohaft in Lfibeok nnd die lübisohe Bank anf dem Hanse
der Schwarzen Hanpter zn Biga (s. oben).
Du Bruderschaft der SchiffergeselUchaft zu Lübeck urkundet
iier die Beschaffung der Mittel zum Unterhalte der lübischen
Bank auf dem Sause der Schwarzen Häupter zu Riga. 1569.
¥Ar.l5.
Perg., 68 cm lang, 40 cm breit. Archiv der Schwarzen Bäuvtcr zu Riga,
DeMattsieael 4Vs cm im Durchmesser; in der Mitte die heil. Anna, das
CInttuskina und die heil. Jungfrau auf den Knieen haltend (Anna „Selbdritt"),
Ttckti der keiL Nicolaus, links der heil. Mauritiui, Im unteren Abschnitte
it» Siegelfeldes f zugleich die Umschrift theilend, das Wappenbild der Schiffer-
gadUehaft: 2 aus einem Boote aufragende, ins Andreaskreuz gelegte gekrönte
Boetikaken. Umschrift: naatarfi . fraterni . tätis . sanete | anne . in . ecclesia .
Mi. [iaeobi. ...?]. Die Interpunktion d. Urk. ist nicht verändert.
Wi Oldesten vnd Olderlnde der Broder der Schipperffesel-
sehiSt in Lübeck Don kunt ynnde apenbar bekennende mit disser
Sdurifty Dat wj anno 69 den 15 Februarii de Broder der
Sddpper Geselschop, in vnse Oeselschop tho samende gefordert,
Ynde darsolueet ebne vorgeholden van ynnser hebbender ge-
ndticheit tho Biga in dem Nyen Huse, vnnd in deme, oberes
besten Bades begert, Darmit mochten gnde Wese vnnd middel ge-
fimden werden, Dat wy nha Older ynnser Yorfaren Stifftung. de
Labesche Blicke darsalnest in den ahnfenckliken werden, so so
nn Tmuen Olden ynd Forfaren geholden, Ock nnde henforder by
nmsen Ynnd vnser nakomlingen tyden holden, Ynd vorden ge-
iiolden mochte werden,
So hebben idt de gantze Broders vnnd Broderschop der
Sdipper also yorordenet ynd gestellet, Dat ein Ider Schinper,
vdder mit ejnem Schepe yan Labeck np Byga knmpt, iat sy
Ciein, effke grott, schal genen tho erholdun^e in Eheren der
Bencke, eynen halnen Dider, he Se^el up Lnbecke edder up
Westeiu
8b he wedder yan Westen kumpt, ynnde Loppet wedder,
doreh den Snndt so je he dat mal fry. Seegelt he anerst yan
Westen nha der Traue, so schal he genen thom anderen male,
So he anerst In der OstSehe, syne Seegelation Deede, Twe
^er Veer Reyse, Dama Oott gelncke werde yorlenen, so schal
^ ÜLO Ider tidt genen einen harnen daler.
Dyt hefft de Broderschop, also bewilliget, der orsaken Dat
tt Olaerforfam Stiflang ynnd Ordennnff so yan ehn np se ge-
^en nicht wolden annich sin offi yulen laten, Derwegen se
Wndes hirnme ynwillich gefunden, ynd sick dar weierich inne
stdde Bolckes tho donde, we wy yns des an einen Ideren nicht
60
don vorhapen, Den salaen schal men Schrifflick namkund
yan hir an vnse Broderschop iho Lübeck maken, Als den sc
de sulue in vnser Oeselschap van den Oldesten, ock Olderlud
vnd der gantzen Broderschop, Damor in Straffe genhamen we
Wes eme de den, werden tho finden vnde yperleggen des
he hebben tho gewarden, Ock wete Jedermennichlick, Dat
nemandes, dorch solcke bewUlinge, tho seuen des haluen Da
gedencke tho vnderstande Jenigen motwiUen, dorch solck gegc
feit, ahntorichten in dissen hnse, Vnde tho menen edd. gedenck
e hedde sjnen dingen genoch gedan, Tnd mochte derwegen i
don wat eme tho synne qneme, Dewile he den haluen Da
f;egeaen hedde, Darantwerde vnde spreke wv sampOick
der besunder, so tho De edd. den snluen so in siucker vnbillic
erfunden vnde beslagen werde, schal dissem huse synen gebore
brocke geuen, nha older gewanheit, vnde tho ynderholdonge (
Bencke, Dubbelden brocke, Als einen Daler bauen des hu
brocke geuen.
So begeren ock de Broder, der Schipner Gteselschop, ahv
de Schippers, Dat dat sulue gegeuene gelt, mochte by gudi
Lude, dar Idt vortruwet, vorordenet vnnd vorschaffet werdei
der Bencke vnd gantzen Broderschop thom besten, So aueral
vntruwe darby gesporet vnd erfunden werde, hebben wy voi>
benomden Broders, solcke geordnete Statute vnd gerechticheiik
macht vnde gewalt wedder afthodonde, sowoU al^ wy Idt ge^
ordenet, hebben, Dat dit alles (: Souern vnser Broderschop in
allem Recht geschuet, sunder ininge arglist schal geholdei
vnde vuUentagen werden:) Des tho erkunde hebbe wy Oldesta
der Broderschop, mit sampt den Olderluden, als mit nhamen de
Oldesten, Jochim Euers, Jochim Glawes, Hinrick van Wark
Garsten Henneke Vnd olderlude damals Martin Stege, Hani
Grashom, Diederich Rogge, Hans Grote vorseegelt mit vnaef
huses als der Broderschop S: Nicolaus, S: Annen vnd S: Mori
tius grotem Seegel Datum wo bauen.
•VWVrfS^^i^^kA^SAa'«^^«^
Noohmalfl das Missal der Rigasohen Stadtbibliothek von 1500
Von H. V. Brainingk.
In Anknüpfung an meinen Aufsatz über „das Missal dei
Rigaschen Stadtbibliothek vom Jahre 1500"*) hat C. Mettig ü
der Februar-Sitzung d. J. die Vermuthung ausgesprochen, dasi
die „Revalsche Olavgilde die verwandte Brüderschaft in Riga mi
dem erwünschten Gebet- und Altarbuch versorgt haben könnte*
1) SitsüngBberichte v. 1900, S. 48-^.
51
den bezüglichen Aasfnhraneen sagt Mettig u. A., ich hätte
wptet, 8t. Olav sei in Reval Schutzpatron der Kaufleute und
idwerker gewesen, und stellt dem gegenüber fest, dass st.
kT Mos Schutzpatron der Handwerker, besonders der Arbeits-
ite, eewesen sei. Hier liegt ein Missverständniss vor, an dem
nidit schuld zu sein glaube. Ich habe erwähnt, dass: „st.
18 titnlaris einer dortigen (Revaler) Pfarrkirche war, sowie
te derselbe und st. Eanutus als Schutzpatrone der Gilde der
Handwerker und bezw. der Kaufleute verehrt wurden". Damit
«hien mir deutlich gesagt zu sein, dass auch ich st. Ol aus für
den Patron der Handwerker, und st. Kanutus für den Patron
der Eaufleute halte. Hieran habe ich nichts zu ändern, es sei
fciin, dass zum Worte Kaufieute in Klammern noch -Krämer**
üozazafugen wäre. Die Krämer glaubte ich zu den Kaufleuten
nchnen und — da es für den Zweck meiner Arbeit lediglich
darauf ankam, den Nachweis zu fuhren, dass st. Kanutus und
Olaua in Reval als Gildenpatrone verehrt wurden — wegen der
GüdenverhältniBse im Einzelnen auf E. v. Nottbeck, Die Schrägen
der Grossen Gilde zu Reval (Reval 1886), verweisen zu sollen.
Speziell die Revaler Grosse oder Kinder^de liess sich mit einem
Worte schwer charakterisiren, weil zu ihr nicht nur Kaufherren,
Bondem auch Schiffer*) gehörten, und den Kaufherren der den
Krftmem vorbehaltene Detailhandel untersagt, später aber
vieder gestattet war, ebenso wie umgekehrt den Krämern der
OrosahandeP). Da es nicht erwiesen ist, welcher Heilige von
dieser Gilde als Schutzpatron verehrt wurde, kam sie für mich
überhaupt nicht in Betracht.
Femer sagt Mettig, dass die ^besonderen Heiligen der
Trtger, zu deren Gilde auch zeitweilig die Ligger gehörten, st.
Peter, st. Erasmus und st. Ghristophorus^ gewesen, und dass
diese in dem ^zum Missal gehörenden Kalender besonders gekenn-
zeichnet sind^. Es wäre zu wünschen gewesen, dass Mettig, als
der beste Kenner der Gewerbeverhältnisse, allem zuvor das Ver-
bütmas der Träger (Losträger), Ligger und Arbeitsleute klar-
r^Ut hätte. Da das nicht geschehen ist, so kann man
Frage nicht unterdrücken, warum hier von den 3 Schutz-
heiligen der Träger und der zeitweilig mit ihnen vereinigten
^jgger die Bede ist, während die Widmungsinschrift unseres
MääilB nur die Arbeitsleute (arbeydeslude) und ihren, dem
H Stephan geweihten Altar erwähnt. Aus diesem Missal
Schlüsse auf die Verehrung der ersterwähnten drei Heiligen zu
öeheo, erscheint um so bedenklicher, als es nicht einmal zwei-
Moe feststeht, dass die Träger (Losträger) sie als ihre Schutz-
«fligen verehrten. Ursprünglich war Mettig selbst anderer
D Nottbeck braucht den Ausdruck .SchifTskapitane^
>) A a. 0. S. 15, 16.
4*
52
Meinung gewesen^). Eine weitere Mahnung zur Vorsicht liegt
darin, dass in dem Schrägen der „arbeideslude edder H^er*^
y. J. 1463 abermals ein anderer Schutzheiliger genannt wird.
In der Einleitung des Schragens heisst es: Dusse gilde is van
oldinges begrepen in de ehre Gades unnd des hilligen heren sunte
Johannes baptisten'). Man wird füglich bei Untersuchung der
vorliegenden Fra^e darauf zu achten haben, welche Bezeichnung
diese oder jene Gilde oder Bruderschaft in diesem oder jenem
Jahre fahrte, sowie wann und wie sich dieselben vereinigt oder
getrennt haben. Hauptsächlich aus diesem Grunde habe icn mich
in meinem Aufsatz über das Missal strikt an den Wortlaut der
Widmungsinschrift gehalten.
Anlangend die Behauptung, dass die Schutzpatrone der Träger
st. Peter, st. Erasmus und st. Ghristophorus in dem zu unserem
Missal gehörigen Kalender besonders .gekennzeichnet^ sind, so
habe ich dazu Folgendes zu bemerken. Mettig erklärte, er habe den
angeführten Ausdruck darauf bezogen, dass die Namen der betreffen-
den Heiligen in meinem Abdruck des Kalenders mit einem Stern *
bezeichnet seien. Nun habe ich in den Erläuterungen zum Kalender
gesagt, der Stern bedeute nur, dass für den betreffenden Tag ein
Proprium de sanctis, eine eigene Messe oder eine Kommemoration
enthalten ist"). Füglich lässt sich aus dem Stern nur folgern,
dass in der betreffenden Diözese die genannten Heiligen in der
Messliturgie gefeiert wurden. Das ist mr st. Peter selbstverständ-
lich, aber in Ansehung der beiden anderen Heiligen, da diese zur
Zahl der 14 Nothhelfer gehörten, kaum minder selbstverständlich.
Die Einsichtnahme in die Messformulai*e lässt indes erkennen,
dass von diesen drei Messformularen zwei in Riga vollkommen
unanwendbar waren. Mindestens 120 Jahre vor der Zeit, um
die es sich hier handelt, war die Messfeier zu Ehren von st.
Erasmus und st. Ghristophorus für Kiga bereits fest ger^elt.
Wurden zu Ehren der Heiligen an den Nebenaltären zu haltende
Messen fundirt, so durften diese natürlich nur auf Grund der für
die Diözese geltenden Messformulare gelesen werden. Andern-
falls wäre in der Liturde die heilloseste Verwirrung entstanden.
Nun weichen aber die Messen des Missais v. 1600 zu Ehren von
st. Ghristophorus und st. Erasmus von den für Biffa angenom-
menen so weit ab, dass die betreffenden Formulare hier gänzlich
unbrauchbar waren. Dasselbe gilt von dem Messformular für
das eine Fest des Titelheiligen des st. Stephanaltars, die Inventio
st. Stephani. Damit fallen alle Schlüsse, die man aus jenem
Missal auf die Heiligenverehrung in Riga im Allgemeinen und
1) Vgl SitBnnOTbeiichte v. 1900, 8. 130 ff.
s) Vgl. W. Stieda and C. Mettig, Schrägen der Gilden and Aemter
der Stadt Biga. Riga 1896. S. 407.
») A. a. 0. S. 12.
53
die Schutzheiligen der Arbeitslente und der mit ihnen verwandten
oder Tereinigten Gilden oder Bruderschaften etwa ziehen möchte,
is sich zusammen. Brauchbar waren für Riga nur gewisse
allgemein gültige Theile des Missais, wie der Ordo und der
Canon missae; in der That weisen nur sie irgend namhafte
Gebrauchsspuren auf. Im Laufe der wenigen Jahre, die unser
UjsmI hier in Gebrauch gewesen ist ^ es können höchstens
3-4 Jahre gewesen sein — müssen am st. Stephans -Altar er-
giofongsweise andere Bücher benutzt worden sein. Nicht in ver-
vandtschafUichen Beziehungen zwischen der Bevaler und Bigaer
Braderschafl möchte ich den Grund für die Erwerbung jenes Missais
erblii^en — zumal dasselbe, wie ich nachgewiesen zu haben
xiaobe, in Beval gleichfalls unanwendbar war — sondern darin,
üasB zwischen Riga und Lübeck, wo das Missal gedruckt worden
nr nnd sich also wol auf La|;er befand, ein ausserordentlich
lebhafter Verkehr stattfand. Es ist erklärlich, dass eine Gilde,
deren Glieder meist den untersten Schichten der Bevölkerung
angehörten, beim Ankauf lateinischer Missalien leicht einen
f^Igriff thun konnte.
Anlangend schliesslich die von Mettig angenommenen Bezie-
fangen zwischen den Rigaer Liggern und y,skandinaTischen
HeiUgen^ so finde ich hierfür nicht den geringsten Anhaltspunkt.
Ein einziger skandinavischer Heiliger kann überhaupt in Frage
lonunen, das ist st. Claus. Für seine Verehrung lässt sich nur
das Vorkommen des Namens einer Clav- oder Olai- Gilde in
Kn anfuhren, über deren Charakter, wie Mettig bemerkt, uns
aieots überliefert ist. Aber wie viel urkundliches Material liegt
denn für die Existenz dieser Gilde vor? Nicht einmal diese Seite
der Frage ist spruchreif, dagegen unterliegt es keinen Zweifel,
<htt8 st Claus zu den in die liturgischen Bücher der Diözese
ehvetragenen Diözesen nicht gehört hat. Sein Name fehlt im
Kalender, im Missal und Brevier, kirchlichen Stiftungen zu seiner
Ehre sind nicht bekannt geworden und unter den Schutzheiligen
dojenken Gilden oder Bruderschaften, bei denen man zunächst
Kine Verehrung vermuthen könnte, wird sein Name nicht genannt.
Nun erblickt aber Mettig darin, dass der Rufname Clav in
Kga gar nicht so selten vorkommt, einen Grund für seine
Aiuiahma dass der hl. Clav eine ^ weitere Verehrung in ttiga
^tUxresr habe. Dieses Argument kann ich nicht gelten lassen.
& wird nicht fiberflüssig sein, den Nachweis zu fuhren, dass die
Vahl der Rufbamen im Mittelalter keine Rückschlüsse auf die
in der Diözese yerehrten Heiligen gestattet. Die gegentheilige,
B; B. irrthümliche. Auffassung lässt sich speziell fä Riga leicht
)nderlegen. Auf Grund des vorliegenden reichen Materials werde
ich denmächst hierüber das Nähere auszuführen mir erlauben.
54
660. Ttnammlung am 10. April 1002.
An Stelle des am Erscheinen verhinderten Präsidenten H. v.
Bruiningk übernahm der Direktor der Gesellschaft Bernhard
Hollander den Vorsitz.
Der stellv. Präsident eröffnete die Sitzung mit der Verlesung
einer an den Direktor und Museumsinspektor Herrn G. v. Seng-
busch gerichteten Adresse der Gesellschaft, in der aus Anlass
der jetzt vollendeten, fast durchgängigen Neuordnung der Waffen-
abtheilung Herrn v. Sengbusch der Dank der Gesellschaft für
seine opferfreudige Arbeit ausgesprochen wurde. Es wurde
dabei betont, dass infolge seiner Mühewaltung die Waffenabthei-
lung unseres Museums sich zu einer Sanmilung entwickelt habe,
wie sie in ähnlicher Vollständigkeit und Mustei^tigkeit der
Ordnung in den wenigsten Provinzialmuseen anzutreffen sein
dürfte.
Der stellv. Präsident übergab ein vom Bigaschen Stadt-
amte mit einem Begleitschreiben übersandtes Exemplar der in
Anlass des 700jährigen Bestehens der Stadt Riga geprägten
Erinnerungsmedaille. Die Versammlung nahm mit Dank davon
Kenntniss.
Auf Vorschlag des Direktoriums erwählte die Gesellschaft
das Mitglied des kgl. Preussischen Historischen Instituts in Rom,
Herrn Dr. phil. Johannes Haller, zu ihrem korrespondirenden
Mitgliede.
Zu ordentlichen Mitgliedern wurden aufgenommen die Herren:
Pabrikdirektor Arnold Tiling, Ingenieur Eugen v. Irmer,
Buchhalter Hugo Muxfeldt, Ingenieur-Chemiker Georg Bur-
meister, Ingenieur Alexy v. Bukowski, Dr. med. Karl
Vogel, Provisor Arthur Bartels, Ingenieur Gustav Peter-
senn, Cand.jur. Sylvester Behsche, Rechtsanwalt Alexander
Hoff, Buchhändler Gustav Löffler, Beamter im Ministerium
des Auswärtigen Alexander v. Duhmberg und Architekt
Eduard Kupffer.
56
FBr die Bibliothek waren laut Bericht des Bibliothekars
Ugende GescheDke eingegang^i: 1) von Herrn Oberlehrer 0.
SUienhagen dessen: Der Kampf des Deutschen Ordens in
liMand nm den liTländischen Einheitsstaat im 14. Jahrhundert.
S.-A. a. d. Balt. Monatsschr. v. 1902; 2) von Herrn G. Baron
Manteaffel dessen: Polnisch-Livland. S.-A. a. d. UyI. Oouv.-
ZettBBg y. 1868, mit handschriftlichen Bemerkungen des Verf.
BBd einem Msc. desselben, enthaltend Notizen über Polnisch-
ÜTland; 3) von Herrn Staatsrath J.' Eckardt dessen: Bück-
Uieke auf die Bigaer Jubiläums - Ausstellung v. 1901. Riga
I9Q2. — Ferner hatten Geschenke dargebracht: Frau Landräthin
Baronin 6. Tiesenhausen geb. Gräfin Behbinder, Herr N.
Skribanowitz, Frl. E. Bennert und Herr Tischlermeister
Breede.
Laut Bericht des stellTertretenden Museumsinspektors waren
fu das Museum folgende Darbringungen zu verzeichnen: 1)
^ Herrn Pastor E. Gross in Pebalg: Eine Bronzefibel mit
itthen Enden und Filzresten; 2) von Herrn W. Baron
Xengden: ein eisernes Petschaft mit der Gravirung: Directeur
^ la troupe Italienne; 3) von Herrn G. v. Sengbusch:
«ia Paar Steigbügel aus dem 16. Jahrhundert und eine Porzel-
Ittpfeife mit der Ansicht des Bathhausmarktes und der Düna-
loflBbracke.
^ das Münzen- und Medaillencabinet waren Geschenke
^gebracht worden von: der .Stadt Biga, dem Oomit^ der
ÄigaBchen Jubiläumsausstellung, Herrn W. Baron Meng-
ten, Herrn Börsenmakler Palkowsky und Fräulein Elvire
Beinert.
Herr Bibliothekar N. Busch referirte über die Yerhand-
l^zigen betreffend Gründung einer Livonica-Abtheilung an der
I^oaina, der Handbibliothek am Vatikanischen Archiv. Nach
feVcFBicherung des Herrn Präfekten des Vatikanischen Archivs
f'Burle würden die von unserer Gesellschaft zur Verfügung
PteUten Werke über Livland einen der schönsten und voU-
"^^luUgsten Fonds der Leonina bilden.
Inspektor C. Mettig hielt einen längeren Vortrag über daa
Wesen, den Charakter und die Thätigkeit der Losträger m
Riga (s. unten).
Die Gilde der Losträger nnd die mit ihr verwandteo AemtBr
in Biga.
Von G. Mettig.
Die rigischen Losträger waren im vergangenen Jahre im
Schosse unserer Gesellschaft Gegenstand yersohiedener Erörte-
rungen und Darl^uneen. Den Anstoss dazu gab die von Fräu-
lein E. von Schinckell herbeigeführte Rettung der der Vernich-
tung preisgegebenen alten Bestände des Archives des Messer-
amts. Die der Papiermühle bestimmt gewesenen alten Bücher
und Papiere gelangten in Anlass dieses ^ücklichen Zufalls durch
Ankauf in den Besitz unserer Gesellschaft.
Die ältesten Stucke, zwei Bücher, von denen ich das eine
Straf- und Bruderbuch und das andere Yikarienbuch nannte, sind
von mir auf ihren Inhalt hin eingehend behandelt worden (S.*B.
d. Gesellsch. f. Gesch. u. Alterth. pro 1900, S. 120-135).
Ferner machte ich zum Gegenstande eines Yortri^es ein wohl
zum Vikarienbuche gehörendes, unter den losen Papieren ge-
fundenes Blatt mit Einschreibungen über die am Altare der
Yikarie angestellt gewesenen Beamten der Kirche^).
Die von Anton Buchholtz in Anlass des Ankaufes der
genannten Archivalien veranstalteten Erkundigungen und Nach-
forschungen im Messeramte hatten unter anderem auch daa
Original des Losträger-Schragens v. J. 1450 zu Tage gefbrdert^
das ich auch einer Besprechung unterzog, indem ich auf die
Abweichungen der Abschrift von dem später entdeckten Originale
hinwies'). Anton Buchholtz berichtete über eine dem alten
Inventar angehörende eigenartige Schürze, die als Abzeichen
gedient haben könnte, über verschiedene im Besitze des Messer-
amts befindliche nicht gewöhnliche Münzen und über das Vor-
handensein einiger alten Bücher. Ueber den Werth dieser Bücher
verlas ich in unserer Gesellschaft einen Bericht und dann noch
einen auf Grundlage des in dem Straf- und Bruderbuche der Los-
träger enthaltenen gewerbgeschichtlichen Materials verfassten
Aufsatz über die Gewerbearten in Biga im 15. und 16. Jahrh.
1) C. Mettig, Die ältesten Bücher der LosträgeKÜde in Riga. S.-B. d.
Gesellsch. f. Gesch. a. Alterth. pro 1900, S, 120—185.
S) 0. Mettig, Ueber den Schrägen des Rigaschen Lostrageramts. S.-B.
d Gesellsch. f Gesch. a. Alterth. pro 1901, S. 4—5.
67
(S.B. d. Oesellscb. f. Gesch. u. Altertb. pro 1901, S. 40—41,
IL Big. Stadtbl. 1902 Nr. 21 n. 22). Schliesslich behandelte
N. Busch die Bedentnng der im Einbände des Yikarienbuches
der Losträffer gefimdeiien Urkunde v. J. 13990-
ObwoU die Losträger, wie ans dem Angefahrten zn ersehen
ist, in Terhftltnissmässig kurzer Zeit häufig die Aufmerksamkeit
der Mitglieder unserer Gesellschaft in Anspruch genommen haben,
80 sind doch nur ganz specielle Fragen aus ihrer Geschichte
berührt worden. Der folgende Vortrag aber soll einen Stoff
aus der Geschichte der Losträger Ton lulgemeinerer Bedeutung,
nimlich das Wesen der Losträger, behandeln und damit auch die
Wiederholung einer vielfach berührten Materie rechtfertigen.
Obwohl wir nach den älteren Quellen im Grossen und Ganzen
wissen, was die Losträger f&r ein Amt gewesen seien, so sind
doch unsere Kenntnisse aus der Geschichte der Losträger durch
die zu Tage geförderten historischen Materialien so sehr er-
weitert^ dass es sich wohl lohnt auf Grundlage des neuen un-
erforschten Materials das Thätigkeitsgebiet der £osträger schärfer
SU beleuchten, wodurch auch manche Züge aus dem Leben des
Handels des alten Bi^a als nicht unwichtige Momente aus dem
kulturhistorischen Bilde vergangener Zeiten hervortreten * dienten
doch die Losträger dem Handel, der ja lange Zeit die Seele des
städtischen Lebens gewesen war. Die Lostr^er waren die unent-
behrlichen Hfilfsarbeiter der Schiffer und Eaufleute und werden
selbstverständlich in Riga sehr früh ihre Thätigkeit gefunden
haben*). Es liegt ausser allem Zweifel, dass die Gilde der Los-
träger viel älter ist als ihr Schrägen, der ihre Gesetze enthält
und im Jahre 1450 erlassen ist.
Im Schosse der Gilde der Messer, die die Nachfolger und
Erben der Losträger geworden sind, lebt noch heute die Tradition,
dass ihre Gilde 60 Jahre vor der Erbauung Bieas gegründet
sei Tuid deshalb ist auch auf ihrem aus dem Anfange des 19.
Jahrhunderts stammenden Siegelstempel unter den Wappenemble-
men: Korngarben und ein Loofinaass, die Jahreszahl 1150 an-
gebracht worden. Der Aeltermann des Messeramts theilte mir
mity dass vor Jahren die Gilde einen sehr belesenen und ge-
klärten Sekretär gehabt hätte, von dem aus alten Papieren und
Mchem ermittelt worden wäre, dass schon 50 Jahre vor der
Gründung Bigas die Gilde der Messer, resp. Losträger, ent-
^) N. Busch, Fünf ürkuoden zur Geschiehte des Bigaschen Domcapitels
«äbrend des ArcMepiscopats des Johannes v. Wallenrode. S.-B. d. Gesellsch.
t Gesch. IL Alterth. pro 1900, S. 167-176.
S) Die Solidarität der Interessen der Kanflente nnd Losträger, resp.
Salstrager, wird den sich dnreh viele Jahrhunderte hinziehenden Branch,
ktstere mit einem Traktament anf der grossen Oildstabe anfznnehmen, vor-
haben.
standen sei. Hier will ich gleich meine Yermathung aussprechen,
die in mir bei der Wiedergabe der im Schosse des Messer-
amtes lebenden Tradition ihrer Genossenschaft über ihr Alter
und bei der Vorweisung der Siegelstempel au&tiegen. Das
Messeramt besitzt nämlich zwei sich sehr ähnlich aussehende
Siegelstempel, die beide aus der ersten Hälfte des 19. Jahr-
hunderts zu stanmien scheinen; der eine könnte etwas früher,
der andere etwas später angefertigt sein. Ich vermuthe nun,
dass der Siegelstempel mit der Jahreszahl 1160 später entstanden
sei; die Jahreszahl 1160 könnte nämlich so zu Stande bekommen
sein: der Stempelschneider könnte die nicht sehr deuuiche Vier
(4) für eine Eins angesehen und somit bona fide die falsche
Jahreszahl 1160 statt 1460 eingravirt haben, und in Folge
dessen sei dann später das Gerede von dem gelehrten Sekretär
und dessen Ermittelungen über das hohe Alter der Gilde ent-
standen. Die Frage, ob die Anbringung der falschen Jahreszahl
1160 auf dem Siegelstempel beabsichtigt oder nicht beabsichtigt
sei, lässt sich zur Zeit nicht entscheiden. Wohl aber kann man
in gewissem Sinne das Jahr 1460 als das Gründungsjahr be-
zeichnen, weil in diesem Jahre die Losträger die Gesetze ihrer
Gilde au&eichnen liessen.
Den Nachweis dessen, dass 60 Jahre vor der Gründung
Rigas hier am Dünaufer eine Gilde existirt habe, kann selbst-
verständlich nicht erbracht werden. — Dass man sich der Träger
fleich nach der Aufs^elung bedient habe, liegt ja ausser idlem
iweifel, über ihre Genossenschaft verlautet aber aus den ersten
Jahrhunderten nichts; die erste Nachricht über die Gilde der
Losträger stammt aus dem Jahre 1427 und hat sich in den
rigischen Eämmereirechnungen erhalten. Daselbst heisst es in
dem genannten Jahre: „3 fert den losdr^ers vor ene tnnne bers
in ere gilde.^ Genannt wurde sie die neilige Leichnamsgilde
oder die Brüderschaft der heiligen Leichnamsgilde. Aus ihrem
Schrägen erfahren wir über die Eigenart der Genossenschaft
sehr wenig. Die Mehrzahl der Schragenartikel bezieht sich
auf gesellschaftliche und kirchliche Verpflichtungen, wie wir sie
in fast allen Schrägen finden. Zur Gharakterisirung der Los-
träger dienen nur der vorletzte Artikel (28) des eigentlichen
Schragens und der vorletzte Zusatz späterer Zeit (Art 30).
Der Artikel 28, der da anordnet, dass jedes Mitglied der
Gilde die Bürgerschaft gewinnen müsse, verdient deswegen Be-
achtung, weil schon früh ündeutsche in die Gilde treten konnten
und somit eine Art Bürgerrecht erwarben; in den Schrägen der
Losträ^er des 16. Jahrhunderts wird ausdrücklich hervorgehoben,
dass Undeutsche nicht früher aufgenommen werden könnten, als
bis sie die Bürgerschaft erlangt hätten.
Der vorletzte Zusatz v. J. 1485 (Art. 30) redet davon, dass
50
die Lostriger in Zeiten der Feuersffefahr, der Wassersnoth^ d. h.
derUeberschwemmnngen nnd des AnmihrSy dem Rathe ihre Dienste
■it Aezten, Spännen nnd anderen Instrumenten zur Verfügung
B ateüen hätten. Ueber diese und ähnliche Verpflichtungen
vird noch später des Weiteren die Bede sein.
Ehe wir auf die Thätigkeit der Losträger übergehen, wollen
wir m der Erklärung ihres Namens Stellung nehmen. Bisher
ist man in der Deutung des Namens der Losträger noch nicht
einig geworden. Gh. Walther sagt in seinem mittelniederdeut-
Bchen Handwörterbuche von Lübben beim Worte lösdreger:
«Träger, der ungebunden ist, nicht in einem Miethsverhältniss
a einem Herrn steht?".
Hit dieser seiner Erklärung ist Walther doch nicht ganz
zufrieden, da er dazu ein Fragezeichen setzt. Schiller und Lubben
Ittsen es unentschieden, ob lösdreger einen Träger, der unge-
bunden ist, nicht in einem Miethverhältniss zu seinem Herrn
stdity oder einen Sackträger^ der einen Boden, ein Schiff etc. los,
ker trägt, bedeute (?) ^). Walther, der sein mittelniederdeutschen
Handwörterbuch auf Grundlage des niederdeutschen Wörterbuches
Ton Schiller und Lübben yerfasst hat, zieht nur die erste Er-
Uftnmg Ton Schiller und Lübben heran und lässt die zweite
gaox onberncksichtigt, die mir gerade die allein richtige zu sein
Kbeint. Die Träger, die Böden, Schiffe, Speicher und Eeller-
rimne dadurch, dass sie die Waaren wegbringen, d. h. im Nieder-
d^ntBchen losen and im Hochdeutschen löschen, was soviel heisst
ib freimachen oder räumen, Losträger zu nennen, erscheint mir
dnrchaos einleuchtend. Am Ufer der Düna, im Hafen und in
^ Stadt in den Speichern und EeUem waren die Plätze, wo
die Losträger ihre Thätigkeit entfalteten. Zum Flussufer hin
otmeentrirte sich ihre ganze Arbeit, und hier auf ihrem be-
deotendsten Tununelplatze war auch das Standbild ihres Patrons,
^ des heiligen Chnstophorus, wie ich vermuthe, aufgestellt, wo
<s sich ja bis auf den heutigen Tag behauptet hat.
Der Name Losträger war ursprünglich ein GoUectivname
verschiedener Trägergenossenschaften: der Bierträger, Wein-
triiger and Salzträger. Die Wäger, deren Gilde man als Lotgilde
boeichnet hat, scheinen auch zu den Losträgern gehört zu haben.
& sind wenigstens Anzeichen dafür vorhanden, dass man die
6eno6Benschaft der Losträger auch Lotgilde genannt haben
^te, und somit wäre dann die Möglichkeit der Erklärung des
Wesens der im Schrägen der grossen Gilde erwähnten räthselhaften
I<rtgilde gefunden. Es würde mich hier zu weit von meinem
^mm ablenken, wollte ich diese Hypothese darlegen, sie soll
^ ihren Platz in dem Aufsatze, der die verschollenen Gilden
^) L. Ni^dersky, Die Erbebücher der Stadt Riga, S. 510.
60
im alten Riga behandeln wird, finden« — Der Name der Losträ^er
verschwindet im Laufe des 16. Jahrhunderts, wahrscheinlich
als die Nothwendigkeit einer Arbeitstheilung eingetreten war.
Ursprfinglich tragen die Losträger alle Waaren, was sie fnr
Namen nur haben mochten. Die veränderten Verhältnisse fahren
dann aber anch die Ausbildung neuer Bezeichnungen fär die,
die Waaren transportiren, herbei.
Von den Losträffem sondern sich im Jahre 1386 die Bier-
träger ab. Dass die Bierträger zu den Losträgern eehört haben,
entnehmen wir daraus, dass anfänglich die Losträger das schragen-
mässige Recht besessen hätten, zugespuntetes Bier und zuge-
spunteten Meth aus und ein zu tragen. Dieser Artikel ist später
cassirt und stammt wohl aus der Zeit, wo zu den Losträgern
die Bierträger gehörten. Im Jahre 1386 hatte, wie eben er-
wähnt, die Gilde der Bierträger ihren Schrägen erhalten, also
vor dieser Zeit muss auch das Tragen des Bieres und Weines
von den Losträgem besorgt worden sein. Im Jahre 1463 bilden
die Ligger eipe eigene Gilde zu Ehren Johannes des Täufers; bis
dahin werden sie zu den Losträgem gehört haben. Die Ligger,
die auch Arbeitsleute genannt werden, transportirten die Waaren
hauptsächlich mit Pferden, während sich die Losträger zur Be-
förderung der Waaren meist der Tragbahren bedienten; jedoch
war aucn bei den Losträgern der IVansport der Waaren auf
Waffen, die von Pferden gezogen wurden, nicht ausgeschlossen.
Welche Waaren in Sonderheit von Losträgern und von den
Ligffern aus den Schiffen und Strusen zur Waffe und aus den
Eellern und Speichern und von den Böden zu den Schiffen be-
fördert wurden, werden wir kennen lernen, wenn wir die aus
mehreren Jahrhunderten stammenden Streitigkeiten zwischen Los-
trägern und Liggern wegen der Grenzen des Arbeitsgebietes
behandeln.
Neben dem Waarentransporte vollzogen die Lostrtoer gleich
wie manche andere undeutsche Aemter verschiedene Hantienm-
gen, zu deren Ausführung ein nicht geringes Maass von phvsiBchen
Kräften erforderlich war. Heutzutage werden ähnliche Arbeiten
von Tagelöhnern, Expressen, Soldaten u. s. w. ausgeführt; von
diesen unterscheiden sich die Losträger auch dadurch, dass sie
sich zu einer Reihe von Arbeiten zu Gunsten der Stadt ver-
S fliehten mussten, d. h. sie hatten in Verbindung mit den andern nn-
eutschen Aemtern, den Bierträgern, Liggern und Hanfschwingem,
verschiedene publike Leistunffen auf sich zu nehmen. Das deutet
schon der 26. Artikel des Losträfferschraffens an, der daraber
handelt, dass sich die Losträger auf den im Namen des Raths er-
lassenen Befehl des Kämmerers oder des Bordingmeisters einzu-
finden hätten. Der schon angeführte Zusatz von Jahre 1485
redet von ganz bestimmten Verpflichtungen; so mussten, wie oben
61
benrorgehoben, die Losträger bei Feuersbrünsten und üeber-
fidiwemiaiiiigen und in Zeiten des Aufruhrs vor dem Rathhause
idH Instrumenten, die zur Beseitigung der Gefahren dienlich sind,
ninit exen, spennen, löpen unnd mit al sulkem tuge^ erscheinen
imd dem Bathe helfen, die entfesselten Elemente oder die Aus-
brüche menschlicher Leidenschaft zu unterdrücken. Später er-
weitert sich der Kreis der publiken Arbeiten. Im 18. Jahr-
hunderte, als schon lange die Losträ^er den Namen Salzträger
Khrten, waren diese in Oemeinschau mit Liggem und Hanf-
9cliwingem verpflichtet, die Seetonnen, welche den Schiffern
das Furwasser markiren sollten, im Frühlin^e einzulegen und
im Herbste herauszunehmen. Im Jahre 1738 wurden die ge-
unnten Arbeitsleute von dieser Verpflichtung dispensirt, die
Ton jetet ab den Piloten übertragen wurde. Die Befreiung ge-
I Bdiieht mit der Motivirung, dass diese Aemter entlastet werden
fiüsaten, da sie zur Beförderung des Commercii dienen und zu
anderen publiken Arbeiten unentbehrlich seien. Wie sehr das
Amt der balzträger das Einlegen und Ausnehmen der Seezeichen
als eine drückende Last empfunden hatte, geht daraus hervor,
daas das Amt den Beschluss fasste, die Namen seiner Vorsteher,
die sich um die Befreiung von der genannten Pflichtleistung
I verdient gemacht hatten, zur Erinnerung im Amtsbuche au&u-
' zeichnen. Es gelang den Salzträgern freilich nicht, sich von der
Verpflichtung, Schiesspferde zu stellen, frei zu machen, jedoch
I vnrae ihnen zugestanden, dass sie nur in der dringendsten Noth
I mr Stellung von Schiesspferden herangezogen werden sollten.
I Diese Versprechungen wurden den Salzträgern im Jahre 1726 ge-
\ nadity und bei dieser Gelegenheit wird alles das aufgeführt,
\ vas sie an publiken Leistungen auf sich zu nehmen hatten. Die
Salzträger waren also verpflichtet:
1) den ganzen Sommer hindurch die Tonnen in die See und
in die Düna zu schaffen;
2) die Flossbrücke abzulassen und aufzubringen;
3) auf dem Walle das Geschütz und die ganze Bastion zu
reinigen;
4) im Irülyahre beim Eisgange und ^ hohem Wasser auf den
Damm Au&icht zu haben;
5) die Nachtwache abzuwarten;
6) in Ihrer Msgestät Hause die Fenster, Kleider und auch in
der Küche zu waschen und, wenn ein Ambassadeur durch-
Sehe, aufsuwarten;
as Pulver auf den Wällen zu trocknen.
In Anerkennung dessen, dass von Seiten der Stadt ihnen
ncht wenig zugemuthet wurde, war ihnen die oben angeführte
Erleichterung in der Stellung von Schiessen bewilligt worden.
Noch im 19. Jahrhunderte waren die Salz- und Kommesser zu
62
folgenden Leistungen verpflichtet: ^bey Fenergefahr auf die
Leute zu wachen, fünf Nachtwechter zu stellen und jährlich zu
unterhalten, bey unruhigen Zeiten auf den Wällen sich einzu-
stellen und die Artilleriedienste zu verrichten, welcher Fall in
dem Eriegsjahre 1812 eingetreten war. Insbesondere aber auch
bey Verfestigung der Pforten in Wassersgefahr Tae und Nacht
die Aufsicht über die Leute zu haben. Ausserdem sind die
Salzmesser auch verbunden, über die eingegangenen Salz- und
Getreidegattungen dem Hafenzollamte, dem Wettgerichte und dem
Wagecomptoir verschlage einzuliefern und über das Wägen und
Löschen des Salzes und über die Elarirung der Schiffe Bericht
zu erstatten. Und noch während des Erimfcrieges wurden die
Salzmesser mit den Liggem und Hanfbindem mit der Hand-
habung der Eanonen vertraut gemacht. Die von ihnen ge-
forderten öffentlichen Leistungen waren recht mannigfaltig; das-
selbe kann man auch von ihren eigentlichen Arbeiten s^en.
Das Arbeitsgebiet der Losträger wies die verschiedensten Han-
tierungen auf. Machen wir uns mit ihren Arbeiten bekannt und
fangen wir mit den ältesten Zeiten an. In den Eämimerei-
rechnungen der Stadt Riga aus dem 15. Jahrhunderte wird über
die Losträger Folgendes berichtet:
1469: „4 mrc, 7 sol den loszdregern, dat ze de mäste nnde
de loddiggen reddeden vor der koggenbrigge ime groten water .^
1469: „18 mrc. den loezdregern vor dat zee den holm in der
Düne benedden deme slote affdregen hebben.^
1472: „1 mrc. den loszdregern de de ovenn inslogen.**
Nach der ersten Inscription haben die Losträger eine Ver-
richtung ausgeführt, die in späterer Zeit der Flusspolizei oder
dem Amte aer Ankemeken zukam. Die beiden andern Ein-
schreibungen der Eämmereirechnungen über die Abtragung eines
Holmes bei dem Schlosse und die Abreissung eines Ofens be-
richten über Hantierungen, die die einfachsten Arbeiter ausführen.
Eine aus dem 16. Jahrhunderte stammende Taxe der Los-
träger und Ligger giebt ihr Arbeitsgebiet und die von ihnen
transportirten Gegenstände an. In und an Schiffen, Speichern,
Scheunen, Böden, an der Wage und am Strande sind sie haupt-
sächlich mit dem Tragen, aber auch mit dem Abwägen und
Einpacken der Waaren beschäftigt. An Waaren werden in dieser
Taxe Hanf, Flachs, Asche, Theer, Hering, Salz, Wachs, Talg,
Boggen, Laken, Eisen und Häute (?) genannt. Leider lässt sich
nicht mit Bestimmtheit feststellen, welche Handelsgegenstl^de
von den Losträgem und welche von den Liggem behandelt
wurden. Später sind die Grenzen zwischen ihren Arbeitsgebieten
aufs Genaueste fixirt, trotz alledem giebt es beständig eben
dieser Grenzen wegen Streit und Hader. Deutlich geht aus
dieser Taxe des 16. Jahrhunderts nur hervor, dass nur die Los-
68
trSger das Salz in den Kellern in Säcke schütten durften und
dtts der Transport des Tonnenguts aus den Scheunen das
roedelle Recht der Ligger war, die sich bei der Arbeit auch der
Wagen bedienten. Ebenso hatten die Losträger das Recht,
Hanf und Flachs aus den Strusen oder aus den Speichern auf
die Wage zu bringen und abzuwägen, Roggen in aie Bordinge
n schütten und Theer und Asche in die ^ordinge zu f&hren.
Es scheint, dass auch den Losträgem zukam. Wachs und Talg
«18 den Strusen und Speichern auf die Wage zu tragen und
absQwSgen, ferner Wachs .tho slande (schlande)^, „schimysen to
dtfeu^ und einen «packen laken to slagen^. Was darunter zu ver-
Btmu ist, kann ich mit Sicherheit nicht sa^en. Die Manipu-
lation, die die Losträger beim Wachsschlaffen vorzunehmen
pflegten, ist mir unbekannt. „Schimysen tho slagen^ wird wohl
mit einpacken zu übersetzen sein; schimise heisst Packen mit
Hinten, dann überhaupt Packen. Was es bedeutet, einen Packen
.laken tho slagen^, vermag ich auch nicht anzugeben. Vielleicht
neisBt hier schlagen überhaupt tragen oder befördern. Im
Jahre 1632 (24. April) werden die Salzträger dafür bestraft,
dass sie die Packen in die Schiffe gefuhrt hatten, was seit
90 Jahren das Recht der Ligffer gewesen war; die Salzträger
waren nur berechtigt, die P^en zu bereiten, und die Weiter-
be&rderung stand nur den Ligffem zu, ausserdem waren die
Ugger allein berechtigt, mit Pferden die Waare zu fuhren.
In demselben Jahre (1. Mai) 1632 petitionirten die Salzträger
darom, das Eramffut aus den Schiffen auch mit Pferden abfuhren
a dürfen. Die Ligger protestirten dagegen, und das Amtsge-
richt erklärte, nach dem alten Usus bei alten Eaufleuten Hr-
famdigungen einziehen zu wollen. Nach zwei Jahren, 1634,
richten die Salzträger dieselbe Bitte an das Amtsgericht, das in
derselben Weise wie vor zwei Jahren mit der Hinzufugung, sie
sollten sich unter einander friedlich verhalten, resolvirte.
Seit 1633 wird der mit den Strusen angeführte heilige Flachs
Ton den Salzträgem, der zu Lande nach Riga transportirte
Rachs aber Yon den Liggem in die Speicher, an die Wage oder
in die Schiffe befördert. Der Streit wegen des E^ramguts findet
erst im Jahre 16^ einen Abschluss. Am 15. October 1642 wird
to Streit zwischen den Salzträgem und Liggern folgendermassen
be««IegtO:
y&uff Jnterposition der Herren Ambtherren und mit Zu-
nehimg der Herren Gänunem haben gedachte Herren die Parthen
Bit ihrer beyder guten Willen folgendergestalt verglichen, dass
lemlich Zucker, Rosieneu, Corinten, Limonen, Citronen, Eappers,
Oliven, Pflaumen, Pech, Theer, Tallich, öhl und Honig, Stockfisch
^) Der Saltatrager Ambisbuch y. J. 1727, S. 18-20.
64
and alles so in Tonnen gef&hrt, Ihnen den Salzträgern alleine ansK
den Schiffen zu fuhren oder zu tragen, wie es die Zeit leyden will
und wohin der Eaaffmann es getragen haben wolle, ffebührel^ den
Ligeern als Bekl^en aber PMer. Ingber, Beisz, Mandeln, Lackena-
Packe, Wolle, Aßhl, Hopffen, Elysen, Eupffer auch alles, so in
Stacken ist, gebahret Ilmen allein. Was aber in Tonnen und
gewogen werden moste, sollen die Salzträger solches an die
Waage .zwar fahren, die Liggere aber es abwägen and so balde
die Waage darüber ganzen, die Saltzträgere, wie obgemeldt|
wohin es der Eaafimann haben wolle, tragen oder fuhren sollen*
Was aber die Saltzträger mit ihren Bähren an die Waage
abzuwägen tragen können, solches Ihnen auch Selbsten abzuwägra
frey stehet, das werden die Parthen firied- und freundl. mit
einander zu leben ermahnet und keiner einer dem andern diesem
aufgefaszeten Vertrage zu wiedern Eindrang oder Schaden zuzu-
fügen bey willkührlicher poen des Gerichts, wormit die Parthen
wohl friedlich gewesen und mit Handgeben demselben nachzu-
leben angelobet.
Aus dem Jahre 1690 stammt eine Verordnung, dass der
reine Hanf von den Salzträgern empfangen und zur Wage ge-
bracht werden soll. Im Ja&e 1692 richteten die Salzträger an
die Obrigkeit eine Supplik, ihnen die von den I^zgem ihnen
entzogenen Einnahmen, welche die Wägung von Wachs, Talg,
Honig, Pflaumen und anderer Artikel abwarf, wieder zuzuerkennen.
Der Kath oder das Eämmereiffericht resolvirte, dass die Salz-
träger in Anbetracht dessen, dass sie in Zeiten der Noth die
Geschütze auf den Wällen bedienen, f&r die Abwägung der
Munition eine Entschädigung beanspruchen könnten. Aus dem
Jahre 1693 stammt eine Sestimmung, dass der Talg, aus Bussland,
Polen, Litthauen und Eurland, in grossen und kleinen Tonnen
kommend, von den Salzträgem an die Wage zu transportiren
sei, dagegen solle der Talg, wenn er ohne Gebinde in losem Zu-
Stande angeführt wird, den Liggem überlassen werden. Im Eäfer
der Goncurrenz kam es vor, dass die Ligger die Tonnen, in
denen der Talg ankam, zerschlugen und den Talg, als im losen
Zustande befindlich, für sich in Anspruch nahmen.
Lunten, die in Livland hergestellt waren, sollten seit 1694
von den Hanfschwingem und Liggern^ dagegen die Lunten, die
ri^scher Provenienz waren, sollten die Salzträger an die Wage
brmffen. Seit 1703 war es den Salzträgem erlaubt, den aus
Eurhnd, Litthauen und Polen eingeführten Beinhanf zur Wage
zu fuhren und abzuwägen; die weitere Behandlung und Be-
förderung aber musste den Liggern überlassen weitlen, denen
alle übrigen Waaren aus den genannten Ländern zukamen. Nach
einer Verordnung vom Jahre 1728 gehörte neben dem Beinhanfe
den Salzträgern auch die Entg^ennahme des Passhanfes, Torses
65
und Kabelgames. Einer Bestimmung vom Jahre 1733 ist zu
entnehmen, dass alle aus Polen auf Strusen zugefuhrten Güter,
»mit auch der Bast von Bäumen, von den Salzträgem abzu-
wägen seien. Im folgenden Jahre heisst es, dass das Tauwerk
ans Moskau gleichfalls von den Salzträgem entge^enffenonmien
md abgewogen werde, die weitere Behandlung und Ablieferung
den Litern aber zustehe.
Das Jahr 1736 brachte für die Salztr&ger eine empfindliche
finachränkun^; sie verloren nämlich das Kecht der Abwägung
derWaareo, Sie ihnen 1641 zugesprochen worden waren: Zucker,
Koanen, Limonen, Citronen, kapern, Oliven, Pflaumen, Pech,
Theer, Talg, Oel, Honig. Stockfisch und alle mit den Schiffen
akommenden Waaren. Dafar mussten ihnen die Ligger das mit
Strusen herangeführte Eisen überlassen; die Salzträger waren
also hauptsächBch auf Eisen, Hanfwaaren, die zu Wasser nach
Biga geführt wurden, und auf Salz beschränkt. Lange Zeit war
der wichtigste Gegenstand ihres Transportes das Salz, nach
dem sie ja auch seit dem 16. Jahrhunderte ihren Namen er*
balten hatten. Seit der Gründung der Stadt ist das Salz eines
der wichtigsten Gegenstände des Handels im Laufe der Jahr-
bnderte gewesen. Als sich verhältnissmässig spät das russi-
eehe Salz auf dem rigischen Markte Geltung verschafft hatte,
UBSBte der Handel mit dem westeuropäischen Salz zurücktreten,
Bod Handelsgesetze mussten erlassen werden, die auch die Ent-
tiiielang des Salzträgeramts beeinflussten und schliesslich die
Toschmelzung der Salzträger mit dem Messeramte herbeifahrten.
Der Handel mit Salz war gewissen Gesetzen unterworfen. Die
Tonnen, mit denen das Salz gemessen wurde, pflegte man bei
der Wage au&abewahren. Aus einer Verordnung^ vom Jahre
1638 ffeht hervor, dass nach alter Gewohnheit die »alzträger in
den feilem beim Salzmessen darauf zu sehen hatten, dass das
ciDgemessene Salz zweimal gestampft, zweimal geschüttelt und
dson zugeschlagen, aber nicht mit Keulen in die Maasse einee-
BcUagen würde. Die Bürgerschaft gerieth in Streit mit den
^wigem, weil sie das Salz von ihren Bedienten messen und
^Mdcen Hess und sich der Salzträger nicht bedienen wollte,
ha Jahre 1722 entschied der Bath diesen Streit dahin, dass
das Salz in Tonnen von jedem beliebigen Bedienten gepackt
werden könnte, jedoch, wenn das Salz gemessen und in Säcke
pBchüttet werden sollte, so hätte man guter Ordnung halber
ttd ZOT Beibehaltung des publiken Gredits zu dieser Arbeit die
Uztriiger heranznzienen, die die von der Stadt bestätigten Maasse
kontzen.
Im Jahre 1724 bestand das Amt der Salzträger aus 3 Pathing
^ jedes Pathing aus 8 Personen. Unter Pathing wird man
*^U eine Gruppe oder Abtheilung der Salzträger zu verstehen
haben. In dem genannten Jahre wurde ihnen eingeschärft, dass
sie beim Empfange der Salztonnen dem Wagenschreiber an der
Wage ein Zeichen einzuliefern und bei der Rückgabe der Tonnen
wieder in Empfang zu nehmen hätten. Am 30. Aug. 1724 wurden
den Salzträffem bleierne Zeichen sub signo E. p. i. F. P. 2 Z.
P. 3. zwölf für jedes Pathing, ausgereicht. Im Janre 1726 waren
20 Tonnen zum Salzmessen in der Wagekammer. Im Jahre
1746 wurde bestimmt, dass ein Kaufmann nicht mehr als eine
halbe Last ohne Salzträger packen lassen dürfe. Aus demselben
Jahre stammt auch die Verfugung, dass die fremden Negotianten
am Abend oder am frühen Morfi;en den Salzträgem ansagen
lassen sollten, wann sie ihrer Hül^e bedürften.
Die Handelsordnung vom Jahre 1765 hob das Amt der
Salzträger auf, und die Salzträger gehörten von nun ab zu den
verordneten Salit-, Korn-, Saat-, Apfel- und Kohlen-Messern. Kurz
vor ihrer Vereinigung mit den Messern richteten sie an den
Bath die Bitte, ihr „Amt bey der Anzahl von 27 Personen zu
lassen, aber doch wenigstens die Vermehrung dergestalt der
Billigkeit nach, dasz solche mit den Einkünften und dem Ver-
dienst des Amts eine gehörige Proportion habe, zu treffen ge-
ruhen woUe^. Der Rath wies diese Bitte als unstatthaft zurück
und theilte dem Amte mit, dass es auf 60 Personen vermehrt
werden sollte. Bald wird die Incorporation in das Amt der
Messer erfolgt sein. Am 10. August 1773 wird vom Rath ver-
ordnet, .dasz die Messere, wenn sie Sturzwaaren auszumeszen
hätten, aas Abstreichen des Maaszes durchaus selbst verrichten
und solches unter keinerley Vorwand durch einen andern be-
werkstelligen lassen sollten; 2) dasz sie die Meszere nach ge-
schehener Ausmessung und nachdem die Säcke von ihnen zuge-
bunden worden, selbige dem Ligger zum Transport überliefern,
Meszere und Liggere darüber Kerbstöcke halten und die Anzahl
der ausgemeszenen und abgelieferten Säcke oder Fuhren jedesmal
auf ihren Kerbstöcken notiren sollten. Diejenige Liggere und
Messere aber, welche diesen gerechtlichen BefeU zu übertreten
sich erdreisten, würden zur wohl verdienten Strafe ihres Unge-
horsams für das erstemal mit Peitschenschlägen gezüchtigt, wr
das andermal aber zur Zuchthausarbeit condemniret zu werden,
ohnfehlbar gewärtig seyn sollten. Officiose citatiseher Ämter
Olderleute Jacob Winck und Caspar Lau wollten diese ihnen ge*
wordene Verfugung Ihren Amtsbrüdern zur Nachlebung bekannt
machen." Unter den in obiger Verordnung genannten Sturz-
waaren verstand man Korn und Saat, deren Transport den
Liggern gehörte, jedoch 1812 ihnen entzogen und den Kern-
messem zugesprochen wurde. Das geschah, weil man der Ansicht
war, dass die Ligger durch das Anwachsen der Einfuhr aus-
ländischer Waaren (besonders Golonialwaaren) vollauf entschädigt
67
I worden. ImBewusstseine ihrer ehrwürd^en Vergangenheit mochten
die froheren Salzträger vielleicht den Wunsch gehegt haben, inner-
halb des Messeramts eine eeschlossene Omppe oder einen Kreis
for sich zu bilden, und deshalb werden sie die Lade mit dem
Snn- und Silberzeuge, den Papieren und andern Gegenständen des
froheren Salzträfferamts, als ihr Eigenthum ansehend, beim Wein-
aehenken Schmidt verwahren haben lassen. Im Jahre 1777 war
das aber dem Rathe hinterbracht worden, und dieser verfugte, dass
die früheren Salzträger dafür, dass sie die Lade mit dem Inventar
ihres Amtes dem Amte der Messer, dem sie nun gehöre, entzogen
hätten, strafbar seien, von der Strafe wolle aber diesmal der E^th
noch absehen. Die verzeichneten Gegenstände wurden dem Messer-
«nte als Eigenthum, an dem alle Brüder gleichen Antheil haben
sollten, übergeben. So kamen im Jahre 1777 in den Besitz der Messer
auch die alten Documente und Bücher, von denen sie kürzlich
einen werthvoUen Theil der Papiermühle zufuhren wollten.
Die mit der Vergrösserungjier Stadt veränderten Verkehrs-
Qsd Handelsverhältnisse und Wandlungen des Geschäftslebens
haben der Thätigkeit der Messer und Ligger den Boden entzogen.
Sie existiren ja beide noch heute, doch in sehr bescheidenen Ver-
hältnissen. Die Messer wägen noch heute Korn, Salz und
Kohlen, jedoch nur mit der Decimalwage, und an der sogenannten
Stück^twage sind die Li^er noch heute beschäftigt, die auch
die mit Beschlag belegten Waaren in Verwahrung nehmen. Das
Liggeramt geht aber seiner Auflösung entgegen. Im Augen-
blicke besteht es aus 8 aktiven und 5 passiven Mitgliedern.
Neue Mitglieder dürfen nicht mehr aufgenommen werden. Das
Messeramt, das einige 20 Mitglieder zählt, steht auf lebens-
fUiigerer Grundlage.
I Ihren offiziellen Charakter haben beide Aemter schon längst
eingebüsst.
Ueber die gesellschaftliche Stellung der Ligger, Salz- und Korn-
messer, Hanfschwinger und Hanfbinder, der sogenannten Han-
delsämter, ist noch ein Wort zu sagen; sie besassen im 15. und
16. Jahrhunderte das Bürgerrecht, obwohl sie zu den ündeutschen
cehdrten und daher auch undeutsche Aemter genannt wurden.
In der Mitte des 18. Jahrhunderts muss dieses Bürgerrecht be-
deutende Einschränkungen erfahren haben, denn als sie in einer
Supplik an den Generalgouverneur schüchtern die Hand nach
gewissen Gildeberechtigungen auszustrecken versuchten, erklärte
die Aeltestenbank grosser und kleiner Gilde in einer Eingabe
d. d. 11. Juni 1761, es sei „eine ganz unerhörte Verwegenheit,
wenn die untentschen Aemter, als Leute, die dem Publice und
den Bürgern Dienste zu leisten von jeher bestellt sind, sich er-
frech»!, ihrer angeborenen Niedrigkeit sich zu entreiszen u. s. w.^
hk demselben Sinne sprach sich Ein Dirigirender Senat in dem
6»
68
ükase vom 23. November 1752 ans, indem er mit der Ansicht
des Baths, „dasz von Anfang der Stadt zwischen den Tentschen
und ünteutschen ein solcher Unterschied gewesen, dasz Letztere
von dem Bürgerrecht gänzlich ausgeschlossen und zum immer-
währenden Andenken i&er Knechtschaft mit knechtischer Arbeit,
als Beinigui^ der Brücken, Führung der Eiinonen und dergl.
belegt werden^, durchaus einverstanden war. Nach den in den
zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts zwischen den Aemtern und
der Obrigkeit wegen der Taxen geführten Streitigkeiten, die bis
an den Kaiser gingen, änderte die Bürgerschaft total ihre Ansicht
über die sociale Stellung der Handelsämter und nahm 1832 die
Berechtigung zum Eintritte in diese Handelsämter für verarmte
Bürger der grossen und der kleinen Gilde in Anspruch.
Trotz des Widerspruches des Baths und des Börsencomitds
wurde der Wunsch der Bürgerschaft vom Generalgouvemeur 1832
(10. Dec.) bestätigt. Der Börsencomitä ging an den Senat und
wies darauf hin, dass diesen Aemtern zugewiesene Dienstleistungen
eine kräftige Constitution und einen einfachen Sinn voraussetzten.
Das alles hatte keinen Erfolg. Der Senat entschied 1837, dass
es bei der bisherigen Ordnung bis zu der in Aussicht genommenen
Beprüfung der Privilegien der Ostseeprovinzen sein Bewenden
zu behalten habe. Nur kurze Zeit haben die undeutschen
Aemter zur Verpflegung der verarmten Bürger gedient. In
der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stehen sie wieder selb-
ständig da.
Der Inhalt des auf Anordnung des Raths im Jahre 1777
verfassten Verzeichnisses des Inventars der Salzträger mag hier
kurz angegeben werden:
11 silberne Löffel, gezeichnet mit verschiedenen Namen.
6 Dutzend zinnerne Teller.
35 tiefe zinnerne Schüsseln.
12 flache zinnerne Schüsseln.
34 zinnerne Löffel.
1 grosse zinnerne Bierkanne mit einem Hahne.
1 zinnerner Pokal, gezeichnet Johann Kagge Fischer.
6 zinnerne Kannen, gezeichnet Das Amt der Salzträger.
26 zinnerne Kannen, gezeichnet mit verschiedenen Namen.
22 zinnerne Becher, gezeichnet mit verschiedenen Namen.
Aus Messing: einen Kessel, einen grossen Leuchter mit
6 Armen, 6 Leuchter und eine Glocke. Eine kupferne Pfanne.
Zwei Beutel mit alten Münzen, silberne und Kupferne (vom
16. Jahrhunderte an). Eine silberne Breze mit Steinen an einer
silbernen Kette, inwendig Christus am Kreuze und die heilige
Familie aus Messing. Ein Beutel mit verschiedenen Werthsachen,
die der Elisabeth Kalle gehörten und denen eine Specifikation bei-
gelegt ist.
69
An Docmnenten und Aufzeichnungen wird Folgendes erwähnt:
3 alte Bücher, worin die Amtsbrüder eingeschrieben sind.
£n geschriebenes Bach, worin sich die Bauersprache, der
Schrägen der grossen Qilde n. s. w. befinden, ein Buch mit
Acten eines edlen Eämmerei- Gerichts in Sachen des Amts der
Salsträger contra das Amt der Ligger de Anno 1728.
Drei Salzträger -Amtsbücher, enthaltend die Schrägen und
andere za dem Amte gehörige Rrotocolle und Documente.
Ein Privil^um für die Gesellschaft der Träger vom Erz-
bischof Silvester in originali mit Mönchsschrift.
Ein Bathspriyilegium for die Träger von Anno 1460 mit
Mönchsschrift.
Eine Menge gerichtlicher Protocolle und Documente.
Manche Ton den im Inventar angegebenen Handschriften
befindet sich heute im Besitze der GeseUschaft for (beschichte
und Alterthumskunde der Ostseeprovinzen. Manches von den an
sie gelangten Materialien, das in Folge der Ungenauigkeit der
Angabcoi nicht zu erkennen ist, wird vielleicht den Archivalien,
die als Documente und Protocolle bezeichnet sind, beigezählt
sein. Manches wieder der im Jahre 1777 namhaft gemachten
Archivalien ist auf uns gar nicht gekommen und wird eben
verloren g^an^en sein. So ein geschriebenes Buch, das die
Baoerspra^e, den Schrägen der grossen Gilde u. a. m. enthält.
Von dem Tisch- und Hausgeräth aus Silber, Zinn. Messine
und Kupfer hat sich bis auf eine Kanne, die Herr von Senffbusch
koTzlich unserer Gesellschaft ^escheuKt hat, nichts erhalten.
Diese zinnerne Kanne gehörte George Purith und ist auch 1777
verzeichnet worden; sie stanmit aus dem Jahre 1739 und trägt
folgende Inschrift:
Auf dem Deckel: ^George Purith Saltz-Träger Riga d.
18. Septemb. Anno 1739.^
Auf der äusseren Wand des Kruges in einer mit einer
Krone abgeschlossene Guirlande:
-Herr Christ Wen Ich Zur Arbeit Geh
Süt Deiner Kraft Mir Stets Bey Steh,
Bey Meinem Schweis Dein Seegen Sey,
So Werd Ich Satt Und Sorgen Frey."^
^) Aof der inneren Seite des Deckels ist das Beschanzeichen der Stadt
Sgl nnd elo Meiaterzeiclien aDgebracht
W^>^^*^^^A^^^^^
70
(61. Tersammlang am 8. Mai 1903.
Der Präsident H. v. Bruiningk eröflhete die Sitzung durch
die Mittheilung, dass die Subskriptionsliste zur Herstellung einer
Gedächtnissmedaille auf Dr. Anton Buchholtz vorläufig geschlossen
worden ist, nachträglich eingehende Zahlungen jedoch bereit-
willigst entgegengenommen werden. Ueber das Ergebniss wird
s. Z. Rechenschaft abgelegt werden.
Derselbe berichtete ferner, Herr Archivar Hugo Lichtenstein
habe sich, entsprechend der seitens des Direktoriums an ihn
gerichteten Aufforderung, bereit erklärt, dem imAugust d. J. in
Charkow stattfindenden 12. Archäologischen Eongress als Dele-
girter der Gesellschaft beizuwohnen.
Es wurden mehrere Zuschriften geschäftlichen Inhalts verlesen.
Für die Bibliothek waren laut Bericht des Bibliothekars
u. A. folgende Geschenke eingegangen: 1) von Herrn Hans
Hollmann dessen: Kurlands Agrarverhältnisse. Riga 1893; 2)
von Herrn B. v. Schrenck dessen: Zur Frage der Einfahning
einer communalen Einkommensteuer in Riga. Riga 1902; 3) von
dem Rigaschen Stadtamt: Photographien von zwei Urkunden
des Stadtarchivs, ausgestellt von den Fürsten von Smolensk 1229
und 1284. Geschenke waren ferner eingegangen: von Frl. E.
Friedrichson, Frl. J. Hellmann, den Geschwistern Henko
und Herrn Pastor Euntzendorff in Riga, Herrn Dr. G. So-
doffsky in St. Petersburg und Herrn Dr. C. Alt in Weimar.
Der Bibliothekar theilte ferner mit, dass der Haupt-
bestand der Bibliothek des verstorbenen Dr. Anton Buchholtz
von dessen Bruder, Dr. Arend Buchholtz in Berlin, kürzlich
unserer Bibliothek überwiesen worden sei. Dank diesem reichen Zu-
wachs, der hauptsächlich aus numismatischen Werken besteht, sei
unsere Bibliothek in diesem Fache nunmehr bestens ausgestattet.
Für das Museum waren laut Bericht des stellv. Museoms-
inspektors dargebracht worden: 1) von Dr. Arend Buchholtz
in Berlin aus dem Nachlass seines Bruders Dr. Anton Buchholtz:
eine grosse Vase aus Marmor, fünf Pfeifenköpfe, zwei silberne
i 71
C^gurendosen, eine eilberne Spindeluhr, ein Terzerol mit Feuer-
steinscUoBs, 51 BÜbeme Perlen (ELrellen), eine grössere Anzahl
1 alberner Anhänger und Breetzen (Banerschmnck), sechs geschlif-
fene Gläser, eine kleine Goldwaage und mehrere sonstige Gegen-
^ stände; 2) von Frl. E. Friedrichson: ein Pfeifenkopf aus
I PoizeUan, Glasbecher, Gürtelschnalle und ein Paar Ohrgehänge;
3) Ton FrL J. Hellmann: ein grosser ELamm aus Schildpatt;
4) Ton Herrn Oberlehrer B. Hollander: Brustbild eines ün-
bekannten, Miniaturmalerei auf Elfenbein in Medaillonformat,
18. Jahrh.; 5) Ton Frau G. Tomaszewski geb. Trillitzsch: ein
Teller mit dnrehbrochen gearbeitetem Bande; 6) von Herrn
' Pastor W. Kuntzendorff: drei mit Gold, Silber und Seide
aosgenähte Kelchdecken; 7) von Herrn dim. Kreisrichter H. v.
Meyer: die Uniform eines Dorpater Studenten von 1803, ein
Terzerol mit Feuersteinschloss, die Reiseapotheke eines Land-
arztes, 19. Jahrh. 1. Hälfte, und ein Pfeifenrohr, dessen kunst-
I reiche Drechslerarbeit im Schattenrisse das Profilbild Kaiser
Alezanders 1. erkennen lässt; 8) von Herrn G. v. Sengbusch:
das in Oel gemalte Brustbild des weil. Direktors Dr. Anton
Buchholtz, bestimmt für den Sitzungssaal, und vier zur Aus-
adminckung des Treppenhauses des Dommuseums bestimmte
Wappenscheiben (Livland, Estland, Kurland und Oesel).
Für das Münzen- und Medaillencabinet waren (beschenke
dargebracht worden von: den Herren Georg Hauck, Pastor W.
Knntzendorff, Dr. med. W. Waldhauer, FrL E. Friedrich-
Boa ond Frau G. Tomaszewski geb. Trillitzsch.
Zn ordentlichen Hitgliedern wurden aufgenommen: die
Herren Aloys de Chey, Bevolhnächtigter der Alt-Pebalgschen
Güter in Alt-Pebalg, und Alezander Sommer, Beamter der
Stadlgnterverwaltung in Riga.
Es wurde vorgetragei eine Zuschrift des Herrn Oberlehrers
Fr. von Keussler in St. Petersburg über die von ihm vorge-
nommene Durchsicht der vom bekannten Sammler und Numis-
natiker Wirkl. Staatsrath J. G. Jyersen hinterlassenen reichen
Samiiilnug baltischer Urkunden (s. unten).
72
Eb wurde femer vorläufige Mittheilung gemacht über einige
vom korrespondirenden Mitgliede Professor K. Höhlbaum ia
Giessen der Oesellschaft zur Verfügung gestellte Abschriften voa
Urkunden aus dem Kölner Stadtarchiv, die für die Oeschichte
Livlands während der Jahre 1575—1584 von Interesse sind.
Da diese Urkunden im zweiten Bande der Hansischen Inventare
verzeichnet werden sollen, dessen Erscheinen im Herbst d. J.
zu erwarten steht, blieb die genauere Inhaltsangabe bis dahin
vorbehalten.
Der Vorsitzende verlas einige Stellen aus einem an ihn
gerichteten Privatschreiben des korrespondireiden Mitgliedes
Baron Harald Toll in Beval. In Anknüpfung an die vom
Vortragenden in der Sitzung vom 10. November 1899 gemachten
Mittheilungen über den Pastor der Roopschen Gemeinde Johannes
Kappun, der laut Protokoll der Kirchen- und Hakenrevision von
1630 ein „Undeutscher^ war, und aus den damals dargel^ten
Gründen als lettischer Herkunft zu gelten habe, weist Baron
Toll auf einen analogen Fall hin. In K. E. Napiersky, Beiträge
zur Geschichte der Kirchen und Prediger in Livland, Heft 3,
Mitau 1850, S. 1, heisst es von dem Pastor zu Luhde Matthias
Haber (ca. 1630— -1632), er sei eines Bauern Sohn aus einem
Dorfe im Luhdeschen gewesen und vom Luhdeschen Erbherm
zur Schule gehalten worden. Wie Baron Toll bemerkt, lässt
sich besagter Matthias Haber aus dem ehemals im estländischen
Ritterschaftsarchiv befindlich gewesenen, g^enwärtig zum Archiv
der livländischen Bitterschaft (Nr. 253) gehörigen Bevisions-
protokoll von 1624 als Luhdescher Pistor nachweisen. Der
Vortragende hat ihn auch im Revisionsprotokoll von 1630 (a. a.
0. 257 a S. 94) als Pastor zu Luhde (Walk) verzeichnet gefunden.
Die von Napiersky benutzte archivalische Quelle, die höchst
wahrscheinlich im Archiv des livländischen Konsistoriums vor-
handen war, konnte gegenwärtig leider nicht aufgefunden werden,
doch sind die von Napiersky gemachten genaueren Angaben
über des M. H. Ordination als Pastor zu Luhde soweit eingehend,
dass die Benutzung zeitgenössischer Quellen nicht wohl bezweifelt
73
Verden kann. Baron Toll berichtet femer über einen Fall ans
jener Zeit, wo einem hörigen Bauern, einem jungen Esten, behufs
seiner akademischen Ausbildung ein Freibrief ertheilt wird. In
einer zu Beval 1635 Juni 3 ausgestellten Urkunde, deren Goncept
sich im esüändischen Ritterschaftsarchiv befindet, erklären die
einzeln genannten estländischen Landrähte in ihrer Eigenschaft
als j^inspectores des Gutes Kuyemetz^, sie hätten auf Ansuchen
des Berend von Saaltze zu Kow ^dem aus dem Gute Euyemetz
hurtigen jungen Menschen Johan Berendson^, der geraume Zeit
bei den Kindern des Supplikanten „praeceptor^ gewesen, nunmehr
aber firemde Akademien zur Fortsetzung und Yervollständigung
seiner Studien zu beziehen beabsichtigt, diesen Freibrief aus-
gestellt, wohl wissend, „dass gedachter junger Mann im Gute
Knyemetz von guten Eltern echt und recht geboren^, wie denn
sie (die Landräthe) denjenigen, die sich zum Studiren und
Erlernung guter Kenntnisse und Sprachen mit Fleiss begeben,
mit allen Gunsten geneigt und zugethan sind, und im Torliegenden
Falle für sich, ihre Nachkonmien und Successoren, den J. B.
nicht mehr fordern wollen, der ohne Eintrag die Freiheit gemessen
und behalten solL Dagegen wird J. B. verpflichtet, sein ange-
iangenes Studium dermassen fortzusetzen, „dass er seinem Yater-
lande zu Nutze gedeyen und nützlichen gebraucht werden kann^.
Wo Yon der Fortsetzung der Studien die Rede ist, findet
sich der seltsame Zusatz: „bey Verlust der Freyheit^, er ist aber
eingeklammert, hat also wohl als delirt zu gelten.
Sodann sprach der Präsident H. y. Bruiningk über die in
BIga im Mittelalter üblichen Vornamen, wobei er speciell die
Frage erörterte, ob und in wie weit auf die Wahl der Tauf-,
Vor- oder Bufinamen die Heiligenverehrung von Einfluss gewesen
ist (s. unten).
Inspektor G. Mettig machte ergänzende Mittheilungen über
die silberne Statuette des hl. Bitters Georg im Silberschatze
der Schwarzen Häupter zu Riga (s. unten).
«s«V^V>^^^^V^^«^^
74
Die gegenwärtige M. Iversensche, vormals Edm. Iversensohe
ürkandensammlang.
Von Friedrich v. Kenssler.
Nach dem Tode des am 13. April 1900 verstorbenen be-
kannten Sammlers und Numismatikers Wirkl. Staatsraths JuL
Gottl. Iversen ist in den Besitz seines Neffen, des St. Peters-
burger Rechtsanwalts Maximilian Iversen, eine reiche Samm-
lung baltischer Urkunden — im weiteren Sinne des Wortes —
übergegangen, welche dem Vater des Letztgenannten, dem am
24. December 1872 verstorbenen Bevaler Gonsulenten Edmuad
Iversen (siehe das Dorp. Album academicum Nr. 4348), ge-
hört hat. Wer der ursprüngliche Eigenthümer der Sammlung
gewesen, vermag Herr Rechtsanwalt iversen nicht anzugeben,
vermuthet jedoch, dass der Vater sie vom Revaler Gonsulenten
Heinr. Joh. Glausen (gestorben den 8. August 1869, Alb. acad.
Nr. 4272) erworben habe. Einen gewissen Hinweis auf die Her-
kunft der Bestände giebt die Thatsache, dass sie meist auf
Estland Bezug haben; aber lediglich einem oder auch mehreren
öffentlichen Archiven können sie nicht angehört haben, weil sie
zugleich viele Privaturkunden, namentlich Briefschaften u. s. w.,
aufweisen. Der weiland Gonsulent Edm. Iversen hat das ganze,
im Allgemeinen recht gut erhaltene, zum Theil bereits beschädigte
Material erst gesichtet, es sodann in fünfzehn ziemlich gleich
starke Foliobände einbinden lassen und sie selbst mit Anf-
schriften versehen. — Herr Rechtsanwalt M. Iversen hat die
IVeundb'chkeit gehabt, mir Einblick in die Sammlung zu ge-
währen, daher ich in der Lage bin, wenigstens in aller Kürze
über den Inhalt zu berichten.
Dass die Iversensche Sammlung früher weit umfassender ge-
wesen ist, beweist die erste Auflage von Ed. Winkelmanns
„Bibliotheca Livoniae historica*' (St. Petersburg 1870), denn hier
sind S. 399 im ^Register der Handschriften nach ihrem Aufbe-
wahrungsorte' bei ^23. Reval, Bibliothek des H. Gonsulenten
Iversen , achtzehn Nummern angegeben. Der zweiten Auflage
dieses Werkes (Berlin 1878) fehlt ein solches zusammenfassendes
-Register**. Indessen ergiebt ein Vergleich mit der ersten Auf-
lage, dass nach Edm. Iversens Tode viele Bestände seiner Samm-
lung in den Besitz der Estländischen Literarischen Gesellschaft ge-
langt sind, während das Verbleiben anderer sich nicht hat nach-
weisen lassen. Die gegenwärtig im Besitz des Herrn Rechtsan-
walts M. Iversen befindlichen fünfzehn Bände sind in der zweiten
Auflage der „Bibl. Liv. bist." unter Nr. 4062, 5287, 5288, 5289
und 6151 erwähnt. Es sind das:
I. Ein Band „Protocoll-Goncepte des Burggerichtf
^us dem XVII. Säculo" (Winkelmann Nr. 4062). Der Banc
75
lieginnt „Anno 1632 den 3. Febmary^ and reicht bis in den
Anfang der sechsziger Jahre; doch sind die Acten nicht chrono-
logiach genan geordnet, und die letzte, den Band abschliessende
Acte ist «Ao. 1650 den 11. [?] Jnly« datirt.
n. Ein Band „Alte Verordnungen" (Winkelmann
Nr. 5287). Diesem ist von der Hand Edm. Iversens ein Index
folgenden Inhalts vorausgestellt: „1. Processordnung für das Burg-
gericht vom 11. Januar 1650, fol. 1—8. 3. Interims-Ordnung
derer Manngerichte im Fürstenthum Ehsten v. 9. Mai 1653, fol.
8—17. 3. Articuli für das Schwarzenhäuptercorps v. 28. No-
Tember 1654, foL 18—21. 4. Verordnung des Esthländischen
GoaTemeurs Bengt Hom über die Gompetenz des Schlossvogts
vom 15. Aoril 1660, fol. 22-24. 6. ßevidirte Kleiderordnung
des Bevalscnen Baths yom Jahre 1665, foL 24—31. 6. Revidirte
Hochzeits-Ordnung des Revalschen Baths de anno 1688, fol.
32—39. 7. Memorial des Estländischen Burggerichts [undatirt],
foL 40. 8. Resolution König Carls [XI.] in Gompetenzstreitig-
keiten des Burggerichts und Oberlandgerichts d. d. 22. Juni
1688, fol. 41. 9. Verordnung vom 5. März 1709 retockholm,
fidiwedisch], fol. 42. 10. Der Advocaten-Eydt im Königlichen
Bnrggericht den 31. Januar 1696, fol. 43—44. 11. Projects-
Poncta, den Gerichtsprocess und dessen Abkürzung, wie auch
Linderung der Process fuhrenden Parteien betreffend, nebst dem
Schreiben König Carls [XI.] Yom 23. Januar 1694, fol. 45-58.
12. Zog-Ordnung, wornach die Auslage eingehoben und nach-
g^^ids unter der Land- und Stadt-Miliz sammt der Artillerie
bei ihrem Durchzug ausgetheilt werden soll, d. d. 20. April
1696« fol. 59—73. 13. Schreiben des Schwedischen Reichsraths
an das Oberlandgericht, betreffend die Klage de male administrata
juslitia d. d. 6. Februar 1704, fol. 74— 7o. 14. Original-Senats-
vkas vom 11. Juli 1743, betreffend das Präsidium im Oberlandge-
richte, nebst Uebersetzung in das Deutsche, fol. 76 — 93. 15. Be-
fehl Kaiser Peter des Grossen an den General- Admiral Apraxin
Yom 22. Februar 1720, mit einer Instruction des Rentmeisters
für das Revalsche Gouvernement, fol. 95—101. 16. Befehl des
Reichs-Kanmier-Collegii vom 28. Februar 1722, mit der Instruction
für den Generd-Procureur, fol. 102- 105. 17. Reglement für
die Kanzellei des Generalgouverneurs Erbprinzen August von
Holatein-Oldenburg [undatirt, Translat], fol. 106—111."
IIL Ein Band „Verhandlungen zwischen Schweden
und Bussland aus der zweiten Hälfte des XYII. Jahr-
hunderts'' (Winkehnann Nr. 5288). Der Band enthält fast nur
Schriftstücke in deutscher Sprache, die zum Theil Uebersetzuneen
aas dem Russischen sind, aber auch einige wenige in schwedischer
Sprache. Die beiden ersten stammen aus dem Jahre 1652, viele
folgende aus den Kriegsjahren 1656 bis 1661 (der Friede von
76
Eardis ist erst am 21. Juni 1661 abgeschlossen worden). Eine
Lücke reicht bis 1667, und weiter folgen Acten aus den siebziger,
achtziger und neunziger Jahren; das letzte datirte Schriftstück,
ein schwedisches, gehört dem 11. Januar 1699 an. Sehr viele
von diesen Schriftstücken sind Originale, und die Siegel sind
zum Theil gut erhalten.
lY. Zehn Bände ^Sammluns von Urkunden 'aus
Schwedischer Zeit" (Winkelmann Nr. 6289). Die Sammlung
ist nicht nur die umfangreichste, sondern muss unbedingt auch
als die werthyollste bezeichnet werden, zumal sie fast nur Origi-
nale enthält, zum Theil mit schön erhaltenen Siegeln. Yerfasst
sind die Urkunden in lateinischer, deutscher, schwedischer, auch
polnischer Sprache. Die Angabe, dass sie „aus Schwedischer
Zeit'' stammen, ist insofern nicht ganz zutreffend, als sie zum
Theil auch über diese hinausgehen. Von den Originalen scheint
das älteste ein schwedischer Brief des Olaff Jönson (Bd. III fol. 1)
aus dem Jahre 1484 (?) zu sein, von den Gopien die am weitesten
zurückreichende diejenige, welche den Bd. I einleitet: ein Privileg
des Ordensmeisters Ooswin von Herike an die Stadt Beval vom
4. Mai 1348 (Livl. U.-B. Bd. II S. 444 f. Nr. 889); im Ganzen
aber sind die Urkunden, welche aus der Zeit vor der Unter-
werfung Estlands unter die schwedische Herrschaft datirt sind,
verhältnissmässig nicht zahlreich, am zahlreichsten aus den fünfziger
Jahren des sechszehnten Jahrhunderts und aus der ersten Häute
des Jahres 1561. Fast alle Urkunden und sonstigen Schriftstücke
gehören vom sechszehnten bis zum achtzehnten Jahrhundert der
schwedischen Periode an, einige auch schon der russischen. Die
Orientirung über das ganze, so überaus reichhaltige Material
ist auch aus dem Grunde sehr schwierig, weil es weder chrono-
logisch, nach sachlich geordnet ist. v or allem bird; es Aus-
fertigungen schwedischer und polnischer Könige, schwedischer
Stattnalter, sowie anderer Beamten und Mac thaber, ebenso
Concepte, femer Briefschaften in grosser Zahl, mancherlei Ver-
zeichnisse, ProtocoUe, Verträge u. s. w. Zur Sammlung gehören
u. a. in grossem Umfang Papiere aus dem Besitz der Familie
Hom, so viele Briefe, die König Erich XIV. an das Hom ge-
richtet hat sowohl vor, wie nach der Besitzergreifung Estlands
durch diesen im Juni 1561. Noch erwähne ich, dass Herr Rechts-
anwalt M. Iversen über die zehn Bände dieser Urkundensamno.-
lung ein Inhaltsverzeichniss anzufertigen begonnen hat.
V. Zwei Bände ^Urkunden aus Russischer Zeit**
(Winkelmann Nr. 6161). Auch diese Sammlung ist nicht chrono-
logisch ffenau geordnet und enthält fast nur Schriftstücke (auch
einige Drucke) aus dem achtzehnten Jahrhundert, angefangen
mit dessen zweitem Decennium; nur Weniges gehört dem neun-
zehnten Jahrhundert an. Sehr Vieles bestät wiederum in Origi-
77
nalen, die zum Theil mit Siegeln versehen sind. Die rnsBiscben
Originale sind namentUch Senatsnkase, während das Meiste in
deattcher Sprache verfasst ist. Der Inhalt aller Acten ist ein
80 verschiedenartiger^ dass letztere wohl mehreren Archiven ent-
nommen sein dürften.
•^WV«^^VV^>^^V^«>-
Der Einflnss der Heiligenverehrang auf die Wahl der Tanf-
namen in Riga im Hittelalter.
Yon H. Y. Brniningk.
Im Nachfolgenden soll die Frage beantwortet werden^ ob
in Riga während des Mittelalters die Verehrung der Heiligen
anf die Wahl der Tauf- oder Rufnamen von bestimmendem Ein-
flnss war, — ob die Heiligen zn den nach ihnen benannten
Personen in jener geistlichen Verwandtschaft standen, die eine
Terehmng derselben in der Eigenschaft von Namens- nnd Schutz-
patronen von selbst zur Folge hatte? Die Frage erscheint der
trntersnchiuig nicht unwerth, ist doch der Verehrung der Schutz-
heiligen, vorzüglich in Ansehung des späteren Mittelalters, wie
in der G^chichte ganzer Länder, Ortschaften, Stände und Ge-
nossenschaften, so auch in der Lebensgeschichte der einzelnen
Menschen hervorragende Bedeutung beizumessen.
Mit Rücksicht auf den Konservativismus der katholischen
Kirche ist es nahli^end, auch in dieser Frage von der G^en-
wart anf die Vergangenheit zu schliessen. Anlangend nun die
G^enwart, so sagt ein namhafter Liturdker, der Domdechant
Dr. K. E. Schrot in Trier*), dass infolge der Beilegung des
Namens eines Heiligen in der Taufe dieser Heilige der Schutz-
oder Namenspatron des also Getauften wird. Es heisst: „Der
Tag, an dem das Fest oder Andenken des Heiligen begangen
wijä, ist anch für den Schützling ein Fest, der Namenstag, den
er firendig b^eht, an dem er seinem Schutzpatron durch Gebet,
Sacramentenempfang und gute Werke Ehre erweist.^ Alte Tradi-
tionen li^en dem zu Grunde. Schon Dionjsius von Alexandrien
(t um 265) ermahnte die Christen, dass sie bei der Taufe keine
heidnische Namen beilegen sollten, wenn solche auch wirklich
von ihren Voreltern herrühren möchten, sondern Namen der
Heiligen, damit die Eatechumenen durch das Beispiel der Heiligen
anch znr Tugend angereizt werden^). So fanden zahlreiche
1) VffL dessen Artikel: Christliche Namen, in Wetzer nnd Weite's
Kirch enlexik OD oder Encyklopädie der katholischen Theologie und ihrer
Hil&wiBsenachaften, 2. Aafl, Bd. IX, Freibnrg L B., Sp. 13—18.
^ A. J. Binterim^ Die vorzüglichsten Denkwürcugkeiten der christ-
kiftoludiea Kirche, Bd. I TL I, Midna 1838, S. 42.
78
Namen von Heiligen, vorzüglich die der Apostel, weite Ver-
breitung schon in frühchristlicher Zeit. Dem gegenüber ist aber
zu beachten, dass, wie es sich in dem soeben erwähnten Ausspruch
nur um eine Ermahnung handelt, dem entsprechend auch in der
Folgezeit es bei blossen Ermahnungen sein Bewenden gehabt
hat. Eine kanonische Vorschrift, wonach den Täuflingen die
Namen von Heiligen beigelegt werden sollen, hat es nicht gegeben.
Auch das jetzt gültige Kituale Bomanum (Tit. I Art. 54) ent-
hält keine solche Vorschrift; es perhorreszirt obszöne, fabelhafte,
lächerliche und aus sonstigen Gründen zu meidende Namen, be-
schränkt sich aber auf die Empfehlung, so viel wie möglich
(quatenus fieri potest) die Namen von Heiligen beizulegen, durch
deren Beispiel die Oläubigen zu einem frommen Leben angeregt
werden und deren Schutz sie geniessen mögen. Wollte die
Kirche, was sie nicht gethan hat, bindende Vorschriften geben,
so musste sie natürlich allem zuvor die Namen der von ihr
anerkannten Heiligen in einer jeden Irrthum ausschliessenden
Weise feststellen. Erst durch die Emanation des von Gregor XHI.
approbirten Martyrologium Romanum von 1684*) wurde
die Vorbedingung erföUt, ohne dass eine Vorschrift über die
Taufnamen folgte. Wenn nun selbst in neuerer Zeit, als
durch das Martyrologium bezügliche Zweifel längst beseitigt
waren, nichtsdestoweniger in allen Schichten der katholischen
Bevölkerung zahlreiche vom Martyrologium unabhängige Namens-
gebungen vorgekommen sind -— rührte doch selbst der Namens-
vorgänger des jetzt r^ierenden Papstes, Leo XII. (1823—
1829), den dem Martyrologium Romanum unbekannten Tauf-
namen Annibale, ferner der berühmte Staatssekretär unter
Pius Vn., Consalvi, den Vornamen Hercules*) — so kann es
nicht auffallen, dass vollends im Mittelalter in dieser Beziehung
die weitestgehende Willkür herrschte. Freilich eab es bereits
im Mittelalter Marlyrologien, die grosses Ansehen genossen,
namentlich war dasjenige des üsuardus (f um 875) auch noch
im späten Mittelalter weit verbreitet*), aber kanonische Bedeu-
tung hatte dasselbe nicht. So hatte die Kirche keine Möglich-
keit, die Volkssitte zu brechen, die mit CTOsser Zähigkeit an
den altererbten Namen hing, und es ist zu bezweifeln, dass nach
dieser Richtung hin energische Versuche überhaupt unternommen
wurden, denn während die Provinzialkonzilien und Diözesansy-
noden sich mit den verschiedensten Gegenständen des kirchlichen
Lebens befassten, wurde von ihnen die Frage der Namensgebung
regelmässig gar nicht berührt. So boten in den Statuten des
1) Vgl. P. Suitbert Bäamer, Geschiehte des Breviers, FreibnrgL B.
1895) S. 468.
«) Schrot, a. a. 0. Sp. 16.
») Kirchenlezikon Xll, Sp. 512.
79
Bigaschen Provinzialkonzils von 1428*) der Art. 25 fiber
die Taufe und deren Wirkung, Art. 27 über die Reliquien und
die Verehrung der Heiligen und Art. 34 über die geistliche Ver-
vandtschaft beste Gelegenheit, über die den Täuflingen beizu-
Iq^nden Namen Yorscbriften zu erlassen, doch findet sich da-
selbst nichte der Art. Ebenso finden sich im Rigaschen Diöze-
aanbrevier von 1513*) keinerlei, die freie Wahl der Taufnamen
beschränkende Vorschriften, wiewohl der Abschnitt über die
Erfordernisse der Taufe ^, indem er u. A. die Nothtaufe an den
Banerkindern betrifft, die Einschärfnn^ etwaiger bezüglichen
Torschriften besonders nahe l^e. Vollends wenn, wie das
Rigasche Provinzialkonzil solches im Art. 27 that, die Verehrung
aller von der Römischen Kirche nicht ausdrücklich anerkannten
Heiligen streng untersagt wurde, mnsste, falls die Namensgebung
zur Verehrung der Heiligen in Beziehung gebracht und ent-
3>rechend der jetzgen Auffassung durch die Beilegung des
amens für den Täufling das Patrocinium des Namensheiligen
ge^grondet wurde, durchaus dafür gesorgt werden, dass keine
Miaagriffe vorfallen konnten. Wohl auch noch eine weitergehende
Fnraorge hätte sich die kirchliche Obrigkeit angelegen sein lassen,
indem sie namentlich bemüht gewesen wäre, den Gläubigen die Mög-
Hehkeit zu schaffen, ihren Patronen durch öffentliche kirchliche
Yerehrung Yeneration zu erweisen. Das aber konnte wie ge-
hörig nur hinsichtlich derjenigen Heiligen geschehen, zu deren
@Kre in der Diözese Messe oder Offizium gelesen oder deren
Namen in der Liturgie (wie im Messkanon und in der Litanie)
doch wenigstens genannt werden. Die zusammenfassende Feier
in dem Feste Aller Heiligen hätte für die spezielle Feier vollen
Ersatz noch nicht geboten. Bei Erfüllung dieser Voraussetzungen
würden uns in den einzelnen Diözesen regelmässig als Taufnamen
solche Namen begegnen, die in den Ealendarien und liturgischen
Bodiern der Diözese vorkommen, und aus den Taufnamen Hessen
sieh anf die Heiligenverehrung in der Diözese werthvoUe Rück-
Bchlüflse ziehen. Es ist ferner selbstverständlich, dass je nach
der grösseren oder geringeren Popularität der Heiligen deren
Namen mehr oder weniger häufig als Taufnamen wiederkehren
würden. Das alles trifft für Riga durchaus nicht zu. Zwar sind
die Nunen gewisser populärer Heiliger auch als Taufnamen be-
liebt gewesen, aber die Namen anderer, kaum minder hoch ver-
Arter Heiliger kamen selten oder garnicht vor. Hinwieder
finden sich äusserst volksthümliche Taufnamen, die als Heiligen-
namen in den Kaiendarien und liturgischen Büchern der Diözese
^) IdY-, Est- und EnrländlBches Ürktmdenbnch, Bd. 7, Riga, Moskau
1^1, nr. 690.
^ Bunsche StadtbibL, Abth. Theologie, nr. 2877.
») L c. pars rV foL 133.
80
überhaupt nicht verzeichnet stehen und sogar in den dama
gangbaren Martyrologien fehlen.
Das urkundliche Material zum Nachweise der in Riga ü
liehen Taufhamen findet sich am besten in den Rigaschen Stac
büchem und aus diesen empfiehlt sich am meisten das Erste Erb
buch *), einmal weil dessen von 1384 bis 1482 reichende I
skriptionen in die Periode der höchsten Entwickelung der Heilige
verenrung fallen, sodann weil die Natur der in diesem Buche vc
zeichneten Rechtsakte es mit sich bringt, dass es sich hierbei vc
zuesweise um die ansässige Bevölkerung, in den allermeist«
Fällen um Rigasche Bürger, handelt. Das zweite Erbebuch e
wie Buch III der Libri redituum *) reichen tief in die Zeit hi
ein^ als der Protestantismus bereits herrschend geworden wa
sie geben also für die vorliegende Fra^e kein eanz klares Bil
während in den älteren Einträgen der Libri redituum theilwei
dieselben Personen vorkommen, wie im Ersten Erbebuche, ob
dass es möglich wäre, sie in allen Fällen zu identifiziren ui
danach die Zählung zu reguliren. Anlangend endlich das Schul«
buch (1286—1352)'), so würden die Namen der darin in gross
Zahl vorkommenden Fremden, unter denen sich nicht weni|
Russen und Litauer finden, zu Fehlschlüssen fuhren. Es sü
daher die Libri redituum und das Schuldbuch nur aushilfewei
benutzt worden, der Zählung sind durchweg nur die im Ersti
Erbebuche enthaltenen Namen zu Grunde gelegt. Ihre Zahl i
genügend gross, um alle in Riga im Mittelalter beliebten Yo
namen zur Geltung gelangen zu lassen, und für den vorliegendi
Zweck kam es nur darauf an. Namen, die weniger als Sreim
vorkommen, wurden weggelassen. Verhältnissmässig dürftig i
das Verzeichniss der weiblichen Vornamen. Bei jedem Nam<
ist bemerkt, wie oft er sich findet.
Anlangend die in Risa verehrten Heiligen, so richtet si«
deren Liste nach dem Ealendarium im Missal von Altar d<
hL Kreuzes der Rigaschen Domkirche, wol vom Anfang d
15. Jahrhunderts, mit Nachträgen bis ins 16. Jahrhundert, femt
nach den Messformularen dieses Missais und den Offizien des Rig
sehen Diözesanbreviers von 1513, endlich nach einem reich<
ürkundenmaterial über Datirungen nach Heiligentagen und üb
die in den Rigaschen Kirchen zu Ehren der Heiligen erricht
gewesenen Altäre, Messfundationen und sonstige Stiftungen^
1) J. G. L. Napiersky, Die Erbebacher der Stadt Riga, 1384—15^
Riga 1888.
s) J. G. L. Napiersky, Die Libri reditaum der Stadt Riga, Leipi
1881.
8) Dr. Herrn. Hildebrand, Das Bigasche Schnldbnch (1286—186!
St. Petersborg 1872.
^) Das YoUstaudige Verzeichniss wird an anderer Stelle gedrackt werdi
81
^ hätte aben keiDen Zweck, die ans diesem Material sich
»bende Liste an dieser Stelle einzuschalten, es wird ge-
diejenigen Tanfhamen, die mit Heiligennamen der er-
teil Liste lubereinstimmen, zu einer Gruppe zu vereinigen und
)lir als zweite Gruppe alle übrigen Tanfnamen folgen zu lassen.
Wir beginnen mit den neutestamentlichen Heiligen, den Erz-
in und den Aposteln, entsprechend der auch sonst ange-
menen Beihenfolge.
In erster Linie ist natürlich die Schutzpatronin aller christ-
** Stände, die besondere Patronin Livlands, Maria, die
Gottes, zu nennen. Ihr Name findet sich als Taufname
unserer Quelle nicht ein einziges Mal. Das ist kein Zufall,
tn der Name Maria fehlt ebenso in den Libri redituum, im
luildbttch und in den bisher erschienenen 11 Bänden des Liv-,
it- und Eurländischen Urkundenbuchs. Die einzig mögliche
klämng hierfür ist, dass die Beilegung dieses Namens aus
irfarcht yermieden wurde.
S. Joseph, der Nährvater des Herrn, wurde in Riga ver-
ittnisemässig früh verehrt, sein Name kommt garnicht vor;
Anna, die Mutter Mariae, wurde in Riga ausnehmend früh
irehn, der Name Anna, der als Taufname sehr beliebt war, findet
in unserer Quelle 9 mal. S. Johannes der Täufer wird,
es sich um den Taufnamen Johannes (Hans, Haneke, Jane ^)
idelt, von s. Johannes evang. nicht zu unterscheiden sein.
r Name Johannes mit seinen Koseformen war und blieb in
ja während des ganzen Mittelalters der weitaus beliebteste,
lein in unserer Quelle finden sich 282 Personen dieses Namens.
Von den Namen der Erzengel findet sich nur der des hl.
iehael und zwar 13 mal.
Ana der Reihe der Apostelnamen kommen vor: (56) Petrus
^ke, Coppin); (20) Andreas; (16) Matthias (Mathis, Matz)
) Thomas; (5) Simon; (5) Bartholomaeus; (4) Matthaeus
fcetze). Auftallend ist das völlige Fehlen des Namens Paulus,
r auch in den anderen Quellen garnicht oder selten vorkommt.
Von den Namen der in Riga vorzugsweise verehrten grossen
rchenlehrer, s. Ambrosius, s. Augustinus, s. Gregorius
gnna und b. Hieronymus, hat keiner als Taufname
'S^ gefunden. Dasselbe gilt von den Hauptheiligen der
len, 8. Benedictus, s. Dominions und s. Franciscus.
5^en findet sich der Name Bernhardus (Bernd) 15 mal,
[leich gerade die Verehrung dieses Ordensheiligen in Riga
BBer in seinem Orden) merkwürdig spät aufkam.
^ Von Koseformen sind hier nur die hauptsächlichsten angeführt, auch
Khte, mit Bücksicht auf den Zweck der Torhegenden Arbeit, auf die zahl-
^ orthographiachen Spielarten keine Bücksicht genommen zu werden.
l
Von den Namen der sonstigen zahlreichen Heiligen, mann*
liehen und weiblichen, von denen viele als Nothhelfer oder als
Patrone von Ständen und Aemtem hier wie anderwärts hohe
Verehrung genossen und deren Kultus tief in das bürgerliche
Leben eindrang, waren als Tauf- oder Rufnamen doch nur wenige
verbreitet. Obenan steht der Name Nicolaus (Klaus), der uns
101 mal b^egnet, dann folgen in weitem Abstände (17) Martinus
(Merten); (12) Laurentius; (7) Georgius (Jürgen); (6)
Antonius (Tonnies); (6) Gertrudis (Gese); (5) Katharina;
(5) Margareta; (3) Stephanus.
In anderen Quellen kommt dieser oder jener der hier ge-
nannten Namen häufiger vor, auch gesellen sich dazu einige
andere Heiligennamen, doch bleibt das Bild im Grossen und
Ganzen unverändert.
Wir gehen nunmehr zur zweiten Gruppe, den im Ersten
Erbebuche vorkommenden, im Kalendarium der Bigaschen Kirche
jedoch nicht verzeichneten Namen über, die sich je nach der
Häufigkeit ihres Vorkommens folgendermassen gruppiren.
(137) Henricus (Henning, Hinze); (80) Hermannus; (51)
Theodericus (Tidericus, Tyman, Tideke, Thilo); (41) Arnol-
dus (Arnd); (37) Conradus (Kurt, Radeke, Kons); (33) Ger-
hardus (Gerdt, Gerke); (20; Everhardus (Evert); (16)
Albertus (Albrecht); (13) Wilhelmus (Wilkinus, Wilke); (12)
Engelbertus (Engelbrecht, Engelke); (12) Gotschalkus; (11)
Godfridus (Godeke); (11) Wernerus; (10) Predericus (Vycke);
flO) Christianus (Kersten); (9) Bertholdus; (7) Borchardue;
(7) Marquardus; (6) Hartwicus; (6) Ludekinus; (6) Rut-
gerns; (5) Ditmarus (Timme); (5) Eghardus (Eggebrecht,
Eggert); (5) Lubbertus; (4) Prowinus; (4) Goswinus; (4) Rei-
nerus; (4) Wulfardus (Wulf); (3) Alheidis; (3) Gerwinus;
(3) Gobelinus; (3) Helmicus; (3) Hildebrandus; (3) Jas-
)arus; (3) Mechtildes (Mette); (3) Otto; (3) Reinoldus;
3) Wennemarus.
Mehrere aus der Reihe dieser Namen werden, wie im Kalea-
darium und in den liturgischen Büchern der Rigaschen Diözese,
so auch in denen anderer deutscher Diözesen nicht genannt und
können überhaui)t nicht als Heiligennamen selten. In Deutsch-
land ziemlich weit verbreitet war nur der Kultus des hl. Heinrich
(imp., t 1024), aber selbst er ist in Riga öffentlich nicht ver-
ehrt worden, Messe und Officium wurden zu seiner Ehre nicht
gelesen, auch lassen sich aus der Rigaschen Diözese keinerlei
Stiftungen zu seinem Gedächtniss nachweisen. Das gilt auch voa
allen übrigen vorstehend Genannten, sofern Träger solcher Namea
als Heilige in Betracht kommen ^). Nun liegt es doch wol auf
^) Eine einzige Aasnahme lässt sich nachweisen ; sie betrifil; s. Beinoldas,
den die Kompagnie der Schwarzen Häapter in Riga als ihren EompatroQ
i
83
der Hand, dass wenn die bis zum Schlüsse des Mittelalters in Biga
in so CTOSser Zahl vorkommenden Träger des Namens Heinrich
den hl. Heinrich als ihren Namens- nnd Schutzpatron verehrt hätten,
sie ihrer Verehmng durch Errichtung von Altären, Fandation
von Messen und in sonstiger Weise Ausdruck gegeben haben
würden. Die Diözesanobrigkeit, die ausweislich des Bigaschen
Breviers bei Begelung des Heiligenkultus der ^devotio populi^
soi^Mtigst Bechnung truff, hätte solches nicht nur zulassen, son-
dern in diesem wie in allen analogen Fällen durch Eintragung
der betreffenden Heiligennamen in das Ealendarium (vorausgesetzt
natürlich, dass die Heiligkeit ausser Zweifel stand) der Verehrung
solcher Heiliger in der Eigenschaft von Namens- und Schutz-
Etronen Vorschub leisten müssen. Geschah es nicht, so ist es
ar, dass die Kirche die Volkssitte walten liess, die selbst in
den Blüthezeiten des Heiligenkultus den altererbten volksthüm-
lichen Namen treu blieb. Ja sogar wenn den Täuflingen Heiligen-
namen, wie etwa Petrus und Johannes, beigelegt wurden, w%t
hierdurch das Patrocinium, die ^geistliche Verwandtschaft^,
zwischen dem Täufling und dem Heiligen noch keineswegs be-
gründet. Der Beweisgrund für diese Behauptung liegt darin,
da^ in den uns aus der Bigaschen Diözese in nicht unbedeutender
Menge erhaltenen urkundlichen Nachrichten über die zum Ge-
dächtniss von Heiligen errichteten Stiftungen die Namen der
wiederholenüich als „seine" oder „ihre lieben Heiligen" kenntlich
gemachten Patrone mit den Taufnamen der Stifter fast nie über-
einstimmen. Diese Thatsache im Zusammenhang mit dem völligen
Fehlen oder der Seltenheit des Vorkommens der Namen so vieler
als Patrone bevorzugter Heiliger, — ferner das Ueberwiegen
von Tanf- oder Bufnamen, die mit der Heiligenverehrung offen-
bar völlig ex nexu standen, — endlich aber der Mangel aller
und jeder die freie Wahl der Tauf- oder Bufnamen beschränken-
den V orschriften oder Ermahnungen, — solches alles berechtigt
znr Schlussfolgerung, dass von Schutzheiligen in der Eigenschaft
von Namenspatronen für Biga im Mittelalter nicht die Bede
sein kann und dass von den Tauf- oder Bufnamen auf die
HeUigenverehrung keinerlei Bückschlüsse gezogen werden sollten.
Wahl oder Bestimmung der Schutzpatrone richtete sich dem-
nach regelmässig nach dem Berufe, Stande oder der Beschäftigung
der Schützlinge, wobei dann noch besondere Ereignisse in den
I«benslänfen der Einzelnen von Einfluss sein konnten.
Terebrte (vgl. Sitenngsberichte v. 1901 S. 38 ff.), aber anch dieser Fall
itöri ansere Deduktion in keiner Weise, da es sich hier nicht am einen
KameDBpatron, sondern um den Schatzpatron einer Korporation, noch daza
eser solchen handelt, die zum grossen Theil aus fremden Eaaflenten be-
rta&d, nicht aus Ortsansässigen.
6*
84
Deber die silberne Statuette des Bitters St, Georg im Silber-
schatze der Schwarzen Haupter zu Kiga.
Von 0. Mettig.
Bei meinen Ordnungsarbeiten im Archiv der Schwarzen
Häupter zu Biga sind mir Notizen begegnet, die für die Ge-
schichte der Statuette des Bitters St. Georg von Bedeutung sind.
In der Januarsitzung dieses Jahres sprach ich von der Jahres-
zahl 1503, die mit einem Mohrenkopfe auf dem verlötheten
Kästchen im Postamente der Statuette angebracht ist, in dem
sich eine Visitenkarte von Gustav Boas mit der Notiz: „20/9
1883^ befand. Diese Jahreszahl 1503 ist im Hinblicke auf die
Anfertigung der Statuette als die falsche und die am untersten
Bande des Postaments befindliche Jahreszahl 1507 als die richtige
bezeichnet worden. Ich bemerkte hierzu, dass die Jahreszahl
1Ö03 auf irgend ein Ereigniss aus der Geschichte der Statuette
Bezug haben könnte, und diese schlechtweg nicht als falsch
zu nennen wäre, wobei ich mich auch der Ansicht anschloss, dass
die Zahl 1507 das Jahr der Herstellung bezeichne. Die Eichtig-
keit meiner Annahme, dass die Eingravirung der Jahreszahl 1503
auf keinen Irrthum beruhe, wird durch die von mir gefundenen
handschriftlichen Bemerkungen bestätigt. Schon vor einem halben
Jahrhunderte etwa war man der Meinung, dass das Jahr
1503 irrig sei. Nämlich der Kämmerer der Schwarzen Häupter
W. G. Schneider, der im Jahre 1834 die hervorragenderen
Stücke des Silberschatzes beschreibt, sagt von dem Standbilde
des heiligen Georgs Folgendes: „Unter dem Fussgestell befindet
sich nach der Vorderseite zu ein längliches vierkantiges Be-
hältniss, welches zur Aufbewahrung einer Schrift gemacht zu
sein scheint, in welchem aber nach stattgefundener Untersuchung
durch Oe£fnung der vorffelötheten Tafel nichts befunden worden
ist.^ Also schon ein halbes Jahrhundert vor unserer Unter-
suchung dieses geheimnissvollen Kästchens im Postamente der
Statuette ist in ihm nichts gefunden worden. Nach dieser Notiz
über das Kästchen im Postament spricht Schneider seine Ansicht
über die Jahreszahlen 1503 und 1507 folgendermassen aus: ^Die
Jahreszahl 1507 in alten, römischen Zahlen ähnlicher Schrift
kündigt an, dass sie zur Zeit der Verfertigung der Statue darauf
gesetzt worden und mithin die richtige sey; die Art der Gra-
virung des Mohrenkopfes und Anno 1503 mit jetzt gebräuch-
lichen Buchstaben und Zahlen aber, dass solche in späterer Zeit
und zwar diese Jahreszahl irrig, indem man von der ursprüng-
lichen unten am Rande: die Zahl fanf mit einem alten V für
die Zahl eins gehalten hat, darauf gesetzt worden seyn.^ — So weit
der Kämmerer W. G. Schneider. Jedoch, dass die Jahreszahl
86
1503 80y wie es der Kämmerer W. O. Schneider meint, zu Stande
gekommen sei, ist nicht richtig. Das Jahr 1503 giebt die Zeit
der Stiftang an, wie eine in einem alten, aus 4 Blättern bestehenden
Papierheftchen verzeichnete Notiz besagt. Dieses Heftchen fand
ich nnter alten zugeschnürten Papieren im Archiv der Schwarzen
Hinpter. Gleich am Kopfe des Heftes steht die uns interessirende
Notiz; sie lantet: ^Item Anno XV^' vnd lU in der Ersten vnlle
weken in der vasten des mvtwekens in der quatertempere quemen
de gemenen oldesten van aer Swarten honeden auer en myt den
Torstenders vnde kemenerss, dat se wolden laten maken myt
kolpe der gemenen Swarten honede gade van hemel to laue
vnae dem hilgen rytter Sunte Jürgen vnses leuen patronen to
den eren ^n Sulueren Glenodve vpt Altar to der Swarten houede
Tyccarye ßwich stände vnde blyuende Eyn bylde in der ere des
hllgen rytter snnte Jürgens."
Unter den Spendern zur Stiftung der Statuette des heil.
Bitters Georg werden zunächs 57 Personen genannt, darunter
«ich zwei Frauen Anne Schröders und Elisabet Grawerdes, die
je einen rheinischen Gulden darbringen, und im Nachtrage von
1507 werden noch 13 Personen angefahrt. Alles in Allem kommen
jetzt 87 Mark und 7 Seh. und 13 Horngulden zusammen^).
Di^em Papierhefte nun ist im Schosse der Gompagnie be-
sondere Beachtung geschenkt worden, wie das zwei Bemerkungen
ans verschiedenen Zeiten, die erste vielleicht noch aus dem 16.
Jahrhunderte, die zweite aus dem 18. Jahrhunderte, besagen.
Die erste Notiz lautet: ^A. 1503 hebbe die swar. houede sunt
Jorge make laten tho Ehrn patron vp den altar in s.. Peter u
was En Jde gesel dar zu gego. Gompann sache angelegn.^
Die zweite Notiz hat folgenden Wortlaut: -Anno 1503 haben
die Schwartzen Haupter St. Jürgen Machen Lassen zu Ehren
ihres Patronen auff den Altar in St. Peters Kirchen undt ist
bierin Specificiret, wass ein Jeder dazu gegeben hat. NB. Dieses
dienet zur Nachricht woU bewahret, weill dar angelegen.**
Znr Erinnerung an die Stiftung der Statuette des heiligen
Oeoi^ sind diese Notizen verfasst worden, und im Streben, das Jahr
der Stiftung der Vergessenheit zu entreissen, hat man es auf die
Statuette zu graviren beschlossen. So haben denn beide Jahre
1503 nnd 1507 ihre Richtigkeit'). Ich wiederhole also: im Jahre
1503 ist die Stiftung zur Herstellung der Statuette des heil.
Ritters Georg gemacht und im Jahre 15ul ist die Statue in Lübeck
verfertigt worden. Wer hat aber diese Statue verfertigt? Auch
in dieser wichtigen Frage ist das angeführte Papierheft zu Rathe
1) Wie wir ans einer anderen Inscription im Yikarienbache (Nr. 7)
der Schwarzen Häupter wissen, hatte die Statuette 650 Mark Big. gekostet.
SUzongsber. d. aeaellsch. f. Gesch. a. Alterth. f. d. J. 1901, S. 103.
^ J. G. Arndt, S. 108 Bd. 2, n. W. Neunann, Das mittelalterliche Biga.
86
zu ziehen. Auf dem 3. Blatte steht nach einer Inscription vom
Jahre 1505: „Item Noch is mester bemdt heyneman to lab. to
achter van dem Jürgen 11^^ m. lab. 1 s., is in ryge eelt
m^^XXXm m. XV s." ich übersetze diese Stelle so: Noch hat
Meister Bemdt Hejneman für den Jürgen 250 M. and 1 Seh.
za empfangen^).
Wenn nun Bemdt Heyneman ein Goldschmied gewesen ist,
so liegt es sehr nahe, anzunehmen, dass aus seiner Werkstätte
die Statuette hervorgegangen sei. Ich wandte mich daher an
den Staatsarchivar Dr. Paul Hasse in Lübeck mit der An-
frage, ob nicht in Lübeck im Anfange des 16. Jahrhunderts
ein Goldschmied dieses Namens existirt habe. Herr Dr. Hasse
hatte die Freundlichkeit, mir umgehend aus den ihm von Dr.
Th. Hach zur Verfügung gestellten Materialien zur Geschichte
der lübischen Goldschmiede die auf die lübischen Goldschmiede
Heyneman bezüglichen Notizen zu übersenden, aus denen her-
vorgeht, dass Bemdt Heyneman in der That einer bekannten
lübischen Goldschmiedefamilie v. 1491—1514 angehört habe.
Von 1491 — 1496 erhielt nämlich ein Bemdt Heyneman Rente-
gelder aus der Amtskasse, und von 1512—1514 nimmt er Lehr-
linge in seinen Dienst. Es ist somit sehr wahrscheinlich, dass
dieser Bemdt Heyneman die silbeme Statuette des heiligen
Bitters Georg hergestellt habe und dass dann das auf ihr be-
findliche Meisterzeichen, welches Anton Buchholtz') als unbekannt
bezeichnet und einen Strahl, W. Neumann ^) einen flammenden
Stern nennt — man könnte in ihm auch ein aufgehendes oder
untergehendes Gestirn sehen — das Meisterzeichen Bemdt Heyne-
mans gewesen sei.
Zum Schlüsse will ich noch bemerken, dass im Auftrage der
Gompagnie der Schwarzen Häupter der Goldschmiedemeister
Bevermann die Statuette auf ihren Silbergehalt untersucht und
geiunden hat, dass sie aus dem Silber der 72. Probe angefertigt sei.
1) ,to achter sin' könnte anch mit „im Rückstande sein* übersetzt
werden, dann hätte aber Meister Bemdt Heyneman in Lübeck die ange-
gebene Summe zu zahlen, was dem unten angegebenen Thatbestande wider-
spricht and anch eine gezwungene Erklärung sein dürfte.
s) Anton Buchholtz, Goldschmiedearbeiter in Livland, Ehstland und
Kurland.
3) W. Neumann, Das mittelalterliche Riga.
87
M2. Tenamnlng am U. September 1902.
Der Präsident H. y. Bruiningk eröffnet die Sitzung, indem
er der im Laufe des Sommers verstorbenen Mitglieder gedachte.
Es sind: das Ehrenmitglied Professor Rudolf Virchow (f in
Berlin den 5. September n. St.); das korrespondirende Mitglied,
Bibliothekar der Eaiserl. öffentl. Bibliothek in St. Petersburg
wirkl. Staatsrath Karl v. Yetterlein (f in St. Petersburg den
16. Juni); die ordentlichen Mitglieder: Oskar y. Stryk (f zu
Tipitz den 14. Mai); Georg y. Helmersen (f zu Lehowa den
2. Juni); Redakteur Adolf Petersenn (f in der Nähe yon Riga
den 3. Augast) und das weil. Stadthaupt yon Fellin Max Schöler
(f in Feilin den 29. August). Die Versammlung ehrte das An.
denken der Verstorbenen, indem sie sich yon den Sitzen erhob.
unter den in grosser Zahl eingegangenen Schreiben geschäft-
lichen Inhalts ist heryorzuheben eine Zuschrift des Prinzipals der
Gesellschaft, wirkl. Qeheimraths Senateurs und Oberhofmeisters
des Allerhöchsten Hofes Grafen Emanuel y. Sieyers zu Schloss
Wenden, betreffend ein yon ihm für die Gesellschaftszwecke dar-
gebrachtes Kapital yon 500 Rbl. Die Versammlung nahm yon
dieser Stiftung mit lebhaftem Danke Eenntniss und beschloss,
dieselbe als unantastbares Kapital zur Erinnerung an den Herrn
Darbringer unter dessen Namen gesondert zu buchen, die Renten
aber dem für die Gagirung eines Museumskustos gebildeten Fonds
fortlaufend zuzuschlagen.
In Anknüpfung an den Beschluss der Gesellschaft wegen Be-
gründung eyier Liyonica-Abtheilung in der Vatikanischen
Handbibliothek in ]^om berichtet der Vorsitzende, dass die
bezügliche Büchersendung, um deren Auswahl und Registrirung
der Bibliothekar der Gesellschaft, Herr N. Busch, sich yerdient
gemacht hat, yom Präfekten der Vatikanischen Bibliothek P.
Franz Ehrle S. J. mit warmer Danksagung empfangen und aus
ihr unter der Bezeichnung Proyincie Baltiche eine besondere
Abtheilong der Bibliothek gebildet worden ist.
88
Derselbe berichtet, dass der von der Gesellschaft aus dem
Nachlass des weil. Dr. phil. Anton Buchholtz herausgegebene,
von Dr. jur. August v. Bulmerincq bearbeitete erste Band der
^Aktenstücke und Urkunden zur Geschichte der Stadt
Riga 1710—1740'' fertig gedruckt ist und nunmehr vertrieben
werden soll. Ein zweiter Band, der das Akten- und Urkunden-
material von 1725 — 1740 umfasst, wird etwa nach Jahresfrist
erscheinen. Dem abschliessenden dritten Bande sind chronikalische
und andere Nachrichten vorbehalten. Es stehe zu hoffen, dass
das Werk weite Verbreitung finden wird und namentlich die
Mitglieder der Gesellschaft durch zahlreiche Subskriptionen ihr
Interesse bethätigen werden, indem nur unter dieser Voraussetzung
eine annähernde Deckung der bedeutenden Kosten möglich wäre.
Den Mitgliedern, an die demnächst eine Subskriptionsaufforderung
ergehen soll, wird ein Vorzugspreis von 15 Rbl. far das ganze
Werk gewährt, jedoch nur bis zum 1. November d. J., wonächst
der buchhändlerische Vertrieb zu erhöhtem Preise beginnen wird.
Referent sprach die Zuversicht aus, dass sich in der Abnahme
des Werkes zugleich mit dem Interesse für die Geschichte Rigas
die pietätvolle Erinnerung an Anton Buchholtz bethätigen werde.
Dem Bearbeiter des Werkes, Herrn Dr. August v. Bulmerincq,
wurde für seine mühevolle, mit grosser Soi'gfalt ausgeführte
Arbeit der Dank der Versammlung votirt.
Ferner berichtete der Vorsitzende, dass die Verhandlungen
wegen Herstellung der Gedächtnissmedaille auf Dr. Anton
Buchholtz zum Abschluss gelangt sind, und dank dem umstände,
dass der als Medailleur rühmlich bekannte und namentlich auch
von Buchholtz hochgeschätzte Professor Scharff in Wien die Aus-
führung übernommen hat, eine künstlerisch schöne Leistung
erwartet werden darf.
Der Bibliothekar verlas sodann den Accessionsbericht.
An Geschenken waren dargebracht worden: 1) von Herrn L.
Arbusow dessen: Livlands Geistlichkeit vom Ende des 12. bis
ins 16. Jahrhundert. I. — Die Stekemesse. Zwei 8.-A. a. d. Jahrb.
für Genealogie 19U0. Mitau 1902; 2) von Herrn B. Becker dessen:
Einiges ans Batzeburgs Vergangenheit und Gegenwart. Riga
19Q2; 3) dnrcli Yermittelnng des Herrn Stadthaupt-Kollegen E.
r. Bdtticher: Bilder und Manuskripte aus dem Nachlass des
weil. Kreissclmlinspektors in Wolmar A. y. Pacht, darunter
1813 Ton Pacht aufgenommene Gruppen estnischer Bauern und
ein Enabenbildniss von Anton Rubinstein, das Pacht 1841 nach
dem Leben gezeichnet hat; 4) von Herrn Dr. med. J. Brenn-
sohn dessen: Die Aerzte Kurlands Ton 1825 bis 1900. Mitau
19(S; 5) Yon Herrn Aeltermann der St. Johannis-Gilde F. Brnn-
stermann dessen: Die Geschichte der Elleinen oder St. Johannis-
Gilde. Riga 1902; 6) von Herrn E. Baron Gampenhausen
dessen: Die alten Siegel der evangelisch - lutherischen Kirchen
in Rassland. Riga 1902; 7) von Herrn G. Baron Manteuffel
draaen: Notatki o dziejach wiary rzymsko-katolickiej w Rydze
(1201—1901). Warschau 1902; 8) von Herrn Dr. A. Poelchau
ieseea: Die livländische Gteschichtsliteratur in den Jahren 1900
imd 1901. Riga 1902; 9) von Herrn W. v. Stryk-Köppo
d^sen: Familien-Chronik der Freiherren Vogt von Elspe, derer
?on Stryk und der Stryk von Elspe. Leipzig 1901; 10) von
Herrn H. Baron Toll dessen: Estlands Landbücher und Land-
rollen. S.-A. a. „Revaler Beobachter^ 1902. Landrolle von Est-
bmd. Reval 1902; 11) von Herrn A. C. Winter dessen: Tödten
imd Aussetzen Neugeborener bei den Esten in vorgeschichtlicher
Zett (Globus LXXXI, 13). Weitere Geschenke für die Biblio-
thek waren eingegangen von Herrn Aeltesten der St. Johannis-
Güde Chr. Haffeiberg, von Herrn dim. Stadtrath Alfred
Hillner, Herrn Oberlehrer Fr. v. Keussler in Petersburg,
Frau Dt. Kitta-Kittel, geb. Burchard v. Belavary, Herrn E.
Krause, Herrn Professor Dr. G. Lohmeyer in Königsberg
Herrn Professor Dr. Th. Schiemann in Berlin, Herrn Pastor
emer. E. Schröder, Herrn Julius Schmidt, Herrn Stadtguter-
inspektor E. v. Schultz, Herrn Dr. G. Sadoffsky in Peters-
burg, Frau Landräthin G. Baronin Tiesenhausen, geb. Gräfin
Behbinder, Herrn Consul Dr. G. A. Titz und von einer unge-
nannten Dame.
90
Für das Musenm waren laut Bericht des stellv. Museums-
inspektors dargebracht worden: 1) von Frl. Ch. Wilcken: eine
silberne Eiiffeekanne nebst Präsentirbrett; 2) von Herrn Arend
Buchhol tz in Berlin: eine schwedische vergoldete "Wanduhr und
diverse Altsachen; 3) von Herrn Goldschmiedemeister Larsen:
ein Miniatur -Forträt auf Elfenbein und mehrere Schmuckgegen-
stände; 4) aus dem Nachlass von Frau A. Boettcher, geb. Holtz:
eine mit Mahagoni und Ebenholz ausgelegte Kommode und diverse
Porzellansachen; 5) von Herrn Maurermeister Badsing: eine
Rococo-Lateme aus Eisen; 6) von Herrn C. G. v. Sengbusch:
ein Messing-Kronleuchter aus der Kirche von Jamma auf Oesel;
7) aus dem Nachlass von Frau Emilie von Torklus: öMiniatnren
auf Elfenbein mit Porträts baltischer Personen aus dem Ende
des 18. und dem Beginn des 19. Jahrhunderts; 8) von Herrn
von Wulf-Lennewarden: eine runde Breetze und ein halbmond-
förmiger Anhänger mit Kreisomamenten; 9) von Herrn J. Donner :
eine Thür mit Klopfer und KaBtenschloss; 10) von Herrn v.
Schlippe: eine Mumie aus Kairo; 11) von Herrn Architekten
W. Bockslaff: diverse Gegenstände, die beim Neubau der Volks-
küche in der Biesingstrasse ausgegraben worden sind; 12) von
Herrn Inspektor H. Naprowski: eine goldene Spindeluhr; 13)
von Herrn Adalbert Wacholder: ein Bronze-Gürtel. Femer
gingen Geschenke ein von: Frau Baronin Tiesenhausen, geb.
Gräfin Behbinder, Frl. Loppenowe, Frl. E. Friedrichsohn,
Herrn W. Koch aus dem Nachlass von Emma Koch geb. Zietz,
Herrn Tischlermeister Breede, Herrn A. Kroepsch und der
Gesellschaft der Müsse.
Der Münzkonservator Herr H. Jochumsen berichtete über
den Inhalt eines reichen Münzfundes, der am 9. Juli c. gelegentUch
der Benovirungsarbeiten an der Nordwestfront des Bigaer Domes
in einem Büstloch der Mauer gemacht worden war (s. unten).
In Anknüpfung an den Bericht über den im Sommer d. J.
in einem Büstloche der Domkirche gemachten Münzfund machte
der Präsident H. v. Bruiningk folgende Mittheilungen.
Zugleich mit den Münzen wurden folgende silberne Schmuck-
91
gegraistände gefunden: 1) 2 Ohrgehänge oderTheile von solchen,
bestehend aus Perlen in filigranartiger Arbeit mit eingehängten
Ereozchen, deren Arme palmettenartig ausgearbeitet sind; 2)
Perle aas Silbergoss mit angelöthetem Bing; 3) Theil einer
Schliesse mit Löwe nnd einköpfigem Adler in guter heraldischer
Stilisirang; 4) Fibel, deren in flacher Wölbung gearbeiteter, durch
die Bog. Hochzeitshände verbundener, vollständig geschlossener
Ring in Niello die Aufschrift AYE MARIA (in gothischen
Majuskeln) aseigt — Referent bemerkt, dass das Eönigl. Kunst-
gewerbemoseum in Berlin einen bei Pritzwalk in der Mark
Brandenburg gemachten, mit dem unserigen auffallend überein-
stimmenden bedeutenden Depotfund silberner Schmuckgegenstände
besitzt. Der z. Z. in der Vitrine 429 auf dem oberen Umgange
des Idchthofes ausgestellte Fund ist laut gefälliger Mittheilung
des Assistenten des Kunstgewerbemuseums, Herrn Dr. Bruning,
auf Gmnd der gleichzeitig gefundenen Münzen dem Ende des
14. Jahrh. zugeschrieben worden. Da die jüngsten Münzen des
rigaschen Fundes vom Dorpater Bischof Heinrich Wrangeil
(1400 — 1409) stammen und namentlich die Fibel Spuren lang-
jährigen Gebrauchs erkennen lässt, wird man die rigaschen
Schmuckstücke gleichwie die Berliner spätestens dem Ende des
14. Jahrh. zuweisen können. Bemerkenswerth sind an letzteren
die zahlreichen Stücke mit streng stilisirtem heraldischen Ornament,
das in gleicher Durchfuhrung an Schmuckgegenständen in grösserer
Zahl selten vorkommen dürfte, ferner die Ave-Maria-Fibeln. Die
nahezu vollkommene Uebereinstimmung beider Funde in Form-
gebang und Technik lässt die gleiche Herkunft vermuthen.
Femer waren Geschenke für das Münzcabinet dargebracht
worden von den Herren: Consul N. Fenger, A. von Wulf-
Lennewarden, Gustav von Sengbusch, Dr. 0. Stavenhagen,
Sidney Baron Woehrmann, Edmund Baron Sass, Handels-
girtner Wilhelm Baer, von Frau Landräthin G.Baronin Tiesen-
hansen, geb. Gräfin Rehbinder, und von einem Ungenannten.
Herr K. von Löwis berichtete über die von ihm im Juli
fieses Sommers angestellten Ausgrabungen in Sawensee (s. unten).
92
Herr G. O. v. SeDgbusch berichtete über die Aufdeckung
des noch unberührten Theiles der Gräberstätte auf dem Plawne-
kalns bei Eatlekaln, die im Mai 1901 bereits von Dr. Anton
Buchholtz durchsucht worden war (vgl. Sitzungsberichte y. 1901
S. 41 ff.). Die vom Referenten in Gemeinschaft mit den Herren
Felix Baron Lieven, A. Werner und Frl. E. v. Schinckell am
14. Mai 1902 vorgenommene Nachgrabung bestätigte leider nicht
die von Dr. Anton Buchholtz ausgesprochene Ansicht; dass die von
ihm nicht berührten Gräber noch erhebliche Funde enthalten
müssten. Die Ausbeute bestand aus mehreren Kelten, Messern,
Speerspitzen, Fingerringen und kleinen Spiralringen, femer aus
einem Paar schöner Nadeln, einer Armbrustfibel mit daran befe-
stigter Bronzekette und drei Armringen.
Der archäologisch interessanteste Theil der Ausbeute war
die Aufdeckung von drei Schleifsteinen in brückenförmiger Lage-
rung. Der eine von ihnen, der deutliche Schleifspuren aufwies,
hatte die Form eines Weberschiffes, der zweite, ein feinkörniger,
polirter Stein, hatte eine vierkantige, bolzenähnliche Gestalt, der
dritte war scheibenförmig, rund.
Mit dieser Ausgrabung kann die Untersuchung der Plawne-
kalnsschen Gräberstätte als vollständig abgeschlossen betrachtet
werden.
Herr Aeltester Robert Jaksch berichtete über eine von
ihm geleitete Untersuchung eines Grabhügels in Oger (s. unten).
Herr Inspektor C. Mettig machte aus einem in Vorbereitung
begriffenen Werke zur Geschichte der Schwarzen Häupter Mit-
theilungen über den Ursprung und die Organisation der Oompagnie
der Schwarzen Häupter in Riga.
#v>^ws/v«i<>i^v«.r>/s/s/^
93
Beferat aber den am 9. Jali 1902 im Dom zu Biga
gemaohten Mfinzfand.
Von H. Jochnmsen, Secr.
Am 9. Juli a. c. ist gelegentlich der Renovirnngsarbeiten
an der Nordwestfront des Domes zu Riga in einem Rüstloch der
Maaer ein Fund von 1037 Silbermünzen und einigen silbernen,
kleinen Schmuckgegenständen, welche letztere an anderer Stelle
eine Besprechung erfahren haben, gemacht worden. Die Münzen,
unter denen sich 1023 baltische und 14 Kleinmünzen nord-
deatscher Städte befinden, gehören zum grössten Theil dem 14.,
nur einige wenige dem 15. Jahrhundert an, und dürften wohl
im ersten Jahrzehnt des letzteren geboreen worden sein.
Es folgt hier ein Verzeichniss der Münzen, in welchem die
in Klammem gesetzten Bemerkungen den Typus der baltischen
Münzen nach den im lY. Theil der Est- und Livländischen
Brieflade enthaltenen Tafeln anzeigen sollen.
LiTl. Orden, Prägstätte Reval:
unbestimmbare Artiger (Taf. 6, Nr. 16—18) . 326 Stück,
unbestimmbare SchiUinge (Taf. 6, Nr. 11 und 12) 274 „
Bisthum Dorpat:
unbestimmbare Artiger (Taf. 13, Nr. 23) . . . 218 „
Schilling von Johann I. v. Vifhusen, 1346—1371
(Tat 13, Nr. 27) 1 „
SchilliM von Dietrich v. Damerow, 1379—1400,
(Taf. 13, Nr. 33-36) 201 ^
Schillinge tou Heinrich v. Wrangel, 1400—1409 4 „
Wittenpfennige aus der Zeit von 1375 bis
1403 fär:
Hamburg 1 „
Lüneburg 1 „
Rostock 5 „
Wismar 3 „
Güstrow ^ 2 ^
Parchim 1 „
eine unbestimmbare mecklenburgische Stadt . 1 ^
insgesammt 1037 Stuck.
Wenn allein schon die 4 Wrangel-Schillinge, deren es ja
bekanntlich bis zum Jahre 1891 überhaupt keine gab, obigem
Funde eine besondere Bedeutung verleihen, so wird letztere
Boch wesentlich erhöht durch die Entdeckung zahlreicher anderer
Bvmismatischer Seltenheiten, zu welcher die Yergleichung der
n Tage geförderten Bevaler Artiger und Schillinge und Dörpt-
94
sehen Artiger mit dea bisher bekannten Exemplaren dieser
Münzgattun^en — welche die hiesigen Sammlungen, allen zuvor
die an Reichhaltigkeit einzig dastehende GoUection des weil.
Dr. Anton Buchholtz, aufweisen — gefuhrt hat.
Die Revaler Artiger unseres Fundes sind zunächst nach
ihren Umschriften in 6 Hauptarten, und innerhalb dieser wieder
in mehrfachen Stempelvarietäten vertreten, wie aus nachstehender
Tabelle ersichtlich.
I. Hauptart, Hs. * Moneta — Bs. * Bevalie,
mit ff. Varietäten:
Hb.
Dm Ordeniknu dvreh i 4, €nC\X}R7%T^
2.
3.
4.
5.
*
B8.
* RavwLie
*
»|i •'
Stade-
w
einfaches Kreuz 6. * OflOReCTTT
it
7. *
8. *
9. *
*
*
n. Hauptart, Hb. 4* Revalie — Bs. 4< Moneta,
mit ff. Varietftten:
einfaches Kreuz
Hs.
+ R«VKLIff
* - -
* — .
* -
*
*
ifh •<
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
sehr undeutliche
Ba.
>i< (RORGTK
* — .
* —
N
H
M
N
H
4
1
10
3
21
40
6
3
12
1
5
3
9
4
3
55
UI. Hanptart, Hs. 4< Bevalie — Bs. >i> Bevalie,
mit ff. Yarietftten:
Hs. Bs.
* B«VWLI« 29
* - - -. 1
* 4
* . 1
*) Anmerknng. Der pnnktirte Strich ( ) bedeutet die Wied«
holnng desselben Textes, mit alleiiiiger Ansnalime der eüuelnen, in d«i Lini«
selbst abgeänderten Budistaben.
„ einfaches Kreuz 1.
* BÄVTTLIÖ
»1 »> tt ^'
*
tt » '» *'•
* -..-.
tt *t » ^'
*
95
IV. Hauptart, Hs. * Moneta — Rs. * Moneta,
mit ff. Varietäten:
Stüok*
Hb. Rs. zahl.
ra einfaches Kreuz 1. * OlOHaTK * OlOttöTÄ 5
„ 2. + • * --. 14
•n 3. * • 4> • 4
n 4. * •• 4« 1
„ 5. * : 4^ : 1
6. * H * N l
7. * H V * H 1
,, sehr undeutliche S
19
V. Hauptart, Hs. * Magistri — Rs. 4« Revalie,
mit ff. Varietäten:
Hb. Bs.
„ einfaches Kreuz 1. * (RTTOISTRI * RavnLia 6
n »> i> 2. 4« * • 8
if » » 3. 4« 4« •• 1
4. 4- * :: 4
n if ff ^' 4" N •«• -• 1
VL Hauptart, Hs. 4« Magistri — Rs. 4" Moneta,
mit ff. Varietäten:
Hs. Bs.
„ einfaches Kreuz 1. * OOTGISTRI * (ROn«TK 3
„ 2. * H * 4
f, jt M 3. * M 4« M 6
„ „ „ sehr undeutliche 2
Endlich noch 6 Guriosa:
^ einf. Kr. 1. Hs. 4* (ROttttTTI , nur einseitig ... 1
jf yy 2. „ 4* RÄVÄLIÖ y „ „ ... 8
jf „ 3. infolge Doppelschlages auf der Hs. 2mal
der Ordensschild und auf der Rs^leich-
falls 2 mal das kleine Reyaler Wappen
nebeneinander sichtbar 1
4. Hs. *RIGISTBI (I), Bs. 4-RaV7yLRflV(l) 1
insgesammt 325
In der Dr. Buchholtzschen Sammlung fehlen die sub HI,
IV und VI aufgeführten Hauptarten gänzlich, die übrigen drei
sind zusammen bloss in 10 Varietäten vertreten.
96
Die Beyaler Schillinge des Fundes weisen je nach dei
Zeichnnnff des auf der Hs. dargestellten Ordenskreuzes 5 Haupt
arten au^ nämlich:
Doppelfadenkreuz.
Stack-
Yar. Hb. Rs. nhl.
1. * NTWJISTRI^LlVORia * HOtt«TTC-KRaVKLia 24
2.* MTÜSTRI )f * >^ 1
3. * N7MHSTRI : * : 1
undeutliche . 49
n. H'N Doppelfadenkreuz mit einem Punkt in
^^ der Mitte.
Yar. Hb. Rb.
1. *N7IGISTRI*LIV0ftia * NOUaTK • RaVKLia 37
2. * -. ^ * ~ j^Kj^LRaVKLia 1
ni. N'N Doppelfadenkreuz mit einem Punkt in
^^ der Mitte und einem Ring über dem
Schilde.
Yar. Hb. Rs.
1. * MTWJlSTRI^fLIVOnia *NOßaTK*RaVWLia 19
IV. HR einfaches Kreuz, jedoch lässt sich nicht
^^ mit absoluter Gewissheit constatiren, ob sich
über dem Schild ein Ring befunden habe.
Yar Hb. Rb.
1. * HKGISTRI • LIVOIlia *MOnaTK RavKLia. 1
2. * . * . 2
3. * Ofl .LIVORI(!) *(n 1
HP einfache
^^ Schilde.
es Kreuz mit Ring über dem
Yar Hb. Rs.
1. * (RKGISTRI . LIVOftia *0lOnaTK . RaVÄLia 16
2. * — -
3. *
4 * H
•
•
*
.*
*
, 3
1
•
„....„ ........... •
1
5 * .
Jt-
*
*
.,_„ ..„ 1
6. * H .
2
97
F«.
Hs.
Bs.
Stack-
uhL
7. 4. wreoisTRi . Livonia 4< woßaTK . RevKLia 21
8.4«
9.* -
10. « -
11. 4« -
12. 4. —
ia4.—
14 4- H
15. 4» H
RaVKLI .
RaVKLI
RavKLia
6
1
1
4
21
3
9
3
fldir nndeadicbe 45
4. —
*
4.N
, 4. ._..„.
4.-_-
•h N
inegesammt 274
In der Dr. Bachboltzschen Sammlting sind die Hauptarten
m and rV nur in je einem Exemplar yertreten, welche von ihm
alB aomca" beseichnet worden sind, die Hanptart V ist nnr in
7 Varietttten Torhanden.
Unter den Dörptschen Artigem des Fundes haben nach-
folgende 3 Haaptarten mit insgesammt 45 Varietäten constatirt
werden kdnnen. Yoransgeschickt muss hier indess werden, dass
wegen der geringen Grösse der Bnchstaben nnd der theilweise
mangelhaften Erhaltnng der Münzen nicht überall festgestellt
WCTcten konnte, ob and wo bei dem Bachstaben „'R' der Qaer-
Btrich vorhanden gewesen war.
I Hanptart, Hs. 4< Epasopns — Rs. ^ Darpat,
mit ff. Varietäten:
Yar.
Hs.
1. 4. apvsopvs
2. 4.
3. 4-
5." 4* «PVSOPVSI
6. -t
7. 4<
g j,
9. 4< apvsopvs o
10. 4*
11. 4*
13. 4.
Rb.
4> DTIRPTTTa .
4. D7ÜRPKT aP
* --
* --
*
*
* - ■- --
4. DÄRWPT
13. 4.
14 4<
15. 4«
16. 4.
o
D
D
D
D
D
D
*
*
DÄRPÄT
(einseitig) .
DWRPÄTa
DÄRPTTT aP
ca.
oap
oa.
oDI
oai
oepv
oBP
apv
oa .
oai
oap
Stack-
saU.
75
7
10
2
2
1
1
2
1
1
1
5
1
9
4
6
Var.
17
18
19
20
21
H8.
* «PVSOPVS D
4*
23
24
25
26
D
oD
oD
oD
_ ePVSOPS
22. * BPVSOPVS oD
aPVSOPVSAQ
__ <fi>e
4«
4«
27. *
28. 4<
29. 4<
30. <i>
31. 4<
oDK
oDK
oDW
oDI
oDI
oa
ol
Bs.
* DKRPÄT oÄPV
* oDK
•f" o ö .
* oapv
* ^ _ oapv
* oapvi
* DKRPKTe Aa
* DWRPT^T <&ai
* _... oa .
* oai .
* oapvs
* — - oepvs
* .- oapv
* ...- oai .
* oa . ,
stück,
sahl-
II. Haaptart, Hb. * Darpat — Rs. * Dsrpat,
mit ff. Varietäten:
V«. Ha.
1. * DWRPKTa
2. * DÄRPKT oa
3. * oap
4. * oapvs
5. * oapvs
6. *
Rs.
* DÄRPBTa
>!• DKRPKT oapv
4" ©a .
4< oBP.
4- oapv
oapvs 4-
oapvi
in. Hauptart, Ha. 4< Bpusopus — Ra. 4< Epu-
aopua, mit ff. Varietäten:
Var.
1. 4«
2. 4<
3. 4«
4. •!<
Hb.
apvsopvs
5.
6.
7.
8.
4<
4«
4<
4-
D
D
D
oD
oDW
oa
oa
4«
4«
4-
4«
4'
4«
4«
4<
Ra.
epvsopvs
D .
oD
oDI
oDI
oaw
oD
oDI
sehr undeatliche
inagesammt 218
In der Dr. Bnchholtzscben Sammlung fanden aich von obigen
45 Varianten bloss 10 vor.
99
Was endlich die Schillinge des Bischofs Heinrich t. Wrangel
anlangt, so sind folgende 3 Stempelvarietäten nnter ihnen ver-
treten:
Stdck-
1. Hb. * WnRlKVS OPV Rs.* H0Il«T7I D7IRP, " "
auf der Inful 2 kleeblattähnliche Yerzierongen
(A <6>) 2
2. mit denselben Umschriften, anf der Inful jedoch
2 Ringe (o — o) 1
3. Hs.* niRRIKVS aPVS R8.*HOBaT7ID7tRP7r,
auf der Inful 2 Kleeblätter 1
Anf der Hs. weisen alle den Kopf des Bischofs, auf der
Bs. das Stiftswappen, über demselben das Qeschlechtswappen
(dreizinnige Mauer) und unter dem Stiftswappen einen King
inf. Die 3 in der Sammlung des weil. Dr. Anton Bnchholtz vor-
bandenen Exemplare entsprechen dem Stempel 1.
Vorgesohichtliche Oraber in Sawensee 1902.
Von K. V. Low! 8.
Einer liebenswürdigen Aufforderung des Herrn Reinhold von
Helmersen, Besitzers des Outes Sawensee, Folge leistend, begab
akh der Referent in Gesellschaft des Herrn Leopold Schulz
nach Sawensee, um am 13. und 14. Juli d. J. dort zwei Oräber-
felder zu untersuchen.
Sawensee li^ im Südosten des Wendenschen Kreises, im
Laudohnschen Kirchspiele zu beiden Seiten der Ewst (^enzt an
Polnisch'Livland, und zwar an die Oüter Aposza und Lemenen,
die zu den freiherrlich von Korff- Krentzburj^schen Besitzungen
gehören) Die zu Tage geforderten Gräbermnde gehören alle
der nach dem Jahre 800 beginnenden Periode an und sind liach
der Lage der Fundstätten, wie auch ihrem Alter nach, als rein
lettische anzusehen.
Der Gutshof von Sawensee liegt 2V2 Werst vom linken Ufer
der Etwst entfernt, hart am Ostufer des 2 Werst langen, Vs Werst
breiten, von NNO nach SSW sich ausdehnenden Sawenseeschen
Sees. An seinem Ufer, schräg gej^enüber dem Gatshofe nach SW
hin, li^ das Jokste-Oesinde, auf dessen an den See stossendem
Felde schon früher vielfach Altsachen ausgepflü^ worden sind.
Hier wurde nun an verschiedenen Stellen, ohne dass die gering-
ften Spuren von Grabhügeln zu bemerken gewesen wären, die
sdion fängst der Pflug vernichtet hatte, auf gut Gluck g^raben.
7*
,6420 ^
100
Doch nicht vergeblich war die Mühe, es fanden sich verschiedene
Altsachen als Einzelfunde, und zwar:
1) Ans Bronze: Eine Messerscheide, 14 cm lang, mit einem
Gliede der Kette, an der sie hing. Eine Hafeisenfibel mit feinen
Windungen und aufgerollten Enden, die Nadel noch daran
befestigt. Ferner 3 Armringe, davon 2 mit verbreiterten Enden,
der eine mit Bandfiechtornament, der andere mit Spiralornamenten,
der dritte, grössere, grobgewundene, zeigt an den Enden Thier-
köpfe. Ein fünffach gewundener Fingerring zeigt die mittlere
Windung verbreitert. Endlich fand sich noch ein kleiner IV«
mal gewundener Fingerring — wohl nur ein Fragment.
2) Aus Eisen: 5 Beile, unter ihnen ein Breitbeil, 19 cm
lang, und 3 Schmalbeile (zwei 18 cm, eines 21 cm lang) und ein
IVagment eines kleinen, etwa 12— 13cm langen Schmalbeiles.
Zwei eiserne Nadeln, 9Vs und 14cm lang. Ein 24cm langes
Messer und ein 12 cm langes Stück eines solchen. Zwei sichel-
artig gebogene Messer, von Spitze zu Spitze 19 und 25 cm lang.
Endlich fand sich hier ein offenbar unberührtes Grab,
und zwar ein Skelettgrab, dessen wenige erhaltene Enochentheile
(vom Schädel und von den Hüftknochen) 60 bis 70 cm unter der
Erdoberfläche lagen, jedoch sehr morsch waren. Der Schädel
lag nach NW und der Körper erstreckte sich nach SO in
Bückenlage.
Das Grabinventar war reichhaltig. Mehrere Stucke, die
sich beim Gürtel fanden, lagen nahe bei einander und über ein-
ander. Zunächst durfte ein Ledergürtel mit verschieden orna-
mentirten Bronzebeschlägen interessiren, an dem eine gut er-
haltene Bronzeschnalle angetroffen wurde. Etwas unterhalb des
Gürtels lag ein 98 cm langes Messer, Skramasax, in einer
Scheide schräg über dem Leibe mit dem Griff nach der rechten
Seite des Körpers und der Schneide zum Kopfe hin. Weiter
unterhalb lag ein Bronze-Armring mit verbreiterten Enden und
Bandflechtornament. Ein zweiter, ebensolcher Armring, dessen
Ornamente nicht kenntlich waren, lag beim Gürtel. In der Höhe
des Schädels fanden sich noch Theile einer Armspirale und
eine schmale Spirale beim Gürtel. In der Nähe des Kopfes
la^en einige Topfscherben. In der Gegend der Füsse (die nicht
erhalten waren) fand sich eine 34 cm lange Speerspitze aus Eisen
mit Angel, mit der Spitze nach unten. Ferner lag parallel zu
letzterer eine 24 cm lange Lanzenspitze, ebenfalls mit der Spitze
nach unten, aus Eisen mit Tülle und Schaftresten darin, v on
zwei Eisenbeilen, Schmalbeilen, lag eines merkwürdiger Weise
vertikal, d. h. mit der Schneide nach unten, das andere lajt
flach, die Schneide nach der linken Seite gekehrt. Nach Au^
messung der gesammten Situation wurde versucht, den Gürtel
möglichst intakt herauszuheben, was jedoch nicht nach Wunsch
101
gelang. An diesem Gfirtel, d« i. in seiner Nähe, fanden sich
noch eine Oortschnalle aus Eisen^ femer ein kleines 13 cm
langes Messer, ein 9 cm langes Stück eines solchen, ein 20 cm
langes Stack einer Speerangel und drei schmale Eisenstacke
(Nadeln ?).
Am folgenden Tage, dem 14. Juli, wnrde auf einem Gräber-
felde, belegen in einem Kiefernwalde am linken Ufer der Ewst,
3 Werst vom Gutshofe entfernt, auf dem Grunde des Drike- Ge-
sindes (miTerkanftes Bauerland) gegraben.
Es fand sich dort in einem föcm hohen runden Hüeel-
!;rabe mit einem Durchmesser Ton öm ein Skelett in BücKen-
age, 1 m unter der Erde, die Füsse nach N, den Kopf nach S.
Auf dem Schädel lag ein Kopfschmuck mit 6 Bronzespiralen.
Ausserdem fand sich noch, 60 cm vom Scheitel gemessen, auf
dem Leibe ein einziges Klapperblech in der bekannten länglichen
Paralleltrapezform.
In einer gewissen Entfernung von diesem Skelett, etwa 1 m
Ton den Füssen, fanden sich zwei Bronzegewichte und der Theil
einer Wagschale. Eines dieser Bronzegewichte, und zwar das
grössere, war von Eisenrost ringsum verdeckt. Endlich fand
sich auch noch ein kugelförmiges Anhängsel aus Bronze und ein
Armbandstuck, die aber vielleicht als Einzelfunde, d. h. nicht
zum Grabe selbst zu zählen sein durften, ebenso wie die Gewichte
und das Stuck der Wagschale.
Ein zweites rundes Hügelgrab in demselben Wäldchen,
60 cm hoch, mit Durchmesser von 6 m, zeigte 1,20 m unter der
Erde ein Skelett in Bückenlage, Kopf nach SW, Füsse nach NO.
An Beigaben fand sich hier nur ein 19 cm langes Messer, quer
über dem Leibe, die Spitze nach rechts gekehrt, 65 cm vom
Scheitel aus gemessen.
Herr Beinhold von Helmersen hat die Freundlichkeit gehabt,
alle diese Fundstncke unserem Rigaschen Dommuseum darzu-
bringen, wo sie nun eine wiUkommene Bereicherung der ver-
schiedenen schon vorhandeneu, aus Sawensee stammenden Gräber-
iunde bilden.
üntersacliung eines Hügels in Oger.
Von Robert Jakech.
Während meines diesjährigen Sommeraufenthalts in Oger
zeigte mir Herr Alfred Werner einige Funde, die er im Sande
eines grossen zur Sandabfuhr angegrabenen Hügels und in dessen
Nähe gemacht hatte. Sie bestanden aus kleinen Resten eines
dicht mit viereckigen Bronzestiften beschlagenen Ledergürtels
ans älterer Zeit^ vier rigaschen Solidi von Ghristine, Karl Gustav
102
und Karl XI., sowie aus FeuersteinsplitterD, von denen mehrere
deutlich eine Bearbeitung erkennen Hessen. Diese Funde ver-
anlassten mich eine Untersuchung des Hügels vorzunehmen. Der
etwa 100 — 150 Schritt von dem steinernen Gebäude der Bäckerei
am erhöhten Ufer des Ogerflusses liegende Hügel erstreckt sich
von 0— W in einer Länge von 25 m: seine grösste Breite beträgt
21m und seine Höhe 3,5 m. Im W war er auf 6,5 m Län^e,
im O auf 3 m oberflächlich angegraben. Die Ausgrabui^ des
Hügels wurde von der W- Seite begonnen, da an dieser Stelle
die oben erwähnten Fundstücke nach leichter Durchwühlung des
Sandes zu Tage getreten waren. In einer Tiefe von 1 m fanden
sich 6 Schädel in unregelmässiger Lage, nebst gut erhaltenen
Arm- und Beinknochen, ein lithauscher Solidus von Johann Casi-
mir, eine Schnalle, sowie Näeel und Holzreste, anscheinend von
Särgen herrührend. Einen Meter tiefer fanden sich zerstreut
liegende Stücke eines Gürtels und die Hälfte eines aus Bronzeblech
bestehenden Ortbandes mit roh eingeschlagenen Ornamenten. Diese
Gegenstände scheinen einer älteren Zeit, als die zuerst gemachten
Funde, anzugehören und von nur einer Bestattung herzurühren.
Auf dem Grunde des Hügels zei^n sich zu einem Pflaster
zusammengefügte Granit- und Kalksteine, welche mit einer Lehm-
schicht überzogen waren, in die an vielen Stellen Glimmerstücke
hineingedrückt waren. Eintretender heftiger Regen verhinderte
an diesem und dem folgenden Tage ein weiteres Arbeiten. Da
ich inzwischen Oger verlassen hatte, ersuchte ich Herrn Werner
die kreisförmig ausgegrabene Stelle erweitem zu lassen. Als
dieses bis auf 5 m im Durchmesser geschehen war, wurde in
meiner Anwesenheit unter freundlicher Mitwirkung der Herren
Dr. med. B. v. Sengbusch, A. Werner und L. Helmsing die noch
die Steine deckende dünne Sandschicht entfernt.
In der Mitte des ausgegrabenen Kreises befanden sich vier
grosse, die anderen weit überragende paarweise geordnete Steine,
von denen der grösste 54 cm lang, 85 cm breit und 44 cm hoch
war. Vom grossen Steine 1,4 m nach SO entfernt lagen Kohlen
und angebrannte Holzstückchen mit einigen Knochenresten, eben-
solche auch in der Entfernung von l>o^ ^^cl^ NO hin. Auch
an anderen Stellen fanden sich Kleine Häufchen von Kohlenresten.
Nach NW hin verkleinerten sich die Steine der in Verbindung
mit Lehm hergestellten Pflasterung, welche in der Breite von
3 m und in der Länge von 7 m noch weiter verfolgt wurde, ohne
ihr Ende zu erreichen. Unter der Steinsetzung wurde bei einer
Grabung bis auf das Grundwasser nichts gefunden. Der Platz
hatte anscheinend nur zur Verbrennung von Leichen gedient.
Im Sande der schon früher angegrabenen 0-Seite ist vor
einiger Zeit ein kleines in Bronze gegossenes Heiligenbild ge-
funoen worden, das vom Finder übergeben wurde.
103
Wenn ink Hügel auch keine werthvollen Altsachen gefunden
wurden, so scheint mir die Stelle der Fenersteinsplitter wegen
doch von einigem Werth für die Vervollständigung der Kennt-
nias der bis jetzt wenigen Stellen in Livland, an denen solche
gefdnden sind. Sie ist deichsam zn betrachten wie ein Stein
eines Mosaikbildes, der als Theil des Ganzen nnbedentend erscheint,
xar Vollendung des Bildes aber doch nöthig ist.
Die völlige Abgrabnng des Hügels wiirde bei seiner Grösse
bedeatende Kosten erfordern nnd kaum nennenswerthe Resultate
erffel>en, da er nur zu gelegentlichen Bestattungen gedient zu
wiesL scheint, die in drei weit aus einander liegende Perioden
fallen, and die Fenersteinsplitter nicht im Hügel, sondern in seiner
Nüie in losem Sande gefunden wurden.
m. Tenaomlmg am 9. Oktober 1902.
Der Präsident H. v. Bruiningk eröfihete die Sitzung, indem
er der verstorbenen Mitglieder gedachte; es sind der dim. Ober-
d!rd:tionBrathderliYländischen adeligen Güterkreditsocietät Oskar
Baron Mengden, gestorben in München den 26. September (5.
Oktober) und der Archivar Cand. bist. Hugo Lichtenstein,
gestorben in Jurjew (Dorpat) den 28. September. Durch Lichten-
Steins vorzeitigen Tod erleidet nicht nur der engere Kreis seiner
Freunde und Mitarbeiter, sondern die baltische Geschichtsforschung,
der sich der mit reichen Kenntnissen ausgestattete Heimgegangene
mit voller Hingebung gewidmet hatte, einen schweren Verlust.
Die Versammlung ehrte das Andenken der Verstorbenen durch
Erheben von den Sitzen.
Anknüpfend an die Worte der Erinnerung an Lichtenstein
verlas der Vorsitzende den von Lichtenstein, welcher als Delegirter
der Gesellschaft dem im August d. J. in Charkow abgehaltenen
TTT Archäologischen Kongress beigewohnt hatte, abgestat-
ietea ausführlichen Bericht über die Kongressverhandlungen, —
wohl die letzte Arbeit aus des Heimgegangenen Feder. Namentlich
handelt ee sich darin um die Diskussionen und Beschlüsse betrefifs
der von Professor Samokwassow bereits gelegentlich des XL.
104
Archäologischen Kongresses angeregten Planes einer durchgrei-
fenden Reorganisation des Archivwesens in Bussland.
Ans einem Schreiben des Dr* phiL Erich Gleye in Gol-
dingen ist hervorzuheben, dass der vom bekannten livländischen
Patrioten Hamilkar Baron Pölkersahm (f 1856) geführte Wahl-
spruch: ^Nicht die Bechte, welche jemand ausübt, sondern die
Pflichten, die er sich auferlegt, geben ihm den Werth^, — den
auch Barnay f&hrt, von diesem gelegentlich seines Aufenthaltes
in Biga 1864/5 angenommen wurde. Solches besagt eine der
Oesellschaft übermittelte Zuschrift Bamays an Dr. Gleye.
E. V. Löwis of Menar übergab Abschriften von drei
Namensverzeichnissen livländischer Deutschordensritter von 1548,
1550 und 1555. Die Abschriften wurden auf Wunsch des Herrn
L. Arbusow durch liebenswürdige Vermittelung des Deutsch-
ordens-Kanzlers Hofrath Moritz v. Weittenhiller und des Univer-
sitätsbibliothekars Dr. Karl Lorenz in Wien aus dem dortigen
Gentralarchiv des Ordens von dem Historiker Herrn Schindler
genommen. L. Arbusow erklärte sich bereit, über diese Ver-
zeichnisse nähere Mittheilung zu machen.
Veranlasst durch den von mehreren Seiten geäusserten
Wunsch, dass die bisher von Dr. A. Poelchau herausgegebene
„Livländische Geschichtsliteratur^, deren Erscheinen mit
dem Schlüsse des Jahres eingestellt worden ist, fortgesetzt
werden möge, wurde beschlossen, mit einem die Aufbringung
der hierzu erforderlichen Mittel bezweckenden Antrag an die
übrigen geschichtsforschenden (Gesellschaften zu gehen, nachdem
eine für diese Arbeit bestens qualificirte Persönlichkeit bereits
gewonnen worden ist. Mit Befriedigung nahm die Gesellschaft
von Dr. Poeichaus Mittheilung Eenntniss, dass er die bisher
erschienenen Berichte systematisch und übersichtlich zu ver-
arbeiten beabsichtige.
Unter Hinweis auf den in den Protokollen der General-
versammlung des Gesammtvereins der deutschen Geschichts- und
Alterthumsvereine zu Freiburg 1901 enthaltenen Bericht des
Professors Anthes über die Signaturen auf historischen Karten,
V
106
proponirte der Vorsitzende die Herstellung einer neuen archäo-
logischen Karte der Ostseeprovinzen. Da es sich darnm
bandeln wnrde, die seitherigen Forschnngsresnitate einerseits
tbersichtlichy andererseits aber voUständig und genau zu fixiren,
VOSS eine Karte in grossem Massstabe als Grundlage dienen,
wozu fnr Livland die grosse Bückersche Karte von 1839 wohl
geeignet sein durfte, doch würde z. Z. nicht eine Yervielfälti-
gnng der projektirten Karte, sondern nur die Herstellung eines
einzigen, für das Museum bestimmten Exemplars ins Auge zu
fttsen sein, nach dem Vorbilde der im dänischen National-
museom zu Kopenhagen befindlichen grossen archäologischen
Karte von Dänemark. Hier sind mit überraschendem Erfolge
die SU markirenden Punkte anstatt durch aufgetragene Zeichen
fluUels eingesteckter Nadeln hervorgehoben. Die verschiedenen
Falben der Nadelköpfe (Glas oder Lack) ermöglichen Unter-
echeidnngen in grosser Zahl, die sich vom Kartenbilde deutlich
abheben, auch hat diese Art der Markirung den Vorzug, dass
Korrekturen und Ergänzungen sich leicht ausfuhren lassen. Als
hdchst lehrreich und gleichfalls leicht ausfuhrbar erweist sich
die Andeutung der alten Heer- und Handelsstrassen durch an-
geheftete Messingdrähte. Da die Herstellung einer derartigen
Karte in grossem Massstabe genaue Ortskenntniss erfordert,
würde es sich empfehlen, die nach einheitlichen Gesichtspunkten
auszuführende Arbeit unter den auf archäologischem Gebiete
thStigen Gesellschaften der Ostseeprovinzen regional zu ver-
theilen. Schliesslich hätte ein Austausch der Resultate und
deren üebertragung auf die Generalkarte der Ostseeprovinzen
statfznfinden. Dank dem umstände, dass in den archäologischen
Karten von G. Grewingk (1884) und J. Sitzka (1896) sowie
in den Arbeiten von Professor B. Hausmann und Ant. Buch-
holtz bedeutende Vorarbeiten bereits vorliegen, endlich aber
K. V. Löwis ofMenar die auf den erwähnten Karten fehlen-
iesk, für den vorliegenden Zweck so sehr wichtigen Burgberge
und BingwäUe der Eingeborenen in möglichster Vollständigkeit
kart(^aphisch fixirt hat, dürften keine allzu grossen Schwierig-
y
106
keiten zu überwinden sein, unter Annahme dieses Antrages
wurde beschlossen, sich wegen dessen Ansfnhmng mit den
anderen Oesellschaften in Benehmen zu setzen.
Der Bibliothekar veiias sodann den Accessionsbericht.
An Geschenken waren dargebracht worden: 1) von der Bach-
handlung N. Eymmel in Riga: Poelchau, Die livländische Oe-
schichtsliteratur 1900 und 1901, Riga 1902; 2) von Herrn Stadt-
archivar Dr. Ph. Schwär tz: Das Rigische Stadtarchiv im J. 1901,
Stadtbl. 1902 Nr. 37; 3) von Herrn Dr. C. Alt in Weimar die von
ihm herausgegebenen Bände 25 und 26 der IV. Abtheilung von
Goethes Werken, enthaltend Briefe; 4) durch Vermittelung des
Herrn Dr. med. Otto in Jurjew: Papiere aus dem Nachlass des
Professors der Chemie Priedemann Goebel in Dorpat; 5) von
Herrn Oberlehrer E. Schmidt in Zabeln: eine Sammlung photo-
graphischer Ansichten, vorzugsweise von Burgbergen in Kur-
land; 6) von Frl. Marie v. Stritzky: eine Anzahl älterer
Tauf- und Hochzeitseinladungen.
Für das Museum waren folgende Geschenke dargebracht
worden: 1) von Herrn Th. von Hahn: eine steinerne Kanonen-
kugel; 2) von Herrn Förster W. Glasenapp: eine kleine eiserne
Kanonenkugel; 3) von Herrn Erich Busch: ein Petschaft mit
16 Einlagen; 4) von Frl. Marie v. Stritzky: ein Fächer, Styl
Louis XVI.
Für das Münzcabinet waren Geschenke dargebracht
worden von Herrn Carl Friedrich Rohde, dem Schüler Hans
Roemeling, Frl. Marie v. Stritzky und einem Ungenannten.
Sodann wurden zu ordentlichen Mitgliedern folgende
Herren aufgenommen: 1) Kreisdeputirter Axel von Samson-
Himmelstjerna zu Hummelshof, 2) Eduard von Zur-Mühlen
zu Ledis, 3) Joseph von Transehe-Roseneck zu Ohselshof^
4) Johannes Rindermann in Berlin, 5) Reinhold von
Helmersen zu Sawensee, 6) Hermann v. Brummer zu
Rutzki, 7) Karl Baron Rönne zu Wensau, 8) Otto Baron
Behr zu Audrau.
107
In einem längeren Vortrage besprach der Präsident H. von
Brniningk das im Dom-Museum aufbewahrte romanische
Brouzebecken, die sog. £aiser-Otto-Schale (s. unten).
Von Herrn Oberlehrer Fr. Yon Keussler in St. Peters-
boig waren zwei Zuschriften der Oesellschaft eingesandt worden.
Die erste Znschrift enthielt eine eigänzende Mittheilung zu den
(roheren Berichten des Referenten über die üeberiührung der
Herzoglich'KnrIändischen Bibliothek in die Bibliothek der Eaiser-
iehen Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg (vgl.
Siteüngsberichte v. J. 1901 S. 66, 67, 85—87). Die zweite Zu-
i(iai& berichtete über Livländer unter den Buren im 18. Jahr-
lumdert (a. unten).
Herr Inspektor 0. Mettig legte der Gesellschaft Ab-
sclriften von zwei Urkunden vor, deren bisher unbekannte
Origioale dem Archiv der Schwarzen Häupter angehören (s. unten).
I
Ein liturgisches mittelalterliches Bronzebeckenn
die sogenannte Eaiser-Otto-Sohale,
im Dommüsenm der GesellBohaft fOi Gesohiobte und Altertumskunde
der OetBeeproTinien lu Siga.
(Nebst 8 Tafeln.)
Von H. V. Bruiningk.
Die im Sommer 1886 bei Fellin in Livland ausgegrabene
für das Dommuseum der Gesellschaft für Geschichte und Alter
tumskunde der Ostseeprovinzen Russlands in Riga erworben
sogenannte Kaiser-Otto-Schale gilt mit Recht für ein hervor
ragendes Erzeugnis mittelalterlichen Kunstgewerbes. Von vorn
herein erregte es wohlberechtigtes Aufsehen und hat sich untei
der grossen Zahl mittelalterlicher Bronzebecken bisher als ünikua
behauptet.
laicht lange nach der Auf&ndung unseres Beckens, das bal(
als solches, bald als Schale oder Sdiüssel angesprochen wirdO
wurde es vom Direktor des Königl. Münzkabinetts in Berlin
Professor Dr. A. von Sallet, in der ^Zeitschrift für Numismatik**
unter Beigabe einer Abbildung des brakteatenartigen Medaillon
bildnisses, das dem Becken die Bezeichnung Kaiser- Otto -Schal«
eingetragen hat, kurz erwähnt. Eine eingehende Beschreibunj
nebst zwei photolithographischen Tafeln lieferte sodann des
Geschäftsführer der Kurländischen Gesellschaft für Literatm
und Kunst in Mitau, Julius Döring'). Zu erwähnen ist endlicl
aus dem Jahre 1895 die mit zwei Abbildungen versehene kurze
aber höchst dankenswerte Besprechung aus der Feder d0
1) Wir wählten die Bezeichnnng Becken, weil schon im Mittelaltei
seitdem die bürgerlichen Gewerbe sich ausgebildet hatten und die Arbeits
teilnng in Gilden und Ämtern durchgeführt worden war, die Herstellooi
von Schüsseln and Schalen ans nnedelem Metall, vorzagsweise ans Bledi
ein eigenes Gewerbe bildete, das von den „Beckenschlägern*' ausgeübt wnrdf
Solche, die alB,Bekerworter<' (= Beckenschläger) bezeichnet werden, lasset
sich anter den rigaschen Gewerbetreibenden schon im 13. and 14. Jahili
nachweisen. Vgl. W. Stieda and 0. Mettig, Schrägen der Gilden an<
Amter der Stadt Biga bis 1621, Riga 1896, S. 87, 44.
8) Bd. 15, Berlin 1887, S. 23.
3) Sitzangsberichte der Karländischen Gesellsch. für Literatur u. Eonst
nebst Veröffentlichangen des Karl. Provinziid-MuseamB a. d. J. 1888, Mitai
1889, S. 2-12.
109
[Assistenten am Eönigl. Münzkabinett in Berlin Dr. J. Menadier ').
Auf diese Besprechungen werden wir weiterhin zurückkommen.
Für die Schriften der Gesellschaft für Geschichte und Alter-
famskunde der Ostseeprovinzen, als der glücklichen Besitzerin
ides Beckens, blieb die geschuldete Abhandlung so lange vorbe-
lialten, als eine solche von berufenster Seite, vom Direktor des
^önigL Kunstgewerbemuseums in Berlin, Geheimrat Julius Lessing,
lin Aussicht stand'). Nach Verlauf so vieler Jahre hat diese
Eofihnng aufgegeben werden müssen.
ErsterErwerber des Beckens war der kürzlich verstorbene weil.
Batsherr und Apotheker M. Schöler in Fellin, der es im Herbst
1886 vom Finder, einem estnischen Bauern namens Matt Anton
(auch Matti Matt genannt) für 5 Rubel (etwa 10 Reichsmark)
erstand^). Nachdem die Gesellschaft für Geschichte und Alter-
tumskunde der Ostseeprovinzen durch eine Zuschrift des ^Ham-
burger Gorrespondenten^ aus Berlin über den Fund sowie darüber,
dass in Berlin Verhandlungen wegen Verkaufs des Beckens im
iGange wären, die erste Kunde erlangt hatte^), setzte die Gesell-
ichau alle Mittel in Bew^ung, um dasselbe dem Lande, in
dessen l&de es so lange gebettet gewesen war, dauernd zu er-
^halten. Dank vorzüglich den Bemühungen des mittlerweile ver-
iStorbenen Direktors der Gesellschaft Anton Buchholtz konnte der
vom Besitzer des Beckens nunmehr geforderte sehr bedeutende
Kaufpreis, dessen Betrag laut Vereinbarung nicht verö£fentlicht
werden soll, aus den von rigaschen Bürgern hierfür in opfer-
fwiUiger Weise gespendeten Mitteln gedeckt werden. An der
[Höhe des Preises waren die vom Besitzer mit dem Königl.
Kunstgewerbemuseum in Berlin und dem Germanischen Museum
in Nürnberg angeknüpften Verhandlungen gescheitert. Noch vor
^Ablauf des Jahres wurde der Gesellschaft in ihrer Jahressitzung
über die durch freundliche Vermittelung des Geh. Medizinalrats
»Professor E. v. Bergmann in Berlin glucklich zum Abschluss
gebrachten Verhandlungen berichtet^).
Den vom 7. und 9. Januar 1887 datierten Briefen der ver-
itorbenen Pastoren Ed. v. Bergmann zu Rujen und L. Krüger zu
Fellini, die sich auf Bitte von Anton Buchholtz an den Fund-
1) Deutsche Münzen. Gesammelte Aufsätze znr Geschichte des deut-
lichen Munswesens Ton. J. Menadier, Bd. 3, Berlin 1895, S. 32—86.
>) Vgl. Sitzungsber. der Geeellsch. für Gesch. u. Altertumsk. für die
OstBeeproY. Russlands a. d. J. 1887, Riga 1888, S. 3.
«) Felliner Anzeiger Nr. 45 v. 19. Not. (1. Dez.) u. Nr. 50 v. 24. Dez. 1886.
*) Rigasche Zeitung Nr. 259 v. 11. (23.) Nov. 1886. Sitzungsber. v.
S1886, a 81, 82.
6) A. a. 0. S. 114.
Arch. der Gesellsch. für Gesch. u. Altertumsk. Sonderakte.
?
110
ort begeben und den Finder Matt Anton befragt hatten, ist fol-
gender Fandbericht zu entnehmen.
Wenn man die Landstrasse von Fellin über Sangla nach
Dorpat einschlä^y erreieht man hinter dem zum Gute Alt-
Woidoma gehörigen Nuia-Ejuge eine Anhöhe. Hinter dieser,
etwa 7,6 km von Fellin, bie^ man zur Linken, also in nördlicher
Bichtunff, ab, fiberschreitet den TennasUmschen Bach und gelangt
etwa 9 Km von Fellin zu dem Schloss Fellinschen Eudewitte-
Gesinde [auch Matti oder Maddisse^) genannt]. Ungefilhr Vs km
Ton diesem Gesinde*), in der Nähe der Überreste des sog. Ka-
tharinenkanals, liegt ein zum Gesinde gehöriges, auf der Karte
als Weide markiertes Stück Heide mit morastigem Untergründe.
Gerechnet yon der Felliner Schlossruine, fast genau nordöstlich,
beträgt der Abstand in der Luftlinie 7,6 km. Als der Grund-
eigentümer, der schon genannte Matt Anton, es im Sommer
1886 aufpflügte, um den daselbst schlecht aufgekommenen Boggen
nachzusäen, stiess er in der Furche des Pfluges, etwa Vs Fuss
unter der Oberfläche, auf einen runden Gegenstand, den er für
einen Stein gehalten und mit der Schaufel ausgehoben haben
will. Der vermeintliche Stein erwies sich als unser Becken,
das beim Ausheben die auf unserer Abbildung (Taf. I Fig. 2)
sichtbare Beschädigung erlitt. Auch ging bei dieser Gelegenheit
eines von den aufgelöteten Medaillons verloren, das jedoch bei
einer späteren Nachforschung daselbst aufgefunden und schliesslich
wieder angekittet wurde ^). Unter dem Becken, das mit dem
Boden nacn oben gelegen haben soll, will Matt Anton einen
bronzenen Armreif gefunden, ihn aber, weil er ganz schwarz ge-
wesen und er ihn mr wertlos gehalten, weggeworfen und nicht
mehr aufjzefunden haben. Mit der Beschreibung, wonach „die
Enden nicht zusammenstiessen, sondern an einander vorbeigingen^,
lässt sich wenig anfangen. In nächster Nähe des Beckens, von
diesem 3 bis 4 Fuss entfernt, behauptet Matt Anton ein von ihm
vorgewiesenes eisernes Beil gefunden zu haben. Es ist eine
Mittelform von Breit- und Scmualbeil mit viereckigem, nach der
Schneide zu sich stark vergüngendem Sohaftloch, ohne Eopf-
lappen. Das Blatt ist 19 cm lang, bei einer grössten Breite
von 9,8 cm., die Schneide gerundet. Die obere Kante ist wenig
geschweift, die untere stark ausgehöhlt. BeUe ganz ähnlicher
^) Letzterer Name im Katalog der Ansstellang zom X. archäoloffischen
EongresB in Riga 1896, Riga 1896, wo das Becken unter den damalB aus-
gestellten Gegenständen, nebst einer kurzen Beschreibung, als nr. 658 yer-
zeichnet steht.
*) Nach liWändischem Sprachgebrauch versteht man unter Gesinde
ein Banerngehöft nebst zugehörigen Landereien.
') Das betr. Medaillon fehlt auf unserer Abbildung, weil diese nach
einer vor Wiederanbringung desselben aufgenommenen Photographie ange*
fertigt ist
111
Ftam wurden gelegentlich der Ansgrabungen bei der Felliner
SdiloBsrnine in grösserer Zahl zu Tage gefördert ^)y werden also
vohl frühestens der 2. Hälfte des 13. Jwrh. zuzuschreiben sein,
lahrscheinlich aber einer späteren Zeit. Jedenfalls sind sie
weit jünger als die für unser Becken angenommene äusserste
Zeit^enze. Daraus folgt, dass wenn in der Tat Beil und
Becken als zusammengehörige Fundstücke zu betrachten sind,
bdde erst in später Zeit hier yereraben wurden und die Beil-
form für die Altersbestimmung des Beckens belanglos ist Zudem
ist der Bericht über die Auffindung des Beiles insofern nicht
runverdächtig, als man hinsichtlich seiner ausschliesslich auf
Aussagen des Finders angewiesen ist, dieser aber, als er
Kine Aussagen machte, sehr wohl wusste, dass er sich bei Yer-
insserung des Beckens einen bedeutenden Gewinn habe entoehen
lassen. Es mochte ihm folglich zweckmässig dünken, Beil und
Becken als zusammengehörig erscheinen zu lassen. Jedenfalls
war er bereits gewitzigt, denn er stellte, wie für das Beil, so auch
for das eine nachträglich aufgefundene Medaillon, anfangs über-
Bteige Preisforderungen. Auch die Möglichkeit wird in Be-
tracht SU ziehen sein, dass das Beil später einmal nahe von der
Stdle, wo das Becken vergraben war, zufällig verloren worden
ot Hatte derjenige, der das Becken vergrub, unter diesem den
brofQzenen Armreifen verborgen, so war es nahliegend, das Beil
demselben Versteck anzuvertrauen.
Es verdient indes bemerkt zu werden, dass die Felliner Qe^
geod sich als ein in archäologischer Beziehung ergiebiger Boden
erwiesen hat und dass aus der Nähe der Stelle, wo das Eaiser-
OtUhBecken gefunden wurde, Gräberfunde stammen, welche der
CTBte Kenner der baltischen Archäologie, Professor R. Hausmann,
gleichwie das Becken, der Zeit um das Jahr 1000 zuschreibt').
Das Becken ist aus auffallend dünnem Bronzeblech mit
groflsran Geschick angefertigt, deim es zeigt weder Spuren von
Abdrehungy noch auch von Hammerschlag. Die Wandungen sind
Uoss Oyso — 1 mm stark, nur der obere, horizontal gebogene
Band ist etwas dicker, nämlich 1 — 2 mm. Der Durchmesser
(ohne den 10 mm breiten Rand) beträgt 29,6—30,6 cm, die Höhe
^9 cm. Der Boden weist in der Mitte eine kreisrunde, nach
den Seiten zu schräg abfallende Erhöhung auf, die in der Profil-
issicht') angedeutet ist Auf dieser Erhöhung ist das aus papier-
dionem Bronzeblech gestanzte Bildnismedaillon aufgelötet. Wo
1) Sehr, des Fastora L. Krüger an Ant. Bnchholtz v. 9. Jan. 1887.
S) Sitzungsber. der Gel. Estn. Gesellsch. 1894, Dorpat 1895, 8. 143,
M. Ygl auch Ant. Bnchholtz, Bibliographie der ArchäoL liv-, Est- nnd
I^ 1&^ 1896, S. 87, nr. 564.
^af. I Fig. 1.
112
die Erhöhan^ anhebt, sind in EreuzeBform vier Zierstreifen ans
gleichfalls sehr dünnem Bronzeblech ^) in derselben Weise ange-
bracht. Sie sind 3 cm breit bei einer Länge von 7 cm und
finden in dem vierfach wiederholten Medaillon ihren Abschlusa.
Die vorstehend angegebenen Schwankungen der Höhe und des
Durchmessers erklären sich durch Verkrümmungen und Ausbie-
gungen, die das Becken im Laufe der Jahrhunderte erlitten hat,
sie sind aber weit weniger bemerkbar, als sie in der nach einer
Photographie angefertigten und demgemäss vollkommen zuver-
lässigen Profilansicht erscheinen. Dank der Dünne des Blechs
beträgt das Gesamtgewicht bloss 573 Gramm. Der Gewichts-
verlust durch Beschädigungen kann ein nur ganz unbedeutender
sein. Das Metall ist von einer Schicht hellolivengrüner Patina
gleichmässig überzogen, die jedoch so dünn ist, dass nicht nur
das Belief der gestanzten Medaillons und Zierstreifen, sondern
auch die feinsten Schattenstriche und Schraffierungen der Gra-
vierarbeit an den Wandungen deutlich sichtbar geblieben sind.
Durch die Gleichmässigkeit der Patina ist die Möglichkeit einst-
maliger Vergoldung ausgeschlossen. Spuren von Abnutzung, wie
sie bei häungem Gebrauch, vorzugsweise infolge Anwendung des
Scheuerlappens, an einem so subtil gearbeiteten Gerät bald be-
merkbar werden müssten, sind, ausser an dem einen, auf der
Innenseite am Boden angebrachten Medaillon, nicht wahrnehmbar.
Hier ist das Belief stellenweise minder deutlich, als an den
übrigen Medaillons, immerhin aber recht gut erbalten. Auch
sind die Wandungen des Beckens an einzelnen Stellen, wo der
Grabstichel mit etwas stärkerem Drucke geführt worden war,
brüchig geworden, wie das bei Anwendung so dünnen Blechs
unausbleiblich war. Anlangend die Technik, so ist noch zu be-
merken, dass die konkaven Teile der Medaillons und Zierstreifen
die übliche Füllung enthalten zu haben scheinen.
Die Verzierungen, die sich auf die Innenseite und den Band
beschränken, während die Aussenseite vollkommen glatt ist, zeigen
als einzigen figuralen Schmuck das Kaiser- oder Königsbildnis
der auf einer einzigen Matrize hergestellten fünf Medaillons,
sonst nur Pflanzen und Linienornament, wie in den Gravierungen,
so an den aufgelöteten Zierstreifen der Kreuzesarme.
Das Medaillon zeigt im Perlenkreise das gekrönte Hüftbild
des Kaisers oder Königs von vom. Die tief in die Stirn ge-
drückte Krone besteht aus einen doppelten Stirnreif, dessen er-
höhte Punkte Edelsteinschmuck anzudeuten scheinen; femer ans
^) Dass diese Streifen in der Tat aas Bronze hergestellt sind, nicht
ans Silber, wie A. y. Sallet und J. Menadier angeben, hat bereits Ant.
Bnchholtz auf Grand vorgenommener üntersnchnng festgestellt. Siehe
Sitzungsber. d. G. f. G. n. 1. a. d. J. 1896, S. 67.
113
drei bestielten Perlen, deren mittlere die beiden äusseren etwas
iberrstgt^ Vom oberen Stirnreif erheben sich zwei gerundete,
die Ansatzstellen der drei gestielten Perlen verbindende Bügel.
Mit den beiden äusseren bestielten Perlen korrespondieren zwei
Tom unteren Stirnreife ausgehende, ungefähr bis zur Höhe der
Backenknochen reichende, abwärts gerichtete, zu beiden Seiten
des G^chts ziemlich weit abstehende Verlängerungen, deren
kolbenartige Enden mit je drei kleineren Perlen (2 : 1) besteckt
sind. Wenn nicht dieser Eronenschmuck erwähntermassen seit-
Y&rts abstände, könnte man in ihm Pendilien erblicken. Unter
dem Sdmreife an beiden Schläfen, jedoch nicht unter letztere
herabreichend^ treten zwei Haarbüschel hervor. Da das Haar
sonst nirgend sichtbar ist, muss es kurz getragen worden sein.
Die Gesichtsbildung ist länglich, die Augenbrauen sind stark
geschweift, die Augen glotzig, jedoch nicht übermässig gross, die
Käse ist schmal, ohne laug zu sein. Die Backenknochen und
das Kinn sind stark ausgebildet. Ausser einem schmalen geraden
Schnarrbart ist Einn- und Backenbart zu erkennen, der jedoch,
da er das Gesichtsoval anscheinend unverändert lässt, kurz ge-
schoren gewesen sein muss. Auf den minder gut erhaltenen
Medaillons, so am Beckenboden, ist er gar nicht sichtbar und
lässt allenfalls das Kinn etwas voller erscheinen. Von der Elei-
dang sind nur zwei Stücke sichtbar: die über den Hüften mit
dnem schmalen Leibriemen gegürtete Tunika, mit äusserst eng
anliegenden, bis zu den Handgelenken reichenden Ärmeln, dar-
ober der auf der rechten Schulter geknüpfte, den rechten Arm
freüafisende, den linken bis zum halben Oberarm deckende, vorn
bis zum Unterleib reichende, in schwerem Faltenwurf übei^e«
scUagene Mantel. Beide Gewandstücke zeigen keinerlei Ver-
brämung oder Stickerei Der Mantel ist auf der rechten Schulter
nicht, wie üblich, mit einer gössen runden Agraffe, sondern mit
einer Spange, einer Schleife oder einen Enoten geknüpft. J.
Döring sagt*), die Unterarme zeigen eine eigentümliche Verzie-
rung, die einem Spiralringe mit sehr vielen Windungen gleicht,
d^, bei der Hand beginnend, fast den ganzen Unterarm bedeckt.
Es könnten in der Tat Spiralarmbänder gemeint sein, aber der
Vergleich mit einigen Bildwerken des 10. und 11. Jahrb., na-
mentlich mit der berühmten Elfenbeintafel mit dem Bildnis
Eaiser Ottos L, im Besitz des Marchese Trivulzi in Mailand*),
macht es wahrscheinlich, dass jene Spiralen die Ärmelfalten vor-
stellen sollen.
Die Arme sind stark gebogen und die langfingerigen, dem
B^chauer die Handballen zukehrenden Hände halten etwa in
1) A. ». O. S. 4.
S) VcL die Abbildung in: W. Bode, Geschichte der deutschen Plastik
Bcrim 188^ S. 12.
114
Scbulterhöhe zwei Gegenstände empor, deren Zweckbestimmung
schwer festzustellen ist^). J. Menaaier^) sieht in beiden Händen
den Reichsapfel, J. Döring^) ist der Meinung, dass der von der
rechten Hand gehaltene Gegenstand als eine mit Perlenrand um-
gebene Scheibe anzusprechen sei, die, oben mit einem kleinen
Keifen oder Ringe geziert und unten in einem Knopfe endend,
jedenfalls das vorstelle, was heutzutage ein Reichsapfel ge-
nannt wird, wogegen der von der linken Hand gehaltene G^en-
stand einem Weihrauchgefäss oder einem Reliquienbehälter ähnele.
Dörings Bedenken, dass der Reichsapfel als Symbol der Welt-
herrschaft, so lange man sich die Welt in Gestalt einer Scheibe
dachte, nur diese Gestalt, nicht die einer Engel, zeigen konnte,
ist unbegründet. Abgesehen von der an dem fraglicnen Gegen-
stande mit vollkommener Deutlichkeit wahrnehmbaren Eugelform,
steht es unzweifelhaft fest, dass der goldene Ball als Zeichen
des Imperiums bereits von den römischen Imperatoren eingeführt,
und nachmals von den Kaisern des Okzidents und Orients über-
nonmien wurde ^), anfangs als einfache Kueel, dann mit einem
Kreuze besteckt. Obgleich einerseits die nier deutlich wahr-
nehmbare Wölbung eine Kugel, bezw. Halbkugel, erkennen lässt
und auch das auf etwa 5 Zoll abzuschätzende Grössenverhältnis
für einen Reichsapfel zu sprechen scheint, stehen andererseits
der Annahme, dass ein solcher gemeint sei, folgende Bedenken
im Wege. Anstatt der den Apfel, wenn dieser nicht etwa als
schlichte Kugel dargestellt wird, in der Horizontal- und Vertikal-
richtung umspannenden, meist mit Juwelen besetzten Reifen, die
im Scheitelpunkte mit einem Kreuze besteckt zu sein pflegen, er-
blicken wir hier einen einzigen, die Kugel in Yertikalrichtang
teilenden Reif, auf dem oben ein Ring von 2—3 Zoll Durch-
messer angebracht ist, der einen erhabenen Mittelpunkt^) aufweist
1) um der sTÖsseren Deutlichkeit willen aind sie nnter genaaer Ver-
ffleichunff der 5 Medaillons auf Taf. 11 Fig. 1 und 3 beBonders daivestellt.
«) A. a. 0. 8. 82.
5) A. a. 0. S. 3.
<) Karl FoltE, Die Siegel der deatschen Könige und Kaiser aus dem
sächsischen Hanse. Neues Arch. d. Geselbch. f. aß. deutsche G^eschicbtB-
künde, Hannover 1878, 8. 19, Anm. 1.
s^ Der Punkt ist im Verhältnis zum Binffe zu klein, um in ersterem
etwa ein Juwel und in letzterem dessen Einlassung erblicken zu können..
Er möchte so zu erklaren sein, dass der Stempelschneider sich zur Her-
stellung des Ringes einer Art von Ereisbohrer bedient und dessen Dom sn
stark angedruckt hat. Nicht selten findet man an mittelalterlichen Siegeln
genau in der Mitte erhöhte Punkte, für die es keine andere Erklärung gibt,
ebenso auf Münzen, hin und wieder auch in Münzumschriften im Buchstaben
O, wenn dieser kreisrund gebildet ist. Auf das mit einem Punkt ffefuUte
0 macht H. Dannenberg, Deutsche Münzen der sächsischen und fränkischen
Kaiser (Bd. 1), Berlin 1876, 8. 290, anlässlich eines Dortmunder Otto-Denars
aufmerksam, auch a. a. O. 8. 233. Femer Bd. 2, Berlin 1894, Taf. 68
Fig. 1491, Denar Ottos L aus der Prägestätte Huy, auch sonst mehrfach«
115
md an seinem höchsten Punkte von einer Perle überragt wird.
Unten an der Kngel, deren Peripherie mit Perlen besetzt ist,
ngt ein in einen Knopf anslanfendes kurzes Stäbchen hervor.
Mamentlich dieses St&bchen lässt sich mit der Annahme, dass
der fragliche Gegenstand einen Beichsapfel vorstelle, der ja doch
in der hohlen Hand ruhen soll, schwer in Einklang bringen. In
der Tat sehen wir, dass der betreflfende Gegenstand nur von den
FiBgern gehalten wird. Offenbar ist der Stempelschneider be-
iBüht gewesen, alle Einzelheiten kenntlich zu machen und die
Hapd 80 darzustellen, dass durch sie nichts verdeckt wird, was
freilich nicht anders als auf Kosten ungezwungener Haltung ge-
schehen konnte. Auf die Nichtbeachtung der Kegel, wonach der
Beichsapfel in die linke Hand gehört^), möchte geringeres Ge-
richt zu legen sein, da dieselbe zur Voraussetzung hat, dass von
der rechten Hand Szepter, Lanze oder Schwert gehalten wird.
Jedenfidls erscheinen die erwähnten Bedenken genügend schwer-
^egend, um den Beichsapfel so lange in Frage zu stellen, bis
<Itt6 analoge Darstellungen unzweifelhafter Reichsäpfel nachge-
vi^n sein werden. Mit Bücksicht auf die grosse Menge gleich-
zeitiger Abbildungen und Beschreibungen der im Mittelalter ge-
hrinchlichen Beichsapfel wird sich diese Forderung nicht ab-
ieben lassen.
Da die liturgische Zweckbestimmung des Beckens, wie
weiterhin des näheren begründet werden wird, als gewiss gelten darf,
entsteht die Fra^e, ob wir nicht in dem betreffenden Gegenstande
^ für die Aufnahme einer mit dem Leben des dargestellten
Königs oder Kaisers oder einer Stiftung desselben in Zusammen-
1^ stehenden ausgezeichneten Beliquie bestimmtes Beliquiar
a blicken haben. Aus den Lebensläufen der Karolinger sowie
der Könige und Kaiser aus dem sächsischen und dem fränkischen
Auise li^n sich zahlreiche einschlägige Beispiele anfuhren'),
frinnert sei an die allbekannte Legende von dem tausendjährigen
Rosenstrauch am Hildesheimer Dom und dem Beliquiar Ludwigs
^ Frommen, das dieser stets mit sich zu fuhren pflegte und an
fom Rosenstrauch aufgehängt haben soll. Für eben dieses
BcÜqniar gilt ein solches, das, die Gestalt einer stark abgeplat-
^^ Halbkugel aufweisend, noch gegenwärtig im Domscnatz
^Jifbewahrt wird*). Der auf unserer Darstellung sichtbare Bin«
^^^ an die schon in frühchristlicher Zeit üblichen, hängend
ptngenen sog. Enkolpien^) denken, wenn nicht das Grössen-
^) K. Folt», a. a. 0. 8. 19.
^ Vgl. n. a.: Stephan Beissel S. J., Die Yerehrnng der Heiligen und
«tt Beliquien in Deutschland, (Heft I), Freibnrg i. B. 1890, S. 82—84^
^; (Heft H), ebenda 1892, 8. 1, 6, 7.
») A. a. O. (H) S. 91.
*) Kirchen!
. ; Kirehenlezikon oder Encvklopädle der katholischen Theologie and
^ HilfinrissenBchaften, Bd. IV, Freibnrg L B. 1886, Sp. 680.
8*
116
Terhältnis dieser Annahme im Wege stünde. Auch durch die
Sitte, Reliquiare vor den Altären, vorzugsweise vor Ciborien-
altären, an einer Stange (pertica) aufzuhängen^), liesse sich der
Bing allenfalls erklären. Mit Rücksicht auf die ausserordentliche
Formenverschiedenheit der Reliquiare wird man von bestimmten
Vorbildern absehen dürfen.
Noch weniger gleicht der von der linken Hand emporge-
haltene Q^genstand einem Reichsapfel. Es ist ein bauchiges
rundes Gefäss auf niedrigem Fuss mit kegelförmiger, in einen
Knopf auslaufender Spitze. Der wulstige Ansatz dieser Spitze
macht, dass sie wie der Deckel eines Ge&sses, einer Büchse oder
Phiole aussieht, die sehr wohl far die Aufbewahrung eines der
heiligen öle bestimmt gewesen sein könnte. Diese Annahme
steht mit der indizierten /Zweckbestimmung des Beckens in bestem
Einklang.
Im Medaillonfelde zu Seiten des Kopfes steht die Beischrift
OT — ^TO. Als Umschrift zwischen dem ersterwähnten und einem
äusseren Perlenkreise liest man: :• HIERVSALEMVISIOPlCIS.
Die Worte sind weder durch Abstände noch auch durch Zeichen
getrennt, abgesehen von den den Beginn der Umschrift an-
deutenden fünf Punkten. Die Buchstaben zeigen den Charakter
der spätrömischen Kapitalschrift, ohne Beimischung von Unzial-
formen, zu deren Anwendung durch das Vorkommen der Buch-
staben A, B, H, M und V der Anlass g^eben war'). Gleich-
wohl ist in allen Fällen die reine Kapitalform beibehalten. Li-
gaturen sind vermieden. Zu bemerken ist die zweifache Form
des A: einmal mit ganz geschlossenen Schenkeln, aber ohne
Horizontalstrich, sodann mit dem üblichen Horizontalstrich in
der Mitte und einem die nicht ganz geschlossenen Schenkel oben
verbindenden, diese beiderseits überragenden zweiten Horizontal-
strich'). Ferner ist hervorzuheben, dass der Buchstabe S ziemlich
stark geneigt ist.
Das erhöhte Mittelstuck, auf dem das Medaillon angelötet
ist, ist von einem schmalen, glatten Rande umgeben, an den sich
ein ebener ringförmiger Streifen von 15 mm Breite anschliesst.
Einziges Ornament dieses Streifens sind zwei, seinen Aussen- und
Innenrand bezeichnende, in leichter Gravierung aui^efuhrte, ein
schlichtes Zickzackomament b^enzende konzentrische Kxeiae.
Den Zickzack bilden 23 spitze Winkel von 45 Grad. Zahlreiche
kleine Unregelmässigkeiten und Fehler in der Gravierung, die
^) H. Otte, Handbuch der kirchliclien Eonst- Archäologie, 5. AufL,
Bd. I, Leipzig 1883, S. 183, Anm. 4.
*) vgl. W. Wattenbach, Anleitong zur lateinischen Palaeoeraphie,
4. Aufl., Leipzig 1887, S. 4, 43, 47, 51, §3, 62.
') Dieses A yermögen wir nicht ea den ünzialformen zu rechnen.
£b fehlt der iTpische »nncus*.
117
iodessen den Gesammteindrack keineswegs stören, gestatten den
Schlnss^ daas die Kreise sowohl als auch die geraden Striche
aoa freier Hand gezogen sind,^ ohne Anwendung von Zirkel,
Lineal oder Schablone. Das gilt wie von diesem, so auch von
dem sonstigen in Graveorarbeit ausgeführten Ornament des
Beckens. Allenfalls könnte der Graveur die Muster erst mit
einem ftrbenden Stift vorgezeichnet haben, aber mechanischer
Mittel bei Führung des Grabstichels oder der Nadel hat er sich
vohl gewi^ nicht bedient.
Der erwähnte ebene ringförmige Streifen ist nach dem Boden,
bezw. den Wandungen des JSeckens zu abgeschrägt und schliesst
ab mit einer einmaligen schmalen Abtreppung.
Hier b^innen die aus äusserst dünnem Bronzeblech be-
stehenden, an den Wandungen des Beckens mittels Lötung an-
gebrachten Ejreuzesarme, die erwähntermassen in dem vierfach
wiederholten Medaillon ihren Abschluss finden. Das Ornament
di^er Kreuzesarme (Taf. II Fig. 4 und 7) ist in ziemlich hohem
Relief ausgestanzt und besteht aus drei lanzettförmigen, in Klee-
blattordnung von einem erhöhten Punkt oder Kern ausgehenden
Blättern, deren Spitzen durch zwei gerade Linien verbunden
sind, so dass diese und die Spitzen der beiden äusseren Blätter
ein ungefähr gleichschenkeliges Dreieck bilden, umschlossen ist
das Dreiblattornament von einem Bine. An seinen Berührungs-
5 unkten mit den angrenzenden, das gleiche Ornament aufweisen-
en Bingen — jeder Streifen weist drei vollständige Binge auf,
während der vierte durchschnitten ist — ist dura eine kugel-
fbrmige, von zwei kleinen Wülsten beseitete Erhöhung eine
Kuppelung hergestellt. Ebensolche Kugeln und Wülste sind an
dea Seiten der Binge sichtbar, so dass jeder Bing deren vier
aufweist. Yen dem Funkte, wo die drei Blätter ansetzen, geht
rückwärts ein in doppelter Bundung gespaltener Stiel in den
einschliessenden Bing^über, während aus dem erwähnten Punkte
in entgegengesetzter Kichtung zwischen dem mittleren Blatte und
den beiden äussern zwei kolbenförmige geperlte Auswüchse her-
vorbrechen, welche, den Bing durchbrechend, bis an die oma-
fflentierten Seitenränder der Kreuzesarme reichen. Die Ver-
rierong der Seitenränder besteht aus je einem, von zwei Perlen-
staben begleiteten glatten Stabe. Die vier Medaillons sind oben
durch einen in Doppelstrichen gezogenen Kreis verbunden. Zwischen
den Medaillons läuft ein gravierter Ornamentstreifen. Seine vier
Abschnitte zeigen je drei aus einer sich schlängelnden Bänke
harauswachsende Halbpalmetten. Der Orund ist zum grössten
Teil mit äusserst zart eingeritzten Schraffierungen gefüllt, fast
so fein wie Badiernadelarbeit auf Kupferplatten. Dank ihrer
Zartheit wird durch diese Schraffierung das Banken- und Pal-
a^tenomament keineswegs beeinträchtigt, sondern im (Gegenteil
118
gehoben. Auf unseren Abbildungen liess sich die gleiche Wirkung
nicht erzielen«
Zwischen den Ereuzesarmen einerseits, sowie den die Medail-
lons verbindenden Palmettenbändem und den das erhöhte Mittel-
stück des Bodens umgebenden, von den Ansatzstellen der Ereuzes-
anne durchbrochenen Kreisen andererseits, sind an den Wan-
dungen des Beckens Zickzack- und Palmettenornament verbunden.
In vierfacher Wiederholung sehen wir, mit Doppellinien in
einem Abstände von 7 mm gezogene, konzentrische Dreiviertel-
kreise, die oben das Palmettenband berühren, während sie unten
gegen den erhöhten Teil des Beckenbodens offen sind. Sie sind
mit Zickzackornament ausgefüllt und bilden dergestidt die Um-
rahmung des von ihnen umschlossenen Palmettenornaments. Die
Palmetten sind aus je zwei Halbpalmetten in der Weise gebildet,
dass die gegenüberstehenden Palmetten einander entsprechen,
ohne jedoch vollkommen gleich zu sein. So entstehen zwei
Muster (Taf. n Fig. 7). Der Grund ist auch hier durch feine
Schraffierungen ausgefallt, deren Striche zur Vermeidung einer
Konkurrenz mit dem Ornament nicht fortlaufend gezogen sind,
sondern aus ganz kurzen Strichen bestehen. Der 10 mm breite,
horizontale Band des Beckens zeigt ein doppeltes^ durch Ver-
tikallinien geteiltes Zickzackornament, ohne Schraffierungen
(Taf. m Fig. 3).
Anlangend die über das Alter und die Zweckbestimmung des
Beckens bisher geäusserten Anschauungen, so gehen diese weit
auseinander.
J. Döring ^) meint, dass wir es mit einem Taufbecken des
10. Jahrh. zu tun haben und dass das Bildnis einen der drei
ersten Ottonen, wahrscheinlich den ersten des Namens, darstelle.
Für letztere Annahme komme hauptsächlich der Bart in Betracht.
Die Umschrift lasse an einen Wahlspruch denken.
C. Mettig') knüpft ebenfalls an die Umschrift an, die er
mit Ottos in. politischen Plänen in Zusammenhang bringt, und
findet, dass der Bart kein Hindernis bilde, im Bildnis dasjenige
des genannten Kaisers zu erblicken.
Prof. B. Hausmann kommt dieser Altersangabe am nächsten,
indem er anlässlich der Altersbestimmung anderer in der Gtegend
gefundener Altertümer äussert, dass wie diese auch die Kaiser-
Otto-Schale der Zeit um das Jahr 1000 angehören wird').
A. V. Sallet spricht von einem liturgischen Kupferbecken,
das er etwa der Zeit von 1060—1100 zuweist una zwar mit
Bücksicht auf den den Dortmunder und Goslarer Denaren Hein-
1) A. a. O. S. 6, 7, 12.
«) Sitzangsber., Biga 1897, S. 47—49.
») Sitzimgsber., Dorpat, (siehe oben) S. 143, 144.
119
nehs m. und IV. gleichenden Stil der Medaillons, nnter beson-
derem SQnweis auf einen zu Schmnckzwecken bestimmt gewesenen
Binkteaten eines dieser beiden Könige^).
J. Menadier') erblickt in unserem Becken ein Gegenstack
n den Ton Aldenkirchen besprochenen drei liturgischen Schüsseln')
und ist der Meinung, dass es wie diese zur Aufnahme der heiligen
öle bei yerschiedenen kirchlichen Salbungen bestimmt gewesen
sei und derselben Zeit, nämlich der 2. Hälfte des 12. Jahrb.,
der Zeit der hohenstaufischen Eunstblüte, angehöre. Von dem
Medaillonbildnis sagt er, dass es durch die Beischrift Otto in
Yerbindimg mit der Charakterisierung durch den Bart sicher
ads Kaiser Otto der Orosse bezeichnet ist. Das Bildnis Ottos
des Grossen lasse als Anfertigungsort des Beckens Magdeburg
Tennuten und gestatte somit, dasselbe der korssunschen Bronzetür
der Sophienkirche zu Nowgorod an die Seite zu stellen, auf welcher
der Brzbischof Wigman von Magdeburg [1152—1192] als einer der
Stifter genannt wird. Von einer Stilübereinstimmung mit den De-
naren Heinrichs III. oder lY. oder mit dem erwähnten Brakteaten
ist nicht die Rede. Die Annahme einer solchen Übereinstimmung
war wohl auch im Hinblick auf das von Menadier angenommene
bedeutend geringere Alter unseres Beckens ausgeschlossen.
Anton Buchholtz^) schliesst sein Referat über Menadiers Aus-
führungen, indem er äussert, dass wenn dessen Ansicht noch ander-
weitig Btestätigung fände, die Schüssel alsdann zu denjenigen litur-
gischen Gefässen gehört haben dürfte, die von den ersten rriestem
in unser Land gebracht wurden, und dass aus der Schüssel na-
inenüich das heilige Ol entnommen worden wäre, mit dem die
Eingeborenen bei aer Taufe gesalbt wurden.
Wenn wir diese verschiedenen Anschauungen zusammenhalten,
90 sehen wir, dass der angenommenen Entstehungszeit eine Zeit-
grenze von annähernd dritthalb Jahrhunderten gezogen ist. Darin
sind aJle einig, dass Medaillons und Becken gleichzeitige Arbeiten
sind, femer, dass es in Deutschland gefertigt sei, endlicn, dass das
1) Wir geben anf Taf. n Fig. 6 eine Reproduktion der von A. y. Ballet
(ZdUthr. für Nmnism., Bd. 15, Berlin 1887, 8. 22, 23) geUeferten AbbU-
dang. Der Vergleich mit der Phototypie in Menadiers Anisats (eielie unten),
Ton deren Wiedergabe wir ans techniscnen Gründen Abstand nehmen mnssten,
seigt, dass Salleta Abbildung misslungen ist und die unserige erst recht.
Dts 6«ncht des Kaisers ist breit und kurz, ebenso die Nase, die Augen
dnd po9Bf der Schnurrbart auffallend stark. Den Kopf deckt eine halb-
ksgelformige Kappe (Krone?), der Mantel wird über der Brust von einem
Bude oder einer Spange zusammengehalten. Alles ganz anders wie auf
suerem Medaillon (Taf. II Fig. 2).
? Deutsche Münzen, Bd. 8. Berlin 1895, S. 32-35.
Jahrb. des Vereins von Alterthumsfreunden im Bheinlande, Heft 75,
Barn 1883, S. 54—78.
4) Sitnmgsber. ▼. J. 1895, Biga 1896, S, 66, 67.
120
Bildnis einen deutschen Kaiser oder König darstelle, der dorch
die Beischrift als einer der Ottonen bezeichnet ist. Der vierte
des Namens (1198 — 1218) kommt nicht in Betracht, die ange-
gebenen WahrscheinUchkeits^ründe werden mit grösserem Nach-
druck zu Gunsten von Otto 1. (936—973) geltend gemacht.
Eine Entscheidung der Erage, in welche Zeit das Becken
zu setzen sei, wird fuglich von der Erörterung auszugehen haben,
ob die Medaillons und das Becken gleichzeitige Arbeiten sind?
Hier li^en, unter der Voraussetzung, dass das Bildnis einen
der drei Ottonen vorstelle, das Becken aber jüngeren Ursprungs
sei, zwei Möglichkeiten vor: entweder wurde ein älterer, aus der
Zeit der genannten Kaiser stammender Stempel benutzt, oder
es wurde bei Anfertigung des Beckens, etwa für eine von einem
dieser Kaiser gestiftete Kirche, dessen Bildnis als Stifterbildnis
weit später — sagen wir im 11. oder 12. Jahrhundert — in den
Stempel eingegraben. Letzterer Anschauung ist offenbar J. von
Sallet, wenn er unter Hinweis auf die Stilübereinstimmung des
Medaillons mit den Dortmunder und Goslarer Denaren und dem
Kupferbrakteaten Heinrichs HI. oder lY. das Becken in die 2.
Hälfte des 11. Jahrh. setzt, ebenso auch Menadier, wenn er das
Becken der 2. Hälfte des 12. Jahrh. zuschreibt.
Nun ist es zwar bekannt, dass an Kirchen und Profange-
bäuden bereits im Mittelalter nicht selten die Bildnisse der
Stifter und anderer verdienter Fürsten lange nach ihrer Lebens-
zeit angebracht wurden — erinnert sei, um unter vielen nur ein
besonders nahli^endes Beispiel zu nennen^ an die Statuen Ottos I.
und seiner Gemahlin Edith im Dom zu Magdeburg — aber es
wäre erst zu beweisen, dass bei Anfertigung kirchlicher Geräte
mittels eines Stempels, der doch wohl auf die beabsichtigte Her-
stellung einer grösseren Anzahl gleichartiger Geräte schliessen
lässt, Bildnisse längst verstorbener Fürsten, deren Gedächtnis
in dieser Weise geehrt werden sollte, angebracht wurden. Die
Analogie mit Münzprägungen kann natürlich nicht gelten, auch
wird von den Bildnissen Karls des Grossen, Ludwigs des
Frommen und Heinrichs U., da diese drei Herrscher als Heilige
verehrt wurden, völlig abzusehen sein. Von den Ottonen hAt
keiner als heilig oder selig gegolten, weder ein Kaiser oder
König, noch auch ein deutscher Herzog dieses Namens.
Bisher ist immer nur von den drei Kaisem namens Otto die Bede
gewesen, aber da der Namensbeischrift das die kaiserliche oder
königliche Würde bezeichnende Prädikat („Imperator" oder „rex")
nicht beigefugt ist und wir durch Infragestellung des Keichs-
apfels uns dieses wichtigen Kennzeichens begeben haben, lässt
sich die Frage, ob nicht unser Bildnis einen deutschen Herzog
namens Otto darstelle, nicht ganz übergehen. Der Name Otto findet
sich unter den sächsisch^ bayerischen und schwäbischen Herzögen
B
121
des 10. and 11. Jahrb., also gerade in der für uns in Betracht
koDunenden Zeit, und namentlich die Herzöge pflegten auf Münzen
— ob auch sonst? — den Herzogstitel häufig wegzulassen. Aber
amsh auf den Eaisermnnzen lässt sich die Weglassung des Titels
BÜDperator^ und „rex^, wenngleich ausnahmsweise, doch nicht
ganz selten nachweisen^). Die Versuchung, solches zu tun,
mochte dem Stempelschneider in diesem Falle allzu verlockend
encheinen. Der Name OT— TO als Beischrift zu beiden Seiten
des Kopfes liess sich gar so bequem teilen, durch die Beifügung
Ton B£K oder IHP. wäre die schöne Symmetrie zerstört worden.
Entscheidend ist also im Grunde nur die Erone. Dannen-
berg, der sich in seinen Untersuchungen iiber die deutschen
Münzen des für uns in Betracht kommenden Zeitraumes besonders
hSii% vor die Frage gestellt sah, ob die Bildnisse als diejenigen
der Kaiser und Könige, oder aber der Herzöge, Markgrafen,
Grafen n. s. w. anzusprechen seien, sagt, gewöhnlich beweise der
Schmack des Hauptes, dass wir das Oberhaupt der Christenheit
Tor uns sehen'). Hierin geht er so weit, dass er in einem ge-
krönten Bildnis, sogar in den Fällen, wo in der Umschrift der
Name und Titel eines Herzogs oder sonstigen weltlichen Herrn
ZQ lesen ist, regelmässig dasjenige des Kaisers oder Königs
erblickt'). Wir haben nicht gewagt, in einer so schwierigen
Frage obs ein eigenes Urteil zu bilden, und glauben uns Dan-
nenbergs Anschauung um so mehr aneignen zu können, als unser
Bildnis Ton einem so gewiegten Kenner wie J. Menadier mit
Bestimmtheit für dasjenige Ottos I. erklärt wird.
Anlangend die Form der Krone, so ist zunächst zu bemerken,
dass zur Zeit der sächsischen Kaiser zwischen der Kaiser- und
Eönigskrone kein Unterschied bestand^). Siegel und Münzen
zeigen eine grosse Mannigfaltigkeit der Formen: aus Platten
zusammengesetzte Kronen, die nicht selten der alten Mitra ähneln,
VBtzenartige, blosse Diademe, mit Zinken oder Blättern besetzte
Seifen, and zahlreiche Spielarten, die indes teilweise nur auf
das mangelnde Geschick der Stempelschneider zurückzuführen sind.
Die auf nnserem Bildnis dargestellte Form kommt auf den Siegeln
d^ denischen Könige und Kaiser nicht vor^). Verhältnismässig
häufig findet sie sich auf den Münzen des 11. Jahrb., so auf den
Dnisborger Denaren Konrads H. (1024—1039) und Heinrichs III.
(1039 — 1066)^) und auch sonst mehrfach. Diese Form ist jedoch
1} YgL Dannenberg, a. a. 0. S. 26.
s) Daselbrt 8. 19.
S) DgL a 21.
^) K. Poltz, a. a. O. 8. 19.
5) VgL Carl He£Ener, Die deatschen Kaiser- and Königsmegel, Würz-
borg 1875.
^ TgL Dannenberg a a. O., Taf. IS ur. 311^313, Taf. 14 nr. 317.
122
älter, nicht nur erscheint sie auf StrssBburger Denaren Ottos lU.^),
sondern sie ist bereits for die Zeit der Karolinger dorch das
Bildnis Karls des Kahlen (875—877) auf einer gleichzeitigen
Miniaturmalerei nachweisbar'). So ist denn die Form der Krone
der Annahme, dass unser Medaillonbildnis einen der drei ersten
Ottonen darstelle, keineswegs hinderlich. Dasselbe gilt von der
übrigen Tracht, welche durchaus der der altrömischen sich an-
schliessenden fränkischen Tracht entspricht, während seit Beginn
des 11. Jahrh. der Herrscheromat immer mehr byzantinische Be-
standteile in sich aufnahm'), wie bereits die um 1080 gefertigte
Grabplatte Rudolfs von Schwaben^) und vollends die Siegel
Friedrichs I. und Friedrichs 11. erkennen lassen. Auch die
Münzen Heinrichs in. und IV., in denen die Form der Krone mit
der unserigen am meisten übereinstimmt, zeigen bereits ein Ab-
weichen von der römisch-fränkischen Tracht, indem der Mantel
nicht auf der rechten Schulter geknüpft ist, sondern vorn durch
ein auf beiden Schultern mit Agraffen oder Knöpfen geheftetes
Band gehalten wird.
An der Auffassung und Ausfahrung des Medaillonbildnisses
ist von der Kunstentwickelung, wie sie sich in der Grabplatte
Rudolfs von Schwaben, oder ear in den Grabplatten der Erz-
bischöfe Giseler und Friedrich im Dom zu Magdeburg, in den
Erzreliefs des Gnesener Domportals und anderen plastischen
Werken des 11. und 12. Jahrh. offenbart^), nichts wahrzunehmen.
Die engbrüstige Gestalt in ihrer steifen Haltung, die über-
mässig dünnen Arme und die grossen Hände mit den unschön
verdickten Fingerspitzen, der starre Gesichtsausdruck und der
schwerfällige Faltenwuri des Mantels zeugen von einer wenig
entwickelten Kunst. Freilich stehen die Münzen des 11., 12. und
wohl auch 13. Jahrh. in kunstgewerblicher Beziehung zum Teil
auf einer noch niedrigeren Stufe, aber sie bieten nicht den
richtigen Masstab, denn dem Stempelschneider der Münze war
eine schwerere Aufgabe gestellt^ indem er in Stahl arbeiten und
das Bildnis auf eine ganz kleine Fläche bringen musste. Auch
arbeitete er für ein Massenfabrikat, auf dessen gefälliges Aussehen
kein Gewicht gelegt wurde. Anders der Yerfertiger unseres Me-
daillons. Dieses war wohl gewiss von vornherein für den
Schmuck eines sakralen Gerätes bestimmt, for den Stempel war
die für die Gravierarbeit besser geeignete Bronze genügend hart
?
Vgl. Dannenberff, Bd. 11, Taf. 84 nr. 986 a, 938 a.
Vgl H. Weiss, Kostümknnde, G^esch. der Tracht und des Ger&thes
im Mittelalter vom 4. bis zun 14. Jahrh. (Bd. 1), Stattgart 1864, S. 518
Fig. 225a.
9) A. a. 0. S. 581 ff.
4) A. a. 0. S. 585, 589.
^) Bode, Gesch. der deutschen JPlastik, Berlin 1887, 8. 28 ff.
123
mid die gebotene Fläche gross genug. Wir werden folglich
gat ton, anstatt der Münzen hauptsächlich die Kaiser- und Eö-
ugssi^el yei^leichsweise in Betracht zu ziehen. Diese zeugen
Ar die 2jeit der Ottonen durchaus nicht von einer niedrigeren
Stufe der Eunstentwickelung ; im Gegenteil sind u. a. die Siegel
Ottos in.^), besonders das mit dem jugendlichen Bildnis in voller
KguTy weit tuchtigere Leistungen. Stilistische Übereinstimmung
wird man jedoch vergebens suchen, weder mit den Siegeln der
Ottonen noch auch mit denen des 11. oder 12. Jahrh. Wohl
ffit an ihnen eine allmähliche Eunstentwickelung, die seit dem
12. Jahrh. einigermassen konstant fortschreitet, nicht zu ver-
kennen, aber wenn einerseits das schon erwähnte Siegel Ottos lU.
vor den um ein Jahrhundert jüngeren Arbeiten den Vorzug ver-
dient und dasjenige Ottos IV.^ (1198—1218) getrost mit den
Meisterwerken des 15. oder Kar 16. Jahrh. konkurrieren kann,
80 hat es andererseits an BückfäUigkeitserscheinungen nicht ge-
fehlt. Man vergleiche die stümperhafte Arbeit an der Ooldbulle
Friedrichs U.') (1215—1250) mit der schönen Goldbulle Fried-
richs L^) (1152 — 1190). Von einer Eunstentwickelung ist hier
nichts zu verspüren, obgleich eine solche unzweifelhaft vorhanden
war und sich in anderen gleichzeitigen Werken offenbarte. Es
werden also Schlüsse aus einer einzelnen Arbeit auf die Eunst-
entwickelung im allgemeinen und umgekehrt nur mit grosser
Vorsicht gezogen werden dürfen. Einen festeren Anhaltspunkt
dürfte bei Vergleichung der Siegel mit unserem Medaillon der
Umstand bieten, dass Brust- und Hüftbildnisse im 10. Jahrh.
besonders beliebt waren, anfänglich in Seitenansicht, dann, und
zwar zuerst unter Otto I., von vorn*), zuletzt unter Otto III.®),
wonächst dieser Typus durch thronende Bildnisse in voller Figur
verdräng wird und erst viel später [unter Earl IV.') 1349—1378]
griegentlich neben dem Thronsiegel wieder auftaucht. Durch ein-
zelne Ausnahmen der Zwischenzeit, wie durch die erwähnte Gold-
halle Friedrichs L, wird diese Begel um so weniger durchbrochen,
als hier das Hüftbild über Mauerzinnen erscheint. Die Darstel-
lungsweise spricht also für das Zeitalter der Ottonen.
Dasselbe gilt von dem schlichten, auf der linken Schulter
geknüpften Mantel der fränkischen Tracht, aber in dieser Be-
siehong verschiebt sich der Terminus ad quem auf den Siegeln
1) Heffiier, a. a. O. Taf. H Fig. 16, Taf. m Fig. 17. Vgl. Foltz
a. a. O. S. 36, 37, nr. 1, 3.
«) A. a. O. Taf. V Fig. 41; Text 8. 12 nr. 54.
») A. a. O. Taf. V Fig. 48, 19; Text S. 14 nr. 63.
<) A. a. O. Taf. V Fig. 34^ 35; Text 8. 11 nr. 48, 49.
^ A. a. O. Taf. I Fig. 13; Text 8. 5 nr. 18.
5 A. a. O. Taf. H Kg. 16; Text 8. 5 nr. 21.
^ A. & O. Taf. XI Fig. 88; Text 8. 23 nr. 106.
124
ganz bedeutend, indem der byzantinische Mantel erst seit Kon«
rad mj) (1138—1152) die Regel bildet.
Auch der Schriftcharakter entspricht vollkommen dem des
10. Jahrb., so namentlich das nach vorn geneigte S, das sich
ähnlich auf der bereits erwähnten Mailänder Elfenbeintafel und
St. Gallener Tutilo-Tafel«) (Anfang des 10. Jahrb.) findet. Häufig
zeigt sich auf Münzen des 10. Jahrb. wie in unserer Umschrift
das A mit geschlossenen Schenkeln, aber ohne Horizontalstrich ^),
einem verkehrten Y gleichend, wenngleich das A mit dem hori-
zontalen Verbindungsstrich die Regel bildete. Auch der Wechsel
dieser Form mit der anderen (mit einem Querbalken über den
nicht geschlossenen Schenkeln) kam nicht selten vor*). Wohl
behauptete sich die römische Kapitalschrift trotz der Konkurrenz,
die ihr die Unzialschrift längst machte, namentlich auf Münzen
und Siegeln noch lange nach dem 10. Jahrb., dank vorzüglich
der grösseren Einfachheit durch das Vorwiegen gerader Striche,
aber schon seit dem Ende des 10. Jahrh. wurde für einzelne
Buchstaben die Unzialform immer beliebter, bis dass um das Jahr
1200, meist im Laufe des 13. Jahrb., die aus der Unziale ge-
bildete sog. gotische Majuskel, für welche die von einigen ge-
brauchte Bezeichnung romanische Majuskel vorzuziehen sein
möchte, mehr und mehr die ünziale wie auch die römische Ka-
pitale verdrängte*). Schon auf einem Leichenstein von 1125^
kommen neben römischer Kapitale und Unziale reine romanische
Majuskeln vor (so das gerundete, ganz geschlossene E und das
gleichfalls geschlossene G), auch auf dem schönen Brakteaten
IViedrichs f. aus dem Odenwalder Funde ^).
Wenngleich alle erwähnten Momente — Bildnis, Ornament
und Schriftcharakter des Medaillons — mit der durch den Namen
Otto indizierten Entstehun^zeit wohl vereinbar sind, könnte
möglicherweise die Technik Bedenken erregen, indem Brakteaten-
>ri&ungen der deutschen Kaiser und Könige nicht vor Konrad III.
1138—1152) aufkamen«), aber die Sitte, dünne Metallblättchen
^r Schmucbswecke sowie für Siegel (Bullen) auszustanzen oder
P
fü
1) A. a. 0. Taf. HI Fig. 32; Text S. 10 nr. 45.
«j W. Bode, a. a. 0. S. 12.
S) So Otto I. für Strassbnrg und Herzog Arnulf für Regensburff
(907—937). Dannenberg, Bd. I, Taf. 40 Fig. 907, Taf. 46 nr. 1046—51.
^) So a. a. in der Siegelnmschrift Ottos IIL, Heffher, a. a. O.
Taf. n Fig. 16.
^) H. Dannenberg, Grandzüge der dentsehen Münzkunde, Leipzig 1891,
S. 158, sagt: ,etwa im 13. Jahrb., hier früher, dort später*^ and nennt die
damals aufkommende Schrift die «Mönchsschrift*'.
^) Siehe die Abbildang in H. Otte, Handbuch der kirchlichen Kunst-
archäologie, Bd. 1, Leipzig 1883, S. 338.
7) Siehe die Abbildung bei A. v. Sallet, a. a. 0. S. 24.
8j A. V. SaUet, Münzen und Medaillen, Berlin 1898, a 123.
126
n pressen, ist uralt Die Technik der Qoldbnllen ist keine
andere, als die der Brakteatenprägung, und OoIdbuUen sind
jed^ifsdls für Otto III. nachweisbar').
Die Entscheidung der Frage, welchen von den drei Ottonen
das Bildnis vorstelle, läaft in der Hauptsache auf den ^Streit
um des Kaisers Bart^ hinaus und dieser erscheint von vornherein
müss^, da die Stempelschneider selbst in viel späterer Zeit nach
des Ejusers Bart offenbar wenig gefragt haben, wiewohl die
Barttracht sich for einen ungeschickten Porträtisten als erstes
imd bequemstes Individualisierungsmittel empfehlen mochte. Wenn
ngend eines Kaisers Bart den Zeitgenossen aufgefallen ist, so
ist es derjenige Kaiser Friedrichs I. gewesen, der ihm den Bei-
namen Barbarossa eintrug, nichtsdestoweniger aber ist Barba-
rossa auf den Münzen mit einer einzigen Ausnahme stets völlig
bartlos abgebildet^). Die Münzen und Siegel der Ottonen zeigen
die grösste Verschiedenheit. Der Individualisierungsversuch reicht
fferade nur so weit, dass auf den Siegeln Otto 11. bis zum 18.
Jahre (973) und Otto UI. bis zum 17. Jahre (998) bartlos
erscheint^). Aber dürfen wir in den Bildnissen der Ottonen
Porträtähnlichkeit oder auch nur den Versuch einer solchen
suchen? Die Bildnisse weichen von einander so sehr ab und
seifen so wenig Individualität, dass Fehlschlüsse unausbleiblich
eina. A. v. SaUet will zwischen einem Strassburger Denar und
der Elfenbeintafel des Marchese Trivulzi „eine gewisse Ähnlich-
keit^ erkennen^), aber abgesehen davon, dass auch in diesem
Falle eine solche höchst fraglich erscheint, ist es weiter fraglich,
ob das Bildnis der Elfenbeintafel, in dem sogar Bodo ein „wirk-
liches Porträt" des Kaisers erblickt*), nicht ebenso wie die
meisten Bildnisse der Zeit als blosse Idealfigur zu betrachten sei.
Jedenfalls ist es höchst auffallend, dass der auf derselben Tafel
dargestellte hl. Mauritius dem Kaiser zum Verwechseln ähnlich
sieht — man beachte den höchst charakteristischen Mundl —
sowie dass beide und Christus ganz ähnliche zugespitzte Vollbarte
tragen. Um so mehr möchten wir darauf verzichten, zwischen
dem offenbar ganz handwerksmässig angefertigten Bildnis unseres
Medaillons und wirklichen oder vermeintlichen Bildnissen, sei es
der Ottonen oder ihrer Nachfolger, Ähnlichkeit zu suchen; uns
bietet jene Elfenbeintafel eine einzige, allerdings nicht ganz be-
langlose Übereinstimmung: das ist die höchst auf&Uende Bildung
der Ärmelfalten, die sich namentlich am Unterarm des Kaisers
iast wie ein Spiralarmband ausnehmen. Darüber hinaus bleibt
1) Siehe K. Foltz, a. a. O. S. 26.
S) Sallet, a. a. O. S. 124.
») K. Foltz, a. a. 0. S. 18, Arnn. 1.
A. a. 0. S. 119. --
Gesch. der deatschen Plastik, Berlin 1887, S. 13.
126
nur der Wahrscheinlichkeitsschlass abrig, dass, da das bärtim
Antlitz des Medaillons keinen ganz jugendlichen Mann Yorstelity
Otto n. aber im Alter von 28 nnd Otto lU. gar im Alter von
22 Jahren verstarb, wogegen Otto I. mit 24 Jahren die Regierung
antrat and 36 Jahre regierte, die grössere Wahrscheinlichkeit
für Otto I. spricht. £inen weiteren, aus der Umschrift sich er-
gebenden Grund, der diese Wahrscheinlichkeit erhöht, werden
wir weiterhin kennen lernen.
Angenommen, das Medaillon stelle Otto I. vor und stamme
ans seiner R^erungszeit, so ist es gewiss möglich, dass der
Stempel noch weit später benutzt wurde. Auch die Möglichkeit
ist nicht ausgeschlossen, dass das Becken später — etwa im 11.
oder 12. Jahrh. — nach einem älteren Muster gearbeitet wurde.
Dem widerstreitet aber die Wahrscheinlichkeit, denn es gibt
eine grosse Anzahl von Bronzebecken, die dem 11. und 12. Jahrh.
zugeschrieben werden. Sie lassen in Stil und Ornament eine
das Kunstgewerbe auch in der Beckenindustrie beherrschende
Geschmacksrichtung erkennen, die, wie jede andere Mode, tyran-
nisch gewesen zu sein scheint. Alle diese Becken haben das
eemein, dass das figurale Ornament in den Gravierungen vor-
herrscht und das Pflanzenornament fast völlig verdrängt hat.
Die älteren unter ihnen zeigen figurenreiche zyklische Darstel-
lungen aus der biblischen Geschichte, den Legenden der Heiligen
und sogar aus dem Sagenkreise des klassischen Altertums, meist
auch längere Um- und Beischriften, welche die Figuren nnd
Darstellungen erläutern. Für die Mehrzahl dieser Becken, deren
Arbeit die Entartung des Massenfabrikats erkennen lässt und die
vorwiegend aus dem 12. Jahrh. stammen dürfte, da in den Um-
und Beischriften neben der römischen Kapitale zwar Unzialfor-
men, namentlich das seit dem 11. Jahrh. so sehr beliebt gewordene
gerundete Unzial-E, häufig sind, wogegen die romanisch-gotischen
Majuskeln des 13. Jahrh. und der Folgezeit nicht vorkommen,
ist die allegorische Darstellung der Tugenden und Laster oder
Sünden charakteristisch. Beide Typen sind unter den von J.
Aldenkirchen beschriebenen und abgebildeten drei rheinländi-
schen Becken^) vertreten und diese sind für uns von besonderem
Interesse, einmal wegen ihrer merkwürdigen Darstellungen und
weil hier gute Anhaltspunkte für die Altersbestimmung vorhanden
sind, sodann aber, und zwar hauptsächlich, weil J. Menadier in
ihnen Gegenstücke zu unserem Becken erblickt, das er wie diese
der 2. Hälfte des 12. Jahrh. zuschreibt. Aber Dekorationsweise,
Stil und Ornament, dieser Becken sowohl als auch aller übrigen,
sind von dem unserigen völlig verschieden, und wie steht es um
^) Jahrb. des Vereins von Alterthunsfreonden im Bheinlande, Heft 7&.
Bonn 1888, S. 54-78. ^
127
Aldenkirchens Altersbestimmung? Vom Trierer Becken sagt er^),
es vmae dem 12. Jahrb. und zwar dessen Beginn zugewiesen
Verden, weil das runde E in den Inschriften noch nicht vor-
kommt. Wie dieses Argument unbeanstandet angeführt und gar
als ausschlaggebend hingestellt werden konnte, ist unverständlich,
da es sich nicht um die romanisch-gotische Majuskel Tdas ganz
gescUosseoe runde E), sondern um die reine Unzialiorm (das
ninde offene E) handelt, diese aber ist, wie u. a. der berühmte Codex
vgentens des Wulfilas beweist, in der Bücherschrift uralt, aber
auch anf Münzen, Si^eln und in Monumentalschriften lange vor
dem 12. Jahrh. nachweisbar. Das beweisen u. a. die Adelheid-
Münzen und in zunehmender Zahl die Münzen Heinrichs II.,
KonradsII. und ihrer Nachfolger*). Gerade der Schriftcharakter
gestattet sehr wohl, für dieses Becken ein höheres Alter anzu-
näupen, ohne nach dieser Richtung hin beweisend zu sein, da In-
schriften in reiner römischer Kapitale auch noch später vor-
kamen. Wohl gewiss älter ist trotz dem Unzial-E das Aachener
Becken mit zyklischen Darstellungen aus der St. Ursula-Legende.
Ans diesen Darstellungen folgert Aldenkirchen anscheinend mit
gDtem Grunde, dass die Anfertigung der Schüssel zwischen dem
entstehen der Liegende ^Regnante Domino** und der Vision der
U. Elisabeth, also zwischen 1050 und ca. 1170 falle, und dieser
Terminus a quo mag richtig sein, wogegen der Terminus' ad
q&em zu weit gezogen ist und die Arbeit der 2. Hälfte des 11.
Jahrh. zuzuweisen sein möchte, denn die charakteristische Bewaff-
nung der Krieger, der spitze kegelförmige Helm ohne Nasen-
Bcbtz, der oben gerundete, unten spitze Schild mit grossem
sUcheifbrmigem Nabel und der bauschig getragene Bingelpanzer,
gdiören jedenfalls dem 11. Jahrh. an'). Die Xantener Schüssel
nit der Personifikation der sieben ^Geistesgaben**, deren Schrift-
Charakter dem der Torigen entspricht, zeigt einige im 11. Jahrh.
i& die abendländische Tracht übergegangene, aber im 12. Jahrh.
^eder abgetane Eigentümlichkeit aer byzantinischen Tracht, na-
mentlich <Se höchst auffallenden scheibenförmigen Stickereien auf
den Schulterteilen des Mantels^).
Wir haben nunmehr die Frage zu untersuchen, welche
Bntstehnngszeit unseres Beckens durch die Omamentformen an-
Pieigt sei? Erwähntermassen ist für die Gravierungen nur
3 A a. O. 8. 72.
^ Tgl H. Dannenberg, Gnindzüge der Münzkonde, Leipzig 1891,
Sllfö ff.
*) Vgl. G. Gimbel, Schutz- und Trutzwaflfen, Baden-Baden 1894,
Tit 2 Kg, 4.
^ ^ Vgl Weiss, KoBtämknnde, S. f^ Fig. 2d2a, 8. 535 Fig. 235, 8. 538
128
geometrisches Ornament und Pflanzenornament verwandt. Letzteres
(das Dreiblatt) kommt auch in den gestanzten oder gepressten
Zierstreifen der Kreuzesarme vor und dürfte an antike Motive
anknüpfen. Ein ganz ähnliches Muster findet sich an dem
schönen Ornament&iese der im 10. Jahrh. gestifteten und infolge
stattgehabter Zerstörung 1100—1129 wiedererbauten Abteikirche
zu Hechelten (Kreis Rees) in der Rheinprovinz. Das einfachste
unter den mehreren Varianten dieses Ornaments ist auf unserer
Tafel 11 Fig. 5 wiedergegeben^). Die Verwandtschaft zwischen
unserem Dreiblattmuster und dem Hocheltener ist unverkennbar*),
aber die Formen des letzteren sind flüssiger und lassen auf einen
nicht ganz geringen Zeitabstand schliessen. Noch augenfälliger
äussert sich die Entwickelung, welche das ursprünglich einfache
Ornament, bevor es in Hechelten zur Anwendung Kam, bereits durch-
gemacht hatte, an den übrigen Varianten des Hocheltener Frieses.
Das Ornament des die vier Medaillons verbindenden Strei-
fens (durch Ranken verbundene Halbpalmetten) und die aus je
zwei Halbpalmetten gebildeten Palmetten zwischen den Ereuzes-
armen, gehen auf das korinthische Akantusornament zurück.
Ahnliches Pflanzenornament findet sich mehrfach an Werken des
Kunstgewerbes des 10. Jahrb., früher und auch später, zumeist
an den Elfenbeinschnitzereien. Reichen Palmettenschmuck zeigt
u. a. die erwähnte St. Qallener Tutilo-Tafel aus dem Anfang
des 10. Jahrh., Rankenwerk und Halbpalmetten, dem unseriffen
ganz ähnlich, ziert einen silbernen Buchdeckel aus der 2. Hälfte
des 10. oder 1. Hälfte des 11. Jahrh., dessen Schriftcharakter
zudem mit der Umschrift unserer Medaillons übereinstimmt').
Besonders beliebt war derartiges, als byzantinisch bezeichnetes
Rankenwei*k an den Elfenbein- Jagdhörnern des 9. bis 11. Jahrh.
Das geometrische oder Linienornament besteht aus blossen
Kreisen oder Halbkreisen und Zickzacklinien. Das sind uralte,
sowohl der germanisch-keltischen als auch der antiken Kunst
bekannte Ornamente. Ein perspektivisch ausgebildetes Zicksack*
Ornament möchte in der Verzierung des umgebogenen flachen
Randes zu erblicken sein. Allenfalls könnte man an die in der
1) Nach Bonner Jahrbücher, Heft 106, Bonn 1900, S. 201. Vgl. aucli
P. Giemen, Die Eunstdenkmäler der Bheinprovinz, Bd. 2, Düsseldorf 1892, S.73.
') J. Döring, a. a. 0. (siehe oben) S. 4 sagt, das Ornament der Kreu-
zesarrae des Beckens zeige denselben halbbarbarischen Charakter wie die
Medaillons. Dann heisst es weiter, es bestehe aus Je drei übereinander-
gestellten Gebilden, welche fast wie Nachahmungen eines menschlichen Ge-
sichtes scheinen, wie solche häufig genoff auf mittelalterlichen Münzen als
Wiederholungen antiker Vorbilder von keltischen, germanischen oder andern
Künstlern barbarischer Herkunft Torkommen**. Diese Charakteristik ist doch
wohl nicht ganz zutreffend.
9) C. Becker und J. y. Hefiner, Kunstwerke und Gerathschaften des
Mittelalters und der Renaissance, Bd. 1, Frankfurt a. M. 1862, Taf. 80.
129
Arehitektnr der romanischen Periode, in Deutschland aber wohl
erst seit etwa 1200, beliebt gewordenen y,Schrägschichten^, das
sog. Deatscbe Band, denken, dessen Vorbilder sich in der früh-
mittelalterlichen Baukunst in Italien finden, so an der Gesims-
bekrönnog vom Palaste des Theodorich und in den Gesimsen an
SL Titale zu Bavenna*). Auch wird man an das germanisch-
keltische Sägeblattornament erinnert'). Es bleibt aber fraglich,
ob überhaupt die perspektivische Wirkung erzielt werden sollte.
Der Zweiföl ist dadurch begründet, dass auffallenderweise
Schraffierungen und Schattenstriche gerade hier völlig fehlen.
Es sind also keinerlei Ornamente an dem Becken zu finden,
108 denen gefolgert werden müsste, dass dasselbe nicht im 10.
J^irh. gefertigt sei, andererseits aber lässt sich nicht in Abrede
stellen, dass einzelnes, wie namentlich das Rankenwerk und das
Dreiblattornament, sehr wohl mit der Annahme einer späteren
Entstehungszeit vereinbar ist. Der stärkste Grund gegen eine
solche Annahme ist der bereits erwähnte, dass unser Becken
onter der grossen Zahl bekannter Bronzebecken mit gravierten
Ornamenten durchaus vereinzelt dasteht. Dieser umstand, zu-
sammengehalten mit dem Otto- Bildnisse, das als die bildliche
Darstellung eines der drei ersten Kaiser dieses Namens bisher
Ton keiner Seite in Zweifel gezogen worden ist, nötigen zur
Schlussfolgemng, dass Medaillon und Becken aus dem 10. Jahrh.
stammen. Hieran wird so lange festzuhalten sein, bis dass augen-
seheinlich verwandte Arbeiten zum Vorschein kommen werden,
die auf Grund untrüglicher Anzeichen einer späteren Zeit zu-
geschrieben werden müssen.
Während in der Beckenkunde — die immer mehr an-
vachsende Spezialliteratur wird diese Bezeichnung rechtfertigen
— über das Alter der bisher bekannt gewordenen gravierten
Bronzebecken mit ihren typischen Darstellungen der Tugenden und
Laster, den Bilderreihen aus der biblischen Geschichte, den Legenden
der Heiligen und dem Sagenkreise des klassischen Altertums, nahezu
TölligeÜbereinstimmung herrscht, indem dieselben allgemein dem
11. und 12. Jahrh. zugeschrieben werden, gehen die Anschauungen
über die Zweckbestimmung jener Becken weit auseinander.
Dr. F. Grempler in Breslau, der hauptsächlich die Becken
Bit den Darstellungen der Tugenden und Laster ins Auge gefasst
ond sich um deren Untersuchung und Registrierung besonders
verdient gemacht hat, hat^) in Übereinstimmung mit Th. Frimmel^) in
1) Die Anskanft über das Yorkommen der Schrägschicht verdanke
kk Herrn Professor Karl Mohrmann in Hannover.
s) Yffl. Weiss, Kostämknnde, a. a. O. S. 739 Fig. 295.
S) SchlesienB Yorseit in Bild und Schrift» Breslau, Bd. 5, 1894,
3. *71 ff., Bd. 6, 1895, 8. 187 ff.
*) Zur Eenntniss der gravirten BronzeechüsBehi des Mittelalters
9
130
Beinern gelegentlich des 10. Archäologischen Kongresses 1896
Riga gehaltenen Vortrage „Mittelalterliche Bronzeschalen*' ^) (
Anschauung vertreten, dass diese Schalen, diejenigen mit D^
stellangen biblischer Erzählungen sowie Legenden nicht au8(
nommen, f&r den Hausgebrauch gefertigt wurden, indem er dan
hinweist, wie kein Exemplar in einer Kirche oder einem Klosi
aufgeftmden worden sei, wogegen für die Eönigsberger Schüsse
namentlich Gräberfelder und ein Burgwall als £\indorte erwies
wären und biblische Darstellungen oder fromme Sprüche far i
sakrde Zweckbestimmung nicht beweisend seien, da derartii
Darstellungen und Sprüche auf den für den Hausgebrauch t
stimmten Geräten auch noch heute vorkommen.
Andere Forscher vertreten die Annahme sakraler Zwec
bestimmun^ oder doch tatsächlichen Gebrauchs für litui^^d
Zwecke, die sie entweder ganz allgemein als solche bezeichn(
oder unter Berufung auf kirchliche Vorschriften, mit denen e
die Inschriften und Darstellungen in Zusammenhang bringe
genauer festzustellen suchen.
Anlangend die spezielle Zweckbestimmung, so kann vo
Gebrauch für die Aufnahme des Taufwassers, da die InfaB
oder Aspersio erst seit dem 12. Jahrh. weitere Verbreitung fan
jedoch erst im 16. Jahrh. die Immersio verdrängte, nicht wo
die Bede sein'). An tragbare Weih Wasserbecken ist ebens
wenig zu denken, für sie war die zweckmässigere Eimerfor
längst angenommen*). J. Aldenkirchen erklärt die mehrfach e
wähnten drei rheinländischen Becken für patenae chrismales, «
welche bei der Vornahme kirchlicher Salbungen und namentli(
bei feierlicher Ausspendung der Sakramente der Taufe, Firmui
und Priesterweihe aus grösseren Ampullen das zur Verwendung koi
mende heilige öl gegossen wurde^^). Für den Gebrauch derartig«
patenae chnsmales wird auf die Erwähnung einer solchen in al
christlicher Zeit im Liber pontificalis Bezug genommen und fem<
hervorgehoben, wie die Darstellung der Parabel vom barmherzige
Samariter (Luc. X, 34), der dem schwer Verwundeten Ol ai
Wein in die Wunden goss, und die Veranschaulichung der siebf
Gaben des hl. Geistes, als direkter Hinweis zu gelten habe ai
Mitth. des E. E. österr. Maseums für Eonst and Indastrie, N. F. 11 (188'
8. 881, tmd V (1890), S. 104.
M Arbeiten des Zehnten Archäologischen Eongresses in Riga 189
Bd. 2, Riga 1899, S. 85-92.
S) Kircheulezikon (siehe oben 8. 115, Anm. 4), Bd. 11, 8p. 1258. ■
Vgl. auch F. N. Hoeynck, Gesch. der kirchl. Liturgie des Bisthams Aog
borg, Augsburg 1889, 8. 121.
8) Otte, Eunstarchäol., Bd. 1, 8. 261 ff.
*) Otte, a. a. O. 8. 490 Anm. 1, ist ebenfalls der Anschauung, da
jedenfalls die eine von diesen 8chüs8eln ffir die heiligen öle bestimmt g
Wesen sei
181
idie BenutzoDg der Schusseln bei SpenduDg der Sakramente als
^atenen iur das heilige öl. Das wird offenbar so zu verstehen sein,
' ISS nicht nur bei der Spendung der y^Sakramente'', sondern auch
^Vollzug derSakramentalien, sofern die heiligen Öle(Ghrisam oder
isma, das Oleum infirmorum und das Oleum catechumenorum)
Anwendung kommen, jene Becken als patenae chrismales
[benutzt worden seien. Das hervorzuheben, erschien aus dem
brande notwendig, weil unter den namentlich genannten Sakra-
menten dasjenige der letzten Ölung nicht erwähnt wird, während
in der Darstellang der Parabel vom barmherzigen Samariter
gerade auf dieses Sakrament ein sinniger Hinweis erblickt werden
könnte. Hinwieder wäre ein so spezieller Hinweis nicht glücklich
S&hlt für ein Gerät, das für die verschiedenartigsten kirch-
sn Salbungen bestinunt sein soll. Die symbolische Yer-
I iBsehaalichune der sieben Oaben des hl. Geistes ist im Grunde
' ßr ein jedes liturgisches Gerät passend, den speziellen Hinweis
ttf die Riten der liturgischen Salbungen vermissen wir hier
und vollends in dem Bilderzyklus aus der Legende der hl. Ursula.
Gelegentlich der Beschreibung und Besprechung einer in
Grdningen aufjzefundenen gravierten Bronzeschüssel wendet sich
Dr. J. A. Peitn') gegen die von Aldenkirchen vertretene An-
sehanung und erklärt, dass er nicht abgeneigt sei, die Gröninger
Schnssel für ein Waschbecken zum kirchlichen Gebrauch zu
erklären« Indem er sich auf die schon in frühchristlicher Zeit
bestehenden Vorschriften über liturgische Handwaschungen beruft,
i misBt er mit Rücksicht auf den Fundort jener Schüssel be-
sondere Bedeutung bei einer Stelle aus der Chronik der Abtei
^on Aduard (in der Nähe von Groningen), wo es in der Lebens-
beschreibung des Abtes Eggerdus (1268--1287) heisst: „fecit
praeterea fundi lavacrum aeneum ante refectorium, in quo fratres
ounns abluerent antequam altare vel mensam accederent: in quo
l^^ero Romana litera hi versus sunt conscripti:
Sordes mentales magis ablue quam manuales,
Inficiunt tales quia plus quam materiales;
Hoc non camales sapiunt, sed spirituales.^
*^ Zwar sind auch wir der Meinung, dass das Gröninger
Becken für liturgische Waschungen gedient haben mag, aber
der Auslegung jener Stelle der Chronik, wonach es sich um ein
Becken der rar uns in Betracht kommenden Gattung handelt,
▼ennögen wir nicht beizupflichten. Der Satz: „. . . lecit fundi
layacrum aeneum ante refectorium . . ." handelt wohl gewiss von
einem jener wand- oder mauerfesten Waschbecken, die meist aus
Stern (in diesem Falle aus Erzguss) unter der Bezeichnung
^) Jahrb. des Yereius von Alterthumsfreunden im Bheinlande, Heft 82,
Bonn 1892, 8. 143 ff.
9»
132
„Lavabo, Layatorium, Lavacrum^ nach der feststehenden Ordnung
der Klosteranlagen in den Refektorien oder in deren unmittel-
baren Nähe errichtet zu werden pflegten ^). Auch die r^elmässig
vor dem Refektorium erbauten Brunnenhäuser oder Tonsorien^
werden, ausser für die Bart- und Haupthaarschur, das y,Man-
datum" und andere kirchliche Waschungen, für die in Rede
stehenden Säuberungen gedient haben ^).
Nach unserer Ansicht sind die meisten der in Frage kom-
menden Becken allerdings nicht für sakrale Zwecke, sondern
für den Hausgebrauch bestimmt gewesen. Die Tatsache, dass
unzweifelhaft profane Geräte mit Bibelworten, Bildnissen der
Heiligen und ähnlichem geschmückt wurden, ist unbestreitbar.
Namentlich die Personifikation der Tugenden und Laster war mit
Rücksicht auf die aus dem kirchlichen in das bürgerliche Leben
übertragene Vorliebe für allegorische und symbolische Darstel-
lungen auch for Waschgeräte und sonstige zum Hausgebrauch
und zudeich zur Ausschmückung der Wohnräume bestimmte Ge-
räte sehr wohl geeignet. Ihre stärkste Unterstützung findet diese
Annahme in einem 1842 in Strand- Wierland, dem nordöstlichen
Teile Estlands, auf dem Rittergute Pöddes gemachten Funde^), wo
gleichzeitig 35 Becken, unter ihnen vier in der üblichen Weise ka-
vierte (Personifikation der Sünden oder Laster), die übrigen ohne
Gravierung, kleiner und tellerförmig, ausgegraben wurden. Um
die wissenschaftliche Bedeutung dieses Fundes zu würdigen, muss
man in Erwägung ziehen, dass die in der angegebenen Weise
verzierten Becken nach der allgemeinen Anschauung dem 11. und
12. Jahrh. angehören, in diesem Teile Estlands aber das Christen-
tum erst im 13. Jahrh. Verbreitung fand. Nun ist es zwar
gewiss möglich und auch wahrscheinlich, dass bei der Christiani-
sierung des Landes von den Missionären ältere kirchliche Geräte
aus Deutschland eingeführt wurden, aber die gleichzeitige Auffin-
dung von vier Becken gleicher Art und also wohl auch bleichen
Alters mit 31 anderen lässt es nahezu gewiss erscheinen, dass der
gesamte Fund noch vor Einfuhrung des Christentums hier geborgen
1) Vgl. Otte, a. a. 0. Bd. 1, S. 103. Du Gange, GloBBarium, tom. Y,
Niort 1885, pag. 85, erwähnt ad vocem „Layatorinm* anf Grund des über
Ordinis 8. Victoris: «Lavatoriam, nbi manas lavant monachi priosqaam
eant ad refectoriam."
s) So am Ostflügel des im 13. Jahrh. erbauten Ejrenzganges des riga-
sehen Domklosters, wo sich im Fussboden des Tonsorinms der alte Wasser-
abzng nachweisen Hess. Vgl. Neunter Rechenschaftsbericht der Dombaa-
abtheilang der Gesellsch. f. Gesch. n. Altert, f. das J. 1893, Riga 1894, S. 13.
8) Otte, a. a. O. Bd. 1, 8. 114, 115.
4) Bonbrig, in: Verhandl. der Gelehrten Estnischen Gesellsch., Bd. 1,
Heft 6, Dorpat 1846, 8. 51 fif. ^ Vgl. auch F. Grempler, a. a. 0. 8. 85, 86.
— Dr. A. Wormstall, Zeitschrift für yaterländische Gesch. u. Alterthams-
künde, Bd. 54, Münster 18%, 8. 58, 59.
133
wwde und sich aus Oegenständen zusammensetzt, die für den
ffanagebraach dienten nnd bestimmt waren. Unter den ausser-
ordentlich zahhreichen Orabinventaren und Depotfunden aus vor-
ehristlicher Zeit der Ostseeprovinzen hat sich bisher nicht ein
einziger G^enstand nachweisen lassen, der unzweifelhaft als ein
Kircnengerät anzusprechen wäre. Noch sei bemerkt, dass der
Fundort jener Becken sich an einem uralten, die skandinavischen
und germanischen mit den finnischen und slavischen Yölkern
des nördlichen Europa verbindenden Seewege befindet. Die rohe
Arbeit der meisten Becken dieser Art sowie die von voll-
kommener Unkenntnis des Lateinischen zeugende Verstümmelung
lateinischer Wörter macht es femer wahrscheinlich, dass sie
nidit aus geistlichen Werkstätten hervordrangen sind^ während
an anderen die Darstellungen und Inschriften auf die klösterlichen
Werkstötten hinweisen. J. Lessing, der im Kunstgewerbe die
romanische Periode von 1000—1250 rechnet, sagt, die Künstler
jener Zeit seien vorwiegend, wenn nicht ausschliesslich, Geistliche
cewesen, welche alle Zweige der Metallarbeit gleichmässig um-
tasten ^). Eine so gute Kenntnis der Legenden der Heiligen
und der biblischen Geschichte, wie sie sich an den Aachener,
Xantener und Trierer Schüsseln zeigt, spricht um so mehr für
deren Entstehung in geistlicher Werkstatt. Dass auch hier die
Latinität gelegentlich in die Brüche geriet, ist nicht verwunderlich,
da in den klösterlichen Werkstätten auch Laienbrüder beschäftigt
Taren. Dabei ist es natürlich, dass zunächst der kirchliche Be-
darf gedeckt wurde. Dieser kann kein geringer gewesen sein,
in Ansehung von Becken, Schüsseln oder Schalen namentlich und
hauptsächlich behufs der schon in altchristlicher Zeit geforderten
fiturgiscben Handwaschungen, die gemäss der Paulinischen Mah-
Bong (1. Tim. 2, 8) und den Vorschriften der älteren Ordines
Romani (I, H, VI) u. a. während der heiligen Messe vor Beginn der
eigentlichen Opiergebete (Secreta, Präfation und Kanon) statt-
haben mnssten^ und nur am Altar stattfinden konnten. Leichte
Becken fnr diesen Zweck waren folglich unentbehrlich und werden
häufig in den kirchlichen Inventaren erwähnt, ja die Seite des
Altars, wo die Handwaschung stattfand, wurde mitunter kurzweg
,Lavatorium^ bezeichnet').
Weit weniger klar ist die Verwendung solcher Becken für
die heiligen öle. Für das spätere Mittelalter ist ihre Ver-
woidumz hierfür nicht wahrscheinlich oder doch nicht nachweis-
bar. Unter den bisher bekannt gewordenen bildlichen Aus-
1) Handbücher der Kgl. Maseen za Berlin. Kanstgewerbe-MaBeum,
Gold und Silber, Berlin 1892, S. 35, 36.
s) Kirchenlexikon, Bd. 5, Sp. 1490.
S) Du Gange, s. a. O.: Layatoriam. . . eornn altaris, nbi sacerdos lavat
Baau Baera faciendo.
134
schmncküngen und Inschriften kann nur in denjenigen der Trierer
Schüssel ein Hinweis auf den Gebrauch der heiligen öle gefunden
werden, aber speziell mit Beziehung auf das Sakrament der
letzten Ölung ^). Dieser Annahme steht aber das Bedenken
zweckwidriger Form entgegen. Um dieses Sakrament spenden zu
können, musste der Priester nicht selten einen langen und be-
schwerlichen Weg zurücklegen. Die erforderlichen Geräte mussten
folglich auf das notwendigste beschränkt bleiben und mögUchst
handlich sein. Wie sehr auf die Transportschwieriffkeiten Be-
dacht genommen wurde, beweist die Kleinheit der „Keisealtäre^
und ^Reisekelche^^), das beweisen die zur Mitnahme von Eirchen-
geräten dienenden handlichen Umhängetaschen^). Da ist es schwer
anzunehmen, dass entgegen dem sich hierin äussernden durchaus
Sraktischen Sinne ein so unbequem zu transportierendes, durch
ie kirchlichen Vorschriften zudem nicht gefordertes Gerät eigens
für die letzte Ölung angefertigt oder gebraucht worden wäre.
Hingegen bietet die Form der Xantener Schüssel, deren . kirch-
licher Gebrauch, weil sie zum Dominventar gehöre, kaum fraglich
sein kann, einen starken Anhaltspunkt für die Annahme, dass
sie für die Aufnahme der heiligen öle tatsächlich benutzt worden
ist. Aldenkirchen^) bemerkt, eine am umgebogenen flachen Rande
der Schüssel später angebrachte Ausbauchung ergebe die Be-
nutzung als Giessgeülss. Nach der Abbildung gemessen, ist sie nur
etwa 2 cm breit, bei einem Durchmesser der Schüssel von
32 cm und einer Tiefe von 6,6 cm. Zum Ausgiessen von.
Wasser, das in vollem Schwall ausgegossen wird, ist eine der-
artige Ausgussstelle durchaus ungeeignet, und welcher Grund
könnte vorliegen, das für die liturgischen Waschungen benutzte
Wasser mit der durch eine so schmale Ausbauchung angezeigten
besonderen Vorsicht auszugiessen. Wohl aber ist grösste Vor-
sicht mit den heiligen ölen geboten, die stets nur in geringer
Menge gebraucht werden und deren Verschütten sorgfältig ver-
mieden werden muss.
Wenden wir uns zur Zweckbestimmung unseres Beckens, so
erscheint der Hausgebrauch durch die ausserordentliche Zartheit
der Arbeit von vornherein ausgeschlossen. Die papierdünnen,
nur mit Zinnlot befestigten Ornamentstreifen (Kreuzesarme), die
nicht viel stärkeren Medaillons und die ausser am Boden und
am oberen Rande nur etwa Va mm dicken Wandungen machen
dieses Becken für den Hausgebrauch völlig ungeeignet, kaum
1) Siehe oben 8. 131.
«) Otte, a. a. 0. Bd. 1, 8. 217.
S) Eine mittelalterliche Tasche dieser Art ans Leder für die heiHgea
öle siehe: H. Hildebrand, Sveriges medeltid, 8. delen, Stockholm (1902),
S. 699 Fig. 588.
4) A. a. O. S. 76.
136
minder aber für den durch die Beckenform ssnnächst angezeigten
Zweck der litni^chen WascbunRen. Im einen wie im anderen
Falle hätte es nicht aasbleiben können, dass im täglichen Ge-
branch die Wandungen eingedrückt und die feinen Graviernngen
abgescheaert worden wären. An ein für den Schmnck des Altors
bestimmtes Becken lässt sich auch nicht denken. Das nnedele
Metall passt nicht für den Altarschmuck, ebensowenig auch die
Beckenform, endlich auch nicht die Yerzierungsweise, da das
sämtliche Ornament nur sichtbar wird, wenn man von oben
hineinblickt, die zarten Gravierungen zudem nur in nächster Nähe.
Nor fuLT eine ausnahmsweise stattfindende religiöse Zeremonie
kann ein solches Gtefäss bestimmt gewesen sein, vorzugsweise zur
Aufiiahme einer Flüssigkeit, die das Metall nicht angreift. Diese
seltene Eigenschaft besitzt die Materie der heiligen Öle, durch
sie wird &s Metall eher konserviert als angegriffen. Nach der
heutigen Auffassung gelten kupferne Behälter oder Büchsen aus
Holz mit einem Einsatz von Glas als mit der Würde der ge-
weihten Materie unvereinbar, wogegen u. a. reines Zinn auch
dermalen zulässig ist^). Aber noch im späteren Mittelalter waren
eherne Behältnisse üblich, namentlich auch für den heiligen Ghrisam*).
Es läset sich also gegen die Zweckbestimmung für den Gebrauch
der heiligen öle aus diesem Gesichtspunkt nichts einwenden, jedoch
unter zwei Voraussetzungen. Erstens muss bei Vollziehung der-
jenigen Sakramente oder Sakramentalien, für die der gleichzeitige
Oebranch von zweierlei öl vorgeschrieben ist — alle (&ei kommen
nie zur Anwendung — zur Vermeidung der durchaus unzulässigen
Vermischung von ölen verschiedener Gattung ein zweites Gerät vor-
handen gewesen sein'); ferner setzt die besondere Beschaffenheit
QDseres Beckens voraus, dass es selten, also nur bei Gelegenheit aus-
nahmsweise vorkommender ritueller Zeremonien, Verwendung finde.
1) Kirchenlezikon, Bd. 9, Sp. 715.
^ In einem Inventar der St. Jakobikirche zu Riga von 1480 Dez. 20
werden zwei CluiBamgefäase erwähnt, das eine steht verzeichnet ab: ,1 eeren
creMmvad.* Die Eintragung iat yollkommen deutlich, im Abdruck (liv-,
Est- ODd Curland. ürkandenbneh, Bd. 8, Riga 1884, nr. 876, S. 217), ffir
den eine sehr fehlerhafte ältere Abschrift als Vorlage diente, ist diese
intrrcinnmitr Notiz emittiert In demselben Inventar werden Kupfer, Messing
und Erx unterschieden, aach wird stets erwähnt, ob ein Gerät rergoldet
wir oder nicht Besagtes Chrisamgefass wird also, ebenso wie das miserige,
«HTergoldet nnd ans Bronze gewesen sein. Da unter vad = vat nicht nur
fiMsformige Gkschirre, sondern auch Schüsseln und Teller verstanden werden
(vgl A. Xiöbben, Mittehiiederd. Handwörterb., herausgeg, v. Ohr. Walter,
Norden u. Leipzig 1888, S. 470), liesse sich an ein dem unserigen ähnliches
Grerit denken, aber der Schreiber hat doch wohl ein eiffentliohes, und zwar
banehiges Behältnis gemeint, wie solches daraus folgt, dass an einer anderen
Stelle von einem «wvrokvad** die Bede ist. Ein solches war gewiss fass-
(onmg, bauchig oder kugelförmig.
9) Kirehenlezikon, Bd. 9, Sp. 715, 716.
136
Infolge letzterer Einschränkung ist von den Sakramenten eo ipso
abzusehen und es bleibt nur die Wahl übrig zwischen einzelnen mit
Salbungen verbundenen Personal- oder Realbenediktionen*), bezw.
Eonsekrationen. Die Entscheidung kann nicht zweifelhaft sein,
die Worte „Hierusalem visio pacis" sind ein untrüglicher
Fingerzeig, denn sie passen nur auf die Kirchweih (die Dedicatio
oder Gonsecratio ecclesiae). Für diesen Eonsekrationsakt konnte
in der Tat ein ganz leicht gearbeitetes Gerät dienen, denn wenn
wir annehmen, dass unser Becken anlässlich der Eonsekration
einer bestimmten Eirche als Weihgabe angefertigt worden sei,
hat es einmal und nie wieder Verwendung finden können, aber
auch wenn es — - was wahrscheinlicher ist — nicht etwa bloss für
eine einzelne Feier dieser Art, sondern für den Gebrauch eines
Weihbischofs oder die Eirchweihen einer Diözese bestimmt ge-
wesen wäre, wäre es doch nur selten benutzt worden. Dem sei
nun wie ihm wolle, — passender und sinniger als durch die
Worte „Hierusalem visi^ pacis** Hess sich die Zweckbestimmung
eines Kirchweihgerätes nicht ausdrücken. Die Vorstellung vom
geschichtlichen Jerusalem, als dem irdischen Vorbilde der sicht-
baren, streitenden Eirche auf Erden, die ihrerseits in der
triumphierenden Eirche des Himmels die Vollendung erblickt *),
bildet seit alters gewissermassen das Leitmotiv der Liturgie der
Eirchweih, wie bei der Dedicatio oder Gonsecratio selbst, so
auch in der Gedächtnisfeier ihres Jahrestages und seiner Oktav,
gleichermassen in der Messe und im ßreviergebet. Die christ-
liche Eunst eignete sich den Gedanken an und verwandte das
Motiv des himmlischen Jerusalems mit Vorliebe in den Wand-
und Deckenmalereien der Altarhäuser.
Bereits im Offizium der ersten Vesper der Eirchweih, also am
Vorabende des Dedikationsfestes, erscheint der leitende Gedanke
im Psalmengesang, namentlich im (147.) Psalm: ^Lauda Jerusalem*'
sowie in der kurzen Schriftlesung, dem sog. Capitulum (Apok.
21, 10): j^Vidi civitatem sanctam Jerusalem novam descendentem
de coelo a Deo, paratam, sicut sponsam ornatam viro buo').
Dieselbe Schriftsteile folgt in der Messe als Lektion auf das
erste Gebet der Messe ^). Von diesem Grundgedanken ist auch
der Ritus Consecrationis Ecclesiae beherrscht*). Zugleich wird
auf den Salomonischen Tempelbau hingewiesen. Mit Rücksicht
auf das hohe Alter des Eirchweihritus und der Liturgie seiner
M Yal. Thalhofer, Handbuch der kathol. Litnrgik, Bd. 2, Freiburip
1. B. 1890, S. 524-36.
2) Kirchenlexikou, Bd. 6, Sp. 1360 ff.
3) BreTlarium Bomanum. Uommune Dedicationis Ecclesiae.
4) Missal e Romannm. In Dedicatione ecclesiae.
^) Pontificale Bomanam. Pars II, De Ecclesiae Dedicatione seu con-
secratione. -— Appendix ad Poutificale Bomanam, De Ecclesiae Dedicatione.
137
Gedächtnisfeier, die zwar im Laufe der Zeit entwickelt und
usgebildet wurden, aber in der Hauptsache seit alters feststanden
ud dem entsprechend durch die dermalen gültigen liturgischen
Bächer geregelt sind, kann fuglich auf letztere Bezug genommen
iBrden. Jedenfalls wurde bereits zur Zeit Kaiser Konstantins
die Kirchweih mit höchster Sollemnität begangen und seit Papst
Giegor dem Grossen dürfen die hauptsächlichsten Bestandteile als
feststehend gelten^), uns kann es nur darauf ankommen, den
Nachweis zu liefern, dass die Inschrift und die Verzierungen
vueree Beckens bereits vor einem Jahrtausend als die für ein
Kirehweih^erät passendsten erscheinen mussten und dass uns
dieselben folglich als Hinweis auf die Zweckbestimmung zu gelten
iuiben. Hierbei ist zu berücksichtigen, wie der Kirchweihritus
sich aus einer Reihe liturgischer Akte von tief durchdachter
Ofstisch-STmbolischer Bedeutung zusammensetzt, für deren Er-
kübung wir natürlich nur den Schriften derjenigen Kommentatoren
folgen dürfen, die der mutmasslichen Entstehungszeit unseres
Beckens nahe standen. An solchen ist kein Mangel, unter ihnen
vlhien wir den „Tractatus de dedicatione ecclesiae^, der meist
ion Remigius von Auxerre (geb. um 850), einem berühmten
begeten aus dem Orden des hl. Benedikt, zugeschrieben wird*).
IMorch, dass dieser Traktat (in abgekürzter Form und ohne
Angabe des Autors, auch ohne die obige Bezeichnung) sich im
Breriarinm secundum ritum et usum s. Kigensis ecclesie von 1513
iüdet, und zwar als Lectiones per oktavam Dedicationis ecclesie,
'^aflsprucht derselbe unser besonderes Interesse*).
Anlangend zunächst die Worte „Hierusalem visio pacis**,
so ist deren Zusammenhang mit dem biblischen Orundgeaanken
^ Kirchweihritus einleuchtend, die unmittelbare Quelle möchte
^ nn alten Kirchweihhymnus zu suchen sein, dessen Anfang
laotet:
Urbs beata Jerusalem
dicta pacis visio,
- Nnn ist zwar „visio pacis** nichts weiter als die wörtliche
'^'»eraetzung des hebräischen Namens (griechisch ogaaig elQijvTjg)^)^
^ in der Vulgata und in den liturgischen Texten der
^irehweih, ausser in diesem Hymnus, kommt die immerhin
«iSIIlige Zusammenstellung des Namens und seiner Übersetzung
') Kirehenlezikon, Bd. 7, Sp. 726.
n ') QedrDckt bei J. P. Migne, Patrologiae cnrans completns, vol. 181,
P«iai8l8B8, p. 845—866. — Vgl. auch Kircheulexikon, Bd. 10, Sp. 1044, 1045.
^ Der Text dieser Lektioneo wird anter den Beilagen einer die Li-
^P» der Mesae und der kanonischen Stunden nach dem Brauche der ri-
Men Kirche gegen Ende des Mittelalters betreffenden Abhandlung in
«*•» abgedruÄt werden.
^ K&chenlexikon, Bd. 6, Sp. 1309.
138
nicht vor. Nar dem Kirchweihfeste war dieser Hymnus zngeteilty
überall, wo eine solche gefeiert wurde, war er bekannt, ein kür-
zerer und passenderer Hinweis auf den Eirchweihritus, als ihn
jene drei Worte enthalten, kann für ein Kirchweihgerät schwerlich
Sefunden werden. Der Hymnus ist den Ambrosianischen, d. h.
enjenigen zugezählt worden, die zwar nicht zu den unzweifelhaft
echten Liedern des hl. Ambrosius gehören, aber doch aus dessen
Schule hervorgegangen sind^). Neuere Hymnologen weisen ihn
dem 7. Jahrh. zu*). Auch im rigaschen Brevier ist er für das
Dedikationsfest vorgeschrieben, jedoch nur mit den Anfangsworten.
Der zum Brevier gehörige „Liber hymnarius", in dem der voll-
ständige Text enthalten gewesen sein vrird, ist leider nur unvoll-
ständig vorhanden. Als im Zeitalter des Humanismus die Brevier-
reform vorbereitet wurde, die bekanntlich im Pianischen Breviarium
Romanum von 1568 ihren vorläufigen Abschluss fand, wollte man
die mancherlei metrischen Unebenheiten der alten Hymnen nicht
mehr hinnehmen'). Viele ehrwürdige Texte mussten sich eine
zum Teil durchgreifende Umarbeitung gefallen lassen, über die
indessen schon Zeitgenossen klagten: Accessit latinitas et re-
cessit pietas*). Unter Urban Vlfl. kam auch unser Hymnus an
die Reihe ^), doch lässt sich nicht leugnen, dass er bei seiner
Umarbeitung in jambische Dimeter an r^ormenschönheit gewon-
nen und an Oeaankentiefe nicht verloren hat. Der emendierte
Hymnus, dessen Anfang nun „Goelestis urbs Jerusalem, — Beata
pacis visio^ lautet, hat seitdem im Brevier die Stelle des alten
Kirchweihhymnus behauptet^). In seiner Abhandlung über das
Becken findet J. Döring') die Form ^Hierusalem**, anstatt der
im Lateinischen häufigsten Form „Hierosolyma^, auffallend. Nach
Ausweis der hierin massgebenden Yulgata kommt sehr viel häufiger
als Jerosolyma (nicht Hierosolyma) die Form „Jerusalem" vor*),
die mit „Hierusalem^ i)honetisch gleichwertig gewesen sein dürfte.
Letztere Schreibweise ist während des ganzen Mittelalters keineB-
1) Vgl. H. Lämmer, Ooelestis nrbs Jernsalem, Aphorismen» Freiburg
i. B. 1866, S. 8 ff.
*) So ül. GhevaUer, Bepertoriam hymnologicnm, Gatalogne dea Ohants,
Hymnes, Proses, S^quenses, Tropes, en asages dans r^glise latine depuia
les origines jnsqa'ä nos jonrs. 2 yol., Lonv^ 1892, 97. Hier nr. 20918. —
0. Blnme S. J. .nat in seiner eingehenden Rezension: „Bepertoiinm reper-
torii**, Leipzig 1901, Chevaliers Angabe unbeanstandet gelassen.
*) vgl. G. Schober, Ezplanatio critica editionis Breviarii Bomani.
Ratisbonae 1891, S. 10 ff.
" F. Soitbert Bänmer, Gesch. des Breviers, Freibnrg L B. 1896, S. 509.
Lämmer, a a. O. 8. 14 ff.
, Wir lassen beide Tez^, den alten und den nenen, nebst den von
Lämmer jregebenen deutschen Übersetzungen in der Beilage folgen.
7) Sitzongsber., Mitan, a. d. J. 1888, S. 4 Anm. 7.
8) YgL die Zusammenstelloag in F. P. Dutripon, Ooncordantia«
Bibliomm Sacronim, Parisiis 1844.
9ont
l
139
-wep ungewöhnlich gewesen, so findet sie sich in dem von Lämmer
beaatzten Text des Kirchweihhymnas, so femer im rigaschen
Brevier von 1513, wo sie die bevorzugte ist. Auch in den In-
afsbriften der Bilderreihe zur Parabel vom barmherzigen Samariter
an der Trierer Schüssel aus dem 11. Jahrh.^) steht „Hierusalem^.
Betrachten wir speziell die mit dem Sakramentale der Eon-
sekration verbundenen Salbungen mit den heiligen ölen, so werden
irir durch das Schriftwort: „Mane surgens Jacob erigebat lapidem
j iB titulum, fundens oleum desuper^*), das, wie im Ritus der
' eiraitliehen Konsekration, so auch in der Liturgie der kanoni-
schen Standen und der Messe „In dedicatione ecclesiae^, beständig
vkderkehrt^ auf die hohe Bedeutung hingewiesen, die der Salbung
ala einem uralten biblischen Brauche in Anwendung auf die
Kirdiweih beigemessen wird. Auch kam bei keinem anderen
Sakrament oder Sakramentale das heilige Ol in verhältnismässig
so grosser Quantität zur Anwendung. Dabei handelt es sich um
zweierlei Arten von Öl, das heilige Ghrisma oder Ohrisam und das
Eatedramenenöl, in Betreff deren die Rubriken des Pontificale
Bomanum noch heute ffir ein jedes ausser der Ampulle ein be-
sonderes ^vasculum^ anordnen. Man vergegenwärtige sich die
grosse Zahl der einzelnen Salbungen, die für eine jede Eirchweih
I vorgeschrieben sind und welche alle bis auf die Salbung des
AharSy wo ausser mit Ghrisam auch mit Eatechumenenöl gesalbt
wird, allein mit ersterem ausgeführt werden. Es werden gesalbt:
I das Portal und die 12 Eonsekrationskreuze an den Wänden,
dann am Altar die sog. Gonfessio'), und zwar in den 4 Ecken,
femer der Schlussstein von innen und von aussen, sodann der
Altar selbst^ zweimal mit Eatechumenenöl und einmal mit Chrisam,
wobei auf der Platte je 5 Ereuze gemacht werden, endlich die
Vorderseite des Altars und dessen vier Ecken. Von allen diesen
S^bongen heisst es zwar, dass sie mit dem Daumen der rechten
Ämd, nachdem dieser zuvor mit Ohrisam oder öl genetzt worden,
m vollziehen seien, daher denn trotz den vielen Salbungen, auch
wom, was in grösseren Eirchen r^elmässig der Fall sein dürfte,
mdirere Altäre zu konsekrieren sind, selbst eine verhältnismässig
geringe Quantität Chrisam ausreichen konnte, aber in Betreff der
mit Katechumenenöl und danach mit Ghrisam, nach vorherge-
ni^ener Bezeichnung mit den 5 Ereuzen, auszufahrenden Salbung
heisst eBf dass öl und Ghrisam ausgegossen werden sollen.
Die bezügliche Vorschrift des Pontificale Komanum lautet: „Pon-
tifex « . . mndit et spar^it de oleo Gatechumenorum et Chrismate
pariter super altare, lUud manu dextera confricans, linens et
peningens.^ Da wäre es wohl verständlich, wenn far die eine
ü
Siehe oben S. 126.
, So im Pontificale Bomannm, nnter Zngnmdelegang von Gen. 28, 18.
S) Die fiöblong im Altar, wo die Reliquien geborgen werden.
140
und andere Art des Salböls im früheren Mittelalter anstatt der
jetzt vorgeschriebenen nnd gebräuchlichen „vascala** schüssel-
fbrmige ^yasa^ bestimmt gewesen wären.
Die Kirchweih kulminiert in der Altarweihe und diese
wiederum in der auf die Aspersion und Inzensation folgenden drei-
fachen Salbung mit den beiden heiligen ölen. Hierüber lautet
der bezügliche Passus im rigaschen Brevier: ^Interea mittit
Pontifex oleum super altare, in medio ex eo crucem faciens et
super quattuor angulos: quia primum in Hierusalem ^), que est
in medio gentium, supervenit donum Sancti Spiritus et sie in
ceteras mundi partes derivatum est. Becordatur autem pontifex
veteris historie similiter et ministerii cum canit: Erexit Jacob
lapidem in titulum, fundens oleum desuper.^ Ebenso wird dieser
Teil der Liturgie im Traktat des Remigius erklärt, nur noch
ausfuhrlicher, unter Anfuhrung der Schriftworte: ^Deus autem,
rex noster ante saecula, operatus est salutem in medio terrae^')
und ^e Sion exibit lex et verbum Domini de Jerusalem^').
Verg^enwärtigen wir uns die Verzierungen unseres Beckens,
wie hier in genauester Übereinstimmung mit dem Symbolismus
der Salbung des Altars^ von dessen Mittelpunkt (Jerusalem) aus
die Ausbreitung der „Oabe des Heiligen Oeistes^ in die übrigen
Teile der Welt durch die vier Kreuzesarme mit den sie ab-
schliessenden Medaillons die Salbung der vier Winkel des Altars
versinnbildlicht wird, so wird man anzuerkennen geneigt sein,
dass ein für den Gebrauch der heiligen öle in der Kirchweih
bestimmtes Gerät einfacher, sinniger und bezeichnender kaum ge-
schmückt werden konnte.
Auch dem Ornament der Kreuzesarme wird man, ohne in eine
zu weit getriebene Deuterei zu verfallen, symbolische Bedeutung
zusprechen dürfen. Das Dreieck, der Dreipass, das dreifach ge-
schlungene Band und das Dreiblatt sind Symbole des Dreieinigen
Gottes^) und waren als solche im 9. und 10. Jahrhundert so sehr
beliebt, dass namentlich das dreifache Band, welches auch als
Dreiblatt angesprochen wird, häufig auf den Münzen der Zeit
als einziges Averszeichen vorkommt^). Nun ist zwar die deko-
rative Kunst des Mittelalters sicherlich weit von der Absicht
entfernt gewesen, mit einem jeden Dreiblatt diese Bedeutung ver-
binden zu wollen, und der Verfertiger unseres Beckens hat aich
1) Man beachte auch hier die Form .Hierasalem', bei liigne dagegen
.Jemsalem*. Aber hat diese Form in seiner Yorlaffe gestanden? So n&t
seine Vorlage gewiss nicht den Doppelvokal „ae" gekannt, den er dennoch
stets druckt.
s) Psakn 73, 12.
5) Isai. 2, 3.
4) Vgl. Otte, Eirchl. Eunstarchäoloeie I, 8. 478 ff.
6) Dannenberg, Deutsche Münzen, Bd. 2, S. 514 ff.
141
woU nur eine verbreitete Ornamentform angeeignet, der, wie die
kolbenförmigen Aaswnchse zwischen den drei Blättern und der
Vergleich mit der Hocheltener Variante es höchst wahrscheinlich
machen, urspruDgllch nur ornamentalen Wert beanspruchte, aber
wenn, wie solches der Fall ist, er die Spitzen der drei Blätter
in einer die flüssigen Formen und geschwungenen Linien geradezu
Freuden Weise zu einem Dreieck verband, so wird es wiederum
höchst wahrscheinlich, dass er hier dem Dreiblatt in der Tat
ijmbolische Bedeutung beizulegen und diese recht augenfällig zu
machen beabsichtigt hat.
Im Hinblick auf die Vorliebe der kirchlichen Kunst für
Sjmbole und Allegorien, aus der u. a. als besonderer Zweig die
Säddensymbolik entsprang ^), sei die Frage angeregt, ob etwa das
Zickzackornament, von dem das Madaillon am Beckenboden
kreisförmig umgeben ist, in der Zahlensymbolik seine Erklärung
finde? Wir zählen im Zickzackkreise 23 Spitzen und werden
hierdurch an einen im Eirchweihritus seit alters beobachteten
Etorgischen Brauch erinnert, der darin besteht, dass der konsekrie-
leade Bischof, nachdem zuvor auf dem Fussboden der Kirche
von dessen Mitte aus in Kreuzesform Asche ausgestreut worden
ist, in diese die Buchstaben des lateinischen und mechischen
I Alphabets schreibt, das macht, dass im ganzen 48 Buchstaben,
je 24 von jedem Alphabet, geschrieben werden. Der Brauch ist
I nndt, aber in seinen Einzelheiten hat er manche Modifikationen
' erfahren, so u. a., dass zeitweilig anstatt des lateinischen das
I hebräische Alphabet geschrieben wurde'). Der Traktat des
Bemigins in der Fassung des rigaschen Breviers sagt nicht, ob
das griechische, hebräische oder lateinische Alphabet gemeint
I aeiy es ist nur von dem Alphabet die Rede, also doch wohl
I v(m einem einzigen, unter dem man das lateinische, als das der
^ Yulgata und der Kirchensprache, wird verstehen dürfen. War
dou im Mittelalter das Lateinische in der Litur^e so voU-
konimen zur Herrschaft gelangt, dass sogar in der Missa Prae-
sanetificatomm am Karfreitage die griechisch zu sprechenden
j Worte des Trishagion (das äyioq 6 ß^sog u. s. w.) ebenso wie
! mgenwlrtig mit lateinischen Buchstaben geschrieben wurden^).
Wenn die Vermutun^^, dass das lateinische Alphabet gemeint
sei, sich als zutreffend erweisen sollte, so würde sich, da dieses
I Alphabet, so lange die Buchstaben U und Y nicht unterschieden
wurden, nur 23 Buchstaben enthielt^), letztere Zahl im Zickzack-
1) Vgl- Otte, a. a. 0. Bd. 1, S. 489.
^ Kirchenlexikon, Bd. 7, 8p. 728.
>) So auch in dem einzigen uns erhaltenen Missal ans der Bigaschen
Kösase, demjenigen vom Altar des hl. Erenzes der rig. Kathedraikirche
Mi dem Sude des 14. oder Anfang des 15. Jahrh.
4) Sollte sich etwa die Erinnerung hieran im heutigen Eirchweihritus
ffUten haben, wenn das Pontificale Bomanum zwar das Schreiben von je
142
Ornament unseres Beckens gut erklären. Ein Hinweis auf den
erwähnten Teil des Kirchweihritus wäre an sich nicht übel an-
gebracht. Die symbolische Bedeutung wird im Traktat in der
Weise ausgelegt, dass das kreuzweise Schreiben des Alphabets
die Ausbreitung der Predigt vom Evangelium in alle vier Welt-
richtungen bedeute^). So aufgefasst, würden die den Ausgangs-
punkt des Evangeliums (Jerusalem) im Kreise umgebenden, die
23 Buchstaben des Alphabets vorstellenden Zickzackwinkel bestens
gewählt sein, doch wagen wir nicht, in dieser Beziehung sei es
auch nur eine Vermutung auszusprechen.
In Beziehung auf die Zweckbestimmung des Beckens^ das
wir aus den angeführten Gründen für eine patena chrismalie zur
Aufnahme der bei der Kirchweih erforderlichen Quantität des
heiligen Öles (Ghrisam oder Katechumenenöl) halten, sei auch
noch auf die Möglichkeit hingewiesen, dass es bei dieser Gel^en-
heit als Untersatz für das eigentliche ölgefäss (Chrismatorium,
AmpuUa, Pyxis) und um das von der heiligen Materie etwa
Yerspillte aufzufangen, gedient haben könnte. Die Benutzung
besonderer Geschirre für diesen Zweck, wenn nicht bei der
Kirchweih, so doch anlässlich anderer kirchlicher Salbungen, na-
mentlich bei Kaiserkrönungen, ist gut beglaubigt, so durch den
die Kaiserkrönung Heinrichs VI. durch Goelestin III. (1191
April 14) darstellenden Bilderzyklus in der Chronik des Petrus
de Ebulo, einer fast gleichzeitigen Quelle. Hier sieht man auf
dem einen Bilde, wie der Papst aus einer kannenf&rmigen Ampulle
auf des Kaisers geki*euzte Hände Chrisma giesst, das in ein auf den
Fassboden gestelltes grosses urnenartiges Geschirr abfliesst. Das
Bild ist überschrieben: „Primo manus ungit'' und über der Am-
pulle steht: „S. Crisma"*). Dadurch ist jeder Irrtum ausge-
schlossen. Dass unser Becken zu einem Untersatz für die Am-
pulle bestimmt gewesen, ist freilich nicht wahrscheinlich, da der
Beckenboden in der Mitte erhöht ist. Denken wir uns aber den
Boden der Ampulle konkav, so dass er die erwähnte Erhöhung
in sich aufnimmt, dann hätte das Becken allerdings sehr wom
auch als Untersatz dienen können.
Gegen die von uns angenommene Zweckbestimmung des
Beckens könnte vielleicht geltend gemacht werden, wie ea auf-
24 Bachstaben anordnet, andererseits aber das Ansstreaen der Asche (als
Zeichen der Busse) folgen dermassen regelt: » .. .fieri possont loco primae Üneae
viginti qaatnor Areolae aeqnali spatio distantes, ex cinere; et loco aecnndae,
viginti tres." [siel]
^) Qnattuor antem angali basilice qnattnor plagas mnndi deaignant,
ad qaas pervenit evangelii simplez et pora predicatio, qne per Uteras signi-
ficatur. Big. Brevier, a. a. 0.
S) Eine ReprodakÜon des Bildes nach G. del Be, CronisU Napolitani,
ist zn finden in: Westermanns illastrierte deutsche Monatshefte, Bd. 22,
Braonschweig 1902, S. 79a
143
iaDend sei, dass ähnliche Geräte von sicher oder mutmass-
lich gleicher Bestimmung sich anderwärts nicht haben nach-
weisen lassen. Wir halten aber einen solchen Einwand nicht
ior schwerwiegend; handelt es sich doch um eine Gattung von
Geräten, die im späteren Mittelalter nicht mehr üblich waren
und Ton vornherein natürlich in ungleich geringerer Zahl ange-
fertigt wurden-, als sakrale Geräte mr den täglichen Gebrauch.
Nichtsdeetoweniffer aber sind von letzteren beispielsweise Abend-
mahlskelche und Patenen, ohne die eine Kircne nicht denkbar
ist, ohne die eine Messe nicht zelebriert werden kann, die zudem
sieht selten als kostbare Kunstwerke, hin und wieder gar als
Beliqaien, in höchstem Ansehen standen, uns aus der Zeit vor 1000
aar wenige Exemplare erhalten. Wo sind nun gar die zahllosen
Utorgischen Wascnbecken geblieben, die schon vor einem Jahr-
tausend in Kirchen und Klöstern vorhanden gewesen sein müssen?
Wir sprachen bereits die Vermutung aus, dass zugleich
mit unserem Becken auch noch andere dieser Art und Zweck-
bestimmung angefertigt worden sind. Nur unter dieser Yoraus-
s^Eung hätte sich die mühsame Herstellung eines Stempels für
die Medaillons gelohnt. Von einer Stiftung für eine einzelne Kirche
kann natürlich die Rede sein, aber wenn wir uns beispielsweise
dessen erinnern, wie Otto der Grosse weite Gebiete dem Reiche
ai^li^erte, die er zugleich dem Christentum erschloss, wie er
dn Erzbistum und mehrere Bistümer schuf und in den christia-
msierten Gebieten nun allerwärts Kirchen, Kapellen und Klöster
entstanden, — erscheint die Anfertigung einer grösseren Anzahl
von Kirchweihgeräten vollkommen verständlich, sei es^ dass er
als König oder Kaiser dieselben anfertigen und mit seinem
Bfldnis schmücken liess, oder dass die Kirche in dieser Weise
seine Verdienste um die Ausbreitung des Christentums ehren
wollte 0. Es ist ferner verständlich, dass als im 13. Jahrh. im
Laufe weniger Jahrzehnte Livland für die abendländische Kultur
und die römische Kirche gewonnen wurde und nunmehr hier
überall Eorchenbauten aufgeführt und konsekriert werden mussten,
ein solches Kirchweihgerät nach Livland seinen Weg finden
konnte. Damals, gelegentlich eines der vielen Kriege mit den
j^ngeborenen oder den heidnischen Nachbarvölkern, mag es ge-
>) Im einen oder anderen Falle braucht die Verwendung nnedelen
Metalis for ein in einer grösseren Anzahl von Exemplaren aogefertigtes
Gerat nieht anfznfallen, da doch sogar das kleine Weihwassergeschirr mit
dem Namen nnd Bildnis eines der Ottonen — wie man annimmt, Ottos III.
— womit dem Kaiser bei der Krönung die Aspersio erteilt wurde, nur ans
El&nbeiii besteht (F. Bock, Die Kleinodien des hl. Rom. Reiches Deutscher
Nslion, Wien 1864, 8.48.— Derselbe: Das Heiligthum zu Aachen, Köln und
New 1867, 8. 26). Elfenbein galt damals als so wenig kostbar, dass daraus
Msfig Jagdhörner gefertigt wurden, von denen nicht wenige aus dem 10. u.
uT&hriL erhalten sind.
144
ranbt und vergraben worden sein, vielleicht aber hat ein sonstiger
Zufall es in viel späterer Zeit für uns in der Erde geborgen.
Livland, „die Wiege der Deutschen Weihbischöfe* ^), scheint
fewissermassen prädestiniert gewesen zu sein, für die kirchliche
Lunstarchäologie dieses ehrwürdige, in seiner Art einzige Oerät
zu retten.
Zum Schluss noch ein Wort über gewisse Umstände aus
dem Leben Ottos des Grossen, in denen, abgesehen von den
hervorragenden Verdiensten dieses Herrschers um die Aus-
breitung des Christentums und die Erbauung von Kirchen in
Deutschland, ein besonderer Anlass erblickt werden könnte, ge-
rade ein Eirchweihgerät mit seinem Bildnis zu schmücken.
Es ist gewiss, dass Otto dem Grossen schon zu Lebzeiten
der seltene und höchst auffallende Ehrentitel „pacificus* bei-
gelegt worden ist^. Je weniger das Leben und die Regierung
dieses kriegsgewaltigen Fürsten gerade dieses Epitheton ornans
zu rechtfertigen scheinen, um so mehr dürfte es geboten sein,
die Erklärung hierfür in der Bibel zu suchen. Da finden wir
denn, dass David, indem er seinem Sohne Salomon den Tempel-
bau vorbehielt, von ihm sagte: „Pacificus nominabitur" '). Trotz
mancher Gewalttat Ottos hatte die Kirche wohl Grund, ihn als
ihren treuen Sohn anzuerkennen und zwischen ihm, dem Gründer
und Schirmer von Bistümern, Kirchen und Klöstern, und König
Salomon Parallelen zu ziehen. Und es ist gewiss, dass seine
Zeitgenossen diese Parallele in der Tat gezogen haben, indem
sie ihn zugleich mit David und Salomon verglichen. Lautet doch
der Anfang des Epitaphium Ottonis Magni^J:
Hoc tegitur loculo divus et maximus Otto
Portis in imperio, David ut tempore prisco,
Glarus ut ipse sophns Salomon et pacis amicus;
Obtat'^) Ezechiae maiori praeditus nie spe,
Ut pax eveniat, verum per secula crescat . . .
Erinnern wir uns dessen, dass in der Liturgie der Dedicatio
ecclesiae wiederholentlich auf den Salomonischen Tempelbau hin-
gewiesen wird (so auch im Tractatus des Remigius), so wird zu-
zugeben sein, dass wenn die Annahme zutrifft, das Bildnis sei ia
der Tat dasjenige Ottos des Grossen, alsdann Bild, Umschrift
und Zweckbestimmung des Beckens in sinnigster Weise ver-
bunden erscheinen. Gewiss ist, dass wenn auch nicht in späterer
Zeit, so doch in frühchristlicher und im frühen Mittelalter bei
^) Vgl. F. G. von Bunge, Lirland, die Wiege der Deotschen Weih-
bischöfe, Leipzig 1875.
S) Dannenberg, a. a. O. Bd. 1, S. 27.
A Paralipoinena 22, 9.
*\ Monam. Genn. ant., Scriptor. vol. FV, pag. 636.
fi) Obtat [scilioet more] Ezechiae. (Anm. des Heransgeben der Monoia«)
146
^ Gelegenheit des Kirchweihritus beckenartige Geräte — möglicher-
weise gerade patenae chi'ismales — zur Person des Pursten oder
Kaisers in Beziehung gebracht wurden. So sieht man auf dem
die Dedicatio von S. Vitale zu ßavenna, welche durch Bischof
Maximian nm 547 vollzogen wurde, darstellenden grossen Mosaik-
bQde Kaiser Jnstinian, der ein nach Form und Grösse dem
unserigen ganz ähnliches Becken in den Händen hält^).
Beilage,
Der Eirchweihhymnas.
I.
Die ursprüngliche Fassung nebst Übersetzung^)
(nach Lämmer).
ürbs beata Hierusalem dicta pacis yisio,
qne constmitur in celis vivis ex lapidibus
et angelis coronata velut sponsa nobilis.
NoYa veniens e celo, nuptiali thalamo
preparata, ut sponsata copuletur domino,
Piatee et muri eins ex auro purissimo.
^orte nitent margaritis adytis patentibus
et virtute meritorum illuc introducitur
omnis^ qui ob Christi nomen hie in mundo premitur.
TonsionibuSy pressuris expoliti lapides
suis coaptantur locis, per manus artificis
disponnntur permansuri sacris edificiis.
Angnlare fundamentum lapis Christus missus est,
qni compage parietum in utroque nectitur,
quem Sion sancta suscepit, in quo credens permanet.
Omsis illa deo sacra et dUecta civitas
plana modulis in laude et canoro iubilo
trinum deum unicumque cum favore praedicat.
Hoc in templo, summe deus, exoratus adveni
et clementi bonitate precum vota suscipe,
largam benedictionem hie infunde iugiter.
Hie promereantur omnes petita accipere
et adepta possidere cum sanctis pernenniter
paradisnm introire translati in requiem.
Gloria et honor deo usquequo altissimo
una patri filioque inclyto paraclito,
cui laus est et potestas per eterna secula. Amen.
i) Siehe die Abbildung bei: H. Weiss, Eostümkande, 1. Abschn., By-
UM, und der Osten, Stattgart 1862, S. 69 Fig. 43.
*) Siehe oben S. 137, 138. Wir drucken, wie in unserer Vorlage, dreizei-
i%e Strophen, obwohl eine Teilung in sechs Yerse richtiger sein dürfte.
10
146
(Stadt Jerusalem, beglückte.
Die Gesicht des Fri^ens heisst,
Die gebaut ist in den Himmeln
Aus lebendigem Gestein.
und umwoben von den Engeln,
Wie vom Bräutigam die Braut.
Neu herab vom Bimmel steigt sie,
Aus dem bräutlichen Gemach,
Auserwählet, dass vermählet
Sie dem Herrn sei immerdar:
Ihre Gassen, ihre Mauern
Aus des Goldes reinstem Strahl.
Ihre Pforten, lichte Perlen,
Offnen stets das Heiligtum,
Und durch Tugend der Verdienste
Wird in sie hineingeführt
Jeder, der um Christi Namen
Hier bedrängt wird in der Welt.
Wohl durch Qualen, durch Bedrängnis
Ist geglättet jeder Stein:
Eingepasst an ihre Stätte
Durch des weisen Meisters Hand,
Fügen sie in ew'gem Einklang
Sien zum heiligen Gebäu.
Zur Grundfeste ward als Eckstein
Christus selber eingesenkt,
Drauf nach oben und nach unten
Das Gefüg der Wände ruht.
Den die heiVge Sion aufnahm,
Drauf der Glaube fest verharrt.
Diese hehre, Gott geweihte
Und vom Herrn geliebte Stadt
Hallt von Jubelmelodieen
Wieder und von Lobgesang,
Preisend ewiglich des einen
Und dreiein^gen Gottes Ruhm.
Komm, 0 Herr, in diesen Tempel,
Komm herab auf unser Fleh'n:
Neig' in ihm voll Huld und Güte
Dich der Gläubigen Gebet:
Geuss herab auf ihn die Ströme
Reichen Segens immerdar.
Schenke deiner Knechte Flehen
Hier Erhörung gnädiglich:
Las» sie deiner Gaben immer
Mit den Heirgen sich erfreu'n:
147
Lass sie, wann ihr Lauf vollendet,
Eingehen in die Oottesstadt.
Qlorie sei dem Herrn und Ehre,
Gott dem Höchsten immerdar:
Preis dem Vater, Preis dem Sohne,
Und dem hehren Tröster Preis:
Welchem Buhm gebührt und Allmacht
Durch der Zeiten ew'gen Lauf. Amen.)
n.
Die nenere Fassong nebst Obersetzung
(nach Lämmer).
1. Coelestls ürbs Jerusalem,
Beata pacis visio,
Quae celsa de viventibus
Saxis ad astra toUeris,
Sponsaeque ritu cin^eris
Mille Angelorum millibus.
2. 0 Sorte nupta prospera,
Dotata Patris gloria,
Respersa Sponsi gratia,
Regina formosissima,
Christo iugata Principi,
Coeli corusca Civitas.
3. Hie margaritis emicant,
Patentque cunctis ostia:
Virtute namque praevia
Mortalis illnc ducitur,
Amore Christi percitus
Tormenta quisquis sustinet.
4. Scalpri salubris ictibus.
Et tunsione plurima,
Fabri polita malleo
Hanc saxa molem construunt,
Aptisque iuncta nexibus
Locantur in fastigio.
5. Alto ex Olympi vertice
Summi Parentis Filius,
Ceu monte desectus lapis
Terras in imas decidens,
Domus supemae et infimae
Utrumque iunxit angulum*).
J^ £benBO im heatigen Breviariam Bomanum (Eiditio XI post typicam,
UVB II, Batisbonae, Romae et Neo Eboraci, snmpt. Fr. Pustet, 1902, —
Coinmiine Dedieationis Ecclesiae, in I yesp. resp. aa Landes).
10*
148
6. Sed illa sedes Goelitum
Semper resultat landibüs,
Deumqae trinum et unicnm
lugi canore praedicat:
Uli canentes lungimur
Almae Sionis aemuli.
7. Haec templa, Rex coelestium,
Imple benigno lumine,
Huc 0 rogatus adveni,
Plebisqoe vota suscipe,
Et nostra corda iugiter
Perfunde coeli gratia.
8. Hie impetrent Fidelium
Voces, precesque sapplicuWy
Domus oeatae munera,
Partisque donis gaudeant:
Donec soluti corpore
Sedes beatas impleant.
9. Decus Parenti debitum
Sit usquequaque Altissimo,
Natoque Patris unico
Et inclyto Paraclito,
Gui laus, potestas, gloria
Aeterna sit per saecula. Amen.
(1. Jerusalem^ da Himmelsstadt,
Gesicht des Friedens hehr und klar,
Aufragend aus lebendigem
Gestein zum Himmel wunderbar,
Und bräutlich glänzend, wonniglich
Umkränzt von seFger Engel Schar.
2. Du gnadenreiche Braut des Herrn,
Vom Vater herrlich ausgeschmückt,
Hold prangend in des Bräutigams Huld,
0 Kön'ffin, schön und hochbeglückt,
Dem ewigen Herrn der Herrn vermählt,
Stadt, die des Himmels Glanz durchzückt.
3. In reinster Perlen Schimmer steh'n
Die Pforten oflfen allzumal.
Wo jeder eingeht, der dem Herrn
Sich treu bewährt im Erdental,
Der, von der Liebe Glut entflammt.
Für Christum Pein erträgt und Qual.
4. Durch Druck und Schläge mannigfalt
Wird rein geglättet jeder Stein,
149
Bevor des weisen Meisters Hand
Dem hohen Bau ihn fuget ein,
Der in erhabenem Einklang sich
Erhebt in beilegen Lichtes Schein.
5. Fern aus des Himmels sel'gen Höh'n
Kam Gottes Sohn, von Gott gesandt,
Dem Stein gleich, der, vom Berg gelöst,
Ins Tal stürzt von der Pelsenwand:
Den Himmel und der Erde Dom
Bringt er als Eckstein in Verband.
6. Nie rastend durch die Gottesstadt
Tönt Jubellied und Wonneklang:
Des Einen und Dreiein'gen Ruhm
Preist stets der SeFgen Lobgesang:
Mit Sions Hymnen steigt empor
Wetteifernd unser Hochgesang.
7. Füll' an mit deinem Himmelslicht,
Herr, diesen Tempel, dir geweiht:
Neig' dich zu ihm, erhöre mild
Des Volks Gebet, das zu dir schreit:
Geuss deiner Gnaden reichen Strom
In unsre Herzen aus allzeit.
8. Lass deiner Gläub'gen Pleh'n allhier
Gewährung finden gnädiglich:
Lass deiner Gaben sie sich freu'n
Mit deinen HeiFgen wonniglich:
Lass einst sie, nach vollbrachtem Lauf,
Dich ewig schauen seliglich.
9. Laut schalle würdiger Lobgesang
Dem höchsten Vater allezeit,
Preis seinem eingebornen Sohn,
Dem Geist auch, welcher Trost verleiht.
Dem Ruhm gebührt und Ehr' und Macht
Von nun an bis in Ewigkeit. Amen.)
160
Zur Frage der üeberföhmng der Herzoglich Enrländisolien
Bibliothek ans Biga naoh St. Petersburg.
Von Friedrich y. Keassler.
Ueber die Herzoglich Kurländische Bibliothek in der Bibliothek
der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg
habe ich in den letztjährigen „Sitzungsberichten** der Gesellschaft
S. 66 und 67 und S. 85 bis 87 gehandelt und verweise bezüglich
der durch mich veranlassten Korrespondenz der beiden Herren
Bibliothekargehilfen Haller und Hansen mit Herrn Oberlehrer
H. Diederichs in Mitau auf die wohl alsbald erscheinenden
^Sitzungsberichte der Kurländischen Gesellschaft für Literatur
und Kunst aus dem Jahre 1901**. Inzwischen bin ich von Herrn
cand. bist. N. Busch auf zwei Acten stücke in einem Bande
des Rigaschen Stadtarchivs, welcher die Aufschrift
trägt „General-Gouvernementliche und andere Re-
cripta d. a. 1713 und 1714", aufmerksam gemacht worden,
deren Wortlaut ich unten mittheile. Beide sind an den Rath
gerichtet und beziehen sich offenbar auf die im Jahre 1701
von den Schweden aus Mitau nach Riga fortgeführte Herzoglich
Kurländische Bibliothek. Für die Geschichte der akademischen
Bibliothek haben sie insofern einen besonderen Werth, als sie
J. Bacmeisters Angabe über die Entstehung dieser Bibliothek
bestätigen und insbesondere zeigen, dass die Herzoglich Kurlän-
dische Bibliothek Ende März 1714 von Riga (und nicht ^aos
Mitau**) nach St. Petersburg übergeführt sein muss. Im
Uebrigen ergänzen beide Actenstücke einander aufs Beste, daher
auf ihren Inhalt nicht näher eingegangen zu werden braucht.
Was die beiden Unterzeichner betrifft, so ist der erste von ihnen
eine u. a. auch aus der Geschichte Patkuls bekannte Persönlich-
keit, der in der ersten Zeit der russischen Herrschaft in Riga
das Amt eines „Regierungsraths^ bekleidet hat (siehe Ant. Budi-
holtz, Beiträge zur Lebensgeschichte J. R. Patkuls, S. 174). In
gleicher Stellung wird sich der zweite Unterzeichner befunden
haben. Näheres über ihn anzugeben, ist mir nicht möglich, da
es mir zur Zeit an Material über ihn fehlt ^).
Die beiden Actenstücke lauten nach Weglassung der Adresse:
Weil auf Ihre Grosszaarischen May^^ unseres Allergnädissten
Kaisers und Herrn AUergnädigsten Befehl die hier befind!. Bi-
1) Nachträglich bemerke ich, dass nach dem eben erschienenen Werk
von A. Bachholtz und A. Bolmerincq, Aktenstücke and Urkunden snr Ghesch.
d. Stadt Biga 1710-1740 (Bd. I 8. 574), Friedrich Hermann Yietinghoff
BegienmgsraÄ gewesen ist
161
bliothec nach St. Petersburg überbracht werden soll; so kan die
BeräruDg nicht unibhin, wegen derer hirbey erforderten Schosse,
E. Wohledlen und Hochweisen Bath zu ersuchen, Selber wolle
die nnverzügliche Verfügung zu machen belieben, dass zu solcher
Benöthigung morgen Abendts, oder unfehlbahr übermorgen 45
bis 50 Schüsse mit gutten Wagen prompt gestellt werden mögen.
Diese Schüsse sollen mit contactem Gelde bezahlt, und zu Engel-
hardtshoff bey der dasigen Ablönun^ wieder erlassen werden.
E. Wohledler und Hochweiser Raht wird diesem so viel prompter
nachzukommen beflissen seyn, weil es auf Ihre May^^ AUergnä-
digsten Befehl geschiehet und wir verbl.
Mit Genehmhaltung Sr. Durchl. Ihre Grosszaarischen May**
Herrn Senatoris und Gubernatoris über Liefland Fürsten de
Gallitzin
E. Wohledlen und Hochweisen Bahts
Biga d. 21. Marty Dienstgeflissenste
1714. George Friedrich v. Reutz. H. Vietinghoflf.
n.
Von beyden Älterleuthe der Grossen und Kleinen Guide,
im Nahmen der gantzen Bürgerschaft angetragene Vorstellung
und dabey allegirte momenta haben zwar einen gutten Schein,
fleynd aber gleich wohl bey weitem nicht hinlänglig, den effect
ZQ operiren, dass Ihre Grosszaarischen May** unseres Allei^nä-
digsten Kaisers und Herrn AUergnädigster Wille und Befehl
weeen Fortschaffung der Bibliothec nach Petersburg differiret
und auj^esetzt werden könnte. Se. Durchl. der Grosszaarische
Herr Senator und Gubernator Fürst de Gallitzin haben vielmehr
gnädigst beliebt, £. Wohledlen und Hochweisen Rathe nochmals
zu hinterbringen, dass die desiderirten 45 bis 50 Wagen morgen
unfehlbahr frühe umb 8 Uhr zusammen gebracht, und gestellt
worden müssen, umb so viel mehr weil die grosse Bauerei contra-
mandiret und die Reinigung der Gassen so lange auszusetzen ist
bia diese Schüsse wiederumb erlassen worden. Welches E. Wohl-
edler und Hochweiser Rath also zu bewerkstelligen, und ohne
weitere Einwendungen zu practiciren Ihm angelegen sein lassen
wolle, damit Er ohne Verantwortung und üngelegenheit bleiben
kdime.
Wir aber verbleiben allezeit
Mit Genehmhaltung Sr. Durchl. des Grosszaarischen Herrn
Senatoris und Gubernatoris Fürsten de Gallitzin
E. Wohledlen und Hochweisen Raths
Riga, d. 22. Marty Dienstgeflissenste
1714. George Friedrich v. Reutz. H. Yiegtinghoff.
152
Livländer unter den Buren im achtzehnten Jahrhundert.
Von Friedrich v. Kenssler.
^
Dass sich dem in erster Linie aus Holländern. Deutschen
und Franzosen (d. h. Hugenotten) gebildeten Mischvolk der Buren
schon im achtzehnten Jahrhundert auch Livländer angeschlossen
haben, ergiebt sich aus einem alten Reisewerk, welches mir zu-
fällig in die Hände gekommen ist. Das Buch fuhrt den Titel:
^Reise nach dem Vorgebirge der guten Hofnung, den südlichen
Polarländern und um die Welt, hauptsächlich aber in den Ländern
der Hottentotten und Kaffern in den Jahren 1772 bis 1776. Mit
Kupfern und einer Landcharte. Berlin bey Haude und Spener 1784"
126 Textseiten). Der Verfasser ist laut Titelblatt Andreas
parrmann, „Doctor und Professor der Arznejgelehrsamkeit
zu Stockholm, Mitglied der Königlich schwedischen Akademie
der Wissenschaften^ u. s. w. Das Buch ist «Aus dem Schwedi-
schen frey übersetzt von Christ. Heinr. öroskurd, Rector
des Gymnasiums zu Stralsund,^ und „Herausgegeben und mit
einer Vorrede begleitet von Georg Forster, Professor am Caro-
lino zu Cassel". — Georg Forster und sein Vater Joh. Reinh. F.
sind zwei deutsche Naturforscher gewesen, die sich namentlich
auch bekannt gemacht haben durch ihre anschaulichen Schilde-
rungen der Gegenden (Südafrikas und Polynesiens), welche sie
als J. Cooks ßegleiter auf dessen zweiter grossen Weltreise
(1772—75) besucht haben; G. Forster hat Cook auch auf der
dritten Weltreise (1776—79) begleitet. In Betreff Andreas Sparr-
manns erzählt er in der „Vorrede" zum vorliegenden Buch, dass
dieser „bereits sechs Monate am Cap und in den benachbarten
Pflanzungen zugebracht, als Cooks zweite Fahrt auch meinen
Vater und mich dorthin brachte, und uns das unerwartete Ver-
gnügen verschaffte, einen Naturkundigen aus Linees Schule in
Afrika zu finden." Sparrmann habe sich alsdann der Cookschen
Expedition angeschlossen, doch „als wir nach verflossenen acht
und zwanzig Monaten das Vorgebirge der Guten Hofnung zam
zweiten mal erreichten, entschloss sich Herr Sparrmann, daselbst
noch ein Jahr zuzubringen, und die entlegentsten Ansiedinngen
dieses holländischen Pfangorts zu bereisen." Zwei Mal also, zu-
erst 1772 und dann 1775 und 1776, hat er das Kapland besucht,
und sein ausführliches Reisewerk erscheint um so werthvoUer,
als Forster ganz besonders die „strenge Wahrheitsliebe" und
„Zuverlässigkeit" Sparrmanns rühmt.
Andreas Sparrmann ist nun, soviel ich sehe, auf seiner ersten
Forschungsreise im Lande der Buren im Jahre 1772 mehrfach
Livländern begegnet, die dort völlig heimisch geworden
153
waren. So spricht er S. 63 f. von zwei „Halbbrüdern", deren
„Täter ein gebohrener Liyländer gewesen und als schwedischer
Soldat gedient hat"; der Name dieser Leute wird mit dem Buch-
staben ,|j!ii." angedeutet, — und auch von der ^Livländischen
Badstabe unter diesem Himmelsstriche" ist die Rede (S. 64).
Von einem anderen „Livländer" wird S. 69 f. insbesondere er-
z^t, er habe „schöne Bücher und eine Menee kleiner Schriften
ans allen Wissenschaften" besessen. „Die Bibliothek und die
gelehrten Anmerkungen des Mannes gaben zu erkennen, dass er
ein dem Vaterlande entlaufener Student war. Nachher erfuhr
ich auch, dass er Feldscheerer gewesen und von den Zeelver-
koopers td. h. wohl im Dienst der holländisch-ostindischen Kom-
pagnie, deren Härte öfters gerügt wird] als Soldat hierher ge-
bracht worden war; den grössten Theil seiner Bücher aber durch
die Heirath mit seiner jetzigen Frau, einer damaligen Prediger-
wittwe, bekommen hatte."
Zwei Urkunden ans dem Arohiv der Schwarzen Häupter
in Biga.
Von C. Mettig.
Der Gesellschaft will ich Abschriften von zwei Urkunden
aus dem 15. Jahrhunderte vorlegen^ die, wie mir scheint, bis hierzu
unbekannt geblieben sind. Die Originale gehören dem Archiv
der Schwarzen Häupter an und sind von Hildebrand, der das
Archiv der Compagnie der Schwarzen Häupter durchgesehen und
verschiedene Archivalien copirt hat (manche Urkunden und
Auficeichnungen aus früheren Jahrhunderten tragen seinen Ver-
merk H. H.), unberücksichtigt gelassen, oder sie sind ihm gar
nicht zu Gesicht gekommen.
Die erste Urkunde gehört dem Jahre 1449, die zweite dem
Jahre 1456 an. Beide Urkunden haben zum Inhalte ein Geld-
geschäft zwischen dem rigischen Bürger Tideke Arndes und
der rigischen Brüderschaft der heiligen Maria Magdalena. Nach
der ersten Urkunde hat die Brüderschaft oder Gilde der heilhzen
Maria Magdalena von Tideke Arndes eine Rente von drei Fer-
dingeD; nach der zweiten Urkunde eine Rente von zwei Mark
Bigisch zu beanspruchen.
Diese beiden Schuldverschreibungen sind für mich deshalb
beachtenswertb, weil sie meines Wissens die erste urkundliche
Nachricht über die Existenz einer Maria-Magdalenen-Gilde in
Riga bringen. Hervorgehoben zu werden verdient vielleicht noch
der Umstand, dass als Termin der Maria-Magdalenen-Tag ange-
1B4^
feben wird. In welchem ZaBammenliaiige die Gilde der Maria-
[agdalenen- Brüderschaft mit der Gompagnie der Schwarzen
Häupter steht und welche Ziele und Zwecke sie verfolgt hat,
darüber will ich mich jetzt noch nicht aussprechen.
I.
Wy ßorgermeistere vnd Radmae der Stad Rige Bekenne vnd
betugen openbar in vnd mit dessem breue dat an vnse jegen-
wordicheit gekomen is hinrik Arndes ichteswanne Titeken Arndes
d& he lenede elike Sone openbarliken vor vns bekennede vnd
seggede dat he vnd sine eruen Recht vnd Redeliken vorkofft hebben
der Ersamen Broderscop Süte marien magdalenen gilde bynnen
Rige dr^ fferdinge Rigesch nies geldes jarliker Renthe vor drut-
teyndehalue mark Rigesch dessyluen nien pagimetes als genge
vnd geue is in liefiflande in dage jare giiflfte desses breues der
eyn isliik vorge. getalde mark an siik hefft vnd hebben sal Seuen
loet lediges syluers an vnd vp ein h4ss belegen in vnser Stad
in der kopstrate negeste her hinrik vam Broke thegen dem
wynkeller euer de Renthe vorge. edder de werde dar van alle
jare uttorichtende vnd tobetalende vpden vorge. Süte marien
magdalene dagh süder alle vorthogeringe Behalden dagh dem
vorge. hinrik Arndes vnd sine erue edder der Rechte besittere
des vorge. huses intokompden tiden volle macht vnd möge de
vorge. Renthe vor den vorbenomeden houetsüme edder de werde
dar van vpden vorge. Süte marien magdalenen dagh wedderaflf-
tokopende wanner en dat _behaget vnd alderbest vellich is
süder jemädes wedderspreket desses in eyne werte tuchnisse is
vnser Stad ingesegel vnder an dessen breflf gehangen de geue vnd
gescren. is na xpi vnses heren gebort dusent verhüdert in dem
negenvndveiiiigeste jare upden vridagh vor Baftholomei apli.
(22. Aug.)
Perg., durchschnitten, 28 cm lang, löVs cm hoch.
Mit dranhängendem Siegel der Stadt in gelbem Wachse,
schlecht erhalten; Dorsalschrift: Nr. 1 Obligation (durchstrichen)
1449. Attest E. E. Rahts von Riga, dass Heinrich Arndes seine
Federung von 13 und V2 m. Rlg. An die Brüdersdiafft von St, Ma-
rien Magdalenen verkaufift habe.
II.
Wytlik vnde apenbar sv alle den jennen de dessen breff zeen
ofte hören lezen Bekenne Ik Hinrik Arndes Borger tho Rige vor
my vnde myne eruen to betugende dat ik myd myne rechten
eruen rechter j^ritliker schult schuldich byn den Ersamen Brodern
in sunte Marie Magdalenen gilde dortich olde mark Rigesch
nach aldem gewerde yo sosundedorchtich artige vor ene ye-
welke mark to Rekende unde to betalende in giften desses breues
165
alze nv in lifflande genge vnde geue is vor desse Yorgeschreaen
doitich olde mark schal vnde wil ik Hinrik Arndes vorbn. geuen
dessen Ebrsaine Brodern vorgescreuen geuen Twe mark Riges yar-
likei^ rente alle jar vt to Richtende vnde to kunede vppe Sunte
Marie Magdalenen dach^) Sunder yenigerleie vortogeringe vnd
dar to sette ik Hinrik Arndes dessen vorbn. Brodem vor en wis
seker pant myn erue dat belegen is tusschen Her hinrik vam
dem broke vnd Kersten beltere verdermer weret sake dat
msser en van deme andrn walde gescheden wezen an der betalinge
AIzo dat my de Ersamen Brodere vorbenomet dat gelt nicht langh.
. . . en envolden . . don est ik dat gelt nicht langh bruken noch
Torrenten en wolde So schal vnser en deme andern . . haljBf
to Seggen vnd vord na der to segginge schall hinrik Arndes
Tnd syne eruen de vorbn. Dortich olde mark myd der Rente
denne geborlik gantzliken vnde gans vt richte vnd betalen vpp
den alder negesten sunte Marien Magdalenen dach Sunder yeni-
gerleie Tortogeringhe vnde argelist Tho enes wuUenkamener rechter
warheid So hebbe ik Hinrik Arndes myn Ingesegell so en houet-
mä vor my vn. myne rechten eruen witliken an dessen bre£f
Iiten hengen To groter bewaringe vnde merer tuchnisse so hebbe
ik gebeden de Ersamen Mannes vnde medeborgere to Rige Alzo
byname Tydeke Relin vnde Thomas tymerman dede vme myner
bede willen ere Ingesegell to euer tuchnisse desser vorgescr. sake
aede an dessen breff vnder by den myne hebben gebangen De
gegeuen vnd gescreue is In dem Jar unses Hrn. dusent verhun-
dert dar na in dem Sosundeveeftigesten Jare.
Perg., durchschnitten, 30 cm lang, 16 cm hoch; mit 3 dran-
hingenden Siegeln in grünem Wachse (2 Hausmarken und tym-
mermans Wappen).
Dorsalinschrift: 2^ Obligation 1400 (durchstrichen) 1456 dess
Heinr. Arends über 30 alte m. rig. von der St. Marien Magdalenen
Grilde Bruderschafft auf Intressen genomen.
M4. TersammlHDg am 13. November 1902.
Der Präsident H. v. Brniningk eröffnete die Sitzung, indem
er des am 18. Oktober d. J. in Riga verstorbenen ordentlichen
Mitgliedes Beinhold Baron. Freytag v. Loringhoven, Be-
sitzers von Harmshof gedachte und die Versammlung ersuchte,
dessen Andenken durch Erheben von den Sitzen zu ehren.
X) d. 2SL JuU.
156
In Beziehung auf die in der vorigen Sitzung beschlossene
Herstellung einer grossen archäologischen Karte der Ost-
seeprovinzen berichtete der Vorsitzende, dass sich aus der be-
hufs regionaler Theilung der Arbeit und Feststellung der leiten-
den Gesichtspunkte geführten Korrespondenz Bedenken und
Schwierigkeiten ergeben haben, welche es rathsam erscheinen
lassen, von der Ausfuhrung dieses Planes zunächst Abstand
zu nehmen und sich einstweilen auf die Publikation einer, die
Belegenheit der prähistorischen Burgberge und Ringwälle dar-
thuenden Karte der Ostseeprovinzen zu beschränken. Nachdem
Herr K. v. Löwis of Menar sich bereit erklärt hatte, die von
ihm bereits ausgearbeitete Karte durch ein Register aller Burg-
berge ergänzen zu wollen, wurde die Herausgabe dieser Karte
beschlossen und die Beanstandung der Arbeiten für die Herstellung
einer archäologischen Karte genehmigt.
Der Bibliothekar verlas sodann den Accessionsbericht.
An Oeschenken waren dargebracht worden: 1) von Herrn Propst
H. V. Seesemann-Grenzhof: Album des theologischen Abends
und der Arminia; 2) von E. Behres Verlag inMitau: Qeuters
Taschenkalender für 1903; 3) von der Oberdirektion der
Livl. adligen Güterkreditsozietät in Riga: H. Baron Engelhardt,
Zur Geschichte der Livl. adligen Güterkreditsozietät. Riga
1902; 4) von Herrn Dr. Priedr. Bienemann jun. in Riga
seine Arbeit: Die Katastrophe der Stadt Dorpat während des
Nordischen Krieges; 5) von Herrn H. Lasch in Riga: drei Photo-
graphien von der Rigaschen Hauptwache; 6) von Herrn Dr. A.
V. Bulmerincq in Riga sein Buch: Zwei Kämmereiregister der
Stadt Riga. Leipzig 1902; 7) von Herrn Baron AI. Frey tag
V. Loringho ven seine Schrift: Aus heiteren Stunden. Riga 1902.
Für das Museum waren folgende Geschenke eingegangen:
1) von Herrn Kunstmaler Julius Siegmund: Portrait des Lehrers
an der St. Jacobi- Schule zu Riga, Ferdinand Müller, geb. 1797,
gest. 1877; 2) vom Rigaer Börsencomit^: verschiedene aus der
Düna bei Wohlershof ausgebaggerte und beim Bau der Pinger-
häfen beim Andreasholm gefundene Gegenstände, darunter ein
157
gothisclieB Schwert aus dem 15. Jahrhundert; 3) von Frl. E. H.:
dn Spiel Karten; 4) aus dem Nachlass von Frau y. Torklus:
drei ältere goldene Ringe.
Für das Münzcabinet waren als Qeschenke dargebracht
worden: von der Eaiserl. Archäologischen Kommission in Peters-
burg eine kupferne 8-Thalerklippe vom Jahre 1956, und von
Fr&olein N. Z. eine Bronzemedaille auf Karl Ernst v. Baer.
Zu ordentlichen Mitgliedern wurden aufgenommen die
Herren: Ootthard Baron von der Recke zu Jahteln in
Kurland, Oberlehrer Karl Blum in Ooldingen, Alexander
Bittenberg und Dr. med. Hermann Meyer in Riga, Dr. med.
Richard Weinberg, Prosektor an der Universität in Jurjew,
Pastor Eduard Wieckberg in Windau, Pastor Eduard Grüner
za Appricken in Kurland, Pastor Wilhelm Kupffer zu Schleck
in Kurland und Pastor Walter Bielenstein zu Mesothen in
Kurland.
Herr Stadtarchivar Dr. phil. Ph. Schwartz hielt einen Vor-
trag über „Die Fehde Dorpats mit den Stamern und Genossen^
(s. unten).
Herr Inspektor G. Mettig machte Mittheilungen über das
Amtsbach der Goldschmiede zu Reval, welches von Herrn Dr.
W. Nenmann im Hause eines Revaler Goldschmiedemeisters ent-
deckt und dem Referenten zur Durchsicht übergeben war. Die
von 1461 bis 1537 reichenden Aufzeichnungen dieses Amtsbuches
geben beachtungswerthe Nachrichten zur Geschichte der Revaler
GoldBchmiede: über ihre Vermögensverhältnisse, ausstehende
Schulden, kirchliche Einrichtungen (Vikarien), Strafgelder, Amts-
and Rathsentscheidungen, Taxen, Lehrlings- und Gesellenwesen,
Materiallieferungen, Wahl der Zunftbeamten, Ableistung der
Wehrpflicht u. a. m.
Die Inskriptionen über den Detailverkauf von Silber, Queck-
silber, Borax, Salmiak und Email an verschiedene Zunftmeister
geben ein deutliches Bild von der Organisation des Verkaufs von
Bohmaterialien in kleineren Quantitäten innerhalb der Zunft,
welche an bekannte Bestrebungen des modernen Associations-
158
Wesens erinnern. Hinsichtlich der Personenknnde bemerkte der
Referent, dass nicht wenige Eintragungen über den Goldschmied
Hans Ryssenberch handeln, der durch seine in der Eremitage
zu Petersburg aufbewahrte, kunstvoll gearbeitete Monstranz yom
Jahre 1474 bekannt geworden ist, auf die vor einiger Zeit Pro-
fessor B. Hausmann die Aufmerksamkeit gelenkt hatte. Zum
Schluss sprach der Referent den Wunsch aus, das Amtsbach
möge der Forschung durch den Druck zugänglich gemacht werden.
Die Fehde Dorpats mit den Stamern mid Genossen^).
Von Ph. Schwartz.
In den fan&iger Jahren des 15. Jahrhunderts ist in den
Rezessen der Hansetage und der livländischen Städtetage mehr-
fach davon die Rede, dass streng eingeschritten werden solle
geffen die losen Gesellen in den Städten, die sich in ihren Strei-
tigkeiten nicht am Recht genügen lassen, sondern die Hülfe von
Fürsten und Rittern anrufen, um ihre Sache gewaltsam durchzu-
fechten. Welchen Umfang dieser Unfug annehmen konnte, wird
iUustrirt durch eine Fehde, in die Dorpat verwickelt war, die
weite Kreise in Bewc^ng setzte und sich Jahre lang hinzog.
Im J. 1454 überfielen Odert Stamer und Marquard Vrorip
zur Nachtzeit, nachdem sie sich unkenntlich gemacht, den Dor-
pater Bürger Ludeke Scroder in der Stadt und verwundeten ihn
schwer, was sie selbst vor dem Stadtvogt bekannten. Auf Ver-
anlassung des Verwundeten wurde Vrorip ins Gtefilngniss gesetzt,
worin er einer Krankheit und nicht gewaltsamer Behandlung
erlae, worüber Dorpat ein urkundliches Zeugniss des Bischou
Baräolomäus Savijerwe beibrachte. Odert Stamer war es ge-
lungen, nach Dänemark zu entkommen, wo er vor dem König
Christian I. und den dänischen Reichsräthen, namentlich vor dem
Hauptmann auf Gk)tland Olaf Axelsson Tott, Klage über Dorpat
M Das Materi&l entstammt hanptsächlich dem Danziger Stadtarcbiv,
ferner den titadtarchiven zu Lübeck nnd Beval and ist theils vollständig mI
drackt, theils registrirt im bis znm J. 1459 reichenden 11. Bande des Uv
l&udischen Urkandenbnchs (nn. 694, 697, 756, 777, 779, 788, 836, 848, 852, 853),
der noch nicht zur Ausgabe gelangt, dessen Text aber bereits von mir im Druck
fertiffgestellt ist. Spatere Stücke, die ich in Abschrift besitze, sind som
Theil in den Bänden 4— 6 der 2. Abtheilong der Hanserecesse, im 10. Bande
des Lübischen nnd im 8. des hansischen Ürkandenbachs gednickt oder re-
gistrirt. Sie werden im 12. Bande des livL Ürkandenbachs zur Yeroffent-
lichnng gelangen.
169
fukrte. Oeftere unter Zusicherung freien Geleits von Dorpat ge-
maehte Anerbietungen, an Ort und Stelle seine Sacke rechtlich
nszuiragen, wurden von ihm abgelehnt. In Dänemark traf er
mit anderen Leuten zusammen, die daselbst Gleiches betrieben.
Zunächst mit Werner Vrorip, der gegen Dorpat Beschwerde erhob,
durch gewaltthätige Behandlung im Gefängniss den Tod seines
Bruders Marquard verschuldet zu haben.
Von Werner wissen wir, dass er Kaufmann zu Wisby auf
Gotland war. Der Hauptmann der Insel Olaf Axelsson verthei-
digt ihn 1450 beim Lübischen Rath gegen die Beschuldigung der
Seeriuberei und 1454 nennt er ihn seinen Diener und Kaufmann.
Erlebte noch 1485^). Danach wird sein Bruder Marqnard auch
in Wisby seine Heimath gehabt und sich nur zeitweilig in Dorpat
aofgehaiten haben. Da Gotland damals zu Dänemark gehörte,
80 war es naheliegend, dass Werner ausser bei Olaf Axelsson
auch beim König Gnristian Beschwerde führte. Weniger selbst-
verständlich erscheint das bei Odert Stamer and seinen noch zu
nennenden Brüdern. Aus dem Folgenden ^eht hervor, dass sie
Beziehungen zur Dörptschen Stiftsritterschaft gehabt haben, ihre
Heimaih aber lässt sich nicht sicher nachweisen. Vielleicht sind
de der seit 1300 urkundlich nachweisbaren, im Anhaltischen und
in Sachsen, später auch in der Niederlausitz begüterten adeligen
Familie Stammer zuzuzählen, aus der Heinrich v. Stammer von
1466—1^0 Bischof von Naumburg war*).
Ferner trat Odert Stamer mit Johann Wininckhusen in Ver-
bindung, der wegen eines Streits mit mehreren Gliedern der
Dörptschen Schwarzhäuptei^esellschaft die Stadt verlassen und
ausserhalb derselben einen seiner Gegner, den Danziger Bürgers-
8ohn Wilhelm Bokeler, iiberfallen und in Haft behalten hatte.
Dorpat brachte die Sache an seinen Bischof und sandte die
Seinigen zur Befreiung Bokelers aus. Deshalb entsagte Wininck-
husen der Stadt, begab sich ebenfalls zum König Christian von
Dänemark und fahrte Klage über Dorpat, wobei er auch die
Schwarzbäupter von Riga, Beval und rernau, die nach Rigas
Aussage am Streit ganz unbetheiligt waren, mit in die Sache
verwi^elte. Da er auch die norddeutschen FürsteD für seine
Angel^enheit zu interessiren versuchte, so ist vielleicht in Nord-
detttschiand seine Heimath zu suchen. Dazu kam ein gewisser
Mattis Maen, der gegen Riga wegen einer Wachsforderung bei
Olaf Axelsson Beschwerde erhob.
Allen diesen Personen wurde in Dänemark bereitwillig Bei-
lUnd, namentlich zur Ausrüstung von Kaperschiffen, zugesagt,
1) YgL Styffe, Bidrag tili Skandinaviens hiatoria 8 n. 66, Liudström,
AnteecDlogar om Gotlands medeltid 2 S. 477.
>) Vn. KDOSchke, Neues allgemeines dentsches Adelslezicon 8 S. 598,
Enbely Hierarcbia catholica medii aevi 2 S. 227.
160
i
was speziell Biga mit Besorgniss erfüllte. Es ersuchte deshalb
mit Beziehung auf ein etwas früheres Schreiben, das dieselbe
Bitte enthalten hatte, am 16. September 1457 Lübeck, die nach
Livland segelnden Herbstschiffe stark zu bemannen, da die Un-
sicherheit auf der Ostsee dem Kaufmann grosse Gefahren bereite.
Es hing das mit dem Kriege zusammen, den der Hochmeister
des Deutschen Ordens mit dem preussischen Bunde, der Ritter-
schaft und den Städten Preussens, die sich in die ünterthänigkeit
des Königs Kasimir von Polen begeben hatten, führte. In diesem
Kriege leistete der Orden in Livland dem in Preussen namhafte
Hülfe an Geld und Truppen, worüber im 11. Bande des Urkun-
denbuchs reichhaltiges Material abgedruckt ist. Der Orden schloss
ein Bündniss mit König Christian von Dänemark, der, nachdem
er schon früher Norwegen in seine Hand gebracht, damals bereits
auch die Krone Schwedens erlangt hatte, als der König dieses
Landes Karl Knutsson, mit dem Christian Jahre lang Krieg ge-
führt, von seinen aufrührerischen Unterthanen aus dem Lande
vertrieben worden war (Febr. 1457). Karl hatte in Danzig Zu-
flucht gefunden und war von hier aus, unterstützt durch reichliche
Geldmittel, bestrebt, den Krieg gegen Dänemark zu beleben und
aufrechtzuerhalten. In Folge dessen wurde die Schi£ffahrt auf
der Ostsee durch zahlreiche dänische und schwedische wie Dan-
ziger Auslieger unsicher gemacht. Die livländischen Städte
mussten, wenn auch ungern, der Politik des Ordensmeisters Jo-
hann von Mengede folgen, wofür sie von Danzig, der mächtigsten
Stadt Preussens, zur See bedrängt wurden. König Christian
hätte in den livländischen Städten seine Bundesgenossen sehen
müssen, das hielt ihn und seine Käthe aber nicht ab, die Ka-
Sereien der dänisch -schwedischen Piraten auch gegen sie zu
ulden, ja zu begünstigen.
Man geht wohl nicht fehl, wenn man die Unterstützung der
in Dänemark Klage fuhrenden Personen durch den König als
in seine Politik gegen Livland, die auf eine Einmischung in die
Verhältnisse des Landes abzielte, gut hineinpassend halten muss.
Gewiss nicht ohne sein Zuthun hat der Bischof von Dorpat im
J. 1451 daran gedacht, dem Bruder des Königs, Herzog Moritz
von Oldenburg, das Bisthum zu übertrafen. Dann hatte Christian,
gestützt auf die alten Beziehungen der Könige von Dänemark
zur Revaler Kirche, die von seinen Vorgängern ihr ertheilten
Privilegien bestätigt, sie in seinen Schutz genommen und den
vom Kapitel erwählten Kandidaten gegen den vom Orden ge-
wünschten unterstützt. Ferner mischte er sich im J. 1458 in die
Verhältnisse des Bisthums Oesel, das er gleichfalls in seinen
Schutz genommen und dessen Privilegien er bestätigt hatte, ein,
indem er dem Kandidaten des Kapitels Johann Vatelkanne gegen
den Ordenskandidaten Jodokus Hohenstein Hülfe leistete oder
161
dorch seine Beamten leisten Hess, wie durch die Bruder Olaf,
Erich und Age AxelssoD, Hauptleute auf Ootland, Wiborg und
Warb^rg im nördlichen Halland, von denen Olaf und Erich auch
io der Unterstützung der Stamer eine Rolle spielen. Offenkundig
leigte der König auch das Streben, die früneren dänischen Be-
eitEungen EUirrien und Wierland zurückzugewinnen, wie schon
aus der zeitweiligen Annahme des Titels „Dux Estoniae^ hervor-
pht, ja bei den Verhandlungen mit dem Ordensmeister von Liv*
Lmd wegen eines Bündnisses gegen den preussischen Bund und
Polen verlangte er, dass der Orden in Livland sich in ein Unter-
thänigkeitsverhältniss zu ihm begebe. Er musste diese Forderung
fallen lassen, da der Ordensmeister unmöglich darauf eingehen
konnte, und in dem Bündnissvertrag vom 18. Oktober 1457 ist
davon nicht die Rede, aber nur wenige Tage später kaufte der
Köniff bedeutende Besitzungen in Harrien und trat bald darauf
dem Orden, wie erwähnt, in dem öselschen Bischofsstreit ent-
gegen^). So wird ihm das Hülfegesuch der über Dorpat Ela-
eenden ganz gelegen gekommen sein, um seine Hand in den liv-
l&ndischen Angelegenheiten zu behalten.
Auf dem livländischen Städtetage zu Earkus vom September
1457 kam die Sache zur Sprache. Die Rathssendeboten ersuchten
d^ Ordensmeister^ an Olaf Axelsson auf Gotland wegen einiger
Gesellen, die die livländischen Städte zu schädigen gedenken, zu
sdoreiben. Der Ordensmeister willfahrte der Bitte und theilte
am ^. September von Karkus aus Olaf Axelsson mit, wie die
Sendeboten von Dorpat, Riga und Reval ihn über die Streit-
aadien Johann Wininckhusens, Odert Stamers und Werner Yrorips
mit Dorpat unterrichtet haben, besonders, dass Dorpat sich in
dieser Angelegenheit vor seinem Bischof, dessen Kapitel und
Mannschaft zu itecht erboten und erklärt habe, dem Folge leisten
zu wollen, was der Bischof mit den Seinen in der Sache auf dem
Wege c;atlicher Yermittelung oder des Rechts erkennen werde.
Davon haben, wie auch der Bischof ihm brieflich bestätigt habe,
die dbrei Genannten nichts wissen wollen und unter schweren
Drohungen erklärt, Einwohner Dorpats schädigen zu wollen, wo
sie ihrer habhaft werden könnten. Der Ordensmeister ersucht
nun Olaf Axelsson, die Genannten zu veranlassen, sich unter
ordensmeisterlichem Geleit nach Livland zu begeben, um daselbst
ihre Sachen gütlich oder rechtlich auszutragen. Schliesslich bittet
er auf Rigas Gesuch, Mattis Maen zu bewegen, sich in gleicher
Weise dem Recht zu stellen. An demselben Ta^e beklagten sich
die Rathssendeboten der 3 livländischen Städte Lübeck gegenüber
Iber den grossen Schaden, der den Kauf leuten durch die fort-
i) Das Material zu dieser Politik des EöniffS findet sich im 11. Bande
des livL ÜB. oder wird im 12. Bd. zum AbdrncK gelangen. Zunächst vgl.
dwöber Mollemp, Danmarks forhold til Lifland S. 15— SB.
11
162
während sich vermehrenden dänischen und schwedischen Auslieger
zugefügt werde, wodurch die vom König Christian vor nicht langer
Zeit der Hanse bestätigten Privilegien') verletzt werden. Sie
ersuchen, beim König vorstellig zu werden, dieses den Privilegien
zuwiderlaufende Treiben abzustellen und die Auslieger in seinen
Ländern nicht weiter zu schützen. In demselben Briefe dringen
die Sendeboten, offenbar mit Bezugnahme auf Odert Stamer und
Genossen, auf die Beobachtung der Rezesse wider die losen
leichtfertigen Gesellen, die mit Hintansetzung des Rechts mächtige
Herren anrufen und mit deren Hülfe den Städten und dem Kauf-
mann schweren Schaden zufügen.
Nachdem die Absage Odert Stamers und seiner Helfershelfer
in Dorpat bekannt geworden war, wandte sich die Stadt an die
Stiftsritterschaft, damit diese in Erfahrung brächte, ob die in
der Stadt sich aufhaltenden Brüder Oderts ihm Beistand leisten
wollten oder nicht. Nach Berathung mit dem Bischof und dem
Kapitel lud die Mannschaft die Brüder vor sich. Zwei von
ihnen, Andreas und Dietrich, erschienen und erklärten ihr Be-
dauern über das Verhalten ihres Bruders, sich nicht am Recht
genügen zu lassen, und dass sie sich in seine Sache nicht mischen
wollten. Dasselbe verlautbarten sie öfters. Nicht lange nachher
landeten Odert Stamer und Johann Wininckhusen, die unterdessen
„Diener" des Königs Christian geworden waren, an der Oesel
gegenüberliegenden Küste und verfertigten im Hof Werder Lunten,
Zündschwämme und snideTeuncristHAe Instrumente, wie Dorpat sich
ausdrückte, und ritten mit ihren Genossen nach Dorpat. Fünf
Meilen vor der Stadt überfielen sie Dörptsche Bürger, nahmen
ihnen ihre Pferde und Alles, was sie bei sich führten, worauf sie sich
der Stadt bis auf eine halbe Meile näherten, um Mordbrand an
ihr zu üben. Aber ihre Anwesenheit bei der Stadt wurde ruchbar,
die Bürger machten sich in der Nacht auf, nahmen die Uebel-
thäter gefangen und fanden bei ihnen als Beweise ihres Vor-
habens rergeln, Stroh und die erwähnten unchristlichen Instru-
mente. Sie wurden ins Qeftngniss geworfen und nach Bekennung
ihrer Schuld hingerichtet. Wininckhusen scheint keinen Familien-
anhang gehabt zu haben, wenigstens trat Niemand für ihn ein,
dagegen wurde bald von den Brüdern Odert Stamers bekannt'
dass sie trotz ihres Versprechens, mit ihm nichts zu thun haben zu
wollen, seinen Tod zu rächen gedächten. Dorpat ging den Stifts-
vogt um Erforschung der Wahrheit an. Dieser theilte mit, dass
die Stamer ihre Sache rechtlich entscheiden lassen wollten. Und
in der That, zum Zeugniss dessen hefteten sie eine Appellations-
schrift an die Kjrchthüren, in der sie den Rath vor den Richter-
stuhl des Römischen Kaisers luden, womit dieser zufrieden war.
1) Im J. 1466. ÜB. 11 nn. 404, 406, 419, 420.
163
Aber bald darauf gingen sie wieder davon ab und bestimmten
ihren jüngsten Bruder Dietrich^ an Stelle des gerichteten Odert
die Fehde gegen die Stadt fortiosetzen. Dietrich machte dem
StifteTogt davon Mittheilung und liesa durch ihn der Stadt ent-
sagen. Dorpat versuchte, die Sache nocK gütlich beizulegen, und
liese zu dem Zweck den Brüdern Oeleit asoaichern. Sie gingen
daranf ein, aber da keine Versöhnung erzielt wurde, so wurde
ein weiteres, vom 12. März bis zum 23. April 1468 währendes
Geleit anberaumt. Und jetzt einigte man sich dahin» dass die
Fehde bis zum 11. Juni friedlich anstehen sollte. Aber mitten
im Frieden wurde in der Nacht des 7. Mai an der Stadt Mord-
brand verübt, was Dorpat, da es sich damals nur mit den Stamern
im Streit befand, diesen Schuld gab. Gleich nach Ablauf des
Angtandes verpflichteten sich dann am 18. Juni zu Kirrumpä
Hans und Dietrich Stamer in Gegenwart des Bischofs Barthofo-
mäos, des Abts von Falkenau, der Dörptschen Domherren Johann
Uexknll und Johann ungern wie einiger von der Mannschaft,
ihren Zwist mit der Stadt der richterlichen Entscheidung des
Bischofs und derer, die er hinzuziehen werde, zu übertraffen und
auch ihren Bruder Andreas zu veranlassen, sich dem anzuscmiessen.
Die Brüder erhielten vom Bischof, dem Kapitel, der Mannschaft
und der Stadt Geleitsbriefe ausgestellt, um in der angegebenen
Weise den Weg des Rechts zu betreten. Aber es kam nicht
dazu. Als Hans Stamer hörte, dass die Stadt ihn wegen des
Brandes belangen wolle, verliess er wieder Dorpat was der
Bischof schriftlich bezeugte. Die Fehde b^ann von Neuem. Auf
Ordensgebiet, im Waldesdickicht lauerten die Stamer Dörptschen
Büi^m auf, plünderten sie aus, führten einen gefesselt weg
und hielten ihn mehrere Wochen in Gefangenschaft. Dorpat
konnte dieser von den Stamern drohenden Gefahr wegen nicht
I den Städtetag zu Wolmar vom September 1458 besenden, sondern
I musste sein Gutachten über die zu behandelnden Gegenstände
schriftlich mittheilen. Zugleich bat es die Bathssendeboten der
anderen Städte, den Ordensmeister, an den es sich auch direkt
wandte, zu ersuchen, die auf seinem eigenen Gebiet von den
Stamern gegen Dorpatenser verübten Räubereien nicht weiter zu
dulden. Die Tagfahrt nahm sich bereitwillig der Sache an. die
Bathssendeboten stellten sie dem Ordensmeister vor, der innen
I in Gregenwart seines Bruders, des Komturs von Beval, und des
Vogts von Wenden versprach, dem Unwesen ein Ende zu bereiten.
Er liess den Stamern gebieten, das Ordensgebiet zu räumen,
falls sie nicht bereit wären, ihre Streitsache seiner Yermittelung
zu überlassen. Zugleich sollten sie den gefangenen Dorpatenser
mit der ihm geraubten Habe freigeben. Auch der Vogt von
Wenden gelobte, dass die Stamer das Ordensgebiet räumen und
gehindert werden sollten, weitere Gewaltthätigkeiten zu verüben.
164
Dorpat wurde darüber von den RathsBendeboten Mittheilung ge-
macht, ebenso that es der Ordensmeister, der zugleich auf Vor-
stellung des Komturs von Reval, der sich für einen vom Ordens-
meister zu gebietenden Frieden verbürgte, die Stadt aufforderte,
die Sache auf dem Rechtswege auf einem Landtage entscheiden
zu lassen. Trotzdem nun die Stamer, während Dorpat auf den
Friedenszustand vertraute, eine neue Gewaltthat gegen einen
Dörptschen Bürger verübten, so erbot es sich doch auf dem
Landtage zu Wolmar vom 2. Dezember 1458 durch zwei seiner
Bürgermeister vor dem Ordensmeister, mehreren Ordensgebietigem
und den zum Tage versammelten Rittern, Knechten und städti-
schen Abgeordneten, den Streit auf dem nächsten Landtage
rechtlich aburtheilen zu lassen. Die Stamer aber Hessen sich
darauf nicht ein und verliessen das Land, um wie früher ihr
Bruder Odert in die Dienste des Königs Christian von Dänemark
zu treten und bei ihm und Olaf Axelsson Dorpat zu verklagen
und zu verleumden. Die Folge waren mehrere drohende Schreiben
des Königs, das letzte vom 22. August 1459, in denen er zunächst
wegen der rechtlosen Hinrichtung seines Dieners Odert Stamer
Qenugthuung far dessen Brüder Dietrich und Andreas forderte,
und als das resultatlos blieb, erklärte, dass er den Brüdern, so
86 sich deshalven to uns gedan unde ingeven hebben, Schutz in
seinem ganzen Lande zugesichert habe und Willens sei, da er es
nicht hindern könne, dass sie sich an Dorpatenser hielten, wo
sie sie träfen, sie mit seinen Amtleuten, Vögten und Unterthanen
so zu unterstützen, dass ihnen Genugthuung für ihres Bruders
Tod zu Theil werden könne. Das möge Dorpat sich zu Herzen
nehmen. In ähnlicher Weise schrieb Olaf Axelsson der Stadt.
Diese sandte nun am 18. September eine ausführliche Darstellung
des Streites an Danzig, das damals mit König Christian im Frieden
lebte ^), und bat es, sich beim König und Olaf Axelsson zu ver-
wenden, dass sie den Stamern keinen weiteren Beistand in ihrer
ungerechten Sache leisteten und nicht gestatteten, dass aus den
skandinavischen Reichen Jemand Dorpat schädige, wie ihnen den
Beweis zu liefern, dass die Stamer nicht, wie sie sich beklagt,
rechtlos aus Livland hätten scheiden müssen. Ob Danzig der
Bitte willfahrt, ist nicht bekannt, jedenfalls beharrte der König
bei seinem Verhalten. Er empfahl die Stamer bis zur Beendigung
ihres Streites dem Bruder Olaf Axelssons Erich, Hauptmann auf
Wiborg in Finnland. Von Wiborg gingen sie, von Brich Axelsson
als Knappen bezeichnet, im Winter von 1459/60 nach Estland
hinüber und machten wie früher und zwar auf der von Reval
nach Dorpat führenden Strasse Jagd auf Dorpatenser und ihre
Güter. Dabei verschonten sie aber auch andere Leute nicht.
1) Vgl. Y. d. Ropp, HansereceBse 4 nn. 612, 693.
166
So wurden einem Lübischen Bürger und seiner Gesellschaft
Waaren geraubt, was zu einem Briefwechsel zwischen Lübeck
und Erich Axelsson Veranlassung gab. Reich mit Beute beladen
kehrten die Stamer nach Wiborg zurück, um sich dann zu Beginn
des Frühjahrs 1460 zum König Christian zurückzubegeben^).
Auf dem Städtetage zu Walk vom 5. März 1460 bildeten
diese erneuten Räubereien einen eifrigen Gegenstand der Ver-
handlungen. In einem Schreiben an den Komtur von Reval, den
Vogt von Wesenberg und die Räthe von Harrien und Wierland,
die auf März 16 in Reval zu einem Tage versammelt waren,
machten die Rathssendeboten darauf aufmerksam, dass durch den
Strassenraub im I^ande, wie er noch im letzten Winter stattge-
funden, die Freiheiten Livlands verletzt würden, da die Ausüber,
die sich am Recht nicht genügen lassen, zu dem ihre Widersacher
sich doch oft vor den Ständen des Landes erboten haben,
meinen, dadurch ihre ungerechte Sache zu fördern. Die Ange-
legenheit sei um so schlimmer, als die Uebelthäter von einigen
Einwohnern des Landes geschützt würden und üngelehrte ver-
leitet werden könnten, dem bösen Beispiel zu folgen, was auf
die Dauer dem Lande zum Nachtheil gereichen müsse. Die
Adressaten wurden um Anwendung strenger Massregeln zur Be-
seitigung des Strassenraubes und dass die bösen Menschen in
ihrer Unthat unbeschützt blieben ersucht. Gleichzeitig meldeten
die Sendeboten Lübeck, dass die Dörptschen Gesandten ihnen
mitgetheilt, wie die Streitsache mit den Stamern auf einem spä-
testens am 25. Juli anzusetzenden Tage, den Dorpat besenaen
volle, verhandelt werden solle, und ersuchen, Dorpat, falls es
Lübeck anrufen werde, in seiner gerechten Sache förderlich zu
sein. Dass neben den Stamern auch Werner Vrorip seinen Zwist
nicht hatte ruhen lassen, geht aus der Bitte der Dörptschen
Sendeboten an die Rigischen hervor, den Ordensmeister zum
Zeugniss der von Dorpat vor ihm gethanen Erbietungen in der
VroriDBchen Streitsache zu einem offenen Brief an Fürsten, Herren
und Städte zu veranlassen und einen ebensolchen des Rigischen
Raths zu erwirken^). Dass aber Vrorip an dem gewaltthätigen
Vorgehen Odert Stamers, Johann Wininckhusens und der Brüder
Oderts gegen Dorpat direkt betheiligt gewesen sei, wird nicht
erwähnt.
Die Stamer fuhren nun in Dänemark in ihren Klagen und
Verleumdungen über Dorpat fort. Dieses theilte Lübeck den
Sachverhalt brieflich mit und liess es auch mündlich durch den
Boten, den es an König Christian sandte, unterweisen. Der
Gesandte sollte dem König nach dessen eigenem Begehr die An-
f^elegenheit in Gegenwart der Stamer vortragen, aber nach seiner
1) Vgl. E&naacheB ÜB. 8 n. 966.
«) Vgl V. d. Bopp, HanserecesBe 4 nn. 757 § 7 u. 8, 758, 760.
166
Instruktion jedenfalls darauf bestehen, dass die Sache nicht in
Dänemark, sondern in Livland, wo sich die Stamer zu Recht
erboten hatten, ansgetraeen werde. Trotzdem setzte der König
einen Bechtstaff zum 24. Mai 1461 auf Gotland fest. Dorpat
nahm ihn natürlich nicht an, da es anderenfalls, wie es sich aus-
drückte, das Recht seines Bischofs, mit dem er vom Papst und
Kaiser begnadigt sei, wie sein eigenes, da die Stamer sich ur-
kundlich verpflichtet hätten, ihre Sache in Livland vor dem
Bischof rechtlich entscheiden zu lassen, verletzt hätte. Wenige
Tage nach dem vom König angesetzten Termin, am 29. Mai,
richtete es dann zwei Schreiben an Lübeck und an die daselbst
zum Hansetage versammelten städtischen Abgeordneten. In dem
ersten bittet es, falls der Tag in Aussicht nähme, Boten oder
Briefe an König Christian zu senden, die Angelegenheit den
Sendeboten vorzutragen und sie zu ersuchen, den König anzu-
gehen, die ungewöhnliche Ladung abzustellen und sich der Stamer
nicht weiter anzunehmen, da sich Dorpat oft zu Recht erboten
und sich auch jetzt noch vor seinem Bischof, dessen Kapitel und
Mannschaft dazu erbiete. In dem Schreiben an die Rathssende-
boten wird einmal darum nachgesucht, die Rezesse eegen die
losen leichtfertigen Gesellen, die mit Hintansetzung des recht-
lichen Verfahrens aus den Hansestädten entweichen und an ver-
schiedenen Orten Beistand zu erlangen versuchen, streng zu be-
obachten') und zweitens den König von Dänemark anzugehen,
solche Leute in den skandinavischen Reichen nicht zu schützen,
damit sie nicht von dort aus den Kaufinann schädigen, besonders
aber nicht den Stamern Beistand zu gewähren, sondern sie zur
Beobachtung ihrer besiegelten Briefe, durch die sie sich ver-
E fliehtet haoen, ihre Sache vor dem verstorbenen Bischof —
artholomäus Savijerwe — auszutragen, anzuhalten. Zum Schluss
erbietet sich Dorpat, den Stamern, falls sie ins Land kämen,
wie früher vor aem Bischof — jetzt Helmicus Mallingrade — ,
dessen Kapitel und Mannschaft oder vor den livländischen Prä-
laten und Städten zu Recht zu stehen^). Erfolg hatte das Alles
nicht. Der König frihr in seinem feindseligen verhalten gegen
Dorpat fort. Riga warnte er, seine Waaren nicht mit Dörptscnen
verladen zu lassen^), was unzweideutig auf Kapergelüste gegen
Dorpatenser hinweist, welche Gefahr Dorpat am 1. Mai 14o2 zu
einem Schreiben an Lübeck veranlasste, in dem es mit Berufung
auf die mehrfach mitgetheilte Streitsache, die resultatlose Be-
sendung des Königs Christian in der Angelegenheit, dessen Be-
1) Dieser Punkt wurde auch dem Bathssendeboten Revals in eeiuer
Instruktion mitgegeben. V. d. Kopp, Hanserecesse 5 n. 101.
S) y. d. Bopp 5 n. 87, ÜB. der Stadt Lübeck 10 n. &8.
>) Bigische Kämmereirechnuigen von Michaelis 1460 bis dahin 1461.
Vgl. V. d. Bopp 5 B. 60 Anm. 1.
J67 _
gchützung der Stamer und offene Absage an die Stadt darum
nachsacbt, dass, wenn die Waaren des gemeinen Kaufmanns unter
Geleit von Lübeck nach Hamburg fingen, auch die Dörptschen
mitzunehmen, damit sie nicht von König Christians Kriegsvolk
arretirt würden; anderenfalls wäre es den Dörptschen Kaufleuten
gantz swar jenigerleye gudere aldar overtosenden. Das ist be-
greiflich, da der Weg durch den Sund führte, dessen beide Ufer
in Händen des Königs waren ^).
Die Sache gestaltete sich für Dorpat aber immer gefährlicher.
Der Marschall von Schweden Türe Turesson, der Hauptmann zu
Borchholm auf Öland Magnus Green, damals vielgenannte Persön-
lichkeiten, entsagten mit 18 Rittern und anderen guten Männern
Borpat der Stamer wegen. Diese bedachten mit ihrem Zorn
jetzt auch Riga, weil es einem Bürger von Dorpat Qobel Hove,
den die Stamer als einen Anreizer und Rathgeber zur Hinrichtung
ihres Bruders bezeichneten, Aufnahme in seiner Stadt gewährt
habe. Sie verlangten seine Ausweisung, keine Unterstützung
Dorpats und keine weiteren ihnen feindselige Briefe an den
König von Dänemark und dänische Herren, widrigenfalls müsse
fiiga ihrer Absage gewärtig sein. Auch Reval ging nicht leer
ans. Es soll sich widerrechtlich gegen sie benommen haben,
während sie in guden geloven ufid in veligen gelede gewesen wären.
Sie drohten, dass ihm das bekommen solle, wie dem Hunde das
Gras. Alles dieses theilten Hans und Dietrich Stamer Riga in
einem Briefe mit, den es am 29. November 1466 erhielt und am
%. Dezember Dorpat abschriftlich mit der Bitte übersandte, auch
Beral zu benachrichtigen. Dass das geschehen, beweist die Auf-
bewahrung der Kopie von Rigas Brief mit der Einlage im Revaler
Stadtarchiv.
Weiteres erfahren wir aus dem mir bis jetzt zugänglichen
Material über die Stamer nicht. Dass ihre Streitsache in der
nächsten Zeit zum Stillstande gekommen oder gar giitlich oder
rechtlich beigelegt worden sei, lässt sich nach dem Inhalt ihres
Schreibens an Riga, wonach ihnen der Kamm gewaltig geschwollen
sein muss, nicht annehmen. Vielleicht fördern die weiteren For-
schangen für das livländische ÜB. neues Material zu Tage.
Von Werner Vrorip hören wir aber noch in den nächsten
Jahren. Er war unterdessen Rathmann von Wisby auf Gotland
?sworden and hatte seine Anklage gegen Dorpat, dass es den
od seines Bruders Marquard im Gefängniss durch Hunger und
Mgebührliche Peinigungen verschuldet habe, fortgesetzt und zwar
bei dem uns schon Dekannten Erich Axelsson und dessen Bruder
Ivar, Hauptmann auf Gotland wie sein 1464 verstorbener Stief-
bruder Olaf und als Schwiegersohn des wieder auf den Thron
^) Haufiisches ÜB. 8 n. 1140; statt Bevaler und Beval mass aber Dor-
P&tenser und Dorpat gesetzt werden.
168
Schwedens gelangten Karl Knutsson^) eine einflnssreiche Per-
sönlichkeit. Die Axelssons forderten Reral auf, Dorpat zu einer
Sühneleistung anzuhalten. Reval leistete dem Fol^, Dorpat aber
erwiderte, dass, nachdem Yrorip sich bei einer Verhandlung in
Biga geweigert, vor den livländischen Ständen zu Recht zu stehen,
es bereit sei, den ZMdst durch Reval oder den nächsten Hansetag
in Lübeck und zwar lieber auf dem Wege gütlichen Vergleicla
als auf dem Rechtswege erledigen zu lassen. Auf dem Städtetag
zu Wolmar von 1469 Februar 26 erklärten die Revaler Raths-
sendeboten, dass ihre Stadt nicht im Stande sei, den Streit allein
zu entscheiden. Daraufhin erboten sich die Dörptschen Sende-
boten von Neuem, ihn durch den nächsten Hansetag schlichten
zu lassen. Erich und Ivar Axelsson wurden nun von den auf
dem Städtetage versammelten Sendeboten ersucht, Vrorips Zu-
stimmung dazu zu erlangen und Dorpat fernerhin nicht zu be-
nachtheiligen. An Wisby erging ein gleiches Schreiben mit dem
Zusatz, dass es wegen seiner Zugehörigkeit zur Hanse und weil
Yrorip sein Rathsmitglied sei ihn zur Einwilligung veranlassen
möge*). Ein Jahr später, auf dem Städtetag zu Pernau von
1470 Februar 18, kam die Sache wiederum zur Verhandlung, und
es ergingen von den Rathssendeboten neue Schreiben an Ivar
Axelsson und einen anderen seiner Brüder, Lorenz, Hauptmano
auf Raseborg in Finnland, wie an Wisby, in denen mit Berufung
auf die früheren mitgetheilt wurde, dass Dorpat den auf Mai 31
nach Lübeck ausgeschriebenen Hansetag besenden wolle, um da-
selbst Yrorip oder seinem Bevollmächtigten zu Recht zu stehen
oder die Sache gütlich beizulegen, und die Adressaten angegangen
wurden, Yrorip oder seinen Vertreter zur Besendung zu veran-
lassen, damit der Streit endlich beigelegt werde'). Auf dem
Hansetage erschien als Gesandter Dorpats der Rathmann Johann
Ossenbrinck und veranlasste, da Yronp weder selbst erschienen
war noch einen Bevollmächtigten gesandt hatte, die Rathssende-
boten zu einem Schreiben an den Kath von Wisby mit dem Ver-
langen, das Erscheinen seines Mitgliedes zu einem neuen Hanse-
tage auf August 24 desselben Jahres zu bewirken. Und auf
diesem Tage war wenigstens ein Bevollmächtigter Yrorips an-
wesend. Da sich mit ihm ein gütlicher Yergleich nicht erzielen
liess, so erklärte Ossenbrinck, dass der Rath von Dorpat Yrorip
vor den Sendeboten zu Recht stehen wolle*). Damit schliessen
1) Schon im Augast 1464 hatte er Schweden wieder in Besitz genom-
men, aber bereits im Jan. 1465 wurde er abermals vertrieben. November
1467 bestieg er zam dritten Mal den Thron, am ihn jetzt bis an seinen
Tod, der am 15. Mai 1470 erfolgte, za behaupten.
«) V. d. Kopp 6 nn. 144 § 9 a. 10, 150.
8) L. c. nn. 278 § 9 a. 10, 280.
*) L. 0. n. 356 § 122, vgl. n. 880 S, 291.
169
die Akten auch in der Sache Yrorips g^en Dorpat, nachdem
äe Tor 16 Jahren ihren Anfang genommen. Wie das ürtheil
gdantet hat, erfahren wir nicht, es dürfte aber kaum zweifelhaft
Bein, dass es zu Onnsten Dorpats angefallen ist, das hier wie
in dem Streit mit den Stamem doch offenbar das Recht auf
seiner Seite hatte.
M5. Jakres-VenuiBliing am 5. Deeember 1901
Vor Eintritt in die Tagesordnung gedachte der Präsident,
H. ?. Bruiningk, des Verlustes, den die Gesellschaft durch den
«m 30. NoTember d. J. zu Pleppen in Kurland erfolgten Tod des
ordenüichen Mitgliedes, dim. Obersten Friedrich y. Löwis of
Menar, erlitten. Die Anwesenden ehrten das Andenken des
Verstorbenen durch Erheben von den Sitzen.
Der Vorsitzende brachte zur Eenntniss, dass die Direktorial-
Tenammlnng anlässlich eines Antrages des Herrn Dr. Wilh.
Naumann beschlossen habe, behufs Abformung von kunsthi-
^riaeh interessanten Gegenständen in den Ostseeprovinzen für
unser Dommuseum, einen Kredit von zunächst 300 Rbl. zu ge-
v&en, und fernerhin die Gesellschaftsschriften, namentlich, die
Jahreshefte der „Sitzungsberichte **, nach Möglichkeit durch Licht-
<inicktafehi dieser und sonstiger bemerkenswerther Objekte aus
<lem eigenen Besitz der Gesellschaft, nebst kurzen Beschreibun-
P^ ZQ bereichern. Sollte die Erfahrung lehreu, dass eine Er-
veitemng dieses kunstgeschichtlichen Theiles der Gesellschafts-
^clffifien sich als zeitgemäss und durchführbar erweise, so werde
^ die ursprünglich beantragte Herausgabe gesonderter Hefte
^ter der Bezeichnung „Mittheilungen aus dem Bigaschen
Oommuseum'' zurückgekommen werden. Derselbe brachte zur
Senntniss, dass der GeseUschafts-Kasse durch Vermittelung des
Herrn Oberlehrers Fr. y. Keussler in St. Petersburg als üeber-
Khofls aus einer von ehemaligen Studirenden der Landesuniver-
^t reranstalteten Festlichkeit in dankenswerther Weise 18 Bbl.
^Qgewandt worden sind.
170 __
Es wurde der Versammlung ferner zur Kenntniss gebracht,
dass die übrigen geschichtsforscbenden Gesellschaften die behufs
Portsetzung der „Livländischen Geschichtsliteratur** auf sie re-
partirten Jahresbeiträge bereitwilligst zugesichert haben, so dass
dieses Unternehmen nunmehr gesichert ist und die Arbeit dem
Herrn Mag. bist. Arnold Feuer eisen übertragen werden konnte.
Von Professor R, Hausmann war in Erwiderung auf ein
ihm zu seinem 60. Geburtstage zugesandtes, seine hohen Verdienste
um die vaterländische Geschichtsforschung anerkennendes Glück-
wunschschreiben eine Danksagung eingelaufen.
Vor Beginn der statutenmässigen Neuwahlen erklärte der
Präsident H. v. Bruiningk, dass er nach zwölQähriger Amts-
führung eine etwaige Wiederwahl anzunehmen sich zu seinem
Bedauern ausser Stande sehe, er aber von der Absicht, sich den
Arbeiten für die Gesellschaft entziehen zu wollen, weit entfernt
sei, vielmehr seine Dienste nach wie vor gerne zur Verfügung
stelle, nur nicht in dem von ihm bisher bekleideten Amte. Um
jedoch eine von ihm unternommene, für die Gesellschaftsschriften
bestimmte grössere Arbeit zum Abschluss bringen zu können,
müsse er bitten, von laufenden Arbeiten etwa während der Dauer
eines halben Jahres überhaupt dispensirt zu werden.
Hierauf bat der Direktor der Gesellschaft, Herr Inspektor
C. Mettig, ums Wort. In längerer Rede feierte er die 12 Jahre
der Präsidentschaft und die Verdienste Bruiningks um die För-
derung der baltischen Geschichte und der anderen Interessen der
Gesellschaft für Geschichte und Alterthumskunde. Indem Redner
die Einzelpublikationen der Gesellschaft und die wissenschaftlichen
Unternehmungen und Anregungen während der Bruiningkschen
Präsidentschaft vorführte, kennzeichnete er den erfreulichen Auf-
schwung der Thätigkeit im Schosse der Gesellschaft und be-
leuchtete dabei die glückliche Initiative und die werthvoUe und
fördernde Theilnahme Bruiningks an zahlreichen Arbeiten zu
Nutz und Fronunen unserer Heimathskunde und unseres Heimath-
landes. Die warme und innig empfundene Danksagung für die
ausserordentlichen Verdienste um die Gesellschaft schloss Redner
171
mit der Yerküiidlgang der von der Gesellschaft einstimmig be-
sdilodsenen Ernennung Baron Bruiningks zum Ehrenmitgliede
der Gesellschaft für Geschichte und Alterthumskunde der Ostsee-
proyinzen Busslands.
In seiner Danksagung für diesen Ausdruck der Anerkennung
gedachte H. v. Bruiningk der ihm stets in bereitwilligster Weise
zu Theil gewordenen Unterstützung. Unvergessen und unvergess-
lich seien ganz besonders die hervorragenden Verdienste von
Dr. Anton Buchholtz, mit dem er, Redner, im Laufe seiner
Präsidentschaft zusammen zu arbeiten das Glück gehabt habe.
Zum Präsidenten der Gesellschaft wurde Herr Oberlehrer
Staatsrath Bernhard Hollander erwählt. Der neugewählte
Präsident wandte sich mit einigen Worten an die Versammlung, in
denen er seinen Dank für das ihm geschenkte Vertrauen aussprach.
Zu Direktoren für das kommende Vereinsjahr wurden die
bisherigen Direktoren wiedergewählt, und zwar die Herren: Leoni d
Arbnsow, Professor Dr. Richard Hausmann, Aeltester
Robert Jaksch, Inspektor Co nstant in Mettig, Alexander
Freiherr v. Rahden, Stadtarchivar Dr. Philipp Schwartz
und Gnstay v. Sengbusch. An Stelle des durch die Wahl
nun Präsidenten ausscheidenden Oberlehrers B. Hollander
wurde der bisherige Präsident Hermann Baron Bruiningk
zum Direktor gewählt.
Zorn Schatzmeister wurde Herr Franz Redlich nach
Ablauf seines Trienniums wiedergewählt.
Zu ordentlichen Mitgliedern wurden aufgenommen:
Pastor Hermann Grüner zu Salgaln, Pastor Johannes Bielen-
ßtein zu Alt- und Neu-Rahden, Pastor Woldemar Peitan zu
Würzau, Pastor Leonhard Seesemann zu Eursiten, Pastor
Paul Heintz zu Dalbingen, Pastor Karl Krüger zu Sessau,
Hermann v. Roepenack, Erbbesitzer von Stalgen, Pastor
Hermann Bergengrün, Kaufmann Eugen Irschick und
Buchdruckereibesitzer Alexander Schnakenburg in Riga.
Der Schatzmeister verlas den nachstehenden Kassabericht
ßr das verflossene Gesellschaftsjahr.
172
Einnahmen: „^, ^ ,
Rbl. Kop.*)
Vortrag vom 6. December 1901 in Dokumenten und
in baarem Qelde 13,282. 88
Dazu kamen im Jahre 1901/1902:
An Mitgliedsbeiträgen 3,083. —
„ Zinsen der Werthpapiere 576. 80
„ Eintrittsgeldern ins Museum und Erlös aus ver-
kauften Katalogen, Publikationen u. Dubletten 616. 63
„ Subventionen und Geschenken 1,528. —
„ Coursgewinn beim Ankauf von Werthpapieren . 15. 50
Die Mitgliedsgeldablösung des Herrn Dr. phil. Max
V. Wulf-Taiwola 100. —
Zusammen 19,202. 81
Ausiraben: „,, ^
^ BbL Kop.
Für Neuanschaffungen, Miethe und sonstige Aus-
gaben für Bibliothek und Museum .... 1,515. 26
„ Druck und Versendung der Vereinsschriften . 536. 08
„ Ausgrabungen 19. 04
„ Gehalte und Inkassospesen 840. 73
„ die Vertretung der Gesellschaft auf dem XII.
archäol. Kongress in Charkow an Diäten . . 218. 60
„ Verschiedenes 231. 99
3,361. 70
Uebertrag zum 6. December 1902:
RbL Kop.
I. Hauptkasse. . . . 4,728. 11
Kapital der Stiftung
des weil. Beichraths-
mitgliedes Georg v.
Brevem (f 1892). . 1,500. —
Transport. . . 6,228. 11 3,361. 70
*) Die YertheiluDg dieser Samme auf die einzelnen Kassen ist zu
ersehen ans der Znsammenstellang anf S. 96 and 97 der „SitBongsbericbtc
ans dem Jahre 1901*.
173
Bbl Kop. Bbl. Kop. Bbl. Kop.
Transport 6,228. 11 3,361. 70
Kapital der Stiftung
des weil.livländischen
Landraths Georg Phi-
Kpp V. Stryk (f 1893). 600. —
Kapital der abge-
lösten Mitgliedsbeitr. 600. —
II. Kapital zur Anstel-
lung eines Kustos für
das Museum . . . 3,774. 60
Kapital der Stiftung
des weil. Karl Bern-
hard V. Wulf zu Len-
newaden (f 1898) . 1,000. —
Kapital der Stiftung
der Erben des weil.
Oskar y. Sengbusch
(t 1901) 2,100. —
Kapital der Stiftung
des Wirkl. Geheim-
raths Oberhofmeisters
d. Kaiserl. Hofes Se-
nateurs Emanuel Graf
Sievers 500. —
7,328. 11
in. Kapital der Kulturhistorischen
Aasstellung . . , 189. 35
lY. Kapital der Prämie der Stadt Riga 949. 15
7,374. 50
- 15,841. 11
Zusammen 19,202. 81
Der Einnahmeposten von 1528 Bbl. an Subventionen und
Gesellenken setzt sich zusammen aus folgenden Einzelzuwendun-
gen: 1) von der livländischen Ritterschaft als Jahres-
Sübvention 1000 Rbl.; 2) von dem Oberhofmeister des AUer-
bOchsten Hofes, Wirkl. Geheimrath, Senateur Emanuel Graf
Sievers auf Schloss Wenden 500 Rbl.; 3) von Frau F. v. Wahl
174
zur Erinnerung an weiL Reinh. v. Wahl-Lustefer als Beitrag pro
1902 6 Rbl.; 4) von Frau v. Ulrichen, geb. Wilpert, zur
Erinnerung an weil. Heinrich v. Ulrichen als Beitrag pro 1902
4 Rbl.; 5) durch Herrn P. v. Ken ssler als Ueberschuss des
St. Petersburgers Balten -Abends vom 8. Mai 1902 18 Rbl., zu-
sammen 1528 Rbl.
Zur Förderung der Arbeiten am schwedischen Archiv kam
auch für das abgelaufene Jahr ein weiterer Beitrag von 1000 Rbl.
seitens der li vländischen Ritterschaft direkt zur Auszahlung.
Die Emanuel Graf Sievers-Stiftung sowie der bereits im
vorigen Jahr durch Herrn Rechtsanwalt A. Volck eingegangene
Beitrag wurden als unantastbares Kapital der Kustos -Kasse
zugeführt, zusammen 1500 Rbl.
Für die Restaurationsarbeiten auf Martinsholm wurden
. noch 12 Rbl. verausgabt. Der Rest der für diese Arbeiten von
der Stadt Riga angewiesenen Summe beträgt demnach 113 Rbl.
76 Kop. Die in Angriff genonmienen gärtnerischen Anlagen
sollen im nächsten Frühjahr vollendet werden.
Aus der Schenkung der Stadt Riga zur Herausgabe der
Buchholtz-Materialien konnten inzwischen die Druck- und
Vertriebskosten für den ersten Band bestritten werden. Die Ge-
sellschaft hat keine Mühe gescheut, das Unternehmen auch ihrer-
seits nach Kräften sicherzustellen. Eine von ihr unter den
Mitgliedern eröffnete Subskription hatte einen recht erfreulichen
Erfolg. Immerhin muss noch eine namhafte Anzahl von Exem-
plaren des Werkes durch den Buchhandel auch an ein grösseres
Publikum abgesetzt werden, wenn es in dem geplanten Umfang
ohne Deficit zum Abschluss kommen soll. Die dafür z. Z. zur
Verfugung stehenden Mittel betragen einschliesslich der bereits
für den ersten Band eingegangenen Zahlungen 1173 Rbl. 94 Kop.
Für die in der Versammlung vom 5. December 1901 beschlos-
sene Gedächtnissmedaille auf Dr. Anton Buchholtz wui-den
von 112 Subskribenten 1981 Rbl. 98 Kop. gezeichnet. Das Geld
ist zinstragend angelegt worden und wird bis zur Auszahlung
die Sunune von 2000 Rbl. sicher überstiegen haben. Far vor^
175
aufibestellte Medaillen, die sich in Bronzeausfuhrung auf je 4 Rbl.
50 Eop. stellen sollen, wurden eingezahlt 195 Rbl. 50 Kop.
Das Kapital zur Herausgabe des Liv-, Est- und Eurlän-
dischen Urkundenbuches, welches von der Gesellschaft ver-
waltet wird, beträgt 11,955 Rbl. 31 Kop.
Die Herren Kassa-Revidenten, Aeltester Robert Jaksch
und C. G. V. Sengbusch, geben zu Protokoll, dass sie die Re-
vision der Kasse vollzogen und alles in bester Ordnung vorge-
funden hätten.
Zu Kassa-Revidenten für das nächste Jahr wurden dieselben
Herren per Acclamation wiedergewählt.
Der Bibliothekar erstattete folgenden Jahresbericht: üeber
die Bibliothek im verflossenen Jahre 1902 ist vor allem zu be-
richten, dass aus dem Dublettenbestande und auf anderem Wege
für die Handbibliothek des Vatikanischen Archivs, das
jt auch für unsere Geschichte von grösster Bedeutung ist, eine
Auswahl der wichtigsten Werke zur livländischen Geschichte von
Herrn N. Busch zusammengestellt wurde. Diese Sendung ist in
Rom mit Dank entgegengenommen worden. Ferner hat unsere
Bibliothek einen ganz bedeutenden Zuwachs durch die Schenkung
eines Theiles der Bibliothek des verstorbenen Dr. Anton Buch-
holtz erfahren. Namentlich ist diese Sammlung reich an numis-
matischen, z. Th. sehr kostbaren Werken. Im verflossenen Jahre
hat die Bibliothek eine beträchtliche Ausgabe gehabt für Buch-
binderarbeiten, die namentlich den werth vollen Buchhol tzschen
Bachern zu Gute kamen. Der Posten hierfür beträgt 200 Rbl.,
ist aber zu einem grossen Theile durch den Verkauf von Dubletten
gedeckt worden, durch welche die Bibliothek eine Einnahme von
120 RbL erzielte. Im übrigen ist zu bemerken, dass auch in diesem
Jahre die laufenden Arbeiten der Bibliothek in der üblichen
Weise erledigt wurden, worunter namentlich auch die Ordnung
der aus dem Buchholtzschen Nachlass stammenden grossen Samm-
littg von Ansichten und Plänen zu erwähnen ist, die, wie alle
Arbeiten, von Herrn Bibliothekar N. Busch mit unermüdlicher
Sorgfalt ausgeführt worden ist.
176
Der stellvertretende Museumsinspektor legte der Ver-
sammlung seinen Rechenschaftsbericht vor, nach welchem die im
Laufe des verflossenen Gesellschaftsjahres tur das Museum aus-
schliesslich durch Geschenke eingegangenen Gegenstände sich in
folgender Weise gruppiren lassen:
1) Altsachen 100
2) Waflfen 32
3) Keramische Erzeugnisse 27
4) Oelbilder, Miniaturen 15
5) Photographieen 6
6) Schmucksachen, Ringe, Perlen etc 82
7) Glassachen 9
8) Wand* und Taschenuhren 5
9) Dosen 6
10) Pfeifenköpfe aus Holz, Meerschaum, Porzellan . . 7
11) (Gegenstände aus Perlmutter, Elfenbein, Schildpatt . 10
12) „ „ Eisen, Messing 23
13) „• „ Zinn 4
14) „ „ Silber 8
16) „ „ Leder 4
16) Optische Instrumente 4
17) Orientalische Gegenstände 14
18) Fächer 2
19) Mumie 1
20) Diversa (Kostumstücke, Trommel, Kartenspiele, Geld-
wage, Marmorvase etc.) 21
380
Der Besuch des Museums durch Nichtmitglieder (Mitglieder
haben freien Zutritt) belief sich vom 1. December 1901 — 1. De-
cember 1902 auf 2214 Personen, hat sich somit erfreulicher Weise
gehoben, selbst g^en das vorige Jahr, in dem, veranlasst durch
die Jubiläumsausstellung, ein regerer Besuch stattfand.
177
ÜB vurden verkaoft:
^
1177 Eintrittskarten
zn 20 Eop.
für 235 Rbl.
40 Eop.
396
1» 30 „
99
118 „
80 „
638
„ 10 „
»
63 „
80 „
3
i> 16 »
91
""■ »
45 „
2214
144 Pfihrer
„ 20 „
)f
67 „
60 „
476 Rbl. 06 Eop.
Im Jahre 1900 wurde das Museum von 1366 Personen be-
BQcht, 1901 von 2050 Personen. Der grössere Besuch in diesem
Jahre ist wohl nur den von Herrn N. Busch veranstalteten
Speeialausstellungen zu verdanken, sowie mehreren von ihm ver-
fasBten Zeitungsartikeln, in denen er das Publikum auf die Schätze
unseres Museums au&nerksam machte.
Der Munzkonservator berichtete, dass im verflossenen
Gesellschaftsjahre der Münz- und Medaillensammlung 2542
Objekte von 35 Personen und Institutionen dargebracht wor-
den sind.
Der Bibliothekar verlas sodann den Accessionsbericht f&r
den verflossenen Monat. An (beschenken waren dargebracht
worden: 1) von der Buchhandlung von Jonck & Poliewsky:
Banemhandel, Bigasche Erzählung von A. Badendiek. Riga
1902; 2) von Herrn B. v. Schrenck: Rigas Einkommensteuer.
S.-A. aus der „Duna-Zeitung*'; 8) von Herrn Abbö Martin
in Lyon: Katalog der Ausstellung von Marianischen Kunst- und
Kultusgegenständen in Freiburg i./B. Februar 1902; 4) durch
Herrn P. Falck aus dem Nachlass von Frau Sprohrt: Aphorismen
und abgerissene Oedanken über verschiedene Oegenstände des
Lebens. Mitau 1807; 5) von Herr K. v. Löwis of Menar
sein Aufsatz: Die älteste Ordensburg in Livland; 6) von Herrn
Dr. JL V. Bulmerincq sein Buch: Zwei Kämmerei -Register
der Stadt Riga. Leipzig 1902; 7) von Herrn Dr. med. R.
Weinberg in Jurjew sein Buch: Grania Livonica. Untersuchung
m prähistorischen Anthropologie des Balticum. Jurjew 1902;
12
178
8) von Herrn Dr, W. Nenmann sein Werk: Baltische Maler und
Bildhauer des 19. Jahrhunderts. Riga 1902; 9) von Herrn N. v.
Roth in Werro: eine Karte von Russland aus dem Jahre 1640;
10) von Herrn Maler Siegmund eine Mappe mit 11 Photographieen
nach seinen Bildern; 11) von Herrn Erich Busch: eine Anzahl
Oelegenheitsdrucke; 12) von Herrn stud. Riemer: Aquarell-
bilder des Dr. Ed. Albanus; 13) von Herrn E. H.: eine Anzahl
älterer Kalender und Katechismen; 14) von Frau Gathinka
Wenditz: eine Anzahl älterer Rigascher Zeitungen und alter
Werke; 15) von der Graphischen Anstalt von S che f fers in Riga:
8 photographische Ansichten von Riga; 16) von Herrn Oberlehrer
Oskar Stavenhagen in Mitau seine Arbeit: Livland und
die Schlacht bei Tannenberg. S.-A. aus der „Baltischen
Monatsschrift^.
Für das Museum waren an Geschenken dargebracht worden:
1) von Herrn v. Helmersen zu Sawensee: der Inhalt mehrerer
Gräberfunde (Armspangen, Lanzenspitzen etc.); 1) von Herrn
CG. V. Sengbuscb: ein blauer Thonkrug mit Zinn- Deckel und
ein silbernes Salzfass; 3) von Herrn E. Gramann, Kirchenvor-
steher in Smilten: der Inhalt eines Gräberfundes beim Leyes
Dalme- Gesinde; 4) von Herrn C. Frey: eine Tabaksdose; 5)
aus dem Nachlass von Frl. A. Caviezel, durch Herrn G. Werner:
als Leihgabe eine Glas -Flöte mit Silberbeschlag,
Herr Leonid Arbusow hielt einen Vortrag über die Visi-
tationen im Deutschen Orden in Livland (s. unten).
Herr K. v. Löwis of Menar referirte an der Hand von
Aufnahmen, die er im Juli dieses Jahres gemacht hatte, über den
heidnischen Burgberg und die Ordensvogtei Kandau in
Kurland (s. unten).
Herr Inspektor C. Mettig hielt einen Vortrag über die
Fahnen der Aemter und Gesellenschaften in Riga
(s. unten).
179
Die Visitationen im Dentsohen Orden in Livland.
Von L. ArbuBOW.
Visitiert wurden die Konvente des Deutschen Ordens von
ihren nächsten Vorgesetzten, d. h. den Landmeistern. Aus früher
Zeit und in Bezuff auf Livland sind die Nachrichten darüber
spärlich; wir erfahren gelegentlich, dass es alljährlich einmal
geschah. Ein weiteres Mittel, das eine Handhabe zur Kontrole
bot, waren die zweimal im Jahr abgehaltenen Kapitel, auf denen
die Gebietiger ihre Rechenschaft abzulegen hatten (vgl. livl. ÜB.
2 n. 803. 806).
Aber auch die Gentralstelle des Ordens übte ein derartiges
Oberanfsichtsrecht aus. Es handelte sich dabei um Beobachtung
and Einhaltung der mannigfachen Regeln und Gebräuche, um
Prüfung vorgebrachter Beschwerden, Abstellung etwaiger sich
zeigender Misstände. In den Statuten sind diese V isitationen vor-
gesehen ^). Die Gentralstelle war im 13. Jahrh. im Morgenlande,
in Accon. Als der Orden sich nun weithin über das Abend-
land ausbreitete, Preussen zu unterwerfen begann, in Livland das
Erbe der „Schwertbrüder" antrat, musste eine von Accon ihren
Ausgang nehmende Oberverwaltung sich bald als Unmöglichkeit
herausstellen. Das Institut der Stellvertretung hat sich denn
auch sehr bald ausgebildet.
Es gab Vizehocnmeister, d. h. Personen, die für längere oder
kürzere Zeit, oft nur in ganz bestimmten, eng begrenzten Fällen,
den Hochmeister vertraten*). So weilte der Deutschmeister Eber-
hard von Seyn fast zwei Jahre lang (1252 — 54) in der Stellung
eines solchen Vertreters in Livland^). Uebrigens nahmen die
Hochmeister in der zweiten Hälfte des 13. Jahrh. ihren Auf-
enthalt immer häufiger im Abendlande. Ja, die einzige Nach-
richt, die wir über den Besuch Livlands durch einen Hochmeister
haben, stammt aus dieser Zeit. Im J. 1255 ist Poppo von
Ostemach in Livland gewesen; er urkundet bei seiner Rückkehr
in Memel^), das damals übrigens zu Livland gehörte.
1) Ygl. Ferlbach, Halle 1890, G. II b (dentsche Red.), Qw. 18 (d. R.),
G. a. m. f 6. IV 14, G. G 3; über die Art zn eitleren ebd. S. 224.
*) Dragendorff hat die Bedeutung der Vizehochmeister znerst erkannt
imd cnar^rteriBiert Vgl. seine Diss. Die Beamten des D. 0., Berlin 1894.
S) ÜB. n. 236. 265, 6 Regg. S. 15 n. 301a.
*) Voigt, Gesch. Prenssens 3 S. 102 Anm.; Bange, Regg. bis 1300 n.
787. Ob er die Dona äberschritten hat? Im 15. Jahrh. galt es als Tradition
des Ordens, dass ein Hochmeister nie nach Livland gekommen sei. Vgl.
SUveiüuigen, Mitth. a. d. livl. Gesch. 17 S. 79.
12*
180
Aber auch eine r^elrechte Sendung zwecks einer Visitatioiiy
bestehend aus einem Bitter- und einem Priesterbruder, hat Dragen-
dorff fürs J. 1287 wahrscheinlich gemacht^).
Als der Hochmeister nach dem Verluste Accons (1291 Mai
18)*), und nachdem zeitweilig Venedig sein Sitz gewesen war, seit
dem Septbr. 1309 auf der Marienburg in Preussen residierte, werden
die Visitationen Livlands und Deutschlands von hier aus unter-
nommen. Aus den Quellen lassen sich für Livland folgende
Visitationen erkennen: Im Juli 1322 verzichtete die Abordnung
aus Preussen auf die beabsichtigte Visitierung mit Rücksicht auf
die hochgradige Erregung der Oemüther; der Meister und andere
wichtige Gebietiger hatten damals resigniert (ÜB. 2 n. 657 Sp. 97).
1334 Oktbr. 9 fand zu Riga, als Abschluss der stattgehabten
Visitation, wie das auch sonst überliefert ist, ein Kapitel statt,
an dem die Visitierer, der oberste Marschall Dietrich von Alten-
burg und der Priesterbruder Günther theilnahmen (Perlbach,
Statuten A. IQ, S. 162; we^en des Kapitels der kurländischen
Kirche vgl. ÜB. 2 n. 766, viell. von 1337 Juni zu datieren; die
Visitatore waren Härtung [von Sonneborn], Trapier, und Johanes,
Dekan von Pomesanien).
1340 im Frühjahr sandte der HM. Dietrich von Altenburg
Visitierer nach Livland; sie überbrachten dem Ordensmeister
Burchard von Dreileben die Gitation zum Kapitel in Preussen;
hier legte er vor dem 24. Juni sein Amt nieder (Benner S. 80,
nach Hoeneke; vgl. Voigt, Gesch. Pr. 4 S. 572).
Eine im J. 1360, vielleicht im Sommer, stattgehabte Visitation
ist blos durch die Bigischen Kämmereirechnungen bekannt (vgl.
Jahrb. f. Genealogie 1901 S. 83 unter Papendorpe).
1395 wurde ausser den Ordensgebieten auch das Bigische
Domkapitel von Preussen aus visitiert (ÜB. 6 n. 2707 : das Big.
Kapitel behauptet, die Aeusserung ist vermutihlich 1422 gefallen,
vor 27 Jahren durch den Orden visitiert zu sein).
1404 waren der Komtur von Schönsee und der Priesterbmder
Johann Steyn als Visitierer in Livland (Joachim, Das Marienburger
Tresslerbuch S. 306)»).
Im J. 1418 hat eine Visitation in Deutschland und Liv-
land stattgefunden, die ich nur durch ÜB. 5 n. 2545 („vor drei
Jahren^') belegen kann^). Der im Mai dieses Jahres m Livland
1) a. a. 0. S. 22 ff. nach der Liyi. Beimchr.; Br. Ynlmar von Bern-
hasen wird 1257 in Königsberg als Zeage genannt (Perlbacb, Preoaa.
Begg. n. 543).
s) Röhricht, Forsch, zar deotschen Gesch. 20 (1879).
S) Für Deutschland lassen sich von Preassen ausgehende Visitationen
u. a. 1398. 1404. 1409/10. 1418. 1421. 1434. 1451 erkennen; sie fielen also
nicht immer mit solchen in Livland zusammen. Vgl Tresslerbnch S. 19.
250. 322. 540. 584 f. and weiter unten.
^) Ein Zettel in Brotzes Livonica 24 n. 53 bezieht sich anf Bremen
und steht mit der Visit, dieses J. im Zusammenhang.
181
weilende Komtur von Danziff (ebd. n. 2228. 32) ist aber wohl
nicht der Visitierer, dessen Namen wir nicht kennen.
1421 währte die Revision vom Febmar bis in den April, ein
in Wenden am 13. April gehaltenes Kapitel bildete den Abschluss ^).
Anch das Biffische Domkapitel sollte damals visitiert werden;
anf die bewe^chen Vorstellungen des Erzbischofs Joh. Ambnndii,
er selbst visitiere alljährlich das Kapitel, u. s. w., nahm die De-
legation davon Abstand. Der Erzbischof dankte dem Hochmeister
brieflich für diese ihm erwiesene Bücksicht. Hinterher gab dann
der HM. in einem Schreiben an den OM. seinem Ingrimm Aus-
drack und suchte an der Kurie auszuwirken, dass derartige
Exemtionen für die Zukunft unmöglich gemacht würden. Oleich
darauf erfolgte die vom Papste sanktionierte Bückwandlung des
Bigischen Kapitels in ein Augustinerstift, und auf Jahrzehnte
hinaus hat dann, geringe Schwankungen abgerechnet, das Kapitel
sich der Bevormundung durch den Orden entzogen. Oelegentlich
erfahren wir hier auch'), dass sowohl der Meister von Livland
als auch der von Deutschen und Wälschen Landen ihre Oebiete
alljährlich einer Inspektion unterzogen.
Zugleich finden wir in den citierten Stellen Andeutungen, dass
allgemeine, sich über das ganze Oebiet des Ordens erstreckende
Visitationen alle drei Jahr stattfinden sollten. Doch ist unsere
Ueberlieferung eine zu trümmerhafte, um deutlich erkennen zu
lassen, ob das in praxi — wenn auch nur in einem beschränkten
Zeitraum — eingehalten worden ist. Von 1418 bis 1421 sind
freilich drei Jahre, von 1334 bis 40 sind es sechs, von 1395 bis
1404 neun Jahre, ebenso von 1442 bis 51, also Vielfache von drei.
1434 fand eine Visitation in Preussen und in Deutschen
Landen statt, nicht aber in Livland. Dass man sich an der
Centralstelle aber auch auf anderem Wege über die Oebiete in
Livland zu informieren suchte, zeigt ein Abschnitt im sogen.
Ordenszinsbuch vom J. 1438^). Hier findet sich ein vollstän-
diges Verzeichnis der livländischen Oebiete, mit Bemerkungen, die
leider recht dürftig ausgefallen sind.
1) ÜB. 5 D. 2528. 29 (wohl an den HM., nicht an den OM.). 31. 32.
3a 45 (April), n. 2524 ist richtiger von April 26 (nicht von Jan. 16) zu
daueren; aas ergiebt der Znsammenhang.
«) VgL Anm. 1.
^ Abgedr. Script, renim Pmss. 5 S. 144 ff. Anm. a, vffl. S. 147
Anm. 1. Ich kenne das Stück fStaatsA. za Königsberg A. 138 p. 344)
Dicht ans Antopsie; es wäre nicnt anwichtig in Erfahmnff za bringen, ob
es in einer Origmalniederschrift oder in einer Abschrift vorliegt. Das Feh-
len der VogtS Jerwen. führt anf das Jahr 1439 (vgl ÜB. 9 n. 506. 508.
672 § 6). IHe Angaben sind z. Th. in die jüngere Hochmeisterchronik
öbergegangen. In deren früherem Drack (bei Matthaei, Yet. med. aevi ana-
leeta) nacn einer erweiterten and in anglaablicher Weise verballhornten
Abschrift.
182
Unsere Ueberliefening gewinnt nun einen anderen Charakter,
sie wird reichhaltiger. Uns sind nicht nur die betreffenden In-
struktionen erhalten, sondern auch Bruchstücke der Berichte selbst.
Die Peststellung der Zahl der Brüder und ihrer Vertheilung auf
die einzelnen Gebiete kann als Aufgabe der Informationen wohl
auch für frühere Zeit angenommen werden. Es fragt sich, ob die
Angabe der Herkunft der Brüder schon früher ein massgebendes
Moment gebildet hatte. Jetzt trat es in den Vordergrund bei
dem Gegensatz, der sich in Livland (übrigens auch in Preussen)
zwischen den Brüdern nieder- und oberdeutscher Zunge, oder wie
die Schlagworte in Livland lauteten: zwischen Westfalen and
Rheinländern, ausgebildet hatten.
Für die Visitationen nach diesem Gesichtspunkt sind die Be-
schlüsse auf dem Tage zu Stralsund ') und die Statuten von 1441
April 28^) zunächst bindend gewesen. Die Instruktion') für die
Visitation im J. 1442 und die erhaltenen Bruchstücke^) entspre-
chen diesen Festsetzungen.
Verhältnismässig am besten sind wir über die Visitation
dss Jahres 1451 unterrichtet. Die Instruktion, das Verzeichnis
des Personalbestandes des Ordens in Livland, Angaben über Aus-
rüstung und Verproviantierung liegen vor ^). Die hier mangelnden
Gebiete sind damals — die Gründe entziehen sich freilich unserer
Kenntnis — wahrscheinlich von den Visitierern nicht aufgesucht
worden. Dass diese Fixierung des Personalbestandes grade in
eine Zeit fiel, in welcher der Orden in Livland durch v erluste
in vorhergegangenen Kriegen (1433. 35!), besonders aber durch
den Parteihader recht geschwächt war, habe ich an anderer Stelle®)
angedeutet und finde keinen Grund, von dieser Anschauung ab-
zugehen. Schon das Missverhältnis, in dem die „Rheinländer"
(blos 26 1) hier erscheinen, die noch kurz vorher eine dominierende
Stellung eingenommen hatten, reicht zur Erklärung der auffallend
geringen Zahl der Brüder aus. Gleichzeitig war auch in Preussen
und Deutschland visitiert worden ; leider liegen Veröffentlichungen
noch nicht vor.
In den siebziger Jahren wussten die Ordensmeister Johann
Wolthus, dann Bernt von der Borch eine Visitation zu hinter-
1) ÜB. 9 n. 463 f.
2) Ebd. n. 716; die bei Henuiff, Statuten desD. 0. S. 142— 156 abgedr.
Statuten von 1442 Oktbr. 7 sind leider ins ÜB. nicht aufgenommen. LesBing
^ed. Boxberger 13 S. 39J verzeichnet eine Abschrift der Statuten von 1441
(vom J. I&s5) als in aer Bibliothek zu Wolfenbüttel vorhanden; sie trag
damals die Signatur 5. 6. 4.
8) Noch vom J. 1441, ÜB. 9 n. 794,
4) ÜB. 9 n. 846: Reiseroute der Visitierer; die Gebiete Windau (804),
Riga (Sil), Nyslot (838), Karkus (834), Dünamünde (836) üegen vor.
^) ÜB. 11 n. 101 f. 145. 160. Nach den mir freundlichst vom Heraue-
geber Dr. Ph. Schwartz mitgetheilten Aushängebogen.
«) Jahrb. f. Genealogie 1899, Mitau 1901, S. 32.
183
treiben'), 1488 aber kam es noch zu einer solchen*). Im Central-
archiv des Deutschen Ordens in Wien ^Livl. 8 fol. 6 — 9), in Ab-
Bchiift von Hermann Hildebrand vorliegend, findet sich ein
Yerzeichnis der Gebiete mit Bemerkungen, das auf dieses Jahr
SU beziehen ist'). Namen werden hier gar nicht genannt, wohl
aber werden die Gebietiger kurz charakterisiert: in recht subjektiver
Weise, lässt sich behaupten, wenigstens für aie Mehrzahl. Denn
das von den Yisitierem aogegebeneurtheil steht in allzu deutlichem
Zusammenhang mit der Aufnahme, die ihnen der betreffende Ge-
bietiger hat zu Theü werden lassen; Kargheit trägt ein tadelndes
Votum ein, die „guten hövischen" Gesellen, die sie in einem
andern Gebiet treffen, verhelfen dem dortigen Gebietiger zu nicht
geringen Lobeserhebungen über seine Person und den durchaus
befri^igenden Zustand von Burg und Yorrathskammern. '
Dies ist vielleicht die letzte Visitation gewesen. Ob noch
im J. 1497 eine stattgefunden hat, lässt sich blos nach der In-
stmktion^), die sich zudem in einer damals angelegten Samndung
von Formularen findet, und die der des J. 1488 nachgebildet ist,
nicht entscheiden. Weitere Nachrichten fehlen. Zu beachten ist,
dass das letzte allgemeine (grosse) Kapitel des Ordens 1452 ab-
gehalten worden ist und es dann nicht wieder zu einem solchen
gekommen ist, trotz der von Zeit zu Zeit von Seiten des Hoch-
meisters geschehenen Anregung^). Damit schwanden auch die
Aussichten auf etwaige Reformen im Orden, der sich in vielen
Beziehungen überlebt hatte, und die Möglichkeit, sich den ver-
änderten Zeitverhältnissen anzupassen. Dieser Niedergang, in
stets beschleunigtem Masse, ward im Orden selbst tief empfunden.
Auch in Livland haben die „Gewohnhäiten^' des Ordens in
der zweiten Hälfte des 15. Jahrb. mannigfache Modifikationen
erlitten^. Die Macht des Meisters musste sich eine Beschränkung
gefallen lassen, die Selbständigkeit der Gebietiger nahm zu. Unser
Urkundenmaterial über die innem Zustände des Ordens ist äusserst
dürftig. Die Akten, aus denen wir Belehrung schöpfen könnten,
scheinen vollständig der Vernichtung anheimgefallen zu sein;
unter den Trümmern des einstmaligen Ordensarchivs, das sich
jetzt in Stockholm befindet, ist hierher gehöriges nicht zu Tage
getreten. Wir müssen daher auf Grund der Korrespondenzen und
anderweitiger brauchbarer und zuverlässiger Quellen uns rekon-
struierend Aufhellung zu verschaffen suchen. Von alljährlichen
1) Vgl. Stavenhagen in Mitth. a. d. livl. Gesch. 17 B. 50.
>) Voigt, Gesch. PrensseDB 9 8. 161 f.; nicht im J. 1489, wieirrthüml.
im Index n. 2247. 28.
S) Riga and Dünamünde fehlen, es finden sich aber die damals temporär
eingerichteten Gebiete (Vogteien) Tuckum, Kenermuhien, Kirchholm.
*) ÜB. II 1 n. 470.
^) Ebd. Sachregister. Joachim, Politik des letzten Hochmeisters, passim.
«J Mitth. 17 S. 44.
184
Yieitationen der Gebiete durch den Meister ist nioht mehr die
Bede. Die &ber sie aufi^eübte Eontrole beschränkt sich seit dem
letzten Drittel des 15. Jahrhunderts auf die Berichte und Bechnungs-
ablagen der Oebietiger auf den Kapiteln, von denen uns auch
nicht eine einzige vorliegt. Die Ordensmeister besuchten die Ge-
biete nicht me&. Y on rlettenberg an lässt sich das bestimmt
behaupten. Sein Itinerar ist, wenigstens für manche Jahre seiner
B^erungszeit, hinläm^lich bekannt: er bewegt sich in seinen
Gebieten (Wenden, Wolmar, Walk, Burtneck, Bujen, Trikaten,
Ermes, Biga. Neuermühlen, Tuckum), stattet dem Sitz des Land-
marschalls, dem auf dem Wege nach Biga liegenden Segewold,
einen Besuch ab, berührt auf den Beisen nach Beval ^u den
Huldigungen) Weissenstein, auf denen nach Memel die Kurlän-
dischen Gebiete, wählt auch zu Verhandlungen besonderer Art
Fellin und Soneburg (Grenzregulierung mit dem Stifte Oesel, 1507)
zum Ort der Zusammenkunft. Alle übrigen, hier nicht genannten,
fremden Gebiete fehlen im Itinerar. Nicht ausser Acht zu lassen
ist, dass der Meister, so oft er von seiner Besidenz verrückte,
Stellvertreter einsetzte, meist den Landmarschall, der so lange
in Wenden residierte, während der Kriegsjahre 1501 und 2 den
Komtur zu Fellin, der von Fellin aus den Meister vertrat.
Aus der Zeit, in der die Quellen ergiebiger fliessen (zwanziger
Jahre des 16. Jahrh.) lässt sich deutlich erkennen, dass die
Gebietiger in ihren Bezirken recht schrankenlos und unbeengt
schalteten und walteten ^), Die Zucht hatte aufgehört. Erst grobe
Missbräuche veranlassten ein Einschreiten der obersten Gewalt.
In einem speziellen Falle, Narva, liess der Vogt die Befestigungen
verfallen und muss auch sonst übel gehaust haben, da von Seiten
der Stadt Klagen über Klagen einliefen. Die Kapitel mied er,
Elrankheit vorschützend. Zur Untersuchung der Uebelstände wurde
der Yogt von Wesenbei^ nach Narva gesandt. Sein Bericht
(nicht erhalten) muss, wie aus weiteren Schreiben des Meisters
hervorgeht, die Unordnungen vertuschend und die Anklagen auf
üebertreibungen zurückfum'end gelautet haben. Aber bald darauf
(1527) wird der Vogt in Narva durch einen anderen ersetzt').
Von einem direkten Eingreifen des Meisters hören wir wie in
diesem auch in andern Fällen nichts; Korrespondenzen und die
Einsetzung von Kommissionen erledigten in den letzten 80 — 90
Jahren der Ordenszeit derartige Ungehörigkeiten.
Gleichzeitig hatte die ßel^ätigung des Hochmeisters um die
inneren Angelegenheiten des Ordens in Livland nachgelassen.
Durch Botschaften suchte er durch Hinweis und Rath auf den
^) Hochtrabend sagt z. B. der Meister Heinrich von Galen 1565:
.doen wy des hnses onde gebedes Gandow refferender onde herschender
hezT ffewesen^ (1519—29) (Bf lade, za Dorsappen. Gef, Mitth. y. StaveDhagen).
s) Haaptsächl. nach Stockholmer Archiyalien.
186
Mdfiter einzuwirken^); weiter reichte sein Einfiuss nicht mehr.
Seit 1S85 gab es keinen Hochmeister mehr in Königsberg. Yor-
uhergebßtia ist der Plan verfolg worden, dass nun dem Meister
TOB LiTland die höchste Oewalt un Orden übertragen werde. Hier
aUein hatte der Orden damals noch ein kompaktes Gebiet von
beträchtlicher räumlicher Ausdehnung inne. In Deutschland war
sein Besitz in kleinste Theile zersplittert^). An dieser Stelle
können nur Andeutungen gebracht werden. Ob die Yielffeschäftig-
keit des äusserst Terschlagenen und unzuverlässigen Erzbischois
Johann Blankenfeld aufrichtig gemeint war, denn dieser war
hauptsächlich in dieser Angel^enheit thätig, kann mit einiger
Sicherheit nicht bestimmt werden. Mit seinem Tode enden die
Bemn&hnngen. Der Orden in Deutschland hatte Wind bekommen.
Schon im Dezember 1626 zwang man den Deutschmeister Dietrich
Ton Kleen zur Resignation, an seine Stelle trat der energischere
Walter von Eronberg, der jetzt mit allen Mitteln, auch den klein-
lidiaten (Thürhüter u. s. w. in der Umgebung des Kaisers wirken
dabei mit» den Gang in der kaiserlichen Kanzlei zu beschleunigen)»
seine Bestätigung als Deutschmeister und Administrator des
Hochmeisteramts durchsetzte (Burgos, 1627 Dez. 6)'). In wie
weit Plettenberg diesen Plan ernsthaft yerfolgt hat, lässt sich
nicht erkennen; es hat den Anschein, dass er dem Einfluss des
intriguanten Blankenfeld sich nicht hat entziehen können und
dass dieser der geistige Urheber des Plans gewesen sei. Jeden-
falls hat der Meister der vollendeten Thatsache gegenüber jedwede
Thätigkeit in dieser Bichtung eingestellt. Etwa gleichzeitig gelang
ihm Sie Begalienertheilung durch den Kaiser; die Bemühungen
darum lassen sich bis aufs Jahr 1603 zurückföhren, die Anregung
dazu bis in den Anfang der Regierung Plettenberg.
Bis zum Ausgang des Deutschen Ordens in Livland blieb
der Kamen der obersten Oewalt im Orden beim Deutsch- und
Hochmeister, der seinen Sitz in Mergentheim hatte, nachdem
Homeck schon vor 1626 (es wurde damals im Bauernkriege zer-
stört) ao&^eben worden war. Von ihm erging bis auf Fürsten-
heaeg die Bestätigung der Meister und deren Koadjutore in Livland.
Ina Detail der Beziehungen Livlands zum Deutschmeister in der
Zeit nach Plettenberg lässt sich zur Zeit noch nicht eindringen.
Den Personalbestand in Livland hat man damals an dieser
Stelle nicht unbeachtet gelassen. Eine Andeutung^) verwies auf
ein Verzeichnis vom J. 1648 im D.O.-Centralarchiv in Wien.
t) s. B. 149&^ ÜB. 1 n. 181. 200,
*) Innerhalb der Beichsgrenzen iusgesammt blos 38 Quadratmeilen,
Tri. C. Wolff, Die unmittelbaren Theile der röm.-dtschn. Ealserreiches,
Beriiii 1878, 8. 49. 111 ff. 196.
9) De Geer tot Oudegein, De ridd. D. Orde. Balie van Utrecht 1 S.
IM n. 181.
*) Uadik, Des hohen ritterl. D. 0. MfinzBammlung, S. 65. 140.
186
Durch das liebenswürdige Entgegenkommen des Herrn Ritter-
Bchaftsbibliothekars K. v. Löwis, der Verbindungen in Wien hat,
konnten Abschriften für die Sammlungen der Gesellschaft erlangt
werden von diesem und noch zwei andern Verzeichnissen (16^.
1556)0.
Für das Stiick yon 1548 lässt sich der Ursprung vermuthen.
Der spätere (1563) Komtur von Griffstedt, Franz von Hatzfeld,
ist im Frühjahr d. J. im Auftrage des Administrators Wolfgang
Schutzbar in Livland gewesen*). Er übermittelte') vernrathlich
dem Sekretär des Ordens, Joachim Frey, die Vorlage (Anlage
1 A\ aus der dieser seine Zusammenstellung übernahm (1 B).
In welcher Weise das Verzeichnis in Livland zu Stande gekommen
ist, entzieht sich der Vermuthun^. Die relative UnvoUständigkeit,
die Verstümmelung der den Süddeutschen fremdartig klingenden
Orts- und vieler rersonennamen , verbietet die Annahme, dass
uns hier eine offizielle Mittheilung, etwa von Seiten des Meisters,
vorli^e. Bei den Anfangsämtern sind die Namen nicht ausgefüllt
worden, sie werden einlach aufgezählt^): aber auch im übrigen
ist die Zahl der unbestimmt gelassenen eine recht beträchtliche.
Da es in der Ueberschrift heisst, dass die Namen der „equites
aurati" im Orden gegeben werden sollen, so ist die gerügte Un-
voUständigkeit, die den Werth und die Bedeutung des Verzeich-
nisses für uns so sehr geschmälert hat, wohl eine bewusste, ab-
sichtliche : es kam bei der Aufstellung nur auf diese eine Klasse an.
Damit sind wir vor die Beantwortung der Frage gestellt:
gab es im Orden Ritter und Nicht-Ritter? Abgesehen von rriester-
brüdern und Graumäntlern, über welche letzteren mir übrigens
Nachrichten aus dem 16. Jahrhundert vollständig fehlen. Denn
„equites aurati'' bedeutet nichts anderes als Ritter (miles, eques) ^).
Eine strikte Antwort darauf kann ich nicht geben, sondern
nur auf einige Umstände hinweisen, die die Möglichkeit nicht
ausgeschlossen erscheinen lassen, dass derartige Unterscheidungen
im Orden gemacht sind. Der häufig in Urkunden begegnende
Passus „Herren und Brüder'' kann freilich eine andere Deutung
1) Allen dabei Betheiligten, in Wien dem Kanzler D. O. Herrn Hof-
rath von Weittenhiller nnd Herrn Prof. nnd Bibliothekar K. Lorenz, sei
für ihre Bemühungen anch an dieser Stelle mein wärmster Dank aus-
gesprochen.
>) Mitth. a. d. Uvl. Gesch. 2 8. 509 n. 31. 32.
S) Vgl. 1 A: Habes hie, Joachime ii. s. w.
4) Die Hoffnnng, n. a. anch Gotthard Eettler, der damals schon im
D. O. in Livland war, hier in einem der Anfangsämter sn finden, ist getaoBcht
worden.
^) So heisst es in der Urkunde vom 12. Juli 1517, Augsburg, in der
Kaiser Maximilian die Dichterkrönung Ulrichs von Hütten bekräftigt: „con-
eessimus tibi . . . at omnibus ipsoruro privilegiis, immunitatibus . . . uii,
frui et gaudere debeas . . . qnibus insigniU legum doctpres ac equitea aurati
qui Tulgo milites vocantur, ntantur** (Knod, Deutsche Studenten in Bologna
187
▼erlangen: es könnte der Gegensatz zwischen Gtebietigem and
Kichtgebietigern dadurch znm Ansdmck gebracht werden sollen.
In der Bulle Papst Martin Y. von 1422, durch die den Ordens-
brüdern das Stuaium der Rechtswissenschaft und die Erwerbung
gelehrter Orade gestattet ward^), wird zwischen „fratres" und
„professi hospitalis beate Marie Thent. Jerusalem." unterschieden,
den „clericis . . . nee non militaribus" gesprochen. Aber hier
wäre eine weitergehende Unterscheidung der letzteren auch kaum
am Platze gewesen. Vielleicht bietet die Visitation vom J.
1451 bei eindringenderem Studium einmal die Handhabe zur an-
nihemden Lösung der Frage; hier ist nicht allen genannten Brüdern
das Prädikat „Herr'' ertheilt. Direkte Angaben habe ich nicht
finden können. Die Geremonie des Ritterschlages gelegentlich
der Einkleidung in den Deutschen Orden wird bei einigen in den
Orden tretenden Fürstensöhnen erwähnt. So beim wenige Wochen
darauf zum Hochmeister erwählten Herzog Friedrich von Sachsen*)
(1498) und dem etwa 15— 16jährigen Herzog Erich von Braun-
schweig *). Dieser (von 1519—25 Komtur von Memel, der letzte)
empfing im April 1517 zu Königsberg bei seiner Einkleidung
sogleich den Bitterschlag.
Bei der verhältnismässigen Dürftigkeit der Einträge ergebt
das Yerzeichnis von 1548 nicht viel Neues. Doch immerhin einiges.
Die Angaben aus^den Jahren 1550 und 1556 fol^n einander in
zu geringem zeitlichen -Abstände, um bedeutendere Veränderungen
in der Besetzung der Aemter zum Ausdruck bringen zu können.
Soweit der Vergleich mit anderweitigem Material aus dieser Zeit
erkennen lässt, geben sie stattgehabte Versetzungen richtig wieder.
Am fehlerfreisten in den Formen der Namen ist das Verzeichnis
vom J. 1556, yySecundum adnotationem Joachim Frey*'. Der
Hauskomtur von Itiga, Geoig Sieberg, ist in diesem Jahre in
Deutschland und auch beim Hoch- und Deutschmeister. Es wäre
immerhin möglich, dass er dem Sekretär die betreffenden Mit-
theilongen zugehen liess, die dieser dann verarbeitete. Ansätze
zur Verarbeitung zeigen sich auch sonst. In das Verzeichnis von
1548 sind einige Nachträge hineingebracht fürs J. 1553. Es findet
sich ein Versuch, die Landmarschälle des Ordens zu verzeichnen.
8. 225 n. 1581; in Böckings Abdruck, Huttens Werke 1 S. 148 n. LVU,
feUt dieser Passus). In dem Beglaubigangsschreiben des Enrfürsten Albrecht
Ton Mains, 1517 Sept. 15 (20) für UMcn von Hütten, bei seiner Sendung an den
Köniff von Frankreich, heisst es »presentium latorem . . . consiliariuni nostrum
Ufaienoin de Hütten, equitem auratnm et doctorem*^ (Knod, a. a. O.; vgl.
Bö^nff 5 S. 507 f.). — Auch in Livland findet sich diese Bezeichnung:
1517 ivih. 14, Wenden, werden Simon von der Borch und Johann Patkul
als ginilites aurati** bezeichnet (Archiv der Estland. Bitterschaft).
1) ÜB. 5 n. 2608.
') Voigt, Gesch. Preussens 9 S. 246.
3) Joachim, Politik des letzten HM. 1 S. 122.
' 188
Femer eine Aufzählung damals nicht mehr bestehender Eomtnreien
und Yogteien (Anl. 2, zum Schluss), ein Meisterverzeichnis von
1204 bis 1661 0, eine Reihe niederer Aemter. Ob diese letzten
grade alle authentisch sind, ist doch fraglich. Manches möchte
auf den in Deutschland fiblichen Sprachgebrauch zurückzuführen
sein. Erregt schon der ,|Oro8skomtur von Riga'' (einen Oross-
komtur hatte es in Preussen segeben) Anstoss, so machen auch
die Bezeichnungen ,,koldroste'^ ,,bawmeister" einen fremdartigen
Eindruck. Sie sind mir in livländischen Quellen noch nie be-
gegnet. Andererseits fehlen hier die in Livland zu belegenden
Aemter eines Schaffers, Kornmeisters (in Wenden), Mühlmeisters,
Runenmarschalks (in Ascheraden).
1. Verzeichnis des Personalbestandes des D. 0. In Unland. 1S4&
k. Wien, D.O.'CentralA., Liefl. Bd. 8 fol. i5i ff. üeberschriebm: Bahea
hie, Joachime confrater jucnndissime, nomina equitom aoratorom mar
ffistri et commendatornm ordims sanctae Maiiae Thentonicomm in
Liyonia. Und sum Schluss, von der Hand des Sekretärs: üff dieses
fundiert sieh die eonsignation de mann seeretarii Joaehim Frey de
eodem anno [BJ. — Dieses Stück ist hier nicht abgedruckt^ da B eine
Wiederholung d,avon ist» Abweichungen in den Namen sind angemerkt.
Voraus geht auf einem anderen Blatt ein unvollständiges Verzeichnis
der Landmarschälle, das erst nach 1560 aufgestellt sein kann:
Landmarschalsken in Lieffland, so die erste nach sel-
bigem meisteramt. Oottbard von Flettenberg 1451. Eonrad
von Sterzenrode*) 1486. Herman von Sruggeney gen.
Hasenkamp 1530. Henrick von Oalen 1546. Casper von
Münster — . Von der Lagen') 1658. Philipp Schall von
Bell, der letzte, 1559.
ß. Ebenda fol. 154 /. ü eberschrieben: de mann seeretarii Frey. 15tö.
Nomina aeqnitam aoratoram magistri et eommendatoram ordinis sanctae
Mariae Thentonieoram in Livoiua^).
Magister Livoniensis: Herr Herman von Bruggenaw^)
genannt Uasenkamb.
Ooadjutor magistri: Herr Johann von der Reckh^, und
commenthur zu Velin.
Landmarschalckh: Herr Heinrich von Oalenn^ [1552
modernus mwisten Nunc herr Caspar von Münster, helt sich zu
Seeweld^. Ist auszgewichen anno 1556^)].
1) In französiseher Spraehe. Nieht kopiert. — - >) Herzenrodel —
') Lfayenl — ^) Mit Zusätzen aus dem 7. 15o2 und einem von 1556. Hier
in steilen Klammem [ J hinzugefügt. — *) Bmggney A. — 6) Becke A. —
'j Dalenn (sie) A. — ^) d. h. Segewold. — 9) von anderer Hand.
189
Befal: Herr Beamund von Soharenber^, commenthur.
Gervn: Herr Heinrich von Tnlenn, Riga*) [jetzt zu Velin
eomenthur. Herr Heinrich von Schmerzn voffetj.
Ooldingen: Herr Christoph Nivnhaw') genannt von der
Leyen« comenthur.
Marienburg: Herr ')Ca8par von Münnster, commenthur^)
[PhiUp SchaU von BelTJ.
Dünneburgkh: Herr Wilhehn von Fürstenbenr, comenthur.
Windau: Herr Adrian Turckh*), comenthur. Herr Wilhelm
von Ferbach^, der alt^ sein Oemach.
[Oberbelschlosz gehört zum chomenthur scu Velin. Earich-
Bchloas gehört gein Velin.]
Pernaw*): Herr ^N. vom Loo, commenthur^ [Budiger Wolf].
Doblehn^): Herr Theis') von der Recke, comenthur. Herr
Ebert von Schugrien*®), der alt, sein gemach.
Tollkaw"): Herr N. Flecke, commenthur*«).
Wesenberg: Herr N. Benzenrod *•), vogt.
Canndaw: Herr Heinrich Wolff**J) [WiÜiken Gedin*»)].
Bonssenberg**): Herr Dietrich de IVrede, vogt.
Sehelburg: Herr N. Platte, vogt*^. Aldenkircken**).
Nariw: Herr N. N., vogt. Brfdien*^.
Sunnenburg: Herr N. N., vogt [Heinrich Wolf].
Newszlosz: Herr N. N., vogt.
Groblin^ö): Herr Burckhard»^ Wolff, vogt [Herr Heit»^].
rpörszt»»): Herr N. Schell»*)].
Haaszcommenthur. Herr Philip Schal vom Bell zuRiea
[Berr Hans Sikurg**) zu Weiszlineen]. Herr N. N. zu Osterrode").
Herr N. von Oldenbucken*^ zu Velin. Herr Johann von der Lev
zu Goldingen. Herr Johann Schruhorst*^ zu Refal. Herr N. N.
zu Wennden. Herr N. N. zu Jerwn. Sferr Johann Heitte") zu
Hariennburg. Herr N. N. zu Windau.
Cumpan. Herr Johann von der Wenng zu Riga. Herr
N. N. ÄU Ruigen. Herr N. N. zu Velin. Herr N. N. zu Jerwn.
Herr N. N. zu Segewolde. Herr N. N. zu Reval. Herr N. N.
zu Earckes. Herr ST. N. zu Goldingen. Herr N. N. zu Sonnenburg.
1) unverständlich, fehlt in A. — ^ Ohristoflfor vom Nienhaw*^^. —
*-«) gestrichen. — *] Torck A. — *) Azborg A,, r.; Etzbach. — «) in A.
§ma fortgelassen, 7-7) gestrichen, ^ Dobbelin A. — ») Tles A. — ^^ Schu-
grieon A. r.: Sehayren. — ^) ToUcawn A. — ^ Der Vorname lässt sich
»idä ergänzen. Daem oder Diedrichf Oder ein bisher unbekannter Baien
gen. F.f — ^ Der Name fehlt in A. Hörfehler für : Anstenrad. — ^^) gestrichen.
^ Der Vogt kiess Heinrich Steding. Hier liegt ausser einem Hörfehler
Yentechsluna mit seinem Bruder vor (vgl, 9, B, Mon. Liv. antiq. 5 S, 500 ff.).
— *) Booskenborg A. — 17) gestrichen. **) Doch wohl Zusats. Qemetnt:
ASdaUtocJtumt — *^ War Vogt zum Neuenschlosse! Der Name fehlt A. —
") Grobbill I — **) r.: Batger. — ") sie, r.; Streithorat. — «) sie! qe-
meint ist Rositen. — •*) statt Schall. — ») Georg Siburgl — ») Aacherrode!
— «0 Oldem Bokom -4. — «) Strohorst A,, r,: Strlthoret — ») Hoytte A.
190
HoutmanJ^. Herr N. N. zur Mitaw [Dunemundl Herr
N, N, zur Leiz*). Herr N. N, zu Dunneborg. Herr N. N. zu
Debeln»).
Anaere Cumpanen. Schenken. Trösten*). Koldrosten. Brief-
marschalken^. vischmeister. Bawmeister.
Comenthur^: Wennden. Beval. Velin. Gerven. Goldingen.
Segewolde. Marienburg.
2. yerze/chnfs der Geb/etiger des D. 0. in LMand. 1550.
Wien, D.O.'CentralA., Ließ. Bd. 8 foL 155—160. Von der Hand
des Sekretärs Joachim Frey, ü eher schrieben: 1550. OrdnaDg in Lieffland.
Zum Schluss: Antzeigt 7. Aprilis anno 1550.
Herr Johann von der Beck^ maister.
Landmarschalik: herr Heinrich von Galen, helt gemeinlich
sein haltung zu Soffewaldhausen^); hot mehr Ascherod, Dunemund,
Mittaw (Mittau), Lomburg®) und noch mehr hauszer und hoff,
helt stets in die 200 pferd. Gommenthur zu Vellin, ist die aller-
beste und schonst geoieth, commenthurey, in Lieffland und hat
wohl so viel wie der meister und kan wohl 200 pferd uff sein
stahl halten*).
Gommenthur zu Beval: herr Bembolt von Schenberg^^), soll
tod sein^O» ^^^t stets über 100 pferd.
Vogt zu Gerwen, ist das ampt guth. Das haus heist Wicken-
stein'*). Herr Heinrich von Duben")
Gommenthur zu Golding: herr Ghristoffel von d^n Neuenhoff
genannt von der Löy. Hat Säbel, Hostenpor^^*), Durbben, Schwan-
den'^), Frauenburg, Alswang, alle häuszer und schlöszer. Und
alle rathsgebietiger.
Gommenthur zu Marienburg: Gaspar von Münster.
Gommenthur zn Bernau ^^): N. von Löe.
Gommenthur zu Dünneburg: herr Wilhelm von Fürsienberg,
helt wohl 200 pferd.
Gommenthur zu Windaw: N. von den Turcken.
Vogt von Sonnenburg: N. von Bentzelrode.
Gommenthur zu Dopflnn: Johann") von der Becke.
Vogt von Bostett'*): herr Wilhelm von Schmetten**).
1) Hovetman A. — ^ Laiz A. — ») Dobbliu A. — *) Drosteim A.
— *) Briefmarachalk A. — y Diese an ganz unrechtem Orte stehende Amts-
bezeichnung fehlt in A. Die sieben darauf folgenden Namen von Gebieten
finden sieh auch in A. Die Vorlage (A) sollte wohl andeuten, dass es
^andere Kumpane** u. s. w» in diesen Gebieten gab. — "^ Segewold I — S) Liem-
barg I — ^ Das Gebiet war damals vom Meister eingezogen. — W) Remmert
von Scharenberg! — H) Qest. 1549. — ") WittensteinI — ^) Dulen, r.; Talen.
— w) Hasenpot! — 15) Schrandenl — i«) Pernaul — ") r.: lies. — W) gi^^
Bositenl — ^^) Bernt von Schmertenl
I
191
Vogt zn Weszenburg: N. von Antzszelrock *).
Vogt zu der Neriff: N. von Scharpfenstein*).
Vogt zn Bostenbnrg: Dietreich Verde').
Vogt zn Seiborg*).
Vogt zn Candaw: heir Heinrich WolfiF.
Vogt zn Grebin: herr Rüdiger Wolff.
Hanskommenthnr zn Riga: rhilipp Schal von Bell.
Und mehr commenthnr gwesen, mit nahmen: Ein commenthnr
zn Ringen^, ein comm. zn Tnnnemnnd, ein comm. zn Astherod,
ein comm. zn Mittan, ein groszcommenthur zu Riga. — Ein vogt
zu Türckheim*), ein vogt zu Wendenn, ein vogt zu Gerrlallen^. —
Ein gebietiger zn Helmnd^, hat Velin. — Ein vogt zu Karchs
ist der oberst vogt und ein rathngebietiger [gewesen], hat Hasten-
kamm*) zn sich genehmen.
2 Vm^zeichnit i/e/* Gebietiger des D. 0. In Uviand. 1SS8 (zwischen
Mal und Oktober*),
Wien, D,0.'CentralA., Liefl. Bd. VIII foL 162'-167. üebersckrieben:
Wie Lieffland dieees 1566 pahres mit ritterpersohnen besetzet ist Am
Rande: Secandnm adnotaüonem secretaiii Joach. Frey.
Heister zn Lieffland: Herr Heinrich von Galen. —
Coadjntor: Herr Wilhelm Furstenberg, commenthur zu Velin. —
Landmarsch all ik: Ist gewest herr Caspar von Munster, aber
unerbarlich abgetreten. Ist noch kein anderer an seiner statt. —
Beval: Herr Franz von Zwigenhagenn genannt Anstel, com-
Bienthnr^^ — Jerffen: Herr Bernhard von Schmertten, vogt. —
Goldingen: Herr Christoph von Neuenhoflf genannt von der
Löy, commenthur. — Marienburg: Herr Philipps Schall von
Bell, commenthur. — Dunneburg: Herr Gottnard Kettler,
commenthur. — Pernaw: Herr Rudiger WolflF, commenthur. —
Windaw: Herr Adrian Turck, commenthur. — Dobbelin:
Herr Theis von der Recke, commenthur. — Taickau: Herr
N. Fleck, commenthur. — Wessenberg: Herr Bantzenrod '^),
Yog^ — Sonnenburg: Herr Heinrich Wolflf, von Luninghausz
genannt, vogt. — Rositten: Herr Wemher Schall von Bell,
vogt — Candaw: Herr Heinrich Stetting, vogt. — Bauschen-
burg: Herr Jost Wellrab**), vogt. — Seelburg: Herr Wilhelm
1) Anstenradt I — *) Schnellenberg I — ») Wredel — *) nicht ausge/ülU.
- «) sie, Rnigen? — ^ Tucknml — 7) Overballenl — «) Heimet! —
*) HaBenkamp, ein Vogt wird in der That 1634 zuletzt genannt. — lO) Zw
Mtf v(m anderer Hana: Herr Dietreich von der Gale IL Bede] gnannt
PMr war hanscommenthnr sn Beval anno 1531. — ^v Anstenrod! —
i
192
Schilling, vogt. — Nariw: Herr N. N. — Neuschloss: Hed
N. N. — Grobin: Herr Olaas von der Streithorst, vogt. '
Riga: Herr OeorgSiborg zu Wischlinff, hanscommenthnrH
ÄBcherrode: Herr Wilhelm Holder^), naascommenthar. -^
Dünemnnd (ist gar vest): Herr Cteorg von Brabeck, hans^
commenthnr.
*v^w«Ä^»^«^^^^Ä^^»^
Der heidnische Bargberg und die Ordensvogtei Eandan in
Kurland.
Von E. V. Löwis.
(Hienn 1 Tafel.)
Am rechten Abhang des Abauthales, 5 Werst unterhalb der
Stelle, wo die Aban, m ihrer Hauptrichtung von Süden nach
Norden fliessend, sich nach Westen wendet, um so bis zu ihrer
Mündung in die Windau weiterzuströmen, liegt am Nordende deB
langhineestreckten Städtchens Eandau ein heidnischer Burffberg,
dessen Name 1231 Cadowe und Candowe lautet '). Schon oamalfl
fand hier das Ghristenthum unter dem Einflüsse des LivländischeD
Schwertbrüderordens Eingang, jedoch auf friedlichem Wege und
daher stammt der Name jener Landschaft : Fredecuronia. In der
Ländertheilunff zwischen Bischof Heinrich von Kurland und dem
Deutschen Orden im Jahre 1263 kam das Gebiet von Candove
an den letzteren ').
Die Abau fliesst bei Eandau selbst beinahe von N nach S
in einem reichlich 1 Werst breiten Thale, dessen Sohle ziemlich
tief unter dem Plateau jener G^end liegt. Kleine Nebenflüsse
haben in die Flateauränder tiefe schmälere Erosionsthäler ein-
geschnitten, und zwar meist schräg zur Richtung des Haupt-
stromes. Die so entstandenen Landzungen boten günstige Stellen
zur Anlage von Befestigungen, ein Umstand, der «chon in vor-
geschichmcher Zeit den Eingeborenen nicht entgangen ist. Auf
einer solchen Landzunge lie^ nun der genannte ovale Burgberg
aus der Heidenzeit An seinem Nordende ist er durch einen
künstlichen Graben vom Plateau abgeschnitten und dorthin zu
ausserdem durch einen Wall sreschützt. Die übrigen Seiten fallen
steil ab und sind durch zwei Terrassirungen noch steiler gemacht,
als sie von Natur schon waren. Das Plateau des Buigbirges ist
ca. 50 m lang, den Wall mitinb^riffen, und 24 bis §0 m breit
Die Ordensritter bewohnten vielleicht anflUiglich diese Heiden-
burg, doch werden sie hier keine neuen Befestigungen errichtet
i
) Holteil
Li7L ÜB. I Nr. 104 und 106.
Ebendort Nr. 248.
19S
^ben, wenigstens finden siph auf dem wohlerhaltenen Burgberge
bowie in seiner Nähe keinerlei Spuren von Gemäuer. Wiüir-
Bcheinlich hat der Orden die 1 Werst südlicher auf einer ähn-
lichen Landzunge, die Ton N nach S verläuft, errichtete Ritter-
jbni^ bald nach 1253 angelegt, denn dieses Gebiet war far den
iLandweg zwischen dem Ordenslande in Preussen und dem in
Livland von hoher Wichtigkeit.
' Im „Album Baltischer Ansichten^' findet sich ein Kupferstich
[der Boi^ruine von Eandau von der Südseite. Im Text dazu,
j Seite 2, heisst es, Eberhard von Seyne, Statthalter des Hoch-
meisters in Liyland (1252, 53), habe das Schloss Eandau an der
SteDe einer Bauerburg errichtet, was nach dem oben mitge-
' tlieilten keineswegs zutrifft. Das ganze Städtchen Eandau li^
zwischen dem heidnischen Burgberge und der Bitterburgruine.
Die Amdt'sche Chronik nennt ebenfalls Seyne als Erbauer
' Spandaus und giebt das damit unvereinbare Erbauungsjahr 1257
1 an. Die Erbauungszeit hat als unbestimmt zu gelten, da urkund«
hch Nachrichten nicht yorllegen.
Die früheste, bisher bekannte Erwähnung der Burg Eandau
i in einer noch ungedruckten Urkunde, und zwar als Sitz eines
i Vogtes, stanmit erst aus dem Anlange des folgenden Jahr-
I hunderte ^).
Am 15. Mai 1318 urkundet der Ordensmeister Gerdt von Jocke
zu Eandau ^), und danach wird die Burg wiederholt genannt.
I Im Jahre 1374 bestimmte der Ordensmeister Wilhelm von Vry*
I mersheim, dass der Vo|^ von Kandau eine Zahlung von 6 Mark
an den KonTent von Goldingen als immerwährende Subsidie für
das dortige Reitzeug zu entrichten habe '). Im Jahre 1438 nahm
der Statthalter, der nachmalige Livländische Ordensmeister Heiden-
reich Vincke ron Overberch, die Burg Eandau ein, die eine ge-
wiflse Bedeutung in seinem damaligen Streite mit verschiedenen
Ordensgebietigem hatte ^). Wir kennen 15 Vögte von Eandau
1383—1660 mit Namen und einen Verwalter im letztgenannten
Jahre ^.
Im „Album Baltischer Ansichten^' wird ohne Quellenangabe
mitgetheilt, der Ordensmeister Eberhard von Munheim habe 1334
die Burg noch mehr befestigt und erweitert. Wenn solches auch
richtig sein mag, werden wir inunerhin mindestens die Umfassungs.
1) räageschrift der Stadt Riga nach 1310, vermuthlich von 1312 (Mai?),
erwflvit Jn d. Sitzb. d. Ges. f. Gesch. 1873 S. 82—34 und Toll, Brief 1. XU
Sehe 38:
JlivL ÜB. n Nr. 662.
Ebendort IH Nr. 1098.
Ebendort IX Nr. 345, 351, 858 und 861.
Arbiiflow, L., Die im Deutschen Orden in Livland vertretenen Ge-
ter. Jahrbuch für Genealogie, Heraldik und Sphragistik 1899. Mitau
1901. 4P.
18
194
mauer, die dem Abhänge des Berges an seinem oberen Rande
folgt, der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts zuzuschreiben
haben, und der viereckige Hauptstock der Burg, der eigentliche
Vogteibau, wird nur wenig jünger sein.
Wie ein Blick auf den rlan zeigt, erstreckt sich die Burg in
länglicher Gestalt von N nach S. Das Hauptthor lag zweifellos
am Nordende, wo ein künstlicher Graben den Bergrücken isolirte.
Bings herum ist auch hier, wie beim heidnischen Burgberge, der
Abhang recht steil, jedoch nicht terrassirt. Das Nordende der
Burg ist so zerstört oder ungenügend freigelegt, dass hier das
Hauptthor nicht nachgewiesen ist, ja nicht einmal die Mauer-
flucht kenntlich ist.
Der grösste Theil der übrigen Burg ist im Laufe der letzten
5 Jahre, nachdem der Fiskus den Burgberg der Stadt geschenkt
hatte, freigelegt worden und dem um die Burganlagen verdienten
Stadthaupte sind auf einer in die Umfassungsmauer der Burg
eingelassenen weissen Marmortafel in goldener Schrift folgende
Worte der Anerkennung gewidmet: „Zur bleibenden Er-
innerung an Alexander Rosenthal, dem Candau die
Anlage des Burggartens verdankt. Anno 1902.'^
Die äusseren Burgmauern sind vorwiegend aus zum Theil
recht grossen Feldsteinen errichtet. Die Innenmauern bestehen
aus grossen mittelalterlichen Ziegelsteinen.
Der vorliegende, im Juli 1902 aufgenommene Plan der Burg-
reste in 1 : 1000 veranschaulicht die Anlage. In der Mitte liegt
der fast quadratische Vogteibau mit seinen 1,8 m starken Mauern
auf 2 m starken Fundamenten in Sockelhöhe. Zwischen seiner
30,6 m langen Westseite und der hier über 1 m starken Aussen-
mauer fuhrt aus dem nördlichen, äusseren Burghöfe ein 3,5 m
bis 4 m breiter gepflasterter Weg nach dem südlichen, inneren
Burghofe. In diesem letzteren sind an der Westmauer, die weit
über 100 m in fast gerader Richtung von N nach S, mit nur
leichter konkaver Einknickung verläuft, einige Gemächer-Funda-
mente kenntlich, doch ist hier die Ausgrabung leider unvoll-
ständig geblieben. Die ältesten Theile der Burg dürften gerade
hier zu suchen sein.
Ob der Vogteibau vier Flügel oder weniger hatte, könnte
nur auf Grund von Nachgrabungen entschieden werden. An der
Westseite ist die Innenmauer eines Flügels gut kenntlich, und
zwar beweisen die schrägen Laibungen einer nach Osten sich
verjüngenden OeflFnung und daneben eine Nische mit einer kleinen
Luke nach Osten hinaus, dass hier ein Hofraum gelegen haben
muss. Die 32,2 m lange Südmauer scheint zu keinem Flügel
gehört zu haben und die Ostmauer vielleicht ebenfalls nicht.
An die Nordmauer, von der nur ein kleines Stück im An-
schlüsse an die Westmauer erhalten ist, wird sich wohl ein
196
Eveiier Wohnflfigel angelehnt haben, worauf einige Trümmer
hinweisen. Tiefere Nachgrabungen dürften diese Annahme be-
In diesem Mügel, und zwar am Ostende, muss die Burg-
kipelle gelegen haben. Ein kleines, viereckiges, 4 m breites
Ftmdament springt etwa 3 m über die Flucht der Ostmauer nach
Osten vor, nicht weit von deren über das Viereck des Yogtei-
bauos hervorragenden Nordende. Im Lichten misst dieser Vor-
sprang 2 m und 2,15 m, und es wäre somit für eine Wendel-
treppe hier Raum vorhanden, aber solche Treppenthürmchen sind
wonl immer inwendig rund angelegt, auch wenn sie von aussen
Tiereckig sind. Wir werden es daher hier wohl mit dem Unter-
bau des über die Mauer hinausragenden Chores der Burgkapelle
10 thnn haben. Die Kapelle selbst scheint ausserhalb der Nord-
maner des Yogteibaues an diesen angebaut gewesen zu sein.
Die Küche und die Wirthschaftsräume aer Burg werden im
Weatflügel zu suchen sein. Dort und an der Südmauer des Yogtei-
baues sollen die meisten Fundstücke gelegen haben.
Yon der Ostmauer des Yogteibaues 28 m, von der hier zer-
störten Flncht der Aussenmauer der Burg wohl 10 bis 12 m
entfernt, erhebt sich ein in 2 Stockwerken erhaltener und be-
wohnter, fast quadratischer Thurm (Seiten 11,6 m und 11,9 m)
mit 2 m starken Mauern. Höchst wahrscheinlich ist es die alte
Danskeranlage. Hierfür spricht die Entfernung des Thurmes
von der Burg und seine isolirte Lage nach der Thalniederung
mr Aban hin.
Eine Specialuntersuchung der etwa erhaltenen Theile dieser
Anlage konnte im Juli 1902 nicht vorgenommen werden, da der
bewohnte obere Stock damals verschlossen war, auch ein Ab-
schlagen des Bewurfs an der Ostseite des Thurmes kaum ge-
stattet worden wäre.
Die Yerbindungsbrücke, zu ebener Erde bei der inneren
Burg, mündete ehemals in der Höhe des Ziegeldaches beim
nnrm und ihre Spannweite von 10 bis 12 m war vielleicht
durch einen Mittelnfeiler unterbrochen, dessen Fundament etwa
unter der Erdoberfläche noch verborgen sein dürfte.
Im Schloss Reden in Preussen wird der 10,7 m breite Parcham
durch einen einzigen steinernen Bogen von 9,6 m Spannweite zum
Oamsker überbrückt^). Aehnlich liegt der Dansker der Burg
Straesbnrg in Preussen '). Zu Lochstädt in Preussen liegt der
Danaker von der Bars selbst noch weiter entfernt').
Es sei hier an die zum Theil elrhaltene Danskeranlage bei
>) Steinbreeht» C, PreuBsen zar Zeit der Landmeister. Berlin 1888.
FoL Seite 61 und 74.
^ Bbendort S. 77.
^ Ebendort S. 114.
13*
m
der Eomturei Fellin erinnert, die weit ab yom Viereck des
Eonventsbaues nach Sfiden hinaus^ebant ist.
Der ehemalige Dansker der jüngeren Ordensburg in Riga
war bis in die Dana hinausffebaut, wie die Ansicht Kigas vor
1547 in Sebastian Münsters Cosmographie beweist.
Die Brücken zu den Danskem waren, wie diese selbst, durch-
aus geräumig und widerstandsfähig angelegt, damit im Falle einer
Belagerung nicht dieser stets exponirte Theil der Burg leicht
zerstört werden konnte.
Auf der Ansicht Eandaus im „Album Baltischer Ansichten''
überragt dieser ehemalige Danskerthurm mit seinem Helmdache
die Ruinen der Umfassungsmauer der Bui^. Der Thurm gehört
nicht der Stadt Eandau, sondern dem Schuhmacher Toppä, der
die Innenräume des Thurmes, nebst einigen kleineren neueren
Anbauten (auf dem Plane nicht yerzeichnet) vermiethet.
Eine grosse Zahl von Fnndstücken aus der Ordensvogtei
Eandau ist in das Mitauer Museum der kurländischen Qesell-
schaft für Literatur und Eunst gelangt. Eine kleine Nachlese,
die das Stadthaupt yon Eandau, Herr Apotheker Alexander
Rosenthal, dem Kigaschen Dommuseum zur Verfügung gestellt
hat, besteht aus 18 grünglasirten Ofenkachelfragmenten aus der
Zeit der Renaissance. Sie zeigen verschiedene Muster, die das
Rigasche Dommuseum noch nicht besass, so z. B. eine Vase mit
Blumenranken, beseitet von zwei Pfauen mit ausgebreiteten
Schweifen, verschiedene Stücke mit figürlichen Darstellungen,
darunter ein geharnischter Ritter mit langer, vom Helm herab-
wallender Feder.
Die Burg Eandau wurde nach dem Zusammenbruch der
Ordensherrschaft der Sitz eines herzoglich kurländischen Haupt-
manns, der die Burg, wie ehemals der Ordensvogt, zu verwalten
und zu vertheidigen hatte und die Gerichtsbarkeit im Schloss-
gebiet ausübte. Grössere Belagerungen von Eandau und Eämpfe
um die Burg sind nicht bekannt. Die Schweden hatten 1659
die Burg besetzt, aber wohl nur für kurze Zeit.
Aus der richterlichen Machtbefugniss des Hauptmanns ent-
wickelte sich das Hauptmannsgericht, das bis zur Mitte des
18. Jahrhunderts seinen Sitz in der Burg hatte, dann aber im
Städtchen Eandau untergebracht werden musste, weil die Bui^
schon zu sehr verfallen war. Dieses Gericht wurde 1819 nach
Talsen verlegt. Die Burg verfiel danach immer mehr und wurde
abgetragen, wie ein Plan mit einer Ansicht, um 1828 aufge-
nommen, beweist^).
Im Jahre 1840 wurden die damals noch 9 Fuss hohen Mauern
am Südende der Burg abgetragen, weil ihr Zustand gefahrdrohend
1) Originale auf der Rigaschen Stadtbibliothek in einer auf Befehl
des Generalgoayemeuren Marquis Ph. Panlacd angelegten Sammlong.
197
erschien für die Reisenden, die die Fabrstrasse am Fasse des
Berges benatzten. Diese Fahrstrasse nach dem 77 Werst ent-
fernten Mitaa fahrte bei der Barg Kandaa über die Abau. Ein
Prahm vermittelte den Verkehr über den Fluss, bis 1873 der
Freiherr Carl von Firks aaf Samiten eine schöne steinerne
Brücke erbaaen iiess.
Die Bedeatang dieser Landstrasse ist gegenwärtig darch
die Eröffnong der Biga-Windaaer Eisenbahn sehr vermindert^
denn die Bahnstation Zehren liegt nar 7 Werst von Kandaa, das
somit auf dem Schienenw^e nanmehr leicht erreichbar ist
üeber die Fahnen der Aemter nnd Oesellensohaften in Riga.
Von 0. Mettig.
Znm Jabiläam des 700jährigen Bestehens der Stadt Riga hat
der Aeltermann der Kleinen Gilde zu Riga Friedrich Branster-
mann ein Bach, betitelt Die Geschichte der Kleinen oder St. Jo-
hannisgilde, herausgegeben, das den rigischen Handwerkern aus
ihrer Vergangenheit wichtige Ereignisse und Persönlichkeiten
Torfahrt und gewiss in den Kreisen, für die es bestimmt ist, mit
Dank und Interesse entgegengenommen wird. Dieses 752 Seiten
grosse Werk, das nicht, wie gesagt, prätendirt, als eine wissen-
schafUiche Arbeit angesehen zu werden, und das daher auch nicht
Tor das Forum gelenrter Forschung gehört, enthält werthyoUe
Beiträge zur Kenntniss der Handwerkerverhältnisse früherer Zeit
und liefert in der Veröffentlichung einiger Urkunden, in den
Mittheilnngen über die Inventare der Aemter und in der Auf-
flihmng nmfangreicher Verzeichnisse von Namen der verschie-
denen Zünfte nicht unwichtige Materialien zur Gulturgeschichte,
namentlich zur Personenkunde und Familiengeschichte. Wie viele
rigischen Bürger werden nicht beim Durchblättern dieses Buches
in den verschiedenen Jahrhunderten auf ihre Vorfahren stossen.
Interesse für die Genealogie begegnet man häufig unter Laien.
Der bildliche Schmuck wird nicht wenig zur Popularität
dieses Baches in Handwerkerkreisen beitragen, und gerade diese
Seite der Brunstermannschen Publikation hat auch meine Auf-
merksamkeit auf sich gezogen. Man muss Herrn Brunstermann
Dank wissen, dass er die Fahnen von sämmtlichen Aemtern im
Bilde wiedei^egeben hat, denn nur auf diese Weise kann die
Forschnng von ihnen Kenntniss nehmen.
Von den 36 Aemtern, die Brunstermann auffuhrt, werden
für 34 Abbildungen von Fahnen gegeben. Zwei Aemter, die
Cordnaner und die Perrückenmacher, sind nicht im Besitze von
Fahnen,
198
Wenn man bei Aufzügen der Aemter die zahlreichen Fahnen
mit den verschiedenen Jahreszahlen aus den früheren Jahrhun-
derten sieht, so wird unwillkürlich, da ja bekanntlich die rigischen
Zünfte auf eine alte Vergangenheit zurückblicken können, die
Vorstellung hervorgerufen, dass diese Fahnen aus alter Zeit
stammen müssten, und gewöhnlich hört man auch das und liest es
in den Zeitungsberichten über die Aufzüge und Processionen der
Handwerker. Mir ist es auch so ergangen, da ich die Fahnen za
prüfen bis hierzu keine Gelegenheit hatte. Die Fahnen der
rigischen Aemter sind aber gegenüber den andern Stücken ihres
Inventars als sehr jung zu bezeichnen; fünf Aemter haben ihre
Fahnen nach dem Jahre 1870 erhalten, so die Gerber 1870, die
Töpfer 1886, die Seiler 1896, die Gürtler 1900 und die Gondi-
tore 1901. Sechs Aemter weisen keine Angabe über das
Stiftungsjahr ihrer Fahnen auf, so die Aemter der Bader, Hand-
schuhmacher, Posamentirer und Enopfmacher, Reepschläger, Uhr-
macher und Buchbinder. Das Aussehen, namentlich die Form
der Inschriften^) dieser Fahnen, lassen ihre Entstehung in
jüngster Zeit erkennen.
24 Aemter haben auf ihre Fahnen die Jahreszahl 1856 an-
gebracht. Es sind das die Aemter der Bäcker*), Böttcher,
Drechsler, Fleischer'), Glaser, Hutmacher, Instrumentenmacher,
Klempner, Maler, Maurer, Müller, Sattler, Tapezierer, Schlosser
und Büchsenschmiede, Schmiede, Schneider, Schornsteinfeger,
Schuhmacher, Stellmacher, Stuhlmacher, Tischler, die vier Qe-
werke (Kupferschmiede, Messerschmiede, Schwertf^er, Ejron- und
Glockengiesser), Zeugschmiede und Zimmerer.
Die meisten Aemter, mehr als Vs, sind mit Fahnen also
im Jahre 1856 versehen worden. Ueber die Entstehung dieser
Fahnen zu dieser Zeit habe ich in Brunstermanns Buch keine
Auskunft gefunden, im Amtsbuche der Tischler aber findet sich
eine Aufzeichnung, die uns Aufklärung über die Jahreszahl 1856
auf den Fahnen der 24 Aemter bringt; sie lautet: „1856 den
25. Mai beehrte Seine Majestät unser Viel geliebter Kaiser
Alexander der 11. mit seiner Gegenwart unsere Stadt und zwar
zum ersten Mal als Kaiser. Zu diesem glücklichen Tage haben
sämtliche hiesige Aemter sich Fahnen mit den Amts Antrabuten
angeschaft und sich an besagte Tage mit selbige in die Schloss-
^) Die Fahne der HandBchnhmacher hat keine Inschrift und bietet so-
mit keine Handhabe znr Bestimmung der Zeit, auch finde ich nichts
an der Form und an der Art der Arbeit^ was für eine Zeit vor dem Jahre
1856 sprechen könnte.
^ Dieses Amt hat im Jahre 1896 [eine neue Fahne erhalten, die yod
Bmnstermann abgebildet ist.
S) Im Jahre 1879 wurde eine neue Fahne angefertigt, von der sich im
Werke von Brunstermann eine Abbildung findet.
199
Strasse Aufgestellt um Seine Majestät zu empfangen. Am zweiten
Abend zogen alle Gewerker mit ihre Fahnen in Gemeinschaft
mit der hiesigen Liedertafel und brachten mit Fakeln und bunten
Laternen Seiner Majestät vor dem Schloss einen Gesang. Die
Witterung war an diesen drei Tagen, wo Seiner Majestät geruhte
in unserer Mitte zu sein, so Milde und Schön, wie Wir es das
ganze Jahr nicht wieder gehabt haben. Alle Herzen waren
Heiter und Froh bis zum 27. Mai Abends in der 11. Stunde hatten
sich die Gewerker mit ihren Fahnen bei der Alexanderpforte
aufgestellt, um ihrem Geliebten Landes Vater noch ein Herzliches
Lebewohl nachzurufen und kehrten alle mit den Süssen Hofnung
im Herzen zurück, dass uns bald wieder das grosse Glück möchte
zu Theil werden unseren Geliebten Landes Vater wie ebenfalls
unsere so sehr Geliebte Landes Mutter Ihre Majestäten in unserer
Mitte wieder zu sehen.
Georg Mecketh, Altermann.
Carl Bach, Beisitzer.
Carl Ludloff, Beisitzer.
Der Fahnenträger war Eduard Berens. Zur Deckung der
Fahne waren Johann Wilburg und Friedrich Dehn erwählt.**
Die Aemter scheinen demnach im Jahre 1856, als der Kaiser
Alexander ü. Riga mit seinem Besuche beehrte, keine alten Fahnen
bes^een zu haben, dagegen sind die Gesellenschaften, die sich
durch grösseren Reichthum an altem Inventar auszeichnen, noch
im Besitze von alten Fahnen gewesen, die sich bis auf den
heotigen Tag erhalten haben.
Nach dem Kataloge der im Jahre 1887 veranstalteten histo-
rischen Gewerbeausstellung besassen fünf Gesellenverbände ältere
Fahnen, und zwar war die Gesellenschaft der Fleischer im Besitze
von zwei Fahnen aus dem 18. Jahrhunderte, die Maurergesellen
besassen eine Fahne vom Jahre 1731 (?), die Reepschlägergesellen
eine Fahne vom Jahre 1847, die Sattlergesellen eine Fahne vom
Jahre 1788. Die Schmiedegesellen konnten eine Fahne mit der
Jahreszahl 1788 und eine Fahne vom Jahre 1845 aufweisen.
Unter den übrigen älteren Fahnen der Gesellenverbände befinden
sich auch zwei mit der Jahreszahl 1856, die Fahnen der Schlosser-
und Schuhmachergesellen, die aller Wahrscheinlichkeit nach zum
Empfange des Kaisers Alexander II. hergestellt worden sind,
und hieraus kann man schliessen, dass die Gesellenschaften an
den zu Ehren des Kaisers Alexander IL veranstalteten Auf-
zügen Theil genommen haben.
Dass das Material über die Fahnen der Gesellenschaften voll-
ständig sei, will ich durchaus nicht behaupten, vielmehr ver-
muthe ich, dass zur Ausstellung im Jahre 1887 von Seiten der
Gesellenschaften nicht alle Gegenstände ihres Inventars der Aus-
etellunggcommission vorgelegt worden seien und dass eine
200
wiederholte Durchsicht der Fahnen der Gesellenschaften vielleicht
noch manche unbekannte ältere Fahnen zu Tage fördern werde.
Als am 28. April 1902 16 Gesellenschaften aus ihrer bisherigen
Herberge in der Bomanowstrasse zum Stiftshause der Kleinen
Oilde ihren feierlichen Umzug hielten, fielen von den vielen zur
Schau einhergetragenen alten luven tarstucken (Herbergszeichen,
Laden, Willkommen u. s. w.) besonders die zahlreichen Fahnen
auf, d^e im Stiftshause der Besichtigung vielleicht leichter als
früher zugänglich sein werden. Es wäre wohl erwünscht, wenn
sie von Kundigen geprüft werden wurden.
Ja«liire6i1:>eirie]it
des Sekretärs der Gesellschaft Dr. phil. Alfred von Hedenström
für das Jahr 1902.
Auf deu Sitzungen der Gesellschaft sind folgende Vorträge
gehalten und Zuschriften verlesen worden:
Herr Leonid Arbusow sprach über die Visitationen im
Deutschen Orden in Livland.
Der Herr Präsident H. Baron Bruiningk sprach über die
Frage, ob die Bischöfe Meinhard, Berthold und Albert in der
Rigaer Diöcese als „Selige" oder als „Heilige'^ gegolten haben.
Derselbe hielt einen Vortrag aber das Missal der Bigaer Stadt-
bibliothek vom J. 1500. Derselbe sprach über die in Biga im
Mittelalter üblichen Vornamen. Derselbe besprach in einem
längeren Vortrag die kunstgewerbliche Bedeutung und die Zweck-
bestimmung der Kaiser-Otto-Schale.
Herr Professor Dr. K Höhlbaum in Giessen machte in
einer Zuschrift eine vorläufige Mittheilung über Urkunden des
Kölner Stadtarchivs aus dem 16. Jahrh., welche auch für die
Geschichte Livlands von Interesse sind.
Herr Aeltester B. Jak seh berichtete über eine von ihm
vorgenommene Untersuchung eines Grabhügels in Oger.
Herr Sekretär H. Jochumsen hielt einen Vortrag über den
grossen in diesem Jahre gemachten Münzfund im Dome zu Riga.
Von Herrn Oberlehrer Fr. v. Keussler in St. Petersburg
waren vier Zuschriften an die Gesellschaft gesandt, die in den
201
Sitsnngen verlesen wurden. In ihnen berichtete Herr v. Keussler
Iber eine Deeterssche Familienchronik ans den Jahren 1678 bis
1898 y referirte über den Inhalt der von ihm durchgesehenen
JTersenschen Sammlung in St. Petersburg, machte ergänzende
Mittheilongen zu der üeberfuhrung der EurL Herz. Bibliothek
nach St. Petersburg und berichtete über Livländer unter den
Boren im 18. Jahrh.
Herr Stadtarchivar Hugo Lichtenstein in Jurjew (Dorpat),
Delegirter der Gesellschaft zum 12. Archäologischen Eongress
hk Charkow, gab in einem Schreiben an die Oesellschaft einen
aasfobrlichen Bericht über die Verhandlungen des Kongresses
in der Archivfrage.
Herr Bitterschaftsbibliothekar E. v. Löwis of Menar be-
richtete über die von ihm geleitete Ausgrabung in Sawensee und
sprach über den heidnischen Burgberg und die Ordensvogtei
Kandan in Kurland.
Herr Inspektor C. Mettig sprach in 2 Vorträgen über
die sflbeme Statuette im Silberschatze der Schwarzen Häupter
in Biga. Derselbe machte Mittheilungen über das Missal der
Bigaer Stadtbibliothek v. J. 1500. Derselbe besprach die vom
Staatsarchivar Dr. P. Hasse zur Feier des 500jährigen Bestehens
der Schiffei^esellschaft in Lübeck verfasste Festschrift. Derselbe
hidt einen Vortrag über Wesen, Charakter und Thätigkeit der
Bigaer Losträger und ihrer Nachfolger aus einem Zeitraum Ton
einem halben Jahrtausend. Derselbe sprach über den Ursprung und
die Organisation der Gompagnie der Schwarzen Häupter in Biga.
Derselbe gab Erläuterungen zu zwei bisher unbekannten Urkunden
aus dem Archiv der Schwarzen Häupter. Derselbe berichtete
über das Amtsbuch der Goldschmiede zu Beval und über die
Fahnen der Aemter und Gesellenschaften in Biga.
Herr Architekt Dr. W. Neu mann hielt einen Vortrag über
die Kunstzustände in den Baltischen Provinzen von 1775^1825.
Herr Stadtarchivar Dr. Ph. Schwartz hielt einen Vortrag
iber die Fehde Dorpats mit den Stamern und Genossen.
Herr Musenmsinspektor G. G. von Sengbusch berichtete über
202
die von ihm geleitete Ausgrabung auf dem PlawnekalnB bei
Eatlakaln.
Herr Redakteur Dr. E. Seraphim hielt einen Vortrag über
den Feldzug des preussischen Corps unter Grawert und York in
Kurland und gegen Riga im J. 1812.
Herr Harald Baron Toll in Reval berichtete in eineai
Schi-eiben an den Präsidenten über einen von den Estländischen
Landräthen im J. 1653 ausgestellten Freiheitsbrief für einen est-
nischen Bauer, der sich behufs akademischer Ausbildung ins Aus-
land begab.
Auf Initiative des Herrn Bibliothekars N. Busch beschloss
die Oesellschaft in ihrer Sitzung vom 13. Februar die Begründung
einer Livonica-Abtheilung an der Leonina, der Hand-
bibliothek am Vatikanischen Archiv, um die Ausnutzung dieses
auch für die Geschichte unseres Landes so werthvollen Archivs
für die livländische Geschichtsforschung zu erleichtem resp. zu er*
möglichen. Dank dem reichen Doublettenbestande unserer Ge-
sellschaftsbibliothek und dank den zahlreichen Geschenken ein-
zelner Mitglieder konnte Herr N. Busch eine recht bedeutende
und wissenschaftlich werthvoUe Sammlung von Werken über die
livländische Geschichte zusammenstellen, die im Juli nach Rom
abgesandt wurde.
In der Sitzung vom 11. September konnte bereits der Präsident
unter Vorlegung eines schmeichelhaften Dankschreibens des
Präfekten des Vatikanischen Archivs P. Franz Ehrle S. J. die
Mittheilungen machen, dass unter der Bezeichnung „Provincie
Baltiche^' eine besondere Abtheilung an der Leonina gebildet
sei, die aus der von Herrn Bibliothekar N. Busch ausgewählten,
registrirten und nach Rom übersandten Büchersammlung bestehe.
Von Bedeutung fär die baltische Geschichtsforschung sind zwei
weitere Beschlüsse der Gesellschaft. Der erste betrifft die Weiter-
fnhrung der bisher von Dr. A. Poelchau herausgegebenen Jahres-
übersichten über die Livländische Geschichtsliteratur durch
die Gesellschaft, welche für diese Arbeit eine geeignete Kraft in
der Person des Herrn Stadtbibliothekars cand. bist. A. Fenereisen
m Jnijew (Dorpat) gewann. Zwecks Aufbringung der hierzu er-
forderlichen Mittel wandte sich unsere Gesellschaft mit einem
Antrag an die Sbrigen Historischen Gesellschaften des Landes.
Der zweite Beschhiss betri£Et die Herausgabe einer Karte
der baltischen Burgberge und Ringwälle, deren An-
fertigung und Redaktion Herr E. von Löwis of Menar in dankens-
werther Weise übernahm.
Die Waffenabtheilung unseres Museums hat sich dank den
lai^ährigen Bemühungen und dank der Munificenz des Herrn
Direktors und Museumsinspektors G. G. von Sengbusch zu einer
Sammlung entwickelt, wie sie in ähnlicher Vollständigkeit und
Mustergiltigkeit der Ordnung in den wenigsten Provinzialmuseen
anzutreffen sein dürfte. Die Gesellschaft hielt es deshalb für ihre
angenehme Pflicht, in Anlass der im März d. J. vollendeten Neu-
ordnung der Waffenabtheilung in einer Adresse Herrn G. G. v.
Sengbusch den Dank der Gesellschaft für seine opferfreudige
Arbeit auszusprechen.
An unser Ehrenmitglied Herrn Fastor Dr. A. Bi elenstein
in Doblen richtete die Gesellschaft eine Adresse in Anlass seines
dOjährigen Amtepubiläums.
Auf Vorschlag des Direktoriums wurde in der Sitzung vom
10. April das damalige Mitglied des Egl. Preussischen Instituts in
Bom, z. Z. Professor der Historischen Hilfswissenschaften in Mar-
burg, Herr Dr. phil. J. H aller zum korrespondirenden Mitglied
der GesellBchaft erwählt.
Auf dem 12. Archäologischen Kongresse, der im August
dieses Jahres in Gharkow stattfand, wurde unsere Gesellschaft
durch Herrn Stadtbibliothekar Hugo Lichtenstein vertreten.
Ferner betheiligte sich unsere Gesellschaft an der Eostüm-
ausstellung in St. Petersburg durch üebersendung von Brotzes
Rigaer Typen (Zeichnungen aus den J. 1775 ff.)-
Zu den zahlreichen Gesellschaften^ mit denen unsere im
Sehriftenaustausch steht, gesellten sich drei neue hinzu. Es sind
diee: Die Egl. Norwegische Gesellschaft der Wissen-
schaften in Drontheim, die Kaukasische Abtheilung
204
der Kaiserlichen Moskauer Archäologischen Gesell-
schaft zu Tiflis und das Comit^ für Herausgabe der in
Brüssel erscheinenden Beyne d'HistoireEccl^siastique.
Veröffentlicht worden sind von der Gesellschaft während des
Berichtsjahres ausser den ^^Sitzungsberichten'' der I. Band
der yyAktenstücke und Urkunden zur Geschichte der
Stadt Riga 1710— 40'S herausgegeben aus dem Nachlass des
Dr. phil. Anton Buchholtz durch Dr. jur. August von Bul-
merinoq.
Als ein erfreuliches Zeichen der Anerkennung für die Be-
strebungen, unserer Gesellschaft muss es auch bezeichnet werden,
dass, abgesehen von den zahlreichen Darbringungen für unsere
Sammlungen, zwei grössere Zuwendungen unserer Gesellschaft zu
Theil geworden sind, und zwar 600 Rbl. von dem Principal unserer
Gesellschaft, Herrn Geheimrath Graf Emanuel Sievers, Ober^
hofmeister des Eaiserl. Hofes und Senateur, und von der Livlän-
dischen Rittorschaft 1000 Rbl. jährlich bis zum nächsten Land-
tag behufs Herausgabe der Recesse der Livländischen Ritterschaft
aus schwedischer Zeit
Die Zahl der Mitglieder der Ctosellschaft wurde im Jahre
1902 durch den Tod um 14 vermindert.
In die Zahl der ordentlichen Mitglieder wurden 41 Herren
aufgenommen.
Im Ganzen zählt die Gesellschaft am 5. December 1902 9
Ehrenmitglieder, einen Principal, 35 korrespondirende Mitglieder
und 532 ordentliche Mitglieder (gegen 511 ordentliche Mitglieder
im Vorjahr).
Verzeichniss
der Vereine nnd Anstalten, denen die Schriften der Ge-
seDschaft übersandt worden sind, mit Angabe der im
Anstansch von ihnen erhaltenen Druckwerke.
Aachener Oeschichtsyerein.
Kroatische archäol. Oesellschaft.
— S[gL kroat.-8layon.-dalmat. Landesarchiv:
Vjestoik. rV, 1—3.
Gesch.- u. alterthumsforsch. Oesellsch. des Osterlandes:
M ittT 1901, Ergänzongsheft I.
Verein zur Kunde Oesels.
Verein für Schwaben u. Neuburg:
Zeiteehr. XXVIII.
Hist Verein.
Histor. a. antiqnar. Oesellsch.:
Basler Zeitschr. I, 2. 11, 1. — Basler Ohroniken VI.
Bayreuth. Hist. Verein von Oberfranken.
Mnseam:
Aarbog. 1901, 1902. — AarsberetniDg. 1901.
Verein für Oesch. Berlins:
Mittb. 1902. -- Schriften XXXVIII.
— Verein f. Gesch. der Mark Brandenburg:
ForsehnngeD sar brandenb. n. prenss. Gesoh. XV, 1.
-- Gl«8ellschaft for Heimatkande der Prov. Brandenburg
(u. Märkisches Provinzialmuseum):
Braodenburgia. X, 7—12. XI, 1-6. — Archiv. VII, VIII, IX. - Ver-
waltoogsberieht 1900.
— Verein ^Herold*:
Der deutsche Herold. Jahrg. 1902.
— Oesammtverein der deutschen Gesch.- u. Alterthumsvereine:
Koirespondeiuiblatt. L.
Allgemeine Geschichtsforschende Gesellschaft der Schweiz.
Verein Yon Altertumsfreunden der Rheinlande.
Historischer Verein für Ermland:
ZeltscEr. XIV, 1.
206
Brauntohweig. Oeschlchtsverein für das Herzogthum Brannscliweig
(früher Ortsverein für Oesch. und Altertumskunde zu
Braunschweig u. Wolfenbüttel):
Braanschweigisohes Mag^n. VII.
Bremen. Hist. Gesellsch. des Künstlervereins :
Bremisches Jahrbncb. XX.
Breslau. Schlesische Gesellsch. für vaterländ. Kultur:
79. Jahresbericht 1901.
— Verein für Gesch. u. Altertum Schlesiens:
Zeitschr. XXXYI.
Brüssel. Gesellsch. der BoUandisten:
Analecta Bollandiana. XXI, 1—4. * '
Buda-Pest Kgl. unsar. Akademie der Wissenschaften:
Geschichtswissensch. Abhandlaogen. XIX, 6—9. — Archäol. Anzeiger.
N. F. XXII, 1—3. — Rapport 1901. — Thaly, Le Jonraal de cam-
SagDe du g^D^ral kumsz comte Antoine Eszterh&zy 1706—1709. —
[ar&csonyi, Les grandes familles hongroises jasqu'au miliea du XIV.
sldcle. II. — Margalits, Repertoire historiqae croate. IL
Cambridge (Mass. U. S. A.). Peabody Museum für Archäol. and
Ethnologie Amerikas:
Memoires. I, 6 a. Index.
Charkow. Hist.-philol. Gesellsch.:
CaBBa, MocsoB. i^ipa h BiiBaHT. nacHJieBCH. Xap&KOBi 1901.
Chemnitz. Verein für Chemnitzer Gesch.
Christiania. Egl. Universität.
— Wissenschaftliche Gesellsch.:
ForhaodUnger 1901. - Skrifter 1901 Nr. 1—6.
— Verein für das Norw^sche Volksmuseum.
Chur. Hist.-antiquar. Gesellsch. von Graubünden:
31. Jahresbericht 1901.
— Naturforschende Gesellschaft Graubündens:
Jahresbericht. N. F. XLV.
Danzig. Westpreussischer Geschichtsverein:
Zeitschr. XLIV. — Mitth. I, 1-4.
Darmstadt. Hist. Verein für das Grossherzogthum Hessen:
Archiv. N. F. Ergänzangsband I, 2. — Qaartalblätter. N. F. II,
17—20. III, 1-4.
Jurjew (Dorpat). EaiserL Universität:
Acta et commentationes 1901 Nr. 7, 8. 1902 Nr. 1—6. — 10 Diaser-
tationen. — JbnHHfi cocTasi 1901. — Oöcsptnie jieKiufi 1902 I.
— Gelehrte estnische Gesellsch.:
Sitznngsber. 190L
— EaiserL öconom. u. gemeinnfitzige Societät:
Bericht 1901. — Baltische Woohensohr. Jahrg. 1902.
207
kjew (Dorfiat). Naturforscher-OesellBch.:
SchrifteiL A.
Dresden. Hist. Commission der Provinz Sachsen.
— EgI. sächsischer Altertnmsverein:
JahreBbericht 1901/2. — Neaes Archiv f. sächs. Gesch. XXIII.
Nsseidorf. Düsseldorfer Oeschichtsverein:
BeHr. z. GcBch. d. Niederrheins. XVI, XVII.
Eideben. Verein far Gesch. u. Altertumsk. der Grafsch. Mansfeld:
Miosfelder Blatter. XVI.
Elkerfeid. Bergischer Geschichtsverein:
Zeitechr. XXXV.
Enden. Gesellsch. für bildende Kunst n. vaterl. Altertümer:
Jahrbuch. XIV, 1/2.
Erfirl EgI. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften:
Jahrbücher. N. F. XXVIII.
Felin. Litterarische Gesellsch.:
Jahresbericht 1900/1901.
— Redaktion des Felliner Anzeigers:
FelUner Anzeiger. Jahrg. 1902. •
Frankfurt a. M. Verein für Gesch. u. Alterthnmsk.
Wberj. Preiberger Altertumsverein:
Mitteilimgen. XXXVII.
Besten. Oberhessischer Geschichtsverein:
Mitteilaogen. N. F. X a. Ergaozungsheft.
ttriib. Oberlausitzische Gesellsch. der Wissensch.
— Gesellsch. f. Anthropologie u. Urgesch. d. Oberlausitz:
Jahreahefte V.
ÖWnirg. Hochschule.
Minnen. Redaktion des Goldingenschen Anzeigers:
Goldiogenscher Anzeiger. Jahrg. 1902.
ISrtia. Vereinigung f. Gothaische Gesch. u. Alterthumsforschung:
MitteOnogen 1902.
Sni. Hist. Verein für Steiermark:
Beiträge zar Knnde steierm. Geschichtsqaellen. XXXI.
^tüiwald u. Stralsund. Bügisch -Pommerscher Geschichtsverein
(Abth. der Gesellsch. f. Pommersche Gesch. u. A. in Stettin):
Pommersche Jahrbacher III.
Verein für hamburg. Gesch.:
MiuL XXI, XXII. — Zeitschr. XI, 2.
"■■W. Hanauer Geschichtsverein.
"•■■•fer. Hist. Verein für Niedersachsen:
Zeitschr. Jahrg. 1901. 1902 Nr. 1—3. — Atlas vorgesoh. Befestignngeu
ia Niedersachflen. VIII.
208
Heidelberg. H]8t.-philoB. Verein:
Nene Heidelberger Jahrbücher. XL 1. 2.
Helsingfors. FiDnische Literatnrgesellsch.
— Finnisch-ugrische Gesellsch.:
Mömoires. XV, 2. XVII, XVHI. "— Journal. XX.
— Finnische Altertumsgesellsch.:
FiDBkt Masenm. YIII. — Saomen Maseo. VIII.
Hohenleuben. Vogtland, altertumsforsch. Verein.
Jaroelaw. Oelehrte Gouvernements- Archivkommission:
TpyÄH. III, 2.
Jena. Verein für thüring. Gesch. n. Alterthumsk.:
Zeitachr. N. F. XII, 2. 3/4.
Irkutsk. Ostsibirische Abth. der Eaiserl. russ. geograph. Gesellsch.
Kasan. Eaiserl. Universität.
— Gesellsch. für Archäol., Geschichte und Ethnographie bei
der Eaiserl. Universität:
H3B4cTia. XVII, 5. 6.
— Museum für Heimatskunde an der Eaiserl. Universität.
Kassel. Verein für hessische Geschichte u. Landeskunde.
Kiel. Egl. Christian-Albert-Universität.
— Gesellsch. far schleswig-holsteinische Geschichte:
Zeitschr. XXXII.
— Anthropologischer Verein in Schleswig-Holstein:
Mitth. XII.
— Schleswig-holstein. Museum vaterl. Altertumer bei der Univ.
KSIn. Hist. Verein für den Niederrhein:
Annalen. LXXIII, LXXIV, Beiheft V.
KSnIgsberg. Egl. preuss. Staatsarch.
— Egl. und Universitäts-Bibliothek.
— Alterthumsgesellsch. Prussia.
— Verein für Gesch. von Ost- u. Westpreussen.
Kenstairtinopel. Russisches archäol. Institut:
HsBtcTiA. YII, 1. 2/3.
Kopenhagen. Egl. dänische Gesellsch. für nordische Alterthums-
kunde.
Krakau. Akademie der Wissenschaften:
Bulletin international. 1901 Nr. 9. 10. 1902 Nr. 1— 10. — Rosprawy
hist-filoEof. 2. 8. XVI. — Sprawozdania komiayi do badania
hlBtoryi sztnki w Polsce VIII, 1. 2. Indeks m VI. — Scr. rer. Pol. XVIII,
209
Laihaeli. MnsealTerein fBr Erain:
Mitth. XIY, a— 6. XV, 1/2. — iBvestja. XI, 1—6.
Landsberg a. d. Wartbe. Verein far Oeschichte der Neomark:
SelnifUn. XII.
Leitleii. Niederländische wissenschaftliche Gesellsch.:
Handelingen en mededeelingen 1900/1901. -— Levensbeikhten 1900/1901.
Leipzig. Verein far (beschichte Leipzigs.
— Deutsche Gesellsch. zur Erforschung vaterl. Sprache und
Alterthümer:
Mitth. IX, 2.
Leisiiig (Eönigr. Sachsen). Oeschichts- u. Alterthumsverein.
Lanberg. Hist. Gesellschaft:
Kwartabiik hiatoryczny. XV, 4. XVI, 1 und 4.
— Ossolinskisches National-Institut.
— Ukrainische Seycenko-Gesellsch. der Wissenschaften:
Fontes hist. Ukraino-Bossicae. V. — Chronik 8. 9.
LMau. Verein f&r Geschichte des Bodensees:
Schriften. XXXI. — Katalog der Bibl. d. Vereins.
UHzen. Litterarische Gesellsch. Masovia (früher Verein f&r Kunde
Masurens):
Mitteihmgen. VU n. Beilage zn VI Lief. 2.
iNwen. Katholische Universität:
Bame d'histoire ecdösiastiqne. III.
LIiMck. Verein für lübeckische Gesch. u. Alterthumsk.:
Urkunden-Bnch der Stadt Lflbeok. XI, 1/2.
— Museum Lftbeckischer Kunst- u. Kulturgeschichte.
Lkeburg. Museumsverein für das Fürstentum Lüneburg:
Jahresberichte 1899—1901.
üimL Kgl. Universität.
■agdeborg. Verein für Gesch. und Alterthumsk. d. Herzogth.
u. Brzstifts Magdeburg:
GeaehiehtsbUtter f. Sta£ n. Land Magdeborg. XXXVI, 2. XXXVII, 1.
■un. Verein zur Erforschung der rheinischen Gtosch. und
Altertümer.
■artenwerder. Hist. Verein für den Regierungsbez. Marienwerder:
Zeitsehr. XLL
leiweii. Verein für Gesch. der Stadt Meissen:
Mitteihingen. VI, i.
Mz. Gesellschaft für lothringische Gesch. u. Alterthumsk.:
Jahrbneh. XIIL
Oeffentl. Museum der Stadt Milwaukee.
Kurländische Gesellsch. für Litt u. Kunst:
ffitmngaber. 1901.
14
210
Mitau. Knrländische Oesellsch. f&r Litt. u. Kunst. Sektion far
Oenealogie, Heraldik u. Sphragistik:
Jahrbach 1900.
— Redaktion der Mitauschen Zeitung:
Mitanscbe Zeitnng. Jahrgang 1902.
Mitau und Rioa. Lettisch-literarische Oesellsch.:
Protokoll der 73. Jahresversammlong. 1901.
Montreal. Numismat. u. antiquar. Oesellsch.:
The Canadian antiquarian and nnmiBinatic joarnal. IV.
Moskau. Hauptarchiv des Ministeriums des Aeussern:
BaBTHOTB-KaiieHCKifi, 0($8opi bh&iihiixi cHomemft PoccIh. IT.
— Eaiserl. archäologische Oesellsch.:
J(peBHOCTH. XIX, 8. -— ApeBHOCTH. TpyXH CiaBXBCKOft BOMlIHCCiH. III. —
ApeBHocTH. TpyxH apxeorpa4»H^ecsoH KOMinicciH. II» 2.
— Eaiserl. Naturforschergesellschaft:
Balletin 1901 Nr. 3/4. 1902 Nr. 1, 2.
München. Hist. Verein für Oberbaiern:
Altbayerische Monatsschr. III, 3/4. 5. — Oberbayrisches Archiv. LI, 1.
Münster. Verein f&r Oesch. u. Alterthumsk. Westfalens:
Zeitschr. LIX.
Nürnberg. Germanisches Nationalmuseum:
Anzeiger 1901 Nr. 3, 4. 1902 Nr. 1, 2. — Katalog der Gewebeaamm-
lang II.
— Verein für die Oesch. der Stadt Nürnberg.
Odessa. Eaiserl. Odessaer Oesellsch. f. Oesch. u. Alterthnmsk.
Osnabrück. Verein f. osnabrnckische Oesch. u. Landeskunde:
Mitth. XXVI.
Pernau. Alterthumsforsch. Oesellschaft:
Sitzongsber. 1899—1901.
— Redaktion der Pernauschen Zeitung.
St. Petersburg. Eaiserl. Akademie der Wissenschaften:
Bulletin. S. V, tomeXV, 3. 4. 5. XVI, 1. 2. 3.— Mömoires. 8. VIII,
tome V, 4. — KaTaion Haxanift Hiin. Aiax. Haysi.
— Eaiserl. archäographische Eommission.
— Eaiserl. archäologische Eommission:
HsBicTiji 1, 2, npHÖaBieHie. — MarepiaiH oo apxeoioria PocdH. XX VL
— Eaiserl. öffentl. Bibliothek:
Ottoti 1898.
— Archäologisches Institut.
— Eaiserl. russische archäologische Oesellschaft:
3ajiHCKH. XII, 1. 2. — 3aiiHCKH BOCTonaro OTAiieBia XIV, 1^3.
— Eaiserl. russische geograph. Oesellsch.:
Ornen 1901.
211
SL Petersburg. Redaktion der St. Petersburger Zeitung:
St. PeterBborger ZeitiiDg. Jahrg. 1902. — Oes^. der St. Petersburger
Zeitoiig. — Jahrbuch der St. Petersburger Zeitung.
PUladelphia. Oeffentl. Museum für Wissensch. u. Kunst an der
Penng^lyanischen Universität:
BoUetin. Ill, 4.
PMen. Hist. Oesellsch. für die Provinz Posen:
Zeitschr. XYI, 1. 2. XVU, 1. 2.
— Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften:
Roesoüi. XXVU, 3. 4. XX Vm.
Pikew. Pskowsche archäologische Gesellschaft:
14 Publikationen der Gesellsohaft
Redaktion der Studien u. Mitth. a. d. Benediktiner* u. d.
Cistercienser- Orden im Ordensstift Baigem bei Brfinn:
Stadien und Mitth. XXIII, 1—3.
Verein für Orts- und Heimatskunde im Yeste
n. Kreise Becklinghausen:
Zeitsehr. XI.
Regensbtirg. Hist. Verein von Oberpfalz u. Begensburg:
Verhandlungen. LIII.
Uingen. Sülchgauer Altertumsverein:
Beatlinger Geschichtsbiätter. XII, 6. XIII. 1—4.
Reval. Esüändische litterärische Gesellschaft:
Beitrage zur Kunde Ehat-, Liv- und Kurlands. VI, 1. 2/3.
— — Sektion zur Erhaltung einheimischer Alterthumer:
WraoffeU, Die Schlacht bei Nar^a. S.-A. a. d. Bevaler Beobachter
1900. — Gemet, Die Aufhebung der Leibeigenschaft in Ehstland.
S.-A. a d. Revaler Beobachter 1896. — Gemet, Die ehstländiaohen
Agrarverhältnisse in dänischer, deutscher und schwedischer Zeit.
8.-A. a. d. Rev. Beob. 1897.
— Redaktion der Revalschen Zeitung:
Bevalsche Zeitung. Jahrg. 1902.
Rjma. Archivkommission.
MgiL Stadtarchiv:
Schwarte, Das Bigische StadUrohiv im Jahre 1901. (Stadtbl. 1902
Nr. 37.)
— Stadtbibliothek.
— Bibliothek der Livländischen Bitterschaft.
— Bibliothek des Baltischen Polytechnikums.
— Comit^ d. Bigaschen (griech.-) kirchlich-archäolog. Museums.
— > Börsencomit^:
Bigaa Handel u. SchiffTahrt 1900. l. -- Bigaer Handelsarchiv. XXVII,
2. XXVni, 1-3. XXIX, 1. 2.
— Literarisch-praktische Bfirgerverbindung :
Jahresbericht 1901.
212
Riga. Rigascher Eanstverein.
— Wissenschaftliche Kommission des lettischen Vereins.
— Naturforscherverein :
KorrespoDdenzblatt XLV.
— Gesellsch. praktischer Aerzte:
Mitth. 1900/1901.
— Technischer Verein:
Rigasohe Indiutrie-ZeitiiDg. Jahrg. 1902.
— Gewerbe- Verein:
Jahresber. XXXVI.
— Bigascher Gartenbau- Verein.
— Direktion des Rigaschen Stadt- Gymnasiums.
— Direktion der Bigaschen Stadt-Bealschule.
— Bedaktion der Mitth. u. Nachrichten f&r die evang.-luth.
Kirche Busslands:
Mitth. n. Nachr. Jahrg. 1902.
— Bedaktion der Dfina-Zeitung:
DfinarZeituDg. Jahrg. 1902.
— Bedaktion der Bigaschen Bundschau:
Bigasche BuDdachau. Jahrg. 1902.
— Bedaktion des Bigaer Tageblatts:
Bigaer Tageblatt. Jahrg. 1902.
Rostock. Universität:
19 akad. Schriften.
— Verein für Bostocks Alterthümer :-
Beiträge z, Gesch. der Stadt Bostock. III, S.
Salzwedel. Altmärk. Verein für vaterl. Gesch. u. Industrie :
29. Jahresbericht 1902.
Samara. Alexandrowsche ö£fentl. Bibliothek.
Schwäbisch-Hail. Verein für das Württemb. Franken.
Schwerin. Verein für meklenburgische Gesch. und Alterthnmsk.:
Jahrbücher. LXVII.
Speler. Hist. Verein der Pfalz.
Mitteilangen XXV.
Stade. Verein f. Gesch. u. Alterthfimer der Herzogthümer Bremen
u. Verden u. des Landes Hadeln.
(Die Zeitschr. des hist. Vereins für Niedersachsen in Hannover ist
zugleich Organ dieses Vereins.)
Stettin. Gesellschaft für Pommersche Gesch. u. Alterthumsk.:
Baltische Stadien. N. F. V.
Stockholm. Egl. Akademie der Wissenschaften, Gesch. und
Alterthumsk. :
M&nadsbUd. XXVI.
213
Shekholm. Kgl. schwedisches Reichsarchiv:
Meddelanden. N. F. I, 1. 2. U. — Handlingar. S. I, XX. — Svenska
Bäsr&dets Protokoll IX.
— Nordisches Museum:
Meddelanden. 1899. 1900. — Bidrag tili y&r odlings häfder. VIII. 1901.
Strassburg. KaiserL Universitäts- u. Landesbibliothek:
4 üniyenitätBsehrifteD.
StiiHnrL Wnrttembei^sche Kommission für Landesgesch. :
WtrttembergiBcbe Yierteiljahrflscbrift. N. F. XI, 1—4.
— EgI. öffentliche Bibliothek.
TlMrn. Copernicus-Yerein für Wissensch, u. Kunst.
TMIis. Kaukasische Abtheilung der Kaiserl. Moskauschen archäolo-
gischen Gesellschaft.
Tilsit. Litauische litterarische Gesellsch«
Kffl. Norwegische wissenschaftl. Geeellsch.:
Festakrift uogivet iD anfedDiDg af Trondhjems 900 aare jnbilaeam 1897.
— Skrifter 1900.
Uhn. Verein für Kunst u. Altertum in Ulm u. Oberschwaben«
Upsala. Universität.
» EgL humanistische wissenschaftliche Oesellschaft:
Skrifter. VI.
WMiington. Smithsonsches Institut:
Annoal Beport 1900.
— Bureau für Ethnologie Amerikas (am Smithsonschen
Institut).
— Anthropologische Oesellschaft von Washington.
Wien. KaiserL Akademie der Wissenschaften:
Archiv f. österr. Gesell. LXXXIX, 2. XO, 1. 2. XGI, 1.
— Akademischer Verein deutscher Historiker:
Bericht über das 11. o. 12. VereioBJahr.
— Alterthumsverein :
Monatsblatt. VII, 12. VIÜ, 1-3. — Berichte und Mitth. XXXVI.
XXXVU.
Wiesbaden. Verein für nassauische Alterthumsk. u. Geschichtsf . :
Anoalen. XXXII. — Mitteilongen. 1901/1902 Nr. 1—4.
Alterthumsverein.
Antiquarische Gesellschaft:
MitteiluDgeo. XXVI.
ZwieiaMi. Altertumsverein für Zwickau u. Umgegend:
Hitteilimgen. VII.
Vorstand der Gesellschaft
im Jahre 1908.
Präsident: Oberlehrer Staatsrath Bernhard Hollander.
Direktoren: Leonid Arbusow, Riga.
Hermann Baron Bruiningk, Biga.
Professor Dr. Richard Hausmann, Jurjew (Dorpat).
Aeltester Robert Jaksch, Riga.
Inspektor Conotantln Mettig, Riga.
Alexander Freiherr von Rahden, Mitan.
Stadtarchivar Dr. Philipp Schwartz, Riga.
Gustav V. Sengbusch, Riga.
Sekretär: Docent Dr. Alfred v. HedenstrSm.
Maseamsinspektor (steUv.): Gustav v. Sengbusch.
Museamsyerwaltung: Karl v. LVwis of Menar — Architektar-
gtücke (incl. Modelle, Pläne, Zeichnungen).
Hermaap Baron Bruiningk, — Möbel und historische Gemälde.
Gustav V. Sengbusch — Waffen des Mittelalters und der Neuzeit.
Nicolaus Busch — Urkunden, Siegel und Sieg^lstempel.
Robert Jaksch -— Keramik, Schmucksachen, Miniaturen u. s. w.
Heinrich Jochumsen — Münzen und Medaillen.
1. Bibliothekar: Dr. Friedrich Bienemann jun., Riga.
2. Bibliothekar: Nicolaus Busch.
Schatzmeister: Franz Redlich.
Verzeichniss der Mitglieder.
I. Ehrenmitglieder.
1. Geh. Regierangsrath Professor Dr. Carl Schirren, Kiel. 1862.
2. WirkL Staatsrath Dr. jur. August v. Oettingen, Jurjew (Dorpat).
1866.
3. Pastor Dr. August Bielenstein, Doblen in Kurland. 1869.
4. Wirkl. Staatsrath Professor Dr. Leo Meyer, Oöttingen. 1884.
5. Professor Dr. Friedrich Bienemann sen., Freiburg i. Br. 1884.
& Königl. schwedischer Reichsarchivar a. D. Dr. Carl Gustaf
Malmstriini, Stockholm. 1884.
7. Grifin Praskowja Sergejewna Uwarow, Präsident der Kaiser-
lichen Archäologischen Oesellschaft zu Hoskau. 1894.
8. Dr. Stanistaus Smolka, Generalsekretär der Akademie der
Wissenschaften zu Krakau. 1894.
9. Wirkl. Staatsrath Professor Dr. Richard Hausmann , Jurjew
(Dorpat). 1895. Derzeitiges Mitglied des Direktoriums der
Gesellschaft.
II. Principal.
WirkL Geheimrath Graf Emanuel Sievers, Oberhofmeister des
E^iserl. Hofes und Senateur, auf Schloss Wenden in Liv-
land. 1856.
III. Korrespondirende Mitglieder.
1. Professor Dr. Carl Lehmeyer, Königsberg. 1862.
2. OeL Regierungsrath Dr. Julius v. Eckardt, kaiserl. deutscher
Generalkonsul in Basel. 1868.
3. Professor Dr. Konstantin HShllMum, Giessen. 1873.
4. Stadtarchiyar Dr. Karl Koppmann, Rostock. 1876.
& Professor Dr. Goswin Freiherr von der Ropp, Marburg. 1876.
6. Professor Dr. Georg Dehio, Strassburg. 1877.
7. Dr. Max Perlbach, Oberbibliothekar an der üniversitätsr
bibliothek zu Halle a. d. Saale. 1877.
8. Dr. William Mollerup, Kopenhagen. 1881.
9. Eönigl. schwedischer Beichsheraldiker Major Karl Arvid v.
Kiingspor, Upsala. 1883.
10. Oberlehrer Heinrich Diederichs, Mitan. 1884.
11. üniversitätsarchitekt Reinhold Guleke, Jnijew (Dorpat). 1884.
12. Professor Dr. Theodor Schiemann, Berlin. 1884.
13. Christian Giel, St. Petersburg. 1886.
14. Professor Dr. Wilhelm Stieda, Leipzig. 1887.
16. Eönigl. Geh. Baarath Dr. phiL Konrad Steinbrecht, Marien-
bnrg in Preussen. 1889.
16. Herausgeber des baltischen ürkundenbuchs Leonid Arbusow,
Biga. 1889. Derzeitiges Mitglied des Direktoriums der
Gesellschaft.
17. Dr. med. Gustav Otto, Mitau. 1890.
18. Staatsrath Dr. Joseph Girgensohn, Berlin. 1894.
19. Bibliothekar der Stadt Berlin Dr. Arend Buchholtz, Berlin.
1894.
20. Professor Dr. Dietrich Schaefer, Heidelberg. 1894.
21. Kustos der Uniyersitätsbibliothek zu Bostock Dr. Ad. Hof-
meister. 1894.
22. Harald Baron Toll, Beval. 1894.
23. Dr. Alexander BergengrUn, Berlin. 1894.
24. Oberlehrer Oscar Stavenhagen, Mitau. 1895.
25. Dr. med. Johannes Sachssendahl, Juijew (Dorpat). 1896.
26. Professor emer. Alexander Rosenberg, Jurjew (Dorpat). 1896.
27. Mag. Alfred Hackman, Helsingfors. 1896.
28. Dr. Hjalmar Appelgreen^ Helsingfors. 1896.
29. Präsident der Moskauschen numismatischen (Jesellsohaft und
Sekretär der Kaiserl. Archäologischen Oesellschaft zu Moskau
Wladimir Konstantinowitsch Trutowski. 1897.
30. Eonseryator am bist. Museum zu Moskau Wladimir lljitsch
Ssisow. 1897.
31. Staatsarchiyar Archivrath Dr. Erich Jeachim, Königsberg. 1897.
217
32. Stadtbibliothekar Dr. August Seraphim, Königsberg. 1897.
33. Axel V. Gemet, St Petersburg. 1897.
34. Alexander Freiherr ven Rahden, Mitan. 1900. Derzeitiges
Mitglied des Direktoriums der Gesellschaft.
35. Professor Dr. phil. Johannes Haller, Marburg. 1902.
IV. Ordentliche Mitglieder.
1. Stadtoberiugeuieur a. D. Adolf Agthe, Riga. 1895.
2. Artkur v. Akermann, Juijew (Dorpat). 1901.
3. Dr. phU. Kari Alt, Weimar. 1900.
4. Dim. layländischer Landrath Conrad v. Anrep zu Schloss
Ringen« 1876.
5. Max V. Anrep zu Homeln. 1899.
6. Edgar ArmHstead zu Heringshof. 1893.
7. Henry Armitstead, Riga. 1896.
8. Rudolf V. Baehr zu Palzmar. 1893.
9. Pastor P. Baerent, Arrasch. 1899.
10. Provisor Arthur Bartels, Ligat 1902.
11. Rigascher Rathsherr a. D. Rechtsanwalt Robert Baum, Riga.
1873.
12. Dim. Betriebsdirektor der Riga - Dünabuj^er Eisenbahn
Bernhard Becker, Riga. 1884.
13. Otto Baron Bohr zu Audrau in Kurland. 1902.
14. Mag. iheol. A. Berendts, Juijew (Dorpat). 1899.
1&. Felix V. Berg zu Arrohof. 1901.
16. Kammerherr Graf Friedrich Berg zu Schloss Sagnitz. 1893.
17. Dim. rigascher Landrichter Friedrich v. Berg, Riga. 1893.
18. Oeneral-Major Hugo v. Berg, Riga. 1899.
19. Rechtsanwalt Karl Bergengriln, Riga. 1892.
90. Pastor Hermann BergengrUn, Riga. 1902.
21. Dr. med. Adolf v. Bergmann, Riga. 1894.
22. Geh. Medicinahrath Professor Dr. Ernst v. Bergmann, Berlin.
1895.
23. Professor am baltischen Polytechnikum Dr. E. v. Bergmann,
Riga. 1901.
218
24. Musikdirektor Wilhelm v. Bergner, Riga. 1897.
25. Gand. jor. Arend v. Berkhelz, Riga. 1890.
26. Dr. med. August v. Berkhoiz, Riga. 1894.
27. Dr. med. Julius Bernsderff, Riga. 1894.
28. Dr. med. Arved Berteis, Riga. 1894.
29. Pastor Johannes Bielenstein, Alt- und Neu-Rahden in Kurland.
1902.
30. Pastor Walter Bielenstein, Mesohten. 1902.
31. Pastor Roderich v. Bidder in Lais. 1895.
32. Rechtsanwalt Mag. jur. Carl Bienemann, Riga. 1884.
33. Dr. Friedrich Bienemann jun., Riga. 1892. Derzeitiger 1. Biblio-
thekar der Oesellschaft.
34. Ernst v. Blanckenhagen zu Elingenberg. 1893.
35. Gottlieb v. Blanckenhagen zu Weissenstein. 1893.
36. Harry v. Blanckenhagen zu Wiezemhof. 1893.
37. Jeannot v. Blanckenhagen zu Drobbusch. 1900.
38. Otto V. Blanckenhagen zu Allasch. 1893.
39. Otto V. Blanckenhagen zu Moritzberg. 1893.
40. William v. Blanckenhagen. 1893.
41. Oberlehrer Karl Blum, Ooldingen. 1902.
42. Sekretär der Steuerverwaltang Eugen Blumenbach, Riga. 1884.
43. Bernhard v. Bock zu Schwarzhof. 1897.
44. Ernst v. Bock zu Ninigall. 1901.
45. Eammerherr Heinrich v. Bock zu Kersel, livländischer Land-
rath a. D. 1872.
46. Valentin v. Bock zu Neu-Bomhusen. 1893.
47. Yice-Präsident des livländischen Hofgerichts a. D. Woldemar
V. Bock, Bamberg. 1845.
48. Dr. med. W. v. Bock, dim. Stadthaupt von Juijew (Dorpat).
1894.
49. Architekt Wilhelm Bockslaff, Riga. 1886.
50. Kaufmann Karl Boecker, Riga. 1887.
51. Stadthauptkollege Emil v. Boetticher, Riga. 1884.
52. Sekretär des rig. Stadtamts Ernst v. Boetticher, Riga. 1894.
53. Dr. jur. Gustav v. Boetticher, St. Petersburg. 1896.
219
54. Rechtsanwalt Karl v. Boetticher, Riga. 1896.
56. Stadtbibliothekar und Stadtamtsnotär Arthur v. BVhlendorff,
Riga. 1880.
56. Conrad Bolttio v. Hohenbach zu Alt- Wohlfahrt. 1893.
57. Christian v. Bomhaupt, Berlin. 1872.
58. Konsnlent Conrad Bornhaupt, Riga. 1868.
59. Eonsnl P. Bomholdt, Riga. 1893.
60. Kaufmann Ernst Bostroem» Riga. 1898.
61. Arthur v. Bracicel, Riga. 1901,
62. Geheimrath Emanuel v. Bradke, Riga. 1890.
63. Cand. ehem. Erich Brandt, Riga. 1901.
64. Aeltester Grosser Gilde Robert Braun, Riga. 1869.
65. Dr. med. Hugo v. Brehm, Riga. 1893.
66. Rechtsanwalt Harry v. Broecker, Jurjew (Dorpat). 1895.
67. Charles v. BrUmmer za Elauenstein. 1894.
68. üagnus v. BrUmmer zu Wilgahlen (Kurland). 1894.
69. üicbael v. BrUmmer, Odensee (Livland). 1890.
70. Victor V. BrUmmer, Riga. 1890.
71. Hermann v. BrUmmer zu Rutzky. 1902.
72. Bachhändler E. Bruhns, Riga. 1892.
73. Hermann Baron Bruiningk, Riga. 1875. Derzeitiger Präsident
der Gesellschaft.
74 Aeltermann d. St. Johannisgilde Friedrich Brunstermann, Riga.
1885.
75. Redaktenr Gregor Brutzer, Riga. 1891.
76. Apotheker Theodor Buchardt, Riga. 1875.
77. Dim. Kirchspielsrichter und Oberst August Baron Buddenbrook,
Wenden. 1891.
78. Ingenieor Alexy v. Bukowski, Ligat. 1902.
79. Dr. jnr. August v. Bulmerincq, Riga. 1886.
80. Sekretär Wilhelm v. Bulmerincq, Riga. 1890.
81. Konsnlent Dr. jnr. Robert v. Bttngner, Riga. 1887.
82. Ingenienr-Chemiker Georg Burmetster, Ligat. 1902.
83. Nikolai Busch, Riga. 1886. Derzeitiger 2. Bibliothekar der
Gesellschaft«
220
84. Oberlehrer Theophil Butte, Riga. 1884.
85. Qymnasialdirektor a. D. Staaterath Alfred BUttner, Riga.
1862.
86. Rechtsanwalt Constantin Baron Buxhoewden, Riga. 1899.
87. Livländischer Landratb Balthasar Baron Campenhausen za
Aahof. 1894.
88. Livländischer Landrath a. D. Dr. jor. Balthasar Baron Cam-
penhausen zu Grellen. 1891.
89. Livländischer Landrath a. D. Ed. Baron Campenhausen zu
Ilsen. 1894.
90. Ernst Baron Campenhausen za Loddiger. 1888.
91. Heinrich Baron Campenhausen zu Tegasch. 1893.
92. Rembert Baron Campenhausen zu Ilsen. 1901.
93. Friedrich de Chey, Alt-Pebalg. 1902.
94. Präsident des livL Konsistoriums und Oberdirektor Peter
Ciapier de ColonguOy Riga. 1901.
95. Pastor Gustav Cleemann in Pinkenhof. 1893.
96. Richard Daugull zu HoUershof. 1895.
97. Ereisdeputirter A. Baron Delwig zu Hoppenhof. 1893.
98. Oberlehrer Dr. Robert DettlofF, Mitau. 1885.
99. Sekretär des Waisengerichts Alexander Deubner, Riga. 1880.
100. Oberlehrer Victor Diederichs, Lindenruh. 1876.
101. Karl Baron Drachenfels, Mitau. 1888.
102. Theodor Baron Drachenfels, Mitau. 1889.
103. Kaufmann Eduard Drenger, Bauske. 1901.
104. Alexander v. Duhmberg, St. Petersburg. 1902.
105. Staatsrath und Kammerjunker Graf Paul v. Dunten zu Zögen-
hof in Livland. 1888.
106. Reinhard Graf Dunten-Dalwigk-Lichtenfels zu Nurmis. 1896.
107. Guido Eckardt, Riga. 1896.
108. Pastor August Eckhardt, Riga. 1894.
109. Oberlehrer Paul Ehlers, Riga. 1895.
110. Livländischer Kreisdeputirter Carl Baron Engelhardt zu Sehlexu
1889.
111. Historienmaler Hermann Baron Engelhardt, Manchen. 1893.
221
112. Dr. Hermann Baron Engelhardt, Riga. 1894.
113. Rudolf Baron Engelhardt zu Alt-Born. 1898.
114. Stadtraih Jacob Erhardt, Riga. 1893.
115. Mag. hiat. Ed. Fahre, Jnijew (Dorpat). 1896.
116. Konsol Nikolai Fenger, Biga. 1887.
117. GotUieb Baron Fersen zu Adsel-Scbwarzhof in Livland. 1888.
118. Mag. hist. Arnold Feuereisen, Jurjew (Dorpat). 1893.
119. Baron Armin v. FVIckersahm, St. Petersburg. 1892.
120. August Baron FBlckersahm zu Adsel-Eoiküll. 1893.
121. Sekretär des Oekonomieamts Friedrich v. Fossard, Riga. 1882.
122. Schnlvorsteher a. D. Karl Fowelin, Biga. 1894.
123. Hermann v. Freymann za Nurmis. 1892.
124. Gehilfe des Juriskonsnlten im JuBtizministeriam Rudolf
V. Freymann, St. Petersburg. 1895.
125. Alfred Baren Freytag-Loringhoven, Biga. 1890.
126. Rechtsanwalt Karl Baron Freytag-Loringhoven, Biga. 1899.
127. Osear Baron Freytag-Loringhoven, Adiamnnde. 1901.
128. Reinhard Baron Freytag-Loringhoven zu Gross-Bom (Kurland).
1890.
129. Roderich Baron Freytag-Loringhoven, Adiamunde in Livland.
1889.
130. Wirkl. Staatsrath, Direktor Ernst v. Friesendorft, Biga. 1901.
131. Buchhalter des Waisengerichts Heinrich Frobeen, Biga. 1887.
132. Carl Gaehtgens, Stomersee. 1890.
133. Kollegienrath Dr. med. Peter Gaehtgens, Kreisarzt in Wenden.
1889.
134. Bigascher Stadtpropst, Oberpastor Theophil Gaehtgens, Biga.
1888.
135. Kaufmann Reinhold Geist, Biga. 1891.
136. Oberdirektionsrath des livl. adl. Güter-Kreditvereins Arnold
V. Gersdorff, Biga. 1892.
137. Bruno v. Gersdorff zu Kulsdorf. 1893.
138. Kreisdeputirter Georg v. Gersdorff zu Daugeln. 1893.
199. Konrad v. Gersdorff zu Hochrosen. 1891.
140. Oberlehrer d. Stad^Töchter8chule Carl Girgensohn, Biga. 1881 •
^22
141. Staatsrath Dr. med. Otto Girgensohn, Wenden. 1890.
142. Oberpastor Thomas Girgensohn, Riga. 1890.
143. Dr. phil. Erich Gleye, Ooldingen. 1901.
144. Oberlehrer Leon Goertz, Juijew (Dorpat). 1890.
145. Kaufmann Karl Goeschel, Biga. 1902.
146. Aeltester der Qrossen Gilde Alexander v. Goetz, Biga. 1892.
147. Aeltester der Gompagnie der Schwarzen Häupter Aurel Grade,
Riga. 1895.
148. Dim. Direktor des baltischen Polytechnikums zu Riga^ Wirkl.
Staatsrath Professor Dr. Th. Groenberg. 1892.
149. Pastor Edgar Gross, Alt-Pebalg. 1902.
150. Sekretär cand. jur. Paul Grossmann, Riga. 1894.
151. Dim. liyl. Landrath Alexander v. Grote, Riga. 1901.
152. Pastor Eduard Grllner, Appricken. 1902.
153. Pastor Hermann Grüner, Salgaln in Kurland. 1902.
154. Arthur v. GUnzel zu Bauenhof. 1893.
155. Rechtsanwalt Dr. jur. Heinrich v. Guergens, Riga. 1891.
156. Notarius publicus Carl Gutschmidt, Windau. 1901.
157. Dr. med. Friedrich Hach, Riga. 1894.
158. Buchdruckereibesitzer Wilhelm Hacker, Riga. 1892.
159. Staatsrath Julius August v. Hagen, Riga. 1883.
160. Edmund Baron Hahn, Riga. 1899.
.161. Paul Baron Hahn zu Asuppen (Kurland). 1891.
162. Cand. ehem. Wilhelm v. Haken, Riga. 1898.
163. Oberlehrer des Stadtgymnasiums a. D. Staatsrath Carl Haller,
Riga. 1863.
164. Bibliothekarsgehiife an der Bibliothek der Kaiserl. Akademie
der Wissenschaften Oskar v. Haller, St. Petersburg. 1898.
165. Paul V. Hanenfeldt zu Absenau. 1893.
166. Paul V. Hanenfeldt zu Sunzel. 1898.
167. Heinrich v. Hansen zu Planhof. 1901.
168. Nicolai Hartmann, Biga. 1901.
169. Aeltester der Grossen Gilde Wilhelm Hartmann, Biga. 1888.
170. Docent am Polytechnikum Dr. Alfred v. HedenstrBm, Biga.
1895. Derzeitiger Sekretär der Gesellschaft.
171. Eonsülent Carl v. Hedenstriiin, Riga. 1868.
172. Sechtsanwaltsgehilfe Richard v. Hehn, Riga. 1896.
173. Max V. Heimann, Riga. 1896.
174. Pastor Paul Heiiitz, Dalbingen in Kurland. 19Q2.
175. Direktor der Stadt- Realschale Staatsratb Heinrich Hellmann^
Riga. 1884.
176. Reinhold v. Helmersen zu Sawensee. 1902.
177. LiTländischer Landrath Victor v. Helmerton zu Neu-Woidoma.
1891.
178. KaiserL deutscher General-Konsul a. D. Karl Helmsing, Riga.
1888.
179. Karl v. Hesse, St. Petersburg. 1887.
180. Friedrich Baron Heyking zu Sassmacken. 1900.
181. Dim. Stadtrath Alfred Hillner, Riga. 1882.
182. Pastor eotthlH Hillner, Kokenhusen. 1894.
183. Rechtsanwalt Max Hilwog, Riga. 1894.
184. Rabori v. Hirschheydt, Riga. 1898.
186. Rechtsanwalt Alexander Hoff, Riga. 1902.
186. Eduard Hoff, Riga. 1885.
187. Pastor Theodor Hoffmann, Riga. 1890.
188. Oberlehrer Staatsratb Bernhard Hollander, Riga. 1882. Der-
zeitiges Mitglied des Direktoriums der (Gesellschaft.
189. Cand. oec. pol. Hans Hollmann, Riga. 1899.
190. Ernst Baron Hoyningen-Huone zu LeUe. 1893.
191. Ingenieur Eugen v. irmor, Ligat. 1902.
192. Cand. oec. pol. Otto v. irmer, Riga. 1900.
193. Kaufmann Eugen Irschick, Riga. 1902.
194. Theodor Irschick, Riga. 1884.
196. Stadtrath Oskar Jaksch, Riga. 1887.
196. Aelteeter der Grossen Oilde Robert Jaksch, Riga. 1881.
Derzeitiges Mitglied des Direktoriums der (Gesellschaft.
197. Sekretär cand. jnr. Heinrich Jochumson, Riga. 1894.
198. Buchhändler Georg Jonck, Riga. 1897.
199. Landhauptmann Carl JUrgonsohn, Semenow, Gtouy. Nishnij-
Nowgorod. 1891.
224
200. Rechtsanwalt Alexander Kaehlbrandt, Riga. 1900.
201. Rechtsanwalt Auguet Kaehlbrandt, Riga. 1868.
202. Oberpastor Emil Kaehlbrandt, Riga. 1896.
203. Ereisdeputirter Dr. Heinrich v. Kahlen zu Alt-Oeistersl
1893.
204. Kaufmann Heinrich Kehrhahn, Riga. 1896.
205. Dr. med. Alexander Keilmann, Riga. 1900.
206. Pastor Karl Keller, Riga. 1898.
207. Aeltester der Grossen Gilde Ernst Kerkovius, Riga. 18
208. Redakteur Paul Kerkevius, Riga. 1892.
209. Gutsbesitzer Theeder Kerkovius, Saadsen. 1899.
210. Kaufmann Wilhelm Kerkovius, Riga. 1892.
211. Oberlehrer Staatsrath Friedrich v. Keussler, St. Petersbi
1884.
212. Rechtsanwalt Graf Theodor v. Keyserling, Mitau. 1887.
213. Apotheker Nicolai Kieseritzky, Riga. 1895.
214. Dim. Obersekr. Mag. jur. Wilhelm Kieserttzky, Riga. 1(
215. Rechtsanwalt Woldemar Kiparsky, Riga. 1901.
216. Sekretär des livländ. adeligen Kredityereins Friedrich I
stein, Riga. 1869.
217. Kollegienrath Emil v. Klein, Riga. 1895.
218. Dr. med. Paul Klemm, Riga. 1898.
219. Hofrath Adolf Klingenberg, Riga. 1865. i
220. Rechtsanwalt Alfred v. Klot, Jurjew (Dorpat). 1899.
221. Ritterschaftsrentmeister August v. Klot, Riga. 1888.
222. Reinhold v. Klot zu Odsen. 1894.
223. Rigascher Rathsherr a. D. Dr. jur. August v. Knieriemy LS(
1874.
224. Konrad v. Knieriem zu Muremoise. 1896.
225. Professor am baltischen Polytechnikum Dr.
v. Knieriem, Peterhof. 1901. j ?.j «|
226. Egolf v. Knorring, ehem. Sekretär der russischen Bo1
in Berlin. 1893.
227. Pontus v. Knorring, eh^n. Attache der russischen
Schaft in Rom, Jurjew (Dorpat). 1893.
I 226
1828. Karl Koken v.^l^rUnbladt, Birkenruh bei Wenden. 1894L
Karl Krannhais, Riga. 1880.
Forst Nicolai Krapotkin zu Segewold. 1894.
1. Eduard v. Kr^usch. 1892.
i2. Liyländischer Ereisdepntirter Maximilian v. Kreusch zu
Saussen. 1893.
Eaafmann fiottlieb Heinrich Kroeger, Riga. 1901.
Eanfinann Albert Kroepsch, Riga. 1879.
Carl Baron KrDdener zu Friedrichshof. 1893.
Moritz Baron Krlldener zn Snislep. 1893.
Wddemar Baron Krlldener zu Henselshof. 1893.
Pastor Leopold KrUger, Wolmar. 1891.
Pastor Paul KrUger, Sessan in Kurland. 1902.
Bittmeister AKrod v. Krusenstern, Streina bei Peterhof. 1900.
I ». Eonsnlent Heinrich Kuchczynski, Riga. 1876.
Architekt Eduard Kupffer, Riga. 1902.
Pastor Wilhelm Kupffer, Schleck, Kurland. 1902.
Eduard Kurschewitz, Riga. 1900.
Kaufmann Heinrich Kymmel, Riga. 1884.
Aeltester der Grossen Oilde, Buchhändler Nikolai Kymmel
Jim., Riga. 1884.
Aeltester der Grossen Gilde, Buchhändler Nikolai Kymmel
Ben., Riga. 1843.
. Pastor Harald Lange, Sunzel. 1892.
. Dim. Assessor Ludwig Lange, Riga. 1886.
Ontsbesitzer Hermann Lasch, Riga. 1898.
]i I Oberlehrer Wladialaw Lichtarowicz, Riga. 1894.
Alexander Baron Lieven, Mitau. 1893.
FeKx Baron Lieven, Riga. 1900.
RMt Georges Lieven zu Kabillen in Kurland. 1902.
Fürst Michael Lieven zu Pelzen (Kurland). 1900.
Paul Lieven zu Schloss Kremon. 1901.
Eduard v. Lilienfeld zu Köhnhof. 1893.
^ fl^Nidinand v. Liphart zu Torma. 1896.
< Reinhold v. Liphart zu Rathshof. 1896.
15
J9.
J8.
226
260. Oberlehrer Hermann Lüffler, Riga. 1886.
261. Buchhändler Gustav Uffler, Biga. 1902.
262. Bigascher Rathsherr a. D. Gustav LSsevitz, Riga. 1887.
263. Harald Baron Loudon zu Schloss Serben. 1895.
264. Edgar v. LBwenstem zu Wolmarshof. 1894.
266. Otto V. Lttwenstern zu Schloss Eokenhusen. 1893.
266. Bibliothekar der livländischen Ritterschaft Karl v. LHwis of
Menar, Riga. 1884.
267. Aeltester der Grossen Oilde Konsul Moritz LUbeck, Riga.
1881.
268. Rechtsanwalt Victor Lundberg, Dünaburg. 1901.
269. Dr. med. Ernst Masing, St Petersbui^. 1896.
270. Conrad Baron Maydoll zu Krudnershof. 1893.
271. Gustav Baron Maydoll zu Podis. 1893.
272. Liyländischer Residirender Landrath Woldemar Baron Maydell
zu Martzen. 1893.
273. Graf Paul v. Modem zu EUey, Kurland. 1901.
274. Theodor Graf Modem zu Stockmannshof. 1893.
275. August Graf Mollin zu Lappier. 1893.
276. Emanuel Baron Mongden zu Oolgowsky. 1896.
277. Woldemar Baron Mongden, Riga. 1888.
278. Jarnos v. Monsonkampf zu Schloss Tarwast. 1899.
279. Aeltester der Oompagnie der Schwarzen Häupter Alexander
Montzondorff, Riga. 1892.
280. Inspektor der Stadt-Realschule Staatsrath Constantitt Mettig,
Riga. 1877. Derzeitiges Mitglied des Direktoriums der
Gesellschaft.
281. Liyländischer Landmarschall Dr. jur. Friedrich Baron Meyen«
dorff, Riga. 1887.
282. Dr. phil. Bernhard Meyer, Riga. 1891.
283. Ereisrichter a. D. Heinrich v. Meyer, Wenden. 1884.
284. Dr. med. Hermann Meyer, Riga. 1902.
285. Dr. med. Johann Eduard v. Miram, Riga. 1881.
286. Fabrikdirektor Burchard Moritz, Riga. 1897.
287. Rechtsanwalt Erwin Moritz, Riga. 1872.
227
288. Rechtsanwalt Richard Muenx, Riga. 1894.
289. Bachhalter Hugo Muxfeldi, Ligai 1902.
290. Pastor Theodor Noander, Alt-Schwanebnrg. 1895.
291. Architekt Dr. Wilhelm Neumann, Riga. 1886.
292. LiTlftnd. Landrath a. D. Arved Baron Noicken zu AUatzkiwwi.
1876.
295. LiTländ. Landrath Axel Baron Noicken zu Moisekatz. 1894.
294. Georg Baron Noicken zu OrosB-Essem in Enrland. 1886.
296. Reinhold Baron Noicken, Riga. 1886.
296. Lehrer S. NowHzky, Riga. 1894.
297. Guido v. Numero zu Idwen. 1893.
296. LiTländischer Landrath Arvid v. Oettingen zu Luhdenhof. 189S.
299. LWIftnd. Landrath a. D. Eduard v. Oettingen zu Jensel. 1876.
300. Richard v. Oettingen zu Wissust. 1893.
301. Riiterschaftsaktnar Emil Baron Orgies-Rutenberg, Mitau. 1895.
302. Friedrich Baron von der Pahlen, Riga. 1898.
303. Cand. oec. pol. Alexander Pander, Riga. 1896.
304. Iwan v. Ränder zu Elein-Ohselshof. 1893.
306. Nicolai v. Pander zn Ronneburg-Neohof. 1893.
306. Peter v. Pander zn Ogershof. 1893.
307. Pastor Woldemar Peitan, Wfirzan in Enrland. 1902.
308. WirkL Staatsrath Professor Dr. med. Oscar v. Petersen, St.
Petersburg. 1894.
309. Redakteur Arnold Petersenn, Riga. 1882.
310. Ligenienr Gustav Petersenn, Ligat 1902.
311. Oberlehrer Hermann Pflaum, Riga. 1894.
312. Alexander v. Pistohlkors zn Eoltzen. 1893.
313. Eugen v. Pistohlkors zn Inunafer. 1893.
314. Bnchdmckereibesitzer Dr. phil. Arnold Plates, Riga. 1888.
316. Oberlehrer des Stadtgymnasinms Staatsrath Dr. Arthur
Poelchau, Riga. 1872.
316. Pastor Peter Harald Poelchau, Riga. 1897.
317. Konsnlent Hermann PVnigkau, Riga. 1887.
318. Kanfinann Karl Poorten, Riga. 1897.
319. Reinhold Poswol, Riga. 1902.
16*
228
320. Reinhold Pychlau, Riga. 1891.
321. Dr. med. Ern$t v. Radecki, Riga. 1895.
322. Gand. ehem. Hermann v. Radecki, Riga. 1894.
323. Gand. jnr. Ottokar v. Radecki, Riga. 1893.
324. Ingenieur Karl Rahlenbeck, Riga. 1897.
325. Dr. med. Albert Rasewsky, Riga. 1901.
326. Gustav v. Rathlef zu Tammist. 1897.
327. Constantin v. Rautenfeld zu Gross-Buschhof. 1893.
328. Dr. med. Eberhard v. Rautenfeld, Riga. 1893.
329. Georg v. Rautenfeld zu Ringmundshof. 1893.
330. Ritterschaftsaktuar Karl v. Rautenfeld, Riga. 1889.
331. Gotthard Baron von der Recke zu Jahteln, Kurland. 1902.
332. Wolfgang Redlich, Riga. 1901.
333. Eaufinann Alex. Redlich, Riga. 1894.
334. Franz Redlich, Riga. 1897. Derzeitiger Schatzmeister der
(Gesellschaft.
335. Kaufmann James Bevan Redlich, Riga. 1895.
336. Dr. med. Johann Redlich, Riga. 1894.
337. Estländischer Landrath a. D. R. Graf Rehbinder zu Uddrich
in Estland. 1894.
338. Gand. jur. Sylvester Rehsche, Riga. 1902.
339. Alexander Reim, Nordeckshof. 1894.
340. Architekt August Reinberg, Riga. 1888.
341. Karl v. Reisner, Riga. 1893.
342. Johannes Rindermann, Berlin. 1902.
343. Adolf Richter, Riga. 1900.
344. Apotheker Alexander Rittenberg, Riga. 1902.
345. Karl Baron RSnne zu Wensau in Kurland. 1902.
346. Hermann v. Roepenack zu Stalgen in Kurland. 1902.
347. Prof. Dr. Woldemar v. Rohland, Freiburg im Breisgau. 1890.
348. Kaufmann Friedrich Rohloff, Riga. 1894.
349. Residirender Kreismarschall Max Baron von der Ropp zu
Bixten in Kurland. 1893.
350. Kreisdeputirter Hans Baron Rosen zu Schloss Oross-Boop*
1895.
229
351. Liyländischer Ereisdeputirter Woldemar v. Roth zu Tilsit.
1893.
352. Ereischef Nicolai v. Rotli, Werro. 1893.
S3. & A. Rotliert, Riga. 1884.
351. Charies v. Rudniclci, Burg Schleinitz, Post Kötscb, Steier-
mark. 1890.
366. Eonsnl Jolin RUcIcer, Biga. 1887.
356. Dr. Alfred Ruetz, Riga. 1902.
357. August Ruefa, Biga. 1889.
358. Dim. Assessor Max Ruetz, Riga. 1889.
M Bedaktenr Richard Ruetz, Riga. 1891.
360. Gand. ehem. Max Ruhtenberg, Riga. 1899.
361 Dr. med. J. Ruile, Riga. 1897.
362. Administrator der Ritterschaftsgnter Fr. v. Saenger zu Lips-
kaln. 1901.
363. Friedrich v. Saenger zu Peddeln. 1894.
361. Arnold v. Samson-Himmelstjerna zu Sepküll. 1891.
365. Kreisdeputirter Axel v. Samson-Himmelstjerna zu Hummels-
hof. 1902.
366. Bitterschaftssekretär Fr. v. Samson-Himmelstjerna, Riga. 1897.
367. Gerhard v. Samson-Himmelstjerna zu Uelzen. 1893.
368. Dim. Livländischer Landrath Ottokar v. Samson-Himmelstjerna
ni Eurrista. 1876.
369. Bendant der Oberdirektion, der ütI. adl. Ereditsocietät Edmund
Baren Sass, Riga. 1894.
370. Obersekretär Ewald Baron Sass, Riga. 1901.
371. Architekt Friedrich Scheffel, Riga. 1900.
372. Sekretär der Ej*epo8tabtheilung des Riga-Wolmarschen
Friedensrichter-Plenums Alexander Scheluchin, Riga. 1891.
373. Direktor der Gewerbeschule Max Scherwinsky, Riga. 1^7.
374. Bechtsanwalt Julius Schiemann, Mitau. 1901.
375. Sekretär Edgar v. Schilinzicy, Riga. 1892.
376. Fabrikdirektor Alphons Schmidt, Riga. 1883.
^. Bechtsanwalt Gustav Schmidt, Mitau. 1901.
378. Hans Schmidt, Riga. 1887.
280
379. Oberlehrer emer. Eollegienrath Oscar Emil Schmidt, Marien-
tbal bei Zabeln. 1900.
380. Bncbdruckereibesitzer Alexander Schnakenburg, Riga. 1902.
381. Dr. med. Alfred Schneider, Trikaten. 1897.
382. Eaufmann Hermann Schneider, Riga. 1902.
383. Oberlehrer Georg Schnering, Reval. 1896.
384. Aeltester der Orossen Gilde Staatsraih Gustav v. Schoepff,
Riga. 1894.
385. Kaufmann Heinrich Schomacker, Riga. 1897.
386. Oberlehrer Karl Schomacker, Jena. 1896.
387. Alfred Baron Schoultz-Ascheraden zu Schloss Ascheraden. 1893.
388. Alfred Baron Schoultz-Ascheraden zu Losem. 1893.
389. Arthur Baron Schoultz-Ascheraden zu Golbem. 1893.
390. Oberdirektionsrath der Livländischen Adeligen Kredit-
sozietät Friedrich Baron Schoultz-Ascheraden, Riga. 1893.
391. Robert Baron Schoultz-Ascheraden, Riga. 1893.
392. Pastor emer. Ernst Schroeder, Riga. 1899.
393. Georg v. Schroeders, Riga. 1895.
394. Bernhard v. Schubert, Riga. 1887.
395. Inspektor der rigaschen Stadtgtiter Erich v. Schultz, Riga.
1892.
396. Beamter der Rig. Börsenb. Leopold Schultz, Riga. 1898.
397. Aeltester der Orossen Oilde Konsul Eugen Schwartz, Riga.
1894.
Eanfinann Eugen Schwartz, Riga. 1901.
Sekretär Ernst Schwartz, Riga. 1894.
400. Notarius publicas Johann Christoph Schwartz, Riga. 1875.
401. Rigascher Rathsherr a. D. Professor Dr. jur. Johann Christoph
Schwartz, Halle a. d. S. 1874.
402. Stadtarchiyar Dr. Philipp Schwartz, Riga. 1876. Derzeitigee
Mitglied des Direktoriums der G^ellschaft.
403. Dr. Victor Schwartz, Riga. 1892.
404. Staatsrath Wilhelm Schwartz, Riga. 1857.
405. Rechtsanwalt Nicolai v. Seeler, Riga. 1892.
406. Pastor Leonhard Seesemann, Eorsiten in Eorland. 1903«
407. Kaufmann Carl Gustav v. Sengbusch, Riga. 1886. Derzeitiges
Mitglied des Direktorinms der (Gesellschaft.
406. Dr. med. Reinhold v. Sengbusch, Riga. 1900.
409. Redakteur Dr. Ernst Seraphim, Riga. 1887.
410. Alexander v. Sivers zu Rappin. 1898.
411. Alfred v. Sivers zu EnsekfiU. 1893.
412. Edgar v. Sivers zq Antzem. 1891.
413. Frommhold v. Sivers zu Schloss Randen. 1893.
414. Leo V. Sivers zu Alt-Kosthof. 1898.
415. Leopold v. Sivers zu Walgnta. 1893.
416. Lirlftndiflcher Landrath Max v. Sivers, Römershof. 1893.
417. Nicolai v. Sivers zu Soossaar. 1893.
418. Architekt Otto v. Sivers, Riga. 1888.
419. WirkL Staatsrath Hermann v. SIcerst, Radom. 1884.
4S0. Alexander Sommer, Riga. 1902.
421. Michael v. Sommer zn Eadfer. 1893.
^. ClMurlos Baron Stacicelberg zu Abia. 1893.
4Si, UTiändischer Landrath, Vizepräsident der E. livl. Oemein-
nützigen and Oekon. Sozietät Victor Baron Stacl(elberg zn
Kardia. 1893.
424. Alexander Baron Stael v. Holstein zn Samm in Estland. 1895.
425. Alexamler Baron Stael v. Holstein zu Uhla. 1893.
^6. Dim. lüYländischer Landrath Reinhold Baron Stael v. Holstein
zu Neu-Anzen. 1876.
4ZI. LiTländischer Ereisdepntirter Wilhelm Baron Stael v. Holstein
zu Waldhof. 1893.
Julius Stahl zn Yegesacksholm. 1893.
Notarins publicns Carl Stamm, Riga. 1868.
430. Redakteur Carl Stavenhagen, Riga. 1895.
431. Stadtrevisor Richard Stegman, Riga. 1885.
4312. Apotheker Hugo Stein, Mitau. 1901.
433. Carl Baron Stempel zu Planezen in Eurland. 1885.
434. Magd. bist. Karl v. Stern, Jurjew (Dorpat). 1899.
436. Dim. Sekretär des livländischen Hofgerichts Mag. jur.
Friedrich v. Sticiasky, Riga. 1856.
232
436. Archivar des Oekonomieamts Heinrich v. Sticinsicy, Riga. 1898.
437. Aeltester der Grossen Oilde Alexander Stieda, Riga. 1893.
438. Gebeimer Medicinalrath Professor Dr. Ludwig Stieda, Königs-
berg. 1876.
439. Kassadepatirter und Assessor des livl. Eonsistoriams Arved
V. Strandmann, Riga. 1891.
440. Edgar v. Strandmann zu Zirsten. 1893.
441. Aeltester der Grossen Gilde Christian v. Stritzlcy, Riga. 1887.
442. Eassadepntirter Alexander v. Stryk zu Eöppo. 1893.
443. Alexander v. Stryk zu Palla. 1893.
444. Friedrich v. Stryk zu Morsel. 1893.
445. Oberforstmeister Emil v. Stryk zu Wiezemhof. 1896.
446. Harald v. Stryk zu Owerlack. 1896.
447. Professor-Adjunkt am balt. PolTtechnikum Wilhelm v. Stryk,
Riga. 1899.
448. Arnold v. TidebShI, Riga. 1899.
449. Oberlehrer Nicolai v. TidebBhl, Riga. 1900.
450. Liyländiscber Landrath Heinrich Baron Tiesenhaueen zu Inzeem.
1876.
451. Heinrich Baron Tiesenhausen jun., Gr&tershof. 1901.
452. Fabrikdirektor Arnold Tiling, Ligat. 1902.
453. Wirkl. Staatsrath Professor Dr. med. Gustav v. Tiling, St.
Petersburg. 1892.
454. Dr. med. Th. Tiling, Direktor der Irrenanstalt Rothenberg
in Riga. 1894.
455. Kaufmann Emil Timm, St. Petersburg. 1899.
456. Königlich schwedischer Konsul Dr. Carl August Titz, Riga.
1884.
457. Sekretär des ritterschaftlichen statistischen Bureaus Alexander
V. Tobien, Riga. 1881.
458. Sekretär Max v. Tobien, Fellin. 1893.
459. Akad. Maler Ernst Tode, Riga. 1892.
460. Notarius publicus Wilhelm Toewe, Riga. 1884.
461. Ritterschafts-Notär Dr. Astaf v. Transehe-Roseneck, Riga. 1890
462. Landrath Eduard v. Transehe — Roseneck zu Taurup. 1892.
233
463. Oeneral-Leutnant George v. Transehe-Roseneck, Kommandeur
der 1. Brigade der 1. Garde-CayaUerie-Division. 1894.
464. Joseph v. Transehe-Roseneck zu Ohselshof. 1902.
465. Nicolai v. Transehe-Roseneck zu Wrangeishof. 1894.
466. Otto Y. Transehe-Roseneck, Dresden. 1894.
467. Paul Y. Transehe-Roseneck zu Neu-Schwanenburg, Riga. 1887.
468. Roderich v. Transehe-Roseneck zu Wattram. 1894.
469. Bankbeamter Georg Treymann, Riga. 1896.
470. Architekt Edmund v. Trompowsky, Riga. 1894.
471. Ingenieur-Chemiker Arved Baron Ungern-Sternberg, Riga 1895.
472. George Baron Ungem-Sternberg zu Alt-Anzen. 1893.
473. layländischer Landrath Oswald Baron Ungern -Sternberg zu
SchloBs Fellin. 1893.
474. Bechtsanwalt Dr. jur. Otto v. Veh, Berlin. 1874.
475. Arnold Baron Vietinghoff, Riga. 1895.
476. Konrad Baron Vietinghoff zu ScUobb Marienburg. 1899.
477. Oscar Baron Vietinghoff zu Sohloss Salisburg. 1893.
478. Sekretär des livL adligen Ereditvereins Rudolf Baron Vietinghoff-
Scheel, Riga. 1901.
479. Stadtpastor Ootthard Vierhuff, Wenden. 1871.
480. Sekretär des livl. Konsistoriums Arthur v. Villebois, Riga.
1891.
481. Dr. med. Karl Vogel, Ligat. 1902.
482. Sekretär des livl. Statist. Oomit^s Victor Vogel, Riga. 1895.
483. Rechtsanwalt Axel v. Voick, Riga. 1901.
484. Kaufmann Karl Wagner jun., Riga. 1888.
4SSb. Dr. med. Werner Waldhauer, Riga. 1895.
486. Eduard v. Wahl zu Addafer. 1893.
487. Rechtsanwalt Harald v. Wahl, Riga. 1884.
488. Nicolai v. Wahl zu P^us. 1893.
489. Oberlehrer Staatsrath Carl Walter, Riga. 1892.
490. Redakteur Alexander Waeber, Riga. 1896.
491. Dr. med. Richard Weinberg, Jurjew (Dorpat). 1902.
AbtheilungBchef der Pleskau- Rigaer Eisenbahn Theodor
V. Weiss, Riga. 1901.
284
493. Notar der Stenerverwaltuiig Gustav Werner, Riga. 1883.
494. Oberlehrer Friedrich Westberg, Riga. 1890.
495. Pastor Eduard Wiecicberg, Wenden. 1902.
496. Dim. Eirchspielsrichter Hermann Wiegend, Riga. 1901.
497. Rechtsanwalt Alfred Wittram, Riga. 1902.
498. Alfred Baron Wofff zu Semershof. 1893.
499. Arist Baron WoW, St. Petersbmg. 1894.
500. Hofineister des Allerhöchsten Hofes Boris Baron WoHf za
Stomersee. 1901.
501. Conrad Baron WoHf zn Friedrichswalde in Livland. 1888.
502. Emil Baron Woiff zn Waldeck. 1893.
503. Friedrich Baron WoHf zn Waldenrode. 1892.
504. Gaston Baron Wolff zn Ealnemoise. 1893.
505. Livländischer Landrath James Baron Wolff zn Schloss Ro-
denpois. 1893.
506. Joseph Baron Wolff zn Lindenberg. 1901.
507. Manfred Baron Wolff, Riga. 1894.
508. Baron Maximilian v. WoHf zn Hinzenberg. 1869.
509. Nicolas Baron Wolff, St. Petersbnrg. 1894.
510. Ritterschafts-RentmeistergehUfe Albert v.Wolffeldt, Riga. 1893.
öll. Dim. Landrichter Albert v. WoHfeldt, Wenden. 1891.
512. Dim. Eirchspielsrichter Arthur v. WoHfeldt, Eremon. 1894.
513. Privatdocent Mag. Ed. Wolter, St. Petersbnrg. 1892.
514. Rechtsanwalt George Baron Wrangell, Reval. 1895.
515. Adoff V. Wuff zn Schloss Sesswegen. 1893.
516. Direktor der estn. Distriktsdirektion der UtI. adl. Güter*
Ereditsocietät Arthur v. WuH, Jnrjew (Dorpat). 1893.
517. Arthur v. WuH zu Schloss Lennewarden. 1901.
518. Eduard v. WuH zu Menzen. 1893.
519. Dr. phil. Max v. Wulf zu Taiwola. 1901.
520. Dr. med. Arthur Zander, Riga. 1899.
521. Eaufinann Emil Zander, Riga. 1892.
522. Stadtsekretär Walther v. Zeddelmann, Werro. 1895.
523. Rechtsanwalt Carl v. Zimmermann, Riga. 1891.
524. Dispacheur cand. jur. Daniel Zimmermann, Riga. 1895.
286
525. Martin Zimmermann, St. Petersburg. 1892.
526. Bigascher Bathsherr a. D. Theodor v. Zimmermann, Hamburg.
1882.
527. Eduard v. Zur-MUhlen zu Ledis. 19Q2.
528. Dr. Friedrich v. Zur-MUhlen zu Arrohof. 1893.
529. Georg v. Zur-MUhlen zu Bentenhof. 1893.
530. James v. Zur-MUhlen zu Alt-Bomhusen. 1893.
531. Leo V. Zur-MUhlen zu Woiseck. 1893.
532. Walther v. Zur-MUhlen zu Judasch.
(Geschlossen den 6. Dezember 1902.)
Yerzeiehniss
iir fern L Jaaaar bis xoh Sehlnis des Cfssellseliaftsjahres, dei 6. leieiber
1M2, ferstorbeien litgUeder.
Ehrenmitglieder.
Professor Rudolf Virchow, Ehrenmitglied seit 1877. (Gestorben in
Berlin den 5. September (23. August).
Korrespondirende Mitglieder.
WirkL Staatsratb, Bibliothekar der Eaiserl. Oeffentl. Bibliothek
Karl V. Vetterlein, korrespondirendes Mitglied seit 1884.
Gestorben in St. Petersburg den 16. Juni
Ordentliche Mitglieder.
Staatsrath Dr. med. Rudolf v. Radeoki, Mitglied seit 1887. Ge-
storben in St. Petersburg den 15. Januar.
Moritz Baron KrUdener zu Sermus, Mitglied seit 1893. Gestorben
zu Sermus den 20. Januar.
Oberlehrer Viotor v. Vetterlein, Mitglied seit 1902. Gestorben in
Siga den 27. Februar.
Oskar v. Stryk zu Tignitz, Mitglied seit 1893. Gestorben zu
Tignitz den 14 Mai.
Kaufmann Heinrich Eclc, Mitglied seit 1892. G^torben in Riga
den 27. Mai.
Georg v. Helmersen zu Lehowa, Mitglied seit 1893. Gestorben
zu Lehowa den 2. Juni.
Bedaktenr Adolf Petersenn, Mitglied seit 1887. Gestorben bei
Biga den 3. Aagnst.
Dim. Stadthanpt Max Scjittler, Mitglied seit 1894. Gestorben in
Fellin den 29. August.
Baron Oslcar Mengden, Mitglied seit 1880. Gestorben in München
den 5. Oktober (26. September).
Archivar Oand. bist. Hugo Lichtenstein, Mitglied seit 1901. Ge-
storben in Jurjew (Dorpat) den 28. September.
Reinliold Baron Freytag v. Loringlioven, Mitglied seit 1900. Ge-
storben zu Harmshof den 10. Oktober.
Dim. Oberst Friedrich v. LVwis of Menar, Mitglied seit 1887.
Gestorben zu Pleppen in Kurland den 30. November.
Verzeichniss
der im Jahre 1902 in den Sitzungen der Gesellschaft
gehaltenen Vorträge und verlesenen Zuschriften.
Die beigefügte Zahl giebt die Seite der Sitsnogsberichte an.
Arbnsow, Leonid. Die Visitationen im Dentschen Orden in
Livland, 179-192.
Brniningky Hermann Baron. Nachrafe auf verstorbene Mit-
glieder. 1. 36. 41. 87. 103. 155. 169.
— Hittheilnngen über Schenkungen. 87. 169.
— Hittheilnngen nber die Betheilignng der Gesellschaft an
Veranstaltungen und Ausstellungen. 70. 87. 103.
— Hittheilnngen über die Fortsetzung der „Livländischen Ge-
sehichtsliteratur''. 104. 170.
— Hittheilnngen über die Prägung einer G^dächtnissmedaiUe
auf Dr. Anton Buchholtz. 70. 88.
— Hittheilung über die Herausgabe der von Anton Buchholtz
gesammeltenMaterialien zur Geschichte Rigas 1710— 40. 88.
— Die Frage der Verehrung der ersten livländischen Bischöfe
als Heilige. 3—36.
— üeber einen Baron von Meyendor£P gehörenden Pokal
Bigascher Arbeit. 42.
— Nochmals das Missal der Bigaschen StadtbibUothek vom
Jahre 1500. 50.
— Der Binfiuss der Heiligenverehrung auf die Wahl der Tauf-
namen in Biga im Mittelalter. 77 — ^83.
— üeber den Fund Rigascher Schmuckgegenstände aus dem
14. Jahrhundert 90.
238
Brniningk, Hermann Baron. Die Heransgabe einer archäolo-
gischen Karte der Ostseeprovinzen« 105. 156.
— Die Kaiser-Otto-Schale. 108—149.
Bnschy Nicola ns. üeber die Begründung einer Livonica-
Abtheilnng an der Leonina im Vatikan. 38. 55.
Oleye, Erich. Ueber den Wahlspruch von Hamilkar Baron
Fölkersahm. 104.
Jaksch, Robert. Untersuchung eines Hügels in Oger. 101.
Jochumsen, Heinrich. Referat über den am 9. Juli 1902 im
Dom zu Riga gemachten Münzfnnd. 93.
Eeussler, Friedrich von. Die Deeterssche Familienchronik. 46.
— Die Iversensche Urkundensammlung. 74.
— Zur Frage der Ueberfuhrung der Herzoglich Eurländischen
Bibliothek nach St. Petersburg. 150.
Lichtenstein, Hugo. Bericht über die Verhandlungen des
12. Archäologischen Kongresses. 103.
Löwis of Menar, Karl Ton. Vorgeschichtliche Gräber in
Sawensee. 99.
— Der heidnische Burgberg und die Ordensvogtei Kandau
in Kurland. 192.
Mettigy Gonstantin. Ueber die Herkunft des Missals der Bi-
gaschen Stadtbibliothek vom Jahre 1500. 39.
— Ueber die Festschrift der Schiffergesellschaft in Lübeck
von Dr. F. Hasse. 45.
— Urkunden aus dem Archiv der Schwarzen Häupter zu
Riga. 49. 153.
— Die Gilde der Losträger und die mit ihr verwandten
Aemter. 56.
— Die St. Gteorgs-Statuette der Schwarzen Häupter zu Riga. 84.
— Ursprung und Organisation der Compagnie der Schwarzen
Häupter zu Riga. 92.
— Das Amtsbuch der (Goldschmiede zu Reval. 157.
— Die Fahnen der Aemter und Gesellenschaften in Riga. 197.
Nenmann, Wilhelm. Ennstzustände in den baltischen Pro-
vinzen 1775—1825. 43.
Schwartz, Philipp. Die Fehde Dorpats mit den Stamern und
Genossen. 158.
Sengbuschy Carl Onstav von. Ausgrabungen auf dem
Plawnekalns bei Eatlakaln. 92.
Seraphim, Ernst Der Feldzug des preussisohen Corps in
Kurland und g^sgen Biga 1812. 38.
Toll, Harald Baron. Freibrief für einen estnischen Bauer
zwecks akademischen Studiums. 72.
jOie fog, KaiFer-Oito-Schale im Dom-IIlufeuin
zu Riga. TafelI.
DIE BÜBO KANDAU IN EUBLAKD.
VOGTEI DES DEUTSCHEN ORDENS«
1»
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t
BilMifskriehte
der
Smliscliaft fir Gescbiehte uii Altertunsknile der
OstseepraviRzei Rvsslaids
aus dem Jahre 190S.
Hierzu 6 Tafeln.
Dmck von W. P. Hacker.
1904.
Sitiugskriebte
der
Cisellsebaft fir Geschichte oni Altertumskiiile der
Ostseeprovinzen Russiands
aus dem Jahre 1908.
Hierzu 6 Tafeln.
Drack von W. F. Hacker.
1904.
Gedmokt anf Verfägen der Gesellschaft för Gescbiohte und Alt<)
tvmsknnde der Ostseeprovinzen Basslands.
Präsident : Bernhard A. Holländer.
Riga, den 10. März 1904.
Inhaltsanzeige.
igsberichte ans dem Jahre 1903 1
■beiicht des Sekretärs der Gesellschaft 146
nchnis der Vereine und Anstalten, denen die Schriften der
Gesellschaft übersandt worden sind, mit Angabe der im Austaasch
[ ii^^oD ihnen erhaltenen Dmckwerke 152
^nd der Gesellschaft im Jahre 1903 161
«^^^^icbnis der Mitglieder am 6. Dezember 1903 162
eichnis der vom 6. Dezember 1902 bis 6. Dezember 1903 ver-
Istorbenen Mitirlieder 189
eichnis der im Jahre 1903 in den Sitzungen der Gesellschaft
[gehaltenen Vorträge und verlesenen Zuschriften 191
»chnis der in den Jahren 1894—1903 (inclus.) in den Sitzungen
I der Gesellschaft gehaltenen Vorträge und verlesenen Zuschriften 195
htrag 223
1903.
6(6. Tersanmluig u 8. Jainar 1903.
Der Präsident Oberlehrer Bernhard Hollander erö&ete
£e Tersammlnng durch die Mitteilung, dass das ordentliche
VitgUed, Herr Edgar v. Löwenstern zu Wolmarshof, am 28.
Detember a. St. in Ajaccio gestorben sei. Die Versammlung
Arte das Andenken des Verstorbenen durch Erheben von den
Indem der Präsident seinem Vorgänger im Amte, Herrn
Hermann Baron Bruiningk, das Diplom eines Ehren-
mitgliedes der Gesellschaft überreichte, f>e er zu dem
li^ts in der Dezember-Sitzung durch den Direktor E. Mettig
^losgesprochenen Dank der Gesellschaft seinen persönlichen Dank
& die ihm in langjähriger gemeinsamer Arbeit bewiesene Pör-
d^ung und Freundschaft hinzu und gab der Freude darüber
Aisdmck, dass ihm von seinem Vorgänger eine tatkräftige Unter-
tftKong auch in der Zukunft in Aussicht gestellt sei. Nur in
^ Hoffiiung hierauf habe er das, wie der Redner näher darlegte,
pnde in der Gegenwart schwierige Amt übernehmen können,
hdem er die Mitglieder sowohl um freundliche Nachsicht mit
^^ Leitung der Gesellschaft, als auch um eifrige Mitarbeit bat,
^ er der Versammlung ein Glückauf zur Arbeit im neuen
Der Präsident machte die Mitteilung, dass die Kinder und
^^ des weil. Bigaer Kaufmanns und erbl. Ehrenbürgers
^«org Alexander Berteis nach einem Schreiben des Herrn
^i^ditoainralts A. Kaehlbrandt beschlossen haben, zum ehrenden
1
2
Andenken an ihren Vater aus dem von ihm hinterlassenen Ver-
mögen 500 Rbl. den von unserer Oesellschaft verfolgten Zwecken
zuzuwenden. Der Dank der GtesellBchaft sei den Darbringem
bereits schriftlich zum Ausdruck gebracht worden. Vom Direk-
torium sei bestimmt worden, dass das Kapital als Georg Ale-
xander Bertels-Stiftung besonders gebucht und unter dieser
Bezeichnung in den jährlichen Rechenschaftsberichten aufgeführt
werden solle; die Zinsen des Kapitals aber sollen der Sunmie
hinzugef> werden, die bereits zum Zweck einer dereinstigen
Anstellung eines Kustos am Dommuseum gesammelt worden ist.
Die Versammlung nahm mit lebhaftem Dank Kenntnis von
dieser Mitteilung und erklärte sich mit der getroffenen Anordnung
einverstanden.
Für die Bibliothek waren als Geschenke eingegangen:
1) von Herrn Professor Dr. Fr. Bienemann in Freiburg dessen
Buch : Der Dorpater Professor G. F. Parrot und Kaiser Alexander L,
Reval 1902; 2) von Herrn Stadtarchivar Magister A. Feuereisen
dessen Schriften: Über die Einfuhrung und den Gtebraach des
gregorianischen Kalenders in Dorpat, S.-A. a. d. Sitzungsberichten
der Gel. Estn. Gesellschaft 1902; Über Arbeiten und Materialien
zur Geschichte Pemaus, S.-A. aus denselben Sitzungsberichten;
8) von Herrn Professor Dr. R. Hausmann dessen Schrift:
Ausserkirchliche Begräbnisplätze im Estenlande in christlicher
Zeit, S.-A. aus der Illustr. Beilage der „Big. Rundschau' 1902,
Nr. 11; 4) vom Verlag Jonck & Poliewsky: (A.L.v.Tran8ebe-
Roseneck), Bilder aus Livland, Riga 1902; 5) von Herrn E. Lapsa
dessen Schrift: Tant' Jula, Riga 1902; 6) von Hm*n K. v. Löwis
of Menar: Ergänzungen zur Stammtafel der Familie von Brock-
hausen, S.-A. aus dem Jahrbuche far Genealogie 1901; 7) ron
der Verwaltung des Estländischen Adligen Güterkre*
ditvereins: Hundert Jahre der Estländischen Kreditkasse
1802-1902, Reval 1902. Weitere Darbringungen f&r die Biblio-
thek waren erfolgt: von Herrn dim. Stadtrat K. Hausmann,
Herrn Rechtsanwalt M. Hilweg und Herrn Oberlehrer Fr. t;
Keussler in St. Petersburg.
8
Far das Museum waren als Geschenke dargebracht worden:
1) Ton FrL Helene Schelnchin: 2 Fächer ans dem 18. Jahr^
bindert; 2) von Herrn E. G. v. Sengbusch: ein Lehnstuhl,
nm 1780; 3) von Herrn Baron Wolff-Lysohn als Leihgabe:
Bnchstficke einer Zinnkanne und zwei Breezen.
Für die sphragistische Sammlung war ein Siegelstempel
dee 19. Jahrhunderts yom Realschüler H. F. geschenkt worden.
Herr Dr. W. Neumann hielt einen Vortrag über den von
1636 bis 1698 dauernden Streit des Bevaler Goldschmiede-
Amts mit der Eanutigilde, der die Lostrennung der Gold-
Khmiede von der Gilde zum Gegenstand hatte. N. hat den Stoff
dm in einem noch im Besitze des Revaler Goldschmiedeamts
erhaltenen umfangreichen Eopialbuch gefunden. Seit dem Beginn
iet dreissiger Jahre des 17. Jahrhunderts geht durch die Beyaler
Handwerkerämter ein demokratischer Zug, der sich in dem
Bestreben nach Erlangung grösserer Bechte und Freiheiten,
oieh EÜnschränkung der Amtsgewalt des Bats und nach Gleich-
ateUimg mit den Mitgliedern der grossen Gilde kennzeichnet.
Beraits 1636 hatte der Bat sich zu einzelnen Zugeständnissen
in Bezug auf die Brauerei- und Brenngerechtigkeit verstehen
Biflsen« — Mit dem Erwachen der Benaissance in Deutschland
ging auch durch die niederen Schichten der Bevölkerung ein
Mflr geistiger Zug; das Becht des Individuums auf Freiheit
fa Denkens und Empfindens machte sich geltend, Bildung und
jbmere Gesittung nahmen auch in diesen Ereisen zu* Die Eunst
tttwand sich den Fesseln des Handwerks, und zu den Eünstlem
liUten sich auch die Goldschmiede, deren Eunst zu jener Zeit
Qfie besonders begehrte war, denn nicht mehr wie im Mittelalter
tft jetzt die Kirche die Hauptträgerin künstlerischer Ideen, sondern
fa Bürgertum wird es. Von Deutschland her, wo Augsburg
ie Wiege der Benaissance wird, pflanzt sich diese Bewegung
{ort bis in die entfernten Gauen der baltischen Provinzen^
iAm 1627 und 1632 hatte das Bevaler Goldschmiedeamt seine
Abtrennung von der ELanutigUde durchzusetzen gesucht, nach-
te 1624 die Bigaer Goldschmiede als „freyhe Eünstler'' in
1*
die dortige Grosse Gilde aufgenommen worden waren. Doch
der Bevaler Bat beschied ihre Gtesnche abschlägich. Mit der
grössten Hartnäckigkeit wurde der Streit wieder angenommen
seit der 1675 von König Karl XI. von Schweden verfugten ye^
Schmelzung der Olaigilde mit der Eanutigilde. Der Bat entschied
abermals zu Gunsten der Eanutigilde, liess den Goldschmieden
aber den Weg der Berufung frei. Diese wandten sich nun mit
ihrem (besuch an den Generalgouyemeur Grafen Andreas Torsten-
söhn, der ihnen ein Schutzbrief bis zum Eintreffen einer könig-
lichen Entscheidung ausstellte. Von Stockholm wurde die Ange-
legenheit nach fünf Jahren wieder an eine in Beval tagende
Kommission verwiesen, aber obgleich das von dieser aufgestellte
Gutachten den Goldschmieden nicht ungünstig ausfiel, das Bevaler
Goldschmiedeamt auch in der Person des Goldschmiedes Peter
Polack einen besonderen Delegierten nach Stockholm schickte,
der IV4 Jahr dort blieb, um die Angelegenheit im Sinne seines
Amtes zu betreiben, erreichte dieses schliesslich doch nichts
anderes als eine Erleichterung der Gildenabgaben und blieb der
Kanutigilde, zu der es auch heute noch gehört, inkorporiert
Der Vortrag ist im .Bevaler Beobachter^ 1903 vollständig zum
Abdruck gekommen.
Herr Dr. W. Neu mann machte in einem zweiten Vortrage
Mitteilungen über die interessanten Holzschnitzereien am
Gestfihl des Bathauses in Beval und der heil. Geist*
kirche daselbst und legte Photographien derselben vor (s. unten)«
Herr Inspektor K. Mettig hielt einen Vortrag 6ber die
Wirksamkeit der westfälischen Fehmgerichte in Riga
(s. unten).
Femer wies Herr Inspektor K. Hettig darauf hin, dass in
dem im vorigen Jahr erschienenen Jahresbericht der Feüiner
Literarischen Gesellschaft am Schlüsse ein Aufsatz, betitelt: „Das
livländische adlige Fräuleinstift des Kaisers Paul L^
abgedruckt sei, der infolge eines Irrtums dem Baron Friedrich
von Schoultz-Ascheraden zugeschrieben werde, während der Ver*
fasser der Bitterschaftsaktuar K. A. v. Bautenfeld sei. Beferent
bob hierbei hervor, dass yerschiedene Notizen zu Bautenfelds
Arbeit hinzugefügt seien, fnr die der Verfasser nach einer mfind-
lichen Mitteilung keine Verantwortung übernehmen könne.
Zun Schiasse macht Mettig noch darauf aufmerksam, dass in
den Statuten das Stiftszeichen als ein ^achteckiges^, hellblau
enuüUiertes Kreuz angegeben werde, dagegen das im Museum der
Gesellschafi für (beschichte und Altertumskunde zu Riga auf-
bewahrte Kreuz der Stiftsdamen zu Fellin von dunkelgrüner
Fttbe sei
Hierzu bemerkte H. Baron Bruiningk, dass in den Sta-
tten allerdings die Farbe des Kreuzes als ^blau" bezeichnet ist,
rihrend am Kreuz im Dommuseum, das als Modellkreuz mass-
gebend sein durfte, die Farbe ausgesprochen grün ist Es liege
dso ein Widerspruch vor, auf den Referent den Herau^ber
te in Bede stehenden Arbeit von vornherein aufmerksam ge-
ladit habe. Zur Vermeidung von Missverständnissen wäre es
n wünschen gewesen, dass solches in der Arbeit bemerkt
worden wäre.
Die mittelalterliolien Holzsohnitzereien am Oest&hl des
fiaihanses und der heil. Oeistkirohe zu Beval^).
Von Dr. W. Neumann.
(Hienu 8 LiohtdncktAfeln.)
Die alte Batsstube des aus dem 14. Jahrhundert stammenden
waler Rathauses gehört zu den interessantesten Innenräumen,
^ die Profankunst des Mittelalters im Lande erzeugt hat. Die
^rchitektnr des Raumes ist keineswegs hervorraffend, aber die
^hUtnisse sind wohl abgewogen und dadurch allein schon ruft
M Es fehlt über diese Schnitzereien nicht an Yeröffentlichnngen :
^▼'Ldwifl besehreibt sie knrs in seinem Werke »Die städtische Profan-
v^ttektnr der Oothik, der Benaissance und des Barooco in Riga, Bevsl
«^ Narra''. Lübeck 1892. 8. 16 a. 17. Er stütst sich dabei auf eine
^jgtit Ton Dr. W. Läbke, die als Besprechnnff des von mir heraasgegebenen
fWmdiiBBes einer Geschichte der bildenden Künste nnd des Enn^ewerbes
2J<v-, Est- und Enrland* nnter dem Titel „Deutsche Denkmäler^ in der
*BOage nr Allgem. Mdnchener Zeitung vom 21. September 1888 erschien. —
^^ der Spitsmarke ^ter Anschaoungsanterricht'' bespricht sie F. R.
^f^' Bossow) im Reraler Beobachter Nr. 194 vom Jahre 1898. Beide
Autoren Tenichten aber anf eine eingehende Behandlung des Gegenstandes.
6
er einen BtünmnngSYollen Eindruck hervor. Die künstlerische
Ansstattang gehört zum grössten Teile dem 17. Jahrhundert an»
wie der prächtige sich unterhalb der Gewölbansätze an den
Wänden hinziehende, in Eichenholz geschnitzte Fries vom Jahre
1696 und die aus dem Jahre 1667 stammenden, auf Leinwand
gemalten Lünettenbilder, die der Maler Johann Aken mit Be-
nutzung Rubenscher und Bembrandtscher Motive, wahrscheinlich
nach ihm zugänglich gewordenen Stichen und Badierungen,
malte. — Einen Hauptschmuck bildet das alte geschnitzte Eichen-
holzgestühl, das sich jedoch nicht mehr in seinem ursprung-
lichen Zustande befindet. Ältere, noch aus dem 15. Jahrhundert
stammende Stücke sind mit jüngeren vereinigt. Ziemlich intakt
ist eine quer in den Baum in der Nähe des Eingauffes au&e-
stellte Bank mit einer durchbrochen geschnitzten BücUehne, die
in sieben Feldern ein dem Ausgange des 15. Jahrhunderts an-
gehörendes Masswerk zeigt und darüber als abschliessenden Fries
ein Bankenwerk, in das fünf kleine Medaillons verwoben sind
mit den Brustbildern von Petrus, Maria, Christus, Johannes und
Paulus. Die gotische Bücklehne ist augenscheinlich aus den
Besten zweier verschiedenen Bänke zusammengesetzt, denn nur
fünf der äusseren Felder zeigen eine gleiche Form; die zwei
mittleren Felder haben wohl eine ähnliche Ausbildung erfahren,
sind aber an ihren Umrahmungen schon als nicht zu den fünf
äusseren gehörig erkennbar. Die bekrönende Medaillonleiste ist
jüngeren Datums; das Laubwerk an ihr entspricht schon dem
hier im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts auftretenden. Der
Bleichen Zeit aber wie die gotischen Teile der Bücklehne, also
em Ausgange des 15. Jahrhunderts, können die Schnitzereien
der Seitenlehnen angehören, die durchbrochen gearbeitet sind
und links eine Szene aus Tristan und Isolde, rechts Simsons
Kampf mit dem Löwen zeigen^).
Die hier zur Anschauung gebrachte Szene aus Tristan und Isolde
(Fig. 1) stellt das belauschte Stelldichein im Oarten vor, dessen
bildliche Darstellung sich schon seit dem Anfang des 14. Jahr-
hunderts grosser Beliebtheit erfreute. Wir finden diese Szene
schon auf einem Begensburger Teppich aus dem Anfange des
14. Jahrhunderts (Germania XYIU, 276), auf der Schreibtafel
von Namur (Yiollet — le Duc, Dictionnaire raisonnä du Mobflier
fran9ais, Paris 1871, 11, 157) und wiederholt in Elfenbein-
schnitzereien aus dieser frühen Zeit (Elfenbeinkästchen im
South -Kensington -Museum, Krakauer Elfenbeinkästchen, Barn*
ber^er Elfenbeinkamm). Wie die Darstellungen auf diesen, folgt
auch die unsrige der älteren Sage: König Marke, der Gkniahl
1) E. y. Löwis a. a. O. bezeichnet die erste Darstellnng, aUerdinas
unter Vorbehalt, als Esther and Ahasveras, F. R. die andere als DaWds
Kampf mit dem Löwen.
IsoIdenSy ist durch den Zwerg Melot yon dem im Oarten statt*
finden sollenden Stelldichein der Liebenden unterrichtet nnd
TQii ihm beredet worden sich in den Zweigen des Baumes wcä
Brannep zu verbergen. Tristan, der zuerst erscheint, sieht
beim lacht des Mondes Markes Bild sich im Wasser des Brun*
Bens widerspiegeln, er weiss sich belauscht und macht die nahende
Isolde dadurch auf die ihnen drohende Gefahr aufmerksam, dass
er ihr nicht entgegengeht. Diese erfasst sofort die Situation und
weiss durch ihre unbefangene Unterhaltung mit Tristan die
nagenden Zweifel des Königs wieder zu zerstreuen. Die List
des Weibes bleibt auch in dieser schwierigen Lage wieder Sie-
gerin*). -- Der Revaler Künstler hat die Szene nicht ohne Gre-
sehick wiedergegeben, wenn auch die Bewegungen seiner Figuren
^as unbeholfen und deren Köpfe im Verhältnisse zur Körper-
lange etwas zu gross geworden sind. Den Worten der Dichtung:
.Doch in des Garten Mitte stand
Ein Ölbaum an des Brunnen Band,
Niedrig, doch von Ästen breit
folgend, hat er die Gestalten des Tristan und der Isolde zu den Seiten
oner sechseckig gestalteten Brunneneinfassung gesetzt, hinter
welcher ein kurzstämmiger Baum mit zu beiden Seiten tief herab-
lübigenden Zweigen sich erhebt, aus deren Blattgewirr der bärtige,
TOD einer Krone bedeckte Kopf Markes hervorblickt. Die Hal-
tung Tristans mit dem vorgestreckten rechten Bein, dem auf
to linken Schenkel gestutzten Arm und der erzählend ausge-
streckten Rechten entbehrt bei aller Unbeholfenheit der Zeich-
Bsng dennoch nicht einer gewissen Natürlichkeit. Ebenso die
der Isolde, die, leise nach vorne gebeugt, in frauenhafter Gebärde
^ rechte Hand auf die Brust gedrückt hat. Der Fluss ihrer
ßevandnng ist naturwahr und lässt die Körperformen geschickt
l^enrortreten. Weniger gelungen sind die Köpfe, namentlich die
^ beiden Männer, in deren Zügen die seelischen Vorgänge
1^ weniger zum Ausdruck kommen, als in denen der Frauen-
pstali
Die Bekrönung der anderen Seitenlehne zeigt uns Simson
ii& Kampf mit dem Löwen nach dem Buch der Bichter 14, 5 u. 6;
^geben von einem akanthusähnlichen Laubwerk, das, vom Boden
iträr aufstrebend, sich zu einem Kranze um die Szene schlingt
Ppg. 2). Simson, hier als bärtiger Mann mit lang herabwallendem
Bair gebildet, hat sich rittlings auf den Löwen geschwungen, hat
& Kiefern des Tieres erfasst und ist im Begriff es zu zerreissen,
^ Nach den jüngeren Tristandichtongen besteigt ansser Marke anch
^ Zverg den Baum, der bald als ölbanm, bald als Linde, bald als Tanne
^*>^et wird, und der Mond lässt ihre Schattenbilder anf dem Basetaf
•'■dieinen, wo sie von Tristan bemerkt werden.
8
wie man, nach den Worten der Schrift, ein BöcUein zerreisaet^).
Nicht sicher zu erklären ist die links unterhalb der Bankea-
windong hockende Figur eines Mannes in Kutte und Kapuze,
dessen Vorderarme beschädigt sind. Es scheint als hätte sie ein
Buch auf den Knien gehalten.
Mannesmut und Mannesschwäche stehen sich in diesen
Schnitzereien in lehrhaften Bildern gegenüber, symbolische Mah-
nungen, gerichtet an die hier zur Leitung des Oemeindewesens
Berufenen.
Denselben Zweck verfolgen die Reliefs auf den Seitenlehnen
einer anderen Bank, die jetzt von einander getrennt, an beiden
Seiten des Saales Aufstellung gefunden haben. Diese Schnitzereien
zeigen nicht nur eine andere Hand, es sind auch die Formen rund-
licher und proportionierter; dagegen ist der Faltenwurf der Ge-
wänder kleinlicher, unruhiger und fugt sich weniger den Körper-
formen. Der Zeitunterschied zwischen diesen und den älteren
Arbeiten kann vielleicht auf fanfzie Jahre bemessen werden,
1475—1625. Die Lehnen des 16. Jahrhunderts haben eine Höhe
von ungefähr 2,5 m und eine Breite von 0,6 m, wogegen die
älteren bei nahezu gleicher Breite nur eine Höhe von 1,7 m
haben. Die äusseren Seiten werden von achtkantigen Stäben
eingefasst, die in ein kleines knaufartiges Kapitell endigen, dessen
würfelförmiger Abschluss mit Vierpassen geziert ist. Die eine
Lehne mit einer Darstellung von Davids Kampf mit Goliath
schliesst nach oben dreieckig ab, die andere mit einer Art Kiel-
bogen. Oekrönt sind beide Lehnen von einem Laubwerk, das
dem der Abschlussleiste an der Rücklehne der beschriebenen
älteren Bank ähnlich ist, was vermuten lässt, jene Abschlussleiste
habe einst zu dieser Bank gehört.
Aus dem Laubwerk wachsen zwei Männerköpfe empor. Der über
dem Goliathrelief ist voUrund geschnitzt: ein bärtiger, vom kräftigen
Haarwuchs umgebener Kopf mit scharfgeschnittenen Gesichtszügen.
Das Haar wird von einem gewundenen, hinten in einen Knoten ge-
schlagenen Tuch zusammengehalten; der Mund ist geöffnet und in
ihm fehlt die Zunge: das Symbol der Verschwi^enheit (Fig. 3). —
An der anderen Lehne sieht man in starkem Relief einen Männer-
kopf mit jüngerem Gesicht. Das Haar fällt leicht gelockt zu
beiden Seiten herab und lockig ist der kurz gehaltene, das Ge-
1) F. B. im Bevaler Beobachter will in dieser Scene nicht Simsons,
sondern Davids Kampf mit dem Löwen sehen, indem er auf die Fiearen
des Bären and des Löwen verweist, die anter dem Belief: Davids £uDpf
mit Goliath auf einer andern Banklehne erscheinen. Abgesehen davon,
dass diese Figaren schon mit der in Bede stehenden Szene nicht in Yer-
bindong gebracht werden können, weil sie jüngeren Ursprungs sind, so
spricht auch die Gestalt des Kämpfers dagegen, der hier nicht als Knabe,
sondern als bärtiger Mann gebildet ist
9
acht amrahmende Bart um den Kopf ist ein Erenznimbus gelegt,
wodurch er als ein Ghristuskopf gekennzeichnet wird (Fig. 4)
(das Kreuz im Kreise bezeichnet stets eine der Personen der
Dreieiiiigkeit). Über den Nimbns, auf diesen sich statzend, sieht
nan mit Torgeschobenem Oberkörper eine kleine nackte Männer-
Gestalt sich emporstrecken, die in den Händen ein Tuch hält,
das za beiden Seiten des Nimbus herunterfällt und diesem gewisser-
massen zur Folie dient. Es ist das Symbol der verwerflichen
Neugierde, die selbst das Heiligste nicht schont, wo es gilt ihr
6dÜ8t zu befriedigen. Unter der Bezeichnung „der Schweiger^
und ,der Lauscher^ findet man (nach Lubke) ähnliche Dar-
stellnogen noch in mittelalterlichen deutschen Bathäusern.
Das Goliathrelief (Fig. 5) nimmt fast die ganze Höhe der einen
Seitenlehne ein. Der Biese ist als gepanzerter Bitter gebildet.
Jka Kopf und den oberen Teil der Brust bedeckt eine Ketten-
^bei^e, über die der etwas phantastisch gebildete Helm ge-
stölpt ist. An einem Bande hängt vor der Brust des Biesen ein
Tartschenschild, an dem skulptierten Ourt ein gewaltiger Zwei-
l^der, auf dessen Parierstange die linke Hand ruht. Die in einem
fisenhandschuh steckende Bechte hält eine gebogene Keule und
ist mm Zuschlagen über den Kopf erhoben. Ein Oewandstück
o|Bh&llt fast den ganzen rechten Arm und fällt bis zu den Hüften
luoab. Haltung und Oesichtsausdruck Goliaths charakterisieren
vortrefflich seine Verachtung des winzigen Gegners, der fast
zvergenhaft gegen die gewaltige Figur des Biesen erscheint.
David trägt eine enganliegende Kleidung mit bauschigen Armein.
Kragen und Saum seines Gewandes sind leicht skulptiert. Das
roüdliche, gut proportionierte Gesicht ist von locKigem Haar
Qorahmt und den Kopf bedeckt ein niedriges Barett, das vorne
not kleinen rautenartigen Verzierungen versehen ist. Der Knabe
sfitzt sich mit der Linken auf seinen Hirtenstab und hat den
%erkörper znrnckgebogen, um mit der nach rückwärts gestreckten
tt^ten, die die Schleuder hält, zum kräftigen Schwünge ausholen
^ kömien. Die beiden Figuren sind ganz geschickt in den
wm hineingesetzt und bis auf den etwas unbeholfen ausge-
'^^Denen Faltenwurf der Gewänder auch tüchtig ausgeführt.
unter diesem Belief finden sich die kleinen Figuren eines
wen und eines Löwen, als Hinweis auf Davids Kämpfe, die er
streich mit diesen als der Hüter von seines Vaters Herden
iHstand (H. Sam. 17, 34-36).
Die andere Seitenlehne ist mit zwei Beliefs geziert; das im
oberen, ffrösseren Felde stellt Simson zu den Füssen der Delila
fitsehlafen dar (Fig. 6). Er trägt ein langes faltiges Gewand, das
iber den Hüften von einem Bande zusammengehalten wird; das von
I^en Locken umwallte Haupt hat er in die linke Hand gestützt
^a ist leicht gegen das rechte Knie der Delila geneigt. Seine
10
Rechte ruht auf dem rechten Oberschenkel. Delila sitzt etwas
erhöht aber dem Entschlummerten, wobei ihr Unterkörper nach
rechts gewendet, der Oberkörper aber dem Beschauer en face
zugekehrt ist. »ie ist in ein faltiges Kleid mit glattem Mieder
und bauschigen Ärmeln gekleidet. Über das Haar, das zu beiden
Seiten des rundlichen Oesichts geordnet und in starken Flechten
um den Kopf geleet ist, legt sich ein Schleier, der zum Teil die
Brust bedeckt und dessen Enden über die linke Schulter ge-
worfen sind. Mit der Linken hat sie eine von Simsons Locken
erfasst und in der Rechten hält sie die Schere. Diese Arbeit
befriedigt weniger, namentlich weeen der mangelhaften Behand-
lung des Faltenwurfs, dessen unschöne, den Körperformen nicht
entsprechende Linienzüge die Ruhe der Komposition beein-
träcntigen.
unter diesem Relief erscheint in einem kleineren, nahezu
quadratischen Felde ein zweites, inhaltlich dem oberen verwandt:
Aristoteles^) von der Hetäre Phyllis zur Rolle eines Reittiers
entwürdigt. Der Weise ist auf allen Vieren kriechend dargestellt;
Phyllis, in ähnlicher Kleidung wie oben Delila, sitzt mit voll zum
Beschauer gewandten Gesicht rittlings auf ihm und hält in der
Linken einen Zügel, der dem Aristoteles in den Mund gel^ ist;
in der erhobenen Rechten schwing sie eine kräftiee Kute.
Die Darstellung dieser Szene ist sehr alt; sie kommt bereits
zu Anfang des 14. Jahrhunderts neben Szenen aus der Yirgilsage
in Frankreich vor, wo sie als ältestes Beispiel in Gaen an einem
Pfeilerkapitell des linken Schiffs der Kirche St. Pierre ange-
troffen wird.
Wie die Szene aus Tristan und Isolde, sollen auch das Relief
mit Simson und Delila und das Aristotelesrelief die Schwäche
des Mannes dem Weibe gegenüber geisseln und als Warnungs-
tafeln dienen, wie Simsons Kampf mit dem Löwen, Davids Kampf
mit dem Riesen, mit dem Bären und dem Löwen auf den Mut
des Mannes, als eine seiner Haupttugenden, hindeuten sollen,
und ganz ebenso verhält es sich mit dem interessanten Relief
in der heil. Oeistkirche.
Bevor wir uns jedoch diesem zuwenden, ist noch zu erwähnen,
dass die Innenseiten der beiden hohen Lehnen ebenfalls Schnitze-
reien aufweisen, und zwar zwei stilisierte Rosen. Die Rose spielt
in der christlichen Symbolik eine grosse Rolle, namentlich im
Marienkult. Sie galt aber auch als das Symbol der Verschwie-
genheit. Man findet die funfblätterige Rose z. B. an vielen
alten Beichtstühlen angebracht und schon im Altertum liebte
man es, bei grossen Gastereien eine Rose über der Tafel aufzu-
hängen, als eine Mahnung, das in der Heiterkeit des Mahles Oe*
^) E, T. Löwis a. a. 0. schreibt Arietopbanes.
11
daaderie nicht weiter zu tragen. Das heute noch gebräuchliche
^chwort sab rosa wird daranf zurückzufahren sein und unter
diesem Zeichen sollten ja auch die Verhandlungen in der Bats-
8lQbe stattfinden.
Das Relief aus der Yirgilsage in der heil. Geistkirche (Fig. 7)
irt weit kleiner als die bisher besprochenen. Es befindet sich an
der Aussenseite der Lehne einer Eirchenbank und mag seine
KntBtehung demselben Oedankenzuge verdanken, der die Keliefs
der Batsstube entstehen Hess, denn die heil. Oeistkirche war ja
Zugleich die Ratskapelle. — Die Schnitzerei hat einschliesslich
der sie umgebenden breiten, oben halbkreisförmigen Hohlkehle,
in die einzelne Teile des Reliefs hineinragen, nur eine Breite
v<m 0,22 m und eine Höhe von 0,37 m und ist bereits etwas
abgeschlissen. Den architektonischen Formen nach ist die Arbeit
m das erste Viertel des 16. Jahrhunderts zu setzen und wohl
semlich gleichzeitig mit den grossen Lehnen im Rathaussale
entstanden. Man sieht im Vordergründe einen mehrgeschossigen
nmden Turm, der über einer Galerie einen runden, mit einer
possen Öffnung versehenen und von einer gerippten Kuppel
bedeckten schlanken Aufbau trägt. In halber Höhe des Turmes
liingt em an einem Seil befestig^r Eorb, in dem eine im Ver-
i^tois zum Bauwerke allerdings viel zu grosse männliche Fi^r
atzt: der Zauberer Virgil. In der von einem geschweiften Spitz-
bogen überdachten rundbogigen Tür des Tunnes, deren Flügel
^ aussen geöfhet ist, sieht man eine Frau mit unterschlagenen
Amen stehen, deren Kopf leider nicht mehr ganz erhalten ist.
Zq iliren Füssen li^ links ein schlafender Hund. Den Hinter-
Snd bilden ein zweistöckiges Haus und mit Zinnen ge-
nte Türme, neben denen noch ein hoher Giebelbau sichtbar
^. — Auch diese Darstellungen lassen sich bis ins 14. Jahr-
hindert zurückrerfolgen und treten vielfach neben der Aristoteles-
aene auf.
Von allen römischen Dichtern blieb der Schöpfer der Geor-
gpa, der Aeneis und der Eclogae während des christlichen
Kttelalters der beliebteste Heidenschriftsteller, der selbst den
Mchenvätem oft vorgezogen wurde. In Weissagungen und
J'nnder, die sich in der Zeit vor der Geburt Christi gezeigt
wen sollten, wurden viele seiner allegorischen Anspielungen
^""■»gedeutet und so wurde in abergläubischer Verehrung für ihn
^ dem heidnischen Dichter mit der Zeit ein christlicher
fflwbeuszeuge und Prophet. Wie man Stellen aus den sibyl-
^iBchen Büchern, dem Homer, später auch der Bibel dazu
putzte, um aus ihnen die Zukunft zu erfahren, so führte der
padie Gebrauch der Werke Virgils zu jenen orakelhaften
^cksalsbefragungen, den sogenannten virgilischen Losungen,
^ sortes Vir^lianae, die dann von dem chnstliohen Propheten
12
hinfiberleiieten zn dem Zanberer und Magier Virgil. Das Leben
des Dichters wurde in der Überlieferung mit wunderbaren and
sagenhaften Zügen ausgestattet. In den breiten Schichten des
Volks wusste man von dem Dichter und Gelehrten bald wenig
mehr, ^wohl aber griffen die Wunder und Märchen, die sich an
sein Leben hefteten, immer weiter um sich und steigerten die
heilige Ehrfurcht vor ihm ins Ungemessene*'.
Die erste literarische Erwähnung des Zauberers Virgil findet
sich in dem Policraticus des Johann von Salisbury vom Jahre
1169. Diesem folgt 1195 der Kanzler des Kaisers Heinrich VI.,
der spätere Bischof von Hildesheim Konrad von Querfurt. —
Nachdem die Vorstellung von einem Zauberer Virgil die herr-
schende geworden war, nahm man auch keinen Anstoss ihn mit
dem weiblichen Geschlecht in Verbindung zu bringen, und zwar
in einem sehr bedenklichen Licht. Erzählungen solcher Art
fanden um die Mitte des 13. Jahrhunderts Verbreitung und wurden
schnell vulgarisiert.
Das spätere Mittelalter bringt Virgil zu einer römischen
Kaisertochter in Beziehung, die sich den Anschein gab, als
ffinge sie auf die Wünsche des verliebten Dichters ein, ihn bei
Nacht (auf unserer Schnitzerei durch den schlafenden Hund
angedeutet) in einem Korbe zu ihrem Fenster hinaufzuziehen, die
ihn dann aber auf halber Höhe hängen liess, um ihn am folgenden
Tage dem Gespötte des ganzen römischen Volkes auszusetzen«
Diesen Vorgang schildert das Relief in der heU. Geistkirche.
Auch die Kunst bemächtigte sich bald des Stoffs und be-
sonders die kirchliche Kunst, die die Legende von dem Virril
im Korbe als unverwerfliches Zeugnis von der HinMUgkeit o^
menschlichen Vernunft, wenn diese nicht von der Gnade Gottes
f;e8tützt wird, aufnahm. Doch merkwürdigerweise bietet nicht
talien, sondern Frankreich die ersten bildlichen Darstellungen.
Als frühestes Beispiel, vielleicht schon vom Jahre 1308, finden
wir eine solche neben dem schon erwähnten Aristotelesrelief
in der Peterskirche zu Gaen. Auch auf einem Elfenbeinkästchen
aus dem 14. Jahrhundert in der Sammlung Montfaucon (Louvre)
kommen beide Szenen neben einander vor.
Erst während des 15. Jahrhunderts beginnen auch italienische
Künstler sich des G^enstandes zu bemächtigen; weniger aber
als die Skulptur nehmen die Miniatoren und Kupferstecher,
später vereinzelt auch die Maler, die Legende auf, dann meist
aber in ihrer erweiterten Form, denn das Stück hat zwei Akte,
von denen der zweite, die Bache des Virgil, etwas schlüpfriger
Natur ist. Um sich far den erlittenen Schimpf zu rächen, ver*
löschte der Zauberer mit einem Schlage sämtliche Feaer in
Rom und machte, dass sie nur wieder entzündet werden konnten,
wenn jeder Römer sich mit seinem Lichte dem entblössten Körper
der Prinzessin näherte. — Ein altes französisches Prosawerk des
15. Jahrhunderts, das die Wundertaten des Yirsil, die faitez
memeillenx de Yirgil, behandelt, beschreibt diese Szene mit den
Worten: „et toas qui dn feu anoient besoing en venoient qnerir
i sa natare entre ses jambes.^ — Als ältester italienischer Stich
gilt der eines anonymen Stechers im Dresdner Enpferstichkabinett,
der in omständlicher Weise den Vorgang als auf einem Platze
Tor dem Kolosseum vor sich gehend schildert. In den späteren
Arbeiten italienischer Kunstler findet sich die Virgillegende viel-
&ch mit der Aristoteleslegende yereinigt in die Illustrationen
m den Trionfi in vita e morte des Petrarca eingeschoben,
obgleich dieser den Virgil neben Ovid und GatuU als Sänger
behandelt, nicht aber als eines der Opfer der Liebe.
Wichtiger für uns aber ist das Auftreten der Virgillegende in
Deatschland. Die Hauptquelle, woraus die Künstler schöpfen
mochten, war auch hier wahrscheinlich das schon erwähnte fran-
Äfflsche Prosawerk, die faitez merueilleux, das nicht weniger als
finf Auflagen erlebte (die letzte etwa um 1530) und nicht nur
ins Deutsche, sondern auch ins Englische, ins Holländische und
sogar ins Isländische übersetzt worden war. Ausser diesem Werk
könnte nach Adam v. Bartsch (le peintre craveur VHI, S. 409)
4ie Margarita poetica des Bamberger Donmerm Albrecht v. Eyb
fe die Popularisierung der Legende gewirkt haben ^). — Aber
wlhrend sich in Frankreich hauptsächlich die Skulptur mit diesem
ß^enstande beschäftigt, in Italien die Kupferstecher, Maler und
Kniataristen den Stoff aufgreifen, sind es in Deutschland fast
«lÄDahmslos die Kupferstecher, die für seine Verbreitung sorgen.
Zu den früheeten bekannten Illustrationen gehören die aus dem
Jabre 1513 stammenden Gravüren des schweizer Kupferstechers
Urs Graf, womit er das Titelblatt einer damals gewiss viel
gelesenen religiösen Streitschrift schmückte, die Annotationes
Jicobi Lopidis Stunice contra D. Erasmum Boterdamum in defen-
äoaem tralatio, novi testamenti etc., die 1522 in Paris von dem
dort ansässigen Basler Buchdrucker Konrad Resch herausgegeben
v^en. Man sieht in der den Titel um^benden Bordüre links
iito Pyramns und Thisbe, rechts das Urteil des Paris; links
oben Tirgil im Korbe, rechts die Rache des Virgils und darunter
1) Albreeht von Eyb (Eybe), geb. 24. Aug. 1420 zn Sommeradorf in
^noken, studierte in Padua, wurde 1449 Domherr in Bamberg and später
ia &hst&dt und Wurzbnrg; f ^ J^ 1^75. Seine Margarita poetica,
tpiitolaiis et oratoria ersenien 1472 in Nürnberg. — Das bedeutendste
jM«Werlc, das die Virgilsaffe vom wissenscbanlichen Standpunkte aus
Wba&delt, ist das des italieoiscnen Professors Domenico Gomparetti: Yirgil
^ Mittelalter; übersetzt von Dr. Hans Dütschke. Leipzig 1875. — Eine
Me» den Gegenstand kurz zusammenfassende Darstellung gibt Professor
^. Paiü Schwi^er unter dem Titel: Der Zauberer Yirgil. Berlin 1897.
14
David and Goliath. — Auch Lucas vau Leyden gab 1625 einen
ffroBsen Stich dea ersten Aktes der Virgillegende in Folioformat
heraus ^Bartsch VII, S. 331). Femer behandelte der Dürer-
Bchüler Georg Pencz das Thema in zwei interessanten kleinen
Stichen und ebenso die Aristoteleslegende (Bartsch 87, 88 u. 97)«
Auch der Kupferstecher Daniel Hopfer schildert die Bache des
Virgil (Bartsch VIU, S. 485 Nr. 51) und ausser diesen noch
andere Kfinstler^).
Doch keine der hier geinannten Arbeiten kann, wie ich mich
durch einen Vergleich mit den verschiedenon Kupferstichen in
deutschen Museen fiberzeugen konnte, den Reraler Schnitzereien
als Vorbild gedient haben. Man wird, ihrem Stil nach zu urteilen,
annehmen können, dass die jüngsten von ihnen ziemlich gleich-
zeitig mit den ältesten bekannten Arbeiten des Urs Graf ent-
standen sind. Sie yerdanken ihre Entstehung vielleicht der Kunst-
liebe eines gelahrten und beleeienen Batsherm oder Ratesekretären,
der den Schnitzer zur Ausf&hrun^ dieser Arbeiten anregte. Jeden-
falls gibt es in Deutschland meines Wissens keinen so vollstän-
digen Skulpturenzyklus dieser Art aus so früher Zeit, — einzelne
Darstellungen konmien ja hier und da vor. Der kunstgeschicht-
liche Wert dieser Bevaler Skulpturen wird dadurch noch wesentlich
erhöht, und bedauerlich ist nur, dass über die Schöpfer derselben
bisher noch nichts hat ermittelt werden können. Vielleicht geben
aber auch darüber noch einmal die leider noch nicht edierten
Käomiereirechnungen der Stadt Aufschluss.
/w>^/wv^*^>^/w>^^
Über die Wirksamkeit des westfaliBclien Fehmgerichts
in Biga.
Von K. Mettig.
Vor 16 Jahren verlas ich hier einen Aufsatz über die Be-
ziehungen der Fehme zu Livland*). Voran schickte ich iJs Ein-
leitung eine Darstellung der landläufigen, doch irrtümlichen
Vorstellung von den geheimen grauenerr^enden Gerichtspro-
zeduren (von den nächtlichen Gerichtsversammlungen in unter-
irdischen Gewölben bei Fackelschein, von den vermununten Rich-
tern an dem mit schwarzem Tuche behängten Tische, auf dem ein
Totenkopf und ein blosses Schwert lagen, u. a. m.) und wies
1) Eine sdir verdienstvolle Arbeit zor bildlichen Behandlang der VirgU-
aage, namentlioh in Frankreich nnd Italien, veröffentlichte der kürzlich ver*
storbene verdiflnstvoUe französische Knnsthistotiker Bnfföne Monts im 2. Bande
der Monatsboichte über Konstwiflsenschaft nnd Knnsuiandel unter dem Titel
Iltades ioonographiqaes. .
>) K. Mettig, Die Fehme in Besiehnng auf livland. Sitsungsberichte
derGesellsdi. för Gesch. n. Altert, pro 1866, S. 83-^88.
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Fig. 3.
Fig. 4.
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Fig. 5.
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Fig. 6.
16
darauf hin, dass in der VolksphantaBie die Heimlichkeit der
Exekntion der fehmrichterlichen Urteile diese unheimlichen Bilder
ron dem ganzen Gerichtsverfahren der Fehme hervorgerufen hätte.
Nach dieser Einleitung behandelte ich die auf uns gekommenen
sp&rlichen und unbestimmten Nachrichten über den sich auch nach
Li?land erstreckenden Einfluss des westfälischen Fehmgerichts.
Zum Beweise einer richterlichen Wirksamkeit dieses Ge-
richtes in Livland, und zwar in Riga, führte ich eine Reihe von
Inskriptionen aus dem Kämmereibuche der Stadt Riga aus den
Jahren von 1467 — 1471 an, die sich auf die Absendung des Rats-
Bendboten Hans Sp^el an das heimliche Gericht in Westfalen
in ingelegenheiten der Hans Burmannschen Elagesache beziehen.
Die erwähnten Einschreibungen des Eänamereibuches be-
bandeh grösstenteils die Ausgaben zur Reise nach Westfalen (so
sollte Hans Spegel zwei gekocknete Lachse und Butten dem
Sdiieiber des heimlichen Gerichtes als Präsent überreichen),
über die Veranlassung und den Zweck der Reise, was uns ja
lieBonders interessieren müsste, erfahren wir jedoch fast gar nichts.
Nur geht aus den angeführten Inskriptionen hervor, dass ein
gewisser Hans Bunnann und der ri^sche Rat in eine vor dem
Pdmgerichte anhängig gemachten Klage verwickelt sind. In
welchem Verhältnis Hans Burmann und der rigische Rat zu
önander gestanden haben und wer der Kläger und wer der An*
geklagte gewesen ist, darüber berichten die Kämmereirechnungen
gar nichts. Deshalb sagte ich auch zum Schlüsse meines Aufsatzes:
■Welche Umstände den Rat zur Anerkennung der fehmrichterlichen
Gewalt bestimmt, wissen wir nicht, ebenso lässt sich auch nicht
^ dem uns zu Gebote stehenden Material ermitteln, wer Hans
Barmann und was der Inhalt der Streitsache gewesen. Hoffentlich
vird die spätere Forschung bei vorgesdirittener Urkunden-
poblikation auch über diese dunklen Angelegenheiten mehr Licht
^rbreiten^).«
Jetzt sind, nach 16 Jahren, die Urkunden veröffentlicht, die
pns über diese Fragen Auskunft erteilen, und in folgendem will
ich ihren Inhalt zur Beantwortung der oben ausgesprochenen
fragen verwerten.
Die neuen Urkunden, die uns über die Burmannsche Klagesache
▼eitere Auskünfte erteilen, sind 4 Schreiben, die im ürkunden-
bodie der Stadt Lübeck (im 11. Bande, 1. u. 2 Lief.) abgedruckt
^) Zar Erklärung der vor 16 Jahren ausffesprochenen Verwnndenme
dvobtt, dass der ri^sche Bat die fehmrichtenicoe Gewalt über Livland
*i^<ifcaimt habe, mass bemerkt werden, dass in dem dieser Meinongsänsserong
vorumhenden Abschnitte von der Exemtion des Ordenslandes, somit des
^ UyUndes, die Bede gewesen war und dass sich eben dieser Exemtion
w risbche Bat in gegebenem Falle nicht bediente, was ab auffallend
VM^dfisn mnaste.
16
sind und dem Jahre 1466 angehören: sie fallen also in die Zeit
vor Absendang der rigischen Q^sandtschaften an das heimliche
Gericht während der Jahre 1467—1471. Die erste Urkunde
(dat. V. 5. Juni 1466 [Nr. 851) ist eine Zitation des Freigrafen
Minrik ton Bussche vor den freistuhl zu Schildesche in Westfalen
an den rigischen Rat und die rigischen Bürger Hans Kleine,
Botger Bychardes, Hans Everdes, Hinrick Yorman und Andreas
von Betheme. In der 2. und 4. Urkunde (vom 23. Juni und
5. Juli 1466 [Nr. 96 u. Nr. 1101) erducht der rigische Rat den
Lübecker Rat um seine Yermittelung in dem Handel mit Hans
Burmann, der ungehöriger Weise das Fehmgericht in Westfalen
angerufen hatte. Die 4. Ü rkunde (nach unserer Gruppierung, die 3.
in der Reihenfolge des Lüb. Urkundenbuches) ist am 1. Jmi 1466
(Nr. 105) abgefasst und hat zum Inhalte eine an den Fehmrichter
Hinrick tome Bussche gerichtete Warnung des rigischen Erzbischofs
Silvester, den rigischen Rat nicht weiter vor dem Freistuhle zu
verfolgen, da Livland von der richterlichen Gewalt der Fehme
vom Papste eximiert worden sei. Nach diesen eben angeführten
Urkunden war Hans Burmann ein lübischer Bürger, der nach
Riga Handel zu treiben pflegte und mit ri^schen Bürgern in
Streit geraten war. Die Entscheidung des rigischen Rats hielt
er far ungerecht und appellierte an das Fehmgericht in Westfalen,
das sich auch seiner annahm. Hans Burmann behauptete nämlich,
der rigische Rat hätte ihn „hoichlich bedrenget unde vorwel*
diget^, auf dem Rathause sei er festgehalten worden und daselbst
hätte man von ihm verlangt, ^hee solde borgen setten dat recht
to Rijge to endende unde anders nergen to sokende, so dat de
obgemelten juwe borgere dat raithuss to sloten unde ene dar
beneiden bynnen beslotener dore over eme richteden, dar hee
Seggen unde na juwer willen doen moste^. Später sei Burmann,
so berichtet der Freigraf weiter, vor den Vogt gebracht und
dann im Dome vier Wochen festgehalten worden, wodurch ihm
ein grosser Schaden erwachsen sei. ^De erschreven Andreas*,
so schreibt der Freigraf, „drengede unde beswerende Hans
Buremann vor de vagede mit walt hee ene vorlaten moste unde
helt ene do in deme Dome^) wol veer wekene, des denne to
onvorwinlichen schaden is ^ekomen.^ Nachdem der Freigraf
über die Hans Burmann widerfahrene Vergewaltigungen be-
richtet hatte, fordert er den Rat von Riga und die genannten
Bürger zur Verantwortung vor den Freistuhl zu Schildesche in
Westfalen in der Gra&chaft Ravensberg. Wenn die Vorgela-
denen der Zitation nicht Folge leisten, ^alsedan moth men den
rechte sinen ganck laten, so sich dat na ordenjnge unde alder
heerkampst des keiserlichen vrien gerichtes geborlich is juw
1) Wohl in einem zum Dome gehörenden Banme.
17
echiloe, rechtloB, ^welos, erlös, vrylos unde vredelos dingen
ande dar na vorwijnnen, vorforen, vorwisen, vorfemen van den
leyende ton dot vorordellen, de keiserlichen achte unde sentencien
oyer jnw ^aen laten, dat juw dan to malen swaer YsJlen wiV'.
Der ngische Bat hatte dem lübischen Rate diese Ladung
Tor das Fehmgericht, die Wamongsschrift des ri^schen Erz-
biachofiB Sflyester mit seinen zwei Rechtfertigangsschriften zuge-
sandt mit dem Wunsche, der Inbische Bat möge den lübischen
Bni]ger Hans Burmann veranlassen, sein Unrecht einzusehen und
den gewöhnlichen Rechtsweg zur Erledigung der bewussten
Streitsache einzuschlagen. Der ridsche Bat weist alle Anschul-
digungen als erfunden zurück und sagt ^r. 96): „dat hee alle
unwarhaflftigen unde unredeliken sulvest nefft bedacht unde der
rediten warheit in allen sinen vorbrinffhende sere groffliken hevet
besparet unde uns sere ungutliken dar ane gedan/' Er fuhrt
das nun im einzelnen aus und ersucht den lübischen Bat, „den
Hauis Burmann, juwen borger, undertorichtende unde so to heb-
bende, dat hee uns sodaner siner unrichtigen unwarhafftigen
swaren tichte Yorlate unde sodanns nothwendigen rechtganges
uns mde den unsen yordr^e'^
Zum Schlüsse bemerkt auch noch der Bat, dass er der
Gerichtsbarkeit der Fehme durch den Papst enthoben sei.
Der rigische Erzbischof Silvester gibt folgendermassen dem
Fehmrichter zu wissen, dass er kein Kecht habe, die Livländer
Tor seinen Bichterstuhl zu fordern. „Gute yrundt. wij don dy to
ireten unde willen dj dat ok sekeren, dat nicht allene de boven-
genanten, unse leven getruwen, burgermeistere, raedmanne unde
mwonere unser Stadt B^ge van ambegynne, so dusse lande
Lifflandt) sunder ok unse gantcze provincie tom hilligen cristen
gdloven gebracht unde gekomen syn, dat zee gehören in de
egenschopp unde recht der hilligen Bomesschen Icercken unde
in keyn ander keiser edder koninglike gerichte unde sin ock van
ambegynne beth upp dessen dagh in besittinge sodaner vriheit,
als zee dat unde wij an den enden, dar uns dat temet, wol
weten unde mögen bewisen. Dammme so warnen wij dv, dat
da dyner sulvest schonest unde nicht gripest in der hilgen
Bomesschen kercken gerichte.''
Der Erzbischof erklärt sich auch bereit, die Streitsache vor
seinem Forum noch einmal zu untersuchen und dann die Ent-
sebeidimg zu fidlen, lässt dabei zugleich die Hoffnung durch-
bücken, der Fehmrichter werde ein Einsehen haben und ihn, den
Srzbisdio^ nicht veranlassen, Strafmandate gegen ihn, den Fehm-
richter, zu erwirken. In versöhnlichem Tone schliesst er sein
Sdireiben: „Schroff uns eyn fruntlik, geborlike antwordt, dar na
wij unde de unsen sik mögen weten to richten.''
Alle Bemühungen Bigas, sich durch Lübecks Verwendung
18
dem Fehmgerichte za entziehen, blieben erfolglos, da ja, wie wir
darch die aus späterer Zeit stammenden Inskriptionen des
rigischen Kämmereibuches (aus den Jahren v. 1467 — 1470) wissen,
der rigische Bat Boten nach Westfalen an das heimliche Gericht
senden musste. Welchen Ausgang dieser Prozess vor der Fehme
genommen hat, ist uns noch immer unbekannt.
Aus diesem neuen Material können wir aber auch, ausser
den verschiedenen Einzelheiten zur Aufklärung der vor das
Fehmgericht gebrachten Streitsache, die Tatsache entnehmen,
dass man auch in Riga, trotzdem, dass sich der Bat auf die
Exemtion von dem heimlichen Gerichte berief und an den Papst
zu gehen drohte, und trotzdem, dass sich der Erzbischof Bigas
annahm, die Autorität der Fehme dennoch respektierte.
<^S^^I^tf'^^>i^>^^^'^'>^^»
6(7. TersammliiBg am 12. Febnar 1903.
Nach Eröffnung der Sitzung gedachte der Präsident Ober-
lehrer Bernhard Hollander der im letzten Monate verstor-
benen Mitglieder: Bechtsanwalt Alfred von Klot (fin Jurjew
(Dorpat) 9. Januar), ehem. Vizepräsident des livländischen Hofge-
richts Woldemar von Bock (f am 19. Januar a. St. in Bamberg)
und Bechtsanwalt Nikolai von Seeler (f am 25. Januar in
Biga). In Woldemar von Bock, führte der Präsident aus, ver-
liere die Gesellschaft ihr zweitältestes Mitglied. Seit 1845 habe er
ihr angehört und zeitweilig auch als Mitglied des Direktoriume
(1864 — 66) zu ihr in näheren Beziehungen gestanden. Sein Name
sei mit den Bestrebungen, Kämpfen und Hoffnungen der 60 ei
Jahre des verflossenen Jahrhunderts aufs engste verknüpft. In
der Stellung eines Vizepräsidenten des livländischen Hofgerichtf
habe er als Delegierter der Bitterschaft teilgenommen an den Ar
beiten der baltischen Zentral-Justizkommission, die unser Justiz«
wesen in zeitgemässer Weise reformieren sollte. Mehr bekannt
geworden sei sein Name durch seine publizistische Tätigkeit, ii
der seine Liebe zur Heimat stets hervorgetreten. Diese habe ei
sich auch in der Feme bis zu seinem letzten Atemzug bewahrt
Im hohen Alter von 86 Jahren sei er in Bamberg gestorben.
Die Yersanmilung ehrte das Andenken an die Verstorbenen]
indem sie sich von ihren Plätzen erhob.
19
Zu ordentlichen Mitgliedern wurden aufgenommen die
Herren: Pastor Oskar Schabert, Ältermann Hermann
Stieda sen., Kaufmann Hermann Stieda jun., Dr. phiL Leo
Berkholz, Kassierer Wilhelm Torchiani und Pastor Karl
Schilling- Nitau.
Der Bibliothekar verlas sodann den AkzessioDsbericht
An Geschenken waren dargebracht worden: 1) von Herrn
L Arbnsow dessen Werk: Liylands Qeistliche vom Ende des
12. bis ins 16. Jahrhundert. T. H. S.-A. a. d. Jahrbuch für
Genealogie 1901; 2) von Herrn Mag. A. Feuereisen dessen
Arbeiten: 'Über das Denkelbuch der Stadt Pemau; Wo ist das
Archiv des Orafen Thurn-Yalsassina geblieben? S.-A. a. d.
Sitzungsberichten d. Gel. Estn. Gesellsch. 1902; 3) von Herrn
E. von Löwis of Menar dessen Schrift: Die älteste Ordens-
burg in Livland. S.-A. a. d. Burgwart lY^ 3; 4) von Herrn
Arehitekteu W. Bockslaff: eine Photographie des 1902 ab-
gebrochenen Hauses, Schmiedestrasse Nr. 20; 5) von Herrn
H. Lasch: eine Photographie der Lärmstrasse vom Pulverturm
aus gesehen; 6) von Herrn Staatsrat Viktor von Boetticher:
eine Photographie des Pastors Dr. A. Bielenstein. Ausserdem
waren Geschenke eing^angen von Herrn Oberlehrer Y. Diede-
richs, dem Verlag von Jonck & Poliewsky, von Fräulein
H. Scheluchin, Herrn Dr. G. Sodoffsky; femer aus dem
Nachlass des weil. Propstes V. Lundberg, vermittelt durch
Herrn W. Baron v. Mengden.
For das Museum waren Geschenke dargebracht worden:
1) vom Komitee des Rigaschen Kirchlich-Archäologischen
Mnsenms in dankbarer Anerkennung für die ihm anlässlich
des Besuches des Dommuseums durch Se. Eminenz den
Bischof von Biga und Mitau Agathangel dargebrachten
Oegeostände: der Inhalt eines Gräberfundes in Gk)lgowski (Kur-
land), bestehend aus 19 Gegenständen, und eine Kollektion von
kaukaaiBchen AltertGmem; welche vom Priester P. Sinaiski im
Ruflstal Selentschuk im Kaukasus gefunden waren; 2) von Frl.
Ella Schmidt: eine bronzene Hufeisenfibel; 3) von Herrn
2*
80
K. O. Y. Sengbasch: eine Banembreetze ans Silber nnd ein
französischer Dolch mit Messingscheide ans dem J. 1813. Femer
waren noch Geschenke dargebracht worden von den Herren
Karl Meschack, Herbert Petersen, Oberlehrer M. Oöldner
und ans dem Nachlass von G. J. Stnhben.
Für das Münzkabinett waren G^chenke dargebracht worden
Yon Frl. Helene Scheluchin nnd Herrn Staatsrat Viktor
V. Boetticher.
Herr Inspektor E. Mettig verlas ein Referat über das von
der Kritik sehr günstig beurteilte Bnch von Dr. Paul Simson:
^Der Artushof in Danzig und seine Bruderschaften,
die Banken.^ (Im Auftrage der vereinigten Banken verfasst.
Danzig, Theodor Bertling, 1900, VEI, 138 S., mit verschiedenen
Abbildungen.) (s. unten.)
Herr N.Busch behandelte Geschichte, Lage nnd Namen
der Bruder- Bertolds-Mnhle. Der Vortrag wird infolge einer
Erkrankung des Verfassers erst am Schluss des Heftes zum
Abdruck gelangen.
Herr N. Busch wies ferner darauf hin, dass Dr. Schneider
in den Sitzungsberichten der Altertumsforschenden Gesellschaft
in Pernau und Mag. A. Feuereisen in den Sitzungsberichten der
Gelehrten Estnischen Gesellschaft neuerdings die Frage nach den
in Riga befindlich gewesenen Grabstätten mehrerer Glieder der
gräflich Thurnschen Familie angeregt hätten, es handele sich
um die Angehörigen des berühmten Heinrich Matthias von ThTtm,
dessen Namen auf das engste mit der Geschichte des 30j&hrigen
Krieges verknüpft sei. Referent bemerkte dazu, dass Professor
Ohr. Zeigener (f 1701) für seine Inschriften-Sammlung, die sich
in der Bibliothek der Livländischen Ritterschaft in Riga befindet^
in der Petrikirche auch die Epitaphien der folgenden Personen
kopiert hat: Gräfin Magdalena von Thurn geb. Gräfin von Hardeck,
t 1651 August 20 im Alter von 56 Jahren 2 Monaten 5 Tagen,
Graf Heinrich von Thurn, f 1656 August 20 im Aliew von
31 Jahren, Gräfin Johanna von Thurn geb. Markgräfin zu Reden.
t 1661 Januar 1 im Alter von 37 Jahren 11 Monaten.
21
Zur Elärong der in der vorigen Sitzung aufgeworfenen Frage
oberdieFarbe desErenzes des adeligenFr äuleinstiftes in Fellin
legte H. Baron Brainingk die nachfolgende, von Herrn Karl
August von Bautenfeld aufgefundene und ihm übergebene Ab-
schrift des Besidierrezesses des Livländischen Bitterschaftskon-
Tentee vom 8. März 1798 vor, in dem ausdrücklich gesagt ist,
dass die dunkelgrüne Farbe des Modellkreuzes als massgebend zu
betrachten sei.
Auf der Versammlung der Landräte vom 23. Februar 1798
var beschlossen worden, die Ordenskreuze entsprechend der Vor*
sehrift der Statuten „hellblau, und nicht wie das Muster grun^
anzufertigen.
Besidierrezess vom Jahre 1798, p. 73 — 76.
Monat März.
den 8*«^
« •
DH. Landrath v. Bennenkampff gegenwärtig, zu welchem
in Folge der geschehenen Einladung hinzutraten:
8: Bxc. dHrr wirkliche Staatsrath Hofgerichts Präsident Land-
rath und Bitter v. Berg,
dHrr Landrath Baron Ungem-Stemberg,
^ von Bichter,
— Kreisdeputirte von Taube,
— Kassadeputirte GoUegien Assessor von Blanckenhagen,
— Kassadeputirte von V^esack zu Eleistenhof.
Hierauf wurde vorgetragen:
3. Das heute vom Herrn Landrath v. Bichter übergebene an
ihn gerichtete Schreiben des Herrn Curators des adelichen Fräu-
kine- Stifte, worin beehret wird, dHm QeneralLieutenant und
Bitter von Benckendorf zu bitten, dass derselbe bei Sl Kais.
Majestät über die Farbe des Emaille der Ordenskreuze anfrage,
und dadurch das Belieben des Landraths-OoUegii mehrere Be-
stimmtheit gewinne,
und beliebt^ nachdem dHrr Landrath von Bichter angezeigt
hatte, dasB er dieserw^en mit dHn GeneralLieutenant unter*
22
handelt, derselbe aber declarirt habe, dass er die desiderirte
Anfrage auf keinen Fall ihnn wurde, da nicht die Statuten^ in
denen leicht ein Schreibfehler die Irrung veranlasst habe, sondern
das von S![ Eaiserl. Majestät ihm eigenhändig zugesandte Model
des Ordenskreuzes, als das approbirte Muster entscheide, und
darnach allein die Ordenskreuze mit dunkelgrüner Emaille anzu-
fertigen seien, und nachdem die anwesenden Herren Landräthe
sämtlich dieser Meinung und Erklärung beigetreten waren;
dHn Curator des Fräuleins Stiftes vorstehende Declara-
tion dHm GeneralLieutenants bekannt zu machen.
Über den Danziger Artoshof und seine Br&denchaften.
Von E. Mettig.
Vor einiger Zeit ist das Buch über den Artushof in Danzig
und seine Bruderschaften, die Banken, von Dr. Paul Simson
(1900, Theodor Bertling) erschienen, das die livländische Historio-
graphie nicht unberücksichtigt lassen darf.
Der Artushof in Danzig war solch ein öffentliches Trinkhaus,
wie es auch das Schwarzhäupterhaus gewesen war, und der
Charakter der im Artushofe zu Danzig vereinigten Brüderschaften
unterschied sich wohl nicht von dem der Kompagnie der rigi-
schen Schwarzen Häupter.
In der Geschichte des Danziger Artushofes und seiner Brüder-
schaften zieht P. Simson, der mit der Literatur zur Geschichte
der rigischen Schwarzen Häupter, vertraut ist, die rigischen Ver-
hältnisse heran, indem er auf die Ähnlichkeiten und Abweichungen
von den Danziger Zuständen aufmerksam macht. Wenn in Zu-
kunft eine Geschichte der riffischen Schwarzen Häupter ge-
schrieben werden soll, so wird der Verfasser das Werk von
P. Simson zu Rate ziehen müssen.
Heute will ich nur einige Momente aus dem zitierten Werke
hervorheben.
Hinsichtlich der Entstehung der Artushöfe in Deutschland
stimme ich nicht mit Simson darin überein, dass diese Einrich-
tung direkt aus England stammt; ich glaube auch, wie das
schon früher von Dänell ausgesprochen ist, dass das Motiv zur
Vereinigung der Kauf leute, der massgebenden Bewohner in den
See- und Handelsstädten, behufs geselliger und religiöser Zwecke
nicht aus fremdem Lande übertragen, sondern aus dem Wesen
der deutschen Städtebewohner äs wichtiges Lebensbedürfnis
herrormangen sei, wobei zagegeben werden muss, dass der
Name König Artus wohl ursprünglich England angehört habe,
doch wird die Übertragung von Öebräuchen, die König Artus
ui seiner Tafelrunde eigentümlich sein sollen, wohl durch die
ftanzdeische Troubadourdichtungen vermittelt worden sein.
Nach P. Simsen fanden sich Artushöfe in folgenden preussi-
sehen Städten: Thom, Gulm, Elbing, Braunsberg, Königsberg
und Danzig und dann noch in Stralsund und in Riga, und m fast
illen diesen preussischen Städten waren Georgsbruderschaften
die Gründerinnen oder Besitzerinnen der Artushöfe, „und wo
tolehe nicht nachweisbar sind*, sagt P. Simsen, .so wie z. B.
in Riga, da stand doch auch bei den Artushofgesefischaften der
lieüige Georg wenigstens in grossem Ansehen, und seine Bilder
faden sich auch hier**.
Die Tatsache, dass fast überall Georgsbrüderschaften die
Artofihöfe ins Leben gerufen haben, bestärkt die von N. Busch
losgesprochene Annahme, dass die von ihm entdeckte Georgsbrü-
derichaft in Riga während des 13. Jahrhunderts die Vorläuferin
der Schwarzen Häupter in Riga gewesen sei.
Von den verschiedenen Artushöfen haben sich nur zwei er-
sten: der Artushof in Danzig und das Schwarzhäupterhaus in
Kga, das im 15. Jahrhunderte häufig, in späterer ^eit nur in
feierlichen Momenten Artushof genannt worden ist.
Die Gebäude dieser letzten Artushöfe weisen grosse Ähn-
lidikeiten auf: beide li^en zwischen zwei Strassen und haben
den Strassen ihre Giebelseiten zugekehrt, in beiden gab es für
die Artushofgesellschaft nur einen Raum, nämlich einen Saal
oder eine grosse Halle. Die Nebenräume des Schwarzhäupter-
Ittoses stammen erst teils aus dem Ende des 18. Jahrhunderts,
^ aus dem Anfange des 19. Jahrhunderts, und beide Artus-
l^fe haben an der Hinterfront einen Treppenturm, der Boden,
Sul und Keller mit einander verband. Soviel sei über die
Hanptteile der äusseren Anlage gesagt Im Innern herrschte
Itottichtlich der Art der Dekorationsgegenstände auch eine ge-
wisse Gleichheit: in beiden Artushöfen dienten als Schmuck
Bilder, Schnitzwerk, Kronleuchter, Schiffsmodelle, bunte Öfen,
fcnnte Glasfenster u. s. w. Wenn wir auf die Einzelheiten der
^ erhaltenen Dekorationsgegenstände eingehen wollten, so
^en recht in die Augen sprinj^ende Verschiedenheiten namhaft
n nuudien sein. Der Artushof in Danzig zeichnet sich noch
l^te durch seine Kunstwerke der Schnitzerei, Malerei und Skulptur
^ doch von dem Mheren Silbergeräte, das hier auf dem Artus-
Iiole prangte, ist so gut wie nichts mehr erbalten. Die Kom-
pagnie der rigischen Schwarzen Häupter kann freilich im Ver-
geh mit Danzig nur Geringes und wenig Bedeutendes an
°dmitKwerken und (Gemälden aufweisen, dagegen aber ist sie im
24
Besitze eines Silberschatzes Yon hohem Knnstwerte und eines
nicht nnbedentenden Archives.
Von den Bänken anf dem Artnshofe zn Danzig war die älteste
die Beinholdsbank, die fnr uns insofern ein Gegenstand des
Interesses ist/ als unter den von den Schwarzen Häuptern in
Biga verehrten Heiligen auch der heilige Reinhold genannt wird,
den man in Biga bis hierzu nicht recht unterzubringen verstand.
Im Artushofe zu Thom gab es auch eine Beinholdsbank. Der
heilige Beinhold wird also in den aus Eaufleuten bestehenden
Verbänden oder Bruderschaften, wo man überhaupt die aus dem
Bitterstande hervorgegangenen oder dem Bitterstande angehdren-
den Heiligen bevorzugte, besonders verehi*t; so wurde in Bisa von
den Schwarzen Häuptern neben St. Georff und St. Beinhold auch
St. Martin und St. Mauritius eine besondere Veneration zu teU.
Li Danzig schmückt noch heute den Saal eine schöne Statue
des heiligen Beinhold. Seine Verehrung ist aus den Bheinlanden
nach Preussen herübergekommen. Simsen ninmit an, daas die
ersten Mitglieder der Beinholdsbank Westdeutsche gewesen seien.
Beinhold war einer der vier Haimonskinder und gehört dem
Sagenkreise Karls des Grossen an. £r wird als Bitter darge-
steUt, der in der Hand eine Lanze hält, auf der der Kopf ELari-
manns steckt
In die Brüderschaften der Bänke, hier Banken genannt,
wurden oft hochgestellte Persönlichkeiten au%enommen, nicht
selten aus fremden Ländern. Für uns ist es von Interesse xu
erfahren, dass 1554 in die Ghristophorbank der Vizekanzler des
Deutschen Ordens in Livland Johann Vischer aufgenommen wor-
den ist.
Im Jahre 1561 empfing Bischof Magnus von Osel und Kur-
land die Brüderschaft der BeinholdsbauK, und sein Gefolge tat
dasselbe. Ob sie wirklich vollberechtigte Mi%lieder der Bank
geworden waren oder nur eine Art Ehrenmitgliedschaft erlangt
hatten, wie heute die vornehmen Besucher des Schwarzhäupter-
hauses durch Einzeichnung ihres Namens in das goldene Buch,
kann ich nicht entscheiden. Ma^us hatte auch der Beinholda-
bank einen silbernen Schild mit seinem Wappen geschenkt. Wahr-
scheinlich verehrte er der Genossenschaft ein in Schildform ee*
arbeitetes silbernes Erinnerungszeichen, ähnlich den von den Ge-
nossen der Zünfte und Gresellenbrüderschaften an die Willkommen
befestigten silbernen Anhängsel mit Namen, Jahreszahl und Wid-
mung den sogenannten Willkommenschildem.
Von dem Aufenthalte des Bischofs Magnus von ösel und
Kurland in Danzig im Jahre 1561 war bisher nichts bekannt.
Von dem Artushofe in Danzig sagt P. Simsen, dass er die
bedeutendste und die am meisten sichergestellte Geschichte anf»
weisen könne. Hierzu will ich bemerken, dass, wenn die histori-
sehoD Msterialien der rigischen Schwarzen Häupter Terarbeitet
eem werdeo, ihre Geschichte sich in vielen Stnwen mit der der
Mderscbaften des Danziger Artushofes hinsichtlich der Beden-
ti&g werde messen und in mancher Hinsicht grössere Bedeutung
fb odi beanspruchen können.
Über den in der livländischen Geschichte bekannten Klaus
m Ungern bringt Simson zwei bis hierzu unbekannte Nach-
neklen. Die auf dem Danziger Artushofe yertretenen Brfider-
Kbfien batten, wie das überall in Deutschland während der
katholischen Zeit Brauch war, in den Kirchen ihre Kapellen,
iddie später, als sie ihre Bedeutung yerloren hatten, bald zur
frveitening des Kirchenraumes, bdd bestimmten kirchlichen
oder profanen Zwecken dienten. Die Bruderschaften des Dan-
ager Artoshofes vermieteten ihre Kapellen zu Beerdignngsfeier-
liehkeiteD oder zum Abstellen von Särgen. Von der Keinholds-
bpelle sagt P. Simson S. 120: »so standen dort 1577 die Leichen
der bei der Belagerung gefallenen Edelleute Oeorg von Zitze-
wik, Klaus von Ungern und dea Obersten Hans von Collen
lange Zeit."
Elans von ungern war ein Sohn unseres Landes und ist in
der Geschichte Livlands wohl bekannt. Busswurm hat sein Leben
tiCBebrieben (Balt. Monatsschr. Bd. 23, S. 309 £ und 443 ff.).
INe beiden von P. Simson angegebenen Tatsachen, erstens,
diesKlaas von Ungern bei der Belagerung vom Jahre 1577 ee-
^en sei, und dann zweitens, dass man in der Beinholdskap^e
Kine Leiche aufgebahrt habe, waren bisher nicht bekannt, wes-
Üb Ab auch hier hervorgehoben zu werden verdienen.
Klaus von Ungern war von 1573 — 1575 dänischer Statthalter
^ösel und trat in den Kämpfen der Schweden, Polen und
ItuBen und der livländischen Hofleute um die Wiek hervor. Ln
Uire 1577 beteiligte er sich mit Erlaubnis des dänischen
Idnigs an der Verteidigung der Stadt Danzig, die w^en ihrer
Veigerunff, dem Könige Stephan Bathory zu huldigen, von den
fjm belagert wurde. Hier entfaltete Klaus von Ungern eine
eifr^e Tätigkeit. Er bildete selbst eine Abteilung der Yer-
^iigougsmannschaft und fugte den Feinden manchen Schaden
^; auch hänselte er sie erstens damit, dass er eine Pnppe aufstellte,
die die Polen, f&r einen Wachtposten haltend, zu treffen suchten,
ud dann damit, dass er eines Abends um 10 Uhr die Polen von
^Trompetern anblasen liess, um ihnen einen Schlaftrunk zuzu-
trinken. «Weil er jede Gelegenheit ergrifft, so sagt Russwurm,
9^ Feinde Schaden zuzuf&gen, machte er sich bei den Seinen
bdiebt und geachtet und bei den Gegnern gefarchtet.^
Stephan Bathorv vermochte Danzig nicht zu nehmen; er
^snn die Stadt nicht durch Bezwingung, sondern durch Unter-
'ttdhng, die fftr Danaig 90 vorteilhaft ausfiel, weil die Polen
die tapfere Verteidignng, an der Klaus von ungern einen rahm-
liehen Anteil hatte, berücksichtigen mussten.
Nach Busswnrm erkrankte Klaus von ungern während der
Belageranff nnd starb, wie einige sagen, an Gift am 7. Oktober
1677 ; in der Marienkirche, der Annenkapelle gegenüber, sei seine
Leiche dann beigesetzt worden, und seine Grabstätte hätte man
mit einem Banner bezeichnet. Der von P. Simson überlieferten
Nachricht, die Leiche Klaus von Ungerns sei in der Beinholds-
kapelle zeitweilig beigesetzt worden, wird man, da sie einem
Bechnungsbnche der ßisinholdsbrüderschaft entnommen ist, die
Glaubwürdigkeit nicht absprechen, jedoch für die Angabe, Elans
von ungern sei im Kampfe gefallen, da sie im Widerspruche la
Busswurm steht^ werden wir, ehe wir sie akzeptieren, eine ntthere
Begründung verlangen müssen.
m. Tenamlmg ui 12. lln \m.
Nach EröflEhung der Sitzung gedachte der Präsident Ober
lehrer Bernhard Hollander der während des letzten Monats
verstorbenen Mitglieder. Es sind dieses die Herren: Dr. med.
Joh. Sachssendahl, korresp. Mitglied der (resellschaft (t ^m
10. Februar c. in St. Petersburg), Direktor der Papierfabriken in
Ligat Arnold Tiling (f am 24. Februar [9. März] c. zu Wehr»-
wald in Baden) und weil, livländischer Landmarschall und Land*
rat Kammerherr Heinrich v. Bock zu Kersel (f am 25. Fe*
bruar c. in Riga). Indem der Präsident der Verdienste gedachte^
die sich Dr. med. Joh. Sachssendahl um die einheimische Münz*
und Siegelkunde erworben, erinnerte er besonders an seine Teil*
nähme am X. archäologischen Kongress zu Riga im Jahre 189&
Er habe bei dieser Gel^enheit nicht nur eine grössere wertR
volle Sammlung galvanoplastischer Siegelabdrücke ausgestellt
die noch jetzt in unserem Museum aufbewahrt wird, sondern
auch zwei sehr beachtenswerte Vorträge gehalten über die Ba^
deutung des Siegels für die (Geschichtsforschung und für archh
valische Studien und über das Gtewichtssystem des XI. und XU
Jahrhunderts in Liv-, Est- und Kurland. Mit Anton Buchholti
und Joh. Sachssendahl seien uns zwei Forscher auf dem Oebieli
der baltischen Münz- und Siegelkunde entrissen worden, der«!
reiches Wissen immer wieder in Anspruch genonunen worden sei
27
Mit dem ganzen Lande beklagt auch unsere Gesellschaft den
Tod des weil, livländisohen Landmarschalls Heinrich
T. Bock ZQ Eersel, der sobald seinem nm wenige Jahre älteren
Mer Woldemar y. Bock in den Tod gefolgt sei. Ohne anf
£e Bedeutung dieses Mannes, dessen bereits der Geschichte an-
ptorende Wirksamkeit von berufener Seite jungst geschildert
Yffden ist, niüier einzugehen, erinnerte der Präsident nur an
& Wandlungen, denen unser Heimatland während der vier
Jahnehnte unterworfen gewesen, die der Verstorbene im Landes-
&BBte verbracht habe. Wenn er sich nun in allen diesen Jahren
{rosser Umgestaltungen nicht nur des Vertrauens seiner Standes-
pBOfisen erfreut, sondern sich einen ehrenvollen Namen im ganzen
Itfide erworben nnd erhalten habe, so sei ihm damit wohl das
liste Ehrendenkmal gesetzt worden.
Die Versammlung ehrte das Andenken der Verstorbenen
to Erheben von den Sitzen.
Der Präsident machte femer die Mitteilung, dass der Gesell-
K^ aus dem Nachlass des verstorbenen Herrn Bürgermeisters
liehard Pohlmann in Schlock durch die Witwe desselben
▼eitere wertvolle Schenkung an Büchern und Münzen zu
tt geworden sei. Er habe bereits den Dank der Gesellschaft
Am Pohlmann zu übermitteln sich erlaubt.
Za ordentlichen Mitgliedern wurden angenommen die
^^ffnaa: Apotheker Eugen Bergmann in Smilten, Dr. phil.
trich Y. Grünewaldt in Bellenhof, Notar Adolf Proctor in
IbiQ, Oberdirektionsrat Arved Baron Wolffund Dr. med.
feist Sokolowski.
£8 kam eine frexmdlichst der Gesellschaft zur Verfugung
'B'dhe Korrespondenz zwischen Herrn Gregor v. Sivers und
^ Pastor Dr. A. Bielenstein in Betreff des lettischen
'oikdiedes nnd seiner Wanderungen zur Verlesung.
Ans dem Bericht des Bibliothekars ist hervorzuheben,
^ Frau Bürgermeister Pohlmann in Schlock der Gesellschaft
^^ömgegeben hatte, eine Auswahl aus der Bibliothek ihres
gegangenen Gatten, des Bürgermeisters Richard Pohlmann,
28
ssQ treffen. Infolgedessen hat die Gesellschaftsbibliothek einen
Zuwachs von 32 Bänden erfahren, nnter diesen befinden sick
B. Pohlmann, Schlocksches ürkandenbueh, Sammlnng aller auf
das Städtchen und die Kirche zn Schlock sowie den Schlockscheii
Distrikt bezüglichen Urkunden und Aktenstücke, Mannskript, foL;
B. Pohlmann, Zur Schlockschen Oeschichte, Manuskript, foLi
Als Darbringungen waren femer eingegangen: 1) von der Lite*:
rärisch-praktischen Bürgerverbindung in Biga: Dis
hundertjährige Jubelfeier der lit.-prakt. Bürgerverbindung, Biga.'
1903, und N. Busch, Oeschichte der l]t.-prakt. Bürgerverbindag*
in Biga 1802—1902. Die Anstalten der Bürgerverbindung If.
Biga 1902 ; 2) von Herrn Professor Dr. W. Stieda in Leipog^
dessen Schrift: Über die Quellen der Handelsstatistik im Mittd^
alter, Berlin 1903. Ausserdem hatten (beschenke für die K^
bliothek dargebracht Herr Oberlehrer B. Hollander, Fm
E. Eislat und Herr Gutsbesitzer H. Lasch.
Herr Bibliothekar N. Busch lenkte die Aufinerksamkeit tat
die jüngst erschienene Schrift von Dr. 0. Wendt, LubedOi^
Schiffs- und Warenverkehr in den Jahren 1368 und 19fl|
Lübeck 1902. Die Arbeit bietet eine Obersicht über den i|
Lübeck erhobenen sog. zweiten Pfundzoll, der 1367 auf daM[
Hansatag zu Köln beschlossen wurde, um die Kosten des Eriegi^
gegen Dänemark zu decken. Die Lübecker PfundzoUbftcher edk
halten auch über den Handel der Städte Livlands wioht|ü
Angaben, so dass auch hier eine Edition dieser Quelle als bis
sonders wünschenswert erscheinen muss. Auf Grund der dankeiA
werten Zusammenstellungen Wendts lässt sich der Anteil
livländischen Städte an dem 1368 in Lübeck erhobenen
fuhrzoll auf 50,310 Mark Lüb. = 27,1^ der Gesamte!
der Anteil am Einfuhrzoll auf 17,9^ berechnen. Im Ai
daran bemerkte Herr Oberlehrer 0. Stavenhagen, dass
Idee, überhaupt einen hansischen Pfundzoll zu Zwecken der Sei|
befriedigung zu erheben, zuerst von Biga angegangen zu 84
scheint. Den Beschluss zur Erhebung eines solchen Zolles faaii
zuerst der wendische Städtetag in Greifswald 1361 Sept 7, ui|
■ Mijahr 1362 trat der Beechluss in Kraft, nnd zwar andh in
iMand. Vorher hat es wohl in yerschiedenen Hansestädten
»vohl Wertzölle, als anch Stack- oder Gtowicbtszölle gegeben,
ihar keine hansischen zom Zweck der Seebefriedigong. Riga
bi aber einen solchen hansischen Pfundzoll schon im Jahre 1345
lorgwchlagen. Die livländischen Städte waren damals von Lübeck
a^rfordert worden, an Beratungen über die Seebefiriedigang
tahanehmen nnd Schiffe und Bewafhete für sie auszurüsten.
Ilmaf antwortete Riga, dass gegenwärtig der den Litauern und
faea täglich zu leistende Widerstand den livländischen Städten
& Sftstang für die Seebefriedung unmöglich mache; wenn
Aet Lübeck mit den anderen auswärtigen Städten und dem
pDeinen Kaufmann festsetzen wolle, dass jeder Slaufinann, dessen
Wiren den dänischen Sund passierten, von jedem Pfunde Oroten
^buflch an Warenwert einen gewissen Betrag zur Seebefrie-
fng zu zahlen habe, werde Riga mit Wenden und Wolmar sich
'ttin beteiligen; die anderen livländischen Städte hätten ihre
ÜQnoBg bereits Lübeck geschrieben. Diesen undatiert überlie-
Arten Brief Rigas hat Bunge im livländischen Urkundenbuch
^ n. 3092) ,9. August 13667'' datiert. Aber die Verbindung
^ Litauer mit den Esten in ihm weist sehr bestimmt auf das
Jdrr 1346 hin und das Material in den Hansarezessen (1, nn. 139
ÜB lil; 3, 8. 4, 6) zeigt, dass auch sonst der Inhalt des Briefes
* difiees Jahr passt.
FBr das Museum waren nach dem Berichte des Museums-
^)dctors folgende €^eschenke dargebracht worden: 1) von Frl.
'Upen: eine Bitterfigur aus Eichenholz und mehrere andere
Agenstände; 2) von Frau EoUegienrätin E. v. Straus: eine
fehtputESchere; 3) von Herrn Tischlermeister Breede: eine
lÜBBong-Sparbüchse der Schuhmachergesellen vom Jahre 1777;
A) TOD Herrn Dr. W. Neumann: Stuck einer geschnitzten
Alsrerzierung; 6) von Herrn John Soltwisch: eine hoUän-
Aebe Tabaksdose; 6) von Herrn Buchhalter Karl Jansen: ein
ttoose-Armring aus einem Skelettgrab; 7) von Herrn E. G. v*
iengbasch: 8 Meissner Biskuit-Oötterfiguren; ein Bronze^Fläsch-
eben mit zwei Ösen, in Estland gefiinden, und mehrere kera-
mische Gegenstände.
Für das Münzkabinett waren Geschenke dargebracht
worden von Herrn E. G. v. Sengbusch, Herrn Schom8teinf6ge^
meister Haacke und Frau Bfirgenneister Pohlmann in SchlocL
In einem längeren Vortrage schilderte Herr Dr. W. Neu-
mann das Leben und das k&nstlerische Schaffen der Orafea
Rastrelli.
Über die Biographie dieser für die Geschichte der rnssi-
Bchen und speziell auch der baltischen Architektur bedeutsameit
Efinstler waren bisher nur spärliche Nachrichten vorhanden,
zerstreut in neueren russischen kunstwissenschaftlichen und histo-
rischen Publikationen. Die Yersuche, aus den Archiven ia
Petersburg, Moskau und Mitau weiteres Material zur Lebens-
geschichte der beiden Efinstler zu erhalten, mussten vom Vo^
tragenden aufgegeben werden, angesichts der Schwierigkeitra,
die sich zur Zeit der Erlangung von Archivmaterialien entgeg^-
stellen. Dank aber neuen, dem Vortragenden aus Italien zöge»
gangenen Mitteilungen ist es ihm gelungen, in Verbindung mit
dem früheren, bereits bekannten Material eine abgerundete Schfl«
derung der Persönlichkeit und des Schaffens beider Efinsätf
zu geben.
Der Architekt und Bildhauer Graf Carlo Bartolomeo
Bastrelli kam 1716 nach St. Petersburg zu einer Zeit, akl
durch die Berufung des berfihmten firanzösischen Architektei
Jean-Baptiste Alexander Leblond, als Nachfolger von Andreil
Schifiter, die Eunst in der jungen Eaiserresidenz unter dei
Einfluss Frankreichs geriet. Die Vorfahren des Architekten
waren zu Anfang des 16. Jahrhunderts ihres katholischei
Glaubensbekenntnisses wegen aus England nach Italien ausgv
wandert, wo mehrere Glieder dieser Familie eine Bolle in del
Geschichte gespielt haben. Wann der Architekt Carlo Barto
lomeo B. nach Paris gekommen, wo er sich den Titel eine!
Gomte durch Eauf erwarb, lässt sich nicht mehr nachweisea
In Paris wurde er im Oktober 1715 durch Peters I. Agentei
31
JeaB Lieforty einen Neffen des kaiserlichen Günstling Frangois L.,
saf drei Jahre in den rassischen Dienst genommen, mit der Yer-
pflichtiing, in allen Künsten und Handwerken, die er verstehe,
SB arbeiten, auch Bossen, die man ihm überweisen würde, darin
a iDtearrichten. War Bastrelli auch kein bedeutender Künstler,
SD war er jedenfalls ein sehr vielseitig gebildeter Mann, denn in
teinem mit Lefort geschlossenen Kontrakte verpflichtete er sich
ar Anfertigung von Entwürfen und zur Ausfahrung von Ge-
binden, zur Herstellung von Fontänen, zur Abbildung aller
Bd^chen Figuren und Verzierungen, zum Schneiden von Stem-
peb zu Münzen und Medaillen, zur Anfertigung von Portraits in
Wachs und Gips, zur Lieferung von Dekorationen und Maschinen
fir Bübnenzwecke u. s. w. Und er hat sein Versprechen ge-
Uten; denn Arbeiten der hier genannten Art wurden ihm viel-
&di aa%etragen und auch von ihm ausgef&hrt. Nach Ablauf
der drei Jahre wurde sein Gesuch um Erneuerung des Kontraktes
Tom Kaiser abgeschlagen; es wurde ihm aber eröffnet, dass man
Mch weiter bei ihm Arbeiten bestellen werde nach gegenseitiger
Tereinbamng des Preises. BastreUi blieb daher in Petersburg;
er wurde stets zu neuen Arbeiten herangezogen, ohne aber dafür
eutsdiüdigt zu werden. Er musste von seinen Arbeiten für
Private leben, zu deren Ausführung ihm die Aufträge des Hofes
■idit allzu viel Zeit übrig liessen, so dass er in eine dürftige Lage
feriet Mehrfache Petitionen um Honorierung seiner Arbeit erreich-
te Suren Zweck nicht. Erst unter der Kaiserin Anna hatte ein
ttieutes G^esuch um Bezahlung für die geleistete Arbeit den Erfolg,
tes eine Untersuchung durch eine Expertenkommission eingeleitet
wde, welche ihm nach fast zwei Jahren 1734 etwa zwei Drittel des
^oa ihm nachgesuchten Honorars zusprach. — Über seine Tätigkeit
saeh 1734 ist nicht viel bekannt; doch haben sich einige bedeu-
tende Arbeiten aus seinen letzten Lebensjahren erhalten: Medaillon-
f fortndts des Kaisers Peter I., der Kaiserin Elisabeth, ein Stand-
Ud der Kaiserin Anna. Diese Arbeiten zeigen den Künstler von
*>Ber besten Seite. Er starb hochbetagt 1744 in Petersburg.
Ir war ein fleissiger Künstler, aber ohne hervorragendes Talent
52
- •
Seift Sohn Bartolomeo Francesco &berragte ihn jedo^
falls bedentend. Dieser, im Jahre 1700 geboren, kam löjftbiig
mit seinem Vater nach Petersburg, Von seinem Vater erbiett
er anch seine künstlerische Ausbildung, die er später durch fünf'
jährige Studien im Auslande vertiefte. Nach Petersburg zoiiick-
gekehrt, hatte der junge Bastrelli das Gluck, sidi gleich vcr
grössere Aufgaben gestellt zu sehen: Bau eines kleinen SoID]De^
palaifl und einer Kirche ffir die reformierte Gemeinde. Weiäg
später sehen wir den jungen Architekten schon mit der groBBS»
Au%abe betraut, die Entwürfe für das kaiserliche Winterpalaii
auszuarbeiten. In den Jahren 1735 — 39 ist der gewaltige Biif
zur Ausf&hrung gebracht worden. Nach Beendigung der Bi^
würfe zum Bau des Winterpalais erteilte Oraf Biron B. de|
Auftrag, ihm auf seinem in Kurland belegenen Gute Buhenihif
einen Palast zu errichten. Als 1737 der kaiserliche Gfinsäii|
auf den erledigten kurländischen Herzogthron erhoben wiurd%
war es eine seiner ersten Unternehmungen, die MachtstelliiBg
der neuen Dynastie durch einen würdigen Schlossbau in seiM
Residenz zu dokumentieren. Mit den Mitteln dazu brauchte di|
Allgewaltige nicht zu geizen, und in der Person BastreUis staa|
ihm ein Architekt von ausserordentlicher Begabung zu Oeboia
So leitete denn Bnde der 30 er Jahre Bastrelli den Bau beidei
Schlösser in Buhenthai und Mitau. In dieser Zeit verheirateli
er sich mit einer Baronesse Walles. Da trat 1740 die Kate
Strophe des Herzogs Biron ein, welche alle seine grosaartiga^
Bauunternehmungen über den Haufen warf. Bastrelli zog aad
Petersburg zurück und sah sich in kurzer Zeit von den nflo^
Machthabem mit Arbeiten überhäuft. Die Kaiserin emaoBlj
ihn zum Oberarchitekten und bestätigte ihn in der Würde eiiM[|
russischen Grafen. Zu seinen bedeutendsten Arbeiten unter d4
Kaiserin Elisabeth gehört die Aufführung des grossartig«!
Schlosses zu Zarskoje Sselo, der Bau der Paläste Bobrinsk]
(jetzt Erziehungsanstalt), Woronzow (jetzt Pagenkorps). UbM
den Kultusbauten, die Bastrelli auszuführen berufen wurde, ninm
der Bau des SmolnaUosters künstlerisch den ersten Bang eil
83
Kacli dem Tode der Kaiserin Elisabeth wurde Biron wieder als
Herxog von Kurland restituiert. 1763 kehrte er in sein Land
nröek und nahm mit grösstem Eifer die Schlossbauten von
neaem auf, deren Leitung wieder Bastrelli übernahm. Das
Sddoes zu Buhenthai wurde 1767 vollendet, das Besidenzschloss
in Mitaa erst 1772. In diesen beiden Schlössern besitzt Kurland
zvd Bauwerke von höherem künstlerischem Wert. Wir sehen
in Omen hier zum ersten Mal die von Frankreich ausgegangene
Idee des modernen Palastbaues verkörpert, der mit grossartig
gestadteten Saalanlagen f&r die Beprftsentation die behaglichen
Biune f&r den intimen geselligen Verkehr und das alltägliche
Leben in bisher nicht bekannter Weise zu verbinden wusste.
Sastrelli lebte bis 1771 als Oberintendant der herzoglichen
SdbUade in Mitau. Nach seiner Aufnahme als freies Mitglied
k die Akademie siedelte er anscheinend nach Petersburg fiber,
wo er im gelben Jahre 1771 gestorben ist.
HfflT Lispektor K. Mettig machte eine ergänzende Mittei-
kmg za seinem in der vorigen Sitzung gehaltenen Vortrag über
las Werk von Paul Simsen, Der Artushof in Danzig. Dieselbe
üt bereits beim Abdruck des Yortrages berücksichtigt worden.
m. VenumloBg m ». April im
Der Präsident Oberlehrer Bernhard Hollander eröffnete
fie Versammlung mit der erfreulichen Mitteilung, dass Frau
Dr. Sachssendahl die Sammlung von Siegelabgfissen ihres ver-
dorbenen Mannes, welche bei Gelegenheit des X. Archäologi-
adien Kongresses in Biga ausgestellt und dem Dommuseum zur
Aufbewahrung übergeben war, gemäss dem Wunsche ihres ver-
florbenen (Gemahls der (Gesellschaft dargebracht und dass er ihr
Wreits den Dank der Oesellschaft ausgesprochen habe.
Der Präsident legte der Versammlung die ersten Exemplare
in soeben fertiggestellten Sitzungsberichte aus dem Jahre 1902 vor.
Derselbe verlas ein Schreiben des Herrn Oberlehrers Frie-
drich ▼. Keussler in Petersburg, welches weitere ergänzende
8
34
Nachrichten zu der Überfuhrang der herzoglich Karländischei
Bibliothek aus Riga nach St. Petersburg enthielt (s. unten).
Zu ordentlichen Mitgliedern wurden aufgenommen di<
Herren: Dr. Max Ulmann in Goldingen, Adrian y. Brfimmei
zu Eimahlen und der Beamte der rigaschen Steuerrerwaltoni
August Erah.
Für die Bibliothek hatten dargebracht: 1) Herr Dr. L
Berkholz seine Schrift: Die Wirkung der Handelsverträge an
Landwirtschaft, Weinbau und Oewerbe in Elsass-Lothringeo
Tübingen u. Leipzig 1902; 2) Herr W. Hacker eine umfang
reiche Sammlung von Gelegenheitsdrucken der W. F. Hacker
sehen Offizin; 3) Frau Dr. B. Eüsel geb. Hohenhausen: Brief
und Aktenstücke, betreffend die 1783 erfolgte Aufnahme eine
Eurländerin, der Baronesse Julie v. Osten-Sacken, in das Stü
St. Walpurgis zu Soest; 4) Herr Redakteur Dr. A. Buetz: ein
Sammlung autobiographischer Au&eichnungen von Personen, dere
Portraits in der Illustr. Beilage der „Rigaschen Rundschau^ vei
öffenüicht worden sind. Weitere Geschenke waren zu verdanket
Herrn Pastor P. Baerent-Arrasch, Herrn Archivar A. Duhn
berg in St. Petersburg, Fräulein A. D., Herrn cand. ehem. "V
V. Haken, Herrn Rechtsanwalt R. v. Hehn, Herrn Inspektc
E. Mettig, Herrn Oberlehrer A. Neumann und Herrn Doi
architekten Dr. W. Neumann.
Für das Museum waren Geschenke dargebracht wordei
1) von Frau Helene Goronsky als Leihgabe: ein Eruzifix m
Holz und Perlmutter; 2) von Frl. E. S.: ein Damenportrait
Goldrahmen; 3) von Herrn J« Eownatsky: eine kupferne h
ländische Tabaksdose; 4) von N. N.: eine Brosche (Eamee); 5) vi
Herrn E. G. v. Sengbusch: ein Tisch aus dem 18. Jahrhundea
6) von Frau Marie Ravall geb. v. Hübbenet: ein silbern
Taufbecken und eine Eanne mit dem Hübbenetschen Wappi
Anno 1790.
Herr H. v. Bruiningk machte Mitteilungen zur Geschieh
des Exils der Einwohner von Dorpat vom Jahre 15^
(s. unten).
36
Zu der vom Vortragenden verlesenen Schilderung der Vor-
gänge bei der Abfuhrung der Exilierten bemerkte Herr L. Ar-
basowy dass sie mit einem dasselbe Ereignis beschreibenden
leitgenössischen Briefe ütst wörtlich übereinstimme. Dieser Brief
folgt unten«
Herr Inspektor E. Mettig hielt einen Vortrag über den
Freiherrn Bengt Hörn als Mitglied der Kompagnie der
Schwarzen Häupter zu Riga (s. unten).
'^A^^/^^wv^^l^M«^^^^^
Zur Frage der Überf&lining der herzoglich Eorläiidisohen
Bibliothek ans Biga naoh St. Petersburg.
(Vergleiche die Sitzirngsberichte aus dem Jahre 1902.)
Von Friedrieh ▼. Eenssler.
Im ,|C6opHHK'B MaTepiajOB'b h CTaTeft no ncTopin Ups^aji-
nScKaro Kpaa" Bd. I (PHra 1876) 8. 312 Nr. 29 findet sich der
Wortlaut eines Schreibens Peters des Grossen aus St.
Petersburg den 5. März 1714, in welchem dieser dem Gouver-
neur Forsten Golizvn befiehlt, die Eurländische Bibliothek,
welche sich in Riga befindet, unverzüglich hierher zu
uns zn schicken mit dem Boten vom Doktor Areskin
(BH^jioTeKy KypjiflHACByD, KOTopaa octl wb PHrb, npHuuTHTe CD^a
EL naiTB cb HOCJiaHHinrB otb ^OBTopa ApecsHHa ne M^niKaBi).
Im Zusammenhang mit dem von mir in den Sitzungsberichten
der Jahre 1901 und 1902 mitoeteilten Material ergibt sich
Biithin zur Evidenz, dass der üauptstock der Bibliothek der
S^iserlichen Akademie der Wissenschaften in der Tat jene
hoio^lich „Eurländische*' Bibliothek (letztere Bezeichnung
wird hier zum ersten Mal urkundlich erwähnt) gewesen ist, welche
1701 von den Schweden aus Mitau nach Kiga fortgeführt und
1710 von Herzog Friedrich Wilhelm vergeblich reklamiert worden
m. Was den im zarischen Schreiben genannten „Doktor Ares-
kio* betrifft, so war Robert Areskine, ein Schotte von Geburt,
aeit 1713 erster zarischer Leibmedikus, seit 1716 zugleich „Ar-
chiater des Bussischen Reiches und Präses der ganzen medizini-
schen Fakultät^; auch bekleidete er den Posten eines Vorstehers
«od Bibliotiiekars der bekannten, von Peter d. Gr. gegründeten
Ellistkammer. Von seinen ausgebreiteten literarischen und wissen-
Khaftlichen Kenntnissen zeugt seine 2400 oder 4200 Bände zäh-
lende Bibliothek und sein grosses Kabinett von Konchjlien und
Mineralien, welche beide nach seinem Tode (Dezember 1718) der
Knnsikammer einverleibt wurden. Siehe ^dm^naouej^mecaA
86
jeRCHKOffb" Bd. I (CaHBTneTep6yprB 1835) S. 36 bis 38, sowie
Alex. Brückner, Die Arzte in Rassland bis zum Jahre 1800
(St. Petersburg 1887) S. 20 bis 21, woselbst einige offenbare
Unrichtigkeiten in den Angaben des „jescHKOHi* zurechtgestellt
erscheinen.
Eine weitere Ergänzung zu den in den Sitzungsberichten
a. d. Jahre 1902 wörtlich wiedergegebenen beiden Aktenstücken
vom 21. und 22. März 1714 enthält ein Schreiben des riga-
sehen Bats an den Gouverneur Fürsten Golizyn vom
25. März 1714. Das Regest über dasselbe bei Buchholtz und
Bulmerincq, Aktenstücke und Urkunden z. Oesch. d. St. Biga
1710-1740, Bd. I (Riga 1902) S. 191 Nr. 283, schliesat mit den
Worten: „Auch müsste es erlaubt sein, die für Wegföhrung der
Bibliothek des Zaren bestimmten Pferde zum Mehl- und Wasser
führen zu benutzen." Nach einer mir von Dr. Ph. Schwarts
freundlichst mitgeteilten Abschrift lautet der Passus im Original:
„Und so werden Ewr: Hfurstl. Durchl. sich auch gnädig annoch
zu erinnern wissen, wie dasz der Stadt aufferleffet sei, 50 Schiest
Pferde nebst etlichen 20 Wagen, so doch au hir nicht aufin-
bringen seyn, zur Weg-Bringung Sr. Orosz. Gz. Mayst. Bibliotheo
herbey zu schaffen, welche auch alle Stunde, so wie sie schon
dem damit abreisenden H. Secr. zu unterschiedenen Mahlen sind
offeriret worden, annoch parat zu halten, denen Bürgern ist an«
ffedruket worden. Ob nun ein solches Pferd, das zur Schiesse
hergegeben werden soll, zugleich bei dem Brodt-backen zom
Mehl- und Wasser-fuhren solle gebraucht werden, desfalls weiai
der Bürger nicht, wie er es recht stellen und sich dabei verhalten
solle?^ — Also auch am 25. März war die Bibliothek von
Riffa aus noch nicht abgefertigt worden. Übrigens waren
nacn dem Schreiben vom 22. März „45 bis 50 Wagen^ verlaort
worden. Der im Schreiben des Rats erwähnte „damit abreisende
Hferr] Secrfetair]^ ist wohl identisch gewesen mit dem im zari-
schen Schreiben erwähnten „Boten vom Doktor Areskin^.
M^«^AAMAM^«^M^^M^s^
Über die Abf&hrung der Einwohner Dorpats in die OefangoD-
Bohaft naoh Russland 1565.
Von H. y. Brainingk.
Was man über das Exil der Einwohner Dorpats vom Jahre
1565 bisher wusste, beruhte hauptsächlich auf den Angaben des
Franz Nyenstede, der in seiner Chronik berichtet^ im Sommer
1565 habe der Moskowiter alle dörptschen Bürger und Einwohner,
die nach der Eroberung der Stadt (1558) ihrer Armut halber
dort verblieben waren, mit Weib und Kind wegführen und in
87
entl^ene moskowitische Städte, ^Wolodimer, Nisen-Nowgarden,
Costroma und Uglitz^, verteilen lassen 0^ An diese kurze Nach-
richt knfipfi Nyenstede die bekannte Erzählung vom Pastor Johann
Wettermann, aer dank seinen trefflichen Eigenschaften sogar die
Gnnst des Grossfnrsten in dem Masse zu erwerben Termochte,
daffl dieser ihm die Durchsicht der sonst völlig unzugänglichen,
in vermauerten Gewölben verwahrten grossfurstlichen Bibliothek
anvertraut habe. Die ausführliche Schilderung dieser Angelegen-
heit gewinnt dadurch an Glaubwürdigkeit, dass Nyenstede hinzu-
i^, Herr Thomas Schroffer und Herr Johann Wettermann hätten
flim selbst solches berichtet.
Längst schon hat jene Erzählung die verdiente Aufmerksam-
keit auf sich gezogen. Von den vielen Forschern, die sich mit
flur mehr oder weniger eingehend befasst haben, seien u. a. ge-
nannt: aus dem 18. Jahrh. J. Backmeister '): aus der ersten
HUfle des 19. Jahrh. der berühmte russische Historiograph Ea-
nmsin^ und der Dorpater Professor P. Clossius*); aus neuester
Zeit N. Lichatschew^), Prof. B. Hausmann (letzterer in seinem
eelegentlich des X. Archäologischen Kongresses 1896 gehaltenen
vortrage: Clossius, Iter rossicum)*) und S. A. Belokurow^).
Was nunmehr über das Exil der Einwohner Dorpats und
snige mit der Bibliothekepisode in Zusammenhang stehende
Persönlichkeiten an neuen ifachrichten gewonnen wurde, fand
ach in einer Akte des Bitterschaftsarchivs zu Biga, in der man
bezü^che Aufschlüsse schwerlich vermuten sollte. Es ist eine
1642 b^onnene Prozessakte, in der eine vom Dorpater Bat geffen
Anna Ton Hochgräffen, Witwe des Adam Schraffer (oder Schrapfer)
imd nachmals gegen deren Sohn Adam Johann wegen gewisser
in der Vorstadt von Dorpat belegener Immobilien geführte Be-
mdikationsklaffe verhandelt wird, wobei u. a. eine Mühle in
Frage kommt, die „Westhofs- oder Propst- oder Malzmühle'' ge-
nannt wird, — höchst wahrscheinlich dieselbe Mühle, an die
beate der Name i^Malzmühlenteich^ erinnert. Um den Kachweis
n fahren, dass diese Mühle seit alters auf Bürgerland gestanden
od einem Bürger namens Westhof gehört habe, der 1565 nebst
den übrigen Dorpater Bürgern in die Gefangenschaft nach Buss-
kad eejrahrt worden wäre, produziert der Kat ein Verzeichnis
der umals Exilierten. Es ist überschrieben: „Verführung der
1) Mo&um. Uv. ant, Bd. ü, Riga und Leipzig 1889, S. 67.
s) Eaaal siir la BibL de TAcad. Imp. des Bcienees de St. Pbg. 1776
1^141.
Deutsche Ausg., Bd. Yin, Biga 1826, 6. 72 ff.
*} Dorpater Jahrb., Bd. HI, Dorpat 1834, 8. 289-904.
BitiiiioTesa h apxHBi Mockobckhxs locy^apefi n 16 ctoi., C-IEB. 1894.
I^xv X^ciTaro Apxeox. c&^xa vb Pari, t. II, Piira 1899, 8. 9—15.
Vgl a. a. 0., T. m, MoGua 1900, Dpor. 8. 74.
88
Dörptischen nach der Moschow in Anno 1565 d. 9. Jnlj. Mala
nova de Tarpato vel Derpato.* Dem Verzeichnis ist eine dra-
stische Schildemng des Elends der Verbannten voraasgeschickt^),
aus der zu entnehmen ist, dass sie in Sehnten und Loddigen
(also zunächst wohl nach Pleskau) gebracht wurden, und die Ein-
schiffung eine Woche gedauert habe, -— ferner, dass nicht die
ganze Einwohnerschaft, sondern nur die Deutschen exiliert wurden,
von denen kaum über 3 Personen in der Stadt zuruckblieb^
unter ihnen einer, der die Deutschen der Verräterei angeklagt*),
sie verleumdet und dergestalt das ganze Unglück verursacht hatte.
Die Schilderung schliesst mit der Mitteilung, die Exilierten hättea
flehentlich gebeten, man möge ihr trauriges SchicksaJ aller Welt
kundtun. Dieser Schluss, ganz besonders aber die Worte dar
Überschrift „Mala nova de Tarpato vel Derpato^, die so zu sag^
f&r einen „weiteren Leserkreis^ gewählt zu sein schienen, l^eo
die Vermutung nahe, dass der Aufsatz als politisches Flugblatt
wie sich solche unter der Bezeichnung „Neue Zeitungen* damab
grosser Beliebtheit erfreuten, gedruckt zu werden bestimmt war.;
Dieser Bericht stinmit fast wörtlich uberein mit dem Inhalt
eines, gleich nach jenen Ereignissen, vom Hauptmann auf Ermei
an Herzog Gotthard gerichteten Schreibens, das wir als Beil. B.
zum Abdruck bringen. Herr L. Arbusow, der das Schreibe»
aufgefunden hat, hatte die Freundlichkeit, dem Verfasser die,
Abschrift zu überlassen. Nicht wenig wird das historische Q^
wicht beider Schriftstücke durch ihre Übereinstimmung vermehr^|
und durch das unserem Bericht beig^ebene Verzeichnis gewinsl
er an Interesse.
Im Verzeichnis sind die Exilierten gruppenweise aufgezäUj^:
zuerst Bürgermeister und Bat nebst dem Ratsschreiber, dann dit
^Predicanten^, ferner die Bürger und endlich einige Gruppett
von Personen, die nicht zu den genannten Kategorien gehören^
— diese leider summarisch, ohne Namensnennung. Unter ihnei
werden besonders „4 thumbpfaffen^ angefahrt, unter welchtf
Spottbezeichnung der offenbar protestantisdie Schreiber, im Oe*
gensatz zu dem von ihm für die lutherischen Geistlichen g^
brauchten Ausdruck „Predicanten^, gewiss die katholische Greii^
lichkeit verstanden wissen wollte. An ehemalige, ihrem Bekenntnis
untreu gewordene, Domherren kann man nicht wohl denken^
M Abgedruckt als Beil. A.
«) Vgl. RuBBOw, Ohron., in Script rer. livon., Bd. II S, 74. — 8iL
Henning, a. a. 0. S. 249. — Ein hierauf bezügüches Schreiben des Ben*
Gotthard v. Kurland an Herz. Albrecht von Preassen, dat Lemsal 1566
Mai 21, dessen Eop. Herr L. Arbnsow dem Vf. zar VerfSgimg zn stell&i
die Frenndlichkeit hatte, ist als Beil. G absredmckt.
') Der Spottname „Dompfaffen'' für die kathoL Geistlichkeit seheint
damals in Dorpat beliebt gewesen zu sein. Vgl Gadebnsch, Jahrb. T. I
Abschn. 2 ö. K6.
39
iDch ist es erwiesen, dass nicht lange znyor (1568) die Katho-
liken, namentlich wohl in der Umgebung des Bischofs in Dorpat,
loch soweit zahlreich nnd einflussreich waren, dass damals im
Dom Messe gelesen wurde ^).
Unter den namentlich angeführten Exilierten interessieren
loBächfit einige Personen, die zu JBVanz Nyenstede in yerwandt-
fiehaftlichen Beziehungen standen. So wird unter den Batsgliedem
«n erster Stelle Ewert Neystette genannt, der sich schon 1661
als Dorpater Batmann nachweisen lässt'), ferner, unter den
Böigem, Claus Neystette. Dass beide des Franz N. Blutsver-
vandte gewesen sind, darf als gewiss gelten und erklärt zur
Genüge, warum sich Franz N. anfänglich (nach 1664) in Dorpat
liederliess. Auch sein Schwi^ervater, Herr Detmer Meyer ^),
Tird unter den in die Gefangenschaft abgeführten Batsgliedem
fe&innt.
Speziell für die Erzählung von der grossfurstlichen Bibliothek
leont Nyenstede erwähntermassen als Gewährsmänner den Pastor
Jdiann w ettermann und Herrn Thomas Schreffer. Da Schroffer
Uer durch die Titulatur ,,Herr^ als Batsglied gekennzeichnet ist,
K) ist es wohl gewiss die nämliche Person, die als „Herr Thomas
8dirawe^ im Verzeichnis der exilierten Batsglieder vorkommt,
tod von Nyenstede als eine von den drei Persönlichkeiten ge-
ttmnt wurde, die dem Johann Wettermann bei Besichtigung der
troBsfurstlichen Bibliothek an die Hand gegangen waren. Be-
lanntlich ist der dem Abdruck der Nyenstedeschen Chronik in
4en Monumenta Livoniae antiquae zu Gmnde gelegte Text kor-
lektorbedürftig, auch war die Schreibweise der Namen in der
Zeit unsicher. Die beiden anderen als Gehülfen des Johann
Wettermann bei Besichtigung der grossfurstlichen Bibliothek er-
iriümten Personen, Joachim Schröder und Daniel Brackel^), finden
tich ebenfalls im Verzeichnis, das folglich zur Unterstützung der
€laabwürdigkeit des von Franz Nyenstede Überlieferten nicht
fii unterschätzende Bedeutung gewinnt. Von Johann Wettermann,
is im Verzeichnis als einer der beiden exilierten ,,Predicanten^
umhaft gemacht wird, ist es aus glaubhafter Quelle bekannt,
iass er aus der Gefangenschaft nach Livland zurückkehrte und
TW dem (1571) von Johann Taube und Eiert Kruse in Dorpat
lemrsachten Blutbade an der ^Pestilenz^ verstarb. Aus der-
selben Quelle weiss man ferner, dass Wettermann in Dorpat ge-
koren war^); in den unter den exilierten Bürgern genannten
a. 0. a 528.
a. 0. 6. 436.
Ja. 0. B. 519.
D Bruder des bekannten Timan Braekel. Siehe des letzteren:
Oesprech^ etc. Nendrack in: Jabresber. der Felliner literar.
18», 8. 52.
s) A. a. 0. a 02. /
I
40
Arent Wettemuum und Wolmer Wettermann wird man folglidi
seine Familianten erblicken dürfen.
Das Verzeichnis zählt mit Namensnennung nur 99 Porsonei
auf, aber da Yon diesen ^esa^ ist, dass sie Familienhäuptei
(Heabter) seien und die Imnihen damals einen zahlreichere!
^stand hatten, als gegenwärtig, zudem auch der grösste Tei
aus Eaufleuten und Handwerkern bestand, deren Gesellen im
Lehrlinge zum Hausstande gehörten, so wird sich die C^esamlzali
der Eziüerten, mit Einschluss der summarisch angeführten, gewifl
auf etwa 1000 Personen veranschlagen lassen, — ein freilich nm
geringer Best der einst zahlreichen Bürgerschaft.
^WSi«VW^V^V>M^^^^
Beflagg l
AbBcbiift ans: Biga, Bittendu-Arch., JosÜsakten ans schwed. Zeit, nr. 131
(der proTUor. Begürfcratar), S. 115, 116. Siehe oben 8. 37 fl
Verfohrung der Dörptisolien nach der Mosohow in A11565
d. 9. Joly.
Mala nova de Tarpato vel Derpato.
Der erbfeindt, der Moschowiter, hat alle Teutschen, unM
brüder und Schwester, man, weib, kindt^ frawen und iungfrawei
wittiben und weiszen, krancken und gesunden, kindtbettorinnei
schwangere frawen, knecht und mesde, klein und grosz, jui
und alt, mit groszen weinen und heulen, mit erbärmlichen tu
jämmerlichen ruffen zu Oott und den leuten, umb leibliche m
ewige erettung, und der gantzen Christenheit vorbitte zu 6<y
umb erlösung ausz der Babilonischen gefengnusz zu erledis«!
den 9. July, und also die gantze woche, mit Moschowitischl
und heidnischen triumpfirung ausz Dorpte auf löddisen und schuti
zu waszer nach Beuszlandt an vier orthen des Moschowitischl
landes die arme Christen verführen und verstrewen laszeui dl
kaum über drey deutschen persohnen, und sonderlich einer, d(
die Teutsche belogen und zur verfuhrung ursach gegeben lu
in der Stadt gebüeben sindt. Und ist also klegUch mit dj
armen leuten gehandelt und umbgespruneen, das es einem std
und der ein eysen hertz, erbarmen möchte. Etzliche persohnd
seint von solcher Verführung also erschrocken, das sie gel^
und eylich den geist aufgegeben haben, etzliche ausz verzwei
lunff, sonderlich die frawen, unsinnig worden, sich selbst erseol
una umbgebracht, kindtbetterinnen und sechs wdcherinnen,
Oott den abendt der geburth erlöset, haben des morgendes
müszen, seindt in betten und lacken, so woU die krancken,
in todtsnöthen gelegen, in heben und bohren gestorben, auf
sehnten und löddigen getragen. Yiell schwangere frawen,
41
aof ihre letzte zeit ganzen, haben ansz erschreckung todtbohren
kmder gehabt. Ihrer Yiell, jung nnd alt, man nnd weib, haben
mit weinen nnd heulen p;ebethen, das man die elende, betrfibte,
erbftrmliche und unchristliche Verführung aller weit mochte
kondt thnn.
Gathalogus der heubter der Verführten etc.
I. [Mitglieder des Bats.]
1. H. Ewert Neystette. 2. H. Detmer Meyer. 3. H. Heinrich
Cornelius. 4. H. Tyman Schrawe. 5. H. Härmen van Enden.
6. E Johan Dreyer. 7. H. Johan Busch. 8. H. Thomas Schrawe.
9. Antonius, der schriver.
IL Die Predicanten.
1. H. Johan Wettennan. 2. H. Heinrich Eackerath.
in. Burgere.
1. Jürgen Fyendt 2. Härmen Münsterman. 3. Gabriel Groth.
i Jacob Hack. 5. Lorens, in Dreyers hausz. 6. Meister Boloff,
inErfigers hausz. 7. Hans Becker, in Bücken hausz. 8. Hinrich
Luge, in Backen hausz. 9. Nytert, in Dreyers hausz. 10. Meister
Bans, der schwertfeger. 11. Herman Gein. 12. Wolff Sedeier.
13. Herman Bann. 14. Ludwich Eunsthoff. 15. Ludwich von
flehresen. 16. Hans Möller. 17. Claus Nystette. 18—20. Noch
3 Bchulmeisters. 21. Michell, der köster. 22. Adrian, der oi]ga-
AL 23. Noch der s&deler bey der schulen. 24. Glas Schiro.
£. Hans Burwitz. 26. Hans Dchomacher. 27. Tonnis Plofoth.
%. Heinrich Preuszman. 29. Hans Eröger. 30. Meister Hans,
der kleinschmidt. 31. Thomas, der grobschmidt. 82. Hinrich
trtger. 33. Noch ein glaszwarter in Sstralborfnls hausz. 34.
Corä von Bendten. 36. Herman Huntebeck. 36. Roloff, der
Uemschmidt. 37. Noch ein Schmidt in der Quappenstrasze. 38.
Hanriob Flatenschleger. 39. Hans Bosze. 40. Victor Hacke.
41. Hans Lüchow. 42. Gtorth Bosze. 43. Thiman Bemminckrade.
a Jürgen, der Schneider, auf der apoteke. 46. Peter, der
idnrabe. 46. Noch ein Schumacher, in Pfilips hausze. 47. Noch
OD kangieszer, bey Leffken. 48. Hans LöffKen. 49. Asmus, der
Ubier. 60. Bartelt Münsterman. 61. Adam von der Arke. 62.
Hans Eöller. 63. Valentin Erusze. 64. Johannes, der apoteker.
S6. Jo8t Hardewyck. 66. Heyne Heger. 67. Pawell Meyer. 68.
fianiell Brakeil. 69. Bötgert zur Heye. 60. Dyrich von Schoten.
0, 62. Noch 2 von beiden gildstuben. 63. Hans Goesz, in der
Vdten hausz. 64. Jochim Alnusz, in Bümers hausz. 66. Beinholt
Hdmicke. 66. Noch ein kangieszer, g^en Burseis hausz über.
<7. Jacob Schröder. 68. Warner Buxtehude. 69. Gerffen Meste-
ttacher. 70. Jeronimusz von der Becke. 71. Noch ein kangieszerj
42
bey Jeronimns. 72. Arent Wetterman. 73. Heinrich Beaerman.
74. Ulrich Herbers. 75. Jacob Kangieszer. 76. Märten, der
knochenhawer. 77. Hans, der pistolenmacher. 78. Jochim Schröder.
79. Hans Stoffe, der becker. 80. Hans Embsinghoff. 81. Thomas
Ecke. 82. Sebalt Hübers. 83. Heinrich Schrickelman. 84. Oerth
Bück. 85. Helmich Schröder. 86. Wolhner Wetterman. 87.
Hans von Earpen. 88. Hans Westhoff.
IV. Moch etzliche deutsche umb der Stadt umbhero.
y. Noch 30 wittfrawens, die ein jeder woll kennet.
VI. Noch 4 thumbpfaffen.
Vn. Noch etzliche gutte gesellen.
Benag9 B.
Johann v<yii Steinen, Hauptmann auf Ermis und Bujen,
an Herg, Qotfhard van Kurland, d. d. „Ermesz an der Beussi-
schen grentzen'^, 1666 Juli 17, gleichzeitige Kopie, übersandt
von Herg. O. an den Herg. Albrecht von Preussen, d. d. Riga,
1665 Juli 21] im StaatsA. gu Königsberg 6. 15. |8
(78)
Kopie von Herrn L. Arbuiow. Siehe oben S. 38.
Dorchlenchtiger u. s. w. Negest n. s. w. kan e. f. g. ich mit leidt
und wehemntigen hertzen nicht verhalten, dasz die edle nnd vil-
tugentsame fraw, seligen Walter von der Borchs nachgelassene witiwe
durch gotliche Schickung ires gefenckniss zu Derpte (Grott lob)
durch einen bojaren gestrigs tages erlediget una ausgebeuttet
worden. Die bringet u. verzelet klegliche u. erbärmliche zeittong,
wie ich dan auch one das leider die gewisse kundtschaft habe,
der erbfeindt, der Moschcowitter, alle Deutschen, unsere brader u.
Schwester, man, weib und kindt, frawen und junefrawen, witwen
u. weisen, krancke u. gesunden, kindtbetterin u. soiwanger franen»
knechte u. megde, klein u. gross, jung u. alt, mit grossem heulen,
wevnen u. erbärmlichen jammerlichen schreien und ruffen zu Gott
una den leutten umb leibliche oder ewig errettung, durch der
gantzen Christenheit vorbitt zu Gott, umb erlosune aus der Ba-
bilonischen gefencknis zu erledigen etc. den 9. Julii und also
diese gantze wochen mit Muschcowitterischer heidnischer trium-
phirung aus der Stadt Dorpte zu wasser uf loddingen u. schatten
nach l^uszlandt an vier ortter und ende des MuschcowitterisoheoL
landes die armen Christen zerstreuet verfuren lassen, dasz also
über 3 Deutsche personen (und sonderlich einer, der die Deut-
schen belogen u. zu der verfurung geratten) in Dorpt nicht ge*
blieben sein. Und ist also cleglich mit den armen christenleuttea
gehandelt u. umbgesprungen worden, das es ein stein, und der
schon ein eissern u. stallen hertz hatte, erbarmen mochte. Daq
ist jo T0^ gott eine Jerusalemittische straff. Gott wolle Bioki
43
irer n. unser aller erbarmen, nnd gnedig sein. Etliche personen
sein von solcher eiliger verfarnng also erschrocken und ffehelinck
den geist aufgeben, etliche aus verzweifelung, sonderlich frawen,
unsmnig geworden, sich erseuffet und umbgebracht, kindbetterin,
der 6 gewesen, die gott den abendt der geburt erlöset, haben
des morgens vort gemust, sein in lacken u. betten, sowoll siechen
n. bancken, die in todesnotten gelegen, in dem heben u. bohren
gitorben, uff die lodingen u. schütten getragen, vill schwanger
wen, die auf ire letzte zeit sangen, hal^n aus erschrecsen
todtbome kinder gehabt, irer Till, jung und alt, man u. frawen,
baben lautter mit weinen u. heulen umb gottes willen gebeten,
ood sonderlich gemelte witfraw die Borckschin, nachdeme ire
erlösange vorhanden, und so sie ledig wurde, das sie wolte umb
gotloB willen ir elendt, betrubniss, clegliche, jemerliche u. er-
wmliche unchristliche verfurung aller weit kundt thuen, und
ob inen ein exempel nhemen, sich nicht wie leider biss dahero
gttchehen so lenbilich (I) dem erbfeindt ergeben, besonder yil-
lalier den christlichen standt, eher u. redlichkeit bedencken, ehe
^ch leib u. leben nhemen lassen, dan keinem Muschcowitter zu
Trauen. Innen weren vil Privilegien u. freiheiten zugesagt,
vie die über Siegel u. brief gehalten, sehe man leider an inen
woQ. Welten demnach meniglichen u. alle fromme Christen
pwamet haben, sich woU vorzusehen u. vor solichem elendt zu
ivtten .... Dieweil dan wir Christen vor einander zu bitten
Khddig u. pflichtig u. sonderlich, nachdem wir alle umb unser
fluide willen von Gott straffwirdig, umb unsere gefangene u.
Pforten mitbruder u. Schwestern mitleiden u. leidt zu tragen,
A ist an e. f. dt. mein gantz unterthenig u. embssiges bitten,
der armen verfurten Dftrptischen, nachdem es leider itzo an inen
i^ sich erbarmen, in der stadt Bige u. soweit e. f. dt. zu ge-
bietten, treulichen allen christlichen predicanten bevhelen, in
^en kirchen vor die zu bitten lassen, das gott sich über sie
volle erbarmen u. nach seinem vetterlichen willen gnedig sein
\ inen zufügen u. mittheilen, was inen an leib u. seell ^tt u.
dienlich u. uns forderlich, sowoll die gantze Christenheit vor
solchem ui^luck u. stroffe gnedig behutten, die Dorptischen so-
voD ans alle von des Muschowitters, sowoll auch der Schweden
pvaldt u. tiraney (seinthemal durch des Bevelischen Schwedi-
Kken stadthalters schreiben soliche verfurunse verursachet sein
BoD, der dan nicht vil besser bei den armen diristen zu Weissen-
^n gehandelt) erlosen, erretten, beschützen u. beschirmen. Bin
der Rentzlichen u. unterthanigen Zuversicht, e. f. dt solches un-
kcscEwerdt thun werde. U. s. w.
44
Zettel gu einem Schreiben des Here. Ootthard v. Kurl an
Herz. Attrecht v, Preussen, d. d. Lemsal, 1566 Mai 21. Orig.
im StaatsÄ. zu Königsberg VII, 69.
Kopie van Herrn L. Arbusow, Siehe oben S. 38, Anm. 2.
Von zeittuDgen ist nichtSy dasz wir nottig achteten, e. 1.
mitzutheilen, allein dass unss vor warhafftig beikompt, wie der
von Derpt ir stadschreiber anlangst ein schreiben an die könig-
liche maj. zn Polen etc. soll haben ergehen lassen, darin ehr
w^en der ffantzen gemein ire matt, ermanett und gebetten, dasz
sie nnn wolten aufziehen und sich vor Derpt hieben, dann es
so nbell mit volck versehen und besetze^ das es sich keines
weges halten noch irer matt, wurde entstehen können etc. Solohs
schreiben aber soll von dem stadthalter zu Derpt überkommen
und dem Stadtschreiber ein schrecklicher todt angeleget und die
ratspersonen alle gefencklichen eingezogen sein. Der allmechtige
wolle sie ^ediglicn daraus retten und erlösen. Das hauss Pemaw
haben wir noch nicht innen, hoffen aber zu dem lieben gott,
weiln wir nhunmher mher volck und anders, so zu diesen henaeb
dienlich, an der handt haben, wir wollen es in kurtz erlangen.
Es ist der haubtman von Weissenstein zu Derpt gewesen, und
den stadhalter daselbst umb entsatz gebetten, weun aber in Derpt
und auf die nehe kein volck verbanden sein soll, hatt er ime
die hulff oder entsatz abgeschlagen und angezeigt, dasQ ehr solches
ohne seines grosfursten willen und bevhelich nicht ihnen konte
noch dorffie. Welches wir e. 1« auch nicht wolten verhaltenn.
Datum ut in literis.
Der Freiherr Bengt Hom als Ältester der Kompagnie der
Schwarzen Hanpter in Biga.
Von E. Mettig.
Die Kompagnie der Schwarzen Häupter in Biga ist während
ihres fast fiinfhundertjährigen Bestehens fast ausschliesslich aus
Eaufleuten zusammengesetzt gewesen. An den Trünken der
Schwarzen Häupter nahmen neben den Mitgliedern der Grossen
Gilde, zu denen schon früh die Goldschmiede gehörten, auch
Schiffer und Goldschmiedegesellen, ja zeitweilig sogar Handwerker
teil, jedoch aus den genannten Kategorien der Einwohnerschaft
sind keine Mitglieder der Kompagnie hervorgegangen. Es liegt
wohl nahe, anzunehmen, dass Schiffer und Goldschmiedegesellen
rezipiert gewesen seien, indes fehlt uns doch für diese Annahme
der urkundliche Beweis. Sdelleute haben aber freilich nur aus-
46
nahniBveise und nur honoris cansa Aufnahme gefunden, wie wir
das durch urkundliche Belege darzulegen im stände sind. Edel-
leote, die Handel Meben, und solche sind in den verschiedenen
Jahrhunderten als Mitglieder der Kompagnie nachweisbar, wurden
ab Kaufleute angesehen. Zu den nicht handeltreibenden Edel-
leutes, die in die Bruderschaft der Schwarzen Häupter als voU-
Wechti^e Mitglieder aufgenommen worden sind, gehört auch
der Freiherr ßengt Hom, über dessen Beziehungen zu den
Schwarzen Häuptern und über dessen bekannt gewordenen Lebens-
iDomente ich in folgendem berichten will. Der livländische Oe-
oeralgouTemeur Freiherr Ghrister Classon Hörn, Feldmarschall
mi Beichsrat, hatte einem Mitoliede der Kompagnie der Schwar-
Mn Häupter gegenüber den Wunsch geäussert, dass sein neun-
j^ger Sohn Benst in die Brüderschaft der Schwarzen Häupter
«a%enommen würde. Der Knabe war im Jahre 1676, also in
dem Jahre, als der Freiherr Ghrister Hom das Amt eines liv-
läodischen Gouverneurs angetreten hatte, geboren. Vielleicht
war dieser umstand mitbestimmend fiar den Vater, seinen neun-
jArigen Sohn Ben^ zum Mitgliede der ältesten und in Riga
iMxshjingesehenen Oilde ernennen zu lassen. Am 26. Januar
dea Jahres 1684 berief der Ältermann eine Versammlung der
Sdivarzhäupterältesten, berichtete über den Wunsch des Herrn
OeBeralgouvemeurs und stellte, da man die Bitte des Oe-
uralffouvemeurs nicht gut zurückweisen könne in Rücksicht
uf die Verdienste des Freiherrn Hom um die Gesellschaft
ud im Hinblicke auf die freundliche Gesinnung, die er für die
Kompanie hese, den Antrat, seinem Wunsche nachzukommen
uid semen Sohn in die Zahl der Ältesten aufzunehmen. Im
Schosse der Kompagnie wurde diese Proposition in eingehende
Erwftgung genommen. Bedenken gegen die Aufnahme eines
Kindes und des Sohnes eines Freiherm wurden laut, auch äusserte
mn sich dahin, dass falls der Freiherr Beugt Hörn zum Ältesten
eryählt werden sollte, die Wahl eines Edelmannes dem Hause
^e Präjudiz schaffen dürfe und nur ein Ausnahmefall bleiben
tplHe. Ausschlaggebend für die Annahme der Proposition des
Ahermanns war schliesslich die vielfach hervorgenobene Tat-
sche, dass sich zur Zeit des grossen Mordbrandes im Jahre
1677, wo g^en 200 Gebäude ein Raub der Flammen geworden
^reii, der Generalgouyemeur Christer Hom dadurdi grosse
Verdienste um die Gesellschaft erworben hatte, dass er durch
^flitftr das durch die Feuersbrunst gefährdete Haus der Schwarzen
Biopter zu schützen verstanden hatte. Der Hinweis auf dieses
pwe Verdienst des Generalgouverneurs beseitigte alle Bedenken,
^ der Freiherr Beugt Hom wurde zum Ältesten der Kompagnie
^ Schwarzen Häupter aufgenommen. Diese Wahl fand am
%. Januar 1684 statt. Am §3. Januar, also ehe noch der Ge-
46
neralgoavernear mit seinem Wunsche hervorgetreten war, hatt
man sich im Schosse der Kompagnie darin geeinigt, in nächste
Zeit, da grosse Ausgaben besonders zum Bau einer neuen Steii
treppe gemacht werden mussten, drei neue Mitglieder zu erwählei
Das nicht geringe Eintrittsgeld der Neuaufgenommenen nämlic
bildete bisweilen einen wichtigen Posten in der Kalkulation df
Budgets und diente als Aushülfe behufs Bestreitung ausserorden
lieber Ausgaben. Die Wahl des Freiherrn Bengt Hörn, die d€
Kompagnie weitere Oeldausgaben, namentlich zum Zwecke de
Ausrichtung eines Banketts, auferl^e, war die Veranlassung, de
Beschluss vom 23. Januar a. c. umzustossen und für das Jak
1684 nicht drei, sondern mit dem Freiherm Bengt Hom 6 nea
Mitglieder . zu erwählen. Am 30. Januar 1684 wurden in di
Zahl der Ältesten der Schwarzen Häupter noch aufgenommei
Hermann Becker, Adolf Lüders, Evert von Schnitzen, Rodgc
Dreling und Johann Pleskau ans Lübeck. Es waren nach Aj
gäbe des Protokolls fünf Einheimische und ein Ausländer gewähi
worden. Freiherr Bengt Hom wurde hier zu den Einheimische
ferechnet. In dem roten Buche (Nr. 21), in dem vom Jabi
660 bis 1780 die neuaufgenommenen Ältesten verzeichnet wurde]
nimmt er hinsichtlich der Zugehörigkeit eine exzeptionelle Std
lung ein, indem er hier weder zu den Einheimischen, noch z
den Ausländem zugezählt wird. Mit den 6 Neuerwählten bestan
die Kompagnie aus 30 Personen. So viele Mitglieder hat di
Kompagnie, wie das Protokoll bemerkt, „noch niemaUen so lang
als das Hausz gestanden^ gehabt.
Am 5. Febmar 1684 fand die feierliche Introduziemng stat
nachdem die 6 neuen Ältesten vom Oldermann mit dem Inhall
des Schragens und den Gewohnheiten und Gebräuchen der &
Seilschaft bekannt gemacht worden waren. Den jungen neni
jährigen Freiherm Sengt Hom begleiteten zwei Herren, der Ki
pitän Budenbrock und der Generaladjutor Deger. Diese beide
Männer, die wohl die Erzieher des jungen Freiherm gewese
waren, wurden, wie es im Protokolle heisst, zum Schlüsse „aufg
fordert*. Wahrscheinlich erhielten sie eine Auffordemng zui
Traktament. Gewöhnlich wurde bei der Introduziemng Wem ud
Gelbbrot gereicht. Am 7. Febmar 1684 erlegten die Neuau^
nommenen mit Ausnahme des Freiherm Bengt Hom ihr Kontii
gent, d. h. ihre pflichtmässigen Zahlungen, und zwar 40 RÜ
öchaflFergeld, 10 Rtlr. Wachsgeld für die Beleuchtung ihrer Bänl
in den £[irchen und 25 Rt&. als Beisteuer zum Silberschatz
Der Freiherr Bengt Hom jedoch wurde von allen diesen Zal
lungen befreit, weil er ein ausserordentlich wertvolles Silberg
schenk gemacht hatte, das auf 300 Reichstaler geschätzt wura
Auf dieses Silbergesctienk werde ich später näher einsehen.
Am 15. Febmar 1684 fand das Gastmahl auf dem Haui
47
Bach idter Gewohnheit mit Heerpanken und Trompeten statt.
Die neaen Mitglieder der Kompagnie hatten das Recht, zu
diesem feierlichen Bankette eine bestimmte Anzahl ihrer Freunde
als Gäste mitzubringen. Der Generalgouvemeur Ghrister Hern
nebst Gemahlin und Töchtern war erschienen, ebenso der Gou-
▼erneor Johann Wulff nebst Gemahlin und Fräulein Tochter.
Geliden waren noch der ganze Rat und das ganze Ministerium,
1 L alle städtischen Prediger. Der Rat war durch den Ober-
klmmerer Johannes Dreling, Johannes Hilboldt, Rottgert Sehdens,
Christoph Löwenstern, Otersekretär Thomas Vegesack und Se-
kretär Hermann Witte vertreten. Aus dem Ministerium war nie-
mand erschienen. Die Grosse Gilde repräsentierte Georg Plönnies.
Ton den hier Genannten haben sich mehrere in der Geschichte
Bigas einen Namen gemacht und sind bekannte Persönlichkeiten.
In den Protokollen wird freilich der junge Freiherr Beugt
Hom als Teilnehmer an dem Bankette nicht erwähnt; es ist aber
wahrscheinlich, dass er sich wenigstens im Anfange unter den
Anwesenden befunden habe, da das Protokoll angibt, dass jeder
Alteste (wohl der Neuaufgenommenen) mit seinen Gästen er-
Khienen sei.
Dass der Freiherr Beugt Hörn als vollberechtigtes Mitglied
gth und sich als solches auch ansah, beweist folgender Vorgang.
Am 11. Juli 1685 wurde der Hausdiener der Kompagnie der
Schwarzen Häupter Jochim Bumann (Baumann), weil er vielfach
gegen seinen Kontrakt gehandelt, indem er bei dem Hause das
Brauwesen betrieben und eine gemeine Schenke angelegt und
sich nicht nur gegen die Mitglieder der Kompagnie, sondern
Mch g^en Fremde auf dem Hause „obsternat und inciviel^
benommen hatte, abgesetzt.
Die Wahl eines Hausdieners spielte im Leben der Kompagnie
eine nicht unbedeutende Bolle, auch bildete sie bisweilen eine
wichtige Kompetenzfrage im S^eite zwischen der Kompagnie der
Schwarzen Häupter und der Grossen Gilde. Ausserdem muss
bemerkt werden, dass dieser Posten ein sehr gesuchter war.
Deshalb meldeten sich auch nach der Absetzung Jochim Bumanns
U Kandidaten für diese Stelle. Von diesen 14 Bewerbern um den
Posten eines Hausdieners der Schwarzen Häupter hatte sich um
^ Stimme des Freiherm Beugt Hörn Hans Hartwich bemüht.
^ Archiv der Schwarzen Häupter hat sich ein kleiner, mit
ifst Unterschrift Beugt Hom versehener Zettel erhalten, in dem
<ier Unterzeichnete erklärt, dass er seine Stimme bei der Wahl
^es Hausdieners dem Hans Hartwich gebe. Dieser Zettel
^eist eine zierliche ausgeschriebene Handschrift auf, die an die
^ines Gelehrten erinnert und nicht einem Knaben von 10 Jahren
^hören kann. Es ist ausser allen Zweifel^ dass eine andere
48
Person für den Freiherrn Bengt Hom den bewossten Zettel
geschrieben habe.
Im Protokolle der Schwarzen Häupter heisst es, nachdem ftber
die eingelaufenen Gesuche behufs Bewerbung um die DienersteUe
berichtet ist, ,,wor auff dan die Gompagnie nach vorhergepfloge-
ner Delieberation im Nahmen Gottes zur wähl eines Neuwen
dieners am Hause Schritt Und wurde dar zu erwehlet Hans
Hartwich mit 15 Stimmen dar unter auch mit wahr der Her
Baron und Eltester Bengt Hom seine Stimme, welche er durch
den Secretario Schriefftlich hinsante und zugleich Dito Hartwich
seine Persohn Becommendiren liesz^. Waorscheinlich stammt
der bewusste Zettel von der Hand des Sekretärs. Von den 14
Bewerbern ging Hans Hartwich als Sieger her?or, was er gewiss
der Stimme des Freiherm Bengt Hörn zu danken hatte.
Das Verhältnis der Kompagnie der Schwarzen Häupter zu
dem Generalgouverneur Ghrister Hom war bis zuletzt ein gutes.
Am 28. Februar 1685 verheiratete er seine Tochter an den
Oberstlieutenant Wrangell und lud die ganze Kompagnie zum
Hochzeitsfeste ein. Als Deputierte der Kompagnie nahmen an
den Hochzeitsfeierlichkeiten der Oldermann Jochim Becker, Lud-
ger Schopmann und der Unterkämmerer Hans KrOger teil,
und sie wurden hier herrlich und wohl traktieret Am 2. März
1685 fiberreichte die Kompagnie dem jungen Paare als Hochzeits-
geschenk eine silberne Kanne im Werte von 80 Tlr. und 18 Gr.
Am 8. Juli 1685 erschien der Älteste Bengt Hom mit
seinem Schwager Wrangell, seinem Sekretär und seinem Infor-
mator und noch zwei Personen auf dem Hause, wo sie traktieret
wurden. Das Traktament hatte 8 Btlr. und 63 Groschen gekostet.
Was man hier zum besten gab, war aus der Wein- und Kolonial-
warenhandlung von Metsue bezogen worden. Der jugendlidie
Alteste Bengt Hom wird wohl meist auf Konfekt beschränkt
gewesen sein.
Nach einem Jahre wurde dem Oberstlieutenant Wrangell
ein Sohn geboren, der den Namen Christer Hermann erhielt.
Zur Taufe des Neuseborenen war die ganze Kompagnie zu G^
vatter gebeten; sie liess sich durch den Oldermann Jochim Becker
vertreten und dem Täufling als Patenpfennig eine silberne
Schale im Werte von 21 Rtlr. und 16V« Gr. überreichen. Ausser-
dem hatte der Oldermann mit Konsens der Kompagnie als Gevat-
terpfennig 1 Rtlr. gespendet. In demselben Jahre (1686) verlässt
der Generalgouverneur Ghrister Hom seinen Posten und Hastfer
kommt an seine Stelle. In den Protokollen der Kompagnie
lässt sich nichts mehr fiber die Beziehungen der freiherrlidien
Familie Hom zu den rigischen Schwarzen Häuptem finden. Be-
zuglich der den Generalgouvemeur Ghrister Hom ansehenden, sich
in Riga abspielenden f amilienereignisse wäre vielleicht noch zu
49
erwähnen, dass der Bnider des livländischen Oeneralgouvemeors,
der estländische Oeneralgouvernenr, Feldmarschall und Beichs-
ni Bengt Hörn, im Jahre 1678 in Riga verstorben war. Es ist
nicht unmöglich, dass dieser Bengt Hörn der Taufvater des
Schwarzhäupter ältesten Bengt Hörn gewesen sei.
Ich kann mir nicht versagen, bei dieser Gelegenheit auf
ein wichtiges Ereignis der europäischen Politik der damaligen
Zeit hinzuweisen, zu dem der Feldmarschall Bengt Hom, dessen
Tod wir eben erfahren haben, dann der livländische General-
gouverneur Christer Hom, der Vater des Schwarzhäupterältesten
Beugt Hern, und ein jüneerer Verwandter Heinrich Hom Be-
liehungen hatten, die die hervorragende Stellung dieser Familie
imd das Vertrauen der Regierung zu den einzelnen Gliedern
dieser Familie erkennen lassen. Dieses angedeutete wichtige
Ereignis ist der Einfall der Schweden in Preussen im Jahre
1678. Die Schweden, die Bundesgenossen Ludwigs XIV., wollten
durch den gegen die Provinz Preussen ausgeführten Angriff
den Franzosen am Rheine Luft schaffen und sich für ihre Ver-
luste im Kriege gegen den Grossen Kurfürsten entschädigen.
Ton Riga aus sollte die Expedition unternommen werden; ^ei-
berr Bengt Hom war zum Oberbefehlshaber der 16,000 Mann, die
gegen den Grossen Kurfürsten geführt werden sollten, ernannt
vorden, da starb er plötzlich in Riga. Seinem Bruder, dem liv-
Undischen Generalgouverneur, der auch Feldmarschall war, wurde
der Oberbefehl angeti*agen, doch er schlug ihn wegen hohen Alters
aos. General Heinrich Hom iibemahm die Leitung des Feld-
zages. Es hat den Anschein, als ob nur aus der Familie Hörn
die Feldherren dieses Kriegszuges hervorgehen konnten. Es ist
ja bekannt, wie kläglich dieses Kriegsunternehmen scheiterte
md wie der Waffenmhm des Grossen Kurfürsten nach der
Schlacht bei Fehrbellin hell erstrahlte. Von den 16,000 Schwe-
den, die bis vor die Tore Rigas verfolgt wurden, brachte Ge-
neral Heinrich Hom nur ein Zehntel zurück. Das Angeführte
mag zur Illustration der Bedeutung der Familie Hörn in lei-
tenden Kreisen dienen.
Einige wenige, aber doch beachtenswerte Notizen über| die
Lebensumstände des Schwarzhäupterältesten Bengt Hom will
ich noch anfuhren. Bengt Hörn erhielt mit Rücksicht auf die
Traditionen der Familie, wie schon oben angedeutet wurde, eine
militärische Erziehung. Im Jahre 1696 trat er in die Leibgarde
des Königs als Fähnrich, avancierte 1700 zum Lieutenant und
1701 zum Kapitän und fand im Jahre 1708 in Wildau in Li-
tauen seinen Tod. Als junger unverheirateter Mann ist er aus
dem Leben geschieden.
Die Kompagnie der Schwarzen Häupter besitzt ein schönes
Andenken an ihn in dem wertvollen, 44 Vs cm hohen silbernen
60
Tafelaufsatz, der den König Gustav Adolf in voller Rüstung zu
Pferde mit dem Eommandostabe in der Hand darstellt. Die Kom-
pagnie schätzte das Silbergeschenk in runder Summe auf 300
Bt&., wie oben bereits erwähnt ist. Dieser Tafelaufsatz ist
vielfach beschrieben und abgebildet worden: so im Katalog der
rigischen kulturhistorischen Ausstellung (Nr. 1593 und Taf. 7)
1883, in W. Neumanns Orundriss einer Geschichte der bildenden
Künste und des Kunstgewerbes in Liv-, Est- und Kurland, 1887,
S. 178—179, Fig. 83, und in Anton Buchholtz' Goldschmiede-
arbeiten in Livland, Estland und Kurland, 1892, S. 13-28, TaL
IX. Überall wird irrtümlich als Vater Beugt Homs der livläu-
dische Generalgouverneur Gustav Hörn genannt, der 1657, also
schon 18 Jahre vor der Geburt Beugt Horns, gestorben war.
Dieser Irrtum, der sich also zuerst im Katalog der kultur-
historischen Ausstellung in Biga findet und dann wiederholt
worden ist, rührt daher, dass der erste Autor dieser Nachricht,
da ihm das Jahr der Aufnahme Beugt Horns in die Kompagnie
der Schwarzen Häupter unbekannt war, in dem YerzeichnlB der
livländischen Generalgouvemeure nach einem Hörn suchte und
den ersten, den er fand, für den Vater Beugt Horns hielt und
nicht beachtete, dass es später einen zweiten livländischen
Generalgouverneur Hörn, mit Vornamen Ghrister, gegeben hat
Hätte er das gewusst, so wäre entweder jegliche Nachricht über
den Vater des aufgenommenen Hörn unterblieben, oder er hätte
die Zeit der Aufnahme Beugt Horns, dessen voller Name mit
Angabe des Jahres der B>ezeption in dem gedruckten Mitglieder-
Verzeichnisse der Kompagnie der Schwarzen Häupter steht^, auch
nach den Protokollen der Kompagnie und den Vater Bengts auf
genealogischem Wege ermitteln können').
Auf den im Namen Bengt Horns der Kompagnie der Schwarzen
Häupter dargebrachten Tafelaufsatze belinden sich neben dem
Homschen Wappen (ein Hom in goldenem Felde) die Initiale
B. G. H. F. Z. A., die nirgends aufgelöst sind. Meiner Ansicht
nach stehen sie für den vollen Namen Bengt Ghristerson Hörn,
Freiherr zu Animme. Auf dem Rande des Sockels und des
Pferdekopfs, der abzuheben ist, sind das Augsbureer Stadtwappen,
ein Pinienzapfen, und das Meisterzeichen SM eingestempelt
^) G. Tielemann, Geschichte der Schwanen- Häapter in Biga.
*j Der erste livländische Generalgoavemenr Horo hatte die Vomameo
Güstav Karlsson, war Graf and stand der Provinz Livland von 1652 — 1654 vor.
Der zweite livländische Generalgooverneor, der Vater des Sehwarm-
häapterältesten Bengt Hom, hiess Christer Olasson nnd leitete die ProTim
von IQ'ib bis 1686. Richter in seiner Gesehichte der Osteeeprovinzen 12l
Teil 2. Bd. in der Beilage: Verzeichnis der nolnischen, dänischen, schwe-
dischen Regenten nnd Oberbeamten Liv- and Jüstlands and der Insel Öse)
1562—1760) nennt den Vater von Bengt Hörn irrtümlich Ghrister Swentee-
Bohn, während er Ghrister Glasson hiess. Vgl. Rig. Stedtbl. 1810, S. 162,
51
worden. Von allen Beschreibern dieses Tafelaufsatzes wird es
iIb nicht feststellbar bezeichnet. Es ist mir aber gelungen dank
der freundlichen Vermittelung des Herrn Kaufmannes Karl Bar-
tholomae in Augsburg auf diese Frage bezügliche wichtige Aus-
künfte von dem Herrn Stadtarchivar in Augsburg Dr. Ruess zu
erbalten. Die mir zugegangene, von der Hand des genannten
Gelehrten geschriebene Notiz lautet folgendermassen : „Unter
MS (sind) mehrere Meister yerborffen, deren Thätigkeit d. gze.
17. Jh. ausfüllt, ebenso SM, vidleicht Seb. Mylius, f 1722,
oder Job. Seb. Milius, f 1727. Die Gompagnie der Schwarz.
Häupter hat unter ds. Z. 1. Beiterfigur, Oustav Adf. t. Schweden
(:Knlt.-hi8t. Ausstellg. Riga 1883, Katal. S. 156 Nr. 1593:)
Dr. Ruess.
So weit Dr. Ruess. Mit einiger Sicherheit darf man anneh-
men, dass der Name des Augsburger Ooldschmiedes, der den
Tafelaufsatz: Oustav Adolf zu Pferde hergestellt hat, Sebastian
Mylina gehiessen habe, und sehr wahrscheinlich ist es, dass es
der Sebastian Mylius gewesen sei, der im Jahre 1722 gestorben
Bt Weniger Wahrscheinlichkeit hat die Annahme, dass der
Tafelaufsatz von dem Goldschmiede Johann Sebastian Milius her-
rohre, dessen Tod im Jahre 1727 erfolgt ist. Des Johann Se-
bastian Milius Monogramm oder Meisterzeichen würde eher durch
J. M. oder J. S. M. als durch SM dargestellt gewesen sein.
Zum Schlüsse will ich noch bemerken, dass man im Jahre
1708 zur Zeit schwerer Ejriegsnot, als die Kompagnie der
Sehwarzen Häupter einen grossen Teil ihres Silberschatzes zu
Gunsten der Stadt verpfänden musste — die Grosse Gilde hatte
Eist alles, was sie an Silber besass, hergegeben, die Kleine Gilde
batte nichts mehr an Silberzeug aufzuweisen — und als an die
Kompagnie nun die Frage herantrat, was von den Wertsachen
man hingeben und was man zurückbehalten sollte, entschied man
aeh dafür, den Tafelaufsatz „Gustav Adolf zu Pferde^ zurück-
nbehalten. Ab aber im Jahre 1715 wieder grössere Geld-
Bommen erforderlich waren, da wurden wieder neue Stücke,
SO Pfund Silber an Gewicht, für 1000 Albertus-Taler mit 6
Prozent zu verrenten, verpfändet. Jetzt musste der Tafelaufsatz
Bengt Homs in den Pfandbesitz übergehen. Vielleicht zum An-
denken an den Spender oder in der Befürchtung, die kleinen
Anhingsel könnten verloren gehen, wurden die beiden Pistolen
ond der Degen abgenommen, um auf dem Hause verwahrt zu
werden. Erst im Jahre 1729 befand sich die Kompagnie in der
Lage, die im Jahre 1715 verpfändeten Silbersachen auszulösen.
Jetzt wurden an die Reiterfigur Gustav Adolf Pistolen und Degen
angehängt. Heutzutage gehört der Tafelaufsatz Bengt Horns
n den sehenswertesten Stücken des Silberschatzes der Schwarzen
Häupter.
62
BeilagB.
Aus dem Protokollbuche der Schwarzen Häupter zu Riga.
(Arehivnummer 20.)
Anno 1684 d. 23 Januarii war ein Verboett an die Com-
pagney, vndt proponirt der alterman Joachim Becker, ob man
dieses Jahr einige Eltesten zu erwehlen gesonnen wer oder nicht
darauflF wurde von der gantzen compagney Beliebet, weill man
dieses Jahr zum Neuwen Steinern Treppe an Hause zu machen
vndt noch sonsten andere Extraordinarie auszgabe mehr haben
würde, drey zuerwehlen, beliebett alsz 2 Einheimischen undt 1
auszländer; den 26 dito abermahll ein Yerboett an die Gompagoey,
vndt proponirt der Alterman, dasz weill Ihre Exeell. der He.
GenerallGouverneur Christer Hörn seinen Sohn Baron Benck
Hom, von 9 Jahr alt, gern sehe, dasz man ihm mit zu einen
Eltesten von dieser Gompagnie zu erwehlen gern sehe, ob solches
die He. Elteste vor guett undt rahttsahm ansehen in Betrachtung
der guten aflfection, so Ihre Excellentz dieser Hause Anno 1677
durch damahligen Mord Brandt, durch gute order vndt anstelle
der Soldaten diesem Hause erzeigett hat, ihm sein gnädiges an-
suchen nicht mit fugh auszschlagen konte, dasz auch endlich
von der gantzen Compagnie Beliebett wurde, weill man diese«
Ihr. Excellentz nicht versagen konte, ohne deme Bey den Brandt
sein gutes gemüth vndt affection gegenst dem Hause sonderlich
gespurett, voUigh geschloessen doch sonder prejuditz dem Hause,
vndt dasz es nur bloesz vor dieses mahll selbiges Beliebett ist,
nacfamahls aber nicht mehr als ausz Bürgerlichem stände einzo-
ziehen geschloessen, vndt wurde also He. Kordes sein meinnng
1 u 2 sicher officiren alsz einen adjunctum von He. Excellenti
söhn abgestimmett, undt so man über die Schrägen undt ge-
genst gewonheitt dieses Hauses nicht gehen konte, ohnedem die
Motiven undt vhrsachen angefuhrett ist, was sonsten Bey diese
zusammenkunfft proponirt ist, nach eines jeden Sentement hier-
über ertheilett, ist Beschloessen Bey jeden sein paroU ausz der
Compagney nichts zusagen, was erwehnett ist, solte aber einer
oder der ander sein, der solches thun würde, von keinen Bh^
liebenden GoUegen dieses Hausz gehalten werden, undt weill den
also ist beschloessen, Ihre Excellentz des He. Generali Gouverneur
söhn zum Eltesten zu erwehlen, so musz man billich dieses Jahr
abermahll ein bancquett haben, vmb Ihre Excellentz zu Tractiren.
Den 30 dito war abermahll ein Verboett an die Compagney,
und proponirt der Alterman, dasz man Bey jüngst Zusammen-
kunfft Einige Eltesten zu wehlen Beliebett betten, dasz man allso
zur wahll schreiten mochte, doch wurde ein vorschlagh getban,
ob man nichtt zu diese noch eine undt also funff an der Zahll
63
ondt mit des He. Generali sein söhn sex ehr '), dasz
man woll mit fugh ausser der gewonheiten nicht schreiten konte,
Qodt wurde solches denen 4 allzubeschwerlich fallen, vndt weiell
solches unter der Cammerey anfänglich nicht woll approbiret
wurde, das man so oflfters vnsern schluesz endertte, wurde Be-
iiebett, das man darüber Votiren solte, unndt weill wir 16 Per-
soimen starck wahren, fielen die stimmen gleich, undt thetealso
der alterman den auszschlag, dasz man zu Ihrer Excellentz söhn
noch 5 erwehlen solte, alsz 4 einheimischen undt 1 Auszländer dazu
dan erwehlett seindt, alsz das Buch apartt davon lautett. In-
gleichen ist Peter Haecks in Peter Weyer sein stelle, so ver-
lieben Jahr durch ein Heirahtt von vns abgegangen, zu einen
Adjonctam wir zu^elehgett El. Gasper Schockman, Vnndt weill
wir itzo mit die Neuwe Erwehlte Eltesten 30 Persohnen in der
Baock starck sein, vndt wier noch niemahlen so lange, als das
Hansz gestanden, so viell an der Zahll nicht') gewesen, so ist
Beliebett, dasz man in 8 oder mehr Jahren keine wahll mehr
Thnn weiten, es sey dan, dasz diverse durch Heirathen oder durch
tddüichen Hintritt von uns abgehen würden.
Anno 1684 den 6 Februarii wurden die sex Neue erwehlte
Htesten Introduciret, nachdem wurde ihnen von den wordtffih-
reoden He. Alterman Joachim Becker die Schrägen dieses Hau-
^ vorgelesen nach alter gewonheitt vndt gebrauch, darnach sie
sich zu richten, wie dieses geschehen, wurde He. Capitain Buden-
kroeck vndt He. Generali Adjutor Deger, so mit den H. Baron
Beock Hörn hir gekommen waren, aulBfgefodert —
Den 7 Februarii war abermahll ein Verboett an der Com-
p^ey, vndt erlegte ein jeder neuw erwehlte Eltester sein Con-
tiogent an der Compagney, doch Ihre Excellentz söhn wurde nicht
»gesagett, weill wir die Vnkosten von ihm nicht pretendiren,
dan sein praetendirtes geschenck an der Compagnie von 300 R.
werüi, alsz haben die andern 5 Ihre Gontingent erlehgett, alsz
pbreichlich, vor schaflFergelt R. 40
vor waxlichte R. 10
R. 50
wie jeder vor sein geschenck .... . B. 25
R. 75
^ jeder vndt also die gantze Summe der 5: R. 375.
Anno 1684 de. 18 Februarii war das gastmahll auff dem Hause,
^dt Brachten ein jeder Eltester sein gaste mit sich, vndt hatten
nach vnser alten gewonheitt wieder Heerpaucken vndtTrompetten,
Tüdt war dabenebenst der He. GenerallGouvernneur nebenst dessen
gonahlin wie auch dero Fräuleins wie auch der Herr Gouvemeui:
1) Nicht deotlich. — *) auBgestrichen.
64
Johan Wulff vndt dessen gemahlin auch dero freülein, dabene-
benst wurde von der gantzen Gompagnie genöbtigett der gantze
rahtt vndt Ministerium, ausz den rahtt war He. Ober-Eämmer
Jobannes Dreling, He. Jobannes Hilboldt, He. Röttgert Sebdens,
He. Cbristoffer Leuenstern ober Secretarius Tbomas Vegesack vndt
SecretariuB Hermannus Witte, ausz den Ministerium war niemant
— von der groszen Oülde Alterman Oeorgb Plönnies.
Anno 85 den 11 July Liesz der Alterman Jocbim Becker
Bin Verbott Tuhn und proponirte der Gompagni die Vielen
klagen, soVber dem Hausz diener Jocbim Buman Eingekommen
wabren, insonderbeit die Von Besagten Bauman wieder Eisten
Jocbim Cordes neuwlicb Begangene Excessen, Worauff die CJom-
pagni Bauman Zu rede Stellete, seinen Gontract, so er miet der
Gompagni gemacbt, ibm vor Läse. Vnd weilen er denselben in
Vielen puncten nicbt batte nacb gelebet, sondern sieb sebr ob-
stemat vnd inciviel gegen der Gompagni aucb frömde, so anff
den Hause gewesen, erZeiget, aucb alle Warnungen, so ibm Vor
Herrgesebeben, in den wind gescblagen, also ward Von der Gom-
pagnie nacber Votirung einbeilig Bescbloszen, Ibm seinen dienst
auff zusagen, vnd dasz er Innerbalb 6 Wocben das Hausz solte
Beumen, worauff Bauman folgendes wurde vorgelesen.
Nacbdemmabl Jocbim Buman Zum offtern Vorgebalten, dz er
dz Brauwesendt und der gemeinen Scbenck Bey den Hause, so
er ausz seinen Eignen Belieben Vor genommen, der gantzen Gom-
pagnie nicbt allein Zum Hocbsten praeiuditz, sondern aucb dasz
Hausz in groszen Vnglück dadurcb könte gesetzet werden, welches
Ibme dan offter mablen ist erinnert, Solcbes Zu unterlaszen,
Weilen er aber vorscbuttete, dz er dan nicbt sübsistiren könte,
ebne dem gegen die Gompagnie nicbt allein particulir sondern
aucb in offentlicben Zusabmenkunfften seine Gontract Zu wiedern
ffelebet, wesz wegen die Gompagnie sieb sebr bescbwebret, be-
findet, dz er aucb in present der Gompagnie mit allerhandt un-
leidlicben Scbimpff werten auszgefabren, welcbes die Gompagni
Von Ibren Bedienten nicbt Scbüldig Zu erdulden. Er ebne dehme
aucb durcb Gottes sogen, wie er selber saget, woU Bemittelt, also
ist da durcb Leicbt Zu scbliesen, dasz es ibm Verkleinericb, die
Gompagnie Zu dienen, vnd Vieleicbt Beszere auszaage weisz, wesz-
falsz die gantze Gompagnie gescbloszen, dasz man ibm daran
nicbt binderlicb, und also innerbalb 6 Wocben Von dem Hause
sieb Zu Absentiren. Hiemit gantzlich auffgekündiget wird.
Darauff Bedanckte sieb Bauman und Bäht Ihm bier von
Gopia Zu erteilen, Es ward Ibm aber solches Von der Gompagnie
abgeschlagen und geandtwortet, dz man alhier nicbtes schrififi-
licbes Agui;e, Er wurde der Gompagnie Meinung Zur gnuge Ver
Standen haben, dz ibm der dienst auffgesaget wurde, undt er
das Hausz reumen solte.
66
Anno 86 dem 12 Augasti Lies der Altennan Jochim Becker
Abermahl Verhobt Tuhn und proponirede der Compagnie, so
dahmalen 23 Persohnen Bey ein ander wahren, dz sich 14
Persohnen an gegeben hetten, welche Teils Mündlich Teils
SchrifEUich supplicirten, umb Diener an den Hause Zu werden an
der Compagnie Jochim Buman seiner Stelle, wor auff den den
die Coinpagni nach Vorhergepflogene Delieberation im Nahmen
Gottes Zur wähl eines Neuwen dieners am Hause Schritt, Vnd
vurde dar Zu erwehlet Hans Hartwig mit 15 Stimmen, dar unter
auch mit wahr des Her Baron und Eltester Bengt Hörn seine
Stinune^ welche er durch den Secretario Schriefftlich hinsante und
ZQ gleich Dito Hartwich seine Persohn Recommandiren Liesz;
u, s. w.
Anno 85 den 28 Februarii Ist die Gompagni Genöhtiget auff
des Herren Oberst Leutnandt Wrangel sein Hochzeit, Wor Zu
Von die Compagnie geDeputiret Worden der He. Alterman Jochim
Becker, Casper Schopman ünterEemmer Hans Eröger, Welche
herlich Vnd Woll sind Tracktiret Worden, Wor auff Ihm Von der
Compagnie den 2 Martii ist VorEhret worden Ein Silbern Kanne
kostet 80 rü. 15 Gr.
Ao 86 den 13 Januarii Proponirte der He. Altermann Jochim
Becker die Compagnie, ds der^) He. FeldtMarschall Christer')
Hörn sein He. Schwigersohn der Herr OberstLeutnand Wrangel
die ganse Compagnie hatt Zu gefattern gebehten, Wor Zu der He.
Alterman Jochim Becker ist ge Deputired worden, Vnd ist des
Kindes Nähme genennet worden Christer Herman*) Wrangel, Vnd
ist Ihm von der Compagnie Ein sielberne Schall von 38 Vs Lodt
Zum patten pffenning VorEhret worden. Kostet 21 rt I6V2 gr
Alberte.
Auf einem kleinen Papierzettel aus dem Archiv der Schwar-
ten Häupter zu Biga, 15V« cm breit, SV« cm hoch, folgende Notiz :
„Weilen mich vorzeiger dieses Hans Hartwich gebethen in
Wahl desz abgegangenen dieners aufim Neuen Hause mein zu-
ständiges Votum ihm bey zu legen, alsz habe ich auff allen Fall,
^ ich etwan nicht selbst gegenwärtig sein möchte, seinem petito
Me mit gewehren wollen. Bengt Hörn.*
Auf der Rückseite von späterer Hand: „Dieser JBengt Hörn
ist des General Gouverneuren zu Riga Sohn gewesen und 1684
ein Mitglied der Schwarzen Häupter geworden.*
^) des korrigiert von anderer Hand.
*) Gbrister Korrigiert v. a. H.
^ Herman korrigiert v. a. H.
56
«70. VersMHliiig am 1«. M im.
Nach EröfiTnung der Sitzung übergab der Präsident, Ober-
lehrer Bern h. A. Hollander, eine Einladung zu den am 2. und
3. Juni in Magdeburg stattfindenden Jahresversammlungen des
Hansischen Geschichtsvereins und des Vereins für Nieder-
deutsche Sprachforschung.
Derselbe berichtete, dass Frau Dr. S. Sachssendahl nach
einer brieflichen Mitteilung die aus dem Nachlass ihres verstor-
benen Gatten stammenden Abdrucke von Geschlechtssiegeln dem
Dommuseum zu schenken beabsichtige und dass er ihr dafür den
Dank der Gesellschaft ausgesprochen habe.
Derselbe legte der Versammlung eine Zuschrift des Herrn
Baron A. E. v. Fölckersahm vor, enthaltend Mitteilungen aas
den ^Sejmaoi HimepaT. Apxeojior. 06n^ecTBa*'. Sie betreffen
Nachrichten über livländische Rirchenglocken aus dem 15. Jahr-
hundert in Ru8sland und über daselbst bis 1700 lebende deutsche
Metallarbeiter und Künstler (s. unten).
Der Präsident referierte ferner über 2 Zuschriften des
Herrn Oberlehrers Friedrich v. Keussler, von denen die eine
Ergänzungen zu einem früheren Vortrage über die Geschichte
der ehemaligen Sternwarte im rigaschen Schlosse enthält, die
andere ein ausführliches Referat über einen Artikel des „HcropH-
^ecmft BicTHHKb" (1901) gibt. Der Verfasser des letzteren, Th.
Nikolski, berichtet in demselben unter anderem auch über inter-
essante, aus dem 17. Jahrhundert stammende Glasmalereien liv-
ländischer Wappen in der Kirche zu Pili-Pokrowskoje bei Moskau
(s. unten).
Der Präsident machte die Mitteilung, dass die von Herrn Dr.
August V. Bulmerincq geleitete Drucklegung des 2. Bandes
von Dr. Anton Buchholtz, Aktenstücke und Urkunden zur
Geschichte der Stadt Riga, 1710—40, begonnen habe.
Zu ordentlichen Mitgliedern der Gesellschaft wurden
aufgenommen die Herren Dr. W. Peter senn und Dr. med.
Isaak Joffe.
67
Der Bibliothekar verlas den Akzessionsbericht. An Ge-
schenken für die Bibliothek waren dargebracht worden: 1) von
der Deutschen anthropologischen Gesellschaft: Brunner, Zifr
Forschung über alte Schififstypen. S.-A. a. d. Korrespondenzbl.
iGesellsch.; 2) von der Gesellschaft zur Verbreitung der
Bildung unter den Hebräern in Russland: Russisch-he-
bräisches Archiv. HI (russ.). Pbg. 1903; 3) von Herrn Musik-
direktor W. Bergner: Latrobe, handschriftliche Partitur und
Stimmen einer 1797 komponierten Kantate; 4) von Herrn Staats-
rat Joh. V. Eckardt: Aus der Berliner Hofgesellschaft der
Jahre 1805 und 1806. Tagebuchaufzeichnungen einer jungen Dame
(der Livländerin Sophie von Löwenstern). S.-A. a. „Deutsche
Randachau" 1903, Heft 5 u. 6; 5) von Herrn Stadtarchivar Mag.
A. Feuereisen: Bericht über den XII. Archäol. Eongress in
Charkow. S.-A. a. d. Sitzungsb. d. Gel. Estn. Gesellsch. 1902;
6) Ton der Gräfin P. S. IJwarow: Dr. G. Radd^, Die Samm-
lofigen des Kaukasischen Museums, ß. V: Archäologie, bearbeitet
Ton Gräfin P. S. Uwarow. Tiflis 1902. Ausserdem Darbringungen
der Baronesse H. v. Engelhardt, des Herrn Ältesten R.
Jaksch und des Herrn Maurermeisters Neuburg.
Für das Museum waren nach dem Berichte des Museums-
iaspektors dargebracht worden: 1) von Herrn Paul Pander-
Nötkenshof: ein Grabesfund, bestehend aus eisernen Speeren,
^em eisernen Messer, ferner einem Armring, einer Nadel mit
Kette und einem halben Armring aus Bronze; 2) aus Dr. Anton
Bnchholtz' Nachlass: eine Damentasche mit Stickerei; 3) von
Herrn cand. ehem. W. v. Haken: 4 Schuhschnallen, eine Gold-
wage; 4) von Herrn Georg Thomasson: das Siegel der Musi-
kalischen Gesellschaft; 5) von Frau Pastorin Kawall: ein Satz
Apothekei^ewichte, eine kleine Porzellankanne, ein Teller; 6) von
Hem Tischlermeister Breede: eine Meissener Tasse (mercolini);
1) von Herrn K. G. v. Sengbusch: zwei Petersburger Porzellan-
▼aeen, eine Porzellantasse (Berlin), eine silbervergoldete kleine
Breeze, 5 div. Weingläser, eine Ton-Milchkanne, eine rote
geschliffene Glasvase, eine Payencevase; 8) von Frau Marie
68
Bavall geb. t. Huebbenet: ein Ölbild des Ältennaiiiis der
Schwarzen Häupter und B^rfinders des Fischerschen Instätats
Matthias Wilhelm von Fischer (f 1803); 9) von Fran Staatfirfttin
Alide Y. Lange: eine Messing-Theemaschine.
Herr K. v. Löwis of Menar referierte an der Hand ver-
schiedener älterer Ansichten, die er kopiert hatte, und einer von
ihm im Juli 1902 gezeichneten Ansicht sowie eines Planes in
1 : 1000 über die Ordensbnrg Tnckum (s. unten).
Herr K. v. Löwis of Menar legte ferner einen von ihm
aufgenommenen und gezeichneten Grund- und Anfriss in 1:100
eines Teiles der Stadtmauer von Riga vor (s. unten).
Derselbe referierte femer an der Hand Ton Skizzen und einem
Berichte des Herrn Baron von üampenhausen über einen auf
dessen Gut Loddiger am 10. Mai d. J. gemachten interessanten
Münzfund von 5 Silberbarren, 3 Silberspiralen (Schmuck? Taosch-
mittel?) und eine zur Zeit noch nicht bestimmte Münze. Es
wurde der Wunsch verlautbart, behufs näherer Untersnehnng
den Fund in Augenschein nehmen zu können.
Herr Inspektor K. Mettig machte Mitteilungen über die
Fahnen der Ligger und Losträger (Messer) in Biga (s. unten).
Herr N. Busch legte der Gesellschaft eine von Herrn Pastor
H. Lange -Sunzel angefertigte Abschrift einer Familienchronik
vor, die im XYII. Jahrhundert beginnend, erst der Familie Witte
von Schwanenberg, dann der Familie von Richter gedient hat
Eine genealogische Arbeit des Herrn Pastors H. Lange über
diese Chronik liegt der Sektion für Genealogie in Mitau vor.
Im Text der Chronik beanspruchen die Bruchstücke eines in
Biga während der Belagerung von 1656 geführten Tagebuches
besonderes Interesse.
Herr N. Busch behandelte die Aufzeichnungen des Griechen
Laskaris Eananos über eine Reise, auf der er Reval, Big^
Lübeck, Bergen, England und Island besucht und die ganze
Westküste Europas umsegelt hat (s. unten).
59
Über livlandisohe Kirohenglooken des 15. Jahrhunderts in
Sossland nnd über daselbst bis 1700 lebende deutsche Metall-
arbeiter und Künstler.
Mitteilimgen ans den „SanscKH HMnepaT. Apxeojor. OÖqecTBa'*
von Baron A. £. v. Fölckersahm.
L
9 Im Höhlenkloster zu Nishni-Nowgorod hängt im Glocken-
tanne eine Olocke des XY. Jahrhunderts, welche 36 Pud wiegt.
Sie unterscheidet sich von neueren Glocken durch die Helligkeit
des Metalls, durch den guten Klang und durch die komplizierte
Form der Glockenohren. Auf der einen Seite befindet sich die
Darstellung eines Mannes in einem Mantel, der ein aufgeschla-
genes Buch in den Händen hält. Die Figur ist IV2 Werschok
hoch. Auf dem Oberteil der Glocke steht folgende Schrift:
«Osana + heissen ich -}- alles + vebel + ubertriben -f ich +
iogt + ^^^ + hagenov + gos + "^ich + ^^^^ + Domini +
M + CCCC -f LXm** (1463). An die Schrift schliesst sich die
Abbildung eines geflügelten Stiers. Dieselbe steht genau über
dam Manne im Mantel. Die Höhe der Buchstaben beträgt V2
Werschok; sie sind gotisch, sehr schön gearbeitet und aus-
gezeichnet erhalten.
Es ist anzunehmen, dass diese Glocke eine livländische sei
imd sich früher in Dorpat befunden habe, von wo bekanntlich
(Karamsin, T. VIH, p. 176) während des Livländischen Krieges
imter andern Sachen auch Glocken fortgeführt wurden. Fügen
wir hinzu, dass die Dorpater Deutschen nach Zeugnis des Ofea-
rius (1636) in der Tat in Nishni-Nowgorod lebten, sich der Frei-
heit und der Ausübung ihres Gottesdienstes erfreuten. Mit ihnen
konnte auch zur Zeit der Zaren Iwan HI. oder IV. die Glocke
des XV. Jahrhunderts nach Nishni-Nowgorod gelangt sein. Der
Glockengiesser Jost lebte natürlich nicht in Bussland. Er wird
hier sonst nirgends erwähnt. Im selben Kloster befindet sich
noch eine andere ^anz ähnliche Glocke, die jedoch kleiner ist
and kerne Aufschrift trägt ^).^
„Auf der Glocke der Michaelskirche im Dorfe Schetowo,
GouTemement Nowgorod, befindet sich die Aufschrift: ^Anno 1640.
Qloria in excelsis deo^ und in Form eines Siegels: „Mit — Gottes
huld gos — mich. Andreas Lubitzh — zu Danzic. — 1640*)."
^) duiHCKn HMoepaT. Apxeojor. 06mecTBa, T. X, 1857, p. 384.
«) a. a. 0. Bd. IV, 18fö. p. 148.
60
IP).
„Namen der russischen und ausländischen Metallarbeiter und
Künstler, welche in Russland gelebt haben^ (bis zum Jahre 1700),
mitgeteilt von J. E. Ssabelin, aus Akten des Archivs der Mos-
kauer Orusheinaja Palata.
Das Verzeichnis enthält 471 Namen. Unter diesen befinden
sich folgende Deutsche:
Albert, Deutscher aus Lübek, Silberschmied. Kam 1490 nach
Russland.
Aleidarch, Paul, Deutscher, Goldschmied. Arbeitete 1633
eine Krone und eine Mütze für den Zaren.
Arens, Indrik, Deutscher, Gold- und Silberschmied. Arbeitet
1635 am Thron des Zaren. Verfertigt 1640 einen zweiten
Thron, 1638 eine goldene Schüssel und arbeitete 1637 am
Sattel des Zaren.
Arkeschlott, Kornelius, Deutscher (wohl richtiger Holländer?),
Goldschmied. Wird 1662 in seine Heimat entlassen;
arbeitet aber 1664 mit Widmann zusammen, ein Oster-
geschenk für den Zaren.
Bakar, Arman (vielleicht Hermann Becker?), Deutscher, Zinn-
giesHcr. Kam 1631 nach Moskau.
Berner, Paul, Deutscher, Gold- und Silberschmied, 16..
Bud, Jakob (Budde?), Deutscher, Silberschmied. 1697 (vergl.
Sankem).
Busch, Indrik, Diamantschleifer. Verfertigte 1624 eine Krone
und 1629 einen Bogenköcher für den Zaren.
Falk, Iwan, Deutscher aus Nürnberg, Geschütz- und Glocken-
giesser. Goss 1642 eine Glocke für das Wladimir-Kloster
in Moskau.
Persmat (Versmann?), Andrei, Deutscher, Edelsteinarbeiter.
1665.
Fres(Frese?), Jefim (Joachim?), Deutscher, Goldschmied. 1686.
Fr ick, Jakob, Deutscher, Edelsteinschleifer und Goldschmied.
1624—42. Arbeitete: 1624 eine Krone, 1629 einen Bogen-
köcher, 1632 einen Säbel, 1633 eine Krone, 1637 Knöpfe
iur das Collier der Zarin, einen Sattel für den Zareu mit
Smaragden und Karneolen, 1638 eine goldene Schüssel.
Frick, Kondrati (Konrad), Deutscher, Goldschmied und Edel-
steinarbeiter. Kam 1615 aus England nach Moskau; wird
noch 1632 erwähnt.
Frick, Samuel, Bergmann. 1628. Arbeitet 1616 die Krone zum
Scepter des Zaren, 1624 eine Krone für den Zaren, 1629
einen Bogenköcher, 1632 einen Säbel, 1633 eine Krone.
1) 3anHCKH HmiepaT. Apxeojior. OömecTsa, T. V, I. Abt., 1852, and
T. VI, 1853, p. 287 flF., p. 110.
61
Gast oder Gatus (Hast?), Jakob, Steinschneider und Oold-
Schmied. 1621—32. Arbeitet 1624 die Reichskrone, 1627
ein Diadem, eine Schüssel und Goldbleche für ein Heiligen-
bild im Troizki-Kloster, 1629 einen Bogenköcher für den
Zaren, 1632 einen Säbel für den Zaren, 1633 eine Krone.
Gassenius, Jakob, Uhrmacher. 1701.
Gel mar (wohl Helmar oder Helmer), Paul, Deutscher, Gold-
schmied. Arbeitet mit anderen 1632 an einem Säbel und
1637 einen Thron.
Genzberg (Henzberg?), Jan, Deutscher, Silberschmied. Kam
1660-63 nach Russland.
Gerwin (Herwing? Jerwin?), Abraham, Deutscher, Golddraht-
Arbeiter. 1632—1640.
Gisbert, Edelsteinarbeiter, Deutscher. 1631.
Grot, Anton, Deutscher, Goldschmied. Macht 1633 eine Krone.
Jakowlew, Nikolai, Deutscher (I), Goldschmied. 1632, 1637.
Jewermer (Obermeier?), Arnold. 1631.
Jerolt (Gerold? Herold?), Anz (Hans), Bergmann. 1628.
Iwanow, Iwan, Deutscher (!), Schüler von Iwan Falk, Kano-
nengiesser. 1642 goss er versuchsweise ein Geschütz.
Iwanow, Olfer, Silberschmied aus Hamburg. Wurde 1661 aus
Moskau entlassen, „um seine Frau übers Meer zu holen *^.
Langte mit dieser, 3 Kindern und einem Schüler 1664
wieder in Moskau an.
Karnik, Franz, aus Deutschland, Goldschmied. 1690 (vide:
Drewnosti Ross. Gossudarstwa I, p. XI).
Kesel, Hans, Uhrmacher. Kam 1642 nach Moskau.
Keller, Hans. 1690 (Drewnosti Ross. Gossud. I, p. XI).
Kohl, August, „Ausländer«, Goldschmied. 1692.
Kopert, Jefim, aus Hamburg, Goldschmied. 1690 (Drewnosti
Ross. Gossud. I, p. XI).
Krekler, Fabian, Kupferschmied und Knopfmacher. 1702.
Land, Iwan, Deutscher, Silberschmied. 1702.
Lardlnns, Elkan, oder Ardanow Elkanai (wohl Jude), „Deut-
scher«, Steinschleifer und Goldschmied. Arbeitet 1624 eine
Krone und 1629 einen Bogenköcher für den Zaren.
Lent, Jan, Deutscher, Edelsteinarbeiter und Goldschmied.
Arbeitet 1624 eine Krone für den Zaren, 1627 ein Diadem,
drei Goldbleche zu einem Heiligenbild für ein Kloster
und eine Schüssel, 1629 einen Bogenköcher für den Zaren,
1633 eine Krone.
Lun, Hans, Uhrmacher. Kam 1631 nach Moskau.
Lun,Melchert (Melchior), Uhrmacher. Kam 1631 nach Russland«
Lutors (Lüders?), Niklas, Deutscher, Silberschmied. Kam 1631
nach Russland. Arbeitet 1632 einen Säbel für den Zaren
und 1637 an einem Thron.
Meier, Andreas, Deutscher, Golddraht-Arbeiter. 1667.
Neithart, Netor, Neidgart (wohl Neidhardt), Andreas, Qe-
schützgiesser. 1662—64.
N i k 0 1 a u 8 , ein Deutscher. Goss 1533 eine Glocke von 1000 Pud.
Pilan (Fan Pilan), Giberti (von Pillau?), Silber- und Gold-
schmied. 16 . .
Bubkow, Jakob, Deutscher, Goldschmied. Arbeitet 1632 an
einem Säbel für den Zaren.
Rudolf, Iwan, Deutscher, Silberschmied. 1702.
Buch, Nikolai, Deutscher, Goldschmied. 1665.
Ryf, Indrik, Deutscher, Öilberschmied. Kam 1631—42 nach
Russland. Arbeitet 1632 einen Säbel, 1635 an einem
Thron, 1637 Goldspitzen zu einem Kleide, 1640 an einem
Thron; 1642 in die Heimat entlassen.
Bichter, Albrecht, Deutscher, Silberschmied. 1662—64,
Sankem (Sankheim?), Jakob, Deutscher, Silberschmied. Ar
beitet 1697 mit Jakob Bud zusammen an einer goldenen
und drei silbernen Heiligenbild-Lampen, die nach Jeru-
salem zum Grabe des Herrn gesandt werden.
Sankop, Jakob, Deutscher aus Hamburg, Silberschmied. Kam
1664 nach Bussland.
Sengraf, Jesaias, Deutscher. Kam 1631 nach Bussland, machte
1632 einen Säbel für den Zaren, 1635 einen Thron und
arbeitete 1640 an einem zweiten Thron.
Sifret (Siegfried? Sievert?), Andrei, Deutscher, Silberschmied.
1640-42. Arbeitet 1640 an einem Thron.
Tirniann (Thiermann, Thürmann?), Andrei, Goldschmied und
Ätzmeister der Waffenkammer des Zaren. Macht 1617
einen Brustpanzer für den Zaren.
Widmann, Wettnanu, Paul, Deutscher, Goldschmied. 1657 — 65,
Wichmann, Indrik, Deutscher, Gold- und Silberschmied. 16..
Zur Geschichte der ehemaligen Sternwarte im
Bigasohen SoUoss.
(Vergleiche die SiUnngsberichte a. d. J. 1899, 1900 und 1901.)
YoQ Friedrich y. Eenssler.
Über die von ihm errichtete Sternwarte hat Eenssler selbsl
in zwei fach wissenschaftlichen Organen berichtet, was im Yer
zeichnis seiner Schriften von Recke und Napiersky Bd. II S. 425 f
nicht angegeben ist. Zunächst finden sich in J. E. Bodos „Astro*
nomischem Jahrbuch für das Jahr 1822" (Berlin 1819) S
254 Mitteilungen von ihm „Aus zweien Schreiben" vom 30. Mta
und 31. Juli 1819. U. a. heisst es dort, Kaiser Alexander I
68
habe bei seinem Besuch der Sternwarte (am 29. August 1818)
-die Einrichtung und Instrumente mit Aufmerksamkeit und Sach-
kenntnis in Augenschein^ genommen, und die Reüssier y,ohne
meine Bitte^ seitens des Kaisers gewährte Entschädigung der
Baukosten habe ^etwa 1000 Btl.^ betragen. Zum Schluss heisst
es namentlich: ^Für einen Höhen- und Azimutalkreis lasse ich
jetzt in dem oberen Teil der 10 Fuss dicken Mauer ein besonderes
Häuschen bauen, wo er einen sehr festen Stand erhält. Mit diesem
Instrument habe ich vom 8. bis zum 29. Juli den Kometen ISmal
beobachtet. Allein teils sind solche noch nicht völlig berech-
net, und dann wird es Ihnen ja an Beobachtungen von geschick-
teren Astronomen nicht fehlen, weshalb ich es fßr überflüssig
halte, die meinigen mitzuteilen.^ — Eine weit eingehendere
„Nachricht^ hat Keussler einige Jahre später unter dem Datum :
,Biga, im Julius 1821^ in H. C. Schumachers ,, Astrono-
mischen Nachrichten"" Bd. I S. 60 bis 72 (Altena 1823)
▼eröffentlicht. J. H. Mädlers in den Sitzungsberichten a. d. J.
1901 erwähnten Mitteilungen über ^die Sternwarte Riga" gehen
im wesentlichen auf diese „Nachricht^ Keusslers zurück. Dort
findet sich insbesondere der Bericht über die Vorgeschichte der
Sternwarte und sodann eine sehr anschauliche Beschreibung der-
selben, welche, was ich in Bezug auf die von Mädler gegebene einmal
schon erwähnt habe, die Nachrichten aus den Jahren 1818, [1819,]
1821, 1822 und 1832 in dankenswerter Weise ergänzt. Den
Schluss bildet ein Inventarverzeichnis, welches reichhaltiger ist,
als dasjenige aus dem Jahre 1818.
Nach Mädler stellte Keussler ausser den astronomischen
^regelmässig** meteorologische Beobachtungen an, — aber
er hat sie nachweislich schon vor Begründung der Sternwarte
gemacht. Der im Jahre 1902 verstorbene Petersburger Akade-
miker Heinrich Wild bemerkt in seinem Werk über „Die
Temperatur- Verhältnisse des Russischen Reiches* (Supplement-
band zum Repertorium für Meteorologie, St. Petersburg 1881)
8. 31: Jn den Jahren 1809-30 [es sollte heissen: bis 1828]
sind in Riga noch von Herrn W. Fr. Keussler meteorologische
Beobachtungen angestellt worden (vergl. Korrespondenzblatt des
Katnrforschenden Vereins zu Riga, VII. Jahrgang, S. 195 [hier
findet sich zuerst die falsche Angabe „bis 1830**]). Wir konnten
dieselben indessen nicht benutzen, da das vom LandratskoUe-
S'nm der Livländischen Ritterschaft uns gütigst zugeschickte
annskript nur Resum^s nach dem alten Stil enthält.^ Ausführ-
licher äussert sich der gegenwärtige Moskausche Professor Ernst
Levst in seinem „Katalog der meteorologischen Beobachtungen
in kussland und Finnland^ (Vierter Supplementband zum Reper-
torium far Meteorologie, St. Petersburg 1887) S. 269 f. Nach-
dem er zuerst u. a. die interessante Tatsache erwähnt hat, dass
64
in Riga schon seit dem 16. Jahrhundert Wetterbeobachtungen
femacht worden sind, heisst es späterhin: ^Fast rieichzeitig mit
'rofessor Sand [gemeint ist Johann David Sand, siehe Recke
und Napiersky Bd. IV S. 33 f.] hat W. Fr. Keussler vom
Jahre 1809 bis 1830 [richtig: 1828] in Riga meteorologische Beo-
bachtungen angestellt. Nach den Angaben im Korrespondenz-
blatt des Naturforschenden Vereins zu Riga, Jahrg. VlI, nag.
195 liegen die Originalbeobachtungen in der Bibliothek der Li?-
ländischen Ritterschaft, doch enthielt das von dem Landrats-
kollegium der Livländischen Ritterschaft dem Petersburger
Zentralobservatorium zugesandte Manuskript nur nach dem
alten Stil berechnete Resum^s. Von den Keussler sehen Beob-
achtungen ist folgendes veröffentlicht : Im Rigaschen Stadtblatt,
Jahrg. 1812, pag. 33 bis 35 ein „Auszug aus den meteorologi-
schen Beobachtungen im Jahre 1812^ und in demselben Jahr-
gänge pag. 41—46, 51—54, 58—61, 109 und 110 der Aufsatz
„Über die Kennzeichen künftiger Witterung". Ferner erschienen
im Ökonom. Report, für Livland, III (1809), pag 251—253, IV
(1809), pag. 632-637, V (1810), pag. 125-127 und 382—383,
VI (1810), pag. 505-506 und 750-751 und VII (1811), pag.
125 und ff. und 383 fortlaufende Übersichten der meteorologi-
schen Beobachtungen in Riga vom 10. Dezember 1808 bis zum
19. März 1811. Desgleichen erschienen im Rigaschen Stadtblatt,
Jahrg. 1812, pag. 296—298 über die „Witterung im Herbst und
Winter 1818"; in derselben Zeitung, Jahrg. 1819, erschienen pag.
1—3, 82—83, 242—243, 253-255 Beobachtungen vom Jahre
1819, und im Jahrg. 1825, pag. 98—100 ein Resum6 der Beo-
bachtungen von 1824 und 1825. — Schliesslich erschienen in
allen Nummern des „Ostseeprovinzen-Blattes'' von Nr. 35, Jahrg.
1827 an bis zum Jahrgang 1838, die beobachteten Stände der
meteorologischen Instrumente auf der Rigaer „Sternwarte".
Wir wissen nicht, ob hier Beobachtungen von Sand oder
Keussler vorliegen, oder ob hier eine neue Beobachtungsserie
vorliegt/ Nun ist Keussler aber am 4. Juni 1828 und Sand am
19. März 1834 (siehe die „Nachträge" zu Recke und Napiersky
von Th. Beise Bd. II S. 165) gestorben. — Interessant wäre
es zu erfahren, ob die „Originalbeobachtungen'' Keusslers sich
noch in der Livländischen Ritterschafts -Bibliothek vorfinden.
Nach Ad. Werner, Rigas Witterungsverhältnisse, S. 3 (Riga
1887), lässt sich das nicht entscheiden.
65
Glasmalereien livländisolier Wappen in der Eirohe zn Fili-
Pokrowskoje bei Moskau«
Mitgeteilt von Friedrich v. Eeussler.
Im April-Heft 1901 des „HcTopHHecKifi BicTEHRi''
(C.-neTep6yprb 1901, Tomb LXXXIV) findet sich S. 246-263
unter dem Titel „IIoAMOCKOBHoe cejio $HJVH-IIORpoBCRoe" vom
Priester 6. HHROJBCBifi ein längerer historischer Artikel und
namentlich eine eingehendere Beschreibung der prächtigen, im
BenaiBsancestil errichteten Kirche „UoRpoB'B UpecBAToS Boro-
DOj^Hipi'^ zu Nowo-Pokrowskoie oder Fili-Pokrowskoje bei Moskau.
Erbaut worden ist sie im Jahre 1693 von einem leiblichen Oheim
Peters des Grossen, einem Bruder seiner Mutter, dem Bojaren
Lew Kirillowitsch Naryschkin, welchem damals das Dorf Pili
geborte; Peter d. Gr. selbst hat dort häufig verkehrt. In der
B^chreibung der Kirche heisst es S. 252 f. namentlich: ^Noch
gibt es in dieser Kirche Altertümer, welche ihrer Originalität
wegen die Aufmerksamkeit auf sich lenken; es sind das alter-
tümliche Scheiben mit künstlerisch ausgeführten Ma-
lereien. Deren gibt es gegenwärt^ in der Sakristei 84 Stück.
Früher gab es ihrer weit mehr. Bis zum Jahre 1812 befanden
sich diese Scheiben in den Fensterrahmen der oberen Kirche.
Als in diesem Jahre die Kirche von den Franzosen besetzt war,
wurden die Rahmen alle geraubt, und nur einer von ihnen wurde
in der Folge in einem Graben an der Stelle gefunden, wo der
Hahplatz der Franzosen gewesen ist. Die Farbe der Scheiben
ist grünlich; sie sind 3 Werschok lang, 2 Werschok breit. Es
besteht eine Überlieferung, von der die Lokalchronik
berichtet, dass diese Scheiben von Peter I. aus dem
von ihm eroberten Narva hergebracht seien. Ihre Her-
kunft aus dem Baltischen Gebiet ist unzweifelhaft, denn auf
eiiiigen von ihnen befinden sich die Wappen baltischer Edelleute,
und die Daten weisen auf die Petriniscne Zeit. Sie alle haben
unter den Wappen Unterschriften in deutscher Sprache mit
lateinischen Buchstaben. Wir halten es für durchaus nicht un-
aif ebracht, ihre Beschreibung mitzuteilen, im Hinblick auf ihre
Bedeutung für die Heraldik der baltischen Adelsgeschlechter.
Diese Gläser haben mehrmals die Aufmerksamkeit auf sich ge-
lenkt Nach den Worten des Vorstehers der Kirche,
des Protohierei W. P. Gurjew, der uns in liebenswürdiger
Weise die Besichtigung aller Altertümer der Kirche, also auch
dieser Scheiben, vorscmug, hat man sich an ihn mehrfach
mit der Bitte gewandt, sie dem rigaschen Museum zu
schenken. Im Jahre 1892 besichtigte sie zweimal eingehend
eine in Füi angereiste Gruppe von Offizieren der Garde zu
66
Pferde, welche dem baltischen Adel aDgehörten. Nach ihren
Worten gehören die auf die Gläser gemalten Wappen tatsäch-
lich baltischen, noch besitzlichen Geschlechtem an. Solcher
Scheiben gibt es 25 Stück. Hier ihre ausführliche Beschreibung.
1) Wappen, oben ein Adler; in der Mitte von rechts die
Hälfte eines Adlers, daran stossen links drei gespaltene K^el,
die horizontal auf einander liegen. Unterschrift: H. Henrich
Piepper Königl. Stadthalter in Narya. Eine Jahres-
zahl lehlt.
2) Wappen, oben eine Art Lyra ohne Saiten; in der Mitte
des Wappens ein Vogel, der auf einem Ast sitzt. Unterschrift:
H. Johann Lahrson Mether. Eine Jahreszahl fehlt gleichfallB.
3) Oben ein Mann in mittelalterlicher Tracht, der in der
linken Hand ein entblösstes Schwert trägt. In der Mitte steht
ein Baum im Wasser, in dem zwei Schwäne schwimmen; oben
flattern Vögel. Unterschrift: Johann Bookman. Anno 1691.
4) Oben zwischen zwei Flügeln ein nicht näher zu be«
zeichnendes Abzeichen, in der Mitte ein laufender Fuchs [oder
vielmehr, nach der Unterschrift zu schliessen, vermutlich ein
Wolf], über ihm drei solcher Abzeichen, wie oben. Unterschrift:
Christian Wolff. Anno 1688.
5) Oben im Wappen ein Ritter, in dessen linker Hand ein
Stab mit zwei Schlangenköpfen oben; darunter die Bfiste eines
Bitters, der am Halse einen Orden in der Art eines Kreuzes hat;
in der Mitte sind zwei Kanonen gekreuzt; um diese herum Ka*
nonenkugeln. Unterschrift: Jonas Hallberg Stuck Juncker
Anno 1691. Der erste Name kann sowohl Jonas als Johas sein
6) Oben ein Stern, darunter eine Büste, in der Mitte ein
Schwan. Unterschrift: Nicolaus Vitte. Anno 1688.
7) Oben eine Ente; in der Mitte sieben grosse Sterne
Unterschrift: Hinrich Johann Men Schier Leütenant. Ein<
Jahreszahl fehlt.
8) Oben ein Fächer aus Pfauenfedern; in der Mitte stehei
fünf Lanzen mit den Spitzen nach oben. Unterschrift: Johl
Taylor. Anno 1687.
9) Oben ein Zweig; in der Mitte zwei ins Kreuz gelegt)
Zweige. Unterschrift: Samuel Vichlerus. Anno 1691.
10) Oben ein laufendes Pferd; in der Mitte zwei ins Kren
gelegte Dreizacke, welche unten gefiedert sind. Unterschrift
Thomas Herberts. Eine Jahreszahl fehlt.
11) Oben drei Rosen; in der Mitte ein Ochsenkopf. Untei
chrift: Niclas Tischer [Taecker?]. Eine Jahreszahl fehlt
12) Oben eine Weintraube; in der Mitte zwei ins Kreuz ge
legte Sensen; oben und unten in den von diesen gebildete]
Winkeln je ein Stern und an den Seiten eine Maske im Halb
mond. Unterschrift: Bu dolp t Steffens. Eine Jahreszahl fehll
67
13) Oben ein nackter Mann mit einem Kranz auf dem
Haupte, der in den Händen einen Zweig hält; in der Mitte eine
erblähte Blnme. Unterschrift: Margareta Jacobi. Anno 1691.
14) Oben eine Weintraube; in der Mitte ein Löwe, der
in den Franken einen Hammer hält. Unterschrift: Christian
Serlin. Anno 1691.
15) Eine Bitterbüste mit einem Orden am Halse; der Arm
Idlt oben eine Weintraube; in der Mitte befindet sich ein Adler,
der mitten unter Sternen schwebt. Unterschrift: Friedrich
Sehvengel. Anno 1689.
16) Oben eine geflügelte Hand, eine Frucht mit Blumen
ytend; darunter die Büste eines Bitters mit einem Orden am
Halse; in der Mitte ein Panther, unter dessen Füssen drei Fische.
Unterschrift: E. Barbara Müller. Eine Jahresziühl fehlt.
17) Oben eine Art Adler; in der Mitte ein Baum. Unter-
schrift: Oloff Jönson. Anno 1691.
18) Oben drei Bösen, die aus der hauptlosen Büste eines
Ktters wachsen; in der Mitte ein Baum im Blütenschmuck.
Unterschrift: Ericus Alboyns. Anno 1692.
19) Oben ein Bitter in voller Büstung, in der linken Hand
ein entblösstes Schwert; in der Mitte auf einem Bande, das aus
«ner Ecke in die andere gelegt ist, drei grosse Sterne. Unter-
idirift: Carel Molm Fenderich. Eine Jahreszahl fehlt.
20) Eine Ecke ist abgebrochen; oben scheint eine Hand
pvesen zu sein; in der Mitte ein Arm mit rauchender Pistole.
Unterschrift: Christofer Vilgelm Armfeld Fendrich.
Anno 1689.
21) Nur die Hälfte der Scheibe ist vorhanden; in der Mitte
ein Baum, unter ihm eine Pvramide von Kugeln, die durch einen
Vum in der Tracht des XVn. Jahrhunderts durch einen Dreizack
entflammt wird.
22) Nur ein Teil ist erhalten, der die Unterschrift Ni Co-
lins Kohl zeigt. Daten fehlen.
23) Der obere Teil des Wappens ist abseschli^n; in der
Kitte ein Apfelzweig mit Früchten. Unterschrift: H. Johann
Olristoffer Schvart Bürgermeister. Eine Jahreszahl fehlt.
24) Nur der untere Teil der Scheibe ist erhalten; in der
lütte, ?rie man aus dem Beste schliessen kann, ein Monogramm,
fa aas zwei M gebildet ist. Unterschrift: Johan Hinrichson
tors Büessalter. Anno 1688; an den Seiten der Unter-
^ft je ein Engel.
25) Nur eine Hälfte der Scheibe ist erhalten; in der Mitte
iwäjgrosse Sterne. Unterschrift: Peter Bode. Anno 1688.
Die übrigen Scheiben tragen Darstellungen von biblischen
freigniasen, alttestamentarischen Personen, Engeln, Blumen,
Kwägen und gewöhnlichen Verzierungen. Eine Scheibe zeigt
68
z. B. den im Weinberge schlafenden Noah; anf einer anderen!
ist in Bnntmalerei die Opferung Isaaks dargestellt; auf einerj
dritten die Ermordung Abels durch Eain; auf einer vierten mehr»!
farbig Johannes der Täufer als Knabe mit dem Hirtenstab-Erent
und neben ihm ein Lanmi; eine andere Malerei gleichen Inhalts
ist nur in Schwarz angeführt. Ebenso findet man in zweifachaj
Ausfuhrung unseren Heiland im Jünglingsalter dargestellt mit
segnender Kechten, die Weltkugel in der linken Hand, schlieas^
licn David mit der Harfe in einer und dem Psalter in de^
anderen Hand.^ j
Hier schliesst die Beschreibung der Glasmalereien.
Weil mir für die nähere Bestimmung der aufgezählten Wappen
und der in Betracht kommenden Personalien kein ausreichende^
Material zu Oebote steht, begnüge ich mich mit der Mitteiluqd
der vorstehenden Übersetzung; mögen andere die üntersnchuoi
fortsetzen. Ich meinerseits möchte nur bemerken, da&i
einige von den obigen Angaben die vermeintliche Her<
kunft der Wappenmalereien aus Narva zu bestätign
scheinen^). Soweit mir andererseits bekannt ist, hat die «GM
Seilschaft für Geschichte und Altertumskunde** seither die ^'♦♦-^
die Wappenmalereien ihrem Museum zu überlassen, nicht ge^
äussert; jene Bitte, oder vielleicht auch nur ein solcher Wunsch^
1) Dem Herrn Verfasser ist es nicht bekannt f^ewesen, dass sdiot
ft^her die Anfmerksarokeit anf die Fensterscheiben der Kirche sa FUi-^
Pokrowskoje gelenkt worden ist. Bereits im Jahre 1836 machte Gnl
R Stackefberg eine schriftliche Mitteilong über die von ihm besichtigteK
bemalten Glasscheiben nnd schickte anch eine Zeichnung der Kirche ein,
Damds wnrde auf Antraff des Präsidenten der Beschlnss gefasst» ^dea
Herrn Grafen bei verbindlichem Dank für seine Mitteilnng zu ersadien,,
darüber Erknndiguugen einzuziehen, ob etwa nnd nnter welchen Bedingnnfliea!
der Besitz dieser Fensterscheiben za erlangen wäre*. Im Jahre 1^1 W
sodann H. Baron Brniuingk jene Mitteilungen wieder in firinnemng ge^
bracht fvergl. die SB. vom Jahre 1891 8. 112) nnd hervoi^ehoben, dasi
wohl mit Sicherheit die Hingehörigkeit der Scheiben zn einer Intherisches
Kirche in Narva festgestellt werden könnte, da «sämtliche Personen, deren'
Namen nnd Wappen als anf den Scheiben befindlich vom Grafen Stackelbeig:
angeführt wurden, sich als Bürger oder Einwohner der Stadt Narva naeh^
weisen lassen, und zwar aus der Zeit vor der Eroberung der Stadt*. Als
Erklärung für die Überführung der Scheiben von Narva nach Pili weist
Baron Bruiningk auf den umstand hin, dass nach Eroberung Narvas dft
Mitglied der Familie Naryschkin Kommandant von Narva wurde, das Gut
Pili bei Moskau aber alter Naryschkinscher Besitz sei. — Versuche, die
Scheiben fuir Livland zurückzugewinnen, sollen in neuerer Zeit von privater
Seite vergeblich gemacht worden sein.
Graf Stackeiberg führt in seiner Zuschrift vom Jahre 1836 im ^uizen
17 Namen an, von denen nur einer, H. Sigismund Adam Wolff 16m (das
Wappen ist das Mittelschild der jetzigen Familie der Barone Wolff, im
oberen Felde ein Wolf, im unteren drei Lilien) im Hcropnecsifi BicTsan
nicht angegeben ist. Die Schreibweise der Namen ist mitunter abweichend»
Die Redaktion.
DIE DEUTSCHORDENSBURG
TUCKUM
IN KURLAND.
SCHNITT NO— SW
OBERGESCHOSS
N
As
10 5 0
10 20 30 40 so
60
70 M.
MAASSTAB 1:1000.
wmmmm 1902
i^MH UM 1827 \ NOCH ERHALTENE THEILE.
cz-i-] 1795
K. V. LÖWIS OP MENAR.
19Q3w
dnrfie yielmehr yon gelegentlichen Besuchern der Kirche, wie
TOB den erwähnten ^Offizieren der Oarde zu Pferde*^, yerlaut-
krt sein. Wie wäre es aber, wenn die „Gesellschaft für Oe-
Kiiichte und Altertumskunde^ sich dazu verstehen wollte, mit
dem offiziellen Gesuch an die Verwaltung der Kirche zu Fili-
Pokrowskoje sich zu wenden, ihr jene Grlasmalereien zu über-
lassen, deren Erwerb eine neue wertvolle Bereicherung des
Mnsernns bedeuten müsste? Sollte nicht wenigstens ein ernst-
licher Versuch in diesem Sinne gemacht werden?
Die Ordensburg Tnokmn m Kurland.
Von E. von Löwis of Menar.
Hiem 1 Plan.
Westlich von Riga, nordwestlich von Mitau liegt, nur 15 Kilo-
aeter von der Südküste des Livländischen oder Bigaschen Meer-
Wns entfernt, die kurländische Kreisstadt Tuckum am Nordufer
^ gleichnamigen Sees. Sein Abfluss, der Schlocke-Bach (Wald-
Khoepfen-Bach), fliesst durch den schöngelegenen Walgnmsee,
«itemals Degerhofsche See genannt'), dann den grossen Kanger-
Ne, endlich den kleinen Slohzensee und ergiesst sich bei dem seit
1783 livländischen Städtchen Schlock in die Muhs oder Sem-
taOer Aa.
Tuckum liegt somit im Stromgebiete der kurischen Aa und
I^niia. Ob diese Wasserverbindung im Mittelalter für den Ver-
^ von Riga bis Tuckum eine Bedeutung gehabt hat, mag
^^hingestellt bleiben. Jedenfalls lag Tuckum an der damaligen
l^oasen Heerstrasse vom inneren Livland nach Preussen und
DeotBchland und wird daher in späterer Zeit urkundlich häufig
pnaimt.
Bereits in der Teilung Kurlands vom 4. April 1253 ^ kam
^ Tnckemen genannte Teil der Landschaft Vredecuronia an
^ Deutschen Orden, der sich hier wohl bald häuslich einge-
^tet haben wird. Den Namen Tuckum leitet Dr. A. Bielen-
rtein vom finnisch-livischen Tukku, d. i. Haufen, und Mäggi, d. i.
^, her'). Das in Arndts Chronik genannte Qründungsjahr
133u für die Burg Tuckum ^) kann nicht als zuverlässig gelten,
I) SitBnngsber. d. EurL Oes. f. Lit a. Kunst ffir 1879, S. 46-00 mit
V 1881, a 34-85, ond 1887, 8. 41.
5 DB, I, Nr. 348.
^ ttelenstein, Grenzen d. lettischen Volksstammes, S. 186 und 67,
^ Arndts Chronik II, S. 847.
70
ebensowenig kann das Jahr 1299 auf A. y. Richters historischer
Karte gelten, da hier wie dort ein Beleg fehlt.
Der Ordensmeister Wilhelm von Vrimersheim urkundet schon
1381 in Tnckum^). Am 23. Angnst 1416') ist vom Bezirke des
Gerichts zu Tuckum die Rede, und da wird wohl der Schlnsa,
dass dort bereits eine Burg vorauszusetzen sei, gerechtfertigt
sein. Am 30. März 1419 schreibt aus Tuckum der livländische
Meister Lander von Spanheim an den Hochmeister^. Derselbe
Ordensmeister datiert ein Schreiben an den Hochmeister «^cn
Tuckem in vnszem legher hof XII meyle von Righe" vom Tase
Crispini und Crispiniani, d. i. der 25. Oktober 1&2. Diese Ur-
kunae ist im Urkundenbuche nur in einer kurzen Regeste er-
wähnt^) mit der Angabe, das Papier -Original befinde sich in
der Bergmann -Treyschen Sammlung. Diese unrichtige Angabe
stützt sich offenbar auf den Index Nr. 1052. Der volle Wort-
laut der Urkunde findet sich in den Eön^berger Abschriften^)
mit der Angabe, das Original sei im Besitze des Herrn von
Kotzebue. Aus des Letzteren Nachlass muss es in das Geheime
Archiv zu Königsberg zurückgegeben sein, wie das in den „Mittei-
lungen^ im „n. Auktarium^ gedruckt steht ^), ebenso angegeben
in einer zweiten interpolierten Abschrift der Urkunde ^. In
diesem Auktarium, wie auch bei den Interpolationen im Indes
und in den Eönigsberger Abschriften hat Napiersky das Ver
sehen begangen, den Tag Grispini und Crispiniani auf den 22.
Oktober zu verlegen, weshalb er eine zweite Urkunde zu habei
flaubte^). Das Original dieser Urkunde befindet sich in dei
'at zur Zeit in Königsberg. Das Wort leffherhof ist in unserei
Abschriften richtig wiedergegeben und dürfte etwa so viel als „zi
Tuckum an unserem (derzeitigen) Hoflager^ bedeuten').
Zu Tuckum stellt der Ordensmeister Gise von Rutenberf
1) Laut freundlicher Mitteilung des Herrn L. ArbuBOw ist diese bishe
nnbekannte Urkunde kurz und mangelhaft in einer Eonsiffnation der Wand
Ben0chen Brieflade vom Jahre 1695 rej^lstriert. Eine ADBchrift der Kon
Bignation befindet sich im Archiv der Kurlandisohen Bitterschaft.
«) ÜB. V, Nr. 2090.
'^ ÜB. V, Nr. 2311.
ÜB. V, Begeste Nr. 3120.
Im livlandischen Bitterhause, Abteil. I, Bd. V, Nr. 628.
Bd. n, S. 498.
^ Index 10491) and Königaberger Abschriften, Abt n, Bd. IV, Nr. 510ii
^ Laut freundlicher Mitteilung des Herrn H. Baron Brniningk fal
auch in dem noch ungedruckten Ealendarium der Bigaschen Diözese dieM
Tag auf den 25. Oktober. £in Vergleich der beiden Urkunden-Absehriftc
aus Königsberg ergab die wörtliche übereinsÜmmong beider, es muBS sona
im Auktarium 11 die sub Interpolationsnummer 1049i> auf S. 493 reeiBtrierl
Urkunde gestrichen werden, da sie identisch ist mit Index Nr. 1053.
d) Laut freundlicher Mitteilung des Herrn Archivrats Dr. Erich Joacbix
und zwar wird diese Urkunde im Drdensarchiv X, Nr. 109 aufbewahrte
71
einen Lehnbrief am 3. Februar 1432 ans '), aber erst in einem
Schreiben des Komturs Ton Ooldingen an den Hochmeister vom
82. Juli 1438 wird Tuckum ausdrücklich als ein Schloss be-
zeichnet und zwar als »eyn vleyslott Tugkem^^). Da im Mittel-
niederdeutschen fleien, fleihen, vleien, vleihen die Bedeutung
von ordnen, schichten, stapeln hat*), könnte man versucht sein
Vleyslott als eine vorwiegend wirtschaftlichen Zwecken dienende
Burg des Ordensmeisters anzusehen. Doch hat das Wort Vlevs-
lott, das im Originaltext der Urkunde deutlich so, wie im Ür-
kondenabdruck zu lesen ist^), hier wohl die Bedeutung einer
Borg der Zuflucht^). In diesem Sinne kommt das Wort „fliihewsser^
aoch in dem Schreiben des Komturs von Brandenburg an den
Hochmeister aus Kandau vom 17. Oktober 1434 vor^).
Seit wann Tuckum eine dem Ordensmeister von Livland
besonders gehörende Burg war, dürfte schwerlich festzustellen
sein. Bereits in der dritten statistischen Beilage zur jüngeren
Hochmeisterchronik wird Tuckum als Burg des Meisters ver-
zeichnet^. Tuckum wird als „in magistri (parte)" belegen in
einer Urkunde von 1442 genannt®) und blieb auch bis zum
Scblass der Ordensherrschaft in Livland ^ewissermassen eine
der Apanagen der livländischen Ordensmeister. Diese haben
sich dort wiederholt aufgehalten.
Es würde zu weit fuhren, alle Schreiben und Urkunden, die
Tnckum nennen oder dort ausgefertigt sind, aufzählen zu wollen.
Allein Plettenberg hat etwa 20 Schreiben oder mehr aus Tuckum
zu verschiedenen Zeiten (1494—1522) während seiner Regierungs-
zeit ausgefertigt.
Eine grössere Landwirtschaft muss schon in früher Zeit
bei Tuckum eingerichtet gewesen sein, denn auch nach der aus-
drücklichen Erwähnung Tuckums als ^slott^ kommt der «Hof
Tuckum" 1442 vor*). Vielleicht ist hier das heutige Gut Schlocken-
beck gemeint, das 6 Kilometer von Tuckum nussabwärts liegt.
In den Jahren 1488 und 1491 wird ein Vogt zu Tuckum,
1) ÜB. VIII, Nr. 548.
«) ÜB. IX, Nr. 822, S. 208.
3) Schiller ond Lübben, Mittehiiederd. Wörterb., und Dr. W. v. Gntzeit,
Wört^vcbatz der deutschen Sprache Livlands.
4) Laut freundlicher Mitteilung des Herrn Archivrats Dr. E. Joachim
in Königsberg.
^) Lezers mittelhochdeutsches Handwörterbuch: Vlieheburc, Bercvrit,
vüshehüs, vlifafls.
«) ÜB. Vm, Nr, 9Ö9, S. 611.
1) S.S. rer. Prass. Y, S. 144 (470) und Anm. a. YergL auch S. 89,
IX, Nr. 846, Beiseroate von Yisitatoren.
ÜB. IX, Nr. 910, Lehnbrief des OrdensmeiBterB Heidenreioh Yinke.
72
von der Marcke, genannt^), doch kommt ein solcher nur aus-
nahmsweise in Tuckum vor. Die Oberaufsicht über diese
Burg und ihr Gebiet, des Meisters Gebiet überhaupt, lag in
älterer Zeit bis 1482 in den Händen des Schaffers des Deut-
schen Ordens, der damals in Riga seinen Sitz hatte, danach in
den Händen des Kumpans von Biga^). An Ort und Stelle
hatte der Orden Landknechte (Laien) als Verwalter, wie
auch in anderen Schlössern, die keinen Konvent hatten, als
Schrunden, Burtneck u. s. w. In Tuckum sind als solche be-
kannt vor 1476 Claus Korff, vor 1562 Georg v. Lüdinghausen,
1552 Claus Nierodt, 1555 Jürgen Blum (Blohme)»).
Im April 1463 und im Juni 1481^) landen zu Tuckum wich-
tige Ständeversammlungen statt.
In der Nachbarschaft eines heidnischen Burgberges war die
Burg auf der Höhe einer ehemaligen Gletschermoräne errichtet,
nahe an ihrem Südostabhange, der nach dieser Seite natürlichen
Schutz bot. Die 3 anderen Seiten der fast rechteckigen Anlage,
51m bis 52 m lang von NW. nach SO. und etwa 40 m breit,
schützten künstliche Gräben, deren Reste nach der SW.- und der
NO.-Seite hin noch gut kenntlich sind.
Der Herr Schulinspektor E. Schmidt in Bauske teilte bei
Einsendung von Photographien der Ruinenreste von Tuckum
1887 mit^): „Bei meinem im Laufe des verflossenen Sommers
Tuckum und seiner mir liebgewordenen Umgegend abgestatteten
Besuche begab ich mich auch in die Villa Hiulesem behufs Be-
trachtung des letzten Restes vom einstigen Schlosse Tuckum.
Zur Zeit meiner Kindheit, d. h. vor 30 Jahren etwa, standen von
demselben noch ansehnliche Ringmauern von gehöriger Breite
und Höhe. Die moderne Industrie hat offenbar diese schönen
Trümmer nicht unverwertet lassen wollen und so sind dieselben
bis auf einen Torbogen verschwunden, der aber jetzt dem
Hüllesemschen Garten zur Zierde gereicht. Der Torbogen ist
etwa 4 Fuss dick und 8 Fuss hoch.^
Wenn Herr E. Schmidt das näher bezeichnete Gemäuer als
1) Arbosow, Ordensbeamte, Jahrbach für Genealone . . . 1899 (Mitaa
1901), S. 76 und 127. Mskr. d. Livl. Bitt-Bibl. Nr. 61. — Vergl. auch, Ordens-
beamte S. 53 «Friedrich Batlar''.
S) Ebendort, S. 42 Anm. 21 und S. 101 sab «Johann von der Wenge*.
Yergl. auch ÜB. IX, Nr. 981 vom 4. Joli 1443.
') Laat frenndUcher Mitteilnng des Herrn L. Arbnsow, ans dem Archiv
der Eorlandiflchen Bittenehaft und einer alten Kopie in der EBtlandiBchen
Bibliothek in Beval.
Stockholmer Beichsarchiv und freondl. Mitteilnng von L. Arbnsow.
Sil^nngsber. der Karl. Ges. f. lit. n. Ennst 1887, S. 24.
?
73
^letzten Best^ angesehen, so bat er weit weniger von der Burg
bonerkt^ als noch heute erhalten ist.
In der Villa von Behr, ehemals v. Hüllesem, ist allerdings
nur ein 10,5 m langes, bis zu 5,2 m hohes und 1,35 m bis 1,6 m
starkes, torbogenartiges Mauerstück, das wohl nicht ein Tor
enthielt, unweit der ehemaligen Südecke der Burg erhalten ge-
blieben, aber an der Westecke steht zwei Stockwerke hoch ein
weit grösserer, viereckiger Teil der alten Burg noch unter
Dach und dient als Zeughaus des Ereismilitärchefs. Ein Teil
der Burg wird somit, wenn auch nicht mehr bewohnt, so doch
benntzt.
Dass es sich hier nicht, wie es den Anschein hat, um einen
Turm handelt, folgt nicht so sehr aus den Dimensionen des
Grundrisses, als vielmehr aus den Spuren der ehemaligen Fort-
seteangen der Aussenmauern nach SO. und NO., sowie aus älteren
Zeichnungen, die chronologisch geordnet uns die Geschichte der
Zerstörung ansehnlicher Beste der Tuckumer Burg im Laufe der
letzten 111 Jahre bieten.
Von den 5 vorliegenden Zeichnungen stammt die älteste
aus dem Jahre 1792 und ist die Durchzeichnung einer Ansicht
m J. Ch. Brotzes Sammlung^). Sie zeigt die Burgruine von der
Ostseite.
Die Südostmauer und ein kleines Stück der Nordwestmauer
der Oesamtanlage sind etwa 2 Stockwerke hoch erhalten. Nur
an der Südwestseite des Burghofes scheint ein längliches Gebäude
gestanden zu haben, von dem diese Ansicht bedeutende Reste
der Langwände, zum Teil etwas höher als die Südwestmauer,
imd vielleicht den Best einer Innenmauer in der Längsrichtung
zeigt. Der nördliche Teil der Burg ist nicht mit^ezeichnet,
sondern ÜHi rechts ausserhalb des Rahmens dieses ßildes, das
ünks^noch einen Blick auf den Tuckumschen See gewährt.
Ähnlich ist die Zweitälteste Ansicht der Burg von H. F.
Waeber 1795 von derselben Seite aufgenonmien'), auf der links
der Tnckumsche See, rechts aber auch der Teil der Burff, der
das heutige Zeughaus des Ereismilitärchefs bildet, erscheint.
Damals muss genannter Teil noch bewohnt gewesen sein, denn
ein Schornstein in der Mitte des Dachfirstes deutet hierauf. Die
Maaem der Ruine zeigen sich ähnlich denen auf der verberge-
nannten Zeichnung, die ja nur 3 Jahre älter ist. Bemerkenswert
ist^ dass die an das heutige Zeughaus stossende Ruinenmauer bis
zum An&ng des Daches reicht, wodurch wir das Höhenmass von
1) J. eil. Brotze, Sammlong von Monumenten, Prospecten . . . Original
nf der Bigaschen StadtbibUothek, Bd. Y, Blatt 186.
s) Das Original in Aquarellfarben hängt eingerahmt im Korländischen
Pmriiudalmuseaoi der EnriändiBchen OesellBchaft für literatar nnd Ennst
in Mitan.
74
7Vt m erhalten. Die Nordostmauer ist gröBStenteils nur wenig
über dem Erdboden hervorragend dargestellt.
Ein wesentlich verändertes Bild zeigt die drittälteste Ansicht
der Burgrnine, zugleich mit einem Plane in 1 : 480 am 1827 auf-
genommen ^). Ausser dem heutigen Zeughause, das damab schon
nicht mehr bewohnt gewesen zu sein scheint, da der Schornstein
fehlt, ist nur noch ein kleines, etwa 16 m langes Stuck der Sud-
westmauer in gewisser Höhe erhalten und zeigt 2 torarti^e und
2 fensterartige Öffnungen. Von den übrigen Mauern zeigt die
Ansicht nichts, aber der Plan gibt sie punktiert an, so dass
angenommen werden muss, es seien auch damals noch die Fun-
damente der ganzen Umfassungsmauer und des länglichen Ge-
bäudes an der Südwestseite kenntlich gewesen. Dieser Plan
wurde bei der Herstellung unseres Planes in 1 : 1000 för die jetzt
nicht mehr sichtbaren Teile der Burg benutzt.
Eine vierte Ansicht der Ruine von Schloss Tuckum, die auch
aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu stammen scheint'),
ist enthalten in einer Sammlung von Aquarellen und Plänen in
der Livländischen Bitterschafts -Bibliothek. Auffallend sind hier
die Steinreihen im Hofe der Burg, die wohl schwerlich Funda-
menten angehören dürften. Wer die Zeichnung hergestellt hat,
ist unbekannt. Ihr Weii;, sie reicht nicht bis zum Zeughaus, ist
nicht hoch zu veranschlagen.
Wie die fünfte im Juli 1902 hergestellte Zeichnung veran-
schaulicht, ist von dem um 1827 isoliert gezeichneten Mauerteil
nur noch das bereits erwähnte kleine 10,5 m lange Stück erhalten
mit einer einzigen torartigen Öffnung. Diese Mauer ist bis 1,6 m
stark und dürfte uns wohl die Stärke der gesamten ehemaligen
Umfassungsmauer übermitteln.
Das Zeughaus ist, dank dem Umstände, dass es praktischen
Zwecken diente und noch dient, bis auf unsere Tage erhalten
geblieben. Es ist fast 11,5 m lang und breit, wodurch wir die
reite des schmalen Gebäudes längs der ganzen Südwestseite
erhalten. Das Zeughaus macht durch seinen fast quadratischen
Orundriss den erwähnten turmartigen Eindruck. Die 7,5 m hohen
Umfassungsmauern scheinen alle 4 der alten Burg angehört za
haben.
Durch die freundliche Yermittelung des Herrn M. Kreenuuin,
Stadthaupt von Tuckum, wurde es ermöglicht das Innere des
verschlossen und versiegelt gehaltenen Zeughauses zu besichtigen.
1) Die Originale der Zeichnung and des Planes sind anf der Bigaschea
Stadtbibliothek in einer aaf Befehl des Generalgoavemeoren Marquis Pb.
Panlacci angelegten Sammlung.
S) livUnd&che Bitterschafts-BibUothek, Abt I, Nr. 109^ Blatt 65
Diese Sammlon^ stammt aas dem Nachlass des Eammerherm Iwan tob
Wöhrmann in Riga.
76
In dem 3,35 m hohen, nicht gewölbten Erdgeschoss zerfällt der
ganze Baum in eine grosse nnd 3 kleine Kammern, die durch
0,65 m bis 0,9 m starke Mauern von einander geschieden sind.
Die Aussenmauem der Burg sind nach NW. und SW. 1,6 m stark,
die anderen Aussenmauern des Zeughauses nur 1 m nach SO. und
1,3 m nach NO., wo die Eingangstür sich befindet. (Siehe den
Plan.)
Das neuerbaute Gefängnis gegenüber der Eingangstür zum
Zeughause li^ zum Teil auf der Stelle der Burg, so dass eine
Freilegung ihrer Fundamente unmöglich ist.
In dem 4,2 m hohen Hauptgeschosse des Zeughauses befinden
sich nur 3 Kammern, zu denen eine Holztreppe im ersten Raum
an der Eingangstür hinauffuhrt. Eine ebensolche Treppe führt
zum Bodenraum unter dem steilen Dach.
Weder Gewölbe, noch Spuren von solchen, noch steinerne
Wendeltreppen, noch alte Heizungsanlagen oder dergleichen mehr
Bind im Inneren des Zeughauses, dessen weissgeputzte Wände dem
forschenden Auge nichts verraten, kenntlich.
Nach dem Aufhören der Ordensherrschaft wurde auf der
LandesYersammlung in Riga am 21. März 1563 erwogen, ob ver-
schiedene „wüste und loese^ Schlösser, darunter auch Tuckum,
nicht zu schleifen wären. Das ist jedenfalls, wenn beschlossen,
ucht ausgeführt worden, denn im September 1605 plünderten
4000 Schweden „Tuckum .... ein altes unbefestigtes Haus'' ^)
und auch 1613 muss der ganze Ort in verwahrlostem Zustande
gewesen sein, denn gegen einen dort zum 29. November vom
erzog Friedrich angeschriebenen Landtag protestierte der Adel
za Doblen, weil die Landtagsglieder „daselbst nicht wohl unter-
kommen können'' ^).
Im Jahre 1622 hatten die Adeligen jener Gegend ihre Schätze
nicht im Schlosse, sondern im Hofe Tuckum, d. i. Schlockenbeck,
bei des Herzogs von Kurland Marschall Schencking geborgen,
weQ dieser noch jetzt burgartig aussehende Hof ziemlich befestigt
worden war, aber die Schweden überfielen ihn im März, nahmen
um ein und fingen den Marschall •). Tuckum wurde von den
Schweden 1625 eingenommen, aber 1626 wieder verlassen.
Seit 1618 war Tuckum Sitz des Hauptmanns^) und 1653
befahl der Herzog das Schloss für den Oberhauptmann in stand
zn setzen. Die Burg war noch am 16. August 1730 Sitz des
ftrBtlich Tuckumschen Instanzgerichts ^) und damals wohl noch
im ganzen Nordwestflügel wohlerhalten und bewohnt. Da zwischen
1) Monnm. Liv. antiq. 11. Noldesche Händel, S. 87.
^ Ebendort, 8. U.
S) Monimi. liy. antiq. II. Nachtrag za Hiäms Chronik, S. 3.
*) Ziegenhom . . ., S. 198.
^ SitsmigBber. d. Ges. f. Gesch., Biga 1886, S. 18.
76
1780 und 1792 keine grösseren verheerenden Eri^e in KurL
gewütet haben, so muss die Burg, ähnlich der von Eandau, i
infolge von Vernachlässigang verfallen sein, denn auch «
grösserer Feuerschaden, der den Bau zerstört haben könnte, .
nicht bekannt. Zwischen 1795 und 1827 muss dann die Bur
ruine stark als Steinbruch in Anspruch genommen worden aeii
wie ein Vergleich der Ansichten aus jenen Jahren beweist.
Was für eine Bewandtnis es mit Arndts Angabe hat: „Di«
alten Mauern des neuen Schlosses sind noch zu sehen und voi
dem alten herrmeisterlichen die Trümmer 300 Schritte davon" ^),
lässt sich heute an Ort und Stelle nicht erkennen. Jedenfalls
sind die noch erhaltenen, hier beschriebenen Teile nicht die
Beste eines neueren Baues, denn die starken Feldsteinmauern
des schmalen ausgebauten Flügels und der geräumige, nahezu
quadratische Hof, besonders aber die Lage am steilen Abhang
zum See und die Beste der tiefen Burggräben, deuten auf die
Zufluchtsbui^ des Mittelalters.
Auf der Stelle der Kirche sollen, was jedoch unverbürgt ist,
ehedem Trümmer eines Schlosses gestanden haben. Die Kirche
wurde 1609 aus Stein neu erbaut *) und somit können zu Aradts
Zeit oder später auf jener Stelle nicht Trümmer eines Schlosses
zu sehen gewesen sein»
Schon frühe mag vor den im Kriegsfälle Schutz bietenden
Mauern der Tuckumer Burg ein Hakelwerk entstanden sein und
zwar wird beim Jahre 1445 von einem solchen berichtet^). Jeden-
falls existierte ein solches auch 1484, denn Ende April dieses Jahres
zog der Stadthauptmann von Biga gen Tuckum, nahm daselbst
den Ordenshauptmann gefangen und brannte das Hakelwerk
ganz aus^).
Stadtrechte erhielt Tuckum erst durch den kaiserlichen
Ukas vom 27. Oktober 1798 ^).
1) Arndts Chronik II, 8. 347.
?Tli. Kallmever und G. Otto, Kirchen nnd Prediger Karlands, S. ISO.
YergL L. Arbusow in »Tacknm*', S. 209—210 der ersten Aasgabe
von A. W. Krögers «Enrländischem Adressbuch', Biga 1892.
4) Melchior Fuchs im .rothen Bach*', S.S. rer. liv. II, S. 788.
^) Bunge, Areh. III, S. 94, Anmerkung.
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11
TeQe der ältesten rigasohen Stadtmauer beim Konvent
zum „Heiligen Oeist".
Von TL Yon Löwis of Menar.
Hiena Ttfal A.
Bereits 1863 hat Dr. W. v. Qutzeit den Verlauf der ehe-
maligen Stadtmauer Ton Riga untersucht und die Ergebnisse
unter dem Titel ,,Die ehemalige Ringmauer Rigas^ mit einem
Plane yeröffentlicht^). Eine Ringmauer gehörte im Mittelalter
meist zum Begriffe einer Stadt und die Gründung Rigas im
wilden, heidnischen Lande der Liven begann zweifellos mit der
Errichtung einer Umfassungsmauer. Diese wurde 1207 „soweit
erhöht, dass weiterhin von einem Anfall der Heiden nichts zu
firchten war*)**. Die Pilger des Jahres 1209 „waren willig, bei
Erhöhung der Mauer zu gehorchen^*". Hieraus folgt,
dass die erste, in der Eile ungenügend hoch angelegte Mauer
wohl im Laufe mehrerer Sonmier erst in der nötigen Höhe aus-
gebaut worden ist. Sie umspannte nur den ältesten Teil Ri^as
im 13. Jahrhundert, mit Ausschluss des Gebietes um die heutige
Domkirche.
Im April 1903 wurden die aus dem 16. oder 17. Jahrhundert
stanmienden Speicher zur „schwarzen^ und zur ^gelben Taube^
im Konvent zum ^Heiligen Oeist* und das an ihre Rückseite
stossende Hans Nr. 9 der Grossen Schmiedestrasse, das die Eon-
▼entsadministration unlängst angekauft hatte, niedergerissen, um
einen Neubau an dieser Stelle aufzufuhren. Es lag die Vermu-
tong nahe, dass hier Teile der frühesten rigaschen Stadtmauer
108 dem Anfang des 13. Jahrhunderts zu Tage treten würden^).
Diese Vermutung ist inzwischen zur Tatsache geworden.
Es wurden Reste der Stadtmauer auf den Grundstücken,
Gmppe n Nr. 96 (schwarze Taube), 97 (gelbe Taube) und 104
(Hans Nr. 9 der Grossen Schmiedestrasse), zwischen den Plätzen,
Oruppe II Nr. 96 und 98, sowie 103 und 105 (siehe den Grund-
risB) freigel^.
Nicht bloss die unteren Teile der Stadtmauer sind aufgefunden,
sondern auch Teile der Brustwehr und mehrerer Schiessluken
1) Mitteilangen aas der livländischen GeBchichte, Bd. 10, S. 359--870
Bebst Stadtplan yoq Riga mit der Mauer der Stadt.
*) Heinrich von Lettlands Chronik XI, 1.
>) Ebendort XIII, 8.
*) ^ergL den -Lageplan der St Georgskirche" im 14. Bande der Mit«
teilimgen ans der GeBchichte Liv-, Est- und Kurlands (Riga 1890) und den
«Sitoationsplan der ältesten OrdenBbnrg liylandB in Riga* im «Bargwart*
(B«rlin, IV! Jahrg., Nr. 8, Dezember 1902) nnd im Sonderabdrack (Berlin
1908), endüch: ,0&na-Zeitong* Nr. 92 vom 24. AprU 1908, »Alt^Riga*.
78
wurden auf einer Strecke von geeen 25 m freigelegt. Eine Schiess-
luke ist sogar vollständig erhalten und über ihr die Brustwehr,
mutmasslich in ursprünglicher Höhe.
Vorliegende Zeichnung in 1 : 100 ist ergänzt nach freundlichst
zur Verfügung gestellten Aufnahmen des Herrn Architekten A.
Beinberg und mündlichen Mitteilungen des bauleitenden Architekten
W. Bockslaff, und zwar sind diese Ergänzungen die Orundplatz-
angaben nach dem Grundbuch von Riga, das Tor und der Fun-
damentmaueransatz, von dem weiter unten die Rede sein wird.
Photographieen aufzunehmen ist verabsäumt worden.
Wie die Zeichnung veranschaulicht, zeigte sich ein Mauer-
stück mit den unteren Teilen von 5 Schiessluken und weiter ab eine
sechste, vollständig erhaltene, während eine siebente und achte,
die dazwischen gelegen haben müssen, interpoliert werden konnten.
Die erhalten gebliebenen Teile sind in der Zeichnung aus-
geführt, die ergänzten nur punktiert.
Die Mauer selbst ist in ihrem oberen Teile mindestens 1,15 m,
in ihrem unteren 1,7 m breit gewesen und die Brustwehr erhebt
sich über ihr dann noch 62 cm breit, so dass eine Breite von
mindestens 0,53 m für den Wehrgangabsatz nachbleibt, der jedoch
zweifellos breiter war. Da hier nämlich die Mauer der ganzen
Länge nach zur Innenseite hin abgebröckelt war, konnte die
Wehrganffabsatzbreite nicht bestimmt werden.
Die für einen Wehrgang nötige Breite wird hier wahrschein-
lich durch einen Holzgaleriebau nach der Innenseite, der wohl
zweifellos überdacht war, hergestellt gewesen sein.
In Reval finden wir an der dortigen Stadtmauer wohlerhaltene
steinerne Konsolen nach der Innenseite der Mauer in Wehrgang-
höhe, auf denen die hölzerne Verbreiterung des Wehrganges
ruhte ^), ähnliche auch an manchen anderen Orten. Hier in
Riga sind bisher solche Eonsolen nicht angetroffen worden.
Dagegen kennen wir auch Mauern, die so breit sind oder
durch steinerne Arkaden an der Innenseite derart verbreitert
sind, dass sie den Wehrgang in voller Ausdehnung tragen, z. B.
an der Mauer zwischen der ersten und zweiten Vorburg der
Deutschordensvogtei zu Narva.
Über dem heutigen Pflaster des rigaschen Konventshofes
zum ^Heiligen Geist^ liegt der Wehrgangabsatz 6,3 m und, nach
einer Messung vom Architekten A. Reinberg, über dem Trottoir
der Grossen Schmiedestrasse 6,64 m. Die Brustwehr erhebt sich
dann noch 2,6 m über der Mauer. Danach beträgt die Gesamt-
höhe der Mauer etwa 9 m. Ihr Fundament beträgt, nach Angabe
des Herrn bauleitenden Architekten W. Bockslaff, 1,83 m, so dass
^) Löwis of Menar, E. v., Die stadtiBche Profanarchitektur ... in Riga»
Beval und Narva. Lübeck 18d2. Fol., mit Lichtdmcktafebi. Text» Seite 14.
79
die Oesamthöhe des ganzen MauerkOrpers etwa 11 m beträgt
Die Bevaier Stadtmaner ist 15 m bis 16 m hoch ^).
Die 0,73 m hohen Schiessluken unserer rigaschen Stadtmauer,
TOQ denen nnr eine in voller Höhe hat gemessen werden können,
liegen 0,9 m hoch über dem Wehi^ang. Sie sind an der Anssen-
seite nur 14 bis 15 cm breit, erweitern sich meist gleichmässig
nach innen, znm Wehrgang, auf 50 bis 85 cm, so dass ein Schiessen
nach rechts und links durch die Luken in entsprechendem Winkel
möglich war.
Die Mauer ist im untersten, 1,7 m breiten Teil aus Kalk-
steinen, im oberen aus Ealkfliesen und Backsteinen gemischt, die
Brastwehr ausschliesslich aus Backsteinen mit Abmessungen Ton
30x14x8 bis 9 cm errichtet. Drei Schichten unterhalb des
Wehrganges schloss das darunter befindliche Backstein- und
Brncteteinmauerwerk eine Rollschicht, d. i. eine Reihe hochkantig
gestellter Backsteine, ab.
Die Schiessluken waren an der breiteren Innenseite mit 10 cm
starken Ealksteinplatten flach abgedeckt, etwa bis zur Mitte der
Bmstwehr. Den äusseren, schmäleren Teil deckten Backsteine,
die um 10 cm (eine Schichte) tiefer, als die Ealksteinplatte lagen.
Ob nnd wie die Luken an der Aussenseite verschlossen wurden,
war nicht festzustellen.
Da die Brustwehr verhältnismässig hoch war, so deckte sie
und den Wehrgang vielleicht nur ein nach innen, zur Stadt hin,
abfallendes Pultdach, das auf der Brustwehr und hölzernen
Stützen an der Innenseite ruhte. Ein Satteldach hätte jeden-
falls noch Mittelstutzen, die längs der Innenseite der Brustwehr
befestigt gewesen sein mussten, erfordert. (Siehe die beiden
Qnerschnitte auf der lithographierten Tafel.)
Auf dem grossen Kupferstich, Ansicht Rigas von 1612^, ist
über der Mauer längs der Düna nur ein schmaler Dachrand von
Bossen sichtbar, dagegen ist an der Mauer längs dem Rigebache
die Innenseite mit breitem Dache über dem Wehrgange dargestellt
^d es scheint somit ein Pultdach die rigasche Stadtmauer,
wenigstens in jener Zeit, gedeckt zu haben.
Holz- oder Steintreppen f&hrten eoopor zum Wehrgang von
der Mauerstrasse, in Riga Alarm- oder Lärmstrasse genannt, die
einst rings um die Stadt herum an der Innenseite der Mauer sich
^og und zur Mauer gehörte. Der Wehrgang stand naturlich
mit BämtUchen Stadttürmen in Verbindung, mag er durch diese
Mndnrch oder an ihnen voruberfuhrend angelegt gewesen sein').
^ Ebendort, S. 14.
') Das dnEige erhaltene Bzemplar befindet sich im Rigaschen Dom*
^ *) liöwiB, Profanbanten, Textseite 25 (zu Tafel XXV) und S. 26 (sn
Tafel XXVI).
80
Wenn in W. Nenmanns „Mittelalterlichem Riga' auf S. 6
und 7 an der Aussenseite der Stadtmauer, unterhalb der Schiess-
luken in Wehrganghöhe, ein omamentaler Fries gezeichnet ist,
so scheint das nach gegenwärtigen Funden unrichtig zu sein,
denn, abgesehen von der erwähnten Bollschicht, fanden sich
keinerlei Spuren eines Frieses. Auch auf der grossen Ansiebt
Rigas, dem Kupferstiche von 1612, erscheint unterhalb der Schiess-
luken, etwa in Wehrganghöhe, an der Aussenseite der Mauer
kein omamentaler Fries.
Die Frage, ob die erste Rigasche Ordensburg an die Ring-
mauer stiess, d. h. die nördliche Bure-Aussenmauer mit einem
Teile der Stadtmauer zusammenfiel oder nicht, kann zur Zeit
nicht endgültig beantwortet werden.
Ein Yon Herrn Architekt A. Reinberg aufgefundener Mauer-
ansatz an der Innenseite des Fundaments, in der Breite von 1,8 m
(siehe den Orundriss), könnte der Lage nach sehr wohl das Nordende
des Fundaments der östlichen Aussenmauer der Ordensburg ge-
wesen sein und dann wäre eben ein Teil der Stadtmauer, der
westlich davon liegt, die Nordmauer der Burg gewesen. Dieser
Ansatz könnte aber auch der Rest eines Strebefeilerfundaments
fewesen sein. Falls nach der 1297 erfolgten Zerstörung der
^urg dieser Teil der Stadtmauer in seinem oberen Teil von
neuem errichtet wurde, so sind Maueransätze über der Erde
jedenfalls schon damals vernichtet worden.
Ein altes Tor in der Stadtmauer (siehe den Aufriss) fand
sich an dem Stück zwischen der ehemaligen „gelben Taube^ und
dem Eonventshause Nr. 3 (ehemals ein Garten) und dürfte jeden-
falls wohl die auf Murrers Plan von 1650 gezeichnete rforte
sein. Ob sie ein altes Portal der Ordensburg war, dürfte zur
Zeit ebenfalls nicht mit voller Sicherheit zu entscheiden sein.
Auf Referenten machte sie einen neueren Eindruck. Herr Archi-
tekt A. Reinberg hält das Oemäuer des Torbogens iür gleichartig
mit dem des übrigen Mauerkörpers.
Es könnte bezweifelt werden, ob die vorgefundenen Schiess-
luken, die zwar dem Kupferstiche von 1612 zu entsprechen
scheinen, überhaupt der frühesten Wehranlage angehört haben.
Sie könnten vielleicht sogar erst der Zeit, nach Einführung der
Feuerwaffen angehören.
Nach Essen wein hat es jedoch zur Zeit^ als noch Stadt- und
Burgmauern vom Wehrgange aus mit Armbrüsten verteidigt
wurden, neben Zinnenverkrönungen, auch Anlagen mit Schiess-
luken, ähnlich denen der rigaschen Stadtmauer, gegeben^).
1) EssenweiD, A., ErLegsbaukanst. Dannstadt 1889. 8^. Ansicht zu
S. 194, Mauern von Tortosa, das seit 1183 den Templern gehört hat (Nach:
Bey, G.f ätade bot les monaments de rarchitectore militaire des crois^s en
Syrie et dans File de Ohypre. Paris 1871.)
81
Nach 0. Piper ^) sind die sichersten Kennzeichen von Schiess-
scharten fnr Polyergewehre die Erweiterung der Schiessspalte an
ihrem unteren Ende und das häufig nach innen davor angebrachte
vagrechte Holzstück zum Auflegen der Hakenbüchse. Diese
beiden Kennzeichen fehlen hier, was far das höhere Alter unserer
Schiessluken spricht.
Endlich bleibt zu berücksichtigen, dass nach der Anlage der
neuen ümwallung der Stadt Riga jenseits des Risings in der
zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die Stadtmauer hier eigent-
lich bedeutungslos geworden war und ihre Luken seit jener Zeit
jedenfalls nicht umgemacht sein werden.
Der nun freigelegte Teil unserer ehemaligen Stadtmauer, der
wahrscheinlich 700 Jahre gestanden hat, wird jetzt abgerissen
und an dieser Stelle wird damit das ehrwürdige Erinnerungs-
denkmal an den ehemaligen starken Schutz Rigas far immer
zerstört.
Über die Beste der alten Stadtmauer in Riga beim
Konvent zum heiligen Gtoist.
Von Angnst Beinberg.
Hiemi Taf«l B.
Unabhängig von den Aufnahmen von Herrn K. v. Löwis of
Menar sind von mir Aufnahmen von den Resten der alten Stadt-
mauer Rigas am Konvent zum heiligen Geist gemacht worden,
welche in beiliegender Zeichnung niedergelegt sind. Die Haupt-
masze sind eingeschrieben, im übrigen ist die Zeichnung an Ort
und Stelle nach der Natur aufgetragen und die Situation durch
BesEeichnung der Orundstücke nach der Grundbucheinteilung der
Stadt Riga festgelegt worden. IVeigelegt war die Mauer in einer
Länge von ca. 25 m zwischen den Grundstücken Gruppe H Nr.
103, 104 und 105 an der Grossen Schmiedestrasse einerseits und
Gnippe n Nr. 95, 96, 97 und 98 im Hofe des Konvents zum
heihgen Qeist andererseits. Ausser der einen vollständig erhal-
tenen Schiessscharte E waren 4 andere A, B, C und D in ihren
unteren Teilen zu konstatieren, wenn auch teilweise verstümmelt,
eine fünfte war nicht mehr sicher zu verzeichnen. Die Entfer-
nungen der Scharten A, B, G und D von einander schwankt
zwiBchen 1,7 — 2 m und liessen sich demnach 3 Scharten interpo-
lieren. Die Breite des oberen Wehrganges liess sich nicht mehr
bestimmen, weil sie teilweise abgebrochen und an sie die spätere
Haaer des Salzspeichers angebaut worden war. Nach Abbruch
*) Vergl das vortreffliche Werk von Otto Piper: BnrgenkoDde. For-
adnmgea ü^r gesamtes Bauwesen und Geschichte aer Bai^en innerhalb des
deataehen Sprachgebiets. München 1895. 80. S. 363—364.
6
A
82
der oberen Teile Hess sich unten die Breite der Stadtmauer mit
1,68 m konstatieren nnd bei O entweder eine Pfeilervorlage oder
der Ansatz einer Mauer, welche eventuell die der alten Bai^
sein konnte. Spuren irgend welcher Konstruktionen für die Über-
dachung des Wehrganges, etwa Kragsteine etc., nach welchen ich
besonders forschte, Hessen sich an dieser Stelle nicht finden. Die
Differenz zwischen der Höhe des Pflasters im Hofe des KonTents
zum heiligen Geist und an der Grossen Schmiedestrasse ist nicht
Semessen worden. Nach meinen Messungen erhob sich die Krone
er Mauer 7,53 + 0,72 + 0,94 = 9,19 m iiber dem Trottoir der Gr.
Schmiedestrasse, nach Angaben des Architekten W. Bockslaffvar
das Fundament ca. 6' = 1,83 m tief, so dass die Gesamthöhe d^
Bauwerks etwa lim gewesen sein kann. Ein irgendwie archi-
tektonisch ausgebildeter Fries unter den Schiessscharten an der
Aussenseite liess sich nicht konstatieren, dagegen war wohl eine
BoUschicht, d. i. eine Reihe hochkantig gestellter Ziegel, zu be-
merken, welche zur Ausgleichung des darunter befindlichen ge-
mischten Ziegel* und Bruchsteinmauerwerks diente.
Bezüglich des Tores, das sich im Lichthof des Grundstückes
Gruppe U Nr. 103 befindet und in der Zeichnung masstäblich
eingetragen ist, bin ich der Meinunff, dass es älteren ürsprnngs
sei. Beim Abstemmen des vorderen Teiles des Tores war ich nicht
zugegen, mir schien aber das Mauerwerk trotz der unbequemen
Situation, aus der es zu besichtigen war, mit dem des Torbogens
aus einem Guss zu sein.
Über die Fahnen der Ligger und Lostrager (Messer)
in Biga«
Von K. Mettig. ^
Auf der letzten Sitzung des vorigen Jahres machte ich
legentlich der Besprechung des Brunstermannschen Buches ik
die Geschichte der Kleinen Gilde in Riga, welches Abbildung
von den Amtsfahnen bringt, darauf aufmerksam, dass die Fahfl
der Ämter erst im Jahre 1856, als der Kaiser Alexander II. f
mit seinem Besuche beehrte, angefertigt worden seien nnd
auch einige Gesellenschaften, von denen verschiedene alte Fal
besitzen, im Jahre 1856 Fahnen erhalten hätten. Heute will
darauf hinweisen, dass im Jahre 1856 auch die Handels&ml
der Ligger und Losträger mit Fahnen versehen worden seien.-
Die Fahne der Ligger ist aus roter Seide angefertigt
mit gelbseidenen Frangen, Schnüren und Quasten versehen,
ihr sind die Embleme der Ligger: eine Wage, ein Anker uj
ein Merkurstab, abgebildet und die Jahreszahlen 1445 und 18|
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N'O-
9.8'
83
aneebracht worden. Die erste Jahreszahl soll zweifelsohne das
Janr der Gründung des Liggeramts und die zweite Jahreszahl
das Jahr der Stiftung der Fahne angeben. Obwohl das Jahr
1445 nicht das richtige Jahr der Gründung ist, so glaube ich
doch, dass man mit diesem Jahre den Zeitpunkt ihres Ursprungs
hat angeben wollen. Ehe ich mich an die Erklärung des hier
enrähnten Fehlers bezüglich der Angabe des Gründungsjahres
des Liggeramts mache, muss ich einige Bemerkungen über die
Entstehung der Ligger vorausschicken. Ursprünglich waren die
Ugger mit den Losträ^ern verbunden, und aus dem Amte der
liOsträger, die die verschiedensten Waren aus Schiffen und Strusen,
in Speicher, Keller und Böden und umgekehrt trugen oder auf
Wagen beförderten, schied eine Anzahl aus und bildete eine
selbständige Gruppe von Arbeitern, die eine gleiche Arbeit ver-
richteten, sich aber Ligger nannten. Der Unterschied zwischen
der Tätigkeitssphäre der Losträger und der der Ligger ist meist
nur in den Waren zu suchen, die sie transportierten. Die Los-
träger hatten im Jahre 1450 einen Schrägen erhalten, es wäre
also als Gründungsjahr dieses Amts das Jahr 1450 anzusehen,
was meist auch geschehen ist. Die Ligger wurden aber erst im
Jahre 1463 mit einem Schrägen versehen; sie hätten demnach
als Gründungsjahr das Jahr 1463 anzusehen. Zwischen den Los-
tr^m und den Liggern herrschten im Laufe der Jahrhunderte
ewige Streitigkeiten, weil sie ihren Erwerb auf einem gleichen
Arl^itsfelde suchen mussten.
Die Ligger setzten also auf ihre Fahne nicht die Jahreszahl
1463, sondern die Jahreszahl 1445. Ich glaube, sie wollten mit
diesem Jahre die Zeit der Gründung ihres Amtes angeben. Nicht
aber das Jahr 1445, sondern das Jahr 1463, wo sie ilu'en Schrägen
erhielten, wäre, wie oben schon bemerkt, als Gründungsjahr zu
bezeichnen. Die Ligger jedoch fanden ein anderes Jahr, das
ibre Gilde älter machte als die Gilde der Losträger, ihrer frü-
heren Genossen und späteren Gegner und Eonkurrenten. Es
)i^ nahe, in Rücksicht auf die zwischen Ligeern und Losträgern
bemchende Animosität, anzunehmen, dass die Liffger, bestrebt,
lieh die Ehre eines höheren Alters beizulegen, ihr Amt einige
Jahre früher als das Amt der Losträger hätten entstehen lassen,
lud dass darauf die Losträger, um hinsichtlich der Frage des
Alters einen hohen Trumpf gegen die Ligger auszuspielen, die
Sntstehung ihrer Gilde 50 Jahre vor der Gründung Rigas, in
das Jahr 1150, gesetzt hätten. Als ich vor einiger Zeit hier
einen Tortrag über die Losträger hielt, brachte ich diese, im
Schosse der Losträger lebende, auf einem Siegelstempel ver-
ewigte Tradition von dem hohen Alter der Gilde zur Sprache^}.
^) Sitzirngsber. d. GesellBch. f. Gesch. n. Altertumsk. pro 1902, S. 56.
6*
84
Die beiden ältesten Angaben über das Alter der Ligger und
Losträger, 1445 und 1150, sind aber nicht, wie das scheinen
könnte, infolge einer boshaften Regung, sondern nur aus Un-
kenntnis entstanden. Bezüglich des Alters der Losträger and
ihres angeblichen Gründungsjahres 1150 sprach ich meine Mei-
nung dahin aus, dass die Ziffer 4 in der Jahreszahl 1450 im
Siegelstempel, der als Vorlage zur Anfertigung eines zweiten
Stempels diente, einer 1 (Eins) sehr ähnlich gemacht war, und
zwar so, dass der obere Teil der Ziffer 4 das Aussehen eines
spitzen Dreiecks hatte und daher für eine Eins gehalten werden
konnte; im zweiten Stempel sei dann auch die Jahreszahl 1150
deutlich eingraviert worden.
Die Annahme, dass das Gründungsjahr des Liggeramts in
das Jahr 1445 zu setzen sei, ist auch einem Lesefehler ent-
sprungen. Als man im Jahre 1856 auf die eben gestiftete Amts-
fahne das Jahr der Gründung des Amts malen lassen wollte,
liess man sich durchaus nicht von einer gegen die Losträger
oder gegen ihre Nachfolger, die Messer, gerichteten Stimmung
leiten, sondern, ganz objektiv verfahrend, forschte man in den
Amtsbüchem nach Angaben über den Ursprung und das Alter.
Man zog zu diesem Zwecke aus der Zahl der verschiedenen alten
Bücher des Amtes ein in Schweinsleder gebundenes altes Buch
zu Rate, das mit einer fehlerhaften Abschrift des Schragens der
Losträger v. J. 1450 beginnt. Im Original dieses Schragens
heisst es im Anfange : „Na der gebort unses heren Jhesa Christi,
dor men schreiff dusent veirhundert vnnd vifftich vertein dage
na paschen^ u. s. w. In der Abschrift in dem erwähnten Perga-
mentbande ist diese Zeitangabe entstellt wiedergegeben worden;
da heisst es: „Da man schreibet Tausend vierhundert 45 Tage
nach Ostern". „Vifftich** von der Jahreszahl und „vertein** von
dem Tagesdatum hat der Abschreiber aus Unkenntnis in 45 zu-
sammengezogen. Die Ligger fanden hier als Jahr der Gründung
ihres Amtes das Jahr 1^5 und brachten das falsche Jahr auf
ihre Fahne.
Die Fahne der Messer, der Rechtserben und Nachfolger
der Losträger^ ist aus blauer Seide angefertigt und mit sil*
bernen Frangen eingekantet. Auf der Fahne sind unter einem
Sterne die Embleme des Amtes : Merkurstab, Loimass ') mit dem
Streichbalken und zwei Garben dargestellt und an den Seiten
die Jahreszahlen 1460 und 1856 angebracht. Was die Messer
die Jahreszahl 1460 auf ihre Fahne zu bringen, veranlasst haben
mag, ist nicht ersichtlich. Ich glaube, dass sie dazu gleichfalls
aus Unkenntnis der Vergangenheit und ihrer alten Schriften ge--
1) Aaf dem Lofmasse sind zwei sich krenzende Schlüssel unter einem
Sterne da^estellt, wohl eine fehlerhafte Darstellang des kleinen Wappens
der Stadt Riga.
86
fühlt seien. Nicht unmöglich ist es, dass sie der Meinung ge-
iresen wären, im Jahre 1460 sei ihre Gilde ins Leben getreten,
da am Ende ihres Schragens von der im Jahre 1460 erfolgten
Fondation einer Vikarie in der St. Petrikirche die Bede ist und
weil sie vermutlich mit der Datierung des Schragens im Eingange
auch nicht mt zurechtgekommen sein werden. Als die Messer
im Jahre 1856 das Jahr Sirer Gründung auf ihrer Fahne anbringen
wollten, Hessen sie die auf ihrem zweiten Sie^elstempel eingra-
Tierte Jahreszahl 1160 unberücksichtigt, in der Überzeugung,
dass diese Jahreszahl falsch sei und daher für die Geschichte
ihres Amtes sar keine Bedeutung habe.
Nachträglich mag hier noch bemerkt werden, dass Fr. Brunster-
mann in seiner Geschichte der Elleinen oder St. Johannis-Gilde
die Fahnen der Ämter der Huf- und Waffenschmiede 1383, 1856,
der Konditoren 1642, 1856 und., der Seiler 1695, 1856 nicht an-
E fuhrt hat und dass diese 3 Ämter auch im Jahre 1856 ihre
Irnen erhalten haben. Yergl. Katalog der Bigaschen kultur-
bistorischen Ausstellung, 1883, S. 232—233 Nr. 2501. Die von
finmstermann abgebildeten Fahnen der Konditoren und Seiler
stammen aus jüngerer Zeit.
671. Versammlong am 10. September 1903.
Nach Eröffnung der Sitzung gedachte der Präsident Ober-
lehrer Bernhard Hollander der im Laufe des Sommers heim-
gq;angenen Mitglieder: des Herrn Eassadeputierten Alexander
^. Siryk auf Gross- Köppo, gestorben am 20. Mai (2. Juni) in
Dresden, des korrespondierenden Mitglieds Eönigl. schwedischen
Bdchsheraldikers Herrn Majors Karl Arvid y. Elingspor,
gestorben am 15. Juni n. St. in Upsala, und des Herrn Notarius
poblicus Wilhelm Toewe, gestorben am 27. August in Biga.
Die Versammlung ehrte das Andenken der Verstorbenen
dnreh Erheben von den Sitzen.
Der Präsident teilte mit, dass am 20. Mai das Dommuseum
iorch den Besuch Sr. Kaiserlichen Hoheit des Grossfürsten
Wladimir Alexandrowitsch beehrt wurde, wobei der Mu-
seunsinspektor E. G. Y. Sengbusch und Referent Seine Eaiserl.
Hoheit zu begrüssen und durch die Sammlungen zu geleiten die
Are hatten.
86
Der Präsident berichtete weiter, dass am 6. Augast die
Glieder des X. Allrussischen Forstkongresses die Samm- '
langen unseres Museums besucht haben. |
Der Präsident teilte femer mit, dass Ihre Erlandit die '
Frau Gräfin Praskowja Sergejewna Uwarow, Präsident ;
der Eaiserl. Mosk. archäolog. Gesellschaft, bei Gelegenheit der |
Vorberatung zum 12. Archäologischen Eongress in Jekaterinodav ;
in anerkennender Weise des 10. Archäologischen Kongresses in \
Riga und der auf ihm seitens der baltischen Institutionen und
gelehrten Gesellschaften geleisteten Arbeit gedacht habe. Der \
auf den Rigaer Archäologischen Eongress bezügliche Passus
ihrer Rede hatte folgenden Wortlaut:
„. . . . Ein Yöllig neues Bild erschloss sich uns mit dem |
Moment, wo die Eaiserl. Moskauer Archäologische GesellsclLaft, |
einer Weisung des in Gott ruhenden Eaisers Alexander m. I
folgend, den baltischen Gouvernements den YorscUag 1
machte, die Berufung des 10. Archäologischen Eongresses nach |
Riga vorzubereiten. Augenblicklich erhob sich das ganze bal-
tische Gebiet und alle Stände, beginnend von den Gilden, die
Lehrer, die lutherische Geistlichkeit, die Museen, die gelehrte
Gesellschaften, die privaten Sammler und Altertumsfrennde
— sie alle vereinigten sich; unermüdlich arbeiteten sie mit der
ansässigen Ritterschaft an der Spitze, und gemeinsam mit der
Moskauer Archäologischen Gesellschaft arrangierten sie den Eon*
gross und die Ausstellung; sie machten örtliche Geldmittel flüssig
und entledigten sich so glänzend der von ihnen über-
nommenen Aufgabe, dass wir uns bei der Veranstaltung eioee
jeden neuen Eongresses unwillkürlich der baltischen Deutschen
zu erinnern und die den Arbeiten des Eongresses erwiesene
Sympathie nach dem neuen baltischen Masstabe zu bemessen
haben.^
Nach diesem Urteil fuhr die Gräfin Uwarow in ihrm
Bericht fort: „Nach Riga versammelten wir uns in Eiew, und
unfreiwillig hatten wir uns wieder allein mit der universitlt
liehen gelehrten Welt zu begnügen.^
87
Der Präsident fugte seinem Bericht hinzu, dass er sich
erlaubt habe, im Namen der Gesellschaft der Frau Gräfin den
Dank fnr ihre freundlichen Worte auszusprechen.
Derselbe teilte weiter mit, dass Herr Rechtsanwalt Richard
V. Hehn den Neudruck der Sitzungsberichte vom Jahre 1874,
welche vollständig vergriffen waren, nach einem neuen anastati-
sehen Verfahren veranlasst habe. Es sei dies besonders dankens-
wert, da in ihnen mehrere interessante Artikel von H. Hildebrand
und G, Berkholz seiner Zeit veröffentlicht waren. Der Preis
der durch den Bibliothekar zu beziehenden Exemplare sei auf
1 £bl. festgesetzt.
Es wurde femer berichtet, dass der H. Band der von Herrn
ßr. August Bulmerincq aus dem Nachlass von Dr. Anton
Bnchholtz herausgegebenen „Aktenstucke und Urkunden zur
Geschichte der Stadt Riga etc.^ seiner Vollendung entg^engehe
und im November wohl erscheinen werde.
Der Präsident machte noch die Mitteilung, dass unsere
Gesellschaft sich an der in nächster Zeit in Mitau stattfindenden
Heraldischen Ausstellung durch Hergabe verschiedener Ge-
genstände aus ihren Sammlungen beteiligen werde.
Herr Ritterschaftsbibliothekar Karl v. Löwis of Menar
lenkte in einem schriftlichen Antrage die Aufmerksamkeit der
Gesellschaft darauf, dass die altehrwurdige Ruine des Schlosses
Wenden dringend energischer Schutzmassr^eln bedfirfe, wenn
sie nicht dem Untergange geweiht sein solle. Er teilte zugleich
mit, dass der Besitzer von Schloss Wenden, der Herr Oberhof-
meister und Senatenr Graf Emanuel Sievers, die Erlaubnis erteilt
kabe, unbeschadet seiner Eigentumsrechte, Schutzmassregeln zu
eq;reifen. Nachdem von dem Antragsteller und Herrn Archi-
tekten Otto V. Sivers nähere Erläuterungen und ein Kosten-
anschlag (ca. 1200 Rbl.) groben worden waren, erklärte sich
<iie Gesellschaft gerne bereit, die Initiative in dieser Angelegen-
heit zu ergreifen. Es wurde beschlossen: 1) Ein aus den Herren
Kitterschaftsbibliothekar Karl v. Löwis, Architekten Otto v. Sivers
und Arthur v. Wolffeldt bestehendes Komitee zu erwählen; 2)
88
dieses Komitee zu beauftragen, im Namen der Oesellschaft die
erforderlichen Massnahmen zur Herbeischaffung der nötigen
Oeldmittel zu treffen, sowie mit Erlaubnis des Orafen E. Sievers
sofort die notwendigsten Arbeiten zur Erhaltung der Ruine in
Angriff zu nehmen; 3) als Beitrag der (Gesellschaft 100 Rbl. za
diesem Zweck zu bestimmen.
Es kam eine Zuschrift des korresp. Mitgliedes Dr. Joseph
Oirgensohn in Treptow a. R. zur Verlesung. Bereits im
vorigen Jahr hatte Oirgensohn in einem Artikel des „Rigaer
Tageblatt^ (1902 Nr. 216) einige neue Nachrichten über unseren
Reformator Andreas Enopken und seinen Bruder Jakob
veröffentlicht. In seiner jetzigen Zuschrift sind die urkundlichen
Bel^e dazu enthalten (s. unten).
Diese Notizen ergänzend, fugte der Präsident hinzu, dass
er auf Dr. Oirgensohns Veranlassung in der von Ernst Fried-
länder herausgegebenen Matrikel der Universität Frankfort
a. 0. nachgeforscht und dort Bd. I S. 33 zum Jahre 1512 die
Notiz gefunden habe: Andreas Enoppe de villa prope Sonnen-
borch. Letzteres ist ein Ort in der Neumark. Kurz vorher war
der spätere Erzb. von Riga Johann Blankenfeld, der gefiUir
liche Gegner der Reformation, Rektor in Frankfurt gewesen
(1507). Alle diese Nachrichten fallen in die Zeit vor dem ersten
Aufenthalt Knopkens in Riga (einige Jahre vor 1520), von welcher
man bisher gar nichts wusste.
Zufolge Berichts des stellv. Bibliothekars waren für die
Bibliothek an Geschenken eingegangen: 1) von Herrn A. von
Transehe-Roseneck dessen: Das Geschlecht der Saltze oder
Salis in Livland. (S.-A. aus dem Jahrbuch für Genealogie und
Heraldik; 2) von C. Baron Üngern-Sternberg dessen: Zweiter
Nachtrag zum 2. Teil der Nachrichten über das Geschlecht
Ungem-Stemberg. Reval 1902; 3) von Herrn Oberlehrer Fr.
Germann: 3 Pläne von Riga und Vorstädten aus den Jahren
1862, 1867. Geschenke hatten ferner dargebracht: Oberlehrer
Bernhard A. Hollander, Dr. J. Oirgensohn, G. von
Kieseritzky, Fr. von Reüssier.
89
FBr das Museum waren dargebracht worden: 1) von der
Grossen Gilde: mehrere Oegenstände, die beim Bau des neuen
Oildenhauses gefunden waren; 2) von D. de R.: ein goldner
Sing mit Kamee und eine Brustnadel; 3) von Herrn Ernst
Beiner: ein Steinbeil, gefunden am Ufer der Oger; 4) vom
Bigaer Börsen-Komitee: eine Zinn-Kanne, ausgebaggert aus
der Duna; 5) von Herrn Stadtguterinspektor £. von Schultz:
ein Steinbeil, gefunden in Holmhof beim Babitsee. Geschenke
hatten femer dargebracht die Herren: B. Sebening, W. von
Bulmerincq, K. G. von Sengbusch, Drommert, E. Dohr-
mann, Werner jun., Oberlehrer Fr. Germann; Frau Syndikus
B. Faber, Frau K. und Frl. Ch. Wilcke.
Für das Mfinz- und Medaillenkabinett waren Geschenke
dargebracht worden von den Herren: M. Riemer, Heinrich
Kluge, Eduard Orloffsky, Uno Sar^n, Emil Rappoport,
Friedrich von Sivers -Heimthal, Direktor G. Schweder,
Direktor Alezander Kritzky, Julius Vogelsang, Gustav
von Sengbusch und cand. bist. Nikolaus Busch, sowie von
einigen ungenannten Gönnern der Gesellschaft.
Herr Inspektor K. Mettig machte Mitteilung über die Er-
weiterung unserer Kenntnis der russischen Exportwaren und der
Entwickelung der russischen Industrie im 16. Jahrhundert dank
einer bisher unveröffentlichten Urkunde des Stockholmer Reichs-
archivs, einer Vereinbarung zwischen dem dörptschen Rat und
den dörptschen Gilden vom 12. Mai 1628 (s. unten).
Herr Ritterschaftsbibliothekar K. v. Löwis of Menar be-
richtete über Gräberfunde aus Lindenberg (s. unten).
Derselbe legte der Gesellschaft einen interessanten Münz-
fund vor, der von Herrn E. Baron Gampenhausen-Loddiger
ZOT Ansicht übersandt war.
Am 10. Mai 1903 wurden in Loddiger im Felde der Hof-
lage Grnnhof, circa 100 Schritt östlich von den Gebäuden, beim
Pflügen gefunden:
5 gegossene, ungestempelte Silberbarren, 3 bandartige, ge-
hämmerte Silberstangen und 1 kleine Silbermfinze, welche später
l
90
als ein deutscher Denar des 11. Jahrhunderts aus unbekannter
Münzstätte, aber jedenfalls vom NiedeiThein bestimmt worden ist.
Die 3 flachen Silberstangen (conf. die Abbildung 33 auf
Tafel 21 des Kataloges der Ausstellung zum X. Archäologischen
Eongress in Riga 1896) waren spiralförmig fest um die Silber-
barren gewunden, so dass das Ganze ein festes Paket bildete.
Silberbarren I. Abgehacktes Endstück, 6V4 cm lang, Gewicht
3,8 Lot
IIV2 cm lang. Gewicht 4,2 Lot.
Ende abgehackt, 1 tiefe und 9 schwache Hieb-
spuren, 13 cm lang, Gewicht 7,3 Lot.
Ende abgehackt, 4 mittelstarke und 3 schwache
Hiebspuren, 14Vs cm lang. Gewicht 16,2 Lot.
1 tiefe und 4 schwache Hiebspuren, 18 Vs cm
lang, Gewicht 15,7 Lot.
Spiralförmig zusammengebogen, beide Enden
intakt, abgerundet, 1 mittelstarke Hiebspar,
Länge 31 cm, Breite 1 cm, Stärke 2 mm,
Gewicht 3,8 Lot.
Spiralförmig zusanmiengebogen, beide Enden
abgerundet, 4 schwache Hiebspuren, Länge
26 cm. Breite 1 cm. Stärke 2 mm, Gewicht
3,8 Lot,
Spiralförmig zusammengebogen, ist vom Finder
jedoch aufgebogen worden, daher nicht mehr
in der ursprünglichen Form, beide Enden
abgerundet, Länge 32 cm, Breite 1,2 cm,
Stärke 3 mm. Gewicht 7,5 Lot, 1 schwache
Hiebspur.
Weitere Nachgrabungen nach Münzen und Topfiaoherben
haben keinen Erfolg gehabt.
Der Präsident, Oberlehrer B. Hollander, erstattete Be-
richt über eine im Juni dieses Jahres am Assar-See im Kirch-
spiel Nitau stattgehabte Ausgrabung, zu der Herr Pastor Karl
IL
III.
IV.
Silberstange VI.
vn.
vni.
91
Schilling den Beferenten aufgefordert hatte, nm eine bereits
im Jahre 1900 (vergl. Sitzungsberichte vom Jahre 1900, S. 183)
begonnene Arbeit weiter fortzusetzen (s. unten).
Einige Nachrichten über Andreas und Jakob Enöpken.
Von Dr. Joseph Girgensohn.
In einem „Begistrum administrationis episcopatus Gaminensis^,
das vom Kantor Geors Putkamer 1489—1494 gefuhrt und von
Klempin in seinen „Diplomatischen Beiträgen zur Geschichte
Pommerns^ (Berlin 1859) herausgegeben ist, finden sich folgende
Inskriptionen:
(8. 76) n. 646. Den 18. Nov. 1492: Die XVIII mensis ejusdem
dominus Andreas Enop plebanus in Molne obtinuit ecclesiam
▼ille Stretz In common dam, dedit 1 florenum.
(S. 101) n. 839. Die prima mensis ejusdem [1. Juni 1493]
ad presentationem validorum condictorum Glaszenappen in Bub-
boltze ad vicariam in ecclesia fundatam vacantem per resigna-
tionem domini Andree Enop Baltasarus Rubake fuit institutus,
nichil [dedit].
Es ist recht wahrscheinlich, dass dieser Andreas Enop mit
unserem Andreas Enopius oder Enöpken identisch ist. Molne
ist Gross-MöUen unweit von Göslin, ganz nah davon Stretz. Bublitz
(Babboltze) liegt südöstlich von Göslin. Alle diese Orte sind
auch nah von Treptow a. B. Die Notizen sind insofern inter-
essant, als aus ihnen hervorgehen wurde, dass Enöpken viel älter
als seine Freunde Bugenhagen (geb. 1484) und Melanchthon (geb.
1497) war. Da er 1492 Pleban, also Priester ist, war er 1492
mindestens 24 Jahre alt, müsste also spätestens 1468 geboren
seinO* Da er 1639 gestorben ist, so wäre er 71 Jahre alt ge-
worden. Dafür, dass der Pleban Andreas Enop derselbe ist,
wie unser Reformator, spricht, dass auch sein Bruder Jakob in
Treptow in den Jahren 1508 und 1509 angetroffen wird.
In den Auszügen aus den Briefen, die in der ^Marien-Lade^
gefunden sind, d. h. der Lade der Marien-Eirche in Treptow a. R.
— die Briefe sind nicht mehr auffindbar — heisst es: ^1508.
Der Bath ist schuldig den Vicarien Herrn Jacobe Enoepken und
Herrn Jacob Stene zu dem Altare zur ersten Mesze 25 Rhein.
Gulden mit 2 rhein. flor. jährlicher Pacht, den floren zu 3 Mark
Sund, gerechnet. Nr. 28.^
1) Hoerschelmann (Andreas Enöpken, der Reformator Rigas. 1896.
8. 17) kommt zum Resultat, dass Knopken nicht später als 1490 das Licht
Aer Welt erblickt haben wird. Die Redaktion.
92
Im J. 1609 unterzeichnet Jakob Enopken mit Bugenhagen
und anderen Treptower Priestern eine Urkunde, die sich jetzt
in dem Stettiner Staats- Archiv befindet (Festschrift des Bugen-
hagen-Gymnasiums zu Treptow a. R. 1881, S. 32 Anm. 4).
Leider ist das Treptower Archiv in schon stark verringertem
Zustande in den schützenden Raum des Stettiner Staats-Archivs
gekommen. Von Nachrichten über Andreas Knöpken findet sich
nichts, das nicht aus dem Chyträus bekannt wäre.
Die Exportwaren des rossiach-hanseatisohen Handels.
Von E. Mettig.
Der älteste Schraten der Grossen Gilde zu Dorpat, über-
haupt der älteste der dörptschen Gildeschragen (die ich schon
seit längerer Zeit für den Druck vorbereite), befindet sich im
Reichsarchiv in Stockholm im Codex Dorpatensis Oxenstiern
(Livonica, Eonvolut 342), in dem ihn C. Schirren entdeckt und aus
dem ihn H. Hildebrand abgeschrieben hat. Dieser Codex Oxen-
stiern schliesst aber auch in sich eine Vereinbarung des dörpt-
schen Rats mit den beiden Gilden v. J. 1528, Donnerstag nach
Reminiscere (12. März), die einen gewissen Zusammenhang mit
dem Schraten der Grossen Gilde zu Dorpat hat. Nämlich ein
späterer Sdiragenartikel der Grossen Gilde zu Dorpat bestimmt,
dass wichtige Verordnungen des Rats und der Gilden dem
Schragenbuche beigefugt werden sollen. Wahrscheinlich ist in-
folge dieser Beliebung die Vereinbarung vom Jahre 1528 dem
Schrägen beigelegt worden und mit ihm dann nach Stockholm
gekommen.
Diese Vereinbarung vom Jahre 1528 will ich hier zum Gegen-
stande meiner Mitteilung machen, weil sie in nicht unbedeutender
Weise unsere Kenntnis der aus Russland kommenden Export-
waren erweitert und somit beachtenswertes Material für die
Geschichte der Hanse liefert.
Auf Grund der Revaler Zollbücher und Quittungen des 14.
Jahrhunderts fuhrt W. Stieda folgende Exportwaren an: Pelz-
werk, Leder, Wachs, Honig, Talg, Butter, Seehundstran, Flachs,
Hanf, Leinsaat, Hopfen, Hafer, Gerste, Roggen, Holz, Teer,
Asche, getrocknete Lachse, Störe, Bernstein und (Gespinst
Einige dieser Artikel dürfte Estland geliefert haben, das meiste
aber wird aus Russland herbeigeschafft worden sein.
N. G. Riesenkampff führt in seiner Schrift: „Der deutsche
Hof zu Nowgorod bis zu seiner Schliessung durch Iwan Wassil-
I'ewitsch im Jahre 1494^ als aus Russland exportierte Waren an:
'elzwerk, Leder, Talg, JuchteUi Wachs, Honig, flachs, Leinsaati
Hanf, Teer, Pottasche, Tran nnd Walrosszähne. Wir sehen, er
macht nur einen Teil von den Waren, die Stieda an&ählt,
namhaft; nicht wenige Artikel fehlen bei ihm; als nen werden
aber von Biesenkampfif Jnchten und Walrosszähne genannt. Nach
einer Änsseran^ BiesenkampfTs waren Jnchten, wenn man so will,
das einzige Inonstrieerzeagnis, das Russland ausf&hrte.
Die Keihe der Exportartikel wird aber um ein Bedeutendes
erweitert durch Franz Siewerts Schrift: „Die Lübecker Bigafahrer-
Gompagnie im 16. und 17. Jahrhundert^. Hierbei muss darauf
hingewiesen werden, dass freilich im Laufe der Zeit die Pro-
duktionsfthiffkeit der Länder, aus denen die Hanseaten die
Waren kauften, also besonders die Produktionsfähigkeit Buss-
lands, sich um ein Bedeutendes gehoben hatte und im Wachsen
begriffen gewesen sein wird. I^ch Siewert wurden von den
Rigafahrern nach Lübeck gebracht: Wachs, Hanf, Flachs, Pelz-
werk, Leder, Getreide, Leichensteine, Fliesen, Talg, öl, Biber-
geil, Seife, Asche, Tran, Butter, Bhabarber, Biberhaar, Fleisch
(gesalzen), Holzteer, Störmagen, Knochen und Garn. Auch
hier wollen wir die Bemerkung nicht unterdrücken, dass Livland
einzelne Artikel gleichfalls für die Ausfuhr geliefert haben wird,
jedoch das Gros der Waren und auch solche Waren, die Livland
auf den Markt zu bringen pflegte, kamen aus Bussland.
Kabelgarn wird Riga vielleicht ausschliesslich produziert
haben, doch das Material dazu lieferte hauptsächlich Bussland,
resp. Polen '). Der Holzhandel, den Biga trieo, und der sich nach
Rossland erstreckte, insofern es das Holz beschaffte, war recht
umfangreich. Besonders erwähnt werden: Fassholz, Elappholz
nnd Wagenschott. Diese Hölzer spielten unter den in Biga ge-
stapelten Exportartikeln eine nicht unwichtige Bolle, und des-
halb mag hier über sie etwas gesagt werden. Unter Fassholz
verstand man das zu Fässern bestimmte Eichenholz. Elappholz
wurde gleichfalls zur Herstellung von Fässern, insonderheit zu
Weinfässern, benutzt; und Wagenschott nannte man gespaltene
Eichenbalken von gewisser Grösse. A. Winkler hebt in seiner
Schrift: ^Die deutsche Hanse in Bussland, 1886^, nur die wichtig-
sten Exportartikel hervor, so dass durch seine Schrift durchaus
nicht unsere Kenntnis der russischen Ausfuhrwaren vermehrt wird.
Aus den oben angeführten Schriften haben wir gesehen, wie
1) In Dr. Anton Fr. Baschines Magazin für die neue Historie nud Geo-
mpbie T. 3 S 265 befindet sich eine genaoe Angabe über den Ausfahr-
tendel Narwas v. J. 1673, in der nnter den bekannten Exportwaren noch
genannt werden: Gordnan, Gebrakt Leder, Malz, Grütze, Erbsen, Hansen*
blasen« Bancbfleiseh, mss. Handschuhe, Matten und getrocknete Hechte. Yergl.
H.J. Hansen, .Geschichte der Stadt Narwa", S.m, ebenso G. Mettig, .Die
Gilde der Lostrager nnd die mit ihr verwandten Amter in Biffa*. Sitznngsber.
d. Gesellsch. f. Gesch. n. Alterthnmsk. pro 1902, S. 56-69.
&4
eine nicht unbedeutende Reihe von Waren Russland in der Zeit
vom 13. — 17. Jahrhunderte in den Handel gebracht hatte.
Mit der Aufzählung der genannten Artikel sind aber noch
nicht alle die Waren verzeichnet, die aus Russland zur Zeit deg
hanseatischen Handels ausgeführt worden sind, um verschiedene
Artikel wird die bisher bekannte Reihe der Exportwaren durch
die oben angeführte Vereinbarung des dörptschen Rates mit
den dörptschen Gilden, nämlich der Grossen und der Kleines
Gilde, vom Jahre 1528, erweitert und zeigt uns, wenn Biesen-
kampffs Bemerkung, dass Russland im 15. Jahrhunderte so gut
wie noch keine Industrie gehabt habe, begründet ist, welch einen
bedeutenden Fortschritt Russland auf dem Gebiete der Industrie
gemacht hatte.
Aus dem genannten Schriftstücke vom Jahre 1528 leuchtet
zunächst die F^cht derDorpater vor den russischen Eaufleuten
deutlich hervor; die dörptschen Bürger sehen sich durch die
russischen Händler im Erwerbe bedroht. Die Gemeinde zieht in
Gemeinschaft mit dem Rate die Gefahr, die durch die Rassen
der bürgerlichen Nahrung droht, in Erwägung. Weil die Be-
stimmungen, die man im Jahre 1528 zum Schutze des Handels
gegen die Russen getroffen hatte, so wichtig waren, sind sie auch
dem Schragenbuche der Grossen Gilde einverleibt oder beigefügt
worden. Man sucht sich der Russen zu erwehren, und doch lebte
man nur von dem Handel mit den Russen. Bei der Ordnung
dieser Angelegenheit werden gewiss auch politische Gründe mit-
gespielt haben. Dafür spricht auch der Artikel darüber, dass
alle Waren, die den Russen konfisziert werden, aufgeschrieben
werden sollen. Auch aus einer anderen Bestimmung ist zu er-
sehen, dass man politisch zu Wege gehen musste, nämlich im
allgemeinen ist die Ansicht ausgesprocnen, dass es vor der Hand,
obwohl die russischen Eaufleute den dörptschen Bürgern in ihrer
Nahrung grossen Schaden zufügen, nicht ratsam wäre, die russi-
schen Kaufleute zu verweisen, ^dann dussenn artikell biss tho
ankumpst des nye gekorenn hernn inn bedenck unnd wes als
dann geradenn inn betracht genamen^'^.
Gehen wir jetzt auf unser eigentliches Thema, die bisher
nicht genannten russischen Exportwaren, über. Den Russen war
in Dorpat der Engroshandel gestattet, der Detailhandel, Höckerei
und Kramerei, war ihnen aber verboten. Dieser allgemeine Grund-
satz wird nun folgendermassen präzisiert: „dusse nachfolgende
^) Dieser Artikel könnte zur BestiromuDg des Wabltermins des dörpt-
schen Bischofs Johann V. Bey henrngesogen werden. Es ist nämlich nicht
bekannt, wann Johann Bey erwählt worden ist Hiemach konnte er vor
dem 12. März 1528 gewählt worden sein, wenn der Satz „biss tho ankumpst
des nye gekorenn hernn* soviel heisst, als bis zur Ankanft des bereits ge-
wählten Herrn. Vergi. Ph. SchwarU, Brieflade HI, S. 370.
%
aitickul mögen de Russen nnnd nicht anders verkopenn so idt
von oldings ock geholden. Item hackiseren by hunderten und
nicht anders; item negel by dusenden; item stal by i^, item bleck
by Yatenn; item hode by dosynen; item lichte by lisspunden offt
handerden; item speck by Usspunden* item bile unnd vickeden
by x; item kiltenn und barsen by i M; item solt by i last und
V» lasten**. Es war den Russen ferner verboten, Kleider anzu-
fertigen und zu yerkaufen, ^sunder alleine kleider vann watmal
upt olde^. „Dusse ordeninge geit ock mede up de schepe unnd
mögen dusse parcelen wol verkopen, als sipoUen, mirredig, knop-
loch, koel unnd allerlei saeth averst sipollen saeth nich*^.
Also altem Gebrauche gemäss, wie es in der Urkunde von
1528 heisst, durften die Russen in Dorpat verkaufen: Hackeisen,
N%el, Beile und andere Instrumente (vickede, kilte und barse —
vielleicht Sensen, Kenterhaken und Helebarden), Stahl, Blech,
Häute (?), Lichte und Speck. An Gemüse, das sie zu Schiff,
nämlich auf Lodjen, über den Peipus herbeiführten, konnten die
Bussen verkaufen: Zwiebel, Meerretti^, Knoblauch, Kohl und
aUerlei Saat. Nur der Verkauf von Zwiebelsaat war verboten.
Aus welchem Grunde das geschah, ist nicht ersichtlich. Dieser
Handel der Russen mit Gemüse und namentlich mit Zwiebeln hat
sich lange erhalten. In meiner Jugend brachten die Russen zu
Markte, dem sogenannten Pottchenmarkte, das war der Tag vor
dem eigentlichen Markttage, Zwiebel, Kohl und anderes Gemüse,
imd so maff sich auch die Bezeichnung Zwiebelrusse, der man in
Dorpat nicht selten begegnete, ausgebildet haben. Aus den an-
gefnnrten Handelsgegenständen der Russen ist zu entnehmen,
dass die Industrie auch schon eine gewisse Höhe erreicht hatte.
Erzeugnisse der Eisenindustrie der verschiedensten Art werden
von den Russen ausgeführt. Aus russischen Quellen geht auch
hervor, dass die Verarbeitung des Eisens im Mittelalter in ein-
zelnen Gegenden Russlands bereits betrieben wurde. Hirsch
fuhrt in seiner Handelsgeschichte Danzigs beim Jahre 1440 russi-
schen Alaun an, der wohl in Russland hergestellt oder gewonnen
sein wird. Die Annahme, die Russen hätten diese Artikel der
Industrie anderwärts aufgekauft und nach Dorpat zum Wieder-
verkaufe gebracht, scheint mir sehr unwahrscheinlich. Ebenso
werden die Lichte, die sie verkauften, in Russland fabriziert worden
sein. Das Salz, das lange Zeit ein sehr wichtiger Gegenstand
des Imports war, wird bisweilen im 16. Jahrhunderte von den
Bussen exportiert. Schon im 15. Jahrhunderte wurde in manchen
Gegenden Russlands Salz gewonnen. Grobes Tuch stellten die
Bussen auch her, das ihnen zu verkaufen in Dorpat gestattet
war. Was nun den Gartenbau anbetrifft, wodurch sich heute
manche Gegenden Russlands auszeichnen, so war er stellweis in
Bussland im 16. Jahrhunderte schon so entwickelt, dass er über
den Bedarf produzierte und den Überschnss zur Anafahr brachte.
Die Urkunde von 1528, die, wie wir gesehen haben, unsere Kennt-
nis des russischen Exporthandels nicht unwesentlich erweitert,
verdient die Aufmerksamkeit der Forscher auf dem Gebiete des
russisch-hanseatischen Handels.
Tereinbarung iwisohen dem dSrptsohen Bäte und den beiden Oilden
über den Handel der Bnasen in Dorpat 1528 Hftn 12.
Reichsarchiv za Stockholm, Livonica, Eonvolut 342; Codex Dor-
Satens. Oxenstjern., geeen Mitte des 16. Jahrb. angelegtes Eopialbnch.
Tach einer Abschrift H. HÜdebrands.
Anno M y^ und acht und twintich donnerstags nach Renaii-
nissere ist nachfolgende ordenung up de Bussen unnd ander
artickel vonn den verordenten des ersamen rades unnd der g^e-
meinheit beramet unnd van allenn semtlich darna riplich besla-
tenn tho holdende.
Item erst soUenn alle nafolgenden articuU, desolfften annder
tho holdenn, einer uth dem rade, einer uth der grotenn gilde
unnd einer uth unnser leven frowenn gilde gesettet und verordent
werdenn unnd darover dat gerichte hebbenn, itlichen articul by
uthgedruckter pene strafifenn. Und deme desto vaster upseent
unnd wachtinge inn disser ordninee gehat werde, soUenn de vor-
gcreptenn verordentenn van itlidien x mrc. iii mrc. geboren
und thofallen, dat overige dem borgemester, dat wort hebbende,
hantreckenn. Dewile denn offtmals unnd vakenn de gemakede
ordinantie, so anno etc. xxi mondags nach Letare uth ripem rade
des ersamen rades unnd der gemeinheyt durch hernn Tonies
Bumer, Reinolt Dreer, Wilhelm Oiselman unnd hernn Jacob
Beckman radtmannen, Dirick van Schotenn, Hans tho Wisch,
Herman Vegesack, Hans Beck, Amt Godinck unnd Tonies Wy-
senn uth der grotenn gilde, Jochim Dedewich, Jochim Alonse,
Beinolt Beseler, Andreas Swertfeger, Hans vann Kampenn uth
unnser levenn frowen gilde, deme gemenenn bestenn tho gude
beramet unnd vam ersamen rade unnd der gemenheit bestedigt
unnd befulborth darna dicke unnd vakenn tho holdende vorniet,
belevet unnd ingegan, boleven und ingan overmals nafolgende
artickel inn ehrenn punctenn unnd articulen by uthgedmckter
pene van der parte verordentenn under tho holdenn unnd tho
straffennde.
Int erste sal ein ider gewarnet syn, he geine Bussen hase,
hege offt herberge, de hockerie driven dem gemeinen besten tho
vorfange, ofift jenigen ampte inn synem huse arbeidenn late. So
imant hir entbaven unharsam gefunden, idt sy man offt frow,
junck ofT olt, sol de werth, unnd nicht de Busse dar oyer- ge*
brakenn unnd up x mrc. geschattet werdenn*
/
97
Inn sammet kopen tho verkopende moeenn tho gelatenn,
nicht tho hakende gestadet werden, ündutschenn BoUenn geine
Bnssenn herbergen, by in mrc.
Dusse nachfolgende artickul mögen de Bussen nnnd nicht
anders verkopenn, so idt Ton oldings ock geholden: Item hack-
iseren by hunderten und nicht anders; item negel by dusenden;
item stal by i^; item bleck by vatenn; item hode by dosynen;
item lichte by lisspunden offt hunderden; item speck by lisspun-
den; item bile unnd vickeden by x; item kiltenn und barsen by
I M; item solt by i last und Vs lasten. Item de Russen sollen gein
wanth noch syden want uth sniden by der ele. Item soUenn ock
gein kruth, peper safferan, negelkenn und derglichen uthwegen.
Item sollen hir ock die Russen geine kleider makenn offt ver-
kopenn, offite denn amptem tho vorfange arbeiden, sunder alleine
kleider vann watmal upt olde. Sus solle se hir nicht arbeiden.
Dusse vorige artickul soUenn denn Russenn verkündiget, so
se dar enbaven beslagenn, sollenn sie bi verboringe der parcele
vann den vorigen verordenten gestrafft werdenn unnd alles, was
den by parcelenn genamen, upgeschreven werdenn.
Dusse Ordeninge geit ock mede up de schepe unnd mögen
duese parcelen wol verkopenn, als sipoflenn, mirredig, knoploch,
koel unnd allerlei saeth, averst sipollen saeth nich. Averst von
anderer hockerie sal inn denn schepenn nicht gestadet werdenn,
Sonderlings denn kleinen. Ock sal gein Russe mit hockerie durch
de stratenn gann by verboringe.
üp de Russen, so inn der morgenn stunde unnd sust buthenn
mit denn burenn kopslagenn, denn borgerenn tho vorfange, sal
ans stan, dat men darup wachtenn sal unnd wes se gekofft, ge-
nomen werde. Wol dusse Russen besiecht, mach se dem vagede
ihonn handenn stellenn.
Item wowol die Russische badenn der stat und denn bor-
gerenn inn irer neringe grotenn schaden donn, wil dennoch, se
vor der hannt tho verwisende, nicht geradenn synn, dann dussenn
artickel biss tho ankumpst des nye gekorenn hemn inn bedenck
unnd wes alsdann geradenn inn betracht genamen.
Item de rumenicke sollenn up off by der becke geine versehe
unnd droge vissche, heckede, barsen unnd derglichen der stat tho
Torfange upkopenn, wedder tho verkopen, ock geine sledenn myt
fischenn vonn denn marckede upkopenn by verboringe der vische.
Item so sollenn ock hir de ^este unnd jenige knechte synn
denn borgeren tho vorfange, nicht honnich, botter, eyer, tuwe,
spanne, hast, sennep, hennep säet, hoppenn unnd dergelickenn
(upthokopen), allene so vele tho ehres hemn bedarff. Wes dar
baven gekofft, sal van denn verordentenn genamen werdenn.
Item so jemants hir inne int hemelicke schulde, sal sick des
Tor denn weadehern myt dem ede entschuldigenn*
98
Item vann dem vorkope des holtes etc., sal stann na voriger
belerung, dat ein ider nicht mher kope, dan tho synes solvest
bederff, idt sy watterlei holt idt sy, up (dat) de gemeinheit eck
berifif krigen mogenn, by x mrc.
Forder belevet unnd ingegan, damede leve nnnd eindracht
desto vaster unnder der gementhe upgerichtet unnd geholdenn
werde, soUenn alle ampte disser stat by ehrenn schrägen gehol-
denn werdenn, darinne vor (de) gedinget, ock, so se brockhafftig,
Indes der schräge gestraffet. Des sal niemans wambese unnd
Bcho, dem ampte tho vorfange, tho kope hebbenn, noch jenige
boenhasenn allerlei ampte husenn, hegenn off herbergenn, by
X mrc.
Item niemants sal des andern sinen jnngen enthenn oft ent-
jagenn, nemen sunder volborth unnd verlove synes hernn, idt sy
inn watterlei gilde idt sy. Ock sal niemant mher als einen jungen
hebbenn, de körne innkofft, damede ein ider boriff krige, by ver-
boringe des kornes.
Ein radt wil ernstlich mit denn gildenn, de verordentenn
dusse vorigenn artickul unnder geholdenn werdenn, vor idermanne
beschuttenn unnd verdedingen, unnd so jemants denn solfftigenn
spitze rede unnd werde gevende, dar de verordentenn aver cla-
genn, wil ein radt nach rechte richtenn unnd straffenn.
Donnerdags na Reminiscere ein radt up dusse ordninge be-
slatenn, int erste her Lodwich Burstel verordent, dat ein ider
synem ampte genoch do unnd dar inne nicht versumelich gefalle,
by in mrc, inn des rades wilkor tho schrivende.
Sonnavents nach Oculi dusse vorige ordninge vann de ge-
schickdenn beider gilde overmals. . . (bricht hier ab)').
Gräberfunde ans Lindenberg.
Von K. von Löwis of Menar.
Einer liebenswürdigen Aufforderung des Herrn Joseph Baron
Wolff, Besitzers von Lindenberg, Folge leistend, begab sich Re-
ferent am 8. August d. J. nach genanntem Gute im Kirchspiele
von ÜxküU.
Am 9. August wurde ein Massengrabhügel auf dem Grunde
des Lindenbergschen Leihmann -Gesindes, genannt der Kapping-
kalns, belegen auf dem Felde etwa Vi Werst westlich vom Ge-
sindeshofe, untersucht.
Es fand sich dort ein kreisrunder, von zum Teil erhaltenen
grossen, aneinandergereihten Feldsteinblöcken eingefasster, ca.
1) Bleistiftnotiz von H. Hildebrand.
99
1,5 in hoher und 12m breiter Hügel, dessen Rand, von den be-
zeichneten Feldsteinen gestützt, ziemlich steil abfiel. In der
Mitte zeigte der Hügel jedoch ein flaches Plateau.
Es wurde zunächst ein ca. Im breiter Graben in westöst-
Jicher Richtung bis auf die Sohle des Hügels durchgegraben und
sonach, veranlasst durch mehrere Skelette, die beim Ausheben
des Grabens zum Teil freigelegt wurden, fanden auch Grabungen
über die Seiten des Haup^abens hinaus statt, um diese Skelette
Da die verschiedenen Skelette so nahe bei- und übereinander
lagen und die Fundstücke meist derart angetroffen wurden, dass
sie nicht sicher dem einen oder anderen Skelett zugeschrieben
werden konnten, auch alle ungefähr derselben Zeit anzugehören
scheinen, musste die Absicht, einzelne Gräber zu verzeichnen, bald
aa%egeben werden. Die Verhältnisse lagen ähnlich, wie beim
Gräberfelde des Stinke-Gesindes unter Neu-Kaipen, das im Som-
mer 1895 freigelegt worden ist^). Es fanden sich:
A. Bronzesachen.
1) Eine Rundfibel, flach, äusserer Durchmesser (Hauptdurch-
messer) 60 mm, Breite des flachen, ringförmigen Teiles 15 mm,
mit einem Muster aus Kreisen, Halbkreisen und Linearornamenten
zwischen zwei schmäleren, schraffierten Einfassungen. Die Schraffie-
rungen entgegen der Uhrzeigerrichtung nach aussen geneigt. Die
untere Seite ist glatt. Die 50 mm lange vierkantige Nadel ist
wohlerhalten.
2) Eine flache Rundfibel, Hauptdurchmesser 40 mm. Breite
des flachen, ringförmigen Teiles 11 mm, mit einem Muster aus
zahnräderartig gegen einander gestellten Halbkreisen zwischen
zwei schmäleren schraffierten Einfassungen. Die untere Seite ist
glatt. Die etwas verbogene Nadel ist 33 mm lang. Die Schraffie-
rungen der Einfassungen sind entgegen der Richtung des ühr-
zeigerganges nach aussen hin geneigt.
3) Eine kleine Rundfibel, Hauptdurchmesser 22 mm, mit kreis-
förmigem Querschnitt des zum Teil 2 mm stark erhaltenen einge-
kerbten Ringes. Die wohlerhaltene flache Nadel ist 25 mm lang.
4) Eine Hufeisenfibel, gewunden, Hauptdurchmesser 55 mm,
Wulstdurchmesser 4 mm, mit in eine Ebene gestellten flachen,
runden (Durchmesser 16 mm), scheibenartigen Enden, auf denen
als Ornament ein in vertiefter Linie eingeschriebenes Viereck
erscheialL mit punzierten Diagonalen und je einem kleinen pun-
äerten Kreise in jedem so entstandenen Dreieckfelde. Die flache
1) BuchholtB, Anton, Über ein Gräberfeld in Eaipen nnd die Kirche
sa SiasenL Sitzongsber. der GesellBch. für Gesoh. und Altertnmsk. 1895.
Biga 1^. 80. 8. 87-94.
7*
100
vierkantige, an der Wurzel verbreiterte Nadel ist 69 mm laug
und durcD kleine längliche Vertiefungen ornamentiert (Ornament
schlecht erhalten)^).
5) Ein kleiner Armring, Hauptdurchmesser 50— 57 mm, sag-
mentförmiger Querschnitt, Sehne 8 mm, Pfeilhöhe 3 mm, mit Quer-
streifen als Ornament an der Aussenseite.
6) Mehrere Teile eines Ledergiirtels mit Bronzebeschlägen
und einer kleinen Bronzeschnalle.
7) Ein rechteckiges (60 cm X 130 mm) flaches Holzstück mit
Leder und Bronzebeschlägen. Vielleicht Teil eines Schildes oder
Köchers?
8) Kleineres Fragment eines ähnlichen Stiickes.
9} Desgl. ein noch kleineres Fragment.
10) Zwei kleine Bronzebeschlagstucke.
B. Zeug.
Kleinere Partien von Zeugresten.
G. Eisensachen.
1) 10 Ntoel von Särgen und ein Stück eines Nagels.
2) Eine Zarge.
3) Eine Niete?
4) Ein Metallstücky das zwei abgerundete nebeneinanderge-
stellte Köpfe verbindet, aus hellem Metall (Eisen?).
D. Münzen.
Von 10 heilen und 1 zerbrochenen Münze konnten nur 6
bestimmt werden, und zwar:
1 rigascher Solidus von Königin Ghristina (Vasagarbe),
1 rigascher Solidus, Revers unkenntlich,
1 Solidus Carls X. Gustav, C und darin 6,
2 Solidi Carls XI., verschlungenes C und R,
1 Solidus Sigismunds HI., ornamentiertes S.
E. Waffen.
Ein Dolch mit Geweihgriff, 180 mm lang, der Griff aus 2
Teilen, 86 mm lang.
Freigelegt wurde nur etwa Vi dieses eigenartigen Grabhügels.
Wenn auch die Fundstücke keinen besonders hervorragenden
Wert haben und der Zeit nach dieses Begräbnis ebenfalls nicht
1) Da in der Haüptform diese Fibel jener in Friedrichswalde gefan-
denen (Rat. d. Aasstellanff Riga 1896, Taf. 19 Nr. 27) sehr ähnlich ist und
Dor im Ornament der Scheibenenden sich unterscheidet, dürfte jene vielleicht
auch in das 17. Jahrhundert zu verlegen sein nnd damit das ganze Grab.
(S. 127 Nr. 760.)
101
durch hohes Alter besonderes Interesse hervorrufen wird, so liegt
doch in dem Umstände, dass durch die Münzen diese Funde ^t
datiert sind als aus der Mitte und der 2. Hälfte des 17. Janr-
honderts, die Hauptbedeutung dieses Grabhügels und seines In-
liaits. Es wäre yielleicht angezeigt, den ganzen Hügel freizulegen,
vobei manches hübsch ornamentierte Stück vielleicht noch ge-
fonden werden könnte. Baron WolfP stellt den Ort zu ferneren
Grabungen zur Verfügung.
Ausserdem hatte Baron Wolff die Freundlichkeit, ein Eisen-
beil, 2 Hufeisenfibeln mit aufgekrempelten Enden und Nadeln aus
Bronze und 2 kleine Kinderarmringe aus Bronze, gefunden bei
6e%enheit von Farkarbeiten beim Hofe Lindenberg, von welcher
Stelle schon früher die Gesellschaft Fundstücke erhalten hat,
darzubringen, mit der Bitte, diese Stücke zu den früher gelie-
ferten zulegen lassen zu wollen.
Etwa 30 m nach WNW. vom Kappingkalns lag ein nnz
ebenso gestaJteter runder Grabhügel mit Steinsetzungen, aoch
musste der Plan diesen auch zu untersuchen, aufgegeben werden,
denn der Hügel liegt auf dem Grunde des benachbarten Linden-
bergschen Leepahder-Gesindes und dessen Wirt, Jahn Strauch,
hum nicht zulassen, dass dort gegraben werde, weil sein Gross-
Tater, aus Biga heimkehrend, unterwegs an der Cholera vor etwa
70 Jahren gestorben und dort geschwinde beerdigt worden ist.
In der Tat fand sich in der Mitte des Hügels eine längliche
Vertiefung, von der Grösse eines Grabes.
Bericht über eine zweite Ausgrabung am Ässar-See
(Kirchspiel NitaQ)^*
Von Beruh. A. Hollander.
Im Jahre 1900 hatte Herr Pastor E. Schilling mich auf-
gefordert, an einer Ausgrabung von Hügelgräbern am Assar-See
teilzunehmen. Gern hatte ich der liebenswürdigen Einladung
Folge geleistet. Über die Resultate unserer Arbeit erstattete er
Bodann unserer Gesellschaft einen Bericht, der in den y^Sitzungs-
berichten^ zum Abdruck gelangt ist. Dr. Anton Buchholtz knüpfte
an denselben einige Bemerkungen, in denen er Vergleiche zwiscnen
den Funden am Assar-See mit einigen andern Funden anstellte
ond die Gräber in Nitau als Lettengräber ansprach, die aus der
Zeit vor der Ankunft der Liven in Livland stammen und etwa
is das 6. — 8. Jahrhundert p. Chr. zu setzen seien. Leider hat
sich das Manuskript zu diesen Bemerkungen, die vollständig ver-
1) Yergl. die ,Sitsungsberichte<' vom Jahre 1900, S. 188.
102
öffentlicht werden sollten, im Buchholtzschen Nachlass nicht auf-
finden lassen. In einem an Pastor Schilling gerichteten Briefe
erklärte Buchholtz diese ersten ^Fande far so wichtig, dass die
Durchforschung aller Gräber nicht versäumt werden sollte**.
Da wir damals nur eine kurze Zeit — einen Tag — und
auch nur eine beschränkte Zahl von Arbeitern zur verfugung
hatten, konnten wir unsere Arbeit auch nicht entfernt zu Ende
fuhren. Mancherlei Umstände verhinderten die Wiederaufnahme
derselben bis zu diesem Jahr. Im Frühling richtete Herr Pastor
Schilling von neuem die freundliche Aufforderung an unsere Ge-
sellschaft, es sollten doch mehrere Herren zur Fortsetzung der
Ausgrabungen nach Nitau kommen. Leider waren gerade unsere
sachverständigen Archäologen verhindert, der Einladung Folge
zu leisten, und nur ich, ein Laie auf diesem Gebiete, konnte
hinreisen. Das Bauergesinde Sawehli, auf dessen Grunde die
Gräber liegen, war inzwischen in den Besitz des Frl. Alma
V. Zöckell übergegangen. Auch an dieser Stelle sei ihr der
Dank dafür ausgesprochen, dass sie die Erlaubnis zur Aufdeckung
der Gräber auf Bitten des Herrn Pastors gewährt hat.
Die Lage der Hügelgräber am Assar-See hat Pastor Schilling
bereits geschildert. Wenn die Zahl der Gräber auf 7 angegeben
wurde, so hat der Referent damals schon ein Fragezeichen dazu
gesetzt. Nach unseren jetzigen Untersuchungen müssen wir sie,
wie ich vorausschicken will^ auf 6 beschränken, denn der eine
fragliche Hügel hatte keine Steinsetzung aufzuweisen und bei
einer Nachgrabung waren auch sonst keine Spuren eines Grabes
zu entdecken. Wir hatten es wohl mit einem niedrigen natür-
lichen Hügel zu tun.
Am 9. Juni fuhren Herr Pastor Schilling und ich um 6 Uhr
morgens zum Assar-See und machten uns sofort an die Erledi-
gung unserer Aufgabe, bei welcher uns 5 Arbeiter zur Disposition
standen. Wir begannen mit dem Hügel (Grab IV), den der Be-
richterstatter als besonders charakteristisch bezeichnet hatte.
Er liegt nur ein paar Schritte von dem Grabe entfernt (Grab III),
in dem wir im Jahre 1900 die Funde gemacht hatten. Der fast
runde Hügel erhob sich im 0. 85 cm, im W, nur 20 cm über die
Umgebung und dehnte sich von N. nach S. 6,4 m, von 0. nach
W. 7,4 m aus. Die in der Mitte wachsende, von den Arbeitern
auf 60 — 70 Jahre geschätzte stattliche Birke, die uns vor 3 Jahren
namentlich zurückgeschreckt hatte, war unterdessen glücklicher-
weise gefallen, so dass wir nur ihre Wurzeln zu entfernen hatten.
Die andern Bäume bereiteten kein ffrosses Hindernis. Neben
dem Baumstumpf der Birke befand sich eine ca. 50 cm tiefe alte
Grube. Am Bande des Hügels stiessen wir überall wenige Cen-
timeter unter der Oberfläche auf die schon früher mit dem Eisen-
stabe festgestellte Steinsetzung. Wir deckten nun den ganzen
103
Hügel innerhalb derselben auf und fanden dabei wiederholt kleine
und grössere Eohlenstüeke und auch den von Kohlen durchsetzten
weissen Sand, auf welchen die Leichen meist gebettet waren,
sowie die dunkelrötlichen Klümpchen, wie wir sie in Grab I im
Jahre 1900 gefunden hatten. Nach NW. von der Birke stiessen
wir auf 3 grössere Steine, in deren nächster Nähe wir in einer
Tiefe von 80 cm unter der OberlBäche des Hügels die spärlichen
Überreste eines Skelettes aufdeckten. Der Schädel war zwischen
2 Steinen von 20 — 25 cm Durchmesser, die in einer Entfernung
von ca. 20 cm von einander lagen, gebettet, und zwar auf der
linken Seite liegend, wie die Kinnbacken und Zähne zeigten,
deren Lage sich genau erkennen liess, während die Schädeldecke
fast ganz verschwunden war. Auch zu den Füssen der Leiche
lagen 2 eben solche Steine. Die Entfernung der Kopf- und Fuss-
steine betrug 2 m. Die Entfernung vom äusseren Steinwall
80 cm. Die Lage des Skelettes war von S W. nach NO., fast von
W. nach 0. gerichtet. Von den Knochen waren nur einige Reste
des Schädels, ein paar Arm- und Beinknochen in sehr morschem
Zustande erhalten. Die Leiche war mit verschiedenen Schmuck-
gj^enständen bestattet worden. Wir fanden: einen Bronze-Hals-
ring mit anhaftenden Zeugresten, 2 Bronze-Armringe mit den Arm-
knochen, die Reste eines sichelförmigen Messers und ungefähr 60 cm
von den Fusssteinen, im rechten Winkel zu den Resten eines
Beinknochens liegend, ein Eisenstiickchen, 2 Bronze-Nadeln mit
einer Kette — die eine Nadel hatte noch Zeugreste in der Nähe
ihrer Spitze aufzuweisen — und 2 Bronze-Nadeln. Im übrigen
Grabe wurden, abgesehen von kleinen Bronzestücken und zwei
nach S. zu gelegenen Steinen, keine weiteren Funde gemacht.
Wir begannen sodann die Aufdeckung der andern Gräber.
Etwa 10—15 Schritte nach SO. von Grab IV lag der Hügel
(Grab I), den wir vor 3 Jahren untersucht hatten. Nach NO.
zu waren wir der Bäume wegen nicht ganz bis zum Steinwall
Yorgedrangen. Wir holten jetzt das Versäumte nach, konnten
aber nur konstatieren, dass hier die Steinsetzung keine ganz
kreisförmige war, sondern gerade nach dieser Richtung hin eine
starke Ausbuchtung hatte. Gefunden wurde nur in der Mitte
derselben ein kleines Stuck eines Schädels und nach 0. zu ganz
am Rande, 55 cm tief, eine kleine eiserne Hacke. Etwa 10
Schritte nach SO. von Grab I konstatierten wir wiederum eine
Steinsetzung^ am Ende einer Hügelkette (Grab VI). Die ganze
Mitte des Grabes war von Schatzgräbern nach unserem ersten
Besuche im Jahre 1900 zerstört; sie hatten hier die weisse Sand-
Bchicht, auf der die Leichen zu liegen pflegten, wirklich erreicht
and noch durchgraben. Die Ausdehnung betrug von N. nach S.
3,5 m, von 0. nach W. 4,6 m. Bei der Aufdeckung fanden
wir im NW. ganz nahe beim Steinwall 2 Steine, ein Schädelstück
104
Grab TL
^^yczx::^^^^*^
Grab m. N
S
s
Grab IV,
Erkllrung der Zahltn:
1. Sekidel n. Sctiidalstfleke. 6. BbeutHek«.
S. Stoin. 7. KAoolitii.
S. Ken a Lftüse.
1 Ffaigerring. 9. Mtowr.
Si BtoBSMt&oke. 10. Nadel
11. Nadtl mit Kette.
12. Halsring.
18. Kinnbacken, Z&hne.
14. dicker Annring.
15. dftnner Armring.
106
und nahe dabei einen eisernen Kelt, der mit der Tülle zur Mauer
bin lag. Nicbt weit davon wurde ein Bronze- Annring gefunden.
Nacb SW. zu, wiederum ganz in der Nabe des Steinwalls, wurden
nur wenige Gentimeter von einander, aber nacb verscbiedenen
Riebtungen liegend, eine eiserne Lanzenspitze und ein Kelt aus-
gegraben. Beide lagen mit der Tülle zur Mauer bin, so dass
sie nur ca. 23 cm von derselben entfernt war. Der allgemeine
Eindruck war, dass bier wobl zwei Leicben, beide mit Waffen,
aber mit wenig Scbmuck begraben lagen. Etwa von der Brost
abwärts batten die Schatzgräber aber alles durcbwüblt. Viel-
leicht gehört diesem Grabe der dünne Bronze- Armring an, der
im Walde zwischen den Gräbern von einem Arbeiter gefunden
wurde, denn seinem Aussehen nach hatte er nicht allzu lange im
Freien gelegen, und dieses Grab wies die frischesten Sparen von
einer Grabung Unberufener auf.
Ganz nahe von Grab IV nach NW. zu lag als Ausläufer
einer Bodenerhöhung das Grab, in dem wir vor 3 Jahren unsere
Funde gemacht hatten (Grab III, Durchmesser von N. nach S.
= 6,2, von 0. nach W. = 7,3 m). Wir hatten damals der vor-
gerückten Stunde wegen nicht das ganze Grab systematisch aus-
heben können und suchten jetzt unsere Arbeit zu vollenden. Das
im Jahre 1900 gefundene Skelett lag ganz am Nordrande des
Grabes, von W. nach 0. gerichtet. Bei der neuen Untersuchung
stiessen wir im SW., wiederum ganz in der Nähe des Steinwalls,
in einer Tiefe von 36 cm zunächst auf eine Bronze-NadeL Gleich
darauf fanden wir die Reste eines Kinnbackens, einen Bronze-
Halsring, der zerbrochen war, und etwas unterhalb davon Bronze-
Nadeln mit einer Kette. Aus der Lage zweier Steine, die wobl
zu den Füssen der Leiche placiert worden waren, konnte man
erkennen, dass die Leiche von NW. nach SO. gerichtet war. In
dem hier ausgeworfenen Sande wurde später noch ein Bronze*
Armring gefunden, der wahrscheinlich auch zu dieser Leiche ge>
hört hatte. Ausserdem wurden in diesem Grabe noch ein paar
kleine Eisenstücke, ein Knochen und am Ostrande noch ein Bronze-
Armring ausgegraben.
Unterdessen war der Abend herangekommen, und wir rnnssten
die Arbeit, bei der wir von den Nachbarn des Herrn Pastors
Schilling in liebenswürdiger Weise mit Rat und Tat sowie mit
leiblicher Stärkung unterstützt worden waren, unterbrechen.
Schon am nächsten Morgen um 7 Uhr machten wir uns von
neuem in den Wald auf, um noch den grössten Hügel (Grab II)
in Angriff zu nehmen. Er liegt ganz am Ufer des Assar-Sees,
so dass man von ihm aus einen schönen Blick zum jenseitigen
Ufer hin hat. Die Höhe des Hügels ist im Bericht vom Jahre
1900 auf 1,5—2 m, der Durchmesser von N. nach S. auf 8,7,
von W. nach 0. auf 9,75 m angegeben. Bei der näheren
107
UnterBuchung konnten wir fast überall die kreisförmige Stein-
setaing konstatieren. Nur an einzelnen Stellen war dieselbe bei
froheren Nachgrabungen zerstört worden, so z. B. zum See hin,
1 vo am Fusse des Hügels einige grosse Steine lagen, die offenbar
I Ton oben herabgestürzt waren. Überhaupt war dieser Hügel,
I ?ie wir vor 3 Jahren bereits festgestellt hatten, stark angegraben
; worden. Den bisher gemachten Erfahrungen folgend, begannen
vir zuerst nach NW. zu die Erde ausheben zu lassen. In einer
I Tiefe von 50 cm unter der Oberfläche des Hügels stiessen wir
lof einen noch fast voUständiff erhaltenen Schädel, der, ähnlich
wie in Grab IV, zwischen 2 Steinen gebettet war. Das Haupt
war auf die linke Seite gelegt und nach 0. gerichtet. Um ihn
lach Riga zn transportieren, war der Schädel zu sehr vergangen.
Von den Arm- und Beinknochen waren nur wenige Reste er-
balten. In einer Entfernung von 1,7 m von den Kopfsteinen
lagen wiederum 2 ähnliche Steine und dicht bei ihnen nach 0.
a quer vorgelegt ein eiserner Kelt. Etwas oberflächlicher, ca.
Sem tief, wurden nicht weit entfernt von diesem Skelett, aber
getrennt von einander zwei Schädelstücke und ein Bronze-Pinger-
risg aufgedeckt. Die nach SO. gelegene Hälfte des Grabhügels
var offenbar zu einer zweiten Bestattung benutzt worden, doch
^nden wir ausser einigen zerstreut liegenden kleinen Bronze-
m Eisenstncken, Knochen und Kohlen nur 2 Steine, die aber
ganz ebenso gross (ca. 20—25 cm Durchmesser) und ganz ebenso
leben einander gelegt waren, wie die beim Skelett befindlichen.
Damit hatten wir unsere Arbeit beendet, denn das letzte (V.)
»rab, nach SW. von Grab I gelegen, konnten wir der auf dem-
fclben wachsenden Bäume wegen dieses Mal nicht mehr in An-
riff nehmen. Es musste das einer späteren Zeit vorbehalten
leiben. Die beigegebenen Zeichnungen, die Herr Pastor Schil-
Dg auf meine Bitte entworfen, sollen nur, ohne dass auf den
tab besonders Bücksicht genommen worden, die Situation
wenig erläutern. Eine photographische Aufnahme der in
h n gefundenen Skelettreste ist infolge der ungünstigen Be-
chtung nicht ganz nach Wunsch geglückt, kann aber doch zur
lostrierung der Beschreibung ganz gut dienen.
Fassen wir die Ergebnisse unserer Untersuchung zusammen,
können wir, indem wir die nähere Bestimmung der Fund-
Bgenstände den Spezialisten überlassen, hier nur konstatieren,
188 die 5 von uns im Jahre 1900 und jetzt aufgedeckten Gräber
!e denselben Typus aufwiesen. Sie waren meist unter Benutzung
BT bereits vorhandenen Bodenerhebungen angelegt, hatten alle
e fast kreisförmige Steinsetzung, innerhalb deren die Leichen
Kht in der Mitte, sondern mehr dem Bande zu flach auf den
Oden gelegt waren, so dass sie meist auf weissem Sande — wohl
natürlichen Untergrunde -— ruhten. In 3 Fällen konnte die
108
Lage des Hauptes auf der linken Seite sicher konstatiert werden.
Die Leichen waren von W. nach 0. oder von NW. nach SO.
orientiert und lagen meist zwischen Steinen, so dass 2 zu Häupten
und 1 — 2 zu den Füssen placiert waren. Ins Grab erhielten sie
hauptsächlich Schmuckgegenstände, aber auch Waffen und Oerlte,
wenn auch nur wenige, mit Zu beachten wäre vielleicht, dass
die zwei am reichsten mit Schmuck bedachten Leichen keine
Waffen oder Oeräte ausser dem kleinen sichelförmigen Messer
als Beigaben aufwiesen. Beide hatten Halsringe, Nadeln mit
Ketten, Armringe. Auch die Lage der einen Nadel in Grab III
könnte sie vielleicht, wie Pastor Schilling vermutete, als Haar-
nadel kennzeichnen. Das alles lässt wohl den Schluss zu, dass
hier weibliche Leichen bestattet waren. Die aufgedeckten Gräber
dienten, wie es scheint, nur zur Beisetzung von 1 — 2 Leichen.
Die Beschaffenheit des Bodens war überall ganz ebenso, wie sie
schon im Bericht vom Jahre 1900 geschildert worden ist.
Referent will seinen Bericht nicht schliessen, ohne Herrn
Pastor Schilling den wärmsten Dank auszusprechen einerseits fori
die Gastfreundschaft, die er ihm wiederum gewährt, andererseitei
aber dafür, dass er keine Mühwaltung gescheut hat, um diese inj
mehrfacher Hinsicht interessante Ausgrabung zu bewerkstdligen.^
I
I
m. TersuMlnng am 8. Oktober \m. <
Der Präsident Oberlehrer Bernhard Hollander eröffinctej
die Sitzung mit der Mitteilung, dass unsere baltische Oeschichta^
Wissenschaft wieder einen herben Verlust erlitten habe. Das!
Ehrenmitglied der Gesellschaft, Professor Dr. Friedrich Biene^
mann sen., sei am 20. September n. St. in Strassburg aus diesen!
Leben geschieden. Herr Dr. Arthur Poelchau, der dem VerstopJ
benen persönlich näher gestanden als er (der Präsident) und den
zum Teil auch ein Arbeitsgenosse desselben gewesen sei, habaj
sich freundlichst erboten, in der heutigen Sitzung eine Schilde
rung seines historischen Wirkens zu entwerfen. Aber er kön
— so fuhr der Redner fort — doch nicht die Tatsache des Tode
erwähnen, ohne auch von seiner Seite die Pflicht der Dankb
keit dem Verstorbenen gegenüber zu erfüllen. Diese Dankbarke
werde sich hauptsächlich nach zwei Richtungen hin erstreckend
wir mfissten Bienemann dankbar sein f&r die Förderung, welclm
109
üelivländische GeschichtswissenBchafli darch seine hervorragenden
liistoriflchen Arbeiten erfahren habe, nnd wir dürften es nicht
Tergessen, dass der Verstorbene die Liebe zu seinem Heimatlande
bis zn seinen letzten Lebenstagen in warmem Herzen getragen
ind hier, wie später auch noch in der Ferne, betätigt habe.
Man habe Bienemann wohl einen „starren Konservativen'^
geoaimt, in gewissem Sinne nicht mit unrecht. Er sei konser-
n6v gewesen, indem er, wie er das selbst einmal ausgesprochen
itbe (j,Aus baltischer Vorzeit", S. 133), für notwendig erklärte,
te unsere Lande die einmal gewonnene Grundlage der Kultur
fleh bewahrten und im Wandel der Zeiten „die bescheidene,
atsagungsvolle, inhaltsreiche Pflicht der Treue gegen sich selbst
ad gegen die Reiche, denen sie angehören", erfüllten. Eine
Nebe konservative Gesinnung werde hoffentlich stets in unserer
Beimat zu finden seini unsere Dankbarkeit aber könnten wir
^or dadurch zum Ausdruck bringen, dass wir das Andenken
k den hervorragenden Mitarbeiter auf dem Gebiete der Ge-
plüchtsforschung und den baltischen Patrioten unter uns stets
pbendig erhalten.
I Der Präsident gedachte sodann auch des am 2. Oktober
p Riga verstorbenen Mitgliedes, des vereidigten Rechtsanwaltes
farl Bergengrün.
i Die Yersammlung ehrte das Andenken an die Verstorbenen
^h Erheben von den Sitzen.
1 Oberlehrer Dr. Arthur Poelchau schilderte in einem
bgeren Vortrage das Leben und Wirken des verstorbenen
pofessors Friedrich Bienemann (s. unten).
f Nachdem der Vortragende geschlossen, verlas der Präsident
kurzen Abschnitt aus einem Vortrage Dr. ¥r. Bienemanns
Ins baltischer Vorzeit", S. 6 f.), in dem derselbe von den
rierigkeiten redet, die der livländische Historiker bei seinen
eiten zu überwinden habe, und darauf hinweist, dass noch
Mentende Aa%aben von ihm zu lösen seien. Bei diesen Worten
iBBten wir — so meinte der Präsident — den Verlust, der uns
Ittroffen, um so herber empfinden, denn die Schwierigkeiten, die
HO
sich dem livländischen Geschichtsstudiiim entgegenstelleD, seien
heute noch grösser als zu der Zeit, in der jene Worte gespro-
chen worden, und die zu lösenden Aufgaben seien dieselben ge-
blieben. Um die Pflicht der Pietät gegenüber dem Verstorbenen
zu erfüllen, müssten wir nach Kräften dafür sorgen, dass ein
junger Nachwuchs von Historikern herangebildet werde, der die
durch den Tod entstandenen Lücken wieder ausfüllen und die
noch unerledigten Aufgaben der livländischen Geschichtsforscbang
weiter fortfuhren könnte.
Zu ordentlichen Mitgliedern wurden aufgenommen die
Herren: August ülraann in Zirsten, Oberlehrer George Worma
in Irmlau, Pastor Nikolai Deringer in Lugansk, Architekt
Hermann Seuberlich und Beamter des Rigaschen Stahlwerk!
Rudolf Heise in Riga.
Es wurde ein Schreiben des Herrn Oberlehrers Priedricl
von Keussler in St. Petersburg verlesen, in dem er die Hef
kunft der Iversenschen ürkundensammlung (s. Sitzungsber. v. J
1902, S. 74) festzustellen sucht.
Der Präsident machte die Mitteilung, dass der bisherig!
Bibliothekar der Gesellschaft Dr. Pr. Bienemann jun. bereift
im Mai von seinem Amte zurückgetreten sei. Er habe sich erlaubt
ihm den Dank der Gesellschaft für seine jahrelange Arbeit ii
der Bibliothek auszusprechen. Das Direktorium habe nun M
schlössen, den bisherigen zweiten Bibliothekar Herrn cand. hiirf
Nikolaus Busch zunächst provisorisch bis zur Jahressitzanj
zum Bibliothekar zu erwählen.
Laut Bericht des stellv. Bibliothekars waren für die Bl
bliothek Geschenke eingegangen von den Herren: Beruh. I
Hollander, dem älteren Konservator an der Skulpturenabteilai|{
der Eremitage zu St. Petersburg G. v. Kieseritzky, Dr. I
Girgensohn und Dr. A. v. Transehe-Roseneck, von letzter«!
namentlich dessen Aufsatz: „Das Geschlecht der Saltze oder S«i(
in Livland'', S.-A. aus dem ^Jahrbuch für (Genealogie nd
Heraldik«.
Für das Museum waren nach dem Berichte des MuseniBl
111
inspektors dargebracht worden: 1) von Herrn Apotheker E.
Dohrmann: 3 Porzellan- und ein Holz-Standgefäss; 2) Tom
Bigaer Börsen-Komitee durch Herrn Ingenieur Fleischer: 19
iaiJägelfluss gefundene Sachen: Schiffsjungfrau, Bronze-Henkel-
topfjsilbertauschierter Steigbügel aus dem 15. Jahrhundert, Sporen,
ScUösBer, 2 Eisenbeile, Radschloss einer Pistole, deutscher Dolch
lit Silber -Tauschierung aus dem 16. Jahrhundert und diverse
Kmen; 3) von Herrn E. G. v. Sengbusch: das Modell einer
iolländischen Kuff; 4) von Herrn Apotheker Weitmann: 5
Porzellan-Standgef&sse und 3 Schmelstiegel; 5) von Herrn Apo-
Äeker Walter: 17 Holz-, 12 Porzellan- und 3 Glas-Standgeftsse,
i Serpentin -Reibschalen und 2 Holztönnchen; 6) von Herrn
Apotheker Steding in Werro: eine Apotheker- Wage; 7) von Frl.
pmina Nicolay: eine Fayence-Schale aus dem 18. Jahrhundert;
^Yon Herrn Otto Kreisler aus dem Burgberg von Mohn: 2
iroDze-Ringe, eine Fibel, eine Schnalle, ein Schlüssel, ein
ibemes Armband, 2 Anhänger und ein Fingerring.
Far das Münz- und Medaillenkabinett waren Geschenke
^gebracht worden von den Herren: Wilhelm Torchiani,
|iikar V* Schilinzky, Konrad Baron Vietinghoff und Dr.
KKarl Dahlfeld.
\ Herr Ritterschaftsbibliothekar K. von Löwis of Menar
ichtete, dass das Komitee zur Erhaltung der Wendenschen
osaruine die in Aussicht genommenen provisorischen Arbeiten
fahrt habe.
Dr. Ernst Seraphim hielt einen Vortrag über Karl von
lermannlands Kampf um Livland, vornehmlich in den Jahren
1602, worin er sich auf bisher unverarbeitetes Quellen-
rterial stützte, das Dr. A. Bergengrün und vor allem Dr. Fr.
enemann jun. in den „Mitteilungen^ seiner Zeit veröffentlicht
ken. Der Vortrag stellte eine gekürzte Wiedergabe eines
ipitels aus der demnächst erscheinenden zweiten Auflage der
Mändischen Geschichte^ des Verfassers dar.
1 Herr Inspektor K. Mettig machte eine Mitteilung über die
pben der Stadt Riga (s. unten).
114
lösen yyinnerbalb des Rahmens der Lebensnmrisse eines Mannes,
der zn den eepriesensten und gescbmähtesten der Provinz gebort
bat und durch einen seltenen Wechsel des Geschickes ausgezeichnet
worden ist^, des Landrates Jakob Geoi^ v. Berg, ,,der an der
Grenze des reifen Mannesalters auf die Schwelle des Jahrhunderts
tritt, um in Meistergriffen der Entwickelung ganz Estlands neue
Bahnen anzuweisen in agrarischer, in ökonomischer und in poli-
tischer Hinsicht^.
Als Politiker und Patriot zeigt sich Bienemann in seinem
Artikel: „Pro domo" („Balt. Monatschr.« N. F., Bd. 26, 1879),
in welchem er mit scharfem historischen Rüstzeug bewaffnet auf-
tritt, um „den geschichtlich guten Namen unserer Lande zu be-
hüten Yor der Wirkung der pseudo- historischen Deduktionen,
welche die „Livländischen Rückolicke'' (Dorpat 1878) bieten, und
für die im Beruf erkannte geschichtliche Wahrheit gegen ihre
Entstellung zu zeugen^, wie er ein Gleiches auch der gegen ihn
gerichteten Schrift: „Babel in Livland^ (Dorpat 1879) gegenüber
tut in der Erwiderung: „,Baber über Akten^ (Riga, Moskau,
Odessa 1880).
Bedeutsam, weil grundlegend, ist Bienemanns zuerst in der
„Balt. Monatschr.* (1883—1885), dann aber (1886) selbständig
veröffentlichte Arbeit über: ^Die Statthalterschaftszeit in Liv-
und Estland (1783—1796). Ein Kapitel aus der Regentenpraxis
Katharinas 11.^ (Leipzig, Duncker u. Humblot), ^eine reife Frucht
gründlichster Studien^.
^Ein Scherflein zur 400 jährigen Gedenkfeier der Gebart
des Reformators^, das Bienemann unter dem Titel: ^Aus Livlands
Luthertagen^ (Reval 1883) beisteuert, ist eine mit warmer Be-
geisterung auf Grund eines früheren Aufsatzes: „Die Anfänge
unserer Reformation im Lichte des Revaler Ratsarchivs'' (^Balt.
Monatschrift*' Bd. 29, 1882) yerfasste Schrift, die „von Livlands
Stellung und Arbeit in jenen grossen Luthertagen^, d. h. zur Zeit
der Reformation, erzählt, „denn es sind alte enge Bande, die
Livland mit dem Reformator yerknüpfen''. „Gottesdienst und
Kirchenregiment, das sind die zwei Baustellen, an denen unser
Land, als der Grundstein zur evangelisch -lutherischen Kirche
gelegt worden, durch seine Städte wacker die Kelle mitgeschwungen
hat. Darum gebührt ihm auch sein Platz beim Werkmeister an
dessen Gedenkfeier."
Die „Aufzeichnungen eines kurländischen Edelmannes'', die
Bienemann unter dem Titel: „Aus den Tagen Kaiser Pauls" heraus-
gegeben (1886, Leipzig, Duncker u. Humblot), „bieten den Gte-
schichtsforschern eine neue Quelle, dem Publikum eine fesselnde
Unterhaltung, die mit den besten Erzeugnissen dieser Art Qe-
schichtsachreibung Vorzüge und Fehler, sowohl die lebendig«
113
smer Kyländischeii Geschichtsqaellen aus schwedischen Archiven
folgend, hat Bienemann, von der Erkenntnis geleitet, dass die-
selben nicht immer die einzig richtigen seien, sich, je mehr sich
seine Arbeit ausdehnte, nm so mehr den Wesen zugewandt, in
denen namentlich die Waitzsche Schule wandelte. Dnd so ist es
ihn denn gelungen, in seinen 5 Bänden „Briefe und Urkunden^,
deren letzter Band 1876 erschien, ein Werk zu schaffen, das sich
^en gleichartij^en mustergültigen als ebenbürtig an die Seite
stellen kann. Und doch hat Bienemann, wie das ganz der Selb-
Bttndigkeit seines Charakters entspricht, nicht blindlings den
neuen Pfad betreten, sondern nur eine Annäherung an diesen
imternonuneni wie er selbst sagt: „eine Annäherung nur — denn
Gntstehungszeit und Beschaffenheit des Materials schienen eine
eigenartige Behandlung anzuzeigen^. Das Verständnis der Hei-
nate^schichte hat Bienemann mit diesem Werk fördern wollen
und in der Tat es wesentlich gefördert; seine weitere Hoffnung
iber, dass dasselbe „in nicht zu ferner Zeit zur lebendigen Dar*
stellnng der entscheidendsten Epoche unserer Landesgescbichte^
, Anlass gebe, ist leider bisher unerfüllt geblieben.
Mitten in die 11 jähriffe Periode der Herausgabe seiner „Briefe
ud Urkunden** fällt 1870 die Veröffentlichung von Bienemanns
i Forträgen über die Geschichte der Ostseeprovinzen unter dem
Titel: „Aus baltischer Vorzeit**. Diese Schrift ist zu ihrer Zeit
viel gelesen worden und übt auch noch heute ihren Zauber aus,
ud gelbst der zünftige Historiker kann aus ihr lernen; „ent-
behren doch, wenn auch für einen weiteren Leserkreis berechnet,
*fc Vorträge nicht wissenschaftlichen Oehaltes^.
Als eine Ergänzung zu Schirrens und zu seiner eigenen Ur-
famdenpublikation macnte Bienemann 1872 „Mitteilungen über
Its Danziger Stadtarchiv und dessen Livonica von 1558—1562**,
h denen er 33 Urkundenregesten bekannt gab, die in den eben
hnannten Werken „keine Aufnahme fiffden konnten, weil eine
Mche dem Programm derselben zuwiderlaufen würde**.
.Seinem hochverehrten Lehrer Herrn Prof. Qeorg Waitz**
fit Bienemann „zur Feier des 50. Semesters der „Historischen
bnngen** in dankbarem Gedächtnis der in denselben einst
pfangenen Förderung** seine 1874 erschienene Schrift gewidmet
er: „Die Ostseeprovinzen vornehmlich Estland während des
hwedisch- Russischen Krieges** (auch unter dem Titel: „Zur
chichte des Schwedisch-Russischen Krieges**), in der er nieder-
t, „was aus archivalischen und anderen handschriftlichen
3en, wie aus selteneren Drucken zur Lösung der obschwe-
aden Fragen ein Mehr oder Weniger beizutragen vermaff**.
In der Arbeit: „Ein estländischer Staatsmann^ (^Balt. Monat-
rifl** N. F., Bd. VI, 1875) will Bienemann „einen Abschnitt
neueren Geschichte Estlands skizzieren** und diese Aufgabe
8
116
Kaiserlichen Jurjewer, einst Dorpater ünirersität in den 100
Jahren ihres Bestehens^ (Jurjew 1^2). In dieser verdienstvolien
Besprechung weiss Bienemann, wie ein kundiger Referent (—Ig.)
St. Petersb. Ztg. 1903, Nr. 256) zutreffend sagt, .trotz aller Liebe
und Pietät für das Gewesene, bei aller sachlichen Kritik, der
tüchtigen und anerkennenswerten Arbeit der russischen Gelehrten
objektiv gerecht zu werden und hat mit seinem Referat sowohl
dem alten Dorpat als dem neuen Jurjew einen wirklichen Dienet
erwiesen. Seine Kritik ist stets positiv und darum fruchtbar,
bei aller wissenschaftlichen Akribie, die auch kleine Fehler und
Versehen zurechtstellt, nicht kleinlich, sondern grosszügig. So
ist auch diese kleine Schrift voll Wahrheit und Würde ein Ab-
bild des Wesens** des Verstorbenen.
Bienemanns Arbeit und Arbeitsfrficbte konnten in Vorstehen-
dem nur kurz und unvollkommen skizziert werden; ist doch die
Fülle dessen, was er auf historisch -wissenschaftlichem, wie auf
publizistisch -journalistischem Gebiete geschaffen, eine so reiche,
dass sein Leben mit Recht als ein köstlich gewesenes zu bezeichnen
ist, denn es war Mühe und Arbeit. Was aber seinem Schaffen
das Siegel edelster Tätigkeit aufdrückt, ist die mannhafte ernste
Gesinnungstüchtigkeit, die strenge Wahrheitsliebe, die positiv
religiöse Lebensanschauung und nicht zum mindesten die patrio-
tische Wärme, die seines Wesens Eigenart bildeten. Er war als
Mann und Charakter seines Wertes sich bewusst, nicht blind
gegen seine menschlichen Schwächen, aber erfüllt von der hohen
Aufgabe, die der forschende und lehrende Historiker seiner
Wissenschaft und seiner Zeit gegenüber hat. Und beide trauern
um ihn als einen Zeugen der Wahrheit, der menschlich wohl
irren konnte, nie aber erkannte Wahrheit zu verschleiern ver-
mochte. Darum wird auch, was er geschaffen und geleistet, nicht
so bald vergehen, und die heimische Geschichtsforschung wird
noch auf lange hinaus dankbar seine Arbeit nutzen und sein
Andenken in Ehren halten.
Über die Farben Rigas im 17. Jahrhunderte.
Von K. Mettig.
Anton Buchhol tz sagt in seinem Aufsatze über die Vorberei-
tungen für den Empfang des Kaisers Peter im Jahre 1783
(Sitzungsber. d. Gesellsch. f. Gesch. u. Altertumsk. pro 1898, S. 92),
wo er von den Stadtfarben spricht: .Wohl war mir aus den
1673 entworfenen Rigischen Statuten die Bestimmung bekannt
Oiib. V Tit. II § 1): ,Ein Rigisch Schiff soll in seinen Plaggen
i&hren blau und weiss/ Was aber für die Handelsflagge aer
117
Stadt galt, braucht nicht nothwendig für die Stadtfarben im AU-
eemeinen za gelten. Ich erinnere nur an die noch aus dem 13.
Jahrhundert stammenden Bestimmunffen des Hamburgisch-Bigi-
schen Rechts und der umgearbeiteten Bigischen Statuten, wonach
die Sigischen Schiffe ein weisses Kreuz in schwarzer Fahne
fohren mussten. Jetzt haben wir aber eine Bestätigung daf&r
gfimden, dass noch 1723 die Bigischen Stadtfarben gleich der
tndelsflagffe blau und weiss waren.^ Die yon Anton Buchholtz
an^ef&hrte Kotiz vom Jahre 1723 über die Stadtfarben blau und
weiss war bis dahin die älteste; ich habe später eine um einige
! Jahrzehnte ältere gefunden, nämlich aus dem Jahre 1676, die ich
liier mitteilen will. Sie befindet sich in einem Protokollauszuge
im Archiv der Schwarzen Häupter zu Biga und lautet:
^Al 1676 Adij den 7 Septemb. Abendfi vmb 6 ühr Ist der Neue
General Oovuemeur Ghrister Hornn alhaer Zu Biga Bey Gutten
Klaren gewätter Eingezogen, 2 Gompaffnie defi Obristen ^norring
Dragoner Zu pferde mit Ihren Tromeln vnnd Schalmeyen Bitten
, Vorher, darauff die Bürger vnnd gesellen Zu pferde Eltister
I Diedrich Zimmerman war Bittermester vnnd fubte den Trop,
vor Ihme Bitten Deß E. Bahtes Mufscanten mit 2 Eessell Trom-
fflen ynnd 6 Trompeter, mit Blauen vnnd Weifien Pänlein, wo-
rinnen E. Er. Battes oder dieser Statt Waffe gemahlet hieben
an den Pauken vnnd Trompeten, wie dießer Trop Vorbey, Vol-
geten ex parte die Schwartzen Häupter mit Ihren GompaRuie
Vsffefehr 20 Beuter der Eltisten Stark, Vorher der pauken
Seiueger, hem. 3 Trompeter, an den pauken vnnd Trompeten
Mengen Botte Taffete Fänlein, darinnen der Gompagnie Waffen
ein Moren Eopff semahlet war, hernach Yol^ete der Alterman
hanß Saab demseloen: die Altisten 3 Inß glid nach der Biege
Sie hätten sich prechtig außMondiret, dafi eS eine Lust war
«1 Zuschauen 1)."
Es ist ausser allem Zweifel, dass die hier im Jahre 1676
sQm feierlichen Empfange von den aufreitenden Trompetern ge-
I Ehrten blau und weissen Fahnen mit dem Wappen der Stadt
die Fahnen der Stadt gewesen sind und dass blau und weiss als
Stadtfarben gedient haben. Hierzu mag noch bemerkt werden,
^ im Innern Archiv der Stadt Biga eine Pergamenturkunde
fom Jahre 1679 mit dranhängendem Siegel aufbewahrt wird,
dessen Siegelschnur aus hellblau und weisser Seide gedreht ist.
Das wird kein Zufall sein, sondern es wird damals in der Kanzlei
des Rats der Brauch geherrscht haben, an Pergamenturkunden
das Stadt- und Batssiegel an Schnuren in den Stadtfarben zu
Westigen.
^) Die Orthographie und iDterpouktion ist nicht Terändert worden.
118
<73. Tenundug u 12. loverter \H$.
Nach EröffiiuBg der Sitzung berichtete der Präsident Ober-
lehrer Bernhard Hollander, dass er als Gast an der BrOffinmg
der Heraldischen Ausstellnng in Mitau habe teilnehmen
dürfen. Er könne nicht nmhini auch an dieser Stelle der Schwester-
gesellschaft Olück zn wünschen zu dem wohlgelongenen Unte^
nehmen. Die Ansstellnng sei, wie sich die meisten Anwesenden
dnrch eigenen Augenschein überzeugt haben, nicht nur geschmack-
Yoll arrangiert gewesen, sondern habe auch durch das sorgsam
gesammelte Material und den yortrefflichen Katalog lehrreich
und anregend wirken müssen. Es sei zu hoffen, dass sie, ähnlich
wie die kulturhistorische Ausstellung in Biga, die Aufinerksamkeit
auf manche noch in den Häusern verborgene Schätze lenken
werde. Der heutige Vortrag des Herrn Inspektors Mettig stehe
auch in Verbindung mit der Ausstellung.
Der Präsident übergab das soeben im Druck erschienene
1. Heft des XIX. Bandes der „Mitteilungen aus der liTlän-
dischen Oeschichte^, enthaltend eine grössere Arbeit von H.
y. Bruiningk: „Messe und kanonisches Stundengebet nach dem
Brauch der Bigaschen E^irche im späteren Mittelalter.^
Der Präsident dankte dem Verfasser Baron Bruiningk
dafür, dass er mit seiner ausserordentlich mühsamen Arbeit Pfade
eingeschlagen habe, die von den bisherigen Forschern so gnt
wie gar nicht betreten worden seien; er habe damit wertroUe
Besultate erzielt, die allen späteren livländischen Historikern sn
gut kämen und die erst allmählich in ihrer ganzen Bedeutung
erkannt werden würden.
Der Präsident teilte weiter mit, dass der XVHL Band
der „Mitteilungen^ sich im Druck befinde, dessen 1. Heft dem-
nächst zur Ausgabe gelangen werde.
Femer legte der Präsident vor den H. Band der „Akten-
stücke und Urkunden zur Geschichte der Stadt Biga
1710—1740^, wobei er der aufopfernden Arbeit des Herausgebers
119
Herrn Dr. jnr. August von Bulmerincq gedachte, welcher
keine Mühe gescheut habe, die Ton Dr. Anton Buchholtz
hinterlassenen Materialien zu vervollständigen und in muster-
gültiger Weise zu edieren. Die Versammlung beschloss, ihm den
Dank der Gesellschaft zu votieren.
Im HiBblick auf die am 5. Dezember im Stadttheater statt-
findende flerderfeier wurde beschlossen, die Jahressitzung
auf Donnerstag, den 4. Dezember, zu verlegen. Am Sonnabend,
dem 6. Dezember, werde, wie der Präsident mitteilte, auch in
Anlass des Herdergedenktages eine öffentliche Sitzung statt-
finden, zu der Oäste (Damen und Herren) willkommen sind. Den
Vortrag habe Herr Oberlehrer Karl Walter übernommen.
Für die Bibliothek waren geschenkt worden: 1) von Herrn
Pastor Dr. A. Bielenstein dessen Buch: Ein glückliches Leben.
Selbstbiographie. Riga 1904; 2) von Herrn General- Major J.
J.W. V. Poppen dessen Buch: Nachrichten über das Geschlecht
der von Poppen. St. Petersburg 1903; 3) von Herrn Geh. Baurat
Dr. G. Steinbrecht dessen Arbeit: Die Hohenzollem und die
Marienburg. S.-A. a. d. Hohenzollem -Jahrbuch 1902; 4) von
Herrn R. Baron Ungern-Sternberg zuBerkas dessen Arbeit:
Snter Nachtrag zu dem 2. Teil der Nachrichten über das Ge-
schlecht Ungern-Sternberg. Beval 1891. Ausserdem hatten der
Bibliothek Geschenke dargebracht: Herr 0. Behling, Herr Alf.
Drewes, Herr Ältester Alf. Busch, Herr A. Baron Fölcker-
Bahm, Herr Ältester B. Jaksch, Herr E., Herr G. Baron
Manteuffel, Herr Th. Prieskorn und Herr Ältemuum Grosser
ande H. Stieda.
Für das Museum waren an Geschenken dargebracht worden:
1) von Herrn N. Taube: 15 diverse Uniformstücke der Stadt-
garde zu Pferde; 2) von Herrn Apotheker Eirschfeid: SGlas-
Standgeftsse und 2 Glasflaschen; 3) von Herrn Apotheker Steding
in Werro: eine Apotheker- Wage; 4) von Herrn Paul von Tran-
sehe in Neu-Schwanenburg: 3 eiserne Gtoldtruhen; 5) von Herrn
K. 0. von Sengbusch: eine grosse stählerne Brosche mit Por-
zellanbild und ein silbernes Biechdöschen; 6) von Herrn Stahl;
120
eine bronxene Fibel, gefnnden bei den Fondamentierangsarbeiten
im Heiligen Geist; 7) yon Herrn Otto Kreissler: zwei eiserne
Lanzenspitzen ans dem Burgberg zu Mohn.
FBr das Münz- nnd Medaillenkabinett waren (Jeechenke
dai^ebraclit worden von den Herroi: Otto Kreissler, Nikolai
▼on Preetzmann nnd W. Summent (Lemsal).
Yon Herrn Oberlehrer Friedrich von Kenssler in Peters-
burg waren zwei Zuschriften eingelaufen, von denen die erste
über die Bedeutung des Namens Lyndanise handelte (s. unt^i).
Die zweite Zuschrift hat folgenden Inhalt: Eine zeitge-
nössische Darstellung der Hinrichtung Patkuls findet
sich in dem vor etwa drei Jahren errichteten, sehr sehenswerten
Polizeimuseum zu St. Petersbui^, von der auch in einem in Nr. 42
der illustrierten Zeitschrift „Die Woche^ (1903) erschienenen Ar-
tikel die Bede ist. Da ich um Auskunft ober dieses Bild gebeten
bin, möchte ich hier mit einigen Zusätzen wiederholen, was ich
über dasselbe bereits in einer Korrespondenz in der ^^Dfina-
Zeitung^ Nr. 209 vorigen Jahres mitgeteilt habe. Das kleine
Bild ist mir schon aufgefallen, als ich zu Anfang des Jahres 1901
das Museum zuerst kennen lernte: es ist eine Photographie mit
der Unterschrift: „Johann Beinholdt Patkul fühlet das
heis Eysen.^ Von dem mich begleitenden Polizeibeamten, der
far das Museum, an dessen Einrichtung er eifrig mitgearbeitet
hatte, ein grosses Interesse an den Tag l^te, erfuhr ich auf
meine Frage, dass das Original der Abbildung sich im Besits
des Beamten in der Kanzlei des Beichsrats, Wirkl. Staatsrats
Daschkow, eines bekannten Sammlers historischer Bildnisse,
befände. Dieses Original habe ich sodann beim genannten Herrn
besichtigen können; es erwies sich als ein recht unansehnliches
Titelbild eines kleinen Nürnberger Kalenders für das
Jahr 1710. Die im Polizeimuseum ausgestellte Photographie
ist eine Vergrösserung im Verhältnis von 2 zu 1. Als zeitge-
nössische Darstellung hat das Bild ein gewisses Interesse, wenn
es auch auf geschichtliche Treue keinen Anspruch zu erheben
geeignet erscheint. Da Patkuls Hinrichtung am 10. Oktober 1707
121
stattgefunden hat, und der Kalender wohl im Herbst 1709 ge-
druckt ist, durfte die Abbildung etwa zwei Jahre nach der Hin-
richtung angefertigt worden sein. — Vom Wirkl. Staatsrat Dasch-
kow wurde mir der Photograph genannt, der die Photographie
Tor einigen Monaten geliefert hatte. An diesen wandte ich mich,
om bei ihm speziell für das Bigaer Dommuseum ein zweites Bild
m bestellen; leider aber war die Platte nicht mehr vorhanden.
Ebensowenig sind meine Bemühungen von Erfolg gewesen, von
Herrn yon Daschkow die Erlaubnis zu erlangen, sowohl dieses
Original, als auch die Originale einiger anderer Abbil-
dangen Patkuls, die er gleichfalls besitzt, für das Dommuseum
ab]diotographieren lassen zu dürfen. Sie alle sind in dem von
Ant. Buchholtz in dessen ,,Beiträgen zur Lebensgeschichte J. B.
Patkuls^ S* 178 f. Anm. 1 zitierten Werk von Bowinski auf-
([ezahlt. Buchholtz' Zitat bezieht sich, wie ich besonders be-
merken will^ auf die in verhältnismässig nur wenigen Exemplaren
erschienene illustrierte Ausgabe dieses Werkes, nicht auf die
oichtillustrierte Ausgabe. — - Noch die andere Bemerkung sei mir
in diesem Zusammenhang gestattet, dass nicht Bauch, wie Buch-
holtz 1. c. angibt, für das Bitterhaus in Biga die bekannte Büste
Patkuls hergestellt hat, sondern ein Schüler Bietschels» der
Bildhauer Hermann Friedrich Wittig, geb. 1819 und gest.
1891 als Professor in Düsseldorf. Diesen auch in den älteren
Ausgaben des „Führers^ far das Bigaer Dommuseum wieder-
kehrenden Fehler hat übrigens Buchholtz selbst bereits in den
mir eben nicht zur Hand li^enden späteren Ausgaben des zuletzt
genannten Büchleins zurechtgestellt.
Yon Herrn Architekten August Beinberg lief eine Zu-
schrift ein, welche den beim ^Heiligen Geist^ aufgedeckten Best
der ältesten Bigaer Stadtmauer zum Gegenstande hatte. Dieselbe
ist, da sie in enger Verbindung mit dem von Herrn Karl v. Löwis
of Menar über denselben Gegenstand gehaltenen Vortrage steht,
unmittelbar nach diesem zum Abdruck gelangt (vgL oben S. 81).
Herr Inspektor E. Mettig sprach über die Sammlungen
Ton Typen des Bigaschen Stadtwappens von 1226—1903
122
vnd Ton Siegelabdrücken rigischer Znnftetempel, welcke
▼on ihm ftr die Mitaner Heraldische Aasstellang zasammen-
gestellt waren (s. unten).
im Ajischliias an diesen Vortrag lenkte Herr Architekt Dr.
W. Neu mann die Aufmerksamkeit darauf dass die Heraldische
Ausstellung in Mitau mehrere bisher unbekannte Silberarbeiten
aus Dorpat, Ooldingen, Mitau und Bauske aus dem 17. und 18.
Jahrhundert mit dem Beschauzeichen dieser Städte aufweise. Dies
lege ein schönes Zeugnis für das rege gewerbliche Leben ab,
das in jener Zeit in diesen kleinen Städten bestand.
Herr Sekretär Heinrich Jochumsen machte eine au8iuli^
liehe Mitteilung über den Münzfund in Horstenhof (s. unten).
Herr Bibliothekar N. Busch machte einige Bemerkungen
über ältere, in Riga gedruckte Holzschnitte. Er wies
darauf hin, dass sich in Bigaer Drucken des XVH. Jahrhunderts
Initialen fänden, die dem Holbeinschen Totentanzalphabet nach-
gebildet seien, so in einem Patent des Oeneralgouyemeurs Magnus
de la Gardie, Riga 1655 Juli 24, und in Helmersens Oratorio
memoriae Axelii Ozenstiernae, Riga bei O. Schroeder 1655.
Diese gegenseitigen Nachschnitte (36-*37 mm im Quadrat) seien
yersohieden von den vielleicht in Augsburg entstandenen freien
Nachahmungen der Todeebilder, die Weltmann in seinem Werk
über Holbein anführe. Professor Dr. Max Lehrs, Direktor des
kgl. Eupferstichkabinetts in Dresden, dem der Referierende
Photographien der Bilder übersandt hatte, hat die Liebenswürdig-
keit gehabt, sie dem ersten Kenner deutscher Holzschnitte des
16. Jahrhunderts, dem Herrn Campbell Dodgsen am Britischen
Museum in London yorzulegen. Nach Mr. Dodgsen sind die in
Rig>^ gebrauchten Initialen offenbar in der ersten H&lfie des
16. Jahrhunderts entstanden. Ein Abdruck des ganzen Alphabets
(24 Bilder) scheint sich nur in einem Exemplar erhalten zu haben.
Es befindet sich im Britischeh Museum, wohin es 1868 aus der
Sammlung Stade gekommen ist.
Herr N« Busch übergab ferner eine Sammlung der Holz-
schnitte dea Werkes von O. Manselius, „Lang gewünschte
128
LettiBche Postill^, Biga bey O. Schröder 1654, und machte darauf
aofiiierksam, dass die Bilder dieses Buches in yerschiedenen
Zeiten entstanden sein müssten. Ein Teil der Holzschnitte, die
auf einen geschickten Meister hinwiesen, stamme zweifellos noch
aoB dem 16. Jahrhundert, sei also etwa um 100 Jahre älter, als
das Buch, in dem der Abdruck erfolgte.
Herr H. v. Bruiningk machte folgende Mitteilung: Be-
kanntlich sind die mittelalterlichen Oberlieferungen reich an
Ivendarischem Beiwerk. Möge man über den historischen Wert
derartig ausgeschmückter Überlieferungen denken, wie man wolle,
ihre hohe Bedeutung für die Geschichte der Kunst und Poesie
des Mittelalters, von der Kirchen- und Kulturgeschichte nicht
ra reden, werde niemand bestreiten. Unter solchen Umständen
.werde man das nahezu Yöllige Fehlen des Legendarischen in
lirländischen Quellen als Mangel empfinden und von yereinzelten
Sporen gern Kenntnis nehmen, wie sie u. a. in der kürzlich er-
Bchienenen Monographie von J. Schwieters, „Das Kloster Frecken-
liorst und seine Äbtissinnen^, Warendorf i. W. 1903, uns gewiesen
sind. Das genannte, im Münsterlande in Westfalen gelegene
Frauenkloster wurde 1495 in ein freiweltliches Damenstift umge-
wandelt und 1811 säkularisiert. Dort gab es ein kostbares
fieliquiar in Kreuzesform, das als wundertätig weit und breit
^rehrt wurde, bis dass es schliesslich gel^entlich eines feind-
lichen Überfalls zu Ende des 16. Jahrhunderts geraubt ward.
Unter den mancherlei Legenden, die sich an dieses Kreuz knüpfen,
veist die eine nach Livland. Zufolge der im 14. Jahrhundert
aufgezeichneten Legende hätte ein Ritter, Bruder einer Kloster-
äbtissin, das siegbringende Kreuz nach Livland mitgenonmien.
Als es dort einstmals in einer (nicht genannten) Stadt während
der heiligen Messe auf dem Altar zur Verehrung ausgestellt war,
wären Feinde in die Kirche gedrungen; der Priester sei geflüchtet,
^ Mann aber in der Kirche, Legwick mit Namen, hätte in
diesem Augenblick die übernatürliche Weisung erhalten, das Kreuz
in ein gewisses Kloster zu bringen, welches Freckenhorst heisse,
md so sei es dorthin zurückgelangt. Einen historischen Kern
124
dieser Erzählung anzunehmen, wäre, wie Referent meint, wohl
möglich, denn bekanntlich habe man Reliquien auf Eriegszügen
nicht selten mitgenommen und eine frei erfundene Legende hätte
sich lieber an eine der berühmten Stätten christlicher Verehnmg
geknüpft, als an livländischen Boden. Wohl mit gutem Grunde
yerl^e der Herausgeber die in der Legende erzählten Vorgänge
in die mit dem Ende des 12. Jahrhunderts beginnende Zeit der
Eroberung Livlands. Sicher ist, dass zwischen Livland und dem
Kloster Freckenhorst damals Beziehungen stattgefunden haben,
war doch der berühmte Bernhard von der Lippe, bevor er den
geistlichen Stand annahm und als Pilger nach Livland zog, wo
er Abt von Dünamünde wurde und 1224 als Bischof von Selonien
starb, Vogt von Freckenhorst gewesen. Auch steht es fest, dass
seine Tochter Eunigunde als Äbtissin dem Kloster Freckenhorst
vorstand (urkundlich nachweisbar 1219), sowie dass ihr Vater
Bernhard sich wiederholentlich aus Livland nach Deutschland
b^ab, wo er als Weihbischof u. a. 1222 in der Klosterkirche
zu Marienfelde, unweit von Freckenhorst, den Altar zum Heiligen
Kreuze geweiht hat. Vergleiche Bunge, Weihbischöfe, S. 84.
Lyndanise ein geschichtlioher Ortsname.
Von Friedrich ▼. KeoBsler.
Die von Heinrich von Lettland für die Estenburg in der
Landschaft Revele gebrauchte Benennung Lyndanise — oder, wie
die Form estnisch angeblich lauten müsste, Lindanisse — habe
ich in meiner Preisschrift ^Der Ausgang der ersten russischen
Herrschaft in den gegenwärtigen Ostseeprovinzen im XIII. Jahr-
hundert** S. 95 Anm. 1 (St. Petersburg 1897), indem ich mich
auf H. Neus und andere Autoren stützte, nicht für einen ge-
schichtlichen Ortsnamen, sondern für eine auf einem Missvei^
ständnis beruhende Bezeichnung gehalten, da das Wort wörtlich
„in die Burg" (oder nach Pabsts Übersetzung der Chronik Hein-
richs S. 250 Anm. 7 „nach der oder zur Burg") bedeute. In der
Darstellung der die Burg betreffenden Begebenheiten habe ich
aus diesem Grunde den vermeintlichen Namen Lyndanise u. s. w.
überhaupt vermeiden zu müssen gemeint, vielmehr bei ihrer E^
wähnung Umschreibungen angewandt. Jetzt aber hat Herr Pastor
126
emer. Dr. J. Hurt die Freundlichkeit gehabt, mich, da ich des
EstniBchen unkundig bin, dessen zu belehren, dass Lyndanise
ein wirklicher, d. h. geschichtlicher Ortsname gewesen
sein muss.
Die Volksetymologie der Esten leitet nach Dr. Hurt den
Namen von Linda, der Gemahlin des Helden Kalew, und nisa,
weibliche Brust, ab, so dass der Name demnach ^Brust der
Linda^ bedeuten soll. Kalew, der Vater des Ealewipoeg, ist
unter dem Revalschen Domberge begraben; Linda, die Mutter
dee Ealewipoeg, beweinte ihren Gemahl, und aus ihren Tränen
ist der ^Obere See" bei Reval entstanden. Die Witwe selbst
wnrde in einen Felsblock verwandelt, der noch heute in der Nähe
Revals auf dem Iru-Berge (die ältere Form des Namens ist Hiro-
Berg) SU sehen ist und im Volksmunde Iru-ämm, Iru-Grossmutter,
beisst. Die Gegend bei Reval und um Reval erscheint dem
Volksglauben als das mythische Vaterhaus Estlands. Das ist der
Süin der Volksetymologie in der populären Deutung des Namens
Lindanisa.
Die sprachwissenschaftliche Erklärung des Namens
ist eine andere. Die Deutung von H. Neus (Revals sämmtliche
Namen, S. 40 f.), dass der Name „in die Burg" bedeute, ist nach
Dr. Hart wissenschaftlich unhaltbar, weil aus dem dem
btnischen eigentümlichen Casus illativus, der die Richtung an-
Sbt (,,in etwas hinein"), kein Ortsname gebildet werden könne.
aa Beispiel, welches Neus (S. 41) zur Begründung seiner An-
sicht heranzieht (rindanesse), erklärt er für einen Sprachfehler.
Ans einem Sprachfehler, der erst in später Zeit entstanden sein
könnte, können die Dänen oder Deutschen alter Zeit keinen
Ortsnamen gebildet haben; auch die türkischen Analogien, Se-
tines = üg 'A&tivaq (bei Neus) und Stambul = €i^ rr/v nohv (bei
anderen), werden durch den zu konstatierenden unleugbaren Sprach-
fehler gegenstandslos gemacht. — Indem Dr. Hurt an der Auf-
lassnng festhält, dass Lyndanise ein geschichtlicher Ortsname ist,
hat er mich auf die zweite Auflage der „Grammatik der Ehstni-
schen Sprache Revalschen Dialektes" von Ed. Ähren s (Reval
1863, Teil I, S. 167) verwiesen, die Neus nicht gekannt hat, weil
sie erst nach seiner Untersuchung erschienen ist. Dort bemerkt
Ahrens: ^Der angeblich Ehstnische Name der alten Heidenburg
wi Heinrich dem Letten — Lindanisse — ist wohl die Schwe-
dische üebersetzung des Finnischen Namens Eeso, denn
Lindanäs heisst: Brachlandsspitze." Nach Ahrens heisst näm-
lich Keval im Finnischen Tallina (nach dem Estnischen = Dänen-
^t oder -bürg) und Rääveli (nach dem Deutschen) „auch Keso,
^* h. Brachland (keso, keto, kesä)"", und weiter fügt Ahrens zur
Grklftrunff dessen hinzu: „Die Finnen haben wohl bei Reval zu-
^t Brachfelder kennen gelernt, denn in Finnland selbst herrschte
126
ursprünglich nur die Schwendewirthschaft, d. h. man brannte
gehwendete) Laubholz nieder, und säete in das Land alljährlich
oggen, 80 lange noch ein Ertrag zu hofiPen war.^ Den estni-
schen Namen „Tallin^ und den finnischen „Tallina^ bringt Ahrens
selbst in Verbindung mit dem estnischen „talwine maa^ und dem
livischen ^talin maa^ = ^winterliches Land, Winterland^; f&r
^talwine^ kann im Estnischen auch ^taline^ gesagt werden, und
JBrachland^ heisst nach Wiedemann im Livischen ^tali ma^,
Beval ^Tälinn^ und ^Talina^ (siehe ^Livisch-Deutsches Wörter-
buch^ s. 111). — In der Tat bedeutet im Schwedischen
,^linda^ Brachland und ^näs** == Landspitze. Es wird
mithin anzunehmen sein, dass der finnische Name Keso ins Skan-
dinavische übertragen und durch dessen Vermittelung als
^Ljndanise^ zu den Deutschen, beziehungsweise zu Heinrich
von Lettland, gelangt ist. Nach Dr. Hurt ist die Ahrenssche
Erklärung der VolksetTmologie jedenfalls vorzuziehen, weil Volka-
etymologien immer naiv und phantastisch sind, und im vorlie-
genden Fall die Deutung Lindanisa = „Lindabrust^ nur der
Yolkspoesie, nicht aber dem Sprachgebrauch des alltäglichen
Lebens angehört
Noch bemerke ich, dass der finnische Name „Eeso^ neben
Kääweli und Tallina auch schon von Neus (1. c. S. 20) erwähnt
wird, — und verweise von mir aus auf eine Analogie des nach
Ahrens also skandinavischen Namens ^Lyndenise*^ für die
Estenburg in der Landschaft Revele hin: es ist das der gegen-
wärtig gebräuchliche Name „Lindesnäs^ für die Südspitze Nor-
wegens am Skager Rak.
Nachschrift. Nachträglich bin ich auf eine bereits vor
längerer Zeit von Mag. Eduard Wolter gleichfalls über Lyn-
danise veröffentlichte, mir unbekannt gebliebene Arbeit aufmerk-
sam gemacht worden, die ich nicht unberücksichtigt lassen möchte.
Sie fuhrt den Titel ^^to TaBoe Jlnn^aHHca?^ und ist erschienen
in den „HsB^bcTia ÖT^'^jeniA pyccKaro JisuKa h cjosecHOCTH TSu-
nepaTopcEoft AKaÄeiriH HavKi** t. in kh. 4, S. 1326—1331 —
CaHBTneTep6yprB 1900, als Separatabzug 1901. Wolter polemisiert
dort (S. 1330) u. a. gegen meine Angaben bezüglich Lyndanises,
und zwar nach der russischen Ausgabe der Preisschrift (C.-De-
Tepöypn 1900) S. 67 Anm. 151, aber in einer Weise, dass ich
mich bei der Entgegnung nur auf folgende Zurechtstellungen zu
beschränken brauche: Erstens zitiert Wolter mich falsch, denn
Ljndanise soll doch nicht, wie Wolter zitiert, „fEp^njieHie**, son-
dern (wie es bei mir ganz richtig heisst) „bi yspi^njeHie^ be-
deuten. Zweitens ist Wolters Aunassung, jene Wiedergabe des
Wortes Lyndanise rühre von mir her, ebenso unrichtig, wie seine
andere Äusserung, dass mit der genannten Wieder^be keine
127
wirklichen „Kenner^ der estnischen Sprache übereinstimmten;
Tiehnehr übersieht Wolter die von mir angeführte Literatur, anf
die ich mich gestützt habe. .
Was nun die von Wolter gegebene Erklärung des Namens
der Estenbnrg betrifft, so hält auch er sich, ohne das finnische
Eeso und den Hinweis von Ahrens zu kennen, an die Analogie
I mit dem norwegischen Kap Lindesnäs. „Letztere Benennung^
(Mch Wolter übrigens „Lindisnes") — heisst es S. 1328 in der
Übersetzung — „ist aus der Schulgeographie bekannt, und aus
dem Etymologischen Wörterbuch geographischer Namen, heraus-
gegeben von A. Thomas in Breslau 1883, erfahren wir [die An-
gabe]: Lindesnaes, das südlichste Kap Norwegens, bedeutet nach
L. T. Buch Lindenkap. Egli sagt, indem er diese Herleitung
bestreitet: ,E8 ist nicht wahrscheinlich, dass auf den abschüssiffen
febigen Abhängen dieser Ufer Linden wachsen oder sich je be-
fooden haben sollten/ Die älteren Formen für ,Linde8nae8' sind
folgende: Lidandesnaes und Lidandisnaes, so dass sie hergeleitet
Verden müssen von lidandi Abhang, Absturz/ Wolter ent-
scheidet sich für diese Herleitung, und Lindesnäs bedeutet nach
ilutt, wie Lvndanise = das schroffe Kap.
In welcher Publikation obige Äusserung Eglis sich finden
soll, wird von Wolter nicht gesagt. In J. J. Eglid „Nomina
geographica^ (zweite Auflage, Leipzig 1893, S. 5&) heisst es
tiuiiich, nur in kürzerer Fassung; doch wird ausdrücklich be-
merkt, Lindesnaes habe .zur Yikingerzeit^ Lidandesnaes oder
Lidandis-nes ^eheissen. Es sind das also archaistische Formen,
ans denen sich auch aus rein sprachwissenschaftlichen
Gründen, wie mir von mehreren Sprachforschern versichert worden
ist, das alte ^Lyndanise^ und gegenwärtige „Lindesnäs^ nicht
berleiten lassen. Andererseits bedeutet „Imda^ im Schwedischen
^erdings auch y,Linde% ebenso wie ,,Brachland^. Aber bei
Berücksichtigung des finnischen Keso wird die schwedische Be-
deatong ^Brachlandspitze^ für Lyndanise unbedingt auf-
recht zu erhalten sein. — - Interessant wäre es, wie ich end-
h'ch bemerken will, zu erfahren, ob nicht auch in alten skandi-
Btrischen Quellen „Lyndanise^ oder eine ähnliche Bezeichnung
^ die alte Burg der Reveler sich auffinden liesse, ebenso wie
die Runeninschrift „Tumisnis^ für die Nordspitze Kurlands,
das Kap Domesnees, überliefert ist (siehe die Mitteilungen
H. ?. Bruiningks in den Sitzungsber. der Gesellsch. für Oesch.
vnd AltertumsK. der Ostseeprovinzen aus dem Jahre 1884, S. 15
wd 20 £).
128
Über das Wappen der Stadt Riga vom 13.— 20. Jahrhunderte
nnd Aber rigisohe Znnftaiegel.
Von K. Mettig.
Es liegt nahe, dass unsere Oesellschaft von der heraldischen
AusBtellnng in Mitan, die Yom 17. Oktober bis zum 2. November
a. c. stattgefunden hat, Notiz nimmt; haben wir ihr doch selbst
verschiedene Stacke unserer Sammlungen zur Schaustellung über-
lassen, gehören nicht auch Genealogie, Heraldik und Sphragistik
zu dem Oebiete, das der Kreis unserer Pflege und Forschung um-
schliesst, und verdient nicht die Sektion der Gesellschaft fnr
Literatur und Kunst für Genealogie, Heraldik und Sphragistik
besondere Beachtung dafür, dass sie diesem Zweige der Ge-
schichtsforschung, die hier zu Lande dem Dilettantismus preisge-
geben zu sein schienen, einen wissenschaftlichen Boden zu bereiten
bestrebt ist. Die heraldische Ausstellung ist als eine schöne
BVucht der Arbeit dieser Sektion zu bezeichnen, und als bleibendes
Vermächtnis haben wir den trefflichen Katalog anzusehen, der
als eine wertvolle Erscheinung in unserer historischen Literatur
gekennzeichnet zu werden verdient. Der Wert des Katalc^s
liegt hauptsächlich darin, dass der Anfang zur Inventarisierung
des heraldischen Materials unserer Provinzen gemacht worden
ist, abgesehen davon, dass der Katalog schätzenswerte Notizen
für die Detailforschung enthält. Die nicht gleichmässige Behand-
lung des gebotenen Stoffes erklärt sich ia aus den Umständen,
unter denen der Katalog zusammengestellt ist. Wenn die Her-
stellung mehr Zeit hätte beanspruchen dürfen, so wären gewiss
ausführlichere Erklärungen da gegeben worden, wo das deskrip-
tive Material vorhanden war. Ich vermag nicht über die wissen-
schaftlichen Ergebnisse der ersten heraldischen Ausstellung ein
Urteil zu fällen. Darüber werden sich am besten die fachkun-
digen Mitglieder der Sektion äussern. Das Fazit, das in den
verschiedenen Branchen gezogen werden wird, wird die historische
Forschung mit Interesse entgegennehmen. Ehe ich auf die Be-
merkungen der von mir ausgestellten Sammlungen übergehe, will
ich auf einige Gruppen von Exponaten aufmerksam machen, die
meiner Meinung nach Beachtung beanspruchen durften und aus
denen manche belehrunff gezogen werden konnte. Die Sammlung
von Helmmodellen des Freiherm von Münchhausen in Hannover
von den ältesten Zeiten des Mittelalters bis zum 17. Jahrhunderte
war äusserst instruktiv. Die grosse Sammlung unbekannter Pri-
vatsiegel aus Kuckers bot 8e& reiches Material der Forschung,
ebenso die grosse Sammlung von Originalsiegeln mittelalterlicher
Urkunden. Die Kollektion rigischer Zunftsiegel gewährte einen
Einblick in die Emblematik der Handwerker. Die Geschichte
129
des Wappens der Städte Riga und Dorpat und die der Familien
Dachenbaasen, Taube, Lieven, Rutenberg, Foelkersam und Rahden
fahrten Sammlungen vor, die die Wappen der genannten Träger
aus den yerschiedensten Zeiten zur Anschauung brachten. Die
Sammlung der Adelsbriefe, die Zusammenstellung reicher heraldi-
scher Literatur, die Kollektionen der Exlibris und der Kunst-
blätter übten auch eine Anziehungskraft aus.
Kunstlerische Verwertung heraldischen Schmuckes boten in
^lungener Weise verschiedene Erzeugnisse der Glasschleiferei,
Glasmalerei, Buchbinderei, Tischlerei, der Schmiedearbeit, der
Medaillen- und Stempelschneiderei. Es gab somit viel Neues
ond Unbekanntes zu sehen, aber auch nicht selten unter der
Menge manchen alten Bekannten, der uns in der neuen Umge-
bong wie im Sonntagskleide erschien.
Die Idee, die verschiedenen Typen des Wappens der Stadt
Riga Tom 13. — 20. Jahrhunderte zusammenzustellen, gehört Herrn
Karl T. Löwis of Menar an. Schon im Jahre 1901, gel^entlich
des Erscheinens der Zeichnung des rigischen Stadtwappens von
Herrn v. Stryk (kurz vor der Jubiläumsausstellung) in Anlass
der Feier des 700jährigen Bestehens der Stadt Riga, sprach Herr
T. Löwis die Ansicht aus, dass es geboten wäre, alle charakte-
mtischen Darstellungen des rigischen Stadtwappens in den ver*
achiedensten Jahrhunderten in Originalen und getreuen Abbil-
dungen zur Anschauung zu bringen. Diese Idee fand damals
keine Verwirklichung. Als Anfang August an mich die Auf-
forderung zur Beteiligung an der im September geplanten heral-
dischen Ausstellung in Mitau erging, erschien mir diese Gelegen-
heit in ausserordentlicher Weise geeignet, die von Herrn v. Löwis
angeregte Idee auszufuhren, und ich versuchte Herrn v. Löwis
zu bewegen, sich an die Lösung dieser Aufgabe zu machen. Leider
aber erklärte er, dass Mangel an Zeit es ihm nicht gestatte,
sich einer solchen Arbeit zu unterziehen. Ich bedauerte, dass
kein geschulter Heraldiker die Beschaffung, Zusammenstellung
und Beschreibung der verschiedenen Typen des rigischen Stadt-
wappens auf sich nehmen wollte. Da mich aber die Geschichte
des rigischen Stadtwappens interessierte und mir zahlreiche Typen
bekannt waren, die alle nicht allzu schwierig zu beschaffen waren,
80 wagte ich es, obwohl mir auch nur wenig Zeit zur Verfügung
stand, mich mit Hülfe meiner Familie und anderer Gönner an
die Abbildung der Wappen durch Pausen, Abzeichnen, Photogra-
phieren« durch Beschaffung von Siegel- und Münzabdrncken an die
flerstellung einer Kollektion von Bildern des rigischen Stadt-
wappens, die etwa aus 60 Objekten besteht, zu machen.
In der Geschichte des Wappens haben wir, wenn wir davon
180
absehen, dass die Scbildhalter nicht als essentielle Stucke des
Wappens gelten, fünf Phasen zu unterscheiden.
Die I. Phase zeigt als Wappen der Stadt eine betnrmte Stadt-
mauer mit einer Türe und darüber aufrecht stehenden Schlüsseln
zu beiden Seiten eines bestielten Vortragskreuzes. Nachweisbar
ist diese Form des Wappens im 13. Jahrhundert im Gebrauche
gewesen; vielleicht hat dieses Wappen noch im 14. Jahrhundert
gegolten^).
In der ü. Phase tritt uns das Stadttor mit zwei Türmen
entgegen; in dem Eingange mit aufgezogenem Fallgatter ist der
Vorderteil eines Löwen zu sehen. Über dem Tore schweben zwei
ins Andreaskreuz gelegte Schlüssel und darüber ein Kreuz, dessen
Arme zu den Enden hin breiter werden. Diese Siegel ist von
1347 ') resp. 1349 bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts gebraucht
worden.
Die III. Phase kennzeichnen die als Schildträger auftretenden
Löwen. Es kommt auch vor, dass die Löwen in ErmangeluDg
eines Schildes das Tor selbst anfassen. Diese Periode müssen
wir bis zum Jahre 1723 rechnen.
In der IV. Phase tritt die Krone über dem Kreuze und auf
dem Löwenkopfe auf. Im Nobilitierungsdiplom ist die Königskrone
in der beigelegten Zeichnung die alte offene Königskrone, die
sich im Batssi egel behauptet; fast gleichzeitig tritt die Bügelkrone
auf den Siegeln der Untergerichte auf, die zeitweilig verschwindet
Von 1660 ist diese Phase zu rechnen.
Die V. Phase beginnt damit, dass an Stelle der Löwen Adler
gesetzt werden und dass diese fast ausschliesslich mit dem Tore
verwachsen. Diese letzte Phase haben wir von 1723 — 1903 zu
rechnen.
Innerhalb dieser fünf Gruppen wären verschiedene Varianten
oder Abweichungen von dem Normaltypus, besonders in der Dar-
stellung der Attribute (der Kronen, der Fähnchen, der Schlüssel,
des Kreuzes, des Löwenkopfes, der Pranken) und in den ver-
schiedenen Stilarten, die wir hauptsächlich in der Darstellung
des Tores (Türme) wahrnehmen, namhaft zu machen. Diese Va-
rianten vorzuführen, wäre hier zu umständlich. Ich will nur be-
merken, dass besonders im 16. Jahrhundert ein reicher Wechsel
in den Formen hervortritt.
Wenn das Wappen in dem Siegel des Rats der Stadt Riga
als Normalwappen gelten dürfte, so haben offiziell nur drei For-
men in Riga geherrscht, und zwar das Wappen des 13. Jahr-
hunderts, ferner das Wappen, das von 1349 bekannt ist, von dem
1) Vergl. A. V. Bulmerincq, Der Ursprang der Stadtverfassong Bigu,
'*) MittheilnDgen ans dem Gebiete der livl. Geschichte, Bd. 13, S. 98.
181
der Originalstempel noch vorhanden ist und dessen Gebrauch bis
m die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts urkundlich nachweisbar
ist, ja yermutlich noch bis in die schwedische Zeit gedauert hat.
Die dritte offizielle Form des Wappens der Stadt Riga findet
sich auf einem Siegel der Stadt Riga, das an einer Pergament-
urkunde vom Jahre 1679 hängt. Diese Form des Wappens tritt uns
in Stempeln und Siegeln des 18. und 19. Jahrhunderts entgegen ^).
Es hat also den Anschein, dass der rigische Rat in der schwedi-
schen und rassischen Zeit nur eine Form des Wappens in seinen
Siegeln gebraucht habe.
Es ist mir kein Siegel des Rats begegnet, das Löwen oder
Adler als Schildhalter oder als Träger des Tores aufweist. Der
Rat hat, so lange er nach 1679 existiert hat, ein Wappen im
Siegel gefuhrt, das das Siegel vom Jahre 1679 zeigt, und auch
die neue Stadtverwaltung hat dieses Wappen oder diese Form
des Wappens, deren der Rat sich in den letzten Jahrhunderten
bediente, angenommen. Es fehlen auch im Siegel der neuen Stadt-
verwaltung die Adler zu beiden Seiten des Tores.
Hinsichtlich der Bemalung des rigischen Stadtwappens will
ich nur bemerken, dass nicht, wie gemeint ist, das Wappen der
Rigafahrer in Lübeck vom Jahre 1535 das älteste der oemalten
Wappen der Stadt Riga ist, sondern das Wappen auf dem Bei-
schlagsteine über der Jungfrau Maria vom Jahre 1521 am Portale
der Schwarzen Häupter zu Riga. Die ursprünglichen Farben hat
man vor einigen Jahren wieder hergestellt.
Zum Schlüsse will ich noch die Reformversuche des rigischen
Stadtwappens berühren. Im 18. Jahrhunderte, wo die Heraldik
einen bedenklichen Grad der Entartung angenommen hatte, be-
schäftigte man sich damit, das Wappen der Stadt Riga zeitgemäss
zu verändern; so 1723, wo die Adler als Schildhalter akzeptiert
warden, und 1788, wo die Adler offiziell die gegen die Gesetze
der Heraldik verstossende Stellung an den Seiten des Tores er-
hielten, die man ihnen bereits früher eineeräumt hatte. Ich ver*
mute, dass, als im Jahre 1788 das Heroldiedepartement verschie*
denen Städten Wappen verlieh und von den Städten, die bereits
Wappen besassen, die alten im Gebrauche stehenden Wappen
einforderte, von der Stadt Riga das Wappen mit den halben
Adlern an den Toren eingesandt worden sei') und dass man es
^) Das Wappen auf dem eisernen Stempel des 16. Jahrhunderts (Ea-
ttlog d. Rigaschen knltorhiBt. AuBBtellimg 1888 Nr. 1402) büdet den Über-
Sig Ton der Darstellunff anf dem Stempel vom Jahre 1349 zn der auf dem
tniegel vom Jahre 1679. Die Tunnhaaben erinnern an das Wappen des
11 Jahrhunderts, während das Dach über dem Portale nnd die Einfassong
^ Portales der Wappenform des 17. Jahrhunderts ähnlich sind.
^ £b muBS die Persönlichkeit im Schosse des Rats, die mit der Br-
182
später als bestätigtes Wappen in den Zeichnungen der Beilagen des
Provinzialrechts abgebildet und im Provinzialrechte beschrieben
habe^). Diese freilich die unwesentlichen Teile des Wappens be-
rührenden unheraldischen Veränderungen hat der Rat von Riga
aber hinsichtlich seines Siegels stets unberücksichtigt gelassen,
und das tut auch die neue Stadtverwaltung.
Mit der von dem Heroldiedepartement angeregten Frage der
Beschaffung oder Entwerfung oder Verbesserung eines Stadt-
wappens könnte im Zusammenhange gestanden haben die Her-
steilung der im Ratsarchive in einer Akte vom Jahre 1799 auf-
bewahrten vier Projekte zu einem rigischen Stadtwappen, von
denen aber keines Anklang gefunden hat. Es wurde, wie bereits
hervorgehoben, das im Gebrauche stehende Wappen mit den
halben Adlern an den Seiten des Tores eingeschickt und dieses
dann später bestätigt.
75 Jahre darauf stossen wir wieder auf Vorschläge zur Ver-
besserung des Stadtwappens. Im Jahre 1863 sollten nämlich auf
dem Lutherdenkmal in Worms 29 Wappen von Städten, die in der
Geschichte der Reformation eine hervorragende RoUe gespielt
hatten, angebracht werden. Unter diesen 29 Städten befand sich
auch Riga, und der Ausschuss des Lutherdenkmal -Vereins in Worms
richtete an den Magistrat von Riga die Aufforderung, das Wappen
der Stadt behufs A nbringung an dem Luthermonument einzuschicken.
Inder Zuschrift war noch bemerkt, dass das einzuschickende Wappen
womöglich die Form haben sollte, die im Reformationszeitalter
geherrscht hatte. Der durch seine heraldische Studien bekannte
Ambarenkapitän Hofrat von Radetzky zeichnete im Auftrage des
Rats das gewünschte Wappen auf Grundlage des Wappens in
dem Stempel vom Jahre 1349 mit Heranziehung anderen heraldi-
schen Materials. Die schildhaltenden Löwen, die seit der Mitte
des 16. Jahrhunderts auftraten, brachte er gleichfalls an. Ka-
detzkys Zeichnung wurde vom Rate approbiert und nach Worms
gesandt; ein zweites Exemplar der Zeichnung wurde in der Stadt-
bibliothek aufgehängt, damit es als Muster für eine in Zukonft
zu beobachtende richtige und geschmackvolle Darstellungsweise
des Stadtwappens von Riga dienen könnte^).
Zum riffischen Wappen lieferte im Jahre 1901 Herr v. Stryk
das letzte Reformprojekt, zu dem ich in einer Sitzung der
Gesellschaft für Geschichte und Altertumskunde einige kritische
Bemerkungen machte, indem ich hauptsächlich auf die Abwei-
ledignng der Angelegenheit betreffs des Wappens in St. Petersburg beauf-
tragt gewesen war, auf heraldischem Gebiete unbewandert und, entsprechend
dem Zuge der Zeit, des heraldischen Sinnes bar gewesen sein.
^) G. Metüg, Ueber die Farben des rigischen Stadtwappens. Rig. Stadtbl.
1899 Nr. 46, 47 a. 52.
s) Bigasche Stadtbl. 1868, S. 143.
18S
chüngen von dem im Provinzialrechte beschriebenen Wappen der
Stadt Riga hinwies. Die Gesellschaft pflichtete der von Anton
Buchholtz vertretenen Meinung bei, dass das von Herrn v. Stryk
gezeichnete Wappen durchaus zu empfehlen sei.
Neuerdings hat der Stempelschneider Th. Ruhwald in Riga
in Metall mit farbiger Email das von Herrn v. Stryk gezeichnete
und kolorierte Wappen dargestellt. Das gleichschenUige Kreuz
über den Schliisseln, das, wie die ausgestellten Zeichnungen zeigen,
sehr selten vorkommt und von mir auch beanstandet worden war,
hat der Graveur Ruhwald mit Herrn von Stryks Einwilligung
durch ein Kreuz, dessen Arme sich zum Innern hin verjungen,
ersetzt. Die Bügelkronen über dem Kreuze und auf dem Löwen-
baupte scheinen mir zu hoch und zu steil zu sein. Meiner Mei-
nung nach ist die offene Krone, die Jahrhunderte auf dem
Hauptsiegel des Rats und noch heute auf dem Hauptsiegel der
Stadtverwaltung dargestellt ist, der Bügelkrone vorzuziehen.
Es ist wohl geboten, sich nach einer als Normalwappen an-
erkannten Zeichnung des rigischen Stadtwappens zu richten, denn
Fehlem begegnet man auf Schritt und Tritt. Vor einiger Zeit
beobachtete ich das Entstehen des Stadtwappens an der Front-
seite im Giebel des russischen Stadttheaters. Als die Fähnchen
auf den Türmen nach innen gekehrt dargestellt wurden, machte
ich den Architekten Reinberg auf diese XTnschönheit aufmerksam,
er erklärte mir, dass die Architektur bei Raummangel zur Um-
stellung gewisser Wappenzeichen berechtigt sei, und so blieben
die Fähnchen einwärts gestellt. Selbst das für die heraldische
Ausstellung in Mitau in Temperamalerei ausgeführte, in dem Enträe
des Museums aufgehängte Wappen der Stadt Riga ist fehlerhaft.
Der Fehler besteht in dem gleichzeitigen Auftreten des roten
Kreuzes mit der Krone auf dem Haupte des Löwen. Wenn das rote
Kreuz erscheint, so trägt das Löwennaupt keine Krone. Schmückt
das Löwenhaupt eine Krone, so muss das Kreuz golden sein und
über sich auch eine Krone haben. Die sogenannte gleichschenk-
lige Form des Kreuzes will ich auch nicht befürworten, da ich
dem Kreuze den Vorzug gebe, dessen Arme sich zum Innern
(des Kreuzes) hin verjüngen.
Die zweite Sammlung, eine Kollektion von Siegeln der rigi-
schen Amter, die ich geordnet und für die Ausstellung registriert
und durch einige Siegelabdrücke ergänzt habe, gehört der Ge-
sellschaft für Geschichte und Altertumskunde an und ist dadurch
wertvoll, dass die Stempel meist nicht mehr vorhanden sind. Die
Sammlung besteht aus etwa 60 Siegelabdrücken. Zwei von diesen
Sören der vorreformatorischen Zeit an: das der Chirurgen vom
^e 1513 und das der Goldschmiede aus dem Ende des 15.
oder aus dem Anfange des 16. Jahrhunderts. Das Siegel der
Chirui^en ist sehr charakteristisch und verdient volle Beachtung,
134
besonders wegen der Darstellung der Heiligen Gosmas nnd Da-
mian (vergl. die galvanoplastische Abbildung im Dommusenm). Das
Siegel der Ooldschmiede hat bereits vielfach die Aufmerksamkeit
auf sich gezogen, da es einen kunstfertigen und kunstsinnigen
Stempelschneider verrät. Der schöne Stempel, der noch im 17.
Jahrhunderte, wie Alfred Orenser in seinen Zunftwappen 1889
angibt, gebraucht worden sei, befindet sich im Besitze aes Oold-
Schmiedeamtes. Die übrigen Siegel stammen aus der Zeit vom
17. bis zum 19. Jahrhunderte. Die auf den Siegeln angebrachten
Embleme der rigischen Handwerker stimmen nur zum Teil mit
den Wappenzeichen der Oewerke im Westen überein; vielfach
weichen die Zeichen auf den Siegeln der rigischen Ämter von
denen auf den Zunftstempeln in Deutschland ab. Wenigstens er-
gibt das der Vergleich mit dem mir zugänglich gewesenen lite-
rarischen Material. Was die Jahreszahlen auf den Siegeln be-
deuten, ob sie das Jahr der Entstehung des Stempels oder die
Gründung der Zunft angeben, muss noch ermittelt werden.
Diese Zunftsiegel, deren Stempel nicht mehr gebraucht werden
und meist auch nicht mehr vorhanden sind, sind immerhin cha-
rakteristische Zeichen, somit auch beachtenswerte Denkmäler der
Betätigung, des bürgerlichen Kommunallebens zu einer Zeit, wo
noch die Ämter als solche einen wirksamen Faktor im Orga-
nismus der Stadtverwaltung bildeten.
Beferat über den Münzfond von Horstenhof.
Von H. Jochumsen.
Im Mai dieses Jahres wurden beim Pflügen auf einem Hofes-
felde des im Wendenschen Kreise belegenen Gutes Borstenbof
77 ganze und 12 zerbrochene silberne Kleinmünzen im Verein
mit 6 kleinen Bronzespiralen, welche augenscheinlich als Schmuck-
gegenstände gedient haben, zu Tage gefördert. Der Besitzer des
genannten Gutes, Herr Nikolai v. rreetzmann, überwies die Fund-
objekte dem Direktorium unserer Gesellschaft mit der Bitte, eine
Bestimmung der Münzen veranlassen zu wollen. Bei oberfläch-
licher Sichtunff derselben ergab sich zunächst, dass der kleine
Schatz, abgesehen von einer angelsächsischen und zwei dänischen
Münzen, nur aus deutschen Denaren des X. und XL Jahrhunderts
bestand, von denen jedoch 7 ganze Exemplare und 5 Bruch-
stücke wegen mangelhafter Erhaltung der bildlichen Darstellungen
und Inscli^fken als absolut unbestimmbar ausgeschieden werden
mussten.
Da mir aus der Lektüre des von Hermann Dannenberg in
den Jahren 1876, 1894 und 1898 herausgegebenen Werkes „Die
136
deutBchen Münzen der sächsischen und fränkischen Kaiserzeit*'
bekannt war, welche grosse Bedeutung man Münzfunden jener
Epoche als den „wichtigsten Hilfsmitteln für die richtige Zeit-
bestimmung der nicht an und für sich bestimmten Münzen^ bei-
zulegen pflegt, — ferner, wie sorgfältig Dannenberg alle ihm be-
kannt gewordenen Funde r^istriert'), und wie warm er endlich
eine genaue Beschreibung aller künftigen Funde den Interessenten
anempfohlen, so entschloss ich mich — obgleich meines vollstän-
digen Laientums auf diesem Gebiete bewusst — zu dem Versuche,
dem Wunsche des Herrn v. Preetzmann zu genügen.
An der Hand des genannten Dannenbergschen Werkes ge-
lang es 48 ganze und 6 zerbrochene Münzen zu bestimmen, an
den übrigen Exemplaren scheiterten meine Versuche jedoch in-
sofern, als ich für den grössten Teil derselben nur ähnliche
Typen, nicht aber genau entsprechende Abbildungen zu ent-
decken vermochte, Dannenberg es leider auch nicht für nötiff er-
achtet hat, alle bekannt gewordenen Varianten zu veröffentlichen.
Unter dem Eindrucke der Verdienste des Direktors des Egl.
Münzkabinetts zu Berlin, des Herrn Professors Dr. Menadier, um
die Erforschung deutscher Denare erlaubte ich mir diese wissen-
schaftliche Autorität um Unterstützung anzugehen und ihm die
unerforschten Exemplare zur gefälligen Bestimmung zu übersenden.
Professor Menadier hat dieser Bitte in liebenswürdigster
Weise entsprochen und dank seinem freundlichen Entgegenkom-
men ist es ermöglicht worden, in nachstehender Tabelle ein voll-
ständiges Verzeichnis aller zum Funde gehörigen Münzen aufzu-
stellen. Die beiden dänischen Münzen wurden, da es uns an
einschlägiger Literatur mangelt, nach Kopenhagen geschickt und
yom Direktor des dortigen Egl. Münzkabinetts, Herrn P. Hauberg,
in dankenswerter Weise bestimmt.
Bedauerlicherweise sind die deutschen Denare mit nur we-
nigen Ausnahmen recht schlecht erhalten. Die von Prof. Mena-
dier bestimmten Exemplare sind auf der Tabelle unter den NNr.
6, 28, 35, 42, 44, 55—67 und 70 aufgeführt worden. Aus je
einem Bruchstücke bestehen NNr. 50, 51, 70, 73 und 77, aus
zwei aneinanderpassenden Hälften Nr. 43.
Zu bemerken wäre endlich noch, dass unter den Fundobjekten
besonders seltene Exemplare nicht haben entdeckt werden können.
^) Dannenberg hat bis 1898 insgesamt 124 Fände verseichnet, von
denen bloss 5 sicher den Ostseeprovinzen angehören, nämlich die von Piep,
Weeenberg, Nen-Werpel, Arrohof un4 Iramakull.
136
4
''S
Münzstätte.
Münzherr, mit Angabe der
Jahreszahlen seiner Regierung.
2-6
6
8
9
10-11
12
18-14
15-17
18-23
24-25
27
28
29-34
36
87
40-41
42-43
44
45
46
47-49
50
51
53
Kok
Andernach
Friesland
Utrecht
Oroningen
Deventer
Hersogtam Sachsen
Stade
Magdeburg
Emden
Mainz
Speier
WormB
Würzburg
Erfurt
Augsburg
Begensburg
A« Deutsche Denare.
Kaiser Otto lU. (983-1002, Kaiser
seit 996)
desgL
Kaiser Heinrich H. (1002—1024,
Kaiser seit 1014)
Hermann H., Pfalzgraf (1036-1056)
Erzbischof Piligrim (1022—1036) .
Graf Bruno (1()38-1057) ....
desgl
Graf Egb^lrt IL (1068-1090)* '. !
Kaiser Heinrich HI. (1039-1056,
Kaiser seit 1046)
Bischof Bemold (1027-1054) . .
desgl
Graf Hermann, Ordulfs Bruder,
t 1086
Graf Lüder Udo L (1034-1057),
seit 1056 Markgraf der Nordmark
Moritzpfeunig
Graf Hermann, Bruder des Sachsen-
herzogs Ordulf, t 1086 . . . .
Kaiser Konrad IL (1024—1039,
Kaiser seit 1027)
Kaiser Heinrich III
Erzbischof Bards y. Oppershofen
(1031-1051)
Erzbischof Lupoid (1051-1059) .
Kaiser Kourad IL mit seinem 8ohne
Heinrich IH
Kaiser Heinrich III
Bischof Konrad L (1056-1060) .
desgl
Kaiser Heinrich lU
desgL .
desgL .
Kaiser Heinrich II
Kaiser Heinrich III
Bischöfliche Münze ohne Namen
des Münzherm
Herzog Heinrich der Schwarze (1026
337
842.942e,
M2d«84Si
anediert
387
T«r. zn
451
498
499
503
532
542
559
571
597
1610»
648c
773
790
798
805
807
830c
839
1688
846
Yar. in
846
847
AT. 857
Bt. 858
1045
Transport — 58
137
i
11
Münzstätte.
Münzherr, mit Angabe der
Jahreszahlen seiner Regierung.
15
54
55
66-57
56-60
61
62
63
6(-67||
6^691
70-71
72 1
73-74
75
Begensbnrg
unbekannt
BoBkilde
Transport
bis 1028, als König Heinrich UI.
1028-1040)
desgl
Otto- nnd Adelheidsdenar . . . .
Nachprägnngen zn Otto- nnd Adel-
heidsdenaren
Nachmünzen vom Niederrhein . .
barbarische Nachprägnng eines Köl-
ner Denars
Nachmönze za Köln
desgl
Nachprägnngen zn Gittelder Pfen-
nigen
Nachmünze
desgl
desgl . . . .
desgl
6. Angelsächsisch.
Onut (1016-1036). ffild. Taf. 7 Typ.
B. var
G. Dänisch.
König Hardebond (1085—1042) . .
König Svend Estridsen (1047 1076)
insgesamt
1101»
1711
347
373
1220
1292
1311
1777
1797
52
1
1
1
2
3
1
1
1
77
674. (Jahres-) Versammlang am 4. Dezember 1903.
Der Präsident, Oberlehrer Bernhard Hollander, eröffnete
die Sitzung mit der Mitteilung, dass, wie bereits früher angezeigt,
am 6. Dezember um 1 Uhr nachmittags eine öffentliche Sit-
zung der Gesellschaft stattfinden werde, auf der Herr Ober-
lehrer Karl Walter einen dem Andenken Herders gewidmeten
Vortrag halten werde.
Der Präsident legte das erste Heft des 18. Bandes der
«Mitteilungen aus der livländischen Geschichte** yor,
138
entbaltend „Zar Oeschichte des Lehnswesens in Livland.
Teil I. Das Mannlehen. Von Astaf v. Transehe-Roseneck*^
Der Präsident sprach dem Verfasser für seine auf einge-
henden jahrelangen Forschungen beruhende, ergebnisreiche Arbeit
den Dank der Gesellschaft aus.
Derselbe legte der Gesellschaft das ihm soeben zugegangene
Manuskript des von mag. bist. Arnold Feuereisen verfassten
^Berichts über die livländische Geschichtsliteratur im
Jahre 1902^ vor, dessen Drucklegung sofort in Angriff genommen
werden solle.
Zu ordentlichen Mitgliedern wurden aufgenommen die
Herren: Direktor mag. theol. Rudolf Hollmann in Goldingen,
Arved Baron Hahn, Kaufmann Erich Seaberlich, Dozent
Alfred Meder, Notar Karl Schwanck und Alexander t.
Grünewaldt.
Zu Direktoren für das kommende Vereinsjahr wurden die
bisherigen Direktoren wiedergewählt, und zwar die Herren:
Leonid Arbusow, Hermann Baron Bruiningk, Professor
Dr. Richard Hausmann, Ältester Robert Jaksch, Inspektor
Konstantin Mettig, Alexander Freiherr v. Rahden, Stadt-
archivar Dr. Philipp Schwartz und Gustav v. Sengbusch.
Zum Bibliothekar wurde Herr Nikolai Busch gewählt,
der bereits im September provisorisch zu diesem Amt vom Di-
rektorium erwählt war.
Zum Sekretär wurde Dozent Dr. Alfred v. Hedenström
nach Ablauf seines Trienniums wiedergewählt.
Zu Kassarevidenten für das nächste Jahr wurden die
Herren Ältester Robert Jaksch und Gustav v. Sengbusch
wiedergewählt.
Der Schatzmeister verlas den nachstehenden Kassa-
bericht ftr das verflossene Gesellschaftsjahr:
139
Einnahmen. rw. ^op.
Tortrag vom 6. Dezember 1902 in Dokumenten und
in barem Gelde 15,841.11*
Dazu kamen im Jahre 1902/1903:
An Mitgliedsbeiträgen 2,953. —
,, Zinsen und Kursgewinn beim Ankauf von Wert-
papieren 706. 76
9 Eintrittsgeldern ins Museum und Erlös aus ver-
kauften Katalogen, Publikationen und Du-
bletten 601. 67
p Subventionen und Geschenken 2,075. —
« Yergutung für die gestattete Umstempelung eines
Bigaschen Stadthäuserpfandbriefes auf den
laufenden Jahrgang . . 6. —
Zusammen 22,182. 54
Ausgaben.
Für Neuanschaffungen, Verwaltungsausgaben und
Buchbinderarbeiten für Bibliothek und Mu-
seum 1,551. 57
„ Druck und Versendung der Vereinsschriften . 1,493. 32
n Ausgrabungen 19. 70
„ Schutzarbeiten an der Schlossruine in Wenden
als Beitrag der Gesellschaft 100. —
„ Gehalte und Inkasso 871. 10
n die; „Livländische Geschichtsliteratur ^ an Ho-
norar 240. —
„ einen Spezialzweck des Museums lt. Bestimmung
des Spenders 300. —
» Verschiedenes 245. 71
Als Zuschuss zum Druck des zweiten Bandes von
„Buchholtz, Aktenstücke etc.** . . . . . 64. 39
Transport 4,885. 79
*) Die Verteilimg dieser Somme auf die einzehien Kassen ist zu er-
i^en aoB der ZuBamroenstelliiDg auf S. 172 und 173 der -Sitsongsberichte
tu dem Jahre 1902^
140
Bbl. Kop. BbL Kop. Bbl. Kop.
Transport 4,885. 79
Übertrag zum 6. Dezember 1903:
I. HanptkasBe 5,369. 55
Kapital der Stiftung des weil.
Reichsratsmitgliedes Georg
V. Brevem (f 1892) . . 1,500. —
Kapital der Stiftung des weil.
livländisch.Landrats Georg
Philipp V. Stryk (f 1893) 600. —
Kapital der abgelösten Mit-
gliedsbeitrJIge 500. - ^ ^^^ ^
II. Kapital zur Anstellung eines
Kustos für das Museum . 4,065. 10
Kapital der Stiftung des weil.
Karl Bernhard v. Wulf zu
Lennewarden (f 1898) . 1,000. —
Kapital der Stiftung der Er-
ben des weil. Oskar von
Sengbusch (f 1901) . . 2,100. —
Kapital der Stiftung des
Wirkl. Geheimrats, Ober-
hofmeisters des Kaiserl.
Hofes, Senateurs Emanuel
Graf Sievers 500. •-
Kapital der Stiftung der Er-
ben des weil. Kaufmannes
und erbl. Ehrenbürgers
Georg Alexander Berteis
» '*»' ■ «"■- 8,166. 10
III. Kapital der Kulturhistori-
schen Ausstellung 189. 35
nr. Kapital der Prämie der Stadt Riga . . 972. 75 ,^,^ ^^
17y29o. 75
Zusammen 22,182. 54
141
Der EinDahmeposten von 2075 Rbl. an Sabventionen und
GeBchenken setzt sich zusammen ans folgenden Einzelznwendungen:
1) Ton der livländischen Ritterschaft als Jahressubvention
1000 Rbl.; 2) zum Andenken an den weil. Kaufmann und erbl.
Ehrenbüi^er Oeorg Alezander Berteis gestiftet von den
Erben 500 Rbl.; 3) von N. N. zu einem Spezialzweck des Museums
300 Bbl.; 4) von der Frau Landrätin Baronin G. v.iTiesenhausen
geb. Gräfin Rehbinder als Ertrag einer Kollekte zur Besoldung
eines Museumswächters 100 Rbl.; 5) von Frau F. v. Wahl zur
Erinnerung an weil. Reinh. v. Wahl-Lustefer als Beitrag pro
Vm 6 Rbl.; 6) von Frau v. Ulrichen geb. Wilpert zur Brin-
nerong an weil. Heinrich v. Ulrichen als Beitrag pro 1903 4 Rbl.;
7) als Beitrag zur Herausgabe der ^Livländischen Geschichts-
literatur* für den Jahrgang 1902 von der Kurländischen
Gesellschaft für Literatur und Kunst in Mitau 60 Rbl.;
Ton der Gelehrten Estnischen Gesellschaft in Jurjew
25 Rbl.; von der Literarischen Gesellschaft in Fellin
15 Rbl.; von der Altertumsforschenden Gesellschaft in
Pernau 15 Rbl. und von der Estländischen Literarischen
Gesellschaft in Reval, zugleich für den Jahrgang 1903, 50
SbL, zusammen 2075 Rbl.
Der eigene Beitrag der Gesellschaft für die „Livländische
Geschiehtsliteratur'' pro 1902 betrug 100 Rbl.
Die Georg Alexander Bertels-Stiftung von 500 Rbl.
wurde als unantastbares Kapital der Kustoskasse zugeführt.
Die Geldbestände für Martinsholm und die Buchholtz-
Medaille (vergl. S. 174 des Berichts von 1902) sind unver-
ändert geblieben. Durch den Tod des für die Ausfuhrung der
Medaille gewonnenen Künstlers, des Professors Anton Scharfif in
Wien, hat die Vollendung der Arbeit eine unliebsame Yerzöge-
nmg erfahren.
Der Druck des zweiten Bandes der Buchholtz-Materialien
bat aus der Hauptkasse einen Zuschuss von 64 Rbl. 39 Kop.
erfordert, doch ist dieser Posten nur als eine Auslage zu be-
trachten^ da die Summe der zum Berichtstage noch ausstehenden
142
Zahlungen der Subskribenten höher ist. Der in Aussicht ge-
nommene dritte Band wird sich freilich nicht ohne ein Defizit
herausbringen lassen, dessen Höhe jedoch erst abgeschätzt werden
kann nach Eingang der Abrechnungen über die im Buchhandel
abgesetzten Exemplare. Die Oesamtkosten für Herstellung und
Vertrieb der beiden ersten Bände des Werkes belaufen sich
z. Z. auf 3228 Rbl. 18 Kop.
Das Kapital zur Herausgabe des Liv-, Est- und Knrlän-
dischen Urkundenbuches, welches von der Oesellschaft ver-
waltet wird, beträgt 12,887 Rbl. 65 Kop.
Die Herren Kassarevidenten, Ältester Robert Jaksch und
K. G. V. Sengbusch, gaben zu Protokoll, dass sie die Revision
der Easse vollzogen und alles in bester Ordnung vorgefunden
hätten.
Der Bibliothekar erstattete folgenden Jahresbericht:
Aus dem Verwaltungsjahr 1902 Dezember 6 bis 1903 Dezember
4 ist anzuführen, dass Herr Dr. Fr. ßienemann im Mai sein
Amt als erster Bibliothekar niedergelegt und der bisherige
zweite Bibliothekar stellvertretend seine Obliegenheiten über-
nommen hat. In der Weihnachtszeit des Jahres 1902 hat die
Bibliothek in den Museumsräumen eine Ausstellung von Karika-
turen auf Napoleon I. veranstaltet, die sich eines lebhaften Zu-
spruchs erfreute. Wie aus den übrigen Abteilungen des Dom-
museums, wurde auch aus der Bibliothek eine grössere Anzahl
von Ausstellungsobjekten zu der im Oktober dieses Jahres in
Mitau stattfindenden Heraldischen Ausstellung übersandt. Ge-
legentlich der Herderfeier im Dezember 1903 wurden aus den
Beständen der Bibliothek des Dommuseums und der Stadtbiblio-
thek Briefe, Handschriften und in Riga erschienene Drucke
Herderscher Werke, desgleichen eine Sammlung von Herder*
bildnissen ausgelegt. Im Januar 1903 begann ein Kreis von 8
Damen unter Leitung der Frau Dr. B. Küsel geb. von Hohen-
hausen seine freiwilligen höchst dankenswerten Arbeiten an der
Bibliothek. Durch seine Hilfe ist neben anderen kleineren Gruppen
143
Tor allem die Abteilung der Personalia in Ordnung gebracht
worden. Diese aus Briefen, Akten, Autograpben, Gelegenheits-
dracken u. s. w. bestehende Abteilung bietet ein schätzenswertes
Material zur rigaschen Personenkunde und gehört zur Zeit zu
den am meisten benutzten Beständen der Bibliothek. Infolge
der Senkung der Diele des im Südflügel belegenen Bibliothek-
saals hat eine Reihe von Schränken zeitweilig anders placiert
werden müssen; nachdem die Oefahr durch den umbau im
Sommer 1903 beseitigt worden ist, konnte eine notwendig ge-
wordene Umgruppierung in der Aufstellung in Angriff genommen
werden. Im Herbste des Jahres ist der stellvertretende Biblio-
Üiekar durch seinen Gesundheitszustand längere Zeit verhindert
gewesen, seine Tätigkeit auszuüben. In jener Zeit hat Herr H.
Baron Bruiningk die Oüte gehabt die Bibliothek zu verwalten*
För freiwillige Mitarbeit hat die Bibliothek ferner zu danken
Herrn Rechtsanwalt R. v. Hehn und Herrn Gutsbesitzer H. Lasch.
Der Zuwachs der Bibliothek beträgt 573 Nummern, von denen
103 durch Kauf, 107 durch Geschenke und 363 durch Austausch
an die Gesellschaft gekommen sind.
Der stellvertretende Museumsinspektor legte der Yer-
sammlang seinen Rechenschaftsbericht vor, nach welchem die im
Laufe des verflossenen Gesellschaftsjahres für das Museum neu
erworbenen Gegenstände sich in folgender Weise gruppieren
Altsachen 34
Waffen 3
Gewebe 1
Silbersachen 8
Glassachen 8
Keramische Erzeugnisse 27
Handarbeiten 2
Gegenstände aus Elfenbein, Bernstein etc. ... 5
„ „ Zinn und Messing 17
105
144
105
Miniataren 4
Holzschnitzereien 3
Nautische Instrumente und Schiffsmodelle .... 1
Musikalische Instrumente 1
Möbel 4
Abzeichen 1
Haushaltungsgegenstände 11
Siegel 1
Bilder 2
Eiserne Gegenstände 1
isT"
Der Premdenbesuch des Museums belief sich vom Dezember
1902 bis Dezember 1903 auf 2223 Personen, also um 9 Personen
mehr als im Jahr 1902 (2214). Diese nur kleine Steigerung
ergibt sich daraus, dass ein grosser Teil des Museums beim
umbau im Sommer geschlossen werden musste.
Der Münzkonservator berichtete, dass im verflossenen
Oesellschaftsjahre unsere Münz- und Medaillensammlung darch
Darbringungen von 22 Personen um 440 Objekte vermehrt
worden sei.
Der Bibliothekar verlas sodann den Akzessionsbericht
für den verflossenen Monat. An Geschenken waren dargebracht
worden: 1) vom ßigaschen Stadtamte: eine Photographie der
unter der abgetragenen Alexanderpforte gefundenen Grundstein-
platte; 2) vom Verlag von E. Behre in Mitau: Geuters Balti-
scher Taschen -Notiz -Kaien der 1904. Weitere Geschenke waren
eingegangen von Herrn A Jaksch, Herrn H. Lasch, Frl. Lo-
renz und FrL A. v. Veh.
Für das Museum waren Geschenke dargebracht worden von
Frau Stadtrat A. Jaksch, von Herrn Leopold Schultz, Herrn
K. G. V. Sengbusch und Herrn H. v. Rautenfeld-Lindenruhe.
Herr Dr. Astaf v. Transehe-Roseneck machte einige
145
llaternde Bemerkungen zu seinem soeben im Drucke erschienenen
Werke ,,Zar Geschichte des Lehnswesens in Livland'* und suchte
die Aufgaben und Ziele, die er sich bei seiner Arbeit gestellt
hatte, näher darzulegen. Zur weiteren Einfuhrung in seine
Arbeit las er einige besonders charakteristische Abschnitte vor.
Herr Inspektor K. Mettig sprach über zwei Erzeugnisse
baltischen Kunstgewerbes des 18. Jahrhunderts. Das erste stamme
ans Riga: eine eiserne Truhe mit einem sehr komplizierten Schloss,
mit reicher Bronzeverzierung und 4 Wappen geschmückt, die
der rigische Schlossergeselle Ignatius Franziskus Hakel im Jahre
1738 den 19. Juni als Meisterstück angefertigt habe. Diese
Truhe befinde sich im Besitz der Grossen Oilde zu Riga. Das
zweite Produkt baltischen Eunsthandwerks aus der Rokokozeit
sei ein Pnltschrank, mit vielen farbigen Holzmosaikbildern ver-
ziert, die Liebesszenen und Jagdstücke darstellen. Eine Inschrift
im Innern des Pultes teile mit, dass Johann Christian Gottsch
und Gottfried Einrieb Hildebrandt zu Bauske im Jahre 1760
nach 7 jähriger Arbeit dieses „Kunststück^' vollendet hätten.
Dies schöne Meisterwerk damaliger Eunsttischlerei gehöre Herrn
G. Fowelin, dessen Familie es bereits über 100 Jahre besitze.
Die Arbeit soll in den „Rigaschen Stadtblättem'' zum Abdruck
gelangen.
176. öffentliche Versammlnng am 6. Deiember 1903.
Der Präsident der Gesellschaft Oberlehrer Bernhard
Hollander eröffnete die Sitzung mit folgender Begrüssung
i& Versammlung:
„Hochyerehrte Anwesende I
La Namen der Qesellschaft für Geschichte und Altertuma-
konde heisse ich Sie hier in den Räumen unseres Dommuseums
Villkommen und danke Ihnen, dass Sie so zahlreich unserer
Binl^i^ng gefolgt sind, unsere (Gesellschaft begeht heute ihren
09. Stiftangstag. Es ist in letzter Zeit nicht mehr, wie früher,
10
146
üblich gewesen, alljährlich diesen Tag durch eine öffentliche
Sitzung zu feiern; meist ist das nur bei besonderer Veranlassung
geschehen. In diesem Jahre konnte kein Zweifel bestehen. Der
gestrige Gedenktag legte unserer Gesellschaft die Pflicht aaf^
an ihrem heutigen Festtage auch öffentlich des Mannes zu ge-
denken, dessen Name überall in dankbarer Erinnerung gefeiert
wird, wo Deutsche zusammen sind. Mit Stolz gedenken wir
dessen, dass Johann Gottfried Herder einst auch der
Unsere gewesen ist, freudig erinnern wir uns dessen, dass die
Bigasche Zeit vielleicht die glücklichste seines Lebens gewesen,
und dankbar verfolgen wir den Einfluss, den er auf unsere Vor-
fahren ausgeübt hat. Herder hat dereinst gesagt: „Viele Fremde
haben Livland bisher nur auf ihre Art zum Reichwerden ge-
nossen, mir, auch einem Fremden, ist es zu einem höheren
Zwecke gegeben, es zu bilden.^ Er wollte Livlands Genios
werden, Biga glücklich machen, und wenn das auch Jugendträume
waren — er hat doch Biga und Livland ein treues Andenken
bewahrt. So möge auch in unseren Herzen die Erinnerung an
Herder nicht erlöschen.**
Der Sekretär Dozent Dr. A. v. H e d e n s t r ö m verlas so-
dann folgenden Jahresbericht:
Hochgeehrte Anwesende!
Auf den Sitzungen der Gesellschaft sind folgende Vorträge
gehalten und Zuschriften verlesen worden.
Herr Hermann Baron Bruiningk schilderte in
einem Vortrage das Exil der Einwohner Dorpats im J. 1565 und
machte eine Mitteilung über eine auf livländischem Boden spie-
lende westfälische Legende aus dem 14. Jahrhundert.
Herr Bibliothekar N. Busch sprach über Geschichte, Lj^e
und Namen der Bruder-Bertolds-Mühle bei Biga. Derselbe machte
eine Mitteilung über die Aufzeichnungen des Griechen Laskaris
Kananos über seine Beise nach Nordeuropa 1438—39. Derselbe
besprach das Werk von Dr. 0. Wendt: Lübecks Schiffs- und
Warenverkehr. Derselbe machte eine Mitteilung über ältere, in
Biga gedruckte Holzschnitte.
147
Herr Baron Armin von Pölc^kersahm in St. Peters-
burg machte in einer Zuschrift eine Mitteilung über livländische
Eirchenglocken aus dem 15. Jahrhundert im Moskauer Beich und
über daselbst bis 1700 lebende deutsche Metallarbeiter und
Künstler.
Herr Dr. Joseph Oirgensohn in Treptow a. E. über-
sandte einige neue Nachrichten über den Reformator Andreas
Enopken und seinen Bruder Jakob.
Herr Oberlehrer Bernhard Hollander berichtete über
die Ergebnisse archäologischer Ausgrabungen in Nitau.
Herr Sekretär Heinrich Jochumsen sprach über den
Mänzfund in Horstenhof im Wendenschen Kreise.
Herr Oberlehrer Friedrich von Eeussler in St. Pe-
tersburg erklärte in einer Zuschrift die Bedeutung des vom
Chronisten Heinrich von Lettland gebrauchten Namens Lyndanise
ior Beyal. In vier weiteren Zuschriften berichtete er über eine
id^enössische Darstellung der Hinrichtung Johann Beinhold
Patkuls, über die Herkunft der Iversenschen ürkundensammlung
in St. Petersburg und machte ergänzende Mitteilungen zu einem
firoheren Vortrage über die Geschichte der ehemaligen Sternwarte
im Rigaschen Schlosse und zur Frage der Überfuhrung der Her-
zoglich Karländischen Bibliothek aus Riga nach St. Petersburg.
Herr Bitterschaftsbibliothekar Karl von Löwis of
M 6 n a r sprach über die Ordensburg Tuckum. Derselbe berich-
tete über die Ergebnisse der von ihm geleiteten Grabuntersu-
chungen in Lindenberg. Derselbe sprach über einen Silberfund
in Loddiger. Derselbe erläuterte einen von ihm aufgenommenen
nnd gezeichneten Grund- und Aufriss des ältesten Teiles der
Bigaer Stadtmauer. Letzterer wurde ergänzt durch eine Zuschrift
des Herrn Architekten August Beinberg.
Herr Inspektor Konstantin Mettig sprach über die
Wirksamkeit des westfälischen Fehmgerichts in Biga. Derselbe
referierte über das Buch von Dr. Paul Simson: Der Artushof in
Oanzig and seine Brüderschaften, die Banken. Derselbe sprach
über Freiherrn Bengt Hom als Mitglied der Kompagnie der
10»
148
Schwarzen Häupter zq Riga. Derselbe machte Mitteilungeii aber
das Gr&ndnngsjahr der Ämter der Ligger and Losträger, fiber
rassische Exportwaren des 16. Jahrhanderts, über die Farben der
Stadt Riga, über zwei Denkmäler baltischer Gtowerbekanst des
18. Jahrhunderts. Derselbe sprach über Sammlangen von Typen
des Rigaschen Stadtwappens von 1225—1903 und von Siegelab-
drücken rigischer Zanftstempe^ welche von ihm für die Mitaner
Heraldische Ansstellung zasammengestellt waren.
Herr Architekt Dr. Wilhelm Neumann sprach fiber
den Streit des Revaler Ooldschmiedeamtes mit der Kanatigilde
1636—98. Derselbe schilderte das Leben and die Wirksamkeit
der Grafen Rastrelli in Rassland. Derselbe sprach über die
Holzschnitzereien am (Jestühle des Rathauses und der Heil. (Jeist-
kirche in Reval.
Herr Redakteur Dr. Ernst Seraphim sprach Über Karl
▼on Südermannlands Kampf um Livland.
Herr Oberlehrer Oskar Stavenhagen machte eine
Mitteilung über die Entstehung des hansischen Pfundzolles.
Eine der statutenmässigen Angaben der Oesellschaft ist die
Erhaltung historischer Denkmäler in den baltischen Provinzen.
In Erfüllung dieser Pflicht beschloss die Gesellschaft in ihrer
Sitzung vom 10. September auf Initiative des Herrn Ritterschafts-
bibliothekars Karl von Löwis of Menar Massregeln zu
ergreifen, um die altehrwürdige Ruine des Schlosses Wenden
vor der fortschreitenden Zerstörung durch Witterungseinflüsse
zu retten. Zu diesem Zwecke erwählte die Gesellschaft, da der
Besitzer von Schloss Wenden Herr Oberhofineister und Senatenr
Graf Emanuel Sievers hierzu seine Einwilligung erteilt hatte,
aus ihrer Mitte ein Komitee mit dem Auftrage, sofort auf Rech-
nung der Gesellschaft die notwendigsten Arbeiten zur Erhaltong
der Ruine in Angriff zu nehmen und behufs Aufbringung der
erforderlichen Geldmittel für eine dauernde Restauration der Ra-
ine eine Kollekte im Lande zu veranstalten.
Schon in der nächsten Sitzung konnte Herr Karl v. Löwis
im Namen des Komitees berichten, dass die provisorischen Schatz-
149
mafisregeln zur Erbaltnng der Rnine bereits ansgefthrt seien nnd
somit das Schlimmste snnäohBt al^^ewandt sei.
In der Bibliothek haben die Ordnungs- und Slatalogi-
sienmgsarbeiten einen erfreulichen Fortschritt genommen dank
der freiwilligen Mitarbeit eines Damenkreises unter Leitung der
Frau Dr. B. Eüsel geb. y. Hohenhausen. Durch diese wertvolle
Mitarbeit der Damen ist namentlich die Abteilung f%r Personen-
kimde in Ordnung gebracht worden, welche zu den am meisten
benutzten Beständen der Bibliothek gehört. Wie allj&hrlioh, so
hat die Bibliothek auch in diesem Berichtsjahr durch den Ver-
kehr mit zahlreichen gelehrten Institutionen des In- und Auslan-
deSy durch Ankauf von Büchern, wie auch durch Schenkungen
eine weitere Vermehrung erfahren. Den Verlagsbuchhandlungen
sowohl, als auch den Privatpersonen sei auch hier für ihre Dar-
bringnngen der Dank der Gesellschaft ausgesprochen. Insbeson-
dere gilt dieser Dank der Witwe des verstorbenen Burgermei-
sters von Schlock, Richard Pohlmann, aus dessen Nachlass die
Bibliothek eine wertvolle Schenkung von Buchern und Mfinzen
erhielt. Unsere Gesellschaft steht im Austauschverhältnis mit
175 Vereinen und gelehrten Institutionen, und zwar 56 im In-
lande, 86 in Deutschland, 13 in Österreich-Ungarn, 9 in Schwe-
den-Norwegen, 6 in Amerika, 4 in der Schweiz, 2 in Belgien und
je einer in Dänemark, den Niederlanden und der Türkei. In der
Weihnachtszeit des vorigen Jahres wurde aus den Beständen der
Bibliothek eine Ausstellung von Karikaturen auf Napoleon I.
veranstaltet, die sich eines regen Besuches erfreute.
Das Museum ist im Laufe des Jahres um 134 Stucke
vermehrt worden, hauptsächlich durch Geschenke. Allen denen,
die durch Darbringungen oder Leihgaben ihr Intoresse für unser
Ibseum bekundet haben, gebührt der Dank der Gesellschaft.
Eine besonders wertvolle Schenkung, eine Sammlung von Siegel-
abdrucken, erhielt die Gesellschaft aus dem Nachlass des verst.
lorresp. Mitgliedes, Dr. med. Johannes Sachssendahl. Nach dem
Vorbild ausländischer Museen ist auch in unserm der Anfang
gemacht worden mit kulturhistorischen Zimmereinrichtungen.
160
Vollendet sind zunächst das Gemach einer rigaschen Pat^izie^
familie des 18. Jahrhunderts, sowie die Einrichtung einer alten
Apotheke. Die Zahl der Besucher des Museum ist trotz zeitwei-
liger Schliessung wegen Renovierungsarbeiten gestiegen: sie
betrug im Berichtsjahr 2223, gegen 2214 Personen im J. 190S
und 2050 Personen im J. 1901.
Am 20. Hai c. beehrte Se. Kaiserliche Hoheit der Grossf first
Wladimir Alexandrowitsch das Museum mit seinem Besuche.
Die Mühz- und Medaillensammlung wurde im
Berichtsjahre durch Darbringungen von 22 Personen um 440
Objekte vermehrt.
An der Heraldischen Ausstellung in Mitau betei-
ligte sich unsere Gesellschaft durch Hergabe verschiedener Ge-
genstände aus unsem Sammlungen.
Veröffentlicht worden sind von der Gresellschaft in
diesem Jahre ausser den Sitzungsberichten aus dem J.
1902 das 1. Heft des 18. Bandes der „Mitteilungen aus
derlivländischen Geschichte^, enthaltend: „Zur Ge-
schichte des Lehnswesens in Livland^, Teil I, von
Astaf V. Transehe-Bosenecky und das 1. Heft des
19. Bandes derselben Mitteilungen, enthaltend: „Messe und
kanonisches Stundengebet nach dem Brauche
der Bigaschen Kirche im späteren Mittelalter*'
von Hermann von Bruiningk.
Ferner erschien im Berichtsjahr der 2. Band der „Akten-
stücke und Urkunden zur Geschichte der Stadt
Riga 1710—1740", herausgegeben aus dem Nachlass des Dr.
phil. Anton Buchholtz durch Dr. juris August von
Bulmerincq.
Herr Bechtsanwalt Richard von Hehn veranlasste
einen Neudruck der Sitzungsberichte aus dem J. 1874> welche
vollständig vergriffen waren.
Als ein erfreuliches Zeichen der Anerkennung für die Be-
strebungen der Gesellschaft muss es bezeichnet werden^ dass, ab-
gesehen von den zahlreichen Darbringungen für unsere Saum-
151
hogen^ zwei grössere Zuwendungen unserer Gesellschaft zu Teil
geworden sind, und zwar eine Jahressubvention von 1000 Bbl.
Ton der Livländischen Ritterschaft und 500 Bbl.
Ton den Kindern und Erben des weil. Bigaer Kaufmanns und
erbl. Ehrenbürgers OeorgAlexanderBertels zum ehren-
den Andenken an ihren Vater. Das Kapital ist als Georg
Alexander Bertels-Stiftung besonders gebucht und die Zinsen der
Enstoskasse zugewiesen worden.
Die Zahl der Mitglieder der Gesellschaft wurde im
Jake 1903 durch den Tod um 12 vermindert.
Wir beklagen vor allem den Tod unseres Ehrenmitglieds,
des Professors Dr. Friedrich Bienemann sen., gestorben
am 20. September d. J. in Strassburg, fem von seinem Heimat-
lande, dem er bis zu seinem letzten Lebenstage in treuer Liebe
eigeben, dessen Geschichte sein fruchtbringendes Arbeitsfeld ge-
wesen war.
In die Zahl der ordentlichen Mitglieder wurden
26 Herren aufgenommen.
Im ganzen zählt die Gesellschaft am heutigen Tage 9 Ehren-
mitglieder, einen Prinzipal, 33 korrespondierende und 540 ordent-
liche Mitglieder.
Zum Bibliothekar wurde in der Jahressitzung vom 4. De-
zember Herr cand. bist. Nikolai Busch gewählt und der
bisherige Sekretär wurde nach Ablauf seines Trienniums wieder-
gewählt. Ebenso wurden die bisherigen Direktoren der Gesell-
schaft für das nächste Gesellschaftsjahr wiedergewählt.
Herr Oberlehrer Karl Walter hielt darnach den Fest-
vortrag über „Herders Wirken und Wachsen in Biga^.
Der Vortrag ist in der „Baltischen Monatsschrift^ 1904 Ja-
nuar zum Abdruck gelangt.
i/S/>^»/VN<'>^WVS^^V%^VyV
Verzeichnis
der Vereine und Anstalten, denen die Schriften der Ge-
sellschaft übersandt worden sind, mit Angabe der im
Austausch von ihnen erhaltenen Dmckwerke.
Aachen. Aachener Geschichtsverein:
Zeitschr. XXIV.
Agram. Kroatische archäol. Gesellschaft:
Vjeetnik. N. F. VL VII.
— Egl. kroat.-slayon.-dalmat. Landesarchiv:
Vjestnik. V, 1. 2. 4.
Altenburg. Gesch.- u. alterthumsforsch. Gesellsch. des Osterlandes.
Arensburg. Verein zur Kunde Oesels.
Augsburg. Verein far Schwaben n. Neubarg:
Zeitschr. XXIX.
Bamberg. Hist Verein:
Bericht LXI.
Basel. Histor. u. antiquar. Gtesellsch.:
Basier Zeitschr. III, 1.
Bayreuth. Hist. Verein von Oberfranken:
Archiv XXI. 3. XXII, 1.
Bergen. Museum:
Aarbog 1903. — Aarsberetning 1902.
Berlin. Verein für Gesch. Berlins:
Mitth. 1903.
— Verein f. Gesch. der Mark Brandenburg:
Forschnngen zur brandenb. ü. prenss. Gesch. XV, 2. XVI, 1.
— Gesellschaft für Heimatkunde der Prov. Brandenburg
(u. Märkisches Provinziahnuseum):
Brandenburgia. XI, 7—12. XII, 4—6.
— Verein „Herold**:
Der deutsche Herold. Jahrg. 1903.
— Gesammtverein der deutschen Gesch.- u. Alterthumsvereine:
Eorrespondensblatt. LI.
Bern. Allgemeine Geschichtsforschende Gesellschaft der Schweiz:
Jahrb. XXVII. XXVIII.
168
Yerem von Altertnmsfrennden der Rheinlande:
Bonner Jahrbücher 108—110.
Bnumsberg. Historischer Verein f&r Ermland:
Zeitschr. XIV, 2.
Bramschweig. (JescliichtsYerein für das Herzogthnin Brannschweig
(früher Ortsverein f&r Oesch. und Altertumskande zn
JärannschweiR a. Wolfenbuttel):
Braunschweigisohes Magazin. VIIL — Jahrbaeh I.
Bremen. Hist. Oesellsch. des Eünstlervereins.
Breslau. Schlesische Oesellsch. far yaterlttnd. Eoltnr:
80. Jahresbericht 1902.
~ Verein far Gesch. n. Altertum Schlesiens:
ZeitBchr. XXXVH.
BrBssel. Gesellsch. der BoUandisten:
Analecta Bollandiaoa. XXII, 1—3.
Bwia-Pett. Egl. nnear. Akademie der Wissenschaften:
SonalwüsenBch. Abhandlnogen. XII, 8. 9. — ArchäoL Anzeiger. N. F.
XXn, 4. 5. XXIII, 1. 2. — Rapport 1902. — EarAcsonvi. Lee grandee
famiUee hongroisee jneqn'au mmen da XIV. siöcle. IIE, 1. — Mon.
Hnng. hiet XXXL — CorpoB statnt Hung. monicipaliom. V, 1.
Cambridge (Mass. ü. S. A.). Peabody Museum für Arcbäol. und
Etiinologie Amerikas:
Malea, Besearches in the central portion of the üaumatsintla Valley II
(= Memoiree II, 1). — Bodwitsch, Notes on the report of Males.
Charkow. Hist.-philol. Oesellsch.
ChemnHz. Verein f&r Chemnitzer Oesch.:
Mitt xn.
ChrMiania. Egl. Universität:
Aarsberetning 1902.
— Wissenschaftliche Oesellsch.:
Forhandllnger 1902. - Skrifter 1902.
— Verein für das Noi^egische Volksmuseum.
Chiir. Hist-antiquar. Oesellsch. von Oraubünden.
— Naturforschende Gesellschaft Oraubundens.
Danzig. Westpreussischer Oeschichtsverein:
Zeitechr. XLV. — Mitth. n, 1-4.
Damittadt. Hist. Verein für das Grossherzogthum Hessen:
Archiv. N. F. III, 2. Erganznngsb. 1, 3. 4. — Quartalblätter. N. F. m, 5—8.
lorjew (Dorpat). EaiserL Universität:
Acta et commentationes 1903 Nr. 1—6. — 20 Dissertationen. — JbuHft
cocTan 1902. — OÖospime lemifi 1903 1. — leBHipufi, Biorpa4». ciosap»
■po^eccopoB«. I. — IISTyzoBi, Hni. lOpieBCBii, 6uBa^ A^nrcBia yn-
BepcaTen. 1902.
154
Jurjew (Dorpat). Gelehrte estnische Gesellsch.:
SitzQDgsber. 1902.
— Eaiserl. öconom. n. gemeinnützige Societät:
Bericht 1902. — Baltische WochenBchr. Jahrg. 1903.
— Naturforscher-Gesellsch.
Dresden. Kgl. sächsischer Altertumsverein:
Jahresbericht 1902/3. — Nenes Archiv f. sächs. Gesch. XXIV.
Düsseldorf. Düsseldorfer Geschichtsverein.
Eisleben. Verein für Geschichte and Altertumskunde der Graf-
schaft Mansfeld:
Mansfelder Blätter. XVII.
Elberfeld. Bergischer Geschichtsverein:
Zeitschr. XXXVI.
Emden. Gesellsch. für bildende Kunst u. vaterl. Altertümer.
Erfurt. Egl. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften:
Jahrbucher. N. P. XMX.
Fellin. Litterarische Gesellsch.
— Redaktion des Felliner Anzeigers:
Felliner Anzeiger. Jahrg. 1903.
Frankfurt a. M. Verein für Gesch. u. Alterthumsk.:
Festschrift zur Feier des 25 j. Bestehens des städt. hist Museums.
Freiberg. Freiberger Altertumsverein.
Giessen. Oberhessischer Geschichtsverein.
Görlitz. Oberlausitzische Gesellsch. der Wissensch.:
Neues Laus. Mag. LXXVIII. — Corp. dipl. Lusat. U, 5.
— Gesellsch. f. Anthropologie u. Urgesch. d. OberlausitE.
GSteburg. Hochschule.
Goldinqen. Redaktion des Goldingenschen Anzeigers:
Qoldiogenscher Anzeiger. Jahrg. 1903.
Gotha. Vereinigung f. Gothaische Gesch. u. Alterthumsforschung:
Mitteilungen 1903.
Graz. Hist. Verein für Steiermark.
Greifswald u. Stralsund. Bügisch -Pommerscher Geschichtsverein
(Abth. der Gesellsch. f. Pommersche Gesch. u. A. in Stettin):
Pommersche Jahrbücher IV.
Hamburg. Verein für hamburg. Gesch.:
Zeitschr. XI (Schlussh.).
Hanau. Hanauer Geschichtsverein:
Festschrift znm Jubiläum Alt-Hanaus.
Hannover. Hist. Verein für Niedersachsen:
Zeitschr. Jahrg. 1903.
165
Heidelberg. Hist-philos. Yerein:
Neae Heidelberger Jahrbücher. XII, 1.
Helsingfors. Finnische Literatnrgesellsch.
I — Finnisch-ugrische Oesellsch.:
Mömoires. XIX— XXL — Joornal. XXI.
— Finnische Altertumsgesellsch.:
FijDskt Mnseam. IX. — SüomeD Maseo. IX. •— Tidekrift. XXIL
Hobenleuben. Vogtland, altertumsforsch. Yerein:
Jfthresber. LlCOl. LXXIIL
laroslaw. Gelehrte Gouvernements- Archivkonunission.
i Jena. Verein für thüring. Gesch. u. Alterthumsk.:
Zeitschr. N. F. XIH, 1. 2.
Irkutsk. Ostsibirische Abt. der Kaiserl. russ. geograph. Gesellsch.
bsan. Eaiserl. Universität.
— Gesellsch. für Archäol., Geschichte und Ethnographie bei
der Eaiserl. Universität:
HaricTia. XVIII, 1—3. XIX, 1-4.
' — Museum für Heimatskunde an der Eaiserl. Universität.
Kassel. Verein für hessische Geschichte u. Landeskunde:
[ Mitt 1901. — Zeitschr. N. F. XXVI.
Kiel. Egl. Ghristian-Albert-Universität.
— Gesellsch. für schleswig-holsteinische Geschichte.
— Anthropologischer Verein in Schleswig-Holstein:
Mitth. Xvf.
— Schleswig-holstein. Museum vaterl. Altertumer bei der Univ.
Köln. Hist, Verein für den Niederrhein:
Annalen. LXXV. LXXVI.
I KSnigsberg. Egl. preuss. Staatsarch.
— Egl, und Universitäts-Bibliothek.
— Alterthumsgesellsch. Prussia.
— Verein für Gesch. von Ost- u. Westpreussen.
Konstantinopel. Russisches archäol. Institut:
I HaBicTUL VIII, 1—3.
Kopenhagen. Egl. dänische Gesellsch. für nordische Altertums-
kunde.
Krakau. Akademie der Wissenschaften:
Biületin international. 1903 Nr. 1—9.
Laibadi. Musealverein f&r Erain:
Isreatja. XII, 1—6.
166
Landsbera a. d. WarUie. Verein fbr Oeschichte der Neamark:
Schriften. XIII—XV. — Schwarti, Oesoh. der Neamark während des
30j. Krieges. U. 1902.
Leiden. Niederländische wissenschaftliche Oesellsch.:
HandeliDgen en mededeelingen 1901/1902. — LeyensberiohteD 1901 A902.
Leipzig. Verein f&r (beschichte Leipzigs.
— Dentsche Gtesellsch. zur Erforschung vaterL Sprache und
Alterthfimer.
Leisnig (Eönigr. Sachsen). Oeschichts- n. Alterthumsyerein.
Lemberg. Bist. GeseUschaft:
KwmrtalDik historycmy. XVII, 1—3.
— Ossolinskisches National-Institni.
— Ukrainische Seycenko-Oesellsch. der Wissenschaften:
Fontes bist. Ükraino-Bassieae. VII. — Chronik 11—14.
Lindau. Verein fnr (beschichte des Bodensees.
LShen. Litterarische Oesellsch. Masovia (Mher Verein for Kunde
Masorens):
Mitt VIIL
Loewen. Katholische Universität:
Beyne d'histoire eccUsiastiqae. IV, 1.
LUbecic. Verein fßr Ifibeckische (}esch. u. Alterthomsk.:
Ürkanden-Bnch der SUdt Lfibeck. XI, 3. 4. — Mitt X. — Bericht 1902.
— Museum Lfibeckischer Kunst- u. Kulturgeschichte.
Lüneburg. Museumsyerein für das Fürstentum Lüneburg.
Lund. KgL Universität:
Ars-Bkrift 1901, L IL
Magdeburg. Verein für (^esch. und Alterthumsk. d. Herzogth.
u« Erzstifto Mwdeburg:
Geschichtablätter f. Sta£ a. Land Magdeburg. XXXVII, 2. XXXVÜL
Mainz. Verein zur Erforschung der rheiniBchen Qeaeh. und
Altertfimer.
Marienwerder. Eist. Verein f&r den Begierungsbez. Marienirerder:
Zeitachr. XLIL
Meitsen. Verein f&r Oesch. der Stadt Meissen:
Mitteilungen. VI, 2. 3.
Metz. (Gesellschaft für lothringische G^ch. u. Alterthumsk.:
Jahrbach. XIV.
Miiwauicee. öffentl. Museum der Stadt Milwaukee.
Mitau. Kurländische Oesellsch. f&r Litt. u. Kunst:
Sitsnngsber. 1902.
— — Sektion f&r Geneal(^e, Heraldik u. Sphragistik:
Katalog der Beraldieohen Aufstellang in Mitan 1903.
167
Hiaa. Redaktion der Mitanscheii Zeitung:
MitaiiBohe Zeitang. Jahrgang 1903.
litau und Riaa. Lettisch-literärische OeseUsch.:
Protokoll der 74. JahroByersaminlimg. 1902.
Montreal. Numismat. u. antiqnar. Gesellsch.
Mnu. Hauptarchiv des Ministerimne des Äussern.
— Eaiserl. archäologische Gesellsch.:
npaBua XUI ApxeojL cbisxft bi 1905 r.
— Eaiserl. Naturforschergesellschaft:
BnUetin 1903 Nr. 1.
Hnchen. Hist Verein f&r Oberbaiem:
AltbayeriBohe MonatSBchr. Ul, 6. IV, 1—3. — OberbayriBohoB Arehir. LI, 2.
niRster. Verein fbr Oesch. u. Alterthumsk. Westfalens:
ZaitBchr. LX. — Begister 9. I-L.
NMierg. Oermanisches Nationalmuseum:
Anaeiger 1902 Nr. 3. 1903 Nr. 1.
— Verein für die Oesch. der Stadt Nürnberg:
Mitt. XY. — Jahresber. 1901. 1902.
Odessa. Eaiserl. Odessaer Oesellsch. für Oesch. u. Altertomsk:
3aBHcn XXIY.
OmabrUck. Verein t osnabr&ckische Oesch. u. Landeskunde:
Mitth. XXVIL
Pernau. Alterihumsforsch. Oesellschaft.
— Redaktion der Pemauschen Zeitung:
Pemauache ZeituDg. Jahrgang 1903.
SL Petersburg. Eaiserl. Akademie der Wissenschaften:
Bulletin. 8. V, tome XVI, 4 5. XVII, 1—5.
^ EaiserL archäographische Eommission.
— Eaiserl. archäologische Eommission:
EmicnM m. nps^aBieme IV. — MaTopiaia no apxeoiorlH Poccia. XXVIL
Onen 1900.
— Eaiserl. öffentl. Bibliothek.
— Archäologisches Institut.
— Eaiserl. russische archäologische Oesellschaft:
SaoBCBH OTx. cxaBjmcKoi apxeoiorlH V, 1. — SamicBH XII, 3/4 (Tpyxa
OTx- apxeoioriH xpoBHe-Biaocavecioft). — damicBH BocToiaaro OTAiiesU
XIV, 4. XV, 1.
— Eaiserl. russische geograph. Oesellsch.:
Onen 1902.
^ Redaktion der St. Petersburger Zeitung:
8t. PetorBborger Zeitang. Jahrg. 1903.
PHIailelphia. öffentl. Museum fftr Wissensch. und Eunst an der
Pennsylvanischen Universität.
168
l^osen. Eist. Oesellsch. für die Provinz Posen.
— Gesellschaft der Freande der Wissenschaften:
Roczniki. XIX.
Pskow. Pskowsche archäologische Gesellschaft.
Raigern. Redaktion der Studien u. Mitth. a. d. Benediktiner- u. d.
Cistercienser- Orden im Ordensstift Raigern bei Brunn:
Stadien and Mitth. XXIII, 4. XXIV, 1-3.
Recklinghausen. Verein für Orts- und Heimatsknnde im Yeste
u. Kreise Becklinghausen:
Zeitschr. XII.
Regensburg, Hist. Verein von Oberpfalz u. Regensburg:
Verhandlaugen. LIV.
Reutlingen. Sülchgauer Altertumsverein:
Reutlinger Geschichteblätter. XIII. 5, 6. XIV, 1-4.
Reval. Estländische litterärische Gesellschaft.
— — Sektion zur Erhaltung einheimischer Alterthümer.
— Redaktion der Revalschen Zeitung:
Bevalsche Zeitang. Jahrg. 1903.
Rjasan. Archivkommission.
Riga. Stadtarchiv:
Schwarte, Das Bigisohe Stadtarchiv im Jahre 1902. (Stadtbl. 1903
Nr. 40.)
— Stadtbibliothek.
— Bibliothek der Livländischen Ritterschaft.
— Bibliothek des Baltischen Polytechnikums.
— Komitee d. Rigaschen (griech.-) kirchlich-archäolog. Museums.
— Börsenkomitee:
Rigas Handel a. Schiff&hrt 1902.
— Literarisch-praktische Bürgerverbindung:
Jahresbericht 1902.
— Rigascher Kunstverein.
— Wissenschaftliche Kommission des lettischen Vereins.
— Naturforscherverein :
Korrespondenzblatt. XL VI.
— Gesellsch. praktischer Ärzte:
Mitth. 1901/1902.
— Technischer Verein:
Bigasche Indastrie-Zeitang. Jahrg. 1903.
— Gewerbe- Verein:
Jahresber. XXXVII.
— Rigascher Gartenbau- Verein.
— Direktion des Rigaschen Stadt-Gymnasiums.
159
Kga. Direktion der Bigaschen Stadt-Bealschnle.
— Redaktion der Mitth. n. Nachrichten f&r die evang.-kth.
Kirche Rnsslands:
Mitth. n. Nachr. Jahrg. 1903.
— Redaktion der Düna-Zeitung:
Däna-ZeituDg. Jahr^. 1903.
— Redaktion der Rigaschen Rundschau:
Rigasche Bandschan. Jahrg. 1903.
— Redaktion des Rigaer Tageblatts:
Rigaer Tageblatt. Jahrg. 1903.
RMtock. üniyersität.
— Verein für Rostocks Alterthümer.
Salzwedel. Altmärk. Verein für vaterL Oesch. u. Industrie:
30. n. 31. Jahresbericht.
Samara. Alexandrowsche öffentl. Bibliothek:
Onen sa 1900 h 1901 r.
Sehwäbisch-Hall. Verein für das Württemb. Franken:
Württemb. Praoken. N. P. VIII.
Sehwerin. Verein für meklenburgische Gesch. und Alterthumsk.:
Jahrbücher. LXVUI. — Meklenb. ÜB. XXI.
Speier. Hist. Verein der Pfalz:
MitteUnngeD XXVI.
Stade. Verein f. Gesch. u. Alterthümer der Herzogthümer Bremen
n. Verden u. des Landes Hadeln.
(Die Zeitschr. des hist. Vereins für Niedersachsen in Hannover ist
sngleich Organ dieses Vereins.)
Stettin. Oesellschaft für Pommersche Gesch. u. Alterthumsk.:
Baltische Studien. N. P. VI. - Inhaltsverz. I— XLVI.
Stockholm. Egl. Akademie der Wissenschaften , Gesch. und
Altertumsk. :
M&oadsblad. 1897. — Antiqn. tidskrift XVII, l.
— Kgl. schwedisches Reichsarchiv:
Meddelanden. N. P. I, 3—6. — Svenska Riksrädets Protokoll X. —
Almqnist, Konong Gustaf I Registratur XXI.
— Eönigl Bibliothek:
Handlingar XXFV. — Acc.-Eatalog XV.
— Nordisches Museum:
Sommarbilder fr&n Skansen. •— Vinterbilder fr&n Skansen. — Minnen
frän Nordiska Mnseet II, 8-12. — Samfundet for Nordiska Museets
främgande 1900. 1901.
Straesburg. Eaiserl. üniversitäts- u. Landesbibliothek:
5 üniversitatsschriften.
Stuttaart. Württembergische Eonunission für Landesgesch.:
Württembergiscbe Vierte^ahrsschrift. N. P. XII, 1—4.
160
Stuttgart. Egl. öffentliche Bibliothek.
Thorn. CoperDicus-Verein für Wissensch. u. Ennst:
Katalog der Bibliothek.
Tiflis. Eaakasische Abteilane der EaiserL^^MoskaoBchen archäolo-
gischen Gesellschaft.
Tilsit. Litauische litterarische Gesellsch.
Mitt XXVII. XXVIII.
Trondlljem. Egl. Norwegische wissenschaftl. Gesellsch.:
Skrifter 1902.
Ulm. Verein f&r Ennst n. Altertnm in Ulm n. Oberschwaben:
Mitt X.
Upsala. Universität.
15 DissertatioDen.
— Egl. humanistische wissenschaftliche Gesellschaft:
Skrifter. Vn.
Washington. Smithsonsches Institut:
Annnal Report 1901. — Annaal Report of the national moaeam 1900.
— Bureau far Ethnologie Amerikas (am Smithsonschen
Institut).
— Anthropologische Gesellschaft von Washington.
Wien. Eaiserl. Akademie der Wissenschaften:
Archiv f. öflterr. Geach. XCI, 2. XCII, 1. — Mitt. I, 6.
— Akademischer Verein deutscher Historiker.
— Alterthumsverein.
Wiesbaden. Verein für nassauische Alterthumsk. u. Geschichtsf. :
Annalen. XXXIII, 1. — Mitteilungen. 1902/1903 Nr. 1-4. — Jakreaber. Y.
Worms. Alterthumsverein:
Vom Rhein. 1902.
ZUrich. Antiquarische Gesellschaft:
Mitteilungen. LXVII.
Zwickau. Altertumsverein für Zwickau u. Umgegend.
Vorstand der Gesellschaft
im Jahre 1904.
Präsident: Oberlehrer Bernhard Hollander.
Direktoren: Leonid Arbusow, Riga.
Hermann Baron Brulningk, Riga.
Professor Dr. Richard Hausmann, Jurjew (Dorpat).
Ältester Robert Jaksch, Riga.
Inspektor Konstantin Mettig, Riga.
Alexander Freiherr von Rahden, Mitau.
Stadtarchivar Dr. Philipp Schwartz, Riga.
Gustav V. Sengbuschy Riga.
Sekretär: Dozent Dr. Alfred v. HedenstrVm.
Museumsinspektor (steUv.): Gustav v. Sengbusch.
MuBeamsyerwaltnng: Karl v. LVwis of Menar — Architektar-
stacke (incl. Modelle, Pläne, Zeichnnngen).
Hermann Baron Bruiningk, — Möbel und historische Gemälde.
Gustav V. Sengbusch — Waffen des Mittelalters und der Neuzeit.
Nikolaus Busch — Urkunden, Siegel und Siegälstempel.
Robert Jaksch — Keramik, Schmucksachen, Miniaturen u. s. w.
Heinrich Jochumsen — Münzen und Medaillen.
Bibliothekar: Nikolaus Busch.
Schatzmeister: Franz Redlich.
11
Verzeichnis der Mitglieder«).
I. Ehrenmitglieder.
1. Geh. R^erangsrat Professor Dr. Karl Schirren, Kiel, Holstein.
1862.
2. Wirkl. Staatsrat Dr. jur. AiigiMt v. Oettingen^ Jorjew (Dorpat),
Teichstrasse. 1866.
3. Pastor Dr. August Bielenstein, Dohlen in Karland, Station
Friedrichshof. 1869.
4. Wirkl. Staatsrat Professor Dr. Leo Meyer, Oöttingen. 1884.
5. Eönigl. schwedischer Beiohsarchivar a. D. Dr. Karl fiiistaf
MalmstrSm, Stockholm. 1884.
6. Gräfin Praskowja Sergejewna Uwarew, Präsident der Kais^
liehen Archäologischen Gesellschaft zn Moskan. 1894. ß&
EimepaTopcEoe ApxeojforH^ecsoe 06n^ecTB0. Mocssa.
7. E. E. Hofrat u. Universitätsprofessor a. D., Mitglied des
Herrenhauses Dr. Stanislaus Smolka. 1894 Galizien, Schi.
Niegoszowice 1. P. Bndawa.
8. Wirkl. Staatsrat Professor Dr. Richard Hausmann. 1895.
Derzeitiges Mitglied des Direktoriums der Gesellschaft. Jor-
jew (Dorpat), Teiohstrasse }k 14.
9. Hermann Baron Bruiningl(. 1902. Derzeitiges Mitglied des
Direktoriums der Gesellschaft Biga, Nikolaistrasse Ji 8.
II. Prinzipal.
Wirkl. Geheimrat Graf Emanuel Sievers, Oberhofmeister des
Eaiserl. Hofes und Senateur, auf Schloss Wenden in Liv-
land. 1856.
*) Die Herren Mitglieder werden dringend ersncht, etwaige Yerände-
rongen oder Zurechtstellnngen in den Adressen mitzuteilen an Oberlehrer
Bemh. A. Holländer, Riga, L Weidendamm Ji 8.
16S
III. Korrespondierende Mitglieder.
L Professor Dr. Karl Lohmeyer, Königsberg i. Preossen. 1862.
2. OelL Begierangsrat Dr. Julius v. Eckardt, kaiserl. deutscher
Oeneralkonsol in Zfirich. 1868.
3. Professor Dr. Konstantin HBhlbaum, Giessen. 1873.
4. Stadtarchiyar Dr. Karl Koppmann, Rostock. 1876.
5. Professor Dr. Goswin Freiherr von der Kopp, Marbnrg. 1876.
6. Professor Dr. Georg Dehio, Strassburg i. Elsass. 1877.
7. Professor Dr. Max Perlbach, Abteilnngsdirektor a. d. Egl.
Bibliothek, Berlin W. 60, B^ensborger Strasse J« 30. 1877.
8. Dr. William Mollerup, Kopenhagen, Nörrefarimagsgade Jt 17.
1881.
9. Oberlehrer Heinrich Diederichs, Mitau. 1884.
10. üniversitätsarchitekt Reinhold Guleke, Jnrjew (Dorpat). 1884.
IL Professor Dr. Theodor Schiemann, Berlin, Lutherstrasse Ji 46.
1884.
12. Christian Giel, St. Petersburg, BadUBeBCidfi ocTpoBib, Cpe^Hifi
npocn. K 13 sb. 14. 1886.
13. Professor Dr. Wilhelm Stieda, Leipzig. 1887.
14 Königl. Geh. Banrat Dr. phiL Konrad Steinbrecht, Marien-
burg i. PreuBsen. 1889.
15. Herausgeber des baltischen Urkundenbuchs Leonid Arbusow.
1889. Derzeitiges Mitglied des Direktoriums der Gesell-
schaft. Biga, Sassenhof, Tapetenstrasse Jß 2.
16. Dr. med. Gustav Otto, Mitau, Grosse Strasse K 23. 1890.
17. Staatsrat Dr. Joseph Girgensohn, Pommern, Treptow a./B. 1894.
18. Bibliothekar der Stadt Berlin Dr. Arend Buchholtz, Berlin
W., Margarethenstrasse Nl 13 DI. 1894.
19. Professor Dr. Dietrich Schaefer, Heidelberg. 1894.
20. Kustos der Universitätsbibliothek zu Rostock Dr. Ad. Hef-
meister. 1894.
21. Harald Baron Toll, Beval, Bitterhaus. 1894.
22. Dr. Alexander Bergengrttn, Berlin - Steglitz, Albrechtstrasse
K 90. 1694.
U*
164
23. Landesarchivdirektor Oskar Stavenhagen, Mitau, Schreiber-
Btrasse Ji 30. 1895.
24. Professor emer. Alexander Rosenberg, Jaijew (Dorpat), Pasto-
ratsstrasse K 4. 1896.
25. Mag. Alfred Hackman, Helsingfors, Man^gegatan J« 2 B. 1896.
26. Dr. H jalmar Appelgreen, Helsingfors, Historisches Museum. 1896.
27. Präsident der Moskanschen nnmismatischen Oesellschaft und
Sekretär der Eaiserl. Archäologischen Gesellschaft zu Moskaa
Wladimir Konstantinowitsch Trutowski. 1897. Mocsna, Epeiub,
OpysefiHax najiaTa.
28. Konservator am hist. Musenm zn Moskaa Wladimir lljitsch
Ssisow. 1897. Mocssa, Rpacnafl njromia^^i», HirnepaTopcRiS
PoccificKifi HcTopHqecsifi Myseft.
29. Staatsarchivar Archivrat Dr. Erieli Joachim, Königsberg i.
Prenssen, Rhesastrasse Jt 1. 1897.
30. Stadtbibliothekar Dr. August Seraphim^ Königsbei^ i. Preassen,
Mitteltragheim itt 39. 1897.
31. Beamter des Heroldie-Departements Axel v. Gernet, St Pe-
tersburg, 3aropoÄHHfi npocn. Ji 9. 1897.
32. Alexander Freiherr von Rahden. 1900. Derzeitiges Mitglied
des Direktoriums der Gesellschaft. Mitau, Kreditverein.
33. Professor Dr. phil. Johannes Haller, Marburg. 1902.
IV. Ordentliche Mitglieder.
1. Stadtoberingenieur a. D. Adolf Agthe, Riga, Büngnerhof. 1895.
2. Arthur v. Akermann zu Gtothensee. Juijew (Dorpat), Kre-
ditsozietät. 1901.
3. Dr. phil. Karl Alt, Weimar, Erfurter Strasse Ji 64. 1900.
4. Livländischer Landrat a. D. Konrad v. Anrep zu Schloss
Ringen über Elwa. 1876.
5. Max V. Anrep zu Homeln über Walk. 1899.
6. Edgar Armitstead zu Heringshof über Rujen. 1893.
7. Henry Armitstead, Riga, Theaterboulevard Jt 4. 1896.
8. Rudolf V. Baehr zu Palzmar über Smilten. 1893.
9. Pastor P. Baerent, Arrasch über Wenden. 1899.
165
10. Provisor Arthur Bartels, Papierfabrik Ligat. 1902.
11. Bigascher Batsherr a. D. Bechtsanwalt Robert Baum, Biga,
6r. Sandstrasse Ji 16 L 1873.
12. Dim. Betriebsdirektor der Biga - Dnnaburger Eisenbahn
Bernhard Becker, Biga, Brunnenstrasse Ji 6. 1884.
13. Otto Baron Behr zn Andran in Kurland über Mitan. 1902.
14 Mag. theol. A. Berendts, Jnijew (Dorpat), Sternstrasse Jt 10.
1899.
15. Felix V. Berg zn Schloss Banden über Jnrjew (Dorpat). 1901.
16. Kammerherr Graf Friedrich Berg zu Schloss Sagnitz über
Sagnitz. 1893.
17. Dim. rigascher Landrichter Friedrich v. Berg, Biga, Bitter-
haus, Adliges Vormundschaftsamt. 1893.
18. Generalmajor Hugo v. Berg, Biga, I. Weidendamm Jt 13
Q. 1. 1899.
19. Pastor Hermann Bergengrlln, Biga, Mühlenstrasse Ji 53. 1902.
20. Dr. med. Adolf v. Bergmann, Biga, Basteiboulevard % 4. 1894.
21. Geh. Medizinalrat Professor Dr. Ernst v. Bergmann, Berlin,
Alexanderufer Jt 1. 1895.
22. Professor am baltischen Polytechnikum Dr. E. v. Bergmann,
Biga, Thronfolgerboulevard J« 23. 1901.
23. Apotheker Eugen Bergmann, Smilten. 1903.
34. Musikdirektor Wilhelm v. Bergner, Biga, Wallstrasse }t 20 lY.
1897.
25. Gand. jur. Arend v. Berkholz, Biga, Nikolaistrasse Nt 10. 1890.
26. Dr. med. August Berkholz, Biga, Alexanderstrasse tk 93. 1894.
27. Dr. phil. Leo Berkholz, Biga, Thronfolgerboul. }k 33. 1903.
28. Dr. med Julius Bernsdorff, Biga, Alexanderstrasse Jt 101. 1894.
29. Dr. med. Arved Berteis, Biga, Kl. Newastrasse M 4. 1894.
30. Pastor Johannes Bielenstein, Alt-Bahden in Kurland über
Bauske. 1902.
31. Pastor Walter Bielenstein, Mesohten über Bauske. 1902.
32. Pastor Roderich v. Bidder in Lais über Laisholm. 1895.
33. Bechtsanwalt Mag. jur. Karl Bienemann, Biga, Basteiboule-
Yard Ji 4. 1884.
166
34. Redakteur der ^Balt. Monatsechrilt* Dr. Friedrich Bienemami,
Biga, NikolaiBtrasse J« 27. 1892.
35. Ernst v. Blanckenhagen zu Elmgenberg, Riga, Albertsirasse
J« 5. 1893.
36. Gottlieb v. Blanclcenhagen zu Weissenstein über Wenden. 1893.
37. Harry v. Blancicenhagen zu Wiezemhof über Weimar. 1893.
38. Jeannot v. Blanckenliagen zu Drobbusch über Wenden. 1900.
39. Otto V. Blancicenhagen zu AUasch über Segewold. 1893.
40. Otto V. Blanckenhagen zu Moritzberg über S^ewold. 1893.
41. William v. Blanckenhagen, Drobbusch über Wenden. 1893.
42. Oberlehrer Karl Blum, Ooldingen. 1902.
43. Sekretär der Steuerverwaltung Eugen Blumenbach, Riga, St6ae^
Verwaltung. 1884.
44. Bernhard v. Bock zu Schwarzhof über Fellin. 1897.
45. Ernst v. Bock zu Ninigall über Fellin. 1901.
46. Valentin v. Bock zu Neu-Bomhu8en über Abia. 1893.
47. Dr. med. W. v. Bock, dim. Stadthaupt von Jurjew (Dorpat).
1894.
48. Architekt Wilhelm Bockalaff, Riga, Gr. SchloBsstrasse It 18.
1886.
49. Kaufmann Karl Boecker, Riga, Thronfolgerboulevard X 4.
1887.
50. Stadthauptkollege Emil v. Boetticher, Riga, Oeorgenstrasae
}t 1. 1884.
51. Sekretär des rig. Stadtamts Ernst v. Boetticher, Riga, Geor-
genstrasse M 1. 1894.
52. Rechtsanwalt Karl v. Boetticher, Riga, Soheunenstrasse Jt 31.
1896.
58. Stadtbibliothekar und Stadtamtsnotär Arthur v. BBhlendorff,
Riga, Oeorgenstrasae Jt 8. 1880.
54. Konrad Boltho v. Hohenbach zu Alt-Wohlfahrt über Slackehi.
1893.
55. Christian v. Bomhaufrt, Berlin, Tauentzienstrasse Jft 27. 187S.
56. Eonsulent Kenratf Bomhaupt, Riga, Gr. Sandstraese K^ 27 I.
1868.
187
57. KoDid P. Bornboldt, Riga, Nikolaistraase K 13. 1898.
58. Eaniinann Ernst Bortroem^ Riga, Eanfstrasse M 6. 1898.
59. Arthur v. Brackel, Riga, Felliner Strasse }(t 7. 1901.
60. Geheimrat Emanuel v. Bradke, Riga. Adr.: M. Hilweg, Thron-
fo^rbonleyard J(t 1. 1890.
61. Gand. ehem. Erich Brandt, Riga, Prowodnik, Alexanderstrasse
]* 1. 1901.
62. Ältester Grosser Gilde Robert Braun, Riga, Gr. S&nderstrasse
J«3. 1869.
63. Dr. med. Hugo v. Brohm, Riga, Gr. Newastrasse }t 9. 1893.
64. Rechtsanwalt Harry v. Broeckor, Jnrjew (Dorpat). 1895.
65. Adrian v. BrUmmor zn Eimahlen ftber Goldingen. 1908.
66. Charles v. BrUmmer zn Elanenstein fiber Eokenhusen. 1894.
67. Hermann v. BrUmmer za Rntzky fiber Wenden. 1902.
68. Magnus v. BrUmmer zu Wilgahlen in Kurland fiber Goldingen.
1894.
69. Michael v. BrUmmer zn Odensee in Livland aber Stockmanns-
hof, 1890.
70. Viktor v. BrUmmer, Alt-Ealzenan fiber Stockmannshof. 1890.
71. Buchhändler L Bruhns, Riga, Eaufstrasse Ji 15. 1893.
73. Ältermann der St. Johannisgilde Friedrich Brunstermann, Riga,
Gr. Neustrasse J(t 14 n. 1885.
73^ Redakteur Gregor Brutzer, Riga, Redaktion des «Rigaer Ta-
geblatts«. 1891.
7i Apotheker Theodor Buohardt, Riga, Basteiboulevard H 4.
1875.
75. Dim. Eirchspielsrichter und Oberst August Baron Buddenbrook,
Wenden. 1891.
76. Ingenieur Alexy v. Bukowslci, Papierfabrik L^at. 1902.
77. Dr. jur. August v. Bulmerincq, Riga, Georgenstrasse K 6. 1886.
78. Sekretär Wilhelm v. Bulmerincq, Riga, Stadlgfiterverwaltung.
1890.
79. Eonsulent Dr. jur. Robert v. BUngner, Riga, Nikolaistrasse
X 15 I. 1887.
80. Ingenieur-Chemiker fieorg Burmoiator, Papierfabrik ligat. 1902.
168
81. Nikolai Buscli, Riga, Wallstrasse J« 6 Q. 8. 1886. Derzei-
tiger Bibliothekar der Gesellschaft.
82. Oberlehrer Tlieophil Butte, Riga, Scholenstrasse Jk 10. 1884
83. Oymnasialdirektor a. D. Staatsrat Alfred Btttbier, Riga^
Palaisstrasse Jt 3. 1862.
84. Rechtsanwalt Konstantin Baron Buxhoewden zu Eölljall, In-
sel ösel, KöUjall über Arensbnrg. 1899.
85. Livländischer Landrat Balthasar Baron Campenhausen za
Aahof. Schloss Neaermühlen über Riga. 1894.
86. Livländischer Landrat a. D. Dr. jor. Balthasar Baron Cam-
penhausen zu Orellen über Wenden. 1891.
87. Livländischer Landrat a. D. Ed. Baron Campenhausen zu
Stolben über Segewold. 1894.
88. Ernst Baron Campenhausen zu Loddiger über Segewold. 1888.
89. Heinrich Baron Campenhausen zn Tegasch über Lemsal. 1893.
90. Rembert Baron Campenhausen zu Ilsen über Marienboi^. 1901.
91. Friedrich de Chey, Alt-Pebalg über Wenden. 1902.
92. Präsident des livl. Konsistoriums und Oberdirektor Peter
Ciapier de Colongue, Riga, Haus des adligen Ereditvereins.
1901.
93. Pastor Gustav Cleemann in Pinkenhof. Riga, pr. Adr. Dr.
J. Bemsdorff, Alexanderstrasse % 101. 1893.
94. Richard Daugull zu Hollershof. Riga, Marienstrasse J^ 51.
1895.
95. Ereisdeputierter A. Baren Delwig zu Hoppenhof über Bo-
meskaln. 1893.
96. Pastor Nikolai Deringer, Lugansk. r. JlyraHCR'b, EsaTepHHO-
cjaBCROfi Tj6. 1903.
97. Oberlehrer Dr. Robert Dettloff, Mitau, Kannegieeserstrasse
}ft 15. 1886.
98. Sekretär des Waisengerichts Alexander Deubner, Riga, Tod-
lebenboulevard J« 6 H. 1880.
99. Oberlehrer Viktor Diederichs, Mitau, Grosse Strasse Jt 58.
1876.
100. Karl Baron Drachonfeis, Mitou. 1888.
169
101. Theodor Baron Drachenfels, Mitaa, Seestrasse }(t 5. 1889.
102. Kaufmann Eduard Drenger, Baaske. 1901.
103. Alexander v. Duhmberg, St. Petersburg, JlHTefiHHS npocn.
Jt 57 BB. 31. 1902.
lOi Staatsrat und Eammeijunker Graf Paul v. Dunten zu Zögen-
hof über Hinzenberg. 1888.
105. Reinhard Graf Dunten-Dalwigk-Lichtenfels zu Nurmis über Se-
gewold. 1896.
106. Guido Eckardt, Biga, Gr. Eüterstrasse )t 14, Hypotheken-
verein. 1896.
107. Pastor August Eckhardt, Riga, Schlossstrasse tk 25. 1894.
106. Oberlehrer Paul Ehlers, Riga, Stadtgymnasium. 1895.
109. Livländischer Ereisdeputierter Karl Baron Engelhardt zu Seh-
len über Bujen. 1889.
110. Historienmaler Hermann Baron Engelhardt, München, Schfl-
lerstrasse 26 I, Gartenhaus. 1893.
111. Dr. Hermann Baron Engelhardt zu Paibs. Riga, Adlige Güter-
kreditaozietät. 1894.
112. Rudolf Baron Engelhardt zu Alt-Born über Ereslawka. 1898.
113. Stadtrat Jakob Erhardt, Riga, Georgenstrasse }(t 1 H. 1893.
114. Mag. bist. Ed. Fahre, Riga, Gr. Gilde. 1896.
115. Kommerzienrat Konsul Nikolai Fenger, Riga, Thronfolger-
boulevard J« 4 n. 1887.
116. Gottlieb Baron Fersen zu Adsel-Schwarzhof über Taiwola. 1888.
117. Stadtarchivar Mag. bist. Arnold Feuereisen, Jurjew (Dorpat),
Botanische Strasse J« 62. 1893.
118. Baron Armin v. Flilckersahm, St. Petersburg, UaHTeJiefiHOHCRaa
K 13 KB. 15. 1892.
119. August Baron FSIckersahm zu Adsel-EoiküU über Walk.
1893.
120. Sekretär des Ökonomieamts Friedrich v. Fossard, Riga,
Alexanderstrasse tk 11. 1882.
121. Schulvorsteher a. D. Karl Fowelin, Riga, Thronfolgerbou-
levard As 6 Q. 8. 1894.
122. Hermann v. Freymann zu Nurmis über Riyen. 1892.
170
123. Oehilfe des Juriskonsnlten im JuBtizmimsterimn RudoK
V. Freymann, St. Petersburg, SHaMeHCBEA M 20. 1895.
124. Alfred Baron Freytag-Lortngboven, Riga, Eonsnmvermn, Or.
Sandstrasse }t 9. 1890.
125. Rechtsanwalt Karl Baron Freytag -Loringheven, Riga, Thron-
folgerbouleyard M 9. 1899.
126. Oskar Baron Freytag-Loringhoven zu Lodenhof über Hinzen-
berg. 1901.
127. Reinhard Baron Freytag-Loringhoven zu Harmshof bei Riga.
1890.
128. Roderich Baron Freytag-Loringhoven, Adiamünde aber LemBal.
1889.
129. Wirkl. Staatsrat Direktor Ernst v. Friesendorff, Riga, Angli-
kanische Strasse Ji 5. 1901.
130. Buchhalter des Waisengerichts Ifeinrich Frobeen, Riga, Bre-
merstrasse M 5. 1887.
181. Karl Gaehtgens, Treppenhof über Walk. 1890.
132. EoUegienrat Dr. med. Peter Gaehtgens, Kreisarzt in Wenden.
1889.
183. Rigascher Stadtpropst, Oberpastor Theophil Gaehtgens, Riga»
Palaisstrasse 2. 1888.
134. Eanfinann Reinhold Geist, Riga, EL Schwinmistrasse K 4.
Oomptoir Ch. Schmidt. 1891.
135. Oberdirektionsrat des livl. adl. Güter-Ereditvereins Arnolil
V. Gersdorff, Riga, Eirchenstrasse % 7. 1892.
136. Bruno v. Gersdorff zn Eulsdorf über Lemsal. 1893.
137. Ereisdeputierter Georg v. Gersdorff zu Dangein über Wenden.
1893.
136. Konrad v. Gersdorff zu ScUoss Hochrosen über Wohnar.
1891.
139. Oberlehrer der Stadt-Töchterschule Karl Girgensobn, Riga,
Thronfolgerboulevard J* 2. 1881.
140. Oberpastor Thomas Girgensohn, Riga, El. Schlossstrasse Ji 6.
1890.
141. Dr. phü. Erioh Gleye, Odessa. 1901.
171
Itf . Oberlehrer Leon Boertz, Jurjew (Dorpat), Blnmenberg, Hans
y. Tiesenhaasen. 1890.
143. Eaufmanii Karl Qoeschel, Riga, Todlebenbonlevard tt 6.
1902,
lU. Ältester der Grossen Oilde Alexander v. Goetz, Biga, The-
aterbonlevard M 4 1892.
14& Alteeter der Kompagnie der Schwarzen Häupter Aurel Grade,
Riga, El. Sfinderstrasse li 1, Gomptoir v. Th. Pychlau.
1895.
146. Dim. Direktor des baltischen Polytechnikums zn Riga, WirkL
Staatsrat Professor Tb. Groenberg. 1892.
147. Pastor Edgar Gross, Goldingen, Seminar. 1902.
148. Sekretär cand. jnr. Paul Grossmann, Riga, Mfihlenstrasse
}i 60. 1894.
149. Livl. Landrat a. D. Alexander v. Grote, Riga, Eirchenstrasse
X 1. 1901.
150. Pastor Eduard Grüner, Appricken fiber Hasenpoth. 1902.
151. Pastor Hermann Grüner, Salgaln in Eorland über Annen-
burg. 1902.
152. Alexander von GrUnewaldt, Riga, Eirchenstrasse K 4 a Q. 2«
1903.
153. Dr. phil. Ericb v. GrUnewaldt in Bellenhof über Riga. 1903.
154. Arthur v. GUnzel zn Bauenhof über Wohnar. 1893.
156. Rechtsanwalt Dr. jur. Heinrich v. Guergens, Riga, Bastei-
boulevard Ji 4. 1891.
156. Notarius publicus Karl Gutschmidt, Windau. 1901.
157. Dr. med. Friedrieh Haoh, Riga, Basteibonleyard J« 7 I.
1894.
158. Buchdrnokereibesiteer Wilhelm Hacker, Riga, Palaisstrasse
Mt 8. 1892.
150. Staatsrat Julius August v. Hagen, Riga, Brunnenstrasse Jt 1.
1883.
160. Arved Baron Hahn, Riga, Eirchenstrasse M 6 Q. 7. 1903.
161. Bechtsanwalt Edmund Bare» Hahn, Riga, Elisabelhstrasee X 9.
1899.
172
162. Paul Baron Hahn zu Asuppen in Kurland über Zabeln. 1891.
163. Cand. ehem. Wilhelm v. Haken, Biga, Polytechnikum, Ver-
suchsstation. 1898.
164. Oberlehrer des Stadtgymnasiums a. D. Staatsrat Karl Haller,
Biga, Elisabethstrasse J« 29. 1863.
165. Bibliothekarsgehilfe an der Bibliothek der Raiserl. Akademie
der Wissenschaften Oskar v. Haller, St. Petersburg, Ba-
CHJbeBCEiS ocTpoBi, GpeAHifi npocnesT^ M 13 sb. 14. 1898.
166. Paul V. Hanenfeldt zu Absenau. Biga, Nikolaiboulevard K 4
1893.
167. Paul V. Hanenfeldt zu Sunzel über Segewold. 1898.
168. Heinrich v. Hansen zu Planhof über Wenden. 1901.
169. Nikolai Hartmann, Biga, Felliner Strasse Jt 7. 1901.
170. Ältester der Grossen Gilde Wilhelm Hartmann, Biga, Niko-
laistrasde J^ 7. 1888.
171. Dozent am Polytechnikum Dr. Alfred v. HedenstrSm, Biga,
Albertstrasse J« 1 Q. 14. 1895. Derzeitiger Sekretär der
Gesellschaft.
172. Eonsulent Karl v. HedenstrUm, Biga, Schulenstrasse J^ 5,
1868.
173. Bechtsanwalt Richard v. Hehn, Biga, Gr. Eönigstrasse Ji 11
Q. 2. 1896.
174. Max V. Heimann, Biga, Alexanderstrasse }i 31. 1896.
175. Pastor Paul Heintz, Dalbingen in Kurland über Olai. 1902.
176. Beamter des Big. Stahlwerks Rudolf Heise, Biga, Pletten-
bergstrasse, Stahlwerk. 1903.
177. Direktor der Stadt- Bealschule Wirkl. Staatsrat Heinrich
Hellmann, Biga, Stadt-Bealschule. 1884.
178. Reinhold v. Helmersen zu Sawensee über Modohn. 1902.
179. Livländischer Landrat Viktor v. Helmersen zu Neu-Woidom»
über Fellin. 1891.
180. Eaiserl. deutscher Generalkonsul a. D. Karl Helmsing, Riga,
Nikolaistrasse Nt 4 I. 1888.
181^ Karl v. Hesse, St. Petersburg, üXjoiccej&ßyprcBifi npocnsEn
M 45 KB. 11. 1887.
173
182. Friedrich Baron Heylcing zu Sassmacken in Kurland. 1900.
183. Dim. Stadtrat Aifred Hillner, Riga, Todlebenboulevard J« 11.
1882.
184. Pastor Gotthilf Hillner, Eokenhusen. 1894.
185. Bechtsanwalt Max Hilweg, Riga, Thronfolgerbonlevard % 1.
1894.
186. Robert v. Hirschheydt, Riga, Ritterhaus. 1898.
187. Rechtsanwalt Alexander Hoff, Riga, Or. Schmiedestrasse Nt 31.
1902.
188. Eduard Hoff, Riga, Nikolaistrasse It 69. 1885.
189. Pastor Theodor Hoffmann, Riga, Gr. Jakobstrasse J^ 26. 1890.
190. Oberlehrer Staatsrat Bernhard Hollander, Riga, I. Weidendamm
J« 3 Q. 7. 1882. Derzeitiger Präsident der Gesellschaft.
191. Oand. oec. pol. Hans Hollmann, Riga, Domplatz M 9 Q. 3.
1899.
192. Oymnasialdirektor Mag. Rudolf Hollmann, Goldingen. 1903.
193. Ernst Baron Hoyningen-Huene zu Lelle über Lelle. 1893.
194. Dr. med. Isaak Joffe, Riga, Suworowstrasse J£ 29. 1903.
195. Ingenieur Eugen v. Irmer, Papierfabrik Ligat. 1902.
196. Cand. oec. pol. Otto v. Irmer, Riga, Nikolaistrasse J^ 8
Q. 7. 1900.
197. Kaufmann Eugen Irschick, Riga, Nikolaiboulevard Jd 9. 1902.
198. Stadtrat Oskar Jaksch, Riga, Antonienstrasse J\& 2. 1887.
199. Ältester der Grossen Gilde Robert Jaksch, Riga, Kauf-
Btrasse J^ 9 11. 1881. Derzeitiges Mitglied des Direkto-
riums der Gesellschaft.
200. Sekretär cand. jur. Heinrich Jochumsen, Riga, Alexander-
strasse }t 60. 1894.
201. Buchhändler Georg Jonck, Riga, Eaufstrasse Ji 3. 1897.
202. Landhauptmann Karl JUrgensohn, Semenow. r. CeMenoB^B,
HnseropoACsofi ry6. 1891.
203. Behtsanwalt Alexander Kaehlbrandt, Riga, Wallstrasse J^ 17.
1900.
20i Bechtsanwalt August Kaehlbrandt, Riga, Gr. Schlossstrasse
X 18 U. 1868.
174
206. Oberpaator Emil KaehHmtfidt, Riga, BasteiboaleTard M da.
1895.
206. Livl. Ereisdepntierter Dr. Heinrich v. Kahlen zu. Alt-Oei-
stershof aber Stockmannshof. 1693.
207. Kaafmaim Heinrich Kehrhahn, Riga, Or. SandstrasBe % 34.
1896.
208. Dr. med. Alexander Keilmami, Riga, AndreasstraBse K 3.
1900.
209. Pastor Karl Keller, Riga, Newastrasse J^ 26 Q. 20. 1898.
210. Ältester der Grossen Oilde Ernst Kericovius, Riga, Ecke
der Kalk- und Scharrenstrasse. 1894.
211. Redakteur Paul Kerlcoviiis, Riga, Redaktion des ,,Bigaer
Tageblatts"". 1892.
212. OntsbesitBer Theoder Kericavii» zu Saadsen. Riga, Oertnid-
strasse Jt 13. 1899.
313. Kaufmann Wilhelm Kerkevius, Riga, Or. Sandstrasse % 17.
1892.
214. Oberlehrer Staatsrat Friedrich v. Keuseier, St. Petersburg,
^ypmraTCBaA J^ 12 bb. 17. 1884.
215. firaf Theoder v. Keyserling, Majoyseni ^lep. SLufana^ EoBeff-
CBoft ry6. 1887.
216. Gand. jnr. Mfons v. Kieseribky, Wenden. 1887.
217. Apotheker Nikolai Kieseritzky, Riga, Scheunenstrasse 80,
Schwan-Apotheke. 1895.
218. Dim.Obersekr. Mag. jnr. Wilhelm Kieseritzky, Riga, Kirchen-
strasse J« 13. 1892.
219. Rechtsanwalt Woidemar Kiparsky, Riga, Thronfolgerboda-
vard X 21. 1901.
220. Sekretär der livländ. adeligen Kreditsozietät Friedrich Ki^
atein, Riga, Livl. adl. Kreditsozietät. 1869.
221. Kollegienrat Emil v. Klein, Riga, Herrenstrasse )k 2. 1895.
222. Dr. med. Paul Klemm, Riga, Basteibonlevard M 9 L 1898.
223. Hofrat Adolf Klingenberg, Riga, Or. Sandstrasse Jk 5. 1865.
S2i. Bitter8chaft8rentmei8terAiigttttv.Klot,Riga,Ritterliaiis.lB86.
226. Reinhold v. Klot zu Odsen. Riga, Elisabethstr. M 8. 1894.
175
2S6. Oberiandesgeriehtoat Dr. jor. August v. Knkriem, Hamburg.
1874.
S27. Konml v. Knierieni m Muremoise aber Wolmar. 1896.
228. Profeesor «m baltischen Polytechnikam Dr. Wdidemar
V. Knieriem, Peterhof «ber Olai. 1901.
229. EgoH v. Knorring, ehem. Sekretär der nissisohen Botschaft
in Serlin, Jurjew (Dorpat). 1893.
230. Pontus V. Knorring, ehem. Attache der rassischen Gesand^
Schaft in Rom, Jurjew (Dorpat), Oartenstrasse J6 19. 1893.
231. Karl Koken v. GrUnbladt, Birkenruh bei Wenden. 1894.
232. Beamter der rig. Steuerverwaltung August Kräh, Riga, Kl.
Gfoldinger Strasse J« 4 I. 1903.
233. Karl Krannhals, Riga, Expedition der „Dfina-Zeitang». 1880.
231 Fflrst Nikolai Krapotkin zn Segewold. 1894.
235. Eduard v. Kreuseh. 1892.
236. Livländischer Ereisdeputierter Maximilian v. Krsusch zu
Saussen über Stockmannshof. 1893.
237. Kaufmann fiottlieb Heinrich Kroeger, Riga, Jakobstrasse J(t 28.
1901.
238. Kanfmaan Albert Kreepsch, Riga, Scheunenstrasse J>£ 28.
1879.
239. Horitz Baron KrUdener zu Suislep über Fellin. 1893.
240. Woldeniar Baron KrUdener zu Henselshof über Rujen. 1893.
211. Pastor Leopold KrUger, Wolmar. 1891.
Ü2. Pastor Paul KrUger, Sessau in Kurland über Elley. 1902.
243. Rittmeister Alfred v. Krusenstern, Strelna bei Peterhof. 1900.
241 Konsulent Heinrich Kuchczynski, Riga, Thronfolgerboulevard
]« 4. 1876.
245. Architekt Eduard Kupffer, Riga, Mühlenstrasse J\l 72. 1902.
24ß. Pastor Wilhelm Kupffer, Schleck in Kurland über Gtoldingen«
1902.
242. Eduard. Kursehswitz, Riga, Pauluccistrasse Jt 11 Q. 6. 1900,
248. Kaufmann Heinrich Kymmel, Riga, Gterberstrasse M 2/4. 1884.
249. Ältester der Grossen Gilde, Buchhändler NiktM Kymmel
jun., Riga, Kymmels Buchhandlung. 1884.
176
250. Ältester der Grossen Oilde, Buchhändler Nikolai Kymmel
sen., Riga, Gr. Pferdestrasse J« 27 I. 1843.
251. Pastor Harald Lange, Sunzel &ber Segewold. 1892.
252. Dim. Assessor Ludwig Lange, Riga, El. Schlossstrasse Jt 3.
1886.
253. Gutsbesitzer Hermann Lasch, Riga, Packhausstrasse J^ 1. 1898.
254. Oberlehrer Wladislaw Lichtarowicz, Riga, Stadtgymnasiam.
1894.
255. Alexander Baron Lieven, Mitau, Swehthöfsche Strasse Xt 10.
256. Felix Baron Lieven, Riga, Todlebenboulevard Ji 7. 1900.
257. LandesbevoUmächtigter von Kurland Hofmeister des Aller-
höchsten Hofes Fürst Georges Lieven zu Eabillen in Kur-
land. Riga, Todlebenboulevard Jß 6. 1902.
258. FUrst Michael Lieven zu Pelzen in Kurland über Goldingen.
1900.
259. Fürst Paul Lieven zu Schloss Kremon über Segewold. 1901.
260. Eduard v. Lilienfeld zu Köhnhof über Sagnitz. 1893.
261. Ferdinand v. Liphart zu Torma über Tschoma. 1896.
262. Reinhold v. Liphart zu Rathshof über Jurjew (Dorpat). 1896.
263. Oberlehrer Hermann LSffler, Riga, Bischofsstrasse K 5 Q. 3.
1886.
264. Buchhändler Gustav LWRer, Riga, Gr. Sandstrasse M 20. 1902.
265. Rigascher Ratsherr a. D. Gustav LSsevitz, Riga, Thronfolger-
boulevard M 4 m. 1887.
266. Harald Baron Loudon zu Schloss Serben über Wenden. 1895.
267. Otto V. LSwenstern zu Schloss Kokenhusen. 1893.
268. Bibliothekar der livländischen Ritterschaft Karl v. LSwis of
Menar, Riga, Ritterhaus. 1884.
269. Ältester der Grossen Gilde Konsul Moritz LUbeck, Riga,
Gr. Jakobstrasse Jt 26. 1881.
270. Rechtsanwalt Viktor Lundberg, Dwinsk (Dünaburg), IIIejb-
AepoBCBaA yji. 1901.
271. Dr. med. Ernst Masing, St. Petersburg. BacHJiBeBCRi& ocipoBi,
CpexHiS npocn. Ji 3. 1896.
177
272. Köftnitf tf^Ulr AÜaydeH zu Erüdnershöf über Jnrjew (Dorpat).
1893.
27$. SüriiEfV Bärön Mäyd6ll zu Pocfis über Pernaü. Id9?.
274. Liyländischer Landrat WoltfiSmar Sarö'n Mäydöll zu kartzen
Ubier Stoökmannsbof. 1893;
275. Graf Paul v. Medem za Schloss Elley übör tllej (Kurland)«
1901.
276. Theodor Graf Medem za Stockmannshof. 1893.
277. Dozent am Rfg. Pölytechnfkrim Alfred Med^r, Riga, Dorpa-
ter Strassiö J6 23 Qi. 7. 1903.
278. August Gi'af ihellM zu Lappiei" fibier Wolmar. 1893.
279. Cmanuel BÜeiron Mengden - Altenwogä zu Oolgowsky über
Schwanenburg. 1896.
280. Sekretär der Livl. adl. Oüterkreditsozietät Woldemar Baron
Mengden, Riga, Architektenstrasse K 1. 1888.
281. Janies^ v. Mensdrikampf zu Schloss Tarwast über Fellin. 1899.
282. Ältester der Kompagnie der Schwarzen Häupter Alexander
Menbenddrff, Riga, Kaufstrasse j« 5. 1892.
283. Inspektor der Stadt-Realschule Staatsrat Konstantin Mettig,
Riga, Basteiboulevard J^ 9 a. 1877. Derzeitiges Mitglied
des Direktoriums der Oesellschaft.
284. Livländischer Landmarschall, Hofmeister des Allerhöchsten
Hofes Dr. iur. Friedrich Öaron Meyendorff, Riga, Ritterhaus.
1887.
285. Dr. phil. Bernhard Meyer, Riga, Märstallstrasse Jtt 22. 1891.
286. Kreisrichter a. D. Heinrich v. Meyer, Wenden. 1884.
287. Dr. med. Hermann Meyer, Riga, Elisabethstrasse }k 19. 1902.
288. Dr. med. Johahn Eduard v. Miram, Riga, Basteiboulevard
Jfe 11. 1881.
289. Rechtsanwalt Erwin Moritz, Riga, Alexanderboulevard % 1.
1872.
290. Rechtsanwalt Richard Muenx, Riga, Gr. Sandstrasse Jt 27.
1894.
291. Buchhalter Hu^O Müxfeldt, Papierfabrik Ligat. 1902.
292^ Pastor Hi^ödor Nteander, Alt-Sdhwanenburg. 1895.
12
178
293. Architekt Dr. Wilhelm Neumann, Riga, Alexanderstrasae Jt 51.
1886.
294. Livländ. Landrat a. D. Arved Baron Noicken zu Allatzkiwwi
über Jurjew (Dorpat). 1876.
295. Livländ. Landrat Axel Baron Noicken zu Eawershof aber
Jurjew (Dorpat). 1894.
296. Georg Baron Noicken za Gross-Essem. Riga, Antonienstrasse
Ä 4. 1886.
297. Reinhold Baron Noicken, Riga, Nikolaistrasse % 4 Q. 5. 1885.
298. Lehrer S. Nowibky, Riga, Alexanderstrasse Jt 50. 1894.
299. Guido v. Numers zu Idwen über Rigen. 1893.
300. Livländischer Residierender Landrat Arvid v. Oettingen m
Luhdenhof. Riga, Ritterhaus. 1893.
301. Livländ. Landrat a. D. Eduard v. Oettingen zu Jensei über
Laisholm. 1876.
302. Richard v. Oettingen zu Wissust über Jurjew (Dorpat). 1893.
303. Ritterschafteaktuar Emil Baron Orgies- Rutenberg, Mitau,
Schwedhöfsche Strasse, Haus Friedenthal. 1895.
304. Friedrich Baron von der Pahlen, Riga, Antonienstrasse 7.
1898.
305. Cand. oec. pol. Alexander Pander, Riga, Reimerstrasse Jt 1.
1896.
306. Iwan v. Ränder zu Elein-Ohselshof über Alt-Pebalg. 1893.
307. Nikolai v. Ränder zu Ronneburg-Neuhof über Wenden. 1893.
308. Reter v. Rander zu Ogershof. Riga, Georgenstrasse. 1893.
309. Pastor Woldemar Reitan, Würzau über Mitau. 1902.
310. Wirkl. Staatsrat Professor Dr. med. Oskar v. Retersen, Si
Petersburg. KpyEOBofi saeajTB ](l 6. 1894.
311. Redakteur Arnold Retersenn, Riga, Redaktion des ^Rig. Ta-
geblatts^. 1882.
312. Ingenieur Gustav Retersenn, Papierfabrik Ligat. 1902.
313. Dr. W. Retersenn, Jenakiew 1903. IleTpoBcsifi sasoji^ Ena-
TepHHOCJaBCsoS ry6., nepesi EnaKieBO.
314. Oberlehrer Hermann Rflaum, Riga, Gertrudstrasse )t 27. 1894.
315. Alexander v. Ristohlkors zu Eoltzen über Hinzenbei^. 1893.
179
316. Eugen v. PMobikors zu Immafer über Weissenstein. 1893.
317. Bachdrackereibesitzer Dr. phil. Arnold Plates, Riga, Petri-
Friedhof Jit 1. 1888.
318. Oberlehrer des StadtgTmnasiamB Staatsrat Dr. Arthur
Poelchau, Riga, Nikolaistl-asse Ji 17. 1872.
319. Pastor Peter Harald Poelchau, Riga. Architekteiistrasse K 1*
1897.
320. Konsnlent Hermann PSnigkau, Riga, Kfiterstrasse ft 14 n.
1887.
321. Reinhold Poswol, Riga, Gr. Brauerstrasse J« 1. 1902.
322. Notar Adolf Procter, Mitau. 1903.
323. Reinhoid Pychlau, Riga, Gr. Eönigstrasse M 46. 1891.
324. Dr. med. Ernst v. Radeckl,Riga, Gr. Schlossstrasse K 17. 1895.
325. Gand. ehem. Hermann v. Radecki, Riga, Albertstrasse }k 9.
1894.
326. Gand. jor. Ottokar v. Radecki, St. Petersburg, AnTeBapcsifi
nepeyjiOKX Jfe 6 IV. 1893.
327. Dr. med. Albert Rasewsky, Riga, Jakobstrasse }k 12. 1901.
328. Gustav v. Rathlef zu Taimnist über Juijew (Dorpat). 1897.
329. Konstantin v. Rautenfeld zu Gross-Buschhof über Jakobstadt
1893.
330. Dr. med. Eberhard v. Rautenfeld, Riga, Todlebenboulevard
J* 5. 1893.
331. Assessor des Livl. Konsistoriums Georg v. Rautenfeld zu
Ringmundshof. 1893.
332. Ritterschaftsaktuar Karl v. Rautenfeld, Riga, Ritterhaus.
1889.
333. Gotthard Baron von der Recke zu Jahteln über Goldingen.
1902.
334. Wolfgang Redlich, Riga, Magazin y. J. Redlich. 1901.
335. Eaufimiann Alex. Redlich, Riga, Magazin y. J. Redlich. 1894.
336. Franz Redlich, Riga, Basteibouleyard J^ 2. 1897. Derzei-
tiger Schatzmeister der Gesellschaft.
337. Kaufmann James Bevan Redlich, Riga, Magazin y. J. Red-
lich. 1896.
12*
180
3M. Dr. med. Miann RMlIicN^ Biga, Basteiboulevard J« 2. 1894.
399. Estla&diaoher Landrat a. D. R. 8raf ReliMntf^p m Uddriok
über Taps (Estland). 1894.
340. Gand. jor. Syl¥ester RelMhe, Kga, Todlebesboulievard M 6.
1902.
341. Mwanier Relm^ Nordeokehof bei Biga, Ballensche S«r. Jtt 12.
1894.
342. Architekt AHgwt Reinberg, Riga, Mühlenstrasee J« 46. 1888.
343. Karl v. Reisner, Riga, Stadt-Erankenhaas. 1893.
344. Johmnes Rindermaiin, Berlin J« 24, Briedridistr. 106. 1902.
345. Adolf Richter, Riga, Sobarrenstrasse Jk 4. 1900.
346. Apotheker Alexandar Rttleiiberg, Riga, Saworowstrasse }(t 34.
1902.
347. Karl Baron RVnne m Wensan. Mitan, Schreiberetrasse 10.
1902.
348. Hermann v. Roepenack zu Stalgen ftber Mitan. 1902.
349. Prof. Dr. Woldemar v. Rohland, Freibnrg im Breisgau. 1890.
350. Kaufmann Friedrieh RohMF, Riga, Elisabethstrasse tk 19. 1894.
851. Residierender Ereismarsehall Max Baron von der Ropp zq
Bizten in Kurland über Bäobhof. 18%.
352. Livl. Kreisdeputierter Hans Baron Rosen zu Schloss Oross-
Roop über Wenden. 1895.
353. Livländischer Kreisdeputierter Woldemar v. Roth zu Tilsit
über Werro. 1893.
354. G. A. Rothert, Riga, Jägerstrasse }k 6. 1884.
355. Charles v. Rudnieki, Borg Schleinitz, Poet Kötseh bei Mar-
burg, Steiermark. 1890.
366. Konsul John ROcker, Riga, Gr. Sündo-strasse J« 25 ü. 1887.
357. Redakteur Dr. Alfred Ruetz, Riga, Redaktion der „Rig.
Rundschau". 1902.
358. August Ruetz, Riga, Arsenalstrasse Ji 3. 1889.
359. Dim. Assessor Max Ruetz, Riga, Arsenalstrasse 76 3. 1889.
360. Redakteur Richard Ruetz, Riga, Redaktion der „Rig. Rund-
schau". 1891.
361. Cand. ehem. Max Ruhtenberg, Riga, Gr. Jungfemstr. J^ 3. 1899.
181
m Pr. mßd. i. Ruile, Biga, EalkstrasBe Nt 14. 18»7.
36ä. Adminiatrator der HilterBohafiiSg&ter Fr. v. Saenger zu Lips-
kaln über Weimar. 1901.
36i Friadmh V. Saaiiger tuiPeddela. Lipakaln fiber Weimar. 1894.
365. Arnold v. Samson-Himmelstjerna zu SepküU über Lemsal. 1891.
366. J&eisdeputierter Axal v. Samaon^liniinelstjfirna su HummelB-
hof über Walk. 1902.
367. BitteESohaftssekrettr Fr. v. temssi^-Hiifimolsljarna, Riga,
BitterhauB. 1897.
368. CMiardv.SaifiBQntHiniHeMjariia zu Uelzen über Werro. 1898.
369. Dim. Livländischer Landrat Ottokar v. Samson-Hiimnebtjerna
za KuKtiala über Laisholm. 1876.
370. Bendant der Oberdirektion, der livl. adl. EreditsozieiätEdmund
Baron Sets, Riga« 1894.
371. OberadBretär Ivnald BarM Saas, Riga, EHsabethstraase }i 97.
1901.
322. Pastor A$kar Sohabeii^ Böga Alexander8tra8B6J6 37. 1909.
373. iffchit^t f riadrMi SehaSil, Biga, BHterstrascre Jfi 56. 1900.
374 Sekratifcr der Krepoetabtkeihmg des Riga-Wolmarseben
Friedensrichter-Plenums Alexander Soheluchln, Biga, <Ekolai-
ttraeae )t 27. 1891.
375. Direktor der Gewerbeschule Max Scherwinsky, Biga, Theater-
boalevard Mt 11. 1887.
3% Becbtoattvralt Mtaa SdlienMa; Iffitan. 1901.
377. Sekreftär Edgar v. SMiffiaiky, BSga. .Schulenstrasse J« 3B.
1892.
378. Paitor KM Milliiil, Nitooi über NitanL 1908.
379. Fabrikdirektor Alfons Schmidt, Biga, Palaisstrasse M 3.
188S.
380. Bechtsanwalt Gustav SchmilH^ Mitau, SeUossstrasse J« 4. 1901.
381 Ha» Bahmidt, BSga, EitfchenstrasBe M 7 Q. 2. 1667.
382. Oberlehrer emer. KoUegiearat tekar Eadt SdanUll^ Marien-
tbal bei Säbeln. U90a
383. Buchdruckereibesitzer Alexaactor SahNakenborg, Riga, Mar-
ställatraaae J6 5. 1902.
182
384. Dr. med. Alfred Schneider, Trikaten nber Wolmar. 1897.
386. Eaufmaiin Hermann Schneider, Riga, Basteibonlevard M 2.
1902.
386. Oberlehrer Georg Schnering, Beval, Eönigsthaler Strasse J^ 12.
1896.
387. Ältester der Grossen Gilde Staaterat Gustav v. Schoepif,
Riga, Schwarzhäupterstrasse J(t 4, „Jakor^. 1894.
388. Eaufmann Heinrich Schomacicer, Riga, Gr. Küterstrasse K 14
(Comptoir N. Maximow). 1897.
389. Oberlehrer Karl Schomacker, Weimar, Wörthstrasse }(t 31.
1896.
390. Alfred Baron Schoultz-Ascheraden zu Schloss Ascheraden nber
Römershof. 1893.
39U Alfred Baron Schoulb-Ascheraden zn Losem über Wenden. 1893.
392. Arthur Baron Schoultz-Ascheraden zu Gnlbem über Wenden.
1893.
393. Oberdirektionsrat der Livländischen Adeligen Ereditso-
zietät Friedrich Baron Schoultz-Ascheraden, Riga. 1893.
394. Robert Baron Schoultz-Ascheraden, Schliepenhof über Nitan.
1893.
395. Pastor emer. Ernst Schroeder, Riga, Nikolaibonlevard Jt 17.
1899.
396. Georg v. Schroeders, Riga, Theaterbonlevard J£ 6. 1895.
397. Bernhard v. Schubert, Riga, Basteibonlevard Ji 6. 1887.
398. Inspektor der rigaschen Stadtgüter Erich v. Schultz, Riga,
Gr. Königstrasse, „Stadtgüterverwaltnng". 1892.
399. Beamter der Rigaer Börsenbank Leopold Schultz, Riga, Bö^
senbank. 1898.
400. Notar des Livl. Konsistoriums Karl Schwank, Riga, Kon-
sistorium im Schloss. 1903*
401. Ältester der Grossen Gilde Konsul Eugen Schwartz, Riga,
Alexanderstrasse J6 18. 1894.
402. Kaufmann Eugen Schwartz, Riga, Gr. Jakobstrasse K 6, pr.
Edgar Lyra & Co. 1901.
403. Sekretär Ernst Schwartz, Riga, Pauluccistrasse J« 6. 1894.
183
404. Notarius publicus Johann Christoph Schwartz, Riga, Nikolai-
strasse K 27. 1875.
405. Professor Dr. jur. Johann Christoph Schwartz, Halle a. d. S.
1874.
406. Stadtarchivar Dr. Philipp Schwartz, Riga, Kirchenstrasse
A* 35. 1876. Derzeitiges Mitglied des Direktoriums der
Gesellschaft.
407. Dr. Vil(tor Schwartz, Riga, Theaterboulevard Ji 6. 1892.
408. Staatsrat Wilhelm Schwartz, Riga, Mühlenstrasse J« 16. 1857.
409. Pastor Leonhard Seesemann , Eorsiten in Kurland fiber
Prauenburg. 1902.
410. Eaufinann Karl Gustav v. Sengbusch, Riga, Kl. Sünderstrasse
J^ 1. 1886. Derzeitiges Mitglied des Direktoriums der Ge-
sellschaft.
411. Dr. med. Reinhold v. Sengbusch, Riga, Alexanderstrasse Jt 51.
1900.
412. Redakteur Dr. Ernst Seraphim, Riga, Redaktion der „Düna-
Zeitung«. 1887.
413. Kaufinann Erich Seuberlich, Riga, Marstallstrasse J£ 3. 1903.
414. Architekt Hermann Seuberlich, Riga, Kl. Newastrasse Jt 4.
1903.
415. Alexander v. Sivers zu Rappin über Werro. 1893.
416. Alfred v. Sivers zu Euseküll über Fellin. 1893.
417. Edgar v. Sivers zu Autzem über Wenden. 1891.
418. Frommhold v. Sivers. 1893.
419. Leo v. Sivers zu Alt-Kusthof über Jurjew (Dorpat). 1898.
420. Leopold v. Sivers zu Walguta über Juijew (Dorpat). 1893.
421. Livländischer Landrat Max v. Sivers zu Römershof. 1893.
422. Nikolai v. Sivers zu Soossaar über Oberpahlen. 1893.
423. Architekt Otto v. Sivers, Riga, Georgenstrasse J* 8. 1888.
421 Wirkl. Staatsrat Hermann v. Skerst, Radom. 1884.
425. Dr. med. Ernst Sokolowski, Riga, Altonaer Str. 6, „Nerven-
heilanstalt**. 1903.
426. Alexander Sommer, Riga, Stadthaus — Stadtgüterverwaltung.
1902.
184
427. Ilicbael v. Spmmer zu Kadfer über LemBal. 1893.
428. Charles Baron Stackeiberg zu Abia über Quelleiistein. 1893.
4^. Livländischer Landrat, Vizepräsident der E. livl. Gem^-
nützigen und Ökon. Sozietät Viktor Baron Stackefberg zu
Eirdis über Laishobn. 1893.
430. Alexander Baron $tael y. Ii9l8teln zu Samm über E^pel (Est-
land). 1895.
431. Ale|xander Baron Stael v. Holstein zu ÜUa über Pernau. 1893.
432. LivländiscW Xi^ndrat a. D. Reinhold BarpQ Stfiei y. Hlols^Siin
zu Neu-Anzen über Anzen. 1876.
433. Livländischer Ereisdeputierter Wilhel^ ^aron Stael y. Upistein
zu W^dhof über Pernau. 1893.
434. Julius Stahl zu Yegesacksholm ü^er Bigi^. 1893.
435. Notarius publicus Karl Stamm, Biga, Scheunei^trasBe % 17.
1868.
436. Redakteur Karl Stavenhagen, Riga, Redaktion dep ^Düna-
Zeitung«. 1895.
437. Stadtrevisor Richard Stegman, Riga, El. Newastrasse J^ 4. 1885.
43ß. Apotheker Hugo $tßin, Mitau. 1901.
439. Karl Baron Stempel zu Planezei^ über Goldingen (Eurland).
1885.
440. Magd. bist. Karl v. Stern^ Jurjjow (Dprpat), Quappenstrasse
J« 2. 1899. '
441. Dim. Sekretär deB Livl^dischpn Ho^erichts Ma^. jnr.
Friedrich v. Sticinsky, Riga, Schützenstrasse }k 5. 1856.
442* Arcbiyar dea Ökonomiean^ts HeJQripl) v. Stiisjnsky, Riga, Eir-
chenstrasse ti 33. 1898.
443» Ältester der Oroaseu Gilde Ale^i^n^^r ^\f4^ ^a^ Mar-
stalUtrasse Jt 24 (Comptoir Hermai^n Stie,da). 1893.
444* Ältermann der Grossen Gilde Hermann $tjed|Bf sen., Rigm
Alexanderbouleyard Jk 2. 1903.
44^. Eaufmann H.ermapn Stiec^a jun., Riga, AJiexanderbQulevard
li 2. 1903.
446. Geheimer Medizinalrat Professor Dr. Lild^jg Sjüssj^a, Eönigs-
berg i. Preussen. 1876.
186
^7. Eaasadepntierter unfl Assessor des Livl. Eonpistorluips ArMfliI
V. Strandmann zu Zirsten. Biga, Apdreasstrasse Nl 3. 1891.
^. Edgar v. StnimtfiiAnn zu I^uternsee, Lasclphn ül^er ]yiodo}m.
1893.
iß. Ältester der Grossen Gilde Chri^^tiati v. Strit^ky^ Riga, NU^o-
laistrasse Ji 77. 1887.
4^. Alexa(Hler y. Sfryk zu Palla über Jorjew (Dorpat). 1893.
451. Friedrich v. Stryk zu Morsel über Fellin. 1893.
452. Oberforstmeister Emil v. Stryk zu Wiezemhof über Wolmfur.
1896.
4^. Hi^rald V. Stiyk zu Qcl^loss Heimet über Törwa. 1896.
454. Proff»por ap» balt. Polytechnikum Wilhelm V. Stryk, Bigm
Andreasstrasse Jt 3. 1899.
4^ 3€ikretär des adl. Yormundschaftsamtes Arnpid v. TidebKIrty
Jurjew (Porp^t), Kastaniens^Uee M 1 a. 1889.
456. Oberlehrer Nikolai v. Tideb^ttU, Riga. Peter-Pi^^lstrasse :|^ 2
Q. 9. 1900.
457. Liyländischer Landrat u. Kammerherr Heinrich Bfiron Tieaen-
bausen z\i Inzeem über Segewold. 1876.
458. li!(ilirJc|i E^t^roo Tifut^pbausjEtn j\in., Qrütqrshof, Inze^tm über
Segewold. 1901.
461^, Wirkl. Staatsrat Profea^or Dr. med. GiMsta^v v. Tiluig, St.
Petersburg, Rupo^afl ^ 3. 1892.
460. Dr. med. Tb. Tiling, Direktor der Irrenanstalt Rotihenberg
in Riga, H^dlung v. J. A. S^enzendorf, J^auüstra^sQ. 1894.
461. Kaufmann Emil Timm, St. Petersburg. BaCHjn>eBqKi|i ocxpoBx,
9 JC01H, J* 42 KB. 12. 1899.
462. Sekretär des ritterscbaftliphen sti^tißtischen Bureaus Alexander
V. T9bi^, Rffff^ Ritterhaps. 1881.
4|S3^ Seb;i:e.t^ der Orund^uchabteilung flw v. Ta))iWt Fel\i^..
1893L
464. Akad. Maler Ervat Tede, Riga, Alexanderstr^s^ K 76 I.
1892.
465. Kassierer W/Ibi^ TorclH(^liy Riga; Kalkstrasse -r S^tlpm-
bard. 1903.
186
466. Ritterschaftenotar Dr. Astaf v. Transehe- Roseneck , Riga^
I. Weidendamm }t 6. 1890.
467. Livl. Landrat Eduard v. Transehe-Roseneck zu Tanrup über
Bömershof. 1892.
468. Oeneralleatnant George v. Transehe-Roseneck zu Boseneck,
Kommandant yon Oatschina. 1894.
469. Joseph v. Transehe-Roseneck zu Ohselshof über Stockmanns-
hof. 1902.
470. Nikolai v. Transehe-Roseneck zu Wrangeishof über Wobnar.
1894.
471. Otto V. Transehe-Roseneck, Dresden, Parkstrasse J\& 6. 1894.
472. Paul V. Transehe-Roseneck zu Neu -Schwanenbarg, Riga,
Thronfolger-Boulevard J« 13 I. 1887.
473. Roderich v. Transehe-Roseneck zu Wattram über Segewold. 1894.
474. Bankbeamter Georg Treymann, Riga, Börsenbank. 1895.
475. Architekt Edmund v. Trompowsky, Riga, Peter-Paulstrasse
Kl 2. 1894.
476. Bevollmächtigter August Ulmann, Zirsten über Pebalg. 1903.
477. Dr. Max Ulmann, Goldingen, Libausche Strasse ^ 17. 1903.
478. Ingenieur-Chemiker Arved Baron Ungern-Sternberg, Riga, Mar-
stallstrasse M 24. 1895.
479. George Baron Ungern-Sternberg zu Alt-Anzen über Anzen. 1893.
480. Livländischer Landrat Oswald Baron Ungern-Sternberg zu
Schloss Pellin. 1893.
481. Rechtsanwalt Dr. jur. Otto v. Veh, Berlin. W., Ansbacher
Strasse J^ 55. 1874.
482. Assessor des adl. Vormundschaftsamtes Arnold Baron Vieting-
hoff-Scheel, Riga, Mühlenstrasse K 53. 1895.
483. Konrad Baron Vietinghoff zu Schloss Marienburg. 1899.
484. Oskar Baron Vietinghoff zu Salisburg über Salisburg. 1893.
485. Sekretär des livl. adligen Ereditvereins Rudolf Baron Vietinghofl-
Scheel, Riga, Mühlenstrasse J« 53. 1901.
486. Stadtpastor Gotthard Vierhuff, Wenden. 1871.
487. Sekretär des Livl. Konsistoriums Arthur v. Villebols, Riga,
Kaisergartenstrasse J6 4. 1891.
187
468. Dr. med. Karl Vogel, Papierfabrik Ligat. 1902.
489. Sekretär des liyl. Statist. Komitees Viktor Vogel, Riga. Ni-
kolaiboulevard M 8 m. 1895.
490. Bechtsanwalt Axel Voick, Siga, Jakobstrasse Kt 28. 1901.
491. Kaufmann Karl Wagner jon., Siga, Nikolaistrasse }t71. 1888.
492. Dr. med. Werner Waldhauer, Riga, Theaterboulevard M 7.
1895.
493. Eduard v. Wahl zn Addafer über Oberpahlen. 1893.
494. Rechtsanwalt Harald v. Wahl, Riga, Theaterboulevard J« 6.
1884.
495. Nikolai v. Wahl zu Pajus über Oberpahlen. 1893.
496. Oberlehrer Staatsrat Karl Walter, Riga, Mühlenstrasse Ik 5.
1892.
497. Redakteur Alexander Waeber, Riga, Paulnccistrasse K 13.
1896.
498. Dr. med. Richard Weinberg, Jurjew (Dorpat), Marienhofsche
Strasse J« 52. 1902.
499. Abteilungschef der Pleskau - Rigaer Eisenbahn Theodor
V. Weiss, Riga, Oeorgenstrasse K 4 Q. 17. 1901.
500. Notar der Steuerverwaltung Gustav Werner, Riga, Georgen-
strasse j« 9 Q. 4. 1883.
501. Oberlehrer Friedrich Westberg, Riga, Stadt-Realschule. 1890.
502. Pastor Eduard Wieckberg, Windau. 1902.
503. Dim. Eirchspielsrichter Hermann Wiegand, Riga, Mühlen-
strasse Ni 31. 1901.
504. Rechtsanwalt Alfred Wittram, Riga, Ealkstrasse Jk 12. 1902.
505. Alfred Baron Wolff zu Semershof über Marienburg. 1893.
506. Eanzleidirektor im Ministerium des Äussern Arist Baron
Wolff, St. Petersburg, Bacefinaa 16 7 kb. 5. 1894.
507. Oberdirektionsrat Arved Baron Wolff, Riga, livl. adl. Eredit-
verein. 1903.
508. Hofmeister des Allerhöchsten Hofes Boris Baron Wolff zu
Stomersee über Alt-Schwanenburg. 1901.
509. Emil Baron Wolff zu Waldeck über Rujen. 1893.
510. Friedrich Baron Wolff zu Waldenrode über Hinzenberg. 1892.
188
511. Gaston Baron WoW zji Kalnomoise über Marienbarg. 1883.
51^. (iiyltodiscber Landrat James Baron WoKf zu Sohloes Ito-
denpois. 1893.
6H9^ Josoph Baron Wolff m I^mdenbcorg über Riga. 1901.
Ö14 Konrad Baron Wolff «u Friedriobswalde über StockmaiinslLol
1888.
515. Manfred Baron Wolff zu Eawast, Riga, Mühlenstrasae Jt 53.
1894-
516. KfUciniiUan Baron Wetff vn HÜKzenberg. 1869^
517. Direktor der Kaiserl. Porzellan-Manufaktar Nikotas Baron
Wolff, St. Petersburg, Ubma Mojpqkm K 8, 1894.
5il8. Ritterachafts-RentnieiatargebUfe AMiart v. IKoltFabtt, Riga,
RitterhauB. 1893.
519. Dim. Xiwdricibter Albort v. WoNfoMt^ Wenden. 1891.
520. Dim. Eirchspielsrichter Arthur v. WoHfeldt, Wendjea. 1894.
521. Priyatdozent J^^. &l WaJtor, SL Petcffstw«, fia^EjibeBCvit
ocTpoB'E, 7 JinHifl JV* 2 kb. 20. 1892*
592. Oberlehrer fieorgo Warn«, Xrn^lau über Tackum. 1903.
523. Adolf V. Wulf zu Sehlpss Ses83Ev:€geQ. 1893.
524^ Direktor der eatu. JMatnktodirektiw dar EtL adl. Güter'
Kreditsozietät Arthur V. Wulf zu Kcisse, Juii;|ew (Doirpat). 1893.
525. ArMiMr v^ Wulf a«o Schl^s Lean^n^ai^efi über RiogmiKndskof.
1901.
6^. Mfimri %, VMt ixi Mensen über Wenro. 1893.
527. Dr. phil. Max v. Wulf zu Taiwola «bier Walk. 1901.
St28. Dr. med. Arthur Zandof« Riga, Sasseahe^ KalABzeomsfsha
Strasse 62. 1899.
529. Eaufknaim 6qpH Länder, Riga. Andr^asatnwe « 4 U.. 1892.
530. Stadtsekretär Watthor v. Zaddelmawi, Werre. 1895.
531. ^echjtsanwalt Karl v^ ZinmiraiaM» Riga, BasAeibouievar:!
}t 6. 1891.
532. Dispacheur cand. j^r. Itaoiai ZiainwBrBmnn,. Rig^., Bastai^
bouleyard J\& 6. 1895.
533. Martin Smmarmiuin, SU Petersbarg. Riga, Basteiboaleyard
Ai 6. 1892-
189
9B4. PölizeiJnspektor Theodor v. ZtttlMeirmtfiin> Sambiirg. 1882.
535. Eduard v. Zur-MUhlen zu Ledis über Lüishofan. 190S:
586. Dt. Frfedrieh V. Ziir^MtlMM zu Arrohöf fiber Jurjei^ (Döfpät).
1893.
537. Georg v. Zur-MUhlen zu Bentenhof über Werro. 1893.
5S8. hon» V. Zir-MDMeh zü Alt'-Borahngen über Moiseküll. 1693.
588. Leo v; ZUMMHMir zn Woiseck übei' Oberpablefn. 1893.
540. Walther v. Zur-MUhlen zu Judasch über Segewold. 1893.
(Geschlossen den 6. Dezember 1903.)
YerzfrichBls
to T« f. Dezeml^r 1992 bis lu 6. Dezember DOS ventorbenen litglieder.
Ehrenmitglieder.
Professor Dr. Friedrich Bienemann, Ehrenmitglied seit 1884. Ge-
storben in Strassburg am 20./7. September.
Korrespondierende Mitglieder.
Dr. med. Johannes Sachssendahl^ korrespondierendes Mitglied seit
1896. Gestorben in Petersburg am 10. Februar.
EgL schwedischer Beichsheraldiker Major Karl Arvid v. Klingspor
korrespondierendes Mitglied seit 1883. Gestorben in Upsala
am 15./2. Juni.
Ordentliche Mitglieder.
Edgar v. LVwenstern zu Wolmarshof, Mitglied seit 1894. (Ge-
storben in Ajaccio am 28./15. Dezember 1902.
Bechtsanwalt Alfred von Klot, Mitglied seit 1899. Gestorben in
Jurjew (Dorpat) am 9. Januar.
Ehem. Vizepräsident des livl. Hofgerichts Woldemar v. Bock,
Mitglied seit 1845. Gestorben in Bamberg am 19. Januar
(1. Februar),
190
Rechtsanwalt Nikolai v. Seeler, Mitglied seit 1892. Gestorben in
Riga am 25. Januar.
Direktor der Papierfabriken in Ligat Arnold Tiling, Mitglied seit
1902. (Gestorben zu Wehrawald in Baden am 24 Februar
(9. März).
Ehem. livl. Landmarschall und Landrat Eammerherr Heinrich v.
Bock zu Kersely Mitglied seit 1872. (Gestorben in Riga am
25. Februar.
Eassadeputierter Alexander v. Stryk auf Gross-Köppo, Mitglied
seit 1893. Gestorben in Dresden am 20. Mai (2. Juni).
Notarius publicus Wilhelm Toewe, Mitglied seit 1884. Gestorben
in Riga am 27. August.
Rechtsanwalt Karl BergengrUn, Mitglied seit 1892. Gestorben in
Riga am 2. Oktober.
Verzeichnis
4er im Jahre 1903 in den Sitzungen der Gesellschaft
gehaltenen Vorträge und verlesenen Zuschriften.
Die beigefügte Zahl gibt die Seite der Sitzungsberichte an. Ein yorgedracktes
* seigt an, dass der betreffende Vortrag in extenso wiedergegeben ist.
Bieten stein, A. Mitteilnng ans einer Korrespondenz mit Gregor
Y. Sivers in betreff des lettischen Volksliedes und seiner
Wanderungen. 27.
Bruiningk, Hermann Baron. Über das Stiftszeichen des
livl. adligen Fräuleinstifts des Kaisers Paul I. 5. 21.
* — Über die Abfuhrung der Einwohner Dorpats in die
Gefangenschaft nach Russland 1565. 34. 36.
— Über ein wundertätiges Beliquiar des Klosters Frecken-
horst und eine sich daran knüpfende, auf Livland weisende
Legende. 123. .
Busch, Nikolaus. * Über die Bruder-Bertolds-Mühle. 20. 223.
— Über die in Biga befindlichen Grabstätten von Gliedern
der gräflich Thumschen Familie. 20.
— Hinweis auf das Werk von Dr. O. Wendt, Lübecks Schiffs-
und Warenverkehr in den Jahren 1368—69. Lübeck
1902. 28.
— Hinweis auf eine von Pastor H. Lange angefertigte
Abschrift einer Familienchronik der Familien Witte von
Schwanenberg und von Richter. 58.
* — Über die Aufzeichnungen des Griechen Laskaris Kananos.
58. 230.
— Über ältere in Riga gedruckte Holzschnitte. 122.
— Jahresbericht über die Verwaltung der Bibliothek. 142.
192
Fölckereahm, A. E. Baron. * Über livländische Eirchen-
glocken des 15. Jahrhunderts in Rassland und &ber
daselbst bis 1700 lebende deutsche Metallarbeiter und
Künstler. 59.
Girgensohn, Joseph. * Innige Nachrichten über Andreas
und Jakob Enopken. 88. 91.
Hedenström, A. von. Jahresbericht Aber die Tätigkeit der
Gesellschaft. 146.
Hollander, Bernhard. Naehrufe auf yerstorbene Mitglieder.
1. 18. 26. 85. 108. 109.
— Überreichung des Diploms eines Ehrenmitgliedes der
Gesellschaft an Hermann Barön Bruiningk. 1.
— Mitteilungen über Schenkungen. 1. 27. 33. 56.
— Mitteilungen über die von der Gesellschaft heraus-
gegebenen oder subventionierten Werke. 33. 56. 87. 118.
137. 138.
— Mitteilung über den Besuch Sr. Eaiserl. Hoheit des Gross-
försten Wladimir Alexandrowitsch im Donmraseum. 85.
— Mitteilung über eine Äusserung der Gräfin Praskowja
Sergejewna üwarow in betreff des X. Archäologischen Kon-
gresses in Riga. 86.
— Mitteilung über den Neudruck der Sitzungsberichte v. J.
1874. 87.
— Mitteilung in betreff der Heraldischen Ausstellung in Mitan.
87. 118 (s. 122. 128).
— Notiz in betreff Andreas Knopkens. 88 (vei^l. oben
Girgensohn).
* — Bericht über eine zweite Ausgrabung am Assar-See (Kirch-
spiel Nitau). 101.
— Begrüssung der Gäste in der öffentlichen Jahresaitzung.
145.
Jochumsen, Heinrich. * Über einen Munzfund in Uorsten-
hof. 134.
198
EeuBsler, Friedrich von. * Zur Frage der ÜberfShmng
der Herzoglich Enrländischen Bibliothek aus Riga nach
Petersburg. 35.
* — Zur Geschichte der ehemaligen Sternwarte im Bigaschen
Schlosse. 62.
* — Olaamalereien livländischer Wappen in der Kirche zu
Fili-Pokrowskoje bei Moskau. 65.
— Über die Herkunft der Iversenschen ürkundensammlung.
110.
* — Lyndanise ein geschichtlicher Ortsname. 124.
— Mitteilung &ber eine zeitgenössische Darstellung der Hin-
richtung Fatkuls. 120.
Löwis of Menar, Karl von. * Die Ordensburg Tuokum in
Kurland. 58. 69.
* — Teile der ältesten rigischen Stadtmauer beim Konvent zum
Heiligen Geist. 77 (s. 81).
— Mitteilung über einen interessanten Münzfund in Loddiger.
58. 89.
— Antrag in betreff der Instandhaltung der Wendenschen
Schlossruine. 87. 111.
* — Gräberfunde aus Lindenberg. 98.
Mettig, Konstantin. * Über die Wirksamkeit des west-
fWschen Fehmgerichts in Riga. 14.
— Über das Stiftszeichen des livl. adligen Fräuleinstifte des
Kaisers Faul L 4 (s. 21).
* — Über den Danziger Artushof und seine Brüderschaften«
20. 22. 33.
* — Der Freiherr Bengt Hom als Ältester der Kompagnie der
Schwarzen Häupter in Biga. 44.
* — Über die Fahnen der Ligger und Losträger (Messer) in
Riga. 82.
*— Die Exportwaren des russisch -hanseatischen Handels.
89. 92.
* — Über die Farben Rigas im 17. Jahrhundert 116.
13
194
Mettig, Konstantin. * Über das Wappen der Stadt Riga
vom 13. — ^20. Jahrhundert and nber rigische Zunfteiegel.
128.
— Über zwei Erzengnisse baltischen Kunstgewerbes des 18.
Jahrhunderts. 146.
Neumann, Wilhelm. Über einen Streit des Bevaler Gold-
schmiedeamtes mit der Kanutigilde (1636 — 1698). 3.
(Abgedruckt im „Revaler Beobachter'' 1903.)
« — Die mittelalterlichen Holzschnitzereien am Gestühl des
Rathauses und der heil. Oeistkirche zu Beyal. 5.
— Das Leben und das künstlerische Schaffen der Grafen
Carlo Bartolomeo und Bartolopieo Francesco Bastrelli. 30.
Poelchau, Arthur. * Nachruf auf Professor Dr. Friedrich
Bienemann. 109. 112.
Reinberg, August. * Über die Reste der alten Stadtmauer
in Riga beim Konvent zum heiligen Geist. 81. 121 (s. 77).
Sengbusch, K. G. von. Bericht über die Verwaltung dea
Museums. 143.
Seraphim, Ernst Karls von Südermannland Kampf um
Livland in den Jahren 1600—1602. 111.
Sivers, Gregor von, s. Bielenstein.
Stavenhagen, Oskar. Bemerkungen in betreff eines hansischen
Pfundzolls zu Zwecken der Seebefriedigung. 28.
Transehe-Roseneck, Astaf von. Bemerkungen zu der von
ihm veröffentlichten Arbeit über die (beschichte des Lehns-
wesens in Livland. 144
Walter, Karl. Herders Wirken und Wachsen in Riga. 161.
(Vergl. Balt. Mon. 1904, Bd. 57 S. 28.)
Verzeichnis
der in den Jahren 1894 — 1903 (inclus.) in den Sitzun-
gen der Gesellschaft gehaltenen Vorträge und ver-
lesenen Zuschriften^).
Yorbemerkiing. Von den beigefügten Zahlen geben die fett gedruckten
den Jahrgang der Sitznngsberichte an (wobei die Taneende und
HuDderte fortgelassen erind, z. B. 94 fär 1894) ; die übrigen Zahlen
weisen auf die Seite des betreffenden Jahrganges hin. Ein vor-
gedracktes * zeigt an, dass der betreffende Vortrag in extenso
wiedergegeben ist. Ist der Vortrag in den „Mitteilungen ans der
livländischen Geschichte'' abgedruckt, so ist der Band derselben in
Klammem hinzugefOgt.
Alt, E. * Eine Episode ans dem Leben F. L. Lindners. 01, 105.
Arbusow, Leonid. * Bericht über Krankheit und Tod des
Erzbischofs Wilhelm von Riga. 96, 11, 16.
* — Ergänzende Mitteilungen \um Vortrage 0. Stavenhagens
fiber die Mitbrüder des Deutschen Ordens und das von
ihnen getragene Abzeichen. 96, 103.
^ Mitteilungen fiber die Banzionierung der Qebruder Johann
und Aloff Anrep und über das genaue Datum der Flucht
des Fürsten Andrei Michailowitsch Kurbski. 97, 72.
* — Über einen umgearbeiteten rigischen Schrägen vom Jahre
1415. 98, 31.
— Mitteilung über ein Wappen des Erzbistums Riga in
Virgil Solis' Wappenbüchlein. 98, 37.
— Ergänzende Mitteilungen zu einem Vortrage des Herrn
K. y. L(>vi8 über Seiburg. 1900, 146.
*) Vergl. das gleiche „Verzeichnis" für die Jahre 1873 — 83 in den
SitiQiigBberichten für das Jahr 1882/83 und für die Jahre 1884—93 in den
SitEongaberichten für das Jahr 1893.
13»
196
Arbusow, Leonid. ^ Die Visitationen im Deutschen Orden
in Livland. 02, 179.
Bergengrün, Alexander. Memorial, betreffend das Oesell-
schafteleben. 94, 15.
— Referat über das Werk von A. v. Bnlmerincq: „Über den
Ursprung der Stadtverfassung Rigas.^ 94, 16.
— Vorschlag, betreffend die „ Allgemeine deutsche Biographie^.
94, 22, 26.
— Mitteilungen aus einer Übersetzung der Biographie 0. A.
V. Paykulls von 0. Sjögren. 94, 26.
* — Beitrag zur Geschichte Fellins aus dem Jahre 1592. 96, 37.
— Eine livländische Relation über die Ereignisse in Livland
aus der Zeit von 1599—1603. 96, 90 (Mitteilungen XVU
S. 97).
* — Zur Geschichte des Archivs des Erzbistums Riga. 98, 6.
» — Ein merkwürdiges Eirchengebet, gehalten zu Arensburg
am 4 Mai 1571. 98, 141.
— Zuschrift in betreff eines 1528/29 angefertigten Verzeich-
nisses der bei dem Lübecker Domkapitel deponierten riga-
schen Urkunden. 99, 2, 22 (Mitteilungen XVII S. 407).
Bielenstein, A. Nachruf auf das am 18. Januar d. J. ver-
storbene Ehrenmitglied, Akademiker Dr. Ernst KuniL
99, 25 (Rig. Tageblatt 1899 Nr. 58-59).
— Mitteilung aus einer Korrespondenz mit Gregor v. Sivers
in betreff des lettischen Volksliedes und seiner Wande-
rungen. 03, 27.
Bienemann, Friedrich, jun. Memorial, betreffend die Edition
der livländischen Landtagarezesse von 1643—1681. 94, 8.
— Über eine Wendensche Chronik des 18. Jahrhunderts.
94, 11.
^ — Beitrag zur Geschichte der Belagerung Dorpats im Jahre
1704. Major von BrOmsens Observationsjoumal. 94, 32,
55 (s. 135. 96, 44).
* — Ein polnischer Index der schwedischen Anhänger in Liv-
land vom B^n des 17. Jahrhunderts. 94, 88, 86.
197
BienemanB, Friedrich, jun. Referat aber die Beratangen auf
dem Leipziger Historikertage, betreffend die Editionen von
Aktenstacken zar neueren Oeschichte. 94, 118.
— Beitrag zur Geschichte Dorpats 1704—8. 94, 136 (s. 32,
56. 96, 44. Vergl. Mitteilungen XVI 8. 607).
— Gustav Adolf und Livland. 94, 190 (vergl. Düna-Zeitung
1894 Nr. 275—78).
— Einleitung zu einem Auüsatze: ,|Briefe und Aktenstucke
zur (beschichte der Verteidigung und Kapitulation Dorpats
im Jahre 1656. 95, 114 (vergl. Mitteilungen ZVI S. 515).
* — Bechenschaftsberichte über die Verwaltung der Bibliothek.
95, 128. 96, 126. 97, 149. 98, 162. 99, 190. Ol, 99.
02, 176.
— Die Aufiseichnungen des Pastors Gronau aus dem Dorpater
St. Johanniskirchenbuch (1708). 96, 44 (s. 94, 32, 55, 136).
* — Bemerkungen fiber die Zaupesche Chronik. 96, 68.
— Über ein estnisches Klagelied auf die Zerstörung Dorpats
im Jahre 1708 und seinen Verfasser. 98, 128.
— Über seine Sammlung von Briefen und Aktenstücken zur
Geschichte der livländischen Bitter- und Landschaft 1600
bis 1602. t9Q0, 11 (MitteUungen XVn S. 463).
* — Zur Geschichte der Schlossgerichte in Livland. 1900, 17.
* — Zur Geschichte Engelbrecht von Mengdens und seines
Landrechtsentwurfes. 1900, 57.
— Bede des Generalgouvemeurs Freiherrn Johann Bengtson
Skytte bei Eröffiiung des Hofgerichts in Dorpat im Jahre
1630. 1900, 140.
— Mitteilungen aus dem far die Geschichte der Belagerung
Rigas im Jahre 1621 wichtigen Tagebuche des Andreas
Eoye. 1900, 163.
Brehm, Dr. von. ^ Notiz aus der Lindenschen Kirchenchronik
fiber einige Plettenberg-Beliquien. 96, 102.
Brniningk, Hermann Baron. Nachrufe auf verstorbene Mit-
gUeder. 94, 1, 23, 28, 69, 131. 95, 18, 29, 44, 58, 106.
96, 8, 40, 80. 97, 21, 67, 77, 112, 121, 148. 98, 1, 35,
198
76, 112, 123, 160. 99, 1, 22, 32, 100, 145, 189. 1900,71,
82, 141, 154. 01, 1, 51, 80, 87. 02, 1, 36, 41, 87, 103,
155, 169.
Bruiningk, Hermann Baron. Mitteilungen über Schenbmgen.
94, 70, HO. 96, 41, 81, 126. 97, 1, 36, 113. 98, 76,
123. 1900, 9, 83, 142, 154. 01, 1, 2, 13, 52, 80. 02,
87, 169.
— Mitteilungen über die von der (Gesellschaft herausgegebenen
oder subventionierten Werke. 94, 15, 80. 95, 2, 18, 30,
44. 96, 8, 49, 76, 81 (vergl. 15, 52, 53, 78). 97, 77,
122. 98, 76, 113, 129. 99, 60, 100, 132. 1900, 71. Ol,
88. 02, 104, 170.
— Mitteilungen über die Herausgabe des liv-, est- und ha-
ländischen Urkundenbuchs und der alüivländischen Stände-
tagsakten. 94, 80, 131. 96, 81, 99 (vergl. 52). 97, 141.
98, 112. 1900, 83.
— Mitteilungen über den Archäologischen Eongress in Biga
im Jahre 1896 und die von der Oesellschaft veranstaltete
Ausstellung. 94, 5. 95, 2, 44, 98 ff., 108, 126. 96,41,75,
131. 97, 39 (vergl. unten Buchholz, Anton).
— Antrag, betreffend eine Aufnahme aller irgend charakte-
ristischen älteren Gebäude Rigas. 94, 8.
— Antrag, betreffend die Edition der livländischen Land-
tagsrezesse von 1643—1681. 94, 8.
— Referat über das „Kurländische Ritterbuch*. 94, 20.
— Referat über das kurländische Jahrbuch für Genealogie,
Heraldik und Sphragistik für die Jahre 1893 und 1894.
94, 21. 95, 20.
— Über ein Duell zwischen den beiden livländischen Land-
räten und schwedischen Generalmajoren Gustav Baron
Mengden und Jakob Staöl von Holstein. 94, 26.
— Über die einheimischen mittelalterlichen Siegel (zugleich
ein Antrag). 94, 74.
* — Beiträge zur Jugendgeschichte der Kaiserin Katharina L
94, 117.
199
Brainingk, Hermann Baron. Begrüssung der Gäste in der
öffentlichen Jahressitzong. 94, 177. Ol, 113.
— Mittellang über eine wichtige Erwerbung far das Mnsenm
(Ölbild des Herzogs Wilhelm von Kurland). 95, 73.
— Mitteilung über eine geplante Renovierung der Chorfenster
der Petrikirche. 95, 1.
— Über die Tingierung des Bigaschen Stadtwappens. 95,
21, 33.
— tJber die Exzerpierung der älteren Kirchenbücher Liv-
lands zu archäologischen Zwecken. 95, 35.
— üeber eine Sammlung livländischer Privaturkunden. 95, 54.
— Mitteilung über die Bauernburg auf der Insel Moon. 95,
58 (vergl. 35 und 94).
— Über das Amtssiegel des erzstiftisch-rigaschen Mann-
richters. 95, 103.
* — Nachrichten über Johann Kruse, den antecessor matrimonii
Peters des Grossen. 95, 110.
— Referat über die Vorarbeiten für die Konferenz von Ver-
tretern landesgeschichtlicher Publikationsinstitute. 95,
134.
— Mitteilung über den Plan einer Erweiterung des Dom-
museums. 96, 98. 97, 36. 98, 112. 99, 32 (s. 192).
— Verlesung einer an Herrn Anton Buchholtz gerichteten
Adresse. 96, 124.
— Hinweis auf das von Reinhold Ouleke herausg^ebene
Werk „Alt-Livland*^. 96, 11.
— Mitteilungen über die Verhandlungen in betreff des General-
Gouvernements- und schwedischen Archivs in Riga. 97,
113. 98, 39, 42, 112 (s. auch 118).
— Mitteilungen über den XI. Archäologischen Kongress in
Kiew und den XU. Kongress in Charkow. 97, 1, 37. 02,
70, 103.
* — Die älteren Kirchenbücher Livlands. 97, 39, 46.
* — Über die Herstellung von Grundkarten für Livland.
97, 73.
200
Brainingky Hermann Baron. Referat über die Abhandlang
des Jesuiten Otto Pflilf aber „Livlandfl gröBsten Herr-
meister«. 97, 141.
* — Über zwei bisher anbekannte Urkunden des Erzbischofs
Albert vom Jahre 1258 and des rigaschen Dompropstes
Dietrich Nagel vom Jahre 1463. 97, 155, 156.
— Über livländische Grabaltertomer im British Maseon
zu London. 98, 113.
— Referat über einen Aufsatz des Herrn Oberlehrers M. Boehm
über ein angebliches Fürstenberg-Portrait. 99, 1.
— Referat über die von Herrn Pastor M. Lipp zu Nfiggen
herausgegebene estnische Kirchen- und Kulturgeschichte.
99, 5.
* — Über aus dem Landvolk hervorgegangene Prediger im
16. und 17. Jahrhundert. 99, 151.
— Mitteilung von einer Darbringung der Stadt Riga zu
historischen Zwecken. 1900, 1.
* — Das Missal der Rigaschen Stadtbibliothek vom Jahre 1500.
1900, 43. 02, 50.
— Bericht über seine das Kalendarium, Missale und Brevi-
arium der rigaschen Ejrche betreffenden Arbeiten. 1900,
75 (Mitteilungen XIX).
* — Zur Frage der Seligsprechung Bischof Bernhards zu Lippe.
1900, 144, 147.
* — Die ehemalige Andreaskapelle bei dem Schlosse des
Deutschen Ordens zu Riga. 1900, 178.
^ — Gedächtnisrede auf Dr. phil. Anton Buchholtz. 01, 70.
— Mitteilung über die Begründung einer Kommission für die
Brhaltung kirchlicher Baudenkmäler in Livland. 01, 20.
— Mitteilung über die Prägung einer Oedächtnismedaille auf
Dr. Anton Buchholtz. 01, 93. 02, 70, 88.
— Mitteilung über die Herausgabe der von Anton Buchholtz
gesammelten Materialien zur Geschichte Rigas 1710—1740.
01, 94. 02, 88.
201
Brniningk, Hermann Baron. ^ Die Altäre der Domkirohe
zn Biga im Mittelalter. 01^ 8.
* — Die Schutzheiligen der Kompagnie der Schwarzhäapter in
Riga. Ol, 33.
— Mitteiliingen über die Beteiligung der Gesellschaft an Ver-
anstaltungen nnd AnsBteUongen in Anlass der Jnbilämns-
feier Rigas. 1900, 83, 142. 01, 52 (s. 38).
* — Die Frage der Yerehmng der ersten livländischen Bischöfe
als Heilige. 02, 3.
* — Über einen Baron v. Meyendorf gehörenden Pokal riga-
scher Arbeit. 02, 42.
* — Der Einfluss der HeiligenTerehrnng auf die Wahl der
Taufnamen in Riga im Mittelalter. 02, 77.
— Über den Fund rigascher Schmnckgegenstände aus dem
14 Jahrhundert. 02, 90.
— Die Herausgabe einer archäologischen Karte der Ostsee-
proTlnzen. 02, 105, 156.
* — Ein liturgisches mittelalterliches Bronzebecken, die soge-
nannte Eaiser-Otto-Schale. 02, 108.
— Über das Stiftszeichen des livländischen adligen Fräulein-
stifte des Kaisers Faul I. 03, 5, 21.
* — Über die Abfuhrung der Einwohner Dorpats in die Ge-
fangenschaft nach Russland 1565. 03, 34, 36.
— Über ein wundertätiges Reliquiar des Klosters Frecken-
horst und eine sich daran knüpfende, auf Livland weisende
Legende. 03, 123.
Brutzer, Gregor. Über die sogenannte Vieckensche Chronik.
98, 125.
Buchholtz, Anton. * Bericht fiber die Untersuchung einer
Steinsetzung in Horstenhof. 94, 84.
* — Über eine Skelettgräberstätte in Klauenstein. 94, 119,
121.
* — Über den Empfang der Kaiserin Katharina H. in Riga
im Jahre 1764 und die im Dommuseum aufbewahrten Stadt-
Bchlüssel. 95, 4.
Buchholtz, Anton. * Über Versuche zor Beinigang des
Fahrwassers der Dana im 16. nnd 17. Jahrhundert 95, 6.
* — Über eine bemerkenswerte Erwerbung des DommuBeoms
(Miniaturbilder der kurländischen Herzöge). 95, 49.
* — - Über Silbergeräte rigascher Arbeit in Moskau. 95, 61.
— Hinweis auf einen Aufsatz über die Eaiser-Otto-Schale.
95, 66 (s. 02, 108).
^ Über den Nachlass von Joh. Beinhold Patkul. 96, 67.
* — Über ein Oräberfeld in Eaipen und die Kirche zu SissegaL
95, 75, 87.
* — Bericht über eine Fahrt nach Arensburg und Moon und
die Besichtigung der alten Burg auf Moon. 96, 94 (vergL
35 und 58).
— Mitteilungen über die Kirche und Burgruine zu Earchholm
sowie über die Buinen auf dem Martinsholm. 95, 106.
— Mitteilungen über den X. Archäologischen Eongress in
Biga. 96, 9, 33, 34, 42, 52, 78, 80, 81, 91. (VergL obea
Bruiningk.)
— Hinweis auf den Abdruck der im Bevaler Stadtarchiv be-
findlichen russischen Urkunden. 96, 35.
* — Bericht über eine Nachgrabung in der Nähe der Station
Puhpe. 96, 82.
— Zusammenstellung der während des X. Archäologischen
Kongresses in russischer und deutscher Sprache gehaltenen
Vorträge über baltische Themata. 96, 89.
* — Über die Aufdeckung von Hügelgräbern in Stabben am
15. September 1896. 96, 113.
^ — Bechenschaftsberichte über die Verwaltung des Museoma.
96, 129. 97, 150. 98, 163. 99, 192. 1900, 158.
— Hinweis auf einen Aufsatz des Prof. Dr. Gonwentz über
prähistorische Moorbrücken. 96, 131.
— Mitteilungen über den schwedischen Kriegsrat und Ge-
sandten Gotthard WeUing. 97, 4.
* — Über die letzten Tage des von Peter dem Grossen nach
Sibirien yerbannten rigaschen Bürgermeisters Paul Brock-
hauaen (f 1717). 97, 12.
203
Bnchholtz, Anton. * Münchhaasen in Livland« 97, 78, 80.
— Über einen unter dem Pflaster des Thronfolgerbonlevards
an%edeckten gemauerten Oang. 97, 79.
* — Über Gräber und einen Burgberg im Kirchspiel Nitau.
97, 79, 104.
^ Bericht über die Untersuchung der Buine der Burg Holme
und der in ihrer Nähe befindlichen Kirche. 97, 116.
— Über die Anbringung von Gedenktafeln an rigaschen
Häusern. 97, 143.
— Über den rigaschen Baumeister Christoph Haberland.
97, 154.
* — Über die Gebräuche bei Errichtung von Galgen und
Prangern in Riga. 98, 24.
* — Über ein der Gräfin Eleonore Christine Browne bei ihrer
Vermählung mit dem Grafen Michael Johannes Borch im
Jahre 1783 Ton der Stadt Biga dargebrachtes Hochzeits-
geschenk. 98, 45.
— Ergänzung zum Vortrage von K. Mettig fiber das Siegel
der Grossen Gilde in Riga. 98, 48.
* — Zur Geschichte von Campenhausens Elend. 98, 55.
* — Zur (beschichte des Konvents des Heiligen Geistes. 98, 62.
* ^ Vorbereitungen für den Empfang des Kaisers im Jahre
1723. 98, 87.
* — Des Zaren Peter Haus bei der Neupforte in Riga. 98, 97.
— Bericht über die ersten Sitzungen der Allerhöchst einge-
setzten Kommission zur Feststellung de%Inhalts und der
historischen Bedeutung des im Schlosse aufbewahrten
schwedischen Archivs. 98, 118.
— Bericht über die von ihm veranstaltete Sammlung von
historischen Dokumenten, die far die Geschichte Rigas in
den Jahren 1710—1741 bedeutungsvoll sind. 98, 118.
— Über die Geschichte der Juden in Riga bis zur Begrün-
dung der rigischen Hebräergemeinde im Jahre 1842. 98,
137, 167. (Der Vortrag ist als besondere Publikation im
Druck erschienen«)
204
Buchholtz, Anton. Mitteilungen über Funde aus der Bronze-
zeit 99, 7, 24, 34.
* — Herders Wohnung in Riga. 99, 8.
* — Über den Zeitpunkt, wann der im April 1700 in Livland
eingeführte schwedische Kalender abgeschafft und der alte
(russische) Stil wieder eingeführt wurde. 99, 7, 15.
^ — Über eine silberne vergoldete Schüssel mit dem Wappen
der Stadt Riga in der Kaiserlichen Eremitage zu St. Peters-
burg. 99, 8, 18.
* — Die von Peter dem Grossen in Riga angelegten Oärten.
99, 35«
* — Über die im Dommuseum aufbewahrten, der Stadt Riga
gehörigen Lof- und Külmetmasse. 99, 61, 66.
— Bericht über die Ausgrabungen auf dem Martinsholm.
99, 109.
* — Über die Kirchhohnschen „Könige''. 99, 112, 119.
* — Bericht über einen beim Adiamündeschen Duze-Gtesinde
gemachten Münzfund. 99, 147.
* — Über den Burgberg auf dem Kxemonschen Kauping-Oesuide
und über die Aufdeckung von Gräbern in Neuhof. 99, 154.
* — Über Gräber im Kokenhusenschen Kirchspiele. 99, 160.
^ — Der Muhkukalus im Kokenhusenschen Kirchspiele. 99, 180.
* — Über eine auf die Wahl des Joh. Justinus Schmalenbergk
zum Obemotar des Rats bezügliche satyrische Flugschrift
aus dem Jalire 1738. 99, 198.
— Vorschlag^zur Prägung einer Gedenkmünze in Anlass des
Jubiläums der Stadt Riga. 1900, 12.
— Vorschlag zur Herstellung einer Sammlung von Modellen
der zur Zeit bei uns noch gebrauchten alten Schiffe und
Böte. 1900, 39.
— Über eine für die Bibliothek erworbene literarische Merk-
würdigkeit, das Goelum terrestre poeticum des Andrea»
Bachmann al. Rivinus. 1900, 86.
-— Über die Kette, die Herzog Wilhelm von Kurland auf
seinem dem Museum gehörigen Ölportrait trägt. 1900, 91.
206
Bschholtz, Anton. Über die Restanrationsarbeiten an den
Bninen Holme und der alten Martinskirohe. 1900, 91.
— Über Beste der ältesten Stadtmaner. 1900, 92.
— Über eine Ausgrabung anf dem Hofe der Fabrik Auli-
zeem in Eokenhnsen. 1900, 92.
* - Die Eanfetrasse. 1900, 94.
* - Über die St. Paalskirche in Riga. 1900, 104.
— Braaerknngen zn einem Ausgrabnngsbericht des Pastors
Karl SchiUing (s. unten). 1900, 163.
— Ergänzende Mitteilung zu einem Vortrage des Herrn
K. y. Löwis über Seiburg (s. unten). 1900, 163.
* — Über den Aufenthalt J. F. Eosanders t. Goethe in Biga.
Ol, 5.
— Über Th. Bickmanns rigasche Ansichten. 01, 23.
~ Über die Beteiligung der Gesellschaft an der Jubiläums-
feier der Stadt Biga. 01, 38 (s. oben Bruiningk).
* — Die Gr&berstätte auf dem Plawnekalns. 01, 41.
Bnlmerincq, August Ton. * Sine ira et studio. Eine Ver-
teidigung seiner Schrift „Über den Ursprung der Stadt-
yerfassung Bigas"". 94, 119, 135.
* — Meine Bemerkungen zu einigen Bemerkungen Dr. J. Gir-
gensohns. 94, 151.
* — Besprechung der von W. Stieda und E. Mettig heraus-
gegebenen „Schrägen der Gilden und Ämter der Stadt
Biga bis 1621«. 97, 78, 89 (s. Mettig).
* — Drei Aktenstücke aus dem Staatsarchiv in Marburg zum
Jahre 1617. 97, 124, 135.
Bosch, Nikolai. * Ein unediertes Schreiben des lübischen
Bates an Vogt und Bat der Stadt Biga aus dem Jahre
1310. 94, 84, 103.
* — üeber zwei Funde von Spielkarten aus dem 16. Jahrhundert.
96, 23, 64.
— Über ein Bechnungsbuch des Eaufmanns Hinkeldey 1655
bis 1659. 95, 53.
— Notiz fiber das Schicksal der Originalhandschrift des
rigaschen Batasekretärs Johann Schmiedt. 96, 65.
206
Bosch, Nikolai. Hinweis aof die Photographie einer Karte von
LiTland und Litauen ans dem 16. Jahrhundert. 96, 86.
— Über die Aufdeckung der Hügelgräber am Putel-(}e8inde
bei Treiden. 96, 89 (vergl. 79).
* — Die Wachstafeln des Bigaschen Dommuseums. 96, 108.
^ — Bemerkungen über einige mittelalterliche livländische
Siegel. 96, 121.
— Über Empfangsbescheinigungen des Jesuiten- KoUegioms
zu Riga. 96, 131.
— Über die beiden ältesten bisher bekannt gewordenen
Drucke livländischer Urkunden. 97, 11.
— Hinweis auf die neu herausgegebenen Schriften des Oliver
V. Paderborn (f 1227). 97, 23.
— - Über die Schicksale des Ordensschlosses und der Kirche
▼on Nitau. 97, 79.
— Über eine bisher unbeachtete Ausfertigung der ürkande
über die Teilung Lettlands vom Jahre 1211. 97, 79.
* — Mittelniederdeutsche Verse zum Lobe der heiligen Margareta.
97, 80, 110.
* — Zwei für die baltische Geschichtsforschung bedeutungsvolle
Publikationen aus dem vatikanischen Archive. 97, 116.
* — Bemerkungen zu den von H. Baron Bruiningk vorgelegten
livländischen Urkunden und eine Konjektur zu einer Texi-
stelle der vom Bef. edierten Wachstafeln des Bigaschen
Dommuseums. 97, 156, 162.
— Mitteilung über eine Sammlung von Briefen, die Oadebusch
an Brotze in den Jahren 1783—88 gerichtet hat 96, 3.
— Über die Identität der Persönlichkeit des rigaschen E«rs-
bischofs Johann v. Synten und eines Stadtnotars Johannes.
98, 41.
* — Über eine im 13. Jahrhundert aus Gotland nach Riga
gelangte Bechtsmitteilung. 98, 82.
— Über die Liventare livländischer Schlösser der polnischen
Bevisionskommission. 98, 128.
— Über die Beziehungen der Balten zur Universität Jena in d^i
beiden letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts. 99, 6»
207
Busch) Nikolai. Beferat fiber die Arbeit von Prof. Franz
Mojean, Beiträge zur Oeschichte des Krieges der Hanse
wider Dänemark 1509—12. 99, 27.
— Über die sogenannte „Eaysersche Sammlung^. 99, 28.
— Das Eopialbuch aas dem XIY. Jahrhundert im Eurländi-
schen Provinziahnuseum in Mitaa und der sogenannte
Onadenbrief des Bischofs Nikolaus von Biga. 99, 82 (Mit-
teilungen XVn S. 377).
* — Mitteilungen zur Lebensgeschichte des Chronisten Matthias
Döring. 1900, 11.
— Zwei Briefe Theodors von Bemhardi aus dem Jahre 1874.
1900, 87.
— Über den Beformator Antonius Corvinus. 1900, 138.
— Ein Albumblatt des Freiherm Hieronymus C. F. y. Münch-
faausen aus dem Jahre 1742. 1900, 144.
* — Fünf Urkunden zur Geschichte des Bigaschen Domkapitels
während des Archiepiskopats des Johannes v. Wallenrode.
1900, 162, 167.
-^ Bemerkungen zu Akzessionen der Bibliothek (Toucement
[Trömer] des Deutsch-Fran90S Schriften. Numbei^ 1772.
01, 16. — Goldschmidt, Bode und Notke, zwei Lübecker
Maler. Ol, 17. — Materialien über Fr. L. Lindner in dem
von Dr. E. Alt herausgegebenen 23. Briefbande der Wei-
marer Goetheausgabe. 01, 21. — Eubel, Hierarchia catho-
lica medii aevi L n. Münster 1898 und 1901. 01, 36, 101.
— Eöhlers Eunst- und Wappenatlas, Nürnberg o. J., mit
Flaggen von Biga, Beval und Eurland. Ol, 60. — Steg-
mannsche Familienchronik 1679—1774. Ol, 61. — Wiele-
wicki, Dziennik Jezuitöw v. Ejrakowie IV. Ejrakau 1899.
01, 82).
— Über die von ihm aufgefundene Schrift Herders, De
spiritu sancto auctore salutis humanae. 01, 24.
— Über das Exemplar des Werkes: Bossinius, Evangelia
:•: und Episteln. Biga 1632, in der Bibliothek der Gesell*
Schaft. Ol, 62.
206
Busch, Nikolai. Über eine Yon E. A. Trahart nnd D. Enrtzwig
gezeichnete Karikatur auf den B&ckzug der grossen Armee.
m, 92.
— Über die Begründung einer Livonica - Abteilung an der
Leonina im Vatikan. 02, 38, 55 (s. 87).
* — Über die Bruder*Bertolds-Mühle. 03, 20, 223.
— Über die in Biga befindlichen Orabstätten von Gliedern
der gräflich Thnrnscben Familie. 03, 20.
— Hinweis auf das Werk von Dr. Otto Wendt, Lübecks Schiffs-
u. Warenverkehr inden Jahren 1368— 69. Lübeck 1902.03,28.
— Hinweis auf eine von Pastor H. Lange angefertigte Ab-
schrift einer Familienchronik der Familien Witte von
Schwanenberg und von Bichter. 03, 58.
* ^ Ueber die Au&eichnungen des Oriechen Laskaris E^ananos.
03, 58, 230.
— Über ältere in Biga gedruckte Holzschnitte. 03, 122.
— Jahresbericht über die Verwaltung der Bibliothek. 03, 142.
Ghristiani, Titus. Über das Beligionsgespräch zu Mitaa
zwischen dem Jesuiten Becanus und dem Superintendenten
Paul Oderbom. 96, 53.
Fölckersahm, A. E. Baron. * Über livländisohe Kirchen-
glocken des 15. Jahrhunderts in Bussland und über da-
selbst bis 1700 lebende deutsche Metallarbeiter und Künstler.
03, 59.
Freytagh-Loringhoven, Leon Baron. Beferat über einen
altheidnische Opfersteine auf Osel und den Hafen bei
Kurrefer behandelnden Vortrag des Herrn Baron Bernhard
V. ToU-Piddul. 99, 60.
Girgensohn, Joseph. * Einige Bemerkungen zu A. v. Bol-
merincqs Buch : „Der Ursprung der Stadtverfassung Rigas.'
94> 31, 33.
* — Einige Nachrichten über Andreas und Jakob Knöpken.
03, 88, 91.
Gleye, E. Zur Geschichte des Namens ^Baltisch". Ol, 82 (vergL
Big. Almanach für das Jahr 1902).
Gleye, EL Über den Wahlspruch vofl Hamilkar Baron Pölker-
sahm. 02, 104.
Grevö, Karl. Schreiben, betreffend die Gräber von Livländem
in Moskau. 94, 16.
Eackman, Alfred. * Zuschrift über ein im Museum zu
Helsingfors beobachtetes Verfahren zum Konservieren von
Eisensachen. 96, 100, 106.
Hausmann, Richard. * Bericht über seine und Dr. W. Neu-
manns Reise nach Moskau in Angelegenheiten des zum
Jahre 1896 nach Riga berufenen Archäologischen Kongresses.
94, 5.
— Vorschlag zur Fortsetzung der von Bunge herausgegebenen
„ürkundenregesten bis zum Jahre 1300* für das 14. Jahr-
hundert. 94, 10.
* — Zu Sylvester Tegetmeiers Tagebuch. 98, 137.
* — Einige Bemerkungen über die Ausstellung zum XI. Archäo-
logischen Kongress in Kiew 1899. 99, 109, 112.
* — Livländische archäologische Funde in der Ferne. Ol, 19, 125.
* — Über Joh. Georg Keysler: Antiquitates selectae septen-
trionales et celticae. Ol, 48 (s. 67).
— und Hedenström, Alfred v. Bericht über ihre Dele-
gation zum XL Archäologischen Kongress in Kiew. 99, 108.
Hedenström, Alfred v. Über die Durchreise russischer Ge-
sandten durch Livland in den Jahren 1646—1654. 97, 6.
— Über die politischen Agenten des Zaren Boris Godunow
in Livland. 97, 26.
— Bericht über die kartographische Ausstellung des XI.
Archäologischen Kongresses in Kiew 1899. 99, 108.
— Jahresberichte über die Tätigkeit der Gesellschaft. 01,
115. 02, 200. 03, 146.
Höhlbaum, Konstantin. Abschriften und Regesten von 8
Urkunden des Kölner Stadtarchivs 1559—1562. 1900, 135.
Hollander, Bernhard. * Referat über das Werk von A. v.
Bulmerincq: „Der Ursprung der Stadtverfassung Rigas^
und Entgegnung auf eine Zuschrift des Verfassers. 94,
16 (vergl. Rig. Stadtbl. 1894 Nr. 11). 94, 135, 159.
— Über den Ausschluss des Ratsherrn Johann Pahnedach
aus dem revalschen Rat (1432). 94, 120.
14
210
Holländer, Bernhard* * Jahresberichte über die Tätigkeit
der Gesellschaft. H 179- 95, 138. 96, 153. 97, 165.
98, 174, 99, 205. 1900, 203.
— Zeitströmnngen und Vorgänge des Mittelalters in ihrem
Einflüsse auf die Begründung der livländischen Kolonie.
m, 121 (vergl. Balt. Monatsschr. 1902, Bd. 53 S. 73).
— Verlesung einer an den Direktor K. G. von SengbuBch
gerichteten Adresse. 02, 54.
— Nachrufe auf verstorbene Mitglieder. 03, 1, 18, 26, 85,
108, 109.
— Überreichung des Diploms eines Ehrenmitgliedes der Ge-
sellschaft an Hermann Baron Bruiningk. 03, 1.
— Mitteilungen über Schenkungen. 03, l, 27, 33, 56.
— Mitteilungen über die von der Gesellschaft herausgegebenen
oder subventionierten Werke. 03, 33, 56, 87, 118, 137, 138.
— Mitteilung über den Besuch Sr. Kaiserl. Hoheit des Groaa-
farsten Wladimir Alexandrowitsch im Dommuseum. 03, 85.
— Mitteilung über eine Äusserung der Gräfin Praskowja
Sergejewna Uwarow in betrefif des X. Archäologischen
Kongresses in Riga. 03, 86.
— Mitteilung über den Neudruck der Sitzungsberichte vom
Jahre 1874. 03, 87.
— Mitteilung in betreff der Heraldischen Ausstellung in Mitaa.
03, 87, 118 (s. 122, 128).
— Notiz in betreff Andreas Knopkens. 03, 88 (s. oben
Girgensohn).
* — Bericht über eine zweite Ausgrabung am Assar-See (Kirch-
spiel Nitau). 03, 101.
— Begrüssung der Gäste in der öffentlichen Jahressitzong.
03, 145.
Jaksch, Robert. Die Fastelabend -Drunken auf der Grossen
Gilde im 16. und 17. Jahrhundert. 94, 75 (vergl. Big<
StadtbL 1894 Nr. 21—22).
* — Bericht über Aufdeckung von Hügelgräbern in Kremon»
94, 84, 105.
211
Jaksch, Robert. * Bericht über Ausgrabungen in Eremon. 95,
113, 118.
* — Bericht über Ausgrabungen beim Putel-Qesinde in Treiden.
96, 102. 98, 168.
* — Untersuchung eines Hügels in Oger. 02, 101.
Jochumsen, Heinrich. * Referat über den am 9. Juli 1902
im Dom zu Riga gemachten Münzfund. 02, 93.
* — Über einen Münzfund in Horstenhof. 03, 134.
Keussler, Friedrich von. Mitteilungen über das ehemalige
Dünaburg. 94, 134.
* — Widerlegung der Hypothese Dr. A. Bielensteins über die
Lage der Lettenburg Autine. 95, 74, 76.
— Anfrage in betreff der lettischen Bezeichnung für die ehe-
maligen livländischen Landesherren. 96, 44.
* — Zur Geschichte Bischof Meinhards und des Fürstentums
Oercike. 96, 106.
* — Zusammenstellung der Baltica des weil. Dr. Joh. v. Keussler.
97, 155.
* — Die Aufzeichnungen über den Märtyrertod des heiligen
Isidor und seiner 72 Genossen. 98, 139.
* — Zur Geschichte der ehemaligen Sternwarte im Rigaschen
Schlosse. 99, 134, 138. 1900, 93, 164. 01, 67. 03, 62.
* — Patkuliana aus J. G. Keyssler's „Neuesten Reisen". 1900,
110. 01, 67 (s. 48).
* — Johannes Bochs Nachrichten über die Livländer in Moskau
zur Zeit Joann Grosny's und die Herzoglich Kurländische
Bibliothek in der Bibliothek der Kaiserlichen Akademie
der Wissenschaften zu St. Petersburg. Ol, 63, 85.
* — Die Deeterssche Familienchronik. 02, 46.
* — Die gegenwärtige M. Iversensche, vormals fidm. Iversensche
Urkundensammlung. 02, 74. 03, 110.
* — Zur Frage der Überführung der Herzoglich Kurländischen
Bibliothek aus Riga nach St. Petersburg. 02, 150. 03, 35.
* — Livländer unter den Buren im 18. Jahrhundert. 02, 152.
* — Glasmalereien livländischer Wappen in der Kirche zu
Fili-Pokrowskaja bei Moskau. 03, 65.
212
Eeussler, ]?riedricli von. * Lfudanise ein geschichtlicher
Ortsname. 03, 124.
— Mitteilung über eine zeitgenössische Parstellung der Hin-
richtung Patkuls. 03, 120.
Er ausa. Notiz in betreff des lettischen Wortes tel^raubd = Stahl.
98, 124.
Lichtenstein, Hugo. Bericht über die Verhandlungen des
Xn. Archäologischen Kongresses. 02, 103 (s. 70).
Lö^is of Menar, E. yon. Bericht über ein der Gesellschaft
übersandtes Manuskript mit lettischen Zauberformeln. 94,32.
* — Über Alt- und Neu-Dünamünde. 94, 170.
* — Rechenschaftsberichte über die Verwaltung des Museums.
94, 167. 95, 130.
* — Die Burg Predeland oder Treyden. 96, 36, 54.
* — Bericht über Ausgrabungen am Burtneckschen See und
am Binnekaln. 95, 74, 77.
* — Bericht über Ausgrabungen unter Neuhof im Kirchspiel
Kremon. 95, 75, 84, 106.
^ — Ein Steinreihen-Brandgrab in Eardis. 95, 135.
^ — Heidnische Burgberge unter Homeln und Wiezembof. 96,
46. 97, 142.
— Bericht über Ausgrabungen beim Putel-Gesinde in Treiden.
96, 96.
* — Merkzeichen auf der Insel Runö. 96, 96.
* — Bericht über die Anzahl der heidnischen Burgberge und
über prähistorische Strassenanlagen , insbesondere den
Knüppeldamm von Sa^djerw. 96, 132, 135.
^ — Bericht über Fundstücke aus der Steinzeit auf Sanddünen
der kurischen Nehrung. 96, 133.
* — Die Ausgrabung der Deutsch- Ordens -Komturei Pernau.
96, 134, 141.
* — Über die Überführung des Litauischen Archivs von Wihia
nach St. Petersburg im Jahre 1795. 97, 9.
— Über die Älteste Spezialkarte von Livland und Estland
u^d Ubier Knüppeldämme in Livland (s. Sitzungsberichte
von 1896, S. 135). 97, 26.
213
Löwis of Menar, K. von. * Bemerkungen zu dem Werke
Yon Dr. E. v. Nottbeck und Dr. W. Neumann: „Geschichte
und Kunstdenkmäler der Stadt Reval.*^ 97, 39, 40.
* - Schloss Kalzenau. 97, 123, 124. 98, 171.
* — Über einen Georg von Holzschuher darstellenden Kupfer-
stich. 98, 4.
— Mitteilungen über die im Konvent zum Heiligen Geist be-
findliche St. Georgskirche. 98, 38.
* — Topographische Beiträge zur Umgebung des „Rodenpois-
schen Sees"". 98, 143.
— Über das Deutschordensschloss Neuermühlen. 99, 32
(s. 98, 157).
* — Nachforschungen nach dem Grabe des Vikingerkönigs
Ingwar von Schweden in Estland. 99, 138, 142.
* — Ein Skelett- Hügelgrab unter Stabben in Kurland. 99
138, 143.
* — Bemerkungen zum Charakter des heidnischen Burgberges
„Huhkukalns^ an der Düna unter Bilsteinshof. 99, 197, 203.
* — Über Briefe des Fürsten Karl Joseph von Ligne und das
Tagebuch des Grafen Peter von Lacy. 1900, 3, 6.
* — Ein prähistorisches livl. Grab im k. k. naturhistorischen
Hofmuseum zu Wien. 1900, 140.
— Mitteilungen über Seiburg. 1900, 145, 163.
— Antrag auf Gründung einer Kommission fBr die Erlialtung
kirchlicher Baudenkmäler in Livland. Ol, 14.
— Zerstörung von Kokenhusen im Jahre 1701. Ol, 27.
* — Die Ausgrabungen an der Stelle des ehemaligen Boosters
Dünamünde. Ol, 58.
* — Über zwei Deckelhumpen rigascher Arbeit. Ol, 83 (s. 93).
— Über den Kupferstecher Jean Baptiste Le Prince. Ol, 84.
— Über den Burgberg bei „Wedmer Sile". Ol, 85.
* — Vorgeschichtliche Gräber in Sawensee. 02, 99.
* — Der heidnische Burgberg und die Ordensvogtei Kandau
in Kurland. 02, 192.
* — Die Ordensburg Tuckum in Kurland. 03, 58, 69.
214
Löwis of Menar, K. von. * Teile der ältesten rigaschen Stadt-
mauer beim Konvent zum Heiligen Geist. 03, 77 (s. 81).
— Mitteilung über einen interessanten Münzfund in Loddiger
03, 58, 89.
— Antrag in betrefif der Instandhaltung der Wendenschen
Schlossruine. 03, 87, 111.
* — Gräberfunde aus Lindenberg. 03, 98.
Manteuffel, Gustav Baron. * Bericht zu den der Gtesellschafib
dargebrachten Altertümern aus Bonifacow. 97, 143.
Mengden, Woldemar Baron. * Mitteilungen über die ver-
mutliche Besitzerin der 1898 aufgefundenen, im Dommusenm
aufbewahrten reichen Silberspitzen. 99, 135.
Mettig, Konstantin. Über die Pest in Riga 1709—10. 94,
10 (vergl. Rig. Stadtbl. 1894 Nr. 8).
* — Referat über das Werk von A. v. Bulmerincq: ^Der Ur-
sprung der Stadtverfassung Rigas^ und eine Entgegnung
auf eine Zuschrift des Verfassers. 94, 16, 135, 155.
— Über die rigaschen Kämmereirechnungen von 1514—16.
94, 27.
* — Über die Sämischgerber in Riga. 94, 32, 67.
* — Zur Verfassungsgeschichte der Stadt Riga. 94, 75, 78.
* — Über die rigaschen Kämmereirechnungen v. J. 1555/56.
94, 119, 127.
* — Über den „heiligen Geist* in Riga im 13. Jahrhundert.
94, 174.
— König Wenzels Beziehungen zum Herzog Otto von Stettin.
95, 3.
— Über die Verehrung des heiligen Nikolaus und die mittel-
alterliche Darstellungsweise desselben. 95, 25.
— Notiz über einen Ablassbrief des Christian Bomhover
95, 34.
— Notiz über Portraits von aus Livland gebürtigen (Generälen
in Sachsen. 95, 35.
* — Über ein Verzeichnis der Handwerksämter in Riga im
17. Jahrhundert. 95, 55.
215
M[ettig, Konstantin. Über das Diarium des Stadt -Revisors
Eberhard Tolks 1700—1710. 95, 65.
— Mitteilungen aus den Aufzeichnungen des Ältesten der
Grossen Oilde Maximilian Ludwig Hevelcke. 95, 105.
96, 11.
— Über die Bedeutung des Wortes »krude". 96, 4 (vergl.
Rig. Stadtbl. 1896 Nr. 25).
— Über rigasche Baumeister im 18. Jahrhundert. 96, 14.
— Über den sogenannten Ereygeschen Schrägen vom Jahre
13S0. 96, 36.
* — Die Kaiser-Otto-Schale. 96, 47 (s. 02, 108).
* — Über eine bisher unbekannte Redaktion des Ooldschmiede-
schragens vom Jahre 1542. Eine Ergänzung zum Schragen-
buche der Stadt Riga. 96, 53, 66.
— Über den Kultureinfluss der Niederdeutschen auf die
Letten. 96, 95.
— Über einige besonders interessante Rigensia im Revaler
Stadtarchiv. 96, 134.
— Über SchrifriStucke aus der Amtslade der Ooldschmiede
zu Bauske. 97, 8.
— Referat über die Doktor-Dissertation von Franz Siewert:
„Die Lübecker Rigafahrer im 16. und 17. Jahrhundert^
97, 24.
— Über die estnische Inschrift über dem Haupteingang der
Kirche zu Karmei auf Osel. 97, 24, 143.
— Hinweis auf das von Dr. Joachim herausgegebene Marien-
burger Tresslerbucii der Jahre 1399—1409. 97, 71.
* — Entgegnung auf eine Rezension des Herrn A. von Bulme-
rincq (s. oben). 97, 79, 96.
— Über zwei Einwohnerverzeichnisse der Stadt Riga aus
den Jahren 1719 und 1728. 97, 80 (vergl. Rig. Stadtbl.
1897 Nr. 27—28).
— Schilderung der Zeremonie einer Kreuzküssung im Ver-
kehr zwischen Livländem und Russen. 97, 124.
216
Mettig, Konstantin. Mitteilungen über einen im Archiv der
Grossen Gilde zu Riga befindlichen Auszug aus einen
revalschen Kirchenbuche. 98, 3.
— Hinweis auf zwei Portraits von Johann Christoph Schwartz
(t 1824). 98, 3.
— Hinweis auf die im Jahre 1897 erschienenen Liefenmgea des
Urkundenbuchs der Stadt Lübeck. 98, 37.
* — Das Siegel der Grossen Gilde in Riga. 98, 48, 49.
* — Über die Grabdenkmäler der livländischen Bischöfe. 98, 119.
— Über den in der Sprache hervortretenden Eiifluss der
Niederdeutschen auf die Liven und Esten. 99, 6.
— Referat über den Aufsatz des Grafen K. E. Leiningen-
Westerburg über die Ex-libris im allgemeinen und über
die russischen Ex-libris insonderheit. 99, 26.
— Notizen zum Leben der Frau Adele Stocknann. 99, 34.
* — Über ündeutsche. 99, 61.
* — Über Wachssiegel. 99, 134, 140.
— Über die Farben des Rigaschen Stadtwappens. 99, 135
(vergl. Rig. Stadtbl. 1899 Nrn. 46, 47, 52).
— Mitteilungen aus dem Buche der Ältermänner Kl. Gilde
von 1549—1624 über Darbringungen von Geldmitteln für
ideale Zwecke. 99, 150.
— Über einen Brief des Kaufmanns Hinrik van dem Wele
vom Jahre 1458. 1900, 3.
— Über den Rechtsgrundsatz: Gast handle nicht mit dem
Gaste. 1900, 14.
— Über den Ausdruck „Spann**. 1S00, 41.
* — Über lettische Druckwerke des Nikolaus MoUyn und
über das dem Orden verpfilndrte Gut Neugut. 1900, 75.
* — Die ältesten Bücher der Losträgergilde in Riga. 1900,
120 (s. 176. Ol, 4, 92. 02, 56).
— Besprechung des von B. Holländer bearbeiteten Sach-
registers zum baltischen Urkundenbuch Bd. 7 — 9. 1900, 139.
* — Über die an der Vikarie der Losträger zu Riga ange-
stellten Personen. 1900> 176 (s. 120).
217
Mettig, Konstantin. * Über den Schrägen des rigaschen Los-
trägeramtes. Ol, 4, 192 (s. 1900, 120, 176. 02, 56).
— Über das Gründnngsjahr der Gilde der rigaschen Bäcker-
knechte. 01, 32.
— Über die im 15. und 16. Jahrhundert in Riga nachweis-
baren Qewerbearten. 01, 40.
— Über drei Amtsbücher der rigaschen Salzträger und
Kornmesser. 01, 83.
* — Bemerkungen zur Statuette des Ritters St. Georg im Silber-
schatze der Schwarzen Häupter zu Riga. 01, 101. 02, 84.
* — Über die Herkunft des Missais der Rigaschen Stadt-
bibliothek vom Jahre 1500. 02, 39.
— Über die Pestschrift der Schiffergesellschaft in Lübeck
von Dr. P. Hasse, nebst Wiedergabe einer Urkunde v.
J. 1569 über Massnahmen zur Erhaltung der lübischen
Bank auf dem Schwarzhäupterhause zu Riga. 02, 45, 49.
* — Urkunden aus dem Archiir der Schwarzen Häupter zu Riga
aus dem 15. Jahrhundert (erste urkundliche Nachricht
über eine Maria^Magdalenen-Gilde). 02, 153.
* — Die Gilde der Losträger und die mit ihr verwandten
Ämter. 02, 56 (s. 1900, 120, 176. 01, 4, 92).
— Ursprung und Organisation der Kompagnie der Schwarzen
Häupter zu Riga. 02, 92.
" Das Amtsbuch der Goldschmiede zu Reval. 02, 157.
* — Die Fahnen der Ämter und Geaellenschaften in Riga.
02, 197.
* — Über die Wirksamkeit des westfälischen Fehmgerichts in
Riga. 03, 14.
— Über das Stiftszeichen des livl. adligen Fräuleinstifts des
Kaisers Paul I. 03, 4 (s. 21).
* — Über den Danziger Artushof und seine Brüderschaften.
03, 20, 22, 33.
* — Der Freiherr Bengt Hörn als Ältester der Kompagnie
der Schwarzen Häupter in Riga. 03, 44.
218
Mettig, Konstantin. ^ Über die Fahnen der Ligger und
Losträger (Messer) in Riga. 03, 82.
^ — Die Exportwaren des russisch • hanseatischen Handels.
03, 89, 92.
* — Über die Farben Rigas im 17. Jahrhundert. 03, 116.
* — Über das Wappen der Stadt Riga vom 13. — ^20. Jab^
hundert und über rigische Zunftsiegel. 03, 128.
Müller, Ad. Zuschrift in betreff einiger archäologisch be-
achtenswerter Stätten im Loddigerschen Oebiete. 96, 82.
Neumann, Wilhelm. Über aus Livland stammende Waffen
und Silbersachen in Moskau. 94, 11.
— Über Leichensteine von Livländem in Moskau. 94, 11
(vergl. IB).
— Über die von ihm und Dr. E. v. Nottbeck in der Ruine
der Klosterkirche zu St. Brigitten vorgenommenen Unter-
suchungen und Ausgrabungen. 94, 77.
— Beantwortung einer Anfrage in betreff des ehemaligen
Dünaburg. 94, 134.
* — Über die herzoglich- kurländischen Bildhauer Nikolaus
Söffrens, Vater und Sohn. 94, 170 (vergl. Big. Stadtbl.
1895 Nr. 8). 96, 135, 149.
— Mitteilung über die Verbreitung des böhmischen Glases
in den baltischen Provinzen und Bussland im 17. Jahr
hundert. 95, 133.
* — Burg Weissenstein. 96, 15, 30.
* — Hinweis auf die Abbildung eines in Rostock befindlichen,
mit dem Wappen des Bfs. von Beval und ösel, Jürgen
V. Tiesenhausen, geschmückten Beischlagsteines, sowie des
Grabsteines eines Abtes Hermann von Riga in der EloBte^
kirche zu Dargun. 97, 7.
— Referat über einen Bericht über die Wiederherstellungs-
arbeiten an der Marienburg in Preussen. 97, 8.
— Über den Maler Friedrich Ludwig von Maydell (f 1846).
97 79 (vergl. Rig. Stadtbl. 1897 Nr. 32-36).
219
Nenmann, Wilhelm. Yorlegang you Zeichnungen und Stichen
von Goldschmiedearbeiten im Bevaler Batsarchiv. 97, 154.
* — Die Maler Hans und Albrecht von Hembsen. 98, 52.
* — Die gewirkten Wandteppiche des Bevaler Bathanses. 98, 84.
— 700 Jahre baltischer Ennst. 1900, 15 (vergl. Balt. Mon.
1900 Bd. 49 S. 319).
* — Über den rigaschen Goldschmied H. Meyer 1623—94.
01, 93.
— Ennstzüstände in den baltischen Provinzen 1775—1825.
02, 43 (vergl. Balt. Mon. 1902 Bd. 53 S. 281).
— Über einen Streit des Bevaler Goldschmiedeamtes mit der
Kanntigilde (1636—1698). 03, 3 (vergl. Bevaler Be-
obachter 1903).
* — Die mittelalterlichen Holzschnitzereien am Gestnhl des
Bathanses und der Hl. Gteistkirche zu Beval. 03, 5.
— Das Leben und das künstlerische Schafifen der Grafen
Carlo Bartolomeo undBartolomeo Francesco Bastrelli. 03, 30.
Otto, Gustav. Eur-, Liv- und Estländer auf der Universität
Eönigsberg in Preussen. Teil H, 1711—1800. 95, 30
(vergl. MitteUungen XVI S. 337).
Perlbach, Max. * Verzeichnis der livländischen Baccalaurei
und Magistri in der Artistenfakultät zu Erfurt nebst No-
tizen in bezug auf die Universitäten Wien und Freiburg
i. Br. 97, 73, 75.
Poeich au, Arthur. Beferat über das Werk von Heinrich Moll:
„Die Familie Bürger, livländisch-fränkischen Stammes.^
94, 10.
— Beferat über das Werk von Willy Moye: Johann von
Wallenrod, Erzbischof von Biga und Bischof von Lüttich.
94, 31.
* — Nachruf auf Prof. Dr. Friedrich Bienemann. 03, 109, 112.
Beinberg, August. * Über die Beste der alten Stadtmauer in
Biga beim Eonvent zum heiligen Geist. 03, 81, 121 (s. 77).
Schilling, Earl. * Bericht über die Aufdeckung eines Grab-
hügels am Ligatflüsschen. 99, 109, 117.
Schilling, Karl. * Bericht über eine Ausgrabung am Assar-
See (Kirchspiel Nitau). 1900, 163, 183.
Schinckell, E. von. Über die Lage des Doblenschen Hakel-
werks. Ol, 88.
Schroeder, Leopold von, und Oskar Baron Vietinghof.
* Bericht über ihre Ausgrabungen in Salisburg am 29. Juni
1894. 95, 48.
Schwartz, Philipp. * Wenden, ein Stapelplatz für den russi-
schen Handel. 96, 4.
^ — Beziehungen des Zaren Boris Godunow zu Riga. 97, 25,
37 (s. oben Hedenström).
* — Beiträge zu den Einnahmequellen der Glieder des Rigaschen
Rats in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. 98, 69.
* — Die Fehde Dorpats mit den Stamern und Genossen. 02, 158.
Sengbusch, Karl Gustav von. Ausgrabungen auf dem Plawne-
kalns bei Katlakaln. 02, 92.
— Rechenschaftsberichte über die Verwaltung des Museums.
02, 176. 03, 143.
Seraphim, August. * Analecta Curonica. 94, 32, 38.
* — - Verzeichnis der Liv-, Est- und Kurländer auf der Uni-
versität Greifswald 1457—1645. 94, 32, 43.
* — Aktenstücke zur Geschichte des Bothschen Einfalles. 96, 54.
Seraphim, Ernst. Über die Anfänge der schwedischen Herr-
schaft in Estland. 97, 123.
— Der Feldzug des preussischen Korps in Kurland und g^en
Riga 1812. 02, 38.
— Karls von Südermannland Kampf um Livland in den
Jahren 1600-1602. 03, 111.
Sivers, Gregor von, s. oben Bielenstein.
Stavenhagen, Oskar. Mitteilungen über den Stand der Ar-
beit an einer Edition der livländischen Ständetagsakten.
94, 76.
— Über die Organisation der Schwarzhäupter auf den liv-
ländischen Schlössern. 95, 27.
221
Stavenbagen, Oskar. Über den OM. Johann Wolthuss von
Herse. 95, 74. 96, 95 (Mitteilnngen XVII S. 1).
*— Die Mitbrüder des Deutschen Ordens in Livland und das
Ton ihnen getragene Abzeichen der Ordensmitbri^derschaft.
96, 121.
— Fortsetzung einer livländischen Bischofschronik. 96, 96
(Mitteilungen XVII S. 89).
* — Besprechung des 5. Bandes des Hansischen Urkundenbuchs
(1392—1414), bearbeitet von Karl Kunze. 1900, 15, 195.
* — Über einige Urkunden zur Geschichte des Deutschen
Ordens und ihre kritische Verwertung bei J. v. Pflugk-
Harttungy Der Johanniter und der Deutsche Orden im
Kampfe Ludwigs des Bayern mit der Kurie. 1900, 75, 186.
— Die Stellung Livlands zum polnisch-litauisch-preussischen
Kriege von 1409—1411. Ol, 90 (vergl. Balt. Mon. 1902
Bd. 54 S. 235).
— Bemerkung in betrefif eines hansischen Pfundzolls zu Zwecken
der Seebefriedigung. 03, 28.
Stieda, Wilhelm. ^Entgegnung auf die Rezension des Herrn
A. von Bulmerincq (s. oben). 97, 79 A., 96, 124.
Toll, Harald Baron. Freibrief für einen estnischen Bauer
zwecks akademischen Studiums. 02, 72.
Transehe-Soseneck, Astaf von. Die Bauern in Livland
während der Ordenszeit. 94, 83.
— Bemerkungen zur Geschichte der Bauerrechte. 95, 26.
^ Mitteilungen aus einer Arbeit über die „vordeutsche
Epoche". 95, 114. 96, 3 (vergl. Balt. Mon. Bd. 43, 1896).
— Über den lehnrechtlichen Besitz der Stadt Riga im 13. Jahr-
hundert. 1900, 4.
— Über den sogen. Gnadenbrief des Bischofs Nikolaus von
Riga. 1900, 42.
— Das Legat Johanns von Ovelacker aus dem Jahre 1596
.zu Gunsten der Bigaschen Stadtbibliothek. 01, 17.
— Bemerkungen zu der von ihm veröffentlichten Arbeit über
die Geschichte des Lehnswesens in Livland. 03, 144.
Yietinghof, Oskar Baron, siehe oben Schroeder, Leopold von.
Walter, Karl. Herders Wirken und Wachsen in Riga. 03, 151
(vergl. Balt. Mon. 1904 Bd. 57 S. 28).
Wehrmann, Dr. ^ Zwei Gelegenheitsgedichte auf Andreas
Vii^nius, Professor in Dorpat (1631). 95, 110, 115.
Zander, Arthnr. Demonstration der von ihm dem Moseimi
dargebrachten, auf dem Trantmannschen Gmndplatze ge-
machten Fände. 98, 136.
■•'»'^•vAAAAAAA^ v/WVA^'- ■
Nachtrag.
Die Broder-Bertolds -Mühle bei Riga.
Yon NikolaoB Busch.
Meine Herren I Die kleine Arbeit über die Brader-Bertolds-
Mfihle, die ich Ihnen vorlegen möchte, läuft im wesentlichen
anf eine topographische Untersuchung hinaus. Dass ich ein
Thema, welches vielleicht in das Gebiet der historischen Mi-
bologie verwiesen wird, hier zur Sprache bringe, bedarf ei-
niger Rechtfertigung. Wenn mir historisch -topographische Mo-
Bographien gerade zur Zeit empfehlenswert erscneinen, so nehme
ich dabei besonders auf den Umstand Bücksicht, dass unsere
Heimatgenossen bei aller Liebe zu unserem Lande verhältnis-
mässig nicht viel von der Geschichte dieser Heimat wissen. Die
Überlieferung historischer Vorgänge, möge sie nun aus direkter
Erinnerung oder den Arbeiten der Wissenschaft schöpfen, haftet
aber nirgends fester, als wenn sie an ganz bestimmte Lokalitäten
anknüpft. Können wir sagen, hier auf diesem Fleck Erde, auf
dem du im Augenblick stehst, hat sich diese bedeutungsvolle
Soene abgespielt, so werden die alten Gestalten wieder lebendig,
der Vorgang prägt sich ungleich tiefer ein, als wenn nur von
einem „Es war einmal'* die Bede ist. Unwillkürlich entsteht
in der Bevölkerung eine gewisse Gedankenassociation zwischen
bestimmten Ortlichkeiten und den Ereignissen, deren Schauplatz
sie waren. Gerade unsere populären Geschichtsdarstellungen
sollten, meine ich, diesem allgemeinen Gesichtspunkt mehr, als
es bisher geschehen ist, Bechnung tragen, sie werden um so
mehr nützen, je exakter sie in ihren topographischen Angaben
sind, je anschaulicher sie die Vorgänge der Vergangenheit an
Plätzen, die jedermann wohlvertraut sind, wiedererstehen lassen.
Auch die Bruder-Bertolds-Mühle gehört, trotz der Bolle, die
sie einst gespielt hat, zu der leider nicht gerade kleinen Zahl
von örtlichkeiten, die bisher einigermassen in der Luft schweben.
Ii^endwo in der Umgegend Bigas muss sie gelegen haben ^).
Sehen wir zu, ob es gelingt, sie auf die Erde niederzuziehen.
Und zwar soll hier auf ihre Lage, dann auf ihren Namen ein-
g^angen werden.
1) H. Hildebrand, ÜB. X S. 241 Nr. 351, sucht sie am linken Dana-
nfer. 0. Mettig, Geschichte der Stadt Riga, Elga 1897, spricht von einem
S^UoBS in der Nähe von Riga.
224
Das Bedürfnis nach Mühlenanlagen war gegeben, sobald
sich eine Gemeinde in der nengegründeten Stadt Bischofs Albert
zusammenfand. Früh sehen wir die Wasserläufe in der Nähe der
Stadt mit Mühlen besetzt. Urkundlich zum ersten Mal wird
1226 die Mühle des Domkapitels jensei t der Düna erwähnt^).
Es ist die nach der heiligen Jungfrau genannte Marienmühle an
der Stelle, an der noch heute eine Mühle dieses Namens steht.
Dass bei den häufigen feindlichen Streifzügen solche Anlagen
ausserhalb der Stadt befestigt sein mussten, liegt in der Natur
der Sache. An den Widerstand, den speziell die Marienmühle
den Litauern geleistet hat, knüpft sich bekanntlich eine alte
Tradition, die Inspektor Mettig noch jüngst in unserem Kreise
zur Sprache gebracht hat'). Bemerkenswert ist, dass die Mühle
des Kapitels als molendinum superius, als die obere Mühle be-
zeichnet wird; das berechtigt zum Schluss, dass an demselbeo
Wasserlauf bereits damals unterhalb eine zweite Mühle lag. Und
in der Tat lässt sich für die spätere Zeit hier eine Mühle im
Besitz der Stadt nachweisen. Es ist die Mühle an dem mäch-
tigen, sog. roten Turm, dessen Bild Ihnen allen nach dem Kup-
ferstich von 1612 gegenwärtig sein wird*). Das Kloster von
St. Nikolaus in Dünamünde, das 1208 vom Konvent bezogen sein
wird, besass eine Mühle an einem Abfluss des Stintsees zur Düna,
der heutigen Duhne upe. Wohl mit Benutzung einer bereits vor-
handenen Verbindung legten die durch ihre Wasserbauten be-
rühmten Gistercienser darauf, und zwar vor 1226, ein fossatum
novum, den heute sogenannten Mühlgraben an^).
Als Mühle des Ordens erscheint im 13. Jahrhundert die
Bruder-Bertolds-Mühle. Sie war ganz besonders stark befestigt.
Hermann von Wartberge spricht von einer turris, sub qua
erat molendinum quatuor rotarum. (Molendinum valde bonum
quatuor rotarum nennt sie der Orden einmal.) Unwillkürlich
denkt man hier an eine ähnliche Anlage wie den bespro-
chenen roten Turm mit seiner Mühle. Der sog. Albert v. Bar-
dewik erzählt von einer vestene, also einer Befestigung, by der
stat nicht verne, de heyt broder Bertoldes mole. Es ist von
Hause aus wahrscheinlich, dass, ebenso wie die Stadt, das Dom-
kapitel und das Kloster, auch der Orden sehr früh darauf bedacht
gewesen ist, eine eigene Mühle zu gewinnen, dass die Errichtung
derselben in die Entstehungszeit der übrigen fällt, doch lassen
wir zunächst die Frage der Erbauungszeit beiseite. Ausdrücklich
1) ÜB. VI Sp. 403 Nr. 3012, vgl. auch ÜB. VI Sp. 614 Nr. 3172 v.
1246 März 24.
5 SitznDgsber. 1901 8. 32.
^ Turris lapidea, anch erwähnt 1590. Liber privilegioram Bocietatifl
Jesu Rigen. S. 81. UbK Biga, Stadtbibliothek.
4)1JB I Sp. 94 Nr. 80.
225
erw&hnt wird die Mühle zuerst in den bedeutungsvollen Kämpfen
am Ende des 13. Jahrhunderts. Dem Orden war aus seinem
Bewusstsein, das Land in stetem blutigen Kampfe verteidigt zu
haben, ein immer weiterer Anspruch auf die Herrschaft in dem-
selben erwachsen. Mit dem Steigen der Kräfte stieg die Span-
nung zwischen ihm und den übrigen Machthabern in Livland.
Das 1245 gegründete Erzbistum hatte die alten Gegensätze in
verschärfter Weise hinübergenommen, Erzbischof Albert die Hand
des Ordens derb genug zu fühlen bekommen. Die Stadt Riga
— formell in Abhängigkeit vom Metropoliten — stand in voller
Blüte da, lockend als Untergebene, beträchtlich als Gegnerin.
Als der jahrelang gehäufte Groll zwischen den Bürgern und
Ordensbrüder in helle Flammen ausbrach, da suchten die Bi-
schöfe Anschluss an die Stadt. Es bildet sich, und darin liegt
ein besonderes Interesse, das uns jene Zeit abnötigt, die erste
und einzige Koalition der ganzen Episkopalmacht gegenüber dem
Vordringen des Ordens. Es ist oft erzählt, wie in der Abwesen-
heit des Erzbischofs in Sommer 1297 über den Bau einer Brücke
der Streit mit der Stadt anhob. Ordensmeister Bruno kam einem
gleichzeitigen, Angriff der im Geheimen Verbündeten zuvor, der
Bischof von ösel wurde überwältigt, ein erzbischöfliches Heer
geschlagen, Bischof Bemhai*d von Dorpat gezwungen, die Sache
der Verbündeten aufzugeben. Der hartnäckigste Gegner blieb
das mit den Litauern verbündete Biga. In diesem Kampfe gegen
die Stadt, auf den im einzelnen nicht eingegangen werden kann,
bildet die Bruder-Bertolds-Mühle einen wichtigen Stützpunkt des
Ordens. Immer wieder weiss die Besatzung dieser Befestigung
die Bürger zu schädigen. Zu Beginn des Jahres 1298 versuchten
die Rigenser die Einnahme der Mühle. Der Anschlag missglückte
völlig. Im Juni des Jahres erfolgt dann ein neuer Angriff; die
lUgenser blieben Sieger, sie drangen in die Feste, gewannen
reiche Beute, führten 6 Ordensritter als Gefangene mit sich
und „delgheden de vestene tho gründe". Um mehr als 300 Mk.
reinen Silbers, klagt der Orden 1366, sei er hier geschädigt wor-
den. Jedenfalls hat der Orden in der Folge seine Mühle an jener
Stelle wieder errichtet, denn 1345 überlässt der Bat von Riga
dem Ordensmeister Burchard von Dreyliven das Land zwischen
der Bruder-Bertolds-Mühle und Blumen thal. W. Stieda^) be-
handelt die Mühle irrtümlich als Mühle des Erzbischofs, sie er-
scheint fortlaufend im Besitz des Ordens*). Ordensmeister Lander
1) Sehragen der Gilden und Ämter der Stadt Biga bis 1621. Bear-
beitet von W. Stieda und G. Mettig. Biga 1896.
s) In dem Danziger Vertrage vou 1366 überliess der Orden die Brader-
BertoldB-Mtihle allerduigB dem urzbischofe. Dieser Vertrag aber, der ziem-
lieh viel Verwirrung in unseren GeschicbtsdarstellnDgen aDgeiichtet hat, ist,
wie 0. BtavenhageD nachgewiesen hat, nie realisiert worden.
15
28g
Ton Spanheim verlehBte die Mühle der ber&chtigten Odele Stock-
mann; darauf ist die MQhleLehn des Gtotschalk Stalbiter; 1429 ver-
khnte der Ordensmeister Cisse von Rntenberg sie dem Lamprechi
von Alen. In der bisher ungedrnckten Urkunde heisst es: ,,de
mole, de gebeten iss broder Bertholdes möhlen gelegen eine halve
mille böten der Stadt tho Rige npwart an der Duhne/' Im Jahre
1447 hat dann Ordensmeister Henrick Vincke von Overberch die
Brnder-Bertolds-Mühle „sampte dem lande, landtgnde nnd holme
over der Duhnen'^, d. h. an, nicht über der Düna, wie sie Dirick
V. Vitinghove besessen, dem Gistercienser-Nonnenkloster in Riga
verlehnt „alse de sulvigen molon — an der vorbenomeden frou-
wen abbatissen, der jungfrouwen nnd ihres closters tho Rige
Side belegen iss'^ Ausdrücklich wird die Mühle mit ihrem alten
amen in zwei Orenzscheiden des Jahres 1531 nnd 1551 genannt,
mit dem ganzen Besitz des Klosters ist sie 1583 an die Jesuiten
gekommen. Diese erneuerten den 1581 mit dem rig. Bürger Paul
Bänhorn geschlossenen Pachtvertrag 1585 auf 25 Jahre; im Kon-
trakt wird die mola Bartoldi als eine Kupfer- und eine Getreide-
mühle bezeichnet^). Von der schwedischen Regierung dem Münz-
meister Wulf verliehen, kam sie in der ersten Hälfte des 17. Jahrh.
durch Kauf an die Stadt.
Aus dem Gesagten ergibt sich zunächst, dass die Mühle ober-
halb der Stadt am rechten Dünaufer lag, und zwar vor Blumenthal,
dein heutigen Kleinjungfernhof. Die ganze Frage wäre durch die
Urkundenstelle „eine halve mille buten der stadt^' entschieden,
wenn unsere alten Längenmasse ausser allem Zweifel ständen und
wir den Ausgangspunkt feststellen könnten, von dem man gemes-
sen hat. Untersuchen wir das Gebiet zwischen Kleinjungfernhof
und der Stadt, so finden wir heute einen Wasserlauf, der von Drei-
lingsbusch kommend das Grundstück der Kusnezowschen Fabrik,
dann die Moskauer Strasse durchschneidet und sich beim Wiebers-
holm in die Düna ergiesst. An diesem Zufluss der Düna lässt sich
im 17. Jahrhundert eine Mühle nachweisen. In den Wacken und
Amtsrechnungen des Patrimonialgutes Jungfernhof in unserem
Stadtarchiv ist 1689 von einer Walkmühle die Rede. 1694—1710
heisst sie die Mühle beim Muscowitischen Lager oder die Mosko-
Witische Mühle, d. h. also die Mühle beim Lager des Zaren Alexei
Michailowitsch im Jahre 1656. Vom Jahre 1697 finde ich die Be-
zeichnung Pleike Mühle beym Muse. Lager. Pleiku-dsimus heisst
im Lettischen eine Walkmühle. Diese rleiken-Mühle — Schröder-
sche Mühle — lässt sich durch das ganze 18. Jahrhundert verfolgen.
Von Belang erscheint nun: auch die im Jahre 1700 von
Eberhard Tolcks gezeichnete Situations-Gharte umb die Stadt Riga
^) Die Angaben berahen anf den Urknndenkopien des Liber privilegi*
oram societatifi Jesu RigensiB v. 1585 ff. Mek., Riga, Stadtbibliothek.
227
veneiehnet an dem linken Ufer des genannten DünaznAosses
an der nach Kirchholm fahrenden Strasse die Pleiksche Mahle
nnd bildet genau der Mahle gegenüber am rechten Ufer des
Flnsschens einen Meilenstein ab, mit der Angabe: Vs meile von
Riga. Berücksichtigt man, dass in der in Frage kommenden
Gegend allein jener Wasserlanf die Anlage einer Mühle ermög-
lichte, dass es 1429 ausdrücklich heisst, die Bruder-Bertolds-
Mühle liege Vs Meile oberhalb Rigas — und derartige genaue
Angaben sind im Mittelalter nicht eben häufig — , dass wir später
an jenem Wasserlaufe eine Mühle finden, die eben neben einem
dieselbe Entfernung anzeigenden Meilensteine an der Landstrasae
lag, so scheint der ächluss berechtigt, dass die Bruder-Bertolds-
Mühle an der Stelle der Pleike-Mühle oder in ihrer nächsten Um-
gegend gestanden hat.
So weit war ich mit der Frage am grünen Tisch gekommen,
als es mich trieb die heutigen Verhältnisse auf dem historischen
Boden kennen zu lernen. Die elektrische Bahn auf der Moskauer
Strasse fuhrt bis zur Brauerei Livonia, von hier hat man etwa
noch eine halbe Werst bis zur Kusnezowschen Porzellanfabrik
zurückzulegen. Bei der Fabrik führt eine Brücke in der ganzen
Breite der Strasse über den oft genannten Wasserlauf, der vom
Grundstück der Fabrik zur Düna hinabgeht. Die ganze Gegend
hat heute ein völlig städtisches Gepräge, nur zu beiden Seiten
des Wasserlaufes sind breite Streifen Wiesengrund freigeblieben.
Auf diesem erhebt sich am linken Ufer ein Hügel. Ich habe un-
gefähr mit einem halben Dutzend in der Nachbarschaft wohnender
Menschen Gespräche angeknüpft; ihnen allen war es ganz ge-
läufig, dass an der linken Seite des Flüsschens eine Mühle ge-
standen habe. Wiederholt wurde ich darauf hingewiesen, dass
die Schenke, die bis zur jüngst erfolgten Einführung des Brand-
weinmonopols, in dem der Staat gehörigen Gebäude an der Brücke,
Strassennummer 172 a, bestanden habe, der Mühlenkrng genannt
worden sei. Von dem Hügel wusste man mir zu berichten, dass
sich alte Waffen in ihm gefunden hätten, über deren Verbleib aber
nichts zu ermitteln war, dass man bei Nachgrabungen auf altes
Gemäuer stosse. Am eingehendsten war der Bericht des Herrn
EJawing, den ich in einem alten, hochgiebligen, von einer mäch-
tigen Linde beschatteten Hause, Moskauer Strasse 174, aufsuchte.
Zu meinem Erstaunen erzählte er mir, dass bei der alten Mühle
einst die Bussen in einem Kriege gelagert hätten. Traditionen,
die bis in^ 17. Jahrhundert zurückgehen, haben wir in Riga
äusserst wenige, nun hatte sich in einem entfernten Winkel der
Moskauer Vorstadt, vielleicht nur beschränkt auf eine eng um-
grenzte Nachbarschaft, eine historische Reminiscenz erhalten, wie
ich sie hier am allerwenigsten erwartet hätte. Die Spuren der
historischen Lokaltradition liefen auch hier auf eine ganz typische
Form hinaus, mit grosser Zähigkeit behauptet sich nämlich
der Qlanbe, dass auf dem Elawingschen Grundstück in Kriegs-
Zeiten grosse Schätze vergraben worden seien. Der Besitzer er-
zählte mir, ihm seien sehr günstige Bedingungen gemacht worden,
wenn er sein Grundstück mit dem Recht, Nachgrabungen auf
demselben zu machen, verpachten wolle, auch wies er mir mehrere
ziemlich tiefe Gruben in seinem Garten, die von heimlichen,
nächtlichen Schatzgräbern herrührten.
Uns bleibt noch übrig auf den Namen unserer Mühle ein-,
zugehen. Ausdrücklich erwähnt wird, wie gesagt, die Mühle erst
gelegentlich der Kämpfe am Ausgang des 13. Jahrhunderts. Der
Analogieschlnss von der frühen Anlage der Mühle des Dom-
kapitels, der Stadt und des Klosters St. Nikolaus schien es von
Hause aus nahezulegen, die Errichtung der Mühle in eine ältere
Zeit zu setzen. Zu betonen ist, dass der Orden jedenfalls im
13. Jahrhundert die Mühle und das dazu gehörige Land besass,
obgleich sie mitten in der Rigaschen Stadtmark lag. Damit
ist zugleich ein terminus ad quem för ihre Errichtung gegeben.
Wir wissen, dass die Stadtmark lange Zeit umstritten gewesen
ist, erst der Legat Wilhelm v. Modena brachte 1226 Mai 15 eine
Vereinbarung zwischen dem Bischof, dem Propst von Riga, dem
Orden einerseits und den Bürgern von Riga andererseits über
die Grenzen der Mark zu stände. Er bestimmte: ^ Alles, was inner-
halb besagter Mark aber bereits in Kultur genommen ist, seien
es Äcker oder Wiesen oder Bäume, und die Mühlen mit den
Flussläufen, von denen sie getrieben werden, und die alten Fisch-
wehren reservieren wir sowohl den Geistlichen als den Weltlichen
und den Klosterbrüdern in Dünamünde, wie sie sie letzt besitzen,
frei und unangetastet. Neue Wehren aber und neue Mühlen dürfen
innerhalb der genannten Grenzen nicht angelegt werden, es sei
denn unter allgemeiner Einwilligung.^' Nun sind die Urkunden
über die Mark seit ältester Zeit sehr sorgfältig im Stadtarohiv
bewahrt worden, weder in ihnen, noch in irgend einer anderen
Quelle findet sich eine Spur einer solchen Genehmigung. Aber
auch ganz abgesehen davon spricht alles dagegen, dass die Stadt
dem Orden gegenüber später über die 1226 gemachten Zuge-
ständnisse hinausgegangen ist. Eifersüchtig wahrte man die Mark,
nachdrücklichst wird in der den Rigensem zugestellten Urkunde
Wilhelms über die Exkommunikation der Joh. v. Dolen hervo^
gehoben: „Kein Mensch konnte ihm (Dolen) oder irgend einem
seinesgleichen etwas von eurer Mark zum Bau eines Schlosses
einräunaen** — und der Orden wäre der letzte gewesen, dem man
freiwillig das Recht zur Anlage einer Befestigung zugestanden
hätte. Ich meine, es bleibt nur übrig, unter den molendina, die
innerhalb der Stadtmark 1226 ihren bisherigen Besitzern reserviert
werden, eben auch die Mühle des Ordens, d. h. die Brade^
229
BertoIdehHühle, zu yerstehön. Damit wird aber die Anlage der
Mühle in eine Zeit versetzt, in der sich sehr wohl ein Anhalts-
punkt for ihre Benennung bietet. Der Orden vom Ritterdienst
Christi in Riga erhält 1207 anf sein tagtägliches Andringen
Tom Bischof Albert den dritten Teil des eroberten Landes. Er
läBst sich sofort angelegen sein, ein Zentrnm für die Herrschaft
über den endlich gewonnenen Landbesitz, einen Stützpunkt für
sein weiteres Vorgehen zu schaffen. Zum Herbst 1208 berichtet
Heinrich von Lettland, die Brüder vom Ritterdienst Christi hätten
bereits ihre Wohnung in Wenden gehabt. Sie entsenden damals
zu einer Beratung mit den Indigenen als den ersten von den
Ihrigen (quasi primum de suis) den Bruder Bertold'). Dieser
Bertold, magister, magister militiae de Wenden, wird in den fol-
genden Jahren wiederholt genannt. Als der Orden 1209 den
Aampf mit den Esten aufnimmt, geht die Realisierung der Ex-
pansiypolitik des Ordens wesentlich auf ihn zurück. Als es nach
der Entscheidung des Papstes Innocenz vom Oktober 1210 wieder
zu einem gemeinsamen Zuge der Deutschen nach Estland kommt,
erscheint Bertold bei der Eroberung von Fellin in hervorragender,
man möchte fast sagen, in leitender Stellung, ja er tritt in den
Kämpfen jener Tage in der Schilderung Heinrichs mehr in den
Vordergrund als der Meister selbst; 1217 fällt er im Kampfe
gegen die vereinigten Esten und Russen bei Odenpäh. Es handelt
si<£ hier also um einen hervorragenden Mann in hervorragender
Stellung. Was wir von ihm wissen, erscheint sehr wohl danach
angetan, dass sein Andenken unter den deutschen Kolonisten
erhalten blieb. Bertold muss, als man ihn an die Spitze der ersten
im Lande errichteten Ordensburg stellte, bereits Beweise seiner
Tüchtigkeit erbracht haben, da würde sich eine Etappe für sein
Emporsteigen im Orden ergeben, wenn ihm vorher jene ^vestene**
mit der Mühle — es wäre der erste Wohnort von Ordensbrüdern
ausserhalb der Mauern Rigas — unterstellt gewesen wäre, wenn
die Errichtung dieses ersten Ordensforts, gleich der Errichtung
der Ordensburg Wenden, auf ihn zurückgeht. Ich will nur eine
gewisse Wahrscheinlichkeit dafür in Anspruch nehmen, mit der
dann zugleich ein weiterer terminus ad quem für die Errichtung
der Mühle gegeben wäre, d. h. sie müsste vor der Zeit der Tätig-
keit Bertolds in Wenden, also spätestens 1208 erfolgt sein.
1) Die Libri reditanm der Stadt Riga, heransg. v. J. 6. L. Napiersky,
Lpz. 1881, n, Nr. 325, nenneii in der Mitte des 14. Jahrh. gelegentlich einer
Grensbezeielmiing foseam (sc molendini) domini Bertoldi, fratris Tlientonid.
Da dSe Fälle zahlreich sind, in denen eine spätere Zeit vom Deutschen Orden
spricht, wo der 1237 in den Deutschen Orden aufgegangene Orden der Brfider
▼om lätterdienst Christi genannt werden musste, kann aus dieser srelegent-
Hehen Erwähnung nicht gefolgert werden, dass der Bruder Bertold einer
Zeit naeh 1237 angehört
230
Ich fasse die Ergebnisse zasammen: die BradBr-Bertolds-Mfihk
lag an dem von der heutigen Knsnezowschen Fabrik zur Düoa
gehenden Nebenfiüsschen, sie stand an der Stelle oder in d«
nächsten Umgebung der späteren Muscowitischen oder der Pleike-
Mühle, sie hat vor 1226 bestanden; möglicherweise fallt ihre
Errichtung bereits vor das Jahr 1208 und geht auf den Ordens-
bruder Bertold, den nachmaligen Meister von Wenden, zurück.
Ich möchte daran noch einen praktischen Vorschlag knüpfen.
Vor einiger Zeit ist angeregt worden, unsere Gesellschaft möge
sich für die Frage der Namen neuangelegter Strassen in Bigs
interessieren. Es würde das um so gerechtfertigter erscheine,
wenn man sieht, mit welcher Sorgfalt und welchem Aufgebot
historischen Wissens diese Frage in den grösseren Städten des
Auslandes behandelt wird. Nun hat man in den letzten Jahren
bei uns versucht neue Strassen nach historisch bedeutsame
Persönlichkeiten Rigas zu benennen. Die Absicht war gewiae
eine anzuerkennende, ich meine nur, dass sich auf dem eiuge-
schlagenen Wege der Zweck dieser guten Absicht schwer e^
reichen lässt. Wenn wir an irgend einer Stelle der Stadt ron
einer Albertstrasse hören, werden wir, glaube ich, eher nach
irgend einem anderen Albert fragen, als nach dem Gründer unserer
Stadt. Ganz anders liegt die Sache, wenn sich eine Ideenaaso-
ciation zwischen der örtlichkeit und dem Namen herstellen VSßsL
Für die heute vor allem in Betracht kommenden neuangelegten
Strassen im weiten Umkreise der Stadt dürften sich z. B. der
Geschichte der zahlreichen Belagerungen Rigas Namen entnehmen
lassen, die tatsächlich mit der gegebenen Lokalität etwas zu ton
haben. Das Strassennetz hat sich in unseren Tagen auf die
Umgebung der besprochenen Ordensbefestigung ausgedehnt; ich
möchte unserer Gesellschaft nahe legen. Schritte zu tun, dass
eine der Strassen bei der Mühlenstelle nach dem alten Namen
der Mühle benannt werde. Der Name — Bruder-Bertoldstrasse
— ist vielleicht etwas zu lang, aber gerade darnach angetan,
Nachfrage nach dem alten Ordensbruder zu veranlassen.
Wann war Laskaris Eananos in Livland?
Von Nikolaus Baech.
Den Hinweis auf die interessanten Reiseaufzeichnungen des
Griechen Laskaris Eananos, der im Mittelalter Reval, Riga, Lü-
beck, Bergen, England und Island besucht und die ganze Wes^
küste Europas umsegelt hat, verdankt Referent dem bekannten
.Bjzantinisten Herrn Oberlehrer E. Kurtz in Riga, Dan Text
dieser Aufzeichnungen fand Spyridon Lambros 1876 auf den
881
bdden letzten Seiten eines criechischen Kodex des XYL Jahr-
huiderts in der Hof bibliothek in Wien und edierte ihn im Par-
nassos yoL V S. 705 ff. Jüngst hat ihn Wilh. Lnndström mit
Übersetzung und Kommentar in schwedischer Sprache wieder
herausgegeben^). Eine Anzeige des Lundströmschen Buches findet
sich in der Byzantinischen Zeitschrift Band XI S. 583. Lnnd-
ström und Lambros halten den Verfasser für identisch mit Jo-
hannes Kananos, von dem eine Beschreibung der Belagerung
Konstantinopels vom Jahre 1422 erhalten ist'). Die Beiseau^
Zeichnungen bieten uns keinerlei chronologische Angaben, sodass
man bei der Bestimmung der Zeit ihrer Abfassung lediglich auf
Sehlussfolgerungen aus dem Text angewiesen ist. Ich bin der
Ansicht, dass man gerade vom Standpunkte der livländischen
Geschichte die Abfassungszeit genauer begrenzen und damit den
Byzantinisten einen kleinen Beitrag zu dieser Frage bieten kann.
Da die 3 nordischen Reiche unter einer Herrschaft erschei-
nen, hat Spyridon Lambros die Reise des Laskaris Kananos in die
Zeit der Kalmarischen Union, also 1397 bis 1448, angesetzt. Bei
dieser Zeitgrenze ist auch die jüngste Besprechung in der By-
santinischen Zeitschrift stehen geblieben, obschon Lnndström
bereits die Grenzen enger gezogen hat. Er weist darauf hin,
dass an zwei Stellen ausdrücklich von dem Könige von Dänemark
die Rede ist, schliesst infolgedessen die Regierungszeit der grossen
Margareta aus und gelangt so zu der Zeit von 1412 — 1448. Ein
weiteres Moment für die Zeitbestimmungen sucht Lnndström dann
in der Angabe, dass Livland unter der Herrschaft des Ordens,
Riga aber in weltlicher und geistlicher Hinsicht unter der Herr-
schaft des Erzbischofs stände. Indem Lnndström für die Jahre
1392 — 1418 eine rechtliche Abhängigkeit des Rigaschen Erz-
bischofs Tom Deutschen Orden ansetzt, zieht er den Schluss,
dass die Schrift nach 1418 verfasst sein müsse. Die Risa be-
treffende Prämisse Lundströms bedarf der Ergänzung. Wenn
auch Erzbischof Wallenrode auf dem Konzil zu Kostnitz 1418
das Kleid des Deutschen Ordens abgelegt hatte, so hat doch
jenes Jahr eine wesentliche Umgestaltung der HerrschaftsTer-
hältnisse über die Stadt nicht gebracht. Setzen wir voraus, dass
die Angaben des Qriechen hier wirklich exakt sind, so würde sich
eine viel engere Grenze ergeben. Erst 1425 Mai 12 hat der
Papst angeordnet, dass Riga von dem Eide, den es dem Orden
geleistet hatte, zu entbinden sei und dem Erzbischof in geistli-
ehen und weltlichen Dingen zu gehorchen habe; für die Lage
^) Smarre Byzanünska skrifter I. Laskaris KanaDOs' reseantecknlngar
Hn de Dordiska ländenia. üpsala and Leipzig [1902]. 47 S. 8<>.
*) Joannis Ganaui de Oonstantinopoli anno 1422 oppagnata naratio, ed.
J. Beuer, Corpus scriptoram historiae ByzanÜDae. Bonn 1888.
282
ist ausserordentlich charakteristisch^ dass der Erzbischof diese
Bolle geheim gehalten hat. Erst 1428, nach dem von Ooswin von
Ascheberg ausgeführten Gtesandtenmorde, ist Erzbischof Hennig
Scharfenberg mit dieser Bulle an die Öffentlichkeit getreten.
Soll sich der Bericht des Griechen mit den ZeitTerhältnissen
decken, so wird man die Beise nach 1428 oder besser noch
nach dem Vertrage Ton Walk 1435 Dez. anzusetzen haben. Ge-
rade in dem gewonnenen Zeiträume aber haben sich Ereignisse
abgespielt, die vielleicht die eigentümliche Erscheinung eines
griecmschen Beisenden, der von Bussland aus über Beval und Biga
nach Lübeck zieht, von dort' nach Bergen und Island geht und
um die ganze Westküste Europas herumsegelt, in ein etwas
klareres Licht stellen. Bedrängt durch die Osmanen, hatte man
im Byzantinischen Beich, zumal seit den Tagen des Baseler Kon-
zils, den Plan aufgenommen, die Hülfe der gesamten lateini-
schen Christenheit zu gewinnen und zu diesem Zwecke die Ver-
einigung der Kirchen durchzuführen. Einer der Hauptvorkämpfer
dieser Idee ist Isidor, Abt des Demetrius-Klosters in Konstanti-
nopel, dann Metropolit von Moskau. Die Bolle, die er auf dem
Florentiner Konzil gespielt hat, ist bekannt. Für unsere Frage
kommt vor allen Dingen die Beiseroute in Betracht, die Isidor
damals genommen hat. Nach längerem Aufenthalt in Nowgorod
und Pskow geht er mit grossem Gefolge, wir hören einmal von
200 Personen, über Bevai und Wolmar nach Biga. Nachdem er
in Biga verweilt, ffeht er zu Schiff nach Lübeck, wo er am
19. Mai 1438 eintrifft; von hier hat er seine Beise über Deutsch-
land nach Italien fortgesetzt. Über diese Beise hat einer
seiner Begleiter einen eingehenden Bericht angezeichnet^). Aus
den Briefen des Hochmeisters, der Stadt Lübeck und der Stadt
Danzig ersehen wir, dass sich hier eine beträchtliche Anzahl
^echischer Geistlicher, und zwar in mehreren Etappen, eben auf
lenem Wege bewegt hat, mit dem Laskaris Kananos seine Beise
ueginnt. v gl. die Briefe im Liv-, Est- und Curländischen Urkun-
denbuch IX. Biga 1889. Je seltener vnr sonst die Anwesenheit
griechischer Beisenden im Mittelalter in Nordwesteuropa werden
nachweisen können, um so grösser ist die Wdurscheinlichkeit,
dass Laskaris Kananos eben einer der zahlreicher Geistlichen
gewesen ist, die bei jener Gelegenheit über Beval nach Bi^a
gezogen sind. Gerade damals hatte man in Konstantinopel ein
besonderes Interesse daran, Kunde von der Ausdehnung des
Abendlandes zu erhalten, das zum Teil noch eine terra incognita
war, und wenn wir hören, dass eben in jenen Jahren Sammlan-
gen zu Gunsten der griechischen Kirche im Abendlande aosge-
1) Gedrackt: Nowikow, Altnisaische BibUothek YL Moskaa 1788
(niB8.)> leider zur Zeit noch in keiner rigaachen Bibliothek vorhandeo.
233
schrieben sind, so hat es fast etwas Verlockendes sich Laskaris
Kananos unter der seit alters typischen Gestalt des almosen-
sammelnden Mönches der orientalischen Kirche zn denken. Für
den Termin, zu dem wir gelangt sind, ist auch das Folgende zu
erwägen. Laskaris sagt: t) dk hnaoxia agyerai vno rov Sovxog
fuyä}uw (jLaiaxoQoq rutv kevxcjv kvivfiocrMv xai rov fihXavog aravQOV,
Lundström übersetzt: Landet Ater styres af fursten-stormästaren
af de hvita mantlarne och det svarta korset. Unter dem Grossen
Meister ist oflfenbar der „Hochmeister" in Preussen zu verstehen.
Berücksichtigt man die Verhältnisse in der Heimat des Griechen,
80 ergibt sicn als passendste Übersetzung: das Land aber steht
unter der Herrschaft des Statthalters des Hochmeisters der weissen
Mäntel und des schwarzen Kreuzes. Nun ist zu beachten, worauf
mich Herr Landesarchivdirektor 0. Stavenhagen aufmerksam ge-
macht hat, dass in Livland vom Frühjahr 1438 bis gegen Ende
1439 Heidenrich Vinke von Overberg nicht als „Meister Deutschen
Ordens zu Livland", sondern infolge ausserordentlicher Verhält-
nisse als „der Statthalter" an der Spitze des Ordens gestanden hat.
Laskaris ist in einem Sommer in Bergen ^) gewesen, in einem
anderen in Island, die Reise hat also mindestens zwei Jahre ge-
dauert. Setzen wir seinen Aufenthalt in Livland, das er aus
Russland kommend zuerst besuchte, in das Jahr 1438, so stehen
damit auch die folgenden, die skandinavischen Reiche betrefienden
Angaben in bestem Einklang. Kopenhagen gilt als die Residenz
der drei nordischen Reiche, dazu hat sich die Stadt erst in der
späteren Regierungszeit Erichs des Pommern entwickelt; in
Kechnung zu ziehen ist andererseits, dass es in den Jahren, die
auf den Herbst 1439 zunächst folgen, keinen gemeinsamen Herr-
acher der drei Reiche in Kopenhagen gab. Im Bericht ist ferner
von schwedischen Münzen aus legiertem Silber die Rede. Die
Münzen jener Zeit sind sonst aus reinem Silber, nun wissen wir
aber, dass Erich XIII. in seiner späteren Regierungszeit zu einer
ganz ausserordentlichen Herabsetzung des Silbergehalts der Mün-
zen gegriffen hat. In den Beschwerden über den König spielt
die Geldverschlechterung eine hervorragende Rolle. Der Ge-
brauch von Münzen aus gemischtem Silber, den der Fremde hier
als etwas Aussergewöhnliches hervorhebt, passt trefflich zu der
späteren Regierungszeit des 1439 entsetzten Königs.
^) Über den Taaschhandel in Bergen, den der Grieche bespricht, ist das
reiche Material za vergleichen bei Bruns, Lübecker Bergenfahrer. Berlin 1900.
n»»it
1
,1
e:^---. .:
^4^
%lm
der
Gesellschaft fir GeschlGhte unii Altertumskunde der
Ostseeprovinzen Russlands
aus dem Jahre 1904.
Hierzu 3 Tafeln.
1-
Druck von \V. V. Hacker.
1905.
.^
Bitzugsleriekte
der
Seullschaft fir Gescbielite ni AltertiRsknie icr
DstseeproviBzei Rissiands
aus dem Jahre 1904.
Hierzu 3 Tafeln.
Drnck vou W. F. Hacker.
1906.
j
Gkdniekt auf Verfügeu der GeseÜBchaft fOr Gesohiohie nnd Altertoins-
kuude der Oetseeprovinsen BuBslands.
PräsideDt: Bernhard A. Hollander.
Kigra, den 28. Febmar 1905.
Inhaltsanzeige«
8eit8.
Shsimgsberichte ans dem Jahre 19<y4 I
Jahresbericht des Sekretärs der Gesellschaft 288
Teraeichnis der Vereine und Anstalten , denen die Schriften der
GeseUsehaft übersandt worden sind, mit Angabe der im Aastausch
▼on ihnen erhaltenen Druckwerke 293
Vorstand der Gesellschaft im Jahre 1905 303
Veiseichnis der Mitglieder am 6. Dezember 1904 304
V^erseiohnis der vom 6. Dezember 1903 bis 6. Dezember 1904 yer-
storbenen Mitglieder 330
Verzeichnis der im Jahre 1904 in den Sitzungen der Gesellschaft
gehaltenen Vorträge und yerlesenen Zuschriften 332
1904
(76. Tersammlug am li Janoar 1904.
Nach EröfFnuDg der Sitzung legte der Präsident Oberlehrer
B. Hollander mehrere Schreiben geschäftlichen Inhalts vor.
Sodann berichtete der Schatzmeister F. Redlich, dass ihm
durch Herrn Rechtsanwalt E. Moritz die Summe von 300 Rbl.
aus einem strittigen Rechtsfall für die Förderung der Zwecke
unserer Gesellschaft übergeben sei. Die Versammlung nahm mit
Dank davon Kenntnis und beschloss, die Schenkung dem Kapital
sar Anstellung eines Kustos zuzuwenden.
Für die Bibliothek waren nach dem Akzessionsbericht
des Bibliothekars eingegangen: 1) von Herrn Mag. A. Hack-
man in Helsingfors dessen Arbeit: Ett märkligt bronsalders
fynd fran norra Finland. S.-A. o. 0. u. J,; 2) von Herrn Ober-
lehrer Fr. V. Keussler in Petersburg dessen Aufsatz: Professor
Dr. Fr. Bienemann. S.-A. a. d. Rig. Almanach 1904; 3) von Herrn
Baron E. Sass in Erfüllung einer letztwilligen Verfügung des
im April 1903 verstorbenen Fräulein Elsbeth v. Helmersen:
4 Skizzenbücher und 2 Mappen mit 68 Zeichnungen des weiland
Akademikers Gregor v. Helmersen; 4) von Herrn Pastor 0.
Schabert an der Si Gertrud-Kirche: Gottesdienst- Verzeichnisse,
' Mitteilungen und Berichte aus der deutschen Gemeinde 1903,
de^l. 1904; 5) von dem Herrn Oberrat der Livländischen Adligen
Güterkreditsozietät Fr. Baron Schoultz- Ascheraden: Stamm-
tafel der Familie Schoultz von Ascheraden. Riga 1904. Weitere
Oeschenke hatten dargebracht die Herren Lind wart und K. G.
T. Sengbusch.
Für das Museum waren folgende Geschenke dargebracht
worden: 1) von Frau Ältester A. Mir am: ein Glas mit Email-
1
2
maierei; 2) von Herrn E. G. v. Sengbusch: ein silberner Siegel-
ring; 3) Tom Rigaer Börsenkomitee folgende im Jägelflnss
aasgebaggerten Gegenstände: 4 Steigbügel, 4 Beile, 8 Hufeisen,
2 eiserne Schlösser, 3 eiserne Gewehrläufe, eine Lanzenspitze,
ein Dolch, 2 Trensen, 2 eiserne Petschafte, ein Fischeisen, eine
eiserne Handschelle und eine bronzene Breze; femer folgende in
der Duna ausgebaggerten G^enstände: ein grosser eiserner Angel-
haken und ein eiserner Wagebalken.
F&r die numismatische Abteilung des Museums war ein
Geschenk von Herrn Alfons Schmidt eingegangen.
Herr Architekt Hermann Seuberlich hielt einen Vortrag
fiber das bischöfliche Schloss in Arensburg (s. unten).
Herr Architekt Dr. W. Neumann legte einen Plan der
ehemaligen Befestigung Dorpats vor, der von ihm nach einem
im Bitterschaftsarchiv befindlichen schwedischen Situationaplan
der Stadt vom Jahre 1696 rekonstruiert worden war. Der Plan
zeigt deutlich, wie wenig von den früheren Kirchen, Befestigungen
und dem Schlosse übrig geblieben ist. Herr Dr. Neumann über-
wies die von ihm gezeichnete Bekonstruktion der Bibliothek der
Gesellschaft.
Herr Inspektor E. Mettig sprach über die St. Olaygilde
in Riga (s. unten).
Herr Oberlehrer E. Schmidt sprach über einige bemer-
kenswerte Punkte an der oberen Oger. Aus dem längeren
Vortrage heben wir nachfolgendes besonders hervor:
Der Vortragende schilderte zunächst in eingehender Weise
den Lauf der aus 4 Quellfiüssen entstehenden Oger, die unter
den zahlreichen rechtseitigen Nebenflüssen der Düna in land-
schaftlicher und archäologischer Beziehung besonderes Interesse
beanspruchen darf, da zu ihrem Ufergebiete zahlreiche Höfe und
Beihöfe, zum Teil uralte Siedelungsplätze, Burgberge und Begräb-
nisplätze gehören. Hierbei wurden auch zahlreiche zum Flass-
gebiet der Oger gehörende Seen namhaft gemacht Mit der
weiteren geographischen Beschreibung des Ogergebietes vorband
der Vortragende Hinweise auf archäologisch beachtenswerte
Pimkte, — Einige Werst vom Adstirwe-See, der vom Eck-
höfschen Quellbach der Oger durchflössen wird, liegen an der
{grossen Strasse nach Sesswegen die Hoflage Ras tan and ab-
I Beits die Gesinde Bnlmuran and Pellaw. Letzteren g^enüber
I Bor 100 Schritt von der Landstrasse bemerkt man sofort im Felde
iwei niedrige kegelstumpfartige Hügel. Der grössere besitzt
einen Umfang von 350', ist ringsam mit Oranitblöcken eingefasst
ond 10' hoch. Oben im Zentrum stehen 2 Blöcke, von denen
VIS die Kuppe durch strahlenartig auslaufende Granitreihen in
Felder eingeteilt ist, deren jedes eine sogen. ^Steinkiste*' ein-
schliesst und Tote beherbergt. Einige dieser Steinkistengräber
vnrden vor längerer Zeit geöffnet, wobei auch Altertümer ge-
ibnden wurden. Am Bande fanden wir Granitschlacke und Kohlen.
Dieser Begräbnishügel erscheint noch ziemlich intakt, während
die Struktur des zweiten verwischt ist, weil dort stark umher-
pwühlt und vielleicht nach Schätzen gesucht worden ist. — Yom
Enachlekaln, bei dem der Eckhöfsche Bach seinen Anfang nimmt,
gelangt man nordöstlich über den Wasserscheiderücken von Oger
tmd Kuje nach dem See Meinais (Schwarzensee). Durch einen
in der Nähe liegenden Nadelwald zieht sich eine flache Schlucht
tbwärts, die beim Volke „Teufelsgraben" benannt wird. Obwohl
dieser Ort nichts Charakteristisches hat, so kursieren doch allerlei
Sagen über denselben im Volksmunde, welche sich auf den Teufel
lieziehen, der im Lösemschen Kirchspiel einst sein Unwesen ge-
trieben haben soll (vergl. Bienemann, Livl. Sagenbuch). — Zwei
Werst vom Adstirwe-See liegt Eckhof auf einem Plateau. Dieses
Beukt sich nach zwei Seiten zu einer Niederung, die durch die 3
Sedseseen und den Dsillukst ausgefüllt ist. Zahlreiche in der
Nähe des Hofes gefundene Altertümer weisen neben andern Um-
ständen darauf hin, dass hier eine sehr alte Niederlassung be-
standen haben müsse.
Von Eckhof führt eine bergige Strasse nordwärts nach Lö-
sern durch den Wald Ulrikental und dem Löserseeufer entlang.
Tor dem Walde bemerkt man nach NW. einen runden aus der
1*
Ebene hervortretenden, fichtenbestandenen Hügel (Preedekalns),
der eine sehr regehnässige Form zeigt. Etwas weiter liegei
rechts von der Landstrasse die 3 Gesinde Ealn-, Widdes- und
Lejas-Waehke. Hart an der Strasse steigt links ein alter Burg«
borg empor, zu dem ein kleiner Weg bergan fahrt. Die Höhe
über der niedrigen Talsohle beträgt 120— 150^ Der Pilskali
besteht aus zwei nordsüdlich in der Längsachse von 500' sich er
streckenden, ovalen, mit hohen Kiefern bestandenen Teilen, ge
schieden durch eine sattelartige Einsenkung. Der südliche Teil
ist nach 0. und W. künstlich abgeschrägt. Die Burg war durd
ihre Lage vor Angriffen sehr gut geschützt, da es nur von dei
Südseite einen leichteren Zugang gab.
Von dem zweiten Quellbach der Oger, der sogen, ^altei
Oger^, dem Abfluss des Guibernsees, wird der 3Vs Werst voi
Gulbem entfernt liegende Ogerwald durchflössen, der interessante
Altertumsstätten umschliesst. Links vom W^e li^ ein Ueina
Waldmoorsee, der Sirdsing, der sich der Yolkssage nach am
dem Blute der in einer Schlacht gefallenen Pferde gebildet hab^
soll. Rechts vom Wege, parallel zum See, erstreckt sich eim
lange Reihe von Hügelgräbern, die zum grossen Teil voi
bekannten Archäologen Grafen Sievers untersucht, später aba
auch von Schatzgräbern durchwühlt worden sind, nur wenigi
sind noch unberührt.
Einige hundert Schritt hinter dem Gräberfelde führt nacl
rechts ein schmaler Pfad bergan zu einem alten Burgberge
der sich 60' hoch über dem Niveau des total versumpften Pils
esar (Burgsees) erhebt. Der Pilsesar ist als Bückstand da
Ogerflusses anzusehen, der einst das ganze IVt Werst breite Tai
ausfüllte. Der Pilskaln hat eine Länge von etwa 400', ist nord
südlich orientiert und nach NO. und 0. durch eine sumpfige
Niederung von dem Gräberfelde geschieden. Nach W. fällt dei
Burgberg ziemlich steil zum Pilsesar ab. Bedeckt ist er voll*
ständig von hohen Nadelhölzern. Eine Strecke weiter bildet dei
Waldrand eine Schnibbe zum Ogertal, und dieser Punkt jenseite
der Eurpneek- und Elkschne -Wiese wird Eungeskalni
(Herrenberg) genannt. Es li^ die Yermutung nahe, dass hier
einst eine grössere Niederlassung bestanden habe.
Noch einige Punkte Gnlbems erscheinen ihrer Benennungen
wegen bemerkenswert Auf der Strasse vom Hofe nach Losem
schneidet man ein kleines Bächlein, welches dem Nordrand des
lOolbernsees zufliesst und eine ehemals total sumpfige Wiese
durchquert, welche noch Welnas-purws = Teufelsmoor ge-
nannt wird. Nicht fern davon liegt der Wahrnakalns = Ra-
ibenberg und etwas weiter rechts von der Strasse ein breiter
^bewaldeter Bergrucken, der Earratkalns = Oalgenberg heisst.
iNach weiteren 2 Werst gelangt man zum Bache Sebriz, dessen
j Mündung diejenige Stelle sein soll, wo der Sage nach (cf. Biene*
Imann, Livl. Sagenbuch) der Teufel den im Lösersee versteckten
MSchatz bewacht haben soll. Endlich findet sich nahe der Hof-
^lage Palse eine zum schönen Palsesee herabziehende gekrümmte
ßchlucht, welche die Leute noch jetzt Welnagulte = Teufels-
bett nennen. Dieser See ist sehr tief und seine Bänder höchst
iumpfig. — Erwähnenswert scheinen auch einige Benennungen
von Bergkuppen des benachbarten Gutes Lösern, es liegen dort
der Uppurkalns = Opferberg, Naudeskalns = Schatzberg,
ßweedrukalns = Schwedenberg, Bomanowkalns = Boma-
Mwberg, Greilekalns, Grabbeskalns u. a. m.
Der dritte Ogerquellbach kommt vom Gaising-Berge und
durchfliesst den Eakkit (Eatzensee). Darauf nähert er sich der
Lubeyschen Grenze und der alten Hoflage Nagelshof und dem
Nagelskruge an der alten Poststrasse von Erlaa nach Sesswegen
^und Oppekaln. Gleich beim Eruge ragt ein 200' hoher gewun-
Idener, ganz eigentümlich in seiner Gestalt aussehender Berg-
rücken empor, der nach der Südseite sehr steil abfällt. Es ist
rder Pelnukalns oder Aschenberg; hier finden sich im Grant-
fgeröQ zahlreiche menschliche (Gebeine, darunter auch Eohlen
und Granitschlacken. Diesem gegenüber, nur getrennt durch die
i Strasse und den Swehtsesars, erhebt sich in Form eines Eegel-
iBianpfes der gegen 800' hohe Swehtskalns oder heilige Berg.
i Einige Werst weiter nach Erlaa zu bemerkt man links vom Wege
6
den runden Gipfel des Bakus ch und nahe beim Hofe Fehgen
den alten Wehjawa-Pilskaln in der Nähe eines kleinen Sees.
Über den Untergang der Burg existiert eine interessante Sage
(BienemanUy Livl. Sagenbuch).
Der vierte Quellbach ist der kleinste und vereinigt sich beim
Salnekruge mit dem Adstirw-Ogerbache. unweit des Kruges
zweigt die Landstrasse über Lodenhof nach Modohn ab. An
dieser liegt einige Werst vom Kruge unmittelbar rechts am Wege
ein länglich runder Hügel von 8' Höhe und 50' Länge, der rings-
herum mit Granitsteinen eingefasst und auch seitwärts und ober-
halb mit Granitsteinen ausgelegt ist. Der Vortragende hält ihn
für einen Grabhügel.
Zum System der Oger gehören auch die zahlreichen Seen
und FlüBSchen von Alt-Pebalg| in dessen Nähe gleichfalls in-
teressante archäologische Punkte vorhanden sind. Nachdem man
auf dem W^e von Gulbern nach Alt-Pebalg bei Meselau an dem
Wilzingkaln und Kletskaln mit dem an dessen Abhang lie-
genden Dahwe-Kursemneek-Oesinde vorüber gelangt ist, bemerkt
man beim Kirchenkruge von Alt-Pebalg sofort den mächtigen
Burgberg. Er fällt nach N. und NO. in 3 Terrassen ab, wäh-
rend er nach S. und SW. stark geböscht ist. Der Durchmesser
des obersten mit einigen Anpflanzungen bedeckten Hauptplateaus
beträgt nordsüdlich 175', ostwestlich 140'. Die zweite Terrasse liegt
um 30' tiefer und hat stumpfdreieckige Form; die unterste wird
als Ackerfeld benutzt. Um die Nord- und Ostseite zieht sich
eine von einem kleinen Bach durchrieselte Niederung. Der Bni^
borg erhebt sich sicher 120' über die 716' über dem Meer lie-
gende Ebene. In der Nähe des Pastorats finden sich auch alte
Grabhügel, die angeblich aus der Zeit des nordischen Krieges,
wahrscheinlich aber aus älterer Zeit stammen.
Vom bischöflichen, im 14. Jahrh. erbauten Schlosse Pebalg
sind noch sehr ansehnliche, aber dem gänzlichen Verfalle preis-
gegebene Reste vorhanden, die von dem Vortragenden näher
beschrieben wurden. Vom 5 Werst entfernten Hofe Pebalg in
der Nähe des grossen Innissees fuhrt die Strasse entlang des
Nedsesees nach Schloss Zirsten, in dessen Nachbarschaft in
einigen Oräbern Bronzesachen gefanden sind. Dicht bei der
Ogerbracke bemerkt man eine guterhaltene Schanzenanlage.
I Bei Erlaa ragt auf dem rechten Ufer der Oger der 100'
; hohe, quadratische Turm als einziger Rest der im 14. Jahrh. er-
i bauten und im 16. Jahrb. von Bussen und Polen zerstörten Burg
empor. Bei der Kirche liegt femer ein aus dem üferrncken sehr
I famstvoU herausgearbeiteter Schanzenberg, endlich abseits im
I Walde der alte Burgberg yon Erlaa.
i Zum Schluss machte der Vortragende einige Mitteilungen in
betreff des Namens der Oger und einiger hier in Betracht kom-
mender örtlichkeiten.
Bei Heinrich von Lettland (vergl. d. Chr. X, 3) wird eine
Versammlung an einer Stelle neben dem Flusse Wogene ange-
setzt. Das war der alte ursprüngliche Name der Oger, der sich
in der Benennung Altenwoga noch erhalten hat. Neben diesem
I Namen soll auch Wara vormals gebraucht sein (J. Fischer)*).
Dr. A. Bielenstein') erklärt den Namen Ogre für lettischen Ur-
sprangs und identifiziert ihn mit Engure = Aalfluss. Er eifert
I ^^ gegen die Auffassung, nach der das Wort als liyischer Orts-
name anzusehen sei. Jedenfalls haben an der oberen Oger einst
I Letten ihre Wohnsitze gehabt, was aus der Teilungsurkunde v.
I J. 1211 (ÜB. I, 23) hervorgeht. In der Teilung Lettlands zwi-
schen Bf. Albert und dem Orden werden dem letzteren zuge-
I sprechen die Ortschaften Zerdene, Negeste, Sessowe. Femer
I finden sich in der Urkunde v. 1213 (ÜB. I, 38) folgende Ort-
schaften: Sedgere (duae villae), castrum Alene, Eokanois,
Gerdine, Egeste, Marxne, Chessowe, fluvius Euesta.
Ans andern Urkunden und der Reimchronik entnehmen wir:
Villa apud Viwam, Gibbe, Jere, Zlauka, Virevele, Zir-
Tegale, Metsene, Gulbana, Jazowa, Pebalge, terra Ad-
zele, castrum Pebalche, Smilteselle, Sundesel, castrum
1) Fischer, Versuch einer Natargeschichte von Livland. 1791.
^ Bielenatein, Die Grenzen des lett. Yolksstammes etc. 1892. S. 45, S65.
8
Lepene, villae Bebnine, Sceswene, Aluikate, lacus La-
banuB, Aszate, Nowenene.
Zu diesen lettischen Ortsnamen gibt Dr. A. Bielenstein
folgende Identifiziemngen und Fixiemngen:
Zerdene, Gut unter Smilten, Burgberg 2 Werst von Smilten
bei Zehrten.
Negeste vielleicht Schreibfehler für Egeste (s. unten).
Zeessove, Sessowe, am Bach Sese nahe beim Gut (?).
Alene, Burgberg unter Alt-Adlehn.
Gerdine = Gerdven, im Gebiet Russendorf bei Kreuzburg (?).
Egeste, vielleicht die Burgstelle an der Ewst, wo nachmals
die bischöfl. Burg Lubahn gestanden, etwas oberhalb Meirahn.
Marxne, Märzen, schöner Burgberg am Aronbach, Vl% Werst
vom Hof.
villa apud Yiwam, Gut Wihzemhof am Bache Wize.
Metsene, Beihof Metzkaln unter Wolfahrt (?).
Jazowa oder Jarowa, Hof Wez-Jerzeem unter Wolfahrt (?).
Adzele (Fluss Ahbol, Abule) unter Smilten und Trikaten.
Pebalche, Burgberg Alt-Pebalg bei der Kirche.
Lepene (Beihof Lemehnen unter Kreuzburg?).
Sceswaine, Burgberg Seswegen.
Aluikste, Burgberg auf einer Halbinsel am See.
Aszute, Burgberg, 4 Werst von Kreuzburg beim Beihofe
Assoten.
Nowenene, Burgwall nahe dem alten Ordensschloss Dunaburg,
4 Meilen oberhalb der jetzigen Stadt an der Düna (?).
Gulbana, Gulben zwischen Walk und Stackein (?)•
Bebemine, Bewershof am Bebberbache.
Nitczegale, Dorf Nitzgal an der Düna,
Diese Ortschaften gehören zu den Flussgebieten von Aa,
Ewst, Düna und oberen Oger und mag ihre ehemalige Lage
richtig lokalisiert sein. Gleichwohl glaubte der Vortragende fnr
die Lage einiger derselben andere Vermutungen aufstellen zu
können. Für Gulbana erscheint Gulben zwischen Walk und
Stackein zu sehr entfernt nach Norden, fast schon an der estni-
Bischöfliches Schloss zu Arensburg.
Ansicht Yon Nordweiten
Bischöfliches Schloss zu Arensburg.
Gnmdrisa des Hauptgeschosaet«
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9
sehen Sprachgrenze liegend. Seiner Meinung nach wären die
Orte Oolbane, Egeste, Sessowe mehr südlicher zn suchen, und in
der Tat finden wir sie an der oberen Oger. Gulbane könnte
sehr wohl der Burgberg im jetzigen Oulbernschen Ogerwalde
sein, um so mehr als ganz in der Nähe ein kleiner See und ein
Gresinde noch jetzt Gulban heissen. Sessowe wäre die grosse
Niederlassung am Sedsesee bei Eckhof. Negeste könnte wahr-
scheinlich bei Lauternsee gesucht werden, welches Out vormals
Nigast hiess. Femer könnte Lepene auf Libbien bei Sesswegen,
Jarowa auf Jarslow oder Gerslau jetzt Nötkenshof (unfern des
AUukstesees) gedeutet werden. Auf solche Weise hätten wir
jene urkundlichen örter in einem engern Rahmen vereinigt. —
In dem auf dem Kenzkalns an der unteren Oger befindlichen
Burgberg glaubt der Vortragende das urkundliche (1255), bisher
noch nicht aufgefundene Rescule gefunden zu haben. Doch be-
hält er sich darüber nähere Mitteilungen vor.
Im Anschluss an den Vortrag übergab Herr Oberlehrer E.
Schmidt eine Reihe von photographischen Aufnahmen der von
ihm besprochenen Gegenden. Ferner überwies er der Bibliothek
der Gesellschaft einen von ihm gemachten Auszug aus einer
vom Landrat C. F. Schoultz-Ascheraden im J. 1774 ver-
fassten Familienchronik.
Das bisohöf liohe SoUoss zu Arensburg.
Von Hermann Senberlich.
(Hienu 2 Tafeln.)
Zu den interessantesten Burgen in unseren Landen gehört
das bischöfliche Schloss in Arensburg. Es hat durch Zerstö-
rungen wenig gelitten und ist auch durch Umbauten wenig ver-
ändert worden.
Die Ritterschaft der Insel ösel, die jetzige Besitzerin des
Schlosses, hat beschlossen, es wieder in seinem ursprunglichen
Zustande herzustellen, und hat mit dieser Arbeit Herrn Dr. Neu-
mann betraut. Mir wurde dabei die Aufgabe zu teil, die ersten
Untersuchungen anzustellen und die Ausfuhrung der ersten Ar-
beiten zu leiten.
10
Bei meinem Aufenthalt in Arensburg habe ich die Burg
gründlich studieren und in der Hauptsache zeichnerisch aufneh-
men könneUi wobei mir die liebenswürdigste Unterstützung durch
Herrn Otto v. Moeller zu teil wurde, dessen gründliche Kenntnis
des Baues mir meine Aufgabe um vieles erleichterte.
Die Geschichte der Burg ist, wie die fast aller unserer Bui^n,
eine sehr lückenhafte. Das Jahr ihrer Erbauung ist unbekannt,
Arndt gibt zwar 1334 an und nennt den Bischof Hermann UI.
▼on Osenbrü^e als Erbauer. Das Erbauungsjahr ist jedoch
falsch, weil Bischof Hermann ÜI. erst zu Anfang des Jahres
1338 zum Bischof von ösel ernannt wurde; gleichwohl dürfte
er als Erbauer des Schlosses bezeichnet werden, und erfolgte
die Erbauung höchst wahrscheinlich nach der Niederwerfung des
grossen Estenaufstandes in den Jahren 1345 — 1350, also um die-
selbe Zeit, als der Orden die Sonneburg oder Sühneburg im
Norden der Insel erbaute.
Urkundlich erwähnt findet sich die Burg zum ersten Mai
im Jahre 1384, doch lässt sie sich schon 1381 nachweisen. Renner
^ibt direkt an, dass Bischof Heinrich EI. hier seinen Tod ge-
funden habe, der in dem. Jahre erfolgte. In den betreffenden
Urkunden ist Arensburg zwar nicht namentlich erwähnt, doch
weist die ganze Situation darauf hin.
Von 1384 an wird die Burg häufiger genannt und fast alle
Bischöfe des Stiftes Osel-Wiek haben hier residiert und von
hier aus Urkunden ausgestellt. Bischof Winrich von Kniprode,
1385—1419; scheint ganz besonders häufig in Arensburg residiert
zu haben.
1559 verkaufte der letzte Bischof von ösel Johann von
Monichhusen das Bistum und Schloss an Dänemark. Herzoe
Magnus von Holstein erhielt das Stift, überliess es aber bald
seinem Bruder, dem König Friedrich von Dänemark.
Mit dem Übergang des Bistums in den Besitz Dänemarks
begann für ösel eine äusserst glückliche Zeit, in der seine Be-
wohner zu grossem Wohlstande gelangten. Am Schloss lassen
sich für diese Periode wenig Änderungen nachweisen.
1645 fiel die Insel an Schweden; ein Statthalter wurde ein-
gesetzt und auf das Schloss eine starke Besatzung gelegt, die zu
Zeiten 1200 Mann betragen haben soll. Gleichzeitig wurde die
Burg durch eine Umwallung verstärkt. Auch in dieser Zeit
scheint am Schloss wenig geändert worden zu sein. Im Jahre
1709 mussten die Schweden den Bussen weichen, die im folgenden
Jahre das Schloss zu sprengen versuchten. Olücklicherweise
wurde nur ein unbedeutender Teil der oberen Oeschosse und
des grossen Turmes zerstört. Einem späteren Brande haben
die trefflich gefugten Mauern gut widerstanden. In der Folge-
zeit sind die zerstörten Teile notdürftig ersetzt worden, auch
11
wurde das Schloss mit einem neuen Dach versehen. Seiner ehe-
maligen Bestimmmig entfremdet, diente es dann als Kornspeicher.
Dabei wurden in die Pfeiler der zweischiffigen gewölbten Räume
Rillen gehauen, um die hölzernen Scheidewände für das Getreide
besser anbringen zu können. Das Mauerwerk der Umwallungen
diente jetzt lus ergiebiger Steinbruch und auch aus dem Innern
des Schlosses verschwand manches, wie einige Gewölbe des
Kellers und aus einem Teil des Kreuzganges. Das Material zum
Bau des Arensburger Polizeigebäudes ist hier gewonnen und auch
bei manchem anderen Bauwerk würde es sich nachweisen lassen.
In diesem Zustande blieb das Schloss bis zum Jahre 1868,
wo es dem Pastor Girgensohn (Reinhold Ernst Bernhard) zur
Einrichtung eines Armenhauses übergeben wurde. Leider hat
Girgensohn, obgleich von der besten Absicht geleitet, doch grosse
Verwüstungen angerichtet und vor allem das Schloss seines letzten
und schönsten Schmuckes, des Masswerkes seiner Fenster im Ka-
Jitelsaal, Kreuzgang und Kapelle, beraubt. Zwar hat er es, seiner
[einnng nach, sorgfältig aus Holz nachbilden lassen; doch sind
diese Nachbildungen nichts weniger als schön. Nur das Mass-
werk eines Fensters im Kreuzgang Hess er stehn, als Erinnerung
an den früheren Zustand, das nun als klagender Zeuge gegen
ihn auftritt.
Um die Kirche geräumiger zu machen, liess Girgensohn
ausserdem die Wände zwischen dem grossen Saal und der Ka-
pelle herausbrechen, obgleich die Höhe beider Räume sehr ver-
schieden ist. Auch legte er im Hof eine grosse Freitreppe an,
um einen bequemeren Zugang zur Kirche zu gewinnen, und brach
zu diesem Zweck auch ein Fenster heraus, das dann als Tür
diente. Jetzt ist diese Treppe wieder entfernt.
Das Armenhaus bestand zum Glück für das Schloss nicht
lange, und dieses diente nun wieder als Speicher, mit Ausnahme
der neneingerichteten Kirche, die der katholischen Gemeinde zum
Gottesdienst übergeben wurde.
Die Lage des Schlosses ist eine sehr schöne, unmittelbar am
Meeresufer. Leider ist das Meer jetzt an dieser Stelle völlig
versandet, früher dagegen konnten die Schiffe unter den Mauern
der Burg vor Anker gehen. Der alte Burggraben, der jetzt ver-
schüttet ist, stand jedenfalls mit dem Meer in Verbindung, was
beute noch mit dem äusseren Festungsgraben der Fall ist.
Die Anlage des Schlosses ist eine durchaus regelmässige;
der Grundriss bildet ein Quadrat von 42,5 m Seitenlänge mit
einem innern nicht ganz quadratischen Hof, im Mittel 11 m und
11,5 m messend. Die beiden Ecken der Nordseite werden von
Türmen eingenommen, von denen der kleinere östliche mit abge-
rundeten Ecken um 30 cm vor die Mauerflucht vorspringt.
Die innere Verteilung der Bäume ist die typische, die man
12
fast bei allen Barffen des Landes aas der Zeit des XVI. Jahr-
hunderts, sowohl den bischöflichen, wie den Ordensbui^en, mit
einigen Abwechslungen wiederkehren sieht, um den Hof zieht
sich in allen 3 Geschossen ein Ereuzgang, der sich im Haupt-
geschoss durch seine schönen aus Haustein hergestellten Ghswölbe
auszeichnet. Die Gewölbe haben profilierte Rippen, die schsu-f
in die Wände einschneiden. Sie stossen im Scheitel gegen
Schlusssteine, von denen jedoch nur einer völlig bearbeitet ist
und ein kreuzblumenartiges Motiv aufweist. Die Gewölbe im
Ostfiugel des Kreuzganges sind nicht mehr vorhanden; sie waren,
wie sich aus den erhaltenen Spuren erkennen lässt, nur auf den
scharfen Grad gewölbt. Vom Südflugel fuhrt eine im Spitzbogen
gewölbte Tür mit reich profilierten Laibungen zum zweischiffigen
Hauptsaal der Burg. Dieser Saal ist der typischen Einteilung
der alten Burgen entsprechend als Eapitemal anzusprechen.
Vor der Tür befindet sich eine grosse Wandnische mit dem
noch erhaltenen flachen Weihwasserbecken, über dem sich früher
wahrscheinlich ein Marienbild oder das Bild des Schutzheiligen
der Burg erhob. Der Hauptsaal ist, wie die meisten übrigen
Räume der Burg, zweischiffig angelegt und mit Kreuzgewölben
überdeckt. Die Gewölbe werden in diesem Saal von vier acht-
eckigen Pfeilern getragen, die mit Basis und Kapitellen versehen
sind. An den Wänden setzen die reichprofilierten Rippen auf
Konsolen an. Die Rippen schneiden im Scheitel einfach zusam-
men, doch sind an arei Gewölben des Saales und denen der
Kapelle die Werkstücke des Schlusssteines unbearbeitet geblieben
und machen den Eindruck, als ob hier ein Schlussstein projek-
tiert gewesen sei. An einem der Werkstücke sieht man die An-
fänge der Ausführung. Augenscheinlich wurde das Schloss schon
bezogen, bevor die Bauarbeiten noch völlig zum Abschluss ge-
kommen waren, doch dank diesem Umstände gewinnt man einen
interessanten Einblick in die mittelalterliche Hausteintechnik des
Gewölbebaues. Die Kapelle schliesst sich östlich an den Saal
an und ist architektonisch ähnlich gestaltet, doch reicht sie durch
zwei Geschosse und ihre Gewölbe erheben sich von einer 4 m
hohen Säule. Der steinerne Altar ist, wenn auch etwas beschä-
digt, doch sonst gut erhalten, nur jetzt sorgfältig in ein Wachs-
tuch eingehüllt. In seiner Nähe befinden sich in den Wänden
zwei Nischen, die durch wimpergartige Verzierungen geschmückt
sind. Im grossen Saal ist der erste rfeiler zur Kapelle mit einer
achteckigen Tischplatte umgeben, die mit einer bäulentrommel
aus einem Stück gearbeitet ist.
An den Kapitelsaal schliessen sich im Westflügel mehrere
Gemächer, die vermutlich dem Bischof und seiner näheren Um-
gebung zur Wohnung dienten. Die Yerbindungstür dahin ist
vermauert, doch führen zwei Zugänge vom Kreuzgang in diese
13
Bäume. Die Gewölbe sind hier ohne vortretende Rippen, nur
auf den scharfen Grad gewölbt. Aus dem Eckgemach fuhrt eine
kurze Treppe auf einen erkerartigen Ausbau, auf dessen Bedeu-
tung noch zurückgekommen werden soll. Dieselbe Treppe führt
mit einer Abzweigung in den Keller. Die übrigen Räume dieses
Flügels sind durch Einschieben neuer Wände verändert worden.
Nur eine Wand mit einer Zelle scheint ursprünglich zu sein.
Diese Zelle hat entweder als Schlafraum gedient, vielleicht auch
als Busszelle. Es hat sich in ihr noch eine etwas üb^r den
Fussboden erhöhte steinerne Pritsche erhalten.
Die Gemächer des Ostflügels sind um 1,2 m höher gelten
und die vom Ereuzgang zu ihnen fahrenden Zugänge mit Vor-
treppen versehen. Der Raum neben der Kapelle wird jetzt ge-
wöhnlich als Sakristei bezeichnet, weil er durch eine Wand-
öffhung, die jetzt vermauert ist, mit der Kapelle in Verbindung
steht. Jedoch dürfte diese Bezeichnung nicht zutreffend sein,
weil er nach Norden mit zwei Räumen in unmittelbarer Verbin-
dung steht, von denen der eine die Küche war, als solcher kenn-
zeichnet er sich durch den erhaltenen Mantelschomstein und
den seitlich an diesen angebauten Backofen, der ebenfalls noch
gut erhalten ist. Der andere kleinere Raum, in den der Back-
ofen hineingebaut ist, enthält einen steinernen Au&ugschacht,
dessen Wände so abgenutzt sind, dass jeder einzelne Stein aus-
gehöhlt und abgerundet ist. Das Gemach neben der Kapelle
wird daher ursprünglich als Refektorium gedient haben, woßir
auch seine Breite spricht, die beinahe 5 m beträgt. Ausserdem
ist es der einzige einschifßge Saal in diesem Geschoss. Der
andere grosse Raum in diesem Flügel ist ebenso wie die Ge-
mächer im Westflügel gestaltet: zweischiffig mit einer Mittelsäule.
Der grosse Saal im Nordflügel ist auch zweischiffig, doch hat er
zwei Säulen. Wahrscheinlich haben diese beiden Säle als Dor-
mitorien gedient. Sie waren durch Kamine heizbar und haben
Zugänge zu dem gewöhnlich als Dansker bezeichneten Abort,
der hier eigentlich diesen Namen nicht verdient, weil er nur eine
grosse offene Senkgrube vorstellt.
Die Danskeranlage weicht hier vollständig von den mittel-
alterlichen Anlagen ab, denen man sonst bei Burgen begegnet
und denen man diese Bezeichnung beigelegt hat. Hier ist sie
dazu benutzt worden, den Turm an der Nordostecke vom Schloss
zu isolieren. Durch die ganze Höhe des Gebäudes wird dieser
Turm durch den ihn von der Süd- und Westseite rechtwinkelig
umfassenden Schacht getrennt und nur in der Höhe des zweiten
Stockwerkes fuhrt ein Zugang zu ihm, der jedoch nur durch eine
Fallbrücke erreicht werden konnte. Daraus kann man schliessen,
dass der Turm ausschliesslich als Ge&ngnis diente, was auch
eine bisher noch nicht gedruckte Urkunde, die mir Herr Stad^
14
bibliothekar N. Busch mitznteilen die Oüte hatte, bestätigt. In
dieser Urkunde wird der Turm auch als „langer Hermann** be-
zeichnet, eine Benennung, die auch bei den Türmen anderer Burgen
wiederkehrt und im Yolksmunde mit Gefängnis identisch gewesen
zu sein scheint. Auch auf einem schwedischen Plan des Arens-
burger Schlosses aus dem XVU. Jahrhundert wird der Turm als
,,langer Hermann^ bezeichnet, der andere dagegen als „Stürvolt^.
Die beiden Zugänge Ton den Sälen zum Abort münden in
erkerartige Ausbauten, die genau so wie der am Eckgemach des
Westflügels befindliche beschaflFen sind. Die Nuten an den Seiten-
wänden lassen das ehemalige Vorhandensein eines Sitzes erken-
nen, und eine in der Wand vor dem Sitz befindliche kleine
Nische ist gerade so gross, um ein Licht hinstellen zu können.
Der Sitz am Eckgemach des Westflügels hatte in den Seiten-
wänden kleine Fensteröffnungen.
Eine unterirdische Verbindung der Senkgrube mit dem
Scblossgraben hat jedenfalls bestanden, um eine Durchspülung
zu ermöglichen, doch hat sie noch nicht aufgefunden werden
können, weil die Grube mit Küchenabfällen und Knochen nahezu
5 m hoch angefüllt ist. Jetzt wird dieser Teil des Schlosses
allgemein als Löwengrube bezeichnet.
Der eigenartige bauliche Zusammenhang zwischen Gefängnis
und Abort lässt einen Zweifel an der Tatsache, dass Bischof
Heinrich HI. seinen Tod hier gefunden hat, kaum aufkommen.
Denn es wird berichtet, dass, nachdem die Domherren ihn ge-
fangen gesetzt hatten, man ihn hernach „tot in der Priveten^
fand. Ob er ermordet wurde, oder verunglückte, blieb schon
damals unaufgeklärt.
Im Ostflügel befindet sich vor dem Dansker noch ein kleiner
Nebenraum, in dem drei Treppen zum nächsten Geschoss b^in-
nen. Auch führt durch dieses Gemach der grosse Mantelschorn-
stein aus dem Keller. Auffallenderweise befindet sich auch hier
ein Erker an der Aussenwand, ähnlich denen im Dansker, doch
ist er hier breiter. Leider ist er so zerstört und verwittert, dass
seine Bestimmung nicht zu ermitteln ist.
Der grosse Turm an der Nordwestecke enthält sechs Oe-
schösse und besitzt drei Zugänge, einen im Hauptgeschoss vom
Westflügel aus und zwei im folgenden vom West- und Nordflügel
her. Die einzelnen Stockwerke sind durch Treppen in den 2,5 m
dicken Wänden verbunden, jedoch nicht fortlaufend: das dritte
ist ausgelassen und das vierte und fünfte direkt mit dem sechsten
verbunden. Die Verbindung zwischen den einzelnen Stockwerken
hat daher jedenfalls noch durch hölzerne Treppen stattgefunden.
Die Treppen sind, wie überhaupt alle im Schloss, schmal, kaum
0,8 m, und haben hohe Stufen, 25-^30 cm. Dabei beginnt keine
der Treppen in der Höhe des Fussbodens, sondern stets 0,75
15
bis 1,0 m über diesem. Ihnen waren durchweg Holzstufen Torge-
ld Das Keller- und Erdgeschoss haben stattliche Kreuzge-
w(^Ibe von 8 m Spannweite, die hier ausnahmsweise aus Ziegeln
hergestellt sind. Das Oewölbe des Erdgeschosses ist zerstört.
Die oberen Geschosse hatten Balkendecken.
Erhalten war der Turm bis zur Hälfte des sechsten Ge-
schosses, wo nach der Sprengung notdürftig ein gerader Mauer-
abschluss hergestellt worden war. Die erhaltenen Fensterbänke
Ton vier Fenstern bewiesen das ehemalige Vorhandensein eines
sechsten Geschosses, über dem wohl der Wehrgang gelegen war.
Die eine dieser Fensterbänke ist mit einem Ausgussbecken ver-
sehen, dessen Ausfluss in einen Wasserspeier in der Mitte der
Turmwand mündet. Der Wehrgang hinter den Zinnen konnte nur
mit Holztreppen erreicht werden. Die beiden oberen Geschosse
waren auch durch Kamine heizbar, von denen einer ganz erhalten ist.
Neben dem Turm hat über dem Tor jedenfalls ein hölzerner
Ausbau in zwei Geschossen bestanden, was sich aus den beiden über
einander befindlichen Türen in der Turmwand schliessen lässt
und den erhaltenen Spuren an der Wand. Das Tor selbst konnte
durch ein Fallgatter geschützt werden, dessen steinerne Führun-
gen an der Aussenwand erhalten sind und dessen Bewegungs-
mechanismus wahrscheinlich in dem unteren Geschoss des Aus-
baues untergebracht war.
Das Obergeschoss des Schlosses enthält ebenso wie das
ontere einen um den Hof fuhrenden überwölbten Ejreuzgang. Die
an ihn stossenden Räume liegen um 0,6 m höher als der Fuss-
boden des Kreuzganges und nehmen jeden Flfiffel in seiner ganzen
Ausdehnung ein. Sie sind nur mit BalkendecKen versehen. Das
Dachgeschoss wurde von dem Wehrgang eingenommen, dessen
Zinnenkranz an der Südseite noch erhalten ist, an der Ostseite
ebenfalls. Die Abfuhrung des Regenwassers von hier erfolgte durch
steinerne Wasserspeier, davon drei völlig erhalten sind. Sie be-
finden sich jedesmal unter einer Scharte.
Das Dach hat nicht mehr die ursprüngliche Gestalt, doch
lägst sich die Neigung des ehemaligen Daches an den Turm-
wänden erkennen. Das Dach war mit Dachziegeln, Mönchen und
Nonnen gedeckt, von denen Bruchstücke gefunden worden sind.
Der f^eUer unter dem West- und Südflügel zeigt genau dieselbe
Raumeinteilung wie das über ihm liegende Geschoss. Im Süd-
flügel scheint der Überrest einer Luftheizung für den Hauptsaal
erfiüten zu sein, die nach der Art der römischen Hypokausten
auflegt ist. In einem mit einem Tonnengewölbe überdeckten
Baum erkennt man fünf quadratische öfihungen im Gewölbe, die
der Anfanff eines Kanalsystems unter der Diele des Kapitelsaales
ZQ sein scheinen.
Der Keller des Ostflugel li^ um 0,6 m höher und hat keinerlei
16
Verbindung mit dem übrigen Keller. In diesem Teil des Schlosses
ist vieles verändert worden und es lässt sich ohne eingehendere
üntersuchangen der ehemalige Zustand nicht feststellen. Nach
einem alten schwedischen Plane hat sich hier ein Bräuhans be-
funden. Der grosse zweirohrige Mantelschomstein ist erhalten
und wird auch jetzt noch benutzt.
Hier befindet sich auch der Schlossbrunnen in einer halb-
kreisförmigen Nische, die zum Hof offen ist. Er ist aus Stein
rund gemauert, aber leider in völliger Verkennung seiner Be-
stimmung als Abort benutzt worden. Es ist beschlossen worden
ihn zu reinigen.
Bekannt ist es, dass vor etwa 150 Jahren bei umbauten in
diesem Teil des Kellers in einem vermauerten Gemach die Leiche
eines Bitters in einem Lehnstuhl vor einem Tisch sitzend ge-
funden wurde. Die im Dommuseum befindliche Zeichnung scheint
viel später und nach dem Gedächtnis angefertigt zu sein, denn
sie entspricht gar nicht der Situation und weicht von der an-
geblich am Tage des Fundes gemachten in Arensburg befind-
lichen erheblich ab.
Zu den Wiederherstellungsarbeiten sind von der öselschen
Bitterschaft Mittel bewilligt worden, die vorläufig zum Wieder-
ausbau des am meisten beschädigten Nordwestturmes verwendet
worden sind. Der Wunsch der Bitterschaft, die alte BischoÜB-
burg als Bitterhaus zu benutzen, kann nur mit Freuden b^russt
werden.
Über die St. Olavgilde in Biga.
Von E. Mettig.
Meine Ihnen bereits mitgeteilte Absicht, die verschollenen
Gilden Bigas zu behandeln, kann ich zunächst nicht ausfuhren,
aber über eine von ihnen, nämlich über die St. Olavgilde, will
ich doch die mir bekannt gewordenen Nachrichten, da der ur-
kundliche Nachweis ihrer Existenz für die weitere Forschung als
wünschenswert bezeichnet ist, vorfuhren.
Olav war Herrscher über Norwegen und hatte sich durch
Förderung der Verbreitung des Christentums in Skandinavien
die Anerkennung der Kirche erworben, die ihn auch heilig ge-
sprochen hat. Max Perlbach sagt von ihm: -Die Kirche hat
ihn den Heiligen genannt und als den Bekehrer Norw^ens über-
schwänglich gefeiert. In Wahrheit ist weder sein Charakter,
noch seine Leistung dermassen hoch anzuschlagen. Olav ist zu-
gleich Fanatiker und Despot, eine harte, engherzige, unadelige
Natur. Am Ende seines fünfzehnjährigen Begiments erhoben die
Häuptlinge und Bauern gegen ihn den Eriegsschild, und in der
Schlacht bei Stiklastadir 1030 fand er den Tod."" «Schon bei
17
Adam von Bremen beginnt der heilige Olav den geschichtlichen
nirückzudrängen. Olavskirchen erheben sich, soweit nur nordische
Schiffe fahren, von Dublin bis Konstantinopel *).* Soweit Perlbach.
Als sich die Deutschen auf der Ostsee zu tummeln begannen,
war St Olay an den Küsten der nordischen Meere als Schutz-
patron des seefahrenden Kaufmannes geehrt. Ursprünglich be-
schränkte sich die Yeneration wohl nur auf die skandinavischen
Gebiete, doch bald findet St. Olav auch Anerkennung an den
nichtskandinavischen Küsten, wo zu seinen Ehren Altäre, Gilden
and Kirchen gestiftet werden. Abgesehen von den in Skandi-
Danen vorhanden gewesenen Olavgilden und der Olavgilde in
Beval, das auch zur skandinavischen Kirchenverwaltung gehörte,
Bind ausserdem noch Olavgilden bisher nachgewiesen worden: in
Sanzig, Königsberg, Elbing, Rostock und Lübeck. In Bremen
gab es einen Olavaltar. In der Kirche zu Stralsund wurde,
wie wir wissen, St. Olav verehrt, und der Schwede Olav Nicolai
errichtete in der Kirche zu Oreifswald zu Ehren seines Schutz-
patrons St. Olav zwei Konsolationen. In den namhaften am
Meere gel^enen Seestädten war St. Olav ein bekannter Heiliger,
weil eben seines Schutzes der integrierendste Teil der Bevölkerung
der Seestädte, die Schiffer und Kaufleute, bedurfte. Es müsste
demnach auffallen, wenn eine bedeutende Seestadt des Hansebundes
von einer Verehrung des heiligen Olavs nichts wüsste. Dass
Riga, die bedeutendste Stadt im Osten des baltischen Meeres, an
dieser Verehrung auch teilgenommen hatte, hat man bis hierzu
80 gut wie unberücksichtigt gelassen. Riga wird auch nicht in
der kürzlich angestellten Aufzählung der Hansestädte, in denen
Olav gehuldigt wurde, genannt. Selbst hier zu Lande schenkte man
den spärlichen Nachrichten über St. Olav in Riga kein Vertrauen.
Die erste Nachricht über die Olavgilde brachte ein anonymer
Verfasser in seinem, in dem 1. und 2. Stücke der Neuen Nordi-
schen Miscellaneen 1792 S. 485 — 507 abgedruckten Aufsatze: „Be-
merkungen über etliche Stellen des von Herrn Friebe im 26.
Stücke der nordischen Miscellaneen gelieferten Beytrages zur lief-
ländischen Geschichte. ** Dieser anonyme Verfasser, in dem K.
£. Napiersky') Brotze sieht, sagt: „So finde ich in alten Nach-
richten die Oilde des heiligen Blödes, die St. Olausgilde, die
Harien-Magdalenen-Oilde, die Pfeiffer-Oilde und die Oilde unserer
lieben Frauen als solche angeführt, die in Riga noch im 15. Jahr-
hunderte wirklich vorhanden waren"*). Diese Nachrichten ver-
Hang. GeschicbtebL, J. 1901, 8. 170--177.
Mon. IAt. ant. IV, 8. LXV, Anm.
Brotze fagt zu diesen an einer anderen 8telle noch die Bierträger-
gilde und die Lotgilde hinzu (Nene Nord. Miscellaneen XVII, 8. 102, Anm.).
in den B^- Stadtbl. 1811 8. 861—362 werden wieder dieselben Gilden von
B. (wohl Srotze), doch mit Ausnahme der Lotgilde, verseichnet.
18
wertet K. E. Napiersky in seiner kurzen Übersicht der älteren
Geschichte der Stadt Riga (in den Mon. Livon. ant. IV, S. LXV).
Aus welcher Quelle Brotze seine Nachrichten über die erwähnten
Gilden geschöpft habe, sagt er nicht, daher wurde auch diese
Überlieferung wegen des Mangels einer Quellenangabe mit wenig
Vertrauen behandelt. Das hat sie aber nicht verdient, da sie
sich urkundlich b^ründen lässt, und ich glaube die Quelle ent
deckt zu haben, die Brotze vorgelegen hat. Sie ist in dem Buche
der Oberkämmerer der Schwarzen Häupter zu Biga, das die
Archivnummer 5 trägt, zu suchen. Hier wurden innerhalb der
Jahre v. 1441 — 1470 von den Oberkämmerern auch die Summen
verzeichnet, die sie von einigen rigischen Gilden empfingen. Es
werden hier alle die Gilden genannt, die Brotze zuerst namhaft
macht. Es sind also folgende Gilden: die Gilde des heiligen
Blutes, die St. Olausgilde, die Marien-Magdalenen-Gilde und die
Pfeiflfer-Gilde. Brotze nennt noch besonders die Gilde unserer
lieben Frauen, die mit der Pfeiffer-Gilde identisch ist, was Brotze
übersehen hat. Von den genannten Gilden gehörte die Olav-
gilde zu denen, die die geringeren Summen zahlten. Die Olav-
f;ilde entrichtet meist 6 oder 7 Ferdinge jährlich, wie aus den
nskriptionen zu ersehen ist, die ich aus dem Buche der Ober-
kämmerer der Schwarzen Häupter ausgezogen habe und die ich
hier folgen lasse:
A. a. 1441. It. vntfangen van sunte Oleffs gilde VI ffr.
A. a. 1443 VI ffr. van sunte olaues rilde.
A. a. 1444 It. vntfangen van sunte uTloues gilde VI ffr.
A. a. 1446 hir wedder vp vntfang. van der swarte houede wag.
dat erste VI fr. van sunte olves gylde.
A. a. 1448 noch VI fer. van sunte olues gilde.
A. a. 1449 It. van sunte olewes gylde entfangen IVs mrc.
A. a. 1457 It. VI fferdinghe van sunte oleues druncke.
A. a. 1458 It. van sunte oleves gilde VI fr.
A. a. 1459 noch von sunte. oleffes gilde VI ffr.
A. a. 1461 It. noch entfangen 1 mrc. van sunte OUoffes ghilde,
de blyue V« marc. schuldich.
A. a. 1462 It. van sunte Olloues gilde VII fr.
A. a. 1463 (?) It. noch Entfangen vä synte oUeues gylde VII ffr.
A. a. 1466 lt. noch van sünte olofes gylde VH ferd.
A. a. 1467 It. noch entfangen von süte oloff gilde vor hushur
Vn ffer.
A. a. 1468 It. vntf. vä sunte olofes gilde VH fr.
A.a. 1469 It. vntf. van sunte Oleffes gilde ok vor hur VH fr.
A. a. 1469 (?) It. vntffangen van süte olues gylde vor hure
vn fr.
A. a. 1470 It. enfangs vä sunte oUefes ghelde to hur 1 mar.
Einmal ist verzeichnet, dass die Olavgilde nur eine Mark,
19
das sind 4 Ferdinge, gezahlt habe und ein anderes Mal, dass
die Olavgilde eine halbe Mark schuldig geblieben sei. Daraus,
dass sie weniger als einige andere Gilden zahlte, und daraus,
dass sie einmal nicht in der Lage gewesen war, die volle Summe
sa entrichten, könnte geschlossen werden, dass sie über geringere
materielle Mittel verfügte und vielleicht kleiner an Mitgliedern
gewesen wäre als die Gilden, die mehr zu zahlen pfiej^ten. Auf
die Frage, zu welchem Zwecke die verschiedenen Gilden und
hauptsächlich die Olavgilde wiederholt Geldzahlungen an die
Kompagnie der Schwarzen Häupter entrichtet habe, entnehmen
wir die Antwort folgenden Inskriptionen:
A. a. 1457: It. YI fferdinghe van sunte oleues druncke.
A.a. 1459 oder 1460: It. noch hbb ik entfang. van de gilden
to hure, de gedrunke sin in den Swarten heveden int
erste van den berdregere vor twen drucke ere to holden
XI ffr, noch van sunte marie magdale gilde VI flfr,, noch
von sunte oleffes gilde VI ffr, noch von der spellude
gilde VI ffr. Summa dyt vorlese. VII mr. 1 fir.
A. a. 1469 It. vntff van sunte Oleffes gilde ok vor hur VII fr.
A. a. 1469 It. vntffangen van süte olues gvlde vor hure VII fr.
A. a. 1470 It. enfangen vä sunte oUefes ghelde to hur 1 mar.
Aus diesen Einschreibungen geht deutlich hervor, dass die
Olavgilde und auch die übrigen Gilden für die Benutzung der
Räumlichkeiten der Schwarzen Häupter zu ihren Trünken einen
Mietzins zu verschiedenen Zeiten entrichtet haben. Also die
Olaibrüderschaft pflegte, wie noch manche andere rigische Gilde,
ihre geselligen Zusammenkünfte im Hause der Schwarzen Häupter
abzuhalten, wofür sie der genannten Genossenschaft ein Miet-
geld zu zahlen hatte. Welchen Kreisen die Mitglieder der
Olaibrüderschaft angehörten, darüber lässt sich den Einschrei-
bungen des Buches der Oberkämmerer der Schwarzen Häupter
nichts entnehmen. Von einigen Olavgilden im Westen wissen
wir, dass ihre Mitglieder dem ersten Stande der städtischen Be-
völkerung angehört haben, und das wird in den ältesten Zeiten
der Gilde wohl überall der Fall gewesen sein, da die seefahrenden
Eanfleute, dem leitenden Kreise in den Seestädten angehörend,
auch in St. Olav einen Schutzpatron sahen. In Danzig und
Königsberg gingen aus den Olavbrüderschaften die Artushöfe
hervor, die die Elite der Gesellschaft vereinigten. In Reval
wird anfänglich der Charakter der Olavgilde dem der verwandten
Brüderschaften im Westen gleich gewesen sein, und erst später
muss ihre Degradation vor sich gegangen sein, wie wir das an
der Kanutigilde wahrnehmen, mit der die Olavgilde seit 1698
Yerschmolzen wurde.
Die Verwandtschaft der Olavgilde mit der Kanutigilde und
ihre spätere Vereinigung mit dieser Gilde legt es nahe, den
Cbarakter der Eanutigilde näher zu beleuchten. Im 13. Jahr-
hunderte bestand die Eanutigilde, die eine Schut^ilde war, auB
Schiffern und Eaufleuten^). Im Schrägen der Eanutigilde zu
Reval werden erst nach dem Jahre 1475 Handwerker als Mit-
glieder erwähnt. Noch im 16. Jahrhunderte gehörten zu dieser
Gilde Eaufleute, Schi£fer und Handwerker. In diesem Jahr-
hunderte wird auch die Aufnahme von ündeutschen verboten.
Aus dem Verbote der Eanutigilde (ü. B. 1519, Art. 76, a. a.
1508), die Mitglieder der Olavgilde, wenn gleichzeitig Trünke in
beiden Gilden stattfinden, zu sich in die Eanutigilde einzuladen
oder zu ihnen zu Gaste zu gehen, zu schliessen, dass Standes-
vorurteile die Einschränkung eines Verkehrs mit den Mitgliedern
der Olavgilde erheischten, wage ich gerade nicht auszusprechen,
obwoÜ nach Nottbeck*) zu der Olavgilde die niederen Hand-
werker und die Arbeitsleute gehörten, die wahrscheinlich viel-
fach ündeutsche waren. Die Reformation brachte auch im
Schosse der Gilden grosse Veränderungen herbei. Die Eanuti-
gilde hörte auf, ein Verband sämtlicher Bürger zu sein und
vereinigte in sich einen Teil der Handwerker; ein anderer Teil
der Handwerker hielt sich wieder zur Olavgilde; zu ihr hätten,
wohl später erst, die anderen Handwerker gehört. In der vor-
reformatorischen Zeit wird sich die Olavgilde eines grösseren
Ansehens unter der Biirgerschaft erfreut haben; wurde doch im
14. Jahrhunderte das in der Langstrasse gelegene Haus der Olav-
gilde schlechtw^ Gildestube genannt. Über den Charakter der
rigischen Olavgilde ist uns, wie bereits gesagt, gar kein Material
überliefert, und wir müssen hinsichtlich ihres Wesens, wenn wir
auch die Analogie mit Reval heranziehen, immerhin auf dem
unsicheren Boden der Vermutung verharren.
677. TenammloBg am 11. Febrnar 1904.
Der Präsident Oberlehrer Bernhard Hollander eröffnete
die Sitzung mit der Mitteilung, dass das ordentliche Mitglied
Herr Albert Eroepsch am 19. Januar 1904 verstorben sei, und
ersuchte die Versammlung sich zu dessen Ehren von den Sitzen
zu erheben.
1) 0. Mottig über Pappenheims Schrägen der Eanutigilde. SitsongB-
ber. d. GesellBch. f. GesciL n. Altertnmsk. 1887, S. 18.
^ Engen von Nottbeck, Die alten Schrägen der Grossen Gilde zn Beval,
1885, S. 12: «Die Canntigilde, zu welcher im Mittelalter wahrscheinlich aoch
die Krämer zählten, galt fQr die vornehmere, obgleich zur Olaigilde aoeh
nicht nnr Arbeitslente, sondern anch eigentliche Handwerker gehörten.*
21
Zu ordentlichen Mitgliedern wurden aufgenommen die
Herren: Pastor Erwin v. Dehn in Hallist, Ereisadelsmarschall
Gastav y. Schlippe in Riga und Gustav Baron Campen-
hausen in Beval.
Für die Bibliothek waren nach dem Akzessionsbericht des
Bibliothekars an Geschenken eingegangen: 1) von der Admini-
stration der St. Gertrudkirche: eine Kopie der Grund-
steinurkunde der zweiten St. Gertrudkirche vom 29. Mai 1903;
2) Ton Herrn Dr. med. H. Adolphi: ein Stammbaum der liv-
ländischen Familie Adolphi. Msk.; 3) von Herrn Oberlehrer E.
Walter : Herders Wirken und Wachsen in Riga. S.-A. a. d.
yß^li. Monatsschr.**; ferner Geschenke von Frau B. Goronsky,
Herrn H. Lasch, Herrn E. Seuberlich, Herrn Direktor der
statistischen Kommission B. v. Schrenck und Herrn Oberlehrer
Fr. Westberg.
Für das Museum waren folgende Geschenke dargebracht
worden: 1) von Herrn Hasselhorst: ein Messingleuchter vom J.
1715; eine Messinglaterne und ein Klöppelkasten mit eingelegten
Jagdbildern; 2) von Herrn Tischlermeister Breede: ein chinesi-
scher Ingwertopf; 3) von Herrn K. G. v. Sengbusch: eine Em-
pire-Plattmenage; ein silberner Enaulhalter; ein Elfenbeinpet-
schaft; eine silberne Strickscheide; ein silbergesticktes Tauf-
häubchen; ein Degen mit Gefäss aus dem 17. Jahrhundert; ein
persischer Säbel und eine chinesische Flinte, erbeutet von einem
rassischen Soldaten bei der Erstürmung des Takuforts im Jahre
1900; 4) von Herrn H. Baron Bruiningk: ein Forzellanter-
rinendeckel mit gemalten Blumen; 5) von Herrn Gutsbesitzer H.
Lasch: ein weissseidener Tabaksbeutel.
Herr Hermann Baron Bruiningk hielt einen Vortrag
über livländische Maler im Mittelalter (s. unten).
Herr Inspektor K. Mettig referierte über den die Mission
im alten Livland in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts be-
handelnden Abschnitt des 4. Teiles der Kirchengeschichte Deutsch-
lands von Dr. Albert Hauck (Die Hohenstanfenzeit. Leipzig
1903) (s. unten).
Herr Erich Seuberlich verlas einen Auszug aus den Anf-
zeichnungen des weil, rigaschen Kaufmanns Michael Joachim
Schmidt (1841) über den Brand der rigaschen Vorstädte und
sonstige Eriegsereignisse des Jahres 1812. Herr E. Seuberlich
übergab den Auszug der Bibliothek.
Der Präsident, Oberlehrer Bernhard Hollander, hielt
einen Vortrag über den rig. Bürgermeister Eonrad Durkop
(s. unten).
Herr Architekt Dr. W. Neumann legte der Gesellschaft
eine Arbeit vor, die er vor vielen Jahren auf Wunsch von Dr.
Anton Buchholtz unternommen hatte: eine Zusammenstellung
baltischer Goldschmiedenamen, Goldschmiedemerkzeichen und der
im Lande vorhandenen Goldschmiedewerke, in der Art, wie Dr.
M. Rosenberg es in seinem grossen Werke über Goldschmiede-
merkzeichen getan hat.
Livländische Maler im Mittelalter.
Von H. Y. Brainingk.
In der livländischen Eunstgeschichte ist die Frage, ob und
inwieweit in Livland während des Mittelalters der Eunstbedarf
an Werken der Malerei durch einheimische Maler gedeckt
wurde, bisher unerörtert geblieben. Obwohl uns an derartigen
Werken mittelalterlicher Kunst nur ganz wenige überkommen
sind — die revalschen Altarschreine stellen bekanntlich den letz-
ten Best dar — erscheint die Frage doch nicht müssig, denn es
steht ausser Zweifel, dass es den Malern an Aufträgen nicht ge-
fehlt haben wird. Das gilt zunächst natürlich von der kirch-
lichen Eunst, die sich in erster Linie an den „Tafeln^, dem ge-
schnitzten und gemalten, oder auch bloss gemalten Schmacke
der zahlreichen Altäre, den sog. Altarschreinen, betätigt hat.
Es lässt sich aber nachweisen, dass die Nachfrage nach Gemäl-
den sich keineswegs auf diesen Zweig der Malerei beschränkte.
So lässt die urkundlich gut beglaubigte Nachricht von der Bildnis-
reihe der Herrmeister des Deutschen Ordens in Schloss Wenden,
der Erzbischöfe von Riga in Schloss Bonneburg und der Bischöfe
von Eurland in Schloss Pilten auf eine beachtenswerte Pflege
der Porträtmalerei schliessen. Anlangend nun die Miüer der
Aitarschreine, so wurde durch den umstand, dass nicht selten
23
TOD der Herstellung der ^^Tafeln^ in norddeutschen Städten,
namentlich in Lubeä, die Rede ist, die Frage nach livländischen
Malern in den Hintergrund gedrängt. Und doch spricht die
Vermutung von Yomherein daiur, dass weitaus die Melurzahl der-
artiger Werke aus einheimischen Werkstätten stammte, — zu-
nächst, weil sich die Kosten der von auswärts bezogenen Ge-
mälde doch wohl höher gestellt haben werden, sodann, weil sich
die Vorliebe für Stifterbildnisse in der Regel nur am Wohnorte
des Bestellers befriedigen Hess. Leider fehlen in unseren Ur-
kunden fast immer alle näheren Angaben. Um so grössere Auf-
merksamkeit beanspruchen die wenigen Notizen, die uns auf die
Spur einheimischer Maler fuhren. Einige Notizen dieser Art
sollen hier geboten werden. Ist erst der Anfang gemacht, so
wird sich zweifellos mit der Zeit noch so manche weitere urkund-
liche Nachricht anreihen lassen.
Wir haben fuglich mit Riga zu beginnen.
Hier begegnet uns im Jahre 1452 ein Maler namens Peter
Hase. Von ihm findet sich im Amtsbuche der rigaschen Schmiede
I die folgende Nachricht: „Int jar unsses heren 1400 in dem
52en do werde wi smede ens myt dem meler Peter Hasen, also
imime ene tafielen to makende unde to makende nye, unde hebbent
myt em vordinget vor 1 summe geldes, also 53 mark, dat wi em
geven solen.'^ Femer: „Hir up so heft he entfangen 21 mark up
Baute Mertens dasen up en rekensschop.'^ Endlich: „Item so
gaff Diderick Bullenhusen to der sulven taffeien to hulpe 1 vat
osemundes ^), unde dat sal Andrewes smyt betalen unde ut geven
1 etc.; de betalinge heft Andrewes gedaen unde ik Hans Ludeke
mide myn bisitter Michel de hebben dat entfangen summa 4 mark^ ').
Auch noch von einem weiteren, dem reter Hase erteilten
und von ihm ausgeführten Auftrage haben wir Kunde. Hier
i ging die Bestellung vom Amte der Losträger aus. Bekannt war
die im Yikarienbuche des genannten Amtes enthaltene Nachricht,
wonach um 1458 drei Mitglieder des Amtes die Tafel far den
Altar der Losträger in der St. Petrikirche gestiftet haben, von
der es heisst, dass „hovetheren to sin sunte Peter unde sunte
Erasmus unde sunte Eristoffer''^). Das wird so zu verstehen
Bein, dass auf dem Altarbilde diese drei Heiligen — zweifellos
die Amts- oder Oildenpatrone — dargestellt waren oder darge-
stellt werden sollten. Alleinige Stifter des Altarbildes, wie es
nach dem Wortlaute der Inskription scheinen will, sind indes
1) Osemunt ist echwedisches Roheisen bester Sorte. Vgl A. Lübben,
Mittelniederd. Handwörterbach, Norden und Leipzig 1888.
>) GoDst Mettig, Das älteste Amtsbooh der Schmiede, Riga 1890, S.
26, n. 77, 78, 79. — Den Hinweis aaf diese Notiz verdanke ich L. Arbnsow.
>) Der Wortlaut bei 0. Mettig, in Sitzungsberichten v. 1900, S. 130, und
H. y. Bniiningk, in Mitteilungen Bd. 19 S. 524.
24
die drei Oildengenossen nicht gewesen, vielmehr haben dazu noch
andere Personen beigetragen nnd ein Teil der Kosten ist wohl
aus der Amtskasse gedeckt worden. Solches ergibt sich aas
einigen weiteren, bisher unbeachtet gebliebenen Inskriptionen des
Vikarienbuches des Losträgeramtes, aus denen wir zugleich
Peter Hase als den Maler kennen lernen. Wir lesen dort (BL
144*): „Item hir steit nagescreven des oldermans rekenschop,
wat he ut geven het by synen tiden to der bilde (sie) unde
yickerige behoff. Item anno Iviij so gaff ik ut van der gilde
wegen iij mrc. vor de taffeien to makende.^^ Hier folgt die
Aurzählung mehrerer Darbringungen, zumeist an Wachs. Am
Schlüsse heisst es: „Item noch so hebbe ik ut^even, Yor unde
na, Peter Hasen ^) 1. mrc. riges vor de tafelen to maiende uppe
dem altar; dit schach do men schreff Ix. — Item djt vorbenome-
den gelt is al utegeven van der selschop gelde.'^
Wenn es, wo in den Quellen von „Malern'^ die Rede ist, nicht
selten zweifelhaft bleibt, ob darunter Kunstmaler zu verstehen sind,
oder etwa blosse Handwerker, wie denn auch bei den „Schnitzern"
der Unterschied zwischen Künstlern und Handwerkern in der
Berufsbezeichnung nicht hervortritt, so gestattet doch wohl die
Arbeit, von der hier die Rede ist, den Peter Hase unbedenklich
zu den Kunstmalern zu zählen, denn das Malen eines Altar-
bildes ist sicherlich nur einem solchen anvertraut worden. Auch
der Preis bleibt hinter den damals üblichen Malerhonoraren
keineswegs zurück. Beispielsweise seien einige um die Zeit in
Lübeck gezahlte Malerhonorare angeführt: Hermann Hoveman
in Lübeck gab dem Dom zu Abo 1&4 eine Tafel von 10 Mark;
Wedeghe Kerkring gab 1464, um auf dem hl. Kreuzesaltar in
der Burg zu Lübeck eine neue Tafel malen zu lassen, 60 Mark;
Tydeke Grashof daselbst stiftete 1469 far das Malen eines Bildes
des hl. Olaus für den Dom zu Drontheim 28 Mark ^). Hierbei
ist zu berücksichtigen, dass die Malerei in Lübeck sorgsam ge-
pflegt wurde und die hier gezahlten Honorare folglich als nor-
male zu gelten haben werden, zumal unter den Stiftern der er-
wähnten Gemälde der eine, Wedeghe Kerkring, einem notorisdi
wohlhabenden und angesehenen Patriziergeschlechte angehörte. Da
in der Zeit, als die Zahlung an Peter Hase für sein Gismälde
geleistet wurde, die rigische Mark, wenn nicht ausdrücklich „alte''
Mark hinzugefügt ist, als neue Mark gelten muss, so hat Hase
sein Honorar offenbar nach neuer Währung zugebilligt erhalten ').
^) Hier folgen die aasgestrichenen Worte „van der s". Der Schreiber
hatte hier „van der selschop gelde" schreiben wollen, bedachte sich aber
nnd setzte diese Worte an den Schlnss.
*) W. Bremer, Zar Gesch. der Lübecker Malerei, in Mitt des Vereins
für Lübeckische Gesch. n. Altertnmsk., Heft 4 f. d. J. 1889, 1890, S. 76.
3) Das Verhältnis der alten zar neaen Mark rig. stellte sich 1447 im
Verhältnis von 1 zu 4. Vgl ÜB. Bd. 10 n. 297.
25
Die neue Mark rigisch aber stand zur Mark lübisch um die Zeit
im Wertrerhältnisse von 6 zn 5^). Auch das steht fest, dass
Peter Hase nicht ein „angereister" Künstler, sondern hier an-
sässig und besitzlich war. Oenannt wird er in zwei Inskriptionen
der Erbebücher. In der ersten, a. d. J. 1447, heisst es, Peter
Hase habe von wegen der Bolteschen dem Hans Gude vor dem
Kate einen Oarten am Rigebach auftragen lassen, in der andern,
a. d. J. 1455, handelt es sich um die Auflassung eines „in der
Stekestrate tusschen Peter Hase unde Hinrik van Mynden" be-
legenen Hauses'). Der Name Hase als Familienname war in
Biga im Mittelalter wenig verbreitet; die Identität des Haus-
besitzers in der Stekestrate und des Malers kann folglich un-
bedenklich angenommen werden.
Fast um dieselbe Zeit wie Peter Hase lässt sich in Biga
noch ein anderer Maler nachweisen. Erwähnt ist er in: „L.
Arbusow, Livlands Geistlichkeit vom Ende des 12. bis ins 16.
Jahrhundert", als „der lange Herr Johann", der unter dieser
Bezeichnung in den rigascheu Eämmereirechnungen als Empfänger
von Zahlungen für Malereien, die er am Bathause u. s. w. aus-
geführt hat, zuerst 1464 und zuletzt 1471 vorkommt, — wie Ar-
busow, wohl mit Becht, annimmt, von einem 1424/25 genannten
„langen Herrn Johann" zu unterscheiden').
Hier handelt es sich demnach um einen Geistlichen (Welt- oder
Klostergeistlichen). tJber die von ihm ausgeführten Arbeiten be-
richten die folgenden Inskriptionen der Eämmereirechnungen^):
1464/65^). „20Vs mrc. dem langen her Johann vor de banner
to makende."
1466/67. „11 mrc. deme langen her Johann vor dat Ma-
rienbilde buten vor deme rathhusz unde vor de
gadderen to malende."
1470/71. „4 mrc. Jacobe, deme snytker, vor de schyve to
sunte Peter. 4 mrc. deme langen her Johann
to malende desulffte schyve."
Wie ersichtlich, hat der „lange Herr Johann" kleine Arbei-
ten, die wohl eher Sache des Handwerks waren, wie das Be-
malen des Gatters, nicht verschmäht, doch ist es möglich, dass
auch diese Arbeit mit künstlerischem Schmucke verbunden war.
1) Es mirde gezahlt 1456 fär 30 Mark rig. 25 Mark lab.; 1458 fQr 75
Mark rig. 60 Mark lüb. Gef. Mitteilnng des H. Dr. Philipp Schwarte.
S; J. G. L. Napiersky, Die Erbebücher der Stadt Riga 1384-1579, Riga
1888, I n. 824, 904.
9) Jahrb. für Genealogie, Heraldik and Sphragistik (für 1901), Mitan
1902, S. 14.
4) Nach der Abschrift von Herrn. Hildebrand, in dessen Materialien
zam Liv-, Est- und Kurländischen Urknndenbach.
^) Das Rechnnnffsjahr erstreckte sich von einem st. Michaelistage
(Sept 29) bis zam folgenden.
26
Die interessante Notiz über ein Marienbild aussen am Bathause,
von dessen Vorhandensein wir sonstige Nachrichten nicht be-
sitzen, lässt leider die Frage offen, ob wir uns darunter ein
Standbild oder eine Wandmalerei zu denken haben. Ein Stand-
bild pflegte man meist ,,docke'' zu nennen.
Aus Beval liegen ebenfalls nur vereinzelte Nachrichten vor.
Ein geschätzter Maler daselbst muss Johan Yawsack ge-
wesen sein. Von ihm berichtet das Kirchenbuch der st. Nicolai-
kirche zum Jahre 1489: es soll ein ,,meler, heth mester Johan
Vawsack, . • . malen unser leven vrowen taffeie vor dem köre
mit dem tabemakel vereidet, lick sunte Nicolaus tafel unde
tabernakel vorguldet is'^v- ^^ ^^^ s^* Nikolaikirche, deren uns
erhaltene Altarschreine erkennen lassen, dass man für die Altar-
gemälde tüchtige Kunstleistungen verlangte und zu erlangen
wusste, wird das Malen des Muttergottesbildes vor dem Chore
wohl nur kunsterprobter Meisterhand anvertraut worden sein.
Gewiss derselbe Johann Yousack ist es, von dem es im
Schreiben des Bischofs von Ösel und Reval an Beval, Hapsal
1501 Febr. 27, heisst: der verstorbene „Johan meler" habe vor
5 Jahren von Claus Keel den Auftrag erhalten, eine Tafel zu
malen und dafür an Handgeld (upp rekenschop) 20 Mark emp-
fangen, für deren Bückzahlung der Bevaler Bat sorgen möge*).
Die hier gebotenen Notizen haben vorzüglich den Zweck,
die Aufmerksamkeit auf urkundliche Nachrichten über livlän-
dische Maler und Malerei im Mittelalter zu lenken. In unseren
„Sitzungsberichten^^ ist für alle einschlägigen Notizen eine ge-
eignete Sammelstelle geboten. Die wenigen bisher gedruckten
Nachrichten dieser Art werden leicht übersehen, das meiste liegt
wohl noch in ungedruckten Quellen verborgen. Besondere Auf-
merksamkeit verdient natürlich der Nachweis in Livland entstan-
dener Werke der Malerei, es sollten aber auch alle Namen von
Personen gesammelt werden, die durch das Beiwort „Maler" oder
„Meler'^ als dem Malerberufe obliegend gekennzeichnet sind.
Obschon die Grenzen zwischen Kunst, Kunstgewerbe und Hand-
1) B. Hansmann, Der Silberschatz der St. Nikolaikirche za Reval, Mitt
£d. 17 S. 267 Anm. 1 Daselbst ist bemerkt, dass dieser Vawsack, der
auch Yawgesack, Vagesack genannt wird, von der Kirche ein Hans für
530 Mark gekauft hat. Über seinen Tod 1498 wird gesagt: „sin egen
wiff sloch dnssen man doet." — Nicht lanse danach haben wegen seines
Nachlasses Yerhandlangen stattgefunden. Zu dem Zweck bezeugte (die
Stadt) Flau 1499 Juni 28, dass Hinrik, Burger zu Flau, und der zu Reval
neulich verstorbene Johann Yousack leibliche Yetter gewesen und dass
Hinrick, als der nächstberechtigte Erbe, seinen Sohn Hans Yousack den
Nachlass in Reval zu heben bevollmächtigt habe. Urkundenbuch 2. Abt.,
Bd. 2 n. 833.
^) Mitgeteilt von L. Arbusow. Die betr. Urk. wird als n. 44 des von
ihm bearbeiteten, z. Z. im Druck befindlichen Bd. 2, Abt 2 des ÜB., yfet-
öffentlicht werden.
27
werk im Mittelalter recht flüssige waren und zwischen den malenden
Künstlern und Handwerkern das Wort ,,Eanstmaler^' als Scheide-
wand noch nicht erfunden war, so beweisen doch schon die bei-
den Fälle, die uns hier beschäftigt haben, dass unter jenen „me-
iern" mancher echte und rechte Künstler zu suchen ist.
Die Hohenstaufenzeit von Dr. Albert Hanck, der Eirchenge-
Bchiohte Deutschlands vierter Teil. Leipzig 1903.
Besprochen von K. Mettig.
In der vorigen Sitzung lenkte Herr Stadtbibliothekar N.
Busch unsere Aufmerksamkeit auf den vierten Teil der rühm-
lichst bekannten Kirchengeschichte Deutschlands von A. Hauck,
die auch die ChristianisieruDg unserer Provinzen, des alten Liv-
lands, behandelt. Der umstand, dass Hauck auf seinem Gebiete
als eine Autorität gilt, machte es uns zu besonderer Pflicht, von
seinem Werke Kenntnis zu nehmen. Deshalb erlaube ich mir,
nachdem ich mich mit seinen Darlegungen bekannt gemacht habe,
über die unserer Geschichte gewidmeten, im ganzen 20 Seiten
umfassenden Abschnitte ^ seines Buches in Kürze zu berichten.
In grossen Zügen, doch übersichtlich schildert Hauck die Tätig-
keit der Mission im alten Livland in der ersten Hälfte des lo.
Jahrhunderts und damit zugleich auch die Besitznahme des Landes
durch die Deutschen und die Begründung einer deutschen Kolonie,
wie auch eines direkt unter der Yerwaltunj^ der Kurie stehenden
päpstlichen Territoriums. Als zeitliche Grenze dient ihm die
Ernennung Albert Suerbeers zum rig. Erzbischof. Das Bild, das
von Hauck entworfen wird, entspricht unserer Forschung. Neue
Gesichtspunkte sind mir nicht entgegengetreten. Dass er das
genaue Datum der Ernennung Albert Suerbeers zum Erzbischof
von Riga durch den Papst am 20. Januar 1255 wieder in Er-
innerung bringt, welches in Vergessenheit geraten war, ist durch-
aus angebracht, ebenso die bereits ausgesprochene, näher präzi-
sierte Ansicht, dass die Kreierung eines Erzbistums Riga der
Ausfluss der päpstlichen Politik gewesen wäre, die von hier aus
die Kirche des durch die Tatarenherrschaft geschwächten Russ-
lands zu gewinnen hoffte. In manchen Einzelheiten wird die
Spezialforschung mit ihm nicht übereinstimmen. Wenn er in
dem dem Orden zugewiesenen Drittel vom eroberten Lande ein
bischöfliches Lehen sieht und in dem Chronisten Heinrich von
Lettland einen nationalen Letten erblickt, so wird er hinsichtlich
dieser Fragen unter den Forschern der livländischen Geschichte
1) S. 627-642; S. 654-656; 8. 931-932; S. 983.
Angreifer und Verteidiger finden. Mehr ißoliei*t scheint er mir
zü stehen mit der Behauptung, die er bei der Schilderung der
gefahrvollen Lage Bischer Meinhards tut, indem er sagt: „um
das Unheil voll zu machen, kam es zwischen den Mönchen und
Klerikern, die sich um ihn gesammelt hatten, zu allerlei Irrungen.^
Diese Tatsache schliesst er aus dem Passus der Urkunde Ce*-
lestins vom J. 1193, in dem Meinhard die Vollmacht erteilt wird,
den ihn umgebenden Geistlichen verschiedener Orden Vorschriften
über Speisen, Getränke und Kleidungen geben zu dürfen. Nicht
eine vorhergegangene Klage über die Widerwärtigkeiten der
zwischen den Geistlichen verschiedener Observanz herrschenden
Streitigkeiten, sondern die spontane Bestrebung des Papstes, die
Missionstätigkeit in Livland zu erleichtern, wird die Erteilung
der genannten Konzessionen veranlasst haben. Für den indivi-
duellen Begründer des Schwertbrüderordens hält Hauck nichts
wie die meisten livländischen Forscher, Bischof Albert, sondern
den Gistercienser Dietrich, und daher schliesst er auch weiter,
dass die ersten Brüder des Schwertbrüderordens aus den Kon-
versi der Gistercienser genommen worden seien. Wer diese Kon-
versi sind, sagt er nicht. In Bunge, den er hier zitiert, habe ich
darüber nichts gefunden. Von der Vereinigungsurkunde vom J.
1237 Mai 12, kraft derer die Schwertbrüder mit dem Deutschen
Orden vereinigt worden, sagt er, in ihr sei nicht davon die Rede,
dass der Herrmeister des Deutschen Ordens, wie bisher der
Meister der Schwertbrüder, dem Bischof Gehorsam (obedientia)
geloben solle. Gerade diese Urkunde aber enthält einen Passus^
aus dem man mit Recht die Verpflichtung der Obedienzleistung
abgeleitet hat, und die Obedienz ist auch in demselben Zeiträume,
den Hauck behandelt, vom Hochmeister für den livländischen
Meister geleistet worden (Rathlef, Das Verhältnis des livländi-
schen Ordens zu den Landesbischöfen und zur Stadt Riga, S. 33
u. 68). Befremdend klingt uns der Gesamtname für die ein-
heimische Bevölkerung Balten, ebenso die Bezeichnung Heer-
meister für Herrmeister, Schwertorden statt Schwertbrüderorden,
livisch statt livländisch. Die Versammlung, die Wilhelm von
Modena im J. 1226 in Riga in der Domkirche abhält, nennt
Hauck die erste livische Synode. Die drei ersten Bischöfe werden
als livische Bischöfe bezeichnet, Bischof von Alna heisst Mönch
aus dem französischen Kloster Aulne, die Schlacht an der Sanle
heisst die Schlacht bei Seule oder Soulen. Diese Bezeichnungen
Aulne und Seule oder Soulen sind nicht falsch, doch teils unge-
bräuchlich, teils nicht empfehlenswerte Varianten. In den Bei-
lagen (S. 931, 932 u. 983) gibt Hauck Bischofslisten und
Klosterverzeichnisse. Die Daten über die im alten Livland bis
zur ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts tätig gewesenen Bischöfe
scheinen korrekt zu sein. In dem Klosterverzeichnis werden für
29
Riga 4 Klöster genannt. Die Domizilien der Minoriten. der
Dominikaner, der Domherren und der Kanoniker zu St. Georg.
Die Wohnung der Kapitelmitglieder des rigischen Doms Kloster
za nennen, hat durchaus seine Berechtigung, jedoch das Haus,
in dem die Geistlichen der St. Georgskirche leben, als Kloster
zu bezeichnen, scheint mir nicht erlaubt zu sein. Ein Kloster
St. Georg kennt die Geschichte Rigas überhaupt nicht. Hauck
nennt die Geistlichen zu St. Georg, gestützt auf die Urkunde
Tom J. 1226 (ÜB. I nr. 8, S. 92), wo von Capitulares die Rede
ist, Kanoniker. Wenn wir in allen Konventshäusem, wo wir
Kanoniker yorfinden, Klöster sehen wollten, so hätten wir an
allen Kapiteln Klöster. Die Geistlichen zu St. Georg waren
Mitglieder des Schwertbrüderordens; Kanoniker haben wir sie
nie genannt.
Das Hauptgewicht legt Hauck auf die Darstellung der Mis-
sion im alten Livland, und ich sehe auch den Hauptwert seiner
Livland gewidmeten Abschnitte in der Behandlung der sich hier
vollziehenden Chiüstianisierung im Zusammenhange mit der Dar-
stellung der Politik der deutschen Territorial- und Kirchenfiii'sten
and der römischen Kurie.
Biirgenneister Konrad Dorkop.
Ein Beitrag zur Rigaschen Reformationsgeschichte.
Von Bernh. A. Hollander.
In allen landläufigen Darstellungen der Rigaschen Refor-
mationsgeschichte wird berichtet, dass Andreas ^nopken nach
dem B^nn seiner reformatorischen Tätigkeit eine eifrige Unter-
stützung gefunden habe bei angesehenen Männern in Riga, so
namentlich beim Sekretär Ma^. Joh. Lohmüller und beim
Bürgermeister Konrad Durkop^). Es wird dann meist
weiter berichtet, wie 1522 bei der in der St. Petrikirche veran-
stalteten Disputation der Bürgermeister Konrad Durkop an der
Seite Knopkens gestanden, ihn geschützt resp. der Disputation
präsidiert habe. Hierauf beschränkt sich aber meist alles, was
über die Verdienste Durkops bei der ersten Einfuhrung der
Reformation in Riga berichtet wird. Nähere Angaben hierüber,
wie überhaupt über die Persönlichkeit dieses Mannes habe ich
stets vennisst. Da ich bei der Verfolgung dieser Fragen von
den neueren Reformationsgeschichten im Stich gelassen wurde,
1) Schiemann, Livl. Gesch. S. 202, sagt vorsichtig: „Der spätere Bär-
germeister Onrkop* . . . Ebenso Mettig, Gesch Rigas, S. 177, aber schon
auf der nächsten Seite ist er zum Bürgermeister avanciert
30
zog ich die älteren Quellen za Rat, indem ich mich zunächst an
der Hand der Böthf&hrschen Rig. Ratslinie und der dort ange-
gebenen Quellen über die Person Konrad Durkops zu orientieren
suchte. Meine Resultate waren dabei anfangs durchaus n^a-
tiver Art.
Ein Bürgermeister Konrad Durkop hat im Jahre 1522 gar
nicht existiert. Es gab damals nur einen Ratsherrn Gottke
oder Godeke Durkop, der nach Böthföhr^) 1521 zuerst als
Glied des Rats erwähnt wird. Über seine Tätigkeit habe ich
nirgends eine Angabe gefunden. Es ist aber nicht unwahrschein-
lich, dass er bei der Disputation in der Petrikirche zugegen war,
da er Vormund der Kapelle unserer lieben Frauen zu St. Petri
gewesen ist*). Nach Böthfuhr ist er den 2. April 1540 beerdigt
worden. Das ist aber offenbar ein Versehen. In den Erbe-
büchern ^) ist anno 1539 März 29 bereits vom „seligen hern
Gotken Duerkop" die Rede. Er muss zwischen 1538 März 29
und 1539 März 29 gestorben sein^). In dem Jürgen Padelschen
Tagebuche^) ist zum 31. März 1540 der Tod der Witwe des
Herrn Godeke Durkop verzeichnet, deren Beerdigung wohl am
2. April 1540 stattgefunden haben wird.
Konrad Durkop ist wahrscheinlich 1499 geboren. Auf der
letzten Seite einer von ihm verfassten Schrift ist der Inhalt des
ihm nach seinem Tode 1546 gewidmeten Epitaphiums wiedei^e-
eeben, dabei wird bemerkt: seines Alters 47 Jahr. Dass er der
Sohn Godeke Durkops war, wird uns mehrfach bezeugt. Im J.
1526 trägt Godeke Durkop seinem Sohn Cord Durkop ein Haus
in der Sünderstrasse auf ^) und beim Tode der Witwe des Godeke
Durkop wird ausdrücklich bemerkt, dass sie die Mutter des
Bürgermeisters Cordt D. gewesen sei.
Im J. 1518 ist Konra4 Durkop mit 19 Jahren an der Uni-
versität Köln immatrikuliert worden. Nach einer Mitteilung des
Prof. Crecelius aus Elberfeld ist dort verzeichnet: 1518 im Juli:
Conradus Duerkop de Rygis ad artes jurauit, soluit^). Zur Zeit
der Disputation vom J. 1522 war Konrad D. also erst 23 Jahre
alt und vielleicht noch gar nicht aus Deutschland zurückgekehrt
1) Böthfuhr, Die Bigische Bathslinie v. 1226—1876. Riga 1877.
J^ 436. KoDrad Durkop J^ 449. Der Name Durkop kommt schon 1368
unter den Batsherren vor (vergl. }& 208). In dem bei Brotze, Liv. XIV fol
223» wiedereegebenen Yerzeichnls der Ratsglieder nach Huickelhaven ist
filr Godeke D. das Jahr 1616 angegeben.
S) Der Altar der hlg. Maria stand im Chor hart an der Sakristei,
vergl. Girgensohn, Zur Baugesch. der Petrikirche, in den Mitt. a. d. livL
Gesch. Xfv 8. 495.
s) J. G.L.Napierskv, Die Erbebücher der Stadt Riga 1384— 1579. II 800.
4) Napiersky a. a. 0. II 773.
5) Mitteilungen XIII 8. 306. 6) Napiersky a. o. O. II 534.
7} Sitzungsberichte der gel. estn. Ges. 1873 April, S. 38.
31
Im J. 1531 ist er nach Böthfuhr Ratsherr, 1538 Bärgermeister
geworden ^),
Woher stammt nun die Nachricht von seiner Beteiligung an
der ersten Einführung der Reformation in Riga und an der
Disputation in der St. Petrikirche? Zur Beantwortung dieser
Frage müssen wir auf die Quellen der Rig. Reformationsge-
schichte zurücksehen, aber für die erste Zeit haben wir leider
nur weniee Nachrichten aus erster Hand. Bereits L. Napierskj
bemerkte*): ^ Jedem, der sich mit der Geschichte der Kirchen-
reformation in unsem Provinzen beschäftigt hat, wird es aufge-
fallen sein, dass die Quellen für die Einführung der Reformation
in Riga, wo bekanntlich die Lossagung von der katholischen
Kirche ungemein früh (1522) erfolgte, äusserst spärlich fliessen.
Chroniken haben die Hauptdaten, die mit der Berufung Knop-
kens und Tegetmeyers zusammenhängen, in traditioneller Weise
überliefert, man gewinnt aber aus ihnen kein zuverlässiges Bild
der Vorgänge in den ersten Jahrzehnten des Reformationszeit-
alters, wie es sich aus urkundlichen Quellen ergeben würde."
Das kommt auch bei den uns hier interessierenden Vorgängen
in Betracht.
David Chytraeus, dessen „Newe Sachssen-Chronika" erst
am Ende des Jahrhunderts erschien, aber für diese Zeit bereits
als Quelle viel ausgenutzt wird, erwähnt in der Schilderung dieses
Abschnitts weder den Bürgermeister Konrad Durkop, noch die
Disputation in der Petrikirche. Ebensowenig tun es die Chro-
nisten Th. Hiärn, Barth. Grefenthal, Chr. Kelch.
Indem ich die von den neueren Geschichtsschreibern ange-
gebenen Quellen zurück verfolg, finde ich die erste Angabe
über die Disputation und Konrad Durkop in einer lateini-
schen Disputationsschrift des Rig. Gymnasiums vom J.
1680'). Sie fuhrt den Titel: Memoriam Keformationis, in
ecclesia Rigensi, Anno MDXXII exeunte Octobri, in Petrino pri-
mum templo susceptae, pro Disputationis exercitio, Praeside M.
Johanne Brevero*), rastore, Professore et Insp., proponit
Brnno Hanenfeld^), Rigensis. D. Novembr. loco et horis usi-
1) Brotze, Liv. XIV fol. 223 1>: Eonrad Durkop 1531 Cos.; dabei be-
merkt: starb im ezilio za Lübeck. In den Erbebüchern ist er 1534 als rath-
mann (II 691), 1538 als Bürgermeister (II 770) verzeiehnet.
s) L. Napierskys HandBchriften in d. Bibl. d. Ges. f. Gesch. and
Altertomsk. Bd. VI p. 93.
3) Bibl. der Ges. f. Gesch. n. Altertomsk.: Disputationen des Gym-
oasioms zu Riga, Bd. I.
4) Johannes Brever, geb. zu Eisleben 1616, gest. in Riga 1700. Vergl.
über ihn C. A. Berkbobs, Dr. Job. Breverus, Superintendent v. Riga etc.
Riga 1869. Georg von Brevem, Zur Gesch. der Familie v. Brevem, Bd. L
5) Brano Hanenfeld, geb. 1662, gest. als Ratsherr in Riga 1710. VergL
Böthfuhr a. a. 0. Ji 648. Becke-Napiersky, Schriftsteller Lexikon II S. 179.
32
tatis. Rigae, Typis Bessemesserianis^ Anno MDCLXXX. — Diese
Schrift wird fast immer als eine Arbeit des Job. Breverus zitiert,
während doch offenbar Hanenfeld der Verfasser ist, der sie auch
dem Rig. Rat widmete. Hanenfeld erzählt von der Anstellung
Knopkens an der Petrikirche, an der er am 23. Okt. 1522 die
erste Predigt gehalten habe. ^Neque satis ipsi erat, veritatem
e suggestu aperire auditoribus; asserere etiam adversas Monachos
publice Yoluit, habita cum illis, in Petrini Ghori aditu, Disputa-
ti one, quae ut sine strepitu aut tumultu prospere succederet,
magna omnium bonorum cura provisum; latus autem Knopio a
Consule, Conrado Dierkopfio, munitum fuit.**
Es liegt die Vermutung nahe, dass der Verfasser vielleicht
die Namen Qottke (Godeke) und Cordt (Conrad) verwechselt
und damit alle die späteren Irrtümer veranlasst hat. ungefähr
aus derselben Zeit wie diese vielbenutzte Schrift eines 18jährigen
Jüngliuffs stammen die ^kurzen Nachrichten über den be-
ginn der Reformation in Livland*, welche der Vizepräsi-
dent des livl. Hofgerichts, später Vizepräsident des Reichsjustiz*
kollegiums Hermann v. Brevem^), der Sohn des M. Joh. Bre-
verus, mit der Bemerkung niedergeschrieben hat: Plurima Chy-
traeo, reliqua annotatis manuscriptis debentur. Sie sind von
Georg V. Brevem in Bunges Archiv Bd. VlII S. 44 f. ver-
öffentlicht worden*).
Hermann v. Brevem erzählt*): ^Es war zu der Zeit Erz-
bischoff Caspar Linde, ein Ziemlich gelehrter Mann, gebührtig
aus Wesel und eines Hutmachers Sohn, welcher der zanehmenden
lehre Knopii mit Gewalt zu steuren sich nicht unterstehen dorffte,
weil nicht nur die Gemeinde diesem neuen lehrer zimlich an-
hinge, sondern auch der Meister selbst, Wolter von Pletten-
berg, der Wahrheit solcher lehre räum gab. Als nun der Erz-
bischoff nebst seiner Clerisey sich über die Stiftung neuer lehren
Beschwerdt Befandt, mit dem Meister auch darüber zu rathe
ging, konnte nur dieseß expedient erfunden werden, ob nicht
per amicabUe CoUoquium zwischen Knopio eines- und denen
Päbstlichen Geistlichen anderntheils der zunehmenden Neuerang
abhelfliche Maasse gegeben werden könten. Beide Parteyen Be-
stimmten also die St. Peters-Kirche zum orte solches CoUoqaii,
kahmen auch den 12. Juni deß 1522 Jahres deßfallB daselbst
zusammen, und zwar im Chor, welchen einer seit, naeh dem
Rathsstuhle zu, Knopius mit dem dahmaligen Bürger-Meister
Durkop, der zugleich den Nahmen eines Supperattendenti in
1) Hermaon y. Brevern, geb. 1663 in Riga, gest. 1721 in Petenbarg.
Vergl. über ihn Georg v. Brevem a. o. a. 0. Bd. I S. 23 ff.
2) Das Original ist in der Bibl. der Ges. f. Gesch. n. Altertomsk. YeraL
SB. f. d. J. 1877-^1 S. 11.
>) Banges Archiv Bd. YIII S. 46.
33
Kirchen-Sachen fahrte, und einigen auß dem Rathe, und die
andere seile, nach der Kantzel zu, einige Päbste-Geistlichen be-
kleideten. Die Gemeinde hörte häufig mit zu, insonderheit wie
Enoepke seine Theses aus der heil. Schrift zu unterstützen
wüste, als der einigen Richtschnur in Glaubenssachen, worauß
der Nutzen entstandt, dass die Gemeinde mehr und mehr der
lehre Enopii anhinge, für die Päbstlichen Missbräuche hingegen
einen mehrern Ekel schöpfte." — Brevem ist ofiFenbar der Mei-
nung, dass auf die Disputation vom 12. Juni noch andere gefolgt
seien. Er begnügt sich auch nicht, Durkop als Bürgermeister
m bezeichnen, sondern nennt ihn auch Superintendent, während
tatsächlich Godeke Durkop keines dieser Ämter bekleidet hat,
Eonrad Durkop aber erst 1535 Superintendent, 1538 Bürger-
meister geworden ist. OfiFenbar hat der Verfasser, der keinen
Vornamen nennt, das, was er von der ihm bekannten Persönlich-
keit des Eonrad Durkop wusste, auf den beim J. 1522 genannten,
ihm sonst wohl unbekannten Durkop übertragen.
Joh. Gottfr. Arndt, der im J. 1853 den II. Teil seiner
Chronik herausgab, erzählt ^) eanz kurz von der Disputation, die
nnter dem Beisitz und Schutz des Bürgermeisters Eonrad Durkop
stattgefunden haben soll. Er stützt sich ofifenbar auf die Schrift
von Hanenfeldt-Joh. Breverus, denn er sagt in einer Anmer-
kung: „Weiter findet man von den Umständen des Anfangs der
Reformation in Liefland nichts gemeldet, so dass sich der P. und
Prof. des ri^. Gjrmnasii M. Johan Brever in seiner Memoria
etc. blos mit demjenigen behelfen müssen, was Ghytraeus uns auf-
behalten. Bey den Kirchen selbst ist keine weitere Nachricht
befindlich."
OfiTenbar nach Arndt erzählt Gadebusch '). Nicht ohne In-
teresse ist aber die in älteren Zeiten wohl viel benutzte, neuer-
dings aber mehrfach übersehene „Eurzgefassete Beformations-
gescfaichte der Hauptstadt Riga in der Provinz Liefland" von
Johann Christoph Gericke, die im J. 1757 erschienen ist ^).
Joh. Christoph Gericke*) war aus Preussen gebürtig, seit 1727
Prediger in Livland auf dem Lande, seit 1743 Prediger an der
Dom- und Petrikirche und Beisitzer des Eonsistoriums, dessen
Akten er fleissig studiert zu haben scheint. Liborius Bergmann
sagt von ihm^): ^Er hat viele Nachrichten zur livländischen
Geschichte gesammelt, die nach seinem Tode zerstreuet wurden."
1) II. S. 185.
«) LivL BibUothek. 1777. II S. 119.
S) In den Acta historico-ecclesiastica oder Gesamlete Nachrichten von
den neuesten Rirchen-Oeschichten, Bd. XX, 118. Theil. Weimar 1757.
4) YergL aber ihn Becke-Napiersky, Schriftsteller-Lexikon Bd. II S. 21.
^) BemnanniVersnch einer kurzen Geschichte der Bigischen Stadikirchen
seit ihrer Brbannng nnd ihrer Lehrer von der Beformation bis auf die
jetzige Zeit. Biga 1792. S. 53.
3
34
Oericke zitiert unter andern auch Chytraeus und die Schrift
des Hanenfeldt, die er aber auch dem „seeligen Herrn Superinten-
dent und Inspector Breverus" zuschreibt. Auf S. 270 berichtet
er von Knopken: „Mit Erasmo selbst hatte er vorher einige Briefe
gewechselt, welcher unserm Knöpken wegen seiner Gottesfurcht
einen grossen Ruhm beyleget (S. Lib. XIV Epistolarum Erasmi
p. 469 edit. Basil.)". Es ist dieses insofern zu beachten, als
fc. Girgensohn, der von neuem die Aufmerksamkeit auf einen
Brief des Erasmus von Rotterdam an Andreas Knopken gelenkt
hatte *), behauptete, er sei von allen Darstellern der livL Reforma-
tionsgeschichte mit Ausnahme von Seckendorf *) übersehen worden.
Gericke berichtet weiter*) von der Wirksamkeit, die Knop-
ken gleich nach seiner Ankunft in Riga 1521 entfaltete, und von der
Feindschaft, die sich gegen ihn erhob: „Daher entstund unter
der Geistlichkeit in Riga eine grosse Bewegung, man suchte
diesen Dom aus dem Wege zu scnaflFen und dem treuen Zeugen
der Wahrheit das Lebenslicht auszulöschen. Daher lieset ncian
in seinem Epitaphio diese merkwürdige Worte: — quam vis magno
docuit discrimine vitae, deterrere tamen non potuere mali. Man
lese hiebey auch das Lied, welches Knöpken über den 3ten
Psalm gemachet, so wird man daraus deutlich ersehen, was für
g'ose Verfolgunffen dieser fromme Mann bey seinem Zeugenamt in
iga erlitten. Nun nahm zwar der Magistrat den Knöpken in
seinen Schutz, er erlaubte ihm aber nicht öffentlich in den Stadt-
kirchen zu predigen, ehe und bevor derselbe mit der ganzen
Bürgerschaft den damaligen Erzbischof Caspar Linden um Ver-
besserung des verfallenen Kirchwesens und um treue und reine
Lehrer des Evangelii mündlich und schriftlich ersuchet hatte.
Man kan also den Magistrat nicht beschuldigen, dass er in dem
Reformationswerk unbescheiden und hitzig verfahren habe. Er
gieng den ordentlichen Weg und ersuchte vors erste das geist-
liche Oberhaupt für die Kirchen in der Stadt zu sorgen and sie
mit treuen und rechtschaffenen Lehrern zu besetzen, daran man
dazumal einen grosen Mangel verspürete. Allein so vorsichtig
und bescheiden man auch mit dem Erzbischof umgieng, so fand
man doch kein Gehör. Die schmachtenden Seelen wurden mit
Drohworten abgewiesen, und dem unnützen Gezänk der Geist-
lichen überlassen. Damit nun der Magistrat den vielen Zänke-
reyen, welche die nunmehro erweckten Bürger täglich mit den
München hatten, und die selten ohne Schlägerey abliefen, einmal
ein Ende machen möchte, so Hess es derselbe nun zur öffentl.
Disputation in der St. Petri Kirche kommen. Damit man aber
1) Mitteilungen Bd. XIIL 1886. 8. 613.
2) Gommentarias historicus et apologeticns de Lntheranismo etc.
Editio seonnda emendatior. Lipsiae 1694. Lib. I 2 CX Add. Y.
») S. 272 fF.
35
in derselben ordentlich und regelmäßig verfahren möchte, so hatte
Conrad Durekop, einer von den Herren des Raths, sich zur Seite
des Knöpkens hingestellet; die ansehnlichsten Bürger aber hielten
Bowol in als auser der Kirche auf alles eine sehr scharfe Auf-
i sieht und trugen dafür Sorge, dass bey dieser Unterredung keine
i Unruhe und Empörung unter dem Volk entstehen konnte. Die
i Theses, darüber man disputirte, waren aus den Handschriften ^e-
; Bommen, welche Knöpken über den Brief Pauli an die Römer verfer-
tiget hatte." Es folgen nun 24 Thesen in lateinischer Sprache*).
Liborius Bergmann hat in 2 Schriften der Reformation
! gedacht*). Er hat sowohl Hanenfeldt-Breverus als auch 6e-
I ricke benutzt und zitiert. Indem er von der Disputation des
I J. 1522 erzählt'), fuet er hinzu: „ — doch geschah dieses immer
I unter dem Vorsitz und Schutz des Bürgermeisters Conrad Durkop."
Die meisten neueren Darsteller lassen sich leicht auf die
I oben genannten Schriften, namentlich auf Hermann Brevem zu-
rückführen. Gewisse Ausdrucke, ja ganze Sätze können durch
i fast alle gangbaren Erzählungen über die Reformationsgeschichte
verfolgt werden. In Bezug auf die Disputation Knöpkens und
Eonrad Durkop ist folgendes zu konstatieren:
W. Brachmann*) beruft sich auf Arndt und Bergmann,
Fr. Dsirne^) auf Arndt und H. v. Brevem, ebenso Th. Haller®)
auf Arndt. N[öltingk]') der, wie schon bemerkt, auch die
wichtigsten Thesen Knöpkens in deutscher Sprache wiedergibt,
I nennt als Quellen für seine Arbeit neben Kelch und Ghytraeus
die Acta bist, eccl., also die Arbeit von Gericke®). A. v. Rich-
I ter') föhrt Bergmann und besonders Ghytraeus als Hauptquelle
1) Von diesen Thesen sind 15 iu deutscher Übersetzung von N[Öltingk]
im Petersbarger Evangel. Sonntaffsblatt 1858 Jtt 48 abgedruckt worden.
Nach ihm gibt sie auch Hoerschelmann in seinem Buche über Andreas
Knopken wieder. Vergl. darüber die Notiz von mir in den „Mittheilungea
und Nachrichten der evangel. Kirche Busslands" 1904 Mai-Heft. In den
lUg. Stadtblättern 1817 ?& 14—15, Geschichte der Kirchen-Beformation in
Riga von 8. M., ist nur in aller Kürze der Inhalt einiger Thesen angegeben.
') In dem schon einmal angeführten „Versuch einer kurzen Gesch. der
Rig. Stadtkirchen etc. 1792 und in der Schrift „Zur dankbaren Erinnerung
an die Reformation Luthers bei Gelegenheit des 3. Secnlarfestes derselben
in d. Rig. Stadt-Gemeine" 1817.
») ö. 25 resp. 36.
*) Die Reformation in Livland. Mitteilungen etc. Bd. V. 1850.
^) Knöpken, Tegelmeyer und Lohmüller, die 3 Männer der Reformation
in Livland, u. ihre Zeit. Dorpater Zeitschrift f. Theologie u. Kirche, Bd. I. 1859.
^ Die Einführung der evangelischen Lehre Dr. Martin Luthers in Liv-,
Ehst- und Curland. Bunges Archiv, Bd. VIII. 1861.
7) Die Reformation in Riga. St Petersb. Evangel. Sonntagsblatt 1858
H 47—48.
^ Hoerschelmann hat dieses letzte Zitat bei der Benutzung Nöltingks
übersehen.
^) Gesch. der deutschen Ostseeprovinzen, Bd. II. 1858.
3*
36
für diese ganze Zeit an. Fr. Bienemann sen.^) erklärt, dass er
in allen diesen rigaschen Vorgängen nur in der Lage sei das
Übliche zu berichten. F. Hoerschelmann*) zitiert H. v.
Breverns Schrift. J. H e 1 m s i n g ^) , J. N. R i p k e *), P h.
Schwartz^), Th. Schiemann^, C. Walter^, B. Sera-
phim®), K. Mettig®) führen keine Quelle für ihre Angaben
an, ebenso der sich S. M. unterzeichnende Verfasser einer kurzen
„Geschichte der Kirchen-Reformation in Riga" *•).
Während nach allen diesen Geschichtsschreibern Konrad Dur-
kop als Bürgermeister dem rigaschen Reformator seinen Schutz
gewährt haben soll, hat er wahrscheinlich tatsächlich um dieselbe
Zeit als fröhlicher Studiosus in Deutschland der Wissenschaft
obgelegen. Die grosse Zeit, die er hier durchleben konnte, ist
aber gewiss nicht ohne tiefgehenden Einfluss auf seinen späte-
ren Lebensgang gewesen. Ich vermute, dass er ums J. 1526 sich
in Rica einen Hausstand begründet haben wird, da ihm in die-
sem tJahr vom Vater ein Haus aufgetragen wurde ^^).
In den die Geschichte Rigas im äVI. Jahrh. schildernden
geschichtlichen Darstellungen finde ich Konrad Durkop erst —
und zwar wohl noch fillschlicherweise — wieder erwähnt von K.
Mettig ^*) zum J. 1530 in Verbindung mit der Angelegenheit Loh-
müllers. Dieser hatte bekanntlich seine Vollmachten überschreitend
1529 in Lübeck im Namen der Stadt einenVertrag mit dem Erzbischof
Thomas Schöning abgeschlossen. Einzelne Bestimmungen dieses
Vertrages und namentlich, dass noch während seiner Abwesen-
heit der Markgraf Wilhelm von Brandenburg zum Koautor des
Erzbischofs ernannt worden war, brachten ihn in den Verdacht,
dass er seine eigene Politik verfolgt und nicht die Interes-
sen Rigas vertreten habe. Hier wandte sich alles von ihm ab,
niemand wollte ihn hören, bis es ihm gelang, einen Umschwung
der öflFentlichen Meinung herbeizuführen. „Die Fürsprache" —
1) Aas Livlands Lathertagen. Reval 1883. S. 18.
2) Andreas Knopken, der Reformator Rigas. Leipzig 1896.
6) Die kirchliche Reforniation in Riga. 1863. und Die ReformatioDSge-
schichte Livlands. Riga 1868.
*) Die Einfühmng der Reformation in den Baltischen Provinzen ond
Dr. Martin Luthers persönliche Beziehungen za ihr. Riga 1883.
^) Die Beziehaneen Livlands zu Lnther im Zasammenhang mit der
Reformation unseres Landes. Rigasche Zeitung 1883 J^ 249—50.
^) Die Reformation Alt-Livlands. Reval 1884. und Geschichte Livlands.
Berlin 1887. S. 202.
7) Andreas Knopken und die Reformation in Riga. Rig. Kirchenblatt
1903 J« 42—44.
^) Geschichte Liv-, Est- und Kurlands. Reval 1895.
9) Geschichte der Stadt Riga. 1897.
10) Rig. Stadtblätter 1817 J« 14-15.
11) Vergl. oben S. 30.
12) Geschichte der Stadt Riga, S. 223.
37
80 erzählt Mettig — „hervorragender Gönner und die Beleuch-
tung der LohmlillerBchen Affaire vom entgegengesetzten Stand-
punkte verschafften der vom Bürgermeister Durkop geleiteten
katsjoartei, die sich zu Lohmüllers politischen Ansichten neigte,
die Oberhand. Kat und Ordensmeister säumten auch nicht, ihm
schriftliche Ehrenerklärungen auszustellen, so dass er, vollständig
rehabilitiert, seine Ämter wieder aufnehmen konnte."
Mettig führt hierfür keine Quelle an. In sonstigen Darstel-
lungen dieser Angelegenheit, die ja meist auf die bekannte Schrift
von 6. R. Taubenheim ^) zurückgehen, finde ich Konrad Dur-
kop nicht erwähnt*). Ich vermute, dass hier eine Verwechselung
mit den späteren Vorgängen aus dem J. 1537 vorliegt, bei deren
Schilderung Mettig ^) allerdings nochmals Durkops Namen an-
fuhrt. Jedenfalls ist dieser damals noch nicht Bürgermeister
gewesen.
Nachdem Durkop in den Rat eingetreten war, was wohl im
J. 1531 geschehen ist, hat er in demselben bald, wie es scheint,
eine einnussreiche Rolle gespielt und eine umfangreiche Tätig-
keit entfaltet. Wenn uns auch eingehendere Details vielfach
fehlen, so können wir doch seine Wirksamkeit nach zwei Richtungen
verfolgen. Durkop ist an der Ordnung der kirchlichen Angele-
genheiten in Riga beteiligt und hat ferner an den mit den Lan-
desherren damals geführten Verhandlungen Anteil genommen.
Die baltischen Städte, namentlich Riga und Reval, haben
sich den Ruhm erworben^), in betreff der Oottesdienstordnung
und der Ausbildung der Eirchenverfassung nach der Einführung
der Reformation dem Mutterlande in manchen Stücken voraus-
geeilt zu sein. Im J. 1530 erschien die von Dr. Johann Bries-
mann und Andreas Knopken ausgearbeitete „Eurtze Ordnung
des Eirchendienstes" etc. im Druck*). Um dieselbe Zeit wurden
auch vom Rat, der „als Träger des Eirchenregiments und In-
haber des Patronatsrechts^ ^) von Anfang an dastand, wichtige die
Eirchenverfassung betreffende Massregeln angeordnet.
Die Leitung der innerkirchlichen Dinge war in der ersten
Zeit den beiden einander gleichgestellten Hauptpastoren, Enopken
^) Einiges ans dem Leben M. Job. Lohmällers, ein Beitrag zur Befor-
matioDBgescnlchte Livlands. Riga 1830.
^) Übrigens ist Durkop in einer im J. 1542 verfassten, später noch
za erwähnenden Schrift (pag. 48) beiläufig anch für den Lübecker Vertrag
eingetreten.
3) a. a. O. S. 229.
^) Hoerschelmann, Andreas Enopken etc., S. 106 £P. and S. 148 ff.
^) In Rostock. Neu herausgegeben von Job. Geffcken, Eirchen-
dienstordnnng und Gesangbuch der titadt Riga etc. Hannover 1862. Hoer-
Bchelmann a. a. 0. S. 117 nennt als Jahreszahl für den ersten Druck 1531,
S. 154: 1530.
^ Hoerschelmann a. a. 0. S. 156.
38
und Tegetmejer, denen wir die Einfuhrung der Reformation in
erster Linie zu verdanken haben, anvertraut. Bei ihrer sehr
verschiedenartigen Charakteranlage harmonierten sie aber wenig
mit einander. Hermann v. Brevem schreibt sehr charakteri-
stisch^): „Mit Knopio Blieb er [Tegetmeyer] nicht lange in der
dahmals nötigen guten harmonie, weil beide diverser hnmeuren
waren, indem Enopius die schwachen mit sanftmuth ertrug, Teget-
meyer aber von sanftmuth weniger vorrath hatte." Die sich
immer komplizierter gestaltenden Gemeindeangelegenheiten riefen
auch EonfliKte hervor, daher musste eine Ordnung geschaffen
werden, es musste der rigaschen Geistlichkeit ein Haupt gegeben
werden. Zur Regelung dieser Frage wurde im J. 1532 eine
Eommission eingesetzt, die aus den Ratsherren Patroklus
Elocke*), Johann Butte') und Eonrad Durkop, sowie dem
Syndikus Johann Lohmüller^) bestand. Das Ergebnis ihrer
Arbeit war die „Erste Ordnung, von Bedienung des Ministerii.
Ordenung twusschen den beiden Pastorn Silvester Tegetmeier
und Andres Enöpken Anno 1532 am tage Luciae (den 13.Decbr.)^^).
Die beiden Pastoren sollten alle halbe Jahre im Vorsitze wechseln.
Abgesehen von dieser Hauptbestimmung ist aber diese Verord-
nung des Rats, wie L. Napiersky hervorgehoben hat^), auch
deshalb wichtig, weil in derselben das von Ratsgliedern beklei-
dete Superintendentenamt als ein schon bestehendes bezeichnet
wird. Wenn in der Zukunft — so wird dort ausgefnhrt — zwi-
schen den Geistlichen in Riga irgend ein Zwist entstehen sollte,
den sie nicht in der Stille sofort beilegen können, so sollen sie
„densulvigen gebreck ahne vertogering den vorordenten hem
superattendenten aver dat gemeyne geistlicke ampt ut middel
des rades vorordenet vorwitlicken edder vorwitlicken lathen."
Diese sollen die Sache beizulegen suchen; wenn ihnen das aber
zu schwer fällt, so sollen sie dieselbe vor den Rat bringen, der
ihnen entweder mehrere andere Ratsherren beiordnen oder selbst
die Angelegenheit erledigen wurde. Diese Superintendenten waren
also . scnon vor 1532 vorhanden, wenn auch noch nicht 1522,
wie Hermann von Brevem meint, wenn er Durkop bei der Er-
zählung von der Enopkenschen Disputation „den Nahmen eines
Supperattendenti in Kirchen-Sachen^ fuhren lässt. Dieser hat
erst später das Amt bekleidet. Nachdem Napiersky nachgewiesen
hat, dass Lohmüller nicht, wie früher behauptet wurde, Super-
intendent gewesen ist, hat man noch nicht die ersten Inhaber
1) S. 49.
S) Böthführ a. a. 0. J« 443.
3) Böthführ a. a. 0. J^ 444.
4) Böthführ a. a. 0. J% 452.
5) Yergl. Taabenheim a. a. 0. S. 31, Gericke a. a. 0. S. 301.
^ In dem Aufsätze : , Jst Lohmüller SuperintendeDt id Riga geweflon V
Mitteilungen etc. Bd. XIV S. 327.
dieses Amtes festzustellen vermocht. Konrad Durkop wird zuerst
in der Zeit von 1535 — ^37^), ohne dass das Jahr genauer zu be-
stimmen wäre, und dann im J. 1539^) als Superintendent ge-
nannt, beide Male in Gemeinschaft mit dem Ratsherrn Kaspar
Spenkhusen'). Im J. 1541 ist ihm Herr Jürgen Padel zum Kum-
pan in diesem Amte gegeben worden^). Nach Hoerschelmanns
Ansicht^) hatten die Superintendenten es nicht mit innerkirch-
lichen Dingen, sondern nur mit der Jurisdiktion und Verwaltung
zu tun. Ihre Teilnahme an der geistlichen Gerichtsbarkeit tritt
besonders in dem Schriftstück hervor, in dem Durkop und Spenk-
hnsen zuerst als Superintendenten genannt werden®). Es handelt
sich dabei um die Giltigkeitserklärung eines Eheverlöbnisses.
Die Superintendenten in geistlichen Sachen lassen dem beteiligten
Hans Kangeter einen Brief des Ordensmeisters vorlesen und
nehmen seine Meinungsäusserung entgegen. Gegen Ende der
letzteren heisst es: „Deshalb müssen die gemeldeten Herren Pre-
diger sammt ihren Mithelfern, den verordneten Herren Superat-
tendenten allhier, als gebürliche und ordentliche Richter
in solchen geistlichen Sachen noch zu Recht erkennen, ob
es vor Gott eine Ehe oder keine Ehe sei, wie denn solche ähn-
liche Sachen vormals unter dem Papste stets bei den Geistlichen,
als den OfGcialen an Stelle der Bischöfe und nirgend anders
angebracht und gerichtet, auch nunmehr allhier von den oftge-
dachten Herren Predigern auf E. E. W. Befehl wiederum zu
richten angenommen worden sind.^
Noch in einer anderen Beziehung hören wir von einer Teil-
nahme Durkops an kirchlichen Yerwaltungsangelegenheiten. In
jener Zeit wurde die sogen. Kirchenordnung gestiftet, durch
welche für die Verpflegung der Prediger, die Heranbildung junger
Theologen und die Erhaltung von Kirchen und Schulen Sorge
getragen werden sollte. Über die Entstehung dieser Stiftung
berichtet Gericke in seiner „Reformationsgeschichte** etc. fol-
gendes^: „Es hatte der seelige Lutherus schon Anno 1524 in
einem Briefe, welchen er an die Christen zu Riga mit einer Ausle-
gung des 127 sten Psalms geschrieben, sich sehr darüber beschwe-
ret, theils dass man wegen Verpflegung der Lehrer sehr schlechte
Anstalten gemachet, theils auch, dass man keine Schulen aufge-
richtet, darinnen Leute erzogen würden, die in Kirchen und
1) SB. V. J. 1885 S. 16.
S) Mitteilungen etc. Bd. XIII S. 304.
s) Böthfuhr a. a. 0. J6 455.
4) Mitteilungen etc. Bd. XIII S. 301. Böthfuhr a. a. 0. J« 457.
5) a. a. 0. 8. 152.
^ Napiersk^s Handachriften in d. Bibl. d. Ges. für Gesch. n. Altertumsk.
Bd. VI S. 76 (Urkundliches z. Gesch. der Reformation in Riga). Yergl.
auch SB. f. d. J. 1885 S. 14 und Mitteilungen etc. Bd. XIII S. 446.
') 8. 291.
40
Schulen nützlich gebrauchet werden könnten. Der ganze Brief
verdienet mit Fleiss gelesen zu werden. Allein es waren die
Zeiten im ersten Anfang wegen der vielen Streitigkeiten und
Gerichtsprocessen, welche die Stadt mit dem Erzbischof und den
Domherren hatte, noch nicht so beschaffen, dass man mit gutem
Erfolg auf diese nöthige Dinge denken konnte. So bald aber die
päbstliche Geistlichkeit in etwas gedemüthiget war, so hat auch
der Magistrat zusammt der Bürgerschaft alle Sorge dafür ge-
tragen, dass die Lehrer ihre nöthige Verpflegung erhalten, ja
man hat auch alle Anstalten dazu gemachet, eine gute Schule in
der Stadt aufzurichten, damit sie in derselben aus ihren eigenen
Kindern solche Männer erziehen könnten, die man in der Kirche
und in dem gemeinen Wesen nützlich brauchen könnte. Man
findet hiervon in den Actis Gonsistorialibus folgende Nachricht:
So bald, heisst es daselbst, die evangelische Lehre in Riga ein-
gefuhret worden, so hat man auch alsofort für die Verpflegung
der Prediger gesorget, man hat nicht allein einige alte Legata
hervorgesuchet, sondern es haben auch einige Particulairleate
von dem Ihrigen dazu contribuiret. Daher man schon 1527 um
Ostern eine Verordnung gemachet, wie viel ein jeder Predijjer
zum honorario bekommen sollte. Weil aber dieses honorarium
nicht zureichend gewesen, so hat E. E. Rath mit den beeden
Gülden und der ganzen Gemeine 1541 eine Stiftung fundiret,
daraus das salarium gezogen werden sollte und grose Summen
Geldes als ein Capital zusammen gebracht und diese Stiftung
die Eirchenordnung genennet." Zu dieser Kirchenordnung, die
übrigens wohl schon im J. 1540 begründet worden ist *), wurden
zahlreiche freiwillige Gaben beigesteuert. Der Bürgermeister
Heinrich Ulenbrock^) ging mit gutem Beispiel voran und
schenkte 10,000 rig. Mark. Im folgenden Jahr (1541) wurde
auf der Gilde eine Lade aufgestellt, in welche freiwillige Gaben
gelegt werden konnten. Zur Verwaltung der Stiftung wurde
eine Kommission eingesetzt, welche aus je 2 Gliedern des Rats,
der Grossen und der Kleinen Gilde bestand. Zu dieser Kommis-
sion gehörten zuerst: der Bürgermeister Konrad Durkop, der
Ratsherr Jürgen Padel, sodann Einrieb Hacke und Hans Kolthof
von der Grossen Gilde, Rotger Salenborch und Hermen Overhof
von der Kleinen Gilde. — So finden wir auch hier Durkop an
wichtigen Vorgängen beteiligt, die für die Zukunft der rigaschen
evangelischen Kirche bedeutungsvoll wurden.
1) Vergl. darüber L. Napiersky, Über zwei die Gründung der Kir-
chenordnaog genannten Stiftung betreffende Urkunden in den SB. f. d. J.
1890 S. 51. Buch der Aeltermänner gr. Qilde in den Mon. Liy. anüq.
Bd. IV S. 6, 17 und 43. Brachmann a. a. 0. S. 219.
^ Bötbfübr a. a. 0. J« 442.
41
Chr. Aug. Berkholz sagt einmal^): „So richtig es auch ist,
das8 wir die beiden Prediger Enöpken und Te^etmeyer als die
ersten Verkündiger der gereinigten Lehre in Riga und Kurland
anzusehen gewohnt sind, so stand doch eigentlich das Laienelement
an der Spitze der Bewegung, wie wir denn den Syndikus und Se-
kretarius Joh. Lohmüller und den Bürgermeister Konrad Durkop
als die eigentlichen organisierenden, tätigen Persönlichkeiten aus
der ersten Zeit zu bezeichnen keinen Anstand nehmen.'^ Es
scheint mir dieses Urteil nach dem wenigen vorlieffenden Ma-
terial etwas zu weit gehend zu sein, aber jedenfalls hat Durkop,
sobald er in den Rat getreten war (1531), an allen kirchlichen
Fragen lebhaften Anteil genommen, und zwar an leitender Stelle.
Über die Beziehungen Konrad Durkops zu Andreas Knop-
ken wissen wir eigentlich nichts. Meines Wissens wird nur an
einer Stelle einer solchen Beziehung gedacht. Jürgen Padel
schreibt in seinem Tqgebuche vom J. 1539 ') : „Den 18. Pebruarii
Torstarff in dem allmechtigen godt unse leve truwe pastor her
Andres Knopken, dem de ewige gott gnedig und barmhartich
mothe sein. Amen, Den 20. dito let ick en ut her Conradts
Dnrkops hnß dragen und in S. Peter vorm bogen altar b^a-
ven^' etc. Wie diese Stelle aufzufassen ist, scheint mir nicht
ganz klar zu sein.
Nach dem Tode Knopkens wurde der hessische Reformator
Antonius Corvinus'), damals Prediger in der Stadt Witzen-
hausen, unter sehr günstigen Bedingungen zu seinem Nachfolger
berufen. Er lehnte ab, aber widmete aus Dankbarkeit dem Rig.
Rate die damals von ihm herausgegebene lateinische Ausgabe
einer Postille. Bei dieser Gelegenheit schrieb er dem Ratsse-
kretär Bernhard Ruel und sandte Grüsse dem Bürgermeister
Thenrkauff (Durkop) und dem Stadtsyndikus Giseler^). Offen-
bar hat Durkop, wohl in seiner Eigenschaft als Superintendent,
die Verhandlungen wegen der Berufung des Gorvinus gefuhrt.
Konrad Durkop hat aber auch sehr bald nach seinem Ein-
tritt in den Rat an den politischen Verhandlungen jener
Zeit teilgenommen. Es handelte sich in denselben in erster
Linie um das Verhältnis der Stadt zu den beiden Herren der-
sdben : zum Erzbischof und Ordensmeister. Es sei gestattet
mit wenigen Worten an die damalige Situation zu erinnern. Im
J. 1525 hatte Plettenberg, nachdem Riga, wohl besonders auf
Lohmüllers Veranlassung, Verhandlungen mit dem Herzoge
1) Id der Schrift über Dr. Jobannefi Breverns etc. Riga 1869. S. 53.
2) Mitteilos^en etc. Bd. XIII 8. 301.
^ Vergl. ober ihn F. Tschackert, Antonius Gorvinus' Leben nnd
Schriften. Hannover a. Leipzig 1900.
*) Tschackert, Briefwechsel des Antonius Oorvinns. 1900. S. 64.
G. Berkholz in den SB. f. d. J. 1879 S. 89. Nik. Bosch in den SB. f. d.
J. 1900 S. 138.
42
Albrecht von Prenssen angeknüpft hatte, die Stadt in seinen
Schirm nnd Schutz genommen in der Befürchtung; sie könnte
sonst jenem zufallen. Vorher hatte sie schon erklärt, nie einem
Erzbischof huldigen zu wollen. Damit schien die Doppelherr-
schaft, wie sie seit dem Eirchholaier Vertrage (1452) bestand,
beseitigt zu sein, und tatsächlich blieb Erzbischof Blankenfeld
von der Herrschaft über Riga ausgeschlossen. Nach seinem
Tode (1527) wurden aber mit seinem Nachfolger Thomas Schö-
ning die Verhandlungen erneuert. Es ist schon vorhin (vergl.
oben S. 36) erwähnt worden, wie Lohmüller ihm gegenüber zu Zu-
geständnissen bereit gewesen war, aber dafür wenig Dank ge-
erntet hatte. Kompliziert wurden die Verhandlungen durch die
Ernennung des Markgrafen Wilhelm von Brandenburg zum Ko-
adjutor des Erzbischofs. Die Ritterschaften neigten ihm zu und
auch Riga, das soeben gegen Lohmüller seiner preussischen Ver-
bindungen wegen vorgegangen war, nahm jetzt doch eine für
Markgraf Wilhelm günstige Haltung an. Der Wolmarsche Ver-
trag vom J. 1526, der Plettenbej^ die Schutzherrschaft über das
Land gewährt hatte, wurde im J. 1530 wieder aufgehoben. In
Riga wurde Lohmüller wieder in alle Ehren restituiert, und die
Stadt schloss mit dem Erzbischof Thomas in Dahlen zunächst
einen Anstand auf 2 Jahre. Nach dessen Ablauf (1532) erklärte
aber Riga, den Erzbischof nur als weltlichen Herrn anerkennen
zu wollen, nicht in kirchlicher Hinsicht. Infolgedessen traf
der Erzbischof feindliche Massregeln, wogegen sich Riga durch
allerlei Bündnisse im Lande, aber auch mit Herzog Albrecht
von Preussen zu schützen suchte. Riga beteiligte sich auch an
einem Bündnisse, das der OM. Wolter von Plettenberg und der
Eoadjutor Wilhelm von Brandenburg mit den livländischen
Ständen im J. 1533 in Wenden schlössen: man gelobte sich ge-
genseitigen Schutz und die ungehinderte Verkündigung der evan-
gelischen Lehre. Die über das Bündnis abgefasste Urkunde
haben unterschrieben als Vertreter Rigas : Bürgermeister Hein-
rich ülenbrock, Ratsfreund Konrad Durkop, Syndikus Mag.
Johann Lohmüller und Sekretär Johann Giseler^). Hier finden
wir Durkop zum ersten Mal an politischen Verhandlungen betei-
ligt, und zwar in Gemeinschaft mit Lohmüller. Vielleicht teilte
er schon jetzt dessen politische Anschauungen, bald hatte er je-
denfalls Gelegenheit sich ihm gegenüber als Freund zu bewähren.
Lohmüller gehört bekanntlich zu den Gestalten, deren Cha-
rakterbild ein durchaus schwankendes ist. Während sein Bio-
Saph Taubenheim und ihm folgend zahlreiche andere baltische
istoriker, auch K. Mettig, ihn als eine edle Persönlichkeit
schildern und seine Handlungsweise rechtfertigen, hat K. Schirren,
1) Mon. Liv. antiq. IV S. CCLXVÜI, Urk. J« 159.
43
dem E. Seraphim folgt, das härteste Urteil über ihn gefällt.
,,Selten ist ein Mann zweideutigen Charakters und verächtlicher
Politik so hoch gepriesen worden, als dieser Syndikus Bigas''
— sagt Schirren ^) und wirft ihm eine Reihe politischer Vergehen
vor, die nicht nur aus beispielloser Schwäche des Charakters zu
erklären seien, sondern deutlich den Stempel des Verrates an
sich trügen. Sollte Schirren recht haben, so ist Lohmüller je-
denfalls auch ein vollendeter Heuchler gewesen, denn er weiss
in seinen Briefen einen Ton christlichen Glaubens und innigen
Gottvertrauens anzuschlagen, der durchaus von Herzen zu kom-
men scheint. Ein abschliessendes Urteil zu fällen, ist nicht
leicht, da die Motive seiner Handlungsweise noch keineswegs
völlig au%eklärt, ja manche Tatsachen noch unsicher sind. Neben
seiner grossen Welterfahrenheit und diplomatischen Gewandtheit
muss er doch auch in seinem Wesen etwas Gewinnendes gehabt
haben, denn an Freunden, zu denen unter anderen auch Burchard
Waldis gehörte, hat es ihm nicht gefehlt.
Lohmüllers Stellung in Riga wurde im J. 1535 von neuem
erschüttert, ohne dass die Ursache ganz klar zu erkennen ist.
Es verbreitete sich das Gerücht, dass der Herzog Albrecht von
Preussen einen Überfall auf Riga von der Seeseite beabsichtige,
um dasselbe zur Anerkennung der Herrschaft seines Bruders zu
zwingen, dass Lohmüller aber mit ihm im verräterischen Einver-
ständnis stehe. Seine Stellung in Riga war unhaltbar. Er floh
zuerst zum Markgrafen Wilhelm nach Ronneburg und dann nach
Königsberg, wo er in die Dienste des Herzogs von Preussen
eintrat. Doch wiederum dauerte die Erbitterung nicht lange.
Sei es, dass man seine Unschuld eingesehen, sei es, dass man
seiner Dienste bedurfte, jedenfalls wünschte man eine Versöhnung,
die auch im J. 1537 zu stände kam. Lohmüller blieb in preus-
sischen Diensten, aber verpflichtete sich gegen entsprechende
Entschädigung die Interessen der Stadt zu vertreten. In der
von Lohmüller hierüber ausgestellten Urkunde^) heisst es, er habe
sich aufs neue mit dem Rat verglichen und vertragen „vermittelst
den ehrbahren und wolweisen herren Heinrichen Ulenl3orchs bur-
g^rmeistern und Conradt Teuerkauffe rahtsfreunde daselbst zu
iga meine sundern günstige herren, gunner und freunde, alß der
Sachen gütliche unterhendler und mein derwegen gemächtigte an-
walde''. Also dieselben beiden angesehenen, erfahrenen Männer,
die im Verein mit Lohmüller in Wenden (1533) das Bündnis
mit Wilhelm und den Ständen abgeschlossen hatten, traten jetzt
ab Freunde und Vermittler für ihn ein!
Unterdes nahmen die Verhandlungen in Livland ihren Fort-
1) Schirren, Burchard Waldis. Halt. Mon. m S. 514. 1861.
S) Napieraky, : Handschriften Bd. 6 S. 195. Index Jiß 3914. Brotze,
Sylloge etc. I p. 121.
u
.Dg in ermüdender Weise. Durkop nahm an ihnen, inzwischen
löfe) zum Bürgermeister befördert, wie es scheint, lebhaften
Anteil. Im J. 1539 starb der Erzbischof Thomas Schöning, ohne
KigA gegenüber seine Forderungen durchgesetzt zu haben. Der
neue Erzbischof Wilhelm von Brandenburg forderte durch eine
stattliche Botschaft die Stadt zur Huldigung und Auslieferung
der eingezogenen Stiftsgüter auf. Biga ging aber nicht ohne
weiteres darauf ein, es wurde vielmehr b^uis weiterer Verhand-
lungen eine Zusammenkunft in ÜxküU (März 1540) verein-
bart. Hier wurde zwischen dem Erzbischof Wilhelm und den
Abgeordneten der Stadt 13 Tage lan^ verhandelt; es kam aber
zu keinem Resultat, weil das Domkapitel die geistlichen Güter
nicht aufgeben und seine Sache nicht von der des Erzbischofs
trennen wollte ^). Zwei Jahre darauf fanden neue Verhandlungen
in Lemsal statt (August 1542). An beiden Tagfahrten war
Durkop als Bürgermeister ein Hauptvertreter der Stadt; in Lem-
sal, wo 7 Tage lang verhandelt wurde, führte er das Wort Das
Ergebnis war folgendes ') : „Der Erzbischof versprach, die geist-
liche Jurisdiktion über die Stadt auf sich beruhen zu lassen bis
zu „einhelliger Erkenntnis eines gemeinen, freien, christlichen
Goncilii oder Nationalversammlung.'^ Dafür soll dann die Stadt
ihm als weltlichen Oberherrn neben dem Herrmeister die Hul-
digung leisten. Die Stadt soll frei und unbehindert bleiben bei
der reinen, heiligen Lehre des Evangeliums nach Inhalt der hei-
ligen biblischen Schriften Alten und Neuen Testaments, und auch
bei allen Veränderungen und Neuerungen infolge der neuen
Lehre; desgleichen auch alle Kirchen und Gotteshäuser mit ihrem
Zubehör und was sonst in die Religionssachen mit inbegriffen ist,
behalten; doch alles dieses bis zur Erörterung eines christlichen
Konzils oder einer Nationalversammlung. Der Stadt werden alle
Injurien und Nachteile, welche sie dem Erzbischof und seinen
Vorgängern zugefagt hat, nachgesehen und ihrer soll nicht mehr
Erwähnung geschehen. Was die Stiftsgüter anbetrifft, so wnrde
bestimmt, dass nach der Huldigung des Erzbischofs bei erster
Gelegenheit ein freundlicher Vergleich zwischen Kapitel und
Stadt versucht werden soll: wird der Streit nicht beigelegt^ so
bleibt die Sache zur Entscheidung eines Konzils oder einer Na-
tionalversammlung. Die Kirchenornate und die Kirchenkleinodien,
welche der Rat in Verwahrung genommen, behält er bis zu einem
Konzil. Der Erzbischof will der Stadt ihre Freiheiten und Privilegien
bestätigen. Ehe sie dem Erzbischof huldigt, verlangt die Stadt
eine kaiserliche Deklaration, welche sie iwres, dem Hemneister
als alleinigem Oberherm geleisteten Eides entbindet, und zu-
1) Buch der Aeltermänner gr. Qilde in Riga in den Mon. Liv. antiq.
IV 8. 4. Brachmann, Die Beformation in Liyiand, S. 170.
>) Braobmano 8. 173. Mon. Li?, antiq. V J« 257.
45
gleich die Erlassung des Eides vom Herrmeister. Dagegen zeigt
der Erzbischof der Stadt an, dass er bereits eine solche Dekla-
ration habe^) und auch den Herrmeister zu einer [nochmaligen]
Erlassung des Eides [der einigen Herrlichkeit, den Riga einst
Wolter V. Plettenberg geleistet hatte] bewegen wolle, welche er
dann öffentlich verkündigen lassen werde.* — Zu einer Besiege-
Inng dieses Vertrages, an dem die Stadt bei den Verhandlungen
der folgenden Jahre mit grosser Hartnäckigkeit festgehalten hat,
kam es nicht, da die Vertreter des Kapitels erklärten, sie hätten
das Siegel nicht bei sich, worauf die Vertreter Rigas dieselbe
Erklärung abgaben. Nun suchte der Erzbischof den Herrmeister
zn bewegen, der Stadt den Eid zu erlassen, aber er fand kein
Entgegenkommen. Der OM. erklärte, auf dem Landtage habe
er den Eid empfangen, nur auf dem Landtage werde er ihn zu-
rückgeben, unterdessen verlangte er aber vom Rat die Über-
sendung des Lemsalschen Vertrages, auch sollten die Älter-
männer der beiden Gilden zu ihm nach Wenden kommen. Der
Rat hielt es nach dem Berichte des Altermanns Hinrich Hacke ^)
lur angebracht, den Wunsch des Ordensmeisters nur teilweise den
Gilden mitzuteilen, und schickte 4 Ratsglieder mit dem Sekretär
Giseler ohne die Ältermänner und ohne den Lemsalschen Vertrag
zur Verhandlung mit dem Ordensmeister nach Wenden. Dieser
war darüber sehr ungehalten und befahl, dass die Stadt bis zum
nächsten Landtage nichts weiter in der Sache des Erzbischofs
tun solle. Als nun der Erzbischof Riga aufforderte, ihm trotz
der ablehnenden Haltung des Meisters zu huldigen, war man in
der Stadt verschiedener Meinung. Die Gilden waren der An-
sicht, dass man den Befehl des Meisters erfüllen müsse, da der
Erzbischof nicht die Bedingung des Lemsalschen Vertrages, die
Entbindung vom Eide durch den Meister, auf dem Herrentage
in Wenden erlangt habe; man solle bis zum Landtage warten.
Der Rat hielt es dagegen fiir gefährlich, den Wunsch des Erz-
bischofs zurückzuweisen, und suchte die Gilden durch eine Schrift,
die am Ende des Jahres 1542 auf den beiden Gildstuben zur
Verlesung kam, zu beeinflussen. Die Verfasser dieser Schrift
waren der Bürgermeister Eonrad Durkop und wohl auch der
Ratssekretär Joh. Giseler. Sie sollte für das Schicksal Durkops
von einschneidendster Bedeutung werden. Ein Exemplar dieser
Schrift befindet sich augenblicklich im Besitz des Rigaschen
Stadtarchivs, nachdem es seinen Aufbewahrungsort mehrfach hat
wechseln müssen. Die Schrift gehörte zuerst, soweit wir ihr
Schicksal zurückverfolgen können, zu einem Manuskriptenbande
(Nr. 61) der Bibliothek der Livl. Ritterschaft, über den Böthführ
1) Vergl. Mon. Liv. antiq. Bd. IV S. CCLXIV J% 155 u. Bd. V
8. 59 a. 70.
s) Vei^gL Mon. Liv. antiq. IV S. 26.
46
in seinem Aufsatz über „Jürgen Padels und Kaspar Padels Tage-
bücher" ") berichtet. Der Band ist, wie aus einer rJotiz des Bürger-
meisters Peter von Schievelbein *) hervorgeht, aus dem Nachlass des
Ratsherrn DiedrichDreiling*) (f 1688)i. J. 17 17 durch den damaligen
Wettgerichtssekretär, nachherigen Ratsherrn Melchior Gaspari^)
dem Ratsarchiv übergeben worden. Er enthielt auf 424 beschrie-
benen Blättern 26 verschiedene historische Schriftstücke, darunter
auch den „Bericht, woher das Consilium Conradi Durkopffs seinen
Ursprung genommen, nebst dem Gonsilio und seinem Epitaphio''.
Aus dem Ratsarchiv ist der Band vom Oberpastor Liborius Berg-
mann entlehnt und bei der Abfassung seines „Versuchs einer
kurzen Geschichte der Rig. Stadtkii^chen'' (179^ benutzt, aber
nicht zurückgegeben worden. Er wurde von Oberpastor Trev
mit der Bergmannschen Bibliothek erworben und kam dann durch
den Ankauf der Treyschen Bibliothek in den Besitz der Livl.
Ritterschaft. Inzwischen waren aber mit dem Manuskriptenbande
Veränderungen vorgenommen worden: es waren mehrere Schrift-
stücke hinzugefugt, andere — darunter auch das Gonsilium Dnr^
kops — herausgenommen worden. Das Gonsilium finden wir mit
2 — 3 der andern fehlenden Sachen in einem aus dem Ratsarchiv
herstammenden Quartbande der Rig. Stadtbibliothek wieder, der
bezeichnet ist: Manuscripta ad historiam Livoniae Tom. XX.
Doch ist es auch aus diesem Bande genommen und dem Stad^
archiv übergeben, wo es ungebunden in einem Kuvert mit der
Aufschrift: „1543. Aus der Stadtbibl. zu Riga. Mss. ad bist
Livoniae 20^ aufbewahrt wird. Das Heft ist 52 Seiten stark; auf
der ersten Seite steht von der Hand Melchiors von Wiedau^)
oben links: Historica, oben rechts: 32, darunter: „Herrn Bürger-
meisters Gonrad Theurkopff Bedencken, in wie weit dem Ertz-
Bischoffe und Heermeister von der Stadt Riga der Huldigungs
Eyd abzulegen sejr, bey Gelegenheit der entstandenen Verände-
rung in der religion.^ Auf pag. 3 steht von einer andern Hand:
„Gonsilium D. Gonsulis Gonradi Theurkaufs et Epitaphium ejus-
dem in fine Gonsilii 2. Novemb. A5_ 1546 Lübeck positum ab
Academia Rostochiensi^ ; darunter: „Dieser Herr Bürgermeister
ist von dem Herrn Ordensmeister Walther von Plettenberg pi
verfolget worden, das er gerahten, das die Rigischen Mai^niff
Wilhelm zu einem Bischoff annehmen selten und den halben Eidt
leisten etc. Wie sie hernach gleichwol haben thun müssen^ . . .
Es folgen nun Notizen über die spätem Schicksale Durkops. Auf
l
Mitteilungen etc. Bd. XITT S. 293.
Böthführ, Die Rig. Batslinie, J« 681.
ibidem J« 631.
ibidem Jft 673.
5) Er wurde 1741 Archivsekretär, 1766 Obervogt und gleich darauf
Bürgermeister. Yergl. Böthführ, Big. Batslinie, J^ 709.
47
pag. 5 beginnt ein von derselben Hand geschriebener, 2 Seiten
umfassender „Bericht, woher das folgende Consilium seinen Ur-
sprung genommen**. Es wird in demselben kurz erzählt von den
Streitigkeiten mit dem Erzbischof Joh. Blankenfeld, wie Riga
dem OM. Plettenberg allein gehuldigt und auch den Erzb.
Thomas Schöning, der trotz der Bemühungen Blankenfelds den
Herzog von Braunschweig zur Wahl zu bringen, zu seinem Nach-
folger erhoben wurde, nicht in die Stadt gelassen habe, und wie
dann auch Markgraf Wilhelm dieselbe habe meiden müssen, „so
lang bis Er am kejserlichen Hofe die sach gewonnen und die
Keligion geendert, wie aus dem vorhergehenden Lembselschen
Vertrage zu sehen, da die Rigischen ihm als einem Weltlichen
Herren geschworen**. — Es folgen sodann die pag. 7 — 51 um-
fassende Denkschrift selbst und auf der letzten Seite wieder von
einer andern Hand geschrieben das ihm in Lübeck von der üni-
yersität Rostock gesetzte Epitaphium. Die Schrift ist wohl eine
ans dem Ende des 16. oder Anfang des 17. Jahrhunderts stam-
mende Kopie. Auf pag. 14 wird ein auf der vorigen Seite aus-
gelassener Abschnitt nachträglich eingefügt mit den Worten:
„Dieß nachvolgende ist auß dem ersten Original oder concept
in der eile vergessen". Mehrfach sind zu einzelnen Worten An-
merkungen gemacht. Die betreffenden Worte werden dann, durch
besondere Schrift hervorgehoben, wiederholt, die nachfolgende
Anmerkung aber wird in den fortlaufenden Text geschrieben.
In einer solchen Anmerkung auf pag. 37 ist von einem „un-
längst vor Weihnachten dieses 43Ü^ Jahres** erlassenen
Schreiben die Rede. Da die Schrift, wie aus dem Buche der
Ältermänner (S. 26 ff.) hervorgeht, noch 1542 verfasst und zur
Verlesung gekommen ist, werden diese Anmerkungen wohl erst
von einem Abschreiber hinzugefügt worden sein. Ausserdem
sind vom Verfasser der Einleitung an einzelnen Stellen kurze
Anmerkungen an den Rand geschrieben.
Ein zweites Exemplar der Denkschrift befindet sich in einem
Manuskriptenbande der Bibliothek der Li vi. Ritterschaft (Nr. 311).
Diese Abschrift ist nach dem im Stadtarchiv aufbewahrten Exem-
plar hergestellt worden, denn es sind die von dem Verfasser der
Einleitung herrührenden Anmerkangen wiedergegeben worden,
auch werden gelegentlich einige Schreibfehler als solche erkannt
und die richtigen Buchstaben oder Worte darüber geschrieben.
Auf dem Titelblatt der Abschrift steht am Rande: ^Concipirt
1543, wie in der Schrift selbst gemeldet wird.** Die Worte be-
ziehen sich wohl auf die oben erwähnte Anmerkung aaf pag. 37.
Der Inhalt der Schrift ist der Hauptsache nach folgender:
In der Einleitung hebt der Verfasser die grosse Bedeutung der
Zwistsache zwischen dem Erzbischof und der Stadt Riga hervor.
Eigentlich müsse man sich bei den gelehrtesten und weisesten
f.
48
Leuten Bat holen, das sei aber, schon weil die Zeit dränge,
nicht möglich. Schliesslich ist der Verf. auch der Meinung, dass
niemand gewisser und besser ratschlagen könne, als wer der
Sachen Grund, Eigenschaft und Oelegenheit wisse und erfahren
habe, und dass „wir Rigischen nicht so gar albern und unge-
schickt seien, als sollten wir nicht merken, wie die Sache im
Grunde eine Gestalt habe^. Der Bat der Stadt Riga hat sich
deshalb mit Ernst und Fleiss der Sache angenommen, „alle er-
gangene Geschichte dieses Falles^ vorgenommen und den nach-
olgenden schriftlichen Bericht darüber verfassen lassen. Der
Bat verwahrt sich dagegen, dass er irgend jemand damit habe
schmähen oder benachteiligen wollen, und will sich gern eines
anderen besseren belehren lassen, wenn kräftigere Argumente,
als in seiner Berichtschrift, vorgebracht werden sollten.
Es wird sodann in der Schrift zur Darlegung der augen-
blicklichen Sachlage geschritten. Der Erzbischof von Biga Mark-
graf Wilhelm von Brandenburg hat in dem Vertrage zu Lemsal
[1542 August] der Stadt Biga versprochen, bei dem Meister zu
Livland bei erster Gelegenheit zu bewirken, dass die kaiserliche
Deklaration, in welcher „der Eid der einigen Herrlichkeit^, den
die Stadt dem OM. Wolter v. Flettenberg geleistet hat, aufge-
hoben undBiffa davon absolviert und entbunden wird, öfiPentlich
verlesen werde und dass auch der Meister die Stadt von diesem
Eide entbinde und dieses öffentlich verkündigen lasse. Seiner
Zusage gemäss hat der Erzbischof eine stattliche Botschaft auf
die jüngst zu Wenden gehaltene Tagfahrt, wo alle Ordensstände
versammelt waren, gesandt und die kaiserliche Deklaration dem
Meister insinuieren und öffentlich verlesen lassen. Trotzdem hat
der Meister sich geweigert, die Stadt von dem Eide der einigen
Herrlichkeit zu entbinden, hat die Sache zum nächsten gemeinen
Landtage verschoben und der Stadt verboten, sich weiter mit
dem Erzbischof einzulassen. Wenn dieser die Huldigung ver-
langen sollte, so sollte sie ihn damit zum nächsten Landtage
verweisen. Weil nun der Erzbischof alles erfüllt habe, was er
im Lemsalschen Vertrage versprochen habe, glaube er genug
getan zu haben und erbiete sich noch, die kaiserliche Deklara-
tion in der Huldigung öffentlich verkündigen^ dazu in den um-
liegenden Seestädten an die Kirchentüren affigieren und, wenn
es von nöten, darnach zum nächstfolgenden Landtage publizieren
zu lassen. Femer solle nach der Huldigung die Deklaration
unter Eaiserl.Majest.Insiegel der Stadt Biga überantwortet werden«
Hiermit entsteht nun die Frage: was hierin zu tun oder zu
lassen und wie man sich in diesem Fall zu verhalten habe?
In der Beantwortung der von ihm angeworfenen Frage
geht der Verf. auf die Geschichte der Stadt zurück, wie sie in
den Chroniken, Jahr- und Geschichtsbüchemi die in der Stadt-
49
kämmerei aufbewahrt werden, aufgezeichnet ist. Die Stadt hat
zuerst nur einen Herrn, den Bischof, der hernach Brzbischof
geworden, gehabt und ihm allein geschworen. Dieser hat dann
den Orden der Schwertbrüder und den Deutschen Orden zu sich
gerufen, worauf die Stadt im Laufe der Zeit zweiherrig gewor-
den ist und beiden gehuldigt und geschworen hat. Der Verf.
hebt noch besonders hervor, dass „solches, so von den Schwert-
brudern und dem teutschen Orden angezogen" durch die ^lief-
ländische Cronica" bezeugt sei und auch in der Domkirche
jährlich verkündigt werde. Obgleich die beiden Herren selten
einig gewesen sind, so hat die Doppelherrschaft doch bestanden,
bis zur Zeit des Erzbischofs Jasper Linde das gnadenreiche
allerheiligste Evangelium und das lautere Wort Gottes wieder an
den Tag gekommen, welches dann zuerst Riga, dann die anderen
Städte angenommen haben. Jasper Linde hat den Bischof von
Dorpat und Reval Johann Blanken feld zum Koadjutor erko-
ren. Die feindselige Haltung, die dieser dem heiligen Evangelium
gegenüber eingenommen, hat die Stadt Riga dazu gezwungen, ihm
und seinen Nachfolgern „von wegen der geistlichen Jurisdiktion
aufzusagen". Weil Blankenfeld sowohl, als auch sein Nach-
folger Thomas Schöningk auf die geistliche Jurisdiktion
nicht verzichten und sie auch nicht zur Erkenntnis eines ge-
meinen freien christlichen Goncilii haben stellen wollen, sind sie
bisher von Riga „ausgehalten" worden. „Nun aber der jetzige
Erzbischof [Markgraf Wilhelm von Brandenburg] die geist-
liche Jurisdiktion aus dem Wege geräumt und dieselbe zur Er-
kenntnis eines gemeinen freien christlichen Goncilii gestellet,
so geht der vorige Eid, so eine Stadt Riga eher und alle Zeit
von alters her getan, wiederum in seine volle Kraft."
In dem folgenden Abschnitt wird die Frage ausfuhrlich er-
örtert, ob „die Verlassung des Eides der einigen Herrlichkeit",
f wie behauptet worden ist, öffentlich zum gemeinen Landtage
geschehen müsse. Der Verf. ist nicht dieser Meinung, sondern
vertritt vielmehr die Ansicht, dass Riga bereits von diesem Eide
entbanden sei. Er weist zunächst darauf hin, dass die Stadt,
wie aus dem Huldigungsbrief hervorgehe, von Plettenberg „des
Herren Erzbischofs Herrlichkeit unverfänglich" ange-
nommen worden sei^). Dann beruft er sich aber besonders auf
die Bestimmungen des Landtags zu Wolmar vom J. 1530'), auf
dem sowohl Riga als auch alle Prälaten der getanen Eides-
pflicht') verlassen seien, worauf ein jeder sofort wiederum in seine
vorige Freiheit getreten sei; das gelte auch für Riga. Da der OM.
die Stadt bei der Annahme der einigen Herrlichkeit zu schützen
?
1) Vergl Mon. Liv. antiq. IV W 152 S. CCLXII.
ibidem Bd. V H 21 S. 172, 183. Brachmann a. a. 0. S. 124.
3) vom J. 1526.
4
50
gelobt hatte, nun aber auf dem Landtage dem Erzbischof den
halben Anteil an der Herrlichkeit überwiesen hatte, mnaste sie
selbst, wenn sie nicht „ganz bloss und trostlos'' dastehen wollte,
auch mit dem Erzbischof verhandeln. Diese Verhandlungen mit
ihm scheiterten weeen der geistlichen Jurisdiktion, auf die er
nicht verzichten wollte. Deshalb kam die Sache an das Kaiser!
Eammergericht, worauf Riga, um einem ungünstigen Urteilsspruch
zu entgehen, in den Evangelischen Bund eintrat. Es wurde nun
dem Eaiserl. Eammergericht verboten, ^in der Rigischen als
anderer Evangelischer Stände Sachen zu procedieren, und die
Hände geschlossen, doch allein in der Religion oder geistlichen
und nicht in weltlichen Sachen*^.
Vor dem Eammergerichte hat die Stadt Riga durch ihren
Prokurator, wie sie es auch sonst getan, dem Erzbischof gemäss
den kaiserlichen Regalien, Mandaten etc. und dem Wolmarschen
Rezess die weltliche Herrlichkeit angeboten, ohne dabei einer
neuen Verlassung zu bedürfen. Wenn der Prokurator aber ein
solches Anerbieten nach dem Befehle Rigas auf seinen Eid und
in die Seelen seiner Auftraggeber getan nat, ^und wir des doch
nicht mächtig noch uns Ernst gewesen, so will von Not w^en
folgen, dass er unrecht geschworen hat und dasselbe in unsere
Seelen, so will solches auf niemand denn uns selbst auskommen".
Wäre die Stadt von jenem Eide der einigen Herrlichkeit nicht ge-
nügend entbunden und hätte dennoch dem Erzbischof die halbe
Herrlichkeit angeboten, so hätte sie wider den Eid der einigen
Herrlichkeit und wider den Eid, den der Prokurator beim Kam*
mergericht in ihrem Namen getan hatte, gehandelt. Nun li^
es luber öffentlich am Tage und braucht nach dem Satze: Qnod
manifestum et notorium est, non indiget uUa probatione — nidit
erst bewiesen zu werden, dass die Verlassung des Eides der einigen
Herrlichkeit „mit allen gebührlichen solennitäten^ vor allen Herren
und Ständen geschehen ist, wie das auch aus dem zwischen dem
Erzbischof und Meister aufgerichteten Vertrage zu erweisen ist.
Zum Überfluss kann Riga sich auf die vom Erzbischof ver- ^
öffentlichte kaiserliche Deklaration berufen, in der mit klaren,
dürren Worten gezeigt wird, dass die Verlassung des einiges
Eides von dem Meister geschehen sei, und der Stadt ernstlich
bei namhafter Pön geboten wird, den Erzbischof zu seinem
halben Teil wieder anzunehmen. Diese Deklaration ist freilidk
schon dem früheren Erzbischof ausgestellt, gilt aber auch für
den jetzigen, da dieser in die Rechte seines Vorgängers einge- »
treten sei, wie ein Sohn in seines Vaters Stelle. Si quis snc-
cedit in jus alterius, eo jure, quo ille, uti debeat. Auch ist die
Deklaration weniger für den Erzbischof, als für die Stadt n
ihrer Ehren Notdurft erlassen.
61
Durch die Yeröffentlichang dieser Deklaration und die schon
erwähnte Botschaft zum Meister nach Wenden hat der Erzbischof
alleß erfallt, was er im Lemsalschen Vertrage versprochen hatte,
und glaubt nicht schuldig zu sein, bei dem Meister weitere Anre-
gongen zu tun.
Sollte aber die Sache an einen gemeinen Landtag kommen,
80 kann daraus eine grosse Gefahr entstehen. Der Erzbischof
und sein Kapitel hätten dann gute Ursache, die Herren und
Stände der Lande an die Rezesse und Verträge zu erinnern, die
auf etlichen Landtagen dem hl. göttlichen Worte und seinen An-
hängern zu grosser merklicher Beschwerung beschlossen worden
sind und die bestimmen, dass man einen jeden bei seinem Stande,
alter Herkunft und Wesen erhalten und ihm dazu Terhelfen
solle'). Wenn nun die Stände dem Erzbischof gegen den kai-
Berl. Stillstand, nach dem wider die Evan^el. Stände am Eam-
mergericht nicht procedieret werden, auch keiner den andern
tätlich überfallen solle, allein auf die von ihnen aufgerichteten
fiezesse, in welche die drei livländischen Städte nie eingewilligt
haben, da sie ohne ihr Wissen und Willen in ihrer Abwesen-
heit aufgerichtet worden, gelobten und zusagten, dass sie ihm
samt seinem Kapitel wiederum zu seiner vorigen Herrlichkeit,
Gerechtigkeit una seinem alten Besitz verhelfen würden, so kann
ein jeder Verständige ermessen, welche grosse Beschwerungen
daraus erwachsen können, nämlich nichts anderes, denn dass wir
ohne Not das allein seligmachende Wort Oottes, den rechten
Dienst und Gebrauch der hl. Sakramente in die Schanze setzen
ond in Summa nichts anderes denn ewige Zerstörung der Seele,
Leibes und Gutes gewärtig sind. In Riga müsste man alle Dinge
wiederum nach dem papistischen Wesen einrichten.
Wenn wir uns aber dagegen auf die Hilfe „des Evangeli-
schen Verständnisses^ berufen wollten, so würde man uns wieder
vorwerfen, dass wir uns an den Zugeständnissen, die uns der
Erzbischof in betreff der geistlichen Jurisdiktion und anderen Din-
gen gemacht hatte, hätten genügen lassen sollen ; wir hätten nicht
nalsstarrig auf dem unnötigen Artikel der Yerlassung der einigen
Herrlichkeit, die doch wirklich solenniter geschehen ist, bestehen
•ollen. Dadurch haben wir unser hohes Hecht zu Unrecht ge-
nacht und dem Erzbischof Ursache gegeben, seine Herrlichkeit
ind Gerechtigkeit, die er in Güte nicht erlangen konnte, auf
me andere Weise zu suchen. Die Evangelischen Stände Könn-
ten ans deshalb abweisen und uns für unbeständige Leute und
loee Christen achten.
Übriffens ist nach der geschehenen Verlassung [15301 kein
neuer Eid dem Meister auf die einige Herrlichkeit geleistet
^) Mon. Liv. antiq. V Ji 161 S. 480. Brachmann a. a. O. S. 163. Ab-
Bachongen in Fellin 1&34, in Wolmar 1537.
4*
52
worden. Dem jetzigen Meister [Hermann v. Brnggeney, gen. Ha-
senkamp] hat Eiga nicht als einem einigen Herrn gehnldigt
und geschworen, sondern zum halben Anteil, „dem Herrn Erz-
bischof an seinem halben Anteil unverfänglich^. Das geht hervor
aus dem Antwortschreiben, das die Stadt an den Meister „unlängst
vor Weihnachten dieses 43. Jahres** ^) hat ergehen lassen. In dem-
selben ist sie nicht geständig, dass sie ihm als einem einigen Herrn
gleich Herrn Wolter v. Plettenberg gehuldigt und geschworen hat,
sondern nach dem alten, d. h. zum halben Teil, wie denn auch
solches der Huldigungsbrief klar vermeldet*). Der Meister kann
uns nicht etwas verlassen, was er gar nicht empfangen bat.
Nun hat man weiter gesagt, dass wir dem Meister, der be- ,
fohlen hat, die Sache zum nächsten Landtage zu verweisen, un- j
serm Eide nach gehorchen müssen, aber da der Erzbischof auch
auf seiner Forderung beharrt, so müssen wir an die Befehle des
Kaisers denken, nach denen wir den Erzbischof zu unserm
Herrn annehmen sollen. Wem müssen wir mehr gehorchen, dem \
Kaiser, als dem ordentlichen Richter in dieser Sache, oder dem, j
der kein Richter ist, dem Herrn Meister? Beim ungehorsam
gegen den Kaiser verfallen wir in grosse Geldstrafen, in die
Acht und Aberacht und alle näher aufgezählte Folgen derselben.
Ausserdem wird dann der Erzbischof die Conservatores des Erz-
stifts und andere verwandte Freunde anrufen, welche ihn, wie
aus ihren Schreiben und Briefen zu verstehen ist, nicht trostlos
verlassen würden.
Wenn solche Beschwerunge auf uns Rigische fallen würde,,
so würden wir erstlich des hochteuren Schatzes des allerheiligsten!
Evangelii, daran unser aller Leibes und Seelen ewige Wohlfahrt]
gelegen, darnach aller unserer Herrlichkeit und endlich aller;
Güter beraubt werden und darüber aller christlichen Potentaleni
und in Summa des ganzen Rom. Reiches Ungnade und Ungansti
über uns erwecken. Dazu würden wir wider Gottes Wort und]
unser eigenes Gewissen handeln, welches uns lehrt, dass wir G
zuförderst und darnach unserer natürlichen Obrigkeit dasjen:
leisten und geben sollen, was wir derselben schuldig sind. Endli«
würden wir auch Gott über uns erwecken, denn Gott kann und
solchen Ungehorsam nicht ungestraft lassen, „wie wir in allen
storien lesen, auch noch bei unsern Zeiten des gar greuliche und
erschreckliche Exempel erlebt, gesehen und erfahren haben^.
Wenn wir auf das Gebot des Kaisers und die eigene Wohl-
fahrt mehr achten, als auf des Meisters und anderer Leute Bei
1) Diese Worte steheD, wie oben bemerkt, in einer dem Texte einge-
fügten Anmerkong.
s) Die Eidesformel, welche der OM. bei der Bestätigung der rig. Pri«
vileeien vom Jahre 1535 (Rig. Batsarchiv) der Stadt vorBchreibt, erwähnt des
Erzbischof nicht.
53
gehr, so fallen wir auf dieser Seite auch in Ungnade, böse Nach-
rede, Verfolgung und Afterrede der Leute, die der Sache Grund
nicht wissen. Auf solche Scheltworte darf man aber nicht achten,
sondern nur darauf sehen, was recht ist und uns ansteht, auch
was wir vor Gott zu tun schuldig sind und vor aller Welt ehr-
lich verantworten können. Auch wenn wir dann verfolgt werden
sollten, so haben wir, wie der Verf. unter Hinweis auf Ev. Matth.
5, 10—11 näher ausfahrt, doch den Trost, dass wir eine gerechte
Sache und Gott auf unserer Seite haben.
Im Bewusstsein unserer guten, gerechten Sache sollten wir
ans nicht durch das Schwatzen unverständiger Leute dermassen
anfechten lassen, „dass wir darüber unsere eigene Wohlfahrt
vergessen und uns so lange bekümmern, dass wir dasjenige,
80 zu unserm Frieden dient, versäumen und hemachmals den
Stall zuschliessen, wenn die Kühe hinweg sind: gleichwie in
vorigen Zeiten geschehen, da man auch einen treulichen Frieden
mit dem würdigen Orden betheidinget und gemachet, aber durch
Unachtsamkeit dieser Stadt Riga zu unverwindlichem Nachteil
and Schaden von weiland Herrn Sylvestern Erzbischof davon
abgeführt und also wieder umgestossen worden. Und wodurch
sind unsere Vorfahren ihrer Lande und Leute, Schlösser und
Burgen, so sie 9 Meilen We^s um die Stadt her gehabt, anders
quitt geworden, denn durch Unachtsamkeit und dass ihnen gutes
Bates gemangelt oder vielleicht demselben nicht haben wollen
folgen. Was Unrechts, Nachteils und Schadens uns auch vor
kurzen Jahren, als wir den 6jährigen Anstand [AL 1529 zu Lü-
beck] mit dem Herrn Erzbischof gemacht, widerfahren, ist je-
dermann bewusst, denn, als derselbige abgeschlagen, hätte man
es darnach gern anders gesehen, war aber zu spät. Und da
wir zuvor sechs Jahre hatten, konnten wir darnach mit grosser
schwerer Mühe, Unkost und Reisen kaum 2 Jahre [A^ 1530 in
Dahlen] erlangen. Hierum so ist die Sache nun zur Zeit wohl
in acht zu haben, weil das Spiel jetzunder in unsern Händen
ist. Wollen wir uns nun nicht fürsehen, der Schade wird unser
sein. Man pflegt zu sagen: Wenn einem das Ferkel angeboten
wird, so soll der Sack bereit sein. Es ist nun Zeit, weil die
Sache in unsern Händen steht. ^
Der Verf. wiederholt zum Schluss noch einmal, dass durch
die kaiserl. Deklaration, die der Erzbischof vor der Huldigung
aberall bekannt machen will, es jedermann offenbar werde, dass
die Verlassung des Eides der einigen Herrlichkeit geschehen sei
und dass der jetzige Meister sich des Erzbischofs halbe Herr-
lickeit nicht anmassen wolle, und erinnert an die schlimmen
Folgen, die eine Verweigerung der Huldigung nach sich ziehen
könnte, wie der Erzbischof den Lemsalschen Vertrag aufheben.
Beine Sache zu Recht an das kaiserl. Kammergericht stellen und
64
bei dem Kaiser, den Kurfürsten, Ständen, sowie seinem Bmder
und andern Verwandten Klagen erheben wurde.
^Nun kann ja einer auch geringes Verstandes^ — so schliesst
er — „wohl abnehmen, was aus dieser Sache notwendig wollte
erfolgen. Und wollen hiermit solches zur Erkenntnis eines jeden
bessern Verstandes gutwillig hingestellet haben.^
Nachdem die Bürgerschaft diese Schrift kennen gelernt und
darüber beratschlagt hatte ^), machte sie dem Bat den Vorschlag,
durch eine Botschaft den Meister mit der Schrift, die nicht nur
die Gemeinde, sondern auch ihn und das ganze Land betreffe,
bekannt zu machen. Obgleich der Bat mit dieser Proposition
durchaus nicht einverstanden war, musste er zuletzt doch darauf
eingehen. Eine Gesandtschaft, zu der neben andern Batsdiedem
und den beiden Ältermännem auch der Bürgermeister Konrad
Durkop und der Sekretär Joh. Giseler gehörten, b^ab sich nach
Wolmar zum Ordensmeister. Doch scheint sie die Schrift selbst,
deren keine Erwähnung geschieht, nicht mitgehabt zu haben,
sondern hat wohl nur „mit vielen Worten** den Standpunkt der
selben vertreten. Der Meister blieb aber bei dem zu Wenden
gegebenen Bescheid, der Landtag solle abgewartet werden. Wäh-
rend nun der Erzbischof durch neue Botschaften energisch zor
Huldigung drängte, langte am St. Katharinentaee, dem 25. Novbr.
1542, auch vom OM. eine Botschaft an. Er habe gehört, dass
hier eine Schmähschrift vor der ganzen Gemeinde gelesen wäre,
in der er und der ritterliche Deutsche Orden beschmähet würden,
deshalb begehre er, dass die Schrift sowie der Lemsalsche Ver-
trag den Boten übergeben und die Verfasser (de styffters unde
Dichters) ihm angezeigt würden. In der Bürgerschaft war man
der Meinung, dass man die Schrift dem Meister nicht verweigern
könne, zumal der Bat kein Geheimnis daraus gemacht, sondern
gesagt habe, er wolle sie drucken (in de prente gaen laihen)
und an die Kirchentüren schlagen lassen, damit sie jedermann,
Deutsche und Undeutsche, lesen solle. Die Verfasser seien der
Gemeinde unbekannt, der Bat werde sie wohl in Erfahmng
bringen können. Der Bat war mit diesem Vorschlage nicht ein-
verstanden, sondern erklärte, er werde dem OM. eine ihn befrie-
digende Antwort erteilen, womit die Gemeinde auch zufrieden
war, doch nur mit Mühe gelang es, die Boten des Meisters zur
Annahme des vom Bat verfassten Schreibens zu bew^en.
Kurz vor Weihnachten wiederholte der OM. seine Forderung,
worauf die Gemeinde bei ihrem früheren Vorschlag blieb. Der
Bat gab jetzt nach, jedoch sollte Johannes Giseler die Schrifl
erst ins reine schreiben (int fiyne setten), dann sollte sie über-
geben werden. Diesen Aufschub benutzten Durkop und Giseler,
^) Mon. Li?, antiq. IV 8. 27 ff.
55
die sich vor dem Zorn des Meisters in Riffa doch nicht sicher
fnhlteD, zur Flncht. Die Gesandten des Meisters, die hiervon
Mitteilung erhielten, eilten sofort mit dieser Nachricht za ihrem
Herrn hin. Dieser verlangte jetzt zn seinen früheren Forde-
rungen noch die Bestrafung der Verfasser der Schrift: wenn sie
im Rate seien, so sollten sie ans demselben ausgestossen werden,
wenn sie unter den Ältermännern, Ältesten oder der Gemeinde
seien, so sollte ihnen der Handel verboten werden (den scheide
men wichte und wage vorbeyden unde alle nerynge entsetten).
Der Bat musste sich, obwohl widerwillig, fugen, da die Bürger-
schaft, wie bisher, für die Übergabe der Schrift war und die
fVage nach den Verfassern als eine Angelegenheit des Rates
hinstellte, die sie nichts anging.
Bürgermeister Durkop und Joh. Giseler waren unterdes, wie
der Ältermann Einrieb Hake berichtet, nach Ronneburg geflohen,
wo sie wenigstens bis zum nächsten Landtage in Weimar (1543
Febr.), vielleicht auch länger blieben^). Der Meister forderte
Dorkop wohl auf, dort sein Recht zu suchen (he up sin Recht
komen scheide), doch dieser blieb fort, schrieb aber dem Eoad-
jator, es wäre ihm vom Rate geheissen worden, die Schrift zu
verfassen, und die beiden Gilden hätten sie mit bewilligt. Von
Ronneburg zogen die beiden Flüchtlinge nach Königsberg und
von dort nach Lübeck, wo Durkop freundschaftliche Beziehungen
hatte. In Deutschland bewirkte er eine kaiserliche Zitation gegen
den Ordensmeister und die Stadt Riga, die er anklagte, dass sie
ihm seine Frau, seine Kinder und sein Gut vorenthalten hätten,
wobei er wieder hervorhob, dass seine Schrift vom Rat und der
Gemeinde gutgeheissen wäre^. Nach dem Verfasser der seiner
Schrift vorangehenden Einleitung hat Durkop seine Sache vor
dem Kammergericht „voUkonmien ausgefuhret , es seien die De-
creta ergangen und zu Exekutoren der König von Dänemark
pnd der König von Schweden eingesetzt, aber er selbst sei darüber
in Lübeck krank geworden und am 2. Novbr. 1546 gestorben.
Die nachgelassene Witwe heiratete einen Prokurator Burwitz,
der ihre Sache mit dem Rat zu Riga ausführen sollte, sich aber
mit ihm yerglich und ein Lehnhaus bei der St. Johanniskirche
erhielt. Das von der Universität Rostock dem Bürgermeister
Konrad Durkop (Theurkauf) gesetzte Epitaphium hat folgenden
Wortlaut»):
1) Zam Jahr 1544 notiert Jürgen Padel in seinem Taffebncbe: „Den
24. Januarii erfor ick van Steffen Karlin wo her Conradt Dorkop de bor-
germeister nnd Joan Giseler dorch Littanwen in Preussen sin getagen, dar
Tor gade ewieh dank, amen. Mitteilungen eto. Bd. XIII S. 331.
S) Mon. LiT. antiq. IV S. 22 n. 30.
^ Nach Brotzeschen Papieren auch wiedergegeben in den Big. Stadt-
bUUem 1815 S. 316.
56
Horch, Lieber, der da gekommen bist,
An diesem Grabe zu dieser frist,
Die Versen wollest lesen dn,
und dirß nicht lassen verdriessen na.
Hier liege ich, Oonradt Thearkopff genannt,
Riga, die Stadt, mein Vaterlandt,
Die Eltern mein gantz wollgebom
An mich aach nicht den stamm verlohrn.
Mein Vaterlandt mit glücklichem Rhade
Regieret habe, alß zeigets die that,
Den ich aaß Hebe an Gottes Wort
Die Religion an diesem ordt
Vermehret hab bey meiner treaw,
Mein eigen nntz. Verlast and Muhe
Doch nichts geachtet gantz and gar
Und nicht gefürchtet leibes gefahr,
Siefh] wie doch itzt die böse Welt
Undankbarkeit in ehren helt.
Ich aach bin ghar sehr übell gelhonet
Und mein Verdienst doch nicht geschonet,
Mein haaß and hof habe meiden müssen,
Kein half man mir hat wollen leisten.
Alles mir zae wieder man hat gethan.
Ob ichß schon nit vordienet daran.
Noch habe ichß alles getragen aaß
Und wenig geachtet den grossen straoß
Darch glaaben and hoffen an Jesa Christ,
Dem ich in gedalt za alier frist
In rechter lieb mich hab ergeben,
Der hat mich nan inß ewige leben.
Am Rande dieser letzten Seite der Denkschrift stehen neben
den Versen des Epitaphiums die Worte: 0 ingrata patria, ne
OBsa quidem mea habeas.
Dass Konrad Durkop sich als Mitglied des Rates um das
kirchliche Leben seiner Vaterstadt grosse Verdienste erworben
hat, indem er an dem inneren Ausbau und der festen Organi-
sation der rigaschen lutherischen Kirche regen Anteil nahm, ist
sicher, ebenso scheint es zweifellos zu sein, dass er in seinem
politischen Leben durchaus Vertrauensmann des Rates war und
tatsächlich in seiner Denkschrift eine vom Rate gutgeheissene
Politik empfahl. Nachdem durch den Landtag von Weimar
(1530) der OM. wieder auf die Doppelherrschaft über Riga ge-
mäss dem Kirchholmschen Vertrage eingegangen war und nach-
dem der Erzbischof in Lemsal unter Verzichtleistung auf die
geistliche Jurisdiktion die Freiheit der Religion gewährleistet
hatte, ebenso wie es der neue OM. Hermann von Braggeneye bei
seinem Amtsantritt getan hatte, konnte Riga kaum etwas gesen
die alte Doppelherrschaft einzuwenden haben. Es vermochte
hierbei vielleicht, wie Arndt (E S. 211) bereits andeutet, eine
Partei g^en die andere auszuspielen, um von einer jeden das zn
erlangen, was zu seiner Sicherheit zuträglich sein konnte. Des-
57
halb erscheint es ganz yerständlich, dass der Rat, auch nachdem
er seinen Vertreter auf Drängen des Ordens hatte fallen lassen
müssen, doch an der Politik desselben in der Hauptsache fest-
hielt und bei allen weiteren Verhandlungen mit grosser Zähig-
keit die Bestimmungen des Lemsalschen Vertrages als massge-
bend hinstellte, also sich damit auch bereit erklärte, dem Erz-
bischof als weltlichen Herrn zu huldigen. Warum es trotzdem
jahrelang nicht zu einer solchen Huldigung kam, ist meines
Erachtens aus den bisherigen Darstellungen und dem mir vor-
liegenden Material nicht klar zu erkennen. Der Widerspruch
des Ordensmeisters scheint nur anfangs in Betracht gekommen
za sein, und dass der Erzbischof mehr für sich in Anspruch ge-
nommen habe, als in Lemsal, scheint ihm auch nicht vorgeworfen
zu werden. Erst nach dem halb erzwungenen Vertrs^e zu Neuer-
mühlen (1546), in dem die Stadt aber doch eigentlich alles er-
langte, was sie bisher gefordert hatte: Sicherung der evangeli-
schen Lehre, Bestätigung der Freiheiten und Privilegien, Aner-
kennung der Herrschaft des Erzbischofs auf die kaiserl. Regalien
hin als eines belehnten Fürsten des hlg. Rom. Reiches etc. —
erfolgte im Januar 1547 der feierliche Einzug der beiden Herren,
des Erzbischofs und des Ordensmeisters, in die Stadt, womit die
Doppelherrschaft wieder begann.
Konrad Durkop hatte als Verbannter fern von der Vater-
stadt sein Leben beschlossen. Sein Name ist aber nicht ver-
gessen worden, und wenn die Tradition ihn, wie wir gesehen
haben, auch fälschlicherweise mit den ersten Ereignissen aus der
Zeit der rigaschen Reformationsgeschichte in Verbindung gebracht
hat, so liegt darin doch auch ein Beweis dafür, dass er eine in
besonderem Ansehen stehende Persönlichkeit war. Von ihm
wnsste man etwas, daher schrieb man ihm auch die früheren Er-
eignisse zu. Gern würde man noch mehr über seinen Charakter
und seine ganze Persönlichkeit erfahren, doch leider scheint
wenig Aussicht vorhanden zu sein, dass das Material nach dieser
Richtung hin ergänzt werden könnte. Wir werden uns wohl
immer damit begnügen müssen, uns ein Bild von ihm zu machen
nach dem, was von seiner Anteilnahme am kirchlichen und po-
litischen Leben seiner Vaterstadt berichtet wird.
58
«78. Tenuulug u li Wkn im.
Nach Eröffnung der Sitzung gedachte der Präsident, Ober-
lehrer Bernhard Hollander, des am 13. März d. J. in Riga
verstorbenen ordentlichen Mitgliedes, des Herrn Gehulfen des
Bentmeisters der Ritterschaft Albert y. Wolf fei dt. Die Ver-
sammlung ehrte sein Andenken durch Erheben von den Sitzen.
Der Bibliothekar verlas den Akzessionsbericht. An Ge-
schenken waren eing^angen : 1) von Herrn Dombaumeister Dr.
W. Neumann: Riga und seine Bauten. Herausgegeben vom
Rigaschen Technischen Verein und vom Bigaschen Architekten-
verein. Riga 1903; 2) von Frau Dr. Sachssendahl: die Arbeit
ihres verstorbenen Gatten Dr. Joh. Sachssendahl, Das Gewichts-
system des XJ. und XH. Jahrhunderts in Liv-, Est- und Kurland.
Gekauft worden waren 33 Skizzen des 1859 in Petersburg verstor-
benen Malers Aug. Pezold, Typen von Liven und Erewingen
in Kurland, Ansichten baltischer Burgen, Porträts u. s. w.
Laut Bericht des Museumsinspektors waren für das Mu-
seum folgende Darbringungen zu verzeichnen: 1) von Herrn
E. Zander: das Ölbild seines Vaters, des weil. Ältermanns der
Grossen Gilde, Kommerzienrat Konstantin Zander; 2) von Herrn
Fr. de Chey in Alt-Pebalg: 22 bei einer Ausgrabung in Neu-
Pebalg gefundene Altsachen (Beile, Lanzenspitzen, Armbänder,
Halsringe etc.); 3) von Herr Philipp Schweinfurth: ein höl-
zerner Besmer mit der Jahreszahl 1803; femer waren noch Ge-
schenke eingegangen von Frl. L. v. Engelhardt, Frl. Julie
V. Sajontschkowsky und Frl. E. K.
Herr Dr. J. Joffe hielt einen Vortrag &ber einige jfidi-
sche Chroniken des 18. Jahrhunderts aus Kurland und
Riga (s. unten).
Herr Inspektor K. Mettig machte eine Mitteilung über ein
bisher unbekanntes Wappen, das in dem die Stadt Lübeck
darstellenden Ölgemälde im Schwarzhäupterhause zu Riga ange-
bracht ist (s. unten).
69
Über einige jüdische GhroBiken oder Pinkossim ans
den Ostseeprovinzen.
Von J. Joffe.
Bescheiden seitabwärts, aber doch parallel mit dem mächtigen
Strom des historischen und kulturellen Lebens der christlichen
Völker fliesst im nun 2 Jahrtausende währenden Laufe der viel
schmälere, aber doch nicht minder tiefe Lebensstrom des judi-
schen Volkes dahin. Obgleich die Quelle, aus der beide Ströme
ursprünglich ihre Lebenskraft gewannen, dieselbe ist, gerieten
sie doch sehr bald in ihrem weiteren Laufe auseinander, und
während nun der eine, sozusagen der jüngere, im Laufe der
Jahrhunderte gestärkt und gespeist von immer neuen Zuflüssen,
sich zu iener imposanten, fast die ganze civilisierte Welt um-
spannenden und beherrschenden Kraft entwickelte, gelang es dem
andern, bedrängt, gestossen und angefeindet von seinem mäch-
tigen Bruder oder Sohne — wie man will — , nur unter Auf-
gebot aller seiner Energie sich überhaupt zu erhalten. Die Ge-
schichte des jüdischen Volkes ist eine Martyrologie furcht-
barster Art. Die Juden schufen keine Geschichte, sie erlitten
sie. Durch ein unerbittliches Geschick gezwungen in der Mitte
anderer Nationen zu leben, von diesen aber geschieden durch
eine Religion, deren strenge Vorschriften ihre Bekenner von
jeglicher Vermischung mit der Umgebung fernhielten, waren die
Juden an allen Orten, wo sie sich niederliessen, als Fremde er-
kennbar, als solche auch erkannt und gebrandmarkt. In der
Zeit der heidnischen römischen Kaiser teilten sie noch dieses Ge-
schick mit den jungen christlichen Gemeinden, und beiden waren
jegliche Ansprüche auf bürgerliche oder gar politische Rechte
benommen. Als aber dann das Christen^m die Religion der
beherrschenden Völker wurde, da erst entlud sich der religiöse
Fanatismus mit aller Wucht über die Köpfe der Juden. Der
Eifer der Christen begnügte sich nicht mit der einfachen Ent-
rechtung der jüdischen Fremden, er strebte darnach, ihnen sogar
die Existenzberechtigung zu nehmen. Und während Päpste und
Kirchen- und weltliche Fürsten mit einem Eifer, der fürwahr einer
besseren Sache würdig gewesen wäre, in Bullen und auf Synoden
die schärfsten Bannflüche und grausamsten Gesetze gegen die
Juden erliessen, ersannen fanatische Mönche die schlimmsten Be-
schuldigungen und Verleumdungen geffen sie und hetzten auf sie
den Pöbel. Tausende jüdischer Familien und ganze Gemeinden
wurden in ihren Synagogen und Häusern ermordet und auf Schei-
terhaufen verbrannt weil sie des Gebrauchs von Christenblut zu
rituellen Zwecken, der Hostienschändung, der Brunnenvej^lftung
und noch mancher anderer Dinge beschuldigt wurden. Wo aber
60
der religiöse Haas nicht solche Dimensionen angenommen nnd dem
Juden wenigstens das Recht zu leben nicht abgestritten wurde,
da waren es die Zünfte, Ämter und Oilden mit ihrer souveränen
Exklusivität gegen alles Fremde und natürlich auch gegen die
Juden, welche den letzteren die Niederlassung an irgend einem Orte
oder den Nahrungserwerb daselbst unmöglich zu machen suchten.
Was sich nun draussen in der weiten Welt im grossen ab-
spielt, das wiederholt sich im kleineren Masstabe in unserem enge-
ren Heimatlande, in den Ostseeprovinzen, speziell in Kurland nnd
Livland. Natürlich mutatis mutandis. Jüdisches Blut ist in den
Ostseeprovinzen nicht vergossen worden, und wenn auch in einer
Supplik aus dem Jahre 1731 das Amt der Goldschmiede Eünen
Edlen und Weisen Rat ersucht, die Juden armata manu aas der
Stadt zu treiben, so lag wohl den biedern, aber sehr ängst-
lichen Goldschmiedemeistern nichts ferner, als die Absicht, ein
Judenmassacre in Riga zu veranlassen. Die „bewaffnete Faust^
ist hier eben nur eine Ausschmückung, die die Dringlichkeit
der Bitte veranschaulichen soll. Überhaupt fehlt in den Bezie-
hungen der kurländischen und livländischen Städte zu den Juden
ganz und gar jener grobe religiöse Fanatismus, der soviel Unglück
über die Juden gebracht hat. Es ist jedenfalls mit ein schönes
Zeugnis für den religiösen Ernst und den gesunden Menschenver-
stand der Kur- und Livländer des 16.— 19. Jahrhunderts, dass, wäh-
rend im benachbarten Polen und im nahegelegenen Deutschland die
absurdesten Beschuldigungen über rituelle Ghristenmorde, Brunnen-
vergiftungen und weiss Gott noch was alles gegen die Juden ge-
schleudert wurden, in Kurland, wo im 17. Jahrhundert schon
eine beträchtliche Anzahl von Juden wohnte, auch nicht die
leiseste Andeutung davon vorhanden ist, in Livland ebensowenig.
Zwar werden in Riga im Jahre 1770 wegen der drohenden Pest
alle sich hier aufhaltenden Juden über die Grenze geschoben,
die Synagoge geschlossen und die 3 privilegierten Schutzjuden-
Familien, denen bis dahin der Aufenthalt ausserhalb der Juden-
herberge in der Vorstadt gestattet war, der grösseren Sicherheit
halber in die Judenherberge verwiesen, doch geschieht dies
nur auf ausdrücklichen Allerhöchsten Befehl der Kaiserin Katha-
rina. Trotz der immerhin so zu nennenden religiösen Toleranz
war aber das Verhalten der kur- und livländischen Städte — es
kommen hier speziell Mitau, Hasenpoth, Riga in Betracht —
nichts weniger als judenfreundlich. Vom Bürgermeister bis hinab
zum Salzträger wehrten sich alle gegen das Eindringen der
Juden. Bis zum 16. Jahrhundert kannte Riga, vielleicht anch
Mitau — soweit bis jetzt das Aktenmaterial bekannt ist — die Juden
nur vom Hörensagen. Gutes wird es nicht gewesen sein, was
man von ihnen hörte. Ab und zu wird man auch einen ver-
sprengten jüdischen Trödler oder Hausierer, der sich kühner-
61
weise aus Polen über die Grenze gewagt hatte, leibhaftig zu Ge-
sicht bekommen haben. Als aber im Jahre 1561 Kur- und Liv-
land mit Polen einen ünterwerfungsvertrag eingingen, und in
letzterem Lande um jene Zeit eine beträchtliche Anzahl Juden
lebte, von denen viele eine angesehene Rolle im Handel und
innerpolitischen Leben spielten, da war die Gefahr sehr nah, dass
die Juden nun auch in Liv- und Kurland ^eindringen" könnten.
Dieser Gefahr sollte die ausbedungene bekannte Klausel in der
Pacta subjectionis : Judaeis vero nuUa per totam Livoniam com-
mercia etc. concedamus — vorbeugen. Indes diese Klausel half
nur wenig, denn schon in den nächsten Jahrzehnten beginnt
sich ein Zustrom von Juden namentlich in Kurland bemerkbar
zu machen. Hier scheinen sie anfangs noch die Stadt Mitau
selbst gemieden zu haben, sondern hielten sich unter dem Schutz
vereinzelter adliger Gutsbesitzer auf dem Lande auf, wo sie zum
Teil als Hausierer, zum Teil auch als ansässige Arrendatoren
von Krügen ihren Nahrungserwerb suchten und fanden, natürlich
nicht ohne Protest von selten der Städte. So finden wir in ei-
nem Vergleich zwischen dem Adel und den Städten in Livland
vom 15. Januar 1598 folgenden Passus: „Und weylen blshero
allerley Landläufer, Juden, Schotten, Holländer und dergleichen
ausheimische Leute, die dem Adel auf dem ganzen Lande sowohl,
als auch den Städten und in viel Wege schädlich seyn, von
vielen aufm Lande gelitten, bishero gehauset und geherberget
worden; Als haben sich beyde Parthen hiemit endlich verglichen,
dass in Kraft angezogener Königl. Edicten, alle solche Leute
forthin gänzlich und allerdings, sub sonfiscatione bonorum, abge-
schaflFet, und nicht länger geduldet werden."
Ende des 17. Jahrhunderts sind aber schon die Juden im
Besitz von Arrenden der Zölle in Kurland und somit zu einem
massgebenden Faktor des Handels emporgestiegen. Dass dieses
einen Sturm von entrüsteten Beschwerden seitens der einheimi-
schen Bevölkerung hervorrufen musste, ist klar, und auf dem
Landtage vom 23. August 1692 musste Herzog Friedrich Kasimir
feierlichst versprechen: 8 Tage nach nächstkommenden Ostern
die Juden von den Zöllen abzuschafiFen, auch sollten dieselben
hinfuro und in währender Zeit und zwar durch das ganze Land
keine Zinsen und Zölle arrondieren, noch einige Gommercien
treiben. Doch es scheint, es war dieses leichter versprochen als
ausgeführt, denn ungefähr 6 Jahre später wird im Namen des min-
derjährigen Herzogs Friedrich Wilhelm im Landtagsabschied
vom 26. März 1698 verordnet: „Weilen unsers Hochgeehrten
Herrn Vaters Gnaden Hochseligen Andenkens Landtags-Schluss
von 1692 B. W. R. u. L. versichert, die Juden im Laufe von
denen Zöllen, und dass sie solche weder arrendiren, noch einige
Gommercien treiben sollen, 8 Tage nach nächstkommenden Ostern
62
1693 abzuschaffen, Sie aber nun, dass sotbane Zölle an die Juden
verpfändet gewesen, dero Versicherung nicht zum Effecte bringen
mögen, so reassumiren wir hiemit obgemeldete Landtägliche Yer-
fassung und sollen Ihnen juxta pacta Primaevae Subjectionis
nuUa commercia vectigalia uUo usquam tempore vom 8. August
a. c. vergönnet, noch verstattet werden; dahero auch pro per-
petuo et irrevocabili effato seyn soll, dass wenn ein Jude der-
gestalt solte betreten werden, er ipso pro infami, dem keine
Action noch Forum, weder unsere Protection vel cujuscunque
alterius suffragiren und zu statten kommen mag, gehalten werden.**
Es würde uns nun zu weit fuhren, wollte ich alle Landtags-
beschlüsse, die von da ab bis zum letzten Viertel des 18. Jahr-
hunderts gegen die Juden erlassen worden sind, verlesen. Es
genügt, wenn wir feststellen, dass tatsächlich kein einziger Land-
tag verging, auf welchem nicht die resolutesten Massregeln gegen
den Eindrang der Juden beschlossen wurden. Geld- und körper-
liche Strafen für den attrappierten Juden, Konfiskation seiner
Waren, Geldstrafen für denjenigen, der einen Juden beherbergen
sollte, etc. etc. werden immer aufs neue beschlossen und bekannt
gemacht. Dabei gewahren wir ein ganz merkwürdiges Bild.
Während Bürger, Magistrat, Landtag und Regierung in seltener
Einmütigkeit die schärfsten Massnanmen gegen die Juden er-
greifen, und man annehmen müsste, dass die letzten Spuren der
Juden aus Kurland vertilgt worden, lebt nichtsdestoweniger von
den ersten Jahren des 18. Jahrhunderts an in der Residenzstadt
Mitau unter den Augen der obersten Behörden und der ganzen
Bürgerschaft eine wohlorganisierte jüdische Gemeinde, die schein-
bar ^nz unberührt von den draKonischen Gesetzen alljährlich
ihre Vorsteher erwählt, in der Synagoge sich zu ihren Gebeten
versammelt, für die rituelle Bestattung der verstorbenen Gemein-
deglieder durch Gründung eines Leichenbestattungsvereins sorgt,
kurz alle Zeichen einer dauernden, scheinbar ungestörten Ansäs-
sigkeit darbietet. Als Beweis dafür kann unter vielem andern
eine jüdische Chronik dienen, der sog. Pinkos des Mitauer Leichen-
bestattungsvereins, den ich Ihnen hier vorzulegen die Ehre habe.
Es muss zum näheren Verständnis bemerkt werden, dass die
Leichenbestattungsvereine immer die ältesten Organisationen in
jeder jüdischen Gemeinde sind. Nach den Gebräuchen der jü-
dischen Religion ist nämlich die Fürsorge dafür, dass die Toten
nach streng rituellen Vorschriften bestattet werden, eine der hei-
ligsten Pflichten der Gemeinde. Es existiert daher keine einzige
jüdische Gemeinde ohne einen solchen Bestattungsverein, ja wir
finden solche Vereine sogar an Orten, wo die Juden w^en ihrer
feringfügigen Anzahl nicht einmal eine Synagoge unterhalten
önnen, ^ also von einer eigentlichen Gemeinde gar nicht die
Rede sein kann. Die Mitglieder eines solchen "^reins setzen
sich stets ans den angesehensten und reichsten Juden des Ortes
zusammen. Zweck des Vereins ist, wie gesagt, die streng ri-
tuelle Bestattung der Toten. Der Verein ist daher stets der
unbeschränkte Herr des jüdischen Friedhofs, und kein Glied
der Gemeinde resp. kein Jude am Ort darf ohne Wissen und
ausdruckliche Erlaubnis dieses Vereins bestattet werden. Dafür
hat aber auch „die heilige Bruderschaft^ — so nennt sich der
Verein im Hebräischen — far die äussere Ordnung und Pflege
des Friedhofs zu sorgen, wie etwa die Umhegung des letztern
mit einem Zaun und dessen Erhaltung, die Unversehrtheit der
Grabhügel, die Pflege der Oartenanlagen etc. Die Mittel der
Brüderschaft setzen sich zusammen aus den Beiträgen der Mit*
glieder, aus den Bestattungsgddern, die von den Angehörigen des
Toten an den Verein gezahlt werden, und endlich aus Spenden,
die gewöhnlich von den Leidtragenden und Freunden des Toten
bei Einsegnung der Leiche an den Verein gemacht werden. Die
Höhe der Bestattungsgelder ist je nach den materiellen und
sozialen Verhältnissen, in denen der Tote gelebt, und je nach
dem Orte, den die Ai^ehörigen für ihn beanspruchen, eine ver-
schiedene. Während Unbemittelte völlig gratis beerdigt werden,
zahlen die besser Situierten und Reichen oft sehr hohe Summen,
mehrere hundert, ja tausend und noch mehr Rubel. Der Vorstand
des Vereins setzt sich gewöhnlich aus folgenden Personen zu-
sammen: dem Altesten oder Präsidenten, 2—3 Vorstehern, sog.
Gabaim, von denen ein jeder in abwechselnder Reihenfolge einen
Monat lang die Vereinsgeschäfte fahrt, femer einem Kassafuhrer
nnd einem Schriftführer. Jeder Verein besitzt ein Buch, den sog.
Pinkos, in welches der Schriftfahrer sowohl die Einnahmen und Aus-
gaben des Vereins, als auch alle Vorfälle innerhalb desselben,
wie Vorstandswahlen, Beschlüsse der Oeneralversammlune etc.,
häufig aber auch solche Vorfiille einträgt, die mit dem Verein
als solchem nichts zu tun haben, aber sich innerhalb der Ge-
meinde abgespielt haben und von so wichtiger Bedeutung waren,
dass sie eben dauernd verzeichnet zu werden verdienten.
Einen solchen Pinkos der Mitauer heiligen Brüderschaft
sehen Sie nun hier. Es ist ein dicker Band in Orossfolio von
479 Blättern Inhalt. An der äusseren Ausstattung verdient das
Titelblatt, das eine in Tinte ausgeführte Handzeichnung aufweist,
ein besonderes Interesse. Die Zeichnung stellt eine mit kunst-
voll verzierten Säulen umrahmte Pforte dar. die das Symbol der
Pforte zum ewigen Leben darstellen soll. In dem Felde des bo-
ffenfbrmigen Aufsatzes sehen Sie eine hebräische Inschrift, welche
bedeutet: Pforte zum Wege des Lebens, nur Qerechte treten durch
sie ein. In dem Felde, das von den Säulen eingeschlossen ist,
findet sich dann eine grössere Inschrift, die in wörtucher deutscher
Übersetzung folgendermassen lautet: „Pinkos der heiligen Bür-
64
derschaft der heiligen Gemeinde zu Mitan (der Ewige erhöhe
sie, Amen). — Dieses ist eine Kopie von der ersten Kopie, welche
Yon dem allerersten Pinkos abgeschrieben wurde; letzterer befindet
sich noch bis zum heutigen Tage bei der Ghewra. Er wurde
zuerst im Jahre 5539 (1779) abgeschrieben, weil er sehr alt war
und Sachen enthielt, die zu jener Zeit unnütz waren. Und auch
gegenwärtig hat man eingesehen, dass die Zeit gekommen ist, da
es nötig ist sich zu bemühen, ihm seinen Glanz und sein schö-
nes Aussehen, die ihm im Laufe der Zeit fast verloren gegangen,
wiederzugeben. Und gelobt sei der Ewige, dass in jeder Qene^
ration und Zeit ein Geist der Wohltätigkeit und EVeigebigkeit
im Volke Israel herrscht! Und ein Geist der Freigebigkeit
regte sich auch jetzt in dem Herzen eines Edlen, eines der Vor-
steher der Brüderschaft in diesem Jahre, dessen Name Mosche
Sohn des Elias Goldberg isti Aus seinen Mitteln gab er als
Geschenk diesen Pinkos, der 479 Blätter enthält! Die Vorsteher
der Brüderschaft aber gaben mit ihm zusammen das .Geld für
die Arbeit des Abschreibens und Ordnens her, welche Arbeiten
von Meir Koppel Margolius ausgeführt worden sind im Jahre
5595. Und obwohl diese Arbeit in jenem Jahre nicht beendet
wurde — weil sie gross ist — , haben sich doch die Vorsteher
vom Jahre 5596 nicht geweigert zu vollenden, was ihre Vor-
gänger begonnen hatten. Denn sie alle taten es zur Ehre und
zum Ruhme der frommen Sache, einen Reis der wahren Liebe in
einem sichern und unverwüstlichen Garten zu pflanzen, und zwar
mit noch grösserem Glanz und festerer Ordnung, so wie es die
Männer der Brüderschaft beschlossen und die Herren der ^Re-
gierung** bekräftigt und bestätigt haben. Und möge die Frucht
dieser frommen Tat uns und unsere Nachkommen anfeuern, in
jedem Geschlecht und jeder Familie Wohltätigkeit und Liebe
grosszuziehen und zu vermehren! Der Friede unserer Brüder in
Israel möge wachsen, bis der Ewige die Erlösung seines Volkes
herbeiführt und die Tränen von allen Gesichtern trocknet. —
Diese Arbeit wurde begonnen am 6. Tage der Woche, am Tage
vor dem heiligen Sabbath, den 22. Siwan des 5595. Jahres nach
Erschaffung der Welt, und die ganze Arbeit der Einteilung und
des Abschreibens wurde beendet am 4. Tage der Woche, den 15.
Schewath im Jahre 5597 n. E. d. W. In der heiligen Gemeinde
Mitau, Gouvernementsstadt.^
Aus der Inschrift geht also hervor, dass der Pinkos eine
2. Abschrift des allerersten vom Jahre 1730 darstellt. Obgleich
hier noch bemerkt wird, dass der ursprüngliche Pinkos um die
Zeit, als die 2. Abschrift verfertigt wurde, also im Jahre 1838,
noch vorhanden war, scheint er doch jetzt verloren gegangen zu
sein, da wir ihn bis jetzt trotz eifrigen Nachfragens nicht mehr
haben auffinden können.
66
Es sei mir nun gestattet, Ihnen ans dem Inhalte des Pinkos
in deutscher Übersetzung einiges vorzutragen, was nicht ohne
Interesse für die geehrte Versammlung sein dürfte. Zunächst
einiges aus dem Reglement der Gesellschaft, welches im Jahre
1826 vom Marquis raulucci bestätigt wurde.
Als Glieder werden in die Gesellschaft aufgenommen alle
yerheirateten Personen beiderlei Geschlechts; ausgenommen sind
1) fremde, sich hier als Gäste bloss aufhaltende Ebräer, 2) pro-
gtitderte oder dergleichen moralisch bescholtene und 3) solche
Personen, an denen eine Eriminalstrafe öffentlich Volkeren
worden.
Das Direktorium der Gesellschaft besteht aus 1) dreien Di-
rektoren, die in bestimmter Reihenfolge monatlich abwechseln,
2) aus einem Eassaverwalter, 3) aus einem Buchhalter und 2
Beisitzern, 4) ausser dem Direktorium werden jährlich annoch 3
Deputierte ernannt. Zu Direktoren oder Eassaverwaltern kön-
nen nur solche Personen gewählt werden, die eine Sicherstellung
Ton wenigstens 500 Rbl. Banko-Assig. leisten können. Die an-
deren Ämter können von allen stimm- und wahlfähigen Mit-
gliedern bekleidet werden, jedoch nur unter der Bedingung, dass
diese keinen Posten an irgend einem öffentlichen Amto bei der
iiiesigen ebräischen Gemeinde gleichzeitig bekleiden. Endlich
müssen sämtliche Glieder des Vorstandes wenigstens das Alter
von 30 Jahren erreicht haben und der hebräischen Sprache im
Lesen und Schreiben kundig sein.
Die Wahl des Direktoriums findet alljährlich am Osterfeste
statt unter Aufsicht des Rabbiners.
Zur Bestreitung der Bedürfnisse des Vereins soll bei Ster-
befällen bemittelter Personen oder deren erwachsener Kinder die
Sonune von 12 Rbl. Silber-Münze für den Leichenwagen und Be-
gräbnisplatz erhoben werden. Sollten die betreffenden Zahlungs-
pflichtigen kein bares Geld haben, so muss das Direktorium ein
sicheres Pfand von ihnen entgegennehmen, das aber innerhalb
eines Monats eingelöst werden muss. Verstorbene Arme müssen
auf Kosten der Gesellschaft nach Religions^ebräuchen gleich den
Beichen bestattet werden, doch dürfen die Kosten im Durch-
schnitt nicht über 7 Rbl. Münze betragen.
Wünscht jemand in die Gesellschau aufgenonmien zu werden,
so hat er sich beim präsidierenden Direktor zu melden, und hat
alsdann das Direktorium genaue Erkundigungen über dessen mo-
ralischen und politischen Ruf einzuziehen, auch genau zu beprü-
fen, ob er nicht die der Gesellschaft äusserst gefahrliche Eigen-
schaft der Zanksucht besitzt.
Das Verzeichnis der Mitglieder beginnt hier auffallender-
weise erst mit dem Jahre 1736, für welches Jahr 4 Mitglieder ge-
nannt werden. Der jährliche Zuwachs an Mitgliedern schwankt
66
bis zum Jahre 1776 zwischen 3—4. Von da ab wird der Zu-
wachs immer grösser. Auf die ersten Familiennamen stossen wir
erst im Jahre 1778. und zwar werden hier 2 Brüder Borkimi
Senannt. 1784 wird zum ersten Mal ein Rabbiner genannt. Im
ahre 1804 wird ein Arzt Scholem ben Aron verzeichnet.
Mit dem Jahre 1781 beginnt ein Verzeichnis der weiblichen
Mitglieder der Gesellschaft.
Das Verzeichnis der Vorstände des Vereins beginnt mit dem
Jahre 1730. Der erste Vorsteher heisst Abraham ben Joel und
fungiert als solcher ununterbrochen 18 Jahre, von 1730—1748.
Als erster Handwerker wird im Jahre 1732 ein Samuel „Schmuck-
ler", id est Posamentier genannt.
Auf Seite 202 des Pinkos finden wir einen Auszug aus den
ursprunglichen Statuten des ersten Pinkos. Von diesen dürften
hier folgende 2 interessieren:
2) Sei Schwerkranken hat jedesmal ein Mitglied des Vereins
und ein Diener (Schamosch) zu wachen; bei einem in der Agonie
befindlichen Kranken muss noch ausserdem der Monats- Vorsteher
benachrichtigt werden.
3) Das V erfertigen des Sa^es, die Bereitung des Orabes,
das Bekleiden der Leiche mit Kittel, Betmantel, Mütze, Gürtel
und Bändern sind Ehrenämter, die vom Vorsteher nach Gut-
dünken verteilt werden können.
Was das Verfertigen des Sarges anlangt, muss hier nämlich
bemerkt werden, dass nach den Vorschriften der jüdischen Be-
ligion die Leichen nicht in geschlossenen Särgen bestattet» son-
dern im Grabe auf den nackten Erdboden gelegt werden; hierauf
wird um die Leiche ein aus 2 langen und 2 kurzen Brettern
ffezimmertes viereckiges Gehäuse gelegt, auf welches dann, um
das Verschütten des Gesichts mit Sand zu verhüten, 2 — 3 lange
Bretter lose gelegt werden. Das Zusammenzimmern des vier-
eckigen Gehäuses gilt eben wie jede andere Dienstleistung bei
der rituellen Bestattung der Leiche als Ehrenamt.
Über die erste Errichtung des jüdischen Friedhofs in Mitau
findet sich in dem Pinkos folgende unklai*e Notiz, die noch dazu
ohne Datumangabe ist:
,,Möge das kommende Geschlecht wissen, dass Herr Ijzchak
ben Ichuda sein Leben in die Hand nahm (d. h. den waghalsigen
Entschluss fasste) und den Gedanken in die Tat umsetzte, um
beim Herzog von Kurland wegen eines Friedhofs nachzasuchou
und Gk)tt gab ihm Gnade in seinen Augen, und er erwirkte den
Wunsch seiner Seele. Und wegen dieses Verdienstes möge Gott
die Schmach von seinem Volke nehmen und den Tod für ewig
verbannen.^ Glücklicherweise wird aber diese historisch ganz
unzulängliche Notiz durch ein in den Sitzungsberichten der Kjar-
ländischen Gesellschaft für Literatur und Kunst vom Jahre 1900
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abgedrucktes Patent des Herzogs Earl von Kurland in vollstän*
di^r Weise ergänzt. In diesem Patent vom Jahre 1762 be-
stätigt nämlich Herzog Karl ^uf Supplikation des Juden Ben«
jamiü Behr** das von dem Weil. Durchl. Fürsten und Herrn
Herzog Friedrich Wilhelm erlassene Privileg wegen eines den
in diesen Herzogtümern sich aufhaltenden Juden zu gewährenden
Begräbnisses bei dem am Strautengesinde gelesenen Orte und
Terordnet, dass dieser Ort auch künftighin zu solchem Gebrauch
verbleibe. Aus diesem Patent geht somit hervor, dass der Fried-
hof mindestens im Jahre 1710 errichtet worden ist.
Die zahlreichen anderen Aufzeichnungen will ich übersehen,
weil sie hier von wenig Interesse sein dürften. Sie berichten
meist über verschiedene Schenkungen, die der Oesellschaft so-
wohl von den Mitgliedern, als auch einzelnen Vorstehern in Oeld,
ThoraroUen, Utensilien für die Beerdigung etc. gemacht werden.
Anfuhren will ich nur, dass in dem Inventarverzeichnis der
Gesellschaft sich ein „alter Leichenwagen nebst Sar^^ findet,
der vom seligen Dowber, dem Sohne des Märtyrers Beniamin, im
Jahre 1740 der Gesellschaft geschenkt worden ist. — Unter den
von den Vorständen den Mitgliedern auferlegten Strafen will ich
nur noch folgende Notiz als Kuriosum anführen:
Das Mitglied — der Name ist völlig ausradiert — bleibt
trotz mehrfacher Ermahnungen „zänkisch und krikehlisch^ und
wird infolgedessen, „um endlich diesem Übel abzuhelfen^, ausge-
schlossen.
Auf der allerletzten Seite des Pinkos finden wir endlich
folgende Bemerkung:
In Ansehung der Dienste, die Herr Koppel Margolius durch
Abschreiben des Pinkos der Chewra erwiesen, wird er als Mit-
glied in die Chewra aufgenommen.
Eine zweite derartige Chronik ist der Pinkos der heiligen
Bruderschaft in Riga. Dieser beginnt seine Aufzeichnungen mit
dem Jahre 1765. Mit diesem Jahre nimmt auch bekanntlich die
dauernde Niederlassung von Juden in Riga und ihre Organisie-
rung zur Gemeinde ihren Anfang, und zwar waren es zunächst
die sog. Schutzjudenfamilien Lewin Wulfi*, Moses Aron, Benjamin
Baehr und David Levi Bamberger, die um diese Zeit die Er-
laubnis erhielten sich dauernd in Riga aufzuhalten. Diese 4 Fa-
milien, die im ganzen nur 17 Personen zählten, bildeten den
eigentlichen Stamm der ersten Oemeinde in Riga. Zu ihr kamen
dann noch jährlich während der Navigationsperiode zahlreiche
polnische und litauische Juden, die in Geschäften nach Riga
reisten, und in den Sommer- und Herbstmonaten eine Eopfan-
lahl von mehreren Hunderten ausmachten. Obgleich letztere als
^fremde Juden** galten und nur einen kurz beschränkten Auf-
enthalt hier nehmen durften, beteiligten sie sich doch in reich-
6*
68
lichem Masse an allen Ausgaben für die Bestreitung der Bedürf-
nisse der jüdischen Oemeinde. Ja, es scheint fast, als wären
sie die einzigen Träger der Kosten ffir die Synagoge und den
Schächter. So hängen z. B. in der Synagoge 2 Judenbüchsen,
eine grosse und eine kleine. In die erstere hat jeder ab- und
zureisende fremde Jude eine bestimmte Abgabe für die Miete
der Synagoge zu werfen, in die letztere — jeder einen Ferding
für den Schächter Peysack Berkowitz. Und so streng wurde
diese Massregel eingehalten, dass der Judenwirt Benken nicht
eher den fremden Juden einen Beisezettel gab, als bis diese
doppelte Abgabe entrichtet war. Dazu kamen noch reichliche
Spenden in der Synagoge selbst an den Sonnabenden und Feier-
t^en beim Verlesen der Thora oder sonstigen feierlichen Ge-
legenheiten. Es ist daher verständlich, dass die angereisten
Juden, so lange sie in Riga weilten, auch an der Verwaltung
der Synagoge und sonstigen Gemeindeangel^enheiten teilnehmen
wollten. Das gefiel aber ganz und gar nicht den auf ihre „Pri-
Yilegien^ pochenden ^einheimischen" Schutzjuden. So finden wir
denn gleich von Anfang an in der Gemeinde 2 Parteien, die
sich feindlich gegenüberstehen. Schon bei der ersten Wahl des
Synagogenältesten kommt es zu einem Streit. Die polnischen
Juden wählen zum Vorsteher Aron Hirsch, einen aus Mitan ge-
bürtigen Juden, der, nebenbei bemerkt, die ganze Einrichtung
für die Synagoge aus eigenen Mitteln hergegeben hat. Die „Pri-
vilegierten" protestieren g^en diesen Fremden, der sich nur
durch die Protektion des Major Rtischew hier in Rira einge-
schlichen hat. Sie wählen zum Ältesten Raphael Wum, einen
der Ihrigen. Statt eines Vorstehers sind nun zwei. Die Anp;e-
legenheit kommt vor das Landvoeteigericht. Dieses kann sich
aus dem Dilemma nicht anders helfen, als dass es beide bestä-
tigt. — Die privilegierten Juden haben ihren Garkoch und
Schächter Aron Noah, der vom Landvogteiffericht in seinem
Amte bestätigt worden ist. Die polnischen «luden scheuen sich
jedoch, von dem durch ihn geschlachteten Fleische zu essen,
weil er gar keine Zeugnisse von einem Rabbiner über seine
Fähigkeiten und Kenntnisse als Schächter besitze, und bitten
demnach E. E. L. V. G. um die Bestätigung des Scnächters Pei-
sack Berkowitz aus Linkow, der gute Zeugnisse von angesehenen
Rabbinern besitze. Auch dieser wird bestätigt, und die Gemeinde
hat 2 Schächter. So zieht sich dieser Gegensatz wie ein roter
Faden durch die Geschichte der rigaschen Judengemeine in den
ersten 26 Jahren.
Im Zeichen dieses G^ensatzes stehen auch die Aufzeich-
nungen des Pinkos der heiligen Brüderschaft in Riga, von welchen
ich Ihnen hier eine von mir verfertigte genaue Abschrift %Yor-
legen kann. Die Abschrift ist, weil sie eventuell im Druck ver-
öffentlicht werden soll, mit einer russischen auszugsweisen Über-
seiznng versehen.
Was zunächst die äussere Ausstattung des Pinkos anlangt,
80 hält sie mit der des oben beschriebenen Mitauer Pinkos gar
keinen Vergleich aus. Es ist ein ganz unansehnliches, in 4^ ge-
bundenes dünnes Büchlein, dessen Einbanddeckel von der Zeit
mitgenommen ist, dessen Blätter aber durch Feuer stark beschä-
digt sind. Auch sonst ist an der Schrift und an der Einteilung
des Inhalts keine Spur von jener Sorgfalt und Ordnungsliebe zu
merken, die wir im Mitauer Pinkos sehen. Wenn sich aber auch
das bessere Aussehen, die bessere Schrift und Ordnung im Mitauer
Pinkos durch die zeitlich später erfolgte Abschrift desselben er-
klären lässt — wie der ursprüngliche ausgesehen hat, wissen
wir ja nicht — , so ist der Unterschied in der Sprache noch
mehr auffallend. Während wir in der Mitauer Chronik ein recht
?iites Hebräisch vor uns haben, ist die Sprache im rigaschen
inkos für den Kenner des Hebräischen ein Greuel. Keine Spur
von Orthographie, von Grammatik, das Hebräisch ist zahlreich
mit Jargonwörtern durchsetzt, kurz wir dürfen nicht sehr stolz
auf die hebräischen Kenntnisse der ersten rigaschen jüdischen
Einwohner sein.
Auf der ersten Seite finden wir sozusagen das Gründungs-
protokoll der Gesellschaft. Da das betreffende Blatt ein grosses
ausgebranntes Loch hat, ist das Protokoll nur teilweise zu ent-
ziffern. Soviel geht aus demselben jedenfalls hervor, dass an
einem bestimmten Tage — das Datum ist verbrannt — des Jahres
1765 sich die Mitglieder der heiligen Gemeinde der Stadt Biga
yersammelt und beschlossen haben, nach dem Gebrauch aller an-
deren Gemeinden Israels eine heilige Brüderschaft zu gründen
mit den üblichen Statuten der GeseUschaft und dem Rechte, die
Mitglieder der Gesellschaft für Übertretung der Statuten nach
den unten genannten Bestimmungen zu bestrafen. Unterschrieben
ist das Protokoll von 10 Personen, die alle aus fremden Städten
sind. Yon den privilegierten Juden ist kein einziger darunter.
Für den Eingeweihten nichts Auffallendes. Als Schriftführer hat
unterzeichnet ein Elias aus Wilna. Auf den nächsten zwei Seiten
folgt das Verzeichnis der Mitglieder. Dieses enthält zahlreiche
Namen fremdstädtischer Juden, unter denen ein paar sogar aus
Königsberg sind. Bei den unverheirateten Mitgliedern, die gleich-
falls zahlreich aufgezählt sind, steht durchweg die Notiz: hat
Diener der Gesellschaft zu sein bis zur Heirat. Bei einigen von
den anderen Mitgliedern findet sich die Bemerkung: ohne Stimm-
recht. Auf der 6. Seite ist ein Verzeichnis der weiblichen Mit-
glieder der Gesellschaft. Es sind ihrer 12. Von diesen ist eine
Frau Sara, Tochter des Baruch, Vorsteherin, und Kreindel, Toch-
ter des Alexander, Kassiererin. Der erste Vorstand der Gesell-
70
Schaft, der hier erst im Jahre 1769 namentlich angefahrt wird, be-
steht ans 3 Vorstehern resp. Oabaim, 2 Kassierern und einem
Oberanfseher. Die 2 Kassierer erklären sich wohl dadurch, dass
unter den 3 Gabaim ein privilederter Jude Moses Aren sich be-
findet. Offenbar verlangte der vergleich, den wohl beide Par-
teien hier eingegangen zu sein scheinen, auch je einen Kassierer
von beiden Seiten.
Aus den vielfachen Notizen neben den Namen der einzelnen
Mitglieder lassen sich folgende Bedingungen für die Aufnahme in
die Gesellschaft feststellen. Oegen ein Eintrittsgeld von Vs — 5Rthr.
wird jeder Jude iJs Mitglied aufgenommen. Die unverheirateten
sind bis zu ihrem Eintritt in die Ehe nur Diener der Gesellschaft
und haben weder Sitz noch Stimme in der Versammlung. Die
übrigen neu angenommenen Mitglieder sind das erste Jahr, ei-
nige sogar die ersten 2 Jahre, allgemeine Mitglieder und haben als
solche zwar Sitz in der Versammlung, doch kein Stimm- und
Wahlrecht.
Im Jahre 1773 scheint eine förmliche Revolution in der Bru-
derschaft stattgefunden zu haben, indem nur ausschliesslich pri-
vilegierte Juden in den Vorstand gewählt werden. Die Kasse
wird daher auch nur von einem Kassierer verwaltet, der Schwie-
gersohn von einem der Vorsteher ist.
In den Beschlüssen der Versammlungen nehmen einen sehr
breiten Raum die Straf bestimmuneen für ungehorsame Mitglieder
ein. Die Strafen sind mannigfach: Pönzahlungen bis zur Höhe
von 5 Rtlr., Verlust des Stimmrechts, des aktiven und passiven
Wahlrechts für kürzere oder längere Zeit.
Im Jahre 1773 wird der Friedhof mit einem Zaun versehen
und im Jahre 1783 durch die Bemühungen des Samuel Moses und
Jakob Raphael — beide Schutzjuden — durch Baumpflanznngen
verschönert.
Eine recht interessante Notiz findet sich auf Seite 20, die
folgendermassen lautet: Am Tage vor dem Versöhnungsfeste
des Jahres 1776, als die ganze Brüderschaft auf dem Friedhof ver-
sammelt war, erschien Benjamin Israel aus Wilna vor dem ersten
Vorsteher der Gesellschaft und bat, in Anbetracht dessen, dass
er schon seit dem Jahre 1749 als Diener der Gesellschaft fun-
giert, nun als vollwertiges Mitglied aufgenommen zu werden;
seine Bitte wurde einstimmig gewährt und B. spendete Vs Rtlr.
zum Besten der Gesellschaft. — Wenn hier in der Jahreszahl kein
Schreibfehler vorliegt, dann hat in Bisa eine jüdische Brüder-
schaft noch weit vor dem Jahre 1765 bestanden, zu einer Zeit,
wo den Juden der Aufenthalt in Riga aufs strengste verboten war.
Auf Seite 22 finden wir eine Reihe neuer Statuten, die von
einer von der Versammlung zu dem Zweck eingesetzten Korn-
71
mission beschlossen worden waren. Aus diesen verdienen fol-
gende zwei ein besonderes Interesse:
1) Der Mitgliedsbeitrag betrtot jährlich Vt Btlr.nnd 2) Die
fremdstädtischen Mitglieder der Gesellschaft dürfen zu keinem
Amte gewählt werden, sie haben bloss Stimmrecht in der Yer-
sanmulung.
Dieser 2. Paragraph ist recht bezeichnend für die Beziehun*
gen zwischen den einheimischen und den fremden Juden. Letztere
sind es, die die Bruderschaft gegründet haben, und nun werden
sie Sans fafon^an die Luft gesetzt. Dafür teilen aber die ^Privile-
gierten'' die Amter unparteiisch unter einander. Dafür spricht
der 3. Paragraph, welcher lautet: Nach Ablauf ihres Amtsjahres
dürfen die Vorsteher für das kommende Jahr nicht mehr wieder-
gewählt werden. Je nach 2 Jahren hat eben jeder Schutgude
ein Amt bekleidet und die Beihenfolge fängt wieder von vorne an.
Auf Seite 26 finden wir von der Aufnahme 3er Kinder als
Diener der Brüderschaft berichtet, für welche Vs Btlr. Eintritts-
geld gezahlt wird. Die Aufnahme ist natürlich nur eine formale
und spricht nur dafür, für welche Ehre es gilt zur Gesellschaft
zu gehören.
Seite 39 enthält ein Protokoll über die Ausschliessung des
Mitgliedes Juda Wulf aus der Gesellschaft, weil er sich un-
gebührlich gegen den Vorsteher David Levi Bamberger benommen
und ihn durch verschiedene Beschimpfungen beleidig hatte. Das-
selbe Schicksal tri£Ft auch ein Janr später noch ein anderes
Mitglied.
Im Jahre 1783 schafit sich die Gesellschaft einen Leichen-
wagen an.
Ich habe schon früher den Konflikt erwähnt, der zwischen
den rigaschen und fremden Juden infolge der von den letzte-
ren vollzogenen Wahl des Aren Hirsch zum Vorsteher der Sy-
nagoge entstanden war. Dieser Konflikt, der in seinen mannig-
fadien Erscheinungen noch Jahre hindurch das L. V. G. be-
schäftigt, findet auch hier in der Chronik seinen Ausdruck. Auf
S. 81 treffen wir das Protokoll eines Schiedsgerichts, das zwischen
der Brüderschaft und dem Vorsteher Aron Hirsch ausgemacht
wird. Das Gericht kommt zu folgendem Erkenntnis: Das, was
die Gesellschaft bis jetzt Aron Hirsch gegenüber getan — was,
ist nicht gesagt — , ist zu Recht geschehen und kann Aron Hirsch
in keiner Weise die Gesellschaft zwingen, ihn als Mitglied auf-
zunehmen. Ferner untersagt das Gericht Aron Hirsch aufs
strengste, sich in dieser Angelegenheit an das örtliche Gericht
zu wenden, wie überhaupt die Sache mit dieser Entscheidung als
völlig erledigt gilt, und kein anderes Gericht mehr sich damit
befassen dan. Es folgen 6 Unterschriften unbekannter Namen.
Geschehen im Jahre 17y6. Erst 6 Jahre später findet der Konflikt
72
seine friedliche Lösung, wie wir einer Notiz auf Seite 75 ent-
nehmen können. Es heisst da: Nachdem Aron Hirsch, der lange
Jahre weder Mitglied der Brüderschaft noch des Eahals gewesen,
den Wunsch geäussert, Mitglied in beiden Institutionen zu werden
und zu dem Zweck freiwillig 50 Btlr. gespendet, wird er ein-
stinmiig als Mitglied der heiligen Bruderscnaft und des Kahals
aufgenommen. Nun hat sich also endlich Aron Hirsch seine An-
erkennung erkauft! i^rwahr, wenn die Fuhrer der Privil^erten
engherzig gewesen sind, so muss Aron Hirsch sehr ehrgeizig ge-
wesen sein.
Eine etwas längere Notiz, deren Inhalt mit den Aufgaben der
Gesellschaft nichts zu tun hat, durfte gleichfalls hier noch Inter-
esse verdienen. Sie heisst: An endesgenanntem Tage ereig-
nete sich folgende Geschichte mit dem Herrn Aron Leib, Schwie-
gersohn des Joseph Sluzker aus Wilna. Dieser war dem Kauf-
mann Strauss aus Riga 600 Btlr. schul^ und laut Dekret eines
hohen Rats sass er nun 1 Jahr und 6 Wochen im Rathaus arre-
tiert. Nach längeren Verhandlungen kam es jedoch zu folgendem
Vergleich zwischen dem obgenannten Kaufmann und Herrn
Aron Leib. Es erhält Strauss einmalig 150 Rtlr. und von da
ab jährlich 30 Rtlr., bis die ganze Schuld abgetragen ist. Wir
aber, Mitglieder der verschiedenen Gemeinden aus Litauen,
Russland und auch Riga, beschliessen, um den hochachtbaren
Aron Leib aus seinem Unglück zu befreien, die besagten Raten
für ihn zu zahlen, bis der Ewige ihm hilft und er das vorge-
schossene Geld zurückerstatten kann. Das vorzuschiessende Geld
soll der Synagogenbüchse entnommen werden, in welche jeder
ab- und zureisende Jude einen „Berliner'' hineinzuwerfen hat
Aron Leib seinerseits hat durch einen in der Synagoge zu lei-
stenden Eid sich zu verpflichten, sobald ihm Gott hilft, das Greld
wieder zurückzuerstatten. Tatsächlich finden wir diesen Ver-
fleich auch in den Protokollen des L. V. S. bestätigt, und
albjährlich erscheinen in der Kanzlei die beiden Vorsteher der
Synagoge, der Judenwirt und Kaufmann Strauch, die Büchse
wird dann eröffnet und aus derselben die halbjährige Miete für
die Synagoge und die halbjährige Rate für Kaufmann Strauch
entnommen. Jedenfalls ein hübsches Zeugnis von Nächstenliebe.
Die anderen Notizen aus dem Pinkos übergehe ich hier. Die
Chronik schliesst mit dem Jahre 1795.
Wir wenden uns nun der dritten Chronik zu, der vonHasenpotb.
Im Piltenschen Kreise scheinen sich die Juden schon sehr früh
dauernd niedergelassen zu haben. Wunderbar, der Verfasser
eines Büchleins der Geschichte der Juden von Kurland und Liv-
land, will sogar wissen, dass die Juden im Jahre 1570 im Pil-
tenschen Kreise das Büi*fferrecht genossen und unbew^lichea Ei-
gentum besessen haben. Wir selbst haben darüber bis jetzt kein
]
73
Qaellenmaterial gefunden; jedoch stossen wir sehr oft an anderen
Stellen ans dem Ende des 17. Jahrhunderts auf die Bezeichnung
^Hasenpoter Jude^, was dafür spricht, dass im 17. Jahrhundert
Utsächlich Juden in Hasenpoth gewohnt haben. So ganz unge-
stört ist aber dieser Aufenthalt nicht gewesen. In einem Land-
tagsschluss des Piltenschen Kreises vom Jahre 1740 finden wir
z. B. noch folgenden Passus: ^Demnach die Inhalts Landtägl.
Schluss de Anno 1745^) den 28. Jan. § 10 abgefasste Relegation
der Juden, in der gesetzten Zeit bereits verflossen, als wird auf
einhelliges Bittlich yerlangen E. W. B. u. Landschaft nunmehro
die Execution der sancirten Poen contra Protectores Judaeorum
yestgesetzet und sollen sobald die Wohlgeb. HH. Landschafts-
Officiere hierüber den fordersambsten Bericht dem Eönigl. Land-
j gerichte einbringen, die Mandata an den Wohlgeb. H. Mann-
richter unverzüglich durch d. HH. Praesidenten ausgefertigt
I werden. Worbey pro deliberatorio des nächstkommenden Land-
tages ausgesetzet, ob die Jüdischen Branntweinbrenner auf eine
kurtze Zeit gebraucht werden können . . . .^.
I Man sieht, es fehlte den Juden um diese Zeit noch sehr viel
bis zu den Bürgerrechten. Dagegen wird ihnen einige Jahre
darauf, und zwar in einem Landtagsschluss de dato Hasenpoth
13. Sept. 1753, in der Tat so etwas wie ein freier Aufenthalt im
Piltenschen Kreise gewährt, natürlich gegen Entrichtung von
Schutzgeldem. Diese Schutzgelder — in der Chronik und den
Landt^sschlüssen Landgelder genannt — zahlten die Juden,
wie wir bald sehen werden, sehr pünktlich und gewissenhaft,
wofür aber auch der Adel tatsächlich die Juden schützt, nament-
lich gegen die Übergriffe des Hasenpothschen Ma^strats. So
lesen wir in einer Verabschiedung Einer hohen Erlauchten Re-
gierung de dato Hasenpoth den 2. Sept. 1763 folgenden charak-
teristischen Passus: „Nachdem dui*ch mancherley widrige Veran-
lassung, die in der Stadt Hasenpoth wohnhafte Judenschaft in
schwere und kostbare Processe mit dem Weisen Magistrat der
ehrsamen Bürgerschaft als auch einzelnen Bürgern der Stadt
verwickelt worden, wovon die Kosten bereits auf etliche Hundert
Thaler von Seiten der Juden sich bis hieher angehäufet und
mit dem augenscheinlichen Ruin beider Theile fortgesetzet wären
etc. . . ., so hat das Eönigl. Piltensche Land-Gericht aus gerechtem
Ermessen, dass der Judenschaft bey richtiger Erfüllung der für-
geschriebenen Pflichten auch die besondere Protection des Land-
gerichts wie auch der Hochwohlgeb. Bitter- und Landschaft
des Eönigl. Piltenschen Ereises aUerdings zu statten kommen
müssen etc. . . ., für Recht erkannt und verordnet, dass in allen
1) Hier moss wohl ein Schreibfehler des Herrn Verfassers vorliegen,
den wir infolge seiner Abwesenheit leider nicht znrechtstellen können.
Die Redaktion.
74
die Juden betreffenden sowohl Griminal- als Civilklagen, es
mögen selbige Kläger oder Beklagte sein, und wenn die Juden
straffällig befunden werden, die Ausspruche des Magistrats nicht
ehender v im rei judicatae erhalten sollen, als bis selbige Ton
denjenigen Mitgliedern des Landtag!. CoUegii revidiret und
rhatihabiret worden, welchen dieses Oeschäfte als einem Jadido
delegato vom Landgerichte übertragen ist.^
Wenden wir uns nun der Chronik von Hasenpoth zu, so ge-
winnen wir aus dem Inhalt derselben den unmittelbaren Eindruck,
dass wir es hier mit einer alteingessenen, wohlorganisierten jüdischen
Gemeinde zu tun haben. Die ganze Yerteilune des Soll und
Haben in der Gemeinde, die planmässig eingeteilte Besteuerung
der einzelnen Glieder, die regelmässige Unterstützung der Armen
und Kranken, die jährlich onne besondere Aufregung sich wie-
derholenden Kahalswahlen, ferner die stramm organisierten Be-
ziehungen des städtischen Kahals zu den kleinen Gruppen von
Glaubensgenossen in den einzelnen Kirchspielen weist uns darauf
hin, dass die Verhältnisse hier nicht erst vor kurzem entstanden
waren, hier herrschte durch jahrzehntelange Übung zur Gewohn-
heit gewordene Ordnung. Dieser Eindruck wird zur Überzeugung,
wenn man sich die Sprache der Chronik näher ansieht. Sie ü;t
das beste Hochdeutscn, das zu jener Zeit in den baltischen Pro-
vinzen gesprochen wurde, natürlich zur Hälfte durchsetzt von
Wörtern in hebräischer Sprache (nicht Jargon), die ja die
eigentliche Sprache der älteren jüdischen Chroniken ist. Man
sieht hier, die Hasenpother Juden vom Jahre 1780 — mit die-
sem Jahre beginnt der rinkos — haben das Hebräische vergessen,
und ihre eigentliche Sprache ist die deutsche geworden. Das
spricht von zweierlei, 1) dass die Juden in Hasenpoth seit
mehreren Generationen unter der deutschsprechenden Bevölkerung
gelebt haben müssen, und 2) dass der Verkehr zwischen Juden
und Deutschen ein reger und ziemlich ungezwungener gewesen
sein muss, d. h. die Juden haben in Hasenpoth trotz des firüher
angefahrten Landtaffsschlusses von 1745 nicht sehr unter Druck
und Verfolgung zu leiden gehabt.
Der Hasenpother Pinkos ist ein Gemeindepinkos und „be-
steht hauptsächlich zur R^lement und Ordnung folgender, pro
diverse Rechnungen von Einnahme und Ausgabe^ vom Anfang
bis zum Ende des Jahres. (Nur die letzten Worte „vom Anfang
bis^ sind im Pinkos hebräisch, das übrige ist wörtlich abge-
schrieben.) Es folgt nun eine Aufzählung der verschiedenen
Rechnungen, die hier im Pinkos verzeichnet sind. Da ist
1) (wieder wörtlich) confirmirt und bezieht sich auf das
Memorial Pinkos des Kahal-dieners, zu wissen wie viel (von Woche
zu Woche) an Mizwoth-Grelder (rit Spenden) eingekommen ist, und
wer (von den einzelnen Gliedern der Gemeinde schuldig geblieben
75
ist» wie auch von den Gliedern, die in der Umgegend wohnen) jeder
auf seinem Folio finden zu können, wie viel selbiger (am Ende
des Jahres) Best geblieben ist.
2) die Bechnunffen der Gemeindevorsteher Gabaim, wieviel
sie monatlich sowohl an Spenden wie auch mit der (Sammel-
büchse an jedem Hontag und Donnerstag) eingenommen haben,
wie auch, was dieselben (monatlich) ^an Ausgaben sowohl für
fremde und einheimische Arme, als auch für die Bedürfnisse der
Synagoge) gehabt haben (im Laufe des ganzen Jahres).
Femer sind im Pinkos enthalten die Bechnungen des Ge-
meindekassiers, ein Verzeichnis der Pfänder, die bei ihm ruhen,
die Eorobkaabrechnung, ferner die Landgelder und Quartalgelder,
die einlaufenden rituellen Spenden, Anleihen, die einzelnen Mit-
gliedern aus der Gemeindekasse mit Bewilligung der Gemeinde-
vorsteher gemacht werden, etc. Sie sehen, es lässt sich aus dem
Inhalt ein recht gutes Bild vom Leben und Treiben der Hasen-
pother Gemeinde konstruieren.
Auf einer der ersten Seiten findet sich in 2 gesonderten
Gruppen ein Verzeichnis der verheirateten und unverheirateten
Glieder der Hasenpother Gemeinde. Ersteres enthält 104 Namen,
letzteres 41 Namen. Hierauf folgt ein Verzeichnis der Juden,
die in der Umgegend wohnen, dieses enthält 20 Namen.
Fast alle sind ohne Familiennamen ; es gibt von letzteren nur
1 Hamburger (was ebenso gut aus Hamburg gebürtig heissen
kann), 3 Danziger, ein Lachmann, der Doktor ist, und 1 Ettinger.
Beruisarten sind auch nur bei wenigen angeführt; genannt sind:
Tabaksspinner, Goldschmied, 7 Beligionslehrer, Schneider, Mehl-
händler, Bader, Musiker, Kürschner, Posamentier, Klempner,
Enopfmacher, ein Arzt.
Die Organisation der Gemeinde, wie sie aus der Chronik
ersichtlich, ist nun folgende. An der Spitze stehen 3 Älteste,
mit einem Substituten, ferner ein Kassafuhrer und 2 Vorsteher
resp. Gabaim, welche letztere auch gleichzeitig Vorsteher der
Synagoge sind. Alle diese Ämter werden durch Wahl besetzt,
gelten als die höchsten Ehrenämter der Gemeinde und sind un-
bezahlt. Die Wahlen finden iährlich statt, und zwar wird ein
indirekter Wahlmodus gehandhabt, indem die Gemeindeversamm-
lung bloss 3 Delegierte wählt, welche ihrerseits erst obgenannte
Amtspersonen ernennt. Das Amtsjahr geht von Ostern zu.Pstern.
Die Aufgaben der Amtspersonen sind folgende. Die 3 Ältesten
bilden die Bepräsentation der Gemeinde, aen sog. Kahal, welcher
die Gemeindeglieder nach aussen in den vielfachen Beziehungen
zu Adel, Gerichts-, Begierungs- und anderen Institutionen ver-
tritt. Aber auch für die Gemeindeglieder selbst bildet der Kahal
die höchste administrative Gewalt und unter umständen auch
Oerichtsinstanz. Der Kassahalter verwaltet die Barmittel der
76
Gemeindekasse. Die beiden Gabaim verwalten die Synagoge,
empfangen alle Einkünfte derselben wie auch die verecoiedenen
Abgaben der Gemeindeglieder und bestreiten die laufenden Aus-
gaben. Monatlich legen die Gabaim Rechnung ab und liefern
die Barmittel dem Eassafiihrer aus. Die seelsorgerische Tätigkeit
übt ein Rabbiner aus. Letzterer erhält als Gehalt 6 Gulden
wöchentlich, freie Wohnung, für welche 52 Gulden jährlich ge-
zahlt werden, und ferner verschiedene Gel^enheitssporteln, wie
Peiertagsgelder, pro Feiertag 8 Gulden, ferner Predigtgelder und
sonstige Amtssporteln. Sein ganzes Jahresbudget beträgt ca.
525 Gulden.
Die Hasenpother zahlen eine dreifache Steuer. 1) Sogenannte
Landgelder, das sind die Schutzgelder, welche jährlich an die
Herren Landräte — wie es im Pinkos heisst — gezahlt werden,
wofür diese die Juden unter ihre hohe Protektion nehmen. Die
Summe beträgt bis zum Jahre 1783 — 600 Rtlr.; in letzterem
Jahre — lesen wir in der Chronik — ist durch grosse Fürbitte
bei den Landräten •— deren Ruhm steigen möge — eine Er-
mässigung von 200 Rtlr. geschehen, so dass nur 400 Rtlr. zu
zahlen sind. Doch sind an dieser Steuer nicht nur die Hasen-
pother allein beteiligt, sondern überhaupt sämtliche Juden des
Piltenschen Kreises. Die Landgelder werden in der Weise ein-
getrieben, dass der Hasenpother Kahal zunächst für jedes Kirch-
spiel eine bestinmite Repartitionssumme festsetzt. In jedem
Kirchspiel wählen dann die daselbst lebenden Juden einen Taxa-
tor, der die fehlbesetzte Summe auf die einzelnen Bewohner, je
nach deren Zahlungsfähigkeit, verteilt. Arme werden von der
Steuer befreit. So zahlen für das Jahr 1782:
das Piltensche Kirchspiel 76 Rtlr. 16 Seh.
y, Erwahlensche „ 69 „ 9Vi »
„ Hasenpothsche ^ 34 „ 12'/« »
„ Sackenhausensche» 13 ^ 5 „
a Neuhausensche „ 61 „ — „
„ Ambotensche „ 105 „ —■ »
und die Stadt Hasenpoth 244 ^ 8V4 „
zusammen 604 Rtbr. IIV4 Seh.
2) Quartalgelder. Diese Steuer wird von der Hasenpother
Gemeinde in halbjährlichen Raten zu 84 Gulden pro Rate an
den Bürgermeister der Stadt abgetragen. Also eine zweite Ent-
schädigung auch den Bürgern für deren freundliche Duldung.
Auch diese Steuer wird durch Repartition beigetrieben, die je
nach den materiellen Verhältnissen der Betreffenden in verschie-
dener Höhe schwankt. Die Armen sind von der Repartition
befreit,
3) Korobka oder Fleischsteuer. Diese Abgabe wird nur zur
Bestreitung der eigenen Bedürfnisse der Gemeinde verwandt
1
77
Sie wird in der Weise eingetrieben, dass sie im Meistbot einem
Einzelnnternehmer für ein Jahr verarrendiert wird. Dieser
hat die angebotene Summe sofort pränumerando auszuzahlen,
und es steht ihm dann frei, von jedem Stuck Vieh, das rituell
geschachtet wird, eine bestinmite Abgabe einzukassieren. Da diese
Besteuerung eine indirekte ist und zudem in den Händen eines
Unternehmers sich befindet, ist keiner von der Steuer frei, es
sei denn, dass er auf Fleisch^enuss verzichtet. Die Eorobka
wird durchschnittlich für 550 Gulden jährlich verarrendiert. Wie-
viel aber die Gemeinde tatsächlich an dieser Steuer zahlt, lässt
sich aus der Chronik nicht ersehen, jedenfalls bedeutend mehr.
Ausser diesen regelmässigen Steuern hat die Gemeinde noch
reichliche Einnahmen durch Spenden und Sammlungen. Die
meisten Spenden fallen in der Synagoge beim Verlesen der Thora
und den Verrichtungen anderer ritueller Zeremonien. Ausserdem
geht an jedem Montag und Donnerstag der Gemeindediener von
naos zu Haus mit einer Sammelbüchse, in die jeder Jude eine
kleine Gabe wirft. — Es ist nun interessant, das Einnahme-
bndget der Gemeinde aus allen diesen Geldern für ein Jahr zu
berechnen. An Landgeldern 244 Rtlr. 8V4 S. resp. 1026 Guld.
15 Gr., Quartalgelder 168 Guld., Eorobka 550, an Spenden in
der Synagoge 365 Guld. 13V« Gr., Sammelbüchse 46 Guld. 19V2
Gr., das macht pro Jahr 2157 Guld. Die vier Reichsten der Ge-
meinde sind: Isaak Serail, Hermann Beharasch, Mendel Ham-
burger und Salomon David. Sie sind desw^en als die Reichsten
anzunehmen, weil sie die höchsten Repartitionssteuern zahlen. Es
zahlt z. B. Isaak Segall an Landseld 35 Rtlr. jährlich, id est den
6. Teil der ganzen Steuer, an Quartalgelder 15 Gulden — den
10. TeU.
In dem Ausgabebudget nimmt nach den Ausgaben für die
Spagoge, welche letztere übrigens in einem der Gemeinde ge-
hörigen Hause untergebracht ist, die Armen- und Krankenpflege
den höchsten Posten ein. Dabei werden nicht nur die Armen
der Gemeinde selbst, sondern auch viele Angereiste und zu an-
deren Gemeinden Gehörige unterstützt.
Einen recht ansehnlichen Posten bilden auch die Ausgaben
für den Advokaten, als Zeichen dafür, dass trotz aller Protektion
von Seiten des Adels die Beziehungen zwischen Eahal und Ma-
gistrat nicht die allerbesten waren.
und nun, m. H., eile ich zum Schluss. Ich hatte zwar die
Absicht Ihnen noch einiges aus einem vierten Pinkos zu berichten, dem
Rabbinats-Pinkos aus Bauske, doch da der Vortrag auch so schon
lang genug geworden ist, will ich die Chronik hier nur erwähnen
und Ihnen vorzeigen. Sie ist trotz des sehr vielen Staubes und
ilires stark mitgenommenen Aussehens erst aus dem Jahre 1832.
78
Über das unbekannte Wappen anf dem Bilde: 9|Die Stadt
Lnbeok" im Hause der Sohwarzen Haupter zu Biga.
Von E. Mettig.
Anf dem im Speisesaale des Schwarzhäupterhaases hängenden
Bilde (Ölgemälde) der Stadt Lübeck ist in der Ecke rechts ein
WapDen angebracht, dessen Zugehörigkeit ich lange nicht er-
mitteln konnte. Das Wappen stellt in einem geteilten Schilde
rechts im roten Felde einen halben Adler, links im blauen Felde
drei über einander horizontal schwebende, mit den Barten nach
unten gerichtete und zur Anssenseite des Wappenschildes ge-
kehrte Schlüssel dar. Das Ölgemälde ist von den lübischen
Frachtherren und Eaufleuten des Bigischen Fahrwassers im Jahre
1720 an Stelle des im Bombardement von 1710 beschädigten
Bildes der Stadt Lübeck an der lübischen Bank aus Lübeck
hergesandt worden. Die lübischen Frachtherren hält Franz Sie-
wert in seiner Schrift „Die Lübecker Bigafahrer-Compagnie im
16. und 17. Jahrhundert«, 1896, S. 89, für Älteste der Bigafahrer.
Demnach hätte mit ihrem Wappen das von ihnen geschenkte
Bild versehen werden können; das Wappen der Bigafahrer ist
aber, wie vor Jahren schon hier Baron Bruiningk bekannt ge-
macht hatte, das Wappen der Stadt Biga, auf dem Bilde haben
wir aber ein ganz anderes, daher musste ich annehmen, dass das
oben beschriebene Wappen mit dem halben Adler und den drei
Schlüsseln eher einer einzelnen Person als einer Genossenschaft
angehöre. Durch Zufall wurde ich aufmerksam auf ein Deck-
blattsiegel an einem Schreiben der lübischen Frachtherren des
Bigischen Fahrwassers vom J. 1640, das das unbekannte Wappen
mit dem halben Adler und den drei Schlüsseln zeigt Um das
Siegel läuft eine Umschrift, die leider so undeutlich ist, dass ich
sie nicht entziffern kann. Jetzt nahm ich an, immer an der
Meinung festhaltend, dass die lübischen Frachtherren des Bigi-
schen Fahrwassers identisch sind mit den lübischen Frachtherren
der Bigafahrer, dass das bewusste Wappen mit dem halben Adler
und den drei Schlüsseln einem der Fracbtherren angehören werde.
Als ich aber nach einiger Zeit dasselbe Wappen auf einem zweiten
Deckblattsiegel, aber von einem andern Stempel, auf einem Schrei-
ben der lübischen Frachtherren des Bigiscnen Fahrwassers vom
J. 1721 fand, musste ich die erste Annahme fallen lassen und
der Ansicht Kaum geben, dass das Wappen mit dem halben Adler
und den drei Schlüsseln den Frachtherren des Bigischen Falu^
Wassers angehöre. In der Legende dieses zweiten Siegels ist
nur deutlich das Wort Biga zu lesen. Beide Schreiben handeln
über die lübische Bank auf dem Hause der Schwarzen Häupter
zu Biga.
79
Haben wir nun in diesem Wappen mit dem halben Adler
nnd den drei Schlüsseln das Wappen der Frachtherren und Eauf-
leate des Bigischen Fahrwassers zu Lübeck zu sehen und halten
wir an der Ansicht fest, dass die Frachtherren des Rigischen
Fahrwassers u. s. w. identisch sind mit den Frachtherren der
Rieafahrern zu Lübeck, so drängen sich verschiedene Fragen
auf, deren Beantwortung erwünscht ist. Nach Franz. Siewert
sind die Frachtherren der Bigafahrer-Eompagnie die Ältesten,
also Vorsteher dieses Verbandes. Ist es möglich, dass der Vor-
stand einer Oenossenschaft, die ein eigenes Siegel und Wappen
besitzt^ ein besonderes Siegel und Wappen führt, oder haben
wir Tielleicht zwischen den lübischen Irachtherren der Biga-
fahrer und den lübischen Fraehtherren des Bigischen Fahrwassers
u. 8. w. zu unterscheiden? Es sind diese möglicherweise zwei
ganz verschiedene Oenossenschaften, die beide zur lübischen Bank
im Hause der Schwarzen Häupter Beziehungen gehabt haben
könnten; oder vielleicht trennte sich von der Bigafahrer-Eom-
pagnie später ein Teil unter anderm Namen ab. Alles das sind
Fragen, die sich auf Grundlage des mir zur Zeit zur Verfügung
stehenden Materials nicht beantworten lassen. Zunächst muss
man annehmen, dass das Wappen mit dem halben Adler und
den drei Schlüsseln das Wappen der Frachtherren des Bigischen
Fahrwassers oder das Wappen der Oenossenschaft der Eauf leute
des Bigischen Fahrwassers ist. Die Unterschriften der oben zi-
tierten Schreiben lauten nämlich: (im Schreiben vom J. 1640)
»verordnete Frachtherren und Eaufleute des Biffischen Fahr-
wassers zu Lübeck^ und (im Schreiben vom J. 1721) „Im Nah-
men der verordneten Frachtherren und EaufiTleute des Kigischen
Fahrwassers zu Lübeck Peter Busch. Hoc T. Eltermann.^
(7*. TenaiudoDg am 14. April im.
Der Präsident Oberlehrer Bernhard Hollander eröffnete
die Sitzung mit der Mitteilung, dass die Gesellschaft zwei ihrer
ordentlichen Mitglieder durch den Tod verloren habe. Es sind des
die Herren Adolf v. Wulf zu Schloss Sesswegen, gestorben am
25. März (7. April) in Wien, und der weil. Sekretär des Livlän-
dischen Hofgerichts Mag. jur. Friedrich v. Sticinsky, ge*
sterben am 5. April in Biga, eines der ältesten Mitglieder un*
serer Oesellschaft, der er seit dem Jahre 1856 angehörte.
Die Versammlung ehrte das Andenken der Verstorbenen
durch Erheben von den Sitzen.
80
Der Präsident verlas ein Schreiben der Firma W. P. Hacker,
in welchem sie die Mitteilung machte, dass sie in Anlass ihres
lOOjährigen Jubiläums die Summe von 500 Rbl. der Gesellscliart
für Geschichte und Altertumskunde zur Förderung ihrer Inter-
essen darbringe.
Die Versammlung nahm mit lebhaftem Danke Kenntnis tou
dieser Schenkung und beschloss, sie als unantastbares Kapital
unter dem Namen Wilhelm Ferdinand Häcker-Stiftnng
gesondert zu buchen, die Renten aber dem für die Gagierung
eines Museumskustos gebildeten Fonds fortlaufend zuzuschlagen.
Herr Architekt Otto v. Sivers berichtete, dass die im
Herbste vorigen Jahres getroffenen provisorischen Massregeln zum
Schutze des Hauptturmes der Wendenschen Schlossrnine im
grossen und ganzen ihren Zweck erfüllt haben. Einige ergän-
zende Schutzmassr^eln, die sich bei einer von ihm vorgenom-
menen Besichtigung des Turmes als notwendig erwiesen haben,
wiirden im Sommer vorgenommen werden; von grösseren Arbeiten
aber habe man besonderer Umstände wegen zunächst absehen
müssen.
Für die Bibliothek waren geschenkt worden: 1) von
Herrn Stadtarchivar Mag. A. Feuer eisen dessen Arbeiten:
Ein Beitrag zur Förderung unserer Ortsgeschichte. — Der Buch-
drucker M. G. Grenzius und die Begründung der ^Dörptschen
Zeitung^. — Zur Geschichte Dorpats während des Nordischen
Krieges 1704 — 1708. Sonderabzüge aus den Sitzungsberichten
der Estnischen Gelehrten Gesellschaft 1903; 2) von der Firma
W. F. Hacker : B. A. Hollander, W. F. Hacker, Buchdruckerei,
Riga 1804—1904. Eine Gedenkschrift zum 1. April 1904. Riga
1904; 3) von Herrn Pastor O. Schabert: Bericht über die Arbeit
der Rigaschen Stadtdiakonen. Riga 1904; 4) von Herrn Lehrer M.
Siling dessen Buch: Rihmju Chronika. Riga 1893. Ausserdem
waren Darbringungen eingegangen von den Herren R. Gadilhe,
A. Kräh, G. Baron Manteuffel, von Frl. Oharlotte Quer-
feldt von der Sedeck und Herrn K. G. v. Sengbusch.
Aus dem Bericht über die Ankäufe für die Bibliothek hob
81
der Bibliothekar hervor: Lewschinowsky, Versuch einer Ge-
schichte der Münzzeichen in Russland. I. Minsk 1903, russ. (Behan-
delt die für den mittelalterlichen livländisch- russischen Handel
in Betracht konunende Frage der Kunen.) — A. Fiedler, Zur
Geschichte des Eurländischen Palais und des Markolinischen
Palais. Dresden 1904. (Das Palais am Zeughaus in Dresden
ist 1729 erbaut und kam 1774 an den dritten Sohn Königs Au-
gust III., den Prinzen Karl Christian Joseph, der 1750 bis 1763
Herzog von Kurland gewesen war und diesen Titel auch nach
der Wiedereinsetzung Birons weiterführte. Herzog Karl nahm in
dem Gebäude, das er zum elegantesten Palais Dresdens machte, seine
Wohnung, seit jener Zeit fuhrt es den Namen „Kurisches Palais".
Heute ist es der Sitz des Königlichen Landes-MedizinalkoUegiums
und mehrerer wissenschaftlicher Gesellschaften). — P. Aldinger,
Die Neubesetzung der deutschen Bistumer unter Papst Innocenz lY.
1243 bis 1254. Leipzig 1900. (Der Verfasser hat die 1245
erfolgte Gründung des Erzbistums £iga nicht in Betracht gezogen,
berührt aber die Stellung des Erzbischofs Albert Suerbeer als
Administrator des Bistums Lübeck.) — Stammbuch des Joachim
Fried. Hartmann aus Riga, begonnen in Leipzig 1771.
Für das Museum waren nach dem Berichte des Museums-
inspektors dargebracht worden: 1) von Frl. Charlotte Quer-
feldt von der Sedeck: eine grössere Anzahl von Porzellan-
sachen in chinesischer Blaumalerei, ferner Lampen, Lichtputz-
scheren, Stempel und Kupferdruckplatten, aus dem Besitz des
Oeneralgouverneurs Brown stammend; 2) von Frl. Marie Zim-
mermann: ein Tabakskasten mit diversen Inschriften aus dem 18.
und 19. Jahrhundert; 3) von Frl. E. v. Schinckell: eine Spiri-
tusgaslampe aus blauem Glas; 4) von Frl. E. und M. Kawall:
ein Feuerstahl und eine kleine Balancewage aus Messing.
Für die numismatische Sammlung war ein Geschenk von
Herrn Dr. med. Arthur Zander dargebracht worden.
Herr Oberlehrer Friedrich v. Keussler übersandte eine
Zuschrift, in der er über eine handschriftliche Familiengeschichte
der Familie Albanus berichtete. Sie befindet sich im Besitze
6
82
des Herrn Dr. med. Georg Albanus in St. Petersbui^ und
stammt von dessen Urgrossvater, dem Rigascfaen Superintendenten
Dr. August Albanus (f 1839) her. Das im ganzen 107 ziemlich
eng beschriebene Seiten umfassende Manuskript trägt auf der
ersten Seite die Aufschrift: ^Das Interessanteste aus der Gre-
schichte meiner Familienerfahrungen und meines Lebens. Eine
Handschrift für meine Freunde 1792." Dieses Jahr 1792, in dem
die Familiengeschichte offenbar abgefasst ist, war für Albanus in-
sofern bedeutungsvoll, als er in demselben das Rektorat an der
Rigaschen Domschule antrat. In einem zweiten Teil der Fa-
miliengeschichte wollte Albanus seine eigene Lebensgeschichte
bis zur Ankunft in Riga (1789) schildern, ist aber nicht über die
erste Einleitung hinausgekommen. In dem Schlusssatz derselben
äussert er: „Bin ich ein mahl wieder in Sachsen, dann kann
ich den dritten Theil dieser Geschichte schreiben.* Er dachte
aber damals (1792) offenbar noch nicht daran, dass er in Riga
ein bleibendes Wirkungsgebiet finden werde.
Gleich im ersten Kapitel der allgemeinen Familiengeschichte
leitet Albanus den Ursprung seiner Familie von Rom her und
bringt sie in Zusammenhang mit der dort blühenden Familie der
Albani. Ein Glied derselben sei nach Deutschland gekommen, hier
zum Luthertum übergetreten und Stammvater der in alle Gegenden
Sachsens ausgebreiteten Familie Alb anus, wie sich jetzt der evan-
gelische Zweig zum Unterschiede von den katholischen Ver-
wandten nannte, geworden. Als Beweis der Zusammengehörigkeit
der Albani und Albanus weist der Verfasser der Familiengeschichte
auf das gleiche Wappen (Helm mit zwei weissen Schwänen) hin.
In den weiteren Kapiteln gibt der Verfasser in ansprechender
Weise Nachrichten über das Leben einzelner Familienglieder.
Interessant ist diese Familiengeschichte nicht nur als historische
Quelle, sondern auch als Erstlingsarbeit eines bedeutenden Mannes.
Die Zuschrift ist in den „Rig. Stadtblättern*' 1904 Nr. 18
in extenso abgedruckt worden.
Herr Stadtbibliothekar N. Busch referierte über eine hoch-
bedeutende Arbeit, die die Königl. Akademie der Wissenschaften
83
io Berlin in Angriff genommen habe : die Inventarisierung aller
literarischen deutschen Handschriften bis ins 15. Jahrhundert.
Professor K. Burdach werde zu diesem Zwecke auch die Archive
und Bibliotheken des Russischen Reiches besuchen. Derselbe
suche in einem sehr bemerkenswerten Aufsatze im Zentralblatt
f&r Bibliothekwesen XXI, 4 das Interesse und die fördernde
Teilnahme der Bibliotheksvorstände für das grossartige Unter-
nehmen zu gewinnen. Referent wies darauf hin, dass in Russ-
iand die Hauptausbeute wohl unter den Schätzen der Kaiser-
lichen öffentlichen Bibliothek in St. Petersburg zu erwarten stehe,
dass aber auch in den Bibliotheken und Archiven der Ostsee-
provinzen eine Reihe von Handschriften und Handschriftenresten
noch ihrer vollen Würdigung harre.
Die Handschriftenbeschreibungen sollen zunächst in ein Archiv
gesammelt werden, wobei für die Zukunft auch Publikationen,
gruppenweise je nach Bedürfnis in Aussicht genommen sind. Das
eingelaufene Material wird an der Sammelstelle in Zettel über
die einzelnen literarischen Werke, Verfasser, Schreiber, Besitzer,
Anfertigungs-, Ankaufs- und Aufbewahrungsorte aufgelöst und
diese Zettel werden sodann alphabetisch und ausserdem syste-
matisch geordnet. Ihrer vollen Zahl nach sollen nur die „litera-
rischen Handschriften'^ in deutscher Sprache, und zwar bis in den
Anfang des 16. Jahrhunderts, berücksichtigt werden. Als litera-
rische Handschriften gelten nicht und bleiben daher von der
Beschreibung ausgeschlossen die Aufzeichnungen rein geschäft-
lichen, praktischen Charakters: Urkunden, Akten, Stadtbücher
(Protokollbücher und Eintragungen von privatrechtlichen und
öffentlichrechtlichen Handlungen aller Art). Hingegen werden
noch zur Literatur im weitesten Sinne gerechnet und deshalb in
die Beschreibung einbegriffen alle theoretischen Arbeiten, be-
sonders also die theoretischen Anweisungen zur Rhetorik, zum
Brief- nnd Urkundenstil, auch die reinen Pormularbücher, weil
sie als Stilmuster dienen; femer Anleitungen zur Kriegs- und
Jagdknnst, Kalenderkunde, zum Würfeln und anderen Spielen;
Diätetiken, Arzneibücher und Rezepte, Kochbücher; natürlich
6*
84
auch die Segen und Gebete. Selbstverständlich überall ist die
Aufnahme einer Niederschrift in gebundener (poetischer) Form,
welches auch ihr Inhalt sein mag.
Aus der späteren Zeit (nach der Mitte des 16. Jahrhunderts)
sind nicht mehr alle Handschriften der eben angegebenen Art
zu verzeichnen, sondern nur diejenigen; welche Werke des Mit-
telalters (d. h. aus der Zeit bis ca. 1530) wiedergeben. Von
der neu entstandenen Literatur ist für die Zeit seit dem Anfang
des 16. Jahrhunderts, und zwar für das ganze 16. und 17. Jahr-
hundert, nur sogenannte „schöne Literatur^ (sowohl Poesie als
Prosa), dazu Briefe, Memoiren, Segen, zu inventarisieren. Alle
Arbeiten der wissenschaftlichen oder technischen Theorie bleiben
mithin für spätere Zeit beiseite (z. B. alle Rhetoriken).
Für die Handschriftenbeschreibung selbst ist eine Instruktion
aufgestellt und ein Muster beigegeben, auch ein Honorartarif fest-
gesetzt worden. Die Technik der geforderten Beschreibungen
soll selbstverständlich allen Ansprüchen der modernen wissen-
schaftlichen Bedürfnisse, wie sie in den besten deutschen und
ausländischen Eatalogarbeiten erfüllt sind, durchaus genügen.
Herr Stadtbibliothekar N. Busch übergab ferner die Ab-
schrift eines von ihm in der Stadtbibliotbek aufgefundenen, bisher
unbekannten Textes einer Urkunde des Bischofs Nikolaus von Riga.
Die Ausstellung der undatierten Urkunde, die den Besitz des riga-
schen Dominikanerklosters (bei der heutigen St. Johanniskirche)
behandelt, fällt in die Zeit zwischen 1234 und 1253 (s. unten).
Herr Inspektor K. Mettig verlas drei aus dem Ende des
16. bezw. aus dem Anfange des 17. Jahrhunderts stammende
niederdeutsche Liebeslieder, die er in einem dem Archiv der
Schwarzen Häupter zu Riga gehörenden Sammelbande gefunden
hatte, der vornehmlich aus Aufzeichnungen rechtshistorischen In-
halts besteht (s. unten).
Herr Oberlehrer Wladislaw Lichtarowicz teilte mit, dass
im Berichte der Krakauer Akademie vom J. 1902 Forschungen
zur Geschichte Polens in römischen Archiven und Bibliotheken,
speziell im Vatikanischen Archiv, veröffentlicht seien, die auch
aaf die Geschichte Liylands Bezug nehmen. Insbesondere gehören
hierzu eine Reihe von Akten aas den Jahren 1316, 1318 und
1322 über Streitfragen zwischen dem Orden und Riga, die in
Avignon verhandelt wurden; femer Aktenstücke über Streitfragen
zwischen dem Königreich Polen und dem Orden im 14. Jahrhun-
dert. Ein Teil des hier veröflfenüichten, auf Livland bezüglichen
Materials sei schon in Bunges Urkundenbuch und in Theiners
Monumenta Poloniae abgedruckt worden. Referent versprach ein
Verzeichnis sämtlicher Aktenstücke und Urkunden zusammenzu-
stellen, die in dem genannten Berichte der Krakauer Akademie
direkt oder indirekt sich auf die Geschichte Livlands beziehen.
Herr Leo nid Arbusow referierte über das jüngst erschie-
nene Buch von Aloys Schulte: „Die Fugger in Rom 1495—
1523^^, speziell über die Abschnitte des interessanten Werkes,
welche die eigenartige Stellung des Bischofs von Reval Jo-
bann Blankenfeld in Rom beleuchten. Daran knüpfte Referent
einige Bemerkungen über Bruchstücke von alten Drucken, welche
Herr Stadtbibliothekar N. Busch neulich in Bucheinbänden der
Stadtbibliothek aufgefunden hat: Theol. 47, 48 (Basler Druck
vom Jahre 1516) in mehreren, zum Teil doppelseitig bedruckten,
also missratenen Exemplaren ein den livl. Ablass 1504 — 5 be-
treffendes „Summarium** (vergl. SB. der Ges. 1876 S. 30, 1886
S. 20). In zwei Bänden der Abteilung Philologie (1650, 51) drei
halbe Bogen mit je zwei alternierenden Abdrücken eines Ablass-
formulars gegen die Türken, erteilt von Papst Innocenz VIII,
ausgestellt von Raymund Peraudi, Archidiakon von Xaintes^), Kom-
missarius für Dänemark u. s. w., Livland und Preussen. Dieser
Ablass war 1489 erteilt worden (vergl. H. ülmann, K. Maxi-
milian I., Bd. I S. 69). Die betreffenden Bände stammen aus dem
rigaschen Franziskanerkloster.
Herr Ritterschaftsbibliothekar Karl v. Löwis of Menar
legte die Kopie eines Planes der Burg und der Stadtmauer von
Pemau vor, den Herr Hermann Baron Bruiningk bei seinen
1) Xaintes = Saintes, Stadt an der Charentei war ein bischöflicher Sitz
onter dem Ersbistiiin von Bordeaux. Die Redaktion.
Arbeiten im Archiv der Livländischen Ritterschaft in einer Pro-
zessakte von 1640 — 46 des Rates der Stadt Pernan wider die
Gräfin Magdalena von Thurn aufgefunden hat. Referent erläu-
terte des näheren diesen Plan, der zur Zeit als ältester zu gel-
ten habe und verschiedene wichtige Ergänzungen zur Topographie
von Pernau biete (s. unten).
Eine unedierte Urkunde des Bischofs Nicolans von Biga.
Mitgeteilt von Nik. Bnsch.
Dr. H. Hildebrand hat Mitt. X S. 372 eine Urkunde von 1234
Sept. 8 veröffentlicht, durch welche Bischof Nicolaus von Riga seine
steinerne Pfalz in der Altstadt mit den zu ihr gehörigen Grund-
stücken den Brüdern des Predigerordens schenkt unter der Be-
dingung, dass die Beschenkten daselbst ihren Wohnsitz nehmen.
Als Vorlage diente eine von Hildebrand aufgefundene Kopie
eines Transsumtes von 1363 April 20 in der Litauischen Metrika.
Bei den Arbeiten in der Stadtbibliothek bin ich jüngst auf eine
Kopie einer mit jener Schenkung in engstem Zusammenhang ste-
henden Urkunde gestossen, die bisher unbekannt war. Ort und
Zeit der Ausstellung sind, wenigstens in dem erhaltenen Text,
nicht angegeben. Als terminus a quo ergibt sich zunächst das
Jahr 1234. Da die Urkunde anführt, dass die Brüder des Pre-
digerordens bereits im Hof des Bischofs in Riga Wohnung ge-
nommen haben, so müsste, falls die Jahreszahl 1244 richtig ist,
die in einer Inschrift der ehemaligen Dominicaner-Klosterkirche
zu Röbel für die Gründung des Rigaschen Dominicaner-Klosters
angegeben wird, die Urkunde nach 1244 angesetzt werden; als
terminus ad quem kommt das Todesjahr des Bischofs 1253 in
Betracht.
Nicolaus, Bischof von Riga, erläutert, was in der Urkunde
[von 1234 Sept. 8], durch die er seinen Hof in Riga dem Ordm
der Predigermönche geschenkt hat, unter Pertinemien des Bofes
zu verstehen sei. [Riga 1234—63.]
Riga, Stadtbibliothek, Sammelband des Bürgermeisters Peter von Schie-
velbein (f Uli) mit der Rückauf schrift : Miscellanea ad bist. Livoniae spec-
tantia I. Folio, Halbschvoeinsleder. S, 9: Ex libro inana scripto veteri
in 4to, cujus inscriptio est, der Stadt von Righe er privüegia. Copia do-
mationis curiae episcopalis ordini Fraedicatorum factae, absque anno et
dato. Angeschlossen ist eine mnd, Uebersetztmg.
Nicolaus Dei gratia Rigensis episcopus omnibus praesentes
literas inspecturis salutem in Domino Jesu Christo. Cum di-
lectis nobis in Christo fratribus ordinis Praedicatorum Intime
I
87
donayerimus ac liberaliter curiam nostram cum pertinentiis suis,
quam inhabitant in civitate Risensi, ne cuiquam inposterum forte
Tenire possit in dubinm, quil sit de praedictae cnriae perti-
nentiis, nos presentibus literis declaramus, spatium, quod est
intra Rigam navium et ipsam curiam extra muros civitatis, qua-
tenuB curia praetenditur, ad ipsam curiam pertinere, et ad jus
eorundem fratrum ex nostrae donationis largitate simul cum curia
transivisse. NuUi ergo liceat hanc paginam nostrae declarationis
infringere aut ei ausu temerario contraire, et nos id fieri sub
interminatione anatbematis prohibemus.
Über drei niederdentsche Liebeslieder aus dem Notizbuohe
Heinrich von Munohhausens (16. oder 17. Jahrhundert).
Von K. Mettig.
Im vorigen Semester trug ich hier die Bitte des Herrn Ober-
lehrers Th. V. ßieckhoflf vor, die besonders an die Herren, die in
Arebiven arbeiten, gerichtet war, man möchte ihm die neu auf-
gefundenen, noch nicht publizierten Gedichte aus dem 16. Jahr-
hundert übersenden oder ihn auf ihr Vorhandensein aufmerksam
machen. Oberlehrer RieckhoflF ist nämlich mit einer Arbeit über
die poetischen Erzeugnisse im alten Livland aus der Zeit des
Unterganges der Selbständigkeit beschäftigt. Ich selbst kam
gleich darauf in die Lage, ihm drei Gedichte, die ich zufällig in
einem Sammelbande des Archivs der Schwarzen Häupter fand,
zuzuschicken. Diese Gedichte haben zum Inhalte die Liebe, und
zwar behandeln sie die Liebessehnsucht, die verschmähte Liebe
und die Liebesfreuden und Liebesleiden; sie lauten:
J6 1.
1. Ach du mein Himmelscher Vader
Da Bist mein Beschenner und mein Bat[er]
Bescher mier ein Wackkers medelein
Ean sloten in mein arm[e]lein
5. Ist se dan nicht Bike
so ist se Jnncerlichen
Ach da sante Wolaesgank
Bescher mier ein ynd mach es nicht lang
ach da Sante Yite
10. Bescher mier ein, den es Ist tit
So da nicht lenger Sparen
schal ich mene ere Bewaren
ach da sante Nickkel bescher
mir ein penningk vndt ein licht
vnd vorget mier mydt Einen
Jangen gesellen nicht.
Anna Kras mein
Eigen hand.
J«2.
Ich Bin nieht wol zufrieden
wo mach dat jnmmer sein
ich Werd nicht wol geleden
von der hertz aUer leaesten mein.
Ist den dat ock fein
dat mach de sneke sein.
Ich kan dar wol namaken
dar Ist kein Zweiael an
dat se mier deit faorsaken
vnd nimpt ein ander man.
Ist den daTt] ock fein
dat mach de suecke sein.
Ich wil dar nicht mer von Riden
Ich Riede dar nicht mehr yan
se deit Mier ganz fordrinen
vnd nimpt ein ander man.
Ist den dat ock fein
dat mach de sneke sein.
J6 3.
1. Es Reth [ein Jeger wol jajgen
3 Standelein fuor de[m] dage
des Jagens war he fro.
2. wat Beje^en den anf der heide
ein medelein In witten Kleideren
van Jaren war se Jnnck.
3. se war so Jnnck van Jaren
ein Eü-enzelein wolde se draeen
wie ander wakker medeken don
4. he nam se wol medden vmme
he swank se wol wedder tho Baekke
wol In dat grone gras
5. dat gras dat war so grone
dar legen twe lefken so schone
Bet an dem hellen tagk.
6. stat vp gnt Jeger Und dat ist dach
da hast geslapen ich hab [gejwaket
iein medeken bin ich mich noch.
7. B[ista ein medeken] dat westn wol
da schalst die h[areu tho BJake lan
wie ander wacker medeken don
8. Ich wil mine hären laten hangen
dem ledigen Jeger to schänden
Wo ander wakker medelein don
9. Ich wil min hären laten binden
mit Braner siede bewinden
das he das wilt fnor lit.
10. Ich wil mine hären laten flegen
den Jangen gesellen to liae
de vp der gassen ghann^).
1) Hierzu bemerkt Th. v. Rieckhoff: Strophe 3, 7 und 8 haben in der
Oberlehrer Sieckhoff hat diese Poesien mit Interesse ent-
gegengenommen. Das erste Gedicht bezeichnet er als ein Seiten-
stack zu dem von ihm 1880 in den Jahresberichten der Felliner
historischen Gesellschaft S. 90 veröffentlichten Spottgedichte auf
die Katholiken und weist darauf hin, dass in der 1611 erschie-
nenen Arbeit von ErasmusWideman: ^Musicalisch Kurzweil^ Nr. 1
ein ähnliches, aber ausführlicheres abgedruckt ist. Das dritte
Gedicht, das grosse Ähnlichkeit von dem noch zu meiner Zeit
gesungenen Studentenliede hat: „Es ging ein Jäger wohl jagen^
und sich auch nach dieser Melodie singen lässt, ist nach
Rieckhoff mit einigen Abweichungen und Erweiterungen von dem
Vereine für niederdeutsche Geschichtsforschung (Heft 1 Nr. 63
und in Uhlands alten Yolksliedem Nr. 104 S. 1010) abgedruckt
In einer zweiten Zuschrift teilt mir Th. v. Rieckhoff mit, dass
in dem in Göttingen 1610 erschienenen Quodlibet, in den 4
Stimmen Gantores, Tenor, Bass und Alt von Möller die Melodie
dieses Liedes vorhanden sei, über die er jedoch noch nichts an-
zugeben im Stande ist, da er in die genannte Melodiensammlung
noch keinen Einblick gefanden hat. Über das zweite Gedicht,
das über die verschmähte Liebe handelt, hat mir Th. v. Rieckhoff
noch nichts mitgeteilt.
Meinem ihm gegebenen Versprechen, über die Herkunft dieser
Gedichte in unserer Gesellschaft Bericht zu erstatten, will ich in
folgendem nachkommen.
Die bewussten Gedichte fand ich im letzten Teile des er-
wähnten Sammelbandes, wo sie von den bisherigen Benutzern
unbeachtet geblieben waren. Dieser Band trägt die Archivnum-
mer 2 und besteht aus 149 Papierblättern, von denen Bl. 4 — 130
Ton ein und derselben Hand mit Gegenständen rechtshistori-
schen Inhalts beschrieben sind. Bl. 1 — 3 fehlen. Der Teil von
Bl. 130 — 149 enthält Einschreibungen von mehreren Händen. Es
hat aber den Anschein, dass der grösste Teil der Inskriptionen
von ein und derselben Hand herrührt. Dr. A. Buchholtz sen.,
der im Jahre 1851 ein Verzeichnis der Archivbestände der
Schwarzen Häupter zu Riga angefertigt hat, gibt den Inhalt des
in Rede stehenden Bandes folgendermassen an:
Fol. 4 Fragment, die Ratsglieder betreffend.
Fol. 4^ Bestimmungen für fremde Gäste und Filgrime.
Pol. 5* -6 Kritzeleien.
Fol. 6^—14 Liber statutorum veterum Rieensium de bL 1554.
Fol. 95—110 die Bursprake (der Stadt Riga).
Fol. 111 der Sühnebrief 1330.
Seklasazeile zuviel Silben, alle anderen stimmen im Yernnass mit der Fas-
sang im Ühlandschen Liederbnch überein, die sich nach der Bürsehenmelodie
gut singen lasst.
90
Fol. 116 Eberhard von Monheims Bestätigung der Stadtpri-
vilegien und Freiheiten 1330.
Fol. 118^ Schrägen oder Gesetze für die Glieder der gr.
Gildstube und die Gesellschaft der Schw. H. 1477.
Fol. 125 — 130 Dicens veritatem non tenore (?)^) actione inju-
riarum, pro quo notanda sunt jura sequentia.
Fol. 130 ff. Schreibübungen (Kritzeleien^ eines früheren Be-
sitzers dieses Manuskripts, vielleicht Heinricn von Münchhansens.
Napiersky hat für seine Quellen des rigischen Stadtrechts (vergl.
S. IiXlV) diesen Band des Schwarzhäupterarchivs herangezogen
und macht auch über den Inhalt Mitteilung. Den uns interes-
sierenden Teil neunter: „Schreibereien heterogenen Inhalts*'. Es
ist verständlich, dass bei einem flüchtigen Blick in diesen letzten
Teil des Buches die wohl nur für den Besitzer und nicht für an-
dere Leser bestimmten Einschreibungen im Vergleiche mit den
gleichmässig; von einer ausgeschriebenen Hand stammenden, viel-
leicht von einem Berufsscnreiber hergestellten Abschriften den
Eindruck von Kritzeleien gemacht haben und noch machen werden.
Die Inskriptionen in dem letzten Teile (auch auf einigen vorher-
gehenden Blättern auf manchen unbeschriebenen Stellen) sind
zum Teile Schreibübungen und Federproben, dann aber meist
Eingänge oder Abschlüsse von Briefen, stammbuchartige Auf-
zeichnungen oder Abschriften davon, Bibelsprüche in deutscher
und lateinischer Sprache, Geschäftsnotizen (Angaben über einge-
laufene Getreidelieferungen) und drei Gedichte. Es macht dieser
letzte Teil den Eindruck, als ob er als Kladde oder Brouillon
gedient habe. In den Briefeingängen und Briefabschlüssen be-
gegnen uns zahlreiche nach Kurland weisende Namen, die bei
grösserem genealogischen Material auf die Familienbeziehungen
des ehemaligen Besitzers fuhren könnten.
Genannt werden:
Heinrich Spitz von Willtzhausen.
Georg Soege (Sorge?).
Fürst Wilhelm von Kurland.
Georg von Vitinghof, mein Schwager.
Edde Bringken, mein liebe mödder.
Hinrich von Willichhausen (wohl identisch mit Willtzhausen).
Dordigge Wessel, selligen Wilthausen nachgelassene wedewenn.
Edda von Munnichausen, meine liebe swester.
Georg von Lüneburg, kurländ. Frauenburgscher Amtsschreiber.
Hinrich van Munnicnausen (MünchhausenJ.
Hermann von Mnichausen, Bruder.
Dorotehe von Mnichausen, liebe swester.
Bereu von Mnichausen.
^) Im Originale: tene. mit einer Abbreviatur.
J
91
Pisenenek (Pisuenek?) thomes.
Pillen Jakop.
Maz Dakken.
Hanne, alte medeknecht.
Dorothea Wesael modder (wohl identisch mit Dordigge
Wessel).
Anna Eras.
Am allermeisten begegnet uns der Name Heinrich von Münch-
bansen, nnd zwar fast immer als Unterschrift, hin und wieder
auch ohne Znsammenhang. Ohne Yermittelung findet sich auch
einmal die Jahreszahl 1596. Die in dieser Reihe genannten
Adelsfamilien gehören fast alle Kurland an, so die Familie Soege(?),
Vitinghof, Brinken, Wessel und Münchhausen. Über die Familie
Willtzhausen habe ich mich noch nicht genügend orientieren
können.
Die Vermutung, die Dr. A. Buchholtz sen. im Jahre 1851
ausgesprochen hat, dass Heinrich von Münchhausen der Besitzer
dieses Sammelbandes gewesen sei, und dass von seiner Hand die
meisten Einschreibungen stammen, hat viel Wahrscheinlichkeit
für sich. Herr L. Arbusow machte mich auf einige Glieder der
Familie Münchhausen aufmerksam, die sich im kurländ. Jahrbuche
für Genealogie, Heraldik und Sphragistik pro 1895 (Mitau 1896,
S. 102) finden. Hier wird ein Heinrich von Münchhausen ge-
nannt, der auch, wie der vermeintliche Besitzer des in Bede ste-
henden Sammelbandes, einen Bruder Hermann, eine Schwester
Dorothea und eine Verwandte aus der Familie Brinken hatte.
Der Vater des im kurländ. Jahrbuche genannten Heinrich von
Münchhausen, Joh. v. Münchhausen, war im Jahre 1624 Mitglied
des Mitauer Schlossgerichts gewesen. Es liegt nahe, anzunelmien,
dass dieser das bewusste Sammelwerk für seine juristischen Zwecke
angelegt und seinem Sohne vererbt habe, der dann auf den freien
Seiten seine Aufzeichnungen schrieb. Wie der Sammelband in
den Besitz der Kompagnie der Schwarzen Häupter gekommen
ist, darüber finde ich keine Aufzeichnungen. Ein Interesse musste
ja für sie ihr Schrägen von 1477 haben, der als Abschrift der
Sammlung einverleibt ist.
Die drei Gedichte scheinen mir von einer Hand geschrieben
zu sein. Das erste trägt die Unterschrift: „Anna Krus mein
Eigen hand^ und das dritte die Unterschrift: „Anna E.^. Da-
gegen, dass Anna Ems diese Gedichte hier gleichsam als Stamm-
buchverse eingeschrieben habe, spricht der Umstand, dass die
Handschrift der Gedichte gi'osse Ähnlichkeit mit der Heinrich
Mänchhausens aufweist. Es könnte ja hier auch eine Abschrift
aus einem andern Stammbuche vorliegen«
92
Erganzmigen zu dem Vortrage über y^Ausgrabong der
Deutschordenskomtnrei FerDa^'^
Von E. y. LÖwis of Menar.
Hiersn eine Tafel.
In den Sitzungsberichten der Gesellschaft für Geschichte nod
Altertumskunde für 1896 erschien ein Bericht unter obigem Titel
nebst lithographiertem Plane. Inzwischen hat H. Baron Brai-
ningk bei seinen Archivarbeit^n im LivL Ritterschaftsarchiv
^Justizsachen aus schwedischer Zeit) eine Prozessakte Ton 1640—
1646 des Rates der Stadt Pernau wider die Gräfin von Thurn^)
und deren Erben aufgefunden (Provisorische Nr. 1609). Da es
sich dort zunächst um einen Grenzstreit in Pernau handelt, ist
in dieser Akte ein Plan der Burg und der Stadtmauer von
Pernau enthalten, der zur Zeit als ältester gelten muss. Er
bietet verschiedene Ergänzungen zur Topographie von Pernau.
Zunächst geht aus ihm hervor, dass bis zu jener Zeit die
Embecke, der heutige Pernaufluss, unmittelbar längs der Stadt-
und Burgmauer floss und dass damals eine lange Insel, auf dem
Plane .der Holm so erwachsen'' bezeichnet, im Flusse sich ge-
bildet hatte, zu der eine „Schloss Brücke'' und ein von der Staidt
„neuaufgeschütteter" Damm führten. Dieser Damm war wohl
die Hauptveranlassung, dass der Flussarm zwischen Stadt und
Schloss einerseits, dem neuen Holme andererseits, immer mehr
versandete und gegenwärtig mit dem Holme zusanunen jene breite
Ebene zwischen der Stelle der ehemaligen Stadt- und Burg-
mauer (1. und 2. Vorburgmauer), d. i. etwa längs der heutigen
Nordgasse, und dem heutigen linken Flussufer bildet.
An der ersten Vorburgmauer lag der auf dem lithographierten
Plane mit E bezeichnete halbrunde Mauerturm. Als solchen
zeigt ihn ein Plan von 1696 im Stockholmer Kriegsarchiv, doch
geht aus dem nun aufgefundenen Plane hervor, dass der Orden
hier in diesem mit E bezeichneten „Rundel" eine Notpforte, die
unmittelbar auf den Fluss hinausHihrte, angelegt hatte. Das
Spätere Walltor unweit dieses Turmes ist erst von den Schweden
urch die Vorburgmauer gebrochen worden.
Auf Seite 1^ ist in dem obengenannten gedruckten Bericht
die Annahme ausgesprochen, dass die Stadt Pernau nicht, wie
der erwähnte Plan von 1696 vermuten lassen könnte, gewisser-
1) Es war die Gräfin Magdalena von Thnm, Yalsassma, Creaz nod
Pernau, geborene Gräfin von üardeck, Witwe des Grafen Franz Bemhard,
Sohn des zu. Beginn des 30 jährigen Krieges viel genannten Heinrich Matthias
Yergl. Dr. Schneider, Die Graien Thnm in Livland und ihr Verhältnis n
Peman, in: Sitzungsberichte der Altertomforschenden Gesellschaft za Feman
1899—1901. Peman 1901. 80. Seite 16-69.
93
tit^esässäsSSShS^SS^^:^^^
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\
92
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l
93
len innerhalb der erweiterten zweiten Vorburg gelegen habe,
^uern es wird als wahrscheinlicher bezeichnet, dass „im Mittel-
alter die zweite Vorburg und die Stadt Pernau durch eine Mauer
getrennt waren". Die Richtigkeit dieser Behauptung ist nun
durch den neuaufgefundenen, über 50 Jahre älteren Plan voll-
ständig bewiesen, denn nicht nur ist auf ihm die Flucht der ver-
muteten Mauer gezeichnet, sondern auch eine „Schlosspforte"
darin, vor ihr eine Brücke über den „Scheidtgraben zwischen
dem Hauss" (und der Stadt), der als 5 Buten breit bezeichnet
wird. In der Prozessakte ist dann auch noch wiederholt von
der Mauer, die Stadt und Schloss trennte, die Rede.
Zufallig stimmen die Masstäbe der Pläne von 1696 und
1640 überein, Abweichungen in der Zeichnung sind daher nur
Ungenauigkeiten, die 1640 oder 1696 begangen wurden.
Der Prozess, in dessen Akte sich der alte Plan von Pernau
befindet, dreht sich in erster Reihe um den Platz der ehemaligen
St. Gertrudkirche, von der Karl IX. einen Teil zur Defension
der Stadt und des Schlosses gebraucht hatte; er hatte hier ein
.Rundel" angelegt. Diese Stelle liegt dort, wo Schloss- und
Stadtmauer nach der Landseite hin zusammenstiessen, daher
konnte nachmals leicht zwischen Schloss und Stadt ein Grenz-
streit entstehen.
Die Stadt klagte darüber, dass die Frau Gräfin Thurn die
Kirche zu ihrem Schlosse gezogen habe, obgleich, seitdem Karl IX.
einen Teil der Kirche zur Defension gebraucht habe, die Stadt-
pforte darin stets freigehalten worden sei und die Kirche, die
in der die Stadt und das Schloss trennenden Mauer gestanden
habe^ laut Fol. 115 des Stadt-Erbebuches zur Stadt gehöre.
Die Gräfin erwiderte, die Stadt habe zu polnischer Zeit
(nach 1582, als die Nikolaikirche den Katholiken übergeben war)
gar keine Kirche gehabt König Sigismund III. habe (nach 1587;
den Deutschen nur ein Haus in der Stadt zum Gottesdienste ein-
geräumt, die St. Gertrudkirche habe aber zu polnischen und
schwedischen Zeiten nach dem Schlosse gehört und gehöre daher
nun ihr, der Gräfin Thurn. Auch sei die Stelle der Kirche, wo
das ^Rundel^ von den Schweden angelegt wurde, nun schon 40
Jahre (1600 — 1640) unangefochten beim Schlosse verblieben.
Der als Beilage D der Akte von selten der gräflichen
Partei zugefügte Plan zeigt die auch ausserhalb der ümmauerung
beanspruchte Grenze als „Linea Recta^, während die Stadt, diese
Grenze bestreitend, noch des Windmüllers Wohnung als in ihrem
Gebiete liegend beanspruchte.
Die übrigen Streitfragen des Prozesses behandeln andere,
in topographischer Hinsicht weniger interessante Punkte.
, Das am 23. Februar 1646 geßillte Urteil anerkennt den frü-
heren Besitz der Stadt in Bezug auf die St. Gertrudkirche, die
94
innerhalb der Stadt belegen gewesen sei, lant Erbebnch, doch
da seit 1600 über den Trümmern der Kirche eine Bastion ge-
standen, sowohl zum Schatze der Stadt als des Schlosses, so wird
dieser seit so langer Zeit bestehende Zustand sanktioniert. Da-
gegen erhält die Stadt die Bestätigung ihres Besitzes ausserhalb
der Mauern.
Auf dem lithographierten Plane ist bei F eine im gedruckten
Berichte S. 143 als „unmotiviert erscheinende Binknickung* be-
zeichnete Unterbrechung der Mauerflucht dargestellt. Diese Ein-
knickung originiert, wie wir nun sehen, von der ehemaligen St.
Gertrudfcirche und dem Rundel.
Die La^e der Kirche am äusseren Bande der Stadt ucd
Burg ist wohl keine zufällige, denn St. Gertrud war die Schutz-
patronin der Reisenden und an den Heerstrassen, am Bande,
oder auch, wie in Biga, ausserhalb der Stadt, erstanden die ihr
geweihten Kirchen.
Für den Anfang des XVI. Jahrhunderts wird im pernauschen
Denkelbuche vermerkt, dass Johann Duigel der St. Gertruden-
Kapelle 36 Mark jährlich festgesetzt habe ^). Im Jahre 1513 bei
dem grossen Schadenfeuer ist dann die St. Gertrudkirche ver-
brannt^), muss aber bald wieder in Stand gesetzt worden sein,
denn sie wird 1525 noch erwähnt und ist dann wahrscheinlich
beim grossen Brande von Pernau 1533 zerstört worden'). Da
Karl IX. ihre Trümmer zu Befestigun^n benutzte, so wird sie
nach der schwedischen Okkupation remaus in den Jahren
1600—1609 nicht mehr vorhanden gewesen sein, und 1640 Febr.
21 wird in der Akte (Blatt 1) nur erwähnt, dass ihre Lage
zwischen Stadt und Schloss ihre Budera bezeugen.
Die Lage dieser Kirche ist aber nun für uns durch den vor-
liegenden Plan festgelegt, und zwar als der östliche Teil des
Häuservierecks, das durch die heutige Wasserstrasse, Neugasse,
Akademiestrasse und Malmöstrasse eingeschlossen vtrird. Eine
Ecke der Kirche oder des auf ihrem Platze angelegt gewesenen
Bundeis sprang in die Neugasse, unweit der Wasserstrasse,
hinein.
1) Dr. Schneider, Ans dem Denkelbnche der Stadt Peman, in: Sitznnn*
berichte der Altertamforschenden Gesellschaft za Pemau 18d9^1901, S. 106.
<) Ebendort.
S) Yergl. Th. Gzernay, Znr Geschichte der St. Nikolai-Kirche in Per-
paa, in: Sitzimgsberichte der Altertamforschenden Gesellschaft zu Pemsa
1899—1901, S. 60 und 61.
Ö5
680. Versammlmig am 12. Hu 1904.
Der Präsident Oberlehrer Bernhard Hollander eröffnete
die Sitzung, indem er der im verflossenen Monate verstorbenen
Mitglieder gedachte. Es sind das: das korrespondierende Mit-
glied Professor Dr. Konstantin Höhlbaum (f in Oiessen den
2. Mai/19. April); die ordentlichen Mitglieder: Sekretär Ernst
Schwartz (fin Riga den 23. März); cand. oec. Karl Oaehtgens
(t in Treppenhof den 14. April); dim. Stadthaupt von Jurjew
(Dorpat) Dr. med. W. v. Bock (f den 20. April).
Eingehender gedachte der Präsident des korrespondierenden
Mitgliedes Professors Dr. Konstantin Höhlbaum, der über
drei Jahrzehnte bemüht gewesen ist, bei seinen historischen Ar-
beiten auch die Interessen der baltischen Geschichtsforschung
and damit unserer Gesellschaft zu vertreten. Indem der Redner
in kurzen Zügen den Lebenslauf des Verstorbenen skizzierte,
erinnerte er zunächst an die ersten grösseren Arbeiten desselben,
die sich mit Johann Renners livländischen Historien und der
jüngeren livl. Reimchronik des ßarthol. Hoenecke beschäftigten
und sowohl des Stoffs wegen, als auch infolge der kritischen
und umsichtigen Behandlung des Stoffes allgemeines Interesse
erregten. Ebenso sei die vortrefflich orientierende Arbeit über
die ^Gründung der deutschen Kolonie an der Düna** viel gelesen
und benutzt worden. Auch nachdem Höhlbaum in die Dienste
des neubegründeten Hansischen Geschichtsvereins getreten und
Herausgeber des Hansischen Urkundenbachs geworden war, hat
er die baltische Heimat nicht vergessen. Bei seinen Forschungs-
reisen suchte er die Archivarbeit, soweit ihr Hauptzweck es
gestattete, auch für die livl. Geschichte nutzbar zu machen und
immer wieder schickte er Früchte derselben den baltischen
Oeschichtsvereinen zu. Als er uns im Jahre 1886 eine hand-
schriftliche Sammlung zur livl. Geschichte übersandte, sprach
er es dabei aus, dass keines der Mitglieder unserer Gesellschaft
96
der Förderang ihrer Zwecke fern bleiben dürfe, denn mehr
als je sei es heute Pflicht, Altlivlands eingedenk zn sein. So
hat der Verstorbene, obgleich er schon in jungen Jahren die
Heimat verlassen, doch auch in der Ferne ihr gedient und in
verschiedenen Lebensstellungen ihr Treue gehalten. Sein An-
denken wird auch bei uns in Ehren gehalten werden.
Zu ordentlichen Mitgliedern wurden aufgenommen die Herren:
Eonrad v. Dehn und Not. publ. Gotthard Wulffius in Riga.
Der Präsident legte der Versammlung die „Sitzungs-
berichte der Gesellschaft aus dem Jahre IQOS'' vor und
femer die von der Gesellschaft in Verbindung mit den andern
baltischen geschichtsforschenden Gesellschaften durch mag. bist
Arnold Feuereisen herausgegebene „Livländische Geschichts-
literatur« für das Jahr 1902.
Die Versammlung beschloss, am 25. Mai c. einen historischen
Ausflug nach Martinsholm und Dahlen zu untemehmen,
worüber Herr K. von Löwis of Menar, der die Führung über-
nommen hatte, nähere Mitteilungen machte.
Der Präsident verlas eine Zuschrift des Herrn Dr. Gustav
Sodoffsky, welche einige die damaligen Zeitungsberichte ergän-
zende, aus den „Memoiren der Familie Sodoffsky« entnommene
Mitteilungen über den Besuch der Eaiserfamilie in Riga im No-
vember 1834 enthielt. Dieselbe fand, da sich des starken Treib-
eises wegen die Überfahrt verzögerte, Aufnahme bei der Immo-
bilienbesitzerin Frau G. L. Sodoffsky auf Grossklüversholm, bis
am Abend die Überfahrt vermittelst eines von vielen kleinen
Übersetzerbooten gezogenen Bordings bewerkstelligt werden
konnte, worauf am jenseitigen Ufer der feierliche Empfang durch
die Bürgerschaft stattfand.
Die Zuschrift ist in den «Rig. Stadtblättern'' 1904 J« 31 zum
vollständigen Abdruck gekommen.
Der Präsident verlas femer eine Zuschrift des Herrn Pro-
fessors Dr. Richard Hausmann über einen vor längerer Zeit
in Earkus gefundenen Paalstab (s. unten).
j
97
Für die Bibliothek waren als Geschenke eingegangen:
1) von Herrn L. Arbusow dessen: Livlands Geistlichkeit vom
£nde des 12. Jahrhunderts bis ins 16. Jahrhundert (Schluss).
S.-A. a. Jahrb. f. Gen. 1902; 2) von Herrn B. ¥• Bock-Schwarzhof:
Porträt Woldemars von Bock; 3) von Herrn K. v. Löwis of
Menar dessen: Zur Genealogie des österreichischen Generalissimus
Gideon Ernst Freiherrn von London. S.-A. a. Jahrb. f. Gen. 1902;
4) von der Kaiserlichen Gesellschaft für Geschichte und
Altertümer Busslands an der Moskauer Universität: yxsep-
aseHHafl rpanoTa o&b HSÖpanlM ua MocROBCKoe rocy^apcTBO MnxaHja
Bej^opoBHHa PonanoBa.
Ausserdem Geschenke der Herren F. Dohne, dim. Stadtrat
A. Hillner, Dr. G. Sodoffsky und Dr. Paul Tiemer.
Für das Museum waren als Geschenke dargebracht worden:
1) von Herrn Dr. Paul Tiemer: eine silberne Zigarrenspitze
aus dem Jahre 1831; 2) von Herrn Gottfried Winter: eine
Silhouette von Frau Franziska Winter und ein zusammenlegbarer
Holzlöffel V. J. 1705; 3) von Herrn Beinhold Borchert: eine
Pfeilspitze aus Feuerstein, gefunden in Lindenhof bei Altona, und
ein Pnlvermass aus Messing.
Für das Münz- und Medaillenkabinett waren Geschenke
dargebracht worden von den Herren Gustav v. Sengbusch,
Konrad v. Sengbu&ch und Beinhold Borchert.
Herr Dr. August v. Bulmerincq legte ein Verzeichnis
des der Gesellschaft übergebenen Schriften-Nachlasses des
Dr. Anton Buchholtz in der von ihm gewählten Anordnung
vor. Erläuternd führte er dazu aus, dass er den ganzen Nach-
lass in 148 Nummern zerlegt und diese Nummern wiederum in
10 Abteilungen zusammengefasst habe: 1. Handschriften (17 Num-
mern), 2. Abschriften (37), 3. Auszüge und Notizen (17), 4. Strassen
der Stadt Eiga (29), 5. Münzen (13), 6. Wappen (9), 7. Samm-
lung von Urkunden und von Akten (8), 8. Sammlung kleiner
Drucksachen (8), 9. Briefe (2), 10. Abhandlungen verschiedener
Personen (6). Im einzelnen hob Bulmerincq hervor, dass die
Handschriften bereits teils als selbständige Werke, teils in den
7
98
Sitzungsberichten der Oesellschaft gedruckt vorlägen. Dagegen
seien von den umfangreichen Abschriften von Chroniken, Akten-
stücken und Urkunden erst die Aktenstücke und Urkunden zur
Geschichte der Stadt Riga 1710—1740 gedruckt. Unter den 23
abgeschriebenen Chroniken seien besonders beachtenswert: Gro-
demanns Lügenbuch 1589—1606, die Fortsetzung zu Bodeckers
Chronik 1638—1652, die Depkinschen Chroniken 1699-1720 und
die Turmknopfnachrichten. Unter den Aktenstücken und Ur-
kunden können als wichtig und umfangreich hervorgehoben werden
die Abschriften aus den Archiven des Rats und der Gilden der
Stadt Riga (1622—1696), die hauptsächlich die Tätigkeit des
Ältermanns Plönnies zum Inhalt haben. Von den Notizen und
Auszügen verdienten besondere Beachtung namentlich die ausser-
ordentlich sorgfältige Bearbeitung der Aufzeichnungen zur Ge-
schichte der Häuser der Stadt Riga und die Auszüge aus dem
Rentebuch des Rigaschen Rats. Für die Benutzung der gedruckten
Aktenstücke und Urkunden (1710 — 1740) seien von grossem Wert
die fortlaufenden Auszüge aus den Protokollen des Rigaschen
Rats 1710 1743. Besondere Sorgfalt hat Buchholtz auch auf
die Sammlung und Bearbeitung von Nachrichten über mehr als
28 Strassen Rigas verwandt. Wertvollen Stoff zur Geschichte
der Münzen lieferten zahlreiche Abschriften aus den Archiven
Rigas, Revals und Dorpats und aus Druckwerken. Von geringer
Bedeutung seien die Abteilungen: 6. Wappen, 7. Akten und Ur-
kunden und 10. verschiedene Abhandlungen. Dagegen biete die
Sammlung kleiner Drucksachen: Kirchenlieder, Theaterzettel,
Einladungskarten, Speisekarten u. dgl. manches Wissenswerte.
Die Sammlung Briefe enthalte an Dr. Anton Buchholtz und an
seinen Vater Dr. August Buchholtz gerichtete Schreiben über
Münzen und Ausgrabungen. Besonders zahlreich seien die Briefe
des Professors R. Hausmann, die sich grösstenteils auf die Vor-
arbeiten zum 10. Archäologischen Eongress beziehen.
Bulmerincq schloss seine Erläuterungen mit dem Wunsche,
dass der von Dr. Anton Buchholtz in jahrelanger Arbeit mit
grosser Mühe und Umsicht gesammelte Stoff nicht brach liep^ea
j
99
bleiben, sondern für die Geschichte unseres Landes sorgfältig aus-
genutzt werden möge.
Herr Dr. phil. Leo Berkholz machte in einem längeren
Yortrage Mitteilungen über seine Untersuchungen zur Geschichte
der Bigaer Erämer-Eompanie. Der Vortragende behan-
delte in ausföhrlicher Weise die innere Organisation dieser im
J. 1579 gerundeten Genossenschaft und die mannigfaltigen Yer-
^nderungeui die sie im Laufe des 17. Jahrh. erfahren hatte.
Auf die Geschichte der Eompanie im 18. Jahrh. zurückzukommen,
behielt sich der Vortragende vor. Er erwähnte hierbei, dass die
Erämer-Eompanie durch Befehl der Rigaschen Statthalterschafts-
regierung im J. 1787 aufgehoben wurde, sich jedoch in der im
J. 1779 vom Rate genehmigten „Fundation der Rigischen Erämer-
Eompanie-Stiftung für Witwen, Waisen und verarmte Mitbürger**
ein bleibendes Gedächtnis geschaffen habe.
Herr Inspektor E. Mettig lenkte die Aufmerksamkeit auf
4 Siegel der rigaschen Goldschmiede Everhardt Meyer, Jürgen
Slühter, Greger Winter und Martin WulflF auf einer im Archiv
der Schwarzen Häupter zu Riga aufbewahrten Urkunde von 1617,
in der die Genannten bezeugen, dass sie die bei der Eompanie
der Schwarzen Häupter zu Riga verpfändet gewesenen Silber-
sachen und Pretiosen zurückerhalten haben. Der Vortragende
beschrieb die auf den Siegeln dargestellten Wappen und Haus-
marken und wies in Anbetracht dessen, dass uns Hausmarken
als Meisterzeichen begegnen, auf die Möglichkeit eines Zusammen-
hanges zwischen Meisterzeichen und Hausmarken (Wappen) in
der oben genannten Urkunde hin.
Herr Stadtbibliothekar N. Busch gab auf Grund mehrerer
von ihm in der Stadtbibliothek aufgefundener Fragmente einen
Beitrag zur Frage der ältesten niederdeutschen Birgitta-
Drucke (s. unten).
Herr Stadtbibliothekar N. Busch übergab der Gesellschaft
eine Arbeit des Herrn Oberlehrers G. Worms in Irmlau. Ober-
lehrer Worms behandelt eine 1581 gedruckte „Wahrhafflige Nye
Tyding", in der die Belagerungen von Eecksholm, Padis, Wesen-
100
berg und Tolsborg durch die Schweden 1681 beschrieben werden»
Als Verfasser dieser neuen Zeitung weist Oberlehrer Worms den
Chronisten Balthasar Bussow nach (s. unten).
Herr Architekt Dr. W. Neu mann übergab das Manuskript
zu der von ihm im Februar (s. oben S. 22) der (Gesellschaft vor-
gelegten Arbeit über baltische Goldschmiedenamen, Goldschmiede-
merkzeichen und Goldschmiedewerke (s. unten).
Herr Archivar mag. bist. E. Fehre berichtete, er sei vom
Stadtbibliothekar, Herrn N. Busch, darauf hingewiesen
worden, dass die Rigasche Stadtbibliothek in ihrer umfangreichen
Manuskripten -Abteilung auch eine Reihe von Handschriften
enthalte, die für die G^chichte Busslands im allgemeinen in
Betracht käme. Zunächst wolle er nur über eine Original-
instruktion der Kaiserin Katharina H. an den Vize-
admiral Greigh berichten:
Dieses interessante Dokument, vom 7. Juni 1788 datiert, stammt
aus dem Nachlass des Feldmarschalls Barclay de ToUy. Samuel
Greigh, geboren 1736, aus alter schottischer Familie, trat 1764
als Kapitän I. Banges in russische Dienste. 1770 zeichnete er
sich in der Seeschlacht bei Tschesme aus; 1773 kommandierte er
die russische Eskadre im Archipelag; 1775 wurde er Kommandant
des Hafens von Kronstadt; 1781 avancierte er zum Vizeadmiral.
Beim Ausbruch des Türkenkrieges von 1788 wurde er von der
Kaiserin zum Kommandeur der Mittelmeerflotte ernannt; doch
kam er nicht dazu, gegen die Türken zu operieren. Die Schweden
griffen in den Kri^ ein, Greigh besiegte sie am 6. Juli 1788
bei Hogland und starb im selben Monat. Er wurde in der Dom-
kirche zu Reval beigesetzt, wo Katharina II. ihm ein Denkmal
in weissem Marmor errichtete. Sein Sohn wurde gleichfalls
Admiral, sein Grosssohn ist der bekannte Finanzminister Greigh,
der 1880 seine Entlassung nahm. Die Instruktion umfasst 114
Folioseiten, auf der letzten Seite findet sich die eigenhändige
Unterschrift der Kaiserin, aus Zarskoje Sselo den 7. Juni 1788
datiert. Die Instruktion zerfällt in zwei Teile: der erste gibt
eine Darstellung der damaligen politischen Beziehungen Busslands
101_
Zu einer Reihe auswärtiger Staaten, der zweite enthält die In-
struktion für den Kommandeur über die militärischen Operationen
gegen die Türkei.
Von den auswärtigen Staaten werden als unbedingt Russland
wohlgesinnt bezeichnet: Österreich, der Bundesgenosse im Türken-
kriege, Dänemark, die Niederlande, Frankreich, Spanien, Portugal,
die Republik Genua, Sardinien, Toskana und der Malteserorden.
In allen diesen Staaten sei auf Förderung der russischen Expe-
dition zu rechnen. Auf Venedigs Unterstützung sei dagegen
nicht zu bauen, da dieser kraftlose Staat allzu grosse Furcht
Tor den Türken habe. Schweden sei mit Argwohn zu betrachten,
da es Yerdächtige Rüstungen betreibe; im Notfall habe sich der
Admiral g^en die Schweden zu wenden, ihre Flotte anzugreifen
und sie womöglich zu vernichten. (Wie so richtig hat die
Kaiserin hier gesehen I) England sei leider in der letzten Zeit
von seiner früheren wohlwollenden Haltung abgewichen. Der
König habe sich dem von Friedrich 11. begründeten Fürstenbunde
angeschlossen und neige sichtbar der turkophilen Politik Preussens
zu. Der englische Botschafter in Konstantinopel begünstige ent-
schieden die Türkei. Auf irgendwelche Förderung von englischer
Seite dürfe nicht gerechnet werden. Zu beachten seien auch die
nordafrikanischen Staaten, gegen deren Piratenwesen nachdrück-
liche Repressalien zu ergreifen wären.
Im zweiten Teil wird zunächst der Plan der gemeinsamen
Aktion der beiden Kaiserstaaten skizziert. Die Hauptaufgabe
ällt der Jekaterinoslawschen Armee unter dem Oberbefehl
Potjemkins zu. Sie hat vor allem Otschakow zu gewinnen. Das
Kaukasische und das Kubansche Korps haben das Gebiet vom
Kaspischen bis zum Schwarzen Meere in Ruhe zu halten. Das
Korps in der Krim und die Schwarzmeerflotte unterstützen die
Operationen Potjemkins.
Neben der Jekaterinoslawschen Armee hat die Ukrainische
von Woronzow befehligte Armee zwischen Dnjestr und Pruth zu
operieren. Sie steht in Verbindung mit dem österreichischen in
der Bukowina stationierten Korps. Ausser diesen österreichischen
102
Truppen operieren noch 4 andere Korps gegen die Walachei,
das Banat von Krajewo, Bosnien und Belgrad. Znr Unterstfitzimg
dieser Korps ist die Mitwirkung von Oreighs Mittelmeerflotte
von wesentlichster Bedeutung. — Der Admiral hat in Dalmatien
und Albanien Werbungen vorzunehmen, ebenso in Korsika und
Toskana. Mit dem aufständischen Pascha in Skntari ist in Ver-
kehr zu treten. Montenegro ist in seiner Aktion gegen die
Türken mit Waffen und Lebensmitteln zu unterstützen. Mit den
ägyptischen Beys, die das türkische Joch abzuschütteln gesonnen
sind, sind Verbindungen anzuknüpfen; doch soll dies möglichst
geheim geschehen, und die russischen Instruktoren haben sich
landesüblich zu kleiden. Der Admiral erhält unbedingte Vollmacht
mit allen christlichen Völkerschaften rechtsgültige Verträge zu
schliessen. Besonders sind Griechen anzuwerben, weil diese mit
dem Seewesen am besten vertraut sind. Der Admiral erhält
Mittel zur Ausrüstung eines Korps von 10,000 Mann ans Indi-
genen. Wer Anwerbung fördert, erhält, je nach der Leistung,
russischen Militärrang bis zum Premiermajor. Der Admiral
erhält 150 Manifeste in griechischer Sprache, die zur Abwerfung
des Türkenjoches auffordern. Humanität und grösster Takt ist
bei den Verhandlungen mit den Balkanchristen zu beobachten.
Sorgfältig ist zu erforschen, welche Missstände speziell die Christen
als ganz besonders drückend empfinden. Besonders die Bewohner
der wichtigen Städte Volo und Saloniki sind zu gewinnen. Die
reiche Stadt Smyrna ist womöglich zu besetzen. Die türkische
Flotte muss geschwächt und, wenn es angeht, ganz vernichtet
werden. Das wichtigste Ziel ist aber die Gewinnung von Kon-
stantinopel. — Hier sind mit den Christen Verbindungen anzu-
knüpfen. Vielleicht gelingt es, wenn die Türken durch Erfolge
der Russen und Österreicher zu Lande in panischen Schrecken
versetzt sind, die Dardanellen zu passieren und dann in Kon-
stantinopel „die christliche Herrschaft durch Aufziehen der
christlichen Standarte zu kennzeichnen.** Bittet der Feind um
Frieden, so sind Kuriere nach Petersburg und an Potjemkin
abzusenden. Letzterer hat unbedingte Vollmacht für den Ab-
103
schluss des Friedens. — Weiter folgen Bestimmungen über die
geistliche Bedienung der Flotte, über Aufrechterhaltung der
Mannszucht, über die Höhe der Gagen, über Prisengerichte,
Eri^skontributionen, Avancement, Belohnungen usw. Mit dem
Hof und der Hauptarmee hat der Admiral in steter Verbindung
zu bleiben; auch mit den Gesandten Busslands in Wien, Turin
und Florenz ist erforderlichenfalls zu korrespondieren. Den
Schluss der Instruktion bildet ein Verzeichnis der dem Admiral
zugeteilten Zivilbeamten mit Angabe der Höhe ihrer Gage.
Die Bronzeazt oder der Faalstab von EarkoB.
Von R. Hausmann.
In den Sitzungsberichten unserer Gesellschaft 1899 Seite 7
und 24 registrierte Ant. Buchholtz, der die in unseren Provinzen
seltenen Funde aus der Bronzezeit aufmerksam verfolgte, zwei
Bronzeäxte, die jüngst gefunden seien. Die eine stammte aus
Assuma im Kirchspiel Heimet und war an die Felliner literarische
Gesellschaft gelangt (cfr. deren Jahresbericht 1898, 35 und
1899, 40), eine Abbildung, die Buchholtz aus Fellin erhalten hatte,
legte er am 13. Januar 1899 der Versammlung in Riga vor. Bald
darauf, am 10. Februar, berichtete er, „dass er durch den Präsi-
denten der Felliner literarischen Gesellschaft Herrn v. Wahl auf
das von Herrn J. Juns herausgegebene Buch: Muinasaja teadus
Eestlase maalt. II. Jurjew 1898, aufmerksam gemacht worden sei,
in dem (Seite 27) ein in Karkus gefundener Faalstab aus Bronze
abgebildet sei, der vor einiger Zeit zusammen mit andern Alter-
tümern in den Besitz der Estländischen literarischen Ctesellschaft
in Beval gelangt ist. Dieser Faalstab gehört zu einer Gattung,
die besonders häufig in Schleswig-Holstein vorkommt, und zeichnet
sich durch das für die ältere Bronzezeit charakteristische Spezial-
omament aus. Während der kürzlich in Heimet gefundene Faal-
stab von den Spezialforschem ids Handwerkszeug angesprochen
wird, wird die Earkussche Form von ihnen als richtige Waffe
bezeichnet."
Es hat sich hier ein Irrtum eingeschlichen, auf den der Text
von Jung fast notwendig fuhren musste, zumal bei jemand, dem
die estnische Sprache fremd ist. Jung (H, 27) sagt (estnisch):
„Aus der Bronzezeit ist in Earkus im Tindi-Gesinde ein Bronze-
beil oder Faalstab^) gefunden. Im Museum in Reval.*^ Dazu
1) Der Name schwankt: in älterer Zeit heissen sie Paalstäbe, Kelte,
heute werden eie Bronzeäzte genannt, bo von Montelins, so auch in den
104
wird eine schlanke, mit Spiralen verzierte Bronzeaxt abgebildet
mit der Unterschrift ^Paalstab oder altes Bronzebeil'^. Unwill-
kürlich nimmt man an, und das haben Buchholtz nnd wahrschein-
lich auch sein Gewährsmann Herr v. Wahl in Fellin getan, dass
sich hier Text und Bild gegenseitig ergänzen, dass der Paalstab
von Karkus hier abgebildet sei. Das ist aber nicht der Fall
sondern Jung hat offenbar nur zeigen wollen, wie überhaupt ein
Paalstab aussehen kann. So bildet er hier ein Exemplar ab,
ohne, wie man fordern muss, zu sasen, dass es aus einer ganz
andern Gegend stammt. Es ist nämlich eine Bronzeaxt, die be-
reits vor mehr als einem halben Jahrhundert in Nyland bei Hei-
singfors gefunden und bei Aspelin, Antiquit. 400 abgebildet ist,
und die auch Hackman in seiner Untersuchung über die Bronze-
zeit Finnlands in den Arbeiten des 10. Archäologischen Kon-
gresses II, 108 bespricht und darstellt.
Wie bereits früher in seinem Aufsatz über die Altertümer
in Liv- und Estland, den Jung im J. 1883 in der Finska fom-
minnesföreningens tidskrift (Zeitschr. d. Gres. f. finnische Altert)
Band 6 veröffentlichte, sind auch in seinem letzten Werk Muinasaga
teadus, wie die sehr guten Holzschnitte erkennen lassen, von ihm
Schnitzstöcke benutzt worden, die Aspelin bereits für sein grosses
Werk gebraucht hatte. In diesem findet man n. 400 vorstehende
Bronzeaxt mit der Überschrift: Uusma. Nylande. Heisinge ü.
H. Vs", womit Fundort, Aufbewahrungsort, Grösse korrekt an-
gegeben waren. Jung hat diese Bronzeaxt zweimal abgebildet:
zunächst im ersten Bande seines Werkes pg. 87, wo er allgemein
über die Bronzezeit handelt und zur Illustration neben den beiden
bis dahin in unseren Provinzen gefundenen Bronzeäxten von
Altena und Ösel, RK. 301 und 308, auch mehrere ans Finnland
stammende, darunter auch diese aus Uusma darstellt, über deren
Herkunft er aber hier durch die Unterschrift „Soomest* (ans
Finnland) keinen Zweifel Hess. Sodann bietet Jung diese Bronze-
axt noch einmal im folgenden zweiten Bande pg. 27, wo er über
Funde aus Karkus spricht, indem er aber hier die Angabe, dass
diese Axt aus Finnland stamme, fortliess, entstand der Irrtum,
als sei die hier abgebildete Bronzeaxt in Karkus aufgetaucht.
Die im Museum von Reval liegende Bronzeaxt aus Karkus ii*t
vielmehr durchaus gleich der in Fellin liegenden aus Heimet
von Berlin aas geplanten Typenkarten, von denen eine von Lissauer bereits
entworfene die Verbreitung der Flach- nnd Randäzte in Dentschland darstellt
(Zeitsohr. für Ethnologie 1204 Heft Y), eine andere die Absatz- und Lappen-
belle behandeln wird. Unsicher ist auch, wozn die Bronzeäzte gedient haben:
die Starkeren waren wohl Werkzeuge ähnlich unserem Beil, Meissel oder
Stemmeisen, die eleganteren, verzierten sollen Waffen gewesen sein, obgleicli
sie hierfür uns oft nicht kräftig genug erscheinen. «Die jüngsten Äxte sind so
gross und dnnn, dass sie kaum einem praktischen Zweck gedient haben kön-
nen** (Montelius, Kulturperioden 26), wahrscheinlich waren sie nur Zieratücke.
105
wie mich Zeichnungen von beiden lehren, die ich den Herren Ho wen
in Reval und Eörber in Fellin verdanke. Nach den breiten Schaft-
lappen wurden diese Bronzeäxte früher Schaftkelte genannt. Heute
werden sie als Absatzäxte bezeichnet, nach einem in der Mitte
auf beiden Seiten scharf hervortretenden Absatz, der da hindert,
dass der Stiel, zu welchem man ein knieförmiges Stück Holz wählte,
in dessen kürzeres gespaltenes Ende die Axt eingezwängt und durch
ein umgewickeltes Sand befestigt wurde, sich nicht drehen und beim
Schlagen nicht hinabrutschen konnte (Montelius, Kulturperioden 26).
Beide Exemplare sind von gleicher Form, haben kein Ornament:
das aus Earkus, an dem ein Schaftlappen verletzt ist, ist etwas
grösser, 12,6 cm lang und an der Schneide 4,5 cm breit, das
aus Assuma-Helmet 11 cm lang, 4 cm breit. Bronzeäxte dieser
Form gelten als Werkzeuge, konnten aber natürlich auch als
Waffe gebraucht werden. Nach der Terminologie der soeben
(Herbst 1904) von der Berliner Gesellschaft für Anthropologie
versandten neuen Fragebogen für prähistorische Typenkarten
wären die vorliegenden zwei, einander ähnlichen livländischen Exem-
plare zu bezeichnen als „Absatzäxte mit rundlicher Vertiefung".
In Betreff der in unseren Provinzen seltenen Funde aus der
Bronzezeit sei bemerkt, dass der beste Kenner der Bronzezeit,
Montelius, in seinen neueren Werken auch auf mehrere unserer
ostbaltischen Funde hinweist, oder ihnen verwandte abbildet. Wie
auch ich es BE. Einleitung XH für wahrscheinlich hielt, ist auch
er der Ansicht, dass unsere Funde der Bronzezeit aus Skandinavien
herstammen. In seiner Chronologie der ältesten Bronzezeit (1900)
findet sich Dg. 86 Fig. 235 die Bronzeaxt mit Seitenrändern von
Tahul auf Osel, ^welche eine nordische, wahrscheinlich skandi-
navische Arbeit" sei und in die erste Periode der Bronzezeit
gehöre, die in das zweite vorchristliche Jahrtausend falle. — In
seinem neuesten, 1903 erschienenen Werk: „Die älteren Kultur-
Perioden im Orient und Europa* wird pg. 29 Fig. 55 eine nor-
dische Bronzeaxt abgebildet, die nicht verziert, den beiden in
Karkus und Heimet gefundenen Bronzeäxten sehr ähnlich ist und
auch für ein Werkzeug gehalten wird., — Weiter werden hier
pg. 31 Fig. 64, 65 Bronzeäxte mit Öse abgebildet, die aus
Schweden und Dänemark stammen und dem BK. Taf. 3, 5 dar-
?38tel1ten Hohlkelt gleichen, der bei Schlampen im Kreise
uckum gefunden wurde. — Endlich sieht man pg. 12 Fig. 7—9
Bronzeknöpfe, wie sie hier genannt werden, die zu einem schwe-
dischen Depotfund aus der Bronzezeit gehören und dem Tutulus
aus Thula in Estland RK. Taf. 3, 6 nicht nur in der Form
nahe kommen, sondern auch an der Bückseite ebenso wie dieser
einen Steg oder eine Querstange haben, um den Knopf zu be-
festigen. — Auch eine der mehrfach erwähnten zierlichen
106
jüngereu Bronzeaxt aus Uusma in Finnland gleiche wird p^. 29
Fie. 58 abgebildet, die dasselbe Spiralomament zeigt und aas
Schweden stammt, nicht also Schleswig-Holstein spezifisch eignet.
Sie gut als WaflFe.
Wie man sieht, weisen also die livländischen Funde der
Bronzezeit durchaus nach Skandinavien hinüber. Wir erhalten
damit den Beleg für rege Verbindung zwischen unserer Ostküste
des Baltischen Meeres mit dem Westen f&r eine weitentlegene
Zeit, die Bronzezeit des zweiten vorchristlichen Jahrtausends.
Freilich sind diese Zeugen der Bronzezeit, die Waffen und
Werkzeuge aus Bronze, bisher bei uns nur selten au%etaucht,
und da sie aus Skandinavien herzustammen scheinen, darf man
bezweifeln, dass sie hier im Ostbaltikum jemals wirklich zahl-
reich gewesen sind (cfr. BK. Einleitung XII). Allerdings könnten
sie auch in späterer Zeit absichtlich in grösserer Zahl dem
Untergang preisgegeben sein. Nachweisbar ist in den ersten
christlichen Jahrhunderten in unseren Landen Bronzeschmnck
sehr beliebt gewesen, und es darf als sicher gelten, dass die zahl-
reichen Fibeln, Ringe, Biemenbeschläge etc. aus Bronze, welche
an der Düna Bestattungsgräber, weiter nach Norden Brand-
gräber mannigfacher Form, besonders die Steinreihengräber
spenden, zumeist im Lande selbst hergestellt sind. Das nötiee
Rohmaterial, vor allem Kupfer, war im Boden des Landes nicht
zu finden, so wird die neue Industrie vielfach altes Materiiü be-
nutzt haben, mit wenig Pietät die älteren Bronz^eräte in den
Schmelztiegel haben wandern lassen, um zu schaffen, was der
Tag forderte. Nur spärliche Reste hätten sich dann von den
Geräten der Bronzezeit gerettet. Aber dass sie in dieser im Ost-
baltikum wirklich zahlreich gewesen sind, dass man sie in grosser
Menge aus der Fremde erwerben konnte, erscheint doch fraglid.
Die Kaufkraft des Ostbaltikums war gegenüber Skandinavien
nicht gross, ähnliches Klima erschuf ähnliche Erzeugnisse, und
in der Kriegstüchtigkeit werden sich die Völker hüben und
drüben wie in späterer, so auch in früherer Zeit gleich gewesen
sein. Auch in der Periode, in welche die Bronzegeräte gehören,
im zweiten Jahrtausend vor Christo, werden neben ihnen für
den täglichen Gebrauch wahrscheinlich noch die im Lande selbst
hergestellten Stein Werkzeuge, die ja bei uns häufig gefunden
werden, benutzt sein.
1904, Nov.
107
Fragmente eines Druckes der Oppenbaringe Snnte Birgitten
in der Bigasclien Stadtbibliothek.
Mitgeteilt von N. Busch.
Die Beiträge zur Geschichte der Stadt Rostock^ herausge-
feben im Auftrage des Vereins für Rostocks Alterthümer von
larl Eoppmann, Bd. lY, Heft L Rostock 1904. S. 39, enthalten
einen Aufsatz von Gustav Eohfeldt: Zur niederdeutschen Birgitten^
Litteratur (Beitrag zur Geschichte des ältesten Lübecker und
Rostocker Buchdrucks).
Sancta Birgitta Suetica, gestorben 1373, hat auf das religiöse
Leben des ausgehenden Mittelalters nicht geringen Einfluss aus-
geübt. Ihre Offenbarungen, revelationes, voll tiefer Mystik, sind
ausserordentlich verbreitet gewesen. Aus dem 15. Jahrhundert
sind zwei vollständige Ausgaben des Werkes in niederdeutscher
Bearbeitung bekannt. Es hat aber noch eine dritte ältere nieder-
deutsche Bearbeitung existiert, von der wir bisher nur IVagmente
kennen. Das erste Fragment dieser Bearbeitung hat Wiechmann
auf dem Innendeckblatt eines Buchdeckels gefunden und 1864 in
dem Werke Mecklenburgs altniedersächsische Literatur als ^Bruch-
stück eines theologischen Werkes^ ediert. G. Elemming hat
dieses Bruchstuck als einen Birgitta-Druck bestimmt und einige
weitere Bruchstucke desselben Werkes beschrieben (Birgitta-
Literatur. Bibliografi. Stockholm 1883). Eohfeldt behandelt
die Frage dieses ersten deutschen Druckes der revelationes auf
Grund weiterer von ihm in Buchdeckeln gefundener Fragmente.
Klemming hatte angenommen, dass der Druck aus der Presse
der Rostocker Michaelis -Brüder stammt, Eohfeldt sucht wahr-
scheinlich zu machen, dass es sich um einen Lübecker Druck
handelt, der in oder vor das Jahr 1480 f^Ut.
Bekannt sind bisher, ausser dem von Wiechmann edierten
Bruchstück, 8 Blätter in der üniversitäts- Bibliothek in Upsala
und 7 Blätter in der üniversitäts -Bibliothek zu Rostock. Von
diesen 15 Blättern bieten 6 verschiedenen Text, die übrigen
Wiederholungen. Jenen Bruchstücken schliessen sich nun 3 Blätter
der Rigaschen Stadtbibliothek an. Sie gehören zu einer kleinen
Sammlung von Fragmenten alter Manuskripte und Drucke, die
Stadtbibliothekar Dr. Georg Berkholz verschiedenen Einbänden
der Bibliothek entnommen hat. Leider befanden sich bei den
Blättern keinerlei Bemerkungen, so dass sich bisher nicht hat
feststellen lassen, aus welchem Bande die Blätter stammen. Dass
sie früher zur Innenbekleidung eines Deckels gedient haben, ist
zweifellos, das Papier lässt noch deutlich in seiner Färbung die
Stellen erkennen, an denen es den umgebogenen Rand des ledernen
Deckelbezuges berührte. Die Blätter sind einseitig bedruckt, sie
108
enthalten mehrfach Druckfehler, es sind Probedrucke. Blatt 1
u. 2 hat als Wasserzeichen ein Minuskel-p mit einem Kreuz
darüber; der Zeilenabstand beträgt ziemlich genau 6mm, Kustoden
und Signaturen sind nicht vorhanden.
1) Das Blatt enthält 2 Seiten mit je 33 Zeilen. Linke Seite,
am Bande defekt, erste Zeile: [ben 6e] bene va creme foninge
iDebber brierlete gub, letzte Zeile: [be bene 6e bar] funb fyn [pnbe]
farffd^ Dube ftara t^o. Die gegenüberstehende rechte Seite, erste
Zeile: fumpt alfe gube ped^ters pnbe perbetben ber ^ulpe, auf Zeile
22 schliesst ein Abschnitt, der 23. Zeilenraum ist frei, dann folgt
ein neuer Abschnitt: Zeile 24, 26: Sfyt polget bat -pltj- capiM
bes achten bofes b | oppeneartng^e ^) funte Birgitten. Zeile 26 ff.:
Raum für das vom Rubrikator einzufügende (£ freigelassen, Hifus
fpraf tl^o fyner bruub funte bitgitlten, letzte Zeile: ben ere ^(me
gebunben pnbe ere antlate g^efeert to. Entspricht nach Kohfeldt
a. a. 0. S. 42, 3 vier Exemplaren in üpsala.
2) 32 Zeilen, erste Zeile: porluc^tet pnbe be engele be bat
feen be prouwe ftcf, letzte Zeile: manberbe in Ybelic^evt, pnbe ocf
nidft en begl^erbe.
3) 32 Zeilen, erste Zeile: euene minfc^en • a(fo bat bu pmme
ber falidfeyt wtüe, letzte Zeile: ber porften en fdjemebe id my
md)t be mar^eyt t^o.
5, Wahrhaftige Nye Tyding^' des Chronisten Balthasar Büssow
aus dem Jahre 1581.
Von George Worms.
Die Stadt Hasenpoth besitzt eine gegen 4000 Bände um-
fassende Bibliothek, die ihr Ton dem im Jal^e 1879 verstorbenen
Archivar des dortigen Oberhauptmannsgerichts F. G. Strauss
{Album Acad, Nr. 1169) testamentarisch vermacht worden ist.
Bei der Anfertigung eines Kataloges dieser Bibliothek fiel mir
ein circa 15 cm dicker Quartband in die Hände, der eine Samm-
lung von Flugblättern und alten Drucken aus verschiedenen Jahren
enthielt. Ein auf den ersten Blättern geschriebenes Verzeichnis
gab über den Inhalt des Bandes Auskunft. Die meisten der dort
enthaltenen Drucke sind bereits bekannt. Hier fand ich auch
die ^Nye Xyding**, von der ich eine Abschrift nahm. t5l>er das
Äussere der „Tyding" kann ich noch folgendes sa^en: die Seiten
haben Oktavformat, und die Zahl derselben ist, inklusive Titel-
blatt, acht. Der Kopf ^des Titels ist mit grösseren schwarzen
Lettern gedruckt, die Buchstaben auf allen Seiten deutlich. Am
1) sie.
109
Schlass der letzten Seite sind die Reihen, in denen kurz die Ein-
nahme von Tolsburg berührt wird, der Raamersparnis wegen eng'
aneinander geschoben und mit kleineren Lettern gedruckt. Die
Zahl der ^ihen auf jeder Seite ist durchschnittlich 32; die
Bänder der Blätter zeigen eine blassrote Färbung.
Es dürfte nach Yergleichune beider Texte kaum mehr zwei«
felhaft sein, dass der auf dem Titelblatt genannte Prediger der
Chronist Rüssow ist. Interessant ist der Umstand, dass die
jNye Tyding* 1581 erschienen ist, mithin also drei Jahre vor
dem Erscheinen der Chronik Rüssows in ihrer letzten Ausgabe,
welche allein auch noch die Jahre 1577 — 83 umfasst: im vierten
Teil derselben sind die Belagerungen von Eecksholm, Padis,
Wesenberg und Tolsburg behandelt (Script, rer. Liv. Band II).
Mit dieser Schilderung stimmt die »Nye Tyding" mit Ausnahme
einiger eingestreuter Bemerkungen rast wörtlich überein. Neues
bietet sie mithin wenig. Die vorkommenden Daten sind. .in Jahr
imd Tag genau dieselben, wie in der Chronik. Wenig Ähnlich-
ieit zeigt in beiden Teilen der Anfang, ein Umstand, der seine
Erklärung dadurch findet, dass Rüssow in der „Tyding'^ nur
kurz erwähnen konnte, was er schon in vorhergehenden Ab-
schnitten seines Geschichtswerkes weiter aueu^efuhrt hatte. Die
Schilderung der Pest in Reval und Livland (Script, rer. Liv. 11^
fifissow p. 120iL) fehlt in der ^Tyding'', da sie in die zu be-
richtenden Ereignisse nicht hineingehört.
Ich fasse nun die Unterschiede, die die Darstellung der
beiden Texte bietet, kurz zusammen:
I. Belagerung von Eecksholm. Die Chronik erwähnt nichts
von einem Rückzug der Russen in das Schloss, sondern nennt
dieses nur als Aufenthaltsort des russischen Statthalters. Es
fehlt auch dort die Erwähnung der grossen Beute und die Be-
merkung, dass aus dem Gebiet der Stadt „der Muscowiter jahr-
lykes auer hundert last gesolten Lass, ane andere inkumpst vnd
reditus gehat hefiPt^.
n. Belagerung der Feste Padis (Nye Tyding p. 4—5). Die
3hronik berichtet von einem Sturm am 14. November (p. 1201),
)ei welchem die Schweden und Deutschen fast 100 Mann ver-
ieren, nnd einem zweiten am 28. Dezember, der zur Einnahme
les Schlosses fuhrt. Die „Nye Tyding* verschweigt den ersten
Iturm vollständig und berichtet sogar später, dass man auf schwe-
üscher Seite nicht einen Mann verloren habe (p. 4). Nachdem
ier noch kurz erwähnt worden ist, dass die Schweden den ganzen
lommer bis gegen Weihnachten vor Padis gelegen, geht der Yer-
isser gleich zu der Schilderung der Hungersnot über, die in der
ihronik übereinstimmend, aber erst später (p. 1201) erwähnt
ird. Die Bemerkung ferner, dass die russischen Überläufer, deren
ahl hier auf zwanzig angegeben wird, selbst mitgeholfen hätten^
110
ihre Landsleute umzabriD^en (N* Tyd. p. 4), fehlt in der Chronik
an dieser Stelle, doch benchtet letztere einen ähnlichen Vorgang
zum Jahre 1581 bei der Einnahme von Narwa dnrch die Schwäen,
wo 08 heisst: „Ock sint hyr etlike Wesenbergische vnde Padissche
Rassen, so by dem Eöninck tho Schweden gebleuen weren, mit
tho Storme gelopen, welckeremit eren Landeslüden vnde Ge-
blodsvorwanten noch vele erger vnde gruwsamer ▼mm^esprongen
hebben, also de Schwedisschen vnde Düdeschen Knechte. — Un-
erwähnt bleibt auch in der Ghronik, dass die während der Be-
lagerung verstorbenen Bussen und die Erschlagenen im Freien
den wilden Tieren zur Speise hingeworfen wurden (N. Tyd. p. 4).
Ähnliches aber erwähnt die Chronik zum Jahre 1577 (p. 1051),
wo erzählt wird, dass nach der Einnahme von Wenden der Gros»-
fürst: y,de doden Cörper vp einen hupen, den Vöeeln, Hunden
vnde wilden Deerten thor spyse hen werpen vnd nicht einen
begrauen laten.^
III. Belagerung Wesenbergs (N. Tyd. p. 5—7). Auch
hier sind in beiden Texten geringe Abweichungen. Die ^Nye
l^ding^ (p. 5) gibt die Zusätze, dass die „Hoffelüde van Reuel
hen wech*' zu den Schweden nach Finnland gezogen seien, and
dass die Schweden bei ihrem kühnen Zuge über das Eis ge-
zwungen waren, eine Nacht in der offenen See „vp einem kleinen
Wer&r^ zuzubringen. Andererseits wird hier die Bemerkung der
Chronik, dass im Jahre 1574 der schwedische König 12 W^en
Wesenberg vergeblich belagert hat, bei der Beschreibung der
Befestigungen übergangen, dafür aber der auch in der Chronik
enthaltene Satz angeführt, nämlich, dass das Schloss: „wedder
eines geweidigen Potentaten gewalt, Archive vnd geschatte w(^
bestan mochte" (N. Tyd. p. 7). — Bei den Verhandlungen w^en
der Übergabe Wesenbergs wird in der „Nye Tiding" der lütl-
meister Hans Wachtmeister als derjenige genannt, an den sick,
der russische Parlamentär wendet (N. Tyd. p. 7), um für di
Belagerten freien Abzug zu erlangen; die Chronik aber erwähl
nur die Absendung eines Unterhändlers und eine „körte vnda
handelinge" (p. 1211). — Ferner fehlt in der Chronik der Zusal
(N. Tyd. p. v), dass zu Wesenberg ein fruchtbares Gebiet gi
hört, welches 14 deut. Meilen lang und sieben Meilen breit ai
und 93 Edelhöfe habe. Diese Angabe habe ich sonst bei Rüsso
nicht finden können, nur wird p. 129.5 (Script, r. L. 11) Wierlaa
eine: „herlike vnde fruchtbare Prouintz^' genannt.
lY. Der Bericht über die Einnahme Tolsburgs zeigt ebe
falls Übereinstimmung. Abweichend ist nur der Schluss. I)
„Nye Tyding'* bemerkt hier, dass ein Teil des Heeres, wal
scbeinlich die früher erwähnten „Hoffelüde^S sich nach Bev
begeben, wo man sich zu einem neuen Zuge rüste, far des«
Erfolg der Segen Gottes erfleht wird.
111
Wahrhaftige Nye
Tjdiüff, wo de Kön. Mait. tho
Schweden de Stadt Carelegorodt, vp Du-
desch Eecksholm in Rassland, vnd darnach de
Hüser vnd festinge Padis, Wesenberch, vnd
Tolsborch in Lyfflandt gelegen, dem
Mascoviter mit gewalt genamen
vnd aJQ^edrangen hefft.
Vth Reuel in Lyfflandt van einem Prediger darsiiluest, na Ro-
stock geschicket, mit einem schrinende, darinne begeret wert,
dewyle man flytigen vor de Lyfflender aldar gebeden,
na ock vnserm HEREN 6odt vor se dancken,
vnd wyder vor se bidden wolle. _
üth dem Original in Sassescher sprake, darin
wo vnd vp wat tydt alles thogegahn, ge-
schreaen was, gedrackt tho
Rostock
Anno M.D.LXXXL
Nye Tyding.
i Nachdem deEönincklicheMait
tho Schweden syn Eri^volck,
van wegen der schwären sacht
der Pestilentie, so in Schweden
fast twe Jahr gewötet, eine tydt-
langwedder den Mnscowiter nicht
bem ^ebrnken können, hefft he
se entlich_noch in werender sacht
weddemme in rnstang gebracht,
vnd gegen den Heraest Anno 1580
na Wyborch affgeferdiget, vnd
de D aaschen Hoffelüde vanReael
ock dar hen bescheiden. De vor-
ordenten Erisesaaersten vnd vor-
iiemsten Befehlichhebbers sint
[fewesenFontus deLagardia, Her-
nan Fleminck, Georgen Boy vnd
Darl Hinrichson, welckere mit
irem Krigesvolck van Wyborch
la Carelegorodt, vp Düdesch
i^ecksholmgenömet, vortgerackt
int, welckere Stadt in Rüssland
p einem Holm edder Werder,
wischen schnellen vnd strengfle-
mden strömen gelegen, vnd mit
öltenen Moren,tömen, pasteyen
RÜ880W.
Tho dersülaijzen tydt hefft ock p. ii9b
deEöninck thoSchweden, einege-
weidige macht van ErygesvolcKe,
noch in warender sacht der Pestilentz
in de Büstinge gebracht, vnde in des
Mascowiters Landt getagen, in
meyninge de Stadt Ee^sholm
thobelegerende, tho welckerem
hapen ock Hans Wachtmeister
mit syner Fane der düdeschen
Hanelüde van Reael sick be-
geuen hefft. De aaerste Feldt-
herr ys gewesen Foutns de La-
gardia, Fryherr vnde Ridder tho
Eyckholm, vnde syne thogeord-
nete Lütenanten vnde aaersten
Befelichhebbers siot Hennan Fle-
minck tho Willias, Jürgen Boye tho
Oynes, vnde Carl Hinriohseo tho
Eanckas. [In der Chronik Rüs- p. 120 a
sows folgt hier die Beschreibang
der Pest in Reval und Livland.J
Den 4 Novembris, Anno 1580.
Hefft de Eöninck tho Schweden
de Stadt vnde dat Schlot Kecks-
holm dem Mnscowiter mit ge-
112
Nye Tyding,
vnd bolwercken so geweldich be-
festiget, dat man mit geschütte
dar Dichtes an gewinnen konde,
ynd wen man gelyck ein loch
darin geschaten hedde, so were
ydt doch van w^en der schnellen
strömen so dar vorher fleten,
gantz vnmögelick gewesen tho
stormende. Derwegen de Schwe-
dischen er gelück mit der Nyen
kunst der slöyenden kugeln da-
ran vorsocht, vnd ock gar balde
in den brandt gebracht hebben.
Als dat Füer na de auerhandt
hadde.
do sint vele Rassen in solcke
grote anest vnd vortwifflinge
geraden, dat se sick sülaest int
water gestörtet vnd vorsöpet
hebben, de andern alle vth aer
Stadt sint vnder dat Schlot,
welckes ein weinig daraan ge-
legen, ^eweken, vnd dar erre-
ding vnd trost gesocht. Vnd als
der Mascowitische Stadtholder
edder Woywode Attaluie Qaass-
nyn gesehen, dat ydt mit dem
p. 2 holten hase ock wolde vorlaren
syn, hefft he sick mit den Schwe-
dischen in handeling segeaen,
vnd einen fryen pass oegeret,
welckes em ock ys gegeaen wor-
den. Do heflPt he den Schwe-
dischen dat hass Garelegorodt
vpgedragen den 4. Noaembris
Anno 1580. In dissem Rumor
hebben de Schwedischen auer
twe dusent Menschen van den
Russen erslagen, vnd einen gro-
ten roif vnd mite erlanget. Tho
welckerer gemelten Festinge, ein
gantz Förstendom gehöret, dar
Rüssow.
waldt affgewunnen, dar fast ein
gaDtz Förstendobm thogehöret, Vnde
alse de Schwedisschen daruör ge-
kamen sint, vnde wol wüsten,
vnde ock vorhen ofFtmals vor-
socht hadden, dat ae mit grotem
GeBchütte an deraülmgen Stadt nichts
hebben könden, dewyle se twisehen
strengen vnde schnellen Strömen ge-
legen, vnde mit groten Bolwercken
vnde Blockhüsem vor groter ge-
waldt befestiget gewesen, Derweges
se nu alleine mit glövenden Kngeln
ere geläcke daran hebben voraökeo
willen, vnde mit densülaigen Ku-
geln de gantze Stadt in der yle
also in den Brandt gebracht, dat
ydt unmögelick ys gewesen tho
lösschende.
Do hebben sick vele Russen
van Mennern vnde Wyvera syk
sülnest ynt Water gestörtet, vnde
Yorsöpet vnde aner twe dnsendt sint
in demsulnigen Bnmor dörch de
SchwedisBohen erschlagen vnde vm-
m^ebrachtworden. Alsede Woy-
wode vp dem Schlate Kecksholniy
welckes ock van Holtwercke ge-
bawet, vnde ein weinich van der
Stadt affgelegen ys, der Schwe-
disschen ernst gesehen, h^ he
balde in dem groten schreck
dem Köninge tho Schweden dat
Hass auerg^eaen, vnde mit
vorbeholdinge eines fryen Passes
sick mit allen Fraesidijs in Rüss-
landt bleuen, welcker Woywode
gebeten hefft Attalnyck Qnaasnyn.
113
Nye Tyding.
vthdeMoscowiter jahrlykes auer
hundert last gegolten Lass, ane
andere inknmpst vnd reditns
gehat hefft.
Tho dersüluen tyd was ock
dat hnss Padis in Lyfflandt van
den Reuel-Krigeslüden vnd et-
lyken Landtsaten vam Adel
belegert, welckerer Höuetlüde
sint gewesen, Diderick Anrep,
vnd Arent Assery, vnd dewyle
datsülne hnss des Muscowiters
negeste festinge by Reuel, vnd
man 6 mylen dar van gelegen ys,
heflFt ydt de Mascowiter in mei-
nnng de Reueischen allewege
dar vth tho vexerende, vor ge-
walt also geweldich befestiget,
dat ydt schyr vnmögelick ys mit
geschütt tho gewinnende. Der-
wegen hebben gedachte Kriges-
Inde den gantzen Sommer bett
an Wynacbten dar vor gelegen,
vnd dewyle se gude kundtschop
badden, dat dar an Profiande
g'ote mangel was, hebben se de
üssen vp Padis mit der lang-
wiligen belegeringe so beengsti-
get, dat se vth hungers nodt
nicht allein all ere Perde, Hunde
vnd Katten sampt allen eren
ingeweyden, ane brodt, dem ge-
lyken alle Perdehüde, steflfeln
vnd scho, vnd dat ledder van
den sadeln vpgefreten, beson-
dem ock strow vnd höw gedrö-
get, klein gestampet, vnd meel
daruan gesichtet, vnd bryg dar
äff gekaket, vnd eine lange tydt
sick also ane brodt dar mit be-
holpen. Des hebben erer etlike
van den geringsten hakenschutten
Tnd knechten ock Menschen vp-
gegeten, alsnömlick, einen jungen
leuendigen Knaben van 7 jaren
Rilssow.
Tho dersüluigen tydt, was ock
dat HuBB Pttdiaa in Lyflflandt vanP*^^^
den 8chwediB8cheD vDde RenelscbeD
Knechten, vnde van den Landtsaten
vam Adel vnde Baren belegert,
welckerer Rrygeslüden Hönetlüde
gewesen eint Diderick Anrep, vnde
Arenth AsBerye, Vnde dewyle Pädia
dat negeste Haas by Reuel vnde men
sösa myle weges dar van gelegen ya.
Hefift ydt de Muacowiter in meininge
de Renelachen alletydt daruth tho
vexerende, vor gewalt alao geweldich
befeatiget, dat ydt schyr vmmögelick
waa, mit Geschütte tho gewinnende.
Derwegen hebben de gedachten Kry-
geslüde, dewyle se gnde knndtschop
hadden, dat dar an Profiande nicht
vele thonöm was, mit langwiliger Be-
legeringe er gelück vnde heyl
daran vorsöcht, vnde den gantzen
Samer aner beth an dat Nye jar, dar
vor gelegen, Ynde na deme se ein
lange tydt allrede dar vor ge-
legen, vnde gewisse kundtschop
van den affgefallenen Bussen
erlanget, dat dar groth hunger
unde schmacht vp Padis syn
scholde, hebben se den 14 IJo-
vemb. dat Huss stormen willen,
In welckerem Storme se fast
hundert Man an Buren vnde Dü-
deschen sampt Schwedisschen
Landesknechten vorlaren, Den-
noch hebben de Schwedisschen
nicht willen vorlaren geuen, be-
sundern sint jümmer daruör be-
liggende gebleuen. Do de Russen
auerst gesehen, dat se nicht aff-
tehen wolden, sint erer vele by
nacht tyden na einander herun-
der tho den Schwedisschen ge-
kamen, vnde allewege gnde knndt-
Bchop gebracht, dat de Russen vp
114
Nye Tyding.
Rüssaw.
p> 3 hebben se gestalen, Ynd gar ge-
maket, ynd darna Tpgegeten.
Dartho hebben se ock 4 dode
Kinder, so bereidt des hnngers
festonien weren, gleichfalls ge-
aket vnd vpgefreten. Vnd nach-
dem de Beuelschen Erigeslüde
mit der belegering ydt en tho
lang makeden, se ock keine ent-
setting erlangeden, vnd de ban-
ger vnd smacht ock gantz de
auerbandt also genamen, dat se
vnnatürlyke spjse eten musten,
do sint erer by 20 personen van
Knechten, Boyarn, rrestern vnd
Wynem na einander van dem
huse affgeuallen, vnd tho den
vnsem geflagen, welckere all-
wege gude knndtschop brachten.
Lestlich als man nu gewiss wüste,
dat de meisten van den Russen
vp Padis, vor hnnger vnd ock
an der flegenden sucht gestoruen,
vnd ock vele noch kranck legen,
ys Hans Erichson gubernator
tho Reuel gegen dat Wynachten
fest darben gereyset, mit den
Russen tho handelnde, e£fte se
sick ergeuen wolden. Auerst
de Woywoden hebben dar noch
nicht angewolt, sondern vth vor-
bolgenheit noch den Trometer,
so tho en geschicket wardt, dorch
datLyff geschaten, Dardorchdan
de vnsem verbittert vnd bewagen
worden, dat huss mit langen
stormleddern, so bereidt ferdich
weren, thobestigende vnd tho
stormende. Vnd als se de leddern
daran gebracht, vnd an de Mure
gesettet hadden, Do hebben etlyke
Küssen, so de wacht hedden, de
leddern suluest mit vpgetagen,
vnd sick erstlich herunder be-
geuen, welckerer am leuende vor-
Padis vor grotem hnnger vnde
schmacht dat Huss nidit lange
holden könden, vnde dat erer
vele bereyt des hnngers gestor-
uen, vnde ock kranck legen,
beyde am hunger vnde am der
flegenden sucht. Lestlick heSt
HaoB Erichsen tho Brinckala Guber-
nator tho Beael gegen dat Wynach-
ten Fest sick darhen vorföget, vnde
einen Trommeter an den Padis-
sehen Woywoden geschicket, eme
einen fründliken handel antho- '
kündigende, welckeren Trommeter
de Woywode vth groter vorbolgen-
heit dörch dat Lyff geschaten hefft
Entlick auerst alse etlicke vor-
nemeste Boyaren vnde Befelich-
hebbers sampt eren Prestem
herunder gefallen weren, vnde
warhafftige kundtschop gebracht
hadden, aat se bereyde nicht al-
leine ere Perde, Hunde vnd Kalten
mit allen jngeweyde, demglicken alle
Perdehäde, Steneln vnde Scho, vnde
dat Ledder vao den Sedein vpge-
freten, besundern ock Stro vnde 6ow
gedröget, klein gestampet, vnde Meel
danian gesichtet, vnde Ery daman
gekaket, vnde eine lange tydt sick
also ane Brodt darmit beholpen. Des
hedden erer etlicke van den gemei-
nen Knechten einen jungen Knaben
van 6 jaren geschlachtet, vnde
heymlick vpgegeten , Demgeliken
twe dode Kinder, so bereyt gestoruen
weren. Derwegen sint de Schwe-
disschen ock bewagen worden,
dat Huss noch ein mal thostor-
mende, Vnde alse se de Leddern
daran gebracht, vnde an de Hären
gesettet hadden, Do hebben de Bässen
sülnest de Leddern mit hennp ge-
tagen, vnde sick erstlick hemnder
begenen, welckere am lenende sint
vorschonet geworden, denn se weren i^ U
gantz vorschmachtet, vnde hadden in
dörtein WekenkeinBrodt geschmecket,
115
Nye Tyding.
schonet worden, dan se weren
also Yorsmachtet vnd vorkamen,
dat se keine wehr mehr van sick
don konden, vnd de meisten
hedden in 15 weken vnd lenger
kein brodt gesmecket. Do sint
de vnsem beide Schwedische vnd
Dndesche knechte, demgelyken
de Bnren, alle mit hupen in der
hast auer de Muren henin ge-
stegen, vnd hebben alle de Russen,
beide gesundt vnd kranck er-
^ 4 slagen vnd vmgebracht, vnd de
Russen so vorhen affgefallen
weren, sint mit den vnsern ock
henin gestegen, vnd hebben noch
vele grüwliker mit den Russen
eren Landslüden vm gesprungen,
als jemandt van den andern
Krigeslüden. In diesem rumor
ys ock de auerste Woywode
Daniel Ziggatzow erslagen^ auerst
des vnder Woywoden Michael
Sytzki hebben se vmme kuntschop
baluen vorschonet, vnd to Reuel
1 gefenglich ingebracht. Van den
i vnsern hefft man tho der tydt
nichteinen Man vorlaren, gesehen
den 28 Decemb. An. 1580. Tho
dersüluen tydt was de geswinde
flegende sucht, so dorch santz
Schweden, Pinlandt, Lyfflandt
vnd Rüsslandt gewötet hefft, ock
int Leger vnder de Krlgeslüde
\ vor Padis ^ekamen, daran se fast
' alle kranck gelegen, vnd wenn
de Bussen tho der tydt mit 60
Perden angekamen weren, so
hedden se alle eren willen licht-
lick began mögen, auerst der-
süluen sucht haluen, de se ock
allenthaluen plagede, was ydt
en nicht wol mögelich Padis
f thoentsettende. Demgelyken
weren vp Padis vele Russen an
RÜ880W,
De andern auerst, so de Landes-
knechte vnde Buren im Huse
gefunden hebben, de hebben alle
beyde junck vnde olt herholden
möten.
Do ys de öldeste Woywode
Daniel Ziggatzow ock erschlagen,
vnde de jüngeste Woywode Mi-
chael Sytzki ys TinTDe knndschop
haluen am leuende vorschonet, vnde
gefencklick tho Reael ingebracht
worden. Geschehen den 28 De-
cemb. Anno 1580. Tho dersüluigen
tydt was ock de geschwinde flegende
Sacht ynd Leger gekamen, daran
alle Krygeslüde vor Padis kranck
gelegen hedden. Do hedden de
RüBsen mit 60 Perden Padis wol
entsetten können, wenn se desäluige
Sacht, neuenst des Eöninges tho
Polen Krygesuolcke ock nicht ge-
plaget hadde.
116
Nye Tyding.
dersüluen krancheit, vnd ock
van huBger Tnd smachtgestoruen,
welckere noch vnbegrauen, by
hupen gelegen, vnd darna alle,
sampt den erschlagenen nach
busch vnd broke vor de wilden
Deerte sint geschlepet vnd hen-
geworpen worden.
Als dat hnss Padis erauert
was, vnd de Krigeslüde van
wegen der langen belegeringe
vnd 8 waren sucht, noch kranck
matt vnd möde weren, vnd ein
tydtlang sich rowen musten, vnd
de Bussen vp den Hüsern in
Lyflflandt van wegen der offtge-
melten sucht sich ock nicht vele
bewegen konden edder mochten,
do stundt ydt vam Nyen Jahr
an bet an Mitfasten im Estlande
nicht anders tho, als wen ydt
gudt frede edder stilstandt ge-
wesen were. De Russen so wol
als de Schweden in Lyfflandt
hebben nu nicht anders gemeinet,
dan dat ydt dissen Winter in
p. 6 gemeltem Estlande, des Eriges
haluen keineGefahr hebben schol-
de, dewyle de Hoffelüde van Reuel
hen wech, tho dem Swedischen
hupen in Finlandt ge tagen weren.
Auerst als men sich des am aller-
weinigsten vorsach do erhoeff
sich ein seltzamer, vnd so lange
de weit gestanden, ein vnerhörder
toch vnd reise der Swedischen
Erigslüden, van Wyborch bet
nach Wesenberch in Lyfflandt,
welcke by 50 myle weges auer
Landt vnd auer Meer, so twischen
Finlandt vnd Lyfflandt thoge-
fraren gewesen, na einem Compas
hebben ryden vnd trecken, vnd
eine nacht in der apenbaren See
vp einem kleinen Werder im
RiUsow.
Alse dat Hubs Padiss eraaert wsd.
vnde de Krygesläde van wegen der
langen Belegeringen vnde schwären
Sucht noch matt vnde möde wereo,
vnde de RüBsen gelicksfalB ock. Do
stundt ydt van dem Nyen jare an
beth in de Mitfasten im Estlande
nicht anders tho, alse wenn ydt gudt
frede gewest were, Auerst alse men
sick des am aller weinichsten vor-
sach, do erhoflf sick ein seltzam vnde
so lange de Welt gestanden, ein vn-
erhörde Toch vnde schware Reyse
der Schwedisschen, van Wyborch
beth na Wesenberch in LyETlandt,
wedder alle vormodinge der Lyff-
lender so wol alse der Küssen,
Denn de Schwedisschen by vöff-
tich myle weges auer Landt vnde
Meer, SO twisschen Finlandt vnd«
Lyfflandt thogefraren was, na einem
(Jompass hebben ryden vnde trecken
möten.
117
Nye Tyding.
depen sne liggen möten. Do se
DU in Lyfflandt gekamen, hebben
se Btracks vp Wesenberch geylet,
dat sülue huss den 20 Februarij
disses 81 jars belegert, vnd hun-
dert Muscowitiscbe Hakenschüt-
ten 80 van den negesten Hüsern
den Wesenbergischen Russen tho
hülpe geschicket worden, ersla-
gen vnd gefanRen. Midier tidt
sint Pontus de Lagardia Eriges-
auerster, vnd Hans Wachtmeister
der Düdeschen Hoffelüde Bit-
meister, gantz ilich tho Reuel
gekamen, wedder alle vormodinge
vnd thouorsicht, etlich gro£f 6e-
Bchutte, demgelyken ock dat Re-
uelscheKrigesfolck vnd profiande
na Wesenberch thouorschaffende,
darmit man ock tho Reuel nicht
lange gesumet hefft, vnd dewyle
de wech nicht wol gebanet was,
he£Pt man mit dem geschütte so
balde de 15 myle weges nicht
vortkamen können. Derwegen
hefft de Krigesauerste so bsdde
he wedder jnt Leger gekamen,
syn gelück vnd heil erstlich mit
dem Feldtgeschütte, welchs se
vth Finlandt mit sich gebracht,
daran vorsöcken willen, vnd als
de Schantzkörue dorch etlyke ge-
fangene Russen vnd Swedische
disdie knechte, ane sonderliken
schaden daruor gebracht vnd
gefuUet worden, do hebben de
füerwerckers den 1. Martij vth
den Feldtstücken glövendige ku-
geln in dat holten Huss gescha-
ten, welches stracks van buten
^ 6 angefangen hefft mit aller macht
tho bernende, vnd so geweldich
Yud geschwinde darna van bin-
Ben de auerhandt genamen, dat
jdt vnmögelick was tho lös-
Büsso-w.
Do 86 DU in LyfiFlandt gekamen
eint, hebben se stracks yp We-
senberch geylet, vnde datsülaige
Hass den 20 Febru. AnQo 1581 be-
legert, vnde ein hundert Büssissche
Hakenschütten, so van den negesten
Häsemden Wesenbergisschen Küssen
tho hülpe geschicket worden, erschla-
gen vnde gefangen. Middeler wyle
sint Herr Pontus de Lagardia Kryges-
auerster, vnde Haus Wachtmeister
der dudeschen Hauelüden Bitmeister
gantz ylich vnde vnuormodtiick tho
Beuel gekamen, etlicke Gartouwen,
Profiande, vnde ock de Krygeslüde
van Beuel na Wesenberch thouor-
schaffende, darmit men tho Beuel ock
nicht lange gesümet hefiPt, Vnde de-
wyle dat groff vnde schwäre Ge-
schütte des bösen vngebant^n weges
haluen de 15 mylen SO bald nicht
vortkamen könde, ys dem Heren
Pontus vnde andern Befelich-
hebbern de tydt vnde wyle im
Leger tho lanck geworden, Der-
wegen hebben se mit den Feldt-
stücken« so se vth Finlandt mit sick
gebracht haddeu, ere gelücke vnde
heyl erstlick daran vorsöcken willen,
vnde also de Schantzkörue dörch
etlicke gefangene Bussen vnde schwe-
disBche knechte darüor gebracht vnde
gefüllet worden, do hebben de Für-
werckers den 1 Mart. vth den Feldt-
stücken glöyende Kugeln in de ge-
weidige holten Yorborch geschaten,
welckere stracks angefangen hefft mit
aller macht tbobernende vnde so ge-
schwinde de auerhandt genamen, dat
ydt vnmögelick was tho lösschende,
vnde dat in einer stunde, solck einp. lilb
118
Nye Tyding.
sehende, ynd in einer stunde
edder twe ys dar solck ein groth
Für geworden, dat man jdt gegen
den auent im dunckeln auer 14
düdsche mylweges gesehen hefft,
dan dat Huss Tp einem temlyken
hogen berge gelegen, derhaluen
man dat Für wijt vnd breidt wol
sehn konde, vnd dat Büssche
höltenhuss, welchs se vor dat
olde Düdesche huss edder Schlot
so van steinen gebuwet ys, van
geweidigen dicken rahnen vnd
balcken so vorknüppet, vnd mit
groten geweidigen törnen, block-
hüsern vnd bolwercken, mit gro-
ten vnmetigen feldtsteinen vor-
fiillet, also geweldich befestiget
vnd vorbuwet, vnd ock so wijt
vnd breidt begrepen gewesen,
dat etlyke dnsent Man sich darin
vorholden konden, demgeliken
war dar ock eine geweidige müre
van stein vn kalck des Füres
haluen vorher van buten vpge-
föret, vnd mit strieckwehren also
vorwaret, dat ydt wedder eines
geweidigen Potentaten gewalt,
Archlye vnd geschütte wol be-
stan mochte, Auerst mit der nyen
kunst der glöyenden kugeln heflft
man balde de körte darmit ge-
spelet. Des hebben de Russen,
als se gesehn, dat se sick des
Fürs nichterwerenkonden, etlyke
block hüser, törne vnd waninge
vp der andern syden süluest an-
gesticket, vp dat de Sweden dar
nicht in nesteln, vnd se ein fryg
gesiebte hebben mochten, Dan
se gedachten sich vth dem olden
Düdschen huse dar se alle vp
wyken musten, noch thowehrende.
Midier wyle sint de Cartowen
vnd Mürenbreckers ock heran
Püer geworden ys, welckes men
yegen den anent in der schemeringe
aner 14 dödesche myle weges gesehen
heflt, denn dewyle dat Huss vp
einem temeliken hogen Berge gelten
ys, hefft men dat Föer allentfaalaen
gar wydt vnde breyt sehen honen,
vnde datsüluige Rüssissche holten
Huss, was an dat olde steynen
Schlot tho einer geweidigen Vor-
borch, so wydt vnde lanck, dat dar
vele dnsent Man sick in vorholden
konden, begrepen, vnde geweidigen
Blockhüsem, Bolwercken, vnde
hogen höltenen Tomen, nenenst
geweidigen Stryckweren, na al-
lem vordele van groten dicken
Ranen ynde Balcken rundt vmine
vnde vmme vorbuwet, vnde
desüluigen Blockhäser vnde Bol-
wercke mit groten schwären Feldt-
steinen vorfallet vnde so starck vor-
knüppet vnde befestiget, Tho deme
eine steinen Müre van buten vor
an den Berch rundt vmmeher
vpgefbret, dat ydt vor eines gewei-
digen Potentaten Archelye vnde Ge-
schütt wol bestan machte. Derhaluen !
de Eöninck tho Schweden, Anno
74, mit syner geweidigen Kry- I
gesmacht van Düdeschen, Schwe-
den vnde Schotten, vnde mit
einer geweidigen Archelye vnde
Kryges munition, in 12 Weken
dar nichts an gewinnen könde
edder möchte. Auerst na mit der
nyen knnst der glöyenden Kugeln,
he£ft men balde in einem haluen d£^
de körte darmit gespelet. Tho deme
hebben de Russen also se gesehen,
dat se sick des Füers nicht erweren
konden, ock etlicke Törne, Blockhäser
vnde waninge vp der andern syden
angesticket, vp dat de Schwedisschea
sick nicht darin nesteln, vnde se oek
ein fry gesiebt ynt Feldt hebhen
119
Nye Tyding.
gekamen, ynd man desüluen
stracks in der yle vor dat olde
slot Wesenberch gebracht, vn
dar mit tho storme geschaten,
vn de Bussen der Sweden ernst
gesehn^ Do hefFt de Auerste
Woywode Stephan Federwitz
Saburow, einen Küssen a£fffe-
schicket, vnd den Hans Wacht-
fi 7 meister der Düdschen Ritmeister
tho sprecken begeret, de em vnd
den andern allen einen fryen
pass vndgeleyde by denAuersten
erholden vnd vorschaffen scheide,
vnd als he ebnen solchs erlanget
vnd tho weee gebracht hedae,
do sint de Kfissen alle sampt
Wyff vnd Kindt in de dusent
personen van dem huse aff^e-
treden, vnd datsülae huss den
Sweden wedderumme ingerümet,
den 4 Martij Anno 1581, do
hebben de Bussen nicht alleine
ere Perde, sondern ock ere Ossen
vnd Köye mit allerley gude be-
laden, dartho ere Göteen vnd
Bilder öffentlich vorhergedragen,
; vn mit sich hen wech in Büss-
landt gebrächt. Also vs dit huss
dorch sonderlyke Oaaes schick-
inge, ane jenige Blodtstortinge,
gantz jlich wedernmme an de
I Christenheit gekamen, vp wel-
ckerem huse ein stadtlick vorradt
van geschütte, krudt vnd lodt,
vnd allerley körn vnd profiande
vorhanden ys, Tho welckerem
huse ock ein herlich vnd frucht-
bar Landt, 14 dndsche mylen
lang, vnd 7 breidt, sampt 93
stadtlyken Edelhöfen gehöret,
wowoi datsülue Landt mit den
Höfen mehrer deels in dem lang-
werenden Krige vorheret vnd
vorwöstet ys.
Rilssoiv.
möchten, Wente se gedachten sick
vth dem olden düdeschen Huse noch
tho weren, dar se ock yp gewetea
sint. Middeler wyle kemen de Müren-
brekers van Beuel ock heran, vnde
alse men desülnigen in der Hast
damör gebracht, vnde thom storme
geschaten hefft, Do heflft de Woywode
Stephan Federwitz Sabnrow, einen
Russen hemnder gesandt, vnde eine
fründtlicke handelinge begeret.
Do hefft men mit dem Geschüt
vpgehöret, vnde einen handel
mit den Bussen vorgenamen.
Na korter vnderhandelinge, sint
de Russen mit vorbeholdinge eines
fryen passes van dem Huse We-
senberch affgetreden, vnde hebben
den Schwedisschen datsuluige inge-
rümet vnde vpgedragen, den 4
Martij, Anno 1581. Do sint auer
dusent Personen an Mennern, Wyuern
vnde Kinder van dem Huse affge-
tagen, vnde hebben ere Affgöde
vnde Bilder vp höltenen Tafeln
gemalet, vor sick apentlick her ge-
dragen, vnde also in Büsslandt
passeret. Alse de Schwedisschen
vp dat Huss getreden sint, heb-
ben se dar einen eeweldigen
vorraht von allerley Korn, vnde
eine stadtlicke Eryges münition
van Oeschütte, Krudt vnde Lodt vor
sick gefunden.
120
Nye Tyding.
Nach eraueringe des huses
Wesenberch, sint de Schwe-
dischen ock vor Tolssborch ge-
rücket, welcker Huss 3 mylen
van Wesenberch an einer scho-
nen Hauen dar de Schepe in-
lopen gelegen ys, vnd als de
Russen vp Tolssborch vornamen,
dat er Höuethuss Wesenberch
den Schwedischen vpgedragen
gewesen, hebben se sick ock
stracks ergeuen, den 8 Martij
obgemeltes Jars. Darna als de
wech affginck vnd de Schweden
mit dem schwären geschütte nicht
wohl vortkamen konden, hebben
se ere schone vnd gewünschede
gelegenheit vp dat mahl vor-
sümen, vnd sick eins deels auer
Iss in Finlandt vnd eins deels
na Reuel begeuen möten, Dar
se sich wedderumme vp einen
frischen toch vthrüsten.
Godt der Allmechtige wolde
gelücke, heil vnd segen dartho
vorlenen.
AMEN.
Na eraneringe des Hnses Wesen-
berch, sint de Schwedisscheo ock vor
Tolssborch geräcket, welckes dre my-
len van Wesenberch am Strande vnde
an einer schönen Haae gelegen, Vnde
alse de Russen vp der Tolssborch
Vornamen, dat ere Höaethnss Wesen-
berch in der Schwedisschen ge-
walt was, hebben se sick nicht
lange bedacht, besundern sick
stracks ergeuen, den 8 Martij. Ynde
dewyle de wech gar plötzh'ck
aflfgjnck, dat men mit dem 6e-
schütte nicht wol vort kamen könde,
hebben de Schwedisschen eine
schöne gelegenheit, gelücke vnde
vordeel vp dat mal nicht vorsfimen,
vnde sick aaer Ise in Finlandt jlich
begeuen möten.
121
Verzeiohnis baltisoher Ooldsohiniedey ihrer Herkzeiohen
nnd Werke.
Von Dr. W. Nenmanu.
Die vorliegende Arbeit ist der erste Versuch eiD Verzeichnis
der in den Städten Liv-, Est- und Kurlands bis zum Ende des
18. Jahrhunderts tätig gewesenen Goldschmiede zusammenzu-
stellen^ ihre Meistermerken zu sammeln und die im Lande ent-
standenen bisher bekannt gewordenen Erzeugnisse der Gold-
schmiedekunst ihren verschiedenen Meistern zuzuweisen. — Die
Kunst der Goldschmiede war von jeher im Lande sehr begehrt
und manches hier erhaltene Werk beweist, dass es unter den
baltischen Goldschmieden auch namhafte Meister ihrer Kunst
g^eben hat. Grund genug, um eine Arbeit, wie die vorliegende,
zu unternehmen. Zunächst haben freilich nur die in öffenwchen
Sammlungen, die im Besitz der Ämter, Gilden und sonstigen Ge-
nossenschaften, die in den Kirchen der Hauptstädte des Landes und
solche in Privatbesitz befindliche Goldschmiedewerke, die durch
öffenüiche Ausstellungen oder gelegentlich dem Verfasser zugänglich
wurden, nähere Untersuchung undBeschreibungfinden können. Zu
wünschen wäre, die vorliegende Arbeit böte veranlassung, dass
auch die in Privatbesitz befindlichen, noch nicht bekannten und
ebenso die in den Kirchen auf dem Lande und in den kleineren
Städten vorhandenen älteren Goldschmiedewerke beschrieben und
auf ihre Merken untersucht wurden, um die erwünschte Voll-
ständigkeit des Verzeichnisses mit der Zeit zu erreichen.
Das Meisterverzeichnis ist, wenn auch lange noch nicht voll-
ständig, doch schon recht umfangreich, und man wird den Namen
vieler Meister begegnen, denen bisher noch kein Werk hat zu-
gewiesen werden können. Euer hätte vor allem die Lokalforschung
ergänzend und unterstützend einzugreifen. Für die rigaschen
Goldschmiede hatte bereits Dr. Anton Buchholtz, dem wir das
Prachtwerk ^Goldschmiedewerke in Liv-, Est- und Kurland —
26 Tafeln in Lichtdruck mit erläuterndem Text — Lübeck 1892*'
verdanken, ein reiches Material aus den Amtsbüchern und Bür-
gerbüchem zusammengetragen, das mir von ihm zur Benutzung
und Vervollständigung übergeben wurde. Für Riga bedurfte es
daher nur einer Nachzeichnung der Goldschmiedemerkzeichen
nnd einer Vervollständigung des Verzeichnisses der vorhandenen
€k>ldschmiedearbeiten, von denen die bedeutendsten Stücke auf
mehreren AussteUungen bereits katalogisiert waren. — In Reval
sind die das Goldschmiedeamt betreffenden Akten des Stadtarchivs
8*
122
von mir durchgearbeitet und ebenso die in der Lade des Gold
schmiedeamts erhaltenen Amtsbücher, zu denen sich noch ein
älteres im Besitze der Estländischen literarischen Gesellschait
befindliches gesellte, dem ebenfallB manche wertvolle Nachricht
entnommen werden konnte. — In Mi tau haben die Amtsbücher
des Goldschmiedeamts und die Kirchenbücher der Trinitatiskirche
eine reiche Ausbeute von Goldschmiedenamen gegeben und einige
der als mitausche Arbeiten bekannt gewordenen Werke haben
nun ihren Meistern zugewiesen werden können. — Für Bauske,
das auffälligerweise bis zum Ende des 18. Jahrhunderts eine
gösse Anzahl von Goldschmieden au&uweisen hat, verdanke ich
erm L. Arbusow ein sehr umfassendes Material, nicht allein
von Goldschmiedenamen, sondern auch von Merken und Gold-
schmiedearbeiten. Die Hauptbeschäftigung der ßausker Gold-
schmiede aber scheint in der Herstellung von Bauernschmuck,
namentlich silbernen Brezen, bestanden zu haben. Das Dom-
museum besitzt ein interessantes Exemplar solcher Brezen von
dem Goldschmied Ghristopher Kelsing, von dem sich noch vier
andere Arbeiten haben nachweisen lassen. Die Bausker Gold-
schmiede zogen mit ihren Arbeiten weit nach Litauen hinein
auf die Jahrmärkte. — Einen Auszug aus den Bürgerbüchern und
Zählungslisten der Stadt Dorpat über dortige Goldschmiede ver-
danke ich Herrn Stadtarchivar mag. bist. A. Feuereisen. Leider ist
es mir bisher nur gelungen zwei Dorpater Groldschmiedewerke
nachzuweisen; doch lässt sich diese Geringfagigkeit woU leicht
erklären durch die mehrfachen Verwüstungen, denen die Stadt
unterlag. — Aus Goldingen haben sich mehrere nicht unbe-
deutende Goldschmiedearbeiten nachweisen lassen. Einen Aus-
zug aus den Bügerbüchern danke ich Herrn Stadthaupt a. D.
A. Adolphi, der mir auch die Durchsicht der vier erhaltenen
Amtsbücher vermittelte, deren ältestes bis 1686 zurückgeht. Auch
Herrn Architekten E. Hartmann in Goldingen bin ich für freund-
liche Beihülfe verpflichtet. — Völlig unbekannt waren bisher Fer-
nauer Goldschmiedearbeiten. Herrn Dr. Frank in Pernau ver-
danke ich nicht nur die Kenntnis von mehreren im Museum der
dortigen historischen Gesellschaft und in der Nikolaikirche be-
findlichen Stücken, sondern auch ein Verzeichnis pernauscher
Goldschmiede von der Mitte des 17. bis zur Mitte des 19. Jahr-
hunderts. Eine besondere Stellung hat das Pernauer Gold-
schmiedeamt den Goldschmieden in den kleinen livländischen
Städten Wolraar, Wenden. Fellin und Walk gegenüber einge-
nommen. Pernau bildete für die Goldschmiede in diesen Land-
städten den Vorort und diese hatten vor dem Pernauer Gold-
schmiedeamt das Meisterrecht zu erwerben. — Sehr spärlich ist
bisher die Ausbeute für Narva gewesen. Sie beschränkte sich
auf drei Goldschmiedewerke.
1
123
Der Schrägen des Rigaschen Goldschmiedeamts vom 25. Ja-
nuar 1360 ist der älteste der bisher bekannt gewordenen deutschen
Goldschmiedeschr^en. Er fand sein Vorbild in dem Lübecker
Schrägen^ mit dessen späterer^ ans dem Jahre 1492 stammender
An&eichnnng er fast wörtlich übereinstimmt. Im Jahre 1542
erhielt das Rigasche Goldschmiedeamt einen neuen Schrägen,
der den älteren in einzelnen Punkten ergänzte. Die Zahl der
Amtsmeister wurde von nun ab auf zwölf festgesetzt und damit
das Amt aus einem offenen zu einem geschlossenen gemacht.
Gleichzeitig wurde die Stempelung der Goldschmiedewerke mit
dem Beschau- und dem Meisterzeichen eingeführt.
Der Schrägen des Revaler Goldschmiedeamts vom 15. Au-
gust 1393 bezieht sich zwar stellenweise auch auf den Lübecker,
weicht in der Hauptsache aber doch wesentlich von ihm ab. An
seine Stelle trat am 7. Dezember 1453 ein durch Zusätze und
Erweiterungen ergänzter Schrägen, der eine abermalige Vervoll-
kommnung durch den Schrägen von 1547 erhielt, worin nun auch
die Stempelung der fertigen Arbeiten mith der Rtadt teken und
ein jeder mit sinem eigenen teken verlangt wird^). Eine letzte
Redaktion erfolgte 1635. Auch in Reval war das Amt ein offenes,
bis es im Jahre 1753 auf einen Antrag der Goldschmiede zu-
nächst für die Dauer von zwölf Jahren zu einem geschlossenen
von zehn Meistern gemacht wurde.
Seit dem Jahre 1634 zählten die rigaschen Goldschmiede
als „freyhe Künstler* zur Grossen oder Kauimannsgilde; bis dahin
waren sie der Kleinen oder Handwerkergilde zugezählt gewesen.
In Reval rief der Versuch der Goldschmiede ihre Abtrennung
von der Kanutigilde zu erlangen und in die Grosse Gilde am-
genommen zu werden einen lange dauernden Prozess hervor, der
erst im Jahre 1682 durch eine königliche Resolution sein Ende
fand, jedoch die Wünsche der Goldschmiede unerfüllt liess (s. Re-
valer Beobachter 1903 Nr. 32 ^Aus alten Amtsbüchern'').
Die älteren Schrägen der Goldschmiedeämter in den übrigen
Städten des Landes werden sich von denen des Rigaer und des
Revaler Amts im allgemeinen wenig unterschieden haben. Be-
deutend werden die Aufgaben, die den in den kleinen Städten
angesessenen Meistern zufielen, auch kaum gewesen sein. Es
lässt sich dieses schon daraus schliessen, dass sie neben ihrer
Kunst vielfach noch einen Handel als Kaufleute trieben oder im
Kommunaldienste tätig waren. — 1594 verordnete der Rat zu
Dorpat, dass die dortigen Goldschmiede fortan das Silber wie
in Riga verarbeiten sollten, und der Amtsältermann soll gehalten
sein das Stadtwappen auf den Gegenstand zu schlagen, wenn die
1) Eine Ratswillkür von 1503 verlangte schon die Stempelung der
Silbergeräte mit einem Meisterzeichen; doch wird sie erst obligatorisch mit
dem Schraten von 1547.
124
Arbeit als vollgültig von ihm befunden wird. — Auch in Dorpat
gehörten die Goldschmiede zur Grossen Gilde und warai sogar
in den Rat wählbar. Im Jahre 1631 wurde ihnen dieses Becht
erneuert. Am 29. Mai 1640 erhielt das Amt einen neuen Schraten
und wurde nun zu einem geschlossenen von nur sechs Meistern
gemacht (Gadebusch, Jahrbücher II, 2 S. 152, EI, 1 S. 20, 129,
138), ein Beweis, dass die Nachfrage nach Goldschmiedewerken
hier keine bedeutende gewesen sein kann.
Über die Kunst der Goldschmiede in Kurland vor dem
17. Jahrhundert ist wenig bekannt. In Mitau gehen die ältesten
im Besitze des Goldschmiedeamts befindlichen Nachrichten auf
das Jahr 1635 zurück. Am 24. Mai 1656 wurde dem Amt durch
Herzog Jakob ein neuer Schrägen erteilt, doch scheint die
Stempelung der Goldschmiedewerke schon mit dem Jahre 1635
obligatorisch geworden zu sein, für Bauske mit dem Schrägen
von 1638. Dem Goldinger Goldschmiedeamt wurde 1686 ein
Schrägen von Herzog BViedrich Kasimir verliehen. — In Per-
nau petitionieren die Goldschmiede unter dem 30. November 1731
um Verleihung eines Statuts und eines Innungsrechts, dessen Be-
stätigung am 11. März 1751 erfolgte. Im Artikel 7 wird die
Stempelung mit dem Stadt- und Goldschmiedezeichen verlangt.
Sämtliche Beschauzeichen sind den Stadtwappen nachge-
bildet. Riga führte das sog. kleine Stadtwappen, das sich vom
16. bis zum 18. Jahrhundert in sieben verschiedenen Formen
nachweisen lässt. Auch das Revaler Beschauzeichen ist dem
kleinen Stadtwappen nachgebildet, dem gleicharmigen Kreuz.
Während des 16. Jahrhunderts erscheint dieses in schöner go-
tischer Schildform; im 17. und 18. Jahrhundert ändert sich die
Schildform und wird nachlässiger in der Zeichnung. Zu Ende
des 18. Jahrhunderts begegnet man sogar dem Kreuz im Vierpass.
— Das Dorpater ßeschauzeichen zeigt Schwert und Schlüssel
des ehemaligen Stiftwappens im 17. Jahrhundert in einem Vier-
pass, später in einem Oval. — Mitau hat die Elenschaufel in
einem Hochoval in verschiedener Zeichnung, Bauske den nach
rechts schreitenden Löwen, der in den verschiedensten Formen
auf gleichzeitigen Arbeiten vorkommt. Diese Verschiedenheit
lässt sich daraus erklären, dass nicht der jeweilige Ältermann
das Beschauzeichen auf die fertige Arbeit setzte, sondern jeder
Goldschmied selbst seine Arbeit mit dem Stempel versah. Auf
diese Weise hatte das Zeichen allerdings weniger die Bedeutung
eines Kontrollstempels, sondern mehr die eines Kennzeichens des
Entstehungsorts. -~ Goldingen fahrte das Katharinenrad des
Stadtwappens als Beschauzeichen, das ebenfalls in verschiedener
ZeichnuDff auftritt. Für die benachbarten kleinen Städte, wie
Hasenpoth, Grobin, Libau, Tuckum, bildete das Goldinger Gold-
schmiedeamt den Vorort und den in diesen Städten angesessenen
125
Goldschmieden war gestattet ihre Erzeugnisse mit dem halben
Ooldin^er Beschauzeichen, also einem halben Rade, zu versehen.
— In dieser Weise gestempelte Arbeiten sind bisher noch nicht
bekannt geworden. — Das pernausche Beschauzeichen ist dem
Stadtwappen nur noch entfernt ähnlich. — Eine narvasche
Arbeit in der Orusheinaja Palata in Moskau zeigt ein Beschau-
zeichen, das dem Stadtwappen von 1585 nachgebildet ist, doch
sind die Wappenfiguren in entgegengesetzter Richtung ange*
ordnet. Ein in der Zeichnung noch weit mehr abweichendes
Beschauzeichen ist von Dr. Anton Buchholtz in seinem Werk
unter Nr. 64 fragweise als narvasches abgebildet und auch hier
so wiedei^egeben. Von den Beschauzeichen der kleinen Städte
in Livland ist bisher nur das der Stadt Walk bekannt geworden.
Als Meisterzeichen dienten anfänglich Hausmerken und sym-
bolische Zeichen, für die sich nur in äusserst seltenen Fällen
die Meister, die sie führten, ermitteln lassen. Bisher ist dieses
nnr bei dem rigaschen Meister Hans ünnau gelui^en, dessen
Arbeiten, die einmal eine Hausmerke, ein ander Mal eine an
einen Zweig hängende Traube als Meisterzeichen aufweisen,
urkundlich als von ihm gefertigt beglaubigt sind. Mit dem Aus-
gang des 16. Jahrhunderts kommt die Bezeichnung mit dem An-
fangsbuchstaben des Vor- und Familiennamens in Aufnahme, die
anfänglich häufig in Ligatur, später fast ausschliesslich klar neben
oder über einander gesetzt erscheinen. Selten tritt eine Fieur,
die auf den Namen Bezug nimmt, hinzu, wie bei dem Zeichen
des Rigaer Goldschmiedes Jürgen Linden, ein Baum (Linde) oder
bei dem des Rigaer Goldschmiedes Heinrich von der Eiche eben-
falls ein Baum (Eiche). Einen Baum führt auch der rigasche
Goldschmied Johann Berend ausser den Anfangsbuchstaben seines
Vor- und Zunamens in seinem Zeichen, .einen Schwan der riga-
sche Goldschmied Michael Kressner d. Ä. — Von einigen Gold-
schmieden lassen sich mehrere Meisterzeichen nachweisen, die
sie im Laufe ihrer Tätigkeit benutzt haben; so von dem riga-
schen Goldschmiede Christoph Mansfeld, der einmal G M F, die
Buchstaben in eine Reihe gesetzt, ein ander Mal das G oben
und M F in Ligatur darunter gestellt, zeichnet. Von dem riga-
schen Goldschmiede Johann Dietrich Rehwald gibt es so^ar
drei verschiedene Meisterzeichen. — Die Merkzeichen der riga-
schen Goldschmiede Lamoureux Vater und Sohn unterscheiden
sich weni^ von einander. Offenbar soll das unter den Buch-
staben I L stehenden Gebilde ein auf den Namen anspielendes
flammendes Herz sein, doch erscheint es auf den Arbeiten des
älteren Lamoureux oft als ein Dreiblatt mit einem Punkt darüber
unter den enger aneinander gerückten Buchstaben. Von den
verschiedenen durch schlechten Abschlag erzeugten Marken sind
hier die deutlichsten wiedergegeben.
126
Ausser den Beschau- und Meisterzeichen findet sich auf
rigaschen Goldschmiedewerken aus der Zeit von 1749 bis um
1780 oft noch ein dritter Stempel, einen Buchstaben darstellend.
Dr. M. Rosenberg in seinem grossen Werk „Der Goldschmiede
Merkzeichen^ bezeichnet sie, die auch auf anderen deutsdiea
€k)ldschmiedewerken angetroffen werden, als ^ Jahresbuchstaben^.
Hier führten sie die Älterleute des Goldschmiedeamts, denen die
Pflicht oblag die Arbeiten der Meister auf ihren Silbergehalt m
prüfen, und zwar führte der Ältermann Johann Dietrich Behwald
von 1749—1756 den Buchstaben A, Jeremias Ericht von 1756—1760
den Buchstaben B, Rehwald wiederum als Ältermann von 1760—1764
den Buchstaben G, Johann Christian Zingk 1764—1768 ein D
und Johann Friedrich Lamoureux von 17^ — 1780 ein E.
Bei der Anordnung des Stoffs ist das von Dr. Marc Rosen-
berg herausgegebene bekannte Werk ^Der Goldschmiede Merk-
zeicmen^ vorbildlich gewesen und die von ihm aufgeführten, in
russischen und deutschen Sammlungen vorhandenen baltischen
Goldschmiedearbeiten sind auch hier aufgeführt worden. Zitiert
sind auch die Nummern der Kataloge von Ausstellungen, auf
denen baltische Goldschmiedewerke zur Schau gestellt waren;
es sind dabei folgende Abkürzungen gebraucht:
Riga, khist. A. = Katalog der kulturhistorischen Ausstellung
in Riga 1883.
Mitau, khist. A. = Katalog der kulturhistorischen Aus-
stellung in Mitau 1886.
Riga, arch. A. -= Katalog der archäologischen Ausstellang
in Riga 1896.
Mitau, herald. A. = Katalog der heraldischen Ausstellung
in Mitau 1903.
Beschauzelchen.
Bauehe«
18. Jahrhundert. Das Zeichen kommt in verschie-
denen Formen vor: namentlich
weichen die Schildformen von
einander ab.
m
Dorpat*
17. Jahrhundert
Ende des 18. Jahrhunderts (s. Nr. 75).
<vS5 }^ (gg; l|
127
Goldingcn,
18. Jahrhundert.
Zweite Hälfte des 18.
©Erste Hälfte des 18. ^\ Zweite Hälfte
Jahrhunderts. w^ Jahrhunderts
flarva*
Beschauzeichen von I*^ 18. Jahrhundert
1670 (s. Nr. 189). E^ (Nr. 190).
i&
peraau.
18. Jahrhandert.
RevaU
■ ■ 16. Jahrhundert. •■ ig. Jahrhundert.
* ? 17. Jahrhundert. A ^nde des 18. Jahr-
hunderts.
o
Ria**
16. Jahrhundert. KW |^y 17. Jahrhundert.
Ende des 18. Jahrhunderts.
18. Jahrhundert.
CID
MF
©
128
Meisterzeichen.
ii 29. 1A7 Nt 373.
J«316.
J«311.
CGL
J«373.
J«381.
CMF
DVH
DVH
Jim,
Jt 352.
}«362.
J« 295.
Jfe 325.
CDey
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W
CFW
J* 329.
J« 408.
W 457.
J«442.
Igl J«392. |7)
^9 J«258. 1^
J« 107.
K 393.
J«319.
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J«306.
K 226.
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J« 380.
J« 387.
J« 389.
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9*
132 Baaske.
Baueke*
1. ? Antony, Ootfried.
Wird 17 13 als Meister und Bürger genannt.
2. ^9^ Bergendlohe (Bergentlohn, Bergentlaw, Berend-
■ 3|»1 klau, Bernekalau), Friedrich.
lAr Geb. 1616; begraben 26. August 1686.
%^ 1. Silberne Hostiendose mit der Inschrift: Job. Schiff-
haasen. 1692. Bes. deatsche Kirche zq Baaske.
3. . ^ y Boyen$, Bereut.
f SfH Geb. 1603; gest. 19. November 1684 als Bur-
^•^ germeister von Bauske.
1. Kelch mit den Wappen der Familien Schöpping
and Drachenfels. Bes. deatsche Kirche za Baaske.
4. ? Buchholtz, Aegidins.
Ist von 1684 bis 1707 in Bauske nachweisbar.
©
5. ^H^ Bii$ch, Hermann Dietrich.
Stammte angeblich aus Dänemark, wurde 1736
in Mitau als Meister aufgenommen, siedelte 1737
nach Bauske über und starb dort 1784.
1. Anhängendes Schildchen an einem Silberpokal, ehe-
mals im Bes. der Schneidergesellenschaft za Baaske,
vom Jahre 1772. Bes. deatsche Kirche za Baaske.
6. ? Busch, Johann.
Geb. 1790 als Grosssohn des Hermann Dietrich
B., verliess 1840 die Stadt. (L. Arbusow, Sitzungs-
berichte der Kurl. Gesellsch. f. L. u. K. 1888,
S. 32.)
7. ? Busch, Karl.
Geb. 1752 als Sohn des Hermann Dietrich B.,
Vater des Vorigen; wurde 1784 Meister. (L. Ar-
busow, ebenda.)
8. ^J[S% Derchmann(Därchmann,Dorchmann), Gotthard.
Geb. 1632. Er stammte aus Riga und war
vermutlich ein Bruder des Berend D. daselbst
(Nr. 325). Begraben 16. April 1681. Wider ihn
erhob das Bauskesche Goldschmiedeamt eine
Klage beim Herzog, weil er sein Meisterstück
nicht machen wollte.
1. Silberne teilvergoldete Hostieudose mit dem Me-
demschen Wappen and der Jahreszahl 1664. ^Bes.
Kirche zn Dohlen. (Mitan, herald. A. Nr. 1706.1
Ohne Beschaazeicheii.
®
I
Baneke. 133
9. ? Ernst, Emmerich Johann.
Geb. 1729; Pflegesohn des Apothekers Zipfel
in Bauske. War Lehrling und Gfeselle des Gold-
schmieds Christian Kelsing und wird später als
Meister genannt.
10. ? FabritiuSy Johann Christian.
Wird 1703 und 1705 als Meister genannt.
11. ? Garing, Hans.
Geb. 1602. Wird 1638 als Meister genannt
(Schrägen der Goldschmiede von 1638). Be-
graben 4. April 1680.
12. ? Heincken, Christian.
Wird im Aug. 1685 und im Febr. 1689 ge-
nannt. Ist gleichzeitig auf dem Schlosse als
Konstabier bedienstet.
13. ? Hiidebrandt, Bertram.
Wird 1633 als Meister genannt und 1666 als
bereits verstorben bezeichnet.
^^' ^S/t% Jacobiy Friedrich Hermann.
Ist von 1749 bis 1796 Juli 3 in Bauske nach-
weisbar.
L Silberner Becher mit Deckel, ehemals im Bes. der
Schneiderffeselleuschaft zq Baaske, von 1786. Bes.
deutsche Kirche zn Bauske.
2. Zwei kleine Schildchen an einem ebenfalls dort
befindlichen Pokal der Schneidergesellenschaft vom
Jahre 1752 und 1797.
15. ? Jacobi, Johann Reinhold.
Sohn des Friedrich Hermann J.; geb. 1788,
gest. 1831.
16. ? Kandiet, Görgen.
Von 1669 bis 1675 in Bauske nachweisbar, zu-
gleich als Konstabier auf dem Schlosse. Die
Goldschmiede beklagen sich in einer (undatierten)
Supplik an den Herzog über die Konkurrenz,
die ihnen durch K. zu teil wird (Lade des Gold-
schmiedeamts in Bauske).
11 ^*if% Kelsing (Kölsing), Christoffer.
Wird 1711 als Meister genannt. Im Jahre 1712
sucht er beim Mitauer Amt um Aufnahme nach,
da in Bauske durch die Pest (1711) das ganze
^■■^ Amt ausgestorben sei. Begraben in Bauske
\m^ 8. Juni 1732.
\fl0r i^ Dq icelkännchen mit Wappen and Inschrift von 1722.
ffip
99
9
134 Baaske.
2. SUberiier Klingbentel mit der Insehrift: Gottiieb
Haadriii|[. 1732.
3. Kelch mit der Inschrift: Joh« Friedr. Gette. Anno
1723.
4. SilbemePatenedazamitderlnschriftiG. Wilde. 1718.
Bes. Nr. 1—4 deutsche Kirche sa Baaske.
5. Silberne Breze, 11 cm Darchm. Bes. Rigaer Dom-
maseam.
18. ? Mey,
B^aben 25. Juli 1715.
19. ^^ Müller, Tobias.
Ist Yon 1686 bis 1697 in Bauske nachweisbar.
Eine knrze Notiz über ihn in der Enrländischen
Oüterchronik. N. F. S. 5, Anmerkung 25.
1. Kelch mit dem Wappen der Familien Schalte und
® Drachenfels y. 1690.
2. Dasa eine Fatene.
3. Zwei silbeme idtarleachter vom Jahre 16d2.
Bes. Nr. 1—3 deatsche Kirche sa Baaske.
20. ? Richter, Johann Georg.
Wird 1703 als Geselle, 1705 und 1707 als
Heister bezeichnet.
21. ? Schlägel, Christian Daniel.
Geb. 1777 in Arensbur^ auf der Insel ösel;
liess 1798 in Bauske seinen Sohn Christian
Valentin taufen.
22. ? Timme (Thiem, Thieme, Thiemen), Heinrich,
d. A.
Wird 1638 bei der Bestätigung des Gold-
schmiedeschragens für Bauske genannt; gest
vor 1664.
23. ? Timme, Heinrich, d. J.
Sohn des Vorigen. Geb. 1630; begraben 28.
Februar 1683.
24. ? Unnau (Vnnaw), Hinrich.
Wird 1555 in Riga als Meister genannt; ist
auch in Bauske nachweisbar (s. Nr. 399).
25. ? Vieting, Johann.
1652 als Meister genannt (Herzogl. Archiv,
Mitau). i
26. ? Witte, Johann. !
Wird 1689 als Geselle, 1696 und 1707 alä;
Meister erwähnt.
Dorpat. 135
Dorpat*
27. ? Bardey, Friedrich.
Wird 1677 als Geselle genannt. Am 26. Okto-
ber 1679 erwirbt er das Bürgerrecht nnd wird
1683 als Meister ins Amt amgenommen. Am
28. März 1690 wird er znm Dockmann der Orossen
Gilde eswählt. Am 19. Mai 1707 wird er im
Einwohnerverzeichnis als „ein alt Mann^ be-
zeichnet, der auch „wesen seines Gesichts wenig
mehr tauget seine Profession zu treiben^; trotz-
dem wird er 2. Septbr. 1720 noch als Altermann
genannt.
28. ? Berg, Andreas.
Wird 1723 Burger und noch 1742 als Meister
bezeichnet.
^' ^C^ B^'*9' Andreas Gabriel.
^|XS# Wird 1735 Bürger; 1742 als Meister bezeichnet
und am 25. September 1750 zum Ältermann ge-
wählt; 1757 wird er Ältester der Grossen Gilde.
1. Silberner, innen Tergoldeter Becher mit einffra-
viertem Ehewappen Wrangel-Bosen. Bes. Becnts-
anwalt R. y. Hehn, Riga, (lütan, herald. A.
Nr. 1709.)
30. ? Berg, Christian Gottfried.
Wird 1746 Burger.
31. ? Bodenburg, Johann Geors.
Geb. zu Yegesack in EsÜand; wird 18. Mai
1772 als Bürger aufgenommen.
32. V Boese TBosze), Hans.
Wird 1547 und 1555 als Meister genannt.
33. ? Braass, Lucas.
Ist 1690 Ältester der Grossen Gilde.
34. j^yv Dackendorp, Pawel.
\\r^ Unterzeichnet 1534 Dezbr. 3 als Ältermann
y\ mit seinen Beisitzern, deren Namen nicht genannt
Hansmerke, ^^^^f ®^^ Zeugnis für den Goldschmiedegesellen
' Matthias Gerdes.
p . B H R
Aj "TTJ^ Haosmerken der Beieitzer.
35. 9 Döring, Christoffer.
Wird 1640 im Schraten als Meister genannt
und 1656 als solcher bei der Revision der Ein-
wohnerlisten aufgeführt.
136 Dorpat.
36. ? DoppeMein, Reinhold.
Wird 1588 als Meister genannt.
37. ? Duhme (Dume), Frederik.
Wird 1553/54 als Meister genannt.
38. ? Giebell, Thomas.
1622 und 1640 als Meister genannt.
39. ? Goldschmied, Evert.
1594 als Meister genannt.
40. ? Goldschmied, Oerdt.
1554 werden seine Erben genannt.
41. ? Hahn, Rothger.
1547—1555 als Meister genannt.
42. ? Hannemann, Alexander.
Wurde 1720 Bürger; später zum Ältermann
gewählt; dankte 15. Oktbr. 1770 als solcher ab
und gab sein Geschäft auf.
43. ? Hildebrand, Gottfried.
Wurde am 18. Mai 1707 in die Gefangenschaft
Dach Moskau gefuhrt.
44. ? Hille, Hans.
Arbeitete 1645 als Geselle in Beval und wurde
in diesem Jahre vom Revaler Goldschmiedeamt
nach Lübeck und Hamburg geschickt in Sachen
der Klage des Amts gegen die Kanutieilde. 1677
ist er Ältermann des Dorpater Goldscmmiedeamts
und wird auch 1682 noch als solcher genannt
1690 März 28 wird er zum Ältermann der Grossen
Gilde erwählt.
45. ? Jeckel, Peter.
Wird 1594 als Meister genannt.
46. ? JUngling, Hinricfa.
Geb. 1723; wird 1756 Bürger und findet noch
1786 Erwähnung.
47. ? Iversen, Kaspar Gustav.
Stammte aus Keval, wurde 7. Febr. 1780 Bür-
ger in Dorpat und findet sich 1787 als Meister
erwähnt; von 1793—1796 war er zweiter Beisitzer.
48. ? Kachel, Jochim Friedrich.
Wird 1707 im Einwohnerverzeichnis als Meister
! genannt. Bei ihm arbeiten 2 Gesellen und 1
jehrling.
Dorpat. 137
49. ? Kilbel, Hermann Gustav.
Geb. 1743 in Arensburg; wird 1777 als Bürger
und 1787 im Handwerkerverzeichnis als Meister
genannt. 1788 bis 1792 ist er erster Beisitzer,
1793—1796 Ältermann.
50. ? Krey, Johann Gottlieb.
Wird 1789 Bürger.
51. ? Lampe, Johann Christian.
Wird 1726 Bürger und wird 1742 als Meister
aufgeführt.
52. ? Lau, Joachim Ernst.
Wird 1789 Bürger.
53. ? Lehrberg, Aaron.
Stammte aus Beval und gewann 1766 das
Bürgerrecht. Gest. 1770. Er war der Vater des
Dorpater Professors Aron (August) Christian
Lehrberg.
54. ? Ley, Michael.
Wird 1793 Bürger.
55 ? Mansfeld, Franz Johann.
.. Wird 1719 Bürger und findet sich 1742 als
Ältermann aufgeführt. Er stammte wahrscheinlich
aus Reval (s. Nr. 217).
56. ? Miersebach, Jakob Friedrich.
Geb. 1752; stammte aus Schleswig; erwarb
17. Januar 1780 das Bürgerrecht. 1788—1792
zweiter Beisitzer, von 1793—1796 erster Beisitzer.
57. ? MUller, George.
Wird 1729 Bürger, 1750 Ältester der Grossen
Gilde.
58. ? Nyehoff, Andreas, d. Ä.
1552/53 Beisitzer des Altermannes ^unserer
Lieben Frauen Gilde^; kommt 1572 im Blutbade um.
59. ? Niehoff, Andreas, d. J.
Sohn des Vorigen; befand sich in russischer
Gefangenschaft; erhielt 1582 sein väterliches Erbe.
Am 16. Febr. 1594 wurde er zum Ältermann,
am 2. Oktbr. 1609 zum Ratsherrn erwählt.
60. ? Orenius, David.
Geb. um 1746 in Livland, wird 1777 Bürger
und 1786 als Meister erwähnt.
\
- \
138 Dorpat.
61. ? Patzenhaiiber, Gerhard Johann.
Wird 1774 Burger und bekleidet von 1788—1792
das Amt des Ältermannes.
62. ? Paulus, Heinrich.
1591 als Meister erwähnt.
63. ? PUrwitz, Hans.
Wird 1553 Juli 29 als Meister. 1554 Septbr. 22
als Oldermann der Kleinen Gilde genannt
64. ? Reder, Daniel.
Wird 1636 Jan. 17 als Meister genannt, der
bereits 40 Jahre der Gilde angehört.
65. ? Reder (Böder), Hans.
Sohn des Vorigen; erlernte die Goldschmiede-
kunst bei Jochim fiöpSher in Dresden, wie ans
einem Schreiben des Dorpater Goldschmiedeamts
vom 7. Oktbr. 1682 (Kopialbuch des Beyaler
Goldschmiedeamts) hervorgeht. Am 15. Juli 1635
erwarb er in Dorpat das Surgerrecht und wurde
am 23. Septbr. 1&12 zum Ratsherrn gewählt. Er
war zugleich Besitzer einer ^Seidenbude**.
66. ? Ruhland, Christian.
1707 als Meister genannt.
67. ? Salomon, Johann Christoph.
Wird 1737 Bürger und 1742 als Meister be-
zeichnet«
68. ? Siegheim, Isaak.
1690 als Meister genannt.
69. ? Schmidt, Detlef.
1640 als Meister genannt
70. ? Schubbert, Christian Heinrich.
Geb. 1753; wird 1778 Bfirger und 1787 im
Verzeichnis der Handwerksämter als Meister
genannt.
71. ? Schwartz, Jochim.
1640 als Meister genannt.
72. ? Specht, Martin.
Wird 1761 Büi^er, 1770 Ältermann und 1776
Eirchenvorsteher.
73. ? Torstenson, Thomas Johann.
Wird am 18. Mai 1707 nebst einem Gesellen
nach Moskau in die Gefangenschaft grefuhrt.
Dorpat — Darben — Friedrichsstadt — Goldingen. 139
74. ? Tymmermann, Andreas.
Ist um 1652/53 Beisitzer des Ältermannes
^Unserer Lieben Franen Gilde".
^^' ISm Unbekannter Meister.
IMaJl 1. Silberne Plattmenage mit zwei Kristallflaschen
■■■■^W and Senf behälter, von 1791, Bes. Dr. W. Neamann,
Riga.
76. ? Voss, Andreas.
1547—1555 als Silberschmied genannt.
77. ? Wolff, Johann Dietrich.
Wird 1734 Bürger. 1738 März 6 wird sein
Gesuch um Aufnahme in die Grosse Gilde abge-
wiesen, „weil nur sechs Goldschmiede diese Frei-
heit haben, welche als Amtsbrnder bereits in de
Gilde sind". 1750 als verstorben bezeichnet.
Durben (Kurland).
78. ? Molringk,
Wird 15. Novbr. 1564 als Meister genannt
(Schirren, Verzeichnis livländischer Geschichts-
quellen S. 114).
fnedricbeetadt*
79. ? Barber,Paul.
Goldschmied in Friedrichsstadt (Neustädtchen);
heiratet im Juni 1744 in Bauske Gertrud Elisabeth
Eostviel (sicl) recte Loskiel, die schon 1745 in
Bauske begraben wird.
6oldingen.
80. ? Arendts, Wilhelm.
Aus Grobin stammend; erwirbt 1679 das Bür-
gerrecht und wird noch 1699 erwähnt
81. ? Bärckmann (Bergmann), Andreas.
Aus Schweden gebürtig; meldet sich 1752 zum
Amt, wird am 24. Juni 1754 in das Amt ange-
nommen und erwirbt 26. Febr. 1755 das Bfirser-
recht. 1773 verkauft er seine Amtsstelle dem
Otto Friedrich Brinck (s. Nr. 84).
82. ? Bethin, Benjamin.
Wird 1578 als Meister und Bürger genannt.
83. ? BIVming, Jürgen.
Aus Zabeln stammend; wird 1611 als Meister
und Bürger genannt.
140 GoldiDgen.
%
84. ^^ Brinck, Otto Friedrich.
Aus Durben gebürtig; ist von 1762 bis 1768
Lehrling des Goldschmiedes Peter Jakob Rohde.
1773 kauft er von A. Bärckmann dess^sn Amts-
stelle, am 26. Januar 1774 wird er nach Vor-
weisung seines Meisterstücks ins Amt aufge-
nommen und im Juni desselben Jahres erwirbt
er das Bürgerrecht. 1793 verkauft er seine Amts-
stelle seinem früheren Lehrling Friedrich Georg
Hartmann (s. Nr. 92) und zieht nach Riga.
1. SilbemerAbendmahUkelch mit eingraviertem Wappen
Elerdt and Umschrift mit Jahreszahl von 1090.
Umgearbeitet 1780. Bes. Kirche za Pilten.
2. Silberner vergoldeter Ohlatenteller mit eingraviertem
Alliancewappeu Maydell-Sacken, ebenfalls mit Um-
schrift von 1690. Umgearbeitet 1780. Bes. Kirche
zu Pilten. (Mitau, herald. A. Nr. 1754 and 1755.)
3. Silberner Willkomm des Tischleramts za Goldingeu.
Höhe 0,355 m.
85. ? Copell (Gapell), Ernst.
Meldet sich 1688 in Ooldingen zum Amt. Ein
Goldschmied gleichen Namens wird 1680 in den
Mitauer Amtsbüchern als in Libau lebend be-
zeichnet.
86. ? Drotsch, Johann Christoffer.
Er kauft 1780 die Amtsstelle des Gottlob Julins
Majus (s. Nr. 104) und wird nach Ablegung seines
Meisterstücks ins Amt aufgenommen. Am 9. Mai
1781 wird er Bürger. 1792 noch als Lehrmeister
genannt.
87. ? Ebert, Christoff.
Aus Eisenach stammend; wird am 22. Januar
1647 Bürger.
88. ? Francke, Johann.
Aus Mitau gebürtig, wird am 13. Novbr. 1657
Bürger.
89. ? Gamper, Friedrich Gotthard.
Ist von 1752 bis 1757 Lehrling des Gold-
schmiedes Peter Jakob Rohde, arbeitete nach
eigner Angabe in verschiedenen kleinen Städten
des Landes, zuletzt in Tuckum, und bittet 1785
um Aufnahme in das Goldinger Amt. Die Auf-
nahme wird ihm gewährt und ihm gleichzeitig'
die Erlaubnis erteilt das halbe Stadtzeichen auf
seine Arbeiten schlagen zu dürfen.
Goldiogen.
141
90.
91.
92.
93.
94.
95.
96.
97.
Grosseffsky, Carl Wilhelm.
Hatte in Riga gelernt und sich nach seiner
Heimkehr aus der Fremde in Tuckum nieder-
gelassen. Sein Gesuch um Aufnahme als Mit-
meister wird ihm am 5. Juli 1788 gewährt und
ihm gleichzeitij^ gestattet „den halben Stadtzeichen
auf sein angefertigtes Silber zu schlagen^.
Härder, Heinrich (?).
Wird am 4. Dezbr. 1632 Bürger.
Hartmann, Friedrich Georg.
Ein Goldinger von Geburt; ist von 1777—1782
Lehrling von 0. F. Brinck (s. Nr. 84). 1793 er-
kauft er von seinem Lehrmeister dessen Amts-
stelle und wird am 4. Juni 1794 Bürger.
Hasen, Jost von.
„Aus der Stadt Dörpt"; wird am 25. Novbr.
1645 Bürger.
Herning, Christian Eberhard.
Jüngerer Bruder von Ign. Wilhelm H., ist von
1758 bis 1762 dessen Lehrling.
Herning, Jakob.
Ebenfalls Bruder von Ign. Wilhelm H., ist von
1744 bis 1748 dessen Lehrling. Anfang 1760
vergleicht er sich mit Wilh. Hemr. Wegner über
das Näherrecht und wird am 29. April desselben
Jahres in das Amt aufgenommen. Am 29. Juli
1761 erwirbt er das Bürgerrecht und bekleidet
von 1800 bis 1816 das Amt des Ältermanns.
Herning (Herrningk), Ignatius Wilhelm.
Aus Goldingen gebürtig; wird am 27. Juli 1746
Bürger. Er ist der Lehrmeister seiner beiden
jüngeren Brüder und bekleidet um 1770 bis zu
seinem Tode das Amt des Ältermanns. Seine
Witwe wird 1784 genannt.
1. Silberner Teekessel auf einem Dreifnss mit Spiritus-
lampe. Geschenk des Herzogs Peter an den Gol-
dinger Bäi^erraeister Bötticher. Bes. (1883) Ober-
lehrer J. H. Helmsing, Riga, jetzt Rechtsanwalt
V. Bötticher, Dresden. (Biffa, khist. A. Nr. 1723.)
Andere Teile des herzoglicnen Geschenks im Be-
sitze der Nachkommen in Riga und in Karland.
Hintz, Johann.
Goldschmied aus Grobin; meldet sich 1688 zum
Goldinger Amt. Nachweisbar bis 1698.
142 Goldingen.
98. ? Hoff, Joachim.
Sohn des Folgenden: meldet sich 1686 zum
Amt und wird 26. April 1690 Bürger.
99. ? Hoff, Valentin.
Stammte aus Rostock und erwarb 25. Juli
1660 das Bfirgerrecht. Am 30. Aug. 1686 nach.
Verleihung des neuen Schragens wurde er zun»
Altermann gewählt. Gestorben Ende 1705.
100. ? Koch, Christianus.
Wird am 30. Aug. 1589 Burger.
101. ? KSstner (Eösener), Otto Dietrich.
Sohn des Carl E. aus Hasenpoth; ist von 1686
bis 1694 Lehrling von E. Panck. Am 6. Juni
1699 meldet er sich zum Amt und am 9. Septbr.
1699 erwirbt er das Burgerrecht.
102. ? Krumhar (Erummhaar), Johann Daniel.
Ooldinger; meldet sich 1755 zum Amt und
wird am 12. Aug. 1756 aufgenommen. Am 19.
Novbr. 1755 erwirbt er das Bürgerrecht.
103. ? Lysander, Friedrich.
Goldinger; wird am 18. Novbr. 1648 Bürger.
104. ? Majus, Gottlieb Julius.
Wird am 18. Aug. 1766 auf herzogliche Ver-
ordnung, nachdem er sein Meisterstück gemacht^
in das Amt aufgenonmien. 1780 verkauft er seine
Amtsstelle und sein Werkzeug an Joh. Christ.
Drotsch (s. Nr. 86) für 65 Rth\ Alb.
105. ? Mertens, Joachim.
Wird 1593 als Meister und Bürger genannt
106. ? Neumann (Neumand), Johann Carl.
Goldschmied in Hasenpoth; ist 1765 bis 1768
Lehrling von A. Bärckmann und von 1768 bis 1770
des JLltermanns I^. W. Hermingk. 1792 wird
er auf sein Ansuchen als Mitmeister in das Gol-
dinger Amt aufgenommen und ihm gestattet mit
dem halben Stadtzeichen zu stempeln.
^^' iC^fS P^n^^l^' Ewert.
Aus Schweden gebürtig; wird am 19. Juli 1684
Bürger und zeigt am 6. April 1686 sein Meister-
stück auf, „nemlich ein pochal mit doppelte
fachen^. Am 18. Dezbr. 1695 liefert er dem Amt
ein Amtssi^el. Am 28. Dezbr. 1705 wird er
m
Goldingen. 143^
nach Val. Hoffs Tode zum Ältermann erwählt.
Gestorben im Frühling 1707.
1. Silberner Hampen, zom Teil vergoldet, mit 18
einffelegten Mfinsen. Im Deckel eine sog. Jakobs-
medaille „ich bin ankerfest*. Am Deckel das
Brinkensche Wappen. Bes. Graf Heinrich Keyser-
ling, Mitan.
108. ? Poblat, Friedrich.
' Stammte aas Tilsit; ist von 1703 bis 1708 Lehr-
lins von Joachim Hoff und dann bis Ende März
1710 im Geschäft der Witwe Fanck. Am 20. Juni
1714 wird er Bürger. Er scheint sich später in
Mesoten niedergelassen zu haben (s. Nr. 125).
109. ? Rohde, Christian Böttiger.
Wird 12. April 1747 Bürger und 1784 Amts-
ältermann. Als solcher noch nachweisbar 1789.
110. ? Rohde, Peter Jakob.
. Wird 30. Mai 1736 Bürger; 1762 wird er als
Ältermann genannt.
111. ? Rohde, Peter.
Erwirbt am 6. Febr. 1712 das Bürgerrecht,
kommt aber erst am 12. März 1718 zum Meister-
stück.
112. ? Sander, Johann.
Aus Oreifswalde in Pommern stammend, wird
am 12. April 1638 Bürger.
113. ? Sander (Zander), Nikolaus.
Ebenfalls aus Oreifswalde gebürtig; wird am
6. April 1639 Bürger.
114. ? Schneider, Theodor Gottlieb.
Aus Steinbach bei Meissen gebürtig; wird am
20. Jan. 1703 Bürger. Am 23. Oktbr. 1703 wird
ihm aufgetragen sein Meisterstück bei E. Panck
herzustellen.
115. ? Schroeder, Hans.
Wird 29. Oktober 1630 Bürger.
116. ? Schroeter, Kari.
Wird 16. Februar 1639 Bürger.
117. ? Springner, Hans.
Wird 30. März 1607 Bürger.
118. ? Stein, Friedrich Magnus.
Ist von 1789 bis 1793 Lehrling von J. C. Drotsch.
Im Oktober 1800 wird er ins Amt aufgenommen
#
144 Goldingen — Meaoten ~ Mitaa.
and von 1816 bis 1823 bekleidet er das Amt
des Ältermanns.
119. ? Wachsmundt, Johann Carl.
Ooldinger; ist von 1763 bis 1768 Lehrling Ton
I. W. Hermingk. 1775 wird er ins Amt aufgenom-
men und am 6. Septbr. desselben Jahres Bürger.
120. ? Wegner, Ghristoffer Friedrich.
Ist von 1780 bis 1784 Lehrling von I. W.
Herrningk. 1791 wird er als auswärtiger Meister
in das Amt aufgenommen und ihm gestattet auf
seine Arbeiten „den halben Stadts Zeigen zu
schlagen^.
121. ^^yihSk Wegner (Wägener), Wilhelm Heinrich.
Aus üauske stammend; wird am 13. Novbr.
1748 Bürger.
1. Silberner Kelch und Patene. Bes. kathoÜBche
Kirche in Goldingen.
122. ? Wendt, Johann.
Ooldinger; wird am 3<). Aug. 1686 Meister und
am 30. Oktbr. 1688 Bürger.
123. ? Went, Heinrich.
Wird am 25. Juni 1639 Bürger.
124. ? Wulff, Johann.
Sohn eines Barbiers in Goldineen; wird am
22. Septbr. 1665 Bürger. Am 24. Mai 1707 wird
er nach E. Pancks Tode zum Ältermann gewählt.
JVIeeoteii (Kurland).
125. ? Voblat,
Wird 1742 in Bauske als Pate genannt. Er ist
vielleicht identisch mit Friedrich Poblat, der, aus
Tilsit in Preussen stammend, am 20. Juni 1714
in Goldingen das Bürgerrecht gewann (s. Nr. 108).
Mitau*
126. ? Bäckmann, Johann.
Goldschmied und Burger; lässt 1703 taufen,
am 24. September 1711 verheiratet er sich mit
Anna Röhl, verwitwete Grumann; wird beerdigt
5. Juli 1716.
127. ? Bäckmann, Michael, d. J.
Getauft 1702 Novbr. 3, wird 1738 als Meister
genannt, heiratet 1741 Ghristina Rosina Richter
Mitaa. 145
und wird am 8.. Jan. 1771 beerdigt. — Bin Michael
Bergmann d. A. wird vor 1681 als yerstorben
bezeichnet.
128. ? Backmann, Paul.
Wird 1664 als Meister genannt; beerdigt 21.
April 1675.
129. ? Barcke, Georg.
Stammte aus Liineburg; wird 1656 Dienstag
nach Estomihi beerdigt.
130. ? Bergenlohe (BerenklotZ; berre Eleu), Otto.
Wahrscheinlich ein Bruder des Bauskeschen
Goldschmiedes Friedrich B.; wird 1621 genannt,
heiratet 1645 Anna Dolgry. Gestorben 1666 am
Sonntag Gantate.
131. ? Bergendlohe, Reinhold.
Um 1644 als Meister genannt.
132. ? BSIpers, Otto.
1644 als Meister genannt
133. ? Brandt, Johann Heinrich.
Wird 1682, in welchem Jahre er sich mit Anna
Catharine Enickenberg verheiratet, als Geselle
und 1686 als Meister genannt. Im Kirchenbuch
der Trinitatiskirche wird er 1699 und 1706 als
fürstlicher Silberwärter bezeichnet. Er heiratet
nach dem Bauskeschen Eirchenbuche am 6. Fe-
bruar 1690 die Jungfrau Dorothea Elisabeth zur
Felsen.
134 ? Bttrkner, Albertus.
Wird 1696 als Meister genannt.
135. 1 Busch, Hermann Dietrich.
Wird 1736 Meister und siedelt dann nach
Bauske über (s. Nr. 5).
136. ? Capell, Ernst.
Mitauer Meister, der 1680 als in Libau lebend
bezeichnet wird. Ein Ernst Gopell meldet sich
1688 zum Amt in Goldingen.
137. ? Contenius (Gottenius, Gotonius), Gottfried.
Heiratet 1671 Margarete Eranssberg, und wird
noch 1686 als Meister genannt.
138. ? Damm, Matthias.
Beerdigt 1646 am 22. Sonntag nach Trinit.
10
146 Mitaa.
139. ? Danckmeyer, Daniel.
Wird 1682 und 1686 als Meister genannt Am
26. Novbr. 1682 heiratet er Gatharina Scholtz.
140. ? Danckmeyer, Johann.
Ist nach aem Goldinger Amtsbnch von 1688
bis 1693 Lehrling von Johann Paul Rappel in
Ooldin^en. Wird 1711 anf herzoglichen Befehl
znm Ifeister ernannt; heiratet 1723 Febr. 3 die
„Jumpfer Eoch^ (Sophia Elisabeth): gestorben
vor 1737 (s. Nr. 179).
141. ? Davidt, Johann.
1648 als Meister genannt, heiratet 1667| wird
28. April 1680 beerdigt.
142. ? de Deitesaer, Ghristopher.
Wird 1644 als Meister genannt.
143. ? Fleischer, Johann Friedrich Gotthilf.
Wird 1791 als Meister genannt.
144. ? Frey, Christopher.
Wird 1644 als Meister genannt
146. ? Gilscher (Oiescher), Otto.
Wird 1643 am Dienstag nach dem 16. Sonntag
. Trin. beerdigt.
^^' JIL Glandorf, Jost Hermann.
Wird 1724 als Meister genannt, kommt 1737
nnd 1738 ab Pate vor.
1. Silberner Elingbeatel mit dem Wappen der Fami-
lien Firks und Behr. Bes. lath. Eirehe sn Lesten
in Karland. (Mitaa, herald. A. Nr. 170a)
2. Silberner teilverffoldeter Oeckelpokal mit Ehewap-
peu Diaton- Windhorst, vom Jabre 1746. Bes. FrL
Diston in Mitao. (Mitan, herald. A. Nr. 1711.)
147. ? Godefroy, Robert.
Wird 1746 als Meister genannt. 1757 Novbr.
18 wird seine Frau Anna Dorothea geb. Jecker-
mann (alt 50 Jahre) beerdigt.
148. ? GStze (Götz), Ernst.
Ffirstlicher Gk)ldschmied; heiratet 1670 Anna
Franken, die Witwe des Goldschmieds Daniel
Ziegelmeister. Wird noch 1678 genannt.
149. ? Gordahn, Simon Peter.
Wird 1708 als Meister genannt.
150. ? Grün, Martin.
Wird 1663 als Meister genannt und kommt
noch 1686 vor.
Ifitao. 147
151. ? Grünau (Gronaa), Johann Friedrich.
Wird 1737 als Meister genannt; beerdigt am
5. Jnni 1773.
152. ? Helling, Johann Karl.
1758 nnd 1763 als fürstlicher HoQnwelier er-
wähnt.
153. ? Hühner, Gottfried Diederich.
Wird um 1738 und 1746 als Meister genannt.
154. ? Karpienski, Friedrich Wilhelm.
Ist von 1791 bis 1802 als Meister nachweisbar.
156. ? Kosel, Johann.
Wird 1697 als Meister genannt; er heiratete
in diesem Jahre die Witwe des Goldschmiedes
Gottfried Ooteny (Oontenins).
156. ? Knihse, Erich.
Wird 1700 als Meister genannt, der sich mit
Elisabeth Linde yerheiratet.
157. ? Knimmhom, Gideon.
Wird 1644 als Meister genannt; gestorben
vor 1657.
158. ? Lang (Leng), Heinrich.
Gebürtig ans Lübeck; wird 1687 als Meister
genannt.
159. ? UndstrSm, Peter Magnus.
Wird 1790 als Meister genannt.
160. ? Lorentz, Peter.
Wurde 1708 Meister, durfte aber schon seit
1705 arbeiten, weil er die Witwe eines Meisters
geheiratet hatte.
161. ? Mancke, flans.
Heiratet 1586 Odilla Liven, Tochter des 1583
yerstorbenen Johann Liren. (Brieflade zu Mer-
zendorf n.)
162. ? Magnua (Mangnus), Johann Andreas.
Wird 1732 Meister und ist bis 1742 nachweisbar.
163. ? Meier, Philipp Diedrich.
Wird 1758 Meister, nachweisbar bis 1792.
164. ? MSnck, Johann Leonhard.
Wird 1755 Meister.
165. ? Puls, Jakob.
Wird 1780 Meister; am 7. September 1805
lässt er einen unehelichen Sohn taufen.
10»
148 MiUa.
166. ? ReishofF, Bernhard.
Wird 1737 als Meister genannt.
167. ? R»hl (Behl), Michael.
Wird 1683 im Bauskeschen Kirchenbuch alg
Pate genannt; heiratet 1681 Juli 3 die Tochter
Elisabeth Magdalene des verstorbenen (Gold-
schmieds Michael Bäckmann und ist noch 1703
in Mitan nachweisbar.
168. ? Rohrbach, Johann Heinrich.
Geboren 1687; wird 1721 Meister; gestorben
22. Aug. 1722.
169. ? Schiemann, Raphael Benjamin FriedricL
Als Oold- und »ilberarbeiter schon 1785 ge-
nannty als Meister seit 1798.
170. ? Schmiedhammer (Schmidthammer), Georg Wolf.
Wird 1700 Meister; heiratet 1701 Febr. 10
Gertrude Tesche, die am 25. Aus. 1709 beerdigt
wird. Er wird beerdigt am 19. mvbr. 1730.
171. ? Schock, Dominions.
Wird beerdigt am Dienstag nach Bogate 1648.
172. ? Schulz, Eonrad.
Wird 1644 in einem Amtsverzeichnis an erster
Stelle als Meister genannt und ist wahrscheinlich
damals Ältermann; beerdigt am Donnerstag nach
Pfingsten desselben Jahres.
173. ? Schumann, Ulrich Michael.
Wird 1784 Meister.
174. ? Seezen, Georg Friedrich.
Wird 1737 auf herzoglichen Befehl in die
Meisterschaft aufgenommen; nachweisbar bis 1743.
175. ? Sniolian (Schmoliann, Schmulgan), Johann
Gerhardt.
Wird laut herzoglichem Befehl vom 6, August
1707 als Meister aufgenommen und weist am 11.
Februar 1708 sein Meisterstück vor. Als Gold-
arbeiter in Mitau schon nachweisbar seit 1708.
176. ? Starck, Hans.
Wird 1642 und 1644 als Meister genannt; ist
1652 als Hofgoldschmied der Herzogin Elisabeth
Magdalene von Kurland nachweisbar.
177. ? Tanten, Johann Heinridi.
Wird 1732 Meister.
Mitan. 149
178. ? Vardam, Matthias.
Wird 1644 als Meister genannt.
179. ? Venadler (Venatier, Venardier, Wenadje),
Matthias.
Wird 1737 Meister und heiratet in demselben
Jahre (Novbr. 26) die Witwe des Goldschmieds
Johann Danckmeyer, geb. Sophia Elisabeth Koch;
sie wird 1767 Jan. 22 beeraigt.
180. ? Vorkampff, Hans.
Wird 1661 als Meister genannt.
181. ? Vorkampff, Nikolaus.
Wird 1665 als Pate genannt, 1686 als Amts-
ältermann aufgeführt; beerdigt am 11. März 1710.
182. ? Weiss, Johann Jakob.
Fürstlicher Hofgoldschmied. Heiratet 1655 zum
ersten Mal und 1658 zum zweiten Mal. Seine
zweite Prau ist die Witwe des Hans Brandt. Er
wird beerdigt am Donnerstag nach dem 7. Sonn-
tag p. Trin. 1666.
183. ? Wichmann, Alexander.
Ist seit 1681 als Meister nachweisbar und wird
noch 1704 erwähnt.
184. ? Wiechert Johann Carl.
Wird 1796 Meister.
^^' 41^^ Winter, Johann Ghristopher.
Wird 1732 Meister und ist noch 1765 nachweisbar.
1. Eonischer teilvergoldeter Becher mit Wappen und
Inschrift vom Jahre 1758. Bes. Pastor iNeander,
Mitan. (Mitan, herald. A. Nr. 1705.)
2. Becher mit Deckel vom Jahre 1755. Geschenk des
berühmten holländischen Arztes H. Boerhaye an
Dr. Georg Wilpert in Biffa für die ärztliche Be-
handlung anf seiner Dorchreise durch Riga nach
Petersburg. (Riga, khist A. Nr. 1692.)
3. Silberner Klingbeutel der Kirche zu Bauske.
186. ? Wulff, Christian Siegfried.
Wird 1731 auf herzoglichen Befehl ins Amt
anfeenommen; ^weil er Ihrer Eaiserl. Hoheit als
Holgoldschmied gedient hat^.
187. 7 Ziegelmeister, Daniel.
Wird bereits 1635 als Meister genannt. 1667
am Sonntag nach Beminiscere wird er beerdigt.
1658 besass er ein Haus in der Herrenstrasee
(Herzogl. Archiv). Seine Witwe heiratet 1670
den Goldschmied Ernst Götz.
®
160 N«rya — Pemau.
188. ? Havens, Berndt von. I
Wird 1688 als Meister genannt (Kopialbnch
des Bevaler Goldschmiedeamts).
189. jQ^ Unbekannter Meister L Z yon 1670/71. fjt^l
1. Silbenier Vezierpokal „HioBchen im Keller", anf / |
einer Knabenfigor in römischer BüBtone ndiend.
Aaf einer hohlen Halbkugel steht eine kleine Fi-
gur, die beim Füllen des Pokals anfsteigi, beim
- f .- ! > Leeren niedersinkt Bes. Schwarshaoptersesellsekaft
>iM J^5 t ^i V -/A>^ in BevaL (Abb. Bachholts, Gtoldschmiodearbeiten,
^^ ^ 41 ^ ' ' Taf. XXm, Uff. 64.)
2. Silberner DeckdpokaL mit getriebenen Darstelliingen
an der Knppe, ffetragen von einer römischen Kne-
gerfiffm*. Hohe 0,621m. Bes. Schwarsh&nptergesell-
schaft in BevaL (Abb. Bachholtas, Ooldsehmiedear-
190. a4i^' Unbekannter Meister M, V. dee 17. Jahrhunderts.
1. Silberner Deckelhampen in der Sammlnnff Koio-
banow. Bes. Omsheinaja Palata, Moskau, Nr. 2194.
pernau*
191. ? BelirenSy Friedrich Ernst.
Ans Mecklenburg; wird 1780 als Meister und
Burger genannt.
192. ? Berg, Andreas.
Aus Riga; wird 1712 als Meister und Burger
genannt.
193. ? Bruno, Johann Daniel.
Aus Reppen bei Frankfurt a. 0.; wird 1726
als Meister und Burger genannt.
194. ? Conrad, Anthonius.
Aus Arensbni^; wird 1697 als Meister und
Bürger genannt.
195. ? Erk, Ghristoffer.
Wird 1646 als Meister und Bürger genannt.
196. 7 Faber, Baltzar.
Wird 1641 als Meister und Bürger genannt
197. ? Gruebener, Joseph.
Aus Ulm; wird 1722 als Meister und Burger
genannt.
198. ? Himmelauf, Christoph Berend.
Aus Riga; wird 1727 als Meister und Buig«-
genannt.
^
«
Peman. 151
199. ? Kempe (7) Jürgen.
Wird 1651 als Meister und Bfirger genannt.
200. ^f^^ Krautwedel, Christian.
Ans Pernau; wird 1744 als Meister nnd Bürger
genannt.
1. Silberner Löffel von 1763. Bes. Museum za Peman.
2. Silberne Sandnbr von 1764. Bea. St Nikolaikirehe
sn Peman.
201. ^^^ Krueger, Johann Ernst.
Ans Weimar; wird 1767 als Meister nnd Bnrger
genannt.
1. Silberner Löffel yon 1772. Bes. Mnaenm zn PernM.
202. ? Laias, Johann.
Aus Biga; vielleicht ein Glied der alten ri-
gischen Qoldschmiedefamilie Leyse; wird 1702
Meister nnd Bnrger.
203. ? LanklasSy Heinrich.
Wird 1690 als Meister nnd Bfirger genannt.
204. 7 Lenardson, Friedrich.
Ans Arensbnrg; wird 1762 als Meister nnd
Bnrger genannt.
206. ? Mohr, Dettlof.
Ans Holstein; wird 1703 als Meister nnd Bnrger
genannt.
206. ? Nagel, Samnel Gottlieb.
Wird 1797 als Meister nnd Borger genannt.
207. ? Peters, Johann Joachim.
Ans Brannschweig; wird 1705 als Meister nnd
Bnrger genannt.
208. ? Pezelius, Gtoorg.
Wird 1663 als Meister nnd Bnrger genannt.
209. ? Ptttola, Jacob Johann.
Ans Peman; wird 1705 als Meister nnd Bnrger
genannt.
210. ? Rahm ^hn), Ernst Diedrich.
Wird 1778 als Meister nnd Bnrger genannt.
211. ? Repe, Hans.
Wird 1555 als Goldschmied in Alt-Peman ge-
nannt (C. Rnsswnrm, Alt-Peman, S. 91 nnd 94).
212 ? Rittling, Johann Ai^rastin.
Ans Arensbnrg; wird 1722 ab Meister nnd
Bfirger genannt.
152 Pernao — BeTal.
213. ? Schlicht,
Ist 1741 als Meister aufgeführt.
214. ? Schnedlaf, Caspar von.
Wird 1655 als Meister und Borger genannt
215. ? Stacke, Heinrich.
Ans Beval; wird 1683 als Meister und Bfirger
genannt
216. ? Weinhold, Abraham.
Wird 1622 als Meister and Bürger genannt
217. ? Wohlfardt (Wohlfart), Jacob.
Aus Högstadt; wird 1791—1795 als Meister
genannt.
^^^ RevaU
218. kfJH Adrian, Valentin.
mBO Er meldet sich im November 1713 zum Amt
und weist am 18. Jan. 1714 sein Meisterstück
vor. Vom 15. Novbr. 1720 bis znm 12. Desbr.
1729 bekleidet er das Amt des Ältermannes.
Nachweisbar bis 1742.
1. Silberner Deckelhnmpen. Bes. Gesellschaft der
Schwarzhäapter, Beval.
(Ein Goldschmied gleichen Namens wird 1689
als Meister genannt, der mit seinen Arbeiten nach
Dorpat lom Jahrmarkt reist. Er mnss dort s^ne
Arbeiten snr Probe vorweisen nnd wird yerUaff^
weil er auf der Beise-Breschen** verkaufte. (Gade-
bnseh, Jahrbücher III, 2, S. 251.)
219. ? Appelbecke, Hinrich.
Wird 1553 als Meister genannt.
220. ? Bar, Olaff.
Wird 1491 nnd 1496 als Meister genannt.
221- ? Bengelstorffy Hinrich.
Bekleidet 1632 das Amt des Altermanns.
222. ? Boddeker (Böddiker), Caspar.
Wird 1633 ins Amt aufgenommen und 1636
als Meister genannt.
223. ? Brutschat, Lutteke.
Wird 1497 als Meister genannt
224. ? Clemens, Friedrich.
. Bekleidet von 1784 bis 1787 das Amt des
Ältermanns,
Q
Reval, 163
224. ? Colerius, Johann.
Meldet sich 1750 Jnni 24 zum Amt, wird aber
auf zwei Jahre zornckgestellt. 1752 wird er
Meister nnd findet sich 1759 nochmals erwähnt.
225. ? Depen, Hans von.
Wird 1553 als Meister genannt.
Dreyer, Franz Johann.
Wird 1664 als Meister genannt nnd bekleidet
von 1711--1714 das Ältermannsamt.
1 und 2. Zwei silbeme Armleuchter. Bes. Nikolai-
kirche zu Beval. Stiftung des Goldschmiedes
Jochim Witting vom Jahre 1675.
Dreyer, Matthias.
Wird 1710 als Meister genannt; vielleicht Sohn
des Vorigen.
228. ? Eckstrttm, Gustav Garel.
Meldet sich Johanni 1743 zum Amt und weist
im August sein Meisterstück auf. Als Meister
genannt 1747.
229. ? Essen, Hans von.
Wird 1463 als Meister genannt.
230. ? Fischer (Vyscher), Laurenz.
Ist 1482 Amtsbeisitzer und wird 1488 noch
erwähnt.
231. ? Girs, Elias.
Wird 1664 als Altermann genannt.
232. ff^ 6olt8med..(Goltsmit), Jörgen.
War 1548 Ältermann. Im Jahre 1553 schenkte
er der Eanutigilde einen 26 cm hohen silbernen
Humpen, der sich noch in ihrem Besitz befindet.
Abgeb. in A. Buchholtz, Goldschmiedearbeiten
Nr. 61, Text S. 21. (Riga, arch. A. Nr. 1305.)
233. ? Grundt, Salomon.
Wird 1605 als Meister genannt.
234. ? Hamei, Hans von.
.. Ist bereits 1461 Meister und von 1484 bis 1486
Ältermann.
235. ^^Htk Heriing, Sveno.
Meldet sich Johanni 1732 zum Amt und zeifft
15. Juni 1733 sein Meisterstück; er wird bis 17fö
mehrmals erwähnt und muss um diese Zeit ge-
storben sein.
m
®
154
Reyal.
Abendmahlskanne der Nikolaikirche zq
wonuif das
236.
237.
238.
239.
240.
241.
242.
243.
244.
246.
246.
IDK
KOHL
HOFF
1. Silberne
RevaL
2 and 8. Zwei einfache konische Becher,
herzogl. Kettlersche Wappen zn
herzogl. iLettlersche Wappen zn myieren ange-
fangen. (VerffL Jahrbuch rar GenefJogie, Heralmk
und Sphragistik 1894 S. 6.)
Hillebrandt, Friedrich Wilhelm.
Wird 1664 als Meister genannt. Er stiftet der
Nikolaikirche in Beval eine silbeme yergoldete
Oblatendose nnd einen Kelch, als Dank fnr die
Errettung ans der Pestnot.
Hillebrandt, Wflhehn Christian.
Wird 1735 Lehrling bei Christoffor Mansfeld.
Hillebrandt, Wilhelm.
Wird 1632 als Meister genannt
Hiltum, Jost von.
Wird 1548 als Meister genannt.
Hohswedeily Jfi^en von.
Wird 1548 als Meister genannt.
Holtappel, Hans.
Wird 1506 als Amtsbeisitzer genannt Von
1510 bis 1514 bekleidet er das Amt des Alter-
mannes. Oest. um 1530.
Hostkamp, Lambert
Ist 1511 schon Meister, bekleidet von 1514 bis
1518 das Amt des Ältermannes nnd wird 1529
noch erwähnt
Kleinsorg, Wilhelm.
Ist von lf02 bis 1708 Lehrling von Friedrich
Wilhehn Hillebrandt, macht am 2. Dezbr. 1714
sein Meisterst&ck; gest. nm 1741.
Kohlhoff, Johann Daniel.
.. Bekleidet von 1794 bis 1803 das Amt des
Ältermannes.
1. Silberner Willkomm mit Deckel nnd Fahne vom
Jahre 1781. Bes. Bigasches Beepschlageramt
2. SUbemer Becher mit Amtswappen nnd Inschrift
▼. Jahre 1795, hoch 20 cm. Bes. Bigasches Schidi-
macheramt
KrSgers, Jfirgen.
Wird 1632 als Meister genannt
Kugelandt, Jakob.
Wird 1683 als Meister genannt: von 1701 bis
1704 ist er Ältermann. Seine Witwe wird 1706
i
Reval. 156
genannt. — Ein jüngerer Jakob Eugelandt, wahr-
scheinlich der Sohn des vor 1706 Gestorbenen,
meldet sich am 4. Juni 1715 zum Meisterstack
und zeigt es am 15. Dezbr. desselben Jahres vor.
247. ? Lange (Langer), Jakob.
Wird 1639 als Meister genannt; vom 14. Mai
1651 bis 16. Janaar 1656 bekleidet er das Amt
des Altermannes.
248. ? Unge, Oloff.
Wird 1491 and 1498 als Meister bezeichnet.
249. ? Lar, Laarens van der.
Wird 1536 and lfö3 als Meister genannt.
250. ? Lemcke, Friedrich.
Ist 1676 and noch 1683 Ältermann. Seine
Witwe wird 1706 erwähnt
251 • ? Los3en, Andres.
Wird 1632 als Meister genannt.
Luban, Jakob.
Wird 1471 als Meister bezeichnet and wahr-
scheinlich 1490 (nach Hans Swarte) zam Älter-
mann gewählt, Yon welchem Amt er 1492 wieder
zarücktritt. 1504 ist er Schafifer, 1506 wieder
Äitermann and bleibt es bis 1510 (?).
253. ? LUbbeck, Gabriel.
Wird 1664 als Meister genannt.
1. Silberner Deckelpokal der Gerber vom Jahre 1689;
Höhe mit Deckel o8^cm. Bes. Grosse Gilde in Reval.
LUbken, Jobst Friedrich.
Wird 1694 als Meister genannt.
LUder, Hans.
Wird 1461 als Meister genannt.
Luders, Dyrich.
Wird 1529 als Meister and 1535 als Älter-
mann angefahrt.
257. ? Luders (Lieders), Andreas Gottfried.
Meldet sich Johanni 1743 zam Amt and zeigt
am 23. Aagast 1743 sein Meisterstück aaf; findet
sich 1753 noch erwähnt.
258. Mansfeld, Ghristoffer.
@Wird 1683 als Meister genannt. Von 1704
bis 1707 ist er Amtsältermann and findet sich
noch 1731 erwähnt. — Ein jüngerer Goldschmied
gleichen Namens, vielleieht der Sohn, weist am
254.
?
255.
?
256.
?
CMF
156 BeTftl.
®12. Dezbr. 1715 sein Meisterstück auf, das er
bei dem Goldschmied Peter Wilh. Pollack macht.
Über seine späteren Lebensumstände und Ar-
beiten hat bisher nichts Sicheres ermittelt werden
können: möglich, dass die an zweiter Stelle ge-
gebene Meistermerke die seine war und die damit be-
zeichneten Silbergeräte von ihm hergestellt wurden.
1. Getriebene ovale Schfissel v. Jahre 1704; im Fond
ein geflügelter Knabe mit Blumen in eiaer Land-
schaft. Dnrchm.: 296 mm X 241 mm. Bes. Eanvti-
nlde in RevaL (Riga, arch. A. Nr. 1309.)
2. Silberner Hnmpen aaf Engelfässen v. J. 1694; auf
dem Deckel die getriebenen Wappen der FanüHen
Hörschelmann und Luther; auf dem Mantel das
Bevaler Schwarzhaupterwappen. Höhel6»5cm. Bes.
Fürstin Natalie lieven, Mesoten in Kurland. (Riga»
arch. A. Nr. 1327, und Mitan, herald. A. Nr. 17%.)
3. Getriebene ovale sUbeme Schüssel v. Jahre 1727,
im Fond eine Jagdszene. Bes. Kanutigilde in BevaL
(Biffa, arch. A. Nr. 1310.)
4. Teilvergoldeter silbemer Deckelhumpen auf drei
KugelfuBsen mit dem Ehewappen Mühlen und Ver-
memren und Inschrift von 1771. Bes. Kirche so
Doblen.^ (Mitau, herald. A. Nr. 1727.)
5. Silbemer Becher mit Wappen Biesemann-Dunten.
Bes. Alexander v. Bodisco, Kasargen in Kurland.
(Mitau, herald. A. Nr. 1766.)
6. Silberne ffetriebene Schmuckdose. Bes. (1886) Frau
Mary Stolzer, geb. Helms, Riga. (Biga, khist. A
Nr. 1930.)
259. ? Mansfeld, Frantz Johann.
War Lehrling des OoldschmiedeB Franz Joh.
Dreyer und machte auch im Jahre 1711 bei diesem
sein Meisterstfick, das er am 22. Ang. den Amts-
herren vorzeigte. Es bestand in einem «Geschirr,
einem Ring mit einem Stein und einem Siegel*.
Von 1717 bis um 1720 ist er Amtsältermann.
Er scheint dann nach Dorpat verzoffen zu sein,
wo er 1719 das Bürgerrecht erwarb und 1742
als Ältermann genannt wird (s. Nr. 55).
260. ? MSring (Mering), Christian Matthias, d. Ä.
Ist 1723 bis 1729 Lehrling von Valentin Adrian;
1730 meldet er sich zum Amt und weist am
27. Au^. 1742 sein Meisterstück auf. 1747 und
1758 wird er .als Meister erwähnt und von 1765
bis 1780 als Ältermann genannt.
261. ? Mttring, Christian, d. J.
Wird 1737 bis 1743 als Lehrling Ton Y, Adrian
aufgeführt.
BoTftL
157
264.
m
266.
267.
268.
®
269.
., Cnaas.
Ist von 1463 bis 1466 Ältermann. Im Jahre
1472 stiftet er ein silbernes Kreuz zum Altar
der Goldschmiede in der Kirche der Domini-
kaner. 1477 wird er zum letzten Mal erwähnt.
Nussbergk, Simon.
Findet sich zu Anfang des 16. Jahrhunderts
als Meister erwähnt.
Oberg, Andreas.
War von 1787 bis 1788, in welchem Jahre
er starb, Ältermann.
öhrmann, Jakob Johann.
War von 1788 bis 1794 Ältermann und versah
das Amt zum zweiten Mal von 1803 bis 1810.
1. Silbernes Trinkgefäsa in Form eines Befafosses, mit
Deckel 0,702 m hoch. Geschenk des Kaisers Ale-
zander I. von Bassland an die Gesellschaft der
Schwarzhänpter in BevaL
Otto, Daniel.
Ist von 1664 bis 1684 als Meister nachweisbar.
Philippus,
Er petitioniert 19. Mai 1528 an den Rat, ihm,
da er krank gewesen und im Verdienst zurück-
gekommen sei, das Büchsenschutzenamt zu ver-
leihen (Revaler Ratsarchiv, Akte B, f, IV. 31).
Polack (Pollack), Peter Wühelm.
Wird 1664 Juni 2 als der Jüngere bezeichnet.
1682 ist er Amtsbeisitzer und wird in demselben
Jahre wegen des Prozesses des Goldschmiedeamts
mit der Kanutigilde als Vertreter des Amts nach
Stockholm Reschickt. In derselben Eigenschaft
reist er im folgenden Jahre noch einmal dorthin
und bleibt dort IV« Jahr (vei^l, Revaler Be-
obachter 1903 Nr. 32 „Aus alten Amtsbüchem*').
Er war der Schwager des Malers der estländischen
Ritterschaft Ernst Wilhelm Londicer.
1. Silberner Deckelpoksl in Gestalt eines Behfasses
von 71 cm Höhe, Geschenk des Kaisers Peter I.
an die Revaler Gesellschaft der Schwarzhänpter.
(Riga, arch. A. Nr. 1801.)
Pollack, Hermann.
Meldet sich Johanni 1722 zum Meisterstück
und wird von 1733—40 als Meister genannt
)(^u dt
c c
•h^ii
158
KeT«L
272.
273.
&
270. ? Pulter, Michel.
Findet sich in der ersten Hälfte des 16. Jahr-
hunderts als Meister erwähnt.
271. ? Rauert, Gerhard.
War von 1744—48 Lehrling von Andreas Lie-
ders (Lüders); von 1780— 1783 war er Amtsüter-
mann und ging dann nach Petersburg, wo er das
Amt eines Wardeins am Lombard bekleidete. Er
scheint später in Mitau gelebt zu haben; seine
Frau wird hier am 19. Oktober 1816 beerdigt.
Ravenstorp (Bawandschendorfi), Bertolt.
Wird 1483 als Meister genannt.
Ruhl, Johann Heinrich.
Weist 1742 sein Meisterstück auf und wird
1753 als Lehrmeister von Daniel Erstberg genannt.
1. Eoniseher Silberbecher mit dem Stoppelbergsehen
Wappen und der Jahreszahl 1754. Bes.
. (Mitaa, herald. A. Nr. 1738.)
274. ? Ryssenberch, Hans, d. Ä.
Wird 1450 als Bürger Bevals genannt Er
besass 1455 ein Haus in der Lanestrasse und
führte ein eignes .Wappen (zwei Querbalken).
1465 wird er zum Ältermann des Goldschmiede-
amts und 1488 zum Ältermann der Kanutigilde
erwählt. In demselben Jahre will ihn der Gross-
furst von Moskau in seine Dienste ziehen, doch
lehnte Bjssenberch ab. Das Amt des Älter-
mannes der Goldschmiede bekleidete er zum
zweiten Mal von 1492 bis 1494. Zuletzt er-
wähnt 1497.
Silberne vergoldete Mon«
stranz, 1474 für die St
Nikolaikirche in Beval an-
gefertigt Sie wurde 1711
von der Stadt dem Fürsten
Menschikow ffeschenkt und
befindet sich jetzt in der
jir^^ / I >. ^ Eremitage in St Peters-
OlHr-Oy^ArV^ C VSni <WV<1 bürg. A&bildnngen in den
IM )r-^^v^(^j2 _y- p. MitleUmigen ans der UvL
I(k » ( y CVTL^ irt>sy^ C^e8ch. mit Text von Prof.
/AQ-i—^TtVr^S^^^ ^^^^ R. Hansmann XVII, 2;
// A X ''^'^ von demselben in ZeitBchr.
l\ / yi ^A für bildende Eanst(Eiiii8i-
n y/\ (\A/\A>^^^^ gewerbebUtt N. P. Bd. 13
J S. 225 ff.) and Nottbeek
Q. Nenmaun: Geechiehte
Ennstdenkmüer der
^f|/
Inschrift im Foss der Monstranz.
Stadt Beval H S. 90.
BeTal. 159
27Ö. ? Ryssenberch, Hans, d. J.
Sohn des Vorigen; ihm wird 1497 von seinem
Vater das Hans an der Langstrasse übertrafen«
1503 erhält er durch seine Fran Hargarethe, Witwe
des Ofaf Droste, noch ein Hans w Brantschatz.
1496 ist er Amtsbeisitzer und in den Jahren
1498 bis 1502 und 1518 bis 1522 Ältermann. Für
die Kirche zu Niegenkerken (Nykyrka) in Finn-
land hatte er eine silberne vergoldete Monstranz
Seliefert, die, als König Gustav I. in Finnland
en katholischen Earchenschmuck einziehen liess,
wahrscheinlich in die königliche Schatzkammer
wanderte und eingeschmoken wurde. Verel.
B. Hausmann, Mitteilungen aus der livl. (Jesdi.
XVn Heft 2.
Ein Albrecht Byssenberch wird 1483 als Lehr-
ling des Goldschmiedes Jakob Luban genannt.
276. ß| Ryssenberch, Simon, d. Ä.
Ol Wird 1555 als Meister genannt und 1556 zum
Ältermann der Kanutiffilde erwählt, nachdem er
(?) als Ältermann des Goldschmiedeamts abgetreten
war. Er war vermählt mit Dorothea v. Derfelden,
die nach seinem Tode einen Goldschmied Stephan
Schünemann heiratete. Gest. vor 1600.
L Silberner Becher mit Inachrift V. Jahre 1556. (Riga,
arch. A. Nr. 1306.)
277. ? Ryssenberch, Simon, d. J.
Sohn des Vorigen; reist mit seinem Vetter
Joh. V. Derfelden nach Moskau. Gest. 6. März 1604.
278. ? Slfftgen, Karl Emanuel.
Sohn des Folgenden; geb. in Beval, wird dort
1810 Aug. 12 als Bürger aufgenommen.
279. ? Säfftgen, Karl Friedrich.
Stammte aus Dresden und wurde 1778 Sep-
tember 14 zum Bürger aufgenonmien«
280. ? Säfftgen, Konstantin Friedrich.
Sohn von Karl Emanuel S., geb. in Beval
26. Jan. 1814, gest. daselbst 2. April 1889; sie-
delte nach Petersburg über, wo er viel f&r den
Kaiserlichen Hof beschäftigt wurde und u. a.
von ihm die Kronen zur Krönung des Kaisers
Alexander 11. und dessen Gemahlin Maria ange-
fertigt wurden. S. war zugleich ein tüchtiger
Modelleur und Zeichner. Auf einer Bevaler
Kunstausstellung befand sich 1888 von ihm die
160 Reval
EoDie eines Porträts des javaschen PrinzeD
Badin Saleh Ben Jagya nach dem Original in
der Brederloschen Gderie von J. C. Bahr. Den
Best seines Lebens verbrachte er in Beval. Sein
Bmder Leopold Adolf, geb. 14. Febr. 1821,
gest. 16. Jnni 1888, liess sich ebenMls in Peters-
burg nieder, wo er zum HoQuwelier ernannt wurde.
Vergl. Bevaler Beobachter 1886 Nr. 20.
281. ? Scheffel, Märten.
Wird 1664 als Meister genannt.
282. ? Schröder, Christian.
Wird 1688 als Meister genannt.
283. 7 Schröder, Panl.
Wird in den Jahren 1694 bis 1709 als Meister
genannt.
284. ? Schröder, Beinhold.
Sohn des Vorigen; wird 1704 und noch 1723
als Meister genannt.
285. ? Schwengel, Jochim.
Zeigt am 27. Dezbr. 1714 apin Meisterstack
vor; von 1729 bis 1753 beg^net man ihm als
Ältermann. Sein Sohn Johann Christian lernt
bei ihm von 1743 bis 1749.
286. ? Scrame, Einrieb.
Wird 1492 als Meister genannt; ist von 1502
bis 1506 Ältermann and wird 1522 noch erwähnt
287. ? Schiiger, Johann.
Wird von 1702 bis 1710 als Lehrmeister ge-
nannt von Hinrich Oeorg Köster, Andres Wun-
derlich und Andreas Pollack. Er findet noch
1748 Erwähnung.
7 Siemon, Gottfried.
Wird am. 4. Septbr. 1741 als Meister und am
29. Jan. 1742 als Bürger aufgenonmien.
? Smalenberch, Hinrich.
Wird 1461 noch Geselle genannt. 1471 ist er
Amtsältermann und stiftet in demselben Jahre
eine Tafel zu dem Altar der (Goldschmiede in
der Kirche der Schwarzen Mönche; zu gMcher
Zeit gibt er ein blauseidnes Mes^ewand. Er
. findet sich 1488 noch erwähnt.
i
@
Reval. 161
290. ^^^ Stein, Frommhold.
Wird 1683 als Meister genannt und 1697 als
Altermann vom Bat bestätigt.
1. Kleiner vergoldeter Becher. Bes. EanntigUde in
Beyal. (Biga, arch. A. Nr. 1307.)
2. Silberner Begimentsstab des Hans Möller. Bes.
Bevaler BathaasschatB. Abgeb. in Bnohholts' Gold-
schmiedearbeiten Taf. XVm, 52.
291. ? Swabbart, Michel.
Bekleidet von 1496 bis 1498 das Amt des
Ältermannes als Nachfolger von Hans Byssen-
berch d. Ä.
292. 7 Swarte, Hans.
Ist von 1486 bis 1490 Amtsältermann.
293. ? Thomson, Joachim.
Wird 1706 als Meister genannt.
294. 7 Timmermann, Peter.
Wird 1483 als Lehrling des Bertolt Bavens-
torp aufgeführt und ist 1518 Amtsbeisitzer.
295. #!?!&§ Unbekannter Meister A. M. vom Jahre 1607.
^""^ 1. Kleiner silberner Kelch der Nikolaikirche m Beval.
296. HRPi Unbelcannter Meister aus dem Anfang des
16. Jahrh.
1. Silberner Kelch der Nikolaikirche zn BeraL Abgeb.
in Buchholtz' Goldschmiedearbeiten Nr. 48.
297. 7 Veitstede, Ohristoffer.
Wird 1542 als Meister aufgeführt und 1554
in einem Vergleich mit anderen Goldschmieden
genannt.
Vogel (Fogel), Bertolt.
Wird 1498 als Meister genannt.
299. 7 Vyscher, s. Fischer.
300. .^K Wachmann, Ludwig.
Wird 1632 als Meister genannt.
1*. Silberrergoldeter Kelch mit Inschrift; Stiftung des
Goldschmieds Wilhelm Hillebrandt and seiner Gattin
Elisabeth Lassen. Höhe 21,7 cm. Bes. Nikolaikirche,
Beval.
301. 7 Waldermann, Abraham.
Ist von 1783 bis 1784 Altermann.
302. 7 Weydelinclc, Hans.
Wird 1482 als Meister genannt und 1502 als
Beisitzer.
11
®
162 ReTal - Biga.
303. ? Wittino, Jochim.
.. Wird 1632 als Meister genannt und 1656 ab
Altermann; als solcher auch noch 1698* Er stiftet
1675 der Nikolaikirche in Reval zwei silberne
Armleuchter, eine Arbeit des Franz Dreyer (s. d.).
304. ? Wolisch, Hartwich.
Wird 1631 als Meister genannt.
Riga*
305. ? Ahrens, Tobias Ernst.
Wird 1793 Meister; heiratet 1794 Anna EH-
sabeth Eressner.
306. Albers, Friedrich Bernhard.
^j^„^p^ Wird 1763 Meister und tritt 1768 aus dem
|vn»miV Amt. 1771 Juni 2 heiratet er Anna Gertrode
W0^mmmtm Normann, Witwe des Johann Carl Fründ.
1. Getriebenes Bilbernes Salsfass mit Deckel. Bes.
Silberkammer des Winterpalais.
307. 7 Almgroem, Nils Heinrich.
Wird 1794 Meister und heiratet 1798 Charlotte
Amalie Vater, Witwe des Goldschmiedes Johann
Christoph Borrowsky.
308. 7 Angern, Hans von.
Wird 1581 als Meister erwähnt und 1600 zum
Amtsbeisitzer erwählt; gest. 1602.
309. 7 Bartmann, Bartholomäus.
Wird 1484 als Gast des Bevaler Goldschmiede-
amts genannt. Eine ihm zu Ehren ausgerichtete
Gasterei kostet 111 Mark 11 Schi. (Merkbuch
der Älterleute des Bevaler Goldschmiedeamts).
310. 7 Baseler, Andreas.
Aus Mitau gebürtig. Wird im Juni 1742 zum
Amt gemeldet und 1744 als Meister au&enommen.
1745 heiratet er die Witwe des (Goldschmiedes
Paul Christ. Cordes, Anna Elisabeth Jordan.
Gest. 8. Novbr. 1770.
^^^* ^1'Sf^ Becker, Andreas.
Macht 1683 sein Meisterstück. Johanni 1691
wird seine Witwe erwähnt.
1. |In Silber getriebene ovale Schüssel mit der Dtr-
'stellung Davids vor Saal spielend im Fond; mit
Wappen und Inschrift von 1684. 31,5 X 40 em
Dnrchm. Bes. Gesellschaft der Schwanh&apter in
Riga. (Riga, khist A. Nr. 1602.)
Cd
Big».
163
312.
313.
314.
315.
t
2. Teilyergoldeter silberner Hampeu Aaf drei Kagel-
fassen, die von Vogelkrallen gehalten werden. Im
Mantel 27 Dreigroscnenstücke, geprägt nnter Hersog
Albert von Prenssen und nnter den Königen Ste-
phan nnd Sigismond IIL von Polen. Höhe 18 cm.
Bes. A. Baron Mengden, Eck. (Riga, arch. A.
Nr. 1329.)
3. Silberner Willkomm mit Deckel nnd Fahne. In-
schrift von 1684. Höhe 60 cm. Bes. Schmiedeamt
in Riga.
Berend (Berends, Berendts, Behrendts, Behrens),
Johann.
Machte am 7. Oktbr. 1696 sein Meisterstück
nnd wnrde am 8. Septbr. 1696 Bürger; gest. 1704.
Seine Witwe Maria Linden heiratete 17(^ Aug.
20 den Goldschmied Christ. Oottlieb Lange.
1. Gehenkelte Trinkkanne anf Engelfassen vom Jahre
1691. Höhe 21 cm. Bes. Gesellschaft der Schwan-
häopter in Riga. (Bi^ khist. A. Nr. 1607.)
2. Kruzifix des ehemaligen Bigaschen Waisengerichts
vom Jahre 1699. Höhe 36,4 cm. Bes. Bigaer Dom-
mnsenm. (Riga, khist. A. Nr. 1586 n. arch. A.
Nr. 1250. Abb. in A. Bnchholts* Goldschmiede-
arbeiten Fig. 47.)
3. Silberner teilvergoldetcr Deckelhompen vom Jahre
1704. Bes. V. Zoeckell, livland.
4. Grosser Kelch der deutschen Kirche zu Baaske in
Kurland vom Jahre 169.?
5. 6. Zwei sübeme konische Becher mit Ehewappen
Gluck. (Mitau, herald. A. Nr. 1731.)
7. Silbemes ovales Döschen mit getriebener Darstellung
auf dem Deckel Bes. Baron A. v. Fölkersam,
Petersburg.
Berner, Panl.
Machte 1701 sein Meisterstück; wnrde am
18. Septbr. Bürger nnd starb 1710 an der Pest.
Bornhold, Nikolas Heinrich.
Wnrde am 10. Novbr. 1693 ins Amt ange-
nommen, am 20. April 1694 Bürger nnd starb
1710 an der Pest.
Borrowsky, Johann Christoph.
Geb. 1740; wurde im Juni 1771 Amtsmeister,
yerheiratete sich am 6. Oktbr. 1771 mit Charlotte
Amalie Vater nnd starb 3. März 1790.
1. Vier silberne Becher mit Deckeln, Wappen und
Inschriften vom Jahre 1776. Höhe 24,3 cm. Bes.
Gesellschaft der Schwarzhäupter in Biga. (Biga,
khist. A. Nr. 1624)
2. Silberner vergoldeter Becher der ehemaliffen blauen
Bürgergarde m Biga vom Jahre 1776. Hone 18,6 cm.
Bes. A. Pruffert, &ga. (Riga, khist A. Nr. 16d8.]t
11*
MF
164 ßigft.
3. Silberne Terrine mit Untersatz, versiert mit dem
Wappen der Bigaschen Grossen Gilde nnd Inschrift
von r773, Höhe 31 cm; dazu ein silberner Vorlege-
löffel. Bes. Staatsrat W. Schwartz, Riga. (Bifa,
khist. A. Nr 1703.)
4. Silberner Willkomm des Amts der BottchergeseUen
in Biga vom Jahre 1771. Höhe mit Fahne 60 cm.
5. Drei silbeme Kleeblattbecher mit Deckeln Tom
Jahre 1782. Höhe 24 cm. Bes. Gesellenschaft der
rigaschen Beepschlager.
6. Weisssilbeme ovale Terrine mit Bokokoomamenten.
Längsdarchm. 29 cm. Bes. P. A. Rotschabey, Pe-
tersburg. (Bosenberg Nr. 2443 b.)
7. Silberner innen vergoldeter Deckelhampen anf Ka-
gelfüesen. Bes. Anitschkowpalais, Petersbnrg.
8. Zugeschrieben könnte ihm werden ein teilvergol-
deter silberner PnnschlöfPel mit fein getriebenea
Bokokoomamenten vom Jahre 1764 mit dem ab-
weichenden Meisterzeichen ll 0 B| nnd dem Biga-
schen Beschanzeichen. Bes. Bechtsanwalt v. Hehn,
Riga.
3^^* mTTXTk Brachfeldt (Brackfeldt), Andreas.
Wurde 1661 in das Amt aufgenommen und
versah in den Jahren 1691 und 1695 das Amt
eines Beisitzers. 1697 trat er vom Amt zurück.
1. Silbeme gehenkelte Kanne mit Wappen nnd Inschrift
von 1690. Höhe 21 cm. Bes. Grosse Gilde za Biga.
(Biga, khist A. Nr. 1633.)
2. silberne vergoldete Kanne mit Deckel auf drei
Bärenfüssen. Anf der Vorderseite aufgelötet ein
getriebener zweiköpfiger Adler mit drei Baronen,
in den Klanen Scepter nnd Beichsadler. Im Boden
der Kanne eine sächsische Medaille von 1639; im
Deckel eine Medaille mit der Inschrift: Imperando,
orando, laborando consistet. Der Adler und eine
russische Inschrift sind spätere Hinzufuguncen.
Bes. Sammlung P. F. Korobanow in der (jMbei-
naja Palata in Moskau Nr. 2198.
317. g^x^[|i^^ Brandt, Johann Friedrich.
Wurde im Septbr. 1763 zum Amt gemeldet und
1764 als Meister aufgenommen.
1. Zwei silbeme Salzdosen mit Inschriften von 1784.
Bes. Bankdirektor 0. v. Grimm, Riga. (iUga, khist.
A. Nr. 1739.)
318. 7 Bränstät (Brensted), Matthäus.
Wurde 1679 als Meister aufgenommen.
319. ,_^^ Braun, Friedrich Anton.
Wurde im Juni 1773 Amtsmeister.
1. Silberner Willkomm mit Deckel und Fahne. In*
Schrift von 1778. Höhe mit Fahne 88 cm. Bes.
Müllergesellenschaft in Riga.
IFB
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PCC
Big». 165
320. ? Brinck, Hans.
Wird 1516 als Meister aufgeführt.
321. ^^^^ Caroli, Israel.
Wird 1691 Juli 17 Bürger und in demselben
Jahre als Amtsmeister erwähnt. In den Jahren
1701 und 1702 ist er Amtsbeisitzer. Im Juni
1703 wurde er zum (23.) Ältermann erwählt und
bekleidete dieses Amt bis zu seinem Tode im
Jahre 1709.
1. Silberner Willkomm mit Deckel nnd 18 anhingenden
Schildern vom Jahre 1695. Höhe 24 cm. Bes. die
SchloBsergesellenBchaft in Riga.
^^' rrraei Cordes, Paul Christian.
Wird im Jahre 1724 iJs Meister bezeichnet;
erwarb am 16. Januar 1725 das Bürgerrecht;
gest. 16. Mai 1741. Seine Witwe Anna Elisabeth
Jordan heiratet 1746 den Goldschmied Andreas
Baseler.
1. Silberne Sammelschale mit Inschrift vom J. 1790.
Dnrchm. 28 cm, Höhe 12,5 cm. Bes. St Petrikirche
ZQ Riga. (Biffa, khist. A. Nr. 1548.)
2. Silberne Deckelkanne mit Wappen ond Inschrift
1730. Bes. Grosse Gilde in mga. (Riga, khist
A. Nr. 1638.)
3. Silberne Präsentierplatte auf Eichenholz, xnr Spanne
gehörig, mit Inschnlten ond dem Znsats: Praesen-
tiret Anno 1730. Lange 57 cm, Breite 45 cm. Bes.
Grosse Gilde in Riga. (Riga, khist A. Nr. 1689,
arch. A. Nr. 1281.)
4. Silberne Schale mit zehn eingelegten Görzschen
schwedischen Nottalem. Bes. StMtbibliothek in
Riga. (Riga, khist A. Nr. 1714.)
Cornelius.
Wird 1555 als Meister genannt.
324. ? Crankatz, Hinrik.
1422 in den Bigaschen Eämmereirechnnngen
als Meister genannt.
^^^* /?^N DSrchmann (Darchmann), Berend.
Wird 1660 als Meister genannt nnd ist 1698
Beisitzer. Gest 1690.
1. Silberner Willkomm mit DeekeL Inschrift von
1682. Höhe mit Deckel nnd Fahne 54 cm. Bes.
die Böttchergesellenschaft in Riga.
^^^' /9f% Dechant (Dehkant), Georg.
ftlll Wnrde 1697 oder 1698 ins Amt anfgenommen
^•^ nnd 1698 Jan. 14 Bürger^ nbertmg seine Stelle
aber im Jahre 1702 seinem Gesellen Johann
@
166 Big«.
Oeorg Eben fs, d.), wogegen der Goldschmiede-
söhn David Meineke, der sein Näherredit aus-
üben wollte, erfolglos protestierte.
1. Silberner teilvergoldeter Deckelhnmpen anf Kugel-
foBBen Tom Jahre 1701. Aaf dem Deckel die ge-
triebene Darstellung des EntsaUes von Narra unter
EarlXn. (1700) mit der Beisehrift: J. G. Sben.
Fedt Hone 21,5 cm. Bes. Oesellsdi. der Schwan-
haupter in Biga. (Biga, khist A. Nr. 1606 tick.
A. Nr. 1270.)
2. Silberner teilvergoldeter Deckelhumpen anf Kugel-
fassen, die mit Bacchantenköpfen versiert mid.
Am Bumpfe zwei Wappen, auf aem Deckel Ohristoa
und das kananäisohe Weib. Auf dem Henkel die
Jahreszahl 1634 (?). Bes. (1886) Baron Hahn-Lub-
esem, Kurland. (Mitou, khist. A. Nr. 826.)
3. Silberne vergoldete Deckelkanne mit eingravierten
Wappen der Familien Bulmerincq und Damm und
die Jahreszahl 1701. (Anton Buknerincq, rigaseher
Kaufmann, f 1714, verheiratete sich 1685 mit Ci-
tharina v. Damm.) Auf dem Deckel eine getriebene
Darstellung von Ohristus und der Samariterin am
Brunnen. Höhe 19 cm. Bes. das Bigasche Tischler-
amt, das die Kanne inscluiftlich 1735 erwarb.
327. ? Deckfisch (Deckwis, Deckwisch), Peter.
Machte 1630 sein Meisterstück. OeaL im
Aug. 1639.
328. 7 DetlefFesz, Hans.
Lieferte im Jahre 1599 far den Bigaschen Bat
zwei vergoldete Trinkgeschirre, wovon dieser das
eine an Herrn Lewin von Bulaw znr Hochzeit,
das andere am 15. Septbr. 1599 dem königl. pol-
nischen Eommissarins Ostrofskv schenkte (A. Buch-
holtz, Goldschmiedearbeiten S. 3 Anmerkung).
329. /3RfB^ Dey, Ghristopher.
\StSJo0 ^^^ Eöni^berg i. Pr. gebürtig, kam als Ge-
selle nach Riga und gewann hier 24. Novbr. 1729
das Bürgerrecht. Am 8. Januar 1730 heiratete
er die Witwe des Ooldschmiedes Jakob Stabenaa
und wurde in demselben Jahre Amtsmeister. Am
16. Juni 1748 wurde er zum (31.) Ältermann er-
wählt. Gest. 7. November 1748.
1. Silberne teilvergoldete Deckelkanne anf KuffelfuBeo.
Im Bnmpf eingelassen 11 Taler ans dem 17. JahriL,
im Boden eine Medaille von Ant. Meibns anf
Karl XI. nnd den Erbprinzen Karl Höhe 18,5 en.
Bes. GeBellscbaft der Scbwarzbänpter in Biga.
jräga, kbist A Nr. 1618.)
% Silberbeeber mitWappen nnd Inschrift. Höbel6,2cDi.
Big*. 167
Bes. Oesellscliaft der Schwanhänpter in Bbra.
(Riga, khiet A. Nr. 1620.)
3. Silberbecher mit Wappen ond InBchrift von 1716.
Höhe 26 cm. Bes. Gfrosse Gilde in Bkni. (Biira,
khiBt A. Nr. 1636.)
4 n. 5. Zwei nlberne Sammelechalen mit Wappen
und Inschriften. 27 cm Dnrchm., Höhe 8 cm. Bes.
Grosse Gilde in Riga. (Biga, khist A. Nr. 1660
und 1661.)
6. Silberner teilvergoldeter Willkomm mit Deckel nnd
Fahne von 1697 nnd anhangenden Schildern, dar-
unter ein Schild mit dem Medaillonporträt des
Zaren Peter I. Der Pokal, früher im Bes. der
Rigaschen Stadtdienerbmderschaft, wnrde im Jahre
1740 ans einem aas dem Jahre 1581 stammenden
umgearbeitet Höhe mit Deckel 46 cm. Bes. Rigaer
Dommnsenm. (Riga, khist. A. Nr. 1671; arch. A.
Nr. 1331.)
7. Silberner Becher mit 21 eingelegten Münzen,
grösstenteils schwedischen Carolinen, nnd mit einem
Chronostichon, das die Jahreszahl 1739 angibt. Höhe
18,5 cm. Bes. Rigaer Dommnsenm ; ans dem Bes.
der Rigaschen »tadtdienerbmderschaft. (Riga,
khist A. Nr. 1672.)
8. Silberner Becher von 1740 mit eingelegter Medaille
im Boden. Höhe 18,5cm. Bes. lUgaer Dommnsenm;
ans dem Bes. der Rigaschen Stadtfienerbmderschaft
(Riga, khist A. Nr. 1673.)
9. Silberne ovale Dose mit Inschrift von 1752. Bes.
Rigaer Dommnsenm.
10. SUbemer vergoldeter Becher mit Deckel und 14
eingelegten Münzen. Höhe 27,5 cm. Bes. (1886)
Fran Ratsherr H. Grimm geb. Klatzo. (Riga» khist
A. Nr. 1690.)
11. Silberne Terrine mit DeckeL Wappen nnd Inschrift
von 1739. Höhe 80 cm. Bes. (1886) Not pnbl. J.
C. Schwartz. (Riga, khist A. Nr. 1702.)
12. Silberne Zuckerdose mit Wappen und Inschrift von
1754. Bes. Architekt W. Bockslaff, Riga. (Riga,
khist. A. Nr. 1726.)
13. Vergoldete Suppenschale mit flachen Handhaben.
Bes. Kaiserl. Silberkammer in Petersburg. (H.
Rosenberg Nr. 2437 e.)
330. ? Dike (Duke), Steffen von dem.
Wird 1583 als Meister genannt und 1600 zum
(9.) Ältermann erwählt. Er dankte 1604 ab und
wurde am Johannistage 1609 b^raben. Am
28. Juli 1599 lieferte er für den Rieaschen Bat
eine goldene Kette von 1502 Mark Wert, die
dieser der Gemahlin des Orosskanzlers Leo Sa-
pieha zum Geschenk machte. Auch eine silberne
Schale, in die Dike das Stadtwappen stach, wurde
ihr vom Rat geschenkt. Der Meister ist wahr-
i
j
168 Biga.
scheinlich identisch mit dem Goldschmied Steffen
in der Sandstrate, der im Yerzeidmis der Fasten-
dranken der Schwarzhäupter in Biga(C. Mettig)
genannt wird. Verel. a. A. Bachholtz, Gold-
schmiedearbeiten S. B Anmerkung.
331. jmm % Dobbermann, Ephraim.
l9m Stammte ans Danzig; wurde 1730 Meister und
**^ am 17. Oktober 1731 Bürger. Ein Dobermann,
auch d'Aubremont geschrieben, ist 1723 Geselle
des Goldschmiedes Christopher Eelsing in Baaske.
1. Becher mit Deckel yon 1738. Auf dem Deckel
eine Fortana, zwischen deren Füssen ein Glücks-
spiel, in Form eines bewefflichen Bades, das über
einer Seheibe mit den Zamen I bis XU l&oft. Das
Bad kann dadurch in Bewegang gesetzt werden,
dass man in eine seitwärts angebrachte Bohre
hineinbläst. Höhe 21 cm. Bes. Bigaer Dommu-
senm. (Biga, arch. A. Nr. 1346.)
332. ? Domsdorff, Helmer.
Wird 1661 in das Amt angenommen.
333« i« ■■ ^ Dorsch, Johann Friedrich.
iMplj Wird 1776 zum Amt gemeldet und im November
•^^■^ 1778 angenommen.
1 ond 2. Zwei silberne Vasen mit Inschrift nnd 1796.
Höhe 17,5 cm. Bes. (1886) Frl. Jenny v. Falck in
Biga. (Biga, khist. A. Nr. 1784.)
334. ? Dreilingk (Drelinck), Caspar.
Machte am 3. November 1614 sein Meisterstuck
und starb 1624.
335. ^stßgK^ El'®'*' Johann Georg.
Arbeitete als Geselle unter Geore Dechant
und wurde von diesem 1702 zur Aumahme ins
Amt vorgeschlagen, wogegen der Meistersohn
David Meinecke, wenn auch erfolglos, Protest
erhob. Am 24. Jan. 1703 lieferte Eben sein
Meisterstuck. Eben hat zu den bedeutendsten
Meistern des Bigaer Gtoldschmiedeamts gehört
und sich besonders durch das Treiben historischer
Darstellungen in Silber ausgezeichnet. Auch als
Kupferstecher ist er in Riea tätig gewesen. Für
das im Jahre 1709 im Yeruiffe des Buchdruckers
G. M. NöUer erschienene schwedische Land- nnd
Stadtrecht stach er das Titelblatt, es ist bezeichnet:
J. G. Eben. del. Bigae. Er starb 1710 an der
Fest (A. Buchholtz, Goldschmiedearbeiten S. 15.—
<^
Biga.
Zeitschr. f. bild. Kunst (Kunstgewerbeblatt) N. P.
Vni S. 117-121).
1. Getriebene Daratellimg des Entsatzes von Narva
dorch Karl XII. 1700 auf einem silbernen Deekel-
hampen mit dem Meisteraeichen des Georg Deohant
Höhe 21,5 cm. Bes. Gesellschaft der Schwarzhäop-
ter in lUga. (Biga, khist A. Nr. 1608; arch. A. Nr.
1270. Abb. bei A. Bachholtz, Goldschmiedearbeiten
Taf. XIU Nr. 36, n. Kunstgewerbeblatt N.F. YIII
S. 121.) s. Nr. 326, 1.
2. Deckelhompen anf Kagelfflssen mit Mohrenköpfen.
Wappen uid Inschrift von 1704. Auf dem reich
ornamentierten Deckel eine getriebene Darstellnnff
des Beitergefechts auf der »pilwe bei Biga and
darüber in einem von geflügelten Patten ffetraffenen
Medailton das BrastbUd des Königs Karl KU. TOn
Schweden. Höhe 21,5 cm. Bes. Gesellschaft der
Schwarshäapter in Biga. (Biga, khist A. Nr. 1609;
arch. A. Nr. 1271. Abb. bei A. Bachholtz, Gold-
schmiedearbeiten Taf. Xin Nr. 38.)
3. Deckelhompen aaf ornamentierten Eogelfossen. Aaf
dem Deckel eine getriebene Darstellanff der Schlacht
bei Gemaaerthoff 17. Jali 1705, darüber in reicher
Umrahmang das Brastbild des schwedischen Feld-
herm Graten Adam Ladwig Lewenhaapt. Höhe
23 cm. Bes. Gesellschaft der Schwarzhaopter in
Biga. (B^ khist. A. Nr. 1610; arch. A. Nr. 1272.
Abb. bei A. Bachholtz, Goldschmiedearbeiten Taf.
Xm Nr. 37.)
4. Sieben silbeme konische Becher mit Wappen and
Inschriften. Höhe 17,2 cm. Bes. Gesellscnaft der
Schwarzhaapter in Biga. (Biga, khist. A. Nr.
1611-1617.3 ^ '^
5. Becher mit Wappen der Familie v. Löwenstem.
Höhe 11,5 cm. Bes. Baron 0. v. Mengden, Metacks-
hof. (Biffa, khist A. Nr. 1682.)
6. Zwei goldene Schlüssel im Gewicht von drei Pfand,
die die Stadt Biga am 14. Jali 1710 dem rassischen
Feldmarschall Grafen Scheremetjew bei seinem
Einzage nach der Eapitalation der Stadt als Ehren-
geschenk überreicht Bes. Nachkommen des Feld-
marschalls.
7. Teilvergoldete Deckelkanne aaf drei Kagelfüssen
rahend, mit Laabwerk bedeckt. Höhe 26 cm. Bes.
S. D. Fürst Paskewitsch, Petersbarg. (M. Bosen-
berjr Nr. 24331.)
Vielleicht von demselben Meister.
8. TeUvergoldete Bosenwasserkanne mit weisssilbemen
Frachtoehänffen. Höhe 36,5 cm. Bes. (1885) Jacob-
sohn, Petersbarg. (Bl Bosenberg Nr. 242dm.)
936. ? Ehricht (Erich), Jeremias.
Ans Halle a. d. Saale stammend; wird im Juni
1742 zum Amt gemeldet und 1743 aufgenommen.
Am 19. Januar 1743 gewann er das Bürgerrecht
170 Riga.
®
und Johanni 1756 wurde er zum (33.) Ältermaim
gewählt. Gest. 20. Januar 1760.
337. ^0^ Eiche, Heinrich von der (von den Eichen),
auch Eck genannt.
Aus Polnisch- Li vland gebürtig; erwarb am
2. August 1716 das Bürgerrecht, wurde Juni
1717 Meister, 1729 Amtsbeisitzer und 1734 zum
r27.) lltermann gewählt. Er trat 1738 von
diesem Amt zurück, wurde aber 1744 zum zweiten
Mal zum (30.) Ältermann erwählt. Obgleich er
1748 abdankte, blieb er doch noch bis Johanni
1749 im Amt, weil sein Nachfolger bald nach
seiner Wahl erkrankte und starb. QeeL Oktbr. 1757.
1. Silberner vergoldeter Becher mit 90 Münzen und
Medaillen. Im Boden eine Medaille aaf die Sr-
obenmff Bigas im Jahre 1621. Inschrift yonl738.
Höhe 32 cm. Bes. (1886) Batsherr 0. Bergengiün.
(Biga, khiBt. A. Nr. 1684.)
2. Silberner Becher mit Deckel und Inschrift Yon 1753.
Höhe 31 cm. Bes. BöttchergesellenBchaft in Bin.
3. Grosser Silberbecher mit Deckel, Wapnen und &i-
Bchriften. Bes. Graf Heinrich Keyserling, MLtao.
(Mitao, khist. A. Nr. 838.)
338. ? Enszer, Oaspar.
Wird urkundlich 1427 als ^Sylverbrenner" in
Riga genannt (Livl. Urkundenbuch VII Nr. 562
u. 576).
339. 7 Essen, Hinrich von.
Wird 1555 als Meister bezeichnet. (Ein Otto
von Essen wird 1568 als (Geselle des Gold-
schmiedes Matthias Bolowes genannt und 1569
als Meister bezeichnet; später (1574) kommt er
als Miinzmeister vor.)
340. iMMb Friedrichss (Friederichs), Hinrich.
lllfl ^^^^ ^^ ^^' Dezbr. 1689 in das Amt au^
WJ^ nommen, am 31. Dezbr. desselben Jahres Büi^er;
bekleidet von 1699 bis 1703 das Amt eines Bei-
sitzers und wird 1709 zum (24.) Ältermann ge>
wählt. Gest. im Mai 1725. Im Pestjahre 1710 blieb
er allein von den zehn Amtsmeistern am Leben.
1. Silberner Willkomm mit Deekel and Fahne; an-
hängend 34 silberne Schildchen. Höhe mit Deckel
53 cm. Bes. Glaseramt in Riga. Eine anf die Ent-
stehong des Oeräts besngliche Urkunde hat sieh im
Bes. des Amts erhalten. — Der Deekel ist spater
hergestellt und eine Arbeit des Goldsehmiedei
Micnael Kressner d. Ä.
Riga. 171
341. ? Fuchs, Nikolai.
Wird 1661 Meister und 1665 Pebr, 3 Bürger;
findet 1676 als solcher Erwähnung.
342. ? Garieldt (Garfelt), Frantz (Frans).
Wird 1623 von David Timmermann als Lehr-
ling eingeschrieben und macht 1630 sein Meister-
stück. Gest. vor 1642. Von ihm die vergol-
deten Kugeln auf den Dachfenstern der Dom-
kirche zu Riga.
343. ? Geden, Niclaas.
Wird 1516 als Meister genannt
344. ? Beiden, Dietrich von.
Wird 1616 zum (1.) Ältermann des Rigaschen
Goldschmiedeamts erwählt und scheint als solcher
bis 1535 fungiert zu haben. Er besass ein Haus
in der Sandstrasse. 1524 verkauft er dem Gold-
schmied Schriver einen Garten (Erbebuch 11
Inskr. 466).
345. ^^ Gennerup, Terkel (Theodor) Matthias.
Wird im Juni 1754 Meister. 1753 heiratete er
Anna Helene Hagen. Gest. 5. April 1774.
1. Silberne Bahmkanne vom Jahre 1763. Bes. (1883)
Fraa N. Eymmel, Biffa. (Riga, khist A. Nr. 17^.)
2. Silberner Becher mit der Inschrift: Johann Bnrehard
Dörbeck 1764. Höhe 9,5 cm. Bes. (1883) FrL L.
Stahl t, Biffa. (Biga, khist. A. Nr. 1697.)
3. Silberne teuvergoldete Konfektschale nnd Salzfäss-
chen mit Inschrift n. 1760. Bes. Biffaer Dommnsenm.
(Biga, arch. A. Nr. 1347.) Diese beiden Gegenstände
tragen ausser dem Meisterzeichen noch einen Kon-
trollstempel G, der von dem Altermann des Gold-
schmiedeamts Joh. Dietr. Behwald während seiner
Amtsdaner 1760 bis 1764 gebraucht wurde.
4. Silberner WiUkomm mit Deckel und Fahne vom
Jahre 1775. Höhe mit Deckel 46,5 cm. Bes. Buch-
bindergesellenschaft in Biga.
346. ? Gesske, Philippus.
Wird 1482 als Meister erwähnt. Er bekleidete
wahrscheinlich das Amt eines Ältermannes, denn
in dem genannten Jahre stellte er im Namen des
Goldschmiedeamts für den Ooldschmiedegesellen
Balthasar Sivert, der sich in Elbing niederlassen
woUte, eine Kundschaft ans (Zeitschr. f. bild.
Kunst. N. P. Xn S. 133 Anmerk. 1).
347. gFS Goldenstätt (Ooldenstedt), Lambert.
Wird 1569 als Meister bezeichnet und 1573
zum Amtsbeisitzer erwählt, welches Amt er auch
®
@
172 Riga.
in den Jahren 1582, 1600 nnd 1604 bekleidete.
Michaelis 1588 ernannte ihn der Rat zum Stadt-
münzwardein, in welchem Amte er bis zu seinem
1616 erfolgten Tode verblieb.
1. Silberne Deckelkanne mit reichen Figorenftiesen.
Höhe 42,3 cm. Bes. Baron BehrscneB Majorat
Popen in Knrland. (Abb. in A. BochholtZf Qold-
Bchmiedearbeiten Taf. I Nr. 1.)
2. Goldene Kette im Gewicht von 142 nngariachen
Golden, 1594 im Auftrage des Bigaschen Rats an-
gefertigt Die Kette war vom Bat bu einem Ge-
schenk an den polnischen Statthalter Thomas von
Embden zn Fellm, später za Biga bestimmt, wnrde
aber am 7. Juli 1604 der Gem^ilin des Herrn Ca-
roU y. Kottkewitz geschenkt.
3. Yerffoldeter Becher von 86 Lot im Wert von 516
Mark Big. nnd ein „PortugalÖser'' zu 100 Mark
Big., der 15d4 vom Bat dem polnischen General
Albert Lassky geschenkt wnrde.
4. Im Jahre 1598 lieferte er mehrere aas älteren
Schalen, Bechern nnd Löffel gefertigte Becher (sog.
SchaneiO für den Bat, die von diesem dem Könige
von Polen verehrt werden sollten.
5. Im Mai 1600 lieferte er dem Bäte einen goldenen
Schaner von 87^/4 Lot im Wert von 523 Mark
18 Schilling Big.
6. Im Mai 16(3 desgleichen einen vergoldeten Schaner
von 88 Lot im Wert von 572 Mark, der vom Bat
den Abgesandten zom Beichstag mitgegeben werden
sollte.
7. Im Mai 1604 desgleichen einen silbernen Sdiaaer
von 75 Vs Lot im Wert von 490 Mark 27 S<^illiDff
Big., den der Bat der Herzonn von Knrland
schenkte. (A. Bnehholtz, Goldschmiedearbeiten
S. 7 nnd 8.)
348. ^^flfl^ Grabbe, Johann Wladimir Friedrich.
Wird 1791 Amtsmeister und heiratet in dem-
selben Jahre die Witwe des Goldschmiedes Georg
Yendt, Ghristina, geb. Nenmann.
1. Fnnschlöffel vom Jahre 1798. Bes. Staatsrat Jnlii»
V. Hagen, Biga. (Biga, khist A. Nr. 1747.)
349. ? Grothusen (Grodthaasen), Caspar (Jaspar).
BeUeidete von 1555 bis 1573 das Amt des
(3.) Ältermannes. Gest. 1573.
350. £VA GrUnberg (Grünenberg, Grfinborg), Johann.
Wurde am 28. August 1688 in das Amt auf-
genommen; am 12. Septbr. desselben Jahres
Burger und im Oktober 1698 zum (22.) Älter
mann gewählt. Er dankte 1703 ab.
^
©
&
DVH
Rig». 173
L Silberner Willkomm mit Deckel and Fahne und
12 anhängenden Schildchen. Höhe mit Deckel
63 cm. Bes. Drechslergesellenschaft in Biga.
l. Fatene zu einem von Joh. Berend gearbeiteten
Kelch. Bes. deutsche Kirche zn Banske.
351. m^ Vielleicht von demselben Meister.
3. Kelch mit dem herzoglichen Kettlerschen Wappen.
Bes. Kirche zn Grenzhof in Kurland. (Mitan,
herald. A. Nr. 1746.)
352. Häffken, Daniel Ulrich.
® Würde 1711 Meister und verheiratete sich am
15. Februar desselben Jahres mit Maria Linden,
Witwe des Goldschmiedes Christoph Gottlieb
Lange. 1715 ist er Amtsbeisitzer. Gest. 1738.
1. Kleiner Humpen mit Ornamentfries auf Kugelfäsaen,
die mit Engelköpfchen seziert sind; Wappen und
Inschrift von 17i5. Höhe 11,3 cm. Bes. jl896) A.
Baron Mengden, Eck. (Biga, arch. A. Nr. 1880.)
2. Goldener Deckelbecher, im Jahre 1714 auf Befehl
des Kaisers Peter d. Gr. angefertigt zur Erinnerung
an die Gründung des Katharinen- (Damen-) Ordens.
Auf dem Deckel die Kaiserkrone auf einem Kissen
ruhend. Auf der Vorderseite des Pokals graviert
das Beichswappen unter Eirene und Hermelinmantel,
dessen obere Zipfel von zwei aus Wolken kommen-
den Händen geaalten werden. Auf der Bückseite
ähnlich, doch an Stelle des Wappenschildes das
Ordenskreuz des Katharinenordens. Auf der Band-
schleife die Devise: 3a iw)6ovh h ore^ecTBO. Höhe
17 cm. Bes. Galerie der Kostbarkeiten Eremitage,
Petersburg. (Nach einer gefl. Mitteilung des Herrn
Konservators Baron A. v. Fölkersam, Petersbure.
M. Bosenberg Nr. 2432 spricht von einem vergol-
deten gravierten Deckelbecher und gibt ein etwas
abweichendes Meisterzeichen.)
3. Konischer silberner teilvergoldeter Becher mit ein-
graviertem Rigaschen Stadtwappen. Höhe 19,3 cm.
Bes. Galerie der Kostbarkeiten Eremitage, St.
Petersburg.
353. ? Häfftgen, Daniel.
Wird im Juni 1716 Meister, 1725 Beisitzer
und Jobanni 1729 zum (26.) Ältermann erwählt,
von welchem Amt er 1734 zurücktritt. 1735 be-
kleidete er wieder das Amt eines Beisitzers.
Gest. 25. Septbr. 1738.
364. ^aMH^ Hagen, Franz.
Wurde 1720 Meister. Gest. 1741.
1. Silbernes ovales Waschbecken von 46 X 34 cm
Durchmesser und Kanne von 25 cm Höhe mit In-
schriften von 1711 und 1723. Bes. Grosse Gilde
in Riga. (Biga, khist. A. Nr. 1637 ; arch. A. Nr. 1280.)
6ö
174 ftig«.
2. Silberne Sammelsohale mit InBchiift von 1720.
DnrchiD. 29 cm. Bes. Grosse Gilde in Riga. (Bigm,
khist A. Nr. 1656.)
355. gJLl^ Hahnmann, Christian.
^2JLP ^^^ Königsberg in Preussen gebürtig; wurde
1737 zum Amt gemeldet und 1738 darin ange-
nommen. Am 17. September 1741 wurde er
Bürger. Gest. 6. Mai 1759.
1. Silberner konischer Becher mit einer getriebenen
Hirschjaffd. Höhe 16,7 cm. Bes. (18&) A. Lin-
bawin, Petersburg. (M. Bosenbere Nr. ä44L Uer
Becher trägt das Rontrollseichen G des Altermannes
Joh. Dietr. Behwald.)
356. |-P|p^ Happach, Jakob.
lUl Wurde Johanni 1715 Meister, bekleidete 1724
das Amt eines Beisitzers und wurde 1725 zum
(25.) Ältermann erwählt. 1729 dankte er ab,
war aber 1729 und 1735 wieder Beisitzer. 1738
wurde er zum zweiten Mal zum (28.) Ältermann
erwählt, trat aber schon 1739 wieder vom Amt
zurück. In den Jahren 1740, 1748 und 1752 ist
er wieder als Beisitzer tätig. Gest. 20. De-
zember 1752.
1. Getriebene Schmackdose mit Inschrift. Bes. (1883)
Goldschmied G. Th. Beyermann, Riga. (Biga, khist.
A. Nr. 17&8.)
2. Zwei Anhängeschilder in Form eines gekrönten
Doppeladlers mit Bmstschild, mit Inschnften ans
den Jahren 1721 und 1728. Ehemals im Bes. der
Weiss- nnd Fastenbäcker in Riga; jetzt im Dom-
mnsenm.
3. Ovale silberne Zuckerdose mit getriebener Dai^
BteÜnng auf dem Deckel. Länge 15,5 em, Breite
11,4 cm. Bes. Dommnsenm, Riga. j
357. ? Hasche, Niclaes.
Wird 1516 als Meister genannt
358. ? Hast, Dietrich.
Wird 1516 als Meister genannt.
Hausenberg, Wilhelm Johann.
Wird im Juni 1771 Amtameister nnd tritt 1773
aus dem Amt.
3^- tWBffk Henck, Johann Christian.
Wird im Juni 1750 Meister«
1. Silberner Willkomm mit Deckel, Fahne nnd 4 an-
hängenden Schildern. Inschriften yon 1750. Höhe
bis snr Fahnenspitze 42 cm. Bes. Rigaaches
Bäckeramt.
^ik^' 175
2. Silberner Deckelpokal mit Inschrift von 1764. Höhe
28 cm. Früher im Bes. der Rigaschen Stadtgarde;
1'etzt im Bes. des Bigaer Dommoseams. (Riga,
[hist. A. Nr. 1664.)
3. Tabaksdose mit einer Darstellmiff des Einzages
des Kaisers Panl in Riga 1797. Neben Beschaa-
and Meisterzeiehen die KontrollchiSre E des Alter-
mannes Lamoareoz. Bes. Dommaseam. (Riga,
arch. A. Nr. 1360.)
4. Präsentierplatte mit 9 eingelegten Talern and In-
schrift. Dnrchm. 28,5 cm. Bes. (1883) Fraa Ida
Helmsing geb. Neamann, Riga. (Riga, khist A.
Nr. 1711.)
5. Zwei silberne Salzfässer. Bes. (1883) Fraa Wilhel-
mine V. Löwenberg geb. y. Yegesack. (Riga,
khist. A. Nr. 1738.)
6. Silberner Deekelbecher mit Inschrift von 17&6.
Höhe mit Deckel 34 cm. Bes. Drechslergesellen-
schaft za Riga.
7. Zwei silberne Becher mit Inschriften. Höhe 16 cm
and 17 cm. Der kleinere von 1775. Bes. Fleischer-
gesellenschaft in Riga,
ilbemer Becher mit Deckel and eingelegten Münzen
von 1670 bis 1716. Inschrift and 1755. Höhe mit
Deckel 32 cm. Bes. Maarergesellenschaft in BXen.
9. Zwei silberne Löffel mit Inschriften and 1769.
Länge 32 cm. Bes. Maarergesellenschaft in Riga.
10. Silberner Löffel mit Inschrift von 1752. Länge
29 cm. Bes. Schlosser- and Büchsenschmiedege-
sellenschaft in Riga.
11. Teilvergoldeter Vorlegelöffel mit Holzstiel and ein-
gelassener Münze. Inschrift von 1759. Bes. (1885)
Jacobsohn, Petersbarg. (M. Rosenberg Nr. 2440 a.
Angeblich mit dem (Kontroll-) Bachstaben B des
Altermannes Jeremias Ehricht.
361. 7 Heyde, Dierik van der.
Wird 1410 als „Oldermann* des Rigaschen
Goldscbmiedeamts erwähnt.
362. ? Heyde, Dietrich van der.
Wird 1516 als Meister anfgef&hrt.
363. fjn Holst (Holist, Holste), Christian.
Macht 1612 sein Meisterstück und ist 1615
Amtsbeisitzer. Gest. 12. April 1638.
1. Weinkanne mit Inschrift vom Jahre 1634. Aas
einer älteren Kanne hergestellt. Höhe 3524 cm.
Bes. St. Petrikirche in lüga. (Abb. in A. Bach-
holtz, Goldschmiedearbeiten Taf. XYI Fig. 45.)
2. Teilvergoldete cylindrische Kanne mit graviertem
and aa^esetztem darchbrochenem Ornament. Höhe
43,5 cm. Bes. Eremitage in St. Petersbarg. (M.
Rosenberg Nr. 2422.)
m
176 Big».
364. ? Holtzkampff, Johann.
Wird 1702 zum Amt gemeldet, doch fehlen
Angaben über seine Aufnahme.
365. ? Idde, Joachim.
Wird 1555 als Meister genannt
366. ? Jacobus,
Wird nm 1292 als Goldschmied des litauischen
Forsten Gredimin genannt«
367. ? Kauen, Hans.
Wird 1555 als Meister anfgefuhrt
368. f jtiji Kluge, Samuel.
Wird 1699 November 3 Bürger und Meister.
Gest. 1701.
1. Silberner reich ornamentierter Willkomm mit Deekel.
Bes. Baron v. Meyendorff, Alt-Bewem, üyland.
KVhler, Friedrich.
Wird 1659 Amtsmeister, 1668 Jnli 10 Bfirffer
und im Juni 1688 zum (21.) Ältermann gewählt,
in welchem Amt er bis zu seinem im Herbst
1698 erfolgten Tode blieb.
^^' _nrj- KSIn (KöUen, Rollen, Cöln, Collen), Hein-
rich von.
Wurde 1679 Meister, nachdem er schon 1676
Oktbr. 22 Bürger geworden war; zuletzt erwähnt
Johanni 1692. Seine Witwe wird Johanni 1694
genannt.
1. Silberne ovale Schüssel, im Fond ffetrieben Bath
im Felde des Boas; der Band mit rcdehem Blumen-
dekor. Wappen nnd Inschrift. Lange 21 cm. Bea.
Gesellschaft der Schwarzhänpter za Biga. (Biga,
khist. A. Nr. 1601; arch. A. m 1266.)
371. ? Koeningky Hans.
Wird im Verzeichnis der Fastendmnken der
Schwarzhäupter 1551 als Meister genannt und
auch 1555 als solcher erwähnt.
372. ? Krause (Kiuse), Melchior.
Wurde am 13. September 1659 in das Amt
aufgenommen. Am 23. April 1664 wird er im
Bauskeschen Kirchenbuch als Pate genannt 1679
findet sich seine Witwe erwähnt.
S'^S* .#Vi^ Krezner (Kretzner, Eresner), Carl Gustav
(GtettUeb?).
Bruder von Michael E. 11; wurde 1717 Meister
und erwarb am 8. Juli 1718 das Bfirgerrecht
Gest. 1741.
@
®
^
Riga. 177
1. Vorlegelöffel von 1728. Länge 25 cm. Bes. Grosse
Gilde, Riga. (Riga, kliiat. A. Nr. 1655.)
2. Silberner Beeher mit Deckel und Inschrift von
1723. Höhe mit Deckel 32 cm. Bes. Böttcherge-
sellenschaft in Riga.
3. Silberner Willkomm mit Deckel nnd Fahne. In-
schrift vom Jahre 1734. Höhe 53,5 cm. Bes.
Rigasches Maareramt.
^'^^- i^H^ Krezner (Eressner), Michael, der Ältere.
Wurde 1661 Meister, 1668 Jan. 17 Bürger
und ist in den Jahren 1695, 1699 und 1700 Bei-
sitzer. Gest. 1700.
1. Silberner Löffel mit Inschrift. Länge 21 cm. Bes.
Drechslergesellenschaft in Riga.
2. Weisssilbemer Löffel mit Initialen nnd 1672. Lange
21 cm. Bes. (1885) Jacobsohn, Petersbarg. (M.
Rosenberg Nr. 2425.)
Der Rigasche Gouverneur Erich Soop hatte
sich, wie das Amtsbuch der Goldschmieae beim
Jahre 1696 berichtet, von einem Alchymisten ein
silberartiges Metall herstellen lassen, woraus der
Goldschmied Israel Garoli ihm verschiedene Ge-
genstände verfertigen sollte, sich dessen aber
weigerte. Das Amt suchte beim Bat um Schutz
nach. Endlich hatte sich Michael Erezner dazu
bereit finden lassen Gegenstände aus diesem
minderwertigen Material herzustellen. Ihm wurde
„im Gouvernement ein eigner Laden angeleget
und hat er von gedachtem Silber allerhandt
taffelgeschmeide verfertiget und mit seinem
Eignen (des Gouverneurs) gemachten Zeichen
oder Stempell, worauf Y\tj so Erich Soop heissen
soll, stemplen liess*. ^Sr^
375» ? Krezner, Michael, 11.
Sohn des Michael E. d. Ä.; wird Johanni 1702
zum Amt gemeldet, lieferte im April 1703 sein
Meisterstück und wurde am 13. November 1703
als Meister aufgenommen. Gest. 1710 an der Pest.
3'^^- cm Krezner, Michael, IQ.
Wurde im Juni 1754 zum Amt gemeldet und
1758 darin aufgenommen.
1. Silberner Willkomm mit Deekel, Fahne und 9 an-
hängenden Schildern, vom Jahre 1758. Höhe 37,5 cm.
Bes. Bäckergesellenschaft in Biga. (Riga, khist.
A. Nr. 2455.)
2. Silberner Willkomm mit Deckel nnd Fahne TOm
Jahre 1758. Höhe 53 cm. Bes. Schneideramt cn
Biga. (Biga, khist. A. Nr. 2479.)
12
813
MK
178 Blga.
3. Zwei Sahnekanneheii mit Wappen and Liflehrift
von 1762. H5he 6 cm. Bes. Grosse Gilde in Bin.
(Bin, khisi. A. Nr. 1644.)
4. Teuvergoldeter konischer Becher mit DeckeL In-
schrift Yon 1764 (?) nnd 1795. Höhe 24,7 cm. Bes.
(1885) A. LjQbawin, St. Petersburg. (BL Bosenberg
Nr. 2442 k. Mit Kontrollstempel D, Zeichen des
Altermannes Joh. Christ. Zingh 1764—1768.)
5. Chokoladenkanne vom Jahre 1764. Höhe 38 cm.
Bes. (1883) FrL £. Pfab, Biga. (Biga, khist A
6. Zwei sUbeme Altarlenchter xrom Jahre 1767. Höhe
66,5 cm. Bes. St. Petrikirche in Biga. (Biga,
khist A« Nr. 1549.)
7. Silberne Kaffeekanne mit Initialen nnd 1767. Bes.
8883) GoUh. Schröder, Biga. (Biga, khist A
r. 1719.)
8. Vergoldeter Becher von 1772 mit 3 eingel«tak
Talern. Höhe 21 cm. Bes. SchnhmachergeseSen'
Schaft in lÜga. (Bi^ khist A. Nr. 2485!)
9. Silberner Becher mit Wappen nnd Inschrift von
1775. Höhe 21 cm. Bes. Fleischergesellansehaft
in Biga.
10. Silberne teilvergoldete Zuckerdose mit Inschrift von
1776. Anf dem Deckel ein (späterer) yergoldeter
Adler. Höhe 13 cm; Eontrollchiffre E des Alter-
mannes Joh. Fried. Lamoarenx. Bes. Galerie der
Kostbarkeiten Eremitage, St Pet^nbnrg. (M. Bo-
senberg Nr. 2442 m.)
11. Zackerschale mit Inschrift vom Jahre 1782. Bes.
W. Bockslaff, Biga. (Biga, khist A. Nr. 1730.)
12. Zackerschale mit Inschrut von 1786. Bes. (18®)
Fran E. Bemsdorff geb. v. Bvchter. (Biga, khist
A. Nr. 17310
13. Konischer Becher mit Graylerangen. Bes. Qra-
sheinaja Palata in Moskan (Nr. lS91).
14. Bande weisssilbeme Platte. In der Mitte Doppel-
adler mit Wappen. Darchm. 53 cm. lOt Kontroll-
chifTre E des Altermannes Joh. Fried. Lamooreoz.
Bes. Winterpalais, St Petersbnrg. (M. Bosenberg
Nr. 2442 n.)
— — Kruse, siehe Krause.
877. Krusemann, Johaan Joachim.
Wird im Juni 1776 zum Amt gemeldet und
1778 darin aufgenommen.
1. Zwei silberne Sanpenterrinen mit Untersatsen nnd
Deckeln. Mit Wappen geschmückt Bes. Kom-
pagnie der Schwarzhaupter in Biga. (Biga, Unst
A. Nr. 1626 nnd 1627.)
2. Silberne Terrine mit Untersatz. Lange 64 cm, Höhe
45 cm. Bes. 0. y. Sengbnsch, Biga. (Biga, khist
A. Nr. 1704.)
3. Deckelpokal der ehemaligen Bigasehen blanen Bär-
gergarde TOm Jahre 1781 mit einem Gwdisten sn
IIK
9
mgK 179
Pferde als Deckelactamnck. Höhe 43 em. Bes.
Bigaer Dommuseiun. (Biga, khiat A. Nr. 1667;
ärdi. A. Nr. 1849.)
4. Silberner Becher mit Deckel «nd Inachrift toh 1775.
Höhe 28,5 cm. Bes. Amt der Hsndschiihmaeher
in Biga.
5. Silberner Willkomm mit DeckeL Inschrift von
1779. Höhe mit Deckel 53 cm. Bes. Steilmacher-
ffesellenschaft in Bi^
6. Silberne ovale Tanfechüssel and Kanne mit dem
Hübenetschen Wappen; von 1790. Bes. BSgaer
Dommosenm.
7. Silberner Löffel Bes. Museam ra Pemao. Mit
Kontrollchüfre E des Altermannes Joh. Fried. La-
monreoz. 1768—1780.
8. Silbemer Esslöffel mit graviertem Stfef. Bes. Kir^
chenschreiber der St. Petrikirche Wolf.
878. ? KUnter, Konrad.
Wird 1661 als Meister genannt.
37d- ^y% Lamoureux (l'Amonren, Lamore), Johann
Abramsohn.
Cteb. in Stockholm; kam als Oeselle naeh Ri^a
und wurde hier 1719 Meister. Am 8. Jnni 17§1
erwarb er das Bürgerrecht und verheiratete sich
am 6. Juli desselben Jahree mit Elisabeth Berens.
1739 wurde er zum (29.) Altermann gewählt
Oest 4. April 1744.
1. Becher mit wappengeschmücktem DeckeL Höhe
26 cm. Bes. Grosse Gilde in Biga. (Biga, khist
A Nr. 1635.)
2. Wasserkanne auf einem Dreifnss mit Spiritoslampe.
Wappen nnd Inschrift von 1790. Höhe 88 cm.
Bes. «Grosse GUde in Baga. (Biga, khist. A. Nr.
1640; arch. A 12820
8. Sammelschale mit Wappen nnd Inschrift von 1729.
Dnrchm. 28,5 cm, Hone 9 cm. Bes. Grosse Gilde
in Biga. (Biga, khist A Nr. 1657.)
4. Sammelschale mit Wappen nnd Inschrift Ton 1780.
Darchm. 28,5 cm, Höhe 9 cm. Bes. Grosse Gilde
in Biga. (Bin, khist A Nr. 1659.S
5. Becher mit l>eckel und 16 eingelegton Talern.
Höhe 88,5 cm. Bes. Altester Bobert Jäksch, Riga.
(lÜga, khist A Nr. 1677.)
6. Vergoldeter Becher mit Deckel und Waopen. Höhe
80 cm. Bes. (1888) Rechtsanwalt M. y. Tonxelmann«
Biga. (Biga, khist A Nr. 1698.)
7. Simeme Sammelschale mit Inschrift Ton 1788.
Darchm. 28 cm, Höhe 12,5 cm. Bes. Domkirche
sn Biga. miga, khist A Nr. 1559.)
8. Silbernes Ernsifiz ans dem ehemaligen Bipsdien
Kimmereigeridht mit Inschrift von l78a Bes. Bi-
gaer Dommnsemn. (Biga, khist A Nr. 1587.)
12*
180 Riga
9, Sitbemer Becher mit Deckel, Amtswappen nnd
Inschrift von 1741. Höhe 24 cm. Bes. »chlo88e^
geselleDSchafli in Riga.
10. Silberner Becher mit Deckel Auf dem Deckel die
Statuette des Thabalkain. Inschrift von 1742. Höhe
mit Deckel 28 cm. Bes. Schuhmachergesellenschaft
in Riga.
11. Silberner Becher mit Amtswappen und Inschrift
Ton 1790. Höhe 12 cm. Bes. Schuhmachergesellea-
schaft in Riga.
380. ^ftm LamoureuXi Johann Friedrich.
\^K. Sohn des Vorigen. Geb. 15. Mai 1728; wurde
m jr 1763 Meister und 1768 zum Ältermann gewählt
^r Gest. 28. Oktober 1797.
1. Silberner Willkomm mit Deckel und Fahne; Tom
Jahre 1749. Höhe bis Eur FahnenspitEe 70 em.
Bes. Beepschlagergesellenschaft in Riga.
2. Silberner Becher mit Amtswappen und Inschrift
von 1756. Höhe 16,5 cm. Bes. Maureramt in Biga.
8. Kleine Kasserolle von 1749. Bes. (1888) Frl. de
Brnyn, Riga. (Biga, khist. A. Nr. 1718.)
4. Konisoher Becher, bezeichnet 1755. Höhe 16 cm.
Bes. (1885) Jacobsohn, Petersburg. (M. Bosenberg
Nr. 2436 1. Die Arbeit ist hier dem Vater Euge-
schrieben. Sie trägt nach Bosenbeig ausser dem
Beschau- und Meistenseichen den Buchstaben A,
d. i. die Kontrollchiffre, die der Altermann JoL
Dietr. Behwald wahrend seiner Amtsdauer Ton
1749-1756 führte.)
5. Konischer Becher mit Wappen. Besdchnet 1762.
Höhe 18 cm. Bes. Scharf, Wien. Anküonskataiog
1888 Nr. 71. (M. Bosenberg Nr. 2436 m, dort mit T
versehen.)
6. Silbernes ovales Schmuckkästchen mit getriebenem
und graviertem Deckel, 105 mm und 78 mm Dorehm.
Inschrift von 1775. Bes. Frl. Emilie v. Schinekell,
CGL
7. Silberne ovale, innen vergoldete Dose mit Inschrift
von 1781 und graviertem Wappen. Bes. Bechts-
anwalt V. v. Hehn, lüga.)
381. ^^f^f^ Lange, Christian Oottlieb.
Wurde am 5. August 1705 B&rger und am
17. August 1705 als Meister aufgenommen: er
heiratete am 20. August desselben Jahres Maria
Linden, die Witwe des Goldschmiedes Johann
Berens. Gest. 1710 an der Pest. Seine Witwe
heiratete am 5. Februar 1711 den Goldschmied
Daniel Ulrich Häffken.
1. Silberne ovale getriebene Schale mit spater aufge-
setzter Inschrift von 1780. Durchm. 28,D X 22,6 em.
Bes. Rigaer Dommuseum.
IHL
ßÄg». 181
382. Laiwky, Jakob Heinrich.
Daten über ihn fehlen.
1. Zwei SalsfasBer mit InBchrift nnd Jahressahl 1810.
Bes. Kompagnie der Schwarshäapter in Riga. (Biga.
khiBt A. W. 1629.) .. «^ ft^
3. Silberne oyale PriUentieiplatte mit durchbrochenem
Bande; InBcbrift yon 1806; eingelegt ein goldener
Hamburger »Portngalöser'' von 1719. Ihirehm.
46X68 cm. Bes. Grosse Gilde in Biga. (Riga,
khist A. Nr. 1651.)
383. 7 Leyse (Lysse^ Leise), Christopher.
Wird in den Jahren 1593, 1600 and 1608 als
Meister erwähnt. Oest. 1616.
NB. Ein Goldschnded Jürgen Leissen erhielt
am 6. September 1600 für einen vergoldeten
Pokal, den der Bat dem Wilnaschen Wojewoden
Herzog Christoffer Badzewil, Fürsten von Birsen,
schenkte, 588 Mark Rigisch (A. Buchholtz, Oold-
schmiedearbeiten S. 3 Anmerkung).
384. ? Leyse (Leise), Johann Heinrich.
Wird 1644 in das Amt aufgenommen und 1658
zum (16.) Ältermann gewählt. 1662 tritt er von
diesem Amt zurück, wird in demselben Jahre
Amtsbeisitzer und in der Folge wieder zum (18.)
Ältermann erwählt. 1671 dankte er ab. Oest.
um 1681.
385. 7 Leyse (Leise), Heinrich.
Wahrscheinlich Sohn des Vorieen. Er wird
am 24. Juni 1694 in das Amt angenommen, aa
seiner Mutter Stelle, wie es heisst. 1703 über-
trägt er seine Stelle an David Meineke.
386. ? Linden, Hans Conrad.
Zeigte am 21. Juli 1659 sein Meisterstück vor.
Gest. 1674 oder 1675.
387. ^f0^ Linden, Georg (Jürgen).
Wird am 14. Januar 1674 als Meister au&e-
nommen, 1675 im Juni Bürger und ist noch 16y9
erwähnt. 1688 wird seine Witwe genannt.
1—4. Vier ovale getriebene Schüssel mit biblischen
Darstellnngen im Fond. Wappen nnd Inschriften
Ton 1671 nnd 1672.
a. Bnth im Felde des Boas, 1671.
b. Jakob mit der Himmelsleiter. 1671.
182
c Beb«kfcft un Braon«n. 1672. (Abb. b«
A. Baehholti, Ooldicb]iii6dearbdte& Tat XU
Fig. 81)
d« Sosamia im Bade. 1672.
Dnrohm. 81,5X40 cm. Be8.Kompaindeder8dtwaix-
hänpter in Riga. (Biga, Udst A/Nr. 1697-1000;
areh. A. Nrri262--1265.)
5. Silberae Annbnist Länge 16 cm. Bea. Kompaf^nie
der Behwanb&npter in Biga. (Biga, khiat A.
Nr. 160&.)
6. Gehenkelte teilyergoldete Trinkkanne mit Deckel,
auf 8 Löwen rokend, die in den Klanen Wappen-
schilder tragen. In den Kannenrompf alna 90
Taler von 1574 bis 1600 einbiegt B(ohe 26 cm.
Bes. Kompagnie der Schwanhaopter in Biga» (Biga»
khist A.m 1606. Abb. bei JL BachholtB, Gold-
schmiedearbeiten Taf. X Fig. 81.)
7. ffilbeme getriebene ovale Sefafissel mit Inflchiift
von 1680. Im Fond der Kampf mit dem lindworm;
am Bande Blumen nnd Vögel. Dnrohm. 58 X46 cm.
Bes. (1886) Baronin Bertha v. Pilehan geb. Baro-
nesse Ungern- Stemberg, Andern. (Biga, areh. A.
Nr. 1322J
8. Mflnzkanne mit Medaille von 1682 nnd Mnnsen
bis 1665. Höhe 27,5 cm. Bes. HersogL Onmbei>
landsche Silberkammer, Fenzing. (M. Bosenberg
Nr. 2424 a.)
9. Teilvergoldfete SchOasel, auf drei Kngelfassen rohoid,
mit D^el nnd Handhaben. Hone 20 cm. Bee.
Fürst Paskewitscb, St. Petersborg. (M. Bosenberg
Nr. 2424 hO
10. Teilvergoldeter Deekelhnmpen anf Kngelfässen mit
88 eingelegten Brannschweiger Talern von 1652
bis 16w nnd einer grossen firannsehweiger Sehan-
münse. Bes. Graf von der Fahlen, Ho&nmberge,
Korhind. (Mitan, herald. A. 1908 Nr. 1789.)
S8& ? Meineke, Davidt.
Sohn von Joachinoi M. d. Ä. und Brader tob
Joachim M. d. J., protestierte 1708 gegen die
Aufnahme des Job. Georg Eben (s. d!}, wurde
Johanni 1703 zum Amt gemeldet und am 15. No-
vember 1704 als Meister aufgenommen, nachdem
ihm Heinrich Leyse (s. d.) seine Stelle abge-
treten hatte. Am 18. Juli 1709 hatte er ^
mit Maria Hartwig verheiratet (Jest. 1710 an
der Pest.
^^« ^nn Meinecke, Joachim, d. Ä.
wHn Sohn von Otto M. Er führte 1648 einen Pro-
^^'■^ sess mit dem Amte, machte am 7. November 1663
sein Meisterstuck und wurde 1658 Beisitser.
1662 wurde er zum (17.) Ältermann gewählt,
dankte nach einiger ^it ab, wurde aber 1671,
i
Big»- 188
nach dem Austritte des Ältermannes Leyse als
(18.) Ältermann (eigentlich 19.) wiedergewählt
1675 nahm er zmn dritten Mal die Wahl zun
(19.) Ältermann an und bekleidete das Amt bis
zu seinem Tode am 7. Juni 1679.
1. SUbene vergoldete DeekeUuume yon 1659. Höhe
20 em. Bes. Domkirehe za Riga. (Biga, khist. A.
Nr. 1567; •rch. A. Nr. 1344.)
2. Silberner vergoldeter Kelch; auf dem Fnsee in
getriebener Arbeit der heilige Geors zn Pfwde im
Kampf mit dem Lindwurm ond ChnstoB am Kreuz
zwischen Maria und Johannes. Höhe 28,8 em.
Bes. Oeorgenhospital zu Biga. (Biga, khist A.
Nr. 1677.)
8. Kanne mit zwei Wappen ond der InBchrift: SehL
Thomas Y M^saek — SehL ürsola Wellingk. Bes.
Sammlang der Onuheinaja Palata, Moskan, Nr. 841.
390. 7 Meinecke, Joachim, d. J. .
Sohn von Joachim M. d. Ä»; wurde Johanni
1708 zum Amt gemeldet und am 15. November
1704 als Meister aufgenommen. Qe&t 1710 an
der Pest.
391. ? Meinecke (Meineken), Otto.
Vater von Joachim M. d. Ä.; machte 1617
sein Meisterstück; wurde 1642 Beisitzer und
findet sich noch 1643 erwähnt.
392. VSS Meyer (Meier), Conrad.
Machte 1613 sein Meisterst&ck und wurde 1625
zum Beisitzer gewählt. 1633 fiel auf ihn die
Wahl zum (13.) Ältermann, yon welchem Amt
er 1642 zurficktrat. In demselben Jahre und im
Jahre 1646 ist er wieder Beisitzer. 1652 wird
er abermals zum (15.) Ältermann gewählt.
Oest. 1656.
1. Silberner Löffel mit Kindermaskarons am StieL
Lange 17,8 em. Bes. P. A. Kotschnbey, St Pe<
tersbnrg. (M. Bosenberg Nr. 2431.)
393. nn Meyer, Ewert (Eberhard).
Wird 1600 als Meister erwähnt. Von 1616 bis
1625 bekleidete er das Amt des (11.) Ältermannes.
Gest. 11. Februar 1643. Sein Siegel an einer
Urkunde Tom 24. Januar 1617 im Archiv der
Schwarzhäupter zu Biga.
1. Silberner vergoldeter Kelch yon 1622. Auf dem
Fnsse in getriebener Arbeit Ohristos am Kreuz
zwischen Mwia und Maria Magdalene. Höhe 81,9 cm.
Bes. Sk PetriUrche zu Biga. (Biga, khist. A. Nr.
1541; arch. A. Nr. 1238.)
@
(31
184 Riga.
2. Silbenie Patene dazn mit Inschrift Ton 1624.
Dnrehin. 21,5 cm. Bes. St Petrikirehe zu Biga.
CBlgg, khist A. Nr. 1543.)
3. Silberne vergoldete Patene. Bes. St. Jakobikirche
in Biga. (sSga, khist. A. Nr. 1569.)
4. Silberner teitveijoldeter Kelch Tom Jahre 1641.
Höhe 19,6 cm. Bes. Kirche va Nitaa in livland.
Stiftang des rigaschen Ratsherrn Dr. jnr. Lndwig
Hintelmann und seiner Gemahlin. (Riga, areh. A.
Nr. 1261.)
5. Pokal in Vasenform mit drei ovalen Feldern am
Rompf, in die Landschaften mit Figuren getrieben
sind. Bes. Sammlang der Orascheinaja Falata in
Moskau, Nr. 988.
6. Kleine flache Schale, innen vergoldet Aaf dem
Boden die Inschrift: Gotthardas Wellinff. Bes.
Sammlang der Omsheinaja Palata in Moskao,
Nr. 2164.
7. Silberner Willkomm mit Deckel and Fahne und
33 anhängenden Schildern. Inschrift von 1639.
Höhe bis sor Fahnenspitze 63 cm. Bes. Schah-
machergesellenschaft in Biga.
Von B. Meyer wurde 1622 der grosse ans
Kupfer getriebene vergoldete St. Georg, auf dem
Giebel des Schwarzhäupterhauses, geliefert.
^^- #-f%^ '"^y^'*' Heinrich.
Sohn des Vorigen; geb. 1623; machte am
24. September 16^ sein Meisterstück, kam 1668
ins Amt und wurde 1662 Beisitzer. Im Juni
1679 wurde er zum (20.) Ältermann gewählt, von
welchem Amt er 1688 zurücktrat. G^t. 27.
März 1694.
1. Deckelhampen mit dem Wappen der Familien t.
Helmersen and y. Dahlen. Im Deckel ein getrie-
benes Belief mit der Unterschrift Prece et tabore.
Den Deckelknopf bildet ein aaf zwei Mohnköpfen
stehender lettischer Baaer. Höhe 33,5 cm. Bes.
Altester Robert Jaksch, Riga. (Riga, khist A.
Nr. 1676; arch. A. Nr. 1317.)
2. Deckelhampen mit dem Wappen der Familie Drey-
linff, vom Jahre 1689. Hohe 19 cm. Bes. Fraa
A. H. V. Oettingen, Lahdenhoff in livland. (Riga,
arch. A. Nr. 1325.)
3. Teilvergoldeter silberner Deckelhampen mit dem
Wappen des Georg v. Zoeckell, Arrendators yon
Magnashof bei Riga, vom Jahre 167& Bes. Familie
y. 2oeckell.
4. TeiWergoldete Deckelkanne mit Wappen and In-
schrift, getrieben and graviert. Höhe 25 cm. Bes.
Fürst Paskewitscb, St Petersbarg. (M. Rosenb^
Nr. 2428 b.)
5. Teilvemldete Deckelkanne mit getriebenen bibli-
schen Darstellangen. Höhe 25 cm, Bes. Eaiserl.
Qu
1
Biga. 185
Silberkftmmer, St Petenbnrff« (M. Bosenberg
Nr. 2438 c)
6. Teilvergolaeter silberner Deckelpokal auf Kogel-
fassen, mit 42 eingelassenen grossen Silbermünsen
ans dem 16. nnd 17. Jahrhondert mit Brostbildem
damdiger enropäiseher Beffenten nnd einer nrosaen
Gedenkmünze anf König Gnstav Adolf von Schwe-
den. Bes. Graf von der Fahlen, Hofsnmberge.
(Miton, herald. A. Nr. 1787.)
Wahrscheinlich von ihm.
7. Veigoldete Fassung eines geschnittenen Nnssbe-
ehers. Höhe 29,5 cm. Bes. F. A. Kotschnbey, St.
Fetersbnrg. (M. Rosenberg Nr. 2428 d.)
395. ? Meyer, Jakob.
Machte am 1. Oktober 1696 sein Meisterst&ck
und wurde 1701 Dezbr. 12 Burger. Gest 1710
an der Pest.
3^' A ^Wi Meyer, Michael.
fuuf Wurde 1679 Meister. Gest. 1692.
^**^ 1. Silberner vergoldeter Löffel mit der Fignr des hl.
Johannes als Stielbekrönong. Länge 18,S cm. Bes.
St Fetrikirche za Riga. (Riga, kUst. A. Nr. 1547.)
397. ? MSIIer, Thomas.
Wird im Verzeichnis der Fastendrunken der
Schwarzhäupter 1529 als Geselle genannt. Von
1535 bis 1554 bekleidete er das Amt des (2.)
Ältermannes. Gest. vor Johanni 1555.
398. ? MBIIer, Val(en)tin.
Wird im Verzeichnis der Fastendrunken der
Schwarzhäupter 1574 als Meister genannt. 1582
wurde er zum Amtsbeisitzer gewählt. Vielleicht
ist er identisch mit dem Goldschmiede Valentin
up den Domeskerkhof, der 1584 in dem ge-
nannten Verzeichnis erwähnt wird.
399. ? MUller (Myller), Hans Caspar.
Machte 1627 sein Meisterstück. Gest. 20.
Juni 1640.
400. ^BM« Muermann ^irmann]); Johann.
|T3| Stammte aus Soedeköping in Schweden. Wurde
BAU 1731 Meister und 27. April 1732 Burger. Gest.
1745.
1. Silberner Becher mit dem Fbcherschen Wappen,
beseiclmet 1739. Höhe 15,5 cm. Bes. (1888) Staats-
rat W. SchwartE, Riga. (Riga, khist A. Nr. 1691.)
2. Silberner Willkomm mit Deekel und Fahne. In-
Bchrift TOn 1788. Höhe bis snr Fahnenspitze 74 cm.
Bes. ManrergesellenBchaft in Riga.
186 Big«.
3. SUberaer Becher mit Deekel. Inschiift von 174a
Höhe 38 cm. Bes. BCaarergesellenBchaft in Big«.
401. ? Norden, Brix von (ßrix thon Norden, Brickx).
Wurde* 1626 in das Amt angenommen und
trat 1648 aus.
402. ? Obelich, Bötgers (Röttger).
Stammte aus den Kheinlanden, wurde Johann!
1708 Meister und am 5. Juli 1709 Burger. Gest.
1710 an der Pest. Er hatte sich 12. Septbr.
1709 mit Barbara Grödner verheiratet.
403. 7 Oldendorp, Hans.
Wird 1516 als Meister genannt.
404. ? Petersenn, Caspar (Jaspar).
Wird 1581 als Meister erwähnt, ist 1590 Bei-
sitzer und wird 1594 zum (7.) Ältermann ge-
wählt. Er dankte 1595 ab. Zum letzten Mal
erwähnt im Jahre 1600.
405. ? Priem (Preim, Prem, Pren), Bertolt (Bartel).
Wird 1650 als Meister, 1658 als Amtsbeisitzer
erwähnt
406. ? Rademacher, Zacharias.
Machte 1640 sein Meisterst&ck und wird 1652
zum Beisitzer erwählt
407. ? Ramme, Thomas.
Wird 1555 als Meister genannt und noch 1574
im Verzeichnis der Fastendrunken der Schwarz-
häupter als solcher genannt
^^' f3lT^ Rehwald, Christian Dietrich.
KSUJUs Wurde 1793 Meister.
1. Zwei Löffel zu einer Plattmenage mit Erist«ll-
flaschen. Bes. GroBse Gilde in Big«. (Big«, khist
A. Np. 1648.)
409. ? Rehwald, Georg Erich.
Wurde 1764 zum Amt gemeldet, scheint aber
nicht aufgenommen worden zu sein.
410. ^^% Rehwald, Johann Dietrich.
Oeb. 1706. wurde 1738 Meister und im Juni
1749 zum (32.) Ältermann gewählt Er dankte
1756 ab, wurde aber im Februar 1760 abermals
zum (34j Ältermann gewählt und blieb bis zum
Jahre 1764 im Amte. Gest. 7. März 1781.
1. Silbeznee Schreibzeug mit Glocke. Insehrift von
1738. L&nge 32,6 cm, Breite 19,5 em. Bes. GrosBe
GÜde in Big«. (Big«, khist A. Nr. 164L Die
Igt
I
Mg». 187
Stempelang mit dem Meisteraeicben könnte ent
1788 erfoM sein.)
S. Sübemer Willkomm mit Deckel and Fahne. In-
Bohrift von 1789. flöhe bis lor Fahne 44 cm. Bes.
HatmachergesellenBchaft in Riga.
8. SUbernervergoldeter Becher yon 1754. Höhe 20 cm.
Bes. (1888) Altester O. Schroeder, Riga. (Biga,
khist A. Nr. 1694.)
4. Silberner rergoldeter darchbrochener Löffel vom
Jahre 1758. Länge 28,2 cm. Bes. Don^drche sa
Biga. (Biga, khisi A. Nr. 1558.)
5. Deckelgokal mit Wappen and InBchrift von 1760.
Höhe 28 cm. Bes. ehemalige Stadtgarde in Biga.
(Biga, khist. A. Nr. 1668.)
6. Silberner sog. Johannisbecher mit Wappen and In-
schrift Ton 1761. Höhe mit Deckel 86 cm. Bes.
Beepschlagergesellenschaft in Biga.
7. Silberner soe. Yorläafer mit Deckel. Inschrift von
1761. Höhe 82 cm. Bes. Beepschlagergesellenschaft.
8. Sübemer Becher mit Deckel. Inschrift von 1768.
Höhe mit Deckel 88 cm. Bes. Böttchergesellen-
Bchaft 2a Riga.
9. Vier silbeme Salsdosen von 1768. Bes. Grosse
GUde in Biga. (Biga, khist. A. Nr. 1558.)
10. Vier silbeme Zackerschalen mit Zackersangen von
1768 and 1764. Bes. Grosse Gilde in Biga. (Riga,
khist A. Nr. 1645.)
11. Silbeme Hostiendose Ton 1764. 6 cm Dorchm.
Bes. St Georgenhospital zn Riga. (Riga, khist
A. Nr. 1581.) '^ "^ 6 — e
12. Silberner Deckelpokal mit Wappen and Inschrift
von 1766. Höhe 28 cm. Bes. ehemalige Stadt-
garde in Riga. (Riga, khist A. Nr. 1665.)
18. Silberne Sals- and Pfefferdose mit Rokokoomament
Mit Inschrift von 1766. Bes. (1896) K. Grass in
B^ (Riga, arch. A. Nr. 1848.)
14. Silberner Deckelpokal mit Wappen and Inschrift
von 1769. Höhe 28 cm. Bes. ehemalige Stadt-
garde in Riga. (Riga, khist A. Nr. 1666.)
15. Silberne Zackerschale mit Inschrift von 1774. Bes.
(1888) Kollegienassessor Jal. Koch, Riga. (Riga,
khist A. Nr. 1728.)
16. Silberner Panschlöffel mit Ebenhols^riff, von 1778.
im Boden eine Medaille aaf den Fneden mit der
Pforte von 1774. Lange 41 cm. Bes. das Amt
der vier Gewerke (Eapferschmiede, Messerschmiede,
Schwertfeger and Glockengiesser) in B^ga.
17. Vergoldeter konischer Becher mit getriebenen Me-
dailtonköpfen. Höhe 18 cm. Bes. Ijzc. Dae in
Petenborg. Mit EontroUchifire E des Altermannes
Lamooreoz.
18. Silbemee Salafässchen. Bes. Moseam sa Pemaa.
Mit der Kontrollchifire D des Altermannes Joh.
Christ Zingk, 1764—1768.
188 Big*-
^^k
w
19. Konischer Becher mit graviertem Wappen ond
Initialen von 1747. Höhe 16 cm. Bes. (1885) Ja-
cobBohn, Petersburg. (H. Bosenberg Nr. 3438 a.)
20. TeÜTergoldeter konischer Becher mit graviertem
Wappen ond Inschrift von 1747. Höhe S8 cm. |
Bes. (1885) Jcaobsohn, Petersborg. (M. Bosenbenr
Nr. 2438 b.) I
21. Zwei teilvergoldete konische Becher, der eine mit I
graviertem Wappen, der andere mit Inaehrifl von \
1750. Höhe 11 cm. Bes. (1885) A. Linbawin,
Petersbug. (M. Bosenberg Nr. 2438 c o. d.)
22. Teilvergoldeter Pokal mit Deckel mit graviertem
Wappen Schröder ond Brammerhoff ond den Jahres-
zahlen 1743 nnd 1746. Höhe 26 cm. BeB.Kaiseii
Eremitage, Galerie der Kostbarkeiten.
Ö»\ Vielleicht von demselben Meister.
1^ 23. Teilverffoldete Kanne mit swei Henkeln, Wappen
nnd Initialen. Höhe 30,5 cm. Bes. Carl Buon
V. Rothschild, Frankfart a. M. (M. Bosenbenr
Nr. 2484.)
411. ? Ribbenisse, Johann.
Wird als erster rigascher Goldschmied in den
Jahren iaS4 bis 1344 urkundlich erwähnt (A.
BuchholtK, Ooldschmiedearbeiten S. 2).
412. ? Rodewolt, Ewert (Arend).
Wird 1569 im Verzeichnis der Fastnachts-
drnnken der Schwarzhänpter als Meister genannt
und 1582 zum (5.) Ältermann erwählt Er dankte I
1590 ab und wird 1600 zum letzten Mal erwähnt. |
413. ? Rolowes, Hans, d. J. |
Wird 1574 als Lehrling bei seinem Oheim
Matthias R. eingeschrieben und 1580 ausge-
schrieben. 1600 wird er als Meister genannt.
Oest. 1602.
414. ? Roiowes, Hans, d. Ä.
Wahrscheinlich ein Sohn von Matthias B.;
wird im Verzeichnis der Fastendrunken der
Schwarzhäupter beim Jahre 1565 als Gesell von
Jaspar Grotnusen bezeichnet und 1600 als Meister
genannt. 1604 ist er Amtsbeisitzer.
416. ^^^ Rolowes, Matthias.
Wird 1555 zum Beisitzer gewählt und wird
noch 1574 genannt.
1. Zwei silberne cylindrische Deckelkannen. Höhe
22,9 cm. Bes. v. Behrsches Majorat Popen in Kur-
land. (A. Bachholts, QoldBchmiedearbeitea S. 9,
Abb. Taf. HI Fig. 5 o. 6.)
2. Silberne Tanfschdssel. Bes. Kirche zn Banake.
®
©
fiig*. 189
416. ? Rynger, Niclaes.
Wird 1516 als Meister genannt und findet sich
noch 1565 und 1567 im Verzeichnis der Fasten-
drunken der Schwarzhäupter erwähnt.
417. ^^ Schlechter (Slechter), Jfirgen.
Er war 1606 Geselle des Ghristoffer Lejse
(s. d.), machte 1612 sein Meisterstück, wurde
1616 Amtsbeisitzer und 1625 zum (12.) Älter-
mann gewählt. 1633 trat er vom Amte des
Ältermannes zurück, wird aber 1642 wieder als
Beisitzer genannt. Sein Si^el, ein von Pfeilen
kreuzweise durchstochenes Herz, an einer Urkunde
vom 24. Jan. 1617 im Schwarzhäupterarchiv, Riga.
1. Teilvergoldeter gravierter Deckelpokal auf Bchlan-
kern reich ornamentierten Fasse. Aof dem Deckel
eine Figar mit Fjfchne. Höhe bis cor Fahnenspitze
59,5 cm. Bes. Ältester 6r. Gilde Robert Jaksch,
Riga. (A. BnchholtB, Goldschmiedearbeiten S. 82,
Abb. Taf. XXU Fig. 63.)
418. — Schlüssel, Peter.
Wird 1719 Meister. Gest. 27. Juni 1719.
419. ^.^^^ Schlüter, Peter.
Wird 1763 Meister und heiratete am 22. April
1764 Anna Katharina Weiss.
1. Silberner Willkomm mit Deckel und Fahne. In*
Schrift von 1764. Höhe mit Fahne 69 cm. Bea.
fflmmergesellenschaft in Riga.
420. ? Schriwer, Gerhard.
Wird 1516 als Meister genannt und im Erbe-
buch 1523 als Besitzer eines Hauses in der Sand-
strasse aufgeführt.
421. ? Schutte, Christian.
Wird 1516 Meister.
422. ? Schultz (Schult), Jakob.
Machte 1616 sein Meisterstuck und findet sich
in den Jahren 1683 bis 1646 erwähnt.
423. ? Seeman, Christian.
Machte 1640 sein Meisterstück. Oest. 15. Juni
1648.
424. ? Seeman (Semman), Jürgen.
Machte 1604 sein Meisterstück. Oest. 1612.
^^' IVaa Silfwerstadt (Sülfürstäd), Lars Jonsson
(Lorentz).
Stammte aus Isäha in Sm&land. Wurde 1748
®
LSS
m
idO
Meister, am 10. März 1754 Bfirger und heiratete
die Witwe des Ooldsohmiedes Joh. MaermaniL
Gest. 6. Juli 1772.
1. SUbemer Willkomm mit Daekel uid Fahae. Hohe
mit Fahne 40 cm. Bes. Mülleramt ea Riga. |
426. ^^ Smolle (Smolde, SmoUde), Thomas.
Wurde 1580 Meister, 1590 Beisitzer und 1595
zum (8.) Ältermanu gewählt. Er dankte im
Jahre 1600 ab und starb 1602.
1. Silberner vergoldeter Kelch mit Inschriften an der
Enppe and am Fasse vom Jahre 1580. Hohe 26 cm.
Bes. St. Jakobikirche zu Riga. (Riga, khist. A.
Nr. 1667; arch. A. Nr. 1246.)
427. I jpj"^ Spannier, Johann.
Wurde 1712 Meister und 12. Dezember 1712
als Bfirger aufgenommen. Gest 1714.
1. Silberne vergoldete Hoaüendose vom Jahre 1713.
Bes. St. Fetrikirehe in Riga. (Riga» khiat A.
Nr. 1544.)
Specht, Jürgen.
Wird 1639 zum ersten Mal erwähnt, jedoch
noch nicht als Meister. 1646 wird er zum Bei-
sitzer gewählt.
429. Stabenau, Jakob.
^H«^ ^ii'd am 12. Februar 1712 als Meister und
m§^Cik ^^ ^* JuU ^'^^^ ^ Burger aufgenommen. Am
^^^X 24. Juli desselben Jahres verheiratet er sich
^^^^ mit Elisabeth Samau. Gest. als Beisitzer Fast-
nacht 1724.
1. Silberne vergoldete Hostiendose von 1718. Bes.
St. Fetrikirehe za Riga. (Riga, khist. A. Nr. 1546.)
2. Silberne rergoldete Hostiendose Yon 1718. Bes.
Domkirehe in Riga. (Rig^ khist A. Nr. 16660
3. Platte mit 12 kleinen Tassen. Höhe 12 em. Bes.
t Baron Carl v. Rothschild, Frankfort a. M. (M.
Rosenberff Nr. 2485 c)
4. Teilyergoldeter koniscner Becher mit Mononamm.
Höhe 14,5 cm. Bes. (1885) A. Ljubawin, Pete»-
barg. (M. Rosenberg Nr. 2435 d.)
5. Innen and anssen rerffoldeter Becher mit getrie-
benem Ornament aof dem Deckel Bes. Autsch-
kowpalais, Sammlang Kaiser Alexanders HL
490. ? Stampe, Hans.
Wird 1616 als Meister genannt.
431. ? Stampe, Hinrich.
Wird 1516 als Meister genannt
Big«. 191
4S2. ? Synne, Dietrich.
Wird 1516 als Meister genannt.
433. 7 Teichmann, Adam.
Wird 1721 Meister. Gest. 1737.
— 7 Timmermann, David (s. Zimmermann).
434. 7 Trost, Goswin (Josin).
Wird 1623 als Lehrling von Hannen Winckel-
mann ansgeschrieben, macht 1627 sein Meister-
stück nnd wird 1646 nnd 1652 als Beisitzer
genannt.
435. ^^%^^ Unbelcannter Meister ans der 2. Hälfte des
16. Jahrhunderts.
1. Silberner konischer Becher auf medsillonformigen
geflügelten Füssen mit Deckel, der Yon einer Bitter-
Igor ffekront wird. Höhe mit Deckel 58 cm. Bes.
y. Beorsches Majorat, Popen in Kurland. (A.
BnchholtE, Goldschmiedearbeiten S. 8 n. 9, Abb.
Taf. in Fig. 4.)
2. Zwei silberne cjlindrische Deckelkannen. Höhe
22,2 cm. Bes. y. Behrsches Majorat, Popen in
Enrliuid. (A. Bnchboltz, Goldschmiedearbeiten
S. 9 u. 10, Abb. Taf. IV Fig. 7 u. 8.)
436. ^jm^^ Unbekannter Heister ans der ersten Hftlfte
des 17. Jahrhunderts.
1. Silberner teilvergoldeter konischer Deckelhnmpen
anf Löwen mhend. Den Becher nmgeben swei
Friese mit kleinen Figuren nnd Maskarons. Anf
dem Deckel die Gestalt eines römischen Erle-
gers mit Speer. Inschrift von 1616. Höhe mit
Deckel 62 cm. (Der sog. Rigische Willkomm.)
Bes. Kompagnie der Schwansh&npter, Riga. (A.
Bnchholts, Goldschmiedearbeiten S. 12 a. 13, Abb.
Tat ym Fig. 26.) Die Arbeit hat sehr viel
Yerwandtschaftliches mit einem ähnlichen Pokal
ind er Sammlmig der Orashein^ja Palata in Moskan,
die die Marke des Goldschmiedes Ewert Meyer
(8. d.) tragt
437. ^tti Unbekannter Meister um 1600.
Ir Teilvergoldete Deckelkanne mit gegossenem Jagd-
fries. Inschrift von 1590. Höhe 40,3 cm. Bes.
Eremitage, Petersburg. (M. Bosenberg Nr. 2421.)
438. ^ Unbekannter Meister ans der ersten Hftlfte
des 18. Jahrhunderts.
1. Teilvergoldete Deckelkanne anf drei KngelfÜssen
rahend. Im Deckel eine Medaille. Höhe 21,5 cm
Bes. (1882) N. M. Oppenheim, Frankftirt a. M.
(M. Bosenberg Nr. mS.)
439. Unnau (Ynnaw), Hans.
Wird 1553 als Meister bezeichnet. Von 1578
fi
m
Bi««.
440.
441.
(^
442.
CFW
443.
bis 1581 bekleidete er das Amt des (4.) Älter-
mannes und war von 1590 bis 1594 abermals als
(6.) Ältermann tätig. Gest. 1594.
1. SUberner Terffoldeter Fokal mit Deckel und In-
schrift von 15&3. Höhe 33,7 cm. Bes. Glaseramt
in Riga. Nach einer Mitteilonff im Amtsbache
des Oiaseriimts wurde der Pokal 1658 von ünnaa
herffestelit; der Deckel wnrde 1665 angefertigt,
doch ist unbekannt von wem, da Beschaozeiclien
nnd Meistermarke fehlen. (A. Bachholts, Gold-
sehmiedearbeiten S. 16 n. 17, Abb. XIV Fig. 40.)
2. Silberner vergoldeter Kelch von 1587 mit getriebener
Darstellung des Gekreasigten zwischen Maria nnd
Johannes auf der einen Seite des Fnsses, aaf der
andern das Stadtwappen. Höhe 29,2 cm. Bes.
Domkirehe zn Riga. (A. Bnchholtz, Goldschmiede-
arbeiten S. 17, Abb. Taf. XV ^g. 43.) Die Her-
Stellung des Kelchs durch Hans ünnan ist orknnd-
lich besengt. Das Meisterzeiehen: die Tranbe,
daher fär ihn in Ansprach zu nehmen.
3. Silberner vergoldeter Kelch mit Inschrift nnd Jah-
reszahl 1577. Auf dem Fnsse Christus am Kreuz,
zu den Seiten graviert der Apostel Petrus und das
Rigasche Stadtwappen. Höhe 28,6 cm. Bes. St
Petrikirche in Riga. (Riga, khist. A. Nr. 1654;
aroh. A. Nr. 12420
Unnau (Vnnaw), Hinrich.
Wird 1555 als Meister genannt. Am 29. Au-
gust 1567 wird er als Goldschmied der Herzogin
Anna von Kurland bezeichnet und ist in Bauske
nachweisbar.
Vendty Georg.
Wird im Juni 1777 als Meister aufgenommen.
Gest. 1786.
1. Becher mit Deckel von 1778. Höhe 32,5 cm. Bes.
Rigaer Dommuseum, früher im Besitz der Rigaschen
Stadtdienerbraderschaft. (Riga, khist. A. Nr. 1674;
arch. A. Nr. 1883.)
Walter, Carl Friedrich.
Wird 1797 Meister.
1. Silberne Kaffeemaschine in Form einer schlanken
Tase auf geschwungener Fussplatte, worauf eine
kleine yasenförmige SpiritusUunpe steht Höhe
87 cm. Bes. (190^ Frl. Muschat, Riga; s. Z. im
Dommuseum.
Welsch (Welsche), Hans.
Wird am 9. Mai 1643 zum ersten Hai erwähnt
und 1644 als Meister aufgenommen.
j
(3^
Riga. 193
444. ^^^^ Wichmann, Johann Carl.
ITSSWl Wird 1797 Meister; heiratete 1792 Anna Bar-
U3ijl bara Weh (Veh?).
1. Silberner Löffel mit yerziertem Stiel. Bigaer
Privatbesitz.
2. Zwei silberne innen yeivoldete Salzdosen. Bes.
Frau Dr. L. Nenmann, RQ^.
445. ? Wildenberg (Wildenbarch), Heinrich.
Wird 1516 als Meister und 1535 als Beisitzer
genannt.
446. ^"TWn Winckellmann, Oert.
Sohn des Folgenden. Machte 24. Januar 1653
sein Meisterstück.
447. 1 Winckelmann, Hermann (Härmen).
Er machte am 14. Oktbr. 1614 sein Meister-
stück und wurde 1625 Beisitzer. 1642 wurde er
zum (14.) Ältermann gewählt und dankte 1651 ab.
1. Silberner reich getriebener vergoldeter Deckelpokal
von 1654, sofl^ Amicitii^kal. Den Körper tragt
ein anf einer Tonne sitzender Bacchasknabe. Auf
dem Deckel eine Merknrgestalt. Hohe mit Deckel
72 cm. Bes. Kompagnie der Schwar&hanpter in Riga.
Der Pokal wurde am 21. Januar 1654 von dem Sohne
des Meisters Gert Winckellraann gekauft, der sein
Meisterzeichen auf denselben setzte. (A. Buchholtz,
Goldschmiedearbeiten S. 14, Abb. Taf. X Fig. 90.)
448. ? Winter, Gregor (Greiger).
Wird 1600 .als Meister erwähnt. 1604 wurde
er zum (10.) Ältermann erwählt, im Jahre 1616
dieses Amtes aber als unwürdig entsetzt. Er hatte
in seinem Interesse das Amtssilberzeug bei den
Schwarzhäuptern versetzt, das von den Amts-
genossen aus eignen Mitteln wieder eingelöst
werden musste (Urkunde vom 24. Jan. 1617 mit
den Siegeln der Goldschmiede G. Winter, Jürgen
Slechter, Ewert Meyer und Martin Wulff (I) im
Archiv der Schwarzhäupter).
449. ? Wolff (Wulfi), Martin (I).
Wird im Verzeichnis der Fastendrunken der
Schwarzhäupter 1567 als Meister genannt; 1573
ist er Am&beisitzer. Sein Siegel eine heral-
dische Lilie in einem Oval.
460. ? Wulff, Joachim Heinrich.
Wird im Juni 1771 Amtsmeister. Am 3. Novem-
ber desselben Jahres heiratete er Anna Katharina
Dörbeck, die Witwe des Goldschmieds Chr. Zingk.
13
194 Riga.
451. ? Wulff, Martin (H).
Machte 1606 sein Meisterstück und wurde 1615
Amtsbeisitzer. Wird im Kirchenbuch der Trini-
tatiskirche zu Mitau 1658 als ^gewesener Grold-
Schmied zu Biga^ bezeichnet.
452. ? Wybers, Paul.
Wird in den Jahren 1535 und 1555 zum Amts-
beisitzer erwählt.
453. ? Zimmermann (Timmermann), David.
Ist Yon 1596 bis 1601 Lehrling des Gold-
schmieds Ghristoffer Leyse. 1611 machte er sein
Meisterstuck. Gest. 1624.
454. ? Zingh (Zincke), Johann Christoph.
Wurde im Juni 1756 Meister und im Jahre
1764 zum (35.) Ältermann gewählt. Gest. 22. April
1768. Seine Witwe Anna Dorothea Dörbeck
heiratete am 3. November 1771 den Goldschmied
Joachim Heinrich Wulff.
Terzetcbnie der J^tcrleute dee Riga6d>ai
6old6d)niied€anite*
Um 1410 Dierik van der Heyde, Older-
mann.
1. 1516—1535? Dietrich von Gelden.
2. 1535-1554 Thomas Moller.
3. 1555—1573 Jasper Grothusen f-
4. 1573-1581 Hans Unnau.
5. 1582—1590 Arend (Ewert) Rodewolt
6. 1690—1594 Hans Unnau.
7. 1594—1595 Jasper Petersenn (dankt ab).
8. 1595—1600 Thomas SmoUe (dankt ab).
9. 1600—1604 Steffen van dem Dike.
10. 1604—1616 Gregor Winter (entsetzt).
11. 1616—1625 Ewert Meyer.
12. 1625-1633 Jürgen Slechter.
13. 1633—1642 Conrad Meyer.
14. 1642—1651 Hermann Winckelmann(daiktik).
15. 1651-1656 Conrad Meyer.
16. 1658—1662 Johann Heinrich Leyse.
17. 1662—1666 ? Joachim Meinecke d. Ä. (dult ak).
18. 1666?— 1671 Johann Heinrich Leyse.
19. 1671—1679 JoachimMeineckedA.(t7.Jani).
20. 1679—1688 Heinrich Meyer.
21. 1688—1698 Friedrich Köhler.
Biga — Walk — Wenden — Wolmar. I95
22. 1698—1703 Johann Grunberg (dankt ab).
23. 1703-1709 Israel CaroU f.
24. 1709-1725 Hinrich Friedrichs f.
25. 1725—1729 Jakob Happach.
26. 1729-1734 David Häfffeen.
27. 1734—1738 Heinrich von der Eiche.
28. 1738—1739 Jakob Happach.
29. 1739-1744 Johann Lamonreux f.
30. 1744—1748 Heinrich von der Eiche.
16. Juni 7.Novbr.
31. 1748-1748 Christoffer Dey f.
32. 1749-1756 Joh. Dietrich Rehwald.
33. 1756—1760 Jeremias Ehricht f (20. Jan.).
34. 1760—1764 Joh. Dietrich Rehwald.
35. 1764—1768 Joh. Christoph Zingk.
36. 1768—1780 Johann Friedrich Lamonrenx.
455. ? Karsch,
Wird 1767 als Taufzenge genannt.
456. ? Paprika, Carl Friedrich.
Wird 1765 als gestorben bezeichnet.
457. Unbekannter Meister C. F. H. vom Ende des
18. Jahrhanderts.
1. Silbernes getriebenes Becken, inschriftlich vom
Jahre 1783. Bes. Hermann Baron Bminingk, ^ga.
m^
Ölenden*
458. ? Hahn, Daniel Johann.
Wird 1745 Novbr. 21 mit Anna Maria Heln-
ning, Witwe des Töpfers Richter, getraut.
459 ? Jobel, Johann Michael.
Lässt 1746 taufen.
460. ? Salem, Carl Christoph.
Lässt 1760 Oktbr. 15 taufen.
461. ? WoHf,
Lässt 1753 ein Eand beerdigen.
462. ? Jäger, Ewert Gottlieb.
Lässt 1795 taufen.
463. ? Jttrgensohn, Ernst Heinrich.
Gest. 1797 Juni 4.
13*
196
68L Tersanmlug am 8. September llfOi
Nach Eröffnung der Sitzung gedachte der Präsident Ober-
ehrer Bernhard Hollander der im Laufe des Sommers heim-
gegangenen Mitglieder. Es sind das die Herren: Assessor des
Livländischen Konsistoriums Georg v. Bautenfeld zu Ringmnnds-
hof; gest. am 20. Juli, dim. Schulinspektor Karl Fowelin, gast
am 26. Juli in Walk, Erbherr auf Eoltzen Alexander v. Pistohl-
kors, gest. am 31. Juli, dim. Landrichter Albert v. Wolffeldt,
gest. am 1. August in Wenden, Staatsrat und Eammerjunker
Graf Paul v. Dunten, Majoratsherr auf Schloss Earkus, gesi
am 26. August in Zögenhof, der Lehrer Simon Nowitzky,
gest. am 28. August in Bad Nauheim.
Die Versammlung ehrte das Andenken der Verstorbenen
durch Erheben von den Sitzen.
Der Präsident erinnerte daran, dass am 1. Juli c. der hundert-
jährige Gedenktag der Geburt des Fürsten Alexander Suworow
gewesen sei. Sein Name sei mit der Erinnerung an die glück-
lichste Periode der Geschichte unseres Landes im neunzehnten
Jahrhundert verknüpft, sein Andenken sei unter uns nicht er-
loschen und namentlich in unserer Gesellschaft erscheine es nicht
notwendig, die grossen Verdienste, die sich Suworow als Grenend-
gouverneur um unser Heimatland und unsere Vaterstadt erworben,
einzeln hervorzuheben. Wie man aber zu seiner Zeit über ihn
urteilte, spiegelt sich in schöner Weise wieder in den Worten,
die der Sekretär unserer Gesellschaft, Magister L. v. Eröger,
dem aus Riga scheidenden Ehrenmitgliede im Jahre 1861 nachrief.
Der Präsident verlas dieselben aus den „Mitteilungen aus der
livl. Geschichte^ Bd. 10 S. 390: „Mit der Erinnerung an den
durch Allerhöchsten Tagesbefehl vom 4. November 1861 zum
Militär-Generalgouverneur der Residenz St. Petersburg berufenen
Fürsten Italiisky Grafen Suworow Rimniksky verbindet
sich für uns die Erinnerung an die Geschichte der letzten
14 Jahre unserer Ostseeprovinzen, welche das Bild der segens-
reichen schaffenden und fördernden Tätigkeit des Fürsten Suworow
197
abspiegelt. Ein treuer und ergebener Diener seines Monarchen,
war Suworow zugleich ein treuer Freund der seiner Leitung
anvertrauten Ostseeprovinzen, unermüdlich für die Wohlfahrt
derselben besorgt, wachte er nicht allein über die Aufrechter-
haltung unserer einheimischen Institutionen, sondern war auch
bemuht, dieselben den Anforderungen der Gegenwart entsprechend
zu entwickeln und zu vervollkommnen. Beim Throne und in
den obersten Beichsbehörden fanden unsere Provinzen in ihm
einen eifrigen Vertreter für alle ihr Wohl betreffenden Ange-
l^enheiten, und unser einheimisches Recht, unsere deutsche Sitte,
unsere Kirche, dann aber auch unsere Nationalen erfreuten sich
in ihm eines wohlwollenden und aufgeklärten Protektors. Vor
allem aber wusste er das Vertrauen zu unserer Landesregierung
zu befestigen und die dunklen Schatten zu zerstreuen, welche
einst in ernsten Tagen unser Rechts- und Verfassungsleben zu
umziehen drohten. Deshalb wird Suworows Name in den
Annalen der Baltischen Provinzen in dankbarer Erinnerung
bleiben und deshalb haben so viele aufrichtige Segenswunsche
unsem hohen Freund in seinen neuen schweren Beruf begleitet.^
Auf Aufforderung des Präsidenten ehrte die Versammlung
das Andenken an den Fürsten Suworow, indem sie sich von
ihren Sitzen erhob.
Nachdem den anwesenden Mitgliedern vom Herrn Museums-
inspektor E. G. V. Sengbusch ein Exemplar der neuen Auflage
des „Führers durch die Sammlungen der Gesellschaft
im Dommuseum^ überreicht worden war, dankte der Präsident
den Herren Vorstehern des Museums und Herrn Dr. W. Neumann
für ihre mühevolle Arbeit und sprach insbesondere dem Museums-
inspektor, der durch seine freigebige Unterstützung den Druck des
mit wohlgelungenen Abbildungen hübsch ausgestatteten Führers
ermöglicht hat, den besonderen Dank der Gesellschaft aus.
Der Präsident berichtete femer, dass im Laufe des Sommers
Frau Dr. S. Sachs send ahl die schon früher in Aussicht ge-
stellten 700 Matrizen livländischer Siegel in Sachssendahlscher
Masse aus dem Nachlass ihres Gatten, des Dr. med. Joh. Sachs-
198
sendahl, als Schenkung dem DommnBeom nbersandt habe. Er
habe sich bereits erlaubt, der Darbringerin den Dank der
Gesellschaft auszusprechen.
Die Yersammlung nahm mit Dank Kenntnis von dieser
wertvollen Schenkung.
Nachdem eine Reihe von Schreiben geschäftlichen Inhalts
verlesen worden war, berichtete Herr Architekt Otto v. Sivers
über die zur Erhaltung der Schlossruine zu Wenden Yorge-
nommenen Arbeiten, die dringend notwendig gewesen seien. Sie
hätten über die von der Gesellschaft dargebrachten 100 BbL
hinaus noch weitere 203 Rbl. 76 Eop. gekostet, eine Fortsetzung
der Arbeiten müsste in allernächster Zeit durchaus vorge-
nommen werden.
Der Präsident berichtete, dass die in der Maisitzung ver-
abredete historische Exkursion nach dem Martinsholm und
nach Dahlen, an der er selbst leider nicht habe teilnehmen
können, zur allgemeinen Zufriedenheit ausgefallen sei und
mancherlei Anregung geboten habe; es sei bei dieser Gelegenheit
der Wunsch verlautbart worden, es möge das bisher nur in den
Zeitungen veröffentlichte Referat über einen Vortrag, den Dr.
Anton Buchholtz über die Burg Holme gehalten, auch in den
^Sitzungsberichten" zum Abdruck gebracht werden. Das Direk-
torium habe beschlossen, diesem Wunsche Rechnung zu tragen,
da eine ausfuhrliche Bearbeitung des reichen, auf die Aus-
grabungen bezüglichen, von Dr. Anton Buchholtz hinterlassenen
Materials leider noch nicht in Aussicht stehe (s. unten).
Der Präsident verlas folgende Zuschrift des Herrn Ober-
lehrers Friedrich v. Reüssier: Zur Geschichte der Familie
Eeussler (Keyssler u. s. w.) habe ich in Ergänzung zu den
Mitteilungen in den Noten der „Patkuliana aus J. G. Keysslers
Neuesten Reisen" (Sitzungsberichte a. d. J. 1900 S. 110 C) nach-
zutragen, dass im Jahre 1487 Peter Keyssler als Bürger-
meister in Reichenbach genannt wird; siehe Mag. Johann
Balthasar Olischers „Entwurf einer Chronica der alten Voigt-
ländischen Stadt Reichenbach aus glaubwürdigen Nachrichten*
j
199
S. 38^ Leipzig 1729. Obige Notiz verdanke ich — zusammen
mit einigen anderen, hier nicht zu erwähnenden — der Liebens-
würdigkeit des Oreizer Lokalhistorikers Ewald Bartsch, der
seinerseits in einem Schreiben an mich „bei der Nähe von Greiz
gar keinen Anstand nimmt, diesen Reichenbacher Bürgermeister
fnr den Ahnherrn der Oreizer Familie Eeyssler zn halten^, und
es zugleich bedauert, dass „verschiedene Stadtbrände alles alte
Aktenmaterial in Beichenbach^, d. h. im dortigen städtischen
Archiv, vernichtet hätten. Leider ist aber auch das Stadtarchiv
zu Greiz, dessen Rat mehrere von meinen Vorfahren im
siebzehnten Jahrhundert angehört haben, durch einen grossen
Brand im Jahre 1802 zerstört worden. Indem ich mich hier auf
diese kurzen Bemerkungen beschränke, verweise ich Interessenten
auf ein Manuskript, welches aus dem Nachlass des Dr. phil.
August Buchholtz in den Besitz der „Gesellschaft für Geschichte
und Altertumskunde^ übergegangen ist: es ist das ein Auszug
aus einer eingehenden Familiengeschichte, die mein im Jahre
1887 verstorbener Vater verfasst hat, und deren Original ich besitze.
Von Herrn Oberlehrer Friedrich v. Keussler war femer
eine Zuschrift eingegangen betreffend eine Familiengeschichte
der ehemaligen rigaschen Familie von König, die im
Besitz des Herrn Kaufmanns Theodor Deeters in Petersburg
sich befindet. Die genealogischen Notizen über die aus Sachsen
stammende Familie gehen bis ins 15. Jahrhundert zurück. Im
Jahre 1533 ist ein Hans König nach Riga gekommen, im Jahre
1795 ist der letzte männliche Spross des Hauses, Georg Christoph
V. König, gestorben. Diese Familiengeschichte ist bereits, wie
der Präsident hinzufugte, von Dr. Aug. Buchholtz ausgenutzt
worden, der die in ihr enthaltenen genealogischen Angaben in seine
in der Stadtbibliothek aufbewahrten Materialien eingetragen hat.
Die Zuschrift ist in den Rigaschen Stadtblättern 1904 Ji 49
vollständig abgedruckt.
Für die Bibliothek waren dai^ebracht worden: vom
Verfasser Herrn Oberlehrer Friedrich v. Keussler: Der
Weltumsegler Adam Johann v. Krusenstem. Vortrag. Petersburg
200
1903. 8^ Ferner Geschenke der Frau Helene Joubert und der
Herren: Dr. Hermann Frank, Eduard Langbein, JL O.
V. Sengbußch, Prof. Dr. W. Stieda und Oberlehrer Fr.
Westberg.
Im AnschluBS an den Bibliotheksbericht referierte der Biblio-
thekar N. Busch: die Biblioteca Nazionale in Turin, die
einen grossen Teil ihrer Schätze durch Feuer verloren hat, habe
sich, die Universalität der Wissenschaft betonend, an die ge-
lehrten Institute und Vereine Europas gewandt mit der Bitte,
durch Spenden aus den Doublettenbeständen der Bibliotheken
an der Wiederherstellung der berühmten Bücherei mitzuwirken.
Infolgedessen seien von der Gesellschaft für Geschichte und
Altertumskunde 78 Schriften, die meist von den Verfassern zu
diesem Zweck zur Verfügung gestellt waren, nach Turin aber*
mittelt worden. Referent l^te einen Au&atz der „Gazetta del
Fopolo" vom 26. Juli d. J. Nr. 206 vor, in dem der Dank für
diese Darbringung ausgesprochen und der Tätigkeit der Geeell-
Schaft im allgemeinen in rühmendster Weise gedacht wird.
Für das Museum waren dargebracht worden: 1) von Herrn
E. G. V. Sengbusch: 2 Wandleuchter aus Messing, ein Stehflagel
und eine Bürgerrüstung des 16. Jahrhunderts; 2) vom Rigaer
Börsenkomitee: ein Eorbschwert aus dem 16. Jahrhundert;
3) von Herrn G. Fowelin als Leihgabe: ein Schreibtisch; 4) von
Frl. Emma Sprost: eine Fruchtschale aus Meissener Porzellan;
5) von Herrn Dr. H. v. Er üd euer: eine Runöer Seehundsflinte
mit Pulverhom und Eugelbeutel; 6) von Herrn Apotheker Nikolai
Eieseritzky: Rezept für Wund- und Nervenbalsam von Andreas
Bjökgren in Riga; 7) von Herrn Reinhold v. Helmersen zu
Sawensee: diverse Halsringe, Armbänder, Nadel etc. aus Bronze
und mit Bronze durchwirkte Zeugreste ; 8) von Frl. E. v. S chinckell:
ein eisernes Truhenschloss; 9) von Herrn Oskar Baron Freitag-
Loringhoven: Nachbildung eines silbernen Löffels der Familie
Ungem-Sternberg.
Für das Münz- und Medaillenkabinett war ein Geschenk
des Herrn Dr. Hermann Frank aus Pernau eingegangen.
201
Herr Stadtbibliothekar N. Bnsch rekurrierte auf die von
Herrn Leonid Arbusow in der Aprilsitzung dieses Jahres be-
sprochenen, in der Stadtbibliothek aufgefundenen Bruchstucke
von alten Drucken eines liyländischen Ablasses von 1504 bis 1505.
Referent hat mittlerweile ein weiteres Bruchstuck einer bisher
unbekannten Ablassinstruktion aus jener Zeit in der Stadt-
bibliothek aufgefunden. Der defekte Einblattdruck, der der Qe-
Seilschaft vorgelegt wurde^ war zur inneren Deckelbekleidung
des Foliobandes, Philologie 796, Lexicon graecum, Basel 1525
verwendet worden. — Das Exemplar dieses Buches kann auch
nach anderer Richtung Interesse beanspruchen. Das Titelblatt
trägt die handschriftliche Bemerkung: Sum Joannis Rosendael
Rigensium scholasticorum hypodidascali et amicorum omnium
separatum 1532. Hypodidascalos ist eine griechische Nachbil-
dung des Wortes Subrektor, und man wird in Johannes Rosendael
den ersten Subrektor der 1528 neugestalteten Rigaer Domschule
erblicken. Er ist wohl identisch mit dem Kantor Johannes, der
1545 an der Domschule tätig war.
Derselbe legte einen ihm von Herrn Maler Ernst Tode
zur Bestimmung übergebenen mittelalterlichen Papierkodex vor.
Eb handelt sich um ein Werk des Simon von (}enua, Glavis
sanationis. Der Verfasser, Domherr von Ronen, Subdiakonus
und Leibarzt des Papstes Nikolaus lY. (1288—92), bietet ein
grosses Lexikon der Pharmakologie, für das er arabische und
beachtenswerte griechische Quellen benutzt hat. Das Werk ist
1474 in Padua und 1486 und 1510 in Venedig gedruckt worden«
Der vorliegende Kodex ist 1468 in Böhmen hergestellt. Auf den
freigebliebenen Schlussblättern hat ein früherer Besitzer, der
Apotheker Laurentius in Pilsen, eine die Jahre 1515 bis 1529
umfassende Familienchronik gefährt.
Derselbe wies femer auf eine bisher unbekannte Erwähnung
des Estenbischofs Fulco hin, dessen Ernennung noch vor die
Zeit der deutschen Kolonisation der Ostseeprovinzen flQlt. Ein
Schreiben des ehemaligen Bischofs Eskill von Lund (er hatte
1177 resigniert) und des Bischofs der Esten Fulco betreffend die
202
Eroberung der Insel Rügen dnrch die Dänen (1168) wird erwähnt
in einem Privil^ des Papstes Alezander III. für das Domstift
Böskilde, Tascnlnm 1180 Jnni 29, gedruckt bei Albert Brackmann,
Papstnrkunden des Nordens, Nord- und Mitteldeutschlands, Nach-
richten Ton der Königl. Oesellschaft der Wissenschaften zu
Oöttingen, Philologisch-historische Klasse. 1904. Heft 1 S. 133 £
Herr Inspektor E. Mettig brachte folgende Erörterung vor:
Die dritte und yierte Lieferung des 11. Bandes des Urkunden-
buches der Stadt Lübeck (S. 242, 1903) bringt eine Urkunde
vom Jahre 1467 April 14, die über den Lübecker Maler Bemdt
Notke handelt, der sich auch in unseren Landen als Künstler
bekannt gemacht hat. Bemdt Notke gehört zu den hervor-
ragendsten Meistern auf dem Gebiete der Malerei und Skulptur
im 15. Jahrhundert in Lübeck, von wo in damaliger Zeit fast
ausschliesslich alle Länder des Baltischen Meeres mit Kunst-
eneugnissen versorgt gewesen sein sollen. Für uns hat dieser
Künstler dadurch eine besondere Bedeutung, dass sich ein
schönes Werk von ihm, der Hochaltar der Heiligengeistkirche in
Beval vom Jahre 1483, erhalten hat. Er ist von Dr. W. Neumann
in seinem Werke über mittelalterliche Holzplastik und Malerei
in Livland und Estland abgebildet worden.
Die angezogene Urkunde v. J. 1467, die ich zum Gegenstände
einer kurzen Mitteilung machen will, ist inhaltlich bereits, ehe
sie gedruckt war, von Adolf Gk>ldschmidt in seinem, auch im
Schosse unserer (Gesellschaft 1901 vom Stadtbibliothekar N. Busch
als beachtenswert hervorgehobenen Aufsatze: Rode und Notke,
zwei Lübecker Maler des 16. Jahrhunderts (Zeitschrift für bildende
Kunst, Neue Folge 12. Jahrgang 1901, S. 31 ff. u. S. 55 ff.) ver-
wertet worden. Zum ersten Male wird sie aber jetzt in d«n
Urkundenbuche der Stadt Lübeck abgedruckt. Der Herausgeber
des Urkundenbuches Dr. Hasse setzt ihr folgendes Regest voran:
^Der Maler Bemdt Notke wird ins Amt der Maler au%enommen.^
Eine Aufnahme Bemdt Notkes ins Amt der Maler vermag ich
aber nicht aus dieser Urkunde herauszulesen, vielmehr redet
sie von dem Entgegengesetzten, d. h. davon, dass Bemdt Notke
j
ausserhalb der Zunft stehe. In der Urkunde von 1467 wird ntir
gesagt, der Bat zu Lübeck erkenne den Geburtsbrief Notkes
als gültig an und sichere dem Maler Notke zu, dass die Knechte,
die bei ihm ausgelernt haben, nicht dafür irgend welche Ver-
unglimpfung erfahren sollen, sondern durchaus des Amtes der
Maler würdig seien, dass ferner, wenn der Oldermann des Maler-
amts oder die Mitglieder der Zunft Notke wegen irgend einer
Angelegenheit verklagen woUen, solch eine Bechtssache nur vor
den Bat gebracht werden düi*fe. Notke ist wohl niemals zünftiger
Meister in Lübeck geworden. Das hebt auch aufs deutlichste
Ooldschmidt hervor, der seine Materialien Dr. Hasse verdankt,
während Hasse selbst bei der Edition zur Urkunde von 1467 ein
Begest verfasst, das dem Inhalte nicht entspricht.
Wohl in Anerkennung seiner hervorragenden Eunstleistungen
ist vom Bat zu Lübeck dem Maler Bemdt Notke die exzeptio-
nelle Stellung, ohne der Zunft der Maler anzugehören, in Lübeck
die Kunst der Malerei und Skulptur auszuüben, eingeräumt
gewesen.
Herr mag. bist. Eduard Fehre hielt einen Vortrag über
das aus dem Nachlass des Eeldmarschalls Barclay de ToUy
stammende „oKypHaJTb Hcxo^Aii^Hirb ÖyiiarairB no ccKpeTHoft
HacTH, HanaTOfi no npH6HTiH bi> Bhjibho, Mapra 31 aha 1812 r.^,
das sich seit dem J. 1898 im Besitz der Stadtbibliothek zu
Biga befindet.
in dieses ^Joumal^ sind Kopien der Schreiben eingetragen
worden, die von Barclay ausgegangen sind. Der Band enthält
26 Seiten Folio und 12 Schreiben, darunter 5 von Barclay an
den Kaiser Alexander, 2 an den Fürsten Bagration, je eines an
den Oeneral Marquis de St. Priest, den Oeneralleutnant Steinheil,
den Marquis de Traverse, den Gouverneur von Kurland v. Sivers
und an den Kommandierenden der Grenztruppen des Gross-
herzogtums Warschau; dazu kommt ein Allerhöchstes Beskript
an den Fürsten Lobanow-Bostowski.
Die Schreiben an den Kaiser sind alle französisch gefasst,
bis auf einen sogenannten Bapport, der russisch vorliegt; bei
204
zweien der Schreiben findet sich die russische Randbemerkung:
übersetzt aus dem Deutschen.
Der erste dieser Briefe ist Tom 27. März datiert. Barclay
bezeichnet die Festung Riga und Dunamünde als wirklich^i
Schutz g^en die Feinde — vorausgesetzt, dass der Kommandant
seiner Aufgabe gewachsen ist. Dass sei aber hier nicht der
Fall. Fürst Lobanow sei ein guter Administrator, von persön-
licher Bravour, voll Hingabe für den Thron. Doch beherrsche
er absolut nicht das Technische, sei zudem ehrgeizig und eigen-
willig, und werde sich daher kaum von den beiden am Orte
befindlichen wirklichen Kennern instruieren lassen: dem Artillerie-
obersten Tretiakoff und dem Oenieobersten Trousson. Weiter
spricht Barclay eingehend von der Heranziehung von ErsatE-
truppen aus den litauischen und südwestlichen Gouvernements.
Femer schlägt er dem Kaiser vor, mit der Artillerie von Windau
und Libau einen Handstreich g^en Memel zu unternehmen.
Die finanzielle Situation bezeichnet er als trostlos. — Das zweite
Schreiben an den Kaiser, vom 31. März, handelt vom Kri^e
g^en die Türken, der damals noch nicht zu Ende gekommen
war. — Das dritte Schreiben, vom 3. April, ist der obenerwähnte
^Rapport^. Zunächst gibt Barclay einige tatsächliche Mittei-
lungen: die Franzosen sind in Königsberg eingezogen; die Preussen
haben ihre Position an der Pregel eingenommen; Marschall
Davoust hat wahrscheinlich bereits die Weichsel überschritten.
Er, Barclay, beabsichtige den Grafen Wittgenstein gegen Memel
zu senden, und erbitte sich die kaiserliche Autorisation daza.
Die Zustände in der Armee seien nicht erfreulich: es fehle am
genügenden Mass von Fleisch und geistigen Getränken, ebenso
an Fourage, daher kläglicher Zustand der Pferde. Gegen 2000
Mann lägen schon jetzt, vor Eröffnung des Krieges, in den
Hospitälern. Geld sei gar keines vorhanden. — Das vierte
Schreiben, vom 8. April, enthält gleichfalls im Eingange tatsäch-
liche Mitteilungen: die Franzosen und die Rheinbundstruppen
haben die Weichsel überschritten, die Rheinbündler wenden sich
der Oberweichsel zu. Die russischen (Generale seien ganz ohne
j
206
Instruktionen; man wisse noch nicht, ob der Kaiser den Krieg
gegen Frankreich beschlossen habe. Wünschenswert sei es, den
Türkenkrieg endlich durch einen Frieden zum Abschlnss zu
bringen; aufs schärfste seien die zu Temrteilen, die das dazu
Erforderliche versäamt hätten (gegen Katnsow gerichtet). An-
fangs habe er daran gedacht, auch ans Riga Trappen gegen
Memel zu dirigieren, nun habe er aber diesen Gedanken auf-
gegeben, da Riga selbst des Schutzes bedürftig ist. — Im fünften
Brief, vom 12. April, spricht sich Barclay mit lebhafter Befrie-
digung über den Entschluss des Kaisers aus, an Stelle von
Kntusow den Admiral Tschitschagow in den Süden zu senden,
um mit der Türkei den Frieden abzuschliessen. — Am 22. April
traf Kaiser Alexander in Wilna ein.
Im ersten Briefe an den Kaiser (s. o.) hatte Barclay geraten,
den Kommandanten von Riga zu wechseln. Unterm 10. Mai
findet sich ein Allerhöchstes Reskript an den Fürsten Lobanow-
Rostowski, worin dieser unter schmeichelhafter Anerkennung
seiner Verdienste aufgefordert wird Riga zu verlassen, ^da Riga
kaum grösseren Gefahren ausgesetzt ist^; um ihn einem grösseren
Wirkungskreise zuzuführen, wird er beauftragt, zwei neue Divi-
sionen zu bilden, und zwar von Wladimir aus. Sein Nachfolger
als Kommandant war bekanntlich General Essen (vergl. Mittei-
lungen der Gesellschaft XI, Aufsatz v. Gutzeit).
Von den beiden Schreiben an den Fürsten Bagration ist
das erste vom 10. April datiert. Barclay teilt dem Fürsten den
vom Kaiser bestätigten Kriegsplan mit. Vor dem numerisch
stärkeren Feinde habe er sich langsam zurückzuziehen, ohne
den Zusammenhang mit der Basis zu verlieren. Sei der Feind
wesentlich schwächer, so sei er auch anzugreifen und seine Vor-
and Nachhut unaufhörlich zu beunruhigen. Weiter als bis Kiew,
das gründlich zu befestigen sei, solle er sich, ohne eine Schlacht
geliefert zu haben, jedoch nicht zurückziehen; falle diese unglück-
lich aus, so solle er gegen den Dnjestr abrücken, wo das Terrain
günstiger sei. Aus Ghotin sein ein möglichst starker Stützpunkt
zu schaffen. — Im zweiten Brief vom 10. Mai teilt Barclay dem
206
Fürsten im tiefsten Oeheimnis mit, dass der Kaiser ihn, Bagra-
tion, zum Kommandierenden einer zweiten Westarmee ernannt
habe. Diese Armee habe sich am Prozany zu konzentrieren;
bis sie sich gebildet habe (Barclav gibt ihre einzelnen Bestand-
teile an), habe sich Bagration in Lack aafisnhalten. Femer
teilt Barclay mit, dass eine dritte, die Sadarmee, anter Tormasow
formiert werde* Er bitte den Fürsten über alles einigermassen
Wichtige ihm rasche Mitteilung machen zn wollen, da er, Barclay,
dem Kaiser anmittelbaren Rapport abstatten müsse.
Das Schreiben an den Ziyilgoavernear von Karland ▼. Sirers
ist vom 8. Mai d. J. datiert. Obgleich es anwahrscheinlich sei,
dass der Feind Karland and Riga angreife, seien doch Yorsichts-
massregeln za ergreifen. Der OoaTemeor habe darauf zu achten,
dass die Getreidevorräte in Kurland genau gezählt werden. Nur
der Teil der Ernte, der für die Bewohner zum Lebensunterhalt
und zu künftiger Aussaat in Betracht käme, sei ihnen zu lassen,
alles übrige sei über die Düna in Sicherheit zu bringen, aber
keineswegs in Riga abzulagern.
Die übrigen Schreiben enthalten kaum wesentlichere Punkte.
Im Brief an den Marquis de Traverse spricht sich Barclay mit
grosser Entrüstung über die Missbräuche bei der Yerproyiaa-
tierung aus.
Über die Borg Holme und die Kirohe in Holme.
Selbitreferat eines am 10. September 1897 gehaltenen Vortrags Toa
Anton Baohholts (f).
Der Vortragende gab zuerst eine aus der Chronik Heinrichs
Ton Lettland und aus Urkunden geschöpfte ausfuhrliche Dar-
stellung der Qeschichte der Burg Holme und der Kirche in
Holme, die hier im Auszuge wiedergegeben wird:
Der Priester Meinhard, der wohl bereits 1184 eine Eirdie
im Dorfe Üxküll errichtet hatte, yersprach, als er sah, dass
die Liven den Angriffen der Litauer nicht zu widerstehen rer-
mochten, dass sie Bureen bekommen sollten, wenn sie sich ent-
schlössen, den christlichen Olauben anzunehmen. Als die Liren
das gelobt hatten, wurden im Sonuner 1185 Maurer aus Qotland
207
gebracht, und es wurde neben der Kirche der Bau einer stei-
nernen Bure in ÜxküU brennen, die spätestens im Sommer
1186 vollendet wurde. Danach erhielten auch die Holmischen
Liven eine steinerne Burg, die wohl nicht früher als 1187 fertig
wurde, nachdem deren Bau wohl nicht früher ads 1186 begonnen
worden war. In die Zwischenzeit der Errichtung dieser oeiden
Bargen fUlt die Ordination Meinhards zum Bischof. Allein die
Erwartung, die an den Bau der beiden Burgen eeknüpft wurde,
blieb aus: nicht einer von den Liven nahm den Oiauben an,
das Bekehrungswerk Meinhards war zunächst gescheitert, der
Widerstand der Liven, die nun im Besitze zweier Burgen waren,
war gestärkt, statt geschwächt. Meinhard machte, um ihren
Nachstellungen zu en^ehen, wiederholt Versuche, nach Gotland
abzufahren, wurde aber daran verhindert. Dann schloss er —
die Oeschichte seiner letzten Jahre ist dunkel — seine Tage im
Auffust oder Oktober 1196, anscheinend verehrt von den Liven,
una wurde in der Üxküllschen Kirche b^raben. Meinhards
Nachfolger, der Bischof Bertold, kam 1197 nach Livland. Zuerst
wurde er schmeichlerisch von den Liven aufgenommen, aber,
so lautet des Chronisten Bericht, bei der Einweäung des Holmi-
schen Kirchhofes haderten sie, ob man ihn in der Earche ver-
brennen oder erschlagen oder ertränken sollte. Heimlich ging
der Bischof dann zu den Schiffen und kehrte nach Gotland zurack.
Dies ist die erste Nachricht, die wir von der Kirche der
Holmischen haben. Sie muss schon zu Zeiten Meinhards ge-
standen haben, denn ihrer geschieht als einer bereits vorhandenen
EiTwähnung. Bertold vollzieht nur die feierliche Einweihung des
Kirchhofes, der zweifellos um die Kirche herum angelegt worden
war. Aufiallend bleibt es, dass der Chronist ihror Gründung
gar nicht gedenkt, obwohl der Bau einer zweiten Kirche neben
der von ÜxkuU doch eine für die Verbreitung des Christentoms
durch Meinhard besonders wichtige Tatsacne gewesen wäre.
Kaum mag diese Unterlassung dadurch zu entschuldigen sein,
dass der Chronist nicht Augenzeuge dieser frühesten Vorfälle
war, denn wahrscheinlich erst 1203 ist er, in noch jungen Jahren,
nach Livland gekommen und erst 1208 tritt er als junger
Priester auf.
Wo diese Kirche der Holmischen gelegen war, geht aus
einem wohl in den Winter 1202 auf 1203 fallenden Ereignisse
hervor. Es wird nämlich erzählt, dass die den Liven feinduchen
Semgallen damals die Kirche Holme mit dem ganzen Dorfe ab*
brannten und erst, nachdem sie die Burg l^^e vergeblich ange-
griffen hatten, wieder abgezogen waren. Wir haben also die
Kirche in der Nähe der Sur^ Holme zu suchen, von der gleich
darauf ausdrucklich gesa^ wird, dass sie .inmitten des Stromes''
(in medio fluminis, Heinrich ü, 4) lag. Mne solche Ortsangabe
208
entspricht nur der Lage auf einer kleinen Insel. Rings von
Wasser umgeben, musste die Burg dem Auge sichtbar sein, sonst
konnte man von ihr nicht wohl sagen, dass sie „inmitten des
Stromes^ lag. Diese Beschreibung passt vortrefflich zu der heute
noch sichtbaren Burgruine auf der seit Jahrhunderten „Martins-
holm^ genannten kleinen InseP). Die Behauptung, der Martins-
holm habe zu Meinhards Zeiten noch gar nicht bestanden und
sei erst später durch einen Durchbruch der Düna von der Insel
Dahlen abgetrennt worden, erweist sich als vollkommen hinfiülig,
und das um so mehr, wenn man die Belagerung der Burg Holme
im Jahre 1203, wie sie von Heinrich erzählt wird, mit Aufmerk-
samkeit liest: die Belagerten werden, so berichtet er, entweder
erschlagen oder gefangen genommen; andere, die hinüber-
schwimmen wollen, ertrinken, wieder andere schwimmen hinüber
und entkommen. Die Rettung erfolgt nur durch Schwimmen,
auf andere Weise nicht. Also Burg Holme und die Kirche in
Holme lagen beide, in nächster Nähe von einander, damals schon
auf einer kleinen Insel, dem heutigen Martinsholm.
Die Burg Holme verblieb, als Bertold 1197 abfuhr, voll-
ständig in der Gewalt der Liven, und als er 1198 mit einem
Heere nach Livland zurückkehrte, da forderte er die in der
Burg vergeblich auf, den Glauben anzunehmen. Erst nachdem
sein Heer in einer Schlacht bei Riga am 24 Juli einen grossen
Sieg erfochten hatte, wobei aber der Bischof selbst den Tod
fand, erneuerten die Liven den Frieden. In Holme wurden
S)gen 50, in ÜxküU g^en 100 getauft und die Liven nahmen
eistliche in ihre Burgen auf und setzten ein Mass Eom von
jeglichem Pfluge für den Unterhalt eines jeden Priesters an.
Kaum aber war das deutsche Heer abgesegelt, so wurde der
Klerus vertrieben, nur Eaufleute blieben zurück, die ihr Leben
durch Geschenke retteten.
Erst dem Nachfolger Bertolds, dem grossen Bischof Albert,
gelang es, das Christentum dauernd unter den Liven an der
Düna zu befestigen. Im Sommer 1200 kam er zum ersten Male
nach Livland. Nicht ohne Schwierigkeit gelangte er bei der
Burg Holme vorüber nach Üxküll, dann schloss er auf drei Tage
Frieden mit den Liven und zog nach Holme, von wo er w^en
seines bischöflichen StuUs und Ornats Botschafter zu den Schiffen
nach Dünamünde absandte. Der Rückzug wurde ihnen aber beim
Rummel von den Liven abgeschnitten und die Liven selbst
rückten nach Holme vor, wo sie den Bischof und die Seinigen
^) Zuerst finde ich diesen Namen in einer Revision vom 11. Sep*
tember 1638, dann in einer Üzkallschen Amtsrechnung von 1661 erwafant
Die in EniBes Necrolivonic^ aaf der Bückerschen Karte nnd sonst noch
vorkommende Bezeichnung „Meinhardsholm" ist sicher auf der Studierstabe
ausgeheckt. Auch die Letten nennen ihn heute noch nur „Martina säla".
209
belagerten. Vor der drohenden Hungersnot wurden die Be-
lagerten durch grosse Vorräte an Korn und anderen Speisen
gerettet, die man in verschiedenen Erd^ben fand. Die Be-
lagerung selbst aber wurde aufgehoben, als die Liven, durch die
ausserhalb der Burg befindlichen Deutschen bedrängt, genötigt
wurden, wiederum Frieden zu schliessen, worauf Albert nach
Deutschland zurückkehrt, nachdem ihm zuvor noch die Stelle,
wo ein Jahr darauf (1201) mit dem Bau der Stadt Riga begonnen
wurde, eingewiesen worden war.
Dann erfolgte, wohl im Winter 1202/3, der bereits erwähnte
Angriff der Semgallen auf Holme, wobei die Kirche mit dem
ganzen Dorfe verbrannt, die Burg aber vergeblich angriffen
wurde. Auch belagerte im Sommer 1203 der König von rolozk
die Burg, die Russen aber wurden, dank den von Bischof Albert
vorher zur Hilfe in die Burg abgesandten Deutschen, abgewehrt.
Bei diesem selben Jahre (1203) erzählt uns der Chronist von
dem Wunder, das beim Sarge des Mönches Siegfried geschah,
der längere Zeit die Pfarrei Holme versorgt hatte. Seine
Leiche wurde von einer Schar Neubekehrter zur Kirche getragen
und da sie ihm einen Sarg gemacht hatten, fanden sie, dass das
zum Deckel zugeschnittene Srett um einen ganzen Fuss zu kurz
war. Wie sie nun ein Holzstück, das sie aufgesucht hatten, an
den Deckel anlegen wollten, sahen sie, dass der Deckel wieder,
nicht durch menschliche, sondern durch göttliche Kunst, verlängert
worden war. — Ein gewisser Widerspruch zu dem früher jBr-
zählten liegt hier in dem Umstände, dass die Kirche, von der
doch kurz vorher berichtet worden war, dass sie abgebrannt
worden sei, wieder zu Beerdigungen benutet werden konnte.
In den beiden folgenden Jahren (1204 und 1205) werden
die livischen Burgen in Lennewarden und Ascheraden von den
Deutschen eingeäschert und die Liven von Üxküll werden ans
ihrer steinernen Bui^, weil sie sich ihres Besitzes unwürdig er-
wiesen hatten, völlig ausgeschlossen, so dass diese von nun an
als eine nur von Deutschen besetzte Burg, seit 1201 an Konrad
von Meyendorpe verlehnt, in der Geschichte auftritt. Aber der
Holmischen geschieht hierbei keine besondere Erwähnung: es
scheint, als ob sie damals friedsamer als ihre anderen Stammes-
genossen waren oder unter stärkerem Druck standen, obwohl
Ton einer deutschen Besatzung ihrer Burg nicht die JElede ist.
Aber die Buhe ist nur scheinbar. (Gerade die Ältesten von der
Burg Holme waren es, die im Mai 1206 wiederum einen grossen
Aufstand zur Vertreibung der Deutschen anstifteten. Nacn einer
heimlichen Besprechung am Flusse Oger zogen die Liven in
hellen Haufen zur Burg Holme. Die Holmisohen töteten ihrea
Priester Johannes und einige andere, dann b^ann man gegen:
Biga vorzudringen. Doch Bischof Albert kam imien zuvor. Die
14
210
von ihm abi^esandten Deutschen fuhren mit den rigischen
Liren — es ist das erste Mal, dass auch Liven ins FAd mit
den Deutschen zogen — zu Schiffe stromaufwärts und legten
am 4. Juni 1206 bei der Burg Holme an, die in einem vom
Chronisten sehr anschaulich geschilderten Kampfe erobert warde.
Die Ältesten der Holmischen wurden gefesselt nach Riga und
n)äter nach Deutschland abgeführt. Dann wurde eine deutsche
Besatzung in die Burg gelegt und der Priester Daniel dort-
hin gesandt. Dass jedoch die Liven vollständig von dieser Burg,
wie Mher von der Üxkullschen, ausgeschlossen wurden, wird
nicht berichtet. Es geht vielmehr aus den nachfolgenden Er-
eignissen hervor, dass in Holme die Liven neben den Deutschen
sich aufhielten.
In den Spätsommer desselben Jahres (1206) fUIt wieder
eine Belagerung der Burg durch den König Woldemar von
Polozk, doch auch diese wird von Deutschen und Liven abge-
schlagen. Hatten sich bei dieser Gelegenheit die Holmisohen
zwar nicht untreu erwiesen, obwohl man ihren Verrat gef&rchtei
hatte, so traten sie doch später als offene Widersacher hervor.
Zwar halfen sie 1210 die Kuren von Riga vertreiben, doch 1212
sind sie im Bunde mit den Letten und den anderen Liven und
wollen gleich ihnen die Deutschen aus dem Lande vertreiben.
Es heisst, dass sie alle anfingen ihre Burgen zu befestigen, um
sich nach der Ernte plötzlich in die Burgen zurückzuziehen.
Doch der Anschlag wurde entdeckt. Die Burgen der Lenne-
warder und Thorcäer werden angezündet und die RigischeO;
,,da sie die erzbösen Gedanken der Holmischen vermerkten,
schickten hin und zerstörten den oberen Rand ihrer steinernen
Burg, die Bischof Meinhard erbaut hatte^.
Das ist das letzte, was uns Heinrich von der Burg Holme
fiberliefert. Nur zwei Mal erwähnt er noch der Liven in Holme.
Ein Mal, dass die Semeallen wider sie 1219 eine Heerfahrt
unternahmen, das andere Mal, dass der päpstliche Legat Wilhelm
von Modena sie 1225 besuchte. Dort habe er die Feier der
Messe begangen und den Samen der heiligen Lehre gesiet
Dann sei er nach Üxkfill gezogen, wo er das (Gedächtnis der
ersten Bischöfe gefeiert und auch diese Liven in Gottes Dienst
bestärkt habe. Aus dieser letzten Nachricht kann mit Sicherhett
entnommen werden, dass die Holmische E^irche damals jedenfdls
dort bestanden hat.
Die f&r die nächste Zeit in Betracht kommenden livländiachen
Chroniken, die ältere Reimchronik und die Chronik Hermanns
von Wartberge, enthalten speziell über Holme gar nichts. Wir
sind daher ausschliesslich auf die Urkunden mit ihren spärlichen
Nachrichten angewiesen. Sie beziehen sich meist auf die An*
apruche, die vom Bischof, Kapitel und Orden an die Boig Holme
j
211
oder deren Oebiet erhoben werden. Nor einzelnes davon mag
hier hervorgehoben werden*
Da der Orden (die Brüder der Bitterschaft Christi) ein
Recht hatte auf den Besitz des dritten Teils des ranzen Landes,
so wurde ihm auch vom Papste 1211 der dritte Teil der Burg
Holme aasdrncklich zo^esprochen. Diese Zuweisung beschränkte
sich nicht bloss auf den dritten Teil der gemauerten Burg^
sondern war ausgedehnt auf den dritten Teil des ranzen Burg-
gebiets, denn anders durfte der Zusatz ^slü Menschen, Äckern
und Zehnten^ nicht aufzufassen sein. Dass das Bnrggebiet von
Holme über die kleine Insel hinausging, auf der die Burg lag,
steht wohl zweifellos fest. Lag doch dort das sicher volkreiche
Dorf Holme, dessen Bewohner mehr Land besessen haben mussten,
als die kleine Insel umfasste, denn ihr Leben hätten sie von dem
geringen Ertrage der Äcker auf der Insel nicht fristen können.
Wo aber lag dieses Land, von dem also auch ein Drittel dem
Orden zugesprochen worden war? Ich meine, dass man zunächst
an dasjenige Land zu denken hat, das in den späteren Jahr-
hunderten zum Bnrggebiete von Eirchholm gerechnet wurde,
nämlich an das Land auf dem nördlichen Ufer der Düna, das
zwischen ÜxkfiU und der Bigaschen Stadtmark la^. Dann liegt
es auch nahe, die grosse Insel Dahlen als Gebiet der Holmischen
anzusehen, das kann aber nur mit gewissen Einschränkungen und
unter Festhaltung einer zeitlich sehr früh zu setzenden Grenze
geschehen. Nicht zustimmen kann ich dem, was Bielenstein
grenzen S. 42 f.) sagt, dass nämlich ursprünglich der Name
Holme an der grössten Dünainsel, die es überhaupt gibt, an der
später Dahlen genannten Insel gehaftet habe und dass sie daher
schlechthin Holme genannt worden sei, sowie dass die vom
Chronisten Heinrich erwähnten Hohnischen Liven gewiss ur-
sprünglich die Bewohner der Insel Dahlen gewesen seien. Ich
bin vielmehr in Übereinstimmung mit Pabst der Ansicht, dass
Heinrich, obwohl er nirgend einer Insel Holme ausdrücklich
gedenkt, dennoch unter Holme schlechthin nur den Martinsholm
und unter den Holmischen oder Holmischen Liven zunächst die
Bewohner jener Insel gemeint habe. Die Gründe dafür sind fol-
gende: zunächst geht aus einer Urkunde von 1213 hervor, dass
es in der Tat eine Insel ^ab, die Holme genannt wurde; der
Name „Holme^ ist aber kein Uvisches Wort, sondern weist nach
Westen. Man geht also wohl nicht fehl, wenn man annimmt,
dass erst die aus Westen angelangten fremden Gäste dem Orte
den Namen gegeben haben. Innen mochte aufgefallen sein, dass
ein volkreiches Dorf auf einer kleinen Insel lag, und da sie auf
anderen kleinen Inseln keine Dörfer antrafen, so nannten sie die
Bewohner jenes Dorfes die Liven vom Holme; das genügte, um
jeden Zweifel darüber, wer gemeint sei, auszuschliessen. Im
14»
212
Gegensätze za Bielenstein könnte also die Behanptang aufgestellt
werden, dass jene Insel schlechthin Holme gerade ans dem Grande
genannt wurde, weil sie die kleinste bevölkerte Insel war.
Dass Heinrich unter den Holmischen mitunter nicht bloss
die Bewohner der Insel Holme, sondern auch die des gegenüber
gelegenen nördlichen Ufers und die der Insel Dahlen verstanden
habe, will ich gern zugeben. Spricht er doch im unteren Gebiete
der Duna nur von Ri^schen, Holmischen und Üxkullschen Liven,
ohne dass man sich dabei en^ an die Bewohner der Dörfer bei
Riga, in Holme und in üxküll zu halten hat.
Eine Bestärkung der Ansicht, dass Holme der Martinsholm
sei, gewinnt man durch den umstand, dass die Burg Holme
später den Namen Kercholm ^) fuhrt, zuerst so in einer Urkunde
von 1255 genannt. Der veränderte Name ist aber sicher früher
entstanden und zuerst der Insel beigelegt worden, als der einzig^i
Insel, auf der sich eine Kirche befand, daher Eircheninsel,
Eirchholm. Neben dieser Kircheninsel erscheint dann 1259^
die Insel Dolen zum ersten Mal und schon 1226 die Burg Dolen,
beide sicher so nach einem Johann von Dolen genannt, dem
diese Insel wohl bereits vor 1211 oder vor 1207 von Bischof
Albert verlehnt worden war. Ich neige zu der Annahme, dass
sie früher Köniffsholm (insula regis) genannt wurde. Wenn also
seit 1211 in Urkunden von der Burg Holme oder deren G^iet
die Rede ist, so scheint es nicht gerechtfertigt, darunter auch
die Insel Dahlen zu verstehen. Hier b^nnt der Zeitpunkt,
wo unter Holme und Dahlen zwei getrennte Gebiete ver-
standen werden.
Obwohl nun dem Orden vom Papste 1211 der dritte Teil
von Burg Holme zugesprochen worden war, so gelangte er dodi
nicht in deren Besitz; er wurde auf andere Weise entschädigt.
Holme verblieb dem Bischöfe und wurde 1231') von ihm dem
Rigischen Domkapitel abgetreten, dem auch 1288 Schloss Dolen
vom Erzbischof geschenkt wurde und das 1294 in den B^tz
der ganzen Insel Dolen gelangte. Der bald darauf, 1297, aus-
brechende grosse Krieg zwischen Orden und Erzbischof ver-
änderte diesen Besitzstand. Der Orden nahm gewaltsam Besilx
1) Der Lette hat diesen Namen nioht anffenommen, Kirohholm wird
TOD ihm stets Salas-pils, Holmbarg, also Barg Holme geoaant.
*) Der Verfasser stützt sich in betreff der Jahreszahl 1259 wohl auf
die Urkunde im ÜB. Nr. 363 Sp. 461 y. J. 1261, die nach Bange, Ürk.-Beg.
Nr. 919, io8 J. 1259 zn setzen ist. Es ist hierbei aber za beachten, dass
diese Urkunde eine Falschnng ist. Die nächste Erwähnang der Insel Dolen
ßilt in das J. 1288 (ÜB. I Nr. 524; Bange, Beg. Nr. 1354). Die Redaktion.
') In der Urkande von 1231 (ÜB. I 168; Bange, Urk.-Beg. Nr. 353)
ist nnr von der Kirche in Holme die Bede, da aaf Zeile 12 von anten statt
„etiam in Holme' nach dem Original za lesen ist «ecciesiam in Holme*.
Die Redaktion.
j
213
von den Schlössern des Erzbischofs und des Kapitels, er zerstörte
und verbrannte insbesondere die Eapitelsschlösser und raubte
deren Mobiliar. Unter diesen Eapitelsschlössern können nur
Dolen und Eercholme gemeint sein. Das Schloss Eirchhohn auf
der Insel wurde also höchst wahrscheinlich 1297^) gänzlich
zerstört. Es verblieb, trotz der Reklamationen des Eapitels, die
durch mehr als ein Jahrhundert hindurch erhoben wurden, im
Besitze des Ordens*), der es nicht mehr aufbaute, sondern in
der Folge, ungewiss wann, jedenfalls vor 1380, ein festes Haus
auf dem nördlichen Ufer der Düna gegenüber der Insel erbaute,
das gleichfalls Eirchholm genannt wurde. Die Tage dieses neuen
Ordensschlosses Eirchholm waren gezählt, als Zar Iwan Grosny
1577 Livland mit seinen Scharen überschwemmte. Er hatte fast
alle Schlösser Livlands erobert, wobei nur an das Schicksal
Wendens erinnert sei, das damals in die Luft gesprengt wurde.
Immer näher rückte er auf Riga vor, bereits hatte er Lenne-
warden in Besitz genommen, da entschlossen sich die Bigischen
das Haus Eirchholm in Brand zu stecken, um den Feind daran
zu verhindern, dass er sich dort festsetze. Das geschah am 28.
Auffust 1577 und am 4. September wurde Eirchholm ganz ge-
schleift. Benner, der in seiner Chronik die Zerstörung des
Schlosses gleichfalls meldet, fügt dann noch hinzu: Da stand
noch die wüste Eirche Eirchholm, wo der heilige Meinhard ge-
predigt hatte: sie liegt auf einem Holme in der Düna und ist
noch vorhanden, aber sehr baufällig. Wenn nun auch Benner,
der übrigens bereits 1560 Livland verliess, die Eirche auf dem
Martinsholm über das Jahr 1577 noch fortbestehen lässt. so
äussert sich doch eine bessere Quelle, das Protokoll der katnoli-
schen Eirchenvisitation von 1613, dahin, dass auch die Eirche
wegen der von den Moskowitern drohenden Gefahr von den
Rigischen zerstört worden, so dass nur noch die Mauern zu
sehen seien. Auch erfahren wir aus dem Protokoll, dass die
Eirche auf der Insel die St. Martinskirche hiess. Daher auch
der Name Martinsholm, der erst enstanden sein dürfte, nachdem
das Ordensschloss auf dem nördlichen Ufer der Düna erbaut
worden war und den Namen Earchholm beibehielt. Also die
wechselnden Namen der kleinen Insel im Laufe der Jahrhunderte
1) Wie aus der Chronik des sogen. Albrecht von Bardewick (Grantoff;
Die lubecMschen Chroniken etc. I S. 417 ff.) hervorgeht, hat die Zerstörang
der EapitelschlösBer wohl erst 1298 stattgefanden. Die Redaktion.
S) Gegen diese Annahme spricht die ürk. vom 5. Angust 1355 (ÜB. II
958), nach der das Domkapitel damals 40 Jahre im ungestörten Besitz des
Schlosses Kirchholm gewesen sein soll. Eine Bestitntion müsste also
spätestens 1315 erfolgt sein. Sie hängt wahrscheinlich mit dem Bündnis
susammen, das das Domkapitel 1316 mit dem Orden gegen den Erzbischof
eiDgiiig (sogen. 8egewolder Bändnis, ÜB, II 654). Die Redaktion.
214
sind Holme, Kirchholm und Martinsholm. Über den Besitz
dieser Insel bestand noch 1613 ein Streit aswischen dem Pfarrer
der anf dem Festlande noch heute stehenden, wahrscheinlich
Tom Orden im 14. Jahrhandert erbanten Eirchholmschen St
Oeorgskirche nnd dem Dahlenschen Pfarrer; er fahrt sicher anf
den alten Streit zwischen Orden nnd Kapitel 6ber den Besitz
von Holme zurück. Faktisch liegen die Verhältnisse heute so,
dass der südliche Teil des Martinsholms zum Dahlenschen
Pastorate gehört; der nördliche Teil aber, wo die Ruinen der
Burg und Kirche liegen, gehörte bis 1745 zum Kirchholmscben
Pastorate und wurde in jenem Jahre infolge eines vorgenom-
menen Tausches zum Stadtgute Kirchholm geschlagen.
Nicht minder bemerkenswert ist im Protokoll der Kirchen-
visitation von 1613 die Äusserung, dass die St. Martinskirche
die älteste Kirche in ganz Livland sei, eine Tradition, die in
direktem Widerspruche zum Chronisten Heinrich steht, die sich
aber dennoch fast bei allen livländischen Geschichtsschreibern
des 16. und 17. Jahrhunderts findet und sich noch bis in die
Mitte dieses Jahrhunderts verfolgen lässt.
Eine genügende Grundlage für diese erst spät entstandene
Tradition würde gewonnen sein, wenn man beweisen könnte,
dass bereits vor Meinhard die christliche Lehre an der Düna
gepredigt worden sei. Dann wäre auch die Gründung einer
Kirche vor Meinhards Ankunft möglich gewesen. Dass Heinrich,
der doch immerhin ein „offiziöser^ Schriftsteller war, darüber
in seiner Chronik eeschwieffen haben sollte, ist doch nicht ganz
undenkbar. Auffallend bleibt immerhin, dass Heinrich von der
Gründung der Kirche in Holme nichts berichtet, auffallender
um so mehr, als diese Kirche, wie die jüngst stattgehabte Auf-
deckung nachgewiesen hat, grösser war ats die Üxkülbche Kirche.
^Doch ich bin*', äusserte der Vortragende, ,^hier zum Schlüsse
in ein Gebiet hineinmraten, in das ich nicht tiefer hinein-
drineen mag, da es das eigenste Gebiet unseres Mi^liedes N.
Busen ist, dem ich überhaupt far manchen Hinweis bei ISusammen-
stellung des ürkundenmaterials über das Gebiet von Holme und
dessen wechselnde Besitzer nur herzlich zu danken habe.^
Darauf ^*ng der Yortiagende zu seinem Berichte über die
Aufdeckung der beiden Buinen auf dem Martinsholm über, an
der sich ausser ihm noch die Herren Dr. W. Neumann und cand.
bist. N. Busch beteiligt hatten. Er gedachte mit Dank der
Bigaschen Stadt^terverwaltung, die die Genehmigung zur Auf-
deckung bereitwilligst erteilt hatte, und des Herrn Pastors W.
Taurit in Dahlen, der ihnen gastfreie Aufnähe in seinem
Pastorate geboten. Auch hatte der Herr Artillerie-Generalnu»or
Zilliakus die Freundlichkeit gehabt, die Genehmigung zur Ab-
lassung der ihm unterstellten Mannsch^ten (meist 42 Mann tig-
216
lieb) zur Arbeit za erteilen und den Herrn Leutnant Feodorow
zur Beanfsiohtignng der Soldaten abzndelegieren, dem man fnr
seine frenndlicme Mitwirkung noch zu besonderem Dank ver-
pflichtet sei.
Der Hügel, unter dem die Eirchenruine lag, war voll-
ständig mit Rasen bedeckt, aus dem hin und wieder Steine und
Mörtel offen zu Tage traten. Er bildete ungefähr ein längliches
Bechteck, das aus dem umliegenden abgemähten Boggenfelde
im Osten etwa 2 Meter herausragte und im Westen bis zu etwa
3 Metern anstieg. Die Länge in der Richtung von Osten nach
Westen betrug etwa 33 Meter, die Breite etwa 15 Meter. Vor
dem Besinn aer Arbeiten nahm Dr. Neumann den Hügel photo-
ffraphisdi auf. Dann wurde am Ostende mit der Aufdeckung
begonnen, die Arbeit ging aber nur langsam vorwärts, weil es
sich herausstellte, dass der Hügel, soweit nicht in der Folge die
Mauerwände hervortraten, vollständig aus Mauerschutt bestand.
Im Laufe der 5Vs Arbeitstage wurden zunächst die vier äusseren
Mauern soweit freigelegt, dass der Umfang des Bauwerkes, das
sich als vollständiges Rechteck darstellte, Idar hervortrat Dann
wurde an die Aushebung des Schuttes aus dem Innern des Ge-
bäudes geschritten und etwas mehr als die Hälfte davon entfernt,
was vollständig genügte, um den Plan der Kirche genau auf-
nehmen zu können.
Wie aus dem von Dr. Neumann verfertigten Plane hervor-
geht, bildete die Kirche ein Rechteck, das von Osten nach
Westen eine Länge von 28,26 bis 28,49 Metern und von Norden
nach Süden eine Breite von 10,50 bis 10,73 Metern gehabt hat.
Sie bestand aus drei Gtowölbejochen von annähernd gleicher
Grösse. Die Mauern waren durcheängig aus Kalkstein hergestellt.
Zwei Paar Wandpfeiler in der Nord- und Südwand, die, wie die
vier Ecken, mit Ziegelsteinen grossen Formats verblendet sind,
feben die Stellen an, wo die Gewölbe angesetzt gewesen waren.
is hat sich jedoch nur ein Gewölbeansate in der Südwestecke
erhalten, die übrigen sind zerstört. Die Seitenmauem im östlichen
and mittleren Gewölbejoche erreichen die Stärke von 1,05 bis
1,10 Metern, die im westlichen Gewölbejoche die Stärke von
1,70 Metern. Das lässt den Schluss zu, dass über dem westlichen
Gewölbejoche ein Turm gestanden haben dürfte, auch fanden
sich im westlichen Drittel grössere kompakte Massen von ge-
mauerten Zi^elsteinen, die dem Turmgewölbe angehört haben
werden. Die gerade verlaufende Ostmauer war über dem 1,10
Meter breiten Fundament bis auf 0,69 Meter verschmälert,
offenbar damit eine Chornische gebildet werde. Vor dieser Wand
lagen in der Mitte die Reste des Altarfundaments, von dem sich
noch drei Lagen Ziegelsteine und darunter einige Lasen Kalk-
steine erhalten hatten. An der Südwand des Altarchors, wie
216
man das öBÜiche Gewölbejoch fnglich nennen kann, fand sich,
etwa 1 Meter über dem Boden, eine kleine Nische, die wohl zur
Anfbewahmng der heil, öle gedient hatte. Nirgend wurden
die Spnren von Fenstern angetroffen. Sie müssen, was nicht
auffallt, sehr hoch im Mauerwerk angelegt gewesen sein, and
da die Mauern nur bis zn höchstens 2Vs Metern Höhe erhalten
sind, so erklärt sich jener Mangel von selbst. Drei Eingänge
wurden gefunden: der Haupteingang, 0,97 Meter breit, in der
Mitte der Westwand, dann ein schmaler Seiteneingang in der
Südwand, der direkt in den Altarchor führte und neben dem
WandpfeQer lag, der den Altarchor vom mittleren Grewölbejoche
schied, endlich ein wohl früh bereits vermauerter Eingang un-
gefähr in der Mitte der Südwand, der in das mittlere Gewölbejoch
Sif&hrt hatte. Drei starke Strebepfeiler waren an die äusseren
auern ohne Verband angelegt worden, einer an die Nordwand
bei der Nordost-Ecke, zwei an die Südwand bei der Südostecke
und ungefähr in der Mitte.
An der äusseren Nordostecke fand sich das liederlich ge-
arbeitete Fundament eines kleinen rechteckigen Anbaues; er
hatte wohl als Beinhaus gedient, denn zwischen dem Schutte
innerhalb dieses Fundaments und auch darüber hinaus im Schutte
rings um die Nordostecke der Kirche und des dort gel^enen
Strebepfeilers fanden sich zahlreiche Menschenknochen. Wir
haben an dieser Stelle 134 meist wohlerhaltene Schädel, viele
zerfallene nicht gerechnet, herausgehoben. Sie sind im Museum
niedergele^ worden und bilden sicher ein wertvolles Material
für die Kenntnis der Schädel der Liven und Letten, um so wert-
voller, als man wohl annehmen kann, dass wenige unter den
Schädeln anderen Nationen angehören dürften. Keferent kann
die Verlautbarung des Wunsches nicht unterdrücken, es mögen
diese Schädel einen angehenden Doktor der Medizin veranlassen,
sich mit ihnen zu seiner Doktordissertation zu beschäftigen, wobei
als Ergänzung dieses Materials die in Treiden und Üxküll ge-
fundenen, aus reinen Livengräbem stammenden Schädel herange-
zogenen werden müssten.
Um die vielen hier zu Tage getretenen Menschenknochen
zu bestatten, wurden in der Nähe der Nordostecke zwei grosse
Gruben gegraben, wobei sich ergab, dass die Erde bis etwa einen
Meter hinab tief schwarz und dann lehmbraun gefärbt war. In
diesen Gruben wurden zunächst viele Menschenknochen in
unordentlicher Lage, in 90 Centimeter Tiefe aber Skelette in
unberührter Lage geftinden. Dasselbe ergab sich an der Stelle,
wo das BeiDhaus lag. Die bei den unberührten Skeletten ffe-
fundenen Sachen wiesen auf das 16. Jahrhundert als Zeit d»r
Bestattung hin. Man kann also annehmen, dass die nächste
Umgebung der Kirche bis hart an deren Mauern lange Zeit
217
hindnrch zn Beerdigungen benutzt wurde, sicher noch im
16. Jahrhundert.
In der Kirche fanden sich nirgend die Spuren künstlerischer
Aasgestaltung. Was man nicht mit rohem oder roh behauenem
Kalkstein herstellen konnte, das wurde mit Hilfe von Ziegel-
steinen jg'ossen Formats gefertigt. Hin und wieder fanden sich
an den Wänden Spuren von Tündie, weiss und darunter graublau,
aber keine Spur yon Ornamentmalerei. Das einzige, was auf
eine etwas reichere Ausschmückung hindeutete, waren die im
Schutte zahlreich gefundenen kleinen Glasscherben, fast alle gelb
fefärbt, nur eine mit bescheidenem Ornament, und eine stärkere,
ellgrune, bemalt mit einem aus 5 Bögen bestehenden Halbkreise,
zu dem sich Strahlen hinaufziehen.
Im ausgehobenen Schutte wurden zahlreiche Gegenstände
von meist unbedeutendem Wert gefunden : auf den Glasscherben
viele Nägel von verschiedener Grösse und Gestalt, eiserne Haken,
Hängen, Zemmen, ein eisernes Yorhängeschloss, eine eiserne
Doppelhacke (37 cm lang, beim Westtor), eine kleine Lanzen-
spitze mit Tülle (ebendort), eine Messerklinge, Blei von der
Fensterverglasung, Scherben von drei Schüsselkacheln, ein Messing-
jeton aus dem Anfange des 16. Jahrhunderts, einige Gegenstände
ans Bronze und Kupfer, endlich ein Abschnitt von einer eisernen
Bombe und eine silberne Hufeisenfibel später Form.
Dieses gerii^e Ergebnis an Fundstücken deutet daraufhin,
dass man me Kirche, bevor sie zerstört wurde, gänzlich aus-
geräumt hatte.
Mehr ist über das zu berichten, was im Boden der Kirche
gefunden wurde. An einigen Stellen des Altarchors wurde nämlich
noch der aus Ziegelsteinen grossen Formats gebildete Fussboden
gefunden, wobei die Steine in zwei verschiedenen einfachen
Mustern gelegt worden waren. Zwischen und unter diesem
Pflaster, sowie auch sonst auf dem Boden, der zum Teil aus
Estrich bestanden haben musste, wurden zehn Silbermünzen be-
fanden: 2 einseitige kleine Münzen mit Stern und Funkten, die
ungemein an die um 1200 geprägten gotländischen Münzen erinnern,
3 Dörptsche Artige aus dem Ende des 14. und Anfange des
15. Jahrhunderts, ein Bevalscher Artig aus dem Ende des
14. Jahrhunderts, ein Bigischer Artig aus dem Anfange des
15. Jahrhunderts, ein Wendenscher Schilling des Ordensmeisters
Preytag von Loringhoven (beim Altarfundament) und zwei litau-
ische Pfennige des Königs Alexander von Polen 1501 bis 1505.
Es handelt sich hier wohl um verloren gegangene Opferpfennige.
Starke Kohlenschichten, teils über, teils unter dem Pflaster,
teils an anderen Stellen, deuten auf einen Brand hin, unter
dem die Kirche zu leiden gehabt hat. Die Umstände, unter
denen die Kohlen zu Tage traten, fahrten zur Annahme, dass
218
nach dem Brande wieder eine Herstellong der Kirche yorge*
nommen worden war.
Im dem |i;anz bis zom Boden freigelegten Altarchor wurden
zwei Grabsteine und in dem freigelegten östlichen Teile des
Mitteljochs drei Orabsteine gefunden. Die beiden Grabsteine im
Altarchor lagen neben einander gerade in der Mitte, etwa zwei
Meter vom Altarfondament Eine von Dr. Nenmann angenom-
mene Photographie veranschaulicht ihre Lage. Sie wiesen keine
Inschriften oder Zeichen auf. Der kleine war trapezförmig, eine
Form von hohem Alter. Unter diesem Steine wurde in 80 Genti-
meter Tiefe ein vollständiges Skelett, der Schädel im Westen,
gefimden, ohne Beigabe, neben ihm die vermoderten Beste des
Sai^ und einige Ni^el vom Sarge. Vorher waren zerstreut
einige Knochen und in 45 Gentimeter Tiefe ein Bigischer Schillii^
von 1671 gefunden worden, ein Beweis dafür, dass dieses 6n£
nach 1671 oder später geöfifhet worden war. Unter dem grösseren,
rechteckigen Grabsteine wurde in 70 Gentimeter Tiefe ein zartes
Einderskelett zwischen Sargresten mit eisernen Näseln, neben
ihm, aber etwas tiefer, das Skelett einer erwachsenen rerson und
längs demselben viele Nägel gefunden. Vorher waren zerstreut
Gegenstände zu Tage getreten (Messerklinge, Feuerschlag u. a.),
die früher Begrabenen beiej^eben sein mochten, darunter audi
ein Artig des Dörptschen Bischofs Johann BertKow (f 1484).
Die drei Grabsteine im Mitteljoche hatten zwar auch keine
Inschriften, aber wohl bildliche Darstellungen. Ein kleinerer
rechteckiger Stein, von dem ein Teil abgebrochen war, war
mit einem grossen lateinischen ELreuze verziert, ein grosser
trapezförmiger Grabstein war in der Mitte mit einem Ueineo
Zeichen versehen, das aus drei ^eichseitigen Dreiecken besteht^
die mit den Spitzen in einem Winkel zusammenstossen. Unter
diesem Stein wurde ein Dörptscher Artig aus der Zeit um 1400
und ein stark kupferhaltiger Brakteat mit Lilie (Demmin?) ge-
funden. Am merkwürdigsten ist der dritte Grabstein, gleicbfuls
trapezförmig. Er lag nicht, wie die übrigen trap^fbrmigen
Grabsteine, mit dem breiteren Kopfende im Westen, sondern im
Süden, war also aus seiner ursprünglichen Lage gerückt worden.
Das schmälere Fussende lag an der Nordwand ndben dem Wand-
pfeiler, der den Altarchor vom Mitteljoch trennte. Er trägt die
eingeritzte Gestalt eines gewappneten Mannes in Lebenßgrösse,
der in der Bechten eine Lanze, die Spitze nach unten gerichtet,
und unter dem linken Arm einen oben gerundeten, unten spitz
zulaufenden Schild trägt. An der linken Seite hängt ein Schwert
Ein Bart ist nicht zu sehen, der Kopf ist mit einer eigentum-
lichen Kappe bedeckt und vom Kopfe gehen drei Kreuzarme
aus, wie wenn der Mann auf einem Kreuze liegend hat daige-
stellt werden sollen. Die Schildform ist sehr alt, sie kommt
219
bereits im 10. Jahrhundert vor und nur selten noch im 18. Jahr-
hundert; man kennt sie unter dem Namen der normannischen
Schildform. Der Gedanke, dass ein Heiliger hat dargestellt
werden sollen, ist aus dem Grunde abzuweisen, weil es g^en
die Sitte war, Heilige auf Grabsteinen darzustellen.
Aus dem Omstande, dass der Stein mit einer Hohlkehle
▼ersehen ist, könnte man schliessen, dass er den Deckel eines
Steinsarges gebildet hatte. Derartige Steinsärffe waren noch im
13. Jahrhundert in der Gkgend des Mittelrheins vielfach in
Gebrauch. Am sympathischsten ist der Gedanke, dass wir es
mit dem Grabsteine eines hervorragenden Eri^ers zu tun haben,
vielleicht gar eines livischen Häuptlings, der um seines Glaubens
willen den Märtyrertod erlitten hat. Der Chronist Heinrich
buchtet ja von mehreren solchen Märtyrern. Der Stein wurde
nach Riga gebracht und ist jetzt im Ereuzgange des Domes auf-
gestellt. Es könnte sein, dass er der älteste Grabstein ist, den
wir in den Ostseeprovinzeu besitzen, unter diesem Stein wurden
zunächst vier kleine Münzen gefunden, darunter ein Dörptscher
Brakteat aus dem 14. Jahrhundert, dann kamen zerstreut bis zu
30 cm Tiefe zu Tage: eine feine Bronzekette aus S-fbrmigen
Oliedem, ein kleines, sehr merkwürdiges Heiligenbild (?) aus
Bronze, verschiedene Nägel und Glasstücke, endlich in 110 cm
Tiefe einige zusammengehäufte Enochen von mehr als einem Skelett.
Wie bereits berichtet, ist noch sehr viel Schutt innerhalb
der Eirche verblieben, auch haben sich die anfangs freieelegten
Anssenmauern wieder mit dem Schutt aus dem Innern bedeckt.
Unsere Aufgabe, den Plan der Eirche aufzunehmen, glauben wir
zwar vollständig erfüllt zu haben. Wir können aber dabei nicht
gut stehen bleiben und sprechen die Erwartung aus, die Gtesell-
schafl; möge die Mittel dazu bewilligen, um den Schutt vollständig
von aussen und innen zu entfernen und die Mauern mit Zement
abzudecken, damit die Ruine noch für eine absehbare Zeit er-
halten werde. Sie ist für die Geschichte der Christianisierung
unseres Landes ein wichtiges Denkmal, das zu erhalten wir nacn
Kräften bestrebt sein müssten. Hoffentlich finden sich Opfer-
willige, die der Gesellschaft, der es ja leider immer an Mitteln
mangelt, bereitwilligst beispringen werden.
rfachdem diese Arbeit fast beendet war, wurde an die Auf-
deckung der Bur^ Holme geschritten, wozu 2Vs Arbeitstage ver-
wandt wurden. Sie stellte sich als ein mit Rasen bedeckter, recht-
eckiger Wall dar, von dem drei Seiten etwa 2 Meter hoch, die
nach der Düna li^ende Seite aber viel niedriger war. Im Laufe
der Aufdeckung stellte sich denn auch heraus, dass der zur
Düna hin gelegene Teil der Burg nicht mehr erhalten war.
Die häufigen Eisgänge hatten hier nicht nur die ganze Dünaseite
der Burg, sondern auch Teile der an dieselbe stossenden
Manern fortgerissen, so dass, wie aas dem von Dr. Nenmann
ao&enommenen Plan zn ersehen ist, nnr noch drei Mauerwände
nadigeblieben sind, zwei von ihnen nur zum Teil. YoUstäntUg
erhaften ist die znr Insel hin gerichtete Sndwestmaaer, sie ist
von der äusseren West- bis zur äusseren Sfidecke 40,2 Meter
lang, die Nordwestmaner ist nur 33 Meter und die Sadost-
mauer gar nnr 23,2 Meter lang. Die von Osten anströmende
Duna hat an der Ostecke das meiste weggerissen. Die Stärke
der Manern schwankt etwas, sie beträgt überall ungefähr 3 Meter.
Zwei Eingänge wurden gefunden, einer in der Südostmauer, er
begann e^a 11 Meter von der äusseren Südecke und hatte eine
Breite von zwei Metern. In den Torwänden rechts und links
fanden sich die Löcher, die zur Aufnahme des Torbalkens ge-
dient hatten; das eine Loch, zur Ostecke hin, war sehr tief, dort
hinein konnte der eanze Balken, der mehr als 2 Meter lang ge-
wesen war, geschoben werden; das andere Loch, zurSudecke,
war von geringer Tiefe und hatte zur Aufnahme des Balken-
kopfes gedient. Ein zweiter Eingang fand sich in der Nordwest-
mauer, er begann 20,3 Meter von der inneren Westecke und
war 2,2 Meter breit. Hart bei diesem Eingange, bei der Nordwest-
ecke, wurden Teile des Fundaments eines kleinen Oebändes
gefunden, das innerhalb der Burg zur Düna hin gelegen hatte,
as meiste davon ist jedoch weggerissen. Im Innern der Burg
wurde vergeblich nach Hausfundamenten gesucht, obgleich nach
allen Richtungen hin zunächst Oräben gezogen und alsdann die
zunächst stehen gebliebenen Erdmassen durcheegraben wurden.
Was also an Steingebäuden in der Burg errichtet worden war,
wird längs der Nordostwand (Dünaseite) gelten haben und
hat sich bis auf das kleine, dort vorgefundene Fundament nicht
mehr erhalten. Auch eine Brunnenanlage haben wir nicht ge-
funden. Trotzdem ist das Durcharbeiten des Bodens ungemein
lohnend gewesen. Wir haben in den ausgehobenen Erdmassen,
die mehr als die Hälfte des inneren Burghofes bildeten, nicht
weniger als 890 Gegenstände verschiedener Art gefunden, die
beredte Zeugen der Kultur der Burgbewohner sina. Erschwert
wurde die Arbeit dadurch, dass überall bis in die Mitte des
Hofes die von den ursprünglich sicher recht hoch an^el^ten
Mauern herabgefallenen Steine laffen, die sich häuften, je näher
man an die Mauern gelangte, und die längs den Mauern dichte,
abschüssig an die Mauern gelagerte Massen bildeten. Die Fand-
stücke gehören allem Anscheine nach meist dem 13. und 14.
Jahrhundert an, nur weniges wird älter, weniges jüneer sein.
Nur 7 Münzen wurden gefunden, von denen zwei nicht dieser
Zeit angehören: eine Kupfermünze des römischen Kaisers Kon-
stantin n. aus der Zeit von 323—337, ein neuer Beweis wiedonm
dafür, dass sich die römischen Kaisermünzen vereinzelt ungemein
221
lange im Verkehr erbalten haben, und ein Rigischer Dreipölcher
ans dem Jahre 1624; er wurde nur 25 cm tief gefunden und
mag an jener Stelle zufällig in späterer Zeit verloren gegangen
sein. Dagegen gehören die dort tief gefundenen beiden Ham-
bnrgischen Srakteaten dem 12.— 13. Jahrhundert, ein Lnnebur-
fi8<3ier Brakteat und ein Brakteat mit Lamm dem 14. Jahr-
nndert, ein Wisbyscher Denar der zweiten Hälfte des 14. Jahr-
hunderts an. Endlich wurde noch ein Silberbarren mit acht-
blätteriffen Rosetten seTunden, ähnlich den im Katalog der
Archäologischen Ausstellung Taf. 33, 5, 8, 9, 14 abgebildeten, der
anch aus dem 14. Jahrhundert stammen kann, von Artikeln,
die sich zeitlich noch gut bestimmen lassen, wären zwei Sporen
zu erwähnen, die dem 13. Jahrhundert angehören. Eine einge-
hende Beschreibung der Fundsachen muss vorbehalten werden.
Kurz seien hier die Gattungen erwähnt. Aus Eisen: Lanzen-
und Wurfspeerspitzen, Armbrustbolzen in hübscher Auswahl,
Beile, Messerklingen in grosser Zahl, Feuerschläge und Feuer-
steine, Vorhängeschlösser und besonders Schlüssel eigentümlicher
Form in ^osser Zahl, Scheren in der Form der Schafscheren,
nur eine in der heute vorkommenden Form, mannichfaltiee Gat-
tungen von Haken, Zemmen, Nieten und Nägeln, Türhän^en,
Beschläge verschiedener Art, Bissporen (ein bisher noch nicht
fefundener Artikel), Trensen, Hufeisen, Fischansein, grosse und
leine Stangenketten, zwei Kuhglocken, Schnallen und Gürtel-
teile, Hufeisenfibeln, Pflugscharen, Sicheln und Sensen, eine
lange Hacke mit Schaftloch, ein schmaler Doppelhammer, eine
Hechel u. s. w. Aus Bronze: Ketten, Kettenträger, Schildkröten-
fibeln, Hufeisenfibeln, Schnallen, Anhängsel (Doppeldrache, Pferd-
eben mit Behang, Halbmond, Kreuze), ein achteckiger Beschlag
mit blauem Email, ein halber Armring, ein Fingerring, künstliche
Drahtgeflechte, Spiralen, Schwert- und Messerscheidenspitzen,
drei Gewichte u. a. Aus Kupfer: Teile von Gef&ssen u. a.
Aus Ton: zahbeiche Scherben, zum Teil mit Wellenornament,
Wirtel, ein glasiertes Töpfchen, Schüsselkachelnstücke. Aus
Knochen: Wirtel, einer mit Hausmarke, die an die Hausmarken
auf den Honigbäumen der Kirchholmschen Liven erinnert, ver-
zierte Stücke mit Doppelkreisornament. Endlich zahlreiche
Schleifsteine aus Gips, darunter sehr lange, schmale für Sensen,
auch ganz kleine mit Loch zum Tragen, Bleistficke, einige Glas-
B^rlen, das Bahnende eines geschli£fenen Steinbeils und die
älfte eines weberschiffförmigen Schleifsteins.
Dass Häuser innerhalb der Burg gestanden hatten, dafür
sprachen die nicht selten gefundenen Koste von DachpfanneUi
während Zi^elsteine nicht gefunden wurden. Was an Knochen
zu Tage trat, waren nicht Menschen-, sondern Tierknochen.
Nur ungefähr in der Mitte des Hofes wurde ein vollständiges
222
Skelett, 46 cm tief, Schädel im Nordosten gefanden, als Beigabe
eine sehr grosse flache Ringfibel mit eingraviertem schönen
Blätteromament, offenbar späte Bestattung ans dem 16. bis
17. Jahrhundert.
Auch hier kann die Erwartung ausgesprochen werden, dass
die Gesellschaft die Mittel bewilligen werde, um im nächsten
Jahre die Arbeiten beendigen zu können. Referent ist davon
überzeugt, dass der Boden der Burg noch viele merkwürdige
Fandstücke birgt. Auch dürfte zu empfehlen sein, der drohenden
weiteren Zerstörung der Burg durcn Eisgänge in geeigneter
Art vorzubeugen.
(182. VersMHlDHg am 13. Oktober 190i
Nach Eröffnung der Sitzung legte der Präsident Oberlehrer
Bernhard Hollander unter anderen Schreiben geschäftlichen
Inhalts ein solches von Herrn Professor Dr. Richard Hausmann
folgenden Inhalts vor:
„In den Sitzungsberichten des Jahres 1901 S. 130 berichtete
ich sowohl über archäologische Erwerbungen, die Virchow auf
seiner Reise nach Livland im Jahre 1877 hier gemacht hatte,
wie über Schenkungen, die nach dem Tode des Grafen G. Sievers
(f 1879) dessen Witwe an Virchow gelangen liess. Im Sommer
dieses Jahres sah ich in Berlin im grossen archäologischen
Museum, in einer Vitrine, die den Namen Virchows trägt,
6 Tafeln mit livländischen Altertümern. Fundorte waren nicht
angegeben, sondern die Tafeln mit „C. Oraf Sievers 1879, 1880*^
bezeichnet Von den ausgestellten Sachen hebe ich hervor:
2 Armbrustfibeln mit gegossener Sehne;
1 Schleifenfibel;
1 Sprossenfibel;
2 Eulenfibeln;
2Vs hochkantige lettische Armringe wie RK. Taf. 20, 30;
7 Armringe lettischen Typus mit stilisierten Tierköpfen.''
Der Präsident teilte mit, dass das Direktorium beschlossen
habe, Herrn Dr. med. J. Brennsohn in Mitau zur Herausgabe
seines Werkes «Die Ärzte Livlands von den ältesten Zeiten b»
228
zur Gegenwart^ eine Subvention zu bewilligen. Zugleich forderte
er die Mitglieder auf, auf dieses Werk zu subskribieren. Bs
wurde beschlossen, auch an die nicht anwesenden Mitglieder
durch dieses Protokoll eine Aufforderung zur Subskription ergehen
zu lassen. Der Subskriptionspreis beträgt 3 Bbl., Anmeldungen
werden in den Bibliothekstunden von 10—12 Uhr entgegen-
genommen.
Zu ordentlichen Mitgliedern wurden au^nommen die
Herren: Ingenieur Arved Heintz in Petersburg und Pastor
Franz Hollmann in Bauge.
Für die Bibliothek waren eingegangen: 1) von Herrn
Pastor 0. Schabert: Pergamenturkunde, Mitau 1742, Sept 25.
Beinhold Hespe verkauft dem Stadtältermann Michael Frey einen
Hausplatz in Mitau; ferner eine Beihe älterer Werke zur Oe-
schichte Livlands; 2) von Herrn E. O. v. Sengbusch: Kurzer
Abriss der Geschichte des Bigaer Liederkranzes, Biga 1904; 3) von
Herrn Bitterschaftsnotar Dr. Astaf v. Transehe*Boseneck:
100 Oel^enheitsdrucke, Plakate u. s. w. aus der Zeit der grossen
französischen Bevolution, meist Strassburger Provenienz; 4) von
der ilrma B. John Hafferberg: Verhandlungen, die musika-
lische Gesellschaft (in Biga) betreffend 1854—57, Msk.; 5) von
den Erben des Konsuls H. Thoms: eine Beihe älterer Livonica.
Der Bibliothekar berichtete: nachdem im Jahre 1902
eine Livonica- Abteilung an der Leonina in Bom gegründet und
1903 vervollständigt worden sei, habe nun das Vatikanische
Archiv seinerseits 20 Bände der ausserordentlich wertvollen
Pablikationen des Archivs der Gesellschaft übersandt, namentlich
die Verzeichnisse der mittelalterlichen Codices in den vatikani-
schen Sammlungen dürfen auch hier auf ein weitgehendes Interesse
der wissenschaftlichen Kreise rechnen.
F6r das Museum waren folgende Geschenke eingegangen:
1) Ton Herrn Apotheker E. Brasche: 10 hölzerne Standgefilsse;
2) Ton Herrn H. P. Förster: 8 blaue Bokoko -Ofenkacheln;
3) von Herrn Apotheker Olinos Erben: 2 eiserne Formen;
4) durch Rem Pastor K. Schilling in Nitau als Geschenk des
224
Grafen Stenbock-Fermor: 21 bronzene Altsachen, gefunden bei
topographischen Arbeiten aaf der Höhe des Wassnkabis; 5) von
Herrn K. G. v. Sengbnsch: 2 grosse silberne Breezen; 6) Ton
Herrn Paul v. Hanenfeldt zn Absenan: eine beim dortigen
Plente-Gesinde gefundene bronzene Breeze.
Herr Pastor P. Baerent-Arrasch hielt einen Vortrag nber
die Frage: Wo lag die Barg Alt- Wenden? (s. nnten).
Herr Erich Senberlich hielt einen Vortrag über die
Mitauer Vorstadt und das dortige Handelsleben am Ende des
18. Jahrhunderts. Vortragender schilderte die allmähliche Be-
siedelang und Bebauung des lange Zeit unbewohnten Terrains
der jetzigen Mitauer Vorstadt, die Entwicklung des Handels-
und Erwerbslebens. Letztere vollzog sich freilich im beständigen
Kampfe mit der Kaufmannschaft der inneren Stadt, die öfters
Gericht und Verwaltung gegen die unerwünschte überdunsche
Konkurrenz in Bewegung setzte. Eine vom Vortragenden yer-
lesene Prozessakte des Wettgerichts wider die Handelsfirma
F. W. Senberlich A Ko. v. J. 1798 veranschaulichte, wie alle
Versuche vorstädtischer Bürger, bei gleicher Gildensteuer auch
gleiche Rechte mit der städtischen Kaufmannschaft zu erlangen,
ganz erfolglos blieben. Erst die Beformperiode von 1845 — 6&
hat diese alte Streitfrage in einem f&r die Vorstädte günstigen
Sinne gelöst.
Herr H. v. Bruiningk berichtete über die in der römischen
Quartalschrift (13. Supplementheft, Rom 1901) von A. Meist«
herausgegebenen Fragmente der Mirakelbücher des Cäsarins
von Heisterbach (s. unten).
Herr K. v. Lö wis of Menar referierte über Nachforschungen,
betreffend das Grabdenkmal des sardinischen Feldmarschalls
Bernhard Otto von Rehbinder, geboren in Reval 22. No-
vember 1662, gestorben in Turin 12. November 1742, daselbst
b^raben in der St. Spirito-Kirche, wo ihm ein prächtiges Manso«
leum nach Angabe von Anreps schwedischen Adelsgeschlechts*
tafeln (Band m Seite 333) errichtet sein soll.
Die genannte kleine Kirche ist in Baedeckers Reisehand'
bfichem nicht verzeichnet und Referent wandte sich daher an
den Toriner Bibliothekar der ,,Biblioteca Nazionale^ Signore
F. Garta und erhielt von ihm in liebenswürdigster Weise die
erbetenen näheren Auskünfte über Kirche und Grabdenkmal.
Die Kirche liegt mitten im ältesten Teile von Turin, in der Via
Porta Palatina, gegenüber der Via Cappel Verde. Rechts vom
Hauptaltar ist das wohlerhaltene Grabdenkmal an der Wand
errichtet und besteht aus einer Urne, über der das Rehbindersche
Familienwappen angebracht ist. Eine längere Inschrift ist auf
dem Sarkophag angebracht. Ein Porträt des Feldmarschalli9
zeigt das Denkmal nicht. Im Rigaschen Dommuseum befindet
sich ein Miniaturporträt des Feldmarschalls, das vor mehreren
Jahren von der Frau Landrätin O. Baronin Tiesenhausen, geb.
Gräfin Rehbinder, dargebracht worden ist.
Derselbe machte femer Mitteilungen über das Deutsch-
ordens-Zentralarchiv in Wien, wo ihm von dem dort ange-
stellten Herrn Dr. Vincent Schindler im August d. J. verschiedene
Ar Livland bemerkenswerte Archivalien gezeigt wurden, worüber
spätere Mitteilungen erfolgen sollen.
Endlich machte derselbe Mitteilungen über den derzeitigen
Zustand des Grabsteins des Rigaschen Erzbischofs Fromhold
(gest. in Rom am 28. Dezember 1369), begraben in der Basilica
Santa Maria in Trastevere in Rom (vergl. Arend Buchholtz in den
^Sitzungsberichten der Ges. f. Gesch."" pro 1886, Seite 76—79),
und regte die Frage an, ob nicht Massregeln zum Schutze des
Steines getroffen werden sollten, da, wie Referent kürzlich bei
einem Besuche der Grabstätte bemerkt hat, der Stein sehr
ungunstig für seine Erhaltung bellen ist. Diese Frage wurde
zunächst vertagt.
15
226
IdyländiBohee aas den F^ragmonten der libri THI Wnr
oolonun des Oaesarios von HeisterbaoL
Yon H. Y. Brninlagk.
Unter den Schriften des Cäsarins von Heiaterbach ist der
i^Dialogns Miracnlomm^ ^) f&r die G^chichte Livlands längst
verwertet worden, aber da in ihm Livland selbst als Schanplats
der Wanderberichte nicht genannt wird, so beschränkte sidi die
Ausbeute anf die Nennung einiger Persönlichkeiten, die in der
Oeschichte Livlands eine KoUe gespielt oder doch in Livland
Klebt haben, wobei Cäsarins u. a. zur Feststellung der (3enea-
jie des Klosters Dünamunde gute Dienste leistete")* Als Per-
sönlichkeiten, auf die sich Cäsarins als seine Gewährsmänner
hin und wieder beruft, kommen für uns hauptsächlich in Betracht
Theoderich, Abt von Dünamunde, späterer Bischof von Leal
(t 1219^ und Bernhard zur Lippe, Abt desselben Klosters, nach-
mals Bischof von Selonien (f 1224). Durch ihre Zugehörigkeit
zum Cisterzienserorden sind die Beziehungen zu Cäsarins genü-
gend erklärt, obwohl anscheinend nur Bermiard mit ihm persön-
Juch zusammengetroflFen ist^). Dem ^Dialogus^^) verdanken wir
femer die Nachricht, dass der bei seinem Orden hoch ange-
sehene'^) Mönch Petrus von Koblenz aus dem Kloster Hemmer^e
nach Livland übersiedelte und hier [wohl bis zuletzt] gewirkt hat^.
Allein schon im Hinblick auf diese Beziehungen durfte man
auf die Herausgabe der Fragmente der „Libri YIII Hiraculomm*'
gespannt sein. Von diesen acht Mirakelbüchem, die Cäaarius
als Fortsetzung des «Dialogus^ seiner eigenen Angabe gemäss
^) Leiste Ausgabe: Caesarii HeiBterbacensis ord. Gist Dialogas Min-
eolomm, reeognovit Jos. Strange, 2 yoIL, Goloniae, Bonnae et BnoeUis
1851. Vgl. A Potthast» Bibl. bist medü aevi, 2. Aufl., Bd. 1, Berlin 189«,
a 181.
>) Vgl. F^. V. Eeussler, Die Genealogie des OistercienserklosterB Dana-
münde, Mitt Bd. 14 8. 111—128, a. Ed. WiDkehnann, Des Magister Jostiniis
Uppifloiiam, lütt. Bd. 11 8. 418-496.
>) Vgl. y. Eenssler, a. a. O. 8. 125, Winkehnaon, a. a. O. 8. 480, 481.
Die Argamente sind gewichtig. Sie werden wenig dnrch den Umstand er-
schüttert, dass in der einen der von Meister (siehe nnten) benntsten Hand-
schriften Ton dem betr. Wuider (Dist I eap. 22) gesagt ist: gHaec midd
reyelata sont ab episeopo Liyoniae, yiro orainis Gistenaemds.* Allerdings
dürfte es sich hier nm Theoderich handeln und das Wort „mtcftt*' läast auf
persönliche Beziehnngen schliessen, aber in swei yon den droi Handsduiften
fehlt es.
«) Dist Vm cap. 18.
6) VgL Angelo Manriqne, dsterdensiam • . . annaliam tom. HL Lng-
dud 1649, LibTv cap. 10.
«) Ed. Winkelmann, a. a. O. 8. 480 Anm. 1; Fr. y. Keossler, a. a. 0.
a 128 Anm. 2; L. Arbnsow, lAylands GeistUchkeit, 8.-A. 8. 188.
Terfa88t hat, w^^ abgesehen von dem als yiertes Baoh gel-
tenden Buche der Wunder Engelberts, wie man wasste, die drei
ersten handschriftlich erhalten, von ihnen aber bisher n«r 22
Elapitel des ersten Bnchs von A. Kaufmann, als Anhang zu seiner
Monographie über Cäsarius, veröffentlicht worden^). Oleich im
1. Ea]^itel des 1. Buchs, im Bericht über ein zu Hasbuiia in
der Diözese Lüttich geschehenes Mirakel — es handelt sich um
die sichtbar ffewordene Transsubstantiation einer konsekrierten
Hostie — wird ein „Episcopus Livoniae" erwähnt^ der, aus An-
laas der von ihm zu yollziehenden Weihe einer Eirche, am Orte
des Wunders zufällig anwesend war, dasselbe mit eigenen Augen
geschaut hat und auf seine Bitte vom Klerus die Erlaubnis er-
hielt^ einen Teil der Reliquie nach Livland mitzunehmen, zur
Stärkung des neuen Olaubens jenes Volkes, was ihm jedoch von
der Ortsbevölkerung schliesslich verwehrt wurde. Kaufmann er-
blickte in diesem ungenannten Bischof dem Bischof Theoderich
von Leal, wog^n Ed. Winkelmann') und Ed. Pabst'), die aus
dem Wunderbencht Auszüge geliefert haben, die ünhaltbarkeit
jener Annahme dadurch beweisen, dass Theoderich sicher bereits
1219 verstorben war, während, wie Cäsarius bemerkt, der Vor-
fall um Pfin^ten 1223 statt^funden hat. Pabst ist der Meinung,
dass der Episcoi)us Livoniae kein anderer als Bischof Albert
ist, mit dessen Itinerar die Anwesenheit in der Diözese Lüttich
um Pfingsten gut vereinbar sei; Winkelmann denkt an Bischof
Albert oder dessen Bruder Hermann.
Nachdem «Die Fragmente der Libri VUI Miraculorum des
Cmesarius von Heisterbach^ von Dr. Aloys Meister nunmehr voU-
gftftndig herausg^eben worden sind^), unter Benutzung der we-
nigen (im ganzen drei) bisher bekannt gewordenen Handschriften,
erschien es angezeigt, auf jene Erzählung aus dem bereits von
Kaufmann edierten, jetzt aber mit allen Varianten der übrigen
Handschriften abermals herausgegebenen Fra^ent des ersten
Buchs zurückzukommen^) und gleichzeitig auf diejenigen Livonica
der ^Libri Vlil** aufmerksam zu machen, die uns erat dank der
Meiaterschen Aussähe bekannt geworden sind, ohne doch in der
livländischen Gtescnichtsliteratur oisher Berücksichtigung gefunden
za haben.
Von den neu erschienenen Teilen der Fragmente haben zwar
^) OaesariuB von Heisterbaeh, Ein Baitrag zur Onlturgesohichte des
IS. o. 13. Jahrb., von Dr. Alezander Eaofinann, 2. Aufl., Oohi 18G2.
9 a. a. 0. 8. 480 Anm. 8.
s) BeitriMfe zur Kunde Ehst-, Liv- und KnrlandB, Bd. 1 Heft 1, Beval
1868^ 8. 62-%.
«) Bömiache QuartalBSchrift fär christliehe Altertimmskonde und för
Kircheneeschichte, Id. Snpplementheft, Born 1901.
S) Die soeben erwännte irrtomliche Identifizierang des Episcopus li-
voniae mit Bischof Theoderich von Leal wird hier (8. 4 Anm. 2) wiederholt.
16*
228
nnr zwei Kapitel Beziehung auf Livland, aber diese Terdienen
ans dem Grnnde nnsere besondere Aufmerksamkeit, weil es sich
in ihnen um Vorgänge handelt, die sich in Livland abgespielt
haben.
An erster Stelle^) erzählt Gäsarius von einem Knecht des
aus der ältesten livländischen Oeschichte wohlbekannten Liyen-
häuptlings Gaupo, der vor dem Sterben das Bekenntnis seiner
Sünden verschmähend, im Jenseits, an den Ortern der Pein, die
Strafen für seine verschwiegenen Sünden zu erdulden hatte, da-
nach aber, zur Warnung für andere, die ungestraft ihre Sünden
verschweigen zu können vermeinen, dem Leben wiedergegeben«
seine Ehrlebnisse schildert, und fernerhin streng gläubig und m>mm
felebt hat. Eingeleitet ist diese, in der dem Gäsarius eigenen
lebendigkeit und Anschaulichkeit der Darstellung ausgerahrte
Wundererzählung mit folgenden Worten*):
„Tempore scismatis inter Ottonem et Philippum, reges Ro-
manorum, quando Christo propitiante ^> Livonia fidem recepit^
nobilis quidam paganus Gaupo nomine^> illic conversus est, qui
post baptismum tantae devotionis^') fuit et tam^> probatae con-
versionis*>, ut^ dominus Albertus^', episcopus illius gentis, cnm
sedis suae dignitatem scilicet^> pallium^> obtinere cuperet^, ad
sedem apostolicam eundem secum duceretJ> speran8^> eins prae-
sentiam ^> apud dominum pa^am Innocentium sibi posse prodtesse.
Huius servus, cum in Livonia graviter"") infirmaretur et praesens
esset praedictus Gaupo, . . .^ hier folgt der oben kurz angedeu-
tete Wunderbericht, der mit den Worten schliesst: „Haec nobis
relata sunt a nobili viro Bernardo. quondam»> domino"> de®> Lippe,
tunci*> abbate in Livonia, domu^ ordinis Gisterciensis et postea
episcopo, atque eins monacho''), qui hominem noverunt"\ Cnius
vita aD*> illo tempore talis exstitit, tam'') rigida et tam religiosa,
ut ei merito^> credi debeat^^^ Hieran knüpft sodann Cäsarins
einige auf den speziellen Fall bezugliche moralische Betrachtangen.
Das ^tunc^ wird wohl auf den Zeitpunkt zu beziehen sein,
als Gäsarius von Bernhard die Kunde des Vorganges empfing,
und da gesagt ist, Bernhard sei damals Abt gewesen, so dürfte
derselbe zwischen 1208 und 1218 fallen. Die Aufiseichnung ist
aber sicher nach 1218 erfolgt, indem andernfalls Bernhard nicht
als nachmaliger Bischof bezeichnet worden wäre. Das Bach, in
dem die Erzählung enthalten ist, hatte Gäsarius 1225 zu schreiben
«) procnrante 8. b) noBdne Canpo B. e) ftiit d»Tocion!a S. d) faUt 8. e) eos-
Tenaeionü 8. f) und» B. g) Aelbertas S. h) fahlt 8. {) proponerat B. j) dvxift
BS. k) sp« B. 1) pnMenoU B. m) infiraiftnter graTitar S. n) f«klt B. o) fehH a
p) feUt 8. q) domns BS. r) — monacbo fehlt B. ■) Tidit B. t) fehlt B. i) fdüt iL
T) merito ei 8. w) eredebst B.
1) Lib. I cap. 31.
s) Dem Abdniek ist der Text der Trierer Handschrift zn
IHe lesartlichen Verschiedenheiten der beiden anderen Hand
als B (Bonn) und S (Soest) angemerkt
229
begonnen ^). Zwischen dem die Erzählung einleitenden Vor_
der Bomreise Ganpos, die 1203 stattfand, und dem Zeitpunkt^
als Bernhard dem Cäsarius davon erzählte, lagen mehrere Jahre.
Ob der Oedächtnisfehler, wonach Albert und Gaupo zusammen
in Bom gewesen wären, Bernhard oder Gäsarins zur Last fällt,
muBS dahingestellt bleiben. Einen Gedächtnisfehler des einen
oder andern werden wir indes annehmen müssen, da es nach
dem Bericht des Chronisten Heinrich ') als gewiss zu gelten hat,
dass sich Gaupo nicht in Alberts, sondern in Theoderiche Be-
gleitung nach Bom begeben hatte. Dass dabei die Absicht im
piele gewesen sein mag, unserem Bischof Albert zum Pallium
zu Terhelfen, kann schon richtig sein, und es ist^edenfalls von
Interesse, dass Bernhard diese Auffassung gehegFhat. An die
erzbischöfliche Würde kann Albert, in Ermangelung von Suffra-
ganen, die für seine Eirchenprovinz in Aussicht zu nehmen ge-
wesen wären, damals noch nicht gedacht haben, wohl aber mochte
die Erlangung des (bekanntlich auch Bischöfen verliehenen) Pid-
liums ihm zweckdienlich erscheinen, um die Exemtion vom Bremer
Metropolitanverbande zu erlangen'). Auch war Theoderich, Al-
berts treuer Mitarbeiter, zu einem derartigen Vertrauensauftrage
wohl geeignet. Bernhards lobende Aussprüche über Gaupo stehen
gut damit in Einklang, dass, wie wir wissen, Bernhard zu denen
gehört hat, die Gaupos Tod betrauerten^).
Im andern, von Livland handelnden Kapitel^) hat Cäsarius
auf eine Wundererzählung völlig verzichtet. Er berichtet ledig-
lich über die infolge der grossen Men^e der in Livland anfäng-
lich Bekehrten, bei ungenügender Zahl von Priestern, damals
vollzogenen Aspersionstaufen sowie die daraus entsprungenen
Meinungsverschiedenheiten über die Zulässigkeit dieser Art von
Tanfvollzuges — unter den gegebenen Yerhältnissen. Dann fährt
er fort: „Unde Livonienses praedicto modo baptizati sunt*>, si-
cat*> retulit mihi^^ Theodericus^\ sacerdos et monachus ordinis
Cisterciensis, qui^> in") eadem provincia interfuit'), propter se-
cmitatem tamen') cum^> trina immersione secundum morem ec-
cleeiae baptizati ^> sunt.^
unter dem als Gewährsmann namhaft gemachten Theoderich
kann der Abt von Dünamunde und nachmalige Bischof von Leal
(Estland) nicht wohl verstanden sein. Ihn hat, wie erwähnter-
massen angenommen ist, Cäsarius persönlich nicht gekannt, auch
ft) fehlt S. b) feUt a e) fehlt — Cutereienaes B. d) fehlt S. e) fehlt — pro-
▼ineU B. f) fehlt S. f ) fehlt 8. h) ed trinun immenioiiem B. S) denno heptiMti 8.
Meister, a. a. 0. S. XXXYI.
Heiniici chronicon Lyvonie VI, 6.
Zudem ist zu bemerken, dass die Worte .sdlicet palliom" in der
Soester Handschrift fehlen.
^ Heinrid chronieon XXI, 4.
^) LIb. n eap. 13.
?
230
hätte er kaum unterlassen, seine Würde als Abt oder Bischof
hervorzuheben. Aus der frühen Zeit, um die es sidi hier handelt,
ist ausser dem soeben erwähnten Theoderich ein Priester dieses
Namens zu Gubbesele bekannt, der von Heinrich (XI, 5) bei dem
Jahre 1207 erwähnt wird. Dieser könnte gemeint sein^).
Wenngleich die Ausbeute aus den Mirakelbuchem für liv-
land nicht eben gross ist, so beansprucht sie doch wohl beson-
deres Interesse, da ja in betreff von Erzählungen der Art, wie
sie Gäsarius bietet, in unseren Quellen ein empfindlicher Mangel
herrscht. Auch wird durch den historischen Zusammenhang, in
den die Erzählung von Caupos Knecht gebracht ist. sowie diurch
die Person ^ Gewährsmannes, Beriäards zur Lippe, nächst
Bischof Albert wohl der markantesten Persönlichkeit aus den
ersten Jahrzehnten liyländischer Oeschichte — dieses Interesse
weiter erhöht. Oerade auf jene persönlichen Beziehungen möchte
insofern Gewicht zu l^en sein, als daraus gefolgert werden dar^
dass dank ihnen und dem unbestrittenen Einfluss der GistercienBer
in den Anfangszeiten der livländischen Kolonie die Wechselbe-
ziehungen zwischen Heisterbach und Liyland sich auch hier in
der Bäanntschaft mit den im Westen so sehr beliebten und die
Oemuter mächtig beeinflussenden Schriften des Gäsarius geänsaert
haben werden. Anlangend die Wechselbeziehungen, so sei daran
erinnert, dass 1227 Januar 28 Bischof Wescelin Ton Beval in
der Abtei Heisterbach mehrere Altäre konsekriert und 1237
Okt. 13 Balduin, der ehmalige Bischof von Semgallen, bei der
Konsekration der Abteikirche daselbst als Weihbischof fnngiert
hat'). Femer sei darauf hingewiesen, dass die schöne L^ende
Tom Mönch von Heisterbach, der an ein ewiges Leben nicht
fflauben mochte, wie die bildliche Darstellung auf einem E^apitäl-
Sries unseres Dommuseums beweist, in Riga wohlbekannt ge-
wesen ist.
1) Vgl L. Arbasow, üylands Geistlichkeit, 8. 170.
>) F. G. Y. Bonge, liv-, Estr and Onrlandische Ürkanden-Begesten,
Leipsig 1881, n. 271, 434. Derselbe, livland, die Wiege der devtMhen
We&Mschöfe, Leipsig 187&, 8. 34, 41.
«^AAAA^MM^MMA^M^
231
Nochmals die Frage: Wo lag die Borg Alt-Wenden?
Von Pastor P. Baerent.
Wenn ich es wage, vor Ihnen eine Frage aufzurollen, die
eine Beantwortnn^ schon gefunden hat, unter Zustimmung unserer
baltischen Histonker, so bin ich mir bewusst, triftige Gr&nde
anfahren zu müssen, die eine neue Untersuchung rechtfertigen.
Jahrhundertelang hat die Ansicht festgestanden, dass in
den Trümmern am Arraschschen See das alte Wenden zu suchen
sei, die erste Burg der Schwertbruder ausserhalb der Mauern
Bims, die in den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts mann-
haft den Belagerungen der Esten und Bussen getrotzt und
letztere von weiteren Eroberungsplänen zurückgeschreckt hat,
da sie diese kleinste der Burgen Livlands nicht einnehmen
konnten. Pastor Vierhuff hat durch seine Hypothese, die Burg
Alt- Wenden habe sich auf dem Nussberge, in nächster Nähe des
späteren Herrmeisterschlosses befunden, die Buine Arrasch aus
ihrem süssen Wahne, im Besitz einer ruhmreichen Vergangenheit
zu sein, aufgestört und Burg und Kirche zu Arrasch, bis zur
Aufweisung glaubwürdiger Dokumente, zu einem Appendix des
ruhmgekrönten Wenden degradiert. Diese Hypothese hat Vierhuff
niedergele^ in einer Festschrift, die er lb84 der Gesellschaft
für Geschichte und Altertumskunde zum öOiährigen Jubiläum
darbrachte. Zu dieser Schrift äusserte Th. Schiemann (Big. Ztff«
1885 Nr. 22) nach einigen Ausstellungen, es sei dankensweru,
dass Vierhuff die Frage nach der Lage der Burg Alt-Wenden
wieder in Fluss gebracht und jedenfalls erwiesen habe, dass Alt-
Wenden und Arrasch nicht identisch seien. Diesen Erweis hielt
auch J. Girgensohn für erbracht (Ztg. f. Stadt u. Land 1885
Nr. 5), und Bielenstein meinte (Big. Ztg. 1885 Nr. 39), Schiemann
habe zu wenig gesagt damit, dass Vierhuff die Frage wieder in
Fluss gebracht habe: es müsse zugestanden werden, dass Vierhuff
die allendliche Lösung gebracht habe und die iVage nach dem
Ort, wo Alt -Wenden gestanden, ein für allemal entschieden sei.
Ich muss gestehen, dass Vierhuffs Hypothese viel Verlocken-
des hat, und zwar namentlich wegen der grösseren Nähe der Aa,
welchem Fluss entlang die alte Strasse wonl gegangen sein wird.
Auch mehrere der oei Vierhuff aneefUirten Stdlen aus den
Qrigines scheinen nur auf den Nussberg zu passeui d. h. eine
sehr geringe Entfernung zwischen dem alten und dem neuen
Schlosse auszusagen. Die Gründe, warum ich Vierhuff trotzdem
nicht beipflichten kann, möchte ich Ihnen darleffen.
Seit wann hat die Identifizierung von Alt-Wenden mit
Arrasch stattgefunden? Sind wirklich Sej^^ann und J^;or von
232
Sivers die Begründer dieser Hypothese? Weiss die Yolksaber-
liefemng in der Tat nichts davon?
Es ist durchaus richtig, wenn Vierhuff schreibt (S. 9): „Die
Meinung, dass das alte Schloss bei Arrasch zu suchen sei, hat
in den Angaben der Chronisten keinen Anhalt.*^ Aries, Arges
wird von den meisten nur bei Aufzählung der Schlösser des
Ordens erwähnt, von anderen auch fortgelassen. Im Fabritius
hat wohl der Herausgeber Bergmann zu Wenden hinzugesetzt:
(sc. Arrasch). Arndt behauptet (H S. 339), Yolquin habe dieses
Schloss 1226 erbaut, dasselbe tut Kelch (LivL Hist. S. 71).
Erst Hupel (Top. Nachr. III S. 143) schreibt: ^Yolquin fing
1225 an die Burg Wenden zu bauen, V« Meilen von Arrasch,
welches Yinno y. Kohrbach 1205 angelegt hatte^, und Härder in
seinem ^Yersuch einer alten Geographie Livlands^ erzählt, der
Litauer Dangerath habe in Arrasä gefangen gesessen, während
die Chronisten dieses Gefängnis nach Wenden verlegen.
unrecht hat Yierhuff aber, wenn er hinzufast, dass auch
die Yolksuberlieferung Alt-Wenden nicht mit Arrasch identifiziere.
Es erscheint mir unmöglich, dass in ca. 10 Jahren in dieser
Hinsicht ein solcher Umschwung sollte stattgefunden haben. Im
Jahre 1884 behauptet Yierhuff, das Yolk wisse nichts davon,
im Jahre 1893, als Referent nach Arrasch kam, stiess er überall
auf diese Tradition. In der Sammlung lettischer Märchen und
Sagen von Lerche-Puschkaitis finden sich auch dem Yolksmunde
abgelauschte Sagen, in welchen Arrasch Alt- Wenden genannt wird.
Diese Yolksuberlieferung ist kein künstliches Produkt der
Neuzeit, wie es erscheinen könnte nach Yierhuffs Aussage, die
Leute hätten ihm geantwortet: in Büchern soll Arrasch wohl
Alt -Wenden genannt werden; sie ist Jahrhunderte alt und hat
bessere Dokumente aufzuweisen, als die von Yierhuff namhaft
gemachte Karte.
Gegen Ausgang der Ordensherrschaft freilich wurde das
Schloss am Arraschschen See Aries genannt; welchen Namen es
vorher getragen, lässt sich nicht feststellen, da in Urkunden
älterer Zeit sich dieses Schloss nicht nachweisen lässt. Erst in
der Liste der Schlösser vom Jahre 1555, die Oeumem (Theatri-
dium Liv. S. 16) anfuhrt, nennt er unter denen, welche dem
Herrmeister direkt unterstellt waren, auch Arries^). Am 4. Febr.
1558 (Schirren, Quellen H S. 129) schreibt Walter Quade, Haus-
komptiir zu Wenden, dem Ordensmeister Fürstenberg, dass der
Landknecht von Arries bereit sei, die Bauern aufzubieten. Am
25. Januar 1559 sendet Fürstenberg an Bürgermeister und Rat
zu Biga die Nachricht, dass „in Olthusens hoff bey der Arries*
1) Der Freondlichkeit des Herrn L. Arbasow verdanke ich den Hin-
weis auf noch nnffedrookte Qaellen aus den Jahren 1410, 1468» 1546^ 1547,
in denen das. Semoss Axies genannt wird.
ein Bosse gefasgen worden (Bienemann, ürk. II Nr. 369). 1561
d. 14. März yerlehnt Eettler das Ont' Bergenhof im Gebiet nnd
Kirchspiel zu Arriss; 1562 werden verschiedenen Personen Oe-
sinde „ex Arries^ verliehen (Bienemann, ürk. Y Nr. 902). In
einer „Zeitung*^ vom Jahre 1564 wird ein Verzeichnis der Städte
nnd Schlösser Livlands angefahrt, mit Angabe des Inhabers;
dort heisst es, ,,Aries schloss^ habe der Moskowiter inne (Bei-
träge znr Ennde Livl. H, 2 S. 125). Am 16. September 1577
schickt die Herzogin Anna von Kurland ihrem Bruaer Christoph
V. Mecklenburg ein Verzeichnis der Städte nnd Hänser Livlands,
die im vergangenen Sommer vom Feinde erobert worden, darunter
ist auch „Arffes^ genannt welches die Polen besetzt gehalten
haben (Mitt. Il S. 447). Die Richtigkeit dieser Mitteilnne, näm-
lich, dass die Russen Arrasch den Polen abgenommen und nicht
den Anhängern des Herzogs Magnus, möchte ich bezweifeln auf
Grund eines anderen Dokumentes, welches die Reihe derjenigen
eröffnet, die statt Arrasch Alt-Wenden setzen. Dieses Dokument
findet sich bei Brotze ^Monumente I S. 38 in dorso), der es aus
einem deutschen Protokolle ausgeschrieben, das aus dem Buche
des königlichen Hauses Wolmar ausgezogen und, wie Brotze
vermutet, aus dem Polnischen übersetzt worden ist. In diesem.
Schriftstuck heisst es, nachdem die Überrumpelung des Wenden-
sehen Schlosses durch Magnus' Anhänger erzählt worden: ^In-
sonderheit klagt er ^i. e. Stanislaus Podbilsky, Unterstarost des
Joh. Sborowsky v. Soorowa) auch über Hans Ernst, einen Edel-
mann des Wendenschen Kreises, dass derselbe nebst seinen Ge-
hilfen Alt-Wenden (d. i. Arrasch) mit Oewalt eingenommen, die
Diener darinnen teils erschlagen, teils gefangen habe n. s. w.^
Verdächtig erscheint die chronologische Angabe: 1572, die aber
auf einen Schreibfehler Brotzes oder einen von ihm unbeachtet
gebliebenen Fehler des Übersetzers m^^ zurückzuführen sein,
denn Wenden huldigte Magnus bekanntlich am 2. August 1577.
Doch sonst erscheint diese Klage durchaus glaubwürdig; die als
Führer der aufrührerischen Bürger genannten Personen sind aus
sonstigen Zeuffnissen bekannt. Das zeitlich nächste Dokument,
welches Alt- Wenden nach Arrasch verlegt, ist eine Oüterrevision
vom Jahre 1590 (lit. Metrik IV A Nr. 20). Hier heisst es (ich
übersetze aus dem Polnischen): „etwa eine Meile vom Schlosse
(i. e. Wenden) liegt ein zweites Vorwerk „Stara Kies^ dtes
Gemäuer am See.^ In der Revisio Privile^orum von 1599 wird
das alte Schloss gar nicht erwähnt, das Gebiet aber, den vor-
liegenden Dokumenten aus der Ordenszeit folgend, „territoriun^
Argis^ genannt.
Der nächste Zeuge für die Berechtigung der Volkstradition
ist der von Th. Schiemann herausgegebene älteste Kataster lAw^.
lands. Hier heisst es (S. 76): Jzw den kirchen zu Wenden
234
sowoll in der stadt alsz anszen der stadt [sc. Caiharinenkirehe]
ist nichts ahn landtoütem bolesen. Der paster prediget beide
sprachen, dess gibt ttine der radt seine besoldonge, bei der her-
meister zeitten hat der paster seine besoldnnge auch von dem
haosse ^hatt Zw der kirchen zn alten Wenden sein haken — 6,
einfnsslingh — 9.*^
Die Yisitatio Livonicamm ecdesiaram des J. 1613 ^^e ich
nicht heranzuziehen, obgleich das Protokoll, welches zu Wenden
am 8. August niedergeschrieben worden, sich mit dem zn Wanden
am 23. September abgefassten nicht reimen will. Da das zweite
Protokoll ganz klar die Verhältnisse in der Stadt Wenden im
Auge hat, so hat schon Bange die Visitation vom 8. Aagnst auf
Arrasch bezogen. Doch erscheint es mir verdächtig, dass von
einer Ciyitas v endensis gesprochen wird.
Während die 1633 erscnienene Karte des Mercator den Ort
,iAris" benennt, finden sich in Prozessakten des Ho^erichts
Zeugenaussagen aus den Jahren 1632 bis 1651, welche Arrasch
mit Alt -Wenden identifizieren. Beide Namen erscheinen in !der
Auskunft, die ein bäuerlicher Zeuge über seinen Wohnort gibt:
er wohne bei Alt-Wenden und sein Gesinde heisse Amsch
Pawell.
Einige Jahre später, Ao. 1669, wird in Wenden eine Kirchen-
Tisitation abgehalten. Aus dem Protokoll (Konsist.- Arch. Nr. 44)
geht hervor, dass die Bauern ihre alte Kultusstätte nicht ver-
gessen können, sondern ihre Toten zu Alt-Wenden begraben.
Als im Jahre 1672 mehrere fiingepfarrte des heutigen iSrasch-
schen Kirchspiels beim schwedischen Gouvernement darum peti-
tionieren, die Arraschsche Kirche möge wieder hersestellty die
vom Hofe Schloss Wenden eingezogenen Kirchenländereien und
Pfarräcker wieder herausgegeben und das Kirchspiel wieder als
selbständiges konstituiert werden, da es früher keine Filiale
gewesen, protestiert der Oberkirchenvorsteher Hanson, zugleich
' Inspektor der GbLenstiemschen Güter, in seiner Replik gegen die
Bezeichnung ,, Arraschsche Kirche^, indem er schreibt: ^Solche
verfallene steinerne Kirche ist die wahrhafte alte Wendische
Stadt- und Hauptkirche gewesen, dabei vor 400 und mehr Jahren
das Schloss sampt dem Etädtchen erbaut, nachffehends aber, ob
difficultatem loci et commoditatem omnium aumtorum, nur situ
etwa auf V« Meilen eben wieder in selbiger Arraschschen Wacke
und zwar recht in meditallio des ganzen Kirchspiels, damit die
anderen zum Wendenschen Kirchspiel gehörigen Wacken der
Kirche desto näher angel^en^ eben auch vor euichen 100 Jahren
zurucl^el^et, dess Scmoss Wenden vormaliges Flecken demoliret
und die diu*zu gehörige Kirche nicht de facto, besondem de jure
saero et ecdesiae consilio verlassen worden**« • •
Anck in diesem Berichte, so viel auch daran auszuselEeii
236
ist, spricht sich die Tradition ans, dass Alt-Wenden auf der
Stelle des heutigen Arrasch gestanden. Diese Überliefemng ist
auch in die Wackenbncher der schwedischen Zeit fib^egan|^9
wo es z. B. 1688 heisst: Schloss Wenden hat die Fischerei in
der Arraschschen See unter Alt-Wenden. Dieselbe Bezeichnung
findet sich for die Ruine auch auf der schwedischen Karte der
Arraschschen Pastoratsländereien von 1689. Diese Tradition
veranlasste den Holsteiner Matthias Simonis, der gegen Ende
des 17. Jahrhunderts Pastor zu Arrasch wurde, sich in seinen
Hingaben ans Konsistorium zu unterschreiben: ,,pastor palaeo-
wendensis^, und hat schliesslich ihren Ausdruck gefunden in der
Umschrift des Kirchensiegels: ^Sirillum ecclesiae Palaeowen-
densis^. Ob dieses Siegel erst auf Bergmanns Veranlassung;, der
1771 Pastor von Arrasch wurde, gestocnen worden, wie Vierhuff
behauptet, weiss ich nicht, da keine Nachrichten darüber vor-
liegen. Die HjrpoÜieBe, die sich in dieser Umschrift ausspricht,
ist jedenfalls nicht von Bergmann geprägt word^. er hat sie
vorgefunden in Dokumenten und in der volksuberlieferung, in
welcher sie bis auf den heutigen Tae lebendig ist.
Gestutzt auf das beigebrachte Material muss ich Bielenstein
widersprechen: die Frage, wo die Burg Alt-Wenden gelegen,
iBt noch nicht endgültig entschieden, und habe ich es gewagt,
vor die Oesellschaft zu treten mit dem Ertrag meiner Forsoiungen
und der Bitte, mir zu helfen, damit die Frage wirklich zum Ab-
schluBS gebracht werden kann. Das Urkundenbuch ist soweit
vorgeschritten, dass man wohl mit Sicherheit annehmen kann,
dass aus der Ordenszeit kein weiterer Nachweis zu eiirarten ist.
Für die polnische Zeit stehen nur die Revisionen der Metrika
zur Yerf&gung, und diese, soweit sie nicht Urkunden der Ordens-
zeit rekapitulieren, nennen den Ort ^Stara Kies^ = Alt-Wenden,
was von den Schweden aufgenonmien wird. Es müssen also die
Polen die Überlieferune vorgefunden haben, da für sie kein
Orund vorlag, diesem Ort einen anderen Namen zu geben, da
mit ihm kein grosser Grundbesitz verknüpft war, während sonst
wohl Fälle bekannt sind, wo man versucht hat, alte Urkunden
zu fruktifizieren, indem man die Identität der dort genannten
Güter mit einem schönen Besitz behauptete. Lic^ kein Grund
vor zur Annahme, die Burg Aries sei aus habsüchtigen Motiven
oder aus willkürlicher Identifizierung zum Namen Alt-Wenden
gekommen, so ist das Umgekehrte leichter zu erklären. Das
alte Schloss lag am Arraschschen See und in der Arraschschen
Wacke, da lag es nahe, den Namen Aries auch aufs Haus zu
fibertn^en, um Verwechselungen mit Neu-Wenden vorzubeugen.
Übrigens sind es nur 2 Schri&tücke^), in denen die Bezeichnung
t) In den von Arbosow genannten Doknmenten ans den Jahren 1410,
1468, 1545 nnd 1547 kann Aiies nur Name des Sehkwsee 0ein.
236
Aries direkt anfs Schloss bezogen werden moss: die „neae
schreckliche Zeitung*' und der Brief der Herzogin Anna« In den
nbrigen Dokumenten kann Aries sehr gut nur Name des Gebiete
oder des Sees sein, da es heisst: „im Gebiet und Kirchspiel su
Aries^, „der Hof bei Aries^ u. s. w. Dass aber der See dem
Schlosse den Namen gegeben und nicht das Gegenteil statte
gefunden, glaube ich d^aus folgern zu dürfen, dass im Nachbar-
kirchspiel Serben sich auch ein Ahrais-See findet. Ob der Name
livischen oder lettischen Ursprungs, ist noch nicht entschieden.
Im estnischen Livland gibt es eine Reihe von Arro, Arrohof
und Arromois, im Kirchspiel Pyha auf ösel hat nach Klopmann
ein Hof Aries existiert; im lettischen Livland findet sich Arras
im Bqjenschen und Ahreeschu zeems, ein Gesinde im Drostenhof-
schen Kirchspiel, sowie Arishof bei Tuckum«
Es wäre aber auch möglich, dass nur die Kirche die älteste
in dieser Gegend, die erste Wendensche Kirche ist, und eine
Spätere Zeit irrtümlich den Namen auch auf die Burg ausdehnte,
as hohe Alter der Kirche beweisen die 9 Fuss dicken, auch
heute noch etwas unebenen Mauern. Die Wendensche St. Jo-
hannis-Kirche ist erst 1284 vollendet worden, während 1224
schon fiber den der Kirche zu Wenden gebührenden Zehnten
Bestimmungen getroffen wurden, und auch vor Ankunft Wilhelms
V. Modena hier ein christliches Gotteshaus erbaut gewesen sein
wird, ebenso wie an den übrigen Zentren des eroberten Livlands,
wenn auch die Origines dessen nicht Erwähnung tun. Der
Orden ist nicht so eifrig im Erbauen von Kirchen gewesen, dass
man annehmen könnte, die Kirche zu Arrasch sei nach Voll-
endung der stattlichen Kathedrale zu Wenden erbaut worden.
Von dieser alten Wendenschen Kirchspielskirche hat dann viel-
leicht das später gegründete Schloss die Benennung Alt-Wenden
erhalten, als die alten Herren dieser G^end neuen Gewalt-
habern Platz machen mussten. Es erhebt sich aber sofort eine
weitere Frage. Hat die Erbauung einer Burg Arrasch nach der
von Wenden eine innere Berechtigung? Kelch und Arndt frei-
lich setzen iur diesen Bau das Jahr 1226 an (Chronologie der
Reimchronik I), ich meine aber trotzdem diese Frage verneinen
zu können. Ein innerer Grund für den Bau eines festen Hauses
an dieser Stelle^ nachdem die Burg Neu -Wenden sich schon in
manchem Kampr bewährt hatte, lässt sich meines Erachtens nicht
finden. Die Halbinsel am Arraschschen See erhebt sich nur
sehr massig über das umgebende Terrain. Da die Kriegszüge
jener Zeit meist im Winter stattfanden, so gewährte der See
keinen Schutz. Was sollte endlich eine Bu^ an dieser Stelle?
Der Orden hat Schlösser gebaut, um sich Zentren zu schaffen
Ar die Beherrschung einer Landschaft. Dieses Zentrum war
mit Wenden vorhanden; oder er führte seine Burgen auf, wn
237
die Grenzen za schützen oder wichtige Strassen zu sperren,
beide Absichten konnten hier nicht mitgewirkt haben, es lief
hier keine Grenzlinie, nnd als Sperrfort für Wenden war die
Ariesborg an dieser Stelle, südlich von Wenden, unbrauchbar.
Gegen die EinfäUe der Litauer erbaut, hätte sie mehr nach
Westen liegen müssen, etwa an der Einmündung = der Ammat in
die Aa^um den Übergang über die Ammat auf der Strasse Sege-
wolde -Wenden zu verhindern. Als Vorwerk g^en die Bussen
hätte sie in nordöstlicher Richtung erbaut we^en müssen: von
Trikaten her brachen die Russen häufig herein. Seiner topo-
graphischen Lage nach konnte Arrasch nur die Strasse Wenden-
Nitau bewachen, eine Etappe sein zwischen zwei Ordensschlössern,
die nur 32 Werst Ton einander liegen.
Ein abschliessendes Urteil wwe ich nicht zu fallen, da ich
mich zu sehr als Partei fühle. Schon die Mühe, die es dem
Landischen kostet, bei seinen seltenen Besuchen unserer Metro-
pole die hiesigen Archive und Bibliotheken zu durchstöbern,
vergrössert sicherlich unbewusst und ungewollt das Gewicht der
Gründe pro und contra. Schliesslich gibt es doch vielleicht,
obgleich ich glaube, von den Herren Baron Bruiningk und Busch
mit Rat und Tat unterstützt, das ganze Material beigebracht zu
haben, noch Dokumente aus der späteren Ordenszeit, die noch
nicht gedruckt vorliegen, oder Zeugnisse aus polnischer und
schwedischer Zeit, die herangezogen werden können.
Ausser dem historischen nahe ich auch ein praktisches Inter-
esse an dieser Frage. Meine Gemeinde will durchaus — so
lebendig ist die Tradition — das 700jährige Jubiläum unserer
Kirche feiern. Solch Jubiläum darf aber doch nicht in der
Luft stehen. Ist aber Arrasch mit Alt -Wenden identisch, oder
wenigstens die Arraschsche Kirche die alte Wendensche Kirch-
spielskirche, dann könnten wir als Gründungsjahr 1206 woU
ruhig annehmen und nach 2 Jahren unser Fest begehen.
183. Tenaudng am 10. HoTember \m.
Der Präsident Oberlehrer Bernhard Hollander eröffnete
die Versammlung durch die Mitteilung, dass das ordentliche Mit-
glied, der Sekretär der Grundbuchabteilung zu Fellin Max y.
Tobien, am 16. Oktober zu Emhof gestorben sei.
Die Versammlung ehrte das Andenken des Verstorbenen
durch Erheben von den Sitzen.
Der Präsident erinnerte, indem er auf das im Saal ange-
stellte Bildnis des Burgermeisters Johann Ohr istoph Schwartz
288
(geb. den 19. Jaaur 1722, geet den 7. Norember 1804) hinwies,
daran, daas jetzt gerade ein Jahrhondert vergangen sei seit dem
Todestage dieses als Patrioten, Gelehrten and Menschen gleidi
herrorragenden Mannes, der am 11. November 1801 unter ansser-
gewöhnlichen Ehrenbezeogangen zur Rahe bestattet wnrde. Herr
Sekretär Arend ▼. Berkholz habe es frenndlichst übernommen,
am heutigen Tage die Bedeutung des Bürgermeisters J. G.
Sohwartz für unsere Vaterstadt zu schildern und damit das
Gredltohtnis dieses Mannes neu zu beleben, der an der Spitze
einer langen Reihe für die battische (Geschichtsforschung hm-ror-
ragend titiger Juristen steht und der von C. E. Napiersky der
scharfsinnigste unter unseren Historikern genannt wurde.
Auf Aufforderung des Präsidenten erhob sich die Yersamm*
ung Yon ihren Sitzen, um das Andenken des Bürgermeisters J. C.
Schwartz zu ehren.
Der Präsident legte ausser anderen Schreiben geschäfUich»
Inhalts ein Tom Vorstände des Hansischen Geschichts-
Tereins übersandtes Preisausschreiben f&r eine Geschichte
der deutschen Seeschi£Eshrt vor.
Der Präsident teilte mit, dass im Direktorium auf Vorschlag
des Herrn Bibliothekars N. Busch die Frage erörtert worden
sei, in welcher Weise eine Orientierung über Riga betreffende
topographische Fragen erleichtert werden könnte. Es ad be>
schlössen worden, im Museum einen grossen Stadtplan Rigas
aufzuhängen, in den alle topographisch interessanten Funde ein-
zutragen wären.
Herr Architekt Hermann Seuberlich erklärte sieh auf
Ansuchen des Präsidenten bereit, die Leitung dieser Angelegen-
heit in die Hand zu nehmen.
Eine Zuschrift von Herrn Oberlehrer Friedrich y. Eeussler
in Petersburg wurde vom Präsidenten verlesen. In Ergänzung
früherer Mitteilungen in den Sitzungsberichten vom J. 1902 S. 74 tL
und vom Jahre 1903 S. 110 über die Iversensche Urkunden-
sammlung in Petersburg berichtete Keussler über einen Katalog
der Bibliothek des Eonsulenten Edmund lyersen, der jetzt in
289
den Besitz des Herrn Rechtsanwalts Maximilian Iversen gelangt
ist (s. nnten).
Zu ordentlichen Mitgliedern worden anfgenommen die
Herren Wilhelm Oraf Stenbock-Fermor sn Nitan, Pastor
Maximilian Stephany in J&rgensbnrg, Oberlehrer Jnri Nowo-
selow, Pastor Dr. Ohristoph v. Schröder in Nenermfihlen
und Oberlehrer Panl Gonradi in Riga.
An (beschenken für die Bibliothek waren dargebracht
worden: 1) Tom Herrn Bibliothekar der Stadt Berlin Dr. Arend
Bnchholtz dessen Werk: Die „Yossische Zeitung^. Geschicht-
liche Bfickblicke auf drei Jahrhunderte. Zum 29. Oktober 1901.
Berlin 1904. 4^; 2) vom Herrn Onstav Joppich: Manuskripte
des Dichters Viktor y. Andrejanoff; 3) vom Herrn Oberkassierer
der Rigaschen Stadtkasse Alexander Ereyenberg: Wilh. H.
A. Ereyenberg, Geschichte der Familie Ereyenberg. 1609 bis 1904
Als Manuskript gedruckt Schleswig o. J. 8^; 4) vom Herrn BibBo-
tliekar der livländischen Ritterschaft E. y. Löwis o-t Menar
dessen Aufsatz: Zwei Dünainseln. Ausschnitt aus der «Dfina-
Zeitung^ 1904; 5) von FrL E. y. Schinekell: ältere Earten,
Wappenabbildungen etc.; 6) yon Herrn Erich Seuberlich:
Autograph des Musikdirektors Heinrich Dom u. a.
F&r das Museum waren folgende (beschenke dargebracht
worden: 1) yon Sr. Exzellenz dem Herrn Paul yon Schwanen-
borg: ein silberner Becher mit Deckel und Jahreszahl 1810; 2
goldene Ringe; eine goldene Damenuhr mit Perleneinfassung und
ein Damen -Schmuckkästchen aus Strohgeflecht; 2) yon Herrn
Bibliothekar N. Busch: ein silbernes Petschaft mit den Initialen 0.
F. B.; 3) yon Fräulein Eawall: eine Apotheker-Reibschale aus
Achat; 4) yon Fräulein Nandelstädt: 2 in Oold und Perlen ge-
fasste Broschen mit Jahreszahl 1852; 5) yon Herrn Erich Seuber-
lich: ein Miniaturbildnis auf Elfenbein; 6) yon Herrn Julius Pe-
tersen: ein grosser Fingerring mit in Achat geschnittenem Eopf;
7) yon Herrn not. publ. Ootthard Wulffius: eine goldene email-
lierte Damenuhr; 8) yon Fräulein Charlotte Wilcken: ein Feuer-
zeug mit Schwamm und Stahl aus dem Jahre 1880 und diyerse
240
andere Sachen; 8) von Herrn E. G. v. Sengbnsch: einRUdier
auf Elfenbeinstäben nnd ein hölzerner Pfeifenkopf mit Knpfer-
und Messingverzierung.
Für das Münz- nnd Medaillenkabinett waren G^chmke
dargebracht worden von Fränlein E. v. Schinckell, Herrn E.
G. vi Sengbnsch nnd Herrn 0. Jaksch jun.
Herr Sekretär Arend v. Berkholz gab eine eingehende
Darstellnng des Lebens and Wirkens des Bigaschen Bnrger-
meisters Johann Christoph Schwär tz, gestorben am 9. November
1804. Der Vortrag ist im Rigaschen Almanach for das Jahr
1905 znm A\)dnick gelangt.
Herr Inspektor E. Mettig lenkte die Aufmerksamkeit der
Forscher auf einen zeitweilig verlegt gewesenen Teil des Amts-
bnchs der Bigaschen Goldschmiede, der nicht unwichtiges
Material zur Eulturgeschichte enthält, und führte aus ihm
namentlich eine Inskription an, welche sich auf die durch ien
Eomtur von Goldingen Ohristophor von der Leie bewerkstelligte
Befürwortung des Goldingenschen Goldschmiedes Eüiaus Schmied
zu 'gunsten seiner Aufnahme in das Amt der Bigaschen €rold-
schmiede bezog.
Herr Inspektor E. Mettig verlas femer eine Besprechung
zweier im Jahre 1904 erschienenen historischen Werke: der
Publikation von Aloys Schulte über die Fu^er in Born 1496
— 1523 und einer Studie von M. Jansen über Papst Bonifaadus
IX. (1389—1404) und seine Beziehungen zum Deutschen BeicL
In Betreff des ersten Werkes wies Beferent auf die dankenswerte
Erweiterung unserer Eenntnisse über die Vorgeschichte Johann
Blankeüfelds Mn und berichtigte verschiedene fehlerhafte An-
gaben, -die sich in Schultes Verzeichnis der deutschen, polnischen,
nordischen und ungarischen Bischöfe, die von 1495— 15S0 ihre
Würde erhielten, in Bezug auf livländische Bischöfe finden. Zu
diesen Fehlem rechnete Beferent auch die Annahme Schultee,
dass Ohristian Bomhower Bischof von Beval gewesen sei.
In Bezug auf das Jansensche Werk hob Beferent eine zuerst
von Th. landner angeführte und dann von M. Jansen wiederholte
241
Angabe Dietrichs ▼. Nieheim über die vom Orden an die Kurie
für die Inkorporiemng des Rigaschen Erzstifts eingezahlte Summe
Geldes hervor, welche mit einer aus einer Urkunde uns bekannt
gewordenen Notiz nicht übereinstimmt. Die Angabe stammt aus
einer Schrift Dietrichs von Nieheim über das Schisma. In Betreff
dieses Werkes sprach der Vortragende den Wunsch aus, die
livländischen Historiker möchten es, da es hier zu Lande nicht
zu Rate gezogen zu sein scheint, daraufhin prüfen, ob es nicht
noch andere für die livländische G^eschichte zu verwertende
Nachrichten enthalte*
Haadflohriften aus der Bibliothek des weiland Eonsulenten
Edmund Iverseo.
Von Friedrich v. Kenssler.
Über die gegenwärtige Maximilian Iversensche, vormals
lidmund Iversensche ürkundensammlung habe ich in den Sitzungs-
berichten der Gesellschaft für (beschichte und Altertumskunde
ans dem Jahre 1902 S. 74 f. gehandelt und in einer ergänzenden
Zuschrift im Jahre 1903 (Sitzungsberichte S. HO) mit Berufung
auf den Aufsatz weiland Professors Dr. Fr. Bienemann „Ein
estländischer Hochverrathsprocess im Jahre 1605^ (Baltische
Monatsschrift Band 56 S. 1 f.) die Herkunft wenigstens der wich-
tigen Bestände dieser Sammlung festzustellen gesucht Inzwischen
ist Herr Rechtsanwalt M. Iversen auch in den Besitz des Katalogs
der Bibliothek des Konsulenten Edm. Iversen gelangt, der sich
bis hierzu im Nachlass des Wirklichen Staatsrats Jul. Gottl.
Iversen befunden hat. Dieser „Katalog meiner Bibliothek^
ist, wie es auf dem Titel heisst, „angefertigt im August
1869*' und bildefc einen Folioband von 84 beschriebenen Seiten,
dem zu Seite 26 noch zehn lose Seiten (26 a bis 26 k) beige-
fügt sind. Er umfasst: A. Oeschichte (S. 1 bis 27), B. Schöne
Literatur (S. 27 bis 49), C. Altklassische Literatur (S. 49),
D. Naturwissenschaften (S. 51), E. Philosophie (S. 52 bis 59),
F. Sprachwissenschaften (S. 59 bis 63), O. Jurisprudenz (S. 63
bis 74). H. Theologie und Religion (S. 81), L Mixta (S. 83). Die
fortlaufende Numerierung reicht bis Nr. 1642, und im ganzen
werden sechsunddreissig Nummern Manuskripte aufge-
zählt, von denen viele eine ganze Reihe von Bänden umfassen.
Indem ich auf die Existenz dieses Katalogs aufmerksam
mache, bemerke ich, dass es ursprünglich meine Absicht gewesen
18t, die dort genannten Handschriften der Reihe nach aufzuzählen
16
342
und ihnen sowohl die Nummern aus den beiden Anfli^n Ton
Ed. Winkelmanns „Bibliotheca Livoniae historica^, als audi die
Angaben darüber beizufügen, in wessen Besitz die Manu-
skripte sich gegenwärtig befinden. Doch habe ich
schliesslich ein anderes Verfahren für angebrachter befunden,
welches den Benutzem der gedruckten Hilfsmittel die Orientierung
besser erleichtert: es sollen vielmehr die einzelnen Manu-
skripte nach der zweiten Auflage Winkelmanns ge-
nannt und ihnen, soweit es möglich ist, die betref-
fenden Nummern aus der ersten Auflage und die
anderen Notizen hinzugefügt werden. Das hier zum
ersten Mal zusammengestellte Verzeichnis aus der zweiten Auf-
lage Winkelmanns weist fünfunddre issig Nummern aui|
während das Verzeichnis in der ersten Auflage S. 399 nur
achtzehn Nummern enthält; die zweite Auflage bietet also ein
erhebliches Plus, und der Iversensche Katalog selbst nennt, wie
gesagt, sechsunddreissig Nummern. Wo nur eine Nummer ange-
geben ist, bezieht sie sich auf die zweite Auflage Winkelmauins;
wo zwei Nummern vermerkt sind, ist die erste die der zweiten
und die zweite die der ersten Auflage.
286. Gesammelte Urkunden und Dokumente. Hss., fol. Aus
dem Nachlasse E. Iversens. Beval, Estl. BibL V, 2736.
2911. Inquisition über die Güter Estlands, v. J. 1712. Orig.,
3717; Mss., fol. Reval, Estl. Bibl. V, 2320.
2912. InquisitionsprotocoUe, Arrende- Abrechnungen etc. der
3718. üi Estland unter Disposition des Gouvernements ste-
henden publiquen Güter, wie des Fürsten Menschi-
kows gewesene Häuser und Plätze von Ao. 1720—
1733. Orig., Mss., 543 S. fol. Herr Konsulent lyersen
— jetzt?
2913. Estl. Landrolle von 1732 und 1739. Mss. Beval, EsiL
3719. Bibl., Iversen: Collect. Esthon. Nr. 167.
2914. Landrolle von 1739 über die, welche Güter besitzen,
3720^ ohne verbriefte Edelleute zu sein. Ibid. Nr. 173.
2916. Landrolle von dasz Hertzogthum Ehstland nebst die Insuln
3722. Dagdö und Wormsö, worinnen die Natur derer Güther
nach der Beduction, wie auch die alte schwedische
Haakenzahl und die Ao. 1757 Revisions, nebst Ao.
1765 Haakenzahl nach der lezteren B^ulirung mit
derer ietzigen Possessores. Mss., 46 Bll. U. 8^ Beval,
Herr Konsulent Iversen — jetzt?
3526. Paucker, G. J., Abschriften und Auszüge der gericht^
4515. liehen Erkenntnisse und Entscheidungen der Ober
behörden weu^en Aufrechterhaltung der EgL Schwe*
dischen den freien Bauern der Insel Worms wiederholt
243
ertheilten Rechte and IVeiheiten. Mss., 20 BU. fol.
Beval, Herr Konsulent Iversen (jetzt?).
6372. Gollectanea Estonica. Mss., 732 S. 4<>. Beval, Estl. Bibl.
V, 2305 (Iversen).
6373. Gollectanea Estonica. Mss., Bd. I— VII, fol. Ibid. V,
2075. 2331 (Iversen).
6596. Altes Register des Archivs der Grossen Gilde. Mss., fol.
Reval, Iversen — jetzt?
6600. Ordnung der S. Canuti- Gilde- Aemter. Mss. sec. 18.
4350. Reval, Estl. Bibl., Iversen: Coli. Eston. 49. S. I*-
6603. Privilegien und Schrs^en der Duhmschen Gilde zu RevaL
4330. Mss., 19 Bl. fol. Keval, Iversen (jetzt?).
6743. Allgemeiner Schrägen fnr die Ämter der Stadt Reval
4407. 1665, in einer am 19. Mai 1726 beglaubigten Abschrift.
12 Bl. fol. Reval, Herr Konsulent Iversen (jetzt?).
6746. Schrägen des Amts der Maurer auf dem Dom. Mss., 28
4327. Bl. fol. Reval, Herr Konsulent Iversen (jetzt?).
6747. Schraten des Amts der Fleischhauer auf derSchloss- Juris-
4328. diction. Mss.,15Bl.fol. Reval,Herr Kons. Iversen (jetzt?).
6748. Desgl. der Lein- und Drellweber unter der Schloss-
4329. Jurisdiction. Mss., 14 Bl. fol. Ibid.
851. Carte des Herzogthums Ehstland. 1766. Mss. Reval,
8265. Konsulent Iversen, jetzt?
4743. Nachrichten von der estländischen alten Münze und
1541. Mannbusse. Mss. sec. 18, fol. Reval, Iversen: Collect.
Esthonica.
2906. Ehstl. Munster- Rolle von 1639. Mss. Reval, Estl. Bibl.
3709. (Iversen: Collect. Esthon. Nr. 170).
2906.
8710.
2907.
8711.
EsÜ. Land- und Munster-Rolle. 1663. Mss. Ibid. Nr. 174.
EhsÜ. Land-Matrikel, März 1666. Mss. Ibid. Nr. 166.
ö=Ycr Land- und Munsterrolle von 1678. Mss. Ibid. Nr. 172.
6876. K^el: Kirchenvisitation i. J. 1593. Mss. Reval, Estl.
Bibl., Iversen: Collect. Esthon. 4^ S. 45.
6877. — Kopie der in der Blechkapsel des Turmes der St.
Michaeliskirche befindlichen Papiere (1639—1827).
Reval, Estl. Bibl., Iversen: Collect. Esthon. fol. V,
263-269.
6906. Rogö: Privilegien der Rogöschen Bauern. Reval, Estl.
Bibl., Iversen: Coli. Esthon. fol. VH, 66—73.
6946. Wiems: Brief lade von Kalkofen, Habbinem und Wiems.
Pergam. und Pap. Reval, Kons. Iversen — jetzt wo?
16*
344
6947. Wiems: Kaiserliche Bestätigung der Ofiter Wiems und
Brigitten durch den Herzog von Holstein-Beck an
Oraf Stenbock, 4. Juli 1760. Prachturkunde mit dem
Kaiserlichen Siegel in silberner Kapsel. BeTal,
Konsulent Iversen — jetzt wo?
Die Urkunde ist von der Witwe Ed. iTersens dem
Grafen Stenbock- Wie ms geschenkt worden.
6161. Urkunden aus russischer Zeit. Mss., 2 Bde. fol. St. Pe-
tersburg, J. Iversen.
Gegenwärtiger Besitzer: M. Iversen, S.-B. 1902 S. 76.
6152. Miscellanea historica, gesammelt von E. Iversen« H88.|
1 Bd. fol. Eeval, Estl. Bibl. V, 2319.
5287. AlteVerordnungen (1650 — 0.1770). Mss.,fol. St. Pe-
tersburg, J. Iversen (aus dem Nachlasse seines Bru-
ders E. Iversen).
Gegenwärtiger Besitzer: li. Iversen, S.-B. 1902 S. 75.
5288. Verhandlungen zwischen Schweden und Bussland in
der 2. Hälfte des 17. Jahrh. Mss., fol. St. Peters-
burg, J. Iversen.
Gegenwärtiger Besitzer: M. Iversen, S.-B. 1902 S.75.
5289. Sammlung von Urkunden aus schwedischer Zeit Mss.,
10 Bde. fol. (fast nur Originale). Ibid.
Gegenwärtiger Besitzer: M. Iversen, S.-B. 1902 S. 76.
10118. Buxhöwden: Stammtafel der Grafen B. Reval, EsÜ.
Bibl., Iversen: Coli. Esten, fol. IH, 144.
10120. — Aktenstucke aus der Brieflade der Grafen B. zu
Wiems. Mss., fol. Reval, Kons. Iversen — jetzt?
4062. Protokoll -Konzepte des Burggerichts aus dem XVIL
Jahrh. Mss., 1 Bd. fol. St. Petersburg, J. Iversen.
Gegenwärtiger Besitzer: M. Iversen, S.-B. 1902 8. 74.
Im „Katalog^ sind nachfolgende Manuskripte ge-
nannt, welche von Winkelmann, soweit ich sehe, nicht erwUint
werden.
S. 1 Nr. 15. G^ammelte Urkunden und Dokumente, fol.
S. 1 Nr. 16. Brieflade von Kalkofen, Habbinem u. Wiems, fol.
S. 25 Nr. 445. Dobermann, Topographische Nachrichten von
Esthland, fol., 5 Bände.
S. 26 Nr. 496. Yaria Rossica.
S. 26 c Nr. 551. (Gesammelte Eri^snachrichten, 1812—
1815, fol.
S. 26 c Nr. 552. Sammlung von Aktenstücken, betreffend die
Stadt Wesenberg und das Gut Wesenberg, fol.
S. 26 c Nr. 555. Berichte des Wesenbergschen Magistrats im
J. 1784, fol.
S. 26 c Nr. 556. Königliche Originalbriefe, 1601—1684, foL
S. 26 c Nr. 557. Antiquitäten. Urkundensammlung (1348—
1696), fol.
24b
S. 26 c Nr. 558. AUerhand Eyde, fol.
S. 26 c Nr. 565. Deduktion, betreffend das Pfandrecht der
Erben des Landrats Christoph Richter in den Hapsalschen
Oütem, fol.
S. 26 c Nr. 568. Esthono-Livonica, 4^
S. 26 c Nr. 570. Rossica. 2 Bde 8^
S. 26 c Nr. 571. Aktenstücke aus dem Anfange des XIX.
Jaüurhonderts, fol., 2 Bde.
S. 26 c Nr. 574. Handschrifliiche politische Nachrichten ans
den Jahren 1691 und 1692, foL
S. 26 d Nr. 581. Orafen-Diplom der Familie v. Behbinder, IVo.
S. 26 d Nr. 594. Die von dem kommandierenden General
Friedrich Grafen Buzhöwden in den Jahren 1805 und 1806
geführte ausländische Korrespondenz, fol.
S. 26 f Nr. 641. Familienchronik der Burchard-Bellawary de
Sykawa, 4^
8dir dankenswert toäre es, wenn die gegenwärtigen Besitzer
der in beiden Verzeichnissen aufgezählten Jfummem etwa beim
Direktorium der Oesellschaft für beschichte und Altertumskunde
sich angeben wollten, damit au4^h die zur Zeit als verschollen
anzusehenden und zu einem arossen Teil gewiss sehr wertvollen
vormals E. Iversenschen Handschriften der Forschung zugänglich
gemacht würden l
tu. (Jakns-) VenuiHlng an f. DeiCMber MM.
Der Präsident Oberlehrer Bernhard Hollander eröffnete
die Versammlung mit der Mitteilung, dass das ordentliche Mit-
glied Herr Nikolai v. Wahl zu Pajus am 8. November ge-
storben sei.
Die Versammlung ehrte das Andenken an den Verstorbenen
durch Erheben Ton den Sitzen.
Der Präsident gedachte in längerer Bede des 70. Stif-
tungstages der Gesellschaft (s. unten).
Der Präsident übergab als Gabe von Fräulein E. t. Schlu-
ck eil, dargebracht in Anlass des 7Öjährigen Stiftungstages, einen
Ton ihr vergrösserten Plan der inneren Stadt Biga.
Die Gesellschaft beauftragte den Präsidenten, der Darbrin-
gerin ihren Dank auszusprechen.
Der Präsident übergab das soeben im Druck vollendete 2.
Heft des 19. Bandes der „Mitteilungen aus der livländischen Ge-
246
schichte*^, enthaltend den Abschlnss der von Hermann Baron
Brniningk verfassten grossen Arbeit: Messe and kanoni-
sches Stnndengebet nach dem Branche der Bigaschen
Kirche im späteren Mittelalter.
Es wnrden mehrere Zuschriften geschäftlichen Inhalts yer-
lesen, darunter ein Schreiben der Kaiserlichen Moskauer Ar-
chäologischen Gesellschaft mit der Einladung zur Teilnahme an
dem 13. Archäologischen Kongress, der im August 1905
in Jekaterinosslaw stattfinden solL
Zu ordentlichen Mitgliedern wurden angenommen die
Herren: Werner v. Klot, Oberlehrer Moritz Hellmann und
dim. Obrist Arthur Garlblom.
Auf Vorschlag des Direktoriums beschloss die (Gesellschaft
aus näher angefahrten Granden wieder das Amt eines 2. Bi-
bliothekars zu kreieren und es provisorisch Herrn magstd«
bist Eduard Fehre zu übertragen«
Es fanden die statutenmässigen Wahlen statt.
Zu Direktoren far das kommende Vereinsjahr wurden die
bisherigen Direktoren wiedergewählt, und zwar die Herren:
Leonid Arbusow, Hermann Baron Brniningk, Professor
Dr. Richard Hausmann, Ältester Robert Jak seh, Inspektor
Konstantin Mettig, Alexander Freiherr v. Rahden,
Stadtarchivar Dr. Philipp Schwartz und Gustav v. Seng-
busch.
Zu Kassarevidenten für das nächste Jahr wurden die Herren
Ältester Robert Jaksch und Gustav v. Sengbusch wieder-
gewählt.
Der Schatzmeister verlas den nachstehenden Kassa-
bericht für das verflossene Gesellschaftsjahr:
Einnahmen. Rbi ko^
Vortrag vom 6. Dezember 1903 in Dokumenten und
in barem Gelde 17,296. 76»
Die Verteiliing dieser Smnme aaf die einzeken Kassen ist sn ersehen
aus der ZusimiiieoBtellimg auf S. 140 der , Sitzungsberichte aus dem Jahre
1908«.
247
Bbl. K«p.
Transport 17,296. 75
Dazu kamen im Jahre 1903/1904:
An Mitgliedsbeiträgen 3,285. —
j, Zinsen und Kursgewinn beim Ankauf von Wert-
papieren 925. 38
„ Eintrittsgeldern ins Museum und Erlös aus yer-
kauften Katalogen, Publikationen und Du-
bletten 518. 65
„ Subventionen und Geschenken 1,944. —
Die Mitgliedsgeldablösungen der Herren Arthur
y. Wulf zu Lennewarden und August Graf
Meilin zu Lappier 200. —
^ Die Bfickzahlung der voijährigen Auslage für
die Edition von „Buchholtz, AktenstScke etc.^ 64. 39
Zusammen 24,234. 17
Ausgaben.
Für Neuanschaffungen, Verwaltungsausgaben und
Buchbinderarbeiten für Bibliothek und Mu-
seum 1,933. 26
yy Druck und Versendung der Vereinsschrifton . 2,041. 79
„ Gehalte und Inkasso 978. 32
9 die „Livländische (Jeschichtsliteratur^ an Ho-
norar 240. —
9 Schutzarbeiten an der Schlossruine in Wenden
als ein dem dazu erwählten Komitee erteiltes
Darlehen 203. 76
Verschiedenes 245. 58
fi
Zusammen 5,642. 71
Bbl. Kop. Rbl. Kop.
Übertrag zum 6. Dezember 1904:
L Hauptkasse 5,657. 34
Kapital der Stiftung des weil.
Beichsratsmitgliedes Georg
V. Brevem (f 1892) . . 1,500. —
Kapital der Stifkung des weil
Transport 7,157. 34 - - 5,642. 71
248
BbL Kop. BVl. Kop. HhL Ko^
Transport 7,157. 34 — — 5,642. 71
liYländi8ch.Landrat8 Oeorg
Philipp von Stryk (f 1893) 600. —
Kapital der abgelösten Hit-
gHedsbeiträge 700- ~ 0457,^4
II. Kapital zur Anstellung eines
Kustos für das Museum . 4,537. 63
Kapital der Stiftung des weiL
Karl Bernhard v. Wulf zu
Lennewarden (f 1898) . 1,000. —
Kapital der Stiftung der Er-
ben des weil. Oskar Ton
SengbuBch (f 1901) • . 2,100. —
Kapital der Stiftung des
Wirkl. Qeheimrats, Ober-
hofineisters des Kaiserl.
Hofes, Senateurs Emanuel
Graf Sievers 500. —
Kapital der Stiftung der Er-
ben des weil. Kaufmannes
und erbl. Ehrenbfiigers
Georg Alexander Berteis
(t 1900) 500. -
Kapital der Stiftung der
Firma W. F. Hacker in
Biga vom Jahre 1904, zur
Erinnerung an ihre Hun-
der^ahrfeier .... 500. — ^ j^^ ^
m. Kapital der Prämie der Stadt
Zusammen 24,234. 17
Der Einnahmeposten von 1944 BbU an Subventionen und
Geschenken setzt sich zusammen aus folgenden Einzelzuwendungen:
249
1) von der livläadischeii Bitterschaft als Jahressübvention 1000
Bbl«; 2) Ton der Dmckerei W. F. Hacker in Biga zur Erin-
nerung an die Feier ihres hundertjährigen Bestehens 500 Bbl.;
3) von dem Herrn Bechtsanwalt Erwin Moritz überwiesen 300
Bbl.; 4) von Frau y. Ulrichen geb. Wilpert zur Erinnerung an
weil. Heinrich v. Ulrichen als Beitrag pro 1904 4 BbL; 5) als
Beitrag zur Herausgabe der „Livländischen Geschichtsliteratur^
für den Jahrgang 1903 von der Kurländischen Gresellschaft für
Literatur und Kunst in Mitau 60 Bbl.; von der Gelehrten Estni^
sehen Gesellschaft in Jurjew 25 Bbl.; von der Literarischen Oe*
Seilschaft in Fellin 15 BbL; von der Altertumsforschenden Oe-
sellschaft in Pernau 15 Bbl.; für den Jahrgang 1904 von der
Estländischen Literarischen (Gesellschaft in Beyal 25 Bbl., zu-
sammen 1944 Bbl.
Der eigene Beitrag der Oesellschaft far die „Livländische
OeschichtsUteratur'' pro 1903 betrug 100 Bbl.
Die W. F. Häcker-Stiftung Ton 500 Bbl. sowie die von
Herrn Bechtsanwalt Erwin Moritz überwiesenen 300 Bbl. wurden
als unantastbares Kapital der Kustoskasse zugeführt
Da die zur Listandsetzung der Wendenschen Schlossruine
in Aussicht genommene Aufbringung grösserer Geldmittel sich
bisher nicht hat ausfahren lassen, verschiedene Arbeiten aber
unaufschiebbar geworden waren, so hat die Oesellschaft zu dem
von ihr bereits im vorigen Jahre gespendeten Beitrage von 100
Bbl. auch die vorläufige Deckung der aufgelaufenen Bechnungen
im Betrage von 203 Bbl. 76 Kop. übernommen. Die Summe
wurde dem mit der Leitung der ganzen Angelegenheit betrauten
Komitee (vergl. S. 88 der „Sitzungsberichte aus dem Jahre 1903)
in Form eines unterminierten Darlehens zur VerfQgung gestellt.
Das Sonderkonto des Kapitals der Kulturhistorischen Aus*
Stellung ist mit dem 6. Dezember d. J. geschlossen worden. Be-
grfindet aus dem Beinertrage der Ausstellung vom Jahre 1888,
diente die Kasse den Spezialzwecken des Museums und hat auch
im Jahre 1896 einen namhaften Beitrag zur Veranstaltung der
Ausstelltomg znm X. archäologischen Kongresa in Biga geleistet
260
Der nach einer grösseren Anschaffimg des letzten Jahres in ihr
verbliebene Best von 82 Rbl. ist anf die Hauptkasse übertragen
worden.
Die Goldbestände (&r Martinsholm und die Bnchholtz-Medaille
(yergl. S. 174 des Berichts von 1902 und S. 141 des Berichts von
1903) sind anch im abgelanfenen Jahr unverändert geblieben.
Nach Bnckzahlnng der der Hanptkasse entliehenen 64 Bbl.
39 Eop. und Deckung einiger kleiner Ausgaben konnten for den
Fonds zum Druck der Buchholtz-Haterialien 359 Rbl. 15 Kop.
vorgetragen werden.
Das Kapital zur Herausgabe des Liv-, Est- und Kurländi-
schen ürkundenbuches, welches von der (JeseUsdiaft verwaltet
wird, beträgt 12,479 Rbl. 63 Kop.
Die Herren Kassarevidenten, Ältester Robert Jaksch und
K. O. V. Sengbuschy gaben zu Protokoll, dass sie die Revision der
Kasse vollzogen und alles in bester Ordnung vorgefunden hätten.
Der Bibliothekar verlas folgenden Rechenschaftsbericht:
Im (Geschäftsjahr 1904 hat sich die Gesellschaft ganz besonders
freiwilliger Mitarbeit für die Ordnung der Bibliothek zu erfreuen
gehabt. Yor allem war es der Damenkreis unter Leitung der
Frau Dr. B. Küsel, der hier eine sehr erfolgreiche Tätigkeit
entfaltet hat Zum Abschluss gebracht ist die Ordnung der sehr
wertvollen Serie der rigaschen Theater- und Konzertaffich^
dann die umfangreichen Bestände der Zeitungen; geordnet wurden
ausserdem von Herrn Dr. A. von Bulmerincq der handschrifi-
liehe Nachlass von Dr. Anton Buchholtz, von Herrn GutsbesitEer
H. Lasch die Abteilung Lettica, von Herrn Beamten der Rigaer
Steuerverwaltung August Kraah die Abteilung Pädagogica, von
Herrn stud. oec. pol. Eggert die Abteilung Estonica. Auch in
diesem Jahr sind die Bestände der Bibliothek mehrfach von aus-
ländischen Bibliotheken in Anspruch genommen worden. Als
Gegengabe far die von der Gesellschaft g^pr&ndete Livonica-
Abteilung an der Leonina in Rom hat die (Gesellschaft eine sehr
wartvolle Serie von Publikationen des vatikanischen Archivee
erhalten« An die Nationalbibliothek in Turin erfolgte die Üb^-
261
Sendung einer grösseren Anzahl von Dubletten« Der Zuwachs
der Bibliothek beträgt 430 Nummern.
Der stelWertretende Museumsinspektor legte der
Versammlung seinen Rechenschaftsbericht für d. J. 1901 yor.
An Neuerwerbungen f&r das Museum sind im ganzen 94 Nummern
hinzugekommen^ die sich in folgender Weise gruppieren lassen:
Altsachen • . . . . 8
Waffen 9
Silber- und Ooldsachen aus neuerer Zeit ... 21
Glassachen 4
Keramische Erzeugnisse 8
Handiarbeiten 7
Oegenstände aus Elfenbein und Bernstein ... 2
„ fi Zinn und Messing 6
Miniaturen 3
Holzschnitzereien 7
Musikalische Instrumente 1
Abzeichen 1
Haushaltungsgegenstände 10
Siegel 2
Bilder 2
Eisenarbeiten . 3
94
Der Fremdenbesuch des Museums belief sich vom Dezember
1903 bis Dezember 1904 auf 2054 Personen, gegen 2223 Per-
sonen im J. 1903; er hat sich somit um 169 Personen verringert.
Es lässt sich dieses zum Teil wohl dadurch erklären, dass im
Jahre 1903 von dem Herrn Bibliothekar Nik. Busch mehrere
Spezialausstellungen veranstaltet worden waren, die recht lebhaft
besucht waren. Es sind verkauft worden
1066 Billette ä 20 Eop. = 213 Bbl. 20 Eop.
660 « ä 10 « = 66 „ - «
328 y, ä30 , = 98 , 40 ,
2054 Billette = 377 RbL 60 Kop.
862
Der Münzwart berichtete, dass im Laufe des Jahres f&r
das Mfinz- und Medaillenkabinett von 10 Personen 36 Stack dar-
gebracht worden sind.
Im Anschloss an den Jahresbericht des Bibliothekars, in dem
über die freiwillige Mitarbeit mehrerer Herren und namentlich
eines Damenkreises unter der Leitung der Fran Dr. B*
Efisel geb. von Hohenhausen an der Ordnung der Bibliothek
berichtet war, sprach die Gresellschaft ihren warmen Dank für
diese wertvolle Unterstützung der Zwecke der Gresellschaft aus.
Der Bibliothekar verlas sodann den Akzessionsbericht
über den verflossenen Monat. An Geschenken waren dargebracht
worden: 1) vomEönigl. Schwedischen und Norwegischen
Konsulat: Sundbärg, La Suöde, son peuple et son industrie
L n. Stockhohn 1900; 2) von E. Behres Verlag in Mitau:
Oeuters Baltischer Taschen-Kalender 1905; 3) von Herrn Ober-
lehrer T. Ghristiani: Yor dreissig Jahren. Erinnerungen aus
der Felliner Selekta. S.-A. a. d. Nordlivl. Zeitung 1905; 4) von
Herrn Oberlehrer H. Diederichs in Mitau: L. Urlichs, Etwas
von Lenz, a. d. Deutschen Bundschau 1877 H. 8; 5) von Herrn
Inspektor K. Mettig dessen Buch: Baltische Städte. 2. verm.
Aufl. Riga 1905; 6) von Herrn Prof. Dr. L. Stieda in Kö-
nigsberg dessen Arbeiten: Referate aus der russischen Literatur,
S.-A. a. d. Archiv f&r Anthropologie U, 2, 3; 7) von Herrn Dr.
O. Sodoffsky in St. Petersburg dessen Aufsatz: Zur Schilderung
der Ankunft und Anwesenheit der Kaiserfamilie in Riga im Nov.
1834, a. Rig. Stadtblättw 1904 Nr. 31. Unter den Tausch-
schriften ist im Dezember eing^angen von der wissenschaftlichen
Kommission des Lettischen Vereins: Ans Lerchis-Puschkaitis,
Latweeschu tautas teikas un pasakas. YII. I. Wenden 1903.
Für das Museum waren an Geschenken dai^ebracht worden:
1) von Baronesse Erna v. Tiesenhausen: eine goldene Uhr
mit Perlenrand und Emailmalerei; ein goldener Ring mit Bubin
und Perlen; 2) von Herrn Apotheker H. Stein in Mitau: 2
alte Apotheker-Standgefässe; 3) von Herrn Stadtarchitekten &
Schmaeling: 2 eiserne Scheren, 2 tönerne Tdpfehen, eine
868
eiserne Engel und ein gotisches Oesimsstück aus Kalkstein; 4)
von Herrn E. O. v. Sengbnsch: eine geschliffene Glasflasche;
5) von Herrn Dr. A. Zander: eine in Perlen genähte Mappe
(1850).
F&r das M&nz- nnd Medaillenkabinett waren Oe-
schenke dargebracht worden von den Herren Hermann Baron
Brniningk nnd Oskar v. Schilinzky.
Herr Hermann Baron Brniningk machte in längerem
Vortrage erläntemde Mitteilungen in Betreff der yod ihm ver-
fassten obenerwähnten Abhandlung und berichtete in Anknfip-
fung hieran über die im Buche der Ältermänner des Bigaschen
Ooldschmiedeamtes enthaltenen, auf das kirchliche Leben bezüg-
lichen Aufzeichnungen (s. unten).
Herr Architekt Dr. W. Neumann machte im Anschluss an
seine Arbeit fiber die baltischen (Goldschmiede, ihre Marken und
Werke Mitteilung von mehreren in der Eaiserlichen Eremitage
und in den Eaiserlichen Schlössern befindlichen Silberarbeiten
rigascher Goldschmiede und legte Skizzen von den hervorragen-
deren Stücken vor, die ihm von dem Eonservator der Eremitage
Baron A. v. Fölkersahm zur Verfügung gestellt waren.
Der Sekretär Dr. A. v. Hedenström referierte über ein
im Jahre 1904 erschienenes Werk von W. Nowodworski:
BopB6a sa JbiBOHiK) Mes;i(y Mocsbod h P^^b» HocnouToi) 1570
—1582" (s. unten).
Inspektor E. Mettig brachte als Ergänzung zu früheren Mit-
teilungen über die Beziehungen Rigas zur Fehme (vergl. Sitzungs-
berichte pro 1886 S. 32 ff. und pro 1903 S. 14 ff.) eine weitere
Nachricht darüber, die sich in der kürzlich erschienenen 3, u. 4.
Lieferung des 11. Teiles des Urkundenbuches der Stadt Lübeck
findet. Dort ist auf S. 376 u. 377 sub Nr. 355 eine Urkunde
vom 28. Juni 1468 abgedruckt, die über einen von der Fehme
anhängig gemachten Streit zwischen dem rigischen Ratsherrn
Stephan vame Sande und den Euratoren der Erbschaftsmasse
des lübischen Ratsherrn Wennemar Overdijkes handelt. Der
rigische Ratsherr Steffen vame Sande^ der die Euratoren der
264
Overdijkesschen NachlasseiiBchaft, wohl weil er sich in seinen
Rechten nnd Ansprüchen gekränkt sah, vor dem Fr^tahl in
Bavensberg verklagt hatte, geht auf einen Vergleich ein, den
der Bat von Lübeck dem Wunsche der Parten gemäss herbei-
führt. Das vom lübischen Rat eingesetete Schiedsgericht bestinunt,
dass dem BeyoUmächtigten des rigischen Ratsherrn Steffen Tarne
Sande, seinem Sohne gleichen Namens, 110 rheinische Gulden
anssozahlen seien, von denen aber mit Steffens vame Sande Ein-
willigung 10 Onlden in Lübeck ^to behoff der stoelheren^ zorfick-
bleiben sollen, und dass die von der Fehme anhängig gemachte
Klage hinftllig geworden sei. Steffen vame Sande erklärt, mit
dem vorstehenden urteile vollkommen einverstanden za sein.
Wem die 10 Oulden, die in Lübeck zum Behuf der Stahl-
herren zurückbleiben sollten, zugedacht waren, ist nicht klar.
Sind unter Stuhlherren die Fehmrichter, die Schiedsrichter, die
lübischen Ratsherren oder noch andere Personen zu verstehen?
Der Präsident übergab eine bereits früher (s. oben S. 84)
angekündigte Arbeit des Herrn Oberlehrers Wladislaw Lich-
taro wicz über ^Livonica in römischen Archiven und Biblio-
theken^ (s. unten).
Zum 70. Jahrestage
der Oesellsohaft für Geschichte und Altertomskimde
der Ostseeprovinzen Rnsslands.
Rede, gehalten am 6. Dezember 1904 von Bernh. A. Holländer.
Meine Herren I Wir begehen heute den siebzigsten Stif-
tunffstag unserer Gesellschaft. Im Leben des einzelnen Menschen
wird der 70. Geburtstag jetzt oft besonders festlich b^angen,
aber es hat eine solche Feier doch immer etwas Wehmütiges an
sich, denn unwillkürlich denkt man dabei auch an Abschied-
nehmen. Man will dem Veteranen, dessen Tage nach den Worten
des Psalmisten gezählt sind, noch einmal die ihm gebührende
Ehre erweisen, und er selbst denkt wohl auch daran, allee, was
er hier auf Erden begonnen hat, zu einem guten Abschloss su
bringen. Man schaut an einem solchen Tage gern zurück in die
Yeivangenheit, aber nur schüchtern wagt man noch einen Aus-
blick in die Zukunft. Anders ist es im Leben einer Körperschaft
%6
einer Gesellschaft, wie der ansrigen. Sieben Jahrzehnte sind
aach fnr sie ein langer Zeitranm, und wenn es sieben Jahrzehnte
eifriger, fruchtbringender Arbeit gewesen sind, so ist ein Bück-
blick auf dieselben wohl berechtigt und kann uns, die wir das,
was die Väter begonnen haben, fortsetzen und die Fruchte
ihrer Arbeit einernten sollen, nur nützlich sein, aber mit diesem
Zurückschauen dürfen und sollen wir auch einen Ausblick in die
Zukunft verbinden, denn wir dürfen nicht daran denken, uns nun
im Alter zur Buhe zu setzen, wir müssen die Vorstellung an ein
uns möglicherweise bevorstehendes Ende weit von uns weisen,
ja wir müssen schaffen und arbeiten für unsere Gesellschaft, als
wenn ihr ein ewiges Dasein beschert wäre. So gestatten Sie
mir denn am heutigen Gedenktage ein wenig zurückzublicken auf
die Anfänge der Gesellschaft für Geschichte und Altertumskunde
und in der Beleuchtung der augenblicklichen Situation unsere
Aufgaben für die Zukunft zu betrachten.
Meine Herren! Viele von Ihnen werden sich noch der
Jubelfeier unserer Gesellschaft vor 20 Jahren erinnern und der
wohldurchdachten Bede unseres damaligen Präsidenten Dr. Georg
Serkholz eingedenk sein. Er gab eine kurze, aber treffende Ent-
stehungsgeschichte unserer Gesellschaft, indem er den damaUgen
Stand der livländischen Geschichtswissenschaft charakterisierte
und die Bedeutung der auf Kosten der baltischen Bitterschaften
hergestellten Abschriften der Urkunden des einstigen Deutsch-
ordensarchivs in Königsberg hervorhob. Der Gouvernements*
Schulendirektor Karl Eduard Napiersky, der, wie Berkholz
sagt, „zuerst unter uns mit vollem Bewusstsein die Forderung
ernster Urknndenforschung in den Mittelpunkt aller historischen
Arbeit gestellt hat^, eröffnete mit der 1833 und 1836 erfolgenden
Herausgabe seines Begestenwerkes, des Index corporis historico*
diplomatici, eine neue Epoche der livländischen Geschichtsforschung.
Ihn bezeichnet auch Berkholz als den eigentlichen Gründer unse*
rer Gesellschaft, während Pastor Taubenheim, dessen Name in
der Gesellschaftschronik an der Spitze der Gründungsffeschichte
gestellt wird, in rühriger Weise und mit unermüdlichem Eifer
wohl mehr die praktischen Vorbereitungen traf, um die Gedanken
Napierskys zu realisieren. Wenn letzterer erst nach 20 Jahren
(lä64) als Präsident an die Spitze der Gesellschaft trat, um dieses
Amt dann 6 Jahre lang zu bekleiden, so ist er doch schon vor«
her die Seele der Gesellschaft, ja sogar, wie Berkholz in dem
ihm gewidmeten Nachruf (Mitteilungen XI) betonte, ihr eigent-
licher Bepräsentant nach aussen gewesen. Er hat namentlich
auch die Einrichtung und langjährige Bedaktion der ,|Mitteilun<*
gen aus der livländischen Geschichte* geleitet
Wenn Berkholz es hervorhob, dass unsere Gesellschaft
wesentlich zu dem Zweck begründet worden sei, um die liv-
ländische Geschichtsforschung beim Beschreiten der durch Na-
piersky neueröffneten Bahn zu unterstützen und zu fordern, so
hat er damit gewiss das Richtige getroffen. Es sei mir aber
gestattet, zur Ergänzung des damals Gesagten auf die Landes-
verhältnisse der dreissiger Jahre hinzuweisen, die meiner Meinung
nach die sympathische Aufnahme und gunstige Entwickelung der
Gesellschaft für Geschichte und Altertumskunde mindestens zu
erklären helfen.
Ich will Sie nicht mit einer schon oft versuchten detaillierten
Schilderung der Zeitverhältnisse am Anfang des 19. Jahrhunderts
belästigen. Ich muss Sie nur kurz daran erinnern, dass nach der
Beendigung der Napoleonischen Kriege auch für unser Heimat-
land Jahre des inneren und äusseren Friedens eintraten. Die
damaligen Zeitgenossen fühlten sich ausserordentlich behaglich,
aber Genusssucht und materielle Gesinnung griffen immer me& um
sich und fanden kein G^engewicht in dem kirchlichen Leben jener
Epoche, das ganz unter der Herrschaft einer nur wenig fordernden
Richtung des Rationalismus stand. Von einem speziell livlän-
dischen, geschweige denn einem ostseeprovinziellen Landesbewnsst^
sein war in jenen Tagen wenig die Rede. Es bedurfte ernster
Ereignisse, um die Livländer aus diesem behaglichen, aber gerade
in seiner Harmlosigkeit für die Zukunft gefährlichen Leben
aufzurütteln.
Heinrich Schurtz sagte jüngst in einem Aufsatze in der
trefflichen „Deutschen Monatsschrift^: „Das Schicksal Spaniens
zeigt uns, wie nur im Vorwärtsschreiten das Heil eines Volkes
liegt, das im Daseinskampfe nicht unterliegen will; das Gl&ck
der idyllischen Abgeschlossenheit, der träumerischen Ruhe ist
fBr uns verloren, und nur den wachenden, kampfesfrohen Ge-
schlechtern gehört die Welt.^ Denselben Gedanken hat Heinrich
Diederichs bereits im Jahre 1870 auch auf unsere livländi-
sche Geschichte angewandt, indem er schrieb: „Eines aber kann
jeder aus den seltsam verschlungenen Schicksalen unseres Landes
lernen: niemals hat seinen Bewohnern ein bequemer, ruhige
Friede gefrommt, in harter Not und schwerem Kampf ist alles
gegründet, worauf unser Leben steht. In dem schweren Ringen
um die Existenz erstarkt die politische Kraft und Einsicht, mit
der Grösse des Einsatzes wächst auch die Stärke.^ Ich möchte
es daher als eine günstige EHigung des Schicksals bezeichnen,
dass dem idyllischen Leben ein Ende bereitet wurde, indem sich
die gegen unsere Verhältnisse gerichteten Angriffe mehrten.
Diese haben in unseren Vorfahren erst das Bewusstsein unserer
Eigenart erweckt.
Es mögen nur wenige Ereignisse aus den dreissiffer Jahren
hervoi^ehoben werden. Im Jahre 1832 wurde das Gesetz für
die evangelisch -lutherische Kirche in Russland publiziert. Das
267
baltische Oebiet verlor damit die ihm bisher gewährleistete Son-
derstellung und wnrde, obgleich seine Vertreter dagegen heftigen
Widerspruch erhoben, mit der gesamten lutherischen Kirche
des Reiches unter ein gemeinsames Oeneralkonsistorium in Peters-
burg gestellt. Im März 1833 wurde Graf Uwarow Minister der
Vol&saufklärung und besuchte gleich darauf im Sommer desselben
Jahres Dorpat und andere baltische Städte. Das Ergebnis waren
Massregeln, die als erste Anfänge der Bussifizierung unseres
Schulwesens bezeichnet werden können. Im Jahre 1835 wurde
der General Craffström Kurator in Dorpat. Im Jahre 1838
reichte Uwarow dem Kaiser einen Bericht ein, der, in auslän-
dischen Blättern yeröffentlicht, eine lebhafte Abwehr von livlän-
discher Seite hervorrief. Zu gleicher Zeit braunen die russi-
schen Zeitungen ihre Angriffe gegen die Ostseeprovinzen zu
richten; sie beklagten sich über die angeblich unwürdige Stellung
der Bussen, die nicht gleichberechtigt mit den Landesbewohnern
seien, und griffen die von den Herrschern gewährleisteten Pri-
vilegien an.
Indem die Livländer durch dieses Vorgehen auf die Bedeu-
tung und den Wert ihrer bisherigen Entwickelung hingewiesen
wurden, lernten sie erst den Schatz achten, den sie zu behüten
hatten. Das musste notwendig zur Belebung des historischen
Sinnes führen, das musste das Verlangen wachrufen, „die Schätze
des Altertums und der Geschichte vor dem Untergang zu retten^
und die Berechtigung der eigenen Existenz aus der Geschichte
zu erweisen. Ich glaube nicht zu weit zu gehen, wenn ich die
Meinung ausspreche, dass dieses Moment bei der Begründung
und ersten Entwickelung unserer Gesellschaft, vielleicht noch
mehr oder weniger unbewusst, auch eine Bolle gespielt hat.
Beachtenswert ist es jedenfalls, dass unsere Gesellschaft sich
gleich ein weites Progranun stellte: die Erforschung der Ge-
schichte der gesamten Ostseeprovinzen. Während wohl sonst
mit Becht behauptet worden ist, dass um diese Zeit von einem
Zusammenhang zwischen den 3 Provinzen in keiner derselben
auch nur entfernt die Bede war, finden wir doch in unserer
Gesellschaft einen solchen von Anfang an erstrebt; sie bildete,
wie damals gesagt wurde, einen ^ Vereinigungspunkt der wissen-
schaftlichen Unternehmungen der einzelnen Ostseeprovinzen".
Nachdem die nötigen Vorbereitungen stattgefunden hatten,
traten am 1. Juli 1833 die für die Idee der Gründung unserer
Gesellschaft gewonnenen Männer zusammen, um über einen bereits
ausgearbeiteten Statutenentwurf zu beraten. Dieser wurde ange-
nommen, sodann aber zur endgültigen Bedaktion desselben und
behu& Erj^eifung der weiteren Massregeln ein Komitee eingesetzt,
das aus lolgenden 5 Herren bestand: Pastor Gustav Beinhold
Taubenheim, Gouvernements - Schulendirektor Karl Ed. Na-
17
268
piersky, Ho^erichtssekretär Karl von Tiesenhausen, Ho^erichts-
assessor Alex. y. Löwis auf Eaipen, KoUegienassessor Onstav
Beinhold Oeorg t. Bennenkampf. Durch Bchriftliche Stimmea-
abgaben wurden sodann (November 1833) gewählt zum 1. Präsi-
denten Landrat Baron Hermann v. Campenhausen und zum 1.
Sekretär Pastor Taubenheim, der aber noch vor Eröffnung der
(Gesellschaft nach Petersburg übersiedelte.
Nach Allerhöchster Bestätigung der Statuten fanden am 5.
Dezember 1831 die konstituierende Versammlung, am 6. Dezember
die feierliche Eröffiiunffssitzung statt. Auf der ersteren wurden
zu Direktoren erwählt die Herren: wortfuhrender Bürgermeist^
Friedrich Timm, Hofgerichtssekretär Karl von Tiesenhaoaen,
Landmarschall von Osel Peter v. Buxhöwden, Vizepräsident des
Ho&erichts August v. Löwis zu Bergshof, Konsistorialrat Dr.
Karl Ludwig (frave, Oberpastor Hermann Trey, Landrat Karl
V. Engelhardt zu Sohlen und Oberpastor Matthias Thiel. Sekretär
wurde Bitterschaftsnotar Ooswin Baron Budbei^, Schatzmeister
Kollegienassessor v. Bennenkampf, Bibliothekar Pastor Dr. Peter
August Poelchau, Museumsinspektor Pastor Martin Daniel Taube.
Aus dieser Liste der ersten Bepräsentanten unserer Oesell-
Schaft ist jedenfalls das eine deutlich zu erkennen, dass die Grün-
dung derselben als ein f&r Stadt und Land hochwichtiges Ereignis
betrachtet wurde. Beachtenswert ist auch die hervorragende
Beteiligung des Adels und des geistlichen Standes an der ersten
Arbeit. Dasselbe finden wir, wenn wir das Verzeichnis der 82
Stifter der Gesellschaft durchsehen. Von ihnen gehörten 38 dem
Adel an, 17 waren Pastoren, 8 Professoren, 8 Lehrer, 10 sonstige
Literaten, 1 Buchhändler. Die Kaufleute fehlten ganz, und erst
in den nächsten Jahren traten 4 Kaufleute in die G^ellschaft
ein. Auffallend ist, dass der Bigaer Bat nur durch ein Mitglied
vertreten war und dass die Juristen, die später so hervorragende
Mitarbeiter wurden, in den ersten Jahren nur wenig beteiligt
waren. Von den heutigen 532 ordentlichen Mitgliedern eehören
nach einer ungefähren Übersicht 215 dem Adel an,..o5 sind
Juristen, 49 Kaufleute, 35 Pastoren, 28 Lehrer, 27 Ärzte, 25
Techniker, Chemiker etc., 13 Professoren und Dozenten, 9 Bedak-
teure, der Best verteilt sich auf Fachhistoriker (Bibliothekare,
Archivare (7), Buchhändler (5), Apotheker (7), Landwirte, Künstler
etc.). Es ist also jetzt eine grössere Mannigfaltigkeit in den
Berufskreisen eingetreten. Eines möchte ich aber bedauernd
hervorheben, dass wir der aktiven Mitarbeiterschaft der Pastoren,
namentlich der landischen, fast ganz entbehren. Eine schöne
Ausnahme war es neulich, dass Herr Pastor Baerent uns durch
einen Vortrag erfreute. Auch hat Pastor Schilling in Nitau
wiederholt sein lebhaftes Interesse für unsere archäologischen
Forschungen bekundet.
Eine Geschichte unserer (Gesellschaft ist bisher noch nicht
geschrieben worden; es ist mir jetzt auch nicht, bei der mir nur
Enapp zugemessenen Zeit, möglich gewesen, mich mehr in diesen
Gegenstand zu yertiefeni und nur dann kann ja eine solche
(Geschichte allgemeines Interesse beanspruchen, wenn der von der
historischen Gesellschaft ausgehende Einfluss auf die gesamte
Geschichtsforschung unseres Landes in den verschiedenen Zeit-
abschnitten dargestellt wird oder sonstige mehr allgemeine
Gesichtspunkte in die Darstellung hineingebracht werden. Eine
solche (Geschichte muss wohl schon dem 75 jährigen Jubiläum
Torbehalten bleiben. Rein äusserlich betrachtet, gewährt unsere
Gesellschaft in den ersten fünf Jahrzehnten ihrer Existenz das
Bild einer gelehrten Körperschaft, die, ohne viel Aufhebens von
sich zu macnen, ruhig und stetig ihre Ziele verfolgte. Eine all-
mähliche Entwickelung, ein Fortschritt war namentlich in den
Sammlungen und der damit in Zusammenhang stehenden Lokal-
frage zu bemerken. Während man zuerst (18B4— 44) im Schlosse
untergebracht war, fand die Gesellschaft später im Bomhaupt-
schen Hause ein Unterkommen, von wo sie 1857 in das alte
Museum (Gildstubenstrasse) übersiedelte, dessen Bäume sich aber
auch bala als zu eng erwiesen. Die Zahl der Mitglieder blieb
in allen diesen Jahren ziemlich stetig dieselbe, sie scnwankte nur
zwischen 100^150 und betrug^ mit den korrespondierenden und
Ehrenmitoliedem über 2(X). Die Publikationen, d. h. die „Mit-
teilungen , erschienen im ganzen regelmässig, so dass durch-
schnittlich bis 1868 alle drei Jahre ein Band erschien. Darauf
tritt allerdings eine bedenkliche Pause — aus uns unbekannten
Gründen — ein, indem von 1868 — 75 gar keine „Mitteilungen''
herausgegeben wurden, und auch dann brauchte man zur Voll-
endung des 12. Bandes noch weitere 5 Jahre, so dass im Zeit-
raum von 12 Jahren (1868—80) nur ein einziger Band erschienen
ist. — Die Protokolle der Versammlungen wurden in verschie-
denen Zeitschriften veröffentlicht, erst seit 1873 wurden Sonderab-
drücke in den „Sitzungsberichten^ gesammelt, die allmählich eine
immer mehr erweiterte (Gestalt angenommen haben.
Eine wesentliche Umgestaltung ist in unserem (Geschäftsleben
erst in den Jahren 1882 — 1884 eingetreten, ja ich möchte mit
diesem Zeitraum eine neue Epoche der Geschichte unserer Ge-
sellschaft beginnen lassen. Es sei mir gestattet, nur ein paar
besonders charakteristische Momente hervorzuheben.
Im Jahre 1882 wurde auf Antrag unserer Gesellschaft bei
dem Stadtamt die Anstellung eines in der ürkundenarbeit be-
währten Historikers zum Stadtarchivar erwirkt. Im selben
Jahre wurde der 1883 verwirklichte Plan gefasst, eine kultur-
historische Ausstellung zu veranstalten, die, von ca. 11,(XX) Per-
sonen besucht, einen glänzenden Verlauf nahm. Mit Recht sagte
17*
£60
Berkholz von ihr: ^Gerade der Aufgabe einer Anregung des histo-
risohen Sinnes sind wir durch diese Ausstellung in ungewöhnlichem
Masse gerecht geworden und es will mir auch scheinen, als ob
die Nachhaltigkeit dieser einmal gegebenen Anregung schon
sichtbar zu Tage getreten." Nur das Bewusstsein (fieses einen
grossen Ej'aftaufwand erfordernden und doch glücklich zustande
gebrachten Werkes habe der Gesellschaft den Mut zur Veran-
staltung der Jubelfeier des Jahres 1884 gegeben. Diese verlief
in überaus erhebender, die Arbeitsfreudigkeit stärkender Weise
und führte uns viele neue Mitglieder zu. Im selben Jahre 1884
erfolgte die Begründung der Abteilung unserer Gesellschaft für
den Dombau. Im Jahre 1886 hielt Alexander Buchholtz seinen
folgenreichen Vortrag über die Notwendigkeit eines kulturhistori-
schen Museums in unserer Stadt und bereits 1890 konnten wir
uuBer heutiges Dommuseum beziehen, das schon nach wenigen
Jahren der Erweiterung bedurfte. Im selben Jahre eröfhete
Baron Bruiningk seine präsidiale Tätigkeit, indem er den An-
trag stellte, die Gesellschaft möge ein grosses 3 bändiges Illustra-
tionswerk herausgeben. Seiner Initiative und umsichtigen Lei-
tung ist die glückliche Vollendung dieses monumentalen Werkes,
dessen Text von Anton Buchholtz, W. Neumann und EL v. Löwis
of Menar verfasst wurde, zu verdanken. In dem Jahre 1890
wurde femer unserer Gesellschaft die verantwortungsvolle Auf-
gabe übertragen, die Herausgabe des liv-, est- und kurländischen
rkundenbuchs zu leiten. Bereits 3 Jahre darauf erwirkte sie
eine Erhöhung der Beiträge der beteiligten Standschaften, so dass
eine zweite hervorragende Arbeitskraft in den Dienst des ür-
kundenbuches gestellt und damit eine Beschleunigung der Arbeit
bewerkstelligt werden konnte. Im Jahre 1892 wurde das von
W. Neumann verfasste Werk ^Das mittelalterliche Riga' von
der Gesellschaft herausgegeben. Das regere Interesse des Pu-
blikums zeigte sich auch in der wachsenden Zahl der ordentlichen
Mitglieder. Im Jahre 1890 war sie auf 248 gestiegen, im Jahre
1893 betrug sie 428, jetzt 532. Das Jahr 1896 brachte uns den
archäologischen Eongress, dem wir mit einem gewissen Za^en
entgegen gingen, der dann aber einen so befriedigenden Ver-
lauf nahm.
Meine Herren! Entschuldigen Sie diese Au&ählung der Ihnen
wohlbekannten Daten. Sie schienen mir zur Charakterisierung
der in den letzten 2 Jahrzehnten in unserer Gesellschaft herr-
schenden Bestrebungen unumgänglich notwendig zu sein. Ich
möchte mich aber dabei gegen den Vorwurf verwahren, der viel-
leicht erhoben werden könnte, als wenn ich uns rühmen wollte,
dass wir es „so herrlich weit gebracht" haben. Wir wissen ee
alle, dass noch manche der unserer Gesellschaft übertragen^i
Aufgaben der Erledigung harren, dass Arbeiten geleistet werden
261
müBSten, die im Interesse der Geschichtsforschang .dringend not-
wendig wären, die wir aber nicht leisten können, weil es uns an
Arbeitskräften maneelt. Es gilt daher alle Kräfte anzuspannen,,
am diese herbeizuscnaffen.
Merkwürdig ist es, dass diese Epoche regeren historischen
Strebens wiederum, wie bei der Gründung der Gesellschaft, zu-
sammenfällt mit ernsten Ereignissen unseres politischen Lebens.
Im Jahre 1878 wurde die neue Städteordnung eingeführt, 1885
erfolgte die Absetzung des ersten Rigaschen Stadthaupts Robert
Bungner. Das Jahr 1889 ist mit seiner Fülle von folgenreichen
Voi^ängen uns wohl noch allen unvergesslich: es brachte die
neuen Gerichtsinstitutionen, den Beginn der jetzt konsequent
durchgeführten Russifizierung der Schulen, die Aufhebung der
i^Riff. Zeitung*, die Verbannung angesehener Bürger unserer
Stadt u. s. w. War nicht dieses neu belebte historische Interesse
zum Teil auch erweckt worden durch den Gedanken, den Qeotg
Berkholz bereits im Jahre 1864 aussprach, indem er auf die Au^'
gaben unserer Historiker hinwies? Er sa^e (Mitteilungen XI
Seite 286): „Nehmen wir an, dass wirklich der Tag kommen
könnte, wo unsere Geschichte gänzlich ausgespielt hätte, so werden
wir ihr durch unsere Geschichtsforschung ein Denkmal ge-
setzt haben, das in seiner Bedeutsamkeit auch mr die umliegenden
Ländergebiete wohl noch andere 700 Jahre fiberdauert. '^ In den
80er Jahren machten sich die einen diesen Berkholzschen Ge-
danken zu eigen, während andere wieder die Hoffnung auf die
Zukunft noch nicht aufgeben und sich in derselben durch die
Betrachtung der Vergangenheit stärken wollten. Wie verschieden
nun aber auch die Motive gewesen sein mögen, die Tatsache
steht jedenfaUs fest, dass in den letzten Jahrzehnten das Ver-
ständnis für die Bedeutung der von unserer Gesellschaft ver-
tretenen Arbeitsgebiete gewachsen ist, und damit tritt an uns die
Frage heran, was können wir dafür tun, dass dieses Interesse
erhalten werde? Welche Aufgaben erwachsen uns aus der Ver-
trauensstellung, die man unserer Gesellschaft in den letzten Jahren
eingeräumt hat?
Meine Herren! Entschuldigen Sie, wenn ich in der Beant-
wortung dieser Frage mit etwas Selbstverständlichem beginne.
Es muss unsere Arbeit im Kleinen und Grossen durchdrungen
sein von aufrichtiger Liebe zur Heimat. Es ist diese ja die
Grundvoraussetzung aller unserer Arbeit, aber es kommt darauf
an, dass sie auch nach aussen hin hervortritt, dass wir auch bei
andern diese Liebe pflegen. Wenn wir solche Liebe säen, dann
werden auch wir Liebe ernten. Gewiss dürfen wir in .unserem
Verein keine Politik treiben, vielmehr die reine Wissenschaft .
pflegen, aber unsere Geschichtswissenschaft darf nicht interna-
tional, sondern muss national sein. Das hat niemand ^ohl besser .
262
hervorgehoben als Treitschke. Er sa^t einmal: „So gewiss
der Mensch nnr yersteht, was er liebt, ebenso gewiss kann nur
ein starkes Herz, das die Oeschicke des Vaterlandes wie selbst-
erlebtes Leid und Olück empfindet, der historischen Erzählong
die innere Wahrheit geben.^ Treitschke nennt auch Jene blut-
lose Olnektivität^, die gar nicht sagt, auf welcher Seite der Dar-
stellende mit seinem Herzen steht, das gerade Gegenteil des
echten historischen Sinnes. So wollen auch wir bei allen unsem
Arbeiten Farbe bekennen und wollen mit der Geschichte des
Heimatlandes auch die Liebe zu demselben in weiten Kreisen
zu pfl^n suchen. Wir müssen meiner Ansicht nach — ich habe
das schon frfiher betont — mehr, als es bisher eeschehen ist,
unsere Geschichte popularisieren, wir mfissen zaUreiche Leser
zu gewinnen suchen. Ich weiss, dass ich hierin nicht mit allen
meinen Kollegen übereinstimme, aber bei allem Respekt vor
gründlicher Arbeit und ohne für Oberflächlichkeit eintreten zu
wollen, bin ich doch gern bereit, bei einer historischen Arbeit
über manche Fehler hinwegzusehen, wenn nur die Grundgedanken
richtig sind und sie warm und anri^end geschrieben ist. Besser
ist es natürlich, wenn sich alles Gute in einer Arbeit vereint
findet.
Dass es sodann unsere Hauptaufgabe ist, für die darstel-
lenden Arbeiten die nötigen streng wissenschaftlichen
Grundlagen zu schaffen, brauche ich in dieser Versammlung
wohl kaum hervorzuheben. Ohne uns besonders rühmen zu wollen,
darf ich doch wohl freudigen Herzens darauf hinweisen, dass die
von den Mitgliedern unserer Gesellschaft geleistete spezialwissen-
schafüiche Arbeit, sowohl was die Urkundeneditionen, als was
einzelne historische Untersuchungen anbetrifft, stets allgemein
anerkannt worden ist. Hier gilt es also nur in den eingeschla-
genen Bahnen rüstig vorwärts zu streben. Ebenso wird die Ge-
sellschaft nach vrie vor, des bin ich sicher, soweit es in ihren
Kräften steht, ihre statutenmässige Pflicht erfüllen und die Er-
haltung alles dessen befördern, was auf die Geschichte und die
Altertümer der Ostseeprovinzen Bezug hat (Archive, Baudenk-
mäler u. s. w.).
Die archäologische Forschung ist seit Buchholtz' Tod leider
sehr zurückgetreten. Hier gerade könnten auch nicht fachwissen-
schaftlich vorgebildete Männer gute Dienste leisten. Eine schwie-
rige Aufgabe wird immer darin bestehen, die nötigen Arbeits-
kräfte herbeizuschaffen. Unsere Gesellschaft befindet sich hierbei
noch immer in einer verhältnismässig glücklichen La^e. Wir
werden voraussichtlich immer einige deutsche Berufishistoriker
zur Verfügung haben: die Herausgeber des Urkundenbuchs, den
Stadtbibliothekar, unsem Bibliothekar, den Archivar der Ritter-
schaft u. s. w., aber doch genügen ihre Arbeitskräfte nicht, um alle
Aufgaben zu erledigen. Wir mnssen fnr neue Kräfte sorgen,
das ist im Augenblick wesentlich eine Finanzfrage, denn, wie ich
höre, gehen jetzt mehrere junge Historiker der Beendigung ihrer
Studien entgegen. Was können wir tun, um sie dem Lande zu
erhalten? Da die pädagogische Tätigkeit unseren Historikern
immer mehr verschlossen wird, ist das eine Frage, die schwierig
zu lösen ist, aber durchaus erörtert werden muss. Man erwartet
von uns, dass wir ihnen nicht nur Arbeit, sondern auch Unter-
halt zu verschaffen suchen. Wir haben darüber geklagt, dass es
an Arbeitern fehle; jetzt sind Arbeiter da, Arbeit ist in Fülle
vorhanden, nun gilt es Mittel zu schaffen. Wird uns das ge-
lingen? Werden sich immer wieder Opferwillige finden, die uns
solche darbieten ? Jedenfalls können wir uns einer ernsten Prü-
fung dieser Fragen nicht entziehen.
Ich möchte zum Schluss noch einer Anregung gedenken, die
von dem Stadtarchivar Mag. Arnold Feuereisen ausgegangen
ist und die ich der heutigen Versammlung auch vorlegen möchte«
Feuereisen spricht von der Notwendigkeit der Fürsorge für un-
sere Archive und hebt es hervor, dass die Lösung dieser und
anderer brennender Fragen die Kräfte einzelner, aber auch ein-
zelner Vereine übersteige. ,,Hier kann" — so fährt er fort —
^einzig und allein der genossenschaftliche Zusammenschluss zu
gemeinsamem Handeln helfen. Nicht langwieriger Organisations-
arbeit oder neuer „Gründungen", die bei uns zu Lande nur zu
leicht auf unüberwindliche Schwierigkeiten stossen, bedarf es zu
diesem Zweck, nur der Anlehnung an bereits Bestehendes. Es
ist vielleicht wenig bekannt, dass bereits seit einigen Jahren an
verschiedenen Orten des Reichs historisch-archäologische Gebiets-
versammlungen den allgemeinen archäologischen Kongressen er-
folgreich an die Seite getreten sind. Es bedarf kaum näherer
Ausführung, wie gerade auch bei uns eine häufigere persönliche
Berührung der Fachgenossen und ein direkter Meinungsaustausch
zur Förderung gemeinsamer Ziele beitragen müsste, sei es da-
durch, dass unsere historischen Vereine der Reihe nach Einla-
dungen zu einer gemeinsamen Sitzung an die Vertreter der
Schwestervereine ergehen liessen, sei es, dass man einer den
Ernst der Arbeit und der Erholung gleichmässig zu ihren Bechten
verhelfenden Pfingstfahrt nach dem Muster der berühmten Hanse-
ti^e des Hanse-Geschichtsvereins den Vorzug geben wollte. Auch
das die Heimatgeschichte liebende Laienelement dürfte bei dem
gehaltvollen Vortrag eines illustren Gastes leicht auf seine Bech-
nung kommen. So armselig und stiefmütterlich aber ist keiner
unserer Vereine bedacht worden, dass er seinen Gästen durch
eine bescheidene Lokalausstellung, durch Ausflüge zu den histori-
schen Sehenswürdiffkeiten des Städtchens und seiner nächsten
Umgebung nicht Bdehrung und Genuss bieten könnte.^
264
Ich glaabe, dieser Vorschlag Fenereisens (vergL Big. Bund-
schau 1904 Nr. 279 und 280) ist darchans der Beachtung wert,
unswer Oesellschaft durfte aber wohl die Aufgabe zufallen, auch
hierin die Initiative zu ei^eifen.
Neben diesen Beziehungen zu den baltischen Schwester-
yereinen müssen aber durchaus auch die auf dem archilologischen
Kongress von 1896 angeknüpften freundlichen Beziehungen zu
den gelehrten Institutionen des inneren Busslands gepfl^ und
die Verbindungen mit den ausländischen historischen Oesellsdiaften
gefördert werden. Wir müssen eben bedenken, dass wir nach
der Un^estaltunff der Universität Dorpat immer mehr der Gre-
fahr wissenschaftlicher Isolierung anheimfallen. In dieser Be-
ziehung muss ich dankbar der Bemühungen unseres früheren
Präsidenten Baron Bruiningks und unseres Bibliothekars Nik.
Busch gedenken, die hoffentlich auch weiterhin nach dieser Rich-
tung tätig sein werden.
Meine Herren! In früheren Zeiten pflegte man wohl mit
vielen Worten sich gleichsam zu entschuldigen oder zu rechtfer>
tiffen, dass man soviel Arbeit und Mühe der livländischen Gre-
sdiichtsforschung, die als minderwertie betrachtet wurde, zuwende.
Heute bedarf es dessen nicht. Wir nalten uns an das Wort:
Es ist das kleinste Vaterland
Der grössten Liebe nicht zu klein.
Je enger es dich rings umschliesst,
Je näher wird's dem Herzen sein.
So muss uns auch die Geschichte dieses kleinen Vaterlandes
teuer sein, und ich rufe der Gesellschaft zur weiteren rüstigen
Arbeit in den kommenden Jahrzehnten ein „Glück auP zu.
Eirohliolies aus dem Buche der Ältennänner des rigaschen
Ooldschmiedeamtes.
Von H. v. Brainingk.
In der vorigen Sitzung berichtete Herr Inspektor K. Mettig
über .eine bemerkenswerte gewerbegeschichtliche Notiz im Buche
der Altermänner des rigaschen Goldschmiedeamts. Es sei ge-
stattet, aus demselben Manuskript an dieser Stelle die speziell
auf das kirchliche Leben bezüglichen Einträge zum Abdruck su
bringen und sie durch einige Bemerkungen einzuleiten, als Er-
gänzung zum Band 19 der „Mitteilungen aus der livländischen
Geschichte^, woselbst, da der Textdruck bereits zum Abschluss
gelang war, unter den „Zusätzen und Berichtigunsen* (S. 615)
nur ein kurzer Hinweis Platz finden konnte. Wohl bat Professor
Wilhelm Stieda in seinem Aufsatz „Aus dem Leben des Rigaer
266
Ooldfichmiedeamtes^ ^) auch einige, das kirchliche Leben der
OoldBchmiede betreffende Eintri^e berücksichtigt, aber, ent-
sprechend dem Yorzugsweise gewerbegeschichtlichen Inhalt des
Aufsatzes, nur beiläufig, wobei auf einen vollständigen Abdruck
des Textes natürlich yerzichtet werden musste.
Das Buch der Ältermanner des Goldschmiedeamts, wie Stieda
das Manuskript benannt hat, ist anscheinend 1488 begonnen, ent-
hält aber einige in das Jahr 1482 zurückreichende Einträge und
schliesst mit dem Jahre 1596. Es besteht gegenwärtig aus 61
Quartblättern in losen Lagen, die kürzlich wieder geheftet worden
sind. Ausser der ursprünglichen Foliierung mit lateinischen Zahl-
buchstaben, findet sich eine neuere Foliierung mit Ziffern, die
mit der Blattzahl 99 endet. Folglich sind zahlreiche Blätter
verloren gegangen. Wir zitieren nach der ursprünglichen, bis
Bl. xl reichenden, Folienbezeichnung, indem wir die Vorder- und
Bückseiten als (a) und (b) unterscheiden.
Die Einträge sind weder fortlaufend geführt, noch machen
sie auf Vollständigkeit Anspruch. Schrift und Ausdrucksweise
zeigen, dass von den Schreibern einige wenig schreibkundig ge-
wesen sind. Dadurch wird hin und wieder das Verständnis er-
schwert. Zudem hat die Schrift teilweise durch Feuchtigkeit
stark gelitten, doch blieben von den uns interessierenden Stellen
nur wenige Wörter oder Buchstaben unleserlich. Im Abdruck
sind sie in eckige Klammern eingeschlossen. Die Abschrift ei-
niger schwer lesbarer Stellen hatte Herr Dr. A. v. Bulmerincq
nachzuprüfen die Oe&lligkeit; sie wurden von ihm ebenso ge-
lesen. Wir haben die Einträge in chronologische Ordnung ge-
bracht und mit fortlaufenden Nummern versehen. Die Durch-
streichung mehrerer Einträge konnte, weil in späterer Zeit erfolgt,
hier unberücksichtigt bleiben.
In den Einträgen ist von zwei Altären des Goldschmiedeamts
die Bede, ohne dass gesagt wäre, in welchen Kirchen sie er-
richtet waren. Der ältere von beiden, der bei dem Jahre 1488
erwähnt wird und dem hl. Eligius geweiht war, lässt sich aus
anderweitigen QueUen mit Bestimmtheit schon 1455 nachweisen
und der st. Petrikirche zuweisen^); vom andern Altar erfahren
wir hier, dass er 1495 den hl. Erasmus, Eligius und Katharina
geweiht wurde. Sein Hauptpatron oder Titmaris war demnach
st Erasmus. Es wäre bequem anzunehmen, dass sich auch dieser
Altar in der st. Petrikirche befunden habe, weil alsdann die
Schwierigkeit wegfiele, dass es vom Altar der Goldschmiede in
der St. Petrikirche an anderer Stelle einmal heisst, er sei unter
der Orgel, dann aber, er befinde sich an der Nordseite oder im
1) Balt Monatmchrift Bd. 36 y. J. 1888 8. 20--S8» 115—143, 186-200.
s) Vgl. MitteUnngen Bd. 19 S. 396 ff.
Chor'). Aber abgesehen davon, dass dasselbe Amt in der einen
Kirche schwerlich zwei Altäre unterhalten hätte, und auch der
Altar unter der Orsel oder im Chor der st. Petrikirche aus-
drücklich als dem hl. Eligius geweiht bezeichnet wird, während
der eine von beiden, wenn es sich in der Tat um zwei verschie-
dene Altäre handelte, doch wohl nach dem hl. Erasmus benannt
worden wäre, — weisen sonstige umstände darauf hin, dass der
zweite Altar des Ooldschmiedeamts, der st. Erasmus-Altar, im
Dom errichtet war. Aus dem Eintrag n. 12 v. J. 1496 erfaJbren
wir nämlich, dass das Amt der Goldschmiede durch eine eigene
Stiftung den Oesang der berühmten Marianischen Antiphon »Alma
Redemptoris^ ') zu^eich in der st. Petrikirche und im Dom sicher-
festeilt hatte, woraus zu folgern ist, dass das Amt zu beiden
lirchen in naher Beziehung stand. Ferner weiss man aus an-
derer Quelle von einem dem hl. Erasmus geweihten Altar im
Glockenturme des Domes. Er wird ein einziges Mal (im J. 1522)
erwähnt, wo von einer Bentenzuschreibung für eine an diesem
Altar errichtete Yikarie die Rede ist, ohne dass gesagt ist, wem
der Altar gehörte ^). Es ist der einzige st. Erasmus-Altar, der
in Riffa bisher nachgewiesen werden konnte, und die vereinzelte
Erwimnung in später Zeit harmoniert gut mit dem Umstände,
dass der st. Erasmus-Altar der Goldscnmiede erwähntermassen
erst 1495 konsekriert worden war. So werden wir in der An-
nahme kaum fehlgehen, dass der Altar unter dem Glockenturme
im Dom eben jener Goldschmiedealtar gewesen ist. Dem steht
nicht im Weee, dass in den sog. Kirchengerichtsprotokollen des
Domes aus dem 17. und 18. Jahrh. wiederholentlich von einer
.Goldschmiedekapelle^ die Rede ist, die sich anscheinend an der
Südseite der Kirche befunden hat^). Nach Beseitigung der Al-
täre war es Sitte geworden, die Kapellen nach den in ihnen
befindlichen Erbbegräbnissen zu benennen.
Im Buche der Ältermänner handelt es sich in zwei Einträgen
(a. d. J. 1493 oder 1494 und 1496) um Rentenzahlungen von je
6 Mark für kirchliche Zwecke. Die daselbst genannten Personen,
im ersten Falle der Ratsherr Dietrich Meteier, im andern ein
„Herr^ Nicolaus Damerouw, der sich unter den Ratagliedem
nicht nachweisen lässt und in dem wir folglich wohl einen Qeislr
liehen zu erblicken haben, wären nach dem Aufsatze in der
^Baltischen Monatsschrift^^) Schenker der betreffenden Stiftunffs-
kapitalien gewesen. Uns erscheint es fraglich, ob hier in Ser
1) A. a. 0. S. 3d8 Anm. 2.
«) Vgl. a. a. 0. S. 162 ff.
9) A. a. 0. S. 403.
4) YffL Sechster Bechenachaftebericht der Abteilung der GeiellacL f.
O. Q. A ftr den Big. Domban, fOr das Jahr 1890, S. 18.
») A a. 0. sTßG, 127.
267
Tat Stiftungen vorliegen, denn wenn es schon selten Yorkam,
dasB Ämter oder Bmderschaften von Personen, die ihnen nicht
angehörten, mit derartigen Stiftungen bedacht wurden, solche
Tielmehr, wenn nicht eigens hierzu eingesetzten Verwaltungen
(Yormundem oder Yorstehern), dann dem Rate oder den Kirchen
selber anyertraut zu werden pflegten, — so muss es femer auf-
fallen, dass hier von keinerlei an die Stiftangen geknüpften Auf-
lagen, namentlich nicht von den regelmässig ausbedungenen Seelen-
messen, die Rede ist. Es handeU sich demnach wohl in beiden
Fiülen lediglich um die (entgeltliche) Zession von Rentenforde-
mngen seitens ihrer derzeitigen Inhaber, von denen der eine,
Dietrich Meteier, seine Deklaration denn auch in der üblichen
Form im städtischen Rentenbuche hat verschreiben lassen, wäh-
rend der andere, Nicolaus Damerouw^ im Rentenbuche überhaupt
nicht vorkommt, wohl aber um die ^eit Rentenkäufe verzeichnet
stehen, in denen es sich um das nämliche Immobil handelt und
die Goldschmiede ausdrücklich als die Rentenkäufer genannt
werden *).
Auch die konfessionellen Kämpfe und Wandelungen haben
im Buche ihre Spuren hinterlassen. Was noch kürzlich den Ge-
genstand eines eifrig gepflegten Kultus gebildet hatte, wird nun-
mehr verspottet, so in der Niederschrift von 1526, wo es von
der nach Vereinbarung mit den Armenvorstehem der neuen
.Gottesordnung^ zugewendeten Jahreszahlung von 33 Mark heisst,
dass diese von dem Gelde, „dar se de olde dullen ffadesgewan-
heit mede plegen to hebben^, erfolgen soll. Den Gfesamtbetrag
der seithengen Aufwendungen stellte diese Zahlung freilich noch
lange nicht dar, und es war vorsichtigerweise angezeigt, nicht
zu sagen „das Geld^, sondern „von dem Gelde''. Denn wenn
schon allein die ständige Zahlung zum Besten der die Altäre
der Goldschmiede bedienenden beiden Priester in den letzten
Jahren je 19 Mark betragen hatte, wozu sich als feststehende
Zahlung die bereits erwähnte Ausgabe für den Gesang „Alma
Redemptoris'' gesellte, nebst den mancherlei Aufwendungen für
den Unterhalt der Altäre, vorzüglich für die Wachskerzen, so
repräsentierte auch schon das Altargerät einen namhaften Wert.
Von einem Teil des silbernen Altargeräts erfährt man aus einem
Eintrag von 1533, dass er vom Amte als altes Silber veräussert
und der Erlös darlehnweise zum Besten des Amtes auf Renten
vergeben wurde. Anderes, so ein Altarkelch nebst Patene, war
noch 1556 in der Amtslade vorhanden, in späteren Inventuren
jedoch geschieht des alten Kirchengeräts nicht mehr Erwähnung.
1) Siehe unten die Anm. zu n. 9 und 12.
1486.
1. „Item BO hebben de golsmede*) gesellen g^even den ^It^
emeden to holpe to der kasel x mrc. im jor Ixxzvj jor.**
BL j».
1488.
2. ,|I[nt3 jor mcccc in dem achtentachtentigesten jore.^ Eb Bind
vOp Bunte JohanniB^ Symon Messaw, Hans Kemtter und Ka-
weB^) SaBBinchhuBen gleichzeitig Meister geworden. Von
ihnen gab Simon Messaw die Kost, während die beiden an-
deren so viel Geld gaben, wie ihm die Kost zu stehen kam,
ein jeder 20 Mark rigiBch. „. . . van dem sulven gelde wart
gestuget®) eyn stul, de dor steyt vor dem altare sinte Eloyen.^
3. „Item so hebben de ffolsmede gelent den gesellen vj mrc.
to dem luchter, de dor henget vor dem altare, im jor Izxxviij."
Bl. i\
Um 1488, ohne Jahr und Tag.
4. „Item noch isz unsz Symon Messaw Bchuldich^^ üij mrc. punth
wasch, dat he bracken hadde an sinte*> to unssem altare.*
Bl. ij\
5. „Item so hebben de golsmede gjedan Jorj^en Korve8z'> vij
Rolden rinisch, dor schal he vor koppen üj eleu sammet to
der kasel v>, dor heft Symon Messaw vorlovet.** Bl. ij».
6. „Item hir upp entphangen vj mrc. und v punt wosz, j punt
vor j ferd.* Bl. ij*.
7. „Item so bleft Symon schuldick noch viij mrc. myn iij ferd.
berekenden geldes. Dit isz betalt ^^.'^ Bl. ]j\
8. „Item der gesellen licht wicht üij punth.* Bl. j^.
1493.
9. „Anno Domini m«cccc zciii ^> umbtrent sunte Johanneez Bap-
tisten leit uns H. Dirick Metteier schriven in der stad bauÄ
hundert mrc. to vorrenten alle jar yj mrc. to sunt Loyn
vickerye erffliff ^) to boren, eder uns de vorscr. hundert mrc.
weder to geven, op Stops syn hus in der Santstraten, dat
desz Duveliä husz plach to syn').** Bl. iij\
ft) ■io.'^*' b) lie, weU bot SehnibMüw, lUtt ,K1«wm*. e) So Ar a«iiif «t*. ikäOA
M iBdMW Sten« orMtofOB^ Ar ,g«toffe&*. d) ^holdieb« wiederholt. o) m«t «isd wokl
^yoB* oder «Sloyea* su onAnseii ooin. f) odorf Komen. g) VoUkonaon doaüiek, dio
' ' nioderd. Fom Ar Gafolft, iiiobt ,»kaMol*, — »rar AuocbintokiBC dor KobmI*,
Ji9 BoIL XonoiMebr. ». o. 0. B. 128. Du Wort .ksusol«* (Kaniol) ist dorn lOttolniodord. fremd,
b) Die 8 letitea Wörter Zniets, mit anderer Tiate. i) Korrigiert eu ,xeii|i* oder «mgekehrl
k) lie, Ar ,erffUok-.
^) In ,Dath Sehnten unnd olde Benthebok" (I. Bentebueh, weiterhin
■0 iktiert), Eop. v. L. Napienky in der Bibl der 6. t G. u. A., findet ach
1495.
10. „Item so isz onsze alitare gewieth in Oodesz namen nnde in
de ere sinte Erassmy nnde sint EI07 nnde sinte Eaterinen
de8z sondagesz vor sinte Simon nnde Jnde^). So sal man dor
to offeniy mester nnd gesellen und frnen, by ejm pnnth wasch.
11. Item noch [sa]l man in sinte Erasmnsz ere singen ejme misse
wen sin dach kommeth'). Dat isz dat gance ammeth over
ejn gekome, in jor mcccc xcv." BL ziiü^
1496.
12. «^Anno Domini m ccccxc^ op paschen Ut uns H. Niciaes
Damerauwe schriven in der banck hundert mrc. op Bernt
Wodarch syn hus in der kopstraten, alle jar to vorrenten
Tj mrc, op passchen rellich, erfflick*>. Dusser vj mrc. solle
wii goltsmeae geven alle jar op paschen iij mrc. dem schol-
lemester to sunte Peter nnde ok alle jar iij mrc. ok dem
schoUemester to unsser leyen vrowen in dem dome, ok op
Sasschen. Des solt dusse beiden scholemesters vorscr. alle
age to viij uren, wan de scholler ut der schölle gan, synsen
Alma Redemptoris, nummer to vorsumen. Wert sake, solken
sanck nableve, sy wii goltsmede eder nnsse nakomelinge
dussen vorscr. scholemesters nicht schnldich solken gdt
keren, dar den goltsmeden^> dachte, so vele godesdensten
daraff qweme, als dit mochte tosegen').** BL iiij\
a) .«rfflick* ansgastriehen. b) Et folgt das aiiageftriohana Wort »tokaran*.
ein Eintrag (n. 258), wonach H. Dlderich Meteier die ihm 1490 Joni 6 sn-
gesehriebene Rente von 6 Mark auf das Hans des fiaoss Stoepp, belegen in
der Sandstrasse, 1492 Des. 7 dem Amte der Goldschmiede hatte loschreiben
lassen, wonäohst das Kapital von 100 Mark nebst der Rente 1600 sn Mi-
chaelis vom Mgr. Johannes Pranee dem Clanwes Sassinffhnss von wegen. des
Goldschmiedeamts bezahlt wurde. — Nach einer weiteren Verschreibnng
des Altermannsbnches wurde Hanss Stoppesx Haus 1498 w^en Renten-
schulden den Goldschmieden zugeschlagen und von ihnen fSr 400 Mark ver«
kauft, wonächst sie, nachdem de ihre Kapital- und Rentenschuldforderung
gedeckt» den Rest beim Rate einlieferten. Bl. iij«. Vgl Die ErbebAcher
der Stadt Riga 1888-1579, herausgegeben Ton L. Napiersky, Riga 1888,
S. 154 n. 82.
f) Oktober 25.
«) Juni 8.
') Im L Rentebuche finden sich zwei Eintrage über Rentenkanfeu bei
denen es sich um das Haus des Bereut Wodarch handelt, einmal fälschlich
Bemth .Gudarge* geschrieben, das andere Mal Bereut ^Wodmhe". Beide
Rentenkaufe zum Besten der Goldschmiede, der erste 1496 Jan. 15 zum
Besten der Yikarie st Logen in der St. Petiikirche, der andere 1496 Sept 7,
ohne Angabe spezieller Zweckbestimmung, zum Besten der Verweser des
€k)ldschmiedeamtes. Die Rente betrug je 6 alte Mark jährlich. Über einen
Rentenkauf des Herrn Niciaes Damerauwe ist nichts verschrieben. YgL I.
Rentebuch n. 294, 814.
m
Nach 1498 (ohne Jahr und Tag).
13. Mltem noch heft Herten vomoget x^ mrc. den pristem Ton
der goltsmede wegen ^).'^ Bl. xiij*.
1509.
14. «Item anno xy® onde ix do loyeden') de goltamedenp La»-
berty*^. De waaz erer v, dar Terturde*) de man vii ferd.
und ii] Bchill., ap dat Gadesz denst nycht solde nablyyen.*
Bl. xvj\
1610.
15.
^Item anno etc. y^ unde x do worden b^ dat altar ghemaket
ij appoUen, de wagen xxij lot.^ Bl. x^^.
1516.
16. „Int jar mY^xvj op xj dassent janfrowen aYent^). Item so
geffe wjy yck Dyrych Yan der Hedden unde Resten ^> Sehnten,
den prestersz erre gelt, ysselyck xvij. mrc, unde ysselyck
schole mesteren iij mrc.^ Bl. xix^
1617.
17. „Int jar mY^xYij desz mandagesz na desz hylligen krussesz,
als*) gefunden wart, tom Pynsten^), do gaf yck Resten
Schütten for dat kmsse, dat to dem altarre isz, xxiij- mrc
xiij lot myn } quent., wasz dar to kamen.
a) fic. b) nfelmiasig m, Ar Eenten. c) sn erginsen ,«t*.
1) Herten (BorckardeBs) liatte 1494 anf sein Hans in der Kanfirtraase
ein Darlebn Yon 50 Mark empfanden. Die 12 Mark sind anfgelanfene Rente,
die frühestens 1498 entrichtet seu kann, wahrscheinlich aber erst 1600, da
▼orher eine Bentenzahlnnff von 6 Mark notiert ist. 1506 war wieder eine
Sdtinld Ton 6 Marie anfgelaafen. .Merten Borcbardes goltsmede* erwähnt
1496 Jan. 39 im I. Rentebnch n. 296.
*) Der Sinn bleibt sweifelhaft. Es liegt nah, den hier gebranchten
Ansdmck mit dem Namen des Schntsheiligen der Ck>ldschmiede st. Eliciiis
(Loge, Loje) in Zusammenhang sn bringen, abw die Bildong eines Mt-
worts, etwa snr Beeeichnung einer am Feste des Schntsheiligen stattgehabte
Versammlnnff, findet n. W. seine Analogie. Auch ist hier ansdrücklieh ge-
sagt, dass die Goldschmiede «np Lamberty" (Sept. 17) .loyeden'^. An an-
derer Stelle (61. ZTJa), in zwei Einträgen ▼. J. 1505, heisst es: .Item so
ysz dlawess Jordensz schuldig j mrc. vam logen den ffoltsmeden anno xr^
nnd ▼.**, femer: «Item so iss Blasins Molenbeke schuldig ij mark Tarn
loyen.* Das Wort »loie* bedeutet u. a. den bleiernen Stempel, der an die
bei der Wardierung für gut befundenen Tücher gehängt wurde, und das Zeit-
wort ,loien^ (= loden): mit der Bleimarke yersehen, stemnehi. Sollte etwa
der Ausdruck auf die Wardierung und Abstempelung der Silberbarren über-
tragen worden sein?
8) Sept. 17.
A Okt 20.
^ Ereuieserfindung fiel Sonntag Mai 3, aber Pfingsten Mai 311
271
18. Item 80 nam yck ock iij mrc. for sylver, dat krusse mer
woch alsz dat allde.
19. Item int jar my^xvij op sunt Loverensz^) . /> do wart Oert
Scryffer fetten yj mrc. xj schill.
Item noch yt salve jarr wart Dyrych geffen iiij mrc. myn
iiij schiU.«).^ Bl. jx\
1618.
20. ^Item int jar m^^xviij so hebbe yck Dyrych vnde Resten
Schatten a^effen ysseleken prester zix mrc. ande den schol-
lemestersz vj mrc* Bl. xxj».
1519.
21. 3,Item int jar xix at der ladden namen ix mrc. to wasse,
Hynrich van Essen gedan.
Item noch ut der ladden genamen to wasse xii^> mrc*
Bl. xx^
22. „Item int jar mv^xix desz sanavedesz na synt Symen Joden*)
gaf yck Dyrych ran der Hedden ande Resten Schytten den
preteren*) er gelt xix mrc. ande ock dem schollemestersz
ysselyck iii mrc
Item at der ladden eenamen xix mrc. dem prestere gieffen
Rarw^en, ven wy de rentte borren, so wylle wy dat dar
yn lyggen.* Bl. xxj\
1521.
23.
„Item int jar xxj hebbe wy atgeffen for was ande den
presteren, geffen Rias goltsmet, xiiij mrc. iij schul.* BLxxj^
1522.
24. „Item int jar mv^xxij op synt Johannes hebben degoltsme^)
at der landen <*> namen ix mrc. to vasse.* Bl. xxij^
1524.
25. „Item int jar my^xxiiij at der ladden genamen for xxiiij
pant yassesz, dat pant j ferd., ysz yj mrc* Dazwischen Ein-
traffangen andern Inhalts, dann: „Item noch dem prester
geffen int jar xxiiij xix mrc her Hermen Rarf^e. Dyt ysz
alle at der ladden kamen.* Bl. xxij^.
ft) Ein Wort •ugvltoeht b) Korrigiert au «Ti^" oilar «mgokolirt. e) lic. d) sie.
•) sie.
1) Aug. 10.
s) Es bleibt fraglich, ob die beiden letzten Zahlungen ebenfalls fär
das Kreoz geleistet worden.
>) Okt. 29.
272
1526.
26. ,|Item [anno] xxvj do ssyn avereyn gekamen de old^lade
des amttes to R^Rgen, als Dyrick van der Heygde, older-
man, onde Hynnck Stampe ande Härmen Olddendorp, Dojt
den vorstenderen der armen to Rjggen, dat dat amt tf o
Bjgjgen sulde jarlyck npp Meichelln geven xxxiii mrc. van
dem g[e]ld[e], dar ssze de olde dallen gadesgewanneyt medde
pleggen to liebben, dat den nu kumt in den rechten gades-
ordengem alssze me woll we[then, e]t ssy benedjget in ej-
wicheyt." Bl. xxtj\
1529.
27. «Item anno xxix do hebben de goltsmeden des amtes to
Kjffge ffedan Glayes Rjngell goltsmjdt to Rige an sulffer
unde gelde 1 mrc.^, wofür er jährlich 3 Mark Rente zahlen
soll. . . „Item dyt baven geschreven gelt nnde sulffer '), dat
Olaves kroch att der la£len, dat hebben Dyrick yan der
Hegde nnde Gert Schrjrer Claves gedan mjt desz amttes
wülen. Dor was an ssolffer ij mrc. lodig. Dor weren meden
de apollen nnde dat andeygen^>, dor me medde eyn will^)
pes plach to geven, unde ander olt ssulfer.^ Die Mark Idtig
hat man für 19 Mark Geld gerechnet, demnach das Silber
38 Mark, dazu an Gulden 12 Mark, macht zusammen 50 Mark.
BL XXV \
1533.
28. Anno 15[3]3 Freitags vor Bartholomäi (Aur. 22) hatte Dy-
rick van der Heygde erklärt, nicht länger Oldermann bleiben
zu wollen, unter den von ihm übergebenen, in der Amtslade
befindlichen Gegenständen werden u. a. verzeichnet: .eyn
vorgult kelck myt der pattenen ; noch dat crucen van ssumer,
dar men medde plach pes to geven. . . Item noch heff he
uns levert dat mjsgewant, sszo guet als dat dar was, . . .
noch iij luchtter van mesinck, de pleggen to stände uppe
den altar^).** Bl. xxvij».
%) «und« iiüfftr* am Buida hiosagefAgi. b) WoU so su leeea. Ar dM hi«r nanirftha-
lieh «tMk komapiMte agiiw d«L SckÜlwr und Lftbb»ii, Mittdatodtfd. Wftitecb. B4. 6 8. U.
kennt die Fem: enfftnedeTge. e) »wUl* Ar wUe, eine Weile, Zeit, einet A. n. 0. Bd. 5 S. 716.
^) Kelch, Patene and Kreuz werden auch noch in der Inventur von
1555 JoU 9 erwähnt BL zzzjb.
i
273
Beferat Aber das Werk von W. Nowodwonki;
„Der Kampf um Lirland zwischen Moskau and Polen in den
Jahren 1670-1682« »)■
Von Dr. A. von Heden ström.
Vor 10 Jahren erschien das Werk von Forsten „BajriftCRift
BonpocB vb 16 H 17 CT., 1544— 1648*', die Frucht eingehender archi-
valischer Forschungen mehrerer Jahre. Als eine Ergänzung zu
diesem ktoss angelegten Werke muss eine in diesem Jahre ver-
öSenilichte Arbeit eines polnischen Historikers in russischer
Sprache bezeichnet werden, das die für die Geschichte unseres
Landes schwerste Zeit behandelt, die Zeit des Bingens der Nach-
barmächte um den Besitz des verwüsteten, unglücklichen Landes.
Da es mit zu den Aufgaben unserer Gesellschaft gehörte,
die in russischer und polnischer Sprache veröffentlichten Arbeiten,
die sich direkt oder indirekt mit der Geschichte unseres Landes
beschäftigen, eingehend zu verfolgen, erlaube ich mir der Gesell-
schaft ein kurzes Keferat über das neuerschienene Werk vorzulegen.
Für das vom Verfasser gewählte Thema seiner historisch-
kritisohen Untersuchung liegen zahlreiche Quellenpublikationen
und eine reichhaltige, freilich sehr zerstreute Literatur vor, haupt-
sächlich in deutscher, russischer, polnischer und lateinischer
Sprache. Beide sind vom Verfasser in umfassender Weise
gesichtet, geprüft und verarbeit worden. Doch damit allein hat
er sich nicht begnügt. Die Eaiserl. öffentliche Bibliothek in Pe-
tersburg, das Moskauer Hauptarchiv des Ministeriums des Aus-
wärtigen, das E. E. Staatsarchiv in Wien^ das Archiv (Bibliothek-
Museum) der Fürsten Czartoryiski in Krakau, das Archiv der
Fürsten Badziwill in Neswish (Gouv. Minsk) sind von ihm nach
bisher- noch unbekannte Materialien für seine Arbeit durchsucht
worden. Mehrere Ergebnisse seiner archivalischen Forschungen
finden wir als Beilagen am Schlüsse seines Werkes veröffentliät:
Eopien von Schreiben des Zaren Johann IV., Schreiben des
Eönigs Bathori an Ghodkjewicz u. a. m. Die Darstellung ist
streng objektiv, in den letzten Eapiteln sehr ins Detail gehend.
Zahlreiche Anmerkungen geben uns den wissenschaftlichen Ap-
parat für den Text. Störend wirkt oft die falsche Schreibart
geographischer Namen.
Nowodworski beginnt die Schilderung des Eampfes zwischen
Moskau und Polen um Livland mit dem J. 1570. Es war wohl
ein Waffenstillstand zwischen beiden Reichen auf 3 Jahre
^) B. HoBOXBopcKifi, BopB6a aa JEhbohU) Hexxy Mocbbod ■ Pi^uo
UocnojniTOD. 1570—1582. HcTopmu) - KpHTHiecBoe asci^OBame. GlIB. 1904.
353 Seiten.
18
274
ffeschlossen, trotzdem dauerte der Kampf in Livland und auf don
Heere als Kaperkrieg fort. Magnus, König von Livland Ton
Johanns Qnaden, drang ins polnische Livland ein, um es für sich,
d. h. für Moskau zu unterwerfen. Die polnische Gesandtschafl
in Moskau wurde in einer allen Gepflogenheiten des diploma-
tischen Verkehrs hohnsprechenden Weise behandelt. Begreif-
licherweise herrschte deswegen eine erbitterte Stimmung in Polen.
Aber Polen hielt trotzdem am Waflfenstillstande fest der Königs-
wahl wegen« Aus demselben Grunde auch Johann IV. Be-
kanntlich haben sich seine Hoffnungen, zum Köniff von Polen
gewählt zu werden, nicht erfüllt. Seine Agenten arbeiteten ver-
geblich in Litauen. Nicht er, sondern Prinz Heinrich von Anjou
wurde im Frühjahr 1573 von der BeichsversammluuR zu Wola
gewählt. Als aber dann im nächsten Jahre der neue König den
eben erlangten Thron freiwillig aufgab, da ihm die Königskrone
im eigenen Lande winkte, schöpfte Johann IV. neue Hoffnung.
Der 1573 abgelaufene Waffenstillstand wurde von ihm auf 2 Jahro
verlängert« Von neuem arbeiteten seine diplomatischen und
politischen Agenten für seine Erwählung. Und von neuem
täuschten die polnischen Staatsmänner Johann mit leeren Ver-
sprechungen. Ihnen lag nur an der Fortdauer des Waffenstill-
standes mit dem gefürchteten Gegner. Ein Meister in diesem
Komödienspiel ist Jan Ghodkjewicz, Kastellan von Wilna und
Administrator von Livland. Seine Schwindeleien dem russischen
Gonez Jelschaninow gegenüber über angebliche Parteinahme des
ganzen polnischen AdeS für Johanns Kandidatur bezweckten nur
eins, Sicherheit Livlands vor einem neuen BusseneinfaU.
Johann hoffte immer sicherer auf die Erreichung seines Zieles;
einen neuen Bundesgenossen fand er in der Person des päpst-
lichen Nuntius, der bisher die Kandidatur des Kaisers Maximilian
n. unterstützt hatte.
Der Nuntius vollzog die Schwenkung in der va^en Hoffnung,
Johann werde als König von Polen und Zar von Moskau, wenn
nicht den katholischen Glauben, so doch wenigstens die Union
der katholischen und orthodoxen Kirche annehmen, oder mit
anderen Worten — das orthodoxe Bussland werde die Ober-
hoheit des Papstes anerkennen.
Im November 1575 fand die entscheidende Wahlversammlung
bei Warschau statt. Es kam zu einer Doppelwahl: der Gross-
adel wählte Maximilian von Habsburg, der Kleinadel Stephan
Batiiori, Fürst von Siebenbürgen.
So waren dank der Doppelwahl die Aussichten Johanns noch
nicht endgültig zerstört. Noch war keiner der Erwählten im
Lande. Maximilian zögerte, seine Anhänger verbreiteten das
Gerficht, Bathori sei von kaiserlichen Truppen besiegt und
gefangen. Maximilian trat dann in Verbindung mit Johann: E!r
876
selbst wolle auf die Krone Polens zu Gunsten seines Sohnes
Ernst verzichten. Johann möge dessen Kandidatur unterstützen;
als Gegenleistung biete er ein Bündnis gegen den gemeinsamen
Feind, die Türkei. Johann ging auf die Verhandlungen ein,
erklärte sich bereit die Kandidatur des Erzherzogs Ernst zu
fnrdern, falls letzterer auf Litauen, Kleinrussland und Livland
zu Gunsten Johanns verzichten wolle. Es ist dies das erste
Frojekt einer Teilung des polnischen Reiches. Wie Nowodworski
weiter zeifft, kam es Johann bei diesen Verhandlungen nur auf
einen Punkt an, auf die Gewinnung Livlands. Die Erwerbung
SQeinrusslands und Litauens traten zurück vor dem einen Preis,
den er für eine Unterstützung der habsburgischen Politik unbe-
dingt forderte, das baltische Küstenland, den Zugang zur Ostsee.
Einen Strich durch diese politischen Berechnungen machte
aber Stephan Bathori. Letzterer handelte schnell und entschieden.
Er kam ins Land (1576), machte auf alle, auch auf seine poli-
tischen G^ner^ einen vorzüglichen Eindruck, gewann im Sturm
die Herzen, auch das der alten Prinzessin Anna, der Schwester
des verstorbenen Königs, er wurde gekrönt, wurde faktisch
Herrscher.
Ln U. Kapitel schildert der Verfasser die traurige Läse des
livländischen Landes. Er nimmt auch Stellung zu der A^age,
die vornehmlich Livländer jener Zeit und später livländiscne
Historiker gegen Polen erhoben haben, dass Polen Livland ohne
Schatz gelassen habe. Den schärfsten Ausdruck hat bekanntlich
Bathleffin seinem Aufsatz ^Der Fall Wendens^ (Balt. Monatsschr.)
dieser Anklage verliehen, indem er sagt: „Doppelt und dreifach
war Livland von Polen preisg^eben: preisg^eben, indem man
es nicht in den WalBfenstillstand eingeschlossen, preisg^eben,
indem man es ohne Hilfe liess, ja es sogar hinderte sich selbst
nach Kräften zu rüsten. Als der Feind herankam, war das Land
schütz- und wehrlos.^
Nowodworski bemüht sich diese Vorwürfe zu entkräften.
Er sagt: „Bei der Erneuerung des Waffenstillstandes zwischen
Polen und Moskau im J. 1575 war Livland durchaus gegen den
Wunsch der polnischen Gesandten von der Waffenruhe ausge-
schlossen worden. Stephan Bathori, der erst 1576 nach Polen
kam, hat sich dann vergeblich bemüht nachträglich den Ein-
schluss Livlands in den Waffenstillstand zu erreichen."
Man hat es ohne Hilfe gelassen. Auch diese Tatsache wird
von Nowodworski im grossen und ganzen zu^e^eben. Er sagt:
^Polen hat tatsächlich Livland schwach verteidigt, aber vielleicht
nicht schlechter, als seine anderen Provinzen." Die militärische
Ohnmacht des Reiches während des Literr^^ums machte eine
Hilfe unmöglich, Stephan Bathori hat dann sein Möglichstes
getan, um auf diplomatischem Wege Livland vor den Scnrecken
18«
276
eines neuen Basseneinfalls zu bewahren, aber ohne Erfolg. Er
hat auch sofort am Anfang seiner Re^ening militärische Mass-
regeln zum Schatze Livlands ergriffen, die freilich nicht genügen
konnten.
Auch der dritte Vorwarf: „Ja es Q0g2x hinderte sich selbst
nach Kräften zu rüsten^, wird von Nowodworski zag^eben.
Aber zor Verteidigung der polnischen Politik beruft er sich auf
das durchaus berechtigte Misstrauen des Königs gegen die Liv-
länder. Damals war der Stern Magnus' noch im Au^hen, seine
Agenten durchzogen werbend für ihn, d. h. für Moskau, das Land.
Ein von Nowodworski als Beilage veröffentlichter Brief Stephan
Bathoris an Ghodkjewicz vom 3. Februar 1577 zeigte ein wie
grosses Misstrauen der König ^egen die Livländer hegte. Es
heisst darin: „Seimus in Livonia nonnullas esse arces, quae a
possessoribus malae fidei nullo justo jure detinentur, a Germanis
istim praesertim, qui eas debitis ac usuris quibusdam occupamnt
et aggrorarunt, ex eisque insuper hostibus nostris farent, atque
ita nostras etiam arces angustis jam finibus retinent inclusas,
unde saepius nostri non tantum belli, verum et quoris tempore
de sua reliqua salute pertimessere coguntur. De quo sumus non
minimum soUiciti, hoc nimirum tempore, cum nihil tam periculosum
videatur, quam animorum dissensio, aut verius perfidia ipsa, quae
jam vulgare quoddam apud istas dicitur esse Vitium.^
Denken wir dabei an die Schilderung livländischer Historiker,
die sie uns von dem skrupellosen Parteiwechsel der sogenannten
livländischen Hofleute jener schweren Zeit entwerfen, so kann
uns der erwähnte Vorwurf des Königs gegen die Livländer und
das daraus entspringende Misstrauen gegen sie verständlich
erscheinen.
Wie wir gesehen haben, war Bathori 1576 zum König von
Polen gekrönt worden. Damit war die Hoffnung Johanns, die
er mehrere Jahre gehegt, auf dem Umw^ durch das Wahlfeld
bei Warschau oder die Hofburg in Wien Livland zu gewinnen,
diese Hoffnung war endgültig gescheitert. Der Zugang zum
Meer konnte nicht diplomatisch, er konnte nur militärisdi erreicht
werden. Im J. 157*/ erfolgte der grosse schreckliche Einfall
unter persönlicher Leitung Johanns des Schrecklichen.
Nowodworski gibt eine detaillierte militärische Schilderung
dieses Feldzuges, ohne wesentlich neue Farben auf das Schrecken-
gemälde dieses Vernichtungskrieges au&utragen. Seine Quelle
ist hierbei, abgesehen von den livländischen Chronisten^ der
„jEBOHciüfi noxoA'B i^apfl loanna BacHibeBH^a FposHaro vh 1577
H 1578 TojsßX'h^ (ediert 1852 im BoeHHnfi sypnaxB). Unter Be-
rufung hierauf behauptet er, dass entgegen den Angaben livlän-
discher Quellen (z. B. der „Eirbermliche Zeitung") Johann relativ
human mit der Besatzung und den Einwohnern deijeniger Fes-
277
tungen verfahren habe, die sich sofort nach der ersten Aof-
foraemng eräeben hätten. Das geschah freilich nnr in den
wenigsten FäUen.
Bei der Schilderang des heroischen Untergangs der Besatzung
des Wendenschen Schlosses polemisiert Nowodworski gegen
Forsten oder richtiger gegen Lossins, der bekanntlich in seinem
Aufsätze .Jürgen und Johann üexkuU im Getriebe der liyländi-
schen Honeute^ die merkwürdige Ansicht ausgesprochen hat, dass
die Sprengung des Wendenschen Turmes ohne Grund als wackere
Tat glorifiziert werde, es bloss ein Verzweiflun^kampf einer
zusammengewürfelten Masse von Söldnern, Livländem und Aus-
ländem, Katholiken und Protestanten gewesen. Die Ansicht
Lossius' ist auch von Forsten akzeptiert worden und in diesem
Sinne in seinem Werke ^EajiTificBifi Bonpoc'E'' (B. I S. 672) die Tat
der Wendenser dargestellt worden. Dagegen wendet sich Nowo-
dworski, der in der Sprengung des Schlossturmes von Wenden
eine unzweifelhafte Tat des Heroismus sieht.
Ganz Livland ohne Riga war so gut wie erobert. Die pol-
nischen Truppen Chodkjewiczs hatten fast kampflos das Land
geräumt. Stephan Bathori, damals mit der Belagerung Danzigs
beschäftigt, war in schwerer Sorge. Er liess die litauische Land-
wehr aulbieten, nicht um Livland zu verteidigen, sondern um
Polen zu schützen.
Livland war erobert und verwüstet. An weitere Erobe-
rungen dachte Johann nicht; mit Polen wollte er Frieden halten,
Livland aber sollte ihm gehören. Anders dachte aber Stephan
Bathori.
Im m. Kapitel schildert Nowodworski die Vorbereitungen
Stephan Bathons zum Kriege gegen Johann lY. zur Wiederer-
oberung Livlands. Wir sehen hierbei, mit welch grossen Schwie-
rigkeiten der König zu kämpfen hatte, um ein leistungsfähiges Heer
aufzubringen. Die Schwierigkeiten lagen sowohl auf dem (Gebiete
innerer, wie äusserer Politik. Der Waffenstillstand mit Moskau
musste gewahrt werden, bis die Vorbereitungen zum Feldzuge
beendet waren. Zum Schein führten daher polnische Gesandten
in Moskau Verhandlungen über einen definitiven (ewigen) Frieden.
Ein wichtiger militärischer Erfolg war die Eroberung Danzigs
am Ende des J. 1577. Ein ebenso wichtiger diplomatischer
der Abschluss eines Bündnisses mit der Türkei und dem Chan
der Krim. Die West- und Südgrenze des Reiches waren dadurch
gesichert. Am schwersten waren die Verhandlungen mit dem
polnischen Reichstage. Stephan Bathori, trefflicm unterstützt
vom Kanzler Jan Zamoiski, verstand es die öffentliche Meinung
für einen Angriffskrieg gegen Moskau zu gewinnen. In grellen
Farben schil&rte er dem Adel die politische Bedeutung einer
Eroberung lävlands für Litauens und Polens Zukunft Eine
278
zweijährige hohe Eriegssteaer wnrde vom Reichstage bewilligt^
frdlich nicht Yon alfon Deputierten. Die Begiemng moBSle
weiter agitieren, um die Ereislandtage, deren Deputierte auf
dem Beiästage sich gegen die Bewilligung der Steuer erkUkrt,
Ton der Notwendigkeit dieser Massregel zu überzeugen. Bas
kostete viel Zeit. Nach der Bewilligung kam die Frhebung der
Steuer, die nicht überall glatt einging. Nach Überwindung aller
dieser politischen, diplomatischen und finanziellen Schwierigkeiten
kam die eigentliche militärische Vorbereitung zum Kriege. Statt
der unfiihigen Landwehr sollte ein Söldnerheer angeboten werden.
Polnische, ungarische und deutsche Landsknechte, femer Kosaken
wurden angeworben, in Wilna eine Kanonengiesserei nach Plänen
Bathoris eingerichtet.
Yon Anfang an beschloss der König den Krieg offensiv zu
führen, und nicht im verwüsteten Livland, sondern in dessen
Hinteriande, auf der russischen Bückzugslinie. Als erste Angabe
stellte sich der König auf den Bat Zamoiskis die Eroberung von
Polozk. Nowodworski polemisiert hierbei gegen Prof. B. Haus-
mann, der in ^Studien zur Geschichte des Königs Stephan von
Polen^ (Dorpat 1880) in Bezug auf die Feststellung des Feldzugs-
planes meint, „dass Zamoiski . • . den Ausschlag groben, wider-
strebt besseren Berichten.'^ Nach Nowodworski gab die Ansicht
Zamoiskis tatsächlich den Ausschlag.
Jm TV. Kapitel schildert der Verfasser den Feldzug des J.
1579. Im Jahre vorher hatten freilich schon in Livland, das ja
vom Waffenstillstände ausgeschlossen war, zwischen russischen
und polnischen Truppen Käinpfe stattgefunden, die für letztere
erfolgreich gewesen waren. Die Schlösser Dünaburg, Wenden,
Sunzel und Erla waren zurückerobert worden, König Magnus zu
Polen übergegangen. Die russischen Truppen hatten gleichzeitig
in Estland schwer geffen Schwedische zu kämpfen. Die Ver-
handlungen mit den polnischen Gesandten in Moskau über einen
definitiven Frieden hatten Johann über den Ernst der Lage nicht
täuschen können. Auch er hatte zum Kri^e gerüstet, um das
eroberte Livland zu halten. Ein grosses Heer war zusammen-
gebracht, es bestand aber aus schlecht bewaffneter Landwehr,
ohne gute Organisation und ohne bedeutende Führer.
Im Juni 1579 erklärte Stephan Bathori den Krieg, nachdon
erst ietzt alle Yorbereitui^en beendet waren. Nowodworski
schildert dann in sehr detamierter Weise die militärischen Ope-
rationen des Krieges, der von beiden Seiten mit grosser Erbitte-
runj^ und auch Orausamkeit gefahrt wurde. Pol^ wurde nach
tapferer Verteidigung im August 1579 erobert. Das war aber
auch, abgesehen von der Einnahme kleinerer Festungen an der
Düna und im südlichen Gebiet von Pleskau, der Haupterfolg
des Feldzuges dieses Jahres.
279
Der Misserfolg der russischen Waffen veranlasste Johann
eine Friedensgesandtschaft nach Litanen za senden. Er wollte
wohl den Frieden, aber ohne Eonzessionen dafar za machen.
Stephan Bathori dachte aber nicht an Frieden. Für den neuen
Feldzng brauchte er aber neues Geld.
Im Kapitel V schildert Nowodworski die Vorbereitungen
und den Feidzug des nächsten Jahres (1580). Im Oktober 1579
trat der Reichstag in Warschau zusammen. Unter dem Eindruck
der bisherigen Waffenerfolge bewilligte er die Fortsetzung des
Elises und die Erhebung einer neuen Kriegssteuer. Johann
sachte durch diplomatische Unterhandlungen den Bi^inn des
Feldzuges hinauszuschieben, aber Bathori traute seinen Ver-
sprechungen nicht. Im weiteren gibt Nowodworski eine sehr
detaillierte Schilderung der militärischen Operationen des J. 1580|
in denen sich Zamoiski vor allen auszeicnnete. Johann verlor
fanz den Kopf, in seinem Verfolgungswahnsinn sah er fiberall
''errat und Tücke. Aber als Diplomat blieb er gross. Seine
Gesandten gingen nach Wien, von dort nach Rom.
Er Hess erklären, er sei bereit der Allianz Österreichs und
des Papstes gegen die Türken beizutreten, man möge dafür
Stephan Bathori, einen Vasallen des Sultans (als Fürsten von
Siebenbürgen), zur Raison bringen. Im übrigen wolle er in jeder
Weise die Erwählung eines habsburgischen Prinzen zum König
von Polen unterstützen. Der Angelpunkt dieses ganzen diplo-
matischen Getriebes war für den Zaren nur der Gewinn Liv-
lands. Um diesen Preis konnte er jeden Augenblick Frieden mit
Polen schliessen. Aber alle diplomatischen Kunstgriffe Johanns
konnten den militärischen Operationen Bathoris nicht Einhalt
gebieten. Ende August 1580 fiel das stark befestigte und tapfer
verteidigte Welikija - Luki. Polnische Streifscharen drangen
gleichzeitig ins Gebiet von Smolensk und Starodub ein. In den
eroberten Gebieten wurden starke polnische Garnisonen zurück-
gelassen, während die übrigen Truppen zu Beginn des Herbstes
in die Winterquartiere nach Litauen zurückkehrten. Der diplo-
matische Kampf, unbehindert von Regen und Wegelosigkeit,
dauerte fort. Zarische Gesandte begleiteten den König Bathori
nach Litauen, wo die Verhandlungen wieder aufgenommen wurden.
Der Gang der Ejriegsereignisse hatte Johann zu Konzessionen
willig gemacht: auf einen Teil Livlands wollte er jetzt verzichten.
Bathori blieb aber fest. Trotzdem wurden die Verhandlungen
nicht abgebrochen, sondern Yon beiden Parteien nur zum Scheine
fortgeführt. Johann hoffte noch immer auf einen plötzlichen, für
ihn günstigen Umschwung derpolitischen Lage. Stephan BaÜiori
wollte Zeit gewinnen für die Vorbereitungen zum dritten Feldzug.
Die Hauptschwierigkeit bildete die finanzielle Fraffe. Bathori
dachte an eine auswärtige Anleihe und wandte sich zu diesem
280
Zwecke an die Eurfarsten von Sachsen und Brandenburg nnd an
den Herzog von Preussen. Im Zusammenhange mit dieser finan-
ziellen Frage standen auch die Verhandlungen mit Riga über
dessen Unterwerfung. Die Stadt verpflichtete sich zur Abgabe
von Vs der Seezölle an den König. Das nötige Qeld wurde
schliesslich wieder vom Reichstage bewilligt. Im Sommer 1581
zog das Heer von Wilna aus zum dritten Male in den Eri^.
Das Ziel war diesmal die Eroberung des stärksten Bollwerks
im Hinterlande Livlands, die Einnahme von Pleskau.
Johann hatte so gut wie gar keine militärischen Hassr^eln
zum Schutz des Landes ffetrofien. Er hatte sich damit begnügt,
von Aleksandrowskaja Sloboda aus den (}^ner diplomatisch zu
bekämpfen. Sein neuester Schachzuff war die Bitte an den Papst,
die Fnedensvermittelung zwischen inm und Stephan Bathori zu
übernehmen. Ein Ende 1580 in Moskau zusammenberufener
Landtag hatte ihn gebeten, mit Polen Frieden zu schliessen, da
das Reich nicht mehr die Mittel hätte zur Fortsetzung des Eri^ee.
Aber nur gegen Yerzichtleistung auf ganz Livland war Bathori
gewillt Frieden zu schliessen. Den ganzen Preis wollte Johann
nicht zahlen, wohl aber jetzt den halben. So gingen denn
während des ganzen dritten Feldzu^es die militärischen und
diplomatischen Aktionen neben einander her von wechselseitiger
Wirkung auf einander. Auch ein recht grobes Schreiben, das
Stephan Bathori bei B^inn des Feldzugs von Johann erhielt, hat
die Verhandlungen nicht gestört, an denen jetzt im Sommer 1581
zum ersten Male der vom Papst als Vermittler gesandte Jesuit
Antonio Possevino teilnahm. Bathori revanchierte sich für das
frobe Schreiben Johanns durch ein noch gröberes an ihn, for-
erte ihn zum Zweikampf heraus und setzte, unbekümmert um die
Verhandlungen, den Vormarsch fort.
Und wiederum begünstigte das Kriegc^lück den König und
Feldherm. Ostrow wurde nach kurzer Belagerung genommen;
im August stand das polnische Heer vor Moskau. In sehr ein-
§ehender Weise schildert Nowodworski die Belagerung dieser
tadt, deren starke und tapfere Besatzung alle Sturme abschlug.
Die Belagerung zog sich in den Herbst ninein, es trat Mangel
an Lebensmitteln und Pulver ein, die Söldner wurden schwierig,
da der rückständige Sold nicht ausgezahlt war. Trotzdem wurde
beschlossen vor Pleskau zu überwintern. Der König reiste nach
Litauen, um Geld und Verstärkungen zu holen. Zamoiski über-
nahm an seiner Stelle das Kommando. Die Stadt ist bekanntlich
nicht genommen worden. Aber das Ausharren des Heeres im
Winterlager vor Pleskau, die Energie des Königs Stephan
haben schliesslich den Starrsinn Johanns überwunden. Er hat
scUiesslich den Preis zahlen müssen, den Stephan Bathori für
den Frieden verlangte, die Verzichtleistung auf Livland.
281
Mitte Dezember begannen in einem kleinen elenden Dorfe
Zapolje (nnweit Porchow) die eigentlichen, nicht zum Schein
?9fnhrten Friedensverhandlnngen, in denen der Gesandte des
apstes Antonio Possevino eine bedeutende Bolle spielte. Seine
Aufgabe und daher seine Stellung war eine sehr schwierige. Er
sollte den Frieden vermitteln und den Zaren für den Unions-
Sedanken gewinnen. Posseyino hat wohl einige Zeit den Oe-
anken gehofft, durch Erlangung günstiger Friedensbedingunffen
far Moskau aen Zaren geneigt zu machen seinem Unionsprojekte
gnädiges Gehör zu schenken. Er hat dadurch das berechtigte
Misstrauen Stephan Bathoris wachgerufen.
Aber der jesuitische Staatsmann war klug genug diesen
Gedanken dann fallen zu lassen. Je mehr er sich mit den ihm
anfangs wenig bekannten Verhältnissen vertraut machte, musste
sich ihm die Überzeugung aufdrängen, dass er am besten den
Interessen der katholischen Kirche diene, wenn er voll und
ganz für den Eardinalpunkt der Friedensbedingungen Stephan
Bathoris einträte, für die definitive Yerzichtleistung Johanns
auf ganz Livlana. Er hat den Zaren von der Notwendigkeit
dieser Massregel überzeugt im Hinweis auf die durch den Frieden
mit Polen gewonnene Möglichkeit, den Zugang zum Meere nörd-
licher zu gewinnen, ihn den protestantischen Schweden in Estland
abzuringen. Bekanntlich ist das nicht gelungen. Die Schuld
daran lag aber nicht an Possevino, sondern an Johann selbst.
Ein zweites wesentliches Verdienst erworb sich Possevino
als persönlicher Vermittler zwischen den verhandelnden Diplo-
maten. Jedesmal, wenn in der russbedeckten Hütte in Zapolje,
durch deren Fenster und Spalten der Bauch des Qualmenden
Ofens hinauszog, die Verhandlungen auf den toten Punkt gerieten
und die Diplomaten unter gegenseitigen Vorwürfen und Verwün-
schungen auseinandergingen in der festen Absicht, nicht mehr
zusammenzukommen, jedesmal verstand es dann Possevino sie wieder
zu vereinigen, indem er zunächst einzeln mit jeder Partei kon-
ferierte. Auch nachdem die Hauptfrage, d. h. die livländische
Frage, gelöst war, fehlte es nicht an Anlässen zu heftigen Kon-
flikten. Die russischen Unterhändler versuchten in irgend einer
Weise die theoretische Anerkennung des historischen Rechtes
Johanns auf Livland (im Hinblick auf die Zukunft) in das Frie-
densdokument hineinzubringen. Denn nach ihrer Auffassung
gehörte „Livland seit Erschaffung der Welt den Moskauer
Fürsten**. Überhaupt kam Possevino gar nicht aus dem Staunen
über die historischen Kenntnisse des Moskauer Diplomaten heraus.
Als die Fraffe der Titel der vertragschliessenden Herrscher
erörtert wurde, wollten die polnischen Unterhändler den Titel
Zar für Johann nicht gelten lassen, und Possevino pflichtete ihnen
selbstverständlich bei, da Zar gleichbedeutend mit Kaiser wäre
282
und diese Würde nur vom Papst vergeben werden könnte. ,|Die
römischen Kaiser Arkadins and Honorius^, erklärten darauf die
Moskaaer Diplomaten, „hätten ans Bom dem russischen Forsten
Wladimir die Kaiserkrone gesandt und der Papst hätte diese
Übertragung durch den Bischof Cyprian bestätigt.^ Den Ein-
wand Possevinos, Arkadius und Honorius hätten 500 Jahre vor
Wladimir gelebt, Hessen die Moskauer Diplomaten nicht gelten:
dann wären das eben zwei andere Kaiser Arkadius und Honorius
gewesen, Zeitgenossen von Wladimir. Da jede Partei von der
Kichtigkeit i&er historischen Kenntnisse tief überzeugt war,
musste ein Kompromiss gefunden werden. Er bestand darin, dass im
russischen Vertragsdokument der Titel Zar blieb, im polnischen
aber fehlte. Die Hartnäckigkeit und der trotzige Eigensinn der
Moskauer Diplomaten, die nach jeder von ihnen gemachten Kon-
zession mit neuen Vorbehalten kamen, um das abgerungene
Zugeständnis in seiner praktischen oder wenigstens theoretischen
Bedeutung illusorisch zu machen, brachten schliesslich den
gewiegten jesuitischen Staatsmann aus seiner kaltblütigen, über-
legenen Buhe. Er wurde nervös, b^ann zu schreien, vergriff
sich schliesslich handgreiflich an einem der Moskauer Diplomaten
und warf ihn zur Tür hinaus. Dem letzteren war dies Vorgehen
Possevinos nicht unangenehm, es diente in dem Berichte an Johann
über die Verhandlungen als bester, untrüglichster Beweis des Eifers,
mit welchem er die Interessen des Zaren yertreten hatte.
Endlich am 15. Januar 1582 wurde das fertige Friedens-
dokument besi^elt und beschworen.
König Stephan Bathori hatte geeiert: der Zar trat ihm
ganz Livland und die Städte und Gebiete rolozk und Welish ab,
dafür gab ihm Stephan Bathori alle übrigen von ihm eroberten
Festungen und Oebiete zurück.
Mit dem Frieden von Zapolje schliesst das interessante Bach
von Nowodworski.
«^V«^^>^^»^^>i/\^^^N^>^
Livonica in römisoben Archiven und BibliothekoDi
AoMiig WM dem B«ilolite das Prof. W. Ahrthtm^) ftber dii Foisokiuigtnt die ia liad-
iehea ArohlTea vad Blbllotiliekea im Auftrag der HIftorisoheii Abteilug der KrskMter
Akademie ia dea Jelirea 1896/7 aad 1897/8 tvegeftlirt wordea liadi entiialtead die die
Geeohiohte der OitMeproTlaiea betreftaden Akteastftokei
Von Wladislaw Lichtarowicz.
Die Forschungen des Prof. W. Abraham haben eine Fülle
von Materialien für die Geschichte Polens im Mittelalter ans
1) Gednickt im IX. Bde. der Collectanea ex ArchiTO OoU^ Historici.
Editlonam GoUegü Bistorici Acadeiniae Lit Craconensis Nr. 61. Krakow 19Q2.
283
Tageslicht gebracht. Der Zweck der vorliegenden Arbeit ist,
ans dem Berichte Abrahams diejenigen Aktenstücke an&uzählen,
die sich direkt oder indirekt anf die Oeschichte der Ostseepro-
Tinzen beziehen. Letztere sind in besonderer Schrift gedruckt.
Anch sind einige Aktenstücke aufgenommen, bei denen sich hier-
her gehörige Materialien nur vermuten lassen. Bei jedem Akten-
stuck ist die Seitenzahl des Berichtes angegeben.
L Das Vatikanische Archiv^).
A. Diplomata und Urkunden im Original.
1. Instrumenta miscellanea.
Seite 12. XI. Ausfuhrliche Akte vom Jahre 1316, betreffend
die Streitigkeiten in Riga; im Cap. XII sub dato 31 /Y und
28 /n 1318 Fortsetzung derselben Sache, desgl. im Gap. XVII
17/XI 1322.
n. Archiv der Engelsbnrg.
Abteilung I.
S. 16. Arm. Y cap. lY Nr. 12. 1560. Gopia diveraaram scriptoraroni emper
depntatione Johannis Schlitten miaa. a Johanne M. Ifoseov. dace in
Gennaniam pro emditis viris, artificibas, et cnm alÜB Bcriptnris de
modo, qao Jolios m eundem daeem regiis insigDibus Omare potest.
S. 17. Arm. X cap. I Nr, 4. Informationes super religione
Theutonica in rrussia, Livonia et in Germania existente ac
de pace inter predictum Ordinem et Poloniae Regem ineunda
sub demente vH.
S. 18. Arm. XI Gap. I Nr. 46. Sigismundus I ad Pontificem,
ut concedere vdit Yillelmum march. Bradenb. coadiutorem
Johanni Archiepo Bigensi 12/4 1524.
8. 23. Arm. XIY cap. YI Nr. 50. Instmctio GneznensiB Archiepiscopi ad
PontSficem de rebus Polonids, de regia matrimonio et de transferendo
in Italiam Ordine Thentonico. 1518.
B. Regesta').
1. Regesta Yaticana.
Johann XXII.
8. 41. T. 77 P. 183 Nr. 1537. Bpiscopo et preposito et de-
cano Osiliensi. Im Interesse der Erhaltuiq; des zwischen
dem Orden und Oedimin abgeschlossenen Friedens. Avig. II
kal. Sept. a. YIII.
1) Die literatar siehe in ^^Editionam coUegii hiBtorid aeademiae lit
CracoTienda Nr. 61* Anmerkungen 8. 4, 5, 6, 7, 9, 10, 11.
s) 8. literatnr 1. c. Anm. 8. 25, 26, 27, 29, 80.
284
Clemens VI.
S. 56. T. 146 Secr. F. 74 Y. ,DileetQB fiüas.« Eine Empfehlu« für
Garinins de Castronoao an Kaiser Karl, Kasimir d. Gr., den Ers-
bischof Ton Köln and den Orden. Avig. YII kal. Not. a. XI.
S. 57. T. 155 F. 270 V Nr. 399. Oraconiensi et Gnlmenä episcopis -Olim
felicis*. Betrifft den Streit zwischen Kasimir d. Gr. und dem Orden.
Aviflmon III Non. Mail a. I. Gf. Reg. Ayig. T. 67 F. 260.
S. 62. T. 185 F. 364 Nr. 842. Caminensi et Poznaniensi et
LincoDensi episcopis. Ernennt dieselben za Konservatoren
des Bigaschen Erzbischofs. Avignon Non. Decem. a. YII.
Innocenz VI.
8. 69. T. 238 F. 190 V. Magistro et conTentni Hosp. 8. Marie Theato-
nicomm. .Kolesta nobis.* Sie sollen nicht die Ldtaner gegen den
König Kasimir nnterstützen. Avig. IV kal. Octob. a. IV.
Bonifatius IX.
S. 80. T. 313 F. 254 V, 255 nnd 266. (Bonifatius IX) Johann!
ep. Massonensi Ap. Sedis nnncio ad Felonie Beffnnm, Pros-
cie, Lithnanie ac Livonie pron. Borne kal. Itbrcii a. HL
(Drei Briefe.)
2. B^esta von Avignon^).
Johann XXII.
8. 87. T. 12 F. 134 Nr. 1060. Nicoiao dicto Polono canonico 8. OesoU
in Bnina Coloniensis dioc. Derselbe war notarius nnd familiaris des
Grossmeisters des Deutschen Ordens. Der Papst ernennt denselben
snm Canonicos in Köln. Avig. Non. Ang. a. lu.
S. 88. T. 21 F. 366 Nr. 1894. Friede zwischen dem Orden
nnd Gedimin. Baczyiiski, Eodeks dypl. Litwy" Nr. 3, S.
33—38, nnd Bunge, «Liy-, Est- und Eurländisches Urknnden-
buch« n Nr. 707.
F. 367 Nr. 1895. Episcopo, preposito et decano Osiliensi. In
derselben Sache. Cf. B. V. T. 77 f. 183 Nr. 1537.
Innocenz VI.
S. 106. T. 127 F. 289-425. Inventare der bischöflichen Nach-
lasse. Wichtig für die Oeschichte des Bigischen Erzbistums.
[Cf. Hildebrand, Livonica 49, S. 65.]
3. Archetypa Epistolarum Innocentii VP).
S. 128. T. 244. F. Nr. 55. An Karl lY. Empfiehlt ihm den Deutschen
Orden. Avig. VI Id. Febr. a. lY. Anf Grand der Abschriften von
Archetypen abgedrückt nnter «Innocenz YI' bei Yoigt, Codex dinl.
Prnssicus IH Nr. 81. (YeMl. Yoigt, Gesch. Prenssens V, 8. 118, ÖS),
desgl. registriert bei Dndik ,Iter Italicnm« n a 122 Nr.909, obrieioh dieee
Urkunde aller Wahrscheinlichkeit nach ans der Zeit Urbans Y. stammt
1) lit 1. c. Anm. 8. 81, 82.
>) Lit L c. Anm. 8. 127, 128.
8861
S. 129. T. 244 G. Nr. 586. üfagistro S. Mariae Theat Dankt för die Oo-
schenke. Avig. YIII kal. Jol. a. lY. (Voigt, Ood. dipl. Prasaiciui HI
Nr. 82.) Diese Urkunde acheint ebenfalls ans der Zeit Urbans V. sa
stammen.
C Handsohriften der einzelnen „Annaria*' ^>
S. 142 o. 143. Arm. XXXI. T. 43, t 16. Declaratio certorum capitnlomm
pads facta inter regem Poloniae et Ordinem Pratenoram. «Ad illa ex
Apost' Gonstan. III Idas Mali a. I.
T. 72. Ein nmfassendes Formalarenwerk auf Pergament vom Xni.
oder Anfang des XIY. Jahrb., im Inventar als das Formalarenwerk
Johanns XXU. bezeichnet. Ümfasst einige taasend XJrkanden, meistens
ohne Adressen, immer ohne Datam. Dem Inhalte nach bezieht sich
einiges aaf Litaaen and wohl aach aaf Preossen and den (hrden.
f. 23. Regi Bohemie. „Begis etemi benignitas.'
DacL «GraYiter cor nostram.*
Begi. »De speciali dono* cf. Perlbach, Preass. Besten Nr. 774.
Alle diese drei Briefe beziehen sich aaf die Angelegenheiten des
Ordens and der Prenssischen Lande and sind f. 194 Nr. 1394—1896
wiederholt
f. 27. ürkanden ohne Adressen, aber mit Babriken versehen :
1. Verba benivola ad neophitas. »Petri laminam.*
2. Ad baptiisatos de novo. ,Oratias agimas.'^
3. Qaod qoidam nobUis aidna Prasde proaideat predicantibas cracem,
ne neophiti graaentor in expenais. «Si nniaersa.*
4. De sabyendone Polonie contra nicinos paganos. «Et si non sie.*
5. Qaod prefidatar Episcopas in terra regis de noao conuersi. «Ad
hoc semper.' Theiner, Hon. Pol. I Nr. 105 cam reg.
6. De faaendo regi conaerso conaerti alios procaranti. Spirita exal-
tante. Theiner 1. c. Nr. 106 cam reg.
Dasselbe aaf f. 103 Nr. 1884-1889.
f. 28. Estland. F. 29. Ereazzag nach Preassen.
f. 51 Nr. 340. Alezander Archiepiscopo Gneznensi. Soll den
Bischof fOr die Jatwagen weihen.
f. 66 Nr. 502. Episcopo at Coronet regem denao oonversam ad fldem.
F. 84. Entsendang eines Legats nach Polen.
F. 86. Legation des Erzbischofs von Riga und des
Bischofs von Ermeland.
F. 106 Nr. 917. Episcopo Pragensi. „Dadom nobis.* Da der Jat-
wagenbischof in seiner Diözese nicht arbeitet, wird er saspendiert,
wenn er sich nicht dahin begibt.
F. 190, 191, 192, 275 Nr. 2770 and 2772. Preassische Ürkanden.
Perlbach 1. c. Nr. 766.
m. Die Vatikamsohe Bibliothek»).
A. Codices Vatioani.
S. 165 a. 166. 3924. Pro Magno Magistro Prasciae saper concordia com
Rege PoL f. 343.
Saper negotlo Mag. Prasciae cam Bege Pol. f. 393-404.
S. 167. 5469. Xivonia sine de religione christiana in Liyonia.
1) lit. 1. c. Anm. S. 141, 142, 146.
Die BibUothek hat ca. 250,000 Draekbande and über 25,700 Mann-
?
886
S. 167 a. 168. 6197. De religloiie Prassiae cam rege Poloniae. f. 288 il 289.
F. 815. Anspräclie des Ordens Polen und Born eegenäber. Anf.
XVL Jahrh.
F. 316 and 317. Fortsetson^ des ,a Magno Magistro Prassiae 17
ICartii 1524^ formolierten Memorials.
S. 173. 8246. Tazae omninm eedesiarom episcopalinm, archiepiscopalinm,
item omniom abbataamm orbis catholici ordine alphabetico(2&it LeosX.).
8250. Vol. I. Armi e nomi di Ambasciaton inviati a Borna dalle
varie Gosti darante il seeoloXYI e la prima metadel secolo XVIL f. 1 — 64.
8259. Anonymi Tavola sinottica contenente informasioni sopra di-
yend stati d'Enropa. f. 52.
S. 174. 8333. Josephi Dini memorie sopra le nomine agli ardveseoTati,
vescovati e monasteri di tatti di stati e sovranL Insont Innoeentü XI, i
Alexand. YIII, Innoc. XU et Bened. XIII, Augosti Polonomm B. etc.
ballae brevia decreU et epistolae 1683—1766.
8444. Martini V brene ad Jacobom Spoletannm et Ferdinandnm
Lncensem ep. legatos de pace constitnenda inter Ladislanm Polonomm
B. et Alexandmm alias Yitoldam dncem lithuaniae ez nna et Ma-
gistnun ae fratres Hospitalis 8. Mariae Theatonicoram Hieros. exal-
tera parte, datnm Mantnae pontificatas a. IL f. 98.
B. Codloes Otioboniani.
S. 180. 762. Descriptio omninm eintatom, episcopatnom et archi^iscopa-
tnnm citra et nltra mare. Soriptns est iste codex qno tempore regu-
läres ord. S. Angastini Lateranensem ecclesiam tenebant
S. 181. 2421. IHscorso al Sigismondo di Polonia sopra il regni di Svena
e di Polonia. f. 41.
Bicordi al Be di Polonia nell' occapassione del Begno di Sresia ilatta I
dal Dnca Carlo sno fratello. f. 45. j
S. 182. 2548. B. Saec. XVI. Index mbriceUaram bnllaram Johamds XXII
— Martini V.
a 183. 2931. Saec. XIY. Begnla Fratram Theatonicoram.
C. Codices Reginae.
S. 184. 163. Begalae et constitutlones Ordin. S. Mariae Domos Theatoni-
oornm partim latine partim germanice.
D. Codices Palatini.
S. 185. 701. Teil I. Ein Formalarenwerk, geschrieben in der Handscluift
des XVI. Jahrb., bestehend ans vielen Briefen, anter anderen Briefe
Karls rV., des Grossmeisters des Deatschen Ordens a. a.
E. Codices Urbinates.
S. 186. 864. Sixti lY Instructio pro Archiepiscopo Rh^ensi
nuncio ap. com potestate legati a latere per onmem pro-
vinciam Livoniae. f. 162.
S. 188. 1705. Svedae Begis dedaratio adversas Polonos italieo sermone.
f. 134.
skripte, welche in 7 Abteilangen serfallen: 1) Codices VaÜcani 10251 lat.,
2202 griech.; 2) Cod. Ottoboniani 3394 lat., 472 griech«; 3) Cod. Palatini
1996 lat., 431 griech.; 4) Cod. Urbinates 1767 lat, 165 griech., 59 hebr.; 5)
Cod. Beginae 2102 lat., 228 griech.; 6) Cod. Orientales 2801 and 7) Cod.
Capponiani 288 lat.
287
Anhang.
I. VatikaniflohoB Archiv^).
3. Regesta snpplicationam.
S. 196. T. 119. Martin Y. F. 215. Gesuch des Ordens, betreffend das
Patronatsrecht und Freiheit von Dienstleistungen (? swiadczen) zn
Gunsten der Bischöfe.
5. Urkunden des Schatzamtes.
S. 211. Die Abteilung ^Rationes GoUectorum'' umfasst 504 Bände.
Bd. 219 für die rrov. Riga. Ausserdem erscheinen erwäh-
nenswert: Di versa, Bde.: 114, 125, 231 (1364—1368), 260
(1329-1342), 346, 350-354, 356—360, 365, 391, 495, 499
(1348) und 500; Benef. collat., Bde.: 69c, 280—288, 293
—296, 368, 370—372, 501—503; Ernennungen der Wür-
denträger in der Kurie, Bde.: 456 und 457; Bd. 8 Ta-
xatio benef. Allemaniae; Bd. 82 Tabula diversorum
beneficiorum in variis archiepiscopatibus und Bd.
293 Rubrica nominum eccl. divers, dioc. 1378.
B. Obligationes et Solutiones.
S. 216. T. 5 (311) 1316—1322. Obligat.
P. 27 V. Ep. Culmensis in Livonia. P. 28 V u. 42. Ep.
Pomesaniensis in Liuonia und Ep. Samiensis in Prussia.
T. 6 (297 auf Pergam.) Oblig. 1316—1344.
F. 39. Ep. Reualensis in Polonia und Culmensis in Polonia.
C. Introitus et Exitus.
S. 217—219. Diese Abteilung umfasst 378 Bde. vom Jahre 1279
an bis zum Gegenpapst Benedikt XITT. inkl. Weitere 170
Bde. beziehen sich auf das XV. Jahrb., haben aber viele
Lucken, die in bedeutendem Masse durch die sich im Ar-
chivio di Stato befindenden Bände des „Introitus et Exitus^
ausgefüllt werden.
Die Expedition hat diese Abteilung nicht systematisch
durchgesehen.
IV. Florenz.
A. Biblioteca nazionale centrale.
S. 228—229. Die Bibliothek ist von Antonio Magliabechi Auf.
XYIII. Jahrh. gegründet. Jetzt umfasst sie die Abteilungen:
Magliabechiana, Falatina, Strozziana, dei Conventi soppressi
1) Lit. l. c Anm. S. 189, 190, 192, 209, 210, 213, 216, 216, 218, 219,
221, 222, 223.
iS8
u. a. Im Manuskript der Abt. Magliabechi II. III, 256 ein
Originalband, umfassend regesta brevium vom 11. R^erunffs-
jähre Sixtus' lY., d. h. vom August 1481bi8 zum August 1482.
f. 196. Emesto duci Sazonie .Cum magna^. Tom schreck-
lichen Überfall der Russen auf Livland mit der Bitte um
Organisation eines Krie^zuffes und Unterstützung des Legaten
Stephan, Rigischen Erzbischofs. Rom XXTX Martii 14& mit
den Espeditionen Marchioni Brandenb., Magno duci Magni-
polensi, Easimiro R^i Polonie, Stenoni Stwr gubematori
Regni Suetie cf. Theiner, M. Pol. II Nr. 237.
Jahresbericht
des SekreUrs der GefelKdiaft Dr. phil. Alfred pon HedensMm
fflr das ?ahr 1904«
Auf den Sitzungen der Gesellschaft sind folgende Vortrilge
gehalten und Zuschriften verlesen worden:
Herr Leonid Arbusow referierte über das Werk von Aloys
Schulte: Die Fugger in Rom 1495-- 1623, und im Anschluss daran
über kürzlich entdeckte Bruchstücke alter Drucke, einen 1489
erteilten Ablass gegen die Türken und einen livländischen Abiaas
von 1504/6 betreffend.
Herr Pastor P. Baerent-Arrasch sprach über die Lage der
Burg Alt- Wenden.
Herr Sekretär Aren d v. Berkholz gab ein Lebensbild des
1804 gestorbenen Rigaschen Bürgermeisters J. C. Schwartz.
Herr Dr. phil. Leo Berkholz machte Mitteilungen zur (be-
schichte der Rigaer Krämerkompanie.
Herr Hermann Baron Bruiningk hielt einen Vortrag
über den im 16. Jahrhundert in Riga wirkenden Maler Peter Haae.
Derselbe sprach über die in den Fragmenten der Mirakelbücher
des Cäsarius von Heisterbach aufgezeichneten Erzählungen über
in Livland geschehene Mirakel. Derselbe gab Erläuterungen zu
seiner in den ^Mitteilungen^ etc. veröffentlichten Arbeit und be-
richtete im Anschluss hieran über die im Buche der Ältermänner
289
defi rigaschen (JoldBohmiedeaintes enthaltenen, auf das kirchliche
Leben bezüglichen Aafeeichnnngen.
Herr Stadtbibliothekar Nikolaus Busch übergab die Ab-
schrift einer unedierten Urkunde des Bischofs Nikolaus. Derselbe
hielt einen Vortrag über die ältesten niederdeutschen Birgitta-
drucke auf Grund mehrerer von ihm in der Stadtbibliothek ent-
deckter Fragmente. Derselbe sprach über ein von ihm in der
Stadtbibliothek aufgefundenes Bruchstück einer bisher unbekannten
AblassinstruEtion aus dem Anfang des 16. Jahrh. Derselbe sprach
über einen mittelalterlichen Papierkodex aus dem J. 1468, enthal-
tend ein Lexikon der Pharmokologie des Simon von Genua. Der-
selbe wies auf eine bisher unbekannte Erwähnung des Esten-
bischofs Fulco hin.
Herr Archivar Eduard Fehre berichtete über eine bisher
unbekannte Originalinstruktion der Kaiserin Katharina H« an den
Vizeadmiral Greigh vom J. 1788, 7. Juni. Derselbe berichtete über
ein aus dem Nachlass des Feldmarschalls Barclay de ToUy stam-
mendes j^MjfEHJTb HCXOXflm^HlTb CjUKTKIPb 00 CeBpeTHOt ^ACTH'
ans dem J. 1812.
Herr Professor Dr. Richard Hausmann berichtete in zwei
Zuschriften über einen Paalstab aus Karkus und über baltische
Altertümer im Berliner Archäologischen Museum.
Der Sekretär Dr. A. v. Hedenström referierte über das
Werk von W. Nowodworski: „6opB6a sa JIhbohIk) MesAJ Mockbo»
H T?iihfo QocnojmTO» 1570—82.''
Herr Oberlehrer Bernhard Hollander hielt einen Vor«
trag über den Bigaschen Bürgermeister Konrad Durkop und ge-
dachte in längerer Rede des 70. Jahrestages der Gesellschaft.
Herr Dr. J. Joffe sprach über einige jüdische Chroniken des
18. Jahrhunderts aus Kurland und Riga«
Herr Oberlehrer Fr. v. Keussler in St. Petersburg machte
in 4 Zuschriften Mitteilungen über eine handschriftliche Familien-
geschichte der Familie Albanus, über die Familie Keussler; über
eine handschriftliche Familiengeschichte der ehem. rigaschen
Familie v. König und über die Iversensche ürkundensammlung.
19
290
Herr Oberlehrer Wladislaw Lichtarowicz machte Hit-
teilangen fiber die im Berichte der Krakauer Akademie vom J.
1902 Teröffentlichten Forschimgen zur Geschichte Polens in römi-
schen Archiven und Bibliotheken, soweit sie auf die (beschichte
Livlands Bezug nehmen.
Her Bitterschaftsbibliothekar E. t. Löwis of Menar er-
läuterte auf Orund einer von ihm gezeichneten Kopie den ältesten
Plan der Burg und der Stadtmauer von Pemau. Derselbe machte
Mitteilungen &ber das Grabdenkmal desFeldmarschaUsB. O. y. Reh-
binder in Turin, den Grabstein des Rigaschen Erzbischofs Fromhold
in Rom, sowie fiber einen Besuch im Deutschordens-Zentralarchiy
in Wien«
Herr Inspektor K. Mettig sprach über die St. Olaygilde
in Riga, fiber die Beziehungen Rigas zur Fehme, fiber die falsdie
Abfassung des Regestes zu einer im IL Bande des Urknnden-
buches der Stadt Lfibeck gedruckten Urkunde. Derselbe machte
Mitteilungen fiber ein bisher unbekanntes Wappen in einem die
Stadt Lfibeck darstellenden Ölgemälde im Schwarzhäuptersaale
zu Riga, fiber rigasche Meisterzeichen des 17. Jahrhund^ts, fiber
ein Amtsbuch der Rigaschen (Goldschmiede. Derselbe berichtete
fiber 3 von ihm im Archiv der Schwarzen Häupter entdeckte
niederdeutsche Liebeslieder aus dem 16. resp. 17. Jahrhundert
Derselbe besprach die Werke von Dr. Albert Hauck: Die Kirchen-
geschichte Deutschlands, Band IV, von Aloys Schulte: Die Fogger
in Rom 1495—1523, und von M. Jansen: Papst Bonifacios IX.
und seine Beziehungen zum Deutschen Reiche, im Hinblick auf
die in genannten Werken gemachten Mitteilungen fiber livländisehe
(beschichte.
Herr Dr. W. Neu mann legbd einen von ihm nach einem
schwedischen Situationsplan Tom J. 1696 rekonstruierten Plan der
ehemaligen Befestigung Dorpats vor. Derselbe legte der Gesell-
schaft ein von ihm hergestelltes .Verzeichnis baltischer Gold*
schmiede, ihrer Merkzeichen undWerke^ vor und erläuterte dasselbe.
Herr Oberlehrer E.Schmidt gab eine geographisch-archäo-
logische Beschreibung des Gebietes der oberen Oger«
i
291
Herr Erich Seaberlich verlas einen Aaszag aas den Aaf-
zeichnangen des weil, rigaschen Kaafmanns Michael Joachim
Schmidt aber den Brand der rigaschen Vorstädte and Eriegser-
eignisse des Jahres 1812 and sprach fiber die Mitaaer Vorstadt
and das dortige Handelsleben am Ende des 18. Jahrhanderts.
Herr Architekt Hermann Seaberlich hielt einen Vortrag
aber das bischöfliche Schloss in Arensbarg auf Osel.
Herr Dr. med. G. Sodoffsky machte in einer Zaschrift
einige aas den „Memoiren der Familie Sodoffsky^ entnommene
Mitteilangen aber den Besuch der Kaiserlichen Familie in Riga
im J. 1834.
Herr Oberlehrer George Worms behandelte in einer Za-
schrift eine 1581 gedruckte „WahrhafEtige Nye Tyding', in der
die Belagerangen livländischer Ortschaften durch die Schweden
beschrieben werden, und wies den Chronisten Balthasar Bussow
als Verfasser nach.
Am 25. Mai unternahm die Gesellschaft einen historischen
Ausflug nach Martinsholm und Dahlen.
In der Bibliothek sind auch in diesem Jahre die Ordnungs-
und EatalogiBierungsarbeiten durch freiwillige Mitarbeit eines
Damenkreises unter Leitung der Frau Dr. B. Eüsel geb. y. Hohen*
hausen sowie mehrerer Herren in dankenswerter Weise unter*
stutzt worden. Die Ordnung des der Bibliothek einverleibten
Nachlasses von Dr. Anton Buchholtz ist von Dr. jur. A. y. Bul-
merincq zu Ende geführt worden, wofür ihm der Dank der (Ge-
sellschaft ausgesprochen wurde.
Gleich anderen gelehrten Instituten und Vereinen Europas
hat auch unsere Gesellschaft durch Übersendung von 78 Schriften
an der Wiederherstellung der Bucherei der Biblioteca Nazionale
in Turin mitgewirkt, die einen grossen Teil ihrer Schätze durch
Feuer yerloren hatte.
Zur Erhaltung der Schlossruine yon Wenden sind auf
Initiatiye der yon der (Gesellschaft eingesetzten Kommission auch
in diesem Jahre weitere Schutzmassr^eln getroffen worden. Von
einer in Aussicht genommenen allgemeinen Kollekte behufs Auf-
19»
29S
bringang grösserer (Geldmittel f&r eine dauernde BestanntioB
der Ruine ist im Hinblick auf die Zeitrerhältnisse Abstand ge-
nommen worden.
Veröffentlicht worden sind von der (Gesellschaft in diesem
Jahre ausser den Sitzungsberichten aus dem Jahre 1903
das n. Heft des 19. Bandes der „Mitteilungen aus der liy-
ländischen Geschichte", enthaltend „Messe und kanoni-
sches Stundengebet nach dem Brauche der Bigaschen
Kirche im späteren Mittelalter' von Hermann y. Brui-
ningk; femer in Verbindung mit den baltischen ge8chicht8fo^
sehenden Oesellschaften ^Die livländische Geschiohtslite-
ratur 1902", verfasst von Arnold Feuereisen; femer in
erweiterter 5. Auflage ein „Führer durch die Sammlungen
der Gesellschaft im Dommuseum'.
Als ein erfreuliches Zeichen der Anerkennung der Bestre-
bungen der Gesellschaft muss es bezeichnet werden, dass, abge-
sehen von den zahlreichen Schenkungen for unsere Sanounlungen,
drei grössere Zuwendungen unserer (Gesellschaft zu Teil geworden
sind, und zwar eine Jahressubyention von KXX) BbL von der Liv-
ländischen Bitterschaft, 600 Rbl. Yon der FirmaW. F. Hacker
in Anlass ihres 100jährigen Jubiläums und 3O0 Rbl. durch Hern
Rechtsanwalt Erwin Moritz aus einem strittigen RechtsM.
Allen Darbringem gebührt d^ wärmste Dank der (Jesdlschaft.
Die Zahl der Mitglieder der Gesellschaft wurde im Jahre
1904 durch den Tod um 16 vermindert.
In die Zahl der ordentlichen Mitglieder wurden 15 Herr«i
angenommen.
Im ganzen zählt die Gesellschaft am 6. Dezember 1904 9
Ehrenmitglieder, einen Prinzipal, 32 korrespondierende Mitglieder
und 532 ordentliche Mitglieder (gegenüber 540 ordentlichen Mit*
gliedem im J. 1903).
Auf Yorschlag des Direktoriums wurde am 6. Dezember wie-
demm das Amt eines 2. Bibliothekars kreiert und dasselbe pro-
Yisorisch Herm Archivar Ed. Fehre übertragen.
Die bisherigen Direktoren wurden fftr das nächste Ctesell-
schaftqahr wiedergewählt.
Über den Yermö gensstand der Gesellschaft veigL oboi
S. 246 den Rechenschaftsbericht des Schatzmeisters.
Verzeichnis
der Vereine und Anstalten, denen die Schriften der Ge-
sellschaft übersandt worden sind, mit Angabe der im
Austausch von ihnen erhaltenen Dmckwerke.
Aachen. Aachener C^chichtsyerein:
Zeitschrift XXV.
Agram. Kroatische archäologische Gesellschaft:
Vjeetolk VH, 2.
— Egl. kroatisch-slavonisch-dalmatisches Landesarchiv:
Vjestnik VI.
Attenburg. Oesch.- u. alterttunsforsch. Oesellsch. des Osterlandes:
Mitteilungen XI, 3.
Arenaburg. Verein zur Ennde Osels.
Aiigsbarg. Verein für Schwaben und Neabnrg.
Bamberg, Historischer Verein:
Bericht LXIL
Basel. Historische and antiquarische Oesellschaft:
Baaler Zeitachrift m, 2. IV, 1.
Bayreuth. Historischer Verein fftr Oberfranken:
ArchiT XXn, 2.
Bergen. Mnseam:
Aarbog 1903, H. 3. 1904, H. 1 n. 2. — Aarsberetning 1908.
Berlin. Verein ffir Geschichte Berlins:
Mitt 1904, Nr. 3-9. — Satinngen ▼. 27. Febr. 1904. - Schriften TTyTT.
— Verein for Oeschichte der Mark Brandenburg:
Foraohnogen sor brandenb. n. preoaa. Geachiohte XVII, I.
— Gesellschaft f&r Heimatkunde der Provinz Braadenbnig:
BrandenbnrgU. XII, 7—12. XIII, 1—6. — Arehiy X. XL — Ver-
waltangsberiobt aber das Markiache Provinsialweaen. 1902. 1903.
— Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Altertoms-
vereine:
Korreapondensblatt HI.
— Verein ^Herold*:
Der dentache Herold. Jahrg. 1904.
Bern. Alkemeine Geschichtsforschende Gesellschaft der Schweii:
Jahrbuch för schweiseriaohe Geachiehte. XXIX,
Bonn. Verein von Altertamsfireimden der Bbeiiklande, ,.
294
Braunsberg. HiBtoriBcber Verein für Ermland.
Braontchweig. OeBchichtsrerein f&r das Herzogtum Braunschweig
(Mher OrtsTerein fnr Geschichte und Altertamsknnde zu
Braonschweig and Wolfenb&ttel):
Jahrbacb II.
Bremen. Historische (Gesellschaft des EünsÜervereins.
Breslau. Schlesische Gesellschaft far raterländische Kultur:
81. Jahresbericht 1903. — I. Die Hnndertjahrfeier. n. Geschichte der
GtoBellschafL
— Verein far Geschichte nnd Altertum Schlesiens:
Zeitsohrift XXXYIU.
BrBssel. Gesellschaft der Bollandisten:
Analeota BoUandiaDa. XXII, 4. XXm, 1—3.
Budapest Egl. ungarische Akademie der Wissenschaften:
Archaol. Anzeiger. N. F. XXIII, 3. 4. 5. XXIY, 1. 2. — Rapport 1903.
Philosoph. AbhandlnoffeD III, 5. — Hietor. Abhandlungen XIX, la
— SozialwiBsenechaftL Abhandlangen Xu, 10. XIII, 1. 2. — KaHleBonji
Janoe: Genealogie hongroise josqn'an niilien da XIV. sidcle. III, 2.
Blickeburg. Verein far Geschichte, Altertümer und Landeskande
von Schaumburg-Lippe:
Ifitteilangen I.
Cambridge (Mass. U. S. A.). Peabody Museum für ArcbäoL nnd
Ethnologie Amerikas:
Memoirs in, 1. — Papers III, 1/2.
Charkow. Historisch-philologische Gesellschaft.
Chemnitz. Verein f&r Chemnitzer Geschichte.
Cliristiania. Egl. üniyersität:
Nielsen, Lensgreve Johan Caspar Hermann Wedel Jarlsberg. L II. HI.
— Bygh, 0., Gamle Personnavne 1 Norske StedsnaTne.
— Wissenschaftliche (Gesellschaft:
Forhandlinger 1903. — Skrifter 1903.
— Verein für das norwegische Volksmuseum:
Aarsberetning 1901. 1902. 1903.
Chur. Historisch-antiauarische Gesellschaft f&r Gxaubunden:
Jahresberichte XXXII. XXXIIT.
— Naturforschende GeseUschaft Graubundens.
Danzig. Westpreussischer Geschichts verein:
Zeitschrift XLVI. XLVIL — SCitteilangen HI, 1-4.
Dtrmstadt. Historischer Verein für das Grossherzogtum Hessen:
Archiv N.P. II, 1. Ergänzangsband II, 1. 2. Archiv III. 3 n.IV. l.—
Qnartalblätter N. F. lU, 9-12.
JurjeW (Dorpat). Eaiserl. Universität:
Acta et eommentationes 1904, 2—5. — 7 OisBertationen. —
cocTasi 1903. — 06oepi]iie JieuQi 1904 I.
296
Jurjew (Dorpai). Gelehrte Estnische Oesellschaft:
Sitzonc^berichte 1903. — Verhandlimgen XXI, 1.
— Eaiserl. ökonomische und gemeinnutzige Sozietät:
Jahresbericht 1903. -- Bahische Wochenschrift 1904.
— Natürforscher-Ctesellschaft :
Schriften XII.
— Redaktion der Mitt. n. Nachrichten für die eyang.-laih.
Kirche Rnsslands:
Mitt. n. Nachrichten. Jahrg. 1904.
Dresden. Egl. sächsischer Altertumsverein:
Nenes Archiv ffir sächs. Gesch. u. Altertümer XXV. Qesamtinhalts-
verzeichnis zum Nenen Archiv I— XXY.
Düsseldorf. Dfisseldorfer Geschichtsverein:
Beiträge XVIH
Eisleben. Verein far (beschichte und Altertumskunde der Graf-
schaft Mansfeld.
Elberfeld. Bergischer Geschichtsverein.
Emden. Gesellschaft für bildende Kunst n. vaterl. Altert&mer:
Jahrbnch XV, 1.
Erfurt EgL Akademie gemeinnütziger Wissenschaften:
Jahrbücher. N. F. XXX.
Fellin. Literarische Gesellschaft.
— Redaktion des Felliner Anzeigers:
Felliner Anzeiger. Jahrg. 1904.
Frankfurt a. M. Verein für Geschichte und Altertumskunde:
Grotefend, Der Königslentnant Graf Thoranc in Frankfurt a. M.
Freiberg. Freiberger Altertumsverein.
dessen. Oberhessischer Geschichtsverein:
IfiUeilnngen. N. F. II.
69rlitz. Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften:
Neues Laos. Magazin LXXDL — Cod. diplom. Lnsatiae II, Bd. 11, 4.
— Gesellsch. f. Anthropologie u. Urgeschichte d. Oberlausitz.
GVteburg. Hochschule.
— Eönigl. Gesellschaft für Wissenschaften und Literatur:
Handlingar F. IV, V-VI.
Goldingen. Redaktion des Goldingenschen Anzeigers:
Goldingenscher Anzeiger. Jahrg. 1904.
Gotha. Vereinigung f. Gtothaische Gesch. u. Altertumsforschung:
MitteUnngen 1904.
Graz. Historischer Verein für Steiermark.
296
Grsifswald u. Stralsund. Bftgisch-PommerBcher GeschicfatBverein
(Abt. der Oesellsch. f. Pommerache GescL u. A. in Steüin):
Fommenehe Jahrbftcher V.
Hamburg. Verein f&r hambnrgiBche Gteschichie:
Zeitschrift XII, 1. — Mitteilungen XXm.
Hanau. Hanauer (Jeschichtsyerein.
Hannover. Historischer Verein fnr Niedersachsen:
Zeitschrift 1903, lY. 1904, I— III.
Heidelberg. Historisch-philosophischer Verein:
Nene Heidelberger Jahrbdoher. Xü, 2. Xin, 1.
Heltingfbrs. Finnische Literatorffesellschaft :
Snomi XIX, 1. 2. XX. — Bingyadl-EyäDeD, SnomalaiB-yenäUlinen sana-
kirja. — AiUo, Ijopen asnnnot. — Krohn, Kantelettaren tntkirnnksia
Vi. V. ~ Bein, G. H., Portharim tntkimnksia. — Erohn, Ealevalan
Bnnojen EBstoria L II. — Hort, J., Setnkeste lanlnd I. — Bllas Lönn-
rotin Matkat I. IL — Snomen Kansan Sävelinia IL — Lanhaa^
yelmiä 1. — Sofawindt, Finnische Ornamente H, 1. 2. — Katalog der
Folklore-Sammlnngen der Finnischen Literatnrgesellschaft.
— Finnisch-ugrische Oesellschaft:
M 6moires XXIL — Jonmal XXII.
— Finnische Altertnmsgesellschaft:
Unskt Mnsenm. X. — Snomen Maseo. X.
Hohenleuben. Vogtlandischer altertumsforschender Verein.
Jaroslaw. Gelehrte Goavernements-Archivkonmüssion.
Jena. Verein f&r thuring. Geschichte a. Altertumskunde:
Zeitschrift N. F. XIY, 1. 2. XV, 1. — Dobenecker, Otto, Regeeta diplo-
matica neonon epistolaria historiae Thnringiae. Bd. HI, T. L
Irkutsk. Ostsibirische Abt. der Eaiserl. russ. geograph. GeseUsch.
Kasan. Kaiserliche Universität, Gesellschaft f. Archäologie, Ge-
schichte u. Ethnographie:
HsBlcrij XX, 1—3.
— Museum für Heimatskunde.
Kassel. Verein für hessische Geschichte u. Landeskunde:
Zeitschrift K. F. XXYIL — MitteUnngen 1902.
Kiel. Egl. Ghristian-Albert-Üniversität.
— Gesellschaft für schleswig-holsteinische Geschichte:
Zeitschrift XXXIII n. Begister zn Band I-XXX. — Qnellensamm-
Inng YL
— Anthropologischer Verein in Schleswig-Holstein.
— Schleswig-holstein. Museum vaterl. Altertumer bei der Univ. :
48. Berieht.
Kttln. Historischer Verein für den Niederrhein:
Annalen LXXVn. LXXVOL — Beiheft VIL
297
KVirigsberg. Egl. prenssisches Staatsarchiv.
— EgL und Universitätsbibliothek.
— Altertnmsgesellschaft Prussia.
— Verein f&r (beschichte von Ost- und Westpreussen.
Komtantinopel. Russisches archäologisches Institut:
HsBicTu a, 1—2.
Kopenhagen. Egl. dänische Gesellschaft für nordische Altertums-
kunde.
Krakau. Akademie der Wissenschaften:
BosprawT biBt-filoz. 8. U, T. XEIC— XXI. — Sprawosdania VII, 3. —
Bulletin iiitemational 1903 Nr. 10. 1904 Nr. 1—7.
Laibach. Musealverein für Erain:
MitteUaDgen XVI, 1-6. XVII, 1-2. — Iswesija XIU, 1/2. 3/4.
Landsbera a. d. Warthe. Verein für Oeschichte der Neumark:
Schriften XVI.
Leiden. Niederländische wissenschaftliche Oesellschaft:
Levensberiohten 1902/3. — Handelingen 1902/3.
Leipzig. Verein ffir die (beschichte Leipzigs:
Sohriften VH
— Deutsche Oesellschaft zur Erforschung vaterländ. Sprache
und Altertumer:
Mitteilungen X, 1.
Leisnig (Eönigr. Sachsen). Geschichts- und Altertumsverein:
Mitteilungen XII.
Lemiierg. Historische Gesellschaft:
Kwartalnik historycamy XVII, 4. XVIII, 1. 2.
— Ukrainische Sevcenko-Gesellschaft der Wissenschaften:
Chronik 15—18.
— Ossolinskisches Nationalinstitut.
Lindau. Verein für Geschichte des Bodensees:
Schriften XXXII. XXXIU.
LStzen. Literarische Gesellschaft Masovia:
Mitteilungen IX.
LVwen. Eatholische Universität.
Lübeck. Verein f&r lübeckische Geschichte und Altertumskunde:
Mitteilangen XI, I>6. — ürknndenbnch der Stadt Läbeok XI, 5/6. —
Bericht des MoseamB LübeckiBcher Kunst- und Kaitargeschichte 1903.
— Wegweiser darch das Maseam Lfibeekischer Kanst- and Kaliar-
geachichte. 5. Aaflage 1904. — Haoh, Th., Über ehemalige Folter-
ond Strafwerkseage im Maseam aod ihre Anwendang in Lübeck.
Vortrag. 1904.
Lüneburg. Museumsverein für das IFurstentum Lüneburg:
Maseamsblatter 1.
298
Luml. Egl. UniTersität.
Magdeburg. Verein far (beschichte und Altertamskunde des Her-
zogtums und des Ehrzstiftes Magdeburg:
Qeschichtsblatter XXXVIII, 2.
Mainz. Verein zur Erforschung der rheinischen (reschichte und
Altertfimer.
Marienwerdar. Hist. Verein für den Begierungsbez. Marienwerder.
Meisaen. Verein für Oeschichte der Stadt Meissen:
Metz. (Gesellschaft for lothringische Geschichte und Altertumsk.:
Jahrbnoh XV.
Milwaukee. Öffentliches Museum der Stadt Milwaukee:
Bulletin of the natural history Booiety. N. S. YoL 3. — Annual Report
Mitau. Eurländische Oesellschafb für Literatur und Kunst:
Sitzungsberichte and Jahresberloht des kurländisohen ProTiniialiDu-
senrns 1903. — Sitinngsberiebte 1903.
— Sektion für (Genealogie, Heraldik und Sphragistik:
Jahrbuch 1902.
— Redaktion der Mitauschen Zeitung:
Mitansche Zeitung. Jahrgang 1904.
Mitau und Rioa. Lettisch-literarische (Gesellschaft:
Protokoll der 75. JahresverBammlong 1902.
Montreal. Numismatische und antiquarische Gesellschaft:
The canadian ant and nnmiBm. Journal IV, 2—4.
Moskau. Hauptarchiy des Ministeriums des Äussern.
-— Eaiserl. archäologische Gesellschaft:
ApeBHoera XX, 1. 2. — Marepiaiu no apzeoxoriH Basiasa IX. — Tpyxa
JipociaBCiaro oöiacniaro ciisxa 1902. — Tpyxn Xapuu>BCKaro upeMr
lapHTeiMiaro KomTeTa n, 1. 2.
— Eaiserl. Naturforschergesellschaft:
Bulletin 1903 Nr. 4. 1904 Nr. 1.
Mnndien. Historischer Verein für Oberbayern:
Altbayerische Forechnngen II/III. — Altbayerische Monatsschrift IV,
4. 5. — Oberbayerisches Archiv LH, 1.
Münster. Verein f&r Geschichte u. Altertumskunde Westfalens.
Nürnberg. Germanisches Nationalmuseum:
Anzeiger 1902 Nr. 3. 4. 1903 Nr. 4. 1904 Nr. 1. 2.
— Verein f6r die Geschichte der Stadt Nürnberg:
Mitteiiongen XVI. — Jahresbericht 1903.
Odessa. Eaiserl. Odessaer Gesellsch. für Gtesch. u. Altertumsk:
SaiiHcu XXV.
Osnabrück. Verein f. osnabruckische Oeschichte u. Landeskunde.
Pernau. Altertumsforschende Gesellschaft.
299
SL Petersburg. Eaiserl. Akademie der Wissenschaften:
HsBicTu XYm.
— KaiserL archäographische Konunission.
— Kaiser!, archäologische Kommission:
HBiicTu y. VI. IIpi6aBieiLi YIL VIII. — MaTepiaui no apzeoioru
Pocda XXIX. ^ Onen 1901. YiasaTeik n oneram 1882—96.
— KaiserL öffentliche Bibliothek.
Onen 1899.
— Archäologisches Institut.
— KaiserL mssische archäologische Gesellschaft:
daimcxi OTx^eHÜ cuBaHCBoft apxeoioriB V, 1. VI. ~ 3ainicu boctov
Baro OTxiieHLi XV, 2—4.
— KaiserL rassische geograph. (Jesellsch. (Abt. Wladiwostok) :
Onen 1908. — Samen IX, 1. 2.
— Bedaktion der St. Petersburger Zeitung:
St. Petersburger Zeitung. Jahrg. 1904.
Philadelphia, öffentl. Museum f&r Wissensch. und Kunst an der
Pennsylvanischen Uniyersität:
TranBSCtionB I, 1/2.
Peeen. Historische Oesellschaft für die Provinz Posen:'
Zeitschrift XVIII, 1. 2.
— Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften.
Raigern. Bedaktion der Studien u. Mitteil. a. d. Benediktiner- u. d.
Gistercienser- Orden im Ordensstift Baigem bei Brunn:
Stadien und MitteiloDgen XXIV, 4. XXV, 1—3.
Recklinghausen. Verein für Orts- und Heimatskunde im Veste
und Kreise Becklinghausen:
Zeitschrift XUI.
Regentburg. Historischer Verein von Oberpfalz und Begensburg:
Verhandlangen LV.
Reutlingen. Sülchgauer Altertumsverein:
Verbandinngen XIV, 5. XV, 1. 2.
Reval. Estländische Literarische Oesellschaft.
— Sektion zur Erhaltung einheimischer Altertumer:
Howen, A. ▼., Eine Untersnchnng über einen wahrend des Mittelalters
an der St Olaikirche stattgehabten Umbau, sowie einige andere
Mitteilungen aber diese Kirche. Beval 1904.
— Bedaktion der Beralschen Zeitung:
Bevalsohe Zeitung. Jahrg. 1904.
Rjaaan. Archivkommission.
Riga. Stadtarchiv.
— Stadtbibliothek.
— Bibliothek der Liyländischen Bitterschaft.
300
Riga. Bibliothek des Baltischen Polytechiiikams.
— Komitee d. Rigaschen (griech.-) k]rchlich-archäol<^. 1
— Böraenkomitee:
BigMr HandelBarchiT 1904 L — BigM Htndel nnd Schiffiüirt 1902.
-^ LiterttriBch*praktiBche Bfirgerverbindung:
— Bigaer Eonstverein.
— Wissenschaftliche Kommission des Lettischen Vereins.
— Natorforscherverein:
KorrespondeDBblatt XL VIT.
— Gesellschaft praktischer Ärzte:
Mitteilnngeo 1902/3.
— Technischer Verein:
Bigaache IndostrieKeitimg. Jahrg. 1904.
— Gewerbeverein:
Jahreaberioht XXXVIII.
— Bigascher Gartenbaayerein.
— Direktion des Bigaschen Stadt-Gymnasioms.
— Direktion der Bigaschen Stadt-Bealschnle.
— Bedaktion der Düna-Zeitung:
Dnna-Zeitang. Jahrg. 1904.
— Bedaktion der Bigaschen Bondschau:
Bigasche Bandsohan. Jahrg. 1904.
— Bedaktion des Bigaer Tageblatts:
Bigaer Tageblatt Jahrg. 1904.
Rom. Vatikanisches Archiv:
Pressatti, Begestam Honorii papae HI. 2 Bde. — Be, Camillo, Statati
della dtti di Borna del secolo XIY. 1888. — Hergenrötter, Jos.,
Leonia X Begeeta. Fasoio. 1— VIII. 1884—91. — Codices palatini
latini. T. 1. 1886. — Codices mannsoripti graeci reginae Snecomm
et Pii pp. II. 1888. — Berthier, G., Tita di papa Innocenso XI per
Lippi 1889. — Caplet, Anselmns Maria. Begesta Bemardi I abbatis
Casinensis fragmenta. 1890. — Begesti ClementiB papae V. App. T. L
1892. — Nel ginbileo episcopale di Leone XIIL 189S. — Salyo-Cono,
G., I codid caponiani. 1897. — Codices vaticani latini reoensnerant M.
Yatasso et Pins Franehi de Cayalieri. T. I. Codices 1—078. 1902.
— Codices nrbinates latini. T. I. Codices 1—500. 1902.
Rostock. UniTorsität:
Hofmeister, Die liatrikel der Universität Bestock IV, 2. ^ 22 Uni-
versitätssohriften. •— 25 Dissertationen. — Yeneichnis der Vor-
lesungen 1903/4 a. 1904 Sommersemester. — Personalyeradchnis
1903/6 n. 1904 Sommersemester.
— Verein für Bostocker Altertümer.
Stizwedel. Altmärk. Verein fnr vaterländ. Oescfa. n. Industrie:
Jahresbericht XXXI, 2.
301
Samara. Alezändrowsche öffentliche Bibliothek.
SchwSbisch-Hall. Verein fEir das Württembergische Franken.
Schwerin. Verein for mecklenburgische Oesch. und Altertnmsk.:
Register tat die JAhrg&nge I— L.
Speier. Historischer Verein der Pfalz.
Stade. Verein f. Oesch. u. Altertümer der Herzogtümer Bremen
u. Verden u. des Landes Hadeln.
(Organ des Vereins ist die .ZeitBchrift des histor. Vereins för Nieder-
sachsen*, s. Hannover.)
Stettin. Gesellschaft für Ponmiersche (beschichte n. Alterthomsk.:
Baltische Stadien. N. F. VII.
StO€l(bolm. Kgl. Akademie der Wissenschaften, Geschichte und
Altertumskunde:
M&nadsblad 1898/99. 1901/1902.
— Egl. schwedisches Beichsarchiv:
Handlmgar XXU. — Meddelanden. N. F. I, 7. 8.
— Egl. Bibliothek.
— Nordisches Mnsenm:
Aarsberetning 190S. — Saer ndstilHng Nr. 1. — Meddelanden fr&n
Nordiska Mnseet 1902.
Strassburg. Eaiserl. Universitäts- und Landesbibliothek:
4 Dissertationen.
Stuttgart. Württembergische Eommission für Landesgeschichte:
Württembergische VierteUahrsschrift XUI, 1—4.
— Egl. öffentliche Bibliothek.
Thorn. Eopernikus-Verein für Wissenschaft und Eunst:
Mitteilungen XIII. — Boethke, Geschichte des Kopemikns- Vereins.
TMis. Eaukasische Abteilung der Eaiserl. Moskauschen archäolo-
gischen Gesellschaft.
Tiiiit Litauische literarische Gesellschaft:
Oapeller, G., Eaip seneji Letnveninkai gyveno.
Trondhjem. Egl. Norwegische wissenschaftliche Gesellschaft:
Skrifter 1903.
Ulm. Verein für Eunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben:
Katalog des Gewerbernnsennis der Stadt Ulm.
Upsala. Universität.
— Egl. humanistische wissenschafUiche Gesellschaft:
Skrifter VIII.
Washington. Smithsonsches Institut:
Annnal report 1902. — Annaal report of the national nrasenm.
— Bureau für Ethnologie Amerikas (am Smithsonschen
Institut).
Washington. Anthropologische OeseUscbaft ron Wuhington.
Wien. Kaiserl. Akademie der Wissenschaften:
ArebiY far Österreich. Geschichte XGII, 2.
— Akademischer Verein deutscher Historiker.
— Altertomsverein.
Wiesbailen. Verein für nassaoische Altertomsknnde u. Oeschichts^
forschung:
Aniuüen XXXTO, 2.
Worms. Altertomsverein:
Vom Bhein. IL — Festschrift nir 34. Versammlung d. anthropologiseheD
Gesellschaft.
Zürich. Antiquarische Gesellschaft:
Mitteikngeo LVIIL — Jahrbuch fflr schweiaerische Geschichte XXIX.
ZwicIcaiL Altertnmsyerein für Zwickau und Umgegend.
Vorstand der Gesellschaft
im Jahre 1905.
Präsident: Oberlehrer Bernhard Holländer.
Direktoren: Leonid Arbusow, Biga.
Hermann Baron Bruiningk, Riga.
Professor Dr. Richard Hausmann, Juijew (Dorpat).
Ältester Robert Jaksch, Riga.
Inspektor Konstantin Mettig, Riga.
Alexander Freiherr von Rahden, Mitan.
Stadtarchivar Dr. Philipp Schwartz, Riga.
Gustav V. Sengbusch, Riga.
Sekretär: Dozent Dr. Alfred v. Hedenstrttm.
Mnsenmsinspektor (stellv.): Gustav v. Sengbusch.
MasenmsYerwaltang: Karl v. Uwis of Menar — Architektur-
stucke (incl. Modelle, Pläne, Zeichnungen).
Hermann Baron Brulningk, — Möbel und historische Oemälde.
Gustav V. Sengbusch — Waffen des Mittelalters und der Neuzeit.
Nikolaus Busch — Urkunden, Siegel und Sieg^lstempel.
Robert Jaksch — Keramik, Schmucksachen, Miniaturen u. s. w.
Heinrich Jochumsen — Mflnzen und Medaillen.
1. Bibliothekar: Nikolaus Busch.
2. Bibliothekar: Ed. Fahre.
Schatzmeister: Franz Redlich.
Verzeichnis der Mitglieder«).
I. Ehrenmitglieder.
1. Geh. B^erungsrat Professor Dr. Karl Sdiirren, Kiel, Holstein.
2. Wirkl. Staatsrat Dr. jar. August v. Oettingen, Jurjew (Dorpat),
Teichstrasse. 1866.
3. Pastor Dr. August Bielenstein, Dohlen in Karland, Station
Friedrichshof. 1869.
4. Wirkl. Staatsrat Professor Dr. Leo Meyer, Oöttingen. 1884.
5. Königl. schwedisdiOT Beichsarchiyar a. D. Dr. Karl Gustaf
MalmstrUm, Stockholm. 1884.
6. Gräfin Praskowja Sergejewim Uwarow, Präsident der Kaiser-
lichen Archäologischen Oesellschaft zu Moskau. 1894. Bh
HMnepaTopcKoe ApxeojiorHqecKoe 06n^ecTB0. MocKira.
7. K. K. Hofrat u. üniversitätsprofessor a. D., Mitglied des
Herrenhauses Dr. Stanislaus Smolka. 1894. Oalirien, Schi.
NiegosEOwice 1. P. Rudawa.
8. Wirkl. Staatsrat Professor Dr. Richard Hausmaim. 1895.
Dereeitiges Mitglied des Direktoriums der (Gesellschaft. Jur-
jew (Dorpat), Teichstrasse Jtt 14.
9. Hermann Baron Bruiningk. 1902. Derzeitiges Mitglied des
Direktoriums der (Gesellschaft. Riga, Nikolaistrasse 16 8.
II. Prinzipal.
Wirkl. Oeheimrat Graf Emanuel Sievers, Oberhofineister des
Kaiserl. Hofes und Senateur, auf Schloss Wenden in Lir-
land. 1866.
*) Die Herren Mitglieder werden dringend ersaeht, etwaige Verinda-
nmgen oder Zorechtstellnngen in den Adressen mitinteilen an Oberlehrw
Bemh. A. Holländer, Biga, L Weidendamm Ji 3.
805
III. Korrespondierende Mitglieder.
1. Professor Dr. Karl Lohmeyer, Königsberg i. Prenssen. 1862.
2. Oeh. B^emngsrat Dr. Julius v. Eckardt, kaiserl. deatscher
Generalkonsul in Zfirich. 1868.
3. Stadtarchiyar Dr. Karl Koppmann, Rostock. 1876.
4. Professor Dr. Goswin Freiherr von der Ropp, Marburg. 1876.
5. Professor Dr. Georg Dehio, Strassborg i. Elsass. 1877.
6. Professor Dr. Max Perlbach, Abfceilnngsdirektor tu d. Egl.
Bibliothek, Berlin W. 50, R^^nsborger Strasse Jt 30. 1877.
7. Dr. William INolierup, Kopenhagen, Nörrefarimagsgade }(t 17.
1881.
8. Oberlehrer Heinricli Diederichs, Mitan. 1884.
9. üniYersitätsarchitekt Reinhold Guleke, Jorjew (Dorpat). 1884.
10. Professor Dr. Theodor Schiemann, Berlin, Lntherstrasse Ji 45.
1884.
11. Christian Giel, St. Petersburg, BacEJiBeBCRifi ocTpoBi, CpexHii
npocn. Jt 13 sb. 14. 1886.
12. Professor Dr. Wilhelm Stieda, Leipzig. 1887.
13. Königl. Oeh. Baurat Dr. phiL Konrad Steinbrecht, Marien-
burg i. Preussen. 1889.
14. Herausgeber des baltischen Urkundenbuchs Leonid Arbusow.
1889. Derzeitiges Mitglied des Direktoriums der Oesell-
Schaft. Riga, Sassenhof, Tapetenstrasse }t 2.
15. Dr. med. Gustav Otto, Mitau, Orosse Strasse K 23. 1890.
16. Staatsrat Dr. Joseph Girgensohn, Pommern, Treptow aTR. 1894.
17. Bibliothekar der Stadt Berlin Dr. Arend Buchholtz, Berlin
W., Margarethenstrasse Jtt 13 m. 1894.
18. Professor Dr. Dietrich Schaefer, Heidelberg. 1894.
19. Kustos der Uniyersitätsbibliothek zu Rostock Dr. Ad. Hof-
meister. 1894.
20. Harald Baron Toll, Reval, Ritterhaus. 1894.
21. Dr. Alexander Bergengriln, Berlin - Steglitz, Albrechtstrasse
J« 89. 1894.
22. Landesarchiydirektor Oskar Stavenhagen, Mitau, Schreiber-
strasse J6 80. 1895.
20
306
23. Professor eraer. Alexander Rosenberg, Jaijew (Dorpat), Pasto-
ratsstrasse J6 4. 1896.
34. Mag. Alfred Hackman, Helsingfors, Man^egatan J« 2 B. 1896.
25. Dr. H jalmar Appelgreen, Helsingfors, Historisches Moseom. 1896.
26. Präsident der Moskanschen numismatischen Gresellschaft und
Sekretär der Eaiserl. Archäologischen G^esellschaft zn Moskau
Wladimir Konstantinowitsch Tnrtowskl. 1897. MocKBa, KpeiuB,
OpTsefinaA najiaTa.
27. Konservator am hist. Museum zu Moskau Wladimir lljitseh
Ssisow. 1897. MocsBa^ Epacnafl njioiii;aAi>, HimepaTopcKiS
PoccificKifi HcTopH^ecsifi Myseft.
28. Staatsarchivar Geheimer Archivrat Dr. Erich Joachim^ Königs-
berg i. Preussen, Rhesastrasse K 1. 1897.
29. Stadtbibliothekar Dr. August Seraphim^ Königsberg i. Preussen,
Mitteltragheim Jt 39. 1897.
30. Beamter des Heroldie-Departements Axel v. Gertiet, St Pe-
tersburg, Saropo^HHÜ npocu. }t 9. 1897.
31. Alexander Freiherr von Rahden. 1900. Derzeitiges Mitglied
des Direktoriums der Gesellschaft. Mitau, Kreditverein.
32. Professor Dr. phil. Johannes Haller, Marburg. 1902.
IV. Ordentliche Mitglieder.
1. Stadtoberingenieur a. D. Adolf Agthe, Riga, Büngnerhof. 1895.
2. Arthur v. Akermann zu Gtothensee. Juijew (Dorpat), Kre-
ditsozietät. 1901.
3. Dr. phU. Karl Alt, Weimar, Erfurter Strasse J« 64. 1900.
4. Livländischer Landrat a. D. Konrad v. Anrep zu Schloss
Bingen über Elwa. 1876.
5. Max V. Anrep zu Homeln über Walk. 1899.
6. Edgar Armitstead zu Heringshof über Rujen. 1893.
7. Henry Armitstead, Riga, Theaterboulevard J« 4. 1896.
8. Rudolf V. Baehr zu Palzmar über Smilten. 1893.
9. Pastor P. Baerent, Arrasch über Wenden. 1899.
10. Provisor Arthur Bartels, Papierfabrik Ligat. 1902.
307
11. Rigascher Ratsherr a. D. Rechtsanwalt Robert Baum, Riga,
Or. Sandstrasse J« 16 I. 1873.
12. Dim. Betriebsdirektor der Riga - Dünabnrger Eisenbahn
Bernhard Becker, Riga, Brunnenstrasse M 6. 1884.
13. Otto Baron Bohr zu Gr. Würzau in Kurland. 1902.
14. Mag. theol. A. Berendts, Jurjew (Dorpat), Stemstr. % 10. 1899.
15. Felix V. Berg zu Schloss Randen über Jurjew (Dorpat). 1901.
16. Kammerherr Graf Friedrich Berg zu Schloss Sagnitz über
Sagnitz. 1893.
17. Dim. rigascher Landrichter Friedrich v. Berg, Riga, Ritter-
haus, Adliges Yormundschaftsamt. 1893.
18. Pastor Hermann BergengrUn, Riga, Mühlenstrasse Nt 53. 1902.
19. Dr. med. Adolf v. Bergmann, Riga, Basteiboulevard J(t 4. 1894.
20. Geh. Medimalrat Professor Dr. Ernst v. Bergmann, Berlin,
Alexanderufer J6 1. 1895.
21. Professor am baltischen Polytechnikum Dr. E. v. Bergmann,
Riga, Thronfolgerboulevard it 23. 1901.
22. Apotheker Eugen Bergmann, Smilten. 1903.
23. Musikdirektor Wilhelm v. Bergner, Riga, Wallstrasse Ji 20 lY.
1897.
24. Sekretär Arend v. Berkholz, Riga, Nikolaistrasse Xt 10. 1890.
25. Dr. med. August Berkholz, Riga, Alexanderstrasse M 93. 1894.
26. Dr. phil. Leo Berkholz, Riga, Thronfolgerboul. fk 33. 1903.
27. Dr. med Julius Bemsdorff, Riga, Alexanderstrasse }k 101. 1894.
28. Dr. med. Arved Berteis, Riga, Kl. Newastrasse J« 4. 1894.
29. Pastor Johannes Bielenstein, Alt-Rahden in Kurland über
Bauske. 1902.
30. Pastor Walter Bielenstein, Mesohten über Bauske. 1902.
31. Pastor Roderich v. Bidder in Lais über Laisholm. 1895.
32. Rechtsanwalt Mag. jur. Karl Bienemann, Riga, Basteiboule-
vard ]« 4. 1884.
33. Redakteur der „Balt. Monatsschrift^ Dr. Friedrich Bienemann,
Riga, Nikolaistrasse Nt 27. 1892.
34. Ernst v. Blanckenhagen zu Klingenbei^, Riga, Albertstrasse
Nt 5. 1893.
20*
308
35. QottlMv.BlanckonbagenznWeiBsensteiii&ber Wenden. 1893.
36. Harry v. Blanckeiibagen zu Wiezemhof über Weimar. 1893.
37. Jeannet v. Blanckenhagen am Drobbnsch aber Wenden. 1900.
38. Otto V. Blanckenhagen zu AUasch über Segewold. 1893.
39. Otto V. Blanckenhagen zu Moritzberg über Nitau. 1893.
40. William v. Blanckenhagen, Drobbusch über Wenden. 1893.
41. Oberlehrer Karl Bhim, Ooldingen. 1902.
42. Sekretär der Stenerverwaltung Eugen BIwnenbach, Riga, Steae^
Terwaltong. 1884.
43. Bernhard v. Bock za Schwarzhof über Fellin. 1897.
44. Ernst v. Bock zu Ninigall über Fellin. 1901.
45. Valentin v. Bock zu Neu-Bomhusen über Abia. 1893.
46. Architekt Wilhelm Bockslaff, Biga, Or. Schlossstrasse J« 18. 1886.
47. Kaufmann Karl Boecker, Riga, Thronfo^erbouleyard Jt 4.
1887.
48. Stadthauptkollege Emil v. Boetticher, Riga, Oeorgenstrasse
M 1. 1884.
49. Sekretär des rig. Stadtamts Ernst v. Boetticher, Riga, Oeo^
genstrasse % 1. 1894.
50. Rechtsanwalt Karl v. Boetticher, Riga, Scheunenstrasse Jfi 31.
1896.
51. Stadtbibliothekar und Stadtamtsnotär Arthur v. BShIendorf,
Riga, Oeorgenstrasse J£ 8. 1880.
52. Konrad Boltho v. Hohenbach zu Alt-Wohlfahrt über Stackein.
1893.
53. Christian v. Bornhaupt, Berlin, Tauentzienstrasse Ji 27. 1872.
54. Eonsulent Konrad Bornhaupt, Riga, Gr. Sandstrasse J£ 87 L
1868.
55. Konsul P. Bomholdt, Riga, Nikolaistrasse J« 13. 1893.
56. Eaufinann Ernst Bostroem, Riga, Kaufstrasse }k 5. 1898.
57. Arthur v. Brackel, Riga, Felliner Strasse Jt 7. 1901.
58. Oeheimrat Emanuel v. Bradke, Riga. Adr.: M. Hilweg, Tbron-
folgerbouleyard Jt 1. 1890.
59. Gand. ehem. Erich Brandt, Riga, Prowodnik, Alexanderstrasse
Jt 1. 1901.
309
60. Ältester Grosser Gilde Robert Braun, Riga, Gr. Sänderstrasse
Ig 3. 1869.
61. Dr. med. Hiqo v. Brebm, Riga, Gr. Newastrasse Jt 9. 1893.
62. Rechtsanwalt Harry v. Broecker, Jaijew (Dorpat). 1895.
63. Adrian v. Brllmmer zu EimaUen Ober Goldingen. 1903.
64. Charles v. BrUmmer zu Klauenstein über Eokenhnsen. 1894.
6b. Hermann v. BrDmmer zn Rutzky fiber Wenden. 1902.
66. Magnus v. BrUmmer zu Wilgahlen in Kurland fiber Goldingen.
1894.
67. Michael v. BrOmmer zn Odensee in Livland fiber Stockmanns-
hof. 1890.
68. Vilctor v. BrUmmer, Alt-Kalzenan fiber Stockmannshof. 1890.
69. Buchhändler E. Bruhnt, Riga, Kaufstrasse M 15. 1892.
70. lltermann der St Johannisgilde Friedrich Brunttermami, Riga,
Gr. Neustrasse J« 14 IL 1885.
71. Redakteur Greger Brutzer, Riga, Redaktion des „Rigaer Ta-
geblatts''. 1891.
72. Apotheker Theedor Buehardt, Riga, Basteiboulevard Jt 4.
1875.
73. Dim. Kirchspielsrichter und Oberst August Baron Buddenbrook,
Wenden. 1891.
74. Ingenieur Alexy v. Bukewsldy Papierfabrik Ligat 1902.
75. Dr. jur. August v.Buimerincq, Riga, Elisabethstrasse]« 9. 1886.
76. Sekretär Wilhelm v. Bulmerincq, Riga, Stadtgfiteryerwaltung.
1890.
77. Konsulent Dr. jur. Robert v. BUngner, Riga, Nikolaistrasse
}t 15 I. 1887.
78. Ingenieur-Chemiker Georg Burmeister, Papierfabrik Ligat. 1902.
79. Nikolai Busch, Riga, Wallstrasse J« 6 Q. 8. 1886. Derzei-
tiger 1. Bibliothekar der Gesellschafib.
80. Oberlehrer Theophil Butte, Riga, Schulenstrasse X 10. 1884.
81. Gymnasialdirektor a. D. Staatenrat Alfred BUttner, Riga»
Palaisstrasse M 3. 1862.
82. Rechtsanwalt Konstantin Baron Buxhoewden su Köl]gall, In-
sel ösel, KoUjall fiber Arensburg. 1899.
310
83. Livländischer Landrat BalUiatar Baren Campenhauaen zu
Aahof. SchloBS Neaermfihlen fiber Riga. 1834.
84. Livländischer Landrat a. D. Dr. jur. Balthasar Baron Canh
penhausen zu Grellen über Wenden. 1891.
85. Livländischer Landrat a. D. Ed. Baron Campenhausen zu
Stolben über Segewold. 1894.
86. Ernst Baron Campenhausen zu Loddiger über S^ewold. 1888.
87. Gaston Baron Campenhausen, Beval. 1904.
88. Heinrich Baron Campenhausen zu Tegasch über Lemsal. 1893.
89. Rembert Baron Campenhausen zu Ilsen über Marienburg. 1901.
90. Dim. Obrist Arthur Carlblom, Riga, Ritterhaus. 1904.
91. Friedrich de Chey, Alt-Pebalg über Wenden. 1902.
92. Präsident des livl. Konsistoriums und Oberdirektor Peter
Ciapier de Colongue, Riga, Haus des adligen Ereditvereins.
1901.
93. Pastor Gustav Cleemann in Pinkenhof. Riga, pr. Adr. Dr.
J. Bemsdorff, Alexanderstrasse Jt 101. 1893.
94. Oberlehrer Paul Conradi, Kaiserstrasse J« 2 Q. 18. 1904.
95. Richard Daugull zu Hollershof. Riga, Marienstrasse K 51.
1895.
96. Fastor Erwin v. Dehn in Hallist über Abia. 1904.
97. Assessor des livl. Konsistoriums Konrad v. Dehn, Riga»
Konsistorium. 1904.
98. Kreisdeputierter A. Baron Delwig zu Hoppenhof über Ro^
meskaln. 1893.
99. Pastor Nil(olai Deringer, Lugansk. r. JlyraHCRi, ExaTepimo-
cjascBOfi ry6. 1903.
100. Oberlehrer Dr. Robert Dettloff, Mitau, Kannegiesserstrasse
J« 15. 1885.
101. Sekretär des Waisengerichte Alexander Deubner, Riga, Tod-
lebenboulevard Hl 6 11. 1880.
102. Oberlehrer Viktor Diederichs, Mitau, Grosse Strasse }t 58.
1876.
103. Karl Baron Drachenfels, Mitau. 1888.
104. Theodor Baron Drachenfels, Mitau, Seestrasse }t 5. 1889.
311
105. Kaufmann Eduard Drenger^ Baaske. 1901.
106. Alexander v. Duhmberg, St. Petersburg, JiHTeiHufi npocn.
Ji 57 BB. 31. 1902.
107. Reinhard Graf Dunten-Dalwigk-Lichtenfels zu Nurmis über Se-
gewold. 1896.
108. Guido Eclcardt, Riga, Or. Eüterstrasse It 14, Hypotheken-
verein. 1896.
109. Pastor August Eckhardt, Riga, Bomanowstrasse K 13. 1894.
110. Oberlehrer Paul Ehlers, Riga, Stadigymnasium. 1895.
111. Livländischer Ereisdeputierter Karl Baron Engelbardt zu Soh-
len über Rujen. 1889.
112. Historienmaler Hermann Baron Engelhardt, München, Schil-
lerstrasse 26 I, Gartenhaus. 1893.
113. Dr. Hermann Baron Engelhardt zu Paibs. Riga, Adlige Güter-
kreditsozietät. 1894.
114. Rudolf Baron Engelhardt zu Alt-Born über Ereslawka. 1898.
115. Stadtrat Jakob Erhard!, Riga, Georgenstrasse Jtt 1 U. 1893.
116. Mag. bist. Ed. Fahre, Riga, Gr. Gilde. 1896.
117. Eommerzienrat Konsul Nikolai Fenger, Riga, Thronfolger-
boulevard J« 4 n. 1887.
118. Gottlieb Baron Fersen zu Adsel-Schwarzhof über Taiwola.
1888.
119. Stadtarchivar Mag. bist. Arnold Feuereisen, Juijew (Dorpat),
Gartenstrasse J6 38 a. 1893.
120. Baron Armin v. FVIckersahm, St. Petersbui^, IlaHTejiefixoHCRaa
]« 13 KB. 15. 1892.
121. August Baron FVIckersahm zu Adsel-Koiküll über Walk. 1893.
122. Sekretär des Ökonomieamts Friedrich v. Fossard, Riga«
Alexanderstrasse Jt 11. 1882.
123. Oberbauerrichter Hermann v. Freymann in Rujen. 1892.
124. Rudolf V. Freymann, St. Petersburg, SHaMeHCRaa K 20. 1895.
125. Alfred Baron Freytag-Loringhoven, Riga, Konsumverein, Gr.
Sandstrasse He 9. 1890.
126. Rechtsanwalt Karl Baron Freytag -Loringhoven, Riga, Thron-
folgerboulevard J« 9. 1899.
312
127. Oskar Baron Freytag-Loringhovan zu Lodenhof aber Hinzen-
berg. 1901.
128. Reinhard Baron Freytag-Loringhoven zu Hannshof bei Riga.
1890.
129. Roderieh Baron Freytag-Loringhoven, Adiamfinde über Lemsal.
1889.
130. Wirkl. Staatsrat Direktor Ernst v. Friesendorff, Riga, Kommerz-
schale des Börsenkomitees. 1901.
131. Bachhalter des Waisengerichts Heinrich FrolMOn, Riga, Bre-
merstrasse M 6. 1887.
132. EoUegienrat Dr. med. Peter Gaehtgens, Kreisarzt in Wenden.
1889.
133. Rigascher Stadtpropst, Oberpastor Theophil Gaehtgens, Riga,
Palaisstrasse 2. 1888.
134. Kanfmann Reinhold Geist, Riga, Kl. Schwimmstrasse Jt 4.
Comptoir Oh. Schmidt. 1891.
136. Oberdirektionsrat des livl. adl. Oüter-Kreditvereins Arnold
V. Gorsdorff, Riga, Kirchenstrasse Jt 7. 1892.
136. Bruno v. Gorsdorff za Kaisdorf aber Lemsal. 1893.
137. Kreisdepatierter Georg v. Gorsdorff za Daageln über Wenden.
1893.
138. Konrad v. Gorsdorff za Schloss Hochrosen über Wolmar.
1891.
139. Oberlehrer der Stadt-Töchterechale Karl Girgonsohn, Riga,
Thronfolgerboaleyard It 2. 1881.
140. Oberpastor Thomas Girgonsohn, Riga, Kl. Schlossstrasse Ji 6.
1890.
141. Oberlehrer Leon Gooriz, Jarjew (Dorpat), Kastanienallee }t 33.
1890.
142. Kanfmann Karl Gooschol, Riga, TodlebenbooloTard }t 6.
1902.
148. Altester der Grossen Oilde Alexander v. Gootz, Riga, The-
aterboalevard He 4. 1892.
144. Ältester der Kompagnie der Schwarzen Häupter Aurol Grade,
Riga, Kl. Sünderstrasse }t 1, Comptoir v. Th. Pychlan. 1895.
S13
145. Dim. Direktor des baltischen PolytechniknmB zu Riga. Wirkl.
Staatsrat Professor Th. Groenberg. 1892.
146. Pastor Edgar Gross, Ooldingen, Seminar. 1902.
147. Sekretär cand. jnr. Paul Grossmann, Biga, Muhlenstrasse
J« 60. 1894.
148. LiTl. Landrat a. D. Alexander v. Grote, Riga, Eirchenstrasse
K 1. 1901.
149. Pastor Eduard Grilnor, Appricken über Hasenpoth. 1902.
150. Pastor Hermann Grüner, Salgaln in Kurland aber Annen-
burg. 1902.
151. Alexander von GrllnewaMt, Riga, Schfitzenstrasse Ji 5. 1903.
152. Dr. phil. Erich v. GrOnewaldt in Bellenhof aber Riga. 1903.
153. Arthur v. GUnzel zu Bauenhof über Wolmar. 1893.
154. Rechtsanwalt Dr. jur. Heinrich v. Guergens, Riga, Bastei-
bouleyard J« 6. 1891.
155. Notarius publicus Karl Gutschmidt, Windau. 1901.
156. Dr. med. Friedrich Hach, Riga, Basteiboulevard Uli.
1894.
157. Buchdruckereibesitzer Wilhelm Häolcer, Riga, Palaisstrasse
)ft 3. 1892.
158. Staatsrat Julius August v. Hagen, Riga, Brunnenstrasse Jt 1.
1883.
159. Arved Baron Hahn, Riga, Elisabethstrasse J& 9 Q. 36. 1903.
160. Rechtsanwalt Edmund Baron Hahn, Riga, Elisabethstrasse J^ 9.
1899.
161. Paul Baron Hahn zu Asuppen in Kurland &ber Zabeln. 1891.
162. Cand. chmn. Wilhelm v. Haken, Riga, Muhlenstrasse }t 13.
1898.
163. Oberlehrer des Stadtgymnasiums a. D. Staatsrat Karl Haller,
Riga, Elisabethstrasse % 29. 1863.
164. Bibliothekarsgehilfe an der Bibliothek der Eaiserl. Akademie
der Wissenschaften Oskar v. Haller, St. Petersburg, Ba-
CHAOBCKifi ocTpoKb, CpeAHifi npocneRTb Jt 13 kb. 14. 1898.
165. Paul V. Hanenfeldt zu Absenau. Riga, Nikolaiboulevard Ji 4.
314
166. Paul V. Hanenfeldt zu Sunzel über Segewold. 1898.
167. Heinrich v. Hansen za Planhof fiber Wenden. 1901.
168. NiJcolai Hartmann, Riga, Felliner Strasse Jt 7. 1901.
169. Ältester der Grossen Oilde Wilhelm Hartmann, Riga, Niko-
laistrasse J^ 7. 1888.
170. Dozent am PolTtecbnikum Dr. Alfred v. HedenaMm, Riga,
Albertstrasse }t 1 Q. 14. 1895. Derzeitiger Sekretär der
Gesellschaft.
171. Advokat Karl v. Hedenstrttm, Riga, Schulenstrasse ^ 5.
1868.
172. Rechtsanwalt Richard v. Hehn, Riga, Gr. Eönigstrasse it 11
Q. 2. 1896.
173. Max V. Helmann, Riga, Alexanderstrasse J^ 31. 1896.
174. Ingenieur Arvid Heiniz, St. Petersburg, 06boahh& sanaxB
J« 138. 1904.
175. Pastor Paul Heintz, Dalbingen in Kurland über Olai. 1902.
176. Beamter des Rig. Stahlwerks Rudolf Heise, Riga, Platten*
bergstrasse, Stahlwerk. 1903.
177. Direktor der Stadt -Realschule Wirkl. Staatsrat Heinrich
Hellmann, Riga, Stadt-Realschule. 1884.
178. Oberlehrer Moritz Hellmann, Stadt-Töchterschule. 1904.
179. Reinhold v. Helmersen zu Sawensee über Modohn. 1902.
180. Livländischer Landrat Viktor v. Helmersen zu Neu-Woidoma
über Pellin. 1891.
181. Eaiserl. deutscher Generalkonsul a. D. Karl Helmsing, Riga,
Nikolaistrasse J« 4 I. 1888.
182. Karl v. Hesse, St. Petersburg, IILracceiBßyprcRifi npocnesn
J« 45 KB. 11. 1887.
183. Friedrich Baron Heyking zu Sassmacken in Kurland. 1900.
184. Dim. Stadtrat Alfred Hillner, Riga, Todlebenbouleyard Jtt 11.
1882.
185. Pastor Gotthilf Hillner, Eokenhusen. 1894.
186. Rechtsanwalt Max Hilweg, Riga, Thronfolgerboulevard }t U
1894.
187. Robert v. Hirtchheydt, Riga, Ritterhaus. 1898.
315
188. Rechtsanwalt Alexander Hoff, Riga, Or. Schmiedestrasse % 31.
1902.
189. Eduard Hoff, Riga, Nikolaistrasse Jk 69. 1885.
190. Pastor Theodor Hoffmann, Riga, Or. Jakobstrasse Jt 26. 1890.
191. Oberlehrer Staatsrat Bernhard Hollander, Riga, I. Weidendamm
Jta Q. 7. 1882. Derzeitiger Präsident der Oesellschaft
192. Pastor Franz Hollmann, Range nber Werro. 1904.
193. Gand. oec. pol. Hane Hollmann, Riga, Mittelstrasse J« 3 Q. 13.
1899.
194. Oymnasialdirektor Mag. Rudolf Hollmann, Ooldingen. 1903.
195. Ernst Baron Hoyningen-Huene zn Lelle nber Lelle. 1893.
196. Dr. med. Isaak Joffe, Riga, Snworowstrasse Jt 29. 1903.
197. Ingenienr Eugen v. Irmer, Papierfabrik Ligat 1902.
198. Cand. oec. pol. Otto v. Irmer, Riga, Nikolaistrasse Jt 8
Q. 7. 1900.
199. Eanfmann Eugen Irschick, Riga, Nikolaibonlevard it 9. 1902.
200. Stadtrat Oskar Jaksch, Riga, Antonienstrasse 16 2. 1887.
201. Ältester der Orossen Oilde Robert Jaksch, Riga, Kanf-
strasse J« 9 n. 1881. Derzeitiges Mitglied des Direkto-
rinms der Oesellschaft.
202. Sekretär cand. jnr. Heinrich Jochumsen, Riga, Alexander-
strasse Jt 50. 1894.
203. Buchhändler Georg Jonck, Riga, Kanfstrasse M 3. 1897.
204. Landhanptmann Karl JUrgensohn, Semenow. r. GeiieHOFB,
HHseropoACKofi ry6. 1891.
205. Rechtsanwalt Alexander Kaehlbrandt, Riga, Marstallstrasse
}k 25. 1900.
206. Rechtsanwalt August Kaehlbrandt, Riga, Or. Schlossstrasse
}k 18 IL 1868.
207. Oberpastor Emil Kaehlbrandt, Riga, Basteibonlevard K 9 a.
1895.
208. Livl. Ereisdepntierter Dr. Heinrich v. Kahlen zu Alt-Oei-
stershof nber Sesswegen. 1893.
209. Eanfmann Heinrich Kehrhahn, Riga, Or. Sandstrasse Ji 34.
1896.
316
210. Dr. med. Alexander Keilmann, Riga, Andreasstrasse X 3.
1900.
211. Pastor Karl Keller, Riga, Newastrasse J« 26 Q. 20. 1896.
212. Ältester der Grossen Oilde Ernst Korkoviiis, Riga, Ecke
der Kalk- und Scharrenstrasse. 1894.
213. Redakteur Paul Kerkoviut, Riga, Redaktion des »Rigaer
Tageblatts«". 1892.
214. Gutsbesitzer Theodor Kerkoviue zu Saadsen. Riga, Gertrud-
Strasse M 13. 1899.
215. Kaufmann Wilhelm Kerkoviue, Riga, Gr. Sandstrasse Jt 17.
1892.
216. Oberlehrer Staatsrat Friedrich v. Keussler, St. Petersburg,
^TpmTaTciuui Iß 12 kb. 17. 1884.
217. Graf Theodor v. Keyserling, Majnyseu^b ^ep. AnymBE, KoBen-
CBOfi ry6. 1887.
218. Gand. jur. Alfone v. Kieseribky, Wenden. 1887.
219. Apotheker Nikolai Kieserifzky, Riga, Scheunenstrasae 20,
Schwan- Apotheke. 1895.
220. Dim.Obersekr. Mag. jur. Wilhelm Kieseritzky, Riga, Kirchen-
Strasse Ji 13. 1892.
221. Rechtsanwalt Woldemar Kiparsky, Riga, Thronfolgerboule-
vard ]« 21. 1901.
222. Sekretär der livländ. adeligen Kreditsozietät Friedrich Kir-
stoin, Riga, Livl. adl. Kreditsozietät. 1869.
223. Kollegienrat Emil v. Klein, Riga, Herrenstrasse X 2. 1895.
224. Dr. med. Paul Klemm, Riga, Basteibouleyard ]« 9 I. 1896.
225. Hofrat Adolf Klingenberg, Riga, Gr. Sandstrasse Jd 5. 1865.
226. Ritterschaftsrentmeister August v. Klot, Riga, Ritterhaus. 1888.
227. Reinhoid v. Klot zu Odsen. Riga, Elisabethstr. Nt 8. 1894.
228. Werner v. Klot, Riga. 1904.
229. Oberlandesgerichtsrat Dr. jur. August v. Knieriem, Hamburg.
1874.
230. Konrad v. Knieriem zu Muremoise über Wolmar. 1896.
231. Professor am baltischen Polytechnikum Dr. WeldMiar
V. Knieriem, Peterhof über Olai. 1901.
317
232. EgoH v. Knorring, ehem. Sekretär der rassischen Botschaft
in Berlin, Jurjew (Dorpat). 1893.
233. Pontus v. Knorring, ehem. Attache der rassischen Gesandt-
schaft in Rom, Jorjew (Dorpat), Gartenstrasse Ji 19. 1893.
234. Karl Koken v. GrUnbladt, Birkenrah bei Wenden. 1894.
236. Beamter der rig. Stenerverwaltang August Krab, Riga, El.
Goldinger Strasse J« 4 I. 1903.
236. Karl Krannhals, Riga, Expedition der „Düna-Zeitang''. 1880.
237. FUrst Nikolai Krapotkin zu Segewold. 1894.
238. Eduard v. Kreusch. 1892.
239. Livländischer Ereisdepatierter Maximilian v. Kreusoh zu
Saussen über Stockmannshof. 1893.
240. Kaufmann Gottlieb^Heinrich Kroeger, Riga, Sanderstrasse M 13.
1901.
241. Moritz Baron Krildener zu Saislep aber Fellin. 1893.
242. Woldemar Baron Krildener zu Henselshof über Riyen. 1893.
243. Pastor Leopold Krüger, Weimar. 1891.
244. Pastor Paul Krllger, Sessau in Kurland über Elley. 1902.
245. Rittmeister Alfred V. Krutenstern, Strelna bei Peterhof. 1900.
246. Konsulent Heinrich Kuchczynski, Riga, Thronfolgerboulevard
]«4. 1876.
247. Architekt Eduard Kupffer, Riga, Mühlenstrasse J« 72. 1902.
248. Pastor Wilhelm Kupffer, Schleck in Kurland über Goldingen.
1902.
249. Eduard Kurschewitz, Riga, Pauluccistrasse J« 11 Q. 5. 1900.
250. Kaufmann Heinrich Kymmel, Riga, Gerberstrasse }k 2/4. 1884.
251. Ältester der Grossen Gilde, Buchhändler Nikolai Kymmel
jun., Riga, Kymmels Buchhandlung. 1884.
252. Ältester der Grossen Gilde, Buchhändler Nikolai Kymmol
sen., Riga, Gr. Pferdestrasse J« 27 I. 1843.
253. Pastor Harald Lange, Sunzel über Segewold. 1892.
254. Dim. Assessor Ludwig Lange^ Riga, Kl. Schlossstrasse }k 3.
1886.
265. Gutsbesitzer Hermann Lasch, Riga, Packhausstrasse All. 1898.
256. OberlehrerWladi8lawLichtarowi€z,Riga,Stadtg7mnasium.l894.
318
257. Alexander Baron Lieven, Mitau, Swehthöfsche Strasse J« 10.
1893.
258. Felix Baron Lieven, Riga, Todlebenbouleyard }t 7. 1900.
259. Landesbevollmächtigier von Kurland Hofmeister des Aller-
höchsten Hofes FOrst Georges Lieven zu Kabillen in Kar-
land. Riga, Todlebenbouleyard J« 6. 1902.
260. Fürst Michael Lieven zu Pelzen in Kurland über Ooldingen.
1900.
261. Fürst Paul Lieven zu Schloss Kremon über Segewold. 1901.
262. Eduard v. Lilienfeld zu Köhnhof über Sagnitz. 1893.
263. Ferdinand v. Liphart zu Torma über Tschoma. 1896.
264. Reinhold v. Liphart zu Rathshof über Juijew (Dorpat). 1896.
265. Oberlehrer Hermann Lsmer, Riga, Bischofsstrasse }(t5 Q. 3.
1886.
266. Buchhändler Gustav LVffler, Riga, Gr. Sandstrasse Jt 20. 1902.
267. Rigascher Ratsherr a. D. Gustav LSsevitz, Riga, Thronfolger-
boulevard ]« 4 m. 1887.
268. Harald Baron London zu Schloss Serben über Wenden. 1895.
269. Otto V. LVwenstern zu Schloss Kokenhusen. 1893.
270. Bibliothekar der livländischen Ritterschaft Karl v. LSwis of
Menar, Riga, Ritterhaus. 1884.
271. Ältester der Grossen Gilde Konsul Moritz Lübeck, Riga,
Gr. Jakobstrasse X 26. 1881.
272. Rechtsanwalt Viktor Lundberg, Dwinsk (Dünaburg), IIIub-
AepoBCsan yji. 1901.
273. Dr. med. Ernst Masing, St. Petersburg. BacubeBcidft ocTpoRb,
CpexHÜl npocn. }i 3. 1896.
274. Konrad Baron Maydell zu Krüdnershof über Jurjew (Dorpat).
1893.
275. Gustav Baron Maydell zu Podis über Pemau. 1893.
276. Livländischer Landrat Woldemar Baron Maydell zu Martzen
über Stockmannshof. 1893.
277. Graf Paul v. Modem zu Schloss Elley über Ellej (Kurland).
1901.
278. Theodor Graf Modem zu Stockmannshof. 1893*
819
279. Dozent am Big. Polytechnikum Alfred Meder, Riga, Dorpa-
ter Strasse J« 23 Q. 7. 1903.
280. August Graf Meilin zu Lappier über Wolmar. 1893.
281. Emanuel Baron Mengden - Altenwoga zu Oolgowsky über
Schwanenburg. 1896.
282. Sekretär der Livl. adl. Outerkreditaozietät Woldemar Baron
Mengden, Riga, Architektenstrasse Ji 1. 1888.
283. James v. Mensonkampf zu Schloss Tarwast über Fellin. 1899.
284. Ältester der Kompagnie der Schwarzen Häupter Alexander
Mentzendorff, Riga, Raufstrasse Ji 5. 1892.
285. Inspektor der Stadt-Realschule Staatsrat Konstantin Mettig,
Riga, Basteiboulevard J\& 9 a. 1877. Derzeitiges Mitglied
des Direktoriums der (Gesellschaft.
286. Liyländischer Landmarschall, Hofmeister des Allerhöchsten
Hofes Dr. jur. Friedrich Baron Meyendorff, Riga, Ritterhaus.
1887.
287. Dr. phil. Bernhard Meyer, Riga, Marstallstrasse Jt 22. 1891.
288. Ereisrichter a. D. Heinrich v. Meyer, Wenden. 1884.
289. Dr. med. Hermann Meyer, Riga, Elisabeihstrasse li 19. 1902.
290. Dr. med. Johann Eduard v. Miram, Riga, Basteiboulevard
» 11. 1881.
291. Rechtsanwalt Erwin Moritz, Riga, Alexanderbouleyard It 1.
1872.
292. Rechtsanwalt Richard Muenx, Riga, Or. Sandstrasse }k 27.
1894.
293. Buchhalter Hugo Muxfeldt, Papierfabrik Ligat. 1902.
294. Pastor Theodor Neander, Alt-Schwanenburg. 1895.
295. Architekt Dr. Wilhelm Neumann, Riga, Alexanderstrasse Jt 51.
1886.
296. Liyländ. Landrat a. D. Arved Baron Noicken zu AUatzkiwwi
über Jurjew (Dorpat). 1876.
297. Livländ. Landrat Axel Baron Noicken zu Kawershof über
Juijew (Dorpat). 1894.
298. Georg Baron Noicken zu Oross-Essern. Riga, Antonienstrasse
M 4. 1886.
380
299. Reinhoid Baron Noicken, Riga, Nikolaistrasse J£ 4 Q. 5. 1885.
300. Oberlehrer Jurii Nowoselow, Riga, Alexander-Gymnasium. 1904.
301. Guido V. Numort zu Idwen über Riyen. 1893.
302. Livländischer Residierender Landrat Arvid v. OotUngen zu
Luhdenhof. Riga, Ritterhans. 1893.
303. Livländ. Landrat a. D. Eduard v. Oettingon zu Jensei über
Laisholm. 1876.
304. Richard v. Oettingon zn Wissnst über Jnijew (Dorpat). 1893.
305. Ritterschaftsaktaar Emil Baron Orgios-Rutonborg, Mitaa,
Schwedhöfsche Strasse, Haus Friedenthal. 1895.
306. Friedrich Baron von der Pahlon, Riga, Antonienstrasse 7.
1898.
307. Cand. oec. pol. Alexander Pandor, Riga, Reimerstrasse Jt 1.
1896.
308. Iwan v. Ränder zu Elein-Ohselshof über Alt-Pebalg. 1893.
309. Nikolai v. Ränder zn Ronnebnrg-Nenhof über Wenden. 1893.
310. Rotor V. Ränder zn Ogershof. Riga, Andreasstrasse }t 1. 1893.
311. Pastor Woldomar Roitan, Würzan über Mitan. 1902.
312. Wirkl. Staatsrat Professor Dr. med. Oskar v. Rotorsen, St
Petersburg. RpyROBofi KasajTB }t 6. 1894.
313. Redakteur Arnold Rotersonn, Riga, Redaktion des ^Rig. Ta-
geblatts^ 1882.
314. Ingenieur Gustav Retersonn, Papierfabrik Ligat. 1902.
315. Dr. W. Rotorsonn, Jenakiew 1908. UerpoBCsii sasoxi, Eaa-
TepHHOCiaBCBoft ry6., nepesi finaxieBO.
316. Oberlehrer Hermann Rflaum, Riga, Gertmdstrasse It 27. 1894.
317. Eugen v. Ristohlkors zu Immafer über Weissenstein. 1893.
318. Buchdruckereibesitzer Dr. phil. Arnold Riatos, Riga, Petri-
Priedhof 16 1. 1888.
319. Oberlehrer des Stadtgymnasinms Staatsrat Dr. ArUnr
Roolchau, Riga, Nikolaistrasse It 17. 1872.
320. Pastor Rotor Harald Roolchau, Riga. Architektenstrasse J6 1.
1897.
321. Eonsnlent Hermann Pttnigkau, Riga, Eüterstrasse J« 14 IL
1887.
321
322. Reinhoid Poswol, Riga, Gr. Brauerstrasse % 1. 1902.
323. Notar AdoK Proctor, Mitan. 1903.
324. Reinhold Pychlau, Riga, Gr. Eönigstrasse J« 45. 1891.
325. Dr. med. Ernst v. Radecki, Riga, Thronfolgerboaleyard M 61.
1895.
326. Gand. ehem. Hermann v. Radecki, Riga, Albertstrasse Jt 9.
1894.
327. Oand. jor. Otfokar v. Radecki, St. Petersburg, AnreKapcidfi
nepeyjroKi J6 6 IV. 1893.
328. Dr. med. Albert Rasewsky, Riga, Jakobstrasse Ji 12. 1901.
329. Gustav v. Rathlef zu Tammist über Jorjew (Dorpat). 1897.
330. Konstantin v. Rautenfeld zu Gross-Buschhof über Jakobstadt.
1893.
331. Dr. med. Eberhard v. Rautenfeld, Riga, Todlebenboulevard
% 5. 1893.
332. Ritterschaftsaktuar Karl v. Rautenfeld, Riga, Ritterhans.
1889.
333. Wolfgang Redlich, Riga, Magazin von J. Redlich. 1901.
334. Eaufinann Alex. Redlich, Riga, Magazin v. J. Redlich. 1894.
335. Franz Redlich, Riga, Basteiboulevard J« 2. 1897. Derzei-
tiger Schatzmeister der Gesellschaft.
336. Eaufinann James Bevan Redlich, Riga, Magazin v. J. Red-
lich. 1895.
337. Dr. med. Johann Redlich, Riga, Basteiboulevard J\6 2. 1894.
338. Estländischer Landrat a. D. R. Graf Rehbinder zu üddrich
über Taps (Estland). 1894.
339. Gand. jur. Sylvester Rehsche, Riga, Todlebenboulevard X 6.
1902.
840. Alexander Reim, Nordeckshof bei Riga, BuUensche Str. K 12.
1894.
341. Architekt August Reinberg, Riga, Mühlenstrasse Jt 46. 1888.
342. Johannes Rindermann, Berlin }k 24, Friedrichstr. 105. 1902.
343. Adolf Richter, Riga, Scharrenstrasse M 4. 1900.
344. Apotheker Alexander Rittenberg, Riga, Suworowstrasse Ji 34.
1902.
21
3«
345. Karl Baron RBnne zu Wensaa. Mitau, Schreiberstrasse 10. 1902.
346. Hermann v. Roepenack zu Stalgen über Mitau. 1902.
347. Prof. Dr. Weidemar v. Rehland, Freiburg im Breiegaa. 1890.
348. Kanfmaim Friedrich Rehleff, Riga, Elisabethstrasse 161^^ 1894.
349. Residierender Ereismarschall Max Baron von der Ropp zu
Bixten in Kurland fiber Baohhof. 1893.
360. Livl. Ejeisdepntierter Hans Baron Rosen zu Schloss Oross-
Roop fiber Wenden. 1896.
361. Livländischer Ereisdepntierter Woldomar v. Roth zu Tilsii
fiber Werro. 1893.
362. e. A. Rothert, Riga» Jägerstarasse Jt 6. 1884.
363. Charles v. Rudnicki, Bmg Schleinitz, Post Eötsch bei Mar-
burg, Steiermark. 1890.
864. Konsul lohn Rnckor, Riga, Or. Sfinderstrasse J« 26 n. 1887.
366. Redakteur Dr. Alfred Ruetz, Riga, Redaktion der ^Rig.
Rundschau''. 1902.
366. August Ruetz, Riga, Arsenalstrasse Ji 3. 1889.
357. Dim. Assessor Max Ruotz, Riga, Arsenalstrasse Jt 3. 1889.
368. Redakteur Richard Ruetz, Riga, Redaktion der ,Rig. Rund-
schau*. 1891.
369. Gand.chem.MaxRuhtenbors,Riga,Or.Jungf6mstr.J«3. 1899.
360. Dr. med. J. RuIlO; Riga, Kalkstrasse ü 14. 1897.
361. Administrator der Ritterschaftsgfiter Fr. v. Saenger zu Lips-
kaln fiber Weimar. 1901.
362. Friedrich v. Saenger zu Peddeln. lapskaln fiber Weimar. 1894.
363. Arnold v. Samson-Himmeistjerna zu SepkuU über Lemsal. 1891.
364. Kreisdeputierter Axel v. Samson-Himmolttjoma zu Hummels-
hof fiber Walk. 1902.
366. Ritterschafissekretär Fr. v. Samson-Himmelstjema, Riga,
Ritterhaus. 1897.
366. Gerhard v. Samson-Himmolstjerna zu Uelzen fiber Werro. 1893.
367. Dim. Livlftndischer Landrat Ottokar v. Samson-Hiromolstjeraa
zu Kurrista fiber LaishoUn. 1876.
368. Rendant derOberdirektionider livl. adl.KreditsozietatEdmwitf
Baron Sass, Riga. 1894.
S28
369. Obersekretär Ewald Baron Sass, Riga, Elisabethatrasde J« 37.
1901.
370. Pastor Oskar Schabert, Riga, Alexanderstrasse Jt 27. 1903.
371. Architekt Friedrich Scheffel, Riga, Ritterstrasse J« 50. 1900.
372. Sekretär der Krepostabteilung des Riga-Wolmarschen Frie-
densrichter-Plenums Alexander Scbeluehin, Riga, Nikolai-
strasse K 27. 1891.
373. Rechtsanwalt Julius Schtemann, Mitau. 1901.
374. Sekretär Edgar v. Schiliniky, Riga, Scholenstrasse tt 26.
1892.
375. Pastor Karl Schilling, Nitau über Nitan. 1903.
376. Ereisadelsmarschall Gustav v. Schlippe, Riga, Todlebeu-
bonleyard J« 6. 1904.
377. Fabrikdirektor Alfons Schmidt, Riga, Palaisstraase fk 3.
1883.
378. Rechtsanwalt Gustav Schmidt, Mitau, SchlossstrasaeAe 4. 1901.
379. Oberlehrer emer. Kollegienrat Oskar Emil Schmidt, Marien-
thal bei Zabeln. 1900.
380. Buchdruckereibesitzer Alexander Schnakenburg, Riga, Mar-
stallstrasse K 5. 1902.
381. Dr. med. Alfred Schneider, Trikaten fiber Weimar. 1897.
382. Kaufmann Hermann Schneider, Riga, Basteibonlerard Jft 2.
1902.
383. Oberlehrer Georg Schnering, Reval, Königsthaler Strasse Ji 12.
1896.
384. Ältester der Grossen Gilde Staatsrat Gustav v. Schoepff,
Riga, Schwarzhäupterstrasse }t 4, „Jakor^. 1894.
365. Ejinfinann Heinrich Schomacker, Riga, Gr. Küterstrasse Jt 14
(Comptoir N. Maximow). 1897.
386. Oberlehrer Karl Schomacker, Weimar, Wörthstrasse K 31.
1896.
387. Alfred Baron Schoulb-Ascheraden zu Sdiloss Ascheraden über
Römershof. 1893.
386. Alfred Baron Schoultz-Ascheraden zu Losem über Wenden. 1893.
389. Arthur Baron Schoulb-AscheradenzuGulbem über Wenden. 1893.
21*
324
390. Oberdirektionsrat der Livländischen Adeligen Ereditso-
zietät Friedrich Baron Schoulb-Ascheraden, Riga. 1893.
391. Robert Baron Schoultz- Ascheraden. Schliepenhof über Nitan.
1893.
392. Pastor Dr. Christoph SchrVder, Neaermühlen aber Riga. 1904.
393. Pastor emer. Ernst Schroeder, Riga, Nikolaiboulevard Jt 17.
1899.
394. Georg v. Schroeders, Riga, Theaterboolevard Jt 6. 1895.
395. Bernhard v. Schubert, Riga, Basteiboulevard tt 6. 1887.
396. Inspektor der rigaschen Stadtgfiter Erich v. Schultz, Riga,
Or. Eönigstrasse, „Stadtguterverwaltong^. 1892.
397. Beamter der Rigaer Börsenbank Leopold Schultz, Riga, Bör^
senbank. 1898.
398. Notar des Livl. Konsistoriums Kari Schwank, Riga, Kon-
sistorium im Schloss. 1903.
399. Ältester der Grossen Gilde Konsul Eugen Schwartz, Riga^
Alexanderstrasse Ji 18. 1894.
400. Kauftnann Eugen Schwartz, Riga, Gr. Jakobstrasse % 6, pr.
Edgar Lyra & Co. 1901.
401. Notarius publicus Johann Christoph Schwartz, Riga, Nikolai-
strasse ]« 27. 1875.
402. Professor Dr. jur. Johann Christoph Schwartz, Halle a. d. S.,
Am Kirchtor 17. 1874.
403. Stadtarchivar Dr. Philipp Schwartz, Riga, Kirchenstrasse
M 35. 1876. Derzeitiges Mitglied des Direktoriums der
Gesellschaft.
404. Dr. Viktor Schwartz, Riga, Antonienstrasse }t 7. 1892.
405. Staatsrat Wilhelm Schwartz, Riga, Mühlenstrasse J« 16. 1857.
406. Pastor Leonhard Seesemann, Zelmeneeken in Kurland über
Murawjewo. 1902.
407. Kaufmann Kari Gustav v. Sengbusch, Riga, Kl. Sünderstraaae
M 1. 1886. Derzeitiges Mitglied des Direktoriums der Oe*
Seilschaft.
408. Dr. med. Reinhold v. Sengbusch, Riga, Alexanderstrasse tt 51.
1900.
326
409. Redakteur Dr. Ernst Seraphim, Biga, Redaktion der »Düna-
Zeitung«. 1887.
410. Eanfinaan Erich Säuberlich, Riga, Reformierte Strasse )i 8.
1903.
411. Architekt Hermann Säuberlich, Riga, Kl. Newastrasse tk 4.
1903.
412. Alexander v. Sivers zu Rappin aber Werro. 1893.
413. Alfred v. Sivers zu EaseküU über Fellin. 1893.
414. Edgar v. Sivers zu Autzem über Wenden. 1891.
415. Leo V. Sivers zu Alt-Ensthof über Jurjew (Dorpat). 1898.
416. Leopold v. Sivers zu Walgata über Jnijew (Dorpat). 1893.
417. Livländischer Landrat Max v. Sivers zu Römershof. 1893.
418. Nikolai v. Sivers zu Soossaar über Oberpahlen. 1893.
419. Architekt Otto v. Sivers, Riga, Oeorgenstrasse Jt 8. 1888.
420. Wirkl. Staatsrat Hermann v. Skerst, Riga, Architektenstrasse
J« 1 ni. 1884.
421. Dr. med. Ernst Sokolowski, Riga, Altonaer Str. 6, „Nerven-
heUanstalt''. 1903.
422. Alexander Sommer, Riga^ Stadthaus — Stadtgüterverwaltung.
1902.
423. Michael v. Sommer zu Eadfer über LemsaL 1893.
424. Charles Baron Stackeiberg zu Abia über Quellenstein. 1893.
425. Liyländischer Landrat, Vizepräsident der E. livL (Gemein-
nützigen und ökon. Sozietät Viktor Baron Stackeiberg zu
Eardis über Laisholm. 1893.
426. Alexander Baron Stael v. Holstein zu Samm über Eappel (Est-
land). 1895.
427. Alexander Baron Stael v. Holstein zu Uhla über Pemau. 1893.
428. Liyländischer Landrat a. D. Reinhold Baron Stael v. Holstein
zu Neu-Anzen über Anzen. 1876.
429. Liyländischer Ereisdeputierter Wilhelm Baron Stael v. Holstein
zu Waldhof über Pemau. 1893.
430. Julius Stahl zu Vegesacksholm über Riga. 1893.
431. Notarius publicus Karl Stamm, Riga, Scheunenstrasse Nt 17.
1868.
386
432. Bedakteur Karl Stavenhagen, Biga, Redaktion der ^Düna-
Zeitung''. 1895.
483. StadtreviBor Richard Stegman, Riga, Kl. Newasirasse J§4. 1885.
434. Apotheker Hugo Stein, Mitau. 1901.
435. Karl Baron Stempel zu Planezen über Goldingen (Eorlaiid).
1885.
436. Wilhelm Graf Stenbock-Fermor zn Nitau. 1904.
437. Pastor MaximilianStephany in Jürgensbnrg fiberSegewoId. 1904.
438. Magd. bist. Karl v. Stern, Juijew (Dorpat), Qnappenstrasse
}k 2. 1899.
439. Archiyar des Ökonomieamts Heinrich v. Sticinsky, Riga, Kir-
chenstrasse J« 33. 1898.
440. Altester der Orossen Gilde Alexander Stieda, Riga, Har-
stallstrasse % 24 (Gomptoir Hermann Stieda). 1893.
441. Ältermann der Grossen Gilde Hermann Stieda sen., Riga,
Alexanderboulevard Jd 2. 1903.
442. Kaufmann Hermann Stieda jun., Riga, Alexanderboulevard
J« 2. 1903.
443. Gebeimer Medizinalrat Professor Dr. Ludwig Stieda, Königs-
berg i. Preussen. 1876.
444. Kassadeputierter und Assessor des Livl. Konsistoriums Arved
V. Strandmann zu Zirsten. Riga, Andreasstrasse K 3. 1891.
445. Edgar v. Strandmann zu Lautemsee, Lasdohn über Modohn.
1893.
446. Ältester der Grossen Gilde Christian v. StrHzky, Riga, Niko-
laistrasse J« 77. 1887.
447. Alexander v. Stryk zu Palla über Jurjew (Dorpat). 1893.
448. Friedrich v. Stryk zu Morsel über Fellin. 1893.
449. Oberforstmeister Emil v. Stryk zu Wiezemhof über Weimar.
1896.
460. Harald v. Stryk zu Schloss Heimet über Törwa. 1896.
451. Professor am balt. Polytecbnikum Wilhelm v. Stryk, Riga,
Andreasstrasse >£ 3. 1899.
452. Sekretär des adl. Yormundsohaftsamtes Arnold v. TidebBM,
Jurjew (Dorpat), Kastanienallee J^ 1 a. 1889.
387
453. Oberlehrer Nikolai v. TidekMI, Biga. Peter-Panlstrasse Jk 2
Q. 9. 1900.
464. larländiBcher Landrat a. Eammerherr Heinritk Banm Tieten^
hausen zu Inzeem fiber Segewold. 1876.
465. Heinrich Baron Tiesenhaosen jnn., Gr&tershof, Inzeem über
S^ewold. 1901.
466. Wirkl. Staatsrat Professor Dr. med. Gustav v. Tliing, St.
Petersburg, Enponaii J^ 3. 189S.
467. Dr. med. Th. Tiling, Direktor der Irrenanstalt Bothenberg
in Riga, Handlung v. J. A. Mentaendorf, Eaufstrasse. 1894.
468. Eaufinann Emil Timm, St. Petersburg. BacHJiBeBGKifi ocipoB^
9. XBS. J« 42 SB. 12. 1899.
469. Sekretär des ritterschafOiehen statistischen Bureaus Alexander
V. Tobien, Riga^ Ritterhaus. 1881.
460. Akad. Maler Ernst Tode, Riga, Alexanderstrasse Jt 76 I.
1892.
461. Kassierer Wilhelm TorchianI, Riga, Kalkstrasse — Stadtlom-
bard. 1903.
462. Ritterschaftsnotar Dr. Astaf v. Transehe -Roseneck, Rq^,
I. Weidendamm }k 6. 1890.
463. Livl. Landrat a. D. Eduard v. Transehe-Roseneck au Taurup
über Römershof. 1892.
464. Generalleutnant George v. Transehe-Roseneck zu Roseneck,
Kommandant von Oatschina. 1894.
466. Joseph v. Transebe-Roseneck zu Ohselshof über Stockmanns-
hof. 1902.
466. Nikolai v. Transehe-Roseneck zu Wrangeishof über Wohnar.
1894.
467. Otto V. Transehe-Roseneck, Dresden, Parkstrasse J« 6. 1894.
468. Paul V. Transohe-Roseneck zu Neu-Schwanenburg, Riga,
Thronfolgerboulevard Nt 13 I. 1887.
469. Roderisb v. Transehe-Roseneck zu Wattram über S^ewold. 1894.
470. Bankbeamter Georg Treymana, Riga, Börsenbank. 1896.
471. Architekt Edmund v. Trompowsky, Riga, Peter^Pauktrasse
K 2. 1894.
328
478. Bevollmächtigter August Ulmann, Zirsten aber Pebalg. 1903.
473. Dr. Max Ulmann, Ooldingen, Libaosche Strasse X 17. 19(^.
474. Ingenieur-Chemiker Arved Baron Ungem-Stemberg, Riga, Mar-
Stallstrasse Jt 24. 1895.
475. George Baron Ungem-Stomberg zu Alt-Anzen über Ansen. 1893.
476. LivläadisGher Landrat Oswald Baron Ungem-Stomberg m
Schloss Fellin. 1893.
477. Rechtsanwalt Dr. jur. Otto v. Veh, BerUn W., Ansbacher
Strasse X 55. 1874.
478. Assessor des adl. Vormondschaftsamtes Arnold Baron Vioting-
hoff-School, Biga, Mfihlenstrasse Ji 53. 1895.
479. Konrad Baron Vlotlnghoff zu Schloss Marienborg. 1899.
480. Oskar Baron Vietinghoff zu Salisburg über Salisburg. 1893.
481. Sekretär des livl. adligen Ereditvereins Rudolf Baron Vietinghoff-
Scbool, Biga, Mfihlenstrasse }t 53. 1901.
482. Stadtpastor Gotthard Vierhuff, Wenden. 1871.
483. Sekretär des Livl. Konsistoriums Arthur v. Vlllobois, Riga,
Eaisergartenstrasse It 4. 1891.
484. Dr. med. Karl Vogel, Papierfabrik Ligat. 1902.
485. Sekretär des livl. statist. Komitees Viktor Vogel, Riga. Ni-
kolaiboulevard J« 8 lU. 1895.
486. Rechtsanwalt Axel Volck, Riga, Jakobstrasse J\6 28. 1901.
487. Kaufmann Karl Wagner jun., Riga, Nikolaistrasse Ji 71. 1888.
488. Dr. med. Werner Waldhauer, Riga, Theaterboulevard }k 7. 1895.
489. Eduard v. Wahl zu Addafer über Oberpahlen. 1893.
490. Rechtsanwalt Harald v. Wahl, Riga, Theaterboulevard J6 6.
1884.
491. Oberlehrer Staatsrat Karl Walter, Riga, Mfihlenstrasse Jt 5.
1892.
492. Redakteur Alexander Waeber, Riga, Pauluccistrasse }t 13.
1896.
493. Abteflungschef der Pleskau - Rigaer Eisenbahn Theodor
V. Weiss, Riga, Georgenstrasse J« 4 Q. 17. 1901.
494. Notar der Steuerverwaltung Gustav Womer, Riga, Georgen-
strasse J« 9 Q. 4. 1883.
329
495. Oberlehrer Friedrich Wettberg, Riga, Stadt-Realschale. 1890.
496. Pastor Eduard Wiecicberg, Orobin. 1902.
497. Dim. Eirchspielsrichter HermanR Wiegand, Riga, Muhlen-
strasse J« 31. 1901.
498. Rechtsanwalt Alf red Wittram, Riga, Romanowstr. le 13. 1902.
499. Alfred Baron WoHf zu Semershof über Harienborg. 1893.
500. Eanzleidirektor im Ministerium des Äussern Arift Baron
WoHf, St. Petersburg, Baceteafl M 7 kb. 5. 1894.
501. Oberdirektionsrat Arved Baron WoNf, Riga, livl. adl. Kredit-
verein. 1903.
502. Hofineister des Allerhöchsten Hofes Boria Baron WoM zu
Stomersee über Alt-Schwanenburg. 1901.
503. Emil Baron Wolff zu Waldeck über R^jen. 1893.
504. Friedrich Baron Wolff zu Waldenrode über Hinzenberg. 1892.
505. Gaston Baron Wolff zu Ealnemoise über Marienburg. 1893.
506. Liyländischer Landrat James Baron Wolff zu Schloss Ro-
denpois. 1893.
507. Joseph Baron WoHf zu Lindenberg über Riga. 1901.
508. Konrad Baron WoHf zu Friedrichswalde über Stockmannshof.
1888.
509. Manfred Baron WoHf zu Eawast, Riga, M&hlenstrasse }t 53.
1894.
510. Maximilian Baron WoHf zu Hinzenberg. 1869.
511. Direktor der Eaiserl. Porzellan-Manufaktur Nilcolas Baron
WoHf, St. Petersburg, Majafl MopcBaa J« 8, 1894.
512. Dim. Eirchspielsrichter Arthur v. WoHfeldt, Wenden. 1894.
513. Privatdozent Mag. Ed. Wolter, St Petersburg, BacubeBCidfi
ocTpoBi, 7 jHHia ü 2 KB. 20. 1892.
514. Oberlehrer George Worms, Lrmlau über Tuckum. 1903.
515. Direktor der estn. Distriktsdirektion der livl. adl. Güter-
kreditsozietät Arthur V. WuH zuEosse, Juijew (Dorpat). 1893.
516. Arthur v. WuH zu Schloss Lennewarden über Ringmundshof.
1901.
517. Eduard v. WuH zu Menzen über Werro. 1893.
518. Dr. phil. Max v. WuH zu Taiwola über Walk. 1901.
330
519. Notarias publicus eotthanl WuMfhit, Riga. Ealkstrasse J« 90.
1904.
5S0. Dr. med. Arthur Zander, Riga, Sassenfaof, EahieseeiDBche
Strasse 62. 1899.
521. Eanfinann Emil Zander, Riga. Andreasstrasse M 4 II. 1892.
522. Stadtsekretär Walther v. Zeddelmann, Werro. 1895.
523. Rechtsanwalt Karl v. Zimmermann, Riga, Basteibonleyard
Nt 6. 1891.
524. Dispacheur cand. jur. Daniel Zimmermann, Riga, Basiei-
bonlevard J^ 6. 1895.
525. Martin Zimmermann, St. Petersburg. Riga, Basteiboulevard
J(t 6. 1892.
526. Polizei-Inspektor Theedor v. Zimmermann, Hamburg. 1882.
527. Eduard v. Zur-HBIilen zu Ledis fiber Laisholm. 1902.
528. Dr. Friedrich v. Zur-MINilen zu Arrohof fiber Jurjew (Dorpat).
1893.
529. Georg v. Zur-MUlilen zu Bentenhof &ber Werro. 1893.
530. James v. Zur-mhien zu Alt-Bomhusen über MoisekfilL 1893.
531. Lee v. Zur-MUhlen zu Woiseck über Oberpahlen. 1893.
532. Walther v. Zur-MUhlen zu Judasch über Segewold. 1893.
(GesehlosMii den 6. DeBember 1904.)
Yerzelchnls
der f •■ <• leiMiher 19M Ms lu <• iMmber 1904 Tmtirhei« liti^ed«.
Korreapondierende Mitglieder.
Professor Dr. Konstantin Htthlbaum, korrespondierendes Hitglied
seit 1873. Gestorben in Oiessen den 2. Mai/ (19. April).
OrdentHciie Mitglieder.
Kaufinann Albert Kroepseh, Mitglied seit 1879. Gestorben in Riga
am 19. Januar.
Gehflfe des Bentmeisters der Bittarschaft Mbert v. WeHfefA,
Mitglied seit 1893. Gestorben in Riga am 13. Februar.
381
AdoH V. WuK zu Schloss Sesswegen, Mitglied seit 1893. Ge-
storben in Wien am 25. März (7. April).
Dim. Sekretär des Livl. Ho^erichts Mag. jur. Friedrich v.
Sticlnalcy, Mitglied seit 1856. Gestorben in Riga am 5. April.
Sekretär Ernst Schwartz, Mitglied seit 1894. Gestorben in Riga
am 23. März.
Cand. oec. Karl Qaehtgena, Mitglied seit 1890. Gestorben in
Treppenbof am 14. April.
Dim. Stadthanpt von Jurjew (Dorpat) Dr. med. W. v. Bock, Mit-
glied seit 1894. Gestorben in Jmjew (Dorpat) am 20. April.
Assessor des Livl. Eonsistorioms Georg v. Raiitenfeld zu Bing*
mnndshof, Mitglied seit 1893. Gestorben in Ringmandsfaof
am 20. Jnli.
Dim. Schalinspektor Karl Fowelin, Mitglied seit 1894. Gestorben
in Walk am 26. Juli.
Ätoxander v. Pittohlkors, Erbherr auf Eoltzen, Mitglied seit 1893.
Gestorben am 31. Jnli.
Pim. Landrichter Albert v. Welffeldt, Mitglied seit 1891. Ge-
storben in Wenden am 1. Angnst.
Staatsrat n. Eammerjnnker Graf Paul v. Dunten, Majpratsherr auf
Schloss Earkns, Mitglied seit 1888. Gestorben in Zdgenhof
am 26. Angnst.
Lehrer Simon Nowitzky, Mitglied seit 1894. Gestorben in Bad
Nauheim am 28. August.
Sekretär der Gmndbuchabteilung zu Fellin Max v. Tobien, Mit-
glied seit 1893. Gestorben in Emhof am 16. Oktober.
Nikolai v. Wahl zu Pajus, Mitglied seit 1893. Gestorben am 8.
November.
S^^'N^N^^^WS/V^^^^^fci»
Verzeichnis
der im ?ahre 1904 In den Sitzungen der Gesellsdioff
gehoKenen Vortrage und verlesenen Zuschriften«
Die beigefügte Zahl gibt die Seite der Sitrongsberiehte an. Ein
Torgedmoktes * zeigt an, dass der betreffende Vortrag in extenso oder in
ansführlichem Referat wiedergegeben ist.
ArbuBOWy Leonid. Beferat über das Werk von Aloys Schulte:
Die Fogger in Born 1495—1523, sowie Bemerkungen über
Brachstflcke von alten Drucken aus der Big. Stadtbiblio-
thek, betreffend den Ablass. 85 (cf. 201).
Baerent, P. * Nochmals die Frage: Wo lag die Borg Alt-
Wenden? 224. 231.
Berkholzy Arend y. Johann Christoph Schwartz. Ein Wort
der Erinnerung zum 100. Gedenktage seines Todes. 240.
(Yergl. Big. Ahnanach 1905.)
Berkholz, Leo. Zur Geschichte der Bigaer Krämer-Kom-
panie. 99.
Bruiningk, Hermann Baron. * Livländische Haler im Mittel-
alter. 22.
* — Livländisches aus den Fragmenten der Libri VIII liin-
culorum des Gaesarius von Heisterbach. 226.
* — Kirchliches aus dem Buche der Ältermänner des rigaschen
Ooldschmiedeamtes. 253. 264.
Buch holt z, Anton (f). * Über die Burg Holme und die
Kirche in Holme. 198. 206.
Bulmerincq, August v. * Bericht fiber den Schriften-NaohlasB
des Dr. Anton Buchholtz. 97.
aas
Bosch, Nikolaus. * MUteilimg aber die von der Eönigl.
Akademie der Wissenschaften geplante Inventarisierung
aller literarischen deutschen Handschriften bis ins 16.
Jahrhundert. 83.
* — Eine unedierte Urkunde des Bischofs Nikolaus von Riga. 86,
* — Fragmente eines Druckes der Oppenbaringe Sunte Bir-
gitten in der Rigaschen Stadtbibliothek. 107.
— Mitteilungen über ein Bruchstfick einer bisher unbekannten
Ablassinstmktion aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts,
sowie fiber den ersten Subrektor der 1528 neugestalteten
Rig. Domschule. 201 (cf. 85).
— Vorlegung eines mittelalterlichen Papierkodez, enthaltend
ein Werk des Simon von Gtenua, Olavis sanationis. 201.
— Über eine bisher unbekannte Erwähnung des Estenbischofs
Fulco. 201.
* — Jahresbericht über die Verwaltung der Bibliothek. 250.
Fehre, Eduard. ^Über eine Originalinstruktion der Kaiserin
Katharina ü. an den Vizeadmiral Oreigh vom 7. Juni
1788. 100.
* — Über ein aus dem Nachlass des Feldmarschalls Barclay
de ToUy stanunendes „JKypHajrL ncxoKsmjarb 6jMBTHM!h
no cexpeTHofi nacTH** aus dem Jahre 1812. 203.
Hausmann, Richard. * Die Bronzeaxt oder der Paaktab von
Karkus. 103.
* — Über livländische Altertümer im Archäologischen Museum
zu Berlin. 222.
Hedenström, Alfred v. * Referat über das Werk von W.
Nowodworski: ,|BopB6a sa JlBBomi) MeasAT Mockbod h
P4hbi) nocnoMTO» 1570—1582.'' 253. 273.
* — Jahresbericht über die Tätigkeit der Gesellschaft. 288.
Holländer, Bernhard. Nachrufe auf verstorbene Mitglieder.
20. 58. 79. 95. 196. 237. 245.
— Mitteilungen über Schenkungen. 80. 197. 245 (cf. 1).
— Mitteilungen über die von der Gesellschaft herausgegebenen
oder subventionierten Werke. 96 (cf. 197). 222. 245.
Holländer, Bernhard. Mitteilung über einen von der Ge-
seUschaft nntemommenen Auaflng. 96. 198.
— Mitteilung über einen Vorschlag, betreffend die Topographie
Rigas. 238.
— Hinweis auf den 100jährigen Gedenktag der (Gebart des
Ffirsten Alexander Suworow. 196.
* — Bürgermeister Konrad Durkop. Ein Beitrag zur Bigaschen
Reformationsgeschichte» 29.
* — Zum 70. Jahrestage der Gesellschaft. 246. 264.
Joffe, J. * Über einige jüdische Ohroniken oder Pinkossim
aus den Ostseeprovinxen. 60.
Reüssier, Friedrich v. Über eine handschriftliche Familien-
gesduchte der Familie Albanus. 81. (Vergl. Big. StadibL
1904 Nr. 18.)
* — Zur Geschichte der Familie Eeussler. 198.
— Über eine handschriftliche Familiengeschichte der ehema-
ligen rigaschen Familie von König. 199. (Vergl. Big.
Stadtbl. 1904 Nr. 49.)
* — Handschriften aus der Bibliothek des weiland Konsulenten
Edmund Iversen. 241.
Lichtarowicz, Wladislaw. * Livonica in römischen Archiven
und Bibliotheken. 84. 264. 282.
Löwis of Menar, Karl v. * Ergänzungen zu dem Vortrage
über „Ausgrabung der Deutschordenskomturei Femau*'.
86. 92.
* — Mitteilung über das Grabdenkmal des sardinischen Feld-
marschalls Bernhard Otto v. Behbinder in Turin. 224.
-— Mitteilung über das Deutschordens - Zentralarchiv in
Wien. 226.
-^ Mitteilung über den Grabstein des Erzbischofs Fromhold
in Bom. 226.
Mettig, Konstantin. * Über die St. Olavgilde in Riga. 16.
* — Besprechung des Werkes von Dr. Albert Hauck: Die
Hohenstaufenzeit, der Kirchengesohichte Deutschlands
Tierter Teil. 27.
m
Mettig, Konstantin. *Über das unbekannte Wappen auf dem
Bilde: ^Die Stadt Lübeck^ im Hanse der Schwarzhänpter
zu Riga. 78.
* — Über drei niederdeutsche Liebeslieder aas dem Notizbuche
Heinrich y. Münchhausens (16. oder 17. Jahrhundert). 87.
— Über 4 Siegel rigascher (Goldschmiede auf ein« Urkunde
vom Jahre 1617. 99.
^ — Besprechung einer den Maler Bemdt Notke betreffenden
Urkunde vom Jahre 1467 und deren Regest im Urkunden-
buch der Stadt Lfibeck. 202.
— Mitteünng über ein Amtsbuch der Rigaschen Gold-
schmiede. 240.
— Besprechung der Werke von Aloys Schulte: Die Fugger
in Rom 1495—1523, und von M. Jansen: Papst Bonifa-
zius IX. (1389 — 1404) und seine Beziehungen zum Deut-
schen Reiche.
* — Über Beziehungen Rigas zur Fehme. 253.
Neumann, Wilhelm. Vorlegung eines von ihm rekonstruierten
Planes der ehemaligen Befestigung Dorpats. 2.
* — Verzeichnis baltischer Goldschmiede, ihrer Merkzeichen
und Werke. 22. 100. 121.
Schmidt, E. * Über einige archäologisch bemerkenswerte
Punkte an der oberen Oger. 2.
— Übergabe eines Auszugs aus einer vom Landrat G. F.
Schoultz- Ascheraden im Jahre 1774 verfassten Familien-
chronik. 9.
Sengbusch, E. G. v. Übergabe einer neuen Auflage des
,F&hrers durch die Sanmilungen der Gesellschaft im Dom-
museums^. 197.
* — Bericht fiber die Verwaltung des Museums. 251.
Seuberlich, Erich. Mitteilung aus den Au&eichnungen des
weil. rig. Kaufmanns Michael Joachim Schmidt über den
Brand der Vorstädte und sonstige Eriegsereignisse des
Jahres 1812. 22.
Seuberlich, Erich. Über die Mitauer Yontadt and das dor-
tige Handelflleben am Ende des 18. Jahrhunderts. 224.
Senberlich, Hermann. * Das bischöfliche Schloss zu Arens-
burg. 9.
Sodoffsky, Onstav. Über den Besuch der Eaiser£amilie in
Riga im November 1834. 96. (Vergl. Big. StadtbL
1904 Nr. 31.)
Worms, Oeorge. %WahrhalRige Nye Tyding^ des Chronisten
Balthasar B&asow ans dem Jahre 1681. 106.
/^/ /
I
Id der BibliQthek der Gesellschaft fttr Geschichte und Altertumskunde so-
wie durch Vermittlung hiesiger und auswärtiger Bnohbandlungen sind fol-
gende Publikatioaen zur baltis^cheii Geschichte' zu den beigesetzten Preisen zu
haben. Die mit einem ytorn * verselienen AVerke sind von der Gesellschaft
herausgegebeu. Auswärtige luteresseuten werden gebeten, sich ausschliess-
lich an eine Buchhandlung zu wenden, du eine direkte Versendung nicht
möglich ist. Auf persönliche Aufragen erfolgt die Auslieferang der Bücher
in der Bibliothek (Dommuseum, Eingang von der Neustrasse) mit Ausnahme
der Sommerferien täglich von 10-12 Uhr.
Bergengrün, Dr. A., Die Aufzeichnungen des rioaschen Raths-
secretärs Johann Schmiedt zu den lahren 1558 — 1562. Leipzig
1892. rr(3is 1 RLl. 20 Kop.
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1892. Preis 40 Kop.
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ßeai-b. von J. G. L. Napiersfey. Riga 1890. Preis 1 Rbl. 20 K.
'^Böhtführ; H. J., Die Livländer auf auswärtigen Universitäten in
vergangenen Jahrhunderten. Erste Serie. Riga 1884. Preis
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^Bruiningk, H. v., Messe und lononisches Stundengebet nach
dem Brauche der Rigaschen Kirehe im späteren Mittelatter.
(Sep.-Au8g. der ^Mitteilungen" etc. Bd. XIX.) Riga 1903 fl'.
Teil 1 Preis 1 Rbl., ITir iMitglieder 75 Kop., Teil 2 Preis
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^Buchlioltz, Dr. A , Beiträge zur Lebensgeschichte Johann Rein-
hold Patl<uls. Mit 2 Bildnissen. Riga 1893. Preis 2 Rbl.
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^— Bibliographie der Archäologie Liv-, Est- und Kurlands. Riga
1896. Preis 50 Kop., für Mitglieder 40 Kop.
^— Geschichte der Juden in Riga bis zur Begründung der Rigischen
Hebräergemeinde im Jahre 1842. Riga 1899. Preis 1 Rbl. 60 K.
^Führer durch die Sammlungen der Gesellschaft im Dommuseum.
5. Aufl. Riga 1904. Preis 50 Kop.
Goetze, P. v., Albert Suerbeer, Erzbischof von Preussen, Livland
und Estland. St. Petersburg 1854. Preis 1 Rbl.
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Theil I u. II. Riga und Dorpat 1833 ff. Preis 2 Rbl.
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sellschaft^' zu St. Petersburg am 8. Mai 1901. St. Petersburg
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Liefflendische Chronika Balthasar Russows. Riga 1861. Preis
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Luthers. Riga 186(5.) Preis 20 Kop.
^Mitteilungen aus der livländ. Geschichte, ßd. VIT, Heft 1; A JII.
• 3; IX, 1. 2: X, 3: XI, 2^3; Xlll, 3. 4; XIY, 1. 3. 4:
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^Napiersi^y, J. G. L., Die ErbebUcher der Stadt Riga 1384 bis
1579. Riga 1888. Preis 2 Rbl. 50 Kop.
— Die Quellen des Rigischen Stadtrechts bis zum J. 1673. Mit
2 Schriftproben. Riga, Deubner, 1876. Preis 2 Rbl.
^Neuuiann, Dr. W., Führer durch die Rigasche Domkirche.
Riga 1897. Preis 25 Kop.
^Possevinus, Ant., Livoniae commentarius (edHus e codice
bibliothecae Vaticanae). Riga 1852. Preis 30 Kop.
^Sitzungsberichte der Gesellschaft für Gesch. u. Altertumsk. aus den
Jahren 1873. 75. 76. 77 81. 82/83. 84-90. 92-19CMJ.
Preis pro Heft 75 K., fiir Mitglieder 50 K, 1874, 1901—04.
Pieis pro Heft 1 Rbl., für Mitglieder 75 K.
^Slieda und Mettig, Schrägen der Gilden und Aemter der Stadt
Riga bis 1621. Riga 1896. Preis 4 Rbl. .50 Kop.
Durch die Buclihuiullungen sind ferner folgende von der GeäelUchaft
herausgegebene Werke zu beziehen:
^Buehholtz, A., Goldschmiedearbeiten in Livland, Estland und
Kurland. Lübeck 1892, Preis 12 Rbl.
*Löwis of Meuar, K. v., Die städtische Profanarchitektur der
Gothik, der Renaissance und des Barocco in Riga, Reval und Narva.
Lül)eck 1892. Preis 15 Rbl.
^Neumann, W., Werke mittelalterlicher Holzplastik und Malerei
in Livland und Estland. Lübeck 1892. Preis 12 R.
Alle drei Werke zusammen bis auf weiteres zum Preist*
von 36 Rbl.
''^- Neu mann W., Das mittelalterliche Riga. Ein Beitrag zur Ge
tfchichie der norddeutschen Baukunst. J3ej.lin 1892. Preis
12 Rbl. •' '
^Aktenstücke und Urkunden zur Geschichte der Stadt Riga 1710--1740.
Ans dem Nachlass des Dr. phil. Anton Bucbholtz
herausg. durch Dr. jur. August v. Rulraerincq. Bd. 1
u. II. Riga 1902 li' Preis ä 7 Rbl.
APR 1 4 1930